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Full text of "Meyers grosses Konversations-Lexikon : ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens"

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Mtyus 

jbnmfations'jrmkon. 

©edjfte  Stuftagc. 


§ e cfy  ft  ex  an  ö. 

©rbceffcn  6i§  granjen. 


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Wtytis 

®rojje§ 

Hunter  fatiims * £t  x ikmt. 

(Sin  ^acf)fcfjfagen)ei;li  bes  aCCgemeinen  Kiffens. 

gänjlidj  neubcarbcitete  unb  üermcBrte  Auflage. 

2fät  nte^r  als  16,800  Slbbilbungen  im  SEe#  unb  auf  1522  Silbertafeln, 
harten  unb  ^Härten  foroic  160  SEestbeilageti. 

g>  e c§  |l  e r ^anö. 

Cprbeejfcn  bis  gfranjtn. 

SZcuer  Slbbrud. 


Seidig  unb  $Btcn.‘ 
Biblingrapfjifd;*®  Inßiluf. 
1908. 


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(RECAP) 

Z 

.<cZ°\ 

.11 

V.L 


80c  Äedrte  rom  Üerleger  oorbetyüten. 


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<£. 

<?rbreffrn,  bi«  bst  Bielen  ©Blfem  beobad) tete  ©e-  (Srbcitfiel,  f.  Arachis,  Lathyrns  unb  Ulmaria, 
wobnheit.  ©rben  Bon  geWtffer  ©efchaffenheit  ju  effen.  <?rbSlt)(|pr.  erteil),  Ungar.  91ame  für  Siebenbürgen 
lief«  ©ewobnbeit  finbet  fiel)  y 8.  in  ben  Sanbftein-  (f.  b.). 

gruben  beS  ftpffbäufer  unb  im  Slitneburgifchen,  roo  ©tbdlt)  «pr.  fcteti),  ittlejanber,  Ungar.  Staats- 
bie  SÄrbeiter  ein«n  feinen  Ion,  bie  logen.  Steinbutter,  mann,  gcb.  1.  ‘Jlug.  1839  ju  Ki8-3eni>  im  ©itjarer 
auf  bad  8rot  ftrcieijen.  ?lnbre  ©egenbcn  ©uropaS,  Jtomitat,  ftubierte  m ©itbapcit  bie  SRedjte,  war  1863 
in  bmen  ©.  Dorfommt,  fmb  Steiermarf,  Dberitatien  bis  1865  SHecptSanroatt  bafelbft,  trat  barauf  in  bie 
i.Xreoifo),  Sarbinien,  Wo  ©rbe  wie  anbre  SebenS»  ftäbtifd)«  Verwaltung  unb  würbe  1869  Obemotar, 
mtttel  auf  ben  äSarft  gebracht  wirb,  ber  äugerfte  ging  1870  in  bie  richterliche  üaufbabn  über,  würbe 
Sorben  oon  Schweben  unb  bie  .fjalbtnfel  Sola,  wo  1886  Kurialrichter,  1888  SenatSpräfibent  bei  ber  tö- 
freilich  bie  (Srbe,  eine  als  ©ergmebl  bejeidmete  3n-  niglichen  lafel  in  8ubapeft,  1891  ©räfibent  ber  fä- 
fufonenerbe.  unter  baS  ©rot  oerbacfen  genoffen  wirb,  niglichen  lafel  in  Saab  unb  1892  StaatSfefretär  im 
«IS  Cecferbiffen  bient  ©rbe  in  grofjer  SJtenge  in  ©er-  3ufl'jm’n’ft,r’um  unter  Sjildgiji.  1895  würbe  er 
iien  miß  eine«  in  neuerer  3eit  erlaffeneit  Verbots,  beffen  Vadifolger  als  3uftijminifter  im  Kabinett 
3n  ben  ©afaren  tauft  man  einen  weifjen,  feinen,  et-  Scinfft),  erhielt  26.  fyebr.  1899  mit  ©cinffh  ben  er- 
was  fettig  anjufühlenben  Ion  unb  unregelmäßige,  beteuert  Vlbfcbieb,  blieb  aber  SJitglieb  beS  wbgeorb- 
weiße,  feite  Knollen , bie  fi<h  feinerbig  anfühlen  unb  netenpnufeS. 

erwaS  faljig  fehmeefen.  Sind)  bie  Damen  ber  fpani-  ©rbcltri  <fpr.  ettnjü,  3 o h a n n , ungar.  Schrift- 
ichen  unb  portugiefifdjenSriftofratie  betrachteten einft  ftefler  unb  lichter,  geb.  1.  ülpril  1814  ju  fiapoS  im 
bie  ©rbe  oon  ©rtemoj  als  große  Xetifateffe.  Sieben  Sfomilat  llna,  geft.  23.  3 an.  1868  in  SciroSpatat, 
biefem  ©«brauch , bie  ©rbe  als  VobrungSmütel  ju  erhielt  feine  ©ilbung  auf  bem  Kollegium  biefer  Stabt 
genießen,  ber  fich  auf  alle  Iropenlcinber  unb  Biele  unb  lebte  feit  1837,  literarifch  beichiiftigt,  in  Veit.  Wo 
iubtropifch«  ©«biete  erftredt  unb  in  ülmcrita  unb  er  1844  auch  einen  ©anb  lprifcher  öebichte  Berüffent- 
"Sfrita  am  Derbreitetfteii  ift,  finbet  fich  3-  8.  in  9iu-  lichte.  Sin  bebeutenbeS  ©erbienft  um  bie  flileratur 
bien  bie  Sitte,  ©rbe  als  ©rjneimittel  ju  genießen.  feineS  SaterlanbeS  erwarb  fich  ©•  burch  feine  Samnt- 
Stn  anbern  Crten  ift  biefe  Sitte  mit  reliaiofen  9Ro-  lung  ungarifcher  SollSlieber  unb  ©olfSfagen  (©eft 
tioen  Bermifcht,  unb  an  anbem  erfcheint  fte  als  reit-  1846 — 48  , 3 ©be.;  jum  leil  brutfeh  Bon  ©.  Stier: 
gi&fe  ^anbiung  allein.  Wie  auf  Timor,  gflr  bie  fo  »Ungarifche Sagen  unb3RSrchen«,©er(.  1860),  benen 
weit  nerbreitete  Sitte  be*  ©rbeeffenS  bürfte  cS  Biele,  fpciter  auch  eine  üufammenfletlungungarifcherVolfS- 
yrunbBerichiebene  Urfaehen  geben.  Vicht  auSgefdjtof-  fprict)iuBrter(©eft  1851)  folgte.  Die  Kisfalubt).®efcn. 
len  ift,  baß  bie  ©rbe  einen  gewiffen  ©ofjlgefchmad  fdjaft  gab  1886  feine  tleincn Schriften  heraus  u.b.X.: 
btroorrufen  timte;  abgefehen  baoon  finb  Biele  ©rb»  -©ahnen  unb  ©ahnen«,  ferner  1890  feine  »Stubien«. 
arten  falghaltig.  fo  baß  ber  ©eitufi  ber  ©rbe  in  Bielen  (Stbcit,  eine  Klaffe  Bon  Mineralien,  Welche  bie 
gäßen  als  ©rfaß  beö  SaljgenujfeS  angefehen  werben  Cppbe,  tittlonb«  unb  gluoribe  leichter  Metalle  (j.  8. 
tann.  gemer  tommt  @.  im  ©erlauf  Berfchiebener,  Kontttb,  Diafpor,  Steinfalj,  glujfpat)  umfafjt.  — 
jtnneift  in  ben  Iropen  heimifcher  ffranfljeiten  Bor,  3n  ber  ©obenfunbe  Berfteht  man  unter  6.  bie 
namentlich  bei  ber  burch  ben  Darmfchmaroper  An-  3ertrümmerungS*  unb  ©erwitterungSprobufte  ber 
chjlostonmm  duodenale  (f.b.)hcrBorgerufenen©nä- 1 ©efteine,  benen  oft  noch  Berwefenbe  organifch«  Sub« 
oti«.  Sbarafteriftifch  für  ben  patbologifchen  ©rbeeffer  ftanjen,  Siefle  abgeftorbener  ©flanjen  unb  liere  bei- 
nt  ber  ^mngebauch,  allgemeine  Slbmagenmg,  Vn»  gemengt  finb  (f.  ©oben).  3«  nach  ber  chemifcbrn  unb 
ühnxüung  ber  Sieber  unb  Milj.  «uffäüig  ift  bie  plmfifnlifchcn  ©efchaffenheit  jener  3ertrflmmenmgS- 
häufig  teil  beS  ©ortommenS  patbologifchen  ©rbeeffenS  unb  VerwitterungSprobulte  unb  nad)  bem  ©«halt  an 
tm  fmbliehen  SlebenSalter.  Sdpießlidh  fann  baS  ffi.  organifcher  Subltanj  (Turnus)  eignet  fiep  bie  ©rbe 
auch  einen  peroerfen  9tahrungstrieb  barfteden,  wie  mehr  ober  weniger  gut  für  Berfdjiebene  ©flanten, 
er  fid)  bei  ©leichfüchtigen  unb  $hfterifcbm , auch  bei  unb  bie  ©ürtnerei  präpariert  baßer  für  ihre  ©e- 
jüngem  SRäbchen  finbet  (Pica  chlorotica),  bie  j.  8.  bürfniffe  Berfchiebcne  ©rbarten.  ©tSweilen  genügt 
Äreibe.  Schiefer,  ©riffe!  in  beit  SDfunb  nehmen  unb  1 gute  ©ortenerbe,  wie  fte  ber  forgfältig  bearbeitete 
baran  tauen , auch  alten  SRörtel  effen.  j unb  reid)Itd)  gebüngte  ©emüfegarten  liefert ; häufiger 

vtepai  Jt«».* Beriten,  a Kuß.,  VI.  »P.  1 


P.\7  /??  i' 


95019 


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2 


(rrbett,  eßbare 

fantt  man  gute  Äompofterbe  benujeii,  bie  burd) 
3ufag  Bon  2ebm  ober  Sanb  (djroerer  ober  teidjtcr 
gemacht  wirb.  gür  Xopfpflanzen  banbeit  e6  fid) 
immer  um  eine  Erhebung  beS  §umuSgebaltS  ber  6., 
bie  burd)  fiompoftierung  ober  bireften  3ufn|)  non 
Xorf*  unb  £>eibeerben  erzielt  wirb.  Säertuoil  ift  bie 
SRafcnerbe,  bie  man  aus  abge[d)iiltem  SHafen  Bon 
fmd)tbaren,  lehmig  fanbigcnSBicfen  oberXrifien  her* 
{teilt,  inbent  man  benfelben  auf  Raufen  feftt,  wieber* 
bolt  umftiebt  unb  mit  Stallmift  mifdit  leugli(d) 
loam).  gür  tttaitdje  Sflanzen  benubt  man  Moor* 
erbe  aus  ber  obern  Sd)id)t  »on  Moorwiefen,  bie 
längere  3C>1  ber  2uft  auSgefeht  unb  bann  rcidjlid) 
mit Ouarjfanb  gemifibt  wirb.  Ebenfo  bebanbelt  man 
bie  S d)  I a m m e r b e auS  I eichen  unb  ©räben.  M i ft  * 
b e e t e r b e befiehl  aus  noUflänbig  berrottetem  SDünger. 
.f)  eibeerbe  wirb  in  Kiabclwäibem  gefamntell  unb 
Sauberbe  in  2aubwälbem.  üe^terc  bereitet  man 
aber  aud)  fiinftlid),  inbem  man  2aub  unb  anbte 
Sflanzenabfälle  auf  Raufen  fegt  unb  micberbolt  um* 
jtiibt,  bis  fid)  alles  in  eine  lodere,  gleidmtäjjige  Mafie 
Berroanbelt  bat.  gür  bie  nteiften  Stiemen  mifdit 
man  nerfdjiebrnc  Erhärten,  namentlich  veibeerbe  unb 
üauberbe,  unb  fegt  je  und)  Sebiirfms  2ebtn  (Bon 
alten  ücbmwänben),  Sanb  unb  Ralf  (Bon  alten 
Mauern)  hinzu.  gür  manche  3>oede  wirb  aud)  IodercS 
Xorfflein  ober  reiner  Ctuarjfanb  ober  gewafdjencr 
gluftfanb  benagt.  — 3n  ber  t£b<tuie  bezeichnet  man 
mit  bem  Flamen  6.  bie  Opt)be  ber  Erbmetalle  (f.  b.) ; 
alfalifd)c  6. , bie  C;rt)bc  ber  Erbalfalimetalle. 
Erbte,  eftbare,  f.  Erbeeffen. 

©rben,  fcltene,  bie  Cjtjbe  einer  Seihe  Bon  Die« 
lallen,  bie  fid)  in  wenigen,  feiten  Borfomnienben  Mi 
neralien  finben.  1794  fanb  ©abolitt  im  ©abolinit 
Bon  ©tterbl)  eine  eigentümliche  Erbe,  bie  non  Ede 
berg  ^Jttererbe  genannt  würbe.  1814  febieb  SerjeliuS 
aus  biefer  Erbe  bie  ttererbe  ab,  unb  1843  fpaltete 
'l'iofanber  baS  S-äparat  in  ©tter-,  Xcrbin*  unb  Er* 
binerbe.  VI uS  bem  Eerit  würben  1803  Bon  ftlaprotb 
unb  gleichzeitig  Bon  feiefinger  unb  ©erjelius  bie 
logen.  Eererben  (Eer*,  2anll)an>,  Xibpmerbe)  abge* 
febieben;  unb  1885  zerlegte  Vluer  B.  SSclsbad)  bas 
Xibüm  in  Sleobljm  unb  Srajeobpm.  feeute  unter* 
febeibet  man  in  biefer  ©nippe  minbeftenS  16  Ele- 
mente, boeb  mögen  immer  nodi  weitere  3<rlegungen 
ZU  erwarten  fein.  Einige  f.  E.  hoben  Serwenbutig 
gefunben,  namentlich  bie  Serbinbuiigen  beS  EerS  in 
ber  Färberei,  als  Vlrzneimittel  unb  in  grßfjtcr  Menge 
ZU  ben  ©lübftrüinpfen.  Sgl.  Xrudjot,  Les  terres 
rares  (Sar.  1898). 

©rbcrbfe,  f.  Voandzeia. 

©rberfebütterung,  f.  Erbbeben. 

©rbc  Bon  Siena,  f.  ©oluS. 

(Srbfaftl,  narbe,  Mifdjung  Bon  ©rauunb©raun, 
ber  trodnen  Erbe  äbnlid). 

©rbfall  tE  i n ft  u r z t r i d)  t e r),  eine  trichterförmige 
Einfentung  ber  obern  Erbfd)id|trn  infolge  unterirbi* 
fdjer  Erofion.  Xaburd),  baft  gewiffe  ©efteinsmaffen, 
Wie  Steinialj.  ©ipS  ober  fialffteiu,  Bon  SJaffer  auf* 
gelöft  unb  forlgefübrt  werben,  entfteben  fohlen 
(Schlotten),  bereu  Xedeneinfturz  fid)  bis  zur  Ober- 
fläche bin  bemerllid)  machen  unb  hier  ©obeneinfen* 
Jungen  Beranlaffen  fann.  derartige  Einbrüche,  Bon 
einigen  bis  zu  700  m SsJeite  unb  liefe,  finben  fid)  z*  ©■ 
im3eebitemu.Mufd)elfülfMitlelbeutfcblaiibö(f.XafeI 
>®ebitgsbilbungen  * , gig.  7),  im  Surafalf  SdiwabettS, 
im Xriailall  ber  VUpen (ftarftlridtter,  Xolinett). 
©anz  ähnlich  ftnb  zuweilen  bie  Singen,  bie  burd) 
3ufnmntenftürzen  alter  ©rubenbaue  entfteben. 


— ©rbflölje. 

©tbfarbcti,  f.  garbftoffe  unb  Mineralfarben, 
©rbfcrfel,  f.  Erbfcbwein. 

©rbferne,  f.  Vlpogäum. 

©rbfcrttrolir,  f.  gemrobr. 

©rbfeuer,  breitnenbc  ÄoblenWafferftoffepbatatio* 
nett,  wie  fie,  hobt,  mächtige  flammen  bilbenb,  mehr* 
ortS  Borfommen.  Sgl.  ErbgaS  unb  ©aSqucÜeu. 
©rbfifcf),  f.  ©tätterfifdte. 

©rbflobc  (©lattflöbe),  Heine  Reifer  auS  ber 
gamilie  ber  Slattfäfer  (Chrysomelidae) , bie  mit 
$>ilfc  Berbidter  £>interfcbenfel  Weit  fpringen,  im  Son 
nenfebein  auch  lebhaft  fliegen,  aber  nur  langfam 
friedjen.  Sie  leben  tueift  gefeüig,  zerftören  burd)  71  b 
freffen  ber  Keimblätter  unb  zarten  Erftlinge  oft  ganze 
Saaten  (Wobei  fie  bie  ©läiter  burd) löchern),  wäbrenb 
ftärfere  Sflanzen  ihren  Vingriffen  leichter  miberfieben. 
Xrodne,  warme  3at)re  begünftigen  ihre  Entwidelung 
ungemein.  Son  ben  etwa  100  beutfdjcn  Vlrten  ftnb 
manche  auf  nur  eine  Sflanje  angewiefen,  aitbre  aber 
ftnb  feine  ftoftoeväditer.  VlUeS,  was  bie  fcbnelle  Ent 
loidelung  ber  aufteimenben  ©ewädffe  befiSrbert,  fann 
als  Sdjupmittel  gegen  E.  bienen,  bie  aud)  befdjatteteS 
unb  feudjteS  Erbleich  möglicbft  meiben ; man  entferne 
alles  2aub , Kraut  ic. , unter  bem  bie  Käfer  zu  über* 
Wintern  pflegen.  VllSEegenmiltel  bienen  wieberboltes 
SegieBenmitSäcnniitabtocbung,  ©eflreuen  bernaffcn 
Sflanzen  mit  einer  Mifdjung  oon  1 ©uano,  1 ©ips, 
4 öolzafdje,  biemil Berniulabfochung_gelräitft würbe, 
©eflreuen  ber  Seele,  auf  benen  bie  tsamen  eben  fei* 
men,  mit  trodnem,  zerriebenem  kühner*.  Ja  üben-, 
Sferbemijt  ober  Steintoblenafd)e , SSegfangen  ber 
Käfer  mit  bem  Smnien  ober  mit  einem  mit  fiemöUciut 
überzogenen  ©rett  febr  früh  am  Xag  ober  abenbs. 
Ser  iliapSerbf lob  (Paylliodes chrysoct-phalus  L., 
f.  Xafel  2aiibwiitfcbaftlid)e  Scbäblinge  I«,  gig.  9), 
4 mm  lang,  ift  glänzenb  j^warjblau  ober  fd)t»arz* 
grün,  auf  ben  glügelberfen  beutlicb  punftflreifig,  am 
Stopf  unb  au  ben  ©eilten  rötlich  gelbbraun,  burd)* 
löd)crt  Bon  MitteMai  bis  zum  Spätberbft  bte  ©lätter 
ober  benagt  bie  nod)  weichen  £>äule  ber  grüdjte  unb 
legt  feine  Eier  in  bie  ©lattwiufel  ber  Ölfaatcn,  Kohl 
arten  unb  2eofojen>c.  Sieelwadram  lange,  fd)itiuüig* 
weifte,  fecbSbciniae,  braunlöpfige  2nroe  friftt  iiep  in 
ben  Stengel,  bie  Slattfiietc  ober  ben  SSurzeljtod,  zer* 
jtörf  hier  baS  Marf,  fo  baft  bie  Sftanjen  umbrechen, 
unb  gebt  zur  Serpuppung  in  bie  Erbe,  aus  ber  nadi 
Bier  Sijocben  ber  Käfer  austriccbt.  3m  Spätfomnier 
erfebeint  eine  zweite  ©eneralioit.  Xcr  gelbflreifige 
Erbf lob (Haltica  nomorum/y.,  f.Xafel  »uaubwirt* 
fd)aftlid)e  Scbäblinge  1* , gig.  6 b),  2 mm  lang,  fd)warz, 
grün  fdjinimcnib,  mit  blaftgclbem  2ängSftrcifen  auf 
jeber  glügelbede,  an  ber  giiblerwurzel  unb  an  ben 
©einen  bon  beit  Schienen  an  gelblid)braim,  legt  feine 
Eier  anbicSlätterBonKoblarten.  Xiegelblidiweiftcn, 
braunlöpfigeit  2aiwen  minieren  in  ben  ©lüttem  ge 
wuttbene  ©äuge,  bie  auf  ber  Oberfläche  weiftlicb  her 
üortreteu,  wäbrenb  bieÄäfer  bicSlätter  burd)löd)em. 
Sie  reife  2aroe  Berpuppl  fid)  in  ber  Erbe.  3>ie  ganze 
Entwidelung  Berläuft  in  40  Xagen,  unb  es)  folgen 
fid)  baber  mehrere  ©eiierntioncn,  Bon  betten  bie  legte 
alS  Käfer  überwintert  35er  ftoblerbflob  (H.  ole- 
raceai.,gig.6a),  4mm  lang,  olioengrütt,  blau  fd)il* 
leritb,  oberfcitS  febr  fein  unb  hiebt  punfliert,  an  bett 
guftgiieberu  unb  gübleni  fdjwärzlid),  lebt  befottberS 
an  Sroblarteit  utib  2eo(ojen,  Erbfett,  äuderrüben, 
©artenfreffe  unb  jerftört  namentlich  feimenbe  ©c* 
müfepflänzeben.  Xie  braune,  igelborftige,  fd)tuarzföp» 
ftge, i)  nun lcntfle2art>e  friftt  an  Berfcbtebeiteit Sflanzen 
(Epilobium,  Ocuothera,  Clarkia  je.)  unb  Berpuppl 


Erdfrüchtler. 


2.  Trifolium  subtcrraneum. 
• Frochtstand. 


1.  Lathyrus  amphicarpus. 
i Erdfrucht. 


3.  Vkla  amphicarpa. 

a Erdfrucht. 


4.  Cardamine  chenopodiifolia  mit  ober-  und 
unterirdischen  Früchten. 


S.  Voandzcu  subU-rranea. 
• Blüte,  b Frucht 


Mfjrm  Kone.  - Lexikon , 6.  Au/L  Bibliograph.  Institut.  Leipzig.  Zum  Artikel  jErd/rüchtler. 


I 


I 


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Erläuterungen  zur  Tafel  .Erdfrüchtler1, 


I.  Pflanzen,  die  weder  ihre  Bluten  noch  ihre  Früchte 
aas  der  Krde  emporochicken,  finden  sich  in  mehreren 
Arazecngattungen,  wie  z.  B.  Stylochiton  hvpogaeas 
and  Stylochiton  lancifolias  (Fig.  7)  aus  Mittelafrika, 
die  nur  die  Spitze  der  Blutenscheide  aus  der  Erde 
hervorstrecken,  so  dafi  Insekten  den  Zugang  finden 
und  fremden  Pollen  hineinbringen  können.  Aach  die 
Arten  der  Arazeengatlungen  Biarum  und  Crypto- 
coryne  verhalten  sich  ähnlich.  Bei  einer  nordafrika- 
nischen  Zingiberazee : Ceratanthera  Beanmetzi,  be- 
obachtete Heckei,  dafi  sie  in  ihrer  Heimat  nur  unter- 
irdische Blüten  und  Früchte  erzeugt;  in  Europa 
gezogen,  lieferte  sie  dagegen  Luftblüten,  die  durch 
Umwandlung  der  Samenanlagen  nur  Brutknollen 
brachten,  ähnlich  wie  mehrere  Liliazccn  u.  Amaryl- 
lidazeen (Heckeis  Dilopütmu*). 

II.  Zu  den  Erdfrüchtlern  der  zweiten  Gruppe,  die 
ihre  meist  von  Insekten  befruchteten  Luftblüten  noch- 


zu  nennen  und  die  in  Afrika  verbreitete  Erderbse 
(Voondzcia  subterranea,  Fig.  S).  Das  in  den  Mittel- 
meerländern einheimische  Trifolium  subterraneum 
(Fig.  2)  hat  in  der  Regel  10 — 12  Blüten  in  jedem 
Köpfchen,  von  denen  jedoch  nur  2 — 3 fruchtbar 
sind,  während  die  übrigen  sich  in  Bohrspitzen 
umwandeln,  die  sich  langsam  in  die  Erde  einboh- 
ren und  ein  Ix>ch  bereiten,  das  die  jungen  Hülsen 
aufnimmt.  Ähnlich  verhalten  sich  Trifolium  po- 
lymorphum  von  der  Magalhuesstrafie  und  andre 
Arten. 

III.  Die  amphiknrpen  Erdfrüchtler , welche  die 
dritte  Gruppe  bilden,  sind  gleichsam  angehende  Erd- 
früchtler, die  sich  des  Vorteils  der  Inscktenbefruch- 
tung  offener  Luftblüten  noch  nicht  begeben  haben, 
neben  ihnen  aber  unterirdische,  sich  niemals  öffnende 
(kleistogame)  Blüten  treiben,  die  nach  der  Selbstbe- 
fruchtung ihre  Samen  in  der  Erde  reifen.  Am  frühe- 


träglich  zum  Reifer?  der  Sarifrn  in  die  Erde  bergen, 
gehört  das  Alpenveilchen  (Cyclamen  curopaeum, 
Fig.  6 ) und  seine  asiatischen  Verwandten,  die  nach 
dem  Abblühen  die  Fruchtanlngen  durch  pfropfen- 
zieher förmige  Einrullung  des  Blütcnsticls  in  die  Erde 
oder  doch  in  das  welke  Laub  am  Boden  herabzichen, 
woselbst  die  Samen  reifen,  die  im  nächsten  Jahre 
durch  Ameisen  oder  gröbere  Tiere  verschleppt  und 
ausgesät  werden.  Das  Mauerleinkraut  (s.  obenstehende 
Abbildung)  wendet  seine  Blütenstielo  dem  Lichte 
zu,  nach  dem  Verblühen  aber  wenden  dieselben  sich 
vom  Licht  ab  und  schieben,  indem  sie  sich  bedeutend 
verlängern,  die  heran  wachsenden  Fruchtkapseln  in 
die  Ritzen  und  Spalten  des  Gesteins  oder  Mauerwerks 
hinein , wo  später  die  reifen  Samen  zur  Aussaat  und 
zur  Keimung  kommen.  Ein  solches  Einbohren  der 
jungen  Früchte  in  das  Substrat  kommt  auch  bei 
Wegerich  pflanzen  (Plantago  cretica)  u.  Kreuzblütlern 
(z.  B.  Morisia  hypogaoa  und  Geoeoccas-  Arten)  vor, 
am  häufigsten  aber  bei  Schmetterlingsblütlern,  unter 
denen  einige  Erdfrüchtler  seit  alten  Zeiten  bekannt 
und  wichtige  Kulturpflanzen  geworden  sind.  Hier 
ist  vor  allem  die  aus  Brasi’ien  stammende,  jetzt  in 
ollen  Erdteilen  angebaute  Enlnufi  (Arachis  hypo- 
gaen.  s.  Tafel  Fett  und  öl  liefernde  Pflanzen,  Fig.  1) 


sten  wurden  von  ihnen  die  doppelfrüchtigc  Wicke 
(Vieia  amphicarpa,  Fig.  3)  und  Platterbse  (Lathyrus 
amphicarpus,  Fig.  1)  bekannt;  cs  scheint  fast,  als  ob 
Theophrast  sie  bereits  gekannt  habe,  der  von  zwei 
Pflanzen  (Arachidne  und  Aracusj  spricht,  denen  er 
ober-  und  unterirdische  Früchte  zuschreibt.  Auch 
andre  Arten  der  Wicke  (Vicia}  und  Platterbse  (La* 
thyrua)  sowie  der  Walderbse  (Orobasj,  denen  sich 
die  amerikanische  Gattung  Amphicarpaea  anschlicfit, 
können  in  trocknen  Klimaten  doppelfrüchtig  werden. 
Es  erscheint  danach  naheliegend,  dafi  auch  die 
doppelfrüchtige  Wicke  und  Platterbse  nur  klimati- 
tische  Varietäten  unsrer  sch  mal  blätterigen  Wicke 
(Vicia  angustifolia)  und  der  Feldplatterbse  (Lathyrus 
sativus)  sind.  Aufier  bei  Schmetterlingsblütlern, 
denen  die  bisher  genannten  amphiknrpen  Erdfrücht- 
ler angehören,  kommt  Amphikarpie  auch  bei  Kreuz- 
blütlern, Polygalazeen,  Skrofulariazeen,  Kommelina- 
zeen und  Gräsern  vor.  Selten  tragen  beiderlei  Ar- 
ten von  Blüten  gleich  reichlich  Samen ; gewöhnlich 
sind  die  Erdfrüchte  kürzer  und  nur  mit  1 — 2 Samen 
versehen,  wie  die  nmphikarpen  Vicia  und  Lathyrus 
(Fig.  1 u.  3)  zeigen  und  ebenso  die  im  südlichen  Bra- 
silien und  in  Uruguay  heimische  Kruzifere  Carda- 
mine chenopodiifolia  (Fig.  4). 


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Crbfrüdfotler  — örbgerud), 


S 


fiep  fleidj  unter  her  Erbe.  Tie  (epte  (Generation  über 
wintert  ald  St  ater.  Jet  fepr  äfjttlidje,  6 mm  lange 
^id)en erbfloh  (H.  erucae  Ol.)  benagt  nad)  ber 
Überwinterung  bic  fiep  entfaltenben  Gidjentnofpen 
befonberd  jüngerer  f3flan;en,  bad  SüeiPdjen  legt  feine 
©er  an  Gidienblältcr,  bie  Bon  bett  Sarnen  weiter 
ilelettiert  Werben.  Tie  Verpuppung  erfolgt  fladi  unter 
ber  Erbe  ober  jwifepen  Sinbenriffen.  Saprfepeinlidj 
entwidelt  fiep  nur  eine  (Generation. 

Orrbfriieptlcr  (geotarpe  ^flanjen,  pier(ti 
Tafel  »Grbfrüdjtler«),  ©etoädjfe,  bie  ihre  Srücptc 
unter  ber  Erbobcrflädje  jur  Seife  bringen,  jer> 
fallen  in  brei  (Gruppen,  Bon  beiten  bie  erfle  unter- 
irbijep  blüpenbe  unb  frudjtenbe  Bilanzen,  bie  jwcüe ; 
iotdje  Bflan)en,  bie  ihre  in  oPerirbifdjcn  Blüten  an- 
gelegten Früchte  nadjträglid)  in  beit  Bobcn  fenfen 
unb  bort  jur  Seijc  bringen,  bie  britte  aber  Bilanzen 
mit  jweierlet  Blüten  unb  Früepten,  oberirbifdjen  unb 
unterirbifdjen,  umfafjt.  Tie  Wrt  ber  leptern,  ober» 
irbiftpe  unb  untevirbifcpc  Früdjte  an  bemfelben  Stod 
ju  reifen,  wirb  alb  Toppet fr üeptigfeit  (Vlmppi- 
farpie)  bezeichnet.  Tor  Supen  ber  Erbfrüdjtig» 
(eit  (fflcofaipte)  ijt  woljl  barin  ju  iudjen,  baj)  bie  im 
Vobcn  jur  Seife  aelangcnben  Früdjte  beffer  alb  bie 
Suflirüepte  gegen  Xierfrap,  gegen  Tücrc  unb  Froft 
gefdjüpt  finb.  XiemeiflcnG.(ommenbementfprcepcnb 
in  bürren  fflegenben  Bor.  Ein  Sadjteil  liegt  anber- 
feitb  bann,  baß  bie  Samcnoerbreitunq  unterbleibt 
unb  bic  Keimpflanzen  in  beitt  Bon  ber  iÜiutterpflanje 
bereits  audgenuplcn  Bobcn  wurzeln  muffen.  Tanut 
im  3ufammenpang  fiept  toopl  ber  Umftanb,  bajj  bie 
SicprjapI  ber  G.  ju  ben  Sepmetterlingdblütleru  (Ba- 
piliotmjeen)  gepört.  bie  burdj  bie  Stjmbiofe  mit  ben 
StnöHcbenbafterien  (f.  ©uneltnöücpen)  imjtanbe  ftttb, 
unter  Verwertung  beb  Stidjtoffeb  ber  Suft,  aueb  in 
einem  ftidftoffarmen  Bobcn  ju  leben.  Vgl.  Gnglcr, 
Über  bab.  Vpan jenleben  unter  bet  Erbe  (Verl.  1880); 
Hutp,  Über  geotarpe,  amppifarpe  unb  beterofarpe 
Bflanzen  (baf.  1891);  Subniig,  Seprbnep  ber  Bio- 
logie ber  Bilanzen  (Stuttg.  1895). 

(Srbfuitbe  (Ylrferfunbe),  bie  opne  äußere  Vier! 
male  in  bie  Erbe  ßcrfenllctt  ©egenftänbe  aub  Borge-  j 
fcpidjtlieper  3eit,  meiftenb  SRetaÜgegcnftänbe.  bie  Bon 
ben  gennanifdjen  Völfcm  ben  fflöltem  gemeipt  wür- 
ben, um  beten  ©unft  int  jenfeitigen  Sieben  ju  erwer- 
ben. Jpüufig  werben  bergleidjen  Scpäpe  in  (leinen, 
ifolierten  Sioortümpeln  (8R  o b e r I ö d)  e r n)  gefunben. 

Cr rbgaS  (S  a t u r g a S),  bent  Erbboben  entftrömen- 
beS  ©ab,  wie  namentlich  SVoljleniättre  (f.  b.)  unb  bad 
©emifcp  Bon  Koplenwafferftoffm,  bad  ald  ftetcr  8c 
gleiter  beb  Grböld  ober  bort  oortommt.  Wo  bie  geo 
iogifepen  Verpältniffe  für  bad  Vorpanbenfein  Bon 
Erbbl  fprcdjen.  Seit  uralter  3eit  ift  bad  E.  betannt, 
bad  im  (atdafifepen  Evbolgebiet,  befonberd  auf  ber 
HalPinfel  Bpfcpcron,  auf  tritt,  ben  Feueranbetern  bie 
-ewigen Feuer«  liefert,  aber  audj  ald^jeij- unbSetupl- 
material  unb  jum  Brennen  Bon  JtaK  benupt  wirb 
©ei  ben  bcnadjbarten  Sdjlantmnultanen  treiben  bie ; 
fflafe  ben  Schlamm  unter  lautem  ©etöfc  aud  ber  liefe  j 
peroor.  (ft e (aufaftjtpen  Erbgafe  enthalten  bis  über 
90  ©roj.  Sictpan  CH,,  aufjerbem  anbre  Stoplemoaf- 
ierftoffe  unb  itt  geringer  Stenge  Soplenojpb,  SBaffer- 
ftoff  unb  Slieffioff.  Stpnlidjed,  wenn  attep  ttnbebeu- 
tenbered  Sorfommen  Bon  Srbgafen  ift  Bon©ariga}jo 
bei  SSobcna,  ©ielra  mala  juiiidien  Florenz  uttb  Bo- 
logna, Sumänien,  fflaligen.  ©ecpelbronn  im  Elfafs,  | 
SotbpoHmtb,  in  ber  ©raffcpaftSuffej  unb  aub  Spina 
belannt.  Tab  feit  1 875  betaunte  Vot  fommen  in  Suffe  j 
liefert  ein  ©ad,  bao  unter  einem  Trud  Bon  8 ültmo- ; 


fppären  fiept,  72,5  Vrog.  3Kelpan,  18  Vroj.  Satter» 
ftoff,  4 VtOj.  Sioplnioftjb  unb  5,5  ©roj.  fdjwcren 
Äoplenwafferftoff  entpiiit  unb  wopl  ben  bituminöfen 
©urbed-  unb  ben  mit  ©etroleum  imprägnierten  Shm 
meribgefdjidjten  entflammt  Sud!  bie  in  Steinfopleu» 
gruben  auftretenben  fflafe,  bie  ju  ben  Gjplofionett  ber 
fogtn.  fdjlagenben  SSetter  ©eranlaffuttg  geben,  gepö- 
reit  pierper.  Sin  grofiartigften  ift  bab  Sujtreten  ber 
Erbgafe  in  Sorbamerifa.  1821  würbe  in  Spautauqua 
Sonnig  im  Staat  3!ew  f)orf  ein  Brunnen  erboprt 
unb  bao  bemfelben  entftrbmenbe  E.  iur  Beleuchtung 
bcüTorfcetFrebonia  benupt  Seit  1840  janb  E.  in  ben 
Vereinigten  Staaten  in  immer  fteiaenbem  Umfang 
alb  Heizmaterial  ju  inbuftriellen3weaen  Verwenbung. 
Tab  Vortommen  be3  ®afe3  ift  an  bab  Vorpanbenfein 
Bon  poröfem  ©eftein  gebuniten,  bab  bent  ©ab  alb 
Scferooir  bient.  Tab  ©ab  beftept  Wefentlidp  aub  Sie 
tpan,  entpält  zum  Teil  nidjt  unbebeulenbe  Stengen 
Bon  SBafferftoff,  (tllpan,  ©ropan,  Jfoplenfäure  unb 
in  geringer  Stenge  Äoplenoppb,  Stidftoff,  oauer- 
ftoff.  fflafe  aub  ttefem  Sdmfjien  finb  lcucptfräfliger 
alb  bie  aub  pöpem.  Tie  wieptigften  3entren  ber  @ab- 
gcwinnungiinb  Cpio.SettpeitiifglBanicn  (Vittäbing). 
Jlnbiana,  ber  'Jlllegpangbiftritl  im  Staate  Sem  ®or(, 
Sincinnati.  Stau  erboprt  bab  E.  äpnlicp  wie  bab 
Grböl  unb  erpält  bibweilen  aub  Einem  Brunnen  bis 
820,000  cbm  an  einem  Tag,  bod)  fdjwaitlt  bie  Ergie- 
bigfeit  nach  Tag  unb  Stunbe,  natp  SBetlerwedjfel  unb 
Barameterftanb.  Einzelne  Brunnen  finb  bereitb  90 
flapre  im  Betrieb,  anbre  ftnb  frühzeitig  Berftegl.  1888 
erreichte  bie  ©robuftion  ipreu  HübepunK  (95  Still. 
Stf.),  1896  betrug  fte  nur  noch  64,e  Siin.  Sit.  ( 3apl  ber 
Brunnen  über  3800),  unb  jept  gelten  bie  ©abfelber 
Bon  Cpio  unb  VennfplBanien  für  erfdjöpft,  unb  aut 
bem  neu  entbedten  fflabfelb  Bon  Ünbiana  nimmt  ber 
Trud,  unter  bem  baa  ©a3  auäftröint,  Bielfacp  audt 
jepon  ab,  unb  mehrere  Sabrifen  mufften  Steinfoplen 
feuemng  cinriditen.  Taä  G.  bient  pauptfäcplicp  zur 
Beleuchtung  unb  zu  HriZl'm’ta-  Seine  UeucpKraft 
ift  etwa  halb  fo  grojj  wie  bic  bei  (ünftlicp  pergefteü 
ten  Steinioplengafeä,  aber  ed  ift  fepr  billig,  uttb  burdt 
Siarburieren  unb  befonbere  Brenner  bat  man  eS  beffer 
ZU  Berwerten  gefuept.  Tagegen  beftpl  eS  einen  um 
33,5  ©roz-  größent  (alorifepen  ®eri  als  Steinlopleu- 
gab,  unb  1,s>ü5  cbm  G.  leifleten  beim  Verbatttpfen  Bon 
Blaffer  foBtcl  wie  0,453  kg  Steinfople.  'tluögebebnte 
Verwenbung  finbet  cd  in  ber  Giien»  unb  Staplinbu- 
ftrie.  fflrofje  Sdjwierigfciten  bereitcle  anfangd  ber  be- 
beutenbe  ©adbrud,  ber  an  ben  Brunnen  utib  in  ben 
Hauptleitungen  14  — 66,5  kg  auf  1 qcm  beträgt; 
gegenwärtig  rebuziert  man  ben  ©adbrud  burdj  bie 
iüeftingpoufe-Seguiaioren  auf  bad  zwedentfpreepenbe 
Stait.  Ta  bad  unter  bopem  Trud  audftromenbe  ©ad 
bei  feiner  Vudbepnung  eine  fepc  flarfc  Temperalur- 
emiebrigung  erfährt,  pal  man  cd  Btclfach  zunäepft  zur 
Erzeugung  Bon  Eid  unb  bann  erft  zur  Heizung  uttb 
Beleuchtung  benupt.  Vgl.  SSeeld,  Natural  gas 
(SBafpingt.  1888);  Veit p,  Tad  Grböl  unb  feine  Ver- 
arbeitung (Vraunfdjw.  1892). 

(?rbgebäube,  f.  H&plenwopmingcn. 
(?rbqciftcr,  fonicl  wie  ©nomen. 

(f'rbgrrntJ),  ber  beim  Umbrechen  bed  Bobend,  bc* 
fottberd  itadj  Segen  bemerfbare  Tuft,  beffen  Urfprung 
nidjt  ficber  ermittelt  ift.  Turcp  Wudiaugen  riccpenber 
Erbe  mit  einer  Wäfferiaen  Bromlöfung  gewann  Bpip- 
fou  einen  gelblichen  Körper  bon  Kräftigem  ©entdt 
nadj  3cbernpol},  ber  in  feinen  pppfitaiifajen  uttb  epe- 
mtfdjen  Eigenfcpaften  bem  aud  3ebernpoljöl  bat 
gefteüten  Bromcebrin  äpnlicp  war.  Tiefer  Tuft  Wirb 

1* 


4 


(Srbgefdjofc  — Grbfimbe. 


billig  eint  im  ©oben  lebetibe  ©afterie,  Cladotkrix 
odorifera,  erjeugt,  bie  fidi  in  fatfweißen  9?eftent  fin- 
bet  unb  AuStrocmung  unb  groft  erträgt.  Dian  fann 
bie  ©afteric  hettinieren  unb  auS  ben  ih'cinfulturen 
be n Xuft  in  ftärffter  Jtoiuentration  otn'ctjciben.  (Sine 
nnbre  ©afterie,  Streptothrix  ehromogona,  erjeugt 
ben  6.  beet  ©talbbobenS.  ©ertljelot  unb  Anbrif  er- 
hielten burd)  Xeftiüation  Bon  angcfeui)tetcr,  fchtoad) 
talf.  unb  tonhaltiger  (Srbe  (ehr  geringe  Stengen  eine« 
(räftig  aromatifdj,  faft  fampferartig  rtcdjenbett  Stof' 
feS,  ber  fid)  burd)  Kaliuntfarbonat  auS  bem  XeitiHnt 
abfeßetbeu  ließ.  Xer  ©erruf)  ber  Stinffaffe  unb  (pe 
gier!  beS  fdjwarjen  SlanttorS  Bon  ©oljine  rührt  nad) 
Spring  lueber  Bon  ©itumen  noch  Bon  organifcf)en 
SchwefelBerbinbungen,  Bietmehr  Bon  ©boSphamincn 
mit  Spuren  Bon  Sdjmefelwafferftoff  her. 
(rrbgcfchoß  (©arterre),  f.  ©elcßoß  (©aufunft). 
(b-rbglafur , f.  ©lafur. 

(^rbgrille , f.  SRaulinurfSgritle. 

©tbgrubc  ((Srb(aftcn),  eine  jur  Überwinterung 
halbfetter  ®cbötje,©emüfe  tc.  eingerichtete,  mit  ©ret- 
tem  auSgefchlagene  ober  auSgemaucrte,  bis  1 m tiefe, 
uor  ©runb  > unb  Cberroaffer  geidjiijjtc  ©rube , wirb 
bei  Beginn  beit  Sintert  mit  Srettem  unb  über  biefen 
nod)  mit  Erbe , üaub  u.  bgl.  bebedt. 

©rbgriiu,  f.  Sd)eclefd)rt  ©rün. 

(?rbgiirtcl,  f.  3°nt- 
(?rb  harte,  f.  Jfarft. 

©rbharge,  Siincralion,  bie  im  toefentlithen  auS 
efohlenjtoff  unbSBafferftoff  befteheu,  hätifip  aber  aud) 
Sauerftoff  enthalten,  nur  m unfriftani)tertetn  3u- 
l'tanb  Benommen,  Icieftt  fd)meljeu  unb  mit  rußeitber 
glantme  Bcrbrennett.  hierher  gehören  Afpljalt,  ©erg* 
teer,  Erböl,  ©emftein  ic.  ©elbeS  Erbparj,  foBiel 
Wie  ©emftein  unb  Sietinit. 

(Srbhatrt , f.  ©ewndtShäufcr. 

<5rbhörncfjcn , f.  Eichhörnchen , €.  42». 
0?rbt)iigcl,  f.  ©rüber,  Borgefd)ichtIid)e. 

<?rb  hülfen,  f.  Jütten. 

Crrbig,  Aggrcgatjuftanb  ber  Sritiernlien  (f.  b.). 
©rbinbuftor,  ein  Bon  SSilhelm  ®eber  in  ©fit* 
tingen  tonftruiertrt  Jfnftrument  jur  inbireften  ©e* 
ftiinmung  ber  magnetifeben  3nflination.  Xie  ©eftim* 
mung  beruht  barauf,  baß  man  eine  mit  ifotiertem 
Supferbraßt  uratoidclte  Stromfpule  einmal  um  eine 
ocrtitale  unb  batb  barauf  um  eine  horijontate  Achfe 
breht  unb  bie  hierbei  burd)  bie  horijontate  unb  per- 
tifale  Komponente  be«  ErbmagnetiSmuS  in  ber  Spute 
inbujierten  Stromftöße  an  einem  ©alBanonteter  bc* 
obad)tet.  XaS  ©erhältniS  ber  ©alBanometerauS 
fehlöge  beiber  Komponenten  gibt  bie  Xangente  bc« 
gnnmationSwinfelS.  S.EleftrifcheSnbuftion,  S.621, 
unb  Diagnetometer. 

(?rbing,  BejirfSamtSftabt  im  batjr.  Siegbej.  Eber* 
habern,  an  ber  Sempt  unb  ber  StaatSbahnlinie 
Sa)waben-E.,  hat  3 fath-  Kirchen,  Ianbt»irtf<baftlid)e 
SSintericßule,  Sanbgeftüt,  Amtsgericht,  gabrifatioti 
non  Xrefd)mafd)inm  unb  Ofenherbeit , Bierbrauerei 
unb  asoo)  3388  faft  nur  [ath.  CmlBohner.  — 6.  War 
(d)on  960  tpauptort  eines  ©aueS.  Son  ®.  bis  3JtooS 
bürg  erftredt  iid)  auf  ber  rechten  Seite  ber  3far  baS 
meift  noch  unhiltiBierle  Erbinger  SlooS,  45  km 
lang  unb  8—12  km  breit. 

(rrbington  (»ir.  enttnat-n),  Stabtgemeinbe  in  S8ar- 
Widfhire  (Englanb),  norböfttich  Bon  Birmingham, 
hat  eine  anglifan.  Kirche  in  gotifcßein  Stil,  eine  (ath- 
Kirche,  ein  falb.  College,  ein  necceS  ftranfenhauS  unb 
owo  16,368  Gintn.  E.  wirb  fd)on  im  ■Domesday 
Hook*  als  ftarbintone  erwähnt. 


Obrbfabel,  f.  Sabel. 

©erbfaftanic,  f.  Buninm. 

Obrbfaftcn,  80  — 40  cm  hohe  ©retterfaften  ohne 
©oben,  bie  mit  Sriftbeeterbe  gefüllt  unb  mit  Drift* 
beetfenftem  gebedt  werben,  bienen  jur  AuSfaat  jar* 
terer  ©(langen  unb  jur  Aitjudjt  ber  Sämlinge.  Aud) 
foBiel  wie  Erbgrube  (f.  b.). 

©rbfcgcl,  f.  ©apen. 

(?rbfcimer,  f.  Keimung. 

©rbflofett,  f.  Abtritt. 

©rbfobalt,  brauner,  gelber, 3erfeßungSpro* 
bufte  anbrer  ffobalterje,  befteheu  aus  roailerhal* 
tigern  arfenfaurent  Eifenojt)b,  Kobaltoptjb  unb  Kalt; 
fie  fommen  nur  berb,  eittgefprengt  unb  als  Übcrjug 
Bor,  finb  leberbraun  unb  ftrohgelb,  erbig  unb  matt, 
Ipärte  l,o— 2,5,  fpej.  ©ern.  2,o  2.7.  Sie  finben  fid) 
mit  SpeiSfobalt  jufammen  bei  KamSborf  unb  Saal* 
felb  in  Ih>*r>nfleu,  DiedjelSborf  in  Reffen  unb  Alle* 
mont  tngranfreieß.  ©gl.  Sobaltmanganerj  (fdjroav* 
jer  ®.)  unb  Kobaltbefchlag.  Dioter  foBiel  wie 
Kohalthlüte. 

©rbfohlr,  eine  Abart  ber  ©raunfohle  (f.  b.). 
©rbfolilrabi,  f.  SapS. 

©rbfrebd  (&ar jftiden),  ©aumfranfheit  an  91a- 
bel*  unb  Saubhfiljtrn,  Wobei  ber  Stamm  an  ber  ©a 
fiS  eine  Anfd)Weüung  befommt,  an  ber  bie  Stinbe  auf» 
bricht,  bei  ben  Slabelbäumen  gewöhnlich  unter  §arj> 
erguf).  3tuifd)cn  Jiinbe  unb  S>oIj  finbet  ftch  baS  weiße, 
fpäter  bie  gönn  brauner,  harter  Stränge  (Itliizo- 
morplia)  aitnehmenbe  Dlhceliunt  eines  ^utpiljeS, 
Agaricns  melleus  L.  (tpatlimafih,  ^onigpilj,  f.  £a» 
fei  -Schmaroherpflanjen  II*,  JjHg.  3),  ber  bie  Sfranf* 
heit  Bemrfad)t.  An  jenen  Strängen  entfpringenb, 
bricht  er  burch  bie  Sinbe  ber  erfranften  Stämme  her- 
nor.  Xa  bie  Stränge  Bon  erfranften  ®urje!n  burd) 
bie  Erbe  ju  gefunben  hinfrie^en  unb  in  biefe  ein» 
bringen,  wirb  bießranfheit  anftedenb.  Xie  befaflenen 
Stfiae  ftnb  auSjuroben.  Xer  E.  wirb  aber  auch  burd) 
bie  Sporen  forlgepflanjt,  bie  fid)  Bon  ben  im  Jietbft 
erfchetnenben  großen,  braunen  gruchttriigent  bes©il- 
jeo  burd)  ben  ®inb  Berbreiten.  Xer  ©ilj  erfcheint 
auch  an  ahgeftorbenen  Surjeln  unb  ®urjelflfiden, 
an  ©rannen*  unb  ®afferIeitungSri>hren,  ©rüden  ic. 
©rbfrcbS,  foBiel  wie  SRaulwurfSgrille. 
©rbfrofobil,  f.  Sfinf. 

©rbfrötc,  f.  Kröten. 

©rbfrnme,  foBiel  wie  Aderfruttte,  f.  ©oben, 
©rbfruftc  (Erbrinbe),  f.  Erbe,  S.  »08. 
©rbfugcl,  fünftliche,  f.  ffilobuS. 

©rbf  it  lebe1  © e o g r a p [j  i e,  S 5 n b e r T u n b e ; hierju 
bie  ©orträttafel  »©eographeit«).  Siefen  unb  Auf- 
gaben ber  E.  laffen  fich  nicht,  wie  bei  ben  meiften  anbern 
SSiffenfcbaften,  in  wenigen  ®orten  beftimmt  bejeidj- 
neu.  Xenn  fte  haben  ftef)  im  Saufe  ber  3eit  Wefent- 
lid)  geänbert,  unb  noch  heute  geben  bie  SKeinungen 
auSemanber.  Süirb  bod)  Bon  manchen  bie  ©erregti 
gung  ber  E.  als  einer  befonbem  ®iffenfchaft  beftrit- 
ten!  ES  genügt  baljer  nicht,  eine  brftimmte  Aitffaf- 
fung  Borjutragen,  fonbem  eS  müffen  bie  Berfd)ie* 
benen  Dichtungen  namhaft  gemacht  Werben.  Eine 
Anjatjl  geographifcher  SRetbobifer  hält  fid)  an  ben 
uriprünglichen  ©egriff  ber  E.,  ber  aud)  nod)  in  ihrem 
©amen  jur  ©eltung  fomntt,  uub  fteüt  fte  als  bie  Sif- 
fenfehaft  Bon  ber  Erbe  unb  ihren  Bewohnern  fowohl 
im  ©anjen  als  nad)  ihren  Seilen  hin.  Xagegcn  läßt 
fich  einwenben,  baß  bie  E.  banad)  feine  hefonbere  ®if- 
fenfehaft,  [onbern  ein  tfomplej  oieler  SBiffenfdiaften 
fei,  baß  fie  ganj  Ungleichartiges  Bereinige  unb  ftch 
ganj  Berfd)iebener  gorfchungSntethoben  bebiene,  baß 


Geographen 


Oskar  Peschei. 

Oeboren  17.  Min  1836  In  Dresden,  fest.  81.  Auf.  1878  In  Lclpiif. 


Ferdinand  Freiherr  von  Richthofen. 
Qeborcn  8.  Mal  1838  In  Karlsruhe  (Schlesien). 


Karl  Ritter. 

Geboren  7.  Auf.  1779  In  Quedllnburf , fest.  28.  Sept.  1859  ln  Berlin. 


Heinrich  Kiepert 

Oeboren  81.  Juli  1818  In  Berlin,  fest  daselbst  21.  April  1899. 


Friedrich  Ratzel. 

Geboren  30.  Auenst  1M4  In  Karlsruhe. 


Eli  sie  Reel  us. 

Oeboren  15.  Miln  1830  In  Ste.  - Polt -la -Grande  (Gironde). 


Meyers  Konv.-  Lexikon , 6.  Auf l.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig. 


Zum  Artikel  .Erdkunde . 


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5 


©Tbfunbe  (Begriff  uitb  Umfang). 

. fit  baljcr  notroenbig  jur  ©crf(ad)uug  führe.  Sie  mei  j tertum  (tauben  ftd)  eine  mefentlid)  geomeirifd)e  ©c- 
ften  ®cograpt)en  Hub  baS&alb  beftrebt , Segriff  unb  ' banbtungdmeife , ber  cd  bouptfäd)lid)  auf  bie  genaue 
©ufgaben  ber  G.  enger  ju  faffen.  Saffir  bieten  fid)  räumliebe  gefltegung  ber  Crtlidjieüen  antam,  unb 
nach  bem  Gntroidelungdgange  ber  G.,  bie  man  beule  j eine  fdjitbernbe,  aud)  ben  SJieitjdjen  unb  feine  Serie 
meift  als  eine  natunuiffemebaitlidte  Sidjiplin  mit ! einbegreifenbe  ©etraebtungdmeije  gegenüber;  für  eine 
einem  Ufr  innemobnenben  aefd)id)tlicbcn  Glement  be<  j SarfteHung  bed  Siaturcbaraflerd  ber  fiänber  mar  bie 
jeiebnet.  jmei  uerftbicbene  ©udgangopunltc  bar.  3c't  nodj  nicht  reif,  ©ud)  in  ber  Dicuicit  legten  bie 
ffian  tann  bom Begriff  ber  allgemeinen  G.  aud-  j einen  befonberd  auf  bie  geometrifebe  Öcnauigtcit,  bie 
geben,  »ie  fre  non  ©areniud  (1650)  begrünbet  mor  ; anbern  auf  bie  Schilderung  ober  ipätcr  immer  mehr 
ben  ift.  Sic  G.  ift  banad)  bie  Siffenfdjaft  non  ber  nur  auf  bie  Eingabe  non  äSerfmürbigfeiten  unb  to- 
Grbe  ald  ©anjem,  gleidifam  als  einem  pianctarifcben  | pograpbifdjcit  Gtnjclbcitcn  Stert ; bie  Sänberbefdjrei. 
3nbinibuum.  unb  jerfäUt  in  jmeifjaupiteitc:  1)  Sie  bung  tvarb  immer  mehr  jur  ftatijtifd)en  SWalerial> 
matbematifche  öeograpbie (f.  b.)  befd)äftigt  fid)  famnUung,  bie  nur  einjetne,  mie  ©üfd)ing,  burd) 
mit  ben  räumlieben  Gigcnfd)aften  ber  Grbe,  atfo  mit  j höhere  ftatiftifd)e  ©eficbtdpunfte  ju  befruchten  um&* 
ihrer  Stellung  im  ©lanetenfbftcm  unb  mit  ihrer  ®e-  ten.  ©ber  an  faiefe  ftatiftife^en  £änberbe)d)rcibungen 
flalt  unb  ©roge.  2)  Sie  pbbfitatifd)e  (pbbfifebej  tnüpft  in  fiarl  Siitter  bie  mobeme  mijfcn[d)aftli<be 
©eograpbit  (f-  b.)  ober  Öcopbbfit  locnbet  bie , öeograpbie  an.  Siitter  (teilte,  mie  feboit  ber  jmeite 
©bbf>!  “uf  6rf<beimmgen  berGrbe  an;  fte  betrad)  Iitef  feined  groften  Serfed:  »6.  im  ©erbäUnid  jur 
tet  auo  biefeni  örfiebtäpunft  juerft  bie  Grbe  aloöan-  3Jatur  unb  öcfd)id)te  bea  fflenfeben«,  jeigt,  ber  ©eo« 
jed,  ihre  Sebmerc,  Sänne,  ^ufammenfepung,  ihre  grapbie  bie  ©ufgabe,  bie  Grboberfläcbe  unb  ihre  Sir-- 
magnetijdben Gigenftbaf ten,  bann  ibreeinjetnenleite.  tungen  fomobt  auf  ftlitna,  ©jlanjen  unb  Xiermelt 
fefte  Grboberfläcbe,  SIKeer,  öcmäfjer  bed  gcftlanbed  ald  auf  ben  IRenfdjen  unb  feine  Serie  barjufteUcn. 
unb  bie  atmofpbärifcbe  Suft,  fo  bafi  fte  auficr  ber  Grb  Xatfäcblid)  bat  er  aQcrbingd,  unb  im  gortgang  ber 
Oberfläche  fetbjt  alle  biejenigen  Grjcbeinungeit  umfaftt,  ©rbeit  immer  mehr,  bie  9iatur  nur  nebenfadjUd)  be- 
bie  urfäebticb  mit  ihr  Berbuuben  ftnb,  unb  bie  bpna  fjanbclt  unb  faft  alled  3ntereffe  bem  SJienjdien  ju- 
raifebe  ffieotogie  (f.  b.),  £>bbrograpbie  (f.  b.)  unb 'JKe  gemenbet,  beffeit  Serbältniffe  bei  jebent  Grbvaum 
teorologie  (f.  b.)  ald  Seite  in  lieb  begreift.  Sie  bio-  auf  bad  eingebenbfte  burd)  alle  feiten  hindurch  Oer» 
logif<be®eograpbieober®eograpbieberOr.  folgt  merben.  Seine  öeograpbie  ift  atfo  im  Saufe 
ganidmen,  b.  tj.  ber  ©ftanjen , ber  Siere  unb  beb  ber  3<<t  gegen  feine  eignen  metbobifdien  ©bfid)ten 
ÜKenfdben  naeb  feinen  leiblichen  Gigenfd)afteu , fann  bguptfäd)li<b  biitorifebe  öeograpbie  unb  eine  fulfd. 
nur  anbangdmeife  bebanbelt  merben,  meit  ihre  ÜRc*  i miffenfebaft  berWeidiidite  geroorben.  ©ud)  feine Scbil* 
tbobe  »on  ber  ber  matbematifdjen  unb  phbfitalifcben  | ter,  unter  benen  fttb  uiclc  inftoritcr  befanben,  haben 
öeograpbie  oerfd)ieben  ift.  ©ud)  bie  Siunbe  ber  einjel-  bie  bi]’torifd)e  öeograpbie  ober  menigftend  bie  geo 
nen  Grbräume  mirb  »on  biefer  allgemeinen  G.  nid)t  graphtfebe  SBetrad)tung  bed  SKenjcben  m ben  ©oroer* 
beriirffubtigt  ober  bient  boib  unter  beut  Dfaiucn  einer  1 arunb  geftellt.  — 5)ic'  natun»iffenfd)aftlid)e  Sänber* 
beftbreibenben  öeograpbie  nur  ald  dtiaterialfamm-  beftbreibung  ftanb  augerbatb  ber  eigcntlid)cn  ®eo- 
tung.  Gben  bedbalb  »erhalten  ftd)  bie  meiften  öeo  grapbit  Sie  mar  im  Zeitalter  ber  Gntbedungcn  er* 
grapben  biefer  3iid)tung  gegenüber  ablebuenb.  Sic  | madtt,  ald  man  frembeSänber  mit  ganjanbrerSiatur 
ipredicit  ber  allgemeinen  G.  nitbt  an  fub  bie  Bered)-  ald  bie  b«imifd)e  fennen  lernte,  fte  batte  in  ©lejanbcr 
ttgung  ab,  aber  fte  leugnen,  baß  fte  bad  Sefen  ber  ; ».  ^umbolbt  ihren  glänjenbftcn  Sertreter  gehabt; 
G.  erfd)äpfe.  Soraudfubtlid)  mirb  fid)  bie  allgemeine  fein  ©orbitb  lodte  ade  dieiienben  mit  roeitem  Slid 
G.  ata  matbematifdi-pbbfilalifibe  öeograpbie  ju  einer  jur  3!ad)abitiung , fo  bafe  fte  alle  in  biefem  Sinne 
befonbem  Siiienfdjaft  neben  ber  eigentlichen  ©eo  ©eograpben  gemefen  ftnb.  Gtne  ©njabt  beruorragen- 
grapbie  entmideln.  ber  Sänberbefcbreibungen  ftnb  aud  ber  gebet  natur* 

Sie  öeograpbie  ift  feit  alterd  in  erfterSinie  Sän*  miffenidjaftlidjer  Sicifenber  berborgegattgen.  ©ber 
berfunbe  (b.  b-  Senntnid  ber  »erfdjiebenen  Grb*  erft  ald  ©ejd)el  in  feinen  »Jleuen  ©roblemeu  ber 
räume)  gelocfen.  Sag  ift  aud)  beule  mehr  beim  je  ber  »crglcicbcnbcn  G.<  bie  Grforfcbung  ber  Grboberfläcbe 
©egrijf,  ben  man  mit  bem  Sorte  öeograpbie  »er*  für  bie  öeograpbie  in  ©nfprud)  genommen  butte., 
binbet,  ba  man  ihren  3d)l»erpunft  in  ber  allieitigen  fanb  bie  naturmiffenfd)aftli<be  Sättberlunbe  ihren 
Grfenntnid  ber  oerfebiebenen  Grbräume,  mithin  in  ber  ©lag  in  ber  Siffenfcbaft.  'Jiur  menige  batten  fegt 
Sänbcrfunbe, fuebt.  9iitterd<Grbfunbe<  marburebaud  ttod)  an  ber  ©nftdit  feft,  bafi  bie  Xarftcllung  eine:- 
Sänberfunbe  (beim  ber  9iame  »allgemeine  G « foll  Grbraumeo  lebiglid)  auf  ben  SKenftben  jujufpigen  fei, 
bei  ihm  nur  bie  ©bmefenbeit  cined  befonbem  3»eded,  bie  meiften  ftetfen  ald  erfte  ©ufgabe  bie  DaritcHung 
mie  etma  bie  ©nmeitbung  auf  ben  ^anbet  ober  ben  bet  gefaulten  Diaturoerbältniffe  bed  Sattbed  bin  unb 
ftrieg  auöbrüden),  unb  auch  bie  neuem  ©eograpben  begreifen  ben  Süienfdten  nur  fo  meit  ein,  ald  er  »ou 
faffen  bie  öeograpbie  b«upt)äd)lid)  ald  Sänberfunbe  ber  9ialur  abhängig  ift  ober  fte  umänbert.  Sabci  ift 
auf.  Xeitn  batauf  lammt  eo  binaud,  menn  g. ».  SRid)t*  bie  geograpbifdie  ©etraebtung  im  ganjen  auf  bie  ®e» 
bofen  fie  ald  bie  Siffenfd)afi  »on  ber  Grboberfläcbe  genmart  gerichtet  unb  jiebt  bie  ©ergangenbeit  nur 
unb  ihren  Sirfungen  auf  ftlima,  ©flattjeit,  Siere  herbei,  titfomeit  ed  junt  ©erftänbnid  ber  ©egenmart 
uttb  ffienfeben  bejetebnet,  ober  tueim  üRartbe  fte  atd  nötig  ift.  Sie  ©erbättniffe  ber  Sergangcnbeit  an  ftd) 
bie  Siffenfcbaft  »om  So  ber  Singe  ober  »on  ber  auf  ähnliche  Seife  ju  betrachten,  mie  cd  bie  gemötin- 
örttid)  »erfebiebenen  Secbfetmirfuiig  ber  teDurifcben  liebe  @eograpl)ie  für  bie  ©egenmart  tut,  ift  ©ufgabe 
gaftoren  erflärt.  Sie  öeograpbie  i)i  baber  eigentlich  ber  biftori f eben  öeograpbie(f.b.),  bie  ihren  ©n* 
uid)t  bie  Siffenfcbaft  »on  ber  Grbe,  fonbem  »on  ben  feblujj  mit  SRedjt  immer  mehr  bei  ber  ®efd)id)te  fuebt, 
Gricbeinungen  ber  Grboberfläcbe  (Drtdloiffenfcbaft) ; meit  fte  fid)  jur  geftftellung  ber  Satfacbcii  biftorifdicc 
bedbalb  »ennetbel  man  neuerbingd  lieber  bad  Sort  SRetbobeu  bebient  unb  ihre  Grgebniffe  auch  mefentlid; 
G.  unb  fagt  öeograpbie  ober  Sänberfunbe.  greilid)  biftortfebed  3nlereffe  haben, 
machen  fiq  aud)  innerhalb  ber  ©ebanblung  ber  Sän.  3m  einjetnen  liifjt  fub  natürlich  fein  allgemein 
berfunbe  Derfdjiebene  Sichtungen  gellenb.  3>u  ©l*  gültigedSbftem  ber  Sänberfunbe  aufftellen.  Sie 


6 


©rbfunbe  (3nf)alt  im  einjelnen). 


«uäwahl  unb  Vnorbnung  be«  Stoffe«  ift  Dicimehr  je  pafjungjhauptfädjlid)  an  bie  Vflanjenwelt  i noch  mehr 
nad)  beut  Stanbpunft  be«  Verfaffer«,  je  it  ad)  bem  ©e-  herportritt.  Sind)  i)ier  (mb  neben  ber  natürlichen  Dicr» 
bict  bet  Darftetlung  unb  auch  je  nad).  beren  310stf  weit  bie  burd)  ben  aßentdjen  bewirften  Seränberun- 
uetf trieben,  locnngteid)  fief)  fite  bie  Darftetlung  eine«  gen,  bie  «uSrottung  wilber  Diere  imb  bie  3üd)tung 
Erbraume«  einige  allgemeine  Segeln  angeben  laffen.  unb  Verbreitung  non  Haustieren , ju  berücffidjtigen. 
Der  lcitcnbe  ©runbfaj)  ift,  ncBglichft  pon  ben  Itr-  Uber  bie  geograpI)ifd)c  ©epanblung  be«  »len f eben 
fadjen  ju  ben  Sirfuttgen  fort jufdjrciten,  ntettn  aud)  felbft,  bienonSajfelneubegritnbcteVntljropogeo. 
bie  Durchführung  biefe«  ©runbfage«  bei  berSBcd)-  grapbie,  aud)SVu!turgeograpbie genannt. l)errfdnjej)t 
ielwitfung  aller  geograpbifdjen  £rfd)finungen  nur  ebenfalls  jiemlicpe  Uberemftimmung,  inbem  allgemein 
gan)  im  allgemeinen  möglid)  ift.  81« Einleitung  Wirb,  anerfannt  wirb,  bafs  amt)  ber  SRenfdj  einen  Wefent- 
befonber«  bei  frembett  2ünbem,  häufig  eine  <9e[d)idjte  lieben  ©egenftanb  ber  E.  bilbet.  3m  allgemeinen  pflegt 
ber  ßntbedung  unb  Erforschung  gegeben,  bie  al«  geo-  man  bie  etbnographiithe3ufammenfet»mg  ber  VeDbl- 
grapbifebe  BueDenfunbe  bient.  Den  WuSgangäpunft  feneng,  ihre  größere  ober  geringere  Dichte,  bie  Sage 
ber  eigeutlieben Darfie  Hung  bilbet  faft  immer  bie  fefte  unbWrt  berWnfiebclungen,  bie  Sichtung  unb  ©efchaf 
Erboberflädje,  weil  fie  jwar  audj  eine  Vtirfung  ber  fenbeit  berVerfcbrSwege,  VotfSwirtfdjaft  unbHanbel, 
übrigen  geograpbiftben  Grfdjeinungen,  aber  bod)  in  SebettSroeife  unb  Stanb  ber  Kultur  al«  geograpbifd) 
uiel  tjöbcntlörab  ibreUrfadje  ift.  giir  bie  ©eographen  bebingte  Datfacbcn  anjufeben  unb  ber  halb  innerhalb 
ber  Sitterfdjcn Sebute  ift  fie,  wa«  fid)  aud)  au«  ber  ge»  berfiänberfunbe  ju  befpred)en(@icbetung«funbe, 
ringen Entwidelung  ber  bamaligen  ©cologie  begreift,  Vcrfehr«»,  SSirtfdjaftä»,  potitifdje  ®eogra* 
nur  ein  ®egenftanb  ber  Vefdjreibung  gemefen,  unb  pbie).  So  ftnb  eä  febr  oerftbiebenerlei  Datfacbcn, 
manche  ©eograpben  bleiben  nod)  hou,e  habet  flehen,  beren  Betrachtung  man  in  ber Sanberfuttbe  bereinigt. 
Die  meiften  aber  halten  hier.  Wie  bei  jeber  anbern  geo»  unb  oft  ift  Pon  folcben,  bie  ber  ©eographic  femfteben, 
graphiidjen  Erfdjeinung,  atub  bie  Ertliirung  für  ihre  ja  auch  Poti  mand)en  ©eograptjen  Die  Vlcinung  au«» 
Aufgabe.  Sie  ftetlen  fid)  babei  auf  bie  Schultern  ber  gefproeben  worben , baji  eine  einheitliche  Wiffenjd)aft» 
ffleologie;  benn  nur  in  einem  porübergegangenen  lidje  ©ehanbluna  berfetben  unmöglich  fei.  Slberman 
franfboften  EntwidclungSjuftanb  hat  man  biefc  Vro»  überfteht  babei  ben  innigen  urfftcpliChen  3ufamraen» 
bleme  blofj  bur<b  Pergletdjenbe«  Kartenftubium  lofen  hang,  ber  jroifchcn  allen  aufgeführten  Erftbeinungen 
ju  tonnen  geglaubt.  Sie  gehen  be«halb  Pom  innern  heftet)!  unb  eine  jufautmenfaffenbe  SBclradjtnng  nttbt 
Vau  ber  Erbrinbe  au«  unb  fudjett  Küftenbilbmtg,  nur  ju  einem  ©cbürfni«  ber  Siffenfdjaft,  foitbem 
OberfUichenformen  unb  ©obcnbefd)affenf)eit  au«  ber  aud)  ju  einer  praftifd)cn  Siotroenbigfeit  matbt. 
Einroirfitttg  ber  an  jebetn  Orte  Derfcbiebenen  Vcrwit»  Da«  Stubiutn  ber  Perfdjiebenartigcn  SRatur  ber 
terungunb  Erofion  auf  ben  innern  ©au  ju  nerftehen.  Et  boberfläche  fann  nun  auf  jwcierlei  Seife  gefdjthen, 
Diefe  Vetrnchtung  leitet  pon  felbft  jur  ©etradjtung  nämlid)  entweber  burtb  bie  unmittelbare  ©etraehtung 
non  OueHen  unb  ©runbwaffer,  glflffen  unb  Seen,  ber  «meinen  Erbräume  ober  burd)  einen  Dergleichen- 
SChnee  unb  Ei«,  alfo  be«  SBaffer«  in  jeber  gönn,  ben  Uberblid  über  bie  Erbe.  Die  beiben  ©etrad) 
über,  obwohl  ein  ootleS  ©erftänbni«  bafür  erft  burd)  tungSweifen  f<hlie§en  einanber  nicht  au«,  fonbem  er. 
ba«  Stubiutn  be«  Klima«  erreicht  wirb.  Da«  Klima  aänjen  fc<h ; bie  eine  ift  bie  Aufgabe  ber  fpejiellcit 
(Sänne,  Siieberfcf)läge,  Söitterungbcharatter,  Üuft»  ©eographic  ober  eigentlichen  flänberfunbe,  bie 
brud  unb  Siinbc)  ift,  aujjer  non  ber  geographifchen  anbre  bie  Vlufgabe  ber  allgemeinen  ©eographic,  bie 
©reite,  auch  non  ber  Verteilung  non  Canb  unb  SKeer  jwar  bisher  mcift  mit  ber  allgemeinen  E.  (f.  oben) 
unb  ber  Sobengeftalt  abhängig  unb  wirft  auf  biefe  uifamntengefajjt  Worben  ift,  aber  tatfadilid)  anbre 
juriid.  Stad)  bem  Klima  lägt  mau  gewöhnlich  bie . 3**1«  oerfolgt  unb  beSljalb  etwa  al«  allgemeine 
Darfielluitg  ber  Vflanjenwelt  folgen,  bei  ber  e«  j Dergleidjcnbc  flänberfunbe  Pon  ihr  unterfChie» 
mehr  auf  bie  Vegetationäformen , b.'fj.  bie  8u«bil*  ben  Werben  tann.  ffiährcnb  jene  j.  ©.  bie  Sltmofphäre 
bungSmeife  ber  PcgetatiPen  Organe,  ber  Stengel,  im  ganjen  betrachtet  unb  bie  örtlichen  Verfd)ieben- 
©lätter  unb  SBurgein,  unb  ihr  gefeHige«,  ba«  laiib-  hf>tm  al«  Störuiig8erfd)einungen  mbglichft  auSfcfiei 
fchaftliche  (phhrtognoinifche)  Silb  beeintluffenbeSVuf»  bet,  um  allgemein  gültige  ®eje(je  tu  gewinnen,  hat 
treten  in VegetationSfonnaiiotien(j.©.Sälber,®ra8»  biefe  e«  aerabe  mit  ben  örtlichen  Verfchiebenheiten, 
fluren  ic.),  al«  auf  bie  fhftematifche  3ufammenfcj)ung  mit  bem  Einftuf)  ber  Verteilung  Pott  Üanb  unb  3Reer, 
(glora)  anfommt.  3»  ben  VegetationSformen  unb  ber  ©ebirge  ic.  }u  tun.  Sährenb  bie  üReteoroIogic 
•gormationen  brüdt  fid)  unmittelbar  bie  Vnpaffung  alfo  einen  Teil  ber  allgemeinen  E.  bilbet , umfagt 
an  bic  umgebenbe  Statur,  befonber«  ba«  Klima,  au« ; bie  allgemeine  Cänberfunbe  nur  bie  Klimatologie  . unb 
bie  fhftematifche  3u[ammenfehung  bagegen  läßt  fid)  betrachtet  bie  SHcteorologiealSHilfSwiffenfchaft.  Sihn’ 
nur  au«  ber  geologifchen  Entwidelung«gefchid)te  ber  lid)  Perhält  e«  firih  in  ben  anbern  Deilcn.  Den  oben 
Üänber  etwa  feit  ber  Dertiärceit  Oerftcljcn,  fo  bah  Wir  aufgeführten  ©ejidjtäpunften  enlfprechcnb  ftnb  bie 
aud)  Don  hier  au«  auf  bie  Votmenbiafcit  eine«  geo»  ffleographie  ber  feften  Erboberflädie , bie  ©eographie 
logif^en  VerftünbniffcS  ber  Erboberflädie  jurüdge»  be«  VteercS  unb  ber  Öcwäffer  be«  gcftlanbe«,  bie  Kli 
führt  werben.  Die  Vflanjenwelt  hat  aber  heute  nur  matologie,  bie  Vflanjeit-  unb  bie  Diergeographie  unb 
noch  >n  oerljültniSmäfiig  (leinen  ©ebieten  ihre  ur»  bie®cogrnpbiebc9Stenfd)rnoberlilntbtopogcograpbic 
fpriingliche  Statur  bewahrt,  meift  ift  fie  Pom  Vtenfdjen  bie  Hauptteile  ber  allgemeinen  ®eograpf)ie,  wo  ju  ttod) 
umgeftaltet  ober  Wenigflen«  beeinflußt  worben,  an  bic  geographifeh«  OrtSbeftimmung  unb  Kar* 
Stelle  ber  SSilbniS  ift  eine  ffulturlanbfdjaft  getreten,  tenlehre  unb  bie  @eid)id)te  ber  ©eographie 
manche  Vflanjen  ftnb  weiter  Derbreitet,  anbre  ftnb  al«  HilfSwiffenfdjaften  hmjutreten. 
auSgerottct  worben,  unb  biefe  Veränberungen  bilben  Die  Wiffenfchaftlidje  ©eographic  hat  fid)  in  unfemt 
ebenfall«  einen  widitigen  ©egenflanb  ber  ©eographic.  3ahrhunbeit  befonber«  in  Deutfdjlanb  entwidell  unb 
Vn  bie  geographifche'  ©etraehtung  ber  Vflanjenwelt  fid)  be«halb  hi«  juerft  einen  V!aj}  auf  ben  Hochfchu» 
jd)liefet  tief)  bie  ber  Di  er  weit  an,  nur  baf)  e«  hier  len  erobert.  Sange  3'ü  ift  aOerbing«  Siitter  in  Ser- 
mehr  auf  bie  einjelnen  Vrten  anfommt  unb  betngemäjs  lin  ihr  einjiger  atabetnifd)«  Vertreter  gewefen.  Erft 
aud)  bie  geologifdje  Entwidelung  gegenüber  ber  Vit»  1871  begann  mit  ber  ©erufung  V'fdiel«  nach  Seipjig 


KARTEN  ZUR  GESCHK 


Msvm  Kanr  L-.nktnx  H - lufl 


Bibllotr*Iihl»rlif- 

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’HTE  I)EH  ERDKUNDE  l. 


\*|Ve«* 


SCHONER 

Westl.  Halbkugel 
\ 1520  u.  1533  / 


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Zum  tlrtilW  . fiiAwn/i- 


y Google 


©rbfunbe  (©efdjidjtliebeS:  Altertum). 


7 


eine  neue  Setiobe,  in  ber  mit  Ausnahme  SofiodS  ad« 
beutfdjcn  unb  öfterreiehifd)«ungarifd)cn  Uniuerfitäten 
geograpbifihe  Srofejjuren  erhallen  haben.  XaS  Sor- 
gehen  XeutfeblanbS  bot  an  b<n  UniBerfttälen  anbrer 
europii  lieber  Sänber,  neuerbingS  aud)  EnglanbS, 
'Jiadjfolgc  gefunben.  — Xie  Bilbniffe  betworrcigenber 
neuerer  ©eograpben  j)eigt  bcifolgettbe  Xafel. 

Sgl.  Sübbe,  öefebidjte  ber  iuietbobologie  brr  (£. 
(Ceipj.  1849);  Cberlättber,  Xergeograpbittbe  Unter- 
vidit  (6.  Auft.,  baf.  1900);  ff.  B.  Stieb tbof eit,  'Stuf- 
gäbe  unb  UMlioben  ber  heutigen  Scagraphie  (baf. 
1883);  SKartbt  in  ber  -geitfdjrift  ber  ®efenfd)aft 
filrE.  ;u  Berlin - (1877);  ©erlanbl Umleitung  ju 
ben  -Beiträgen  fürtSeopbbiif«,  ®b.  1 (Stuttg.  1887); 
Waftat,  S)icll)obi(  beS  geographischen  Unterrichts 
(Berl.  1885);  gettner,  ©eograptinche fforfchung  unb 
Silbung  (in  ber  -ffleograpbtfchen  geitfd)rift«,  1895); 
Xerfetbe,  Entwicklung  ber  ©cographie  im  19.  3abr* 
bunbert  (ebenba,  1898);  Supan,  über  bic  Aufgaben 
ber  Spe  jialgeograpbie  unb  ihre  gegenwärtige  Stellung 
in  ber  geogretpbüeben  Siteratur  (Serbanblungen  bes 
11.  berittenen  ©eograpbentageS,  Brem.  1895);  ®ru. 
ber.  Über  ffleograpbte  unb  geograpbiid)eu  Unterriebt 
an  böbem  Sebranftalien  (üjfünd).  1901);  6. Siebter, 
Xte  ®renjen  ber  ®eograpbie  (®raj  1899);  Soreno, 
S interna  scientifico  e siatema  acolaatico  della  geo- 
grafia,  Boll.  Soc.  (leogr.  (SRoml900);  £>.Sagncrs 
Berichte  über  bie  Entwicklung  ber  2Retl)obi(  unb  beS 
StubiumS  ber  S.  im  >@eograpbifd)en  3abrbudt 
(flefeptepte  ber  CPrPftinBc. 

(Qter)tt  bie  »Harten  tue  CSefiptät*  ber  SrbfimPe  t u.  II«.) 

| Rittertum.]  Sei  ben  orientalifebeit  SöKern 
bat  fid)  eine  wiffenfehaftlidjc  8.  noch  niebt  heraus« 
gebilbet.  Xoeh  läjjt  (irf)  au  8 ben  Xetifmälent,  3»' 
ubnften  unb  (pätern  9iaebrid)ten  bie  AuSbebnung  beb 
geograpbiftben  goryontS  ber  alten  Sigpptcr , Sabp» 
Ionier  unb  Affftrer  annäbernb  feftftetlen.  Xie  Söller- 
tafel  in  ber  ffieneftä.  Stop.  10,  gibt  in  flarer  Seife  bie 
Kenntniffe  ber  Hebräer  Bon  ber  geograpbiftben  Vage 
ber  um  SalSftina  liegenben  SSnbe'r  wieber.  Sehr  be« 
beutenb  muft  baS  geograpbifihe SBiffen  bcrSbönifer 
geWefen  fein,  bie  baS  gattje  HiitteUänbifdje  SRecr  ju 
!oanbclS)weckn  befuhren  unb  bereits  bie  atlantifeben 
Küpen  Europas  tmb  AftifaS  fennen  gelernt  batten. 

Xie  fiänberfunbe  ber  ®ried)en  unb  Siönter 
lägt  fieb  in  ihrer  biftorifeben  Entwicklung  bis  in  bie 
älteften  geilen  juriiefoerfolgen.  SereitS  bie  öome* 
rifdben  ® e b i ei) t e »31iaS«  unb  »Dbtjffee«  laffen  er« 
(ennen,  bau  man  fid)  beftimntte  Sorftetlungen  Bon 
ber  Erbe  gebilbet  batte,  obgleich  bie  bantaligen  Kennt- 
niffc  faum  über  baS  öftliebe  SRittelmeerbeden  hinaus- 
reichten.  — Xie  Bon  ben  ionifeben  Stäbten  Kleinaficn# 
auSgebenbe  uttb  über  baS  ganje  SJiittelmeergebiet  fieb 
erftredenbe  grietbifebe  Rolonifatton  bewirfle  eine  Er 
Weiterung  beS  geograpbiftben  öoryontS,  ju  ber  aud) 
Sbömter,  Agppter  unb  Serjer  beitrugen.  Xie  Eppe 
bitioii  König  St'eeboS  Bon  Aghptcn,  ber  Afrifa  bitreg 
pbönififebe  öetleute  umfabren  lieft,  bie  f?abrt  beS  Rar* 
tbagerl  § a n n o längs  ber  Seftlüfte  SfrilaS  bis  Sierra 
Ceone  unb  bie  Jieiie  beS  Slplar  Bon  ÄarPanba  Bon 
ber  3nbuSmünbung  bis  in  benSrabifdjen  SJiecrbulen 
lieferten  ben  Beweis,  betft  bie  firbfefteibe  bort  im  Sü« 
ben  iftren  beftimmten  Tlbfebluft  ftabe.  Scrcinjelte  Slaeb- 
rieftten  non  benginninfeln  im  hoben  9!orbett  unb  beut 
Senifteinfluft  SribanuS  tieften  einen  Sdiluft  auf  bie 
glcid)falis  ojeanifefte  Segrenpmg  naeftillorben  bin  3U. 
so  idjieii  beueritenmiffenid)aftlicben®eogvapben,  als 
bie  wir  bie  iontfeften  SbiIofopb<n  anjufeben  ha- 
ben, bie  infulnre  Sefeftaffen beit  ber gcjllnnbSoberflntbe 


erfabningSntäftig  erwiefen  ju  fein.  ®ie  Karten  beS 
Slnaii monbroS  unb  ^efntäoS  (6. 3abrbO  gaben 
biefe  Sorftetlungen  wieber.  9118  ®egner  ber  ionifeften 
Schule  unterwarf  fcerobot  Bott  galilarnaffoS  (484 
bis  424  B.  ©fr.,  Bgl.  Karte  I,  gig.  1),  geftiiftt  auf 
eigne  Scobaehtungcn  unb  grfunbigungett,  bie  alten 
Sebnneinungett  einer  fritifeften  Siefttung  unb  lieferte 
unS  in  feinem  ®efd)id)t8mcr(  jwar  (ein  neues  Sbftern 
ber  ®.,  woftl  aber  eine  unenbliefte  gitlle  Bon  Slaeft« 
riehten  über  bie  alte  Sättber«  unb  Söltcrlunbe.  3«t 
4.  3abrb-  gewannen  bie  Kenntniffe  Bon  ben  öf!(id)en 
®egenben  ber  Krbe  einen  gtöftem  Umfang  bureft 
bie  groberungSäiige  Stlef  attberS  b.  ®r.  3n  bie- 
felbe  geit  fällt  bie  GntbeiungSreife  Bon  SfttbeaS 
auS  SKaiftlia  nad)  Britannien  unb  bem  mpftifehen 
®b“l*  (Sbetlanbinfeln).  Xurd)  bie  plöftliefte  Erwei- 
terung beS  geograpbifchen  ®eficbtSfelbcS  würbe  aud) 
ber  öinn  ju  einer  ftgtematifeften , Wiffenfeftaftlidjen 
Bearbeitung  beS  gewonnenen  XatfaehenmateriatS 
mäegtig  angeregt.  9(cben91riftoteleS  Wirde  nad)  bie- 
fer  Miefttung  bin  befonberS  fetn Schüler  XitäarcboS 
(um  810  B.  Ehr.) . ber  bie  jablreicben  ginjelmittei- 
lungen  ju  einem  einbeitliehen  Sfartenbilb  Berarbeitete. 
3n  ein  neues  Stabium  ber  ßntwidelung  aber  trat 
bie  wiffenfehafttiehe  6.  burd)  gratoftbeneS  (276— 
196),  ben  gelehrten  Sorflcber  ber  nlejanbrinijdjen 
Bibliotbel,  ber  ein  grofteS  geograpbifeheS  SBeri,  baS 
erfte  fhftcmatifefte  Seprgebäube  ber  g.,  Berfaftte.  Sein 
grofter  ©egner,  IpipparcftoS  Bon9Jiläa(165— 125), 
fonnte  in  feiner  bpperfrittfehen  Stellungnahme  nur 
Wenige  brauchbare  Steuerungen  entführen , wäbrenb 
bie  itoifehe  gjegetenfehule  in  tbrer  übertriebenen  Sor- 
Hebe  für. Monier  ritten burdiauSBcraltetenStanbpunlt 
Bertrat.  gu  iftr  gehörten  Ära teS  Bon  9Ha(IoS  (erfter 
grbglobuS)  ttub  Strabon  non  Smafta  (66  v.  Cbr. 
bis  24  n.  Ehr  ),  beffen  grofteS  38erf  für  unS  freilid) 
bie  widjtigfte  Cuelle  für  bie  alte  ®eograpbie  bilbet. 
SSäftrenb  bie  römifthen  ®eograpben  (tßomponiuS 
3Hela,  SliniuS)  Weniger  burd)  eigne  gorfdjungen 
als  burch  Epierpieren  älterer  Serie  ftdt  beroortaten, 
würbe  bie  üänberlenntmS  feit  bem  1.  3abrft.  B.  Ehr- 
burd)  bie  römifthen  EroberungSlriege  (Eäfar  in  öal- 
lien,  SuguftuS  in  ben  Xonaulänbem,  XrufuS,  ®er- 
ntanicus  in  ©erntanien)  erheblich  bereichert ; VtuguftuS 
unb  Sgrippa  fegritten  fogar  3u  einer  Sermeffung  unb 
Kartierung  beS  römifthen  SBettreicfteS,  bereu  grgeb- 
niffe  unS  in  einer  fpätem  91nd)bi(bung,  ber  fogen. 
Seutingerfcften  Karte,  notherbalten ftnb.  Einen 
glänjenbett  Vlbfchluft  fanb  bic  anttle  E.  in  ber  ©eo. 
graphie  beS  ElaubiuS  S t o 1 e nt  ä uS  (2. 3ahrb-  n.  Eftr., 
ogl.  Karte  I,  ffig.  2),  ber,  geftüftt  auf  bie  Sorarbeiten 
beS  fflarinuS  Bon  XpruS,  Den  Stanb  ber  bama- 
ligenSänbertunbe  in  methobifeher  Seife  tute  oorfülirt, 
wenn  aud)  einige  fptjpotbefen  (j.  S.  ©efehloffettheit 
beS  3nbifehcn  OjeanS  bureft  ein  Ülfrila  unb  91  fielt 
BerbtnbenbeS  Suflrallanb)  troft  feiner  fonft  Iritiichen 
3Raftnabmcn  in  fein  SJetl  mit  bineingeraten  ftnb. 

Such  bic  matbematiieb-pbbf'fehs  ®-  hat  bei 
ben  Alten  eine  lebhafte  Sflege  gefunben.  ffiäbrenb 
bie  ionifeften  ©eoarapben  unb  |ierobot  an  ber  An- 
nahme einer  Erbitheibe  nod)  fefthielten , haben  ju 
ihrer  geit  bie  Sbtliagorecr  bie  Sehre  Don  ber  Erb- 
lugel  bereits  nufgefteHt,  bie  fieft  bann  baS  gattje 
Altertum  binbureh  behauptet  bat.  Xen  Erb  um- 
fang fchäftte  AriftoteleS  auf  400,000,  ArehimebeS 
auf  300,000  Stabien;  erft  EratoftbcncS  erfattb  eine 
rationelle  SRetbobe,  bie  Erbgröfte  ju  beftimmen,  fo 
baft  ftch  banaeh  ein  Umfang  Bon  250,000  Stabien 
ergab.  3n  berfelben  SBeife  beftimmte  fpäter  Sofibo- 


8 ©rbfunbe  (im  SRittefalter). 


nie«  bie  Erbgröße  ju  180,000  Stabicn,  uttb  bicfe 
3abl,  bic  and)  ©tolcmäo«  annaßm,  bat  bi«  in  bet« 
Wlittelalter  hinein  ©eitanb  gehabt.  — Einen  breiten 
IHaunt  nahm  ferner  bie  floitenleljre  in  ©nfprueß. 
Seßon  ©annenibe«  batte  auf  ®runb  ber  llimatifcßeu 
Serfeßicbenßciten  fünf  3otten  angenommen;  brei  un- 
bewohnbare: bie  beiben  falten  3oncn  an  ben  ©ölen 
unb  bie  beiße  am  Äquator,  unb  jiuei  bewohnbare:  bie 
beiben  gemäßigten.  ©ei  junebmenber  Kenntnis  ber 
iiquatoiiatgegenbcn  muftle  bie  Einnahme  ber  Uitbc- 
Utobnbarfeit  ber  beißen  3°ne  immer  tttebr  ringe* 
fcbränll  »erben  unb  fdjließlid)  gang  faflen.  Sie  D r o • 
grapbie  >ft  über  bie  befebeioenften  Anfänge  nicht 
ßinauSgefontnien.  Siegrage  nach  ber  Enthebung  ber 
Oiebirge  bat  niemals  eine  tiefergebenbe  ©cbanblung 
gefunben,  wäbrcnb  man  anberieit«  für  bie  ©eränbe 
rungen  uttb  EntWidcIungSBerbällniffe  beb  Sanbeb, 
befonber«  an  ben  fiüften,  (tet«  ein  offene«  bluge  batte. 
Sie  burd)  bie  glußfebimente  bcrBorgcrufenen  Sanb- 
bilbungen  (9!il  -,  ©o-,  $ermu«belta)  wie  bie  ©erfen- 
hingen  ganjer  Rüflentinicn  unter  bas  SSeer  infolge 
non  Erbbeben  liegen  bie  ©nnaßme  eine«  periobijd) 
Wecbl’elnben  Oberflächen juftanbeb  ber  Erbe  entfteben. 
©laton«  »©tlantiS«  unb  Sbeopomp«  »SReropiS«  ßnb 
bbantaftifebe  ©uSgcflaltungen  bieferSebmtemunq.— 
Eingeljenber  haben  bie  ©lten  bie  bbbrograpbifcßen 
fflerbältniffc  erforfd)t;  nid)t  nur  liefe,  garbe, 
Xcmperatur  unb  Saljgcbalt  beb  'UicereS  würben  er* 
örtert,  and)  bie  horizontale  ®liebcnmg  be«  ©leere« 
unb  jmnit  aueb  beb  Sanbe«  toar  ein  melbebanbelteb 
©roblem  (bie  fogen. Djeanfrage).  ©äßrenb  bie  SSee« 
rebflröntungen  naturgemäß  weniger  befanntwa« 
ren,  batte  man  bab  Ebbe*  unb  gliitphanomen 
in  feinen  ©ecbfelbejiebungen  jum  älionblauf  [cßon 
richtig  aufgefa ßt.  ©udj  ben  g 1 ü f f e n balle  man  feine 
©ufmertfamfeit  jugewenbet.  Sie  in  Rallgebirgen  ftd) 
mehrfach  finbenben  unterirbifeben  glußtäufe  unb 
Seenabflüffe  (Sntaboti)ren)  batten  }u  ber  irrigen  ©n- 
nähme  eine«  fubmarinen  3ufammcnbangeb  einzelner 
glüffe  geführt,  ©eränberungen  beb  glußlaufs,  per- 
meintlicbe  öifurfationeu  (Sonau  mit  jWei  Vlbflüffen 
inb  ©briatifdje  unb  Scbwarje  ©leer)  unb  Seltabil- 
bungen  waren  gleichfalls  febon  in  ben  Kreis  ber  lln- 
terfuebungen  gezogen  worben. 

ISIittrialter.j  Sie  Sänberfunbc  nahm  im 
Saufe  bebUtiitlelalterb  einen  bebeuienben Umfang  an. 
Wenn  fte  auch  bie  brei  Kontinente  ber  ©Iten  ©feit  noeß 
nicht  ganj  umfaßte.  Sennocb  liegen  unb  gefieberte 
Sfacßncßten  Dor,  baß  man  in  ber  frühem  Hälfte  beb 
äfliUelalter«  bereit«  eine  uoriißergeßeitbe  Kenntnis 
Bon  bem  ©orbanbenfein  einer  Dienert  ©eit  erlangt 
batte  unb  jwar  burd)  bic  Diormannen  (©ifingcr). 
876  mlbecfte  ein  Seeräuber,  ®unnbförn,  Weltlich 
bon  JJblanb  ein  neue«  Sanb,  bab  50  Saßre  [(röter 
(982)  Erif  ber  SRote  Don  neuem  auffueßte unb  we- 
gen beb  fpärlicßen  ®ra«wutßfeS  ba«  Wriine  Sanb 
(®rönlanb)  benannte.  Sein  Sohn  Seif  würbe  um 
ba«  3aßr  1000  auf  feiner  gabrt  nad)  ©tönlanb  wei 
ter  fübwärtb  oerfcblagen  an  ein  ihm  unbclaimte«  @e- 
ftabe  (SBinlanb).  Sod)  gerieten  biefe  Jiormannenent- 
bedungen  f (räterbin  oollftänbig  in  ©ergeffenßeit  unb 
haben  baber  auf  bie  foc-mogvapbifchen  ©orftellungen 
beb  Mittelalter«  feinen  Einfluß  aubjuüben  oermodjt. 
Ser  Slorben  Europa«  würbe  nur  febr  anmäblid)  be- 
fannt;  bod)  batte  febon  im  9.  3nbrß.  ber  Diormanne 
Ctbcre  ba«  Dlorbfap  umfegelt,  unb  auch  bie  £>alb> 
infeinatur  Sfanbinatrienb  war  richtig  erfannt  wor- 
ben. ©eilet  reichten  bie  Renntniffc  nach  Often,  feit-  j 
bem  bie  mongolifeben  ®roßcßanc  mit  ben  abenb- , 


länbifeben  gürften  in  nähere  Beziehungen  getreten 
waren  unb  ihre  SReidje  ben  SHeifenbcn  offen  ftanben. 
©iano  bi  Eavpini  (1245),  fflilßelm  üiubrud 
(.1253)  unb  allen  anbern  troran  SBarco  ©olo  (1254 
bi«  1323)  brachten  überrafebenbe  Sfacßriebten  au« 
ben  oftafiatifeben  Sieidren  unb  3nbien  beim.  Oborico 
uon  ©orbenonc  (1316),  Soßattn  bon  ©iarig» 
ttolli  (1339  - 53),  3ofafat  ©arbaro  (1436—62), 
Diieolo  be’  Eonti  fegten  bie  gorftßunaen  fort  unb 
förberten  bejonber«  bie  ffeimtniffe  Bon  Sübafien  unb 
ber  Sunbainfclwclt.  — ®leicbjeitig  patten  bie  Ara- 
ber ber  E.  ein  lebhafte«  3ntereffe  abgewonnen.  Seit 
ber  ©uSbreitung  be«  3«lnm«  Born  Cfnbtt«  bi«  Spa- 
nien, Born  ©ralfce  bt«  ju  ben  Dlegerlänbem  3nner- 
nfrifa«  mußte  aud)  ba«  Streben  bcrBortreteit , bie 
®röße  unb©eBölfemttg  aller  bieferSänber,  ibrelpan- 
belä-  unb  ©crfebrflBerliitltniffe  näher  tennen  ju  lernen. 
URaffubi  (986),  3bn  al  Sarbi  (1232),  «bulfcba(132 1), 
Ebrtft,  ber  mtbi[d)e  ©eograpb  genannt,  3bn  ©atuta 
(1324 — 54)  haben  Boraebtnlid)  bie  Sänberfunbe  ge- 
firrbert.  Vlud)  utn  bie  utnlbematifcbe  ©cograpbie  ha- 
ben bie  ©raber  burd)  bie  Einführung  be«  ©tolentiio« 
(©Imageft)  [ich  8>oße  ©erbienftc  erworben;  burd)  ffe 
gelangte  er  in  ba«  ©benblanb. 

©egenüber  biefer  regfamen  Sätigfeit  patten  bie 
dirifllicben  Koämograpbeit  bie  wiffenfcbaftlicbe 
E-nur  Wenig  geförbert.  3brc  nintbcmatifd)  pbbftfcben 
iienntniffe  oottt  Erbförper  lehnten  ftd)  oollftänbig  an 
bie  toämograpbifcben  Jtompenbien  ber  jpätrömifdjen 
3eit  an;  ©liniu«,  Soltnu«,  Scncca,  Siarcianue  Ea* 
peüa  biibeten  bic  Jiauptquellcn,  bie  fte  unermüblicb 
Bon  neuem  ej}erpiertett.  3ul,em  machte  ftcb  ber  Ein 
fluß  ber©ibel  auf  bie  abenblänbifcbeBiffenjcbaft  nicht 
j in  Borteilbafter  ©eife  geltenb.  grommc  ©udjftaben- 
aläubigfeit  führte  ju  ber  irrigen  ©nnabmc,  baß  c« 
Öott  Wohlgefälliger  wäre,  wenn  man  fein  Biffen 
gang  auf  ba«  in  ber  ©ibel  Webotene  befeßränfte,  unb 
io  toaren  bie  lo«mograpbifcben  ©orftellungen  ber 
©ibel  lange  3«it  bic  berrfd)cnben,  würben  aber  bureb 
bie  Berfcbtebenen  Efcgetenfcbulen  in  mannigfacher 
©eife  auägelegt.  So  ftellten  ftd)  bie  ft) rifeben  Kirchen- 
oäter  ba«  ©eltall  al«  ein  etagenfönnig  abgeteilte« 
J)au«  Bor,  unb  eine  gleiche  ©nfebauung  Bertrnt  auch 
ÄoämaS  3nhifopleufte«.  Einen  wiffenfdiaft* 
liebem  Stanbpunft  nahmen  bie  fappabofifd)en 
jvircbenoäler  im  4.  3abrb-  ein  (©afiliu«  b.  ®r.,  ®rc- 
, ctor  Bon  Diuffa),  bei  benen  fteß  fogar  ©riftotelifcßer 
Einfluß  naeßweifen  läßt,  ©äßrenb  fteß  bie  große  Hiebt- 
iabl  ber  ©ibelejegeten  ber  ©nnaßhie  einer  feßeiben- 
fömtigen  Erbe  juneiate,  oerfoehleit  fte  mit  großem 
Eifer  bic  Seßre  non  ber  Kugelgcftall.  Sie  Seßrtnei- 
nungen  über  bie phbfiidjcnltcrbältniffcbe«  Erbförper« 
(Ojennlebre,  untcrirbticße  glüffe,  3onenleßre)  Waren 
ebenfall«  BorjugäWeife  ben  Villen  entnommen  unb 
nur  feiten  Wetter  auägebilbet  worben,  (jatte  man 
aber  bi«  nun  12.  3ahrß.  ftd)  auäfcßließlicß  auf  bie  la 
teinifeße  Ejrjerptcnlileratur  befeßräntt,  fo  (am  bureß 
bie  erneute  Keuntmänaßme  be«  Vlriftotele«  ein  bc- 
f rueßtenbe«  Element  in  bie  mittelalterliche  SiffenfcßafL 
Ser  Somindaner  unb  Diegmäburgcr  Erjbifcßof  ©1* 
bertu«  äü'agnu«  (1X93—1280)  bat  adelt  anbem 
Baratt  bie  ©riilotelißße  Diaturpßilofopbie  unb  Roämo- 
pßBftf  bureß  feine  umfangreichen  Kommentare  wieber 
itt  ©ufnaßme  gebracht,  ©ar  in  ©rifiotele«  jimäeßft 
autß  nur  eine  neue  QucOe  ber  tvabilioneden  Siffen 
fdjaft  entbedt  Worben,  fo  wirlte  fte  bod)  anregenb  auf 
eine  tiefere  ©uffaffung  be«  Diaturganjen  bin.  ©efon 
ber«  ber  granjiöfaner  iHogcr  ©acon  (1214  — 94) 
bat  fuß,  geftüpt  auf  ©riftotele«  unb  feine  arabifebeit 


9 


Grbfunbe  (Zeitalter  ber  Entbedungen), 


Kommentatoren,  an  rin«  Höfung  ber  mnttyematijdicn 
unb  g«opbl)lifci)«n  Probleme  gewagt  unb  jurn  erften- 
mal  auf  bic  erpevimentetle  gorfdjtmg  hingeWiefett. 

Eine  bebeutenbe  Sortierung  tjat  aber  ine  Karto- 
graph ie  bc«  SÄittelaUer«  erfahren.  3»  beit  älteften 
fetten  lam  man  freilich  über  eine  fchematifdje  Spar« 
jtellung  beSBeltganjen  uid)t  hinaus.  Sieben  ber  Pier- 
edigen  Sclttarte  beb  KoSma«  Jfnbilopleufteä, 
bie  and)  im  ülbenblanb  bis  jum  10. 3ahrf).  ftd)  nach- 
loeiien  lägt«  bat  fafl  auSfchließlid)  bie  [ogen.  S a b f a r t e 
gebendem , auf  her  bie  Erbe  (©jien,  lifrifa,  Europa) 
in  ©ejtalt  eine«  Kreife«  roiebergegeben  war,  ber  Dom 
Ojeait  umfpült  mürbe.  ©Icictgme  biefe  SorfleCiung 
einer  Kreisförmigen  Erbe,  fo  mar  auch  bie  weitere 
Einteilung  berfelben  in  Erbteile  ben  Vllten  entleljnl; 
benn  Don  Sterben  nad)  Silben  teilte  ein  Hurdjineffer, 
repräfentiert  burch  Xanai«(©on)  unbltil,  bi« Erbe  in 
.ttoei  gleich«  Hälften,  Uon  benen  bie  bftliche  '.’lfien  um- 
fajjle,  bie  meftliche  aber  burch  ba«  im  allgemeinen 


t) 


W 

9)abfarte  bet  Mittelalters. 


Weftoftiich  uerlaufenbe  SSittelmeer  in  jtoci  Ouabran- 
len,  Europa  unb  lifrifa,  gefchieben  mürbe  (Dgl.  '11b- 
bilbung).  Gine  charafteriftifd)e  Eigentümlid)feit  aller 
biefer  Harten  beftanb  barin,  baff  ntdit  ber  Storbeu  am 
obem  JtanDe  ber  Karte  lieh  befinbet,  fonbern  entmebev 
ber  Silben  (nach  bem  ©orbilb  arabifcher  Beltfarten, 
bie  alle  fo  orientiert  waren)  ober.  Wie  c«Dorherrfd)enb 
ju  finben  ifi,  bcr  Dften.  liefe  lejtgenanntc  Himmel«» 
gegenb  al«  ©ufgangsor!  bce  Heben  unb  Bärme  fpen- 
benben  iage«ge|tim«  galt  al«  bie 311  beporjugenbe  um 
fo  mehr,  als  Dom  ctanbpunlt  ber  ©benblänber  au« 
bort  im  Dften  bie  Siege  be«  Ehriftentum«,  ba«  ©e» 
lobte  Sanb,  ftdj  befinbet  unb  auch  ba«  trbifdje  ©ara- 
bie«  nach  ben  Eingaben  ber  ©ibet  im  äufjerften  Dften 
ju  fuchen  märe.  Her  Einfluß  ber  Eiligen  Sd)rift 
mad)te  [id)  ferner  bann  geltenb,  baff  auch  ber  TOttcl- 
punlt  bei  Siabfarte  burch  eine  bemerfenSmcrUDrtiich- 
feit  bcr  biblifchcit  ©efcbidjle  ausgezeichnet  Würbe,  in- 
bem  man  bortljin  bie  Slabt  3eni|alent  Derlegte. 

SPieieS  Schema  ber  Scltfarte  hat  (ich  ba«  ganje 
SRiltelalter  binburd)  erhalten,  benn  m allen  SSeltbil- 
bern  täjjt  fiep  biefer  ©nmbtijpu«  11  od)  herauSerfennen, 
wenngleich  bieEinjettjeiten  eine  weitere  ©uSgeftaltung 
erfuhren,  bie  Kfiftcnlmte  nidit  fehematifd)  fveisfönuig, 
jtmbern  febon  ftarf  inbioibuali)tert  erfcheint  unb  jahl* 
reiche  Hcgcnbcn,  Stäbieanfichten , frembe  Söller,  fa- 
belhafte ungeheuer  u.  bgL  ba«  ©anje  beleben,  ©e* 


ionber«  inhaltreich  [mb  bie  fogen.  EbftorferBelt- 
larie  unb  bie^eref  orberKarte  bcsSticharb  Don 
Halbing  t)  am.  Kudi  ba«  14.  unb  ba«  15.  3abrf|. 
lieferten  noch  zahlreiche  Harten  biefer  1hl,  mie  bie 
Seltfartc  be«  ©eint«  ©i«conti  (1320,  Dgl.  Karte  I, 
«feig.  3),  bic  ©cnuefifche  Scltfarte  Don  1447  in 
Jylorenj  (Don  elliptifchcr  ©cflalt)  unb  jene  be«  gra 
Bla  uro  im  SPogcnpalaft  ju  ©enebig.  Hiefcn  j.  X. 
nod)  recf)l  phanlaftifch  gehaltenen  Serien  flehen  nun 
bie  auf  erafter  ©runblage  au«gefiihrten  Sdjiffer- 
ober  Kompafifarten  gegenüber,  bic  freilich  nur  bie 
Küpen  be«  ÜKittelmccre«  unb  Heile  ber  atlantifdjen 
Külien  Europa«  unb  lljrila«  jur  Xarftcllung  brach- 
ten. Hie  ©erroenbung  be«  Koni  paffe«  für  bie  praf- 
tifchen  ifweefe  ber  Schiffahrt  (friUjeftctiS  am  Enbe 
be«  12.  3al)rh)  führt«  auch  jum  Entwurf  Don  Kar- 
ten, bie  ba«  burchKoiupafjaufnahmen  gewonnene  ©c- 
obad)tungSmaterioI  graphifd)  jumltusbrud  brachten. 
Hie  ältefte  batierte  Karte  biefer  Uri  ift  bie  be«  ©ielro 
©iSconti  Don  1311  inglovcnj,  ber  fpätcr  aud)  einen 
ganjeii  Ulla«  foldjcr  Karten  entwarf,  ber  bem  ©c- 
[chidjtSwert  be«  ©carino  Sanubo  beigegeben  ift,  unb 
in  bem  fid)  aud)  bie  obenerwähnte  Seltfarle  finbcL 
hierhin  gehört  ferner  ber  Siebiceifctje  Seealla« 
uon  1351  unb  bie  berühmte  Eatalanifdie  Seit- 
(arte  Don  1376,  bie  freilid)  neben  ber  ejaft  gezeich- 
neten ©littelmeerfüfle  no<h  bie  fliyenhaft  gehaltenen 
Steile  ber  übrigen  Hänbcr  jur  ©nfepauung  bringt. 

[©eitalter  »et  (Snt»retungen.)  Eine  neue  ©eriobe 
tu  ber  ©efchichte  ber  E.  hob  au,  al«  ©rinj  Hein- 
rich ber  Seefahrer  bie  Heilung  ber  nautifehen 
Unternehmungen  ber  ©ortugiefen  an  ber  Scftfüftc 
©frita«  mit  Erfolg  in  bie  Haiib  nahm.  Hatten  fdjon 
im  14.  3ahrh-  bic  ©enuefen  bie  ?4oreu,  ©labena  unb 
bie  ftaiiarifchen  3nfeln  wieber  enlbectt,  fo  war  e«  bod) 
nod)  nid)t  gelungen,  über  ba«  Kap  ©ojabor  hinaus 
nach  «üben  uorjubringen.  ©riuj  Heiiuid),  ber 
fleh  freilich  niemals  periönlid)  an  einer  galjrt  betei- 
ligte, förberte  ba«  Eiitbcdungbiueri  bis  jur  Sierra 
Heone-Küfte.  Unter  ihm  entbertte  Eabamoflo  bie 
l HapDerbifchen  3nfeln-  ben  Senegal  unb  ©ambia. 
Iluch  nad)  bem  Hobe  beS  ©rinjen  (1460)  fegten  bie 
©ortugiefen  ihre  gabrlcii  jur  Sluffinbung  eine«  See- 
wege« nach  3nbien  fort,  unb  1486  gelang  e«  ©ar- 
lhotomäu«  Hi a j,  ben  fübliehfteit  ©und  llfrila«,  ba« 
Eabo  Hormcnlofo,  ju  errei^en,  ba«  fpätcr  ber  flliid- 
liehen  Sorbebeutung  halber  ba«  Kap  ber  ©Uten  Hoff' 
nuna  genannt  Würbe.  Henn  in  berial,  wa«  fo  lange 
erhofft  war,  bie  Erreichung  3nbienS  auf  bem  f üb- 
rigen Seewege,  glüdte  1498  ©a«co  ba  ©ama. 

©ber  fdjon  fecb«  3«hre  früher  glaubten  bie  Spa- 
nier ba«  Denneintliehe  3»bien  auf  bem  wcftliehen 
Seewege  gefunhen  ju  haben,  ©eeinflu&t  burch  bie  ©n- 
fichten  be«  giorentiuer  ©iathemaliter«  Xoäcanelli, 
ber  ben  Seeweg  jwifchen  Spanien  unb  3nbien  auf 
ein  ©ritte!  be«  ©aratleUreiSumfangeS  Don  fiiffabcm 
berechnet  hatte,  warKoluutbue  an  ba«  Bagni«  ge- 
fehritien  mtb  halte  ben  ©tlantifchen  Ctean  an  (einer 
breiteften  Stelle  burebguert.  ©m  12.  DK.  1492  lan- 
bete  er  auf  ber  ©ahamainfel  ©uanahani  (Satling«- 
infei).  91ad)bent  ber  erfte  fühne  Schritt  getan  war, 
folgten  alSbalb  aubre  Eittbeder,  unb  faft  lebe«  3ahr 
enthüllte  neue  Küfteu  unb  3n[cln.  Sahrenb  Kolum- 
bus auf  zwei  Weitem  Steifen  (1494,  1498)  einen  gro- 
ßen Heil  ber  ©ntiQen  unb  ber  Storblüfie  SiibamertfaS 
(Scnejuela)  entbedte,  hatten  auch  aubre  Entbeehmg«» 
reifenbe,  wie  Hojeba,  3uan  be  la  Cofa,  Ilmerigo  ©c«- 
pucci,  ©injon,  bort  ihre  Xätigfei!  entfallel.  1500 
entbedte  ©ebro  Eahral  bie  Küpe  Don  ©rafilien,  bie 


10 


©rbfimbe  (im  16.  Saprbuitbert). 


©efpucei,©injon  unb  X)iego  beSepe  ftpott  brei 
Konnte  fvtiper  an  einer  anbem  Stellt  erreicht  batten, 
unb  bie  Sefpucci  im  folgenben  3apre  weiter  nacb  Sä- 
hen Ptrf olgte,  ohne  aber  bie  gehoffte  Xurtpfaprt  ja fin- 
ben.  grit  SR  a tja  l p a e S glüdte  e3  (1520),  bie  natb 
ihm  benannte  Strafet  ju  entbeden  unb  bis  natp  ben 
KoluRen  »orjubringen.  Sangfanter  ftp  ritten  bie  gnt- 
betfungen  in  Slorbatnerifa  Bor.  1497  war  3opn 
Sabot  beb  geftlanbeü  (Sabrabor?)  juerft  (alfo  noch 
oor  Solumbu«,  1498)  anfitptig  geworben ; balb  bar- 
auf  finben  wir  neben  ipm  bie  ©ebriiber  Sortereal 
tätig  (Sabrabor,  SJeufunblanb).  21pflon  ( 1 520),  Ser- 
rajano  (1624)  unb  ©omej  (1524)  »oBenbeten  biegnt- 
bedang  btr  norbamerifanifd)cn Stinte  bi«  ttacpffloriba 
fein.  Dcampo  (1608),  ©once  be  Seon  (1513),  ©or- 
boua  (1517),  ©rijnloa  (1518)  unb  Sineba  (1519) 
fcploffen  bie  gntberfung  be«  Kcyifanifepen  ©olfeS  ab. 
Unterbeffen  war  aber  autp  bie  Sflbfeefüfte  Vlnterifa« 
in  ben  geograppiftpen  ©efidjt«frei«  getreten,  ba  ©al- 
boa  1613  bie  Sanbenge  uon  Bananta  überfdiritten 
patte.  S)ie  grobe nmg  be«  3'ifnreidte«  burtp  (frang 
Sijarro  unb  Slmagro  (1524)  füprte  $u  Weitem 
©ntbedungen  an  bet  fitbamerifaniftpen  SBeftfüfte, 
beren  füblttpfler  Xeil  bis  jur  SRagalpäetg'trafee  1540 
burtp  ©amargo  befannt  würbe.  2E)ie  ©übfptpe  aber, 
ba«  Sap  fcoortt,  ba«  ftpon  Don  be  Jpoce«  (1526)  unb 
grnnet«  2Dr ate  (1578)  gefieptet  Worben  mar,  würbe 
erft  burtp  bie  SJieberentbedung  SdjoutenS  (1616) 
bauemb  befannt.  Slutp  nad)  Slorben  pin  war  bie 
©übfeefäjte  »erfolgt  worben,  ©efonber«  ©ortej  unb 
feine  Offijtere  patten  fltp  bie  grforfdjung  ber  merifa- 
niftpen  Stifte  bi«  hinauf  natp  Salifomien  angelegen 
fein  lagen ; botp  War  man  über  ben  43.°  nijrbl.  Sr. 
im  16.  3aprp.  nitpt  pinaubgelangt. 

3)urep  bie  gntbedung  Vlmertfa«  trat  ein  »oüflätt- 
biger  Umftpwung  ber  SorfteBungen  »on  ber  Be* 
fepaffenbeit  ber  grboberflätpe  unb  ber  Serteilung 
Bon  SBaffer  unb  Sanb  ein,  bie  befonbtr«  autp  in 
ben  Sorten  jum  Vlu«brud  fam.  Snfangä  war  man 
ber  SJteinung,  tatfätpliip  bie  Stiften  be«  öftlitpcn  Elften 
(Satpai,  3nbien,  SRoluffen)  gefunben  ju  paben,  ba 
nod)  immer  bie  SorfleBung  Bon  ber  pufeifenfönnig 
um  bie  grbfuget  perumgreifenben  Kontinentalinfel, 
wie  fie  1492  noip  SHartiit  Sepaim  auf  feinem  ©Io- 
bu«  bargefleBt  pat.  ©eltung  patte  (Dgl.  Hartei,  gig.4). 
®ie  SReprjapl  ber  »arten  Derpält  fiep  biefer  fjrage 
gegenüber  inbifferent.  Keift  geben  fie  ben  ©erlauf 
ber  neuentbedten  SeftlanbSfüfte  am  linfen  Jianbe  be« 
SartenblatteS,  opne  iptt  mit  ber  oftafiatifepen  Süfte 
am  retpten  Kartenranb  in  Begebungen  tu  [eben;  fo 
bie  Sorte  be«  3uan  be  ia  Sofa  1500,  be«  ©antino 
unb  Eanerio  1602.  $er  gortfepritt  ber  gntbedungen 
liefe  junätpft  bie  Kontinentalität  SübatnerifaS  per- 
»ortreten.  Sud)  bie  entbedten  norbamerifaniftpen 
Süftentcile  würben  jit  einem  felbftänbigen  ffianjett 
abgegliebert,  opne  bafe  fte  aber  mit  Sübamerifa  in 
Serbtnbung  gebratpt  finb,  wie  wir  bie«  auf  bem  'nürn- 
berger ©lobu«  Sdpöner«  finben  (1520,  Dgl.  Sorte  I, 
0ig.  5).  Kan  poffle  nod)  immer  jwiftpen  btefenSanb- 
fompleyen  piitburtp  bie  epinefiftp  • inbiftpe  Süfte  leiepi 
erreitben  ju  fftnnm.  Smerifa  würbe  baber  al«  ein 
felbftänbigcr,  Dierter  Seltleil  ancrfannl.  ®ie  irrigen 
Deutungen  ber  gutbedungen  be«  Kagalpäe«  unb 
©ortej  füprten  in  ber  SRitie  be«  16.  3aprp.  ju  ber 
früpem  Sermutung  jttrüd,  bafe  Smerifa  botp  nur 
ein  fepr  grofeer,  palbmfelartiger  (Hnfah  an  ben  afia- 
tiftpen  Sontineutalrumpf  Wäre,  eine  t'lnnapme,  bie 
Stpbner  auf  feinem  ©lobu«  Bon  1633  wieber  Der- 
tritt.  Sowenig  man  aud)  ein  auf  ©eobadjtungen  ftd) 


grünbenbe«  Bcwei«mnteriat  in  ber  fcnnb  patte,  fo 
reprte  man  botp  fepr  balb  wieber  ju  ber  Snnapme 
ber  felbftänbigen  Steilung  Slmerifa«  jurfld,  unb  ben 
Stretto  »outlnian  (bie  fpäterc ©eringftrafee)  fin- 
ben wir  bereit«  auf  ben  »arten  be«  16.  3aprb.  »or, 
ehe  fie  tatfäcplicp  entbedt  War.  — 3»  eben  jener  3 eit 
patte  autp  bie  Snnapme  eine«  arofeen  Siibpolar- 
f out  in  ent«  Bettung  gepabt,  beffen  Jiorbranb  bie 
fttblidje  Süfte  ber  Kaga'lpäebftrafee  bilbet  (»gl.  ScpB- 
ner«  ©loben-),  unb  ber  fteBenWeife  bi«  über  ben 
SBettbefrei«  pinaufreitpen  foBte.  $oep  erft  1606  ge- 
lang e«  ben  §oBänbem,  im  ©üboflen  Vljien«  bie  geft- 
Innb«füfie  be«  Suftrallanbe«  ju  erreichen,  $urep  ©bei 
Xa«ntan  aber  würbe  auf  feiner  gaprt  an  ber  ©üb- 
tüfte  »on  Sanbiemen«lanb  1643  biefe«  Xognta  jer- 
ftbrt,  unb  feit  jener  3eit  figuriert  Suftralien  ober 
'Jieupollanb.  Wie  e«  bie  erfteit  ponänbiftpen  gnt- 
beder  genannt  patten,  neben  ben  übrigen  ffeftlänbem 
aläfünfter  Süntinent 
ffläprenb  fo  in  überraftpenber  SJeife  bie  räuinlitpe 
SenntniS  unfrer  grbe  gefßrbcrt  Würbe,  entwideltc 
fidp  aud)  bie  wiffenftpaftlitpe  g.  gewaltig,  jumal 
in  Xeutftplanb,  ba«  an  ben  räumlidjen  gntbedungen 
feinen  bireften  ’ilnteil  patte.  Sopernifu«  unb  Sepler 
geftalteten  bie  Sjtronomie  um;  aber  nur  langfam 
Bratpen  bie  neuen  SBaprpeiten  )icp  ©apn.  $ie  ©rei- 
ten- unb  fiängenbeftimmungen  würben  in  biefer  ©e 
riobe  fepärfer  au«gefüprt,  unb  SJiBebrorb  SneBiu« 
mafe  jwiftpen  Sergen  op  3oom  uttb  Rllfmaar  bot  erften 
grbboaen  mittel«' Xreiedcn,  weltpe  SRcffung  nur  um 
'In  au  lurj  au«fiel.  3»  Ber  Sartograppie  glänjten  im 
16.  3oprp.  bie  Xleutftpen,  benen  bann  bie  Sieberlän- 
ber  folgten.  Xeutftpe  SRatpematiler  wagten  juerft, 
bei  ber  Übertragung  Don  Hugelflätpcn  m bie  ebene 
(©rojeflionen)  bie  Sorbilber  be«  Altertum«  ju  »er* 
Iaffcn;  fo  StSffler  (geft.  1530)  unb  3opann  ffiemer, 
ber  ba«  flereograppiftpe  ©rabneü  einfüprte;  Bor  aBen 
aber  ffierparb  Sretuer,  genannt  wi  e r c a t o r (geft.  1612 
in  SHupelmonbe) , ber  aufeer  japlreiepen  anbern  aud) 
bie  ftparffinnige  naep  ipnt  benannte  ©rojeftion  er- 
fanb  unb  juerft  1569  auf  feiner  Sleltfarte  in  Snwen- 
bung  brachte;  fie  ift  für  Seefarten  feitbem  unentbehr- 
lich. SJacpbem  bie  alten  ©tolemäifcpen  Harten  nod) 
lange  im  ©ebrautp  gewefen  (im  15.  3abrb.  erftpienen 
in  Xeutfcplanb  allein  16  2lu«gaben  baDon),  (amen 
beffere  grbbilber  auf.  Sebaitian  SJlflnfter  au«  Bafel. 
Serfaffer  einer  berannten  Sodntograppie,  jeigt  notp 

?e ringe  gortfep ritte,  bi«  ©eter  ©iencwip  (Spianu«) 
524  feine  Xafeln  für  Sange  unb  ©rette  perauSgab, 
bie  namentlid)  ben  beutiepen  »arten  eine  ftaunen«- 
werte  ©enauigfeit  gewährten,  fflcrcator  unb  fein 
ffreunb  Vtbrapam  Crteliu«  (Örtel)  brachten  bie  Sar- 
tograppie natp  ben  Dtieberlanben,  wo  auep  bie  ©e 
jeiepnung  -Vltlae-  für  eine  »artenfammlung  (1695) 
burtp  !Huutolb3Kercntor  inSorfcplag  gcbradit  würbe. 
3obofu«  unb  ^einriep  fymbiu«,  ©etm«  ©lamiu«, 
Wurigariu«  flanben  batttal«  in  Stuf,  wie  beute  ein 
Stieler,  Kiepert  ober  ©ergpau«.  Über  ben  erften 
SKittagbfrei«  perrftpte  bamal«  io  Wenig  gintratpt  wie 
gegenwärtig.  JSercator  legte  iptt  über  bie  21  joren 
tnfel  gor»o,  Sjottbm«  burep  bie  fapDerbiftpe  3nf(l 
Santiago,  anbre  ©ieberlänbcr  burtp  Xeneriffa.  21m 
25.  2lprtl  1634  tagte  ju  ©ari«  eine  ©eograpbenDer- 
[ammlung,  bie  fiep  barüber  »erftänbigte.  Die  Sättgen- 
rabe  »on  ber  3nfel  ijerro  an  ju  jäplen,  ein  ©ejtplufe. 
en  Subwig  XUI.  für  ade  Sartograppen  al«  »erbino- 
liep  erflärte.  Sdilecpter  ift  e«  notp  mit  ber  pppfiftpen 
öeograppie  befteUt.  Siinfidillicp  ber  $>bhenDerpäIt- 
nijfe  ber  grbe  gab  man  ftd)  notp  fabelhaften  ©or- 


KARTEN  ZUR  GESCHK 


Meters  Kant  - Lejeikvn . 6 Au/7 


Bibliofraphikcti« 


’HTE  DER  ERDKUNDE  II. 


Erdbild  um  ISOO. 


Erdbilil  um  1700. 


Zum  Artikel  . Erdkunde 


2[V' 

iy  Google 


gtbhmbe  (im  17.  unb  18.  3al|rljunbcrt). 


11 


Rettungen  ßin.  ®ie  ipßbrograpbie  mußte  bureß  bic  | ren  bereifte , Berbanfen  wir  bie  erfteu  genauen  Drt6* 
gablreußen  ««reifen  aufgeflärl  werben.  Sadjbem  beftimmungen.  Sun  noeß  größerer  Bebeutung  wur  • 
noeß  Holumbug  geglaubt , bic  fefle  Cberfläcße  unferg  ben  bie  E r b b o g e n m e f f u n g e n ber  grotigofeit 
Blanden  überwiege  bie  ftüffige,  oermutete  SHcrcator  unb  gwar  bie  lapplfinbifdje  1738  bureß  SJiaupertuig, 
ein  ©Icicbqeroießt  groifeßen  beiben.  VI ber  erfl  nneßbem  Etairaut,  Semomer  unb  CetfiuS  unb  bie  pentanifdje 
Abel  lagman  bie  großen  Ogeanftücßen  im  Silben  unter  Bouguer,  üaeonbamine,  ©obin  unb  ben  fpani* 
Auftralieng  fennen  qeteßrt,  gewann  bie  See  bie  Ober*  (eben  Offneren  llttoa  unb  3orje  3uan;  fie  haben 
ßanb  über  bag  geftfanb.  ©rößeie  SReereotiefcn  Der-  auch  wertootte  geoarapßifcße  ErgeEmiffe  geliefert.  Siet 
mochte  man  nicht  gu  nteffen;  boeß  gab  fchon  1586  $eutfcße  ffarften  Siebufjr  unternahm  1763  eine 
Sutag  AurigariugCäSagncrgSeelicfenfndenbcrSforb.  j epoeßemaeßenbe  Seife  in  bag  Bergtanb  3emen8  (Ara* 
fee  unb  be«  Ranalg  beraub,  für  welche  bie  Jiefenan-  bien)  unb  lieferte  bie  elften  guoerläfftgen  Harten  unb 
gaben  bureß  üotungen  gewonnen  waren.  fSab  Ein-  , geograpßifdjen  Betreibungen  be«  Solen  'UitcreS, 
treffen  ber  gtutwetlen  würbe  Bon  allen  oeefaßrem  ' Arabieng  unb  fileinaficnä.  3n  rufftfeßen  ®ienften 
beobachtet,  fo  baß  wir  bie  Sjafcnjeiten  in  ben  S>anb'  | bereiften  1735  ff.  ®metin,  SKüüer  unb  Steller, 
büchern  jener  Beriobe  angegeben  pnben.  Vtuch  bie  ; 1768—74  ber  Berliner  B-  Simon  Battag  Sibirien 
bauernben  SJieereSftrömungcn  waren  ben  6nt>  i hauptfächlieh  ju  naturwiffenfchaftlichen  Sorfchungen. 
betfunggreijeitben  nicht  entgangen;  bie  Sortugiefen  Vln  ber  »Weiten  Seife  Goofb  in  bie  Auftralgcaenben 
ianben  im  15.  Saßrß.  ben  ©umeaflrom,  Babca  ba  nahmen  bie  beiben  beutfetjen  Saturforfcßer  3-  S.  unb 
Warna  benSJJofamßifftrom,  Ataminog  1513bcn®otf*  ö.  gorfter  (f.  b.)  teil.  fi.  ©.  be  Sauffure  Würbe 
ftrom  in  ber  ftoribanifchen  Enge.  Xeggteießen  Wur-  burd)  feine  Bcfteigung  beS  SRontßlanc  (1786)  bererfte 
ben  bie  Suftftrömungen  ausführlich  betrieben,  bie  roiffenfeßafttieße  gorftßer  in  ben  fjoeßregionen  ber 
Samen  ber  Baifate  unb  Bionfune  treten  auf.  fBie  Alpen. 

jufammenfaßenben  £ianbbücßev  jener  Seit  werben  I feine  ber  roiißtigften  wiffenfdjaftließen  Errungen  ■ 
am  beften  buriß  Sebaftian  granefg  •©eltbuch  bed  I feßaften  bieier  Beriobe  ift  bie  Berbefferung  ber  ajtro* 
ganzen  Erbbobengt  (1534)  unb  Sebaftian  SRflitfterg  nontifeßen  Drtgbeftimmungen  unb  infolge  baBon  bie 
•Cosmographia  universaüs*  (Bafel  1550)  eßarafte-  ! genauere  BefHmmung  ber  Sänberumnffe.  fflaren 
riftert.  fßiefeg  reieß  iHuftrierte,  oft  aufgelegte  ©erf,  in  ; gunäeßft  bie  SHetßobcn  bet  DrtJbeftimmung  noeß  fo 
beni  ®eograpßie  unb  Wefcßicßte  bunt  bureßetnanber  icßwierig,  baß  nur  burcßgebilbete  Aftronomen,  wie 
gehen,  gleicht  inbeffen  nießt  unfern  heutigen  ifänber  Sicßer,  geuitti,  Saconbamine,  Souguer,  ftc  anguwen- 
tunben,  fonbern  mehr  unfern  Seifeßanbbüeßem.  Un • ben  nerntoeßten,  fo  würbe  eg  im  Saufe  beg  18.  yatjrh. 
gleich  hohem  roiffenfeßaflticßen  Sang  miifjen  wir  ber  bureß  bie  Grfinbung  beg  Spiegeloflanten  unb  bann 
• Geographia  generalis*  (•Allgemeine  E.*)  beg  in  beäSpiegelfejtanten,  bie  BerBoÜfommnung  ber  (Ebro* 
Üljen  gebomen  Sernßarb  Bareniug  (ca.  1650)  bei-  nometer,  biciieraugcjabeDerhefferterSaubtafelnauiß 
meffen ; eg  ift  bie  erfte  jufammenfaffenbe  Sarftellung  bem  gewöhnlichen  Seemann  unb  Wiffenfßaftlißeu 
ber  phhöfalijchen  ©cograpßie.  | Seifcnben  möglich,  Ortgbeftimmungen  Bon  genügen 

[Heuere  Seit.]  Um  bie  BJilte  beg  17. 3aßrß.  War  ; ber  ©enauigfeit  Borgunehmen.  3)a«  Serbien)!,  biefe 
bie  Berteilung  Bon  Sanb  unb  ©affet  auf  unfrer  Erbe  , gortfeßritte  ber  Aftronomie  für  bie  Ifartenjeicßnung 
big  auf  ein  Srittel  ber  Oberfläche  erforfeßt.  Sun  aber  juerjt  benußt  311  haben,  fällt  ben  granjoftn  .gu.  Eaf * 
trat  Bon  16-18 — 1769  ein  StiUjlanb  in  ben  über-  fini  entwarf  1680  in  bcrfßarifer  Sternwarte  bagerfle 
feeifeßen  Entbeefunaen  ein,  ba  bie  Urfpningglänber  ©elthilb  nach  neuen  aftronoruifeßen  Angaben;  ®uil • 
her  geminnbringenben  ^anbelggegenftänbe  erreicht,  taumefUeligle  aber  gab  1725"gumerftentnal  auf  einer 
Sieberlaffungen  genug  gegrünbet  waren.  SturSuß-  Harte  bem  HHittelmeer  feine  richtige  ©ejtalt  unb  Ber* 
lanb  bemühte  ließ,  ben  Sorben  Sibiriens  aufjubetlen,  wertete  überhaupt  alle  befannt  geworbenen  aftromv 
wo  namentlich  bie  Seifen  Beringg  ßerooriubebcn  jmb.  mifeßen  Crtgbeftiminungen.  $er  geleßrte  b'Anoille 
Slußerbem  feßritt  bie  Enthüllung  ber  3ufelgruppen  (1697 — 1782)  gab  feinen  Harten  bureß  Sammlung 
beg  ®roßen  C jeang  langfam  oorwärtg,  woran  fieß  unb  feßarfftnnige  Benußung  ber  ©oqabilättbe  in  ben 
außer  benEnglanbem  aucßSranjofenfBougainbillcj  3tinorarieneinenocß  jcptbewunbertcBolUommenßeit 
beteiligten  (f.  Ojeanien).  2>ie  oon  3-  Cool  17titi  iSeulfßlanb,  bag  frilber  fo  Bebeutcnbeg  in  biefem 
enerqinßer  aufgenommene  Erforfcßung  ber  Sübfce  1 ^toeig  ber  E.  geleiftd,  bot  feit  bem  ^Dreißigjährigen 
würbe  in  ben  erften  3ahräehnten  beg  19.  3ahrhnn*  Sfricg  einBilb  berBcröbung.  $emHupferftecßer3oh. 
bertg  311m  Abfcßluß  gebracht,  worauf  nur  noch  bie  I fiomnnn  (geh.  1664),  ber  fiel)  in  Siiimberg  nieber* 
beiben  Solarräume  unb  ba8  Jtinere  ber  Kontinente, ! getaffen  hatte,  Berbanfen  wir  bie  fflieberbelebung  ber 
namentlich  Afritag  unb  Auflralieng,  gang  unbefannt  | Hartographie  in  unferm  Baterlanb  (Bgl.  Harte  I,  gig. 
blieben.  Sieben  ben  eigentlidjen  Entbccfunggrcifcn  6).  §öhenmeffungen  hatte  man  noch  big  in  bag  18. 
würben  aber  in  biefer  Bcriobe  gum  erftenmal  and) 1 3abtß  htnemnur  mittetälDreietfen  oorgcnommcu,  big 
gotfeßunggreiftn  unternommen,  berm3tned  bie  Wif ■ man  jteß  gu  biefem  3wcd  beg  1643  Bon  Jorriceüi  er* 
jenfeßaftluße  Renntnig  ber  Säitber,  ihrer  Ergeugnifje  funbenen  Barometerg  hebienen  lernte.  3.3.®<ß<u<h' 
unb  ihrer  Bewohner  ober  bie  Aufteilung  aftronomi*  ger  wagte  eg  juerft  1705  — 1707  auf  feinen  Alpen- 
feßer  unb  phbfitnlifcher  Beobachtungen  bitbete.  Atg  wanberungen , bie  fjoße  Bon  Orten  and  bem  Baro« 
erfter  ffleteßrler,  ber  einen  fremben  Erbteil  auffueßte,  meterftanb  ahguteiten.  3)ie  erfte  attgemcin  gültige 
ift  3«an  Sicßer  gu  nennen,  ben  bie  Barifer  Afabe*  Barometerformel  für  ipöhenmeffuitgcn  fanb  aber  ber 
mie  1672  naeß  Eapenne  feßiette,  unb  ber  bort  aug  ben  Scßweiger  3cnn  be  Suc  (1772).  Am  Enbe  beg  3aßr* 
oertangfamien  «eßwinqungen  beg  Barifer  Sefunben*  ßunbertg  geießnete  man  and)  fchon  bie  erften  geogra 
penbetg  feßtoß,  baß  bie  Erbe  feine  reine Shigel,  fonbern  phifeßen  Brofite,  unb  1799  feßuf  ber  fäcbfifd)e'  SRnjor 
am  iSauator  angcfChWotlm  fei.  Hurg  barauf  trat  Seßmann  eine  ftrenge SSdßobe  ber  Serrainbarftel* 
Ebmunb  galten  feine  Seifen  gum^weef  phhTitalifcß.  tung  bureß  Set) raffen,  nadjbem  Buacße  feßon  1737 
geographiießer  Beobacßtungen  an.  ®em  grangi«  bie  'Sfoßßpfen  für  liefenfarten  beg  SWeereg  ange- 
taner üouig  ge  ui  Hg.  ber  gwifeßen  1700  unb  1724  wenbet  ßatte.  Buacße  unb  ber  hefamite  Saturfor* 
bie  ifenante,  Sflb*  unb  SHittetamerifa  unb  bie  Kana*  j feßet  Buffon  perfneßten  aueß,  ßaÄ  ©eghnmer  (1» 


12 


ßtbfunbe  (iw  IS-  unb  19.  Japrpttnbert). 


charpcntc)  bet  Erbe  gu  erfenntn,  b.  I).  btc  RidptungS-  j 
linieii  bet  (Sebirgc  in  ein  beftimmleS  Spftem  gu  brin- 
gen. Sür  bie  SReffung  größerer  RJereStiefen  unb  bie  j 
Brftimmung  ihrer  Xemperatur  fehlten  noch  bie  ge- 
eigneten Jnftrumente ; man  mußte  fiih  im  gangen 
noch  auf  bie  Erfcpemungen  ber  Rfeeresobctfläebe  be- 
fepränfen.  Der  jefuit  TUpanafcuS  ftird)er  fteUte! 
1665  bie  Jpauptftrömungen  ber  Ogeane  auf  einem 
Karlenbiibe  bar.  Tlucp  bie  Kenntnis  ber  Himatifcpcn 
Verpältniffe  ber  Erbe  machte  einige Sortfdjrilte.  Hai- 
lei)  entwarf  1686  bie  erfte  Winblarte  berfirbc  unb  er 
Härte  bie  Sßaffate  unb  RJonfunwmbe.  6rBerfud)tc  auch 
(1687)  Regenmenge  unbVerbunftungbeSRJittelmeer- 
gebictS  gu  bererfjncn.  Riil  ber  Tlufgciepnung  ber  2uft* 
temperaturen  unb  gugleicp  ber  Regenmengen  begann 
man  nad)  ber  ErfinbungbcSXpermometcrs  ftbon  1699 
in  Raris.  1774  lonnte  ßotte  Regentafeln  für  gehn 
curopäifcpe  Orte  bcröffentlichen.  TUS  baS  ÖSeburls- 
japr  ber  moberaen  'Meteorologie  muß  aber  1780  be- 
geiebnet  werben,  ba  in  biefcni  Jahre  Kurfürft  Karl 
Xpeobor  Bon  ber  Rfalg  bie  Rlannpeimer  TKabemic 
für  SRetcorologie  ftiftete , bie  nach  einem  beftimmten 
eopftem  eine  Kette  Bon  Beobaeptungäftatioiien  über 
Europa  auSbebnte  unb  bie  erhaltenen  Beobachtungen 
Oerarbeitete.  Die  critcn  Höpengrcngen  ber  ©eloäcpfc 
beftimmte  Souutefort  am  warnt  (1700).  Siinnd 
fteUte  1737  bie  Rilan  gengonen  ScpWebcnS  bar.  71m 
Eitbe  beb  18.  3aprp.  begann  man  auch  bie  hörigen- 
taten  (Strengen  bei  Verbreitung  ber  öewäepfe  gu  er- 
mitteln. Sd)on  früher,  nämlich  1777,  hatte  E.  TL  SB. 
Jimmermann  bie  erjte  Erbtarte  für  bie  Verbreitung 
ber  Säugetiere  entworfen;  auch  erfannte  er  guerft  bie 
Tlbgefdfloffenpett  ber  auftralijcpen  Sauna,  wäprcnb 
Vufjott  bie  &pnlicpfeit  ber  Vlrten  beiber  Hemifppären 
innerhalb  ber  Rorbpolargone  nacpwieS.  Die  Wco- 
graphie  beb  Rfcnfepen  tonnte  noch  Wenig  geförbert 
werben,  ba  bie  ihre  notmeitbige  ©mnblage  bilbenben 
nnthropologifdjen,  tinguiftifebrn  unb  flati|lifd)en  Stu» 
bien  noch  in  ben  erften  «nfängen  waren.  Tiber  per- 
Borrageube  Rptlof  oppen , wie  ipumc,  Montesquieu, 
Eonbörcet,  Herber,  Kam  u.  a.,  machten  hoch  f<hon  bie ! 
Tlbhängigteit  beb  Rlenfdfen  non  ber  Ratur  ber  Erb- 
Oberfläche  gum  ©egenftanb  ihrer  Betrachtungen.  Dar 
wichtigftc  Hanbbud)  ber  befepreibenben  Oteographie 
ift  Bon  öüfthing  (1754—1803). 

|D«$  19.  Qabrbunbrre.)  Situ  Tlnfange  beb  19.  i 
3üprp.  Waren  bie  Umriffe  ber  Erbräume  unb  bie  Ver-  I 
teilung  BonSonb  unbÜKeer,  mitTtuSnapme berRorb-  ' 
unb  Sübpotarlänber  (f.  biefe  Tlrtitel),  betannt,  unb 
ihre  Srforfchung  hat  beSpalb  eine  Hauptaufgabe  beb 
19.  Japrp.  gebilbet.  Jn  ber  Xat  ftnb  bie  ©rengen 
unfrei  Kenntnis  beträchtlich  Weiter  polwärts  gefepo- 
beit  Worben,  bie  fogen.  norbweftlicpe  Durchfahrt  ift 
befonberS  burep  bie  Ejpebitionen  gut  Thiffudjuna 
SranHinS  (f.  b.),  bie  norböftlicpe  Durchfahrt  burep 
Rorbenfliölb  (f.  b.)  entbedt  Worben.  Raufen  brang 
bie  inü  innere  Volarbcdcit  Bor.  Tlucp  bie  Kenntnis 
beS  Jnnent  ber  Sefllänber  pat  bebeutenbe  Sortfcp ritte 
gemacht.  Die  Erfcpließung  TlfrifaS  (f.  b.,  S.  147  f.)  j 
brüeft , neben  ben  Rolaregpebitioncn , ber  geograppi.  ' 
fepen  Xätigleit  in  ber  gweiten  Hälfte  beb  Japtptm- 
berto  ben  Stempel  auf.  Tiber  auch  bie  weißen  Siede 
auf  ben  Karten  Bon  3entralafien,  Tluflralien  unb 
Sübamerita  ünb  beträchtlich  Heiner  geworben.  Die 
3eit  ber  großen  Sntbedungen  im  Juiiem  ber  S*ft- 
länber  tarnt  heute  im  gangen  alb  abgefcploffen  gelten. 

Schon  baS  19.  Japrp.  ift  faft  mehr  ein  3eüaltcr 
ber  Riefjung  unb  wiffenfdiaftlicpcn  Erforfdjung  als 
ber  Enlbedttng  geWefen.  Die  Darftcdung  ber  räum- 


lichen Vcrpältniffe  ber  Erbe  ift  burep  bie  Sortfebrilte 
ber  Jriangulation,  ber  oftronomifepen  DrtSbeftim 
mutig  unb  ber  barometrifepen  Höpennicifuiig  teile 
genauer,  teile  leichter  ausführbar  geworben.  Die 
üulturftaaten  haben  auf  Dreiedsmcff  ungen  berubenbe 
Starten  (logen.  ßScneralflabSfartcn)  erhalten,  bieSüften 
aller  Erbteile  ftnb  Bon  ben  Schiffen,  bejonberä  ber 
englifdjen  Tlbmualität,  oermeffen,  aftronomifcpeOrtS- 
beiiimtiuuigen  finb  immer  mepr  auch  im  Jnnent  ber 
Seftlänber  angcftellt  worben,  goplreicpe  Reifenbe 
haben  Routentarten  aufgenommen,  bie  unS  Wenig- 
ftcnS  ein  BorläufigeS  Bilb  Bon  Vobcngeftaltung,  Bon 
©ewäffern,  Ortolagen  unb  Wegen  geben.  Die  Karto 
grappie  rupt  beSpalb  peute  auf  aanganbern  ®vunb 
lagen  alb  am  Vlnfang  beS  19.  Jalirp.  unb  ift  auch 
burep  bie  Sortfepritte  m ber  leepni!  beS  Shipferfticfca, 
Steinbrudä  tc.  weientliih  geförbert  Worben,  fo  baß 
fie  bcfonberS  in  Deutfcplanb,  wo  namentlich  Stielet, 
VergpauS,  Vetenuann  unb  fiiepert  gu  nennen  fmb, 
unb  neuerbingä  and)  in  Srantrcid)  unb  ber  Scpwcig 
einen  Popen  (Srab  ber  Voüeitbung  erreicht  paL 

3n  bemfelben  Viaße  wie  bie  grappifepe  Darflcllung 
ftnb  bie  miffenfcpaftlidje  Vcfepretbimg  unb  Ertläruitg 
jortgefchrttten.  Sür  baS  VcrftänbniS  ber  Sonnen 
ber  feiten  Erbobcrfläcpe  pat  man  einen  fiepera  wiffeu- 
fchaftliipcn  Stanb  erft  burep  bie  Einführung  ertlä- 
renb-genelifcper  Betrachtung  auf  gcologifcper  Ötrunb- 
läge  gewonnen.  TUS  bie  Vegrünoer  wiffeufchaftlicper 
©ebirgbfunbe  tonnen  THejanber  o.  Huntbolbt,  fieo- 
polb  B.  Vud)  unb  Elie  be  Beaumont  gelten,  wenn- 
gleich >bfe  Tlnfichteti  peute  Bielfacp  Beraltct  ftnb.  Sür 
baS  richtige  Verflänbtti«  beS  innerit  Baues  ber  Erb- 
rinbe  paben  erft  in  ben  legten  Saprgepnten  Dana, 
Sueß  unb  Hei»t  bie  Vlegc  gewiejen.  Das  Stubium 
ber  Bon  außen  mirtenben  Sbiäfte,  welche  bie  Erbrinbe 
nmgeftalten  unb  Süftenbilbung , Bobengeftalt  unb 
Bobenbefchaffcnpeit  bebingen,  ift  burep  B.  Stüber 
unb  Sr.  Haffwann  unb  mepr  noch  burdi  bie  Eng» 
länber  £üell,  be  la  Boche,  Ramfap,  Ttrcpibalb  unb 
JaineS  ©eitic  u.  a.  geförbert  Worben.  Die  ©cogra- 
ppie  pat  fid)  biefen  Uuterfucpungcu  befonberS  feit  Ve 
fdjelS  »Reuen  Problemen*  (1867)  gugewenbet,  aber 
eine  tiefere  ünfienfchafUidje  ©runblaae  pat  baS  geo- 
grappiiehe  Stubium  ber  fefleit  Erboberfläche  erft  burdi 
S-  o.  Rtdflhofeit  erpalten,  bem  wir  eine  Reipe  ber 
Wicpligften  ©eficbtspuntle  uerbanten. 

Tlucp  bas  Stubium  ber  Rieere  pat  in  neuefter  3«il 
große  Sortfcpritie  gemacht  Bisher  war  bie  Kenntnis 
im  gangen  auf  bie  Oberfläche  befdjränlt  geblieben ; bic 
TluSmejfung  ber  SteeieSliefen  unb  ber  Entwurf  Bon 
Xiefentartcn,  bie  Rtcjfimg  bet  Xiefeutemperaturen 
ccnb  bie  Seftftctlung  ber  gvoften  in  ber  Xicfe  jtattfiii- 
benben  Säojfcrocrfeßnngen , btc  Beobachtungen  über 
baS  organifepe  Sieben  größerer  Xtefe  finb  erft  in  ben 
legten  Japrgehmen,  guerft  befonberS  bei  ber  Sleaung 
ber  unterfeeefepen  Kabel,  bann  burd)  befonbere  Erpe- 
bitionen,  wie  bic  beS  Ehaüenger,  berSagcUc,  berXuS- 
carora  unb  ValbiBia,  wefenllicp  geförbert  worben. 
Tiber  audp  bic  Kenntnis  ber  Erfcbeittungen  ber  Ober- 
fläche, ber  Xempcratur,  beS  SalggepaltS,  ber  Did)te 
beS  VJafferS,  ber  Wellenbewegung,  ber  ©egnteit,  ber 
RleercSftrömungen  ift  Wefentlid)  fortgefepritten  unb 
bie  Dgeanogt  appie  gu  einer  felbftäiibigen Siffen- 
fdjaft  peranaewaepfen  (f.  Rieer). 

Tludf  bie  StcnnlmS  beSSJuftlreifeS  unb  ber  Rli- 
| male  ber  Erbe  pat  erft  im  19.  Japrp.  burep  gapl- 
reidferc  meteorologifdje  Beobadfluitgen  eine  fiepere 
©runblage  erpalten.  Rfan  fann  jwei  Veriobcn  ber 
; Sorfepung  unterfepeiben : in  ber  erfieit,  beren  Haupt- 


©rbfunbe  (Literatur). 


13 


aertreter  Tone  unb  Sämß  ftnb,  ift  bie  Vlufmerffamfeit  fid)  bei  ben  toiffcnichnfttidicn  Dteifcnben  fort gepftfut jt 
ßauptfächlich  auf  bie  burcfjfdjniUl  idjen  SBitterungS-  nnb  brnfebönrn  Xarfüenungenfübameritanifa)erLän- 
»er^ältniffe  unb  bie  täglichen  unb  jährlichen  gerieben  ber  burd)  SRartiuS,  ©üppig.  ».  Xfdjubi  u.  a.,  3a»aS 
gerichtet,  in  ber  3 weiten  Soriobe  wirb  burd)  bie  SluS«  burti)  3ungbußn,  SteufrelanbS  burd)  $od)ftetter  tc. 
fereitung  ber  Xelearaphic  bie  3eid)nung  fonoptifeßer  turn  ©orbilb  gebient;  DiitterS  nnthropojeiitrifd)f  Län* 
Settertarten  mBgucß,  unb  ber SBittenmgSucftanb  beb  berfuttbe  bagegen  benfcblc  in  ber  ft)ftematifd)en  ©eo 
ein.jelnen  VlugenbtidS,  aber  über  größere  ©ebiete  »er-  graphie(3Reinirfe,®iYnbclsfobn,S5!appäuä,Wutbeu.a.), 
gliien,  tritt  in  benVorbergrunb  beejuteveffe  S.  DUuf)  unb  erft  beten  neuefte  Gniwidelung  hat  eine  bantto 
bie  ÖetraehtungSrocife  ber  Klimatologie  ift  baburdi  nifeße  Serftbmetjung  ber  beibett  ©etradjtungSWeifen 
roefentlicß  Vertief t worben,  ba  fie  ft<b  nun  nicht  ntebr  I gejeitigt.  Xie  Gntwiefelnng  beeStartcnbilbes  ber  Erbe- 
bloß  über  ben  ntittlern  fjuftanb,  fonbern  aud)  über  »otn  Rittertum  bis  jttr  Steujeit  jeigt  unfre  Karte  II. 
bie  jebem  Crt  eigentümliche  '.'I rt  best  SitterungSBer- , Literatur  »er  <?r»fun»e. 

lauis  Dtccßenfehnft  ju  geben  beftrebt  ift.  VI.  ».  tpum-  ©efamtbarftellungen  ber  ©eograpßie.  Kart 
bolbt.  Xo»e,  Stübrl),  ©ueßan,  §ann  unb  Sojeifof  DiitterS  großes  33erf:  «Xie  G.  im  Verhältnis  jurSia« 
haben  bte  Klimatologie  am  meiften  aeförbert.  i tur unb  jui®;'jd)ichtebfSSirnjd)en  (®crI.1817 — 18, 
Xie  wießtigfteu  ©etcdjtspunlte  ber  ©flanj enge o*  2©be.;  2.  Vlufl.,1822-  59, 19©be.)ifl  letbereinXorfo 
grapßie  bat  VI.  o.  §umbolbt  als  Ergebnis  feiner  , geblieben,  ber  nur  Vifrita  unb  beit  großem  Teil  »ott 
amerifanifeßen  Steife  aufgcfteDt.  Xie  Wicßtigften  Un-  | Elften  bebanbelt.  Gin  ähnliches  23erf  ift  feitbem  nicht 
terfueßungen  über  bie  Vlnpaffung  ber  ©flanjcn  an  ntieber  »erfudjt  warben.  Vlm  ebeften  läßt  fid)  ihm 
Klima  unb  ©oben  Berbantt  man  ben  beiben  Xe  San-  Stifte  Sec  Ins'  «Nouvelle  gbographie  universelle, 
bolle.  Eine  meifterbafte  jufammenfaffenbe  Schübe-  I la  terre  et  les  hommes«  (©ar.  1876—94,  19  9Jbe. > 
rung  ber  Vegetation  ber  Erbe  bat  fflrifebacb  gegeben,  jur  Seite  ftetten,  baS  in  eleganter  Xarfieflmtg  ein 
Xie  3fe[jenbenjtbcorie  bat  bie  Slbglichlcit  eröffnet,  aitfdjaulicßcS  ©lib  alter  Sauber  entwirft.  Xeutfcße 
bie  Verbreitung  ber  ©flanjen  über  bie  Erbe  aus  bet  Serie  finb:  bie  non  SS.  SieBerS  in  ©erbinbung  mit 
geologifcbenGntwicfelungägefebidite  jttbeqteben  Eng.  5>abn,  ititfentbal,  L.Steumann,  ©htlippfon,  E.  Xcdert 
ler  bat  ben  erften  ft)ftematifd)en  Verfließ  jurXurehfüh-  brrauSgegebcne.  reich  ittuftrierte  «VUlgcmeineLänber- 
rung  biefeS  ©eficßtSpunfteS  gemadjt.  Xie  Kenntnis  tunbe«  in  6 ® änben  (Ccip j.  1 89 1 ff.,  meift  in  2 '71  uff.), 
ber  Verbreitung  ber  Xierarteit  bat  meift  burd) 1 bie  alle  Erbteile  umfaßt,  unb  bais  »on  Ktrißhoff  unter 
VlnbreaS  SBagner  miffenfdiaftliche  Schärfe  erbalten.  ©titwirtung  Bon  ©emf,  Supan,  $aßn,  gtfeßer  u.  a. 
Aber  ein  BotleS  wiffenidjaftlicheS  VerftänbtiiS  würbe  ßerauSgegebene  Sert  »Unfer  SBijfen  »on  ber  Erbe, 
aud)  hier  «ft  burd)  bie  Xef jenbenjtheorie  eriiffnet ; ihre  (SSien  u.  Seipj.  1885  ff.),  ba«  aber,  »on  ber  aUgemei 
großen  Segrünber,  Xarwitt  u.  VI.  Di.  SBaHace,  haben  neu  E.  abgefeben,  nicht  übet  Europa  (ohne  Diußlqnb) 
»er  mobernen  tiergeograpbie  bie  Stiege  gemiefen.  hinauSgefommen  ift.  Xaneben  ift  StanforbS  •Coni- 
Über  bie  Vlbbangigfeit  beS  SR  e n f et)  e n »on  ber  Dia  pendiunt  of  geography  and  travel«  (Lonb.  1882  ff., 
tur  ber  Erbobcrfliic^e  batten  fdion  mehrere  Schrift-  ; 6 ®be.,  bearbeitet  Bon  Diamfab,  VateS,  Sattace  u.  a.) 
fteller  bed VlltertumS  unb  bannwieberVbdofopbenbe«  j tu  nennen.  Eine  »ergleichcnbe  E.  bietet  Diapcl,  Xie 
18.  3abrb-  gciftnoHe  Slemerfuitgen  audgefpro^ett,  : Erbe  unb  bas  lieben  (ficipr.  1901—1902  , 2 Sibe.j. 
aber  511m  ©egenftanb  einbringenber  wiffenfdjaftlicher  ! Xie  geograpbifthen  ^anbbüd)er  finb  großenteils 
tlnteriuchung  haben  fie  erft  Sl!  ».  jjumbolbt  unb  Karl  ' trodne  ©efchrcünmgen  unb  gufammenftellungeu  uoit 
3Jitter  gemacht-  Vcibe  haben  eS  Hauptfach  tief)  inner-  ftatiftifchenSlngaben  geblieben.  SIm  umfaffcnbften  ift 
halb  berCnnberfunbc  getan,  ^umbolbt  in  feinen Xar-  Stein>öBrfcbelmannS>§anbbucbberöeogtapbic 
itetlungen  »on  SRerito,  Euba  unb  Senejuela,  Diitter  unb  Statiflif«  (7.  Vlttfl  , in  Verbinbung  mit  ffndniüin- 
in  feinem  großem  SSerf  über  Vifrita  unb  Slficn.  bum-  nern  brSg.  Bon SüappäuS,  Seipj.  1849 — 71, 12®be.); 
bolbts  Vorgang  folgenb,  haben  Biele  fpalcre  Dieifenbe  bie  »onSSappüuS  bearbeitete  ©eograpbie  »onVImerifa 
ben  Vejiebungeu  jtoifd)en  Dlatur  unb  SRenfcbenicben  beruht  auf  befonberSgrilnbliebemDtiellenftubiumimb 
ihre  Vufmertfamteit  jiigewanbt  unb  innerhalb  ihrer  beri'uffiditiqt  aud)  bie  Statur  ber  Slänber,  wäbrenb  bie 
Keifebefdjreibtmgenbefprocben.  Slucb  SfittcrS  Schüler,  I meiften  anbemVäitbe  rein  ftatiftifd)  Ttnb.  Slud)  ®.S1. 
wie  SRenbelSfohn,  SReinide,  Kohl,  SBappciuS,  G.  Gur  ».  Klobens  »fbanbbud)  ber  G.<  (4- Stuft.,  ©evl.  1882 
tiuS,  Sfeuntann,  ©utbe,  haben  fid)  großenteils  inner- ' bis  1885,  5 Vbe.)  ift  ais  SRaterialfammlung  brauch 
halb  ber  Slünberfunbe  gehalten,  ©efhel  hat-  troß  bar.  f>.  VI.  XanieiS  »^tanbbudj  ber  ©eograpbie« 
feiner  ©efampfung  ber  Dtclterf d)en  Schule,  über  bie  (6.  Vlufl.  Bon  Vol.j,  Seip.j.  1895, 4 Vbe. ; Heinere  VluS- 
Vepehungen  jwifchen  ber  Statur  bet  Scinber  unb  ihren  gäbe  in  2 Vbit.)  ift  Weniger  reichhaltig,  enthält  aber 
Vcwohnent  ebenfalls  eine  Diethe  fdjöner  Sluffiiße  ge-  treffliche SebilbenmgenutibGharalteriÜifen.  Valbis 
(chrieben.  Slnbre  Vcjiehtmgen  jwifchen  Statur  nnb  .VlügemeineGrbbefdjreibung«  ift  in  8.VluflagetS9icn 
SSeitfch  rmbinnerhaIbberVölferfunbe(f.b.)unierfucht  1893,  3Sbe.)  Bon  fjeiberid)  neu  bearbeitet  worben; 
worben.  Xtn  erften  Serfud)  einer  jufammenfaffenben  leßtcrrr  ließ  felbftänbig  folgen:  »XieErbe.  Eine  alt- 
SeograPhie  beS  SRenfdfen  hat  Diajjet  unternommen,  gemeine  Erb-  uitb  Völterfunbe«  (baf.  1896).  — Von 
3>ie  wiffcnfchaftliche  Betrachtung  einjeltter  Erb-  ben  altern  Lehrbüchern  haben  Sl.  B.SioonS  >©11111» 

, räume  ober,  furj  gefügt,  bie  Länberfunbe  ift,  Bon  ein«  jüge  ber  Erb-,  Sölter-  unb  Staatenfunbe«  (3.  Vluft., 
jelnen  Serfuchen  älterer  3eiten  abgesehen,  überhaupt  Seit.  18-17—65,  3 ©be.)  noch  ©ebeutimg.  ©egeit- 
erft  ein  Kinb  btS  19.  3at)ib.  Stud)  hier  leudjten  uns  wärtig  ift  §enu.  SäagnerS  »Sebrbuch  ber  ©eo 
an  »orberfter  Stelle  bie  glänjenbett  Siamen  f)um-  graphtc«  (7.  Vluft.  beS  ©uthefchen  SSerfeS,  ipannoB. 
botbtd  unb  SiitterS  entgegen.  Vlbcr  bie  ©ehaitblimg  1903  ff.)  am  »erbreitetften.  3n  ben  Sd)uien  werben 
ber  Cänberfunbe  bei  beiben  t5orfd)em  ift  wefentlich  bie  Ccitfäben  BonXauiet,  Kirdihoff,  Sehbtiß,  ©üß  am 
»erfebieben;  bei  tncmbotbt  umfaffenbe  erflärenbe  Sta*  meiften  benußt.  — Sin  geographifcheS  Lejfiton  Bott 
turgemdl be , bei  SRitter  nur  Sefdhreibung  ber  Statur,  »iffenfehafttießem  JBcrt  ift  baS  >Nouvelle  dictiou- 
befonberS  ber  Küflenumriffe  uub  ber  ©obcngefiall,  naire  de  gbographie  universelle«  »on  SiBien  be 
auf  bie  ©etraditung  beS  SRenfcßen  rugefpißt.  Xie  Saint- Scartin,  fortgefeßt  Bon  Souffeiet  (Var. 
naturwiffenfchaftlicße  fiänberfunbe  ^unibotbtS  ßat  1875— 1900,  7 ©be.  11.  2 Suppt.),  baS  Berbreitetfie 


14 


Grbfunbe  (©iteratur,  Atlanten,  ^cit(d)riftcn). 


beutfd)e  ©ad)fd)Iagewerf  ift  SRilterS  (©feubonlp) 
»®eographifdHtatifti(d)*S  ©eyilon«  (8.  Aufl.,  ©eipä- 
1894,  2 ©be.). 

Alis  eine  tufammenfaffcnbe  Sarftetlung  bcr  all- 
gemein eit  E.  im  »eitern  Sinne  lann  Ule,  Grünt 
rifi  ber  6.  (©cip*.  1900)  unb  bie  »Allgemeine  6.«  Bon 
©>ann  u.  a.  (5.  Aufl.  mit  6.  SBrütfner  unb  A.  SXirdj 
hoff,  ©rag  1899)  empfohlen  werben.  Ein  umfang- 
rcidjeb  Sammelwerf:  »3>tc  E.,  eine  3)arfteHung  ihrer 
Siffenbgebiete,  ihrer  $jilj«»iifeiifcf)aften  ic.-  gibt 
neuerlid)  2R.  ftlar  utiter  Mtlwirfung  jat)lreid)er 
gadpnänncr  Ijerausl  (Sien  1903  ff.).  ©efd)el-£ci« 
polttd  »©bhfifa«  E.«  (2.  Aufl.,  ©eip}.  1883  - 85, 
2 ©be.)  ift  auc-  ©orlcfungen  ©efdjelS  unb  ben  Auf- 
lagen beb  flaffifd)en  ©efd)elfd)en  ©udjeS  »SReuc 
Probleme  ber  ucrgleidjeiibcn  G.«  (baf.  1867,  4.  Aufl. 
1883)  jufammengeflellt.  S.  Günthers  »§anbbud| 
ber  Geopbbftf*  (2.  Aufl.,  Sluttg.  1897—99,  2 ©be.) 
ift  befonberö  burtb  feine  reichen  ©iteraturnadiWfifc 
wertBoü.  — ©ief)r  ben  ©cfid|tbpunft  ber  allgemeinen 
©änberfitnbe  betonen:  E.  Sie  Club,  La  terre  (©ar. 
1868,  2 ©be. ; beutfd)  bearbeitet  Don  O.  Ule,  2.  Aufl., 
©eipj.  1892),  Supan,  Grunbjüge  ber  pbbfiicben  G- 
(3.  Aufl.,  ©eipj.  1903).  Unfre  ftenntniffe  Bom  ©c- 
birgbbau  bcrGrbe  finb  BonSueg  in bem großartigen 
Serie:  >3>abAntIij)berGrbe*  (©ragu.£cipj.  1885  ff., 
8b.  1 — 2)  jufanimengcfafit  worben,  gür  bas  Sht- 
bium  bcr  Sobengeftaltuna  unb  SobcnbefdiaffcnbeU 
limfs  befonberS  auf  g.  B.  Diiditbofenb  »güljrer  für 
gorfd)ungbreifenbe«  (Serl.l886)foWie©endb  »Slot, 
pljologie  ber  Grboberflädie«  (Stuttg.  1894  , 2 ©be.) 
Berwiefen  werben.  )jiemlidi  Beraltet  ift  Sonflnrb  »All- 
gemeine Crograpbie«  (Sien  1872),  mobeni:  be  2 a 
'Jioe  unb  SKargerie,  Los  forme«  da  terrain  (©ar. 
1888).  Aon geofogijd)enSerfcnloiiiiitcnbem©ebürf» 
nid  beb  Geographen  befonberb  2 ij  e 1 1 8 »Principles 
of  geology- , £apparent,  Traitö  de  göologie  (4. 
Aufl.,  ®ar.  1900  , 3 ©be.)  uub  Aeuinapr,  Grb- 
gefd)id)tc  (2.  Aufl. , SeipJ.  1895  , 2 ©be.)  entgegen. 

2>ie  2iteratur  über  Geographie  beb  Sienfdieit  ober 
Antbropogeograpbie  fjat  fid)  lange  auf  bie  Se 
hanblung  einzelner  ©unltebcfdirüiilt.  Ä.9)ittcrü  »Ein- 
leitung jur  allgemeinen  oergleidienben  Geographie« 
unb  »Abbanbliiiiqcii  jurfflegrünbung  einer  mchrioif* 
fenfd)aftlid)cn  ©cbanblung  ber  G.  - (Serl.  1852),  3- 
G.  SJotjlS  t Unterfutpunqen  über  ©erlebe  unbAnftebe- 
lungen  ber  Mciifdjen«  (Slrcbb.  1841),  G.Rappb  »Ser« 
gleid|enbe  aügemeine®.«  (Sratmfdjlu  1845;  2.  Aufl. 
1868,  2 ©be.),  ft  Anbreeb  »©eograpljie  beb  Seitban- 
belb-  (l.©b.,atIgenieinerSeil,  2.  Aufl., Stuttg.  1877), 
©efdjelbin  feine  »©ölferfimbe«  (6.  Aufl.,  2eipvl885) 
aufgenommene  Auflage  finb  bie  widitigfteu  Grfdiei« 
nungett.  ©iele  ©roblcme  werben  in  ben  Serien  über 
©ölferfimbc  (f.  b),  Bon  benen  Iper  bie  Serie  Bon  Saig- 
Gerlanb,  g.  ©Jilüer,  ©efdjel,  Siagcl  unb  Sdjurh  ge- 
nannt fein  mögen , erörtert.  3um  erftennial  flt  bie 
Geographie  bec-  Mcnfd)en  im  ganjeu  bepanbelt  wor- 
ben in  gr.  Kagelb  »Antbropogeograpbie«  (Stuttg. 
1882-91,  2 ©be.;  ©b.  1 in  2.  Aufl.  1899)  unb  >©o- 
litifdje  Geographie-  (2.  Aufl.,  3Ründ).  1903).  Alb 
Atlab  ift  ®evlanbb » Atlab  berSSöllertunbe«  (in  ©erg- 
pauä'  > ©bhiilalifihent  fjanbatlaä« ) wichtig. 

SieSiteratur  über  matbematifdje  unb  phbfilalifdje 
Geographie,  Cjcanographie,  © flanken»  unb  iiergeo 
graphie,  Meteorologie,  hiflotifihe  Geographie  mtb 
£anblarleu  f.  bei  beit  betreffenben  Artileln. 

Sie  ©efdjichte  ber  E.  bis  auf  SRitter  unb  6um< 
bolbt  belianbelt  Edlen  ©cfdjel  (2.  Aufl. Bott S. Singe, 
Sfilndh.  1877);  und)  ihm,  für  2atibreifen  noch  *ln’ 


gehenber,  ©isien  beSaint-3)tartin(»Hiiitoirede 
in  gfeographie  et  des  dbcouvertes  gbographiqaes  • , 
©ar.  1873).  ©opulär  finb 2öweti bergä  »®eid)id)te 
bcrffieograpliie«  (2.  Aufl.,  ©erl.  1866)  unb  »®efdiid)te 
ber  geographifchen  EntbedungSreifen-  (2eipj.  1882— 
1884  , 2 ©be);  Günther,  Gulbedungägcfdiiehte 
unb  gortfehritte  ber  wifienfdjnftlidien  Geographie  im 
19.  3ah>hunbert  (©eil.  1902).  gür  bab  Altertum 
Bgl.  © u ii  b u r p , Ilistory  of  aucient  geography 
among  Greeks  aud  Kornaus  (2.  Aufl.,  2onb.  1883, 
2 ©be.)  mtb  ©erger,  Gejdjichle  ber  mijfcrifdhafilidjcn 
E.  berGrieehen  (2.  Aufl.,£eipj.  1903);  für  babSRittel- 
alter:  2elewel,G6ographie  du  moyen-4ge(©rüffel 
1852, 4 ©be.,  nebft  fipilogne,  1867);  ftretfdjmer, 
©ie  phhfifche  E.  im  thriftlidjcn  ©littelaltcr  (Sien 
1889);  21j-  gifdfer,  Sammlung  mittelalterlicher 
Seit-  unb  Seelarlen  ttalienifchen  Urfprungb  (Seneb. 
1886);  SJiiller,  Jlappae  mundi (Stuttg.  1895 — 98, 

6 feefte);  Soll enha uer,  2eitfaben  jur  ©efehidite 
-bcr  ftartographie  (Srebl.  1895);  SJorbcnfliölb, 
Fucsimile- alias  tili  kartogratieiis  äldsta  hLstoria 
(Stodh- 1889)  unb  »Periplus-  (1897);  fiir  bab  3cit 
alter  ber  Entbedungcn  bie  Serie  bon  © e j cfi  e l (2. 
Aufl.,  Stuttg.  1877),  3!  u g e (©erl.  1 88 1),  in  lleinerem 
Umfang  S.  Günther  (Seipj.  1901)  unb  ftretfd)- 
mer,  ®ie  Gnibedmtg  Amerilab  in  ihrer  ©ebeutung 
für  bie  Gefdjidfte  beb  Seltbilbeb  (ntit  Allab,  baf.  1892 1. 
Ein  groB  angelegtes  Serl  ift  3-  ©.  fteltie,  Story 
of  exploratiou  (Sib.  1,  £onb.  1903). 

Itltlantcn.l  Unter  ben  Atlanten  fteht  burd)  Wijfeit« 
fdiaftliihe  Grünblidjleit  uub  Schönheit  ber  Jedjuil 
obenan  Ab.  Stielerb  1817  begrünbeter  unb  feitbem 
immerfort  erneuerter  »fjanbatlab«  (Gotha,  3uftnb 
©ertheb,  9.  Aufl.  1901  ff.),  an  bem  im  £aufc  bcr  3eit 
eine  Sieihe  ber  Borjüglidjften  ftartographen,  wie  Stie- 
ler,  Stülpnagel,  ©etennann,  ©erghaub,  ©ogel,  fjabe- 
nid)t  u.  a.,  tätig  gcwcfeit  finb.  Sanebeit  muffen  fj. 
ftiepertb  »^lanbatlab«  (45 ©lall,  Serl.  1860;  3.  Aufl. 
1893—96),  Anbreeb  »Allgcmetner  fpatibatlab«  (4. 
Aufl.,  Peipy  1898,  mit  SlamenBerjeiehnib  mtb  »Geo 
graphifd)cm  §anbbud)«),  ber  juerfl  ben  ©uihbrud 
nnWenbete,  ber  -Sieue  ^lanbatlab«  Bon  E.  $ebeb  (2. 
Aufl.,  baf.  1900),  Sobr-Sergbaub,  »Jiaiibatlab-  (neu 
bearbeitet  Bon  ©lubau,  ©logau  1902  ff.)  unbSRetjcrb 
»ffileincr  ^anballab«  (2.  Aufl.,  baf.  1900,  1 13  ©latt, 
mit  Segifier)  genannt  werben,  ©on  Sdiula Hau- 
ten finb  befonberb  Shbow  ■ Sagnerb  »©ietbobifefjer 
Sehulatlab«  unb  bie  Atlanten  bon  Jebeb,  Anbree 
©uhger,  fteil-Siede,  2ehmann*©eJoIb,  ®terde-Gäb 
ler,  Üübbede,  ©euder,  3iid)ter  ju  nennen.  ®er  Sirl 
fd)nflbgeographie  bienen  bie  Atlanten  Bon  2atig- 
hanb,  ocobcl,  Scobel ■ ©ehmattn.  3n  granlreieh  i|t 
ber  großartig  angelegte  Atlab  Bon  ©ibien  be  Saint- 
Martin  jit  nennen,  bie  englijdie  ftartographie  hat 
Wenig  bebeutfame  ©eiftungeu.  Gute  ftarten  ber  phq 
fififleii  Geographie  bietet  ber  Bon  ©leinrid)  ©erghaub 
begrünbete  »©bbfifalifdje  ^anballab«  (neue  ©carbet- 
luitg  boit  .'fieriu.  ©erghaub,  mit  Slcumaber,  £>anii, 
Irube,  Marfhall,  ©erlanb  u.  a.,  ©olhn  1886 — 92, 

7 Abtlgn.). 

U)eit(4riften  ic.J  Jie  3ahl  ber  gcographifd)cn 
3eitfebriften  ift  febr  belräehtlid).  3»  ®eutfd)tanb  finb 
hauplfndilid)  bie  »Mitleilmtgen  aub  3uflub  ©erl heb' 
geographifd)erVlitftalt-  (1855  inGoiha  Bon  A.©eter- 
mann  begdinbet,  fpiiter  Bon  ©chm  unb  gegenwärtig 
Bon  Supan  heraubgegebeit),  bie  »3eitf<hnfl*  unb  (bio 
1901)  bie  »©erbaiiblungen  ber  Gefellfdiaft  für  6-  in 
©erlin-, ftettlerb  >3eilfchrift  für  wiffenfdjaftliihc  Geo- 
graphie* (1880—91,  8 ©be.),  »®ab  Aublanb«  (1828 


ERDMAGNETISMUS  I 


1 Innen  gktchrT  magnrtiM  hrr 

DEKLINATION 

für  1900 

1~  lVAw«r  wrUhi-h*rltrldin«tu*n 


Lam  elnrhrr  maüHtLsrlwT 

INKLINATION 

far  1895 


3 Lnnrn  änHw  «afck  to»  h«T 

BOHKO  VTAI  KTENSTÄT 
'CC-5  EUeMnü 
ArSH. 


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V*  far  Imikmm  € Jm ft 


Bibi  Institut  in  Leipzig 


Zum  Artü M ./:>dmai/rtfbjmu.i' 


grbl  — ISrbmagnetiSntuS. 


15 


biä  1893,  früher  Pon  Beidiel,  Sa&el,  P.  b.  Steinen,  I 
jule^l  non  ©üntljer  rebigiert),  bec  »®lobuS*  (1862 
pon  Ä.  Anbree  begrünbet,  feit  1903  Dem  Singer  ge- 
leitet),  *Au3  allen  ©eit teilen«  (bon  0.  Selthdj  be* 
grünbet,  1869  — 99),  bie  »Beutfdje  Sunbfchau  für 
i»eographieunbStatiftif«(1878bonArenbl«.s  begrün« 
bet,  jept  rebigiert  Oon  Umtauft,  Söien),  bie  »Beut« 
(eben  geograptufeben  Blätter« , tjreg.  bon  Sinbcman 
im  Auftrag  ber  Bremer  Ölcograplufdjcn  fficfe£lfd)aft 
(feit  1877),  bie  «®eograpl)ifd|c  ^Jeitfdjnft- , l)r*3-  oon 
fcetlner  (8eipj.  1895  ff.),  unb  bie  SÄitteilungen  imb 
3ahreSbertdite  ber  Ocrfdjifbencn  ffleographifdien  ©e* 
jettfebaften  (f.  b.)  »u  enoiibnen.  Unperiobifd)e  Ser« 
bffentticf)ungen  ftnb  bie  ßrgänjungShefte  ju  «Beter« 
maimSSRitteilungcn«,  bie  « ©eographifefjcn  Abhanb« 
hingen«  (bräg.  oon  Bend.SBien,  jept  Seipjig),  bie  > gor. 
fd)imgen  (ur  beutfdjen  8anbeS*  u.  Boltotunbe*  (hrSg. 
oon  A.  Stircbboff,  Stuttg.)  u.  a.  BaS  «®eograpl)ifche 
3al)rbiidj*  (Öotlja,  1866  oon  Sehnt  begrünbcl,  jept 
oon  £>■  SBagner  berauegegeben)  berietet  über  bie  gort« 
fdjritie  auf  bem  ®ebiete  ber  @eograpf)ie  unb  ber  geo« 
qraphifdien  fpilfswiffenfchaftcn.  Bie  loiditigiten  eng« 
iifdjen  3eitftbriften  ftnb  baS  . Geographica!  Journal 
(früher  Proceedings)  of  the  R.  Gcographical  So- 
ciety« (2onb.)  uub  «The  Scottish  Gcographical 
Magazine«  (ßbinb.) , bie  wid)tigften  franjöfif(f)cn: 
bas  «Bulletin-  unb  baS  Compte-rendu«  bcrBarifer 
@eograpbifd)en  ©efellfdjaft , bie  »Revue  de  gSogra- 
phie«  oon  Brapetjron,  bie  »Anuales  de  gSographie« 
oon  Bibal  be  la  Slad)c  unb  XuboiS,  bie  »NouveUes 
gSographiqncs«  Oon  Schräder  unb  3acottet  unb  bie 
iüuftrierte  Jßcitfdjrift  »I.«  Tour  du  monde«.  Bie 
toid)tigften  italieiiifd)cn  baS  »Bollettino«  ber  italicni* 
ich«!  Öeograplnidieu  ®efeQfcf)aft  (fJiotn)  unb  bie  »Ri- 
vista  geografica  italiana«  (glorenj,  feit  1894).  Sie 
Bibliographie  oerjeichnet, abgefeljen  oon  ben fort« 
laufenben  Berichten  in  »BctermannS  SKitteilungen«, 
ben  »Annales  de  Geographie«  unb  anbem  ijeitfdjrif« 
ten,  befonberS  bie  Oon  ber  ©efellfthaft  für  6.  in  Ber« 
Im  berauSgegebene  »Bibliotheca  geographica«  (be* 
arbeitet  bon  Bafd)in,  8.  3al)rg. , Bert.  1903). 

(?rbl,  SJicbnel  $ i u 6 , 'l'iebijiner , geb.  5.  ®lai 
1815  in  SSünchcn,  geft.  bafclbft  25.  gebt.  1848,  ftu* 
bierte  in  'Piündien  unb  entbedte  1836  unb  1837  auf 
einer  Seife  in  ben  Crient,  bah  bas  Sole  SHeer  tief 
unter  bem  Sibcau  btS  Sftttellänbifthen  liegt.  1840 
habilitierte  er  fid)  in  SDiündjcn  als  Bribatbo(citt  für 
Bbhfiologic,  GmbrOologie  unb  oergleichenbe  Anatomie 
unb  warb  1844  ordentlicher  Brofeffor.  ßr  arbeitete 
über  ben  San  ber  fjaore  unb  ber  3ähnc  bei  ben  Sir« 
beltieren,  über  bie  ffintmidehing  bes  JmmmereieS, 
über  baS  Slelett  beS  Gymnarchus  niloticua,  über 
bie  Organisation  ber  gaiiganne  ber  Bolbpen  ic.  Sein 
Sjauptiucrt  ift:  *Bic  ßntwidelung  bes9Henfd)cn  unb 
beS  jmhndjenS  im  ßi«  (Slünd).  1845 — 46,  2 Riefte); 
auch  lieferte  er  »Bafeln  jur  bcrgleidjcnbcn  Anatomie 
beS  SdiäbclS«  (baf.  1841). 

Grblidjt  (näd)tlid)cr  ßrbfdjcin),  eine  bisher 
unerhörte  i!iditcrfd)einung,  bie  in  einer  namentlich  bei 
Seumonb  ober  bebedtem  ipimmel  unb  Se bei,  auch  bei 
Slernenfcbeiit  auffälligen  näditlichen  ^clligfeit  befiehl 
unb  ben  ßinbrud  macht,  als  ob  bie  8uft  fclbft  ober 
ein  jugleidj  oorhanbener  Scbel  phosphoresziere.  Bie 
erfte  genauere  Sadiricht  über  beta  ß.  gab  fiumbolbt. 
göriter  oenimtet,  baf)  ein  üSlüf)lcd)t,  ähnlich  bem  Bo« 
larlicht,  benßrbball  m qeringcrer3ntcnfttätfortWät)> 
renb  umgibt  unb  ein  Ausgleichungsphänomen  beS« 
l'elben  mit  bem  Seitraum  barficUt. 

(Srblöcftcr  (ßrbftälle),  f.  §öhlenWof)itungen. 


©rbmogajin,  ber  Ort  jur  Aufbewahrung  ber  in 
ber  ®ärtnerei  ju  benupenben  ßrben. 

ffirbmagnctiSmnS  (hierzu  bie  Sorten  «ßrb- 
magnetismuS  I u.  II«).  Sie  ßrbe  Perhält  fid)  Wie 
ein  grofter  SJfagnet,  bcffcn  Sorbpol  nach  3.  ge« 
wenbet  ift.  ßine  horizontal  frei  fdjtuebenbe  'JJfcignet- 
nabet  nimmt  überall  eine  gern)  beftimmte  Siipelage 
! ein,  berart,  baf)  baS  eine  ßnbe,  ber  Sorbpol,  fteto 
mehr  ober  weniger  nach  S.,  ber  anbre,  ber  3üb« 
pol,  nach  S.  jeigt.  BaS  eine  ßnbe  Wirb  alfo  idieinbar 
uom  Jiorbpol  ber  ßrbe  aitgejogen,  in  bem  wir  bann 
natürlich  Sübmagnetismus  aititehmen  müffen , bae 
anbre  uom  geographifdjen  Sübpol,  bem  toir  Sorb« 
magnetiSmus  (ujuidjreibcn  haben.  3ur  oollftänbigeii 
Beftimmung  ber  Sichtung  tenb  ®röf)e  ber  crbinagne« 
tifchen  Straft  an  irgenb  einer  Stelle  ift  bie  ÄenntatiS 
breier  ©rößen  erforbertich  (ßlemcnte  bes  ß.,  erb« 
magnetifche  ßlemente,  magnetifche  Sie« 
mente):  ber  Beflinatiott,  Snflination  unb 
[ Sütfnfität  (8>orijontalintenrttät).  Burd)  bie  Be« 
[tination  wirb  ber  ffiinfcl  angegeben,  ben  bie  erb« 
magnetifche  Straft  mit  bem  geo'grapljifchen  SDJeribian 
bilbet,  burd)  bie  3nf!inntion  berjcnige,  unter  bem  fee 
gegen  ben  öoruont  geneigt  ift.  3ur  ßrmittelung  ber 
3ntenfität  beS  ß.  genügt  es,  bie  ®röfee  nur  einer  ber 
stomponenten  ju  beftitttmen,  als  bie  man  nteift  bie 
l^orijontalintenfität  nimmt. 

1)  Betlination.  Bentt  man  fid)  burd)  bie  mag« 
netifche  Ad)fc  einer  in  horizontaler  ßbene  brehbaren 
SDfagnetnabel  (Beptfig.  1),  nadjbcm  fidj  biefe  unter  bem 
ßiitpujj  beS  ß.  eiiige)tellt  hat,  eine  Bcrtifatebcne  (a  b) 
gelegt,  fo  ift  biefe  ber  magnetifche  SJleribian ; berfelbc 
macht  mit  bem  aftronomiidjen  SKeribian  (SN)  beS 
BeobachtungSorteS  einen  ©Intel,  ben  man  bie  mag- 
iietifd)e3>eflination  (Ab»cidhung,  früher  auch 
Bariation)  nennt.  Bie  Befli« 
nation  lyat  an  berfchiebeneit  0r«  t>  * 
ten  ber  ßrboberfläd)«  ungleiche  \ 

SSerte  unb  ift  bftlich  ober  wejltict),  \ 


je  nadjbem  baS  Sorbenbe  ber  Sa«  \ -j 
bei  Bftlid)  ober  weftlich  bom  aflro*  V i 
nomiicheit lüeribian liegt.  3n un«  Vj 

fern  ©egenben  ift  bie  Beflination  VA 

weftlich  unb  beträgt  gegenwärtig  To) 

in  Berlin  fnft  10°.  ßinen  Über«  TA 

blid  über  bie  BetlinationSberhält«  i 

nifft  ber  ßrboberfliiehe  gewahrt 
bie  BcflinationSfarte  (Ba«  1- 

fel  I,  gig.  1),  auf  ber  ade  Orte 
gleicher  Beflination  burd)  frumntc 
fiinien  perbunben  ftnb ; biefe  ffur»  j 

Pen  gleicher  magnetifcherBetlina«  s 


tion  heilten  Sfogoneit  (früher  j.  sttnna. 
■i)allet)f  che  fiinien).  Aüc3fo>  itontnabeL 
gonen  1 aufen  in  jwei  ben  ßrbpoleu 
iiahe  gelegenen  $imlten  jufammen,  Poti  beneit  ber 
eine  im  arftiichenSorbamerifauntcrca.70',nbrbl.Br. 
unb  96"  Weftl.  2.,  ber  anbre  im  Süblichcn  ßiSmeer 
(üblich  oon  SeuhoHanb  unter  ca.  74“  fübl.  Br.  unb 
148°  öftl.  2-  liegt,  unb  bie  als  bie  magnetifchen 
Bote  ber  ßrbe  anjufeljen  ftnb;  ber  im  S.  gelegene 
ift  ein  magnetifdjer  Sübpol,  ber  (übliche  ein  magne- 
tifdjer  Sorbpol.  Aufjeibem  treffen  bie  3fogoncti  an 
ben  ßrbpolen  felbft  jufammen,  fo  baf)  ber  Berlauf  in 
ber  Sälje  ber  Bote  em  eigentümlicher  wirb,  ßine  2i« 
nie  ohne  Abweichung,  b.  Ij-  eine  foldje,  auf  ber  bie 
Sichtung  ber  fflagnetiiabel  überall  mit  bem  aftrono« 
mijehen  Sieribiaii  jufamtucnfäUt  (Agone),  fdjncibet 
| bie.  Oftede  bon  Silbamerifa  ab,  läuft  burd)  baS  SSo« 


16  ©rbmagnetiSmUä  (Xetlination,  3n(lination,  3ntenfität). 


raibifcße  SReer,  um  in  ber  fflegcnb  oon  gßarleston  in 
ben  Kontinent  Don  9!orbameri}a  ein  ;ulrcten  unb  burtf) 
bie$ubfonbai  ßinburd)3ulaufen.  Samt  gebt  jie  burtf) 
ben  magnctiftßen  Sübpol  unb  btn  geograpßifcßen 
9torbpo(,  über  baS  9Jorbfjp,  burefj  bad  ScßWarje 
3Reer,  baS  ¥Irabifd)e  SReer,  ben  3nbi!cßen  Ojean  unb 
Wcnbet  fi<ß  nun  nad)  bet  Säefttilfte  Aufwallens,  um 
enblid)  buvtß  ben  magnetifeßen  ßiorbpol  unb  geogra« 
pßifcßen  Sübpol  bet  grbe  in  ftd)  felbft  jurürfjuiaufen. 
Auf  bem  Atlantiftßen  Ojean,  in  guropa  unb  Afrila 
ift  bie  Xetlination  faft  überall  eine  Wejtlicße,  auf  bet 
anbem,  burtf)  bie  befdßriebene  Sinie  bejeidßnete  grb« 
ßülfle,  ift  bie  Xeflination  eine  öftlicße,  mit  AuSnaßme 
emeS  deinem  onalen  ©eßieteS  im  bftiidjen  Elften  unb 
bem  angrenjenben  SReer,  wo  eine  »Weite,  in  fieß  felbft 
»urürflaufenbe  Sinie  ob«  Abweisung  Portommt,  in 
bereit  3imem  bie  Xeflination  Wieber  roeftlid)  ift. 

Xie  3fogontn  bcftßen  eine  große  praftijdje  Be- 
beutung  für  ben  Seefahrer;  fallet)  entwarf  170t 
eine  XedinationS-  ober  BariationStarte  für  ben  At- 
tantifdben  tmb  3nbiftfien  Ojean.  gin  Bergleid)  bie< 
fer  älteften  3foflanenfarten  mit  ben  feßtgen  »eigt 
eine  gam  bebcutenbe  Änbmmg  fowotjt  in  ber  Sage 
als  ber  ®eftatt  bet  3fogonen,  biefetben  finb  atfo  M* 
beutenben  jeitließen  Anbetungen  unterworfen.  So 
ging  3. 8.  bie  Sinie  ohne  Abgießung  1492  burtf)  bie 
bfljorcrt,  1 673  burtf)  Berlin,  1885  burtf)  St.  BeterSburg. 


giQ.  2.  $e((tnatlont6utfp[e. 


gilt  3ur  abfoluten  äReffung  ber  Xedination  ßeftimm» 
ter Apparat  beißt X)etlinatorium(®e((inationS* 
buffote).  einen  einfatßen  tipparat  biefer  IHrt  jeigt 
Xejtfig.  2.  3n  einem  bofenartigen  ©eßäufe  ift  eine 
SKagnctnabet  auf  eine  Spiße  aufgeießt;  an  ber  Seite 
beSlseßäujeS,  baS  um  eine  PertitaleVtdife  gebreßt  wer* 
ben  Tann,  ift  einffentroßr  angebracht,  beffenAtßfemit 
bem  XlurdßmeffetO — 180“ beSXeiltreijeS parallel  läuft. 
S>at  man  ben  Apparat  fo  gefteW,  baß  bie  9iabel  über 
0-- 180*  iteßl,  fo  fällt  bie  Acßfe  beb  gremroßrS  in  ben 
magnetißßen  Sieribian ; bringt  man  bann  DaS  Sern 
roßt  in  ben  aftronontifdjen  SWeribian,  ben  man  mit 
£ilft  beb  Bolarfternb  ober  ber  Sonne  feftgelegt  ßat, 
fo  gibt  bie  Xiffcrem  ber  beiben  ginfteüungen  bie  Xe- 
ftination  an.  Xadynftrument  fann  aud)  jumtlKeffen 
beliebiger  XBinfel  benußt  werben  (gelbbuffole).  Xie 
»um  »ditffSgebrautf)  bienenbe  ®e(iimition«bujfole  ifl 
ber  Kompaß.  3uMr  genauen  XedinationSbejtim« 
mutigen  gebraucht  man  ben  magnetiftßen  Xßeo» 
bolil,  eine  Bereinigung  eines  mil  §ori}ontal(rei$ 
perfeßenen  aflronomifcßrn  Xßeobolilett  mit  einem 
SWagnetometer,  bie  jur  präjifen  Beftimmung  foWobl 
ber  Xedination  alb  aud)  ber  ^origontalintcnfHät 
bient  (f.  SKagnctometer). 

2)  3nf  lination.  wirb  eine  3Ragnetnabel,  bie  um 
eine  ßorigontale,  burdß  ißren  Sdtwerpunft  geßenbe 
Atßfe  brehbar  ift  (Xejtfig.  3),  fo  aufgefießt,  baß  ißre 
XreßungSebene  in  ben  magnetißßen  SRcribian  fällt, 
fo  nimmt  ißre  Acßfe  eine  juitt  §ori}Ont  geneigte  Stel- 


Ondina« 
tion4nab«l. 


(ung  ein,  unb  jwar  neigt  fld)  auf  ber  n5rblitßen  §alb» 
(ugel  ber  ßlorbpol,  auf  ber  füblidjen  ber  Sübpol  ber 
9?abel  natß  abwärts.  Xer  SSmrel,  ben  bie  Adßfe  ber 
Stabei  mit  ber  Sjorijontalen  bilbet,  ßeißt  bie  m a g n e • 
tifd)e3nflination  oberSteigung.  XieerfteBe» 
pbaeßtung  unb  SRefftmg  ber  Snffination  fotl  poh  bem 
ffontpaßmaißer  Startmann  tnS2ürnbergl544  geinadßt 
fein.  Stadß  ißm  würben  weitere  3nflinationSmeffun> 
gen  Pon  W.Siomtan  inSonbon  angeftedt  (1576),  unb 
feitßer  jaßlreiiße  SReffungen  an  allen  Xeilen  bergrbe. 
3n  Berlin  beträgt  bie  3nflina' 
tion  gegenwärtig  reicßlitß  66“. 

Sie  nimmt  nadß  9t.  ßin  )u,  bis 
fie  am  magnetifdßen  9torbpol 
felbft,  ber  non  Stoß  1831  frn 
arflifdßen  9torbamerifa  unter 
70“  6‘  nbrbl.  Br.  unb  96°  46- 
Wefll.  S.  erreidßt  Würbe,  = 90“ 

Wirb.  Xie  SntlinationSnabel 
{teilt  fitß  ßitrgenau  fenfredtt  jur 
grbobevtliidje,  baßer  benn  aud) 
ber  StßiffSlotnpaß  in  ßoßen 
Breiten  unbraudtbar  Wirb. 

2(udß  bem  magnetifdßen  Sübpol 
tarn  Stoß  1841  feßr  naße,  oßnc 
ißn  ganj  ju  errettfjen.  gr  fanb 
unter  etwa  78“  fübl.  Br.  unb 
147“  bftl.  S.  eine  3nflinatiott 
Pon  88“  56*.  Tie  Berteilung  ber 
Snflination  über  bie  grbober» 
fiätfiewirbperanfcßaulidßtburd) 
bie3nllinationSfartefXa> 
fei  I,  Sig.  2),  auf  ber  bie  Orte 
mit  gleidjer  3itt(iuation  burd) 
je  eine  (runtme  Sinie  oerbunben  ftnb;  biefe  Sinien 
»erben  3?otl<nen  genannt  ®ie  erfte  3fofIinen> 
(arte  ber  grbe  würbe  1768  Pon  bem  Sdßweben  ffiilde 
ßerauSgeaeben;  Por  ißm,  1720,  ßatte  jeboeß  bet  gng- 
länber  Sßifton  ftßon  eine  3fofIinenfarte  für  beit 
Süboflen  uongnglanb  entworfen.  ®ie3foflinen oer- 
laufen nitßt  genau  parallel  ben  BaralleKreifen,  Wie 
eS  bei  einer  gleidjmäßigen  Stagnetifierung  ber  ®rb« 
(ugel  3U  erwarten  Wäre.  Xie  9tuIlifo(linc  (TIfline, 
nt  a g n e t i f d)  t r Ü q u a 1 0 r),  längs  ber  alfo  bie  3n(li< 
naltoitSnabel  ßori- 
jontalfteßt.  Perläuft 
tn  ber  Vquatorial> 
jone  teils  bieSfeil, 
teils  jenfeit  beS  geo- 
grapßifeßen  'tlqua 
torS.  3n  Cftafrifa 
u.  Sübaften  bewegt 
fitß  ber  magnetiftße 
Äquator  bis  ju  10“ 
nbrbl.  Br.,  in  Silb* 
amerifa  bis  311  15" 
fübl.  Br.  3llc  abfo- 
luten Beftimmung 
biente  biSßer  faft 
auSftßließlidß  baS  ßtabelintlinatoriuui  ober  bie 
3n(linatioitSbuffole  (Xertfin. 4,  baS3nftru> 
ment  ift  beftimmt,  auf  baS  gußgefteü  ber  Xetlina- 
tionSbuffole  [Xejtfig.  2]  gefeßt  3U  werben),  in  neue« 
fter  3 eit  wenbet  man  febod)  ou<ß  häufig  ben  grb« 
tnbultor  (f.  b.  unb  Staqnefometcr)  an. 

3)  3 n t e n f i t itt.  Xie  Stellung  ber  3ntIinationS« 
nabel  gibt  bicPiitßtung  an,  nadß  ber  an  jebem  Orte  bie 
totale  erbmagnetiftße  Äraft  wirft.  Xie  fSirfung  beS 
g.  auf  eine  Bcagnetuabel  ift  nur  eine  ridßtenbe  unb 


4.  Onflinatiotillmlf olf. 


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ERDMAGNETISMUS  II. 


m kinetische 

GLEICHGEWICHTS 

IXNIENlC  G S Kinheitcn i 
für  iaa:> 


2 Mittlere  Säkular  Änderung 
drr  magnrUsc  bnil  )rkbna  turn 


in  MmuU*n  pro  Jahr  für  1H90  ENK). 


\G*bul  östlicher  lirkttfuitii*n 
ösdu'her 

runt-Am  ?n d*  Dektvuilioti 


3.1»*<W*r  Uddnulliu 
iaratkun 


ir-.sr  c s Kmh 

5 Tä^H  Gang  drr  llomunlal  Intriuntal 
ui  l'otk'lttm 


Mrrvra  K*nr  J.rsikan  $ Au  fl 


Bibi  Institut  in  l^ipxig. 


lum  .trtiJmJ . fYdnwgnrtismus ' 


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BrbmagnettsmuÄ  (3nlmfilät,  Botentiat,  Variationen).  17 


tcineSroegS  fine  fortbcWegrabe ; beim  bie  entgegen- 
gcfebtcn  Kräfte.  bie  jebcc  ßrbpol  auf  bie  beibm  Bole 
bet  Babel  oueübt,  finb  wegen  bet  Ungeheuern  Ent- 
fernung beb  ErbpolS  Don  ber  Babel  cinanber  gleich 
unb  parallel  unb  bilben  (onad)  ein  Krärtepaar,  baS 
nur  eine  breprabe,  nicht  aber  eine  fortfdjreilenbe  Be- 
wegung herDor  jubringcn  Dermag.  Entfernt  man  eine 
3ntlmationö-  ober  Xetlinatioueimbel  ein  Wenig  auä 
ihrer  ©leicbgeroichtölage,  fo  (ehrt  fte  bahm  jurüa  Der- 
mögt  einer  Seihe  Don  Schwingungen,  Die  genau  bie» 
fetben  ©efebe  befolgen  wie  bie  -Schwingungen  eine« 
BenbtlS.  2äßt  man  ein  unb  biefelbe  Magnetnabel 
an  uerjdpebencn  Crtm  ber  SrboberfIöd)e  fcpwingen, 
fo  (ann  man  auä  ber  <lnjat)l  ber  Schwingungen,  bie 
fte  in  einer  Sehmbe  mactjt,  auf  baS  BerpältniS  ber 
erbmagnclifihen  Kräfte  an  bieten  Orten  fdjließen; 
biefe  Kräfte  Derbalten  fiep  nämlich  Wie  bie  Ouabrate  ber 
beobachteten  ScptoingungSzapIm.  BuS  ben  Schwin- 
gungen einer  ^nfimattonänabel  mürbe  man  auf  biefe 
4'ücife  bie  ganze  erbmagnetifche  Kraft  ober  bie  totale 
3ntenfität  lennen  lernen,  Wäbrenb  auf  bie  Xetli- 
nationSnabel  nur  bie  horizontale  Komponente  ber 
totalen  Kraft  ober  bie  borijontale  3ntenfität 
eintoirlt.  Xa  jeboch  bie  SetlinationSnabel  genauere 
Beobachtungen  geftattet  als  bie  SndmationJnabel, 
fo  ziept  man  Dor,  mithilfe  ber  erftern  nur  bie  hori- 
zontale 3ntenfttät  birett  zu  beftimmen , woraus  fich 
aisbann  bie  totale  3nten)ität,  wenn  bie  3itflination 
befannt  ift,  leicht  berechnen  lägt. 

Xurcp  Schwingungsbeobachtungen  erhält  man  je» 
buch  nur  relatioe  oeftimmungen  ber  JntenfltäL  Um 
auch  beren  abfoluten  Seit  gu  erhalten,  wenbet 
man  jefet  burchweg  baS  fflauBfche  Verfahren  an.  Ein- 
mal lägt  man  einen  Magnetflab  im  magnctifchen 
Meribiart  fchwingen,  unb  fobann  IraÜ  man  mit  bem- 
felben  Stab  eine  XeflinationSnabel  auS  einer  he- 
ftimmten  SRicbtung  unb  Entfernung  ab.  Xurd)  bie 
Scbwtngungsbeobachtungen  erhält  man  baä  Bro- 
b u(t  Dom  titagnetifchen  Moment  beSStabeS  unb  2>o- 
rfjontalmtenfuit,  burd>  bie  Bbladungcit  ben  Otto- 
tienten  biefer  beiben  ©roßen.  Eine  Kombination  ber 
beiben  Siefultate  ergibt  baper  leicptiebe  einjeltte  ber- 
fclben,  alfo  fowopl  baS  ntagnetifepe  Moment  als  auch 
(worauf  es  beionberS  anfam)  bie  horizontal- 
intenfität,  beibeS  in  abfotutemMaße.  ©auf)  wählte 
alS  Einheit  ber  erbmagnettfeptn  Kraft  biejenige , bie 
in  einer  Sefunbe  ber  ffiafie  1 utg  bie  Befcpleunigung 
1 mm  erteilt.  Um  biefe  ©außftpe  Einheit  auf  bie 
jept  gebräuchliche  abfolute,  bie  fogen.  Eentimeter- 
8ramm-Sehinbtn-Einpeil(S.-9.-S.=Einbeit)  junid- 
ZUfüpren,  muß  man  fte  burep  10  bioibierm-  (Jur  ab- 
foluten Meffung  ber  horizontalintenfität  gebraucht 
man  jeßt  auch  meiftenä  ben  magnetifepen  Ipeo* 
boliten,  alfo  basfelbe  3nftrument,  mit  bem  auch 
bte  Xedination  gemeffen  würbe  (f.  SRagnetometer). 
Sie  '-Verteilung  ber  totalen  erbmagnetiicpen  Kraft 
über  bte  Erboberfläepe  Wirb  zur  Bnfcbauung  gebracht 
burep  bie  Öinien  gleicher  Sntenfität  ober  3fobt)« 
n a m e n (^orizontal«3fobpnamen,  b.  p.  fiinien  gleicher 
£>orizontalintenfität).  Sie  ntagnetifepe  X o t a 1 i n t e n • 
fität  nimmt  im  allgemeinen  Dom  Äquator  gegen  bie 
Bote  hin  ju ; ben  größten  Sert  erreicht  fte  jebodj  niept 
an  ben  Holen  felbtt,  fonbent  auf  ber  nörblicpen  fjalb- 
(ugel  iinben  wir  zwei  Bunfte  höcpfter  tnagnelifcper 
Kraft,  ben  einen  in  Borbametifa  in  ca.  72°  norbl.  Br. 
unb  90°  wefll.2.,ben  anbern.  Weniger  fieper,  inBorb- 
ojlaften  unter  ca.  05°  nörbl.  Br.  unb  118°  öftl.  2. 
Buch  auf  ber  Sübpemifppäre  finben  fiep  zwei  ziem- 
lich nahe  beieinanber  liegenbe  Stellen  größter  3't- 

TlcqtiZ  Äonu.  «i'ejifon,  6.  MufT-,  VI.  Bb. 


tenfität , in  65°  fübl.  Sr.  unb  140°  öftl.  2-  unb  50° 
fühl.  Sr.  unb  120°  öftl.  2.  Sie  abfolut  geringfte 
3ntenftiäi  zeigt  ftd)  unter  ca.  20°  fübl.  Sr.  auf  einem 
(leinen  ©ebiet  int  Bttantifcbm  Ozean,  nabe  ber  Küfte 
Don  Sübammfa.  2>ier  beträgt  bie  Xotalintenfität 
ungefäpr  0,2  E.-®.-S.-Einpeiten,  wäprmb  fte  an  bem 
ftärfem  gofuS  ber  Siibhemifphäre  ben  Maximal- 
wert  Don  etwa  0,7  E.-Ö.-S.-Einpeiten  erreicht.  Sei 
ber  £>orizontalinlenfität  (Safel  I,  gig.  3)  ziepen 
fiep  bie  pöcpften  Serie  in  ber  ©egenb  bcs  'ilquntorä 
um  bie  ganze  Erbe  herum.  Bad)  ben  Bolen  tu  nimmt 
bie  ^onzonialinienfttät  ab,  ein  Minimum  finbet  fid) 
ut  ungcfäbrO.oi  abfoluterEinpeit  über  bmt'flrfnjcpen 
Bnhipel  BorbameritaS. 

4)  'Potential,  ©ieichgrwicptSlinicn,  mag- 
netifepe  Mcribiane.  Xureb  Xeflination,  3n(liua- 
tion  unb  JZnJenfttät  ftnb  Bicptung  unb  ©röße  ber 
erbmagnetiicpen  Kraft  Doliitänbig  beftimmt.  ©auß 
bat  nun  einen  matbematifepen  BuSbrud  aufgefteüt, 
baS  magnetifepe  Botential,  auS  bem  fiep  (amt- 
liche brei  Elemente  für  jeben  burd)  Breite  unb  2änge 
beftimmten  Bun(t  mit  2eicptig(eit  berechnen  laffen, 
fooalb  auep  nur  Don  aept  über  bie  Erboberfläcbe  Der- 
teilten  Orten  bie  Sette  biefer  brei  Elemente  burep  bi- 
refte  Seftramuxngen  befannt  finb.  Buch  geben  bie 
2inicn  gleichen  Bolen  tialS  ober  bie  magnetifepen 
Wleicpn  eroiiptälinien  in  ©außfepen  Einheiten 
(Safe!  II,  ffig.  1)  baS  einfaepffe  Silb  »on  ben  magne* 
tifdjen  Berpältniffen  unfrer  Erboberfläepe ; aus  ihrem 
2aufe  läßt  fiep  z-  S.  bie  Bicptung  ber  XeflinationS- 
nabel  an  iebent  Orte  leiept  erfennen , inbem  fte  ftets 
reeptwmflig  zu  ben  ©leicpgcmicptSlmicn  ftept.  Xcntt 
man  fiep  auf  biefem  Kärtchen  ein  Spflem  Don  2inien 
gezogen,  welcpc  bie  ©leicpgewidttslinien  fenfrecpt 
burehfehneiben,  fo  erpält  man  bie  magnetifepen 
Meribiane,  währenb  bie  ©leidtgewicptslinien  felbft 
als  ntagnetifepe  ^iaraltelfrcife  aufgefaßt  wer- 
ben fönnen. 

6)  Bariationen,  Störungen,  3ufammen* 
bang  ber  magnetifepen  Erfcpeinungen  mit 
Bolarlicpt  unb  Sonnenfleden.  Sämtlicpe  Ele- 
mente beS  E.  behalten  auep  an  ein  unb  bcmfelben 
Orte  niept  ben  nämlidjen  Scrt,  fonbent  ftnb  fort- 
wäprcnbcn  Sepwanfungcn  unterworfen,  bie  teils  re- 
gelmäßig unb  periobifcp  cintreten,  teils  unregelmäßig 
unb  plöbltd).  Xie  erfiern  nennt  man  Variationen, 
bie  leßlem  Störungen.  Sei  ben  'Variationen 
unterfepeibet  man  wieber  täglitpe,  jährliche  unb 
SäfutarDariationen,  b.  p.  fotepe,  bie  nacpIageS- 
Zeiten,  Soprfä^tten  unb  längern  ,'Jeiträumen  inecp- 
fein,  (für  bie  einzelnen  Elemente  geftalten  ftd)  biefe  Ba- 
riatiDneu  in  unfent  fflegenben  etwa  folgenbennnßra: 

X t ( l i n a t i o n.  3m  Sapresmittel  tritt  gegen  8 Uhr 
morgen®  baS  Minimum  ber  Xetlination  etn,  b.  p.  bie 
Magnehtabel  hat  ihre  öftlicpfle  Steilung  erreicht  Sann 
bewegt  fid)  ipr  Borbenbe  ziemlich  raftp  gegen  S. 
unb  erreicht  pter  ben  Senbepuntt  zwifepen  1 u.  2 Uhr 
nachmittags,  um  fobann  wieber  nach  O.  ztiriid- 
Zufeprett,  waS  in  braBadjmittagä-unbBhenbftunbm 
raidier  gefepiept  als  in  ben  Hacptftimben.  Xer  Sinfel 
ZWifcpen  bem  öfllicpfien  unb  wejtlicpften  Stanbe  ber 
Magnetnabel,  bie  fogen.  tägliche  Bmplitube,  be- 
trägt im  Stthrtämittcl  ungefähr  8 Minuten,  ft«  ift  im 
Sommer  (11‘)  größer  als  im  Sinter  (60-  31’  ben 
Derfchiebenen  Monaten  Weicht  ber  tägliche  (»ang  etwas 
ab  Don  bem  piergefchilbertcn;  Wie  er  fid)  im  einzelnen 
aeflaltet,  ift  auä  Xafel  U.Sig.  3,  leicht  erßchtlich-  Buf 
oer  Sübhemifphäre  hewegt  fid)  bie  Magnetnabel  in 
mittlem  Breiten  in  gerabc  umgeteprtem  Sinne.  Bad) 

2 


18  ©rbmagnetlSmuä  (Variationen,  Störungen). 


garabab  Derfjaltcn  fidj  bie  täglichen  Variationen  beS 
E.  geraoc  fo.  Wie  Wenn  fie  bitrd)  jtoei  rnngnetijcbc 
Vole  erjeugt  würben  (einen  Slorbpol  in  ber  f üblichen, 
einen  Sübpol  in  ber  nörblidjen  fiiemifphäre) , bie  in 
ber  Sltmofphäre  ber  Erbe  ber  fcheinbarcn  Slemegung 
ber  Sonne  folgen.  SBieWoljl  alfo  bie  tägliche  Varia- 
tion offenbar  mit  bent  Staube  ber  Sonne  in  iüo- 
jieljung  ftebt,  fo  fann  bod)  eine  oötlig  befriebigenbe 
Erfläning  ber  Hriadien  bcö  täglichen  ©cingcS  ber  erb* 
magnetifchen  Erfdjeinungcn  immer  nod)  nid)t  ge 
eben  werben.  2118  bödgt  wahrfcheinlid)  barf  aller. 
ingS  wobl  angenommen  Werben,  bnfi  fie  Wefenilid) 
bunt)  Strafte  bebingt  werben,  bie  oberhalb  ber  Erb- 
Oberfläche  ihren  Sin  haben,  unb  bafi  es!  wahridieinlid) 
cleftrifdte  Ströme  unb , bie  in  ber  .Sltmofphäre  Der» 
laufen,  unb  bie  ein  ganj  beftimmteS  St)ftem  Don 
Straften  er jeugeit , baS  im  Saufe  beS  % ageS  einmal 
um  bie  Erbe  läuft. 

Tie  jährliche  Variation  ber Teflination  iftDon 
fehr  geringem  Setrage,  hei  unJ  etwa  Don  0,4'.  Sie 
hängt  offenbar  Don  ber  Derfrfiiebenen  Stellung  ab, 
Welche  bie  Sonne  in  bcn  bcridjiebenen  Jahreejeiten 
ju  bcn  beibeti  tpemifphären  ber  Erbe  einnimmt.  WiS 
jur  Seit  bei  Iwdiftm  SonnenftanbeS  wächft  bie  Te- 
flination in  unfern  ©egenben,  nimmt  bann  fcbod) 
Wieber  ab,  um  jur  3'ü  bei)  tieffien  SonnenftanbeS 
ein  Minimum  ju  erreichen. 

Sätulare  Varia  tionen  erfolgen  jWar  fehr  lang- 
fam,  wacbfen  aber,  inbcnt  fie  im  fiaufc  ber  Jahre  in 
gleichem  Sinne  f ortfehreiten , allmählich  ju  beträcht* 
lidjei  ©röße  an.  So  war  j.  V.  in  granfreieß  1580 
bie  Teflination  11°  30'  öftltch,  nahm  fobann  beftän- 
big  ab  unb  würbe  1663  gleich  9!uü;  Don  jener  3*'t 
an  würbe  fie  weltlich , bis)  fie  1814  mit  22“  34'  ihr 
WeftlicßeSMajimum  erreichte;  feitbem  nimmt bieweft- 
liche  Teflination  wieber  ab.  Jn  Xoutfdilanb  beträgt 
ihre  jährliche  Slbnaßme  im  l'urdifdjnitt  6 Minuten, 
bod)  Derringert  ftd)  auch  hie  SäfularDariation  hier 
jeßt  beftänbig,  Woburd)  barauf  hingebeutet  wirb,  baß 
bie  Teflination  ftch  wieberum  einem  SBenbepimtt 
nähert,  unb  jwar  einem  Minimum.  freilich  bürften 
nodi  über  100  Jahre  Dergepen,  bis  j.  V in  Verlin 
bie  Teflination  0°  erreicht  wirb.  Ter  mittlere  Vetrag 
ber  SiilularDariation  ber  Teflination  für  bie  ganje 
Erbe  ift  aui)  Tafel  II,  gig.  2,  leicht  ju  entnehmen. 
21ud)  bie  SähilarDariatioiten  feheinen  einen  periobi- 
fchen  Eharafter,  wenn  auch  Don  fehr  langer  Toner, 
ju  beftßen.  So  berechnete  Seher  eine  TeflhiationS- 
periobe  «on  420  Jahren,  gelgenträger  eine  folebe  Don 
477  Jahren.  Tie  Urfadhe  ber  SäfularDariationen 
lennt  man  noch  nicht- 

Jnflination.  Tie  tägliche  Veriobe  ber  Jn- 
flination  Würbe  juerft  1827  Don  Slrago  bemerft;  bas) 
Majimum  ber  Jnflination  wirb  bei  unS  gegen  10 
unb  11  Uhr  Domtittagd  erreicht,  bie  Siabel  ift  bann 
am  ftärfften  gegen  ben  (lorijont  geneigt  Tanach 
hebt  fte  ftd)  Wieber,  unb  eS  tritt  ein  fchwad)  auSgebil- 
beleb  Minimum  ein,  iaS  ftd)  über  bie  9?ad)tftunben 
erftredt.  Eine  ähnliche  tägliche  VeWeguna  macht  bie 
JnflinutionSnabel  auch  in  ben  mittlem  Streitender 
Sübhemifphäre;  auf  beiben  fimlbfugeln  ift  alfo  bie 
Jnflination  größer,  wenn  bie  Sonne  über  bent  fjori- 
jont  fteht.  Tagegen  ift  in  ben  Trogen  bie  Jnflination 
wäbrenb  ber  Stacht  größer  alb  am  Tage.  Jm  Mittel 
beträgt  bie  Tageoamplitube  ber  Jnflination  bei  uns 
IV«'  im  Jahr,  im  Sommer  reichlid)  2‘,  im  SBinter 
reichlich  1'.  SSie  ftch  bie  Erfcheinuitg  in  ben  einjelnen 
Monaten  geftaltet , fann  man  auS  Tafel  II , gig.  4, 
unmittelbar  entnehmen. 


Tie  jäljrlidhe  Veriobe  ber  Jnflination  beträgt 
bei  unb  ca.  1‘,  fie  ift  alfo  faft  hoppelt  fo  groß  wie  bei 
ber  Teflination,  unb  jwar  fällt  bab  Mapimum  in  beit 
gebruar,  b ab  Minimum  in  ben  Juni  unb  Juli.  Ta 
bieb  in  beiben  Jiemtfphären  jugleidh  eintritt,  fo  ift  alfo 
ber  Sert  ber  Jnflination  wahrfcheiiilich  Don  berSon* 
nennähe  abhängig.  Vejflglid)  ber  fäfularen  Va- 
riation ber  Jnflination  ift  ju  bewerten,  baft  bie 
Jfotlinen  eben  folgen  Veränberungen  unterworfen 
finb  wie  bie  Jfogonen.  Tie  Slfline  ging  1700  unter 
35»  8ftl.fi.  burch  ben  Siguator,  1780 unter  10»  Bftl.fi.. 
1837  unter  0“  40'  öftl.  fi.  unb  1885  unter  5»  Weftl.  fi. 
TarauS  febon  erficht  man,  bafj  Don  1700  ab  eine 
fortfehreitenbe  Vewegung  Don  0.  nach  SB.  ftattgefun* 
bcn  hat.  Ta  nun,  wie  auS  Tafel  I,  gig.  2,  erfid)tlteb,  bie 
Jfoflincn  über  Europa  nach  Siorboften  ju  auffteigen, 
fo  ift  mit  biefer  SBanbcruna  ber  Jfoflincn  Don  0.  nach 
SB.  jugleid)  eine  Abnahme  W Jnflination  in  Europa 
Derbunben.  Jn  VariS  betrug  fie  1671  noch  75°.  feit- 
bem hat  fie  fortwäbrenb  abgenommen  bis  ju  ihrem 
gegenwärtigen  SBert  Don  ungefähr  66°.  Jn  Verlin 
hat  bie  Jnflmation  jurjeit  einen  SBert  Don  etwa  66V«°, 
bie  SäfularDariation  hefteht  hier  in  einer  jährlichen 
Stbnaljme  DDn  ungefähr  IV«  ffirab. 

Jntenfität.  Ta  alb  britteä  Element  gewöhnlich 
bie  $>ori  jontalintenfität  betrachtet  wirb,  fo  ift  in 
Tafeln,  gig. 6,  ber  tägliche  ®ang  bcrfelbcn  für  bie 
einjelnen  Monate,  baS  Sinter-  unb  Sommerhalbjahr 
fowie  für  baä  ganje  Jahr  in  araphifeßer  Tarfteüung 
gegeben.  Tanach  finbet  man  bei  ber  Jwrijontalinten- 
fiteit  im  Jahresmittel  ein  jienilich  flache«  Majimuin 
gegen  8 Uhr  abenbä.  Ein  Deutlid)  ausgeprägte«  Mi- 
nintuni  fällt  auf  etwa  11  Uhr  bomiittagä;  in  ben 
einjelnen  Monaten  treten  hierin  atlerbingS  Heinere 
Stbweichmtgen  auf.  Jm  Mittel  beträgt  bie  tägliche 
Slinplitube  in  Verlin  ca.  27  E.-S.-S. -Einheiten;  fie 
ift  im  Sommer  größer  (89  Einheiten)  alt)  im  SBinter 
(20  Einheiten),  Wie  es  aud)  bei  ben  anbern  Elementen 
ber  galt  war.  Veim  jährlichen  Sange  finbet  man 
für  beibe  ijjalbfugeln  ein  SRapintum  für  bie  ("feit  Dom 
Oftober  bid  Vfärj,  cd  jeigt  fich  alfo  auch  h'ec  eine 
Zunahme  ber  Jntenfität  mit  größerer  Sonnennähe. 
Über  bie  SäfularDariation  ber  ^orijontalinten- 
fität  ift  noch  Wenig  befannt,  ba  bie  einwurfäfreien 
SReffungen  biefeä  Element«  aud  erft  Derhältnidmäßig 
neuer  3*it  ftammen.  Jn  Teutfdjlanb  pnbet  eine  jähr- 
liche 3unabtne  ftatt,  bie  in  Verlin  etwa  23  Einheiten 
im  Jahr  beträgt 

Von  ben  magnetifchen  Störungen  (tnagne- 
tifeße  Stürme,  liiagnetifche  Sewitter)  weiß 
man,  baß  fte  manchmal  mit  Erbbeben  unb  Dulfani - 
feßen  Sludbrüchen  jufamntenfaden , jebenfaHd  aber 
mit  ber  Erfebeimmg  bed  Sforblidjtd  in  innigem  3u- 
fammenhang  ftehen.  Sie  treten  oft  über  Weite  fiäit- 
bergebiete  gleicbjeitig  ein,  wad  namentlich  burd)  bie 
Veobachtungen  bed  Don  fiiumbolbt  angeregten  unb 
Don  Sauß  geleiteten  SHagnetifchen  Vereins'  beftätigt 
Würbe , betten  SRitalieber  an  Derfchiebenen  Orten  ju 
DorauSbeftimmten  Terminen  24  Shinben  lang  ben 
Sang  ber  TeHinationSinftnimente  Don  5 ju  5 3Ri- 
nuten  nach  Söttinger  3eit  beobachteten,  unb  in  neue- 
rer 3<it  burch  bie  photographifchen  Vegiftrierungen, 
bie  man  an  ben  Derfchiebenen  magnetifchen  ObferDa* 
torien  erhalten  hat, 

Sluch  bei  ben  magnetifchen  Störungen  macht  ftd) 
ein  täglicher  unb  ein  jährlicher  ©ang  bemerfbar.  Jm 
täglichen  ©ange  pnbet  man  ein  Minimum  um 
Mittag  unb  eine  fehr  beutliche  3unahm(  her  Stö- 
rungen (bei  allen  brei  Elementen)  in  ben  fpätenSiach- 


©rbtnanbel  — Grbtnann. 


19 


mittag?*  unb  Abenbflunben  3)er  jährliche  (Sang 
wirb  d)üratterificrt  burd)  ein  bereit®  oonHumboIM  er- 
wähnte® hoppelte®  2Rajimum  jur , -feit  ber  Aquinoftien 
unb  tin  boppeltea  SRinimum  jur  ^eil  ber  Solftitim. 

Sejüglicf)  be®  3ufa,llmenb<ingS  her  erbmagnetifcben 
mit  anbem  fo®mi[d)en  Sridbeimmgen  ift  in  erfter  St- 
nie  ein  ganj  auffallmbcr©araüeli®mus  beS  täglichen 
unb  jährlichen  ©ange®  ber  magmtifdjen  Störungen 
mit  bem  Auftreten  beS  äiorblitfjtS  ju  bemerren.  Über 
einen  oft  behaupteten 3ufammenbang  jmifdjen  E.  unb 
Sonnenflrcten  tann  ntnn  im  einzelnen  nicht®  ©eftimm» 
teS  nndiroeifen.  Sobalb  man  aber  für  ba®  »olle 
3a hr  ba«  Auftreten  ber Sottnenflede  mit  ber  Am- 
plitube beS  täglichen  ©ange®  ber  magnetifeben  Eie- 
mente  oergleidjt,  fo  finbet  lief;  eine  »ölltgc  Überein* 
ftnnmung:  bie  Amplituben  »ariieren  genau  mit  ber 
Häufigfett  ber  gierte.  — 3ur  SReffung  unb  Auf* 
jeiepnung  ber  erbmagnetifcben  ©nriationen  unb  Stö- 
rungen, b b-  alfo  beS  gejamten  ©erlauf®  ber  erb- 
magnetifeben Srfcbeinungcn,  bienen  bie  fogen.  2Raq- 
netometer  unb  SRagnetograpben  (f.  b.).  gür  ®eflr- 
nation  unb  Hori.jontalintenfität  pflegt  man  hierbei 
nod)  meinen«  bie  beiben  »on  ffiauß  angegebenen  3n- 
ftrumente,  baS  logen.  Uniftlar-  unb  ©ififarmagneto» 
meter  auiuWenben.  ®ie  (jnflinalion  Wirb  im  allge- 
meinen md)t  bireft  nufgeieiebnet,  fonbent  man  regi« 
[frier*  ben  ©ang  ber  ©ertifalintenfität  mit  bem  fogen. 
Sagemagnetometer  nach  Slogb  (Silotjbfdie  Silage) 
unb  berechnet  bann  au®  ben  Slngaben  be®  ©ifilar- 
unb  SBagemagnetometerS  ben  ©aiig  ber  Onflination. 
®iefe  Sluijeidmungcn  Werben  in  ben  fogen.  magneti- 
feben Cbferoatorien  gemacht,  bie  in  jiemlid)  groftev 
3abl  über  bie  gange  Erbe  »erteilt  finb.  Sgl.  Artifel 
»WagnetiSmuS-  unb  ©auf),  ©efammelte  ©erfe, 
Sb.  6 (©ötting.  1877);  ©auf)  u.  SSeber,  Atta®  beb 
6.  (fieip.i.  1840);  Samont,  Hanbbutb  beS  E.  (Ser!. 
1819);  ierielbe,  Aftronomie  unb  E.  (Stuttg.  1861);  j 
6.  Jfautnann,  ®ie  6rf Meinungen  bei  E.  in  ihrer 
Abbängigfeit  »ont  Sau  ber  Erbrinbe  (baf.  1887): 
Ellenbogen,  Erbmagnetiomuä  (in  ber  -Anlei- 
tung jur  bculfcben  Sanbe®«  unb  Solföforfdjung-,  I 
Stuttg.  1889);  Sleumager,  Atla®  be®  ®.  (ntitSept, 
in  Sergbauä'  »©bbfdalifcbem  Atta««,  ffiotlja  1891); 

• Sleubrude  »on  Schriften  unb  Karten  über  SDieteoro- 
logie  unb  ®.<  (br«g.  »on  §eümann,  Serl.  1893  ff.); 
»l’errestrial  magnetiam  and  atmospheric  electri- 
city«  (Saltimore,  feit  1896). 

(rrbmanbel,  f.  Arachis,  Cyperus,  Helianthus 
unb  Lathyrua 

('■'rbmaten,  1)  Otto  Sinn«,  Ebemifer,  aeb.  11. 
April  1804  in  Xreäben,  geft.  9.  Oft.  1869  in  Seipjig, 
ftubierte  SRebijin  unb  Slaturwiffenfcbaften  in  Trei- 
ben unb  Seipjig  unb  habilitierte  ftd)  1825  bafelbft  für 
Gbenne.  Würbe  1830  Srofejfor  ber  teebnifeben  Chemie 
bafelbft  unb  errichtete  1842  ein  Saboratoriunt,  Welche® 
ba®  SRufter  mehrerer  ähnlicher  Anftalten  geworben 
ift.  Er  arbeitete  über  ba«  Siidel  (Seipj.  1827),  ben 
(jnbtgo  unb  einige  anbre  garbftoffe,  ba®  Seucbtga® 
unb  (mit  SRartbanb)  über  bie  Atomgewichte.  Er  febrieb : 
-üehrbueb  ber  Chemie-  ( Seipj.  1828,  4.  Auf!.  1851); 
•©runbriß  ber  allgemeinen  SÖarenfunbe*  (baf.  1833, 
13.  Auf!,  »on  Hanaufef  1901)  unb  »Über  ba®  Stu- 
bium  ber  (Ebemie-  (baf.  1861).  Auch  gab  er  ba® 
•3oumal  für  tedmifebe  unb  öfonomifebe  Chemie« 
(Slip).  1828  - 33)  unb  jum  2eil  mit  SchWeigger 
Seibel  unb  9Rard)anb  ba®  »3oumal  für  prattifebe 
Chemie«  (haf.  1834  ff.)  berauä. 

2)  (Johann  Ebuarb,  ©btlofoph,  geb.  13.  3uni 
1805  ju  SBolmar  in  Siolanb,  geft.  12.  3uui  1892  in 


Halle, ftubierte  in  Dorpat  unbSerlin.Wo  ihn  nament« 
lieh  Siegel  feffelte,  Ipeologie,  warb  1829  ©eidlicher  in 
feiner  Saterftabt,  Wanbte  (ich  aber  febon  1832  nach 
©erlin.  Wo  er  ficb  nach  Soüenbung  feine®  Stierte® 
»Serfud;  einer  wiffenfcbaftlichen  ®arftellung  ber©e- 
fd)icbte  ber  neuem  ©bilofopbie-  (üeipj.  1834 — 61, 
3 Sbe.)  1834  bei  ber  pbilofopbh'tben  gafultät  habili- 
tierte. 1836  würbe  er  alb  aufserorbenilicher  ©rofeffor 
ber  Shilofophie  nad)  Ipatle  benifen  unb  wirfte  hier, 
1839  jutic  orbentlicben  ©rofeffor  ernannt,  lange 
3abre  alS  glänjenber  afabemifcher  Siebter.  Seinen 
Schriften:  »fieib  unb  Seele«  (£>atte  1837,  2.  Aufl. 
1849)  unb  * Siatur  unb  Schöpfung  * (Seipj.  1 840)  folg- 
ten: »örunbrifi  ber  ©fnchologie«  (baf.  1840,  6.  Aufl. 
1873);  »©ruitbrift  ber  liogit  unb  'IRetaphbrrt»  Opalle 
1841.  4.  Aufl.  1864);  »Sennifcbte  Auflapc«  (baf. 
1846);  »Sfbdiologiicbe  ©riefe«  (iieipj.  1851,  7.  Aufl. 
1896),  worin  er  bie  ©fbcholonic  mit  ©lürt  cu  beleb- 
renber  Unterhaltung  barjufteuen  fudjte;  »Sorlefun- 
gen  über  afabemifebe®  lieben  unb  Stubium«  (baf. 
1868)  unb  »©nmbriB  ber  ©efebiebte  ber  ©bitofophie« 
(Serl.  1868  — 67,  2©be.  , 4.  Aufl.  »on  Senno  Erb- 
mann, 1 896),  worin  er  bae  SRittelaiter  aubführlich  unb, 
obgleich  felbft  ber  -lehle  SRohifauer-  ber  ^egelfcbeti 
Schule,  beten  SelbflauflöfungäprojeS  fehrunparteiifcb 
barfteüt.  ©eiftreicbe  ©orträge  »on  ihm  finb  unter  bem 
Üitel:  »Entfle  Spiele-  (®erl.  1856,  4. Aufl.  1890)  er» 
fibienen.  S.  nahm  unter  ben  Hegelianern  eine  »ermit» 
telnbe , bod)  mehr  nach  recht«  ncigenbe  Stellung  ein. 

3)  $a»ib,  proteft.  Iheolofl.  geh.  28.  3uli  1821 
ju  ©üftebiefe  i.  b.  SJeumarf,  würbe  1853©ri»atbojent 
tnSerlin,  1866  orbentlid)er©rofeffor  berlbeologie  in 
Sbönigöberg,  1864  ©eneralfuperintenbent  »on  Schie- 
den unb  jugleicb  HD1,orarprofeffor  in  ©rei-iau  unb 
trat  1900  in  ben  SSuheflanb.  Unter  feinen  Schriften 
(mb  ju  nennen:  »Sieben  unb  Seiben  ber  erften  Ehri» 
ften«  (Serl.  1864);  »Die  Seforatalion  unb  ihre  SRcir- 
Ujrer  tn  (Italien-  (baf.  1855);  »®er  ©rief  be®  3alo- 
hu®,  erflärt«  (baf.  1881);  »SSutber  unb  bie  Hoheit* 
jollem-  (,©re®l.  1883,  2.  Aufl.  1884). 

4)  Dito,  Bialer,  geh.  7.  $ej.  1834  in  Seipjig,  ftu- 
bierte  auf  bet  bortigeu  Afabemie  unb  jpäter  in  ®re®- 
ben  unb  EDlüwhen  unb  lieb  ftd)  1868  in  ®üffelborf 
nieber.  Er  malt  mit  befonberer  Sorliebe  ©enrebilber 
au®  ber  Sotolojeit,  bie  burd)  gefäüige  SRotioe,  feinen 
Humor,  pifante  Auffajfung  unb  ein  llare®,  freimb» 
liebe®  Kolorit  anjeehenb  fmb.  5)ie  bcruorragenbftcn 
ftnb:  bie  glttdliche  ©erbung,  ba®  Slinbefublpiet,  bie 
Erwartung,  ber  Empfang  be«  ©räutigam«,  ba®  Sie- 
beSorafel,  bie  geheime  Sotfd)aft,  bie  unterbrodiene 
Klaoiccftunbe , bie  Srautfchau,  ber  ffle[cgenl)ett®bieh. 
ein  Üeftament,  ba®  fronte  ©rinjeßchen,  be®  geinbe® 
Sache,  Hcxbjett  in  Sicht,  Stunft  hringt  ©unft,  im 
JReicb  her  löne. 

6)  SRoriß,  SRaler,  geh.  15.  April  1845  in  Arne- 
burg  bei  Steitbal,  befuebte  bie  ©erliner Kunflafabemie 
unb  würbe  Schüler  be®  Sanbfd)aft®ma!er®  H-  E'*te. 
Sr  unternahm  alabann  Stubienreiien  nad)  Ihörin- 
gen,  bem  Hart.  Sd)!e®Wig,  Hoüaub,  Schweben  unb 
hielt  fid)  ein  (iahr  in  Olalien  auf,  Wohin  er  fpäter 
noch  mehrere  Süale  jurücflebrte.  ©on  feinen  Sanb- 
fdjaften,  bie  fleh  burd)  poctijcbe,  etiua®  fcbwenuütige 
Auffaffuug  unb  burd)  tiefe,  fräftige  gärbung  au®» 
jeid)nen,  fmb  her»or;ul)cbcn : Heibe  am  Sieaenftein  im 
Ha«,  ba«3Rorfumfltff  auf  ber  (Infel  Splt,  ©onbnacbt 
im  öallntar®fiorb , bie  fflrüne  ©rotte  auf  Capri , bie 
©illaHabriaii«  beriTiooIi,  biblifdie  Sanbjcbaft  mit  ben 
grauen  am  ©rab  Ebrifli,  ein  Heiligtum  auf  Ea»ri 
in  alter  3'it,  ber  ©aßmann  bei  fflercbtebgabcit,  bie 

2* 


20  (Srbmänndjtn 

Xpermen  in  bcr  9?itla  £>abriand  bei  Xiooli,  Strafet 
in  Subiaco  bei  SRonbf  epein,  bcr  popc  ®ütl  in  ber 
Ramdau  unb  bad  Obemberger  Xai  am  Brenner.  Sr 
lebt  in  Stümpen. 

6)  Benno,  BP'iBfBfeP-  geb.  30.3Rai  1851  in  Sub- 
rau  bei  Slogan,  {tubierte,  nadibem  er  einige  3<it 
BucppäuMer  getoefen  toar,  in  Berlin  unb  IpeiDelberg 
Bpilofoppie,  SWatpematif  unb  RaturWiffenfd)aften  bc- 
fonberd  unter  fetter,  Steintbal,  Rbnigdberger,  ipelm« 
helfe  unb  jrirdipof.  1873  würbe  er  Xoftor,  War  bann 
l'/i  3“pr  Siebter  an  einer  Realfdjule,  babilitierte  fiep 
1876  in  Berlin,  Würbe  1877  aufeerorbentlieber,  ein 
3apr  (pater  orbentlidjer  Brofeffor  ber  Bbilofopbie  in 
Kiel,  1884  in  Bredtau,  1890  in  ipatle,  1898  in  Bonn. 
S.  fdirieb:  »Startin  Sfmifeen  unb  feine  3*0*  (Seipj. 
1876);  »Xie  'Jljiome  ber  Seomctrie«  (baf.  1877); 
■Slantd  Jtritijidnuid*  (baf.  1877);  »Bogif«  (Jjallc 
1892,  Bb.  1);  -Xie  Bfpd)o(ogie  bed  Sinbed  unb  bie 
Sd)ule<  (Bonn  1901)  unb  mtt  3?.  Xobge:  «Bfpdio- 
logifepe  Unterfutbungen  über  bad  iiejen  auf  experi- 
menteller fflrunblage«  (Jiaße  1898).  Um  Sani  bat  er 
ftd)  au*  bitrd)  Rudgaben  oerfepiebener  SBerfe  fowie 
burd)  Beröffenttiepung  Bon  Raditrägen  ju  Santd 
»Shritif  ber  reinen  Bcmunft«  (Kiel  1881)  unb  Bon 
»Reflexionen  Äantd  jur  fritifepen  Bpilofoppie«,  8b.  1 
u.  2 (Stipp  1882—  84)  fefjr  Berbient  gemad)t.  Rudj 
gibt  er  »Rbpanblungen  jur  BPüofofeP'«  unb  ihrer 
Scfcpicpte*  (£aHe  1893  ff.)  beraub  unb  beforgte  bie 
4.  Auflage  Bott  3-  ®-  Erbmannd  »Srunbrife  ber  Se- 
fepiepte  ber  Bb'lofopbie*. 

©cbmänncpcn , f.  Mandragora. 

©rbmanndborf,  1)  (6.  in  Seplefien)  Xorf 
im  preufe.  Regbcj.  Siegnife,  Sfretd  §irfd)berg,  an  ber 
Siomnife,  Kuötcnpunft  ber  Staatöbapnlinie  fpirfcp' 
berg-S>epmiebcberg  unb  ber  Riefengebirgdbapu , bat 
eine  fd)öne,  nad)  SepinfetdBlan  erbaute  euang.JTirebe, 
ein  Sdilofe  mit  Bart,  Jotinnnitcrfranlenpaud,  eine 
ftlaepdfpinnerei  unb  • Sieberei,  Bürftenfabrif  unb 
iiiioo)  1150  Sinw.  Sad  Seplofe  gehörte  e liebem  bem 
r«tbmapdia!l  Sneifenau,  beffeu  Srben  fd  1833  an 
König  Syriebrid)  Riilpelm  111  oertauften,  Bererbte  ftd) 
bann  auf  beffen  SBitWe,  bie  ffürflin  Bon  Siegnife,  unb 
Würbe  1840  Bon  König  griebrid}  SJilbdm  IV.  atd 
Sfrongut  angefauft.  31'  ber  Rabe  bie  Kolonie  3>1< 
l e r t b a I (f.  b.).  Bgt.  X o n a t , Srbmamtdborf  (§irfd)b. 
1887).  — 2)  (6.  in  Sadjfen)  Xorf  unb  Suftfurort 
in  ber  fnd)f.  St'rcidp.  Epeinttife,  Rnitdp.  515b®,  ®n  ber 
Staatdbabnlinie  Stöpa-Rnnaberg,  b®t  eine  eoang. 
SVirepe,  ein  Seblofe,  BnumwoHlpinnerei,  Bidfuit- 
fabrit,  grofee  Staplmüpte,  Sägewerf,  Bierbrauerei, 
3iegelbrennerei  unb  amn  1610  Sinw. 

©rbmanndborf , griebriib  SBilbelm,  gref« 
berr  Bon,  RrcptleR,  geb.  18.  Stai  1736  in  Xredben, 
gefi.9.SKärj  1795inXcffau,  beiud)te  atd  Begleiter  bed 
tfürften  non  Xcffau  granfreid),  Snglanb  unb3talien 
unb  fhibierte  namentlieb  bie  Ruinen  aud  ber  römi- 
fepen  SVaiferjeit.  Gr  gelangte  baburd)  ju  einer  SBie- 
berbelebung  bed  tlaffi|eben  Stild  unb  gebärt  bedpalb, 
wie  feine  Berliner  gleiepftrebenben  Jtunftgenoffen 
Sangband,  Silin,  Senfe  jc. , ju  beit  Borläufem  ber 
neuern,  auf  bie  flaffifdjen  Stufter  fieb  ftüfeenben  Bau 
Tunft.  Seine  Jiauptmerfe  fmb  bad  Seblofe  ju  SSörlife 
unb  bad  Sanbbaitd  ju  Suiftum;  aud)  leitete  er  bie 
Sd)5pfung  ber  fepönen  Rnlagett  um  Xeffau  unb  (tat* 
tele  mehrere  3imntcr  bed  föniglicbenSdiloffed  in  Ber- 
lin nad)  feinen  Entwürfen  aud.  -seine  Biographie 
febrieb  Robe  (Xeff.  1801).  G.  ftiftete  eine  Üpalfo- 
graphifdie  Sefeüfcpaft  in  Xcffau,  bie  auch  feine  japl* 
reichen  anpiteftonifepen  Stubien  1797  Beröffentlid)te.  | 


— ©rbnäpc. 

(Vrbtnannobörfcr,'löar.  Crdjefterbirigent,  geb. 
14.  3uni  1848  in  Rümberg,  maepte  feine  Stubien 
am  ÄonferBatorium  ju  Seipjig  fowie  fpäter  bei  Riefe 
in  Xreeben,  War  1871 — 80  ^offapctlmeifter  in  Son- 
berdbaufen,  1882—89  Xirigent  bcr  Rulltfchen  Siufit- 
gefettfepaft  unb  Brofeffor  amÄonferoatorium  inStod- 
lau,  Bertaufd)te  1889  biefe  Stellung  mit  ber  eines 
Xirigenten  bcr  Bbilbantuniie  unb  Singafabcmie  in 
Bremen,  pebelte  1895  nadi  Wüncben  über.  Wo  er  1897 
bis  1898  atd  pioifapettmeifler,  Xirigent  berVltabemie- 
fonjerte  unb  Seprer  am  Äonferuatorium  fungierte. 
Süäbrenb  ber  Sinter  1896/96  unb  1896/97  leitete  er 
bie  Beterdburger  Sefeflfcbaftdfonjerte.  Wld  ftompo» 
nift  trat  S.  mit  mehreren  Gborwerfen,  auch  Orcheftcr» 
unb  StlaBierfncben  unb  Bieber  auf.  Seine  Sattin  (feit 
1874)  Bouline  S.,  gebomeDprawill  (naih  ihren 
®boptioeltem  5 i d)  1 n e r genannt),  geb.  28. 3uni  1 847 
in  Xiiien  unb  bafelbft  audgebitbet,  trat  bereits  mit 
bem  16.  3“br  Bffentlid)  auf,  fonjertierte  barauf  mit 
gutem  Erfolg  in  Xeutfcplanb  unb  Rufetanb,  nahm 
1870 — 71  nod)  Unterricht  bei  Sifjt  m Sgeimar  unb 
Würbe  bafelbft  unb  in  Xarmftabt  jur  £>ofpianiftin 
ernannt. 

©rbmanndbörffer,  Bcrnbartf,  Jiiftorifer,  geb. 
24.  3an.  1833  in  Ritenburg,  geft.  1.  dRarj  1901  in 
■ixibelberg , ftubierte  feit  1852  Bbilologie  unb  Se- 
fd)id)te.  habilitierte  p<b  1858  für  Sefcfeicfete  i»  3ena, 
reifte  im  RoOember  1859  bis  Ruguft  1860  im  Ruf» 
trag  ber  §iflorifd)en  ffommiffion  ju  SRüncben  nadp 
3tatien  ju  ardiioalifdjen  'Jorjdnmgen  für  bie  Santm« 
lung  ber  Reid)dtagda(ten,  pebelte  aber  1861  oon3ena 
nad)  Berlin  über,  uiuanbcnBonXrobfen.SR.Xuncfer 
unb  B.  SRomer  geleiteten  Rrbeiten  jur  Stfcbicbte  bed 
Srofeen  Sturfürilen  mitjuWirfen,  habilitierte  pch  1882 
in  Berlin,  würbe  1864  Seprer  ber  Sefehieptc  an  ber 
Shiegdafabemie  unb  1869  aufeerorbentlieber  Brofef» 
for.  1871  folgte  er  einem  Stuf  atd  orbentiieper  Bro- 
feffor  nach  Sreifdwatb,  ging  im  Iperbfl  1873  nach  Bred- 
lau  unbDftent  1874  ald  fetadjfolger  B.Xreitfdjted  nach 
Sycibelbcrg.  Sr  fdlrieb  unter  anberm:  »Sraf  Seorg 
ftiiebrirf)  Bon  SBalbed.  Sin  preufeifdjer  Staatdmann 
im  17.  Sahrpunbert-  (Berl.  1869),  »Xeutfcpe  Se» 
fepiebte  uom  ©eflfalcfcpen  gricben  bis  jurRegierungd- 
jeit  5riebrid|d  b.  Sr.«  (in  Ottefcnd  Sammlung,  baf. 
1890—93.  2 Bbe.,  1894  mit  bem  Berbun-Breid  ge» 
frönt),  -IRirabeau-  (Bb.  13  ber  »Btonograppien  jur 
SBeltaefcpicbte« , Bielef.  1900).  3n  ben  »Urfunben 
unb  Rtlenftüden  jur  Sefcpicpte  bed  Kurfürsten  »rieb» 
riep  SBitpeim  Bon  Brandenburg«  gab  er  bie  «Botiti» 
fepen  Berpanblunger - (1861—83,  6 Bbe.),  aufecr- 
bem  Bb.  1 u.  2 ber  * Bolitif^en  Rorrefponbenj  Karl 
gricbric^S  Bon  Baben  1783-1806-  (i>eibelb.  1888 
u.  1892)  peraud. 

_ ©rbmaft  (Untermaft),  bie  Raprung,  bie  bad 
Sdjwarjwilb  aud  bcr  Erbe  wilplt. 

©rbucaud,  f.  fflüplmaud. 

©rbtneffung,  f.  Srabmeffungen. 

©rbmctallc,  bie  SRetade Rluminium,  Berpnium, 
3irfonium,  Xporium.  ffttrium,  Erbium,  6er,  San- 
tpan  ic.,  beren  Crt)be  bie  Erben:  Xoncrbe,  BerpU- 
erbe  ic.,  färb«,  gefdmtacf.  unb  gemcplod,  feuerbeftäu- 
big,  febr  fdmu'r  fepmeribar  unb  in  Soffer  untödlicp 
pnb.  Sie  bilben  mit  SBaffer  fdiwadi  bniifcbc  unlöd- 
iicpcfcpbroxpbe  unb  mit  Säuren  teiept  jerfefebare,  nur 
3um  Xeil  Ibdlicpe  Salje. 

©rbutilbc  (Samtmilbe),  f.  SRilben. 

©rbmörfer,  SRine  junt  Ritdwerfen  Bon  Steinen, 
baper  fooiel  wie  Steinmine  (f.  b.). 

©rbnnpc  (Berigäum),  f.  Ülpogäunu 


21 


(frbmtjj  — (Srböl. 


<?vbuuff,  1.  Lathyrus,  Buuium  imb  Aracliia , 
amcvitani(che  ©.,  f.  Apios. 

('  rbnuijf urticn , f.  Öltutheii. 

(Stbnufjmcbl,  auS  ben  ©reßrüditänben  ber  Sa- 
men Don  Aracltis  hypogaea  bergeftclltcS  lyabritat. 
enthält  etwa  50  ©roj.  Stweiijförper  unb  18  ©roj. 
Öl  unb  bcft&t  at[o  großen  Siatjrmrrt.  Jn  Spanien 
foll  eS,  mit  Kafao,  3uder  unb  Öeroflrj  ju  einet  Wrt 
Sdjololabe  aemifcbt,  ein  wichtiges  SRabnmgSmittel 
ber  ärmern  SeDölferungStlaffe  bilben.  8S  liefert  and) 
ein  poröfeS,  loderet  ©rot,  bas  aber  wegen  ausgepräg- 
ten bittern,  mopnartigen  ©efdjmnds  unb  lange  an- 
paltenben  Sc'acbgeicbmadS  ungenießbar  ift.  Sioggen* 
brot  mit  25©roj.S.  ift  Don  reinem  Soggenbrot  (amu 
ju  untcrfdieiben.  3n  SiSfuitS  auS  reinem  S.  Wirb 
bcffen  ©eicpniad  burd)  3 “der  unb  ©ewürje  Döllig 
»erbedt.  SIS  ©rüge,  gebörrt  unb  geröflet  gibt  bet 
erbnujjpreBtudjen , nad)  einftünbigcm  Süäjfem  mit 
Sat.i  unb  ©affer  gefodjt.woblfcbniedenbe  Suppen,  bte 
in  ibrem  ©efepmad  lebhaft  an  ©opnenfnppe  erinnern. 
3wiebad  aus  1200  ©eijcnmehl,  400  gerösteter  ®rb 
nufsgrüpe,  120  3“der,  15  Salj  unb  500  ©affer  ift 
fepr  empfehlenswert  unb  wirb  im  SerbauungSfanal 
audi  gut  aitSgenugt. 

(rrbnußöl  (ft  at  fang  öl),  fettes  Öl  aus  ben  Sa- 
men Don  Araclus  hypogaea  OHuSbcute  30  -45©roj.). 
SaS  (alt  gepreßte  01  ift  faft  farblos,  rietet  unb  fd)medt 
angenehm,  fpej  ©ero.  0,»t8  (bei  älterin  öl  unb  9fad>- 
lauföl  0,9202) , bilnnflüfflger  als  Cliuenöl , wirb  bei 
+3”  trübe,  erftarrt  bei  — 4 bis  7°,  befiehl  auS  ben 
tricjlpcenben  ber  Signocerinfäure  CMHuO,,  41ra- 
thin'iaure  C,„H100„  ©almitinjäure,  ßlfäure  unb  5 p- 
pogäafäure  C14HM0,.  8.  ift  in  Vlltoijol  wenig,  m 
Äther  leicht  löslich  - wirb  nicht  leicht  ranjig  unb  läßt 
fich  nur  langfam  Derfeifen,  gibt  aber  eine  (epr  gute, 
fefte,  weibliche,  gerudjlofe  Seife.  8s  bient  als  feines 
tafelöl,  wirb  juweilen  mit  Mohnöl,  Sefamöl  unb 
©auntwoUjamenöl  Derfälfcht  unb  felbft  jur  Serfäl* 
fcbung  bes  OlwenölS  benugt._  eine  jweite  ©reffung 
liefert  aus  ben  Samen  ein  Öl,  baS  auch  noch  all 
Speifcöl,  häufiger  als  Srennöl  benugt  wirb.  Sine 
britte,  warme  ©reffung  liefert  gelbliches  Öl  Don  min- 
ber  angenehmem,  bohnenartigem  öerud)  unb  ®e< 
fcpinad  unb  wirb  nur  jur  Seifenfabritation  benugt. 
Surd)  ftrlrattion  erhöht  (ich  bie  2luSbeute  auf 40  42 
©roj.  Sas  meifte  8.  wirb  in  SRarfeiUe  gepreßt. 

Ghcbif  (Ungar.),  fobiel  wie  ©alb,  in  jufammen- 
gefettten  ÖrtSnamen  Dorlontmenb. 

©rböbönpe  (fpr.erbSbeiqt),  ©roftgemeinbeim  Ungar, 
ftomitat  3em»lm,  mit  (not)  2370  mngpar.  einwop- 
nem.  Süblid)  pierDon  im  fteghaljagcbirge,  in  einem 
DonSSälbem  umgebenen lalteffel,  237 m ü. tßi.,  5km 
Don  ber  ©apnftatton  SiSjla-tolcSDa,  liegt  baS  ©ab 
8.  mit  eifen-  unb  alaunhaltigen  Warmen  Quellen, 
bie  bei  ©icpt-  unb  grauenleiben  angcwenbet  werben. 

(Srböb,  1)  ©roiigemeinbe  int  ungar.  ftomitat  Sjat- 
nuir,  mit  CHOD  3211  maghar.  ein'wopnern,  SISufter« 
herrfchaft  unb  ®eftüt  bes  ®rafen  ftdrolpi.  Sie  be- 
nachbarte ®urg  ber  Srdgffi  war  ber  Scbuport  ber 
©roteitanten,  bte  1545  hier  ihre  erfte  Stjnobe  abhiel- 
ten, würbe  aber  1566  jerftört.  fbeute  bort  gräfliches 
RafteH  - 2)  (froat  6 r b u b)  fflcmeinbe  int  (roat. 
Stomilat  ©erötje,  an  ber  Staatsbahnlinie  Sftaria- 
SThereftopel-Sidant),  mitllonautrajeti  nach©ontboS. 
3n  ber  nahen  ©urgnrine  8.  befinbet  ftd)  legt  bie  ®ruft 
ber  gamilte  8fep. 

®rbö(  (Petroleum, Steinöl, Staphtha),  eine 
in  ber  Äatur  Dortommenbe  entjünbliche  glüffigteit, 
bie  ben  auS  Derfcpiebenen  teerforten  gewonnenen 


ähineralölen  ähnlich  ift  unb,  wie  biefe,  Wefentlicp  ans 
flüfftgen  Rohlenwafferftoffen  befiehl.  SaS  rohe  8.  ift 
hell  ober  bunte! , bünn«  ober  bidfliiifig;  eS  wirb  oft 
begleitet  Don  brennbaren  ©afen  (f.  8rbgaS),  enthält 
Seftanbteile,  bie  fchon  bet  mäßiger  Srroännupg 
Sampfform  annehmen,  aber  auch  ichmcr  flüchtigcÖle 
unb  gelöfte  ftarrc  Körper  (©araffin)  unb  geht  unter 
Umftänben  in  [ehr  bidflüijtge  Subftanjen  über,  als 
beren  Snbglieb  baS  ftarre  ©ergwacps  unb  ber?l[ppalt 
ju  betrachten  finb.  SaS  © ift  (ehr  weit  Derbreitel  unb 
tinbrt  fiel)  in  ben  Derfd)i*beuften  geologifchen  gorma- 
lioneit,  bisweilen  in  ber  Stäbe  Don  (hoch  ohne  nad)- 
wei3baren3ufammenbang  mit)  fünften  Dulfanifdjer 
Jätigteit,  ganj  allgemein  aber  in  Sebimentgefteinen. 
J)ie®.  führenbenSd)ichtenfomple{e  oder  gormationeit 
unb  aller  Brbteile  weifen  eine  fo  auSgefprochene  unb 
auffallenbel&hnliihteit  unbÜbereinftimmung  in  ihrer 
2lusbilbung  unb  3ufammenfegung  auf,  baß  man 
Bon  einer  gewijfen  «rbölfajtes  ber  gormationeit  fpre- 
djen  (ann.  Ommer  finb  eS  büumittöfe  lonfdjiefcr 
unb  Derfdjiebcne,  meift  buntfarbige  Jone  in  Siechfei- 
lagerung  mit  Sanbftcinen  unb  Konglomeraten,  ftalf 
ftetne,  bte  in  biefen  gormationen  auch  Sorlommen, 
enthalten  faft  nur  teerartige  Stoffe,  aber  faft  ttte 
eigentliches  6.  ©isweilen  auch  eingefchaltete  Süß- 
wäfferbilbungen  finb  (ehr  feiten  bituminös,  ©lößere 
Srbiilmengen  (ommen  nur  in  uiäthtigent  Sattbfleitt- 
bänfen  Dor.  ©o  fich  - wie  i-  8-  in  Ben  Karpathen, 
mehrere  ifSctroleumformationen  Don  Derfcbicbenem 
geologifchen 2tlter  nebeneinanber  finben,  ftnb  oft  ganj 
bitumenfreie  Sd)id)len(omplere  jwifchen  jwet  öifor- 
mationen  parallel  unb  (onforbant  eingefchalteL  Bin- 
jelne  Sorlommen  gehören  einer  (ehr  pingen  gorma- 
tion  an,  wie  bas  Don  ©iebe  in  .VannoDer,  Währenb 
baS  amerifanifdje  6.  auS  ben  älteflen  gormationeit 
gewonnen  wirb.  6S  gibt  aber  an  ben  Derfdjiebenen 
rfttttborten  tetitc  beftimmte  ©etroleuntfchicht  laS  Öl 
burchbringt  Dielmehr  bie  benachbarten  ©efieinSichich- 
ten  unb  etrfülXt  Spalten  unb  Klüfte,  auf  bie  eS  in  fei- 
nem 2aufe  flößt.  $aS  Sorfommen  erfcheint  baper 
fepr  uniegelmäßig,  unb  in  unmittelbar  benachbarten 
Sofalitäten  (ann  ein  ffloprloch  bei  20,  ein  anbreS  erft 
bei  mepr  als  100  nt  liefe  baS  Öl  erreichen.  5äuf>3 
enthalten  bte  ^DhKäume  neben  8.  aud)  ©affer  imb 
brennbare  ©nie,  nach  ihrem  fpejififd)en  ©eiuidji  übet  - 
einanber  gefchichtet  unb  itieift  unter  hohem  Jrud 
ftehenb.  ÄuS  einem  Sohrloch , baS  hei  einem  fchriig 
aufwärts  gerichteten  ftoblraunt  bie  ©aSichicht  trifft. 
Wirb  baper  junächft  eine  Bruption  entjünblidjer  ©afe 
erfolgen,  unb  Wenn  biefe  Dorüber  ift,  muß  baS  8. 
burd)  ©umpen  gehoben  werben,  trifft  baS  ©obrlodi 
bagegett  Bon  Dontheretn  bie  Ölfdiidjt,  fo  treibt  baS 
fiat!  gefpannte  ©aS  baS  6-  jur  Oberfläche  ber  6rbe 
unb  felbft  fontänenartig  über  biefe  hinaus.  Sine 
Kluft,  bie  in  bem  mit  ©affer  gefüllten  teil  angebobrt 
wirb,  liefert  oft  reiche  Ausbeute  an  8-,  wenn  es  ge- 
lingt, baS  ©affer  fo  weit  auSjupumpen,  baß  baS  Ol 
baS  ©optloch  erreichen  (antt. 

Sie  größten  SSengen  Don  8.  liefern  SRufjlanb 
unb  orbamerita.  3n  ben  Bereinigten  Staaten 
jiel)t  ftd)  bie  wichtigfle  ©etroleutnjone  Don  ber  ©eft- 

Srenje  ©ennfplDattienS  in  norböfilicher  Sichtung  quer 
utch  btefen  Staat  unb  burd)  ben  otaat  3!ew  ®orf 
an  beffett  Sübgrerue.  Sie  größten  Ölgebicte  inner- 
halb biefer  3one  befinben  fid)  in  ben  ©raffchaften 
®ac  Kean  in  ©emtfqloanien  unb  VWegtjanD  in  9!ew 
Dorf,  ©on  geringerer  ©ebeutung  fmb  ©eftDirgi- 
nia,  Ohio,  Kentudp,  Rgltforntcn  unb  teraS.  3tt 
K a n a b a liegen  bie  ölgebiete  in  ber  fflrafichait 


22 


(Srböl  (Borfommen,  ffleWimtung). 


Sambctlon  im  Wcftlidjen  Deil  bec  Brouinj  Onlario 
uitb  bauptfächlid)  im  Stabtgebiet  ton  ßnniäfiUen. 
3n  SRittel»  unb  Sübamerifa  finb  ju  nennen: 
©uba  mit  großem  äReicßtum  an  Vliphalt,  berVlfphalt» 
fee  (Bild)  Sale)  auf  Drinibab,  bie  Betroleumqueüen 
am  See  ton  äRaracaibo,  bie  ßlfelber  ton  SRancora 
in  Slorbperu,  ton  Cuarajuli,  HMata  unb  fSiquerenba 
in  Sübbolitia  unb  bie  bcr  argentinifchen  Brotinj 
3ujut.  3n  VI  f i e n bat  3apan  in  fünf  Brotinjen 
bcfonbcrS  auf  ber  Hauptinfel  (Brotinj  ©cpigo)  CS., 
boif|  becft  bie  Brobuftion  nur  etwa  ein  Drittel  beb 
ftetS  wachfenben  'iterbrciucpS,  auti)  in  ©pina  unb  gor» 
mo[a  ijt  bie  VluSbeute  gering.  Vluf  Sachalin  ift  eben- 
falls Ci.  acfunben  Worben.  Sin  wichtiges  ©ebiet  ift 
Britifd)»  Birma,  namentlich  bie  3nfetn  Djcf)ebubn, 
Siamri  unb  Barongal).  Die  geologische  gormation 
befteljt  auS  fanbigcm  Sehnt,  ber  ein  auf  einem  Kohlen» 
flbj  rußenbeS  Donlager  bebeeft.  Das  01  ift  in  bem 
Don  enthalten,  unb  wenn  man  bie  obere  Schicht  burd)- 
bobrt  unb  in  ben  Don  einen  '.Brunnen  ton  60  90  m 
Diefe  grabt,  fo  fammelt  ftcb  baS  Dl  m biefem  auf 
Blaffer  febwimmenb  unb  lann  leicbt  julage  geför» 
bert  werben.  3m  Banbfcßab  tritt  CS.  an  mehreren 
Stellen  jutage;  aud)  ftnbet  eS  ftd)  in  Vlffam.  Werften 
ift  reich  an  Betroleumqueüen,  ebenfo  Sumatra,  3®ta 
unb  Borneo.  DaS  wiebtigfte  ©ebiet  aber  ift  ber 
Kaufafus.  Die  f a u f a fi fet) >t □ f p i f d) e JJapbthajone  be- 
ginnt öftlid)  tont  Safpifdjen  ÜReer  unb  fegt  (ich  fort 
über  bie  3ufel  Df<b<lefen  {üblich  ton  SbraSnowobff 
unb  bie  fieinen  3uicln  in  ber  9lät)e  ber  Halbinfcl  Vlp> 
fcheron  in  baS  ©ebiet  ton  Bafu  unb  siebt  ton  ba 
längs  beS  KaufafuS  übecDifliS,  Der  unbSloWorofftjff 
auf  bie  Damanbalbinfel  unb  bis  in  bie  Krim.  Scan 
unterfcheibet  tier  Siegionen,  unb  jwar  je  eine  ju  bei- 
ben  gaben  ber  Saufafusfctte  unb  je  eine  im  31.  unb 
S.  berfetben.  Die  Srbölqnetlen  finbqn  ftd)  hier  in 
tolltommen  tulfanifcher  ©egenb,  bie  aud;  an  SRine- 
ralqueüen  febr  reich  ift.  9teict)e  Ausbeute  liefern  baS 
Beden  ton  Demrucf  ober  ton  Kertfdj  am  Kubanfluß 
unb  baS  nörölidjc  Beden,  welches  baS  Dereftal  unb 
bie  Brotin}  Dagbeftan  umfaßt.  Die  beiben  wichtig- 
ften  Beden  liegen  aber  im  Ruratal  um  DifliS  herum 
unb  auf  ber  Halbinfel  VIpfd)eron  um  Bafu.  3n DifliS 
fteigen  brennbare  ©afe  in  unaufhörlichen  Strömen 
auS  bem  CSrbboben  b«rtor.  DaS  ©.  finbet  fid)  ineift 
in  ber  tertiären  gormation,  unb  bie  mittlere  Diefe  bcr 
Brunnen  beträgt  taum  mehr  als  60  m,  wäbrenb  man 
in  Vlmerifa  auf  250,  felbft  310  m binabgebt.  VI ut 
ergiebigfien  ftnb  bie  Brunnen  in  Bafu,  bie  Drufeßba- 
quelle  lieferte  1883  täglich  über  8 BMI.  kg  unb  ber» 
fchlammte  bie  aanje  ©egenb.  DaS  Sioböl  in  DranS- 
fafpirn  ift  im  fflegenfaß  }u  bem  paraffinfreien  Bafuöl 
paraffinhaltig  unb  wirb  Wefentlid)  nur  alS  Heizma- 
terial Bcrwenbung  finben.  3n  Vluflralien  belegen 
SfeufiibwaleS  fowie  aud)  DucenSIanb  unb  DaSmania 
auSgebebnte  Säger  ton  Branbfchiefer,  auS  bem  in 
SReufübwaleS  ®.  gewonnen  wirb,  unb  in  Sfeufeelanb 
auf  ber  Slorbinfel  auSgefübrte  Bohrungen  haben  un- 
bebeutenbe  Sfefultate  ergeben.  Vlud)  in  Vlghpten 
ergaben  Sobrterfuche  geringe  Svgiebigfeit  3”  VII- 
gerien  erftredt  ftd)  eme  ®.  fübrenbe  3one  anfdjei- 
itenb  ton  ber  öftlicben  ©renje  ton  SRarolfo  burd)  bie 
gan}e  Brown}  Dran  bis  nad)  Konftantine.  Die  Ber» 
hältniffe  finb  hier  ähnlich  wie  bei  Bafu  unb  in  ©ali- 
jien.  Vlud)  in  DuniS  ift  ®.  aefunben  Worben. 

©uropa  beftht  }Waran  tielen Orten ©rbölqueden, 
bod)  ift  muächft  nur  baS  Borfommen  in  ffiali}ien 
ton  größerer  Bebeutung.  Hier  Steht  ftch  baS  Stböl- 
gebiet  in  einer  Breite  ton  2—3  SKeilen  am  Siorb- 


abbang  ber  ©ebirgeS  bin,  jwifdjen  bem  Karpathen- 
fanbftetn  unb  ben  eoeänen  Dertiärfd)id)tcn.  6ine  ber 
Widjtigften  Cofalitäten  ift  Borgslaw  bei  Droljobtjc}, 
Wo  ftch  ®-  unb  0}oferit  in  bituminöfen  unb  faljigen 
mioeänen  Donen  uub  SRergeln  finben,  bie  ton  @e» 
roll  unb  2ebmfd)id)ten  bebedt  ftnb.  Sfitenu  unb  Sr- 
giebigfeit  ber  ©.  führenben  Schichten  Wedjfcln  febr; 
inbcS  fepeint  Djoferit  ftch  tiefer  als  20  Klafter  nicht 
mehr  ju  finben,  wäbrenb  ©.  noch  in  jeber  beliebigen 
Diefe  angetroffen  wirb.  Sfumänien  hatßrbölqueüen 
jumeift  am  Süboflfuß  ber  Karpathen  unb  gewinnt 
baS  Dl  in  einer  Diefe  ton  60— 120  m.  3”  Deutfeh» 
lanb  finbet  ftdh  ®-  in  ber  Hannoterfcheu  SRulbe  jwi* 
fchen  SBefergcbirge  unb  Deutoburger  SSalb,  auf  einer 
ton  SRS1.  nad)  SO.  gejogenen  fiinie,  beginnenb  bet 
Berben  an  ber  Vlüer  unb  eubenb  bet  Braunfdjmeig 
mit  ben  gunborten  Siehe  unb  Steinförbe,  Hänigfen 
bei  Burgborf  unb  bem  ©ebiet  bei  ©bemijfen  mit  öl- 
heim.  Baraüel  jur  fjauptlime  läuft  (üblich  noch  eine 
öljone  (Oberg,  CISburg,  Sebnbe)  unb  ebenfo  nörb- 
lieh  bei  Hbü«  jwifdjen  SRelborf  unb  Heibe  tn  Holftein. 
1880  begamt  in  bcr  ©egenb  ton  Öbeffen  (ölbeim) 
eine  Vlltlengefetlfchaft  bie  Bohrarbeiten  unb  erhielt 
auS  einem  ber  Bohrlöcher  in  150  Dagen  1000  Bar- 
rels & 3,26  3tr.  3Robr  erbobrte  1880  eine  Duelle, 
bie  30  3tr-  ©■  in  einer  Stunbe  lieferte.  Drogbem 
würben  hier  feine  wefentlidjen  Befultate  erreicht,  unb 
erft  nad)  ben  Erfolgen  in  »ieße  um  bie  SSenbe  beS 
3abrbunbertS  bat  btenorbweftbcutfcbegrbölinbuftrie 
neuen  Vluffdjwung  genommen.  SRatt  begann  hier 
1890  mit  Bohrungen  unb  gewann  namentlich  1902 
erntutigenbe  mefultate.  Eine  obere  ölfübrenbc  Sd)id)t 
liegt  jwifchen  60  unb  200  m liefe,  bann  folgt  eine 
ertragiofe  Schicht  ton  160  m ÜRächtigfeit  unb  unter 
biefer  eine  }Weite  ölfübrenbe  Schicht.  auS  bcr  mit  bera 
®.  ftarf  faljige  Sole  geförbert  wirb.  DaS  ergiebigfte 
Bohrloch  hat  347  m Diefe.  Die  obere  Schicht  gibt 
bunfleS  öl  (fp«.fflew.  0,94—0,95),  baS  Wenig  Ceud)t- 
öl,  aber  tiel  Schmieröl  enthält,  bie  untere  Schicht 
gibt  heileres,  grünliches  Dl  (fpej.  ®ew.  0,ss  —0,8»), 
baS  10 — 13  Bro}.  Bengiit,  23  Broj.  Seuchtöl  unb 
50  — 60  Bf°ä-  Schmieröl  liefert.  SRan  rechnet  für 
1903  auf  einen  ©rtrag  ton  45,000  Don.  ®in  (Weites 
beutfcheS  Borfommen  ton  ®.  finbet  ftd)  im  ®ljaß  (im 
3ütal  bei  VllSfirch,  bei  Bcdjelbronn,  jobfan,  Schwab- 
Weiler,  n®8<m““)  im  Dligotän  unb  ein  britteS  an  ber 
SBeftfeite  beS  DcgernfeeS.  CeßtercS  ift  am  unbebeu- 
tenbften.  Stalicn  hat  jWei  Betroleumbiftrifte  aut 
Siorbranbe  beS  Bpennin  unb  in  ben  Vlbruyen.  Be- 
fonberS  jwifchen  Bologna  unb  SRailanb  liegen  jabl- 
reiche  ®rböl-  unb  ffiasquctlen  im  ®ocän.  einige  bie- 
fer Duellen,  Wie  bie  in  Betleia,  Waren  fefjon  im  Alter- 
tum befannt  Vlußerbem  finbet  ftd)  © in  granfreidb 
(Depart.  H^rault),  in  ber  Sdjweij,  ©riedfenlanb,  Spa- 
nien, ©nglanb,  Sdjottfanb,  im  ©ebiet  ber  Betfdjora, 
am  gluffe  Uchta,  unweit  berKüfte  beS  ®iSmeere8. 
ffienitnnuna,  Qefcpafleuhett  unp  (Pntftepung. 

Urfprünglich  gewann  man  baS  ©.  in  ber  primitiö* 
ften  SBeife  in  ©rieben  unb  Brunnen,  in  ©Ijina  erhielt 
man  burch  artefifche  Brunnen  neben  Saljfole  unb 
©rbgaS  aud)  ®.,  tnSiorbamerita  würbe  ber  erfte  arte- 
ftj^e  Brunnen  jur  ©ewinnitng  ton  ®._  1809  ange- 
legt, unb  biefe  Brunnen  bilbeten  ben  Übergang  ju 
ben  jeßtgebräucblichenDiefbobrungen.  DaS  Clfpringt, 
burd)  ©aSbrud  getrieben,  entweber  im  Strahl  auS 
bem  Bohrloch,  ober  e3  muß  burd)  Bumpeit  geförbert 
werben.  DieSpringquetlen  terfiegen,  Wenn  Ber  ©aS- 
brud nachläßt,  aber  aud)  bie  '(iumpbruutien  terfagen 
mit  ber  3«it,  unb  bann  hat  man  fte  oft  mit  Erfolg 


23 


Csrrböl  (Befipaffenpeit,  Entftepung). 


torpebicrt,  inbem  man  eine  mit  ffitr  Spitterin  ge- 
füllte Batrone  in  b aS  Boprlod)  pinunterließ  unb  jur 
Ejploiion  braute.  XaS  gewonnene  iRopöl  wirb  in 
großen  eifemen  Bcpältero  gefummelt  unb  in  eifemen 
tiegenben  3Pl'nbem  non  6—15,000  2it.  (tanks) 
transportiert.  Tie  Soften  für  ben  Transport  finb 
für  bas  ©ebeipen  ber  Erbölinbuftrie  faft  allein  ent- 
fcpeibenb,  unb  in  Borbainerifa  bat  man  bebpalb  groß« 
artige  SRöprenleitungen  tpipe  lines)  angelegt,  bie  in 
ber  Olregion  ein  [ofoffaleS  Dießwcrf  bilben  unb  fiep 
bis  jur  Eüfte  erftreden.  Tie  Jiöpren  baten  einen 
Turqmeffer  bis  15  cm,  iinb  gefebweißt  unb  bur<b 
äRuffen  miteinanbrr  Berbunben.  Sehr  fräftige  Bum- 
pen  treiben  baS  CI  burd)  bie  Böprcn,  fo  baßes  and) 
erpeblitpe  Siioeaubiffcrenjen  überwinbet.  Üpnltcpe 
Smnditungen  emittieren  and)  im  ruififd)en  Erböl- 
gebiet.  3ür  ben  SaffertranSport  würben  Tanfbamp- 
fer  gebaut,  auf  benen  große  eijeme  internen  ben  gan< 
gen  Äielraum  emnepmen , unb  in  ben  Ipafenpläjjcn 
bienen  mädttige  SeierBoirS  jur  Bufnaptne  beö  Erb- 
ölS.  Ter  FaßBerfepr  befcpränlt  fiep  gegenwärtig  auf 
gang  beftimmte  Ronfumplaße. 

TaS  amerifanifdje  rope  E.  ift  bunfel  gefärbt,  meijt 
braun,  Born  fpeg.  ©ew.  0,75—0,925;  eS  netpt  non  bet- 
gemengten Scpwefel-,  SIrfen  ■ unb  ^poSpporoerbin- 
bangen  burepbringliep  wiberliip.  Befonbers  baSfana- 
bifepe  rieept  fepr  ftarf,  ift  rotbraun,  fepwerer  (0,832— 
0,858)  als  baS  pennfptnanifdje  (0,805-  0,81«),  baS 
peQer,  bünnflüffiger,  grünticp,  ittS  Dlioenbraune 
giepenb  erfepeint.  TaS  Bangunöl  ift  bei  auffatlenbem 
Öicpt  gelbgrün,  beibunpfaHenbem  braun,  babei  butter- 
artig.  Tas  ßl  non  Bpfcperon  pat  je  naep  ber  liefe  ber 
Boprlütper  ein  fpejififepeS  ffleWiept  Bon  0,855—0,925, 
Wäprenb  baS  iepöne  gelbe  ßl  Bon  Suracpana  nurO,750 
fpeg.  ©ew.  beugt.  Sulgentein  liefern  bie  obem  Gib- 
fdaepten  bidflüffigert,  fdjwtrere  Cie  als  bie  tiefem, 
BieUeidpt  j.  ft.  aus  bem  ffirunbe , weil  aus  jenen  bie 
ftütpligern  Beftanbteile  beS  ErbölS  burd)  Berbunftung 
entwiipen  finb.  SRantpe  Erböle  enlwideln  fein  ÖaS, 
anbre  aber  liefern  fepon  bei  6“  enljünbliipe  Tämpfe, 
unb  bie  meiften  beginnen  bei  40—  60"  ju  fiebert.  Bet 
fortgefeßtem  Erpißcn  fteigt  ber  Siebepunft  beftänbig, 
unb  bie  leßten  ffütptigen  Witteile  beS  ErbölS  Ber- 
bautpfen  er)t  bei  400°.  3ul*Sl  bleibt  ein  peipartigcr 
ober  fopliger  Küdftanb.  TieS  Berpalten  beutet  bar* 
auf  pin,  baß  baS  E etn  ©emenge  Berf epiebenartiger 
Stoffe  ift,  eS  beftept  in  ber  lat  faft  auSfdplicßlicp  aus 
fioplenwafferftoffcn,  bie  naip  ber  gormel  C„Ha„^, 
jufamraengefept  ßnb.  Tiefe  Roplenwafferftoffe  bilben 
eine  pomologeSeipe,  berenaufeinanberfolgenbe  ©lie- 
ber fi<P  burd)  einen  IDieprgepait  ber  Wtomgruppe  CH, 
unterfcpeiben.  Tie  Seipe  beginnt  mit  bem  Sumpf- 
gas ober  ßSetpan  CH,,  auf  baS  notp  einige  gasför- 
mige, bann  aber  flüfjige  Berbittbungen  folgen,  unb 
enbet  mit  bei  gewöpnltcper  Temperatur  fiarren  ftör- 
pem.  3m  6.  fittbet  fi<P  nun  baS  Sumpfgas  felbft 
nidpt,  feine  entjünbtiepen  ©afe  Peftepen  aus  Sltpan 
C,H,  unb  Propan  C,H„.  Bußerbetn  entpält  eS  Butan 
C,H,„  baS  bei  1°,  Bentan  CtH,,,  baS  bei  36°,  fcejan 
0,11,,,  baS  bei  69l>,  j)eptan  C,H,„  baS  bei  98,5°,  01- 
tan  C„H18/  baS  bei  125°  liebet,  unb  autp  noip  pöpere 
©lieber  biefer  IReipc.  Keineswegs  finb  aber  alle  biefe 
ßoplenwafferftoffe  ftetS  oorpanben,  raeift  perrfipen 
einige,  wie  j.  8-  fßentan  unb  §ejan,  bebeutenb  Bor. 
Tas  faufafifcpeE.  beftept  ebenfalls  auS  Kopien toaff er- 
»offen,  bie  aber  ber  SHeipe  C„H,„  angepören  unb  aus 
fcerapgbrobenjol  C,H1?  unb  beffen  homologen  be- 
fiepen,  fo  baß  fie  toemgftenS  j.  X.  leid)t  in  Bengol 
beriBate  übergefüprt  werben  fönnett.  Tie  quantita- 


tioen  Berpältniffe  beS  bei  pöperer  Temperatur  neben* 
ben  Teils  bes  ErbölS  finb  nidjt  befannt;  aber  manepe 
Erböle  mtpalten  bebeutenbe  SKengen  Bon  Baraffin 
(ropeS  pennfploanifipcS  2 Broj.,  fanabifdjcS  bis  7, 
Siangunöl  bis  10,  jaBaniftpcS  bis  40  Brog.),  baS  bis- 
weilen fipon  bei  SSinterfälte  perauStriftaUifiert  unb 
in  feiner  3ufammen[epung  Bon  bem  aus  Braun- 
loplenteer  gewonnenen  Baraffin  abroeid».  dfiantpe 
Erböle  ftttb  gang  fauerftofff rei , bie  meiften  aber  ent- 
halten au<p  fauerftojfpaltige  Berbinbungen,  wie  Rar- 
bolfäure,  wenn  autp  in  Biel  geringerer  'Ui enge  als  bie 
Teeröle , in  benen  toieber  bte  RoplenWaffergtoffe  beS 
ErbölS  fepr  fpärlitp  Bertreten  fhtb. 

Tie  große  äußere  9ipnlid)feit  beS  ErbölS  mit  ben 
aus  Teer  bereiteten  Ölen  f üprte  friip  ju  ber  Hnnapme, 
baß  eS  ju  großen  ßoptenlagcm  in  ber  Erbe  in  8e- 
jiepung  jtepe  unb  als 'Jlebenpr obult  ber  Umwanblung 
ber  Ipolgfafcr  in  Steinlople  ju  betratptm  fei.  3n  ber 
Tal  tritt  Sumpfgas,  baS  erfte  ©lieb  jener  Beipc  Bon 
ßörpera,  auS  benen  E.  beftept,  in  Steinloplengruben 
aanj  allgemein  auf,  unb  im  esleinfoplmbergwerf  Tpe 
Tingle  in  Spropfpire  fließt  Uiinei  aliil  bireft  aus  Stein- 
foplen  ab.  3ft  leer  bas  Brobuft  einer  raftpen  3er- 
feßung  bei  fepr poper Temperatur,  fofönntemanwopl 
baS  S.  entftanben  benlen  burep  einen  bei  BerpältniS- 
mäßig  nieberer  Temperatur  unb  unter  popem  Xrud 
Berlaufcnben  Brojeß,  ber  waprfcpeinltcp  anbre  Kopien- 
wafferftoffe  liefern  bürfte.  ©egenbiefe^ppotpefefpre- 
epen  nun  aber  mantpe  Berpältniffe  im  Borfontmen 
beSErböläfepreiitftbiebcn.  3war  finben  ftef)  inBorb- 
amerila  im  Ölbiflrilt  autp  fepr  auSgebepnte  Stein- 
loplcn-,  namentlitpflntprajitlager,  aberE.  trifft  man 
auep  infflegenben,  in  benen  nur  ältere  unb  nitpt  utepr 
bie  Steinfoplenformation  Borpanbcn  ift.  opne  baß  man 
©runb  pätte,  anjunepmm,  biefe  fei  friiper  bort  Bor- 
panben  geWefen  unb  erft  fpäterjerftört  worben.  Jl6er- 
paupt  tritt  S.  in  Bmerila  mepr  in  ben  unter  ber  Stein- 
foptenforaiation  liegenben  ftluriicpcn  unbbeuoniftpen 
Sdjiepten  auf,  unb  fomit  erfepeint  bie  fcppotpefe,  bie 
baS  E.  ju  ben  Steinfoplen  in  Bejiepung  feßen  will. 
Wenig  begrünbel.  Krämer  pat  auS  Tiatomeenfeplamin 
burd)  BuSjiepen  mit  öenjtn  eine  wadiSartige  Sub- 
ftanj  crpalten,  bie  bem  Ojolerit  äpnlicp  ift  unb  bei 
TeftiHation  unter  T!rad_E.  liefert.  Er  beredjnete,  baß 
auS  bem  Seplamm  beS  SeeS  Bon  fiubwigspof  (Uder* 
marf)  200,000  Ton.  ErbwaepS  gewonnen  werben 
fönnten.  Tiatomeen  leben  in  Süß-  unb  Saljwaffer, 
unb  man  farm  alfo  bie  in  ganj  Berfcpicbencn  For- 
mationen Borlommenbeh  Erbölfunbe  erflären.  Wenn 
man  annimmt,  baß  ber  Xialomecnfcßlamm  Bon  Erb- 
mnffen  überlagert  worben  unb  unter  bem  Xrud  eine 
TeftillationBlaß  gegriffen  paL  BieHeiept  ift  aber  baS 
E.  überhaupt  nitpt  ein  3erießungSprobuft  Bon  Bege- 
tabiliftper  Subftanj,  aus  ber  bie  Kopie  unjweifelpaft 
abjulciten  ift,  fonbern  auS  tierifepen  Stoffen  ent- 
ftanben. Tafür  fpritpt  j.  B.  baS  Borlommcn  Bon 
E.  am  Boten  SReet.  Tic  ägpptiftpe  Rüfte  beftept  bort 
großenteils  auS  RoraDenbänfen,  bie  auf  ber  SBaffer- 
feite  leben  unb  weiter  wadjfen,  lanbeinwärtS  aber  ab* 
jterben  unb  austrodnen,  fo  baß  ein  lödjerigerSfallfelS 
übrigbleibt.  3n  biefett  fiötpem  jammelt  fid)  alS  3er- 
feßungSprobuft  ber  eingeftploffenen  Rorallentiere  be- 
itäitbig  Betroteum,  baS  Bon  ben  Eingebomen  auS 
Brunnen  auSgefdpöpft  wirb.  Sonatp  würbe  jebe  ab- 
fterbenbe  Banl  Bon  Korallen,  Blujtpeln,  Krebstieren 
baS  Biaterial  ju  öligen  Bc°bultcn  entpalten,  unb 
ihre  Bilbung  würbe  nur  baBon  abpängeit,  baß  bie 
Umftänbe  bafiir  günftig  finb  unb  namentlich  pöpere 
SBärme  mitwirft.  Turtp  Berfucpe  im  größem  ÜRaß- 


24 


erböl  (DeftidationSprobufte,  Bertoenbung,  Prüfung). 


flab  bot  Eitglcr  natbgewiefen,  ba&  ticrifdje  Subftanj 
(giftbe,  fDtufcbeln),  unter  einem  Xrucf  non  16  Sltmo- 
fpbären  ber  trodnen  Deftidation  unterroorfen , ein 
Brobutt  gibt,  ba«  Pom  G.  »ödig  abweidjl,  wäbrenb 
oletnrcidje  gelte  (Iran)  bei  gleicher  Sepanblung  ein 
öemifd)  non  RoblenWaffcrftoffen  liefern,  ba«  bem  S. 
febr  äbniid)  ift.  Engter  nimmt  bnber  an,  bafe  bei  ber 
Skrwefung  ber  Seetiere  bie  [tictjtoffbaltige  Subftanj 
niillig  jerftört  nmrbe,  ba«  jiirücfbleibenbe  gett  unter 
bem  Drude  ber  auflaaemben  Sebimentärfdjidjten, 
unb  ber  SJertteftmgSgafe  bei  er^btjter  Demperatur  in 
WItjjerin.  ba«  leid)!  lueggeff>iUt  »erben  tonnte,  unb 
in  fette  Säuren  gefpalten  würbe,  unb  baß  tebtere  bann 
bureb  Drud  unb  '-Bärme  in  Stoblenwafferfeoffe  unb 
SBaffer  jerfielcn.  3e  nach  bem  berrfdjenben  SertSU- 
niS  jmiidben  Drud  unb  Demperatur  entftanben  wob 
lenwafferftoffe»er|d)tebenerSietben,  unb  fo  erflärt  ftd) 
bie  Serfd)iebenbeit  in  ber  3ufammenfct)ung  ber  ein- 
jeinen  ErbBlBorfommeit.  8eadjten«Wert  für  bie  Er- 
flärung  ber  Entftebung  best  Erböl«  ift  jebenfad«  bie 
in  ber  Statur  febr  beflänbige  Slffojiation  non  Stein- 
falj,  brennbaren  (Baien  unb  Bertbclot  bat  »er- 
ficht, bie  'lRoglidifcit  eines  llrfprung«  beb  ErbBI«  au« 
imorganijd)eit  Stoffen  barjutun.  Er  gebt  babei  »on 
ber  S>bpotbefe  au«,  baf)  im  Jfnnem  ber  Erbe  Sllfali- 
metade  uorfommcn,  bureb  bereu  Einwirfung  auf 
ftobtenfäureoerbinbungen  VScettjlüre  entfteben  müffen. 
Steffen  biefe  mit  SBaffer  jufammen,  fo  toirb  Stcetplen 
frei,  ba«  ftd)  infolge  be«  Drude«  unb  ber  höbe™  Dem- 
peratur  ju  Bcnjol  »erbidüet.  SBirH  aber  SBaffer  auf 
bicSHfaltmetade,  fo  WirbSBaffcrftoff  frei,  ber  mit  bem 
®cett)len  bei  ber  8crbid)tung  bie  StoblenWafjecftoffe 
liefert,  bie  ftd)  im  E.  finben.  SBenbelejcw  unb  Bfoif- 
fan  geben  »on  gefdjmoljenem  Eifentarbib  auS,  mit 
bem  cinbringenbeä  SBaffer  Eifenojpb  unb  Sohlen- 
toafferftoffe  Itcfert 

ScftiilattonSpt'olmftc.  ®crta>enpßit||. 

DaS  robe  E.  ift  jur  Scvwenbung  wenig  geeignet ; 
man  unterwirft  cd  einer  Deftidation,  bet  ber  man 
juerft  febr  flüchtige,  leiste,  bann  utinber  flütbtige, 
fdjwerere  Öle  unb  julefjt  Paraffin  mit  einem  teerarti- 
gen  Stüdftanb  erhält.  Uian  benugt  beute  faft  allge- 
mein tontinuierlicfie  DeftiKation , bei  ber  eine  Selbe 
»on  Steffeln  mit  9ii»eauunterfdtieben  »on  1—1,5  m 
nebeneittanber  fteben  unb  burd)  fRBbren  miteinanber 
»erbunben  ftnb.  Die  Steffel  Werben  auf  um  fo  höhere 
Demperatur  augebeijt,  ie  tiefer  fie  fteben,  unb  inbetn 
nun  baS  Stob»!  auS  beit  Biefcruoircn  in  ben  oberften 
Steffel  ftrömt  unb,  bem  (Befalle  folgenb,  in  immer  tie- 
fere unb  beifeere  Steffel  gelangt,  Wirb  eine  fraltionierte 
Deftillalioit  erreitbt,  betberjeberS'cffel  fern  befonbere« 
Brobutt  liefert.  Die  Dämpfe  »erben  auS  ben  eittjel- 
nett  Steffeln  bureb  Stüblapparate  geleitet,  unb  baä  »er- 
bieptete  Öl  (liefet  in  Sammelbehälter  jur  Steinigung. 
Set»  fd)Wefetreid)e,  übelrietbenbe  Sotlülc  (Dfeto)  Wer- 
ben mit  gerBfteten  Supferer  jen  bcbanbelt  (g  r a f b p r o • 
jefe)  unb  bann  beftiniert  Die  bei  ber  Dejtidation  er- 
haltenen leidjten  Cie  beftidiert  man  itt  Separaten  mit 
DantpfbeijungunbSeltififationSfnule,  rübrt  fie  bann 
Vi — 1 Stunbe  mit  0,25—0,5  Broj.  femjentrierter 
Stbwefelfäure  unb  nad)  bem  Slblaffcu  ber  Säure  mit 
Wenig  Sfenatronlauge  jufammen,  wobei  fie  ihren  un- 
angenehmen ftedfenben  ®erud)  »erlieren. 

Die  DeftiQationSprobutte  ber  leidjten  Öle  (Ceiefet- 
bie,  Effenjen)  ftnb  febr  ungleich,  inbem  man  will- 
für!id)bie©renjen  ber  fpejififdien  ©ewid)te  unb  Siebe- 
punfte  »erlegt.  Da«  flüd)tiafte  SSrobuft  ift  baS  !R  b > • 
golen  (Ebntogen),  baS  fdion  bei  30°  fiebet  unb  als 
anäftb<tifd)eS  SKittel  benuftt  wirb;  ferner  ®etro- 


leuntätber  (Erbblätber,  SterofelenffRIiigolen], 
Sberwoob&l,  DanfortbSäl,  Sluroraö't),  ber 
nie  Aether  Petrolei  offijinetl  war  unb  nadi  ber 
Pharmac.  germ.,  Ed.  I.,  bei  einem  fpejifeftfeen  ©ewidit 
»on  0,67—  0,875  bei  50-  60°  fteben  fodte.  Er  abfor- 
biert  an  ber  Suft  Sauerftoff,  wirb  baburd)  fpejififd) 
febwerer,  ift  äufeerft  teid)t  cntjünblieb  unb  bient  al« 
totales  Stnäftfeetifum  unb  gegen  rbeumatifebe  SJeibett, 
aud)  wohl  jum  Betrieb  »on  EiSmaftbinen  unb  jur 
Trennung  gewtffer  organifeber  Bräparate.  ®etro- 
leumätbern(fflafolin,Eanabol,B-91apbtba), 
etwa«  febwerer  unb  f efemerer  flütfettg;  Petroleum- 
benjin,  al«  Benzinum  Petrolei  offijinen,  fotl  nad) 
bem  »Deutfiben  Slrjneibud)  - bei  einem  fpejififtben  ©e- 
witbl  »on  0,M—0,67  bei  55 — 75“fiebcn.  (Siäbercä 
f.  Benjin.)  fiigroin  (O-Siapbtfja)  »cm  fpej.fflew. 
0,68 — 0,72,  bei  80—120°  ftebenb,  bient  ebenfalls  al« 
ErtraflionSmittel , giedwaffer,  jur  DarfteBung  »on 
SStnoleum,  Stift d)«ludi,  gtnti«,  fiad,  als  Bufeöl,  al« 
fieud)tmaterial,  jum  ffarburieren  »on  2eud)tgn«.  Da« 
lfünftlid)e  DerpentinBl  (Betroleumfprit, 
B u fe  i)  1),  oom  fpej.  ®e».  0,73—0,74,  lbft  nid)t  jtarje, 
bient  jum  Berbünnen  »on  fieinölfintiS.  junt  Siei- 
nigen  »on  Bud)brudlettern  unb  jum  Bufeen  »on 
fflafd) inenteilen.  Slüe  biefe  Effenjen,  »on  benen  bie 
ftbwercren  al«  9! a p b t b a im  fimtbel  ftnb,  rieten 
mehr  ober  Weniger  ätbcrifd),  nidit  eigentlich  unan- 
genehm unb  ftnb  febr  leitbt  entjünblid).  — Slud)  ba« 
rohe  2eu<btbl  wirb  mitStbwefelfäurebebanbcU,  mit 
SBaffer  gewafeben  unb  bann  mit  Slatronlauge  bebau- 
beit,  Woburd)  Säuren,  Bbenole,  Deerprobutte  :c.  be- 
feitigt  Werben.  Da«  Brobuft  tft  bann  nod)  »on  fu«> 
penbierten  SBaffertröpfd)en  getrübt  unb  wirb  in  offe- 
nen , flachen  Bfannen , bie  bem_2id|t  ftarl  au8gefefct 
ftnb,  ober  burd)  giltration  über  Sägefpäne  ober  St  och- 
falj  geflärt.  Dttud)  Sonnenlicht  Wirb  ba«  Betroleum 
aud)  gebleicht.  Da«  jum  ©ebraud)  fertige  01  tommt 
alägereinigte«  ober  raffinierte« Betroleum, 
BaraffinBI,  Slerofen,  Bb0,ona)’ÖtÖtl  in  ben 
jjattbel.  E«  ift  »afferbett  ober  fefewad)  gelblich,  fluo« 
re«jiert  fcbön  blau,  Pom  fpej.  ®ew.  0,78—0,82  unb 
0,8«,  fiebet  bei  etwa  150°  unb  brennt  nur  mit  Jiilfe 
eine«  Dodite«  unter  Entmidelung  ton  inlenftoetn  2icbt 
unb  Piel  SBärme.  1 kg  E.  Derbampft  18  2it.  SBaffer. 
ES  miftbt  ficb  mit  Sdpocfelfoblenftofr,  Äther,  Derpen- 
tinBl,  nitfet  mit  Slttobol,  IBft  gette  unb  §>arjc  ic.  »tel 
ftbwerer  als  bie  Ejfettjen,  bringt  Äautftbiif  jum 
Duellen  unb  IBft  ihn  beim  Erwärmen.  Breitnülc  »on 
bem  angegebenen  fpejififtben  Oewitfet  (am  beflen  0,815 
bei  3immertemperatur),  Wenn  fie  burd)  eine  forgfät- 
tig  geleitete fraftionierteDeftillation  erhalten  würben, 
fntb  burebau«  ungefährlich ; befonbers  güt  bie«  »on 
ben  farblofen  unb  febwaeb  rieebenben  Brobulteit,  bie 
al«  SfaiferBI,  Baraffin  Bl,  Rer  ofen,  B.<ttBI  in 
ben  Jjanbel  fotttmen.  j’Bfer  gibt  folgenbe  Ü6erftd)t: 

Itaiferfil  . . 0,7»o— 0,aoo  I Standard  white  0,80«— 0,«i» 

8mcr.  C«u<tt5l  0,aoo— O,ato  j Prlmo  white  . 0,soo— 0,ao« 

ÄUff.  * 0,8*0—0,888  j SftrotSt  . . . 0,880 — 0,860 

Prüfung. 

2cucbtBle  »on  bem  fpejififtben  ©ewidbte  bet  guten 
Öle  tarnt  man  aud)  betriigerifd)  burd)  fflifeburug  Pott 
febweren  Ölen  mit  2eicbtBlen  b'tftcllen.  Soltbe  Bit- 
itbungen  enlwideln  bei  Wenig  erbBbter  Deitiperalur 
brennbare  Dämpfe,  bie,  mit  2uft  getniftbt,  burd)  eine 
glatnme  jur  Srplofton  gebrad)t  werben  unb  baber 
bötbft  gefäbrlid)  ftnb.  Sie  »erben  bergefieQt,  wenn 
bie'JJiarttuerbaltiiiife  für  bie  fd)i»'tm  UI,b  leiCbtenÖle 
ungünftia  ftnb.  3ur  Brüfunc,  bet  BrennBIe  genügt 
baber  niqt  bie  Ermittelung  fjjfs  fpti'i'W0'  ©ewi^l«. 


ßrböt  (Prüfung,  Müdflättbe). 


25 


e8  ift  tielntepr  nod)  bic  ©eftimmung  ber  Gntjün- 
bungStemperatur  (fire-test)  erforberltd).  Spterju  bie- 
nen Apparate  Don  Perfcpiebcner  Stonftruftion. 

Jtdcp  Serorbnung  DDm  24.  gebt.  1882  ift  in  Seutfcp' 
lanb  ba8  gewerbsmäßige  ©erlaufen  unb  gehalten 
Don  Betroleum.  baS  bei  einem  ©arometerftanb  Don 
760  mm  lipon  bei  (Erwärmung  auf  weniger  al8  21* 
entflammbare  Sümpfe  entweihen  laßt,  nur  in  ®e- 
fäfecn  gefiattet,  bie  an  auffälliger  Stelle  auf  rotem 
©runbe  bie  Ignfcprift  -geuergefäprlicp-  tragen.  Bet 
«bgabe  m Bfengen  Don  weniger  als  50  kg  muft  bie 
2nfd)rift  nod)  bte  ©Sorte:  >91ur  mit  befonbem  8or- 
fteptämaßregeln  ju  ©rennjweden  Derwenbbar«  ent- 
batten.  Sie  Unlerfucpung  beb  BrtroleumS  auf  (eine 
Sntftammbarfeit  gefebiept  mittete  beb  fl belfd)en 
Betroleum  probers  unter  ©empfang  ber  Don  bem 
SNeüMtanjler  burd)  ©elanntmatpung  Dom  20.  «pril 
1882  wegen  Sgartbbabunq  beb  Brober8  ertaffenen 
nähern  Sorfcpriften.  ©at.  »Borfcpriftm,  betr.  ben 
«belieben  Betroleumprober- , jufammengeftetlt  Don 
ber  faiferh  Slonualeicpungsfommiirton  (Bert.  1883). 

Ser  ftp  parat  Don  «Bel  ([.  ftbbitb.)  beftebt  aub 
einem  fupfernen,  auf  eifemeni  Sreifufi  fißenben  jp- 
linbrifcpcn  Blantel  D,  in  Weldjen  bab  aub  ben  beiben 

fupfernen  3b' 
linbem  B unb 
C beftepenbe 
SSSafferbab  fo 

eb  ,^oä|renb  e« 
unten  auf  bem 
eifemen  IJimgc 
g auffifct,  mit 
ber  aufgeiöte* 
ten  runben 
Shepferplatte  K 
jugteiib  ben 
Blanlel  D oben 
abfeplieBt  3n 
bet  Bütte  ber 
Blatte  K,  be- 
finbet  fiep  eine 
freiäfSnnige, 
gut  ©erpinbe- 
rang  ber  BJär- 
meteitung  mit 
einem  (Ebonit- 
ring  eingefaßte 
Öffnung.  in  bie 
ber  aub  Bief- 
ftng  ob.  ©rome 
gefertigte  Öl- 
behälter A,  in 
bab  Suftbab  B 
perabpängenb, 
cingefefit  wirb. 
Stefer©epäUer 
A trägt  im  In- 
nern eine  Gin- 
füBmarfe  a unb  ift  mit  einem  bid)t  feplicfienben  Sedel 
Derfeben,  burtb  ben  baSSpe  rmometer  b blä  ms  innere 
binabreiibt.  fluf  bem  Sedel  ift  ferner  nod)  in  jwei 
Stüpen,  um  eine  bori  jontateftebfe  beweglich,  bas  ft  eine, 
mit  Dertänaerter  Scpnauje  oerfepeneÖllämpepenc  auf  • 
gebängt.  'jpeplteßltd)  befinben  fidj  im  Siedet  nod)  brei 
retptrcfige  Öffnungen,  bie  burd;  einen  mit  cntfpredjen- 
ben  Öffnungen  Derf ebenen  Sepieber  d gcfeploffen  unb 
geöffnet  werben  fön  neu.  ©eim  fluf  jiepen  beb  Sepieberä 
wirb  burib  einen  Stift  bad  bewegtidbe  üampdjen  c fo 


K8ctf$er  Petroteumproter. 


auf  bie  Seite  getippt,  bafr  feine  Sdjnauje  gerabe  bis 
auf  bie  mittlere  frei  werbenbe  Öffnung  bes  ScdclS 
pinabreiept.  ©eim  3urüdid>ieben  beä  ScpieberS  feprt, 
gleichzeitig  mit  bem  Siepließen  ber  Sedelöffnungcn, 
baä  flämpepen  wieber  in  feine  aufrechte  Sage  jurüd. 
©ei  bem  für  üeucptgaä  eingerichteten  fipparat  brept 
fiep  jwifepen  ben  beiben  Iranern  auf  bem  Siedet  ftatt 
bc8  UämpcpenS  ein  pobles  Siopr,  baS  in  feiner  Bütte 
eine  fleine,  einer  fiötroprfpijte  äbnticfae  Bietallbüfe  be- 
fipt  unb  an  bem  einen  Gnoc  burd)  einfadjed  über- 
sieben  cine8  fflummiid)laud)eS  mit  ber  ©aSleitung  in 
©erbinbung  gebracht  wirb.  Baepbembann  bab  BSaffcr» 
bab  C,  bas  burd»  ben  Iriepter  f mit  SSaffer  gefüllt 
wirb,  auf  etwa  64“  erwärmt  ift,  wirb  ber  ©epälter  A 
bi8  jur  Blarfe  mit  bem  ju  prilfenben  Öt  gefüüt.  mit 
bem  Sedet  Dcrfd)loffen  unb  in  ben  Suf träum  B ein* 
aefept.  Sobalb  bas  Ipermometer  b etwa  19°  erreid)t 
fiat,  beginnt  man  mit  ber  ©rüfung,  inbem  man  Don 
1 ju  1 ober  Don  2 ju  2 Bünuten  ben  Schieber  d öff- 
net unb  fcpite&t  unb  baburd)  bas  oben  befcpriebme 
Spiet  bes  fiätnpcpenS  bewirft.  Sie  Semperatur,  bei 
ber  man  wäbrenb  eine8  folcpen  Öffnen«  emetSntflam- 
mung  bes  im  obem  Seil  Don  A befinbtid)en  ©as- 
gemifebed  bemerft,  gilt  als  (Sntflaiumungcpuntt.  gttr 
ben  amtlichen  ©ebraueb  in  Seutfdjtanb  ift  ber  ftbel- 
fibe  fipparat  in  einer  Don  Benftp  Derbcfferten  gorm 
cingefüprt  worben.  3)er  Schieber  wirb  pier  nid)t  mit 
ber  $>anb  bewegt,  fonbem  ift  mit  einem  befonbem 
Sriebwerf  Derfeben,  baS  ipn  genau  in  ber  Dorgefcprie- 
benen  SBeife  regelmäpig  Derjcpiebt. 

Sie  bei  ber  periobifdpen  ober  lontiiutierlidjen  Se- 
ftiUalion  beä  ßrböls  naep  bem  ftbtreiben  ber  fieuept* 
öle  bteibenben  Südftänbe  ftnb  bidflüffig,  oft  bei 
gewöhnlicher  Semperatur  erftarrenb,  buntelgrün  biä 
Ichwarjbraun  unb  Don  brenzligem  ffieruep ; fpej.  ®ew. 
0,88 — 1,  Siebepunft  über  300“.  Blan  benupt  fte  ats 
Oeijmaterial  (Blafut,  Bafura  je.) , befonberä  auf 
Sampffcpiffen,  alä  Schmieröl  (®Iobeöl,  Bpönij- 
öl,  Sulfanöl),  }ur ©rjeuguitg Don ©afelin,  Sagen- 
fetten unb  Olgas.  Serben  fte  aub  liegenben  Segeln 
mit  jpiife  Don  überpibtem  Sampf  (400 --500°)  unb 
©ahuim  weiter  befMiert,  fo  erpält  man  burd)  gral- 
tionicrung  mehrere  Öle,  bie  fid)  burep  ipr  fpejififcbeä 
©ewidtt  Doncinanber  unterfdjeibenunbwiebieSeucpt- 
öle  mit  Säure  unb  Slauge  gereinigt  Werben  inüffm 
fcöfer  gibt  folgenbe  überlicpt: 


0,»*o— 0,880  j 2Jlaf(^i«en6l  U 0,»io— 0,9 1 6 
O^so— 0,8*o  S^UnDexöI,  0,«i§  0,»*o 
0^*8— 0,**o  j 39^”^ öl, 

0,*oo — 0,908  bunte!  . . 0,**o-  o,*»o 

O,90ft—O,9io  | Sultand!  . - 0,®io — ü,*«o 


6olarflle 
SRtf<«ÖU  . . 

6jrtnbelöl  I . 

Spinbelöl  II 
Staf4incnö!  I 

Siidit  alle  ©eftanbteile  ber  SejliüationSprobufte  beä 
Srbölä  ftnb  im  ropen  Öl  entbalten  gewefen,  manche 
ftnb  offenbar  wäprenb  ber  Seftitlation  burd)  eine  Spal- 
tung entftanben.  tDian  pat  batier  Derfucpt,  eine  fotepe 
Spaltung  noch  weiter  abücptlip  berbcijufüprm,  um 
aus  fcpweren  ßten  teiepter  flüchtige  Brobutte  ju  er- 
halten. Sied  gelingt,  wenn  man  bie  fcpweren  Öle 
unb  beren  Sümpfe  möglicpft  lange  in  Berührung  mit 
ben  glüpenben  Sänben  beä  für  biefen  3»ed  eigen- 
artig fonftruiertenSeftillierapparateä  Iäf)t((£rading» 
pro jeß).  fflan  benupt  baju  ftepenbe  Steffel  mit  gro» 
feen  ffonbenfationäbomen  unb  enifpreepenben  Se- 
pplegmatoren. 

SiopeS  6. , ba8  niept  auf  Seucpt  • unb  Scpmieröl 
nerarbeitet  werben  tann,  benupl  man  in  eigentüm- 
lichen geuerungSanlagen  als  Sjeijmaterial,  aup  ftatt 
ber  fiople  für  metatlurgifpe  3wede  unb  jum  Setvieb 
non  Biotoren;  Seuptöl  bient  oomepmlitp  als  tüeupt- 


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3®etjn*s 

©rofeeS 

Jimtmfattons’Jtmkon. 

©cdjfte  Auflage. 


g>  e c§  (I  e r ^3  a u 6. 

©ibceffctt  6i§  granjen. 


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WtqttB 

©rofje§ 

&&nxitTfatim£'£tiäkm. 

mn  ^acOfcfifagetmft  bc s aCfgemeinen  Uöiffens. 

£ec£ffe, 

gän^lidj  neubearbcitete  unb  öermeljrte  Auflage. 

Tlit  mek  atö  16,800  SlbBilbungen  im  £<#  unb  auf  1522  Silbertafeln, 
Starten  unb  Stauen  forote  160  £ert  Beilagen. 

§ e <$  ft  e x ^3  a n 6. 

©rbeejfen  btS  g-ranjrtt. 


Steuer  äbbrucf. 


Seidig  unb  2ßich.'  *’  **  : 
BibliojrajifjifdjEa  Knpifuf. 
1908. 


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(RECAP) 

0°lZ  2 

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«U r 9te$te  oom  Verleger  ©orbeljalien. 


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©rbceffen,  litt  btt  Dieter.  ©IMtem  beobachtete  @c« 
roofinbeit.  trrben  Don  getoiffer  Befdbnffcnbeit  ju  offen, 
liefe  ©cwobttbeit  rin  bot  fiel)  j.  ©.  tit  ben  imnbftein« 
gruben  bcS  Äpffbiucfer  unb  tm  ytineburgifdjen , wo 
feie  «rbeiter  einen  feinen  Ion,  bie  fogeu.  «ieinbutier, 
auf  bas*  ©tot  ftrccd)en.  ©ttbre  ©egenben  Guropeis!, 
m betten  Ci  Porfommt,  ftnb  Steiermarf,  Oberitalicn 
(Xrepifo),  Sarkinien,  wo  ötbe  Wie  anbre  Ccbtnä- 
mrttel  aut  ben  Warft  gebracht  Wirb,  bet  äufterfte 
JJorbcn  Pon  SdjWebcn  nnb  bie  Saalbinfel  ifola,  wo 
freilich  bie  @rbe , eine  als  ©ergmebf  bejeichnete  3n> 
fuforienerbe.  um  er  baS  Brot  tterbatfett  genoffen  Wirb. 
Bto  ßecfeibtffen  bient  ®tb«  in  gtofter  SRenge  in  ificr» 
ftert  trop  eine«  in  neuerer  3fi>  erlaffen en  Bertold. 
CCn  ben  Bafaren  lauf!  man  einen  weiften,  feinen,  et- 
wa« fettig  anjufübtenben  Ion  nnb  unregelmäßige, 
ttxifie,  feite  Änoiten,  bie  lieb  fetnevbig  anfühlen  unb 
etroaa  fatjig  fdjmeden.  ütud)  bie  ®amen  ber  fpani< 
fefjeit  unb  poriugteftfchenBrifiofratie  betrachteten  rinft 
b;e  ®rbe  non  Grtemoj  als  gtofte  letifateffe.  ©eben 
biefent  ®ebraudi,  bie  @rbc  als  ©abnmgSmittel  ju 
aeniepen , ber  iid)  auf  alle  Iropentänber  itnb  Diele 
fubtropcfche  Bebiete  erftredt  unb  itt  Slmerifa  unb 
Bfrifa  att^oerbreitelfien  ift,  finbet  ftdj  j.  B.  in  3ht* 
bien  bie  Sitte,  grbe  alb  ©nneimittel  tu  genießen, 
itln  attbem  Crten  tft  biefe  Sitte  mit  religiofen  Wo« 
tiuen  bermifcht,  unb  an  ankern  erfcheint  ue  alb  reit- 
griffe  Jwtnblung  allein,  wie  auf  limor.  (für  bie  fo 
nwit  berbreitete  Sitte  beS  SrbeeffenS  Mirfle  eS  Diele, 
OrunbPerfchtebene  Uriacbrn  geben.  3(i<bt  auSgefdjlof* 
fen  ift.  baß  bie  Grbe  einen  gewtffen  Soblgcfcbmact 
beroorrufen  fbnne;  abgeieben  babon  fink  Diele  ®rb» 
arten  fal.ibattig,  fo  baft  ber  ®euuß  ber  Grbe  in  Dielen 
füllen  als  Grfap  bte  SatigenuffeS  angefehen  werben 
ferner.  fjerner  fotnmi  G.  im  «erlauf  »etfd)icb«ner, 
turnet it  in  ben  Iropen  Itotntifcfroc  Sfranfbeilen  Por, 
namentlich  bei  ber  burtb  ben  larmfchmaroper  Au- 
cliy!ostoniumdamIenale(f.b.)berDorgcntfenen?lnä- 
mte.  Cbaraftenftifeb  für  ben  patboIogtfd)en  ffirbeeffer 
tft  ber  tpSngcbaud) , allgemeine  Bbmagertmg,  ?ltt» 
iebtnellung  ber  fieber  unb  ffiilj.  ©uffäDig  ift  bie 

nu  fmblidjen  Se6enSalter.  3eblcej$icb  fann  baS  ®. 
auch  einen  perpeqen  SfabrungSlrieb  barftellen,  wie 
rr  ftef»  bei  Sleidsfü  l ugen  nnb  $Wterifd)rn,  auch  bei 
Jüngern  SJi  .Npeat  finbet  (Pica  chlorotic*),  bie  j.  B. 
Äretbe,  Sdjiefer,  (Sriffel  m ben  SRimb  nehmen  unb 
barem  lauen , cutdj  alten  Würfet  effen. 

Steuert  Sem).  * irejitos,  a.  «uft,  VI.  »p. 


©rbeiehel,  f.  Arnchia,  Lathyrus  unb  Ulmaria. 

®rbdlp(ftn:.  erbt®,  Ungar. 3fnmc  fiir  Siebenbürgen 
(f.  b.). 

ffirbblt)  ffor.  #rbeit),  V’lleiauber,  Ungar.  Staats« 
mann,  geb.  1.  flug.  18d9  jtt  SVtS«3enb  im  ©it)arer 
ftomitat,  flubterte  tn  Bnbnpeft  bie  Bedtte,  war  18B3 
bis  1865  3ied)tSanroa!t  bajelbft,  trat  barauf  in  bie 
fiäbtifdie  Serwallung  unb  würbe  1869  Obernotar, 
ging  1870  in  bie  riciitertidie  ßaufbnlm  über,  würbe 
1886  Shirialridfjter,  1888  ScnaUtpräftbent  bei  ber  tä« 
niglitften  lafet  in  Bubapeft,  1891  BrSfibent  ber  tö- 
niglidfcn  lafel  in  Saab  unb  1892  Staatsfcfrelär  im 
Jtuftijmimflcrtum  unter  Sjildgtji.  1895  Wnrbe  er 
beiten  Sadjfolger  ald  3uftijimuifler  im  Sfabineit 
Bdnffl),  erhielt  26.  ffebr.  1899  mit  BdnffP  ben  er« 
betenen  tHbfd)ieb,  blieb  aber  SRitglieb  beS  Wbgeorb« 
netenbaufed. 

@rbStQi  ((»r.  ert«i»,  3 o b a n n,  ungar.  Sebrift* 
fteDer  unb  liebtet,  grb.  1.  ’flpnl  1814  ju  SfapoS  im 
Äomitat  Ung,  gefl.  23.  3an.  1868  in  cdroSpataf. 
erbielt  feilte  Bilbtmg  auf  bettt  fiollcgtum  biefer  Slabl 
unb  lebte  feit  1837,  literarijd)  befd)iifligl,  in  wo 
er  1844  atteb  einen  Banb  Ipriftber  i'iebithie  perifffenl« 
liebte.  Gin  bebeutenbeS  Betbienfl  um  bte  Citeratur 
feines  Saterlanbeb  erwarb  ficb  ©•  bureb  feine  Samm- 
lung ungariftber  BollSlieber  unb  BollSfaaen  (Beft 
1840 — 18,  3 Bbe.;  jum  Xeil  beutfeb  Don  ffl.  Stier: 
«Ungariftbe  Sagen  unb  3RBr<ben«,  ©erl.  1850),  benen 
fpäter  autb  eine  .jufammenftellung  ungariftber  BolfS« 
fpriebwbrler  («eft  1851)  folgte.  $te  SViofalubt)«®efeU- 
jebafi  gab  1886  feine  Keinen  Schriften  beraub  u.b.t.: 
•Bahnen  unbBalttien-,  ferner  1890  feine •Stubien«. 

IStbcn,  eine  Silaffe  Dott  Siineralien,  Welche  bie 
Cppbe,  ßlljloribe  unb  gluoribe  leicbicr  SRetatle  (j.  ©. 
Rorunb,  liafpor,  ©temfalj,  gluftfpat)  umfaftt.  — 
3n  ber  ©obentunbe  Derffeht  man  unter  IS.  bie 
3erlrümmerungS.  unb  BerWiiterungSprobufte  ber 
©efteine,  betten  oft  nod)  oerwefenbe  organifebe  Sub« 
fianjen,  iliefte  abgeftortencr  ©flanken  unb  lierc  bei- 
gemengt ftnb  (f.  ©oben).  3e  naeb  ber  d)cmif(btn  unb 
pbDjtlalifcben  ©efbaffenbeit  jener  3crlrümmerungS» 
unb  BerWittcrunpSprobtttte  unb  nncb  bem  ©el)alt  an 
organifeber  Subjtanj  (^tmtuS)  eignet  ftd)  bie  Grbe 
meftr  ober  weniger  gut  fiir  Dcrfdjiebenc  ©flauten, 
unb  bie  ©ürtnerei  präpariert  bähet  für  ihre  ©c- 
bflrfntffe  Derfdjiebene  grbarten.  Bisweilen  genügt 
gute  Wartenerbe,  Wie  fte  ber  forgfnttig  bearbeitete 
unb  reichlich  gebüngte  ©emüfegarien  liefert ; häufiger 

1 


2 


Grbeit,  eßbare 

fann  man  gute  ftompofterbe  betiujcn,  bie  burd) 
3ufag  »an  ilcfjm  obor  Sanb  fernerer  ober  leister 
gemacht  Wirb.  Bür  Xopfpilaitjen  handelt  cS  fid) 
immer  um  eine  Erhöhung  bei  §mmusjgcl)altö  ber  6-, 
bic  burd)  Koinpoftierung  ober  bireften  3ufa|)  mm 
Sorf  • unb  §eibeerben  erhielt  Wirb.  SBertnoII  ift  bie 
SHafcnerbe,  bie  man  aus  abgefchnlteni  Safen  »on 
fruchtbaren,  lehmig-fanbigcnSSicfcn  obcrSriften  her« 
(teilt,  inbem  man  benfelben  auf  Raufen  iejet,  wieder- 
holt  umftid)t  unb  mit  Staümift  mifdit  (cnglifd) 
loam).  Bilr  manche  Sßanjen  benuht  tttanSloor« 
erbe  aus  ber  obem  3d)ict)t  »an  Bloorroiefen,  bie 
längere  3«t  ber  Cuft  auägefeht  unb  bann  reichlich 
mitCuarjfaub  gctiufdjt  wirb.  (Ibenfo  behanbclt  man 
bic  S d)  l a m nt  e r b c auö  Seichen  unb  ©räben.  SIRift» 
b e e t e r b e befteht  attö  BoUftänbig  nerrottetem  Sünger. 
Ifjeibecrbe  Wirb  in  9inbelroäibem  gefammelt  unb 
Sauberbe  in  Saubwälbcm.  S!c|jtere  bereitet  man 
aber  auch  (iinftlich,  inbem  man  S!aub  unb  anbre 
tßflanjenabfälle  auf  Raufen  fefit  unb  wicberholt  um- 
flicht, bie  (ich  alle«  in  eine  lodere,  gleichmäßige  Blaffe 
Berwanbeit  bat.  gür  bie  nteiflen  öitanjen  mifd)t 
man  ocrfchiebenc  Grbartcn,  namentlidi  Steibeerbe  unb 
Üauberbe,  unb  legt  je  nach  öebürfniä  Schm  (Bern 
allen  Schntwäuben),  Sanb  unb  Stall  (Bon  alten 
Blauem)  hinju.  gürmaitd)c3wede  Wirb  auch  Inder« 
Xorfflein  ober  reiner  Duarjfanb  ober  gewafchener 
glußfanb  benugt.  — 3n  ber  © 1)  e nt  i e bezeichnet  man 
mit  beut  Kamen  6.  bie  Ophbc  ber  ErbmetaÜc  (f.  b.); 
a Kalif  che  iS. , bic  Cptjbe  ber  SrballalimetaUe. 

Geben,  eßbare,  f.  Erbeeffen. 

Grben,  fettene,  bie  Cnjbe  einer  Beiße  Bon  Bie« 
taUen,  bie  ftch  in  wenigen,  feiten  Bortommenbcn  9Ri- 
neralien  finben.  1794  fanb  ©abolitt  int  ©abolinit 
Bon  ötterbl)  eine  eigenliimliche  Erbe,  bie  Bon  ©de- 
berg  fÜ)ttererbc  genannt  würbe.  1814  feineb  Söerjeliuö 
aue  biefer  Erbe  bie  ©ererbe  ab,  und  1843  fpaliete 
Blofanbcr  bas  ö-üdarat  in  ?)tter>,  Serbin«  unb  Er» 
binerbe.  SuS)  bem  ©erit  würben  1803  Bon  St  Iah  reih 
uttb  gleichseitig  Bon  fcieftnger  unb  öerjeliuä  bie 
fogeit.  ©ererben  (©er»,  liantßan«,  SibRnterbe)  abge- 
icbccben;  unb  1885  zerlegte  Einer  B.  SBclbbad)  baü 
Sibßnt  in  Keobgm  unb  'ßrafeobgm.  §cute  unter« 
feffeibet  man  in  biefer  ©rubpe  minbeflenü  16  Sie« 
mente,  hoch  mögen  immer  noch  weitere  Verlegungen 
ju  erwarten  fein,  Einige  f.  © haben  öcrwenbüitg 
gefuuben,  namentlich  bie  Scrbinbungen  beb  ©erd  itt 
ber  gärberei,  alb  lUrjneimittel  unb  in  größter  3Renge 
ju  bett  ©lühftrümpfen.  Sgl.  Srud)ot,  Les  terrcs 
rares  (Bar.  1898). 

Gtbcrbfc,  f.  Voamlzeia. 

Grbcrfriiüttcrung,  f.  Erbbcbeit. 

Grbe  Don  Siena,  f.  öoluö. 

Grbfahl,  garbe,  Blijdjung  Bon  ©rauuitbSraun, 
ber  lrodtten  Erbe  ähnlich. 

GrbfaU  (E  i n ft  u r g t r i d)  t e r),  eine  trichterförmige 
©infentung  ber  obem  ©rbfäiichten  infolge  untcrirbi- 
{eher  Grofioit.  Saburd),  baß  gewiffe  ®e|teinentaffen, 
Wie  Steinialj,  ©Uw  ober  Stallitein,  Bon  Saffer  auf» 
gelöjt  unb  fortgeführt  Werben,  entftehen  ijjöhlcu 
(S  d)  1 o 1 1 c n) , beren  Sedeneittflutj  fid)  bid  jur  Ober- 
fläche hin  benterllid)  machen  unb  hier  öobencinfen« 
lungett  beranlaffen  lann.  Serartige  Einbrüche,  Bott 
einigen  bist  ju  700  m Säeilc  unbSiefe,  finben  fid)  }.ö. 
itn3«hftein  u.B2ufd)elfalf  Stittelbcutfd)lanbb(f.Safel 
= ©ebirgsbilbungen « , gig.  7),  int  Jurafall  Schwabend, 
im  Snaelall  ber  Ulfen  (Jlnrfttrid)!er,  lolinen). 
Watts  ähnlich  ftnb  puweilen  bie  Singen,  bic  burd) 
3ufnmmenftürjen  alter  ©rubenbaue  eitlftehen. 


— (Jrbpße. 

Grbfarbcn,  f.  gatbflofje  unb  Biinetalfarbcn. 

©rbferfel,  f.  ©rbfebmein. 

Grbfcruc,  f.  Elpoaäum. 

Grbfcrnrohr,  f.  gemrotn. 

Grbfeucr,  brennenbe  Sohlenwafferfioffejhalatio- 
tten,  Wie  fte,  hohe»  mächtige  glamtncn  bilbenb,  mehr 
ortd  Borfommen.  Sgl.  ErbgaS  unb  ©adguellett. 

Grbfifd),  f.  SBläf terftfdjc. 

Grbpbc  (Slatlf löhe),  Heine  Käfer  aud  btr 
gamilie  ber  SBlattfäfer  (Chrysomelidae),  bie  mit 
fbilfe  Berbidter  §intct[d)enfel  Wett  fpringen,  im  Sott- 
ltcnfchein  auch  lebhaft  fliegen,  aber  mir  Inngfam 
Iriechen.  Sie  leben  meift  gefellig,  jerftören  burd)  Sb 
freffen  ber  Keimblätter  unb  jarfeit  Grftlinge  oft  qan  je 
Saaten  (Wobei  fte  bic  Slälter  burd)lö<hem),  währenb 
ftärferc  Sflanjett  ihren  Eingriffen  leichler  wiberftehen. 
Srodne,  wanne  3ahre  begünfligen  ihre  Entwicklung 
ungemein.  Son  ben  etwa  100  beulfchen  VIrten  ftnb 
manche  auf  nur  eine  Sflanje  angewiesen,  attbre  aber 
ftnb  feine  ÄoftBerächter.  ElUed,  wad  bie  fchnelle  Cnt 
widelung  ber  aitffeimenbcn  ©ewächfe  beförbert,  fanit 
ald  Schußmittd  gegen  ®.  bienen,  bie  aud)  bcfchatteteä 
unb  feuchlcbGrbteidj  titöglidjft  nteiben;  man  entferne 
atleä  Staub,  Kraut  tc.,  unter  bem  bie  Käfer  ju  über« 
Wintern  pflegen.  9110  ©egenmittel  bienen  wiederholtes) 
SegicBenmitSiicrmutablochung,  öeftreuen  bernaffen 
Sflattjen  mit  einer  3Rifd)ung  Bon  1 ©uano,  1 ©ip«, 
4&oljafd)e,  bie  mit  Slerniulablodjungjjetränlt  würbe, 
öeftreuen  ber  öeete,  auf  benen  bie  oamen  eben  fei« 
Uten,  mit  troefttem,  jerricbenem  kühner«,  Saubett , 
Sferbemifl  ober  Stemfohlenafche,  SSegfangett  ber 
Käfer  mit  beut  £>atttcn  ober  mit  einem  mit  Stcinölleitn 
überjogenen  örett  feßr  früh  am  Sag  ober  abenbo. 
Ser  Siapderbfloh  (Psylliodcs  chrysocephnlus  L., 
f.  Safel  'Stanbwirtfchaftliehe  Schäblmge  I«,  gig.  9), 
4 mm  lang,  ift  glättjenb  fchwarjblau  ober  fhwarj« 
grün,  auf  ben  glügelbeden  beutltd)  punftftretfig,  am 
Kopf  unb  au  ben  Seinen  rötlich  gelbbraun,  burd)« 
löchert  Bon  Blüte 3Rai  bis)  jum  Spätbcrbft  bie  ölättcr 
ober  benagt  bie  noch  Weichen  Ipnute  ber  griidjlc  unb 
legt  feine  Eier  in  bic  ölattwinfcl  ber  Ölfaaten,  Kohl 
arten unbStcofojcntc.  S>ieetwa6min  lange, fchmubig« 
weiße,  fechöbcinige,  braunföpßge  Saroe  frißt  fid)  ui 
ben  Stengel,  bie  ölatlftiele  ober  ben  SSurjelftoi,  jer« 
ftört  hier  bab  Blarf,  fo  baß  bie  Sßanjen  umbredten, 
unb  geht  jur  Scrpuppung  in  bie  ©rbe,  aus  ber  ttadi 
Bier  Soeben  ber  Käfer  auofrieeßt.  JJnt  Spätfomnier 
erfcheint  eine  jweile  ©eneration.  Ser  gelbjtreifige 
Erbfloh (Haltica  nemorumi,.,  f.Safel  »StatibWirt- 
fdjaftliche  Schüblinge  I« , gig.  6 b),  2 mm  lang,  fchwarj. 
grün  febimmemb,  mit  blaßgclbent  Stängäflrcifett  auf 
jebet  glügelbcde,  an  ber  giißlcrwurjcl  unb  an  ben 
Seinen  Bon  beit  Schienen  au  gelblid)braun,  legt  feine 
Eier  aubieSlättcrBonKohlarten.  Sicgelblichwcißett, 
braunföpiigett  Starocn  minieren  itt  ben  Slätlem  ge 
Wuttbcne  ©ättge,  bie  auf  ber  Oberfläche  weißlich  het 
oortreten,  währenb  bic  Käfer  bieSlättcr  bureblödjem. 
Sie  reife  StarBe  Berpuppt  fid)  in  ber  Erbe.  Sie  gattje 
©tti widelung  Berläuft  in  40  Sagen,  unb  cd  folgen 
fich  baßer  mehrere  ©enerationen,  Bon  denen  bic  legte 
alb  Käfer  überwintert  Ser  Kobtcrbf lob  (H.  ole- 
racraZ,.,gig.6a),  4mm  lang,  olincngrütt,  blau  fd)ü« 
lerttb , oberfeita  fehl  fein  unb  bid)l  punftiert , an  ben 
gußgliebem  unb  gühlcm  fchwärjlid),  lebt  bejonberis 
an  ffohlarten  unb  Seufojett,  Erbfeit,  3udcaübett, 
©artenfreife  unb  jerftört  namentlich  feimettbe  ©e- 
nüifcpflänjchen.  Sic  bratme,  igelborftige,  fchwarjföp« 
fige,  c>  mm  lange  Slarue  frißt  an  berfd)iebenenöflanj<n 
(Epilobium , OeuotUera , Clarkia  tc.)  unb  Berpuppt 


Erdfrüchtler. 


2.  Trifolium  subterraneum. 
a Pruchtstand. 


1.  Lathyrus  amphicarpus. 
a Erdfrucht 


3.  Vlcla  amphlcarpa. 

n Erdfrucht. 


4.  Cardamine  chcnopodiifolia  mit  ober-  und 
unterirdischen  Früchten. 


~ "rpjagT.  Stylochiton  landfolius. 

a blühende  Pflanze,  b Pflanze  mit 
C.  Cyclamen  europaeum  (Alpenveilchen).  Uubbwittcrn  und  Früchten,  c ee- 
a Frucht  öffneter  Blutenkolben , d Frucht 


5.  Voandacia  subterranea. 


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i 


i 


Meyers  Konv.-  Lexikon , 6.  Au/L  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  ßrd] rüchtiet , 


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Erläuterungen  zur  Tafel  .ErdfrOclitler*. 


I.  Pflanzen,  die  weder  ihre  Blüten  noch  ihre  Früchte 
aas  der  Erde  emporschicken,  finden  sieh  in  mehreren 
Arazeengnttangen,  wie  z.  B.  Stylochiton  hypogaeu* 
and  Stylochiton  lancifolias  (Fig.  7)  aus  Mittelafrika, 
die  nur  die  Spitze  der  Blutenscheide  aus  der  Erde 
hervorstrecken,  so  dnfi  Insekten  den  Zugang  finden 
und  fremden  Pollen  hineinbringen  können.  Aach  die 
Arten  der  Arazeengattungon  Biarant  und  Crypto- 
coryne  verhalten  sich  ähnlich.  Bei  einer  nordafrika- 
nischen Zingiberazee : Omtanthern  Beaametzi,  be- 
obachtete Heckel,  daD  sie  in  ihrer  Heimat  nar  unter- 
irdische  Blüten  and  Früchte  erzeugt;  in  Europa 
gezogen,  lieferte  sie  dagegen  Lnftblüten,  die  durch 
Umwandlung  der  Samenanlagen  nur  Brutknollen 
brachten,  ähnlich  wie  mehrere  Liliazeen  u.  Amaryl- 
lidazeen i Heckeis  Diiopumu»), 

II.  Zu  den  Erdfrüchtlern  der  zweiten  Gruppe,  die 
ihre  meist  von  Insekten  befruchteten  Luftblüten  nach- 


zu  nennen  und  die  ln  Afrika  verbreitete  Erderbse 
(Voond/.eia  subterranea,  Fig.  5).  Das  in  den  Mittel- 
meerländern einheimische  Trifolium  suhterraneum 
(Fig.  f)  hat  in  der  Regel  10 — 12  Blüten  in  jedem 
Köpfchen,  von  denen  jedoch  nur  2 — 3 fruchtbar 
sind,  während  die  übrigen  sich  in  Bohrspitzen 
umwandeln,  die  sich  langsam  in  die  Erde  einboh- 
ren und  ein  Loch  bereiten,  das  die  jungen  Hülsen 
aufnimmt.  Ähnlich  verhalten  sich  Trifolium  po- 
lymorphum  von  der  Magalhäesstraße  und  andre 
Arten. 

III.  Die  amphikarpen  Erdfrüchtler,  welche  die 
dritte  Gruppe  bilden,  sind  gleichsam  angehende  Erd- 
früchtler, die  sich  des  Vorteils  der  Inscktenbcfruch- 
tung  offener  Luftblüten  noch  nicht  begeben  haben, 
neben  ihnen  aber  unterirdische,  sich  niemals  öffnende 
(kleistogame)  Blüten  treiben,  die  nach  der  Selbstbe- 
fruchtung ihre  Samen  in  der  Erde  reifen.  Am  frühe- 


Cymbslarla  Ojrmbalarla  (Manerlelnkraat),  den  Hamen  In  FeNenrltzen  legend. 


fraglich  zum  Reifet?  der  Saiflen  in  die  Erde  bergen, 
gehört  das  Alpenveilchen  (Cyclamen  europaeum, 
Fig.  6)  und  seine  asiatischen  Verwandten,  die  nach 
dem  Abblühen  die  Fruchtanlngen  durch  pfropfen- 
zieherförmige  Einrollung  dea  Blütenstiels  in  die  Erde 
oder  doch  in  das  welke  Laub  am  Boden  herabziehen, 
woselbst  die  Samen  reifen,  die  im  nächsten  Jahre 
dnreh  Ameisen  oder  größere  Tiere  verschleppt  und 
ausgesät  werden.  Das  Manerleinkraut  (s.  ohen.stchende 
Abbildung!  wendet  seine  ßlütensticle  dem  Lichte 
zu,  nach  dein  Verblühen  aber  wenden  dieselben  sich 
vom  Licht  ab  und  schieben,  indem  sie  sich  bedeutend 
verlängern,  die  heranwaehsenden  Fruchtkapseln  in 
die  Ritzen  und  Spalten  des  Gesteins  oder  Manerwerks 
hinein,  wo  später  die  reifen  Samen  zur  Aussaat  und 
sur  Keimung  kommen.  Ein  solches  Einbohren  der 
jungen  Früchte  in  das  Substrat  kommt  nach  bei 
Wegeriehpflanzen  (Plnntago  cretiea;  n. Kreuzblütlern 
(*.  B.  Morisia  hvpognea  und  Geococcua  - Arten)  vor, 
am  häufigsten  aber  bei  Schmetterlingsblütlern,  unter 
denen  einige  Erdfrüchtler  seit  alten  Zeiten  bekannt 
und  wichtige  Kulturpflanzen  geworden  sind.  Hier 
ist  vor  allem  die  ans  Brasi'ien  stammende,  jetzt  in 
allen  Erdteilen  angebaute  Erdnuß  (Arachia  hypo- 
gaea,  s.  Tafel  Feil  und  Öl  lirfernde  Pfianxen,  Fig.  1) 


sten  wurden  von  ihnen  die  doppelfrüchtige  Wicke 
(Vieia  amphicarpa,  Fig.  3)  und  Platterbse  (Lathyrus 
amphicarpus,  Fig.  1)  bekannt;  es  scheint  fast,  als  ob 
Theophrast  sic  bereits  gekannt  halte,  der  von  zwei 
Pflanzen  (Arachidne  und  Aracosj  spricht,  denen  er 
ober-  und  unterirdische  Früchte  zoschreibt.  Aach 
andre  Arten  der  Wicke  (Vieia;  und  Platterbse  iLa- 
thyrus;  sowie  der  Walderbse  (Orobus),  denen  sich 
die  amerikanische  Gattung  Amphicarpaea  anschließt, 
können  in  trocknen  Klimaten  doppelfrüchtig  werden. 
Es  erscheint  danach  naheliegend,  daß  auch  die 
doppelfrüchtige  Wicke  und  Platterbse  nur  klimati- 
tisohe  Varietäten  unsrer  sehtnalhlätterigen  Wicke 
(Vieia  angustifolia)  und  der  Feldplnttcrhse  • Lathyrus 
sutivus)  sind.  Außer  bei  Schmetterlingshlütlem, 
denen  die  bisher  genannten  amphikarpen  Erdfrücht- 
ler angehören,  kommt  Amphikarpie  auch  bei  Kreuz- 
blütlern, Polygalazeen,  Skrofulariazeen,  Kommelina- 
zeen  und  Gräsern  vor.  Selten  tragen  beiderlei  Ar- 
ten von  Blüten  gleich  reichlich  Samen;  gewöhnlich 
sind  die  Erdfrüchte  kürzer  nnd  nur  mit  1 — 2 Samen 
versehen,  wie  die  amphikarpen  Vieia  und  Lathyrus 
(Fig.  1 u.  3)  zeigen  und  ebenso  die  im  südlichen  Bra- 
silien und  in  Uruguay  heimische  Kruzifere  Cnrda- 
niine  chenopodiifolia  (Fig.  4). 


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3 


Grbfrü<$tler  — ©rbgerud). 


ftdt  fluch  unter  ber  Grbe.  Sie  lebte  Generation  über« 
»entert  als  Käfer.  2er  fepr  äpnlidje,  Bmm  lange 
Gidjenerbflop  (H.  erucae  Ol.)  benagt  nad)  ber 
Überwinterung  bie  fiel)  entfnltenben  Gicpenfnofpen 
befonberd  jüngerer  ©ßan  gen,  bad  SSeibdjen  legt  feine 
Gier  em  Gubenblätter,  bie  bon  ben  Sarnen  weiter 
üelettiert  werben.  SieSerpuppung  erfolgt  find)  unter 
ber  Grbe  ober  jwifepen  Stmbenriffcn.  SBaprfepeinliep 
entwidelt  fid)  nur  eine  Generation, 

t'rbirüditlcr  (geofarpe  ©flanjcn,  piergu 
lafel  • Grbfriicptler*),  ©ewäcpfe,  bie  ihre  Srücpte 
unter  ber  Grboberfläcbe  jur  Seife  bringen,  jer- 
fallen  in  brei  ©nippen,  ton  benen  bie  erfte  unter« 
irbiid)  blüpenbe  unb  frudjtcnbe  ©flanjen,  bie  jWeite 
folibe  ©flanjen,  bie  ipre  in  oberirbifepen  Blüten  an« 
gelegten  fruchte  nnepträglid)  in  ben  ©oben  fenfen 
unb  bort  jur  Seife  bringen,  bie  brittc  aber  ©flanjen 
mit  jmeiertei  Blüten  unb  fyrücpten,  oberirbifepen  unb 
ltntcrirbifepen , umfaßt.  Sie  Ülrt  ber  leptern,  ober« 
irbifdie  unb  unterirbijtbe  griießte  an  bemfelben  Stoef 
3U  reifen,  wirb  alb  Soppelfrücßtigteit  (Snippi- 
farpie)  ßejeießnet.  Ser  Sltußen  Per  Grbfrücßtig- 
feit  (Äeofarpie)  ift  rooßl  barm  ju  iudjen,  baf)  bie  int 
©oben  jur  Seife  gelangenben  grüdite  beffer  alb  bie 
Siuftirüdite  gegen  Sievfraß,  gegen  Sürre  unb  groß 
gefebüßt  jtnb.  Siemeiften  G.  fonmien  bementfprecßenb 
m bürren  ©egenben  tor.  Gin  Sacßteil  liegt  anbei« 
feitb  barin,  baß  bie  Sanienoerbreitung  unterbleibt 
unb  bie  Reimpjtanien  in  beut  ton  ber  Stutterpflan^e 
bereite  auögenußten  ©oben  wurjeln  muffen.  Samit 
im  3ufammenbang  fteßt  wopl  ber  Umftanb,  baß  bie 
Steprjaßl  ber  G.  ju  ben  Scpmetlerlmgdblütleni  (©a* 
pilumajeen)  gepört , bie  burd)  bie  Spmbiofe  mit  ben 
Rnöücpenbafterien  (f.  Sur;eI(nBIIdjen)  imftanbe  finb, 
unter  Verwertung  beö  SUeffloß'ed  ber  Cuft,  and)  in 
einem  fndftoffannen  ©oben  ju  leben.  Sgl.  Git g 1 er. 
Über  bad  ©flanjenleben  unter  ber  Grbe  (Berl.  1880) ; 
,'Dutb,  Uber  geolarpe,  amppitarpe  unb  peterofarpe 
©(langen  (baf.  1891);  Subwig,  fleprbuep  ber  Bio- 
logie ber  ©flauten  (Stulta.  1895). 

erbfuube  (Sderiunbe),  bie  opne  äußere  Stcrf« 
male  in  bie  Grbe  oerfenlten  ©egenftänbe  aud  torge- 
iepicptlicper  3eit.  meinend  SJietaHqegenftänbe,  bie  ton 
ben  germaniiepen  Sölfcm  ben  ©Bttem  geweipt  wür- 
ben, um  bereu  ©unft  im  jenfeitigen  Seben  gu  erwer- 
ben £>äung  werben  bergleitpen  Sepäße  in  fleincn, 
notierten  Sioortümpeln(Siobertöcpern)  gefunben. 

<?rbgnd  ( St  a t u r g a d),  bem  Grbbobeu  entftrömen« 
bed  ©ae,  wie  namentlicp  fioptenfäure  ([.  b.)  unb  bad 
©emifip  ton  ftoplenwafferftoffen,  bad  ald  fteter  Be- 
gleiter  bed  Grböfd  ober  bort  oorfommt , wo  bie  geo- 
iogifepen  Serpältnijfe  für  bad  Sorpanbetifein  ton 
Grböl  fpreeben.  Seit  uralter  3eit  ift  bad  G.  befannt, 
bad  im  faufafifepen  Grbölgebiet,  befonberd  auf  ber 
^albinftl  2Ipfd)eion,  auftritt,  ben  geueranbetem  bie 
■ewigen  geurr-  liefert,  aber  aud)  ald^eij-  unbficucpt- 
material  unb  jum  ©rennen  Pon  Ralf  benußt  Wirb, 
©ei  ben  benaipbarten  SdjIammPulfanen  treiben  bie 
©afe  ben  Schlamm  unter  lautem  ©elöfe  and  ber  liefe 
beroor.  Sie  faurafifdten  Grbaafe  enthalten  bid  über 
90  ©rog.  IVctpan  CIJ4,  außerdem  aitbre  Boßlenwaf- 
ierftoffe  unb  in  geringer  Stetige  Soplenortjb,  Blaffer- 
Soff  unb  Sliefftoff.  ©pnlieped,  wenn  and)  unbedeu- 
tenderes Sorfommen  Pon  Grbgafen  ift  PonBarigqgjo 
bei  Kobena,  ©ieira  mala  jwtt'dien  glorcnj  unb  Bo- 
logna, Jhimänien,  ©aligien,  Sedjelbronn  im  Glfaß, 
Äoripollanb,  tn  ber  ©raffepaft  Suffe?  unb  audGpina 
betont l.  T ad  feit  1876  befannte  Sorfommen  in  Suffej 
liefert  ein  ©ad,  bad  unter  einem  Srucf  Pon  8 Stmo 


fppären  fiept,  72,5  ©roj.  Sietpan,  18  ©roj.  Sauer« 
ftoff,  4 ©rog.  Roplenojtjb  unb  5,5  ©rog.  fepweren 
Soplenwafferfloff  cntpiilt  unb  WopI  ben  biluminöfen 
©uibed-  unb  ben  mit  ©etroleum  imprägnierten  Rim- 
meribgefd)id)tcn  entflammt.  Sud)  bie  in  Steintoplni- 
gruben  auftretenben  ©afe,  bie  ju  ben  Gjplofioncn  ber 
iogen.  feplagenbenSüctterScrnnlaffung  geben,  gebo- 
ren pierper.  Situ  großartigften  ift  bae  Auftreten  bei 
Grbgafe  in  Slorbamcrifa.  1821  würbe  inGpautaugua 
Gountp  im  Staat  9few  ®orf  ein  Srunnm  erboprt 
unb  bad  bemfelben  entftrömenbe  G.  gur  Beleuchtung 
bed  Sorfedgrebonia  benußt.  Seit  1840  fanb  G.  in  ben 
Sereinigten  Staaten  in  immer  fteigenbem  Umfang 
ald$eijniaierial  ju  inbuftriellcn3  Weden  Serwenbung. 
Sad  Sorfommen  bed  ©afed  ift  an  bad  Sorpanbenfein 
non  poröfem  ©eftein  gebunben,  bad  bem  ©ad  ald 
'JieferPoir  bient.  Sad  ©ad  beftept  wefentlid)  and  3Ke 
tpait,  entpält  jum  Seil  nicpl  unbcbcutcnbe  Stengen 
non  SBafferftoff,  Stpaii,  ©ropan,  Sfoptcnfäure  unb 
in  geringer  Stenge  SVoplcnoppb,  Stidjloff,  Sauer- 
| floß,  ©afe  and  tiefem  Sepidftcn  ßnb  leucptfräftiger 
ald  bie  and  pöpern.  Sic  Wicptigfleu  .»jentreu  ber  ©ad- 
i geWinmmgfinbDpio,®eftpennft)Ipanim(©ittdburg), 
3nbiana,  Der  Sllcgpanpbiftrift  im  Staate  'Jtem  ©orf, 
j Gincinnati.  Stan  erboprt  bad  G.  äpnlitp  wie  bad 
GrbiM  unb  erpält  bidweilcn  and  Ginem  ©nmnen  bid 
020,000  cbm  an  einem  Sag,  boep  idttoanft  bie  Grgie 
bigfeit  natp  Sag  unbStunbe,  nad)  SSelterwcepfcl  unb 
©arometeritanb.  Ginjelne  Brunnen  finb  bereits  90 
3aprc  imSctricb,  anbreHnbfrüpjeitigPerfiegt.  1888 
erreichte  bie  ©robuftion  ipren  jiBpepimtt  (95  Still. 
Stf.),  1896  betrug  fie  nur  noch  54,e  äjtiH. Stt  ( 3abl  ber 
©nmnen  über  3800),  unb  jejjl  gelten  bie  ©adfelbei 
uon  Opio  unb  ©ennfploanien  für  erfipöpft,  unb  auf 
bem  neu  entbeeften  ©adfclb  pon  Qnbiana  nimmt  bei 
Srucf,  unter  bem  bad  ©ad  nudftrömt , Pieifaep  audi 
jepon  ab,  unb  meprere  gabrifett  mußten  Steinfoplen 
j feuemng  einriepten.  Sad  G.  bient  pauptfäcplid)  jur 
©eleucptung  unb  ju  .^cijjweifen.  Seine  Seucptfraft 
ift  etwa  patb  fo  groß  wie  bie  bed  fünfttidj  pcrgeftetl  - 
ten  Steinfoplengaied,  aber  ed  ift  fepr  biBig,  unb  burdi 
Sfarburieren  unb  befonbere  Brenner  bat  man  cd  beffer 
ju  Perwerten  gefudjt.  Sagegen  bcfipi  ed  einen  um 
33,5  ©roj.  grbßcrn  falorifcpeii  42ert  ald  Steinfoplen* 
gad,  unb  1,925  cbm  G.  leifteten  beim  Serbampfen  pon 
feaffer  foPiel  wie  0,453  kg  Steinfople.  Sudgebepntc 
Serwenbung  ßnbet  ed  in  ber  Gifen-  unb  Staplinbu- 
ftrie.  ©roße  Scpwierigleilen  bereitete  anfangd  ber  bc- 
bfutenbe  ffladbruef,  bc'r  an  ben  Brunnen  unb  in  ben 
Hauptleitungen  14 — 66,5  kg  auf  1 qcm  beträgt; 
gegenwärtig  rebttjicrt  man  ben  ©adbrttd  burep  bie 
iöeftingpoufe-Segnlatoien  auf  bad  jwccfcntfprecpenbc 
Slaß.  Sa  bad  unter  popem  Srucf  audftrömenPe  ©ad 
bei  feiner  Sudbcpnung  eine  fepr  ftarfe  Sempevatur- 
emiebrigung  erfäprt,  pat  man  ed  pielfad)  junäepft  jur 
Grjeugung  pon  Gid  unb  bann  erft  jur  Ipeijung  unb 
Seleucptung  benubt.  Sgl.  SBcefd.  Natural  gas 
(SSafpingt.  1 888) ; S e i t p , Sad  Grböl  unb  feine  Ser- 
arbeitung  (Sraunfcpw.  1892). 

0?rbgcbäube,  I.  S)öplenwopnungcn. 

(Srbgeiftcr,  fonicl  wie  fflnomen. 

(vrbgeruri),  ber  beim  Umbrecpen  bed  Bubend,  bc- 
fonberd  uaep Siegen  pemerfbareSuft,  beffen  Urfprung 
nid)t  fiep  er  ermillclt  ift.  Surcp  Sudlaugen  rieepenber 
Grbe  mit  einer  wäfferigenBromläfung  gewann  ©pip 
fon  einen  gelPIicpcn  Körper  Pon  fräftiaem  ©entdi 
naep  3cbernpolj,  ber  in  feinen  pppfilalifdien  unb  epc-- 
mifepen  Gigenidjaflen  bem  aud  ijebempoljöl  bar 
gefieüten  Bromcebrin  äpnlicp  war.  Siefer  Sufi  Wirb 

1* 


Gooole 


4 (Jrbflefdjofs 

burd)  eine  im  ©oben  lebenbe  Batterie,  Cludothrix 
odorifera,  erzeugt,  bie  ftd)  in  faffweifecn  Jicftcrn  fin* 
bet  unb  ©uätroemung  unb  ffroft  erträgt.  Man  fann 
bic  ©aftcrie  fultibiercn  unb  auä  ben  Seinfulturen 
ben  Xuft  in  ftärffter  Konzentration  nbfepeeben.  (Sine 
anbre  ©aftcrie,  Streptothrix  chromogcna,  erzeugt 
ben  (S.  beb  Bnlbbobenä.  Bertpelot  unb  ©nbre  er- 
hielten burdj  Xeftiüation  Bon  angefeuepteter,  fdjwacp 
fall-  unb  tonhaltiger  Erbe  (ehr  geringe  Mengen  eines 
fräftig  aromatifd),  faft  fampferartig  rieebenbeu  Stof- 
fes, ber  fidi  burd)  St  aliumfai  bannt  au8  bem  Xefiirini 
abfiheiben  liefe.  Xer  ©erud)  ber  Stintfaffe  unb  fpe 
iicH  beä  (djWarjen  Marmors  Bon  ©oljine  rührt  nadj 
Spring  Weber  non  Bitumen  nodj  Bon  organifdjen 
SefiWcfelBerbinbungen,  Bielmehr  Bon  ©fjoSpfjaminen 
mit  Spuren  non  Sdjwefelwafferftoff  her. 
©rbgefepoft  (©arterre),  f.  öejdjofe  (©aulunft). 
©rbglafur,  f.  ®lafur. 

©rbgritlc,  f.  Maulwurfsgrille. 

©rbgrubc  ((Srbta(ten),  eine  zur Überwinterung 
halbh<tider®chölje,  ®emüfe  :c.  eingerichtete,  mit  Bret- 
tern auSgefeplagene  ober  auägemauerte,  biä  1 m tiefe. 
Bor  ®runb  • unb  Ebcrwaffer  gefepüpte  ©rube , wirb 
bei  ©eginn  beä  38interä  mit  Brettern  unb  über  biefen 
noch  mit  (Srbe,  ilaub  u.  bgl.  bebedt. 

Grbgrün , f.  Sdieelcfcheä  ©rün. 

(Prbgürtcl,  f.  3011t- 
©tbpatfe,  f.  Karft. 

<?rbbnr$c,  Mineralien,  bie  im  toefcntliihen  aus 
Sohlen ftoff  unbBdafferfloff  beftehen,  häufig  aber  aud) 
Sauerftoff  enthalten , nur  in  unfriflafliftertem  3U- 
ftanb  Bonommen , leicht  fcbmeljen  unb  mit  ruftenber 
flamme  nerbrennen.  hierher  gehören  Afpljalt,  ©erg- 
teer,  Grböl,  ©emftein  !C.  ©elbcS  Grbfjnrz,  foBiel 
Wie  ©emftein  unb  fRetinit. 

(f  rbbaud,  f.  fflcmäehähäufcr. 

<£rbpitrnd)cn,  f.  Gidibörncbcn , S.  429. 
<?rbt)ägel,  f.  Gräber,  Borgcfepieptliche. 
<?rbbiitten,  f.  Jütten. 

ffirbig,  Vlggrcgatjuftanb  ber  Mineralien  (f.  b.). 
©tbinbuftor,  ein  non  Süilpelm  Heber  in  ©öt* 
fingen  lonftruierteä  Jlnftrument  jur  mbireften  ©c- 
ftimmung  ber  magnettfehen  3n(tination.  Xie  Beftint- 
mung  beruht  barauf,  bafe  man  eine  mit  ifoliertem 
Supfcrbraljt  umwidelte  Stromfpule  einmal  um  eine 
ncrtifale  unb  batb  barauf  um  eine  horizontale  Adjfe 
breht  unb  bie  hierbei  burd)  bie  horizontale  unb  Ber- 
tifale Komponente  beä  Grbmagnctiänmä  in  ber  Spule 
inbujierten  Stromftöfee  an  einem  ®aloanometer  be- 
obachtet. XaS  BerpältniS  ber  ©aionnomcterauS 
fd)läge  beiber  Komponenten  gibt  bie  Xangcnte  beä 
JnflmationSWinfelS.  E.GIeftrif<he3nbuftion,3.621, 
unb  Magnelometer. 

(Srbittg,  ©ejirfäamtäftabt  im  bapr.  Siegbej.Cber- 
baBem,  an  ber  Eempt  unb  ber  Staatäbabnlinie 
Schwaben-®.,  pat  3 fath-  Kirchen,  lanbwirlfcbaftlicfec 
Hinlcrfchule,  ©anbgeftilt,  Amtsgericht,  tfabrifation 
oon  Xrcfehmafcpinen  unb  Dfenperben,  Bierbrauerei 
unb  a#oo)  3388  faft  nur  fath-  GtnWopner.  — G.  War 
fchon  950  5>auptort  eincä  ®aueä.  Bon  G.  biä  MooS 
bürg  erftredt  fid)  auf  ber  redeten  Seite  ber  3far  baö 
meift  noch  unfuitiBierte  Grbinger  MooS,  45  km 
lang  unb  6—12  km  breit. 

('  rbmgtou  flpr.  etrtlnjrn),  Stabtgemeinbe  in  Har- 
Widfpire  (Gnglanb),  norböftlid)  Bon  Birmingham, 
bat  eine  annlifan.  Stircpe  in  gotifepem  Stil,  eine  fath- 
Sircfee,  «in  fath.  College,  ein  neues  RranfentjauS  unb 
uaoi)  16,368  Ginw.  G.  Wirb  fefeon  im  »Domesday 
Book«  olä  .fjnrbintone  erwähnt. 


©rbhtnbe. 

(frbfabel,  f.  Sabel. 

Cärbfaftanic,  f.  Buninm. 
ffirbfaften,  30  — 40  cm  hohe  ©retterfaften  ohne 
©oben,  bie  mit  Miftbeeterbe  gefüllt  unb  mit  Mift- 
beetfenitem  gebedt  werben,  bienen  jur  AuSfaat , zar- 
terer ©flamcn  unb  jur  ÜInjucht  ber  Sämlinge.  Aud) 
foBiel  wie  Grbgncbe  (f.  b.). 

Ofrbfcgct,  f.  ©apen. 

(frbfeimer,  f.  Keimung. 

©rbtlofrtt,  f.  Abtritt. 

(?rbfobalt,  brauner,  gelber,  3trfe(jun  gäpro  ■ 
bulte  anbrer  Sfobalterjc,  beftehen  auä  wafferpal« 
tigern  arfenfauvem  Gifenojpb,  fiobaltoftjb  unb  Ralf; 
fte  (omnten  nur  berb,  eingefprenat  unb  alä  Überjug 
uor,  finb  leberbraun  unb  ftrohgelb,  erbig  unb  matt, 
Varte^  l,o— 2,5,  fpej.  @ew.  2, 0—2.7.  Sie  finben  ftd) 
mit  SpeiSlobalt  zufannnen  bei  Jtamäborf  unb  Sanl- 
felb  in  Shüringen,  3!iecheläborf  in  Reffen  unb  Blle- 
mont  ingrantfeid).  BgI..ft'oba!tmanganerz(fchwai  * 
Zer  G.)  unb  Sobaltbefd)lag.  Slot  er  G.,  fouiel  wie 
Sobaltblüte. 

Orrbloble,  eine  ©bart  ber  ©raunfohle  (f.  b.). 
(?tbiof)irabi,  f.  Jtapä. 

©rbfrebä  (J>ar  jftiden),  Saumlranfheit  an  Ba- 
bel* unb  ©aubhölzem,  Wobei  ber  Stamm  au  ber  ©a 
fiä  eine  ©nfdjweünng  befommt,  an  ber  bie  SHinbe  auf- 
briit,  bei  ben  Slabelbäumen  gewöhnlich  unter  ßarj 
etgufe.  3wifd)en3iinbe  unb  Jtolj  finbet  fiep  baä  weifee, 
(pater  bie  fjonn  brauner,  harter  Strange  (Rhizo- 
morph»)  annehmenbe  'JKpcelium  eineä  fmlpiUeä, 
Agaricus  mellens  L.  (.'pcillimnfch,  Sjonigpilp  f.  Ja» 
fei  »Sdpnarojjerpflnnzen  II«,  ffig.  3),  ber  bie  Shranf- 
heit  Bemrfadit.  Vln  jenen  Strängen  entfpringenb, 
briefet  er  burd)  bie  Stinbe  ber  erfrantten  Stämme  her- 
Bor.  Sia  bie  Stränge  non  erfrauften  Surgeln  burd) 
bie  Grbe  ju  gefunben  binfriccpcn  unb  in  biefe  em- 
bringen,  wirb  bießranlpeit  anftedenb.  Xie  befallenen 
Stöde  finb  auäzuroben.  Xer  G.  wirb  aber  and)  burd) 
bie  Sporen  fortgepflanjt,  bie  fiep  Bon  ben  im  .fterbfl 
erfepeinenben  grofeen,  braunen  fjrudjtträgern  beä©il- 
Zeä  burep  ben  SSinb  Bcrbreileit.  Xer  ©itz  erfdteint 
auch  an  abgeftorbenen  Bürzeln  unb  SBurzelftöden, 
an  Brunnen-  unb  SBafferleitungäröhren,  ©rüden  tc. 
(Srbfrcbä,  foBiel  wie  Maulwurf ägrille. 
(t'tbfrofobii,  f.  Sfinl. 

(Krbfröte,  f.  Ströten. 

(?rbfrumc,  foniel  toie  Wdcrfrume,  f.  ©oben. 
(Krbfrufte  (Grbrinbe),  f.  Grbe,  S.  908. 
ßrbtugcl,  lünftlidje,  f.  Wlobuä. 
©rbfunbc!®eographie,2änberfunbe;hierzu 
bie  ©orträttafel  »ffleograppen«).  Befen  unb  Auf- 
gaben ber  G.laffen  fiep  nicht,  wiebcibcnmciftcnanbem 
SSiffenfcpaftcn,  in  Wenigen  Borten  beftimmt  bezeich- 
nen. Xenn  fte  haben  fiep  im  Saufe  ber  3eit  Wefent- 
lid)  gennbert,  unb  noch  heute  geben  bie  Meinungen 
auäetnanber.  SSirb  boep  Bon  manchen  bie  Berecpti 
gung  ber  G.  alä  einer  befonbem  Sjiffenfdjaft  beftrit- 
ten!  Gä  genügt  baper  iticpt,  eine  beftimmte  ©uffaf- 
fung  Borzutragen,  fonbent  e§  muffen  bie  Berfdjic« 
benen  Sichtungen  namhaft  gemacht  werben.  Gine 
©nzapl  geograppifeptr  Metbobifer  hält  ftd)  an  ben 
urfprünglicpen  Begriff  ber  G.,  ber  audj  nodi  in  ihrem 
©amen  zur  Geltung  (ommt,  unb  (teilt  fie  atä  bic  ffiif» 
fenfepaft  non  ber  Grbe  unb  ihren  Bewohnern  fowohl 
im  Ganzen  alä  nach  ihren  Xcilen  pin.  Xagegeu  läfet 
ftep  cinwenben,  bafe  bie  G.battacp  feine  befoiibere  Sif  - 
fenfepaft,  fonbem  ein  Komplep  Bieler  ®iffenfd)aften 
fei,  bafe  fie  ganz  Ungleichartiges  Bereinige  unb  ftep 
gang  Berfepiebener  Joricpungämethoben  bebiene,  bafe 


Geographen. 


Ells£e  Reel us. 

Oeboren  15.  Min  1830  In  Ste.  - Polt  -In -Grande  (Olronde). 


Karl  Ritter. 

Geboren  7.  Au  j.  1779  In  Quedlinburg,  gest  28.  Sept-  1859  In  Berlin. 


Heinrich  Kiepert 

Oeboren  31.  Juli  1818  In  Berlin , gest.  daselbst  21.  April  1899. 


Ferdinand  Freiherr  von  Richthoten. 
Oeboren  5.  Mal  1833  In  Karlsruhe  (Schlesien). 


Friedrich  Ratzel. 

Oe  hören  30.  A neust  1M4  In  Karlsruhe. 


Oskar  Peschei. 

Oeboren  17.  MSrs  1826  In  Dresden,  gest.  II.  Aug.  1875  In  Leipzig. 


Meyers  Konv.-  Lexikon , 6.  Aufl.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig. 


Zum  Artikel  Erdkunde'. 


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5 


Erbfunbe  (Begriff  unb  Umfang). 


Tu  balxr  notu'cnbicj  jur  Berftachung  führe.  Xie  mei- 
den ©eographen  fiiib  bedhalb  beftrebt,  Begriff  unb 
Isf  gaben  ber  6.  enger  ju  faffen.  Xafür  bieten  fid) 
na*  beiu  Sntroiefelungögange  ber  E.,  bie  man  heute 
meijt  als  eine  natunuigenidjiiitlufie  Xidjiplin  mit 
einem  ihr  innen) ohnenben  geid)id)tlid)cn  Element  be- 
zeichnet. gaei  »erfdjiebenc  Vluagangöpunftc  bar. 

ISan  tann Dont  Begriff  ber  allgemeinen  E.  aud- 
gehen,  mie  fie  »on  Baremud  (1650)  begrünbet  Wor- 
twn  ijt.  Xie  6.  ift  banad)  bie  Siffenfcpaft  Don  ber 
Ecbc  ald  ©emjeue,  gleidiiam  ald  einem  planclartfdjen 
3nbi0ibuum,  unb  jerfäüt  in  jwei  fyiupttcile : 1)  Xie 
mathematische  ©cograppie  (f.  b.)  befdfäftiaf  fid) 
mit  ben  räumlichen  Eigcnfdjaftcn  ber  Erbe,  alfo  mit 
ihrer  Stellung  im  ©lanetenfhftein  unb  mit  ihrer  ©e- 
»alt  unb  ®röße.  2)  Xie  p I)  h i>  i a l ' f cf)  c (p  b h f i f d)  e) 
©eographie  (f.  b.)  über  ©eophhfif  toenbet  bie 
Rhhl't  ouf  bie  Erfdheinungen  ber  Erbe  an;  fic  betrach' 
tet  aud  biefem  fflefubtipunft  juerft  bie  Erbe  aldöait- 
jed,  ihre  Schwere,  Sänne,  3ufammenfeßuug,  ihre 
magnet!id)enßtgenfd)aften,  bann  ihre  ein  jotncnjeile, 
fefle  Erboberfladje,  SHeer,  öewäffer  bed  geftlanbcd 
unb  bie  atmofphärifihe  2uft,  fo  bafi  jie  außer  ber  Erb 
oberfläcbe  felbft  alle  biejcnigenSrfchcinungen  umfaßt, 
bie  urfäd)lt<h  mit  ihr  Derbunben  finb,  unb  bie  bpna- 
milche  ©eologie  (f.  b.),  2>bbrograpbie  (f.  b.)  unb  Hie 
teorologie  (f.  o.)  ald  Jede  in  lid)  begreift.  lie  bio« 
logiiebe  ©eographie  ober®  eographie  berOr> 
gaiiidmcn,  b.  !)■  ber  ©flanken,  ber  Xiecc  unb  beb 
IRenjcbcn  nach  feinen  leiblichen  Eigenfchaften , fann 
nur  anhangotoeije  behattbelt  Werben , weil  ibre  3Jie 
thobe  »ou  ber  ber  mathematifchen  unb  phbiitalifdien 
©eographie  Derfcbicbcn  ift.  Vltid)  bie  Slunbc  ber  eintet« 
neu  Eibraume  wirb  Don  biefer  allgemeinen  E.  nicht 
beriicfjiifctigt  ober  bient  hoch  unter  bem  Ramcn  einer 
befchreibenben  ©eographie  nur  alb  Watcrialfamm- 
lung  Eben  bedhalb  Derhalten  fich  bie  meiften  ®co- 
graöben  biefer  Sidjtuug  gegenüber  ablehnenb.  Sie 
iDrcchen  ber  allgemeinen  E-  nicht  an  »d)  bie  Bered)- 
ttgung  ab,  aber  fte  leugnen,  baß  fie  bad  ffiefen  ber 
E.  erieböpfe.  SSorauofiditltdi  wirb  »<h  bie  allgemeine 
E.  aU  matbematifd)»phhüfalifche  ©eographie  ju  einer 
befonbern  Siffenfchaft  neben  ber  eigentlichen  ®eo- 
grapbie  entwideln. 

Xie  ©eographie  ift  feit  alterd  in  erfter  Cinie  2än» 
berfunbe  (b.  h-  xenntnid  ber  Derfchiebenen  Erb« 
räume)  gewefen.  lad  ift  auebbeute  mehr  bemt  je  ber 
Begriff,  ben  man  mit  bem  Sorte  ©eographie  Der* 
binbet,  ba  timn  ihren  Scbwerpunft  in  ber  allieiligen 
Erfcnntnid  ber  Derfchiebenen  Erbräume,  mithin  in  ber 
2änberfunbe,fueht  Sinters  »Erbfunbe*  warburd)aus 
2änbertunbe  (benn  ber  Ramc  »allgemeine  E.«  fott 
bei  ihm  nur  bie  Rbweienbeit  eine®  bejonbem  3wecfcä, 
wie  etwa  bie  iBnwenbrutg  auf  ben  §anbel  ober  ben 
ffirieg  auöbrüden).  unb  auch  bie  neuem  ©eograpben 
(affen  bie  ©eograptjie  bauptfäct)lid)  ald  2änberfunbe 
auf.  5)enn  barauf  fomnit  cd  hinaud,  wenn  ff.  D.  Sticht» 
hofen  fie  ald  bie  Siffenfchaft  Don  ber  Erboberfläche 
unb  ihren  Strfungcn  auf  ftlima,  fgflanjen,  Xicre 
unb  ffienfeben  bezeichnet , ober  wenn  Warthe  fte  ald 
bie  Sifjenichaft  Dom  So  ber  Xinge  ober  Don  ber 
örtlich  Derfchiebenen  Seehfelwirfung  ber  tellurifchen 
gaflorcn  crflärt.  Xie  ©eographie  i|t  baher  eigentlich 
nicht  bie  Siffenfchaft  Don  ber  Erbe,  fonbem  Don  ben 
Erfdheinungen  ber  Erdoberfläche  (CrtdWiffenidjaft) ; 
bedhalb  Dermeibet  man  neuerbingd  lieber  bad  Sort 
E.  unb  fagt  ©eoqrapbie  ob«  2anber(unbe.  greilid) 
machen  ("ich  auch  Innerhalb  ber  Bebanblung  ber  2än- 
berfunbe  oerjehiebene  Richtungen  geltenb.  3m  ©1* 


tertum  (lanben  fid)  eine  wefenttid)  gcometrifdje  SBe- 
hanblungdweife,  ber  eö  bauptfäeblüb  auf  bie  genaue 
räumliche  gefllegung  ber  Drtlichfeiten  anfam,  unb 
eine  fcijilbembe,  midi  ben  Wenjchen  unb  feine  Scrfc 
einbegreifenbe  SBetra<b»mgSweife  gegenüber;  für  eine 
XarflcUung  bed  Siaturcharafterd  ber  2änber  war  bie 
3cit  noch  nicht  reif.  VI lief)  in  ber  'JJeu.jcit  legten  bie 
einen  befonberd  auf  bie  geometrijdje  ®enauigfcit,  bie 
anbem  auf  bie  Schilberung  ober  jpätcr  immer  mehr 
nur  auf  bie  Vlngabe  Don  iRci  tiuürbigfeiten  unb  to- 
pographifchen  Emjelbeitoii  Scrt ; bie  Öänbcrbefchrei' 
bung  warb  iumter  mehr  jur  ftatiftifdjen  Waterial* 
famntlung,  bie  nur  einzelne.  Wie  S)ü[d)ing,  burd) 
höhere  ftatiftifdjc  ffleftditepunflc  ju  befiud)leti  Wuf)> 
ten.  Dlber  an  biefe  ftatiftifchen  2äiiberbcid)rcibuiigen 
fnüpft  in  Karl  Ritter  bie  mobemc  wiffcnfchaftliche 
©eographie  ag.  SRitter  ftellte,  wie  fchon  bec  j weite 
Xitel  feined  aroften  Serfed:  »E.  im  Serhältnid  jur 
Jiatur  unb  Öefchichte  bed  SJfenfchen«,  geigt,  ber  ©eo- 
graphie  bie  Jlufgabe,  bie  Srboberfläche  uub  ihre  Sir» 
tungen  fowoljl  auf  Slima,  ©flanjcn  unb  Xierwclt 
ald  auf  ben  Slienfihen  unb  feine  Serie  barjufteüen. 
latfächtich  bat  er  aüerbingd , unb  im  gortgaug  ber 
3trbeit  immer  mehr,  bie  Sfiatur  nur  nebenfädjliih  be- 
hanbett  unb  faft  atted  3ntereffe  bem  Wcnfchcn  ju- 
gewenbet,  beffen  Serbältniffe  bei  jebem  Erbramu 
auf  bad  eiitgchenbfte  burd)  alle  3edeu  htnburd)  Der* 
folgt  werben.  Seine  ©eographie  ift  alfo  im  2aufe 
ber  3cit  gegen  feine  eignen  methobifd)cn  Vlbfichien 
haitpiiächlich  h'ftorifche  ©eographie  unb  eine  tpilfd» 
Wiffenfchaft  ber0eid)id)le  geworben.  Üluch  feine  Schü- 
ler, unter  bcuen  ftd)  Diele  ^iftorifer  bcfanbeit,  haben 
bie  h'florifche  ©eographie  ober  wenigftend  bie  geo 
graphifche  Betrachtung  bed  Wenjchen  in  ben  ©orocr» 
grimb  aeftellt.  — $ie  naturwiffenfchaftliche  2änber> 
bcfchreibung  ftanb  außerhalb  ber  eigentlichen  ©eo- 
graphie. Sie  war  im  3eitalter  ber  Enlbedungen  er- 
wacht, ald  man  f rembe  2änber  mit  ganj  anbrer  Slatur 
ald  bie  heintifche  fennen  lernte,  fie  patte  in  tllejanbcr 
D.  ^umbolbt  ihren  glänjenbilm  Vertreter  gehabt; 
fein  Sorbilb  lodte  ade  Reifenbm  mit  weitem  iölid 
jur  Radjahmung,  fo  baß  fie  ade  in  biefem  Sinne 
©cographen  gewefen  finb.  EineiHnjahl  heruorragen- 
ber  2änbcrbe|ehreibungeu  ftnb  aud  ber  gebet  natur- 
Wiffenfehaftliehcr  Rcifenber  hcrDorgcganaen,  Vlber 
erfl  ald  f! e j d) e 1 in  feinen  »Reuen  Problemen  ber 
oergleichenben  E * bie  ErforfChuttg  ber  Erboberfläd)e 
für  bie  ©eographie  in  fttifprud)  genommen  batte,, 
fanb  bie  natunoifieiifchaftltchc  2änberfunbe  ihren 
$laß  in  ber  Siffenfchaft.  Rur  wenige  halten  jeßt 
noch  an  ber  Riifuht  feit,  baß  bie  ®arfieflung  emed 
Erbraumed  lebigltch  auf  ben  Wcnfdjen  gujufpißcn  fei, 
bie  meiften  fleden  ald  erfle  Slufgabe  bie  Xaiftediuig 
ber  gefantlen  RaturDerbättnijje  bed  2anbed  hin  unb 
begreifen  ben  Wenfchen  nur  fo  Weit  ein,  ald  er  Don 
ber  Jfatur  abhängig  ift  ober  fie  umänbert.  Xabei  ift 
bie  geographifd)e  ©ctrad)luug  im  ganjeit  auf  bie  ©c- 
enwart  gerichtet  unb  jieht  bie  Sergangenheit  nur 
erbei , infoweit  ed  jutti  Serftänbnid  ber  ©egenwart 
nötig  ift.  Sie  Serhältnifje  ber  Vergangenheit  au  fid) 
auf  ähnliche  Seife  ju  betrachten,  wie  ed  bie  gewöhn- 
liche ©eographie  für  bie  ©egenwart  tut,  ift  «lufgabc 
ber  hiftorijehen  ©eographie  (f.b.),  bie  ihren  Wn* 
fd)luß  mit  Recht  immer  mehr  bei  ber  ©e[d)id)te  fucht, 
weit  fie  ftd)  jur  gejtftedung  ber  Xntiad)en  h'»orifd)cr 
iOJethobcn  bebient  unb  ihre  Ergebniffe  aud)  wefentlich 
hiftorif^cd  3ntereffe  haben. 

3m  einjelnen  läßt  fid)  natürlich  fein  adgemcin 
gültiged  S h fl  e m b t r 2 ä n b e r f u lt  b e auffleden.  Xie 


6 


©rbfunbe  (3nfjnlt  tut  einjelnen). 


Bttäwaf)!  unb  Bnorbmmg  bed  Stoffen  ift  Diclmeljr  fc 
nadj  bem  Stanbpunft  bed  Verfafferd,  je  nad)  bent  @e* 
bict  ber  $arfteßung  unb  aud)  je  nach,  beten  3®ed 
ücrfd)iebrn,  wenngleich  fttf)  für  bie  3>arfteflung  eined 
Erbraumed  einige  aflgcmcine  Siegeln  angebeu  taffen. 
"Der  leitenbe  ©nmbfafj  ift,  möglicbft  ton  ben  llr< 
fadjen  ,ju  ben  Sitfungcn  fortjuf [beeilen,  wenn  amb 
bie  Durchführung  biefeä  ©runbfatyed  bei  ber  fflcdi- 
felwirfung  aßet  geographifhen  Erfdjeitmngen  nur 
anj  im  allgemeinen  möglich  ift.  Ml«  Einleitung  wirb, 
efonbcrS  bei  fremben  Säubern,  häufig  eine  ffle|d)id)te 
ber  Entbcdung  unb  6 vforfdjung  gegeben,  bie  ald  geo- 
grapljifhe  Ottcflenfunbe  bient,  irrt  Budgangdpunft 
ber  eigentlichen  ®atfteßung  bilbet  faft  immer  bie  fefte 
Srbobcrflätbe,  weil  fie  jmar  auch  eine  SSirfung  ber 
übrigen  geographifchen  Eridjeiitungen,  aber  bod)  in 
Diel  höhermtsrab  ihrcUrfadje  ift  ifürbie©eographcn 
ber  Sfttterfhen  Sdjulc  ift  fie,  wad  ftd)  and)  aud  btr  ge- 
ringen  Entwidelung  ber  bamaligen  ©eologie  begreift, 
nur  ein  fflegenftanb  ber  ©cfdjreibung  geroefen,  unb 
manche  ©cogrctphen  bleiben  noch  heute  babei  ftehen. 
t$ie  ineiften  aber  hallen  hiev,  wie  bei  jeber  anbem  geo* 
araphifchen  Erfhctnunp,  auch  bie  Erfläruitg  für  ihre 
Aufgabe.  Sie  fteßen  ftd)  babei  auf  bie  Schultern  ber 
©eoiogic;  benn  nur  in  einem  Porübergegangenen 
franfhaften  Sntwidehmgäjuftanb  hat  man  biefe  Vro* 
biente  blojj  burch  Dergletdjenbed  Jfartenfiubiunt  löfen 
nt  fiSnnen  geglaubt.  Sie  gehen  beSfjalb  Dom  innern 
Stau  ber  Erbrittbe  aud  unb  (ud)en  Stüflenbilbung, 
Oberflächenformen  unb  ®obcnbejd)affeni)eit  aud  ber 
Einroirfung  ber  an  jebem  Orte  Perfcbiebetten  Verwit» 
tenengunb  Srofion  auf  ben  innern  Sau  ju  Perftehen. 
3>iefe  Betrachtung  leitet  Pon  felbft  jur  Stetradjtnng 
Pon  Bueßen  unb  ©runbloaffer,  jflüffen  unb  Seen, 
Schnee  unb  Eid,  alfo  bed  SB  affet-  d in  jeber  (form, 
über,  obwohl  ein  bofled  Verftänbnid  bafür  erft  burch 
bad  Stubium  bed  fflimad  erreicht  wirb.  3>ad  Jtlinia 
(Sänne , Slicberfchläge,  Sittcnmgdchorafter,  Sufi* 
bruef  unb  Ssiinbe)  ifi,  aufjer  bon  ber  geographifchen 
Breite,  auch  Pon  ber  Verteilung  Bon  Sanb  unb  SReer 
unb  ber  Bobengeftalt  abhängig  unb  Wirft  auf  biefe 
3uriid.  Siach  bent  Rlima  lägt  matt  gewöhnlich  bie 
®arjießu!tg  bet  Vflonjenroelt  folgen,  bei  ber  ed 
mehr  auf  bie  Vegetationdf  ontien , b.  h-  bie  Budbit- 
bungdweife  ber  oegetatipen  Organe,  ber  Stengel, 
Blätter  unb  Surjein,  unb  ihr  gefefliaed , bad  taub- 
ichaftliche  (phhrtognomifchc)  Stilb'  betinfluifenbeä  SHuf« 
treten  inSegetatioitdformationen(3.®.Sätber,©raS* 
fturen  «.),  atd  auf  bie  fhfiemaiifcht  3ufantmenfej)ung 
(tflora)  anfommt.  3n  ben  Vegetationdformen  unb 
-Formationen  brüdt  fith  unmittelbar  bie  Bnpaffung 
an  bie  umgebettbe  Siatur,  befonberd  bad  JHima,  aus ; 
bie  fhftematifche  3ufommenfe()ung  bagegen  lägt  fith 
nur  aud  btt  geologischen  EntroideiungSgefdjid)te  ber 
fiänber  etwa  feit  ber  Jcrtiärjeit  Perftehen,  fo  bag  wir 
auch  Pon  hier  aud  auf  bie  Slotwenbinfcit  chted  geo* 
logifdfen  Verfiänbnificd  ber  6rbobcrpäd)e  jurücfge- 
führt  werben.  $ie  VffanjcnWett  hat  aber  heute  nur 
noch  in  DerbäUnidmägig  flehten  ©ebieten  ihre  ur* 
fprüngliche  Siatur  bewahrt,  meift  ift  fit  Dom  ® etlichen 
umge)tatlet  ober  Wenigfiend  beeinflufjt  worben,  an 
Steßc  ber  Silbnid  ift  eine  ftulturlanbfdjaft  getreten, 
manche  Vffanjen  fmb  Weiter  Derbreitet,  anbre  finb 
audgerottet  worben,  unb  biefe  Veränderungen  bitben 
ebenfaßd  einen  wichtigen  ©egenfianb  ber  ©eographie. 
‘Hit  bie  geographifch«  Betrachtung  ber  Vflanjenwett 
f<f)liejjt  geh  bie  ber  li  er  wett  att,  nur  bah  ed  hier 
mehr  auf  bie  einzelnen  Arten  anfommt  unb  betttgemäg 
auch  bie  geologifche  Entwideltmg  gegenüber  ber  Bn* 


paffung  (hauptfädüicb  an  bie  Vflanjenwctt)  noch  mehr 
heroortritt.  Buch  hier  fmb  tcebett  ber  natürlichen  lier- 
wett  bie  burch  bert  SRenfhcn  bewirf ten  Vcränberun- 
gen , bie  Budrottung  wilber  liere  unb  bie  3>id>tuitg 
unb  Verbreitung  Bon  Landtieren,  ju  beriiduebtigen. 
Über  bie  geographtfd)«  Vehanbiung  bed  SRcnftijen 
felbft,  bie  Bon  Slajjel  neubegrünbetc  Bnthropogeo* 
graphie,  auch Rullurgeographie genannt, herrfchtjeht 
ebenfaßd  jiemlicbe  Übereinfiimmung,  inbem  aflgemetn 
anerfannt  wirb,  bah  auch  ber  Vlcttfch  eilten  wefent* 
liehen  ©egen jtanb  ber  E.  bilbet.  3m  allgemeinen  pflegt 
man  bie  ethnographifebe3ttf<1>nnKnfej}img  ber  VcPöl 
feruttg,  ihre  grögere  ober  geringere  Süchte,  bie  Sage 
intbBrt  berBnfiebelungett,  bie Siichlttng  unb  Veichaf 
fenheit  berVerfchrdwege,  Votfdtoirifchaft  unbLanbel. 
Sebendwcife  unb  Staub  ber  Jhtltur  atd  geograpbifch 
bebingte  Jatfachen  anjufehen  unb  besbalb  innerhalb 
berSänberfunbe  ju  befprcchen (Siebe lu ngdf unb e, 
Vcrfehrd*,  SSirtfdjaftd*,  polilifchc  ©cogra* 
phie).  So  finb  ed  fcljr  Perfitebenerlci  Satfaeben. 
beren  Vetraehtung  man  in  berSänberfunbe  Dercinigt, 
unb  oft  ift  Don  folchen,  bie  ber  ©eographie  feraitehttt, 
fa  aud)  Bott  manchen  ©eographen  bie  SJlcittmtg  and- 
gefprochen  worben,  bag  eine  einheitliche  Wiiicnidjaft* 
leche  Vehanbiung  berfclben  unmöglich  fei-  Bbcr  man 
überfteht  babei  Seit  innigen  urfddüicpen  3ufammen* 
ang,  ber  jwifdhen  aßen  aufgeführten  Erfcheinungen 
cfle'ht  unb  eine  jufamtnenfaffenbe  ffletraebtung  nicht 
nur  ju  einem  Vebiirfnid  ber  Sijfeitfchaft,  fottbern 
aud)  ju  einer  praftifehen  Slotwenbigfeit  titad)t. 

Ulad  Stubium  ber  Derfdjiebenartigen  Slalur  ber 
Erboberfläche  fattn  nun  auf  jweierlci  Seife  gefd)eljen, 
nämlid)  entweber  burch  bie  unmittelbare  Vetraehtung 
ber  einzelnen  Erbrflume  ober  burcf)  einen  tergleichett* 
ben  ilberblid  über  bie  Erbe.  ®ie  beiben  Vetradj- 
iungdweifett  fd)liegcn  einanber  nicht  aud,  fonbertt  er. 
gänjen  fich;  bie  eine  ift  bie  Aufgabe  ber  fpejiclten 
©eographie  ober  eigentlichen  Sänberfnnbc,  bie 
anbre  bie  Bufgabe  ber  aßgemeinen  ©eographie,  bie 
jwar  bidljer  meift  mit  ber  aßgemcinen  E.  (f.  oben) 
jufammettgefagt  Worben  ift,  aber  tatföchlid)  anbre 
lotete  Derfolgt  unb  bedhalb  etwa  atd  allgemeine 
oergleid)enbe  Sänberfunbe  Pon  ihr  untcrfchie- 
ben  werben  fann.  Sährenb  jette  3.  V.  bieBtmofphäre 
int  ga^ett  betrachtet  unb  bie  örtlichen  Verfctjieben 
beiten  ald  StBruitgderidicimttigen  möglichft  audfehei- 
bet,  um  aßgentein  gültige  ©cirfje  «t  gemimten,  hot 
biefe  ed  gernbe  mit  ben  örtlichen  Verfchiebenheiten, 
mit  bettt  Einfluh  ber  Verteilung  Pott  Sanb  unb  SRcer, 
ber  ©ebirge  tc.  3U  tun.  Säbrcnb  bie  SJlcteorologie 
alfo  einen  leii  ber  aßgemeinen  S.  bilbet,  umfajjt 
bie  aßgetttemc  Sänberfunbe  nur  bieSIimatoiogie  unb 
betradjtet bieSReteoroIogiealdLilfdwiffenfd)aft.  Bhn- 
lieh  Perhält  ed  fich  in  bett  anbem  Ueitcn.  $cn  oben 
aufgeführten  ©eftchtdpunften  enlfprcchenb  finb  bie 
©eographie  ber  feften  Erboberfläche , bie  ©eographie 
bed  SReered  uttb  ber  ©cwäffcr  bed  gcftlanbed,  bie  Sfli- 
matologic,  bie  VPan  jett-  unb  bie  jiergeographte  unb 
bie  ©eographie  bed  SRenfchen  ober  Bnthropogeographie 
bieLauptleiie  ber  aßgemcinen  ©eographie,  W0311  nod) 
bie  geogvaphtfehe  Ortsbcftiutmung  unb  Sar* 
tenlehre  unb  bie  ©efchidjte  ber  ©eographie 
ald  L'lfdwiffenfehaften  hin3utreten. 

3üe  wtffenfd)aftlid)e  ©eograpbie  hat  fich  in  unfcnit 
3at)rbnnbcrt  befonberd  in  £)cutfd)lanb  entwidelt  unb 
fleh  bedhalb  hier  juerft  einen  Vla^  auf  ben  Lochfdju* 
len  erobert.  Sange  3«it  ift  aßerbtttgd  Siitter  in  Ver- 
lin  ihr  einsiger  atabeniifdjer  Vertreter  gewefen.  Erft 
1871  begann  mit  ber  Ventfung  V<fd)eld  nach  Seipjig 


KARTEN  ZUR  GESCHIC 


Mrrrrr  Kanr  Ls  rtkxm , 6 .4  m/7 


BlblloBfrajihisrl 


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FE  DER  ERDKUNDE  I 


M.BEHAIM 

1492. 


’ lay&rm»  ' 


SCHONER 

Westl.  Halbkugel 
\ IIMntfSl  / 


pttalU 


©rbfunbe  (©efdjiebtlidjed:  VWertum).  7 

«tat  neue  Vßettobe,  in  bet  mit  Vludnahme  Woflodd  alle  erfahrungdmäßig  erltiieftn  ;u  {rin.  $ie  Starten  bed 
Deutfdien  unb  bfterroid)ifd)-unganid)en  UniDerfitäten  Vlnajimanbrod  unb  § c f a t ä o 8 (6. 3abrf|.) gaben 
geogtaplnfebe  Btofefiuten  erhalten  haben.  $a8  Bor-  biefe  BorfteUungen  roieber.  VI 18  ©egner  ber  ionifdjen 
geben  JKutfcblanb«  f)at  an  beit  UniDerfitäten  anbrer  Schute  unterwarf  Jierabot  Don  fjatifamaffod  (484 
eenrpandict  Sänber,  neuerbingd  aud)  ßnglanbd,  btd  424  D.  Kpr- . Dgl.  Starte  I,  gig.  1),  geftü^t  auf 
Wadtfolge  gefunbtn.  — SHe  Bilb'niffe  heroorragenber  eigne  Beobachtungen  unb  ßrfunbigungen , bie  alten 
neueret  Okograpbert  jeigt  bcifolgenbe  Jatcl.  Sebrmeinungcn  emer  fritcfdicn  Sichtung  unb  lieferte 

Sgl.  Sübbe,  öefehiajte  ber  3Äetf)oboIogie  ber  8.  un8  in  feinem fflcfcbicbtdloeri  jwar  (ein  neue8  3i)ftem 
(Seipy  1849);  Oberlänber,  Ser  geographitelje  Unter»  ber®.,  wobt  aber  eine  unenbltcbe  gülle  tonWacb- 
ndit  (6.  Vluil.,  baf.  1900);  g.  D.  Wid)tf)ofen,  Vluf.  richten  über  bie  alte  Sänber«  unb  SBIterfunbe.  gm 
gäbe  unb  'JRethpben  ber  heutigen  ®eographie  (baf.  4.  3abrb-  gewannen  bie  ifenntniffe  Don  ben  bftlidjen 
1883V,  2Rartt)e  in  ber  »3*'tfa>rift  ber  ©efellfcbaft  ©egenben  ber  ßvbe  einen  gröiiem  Umfang  burd) 
für®.  ;u  Berlin < (1877);  ©erlaub!  ßinleitung  ju  bie  ßroberungdsüge  SIleyanberS  b.  @r.  yn  hie- 
ben »Beiträgen  für®eopbt)fi(*,  Bb.  1 (Sluttg.  1887);  felbe  Seit  fällt  bie'  ßntbeefungdreife  Don  B i)  1 1)  e a 3 
Ma^at.  Methobif  be8  geographifhen  Unterricht«  au8  'Kaifilia  nach  Britannien  unb  bem  mmtifdjen 
(Ben.  1885);  Seltner,  ©cograpfutcbegorfchung  unb  Iß“!'  (Shetlanbinfctn).  $urd)  bie  plößticbe  ßrwei* 
Bilbung  (in  ber  > ©cographtfchen  3eüfd)rift«,  1895);  i tcrung  be8  geograpfliieben  fflciicbtäfelbe«  würbe  auch 
Jerfelbe,  ßntroidclung  ber  ©eograpbie  im  19.  3ah»  ber  Sinn  ju  einer  fpftematifeben,  wiffenfdbaftlicben 
bunbert  (ebenba,  1898);  Supan,  über  bie  Vlufgaben  Bearbeitung  be8  gewonnenen  jatfacbeumateriahj 
ber  3pe|ialgeograpbie  unb  ihre  gegenwärtige  Stellung  mächtig  angeregt.  Sieben  VI  r i ft  o t e l e 8 Wirde  nach  Die* 
m ber  geograpbifeben  fiiteratur  (BerbanMungen  bc«  fer  Wichtung  bin  befonberd  fein  Schüler  ®i(äard)Od 
11.  beuticben  öeograpbeniaged,  Brem.  1895);  ©ru*  (um  810  D.  ßljr.),  ber  bie  jablreicben  ©injelmittei- 
ber,  Uber  ©eograbh'«  unb  geograpbifeben  Unterricht  lungen  ju  einem  einheitlichen  Startenbilb  Derarbeitete. 
an  boßern  Sehranftalten  (Münib.  1901);  ®.Widjter,  3n  ein  neue«  Sfabium  ber  Sntwidelung  aber  trat 
®ie  ©renjen  ber  ©eograpbie  (®raj  1899);  S°rena,  bie  wiffenfehaftliebe  ®.  burd)  ®ratoftb«nc8  (276— 
Statema  scientifico  c statema  scolastico  della  geo-  196),  ben  gelehrten  Sorftcber  ber  nlejnnbrinifeben 
grafta,  BoU.  Soc.  Geogr. (Wom  1900);  ß.i-Jagner«  1 Bibliotßef,  ber  ein  große«  geograpbifd)cd  Seit , ba8 
Beriete  über  bie  Sntwidelung  ber  SRetbobit  unb  be8  erfte  fbftematifche  Seßrgebäube  ber  ®..  Derfafjte.  Sein 
Stubiumä  ber  6.  im  »©eograpbifdjen  3ahrhucf)  großer  ©egner,  fpippardiod  Don Witäa (165 — 125), 
Sedhlihie  Der  (PrDhmte,  tonnte  in  feiner  ht)periritifd)en  Stetlungnabme  nur 

(*icr}u  Me  »Äonen  jm  SefttiOite  t>rt  «rbtunbe  t u.  iie.)  wenige  brauchbare  Steuerungen  entführen,  Wäfjrenb 
(Sdtertnm.]  Bei  ben  orientalifcßen  Böllern  bie  ftoifche  ßjegetenfcßule  in  ihrer  übertriebenen  Bor- 
bat  fid)  eine  wijienfchaftliche  @.  noch  nicht  ßeraud*  liebe für£>omereincnburebaudOeraltetenSlnnbpnnft 
gebildet.  Joch  läßt  fid)  au«  ben  Jcnfinrilem,  3n-  Dertrat.  3«  >br  gehörten  Ärate«  Don  SKallo«  (eriter 
tchriften  unb  fpätern  Wadtriebten  bie  Vlu8bet)nung  bc8  ßrbglobud)  unb  Strabon  Don  Vlmafia  (66  D.  ßhr. 
geograpbifeben  porijonte  Der  alten  Vlgßpter,  Sabg-  bi8  24  n.  ®hr  ),  beffen  großes  Bert  für  uns  freilich 
tomrr  unb  Vtjfprer  annäbemb  feftftellen.  Jie  Böller-  bie  wiebtigfte  Duelle  für  bie  alle  ©eograpbie  bilbet. 
tafel  in  ber  ©eneftd,  Sfap.  10,  gibt  in  (larer  Seife  bie  Säbrenb  bie  romifd)en  ©eograpljen  (ißomponiud 
Somtniffe  ber  Hebräer  Don  ber  geograpbifeben  Sage  Uli  ela,  Bliniud)  weniger  burci)  eigne  gorfeßungen 
ber  um  fsaläftina  liegenben  Sänber  wieber.  Sehr  be-  al8  Durch  ßrjerpieren  älterer  Serie  ftd)  berDortaten, 
beirtenb  muß  ba8  geographifeßeSiffen  ber$bbni(er  würbe  bie  SnnDerfenntniS  feit  bem  1.  gcitirb-  D.  ®br- 
geWefen  fein,  bie  Da«  ganje  SJiittellänbifche  SJieer  ju  . Durch  bie  römifchen  SroberungStriege  (ßäfat  in  ©al- 
•öonbrldiWeden  befuhren  unb  bereit«  bie  atiantifebrn  lien,  Vluguftu«  in  ben  ®onaulänbem,  Jt'ufuS,  ©er- 
chiiten  ßuropa«  unb  VlfrifaS  fennen  gelernt  batten,  manicus  in  ©ermanien)  erheblich  bereidbert ; Vluguftu« 
jie  Sänberfunbe  ber  ©riechen  unbüiämer  unb  Vlgrippa  fchritteit  fogar  ju  einer  Bermeffimg  unb 
läßt  ßd)  in  ihrer  btftorifcben  ®ntwideluna  bi«  in  bie  Sortierung  be«  römitchcn  Scltreidje«,  beren  Srgeb- 
älteften  3ritcn  (urüdDerfolgen.  Bereit«  Die  S>ome-  niffe  und  in  einer  fpätern  Siadjbitbung , bet  fogen. 
rifchen  ©ebiepte  »gliad«  unb  -Dbpffee-  laffen  er*  'Ceutingerfchen  .«arte,  noch  erhalten finb.  ®inen 
(ennen , baß  man  fid)  beftimmte  BorfteHungen  Don  glängenben  Vlbichluß  fanb  bie  antife  ß.  in  ber  @eo. 
ber  Srbc  gebübet  batte,  obgleich  bie  Damaligen  Kennt'  grapbiebedßlaubiudBtoIemäud  (2.3abrb.n.ßbr-- 
niffe  faum  über  bad  öftliche  SSittelmeerbeden  hinaus  ogl.  Karte  I,  gig.  2),  ber,  geftüht  auf  Die  Borarbeiten 
reichten.  — ®ie  ton  ben  ionifd)en Stabten Rteinafien«  bed  SRarinud  Don  Jt)rud,  Den  Stanb  ber  Dama* 
auSgehenbe  unb  über  bad  ganje  'lRtttelmeergebiet  ftch  ligen Sänberfunbe  in  methobifd)erSeifeund  torführt, 
erftredenbe  griechifche  Solomfation  bewirite  eine  fir  Wenn  aud)  einige  fjgpothefen  (j.  B.  ©efchloffenbeit 
Weiterung  be«  geographifchen  ^orijontd,  ju  ber  and)  bed  3nbifchen  D(eand  Durch  ein  Vifrita  unb  VIfien 
Bbönifer,  Stghpter  unb  flerfer  beitrugen.  ®ie  ßrpe-  terbinbenbed  Vluftrallatib)  troß  feiner  fonft  fritifdjert 
bitüm  ftönig  Stechod  Don  'Üghpten,  ber  Vtfrita  Durch  'Maßnahmen  in  fein  Serf  mit  hineingeraten  finb. 
Phömfiicheöeeleute  umfahren  ließ.  Die  gahrt  bed  Rar-  Buch  bie  mntDcmntifd)-phbfif<he  ß.  hat  bet 

ü)agtr«  f)  a cm  o lang«  ber  ©efttüfte  Vltnfad  bi«  Sierra  ben  Vltten  eine  lebhafte  BP«ge  gefunben.  Säbrenb 
Seo'ne  unb  bie  Weife  bed  Sfßlar  Don  Rarhanba  Don  bie  ionifchen  ©eograpben  unb  fgerobot  att  ber  Vin- 
ter 3nbu8münbung  bid  in  ben Vlrabifchen SReerhufen  nähme  einer  ®rbfd)eibe  nod)  fefthielten,  haben  3» 
lieferten  ben  BeWeid,  baß  bie  ßrbfeheibe  Dort  im  Sii-  ihrer  3eit  bie  Bhthagoreer  bie  Seine  ton  bcrßrb- 
ben  ihren beftimmlen'Hbfchluß habe.  BereinjelteWndb*  tugel  bereit«  aufgefteHt,  bie  fid)  bann  bad  gatije 
richten  ton  Den  3inninfeln  im  hohen  Worben  unb  bem  Vlltectum  h'nburth  behauptet  hat.  Sen  ßrbuin- 
Bernftetnfluß  ßribanud  ließen  einen  Schluß  auf  bie  fang  fchftßte  Vlriftoteled  auf  400,000,  Vlrchimebed 
«jlei«bfaü8  ojeancfche  Segrenjung  nach  Worben  h'n  3U-  auf  800,000  Stabien  ; crit  ßratofthenc«  erfanb  eine 
so  fehlen  benerftenwiffenfchafttichentSeographen,  al«  rationelle  'JRetbobe,  bie  ßrbgrbße  ju  beftimmen,  fo 
Die  wir  Die  ionifchen  Bh'*Df°Dheu  anjufehen  ha-  baß  ftch  banaeh  ein  Umfang  Don  250,000  Stabien 
ben,  bheinfulareBefchaffenheitbergeftlanbdoberfläche  ergab.  3n  berfelben  Seife  beftimmte  fpäter  tpojibo- 


8 


Grbfunbe  (im  SWittelattcr). 


niog  bic  Erbgröße  gu  180,000  Siabicn,  unb  biefe 
3aßf,  bi«  aud)  ©tolemäog  aitnabm,  fjat  big  in  bag 
Mittelalter  hinein  ©«(tanb  gelobt.  — (Sitten  breiten 
aiaunt  naßm  ferner  bie  3onenIeßre  in  Klnfprud). 
Stßon  ©armem  beg  baile  auf  ©rwtb  ber  Ilimatifeßen 
©crftßicbenbciten  fünf  3oncn  angenommen;  brei  un< 
bewohnbare : bie  beibett  (alten  3cmcu  an  ben  ©ölen 
unb  bie  beiße  am  Äquator,  unb  groei  bewohnbare:  bie 
beiben  gemäßigten.  Sei  guneßmenber  fienntnig  ber 
Äquatorialgegenben  mußte  bie  Khutaßme  ber  Unbc- 
Woßnbarleit  ber  beißen  3one  immer  meßr  cingc- 
jebränft  werben  unb  fcßließlid)  gang  fallen.  Sie  Dro- 
grapßie  iß  über  bie  bcftßeiDenften  Vlnfiinge  nid)t 
binauügelommen.  Siefjrage  nadi  berSntftebung  ber 
©ebtrge  bat  utemalg  eine  tiefergebenbe  ©cßanblung 
gefunben,  tttäbrcnb  man  anberfeitä  für  bie  ©eräitbe- 
rungen  unb  EitlwidelunpgBerbältniffe  beb  Sanbeg, 
befonberd  au  ben  Säften,  ftetd  ein  offetteg  Kluge  batte. 
Sie  burtß  bie  glußfcbimente  ßeroorgerufenen  £anb- 
bilbungen  (Ktil-,  ©o-,  fcermugbelta)  wie  bie  ©erfen- 
(ungen  ganger  ftüftenlinien  unter  bac  Meer  infolge 
Bon  Erbbeben  ließen  bie  Kbmaßme  cittcg  periobijd) 
tocd)|elnben  Oberflätßenguftanbeg  ber  Erbe  entfteben. 
©latong  ■Vltlantid«  unb  Ißeopompe  -SDleropig«  finb 
pbantafliftße  Kluggeftaltungen  bieferSeßrincinung. — 
Eingehender  haben  bie  füllen  bie  b ß b r o ar  a p b i f tß  e n 
Serbältniffe  erforfdjt.  nidjt  nur  liefe,  ftarbe, 
Semperatur  unb  Salggeßalt  beb  Meereg  nturben  er- 
örtert, muß  bie  ßorigontale  ölieberunp  beg  Meereg 
unb  fomit  aud)  best  Sanbeg  War  ein  uielbebanbeltcg 
©robiem  (bie  fogen. Dgcanfrape).  SBäßrenb  bie  Mee- 
reäftröntungen  naturgemäß  weniger  betannt  Wa- 
ren, batte  man  bad  Ebbe-  unb  Slutpbänomen 
in  feinen  äBed)felbegicf)imgen  jum  Monblauf  ftßon 
richtig  aufgefaßt,  Klud)  ben  J 1 ii  f f e n batte  man  feine 
Klufmerffamfeit  gugeroenbet.  Sie  in  Jtallgebirgen  fid) 
mebrfad)  finbenbett  unterirbifdjen  fflußläufe  unb 
©eenabfjüffe  (ßaiabotßren)  batten  gu  ber  irrigen  Kln- 
nab  me  cittcg  fubmarinen  3»fammcttbangcg  etngelner 
Slilffe  geführt.  Seränberungen  beg  Slug  laut«,  Ber* 
meintlidje  Sifurlalionett  (Sonau  mit  gwet  Ktbflüffen 
ing  Klbriatifdje  unb  Stßwarge  ffleer)  unb  Scltabil- 
bungen  waren  gleitßfatU  ftßon  in  ben  Steig  ber  Un* 
terfudiungen  gejogen  Worben. 

laMtttclattcr.J  Sie  Sänberfunbe  naßni  im 
Saufe  begMittelalterg  einen  bebeutenben  Umfang  an. 
Wenn  fte  autß  bie  brei  ftontinente  ber  Kitten  Seit  notß 
nitßt  gang  umfaßte.  Sennocß  liegen  und  gefitßerte 
Siadjrußtcit  Bor,  baß  man  in  ber  frühem  Jtälfte  beb 
Mitlelaiterg  bereitet  eine  Borübergeßenbe  Sennin ib 
Bon  bem  Sorßanbcnfein  einer  Sielten  Sielt  erlangt 
hatte  unb  giiutr  burtß  !bie  Slonnannett  (Sütinper). 
876  entberfte  ein  Seeräuber,  ©unnbjörn,  Wettlid) 
Bon  3dlattb  ein  neues  Cattb,  bas)  60  3»bre  fpätcr 
(982)  SrilberSRotc  Bott  neuem  auffuißte  uttb  We- 
gen b eg  fpärlitßen  öragwutßfeg  bag  ©rüne  Sanb 
(©rbnlanb)  benannte.  Seilt  Soßn  Seif  würbe  um 
bad  3aßr  1000  auf  feiner  fjaßrt  natß  ©rbnlanb  Wei- 
ter fübwärtg  nerftßlagen  an  ein  ißm  unbetannteg  ®e« 
ftabc  (ffiittlanb).  Sott)  gerieten  biefe  Sormannenenl- 
bedungen  fpäterßin  BoUftänbig  in  ©ergeffenßeit  unb 
haben  baßer  auf  bie  fogmograpßiftben  Sorftellungen 
beg  Mittetallerg  (einen  Einfluß  attSguüben  vermocht. 
Ser  Sorben  Europag  würbe  nur  feßr  antttäßlitß  be- 
(aimt;  botß  ßatte  ftßon  im  9.  3aßrß.  ber  Siormanne 
Otßere  bag  9fotb(ap  umfegell,  unb  autß  bie  §alb- 
infeinatur  StanbinaBieng  war  richtig  erlnnnt  wor- 
ben. SJeiter  reiften  bie  ftenntniffe  und)  Dfteit,  feil- 
bem  bie  mottgolifcßen  ©roßtßanc  mit  ben  abenb*  | 


länbiftßcn  dürften  in  näßere  ©egießunpen  getreten 
tuaren  uttb  ißre  SReitße  ben  Setfcnben  offen  ftanben 
©iano  bi  Earpini  (1246),  SJilßctm  Slubrud 
(1253)  unb  allen  anbertt  Dovan  2Rat  co  ©olo  (1254 
big  1323)  braeßten  iiberraftßenbe  Siadiritßteit  au? 
ben  oftafiatiftßen  Seidten  unb  3nbiett  ßeim.  Dborico 
uon  iPorbenonc  (1316),  3o^ann  Bon  3Harig- 
ttolli  (1339-  53),  Sofafat  Sarbaro  (1436-62), 
Siicolo  be'  Eonti  (egten  bie  Sorftßungen  fort  unb 
forberlen  befonberg  bte  fletmtniffe  Bon  Sübaficn  unb 
ber  Sunbainfelmclt.  — ÖIeid);ettig  hatten  bie  Ara- 
ber ber  8.  ein  lebßafteg  3ntereffe  abgewonnen.  Mit 
ber  Klugbreitung  beb  3dlnmg  nom  Vtnbug  big  Spa- 
nien , Born  Ktralfee  big  gu  ben  Sicgertänbem  Snaer- 
afritag  mußte  aud)  bag  Streben  berBortrcten,  bie 
©röße  unbSöeBötterung  aller  bieferSänber,  ißre  fjian- 
belg-  unb  SerteßrgBerbnltniffe  näßer  (ernten  gu  lernen. 
SJtaffubi  (986), 3bnalSarbi  (1232),  Klbulfobaf  1321), 
tebrift,  ber  nubiftße  ffitograpß  genannt,  3bn  ©atuta 
(1324  — 54)  haben  nomeßmlid)  bie  Sänberfunbe  gc- 
förbert.  Klutß  um  bic  matbematiftbe  ©eograpßie  ha- 
ben bie  Klraber  burtß  bie  Einführung  beg  ©tolcmäog 
(KUmageft)  ftiß  große  ©erbienfle  erworben ; burtß  fie 
gelangte  er  in  bag  Äbenblanb. 

©egenüber  biefer  regfamen  Xätigfcit  ßatten  bie 
tßrifllitßcn  ßogmograpßen  bie  wijfenitßaftlidje 
ö.  nur  wenig  geförbert.  3bre">atßematijd)  pbßfiftßen 
Stennlniffe  Born  Erblörper  leßnten  fttß  BoUftänbig  an 
bic  (ogmograpbifd)en  Sompenbien  ber  fpätrömiidten 
3*it  an;  ©liniu«,  Solinug,  Senera,  SJlarcianrtfi  Ea- 
peHa  ßilbeten  bie  Ipauptquetlen,  bie  fte  uttcrmüblid) 
uon  neuem  ejgerpierten.  3ubeitt  matßte  firß  ber  Ein- 
fluß  ber©ibel  auf  bie  abenblänbiftßeSBiffenftßaft  nitßt 
in  Borteitßafler  Sieife  geltenb.  fromme  ©uißttabeti 
gläubig(eit  füßrte  gu  ber  irrigen  Klnnaßme,  baß  eg 
©ott  Wohlgefälliger  Wäre,  wenn  matt  fein  SBtffen 
gang  auf  bag  in  ber  ©ibel  ©cbotene  bcitßränhe,  unb 
to  waren  bie  logntographiftben  ©orflellungen  ber 
©ibel  lange  3eit  bie  ßerrftßenben,  würben  aber  burtß 
bie  Perftßtebenen  Ejcgeietifißuleit  in  mannigfatßer 
Seife  auggetegt.  So  (teilten  fid)  bie  fßriftßcn  ötrtßeu- 
päter  bag  SBcltad  alg  ein  etagenfönuig  abgeteiltcä 
t>aug  oor,  unb  eine  gleicße  Kln)tßauung  Bertrat  autß 
Sogmag  3nbiIopleufteg.  Einen  wiffenfd)aft- 
lidjcrtt  Stanbpunlt  naßmen  bie  lappaboüfdtcn 
SirtßenBäter  im  4.  3abrß.  ein  (©afiliug  b.  ®r.,  ©re« 
aor  Bon  Sißffa),  bei  benen  fid)  fogar  Klriftoteliftßer 
Einfluß  natßwfijen  läßt.  SBäßrenb  fttß  bie  große  SJicßr- 
gaßl  ber  Sibelepegeten  ber  Ktitnabtite  einer  ftßciben* 
förmigen  Erbe  guncigte,  oerfotßlen  fit  mit  großent 
Eifer  bie  Seßre  Bon  ber  Sugelgeflalt.  Sie  Schrittet, 
ltungcnüber  bie  pß^fifdtetr  ©crlialtniffebceErblötpcre 
(Dgeanleßre,  unterirbiitße  &lüffe,  3onenleßre)  waren 
ebenfaltg  BorgugdWeife  ben  Kitten  entnommen  unb 
nur  fetten  weiter  auggebilbet  wotbett.  Statte  man 
aber  big  guttt  12. 3aßrß.  ftdß  auoftßhcßlid;  auf  bie  la 
temiftße  Ergerplenlileratur  beftbräutl,  fo  (am  burtß 
bie  erneute  ßenntnignaßme  beg  Klriftoteteg  ein  bc- 
f ruAtcnbeg  Element  in  bie  mittelalterlitßc  Sißenftßaft. 
Ser  Sommilaner  unb  Sicgcndburgcr  Ergbiftßof  Kl  1 . 
bertug  SSagnug  (1193—1280)  ßat  allen  anbem 
voran  bie  Klrqtotetifcße  SialurBßiloiopßie  unb  Äogttto» 
pßttfil  burtß  feine  untfangreitßen  Sommentare  wieber 
in  Klufnaßme  gebratßt.  ®ar  in  Klrifioteleg  gimäcßft 
autß  nur  eine  neue  Duelle  ber  trabilionrllen  Stufen 
fcßafl  entbedt  worben,  fo  wirtte  fte  bod)  nitregenb  auf 
eine  tiefere  Kluffaffung  beg  Siaturgangtit  bin.  ©efon  - 
berg  ber  Srangiglancr  3!oger  fflacon  (1214  — 94) 
ßat  fttß,  geftüßt  auf  Klrifioteleg  unb  feine  arabifdjen 


0 


Grbhlllbe  C3eitalter  bei  Entbedungen). 


Sbmuientatorcrt,  an  eine  fidfung  ber  matbematijeben 
imb  geophbüfeb*«  Probleme  gewagt  unb  junt  erften- 
mal  auf  bie  ejpcrimcitteUe  gorfd)ung  bingcmicfcit. 

(Sine  bebeutenbe  gövberung  bat  aber  Sie  StartO- 
arapblc  beS  äRittclallerS  erfabren.  3"  ben  älteften 
feiten  tarn  man  freilidj  über  eüte  febcmati[d)e  ®ar» 
itelhtng  besSSeltganjen  nicht  hinaus.  Sieben  ber  Bier- 
edigen  Seltlarte  beb  SoSntaS  3nbif  opteufteS, 
ine  audj  im  Slbenbtanb  bis  jum  10.  gabrb-  fid)  nad)- 
metjen  lägt,  bat  fafl  auSichltefslid)  bic  fügen.  9i  a b f a v t e 
geberrfdit,  auf  ber  bic  Erbe  (Afien,  Afrila,  Europa) 
in  ®ejtall  eines  Sreifes  »iebergegeben  mar,  ber  uoitt 
Cjecm  umfpült  mürbe,  ©loidjwte  biefe  Borfieüung 
einer  hreisfönnigen  Erbe,  fc  war  aud)  bie  weitere 
Einteilung  berfelben  in  Erbteile  ben  Alten  entlehnt; 
beim  Bon  Sterben  nad)  Süben  teilte  ein  Surdpneffer, 
reprüfentiert  bitrd)  Sanais(Xon)  unb  Stil,  bie  Erbe  in 
jwei  gletebc  £>älften,  Bon  benen  bie  öjllid)e  Afien  um- 
fa^te,  bie  Wcfttid)e  aber  bureb  bas  hn  allgemeinen 


t> 


Bcjlöfllid)  Bertauienbe  SJtitteliueer  in  jwei  Ouabrau- 
im,  Europa  unb  Afrifa , gcfd)iebcn  Würbe  (Dgl.  916- 
btlbung  i.  Eine  ebarafteriftijebe  Eigeutümlidbleit  aller 
biejer  Starten  beftanb  barin,  bajj  nicht  ber  Stürben  am 
obem  Staube  ber  Itarte  Fid)  befinbet,  fonbem  enttüeber 
ber  Süben  (nad)  bem  Borbilb  arabifdjer  SUeUlarten, 
bie  aüe  jo  orientiert  waren)  ober.  Wie  cs  oorberrfdjmb 
iu  finben  ift,  ber  Cjlen.  ®iefe  lebigenanntefymmeU- 
gegenb  als  AufgangSort  bcs  £cbcn  unb  Sänne  jpeu- 
benben  JageSgeitiruS  galt  alb  bieju  beoorjugenbe  unt 
|o  mebr,  alb  ooni  StanbBunft  ber  Abeitblänbcr  auS 
bon  im  Dften  bie  Siege  DeS  (JbriftentumS , bas  ®e- 
lobte  Stab,  ftd)  befinbet  unb  aud)  bas  irbi(d)e  Bara- 
ttes nad;  ben  Angaben  ber  Bibel  im  aufterften  Offen 
W 'neben  wäre.  $cr  Einflufj  ber  ^eiligen  Schrift 
ma4te  fid)  ferner  barin  gettenb,  baff  aud)  ber  9Jiittcl< 
Bunt!  ber  Stabfarte  burd)  eine  bemerlenstoerteDrtlid)- 
ln;  ber  biblifeben  ®efd)id)te  auSgejcidjnet  Würbe,  in- 
bem  man  bortbin  bie  Stabt  3erufalem  oerlegte. 

Si rieS  Schema  ber  Setttarte  bat  ftd)  baS  ganje 
Aättelalter  binburd)  erbalten,  beim  in  aßen  Seitbit- 
bexn  lagt  fi<b  biefer  SrunbippuS  nod)  betaue  erlernten, 
oennglenb  bi;  Emjelbeiten  eine  »eitere  Ausgestaltung 
«fuhren.  hießfiflenltnie  nidjt  fd)ematif<b  Ircisfönnig, 
ionbfm  (<bon  ftarf  inbiBibuolifiert  erfebeiut  unb  jabl- 
reibe  twenben  £täbtcanfid)ten,  frembe  Böller,  fa* 
belfern  Ungeheuer  u.  bgl.  baS  ®anje  beleben.  Be- 


ionberS  inbaltrcidj  ftnbbie  fogen.  Ebftorferffielt- 
(arte  unb  bieder ef  orberft arte  beSStidjai  b Bon 
$iatbingbam.  Sind)  baS  14.  unb  bas  15.  3abrb- 
lieferten  nod)  rablreidje  Starten  biefer  Art,  wie  bie 
Sclllarte  beS  Betrug  BiSconti  (1320,  Bgl.  Saite  I, 
gig.  3),  bic  ©cnuefifd)e  fficltlarte  Bon  1447  in 
gtorenj  (Bon  clliptijdtcr  ©eflall)  unb  jene  beS  gra 
SRaitro  im  Bogenpalaft  ju  Benebig.  Siefen  j.  I. 
nod)  red)t  pbantaftijd)  gehaltenen  Serien  (leben  nun 
bie  auf  eiratter  ©runbfage  ausgefübrten  Schiffer- 
ober  Sompaßtarten  gegenüber,  bic  freilidj  nur  bie 
SHiftcn  beS  SKtttelmeeres  unb  leite  ber  attantifd)cn 
ftiiftm  Europa#  unb  AfrilaS  jur  Barfteßung  brad)> 
ten.  Bie Berwenbuttg  beSSompaffcS  für  bie  pral« 
lifdjen  3wcde  ber  Sd)iffabrt  (frfU)efteitS  am  Eitbe 
bes  12.  3at)rb-)  führte  aud)  jum  Entwurf  Bon  Star- 
ten, bie  bas  bureb  Slompnfiaufnabmen  gewonnene  Be- 
obad)tungSmaterial  grapb'id)  jumAuSbrudbraebten. 
3iie  älteftc  batierte  Starte  biefer  Art  ift  bie  beS  Bietro 
BiSconti  non  1311  inglorenj,  ber  fpäter  aud)  einen 
ganjen  AtlaS  [oldjcr  Sorten  entwarf,  ber  bem  ®c- 
ld)iibtStBert  beS  SJuirino  Sanubo  beigegeben  ift,  unb 
in  bem  fid)  aud)  bie  obenerwähnte  Scltfarle  finbet, 
hierhin  gehört  ferner  ber  3Mebiceijd)e  SeeatlaS 
uon  1351  unb  bie  berühmte  Eatalanifdie  Sett- 
tarte Bon  1375,  bie  freilieb  neben  ber  ejall  gejeid)- 
neten  SRitleimeerlüfte  noch  bie  flijjenbaft  gebnllenett 
Seile  ber  übrigen  üänber  jur  Aitfebauung  bringt. 

(3tttalter  Per  (SntBeitungen.]  Eine  neue  Beriobe 
iu  ber  ®ejd)idjte  ber  E.  hob  an,  als  B r i n j ipcin- 
lieb  öer  Seefahrer  bie  fieitung  ber  nautifd)en 
Unternebmungcn  bet  Bortugicfen  an  ber  Scflfiiftc 
AfrilaS  mit  Erfolg  in  bie  fymb  nahm,  fealten  (eben 
im  14.  3abrb-  bie  öeiutefen  bie  Ajoren,  Sülabcira  unb 
bie  ftanarifeben  3nfeln  wieber  entbedt,  fo  loar  eS  bod) 
itodj  nid)t  gelungen,  über  bas  Sap  Bojabor  hinaus 
nad)  Süben  uorjubringeit.  Brinj  ^einridj,  ber 
Heb  freilieb  niemals  perföntid)  an  einer  gab1'!  betei- 
ligte, förberte  baS  EntbcduugSwerl  bis  jur  Sierra 
Üeone-Slüflc.  Unter  ihm  eittbcdle  ßabamoftD  bie 
fiapuerbiieben  3nfeln,  beit  Senegal  unb  Sambia. 
Auch  nad)  bem  2obe  beS  Bnnjon  (1460)  festen  bie 
Bortugicfen  ihre  gabrten  jur  Auffinbung  eines  See- 
weges nach  3>ibicit  fort , imb  1436  gelang  cS  Bar- 
tholomäus 3)iaj,  ben  fiiblidjften  Bunlt  AfrilaS,  baS 
Eabo  Jonneutofo,  ju  erreieben,  baS  fpäter  ber  gtiid- 
liebeit  Borbebeutung  halber  bas  Sap  ber  ©Uten  Hoff- 
nung genannt  würbe.  3>enn  in  ber  lat,  waS  fo  lange 
erhofft  war,  bie  Erreichung  3nbienS  auf  bem  füb- 
li^cn  Seewege,  glüdte  1498  BaSco  bafflanta. 

Aber  fdjon  fcdjs  3abie  frübct  glaubten  bie  Spa- 
nier baS  üermeinllid)e  3nbien  auf  bem  wefi heben 
coeeWege  gefunben  ju  haben.  Beeinflufet  bureb  bie  An- 
fiebteit  oeS  glorentiner  äSatbcmatitcrS  2 o s c a n e 11  i, 
ber  ben  Seeweg  jwifdjen  Spanten  unb  3nbieit  auf 
ein  drittel  beS  BaralletlreiSumfangeS  Bon  Sliffnbon 
beredinet  batte,  war  SolumbuS  an  baS  SüagmS  ge- 
febritten  unb  batte  ben  Atlantifeben  SDjean  an  feiner 
breitefien  Stelle  burdjefuert  Am  12.  Olt.  1492  lan- 
bete  er  auf  ber  Babamainfcl  ©uanabani  (SBatlingS» 
infei).  Aacbbem  ber  erfie  lübne  Sdjritt  getan  war, 
folgten  alsbalb  aubre  Entbeder,  unb  fnft  tebeS  3abr 
entbüQie  neue  Säften  unb  3nfcln.  SSäbrenb  Solum- 
buS auf  jWei  Weitem  SReifen  (1494,  1498)  einen  gro- 
ßen Beil  ber  Antillen  unb  ber  Borbiiifte  SiibamentaS 
(Benejuela)  entbeeftc,  batten  aud)  anbre  EntbedungS- 
reifctibe,  wie  fjojeba,  3aan  be  ta  Eofa,  Amcrigo  Bcs- 
pucci,  Btajoa,  bort  ihre  Bntigleit  entfaltet.  1600 
entbedle  Bebro  Eabral  bie  Süfte  Bon  Brafitien,  bie 


10 


©rbfunbe  (im  j 

©efpucci,  ©injon  unb  Xiego  be  Sepe  fdmnbrei 
Sioirate  friiljet:  an  einer  anbent  Stelle  erreidfit  batten, 
unb  bie  ©efpucci  im  folgenben  Sab«  weiter  na<b  Sil- 
ben Berfotgte,  ohne  aber  bie  gehoffte  Xurcbfabrtju  Rn» 
ben.  Erft  Siagalbaeg  gifiefte  eä  (1520),  bie  nad) 
ibm  benannte  Strafte  ju  entbeden  unb  big  it a cE>  ben 
SiotuHen  Borjubringeit.  Sangfamer  feftritten  bieEnt» 
bedungen  in  Sorbamerifa  nor.  1497  war  Sohn 
Sabot  beb  geftianbeä  (Sabrabor?)  juerft  (atfo  nod) 
»or  Rohimbuä,  1498)  anficfltig  geworben;  halb  bar- 
auf  finben  wir  neben  iftm  bie  ©ebrüber  Gortereal 
tätig  (Sabrabor,  Sieufunblanb).  9tftlIon(1520),  Ser- 
rojano  (1524)  unb  ©ornej  (1524)  »ollenbeten  bie  Ent- 
bedung  ber  norbameritanifdjenRttfte  bis  nadjgloriba 
bin.  Dcampo  (1508),  ©once  be  Seon  (1513),  Cor- 
boha  (1617),  ©rijaloa  (1518)  unb  ©ineba  (1619) 
fdfioffen  bie  Entbedung  beä  SRejifanifdjen  ©olfcä  ob. 
Unterbeffen  War  aber  aud)  bie  Sübfeefüfie  Wmeritab 
in  ben  geograftftifdften  ©efidfiäfceig  getreten,  ba  ®at* 
boo  1613  bie  Sanbenge  oon  ©anaum  iibcrfd) ritten 
batte.  $ie  Eroberung  beä  3nfareid)eä  burtft  granj 
©ijarro  unb  WImogro  (1524)  führte  ju  weitem 
Entbedungen  an  ber  filbamerifoniftben  SSeftfüfte, 
beren  fiiblicbfier  leil  big  jur  aSaqalbäe-Sftrnfte  1540 
burd)  Samargo  befonnt  mürbe.  S)ie  Sübfpifte  aber, 
baä  Hab  £>oorn,  baä  jdjon  Bon  be  §oceä  (1526)  unb 
grnnriä  ®rafe  ?1578)  gefistet  worben  war,  mürbe 
erft  bureb  bie  SBieberentbeditng  Sdjouteng  (1616) 
bauemb  befannt.  Mud)  narb  Sorben  bin  War  bie 
Sübfeelüfte  Berfolgt  worben.  ©efottberä  Sortej  unb 
feine  Offijiere  batten  fid)  bie  Erforschung  ber  nirrifa- 
ntftben  Hüfte  bis  hinauf  nad)  Ratifomien  angelegen 
fein  taffen  ; botb  War  man  über  ben  43."  nprbl.  Sr. 
im  16.  3nftrb.  nicht  binoubgelangt. 

®urd)  bie  Entbedung  VlmenfaS  trat  ein  Boüftän- 
biger  llmfdjwnnfl  ber  Sorftettungm  Bon  ber  Se- 
feboffenbeit  ber  Erboberftadje  unb  ber  Serteilung 
uon  SSaifer  unb  2anb  ein,  bie  befonberä  outb  in 
ben  fi'arten  jum  VtuSbrud  fam.  Vtnfangä  mar  man 
ber  äKeinung,  tatfäd)lid)  bie  Rüften  beä  öftlid^en  IMften 
(Ratbai,  SJnbien,  Sioluffen)  gefunben  ju  hoben,  ba 
nod)  immer  bie  Sorfietlung  Bon  ber  bufeifenförmig 
um  bie  Erbfugel  benimgreifenbrn  Rontmentolinfel, 
wie  fte  1492  noeb  SJartin  Seftaim  auf  feinem  ©Io- 
bu8  bargeftetlt  tjat.  ©ettung batte (Bgl. Starte I,gig. 4). 
35ie  SJiebrjabt  ber  Harten  Berbült'fid)  biefer  «rage 
gegenüber  inbifferent.  Sieitt  geben  fie  ben  Serlnuf 
ber  neuentbedten  gefttanbäfüfte  am  tinfen  Staube  beä 
Rartenblatteg,  oftne  ibn  mit  ber  oftafiatifdien  Ritfte 
am  rechten  Rartenranb  in  ©ejiebungen  ju  (eben;  fo 
bie  Rorte  beä  3uan  be  la  Sofa  1500,  beg  Eantino 
mtb  Eanerio  1502.  $er  gortfdjritt  ber  Entbedungen 
lieft  junäcbft  bie  Rontinentalität  Sflbamerilaä  ber- 
Bortreten.  Sud)  bie  entbedten  norbomerifanifeben 
Rüftenteile  Würben  ju  einem  felbflöitbigen  fflaujen 
abgegliebert,  ohne  baft  Re  aber  mit  Sübomerifa  in 
Serbmbung  gebracht  finb,  wie  wir  bieg  aufbem  Nürn- 
berger ©tobuä  S ebi) ne rä  finben  (1520,  Bgl.  Rarte  I, 
gig.5).  Statt  hoffte  nod)  immer  jwifchen  btefenSanb- 
fontplepen  btnburd)  bie  cbineiijd)  • inbijefte  Hüfte  leicht 
erreichen  ju  fönnen.  Smerifa  Würbe  baber  alg  ein 
felbftänbiger,  Bierter  Sieltteil  anerfannt.  35ie  irrigen 
Xeutungen  ber  Entbedungen  beg  Stagolbäeg  unb 
Sortej  führten  in  ber  SJfitte  beä  16.  3al)rb.  ju  ber 
frühem  ©ermutung  jurüd,  baft  Smcrifa  hoch  nur 
ein  feftr  großer,  balbinfelartiger  Sn  fab  an  ben  nfia- 
tifeften  Rontinmtnlrumpf  Wäre,  eine  Snnabme,  bie 
Schöner  auf  feinem  ©tobuä  Bon  1533  wieber  Ber» 
tritt.  Sowenig  man  aud)  ein  auf  Seobad) hingen  fid) 


6.  oabrbunbert). 

grüttbenbeä  ©cWcigmaterial  in  ber  $janb  batte,  fo 
(ehrte  man  bod)  febr  halb  wieber  ju  ber  Snnabtne 
ber  felbftänbigen  Stetlung  ©nierifaä  jurüd,  unb  ben 
Stretto  BoitSniatt  (bie fpätere ©eringftrafte) Rn« 
ben  wir  bercitg  auf  bett  Harten  beä  16.  tjabrb.  Bor, 
ehe  fie  tntfädjlid)  entbedt  war.  — Sn  eben  jener  3«t 
batte  auch  bie  Mitnahme  eineg  aroften  Sübpotar- 
fontinentg  ©ettung  gebäht,  oeffen  Sorbranb  bie 
(übliche  Äüfte  ber  StagaibäeSftrafte  bilbet  (ogl.  Scho- 
tt erg  ©loben-),  unb  ber  ftettenmeife  big  über  ben 
SBenbefreiä  binoufreichen  follte.  3)ocb  erft  1606  ge- 
lang eä  ben  ^oUänbent,  im  Süboften  MRmä  bie  Seft  • 
lanbäfüfte  beä  Suftrallanbeg  ju  erreichen.  $urd)  Slbel 
Xaätnan  aber  würbe  auf  feiltet  (fahrt  an  berSüb- 
füfte  Bon  Sanbiemenälattb  1643  biefeg  Oogma  jer- 
ftört,  unb  feit  jener  3'it  figuriert  Suftralten  ober 
Seubollanb,  Wie  eä  bie  erften  bollanbifchen  Ent» 
beder  genannt  batten,  neben  ben  übrigen  gefttänbem 
alä  fünfter  Rontinent. 

SBäbrenb  fo  in  überrofehenber  SBeife  bie  räumliche 
Remttnig  unfrer  Erbe  geförbert  Würbe,  cntwideltc 
Rdb  aud)  bie  wiffenfd)aftlid|e  E.  gewaltig,  jumol 
in  Oeutfchlanb,  baä  an  ben  räumlichen  Entbedungen 
feinen  bireften  Anteil  batte.  Rof)cmtfuä  unb  Rep ler 
eftolteten  bie  Sjtronomie  um;  aber  nur  lanafam 
rachen  bie  neuen  Stahrbeiten  fieft  ©aftn.  3)ie  ©rei- 
ten- unb  Sängenbeftimmungen  würben  in  biefer  ©e- 
riobe  fdjärfer  auägefübrt,  unb  SBiüebrotb  SneDiud 
tttaft  jwifeben ©ergen  opSoomtmbSlfmaarben erften 
Erbbogctt  mittelä  Oreieden,  tneldje  Sfeffung  nur  um 
*/m  ju  furj  auäfiel.  3«  ber  Rartograpbie  glattjtcn  int 
16.  Sabrb-  bie  iDeutfchen,  benen  bann  bie  üfieberlän» 
ber  folgten.  fDeutfdje  Sfntbematifer  wagten  juerft. 
bei  ber' Übertragung  Bon  Huqeljlädjcn  in  bie  Ebene 
(ffirojeftionen)  bie  ©orbilber  beä  Sltertumä  ju  Ber- 
lajfen ; fo  Stöffier  (geft.  1530)  unb  Johann  ääemer, 
ber  baä  Rereograpbifche  fflrabneb  einfiibrte;  Bor  allen 
abcr©erbarbRremcr,  genannt  Siercator (geft.  1512 
in  Shtpelmonbe),  ber  aufter  jablreicbett  anbem  auch 
bie  fd)arffittnige  nach  >hm  benannte  ©rojeftion  er- 
fanb  unb  juerft  1569  auf  feiner  Sfettfarte  in  Stirnen- 
bung  brachte;  fte  ift  für  Scefarten  feitbem  unentbebr» 
lieh-  Sfachbem  bie  allen  Stolemnijcben  Rariett  nod) 
lange  im  fflebraud)  gewefen  (im  15.  3abrb-  erfchienen 
in  ieulfchlanb  allem  16  9luägaben  baoon),  fatnen 
befiere  Erbbitber  auf.  Sebafiintt  Sfiiniter  auä  ©afel, 
Serfaffer  einer  befannten  Roämograpbie,  jeigt  nod) 
geringe  gortfebritte,  big  ©eter  ©ienewift  (21  p i a n u 8) 
1624  feine  Sofeln  für  Sänge  unb  ©rette  berauägab, 
bie  namentlid)  ben  beutfeben  Rartcit  eine  ftaunenä- 
Werte  ©enauigfeit  gewährten.  Siercator  unb  fein 
greunb  Vlbrabam  Crteliuä  (Örtel)  bratblen  bie  Rar- 
tograpbie nach  bett  Siieberlonben , wo  nud)  bie  ©e 
jcichmmg  »Mtlas-  für  eine  Ravtcnfammlung  (1695) 
burch  SHumoIbSiercator  inSovfcbtnq  gebracht  würbe. 
Sobofuä  unb  ^einrid)  jjonbius,  betrug  Slanciug, 
Murignriug  ftanben  bamatg  in  Stuf,  Wie  heute  ein 
Stietcr,  Riepert  ober  ©ergljauä.  tiher  bm  erften 
Sfittaggfreig  bcal’d)tc  bamatg  fo  wenig  Eintracht  wie 
gegenwärtig.  Siercator  legte  ihn  über  bie  Mjoren» 
ittfel  Coroo,  öonbmg  butch  bie  fapoerbifche  Snfel 
Santiago,  onbre  Sieberlnnber  burd)  Xeneriffa.  Mm 
25.  flpril  1634  tagte  ju  ©arig  eine  ©eograpbenoer 
fammlung,  bie  Rd)  bnrtiber  Berftänbigte,  Sie  Sängen» 
rabe  Bott  ber  Snfel  gerro  an  ju  jahlm,  einSefchluft, 
en  Subwtg  XIII.  für  aüe  Rartographen  alg  oerbinb- 
(ich  erflnrte.  Schlechter  ift  eä  nod)  mit  ber  phhRfdjen 
öeogrophie  hefteilt.  Jpinficbtlicb  ber  .fjohenBerbitlt- 
niffe  ber  Erbe  gab  man  Reh  noch  fabelhaften  ©or- 


KARTEN  ZUR  GESCH1C 


Krdbild  des  Altertums 

bmi  Brpan  d 'Ölkurwii  rwlr  miv  Ifltn  Oir 


Knibild  um  1800. 


Digitiz 


Jftytrm  Kon*-  - i.ejciAvn . 6 Au/t 


Biblio^raphifcchi 


HTE  DER  ERDKUNDE  II. 


Grbfunbe  (im  17.  unb  18.  3al)rbunbrrt). 


11 


bedungen  bin.  3)ie  $>bbrograpbie  mußte  burd)  bie  j 
•,ablroitben  ©«reifen  aufgeklärt  »erben.  Sabbern 
noch  Kolumbuß  geglaubt , bit  fejte  Oberfläche  unferß 
Planeten  fiberwceg'e  bie  flüffiae,  Oermutcle  TOercator 
ein  ©li-tcbgeroccbt  (roifeben  beiben.  Hl  bet  erft  natiibem 
HIbel  Saßman  bie  großen  OjeanfIäd)en  tm  Silben 
Htuftralicnß  tennen  gelehrt,  gewann  bie  See  bie  Ober- 
banb  über  baß  geftlanb.  Cfrößcre  3Reeree liefen  Ber- 
mottle  man  mdit  ju  liteffen;  bod)  gab  ftbon  1586 
Sulaß  Hlurigariuß(Sagner)  Seetief  entarten  ber'Jiorb. 
f«  imb  beß  Kanaiß  bernuä,  für  welche  bie  Siefenan- 
gaben burtb  Üotungen  gewonnen  waren.  lEaß  Ein- 
treffen ber  giutmeden  würbe  Bon  allen  Seefahrern 
beobachtet,  fo  baß  wir  bie  feafenjeiten  in  bett  fymb- 
blichem  jener  Veriobe  angegeben  ftnbtn.  Hlud)  bie 
bauemben  ®«reßffrömwtgen  waren  beit  Ent- 
beefungßreifenbett  nicht  entgangen;  bie  IfSortugielen 
ianbtn  im  15.  Jahrb.  ben  ©utneaftrom , Vaßca  ba 
©ama  benSKofambifftrom,  Hllaminoß  1513  beit  ®olf- 
itrom  in  ber  floribonijchen  Enge.  Seitgleidjen  Wür- 
ben bie  Suftftrömungen  ausführlich  befchrieben , bie 
Samen  ber  Vaffate  unb  fflonfune  treten  auf.  Sie 
iufaiitmenfaifeuben  ^anbblicber  jener  Jfeit  werben 
aut  beften  burd)  Sebaftian  grandß  »Seitbuch  beß 
ganßen  Erbboöenß*  (1534)  unb  Sebaitian  ffiünfterß 
■ Cosmographia  universaüs«  (Vafcl  1550)  charnfte- 
rifiert  Siefen  reich  ittuftrierie,  oft  aufgelegte  Serf,  in 
bem  ©eograph'«  unb  Weich tthle  bunt  burebeinanber 
geben,  gleicht  inbeffen  nicht  unfern  heutigen  Sauber- 
funben,  fonbtrn  mehr  unlern  Srifebanbbiiebcm.  Un- 
gleich böb«m  wiffenfchaftlichen  Sang  müffen  Wir  ber 
’-lteographia  generalis«  (»Hldgetneine  E.«)  beO  in 
Üljcn  gehonten  Vernharb  Vareniuß  (ca.  1650)  bei» 
meifen ; eß  ift  bie  erfte  jufantmenfaffenbe  SarfteHung 
ber  pbhittalif^en  ©eograpbie- 
| »euere  Uelt.l  Um  bie  Mitte  beß  17. 3abrb-  War 
bie  Verteilung  Bon  Sanb  unb  Saffer  auf  untrer  Erbe 
biß  auf  ein  Xnttel  ber  Oberfläche  erforfcht.  Sun  aber 
trat  ton  164«  — 1769  ein  Stiüftanb  in  ben  über- 
ieeifchen  Entbedungcn  ein,  ba  bie  Urfprungßlänber 
ber  getoinnbringenben  $anbelßgegenftänbe  erreicht. 
Sieberlaffungen  genug  gegrünbet  waren.  Sur  Stift 
lanb  bemühte  ftch.  ben  Sorben  Sibiriens  auf  jubelten, 
wo  namentlich  bie  Seifen  Veringß  betoorjubeben  ftnb. 
ttufjerbem  fchritt  bte  Enthüllung  ber  Snfelgruppen 
beß  ©roßen  OjeattS  langfam  Borwärtß,  Woran  fid) 
außer  ben  Engtänbem  aud)  gronjofen  (Vougainoide  i 
beteiligten  (f.  Ozeanien).  Slie  non  3-  Cool  1769 
energcicher  aufgenommene  Erforfdjuttg  ber  Sübfee 
wnrbe  in  ben  erften  3abrjebnten  beß  19.  3<thrhun- 
bertß  jum  Hlbfcbluß  gebracht,  worauf  nur  noch  bte 
beiben  Vota  träume  unb  baß  3nnere  ber  Kontinente, 
namentlich  Hlfrifaß  tntb  Hluftralienß,  gan;  unbefannt 
blieben.  Sehen  ben  eigentlichen  Entbedungßreifen 
würben  aber  in  biefer  Veriobe  jum  eritenmal  aud) 
Jrorfdhungßreifen  uniemonctuett,  bereu  3Wed  bie  Wif- 
teniiafüidte  ftetmtniß  ber  Sänber,  ihrer  Erjeugnifje 
unb  ihrer  ©emoiinrt  ober  bie  Hlnftedung  aftronomi- 
•eher  unb  »bbfilnlifcber  Beobachtungen  hilbete.  Hl  Iß 
cricer  Öelebrtcr,  ber  einen  fremben  Erbteil  auffud)te, 
nt  3ean  Sicher  ju  nennen,  ben  bie  Variier  Hlfabe- 
mie  1672  nad)  Sagenne  fd)idte,  unb  ber  bort  auß  ben 
txrlangfamten  Schwingungen  beß  Variier  Sefunben- 
Ben  beiß  idjloß,  baß  bte  Erbe  feine  reine  Kugel,  fonbern 
am  ftouator  angefchwollen  fei.  Kurj  barauf  tral 
Ebtramb  fallet)  ferne  Seifen  jum 3wccf  p^t)fifalifcf) - 
geograobiidjer  Beobachtungen  an.  Stent  grattjiß 
faner  Souiß  geuilH.  ber  jWifd)en  1700  unb  1724 
bie  Sammle,  Süb-  unb  MiUclamerifa  unb  bte  Kana- 


rett bereifte,  oerbanfen  wir  bie  erftett  genauen  Ortß ■ 
befttmmungen.  Von  nod)  größerer  Sebeutung  wur» 
beit  bie  E r b b 0 g e n ttt  e f f u n g e n ber  fjranjofeii 
unb  jwar  bie  tapplänbifd)e  1738  burd)  Maupertuiß, 
Elairaut,  fiemonier  unb  Eelfiuß  unb  bie  peruanifd)e 
unter  Vouguer,  Saconbantine,  Wohin  unb  ben  fpani* 
fchen  Offijteren  lUIoa  unb  3orfc  3uan;  fte  hoben 
aud)  wertnolle  geonraphifch«  Ergebniffe geliefert.  Ser 
$eutfd)e  ffarfteit  S i e b u b c unternahm  1763  eine 
epodjemnebenbe  Seife  in  baß  Sergtanb  3cmmß  (Hlra- 
bien)  unb  lieferte  bie  erften  juoerläffigen  Karten  unb 
geograpbifdjen  Sefchretbungm  beß  Solen  ÜKecreS, 
2lrabicnß  unb  Kteinafienß.  3»  rufjtfcben  ülienften 
bereiften  1735 ff.  fflmelin,  Siüller  unb  Steller, 
1768  -74  ber  Verliner  V-  Simon  Vallaß  Sibirien 
bauptfädjtid)  ju  naturwiffenfchaftlicheit  cforfdjungen. 
Tltt  ber  jWeitcn  Seife  Eoofß  in  bie  Tlujtralgcgcnbeit 
nahmen  bie  beiben  beutfeben  Saturforfdjcr  3-  Si.  unb 
W.  gorfter  (f.  b.)  teil.  V.  be  Sauffure  würbe 
burd)  feincSefteigung  beß  SJJontblanc  (1786)  ber  erfte 
wiffenfchaftliche  gorfeber  in  ben  ^toebregionen  ber 
Hilpert. 

Eine  ber  wid)tigf(en  Wiffenfcbafllichen  Errungen- 
febaften  biefer  'fimobe  ift  bie  Verbefferung  ber  aflro- 
ttomifeben  Ortäbeftitumungen  unb  infolge  baBon  bie 
genauere  Veftimtming  ber  Sänberumriffe.  fflaren 
junäcbft  bie  SRetbobeit  ber  Crtßbeftimmung  nod)  fo 
febwierig,  baß  nur  burdbgebilbete  Hlftronomen,  wie 
Sicher,  geuit«,  Saconbamtne,  Vouguer,  fte  anttewen- 
ben  Bcnnocbten,  fo  würbe  eß  im  Saufe  beß  18.  yabrf). 
burd)  bie  Erfinbung  beß  Spiegeloftanten  unb  bann 
beß Spiegelfeftanten,  bieSetBoilfommnung berSbro- 
nometer,'  bie  t>eraußgnbeBerbefferterSBanbtafelu  auch 
bette  gewöhnlichen  Seemann  unb  mif{enfehafttid)en 
Seifenben  möglich,  tDrlßbeftimmicngen  Bon  genügen 
ber  Wenaieigfeit  Borjunebuten.  3>aß  Verbienit,  btefe 
gortfebritte  ber  Hiicronomie  für  bie  Kartcitjeicbnung 
juerft  benußt  311  haben,  fällt  ben  granjofen  ju.  Eaf- 
fini  entwarf  1680  tn  bcrVarijer  Sternwarte  baß  erfte 
Vteltbilb  nach  neuen  aftronomifchen  Hingaben;  ®uit- 
laumeXelißle  aber  gab  1726'jumerflenmal  auf  einer 
Karte  bem  'JSittelmecr  feine  richtige  ©eftalt  unb  Ber- 
■ wertete  überhaupt  ade  befannt  geworbenen  aftrono- 
mtfeben  Drtßbeftimmungen.  3)er  gelehrte  b’Hl  n B i 1 1 1 
(1697 — 1782)  gab  feinen  Karten  burdj  Sammlung 
unb  fdjarfftnnige  Venußung  ber  Srjegabftcinbe  in  beit 
Stinerarien  eine  nod)  jeßt  bemunberte  Sodfommenbeit. 
tBeutfcblaitb , baß  früher  fo  Vcbeutenbeß  in  biefem 
3weig  ber  E.  geleistet,  bot  feit  bem  ®reißigjäbrigeit 
Krieg  rin  Vilb  ber  Verübung.  35emKupferftcdjer3ob. 
bemann  (geh.  1864),  ber  fid)  in  Sitntberg  nieber- 
gelaffen  batte,  oerbanfen  wir  bie  SBieberbelebung  ber 
Kartographie  in  unfentt  Vaterlanb  (»gl.  Karte  I,  gig. 
6).  §öbenmcf(ungen  batte  man  noch  biß  in  baß  18. 
3abrl).  hinein  nur  mitteiß  Isreieden  Borgen  otntnen,  biß 
man  neb  ju  biefem  3wed  beß  1643  Bon  Xorriccdi  er- 
funbenenVarometerß  bebienen  lernte.  3- 3- Scheuch- 
jer  Wagte  eß  juerft  1705 — 1707  auf  feinen  Hupen- 
manberungen , bie  §öf)e  Bon  Orten  auß  bem  Varo- 
meterftanb  abjuteiteu.  Sie  erfte  adgemrin  gültige 
Varometerfonuel  für  $öbenmeff ungen  fanb  aber  ber 
Sd)Wei,jer  yenn  be  Suc  (1772).  Htm  Enbe  beß  3abr- 
bunbertß  jeiebnete  mau  auch  fdcon  bie  erften  geogra  • 
Pbifd)en  Vrofile,  unb  1799  fchuf  ber  fäctjftfcfje  'Major 
Sebmann  eine  ftrenge ffletfiobe  ber  'Ierrainbarftel- 
lung  bureb  Straffen,  ttadjbem  Vuadje  fdjon  1787 
bie  3johi)pfen  für  Xcefenfarten  beß  SReereß  ange- 
wenbet  batte.  Vuad)e  unb  ber  befamite  Saturfor- 
i [eher  Vuffon  oerf achten  auch,  baß  ©ejimmer  0» 


12 


©rbrunbe  ttni  18.  unb  19.  3ah'hunbert). 


cbarpente)  ber  Erbe  ju  crfcnnen,  b.  1).  bie  Richtung«, 
linieit  ber  ©ebirge  in  ein  beftimmte«  Stiftern  ju  brin- 
gen. giir  bi«  Meffung  grögerer  Meredtiefen  unb  bie 
töeftimtnung  ihrer  Jentperatuc  fehlten  nocij  bi«  ge- 
eigneten  3nftrumente ; man  muiite  ftrf)  im  gangen 
noch  auf  bie  Erfdieinungen  ber  Meeresoberfläche  bc« 
febränfen.  35er  Öcfuit  HthanafiuS  fiirdjcr  [teilte 
1665  bic  ipauptftrBmungen  ber  Ojeane  auf  einem 
rtartenbilbe  bar.  Hud}  b!e  Kenntnis  ber  Fliiuatifdjcn 
Verhältniffe  bei  Erbe  mn<btc  einige  &ortfd)ritte.  fal- 
let) entwarf  1686  bie  erfte  SJinbfarte  berErbe  unb  er 
flärte  bie  Sßaffatc  unb  Monfunwinbe.  Er Bcrfuch te  auch 
(1687)  Regenmenge  unb  Verbunftung  beb  Mittelmecr- 
gebiet«  ju  berechnen.  Mit  ber  Dlufjcichnung  ber  fiuft- 
iemperaturen  unb  jugleici)  ber  Regenmengen  begann 
man  nadj  ber  Evfin  bung  beb  2^  enuometerb  fchon  1 699 
in  Varis.  1774  tonnte  Eotte  Regentafelt!  für  (chn 
curopäifd)e  Orte  Derbff entliehen.  Hl«  baä  QJcburtS- 
jabr  ber  mobernen  Meteorologie  mufj  aber  1780  be- 
zeichnet werben , ba  in  biefem  ^atjre  Kurf  lieft  fiarl 
-tbeobor  Bon  ber  Vfalj  bie  Mannheimer  Hfabentie 
für  Meteorologie  ftiftete,  bie  nach  einem  beftimmten 
«hftetu  eine  Kette  Bon  VcobachtungSftationen  über 
Europa  aubbclmte  unb  bie  erhaltenen  Beobachtungen 
Berarbeitete.  Die  erften  §öb«ngrenjen  ber  ©cwiichfc 
beftimmte  Dournefort  am  Hrarat  (1700).  Ifinnf 
fteüte  1737  bie  Vftanjenjonen  Schweben«  bar.  Hm 
Enbc  beb  18.  3ahlb.  begann  man  auch  bie  horijon- 
taten  Erengen  ber  Verbreitung  ber  Eewäcbfe  au  er* 
uutteln.  8d)on  früher,  nämlich  1777,  hatte  E.  H.  SB. 
3immermann  bie  erfte  Erbtartc  für  bic  Verbreitung 
ber  Säugetiere  entworfen ; auch  erfannte  er  juerft  bie 
'.'Ibgefchtoffenfieit  ber  auftralijdjen  Sauna,  währeub 
Snffon  bie  'Ähnlichfeit  ber  Vlrten  beiber  fpemifpgären 
innerhalb  ber  Rorbpolarjone  nachwieo.  Die  Eco» 
graphie  beb  fflenfehen  tonnte  noch  wenig  geförbert 
werben,  ba  bie  ihre  notwenbige  Erunblagc  bilbenben 
anthropologifchen,  tinguiflifchen  unb  ftati|lifcheuStu» 
bien  noch  in  ben  erften  Hnfängen  waren.  Über  her- 
Borragcnb«  Vh>lofophtn-  Wie  vume,  Montesquieu, 
Eonborcet,  herber,  fiartt  u.  a.,  machten  hoch  fchon  bie 
Hbljängigteit  beb  Mcnfdien  Bon  ber  Jfatur  ber  Erb- 
Oberfläche  junt  Ecgcnftanb  ibrerVctrachtungcn.  Da« 
wichtigfte  iöanbbuch  ber  befchreibenben  Weographie 
ift  Bon  Viifching  (1754—1803). 

|Xa«  1».  gabrbunbert.]  Hm  Hnfange  beb  19. 
3ahth-  Waren  bie  Umriffe  ber  Erbräume  unb  bic  Ver- 
teilung Bonfianb  unb  Meer,  mit  Huänahme  berRorb* 
unb  «übpotarlanber  (f.  biefe  Slrtifel),  befannt,  unb 
ihre  Erforfcpung  bat  beölmlb  eine  tpauptaufaabe  beb 
19.  3ahrh-  gebilbet.  3"  ber  Dat  ftnb  bie  Ereilten 
unfrei'  Kenntnis  beträchtlich  Weiter  polwärts  gefcho- 
beit  Worben,  bie  fogen.  norbweftliche  Durchfahrt  ift 
befonber«  burch  bie*  Ejpcbitionen  jut  Huffuchuna 
Branflin«  (f.  b.),  bie  norböftlicpc  Durchfahrt  burch 
Rorbenftiölb  (f.  b.)  entbccft  worben.  Ranfeit  brang 
bis  in«  innere  Volarbectcn  Bor.  Huch  bie  Kenntni« 
bc«3miem  ber  geftlänber  hat  bebeutenbe  Bortfehritte 
gemacht.  Die  Erfchtieftung  SlfritaS  (f.  b.,  S.  147  f) 
brüeft,  neben  ben  Votarejpebitionen,  ber  geographi- 
fcheit  lätigteit  in  ber  jweiten  ^ätfte  be«  ‘^aljrbun- 
bert«  ben  Stempel  auf.  Wber  auch  bie  Weiften  Bleie 
auf  ben  Karten  non  3*ntralafien,  Huftralien  unb 
Sübanterifa  finb  beträchtlich  Heiner  geworben.  Die 
Seit  ber  grogen  Eittbedungen  im  Zinnern  ber  Bc|'t- 
länber  fann  heute  im  ganzen  alb  abgefchloffen  gelten.  1 

Schon  bat)  19.  Jahrl).  ift  faft  mehr  ein  3eitalter  , 
ber  Meffung  unb  wiffenfdjaftlichen  Erforfdjung  alo 
ber  Entbeiung  gewefen.  Die  Darfteüung  ber  räum*  j 


liehen  Verhältniffc  ber  Erbe  ift  burch  bie  Bortfchrilte 
ber  Driangulation,  ber  aftroitomifchen  Crläbeftim- 
muttg  unb  ber  barometrifibcn  $öhenmcffung  teil« 
genauer,  teils  leichter  ausführbar  geworben.  Die 
üulturftaaten  haben  auf  Drciectsmeffungen  beruhenbe 
Starten  (fogen.  ©cneralftabäfartcn)  erhalten,  bie  ftüften 
aller  Erbteile  finb  non  ben  Sd)iffen,  befonber«  ber 
englifchen  Hbmiralität,  Benneffen,  aftronomifcheDrtS« 
be(timmungen  ftnb  immer  meljr  auch  im  Sintern  ber 
Beflliinber  angeftelU  worben,  jahirciche  Seifenbe 
haben  Routentarten  aufgenommen,  bie  uitS  wenig- 
iteitS  ein  BorlaufigeS  Vitb  uon  Vobengeftaltung,  Bon 
©ewäffern,  DrtSlngen  unb  SBegcn  geben.  Die  Karto 
graphie  ruht  beohalb  heute  auf  gaiijanbem  @runb 
tagen  alö  am  Hnfang  bed  19.  yahrh-  unb  ift  audi 
burd)  bic  Bortfchritie  m ber  2ed)iut  beS  KupferflichS, 
Steinbruiü  tc.  wejentlich  geförbert  worben,  fo  baij 
fte  befonberS  in  Dcut[d)lnnb,  wo  namentlich  Stioler, 
ÖerghauS,  ißetennann  unb  Jticpert  ju  nennen  finb, 
unb  neuerbinaS  aud)  in  Brantrcid)  unb  ber  Schwcij 
einen  hohen  (»rab  ber  VoUenbung  erreicht  hat. 

3n  bemfclbcn  Mage  wie  bic  graphifdje  Darfledung 
finb  bie  wiffcnfehaftlicbe  Vcfdtreibung  unb  Ertlärung 
fortgefchritten.  Bür  baü  VerftänbuiS  ber  Bonnen 
ber  feiten  Erboberflächc  hat  man  einen  fid)ent  wiffen- 
fchaftlichen  Stanb  erft  burch  hie  Einführung  erflä 
rcnb-genetifd)cr  8etrad)tung  auf  geologitcher  ÖSrunb  • 
tage  gewonnen.  Hlö  bic  Vegrünber  wiffenfchaftlicher 
Eebirgäfuube  fönnen  Slleranber  B.  tpumhotbt,  2eo* 
potb  u.  iüud)  unb  Elie  bc  Vcaumont  gelten.  Wenn- 
gleich ihee  Slnftchtcn  heute  üielfad)  oeraltet  fmb.  Bi'1' 
ba«  richtige  Vcrftänbni«  bc«  innern  Vaueö  ber  Erb- 
rinbe  haben  erft  in  ben  legten  Sahoä'hulen  Dana, 
Such  unb  §eim  bie  SBcgc  gewiefen.  Da«  Stubium 
ber  Bon  äugen  wirtenben  Kräfte,  welche  bie  Erbrinbc 
umgeftalten  unb  Süftcnbilbung,  Vobengeftalt  unb 
Vobcnbcfcbaffenheit  bebingen,  ift  burch  «■  Stüber 
unb  Br-  ^offmaitn  unb  mehr  itod)  burch  bie  Eng- 
länberfincU,  be  In  Vcche,  Ramfatj,  Hrchibalb  unb 
Barne«  ©eitic  u.  a.  geförbert  worben.  Die  ©eogra- 
phie  hat  fuh  biefen  Unterfudjungen  befonber«  feit  'De 
id)cl«  -Reuen  Problemen-  (1867)  jugewenbet,  aber 
eine  tiefere  wiffcufchaftliebe  Erunblaae  hat  ba«  geo- 
graphifchc  Stubium  ber  feften Erboberfläche  erft  burch 
B.  B.  Richthofen  erhalten,  bent  Wir  eine  Reih«  ber 
Wichtigfien  ©efichtäpuntte  Berbanten. 

Vludj  bas  Stubium  ber  Meere  hat  in  iteuefter  3«it 
groge  Bortfchrittc  gemacht.  Vi«t)cr  toar  bic  Kenntnis 
im  ganjen  auf  bie  Oberfläche  befd)räutt  geblieben;  bie 
Hustneffung  ber  Meercstiefen  unb  ber  Entwurf  Bon 
Diefenfarten,  bie  Meffung  ber  Diefentempcraturen 
unb  bie  BeflflcHung  ber  groften  in  ber  Dicfe  ftattfin- 
benben  SBafferocrfepungcn , bic  Vcobachtungcn  über 
ba«  otganijtbe  Sieben  größerer  Sief«  fmb  er)t  in  ben 
legten  Jjabrjebnten,  juerft  befonber«  bei  ber  Seflung 
ber  unterfceifchen  Kabel,  bann  burch  befottbere  Erpc- 
bitionen,  wie  bie  be«  Ehallcnger,  bcrisi.ijelle,  bei  Su« 
carora  unb  Valbioia,  Wefentlich  geförbert  Worben. 
Hbcr  aud)  bie  llenntni«  ber  Erfcheinuugen  ber  Ober- 
fläche, ber  Semperatur,  be«  Saljgehalt«,  ber  Didjte 
be«  SBaffcr«,  ber  ffieltenbewegung,  ber  ©ejeiten,  ber 
Meercöftrömungen  ift  Wefentlich  fortgefchritten  unb 
bie  Ogeanographie  ju  einer  felbftänbigen SBiffen- 
fchaft  herangewachfen  (f.  Meer). 

Huch  bic  Steimtni«  be«2uftlreife«  unb  berftli- 
tuate  ber  Erbe  hat  erft  im  19.  3ahrh-  burd)  jal)l- 
veidjere  meteorologifche  Veobad)tungcn  eine  jichere 
Erunblagc  erhalten.  Man  fann  jWei  Derioben  ber 
Borfdjung  unterfcheiben : in  ber  erften,  beren  $aupt- 


(Srbfunbe  (2iteratur). 


13 


oertretcr  XeDe  unb  Schuß  (mb,  ift  bieVütfnicrffamfeit 
bauphächltct)  auf  bie  burcpfdpnittlicpcn  VSitteningS* 
Derbältniffe  unb  bie  täglichen  unb  jährlichen  Venoben 
erdptct,  in  bet  gmeiten  Veriobe  toirb  burtf)  bie  SluS* 
reitung  ber  Xelcgrappie  bie  3«>d)nung  [hnopti)chor 
Sctterlarten  möglich,  unb  bcrVBittcnmgSguftanb  beb 
einzelnen  Vfugmblid«,  aber  über  größt1«  Wcbiete  »er 
glichen,  tritt  in  ben  Larberg ntnb  beb  3ntereffeS.  Vlud) 
bie  SetradttungSBeifc  ber  Sflimnlologie  ift  baburd) 
tsvf entlief)  Bertiejt  loorbcn,  ba  fie  fidi  nun  nidjt  mcpr 
bloß  über  ben  mittlcm  3u)"laub,  fonbcrn  auch  über 
bie  jebent  Crt  eigentümliche  VI rt  beS  SJitterungSBer* 
lauf«  Stecbenfdiaft  ;u  geben  beftrebt  ift.  VI.  0.  2>um 
botbt,  Sooe,  SÄübrtj,  Sudian , §amt  unb  VBojcilof 
buben  bie  filimatoiogie  am  meiften  geförbert. 

Stc  withtigflen  ©etid)tspuntlc  ber  Vflangengeo* 
grapbie  bat  VI.  ».  £mmbolbt  als  Ergebnis  feiner 
amerifanifiben  Seife  aufaeftettt.  Sie  Bidjtigflen  Un* 
terfudjungen  über  bte  Vittpaffung  ber  Vflangen  an 
ßtima  unb  Sobeit  »erbantt  man  ben  beibcn  Sc  Gatt* 
bolle.  (Sine  mcifterpafte  tufammenfaffenbe  Sdjilbe- 
rung  ber  Vegetation  ber  (Erbe  bat  ©rifebad)  gegeben. 
Sie  Sefgenbengtpeorie  bat  bie  iDlöglidpfeit  eröffnet, 
bie  Verbreitung  ber  Vflangen  über  bie  Erbe  auS  ber 
geologifcben  Entmidelung$gefd)id)te  juOerftebcn.  eng, 
ier  bat  ben  erften  fnjteinatifcpeit  Serjucf)  gurSurcpfüi) 
runa  biefea  ®efid)töpunfteS  gemadjt.  Sie  JtcnntniS 
ber  Verbreitung  ber  Xierarten  bat  guerft  burdj 
ÜnbreaS  SBagncr  miffenfdpaftlidjc  ®d)ärfc  erbalten, 
über  ein  ooüra  Biffenfd)aftIicpeS  SerftänbniS  tourbe 
auch  hier  erft  burdj  bie  Sefgenbengtpeorie  eröffnet  ; ihre 
großen  Segrfinber,  Sarmin  u.  VI.  31.  VSaflacc,  haben 
ber  moberrren  liergeograppie  bie  Stiege  getoiefcit. 

Über  bie  Vlbpängigteit  bes  SKenfdjen  ooit  ber  9ia 
tur  ber  Erboberfiacbe  batten  fdion  mehrere  Scprift- 
iteüer  beSVIltertumS  unb  bann  ruieber ü?t)itof apEjen  beä 
18.  ;Viprp.  geiitsoüe  Seitierfungen  auSgefprocpen, 
aber  jum  (Segenftanb  tinbringenber  miffenfepaftiiepev 
Umerfudpung  haben  fie  erft  VI.  t>.  §umbolbt  unb  ffarl 
Siiter  gemacht.  Seibe  haben  eS  pauptfäcplid)  inner- 
halb ber  2änberfunbe  getan,  ^umbolbt  in  feinen  Sar» 
Peilungen  Bon  Stejifo,  Euba  unb  Setteguela,  Stifter 
tn  feinem  großem  Stiert  über  Vtfrifa  unb  Vlfien.  §um* 
fcolMS  Vorgang  folgenb,  haben  Biele  fpätere  Stcifenbc 
ben  Segiebungrn  jnjifc^en  Statur  unb  SDtenfdjenleben 
Stre  ‘fluimerffamteit  gugemanbt  unb  innerhalb  ihrer 
Seifebefdjreibungen  beforoepen.  Vlud)  StitterS  Schüler, 
s-ie  SKcnbelSfopn,  SKeinicfe,  ffobl,  ©appäuS,  6.  Gur- 
tiuS.  Sleumann,  ©utpe,  haben  fiep  großenteils  inner- 
halb ber  Cänberfunbe  gehalten.  V_cfd)el  hat,  trojj 
'einer  Selämpfung  ber  Stiitcrfcpen  Schule,  über  bie 
Werbungen  gmtfepen  berSlatur  berCiinber  unb  ihren 
Vcwohnem  ebenfalls  eine  Stcihe  fepöner  Vtufföße  ge* 
'thneben.  Stnbre  Schiebungen  gmifepen  Statur  unb 
Stenfcb  jtnb  innerhalb  ber  Vötterfimbe  (f.  b.)  unterfud)t 
nwrben.  Sen  erften  Stcrfud)  einer  gufammenfnffeitbcn 
Serigraphie  bcS  Slienfdien  bat  Staßel  unternommen. 

Sie  Biffenfcpaftliepe  Seiradituiig  einzelner  Erb- 
räume ober,  furg  gefagt,  bie  üänberhmbe  ift,  Bott  ein* 
jelnen  Skrtudteu  älterer  3eiten  abgefetjen,  überhaupt 
erft  ein  Sinh  beS  11».  3aprp.  Vlud)  pier  leuchten  uns 
ct  torberfter  Stelle  bie  gtängenben  Stamen  $>unt* 
bolbtS  unb  StitierS  enigegen.  über  bie  Sepanblung 
ber  Sänberfunbe  bei  beiben  fforjebent  ijt  lBefentlid) 
Berdtieien:  bei  Jiumbolbt  untfaffenbe  entärenbe  Sta- 
mrgemätbe,  bei  Siitter  nur  Oefdjreibung  ber  Statur, 
beionbtrS  ber  Jbflftenumriffe  unb  ber  Sobengefialt, 
auj  bi*  ©etrmhtung  beS  SDtenfihen  jugefpißt.  Sic 
Mtiinmnmfd)aftlid)e  Sänberfunbe  ^umbolbtS  bflt 


fufi  bei  ben  roiffenfchaftlid)en  Steifenben  fortgepftanjt 
unb  ben  fepönen  SarfteHungenfübamcrifanifd)er  2än- 
ber  burep  SÄartiuS,  Vöppig,  B.  Sfcpubi  u.  a.,  SaBaS 
burih  Jtungbubn,  SieufeelanbS  burch  fcodjßetter  ic. 
tum  Vorbilo  gebient;  SiiUerS  antbropojentrifebefinn* 
berfunbe  bagegen  berridite  in  ber  fpftematifdjen  @eo 
grappie  (SHetnicfe,fDicnbclSfobn,SBappäuS,®utbet!.a.), 
unb  erft  beten  neuefte  ßntluiefeluiig  pat  eine  hantm 
niftpe  Verfcbmeljung  ber  beibett  ©etracptungSmeifeit 
gejeitigt.  Sie  Enttmcfelung  beSffartenbilbeS  berErbe 
Botti  Vlltertum  bis  jur  Steugeit  geigt  unfre  Starte  II. 
«itcradir  Btr  OPrbfiinBe. 

©efamtbarftellungen  ber  ©eograppie.  Star! 
StitterS  großes  S3erf;  *Xie  E.  im  Verhältnis  gurSia* 
tur  unb  gur  ©ojdjicpte  beS  SJtenfdicn  * (®erl.  1817—18, 
2 ®be.;  2.  Vlitfl.,  1822—  59, 19  ®bc.)  ift  leiber  ein  Xorfo 
ebliebcn,  ber  nur  Vifrita  unb  ben  großem  Seil  Bon 
Ifiert  bebanbclt.  Ein  npnlidjeS  Stert  ift  feitbem  nicht 
luieber  Bcrfudjt  Barben.  Vtm  epeften  läßt  fidj  ipnt 
Eliffc  Steel itS’  -Nouvelle  gäographio  universelle, 
la  terre  et  lea  hommes«  (Var.  1876 — 94,  19  ®be.i 
gur  Seite  (teilen , baS  in  eleganter  Sarftetlung  ein 
anfdjaulidieS  Silb  aller  Cänber  entwirft.  Seutfdpc 
SSerfe  fmb:  bie  non  SB.  SicnerS  in  Serbittbung  mit 
Itapn,  Jhltentpal,  2.  Steumann,  Vbil'Pbfo".  ^ Scttcrt 
peraitSgegebene,  reich  itluftrierte  .VUtgcmeinc2änbei  - 
funbe*  in  6 ®änben(2eipg,1891ff.,  nteift  in  2.Vluf(.), 
bie  alle  Erbteile  umfaßt,  ttttb  baS  Bon  Üirdtpoff  unter 
fDiitBirfimg  Bon  Vemt,  Supatt,  .paptt,  Rifcper  tt.  a. 
perauSgcgebene  Slerf  >llnfer  Söiffen  Bott  ber  Erbe 
(SBien  u.  Setpg.  1885  ff.),  baS  aber,  Bott  ber  allgemci 
nen  E.  abgefepen,  ttiept  über  Europa  (opne  Stußlanb) 
pinauSgetommen  ift.  Satteben  ift  Stanforbe  »Com- 
pendiunt  of  geography  and  travel«  (2ottb.  1882  ff.. 
6 Sbe.,  bearbeitet  Bott  Stamfat),  SateS,  SSaüace  u.  a.) 
gu  nennen.  Eine  Bergleid) enbe  E.  bietet  Staßel,  Sie 
Erbe  uttb  baS  2cbcn  (2eipg.  1901—1902  , 2 ®be.). 

Sie  gcograppifcpeii  ^anbbüdjer  ftnb  großenteils 
trodne  Scfepreibungen  uttb  3ufammenfteIIungeu  Bott 
ftatiftifipen Vlngaben  geblieben.  Vlnt  umfaffenbften  ift 
3tein*!p5rfwelntnttns»  ßanbbu^ber  Weographie 
unb  Statiftif«  (7.91ufl.,in  Verbinbung  mit  Sad)iuäit* 
nem  prSg.  BonSBappäuS,  2eipg.  1849— 71, 12Sbe  ); 
bie  bonSSappfiuS  bearbeitete  ©eograppie  Bott  Vlmerita 
bcrubl  auf  befonbcrS  grünblidiem  Duellenftubium  unb 
berüdfuhtiat  aud)  bie  Statur  ber  2änber,  Bäprenb  bie 
meiften  anbemSänbe  rein  ftatiftifth  finb.  Sind)  ®.V1. 
B.  ftlöbenS  »^anbbudp  ber  E. ■ (4.¥luft.,  Seil.  1882 
bis  1885,  5 Sbe.)  ift  als  SRaterialfammlung  brauch 
bar.  VI.  SanielB  »Jiatibbud)  ber  ©eograppie« 
(6.  Vluß.  Bott  Sol},  fieipg.  1895,  4 Sbe. ; Heinere  VtuS* 
gäbe  in  2 ®bit.)  ift  Beitiger  reitphaltig,  enthält  aber 
ireff lidpe  Scpilberungen  unb  Gharatteriftifen.  S a I b i s 
»VtügeiucitteErbbefdjreibunq«  ift  in  8.  Vlnflagc  (VBictt 
1893,  3 Sbe.)  Bon-tieiberid)  neu  bearbeitet  worbett; 
leßterer  ließ  [elbflänbig  folgen:  «Sie  Erbe.  Eine  all- 
gemeine Erb*  uttb  Sölfcrfunbe*  (baf.  1896).  — Sott 
ben  ältem  2ehrbüd)em  paben  VI.  B.  StoonB  »Srunb 
lüge  ber  Erb  , Söller*  unb  Staatenfunbc«  (3.  Sufi., 
Serl.  1847—55,  3 Sbe.)  nod)  Sebeutung.  ©egen* 
Bärtig  ift  .fjerm.  SBagnerS  .2eprbud)  ber  öco 
grappte*  (7.  Vlitfl.  beS  fflutpefepen  SäerleS , JpaunoB. 
1903  ff.)  am  Bcrbreitetften.  3n  ben  ©cpulcn  Berben 
bie2eilfäben  BonSaniel,  Ririppoff,  Sepbliß,  Süß  am 
meiften  benußt.  — Ein  geogrirpfiüdieS  2criIott  uott 
Bi[fcn[cpafttid)em  SBert  ift  bas  .Nouvelle  dictiou- 
nairo  de  gäographie  universelle«  Bon  SiBien  bc 
©aint-Starlin,  fortgefeßt  Bon  Stouffelet  (Var. 
1875—1900,  7 Sbe.  tt.  2 Suppl.),  baS  Berbreitetfte 


14 


Grbfunbe  (2iferatur,  Vltlanten,  3eitfd)riften). 


beutfdje  ©atpfcplageroerf  ifl  SHitter ä (©feubotipm) 

■ ©eograpptfcp.jtatijtiicpeil  fiejifon«  (8.  Vliifl.,  ücipj. 
1894,  2 ©be.). 

VUö  eine  jufammenfaffcnbc  Darflellung  ber  all» 
gemeinen  G.  im  weitem  Sinne  Tann  Ule,  Oninb« 
riß  ber  6.  (ficipj.  1900)  unb  bic  »■allgemeine  G.*  »on 
$jamt  u.  a.  (5.  vlufl.  mit  G.  ©rüdtter  unb  VI.  ftinp< 
poff,  ©rag  1899)  empfohlen  werben.  Ein  umfang» 
reidjeP  SammelwerT:  »Die  G.,  eine  Darstellung  iprer 
SBiffenägebiete,  ihrer  fcilfäwijfenftpaften  tc.«  gibt 
ueuerlid)  3R.  ftlar  unter  SÄitmivtung  japlreicper 
gatpntanner  beraub  (SBicn  1903  ff.).  ©c[d)el*fiei« 
polbtö  »©ßpfiicpe  e.«  (2.  «uff.,  Ceipj.  1883  — 83, 
2 ©be.)  ijt  aus  ©orlefungeit  ©efcpelö  unb  ben  2luf» 
fäpen  beb  tlaffifeben  ©cfepelftpen  ©utpcö  »JJeue 
Probleme  ber  »ergleitpenben  G.*  (baf.  1867,  4.  Vlufl. 
1883)  jufammengefteltt  S.  fflüntperb  »§anbbutp 
ber  ffleopppfif*  (2.  Vlufl.,  Stuttg.  1897 — 99,  2 ©be.) 
ijt  bejonbcrb  burcp  feine  reidjen  Diieratumadjweifc 
wertPoll.  — SKepr  ben  ©cfitpldpunft  ber  allgenteinen 
©iinbertuube  belonen:  G.  Sleclub,  La  terre  (©ar. 
1868,  2 ©be.;  beutfd)  bearbeitet  »on  O.  Ule,  2.  Vlufl., 
üeipj.  1892),  Supan,  ffirunbjüge  ber  pppfijcpen  G. 
(3.  Vlufl.,  Seipj.  1903).  Unfre  Stenntnifje  »out  ®e« 
birgbbau  ber Grbe  ftnb  »tmSueß  in bem großartigen 
SBcrlc:  »DaöVlntlißberGrbe*  (©rag  u.  Cetpj.  1885  ff., 
©b.  1—2)  gufammengefaßt  worben,  gür  bab  Stu- 
bium  ber  ©obengeflaltung  unb  ©obcnbcfcpaffcnpcit 
muß  bcfonberb  auf  g.  ».  9)i<ptpofcn8  »güprer  für 
gorfepungbreifenbe  • (Seil.  1886)  fowie  © e n et  b »SKor. 
ppologie  ber  Grboberfliidic*  (Stuttg.  1894  , 2 ©be.) 
»erwicfen  Werben.  Ziemlich  »eraItctiftSonflarS»Vlll* 
gemeine  Orograppic*  (SBicn  1872),  ntobent:  be  2a 
Sloe  unb  SHargerie,  Los  forme»  du  terrain  (©ar. 
1888).  ©on  geoiogiftpcnSBerlcn  lammen  beut  Bebiirf« 
nid  beb  ffleograppcn  bcfonberb  2p e 118  »Principles 
of  geology* , 2apparent,  Traitö  de  geologie  (4. 
Vlufl. , ©ar.  1900,  3 ©be.)  unb  Sleumapr,  Erb- 
gefdpidfte  (2.  Vlufl. , 2eipj.  1895 , 2 ©be.)  entgegen. 

Die  2iteratur  über  ffleograppie  beb  SJtenfcpen  ober 
Vlntpropogeograppie  pat  ftd»  lange  auf  bie  ©c 
panblungeinjelner©unftebcf(pränft.  R.9!ittcrb  »Gin« 
leituna  jur  allgemeinen  »ergleitpenben  ffleograppie 
unb  »Vlbpanblungen  (ur ©egrünbungeiner  mcpr  ioif- 
fenftpaftlicpen  Sepattblung  ber  G * (Ser!.  1852),  3- 
ffl.  ftoplö  »Unterfmpungen  iiberSerfepr  imbSlnftebe- 
lungett  berSRenftpen»  (Dreäb.  1841), G.SappS  »©er« 
gleiipenbe  allgemeine G.-  (©raunftpw.  1845;  2.  Vlufl. 
1868,  2 ©be.),  ft.  Vlnbreeö  > ffleograppie  beb  SBeltpan« 
belb»  (l.©b.,  allgemeiner  Deil,  2.  Vlufl.,  Stuttg.  1877), 
©eftpelb  in  feine  -Söllcrfunbc«  (6. Vlufl.,  2eipj.  1885) 
aufgenommene  Vluffiiße  ftnb  bie  wicptigften  Grfdpei» 
nungen.  Siele  ©rDbleme  Werben  in  ben  SBcrfen  über 
©ölferfunbe  (f.  b.),  »on  benen  pier  bie  SBcrlc  uott  SBaiß« 
fflerlanb,  g.  SSüBer,  ©eftpel,  Stapel  unb  Sdjurß  ge« 
nannt  fein  mögen,  erörtert.  3 11,11  erflenntal  ift  bie 
ffleograppie  beb  dllenfcpcn  im  ganjen  bepanbelt  wor- 
ben tn  gr.  SRapelS  »Vlntpropogeograppie*  (Stuttg. 
1882-91,  2 8be.;Sb.  1 in  2.  Vlufl.  1899)  unb  >©i« 
litifepe  ffleograppie*  (2.  Vlufl.,  SRttndj.  1903).  Vllb 
VltlaS  ifl  (SerlanbS  »VItlaä  berSJöllerfunbe*  (in  ©erg 
pauä'  ■ ©ppfilalifdjem  Jpanbatlab«)  Wieptig. 

Die  2iteralur  über  matpentatifdjc  unb  pßpftfalifdje 
ffleograppie,  Djcanograppie,  ©flanjcn«  unb  Diergeo 
grappie,  SDIrteorologic , piftoriftpe  ffleograppie  unb 
Öanblartcn  f.  bei  ben  betreffenbm  Vlrtileln. 

Die  ffleftpitpte  ber  G.  bid  auf  SRitter  unb  £mnt» 
bolbt  bepanbelt  CbTar  ©eftpel  (2.  Vlufl.  »on  3.  Xuge, 
©filntp.  1877);  itntp  ipm,  für  2anbreifcn  uotp  ein«  | 


gepenber,  Siuien  beSaint«SÄavlin(»llistoirede 
ia  gbograpkie  ct  des  dboouvertes  gfeographiques*, 
©ar.  1873).  ©opuliir  finb  SöwnibergS  »ffleftpitpte 
ber  ffleograppie*  (2.  Vlufl.,  ©crl.  1866)  unb  »ffleftpitpte 
ber  geograppiftpen  Gntbedungdreifcn«  (2eipj.  1882— 
1884  , 2 ©be  );  ©üntper,  Gittbedungdgcftpicplc 
unb  gortftpritte  ber  wiffcnftpnftlitpcn  ffleograppie  im 
19.  äaprpuubert  (©erl.  1902).  gür  ba8  Vlltertum 
»gl.  © u n b u r p , History  of  aucient  geography 
among  Greeks  and  Romans  (2.  Vlufl  2onb.  1883, 
2 ©be.)  unb  ©erger,  ®ejd)itpte  ber  wiffcrtfcpnftlüpen 
ß.  berfflrietpen  (2.Vtuß.,2eipj.  1903);  für  bobilRittel 
alter:  2eleweI,G6ograplue  du  moyen-äge (©rüffel 
1852,  4 ©be.,  nebft  ßpilogue,  1857);  ftretfepmer, 
Die  pppHftpe  G.  im  tpriftlitpen  SDiittclaltor  (SBicn 
1889);  Dp.  giftper,  Sammlung  tniltelallerlitper 
SSelt»  unb  Seäarlen  italieniftpen  Urfpruitg»  (©cneö. 
1886);  SSiller,  Mappae  mundi  (Stuttg.  1895  -98, 

6 ^efte);  SBollenpa uer,  2eitfaben  jur  ffleftpitpte 
ber  ftadograppie  (©redl.  1895);  Siorbenffiölb, 
l’acsimile  - atlas  tili  kartogTafiens  iildsta  Listoria 
(Stotfp.  1889)  unb  »Periplus«  (1897);  für  bab  3cl1 
alter  ber  Gntbedungen  bie  SBerte  »on  ©efpel  (2. 
Vlufl.,  Stuttg.  1877),  91  u ge  (©erl.  1881), in  Oetncrem 
Umfang  S.  Öünlper  (ileip,;.  1901)  unb  ftrelftp« 
mer.  Die  Gntbctfuttg  VlmeritaS  in  iprer  ©ebeutung 
für  bie  ffleftpitpte  bco  Seltbilbed  (mit  VltlaS,  baf.  1892). 
Gin  groß  angelegtes  SBcrt  ift  3-  S.  fteltie,  Story 
of  exploratiou  (©b.  1 , 2ottb.  1903). 

Itttttanten.]  Unter  beitVltlantcu  ftept  buvd)  wißen« 
ftpaftlipe  fflrünblitploit  unb  Sponpeit  ber  Detpnil 
obenan  Vlb.  Siielerd  1817  begrünbeter  unb  feitbem 
immerfort  erneuerter  »fjanbatlad«  (fflotpa,  3uflub 
©ertpeo,  9.  Vlufl.  1901  ff.),  an  bem  im  2aufe  ber  (jen 
eine  SHcipe  ber  torjüglitpflen  ftartograppcu,  wie  Stic« 
ler,  tstülpnagei,  ©etemmnn,  Öergpaus,  ©ogel,;yaöc 
nitpt  u.  a..  lätig  gewefen  ftnb.  Daneben  niüifcn 
Äiepertd  »fcanbatlaS*  (45  ©latt,  ©erl.  1860;  3.  Vlufl. 
1893—96),  Vlnbreeä  »Vltlgemcincr  .fjanballab«  (4. 
Vlufl.,  2eipj.  1898,  mit  91amen»erjeicpniä  unb  »ffleo- 
grappiftpem  SjonbDutp«),  ber  juerft  ben  ©upbrud 
anwenbetc,  ber  »91eue  ^anbatlad*  oon  G.  Debcd  (2. 
Vlufl.,  baf.  1900),  Sopr-Sergpaud,  »^anballad*  (neu 
bearbeitcl  Pon  ©lubau,  ffllogau  1902  ff.)  unbSJlcperfi 
»ftleiner  ipanbatlad*  (2.  Vlufl.,  baf.  1900,  113  ©lall, 
mit  Slegifter)  genannt  Werben,  ©on  Stpulatlau» 
ten  ftnb  bcfonberb  Spbow • SBagncrb  » ©tetpobifper 
Spul  alias*  unb  bie  Vlllanten  Pon  Debeb,  Vlnbvcc- 
©upger,  fteil-Siede,  2epmann«©epolb,  Dierdc.ffliib 
ler,  Bübbede,  ©euder,  91itpler  ju  nennen.  Der  Säirl 
fepaftögeograppie  bienen  bie  Vlllanten  Don  2ang« 
paito,  «scobcl,  Scobel-2epmattn.  3n  granlreip  t)l 
ber  großartig  angelegte  Vltlab  Pon  ©ipien  be  Saint« 
©larlin  (it  nennen,  bie  englifebe  ftartograppic  bat 
wenig  Pebcutfamc  2eiftungen.  ©nie  ftarten  ber  ppp 
ftfcpcu  ffleograppie  bietet  ber  »on  £>ciniid)  ©ergpaub 
Pegrünbele  »©ppftlalifpe  ^anbaliaä«  (neue  ©earbei« 
tung  Pon  Iperm.  Bergpauö,  mit  Vlcumapcr,  §ann, 
Drubc,  SRarfpall,  fflerlanb  u.  a.,  fflolpa  1886—92, 

7 Vlbtlgn.). 

Uleilfdiriften  ic.l  Die  3»pl  ber  geograppifpett 
3eitfpriften  ift  fepr  beträptlip.  3"  Deutftplanb  ftnb 
pauptfätplip  bic  »OTtteilungen  and  3uftu8  ©ertpeä’ 
gcograppifdicrVlnftalt*  (1855  in  fflotpa  Pon  Vl.©cter 
mann  begrünbet,  fpäter  Don  ©cpm  unb  gegenwärtig 
pon  Supan  perauSgegcPen),  bie  »3eitfprift«  unb  (Pio 
1901)  bie  »Serpanblungcn  ber  ©cfcllfcpaft  für  G.  in 
Berlin«, ftettlerä»3citidjrift  für  Wiffenftpafllipc  ffleo» 
grappie«  (1880—91,  8 ©be.),  »Daö  Vlublanb*  (1828 


ERDMAGNETISMUS  I. 


6rbl  — ©rbmagnetiÄmuS. 


bis  1893,  früher  Bon  Befehd , Saßcl,  u.  b.  Steinen,  | 
$ule|t  Bon  öüntber  rebigiert),  ber  »©tobus«  (1862 
ton  8.  Wnbre*  begrünbet,  feit  1903  Bon  Singer  ge 
leitet),  »ÜuS  allen  Seltteilcit«  (Don  0.  Telit)d)  be- 
grünbet,  1869  — 99),  bie  »Tcuifdje  3itiitbfd)au  für: 
»eograpbte  unb  Statiftif  (1878  Don  Urenbts  begrün- 
bn,  jeft  rebigiert  Bon  Umlauft,  Stirn),  bie  »Teui« 
iiben  geographtfeben  Blätter« , l)rSg.  Bau  Htnbeman 
rai  Sluftrag  ber  Bremer  ©eogtapbtftben  ©efenfdjaft 
lieii  1877),  bie  »ÖeograpbifcbeBeitfebrift«,  brSg.  Bon 
bettner  (Seipj-  1896  ff.),  unb  bie  ÜSitteilungen  lmb 
gabreSberiebte  ber  Berfcbiebencn  ©eograpbndien  öc- 
ieüübaftcn  (f.  b.)  au  erwähnen.  Unperiobifdje  93er- 
bfjentliebtmgen  finb  bie  ßrgänjungäbefte  ju  -Beier« 
matmSSSitteilungen«,  bie  ®eograpt)ijd)en  Wfctjanb* 
langen«  (präg.  Bon  Bcnct,  3Sictt,  fegt  fleipjtg),  bie  * gor. 
Übungen  ;ur  beutidieit  flanbeS*  u,  BolfStimbe«  (IrSg. 
ton  91.  Ktrehhoff,  Stuttg.)  u.  a.  TaS  »©eograppifebe 
Jahrbuch - (Öottja,  1866  Bon  Sehnt  begrünbet,  fejt 
Bon  ö.  Sagner  berauSgegeben)  berichtet  über  bie  gort- 
übtüte  auf  bem  ©ebiete  ber  ©cogtapbie  unb  bet  geo« 
graphifdien  inlfsiotffcnfcbnftcn,  Tie  loidjtigften  eng« 
lifcben  3eitfd)riften  finb  basi  > Geographical  Journal 
(trüber  l’roceodings)  of  tbe  R.  Geographical  So- 
ciety« (flonb.)  unb  »The  Svottish  Geographical 
llagazine«  (ßbinb.),  bie  toiebtigften  fran jöfifeben : i 
baS  «Bulletin«  unb  baS  Compte-rendu«  ber^Jarifer  j 
Seograpbüdien  ©efeUfcbaft,  bie  »Revue  de  gtogra- 
phie«  Bon  Trapcpron,  bie » Anuales  de  gtographie« 
ton  Bibal  be  la  Stäche  unb  Tubote,  bie  »Nouvelles 
gfegraphiques«  Bon  Sebraber  unb  3acottet  unb  bie 
illuftrierte  3edfd)rift  »Le  Tour  du  monde«.  Tie 
undjtigften  itattemftben  baS  «Bollettino«  beritalieni« 
Ü6<n  ©eograpbtüben  ©efettfebaft  (Born)  unb  bie  »Ri- 
viu  geografica  italiana«  (glorenj,  feit  189-i).  Tie 
Bibliographie  Ber jeiebnet, abgefeben  Bon  ben  fort« 
Icufenben  ©erid)ten  in  »BctennannS  dRitteitungen«, 
bct»Annales  deGüographie«  unb  anbem  fleitftbrif« 
ten,  befonberS  bie  Bon  ber  ©efettfebaft  für  ß.  in  Ser« 
Im  beruuegegebene  »Bibljotheca  geographica«  (be- 
arbettet oon  Bafthin,  8.  3nf)ra.,  Bert.  1903). 

©rbl,  HJicbael  BiuS,  dRebijtncr,  geb.  5.  SRai 
1815  in  HKündjen,  geft.  bafelbft  25.  «febr.  1848,  flu« 
beerte  m SRÖncben  unb  entbedte  1836  unb  1837  auf 
emer  Seife  in  ben  Orient , bog  bas  Tote  ÜRccr  tief 
unter  bem  31t  Be  «tu  beS  dRittettänbiicben  liegt.  1840 
babüitierte  er  fid»  in  dRünthen  als  Brioatbojent  für 
Sbbftologic,  ßmbrpoloqtc  unb  Bergteicbenbedlnalomie 
unb  mari>  1844  orbentlitber  Brofeffor.  ßr  arbeitete 
über  ben  Bau  ber  Jtaare  unb  ber  3äbne  bei  ben  Sir« 
Wticren,  über  bie  ßntwidelung  beS  ^mmmereicS, 
über  baS  Sfetctl  beS  Gymnarchus  niloticus,  über 
bie  Cxgantfation  ber  gangarme  ber  Böhmen  tc.  Sein 
flaupttoerf  ift:  «Tie  ßnttoicfclung  beS  SRcnfcben  unb 
bes  Hühnchens  im  6i«  (dRünd).  i845 — 46,  2 fjefte); 
etueb  lieferte  er  »Tafeln  jur  Bergteidfenben  dlnalomic 
M StbäbelS«  (baf.  1841). 

Grblid)t  (tt ä d)  1 1 i d)  c r ßrbfdjein),  eine  bisher 
uneritärte  Suhtcrfcbcinunn,  bie  in  einer  namentlich  bei 
Seumonb  ober  bebedtem  tpintutef  unb  dicbel,  audj  bei 
ötemrntdjein  auffälligen  nächtlichen  feettigteit  befiehl  t 
unb  ben  ßmbruct  macht , als  ob  bie  Huft  fclbft  ober 
an  juglctd)  Borhaitbener  dJebel  pl)o-3pboreejifrc.  Tie 
erfte  genauere  dc'adjridjt  über  bas  ß.  gab  .f)umbolbt. 
görfter  Bermutet,  bati  ein  ©lübtiebt,  ähnlich  bem  Bo« 
laritht,  benßrbbatl  in  geringerer  jnicnfttätfortwäb« 
renb  umgibt  unb  ein  ilusgleid)ungSpbÄnonten  beS« 
Ülben  mit  bem  Söeltraum  barftettt. 

©rblöiher  (ßrbftätle),  f.  ^>bbtenü)obmmgen. 


15 

©rbmagajitt,  ber  Ort  jur  WufbeWahrung  ber  in 
ber  ©ärtnerei  ju  benujenben  ßrben. 

OfrbmagnctiömuS  (hierjit  bie  Karlen  »ßrb 
magnetismus  I u.  n«).  Tie  ßrbe  Berbätt  fid)  wie 
ein  großer  dJlagnet,  beffen  dtorbpot  nad)  8.  ge- 
»enbet  ift.  ßinc  borijontat  frei  [djloebenbe  dRagnet« 
nabet  nimmt  überall  eine  «art  j befiintmte  SRubetage 
ein,  berart,  baft  baS  eine  ßnbe,  ber  Slorbpol,  ftets 
mehr  ober  weniger  nach  91.,  ber  anbre,  ber  Süb« 
pol,  nach  ®.  jcigt.  TaS  eine  ßnbe  Wirb  alfo  fdjeinbar 
oom  dlorbpot  ber  ßrbe  angejogen,  in  bem  mir  bann 
natürlich  SiibmagnetiSmuS  annepmen  müffen,  bas 
anbre  Born  geogtapt)ifd)en  Sübpol,  bem  luir  SJorb- 
magnetiSmus  jujufdireiben  haben,  ,'jur  oottflänbigen 
Bcftimmung  ber  diiehtung  tmb  ©töfje  ber  erbntagne« 
tifd)en  Kraft  an  trgenb  einer  Stelle  ift  bie  Kenntnis 
breicr  ©rögen  ercorberlid)  (ßtementebeS®.,  erb« 
magnetifche  ßlcmente,  magnetifd)e  ßtc« 
mente):  ber  Teltination,  3n!lination  unb 
3ntenfität  (tiorijoittalintcnfität).  Turd)  bie  Te» 
flination  wirb  ber  fändet  angegeben,  bett  bie  erb- 
magnetifdje  Kraft  mit  bem  geographifdhen  dReribian 
bilbet,  burd)  bie  Jnlltnatiou  berjenige,  unter  bem  fie 
gegen  ben  §ori)ont  geneigt  ift.  3ur  ßrnüttetung  ber 
3ntenfität  beS  ß.  genügt  cS,  bie  ©röße  nur  einer  ber 
Komponenten  ju  befttmmen,  atS  bie  man  tneifi  bie 
§orijontalintenfität  nimmt. 

1)  Teflination.  Tenlt  man  fid)  burch  bie  mag« 
netifthe  lldjfe  einer  in  Ijorigontaler  ßbene  brepbaren 
dRagnctttabd  (Tcrtftg.  1),  itad)bem  fiep  biefe  unter  betu 
ßinftuß  beS  ß.  einge|tettt  bat,  eine  Bertilalebcne  (a  b) 
gelegt,  fo  ift  biefe  ber  magnetifche  dReribian;  berfelbe 
macht  mit  bem  aftronomiid)ect  dReribian  (.SN)  beS 
BeobacblimgSorteS  einen  SJintet,  ben  man  bie  mag« 

| ne  lijcbeTetti  Italic  tt  (Bb  Weisung,  früher  aud) 

■ Bariaiion)  nennt.  Tie  Telti« 
nalion  bat  an  oerfcbiebencit  Or- 
ten ber  ßrboberfläebe  ungleiche 
Serie  unb  ift  öftlid)  ober  wejiltcf), 
fe  nadjbetn  baS  SRorbcnbe  ber  91a 
bet  fljtlid)  ober  meftlid)  Born  aftro« 
nomifdjeit  dReribian  liegt.  3"  un- 
fern ©egettben  ift  bie  Teflination 
wefitidi  unb  beträgt  gegenwärtig 
in  Berlin  faft  10°.  ßinen  Über« 
btief  über  bie  TcflinationSocrbält* 
niffe  ber  ßrboberfläebe  gemährt 
bie  TeltinationSfarte  (Ta- 
fel I,  gig.  1),  auf  ber  alle  Orte 
gleicher  Teflination  burd)  fnnnme 
Hinten  uerbunben  finb;  biefe  Kur» 
oen  gleicher  magnetifcberTeftina- 
tion  heißen  3fogonen  (früher  3te.  i.  ®,f[iit«. 
IpallebfebeHinten).  80*3(0'  »IoninabiL 
gonai  laufen  in  jmei  ben  Grbpolcit 
nabe  gelegenen  'ßnnften  jufammen,  Bott  betten  ber 
eine  im  nrfttid)en'Jiorbamcrifaimter  ca.  70°nörbl.  Br. 
unb  96 0 Weilt,  fi. , ber  anbre  im  Süblttben  ßiSmeer 
fiiblich  oon  9ieubottanb  unter  ca.  74°  fübl.  Br.  unb 
148°  öfU.  fl.  liegt,  unb  bie  nIS  bie  magnetifcbeit 
Bote  ber  ßrbe  attjuicf)ott  ftttb;  ber  im  dl.  gelegene 
ift  ein  magnetifeber  Sübpol,  ber  fübticbe  ein  magne« 
tifeber  dlorbpol.  dtugerbem  treffen  bie  3fogonett  an 
ben  ßrbpoleit  felbft  jufammen,  fo  bajj  ber  Borlauf  in 
ber  91äbe  ber  Bote  cm  eigentümlicher  wirb,  ßine  fli« 
nie  ohne  ilbmeidjung,  b.  b-  eine  folcbe,  auf  ber  bie 
!Kid)tung  ber  dRagnetttabcl  überall  mit  beut  aftrono« 
mtfibcn dReribian  jufammenfättl ('itgonc),  febneibet 
bie  Oftecfe  Bon  Sübamerifa  ab,  läuft  bunb  baS  Ka« 


16  GrbmagnetiSmuS  (Deflination,  3nllination,  3nlenfität). 


raibifdje  iReer,  um  in  ber  ©eaenb  Bon  Gbarleätoii  in 
b<n  Kontinent  non  »orbamerifa  einzu  treten  unb  burdi 
bic^ubfonbai  Ijinburchsulaufen.  Dann  gebt  fie  bunt) 
ben  ntagnetifchra  Siibvol  unb  ben  aeographifchen 
Slorbpoi , aber  ba«  SRorbfap,  burd)  bad  Schwatze 
SReer,  ba«  <trnbifd)e  SReer,  ben  3nbifd)en  Ojean  unb 
Wenbet  fief)  nun  itacf)  ber  ffieftfüfte  Mujtralien«,  um 
enblicp  burd)  ben  magnetifchen  Worbpol  unb  geogra- 
pf)ifchen  Sübpol  ber  ®tbe  in  ftd)  felbft  jurüdjulaufen. 
«uf  bem  Btlantifchen  Ozean,  in  Suropa  unb  fflfrifn 
ift  bie  Deflination  faft  überall  eine  Wejtlich«,  auf  ber 
anbent,  burdi  bie  betriebene  Sinie  bezeiipnete  Srb* 
hälfte,  tft  bie  Deflination  eine  öftlicfje,  mit  Wudimbmc 
eine#  lleinem  aonlen  ©ebiete«  im  iSftiichen  Ültieit  unb 
bem  angrenjenben  ÜReer,  wo  eine  zweite,  in  fid)  felbft 
jurüdloufenbe  Sinie  oljne  Vlbweichung  Borforomt,  in 
bereu  3nnern  bie  Dellination  mieber  wcftlich  ift. 

Die  3fogoneu  hefigen  eine  grofje  prattifdje  ©e< 
beutung  für  ben  Seefahrer;  prallet)  entwarf  1701 
eine  Deflination«-  ober  Sariationblarte  für  ben  Bt- 
lantifdien  unb  3nbifd|en  Djean.  Sin  Bergleid)  bie- 
fer  äiteften  3fogoitenfarten  mit  ben  jejjtgen  zeigt 
eine  ganz  bebeutenbe  Bnberung  fowoljl  tu  ber  Sage 
aid  ber  ©eftalt  ber  3fogoneu,  biefelben  fhrb  alfo  be- 
beutenben  zeitlichen  Slnberungen  unterworfen.  So 
ging  3.  B.  bie  Sinie  ohne  Bbroeidjung  1492  burd)  bie 
^30ren,  1673  burd)  ©erlin,  1885  burd)S!.Betet«burg. 


Sin  ;ur  abfolulen  SJieffung  ber  Deflination  beftimm 
terBpparat  heiiit  Deflinat  orium  (Deflination«* 
buffole).  Giiieu  einfachen  Bpparal  biefer  Brt  zeigt 
Zejtfig.  2.  3n  einem  bofenartigen  ©«häufe  ift  «tue 
SRannctnabel  auf  eine  Spif)e  nufgefept ; an  ber  Seite 
bed©rl)äufc«,ba«  um  eine  BertifaIeBd)[e  gebreht  Wer- 
ben fann,  ift  ein  gemrobr  angebracht,  bef]enBd)feniit 
bem  2)urd)mefferO — 180°  bedZeilfretje«  parallel  läuft. 
Wat  man  ben  Bpparat  fo  geftellt,  bah  bie  Babel  über 
0 -180°  fleht,  fo  fällt  bie  Bd)fe  be«  gemrobr«  in  ben 
ntagnetifdjen  SReribian ; bringt  man  bann  ba«  gern- 
robr  in  ben  aftronomifdjen  SReribian,  ben  man  mit 
£ilfe  be«  Ißolarftemä  ober  ber  Sonne  feftgelegt  bat, 
fo  gibt  bie  Differenz  ber  beiben  Sinflellungen  bie  De- 
tlination  an.  Da«  ynftrument  tann  nud)  jum'Ä'cffen 
beliebiger  ffiinfel  benupt  werben  (getbbuffole).  Die 
zum  Sd)iff«gebrauch  bienenbe  Deflinationdbuffole  ift 
ber  ft  0 tu  p a fi.  3u  f«hr  genauen  DeflinationSbeftim- 
ntungen  aebraitdjt  man  ben  magnetischen  Xheo- 
bolit,  eine  Bereinigung  eine«  mit  S>orijontallrei« 
berfehenett  aflronomifchen  Xljeoboliten  mit  einem 
SHagnetometer,  bie  zur  prüjifen  ©eftintmung  foWohl 
ber  Deflination  auj  auch  ber  $orizemtalinlcnftt5t 
bient  (f.  HRagnctometer). 

2)3<tflination.  SBirb eine®iagnetnabel,  bie  um 
eine  horizontale,  burdi  ihren  Sd|W<rpunlt  gehenbe 
Bd)fe  brefjbar  ift  (Zertfig.  3),  fo  aufgeftellt,  bah  ihre 
®rehung«ebene  in  ben  ntagnetifchen  SReribian  fällt, 
fo  nimmt  ihre  Bchfe  eine  jum  \x1ri30nt  geneigte  Siel- 


jt9.  3.  3ntlln«. 
tionlnabel. 


(ung  ein,  unb  zwar  neigt  fid)  auf  ber  nBrblitben$alb- 
fuget  ber  »orbpol,  auf  ber  (üblichen  ber  Sübpol  ber 
Rabel  und)  abwärt«.  Der  SSinfel,  ben  bie  Bdjfe  ber 
SRabel  mit  ber  iporizontalen  bilbet,  höh'  biemagne- 
tifdje3nfIination  ober  Steigung.  Die  erfte  Be- 
obachtung unb  äReffung  berSnflination  foü  non  bem 
ftompahmacher^artmann  inlRümberg  1544  gemacht 
fein.  »ach  ihm  würben  Weitere  3nfliuation*meffun- 
gen  Bon  3t.  9torman  in Sonbon  ange (teilt  (1576),  unb 
feitlter  zahlreiche  SReffungen  an  allen  Zeilen  berSrbc. 
3n  Berlin  beträgt  bie  3”f!tnn« 
tion  gegenwärtig  reichlich  66°. 

Sie  nimmt  nad)  9t-  bin  311,  bi« 
fie  am  magnetifchm  9torbpol 
felbft,  ber  Don  {Roh  1831  hn 
arftifchen  Siorbatnerifa  unter 
70°  5'  nürbl.  Br.  unb  96°  46- 
weftl.  8.  erreicht  Würbe,  = 90° 

Wirb.  Die  3nf!tnation«nabe! 

(teilt  fid)  hier  genau  (entrecht  3ur 
Srboberiliiche,  baher  benn  aud) 
ber  Schipfompah  in  hohen 
©reiten  unbrauchbar  wirb. 

Buch  bem  ntagnetifchen  Sübpol 
fant  »oh  1841  fel)r  nah«,  ohne 
ihn  ganz  3U  erreichen.  Sr  fanb 
unter  etwa  73°  fühl.  8r.  unb 
147°  BjlL  S.  eine  3nfltnation 
Bon  88° 56'.  ®ie®erteilungb«r 
3itflination  über  bie  Srbober- 
jladie»irbBeranfd)auIid)tburd) 
bic3nflination«farte(Za* 
fei  I,  gig.  2),  auf  ber  bie  Orte 
mit  gleidjer  Siiflination  burd) 
je  eine  fnentme  Sinie  Berbunben  finb;  biefe  Sinieit 
werben  3foflinen  genannt.  Die  erfte  3foflinen- 
farte  ber  Srbe  würbe  1768  Bon  bem  Schweben  SBilde 
h«rau«gegeben;  bot  ihm,  1720,  hatte  jebod)  ber  Sng- 
länber  Säh'fion  fchon  eine  3foflinenlarte  für  ben 
Süboften  BonSnglanb  entworfen.  Die3foflinenber* 
laufen  nicht  genau  parallel  ben  ©araüetfreifen.  Wie 
e«  bei  einer  gleidjmähigen  SDtagnetifierung  ber  Srb- 
ficgel  zu  erwarten  Wäre.  Die  Mullifofline  (2lf litte, 
magnetifcherilguator), läng«  ber  alfobie3nfli> 
nationänabel  hoct- 
icmtnl)tc()t,  berläuft 
in  ber  äquatorial- 
gone  teil«  bie«feit, 
teil«  jenfeit  be«  geo- 
graphifchen  Äqua- 
tor«. 3«  Oftafrifa 
u.  Sübaften  bewegt 
(ich  ber  magnetifchc 
Äquator  bi«  3U  10° 
närbl.  8r.,  in  Süb- 
amerifa  bi«  zu  15° 
fübl.®r.  3ucabfo* 
tuten  ©eftimmung 
biente  bi«her  faft 
auöfdjlichlidi  ba«  »abelinflinatorium  ober  bie 
3nflination«buffole  fZejtfig.4,  ba«3nftnt* 
ment  ift  beftimmt,  auf  ba«  gujzgeftell  ber  Deflina- 
lionbhuffole  [Zejtpg.  2]  gcfejt  zu  werben),  in  neue- 
rer 3«it  wenbet  man  jebod)  auch  häufig  ben  ©rb» 
mbuftor  (f.  b.  unb  SRagnetometer)  an. 

8)  Sntehfität.  Die  Stellung  ber  3ullinatioii«> 
nabet  gibt  bie  Sichtung  an,  nach  ber  an  jebent  Orte  bie 
total«  erbmagnetifchc  Straft  Wirft.  Die  Sirfung  be« 
S.  auf  eine  SRngnetnabel  ift  nur  eine  ridjtenbe  unb 


$ig.  4.  3nf  (in  attont&uff  o(r. 


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ERDMAGN  ETISMUS  II. 


GLEICHGEWICHTS 

LDnEN(C.*C.  S Bahrten ) 

für  1883 


ü TiuH  Gang  der  llnisfoutai  Inlemntat 
iu  l'oladmn 


» T*{1  Gang  drr  Inklination 
in  Potsdam 


J.  Ufi  IG-khn mIujd 


Bibi  Institut  in  Leipzig. 


Zum  .irlüel . Frxtmagnrtismus’ 


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erbmagnetiämuä  ßntenfität,  potential,  Variationen).  17 


feineSwegS  eine  jortbottjeaenbe ; benn  bie  entgegen« 
gefeßten  Strafte,  bie  jeber  Erbpol  auf  bie  beiben  Sole 
bet  Sabel  ausübt , jinb  toegen  bet  ungepeuem  Ent- 
femung  beS  ErbpoIS  Don  ber  91abel  etnanber  gleid) 
unb  parallel  unb  hüben  fonaep  ein  Kräftepaar,  baS 
nur  eine  brtpenbe,  niept  aber  eine  fortfd)reitenbe  Se- 
lregung  petDor  jubringen  Derniag.  Entfernt  man  eine 
3ntünationS-  ober  Xeflinationonabel  ein  »eilig  auS 
rtjrer  ©ltiepaewieptSlage,  fo  tetjrt  fte  babin  jurüct  Der- 
möge  einer  meipe  Don  Schwingungen,  bie  genau  bie- 
(«Iben  ©efeße  befolgen  »ie  bie  Schwingungen  eines 
Smbeld.  2äpt  man  ein  unb  bicfelbe  Wagnelnabel 
an  Derfcpiebenen  Orten  ber  Erboberflaepe  fchwingen, 
fo  lann  man  auS  ber  Vlnjaßl  ber  Schwingungen,  bie 
fie  nt  einer  Sefunbe  maeipt , auf  baS  SerpältniS  ber 
erbmagnetijehen  Kräfte  an  biefen  Orten  (cf) liefen; 
biefe  Kräfte  »erhalten  fiep  nämlich  wie  bie  Duabrate  ber 
beobachteten  Sepwingungsjaplen.  VI  uS  ben  Schwin- 
gungen einer  3ntlinationdnabel  würbe  man  auf  biefe 
Seite  bie  gan je  erbtnagnetifehe  Kraft  ober  bie  t o t a I e 
• 3n  tenfität  leimen  lenien,  wäprenb  auf  bie  ©efli- 
narionänabel  nur  bie  porijontale  Komponente  ber 
totalen  Kraft  ober  bie  porijontale  3ntenfität 
einwirft  $a  jebod)  bie  ©eflinationSnabel  genauere 
Seobacptungen  gefiattct  als  bie  3nflinationSnabcl, 
fo  jiebt  man  oor,  mit  §ilfe  ber  erftem  nur  bie  pori- 
jontale  Cfntenfität  bireft  tu  beftimmen,  Woraus  ftd) 
aisbann  bie  totale  3ntenfuät,  Wenn  bie  3ntIination 
befannt  ift , leiept  beregnen  lägt. 

©urep  SepwmqungSbeobaeptungen  erpält  man  je- 
bod)  nur  relatiDe  ©eftimmungen  ber  3ntenfttät.  Um 
suep  bereu  abfoluten  Viert  ju  erpalten,  wenbet 
man  |eßl  burepweg  baS  ©aupfepe  Verfahren  an.  Ein- 
mal läßt  man  einen  SKagnelftab  im  magnetifepen 
Wenbian  ((Swingen,  unb  fobann  lentt  num  mit  bem« 
felbrn  Stab  eine  ©eflinationSnabel  auS  einer  be< 
irimniten  Sichtung  unb  Entfernung  ab.  ©urep  bie 
Sebwmgungsbeobacptungen  erpält  man  baS  Sro- 
b u f 1 Dom  magnetifdpen  Sloment  bcS  Stabes  unb  fjo- 
rijontalintenfität , burep  bie  Bblenfungen  ben  Ouo- 
tienten  biefer  beiben  ©röpen.  Eine  Kombination  ber 
beiben  Sefultate  ergibt  baper  leiept  jebe  einjelne  ber« 
f eiben,  alfo  fowopl  oaS  magnetifepe  Woment  als  and) 
(worauf  eS  befonberS  anfam)  bie  §orijontai- 
intenfität,  beibeä in abfotutemWape.  ©auf)  wäplte 
als  Einpeit  ber  erbmaqnetifdjen  Kraft  biejenige , bie 
oi  einer  Sefunbe  ber  Siafje  1 mg  bie  Sefcpleunigung 
1 mm  erteilt.  Unt  biefe  ©aufjfipe  Einpeit  auf  bie 
ept  gebräucpliipe  abfolute,  bie  fogen.  Eentimeter- 
©ramm«  3etunben-Einpeit(E.-®.-S.  >6inpeit)  .girilct- 
jumpten,  muß  man  fie  burep  10  bioibicren.  3ur  ab« 
'oluten  Weffung  ber  ^orijontalintenfität  gebraucht 
man  jept  auch  meiftcnS  ben  magnetifepen  Xpeo« 
boliten,  alfo  baSfelbe  Snftrument . mit  bem  auep 
bie  ©eflination  gemeffen  Würbe  (f.  Waguetometer). 
©ie  Verteilung  ber  totalen  erbmagnetifcpen  Kraft 
über  bie  Erbobcrfläcpe  wirb  jur  tlnjdjauung  gebradjt 
Sureh  bie  l'inien  gleicher  3ntenfität  ober  yfobt)- 
n a m en  (^>oryontal«3f  obpnamen,  b.  p.  üinien  gleicher 
tporijonta/intenfitäl).  ©ie  magnetifepe! o t a 1 i n 1 e n« 
Ui  mmmt  im  allgcnieinen  Pom  fquator  gegen  bie 
ich  im  jU ; ben  gröftten  ®ert  erreicht  fte  jebod)  niept 
ca  Den  ‘Solen  idbft,  fonbem  auf  ber  niSrbücpen  halb« 
%e/  finben  Wir  jroei  fünfte  pöhfter  magnetijPer 
Sfi.  ben  einen  in  'J^rbamcnlc ^ «wrtL  Br. 

_i,  ane  „ „f/i  p ben  anbem,  weniger  ffd)er,  tn  9iorb« 
mbW weftL ^ „BrB1  sg,.  uni)  118o  BftI  £ 


f r?Linanber  liegenbe  Stetten  größter  3n« 
betewai  ^ aufi  , vl  ». 


tenfität,  in  65°  fübl.  Sr.  unb  140°  öftl.  2.  unb  60" 
fttbf.  Sr.  unb  120"  öftl.  2.  ©ie  abfolut  geringfte 
3ntenfität  jeigt  fiep  unter  ca.  20"  fübl.  Sr.  auf  einem 
ftemeic  ©ebiet  im  Vltlantifcpen  Ojean,  nape  ber  Küfte 
ton  Sübamerifa.  $ter  beträgt  bie  Xotalintenfitöt 
ungefäprO,2E.«©.«S.-Einpeiten,  wäprenb  fte  an  bem 
ftärfem  gfofuS  ber  Sübpemifppäre  ben  Warimal« 
wert  ton  etwa  0,7  E.«®.-S.«Einpeiten  erreicht.  Sei 
1 ber  2>oriäontalintenfität  (lafell,  gig.  3)  jiepen 
j ftep  bie  pöcpften  Serie  in  ber  ©egenb  beS  Äquators 
um  bie  ganje  Erbe  perum.  9iad)  ben  Solen  ju  nimmt 
bie  2>onjontaImtcmttät  ab,  ein  Winimum  finbet  fiep 
tu  ungefäprO.ot  abfotuterSinpeit  über  bemVlrttifcpeic 
Ärcpipel  91orbanterifaS. 

4)  Sotential^  ©teicpgeWicptSlinicn,  mag- 
netifepe Weribiäne.  ©urep  ©eflination,  Snfliiia- 
tion  unb  3njmfttät  Rnb  Sicptung  unb  ©röpe  ber 
erbmagnetifcpen  Kraft  tottftiinbig  Peftimmt  fflaup 
pat  nun  einen  matpematifepen  VluSbrud  aufgeflettt, 
baS  magnetifepe  Sotential,  auS  bem  fiep  fämt« 
liehe  brei  Elemente  für  jeben  burep  Sreite  unb  2änge 
beftimmten  Sunft  mit  2eieptigfeit  bereepnen  taffen, 
fobalb  and)  nur  ton  aept  über  bie  Erboberffäcpe  ter« 
teilten  Orten  bie  Serie  biefer  brei  Elemente  burep  bi« 
refte  Sefümmungcn  befannt  fmb.  Vlucp  geben  bie 
2inicn  gleiepen  SotentialS  ober  bie  magnetifepen 
©leiepaewieptslinien  in  ©aupfepen  Einheiten 
(©afel  II,  gig.  1)  baS  einfaepfte  Sitb  ton  ben  magne- 
tifepen Serpälhtiffen  unfrer  Crboberfläepe;  auS  iprem 
2aufe  läpt  fiep  j.  S.  bie  SKuptung  ber  ©eflinationS* 
nabel  an  jebem  Orte  leiept  erfeimen , inbent  fte  ftetS 
reeptwinflig  ju  ben  ©teiepgcWicptSlinien  ftept.  ©cnlt 
man  ftep  auf  biefent  Kärtepen  ein  Spftem  non  2inien 
gejogen,  welepe  bie  fflleiepgeWicptSlinien  fenfreept 
burepfepneiben,  fo  erpält  man  bie  magnetifepen 
Weribiane,  Wäprenb  bie  ©leicpgewüptslinien  fetbft 
afS  magnetifepe  Sorallelfreifc  aufgefapt  wer- 
ben fönneti. 

6)  Variationen,  Störungen,  3“fammen« 
pang  ber  magnetifepen  Erfepcinungen  mit 
Solarliept  unb  Sonnenfleefen.  Sämtliepe  Ele- 
mente beS  E.  Pepalten  auep  an  ein  unb  bentfelpeit 
Orte  niept  ben  nämliepen  Viert,  fonbem  fmb  fort- 
wäprenben  Sepwanfungen  unterworfen,  bie  teils  re- 
gelmäßig unb  periobifd)  eintreten,  teils  unregetmäpig 
unb  plößliep.  ©ie  erftem  nennt  manVariationen, 
bie  leßtem  Störungen.  Sei  ben  Variationen 
unterfepeibet  man  wieber  tägliche-  iäprtiepe  unb 
Säfularbariationen,  b.  p.  fDtepe,  bie  naepJageS- 
jeiten,  3npreSjeiten  unb  langem  3<iträunlen  toed)- 
fein,  gür  bie  einzelnen  Elemente  geftalten  fiep  biefe  Va- 
riationen in  unfern  ©egeiiben  etwa  folgenbermapen: 

© e 1 1 i n a i i o n.  3tt>  ÖapreSmittel  tritt  gegen  8 Upr 
morgens  baS  Wininium  ber  ©eflination  em,  b.  p.  bie 
Wagnetnabel  bat  ihre  öjtliepfte  Stellung  erreiept.  ©amt 
bewegt  fiep  ipr  9forbenbe  jiemliep  rafep  gegen  Sj. 
unb  erreiept  pter  ben  SBenbepuntt  jwifepen  1 u.  2 Upr 
nachmittags,  um  fobann  wieber  naep  D.  juriief* 
jufepren,  WaS  in  ben  91aepmittagS-unb91Penbftunben 
rafher  gefepiept  als  in  ben  9?aeptftunben.  ©er  iüinlel 
jwifepen  bem  öftfiepften  unb  mejtlicpften  Slanbe  ber 
Wagnelnabef,  bie  fogen.  tag liepc  Vlmplitube,  be- 
trägt im  3apreSmilte!  ungefäpr  8 Winuten,  fie  ift  im 
Sommer  (11')  gröper  als  im  Sinter  (6').  3n  ben 
DerfepiebenenWonaten  weiht  bertägtiepefflang  etwas 
ab  oon  bem  pier  gefepilbcrten;  Wie  er  fiep  im  eiiijeinm 
geftaltet,  ifi  aus  Xafcl  II,  gig.  3,  leiept  erfieptiid).  Vtuf 
ber  Sübpemifppärc  bewegt  fiep  bie  Wagnctnabel  in 
miltlera  Steilen  in  gerabe  umgefeprtem  Sinne.  9!acp 

2 


18  (SrbmagnetlämuS  (Bariationen,  Störungen). 


garabah  oerbaltcn  fid)  Die  täglidicn  Bariationen  bei 
E.  geraoe  fo,  wie  wenn  fie  btird)  jwei  magnctifd)c 
Bole  erjeugt  würbe«  (einen  fRorbpol  in  ber  (üblichen, 
einen  Sübpol  in  ber  nörblichett  jicutifpbäre),  bie  in 
ber  Sltmofphäre  ber  Erbe  ber  fd)cinbareit  Slewegung 
ber  Sonne  folgen,  SBiewof)!  alfo  bie  tägliche  Slaria- 
tion  offenbar  mit  bem  Staube  ber  Sonne  in  8e- 
jiefiung  ftet)t , fo  fann  bod)  eine  Döllin  befriebigenbe 
Erflärung  ber  Uriachen  bei  täglidjen  SangeS  ber  erb- 
nmgnetijcben  Srfdjeinungen  minier  nod)  nicht  ge* 
eben  werben.  VHS  böd)|t  Wahrt  cheinlccf)  barf  aller 
ingS  wobt  angenommen  werben,  baß  fie  wefentlid) 
burd)  Kräfte  bebingt  werben,  bie  oberhalb  ber  Erb- 
Oberfläche  ihren  Siß  haben,  imb  baft  ei  wahridieinhd) 
eleftrifcbe  Ströme  fttib,  bie  in  ber  .Sltmofphäre  ber* 
laufen,  unb  bie  ein  ganj  beftimmteS  Spftem  Don 
Stäften  erjeugen,  baS  im  flattfe  bei  IJageS  einmal 
utn  bie  Erbe  läuft. 

Sie  jährliche  Bariation  ber Seflination  iftDon 
(ehr  geringem  Betrage,  bei  und  etwa  Don  0,4'.  Sie 
hängt  offenbar  Don  ber  Derfcbiebenen  Stellung  ab, 
Welche  bie  Sonne  in  ben  Derfcbiebenen  (fahreijeiten 
ju  ben  beibett  $>emifpbären  ber  Erbe  entnimmt.  ©iS 
jur  sjeit  beb  höcbften  SonnenftanbeS  wädjft  bie  Sc- 
flination  in  unfern  ffiegettben,  nimmt  bann  jcboch 
Wieber  ab,  um  jur  3cit  beb  tiefften  Somtenftanbeb 
ein  SRinimum  tu  erreichen. 

SäfulareBariationenerfoIgenjwarfehrlang- 
fam,  Wachten  aber,  inbettt  fie  ittt  Saufe  ber  Satire  in 
gleichem  Simte  fortfdjreitcn , allmählich  ju  belrächt- 
!id)er  SrBfje  an.  So  War  ©.  itt  granfreid)  1580 
bie  Seflination  11»  30'  öftlid),  nahm  fobann  beftän- 
big  ab  unb  würbe  1663  gleich  9?uU;  Don  jener  geit 
an  würbe  fie  weftlidj,  bib  fte  1814  mit  22°  34'  ihr 
wefilidiebSllayimum  erreichte;  feitbem  nimmt  bie  weft* 
lid>c  Seflination  wieber  ab.  3n  Seutfchlanb  beträgt 
ihre  jährliche  Slbnabme  im  Surd)fd)nitt  6 SIKinuten, 
Doch  Derringert  ficb  aud)  bie  SäfularDariation  hier 
lejct  beftänbig,  Woburd)  barauf  hingebeutet  wirb,  baft 
bie  Seflination  fid)  Wiebmtm  einem  JBenbepunft 
nähert,  unb  3War  einem  fflittintum.  greilid)  bürften 
nod)  über  100  Sabre  Dcrgcben,  bib  3.  8.  in  fflerlin 
bie  Seflination  0°  erreicht  wirb.  Ser  mittlere  ©etrag 
ber  SäfularDariation  ber  Seflination  für  bie  ganje 
Erbe  ift  and  Safel  II,  gig.  2,  leicht  ju  entnehmen. 
Buch  bie  Safularoariationen  fcheiuen  einen  periobi* 
fdjen  Ebarafter,  wenn  auch  Don  feh>r  langer  Sauer, 
ju  beftjen.  So  berechnete  SSeßer  eine  SeflinationS- 
periobe  Don  420  fahren,  gelgenträger  eine  folche  Don 
477  Sahren.  Sic  Urfad)e  ber  Sätularoariationen 
leimt  man  noch  nicht. 

3nflination.  Sie  tägliche  tßeriobe  ber  3n- 
tlination  würbe  juerft  1827  bonSlrago  bemerft;  baS 
Slajimum  ber  ynflination  wirb  bei  unS  gegen  10 
unb  11  Uhr  borntittagS  erreicht,  bie  Babel  ift  bann 
am  ftärtften  gegen  ben  fiwrijont  geneigt.  Sonach 
hebt  fte  (ich  Wieber,  unb  cS  tritt  ein  fcbwach  auSgebil- 
beteS  SRinimum  ein , baä  fleh  über  bie  3lad)tftunbcn 
erftredt.  Eine  ähnliche  tägliche  Bewegung  macht  bie 
3nflination8nabel  auch  in  ben  mittlem  Breitender 
Sübhemifphäre;  auf  beiben  £albhigeln  ift  alfo  bie 
Sttflination  größer,  wenn  bie  Sonne  über  bem  §ori- 
jont  fleht.  Sagegen  ift  in  ben  Sropett  bie3nfUnation 
wäbrenb  ber  Sui'cbt  größer  als  am  Sage.  3»t  äRittel 
beträgt  bie  SageSaiiipIitube  ber  3nnination  bei  unS 
IV«'  tut  3ahr,  im  Sommer  reichlich  2',  im  Sinter 
reichlich  1'.  Sie  fed)  bie  Erfcheinung  in  ben  ein  leinen 
SRonaten  geftaltet,  fann  man  au«  Safel  II,  gig.  4, 
unmittelbar  entnehmen. 


Sie  jährliche  ©eriobe  ber  gnflüiation  beträgt 
bei  und  ca.  1',  fte  ift  alfo  faft  hoppelt  fo  groß  Wie  bei 
ber  Seflination,  unb  jwar  fällt  baä  SKafimum  itt  ben 
gebruar,  baä  fflimnuim  in  ben  3unc  unb  3uli.  Sa 
bieS  in  beiben  (temifpbären  jugleid)  eintritt,  fo  ift  alfo 
ber  SBert  ber  gnflinalion  Wabrfcbeinlid)  Dott  berSon- 
nemtähe  abhängig.  ©ejttglid)  ber  fäfularenffia* 
riation  ber  Önflination  ift  ju  bemerfen,  bah  bie 
3foflinen  eben  folgen  ©eränberungen  unterworfen 
ftnb  Wie  bie  Sfogonen.  Sie  lllftine  ging  1700  unter 
35»  Bft1.fi.  burch  ben  Äquator,  1780unter  10°  Bftl.S., 
1 837  unter  0»  40'  Bftl.  £.  unb  1886  unter  6"  weftl.  il. 
Sarattö  fdjon  erfleht  man,  baft  Don  1700  ab  eine 
fortfdjrcctenbe  Bewegung  Don  D.  nach  ffi.  ftattgefun- 
ben  hat  Sa  nun,  wie  and  Safel  I,  gig.  2,  erfid)tlid|,  bie 
3foflincn  über  Europa  nach  SRorboften  ju  auffteigen, 
fo  ift  mit  biefer  Sanierung  ber3fotlinen  Don  O.  nach 
SB.  jugleid)  eine  Abnahme  Der  3nflütation  in  Europa 
Derbunben.  3"  Baris  belrug  fte  1671  noch  75“,  feit- 
bem hat  fte  fortwährenb  abgenommen  bis  ju  ihrem 
egenwärtigen  SBert  Don  ungefähr  65”.  3»  ©erlin 
at  biegnflmation  jurieit  einen  SBert  Don  etwa  66!/«°, 
bie  SäfularDariation  befiehl  hier  in  einer  jährlichen 
Abnahme  Don  ungefähr  l1/«  ®rab. 

Sntenfität.  Sa  als  britteS  Element  gewöhnlich 
bie  $>orijontalintenfität  betrachtet  wirb,  fo  ift  in 
Safel II,  gig. 5,  ber  t ä gl i d| e © a n g betreiben  für  bie 
einjelnen  SJionate,  bas  Sinter-  unb  Sontmerhalbjahr 
fowie  für  baä  ganje  3afw  in  graphüeher  Sarfteüung 
gegeben.  Sanad)  ftnbet  man  bei  ber  £)orijontalinten- 
fttät  im  3abrcSmittel  ein  jiemlid)  flaches  SSajintum 
gegen  8 Uhr  abenbS.  Ein  beutlid)  ausgeprägtes  3Ri* 
tiinium  fällt  auf  etwa  11  tlhr  DormittagS;  in  ben 
einjelnen  SRonaten  treten  hierin  alletbingä  Heinere 
Abweichungen  auf.  3nt  ÜRittel  beträgt  bie  tägliche 
Slmptitube  in  ©erlin  ca.  27  E.*®. -3. ‘Einheiten ; fte 
ift  im  Sommer  größer  (39  Einheiten)  als  im  SBinter 
(20  Einheiten),  Wie  es  auch  bei  ben  anbent  Elementen 
ber  gall  War.  ©eitn  jährlichen  ®ange  ftnbet  man 
für  beibe  Jcalbfugetn  ein  SRnyimuiti  für  bie  3eit  Dom 
Dftober  bis  SRärj,  es  jeigt  fich  alfo  auch  h>cc  ehte 
3unahnte  ber  3ntenfität  mit  größerer  Sonnennähe, 
ilfier  bie  SäfularDariation  ber  ficorijontalinten- 
fitst  ift  nod)  Wenig  befannt,  ba  bie  einwurfsfreien 
SReffungen  biefeS  Elements  aus  erft  DcrhältniSmäßig 
neuer  3eit  flammen.  3"  Seutfchlanb  finbet  eine  jähr- 
liche 3unabute  ftatt,  bie  in  ©erlin  etwa  28  Einheiten 
im  3ohe  beträgt 

Bon  ben  ntagnetifchen  Störungen  (magne  ■ 
tifche  Stürme,  magnettfd)e  ®ewitter)  Weiß 
man , baß  fte  manchmal  mit  Erbbeben  unb  Dulfani* 
fdjen  SluSbrüdfen  jufammenfallen , jebenfaUS  aber 
mit  ber  Erfcheinung  beS  9iorb!id)tS  in  innigem  3“* 
fammenljang  flehen.  Sie  treten  oft  über  weite  fiärt- 
bergebiete  gleichzeitig  ein,  waS  namentlich  burd)  bie 
Seöbad)tungen  beS  Don  ^umbolbt  angeregten  unb 
Don  Sauft  geleiteten  SRagnetifehcn  BereinS  beftätigt 
Würbe,  beifen  SRitglieber  an  Derfcbiebenen  Orten  ju 
DorauSbeftimntten  Serminen  24  S tunbett  lang  ben 
Sang  ber  SeflinationSinftntmenle  Don  6 ju  6 2Ri- 
nuten  nach  Söttinger  3eit  beobachteten,  unb  In  neue- 
rer 3<it  burch  bie  photographifchen  3legiftricrungen, 
bie  man  an  ben  Derfcbiebenen  ntagnetifchen  CDferoa- 
torien  erhalten  hat. 

Buch  bei  ben  ntagnetifchen  Störungen  macht  fich 
ein  täglicher  unb  ein  jährlicher  Sang  betnerfbar.  3m 
täglichen  Sange  finbet  man  eitt  SRinimttnt  utn 
SRittag  unb  eine  fehr  beutlidje  3unahme  ber  Stö- 
rungen (bei  allen  brei  Elementen)  in  ben  fpätenSRaeh- 


Grbnmnbet  — Gtbmann. 


19 


siJtogS-  unb  Abcnbftrtnbfii . Der  jäljrli*e@ang 
ffirfc  iciraftermcrt  burdb  «in  bereits  Don  Humbolbt  fr- 
mfaiei  boppetteSTRatrimum  äur3eitb«rSquinortien 
imil  ein  boppeltei  Minimum  jur  3«!  btt  Soljtitien. 

Bejüqli*  beb  3“!  ontmenhangi  bererbmagmtifdjcn 
rat  erobern  te»imi*en  Erlernungen  ift  in  ecfter  Si- 
nt  «m  gatq  outf aüenbcr  BaraüelieSmu«  beb  täglichen 
mb  iäbrUeben  Wange«  ber  magnetii*en  Störungen 
ait  bem  Auftreten  beb  9iorbIi*ti  ju  beiuerfen.  Über 
litten  oft  behaupteten  3uf<rmmenbang  jmif*«n  ®.  unb 
Soimenfleden  lann  man  im  einzelnen  nt*tSBeftimm- 
teä  nadrocifen.  Sobalb  man  aber  für  bai  »olle 
3ahr  bai  Auftreten  ber  Sonnen flede  mit  ber  A tu • 
plitube  bei  !ägli*en  ©angei  ber  magnetifdjen  Ste- 
mmte sergleidit  . fo  fmbet  fidj  eine  OöIIige  überein- 
fttmmrag : bi«  Amplituben  Dariieren  genau  mit  ber 
Häujigftit  ber  glede.  — 3ur  SReffung  unb  Auf- 
indmung  ber  erbntagnettf*en  Bariationen  unb  @tö> 
tragen , b t).  alfo  bei  gefamten  Berlaufi  ber  erb- 
magnetiiiben  Srfdjeinungcn,  bienen  bie  fogen.  Mag- 
«etometer  unb  URagnetographen  (f.  b.).  gür  Dellt» 
«stion  unb  Horisontatintenfüät  pflegt  man  hierbei 
ttrdi  meijteni  bie  beiben  non  ®aufe  angegebenen  Jn* 
itnnnente,  bas  fogen.  Umfitar-  unb  Btfiiarmagneto- 
meter  anfuwenbm.  Die  Jnllinqtion  wirb  im  attge- 
meinen  nidjt  bireft  auf  gewidmet,  fonbem  man  regi« 
imert  ben  ©ang  ber  Sertifalintenfttät  mit  bem  fogen. 
Sagemagnetometer  na*  Slopb  (2lopbi*e  Sage) 
mb  beregnet  bann  aui  ben  Angaben  bes  Bifilar- 
mb  fSagemagnetonieteri  ben  ©ang  ber  Jnflination. 
Tiefe  Stuf jetdjnungen  »erben  in  be'tt  fogen.  magneti- 
’iben  Cbferoatorien  gemadit,  bie  in  jiemli*  qrofeer 
3*61  über  bie  ganjc  Erbe  oerteilt  ftnb.  Sgl.  $lrti(et 
»JRagnetiimui-  unb  ©auf),  ©cfammette  Sterte, 
8b. 5(®öttmg.  1877);  ©aufs  u.  Scher,  Sttai  bei 
6.  (SeipV  184b);  Samont,  Hanbbu*  bei  G.  (Berl. 
1849);  Derfelbe,  Sitronomie  unb  ®.  (Stuttg.  1851); 
i Üfaumann,  Die  6rf*einungen  bei  E.  in  ihrer 
Ibbängigteil  Dom  Sau  ber  Erbrinbe  (baf.  1887): 
ifcbenpagen,  Erbmagnetiimui  (in  ber  •Anlei- 
tung ;ur  bemühen  Sanbei-  unb  Bolfiforf*ung«, 
3taSg.  1889).  SReumaper,  Sllai  bei  ®.  (mitTejt, 
m Bergbaus'  »^tmtalifehem  Sttai«,  ©otfea  1891); 
• Sleubrude  oon  3*rtften  unb  Sorten  über  Meteore- 
togie  unb  E.«  (l)rSg.  oon  ^eüniann,  Berl.  1893ff.); 
•Terrestrial  magnetisra  and  atmospheric  electri- 
eity«  I Saltimore,  feit  1896). 

Grbmattbel,  f.  Arachis,  Cyperus,  Helianthus 
mb  Lathyraa. 

Grbntann , 1)  Otto  Sinnt,  Ebemifer,  geb.  11. 
ftnnl  1894  in  DreSben.  geft.  9.  Olt.  1869  in  Seipjig, 
ftalnerte  SRebirin  unb  5Raturwiffenf*aftcn  in  Drei- 
ben  unb  Seippg  unb  habilitierte  ft*  1825  bafelbft  für 
EVime.  würbe  1830  Srofeffor  ber  ted)ntfd)en  Gbemie 
bafelbft  unb  errichtete  1 842  ein  Saboratorium,  Weldjei 
baä  Mutter  mehrerer  ähnlicher  Snftalten  geworben 
nt-  Gr  arbeitete  über  bai  Stiefel  (Seipj.  1827),  ben 
3nbigo  unb  einige  anbre  garbftoffe,  bai  Seudügai 
mb  imil  Manhanb)  üher  bie  Stomgewi*te.  Er  fchrieb : 
-ilehrbud)  ber  ffbemie-  (Seipj. 1828,  4.  Sufi.  1851); 
-Enrabnfe  ber  allgemeinen  'Sarcntunbe-  (baf.  1833, 
13.  Su«.  Don  ^attaufef  1901)  unb  »Über  bai  Scu- 
biu®  ber  Gbemie»  (ba|.  1861).  Sud)  gab  er  bai 
»Journal  für  tedmifche  unb  öfonomifebe  Ehemie« 
ifcpj.  1828  — 83)  unb  junt  TeU  mit  Sebloeigger- 
Sothel  uni  Starchanb  bai  »Journal  für  pra!tifd)e 
ftemte.  (baf.  1834  ff.)  hcrau'*- 

*)3»6ann  Ebuarb,  Wlofopb,  Qcb.  13.  Juni 
1805  ja  SSolmar  in  1’iDlanb,  gefi.  12.  Juni  1892  in 


$)atle,  fhibie rte  in  Dorpat  unb  Berlin,  »o  ihn  nament- 
lich §enel  feffelte,  Theologie,  warb  1829  ffleifllicher  in 
feiner  sBaterftabt,  manbte  fl*  aber  fdjon  1832  na* 
Berlin,  wo  er  ft*  na*  Boüenbung  feinei  Slerfei 
• Berftt*  einer  Wiffenf*aftli*en  Darflellting  beröe- 
f*i*te  ber  neuern  Bh'Iofophce*  (2eipj.  1834  — 51, 
3Bbe.)  1834  bei  ber  ph>lofophij*en  gafultät  habili- 
tierte. 1836  Würbe  er  ali  aujierorbentli*er  Brofefjor 
ber  Bhüofophte  na*  IpaHe  berufen  unb  »irfte  hier, 
1839  jum  orbent!i*en  Brofeffor  ernannt,  lange 
Jahre  ali  glänjenber  afabemi|'*er  2ehrer.  Seinen 
3*riften:  »2eib  unb  Seele-  (.(jade  1837,  2.  Sufi. 
1849)unb  -9(aturunbS*öpfung>  (üeipg.  1840) folg- 
ten : »©nmbrife  ber  Bfü*ologie-  (baf.  1840,  6.  l'lufl. 
1873);  -©ntnbrifi  berilogit  unb SRetaphbfit-  ($atle 
1841,  4.  Sufi.  1864);  »Sßerutif*te  Suffägc-  (baf. 
1846);  »Bfh*o(ogif*e  Briefe«  (2eipj.  1851,  7.  Sufi. 
1896),  Worin  er  bie  BÜPbologie  mit  ©lütf  tu  beleb 
renber  Unterhaltung  barjuftetfen  fu*te;  -Borleiun- 
gen  über  alabemifdiei  Sieben  unb  Stubium«  (baf. 
1858)  unb  -©runbrifi  ber  ®ef*i*te  ber  Bhüofopbie- 
(Bert.  1865  — 67,  2 Bbe. ; 4.  Sufi.  Don  Benno  Erb- 
mann,1896),Woriner  bai  'Mittelalter  auif  üt)rli*  u nb, 
obglei*  felbft  ber  -legte  'ffioljttanet  - ber  2»egelf*en 
Schule,  beten  Selbftauf  löfungipro  jeß  (ehrunparteiif* 
baritellt.  ®eiftrei*e  Borträge  Don  ihm  ftnb  unter  bem 
Titel:  -Gmite  Spiele*  (Serl,  1855, 4. Sufi.  1890)  er- 
f*ienen.  G.  nahm  unter  ben  Hegelianern  etne  Dermit- 
tclnbe,  bo*  mehr  na*  re*ti  neigenbe  Stellung  ein. 

3)  DaDib,  proteft.  Theolog,  geb.  28.  Juli  1821 
ju  ©üftebiefe  i.  b.  Sleumatf,  würbe' 1853  BriDatbojent 
inBerlin,  1856  orbcntli*erBrofcffor  ber  Theologie  in 
Äönigiberg,  1864  ©eneralfuperintcnbent  Don  S*Ie- 
fien  unb  juglei*  tponorarprofeffor  in  Breilau  unb 
trat  1900  in  ben  SRuhfftanb.  Unter  feinen  S*riften 
ftnb  ju  nennen:  »Sieben  unb  Seiben  ber  erften  Ehri- 
ften-  (Berl.  1864) ; »Die  Deformation  unb  ihre  Mar- 
ttjrer  in  Jtalien-  (baf.  1855);  »Der  Brief  bei  Jalo- 
bui,  erflärt«  (baf.  1881);  -Suther  unb  bie  Hohen- 
joUern-  (Breil.  1883,  2.  Sufi.  1884). 

4)  Ctto,  Maler,  geb.  7.  Dej.  1834  in  Seipjig,  fht- 
bierte  auf  ber  bortigen  Sfabemie  unb  fpäter  in  Drei- 
ben  unb  3Rün*en  unb  liefe  fi*  1858  in  Düffelborf 
nieber.  Gr  malt  mit  befonberer  Borliebe  ©enrebilber 
aui  ber  Sofolojcit.  bie  bur*  gefällige  Motioe,  feinen 
Humor,  pilanle  Suffafjuna  unb  ein  flarci,  freunb- 
li*ei  Solorit  anjiehenb  ftnb.  Die  herDorragenbftcn 
ftnb:  bie  glüdlli*c  SSerbung,  bai  Blmbefuhfptei,  bie 
Erwartung,  ber  Gtitpfang  bei  Bräutigams,  bai  Sie- 
beiorafel,  bie  geheime  Bolf*aft,  bie  unterbrochene 
ftlaoierflunbc,  Die  Braulf*au,  ber  ©elegenheitibieb, 
ein  Teftament,  bai  franfe  Brinjefe*en,  bei  geinbei 
Da*e,  Ho*(eit  in  Si*t,  ftunft  bringt  ffiunft,  im 
Bei*  ber  Töne. 

6)  fflorip,  Maler,  geb.  15.  Spril  1846  in  Sme- 
bürg  beiStenbal,  befu*te  bie  Berliner Shmflalabemie 
unb  würbe  S*üler  bei  Sanbf*aftimaleri  H-  Gf*fc. 
Gr  unternahm  aübann  Stubienreifen  na*  Thürin- 
en, bem  Harr,  Schleswig,  H°Oanb,  S*»eben  unb 
ielt  ft*  ein  Jahr  in  Jtalien  auf.  Wohin  er  fpater 
no*  mehrere  Male  jurüdlchrte.  Bon  feinen  Sanb- 
j*aften,  bie  fi*  bur*  poeti[*e,  etwas  f*»ermütige 
Suffaffung  unb  bur*  tiefe,  triftige  gärbung  aui- 
«i*neu,fmb  hcrDorjuheben : Heibe  am  Deaenftein  im 
Har;,  baSSKorfumfliff  auf  ber  JnfelSt)U,Monbna*t 
im  ©allmarSfjorb,  bie  ffirünc  ©rotte  auf  Gapri,  bie 
Billa  HabriauS  bei  TiDoli,  biblif*e  Sanbf*aft  mit  ben 
grauen  am  ©rab  Gprifti,  ein  Heiligtum  auf  Eaori 
tu  alter  3eit.  ber  SBapmann  bei  Ber*!eSgaben,  bie 


20  ©rbmänndjen 

Summen  in  ber  Billa  JiabrianS  bei  Ii»oti , Strafe« 
in  Subiaco  bei  Monbfebein.  ber  hotte  ®öü  in  ber 
SRamdau  mtb  bad  Dbernberger  Bai  am  Brenner.  ®r 
lebt  in  München. 

8)  Benno,  Bh'Moph,  geb.  30.  Mai  1851  in  fflub 
rau  bei  ®logau,  jtubierte,  nadjbem  er  einige  3«'t 
Buchbänbler  qewefen  loar,  in  Berlin  imb  fpetbelberg 
Bbilofopfeie,  Matftematif  unbBaturtoiffenfebaften  be- 
fonberd  unter  3'üer,  Steintfeal,  fiönigdbergcr,S>eIm* 
tiolfe  unb  Rird)t)of.  1873  nmrbe  er  ®ottor,  war  bann 
IV*  3afer  Siebter  an  einer  3ieal[d)ule,  habilitierte  fid) 
1876  in  Berlin,  würbe  1877  aufeerorbeutlidtcr , ein 
3at)r  fpäter  orbetiilidjer  Brofeffor  ber  Bhilofophie  in 
Stiel,  1884  in  Breslau,  1890  in  $>aUe,  1898  in  Bonn. 
®.  febrieb:  »Martin  Rungen  unb  feine  3eit-  (Seipj. 
1876);  »Bie  Bjiome  ber  ®eometrie«  (baf.  1877); 
-ftantd  Rritijidmud-  (baf.  1877);  »Sogif«  (Stalle 
1892,  Bb.  1);  -Bie  Bfhdtoloaie  bei  ftinbed  unb  bie 
Stfjuie-  (Bonn  1901)  unb  mit  SR.  Bobge:  -Bipd)»- 
logifcfee  Unterfudtungen  über  bad  Seien  auf  experi- 
menteller ©runblage-  (Stalle  1898).  Um  Stant  bat  er 
fid)  aud)  burd)  Budgaben  oerfebiebener  Sterte  fowie 
burd)  Seri5ffentlid)ung  tton  9tad)trägen  ju  Rantd 
»itritif  ber  reinen  Bernunft«  (Stiel  1881)  unb  oon 
»Dieflejionen  Rantd  jur  fritifepen  Bh'lofoPh'*-.  Bb.  1 
u.  2 (Seipj.  1882—84)  fefer  »erbient  gemacht.  VI ud) 
gibt  er  »Bbhanbfungen  jur  Bhilofophie  unb  ihrer 
@e[d)id)te«  (Stalle  1893  ff.)  tjeraud  unb  beforgte  bi« 
4.  Auflage  Don  3.  6.  Erbmatmd  *®runbrife  ber  @e- 
fd)id)!e  ber  Bbtlofobbie* 

t'  rbmnniief)cn,  f.  Mandragora. 

(Srbmannoborf , 1)  (6.  in  Stfelefien)  Borf 
im  breufe.  Siegbej.  SiegtiiJ,  Rreid  £>irfebberg,  an  ber 
Somnife,  Rnolenpunlt  ber  Staatsbattnlinie  £iirid)' 
berg-S<bmiebcberg  unb  ber  Stiefengebirgdbaljn . bat 
eine  iepöne,  natfe  Sdjintcls erbaute eoang.Rircpe, 
ein  Sdtlofe  mit  Bart,  3oI)onniterfranfenhaud , eine 
31ad)dfbinnerei  unb  -Sieberei,  Bürftenfabrif  unb 
aaoo)  1150  ßinW.  Bad  3c^l  ofe  gebürte  ebebem  bem 
getbmarfdjaü  ©neifenau,  beffeu  ®rben  ed  1833  an 
Stönig  gnebrid)  SlOpelt»  III.  oertauften,  »ererbte  fid) 
bann  auf  beffen  SBitWc,  bie  gürftin  »on  Eiegnih,  unb 
würbe  1840  »on  König  griebrich  ©ilbelm  IV.  ald 
Shongut  augefauft.  3n  ber  Jiäpe  bie  Kolonie  3>1- 
I e r t b a 1 (f.  b. ).  Bgl.  2)  o n a t , Erbmanndborf  (£>irfd)b- 
1887).  — 2)  (G.  in  Sadtfen)  Borf  unb  Euftlurort 
in  ber  fädjf.  Rreidp.  Kbemmfe,  tlmtdfe.  glötja,  an  ber 
Staatdbabnlinie  glöpa  - Bnnaberg , pal  eine  e»ang. 
Kirche,  ein  Sd)lofe,  Baumrooüfpinncrei,  Bidfuit- 
fabrif,  grofee  ffiafjlmühle,  Sägewerf,  Bierbrauerei, 
3iegclbrennerei  unb  asoot  1610  Ginw. 

Grbmatiuoborf , griebrich  ©ilhetm,  Frei- 
herr »on,  Brdtitelt,  geb.  18.  Mai  1736  in  Bredben, 
qeft.9.Märjl795inBejfau,  beincpte  ald  Begleiter  best 
Surften  »on  Beffau  Srantreid),  Gnglanb  unbStalien 
unb  ftubiertc  tiamentlid)  bie  fRuincn  aud  ber  rönti- 
idtett  Kaiferjeit.  Gr  gelangte  baburcf)  ju  einer  Sie* 
berbelcbung  bed  flafftfeben  otild  unb  gehört  bedpatb, 
wie  feine  Berliner  g!cid)ftrcbcnben  fiunilqenoffen 
Sangband,  ®tUp,  ®cnfe  tc.,  ju  ben  Borläufem  ber 
neuem,  auf  bie  flafftfeheu  Mufler  fidt  ftüfeenben  Bau- 
funft.  Seine  Stauptroerfe  ftnb  bad  Sdtlofe  ju  ©örlig 
nnb  bad  Eanbbaud  ju  Stufium ; aud)  leitete  er  bie 
Schöpfung  ber  fd) litten  Einlagen  um  Beffau  unb  flat» 
tele  mehrere  3immer  bed  tötiiglid)en  Sdtloffed  in  Ber- 
lin nad)  feinen  Gntmürfen  aud.  Seine  Biographie 
fdjrieb  31  obe  (2t ff.  1801).  ®.  ftiftele  eine  Gpalto- 
graphifepe  fflefetlfdtaft  in  Beffau,  bie  atub  feine  ,)abl- 
rcicfecu  arifeitettonifdjen  Slubien  1797  »eriiffenthdjte. 


1 — ©rbttä^f. 

(^rbmanndbörfer,®  ay,  Drdtejterbirigent,  geb. 
14.  3uni  1848  in  jlümberg,  machte  feine  Stubien 
am  Konferttatorium  ju  Seibjig  fowie  fpäler  bei  SRieJ 
in  2redben,  War  187 1 — 80  iioifapcllmetjlcr  in  Son- 
ber^ltaufen,  1882—89  2irigent  ber  3iufuid)en  fflufit- 
gefeBfihaft  unb  Brofeffor  am  St onfer»atorium  in  SJlod- 
(au,  »ertaufehte  1889  biefe  Stellung  mit  ber  eined 
®irigenten  ber  BbiHtamionie  unb  Singafabemie  in 
Bremen,  fiebelte  1895  nadtBiänehen  über,  wo  er  1897 
bid  1898  ald  fcoffapettmeifter,  Dirigent  bertHabemie- 
(onjerte  unb  Beferer  am  Ronferoätorium  fungiert«, 
ffiäbrenb  ber  ©ml er  1895,96  unb  1896/97  leitete  er 
bte  Beteräburger  ©efeüfihaftdtonjcrte.  Vlld  fiouipo- 
nift  trat  ®.  mit  mehreren  ®hortt,c,:,cn'  °ud)  Dr<hefler- 
unb  Ktaoicrfadien  unb  Sieber  auf.  Seine  ©attin  (feit 
1874)  B online  ®.,  gebome  Oprawtll  (nadt  ihren 
'Mbopti»ettem  S i d)  t n e r genannt),  geb.  28. 3uni  1847 
in  ©ien  unb  bafelbft  audgebitbet,  trat  bereits  mit 
bem  16.  3«fer  öffentlich  aut,  (onjertierie  barauf  mit 
gutem  ©rfolg  in  2eutfdjlanb  unb  Stufelanb,  nahm 
1870 — 71  noch  Unterricht  bei  Sifjt  in  ©eimar  unb 
würbe  bafelbft  unb  in  ®nrmftabt  jur  Stofpianiftin 
ernannt. 

©rbmonndbörfftr,  Bernharb*  §iftorifer,  geb. 
24.  3an.  1838  in  BItenburg,  geft.  1.  SHärj  1901  in 
Vtcibclberg , ftubierte  feit  1852  Bhtlologie  unb  ©«• 
fchichte,  habilitierte  fuh  1858  für  ©efdtimtc  in  3«na, 
reifte  im  'Jiuoember  1859  bid  Buguft  1860  im  Buf- 
trag  ber  Stifloriidjen  StommitTicm  ju  9Jtünd)cn  nach 
3tatien  ju  ard)i»atifchen  gorfdtungen  für  bie  Samm- 
lung ber  3tcid)dtagda(tcn,  fiebelte  aber  1861  »on3ena 
nach  Berlin  über,  unt  an  ben  »on  ®rot)fen,  5K.  Xunder 
unb  ».  ©unter  geleiteten  Brbeiten  jur  ©efdtidtte  bed 
©rofeen  Rurfürften  mitjuwtrfen,  habilitierte  fid)  1862 
in  Berlin,  Würbe  1864  Eehrer  ber  ©efchidjle  an  ber 
Rriegdatabemie  unb  1869  aufeerorbentlicber  Brofef- 
for.  1871  folgte  er  einem  Buf  ald  orbenttidter  Bro- 
fett or  noch  öretfdwalb,  ging  im  S>erbft  1873  nad)  Brcd* 
lau  unbÖftem  1874  aid 9!nd)folger  o.Sreitfd)ted  nach 
ipeibelberg.  ®r  fd)rieb  unter  anbentt ; -ffirafffleorg 
Sriebrich  uott  ©atbed.  ®iit  preufeifcher  Staatsmann 
im  17.  3“hrfeunbert-  (Serl.  1869),  »Tcutfd)e  ©e- 
fdjidtte  oom  ©eftfälifchcn  grieben  bid  lurBegierungd- 
jeit  Sriebrichd  b.  ®r.<  (in  Cnctend  Sammlung,  baf. 
1890 — 93,  2 Bbe.,  1894  mit  bem  Berbun-Breid  ge- 
frönt), • fflirabeau.  (Bb.  13  ber  -Monographien  jur 
©eltgefd)i<hle* , Bielcf.  1900).  3n  ben  »Hrfunben 
unb  Bftenftücfcn  jur  ©cidjichtc  bed  Rurfüqten  gricb- 
rich  ©ilheim  »on  Brandenburg«  gab  tr  bte  -Boliti- 
fdten  Serhanblungen ■ (1864  — 83,  6 Bbe.),  aufeer- 
bem  Bb.  1 u.  2 ber  *Boltlifd)cn  Rorrefponbenj  Sari 
SrifbridjS  »on  Baben  1783 — 1806*  (Steibelb.  1888 
u.  1892)  heraud. 

_ Cfrbmaft  (Unterntaft),  bie  3!af)rung,  bie  bad 
Sdtwarjwitb  aud  ber  ®rbe  wühlt. 

Srbmand,  f.  ©ühlntaud. 

Prbmcffung,  f.  fflrabmeffungen. 

('  rbmctallc,  bie  BietaBeBluminium,  Bertittium, 
3irtonium,  Jborium,  ipttrium,  Grbium,  Ger,  Satt- 
tban  ic..  beren  Dypbe  bie  Erben:  Jonerbe,  Bert)ü- 
erbe  ;c.,  färb-,  gefdimact.  unb  geruchlos,  feuerbeftän- 
big,  febr  fdtwer  fchmeljbar  unb  in  Saffer  unlöslich 
fittb.  Sie  bitten  mit  ©affer  fdtwad)  bafifdje  untöd- 
liehe  Sthbroyhbe  unb  mit  Säuren  leicht  jerfegbare,  nur 
jum  Beit  tödticbe  Sat  je. 

(frbmitbc  (Samtmilbe),  f.  Milben. 

Orrbmörfcr,  Mine  jum  Budwerfcn  »on  Steinen, 
baher  foöiel  Wie  Steinmine  (f.  b.). 

(?rbnnhc  (Berigäum),  f.  Bpogäum. 


21 


(Jrbnufj  — grböl 


Prtnuft , 1.  Lathyrus,  Buuiutn  unb  Ar&chis; 
«mtanildj*  (£.,  1.  Apios. 
tnbnufyludsert  , f.  Öllucßett. 

(hbuußuicttl,  auS  ben  Preßrüdftänben  ber  Sa- 
mm  »an  Arachis  hypogaea  ßergefteUte*  gabrifat. 
nttsilt  etwa  50  ^5toj  ©itoeißförper  unb  IS  $caj- 
Ctunb  befißt  alfo  großen  Siäßrwert.  3n  Spanien 
ioü  «4 , mit  Statao , Qucter  unb  ©ewürj  ju  einer  Ylvt 
SMolals«  gemifcßt,  ein  wichtige«  fRaßrunabmittel 
bei  armem  WesötterungSflaffe  bilben.  6a  liefert  aud) 
an  poröieö,  lodere«  SJrot,  bas  aber  wegen  ausgepräg- 
ten bittem,  mobna  rügen  ®efcßmncf«  unb  lange  an- 
balienben  Stacßgejeßmad«  ungenießbar  ift.  Stoggen- 
brat  mit  25  Proj.  IS . ift  San  reinem  Soggenbrol  (aum 
ju  imterfcßeiben.  on  8i«fuit*  au*  reinem  E.  wirb 
bepen  Gkiebmad  bureß  ,-fuder  unb  (Bewürbe  billig 
Berbedt.  SU*  ®rüße,  gebäret  unb  geriftet  gibt  bet 
Eitmußpreßtucßen , naeß  einftünbigem  SBäffern  mit 
6alp  unb  Säger  geformt,  woßlfeßmedenbe  Suppen,  bie 
in  ihrem  äefcßmad  lebhaft  an  Soßnenfuppe  erinnern. 
3®nbad  aub  1300  SSeijemneßl,  400  gcrifteter  Erb- 
nußgrüße.  130  3uder,  15  Salj  unb  500  Söaffer  ift 
feßr  empfehlenswert  unb  wirb  im  S5erbauung«(anal 
au4  gut  auSgenußt. 

(«rbunßöl  (Ratjangöl),  fettes  01  au*  ben  Sa- 
men Don  Arachis  hypoguea(Slu8ßeute  30  — 45Proj.). 
2aa  laU  gepreßte  Ol  ift  faft  farblos,  riecht  unb  fdjmedt 
tngeneßra.  Ipej.  ®ew.  0,ai8  (bei  Sllerm  Dl  unb  Pads- 
laufäl  6,99t»),  büimftüffiger  alb  Olibenol,  wirb  bei 
+3*  trübe,  erstarrt  bei  —4  bis  7*,  beflißt  au«  ben 
Xrigtpceriben  her  Signocerinfäure  CMU„0,,  Slra- 
imiaure  C,„H„,0„  palmitinfauve,  CIfäure  unb  fßß- 
Spgaaföure  CltüM0,.  E.  ift  in  Yütoijol  Wenig,  in 
j&tßer  leidst  löblich,  wirb  niißt  leidst  ranjig  unb  läßt 
fei ß nur  langsam  serfeifen,  gibt  aber  eine  fcßr  gute, 
fefte,  iwißliase,  geracßlofe  Seife.  (£8  bient  alä  feine« 
Xafelil,  wirb  juweilen  mit  SBoßnö  1,  Sefamil  unb 
CaumwoUfamenöl  uerfälfißt  unb  felbft  jur  Serfäl» 
fdsung  beb  OUsenilb  benußt.  Sine  {Weite  Preffung 
liefert  au«  ben  Samen  ein  Dl,  ba«  auiß  nodfj  al« 
Speifeöl,  bd uriger  alb  Brennöl  benußt  wirb.  Sine 
brüte,  warme  Preffung  liefert  gelbliißeb  öl  son  min« 
ber  angeneßmem,  boßnenartigem  ®enuß  unb  ffie« 
feßmad  unb  wirb  nur  jur  Seitenfabrifation  benußt. 
Xnrd)  Ertraftion  erßißt  ftrß  bieSIuäbeute  auf  40 — 42 
Pisj.  3)ab  meifte  6.  wirb  in  äSarfeiHe  gepreßt. 

(hM  (ungar.),  fostel  Wie  SBalb,  in  jufammen- 
geilten  Ortsnamen  sorfommenb. 

IfrbäWnßc  (fpc.  euStenic),  »roßgemeinbe  im  ungar. 
Ksmitat  gemsttn,  mit  u«oi)  2370  ntagßar.  Eintpoß- 
■um.  Sitbltcß  ßiertwn  im  $>egijatjagebirge,  in  einem 
DaaSälbem  umgebenen  Xalleffel,  237m  ü.SH.,  5km 
»au  ber  Baßnftation  üiSjfa.Xolcösa,  liegt  ba«  83 ab 
8.  du  eifen-  unb  ataunßaltigen  warmen  Duellen, 
Sk  bei  Qiißt-  unb  Frauenteiben  angewenbet  werben. 

6tMk,  1)  ®roßgemeinbe  im  ungar.  Romitat  Sjat« 
udr.  mu  (i9oi)  3211  magßar.  Einwoßnern,  iUiufter- 
ßenßßaft  unb  Orftüt  beb  ®rafrn  RdrotoL  Sie  be> 
aodsbane  8urg  ber  SSrdgffi  War  ber  Sißußort  ber 
lattflmtlen,  bte  1545  ßier  ißre  erfte  Sßnobe  abßiel- 
en.  würbe  aber  156Ö  Mtftirt  ^eute  hart  gräflicßc« 
imttL  ~ 2)  ifraat.  (Srbub)  (Betneinbe  im  troat. 
ÄOTntaf  ss-r . :•••,  an  ber  Staatbbaßnlinie  SRaria- 
mit Donautrajeh nad)®ombo«. 
3"  ber  näßen  töurgruine  S.  beßnbet  fuß  jeßt  bie  ®ruft 
ber  ^mmlie  t£|Vß. 

('Tbol  Petroleum,  ®t«mbl,3tapßtß a),  eine 
m ber  *»*»»•  tsorfommenbe  entgünbliiße  Blüffigleit, 
Me  ben  an*  twrfcßi ebenen  Xeerforten  gewonnenen 


SWineralBten  fißnlicß  ift  unb.  Wie  biefe,  Wcfentliiß  aus 
flüffigen  Roßlenwafferftoffen  befteßt.  Sab  roße  6.  ift 
ben  ober  buntel,  bünn-  aber  biifitüffig ; eb  wirb  oft 
begleitet  son  brennbaren  @afen  (f.  tSrSga«) , enthält 
®eftanbteite , bte  fißon  bei  mäßiger  tirmiiraumg 
Xampfform  amteßinen,  aber  aueß  fißwer  flUdstige  Die 
unb  gelegte  ftarre  ftirper  (Paraffin)  unb  geßt  unter 
Umftänben  in  feßr  bidftiifüge  Subftanjen  über,  alb 
beren  ©tbglieb  bab  ftarre  iRergwaiß«  unb  berWfpßalt 
ju  betraißten  firtb.  ®ns  ti.  ift  feßr  weit  serbreitet  unb 
rinbet  ftds  in  ben  serfißiebenften  geotogifißen  Forma- 
tionen, bisweilen  in  ber  ßfäßc  son  (boiß  oßne  nadt 
Weibbaren  3ufammenßang  mit)  fünften  Sulfanifcßer 
Xätigteit,  gang  allgemein  aber  in  Sebinientgefteinen. 
Sie  6.  füßrmbenSißüßtentomptepe  alter  Formationen 
unb  aiter  ©Steile  weifen  eine  fo  aubgefproißene  unb 
auffaUenbe  Äßnlicßfeit  unbäbereinftintmung  in  ißrer 
flubbilbung  unb  3ufanl»t<nfeßimg  auf,  baß  man 
Bon  einer  gcwiffenÜrbbtfajieb  ber  Formationen  fpre- 
tßen  tarnt.  Ommer  ftnb  eb  bituminöfe  Xonftßiefcr 
unb  Serfißtebene,  meist  buntfarbige  Xone  in  SScdiicl- 
lagerung  mit  Sanbftemen  unb  Ronglomeraten.  «alt 
fteine,  bie  in  btefen  Formationen  aueß  sortommen, 
enthalten  faft  nur  teerartige  Stoffe,  aber  faft  nie 
eigenttiißeb  E.  Sibweiten  autß  eingefcßaltete  Süß- 
wafferbilbungen  finb  feßr  feiten  bituminib.  Srißere 
Srbilmengen  tommen  nur  in  mäeßtigem  Sanbftein- 
bänten  Bor.  S8o  fuß,  wie  ).  S3.  in  ben  Rarpatßen, 
mehrere  fßetroleumfonnationen  Bon  serjdsiebenent 
neoIogiidjentlUer  nebeneinanber  finbm,  ftnb  oft  ganj 
bitumenfreie  Stßitßtenlomplere  jwifißen  jwei  ßlfor 
mationen  parallel  unb  fontorbant  eingefißalteb  Ein 
jeine  Sortommen  geboren  einer  feßr  |ungen  Forma- 
tion an,  wie  bab  Son  SBieße  in  ^saimoser,  wäßrenb 
bab  ameritanifiße  E.  au«  oen  filteften  Formationen 
gewonnen  wirb.  E«  gibt  aber  an  ben  serftßiebenen 
Funborten  teiite  befummle  ißetroleumfcßüßt.  Xa«  Dl 
burißbringt  sieltneßr  bie  benachbarten  ©efieinsfdjicti 
ten  unb  erfüllt  Spalten  unb  Klüfte,  auf  bie  eb  in  fei- 
nem Saufe  flößt.  Xab  Sortommen  erfeßeint  baßer 
feßr  unregelmäßig,  unb  in  unmittelbar  henadj harten 
Sofalitäten  tann  ein  9oßrlocß  bpi  20,  ein  anbreb  erft 
bei  meßr  alb  100  m Xiefe  bab  Dl  erreichen,  häufig 
enthalten  bie  (soßlräume  neben  ®.  aueß  SSaffer  unb 
brennbare  Safe,  naeß  ißrem  fpejißfcßen  Sewicßt  über- 
einanber  gefeßidstet  unb  meift  unter  ßoßem  Xmcf 
fteßenb.  Slu«  einem  Ooßrlocß , bab  bei  einem  feßräg 
aufwärtb  gerichteten  $oßlraum  bie  ®a«fcßicßt  trifft. 
Wirb  baßer  junießft  eine  Eruption  entjünblicßer  (Safe 
trfolgen,  unb  wenn  biefe  sorüber  ift,  muß  bab  E. 
bureß  'pumpen  gehoben  werbest.  Xrifft  bab  «oßrlocß 
bagegen  Bon  sontßerein  bie  Dlfcßicßt,  fo  treibt  ba« 
ftarf  gefpannte  Sab  bab  <S.  jur  Dberfläcße  ber  Erbe 
unb  fttf>f*  fontänenartig  über  biefe  binaub.  Eine 
Kluft,  bie  in  bem  mit  SSaffer  gefüllten  Xeil  angeboßrt 
Wirb,  liefert  oft  reieße  Slubßeute  an  E.,  wenn  eb  ge- 
lingt, bab  SSaffer  fo  weü  aubjupumpen,  baß  bab  01 
b ab  S)oßr(od)  erreichen  tann. 

Xie  größten  SKcttgen  Son  E.  liefern  Dtußlanb 
unb  Slorbamerita.  3n  ben  Vereinigten  Staaten 
jießt  fteß  bie  Wicßtigfte  Petroleum jone  son  ber  SSeft- 
grerne  Pennfhloanten«  in  norböftlicßerShißtung  quer 
bureß  biefen  Staat  unb  bureß  ben  Staat  'Jiew  '{fort 
an  biffen  Sübgraue.  Xie  größten  ölgebiete  inner- 
halb biefer  3one  befinben  fteß  in  ben  ®raffcßaften 
SRac  Kean  m Peimftjtoaitien  unb  SlKegßanß  in  3tew 
®orf.  Son  geringerer  Sebeutung  fmb  SSeftoirgi* 
nia,  Oßio,  Kentuctß,  Kalifornien  unb  X«a«.  31t 
Kan  ab  a liegen  bie  ölgebiete  in  ber  Sraffcßaft 


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22  @rbÖl  (Bortommen,  ©ewimtung). 


Samberton  im  weftlttpen  Stil  her  BroDinj  Cntario 
unb  bauptiachlieh  im  Stabtgebiet  Don  ©nnidfiüen. 
3tt  Wittel*  unb  Sübamerifa  ftnb  ju  nennen: 
©uba  mit  großem  Seid) tum  an  Viip^ait,  ber  Sphalt* 
fee  (Bild)  Sale)  auf  Irmibab,  bie  Betrolenmquellen 
am  See  Don  Waracaibo,  bie  ßlfelber  Don  Wancora 
in  Slorbperu,  oon  Euaraguli,  'fjlata  unb  B'querenba 
in  SübboIiDia  unb  bie  Der  argentinifchen  BroDinj 
3ujun.  3n  VI  ( i e n bat  3a(>an  in  fünf  Brobinjen 
befonbetd  auf  ber  4>auptinfel  (BroDinj  Gchigo)  IS., 
bod)  bedt  bie  Brobuftion  nur  etwa  ein  SJrittel  beb 
ftetd  waepfenbett  Berbrciuchd,  auch  in  China  unb  gor* 
mofa  ift  bie  Vlubboute  gering.  Vtuf  Sachalin  ift  eben* 
falls  ©.  gefunben  worben.  @in  wicptiged  ©ebiet  ift 
Britifcp» Birma,  namentlich  bie  JJnfeln  Ijcpebuba, 
SHantri  unb  Barongab  Oie  geologische  gonnation 
befteht  aud  fanbigem  Sehnt,  ber  ein  auf  einem  Stof)Ien- 
flöj  rubenbed  lottlager  bebeeft.  lad  ßl  ift  in  bem 
Oon  enthalten,  unb  wenn  man  bie  obere  ®d)td)t  burd)* 
bohrt  unb  in  ben  Ion  einen  Brunnen  Don  ÖO— 90  in 
liefe  gräbt,  fo  fammelt  ftd)  ball  ßl  in  biefem  auf 
Saffer  fcpteimmenb  unb  tann  leicht  jutage  geför- 
bert  Werben.  3m  Batlbflpab  tritt  ®.  an  mehreren 
Stellen  jutage;  auch  ftnbet  ed  fid)  in  Vlffam.  Berften 
ift  reich  an  Betroleumqueden,  ebenfo  Sumatra,  3aoa 
unb  Borneo.  Xad  Wichtigfte  ©ebiet  aber  ift  her 
ff  aulafud.  Oie  fa utn fi ict) »r a ip i fd) e 91apf)tI)njonc  be- 
ginnt öftlidj  oom  Safpifcpen  Weer  unb  fejjt  fid)  fort 
über  bie  3ufel  Ifeheleten  (üblich  Don  Rradnowobff 
unb  bie  flcincn  3'ifeln  in  ber  Siäpe  ber  ftalbinfel  Vlp* 
fdjeron  in  baS  ©ebiet  Don  Bafu  unb  jiei)t  Don  ba 
längs  bed  Raufafud  übet  Oifltb,  Oer  unb  Slomoroffijft 
auf  bie  Oamanhalbinfel  unb  bid  in  bie  Srim.  Wan 
unteriepeibet  Dier  Siegionen,  unb  jwar  fe  eine  »u  hei- 
ben  ©nben  ber  ffaufafudlette  unb  je  eine  im  3t.  unb 
®.  berfdben.  Oie  ©rbölqueüen  finbqn  ftch  hier  in 
DoHIommen  Dulfaniftper  ©egenb,  bie  aud)  an  Wine- 
ralqucKen  fepr  reich  ift-  Steidje  Vluöbeute  liefern  bao 
Beden  Don  letttrud  ober  Don  ibertfd)  am  Subanflufs 
unb  bad  nbrbliche  Beden , Welches  baS  Oerettal  unb 
bie  Brobinj  Oagheftan  umfajit.  Oie  beiben  wichtig* 
ften  Beden  liegen  aber  im  Suratal  um  liflid  herum 
unb  auf  ber  fcalbinfel  Vlpfdjcron  um  Bafu.  3n  XifliS 
(teigen  brennbare  ©afe  in  unaufhörlichen  Strömen 
aud  bem  ©rbboben  h«rDor.  Oad  IS.  finbet  ftd)  meift 
in  ber  tertiären  gonnation,  unb  bie  mittlere  liefe  ber 
Brunnen  beträgt  taum  mehr  als  60  m,  währenb  man 
in  Simerifa  auf  260,  felbft  310  m t)inabgel)t.  Wm 
ergiebigsten  ftnb  bie  Brunnen  in  Balu,  bie  sDrufcpba* 
quelle  lieferte  1883  täglich  über  8 Will,  kg  unb  Der* 
fchlammte  bie  ganje  ©egenb.  Oad  Soböl  in  Iraitd* 
fafpien  ift  im  öegenfaj  ju  bem  paraffinfreien  Boluöl 
paraffinhaltig  unb  Wirb  Wefentlich  nur  ald  fceijnta* 
tcrial  Berwenbung  finben.  3" Wuftralien  hefigen 
Sieufilbwaled  fowie  auch  Oucendlanb  unb  Xadmania 
audgebehnte  Säger  Don  Branbfcpiefer , aud  bem  in 
Steufübwaled  ©.  gewonnen  wirb,  unb  in  Steufeclanb 
auf  ber  9torbinfcl  audgeführte  Bohrungen  haben  un* 
bebeutenbe  SRefuItate  ergeben.  VI  uh  in  Happten 
ergaben  Bohtberfuehe  geringe  ßrgiebigfeit  3n  VI I • 
gcrien  erftredt  iich  eine  ®.  führenbe  3°ne  anfehei- 
ttenb  Don  ber  öftlicpen  ©renje  Don  Warotfo  burd)  bie 
ganje  BroDinj  Dran  bid  nach  ßonftantine.  Oie  Ber* 
bältniffe  ftnb  hier  ähnlich  wie  bei  Balu  unb  in  ©ali* 
jien.  Buch  in  Ounid  ift  ®.  qefunben  Worben. 

© u r o p a beflgt  }War  an  Dielen  Orten  ©rbölqueüen, 
bod)  ift  junächft  nur  bad  Borfomnten  in  fflalijien 
Don  größerer  Bebeutung.  §ier  jieht  ftch  bad  Srböl* 
gebiet  in  einet  Breite  Don  2 — 3 Weilen  am  Slorb* 


abhang  ber  ©ebirged  hin , jWifdjen  bem  Rnrpatben* 
janbftein  unb  ben  eoeänen  Iertinrfchid)ten.  ©ine  ber 
wichtigsten  Sotalitälen  ift  Borpdlaro  bei  IropobtjCj, 
Wo  jtd)  @.  unb  Ojofertl  in  bituntinöfen  unb  faljigen 
mioeänen  Oonen  unb  Wergein  finben,  bie  Don  @e* 
röll  unb  Sehmfdjicbten  bebedt  ftnb.  Slioeau  unb  ®r* 
giebigfeit  ber  6.  füprenben  Schichten  Wcchfeln  febr; 
tnbed  fdjeint  Djolerit  ftch  tiefer  ald  20  itlatler  nicht 
mehr  ju  finben,  währettb  ®.  noch  in  jeher  beliebigen 
liefe  angetroffen  wirb.  Rumänien  hat  SrbölqueUen 
jumejft  am  Süboitfufj  ber  Karpathen  unb  gewinnt 
bad  ßl  in  einer  liefe  Don  50  — 120  m.  3™  Oeutfch- 
lanb  finbet  ftch  ®-  üt  ber  §annoDerfdien  Wulbe  jtoi* 
fchen  ffiefergebirge  unb  Oeutoburger  Salb,  auf  etner 
Don  SIS.  nah  -SD-  gejogenen  Sinie,  beginnenb  bei 
Berben  an  ber  VI Her  unb  enbenb  bei  Braunfdjweig 
mit  ben  gunborten  Siebe  unb  Steinförbe,  Siänigfen 
bei  Burgborf  unb  bem  ©ebiet  bei  ßbemiffen  mit  Dt* 
heim.  Baraüel  jur  $>aupt(inie  läuft  (üblich  nod)  eine 
Cljone  (Dberg,  ßldburg,  Sehnbe)  unb  ebenfo  nörb- 
lid)  bei  ^oHe  jwifchen  SJielborf  unb  £>eibe  in  ^olftein. 
1880  begann  in  ber  ©egenb  Don  Dbeffen  (Olheint) 
eine  Vlltcengefellfchaft  bie  Bohrarbeiten  unb  erhielt 
aud  einem  Der  Bohrlöcher  in  160  lagen  1000  Bar» 
reld  ä 3,46  3tr.  Wopr  erbohrte  1880  eine  DueKe, 
bie  80  3tr.  ©.  in  einer  Stunbe  lieferte.  Orogbent 
würben  hier  leine  wefentlichen  Befultate  erreicht,  unb 
erft  nach  ben  ®rfo!gen  in  Siege  um  bie  Senbe  bed 
3ahrhunbertd  hat  bienorbweftbeutfd)e®rbölinbuftrie 
neuen  Vluffchwung  genommen.  Wan  begann  hier 
1890  mit  Bohrungen  unb  gewarnt  namentlich  1902 
ermutigenbe  Stefultate.  ©ine  obere  ölfüljrenbe  Schicht 
liegt  jwifhett  60  unb  200  m liefe,  bann  folgt  eine 
ertraglofe  Schicht  Don  150  m Wädjtigfeit  unb  unter 
biefer  eine  jweite  ölführenbe  Schiebt,  aud  ber  mit  bem 
©.  ftarl  faljige  Sole  geförbert  Wirb.  lad  ergiebigfte 
Bohrlod)  hat  347  m liefe.  Xic  obere  sdiicit  gibt 
buttlled  DI  (fpej.  ©ew.  0,m— 0,96),  bad  Wenig  Seuebt* 
Bl,  aber  Diel  Schmieröl  enthält,  bie  untere  3d)id)t 
gibt  hedered,  grünlid)ed  ßl  (fpej.  ©ew.  0,88—0,89), 
bad  10 — 18  Broj.  Benjin,  23  Broj.  ßeud)töl  unb 
50  — 60  Broj.  Schmieröl  liefert.  Wan  rechnet  für 
1903  auf  einen  ©rtrag  Don  45,000  Ion.  ©in  jweited 
beutfeped  Borfomnten  Don  ®.  finbet  ftd)  tttt  ©IjaB  (im 
3ütal  bei  Vlldfirdh,  bei  Bechelbronn,  Sobfan,  Schwab» 
Weiler,  ^agenau)  im  DIigocän  unb  ein  britted  an  ber 
Seftfeite  bed  legemfeed.  Defjtercä  ift  ant  unbebeu- 
tenbften.  3talien  hat  jwei  Betroleumbiftrilte  am 
Slorbranbe  bed  Bpennin  unb  in  ben  Bbrujjen.  Be* 
fottberd  jwifchen  Bologna  unb  Wailanb  liegen  japl* 
reiche  ®rböl*  unb  ©adqueüen  im  6ocän.  ©tnige  bie- 
fer Duellen,  Wie  bie  in  Betleia,  waren  fepon  im  Vllter- 
tum  belannt.  Vlugerbeut  finbet  ftch  ®.  in  granfreid) 
(lepart.  grault),  in  ber  Schwcij,  fflricthenlaitb,  Spa- 
nien, ffinglanb,  Schottlanb,  im  ©ebiet  ber  Betfcpora, 
am  gluffe  Uchta,  unweit  berRüfte  bed  ©idmeered. 

(Betolnttuitq,  BcfcpaftenpfiC  tinD  hrntfttbung. 

Urfprünglid)  gewann  tuan  bad  ©.  in  ber  primitio- 
ften  Seife  tn  öruben  unb  Brunnen,  in  ®h>n“  erhielt 
man  burd)  arteftfehe  Brunnen  neben  Saljfole  unb 
Erbgad  auch  ®.,  inBorbamerifa  würbe  ber  erfte  arte* 
ftfepe  Brunnen  tut  ©ewinnlmg  Don  S.  1809  ange- 
legt, unb  biefe  Brunnen  bilbeten  ben  Übergang  ju 
ben  jej)t  gebräucplicpenlicfbohrungen.  laoÖ!  fpringt. 
burd)  ©aabrud  getrieben , entweber  im  Strahl  aud 
bem  Bohrloch,  ober  ed  tttufe  buräh  Bumpen  qeförbert 
Werben.  lieSpringquetlen  perftegen,  wenn  ber  ©ad- 
brud  nacpläjjt,  aber  auch  Bie  Bumpbrumten  Derfagen 
mit  ber  3eit,  unb  bann  pat  man  fte  oft  mit  ©rfolg 


Erböl  (Sefdjaffenheit,  Entftebung). 


23 


torpebiert,  mbem  man  «ine  mit  SRitrc*iIt)}erin  ge» 
iiStie  ©atrone  in  baS  Soljrlod)  binunterheß  unb  jur 
ÖEDloüon  brachte.  TaS  gewonnene  Sotjöl  wirb  in 
großen  eisernen  ^öe^dlterri  gefummelt  unb  in  eifemen 
liegenien  gtjlutbcm  Don  6 — 15,000  Sit.  (tanks) 
transportiert.  Tie  Koften  für  ben  Transport  finb 
für  bas  ©ebenen  ber  Erbölmbuftrie  faft  allein  ent- 
idj.-ibmb,  unb  mSKorbatnerifa  bat  man  beapalb  grog- 
artige  SRöbcenteitungen  (pipe  lines)  angelegt,  bie  tn 
ter  olregion  ein  foloffafis  tßeßwcrf  bilben  unb  fid) 
bis  iur  stufte  erftreifen.  Tie  SRöbren  haben  einen 
Xurdjmrffer  bis  15  cm,  finb  gefebroeißt  unb  burib 
Stoffen  miteinanber  Derbunben.  Sehr  fräftige  ©um* 
pen  treiben  bas  Öl  bureb  bie  SRöbren,  jo  baß  eS  au<b 
erhebliche  Shoeaubifferengen  überroiitbet  ähnliche 
Einrichtungen  eriitieren  and)  im  rufjifcben  (irböl- 
gebiet  gür  ben  SaffcrtranSport  tuurben  Xanfbamp- 
fer  gebaut,  auf  benen  große  eifeme^iftemen  ben  gan- 
jen  Kielraum  eimtebmen , unb  in  ben  fpafeupläpen 
bienen  mächtige  Set'erDoirS  jur  Bufnahme  bes  Erb- 
ölS. ©er  gageerfebr  befebränft  fitb  gegenwärtig  auf 
gang  befummle  Konjunipläße. 

TaS  amerilanijcbe  robe  (£.  ift  bunfel  gefärbt,  meift 
braun,  Dom  fpej.  ®ew.  0,75  -0,9»;  eä  nedjl  Don  bet- 
gemengten  Schwefel-,  ‘ilrfen-  unb  ©boSpborberbin- 
Bungen  burcbbringlid)  wiberlidj.  ©efonberS  baSfana» 
bifche  nedit  febr  ftarf,  ift  rotbraun,  febtoerer  (0,832— 
O^s«)  als  baS  pennjglDamfdje  (0,806  — 0,8ie),  baS 
bellcr.  bünnflitiftger,  grünlich,  inS  DliDenbraune 
liebenb  rrfcheint  TnS  SRangunöl  ift  bet  auffallenbem 
Sicht  gelbgrün,  bei  burtbfaHenbtm  braun,  babei  butter- 
arng.  Xas  öl  Don  ilpfdberon  bat  je  nad)  ber  liefe  ber 
Sobrlbber  ein  fpcjififchcg.@ewicht  Don  0,855 — 0,925, 
ttäbrenb  baS  fdbdue  gelbeÖt  Don Suradjana nurO,750 
ipej.  ffle®.  befißt.  allgemein  liefern  bie  obem  Erb» 
fibiitm  bidflü))igere,'fcbwerere  öle  als  bie  tiefem, 
DteUeidjt  ).  X auS  bem  fflrunbe,  tneil  aus  jenen  bie 
Süchtigem  ©eftanbteile  beS  ErbölS  burd)  ©erbunfhutg 
entoiben  ftnb.  fflauebe  Erböle  entwideln  fein  ©aS, 
anbre  aber  liefern  fdjon  bei  6°  entgünblid)e  Xämpfe, 
unb  bie  meitten  beginnen  bei  40 — 60°  gu  fteben.  ©ei 
foTtgeiejtem  Erbißcn  fteigt  ber  Siebepunft  beftänbig, 
unb  bie  lebten  flüchtigen  Ülnteile  beS  ErbölS  Der» 
bauipfen  eqt  bei  400°.  3uIe6*  bleibt  ein  pedjartiger 
ober  lobliger  Siüiftanb.  XieS  ©erbalten  beutet  bar» 
auf  bin , baß  baS  ®.  ein  ©emenge  Derfdjiebenartiger 
Stoffe  ift,  eS  beftebt  in  ber  Tat  faft  auS|'d)ließIicb  auS 
8o(Ieim)aff erftoffen , bie  nadb  ber  gormel 
infammengefeßt  ftnb.  3>icfe  Koljlenwafferftoffe  bilben 
etue  homologe  tfieipe,  beren  aufeinanber  f oigenbe  ©lie- 
ber üeb  bureb  einen  'IRebrgebait  ber  B tomgruppe  OH, 
nuterfibeiben.  Tie  iReifje  beginnt  mit  beut  Sumpf- 
gaS  ober  SSetban  CHj,  auf  baS  nod)  einige  gasför- 
mige, bann  aber  Süffige  ©etbinbungen  folgen,  unb 
artet  mit  bei  gewöhnlicher  Temperatur  ftarren  Kör- 
pern. 3m  E.  fmbet  fug  nun  baS  Sumpfgas  felbft 
nübt,  feine  entjünblichen  ©afe  befteben  auS  Ätban 
CjH,  uni  ©ropan  C,H,.  ©ußerbem  enthält  eSSutan 
C,H,„  baS  bei  1",  ©entan  OjH1v  baS  bei  38°,  §ejan 
Das  bei  69’,  fxptan  C,H,„  baS  bei  98,5’,  Df- 
ta»  CjH,,,  baS  bei  125°  gebet,  unb  aud>  noch  höbe« 
Stieber  biefer  Selbe.  Keineswegs  ftnb  aber  alle  biefe 
itplmaafferftaffe  fietS  Dorbanben,  meift  b'rri d)en 
ortge,  »ie  r.  ©.  ©entan  unb  S>ejan,  bebeutenb  Por. 
So«  (aufafiftbe  E.  beftebt  ebenfalls  auSßoblemuaffcr* 
ififm,  bie  aber  ber  Selbe  C„H,„  angebören  unb  aus 
figjbgirobertgol  CJH„  unb  beffen  ^omologen  be» 
Sa  Io  b OB  fl*  toenigftenS  j.  X.  leicht  in  ©ensot- 
kritatt  ObergefOitt  werben  fönnen.  Tie  guantita- 


tiPeit  ©erbältniffe  beS  bei  höherer  Temperatur  iteben- 
ben  Teils  beS  ErbölS  ftnb  nicht  befannt;  aber  manche 
Erböte  enthalten  bebeutenbe  Stengen  Don  ©araffin 
(robcS  pennft)!tanifd)eS  2 ©roj. , tanabifd)eS  bis  7, 
SRangunöl  bis  10,  jabamfcbeS  bis  40  ©roj  ),  baS  bis- 
weilen febon  bei  SSinterfälte  berauSfriflallifiert  unb 
in  feiner  3ufammenfeßung  non  bem  aus  ©raun- 
foblcnteer  gewonnenen  ©araffin  abweidß.  lltandie 
Erböle  ftnb  gang  fauerftofff rei , bie  meiften  aber  ent- 
halten aud)  fauerftoffhaltige  ©erbinbungen,  wie  Sar- 
bolfäure,  wenn  auch  in  piel  geringerer  l'tenge  als  bie 
Teeröle,  in  benen  wieber  bie  Koblmwafferitoffe  beS 
ErbölS  febr  fpärlid)  Pertrclen  finb. 

Tie  große  äußere  flbn[id)teit  beS  ErbölS  mit  bcu 
aus  Teer  bereiteten  Ölen  führte  früh  ju  ber  Vlnnabme, 
baß  eS  ju  großen  jüoblenlagem  in  ber  Erbe  in  ©e* 
liepung  flehe  unb  alsSliebenprobuft  ber  Umwanbtung 
ber  $oljfafer  in  Steinfoble  ju  betrachten  fei.  3n  ber 
Tat  tritt  Sumpfgas,  baS  erfte  ©lieb  jener  SReibe  Don 
Körpern,  aus  beiten  E.  beftebt,  in  Steinfoblengruben 
ganj  allgemein  auf,  unb  im  Steintoblenbergmerf  Xbe 
Tingle  in  Sbropfbire  fließt  ÜKineralöl  bireft  aus  Stein- 
foblcn  ab.  3ft  Teer  bas  ©robuft  einer  rafcbeit  3«r- 
feßung  bei  febr  hoher  Temperatur,  fotönnle  man  wohl 
baS  E.  entftanben  benlen  bureb  einen  bei  üerbältniö- 
mäßig  nieberer  Temperatur  unb  unter  hohem  Trud 
Derlanfenben  ©rojeß.  ber  wabricbeinlid)  anbre  Kohlen- 
wafferfloffc  liefern  bürfle.  @egenbicfeS>bpotbefefpre« 
eben  nun  aber  manche  ©erbältniffe  im  ©orfommen 
beSEvbölSfebrentfd)ieben.  3war finben ftd)  in'liorb- 
amerita  im  Clbiürift  auep  febr  auSgebebnte  Stein- 
fohlen-,  namentlich  ©ntbrajittager,  aberE.  trifft  man 
auch  inSegenben,  in  benen  nur  ältere  unb  nicht  mehr 
bie  Steintoblenformation  oorbanben  ift,  obitebaß  man 
©runb  hätte,  anjunebmen,  biefe  fei  früher  bort.nor- 
banbengewejen  uitb  erjt  fpäterjerftörtworben.  Über- 
haupt tritt  E.  inülnterifa  mehr  in  ben  unter  ber  Stein- 
foblenformation  liegenben  filurifeben  unb  beoonifeben 
Sdbid)ten  auf,  unb  fomit  erfebeint  bie  §t)potbefe,  bie 
baS  E.  in  ben  Steinfoblen  in  ©c.)iebung  feßen  will, 
wenig  begrünbet.  Krämer  bat  aus  Tiatomcenfdjlamm 
bureb  ©uSiieben  mit  ©engin  eine  toacbSartige  Sub» 
ftanj  erhalten,  bie  bem  Ojoferit  ähnlich  ift  unb  bei 
Teftitlation  unter  Trud  E.  liefert.  Sr  berechnete,  baß 
auS  bem  Schlamm  beS  SeeS  Don  SubwigSbof  (Uder- 
marf)  200,000  Ton.  ErbwacbS  gewonnen  Werben 
fönnten.  Tiatomeen  leben  in  Süß-  unb  Saljwajfer, 
unb  man  fann  alfo  bie  in  ganj  Derfebicbenen  gor* 
mationen  Dorfommenbeh  Erbölfunbe  erflären,  wenn 
man  annimmt,  baß  ber  Xiatomeenfd)lamm  Don  Erb- 
mnffen  überlagert  worben  unb  unter  bem  Trud  eine 
TeftiHation©laß  gegriffen  bat  ©ieUeid)t  ift  aber  baS 
E.  überhaupt  nicht  ein  3ericßimg8probult  Don  Dege» 
tabilifeber  Subftanj,  aus  ber  bie  Kable  unjweifelbaft 
abjuleilen  ift,  fonbem  aus  tierifdjen  Stoffen  ent- 
ftanben. Tafür  fprid)t  j.  ©.  baS  ©orfommen  Don 
E.  am  SRoten  'JJiecr.  Tie  ägbptifcbe  Küffe  beftebt  bort 
arogenteilS  auS  KoraHenbänfen,  bie  auf  ber  SBaffer- 
feite  leben  unb  weiter  Wacbfen,  lanbeinwärtS  aber  ab* 
fterben  unb  auStrodnen,  fo  baß  ein  löcheriger KalffelS 
übrigbleibt.  3it  biefen  2öd)em  jamntett  ftch  als  ßec- 
feßungSprobult  ber  eingefdjtoffenen  Korallentiere  be» 
ftänbig  ©elroleum,  baS  Don  ben  Eingebomen  auS 
©rannen  auSge[d)öpft  wirb.  Sonach  Würbe  jebe  ab- 
flerhenbe  ©anf  Don  Korallen,  SIKufcheln,  Krebstieren 
baS  SDiaterial  ju  öligen  ©robuflen  enthalten,  unb 
ihre  ©ilbung  würbe  nur  baDon  abfjängett,  baß  bie 
Umftänbe  bafür  günftig  ftnb  unb  namentlich  höh«« 
Sänne  mitwirft.  Turd)  ©erfuche  im  größern  ÜRaft» 


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24 


Grböl  (Tcftitlationäprobulte , SerWenbung,  Prüfung). 


flab  bat  Eitgler  nndifietttefon,  ba|  ticrifctfe  Subftanj 
(Fifdje,  Siufdjeln),  unter  einem  Xrud  Pon  16  ©imo 
jppären  ber  trotfnen  Xcitination  unterworfen,  ein 
©robuft  gibt,  bag  Dom  E.  bötlig  abrocidit,  wäljrenb 
oleinreidic  ffette  (Tran)  bei  gleicher  ©epanblung  ein 
©emifdi  Bon  Roljlenwafferftojfen  liefern,  bag  bem  8, 
febr  ähnlich  ift.  Engter  nimmt  baber  etn,  bafj  bei  ber 
©erwefung  ber  Seetiere  bie  fticfftoffljaltige  Subftanj 
bötlig  jerftört  Würbe,  bag  jurflcfbleibenbe  ffett  unter 
bem  Trude  ber  nuflagernben  Sebimentärfebidjten, 
unb  ber  SerWefungggafe  bei  erhöhter  Temperatur  in 
©lpjerin,  bag  leicht  roeggefpült  Werben  tonnte,  unb 
in  fette  Säuren  gefpalten  tmtrbe,  unb  bafj  lebtere  bann 
burd)  Xrud  unb  Sänne  in  Roljlenwaffejftoffe  unb 
Sailer  verfielen.  3'  nach  bem  berrfdienben  ©erhält- 
mg  jwifchen  Trud  unb  Temperatur  entftanben  Roh 
lenloafferftoffe  Derfdjiebener  Sieben,  unb  fo  erflärt  ftd) 
bie  Scrfehiebenheit  in  ber  äufammenfepung  ber  ein- 
jelnen  Erbölborfotmnen.  ©eaditenäwert  für  bie  Er- 
ttärung  ber  Entftebung  beS  Erbölg  ift  jebenfaüg  bie 
in  ber  Jlatur  fehr  beftänbige  Wffo.jiation  Bon  Stern- 
fall,  brennbaren  ©afen  unb  ®.  ©erthetot  bat  Der- 
jucht,  bie  SiBglicbfcit  eine«  Urfprunag  beo  Erbölg  au8 
unorganifehen  Stoffen  barjutun.  Er  geht  babei  Don 
ber  £>t)potbefe  auä,  bah  fm  3nnem  ber  Erbe  ©Kali- 
ntctaHe  Dortommen,  burd)  beren  EinWirfung  auf 
R ohtenfäureoerbinbungen  ©cetplüre  entfletien  nüiffen. 
Treffen  biefe  mit  Saffer  jufammen,  fo  wirb  Vtcetplen 
frei,  baä  fid)  infolge  begTrudeg  unb  ber  pöbem  Tem- 
peratur ju  Senjol  Derbichtet.  Sirft  aber  Saffer  auf 
bie 'Jtlfattmeta tle,  fo  wirb  Safferftoff  frei,  ber  mit  bem 
Vtcettjlen  bei  ber  Serbichtung  bie  RoI)ienWajferitoffe 
liefert,  bie  ftd)  im  E.  finben.  ÜRenbelejem  unb  SJJoif- 
fan  gehen  Don  ge|d)mol<enem  Eifenfarbib  au«,  mit 
bem  einbringenbeg  Saffer  Gifenortjb  unb  Stöhlen- 
Wafferftoffe  liefert. 

TcfttBattonbprobuftr.  kjrrmenDiing. 

Tag  rohe  E.  ift  jur  Serwenbung  Wenig  geeignet; 
man  unterwirft  eä  einer  Teftiflation,  bei  Der  man 
»uerft  fehr  flüchtige,  leichte,  bann  minber  flüchtige, 
fdjwerere  Öle  unb  julcpt  ©ar  affin  mit  einem  teerarti- 
gen SRucfftanb  erhält  Sian  benupi  heute  faft  allge- 
mein fontinuiertiehe  Teftiüaticm , bei  ber  eine  Sethe 
Don  Reffein  mit  Sfioeauunterfchieben  Don  1—1,5  m 
nebeneinattber  flehen  unb  burch  Söhren  miteinanber 
Derbunben  ftnb.  Tie  Reffet  werben  auf  um  fo  höhere 
Temperatur  angcljeijt,  je  tiefer  fie  ftehen,  unb  inbem 
nun  bag  So!)BI  auo  ben  SeferDoiren  in  beit  oberften 
Reffet  ftrömt  unb,  bem  Oiefälle  folgenb,  in  immer  tie- 
fere unb  heißere  Reffet  gelangt,  wirb  eine  frattionierte 
TcftiHation  erreicht,  bet  ber  jeber Reffet  fein  befonbereg 
©robult  liefert.  Tie  Tämpfe  werben  aug  ben  einjel- 
nen  Reffein  burch  Rüblapparate  geleitet,  unb  bag  Der- 
bichtete  ßl  flieht  in  Sammelbehälter  jur  Steinigung. 
Sehr  fchwefetreidje,  übetrieetjenbe  Stohöte  (Chio)  wer- 
ben mit  geröfteten  Sfupfererjen  behanbett  (ff  r a f h p ro  • 
e h)  unb  bann  beitiüiert.  Tie  bei  ber  Tejtillation  er- 
attenen  leichten  Die  beftiftiert  man  in  Apparaten  mit 
Tantpfljei jung  unb  JRettififationgfäute,  rührt  fie  bann 
•/i  — 1 Stunbe  mit  0,25 — 0,5  ©roj.  fonjentrierter 
Schwefetfäure  unb  nach  bem  ©blaffen  ber  Säure  mit 
Wenig  ©pnatronlauge  jufammen,  wobei  fie  ihren  un- 
angenehmen fteebenben  ©eruch  Derlieren. 

Tie  Teftitlationgprobufte  ber  leichten  Öle  (Seidjt- 
öle,  Effenjen)  ftnb  fehr  ungleich,  inbem  man  will* 
Türtidj  bie  ©renjen  ber  fpcjififchenfflewichte  unb  Siebe- 
punfte  Dcrtegt.  Tag  flüchtiafte  ©robult  ift  bag  Silji- 
goten  (Eginogen),  bag  fd)on  bei  30“  hebet  unb  alg 
anäfthetifdjeg  Stiftet  henupt  Wirb;  ferner  ©etro- 


Ieumäthcr(Erbö(äther,  RerofetenfSthigoten], 
Sherwooböl,  TanforthäBt,  ©uroraöl),  ber 
alg  Aether  Petrotci  offtjineU  war  unb  nach  ber 
Pharmac.  germ.,  Ed.  I.,  bei  einem  fpejififdjen  ffiewidjt 
Don  0,87—0,6-5  bei  50  -60°  fieben  feilte.  Erabfor- 
biert  au  ber  Suft  Sauerftoff,  wirb  baburd)  fpejififch 
fdiwerer.  ift  äujjerft  leicht  entjünblid)  unb  bient  alg 
lotateg  ©näftpetifum  unb  gegen  rheumatifche  Seiben, 
auch  tooht  jum  ©etrieb  Don  Eigmafcpmen  unb  jur 
Trennung  gewiffer  organifdjer  ©räparate.  ©etro- 
I eumät  lterll  c,©afoI in,  E anabol, B-Stapht hat, 
etwag  fernerer  unb  fehWerer  fluchtig;  ©etroleum- 
ben  jin,  alg  Beniinum  Petrolei  ofpjinetl,  fotl  nach 
bem  - Teu liehen ©rjneibud) - bei  einem  fpejififchcn  ©c- 
Wicht  bon  0,6«  — 0,67  hei  65 — 75  “fieben.  (Siäbereg 
f.  ©enjin.)  Sigroin  (C-9taphtha)  Dom  fpej.OSew. 
0,68 — 0,72,  bei  80—120°  ftebenb,  bient  ebcnfallg  alg 
Ejtraltiongmittel,  fftedwaffer,  jur  Tarflcüung  bon 
Stnoleum,  Sacpgtud),  girnig,  Sad,  alg  ©upöf,  alg 
Seuditmaterial,  jum  Rarburieren  Don  Seucptgag.  Tag 
fjü n ft  1 i d) e Terpentinöl  (©etroleumfprit, 
©upöl),  Dom  fpej.  ®eW.  0,7S — 0,7«,  löft  nicht  Siarjc, 
bient  jum  Serbünnen  Don  Seinölfirntg,  jum  Stei- 
nigen Don  ©ud)brudleUem  unb  jum  ©Upen  Don 
IWaicpinentetlen.  ©He  biefe  Effenjen , Don  betten  bie 
febmereren  alg  Slaphtpa  im  ipanbel  ftnb,  riechen 
mehr  ober  Weniger  ätberifd),  nicht  eigentlich  unan 
genehm  unb  ftnb  (ehr  leicht  ent  jimblid).  — ©ud)  bag 
rohe  S e u ch  t ö 1 wirb  mit  Schwefetfäure  beljanbclt,  mit 
Saffer  gewafeben  unb  bann  mit  Statronlauge  behan* 
beit,  woburch  Säuren,  ©henole,  Teerprobufte  te.  be- 
feitigt  werben.  Tag  ©robuft  ift  bann  noch  Don  fug* 
penbierten  Siaffcrtröpfchen  getrübt  unb  wirb  in  offe- 
nen, flachen  ©faimen,  bie  bem  Sicht  ftarl  auggefept 
ftnb,  ober  burdi  Filtration  übcrSägejpäne  ober  Roch- 
falj  geftart.  Turd)  Sonnenliht  Wirb  bag  ©etroleum 
auch  gehlcicht.  Tag  jum  ©ebraud)  fertige  Dl  fommt 
alg  gereinigteg  ober  rajfinierteg  ©etroleum, 
©araffinöl,  Rerofen,  ©hotonaphthil  in  ben 
jianbel.  Eg  ifl  wafferhetl  ober  fchwad)  gelblich,  ftuo- 
regjiert  fd)ön  blau,  Dom  fpej.  ©cw.  0,78  — 0,82  unb 
0,86,  Rebet  bei  etwa  160°  unb  brennt  nur  mit  öilfe 
eineg  Tochteg  unter  Entwidelung  Don  intenfibem  Siebt 
unb  Diel  SBärnte.  1 kg  E.  Derbampft  18  Sit.  Saffer. 
Eg  mifd)t  heb  mit  Schwefel toblenitoff,  ©tper,  Terpen- 
tinöl, nicht  mit  ©Kohol,  löft  Fette  unb  §arje  tc.  Piel 
fchwerer  alg  bie  Effenjen,  bringt  Rautfdiuf  jum 
Duellen  unb  löft  ihn  beim  Erwärmen.  Breunölc  Don 
beut  angegebenen  fpejififdjen  ©ewicht  (am  beften  O.ets 
bei  3immertemperatur),  wenn  fie  burd)  eine  forgfäl- 
tig  geleitete  frattionierte  TeftiHation  erhalten  würben, 
ftnb  burdjaug  ungefährlich;  hefonberg  gilt  bieg  bon 
ben  farblofen  unb  fdiroad)  riechenbett  ©robuften,  bie 
alg  Raiferöl,  ©araffinöl,  Rerofen,  ©.ittöl  in 
ben  $>anbel  fommen.  Reifer  gibt  folgenbe  Überfuht: 

Jtaiferöt  . . 0,tbo—0,800  J Suodiird white  0,80« — 0,sts 

®m(r.  tcudjtöl  0,800— 0,8lo  f Prirno  white  . 0,$oo— 0,«o« 

»uff.  * 0,8to  0,8t5  [ Slftralöt  . . . 0,oso  -0,««o 

Wniluug. 

, Seudjtöle  Don  bem  jpejififihen  ©ewichte  ber  guten 
Öle  tann  man  auch  betrügerifch  burd)  SWdjung  Don 
fchweren  Ölen  mit  Scidjtölen  herfietlen.  Solche  ©ii- 
idjungen  entwideln  bei  wenig  erhöhter  Temperatur 
brennbare  Tämpfe,  bie,  mit  Suft  gemifd)!,  burch  eine 
Flamme  jur  Grplofton  gebracht  werben  unb  baljer 
böchh  gefährlich  ftnb.  Sie  werben  ijergeftdlt , wenn 
bieSSa'rftberbältniffefür  bie  fchwercic  unb  leichten  Öle 
ungttnftig  fmb.  3ur  ©rüfung  ber  fflrennöle  genügt 
baher  niept  bie  Ermittelung  beg  fpejififthen  ©ewidjtg. 


Grböl  (Prüfung,  Diüdftänbe). 


25 


d fil  Dielmepr  nodp  bie  ©cftiiumiing  ber  Gntjün- 
hinjbtemperatur  (fire-test)  erforberlip.  fjierju  bie» 
«n  Apparate  Don  Derfefjiebener  Äonftruftion. 

?iad)  Berorbnung  com  24.  gebr.  1 882  tfi  in  3>eutfcf)  ■ 
tob  bab  gewerbbmäfjige  Serfaufen  unb  greilpalten 
Dm  Betroleum . baS  bet  einem  Sarometerftanb  Don 
760  mm  fpon  bei  (Erwärmung  auf  weniger  alb  21“ 
entflammbare  Bämpfe  enttDeipen  lägt,  nur  in  öe- 
fifeen  geitattet , bie  an  auffälliger  Stelle  auf  rotem 
Snmbe  bie  Jlnfdprift  »geuergefäprlip«  tragen.  Bei 
4bcabe  m Bi  engen  non  weniger  alb  50  kg  mufi  bie 
3n|4nit  nod)  bte  28 orte:  »3!ur  mit  befonbem  Bor- 
flptbmnßregeln  ju  SBrennjroeden  Denoenbbar*  ent- 
balten.  Sie  Unterfudpung  beb  Betroleumb  auf  feine 
foitttammbarfeit  gefdpiept  mittelb  beb  Vlbelfpen 
'Bttioteum proberb  unter Seaptung  ber  Don  bem 
Stipblanjler  bureb  ©efanntmapung  Dom  20.  Bpril 
1882  wegen  öanbpabung  beb  Broberb  ertaffenen 
n&bem  Borfpriftcn.  Sgl.  »Borfpriftcn,  betr.  ben 
ÜbeUiben  Betrolcumprober* , jufammengefteHt  Don 
ber  lauert  Bormaleidpungbfommiffion  (Bert.  1883). 

35er  Apparat  Don  2t  bei  (f.  fllbbilb.)  beftebt  aub 
einem  lupfemen,  auf  eifemem  Sreifuß  ftgenben  jp» 
Imbrifpen  Siantcl  D,  in  Welpen  bab  aub  ben  beiben 

fnpfemen  Jfp- 
linbeni  15  unb 
C bcftepenbe 
Säaifcrbab  fo 
eingefegt  ift, baß 
eb , wäprenb  eb 
unten  auf  bem 
eifernen  äimge 
g auffigt,  mit 
ber  aufgelöte 
ten  runben 
Shipferplatte  K 
mgleip  ben 
Biantcl  D oben 
abfpließt.  gn 
ber  Bütte  ber 
Blatte  K be- 
finbet  fip  eine 
freibföntiige, 
jur  Serpinbe- 
rang  ber  S5är- 
meleitung  mit 
einem  Ebonit- 
ring eingefaßte 
Öffnung.  in  bie 
ber  aub  Bief» 
fing  ob.  Srottjc 
gefertigte  Öl- 
behälter A,  in 
bab  Suftbab  15 
perabpängenb, 
eingefekt  wirb. 
BieferSepälter 
A trägt  im  In- 
nern eine  Sin» 

fuümarte  a unb  ift  mit  einem  bipt  fpließenben  Bettel 
Derfepen.  burd)  ben  bab  Spermometerbbib  mb  gnnere 
bjnabreipt.  2luf  bem  Bedel  ift  ferner  nop  in  jwei 
Stugen.  um  eine  borijontale  2lpfe  bemeglip,  bab  Heine, 
gerterSpnaujjeDerfepeiieÖlläntppencauf- 
bließlip  befinben  ftp  im  Bettel  notp  brei 
."  ungen,  bte  burtp  einen  mit  entfprepeit- 
ben  Öffnungen  Derfepencn  Stpteber  d geftploffen  unb 
(teöjfnet  werben  fbnnen.  Seim  Vluf  jiepen  beb  Stpieberb 
■irb  burd)  einen  Stift  bab  beweglitpe  Sänippen  c fo 


■ Ic(f4<r  ^Jetroleumproftcr. 


I auf  bie  Seite  getippt,  baß  feine  Spnaujc  gerabe  bib 
auf  bie  mittlere  frei  Werbcnbe  Öffnung  beb  Betfclb 
1 pinabreiipt.  Seim  3urüdid)ieben  beb  Stpieberb  feprt, 
gleipjeitig  mit  bem  Spließen  ber  Bedelöffnungen, 
bab  Sämppen  wieber  in  feine  aufretpte  Sage  jurüd. 
Sei  bem  für  Seuptgab  eingcripteten  tlpparat  brept 
ütp  »wifpen  ben  beiben  Sriigem  auf  bem  Bedelftatt 
beb  Sämppenb  ein  popleb  SRopr,  bab  in  feiner  SRitte 
eine  Heine,  einer  Sötropripipe  äpnlitpe  SietaHbüfe  be- 
figt  unb  an  bem  einen  Enbe  burtp  einfaepeb  über» 
jiepen  citteb  ©ummifplaupeb  mit  ber  ©ableitunq  in 
Serbinbung  gebrapt  wirb.  Bapbem  bann  bab  SBa (f er- 
hob C,  b ab  burtp  ben  Sripter  f mit  SSafier  gefüllt 
wirb,  auf  etwa  54°  erwärmt  ift,  wirb  ber  Bepäiter  A 
bib  jur  Biarfe  mit  bem  ju  prüfenben  Öl  gefüllt,  mit 
bem  Bettel  Derftploffen  unb  in  ben  Suftraum  B ein- 
gefegt. Sobalb  bab  Bptrmomcter  b etwa  19°  erreitpt 
pat,  beginnt  man  mit  ber  Brüfung,  inbein  man  Don 
1 ju  1 ober  Don  2 ju  2 Bünutcn  ben  Stpiebcr  d öff- 
net unb  fpließt  unb  baburtp  bab  oben  betriebene 
Spiel  beb  Sämppenb  bewirtt.  Bie  lemperatur,  bei 
ber  man  wäprenb  eineb  foltpenÖffnenb  eine  Entflam- 
mung beb  im  obem  Stil  Don  A befmbliipen  ©ab- 
qentifpeö  bemerft,  gilt  alb  Entflammungbpunlt.  ffiir 
ben  amtliipen  ©ebrautp  in  Beutftplanb  ift  ber  Slbel- 
fpe  Apparat  in  einer  Don  Benfft)  Derbefferten  fform 
cingefüprt  worben.  Ber  Spieber  wirb  picr  nipt  mit 
ber  fjanb  bewegt , fonbern  ift  mit  einem  befonbem 
Sriebwerf  Derfepen,  bab  pn  genau  in  ber  Dorgcfprie» 
benen  SBeife  regelmäßig  Derfpicbt. 

Bie  bei  ber  periobifpen  ober  lontinuierlipen  Be- 
flillation  beb  Erbölb  nap  bem  Rlbtreiben  ber  Seupt» 
öle  bleibenben  SHüdftänbe  ftnb  bidflüffig,  oft  bei 
gewöpnliper  Semperatur  erftarrenb,  bunfelgrün  bib 
Ipwarjbraun  unb  Don  brenjligem  ©erup;  fpej.Ecw. 
0,88—1,  Siebepunft  über  300“.  3Ran  benugt  fte  alb 
feeigmatenal  (Siafut,  Bafura  ic.),  befonberb  auf 
Bampffpiffen,  alb  Spmieröl  (©lobeöl,  Bpötiij* 
ö l , S u 1 1 a n ö l),  jur  Erjeugung  Don  Safelin,  ffiagen- 
fettm  unb  Ölgab.  Sterben  fie  aub  liegenben  Keifcln 
mit  ^>ilfe  Don  überpigtem  Bampf  (400  — 500“)  unb 
Baluum  weiter  bcftiuiert,  fo  erpält  man  burp  graf- 
tionicrung  meprere  Öle,  bie  fip  burp  ipr  fpegififpeb 
öewipt  Doncinanber  unterfpeiben  unb  wie  bie  Seupt» 
öle  mit  Säure  unb  Sauge  gereinigt  werben  müffen 
ipöfer  gibt  f olgenbe  Überfipt : 

eolaröle  . . O.flio  0,890  3Kaf4inenAt  II  0,8 10  0,»!6 


88if4Alc  . . 0,»80  O.nto 
EpinDclAl  I . 0,888 — 0,6oo 
Epinbclöl  U 0,800—0,888 
SRaf4tnenol  I 0,ooo — 0,8io 


8oliitDcxol,  Dell  0,018 — 0,oio 
3oUnD«rfiI, 

Duntet  . . 0,888-  0,880 
BultanSt . ■ 0,8io — 0,880 


Bipt  alle  Seftanbteile  ber  Beftiüationbprobufte  beb 
Erbölb  ftnb  im  ropen  Öl  enthalten  gewefen,  manpe 
jmb  offenbar  wäprenb  ber  Beftiüation  burp  eine  Spal- 
tung entftanben.  Sian  pat  baper  Derfupt,  eine  folpe 
Spaltung  nop  weiter  abftpllip  perbcijufiiprcn,  um 
aub  fpweren  Ölen  leipter  flüptige  Brobuftc  ju  er» 
paltm.  Bieb  gelingt,  wenn  man  bie  fpweren  Öle 
unb  beren  Bämpfe  möglipft  lange  in  Berührung  mit 
ben  glüpenben  fflänben  beb  für  biefen  3»ed  eigen- 
artig fonftruiertenBeftiüierapparatebläftt(Erading« 
projeß).  Bian  benugt  baju  ftepenbe  fteffel  mit  gro- 
ßen Jtonbenfationdbomen  unb  entfprepenben  Be» 
pplegtnatoren. 

Siopeb  S.,  bab  nipt  auf  Seupt-  unb  Spmieröl 
Derarbeitet  werben  fann,  benugt  man  in  eigentüm- 
lipen  geuerungbanlagen  alb  $>ei}material,  aup  ftatt 
ber  Kopie  für  metallurgifpe  3wede  unb  junt  Betrieb 
Don  Biotoren ; Seuptöl  bient  Domepmlip  alb  Seupt- 


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26 


Grböl  (®efd)id)tlid)eä , ^robuttion). 


material,  ober  aud)  alä  Heizmaterial  in  ber  Suche 
unb  in3immeciäfen.  gür  bie  Schweröle  unb  felbft  für 
bie  Büdilänbe  hat  man  hefonbereSampen  fonftruiert. 
5Dte SHücfftänbe  benagt  man  auch  juröewimtungaro* 
matifcherÄohlenwafferftoffc,  inbem  man  ihreSampfe 
langfant  burrf)  eiferne  Söhren  leitet,  bieauf  700-  -800“ 
erbijt  finb.  SUIit  großem  Borteil  ftnb  bie  DJücfftänbc 
bei  ber  Aufbereitung  benubt  Worben  (Elmoreber* 
f abren,  f.  'Aufbereitung,  S.  86),  Ebenfo  bienen  bie 
Sütfjiänbe  unb  gewiffe  Seftittationäprobufte  non  ge- 
ringem Sdpuierwert  unb  ftarfem  ©crud)  (Blauöl 
unb  ©rünöl  mit  (tarier  inä  Blaue,  refp.  ine  ©rüne 
fpielenber  gluoreäjenj)  jur  Sarftettung  Bon  Seucptgaä 
(Ölgaä).  iRütfilänbe  ober  ropcä  E.  werben  aucf}  jur 
Silgung  beb  Stauheä  auf  Straßen  unb  (Sifcnfmbnen 
betragt,  eine  Mifcpung  Bon  reinem  fcpwercm  Öl  unb 
Bflanjenöl  bient  alb  Stauböl  junt  Beftrcicben  ber 
gußböben  in  3<f)ulen  :c.,  woburd)  ber  Staub  betämpft 
unb  bie  Reinigung  fepr  erleichtert  wirb 
©efditdilUepeb.  ülrobuftton. 

Saä  E.  War  (epon  im  Altertum  belannt.  Bei  ihrer 
Übcrftcbelung  nach  Werften  fanben  bie  3“ben  ©ruhen, 
in  benen  bieBriefter  ihr  heiliges  geueröerborgen  hiel- 
ten unb  m benen  ftdj  6.  fammelte.  Siefe  Orte  waren 
ihnen  heilig,  unb  fie  nannten  fie  Bergebungä*  ober 
Berföbnungäorte,  nepbtar  ober  nepbtoj,  woBon  fich 
ber  Baute  'Jiapbtlja  ableitet.  Bei  bem  Bau  Bon  Babp- 
Ion  unb  Siinioe  würbe  ein  AfpbaltmiSrte!  Berwenbet, 
beffen  Alpha It  bunt)  Serbunftung  Bon  6.  auä  ben 
Duetten  am  3*.  einem  Bebenflüßchen  beä  Euphrat, 
gewonnen  Würbe.  Siete  Duetten  flie&en  noch  heute,  unb 
man  bcnujjt  baä  auä  ihnen  gewonnene  E.  als  2eud)t- 
material.  3m  alten  Ägbpten  fepeint  6.  ober  barauS 
bereiteter  Aippalt  beim  tlinbalfamieren  Anwenbung 
gefunben  ju  haben.  $erobot  fpricht  Bon  ben  Erhob 
quellen  auf  3afpnthoä,  bie  einen  Seil  ©riedjenlanbä 
mit  E.  Berforgtcn,  unbBIutard)  befchreibt  einen  bren- 
nenben  See  in  ber  91äf)e  Bon  Efbatana.  Sioäforibeä 
unb  Büniul  erwähnen  baä  E.  Bon  Agrigent,  baä  alä 
»fiäilifch*4  Öl«  in  Saittpen  gebrannt  würbe.  Einefolche 
Benugung  beä  Erbölä  alb  Seuchtmaterial  hat  wopl 
nie  gnnj  auf  gehört;  im  19.  3°heh-  biente  baä  ju 
Arniano  unweit  Barnta  gefunbene  E.  jur  Beleuchtung 
einiger  itaiienifcher  Stabte,  namentlich  ©enuaS.  Sie 
ewigen  geuer  auf  hetbntfcpen  Altären  hat  man  mit 
Erbölquetten  in  Berbinbung  gebracht,  unb  bi»  in  bie 
neuefte  3eit  Waren  bie  heiligen  geuer  Bon  Bafu  ben 
Anhängern  3oroafter8  einfflegenftanb  religiöfer  Ber- 
ehrung.  Auch  bie  Erbölquetten  ju  SRangun  am  3ra- 
wabi  fotten  fdjon  im  Altertum  in  Siitigfeit  gewefen 
fein.  Bei  unb  hat  man  baä  Steinöl  (Oleum  petrae) 
gleichfalls  feit  langer  3eit  gefannt,  eä  mürbe  oft  als 
Heilmittel  bcnujjt  unb  bient  noch  jegt  alb  Spauäimttel. 
Bielfach  Würbe  in  ©ruhen  anaefammelteä  E.  ju  38a- 
genfdjmiere  benujjt.  Sie  »Betbquettc«  bei  Bethel- 
bronn  im  Unterelfafj  wirb  fchon  1498  erwähnt,  unb 
im  16.  3aprh.  fott  ipr  Öl  jum  Brennen  in  Ampeln 
benugt  worben  fein.  1745  erwarb  Se  la  Sabioniere 
baä  Siecht  jur  ©ewinnung  beb  Bctpclbronner  AjppaUä 
unb  fanb  bei  feinen  Bohrungen  S. 

Auch  in  Am erifa  fannten  unb  gewannen  bie  3n- 
bianer  im  heutigen  Bennfutbanien  unb  ftanaba  baä 
E.  bor  ber  Antunft  ber  Europäer;  man  fenbet  bort 
Borrichtungen  ju  biefem  fimect,  bie  auä  fepr  früher 
3eit  flammen.  Sie  Seneca-3nbianer  entjünbeten  bei 
ihren  jährlichen  3ufammenfilnften  baä  auä  bem  Bo- 
benfidembeßl,  unb  unter  bemAamenSeneca-  ober 
©enefeeöt,  Muftangfalbe  würbe  baä  E.  ju  me« 
bijinif^en3wecfen  benugt.  1836  Waren  Erbölquetten 


im  Sal  beä  Riemen  fi’anawha  in  Birginia  im  Betrieb, 
bie  jährlich  50 — 100  gäffer  Öl  lieferten,  'fliurraq, 
ein  ©eolog  in  Ranaba,  machte  auf  baä  Borfominen 
non  flüffcgeut  Bitumen  im  lörnigen  ffalfitein  Don 
SBeftfanaba  aufmerffam,  unb biegeologifchen Berichte 
über  bieäfianb  Don  1850— 62  fprecpen'gleicbfattä  Don 
biefen  Berhöltniffcn.  Schon  1845  Deriuchte  ein  unter- 
nehmenber  Mann  baä  E.  auä  einer  Duelle  in  Beim* 
fpluanien  in  ben  f anbei  ju  bringen;  aber  bcrBerfudh 
fcplug  burepauä  fehl-  Eilt  bie  Entwicfelung  ber  Seer- 
inbuprie  lenfte  bie  Aufmerfiamteit  auf  biefe  fo  lange 
Demachläffigten  9faturfebäge.  1853  befdjäftigte  man 
fich  mit  bem  Erbpech  Don  Snniälitten  in  Sl'anaba, 
1857  begann  SBittiatnä  Don  ^amclton  baäielbe  ju 
beftittieren,  unb  gleich jeitig  entbedte  man,  baff  beim 
©raben  bon  Brunnen  in  bem  tiefer  liegenben  Ion 
ein  ftfifftgeä  Material  in  großen  Mengen  jum  Bor* 
fchein  fam.  Aud)  nßrblid)  Don  Bittäburg  erbohrte 
man  um  biefelbe  3eit  mehrere  Duellen.  1857  tarnen 
bie  erften  geringen  Broben  Don  Betroleum  (carbon  oil) 
nach  Bern  |)orf  unb  im  folgenben  3ahr  nach  Europa, 
aber  erft  Don  1859  batiert  bcrBeginn  beä  eigentlichen 
Betrolcmnhanbelä.  Matt  ftiejj  nämlich  12.Aug.  jeneä 
3ahreä  bei  liluäBitle  im  Bejirf  Benango  in  B«nn- 
fplBanien  bei  bem  Berfud),  einen  artepidjen  Brunnen 
ju  graben,  in  einer  liefe  Bon  22  m auf  eine  Ölquelle, 
bie  währenb  Bieler  Sachen  täglich  1900  ©attonä  E. 
lieferte.  Sie  Bacpriiht  Bon  biefer  Enlbecfung  Der- 
breitete  fnh  fepr  (ebnet!,  Bon  allen  Seiten  ftrömten 
unternehmuitgäluftige  SRenfchen  herbei,  unb  eä  brach 
ein  -Ölfieber*  auä,  an  §eftigfeit  bem  falifomifchen 
unb  auftralifcheu  ©olbfieber  minbeftenä  Dergleichbar. 
Biä  ju  Enbe  1860  waren  bereitä  gegen  2000  Bohr* 
löcher  abgeteuft,  Bon  benen  Diele  mit  leichter  Mühe 
eine  reiche  Ausbeute  gaben,  anbre  aber  erft  bei  120 
biä  150  m liefe  baä  E.  erreichten  — ober  auch  gar 
ni^t.  Sie3uftänbe  in  benÖlbiftriftcn  waren  anfangs 
burchauö  chaotifdj;  oft  ergoffen  |"ich  foiofjale  Mengen 
Bon  E.,  ohne  baß  bie  Beuger  ber  Duetten  genug  gäf- 
fer berbeifdfaffen  fonnten,  um  biefen  unerwarteten 
Seid) tum  ju  bergen.  Sa^u  fehlte  cä  an  Iranäport- 
mitleln;  man  bilbete  gleiße  auä  aiteinanber  befeftig- 
ten  gäffem  unb  ließ  baä  öl  in  grojjcn  flacpen  Saften 
benAttcghanh  hina&  nadjBtttäburg  fchwintmen.  Sa- 
bei  entflanben  bie  ärgften  Berwirrungen,  unb  nicht 
feiten  entjünbeten  fiet)  bem  Erbboben  entftrömenke 
©afe,  bilbeten  ein  geuermeer  unb  richteten  bie  fehreef- 
tidjften  Bcrwüftungen  an.  31  ber  ber  Energie  ber 
Amerifaner  gelang  eä  balb , beffere  afuftänbe  herbei- 
jufüfjrett,  unb.  in  einein  3ahrjehnt  jinb  bliihenbe 
Stähle  in  ben  Ölbiftriften  entitanben.  3unl  Stanä- 
port  beä  ölä  nach  ben  Baffinier-  unb  fjafmpläjjen 
würben  meilenlanacSiohrleitungen  angelegt.  3"  we» 
nigen  3ahren  War  Betroleum  ber  brittwichtigfte  21uä- 
fuhrartifel  ber  Bereinigten  Staaten  geworben  unb  fein 
Sieg  über  alle  anbertt  Ceuchtmaterialien,  mit  Auä- 
nahme  beä  Ceuchtgafeä,  entfepieben.  Sie  ©ciamtpro» 
buftion  in  ben  wichtigften  Säubern  betrug  in  Sonnen: 


Vereinigte 

Staaten 

9)u$[anb 

Ofterrricb* 

Ungarn 

ÜtumiU 
| nien 

r®cutf$» 
| tanb 

1859 

264 

— 

z 

_ 

I __ 

1860 

66000 

5000 

— 

8613 

— 

1870 

694418 

28728 

— 

10590 

— 

1880 

3469768 

358  300 

— 

16400 

1309 

1885 

2 885360 

1904380 

— 

22000 

5815 

1890 

6048  593 

3979510 

91650 

41670 

15226 

1895 

6981780 

7056537 

214810 

76000 

17051 

1900 

8329279 

9833820 

326  334 

250000 

50875 

1901 

9 158  373 

11242249 

452200 

i 

o 

ST 

44  095 

(Srbölcitfjer  — ©rbroffelung. 


27 


tm^.1902  Berteilte  ftd)  bieffirobuftion  berfympt« 
Ästet  in  annäijemb  fotgcnbcr  Seife : 


Tonnen 

Tonnen 

inU 

11  000000 

bubten  . . 

. . 180000 

t&ngel  9tu%lanb . 

500000 

. . 120000 

Scnmgte  Staaten 

10000000 

£eut($(anb  . 

. . 50000 

iilijien  .... 

57  3 400 

Eübametila 

15000 

Ssaitnen  . . . 

320000 

Italien  . 

2 800 

SwOdn^etn  . . 

380000 

«Sefamtprobuftlon : 23141200 

Sie  Sra«  unb  Ausfuhr  SeutfcblanbS  betrug  1900 

m 100  kg: 

Qfinfubr 

SuÄfu^r 

Se^etjelemn  . . . . 

52521 

— 

£»«6t5l  . 

9227  009 

9021 

StineraUle 

1796017 

26  181 

ieicSte  tefiillate  . . . 

»7  607 

34702 

3ufammcn: 

11173  244 

69904 

So m 3ebntel  feinet  SebarfS  an  Petroleum  bejiebt 
X eutfiplnnbaua  ben$änhen  ber  Stanbarb  Oil  So.  unb 
jabli  banir  runb  180  SRiU.  SKI.  Ser  Berbraud)  auf 
ben  Stopf  ber  Sesctfenmg  Bon  Seutfd)lanb  betrug: 
1SM— 70:  1,«»  k»  I 1893:  »,•  k* 

ist« -80:  «.io  - 1901:  im  - 

188«— *o:  ii,oi  - | 

Sgl  5;  o i e r , Sie  ^etrolraminbuftrie  Korbameri« 
tob  pSien  1877);  Strippelmann,  Sie  Petroleum- 
mbuftrie  Dfterreid)  ■Seutfd)lanbS  (Seipj.  1878,  3 
ilti;  Kölbele,  Borfommm  unb  Urfprung  beb 
fetroleunib  fÜeEe  1883);  ißiebboeuf,  Petroleum 
3e®tmleuropai  (Süjfctb.  1883);  S d)  n e i b e r , Uber 
b;e  lautafifdje  Knpbtbaprobuftion  (SveSb.  1887); 
fcöfer  u.  Seitb,  Sie  grbälinbuftrie  (8rttunfd|to. 
1888—92,  2 Ile.);  (Engl er,  Sab  6.  non  Cafu 
(3 tätig.  1886);  Kofjmäftler,  Sie  Bctroteum«unb 
Stbraierölfabrtfaiion  (üeip;.  1893);  3 a c c a r b , Le 
petrole,  le  bitume  et  i'aspiialte  ('Bar.  1895);  Sieb- 
»oob,  § o 1 1 o tn  a p u.  nnbre,  Petroleum,  ou  tbe 
geograpMcal  distribution  and  geological  oecur- 
renee,  etc.  (Sonb.  1896,  2 'übe.);  Keuburgeru. 
Soalpat,  Techuulogie  du  petrole  (Bar.  1899; 
srg!.,  Üunb.  1901);  Stooboba,  Sie  gntroidelung 
b er  Selcoleuminbuftrie  (Sübtna.  1895);  Kagofin, 
Sie  rationelle  SeftiQation  unb  Verarbeitung  Bon 
grbölen  (beutfdj,  Seipj.  1899);  3>>Pf l,  Ser  Seit« 
ieserb  bei  niimd>en  unb  anterifanifehen  BetroteumS 
(Serl  1899);  täolff,  Sie  rufftfdfe  Kapbtbainbuftrie 
unb  ber  beutfd)C  $elroleuminarIt  (lübing.  1902); 
i h ti  e i b e r , Ser  Betroleumbaiibel  (ba) . 1 902) ; 
Stade!  u.  Seid,  Ser  Dreißigjährige  Betroleumfrieg 
(Bert.  1903);  >Knpblba,J3eiti<brift  filrbie Petroleum* 
nbaftne  unb  liefbobrtecbnif«  (fieinb.,  feit  1893). 
Grbälatfici:  OCetroIeumötper),  f.  grböl,  S.  24. 
©rborgeln,  i.  grbpfeifen. 

Srborftille , f.  Lecauor». 

©rbdtelef  (frr.  erbt),  ffitoftgetneinbe  im  ungnr. 
(Wählet  feepe«,  an  ber  gtienbaljn  ffts  UjfjäßaS-StiS 
itreraie,  mit  (iw!)  3911  magparifeben  (römifd)  daU).) 
Grbpcd),  f.  Ztofali  [gmroobnerrr 

•’ tboeö),  elaftifdieO,  f.  Glaterü 
Srkpftifea  (lirüoraetn),  jplmbrijdje  ober  !o' 
»nbe.  aud)  unregelmäßig  'rid)terfönnige,  0,25  bis 
(tri  1 m weite  {entrechte  Kelten,  bie  burd)  eine  ober 
®fIirrre3dii(btenbiiiburebgebenitnbmit3ibutt,Sanb 
tnti  Jan  auSgefüM  ftnb,  ooen  aber  meift  eingefunlen 
nfäeuten.  Sie  finben  ftd)  befonberS  im  Äalfftein , fo 
■at  mobialt  mm  iliiiisJ,  auch  in  bem  SVreibetufj  uon 
JbdftridU  roo  fie  nidjt  feiten  ben  unterirbiftben  Stein. 
mibau  gef  rben  Sie  g.  finb  ben  Rarittndftern 
i^nlube  grofümäbilöungen.  Sgl  Grbfall. 


I ffirbpfeiter  (®  t b p b r a m i b e it) , f.  ben  lejt  jur 
I lofel  »Grofion- 

(Srbpifta)ic,  f.  Arachis. 

Grbplattc,  eine  Keiatlplatte,  bie  in  baS  ®runb« 
nmffer  ober  in  fcud|tcS  Grbreid)  gebeitet  toirb,  um 
mittels  einer  befonberä  baju  porlegten  SrapUcilung 
iBtipableiter.biefflefteHe  grojterSgnamontaicfjmcn  ic. 
mit  bem  ßrbboben  in  leitenbe  Serbinbung  ju  brin« 
gen.  'Dian  bemipt  als  ßrbplatten  2 mm  biite  SEupfer* 
plaiten,  minbeftenS  ö mm  bide  ber-jinfte  Giienplalten 
ober  5 mm  bide  Cleiplatien.  Sie  jum  Sdutf;  ber 
teiegrapbenämier  bestimmten  Srbptatten  befteben 
auä  )tt)et  1 m bopen,  0,5  m breiten  unb  5 mm  bitten 
glatten  auS  ©aljblei,  bie  in  einem  !j)ol}gefteü  fo  be» 
feftigt  werben,  baß  fie  ein  Shcuj  bitbem  Unter  Um« 
ftänben  tann  bie  6.  burd)  ftbmiebeeifeme  Siobrt  Bon 
3 mm  SJanbiiärtc,  bie  1 m tief  in  ba«  ©runbUHlffer 
reitpen,  burd)  Srabinepe  ober  ju  Singen jufammen» 
gelegte  Sraptbünbel  aus  »erjinttem  tsifen*  ober 
Stupf erbrabt,  burd)  Stumme  auä  Iängern  äRetaflbän» 
bem,  an  bie  in  rcgelntä&igcn  (flbfiemben  fiirjert  an« 
gebraut  jtnb,  ic.  erfept  werben. 

Oörbpulfaitoticii , f.  Grbbeben,  3.  902, 
(5rbppramiben  (Srbpfeiler),  f.  ben  lept  juc 
Zahl  »Grojion«. 

(Srbauabern,  f.  febfteine. 

(Srbrattc,  [.  Sibraite. 

©rbrautp,  ^flanjengattung,  f.  Fumaria. 
(7;rbraud)flcttiäd)fc , f,  gumarinjeen. 
(?rbraudj)tuurjel,  grofte,  f.  C'orj’daUs. 
(Srbranpe,  f.  guten  : Siiuetterlinge). 

(Stbre  (ipr.  aw),  Stuf)  im  franj.  Separt.  tiicber« 
ioire,  entfpringt  ht  ben  bügeln  »on  'JRaine«et«2oire, 
wirb  Bon  3!ort  an  soni  Stanal  Bon  'Jianted  natf)  Sireft 
benubt,  bilbet  jwei  Seen  unb  mttnbet  unter  bem  3!a« 
men  KiBiere  beS  Sarbinb  beiKanteS  iitbieamre. 
Seine  2önge  beträgt  95  km.  'Bon  Kort  bis  jurSRitn« 
bung  ift  er  28  km  weit  fdjijfbar. 
®rbrcbo(utionen,  f.  Statafiroppentbeorie. 
(Stbrinbe,  f.  ®rbe,  3.  908. 

©rbrofe,  f.  Geum. 

©rbroffclung(Strangulatio),  burtb  ein  bcnimlä 
gewaUfam  einfdjnürenbeä  SSerbeug  berbcigefäbrter 
grftidungstob , ber  meift  auf  fflorb  beutet  Selbft« 
morb  burd)  g.  ift  febmierig,  ba  bet  Selbftmärber  beim 
gintritt  berBcwiifitlofigteit  erfdjlafft  unb  babuvd)  bie 
Umfcbnüruna  lodert,  vln  unb  in  ber  Scidje  bes  gr* 
brojfetten  werben  äbnlidjeBerätiberungen  angetroffen 
Wie  beim  grbängungbtob  (f.  grbangen).  will  fcalä 
jeigt  ftih  eine  Strangrinne,  Wenn  ein  oerbältniämöbig 
harter  Stbrper  (j.  ®.  ein  ^anfftrid)  febr  feft  um  ben 
$jatb  jufammengeftbnürt  würbe  unb  einige  3*'*  i°n8 
nach  erfolgtem  lobe  nod)  am  ipalä  beS  grbroffelten 
Berblieb.  Sie  Strangrinne  fann  bagegen  fehlen,  wenn 
baä  Strangulationswerf jeug  fofort  nadb  bewirliem 
lobe  Bomipals  wieber  entfernt  würbe,  ober  wenn 
ein  weither  ölegeniianb  (feibeneä  lud),  SBinbelit  bei 
Jieugebornen)  atS  StrangulationSioerheug  biente; 
in  ber  Kegel  liegt  beim  gebangten  bie  ©trangrinne 
in  ber  (ütgeiib  beS  3ungenbeinS,  beim  grbroffelten 
etwa  in  ber  SRitte  beS  ipalfeS,  bo<h  finb  .Vrtümer 
leicht  möfliid).  tim  heithttam  ber  grbroffelten  ftnb 
ferner  in  Der  Kegel  Spuren  eines  bei«  lobe  Borauf« 
gegangenen  SampfcS  ober  bie  Spuren  ber  am  £>alS 
eingebrüdtengingemäjel  bcä'JKbrberS  ju  feheu,  auth 
finben  fid)  wohl  in  ben  hjeinben  bes  loten  bem  'Korber 
nuSgeriffcne  ^aare  ober  abgeriffent  Äleiberfepen  ic., 
wobureh  bie  g.  als  foldje  ertaimt  unb  eine  anbre 
lobeSart,  namcntlith  bie  bursh  grbiingen,  auSge. 


28  Grbfdjarre  - 

fcfjloffcit  werben  tann.  Kid)t  feiten  Werben  Erbroffelte 
nachträglich  nomSlörber  aufgeljängt,  umSelbftmorb 
uorjutäuidjfn;  ber  Xatbeftanb  wirb  bann  burd)  bit 
Sluftinbung  jtoeiet  Strangmarten  flargeftetlt.  Xrifft 
man  einen  Grbroiiclten,  ber  nod)  nidjt  oöllig  erfaltel 
ifi,  fo  finb  fof ort  ©ieberbelebungSBerfud)e,  jucrft  burd) 
Wnfteüung  ber  fünftlidjen  Wtmung  (ogl.  Unfall),  ein* 
juleitcn 

(Etbfcharre  (Slinenlra  Je),  eine  (urjjtielige 
Sjade  mit  breitem,  fdjaufelartigem  Blatt  jum  ®ebraud) 
beim  SRinenbau. 

CKrbfcba  ttcn , f.  SJonbftniterntS. 

(Srbfdjctbc,  ©flanjengattung,  f.  Cyclamen, 
(frbfetjciu  (Erblicht),  ber  auf  ber  Schattmfeite 
beSSlonbeS  einige  tage  oor  unb  nad)Seumonb  ftd)t* 
bare  afdjgraue  od)ein,  ber,  wie  Eeonarbo  ba  ©iitci 
»uerft  nad)roicS,  burd)  baS  non  ber  Erbe  nad)  bem 
Slonbe  reflertierte  Sonnenlicht  neranlajjt  wirb.  Seine 
3ntcnfit5t  ioed)(eIt  beträchtlich  mit  ben  nerfchiebenen 
meteorologi(d)en  ©erhältniffen  auf  ber  Gvboberfläcbe 
(©ollen  unbSdmee  reffeftieren  mehr  Sicht  aläSaffer 
unb  bewalbele  gleichen)  unb  ferner  noch  mit  ber  in* 
folge  ber  ejjentrifdjen  Slonbbahn  wedpelnben  (Ent- 
fernung bei  'iRonbeS  non  ber  (Erbe.  Über  nächtlichen 
G.  f.  auch  (Erblicht. 

(ErbfcpcUad,  f.  VKaroibharj, 

®rbfti)ifd),  ©erg,  f.  »rbicpifch  2). 

®rbfd)Upf  (Bergfchlipf),  f ©ergfturj. 
(Erbfdjluß,  bei  eleftrifchen  Seitungen  bie  burcf) 
einen  gehler  in  ber  3folicruna  herbeigeführte  ©er» 
binbung  ber  Eeitung  mit  ber  erbe,  führt  ju  Strom* 
nerluft.  3um  SadgoeiS  eineä  ErbidRuffeS  Werben 
g.  8.  non  bem  StromtreiS  einer  Dt)namomafdjine 
jmei'Bbjineigungen  bi«  in  ben  ©ereid)  einer  Umfd)alt* 
htrbel  geführt,  beren  Dreljpunlt  mit  ber  (Erbe  in  lei* 
tenberSerbinbung  fleht,  ©ringt  man  nun  bie  Kurbel 
in  Jfontaft  mit  ber  Vlbiroeigung,  bie  ju  ber  nom  einen 
©ol  ber  Slafchinc  auSgehenben  Seituna  gehört,  (o  er- 
glüht bie  in  biefe  Wbjweigung  eingefchaltete  ®lül)* 
iampe,  fobalb  bie  nom  anbern  ©ol  abgejenbe  Seitung 
®rbfd)ncrfe,  f.  ©derfcpnede.  [E.  hat. 

(Erbfchmcin  (Grbferlel,  ©meifenfcharrer, 
Orycteropus  Geoffr.),  ®attung  ber  3ahnlücfer  aus 
bergamilie  ber  Grbfd)toeine  (Orycteropidae),  plumpe 
Xiere  mit  bicfem  Körper,  bilnnem  £>alS,  langem, 
fchmächtigem  Kopf,  fcgelformiger  Schnauze,  Keinem 
Slaul,  walzenförmigen  3*’hneu  non  faferiger  Strul* 
tur,  langer,  platter,  oorftredbarer  3unge,  langen 
Ohren,  mittellangcm  Schwang,  furgen,  nerhaltniS* 
mäßig  bünnen  ©einen , an  ben  ©orberfüßen  mit  4, 
an  ben  öinterfüfjcn  mit  6 lehr  ftarlen,  großen,  huf* 
artigen  Krallen.  Das  ta  pifdje  6.  (Orycteropus  ca- 
pensiB  Geoffr.,  f.  Xafel  -3ahnlüder  I*.  gig.  3),  1 m 
lang,  mit  85  cm  langem  Schwang,  ift  ziemlich  fpär- 
lid)  borftenartig  behaart,  oberfeits  braun,  unterfeitS 
unb  am  Kopf  licht  rötlidmelb.  GS  finbet  fid)  nom  Kap 
bis  jum  Senegal  im  flachen  Sanb,  lebt  am  Xage  ein* 
fam  in  felbftgegrabenen  Höhlen,  geht  abenbs  auf  bie 
3agb  unb  teertilgt  große  SRaffen  non  ©meifcn  unb 
Xenuiten.  (Es  ift  außerorbentlid)  fcheu  unb  grabt  ftch. 
wenn  eS  angegriffen  wirb,  mit  großer  Sehneüigteit 
in  bie  Erbe.  (Es  wirft  ein  Junges,  baS  fepr  lange 
non  ber  SRutter  gefäugt  wirb.  DaS  gleifch  ift  bem 
beS  fflilbfchweins  ähnlich;  bit  biete,  ftarfe  Jiaut  wirb 
ju  Seber  Oerarbeitet. 

QErbfittich,  f.  ©apapeien. 

(Erbfpicgel  (©ergfpiegel),  f.  Satoptromantie. 
(''rbftalle,  i.  Siöhlenwohnutigen. 

©rbftamm,  f.  Shijom. 


- Grbfirom. 

©rbfteinc  (Erbquabern),  aitS  lehmiger  Erbe 
burd)  ©reffen  oberStampfen  in  eifemen  gormen  per* 
geftellte  (ünftliche Steine,  bienen  alSGrfaJ  gebrannter 
Steine  jur  Errichtung  einfacher  ®ebäube  auf  bem 
Eanbe.  Die  ©runbmauem  foldjer  ©auten  müffen 
aus  natürlichen  ober  gebrannten  Steinen  heraeflcllt 
werben  unb  fid)  etwa  40  cm  über  baSXcrrain  ergeben, 
auch  mufe  baS  Dad)  möglichft  Weit  norfprmgen.  Dtc 
©änbe  ftnidjt  man  äugen  mehrmals  mit  (teer  unb 
tündjt  fte  bann  mit  Kall,  ©rößere  E.  Werben  troden 
nerfe  Jt,  (leine  mit  einem  Klärtet  auS  Sejm  unb  glacpS* 
fcpaben  Perbunben.  Sgl.  ©ift 

®rbftcrn , f.  Geäster. 

(Erbftof),  fooiel  wie  Erbbeben. 

Srbftrcu,  f.  ®ünger,  S.  276. 

®rbftriche,  f.  3onc. 

©rbftrom,  ein  im  Erblörper  »erlaufenber  etel* 
trifcper  Strom,  ben  fchon  Umpere  nacpgewiefen  hat. 
Site  Xatfacpe  beS  SRagnetiSmuS  ber  Erbe  fchicn  ipn 
ju  forbem,  unb  man  hielt  ihn  Wohl  für  einen  Xhf  1 r- 
moftrom , ba  er  ber  (Drehung  ber  Erbe  entgegen  mit 
ber  fcpembaren  ©ewegung  ber  Sonne  um  fte  ju  frei* 
fen  jd)ien.  Jn  Xelegrapbenlabeln  hatte  man  oft  ®e> 
legenheit,  ihn  ju  beobachten,  aber  erft  burd)  plan* 
mäftige  ©coba^tungen  hat  man  genauere  Kenntnis 
ber  Grfcbeinmtg  gewonnen.  (Der  E.  ift  eine  bie  Erbe 
felbfl  betreffenbe  Grfcheinung.  Gr  flammt  nicht  auS 
ben  ein  galoanifcpeS  Element  mit  bem  feuchten  Grb- 
bobett  btlbenben  ©latten  ber  Xelcgrnpbenleitungen. 
(Die  Ünberungen  in  ber  Stärfe  unb  ber  Sichtung  beS 
GrbftromeS  erfolgen  mit  ganj  aujerorbentlicher  Se* 
gclmäBigleit.  (Die  Slarle  nimmt  in  24  Stunben  ju 
unb  wieber  ab.  Sie  jeigt  tägliche  unb  jährliche  Schwan* 
(ungen.  Um  bie  SRitiagSieil  ift  ber  G.  am  fiärtjten, 
in  ben  Sachtftunben  am  fd)wäd)ften.  5)abei  fchwauft 
feine  Stärfe  nod)  in  mehrfachen  ©eilen  unb  ift  befon* 
berS  groß  um  4 Uhr  nachmittags.  3)ie  Sidjlung  beS 
ErbftromS  geht  um  Klittaa  und)  SD.  unb  brept  fid) 
bann  regelmäßig  uad)  S.,  ©■,  S.  unb  0.  herum.  Um 
4 Upr  nachmittags  ift  fte  fajt  entgegengefe Jt  gerichtet 
Wie  um  Süttag.  Jn  ber  Sacht  ift  bie  Drehung  un- 
regelmäßiger als  am  Xage.  3m  Saufe  beS  3“hrcd 
nimmt  bie  Stärfe  beS  ErbftromS  nom  Sonentber  auf 
ben  (Dezember  plöWich  ob,  um  bann  in  naheju  gleicher 
Scpnelligleit  im  Januar  unb  gebruar  wieber  juju* 
nehmen  unb  ftch  in  ben  übrigen Klonaten  mit  nerbält- 
niSmäßig  geringen  Scbtoanluitgen  auf  faft  gleicher 
£>öt)r  ju  halten.  Xiefe  Schwanlungen  finb  im  grüh* 
jahr  unb  fjerbft  am  ftärtfien,  bie  beS  Sommers  tont* 
men  benen  beS  S>erbfteS  nahe,  im  ©inter  treten  fie  am 
fchwädiften  auf,  fmb  aber  weniger  regelmäßig  Sehen 
ben  großem  lomrnen  in  großer  3ahl  Heinere  Schwan* 
(ungen  oor,  bereu  ®röße  unb  Dauer  gering  ift.  Vlud) 
fie  jeigen  eine  foldie  Segelmäßigleit,  baß  fte  ihre  Ent* 
ftehung  nicht  jufädigenSorgöngennerbanlenlönnen. 
fonbem  unjweifelhaft  jum  Eharalter  ber  ®efamt* 
erfdjeinung  geboren.  GS  ift  nicht  unmöglich,  baß  bie 
®röße  biefer  Sdiwanhmgen  non  ©eränberungen  auf 
ber  Sonnenoberfläche  bebingt  ift.  Die  jum  Sergleidje 
herangejogenen  erbmagnetifchen  Beobachtungen  in 
©ien,  ffiiihelmShanen.  Ringua  gforb,  gort  Sae  unb 
Sübgeorgien  haben  ergeben,  baß  bie  Grbftröme  leineS- 
faHS  alS3nbu(tionSwir(ungen  berSdjwanlungen  ber 
erbmagnetif^en  Kräfte  anpifehenßnb,  oielmeßr  geben 
ihre  iftnberungen  fo  nor  fid),  als  wenn  fte  bie  ftarlen 
Bewegungen  ber  SRagnetometer  Berurfachten.  Sod) 
aber  haben  bie  gegenteiligen  ©ejiehungcn  beiber  nicht 
feftgefteHt  Werben  lönnen.  ©gl.  ©einftein,  Die 
Grbftröme  im  beutfdjen  Seichstelegraphengebiet  unb 


grbtauben 

'■bi  3ui<t'nmmbnng  mit  ben  erbntagnetifd)en  Erfdfei- 
tnntgm  (©raunfdjtD.  1900);  ©acbmetjeW,  JXr 
Stanb  her  grage  über  elcftrifche  Erbftrbme  (Me- 
uterten bet  «ttabemie  ton  ot,  ©eterlburg  1901). 

Erbtauben,  f.  Saubenoögel. 

Erttttr  (®e  rate  er),  foniel  wie  «[fphalt. 

Erbteil  (aud)  S(  1 1 1 e t 1),.  ein  lonbentttmeQer  Sie- 
ontf,  her  jur  Einteilung  bc3  feften  Ennbe«  auf  ber 
erb  Oberfläche  bient ; man  pflegt  fünf  Erbteile  (Europa, 
'äjtrn,  Slfrtla,  SImerifa  unb  Sluftralien)  m unterfdjei- 
Den.  SHe  itnint)!  toar  entfprctbntb  ber  «tulbebnung 
bei  geograptuithen  ©efuhtäsfreife«  int  Verlauf  ber  ffie- 
fcbteble  nerdueben.  3tn  «Iltertum  imterid)icbcn  bie 
griednfeben  ©eograpben  balb  jmei,  balb  brei  Erb- 
teile, ntbem  fte  bie  nmbe  Erbftbcibe  burd)  bal  Mittel- 
iänbifdse  Meer  in  jroei  Hälften,  ober  in  ©erbinbuttg 
mit  bident  nod)  burd)  bie  Janai«($ou).Siltime  in 
brei  Jede  {(hieben  tf.  Erbfuttbe,  3.  7).  «Ul  man 
bal  Sole  Meer  lennen  gelernt  batte,  »erlegte  man  bie 
©rage  jBrifdjen  «tfrifa  unb  «Iften  hierher.  2)er  Jon 
bagegen  ttmrbe  int  allgemeinen  nod)  bil  in  bal  18. 
3abtb.  all  bie  ©reit, je  Bon  «Iften  unb  Europa  be- 
trautet; erft  1730  Berlegte  mau  fit  in  bm  Ural  unb 
Cbiitiidui  Sprt  (f.  Europa).  Jnittifdjen  waren  and) 
«Imeiifa  unb  «lujtralicn  entbedt  toorben.  Slmertfa 
würbe  juerft  für  ben  öftiidjeit  Sanb  »on  «liiett  ge- 
balten, unb  noch  lange,  nad)bem  man  ben  Stillen 
Cyan  lennen  gelernt  patte,  glaubte  man  rccnigften« 
an  emen  breiten  Sanbjufommettbang  im  Sorben ; eb 
Stürbe  babtr  erft  in  ber  jmeiten  §älfte  bei  18.  3abrl). 
allgemein  all  befonberer  ®.  anerlannt.  3n  ber  Mitte 
te-  17.  3ai)rl).  trat  «luftralien  all  fünfter®,  f)tn;u 
(i  Erbhtnfcc.  3. 10).  Jer  ©egriff  E.  ifturfprüng» 
lt4  jfbenfall«  gleubbcbeutcnb  mit  geftianb  (f.  b.) 
grroefen,  b.  ff-  er  fällte  burd;  Meer  Boneinanber  ge- 
trennte l'cnfctrmijrn  byeicbnen.  «Iber  im  Sortfd)ritt 
innrer  Serattnijfe  fiat  ftdi  lierauSgefteltt , bag  gcrabt 
bie  beibm  juerft  unterid)tebenen  Erbteile,  Europa 
unb  Eften,  breiten  Eanbjuiammenbemg  beftpen.  «I. 
ts.  fcumbolbt  unb  ©efd)et  haben  baper  mit  SRedjt  bar- 
aut  bmgewiefen,  baft  Europa  eigentlich  ein  leil  ober, 
Stil  ftt  ftd)  auäbrütßen,  eine  tpalbiniel  Bon  «Iften  fei. 
«lab  tn  ben  Satur-  unb  falturnerpiUtniffen  [lebt  bal 
örtliche  Europa  in  engftet  ©ejiepung  ju  «Iften.  Um« 
grfiSrt  iinb  Sorbamenta  unb  Sttbamertfa  jtoei  feib» 
itintige  geftlänber,  bie  weniger  eng  ntiieinnnber  ju< 
ftntmt er, langen  all  «Ifrila  mit  «iften  unb  Europa. 
eeWlBeiftänbltd)  lägt  ftd)  ber  japrtaufenbe  alte 
Sprachgebrauch  nicht  mehr  befeiitgeit,  aber  man  mujj 
Hb  püten,  bem  ©egriff  bet  Erbteile  eine  fftbftänbige 
Bebauung  beijulegen  unb  ihnen  einen  einheitlichen 
Sfiwrafter  brr  diatur  unb  ©eBBlferung  jujufchretbcn. 

ETbtbcrmometrr,  f.  thermometcr. 

Erbtridjter,  foBiel  wie  ftarittridbter. 

Erbtrombt,  Sanbhoie,  f.  Jrombe. 

ErbHnucgrlnng.  Jag  eine  Seife  um  bie  Erbe 
Batet  Beibehaltung  berfelben  Sichtung  mögltd)  fei, 
{Mit  man,  hi«  «tnfang  be«  16,  3ahrh-  ber  Beweis 
firätÜMb  ert rächt  Würbe,  faft  allgemein  für  unmöglich. 
San  ttefite  ftdi  bie  Erbe  als  etne  Scheibe  ober  Bier- 
eilig  r r,  oom  Meer  umfl  offen  unb  burcii  breite  Meere«- 
tote  wie  ein  0 burd)  eilt  T in  brei  Jede : <S  uropa, 
hfn'Ja  unb  «Iften.  jertcilt  (f.  Slbbübung  bcr  Snbfarte 
■ trtiTel  frifunbe-,  S.  9)  «ltl  Jhmtmbus  feinen 
&n  jtir  6 rreichung  (Sapancs)  auf  beut 

mfS4i::  Sege  8*rb':anb  unb3fabcüa  BonSimniot 
tetegte,  meinte  eine  Btm  biefen  emgeiepte  ttommiffton, 
«Wt  buiErbe  toirflith  runb  unb  bort  unten  nod)  fionb 
fee  folönne  man  oon  ba  ttithl  Wtebetjuriidlommen, 


— Erbtoolf.  29 

Weil  man  bann  einen  SSaffcrberg  hinauffahren  tnüffe. 
Sie  erite  E.  »ollhra^te  gerbinanb  Magalbäcd,  ber 
twar  nidjt  fclbft  Europa  wieber  erreichtf,  begen  lepfel 
Sd)tff  inbe«  nad)  breijahriger  gahrt  (1519— 22)  noch 
Spanien  jurüdaelangte.  «ln  Erbumfegelimgen  haben 
ftd)  feit  Magaihäel  faft  alle  feefahrenben  Stationen 
beteiligt;  bie  hauptfäd)lichflen  ftnb: 

1789— 89  »aftemtnte  u.  Wiala» 
\9ina 

1790—  92  3ßari$anb,Sancoum 
1791  b’&ntrecafteauj; 

1798  6acca 

1800  ^ron  unb  $rc?<inet 
1808—1800  non  Jtnifenflrrn 
1815— 181 , 

1823-  58)°"«  *• 

1820 — 29 I 

1887  i ®umont  k'Ur»i*e 
1830-  32  Diesen 
1839-43  3anw«  Äofe 
1851-53  Söiffenfc^aftUcbe  tj» 
pebüton  bet  fcbrecbild/en  Äe» 
gierung  unter  Shrgin 
1858—  55  fflttTenfcboftU<be  «I* 
pebitton  ber  ©eretn.  6toaten 
con  Xorbamerita  unter  ^lerc? 
1857—59  ‘Rboora  * Gipebuion 
ber  8^errete$ifc5en  Äegimmg 
1872—76  €^aUenger  * ®jj>ebt* 
tion  ber  engltf$en  Regierung 
1874—76  ®0jClIe  * Cpiebttiort 
ber  beutfi^en  Regierung, 
töeitereä  im  «Irtilel  -Maritime  Wifjen(d)aftlid)c 
Ejpebitionen-, 

Erbtoarf)«,  fopiel  wie  Djolerit. 
Chtbttmhrfaguitg,  f.  ©eomantie  unb  geng-fchut. 
Crebwälle,  i.  Sefeftigungen,  t)orgefd)id)tlid)e. 
ßrbrealje,  f.  Sappe. 

(Stbtoärme,  f.  Erbe,  ©.  908f. 
ßtbtoeibe,  f.  SSalbweibe. 
erbtncltc,  bie  mittlere  Entfernung  her  Erbe  Pon 
ber  Sonne,  gleich  149.S  Mill.  km,  bilbcl  bie  Einheit 
für  bie  Entfernung  im  ©oitnenfpftem ; »gl.  ©temweite. 

Erbtnerfc,  au«  Erbe  erbaute  rciianjen,  finben 
hei  ber  befiänbigen,  ber  gelb-  unb  ber  Seljelflbefefti« 
gutta  aulgebehnte  «inweubung. 

(Srbtriinbe,  eine  in  ftartem  @eitcH  fenfrecht  fte- 
henbe  SeHe,  bie  ftd)  mittels  jweier  über  ftrettj  burd) 
ihren  Bierfantigen  Äopf  einaeftedter  Stangen  um- 
brepen  lägt.  Ste  biente  jur  §erheifd)affung‘  entfernt 
Itegettber  Saften  heim  «iuä-  unb  Sinlahcn  ber  Sdiiffe, 
jum  ^erauformgen  fchwercr  Eeicbüpe  auf  «Bälle  ic., 
tfl  jept  burd)  neuere  iiebejeuge  überholt.  3m  Eifat- 
bahntoefen  heipt  E.  eine  fleine,  wenig  über  ben  Erb- 
hoben OorragenbeSBinbetrommel  milfenfrcd)ler«td)fc 
unb  hhbraulcfd)ent  ober  eleltrifd)em  Betrieb  burd) 
unlertrbtfcheSeitung,  bie  jwifiheu  ben  Slahnhofgleifen 
an  geeigneten  ©untten  aufgefteüt  wirb  unb  mit  fjilfe 
eine«  bannn  gefchlungenm  ©eile«  unb  einiger  Ent- 
rollen jum  ©ewegett  Bon  Eitterwagen  bient,  nament- 
lid)  ju  unb  Bon  ben  Eabeflellett  ber  ©üterfchuppen, 
auch  jur  fflenupung  non  Jrebfdjeiben.  So  befonber« 
auf  cnglifihen  ©üterbahtth&fen,  bort  capstau  (Stap- 
ftänber)  ober  Spill  genannt,  wie  bie  ähnlichen 
SSntbeuorridjlungen  auf  Schiffen. 

(Stbtuolf , 1)  (ijtbethhäne,  l’rottlcs  Lnlamlii 
Geoffr.)  Saubticr  au«  ber  gamtlic  ber  Erbwölfe. 
l,t  in  lang,  mit  30  cm  langem  SdjWanj,  fepr  ähnlid) 
bcr  geftretften  .'ptjäne,  mit'Südennnihne  unb  bufd)i- 
gern  och  Wan  j,  grofecit  Cpren , ift  blapgelbli^  mit 
fd)wnr,jen  ©eitenftreifen , am  ftopf  fchwan,  an  ber 
Unterfeite  weiplichgelb  unb  an  ber  Enbhfilfie  be« 


1319-23  Ä<rb.  Staga[(3ct 
1521  -26  b<  2ogoja 
1534  6.  b'#lca§ooa 
1537  ^«binanb  b«  ©rijalua 
1542  %uan  b«  ®artan 
1577—80  ^rond6  SDrofe 
1586  Coucnbtft 

1595  4jowfin 

1596  OL  van  ÜRoort 

1614  Spi<tb«gen 

1615  3at  U aSaire  unb  ff.  oan 
£<boutm 

1615  ^rnmlta  u.  €<$oppcn$em 
1679-1700  (öfter«)  lampier 
1693  Sorten 

1708—12  9ioger  unb  Sooft 
1712—14  gr^ttr 
1721  Äoggmnt 
1740—44  «nfon 
1764—66  3o^n  ©pron 
1766  2BaDt«  unb  ffarteret 
1766—68  »ougainoifle 
1768,  1772,  1776  3am«3  ffoof 
1788  ffitffou 
1786—88  2a  ^roufe 


30  ©cbrourf  — 

SchwanjeS  fdjWarj.  Ser  ®.  lebt  befonberS  tut  Weft- 
ließen  Siibafrila,  nur  blieb  oieHeid)t  bis  'Jtubien , fjält 
RcbantXag  im  [elbftgegrabencn,  Bon  mehreren  Xieren 
bewohnten  ©au  tierborgen  unb  geht  nad)t8  auf  Snob 
aus.  6r  foU  fiel)  f)auptiäd)lid)  Bon  Dämmern  näh- 
ren. — 2)  S.  URauinnufSgrille. 

©rbtuurf , f.  Stemmine. 

©rbboS,  bei  ben  ©riechen  bie  unterirbifebe  Rtniter- 
ni8,  aud)  bie  Unterttclt,  baS  Schattenreich  felbft;  bei 
£>eiiob  bie  aus  beni  (Jbflos  entftanbene  UrflnfterniS, 
©ruber  ber  3tt)j  (3iad)t),  bie  ißm  ben  Stper  unb  bie 
fcemera  (lag)  gebiert. 

Prctbuö,  1)  tätiger  Sultan  auf  einer  3nfel  an  ber 
Djtfüfte  beb  antarttif<f)en  SiftorialanbS,  unter  77‘/i° 
fttbl.  Sr.,  3770  m bod),  1841  Bon  3ameS  Soft  ent« 
bedt.  — 2)  Kleine  Sai  ber  Sarrotojttafie  im  3iörb- 
lidjen  ©iSnceer,  an  bcrSübtoc  jtftrcde  Bon  StorbbeBon, 
SSinterftation  grandinS  1845  — 46. 

<?rebuö  = ©|ticbition,  1846  48,  f.  SKaritime 

WiffenRhaftliche  ©jpebitioneit. 

<5tec,  f.  ©ref. 

(Stcd)  (babßlon.  Uruf),  eine  ber  Bier  Stäbte  bcS 
9timrobreid)eS  in  Sinear  ober  ©abblonien  (1.  SWof. 
10,  10),  fegt  repräfentiert  burd)  bie  gewaltigen  5£riim> 
merbügel  Bon  ffiarfa,  ettoa  palbWegS  jWifdjen  tpiUa 
unb  Konto  auf  ber  linten  ©uphralfeite.  6.  war  einer 
ber  älteften  Si(je  babt)lonifd)er  Kultur;  Stabtgöttin 
toar  3Rar<©eltiS  (f.  3flar).  Sie  ©riedten  nennen  6. 
unter  bem  Sfamen  Crdjoc  alb  Siß  einer  berübmten 
©elebrtenfdiule.  Sie  Stabt,  bie  bis  in  bie  perRfdje 
3eit  heilige  'Jc’efropoIiS  toar, umgeben  jabllofeSräbcr. 

Prcchtltcion,  auf  ber  Afropolis  Bon  Athen  ein 
uraltes  Heiligtum,  in  bem  Athene  ©oliaS  (©urg-  unb 
Stabtgbttin)  nebft  ©ofeibon  unb  ©redjtbeuS,  bem  an* 
geblidjen  Segrünber,  Berel) rt  nmrbe.  3!ad)  ber  3tr» 
ftörung  burd)  bie  ©erfer  480  B.  ßpr.  lnurbe  ein  neuer, 
nod)  in  !)i innen  erhaltener  Xempel  aufgeführt  unb 
um  400  Botlenbet,  ber  alb  eins  ber  fdiönflen  Xenl- 
mäler  bes  attifdj-ionifchen  Stil*  galt  (f.  Xafel  • Arcpi- 
teltur  HI«,  gig.  8).  (Sr  enthielt  bie  burd)  eine  SÄauer 
getrennten  Kulträume  ber  Athene  unb  beS  6red)tl)eu8. 
Sine  ber  Sorhaüen  führt  Bon  ben  als  ©ebälfträge* 
rinnen  Bennenbeten  Karpatiben  ben  Sianten  Koren- 
(9Jiabd)en)palIe.  ®gI.3uliuS,  Über  baS  ®.  (3Ründ). 
1878);  ff  otnler,  E.  of  Athens  (Archaeol.  Instit 
of  America,  Sb.  1,  ©ofton  1882). 

(?rerf)ff|cu8 , mtjthifdjer  König  Bon  iUpen,  ur< 
fprünglid)  ibentifd)  mit  ®rid)thomoS  (f.  b.  2),  nach 
Iponter  ein  Sohn  ber  Erbe  unb  Pflegling  ber  Athene, 
ber  er  als  ©oliaS  (Stabtgöttin)  ben  nach  ihm  ©red) 
theion  (f.  b.)  benannten  Xempel  auf  ber  Afropolis 
erbaute.  Spätere  Sage  nahm  einen  gleichnamigen 
©nfel  an,  ben  Sohn  beS  ©anbion,  ©ruber  beS  ©uteS, 
bem  baS©rief!ertum  }uReI,Wäprenb  er  baS  Königtum 
erhielt,  ©on  ben  gleufiniem  betriegt,  opferte  er  nad) 
einem  Drafel  feine  jüngfle  Xocpter;  allem  in  ©efol» 
gung  eines  ©elübbcS  ftarben  bie  übrigen  freimütig 
mit  ihr.  6.  flegle,  mürbe  aber,  weil  er  im  Kampf  ben 
®untolpoS  (f.  b.)  getötet,  auf  ©ofeibonS  Anlaß  Bon 
3eu3  mit  bem  Clip  erfcplagen  ober  Bon  ber  ©rbe  Ber- 
fchlungen. 

Prcchthtbcn,  3?ad)fommen  beS  6red)theu8  (f.  b.). 

Ererti  (lat.,  »Aufrechte«),  f.  ©ritnaten. 

Erectis  digitis  (iat.),  mit  aufgehobenen  gingem 
toie  beim  Schwur. 

Prcgfi , 1)  Stabt  im  türf.  SBilajet  Abrianopel, 
auf  einer  Danbfpiße  am  'JJJarmaramcor,  mit  3000 
©inm. , an  ber  Stelle  beS  alten  Perinthos  (feit  ©nbe 
bes  3. 3ahrh-  n . ®hr-  § e r a fl  e a genannt),  mit  SHeften 


(rremitage. 

eines  Bom  Kaifer  ScBeruS  erriihteten  Amphitheaters. 
3n  ber  © a i B o n ®.  fegte  20.  SKai  1829  bie  türlifcpe 
RIotte  über  Bier  ruffifcpe  Schiffe.  — 2)  (Settber 
©regli)  Küftenplaß  im  aRatifcp-türf.  SSilajet  Kafta- 
mum,  am  Schwanen  äJleer,  wichtig  burd)  ben  §o!j» 
hanbel  unb  bie  nagen  Kohlenlager,  mit  2000  6inw. 
(ein  ©iertel  ©riechen) ; früher  Heraclea  Pontica. 

©ref,  ein^elb  ber  mittelalterlichen  Arturbichtung, 
SRitter  ber  Xafelruttbe,  beffen  Sd)idfale  in  bem  gleich- 
namigen altfranjöfifchcn  ©ebidjt  beS  ©prAien  Bon 
Xrotjes  unb  in  einer  beutfdjen  ©carbeitung  beSfel6en 
Bon  $>artmann  Bon  Vlue  bargefteKt  Werben.  ®.  hat 
bie  fdjöne  ®nite  jur  grau  genommen  unb  »Berliegt 
(ich « , b.  h-  oerfäumt  ntterlidjeülbonteucr.  ®nite trauert 
bariiber.  VIls  ©.  ben  @runb  ihrer  Xrauer  erfährt, 
jiept  er  auf  gahrten  attS  unb  nimmt  ®nite  mit  fiep, 
oerbietet  ihr  jebodj  J“  reben.  Sie  Berlept  fein  ©ebot 
Wieberholt,  um  ihn  oor  ©efahren  ju  Wanten,  wofür 
fie  hart  bepanbelt  wirb.  Siad)  Bielen  Abenteuern  Ber* 
föhnt  ftch  @.  mit  ihr,  tritt  feines  SaterS  Sicid)  an  unb 
Weif  nun  ritterliches  Sehen  mit  ber  ffiattenliebe  ju 
Bereinigen. 

©rcile  II.  C£> erafltuS,  3ra(li),  bis  ll.Sept. 
1798  lejjter  fetbftänbigergürft  Bcmßacheti  u.Karthli ; 
f.  Weoräien  (®efchid)te). 

©reml(neulat.),aufri(htbar,  anfchweHenb;  eret- 
tilc  ©efdjwutft,  f.  geuermal. 

©reftion  (lat.),  AnidtweHung  mancher  ©emebe 
beS  tierifdjen Körpers,  namentlich  ber  Scbwelllör- 
per  ber  männlichen  unb  weiblichen  ©efdjle^tSWerf- 
geuge.  Xie  ©.  beruht  auf  einer  eigentümliihen  ®in- 
riditung  beS  (ehr  reich  entwidelten  ©lutgefäßapparatS 
in  ben  oetreffenben  ©eweben,  ber  ein  weitoerjweigteS 
fommunijierenbeS  §öf)lenfhftem  barfteüL  Xic  ®.  tritt 
ein,  fobalb  ade  ©lutgefäjje  ftrogenb  mit  ©lut  gefüllt 
Werben,  unb  hört  auf,  fobalb  bie  '-Blutgefäße  ftch  ihres 
3nl)nltS  enttebigen.  Sie  Anhäufung  be«  SluteS  tu 
ben  ©eweben  als  nächfte  Urfache  ber  6.  wirb  bebingt 
burd)  ben  Sinfluf  gefäferweitentber  Sternen.  Sie 
Sdjwellförper  beS  männlichen  ©liebes  enthalten  für 
gewöhnlich  nur  Wenig  ©lut;  reist  man  aber  bie  ge- 
fäßerweitemben  'Jieroen  (nervi  erigentes),  fo  erwei- 
tern fleh  bie  fie  fpeifenbett  Schlagabent,  unb  iht&öhlen- 
fhftem  füllt  ftd)  plöglich  berartig  mit  ©lut,  baß  biefeS 
nicht  mit  berfelben  SchneUigfeit  abftrönten  fann,  mit 
ber  eS  einftrömt.  §icrburd)  fd)WelIen  bie  ©eile  ber- 
artig an,  baß  Re  fid)  feft  anfühlen  unb  aufrichten  (eri- 
gieren). XiettreftionsnerBen  werben  reReltorifch  tätig 
burd)  wollilftige  ©orfteüungen  unb  bei  SReijung  ber 
Staut  beS  ©liebeS.  X>aS  neroöfe  3entralorgan  für  bie» 
fen  Seflep  liegt  im  Scnbenteü  beS  Siudenmarls.  Stört 
bie  Erregung  ber  ©efäßneroett  auf,  fo  entlebigt  Rd) 
ber  Borper  angefcßWoUcne  ©eil  feiner  ©lutmaRe  unb 
lehrt  wieber  in  ben  3«Ranb  ber  Schlaffheit  jurüd. 
©ei  3iüdcnmarlSfd)Winbfucht,  XiabeteS  tc.,  auch  int 
Alter  fd)Wmbet  bas  EreftionSoermögen , wäßrenb  eS 
bei  manchen  3nRünben  franfbaft  geßeigert  tft.  Aud) 
bie  Kämme  unb  Klunfcm  auf  bem  Kopf  unb  am  ipalS 
mancher  ©ögel  (X ruthahn  tc.)  Rnb  ereltil. 

©remft,  f.  ©reimten.  AIS  Xiemante:  ber  ©in- 
RrblerhrebS  (f.  b.). 

©remitage  (fer.  franj.  [hfermitage),  ®in- 
Rebelei,  im  18.  gahrp.  häufige  ©artenoergec  ung,  an 
einem  «infamen,  Walbigen  Ort  erriditete,  mit  ©auctc- 
rinbe  unb  Stroh  einfach  bellcibetc  Sniite,  welche  bie 
Sohnung  eines  ©remiten  barftellcn  (ollte,  mit  Heiner 
Kapelle,  ©lödchen  unb  bergleidjen  Spielereien.  Xurcp 
3-  3-  SHouffeau  belannt  i|t  baS  fo  benannte  ©arten« 
pauS  ber  SÜlabame  b'Spiitah  (f.  b.).  — Auch  ift  ©. 


©retnitage  - 

Same  bc»  faiierlidten,  Bon  ßlcnje  1840—52  erbauten 
talofleS  in  Petersburg  mit  ben  faifevlidjen  Swift- 
'ämnlintgen,  tnäbef.  ber  an  nieberlänbifebnt  ©emät- 
ben  öufeerft  reichhaltigen  ©aleric,  unb  eine«  ehemali- 
gen marfgräflichen  Siuitfcblofieä  in  Bafereutb  fl.  b.). 
Eremitage , fr  am.  SRotttein,  f.  ßermitage. 
Eremiten  t ’Gcinftebler«,  D.  gned).  ärSmos,  Ein» 
bb*>  biefeen  im  ©egenfafe  ju  ben  ©nadjoreten  (f.  b.) 
itatetbin  biefenigen,  bie  ihren  reltgiöfen Übungen  unb 
f i’.radbtungen  ganj  tinfam  inSälbern  oberEtnöben 
oblagen.  Daher  Eremitiämuä,  Einfeeblertum, 
fermitmleben. 

Eremitenfrcbfe , f.  Cinficblerfrebfc. 

Eremit  Bon  Santii),  f.  JtaHberq- Broich- 
Errmobieu  (griect)  ),  cntjellige  Seien  (tilgen, 
gnfuforien  je). 

Eremoblaftcn  (grieeb.) , Pflanjen jetten,  bte  fech 
trüber  ober  fpäter  auä  betn  Serbanb  mit  anbem  3*1” 
lat  löten.  tute  ©oüenfömer  unb  ©iljfporen. 

Kremodiolum  igriedj.  ■ lat. , jit  crgänjen  judi- 
dum)  tiefe  trüfeer  bie  einteilige  gortfefeung  beä  Pro. 
jeiieä  fettenS  bes  ftlägerS  beim  ©uäbleiben  bei  Be- 
tagten  nach  erfolgter  Eintagung  auf  bie  Stage. 

Eremürus  3/.  Bieb.,  ®nttung  ber  Mtlia jcen, 
Stauben  mit  jabireieben,  grunbfeänbtgcn.  ünealiftfeen 
Sattem.  langen,  reidtblütigcn,  bufften  Drauben  mit 
roten , gelben  ober  »elften  ©litten  auf  einfachen , oft 
mehrere  Steter  hoben  Schäften.  Etwa  18  Mrteit  auf 
ben  ©ebtrgen  Seit-  unb  SRittelafeenS,  namentlicb  auf 
ben  §od>iteppen  ©eflienä  unb  Durfiftanä.  E.  spec- 
tabilis  M.Bieb.,  mit  roeifegelben  Blüten  unb  purpur- 
roten  Staubfäben,  Wirb  mit  mehreren  anbem  Ülrten, 
tote  E.  rohastus  Rgl  fl.  lafel  »yierpfeanjen  I«,  gig. 
20),  E.  Olgae  Rgl. , E.  Bungei  Bak.  u.  o.,  als  ftpr 
beforatioe  riierpfeanje  futtioiert. 

Eren  lErn),  bte  glur  bes  fränfifdjen  Bauern- 
tauieS  fl.  ©auembaub  2,  S.  464). 

Erepticia  bona  (Ereptoria  bona,  tat),  ®üter, 
bie  rrbloS  fmb. 

_ Etedbttrg  (£ere§burg),  bie  alte  Srenjfefee  ber 
Scihjtn  gegen  bte  Einfälle  ber  granfen  im  fädjiiicben 
itefeenaau,  auf  einer  Berghohe  an  ber  obem  DiemeL 
Sari  b.  ®r.  eroberte  unb  jerftörte  bie  E.  unb  bie  in 
ber  Sähe  gelegene  3rmenfäule  (f.  b.)  772,  ftettte  775 
bie  gefee  nneber  ber,  unb  ©apfe  2eo  III.  Weibte  799 
hier  bie  Strebe  bes  beit-  ©etruä , in  ber  938  Db«nf- 
mar,  fiönig  Cttoä  I.  aufrübrerifeber  ©ruber,  erfdjta- 
gen  würbe.  ©n  ihrer  Stelle  liegt  jefet  SRaräbcrg 
(Stabtberge)  im  praxfeiitben  Kegterungäbejirf  ©mä< 
berq.  ©gl.  gifiber,  Die  E.  (©aberb.  1889). 

ErctbiSmud  (grieeb.),  Seijbarleit.  berjenige  3«" 
ftanb  be«  Crganiämuä  unb  einjelner  leile  betreiben, 
ber  bei  etnwirfenben  ©eijen  ftärfere  ober  größere  9ic- 
afttonen  bebingt  alä  im  9?ormaIjuffanb.  3m  eretfei- 
fttfeben  Stabium  mancher  gieber  reagieren  bie  Uran- 
ien aut  bie  geringfügigften  9teije  burd)  guefungen, 
©bc matteren  ic„  wäbrenb  fech  umgelebrt  baä  torpibe 
Stabtum  bureb  febwere  Erregbarfeit,  Betäubung  dja- 
«fterrfeert ; ogl.  Sieijbarfect. 

Eretria,  alte  ionifebe,  befotiberä  im  6.3abrfe.  t.Ebr. 
burdt  Schiffahrt  unb  feanbel  blfiljenbe  Stabt  auf  ber 
Sübtoeftlutte  pon  Euböa,  legte  in  ®emeinf<baft  mit 
bem  naben  Efwlfiä  auf  ber  $albinfel  Ebaltibife  So- 
bmien  an.  geriet  bann  aber  mit  bemfelben  in  einen 
langen  Sanrpf  um  bie  reiebfee  Ebene  Euböaä,  baS  2e- 
tantifcfee  ©eplbe,  baä  fcbliefelicfe  an  EbalfiS  fiel.  Würbe 
490  p.  Ehr.  Pon  ben  ©erfem  jerflört,  weil  fee  ben 
tafüanb  ber  3onier  unterfiüfet  batte,  aber  mit  fcilfe 
ffe^en«  wieber  aufgebaut,  erreichte  irtbeffen  ihre  oor- 


- (Srfafjruttg.  31 

malige  ©lüte  nicht  Wieber.  1900  Würben  bort  bie 
gunbamente  beä  JetnpelS  beS  ©potlon  ®apbntpbo- 
roS  auSgegrabcn.  Der  ©bilofopb  SienebemoS,  ©1a- 
tonä Schüler,  grünbete  hier  eine  pbtlofopbiicbe  Schule, 
bie  eretrifebe.  3efet  ©letria  ober  9Jea©iara,  ein 
Wegen  ber  funtpfigen  Umgebung  ungefunbeb  Dorf. 

Erctrifcltc  Schule,  f.  Elifcbe  Schule. 

6rej(Srisa),  altarmen.  Same  non  Erjtngjan 
fl.  b ),  grieeb-  ©jiri«. 

Erfahrung i Empirie)  bfifet  im  allgemcmcn  baä 
auf  bie  unmittelbare  ftnnlidic  Snfcbauimg  eineä  ®e* 
enftanbeä  begrflnbete  Siffcn  im  öegenfafe  }u  ber 
urefe  Denfcn  erworbenen  ober  bureb  Belehrung 
übermittelten  Einficbt,  fobann  auch  (im  fonlreten 
Sinne)  jebeä  ein jelne  auf  biefent  Sege  gewonnene  Er* 
gebntä  (eine  E.).  Da  unter  ffieift  nur  burd)  ©ermit- 
leluna  ber  Sinne  mit  ber  ©ufeenwelt  in  ©erbinbung 
tritt,  jo  beruht  alle  unfreßenntniä  ber  Dinge  in  lefeter 
Sinie  auf  E.,  unb  Weber  baä  Denfen  nod)  bie  (ouä 
©ücbem  ober  auä  münblidjer  Siittcilung  gefeböpfte) 
Belehrung  nermögen  biefe  ju  erfefeen.  *E.  haben« 
beifet  baber  fooiel  wie  mit  ben  Sigentümlid)feiten  ber 
Dinge  (ober  Sienfdien)  genau  befannt  fein,  unb  .un- 
erfahren« wirb  berjenige  genannt,  ber  bie  Seit  nur 
bureb  Überlieferung  unii  nicht  auä  eigner  ©nfdjauung 
lennt.  Wnberfeitä  t|l  aber  bie  E.,  bie  für  baä  praftifebe 
2 eben  ober  für  bie  Siffcnfdjaft  Pon  ©ebeulung  unb 
Sert  fein  foU,  Weber  blofe  bie  aumnte  ber  alltägliihen 
Erfahrungen,  wie  fte  jeber  ohne  Siühe  machen  lann, 
noch  befte'bt  fte  in  bem  Erlebtbaben  irgenb  welcher 
ungewöhnlichen  gafta  (oiele  Slenfchen  erfahren  gar 
mand) eä,  ohne  E.  ju  madjeit),  fonbent  fie  entfpringt 
erft  auä  ber  ©erfnüpfung  unb  richtigen  Deutung  hel- 
fen, Waä  man  erfahren  bat.  Die  finnlidje  Sabmeb- 
mung  gibt  unä  immer  nur  Ein  j”lf alle,  wäbrenb 
bem  3wede  beä  Siffenä  nur  gebient  ift  bureb  Sc- 
geln  (Sefefee),  bie  in  allen  gälten  ®ellung  haben; 
baiu  ift  aber  eine  benleitbe  Bearbeitung  ber  Er- 
fabrungStatfacbcn  erforberlicb.  DiePomEntpiriämuä 
(f.  b.)  aufgeftetlte  gorberung,  bafe  baä  Erftnnen  fich 
auf  bie  »reine«  ®.  jtüpen  niiiffe.  bat  baber  einen  gu- 
ten Sinn,  wenn  fte  befagen  wiH,  bafe  man  ohne  Por- 
gefafete  TOeinungen  an  bie  Betrachtung  ber  Dinge 
jelbftberangeben,  ift  aber  falfcb,  wenn  gemeint  ift,  bafe 
man  bie  Dat(ad)en  ber  Sabmebmung  ohne  ©rüfung 
binnebmen  foU.  Denn  febr  oft  laffen  bie  leptem  eine 
mehrfache  Deutung  ju  (auä  bem  »flufgeben«  ber 
Sonne  fann  auf  etne  Bewegung  ber  Erbe  ober  ber 
Sonne  gefcbloffen  werben),  unb  immer  ift  cä  Sache 
beä  Denicnä,  baä  Sefentlidie,  ©llgemeingiUtige  Pon 
ben  jufäUigen  unb  umocicnllid)en  Befonberheiten  beä 
cinjelnen  gattcä  ju  unierfcheiben  unb  ju  oerhüten, 
bafe  Poreilig  falfcfee,  bureb  bie  Porliegenben  Salfadien 
nidit  geredjtfertigte  BeraUgemeinerungen  aufqefletlt 
werben.  Dem  biofeen  Empirifer,  ber  auf  wrunb 
einjelner,  nicht  weiter  auf  ihren  Sert  geprüfter  unb 
mit  anbern  Perfnüpfter Erfahrungen  urteilt  unb  ban* 
beit,  begegnet  eä  baber  oft  genug,  bafe  er  burd)  ben 
Erfolg  fclbft  miberlegt  Wirb  ober  unter  anbem  alä 
ben  ihm  geläufigen  Umftänben  lebten  3iat  Weife,  Weä- 
halb  auf  allen  diebieten  bie  rationelle  (auf  E.  unb 
Denten)  bafterte  ©uffaffung  ober  Bebattbluitg  einer 
Sache  höher  gefdtäbt  wtrb  alä  bie  »SRoutine«  beä  Em« 
pirilerä.  ©Ile  ©calmiffenfdjaften  fmb  jWar  infofem 
Erfabrungäwiffenfdpaften,  alä  fte  bie  E.  nicht 
entbehren  fönnen,  fei  biefe  nun  eine  äufeere  (objeltiPe), 
wie  itt  ben  ©aturwiffenidtaften,  ober  eine  innere  (fub* 
jeftioe).  Wie  in  ber  ©fijthologie  ttttb  ben  mit  ihr  ju- 
fammenbängenben  Diäjiptinen,  aber  fee  gritnben  fed) 


32  <£rfaj)runa8t>eioeiä  — Siftnbung. 


nidjt  auSfhlictlih  auf  G.  Auch  begnügt  ftd)  bie  S3if< 
fcnfdjaft  nicht  mit  bcn  juffinig  gemähten  Beobach- 
tungen, fonbcm  fie  geht  planmätig  Bor  unb  fudjt 
Totlachen,  bie  geeignet  fmb,  bit  ©runblage  eines  me- 
thobifhen  SdüutucrfahrenS  ju  bilbcn  (ogl.  Gjperi* 
ment  unb  3nbuttion) ; ober  fie  beginnt  umgefefjrt  mit 
hhpothctifdi  aufgeftedten  allgemeintn  Annahmen,  um 
bie  (burh  Sebuftiem)  barausj  abgeleiteten  Folgerun- 
gen an  ber  G.  ju  prüfen  unb  fo  eine  Betätigung  ober 
SSibcrlegung  jener  Annahmen  ju  finben.  Auf  ben 
lejjtern  Fad  beucht  fih  bie  fflcgenüberftedung  Bon 
T tj  e o r i e unb  6. ; bie  i^eorie  acht  Dom  angemeinen 
aus,  bie  G.  Dom  cinjelnen,  unb  baS  3beal  ber  liHeal-) 
SSiffenfhaften  ift  erreicht,  Wenn  beibe  bodftänbig  ju- 
fammentveffcn.  Ob  eS  Begriffe  unb  Grfcnntniffe  gibt, 
u beren  3uftanbetommen  bie  G.  überhaupt  nicht  er- 
orberlid)  ift,  ift  eine  jwtfchen  AprionSmuS  (f. 
a priori)  unb  GmpiriSntuS  (fr  b.)  ftrittige  Frage. 

(vrialjrungSbcniciS  (Beweib  a posteriori),  f. 
Beweib,  S.  7«9. 

l^^ruuSeufthaften } f Gl™rung. 

(Srfclben,  Torf  in  ber  t)c|j. Brobtn  s Startenburg, 
KreiS  ©rotgerau,  rechts  am  Sitjcm  unb  an  ber  prcu- 
tifh'Wf'fhVn  StnatSbahnlinie  iSarmjtabt  - SBormS, 
bat  eine  eDang.  Kirche,  Spnagoge,  3>l'<ie!brcmterei 
unb  U900)  1024  Ginw.  Bahebei  bie  Shwebenfäule, 
ein  CbeliSf  jur  Grimicntng  an  ©uftaB  AbolfS  Jlbein* 
Übergang  16.  Te*.  1631. 

(Srfinbung  (bicrju  Teytbcilage  -Tie  wid)tigften 
Grfinbungen*),  bie  fhöpferijhe  Tätigfeit  beb  Bfen» 
[dien,  bie  fid)  in  ber  iperborbringuna  btSffer  nictjt  bor* 
banben  gemefener  ©egenftänbe,  in  ber  Ausarbeitung 
neuer  ArbeitSmethobon  aufiert.  Ter  ©rfinber  ton- 
ftruiert  eine  neue  Bia  jd)  ine,  gibt  ein  neues  Bcrfah- 
ren  jur  ^erftetlung  eines  Stoffes , eine  neue  8fed)en* 
metbobe,  wie  bie  ifogarilbmcnreibnung,  ein  neues 
Berbmafj,  eine  neue  HnterridjtSmetbobe'  an.  Tie  G. 
ftebt  in  einem  gewiffen  fflegenfajj  jur  Gntbedung 
(f.  b.),  bie  baS  itorbanbenfein  bisher  nidjt  befannter 
©egenftänbe  naibweift.  Tie  Gntbedung  eitteS  cbemi- 
(eben GlementS,  wie  j.B.bcSGhlorS  burh  Sheele,  unb 
bie  G.  einer  Biafdjine  lafjen  bcn  Uttterfchieb  jroifhen 
beibenTätigfeitenbeuttih  erfennen,  Wäi)renb  ftd)  ber- 
fclbe  berwifcht,  Wenn  man  j.  8.  erwägt,  bat  bn»  Bon 
Schier  tn  ber  Xonerbe  entbeefte  Bictad,  baS  Alumi- 
nium, nur  für  bie  SBiffenfcbaft  Bebeutung  befafi,  bis 
Sainte-Gtaire  Tebide  eine  Biethobe  erfanb,  baS  Alu- 
minium aus  ber  Tonerbe  fo  bidig  berjufteden,  bat 
an  eine  lechnifche  Serwenbung  gebinht  werben  tonnte. 
Gntbedungen  unb  Grfinbungen  gehen  oft  bei  tedjni- 
fcher  Tätigfcit  £>anb  in  Ijjanb  unb  bereinigen  fid)  jur 
Grjielung  beS  SiefultatS.  Gntbedungen  finb  häufiger 
als  Grfinbungen  baSGrgebniS  beS3ufadS,  unb  groge 
Gntbedungen  fielen  bisweilen  wie  Gaben  bes  ©tüdcS 
bem  Gntbeder  ohne  Anftrengung , ja  felbft  bann  ju, 
wenn  er  beim  Suchen  nah  einem  3>el  non  Bbdig 
faljdjenBorauSfepungen  auSging.  Grfinbungen  fmb 
bagegen  häufiger  baSSiefuItat  groter  Anftrengungcn, 
intelligenter  Benujung  Don  Gntbedungen  unb  geilt • 
reicher  Beobad)tungen  unb  Kombinationen,  immer- 
hin gelingt  bem  mmber  Jhmbigen  oft  eine  G-,  um  bie 
fid)  ber  Fachgelehrte  auch  bei  groter  3ntedigenj  unb 
Gnergie  Dergcblid)  bemüht  SKan  fann  Don  einer  be- 
fonbem  erfinberifhen  Kraft  fprechen,  bie  nur  bei  we- 
nigen fflcnfdjcn  in  erheblichem  SRate  Bortommt.  GS 
ift  tlar,  bat  eine  grote  Seihe  bon  Grfinbungen  bem 
ÜSenidien  gelingen  mutte,  ftftalb  er  fid)  über  basTier 
ju  erheben  begann;  ja,  bie  Tätigfeit  beS  TiereS  mag 


oft  genug  bem  SRenfcben  als  Borbilb  gebient  haben, 
unb  fehr  trief,  wie  j.  8.  bie  Abfdjcibung  Bon  SKetal» 
len  auS  ihren  Grjen,  ift  bem  3ufad  ju  berbanten. 
AIS  man  bie  beobachtete  Grfdjeinung  berfolgte  unb 
primitibe  Apparate  erfanb,  um  ben  'JBrojet  beffer  ju 
beherrfchen,  mutte  man  auch  glasartige  todjladen  er- 
halten, welche  bie  Anregung  ju  Bemühungen  in  an- 
berer  Stichtung  gaben,  ©rotartige  Grfinbungen  ge- 
bären in  biefe  Kategorie,  ber  man  aud)  bie  tmcbtigflen 
Gmmgenfcfaaften  jitjählen  fann,  bie  auf  rein  empi» 
rifher  BafiS  gemacht  Würben,  wie  ».  8.  bie  G.  ber 
§ol jfhneibefunfi,  ber  Sbupferftechhmft  unb  ber  Buch- 
bruderfunfl.  ©anj  anberS  geftalleten  ftd)  bie  Grfin- 
bungen, fobalb  man  anfing,  bie  SBiffenfdjaft  als  Füh- 
rerin ju  benutzen  unb  bewußt  Diaturgefepe  für  bie 
BrajiS  ju  berwerten.  Für  bie  ältere  3«t  fmb  Wir 
nicht  mehr  ftdjer  im  ftanbe,  überad  ju  unterfd) eiben, 
wo  eine  fotche  lätigfeit  borlaa  ober  ber  3ufad  fein 
Spiel  trieb  (Gntbecfung  beS  ItHfroffopS,  beS  Fern- 
rohrs ic.);  aber  fdjon'bie  G.  bcS  Barometers,  ber 
Suftpumpe,  ber  Benbeluhr  waren  Früchte  Wiff enthaft- 
lieber  lätigleit , unb  wenn  Wir  im  18.  unb  DoHenbS 
im  19.  3abrh.  bie  Grfinbungen  fich  häufen  fehen,  fo 
ift  bieS  teils  auf  baS  rapibe  Fortfdjreiten  ber  Riffen- 
(haften,  teils  aber  auh  ouf  bie  immer  fiegreihcr  bor* 
bringenbe  Ginfiht,  bat  auf  biefent  ©ebict  bie  grbfiten 
Grfolge  burh  Benußung  ber  SSiffenfhaft  ju  erreichen 
fmb,  jurüdjuführen.  ®ie  mobeme  Ghemie  ftedt  fih 
alS  Jmuplaufgabc  bie  Grforfhuna  ber  ftonftitution 
ber  Körper,  unb  bie  Ginfiht , bie  fie  hierbei  gewann, 
bcrwertete fie  in  glüdlihfter  Seife  jur  fünftlihen 3)ar- 
fledung  Don  Körpern,  bie  bisher  nur  als  2(pt«rpro- 
bufte  befannt  gewefen  waren.  So  gelang  bie  fünft* 
lidje  $atrftedung  beS  AlijarmS  unb  beS  3nbigoS  auS 
Xeerbeftanbteilen  als  baS  Slefullat  flrengften  wiffen- 
fhaftlihenS'cnfenS,  unb  cS  unterliegt  feinem  3»etfel, 
bat  auh  bie  SJarftedung  bon  Gh'nm,  Sforphium  te. 
gelingen  wirb.  3)iefe  Art  beS  GrfinbenS  ift  auh  auf 
bie  Berbcfferungen  alter  Griinbungen  bielfah  ange- 
wenbet  worben,  unb  wenn  heute  bte  non  S8att  erfun- 
bene  ®ampfmafhine  eine  fo  boUfomntene  ©eftalt  er* 
reiht  h“t,  fo  ift  bieS  wefentlih  ber  wijjenfhaftlihen 
lätigfeit  ber  3ngenieure  ju  banfen.  ®ie  Gntbedung 
beS  GleftromagnetiSmuS  führte  jur  G.  beS  Stelegra- 
phen unb  ber  i?hnamoniafhine.  $ie  gan^e  Gleftro- 
tchnif  mit  ber  ©albanoplaftif  ruht  auf  wiffenfhaft« 
ltdjer  BafiS,  unb  cbenfo  hat  fih  bie  Bbotogrnpbie  an 
ber  emb  berSBiffenfhaft  entWidelL  $aS  Biafhinen- 
Wcfen  Derbanft  feine  Grfinbungen  wefentlih  bem  Stre- 
ben, SKenfhenfraft  }u  fparen  unb  mit  grötercrÄraft- 
entfaltung  ju  arbeiten,  als  bei  Anwcnbuug  bon  3Sen- 
fhen-  unb  lierfraft  möglih  ift.  Binn  judjtc  nah 
Bfotoren,  bie  unter  beftintmten  Bethältniffen  ber 
3)ampfmafd)inc  borjujichen  feien,  unb  erfanb  unter 
anbem  bie  Xurbinen,  bie  (nitluftmafhine,  bie  ©ciS- 
fraftmafhine,  bann  aber  bte  jaljlreihcn  ArbeitSma» 
fhtnen,  wie  bie  Spinnmafhine  unb  ben  mehanifhen 
Sebfmhl,  bie  Slähmafhine,  ferner, bie  Säe-  unb  ®refh- 
mafhine  unb  bie  Sfähmafhine , bic^obelmafhineunb 
biele  ähnlihe,  burh  Weihe  bie  gefamte  tehnifche  Sä- 
tigfeit  eine  atibre  ©eftnlt  gewonnen  hat-  Auch  bie 
DolfSwirtihaftlihen  Berhälmiffe  haben  ben  arötten 
Ginflut  auf  bie  Grfinbungen  auSaeübt.  Sic  Befreiung 
ber  Gewerbe  bon  alten  Feffeln,  bte  Beförbernng  beS 
©ebanfen-  unb  ©üterauStaufheS  burh  Gifenbabncit 
unb  Telegraphen,  ber  erleihlerte  perfönlih«  Ber- 
fehr.  bie  Hebung  bet  Shulctt  unb  bie  ©rünbuitg  bon 
Fadifhulen,  namentlich  auh  bie  Batentgefebc,  bie  ben 
Grfinbcm  bie  Frilhtc  ihr«  Arbeit  ju  jthem  fuhen, 


Xan  Artikel  Erfindung.] 


Die  wichtigsten  Erfindungen. 


Abdampfen.  Vakuumapparat  von  Howard  . 
Achromatische  Linse  von  Dollond  .... 

Akkumulator  von  Armstrong 

Akkumulator,  elektrischer,  ausgeführt  von 
PlanU 


1812 

1757 

1843 

1860 


Alizarin , künstlich  dargestellt  von  Gräbt  und 

Lutermann 

Alkoholometer,  konstruiert  von  Trolles  . . . 

Aluminium,  entdeckt  von  Wühler 

wine  praktische  Verwendbarkeit  naehge- 
viesen  von  Sainte-Claire  Dt  rille  in  Paris  . . 


1868 

1812 

1827 

1854 


Reduktion  von  Met&lloxyden  durch  Alumi- 
nium von  Goldschmidt 

Aaartigmat  aus  Schottschem  Glas  von  Rudolph 
Anemometer,  Schalenkreuz  von  Robinson  . . 

Aiilis,  Anilinviolett  von  Perkins 

Fuchsin,  im  großen  dargestellt  von  Verguin 
Aitbropometrische  Messungen  von  Bertillcm 

ABtipiaaet  von  Steinheil 

Antiseptiacbe  Wundbehandlung  von  Lieter 

Äolsharfe,  erfunden  von  Kircher 

A plana!  von  Stein  heil 

Arabisches  Ziffersystem,  in  Europa  bekannt 
re  macht  durch  Leonhard  von  Pisa  (Fibonacci) 
Aräometer  für  Salzlösungen  von  Thölden  . . 
Gewichtsarilometer  von  Persone  de  Roberval 

Desei.  von  Nicholson 

Skalenaräometer  von  Boyle 

Astrophotometer  von  Zöllner 

Augenspiegel  von  HelmhoUs 

Autotypie  von  Meiecnbach  und  v.  C.  Anger  er . 

Baggermaschine  von  Varantius 

Ihmpfbaggermaschine  von  Qrimshaio  . . 

Band  mahle  von  Möller 

Bandsäge  von  Ncwbcrry 

Barometer,  erfunden  von  Torricclli 

zum  Höhcnmesscn  benutzt  von  Pascal  . . 
als  W etterglas  gebraucht  von  Otto  v.  Guericke 

Aneroid  von  Vidi 

Baumwolle,  Mercerisation  durch  Mercer  . . . 

Seidenglanz  durch  Thomas  und  Prevosi . . 
ßaorawolNamt , dargestellt  von  Havart  . . . 
Beazolfabrikmtion  nun  Steinkohlenteer  von 


1897 

1890 

1846 

1856 

1859 

1882 

1881 

1867 

1650 

1864 

1202 

1600 

1663 

1787 

1675 

1861 

1851 

1881 

1591 

1796 

1600 

1808 

1643 
1648 
1G61 
1647 

1644 
1894 
1740 


Mansfeld 

Berlioerblan  von  Diesbach 

Bier.  Harwood  erfindet  die  Porterbrauerei 
Pasteurisieren  von  Velten 


1849 

1704 

1722 

1867 


Blasebalg,  s.  Gebläse. 

Bleistifte  ans  Graphit,  in  England 

ConUs  Tonmischung  mit  Graphit  . . . . 

Blindenschrift  von  Braille 

Blitzableiter  von  Procopius  Divise h . . . . 

von  Benjamin  Franklin 

Bobbinetmaschine  von  IlecUhcoat 

Bohrmaschine  von  Marils  für  Geschütze  . . 
Langloch bohrmaschine  von  Benlham  . . 

Zyliodcrbohrmaschine  von  Billingsley  uud 

tou  Dixon 

Gesteinsbohrmaschine  mit  Preßluft  von 

Bruxton  

Brennspiegel,  dem  Archimedes  bekannt  v.  Chr. 
Briefmarke  von  Chalmcn,  eingeführt  durch  Hill 
Brillen,  erfunden  von  Alessandro  de  Spina 
Bracken:  Erste  gußeiserne  Brücke  über  die  Sa- 
verne  bei  Coalbrook,  erbaut  von  Wilkinson 

und  I ki  ml  cg 

Erste  Kettenbrücke  mit  an  Tragstangen 
hängender  Bahn  über  den  Jacob’s  Creek  in 
den  Vereinigten  Staaten,  erbaut  von  Finlay 
Ente  Hängebrücke  (Drahtbrücke)  in  Eng- 
land   

Brocken  wage  Dezimal-,  Zentcaimalwage)  von 

Qmnlens  und  Schwügui 

Mtgtrt  Kerns.- Lexikon,  €.  Aufi. , Beilage 


1665 

1790 

1829 

1754 

1750 

1809 

1710 

1793 

1803 

1844 

212 

1840 

1280 

1773 

bis 

1770 


1796 

1816 

1822 


Buchdruckerkunst,  erfunden  durch  Gutenberg 
Earl  Stanhope  konstruiert  die  eiserne  Bueh- 

druckpresse 

Friedrich  König  erfindet  in  London  die 

Flachdruckmaschine 

und  die  Zylinderdruckmaschine 

Rotationsschnellpresse  von  Will.  BuUock  . 
Calciumkarbid,  dargestellt  durch  Moissan  . . 
Begründung  der  C&lciumkarbidindustrie 

durch  Willson 

Calciumcyanamid  aus  atmosphärischem  Stick- 
stoff von  Frank  

Camera  obscura  von  Levi  ben  Gereon  .... 
Chlor,  Wcldons  Regenerationsverfahren  . . . 

Deacons  Verfahren 

Chlorbleiche  von  llerthollet 

Chlorkalkfabrikation  von  Tennant 

Cystoskop  von  Nitze- Leiter 

Dampfhammer  von  Nasmyth 

Dampfmaschine:  Pipin  bringt  den  Dampf  zum 

Betrieb  von  Schiffen  in  Vorschlag 

Wasserhebemaschine  von  Saray  .... 
Erste  »Feuemiaschinet  (Zylinder -Dampf- 
maschine) von  Newcomen 

James  Watt  baut  die  erste  einfach  wirkende 

Dampfmaschine  mit  Kondensator 

Die  erste  doppelt  wirkende  Dampfmaschine 
Erste  Hochdruck -Dampfmaschine,  erbaut 

von  Oliver  Evans 

Corlißsteuerung 

Heißdampfmaschine  von  Schmidt  . . . . 
Dampfpflug,  erste  Versuche  mit  Dampfpflügen, 
welche  durch  eine  Drahtseiltransmission  be- 
wegt werden,  durch  Heathcoat 

Erste  praktische  Verwendung  durch  Fowler 

Dampfrumme  von  Nasmyth 

Dampfschiffe:  Papin  befuhr  mit  einem  Rad- 
dampfer die  Fulda  von  Kassel  bis  Münden  . 

Patrick  Miller  setzt  ein  mit  zwei  hinter- 
einander liegenden  Schaufelrädern  versehenes 

Doppelboot  in  Gang 

Fullon  eröffnet  auf  dem  Hudson  die  erste 

regelmäßige  Dampfschiffahrt 

Der  erste  Dampfer,  Sav&nn&h,  kreuzt  den 

Atlantischen  Ozean 

Erstes  Schraubenschiff  von  Joseph  Ressel 

in  Triest 

Ruthven  baut  Reaktionsdampfer  in  England 
Dampfstrahlgeblttse  von  W.  Siemens  .... 
Dampfstrahlpumpe,  s.  Injektor. 
Dampfturbine,  erfunden  von  Toumaire  . , . 

konstruiert  von  Parsons 

Aktionsdampfturbine  von  de  Laval  . . . 
Desinfektion  mit  Chlor  nach  de  Morveau  . . 

— mit  Karbolsäure  nach  Calvert 

— mit  Formalin  nach  Loeto 

— durch  Dampf  nach  Merke 

Dezimalbruchrechnung  von  Regiomontanus  . 
Diamanten,  künstliche,  nach  Moissan  . . . 

Dieselmotor  von  Diesel 

Diorama  von  Daguerre 

Drahtseilbahn  von  r.  Diicker 

Drainieren  mittels  Tonröhren  nach  Smith  . . 

Drainröhrenpresse  von  Whitehead 

Draisine  von  Drais 

Dreifarbendruck  nach  Vogel  und  Ulrich  . . 

Dreschmaschine  von  A.  Meikle 

Drill  Wirtschaft  nach  Jethro  Tüll 

Druckluft  zum  Betrieb  von  Maschinen  nach 

Bruxton 

Dynamit,  erfunden  von  Nobel 

Dynamomaschine,  s.  Elektrische  Maschinen. 
Dynamometer,  Ihronys  Zaum 


1450 

1800 

1810 

1812 

1863 
1892 

1892 

1899 

1321 

1867 

1870 

1785 

1798 

1876 

1842 

1690 

1698 

1705 

1765 

1762 

1802 

1618 

1864 


1833 

1855 

1844 

1707 


1787 

1807 

1818 

1829 

1850 

1870 

1853 

1886 

1887 

1775 

1867 

1872 

1880 

1460 

1393 

1896 

1822 

1861 

1833 

1648 

1817 

1891 

1785 

1730 

1844 

1867 

1821 


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n Die  wichtigsten  Erfindungen. 


Eisen:  Gußeisen  in  China  bekannt  (nach  Gütz- 

iaff)  schon v.  Chr. 

Gußeiße rne  Öfen  im  Elsaß 

Hochöfen,  wahrscheinlich  zuerst  in  d.Nieder- 
landen,  in  Sachsen  u.  am  Harz  im  17.  J&hrh. 
Erster  Hochofen  mit  Steinkohle  zu  Cool- 

brookdale  in  Shropshire 

Puddelprozeß  von  Corrt 

Erhitzung  der  Gebläseluft  nach  Neilson  . 
Eisenbahnen:  Erste  öffentliche  mit  Pferden  be- 
fahrene Eisenbahn  zwischen  Stockton  und 

Da rUngton  eröffnet 27.  Sept. 

Erste  mit  Lokomotiven  betriebene  Bahn 
(Liverpool— Manchester)  eröffnet  . 15.  Sept. 

Zahnradbahn  .von  Riggenbach 

Eismaschine  (mitÄther)  v.Pcrkins  1 834 ,/farrwon 

(mit  Ammoniak)  von  Carri 

(mit  verdünnter  Luft)  von  Kirk 

von  Linde  

Elektrische  (gal van.)  Batterien : Voltaache  Säule 

Konstante  Säule  von  DanieU 

von  Grove  1839,  Bunten  1842,  Meidinger  1859 
Elektrische  Eisenbahn:  Erste  elektrische  Loko- 
motive von  W.  Sinnens 

Elektrische  Schnellbahn  erreicht  210  km  in 

der  Stunde 

Elektrische  Glühlampe  von  Starr 

Erste  praktische  Glühlampe  nach  Edison  . 
Freiluftglühlampe  von  Kernst  . . . ... 

Osmiumlampe  von  Auer 

Elektrische  Maschinen:  Reibungselektrisier- 

maschioe  von  Quericke 

Schoibenmaschine  von  Rameden  .... 
Elektrophor  von  IVilcke , verbessert  von  Volta 
Influenz-Elektrisiermaschine  von  JP.  Uoltz 
Magnetelektrische  Maschine  von  Pixii  . . 

Dynamomaschine  von  Siemens 

von  Gramme  (Pacinottis  Ring) 

von  lief ner- Alteneck  (Trommelanker) . . . 

Compoundmaschine  von  Brush 

Mehrphasiger  Wechselstrommotor  von  Tesla 

Elektrischer  Ofen  von  Desprets 

Elektrisches  Boot  m.  Akkumulator  nachifcc£en- 

zaun 

Elektrophor,  s.  Elektrische  Maschinen. 
Erdbohrer,  wesentlich  verbessert  durchiTtnd  seit 
Erdöl,  bei  Titusville  in  Pennsylvanien  erbohrt 
Essig,  Schuellessigfabrikation  von SchüUenbach 
Fadenkreuz  im  Fernrohr  von  Ausout.  . . . 
Fahrrad  (Veloziped),  s.  Draisine. 

— mit  Trittkurbeln  von  Fischer 

Fallschirm,  angegeben  von  Leonardo  da  Vinci 

von  Lenormand  praktisch  erprobt  .... 

Feilenin  aschine  von  Reichenbach 

Fernrohr,  erfunden  von  dem  Brillenmacher 

27 ans  Lippershey  in  Middelburg 

Galilei  konstruiert  ein  Fernrohr  und  be- 
obachtet damit  Himmelskörper 

Astronomisches  Fernrohr  von  Kepler  . . 

Spiegelteleskop  von  Kewton 

Dinlytisches  Fernrohr  von  Ploessl  .... 
Feuerspritze  von  Klcsibios v.  Chr. 

— bekannt  in  Nürnberg 

— mit  Windkessel  nach  v.  <L  Heyden  . um 
Feuerzeuge:  Tunkfeuerzeuge  von  Chancel  . . 

Döbereiners  Feuerzeug 

Phosphorstreichhölzchen , angeblich  von 
Kämmerer  (1790—1857)  erfunden,  in  den  Han- 
del gebracht  von  Römer  und  Preschel  in  Wien 
Antiphosphorfeuerzeuge  von  Böttger  . . . 

Filterpresse  von  Needham 

Flaschenzug  und  Schraube  von  Archimedes 
v.  Chr.  um 

Fleischextraktindustrie  von  Gilbert  . . . . 
Galvanoplastik,  erfunden  von  Jacobi  in  Dorpat 

und  Spencer  in  Liverpool 

Gasfeuerung  von  Bischof 

Regenerativgaafeuerung  von  F\  u.  W. Siemens 


G&skraftiuaschine  von  Braun 

Doppeltwirkende  Maschine  von  Lenoir  . . 
Beau  de  Rochus  beschreibt  den  Viertakt- 
prozeß   

von  Otto  und  Langen  in  Köln 

Gasselbstzünder  von  Klinkerfues 

Gebläse:  Hölzerne  Blasebälge  zuerst  in  Deutsch- 
land, vielleicht  in  Nürnberg,  gefertigt . um 
Wassertrommelgebläse  von  dclla  Porta  . . 

Roots  Kapselgebläse 

Smeatons  Zylindergebläse  aus  Gußeisen  . . 

Zentrifugalgebläse  von  Terral 

Geburtszange  von  Palfyn 

Gerberei  (Schnellgerberei),  a.  Leder. 

Glas:  Spiegel um 

Glasätzung  mit  Flußsfture  von  Schrankhardt 

Hartglas  von  de  la  Bastie 

Wannenofen  von  Siemens 

Gießen  von  Spiegelglas  von  Thevart  . . . 
Gold,  Scheidung  mit  Salpetersäure  durch  Alber- 
tus Hagnus 

— Gewinnung  von  Gold  und  Silber  mittels 

Quecksilber  von  Barlolomi 

— Gewinnung  nach  Mae  Arthur  Forrcst.  . . 

Gmbenkompaft  von  Breithaupt 

Guttapercha  in  England  eingeführt . . . seit 
Handfeuerwaffen:  Donnerbüchse  im  14.  und 

Hakenbüchse  im  15.  Jahrh.  mit  Lunte  ent- 
zündet, dann  mit  Luntenschloß ; das  Radschloß 
von  einem  Uhrmacher  in  Nürnberg  erfunden 
Steinschloß  in  Frankreich  erfunden  . um 
Perkussionsschloß,  erstes,  von  Alex.  Forsyth 
Gerade  Züge,  erfunden  angeblich  von  Kasp. 

HöUner  in  Wien vor 

Schraubenförmige  Züge  von  Augustin  Kutter 

in  Nürnberg . gost. 

Hinterladungsgewehr  von  Chaumette  . . . 
Erstes  Zündnadelgewehr  mit  Einheitspatrone 

von  Drcyac 

Spitzkugelgeschoß  von  Ddvigne 

— von  Minii 

Verbessertes  Zündnadelgewehr  von  Mauser 

Repetiergewehr  von  Mannlicher 

Heber,  Druckpumpe,  Reaktionsrad  erfunden 
von  Seron  von  Alexandria  . . v.  Chr.  um 
Heilgymnastik,  schwedische,  begründet  v.Ling 
lieiftluftmaschine  (kalorische  Maschine)  von 

Ericsson 

von  Lehmann  in  Nürnberg 

Heliograph  von  Manee 

— von  De  la  Rue 

Heliostat  von  s*  Gravesande 

Heliotrop  von  Gauß 

Hobelmaschine  von  Murray  in  Leeds  .... 

Holzhobelmaschine  von  Hatton 

Holzschliff  für  Papi  erfahr  ikation  von  Keller  . 

— weiter  ausgebeutet  von  Wlter 

Holzschneidekunst,  älteste  Probo  (der  »heil. 

Christoph«) 

Holzzellnlose  von  Tilghman und  Ungerer  1866 u. 

Hydraulische  Press«  von  Bramah 

Hydraulischer  Widder,  erfunden  xonMontgolßer 
Hygrometer  von  Leonardo  da  Vinci  . . . . 

Haarhygrometer  von  Saussure 

Psychrometer  von  August 

Indigo,  künstlicher,  dargestellt  von  Bacyer  . 

— fabrikmäßige  Herstellung  durch  die  Badische 

Anilin-  und  Sodafabrik 

Induktionsapparat  von  Ruhmkorff 

Injektor  (Dampfstrahlpumpe)  von  Giffard  . . 

Kaleidoskop  von  Brcwtler 

Kalisalzindustrie  bei  Staßfurt, Frank, Grüneberg 
Kalorische  Maschine,  s.  Heißluftmaschine. 
Kaltwasserkur,  begründet  von  PrießniU  . . 
Kanonen,  wahrscheinlich  schon  bei  Verteidi- 
gung von  Sevilla  (1247),  in  Deutschland  bei 
Verteidigung  von  Einbeck  1365;  in  offenem 
Feld  in  der  Schlacht  bei  Crücy  1340. 


700 

1490 


1740 

1784 

1830 


1825 

1830 

1862 

1856 

1860 

1862 

1898 

1800 

1836 


1879 

1903 

18-15 

1679 

1898 

1898 

1650 

1766 

1775 

1864 

1832 

1867 

1869 

1872 

1879 

1887 

1849 

1882 

1835 

1859 

1823 

1667 

1854 

1480 

1783 

1804 

1008 

1609 

1611 

1666 

1832 

150 

1439 

1670 

1805 
11824 


ia33 

1848 

1828 

260 

1862 

1&36 

1839 

1856 


11823 

1860 

1862 

1867 

1840 

1550 

1589 

1726 

1760 

1729 

1721 

1280 

1670 

1875 

1875 

1688 

1260 

1557 

1890 

1810 

1840 


1517 

1630 

180? 

1500 

1630 

1751 

1828 

1840 

1849 

1863 

1878 

100 

1825 

1833 

1869 

1875 

1862 

1742 

1820 

1814 

1776 

1843 

1846 

14-23 

1869 

1795 

1796 
1490 
1783 
1825 
1875 

1897 

1851 

1658 

1817 

1861 

1830 


Die  wichtigsten  Erfindungen. 


III 


Knoueu : Hinterladungsgeschütze,  beschrieben 

ton  Lorini 

Glatter  Hinterlader  von  Wahrendorff  in 

Schweden 

Gesogene  Geschütze  von  Catalli  .... 
Krupp,  Geschützrohr  aus  Gaßstahl  . seit 
DoppelkeUversehlufi  von  Kreiner  .... 

Revolvergeschütz  von  Galling 

Mitr&illeuse  von  de  Reffye 

Panxerlaflet*  von  Schumann 

Maschinenkanone  von  Maxim  u.  Nordenfcll 

Karborandnm  von  Acheson 

Katheter  von  Bcmard  in  London 

Kautschuk,  in  Europa  bekannt  durch  La  Con- 
damine   

Elastische  Gewebe  ans  übersponnenen  Kau- 
tschukfaden von  Stadler  in  Wien  1820  und 

Reithojfer 

Wasserdichte  Gewebe  von  Macintosh . . . 
Das  Vulkanisieren  erfunden  von  Goodyear 
Kehlkopfspiegel  (Laryngoskop),  erfunden  von 

Gesanglehrer  Garcia 

Benutzung  zu  ärztlichen  Zwecken  durch 

Csermak 

Kerzen  aus  Stearin  zuerst  von  Braconnot  . . 

Kalkverseifung  von  Milly 

Spaltung  der  Fette  durch  Wasserdampf  von 

Tilg  hman  n 

Paraffinkerzen  von  Seligue  in  Paris  . . . 
Kettenschifahrt:  Erst«  Versuche  durch  Graf 
Moritz  von  Sachsen  in  Frankreich  .... 

Auf  der  Seine  mit  Dampf 

Koks,  Erzeugung  und  Benutzung  im  Hochofen 

von  Darby 

Koksofen,  mit  Gewinnung  von  Teer  und  Am- 
moniak von  Knab  in  Commentry 

Kollodium  von  SchönJbein 

Kompaß,  in  China  bekannt  angeblich  .... 

in  Europa  bekannt 

Gioja  verbindet  die  Scheibe  mit  der  Nadel 
Konservierungsverfahren  von  Appert  . . . 

Kanstbutter  von  Mcge  MourUs 

KnnttwoUfabrikation  mit  Karbonisation  von 

Kober  

Kopferstechkunst.  wahrscheinlich  im  südwest- 
lichen Deutschland  erfunden um 

Lampe  mit  Argandbrenner 

Petroleum  lampe  von  Silliman 

Regenerativ  lampe  von  Siemens 

Lampcnzylinder  von  Leonardo  da  Vinci  . 
Leder,  Schnellgerberei  erfunden  von  Macbride 
Gerberei  mit  Metallsalzen  von  Knapp  . . 
Leuchtgas:  Lord  Dundonald  beleuchtet  sein 
Landhaus  mit  dem  aus  Koksöfen  entweichen- 
den Gas;  gleichzeitig  beleuchtet  Pickel  in 
Würz  bürg  sein  Laboratorium  mit  Gas  aus 

Knochenfett 

Mur  doch  beleuchtet  Watts  Fabrik  mit 

Leuchtgas  

Straßenbeleuchtung  mit  Gas  in  London  . 
Gteglühlicht  von  Auer  v.  Welsbach  . . . 
Libelle,  die  Röhrenlibelle  von  Thevenot  . . . 
Lichtdruck  von  Albert  (Albertotypie)  .... 
Linoleum  von  GaUoway  • Karnptuliknn)  . . . 
aus  Leinöl  und  Korkmehl  von  Walton  . . 

Lithographie  von  Scncfdder 

Lithograph.  Schnellpresse  von  Smart  . . 
L*g,  von  MagalhÖes  angewandt  ...... 

Logarithmen  von  Napier  of  Merchiston  . . . 
Lokomotive,  auf  Eisenbahn  von  Threvithick 
George  Stepheneons  erste  Lokomotive  . . . 
Stepheneons  Lokomotive  (mit  Röhrenkessel) 
Verbundlokomotive  von  Schneider  u.  Komp. 

in  Creusot 

Luftballon  mit  erhitzter  Luft  von  Montgolßer 

mit  Wasserstoff  von  Charles 

Loft pampe  von  Otto  ».  Guericke 

QaecLdlberluftpumpe  von  Gei&ler . . . . 


Magenpumpe  von  Knömaul 

Mähmaschine  mit  rotierendem  Schneideapparat 

von  Smith  in  Schottland 

Malz,  pneumatisches  Verfahren  von  Galland 

in  Nancy 

Manometer  von  Otto  v.  Guericke 

Federmanometer  von  Morin 

Mauersteine,  Ringofen  von  Hojfmann  und  Licht 

Mikrometer  von  Gascoiyne 

Mikrophon  von  Hughes 

Mikroskop,  erfunden  von  Hans  und  Zacharias 
Janssen  in  Middelburg 

— mit  Immersionslinse  von  Hartnack  . . . 

— Abbes  Kondensor 

Mil  clizentri  fuge  von  PraswUl 

de  Lavals  Separator 

Mineralwasser,  künstliches,  von  Struve  . . . 

Moordammkultur  von  Rimpau 

Motorwagen  von  SerpoUet 

— von  Daimler 

Mühlen.  Erste  Erwähnung  der  Windmühle 

Beutelwerk  von  Volker  in  Zwickau  . . . 

Griesputzmaschine  von  Bauer 

Walzenmühle  von  Hclfenberger  in  Rorschach 
Ventilation  der  Mahlgänge  von  Jaacks  und 

Bchms 

Münzmaschinen.  8toßwerk  von  Briot  . . . 

Rändelwerk  von  Castaing 

Prägemaschine  von  Uhlhorn 

Nähmaschinen:  Kettenstichmaschine  von  IV.  v. 

Thimonnicr 

Hunts  Doppelsteppstichmaschine  mit  Schiff- 
chen   

Howes  verbesserte  Schiffchennähmaschine 

Greifernähmaschine  von  Wilson 

Neusilber  von  Gdtner  in  Lößnitz 

Nietmaschine  von  Fairbaim 

Nitroglyzerin,  Benutzung  in  der  Sprengtechnik 

durch  Hobel 

Nonius,  von  Pierre  Vernier  beschrieben  als 

Quadrant  de  mathdmatique 

Organtherapie,  begründet  durch  Kocher  . . . 
Panorama  von  Du  Örest,  verbessert  von  Breysig 
P anz  ersch  i ffe : Guieysses  sch  wimmen  de  Batterien 
Panzerfregatte  von  Dupuy  de  Lome  . . . 

Monitor  von  Ericsson 

Papierfabrikation:  Erfindung  des  »Holländers« 
(Lumpenzerkleinerungsinaschine)  . . um 

Bleichen  mit  Chlor  von  Taylor 

Papiermaschine  von  Robert 

Harzleimung  von  Iüig  in  Erbach  .... 

Paraffin  von  Reichenbach 

Passageinstrument  von  Römer 

Pergamentpapier  von  Gaine 

Phonograph  von  Edison 

Photographie,  Lichtbilder  mittels  Asphalt  von 

Hiepce 

Daguerre  entdeckt  dAs  nach  ihm  benannte 

Verfahren 

Bilder  auf  Papier  von  Talbot 

Silberverbindungen  in  Eiweißschicht  auf 

Glas  von  Niepce 

Kollodiumverfahren  von  Le  Gray  .... 
Anwendung  des  Magnesiumlichtes  von  Miethc 

und  Goedickc 

Additives  Dreifarbenverfahren  von  Maxwell 
Trockenplattenverfahren  von  3faddox  . . 

Sensibilisatoren  von  Vogel 

Films  von  Lumiere 

Photophon  von  Bell  und  Tainter 

Pianoforte:  Die  erste  Hammermechanik  be- 
schrieben von  Bartolo  Cristo/ori  in  Florenz 
Pneumatische  Briefbeforderung  von  Clark 
Pneumatische  Paketbef.,  erfunden  von  Rammeil 

Pockenimpfung  von  Jenner 

Porzellan:  weiches  Porzellan  von  Morin  in 

St.-Cloud 

Hartes  Porzellan  von  Böttger  in  Dresden  . 


1597 

1840 

1846 

1856 

1860 

1861 

1867 

1882 

1898 

1892 

1780 

1744 


1828 

1823 

1839 

1850 

1858 

1818 

1831 

1854 
1837 

1732 

1853 

1713 

1856 

1846 

1120 

1181 

1302 

1807 

1863 

1851 

1440 

1783 

1855 
1888 
1480 
1769 
1890 


1786 

1792 

1814 

1885 

1661 

1868 

1844 

1862 

1796 

1846 

1520 

1614 

1804 

1814 

1829 

1876 

1782 

1783 
1652 
1855 


1860 

1811 

1870 
1662 
'1830 

1857 
1640 
1878 

1590 

(1860 

1872 
[1864 
11879 
1817 
'1850 
1880 
1885 
1105 
1502 
1810 
1821 

1869 

1615 

1685 

1817 

1829 

1834 

1845 

1851 

1812 

1838 

1869 

1631 

1890 

1792 
1855 

1858 
1861 

1700 

1793 
1799 
1806 

1830 
1689 
1853 
1878 

1816 

1839 
1839 

1848 

1850 

1859 
1861 

1871 

1873 
1890 
1878 

1711 

1853 

1857 

1797 

1695 

1710 


IV 


Die  wichtigsten  Erfindungen. 


Postkarte,  eingeführt  in  Österreich 

im  Norddeutschen  Bund 

Pampe,  doppeltwirkende,  von  Dclahire  . . . 
Pyrometer:  Tonpyrometer  von  Wedgwood  . . 
Widerstands-Pyrometer  von  Siemens  . . . 

Sehers  Brennkegel 

Radierkunst  auf  Kupfer  von  Wcnccdan*  . . 

Rechenmaschine  von  Pascal 

von  Thomas 

von  Babbags 

Revolver  von  Samuel  Coli  in  Hartford  . . . 
Rieselfelder  für  Croydon  in  England  von  Latham 
Salizylsäure,  künstlich  hergestellt  und  ihre  Ver- 
wendbarkeit nachgewiesen  von  Kolbe  . . . 
Sämaschine:  Drillmaschine  angeblich  von 

Localdli  (1663)  oder  CavaUina  (vor  1700)  er- 
funden, von  Cooke  brauchbar  konstruiert . . 

Sandstrahlgebläse  von  Tüghman 

Schießbaumwolle,  erf.  von  Schbnbein  u.  Böttger 
Schießpulver,  Angabe  der  Zusammensetzung 

von  Marcus  Graecus 

Freiburger  Mönch  Bertold  Schwan  . . . 

Mammutpulver  von  Rodman 

Rauchloses  Pulver  von  ViciUe 

Schreibmaschine,  erfunden  von  MiU  . . . . 
Remingtonmaschine,  konstruiert  von  S holcs, 

Saute  und  Glidden 

Schwefelsäure,  Darstellung  in  Bleikarorocrn  von 

Roebuck 

Gay  Lussacs  Turm  und  Anwendung  von 

Salpetersäure 

Kiesofen  von  Perret  und  Olivier  .... 

Glovers  Turm 

Kontaktverfahren  von  Winkler 

Sicherheitslampe  von  Davy 

Silber,  Amalgamation,  von  Bartolomi  . . 

Pattinsonieren  von  Pattinson 

Sodafabrikation  ans  Kochsalz  von  Leblanc 

Ammoniakprozeß  von  Solvay 

Sodarückstände,  Verarbeitung  nach  Chance  . 

Spinnerei:  Spinnrad  von  Jürgens 

Spinnen  mit  Streckwalzen  nach  WyaU  . . 
Spinning  Jenny  von  Uargrcares  , . . . 

Watermaschine  von  Arkwrighi 

die  Mule  Jenny  von  Orompton 

Flyer  von  Cocker  und  Higgins 

Selfactor  von  Roberts 

Mechanische  Flachsspinnerei  von  Marshall 

Kämmaschine  von  Heilmann 

Spiritus,  Kartoffelbrennerei  von  MÖllinger  . . 

Destillationsapparat  von  Adam 

Dampfbrennerei  von  Gail 

Kolonnenapparat  von  Ccttier  Blumenthal  . 

Apparat  von  Pistorius 

Dampfapparat  von  Heute 

Spitzenklöppeln  von  Barbara  Uttmann  . . . 
Stahl,  durch  Zusammenschmelzen  von  Gußeisen 
mit  Schmiedeeisen  nach  Riaumur  . . . . 
Gußstahl,  von  Iluntsman  in  England  . . 

Tunners  Puddelstahl 

Bessemert  Entkohlung  flüssigen  Roheisens 
Tunners  Glühstahl  (hämmerbares  Gußeisen) 

Martinstahl 

Basischer  Prozeß  von  Thomas  und  Güchrist 
Stahlfedern  zum  Schreiben  von  Wisc  in  England 
Pcrry , Begründer  der  Stahlfederindustrie 
Stärkefabrikation  aus  Weizen  ohne  Gärung 

nach  Martin 

Reisstärkefabrikation  von  Jones  .... 
Stereoskop  von  Wheatstone  1833,  von  Brewster 

Stereotypie  von  Ged 

vervollkommt  durch  Earl  Stanhope  in  Lon- 
don und  Finnin  Didot  in  Paris  . . . um 

mit  Papier,  von  Gcnoux 

Stickmaschine,  von  Josua  Heilmann  .... 

Strickmaschine,  von  Eisenstuck 

Tapetenfabrikation  von  Zuber 


Telegraph:  Optischer  von  Claude  Chappe  . . 
Galvanischer  Telegraph  von  Sommerring  . 
Elektromagnetischer  Telegraph  von  Gauß 

und  Weber  in  Göttingen 

Nadeltelegraph  von  Steinheil  in  München 
Stromleitung  durch  die  Erde:  Steinheü . . 

Wheatstones  Zeigertelegraph 

Mörses  Telegraph 

Erste?  KabeJ  von  Siemens 

Erstes  Submarinekabel  von  Brett  .... 
Gegensprechen  von  Siemens  und  Frischen 
Typendrucktclegraph  von  Hughes  .... 

Erst«#  transatlantische*  Kabel 

Telephon  von  Reis  in  Frankfurt 

praktisch  durch  Graham  Bcü  in  Salem  . . 
Thermometer.  Galileis  Luftthermometer . . . 
Quecksilberthermometer  von  Fahrenheit 

Reaumurs  Thermometerskala 

Celsius’  Thermometerskala 

Mct&llthermometcr  von  Jörgensen  .... 

Torpedo  von  BushneU 

Torpedoboot  von  Fullon 

Fischtorpedo  von  Whitehead  und  Lupis 

Torpedoboot  von  Thomycroft 

Traubenzucker  aus  Stärkemehl  von  Kirchhoß 

Turbinen  von  Burdin 

von  Foumeyron  in  ßes&u£on 

von  Henschel  in  Kasse] 

Aktionsturbine  von  Pcllon 

Uhren:  Wasseruhr  der  Assyrer  . v.  Ohr.  um 
Sonnenuhr  von  Anaximander  v.  Ohr.  um 
Räderuhren,  angebl.  v.  Pacilicus  von  Verona 
Gewichtsuhr  von  Gerbcrt  von  Rheines  . . 
Taschenuhr  von  Peter  Hcle  in  Nürnberg  . 
Pendeluhr  und  Ankerhemmung  vonHuygens 
Spiralfeder  als  Gangregler  der  Unruh  be- 
nutzt von  Huygent 

Zylinderhemmung  von  Tompion  .... 
Frci-Ankerhemmung  von  Mudge  .... 
Chronometer,  zuerst  gebaut  von  Harriton 

Elektrische  Uhr  von  Steinheil 

Ultramarin,  künstliches,  von  Guimet . . . . 
Wahrscheinlichkeitsrechnung  von  Pascal  . . 
Wassergas,  erfunden  von  Fontarud.  .... 

Kraft  gas  von  Dowson 

Wasserglas  von  Fuchs 

Wasserrad,  horizontales,  von  Leonardo  da  Vinci 
>Vassersäulenmaschine  von  Dcnisard  1731,  von 

ma 

Weberei:  Der  mechanische  Webstuhl,  1678  von 
Gennes  ohne  Erfolg  versucht,  von  Cartwright 

in  brauchbarer  Form  hergestellt 

Erste  Webmaschine  von  J.M.  Jacquard  1801 

umgestaltet 

Zeilensetz-  und  Gießmaschine  »Linotype«  von 

Mcraenthaler 

Zelluloid,  erfunden  von  Hyatl 

Zement,  künstlich  hergestellt  (»Roman  Cement«) 

durch  Parker,  WyaU  u.  Komp 

Portland  - Zement  von  Aspdin 

Zentrifugalmaschine  von  Penzoldt  in  Pari» 
Zeugdruck,  Kattundrnck  mit  gestochenen  Kup- 

ferplattcn  von  Schüle 

Walzendruck  von  Oberkampf  in  Paris  . . 
Druckmaschine  mit  erhaben  gravierten  Plat- 
ten von  Perrot 

Zink,  zuerst  im  großen  dargestellt  in  Bristol  . 
ZinkguA,  erfunden  von  Krieger  in  Berlin,  im 
großen  angewandt  von  Morits  Geiß  .... 
Zinkographie  von  Eberhard  in  Magdeburg 
Zucker  in  der  Runkelrübe  entdeckt  Marggraß 
Rübenzuckerfabrikation  von  Achard  . . . 

Diflusionsverfahren  von  Robert 

Elutionsverfahren  von  Scheibler 

Zünder,  Regulierung  der  Brennzeit  von  HäUa 
Perkussionszünder  von  Heumann  .... 

Zündhütchen  von  Egg 

Zündung,  clektr.,  für  Sprengzwecke  von  Shaw 


1869 

1870 
1716 
1782 
1863 
1880 
1483 
1042 
1818 
1822 
1851 
1836 

1874 


1783 

1870 

1846 

850 

1313 

1800 

1886 

1714 

1867 

1746 

1816 

1818 

1861 

1875 

1815 

1557 

1833 
1791 
1861 
1887 
1530 
1738 

1768 

1769 
1775 
1821 
1825 
1825 
1845 
1750 
1801 
1817 
1820 
1830 
1873 
1561 

1722 

1740 

1835 

1855 

1855 

1867 

1879 

1803 

1830 

1834 
1840 
1843 
1725 

1800 

1825 

1828 

1857 

1790 


1799 
1809 

1833 

1836 

1838 

1837 
1835 
1847 
1850 

1854 

1855 
1858 
1861 
1876 
1597 
1714 
1730 
1742 

1800 
1776 
1801 
1867 
1872 
1811 
1824 
1827 
1837 
1884 

000 

560 

850 

980 

1510 

1655 

1674 

1695 

1790 

1736 

1839 
1826 
1654 
1780 
1876 
1823 
1510 

1753 


1785 

1808 

1884 

1869 

1796 

1824 

1836 

1759 

1780 

1834 

1743 

1833 

1815 

1747 

1801 

1864 

1865 
1596 
1860 
1818 
1830 


Grftttbunö'jbefiß  — (SrfrifdjunßSftationen. 


33 


Wen  ffiticntUd)  baju  beigetragen,  bafj  in  unfrer  3eit 
rai  li.  fid)  an  bie  anbre  reibt  unb  nach  einmal  ge- 
gebenem Snjtofe  idmcll  eine  eminente  Entwidelung 
auf  adcit  Bebielen  fid)  t bar  wirb.  Stag  babei  ber  3n« 
bujtrialiömuä  and)  taube  Blüten  treibt  unb  fepr  un  ■ 
ocmiifliehe  6rfcbeinungen  berborbringt,  liegt  in  ber 
fotnr  ber  <Sad)t.  Staatlich  gefehfipt  ift  eine  6.  erft 
dam,  toenn  fte  alS  folehe  Dom  Staat  anertannt  unb 
bunt)  latent  ((.  b.)  gejdnipt  Würbe,  patentiert  aber 
tarn  nur  eine  ©.  im  Sinne  b ed  Patentgefeped  wer' 
den,  b.  t).  eine  rum  teebniieben  Sudbrud  gebrachte 
^beenfehöpfung  bed  SKenicbengeiftcd,  bie  ber  Statut 
eine  neue  Seite  abgewinnt  unb  babureb  mit  (Erfolg 
darauf  abjitU , bureb  Benupung  Don  Salurträften 
ramidilithe  poftulate  ju  erfüllen.  Sine  Übergebt  ber 
■richtig  i«n©rfinbungen  enthält  bie  Xejtbeilage.  Sgl. 
S e 1 b b a u 8.  Sejifon  ber  Srfinbungen  unb  6nt» 
bedungen  (£iribelb.  1903);  ferner  Ülrtilel  »Patent« 
unb  bie  Süteratur  bei  Srtilel  »Technologie«. 

Srfinbnngobcfib,  bie  ber  Patentierung  Doraud- 
gebmbc  Benupung  einer  Srfinbung  leitend  eines  an- 
bem  als  des  nachmaligen  Patentinhabers.  Stach  § 5 
bei  beutfdjen  Patentgeiepes  barf  derjenige,  ber  jur 
3eit  ber  Snmelbung  einer  (Erfindung  biefelbe  bereits 
im  ^nlanb  in  Benupung  genommen  ober  bie  jur 
Benupung  erf cnrberlicben  Scranftaltimgcn  getroffen 
batte,  bie  (Erfindung  für  bie  Btbürfniffe  feined  eignen 
Betriebes  audmtpen. 

Erfinbungdpatcut,  f.  Patent. 

Erf  olgdbelifte,  f.  fjormalbelifte. 

Erfrierung  (Congelatio),  bie  burch  anbauembe 
Bmnsicftmg  höherer  Kältegrabe  auf  ben  tierifchm  unb 
menichlichen  Organidncud  herbeigeführten  örtlichen 
ober  ben  ©efamtorganidmud  betreffenden  Seränbe» 
rungen.  XieBtnroirfuitg  ber  Stätte  auf  ben  Befamt. 
organidmud  (ann  in  furjer  3<it  ben  Job  herbei« 
führen.  SöIIig  gefunbe  unb  triftige  Subjefte  wiber« 
lieben  ber  St  alle  länger  atd  fd>ipäehtiebe,  noch  niebtaud- 
gewachtem,  fehl  echt  genährte,  jade  Perf  onen  ;ed  (ommt 
ferner  bie  Bewöhnung  in  Betragt:  Siorbpolfahrer 
trofeten  monatelang  einer  Satte  Don  40  — 60°  ohne 
großen  3}acf)teil.,  Seiftige  Teprefflon,  Jiabrungd- 
mangcl,  (Ermüdung  begünstigen  bie  ©.  Bewegte  (alte 
Suft  wirft  intenfioer  ald  ruhige,  (alted  Seiger  am 
mtenfiDften ; im  Schnee  bergraoene  Per(onen  bleiben 
länger  lebenbig.  63  entliehen  bei  ber  6.  Taubheit 
ber  (Empfindung  unb  aldbalb  Dötlige  Befflljllofegfett 
alter  mit  ber  Suft  in  Berührung  flebenben  Teile ; ade 
Bewegungen  Werben  mühfain  unb  fchwierig,  bie  Sü- 
ßen t i liefern  fich.unb  ein  unwiberftdjlichedBebürfnid 
ju  fchlafen  tritt  ein.  Tadfelbe  ift  fo  mächtig,  bah  lieb 
bie  Umjlüilicbm  felbft  bei  Dollem  Scrftänbuid  für  bie 
Befahr,  bie  ihrer  wadet.  Wenn  fie  nicht  burch  jleifeige 
Bewegung  einen  Keft  Don  ffiärme  ju  erhalten  hieben, 
dennoch  bem  Schlaf,  b.  h-  bem  fichem  Tob,  überlaf- 
fen. Tie  Urfadie  bed  Xobed  ift  bie  niedere  Körper- 
temper atur  an  fid),  ba  bie  Sebendfrmftionen  bed  Kör- 
perd  fid)  nur  innerhalb  beflimneter  Temperaturen, 
etwa  bidju  -20° herunter, toll, gehen.  Smbbielpaui- 
gefäfee  erweited,  fo  finb  bie  Bedingungen  für  bie  Sb* 
mhlung  bed  Bluted  auf  biefe  Temperatur  befonberd 

rftig,  darum  erfrieren  Betnmfene  fo  leicht,  benn 
ihnen  hat  ber  Slfobol  bie  sijaulgcfä&e  erweitert 
3nbioibucn.  bie  in  Befahr  iu  erfrieren  fenb  unb  im 
3uftant  des  Sdirmlobeä  aufgefunien  werben, ntüffen 
in  fühlen  üiäumen  gehalten  und  dürfen  nur  ganj 
allmählich  'uier  hohem  Temperatur  audgefept  wer- 
ben. ®an  bringe  ben  burch  Kalte  (Eiftarrten  in  ein 
talted  3 r reibe  ihn  mit  (fchnirljenbem)  Schnee 
fian»  -fiepten,  o.  Haß.,  vt  *>b. 


unb  6id  unb  fepe  ihn  in  ein  talted  Bab.  Tabei  ift 
Sorfid)t  nötig,  bamil  bie  erftarden  ©lieber  nicht  ab- 
ober  verbrechen.  (fängt  bad  fieben  an  jurüdjufehren, 
läpt  fid)  ber  ftet  jichlag  hören,  fo  beginnt  man  bad 
Blaffer  allmählich  lau  ju  machen,  hält  bem  Krönten 
Salmiafgeift  unter  bie  Stafe,  bläfl  ihm  borfid)tig  £uft 
in  biefelbe,  reibt  ben  Körper  mit  Terpentinöl  ober 
Spiritus  unb  gibt  innerlich  belebenbe  Büttel,  Kognat, 
ftarfen  SBein  tenb  belfern  Kaffee. 

Tie  örtlichen  (Einwirfungcn  ber  Kälte  ffnb  je  nach 
bem  Temperaturgrab  unb  ber  Tauer  berfchieben.  Sn* 
fänglid)  erjeugt  bie  Kälte,  ehe  fte  noch  Be  frieren  her- 
oorruft,  bftöte  unb  Befd)loulfe  (gr  oft  beulen).  Tie 
Böte  geht  balb  ind  Blaue  ober  Siolette  über.  Bei 
plögtidn-r  Sinwirfung  werben  herborragenbe  Teile 
(J.  8.  Epr,  Jtafe,  SBange)  blafe,  fearr  unb  fleif.  Zu- 
gleich enlftcht  ein  heftiger  Sdjmerj,  obgleich  Berüh- 
rung feine  6mpfinbung  oeranlafet.  Später  fteüt  fid) 
Doüttänbige  Unempfinblichleit  ein,  bie  Betreffenben 
ahnen  oft  gar  nicht  ben  3uftonb  ihrer  Körperteile  unb 
werben  erft  burch  anbre  Perfonen  barauf  aufnierffam 
gemacht.  Bei  feiger  heftigem  6inwirtung  ber  Kälte 
entitehen  bann  Blafen  infolge  ber  eintretenben  ent- 
jiinbltcficrt  Dleaftion,  befonberd  fchr  rafch,  wenn  man 
den  Teil  ju  früh  einer  höhent  Temperatur  audlept. 
3ft  bie  6 nt.ginbting  nicht  (ehr  heftig , fo  regmeriert 
fidh  bie  jur  Blafe  emporgehobene  Oberhaut;  ifl  fte 
aber  bebeutenber,  bann  enlftehen  Befthwüre  mit  jau- 
chiger Sbfonberung,  burch  bie  an  fänden  unb  güfeen 
fogar  bie  Knochen  blofegcleat  werben  lönnen.  Ter 
böchfte  Brab  ber  6.  ift  bie  (Ertötung  bed  Xeiled,  bie 
Serwanblung  bedfeiben  in  eine  fdiwarje,  allmählirt) 
hart  werbenbe,  gefühllofe  SDtaffc (Sranb,  f.b.,S.312), 
die  burch  <me  oemarfierenbe  Entjünbung  Don  bem 
Befunben  abgetrennt  unb  fcbticfelid)  abgeftofeen  wirb. 
SRatürli^  (ann  bied  Sbftofeen  nur  bet  3fhen-  ober 
gingergltebem  abgewartet  werben ; bei  großen  Blieb- 
mafeen  amputiert  man,  fobalb  fich  bie  Temarfationd- 
linie  gebilbet  hat.  Such  bei  ber  Behandlung  örtlich 
erfrDmer  unb  durch  &rof*  fear!  getroffener  Teile  ift 
juerft  Kälte,  IReiben  mit  (fchmeljenbem)  Schnee  ic. 
anjuwenben.  Über  bie  Behandlung  anfcbliefeenber 
gnljünbungen  f.  b.  Bei  oberflächlichen  groftbeulen 
ifl  ein  Safelmläppchm  auf  gelegen ; bie  f)auptiacbc  ift 
aber  bie  Scrljütung  ber  groftbeulen  durch  Sbhärtung 
(f.  b.).  Sgl.  Bdmarch,  6rfle  £>ilfe  bei  plöplicben 
Üngliidäfcitien  (18.  Sufi.,  fieipj.  1902);  Sonnen- 
burg, Serbrennungen  unb  Erfrierungen  (Stultg. 
1879);  3.  Stüller,  Ter  Bau  unb  bie  Tätigleil  bed 
menfehlicben  Körperd  (Bert.  1901). 

Bei  Pflanjen  oerilcht  man  unter  6.  bie  Schäbi- 
aung,  welche  fee  burch  niebere  Temperaturen  erlei- 
den. 3m  allgemeinen  panbe»  ed  fid)  babei  nicht  um 
ein  Wirtlidjed  Befrieren  ber  lebcnben  Subftanj,  fon- 
bem  um  bie  ^erabminbenmg  ober  Unterbrüdung 
ber  SBaffcrjufuhr  burch  bie  SSurjeln.  Tie  auch  bei 
niebem  Temperaturen  ununterbrochen  feattfinbenbe 
Biafferoerbunftung  aud  ber  Oberfläche  bed  Pflanjen- 
(örperd  hat  babei  ein  ÜBelten  unb  Sertrodncn  ber 
(rautartigen  Teile  jur  (folge.  Tie  Temperaturgrabe, 
bei  bencii  im  3nntra  bed  Pflanjentörperd  ein  wirl- 
lichcä  Befrieren  emtritt,  liegen  bejonberd  bei  waffec- 
armen  Beweben  bebeutenb  unter  bem  3htHpun(t.  Ta  • 
bet  Wirb  burch  bie  Bidbilbung  bem  pratoptadma  bad 
öaffer  entriffen  unb  bie  lebenbe  Subftanj  durch  3«- 
ftörung  ihrer  Struftur  abgetötet.  Sgl.  i'i  u I i f cfi, 
Ünlerfnchungen  über  bad  ©rfrieren  (3«ia  1897). 

Srfrifchungdftationen,  nach  Bcbarf  ju  Ser« 
pflegungd-,  Serbanbd-,  Übemad)tungejtationeu  er« 

3 


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34 


Erft  — Erfurt. 


Weiterte  ©läße  läng«  ber  Eifenbapnen,  auf  benen  bie 
Krönten  unb  Bertium  beten  6eint  DranSport  Bom 
SfriegSfcpauplaß  nach  ber  £>eimat  Berforgt  werben. 
Die  E.  finb  wichtig  für^ilfstajarettgüge;  fie  werben 
auf  Slnorbnung  ber  Etappeninfpeftionen  meift  ba  er« 
richtet,  wo  emeltranlentranSportfommiffion  ober  eine 
Seltioit  berfclben  ihren  Siß  hat.  tünch  Pier  foH  Dar« 
jugSwcife  baStfäerfonal  ber  freiwilligen  ßranfenpftege 
perangejogen,  bej.  bie  ganje  Einncptung  unb  wer- 
Wallung  Bon  biefer  übernommen  werben.  <5.  ®8a- 
tuation. 

©rf t , Unter  Siebenfluß  beS  BßeinS  in  ber  preufj. 
SheiitproBinj,  entfpringt  in  ber  (Eifel,  fübWeftlicp  Bon 
SRflnftereifel,  geht  juerft  parallel  mit  bemStpein,  wen- 
bet  ruh  bann  norböftlicp  unb  luünbet  naep  einem  Saufe 
uon  120  km  bei  ©rimlingbaitfen.  Bor  ber  SRün* 
bung  entfenbet  fie  einen  virm  nach  Sleuß,  ber  Bon 
pter,  fepiffbar  gemacht,  als  3,«  km  langer  Erftfanal 
jum  SRpetn  bet  ber  Slcußer  Spülte  führt ; f.  flarte  unb 
Jcribcilage  jum  Bricfel  »ffanal«. 

©rfüliitng  (Solutio)  ift  Stiftung  Bon  ffiefpulbt- 
lern  jur  rechten  3eit  unb  am  repten  Ort.  Cb  ber 
Scpulbner  in  eigner  © e r [ o n erfüllen  muff  ober 
burd)  anbre  erfüllen  laffen  barf,  hangt  Born  Scrtrag 
unb  fonft  Bom  Seien  ber  ju  crfütlenbcn  Bcrbinblip- 
teil  ab.  3 m ff  all  ber  Scpulbner  nicht  in  eigner  ©er- 
fon  ju  leiften  brauet,  faun  ein  Stifter  erfüllen,  Wenn 
nicht  ber  Scpulbner  Wibcrfpript.  ober  Wenn  SSecpte 
beS  Dritten  burp  bie  Bom  ©iäubiger  betriebene 
3wangSBonftrccfung  gefäprbet  Werben.  Durch  Sei- 
ftung an  einen  Dritten  tarnt  nur  mit  Einwitli« 
gung  beS  ©läubigerS  erfüllt  Werben.  21  n beuge* 
feßfiepen  Bertreter  aber  muß  regelmäßig,  bamit 
erfüllt  fei,  gcleiftet  Werben,  Wenn  ber  ©laubiger  ge- 
fpäftSunfäßeg  ift  ober  in  StonhirS  fam.  SeßternfnUS 
gilt  Seiftung  an  ben  ©eineinipulbner,  wenn  fte  Bor 
ber  öffentlichen  ©efanntmapung  beS  JfonfurfeS  er- 
folgte unb  bie  Eröffnung  niept  bem  Seiftenben  nach- 
weislich fonftwie  beiannt  war.  Ebenfo  fann  ftep  ber« 
jenige,  ber  noch  nach  biefer  Befanntmapung  leiftetc, 
mit  oemSJapWtiS  fpüßcn,  baß  ipinbiefelbeunbefannt 
geblieben.  Senn  ftattbergefcpulbeten  Seiftung 
eine  anbre  angenommen  wirb,  fo  fiept  bieS  ber  iS. 
gleicp.  Siipt  aber  fiept  cS  im  Zweifel  ber  (S.  gleich, 
wenn  ber  Scpulbner  nur  Berfpricpt,  ftatt  beS  ©efpul« 
beten  etwa«  anbreS  leiften  ju  Wollen  (Erfüllung^- 
furrogate);  im  Zweifel  barf  ber  ©laubiger,  Wenn 
biefcS  anbre  nicht  ober  nicht  gehörig  getriftet  wirb,  noep 
auf  ba8  urfprünglipe  SpulboerpältntS  jurüdfom« 
inen.  Sie?  gilt  auch,  Wenn  Seillei  ft  ungen  angenom« 
inen  würben.  3ft  ber  Scpulbner  bem  ©laubiger  au« 
mehreren  Sepulbberpältniffcn  ju  gleidjarti* 
gen  Seiftungen  Berpflicptet  unb  reicht  baS  bon  ipmOe- 
leijtete  nicht  jur  Sil  gung  fänttlicper  Scpulben  au8, 
fo  Wirb  biejenige  Scpulb  getilgt,  bie  er  bei  ber  Sei- 
ftung beftimmt.  Drifft  ber  Spulbnrr  feine  Bcftim- 
inung,  fo  Wirb  junäpft  bie  fällige  Scpulb,  unter  meh- 
reren fälligen  Scpulben  biejenige,  bie  bem  fflläubiger 
geringere  Sicherheit  bietet,  unter  mehreren  gleich 
ftebem  bie  bem  Scpulbner  läjtigere,  unter  mehreren 
gleich  luftigen  bie  ältere  Scpulb  unb  bei  gleichem 
Vlltcr  jebe  Scpulb  berpältniSmäßig  getilgt.  £>at  ber 
Scpulbner  außer  ber  Smuptleiflung  ^infen  unb 
Rofleit  ju  entrichten,  fo  wirb  eine  jur  Silgung  ber 
ganjen  Spulb  niept  auSreipenbe  Seiftung  junäpft 
auf  bie  Jtoften,  bann  auf  bie  Stufen  unb  julept  auf 
bie^iauptlciitumi  angerecpnet.  Beftimmt  berScpulb- 
ner  eine  anbre  Slmcpmmg , fo  fann  ber  ©läubiger 
bie  2lnnapme  ber  Seiftung  abiepnen  (§  862  mit  871 


be8  Bürgerlichen  ©cfeßbupeS).  Über  Erfüllungs- 
ort unb  ErfüllungS jeit  f.  Seiftung,  über  leptere 
auch  Ber jug.  Bgl.  e ! I tt  i g , Die  ©ertrage  auf  Sei- 
ftung an  Dritte  (Seipj.  1899). 

6.  ber  fReptSgefpäfte  beS  ©emeinfpulb- 
nerS  burp  ben  RonfurSberWalter  erfolgt  nach  ber 
beutfepen  JtonfurSorbnung  auf  ©runb  ber  in  ben 
§ 17-28  enthaltenen  befoubern  Borfcpriften.  Slap 
§ 17  barf  ber  Serwalter,  wenn  ein  jweifeitiger 
ffiertrag  jur3eitberSfonfur8eröffnungoom©emein, 
fcpulbner  unb  Bon  bem  anbern  Seil  noch  niept  Bott- 
ftänbig  erfüllt  ift,  an  Stelle  be8  ©emeinfcpulbnerS  ben 
©ertrag  erfüllen  unb  bagegen  bie  Erfüllung  oom  an- 
bem  Deil  Bedangen.  Er  braucht  bieS  aber  niept  ju 
tun,  fonbern  fann  auch  ben  anbern  Seil  auf  bie  ®el. 
tenbmaepung  feines  EnifpöbigungSanfprupcS  a!8 
RonfurSforbetung  BerWeifen.  wief  ©erlangen  bcS  an- 
bem  DeilS  muß  ber  Berwalter  opite  Berjug  erflären, 
ob  erbie®.  Bedangen  will;  wenn  er  bic8  niept  lut,  fann 
er  barauf  niept  mepr  beftepen.  ©erlangt  er  bie  E.,  [o 
ift  ber  Slnfprup  bce  anbern  DeilS  naep  § 69,  3eile  2, 
eine  Siaffeforberung  (f.  b.).  Siap  § 18  ift  baS  Bapl< 
recht,  ba8  bem  RonfurSBerwalter  naep  § 17  juftepen 
würbe,  auSaefploffen,  wenn  eS  fiep  um  ein  gif- 
g e f cp  ä f t (f.  b.)  banbeit.  Er  fantt  bann  nur  eine  gor- 
berung  wegen  Slipterfüllunn  geltenb  inacpm,  bereit 
Betrag  ftp  auS  bem  Ünterfcpicb  jwifepen  bcni  Rauf- 
preis  unb  bem  naep  bem  ©efeß  maßgebenben  SJiarfi- 
ober  Börfenprei8  ber  SBare  ergibt.  Die  § 19—21 
panbeln  Bon  ber  6.  Bon  ©apt-  ober  SRietber« 
trägen,  auf  bie  § 17  feine  Rlnwenbung  pnbet,  unb 
geben  in  biefer  Bejiepung  oerfepiebene  ©odepriften. 
§ 22  beftimmt  fobann,  baß  ein  im  ^auSpalt,  SBid- 
fcpaftSbetricb  ober  SrwerbSgefcpäftc  beS  ©emein- 
fcpulbnerä  angetretenes  DienftoerpältniS  Bonjebem 
Deile  gefünbigt  Werben  barf;  bie  RüitbigungSfrift  ift, 
falls  eine  fürjere  ffrift  niept  bebungeit  war,  bie  gefep 
liepe;  fünbigt  ber  Berwalter,  fo  fann  ber  anbre  Deü 
Erfaß  beS  ipnt  baburdp  entftanbenen  ScfjabenS  oer- 
langen.  gür  Dienftoertriige  anbrer  2lrt  pat  e8  bei 
§ 17  feinSewenbeii.  Die § 23 unb 24  regeln  bmEin- 
fluß  beS  ftonfurSoerfaprenS  auf  einen  Bom  ©emein- 
fcpulbner  erteilten  Auftrag,  auf  einen  Di enftoer« 
trag  ober  SBerfOertrag,  burep  ben  fiep  jemanb 
Berpflicptet  pat,  ein  ipm  Bom  ffiemeinfcpulbner  über- 
tragenes öefepäft  ju  beforgen,  fowie  auf  Bormer« 
f ungen  im  ©mnbbucp,  wäprenb  §25  bejügliep  ber 
burep  bie  § 18  — 24  niept  betroffenen  SecptSoerpält- 
niffe  auf  baS  bürgerliche  Mecpt  Berwrift.  Die  § 26— 
28  beftimmen  enblicp.  Welche  Rlnfprücpe  wegen  ber 
burep  bie  StonfurSeröffnung  bewirften  Siicpterfüllung 
einer  Berbinblicpfeit  ober  «ufpebung  eines  SReebtS- 
berpältniffeS  gegenüber  ber  JfonfurSmaffe  juftepen. 

ßrfttduugScib,  f.  Eib,  S.  432. 

CrfültuiigSfurrogatc,  f.  Erfüllung. 

(Erfurt  (pierju  ber  Slabtplan),  Jiauptftabt  beä 
gleichnamigen  SRegferungSPejirfS,  Slabt-  unb  Sanb- 
nreifeS  in  ber  preuß.  ©rouinj  Sacpfcn,  berSRittelpunfl 
unb  bie  alte ffietropoleDpüringeitS,  bis  1873  gef tung, 
218  m Ü.SR.,  liegt  an  berffiera  in  fruchtbarer,  freunb* 
lieber  ©egenb.  Die  unregelmäßige  innere  Stabt  ge- 
währt mit  ben  bieien  Dünnen,  bem  Dom  unbSeBeri- 
ftift  auf  bet  töpe  unb  ben  beiben  ebenfalls  poep  ge- 
legenen S’*“11«11««  «inen  impofanten  Bnbltet  Die 
epemaligen  fleben  lore  mit  ipren  Befcfligungen  unb 
bieStabtumWallung  finb  berfcpwunben  unb  Bor  ben- 
felben,  befonberS  im  SB.,  S SB.  unb  S.,  ncueSlabtteile 
entflanben.  Die  Jiauptftraße  ift  ber  Singer;  an  fei- 
nem obern  Enbe  ein  fepöner  SKonumentalbrunnen, 


I 


Mab  Nl  all  1:20.000 


i*»fr|rr 


Pete, 


, Fr  Ir  dt* 
MlUudn 


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tlrhard  - 


1^‘ 

Boipitifltiol*  ■ 

Y.Ä  Her1  >1 

,*•  .1  'jrkdnrn-i 


nw 


DEH  STEIGER 


Bibliograph . Iimtilul,  Leipzig 


/mm  .Artikel . Erfurt 


by  Google 


Namen-Register  zum  Plan  von  Erfurt. 


Die  Buchstaben  und  Zahlen  «wischen  den  Linien  | BCS  | bezeichnen  die  Quadrate  dca  Plane».  Bei  dem  durch  das  Format 
bedingten  kleinen  Maßstab  ist  es  nicht  möglich,  auf  den  Stadtplänen  des  Konv.-Lexikons  t amtliche  Seitenstraßen  etc.  zu  geben. 


A ekerhefagass«,  Gr. 

IlCß 

Gnciaonaustraßs  . . 

CD1 

König.  Luis.- Schule 

j B5 

Kegierungsgebäude 

T 01)4,  5 

Adalbertstraße  . . . 

Bl,  2 

GöbenstraCo  .... 

C-F.2,3 

Koruerstraße  . . . . 

D7 

Rogierungaatraßo  . 

: cs 

Albrecht-draße  . . . 

AB2,  3 

Gorthustraßo  .... 

B-D6, 7 

Kramerbrücke  . . . 

CD3,  4 

Reglennauer,  -Ring 

DE4 

Allerheiligenstraße 

03,4 

Gothaer  Straß«.  . . 

A5 

Krämpfermauer  . . 

D3 

Reichartdenk  mal.  . 

B6 

AmpleuluKstraße  • • 

C2 

Grafengaue 

D4 

Krampfcrstraße  . . 

; DE3,4 

Keichsbank  .... 

I>5 

Andreasstraße  • ■ • 

BCS.  4 

Grünstraße 

02 

Krämpfertor  . . . 

E3 

Reich  diallmthcator 

C5 

Anger 

m 

Gustav  Adolf-Str.  . 

B5,6 

Krankenhaus  .... 

Al 

Richard  Breslau-ötr. 

ABO,  7 

Arche,  Große  u.  Kl. 

04 

Gustav  Frey  tag- Str. 

B-D7,  8 

Kreis-  u.  Forstkasso 

D3 

Rieh.  Wagner  - Str. 

DF.7 

AmstÄdter  .Straße  . 

1 D6,  7 

Gutenbergstraßo  . . 

AB3 

Kronenburgstraße  . 

02,3 

Robert  Franz -Str.. 

DE7 

Artilleriedepot  . . . 

, A4;C4;1IÖ 

Ormnasium,  Neues 

06 

K unstgeworbeschlo. 

03 

Rolandsäule  (PL  2) 

C4 

Artilb-rieplatz  . . . 

04 

llangedenkinal  . . . 

A8 

Kurhaus  . 

A9 

Uöinjdershaua  . . . 

C3 

Auenkoller 

B2 

Mandelstraße  .... 

E7 

Land-  u.  Amtsger. 

B04 

Roonstraße  ... 

DE2,  3 

Auenstraße 

Bl,  2 

Hebammen  Institut  . 

B5 

Laudratsamt  .... 

C5 

Ro,engasse 

D5 

Augunlapnrk  .... 

IW 

Heinrichstraße  . . . 

A4, 5 

Lange  Brücke  Str.) 

04 

Rubiaiiusstraßo.  . ■ 

B5,  6 

Augn-la  VlkL- Stift 

DES 

Herderstraße  .... 

CD7 

Lehmaansbrücke  . 

03 

Rückertstraße.  . , . 

CD7 

Augustincrkloster  . 

01  »3 

Morren  borg.  Am  . . 

A5 

Leipziger  Straße . . 

E2.3 

Rudolfatraüe  .... 

A3 -5 

Augustinerstraße.  . 

CD3 

Herrenbrci  ton  gasso 

D5 

LeojtoMstraße  . . . 

112 

Scharnhorststraße  . 

E3.  4 

Badeanstalt,  Aktien- 

D5 

llorrmannHdenkmal 

BC5 

I A'.ssin g sirnßo  .... 

G7 

.Schillerstraße  . . . 

CO« 

— Städtische  . . . 

AÖ 

Hemnannsplatx  . . 

1105 

Linden  weg 

. ES 

Schillstraße 

I>2 

Bahnhof 

DES 

Herwarthstraße  . . 

E4 

l/db«rring  u.  -Tor  . 

D5 

Schlachthaus  .... 

r>2 

Bahnhofsplatz,  Am 

E5 

Hir,chbrühl 

BC5,  6 

Löboratraße 

1 CD5 

Srhlachthofxtraße  . 

I>2 

Bahnhofstraßo  . . . 

DE4,  5 

11  irschgarten  ... 

0D5 

Ludwigstraße .... 

Ab 

Schlbssorbrttcke  . . 

I>4 

BarfUßerstraßo  . . . 

D4 

Hirschlachufer  . . . 

CD5 

Luisenpark 

A7 

Schlösaerstraße.  . . 

I>4 

Bartholoinkuslurin  . 

1)4 

Hochheimer  .Straße 

BÖ,  7 

Luisenstraße  .... 

B6 

Schlüterstraße  . . . 

. BC» 

Bangewerk »rhule  . 

C2 

Hohe  Lilio  iGnstli.) 

04 

Lutherdenkmal. 

D4 

Schmidtstodter  Str. 

E4,5 

Beaumontstraße  . . 

K6 

Hohenlohostraßo  . . 

D7 

Lutherstraße  .... 

BCS 

— Tor 

' E4 

Rechiteinatraßo.  . . 

C7 

HohenxoUornstraße 

ABÖ,  7 

I.Ützowxtraße  . . 

Dl,  2 

— Ufer 

1 E3.4 

Beethoven straßü  . . 

DF.7 

Holz  heim  straße  . . 

B4,5 

Magdalenenkapelle. 

CA 

Schottengasse  . . . 

1 1)3 

Benarya  Gärtuerei 

ABS 

Hopfengasse  .... 

05 

Mainxerhofstraße . . 

B4 

Schützenhaus.  . . . 

Nebenk. 

Bergstrom 

1 AB4, 5 

Hospitalplatz  .... 

D3 

Marktstraße 

04 

Sebastian  Bach -Str. 

| DF.7 

Kismarrkstraße . . . 

0 - E5,  ö 

Hospiialstraß«  . . . 

DE3 

Marstallstraßo  . . . 

04 

Sodanstraße 

' F.6.  7 

Bluincnthabtraße  . 

E3 

Huttenstraße  .... 

C2, 3 

Meineckedenkmal  . 

1)  6,  7 

SibvilentHrmchen  . i 

A5,  6 

Bon ifazius straße  . . 

B5 

Johannismauer . . . 

1)2,3 

Melanchthonstraßo . 

B5 

Si**gosdenkm.(PL3)  1 

CA 

Boyenstraßo  .... 

D2 

Johannis*  traßo  . . . 

CDS -4 

Chaussee.  . . . 

E7 

Sophienstraße  . . . 

CI  Mi,  7 

Bovneburgufer  . . . 

BC2 

Johannistor 

02 

— Straße 

DF7 

Sportplatz 

KÄ,  6 

Brei  tstrora 

CDS,  4 

Johannisturin.  . . 

1)3 

Metzer  -Straße  . . . 

1)6 

Stoigorbrauerei  . . . 

BK 

Brühl  er  Hohlweg  . 

AS 

Johannisufer  .... 

GD2 

MsvfarUtraßo.  . . . 

E4 

Steigerbaus 

BK 

— Straß« 

B5 

JuhiläumsplatX  . . . 

B08 

Michaelisstraße . . . 

03 

Steigurachänko  . . . 

ABK 

— Tor 

A5 

Junkersand 

L)4 

Milchiuselstraße  . . 

AB7 

Steigerstraße  .... 

B7,  K 

— Wall,  Am  . . . 

AS,  6 

Kaiaarplatz 

05 

.Miiitarkaaino  .... 

CD4 

Steigerwald 

A - CD 

ßrunnenkapelle  . . 

04.5 

Kaiser  Wilhelm- 

Mittnlstraße ... 

B2 

Stciustraße 

C2 

Bülowstraßo  .... 

Dl,  2 

Denkmal  (PL  1)  . 

05 

Moltkestraße  . . . . 

E2-4 

Öterugasse 

I>3,4 

Charlottcnstraßo  . . 

06 

Karlstraße 

Bl 

Monum.  - Brunnen  . 1 

D5 

Störchin ühlon weg  . | 

»-nt 

Daberstadt.  Schanze 

: ES,  6 

Kartäuserstraße  . . 

B05,  6 

Moritzwallstraße  . . 

B-2,3 

Synagoge  1 

cs 

— Straße.  .... 

D6 

Kaserne,  Artillerie- 

A5 

Motzdraße 

ABS 

Talstraße 

BC2 

Dalbergsweg  .... 

BCS,  6 

— Infanterie-  . . . 

B3;B3,4 

Mozartstraße  .... 

DE7 

TaubstummeuansL  ; 

C4 

I>om  (Propstei-K.)  . 

BC4 

- ■ d.. lag.  zu  Pferde 

1 Nebenk. 

MüfBingstraße  . . . 

E3 

Teltaustraße  . . . . 

AÖ 

Dorotheenstraßa  . . , 

i 07 

(Artillerie i . . . 

B* 

MUhlbäuser  Straße 

AB2 

Theaierstraße . . . . 

BCS 

Dreienbrunnen  . . . ] 

AB7.8 

— Martini-  (Art.) 

AB5 

MUllcrgasse  .....  f 

02 

Thomas» traße . . . . 

D5 

Drei  Quellen  .... 

AS 

— Maschinen- 

Nachoder  Straße.  . 

E5 

Thuringia,  Vera-G. 

1)6 

EiehendorflMraße  . 

07 

Kasinostraße  .... 

04 

Nouerbe  

ES,  4 

Trnrnmsdorffstraß«. 

B4 

F.itnergasse 

D4 

Kettenstraße  .... 

04 

Neu«  Straße  .... 

CD4 

Turnicrgasso  . . . . 1 

03,4 

Eisen  b.  - Betrie  bsam  t 

! DE4,  5 

Kind  er- Be  wa hranst. 

01 

N e u werksst  raße  . . ■ 

CD5 

Udestodter  Straße  . 

cm,  2 

Elisabethstraße  . . . 

BC6 

Kirche,  AllerhoUig.- 

04 

Nonnenrain 

E5 

Ub  landairaß«  .... 

C7 

Epinay  straßo  .... 

ES-  7 

— Augustiner-  . . 

CD3 

Nordstraßo [ 

01,2 

Vesper' tank 1 

Att 

Kspachstraße  .... 

A6 

— Barfüßer-.  . . . 

0D4 

Nostitzstraße  . . . . 

Bl 

Viktoriastraße  . . . 

CA,  G 

Fbrhersaud 

04,5 

— Dom  | Propstei-) 

BC4 

Obelisk 

04 

Viktor  Scheffwl-Str.  j 

Bö ; »7 

Fi  sch  markt 

04 

— Kaufmanns-  . . 

D4 

Uberrealschule  . . . 

ES,  4 

XS  agegasse 1 

C3,  4 

Franseck  vstraßo  . . 

ES 

— Michaelis-  . . . 

03 

PapiurtnQhlcmveg  . 

BCl 

Wallstraße 

CD« 

Frauetibad 1 

A7 

— Neuwerks- 

l’aulstraße 

C4 

Wassergasse  .... 

dk:i 

Friedhof 1 

E7 

— Prediger* . . . . 

CD4 

Petersberg 

B3,  4 

Weidungasse  .... 

C8 

Friedrichstraße.  . 

AB6 

--  Kogler- 

DE4 

Pfalzburger  Straße 

DEO 

Wei marache  Straße 

EA 

Friedrich  Wilhelm- 

— .Schotten-  (Ni- 

Pfeifforgasee  .... 

02 

Weiße  Gasso  .... 

03 

I>4 

-Höhe . . . . J 

BCS 

— Sevori*  

BC4 

Pförtchcustraße  . . 1 

B6,  7 

Wenige  Markt  . . . 

D3,  4 

Futterstraße.  . . .*. 

D3 

— Wigberti-  . . . 

D4 

Post  und  Telegraph 

D4 

Wielaudstraße  . . . 1 

BC7 

Gnrnis.-I.Az.,  Neue«  ! 

Al 

Kt  inst. straßo 

CI,  2 

ProdigerBtraßo  . . . 

04 

Wilh.  Aug. -Stiftung 

DES 

Gartenstraße  . . . . 1 

CDS 

Klingenstraße.  . . . 

B7 

Preßburger  Straße 

E5 

Wilhelmbrünk«.  . . ! 

B5 

Geihelatraß«  .... 

IS-D7.8 

Kohlgrabe 

02,3 

Rathaus  u.  -Gasse. 

04 

Winterfeldtstraß«  . 

E3 

Gerberstraße  .... 

CI,  2 

Kommandantur  . . 

D4 

Kealgvmnnsiuin  . , 

04 

Wörthstraße  .... 

D5,G 

Gewehrfabrik.  . . . j 

B4 

Komturgasse  .... 

C3 

Realschule  (ehern. 

Yorkstraße 

01,2 

Glockengas  »e  . « • . j 

BOi 

König  gratzor  Straße 

DE6 

Universität'.  . . . 

03 

Zietvtutraßo  . . . 1 

E2,  3 

35 


(Srfurt 

ccm  untern,  bei  ber  Raufmaimbfircpe,  bab  Ergffanb* 
btlb  Slutpcrb.  Unter  ben  öffentlichen  Blaßen  fmb 
tu  «wapnen:  ber^riebriep-Ssjitpelmbplag,  fonft  »Bor 
tm  Stäben«  (ante  gradus)  genannt,  amBeterbbcrg 
uub  Sont  tiegenb,  mit  einem  großen  Cbeliofen  Dom 
3apre  1777  jum  Slnbcnfcn  an  ben  legten  Rurfürften 
Don  URamg , ffriebrid)  Karl  3o> 
iepp  »on  Crtpal;  ber  &ifd)* 
marft  mit  einer  fog.  Solan  bb* 
iäule,  ber  SBenigenmarft  (b.  p- 
Kleine  SRarft) , ber  h'rfepgar* 
ten  mit  bem  Rriegcrbenfmal, 
DerRaiferplag  mit  bem  Seiler* 
ftanbbilb  Ratfcr  SBüpelmb  I. 
i.uiobediert  Don  Brunow)  unb 
bcrhenuannbplag.  Siebeiben 
Sappen  non  Utfurt  3itabeden,  $eterbberg  unb 
(Jrrmkburg,  epetttalb  ßlöfter, 
welcpe  bie  ootabt  bebeutenb  überragen,  fenb  jegt  jeher* 
mann  gugänqlicp  u.  gewähren  eine  herrliche  Vlubfidjt. 

Sie  enle  tjierbe  ber  Stabt  ift  ber  fatholifche  Som 
ßeatie  Hanne  Virginia,  ber  fiep  auf  bem  Xomberg, 
unweit  beb  B*terbbergb,  mit  ber  biept  baneben  ebenfo 
Doch  ftehenben  St.  SeDerifirdje  erhebt;  gu  beiben  Sir* 
h<n  fteigt  man  auf  48  breiten,  fteinemen  Stufen, 
Don  benen  ber  frühere  Same  beb  Blageb  »Bor  ben 
Braben*  (Stufen)  herrührt  Sidjt  nach  einem  $Ian 
gebaut,  fonbem  aub  einzelnen,  in  Derfdjiebenem  StU 
gearbeiteten  Seilen  gufammengefegt , bietet  ber  Som 
Diegrößten  Unregelmäßigfeiten.  XabSangpaub,  gwar 
1153  gegrünbet,  aber  jehon  im  13.3aprp.  golifcp  um* 
gebaut,  erhielt  im  flnfang  beb  13.  Saprlj.  einen  fcpö* 
nen  Rreuggang,  bagu  fam  Don  1349  —72  bab  perr- 
tuhe  lange  (Spor.  Seltfam  ift  bie  Stedung  ber  Türme 
.wtjepen  Epor  unb  Bangpaub  unb  ber  mit  bem  (Spor 
jleicpgeitige,  bübidje,  bretedige  Bortalbau  an  ber  Sorb* 
inte  bebfiangpauieb.  Unter  bem  auf  mächtigen  Sub* 
ftruftionen,  ber  fogen.  Saoate,  ruhenben  Epor  liegt 
eine  aub  ber  Hütte  beb  14.  3aprp.  jtammenbe  ßrtjpte. 
Sn  Kunjtwerfen  befipt  bab  3_nnere  beb  Xomeb  ein 
Steinbenfmal  beb  (Strafen Emft  UI.  bonBleidjen  unb 
ieiner  gwei  angeblich  gleicpgeitigen  (Gemahlinnen,  aub 
bem  13.  Sahrg.,  eine  eherne  (Grabplatte  mit  ber  Rrö* 
nung  SRariä  Don  Beter  Biicper  (1521),  eine  jpolg* 
idmigerct  ((Grablegung  Epnftii,  angeblich  Don  SRidjael 
Solgemut,  eine  riefengroße  grebfomalerei,  ben  bab 
(Ipriltubfinb  tragenben  Epriftopporub  barftedenb,  Don 
1499  tc.,  unb  im  itörblichen  Turnt  bie  große,  1497 
geg0f}ene,2753tr.fepmere®Ioefellaria  gloriosa.  3" 
einer  Sifcpe  beb  Biebelb  über  bem  SScftportal  fteht 
eine  9 m hohe,  in  äHofaif  (Don  SalDiati  in  Benebig) 
aubgefüprte  SRabonnenftatue. 

Sieben  bem  Som  liegt  bie  gotifche  fünffepiffigehat* 
tenfrrche  St  SeDeri  mit  einem  (olofjalen  Xaufftcin 
aub  ber  gwetten  hälfte  beb  15.  3aprp.  Sie  eDaitgc» 
Itfcbe  Brebigertircpe,  aub  ber  j wetten  Hälfte  beb 
12.  3aprp.,  i|t  im  reinflen  gotifchen  Stil  erbaut.  Er- 
mahnung Dcrbienen  ber  ccpnißaltar  im  (Spor,  ber 
große  Kronleuchter  mit  ben  gwölf  Äpofteln  unb  Dor* 
»uglcep  bab  Senfmal  beb  Hctterb  Xpeoteriep  Don  Sich* 
tenljam  (Don  1268).  Wnbre  nemtenbwerte  Kirchen 
fmb;  bte  eoangeltfche  Buguftinertirdje  bei  bem 
(^BMligen  Sluguftinerflojtcr,  in  bem  SRartin  Sutper, 
beffen  3<Ke  bet  Dem  1872  ftattgehabten  Branb  ger* 
ftört  warb,  i?önep  war,  unb  wo  (ich  feit  1819  oab 
Uiarttnbjlift  für  arme,  Derwahrlofte  Kinber  mit 
eoangelifepemSaifenpaub  beftnbet;  bie  gotifche  eoan* 
geltfcpe  Barfüßertircpe  mit  einem  pradjtoodcn 
Scpnipallar  unb  fepönen  Brabfteinen  aub  bem  14. 


(Stabt). 

3ahrh- unb  bie  eDangclifcpe Segler. firepe,  urfprüng. 
licp  im  romanifepen  Stil,  1859  reftaurieri,  mit  einem 
Surm  aub  bem  12.  3af)rp.  unb  einem  Sitarwerf  Don 
SRicpael  SSolgemut.  3m  gangen  pat  bie  Stabt  9 
cDangeliiehe  unb  9 fall).  Streben  nebft  mehreren  Sa. 
peden,  2 Älöfter  (ber  &rangibfanerinnen  mit  Sfägbc* 
bilbungbanftalt  unb  ber  Urfulincrinnen)  unb  eine 
neue  Spnagoge.  Unter  ben  weltlichen  (Gcbäuben  fmb 
perDorragenb;  bab  im  gotifepen  Stil  1868—75  er- 
baute neue  Satpaub  mit  prächtigem  Seftfaal,  iu 
bem  fid)  feepb  große,  Don  3<mfen  aubgefüprte  ifrebfo. 
gemälbe  (Sgcnen  aub  ber  (Gcfcpicpte  Erfurtb)  befin* 
ben,  wäprenb  ber  untere  unb  obere  ßlur  unb  bie 
SBänbe  an  bem  Treppenaufgänge  mit  Jfrcbfomale* 
rcien  Don  Kämpfer,  bie  Bleichen*,  fffauft*  unb  Sann* 
päufetfage  unb  Sgenen  aub  Siutperb  Klufcntpalt  in 
E.  barftedenb,  gefepmüeft  ift,  babScgierungbgcbäube, 
bab  ^oftgebäube,  bie  SiSaae  ober  bab  Saufpaub  (jept 
föniglicpc  fflibliotpcf  unb  wfufeum),  bab  Broße  Kode* 
giunt  ic. 

Sie  OeDölferung  gäpltc  1900 mit  ber  Bamifon 
(2  3nfanteriebataidone  Sr.  71  unb  1 SegimentJjelb. 
artiderie  Sr.  19)  85,202  Seelen,  barunter  10,672 
Katpolifen  unb  782  3uben.  3nbuftrie  unb  ^an- 
bei paben  fid),  befonberb  feü  Schleifung  ber  geftungb* 
werfe,  ftetig  gepöben.  Süßer  berin  grogartigent  Siaft* 
ftab  betriebenen  ©anbclogärtnerei  (f.  unten)  pat  6. 
bebeutenbe  Ronfeftion  Don  Samenmänteln , Scpup* 
fabrifation  unb  gabrifation  DonSSafcpinen,  ilampeit, 
Siöbcln,  wollenen  T'pantafte waren,  mufifalifcpenSn* 
ftrumenten,  lanbwirtfdiaftlicpen  Siafcpinen  unb  Be* 
röten,  Sfalg,  Sieber,  SBicpfe,  Sabaf  unb  3t3arrcii, 
Epemifalien  ic.,  ferner  bebeutenbe  Bierbrauerei,  Bant, 
bleicperci,  SBoUfärberci,  eine  Bifenbapnpauptwcrt* 
ftätte,  eine  föniglicpe  Bcweprfabrit  u.  a.  Ser  $an* 
beleDerfepr Erfurts,  unterflögt  burep  eineSeicpbbanf* 
ftede  (Untfa#  1902 : 1 137,8  Süd.  Sif.)  unb  burd)  anbre 
Belbinftitute,  ift  lebpajt,  befepränft  fid)  aber,  foweit 
er  niept  ben  Vertrieb  inbuftrieder  (Srgeugnijfe  gum 
Begenftanb  pat,  auf  bie  Befriebigung  becs  Konfuniä 
Ipüringenä.  C.  ift  Knotenpunft  ber  Staatäbapn* 
linien  Bebra -Seißenfelä,  Sangerpaufcn  - S.  unb 
Sorbpaufen-E.;  bem  Berfepr  innerhalb  ber  Stabt 
bient  eine  elcftrifcpe  Straßenbahn. 

Bon  perDorragenbcr  Bebeutung  ift  E.  burep  feine 
Bartenfultur,  bie  gegenwärtig  Don  44Kunft*  unb 
^anbelägärtnent  mit  ca.  2000  Vlrbeitem  betrieben 
wirb.  Sie  Blumenfultur  adein  erftreeft  ftep  auf  ca. 
100  $ettar  Sanb.  Sie  Blumiftif  befepäftigt  fiep  g.  S. 
mit  ber  Sortgücptung  aubbauember  (Gcwäcpfe,  g.  S. 
mit  Seugücptung  Don  SarbenDarictätcn , beibeb  gum 
3wecfe  ber  Samenfultur.  SKit  befonberer  Borlicbe 
werben  Elftem  unb  SleDfofen  gezogen.  Sußerbem 
werben  junge  Beorginenpflangen,  junge  Sclfenpflan* 
jen,  Ebelrofen.  Orcpibeen,  Belargonien,  Kalceolarien, 
rtuepften,  Berbenen.  heliotropen  in  Südionen  Don 
Cjemplaren  fultiutert  unb  Derfenbet.  Siancpc  Bart* 
nereteu  befaffen  ftep  noep  befonberb  mit  bem  Xroctnen 
ber  Blumen  unb  ber  herftedung  Don  Bluinenbufettb 
aub  benfclbcn,  bie  befonberb  itacp  Englanb,  Sußlanb 
unb  Wnterifa  aubgefüprt  werben.  Sie  h<mptergeug* 
niffe  ber  Bemüfegärtucrei  fmb:  Blumenfopl,  Brun* 
nenfrefie,  SBirfing,  Spargel,  Burfen  ic. ; ber  größte 
unb  befte  Seil  baDon  wirb  auf  bie  SJlärfte  Don  halle, 
Sleipgig,  Berlin,  SRagbeburg,  Srebben,  Raffel  sc.  Der* 
fenbet.  Sie  probuftiDflcKuIturfläcpe  ift  bab  nach  33B. 
gu  reeptb  Don  berBeraliegenbeSreienbrunncnfelb 
(jegt  burep  bie  bortpin  gerichtete  Vlubbcpnung  ber 
Stabt  befepränft),  bab,  im  16.  3aprp.  ein  Sumpf,  gu 

8« 


36 


Crfurt  (®efd)id)te  btt-  Stabt). 


Gnbe  beg  18.  3«hrh-  hiltiBtert  Warb  unb  Borjüglidj 
©eiuiife  unb  Srunnenfreffe  (in  langen , gut  gehalte- 
nen Waffergrnben,  fogen.  Klingen)  liefert. 

'Kn  bic  etjemalige  UniBerfität  (f.  unten,  ®efd)i(fite) 
erinnern  noch  bic  1758  gestiftete,  jejjt  fönigliche  Tita- 
bemic  ber  Wiffenfchaften,  bie  töniglidje  Bibliothet  Bon 
etwa  60,000  ©finben  unb  1000  Hanbfdjriften,  bie 
fonft  nad)  ihrem  Stifter,  bem  ®rafcn  ©otjncdurg,  bie 
©ot)neburqid)e  hieji  unb  fpöter  durch  ©üd)erfamm* 
hingen  aufgehobener  Rtöfter  ic.  beratehrt  würbe. 
Tlufjcrbem  hat  6.  ein  ffitjiimafium,  ein  Kealgtjntna  ■ 
fium,  eine  9icalfd)ult,  eine  töniglidje  ©augewert*  unb 
eine&anbwcrter,  imdSunftgewerbcfchuIe,  eine  höhere 
(©riBat*)!panbetgfehuIe,  cin£ebvcrjcminar,eineTaub* 
ftummenanftalt,  eine  lanbwirtfd)aftlidje  Sintcrjcbule, 
eine  Hcbammcnlebranflalt,  einen  ®ewerbeocrein,  einen 
Shinit  • unb  Ihmftgewerbeoerein , einen  ©erein  für 
©ofcfjichtc  unb  TUtcrtumgtunbe,  2 SRufifoereine,  eine 
Tlfabemie  ber  Tonhinft,  8 Theater  unb  ein  SRufeum. 
Tin  SSohlläligtcitganflallcn  beflehcn  bag  Starthigftift 
(f.  oben),  2 Saifenhäufer  ic.  (5.  ift  Sip  einer  lö* 
niglichen  ©egienmg,  eine?  SejirfgUerwaitungggc* 
riaitg,  eines  euangel.  Stinifteriumg  (ffiebiatfoniiflo* 
rium),  eine«  bifd)bflid)cn  geiftlithen  ©eridjtg,  eine« 
SanbratSamtS , eines  Hauptftcueramtg,  einer  ©erg* 
infpeftion,  eine«  Saiibgeridjtg  (für  bie  jwölf  Tlmtg* 
gcriehte  ju  Ttmflabt,  Gbeleben,  ®.,  ®ehrcn,  ffireufjen, 
linnqenfalja,  'IHühlhaufen  i.  TI). , Sömmerda,  San* 
berShauicn,  Xennflebt,  Treffurt  unb  Seifeenfce),  ber 
©cneralbireftion  beä  Thüringer  3oü*  unb  Hanbelg* 
percing,  einer  Dberpoflbirettion  unb  einer  föniglid)cn 
Gifenbafjnbireftion.  Slufierbem  befinben  ftd)  hier  bie 
fflommanbog  ber  38.  Tinifion,  ber  76.  unb  83.  In- 
fanterie. unb  ber  38. gelbartilleriebrigabe.  Tieftäbti* 
fdjen  ©eh&rben  }ät)Icn  17  SBlagiftratSmitglieber  unb 
48  StabtBerorbuete.  ©or  ber  Stabt  bag  uralte,  merf- 
würbige  Sibhltentiimuben  unb  fdjüne  gufjrocge  in 
ben  ehemaligen  ©lacig;  hier  auch  bie  Sanbftein)tatue 
beb  ©egrünberä  beb  fflartenbaueS,  Ghriflian  ©eidjarbt, 
unb  in  ber  9!äbe  ber  ncuangelegte  fluifenparf.  Ter 
beliebteste  ©ergnügungäort  in  ber  Umgebung  Grfurtg 
ift  ber  Steiger,  eine  tpö^e  im  S.  Bon  G.  mit  fd)at- 
tigen  ©romenaben  unb  lahlreichen  ©crgnügimgg* 
lotalen  unb  gclfenfenem;  babei  auf  einer  93albwiefe 
(auf  ber  ehemaligen  9tapoIeongf)öbe)  ein  im  Ottober 
1868  eingewcibtcS  Tcitfmal  Stönig  griebricb  S8il> 
pelmS  III.  Bon  ©reufjen,  nahebei  (int  Tluguftaparf) 
ein  Ten  (mal  ber  Raifcrin  Tliigufta.  3m  9f.  Bon  ber 
Stabt  ift  ein  Steiitfaljbergwert  auf  bcm3of|anniSfelb 
bei  3Iber8gehofeit  (f.  b.). 

|@cf4)ld)te.|  G.  (imHRitlelalterGrpcgfurt,  Gr* 
Phorbe,  lat.  Erforclia)  foH  nad)  einer  Sage  ju  Vlti- 
fang  beg  8.  3ahrh-  Bon  einem  gewiffenGrpeg  gegrün- 
det worben  feilt  unb  nad)  ihm  urfprünglüp  drpeg- 
f orb  (GrphcSforb)  geheimen  haben.  Ter  heil,  ©o- 
nifating  errid)lete  hier  741  ein  ©iStum,  bag  jebod) 
mit  bem  SKürtprertob  beg  erften  ©ifdiofg,  Tldotar, 
755  wieber  einging  unb  ber  Grgbiöjcfc  Stainj  einber* 
leibt  würbe.  .ftdrlb.Sr.  bejtimmte®. 805  jum Haupt* 
hanbelS«  unb  Stapclplap  für  bie  Sorben  unb  Bcrtich 
bem  Ort  ©ribilegien.  fiönig  Heinrich  I.  lieh  hier  936 
auf  einem  SReiipSlage  feinen  Sohn  Otto  juin  9iad)fol* 
gcr  wählen.  Trog  ber  Tlnjprüche,  bie  Rurmain},  ge« 
fiiilit  auf  alle  Urtunben  RaiferS  Ottos  I.,  auf  bie 
Stabt  machte,  behielt  fic  bod)  eine  gewiffc  Unabhängig* 
feit.  Tiber  ber  ©urggraf  wurde  Born  Grjbifdjof  ernannt, 
big  jenes  Timt  im  13.  3ahrh-  einging.  Tie  ©ogtei 
tarn  im  12.  3äbrh-  in  ben  erblichen  Sefip  ber  ©rafen 
Bon  ©leidjen.  gm  thüringifch-fächfifdicn  Kriege  warb 


G.  1080  Bom  Sailer  Heinrich  IV.  in  Tlfche  gelegt,  aber 
balb  wieber  aufgebaut.  ©on  1109 — 37  ftanb  cd  unter 
ber  Oberhoheit  ber  fianbgrafen  Bon  Thüringen ; 1 1 18 
warb  eg  Bom  Herjog  flotpar  Bon  Sachfen  eingenom- 
men. 1181  faub  in  ®.  ber  31eid)8tag  ftatt,  auf  bem 
ft<h  Sjerjog  Heinrich  ber  Sbwe  Bon  Sachten  bem  Sai- 
fer  ffriebred)  I.  unterwarf.  Trojj  bei  ®nabenbrief8 
SriebridjS  II.  Bon  1242  blieb  bie  Stabt  unter  ber 
jierrfchaft  beS  Grjbifchofg.  ®eiharb  L Bon  TOain; 
fah  fidi  1255  genötigt,  ber  Stabt  eine  befonbere, 
aug  2 ©atSmeiftem  unb  12  ©eifipem  befteljenbe  ffle- 
hörbe  jujugeftehen.  1289  hielt  ©ubolf  Bon  tmbgburg 
in  ®.  einen  grofien  ©eidjgtag,  um  bem  gauftreept  in 
Thüringen  ju  fteuem.  1307  geriet  6.  in  eine  gehbe 
mit  bem  SKarfgrafen  griebrid)  bem  greibigen,  ber  bie 
®raffd)aft  an  ber  Schmalen  ©era,  bie  fein  ©ater  TU* 
: brecht  berUnartige  1270  an  bie  Stabt  Beräujjcrt  hatte, 
jurüdforberte.  Mai)  einem  achtjährigen  11  rieg  erfaufte 
bie  Stabt  1316  ben  gricben  um  10,000  SSart  Silber. 
Tie  ©raffchaft  Berblieb  ihr  auch  ferner  unb  Wurbe  erft 
1485  Bon  Sachfen  eingeloft. 

Ter  Tlnfmig  beg  16.  3ahrh-  War  bie  Tjeit  ber  böd)- 
ften  3Rad)t  ®rfurtg,  bag  and)  ber  f'anfa  beitrat.  Ta- 
malg  befafi  e8  bie  ©roffdjaft  Sapellenborf  alg  ©eidjg- 
lehen  unb  hatte  fid)  Bon  ben  benachbarten  gflrften  unb 
Vcrren  japlreiihe  ©efipungeit  ju  fleljen  übertragen 
laffen.  Selbft  eine  Uninepilät  hatte  eg  aug  eignen 
©iitteln  griinben  tönnen  (1378),  bie  erfte  ©uropag, 
bie  alle  Bier  gafultälen  in  (ich  Bereinigte ; fie  hatte  jur 
3eit  ihrer  ©lüte  (um  1480)  über  850  Studenten,  bod) 
fanf  biefe  3al)l  tm  16. 3ohrh-  auf  200  herab.  ®.  galt 
bamalb  für  eine  ber  größten  Stäbte  in  Teutfchlanb; 
bod)  hatte  eg  um  bie  ©litte  beg  15. 3ahrh-  nur  32,000 
Ginw.  3nfoIge  ber  ©erheerungen  währenb  beg  fäih- 
fifeben  ©ruberfriegg  und  burep  ben  grofien  ©ranb 
1472  fomie  burd)  Berminbertcn  ^lanbeleuertehr  fanl 
ber  TSohlflanb  ber  Stabt.  Ter  lange  Streit  mit  bem 
Grjftift  fflainj  unb  bem  furfiirfllid)  fädjfifchen  ipaitd 
um  bie  lanbegherrlidjen  ©echte  wurde  enblid)  durch 
ben  Tlmorbacher ©ertrag  Bon  1483  gefchlidjlet,  in  bem 
®.  mit  Sachfen  ein  Sdiup-  unb  Tnihbünbtiig  fchlog. 
Tag  fogen.  lode 3ahr ( 1 509)  war  ber  Tlufang fdjiimm* 
fter  innerer  3erWürfniffe,  in  beren  Serlanf  der  ©ije* 
herr  Äellner  1510  hingericblct  wurbe.  Tie  ©inftih* 
rung  ber  ©eformation  batte  feit  1521  neue  Unruhen 
jur  golge.  3>n  Treijiigjährigen  ftrieg  öffnete®.  1631 
den  SdüBcbett  bie  Tore,  unb  1640  patte  ©aitör  ba- 
felbft  fein  Hauptquartier.  9tad)  bem  35Jeilfälifd)en 
gri eben  fotlte  fid)  bie  Stabt  auf  faiferlidjen  ©efepl 
Rurmainj  unterwerfen  unb  Warb  auf  ihre  Täcigerung 
1660  in  die  Tlcht  erflcirt,  beren  Gyefution  Rurmain) 
übertragen  Würbe.  TerGrjbifchof  jwang  fie  mit  Hilfe 
franjBftfdjer,  aug  Ungarn  juriiiffehreuber  Truppen 
1664  ju  einer  Rapitulation,  worin  fie  Unterwerfung, 
er  aber  oolKoutmenc  ©eligiongfreiheit  Berfprad).  Tie 
fäthfifchen  gürften  muhten  ipr  ipoheitg  * unb  S-chup* 
redjt  über  ®.  28.  Ott.  1664  an  Surmainj  abtreten, 
©on  biefent  3eitpuntt  an  hörte  bic  politifdje  greiheit 
Grfurti  auf.  3m  Siebenjährigen  Rricg  eroberte  der 
preuhifebe  ©encrat  B.  Rnoblaud)  bie  Stabt  (1759). 
1802  (am  G.  nebft  © ebiet  mit  2 Stabten,  3 gieden, 
72  Törfcm  unb  46,000  Ginw.  an  ©reufien,  ging  aber 
nach  ber  Schlacht  bei  3cna  16.  Ott.  1806  burd)  eine 
fdjintpflidje  Rapilulaliou  rnt  bie  gramofen  über  unb 
Warb  burch  ben  Titfiter  grieben  an  9iapoleon  I.  ab* 
etreten.  1808  batte  9tapo!eon  hier  Bom  27.  Sept. 
ig  14.  Ott.  eine  3ufammen(uiift  mit  bem  ruffifchen 
Saifer  Tlleyanber  1.,  bei  ber  auch  bic  Könige  Bon  ©allem, 
, Sad)(cn,  Öeftfalen  unb  Württemberg,  der  gürft*©ri* 


Grfurtcr  Stongrefj  - 

mae  unb  oicle  anbet  gürften  unb  ©rojje  crfchienen 
tmö  glanimb« gef  t ted)  I e c t cn  Beranftallet  t»urbeit(Gr- 
iurter  Kongreß).  3iad)  bem  Niidjug  bergranjo- 
im  au*  Seutidjlanb  tourbc  G.  ira  Sejember  1813  Bon 
benBteufeen  befdgoffen  unb  nad)  längerer  Belagerung 
jur  Übergabe  gejwungen ; bod)  räumten  bie  granjo- 
itn  etil  nach  bem  erjten  ’iiarifer  gricben  1814  bie  5*' 
inbetle.  1815  fam  bie  Stabt  nebjt  ihrem  ©cbict  unb 
bera  GichSfelb  toieber  unter  bie  Hoheit  bcS  König*  Bon 
freufeen,  ber  baoon  bie  Sinter  Sd)Iofj"Bippad),  VI  p- 
mamiSborf  uttb  Xonnborf  an  baS  Qlrofibcrjogtum 
Seunar  abtraL  6.  tpurbe  ber  Sip  einer  Negierung, 
1816  aber  bieUnioerfttäl  aufgehoben.  Born  20.  SNärj 
bis  29.  April  1850  tagte  hier  in  her  Vluguftincrfirdjc 
baS  fogen.  Unionsparlament  (Erfurter  Sßar« 
tarnen!),  bas  eine  SBerfaffuna  für  Scutjdjlanb  unter 
‘fcmifjcttS  gübning  befihloft,  bie  aber  nid)t  jur  VluS- 
rährung  gelangte.  3m  3nni  1873  tourbe  6.  feine* 
EharafttrS  als  geftung  entlteibet.  Vlm  31.  Vlua.  1902 
fanb  eine  atänjenbe  geicr  ber  lOOjährigen  Bcrcini- 
gung  mit  Breufjeit  ftatt.  Sgl.  Bcljer,  Neue  Gbro< 
mf  Bon  IS. . 736 — 1815,  ltcbft  Nachträgen  (®otha 
1821  u.  1823);  B.  Settau:  6.  in  feiner  «ergangen- 
beit  unb  ©egcnWart  (2.  Vlufl.,  Grf.  1880),  (ikfduebt- 
Ilihc  Sarftctfung  beS  ©ehictS  ber  Stabt  G.  (baf.  1886), 
Erfurts  Unterwerfung  unter  bie  mainjifd)e  SanbcS- 
toheit  1648—1664  (Jane  1887),  Bau»  unb  Kauft* 
Senfmäleroon  6.  (baf.  1890);  Bctjer,  ®efd)id)tc  ber 
Stabt  6.  bis  1664  (baf.  1892);  Serfelbe,  ©cfdjicbte 
ber  Stabt  G.  (Grf.  1900);  Neinccf,  G.  unb  baS  tolle 
3ahr  1509  (Hamb.  1893);  perrmann,  Ser  Kampf 
um  G.  1636—1638  (Halle  1880);  Siambert,  Sic 
ältere  ©eichichte  u.  Beifaffung  Bon  ®.  (Hamb.  1868) ; 
Üirdjlioff,  Sie  ältcftenSeiStümer  ber  Stabt  G.(baf, 
1870);  Jfampfdtulte,  Sie  Unioerfität  G.  in  ihrem 
Serhallen  ;u  bem  Humanismus  unb  bcrNcfonitalion 
tXrier  1858—60,  2 Bbe.);  Cuermann,  Sie  erflett 
Sabre  b<r  Breujjiicbcn  Herrfdjaft  in  G.  1802 — 1806 
(Grf.  1902);  »Villen  ber  Erfurter  Unioerfität«  (hrSg. 
oon  Seißenborn  u.  Horgfchanfft)  j„  f,cn  ,©efd)ichtS< 
quellen  ber  Brooinj  Sachieit«,  8b.  8,  Halle  1881 — 
1899,  3 He.);  »Urfunbcitbuch  ber  Stabt  G.«  (IjrSg. 
oon  Betjer,  ebenba,  8b.  13  u.  24,  baf.  1890  u.  1897) ; 
©urlitt.  Hiftorifdhe  Stäbtehilber,  8b.  1:  G.  (29  Sa> 
fein  mit  Xejt,  8erl.  1900). 

Ser  Urgirrungsbrjirk  ©. , ein  fchr  jerrijteneä 
ßebiet  mit  Seilen  beS  Ha  rjeS,  beS  Shilringer  VBal- 
beS  unb  Bogtlanbes  (f.  Karte  »©roBinj  Sadjfen«), 
gröBtenteitS  innerhalb  ber  thüringifchen  Staaten  ge- 
legen, umfajjt  3530  qlcin  (64, tt  D3H.)  mit  0900) 
466,419  GinB.  (132  auf  1 qkm),  baBott  361,666 
Goangetifche,  101,662  Katfjoliten  unb  1978  3uben, 
unb  begeht  auS  ben  jwölf  greifen : 


greife 

DÄilom. 

DSReiL 

öin« 

u>o&ner 

Ginn>.  auf 
1 qkm 

<hfat  (Stabt) . . . 

44 

0,60 

85202 

_ 

Gtfsrt  fianb)  , . . 

281 

6,to 

33116 

118 

4'«öf«Rfiafct  . . . 

434 

7,69 

39 191 

90 

ieisjtafalja .... 

418 

7,5t 

87  636 

90 

ftW^oufca  (Stabt) 

M 

1,14 

33428 

— 

SS ^ 1^3« kn  (Saitb)  . 

827 

7,11 

84  666 

87 

*«b>aafcn  (Stabt) . 

22 

0,40 

28  947 

— 

4«^afkdn 

476 

8,66 

44  431 

93 

438 

8,3t 

47  720 

104 

Brileäfae  .... 

292 

5,30 

24922 

85 

.... 

446 

8,10 

40204 

90 

. . . . 

200 

3,61 

17400 

87 

Uber  bie  DierSJeidjStagStuabffreife  beS  Negierung* 
beprfS  f.  Karte  »NeichStagSroablen«. 


- ©rgäiijungsurteil.  37 

©rfurtet  Jlongrcft,  f.  Grfurt  (©efchichte)  unb 
Seutfdjlanb,  S.  818. 

Erfurter  Parlament,  bie  1850  jur  Beratung 
einer  Berfaffung  für  bie  beutfdjc  Union  berufene  Bolfs- 
Bertreiung ; f.  Seutfchlanb , S.  823  f . 

©rfurlcr  Programm,  bie  im  Oftober  1891  auf 
bem  Kongrcjs  ju  Grfurt  oorgenontmene  NeBiflon  bes 
1875er  ©otljaer  Brograiums  ber  beutfcheit  Sojial- 
bentofratie.  Bai.  Mautffl),  SaS  6.  8- , in  feinem 
grunbfäglichenSeil  erläutert  (4.VlufI.,  Stuttg.  1902). 
SeitereS  f.  Sojialbemofratie. 

©rg  (E),  bie  Bott  einer  Sque  jur  gortberoeguna 
ber  Blaffe  oon  1 g über  1 cm  Bcrriditete  Vlrbeit;  f. 
Gteftrifdie  Sfafiemhcitcn. 

©rgänc,  Beiname  ber  Vlthciie  als  8cfd)üt)eriii  ber 
ffieluerbe,  hcfonbcrS  ber  Weiblichen  Hanbarbcilcn. 

©rgänjnngöbflttcrie  (ttrfagbatterie),  f.  Gr- 
fagtnippcit.  [foitimanbo. 

©rgcinjungSbcjirfsfontmaiibo,  f.  Bcjirfs- 
©rgnujungSfarben,  fooiel  wie  Komplementär- 
farben , f.  garben  unb  Sifperfton,  S.  50. 
©rgänjungSgcfcbtuortic,  f.  GrgänjungSndjter. 
©rgänjuitgsritiitcr,  Slidperperfonen,  bie  bei 
Bcrhanblungen  Bon  längerer  Sauer  jugejogen  luer- 
ben,  um  für  ben  gall  ber  Bcrhinberuitg  eines  SJid). 
tcrS  für  biefen  einjutreten.  9iad)  bem  beutfehen  ®e 
ri^tSBerfaffungSgefeh  (§  194)  &ürfen  an  einer  ge- 
richtlichen Gntfdjeibung  Nidjler  nur  in  her  nefcjltd) 
beftimmlcn  Vltifal)!  mitwitfen,  alfo  nicht  mehr,  aber 
auch  nicht  Weniger  üiidjter  (Schöffen,  ©efdjwornc), 
a(S  im  fflefcß  oorejefd) rieben.  Vluf  ber  anbern  Seile 
barf  baS  Urteil  nur  Bon  Slicfjtmi  gefallt  werben,  bie 
au  ber  BorauSgchenbcn  inüitbliihenBcrhanbluiigtcil’ 
nahmen,  ©ei  Bcrhanblungen  Bon  längerer  Sauer 
fann  ber  gaü  eintreten,  baf;  Nidjler  (Sd)öffen,  ©c- 
fchwontc)  burch  Kranrijeit  ober  anbre  ,3roifd)eiifäHe 
uerhinbert  Werben,  an  ber  Gnlfdjcibung  felbft  teil* 
runehmen.  Um  nun  für  folche  gäüe  bie  SDlöglidjfcil, 
bie  Ber()anbhmgcn  ju  Gnbe  iu  führen,  ftdjerpijtcllcii, 
ber  ©efahr,  etwa  bie  ganje  Berhanblung  Wicoerholen 
ju  müffeit,  Borjuheugen,  ift  es  juläfftg,  G.  (Grgän* 
junnSgefchWoriic,  GrgänjungSfchöffen)  ju- 
jujieheit,  bie  im  gatte  ber  Berhinbenmg eines NichterS 
eintreten.  Sie  G.  haben  ber  gan jen  Berhanblung  mit 
beijuwohnen.  Sofern  fid)  ein  BebiirfniS  jurSRitwir- 
fung  eines  GrgänjungSnchterS(GrgänjungSgefchloor. 
nett  ober  -Schöffen)  nicht  ergibt,  bitrfeu  jte  Weber  an 
ber  Beratung  noch  an  bcrVlbftimmung  teilnebmett. — 
3n  ßfterreich  nennt  man  GrgänjungSgefdjwonte, 
waS  wir  in  Seutfchtanb  HilfSQefchwontc  (f.  b.)  nen- 
nen. 3n  einem  anbern  Sinne  werben  G.  foldje  SHid) 
ter  genannt,  bie  alb  SteltBertreter  eines  NichterS  für 
beit  gaü  befteüt  ftnb,  baf)  er  an  ber  VluSiibung  feine* 
VlmteS  oerbinbert  ift.  Serartigc  G.  gab  cS  früher  in 
weitenn  Umfange;  jeßt  fommt  ber  VluSbnti  noch  in 
GIia6-2othringen  Boi. 

0'rgnttjungSfd)öffen,  f.  GrgänjungSrichtcr. 
©rgänjungSftcuer,  eine  Steuer,  bie  jur  Grgän- 
jung  anbrer  Steuern  bient,  fei  eS,  um  ©leidjmafiig 
Teit  in  ber  Beladung  herheijuführen,  fei  cS,  um  einen 
VluSfalt  in  beit  Staatseinnahmen  ju  beifett.  VHS  eine 
folche  Wirb  auch  bic  neue  preufjifdie  unb  [ädjfifchc 
BermögenSfleuer  (f,  b.)  bezeichnet. 
©rgänjungStruppcn,  f.  Grfa(ttruppcn. 
©rgänjuugSurtctl.bicjenige  Gutfd)cibutig,bmch 
bie  ein  im  Urteil  übergangener  ©unft  nachgeholt 
loirb.  9Jad)  ber  bculfcheii3iBilprojeBorbnung  (§  321) 
ift  baS  Urteil  auf  Vlntrag  burd)  iiachträglidje  Gnt- 
fcheibitng  ju  ergäujcit,  Wenn  ein  nach  bcmSatbcitanb 


38 


CrgänjunflSjroilUnge  — ©rgolj. 


ge Itettb  gemachter  91  rt  fp  r u d)  ober  bet  Stoftenpunft 
beiberEnbentfeheibung  ganz  ober  teilweife  übergangen 
Worben  ift,  ntefjt  etwa  and),  Wenn  ein  9lngrifjb-  ober 
Scrteibigungbmittel  (f.  b.)  überfein  Würbe.  Sabei 
Wirb  noefj  »oraubgefeßt,  baß  bie  Übergebung  unab» 
jidjtlid)  erfolgte.  91nbcrnfa(IS  tarnt  nur  butd)  SecfitS- 
mittel  geholfen  werben.  Sic  nachträgliche  Entfchci- 
bung  iniij)  binnen  einer  einwödjigen,  mit  ber  3»' 
fletlung  beb  JU  ergänjenben  Urteil?  begimienben  griff 
burd)  guftellung  eines  Sd)riftfaße8  beantragt  wer- 
ben, burd)  ben  ber  ©egner  zur  ntiinblicbcn  Serhanb- 
luna  über  ben  9Inlrng  geloben  Wirb.  Sie  tnflnblidje 
Serhanblunq  bejdjränlt  fid)  auf  ben  nicht  erlebigten 
Seil  beb  Sechtbftreiteb.  Sab  ®.  barf  an  bem  frühem 
Urteil  nichts  änbem.  ®cjiigli(h  anbrer  Entfdjeibungen 
alb  ber  Urteile  ift  eine  folcheforgämung  nicht  jugelaffm. 

Ergätizungsztuillingc,  f.  Rriftatl. 

Erga  schedam,  f.  Scheda. 

©rgaftcrium  (Er»  gafterion,  griech), 
Berfftätte;  bann  91r-  / beitb»  ober  «jucht» 

haub;  auch  fbbicl  Wie  / Sflofter. 


Grgütob,  im  griedjifd)<>t  SWtjthub  Sohn  beb  filt) 
menob,  König  »cm  Orcbomenob  in  IBöotien.  911? 
feinen  ©ater  bei  einem  Pofeibonfeft  ein  ebler  Ihe» 
baner  bureb  einen  Steinwurf  tötete,  jrnang  er  bie 
Shebaner  ju  einem  Iribut  »on  je  100  Sinbem  auf 
20  3ahre.  Sen  ben  Sribut  einforbemben  Boten  beb 
E.  fdjnitt  freratleb  Safe  unb  Ohren  ab,  banb  ihnen 
bie  §Anbe  auf  ben  Süden  unb  febidte  fie  fo  bem  E. 
jitrüd.  911b  biefer  mit  §cerebmacht  heranzog,  trat 
ihm  $>eralleb  an  ber  Spiße  ber  Shebaner  entgegen, 
tötete  ihn  unb  zwang  bie  Crdjomenier,  ben  hoppelten 
Sribut  an  Sljebcn  ju  zahlen.  ®.’  Söhne  ftnb  bie 
mnthifchen  ©aumeifter  vlgamebeb  unb  Srophoniob. 

Ergo  (lat),  folglich,  alfo ; E.  bibarnus ! 9llfo  laßt 
unb  trinfen! 

Ergograpf)  (griech-,  >91rbeitS»erjet<fmet<),  ein 
»on  Boffo  erfunbener  9lpparat  girr  Prüfung  ber 
ßeiftungbfähigleit  arbeitenberBubteln  beSBenfcben. 
Ser  Sorberann  ber  Sequd)Spcrfon  (f.  91bbilbutig) 
ift  feftgefletlt,  «jeiqe-  unb  ©nlbtinger  ftnb  m metal» 
lene  hülfen  cingcfchoben,  bie  ihre  Stellung  ebenfalls 


Srgograpt. 


Ergaftiria , Ort,  f.  Sabrion. 

©rgaftulum  (lat.),  bei  ben  Sömem  ein  unterirbi- 
(djeS  ©efängnib  für  Sdaoen. 

(Sraeben,  fid),  gegen  bie  Übermacht  beS  geinbeb 
ben  Biberflanb  aufgeben,  bie  Baffen  nieberlegen 
(öewehrftreden).  9118  3e><hen  ber  Ergebung  ober 
bet9(ufgabc  beb  Kampfes  hielten  bie  Sönter  bie  Spieße 
in  bie  hföhe,  fpäter  lehrte  man  bie  ©ewehre.  3cßt 
gibt  bab  Stellen  mit  weihen  Süchem  ober  bie  Entfcn- 
bimg  eines  Parlamentärs  mit  weißer glagae  bab  3ei- 
chen,  bei  geftungen  bab  Rlufpflanjen  einer  foldjen  auf 
Sürmen,  Bällen  tc. 

Ergebung,  bie  auf  bem  ©efühl  ber  feßledjthinni- 
gen  91bbängigteit  »on  ©ott  unb  auf  bem  ©tauben  an 
feine  aüwaltenbc  Sorfeßung  beruhenbe  Bereitwillig- 
leit.  fid)  allen  Schidungen  ju  unterwerfen.  3"  biefer 
ihrer  djrifttichen  gorm  unterfcheibet  fie  ftd)  fowoljl 
»on  ber  ftoifchen  Rltarajie  (Uncrid)üttcrlid)feit) , bie 
ben  Schmerz  nicht  jur  Empflnbung  fommen  läßt,  alb 
auch  »on  betn  utohammebanifehen  gatalibmub,  ber 
lebiglid)  barauf  beruht,  baß  ©ott  unb  Benfd)  fich 
»erhalten  wie  5>err  unb  Sfla»e,  fowie  »on  jebweber 
pantheiftiicheti  ober  auch  ber  materialiftifd)en  Belt» 
anfehauung  entftammenben  Sefignation  ber  Ipoff- 
nungblofigfeit. 

Ergenc  (bei  ben  9llten  Ergines),  linier  Sieben- 
flu|  ber  Barißa  im  türf.Bilajet  91brianopeI,  230  km 
lang,  münbet  (üblich  »on  Seinotila.  — fpier  1371 
Sieg  ber  Süticn  unter  Sultan  Burab  I.  über  bie 
Serben  unter  ben  gürften  Sutafd)in  unb  llgliefcha. 

Ergcri,  Stabt,  f.  9lrghrofaftro. 


fiyieren.  Ser  Bittelfingcr  ift  mit  einem  Ccbcrring 
»erfehen,  an  bem  eine  über  eine  Solle  geführte  Samt» 
[aite,  bie  ein  ©ewicht  (»on  3 — 5 kg)  trägt,  befeftigt 
ift.  Bit  ber  Saite  fteßt  in  Serbinbung  etn  Schreit» 
hebet,  ber  ihre  Bewegungen  mitmad)t  unb  bie  ©röfjc 
feiner  9lubfchläge  auf  einen  (in  ber  9lbbilbung  fort» 
gelaffenen)  horizontal  liegenben,  mit  angerauchtem 
Papier  überzogenen  unb  fehr  langfam  fich  umbreijen» 
ben  3hlinber  »«zeichnet.  Sie  SerfuchSpeq'on  hat  bie 
9tufgabe,  nach  bem  Saite  eines  2 — 1 Selunben  fd)Ia- 
genben  Betronomb  ben  Bittelfinger  fo  ftarl  Wie  ir» 
enb  möglich  ju  beugen  unb  boburd)  bab  ©ewicht  jo 
och  wie  möqlid)  z»  heben.  Sie  Segiftrierung  ber 
£nihe  ergibt,  baß  bte  ©röße  ber  3ufammenziehungen 
»on  ihrer  urfprünglidjeit  £>öhe  fehr  balb  herunterqebt 
unb  immer  weiter  abnimmt,  unb  ba|  enblich  trojj 
ber  ftärfften  Bitlenbanftrengung  eine  ©eugung  beb 
gingerb  überhaupt  nicht  mehr  möglich  ift.  Sic  ge- 
wonnene 91ufzeichming  erlaubt  ben  zeitlichen  RIblauf 
ber  immer  mehr  fich  geltenb  machenben  E r m ü b u n g 
unb  bie  Summe  ber  geleisteten  91rbcit  zu  be- 
rechnen. Sie  ©efamtarbeit  läßt  fich  auch  an  einem 
über  Sollen  geführten,  in  fich  zurüctiaufenbcit  ©anb» 
ma|,  bab  mit  jebent  £mbe  {ich  Weiterbewegt,  unmittel- 
bar ablefen.  Ser  E.  ift  »on  anbern  gorfdiem  mehr- 
fach mobifijiert  Worben.  Sgl.  B off o.  Sie  Ennii- 
bung  (beutfeh  »on  ©linzer,  Öeipj.  1892). 

linier  3»flu|  Sheinb,  »on  ber  Säge 
Sotbenjlub  an  20  km  lang.  Sadjbcm  bie  ®.  bie 
meiften  Seitenbäd)e  beb  ©afeler  3ura  gejammelt, 
bilbet  fie  bei  Sieftal  einen  gaH  unb  betritt  bie  Sbein- 


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Di 


©rgonomie  — Grfjaftimg  bei  Sdjroerpunftel. 


39 


da«,  um  bei  aiugft,  bol  aargauifd)e  Kaifer-ahigft 
w«  Bafel -aiuglt  trennmb , ju  müitben. 
Ergonomie  (griedj.),  footel  nie  atrbeitlleilung 

(JA). 

Ergoft&t  (aried).) , aipparat  jur  tberapeutifchcn 
Jojienmg  ber  djiult ela r beit,  befielt  aul  einer  eiferaen 
iämbe.  bie  nüttell  einer  mit  beiben  $3nbcn  ju  faf« 
traben  Kurbel  gehret)t  nirb.  Die  Kurbel  ift  fo  ange- 
bracht, bau  fid)  ber  Patient  bei  ieber  Drehung  tief 
taten  muß.  eine  ©remloorrichtung  geftattet,  bte  jur 
Drd)ung  erforberlictie  SJlrbeit  beliebig  su  beränbent. 
Kan  tonn  an  bem  'Apparat  ahlefen,  nneDiel  Kulfel- 
aibeit  in  Kilogrammetem  bei  jeher  Umbrebung  ge- 
leiflet  nirb,  ein  3bf)ln><rf  registriert  bie  3ab!  ber  Um- 
brtbungm.  Der  iE.  nirb  befonberä  bei  ijettleibigleit, 
fembi.  funttioneüen  fßerDenflörungen,  auch  ju  phbflo- 
logiidien  Unterf udjungen  beimpf. 

(frgotin  finbet  fleh  angeblich  neben  SIbolin  im 
Kuttertont  (franx.  ergot),  ift  aber  nur  all  amorphe, 
braune  3Raffe,  bie  alfalifcb  reagiert,  febroad)  bitter 
fdjmedt  unb  amorphe  «alje  hübet  unb  phpfiologifd) 
unnirtfam  ift,  erhalten  worben.  Kill  Vtrjneümltel 
werben  unter  bem  Atomen  ®.  mehrere  Präparate  emp- 
fohlen unb  angenenbet,  bie  aber  (eine  reinen  djemi* 
i<hen  Serbinbungen  barfteUen. 

Ergotiimud,  f.  KriebeUranfbeit. 

Ergreifung  eine!  Verbrecher!,  f.  Depre« 
henfion. 

Ergnflgefteine  (Effufibgefteine),  foöiel  Wie 
Sullomfcbe  (Befteine  (f.  b.). 

Erhaben  ift  ein  obfeltiper  äftbetifdjer  Begriff, 
!>.  p-  ein  ioidjer,  burch  ben  eine  Eigenfcbaft  bei  äfthe- 
stieben  Cbjrftl  unb  nicht  bei  auffaffenben  Sub|eftl 
b<  jeidcnct  nirb.  ©äbrcnb  x.  8.  $atbol  unb  $umor 
öjtbetifcbe  Stimmungen  flnb,  bie  ber  Suffaffenbe  in 
bie  ®egenftünbe  hinemlegt,  bie  aber  nicht  burch  be- 
jtiimnte,  ihnen  anbafteitbe  Eigenfdjaften  in  jebem 
äfthetifch  ttuffaffenben  herborgerufen  werben,  bcfteljt 
bagegen  bol  erhabene,  ebenfo  wie  bal  Schone  (f.  b ), 
in  cEfgenfehaften  bei  Dbjeftl , bie  in  jebem  äfthetifch 
Wuffaflenben  ein  cbaratteriftifcbel  (befühl  erweefen. 
2<t#  (befahl  bei  (Erhabenen  ift  ein  Kifdjgefübl,  in 
bem  parle  (Erregung  unb  Spannung  über  einen  un- 
erwartet großen  unb  triftigen  Eiitbrud  bal  Untufi- 
gefahl  überwiegen,  bal  aul  bem  BeWufitfein  ber 
bunhf^nittUihen  Kleinheit  ber  Sebettlerflheinungen 
unb  inlbef.  auch  unferl  3d)l  entfpringt.  Die  ob- 
jeftiDen  Eigenschaften  ber  Dinge,  Welche  bie  (Brunb- 
lage biefel  (Befühl!  bilben,  werben  uni  burch  eine 
tembfunftion  unferl  Berftanbel,  burch  Me  tfunf- 
tum  bei  Begleichung,  uimBewufltfein  gebracht.  Dal 
(Erhabene  ift  fleti  ein  Sröjsenbegriff,  unb  e.  bebeutet 
eigentlich  fouiel  Wie  »erhoben« : <£.  ift  baljenige,  Wal 
M über  bal  ju  Eiwartmbe  erhebt  Kant  unterfchieb 
bal  (Erhabene  ber  Kraft  ober  bal  tanamifd)  erhabene 
emerjcitl  unb  bal  maithematifch  Erhabene,  b.  h-  bal 
erhabene  be  räumlichen  unb  seitlichen  Tlulbebnung, 
«aberfett#.  ©o  erWeden  etwa  ein  feuerfpeienber  Berg, 
an  mächtige  Blaff  erfaß,  bal  Weit  aulgebehntc  Hoch- 
gebirge, bte  unabfehbare  Blut  bei  Keerel  bal  (Befühl 
bd  (Erhabenen.  Die  gtutttion  be  Begleichung  jeigt 
uni,  bafj  biefe  Erfdjeinungen  an  Kraft  obe  Äui- 
behmmg  über  anbra  hiuaulragen.  E.  finb  aber 
inibef.  auch  erfcheinungen  bei  Seelenleben!:  unge- 
wöhnliche Kraft  bei  ÜJnteHeftl  unb  namentlich  bei 
SSM,  Wie  etwa  hei  griebrich  b.  (Br.  unb  Bilmard, 
Aub  e.  Dal  Erhabene  macht  fi(h  nicht  nur  geltenb 
i»  Schaffen,  leuben  auch  in  ber  .'{erflürung.  Such 
tu  einem  Dimur,  SHicharb  HX.  wirft  bte  Kraft 


bei  Erhabenen.  Hub  nicht  nur  im  EinselbeWufjtfetn, 
fonbem  auch  im  (BefamtbeWuptfein  macht  fid)  bal 
Erhabene  geltenb:  fo  War  etwa  1813  bie  beutfdje 
Solllfeele  ju  erhabene  Kraftanfpannung  gefteigert. 
E.  ift  weiterhin  oft  bal  ©alten  bei  Sdurffcill:  in  bem 
3ufammenfpiel  be  Untfiänbe  fdjeint  fleh  eine  höhere 
Kad)t  ju  offenbaren,  beren  eingreifenbel  ©irfen  ben 
Eittbrud  bei  Erhabenen  macht.  SuSartungcn  bei 
Erhabenen  finb  bal  ©^redliche,  Entfeplicbe,  (Braß- 
liehe:  hier  ift  bie  Wirfenbe  Kraft  fo  grofj , bafl  fle  ben 
Vluffaffenben  niebebrüdt  obe  ihm  geabeju  üerberb- 
lich  Wirb.  Sul  ben  angeführten  Beispielen  wirb  beut. 
lieh  ertennhar,  baß  bie  übliche  Erftärung  bei  Erha- 
benen all  eine  SRifchung  aul  (Befühlen  ber  Sufi  unb 
Unluft  umulänglich  ift;  Dal  ffiefentliebe  beH'Sciiit)ll> 
cinbntdl  liegt  nach  einer  ganj  anbem  ©eite  hin:  el 
hefteht  in  be  fiarfen  Erregung  unb  ©pannung,  bie 
eine  ungewöhnliche  unb  unerwartete  Kraftäufjerung 
erwedt.  Bgl.  über  bal  Erhabene  Konti  -siritif  ber 
Urteitllraft«  unb  bie  »Beobachtungen  über  bal  (Be- 
fühl bei  Schönen  unb  Erhabenen«  foWie  ©ehiüerl 
Suffap  »Uber bal  Erhabene«;  ferner:  Bnrfe,  Phi- 
losophical  inquiry  in  tu  the  origin  of  onr  ideos  of 
the  sublime  and  beantifal  (fionb.  1757;  beutfeh  Don 
(Barne,  92iga  1773);  Bifiher,  Über  bal  Erhabene 
unb  Koitttfibe  (©tutta.  1837);  enblid)  bit  neuem 
»Äflhetifen«  (»on  M.  Jjimmonuann  u.  a.). 

Erhabene  airbeit,  giguren  unb  Bersiemngen, 
bie  über  bie  obere  gfiäche,  auf  ber  fle  angebracht  fmb, 
mehr  all  im  Balrelief  hemortreten  (»gl.  Belief). 

Erhaltung  ber  Energie,  f.  Energie,  S.  780. 

Erhaltang  ber  Städten,  Brin jtp  ber,  f. 
glächenprinsip  imb  ^enlrälbeweaung. 

Erhaltung  ber  SSett,  in  ber  Kirchenlehre  ber 
Btt  bei  göttlichen  ©iüenl,  bunh  ben  bal  fertig  ge 
fchaffent  ©eltaQ  fowoljt  nach  feiner  Btoterie  all  nach 
feiner  $orm  fortbauert.  Boraulfepung  ber  E.  ift  bie 
Schöpfung,  Währenb  fleh  runddiit  cm  bie  Sehre  »on 
ber  E.  bie  »on  ber  auf  bie3Renfd)heit  gerichteten  ©eit- 
rtgierung  anfchließt.  Die  Schwicrigreit  bei  Begriffl 
liegt  in  Bern  Berhältnil  berjenigen  ©irtungen,  bie 
»on  ben  iogen.  jweiten  Urfachen,  ben  Batur-  unb 
SKenfchtcclraften,  aulgehen,  iu  ber  atllwirffamhit  ber 
erjten  unb  lebten  Urfacht,  ©ottel.  Um  bid  ju  er- 
Daren,  hat  bie  lutherifdhe  Dogmatil  bie  Sehre  »om 
fogen.  Concursus  aufgefieOt,  wonach,  Wie  Cluenftebt 
bie  ©ad)e  formulierte,  »bie  Dätigleit  unb  ©irffam- 
(eit  ber  Kreatur  nicht  lebiglidj  »on  (Bott  unb  nicht  te- 
biglich  »on  ber  Kreatur,  auch  nicht  teilweife  »on  (Bott, 
teilweife  »on  ber  Kreatur,  fonbem  sugleid)  »on  (Bott 
unb  ber  Kreatur  aulgeht«.  El  fdjwebt  hierbei  bie 
untölbare  aiufaahe  bor,  bie  relatise  3el6flänbig(eit 
ber  ©eit  unb  ihre  ahfotuie  Vlbhängigfeit  »on  ©alt 
in  Einer  Sontiel  ju  bereinigen,  aber  hoch  fo,  bafj, 
wo  bie  Hanbluna  bei  aiictifdien  eine  höfe  ift,  swi- 
fchen  göttlicher  unb  Irca türlid) er  Urf ad) lieble it  halbiert 
Werben  (ann. 

Erhaltung  be«  Sch  tt  erpu  n(t  e 8,  Brinjipber, 
ber  Sajj,  bah  bie  Bewegung  bei  gemehtfamen  ©öhwer- 
punftcl  einel  ©hfltml  »on  Kaffen  burch  innere 
Kräfte  (wie  ©töfee,  Ejploflonm  tc.)  nichl  geänbert 
wirb.  Der  ©<hwerpun!t  bei  ©Pfteinl  bewegt  fleh 
niimlich  fo,  all  oh  alle  Kaffen  unb  alle  Kräfte  m ihm 
bereinigt  Wären,  innere  Kräfte  aber,  b.  h-  folche. 
Welche  bie  Kaffen  gegenfeitig  aufeinanber  aulüben, 
fmb  bennöge  bei  Bnnsipl  ber  (Bleichheit  »on  ©ir- 
(ung  unb  (Begenwirhtng  immer  paarweife  einanber 
gleich  unb  entgegengefegt  gerichtet  unb  haben  hoher 
auf  hie  Bewegung  Bel  gemein jamen  ©hwerpunDel 


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40  (JrßaltungSbiät 

feinm  Ginfluß ; bicfe  ©eroraitng  wirb  nur  burd)  äußere 
Strafte  beftimmt,  bie  Bon  fremben  ©faßen  hmütiicn. 
©Senn  ©illarbfugeln  jufammenftoßen  unb  aubcin 
anber  prallen,  fo  [ejjt  ißt  gemeinfamcr  SdjWerpuntt 
bie  Bewegung  ungcänbert  fort,  bie  er  Bor  bem  Stöbe 
beinfj.  glätte  ein  planet  gleid)  einer  Sflmöbe  bie  Saftig* 
feit,  feine  Geftalt  ju  änbem,  fo  würbe  ßd)  jwar  fein 
Sditoevpunft  innerhalb  feiner  ©faße  Berfd)ieben,  aber 
gleichwohl  unerfcbütterlicb  bie  Born  (SraBitationSgefefj 
Borgefd)riebene  Baf)n  burd)laufen.  Beim  Mlbfeuem 
eines  Gefd)üße£  bleibt  ber  gemeinfaute  Scbwcrpunft 
Bon  Gefdßoß  unb  Öefd)ü(i , inbetn  jenes  baBonfliegt 
unb  biefe«  einen  ©üdftoß  erleibet,  unoerrüdt  an  feiner 
Stelle,  ©lagt  eine  Granate  in  ber  2uft,  fo  bewegt 
fid)  ber  gemcinfebaftlidjc  Sdüoerpunlt  aller  Spreng* 
ftüde  in  ber  ursprünglichen  paraboliftpen  Baßn  un- 
beirrt weiter. 

(Srbaltiingäbint,  f.  ®iütetit. 

©rbaltuiigctfuttcr,  f.  BeljarrungSfutter,  Sutter 
unb  Sinterung. 

©r  hängen  (lat.  Suspensio),  gewaltfame  SobeS- 
art,  bie  Bon  Selbftmörbem  fepr  häufig,  Bon  ©förbem 
feiten  gewählt  wirb.  ®er  Erhängte  flirbt  naeh  einigen 
©tinuiett  beit  GrflitfungStob,  inbem  ba3  Strangu- 
lationsinftrument  (ber  Striet  ic.)  bie  3ungeiiwuriel 
gegen  bie  hintere  ©acbenwanb  anbriidt  unb  fomit  bie 
Öiiftwege  oerlegt.  3unäd)ft  aber  tritt  fofortige  ©e» 
wußtlofigfcit  ein,  benn  baS  Strangulationäwerfjeug 
briiett  auf  bie  großen  Blutgefäfie  beS  tpmlfcS  utib 
oerbinbert  ben  Blutfreislauf  im  Gehirn.  Klm  5>alS 
Gehängter  beobachtet  man  fcf)r  häufig  eine  Strang» 
rinne  (Strangulationämarfe),  b.  h-  einen  rin» 
nenjönuigen,  bis  ,u  5 mm  tiefen,  BoniStrief  bewirften 
Ginbrud  ber^aut,  ber  um  ben  größten  Seil  bcS^ialS* 
nmfangeS  herumgeht.  3m  ©ereidje  ber  Strangrinne 
ift  oft  bie  Oberhaut  abgefchunben,  unb  bie  Sebcrhaut 
liegt  eingelrorfttet,  hornartig  feft,  bräuitlid)  Berfärbt 
zutage.  3)aS  @ciid)t  ift  blaurot  unb  gebunfen , noch 
häufiger  aber  blaß;  bie  3unge  fleht  etwas  jroifcbeii 
ben  Sippen  herBor  ober  ift  jwifdjen  ben  3ähnen  ein» 
geflemmt.  ©fännlidje  3nbioibucn  erleiben  juwcileit 
einen  Samenabfluß  aus  ber  Harnröhre,  aud)  unwiQ- 
fiirlidjcr  Rotabgang  auä  bem  ©faftbann  fanit  er- 
folgen. 3m  3nnem  beS  ftörperS  finbet  man  bie 
3eid)en  ber  Grflidung  (f.  b.).  Serlejjungen  her  fsalS 
orgaite  fehlen  meift,  nurganjunbebeutenbeBcrlegun- 
gen  ber  Sehllopffnorpel  unb  ber  3nnenWanb  ber 
Blutgefäge  lommen  oor;  baS  Genid  bricht  nur,  wenn 
ber  Erhängte  auä  großer  fjöbe  in  ben  Strid  hinein- 
gefallen  War,  j.  Ö.  bei  Einrichtungen  burch  ben 
Strang.  ®ie  geriditsärjtliche  Beurteilung  Gehängter 
ift  juweikn  fehr  ßhroicrig,  namentlich  mit  9iücf)tcht 
auf  bie  Stage,  ob  im  gegebenen  Sali  ©forb  ober 
Selbftmorb  Borliegt,  ober  ob  ein  bereits  ©eftorbener 
nachträglich  aufgehängt  Würbe.  Eicrbci  ift  ju  be- 
achten, baß  Selbllmorb  burch  G.  felbft  bann  möglich 
ift,  wenn  ber  Grhängte  mit  ben  Süßen  ben  ©oben  be- 
rührt. Sogar  in  fnieenber  Stellung,  an  ©etlpfoflen, 
Xürflinlen , hat  man  erhängte  Sclbfhuörber  nnge- 
troffen.  fErißt  man  einen  Erhängten,  ber  noch  nicht 
uüliiq  erfaltct  ift,  fo  ift  fofort  nach  Höfling  ber  Schlinge 
r ü n ft  1 i ch  < ?l  t m u n g (ogl.  Unfall)  einjuleiten.  Oft 
lehrte  baSCeben  nach  flunbenlang  ausgeführter  fünft- 
lieber  fltnmng  noch  juriid.  ©gl.  GaSpcr,  fpanb- 
buch  ber  gerichtlichen  ©febijin  (8.  MlufI, , bearbeitet 
Bon  2 min n,  ©eil.  1889,  2 ©be.);  Straßmann, 
Sehrbuch  ber  gerichtlichen  ©febijiu  (Stutlg.  1895); 
Gsmard),  ®ic  elfte  Eilfe  bei  plößlidjeii  llnglüdä» 
fällen  (18.  Mliiß.,  Seipj.  1902). 


— Erianthus. 

©rhütb,l)Eetnrich  Vluguft,Gcfd|id)t4forfeber, 
geh.  13.  S*br.  1793  in  Erfurt,  gef!.  22.  ©fai  1852 
in  ©fünfter , ftubterte  ©febijin,  habilitierte  fid)  für 
©febijin  unb  ^t)ilofot>E<e  iu  Erfurt,  biente,  feit  1813 
außerorbentlicher  ©rofeßor,  1816  als  Oberarjt  im 
6.  preußifcheit  tlrmeeforpS,  würbe  1821  jur  Organi- 
fation  beS  Erfurter  9icgienmgSard)inS  berufen,  1822 
©ibliothefar  an  ber  ehemaligen  UnioerfitätSbibliothef, 
1824  Vlrchioar  beS  ©roBinjialarchiBS  in  ©fagbeburg, 
1831  beS  Weftfälifcßen  ©roDiitjialard)iB3  in  ©fünfter 
unb.  1834  hier  jugleid)  ®ireftor  bes  ©ereinS  für  Ge 
fcßichle  unb  Wltcrtumsfunbe  SSeftfalenS.  G.  fdjrieb 
unter  anberm:  »De  bibliotheeis  Erfordiae»  (Erfurt 
181 3 — 14, 2Eeftei ; »©efchichtebeäSiiiebeiaufblühenS 
wiffenfdjaftlidjer  ©ilbung,  oomehmlich  in  ®eutfch- 
lanb,  bis  jum  flnfang  ber  '.Deformation-  (©fagbeb. 
1827—32,  3 ©be.);  » ©ef d}id)te  ber  2anbfriebcu  in 
®<ulfchlanb«  (Grfttrt  1829);  »Rcgcsta  historiae 
Westphaliae»  (©fiinfier  1847 — 51,  2 8bc.).  illucb 
war  et  ©fithcrauSgebcr  ber  >3citfd|rift  für  2lrd)io 
lunbe,  $ipIomatir  unb  ®efchi<hle«  (Eamh.  1833—87) 
unb  feit  1838  ber  »3eitfd)rift  für  oatcrlänbißhe  ®e- 
fchichle  unb  VUtertum-ifunbc  SSeftfalenS«  (©fünfter). 

2)  3ohann  Ghriftoph.  Sfaler  unb  Sabicrer, 
geb.  21.  Sehr.  1795  in  Sfüntherg,  war  Schüler  Bon 
3winger  unb  Gabler,  ging  1810  nach  SSien  unb  1819 
nad)SDoiit,  wo  er  in  einem  Min  fad  Bon  SdjWennttl  18. 
3an.  1822  burch  Sclhfiutorb  enbigte.  Gr  hinterließ 
185  lanbfehaftliche  ©abienntgen.  ©gl.  Mlpell,  ®aS 
SScrf  Bon  3-  Ehr.  G.  (Ceipj.  1866,  Slachtrag  1875). 

©rßartt,  2 uife,  Schaufpielerin,  geb.  22.  Sehr. 
1844  in  SSien,  bebütierte  1859  in  Raffel  als  Sälhd)cii 
Bon  ßeilbronn.  Warb  fpätcr  in  ®cffau,  EannoBer 
unb  ©JieSbaben  engagiert  unb  1864  nach  Berlin  be- 
rufen, wo  fie  ftd)  burch  ihre  ®ebütroIlen:  3u!ia,  Seo- 
polbine  Bott  Strehlen  unb  ©orcia  fihnetl  bie  Gunft 
beS  ©ublifumä  erwarb,  llnterftilht  Bon  einer  au- 
muligcn  unb  bo<h  WilrbcBotlcn  äußern  Grfdieinung. 
atmeten  alle  ißre  Gehilbc  bie  ebelfie  ©!eibltd)feit ; 3n- 
nigfeit  unb  2eibenfcßaft  (tauben  ißr  in  allen  Bbftu» 
fungen  ju  Gebote.  3n  ben  erfleit  Saßren  waren 
Gretdien.  Rlärcßen,  SeSbcmono  ihre  heliebteften  ©ol- 
len. Unter  benen,  bie  fie  fpäter  mit  ©fcijterfcbnft  bar* 
fteUte,  Waren  bie  heroorragenbften : 'Äaria  Stuart, 
©otnpabour,  Gräfin  Orfina,  2abt)  ©filforb,  Mlbelheib 
Bon  SSatborf,  Srnnjisla  Bon  Eohenheim,  fieonore 
Bon  Gftc,  3PhiScl,ia-  Mlucß  in  ©epräfentationSroIleii, 
Salonbatneit,  leiftete  G.  burd)  feine  Soumüre  Vlite» 
gejcichneted.  Seit  1868  mit  bem  Grafen  Sari  »on 
ber  Golß  Dermähll,  entfagte  fie  1878  ber  ©Ohne  ©gl. 
Genfidjen,  Berliner  Eoffcßaufpieler  (©erl.  1872). 

©rhtbmtg  ber  thcbaiirfjcu  Seiber,  ba8  Seft 
ber  Schußheilige»  oou  Solothurn,  Urfnä  unb  Siftor 
(30.  Sept.),  jweicr  ©fitglieber  ber » tbebaifeßen  2egion  » 
©rhcbimgdf ratet,  f.  ©uUane.  [(f.  b.). 

©rhcbungdtheoric,  f.  Gebirge  unb  Eebung. 
©tbohuttg  bc-3  Soneä  um  einen  halben  ®on  toirb 
angejeigt  burch  | (Jfreuj),  bie  hoppelte  G.  burd)  * 
(®oppel(reu5);  bem  Bud)ftahennamen  ber  ®öne  wirb 
im  crflem  Saü  -is,  im  leßtern  -isis  angehängt,  alfo 
j|f  = fis,  »f  = fisis.  ©gl.  Gmiebriguiig. 

©rhöhuttg  be«  Selbe«  Johanni«,  S«ft  bei 
griedjifchen  Sircße  26.  Sept.  jum  Vlubcnleit  an  bie 
angebliche  Eunniclfahrt  bcö  Mlpoflel*  3ohanne3. 
©rhöbmigäuiinfcl,  f.  Glevation. 

©rholeii,  fid),  im  Eaitbcl,  f.  Entnehmen, 
©rblag,  fooiel  wie  ®ienälag. 

Erianthus  Mich.  (Ripidium  Tritt.,  3 u der- 
gra«),  Gattung  ber  Gramineen,  ©ohrgräfer  mit 


41 


Erica  - 

|4ffldin®lättem,  meift  auSnebreiteter  [ei  ben  haariger 
feit*  unb  begtannten  Vlprafen.  Sou  17  Wrteu,  Pie 
Sa  Barmen  Slanbcm  betber  ErPpälften  angeboren, 
jtft  eilte,  E.  Kavennne  Beatm.  ([.  lafel  »©räjetV«, 

5),  bi«  Obtritalien  unb  lrirb  als  3'erQcaP  >n 
Sdrtm  tufUBiert.  (£8  wirb  2 m pod),  fein«  Blätter 
frat  ton  einer  (tarfm  weißen  Sippe  burdjjogen. 

Erica  L.  (Sptibe),  GJatlung  her  ßrifajeen,  fable 
cter  wrfdueben  behaarte,  niebrige,  bisweilen  aud) 
fiter  6 m pol)«  Sträudjcr  ober  Batbfträucper  mit  mir. 
tÄij  gepellten,  fleinen,  fcpmalen  ober(d)uppigen$lät« 
trni,  einjelu  ober  in  arm  - btS  reicbblütiqen  XolPen 
on  ben  Gnben  japlrciöper  3>oeige  ftepenBcn  Blüten 
unb  [acbipaltigen . biclfamigen  Kapfetn.  Stoa  420 
Ürten,  in  Europa,  befonberS  im  SJtittelmecrgebiet, 
imb  am  reitpften  im  Jfaplanb,  unb  (War  faft  auS- 
tiplieftlid)  in  ber  Stabe  ber  Säcftfüfle.  Bier  maepfen 
bie  Beriepiebenen  Srteu  auf  berpältniSmäfttg  fleinem 
Saum  in  bunter  SRiftbung.  E.  tctralixL.  (tountpf  • 
petbe),  15 — 50  cm  pod).  mit  fleinen,  nabelförmigen, 
gennmpertcn  unb,  Bie  bie  ganje  Bflanje,  graupaari» 
gen  Blattern , bie  ju  Bier  in  einem  Quirl  fiepen  unb 
oier  Seipen  bilben  (Paper  ber  Same),  unb  gipfelftim» 
bigen,  topfiaen  Blülenbolbcn,  rnädjft  auf  inoorigem 
Bäben  in  Söefteurppa  tum  Portugal  bis  Sflormegen, 
oftoärtS  bis  Sacpfcn , Sc'tpreuften .Solen , aud)  in 
ben  Sarpatpen,  eine  Sparaftcrfonu  ber  fUioore  91orb» 
weftPeutfcplanPS.  E.  cinerea  L.  (graue  Beibe),  mit 
m ber  Segel  grau  bepaartem  Stengel  unb  Giften,  un> 
bepaarten.  meift  ju  brei  in  einem  Quirl  ftepenben, 
faft  nabelfömiigen  Blättern  unb  biipten  Blütcntrau- 
ben,  tm  roeitlicpen  Suropa,  Bon  2igurien,  Spanien, 
Portugal  bis  Sormcgcn , im  Beftliibcn  XeutfiplanP 
unb  auf  SKabeira.  E.  arbnrea  L.  (Baumpcibe), 
10,  auf  ben  Kanaren  bis  20  tn  podj,  pat  fleine  meifte, 
faft  fugelige,  in  Trauben  Bereinigte,  moplriedtenPc 
Blüten  unb  mädjft  in  Sübrneftem  opa  bis  Sftbtirot 
unb  Xalmatien.  in  ben  abefftnifdjett  BodilänPem 
unb  am  Kilimanbicparo.  3Pr  fletfd)-  bis  jiegelroitS, 
mafer1ȟd)ftge3  S!ur(elpol(  (racinc  de  brnytire),  baS 
befonbetS  aus  Spanien,  Sübfranfreidi  unb  Rorftfa 
cuSgcfüprt  Birb.  mirb  ju  Stpnip-  unb  Xreparbciten, 
befonbers  ;u  Bfetfenföpfen , BerBcnbet.  Siele  Rap« 
beiben  ©erben  bei  unS  als  fficrpflaiyen  futtiPiert,  fie 
torbern  eine  eigentümliipe  BcpanPlung  (in  ben  fogen. 
stappäufem)  unb  (ciepnen  fup  burd)  große  3ierli<p. 
feit  aus.  3bre  mannigfaip  geformten  Blüten  (eigen 
baS  remfte  Seift.  jarteS  Sofa,  feuriges  Sot,  Sutpur, 
leltener  Selb  unb  ©tim.  SSmterparte  'itrten,  Bie  E. 
tetralix.  E.  cili&ris  L.  auS  SübBefleuropa  unb  be» 
fonberS  E.  carnea  L.  au®  Sübeuropa,  ein  (eiliger 
rtrüpjaprSblüper  mit  Beiften  ober  roten  Blüten,  ful« 
lauert  man  tm  ©arten  am  Sanbc  Bon  öebüftpen, 
als  Ginfaffungen,  auf  SKoorbeeten.  E,  vulgaris, 
Bribefraul,  1.  Calluna  Sgl.  fflenb laufe,  Erica- 
rum  icones  et  descriptiones  (Bannop.  1797 — 1823, 
2Sbe.);  ÜfnbremS,  Coloaxed  engravings of heatlis 
(2onb.  1802-1805  , 4 Bbe.);  Siegel,  Kultur  unb 
Sufyiplung  ber  Srifcn  (Berl.  1842). 

Erleäles,  f.  Ericinen. 

®ridj  II.  Bon  BraunfdfBeig-RalenPerg 
(geft.  1684),  f.  Braunföpmcig,  S.  857. 

®rid|,  Könige  Bon  Xänentarf:  1)  E.  I„  geft. 
10.  (Vuti  1103  auf  Gtfpem,  folgte  1095  feinem  Brü- 
ter Claf  .(junger,  erpielt  megen  feiner  Serbienfte  um 
bie  Serbefferung  ber  SerBaltuug  unb  um  bie  Unter* 
brfidmtg  ber  Benbffdjen  Seeräuberei  ben  Beinamen 
djegoi  (»immer  gut«),  bereitete  bie  Erhebung  CnitbS 
pm  ffrjptftum  für  bie  Prei  ffanbmapifdjen  Seidje 


- ©ri(f). 

Bor  unb  ftarb  auf  einerSeife  na<p  Jferufalem.  Sgl.  S- 
Benbtfen,  Erik  Eiegods  Historie  (Ropenp.  1821); 
3-  ®-  g.  Säbcr,  Daumark  uuder  Svend  Estridsen 
og  haus  Sönner  (baf.  187 1). 

2)  G.  IX.,  Sopn  bcS  Borigen,  geft.  18.  Sept.  1137 
in  Sipen  burd)  SKeucpelniorb,  erlangte,  als  Säcper 
feines  BrubcrS  Knut  fianarb,  1134  burd)  ben  Sieg 
bei  gotePif  über  feinen  Dpeim  (Kiels,  ber  fiep  1131  Per 
Berrfdpaft  bemädptigt  patte , bic  Krone  unb  beit  Bei* 
namen  Emune  («Per  Xcnfmürbige«).  Siiupbem  er 
1135  feinen  Bruber  Baralb  fomie  beffen  Söpne  aus 
bem  Siege  geräumt  unb  fiep  ber  Dberbopeit  bcS  beut* 
fepen  ÄatferS  Cotpar  n.  untermorfen  patte,  (Bang  er 
bie  BeBopner  SügenS  (ur  SInnapmc  beS  Gpriflen* 
tumS  unb  fämpfte  unglüefliep  gegen  Sortocgen. 

3)  C.  in.,  ülejfe  beS  Bortgen,  geft.  27.  Witg.  1146 
als  SKöncp  *u  Obenfe,  Begcn  feiner  Siaepgiebigfeit 
S a m ( «bno iimtim.) genannt,  beflieg  1137 benSpron. 
legte  aber  fepon  1 146  bic  Krone  nieber. 

4)  E.  IV.,  geb.  1216,  geft.  10.  91ug.  1250  burd) 

SReudtelmorb.'feit  1232  SHitregcnt  unb  1241  9ia<p 
folger  feines  BaterS  iSalbcmorll.  (f.  b),  geriet  1250 
in  bic  Baubc  feines  BniberS  Ülbel  Bon  Sdjleä* 

Big,  mit  bem  er  Biele  Kämpfe  (U  befiepen  gepabt 
Batte.  Siegen  ber  Steucr,  bie  er  1249  Don  jebem  Silugo 
(ur  Xedung  ber  Koften  eines  KreunugS  nad)  Efllanb 
erpob,  Barb  er  SlaBpenninq  (»Sflugpfennig«)  ne* 
nannt.  Sein  Gnbe  pat  ßplenfdtläger  (f.b.)  bramati|d) 
bepanbelt.  Sgl.  Er  Sieb,  Erik  Plovponnings  Strid 
med  Abel  (»DanBk  Historisk  Tidsski’ift«,  1890). 

6)  E.  V.,  Sicffe  beS  Borigen,  geb.  1249,  geft.  22. 
9!o».  1286,  folgte  1259  feinem  Satcr  Gpriftopp  I. 
(f.  b.),  anfangs  unter  ber  Sonnunbfdjaft  feiner  ener- 
gifepen  SRuttcr,  Biargarete  Bon  Sommern,  lag  nitpt 
nur  mit  feinen  fdjlcSmigftPen  ScrBanblcn,  feeren  ©e 
fangener  er  1261—64  geBcfen  Bar,  unb  mit  Stpwc- 
ben  , be(.  Sormegen  oft  in  gepbe,  fonbem  patte  and) 
intjnncrn  mitSdimierigfeiten  (u  (ämpfen  unb  nuifttc 
1282  bie  erfte  bänifepe  Siaplpanbieilc  befcpBören. 
Siegen  feiner  SuSfcpBeifungeit  erpielt  er  ben  Bei- 
namen  Rlipping  (»gcfd)orncS  Stpnfjcll«).  Seine 
Ennorbimg  (nad)  einem  unftttlicpen  VUtentnt  auf  bic 
Wattin  cineS  bänifepen  ©roßen)  ift  in  SoKsliebem, 
Xramen  unb  Opern  bepanbelt  luorben.  Sgl.  S.  Bol» 
berg,  Kong  Erik  Glippings  Haandfästning  og 
Uigslove  (Kopenp.  1895). 

6)  E.  VI.,  Sopn  beS  Borigen,  geb.  1274,  geft.  13. 
9ioO.  1319  in  SoSIilbe,  beflieg  1286  ben  Xpron, 
(ämpfte,  nicht  immer  glüdflid),  gegen  SipBeben.  9ior» 
locgen  unb  bie  Bonfeatcn  unb  Barb  in  langwierige 
Streitigfeiten  mit  Per  Kirdie  DerBidelt.  Sein  Bei- 
name SÜfenBeP  BirP  als  »böter  SJienicp«  gePcutct. 

7)  E.  VII.  (in  SfpwePcn  E.  XIII.),  Per  Som- 
mer, Urenfel  SBalPemarS  IV.  (f.  P.),  geb.  1382,  geft. 
1459  in  Sommern,  1388  in  SorBegen,  1396  aud)  in 
ScpBePen  uitP  (Däncntarf  alSXpronfolger  anerfannt, 
toarP  1397  in  Kalmar  (f.  P.)  (um  ErPeu  Per  Prei  Ber- 
einigten SRcicpe  gemäplt  unP  1412  'Jiadjfolger  feiner 
©rofttante  flRargaretc  (f.  P.).  Seine  innere  Solitif  in 
Xänentarf  Bar  auf  görPerung  Per  fläPtifcpen  Bon- 
PelSintereffen,  Snlage  neuer  StäPtc  am  SunPe,  Dr- 
ganifatio)t  einer  ftrair'em  Bermaltung  ic.  gerieptet 
imb  feincSBegS  frudütoS.  Xagegcn  mißlangen  feine 
auswärtigen  Begebungen  Böüig.  Xer  1410—35 
bon  ipm  mit  ben  Bezogen  Bon  Bolftein,  6e(.  mit  ber 
Banfa  geführte  Krieg  citbele  mit  ber  SreiSgebung 
ScpleSBtgS  unb  ber  crfWungenen  Snerfeitming 
briidenber  panfeatifcperSriBilegien,  PaS3fegi)uentPer 
Bon  ipm  in  Scpweben  cingefeplen  auSIänbifcpcnSögte 


42  6ridb8burg=£unne$rü<f  — GriqtbonioS. 


mit  bcr  BoifSerfiebung  unter  Engelbreft  EnqetbreftS- 
fon  (f.  b.)  unb  fcfilieftlich  (1439)  mit  feiner  Entthro- 
nung. ©leichjeitig  audf)  inSiänemarf  abgejeftt,  führte 
6.  fortan  auf  ©otlanb  ba3  Sieben  eines  Seeräubers 
unb  fehrte  1449  nad)  ©ommern  jurücf.  Bgt.  Sr  Sieb, 
Erik  af  Pommern,  hans  Kamp  für  Sönderjylland 
og  Kalmarnnionens  Oplüsning  (Kopenfi.  1901). 

(Röntge  bon  BO)totbfn.|  ®urd)  3ohanneS3J!agni 
(f.  b.)  roarb  in  ber  fd)Wcbi[d)en  ©efchichtf<hrcibung 
eine  Seihe  apofrfipficr  Könige  mit  bem  Samen  e! 
eingebürgert,  fo  baft  bie  jept  üblichen  OrbmingS- 
jahlen  unrichtig  ftnb.  Srloähut  feien:  8)  S.  (VH.) 
ScgerfäU  (»ber  StegeSfrofic«),  geft.  um  994,  be- 
mächtigte fich  »orübergefieitb  and)  SBänemarfS  unb 
»ar  Schweben«  le  fiter  heibuifcfier  König. — 9)  8.  (IX.), 
ber  ^eilige,  feit  ca.  1150  König  in  SRittelfcbtueben 
(Sbtalanb),  »o  er  baS  ffhriftentum  befeftigte  unb 
fich  atS  ©efefiaeber  berbient  macfite,  belehrte  um  1167 
burcfi  einen  Rrcuyug  ben  Süben  ginnlanbS  unb 
Warb  18.  Uliai  1160  ermorbet.  Obwohl  nicht  förm- 
lich fanonifiert,  galt  er  bocfi  als  ©cfiufipatron  Sdiroe- 
benS.  Seine  ©ebeine  werben  im  ®ome  tu  Upfata 
aufbewahrt.  Sgl.  ©tjerna,  E.  der  Heligc.  En 
sagohistorisk  Studie  (fiunb  1898).  — 10)  S.  (X.) 
Knuts  fon,  Snfel  beS  norigen,  ber  crfte  fcfiwebifcfie 
König,  ber  fich  Irönen  lieft,  regierte  1210—16.  Surcfi 
feine  Bermnfilung  mit  einer  Scfiloefter  beS  ®dnen- 
fönigS  Salbemar  n.  (f.  b.)  Warb  er  Scfiwager  beS 
franjöftfcfien  Königs  Philipp  EL  Vluguft(f.  b.). — 11) 
S.  (Xl.f  SritSfon,  Sotjn  beS  bongen,  geb.  1216, 
geft.  2.  gebr.  1250  tinberloS,  beflieg  1222  ben  Jfiron. 
ioatb  1229  bertrieben,  tefirte  aber  fefion  1 234  mit  bäni- 
fcfierfjilfe  jurücf.  3ulefit  ftanbE.,  ber  felbftficfi  8.  IH. 
nannte,  unter  bem  Einfluffe  feines  ScfiroagerS  Sieger 
3arl  (f.  Sirger  1).  — 12)  8.  (XU.)  SiagnuSfon, 
geb.  1339,  geft.  21.  3uni  1359,  War  mit  Seatrij  bon 
Sranbenbura  bermählt  1356  empörte  er  ftch  gegen 
feinen  Sater  SSagnuS  ErifSfon,  ber  ifin  1357  als  Kö- 
nig anerfennen  unb  ihmSübfcfimeben  nebft  ginntaitb 
obtreten  muftte.  — 13)  6.  (XIU.),  ber  Sommer, 
auch  König  bon  SKtnemarl  u.  Norwegen,  f.  Erich  7). 

14)  8.  (XIV.),  geb.  13.  ®ej.  1633,  geft.  26.  gebt. 
1577  auf  CrbbhuS  (llplanb),  einer  ber  fenntniSreicfi- 
ften  unb  ftattlufiften  gürften  feiner  $eit,  Warb  1560 
Nachfolger  feines  SaterS  ©uftab  Safa  (f.  b),  regierte 
anfangs  mit  Umfidjt  unb  Energie,  förberte  Kunft  unb 
fjanbwerf , $>anbel  unb  Schiffahrt,  feftuf  eint  ftarte 
glotte  unb  berbefferte  bie  Rechtspflege.  1661  führte 
er  bie  greifierrn*  unb  ©cafeitwürbe  ein,  (egte  burcfi 

bifefien  £3ftfeehertfd)aft  unb  erwirfa  auf  bem  Reichs- 
tag ju  Ülrboaa  bie  Annahme  ber  fogen.  Htboga-Vlr- 
titel,  wobureft  bie  Rechte  feiner  Brüber  in  ben  bon 
ifinen  1560  geerbten  §er,jogtümem  eingefcfiränlt  wür- 
ben. Wüein  fein  jähjorniger  unb  argwöhmfefier  (Efia- 
rafter  berleitcte  ihn  halb  jü  unbebaefiten  Stritten  unb 
tu  ©eWalttaten.  ®er  1663  bon  ifim  gegen  ®änemarf 
begonnene  unb  teilweife  unglücflid)  geführte  Rorbtfcfie 
ftebenjährige  Krieg  (f.  b.)  entfrembete  ihm  atlmäbliih 
baS  Solf,  unb  bieSefangennafime  (1563)  feines  Bru- 
berS  3ofiann  berfeinbete  ihn  für  immer  mit  feinen 
beiben  Srfibem,  wäbrenb  bie  in  einem  Vlnfatt  non 
SSafinfinn  1567  bon  ihm  angeorbnete  unb  }.  I.  bon 
ihm  eigenfiänbig  boüführte  Ermorbuna  mehrerer 
ffiitglieber  beS  mächtigen  ©efcfilecfitS  ber  Sture  (f.  b.) 
bie  fdhwebifcfien  ©roften  JU  feinen  iobfeinben  machte. 
3war  gab  er  {pater,  um  ben  erbitterten  Wbel  ju  »er« 
föhnen,  3ofiann  frei  unb  lieft  feinen  ©finftling  ©öran 
SerSfoit,  ben  eigentlichen  Urheber  beS  SRorbeS , bor 


ein  ©eriefit  fteüen.  SIS  aber  biefer,  obwohl  junt  lobe 
berurteilt,  balb  feinen  früftem  Einfluft  wiebererlatmte 
unb  E.,  beffen  SermählungSöerftanblungen  utifEli- 
fabeth  boit  Englanb,  Skaria  Stuart  :c.  gefefieitert 
waren,  Anfang  3uli  1568  feine  ©eliebte,  bie  Solba- 
tentoebter  Karin  WänSbotter,  heiratete  unb  jur 
Königin  frönen  lieft,  empörten  fid)  feine  Srüber  3o- 
fiann  unb  Karl  unb  »Wangen  ifin  nach  wenigen  ©Jo- 
chen jurErgebung.  Vtm25.3an.  1569  auf  bem  Stocf- 
fiolmer  Reichstag  förmlich  abaefebt,  Warb  S.  fortan 
in  ftrenger  (pafl  gehalten  unb  fwlieftlicfi  auf  Sefefil 
feineS8niberS3ohannin.(f.b.)ermorbet.  ©ein  ein- 
jiger  Sofin  fiieft  ©uftab  (f.  b.  6).  — Uber  8.,  beffen 
tragifcfieS  ©efefiief  uon  SeSfow,  R.  ©ruft,  $p.  Krufe, 
K.  Koberftein,  3-  Seilen,  S.  Strinbberg  u.  a.  branta- 
tifefi  befianbelt  worben  ift,  ngl.  bie  Biographien  bon 
Segel  (Stodft.  1751)  unb  EelfiuS  (f.  b.  3);  mefi. 
rere  ©<firiften  bon  9(.®.9lhUBift  (f- b. 9) ; 21.  RilS-, 
fon.  Den  svenska  riksdagen  under E.  XIV. ’s  rege- 
ring  (Karlftab  1886);  g.  ärnfieini,  König  E.  XIV. 
als  ©otitifer  (»^iftorifefie  3eitfd)rift«,  8b.  64,  1890) ; 
ffl.gorftön,  Sie  baltififiegrage  im  16.  unb  17. 3aftr» 
buitbert,  8b.  1 (ruff.,  fßeterSb.  1893);  §jdrne, 
Svensk-ryskaförhandlingar  1564—1572.  E.  XIV. 's 
ryska förbundsplaner  (Upfala  1897) ; O.  Sjögren, 
Gustaf  Vasns  seiner  och  deras  tidehvarf  ( stoefb. 
1901);  ®.  Schäfer,  ©efefiiefite  SänemarfS,  Bb.  5 
(®otha  1902). 

@ri(hdbnrg’$<rane8rU(f,  ehemalige  Somäne 
im  preuft.  Regbej.  ^ilbeSheim,  Kreis  Einbed,  jeftt 
Remontebepot ; in  bem  1630  oom  Sierjog  Ericfil.  bon 
Kalenberg  erbauten  Scfiloft  ein©rebigerfeminar ; asexo 
317EÜU0.  3n  ber 'Jiähe  bie  Burgruine  u n n eS  r ü d. 

(Srirfifon,  Silpelm  gerbtnanb,  Entomolog, 
geb.  26.  Rob.  1809  in  Stralfunb,  geft.  als  Brofejfor 
ber  Raturmiffcnfchaften  18.  $ej.  1848  in  Berim; 
fefirieb:  »Genera  Dyticeorum«  (Berl.  1832);  »2>ie 
Käfer  ber  SRarf  Branbenburg«  (baf.  1837 — 39,  8b. 
1;  fpäter  erweitert  als  »Raturgefdjidjte  ber  3»feft<n 
®eutfd)IanbS«  unb  naehEricfifouS  iobe  fortgefept  non 
Scfiaum,  Rraajj  unb  Riefewetter);  »Entomotogifcfie 
Beriete«  (baf.  1838 ff.);  »Genera  et  species  Staphy- 
linorum«  (baf.  1840,  2 Bbe.).  3(acfi  ffliegmannSSob 
rebiaierte  er  beffen  »©refito  ber  Raturgefihiehte«. 

Gricfit,  See  auf  ber  ffirenje  non  jnberaeftfhir* 
unb  ©ertpfhire  (Scfiotttanb),  erfüllt  eine  merfwürbige 
Duerfpalte  im  wilbeften leite  beS  ©rampianqebirgeS, 
liegt  331  m ü.  3 R.  unb  fteht  mit  bem  See  Raratocfi 
in  Berbinbung,  ber  burch  ben  Summet  in  ben  latj 
abflieftt.  Vln  frinem  Ufer  erhebt  fich  ber  Ben  Vllbrr, 
1113  m hoch. 

ericfitfiontoS,  1)  Sofin  beS  SarbanoS  (f.  b.), 
burd)  feinen  Sofin  SroS  ©fin  ber  beiben  Sinien  beS 
troifefien  RönigSfiaufeS,  fagenberüfimt  burcfi  feinen 
Reichtum. 

2)  Sofin  beS  ^epfiäftoS  unb  ber  ©aa  ober  flttbiS. 
2ltficne  nafim  fid)  beS  Rcugebomen  an  unb  legte  ifin 
in  einen  Korb,  ben  jte  ben  Xöcfilem  beS  KefropS,  21g- 
lauroS,  ©anbrofoS  unb  fcerfe,  übergab  mit  bem  Ber- 
bot,  ifin  ju  öffnen.  2118  fie  ifin  bocfi  öffneten,  fanben 
fte  baS  Kinb  in  eine  Solange  auSgebenb  ober  »on 
einer  Scfilanae  umwunben;  fte  Warben  Don  biefer 
getötet  ober  ftürjlen  ftcfi,  oon  Sahnfmn  ergriffen, 
mSSSeer.  E.  Würbe  bann  in  SitfieneS Heiligtum  groft- 
gejogen  unb  erhielt  »on  KefropS  bie  (perrjefiaft  über 
Wttita.  Sie  ErecfitfieuS  (f.  b.),  mit  bem  er  wofil  ur» 
fprünglid)  ibentifcfi  ift,  foü  er  ben  bierräberigen  Sa- 
gen erfunben  haben  unb  bafür  »on  3eu8  alS  gufir- 
mamt  unter  bie  Sterne  »erfept  Worben  fein. 


ized  by  kj' 


43 


Gri  einen  — Griefee. 


fcinncn  (Ericales,  Bicornes),  Drbmtng  im  na» 
üdüw  ©fean^enftjitem  auS  ber©btetlung  berSpm- 
Malm,  paratteriStert  burep  regclmäfeigc  Bier»  ober 
ftnfjiblige  Blüten,  ttjpifrf)  jmei  istaubblattfreife,  boit 
Mim  ber  äußere  t>or  ben  Blumenblättern  (lebt,  unb 
<ineit  in  ber  Stemel  mit  ben  übrigen  Slütenteilcngleip- 
litl>cen'5rud)tblattfreia,  beffen  ©lieber  bor  ben  Krön- 
tnloi  fiepen.  “Xi*  Drbmtng  umfafet  bie  Familien  ber 
SlKtm^een,  ©trolajecn,  Sennoajetn,  Grifajeen,  Spa» 
Inbaseen  unb  Xiapenftajcftt. 

Gricdfon  (G  r i c f o n) , 1)  3}  i 1 3,  fdjtoeb.  3n» 
jenieur.  geb.  31.  3an.  1802,  geft.  8.  Sept.  1870  in 
ilodpolm,  toarb 1823  Unterleutnant  beim  Ingenieur- 
torpS  ber  fptoebifepen  ©Irmee,  1850  DPerft  im  medja» 
nrpen  Korps  ber  glotte,  1858  birigierenber  Gpef  ber 
3tcnt§eifenbabnbautrn.  tourbe  1854  geabelt  unb  trat 
1663  in  ben  ©hipcftanb.  Gr  erbaute  1837 — 44  bie 
neuen  Spleufen  am  Xrotlpättafanal,  bie  SpiffSbodS 
in  Stodpolm,  1849 — 66  ben  großen  Kanal  jwifpen 
bem  Satman  unb  bem  gimtifpen®oIf  unb  ift  als  ber 
3pöpter  beS  jpwebifpen  GifenbapraießeS  anjufepen. 

2)  3opn,  3ngenieur  unb  Srfinber,  S ruber  beb 
sorigen,  geb.  31.  3uli  1803  ht  Cangbanfptjttan  in 
Sermlanb,  geft  8.  ©Rärj  1889  in  ©lew  f)orf,  trat 
1820  in  bie  fpwebifpe  Tlrmee,  ging  1826  nap  Gng« 
Iimb,  um  ftp  ber  ©Repanit  ju  wtbmen,  machte  pier 
•»ablreidie  Srtinbungen,  Bon  benen  Biele  in  ber©ra;riS 
ütngang  fanben  (Reffelfettcntngen,  Sentilator,  gtä- 
(Peraonbeniator,  ®ampffpripe),  unb  ging  1839  nad) 
©lew  ©orl  3Pm  gelang  juerft  bie  fpon  feit  1806 
Bon  anbem  Berfupte  Ronftruftion  einer  burp  peiße 
Suft  anftatt  burp  $ampf,  ju  betreibenben  ©Rafpine, 
unb  1833  brachte  er  eine  falorifpe  ©Rafpine  in  Gang, 
bie  in  roefentlip  Beränberter  Ginriptung  1850  in 
Gnglanb  patentiert  tourbe.  1853  Pemißte  er  biefe 
SKatcpine  als  ©Rotor  auf  einem  Spiffe,  Beränberte 
htbeS  bie  Äonftruftion  1856  abermals  unb  gab  ipr 
eine  Gtnricptung , burep  bie  fie  für  ben  Kleinbetrieb 
geeigneter  tourbe,  fo  bafe  fie  eine  ifeitlang  fcpneU  Gin- 
gang fanb.  1860  trat  6.  mit  feiner  Stocpbrudluft- 
nutfebme  peroor,  bie  ftp  aber  fo  Wenig  wie  bie  erfte 
©Rafpine  in  ber  Xepnif  erpalten  pat  1868  baute  er 
eine  Heine  ©Rafpine.  in  ber  burep  birefte  Sonnen» 
Ärapint  erpifete  Vuft  baS  Sewegenbe  War  (Sonnen- 
raafepine).  1836  liefe  ft  cp  G.  eine  BerBoUfontmte 
Sepraube  als  SpiffSpropcüer  patentteren,  erreiepte 
gleich  anfangs  bie  beften  Grfolge  mit  berfelben  unb 
fanb  aup  ht  Umerifa  allgemeine  ©Inerfennung.  ©ei 
'initmup  bei  SürgerfriegS  fonftruierte  6.  ein  ©an- 
Ktfcpiff.  ben  SRomtor,  ber  1862  an  ber  ©Jlünbung 
bei  SameiSiBer  benSRerrintac  berSejeffioniften  jer- 
State  unb  baburp  bie  glätte  ber  Union  Bor  unner- 
utabliper  SBemicptung  burep  IcfetereS  KricgSfpiff  ret- 
tete. Übrigens  war  GricSfonS  ©Ronitor  in  ber  Stäupt- 
ünpe  nur  bie  Srrroirflipung  ber  3been  beS  englifcpen 
SchüfSfatnläni  Solei.  GricSfonS  Ceipnam  Würbe 
1890  nap  SpWeben  übergefüprt.  Gr  fprieb : »Solar 
ureeBtigatioii*«  (31ew  ©ort  1876);  »Contribotions 
to  the  Centennial  Exhibition»  (baf.  1877).  Sein 
Stlbnis  f.  Xafe!  »Xepnitrr  n<.  ©gl.  Spurp,  Life 
-f  John  E (2.  «ufl..  ©onb.  1893  , 2 Sbe.). 

Gricsfoitftpe  ©Rafcpine,  f.  fceifeluftnmfpine. 

GribänoS,  tu  ber  griep.  Xrabition  ©larne  eines 
großen  Stromes  Bon  3?orbeuropa,  Bon  bem  ber  Sem- 
'tem  fommen  follte,  fpäter  halb  mit  bem  ©abuS  (©o), 
Mi  mit  bem  SpobanuS  (Sipone)  ibentifijiert. 

Gribanui,  grofeeS  StemPilb  bei  füblipen  Stint- 
Wls.  enttiilt  emen  Stern  erfter  @röfee,  © p a r n a r (a), 
1t  «pf  Sterne  britter  ÖJröfee. 


®rie  (irr.  w),  Stauptftabl  ber  gleipnamigen  ®raf» 
fpaft  Bon  ©enniploanien,  am  Sübufer  beS  GriefeeS, 
Sapnfnotenpunft,  mit  trefflipcm  Stafen,  fflarinepofpi- 
tal,  flarfcm  Seepanbel  unb  PebeutcnberSifperei,  3n- 
buftrie  in  Gifen , SRajpinen,  ©apier,  TOepl,  lieber, 
©etrolcunt  tc.unb  oooo)  52,733  GinW.  (Biele  Seulfpc). 
— $ie  granjofen  teglcn  pier  1749  baS  gort  be  la 
©reSquiSle  an,  bie  Stabt  Würbe  1795  gegoünbet. 

(Sricfanal  ([rr.  tri.),  wiptiger  Kanal  tm  Staat  Wcw 
®ort,  jwifpen  Suffalo  am  Griefee  unb  Slbanp  am 
Stubfon,  586  km  lang,  2,t  m tief,  am  ®runbc  17,  an 
ber  Dberfläpe  21  m breit.  Sei  floetport  Wirb  er  mit- 
tels fünf  Spleufen,  bie  baS  SSafjer  23  m pop  peben, 
über  ehtc  Seipe  Bon  gelfen  pingefiiprt;  bei  Sopefter 
quert  er  in  einem  ftememen,  238  m langen  Squäbuft 
ben  ®enefeeflufe,  unb  Bon  Stome  an  läuft  er  am  ©Ro- 
pawljlufe  entlang.  Seine  ffiefamtfteigung  beträgt 
174  m unb  Wirb  burp  72  Splcu)en  überWunben. 
Surpfpnittlip  ift  er  221  Sage  im  3<>pr  fpiffbar. 
3m  JBinter  Wirb  fein  SSaffer  abgelaffen.  ®urp  Sei- 
tenarme Berbinbet  er  baS  Ceden  beS  SorenjftromS 
mit  bem  beS  SuSguepanna,  fo  burp  ben  104  km 
langen  Gpamplainfanal  (Bon  GopoeS  bei  SIPanp 
nap  SJpitepall  am  obem  Gnbc  beS  GpamplatnfeeS) ; 
burp  ben  61  km  langen  OSwegofanal  (nap  £}S- 
Wego  am  Griefee);  burp  ben  Senecafanal  (napc 
bem  Xioga,  einem  Webettflufe  beS  SuSguepanna). 
Sagegen  ift  ber  ©enefeetalfanal,  ber  ben  G.  mit  bem 
Süegpanptlufe  unb  burp  ipn  mit  bem  Dbio  unb  ©Rif- 
ftffippi  oerbanb.  jefet  aufgegeben.  Ser  Sau  beS  Ka- 
nals (1817—25)  foftete  7,602,000  $oü.,  einfplicfe- 
lip  ber  feitbem  auSgefüprten  Serbreiterung,  fflaffer* 

S'upr  tmb  Snfplüffe  52,5  ©Ritt.  ®oH.  Gr  pat  bie 
tWidelung9?ewf)orfS  als  SianbelSmetropoIe  mäp- 
tig  geförbert  unb  wirb  pauptfäplip  jum  XranSport 
Bon  Rom,  Saft,  SSoble  unb  S>oIj  benufet  (1899:  2,4 
©Rin.  Xon.).  Seine  Serticfung  auf  3,s  m ftept  bcoor. 
CfrictS,  f.  ©irolo. 

6tlc8  ([er. tri«),  3nbianerftammber3tofefm(f.b.). 
©riefet  (tot.  tri-,  friiperLake  of  theCat  genannt), 
ber  füblipfte  unb  jweitfteinfte  ber  fünf  großen  Co. 
renjfeen  in  ©iorbamerifa  (f.  bie  Karten  bei  »Set- 
einigte Staaten«),  an  ber  ©iorbgren^e  ber  Sereinig- 
ten  Staaten  (©Ripigan,  Opio,  ©enniploanien,  Wew 
gorf)  gegen  Kanaba  (Ontario),  jWifpen  41°  25‘ — 
42®  55'  nörbl.  Sr.  unb  78®  52'— 83“  33'  Weftl.  C., 

Sl  395  km  lang,  50  — 92  km  breit,  Bon  1058  km 
mfang  unb  24,586  qkm  gtäpe.  Gr  nimmt  burp 
ben  St  ttlair-gtufe  unb  »See  unb  burp  ben  Setroit- 
flufe  bie  ®eWäffer  beS  jpuronenfeeS  auf  unb  (liefet 
burp  ben  ©fiagara  in  ben  Ontariofee  ab,  Pilbet  meh- 
rere Saien  unb  entpält  Biele,  j.  X.  nipt  unbebeutenbe 
3nfcln  (©elfe,  Cong  ©oint).  Seine  gröfete  Xiefe  be- 
trägt nur  37  m,  bie  burp  bie  Sputtjufupr  ber  ein- 
münbenbm  glüffe  im  SIbnepmen  begriffm  ift.  Sein 
Spiegel  liegt  173  m ü.  9R.,  3 m unter  bem  Sturonen- 
fee  unb  100  m über  bem  beS  OntariofeeS.  Seine  im 
allgemeinen  flapen  Ufer  erpeben  ftp  am  untern  Gnbe 
ju  einer  fenlrepten  §öpe  Bon  30  ra.  Steftige  SBinbe 
unb  ftarfe  Strömungen  fowie  ber  ©Ranael  guter  S>ä- 
fen  unb  bie  felfige  Sefpaffenpeit  ber  ©torbfüfte  pin- 
bem  bie  Spiffaprt.  Rlucp  ftnb  Bon  StejemPcr  bis 
©Ipril  alle  Stufen  burp  GiS  gefploffen.  Scnncxp  bie- 
tet ber  See  grofee  Sorteile  als  SerfeprSftrafee,  jumal 
er  burp  bm  ©BeUanblanal  mit  bent  Dntariofee,  burp 
bm  Griefanal  (f.b.)  mit  bem  Stubfon,  burp  ben  Opio- 
fanal  (Bon  ffileoelanb  auS)  mit  bem  Dpto  bei  ©ortS- 
moutp,  burp  ben  ©Riantifanal  (Boit  Xolcbo  auS)  mit 
Ginrinnati  in  Serbinbung  ftept  unb  Bon  einem  fepr 


44  ©rigena  - 

bidjten  Satjnntb  begleitet  mich.  Set  fefar  bebeutenbe 
Öanbel  (einet  llferftäbte  'i’ort  $ouer,  ©ort  ©Urwelt, 
©ort  Stanley  auf  tanabifdjer  Seite,  weit  me!)t  aber 
bet  Uniondbäfeniotcbo,  Sanbudtl),  EteDetanb,  Eric, 
Sunürt,  ©uffalo  Wirb  auf  über  1 SKifliarbe  9)if.  ge- 
fd)äßt  1900  gehörten  ju  ben  Dereinöftaat ticE)en  §äfen 
783  gafarjeuge  Bon  623,884  Sott-,  uub  bic  ©cfamt» 
Uetfcadjtiuig  betrug  19,3  Stift.  Sott. 

©rigöna  (Eriugcna),  3obanne8  Scotud, 
einet  bet  getebrteften  stniiuer  bed  9.  3ahrb-,  geb.  um 
833,  iBatuftfyemlidj  in3rlanb,  ba8  bamaldSco'tia ma- 
jor  tjiejj,  geft.  etwa  880.  (Sr  machte  ftd)  auf  tueiten  Stei- 
fen in  ben  Orient  mit  ber  bärtigen  ffiifjenfdjaft  betannt 
uub  lehrte  bann,  Ban  Start  bem  Karlen  an  bie  £>oehfd)ute 
ju  iß  arid  berufen,  Jfaeologie  unb  43f)itofo)3t)ie,  mußte 
jebod),  Wegen  feinen  freiem  Htnfidjtcn  granfretd)  Ber- 
taffen  unb  Warb  Bon  Hllfreb  b.  ®r.  877  natb  Drforb 
gezogen,  Wo  er  batb  großen  Einfluß  gewann.  Sa  er 
fid)  febod)  aud)  hier  Bon  bem  S>affe  feiner  ©egner  Ber« 
folgt  fab,  foU  er  fid)  in  ein  Sil  öfter  ju  Stalmedburfa 
jurüdgejogen  haben  unb  Ooit  ben  SUii'itdjen  mit  gc< 
bermeffent  erftochen  Worben  fein.  Stil  baiualS  im 
Hlbcnblanb  feltener  Renntnid  ber  gricd)ifd)cn  Sprache 
nuägerüftet,  überfeßle  er  bie  angeblichen  Schriften  bed 
Siontjfiod  Hlrcopagita  inä  Sateinifdfe.  Seine  Schrift 
»De  divinione  naturae-  (brdg.  Bott  ©ale,  Off.  1681, 
unb  Bon  Sdjtiiter,  Stünil.  1838;  bcutfd)  Bon  Sioad, 
©erl.  1872—76,  mit  (Biographie)  enthält  fein  ge- 
faultes philofophifdjedSfaftem,  unbcinetlbbanblung: 
»De  diviim  praedeatinatione« , wiberlcgt  bie  ber 
üluguftinifdjen  nad)gcbilbcte©räbeftinationdlebrc  bed 
SSöndjed  0)ottfd)alf,  feiited  ^eitgenoffen.  E.,  ber  mit 
iüuguftinud  annabm,  baß  bie  wahre  ©failofopbie  mit 
ber  wahren  Stcligion  ibentifdj  fei,  (teilte  eine  mtjftifdj- 
ipefulatiBe  EmauatiouSlcbre  auf,  bie  fid)  an  ©feubo- 
SSionbfiod  anfd)!ofj.  21  ud  ber  ©att()cit  geben  bie  ®at< 
lungeit  höherer  Orbnung  unb  bann  bie  uicbem  flu- 
fenweife  bis  hinab  ju  ben  3nbiBibucn  heroor:  baä  ijt 
ber  ©rojeß  ber  Hlnalfafid  ober  Stefolution.  Sicfem 
fleht  gegenüber  bie  Stenerfion  ober  Seififation  (Ser- 
gottung),  Bermöge  beren  ftd)  bie  unenblid)en  3it* 
biBibueu  ju  (Ballungen  fammcln  unb  fo  ftufenweife 
bic  SiüdMjr  jur  ©ottfaeit  ftattfinbet,  fo  baß  fd)liefilid) 
©ott  wieber  alles  in  altem  ift.  Sic  Spefulntion  Sri- 
genad  Würbe  fpäter  Bon  ber  Stirdje  Bennorfen.  Sgl. 
Saillanbier,  Scot  firigöue  et la Philosophie scho- 
lastique  (Straßb.  1843);  El)rifüicb,  Sehre  unb 
Sieben  bed  3ofa-  ©cotud  E.  (®ot(ia  1860);  S>uber 
3oh-  ©cotud  S.  (SKüiid).  1861);  Kaulid),  lad  fpc- 
tutatioe  St)ftem  bed  Scotud  S.  (©rag  1860);  Ipoff- 
mann,  t£er  öotted-  unb  SdjSpfungSbegriff  bcd3ob- 
Scotud  S.  (3ena  1876). 

Erigeron  L.  (gl  öl;  traut),  ©attung  ber  Rom* 
pofiteu,  einjährige  unb  audbauernbe  Kräuter  mit 
grunbftänbigct  ©lattrofctte  unb  etnföpftgen  ©lüten* 
fdiäften  ober  mit  beblätterten  Stengeln  unb  traubig, 
rifpig  ober  bolbenrifpig  gruppierten  Röpfdien,  mcift 
liiieallänglithen,  jufaramengebrfidten  Vldjeneti  mit 
einreihigem  ©appud.  Etwa  150  Hirten  hefonberd  in 
Siorb-  unb  Sübamcrifa,  and)  in  ber  Sitten  SBelt,  we- 
nige tn  Hluftralien.  E.ucer  L.  (blaue  3)ürrwur  j), 
jweijährig,  mit  fdjavfhaarigem  Stengel,  rifpig  ange» 
orbneten  ©lülm(örhd)ett  unb  rötlid)  -lilafarbenen,  ju- 
rüdgcroUten  Strahtenblütd)eii,  Wäd)ft  an  bürren  Stel- 
len burd)  ganj  Europa,  wiirbe  früher  arjncilid)  he- 
nußt  uub  ift  ein  atted  ,'jauberfraut  (©eruftraut). 
E.  canadensis  L.  (f.  Safcl  »Unlräutcr«,  gig.  3),  mit 
rauphaarigem,  fteifent  Stengel  unb  [leinen  Weißen  ober 
rötlichen  ©Ulten  in  oerlängertcr  Stifpc,  in  Silier i ln 


— ©rinna. 

' einljeimifd),  ift  fd)on  feit  tanger3eit  alSUnfraut  burdt 
gaitj  Europa  Berfareitet ; fein  ätfacri jtfaeä  Öt  wirb  atd 
blut)tillenbed  drittel  benußt,  ein  Präparat,  Erige- 
ronone,  bei  Jiämorrfaagien , 2llbumimirie , djroni- 
fd)er  Sepfaritid  unb  ©lafcnlciben.  2lnbre  Hirten  aud 
Sorbamcrifa,  Wie  E speciosas  DC.,  mit  hellblauen, 
E.  glabcllus  Kult.,  mit  blaßuiolctteu  Strafatenblüten 
uub  gelber  Stfaetbe  unb  befonberd  E.  aurantiacus  Bgl., 
mitbunfel  orangeroten ©lüten,  audjE.alpinu.i  Dam., 
mit  lilafarbigen  Strafal-  unb  golbgelben  Scheiben' 
blüten , werben  in  ©arten  hiltiBicrt. 

(Srigicrcn  (lat.),  auf-,  cmpomchten,  erheben; 
erigibcl,  aufridjtbar.  Sgl.  Erellton. 

(Cirigdne,  f.  3(ario8. 

(Srif a jeen  (^  e i b e g c W ä cfa  f e),  bifotfale  Sflanjen 
familie  aus  ber  Orbnung  ber  Ericineit  unter  ben 
Sfampetalcn,  fd)bn  blübcnoe,  tmmergrüne  Sträu^er 
ober  tleine  ©aumdjen  mit  meiftfleinen,  liabelförmi* 
gen,  feltener  breiten,  leberartigen,  ganjen  ober  gefäg 
ten,  ftetd  nebenblattlofen  ©lättern.  ®ie  ©lüten  finb 
Bier»  ober  füiifjäblig,  bie  Staubblätter  bilben  in  bei 
Siegel  jwei  Rreife,  boh  benen  ber  äußere  Bor  ben  6Iu- 
meiibtättcm,  ber  innere  Bor  ben  Kelchblättern  ftebt. 
2>ie  Hlntljcrcnfad)er  tragen  oft  einen  röhrenförmigen 
gortfaß  ober  borftenförmige  Hlnbängfel.  Sergrudjt 
tnoten  ift  and  etienfo  Bielen  Karpeüen  jufaiitmcnge- 
feßt,  atd  cd  Kelchblätter  gibt,  unb  bilbet  ebenfo  Biele 
gäcfjcr,  bie  in  ihrem  3nncntoinle(  jabtreicbe  Samen- 
fnofpen  tragen.  Sie  grudjt  ift  metft  eine  Stapfel  unb 
öffnet  fiefa  mit  Klappen,  bic  fid)  Bon  ber  famentragen  • 
ben  SRittelfäute  trennen;  fetten  wirb  bie  gruefat  ju 
einer  ©eere.  Sie  E.  jätjlen  gegen  1350  über  bie  ganje 
Erbe,  Borjüglidj  m ben  fatten  unb  gemäßigten 3onen 
Berbreitete  Hirten;  faft  '/•  berfclben  finb  auf  ber  Süb- 
fpiße  Bon  Htfrifa  einbeimifd) ; Biete  bilben  wegen  ihr« 
gefeUigen  Sorfommend  einen  eigentiimlichcii  Scgeta- 
tion8d)aratter  (Reiben).  Sorwelllicbe  E.  auo  ben 
©attungen  Andromeda  L.  unb  Erica  L.  finb  aud 
milttem  unb  füngem  2ertiärfd)id)Ien  betannt;  in 
püftglajialen  Schichten  foinmen  Arctostapbylos  uva 
urai,  Azalea  procumbens,  Vaccinium  uliginosuni 
u.  a.  oor;  Erica  arborea  ijt  in  luffen  auf  Siabcira 
foffil  gefunben  worben.  2)ic  E.  enthalten  bittere  unb 
abftringiereitbe  Stoffe,  unb  manche.  Wie  bie  ©lattcr 
Bon  Arctostapliylos  uTa  ursi,  werben  arjneilid)  an- 
gewenbet.  Einige  finb  giftig  burd)  einen  (Schalt  Bon 
mbromebotojin.  Gauittieria  procumbens  L.  liefert 
einen  %tt  unb  ätberifcbed  Dl.  Vaccinium  Myrtillus 
(fecibelbeere),  V.  Vitia  idaca  (©reißel beere)  unb 
V.  Oxycoccus  (SRoodbecre)  liefern  in  ihren  griichteit 
beliebtes  ©eerenobft.  Siele  E.  finb  and)  wegen  ihrer 
fchöneit  ©lüten  3<npflanjen,  wie  .jaLjtrcirfje  Hirten  ber 
©attung  Erica  unb  mehrere  Azalea  unb  Ehododen- 
dron- Hirten. 

(Srifrpnod  (Erifapäod),  in  ber  Sehre  ber  Cr- 
pbiter  (f.  Drpbeud)  ber  aud  betn  SBeltei  entftanbme 
Erod  ober  Sfaaned. 

©rin  (teil.),  alter  Slantc  für  Sriaitb. 

Erinaceldae  (3gel)>  eine  gauiilie  ber  3nfclten- 
freffer  (f.  b.). 

Erinaeeus,  ber  3gcl. 

Erineum  Pen.,  f.  gitjlraufbeit  ber  ©liilter. 

©ringertat,  f.  fcHrend,  Sal  b'. 

©rinna,  gried).  Siicbtcrin  aud  lelud,  lebte  um 
600  b.  Ehr-  old  greunbin  ber  Sappbo  bei  biefer  in 
lllfatilene  unb  ftarb  erft  19  3afare  alt.  Son  ihrem 
berühmteren  ©ebicht,  ber  aud  300  igeyamcteni  bc- 
ftebenben  »Elakate«  (»Spiubel«),  fiub  nur  Wenige 
Serfe  erhalten , uebft  brei  Epigrammen  (in  ©ergte 


Erinnerung  — Eriobotrya. 


45 


’YwUelyTici  graeci«  9Äb.  3;  überfept  Bon  Richter 
unb  ®.«,  äuucbltnf).  1833).  Ein  ihr  ju- 
'.rir.tbme-ä  ItgtiidjeS  Webicbt  auf  Rom  a(8  SBdt* 
«btroäxrrn  aeb&rt  tüelmebrMcIinno,  einer  unter- 
talifitien  tSHmtexin  auS  crfieblicf)  fpäterer  3<it  (in 
Ser%Us  -Änthologia  lyrica«),  SBgt.  Selder,  Kleine 
iiriten,  BP.  2 (SBonrt  184ö);  Birt,  De  Romae 
Urb;«  nomine  OäRctrb.  1888). 

Griimtrung,  in  ber  spraye  ber  tuifTenfcfiaftlitfjm 
itgcbologie  nidjt  bie  gähigfeit,  frühere  Borfteüungeit 
ubrrbappt  ju  wicberbotcn  (©ebächtniS,  f.  b.),  fonbem 
ber  Borgang,  bei  bem  bie  reprobuferte  BorfteDung 
aufbrüiUcb  als  mit  einer  beftimmten  frühem 
iSabmehmung  ibentiftb  erfannt  wirb.  SBir  fönnen 
j.  SÄ.  eine  miticr  gehörte  SRelobic  im  ©ebächtniS 
haben  unb  fie  fetbft  als  eine  gebürte  wiebererfennen, 
ohne  uns  bod)  an  bie  betrefienbe  ©clegenbcit  ju  er- 
innern. Hieraus  gebt  jitgleid)  beroor,  bafe  bie  E.  ba* 
burd)  juftanbe  lontnit.  baß  neben  ber  erinnerten  Bor» 
fleltung  jugleid)  getoiffe  SRebenitmflänbe  (hauptfach- 
lieb  beb  CiieS  unb  ber  ifeit)  tnS  Bcwufjtiein  treten, 
Pennittelit  beren  ficb  biefelbe  in  ben  Sufammenbang 
untrer  frühem  Erlebnijfe  einreibt.  Sgl.  Erfennett. 
ge  weniger  baber  ein  (inneres  ober  äußeres)  Erlebnis 
mit  oniem  räuntlid)  ober  jeitlid)  fd)  anfd)ließenben 
m Begebung  ftanb,  beflo  Weniger  fönneu  wir  unS  an 
basfetbe  erinnern,  unb  bie  Bebingung  einer  beftimm» 
len  unb  lüdenlofen  E.  an  bie  Bergangenbeit  ifl  ber 
georbnete,  innige  unb  ftetige  3ufammenbang  ber  Per* 
gangenen  Erlebniffe.  Sooalb  wir  unS  »befnnen«, 
i ai-en  wir  biefen  3ufammenb<mg  burd)  abftcbtlicbe 
■Jterfnüpfung  emjelncr  ©lieber  wieberberjuftellen. 
Uber  Störungen  ber  E-  (Bmnefte)  f.  ©ebädjtnis. 

tyrinncrnnflSfdjiuäd)« , ©ebäibtnisfdjmätbe , f. 
6tbäd)tniS. 

Erinnern  ngsinufcbung,  bieirrtümlidieEmpfin. 
bung  in  trgenb  einer  neuen  Situation,  als  habe  man 
legten?  jdson  einmal  burdjlebt.  Bei  ©efunben  fmbet 
fid)  biefer  Umflanb  nur  bei  (Ermübima , leidjter  Er* 
itböpmng  nach  iiberflanbenen  Sranfbetten  tc.  Unter 
ben  ©eiflesfranfen,  bei  benen  er  längere  Seit  befteben 
tarn.  zeigen  Um  uorwtegenb  Epileptcfer,  fobamr  Ma- 
mafoltfdte  unb  pipdiijcb  ©efdjroäcbte. 

(frintjen  (Singular  SrinpS),  bie  gried).  SRache- 
aöttinnen , nad)  i'efiob  enb'tanben  auS  ben  auf  bie 
Erbe  gefallenen  Blutstropfen  beS  entmannten  itra- 
not.  nad)  anbem  Xixbter  ber  Rächt  ober  beS  SfotoS 
(ItmfelS)  unb  ber  ©äa.  $ie  ®reijabt  erfd)cint  juerfl 
bei  EurtpibeS,  nodb  fpäler  bie  Santen  Blefto  (bie 
nceScmmbe),  lifipbone  (bie Morbrädberin),  Me- 
ga ra  (bie  Berargenbe).  9äie  ihre  Heimat,  fo  ift  itjr 
aufentbalt  bie  Unterwelt,  auS  ber  fie  gerufen  unb 
ungeraten  emporfteigen,  um  tbreS  BmteS  ju  walten. 
2«  nnb  bie  unerbittlichen  Rächerinnen  jeber  Über* 
ühreitung  ber  SJeltorbnung,  befonberS  ber  SBergepeit 
gegen  bie  ©runblagen  ber  menjd)lid)en  öenteinfdiaf t ; 
<o  jtrafen  fie  bie  Beriünbigungen  gegen  ©öfter , El- 
tern unb  ©efdiwifter,  namentlich  bie  Blutfhutb, 
Botepung  beS  ©aftrechtS,  Memcib  tc.  auf  Erben  wie 
an  fcabes.  Sie  Bbantafc  ber  Sidjter  ftaltete  fie  nadb 
bem  Borgang  beS  flfthgloä,  ber  fie  juerft  auf  bie 
Bühne  brachte,  mit  allen  möglichen  Sd)recfniffen  aus : 
ocra  bunficr  Hautfarbe,  mit  febmarjen.  nach  3«genn* 
Bewirt  aufgcfd)ürjtcn©ewäitbern  utibfchwarjenglü* 
{c'n.  mit  Jlauimenbliden,  Schlangen  im  Ijjaar  unb 
tun  fieib  unb  Brme,  burch  giftigen  Hauch  unb  ©eifer 
Eifpoacbs  unb  Seuche  uerbreitenb,  gadetn,  ©cijtel, 
Siachelitab  ober  Schlangen  in  ben  Hänbot,  hegen  fie 
nermüblich  bie  gresler  unb  oerfepen  ben  (Betroffe- 


nen in  SBahnfinn,  bis  er  feine  3d)u!b  aefühnt  hat. 
91  ber  als  Hüterinnen  beS  Rechts  unb  Rächerinnen 
beS  frrebctS  galten  fte  auch  als  wohltätige  Möchte, 
als  Eumeniben  (bie  -SSoblwotlenben«);  in  Bttifa 
würben  fie  als  Semttoi  (bie  -Ehrwürbigen«)  am 
Brcopag  unb 
auf  bem  Hdg*1 
KoIonoS  Der» 
ehrt,  ©eopfert 
würbe  ihnen 
beS  SiadjtS  mit 
febmarjenSdm* 
fen,  boniage- 
niifchteuc  39af- 
fer,  Mild)  unb 
Shtdjcn.  Eine 
Übertragung 
ber  griechifebett 
E.  ftnb  bie  rö* 
mifdben  Furiae 
ober  Dirae,  bie 
gewöbnlid)  alS 
Oualerinnen 
ber  grepler  in 
ber  Unterwelt 
Porgeftent  wür- 
ben', aber  auch 
auf  bie  Ober- 
welt fommen, 
um  in  SBabn- 
finnjuperfepcn 
unb  Berbrecpen 
anjuftiften.  — Sem  Zwiefachen  ber  E.  ent  jprechen  in 
berShmft  jwei  Ibp™,  ber  ältere  ftellte  fte  als  ehrwür* 
bige,  langgefleibete  grauen  Pon  emftem  Eharafter  mit 
Schlaiigcu  in  ber  ipanb  als  Sbmbol  bar;  ber  (lueitc 
fenn,)eid)net  fi e als  bie  furchtbaren  ©öttinnen  unb  gibt 
fte  mit  Borliehe  in  ber  Sracht  Pon  Jägerinnen  oon  mepr 


1-  ffrinv*.  ben  $eiritb<?o*  in 
ber  llniertoelt  binbetib  (itafenbUb 


2.  ©lf9Pbo*e  ben  Stein  n>ä[jenb,  unb  eine 
drin 9 1 (Qafenbilb  au#  danofa,  in  JRündfen1. 

ober  minber  fihrecBichem  BuSfcben  (Pal.  bie  Bbbilb.). 
Bgl.  O.  Müller,  Bfd)l)luS’  Eumetnbcn  (©ölting. 
1833);  9f  ofenberg,  Stic  E.  (Berl.  1874);  SDiltbei) 
in  ber  >Brd|äologiid)en  tfeitung« , Bb.  31 , S.  78  ff. 

Eriobotrya  Lind/.  (SB o 11  nt  i f p e I),  ©attung ber 
Rofajeen,  flcine,  immergrüne  Bäume  mit  fljtgcit 


46 


Eriocampa  — Grimm. 


Zweigen,  leberigen,  gesahnten,  unterfeitä  bidneruigen 
Blättern  uni  bidjtftfjigen,  traubig-rifpigcn  Blüten- 
jlänben.  Etwa  jepn  Arten  im  fubtropifchm,  [üblichen 
unb  füb&ftlidjen  Apen.  E.  japonica  Lindl  (3apa- 
nifdje  SRifpel,  f.  Safel  »SiahrungSpflanten  III«, 

Eriocampa,  f.  Btattwefpen.  [gig.  13). 

Erlocomi  (gned).),  ©lieöhoarige,  f.  ikcnfcheu- 
raffen. 

Eriodendron  anfractuosum  (Ceiba  pen- 
tandra,  Wollbaum),  f.  Safel  »gaferpftanjen  II«, 

kriodietyon  Benth.,  Öattung  ber  $ipbrapt)pQa> 
$een,  behaarte,  filzige  ober  fieberige  Sträudjer  ober 
ipalbfträudjer  mit  wecpfelftänbigen , ungeteilten,  ge- 
jatjnten  Blättern,  genäherten,  jtuei-  biet  breiteiligen, 
cmfeitäwenbigcn,  DielblütigenBidetatnanfehnlieben, 
ftraußig-riipigen  ©efamlbttttenftänben  unb  fvuftigen, 
»ielfamtgen  Kapfcln.  Sicr  Arten  im  Weltlichen  Siorb- 
amerifa.  E.  glutino.cum  Benth.,  mit  fd)malen,  nicht 
filjigen,  aber  fieberigen,  oben  (attgrünen,  unterfeitä 
matt  ftlberfarbigen  Blättern,  wächft  in  Kalifornien. 
Sie  Blätter  rietben  aromatifd),  fdjnteden  jdiwad)  bit- 
ter, abftringierenb  unb  fd)leimig,  fie  enthalten  wie 
DicieErifateenErif  olin,  aujjerbem  Eriobif tpon- 
fäure  unb  Werben  in  gorm  eineä  gluibcjtraftä  bei 
cntgünblicbcn  ©rojeffen  her  Schleimhäute,  befonbecä 
bciillronthialfalarrh  benubt.  And)  hefigen  bie  Blätter 
biegähigfeit,  bieäefdjmacWempfinbung  fürBitterfür 
einige  Zeit  aufjuheben. 

(sriofautajecn,  ntonofothle,  etwa  340  Arten  um- 
faffenbe,  in  ber  warmen  3one  einheiimjdhe  ©flanjen* 
famitie  auü  ber  Orbnuug  ber  garinofen,  funtpfbe- 
wohnenbe  Stauben  mit  einer  grunbftänbigen  Stafette 
fehmaler,  linealer  Blätter,  nadtern  Blütcnfdjaft  unb 
einem  Don  Hochblättern  umhüllten  Blütenfopfchen, 
bas  ähnlid)  wie  bei  beit  Kompofiten  gebitbet  ift  unb 
hinter  Sprcublättchen  ftebenbe,  tleinc,  jwei-  ober  brei- 
jäpligc  ©tüten  enthält. 

Grtometer,  f.  BoUmeffer. 

Eriomys,  Sie  EhinchiUa. 

Eriophörum  L.  (Bollgraä,  Binfenfeibe), 
ffiattung  ber  Epperayeen,  auäbauembe,  biäweilcn  raftg 
Wachfenbe  Siiebgräferinit  ftietrunbem  ober  breifanti* 
gern  Holm,  jur  Blütejeit  größtenteitä  abgeftorbenen 
Örunbblättera,mclblfitigen,einjelnen  ober  bolbigan* 
acorbncten  'Ührthen  unb  fd)  iinen,  langen,  weißen, 
fcibcnglänyenben  unterftänbigen  Borflen;  13  Arten 
auf  Sorfbobcn  in  ber  nörblid)cn  gemäßigten  unb  art- 
tifdjen  Zone  aller  Weltteile.  Sehr  Derbreitet  ift  E. 
vaginatum  L.,  auä  beffen  Sieften  ein  beträchtlicher 
Seil  beä  Sorfcä  ber  norbweftbeutfeßen  SRoore  befteht 
Sie  Serfudje,  bie  Bolle  ber  BoUgräfcr  alä  Surrogat 
bet  Baumwolle  ju  uerarbeiten,  haben  ju  feinem  gibt- 
ftigeit  Siefultat  geführt;  boch  liefern  bie  ©aftfafer- 
bünbel  ber  ©lättcr  bie  Sorfwoüe.  'Dian  benußt  bie 
getroefneten,  auch  gefärbten  ©lütenftänbe  in  ber  ©u- 
icttbinberei. 

Cftiphhlc,  öemahlin  beb  AmphiavaoS , SRutter 
beb  filfntäon  (f.  b.  1). 

(vcipicrcn  (lat),  entreißen. 

Eripult  coelö  fulmen  sceptrümque  ty- 
raunis  (lat,  -Er  entriß  bem  Himmel  ben  Bliß,  ben 
Sprannen  baS  ,‘jepter*),  ©erb,  mit  bem  ©enj.  granf- 
lin  bei  feiner  Aufnahme  in  bie  fvanjilfifche  Afabcmie 
Don  b’Alembert  empfangen  Würbe;  foH  ben  befann- 
ten  griebriCh  D.  b.  Srend  jurn  ©erfaffer  haben,  ©gl. 
Hiltl,  Scb  greiherrn  d.  b.  Srend  leßte  Stunben  (in 
ber  »©artentaubc«  1863,  Sir.  1). 

(Seid,  gried).  Söttiu  ber  Zwietracht,  beb  Kampfes 


unb  Strciteb,  bei  Homer  Schweflet  unb  Begleiterin 
beb  Areä  unb  Wie  biefer  Don  unerfättlicher  ©lutgier, 
bei  Heftob  Sodjter  ber  Siad)t  unb  SDiutter  jat)trcichcr 
Übel.  Zu©elcuä’  unbSb<ti>s'  Hochjeit  Don  allen  ©Ot- 
tern allein  nicht  gclaben,  warf  |te  einen  aolbenen 
Slpfet  unter  bie  ®äfte,  ber  burd)  bie  Sluffchnft  »Ser 
Sdjönften«  ben  Streit  jwifepen  Hera,  tBttjene  unb 
©Phoo^’i'  heruomcf,  ber  bab  Urteil  beb  ©arib  (f.  b.) 
unb  ben  Srojanifdjen  Krieg  oeranlafjte.  Sieben  biefer 
böfen  gibt  eb  inbeffen  aud)  eine  gute  E.,  nach  Hefiob 
ißre  ältere  Sdjweftct,  bie  ©erfonififation  bjb  eblcn 
Erismatura,  bie  Siuberente.  [Betteiferb. 
Eristalis , f.  Schwebfliegen. 

©riftil  (gricch-,  ugt.  Eris),  Streitfunft,  Sibputier- 
funft;  baher  Erijtifer,  ein  im SiSputieren  ©cwan« 
berter,  bei  ben  ©riechen  Beiname  ber  megarifchen 
©hilofophen  wegen  ihrer  Sieigung  jum  unb  ©ewanbt- 
heit  im  Streiten;  eriftifd),  ftrettenb,  ftreitfüchtig. 
©ritgau,  f.  Ertgau. 

©ritli.  Stabt  in  ber  engl,  ©raffchaft  Stent , rechts 
an  ber  Shcmfe,  7 km  Dftlich  Don  Boolwid),  hübfeh 
gelegen,  Sontmerfrifehe  ber  Conboner,  mit  Raftno, 
Slnlagen,  ffiewehrfabrif,  3>egeleicn,  gabrifation  Don 
Heim,  fünffachem  Sünger  ic.  unb  u»oi)  25,295  Einw. 
Erithacus,  (.  Siotlchwanj. 

Erithalls  L.,  öattung  ber  Siubiajcen,  fahle 
Sträudjer  mit  geftielten,  leberartigen  Blättern,  brei- 
ten Sicbenbtättem , bie  ju  einer  Scheibe  Derwachfen, 
fleinen  Blüten  inenbftänbigenSifpen  unb  fteinfrud)t- 
artiger,  fugeliger,  gefurchter  grucht.  Bon  ben  fünf 
Hirten  in  Beftinbien  u.  gloriba  liefert  E.fruticosa/.. 
mit  umgefehrt-eifbnnigen  Blättern  unb  weißen,  wohl- 
ried)en  ben  Blüten,  auf  ben  Hlntitlen,  3itronenholj. 

Erltls  sicut  Deus  scientes  bonum  et  m>- 
lum  (lab,  »3hr  Werbet  fein  Wie®ott  unb  Wiffen,  waS 
gut  unb  bbfe  ift«),  ©ibelfteUe(1.3J!of.3,5),  bie®oethe 
tn  berSchülerfjtne  beS  »gauft«  anWcnbct.  Ser  unter 
biefemlitel  anonpni  erfehieneneKomanfHamb.  1855, 
3 Bbe.)  hat  gräulein  Bilbelmine  Eanj  in  ©roßhep- 
pacb  (Württemberg)  junt  ©erfaffer. 

©ritrea,  f.  Erpthräa. 

E rttoan,  ©ouDcmement  beä  tuff.  ©eneralgout». 
Äaufaften  (f.  Karte  »Kaufaften«)  im  f üblichen  Seil 
beäfelben,  grenyt  im  S.  an  bie  Sürfei  unb  ©erfien, 
im  übrigen  an  bie  ©ouoemementü  SiRiä  unb3eliffa- 
Wctpol  unb  an  bie  ©robinj  RarÄ,  27,830  qkm  mit 
<1807)  804,757  Einw.  E.  ift  ein  HoChianb  mit  Dielen 
bebeutenben  Sergen,  j.  ö.  «rarat  (f.  b.)  unb  tfllag&Ä, 
baö  Dom  Vlraä,  ber  ,jum  großeft  Seil  bie  ©renje  gegen 
©elften  bilbet,  unb  bem  jur  Kura  fließenben  ©ambaf 
nebft  bem  1399  qkm  großen  ©öftfehafee  bewäffert 
Wirb  (f.  Kaufaften).  Sa3  Klima  ift  in  ben  Bergen 
rauh,  <n  ben  Sälem  aber  fo  angenehm,  baß  bie  Ar- 
menier hierher  bas  ©arabieä  Derlegen;  bie  mittlere 
3ahreätemperatur  beträgt  in  Aralnfch  (704  m)  9,i, 
inHUejanbropol  (1548m)4^'.  Sie ©rooinj  ift  walb- 
arm, aber  rcid)  an  SJfineralien,  befonberä  an  Stein* 
[alj  (©ruben  bei  Rulp  unb  Siachitfchewan).  Sie  Be= 
Dölferung  befiehl  auiVlnneniern  (54  ©roj.),  Sataren 
(40©roj.),  Kurben  (5©roj.),  Sfuffen  (0,8 ©ro,;.,  uieift 
Siaäfolniten),  ©riechen  u-a.  SerSieligion  nad)  Waren 
Don  538,710®inwohneni  299,652  Ehriften  unb  jwat 
288,950  annemjeh  * gregorictmfcbe , 4020  annenifd)- 
fatholifche,  6468  ruiitfeh-ortljoboje  unb  214  römijeh- 
fatholifche ; 231,270  Waren  Sifohammebaner  (203,674 
Schiiten,  27,596  Sunniten),  7772  3eyiben,  24  3drac- 
liteit.  Ser  oberfte  ©atciavd)  unb  Kathotifoä  aller  Ar- 
menier refibiert  in  Etfchmiabfin,  ein  Biid)of  in  Eriwan. 
Ser  Aderbau  erzeugt  in  ben  glußtälern  (Diel  burd) 


Griroan  — Grfältung. 


47 


'■  95e»äfierung)  SBeijen,  ©erfte,  SRaiS,  Su- 
»aummolle  (jäbrlid) 3 9Ria. $ub), glacbS. 
«Wtyt»  Säern  (60,000  hl),  bcfien  $>eimat  man  hier 
«imben  jut)aben  glaubt,Wprifofen,geigen,Drangen. 
eidjnäit,  befonberä  Kamele  (17,000),  SJJaulhere, 
IW,  tmrb  namentlid)  int  SHorben  getrieben,  Blutegel, 

^21114)111)0  nad)  SerRcn  m ben  Sümpfen. 

bt  ©eiftnfiebereien  befielen  in  ber  Stabt  ©., 
äetbenraupmjud)t  namentlich  in  Orbubab.  Ser$>an- 
bei.  oornetjmUd)  burd)  Armenier  unb  Sataren  betrie, 
ben,  DertrcibtSiel)  unb  SanbeSprobutte  auf  benRara- 
»ancnftrajsen  non  XifliS  nad)  Werften  unb  nad)  ftarS 
unb  auf  ber  Cifcnbaf)n  SifliS-RarS.  SaS  ©ouber- 
nement  jcrfällt  in  Reben  Rreife:  E.  (3032  qkm  mit 
fi9»7i  127,072  ©in».),  «Ilrjanbropol , SlooobajeRb, 
EtfdumabRn,  9iad)itfdjeroan,  Surmali  unb  Sd)arur- 
SaraiagoB. 

©ritoan,  £>auptftabt  b cä  gleid)namigen  nifftfd)- 
tranStautaj.  ©ouDememenlS  (f.  oben),  am  Sanga- 
Rufe,  65  km  norböftlid)  Dom  «trarat,  967  m ü.  Sk., 
anf  einer  burd)  jablreidje  Ranäle  aus  ber  Sanga  be- 
Ȋfferten  S?od)ebene  (mittlere  Sempcratur  11"),  ift 
StB  eineä  armenifeben  ©i(d)ofä  unb  eines  Brigabe- 
ftabS  ber  Qkenjroadje  unb  bat  <18»7)  29,033  ©nm. 
Sh e auS  Bier  Stabttcilen  befteljenbe  Stabt  bat  6 ar> 
menijd)  ■ gregorianifd)e  Rirtben,  eine  ruffiftbe  Rird)e, 
5 SRoftbeen,  Raramanferei,  armenifdjeS  ©riefterfemi- 
nar,  ©pmnafium,  böbere  2Räbd)en[d)ule,  ^ofpital, 
Söpferexcn,  ©erbereien,  BaummoIIfabrifation.  3)abei 
eme  alte  geftung  mit  ll,«m  bober  Sauer  Bon  1,8 km 
Umfang,  jn  Der  frutbtbaren  Umgebung  bliibenber 
©emüfe-  unb  Cbjtbou  (berilbmte  BRrRcqe).  — Sie 
©efd)icbtc  ber  Stabt,  beren  9iamc  -Sichtbar«  bebeu* 
tet,  toeil  SJoab  Dom  «lrarat  auS  biefe  Stelle  juerft 
als  troden  gefeben  haben  foH,  lägt  Rd)  nur  bis  inS 
7.  3abrb-  n.  ©br-  jurüdfübren.  Sürten  unb  Ißerfer 
berrfdjtcn  hier  abtoed)[elnb.  Elftere  eroberten  £. 
1582,  unb  geftbab  Bajdja  mad)te  eS  <ur  grtoaltigen 
geftung ; bod)  nabmen  eS  1604  bie  Serfer  toieber. 
1679  tourben  bie  geftungSmerfe  nebft  Bielen  ©ebäu- 
een  ber  Stabt  burd)  ein  Erbbeben  jeritBrt.  «Im  16. 
guli  1804  fanb  hier  ein  Sreffen  jmifdjen  ben  Siuffen 
unter  3ijianom  unb  ben  Berfem  unter  «IbbaS  ükirja 
ftatt;  1808  belagerten  bie  Kuffen  bie  geftung  unter 
©uDomit'd)  unb  beftürmten  Re  29.  91od.  b.  3-  Der* 
jebticb.  3m  fpätem  rufrtfd),perfi(d)en  Rriege  mürbe 
ne  aber  19.  Oft.  1827  Don  bem  rufftftben  ©eneralSa- 
ftamtid)  (»Erimanfrij*)  erftürmt.  hierauf  trat  Ter- 
tien im  grieben  ju  lurfmantfd)ai  Dom  22.  gebr.  1828 
© nebft  ber  gleichnamigen  ©rooinj  an  Suftlanb 
ab . »äbrenb  ber  füblidjjte  Seil  erft  1878  rufRRbeS 
«ebiet  mürbe.  Sgl.  D.  Sbielemann,  Streifjüge  im 
taulafuS  (Seipj.  1876). 

<Srf,  Submig,  SuRfer,  geb.  8.  3an.  1807  in 
Seplar,  geft.  25.  3ioo.  1883  in  Berlin,  Sobn  eines 
tanlorS  usb  OrganiRcn,  mürbe  1826  SRufiflebrer 
am  Seminar  ju  IRörS  unb  1835  am  Seminar  für 
stnbijdmlen  in  Berlin.  SJäbrenb  feines  Aufenthalts 
tm  Khein  grünbete  er  bie  bergifd)  ■nieberrfjeinifdjcu 
Sebrergefangfefte,  beren  erfteS  1834  in  Semfcbcib 
itattfanb.  1 8:16—38  birigierte  er  ben  Iiturgifeben  Ebor 
m ber  Somfirdje  ju  Berlin  unb  grünbete  1843  ben 
Cclftat  SUbmergefangDerein  unb  1852  ben  Erffd)en 
VefangDerein  für  gemiftbten  Ebor.  1857  mürbe  er 
pm  &ntghd)en  SuRfbireltor,  fpater  jum  Srofeffor 
ernannt  © bat  fid)  Domebmlid)  umbenSollSgefang 
•frtien!  gemacht,  fomobl  burd)  eigne  Dollstümlicb  ge* 
. »otbene  Rompofttioncn,  als  burd)  Sammlung  unb 
mebrfttmmige  Bearbeitung  Dem  Solls,,  Stbul,  unb 


Rirtbenliebem,  bie  mcite  Serbreitung  faitben.  Son 
feinen  jablreidjen  Subltlationen,  an  benen  tS.  fein 
Bruber  griebrid)  E.  unb  fein  Sd)toager  S.  fflrcef 
mitmirlten,  ftnb  befonberS  berDorjubeben  bie  Samm- 
lungen »Sie  beutfeben  Solfslieber  mit  ihren  Sing- 
meijen«  (Bert  1838— 46, 13fjctte,  unterälfitmiriung 
Don  3rmer),  »Solfsflänge«  für  iffiännerdjor  (baf. 
1866),  »SeuiftbeS  SollSgcfattgbu^«  (2.  Vlufl. , baf. 
1869)  unb  fein  fymptmerf:  »Seutidjer  Sieberbort*, 
eine  Dorjüglitbe  Sammlung  beutf<bcr  Sollsticber 
(baf.  1856;  neu  bearbeitet  Don  g.  W.  Bßbmc,  Seipj. 
1893,  3 Bbe.).  «lud)  gab  er  Sebaftian  Bad)S  »ÜKebr« 
flimmige  djorciTgeföneje  uub  gciflliebe  «Irien*  nach 
ben  Quellen  (Seipj.  1850  u.  1865)  fomie  auS  Wd)im 
D.  «ImimS  lilerariftbcm  9iud)lafi  ben  Dierten  Seil  Don 
»SeS  Rnabcn  SBunberbont«  (Bert  1854)  heraus. 
Sgl.  Sdjul(je,  Submig  E.  (Serl.  1876). 

(Srfa,  nad)  berffiillmafaga  ©emabün  beS  RönigS 
«Ittila  unb  Soebter  beS  RönigS  Dfantrif  üouSBillina- 
lanb.  3m  $>elbenbud)  beifil  Re  grau  Verriebe,  im 
9iibelungenlieb  bagegeu  S>eld)e;  Re  ift  hier  bie  erfte 
©emablin  beS  «Ittila,  ber  Rd)  nad)  ihrem  Sobc  mit 
Rriembilb  Derbeiratet.  9iacb  ber  Sicber-Sbba,  in  ber 
fte  Ertja  genannt  mirb,  mar  fic  nur  eine  SRagb  «lt- 
tilaS,  bie  er  ju  feiner  Beiftbläferin  gemacht  batte,  aber 
nach  feiner  Sermäblung  mit  ©ubrun  (Rriembilb)  Der- 
Rief).  Sie  bcfd)u!bigte  biefe  barauf  fälfdjlid)  beS  Ehe* 
brutbS  unb  rnarb  beSmegen  in  einem  Sumpf  erträntt. 

©rfaltung,  bie  Sdjäbigung,  bie  ber  Rörper  burtb 
birefte  «Ibfüblung,  j.  8.  burdt)  eine  Surd)näffung, 
ober  burd)  SjitterungSeinRilffe  erlcibet.  3ufa,,lmtn’ 
mirten  Don  Siäffe  unb  Rolle,  naRfalteS  Selter  alfo, 
unb  anberfeitS  Bcmegung  ber  Suft  (3ug, JJugminb) 
haben  Don  jeher  als  |d)ablid)  gegolten.  Es  brauibt 
aber  feineSmegS  eine  allgemeine  «Ibfüblung  herbei- 
geführt  ju  rnerben . Dielmebr  fdjeint  gerabe  bie  nur 
einjelne Stellen  treffenbe  Räile  gemErfiilütngSlranf, 
beiten  im  ©cfolge  ju  haben  (Raltmcrben  ber  güRe, 
einjelneSartienberRörperRöibe  treffenber3ugminb). 
Sabei  ift  Don  befonberer  Sidjligfeit  ber3u|‘tanb  beS 
RörperS  im  SKomcnt  beS  RälteangriffS.  ES  mirb  Rd) 
jemanb,  ber  auS  bem  Sampfbabe  fommt  unb  ftd) 
unter  eine  lalle  Sufdje  ReHt,  laum  Je  erlälten,  trojj 
beS  jähen  SecbfetS  ber  Semperatur.  Sagegen  haben 
Raiter  ei  je,  bie  ju  anbauembem  grßfleln,  ju  anbal- 
tenber.unangenebmerRälteempfinbung  führen,  bäuRg 
eine  ErlältungSlranfbeit  jur  golge.  Ein  fold)er  3u- 
ftanb  ift  aber  baburd)  bebingt.baRbie  burd)  benRälte- 
reij  Ra)  Derengernbeit  ©efäße  ber  £>aut  abnorm  lange 
3«it  Dercnaert  bleiben  unb  Rcb  nid)t  mie  fonft  mieber 
ermeitem.  «US  ErlältungSfranfbeilen  Rcbt  man  beute 
in  erfter  Sinie  bie  falarrbaliftbeu  Entjünbungen  ber 
Schleimhäute  an  (Schnupfen,  Rebllopffatarrb,  Suft- 
rßbreiifatarrb , Sarm-  uub  Blafcnlatarrbe),  ferner 
bie  fogen.  rbcumatifd)en  «Iffellionen,  mit  Sdjnterjen 
Derbunbene  Seiben  ber  SRuSleln,  ber  öelenfe,  ber 
SkerDen  (Jieuralgien),  aud)  gemiffe  gönnen  Don  Säb- 
mungen  unb  Siierenentjünbungen.  Eine  Seihe  Don 
Erfranfungen,  mie  ©elenfrbeumatiSmuS,  Bruflfed- 
entjünbungen,  Sungenentjünbungen,  bie  man  früher 
auf  E.  jurüdfübrte,  rnerben  jept  als  burd)  3nfeltionen 
bebingt  angejeben.  Über  baS  Sefett  ber  E-  Rnb  bie 
Derfd)iebenftenSbeorien  aufgefteUt ; man  bat  geglaubt, 
bajj  bie  Siautatmung  bebinbert  märe,  ober  bafj  eS  Rd) 
um  mirllicbe  erhebliche  SäntteDerluRe  banble.  91acb 
eiStallenBäbem  bat  man  fd)mereBlutDeränberungen 
(j^ämoglobinämie)  beobachtet.  «Iber  folibe  burd)  for- 
cierte Särmeentjicbungen  erjeugten  Seränberungen 
haben  mit  ben  ErlällimgSfranfbeilen  nichts  gemein 


48 


Crfcl  — 

gilt  baS  3u[tanbrfommm  btt  leßteru  muß  man  Biet« 
melje  3'rfttlationSBeränberungen  annehmen.  3je?|m 
lief)  bie  hautgefäße  jufmtimon,  mit  baS  bei  bet  6.  bet 
gall  ifl,  fo  muß  «n  gewiffeS  Ouantum  Blut  nad) 
anbern  Gebieten  auSroeichen,  unb  reflcftorifeh  erweitern 
fid)  anbte  ®efäßgebiete.  GS  befiel)!  alfo  ein  gewiffer 
Antagonismus  jroifeßen  ben  Gefäßen  beS Innern  unb 
bet  haut.  3San  fann  fid)  habet  ganj  gut  Borftellen 
unb  p.  I.  aud)  beobachten,  bafi  bie  Sd)Ieimf)äute  un- 
ter biefen  Bedingungen  blutreicher  werben.  Siele 
gorfeher  nehmen  an,  bat}  biefer  Bermebrte  Blutreich- 
tum  ju  ftärlererglüfrtgfeitSabfonbenmg.fur}  jubem, 
roa§  man  Katarrh  unb  latnrrbalifebe  ©nljiinbung 
nennt,  führe.  Anbre  meinen,  baß  biefe  Umftänbe 
allein  nidit  jur  Erflärang  ber  entjilnbliehen  Bor- 
gange  genügten,  fonberit  bafi  eS  fid)  regelmäßig  um 
ijnfeftionen  bonbie,  ebenio  wie  bei  ben  früher  ju  ben 
GrfältungSfranfheitm  fleredweten  (f.  oben),  fegt  alb 
Snfeltionen  erfannten  Rranfheiten.  gür  biefe  3J(ci- 
nung  Spricht  auch  bie  Einnahme  SdjenfS,  baß  in  faltet 
Stuft  befindliche  3nfeftionäfeime  bunt)  SfjermotapiS 
nad)  bem  warmen  Körper,  wie  bureb  einen  SSagnet 
gezogen,  binftrebten.  SSan  fann  alfo  entnehmen,  baß 
bie  bureb  bie  6.  bebingten3irfulation$Beränberungen 
eine  3nfcftion  erlcicbtem.  gür  ben  Erreger  ber  Stun- 
genentjünbung  j.  B.  weiß  tnnn,  baß  er,  auf  Speichel 
gejüdjtet,  ungiftig  ift,  auf  eiweißreichem)  Jfäbrboben, 
tute  er  ganj  gut  bureb  ben  sermebrten  Bluljufluß  ge- 
liefert Werben  föunte,  bagegen  bodjgiftige  Gtgcnfebaf- 
ten  annimmt.  Solche  Annahme  würbe  auch  bie  er- 
fahrungSmäßig  über  allen  Zweifel  fteber  gefüllte  £nt- 
faebe  erflären,  baß  gewiffe  üifenfdjen  regelmäßig  nad) 
einer  G.  eint  beftimmte  gorm  ber  ErfältungSfranf* 
beiten,  ber  eine  }.  B.  einen  Schnupfen,  ber  andre  einen 
Surd)fatt  befommt.  Ebenfo  würbe  ber  günftige  Ein- 
fltcß  ber  Abhärtung  (f.  b.)  begreiflich  fern,  benn  bie 
Abhärtung  ifl  eine  Übung  ber  hautgefäße  in  promp- 
ter SHenltinn  auf  Kältcreije.  Schließlich  Würbe  aud) 
ber  notorifd)  h'Üfame  Sffeft  ber  3d)Wißfuren  Ber* 
ftänblid),  beim  bei  biefen  wirb  bie  haut  blutreicher, 
bie  innern  Organe  blutärmer.  Sgl.  SH u bemann, 
3ft  E. eineStrantbeUaurfaebe  unb  inwiefern?  (Siener 
©reiSfd)rift,  Seipj.  1898). 

Aud)  bei  Landtieren  führt  G.  feßr  häufig  ju 
Stranfheiten.  SRandfe  fann  fte  felbftänbig  erjeugen, 
bei  nnbem  ben  Eintritt  nur  begünftigen.  Sie  Ur« 
fad)en  ber  E.  finb  biefelben  wie  beim  äJienfcben : Ein- 
atmung falter Stuft,  Aufnahme  ju  falten  ©ehränfeS  ic., 
Einmirfung  Bon  sinlte  auf  bie  haut.  3e  höher  bie 
hauttötigfett  entwicfelt  ift,  um  fo  leichter  entftebt  E. 
gerner  haben  bie  StebenSweife  unb  auch  bie  inbioi* 
buelle  Konflitution  großen  Einfluß  auf  bie  häufigfeit 
ber  E.  Am  wenigsten  ber  G.  auSgefeßt ift  baSS d)  W ei  n 
(geringfle  hauttätigfeit,  feßüßenbe  Specffcbicbt.  Statt- 
auf  enthalt).  3m  Wegenfaß  baju  fleht  baS  Sferb. 
Sie  haulpflege  bat  bei  ißm  eine  größere  Sebeutung 
atä  bei  allen  anbem  Sierra.  Sie  ©ferbcljaut  ift  fein 
unb  empßnblid),  fie  bat  großen  Slutreicbtum,  beffen 
Serbältniffe  ben  Blutumlauf  im  Körper  fiarf  beein- 
flußen fönnen,  unb  ift  namentlich  reich  an  Sdjweiß- 
brüfen.  SaS  Sferb  fd)Wißt  leicht  unb  heftig,  map  E. 
erfahrungsgemäß  febr  begünftigt.  Sabei  ift  cS  bureb 
feine  Bcitußung  mehr  als  anbre  Lauätiere  ber  G. 
auSgefeßt.  ES  muß  im  greien  auch  bei  rauher  S8it- 
terung  arbeiten,  oft  bi«  jum  Schweißausbruch-  Bei 
ber  bureb  Arbeit  erhöhten  Sfungcutätigfeit  febabet Ein- 
atmung faltet  fiuft  befonberä  leicht.  Bei  ©(erben  finb 
baßer  auf  E.  beruhende  Katarrhe  ber  9Jafe,  beS  Kehl- 
fopfcS,  ber  fluftrößre  unb  Cuftrößrenäjle  mit  ihren 


Grfeletij. 

golnen  recht  häufig,  gür  eine  infeftiiife  Erfranfung 
ber  AtmungSwege,  bie  Strafe,  liefert  bie  E.  ein  erheb- 
lich begflnfhgenbeS  SKoment.  Ebenfo  bewirten  äußere 
unb  innere  E.  beS  Bauches  oft  Stolifcn  (Jtrampf- 
foltf) ; E.  ber  güße  erjeugt  hufrebe  unb  Siaule.  Bei 
ber  bämoglobinämie  (f.  b.)  wirft  E.  ebenfalls  bis- 
ponierenb.  äJiuSfclrbeumatiämuS  als  SSirfung  einer 
E.  ift  beim  ©ferbe  häufig,  fommt  aud)  nicht  feiten  bei 
Sinbern  unbhunben  Bor  unb  tritt  namentlich  bei 
Cämntern  eblerSRaffe  bisweilen  berberblid)  auf.  Bei 
hu n ben  finb  Grfranfungen  ber  Almungämcge  in- 
folge Bon  E.  ebenfalls  nicht  feiten.  StalteS  ffletränf 
fann  bei  tragenben  Kühen  grilbgeburt  bewirten; 
ebenfo  begünftigt  E.  baS  Entfteben  Bon  Euterentjün- 
bung  unb  EebäVmutterfatarrhcu  in  ben  erften  Sagen 
nad)  ber  Geburt.  Surch  Abhärtung  fann  eine  weit- 
gebenbe  Unempßnblid)teit  gegen  G.  erjeugt  werben, 
wie  nnbcrfeitSScrweid)lichung  berG.  am  meiftenSor- 
fd)ub  leiftet.  Ser  Stad  füll  non  mittlerer  gleichmäßi- 
ger Semperalur  (10—12“),  geräumig  unb  luftig  fein, 
fliaßfalte  Sönbe  unb  Zugluft  im  Statt  ftnb  fcbäblich- 
Ser  (ibergang  nom  Stallaufentbalt  junt  grübjabrS- 
meibegana  fotl  fid)  bei  ntilbem  Setter  Bodjtebeu.  Bei 
©ferben,  bie  folchen  Übergang  auS  ber  Stattuft  inS 
greie  täglich  burebmadjen , ift  ju  warmer  Statt  be- 
fonberS  ju  nermeiben.  SSarme  Seden  im  Statt  finb 
nur  jwedmäßig , wenn  baS  ©ferb  norübergebenb  in 
einen  ju  falten  Stall  geftettt  wirb.  AnbcrfeilS  fotl 
baS  ©ferb  nicht  ermißt  in  ben  Statt  }uriidgebraef)t 
Werben;  es  foQ  fid)  niel)nehr  erfi  in  langfamer  Be- 
wegung abfühlen  unb  Borher  auch  nicht  falleS  Srinf- 
mniier  erhalten  (bagegen  (djabet  ein  Srunf  and)  bei 
Grhißung  nicht.  Wenn  bie  Bewegung  forigefeßt  wirb). 
SJiuß  baS  erfaßte  ©ferb  im  greien  bei  rauhem  Säet» 
ter  jlehen,  fo  ifl  cä  eimubeden.  Bei  Sagenpferben 
finb  leberne,  mit  bem  ®cfd)irr  Berbunbene  fienben* 
beden  nauienilich  als  Segenjchuß  jwedntäßig. 

ffirfcl,  gran  j,  Äomponift,  geb.  7. 3ioo.  1810  ju 
®t)ula  im  Komitat  BflÖ  (Ungarn) , geft.  15.  3uni 
1893  in  Bubopcft,  erhielt  feine  AuSbilbung  ju  St  lau- 
fenburg,  würbe  1834Sheaterfapettmeifler  juStaidiau, 
bann  ju  Bubapcft,  wo  er  1838  erfter  fiapellmeifter 
am  neuen  SHationaltheater  würbe.  Seit  1878  ftanb 
er  an  ber  Spiße  ber  ungarifdjen  CanbeSmurtfofabentie. 
G.  erlangte  Bebauung  als  Äomponifl  ungarifcher 
Opern,  Bon  benen  befonberS  »Hunyady  Licszlö« 
(1844)  unb  -Bank  Ban«  (1861)  populär  Würben, 
tihrieb  aud)  Biele  ungarifihe  Süeber  u.  a.  1896  würbe 
ihm  ju  öijula  ein  Senfn>a>  errichtet.  Sein  Sohn 
Alepa n ber,  geb.  2-3an.  1846  in  ©eft,  geft.  14.0ft 
1900  in  BfltfS-Gfaba,  War  juerft  SRitglieb,  fpäter 
JlapeDmcijter  beS  3)aiionaItI)tater8  unb  würbe  1896 
jum  ©cncralmufifbireftor  ernannt.  Er  fchrieb  einige 
ungarifche  Operetten. 

Erfclenj,  fireiaflabt  im  preuß.  Sfegbej.  ?lad)en. 
an  ber  Staatsbahnlinie  Aachrn-Sihepbt,  99  m ü.  3K., 
bat  eine  eoangclifd)e  unb  2 falb.  Kirnen,  Sßnagoge, 
Senfmal  ßaifer  39ilbelmS  I.,  AmtSgeridit,  bie  inter- 
nationale Bohrgefcttfchnft,  ©lii(d).  unb  halbwollen-, 
Seberlcim-,  gimiS-,  Stad-  unb  URaljfabrifcn , ifiol- 
ferei,  Branntweinbrennerei,  Bierbrauerei  unb  üooo) 
4612  meift  tat!)  Einwohner.  — G.  gehörte  feit  996 
grunbherrlid)  bem  SRoricnftift  ju  Aachen , territorial 
aber  jum  Cberguartier  Bon  ®elbcm  unb  war  fomit, 
feitbem  fich  bie  uniern  Duarliere  1579  ben  Bereinig- 
ten Sfiebcrlanben  angefdjloffen  hatten,  fpanifd).  Sind) 
bem  Spanifchen  Gtbfolgcfiiege  löfte  fed)  baS  Ober* 
quartier  auf;  babei  fam  E.  8.  SKai  1715  an  fturpfalj 
unb  fiel  1815  an  ©reußen. 


49 


(Srfenne  bicfi  felofl  — ©rflärung. 


Warn«  feirfj  fclbft  (griech-  gnöthi  seantön), 
tesnii)  be«  qrietftifdjtn  Seifen  litjeilon  (f.  b.). 
Wnratn  OäBiebererfennen),  in  ber  Sfftcfto- 
lt{ulctt©MDUtttfein  ber  (Jbentität  eine«  wabrgenom- 
«nun  Q)egen\tanbc3  mit  einem  früher  wabrgenom- 
mm.  1aS  (£.  ift  bie  33orftitfe  bec  Erinnerung  ([.  b.) 
ob  beruhl  Wie  biefe  barauf , baß  burd)  bie  Dorftan» 
toie&abmehmung  nad)  ben  ©efeften  ber  3beenaffo» 
jiibira  bie  frühere  toieber  angeregt  Wirb;  ti  unter- 
Iheibet  fid)  non  jener  baburef),  baft  bie  frühere  SSatp 
tcebmung  nur  unnottftänbig  unb  bunte!  in«  ©ewuftt- 
fern  tritt  unb  oft  nur  burd)  begleitenbe  ©efüljle  (©e- 
faimtbeitbgefübl)  fid)  bemerflid)  macht. 

Erfennen,  im  iganbel  fernanb  für  etwa«  e.,  foniel 
wie  chm  ettoa«  (gelieferte  Sare,  geleiftete  3nl)lung  tc.) 
gutfebretben ; im  biblifdjcn  Sprachgebrauch  bcrhüllen- 
ber  Aubbrud  für  beüiegen,  ftd)  fleifehlid)  »ermifchen. 
Erfennenbc  Weri«t)te,  f.  SRilitärgerichtbbarfeit. 
<?rfenntnid,  im  abftratlen  Sinn  bie  Auffaffung 
unb  Sachbübung  be83SirfIid)en  unb  feiner  Seziefjun- 
gen  im  Renten , im  fonhreten  ba«  einzelne  ©robuft 
ober  Setültal  be«  Erfennen«.  Alle«  Renten  (f.  b.)  ift 
feinem  Seien  nach  ein,  tnennaud)  nicht  immer  wahre«. 
Erlernten , unb  umgetehrt  beruht  jebe  6.  auf  einem 
litte  be«  Renten«.  Stein  Renten  aber  tann  be«  3n< 
halt«  ober  Stoffe«  entbehren,  an  bent  e«  auägeüht 
wirb,  unb  ie  nadjbem  men  biefem  Stoff  ober  ber  ihn 
bearbeitenben  Sätigfeit  ber  Jmuptanteil  an  bent  Er- 
gebnis jut ommt , hat  man  t>erfef)iebcne  Stufen  ober 
orten  berS.  unterschieben.  Seiber  anfd)aulid)en 
E.  »erben  bie  Beziehungen  einzelner,  inbioibueücr 
Segmitänbe  auf  ©runb  ber  unmittelbaren  ©egen« 
nwrt  berfelben  Dor  bem  äuftem  ober  bem  innem  Sinn 
tSahmehmung,  »reine«  Anfchauung)  erfaßt.  Sie 
©eritanbe«er(enntni«  bebient  ftch  be«  ©egriff«  al« 
ÖtlfSmitlet  »ur  Auffaffung  ber  ffiirflidjfeit , fie  feftt 
Seäbalb  bie  Sergleichung  einer  Mehrheit  einzelner  Sat« 
■achen.  bie  Abftraftion  be«  ungemeinen  au«  bem  3n- 
bioibuetlen  oorau«  unb  lehrt  bie  tontreten  Singe  al« 
Sepräjentanten  allgemeiner  Arten,  bie  einjelnenSor- 
gänge  al« ©eifpiele allgemeiner ©efefte  betrachten.  Ser 
oernunfterlenntni«  enblich  ifl  e«  eigentümlich,  baft 
ne.  bem  Sriebe  nad)  Einheit  folgenb,  ben  gefamten 
Inhalt  be«  Erfennen«  ju  einem  gefchlofienen  Spftem 
cu  Derfnüpfen  fucht,  ohne  ftch  habet  an  bie  ©ebingung 
bet  Anfehaulichfeit  $u  binben,  bie  für  bie  Scrjtanbe«- 
erienntni«  maftgebenb  bleibt ; ihr  Erzeugnis  ift  bafter 
bie  3bee  (f.  b.).  Säbrenb  wir  im  gewöhnlichen  Sehen 
im  allgemeinen  auf  ber  Stufe  ber  anfehaulicben  E. 
un«  bewegen,  betriebt  in  ben  EinzelWiffenfchaften  bie 
Serjlanbeäerfenntni«  nor,  au«  ber  herau«  fid)  in  ber 
i'letapbhftj  (i.  b.)  bie  Bemunfterfenntni«  entwidelt. 
3 e nach  bent  bie  6.  ftch  auf  bie  Erfahrung  ober  auf 
icc  fubjettcoen  ©ebingungen  ber  Erfahrung  (bie  ©c- 
fefte  be«  Wnfchauen«  unb  Senfen«)  grünbet,  unter« 
fdbeibet  man  (mit  Jfant)  E.  a posteriori  unb  a priori. 

Srfraatnid  eba«),  foniel  wie  Urteil,  richterliche 
Eatfdheibung  (f.  b.),  Sentenz;  f.  Urteil. 

(Srfenntniotheorie,  ber  mit  Sogif  unb  ©i'pcbo« 
log-.e  eng  züaiumenbängenbe  Seil  ber  ©(jilofopljie, 
ber  ftch  mtl  ber  Stjtfteüung  be«  Urfprung«  unb  ber 
iragweile  (ber  ®ren;en)  be«  Erfennen«  befdjäftigt. 
*13  ihre  ©egrünber  finb  Socfe,  Seihnij  unb  §unte 
an;nfebm ; Kant  erhob  bie  E.  tu  bem  Sfange  ber 
tbüoiopbt'cben  gunbamentalwiffenfcbaft,  ben  bi«  ba» 

6 bie  Ontologie  eingenommen  hatte,  unb  fo  hat 
bie  fhttofophie  be«  19.  3abrb-,  inäbef.  feit  ben 
tMOcr  (fahren,  faft  oorwiegenb  mit  ben  fragen  ber 
i bevhafügt,  ohne  baft  e«  tnbeS  gelungen  wäre,  bie 
Bwert  Jttno. > unten , fl.  Stuft.,  VI.  Bb. 


zahlreichen  auf  biefem  ©ebiete  b«rrfef)enben  ©egen- 
fnfte  au«jugleichen.  Solche  bitben  ber  Senf uali«» 
mu«  (f.  b.)  unb  ber  3ntel!eftuali«mu«  (f.  b.), 
ber  Empiri«mu«  (f.  b.)  unb  ber  AprioriämuS 
(f.  a priori).  3»  bejug  auf  bie  Hauptfrage,  wie  e« 
benfbar  fei,  baft  bie  ©or)leüungcn  im  Subjelt  mit  ben 
Singen  außer  ihm  überhaupt  übereinftimmen,  fleht 
bem  naiben  StealiSmu«,  ber  feine  Sd)Wierigfeit 
in  ber  Einnahme  finbet,  baft  in  ber  SSabmrfjmung  bie 
duftem  Singe  unmitlelhar  bem  ©ewufttfein  gegen» 
übertreten,  ber  f u b j e f t i 0 e 3 b e a 1 i 8 m u 8 entgegen, 
ber  leugnet,  baft  ba«  Subjeft  jemals  bie  Singe  felbfl 
erfaffen  fönne;  bem  tranf jenbentalen  3beali8» 
muS,  ber  ba«  Erfennen  auf  bie  teil«  burd)  bie  Üiatur 
ber»Singe  an  fitb«.  teil«  aber  auch  burd)  biebe« Sub- 
jeft« bebingte  ErjebeinungSmelt  einjchrcinft,  ftellt  ber 
tranfjenbcntale  Slealiämu«  bie  ©efjauptung 
entgegen,  baft  bem  Erfennen  .guar  unmittelbar  nur 
Erfcfteimingen  gegeben  finb,  biefe  aber  auf  Singe  an 
fid)  bezogen  werben  müffen.  3llr  Orientierung  finb 
geeignet:  fjcpmanä.  Sie  fflcfejje  unb  Elemente  be« 
miifenf<bafilid)en  Senfen«  (Seiben  1890—94, 2 ©be.) ; 
E.  0.  S>“ r tmann,  Sa«  ©runbproblem  ber  Erfennt- 
niötfieorie  (Seipj.  1889);  Siebmann,  3ur  Anattjfi« 
ber  SBirflieftfcit  (3.  Aufl.,  Strafib.  1900). 

(Stftnnungämarfe  (SRefognitionämarfe), 
eine  metallene  Slfarfe,  bie  beim  Heer  (im  gelb)  unb 
in  berflRarine  Oon  jebem  auf  ber  ©ruft  getragen  wirb. 
Auf  ber  E.  ftnb  -Truppenteil,  Stammrollennummer, 
hei  Offizieren  ber  ooUe  9fame  angegeben. 

(grfer,  fteinemer,  höljerner  ober  eifemer,  au«- 
gefragter,  jefcbloffenergrontenoorbau  an  einem  ober 
mehreren  etoefwerfen  eine«  fflebäube«  Bon  halb  faden- 
förmiger, halb  tunniihnlicher  ffleftalt;  flammt  au« 
bem  Orient  unb  hat  anfänglich  wohl  fortififatorifdjen 
3wecf  gehabt,  biente  bann  aber  wefent(id)  jum  Au«- 
blief  nach  unb  läng«  ber  Strafte.  Häufig  unb  in  reich- 
fter  Au«bilbung  finben  ftch  bie  E.  namentlich  im  Mit- 
telalter, bort  auch  Ehörlein  (f.  b.)  genannt,  unb  in 
ber  beutfehen  Sfenaiffance ; boch  finb  fte  auch  in  ber 
mobemen  ©aufunft  loiebcr  in  Aufnahme  gefommeit. 

Erflärung  bezeichnet  beiSeariff  en  eineunooll* 
fommene  Art  ber  Sefinition  (f.  b.),  nämlich  bie  An- 
gabe einiger  zur  Aufhellung  be«  ©egriff«  gcrabe  au«- 
reidjenber  SRerfmale.  ©ei  I a t f a d)  e n bebeutet  E.  bie 
Angabe  ber  Urfadjen  unb  ©efefte , burd)  welche  bie« 
felben  hebingt  finb;  eine  Satfacbc  ift  bann  ertlävt,  fie 
wirb  un«  bann  begreiflich,  wenn  fte  al«  hefonberer 
fjall  einer  allgemeinen  (bereit«  befannten)  Siegel  bar- 
geftedt  Wirb.  Saft  alle«  Einzelne  ftch  in  biefer  Seife 
müfie  erflären  laffen,  ift  ein  in  ben  JBiffenfdjaften 
burdtau«  al«  felbftoerflänblich  anerfanntc«  ©ojtulat 
be«  Senfen«,  ba«  mit  bem  fogen.  ffaufalgefcjj  (f.  b.) 
eng  zufammenhängt.  Sie  zun«d)ft  Jur  E.  fonfreter 
Satfadjen  bimenben  ©cfefie  ftnb  aber  jumeift  auch 
felbit  wieber  einerE.  hebürftig  unb  fähig ; fo  »erflärt« 
fich  ber  Siegenbogen  z-  ©■  burd)  bie  ©efefte  ber  Sie- 
flerion  unb  ©redjung  beäSichte«,  biefe  felbft  aber  laffen 
ftch  wieberunt  burch  bie  allgemeinem  ©efefte  ber  Sei- 
lenbemegung  erflären  u.  f.  f.,  juleftt  aber  ntuft  unfer 
Senfen  notwenbig  bei  einem  nicht  weiter  Erflärbareit 
anlangen.  Ser  hauptfächlich  burch  Seihniz  begrünbete 
91  a t i o n a 1 i 8 m u 3 nahm  nun  an,  baft  e«  möglich  di« 

müffe,  ben  tatfächli^en  3ufammenl)nng  j,tr  grfd)ci- 

nungm  fchlieftlfth  in  rein  begriffliche  Seziehungen 
aufzulöfen,  bie  einer  © nicht  mehr  bebiirfen ; inSaftr- 
heit  gelangt  jebod)  feine  Siffenfcftaft  fo  weit,  fonbem 
bie  leftten  Erflärungägrünbe  ftnb  in  edlen  JäUon  nur 
tat  fädb  liehe  unb  nicht  Ser  nun  ft  Wahrheiten.  Eben 

4 


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50  ßrfner  — 

bcSmegcn  ift  e8  aber  cinigermaftcn  WiHfiirlid),  an  rocl- 1 
djciit  ©unfte  man  auf  weitere  G.  oerjidjlet.  Sie  9?a* 
turroiffenfdjaften  j.  B.  galten  im  allgemeinen  an  ber 
Sionu  feft,  bafj  iljrc  Aufgabe  bann  gelijft  fei,  Wenn 
man  bie  gegebenen  Grfcfjeinungen  auf  unoeränbcrlid)c 
SÄ  affe  n unb  gefeftmäftig  wirten be  ff  r ä f t e jurü  cf  ge- 
führt habe ; roührenb  aber  einige  behaupten,  baß  j.  B. 
bie  ©raoitation  SRewtonB  eine  nicht  weiter  ju  erflä* 
rcitbe  ©ninbfraft  fei,  Bedangen  anbre,  bah  biefelbe 
nodt  weiter  auf  einfachere  Süirfungen  jurüefgeführt 
Werbe.  3 )a,  wo  bie  einjclnen  Söijjenfcbaftcn  iljrc  Gr- 
flürungen  abfefjJicycn,  fegt  bie  ©bilofopbic  ein,  inbem 
fie  nicht  wie  jene  nur  einjclne  fflaffcn  Bon  Intfadien, 
fonbem  bie  gefamtcSBirflidjfeitauS  einheitlichen  ©rin- 
jipien  »u  erflären  fitcht. 

©rfnet,  Sorf  unb  bcfmhte  Sommerfrifche  im 
preujj.  SRegbej.  ©otsbam , ÄreiS  SRiebcrbamint , am 
fdjiffbarcn  ffattflief)  jroifdjcn  (flöten-  unb  Sömerife- 
fee  unb  an  ber  Staatsbaljnlinie  Berlin-Sommcrfelb, 
hat  eine  e»ang.  ffirdhc,  höhere  ©rinalfchule,  fiiitber- 
erholungbheim.Safferheilanfta»,  Dbcrjörfterei.Ieer- 
nnb  Gröölprobuftcnfabrifation,  Schiffahrt  unb  osoo) 
3119  Ginw. 

(Srfobcruiig,  foniel  wie  Grrungcnfchaft  (f.  Ge- 
rungene ©Ater). 

©rfrotb,  Sorf  im  Breuft.  SRegbej.  unb  SanbfrciS 
Sfiffelborf,  mt  ber  Süffel , am  wnBgang  beB  9iean 
bevtalS  unb  an  ber  ©taatSbabn(inic'Süifclborf-(>a- 
gen-Soeft,  hat  eine  cnnngclifd)e  unb  3 fall),  ffivchcn, 
Xi-aifenhauB,  (lodwfen,  ©apier-  unb  Sdjamottcfabri- 
tation,  medianifdjc  Seberei  unb  cwoo)  5785  Ginw. 

(rrfuubimg,  Unterfucbung  unb  Beurteilung  beB 
©elnnbcB  für  beflimmte  KriegSjroede.  Sie  G.  ift  be- : 
fonberB  por  bem  Vlnmarfd),  bem  Beginn  beS@efed)tB, 
beB  WrtilIeriefd)iejjenB  ic.  unerläftltdj.  Sgf.  SRcfog- 
noSpcren. 

©rlncf)  (fronj.  G e r 1 i e r),  BejirfBftabt  im  febweijer. 
Kanton  'Dem , 438  m li.  SR.,  am  fübwefttid)en  Ufer 
beB  Dieter  SecB  unb  am  fyuft  beB  3olimont,  mit  Scblofs 
(jeht  SHettungSanitalt  für  finaben),  Sefunbärfchulc 
unb  (i9oo)  841)  reform.  Ginwohnem,  bie  SBeinbau. 
Sanbwirtfcbaft  unb  Uhnitncberei  treiben. 

©rlad),  cinB  ber  älteftcn  bcmifchen  ‘Jlbelägefchledi- 
tcr,  baB  in  ber  ©efdiiehte  Derne  eine  berBorragenbe 
SHoüe  gefpielt  hat  Zugleich  Sienftleute  beB  ©rafen 
pon  Shbau  unb  Bürger  non  Dem,  hielten  bie  G.  ju 
ber  Stabt  in  ihren  Kämpfen  gegen  ben  burgunbifdien 
Vlbel.  So  befehligte  nach  ber  Srabition  Ulrich  nou 
G.  1298  bie  Berner  in  ber  Schlacht  amSornbüI)!,  uttb 
fein  Sohn  Sllubotf  non  G.  erfocht  ber  Stabt  ben 
gtänjenben  Sieg  bei  Saupen  21.  3uni  1339,  eine  VI n- 
gäbe,  bie  inbeB  neuerbingB  bcftritlen  Worben  ift,  ba 
m bem  älteften  Bericht  Pom  Saupcner  Krieg  non  ihm 
nur  alä  bem  Befehlshaber  einer  Grpebitcon  gegen 
tyreiburg  1440  bie  Diebe  ift  (ngl.  Btöfeh.  SRubolf  hon 
G.  bei  Saupen,  Bern  1890).  3n  fpiiterer  3cit  flnb 
mei-fwürbig:  Johann  Subwig  non  G.,  geh.  1595 
in  Bern,  geft.  26.  3an.  1650,  trat  juerft  älB  ©ngc, 
bann  al§  Dffijier  in  ben  Sienft  GbnftianB  non  l)(n 
halt  unb  Würbe  mit  ihm  1620  in  ber  Sd)Ind)t  am 
Seiften  Berge  gefangen.  SoSgerauft,  madüe  er  un- 
ter bem  SRarfgrafen  non  Braubenburg-3iigentborf 
unbGhriftian  PonBraunfchroeigScIbjügc  intlngam, 
Seutfdilanb  unb  glanbem  mit,  trat  1023in  ben  Sienft 
©ujtan  SlboltB  non  Schweben,  ber^bn  alB  ©eneral- 
gunrtienneifter  nadi  Sitauen  unb  Sinlanb  fanbte.  9(ad)- 
bem  er  1626  in  bie  Heimat  jurüdgcfef)rt  unb  nerfdiie- 
bene  hohe  Stellungen  betleibct  hatte,  lieft  er  fid)  nl« 
eifriger  ©roteftant  1637  Bon  Bernharb  non  Sieimar 


(Erlangen. 

bewegen,  alä  ©enet  almajor  in  feinen  Sienft  ju  treten, 
unb  würbe  non  ihm  nach  her  Groberung  Breiiache 
»um  ffioupemeur  biefer  Stabt  unb  Statthalter  ©or< 
beröiteneicü?  ernannt  9la<h  BernharbB  Stob  über- 
gab G.,  bem  leftament  beB  ©erftorbenen  gemaft,  baB 
ihn  mit  brei  SRitbirettoren  an  bie  Spifte  ber  3 rupfen 
(teilte,  9.  Oft.  1639  baB  Speer  unb  bie  Eroberungen 
beB  J>er  jogS  an  ben  König  Pon  ffranfreid) , ber  ihn 
a!B  ©ounemeur  Pott  Breifad)  befläligte.  1647  »um 
ffleneralleutnant  ernannt,  entfdjieb  er  burch  fein  Gin- 
greifen ben  Sieg  GonMS  bei  SenB  (20.  ?lug.  1648), 
inurbe  nad)  bem  VlbfaH  SurenneB  jur  gronbe  mit 
bem  Bcfebl  über  bie  rinnet  in  Seutfd)Ianb  betraut 
unb  flarb  1650,  angeblieh  brei  Sage  nad)  feincrGr- 
nennunnjumBlarfchattnonSranfreid).  ©gl.n.öon- 
»enbach,  Ser  ©crteral  §anS  Subwig  P.  G.  Pan  Ga- 
fielen  (Bern  1880  — 82  , 3 Bbe.).  — ©eneral  Ipic- 
ronpmuB  pon  G.,  gcb.  1667,  geft.  28.  jyebr.  1748, 
erft  in  franiüfiichcn,  feit  1702  in  ofterreichifchen  Sien- 
ften  unb  befonberB  mit  bem  ©ringen  Gngen  fchr  be- 
freunbet,  ntaebte  mehrere  S^elbjüge  beB  Spaniichen 
GrbfolgefriegB  mit  unb  fomtuanbierte  bet  ben  Bela- 
gerungen non  ^agenau  unb  Sanbau,  febrte  1715  in 
fein  Baterlaub  gtriid  unb  Warb  1721  Sdjultheift  non 
Bern.  — Karl  Subwig  non  G-,  geb.  1746  in  Bern, 
flieg  in  fran.töfiftben  Sienitcn  jum  mareclial  de  camp 
empor,  würbe  1798  beim  Ginfatl  ber  ^ranjofen  mit 
bem  Oberbefehl  über  bie  bernifdicn  Sntppen  betraut, 
aber,  burch  bie  Unentfchloffenheit  beB  ©raften  SiateB 
gehemmt,  nad)  ehrenpotlem  Siiberftanb  im  ©rauholj 
non  Schauenburg  gcfd)Iagcn  unb  nad)  ber  Ginnahme 
BernB  burd)  biegranjofen  (5.3Märj  1798)  non  Sanb- 
jtünuem  ennorbet. 

Grlaf  (Grlauf),  reditor  ©chenhufs ber  Sonnu in 
SRiebernfterreid),  entfpringt  in  ben  fcjterrcid)ifd)en  911* 
pen  an  ber  ®ren;e  non  Steiermart,  bilbet  ben  Gr- 
laffee  (635  m ü.  ©i.,  45  tceftar),  nimmt  bie  Saffing 
(mit  fchönem  SSaffcrfall)  auf,  ftrörnt  Weiler  burd)  bie 
Enge  ber  Shormäuer,  Ocreinigt  fid)  bet  SSiefelburg 
(bist  hierher  ® r o ft  e G.  genannt)  mit  ber  K I e i n e n G. 
unb  münbet  nach  einem  Saufe  non  68  kra  bei  ©öd)* 
larn  in_bic  Sonaiu  Sie  wirb  jutn  (loljflöften  benulst. 

©rinn,  ein  früher  für  homogen  gehaltenes  bi*- 
tcB  ©eftein  (GrlanfelB)  non  Grla  bei  Schwarten- 
berg  in  Sadjfen,  beftebt  auB  oorberrfchenbem  heilem 
©ugit  mit  gelbfpat,  ©cfnnian,  Ouar»,  Gpibot,  9fu- 
til,  Sitanit,  Biotit,  ÜRuBtonit  unb  3oifit  unb  wirb 
jeftt  alB  VlugitfctB  bezeichnet. 

©rlangcn,  unmittelbare  Stabt  im  badr.  SRegbej. 
SDfittelfrantcu , in  einer  gut  angebaittcn  Gbene,  am 
Ginftuft  ber  Sd)Wabacb  in  bie 
SRegnift  u.  am  SubwigBlanal, 

Knotenpunlt  ber  StantBbahn- 
linien  SKüncben  - Bantberg  - 
£)of,  G.-®rÄfenberg  unb  G.- 
(ier  jogenaurad),  280  m ii.  SR., 
beftebt  auB  ber  Vlltftabt  unb 
ber  SReuftabt.  Ser  febönfte 
©laftiflberSRarftpIaft,  Woran 
baB  ehemalige  Sd)loft  (je(it 
UnioerrttätBgchäube)  unb  baB 
SRatbauS  liegen,  unb  auf  bem 
baB  1843  bei  fficlegenheit  ber 
Säfularfeier  ber  Uniberfität 
enthüllte,  ton  Schwanthaler  mobeHierte  Stanbbilb 
beB  SRarfgrafen  Sriebrid)  nou  Bapreuth  unb  ein 
Kunjtbrunnen  flehen.  Stuf  bem  Vlltftäbtcr  (u'ljniarlt 
erhebt  fid)  baB  Kriegerbetifmal , auf  bem  Kaifcr-Cil- 
belmS-©laft  baB  Scnfutal  Kaif er  ©ilhelmB  I.  unb  auf 


Soppen  von 
(Er  (an  gen. 


51 


Gilannerbtau  — (Sr  (au. 


!a  SaitMtbplah  ba8  Strmbfcilb  b eä  UniDerfttätS* 
w'tfmä  fcetj.  Unter  ben  gottcdbirnfllidjcn  ©cbäu* 
tat  16  crcmgeliidje  unb  eine  fath.  Strebe,  eint  Sgn* 
cengei  iü  bic  neue  Stabttrrd)e  mit  68  m f)£>f)em  Surai 
iersersubebm.  Sort  anbem  ©ebäuben  jinb  ju  er* 
litaat:  baä  StoUcejiemjebäubc  im  Scblojjgarien,  bie 
•ctoie  ber  ?,ur  Um.oerntdt  gehörigen  fpilfäanftalten, 
let  Stboulenfaal.  baä  ©cfjauipiolbauä  tc.  Semerfcnä* 
snt  nt  aud)  baä  marmorm  Äanalbenfmal  (Don 
cteratbater,  \eit  1846),  bie  Serbinbung  bcrSonau 
ai:  tan  SKain  barjteücnb.  Sie  3af)l  ber  GinWobner 
beträgt  uwo>  mit  ber  ©amifon  (ein  3nfanteriercgi* 
dich!  Sfr.  19  unb  ein  fjelbartilleriercgintent  3fr.  10) 
Ä963  Seelen,  banon  15,334  Gpangelifcfjt,  6639 
iitbolifen  unb  198  3uben.  Sie  3 n b u ft  r i e ift  Der» 
trara  turd)  Spinnerei  unb  Sieberei,  eine  gabrif  für 
8lci,  Spiegel  unb  3'nnf°lten,  (mt  eleftrotedjnifd)« 
sein!,  eine  ©ortefeuiüe»,  Sdjrcibwaren*  unb  Rar* 
tenaogenjabrif,  gabrifatiou  Don  Sürftcn,  Gtfenbein*, 
fjont*  unb  'IKetallioaren,  tpanbidjubmaehcrei , ©!üt)* 
Irambuftrie,  Bierbrauerei  tc.  Unter  ben  8 i I b u n g « » 
wtb  anbem  öffentlid)en  Wnftalten  nimmt  bie 
1743  Dom  ©iarfgrafen  griebnd)  Don  Sapreutb  ge* 
ftiftite  UniDerfität  ben  erften  SHang  ein.  Sie  3°bl 
ber  Sonnten  betrug  1909/1903  : 67,  bie  ber  Stubie» 
renben998.  ©itt  ber  UniDerfität  itt  Serbinbung  iteben 
tu«  Cibiiotbef  mit  216,000  Sänben,  eine  geoloaifdje, 
miueralogifdje,  joologifcbe,  anatomifdje  unb  9Xün)* 
iaimulung,  ein  ibranfetibauä  unb  6 anbre  tlinifdlc 
Anital'.en,  ein  pbatuintoIogi)d)e8 , ein  pbbftfalifcbeä 
unb  ein  jootogifebeä  3nftitut,  ein  Dotanifd)er  ©arten 
mit  betaniiebem  3nftitut  ic.  Sonft  f)at  G.  ein  ®t)m» 
raitunt,  eme  Scalfdiule.  eine  .V)ebammenjd)ulc , eilt 
Settungsbauä  (in  Sucfenbof),  eine  Srcisirrenan* 
italt  :c.  Son  Scbörben  haben  in  G.  ihren  Sij> : ein 
Srnrfäamt.  ©mtägeriebt  unb  ein  gorftamt.  3>>  ber 
Sät);  berSurgberg  mit  fdjöncn  Anlagen  unb  bem 
Sebießbaub  fouue  ber  beliebte  Wuisflugäort  3i  n t ä ■ 
btrg.  — 6.  (früher  Grlottgen)  ift  alt  unb  gehörte 
lsnu  Siaben-,  • ober  Stcbnißgau.  Gä  tarn  970  an  baä 
Sistum  Sürjburg  unb  1017  an  Samberg  unb  er* 
hielt  1046  tine  Surg.  1361  warb  G.  an  Söhnten 
Oe  rf  au  ft  unb  1398  jur  Stabt  erhoben.  1416  loavb 
biete  an  ben  Surggrafen  3obann  III.  Don  3!ümberg 
cerpf.mbet.  Sie  (Reformation  warb  hier  bereits  1626 
ringeführt  Unter  ©farfgraf  fUbredjt  ©Ifibiabeä,  an 
bra  G-  1541  gefallen  mar,  würbe  eä  2-4.  ©fai  1553 
opn  ben  Sfürnbergem  geplünbert.  3m  Sretßtgjäb* 
rigen  Kriege  warb  G.  1631  Don  beit  Schweben  Der* 
hetrt  unb  1632  Don  ben  Bäuerlichen  überrumpelt  unb 
utebergebrannt  1791  (am  eä  an  ©reußen,  frei  1807 
mit  bera  fjürftentum  Sanreuth  an  fj  ranfrei  dt,  ober 
idum  1810  att  Sägern.  G.  ift  ©eburtäort  ber  9iatio* 
wlöfoturmen  4t.  3iau  unb  9lb.  Saqncr,  beä  ©bbfiferä 
S.  Cbm.  beä  ©falerä  Sf.  tpaaq  unb  war  langjähriger 
Ätrfenthaltäort  ber  Sichler  ©liefert  unb  ©laten,  ber 
©bttoiopben  giebte  unb  SrheHing.  Sgl.  üammerS, 
Stadndjte  ber  Stabt  G.  (Grlang.  1841);  Stein  unb 
2.  ©JüIIer,  Sie  ©efchichte  bon  G.  in  ®ort  unb  Silb 
(bat.  1898). 

Grlangerblan,  f.  Scrlinerhlau. 

«SrUh,  tm  weitern  Sinne  jeher  ©ergebt  auf  irgenb 
em  beut  ®er;id)teuben  juftehenbeä  Siedit;  im  engem 
»ber  etgemltrhm  Sinn  aber  ber  Serjicbt  auf  cingor* 
berungnerht.  ber  burd)  ben  ©bfcbltiß  eineä  auf  9luf* 
Vbung  ieneä  ©echte  gcrithteten  Sertragä  (Grlaß* 
•ertrag*)  bewirft  Wtrb.  Säfjrenb  ein  foldjer  G,  ittt 
bmurfien  Sfedjt  an  beftimmte  gomten  aebunben  unb 
DMtemluh  äut  Aufhebung  einer  burd)  Stipulation 


begrünbeten  gorbemna  ber  Ubfchfufi  einer  ©egen* 
ftipulation , einer  fog.  2tt;eptilattrm  (fomteUer  Schulb* 
erlaß),  nötig  war,  bebarf  ber  Grlaßoertrag  nad)  bem 
Sürgerlicfccit  ffiefeßbud)  (§  397)  feiner  gorm  mehr. 
Über  bm  G.  einer  Strafe  im  ©nabenwea  f.  Scgna* 
bigung.  — G.  bf>Bt  and)  eine  ohrigteitlidje  Verfü- 
gung ober  Sefamuntachung,  namentlid)  einer  hohem 
Sehörbe. 

Grlaftiahr,  baä  Sa6hat»  ober  3ubeljabr  (f.  b.). 

©rlaftfiiitbc  (läplicbe,  Safefünbe,  Peccatnm 
veniale),  nach  ber  tönt.  ftird)enlcl)te  eine  nid)t  not* 
wenbig  burch  baä  Snfrantent  ber  Seichte  ju  tilgenbe 
Sünbe ; hei  ben  ©roteftanten  eineDerjeibbare  Scbwadj* 
heitäfiinbe  ber  SJiebergcbomen.  Sgl.  Sünbe. 

(Srlau  (ungar.  Gger,  lat.  Agria),  Stabt  mit  ge* 
orbnetettt  ©fagiftrat  tm  Ungar,  fiomilat  tpeoeä,  liegt 
iwifcbm  ffieingarten  uttb  Sergen  im  Sol  beä  Gger* 
fluffcä  unb  ift  Gnbftation  ber  3>feigltnte  güjeä* 
31bonh-G.  G.  hat  7 fttöfter  unb  12  SVirdicn,  barunter 
bie  Don  Grjbifchof  Sabiälauä  ©tjrfer,  bem  befonnten 
Sichter,  1837  mit  800,000  ©ulbett  Sofien  im  gried)i* 
fdjen  Stil  Don  tpilb  erbaute  prachlDoüe  StatlKbrale 
(100  m lang,  64  m breit,  mit  40  in  hoher  Kuppel, 
Sodjaltarbilb  Dott  Sannhattfer,  Saäreliefä  Don  Ga* 
iagranbe  uttb  inqjofanler  Steppe  doii  18  in  Steile); 
ferner  bie  Sanitber.jigcnfircbe,  gegen  über  eilt  Ihüiurett 
auä  ber  Sürfettteit  uttb  eine  gited)ifthe  Strebe.  Se* 
beutenbe  ffleböube  ftnb:  bie  er.jbiichöfüdie  ßiefibenj, 
baä  Shjeum,  baä  Giflercimferfloftcr  fatttl  ©t)ninafium, 
baä  Somitatäbauä.  Semiitargcbäube,  baä  neuerbaute 
StabtbauS  unb  Shtater.  G.  jähll  (lDou  25,893  ma* 
gparifdie  (meifl  röimjdj  fath  iGutwohiter,  beftßl  nteh* 
rere  Öclbinflilute,  rege  ©ewerbtäligteit  (eine  Sampf» 
mühle,  Saba(fabrif)  uttb  berühmten  ©Jctnbau  (9iot* 
wein).  G.  ift  Siß  eineä  GrjbiätumS  mit  ©ich  opoli* 
tantopitel,  beäftomitatä,  eineä  ©cridjtähofä  unb  einer 
ginanjbireftion  unb  hat  eine  Sternwarte,  3 Spilä* 
ler,  2 alauubaltige  Warnte  Säbcr,  einen  erjbifchöf» 
liehen  ©arf  unb  heruorragenbeSchranilallen  (ein  erj» 
biid)öflid)eä  Seminar  unb  eine  ergbifch&fliche  Siechlä* 
alabetnie,  beten  Sibliothef  über  60,000  Sanbc  unb 
400  ©fanuffripte  in  38  Sprachen  enthält,  ferner  ein 
Giftetcicnfer*Cberghmnafium,  eine  Cbencaljchule, 
eine  üehrerpriiparanbic  uttb  ein  3nititut  ber  Gng» 
lifchen  gräuletn).  Sen  Selben  Dom  3-  1552  würbe 
1902  ein  Scnhnal  errichtet.  — Ser  Ort,  ber  früh 
Stabtrceble  erhielt,  würbe  1242  Dott  ben  Salaten  ,)cr* 
f!5rt,  1261  toieber  aufgebaut  unb  befefligt  unb  1552 
Don  ben  Dämonen  unter  ©nfiihrung  beä’  SBefträ 
©hmeb  Dergebenä  belagert;  13  Stürme  hielt  ber  ge- 
feierte £elb  Stephan  Sobö  hier  auä,  unb  fclbil  bie 
grauen  beteiligten  jtd)  tapfer  att  ber  Saleibigttng. 
1596  belagerte  Sultan  ©fohatitttteb  III.  G.  bret  So» 
eben  lang  mit  200,000  Sfarot.  Schon  rücfte  Grj» 
herjog  ©cafimilian  jum  Gntfajj  heran,  unb  bie  Sur- 
fen wollten  bereitä  bie  Sclngerung  aufgeben,  alä 
bie  Saüonen  unb  Seutfchen  bie  Stabt  übergaben. 
G.  blieb  nun  unter  ber  $?err[d)aft  ber  Cämanen,  biä 
eä  1687  burd)  ben  faifcrlichen  General  Garaffa  wie* 
bererobert  Würbe,  ©achbcm  eä  bei  bem  ©ufflattb  ber 
Ungarn  unter  ©dföcjl)  itt  bie  ©ewalt  ber  jnfurgeit* 
len  gefallen  War,  warb  eä  2.  Sej.  1710  uon  bem 
faifcrlichen  General  Gufani  bcfcjjt.  G.  Derbattfl  feine 
Sebeututig  beut  angeblich  Pom  heil.  Stephan  1009 
aegrünbeten  Siätum,  baä  1804  juttt  Grjbtätum  er- 
holen würbe.  Sie  SJuinen  beä  alten  Sd)loffeä  auf 
bem  geftungäöerg  Hub  burd)  Grjbifthof  ©ßrfer  itt 
einen  Statoarienberg  mit  freunblidjen  Vlnlagen  Der» 
Wanbelt  worben,  in  beten  9fäf)c  ftch  ein  Grabgewölbe 

4* 


52 


erlaubt  — Grle. 


mit  bem  ©rabftein  beSJielbenUwhö  unb  bcm  ermähn« 
tcn  Hirlbenbcnfmai  brjinbet.  VI n ber  Stelle  ber  Bon 
König  Stephan  bem  ^eiligen  erbauten  Malhebrale  er- 
bebt fteft  auf  einem 'Cfeilerfragntent  bie  1835  errichtete 
©ilbföule  biefeS  Königs. 

(Erlaubt  bat  ein  SRemtpferb  io  unb  fouiel  Silo,  bie 
c-3  nad)  in  ber  ©ropofitioit  Borberge[ebenen  ©rünben 
»roeniger  ju  tragen  bat*,  alä  eS  nad)  ber  ©elniibtS- 
ftala  ober  fonil  eigentlich  cu  tragen  bätte.  3»t  Xrab- 
rennfport  bejiebt  ftd)  bie  SrlaubniS  auf  bie  $i|'tanj, 
3.  St.  -0  m e.  bebeutet  20  m Sorgabe.  Sql.  ©ptra. 

(?rland)t  (entftnnben  auS  »erleuchtet«),  (onftiitel 
ber  regierenben  SHcicbSgrafen.  $urd)©unbtSbefcbluf| 
Born  13.  gebt.  1820  ift  biefeS  ^räbitat  ben  fräuptem 
ber  nonunlS  reidjSftänbifcben,  feit  1806  ntebiatiüerten 
gräflichen  gaitiilien  Berlieben  worben.  $od)  fann 
jeber  bcutidje  Souuerän  baS  ©räbitat  auch  anbern 
beBorjuaten  Säerfonen  Bedeiben.  3n  altem  Urtunben 
Werben  bie  ©räbifate  ®urdjtaud)t  (f.  b.)  unb  ®. 
nlS  gleiebbebcutenb  gebraucht ; jejjt  ift ®urcblaudjt  nur 
baS  ßbrenpräbifat  jürftlicber  i!erfonen. 

tSrläntcnmg,  f.  erflnrung.  ffi.,  als  gleichbebeu* 
tenb  mit  Interpretation,  f.  unter  SluSlegung.  6. 
eines  ©arteiuortragS,  f.  Declaratio  libelü;  E. 
beSUrteilS,  f.  Declaratio  »eutiutiae.  — Vluf  KrofiS 
gibt  bie  CS.  (SfcnBoi)  unter  Sieberonfübrung  ber 
©udiitaben  auf  ber  3eicbnung  bie  Scuppenflellungen 
unb  -Sdoegungen  fomie  ©emerfungen  über  baS  ©e 
länbe  näher  an. 

. ©rlbach,  lorf  in  ber  fäd)f.  Kreis!).  3wicfau,VI  mtSb- 
CKmiß,  bat  eine  eßanq.  Studie,  Cberfövftcrei,  gabri- 
lation  non  5'olj-  unb  SRcffingbiaSinftrumenten,  '-Bier- 
Brauerei  unb  a«oo)  2389  Ginro. 

(?rlc  (ßllcr,  Elfe,  Ainus  Tourn.,  hierju  Jafel 
»Erle  I u.  II«),  ©attuitg  ber  ©etulajeen,  ©äume  unb 
Sträucher  mit  geftielten , länglichen , runblid)en  ober 
tter.ifömiiqcn,  aejabnten  ober  gefügten  '-Blättern,  meift 
geftielten  Haubmojpen.monöjifdienSlüteninKäßchen 
unb  edigen  grüdjten.  14  Vlrtcn  auf  ber  nörblidjen 
£ialbhigel.  3>ie  gemeine,  rote  ober  fchwarge  @. 
(SHoterle,  Scbmarjerle,  Urle,  Ainus  ulutinosa 
L.,  f.Iafel  II  unbSafel  »Saubbäume  im  Sinter  II«, 
©b.  2,  bei  ©.  473),  ein  fchlanfer  Saum  oon  4 — 25  m 
höhe  mit  buntler  SRinbc,  unbehaarten,  in  ber  3ugenb 
Uebcrigen3weigen,  runblichen,  auSgefd)  Weift  gemahn* 
ten,  nur  im  Süinfel  ber  'JlerBenüfle  bärtigen,  geftielten 
©lüttem , finbet  fleh  in  ganj  Europa  bis  etwa  65° 
nörbl.  ©r.,  in  ©orbafrifa,  auch  in  Sibirien.  Sie  fteigt 
in  ben  füblichen  Vlipen  bis  1200,  felbft  1300m  ©feereS« 
höhe,  am  £>arj  bis  600  m.  Sit  E.  liebt  naffen,  bu- 
ntuS reichen  ©oben,  ift  baljer  eine  treue ©egleiterin  ber 
Stäche  unb  glüffe  unb  bilbet  namentlich  tut  norböft- 
lidjen  $eutfd)lnnb  (Spreewalb,  Cberbmih,  Cilnebur- 
ger  §eibe,  Oilpreujicn),  in  ben  haltiidien  ©rooinjen 
unb  in  Ungarn  bie  Erlenbrücfcer,  m bentn  bie  ge- 
Wöhnlid)  Weitläufig  ftehenben  Säume  aus  iumpfigem 
©oben  heruorwachfen.  3bre  ftronenabwölbung  be- 
ginnt mit  bem  20. — 80.  Jfaljre;  fpäter  jeigt  fie  nur 
langfamen  3uWach8,  erreicht  aber  auf  gutem  Stanb« 
ort  m 80 — 100  fahren  einen  runben,  ooüboljigen 
Stamm  Bon  25  m höhe  bei  60—90  cm  Turchmeffer. 
Sie  befißt  eine  lange  anbaltenbe,  große  SliiSfeblagS* 
fiihigfeit.  namentlich  am  SBunclftod,  wäbrenb  ihr  her 
SBurjelauSfchlag  faft  gänzlich  abgeht.  3>aS  §oIj  ift 
weich,  leid)t  fpaltbar,  feft,  jiemlid)  grob,  frifeh  gehauen 
gelbrot,  nach  bent  SErocfneit  bell  roitrot,  im  Saffcr 
lehr,  imJrodncn  wenig  bauerhaft.  $ieß.  leibet  nicht 
feiten  burd)  Sinbbrucb  unb  burd)  ben  Erlenrüffel- 
[äfer  (Cryptorhyuchus  lapathi),  beffen  Harne  im 


fcolj  lebt;  Bon  Jfranfheiten  Wirb  ber  Saum  bagegen 
(aum  heimqefucbt.  Ulan  benußt  Grlenljolj  ju  Saf- 
ferbnuten,  ©ntnnenröbven.  SSafferleitungen,  §olj* 
idmhen,  3U  Sifd)ter-  unb  Slrtchfl  erarbeiten,  ju  Silrften, 
3igarrenfiften,  Spielmaren  ic.,  Borjüglid)  aber  olS 
©rennholj;  bie  Erlemnafer  fleht  berjenigen  ber  SBirfe 
unb  ber  iRüfter  wtnig  nach;  bie  Sinbe  bient  in  Sla- 
wonien unb  einigen  Orten  9iuftlanbS  jurn  ©erben, 
gelegentlich  auch  311m  gnrben.  $er  Same  ernährt  im 
Sinter famenfreffeitbeSögel.  CEie graue (£. (weifte, 
weißgraue  ober  rote  Ci.,  A.  incana  L.,  iafcl  II, 
gig.  10)  hat  fletS  behaarte,  nie  fieberige  3weige,  breit 
eüiptifche,  boppclt  gejahnte,  anfangs  burchauS,  fpäter 
nur  auf  bem  SfiitielncrB  unb  feinen  hauptäften  ber 
grau*  ober  etwas  blaugrünen  Unterflädjle  behaarte 
©lätter  unb  eine  glatte,  filbergraue  Siutbe,  ift  burdi 
faft  ganj  Europa  unb91orbaften,auchin3!orbamerifa 
Perbreitet,  geht  Weiter  nach  Slovben,  fteigt  im  ©ehirge 
höher  als  bte  Porige.  Sie  wädift  meiftenS  ftrauchartig, 
erreicht  aber  als  ©aum  eine  ^öhe  Pon  10  m.  Sie  liebt 
Weniger  naffen  ©oben,  gebest  aud)  an  ©erghängen 
unbÖSebirgsfämmen  unb  treibt  jablrcicheSurjelbrut. 
CHaS  ^lolj  i]t  heller  als  bei  ber  Porigen,  etwas  feiner  unb 
bichter,  feinjeüigcr;  frifeh  gefällt  riecht  eS  nach  ©füh- 
ren. ©fan  beniißt  eS  wie  baS  ber  ilfoterle.  Sie  Seift- 
erle  fpiett  in  ber  norbifdjen  ©fljthotogie  eine  groi;e 
Solle:  auS  ihr  ging  bie  grau  beruor,  aus  ber  6fche 
ber  ©fann.  Sandalen  beiber  Vlrlcn,  aud)  foldje  mit 
tief  gelappten  ©tattern,  fowie  einige  frembtänbifehe 
Vtrteu  Werben  als 3iergeljö!3e  fultiuiert.  ®ic Vllpcn- 
erle  (®erg-,  Sirfeiicrle,  Sroffcl,  A.  viridis 
D.  C.),  ein  hübfdjer  Strauch  Pon  2 — 4 m fjöbe,  in 
ber  Kultur  bisweilen  ein  Heiner  ©aum , hat  in  ber 
gugenb  behaarte  3weige  unb  einenbliche,  rautenför- 
mige, unregelmäßig  getagte,  aufbeibongfächcngteich- 
farbige  ©lätter  unb  fleht  in  eigentümlicher  Seife  jWi- 
idjen  ben@attungeu©irfc  unbß.  3inS>abituS  gleicht 
fie  ber  leßlem,  wäbrenb  bie  ©njdbeiten  ber  Ölüten 
mehr  ju  ben  ©irfen  hinneigen.  Sie  wädjft  in  Ber- 
fdjiebenen  gormen  auf  ben  WIpcn,  Karpathen,  aueb 
im  3ura,  Schwarjwalb,  ©öbmerwalb,  in  Vtficn  unb 
©orbamerifa  unb  bilbet  auf  ben  höchften  ©ebirgS- 
lämmeit  gewiffennaßen  ein  HaubholjfeitenftM  jur 
Krummboljtiefer.  j>a8  ^talj  ift  weiß,  jäh,  mittel- 
mäßig hart  unb  bient  als  ©rennholj. 

gorftwirtfebaf tli^e  ©ebeutuna  befißen  für 
©iittdeuropa  bie  ©(hwarjcrle  als  ber  Salbbaum  ber 
feuetiten  Seufen  unb  bes  ©rucbbobcnS  im  norbbeul- 
(d)en  glachlnnb,  bie  Seifjerle  überall,  wo  man  fdineU 
bebeutenbe  Sfaffen  geringen  ©rennboljeS  erjieben 
min,  in  ben  feinhlen  Schluchten  ber  ©erglänber  fo» 
mohi  als  aud)  auf  ben  troefnem  ©oben  bcS  Sorge- 
birgeS  unb  glachlanbcS.  Die  befte  fflemirtfchaftungS- 
art  für  Grlenbeftänbe  ift  ber  Sfiebermalbbetrieb.  Sin- 
jelne  im  fcocbmalb  jerftveut  liepdibe  ßrlcmiieberungen 
merbdt  gemöbnlid)  in  Serbinbung  mit  ben  fie  um- 
geben  ben  iiodimalbbeininben  in  bci'flrt  beumtirf)aftet. 
baß  fte  bei  ©elegenheit  ber  periobifchen  $urd)forftun- 
gen  mit  abgetrieben  merben.  ®er  iiicb  in  ben  Srlcn- 
niebermalbungen  erfolgt  meift  bei  grojt,  ba  bie  ©rüchcr 
fonft  nicht  jugänglidifinb.  5)ie  Kultur  ber  Schmarjcrle 
erfolgt  am  beften  burd)  ©flanjung.  ©Jan  erjicbt  bie 
©flaujen  in  befonbeni  Saatlämpen.  gaft  jebeS  3ahr 
bringt  Samen,  ber  jeboeb  nur  ein  3at)i'  lang  feitu- 
fähig  bleibt,  ©fan  famntelt  ihnCnbeSooembcr.  1hl 
Samen  rniegt  etma  30  kg.  5>er  Same  mirb  meift 
breitmürfig  gefnt,  auf  1 Vir  1,5—1  kg,  unb  febwacb 
mit  ßrbe  bebeeft.  Sie  SPanjiben  muffen  gegen  bas 
übcrmuchembe  ©raS  gefchüßt  merben.  Sie  ftnb  ein- 


Erle  I 


Schwarzerle  (Ainus  glutinosa). 

Konv.-  Lexikon , 6.  Au/l.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig. 


Zum  Artikel  Jirle". 


K 


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Erle  II 


Schwarzerle  (Ainus  glutinös»).  I.  Tricbspilzc  mit  den  nächstjährigen  Kätzchen.  — 2.  Männliche  Blütenkätzchen.  — 
3.  Vierzipfelige  einzelne  Blüte  mit  vier  Staubbeuteln.  — 4.  Weibliches  Blütenkätzchen.  — 5.  Weibliche  Blütenschuppe 
mit  den  2 zweiteiligen  Blütchen.  — 6.  Frucht.  — 7.  Reife  Fruchtzäpfchen.  — 8.  Entleertes  Fruchtzäpfchen.  — 
9.  Triebspitze  mit  drei  Knospen.  — 10.  Graue  Erle  (Ainus  incana),  Zweig  mit  Früchten. 


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53 


Grle  — ©rläfung. 

Stljffleifährig  bireft  auS  berSaatfdjuIeBerpflcmzbar.  leudjtungSlrei®.  Sit  3ntenfitäl  ker  E.  ocrbält 
tod)  oerihult  man  auch  ftarfe  ein*  obre  zweijährige  fid)  bei  ben  Körpern,  bie,  mit  btt  ©lanetcn,  ihr  Sicht 
Srtacpflinjlinge  rtod)  einmal  im  $flan}famp.  Sie  non  einem  gememfamen  3'ntralförper  (ber  Sonne) 
Seifierlen«  Sliebertualbungen  »erben  gewöhnlich  erkalten,  umnefe^rt  wie  bie  Guabratc  ihrer  Entfer« 
.n  12— 21iährigcm  Umtricb'bewirifchaftct.  Sie  21 l • nungen  non  kiefern,  bafjer  j.  8.  auf  3upiler,  ber 
penerte  iit  als  ©orlöuferin  tneiterer  gorftfultur  bei  fünfmal  Weiter  uon  ber  Sonne  entfernt  ift  al®  bie 
tei  fhfjorfhmg  fahler  §ochge6irg§j)rcden  wichtig.  Erbe,  bie  6.  '/»  non  ber  auf  ber  Erbe  ift  (ogf.  Erbe, 
Erle,S)auerfd)aft  im  Ureuis.Siegfcej.ilRünfter.ftrei®  S.  907).  — 3n  ber  djrifllidjen  Sehrfprache  bezeichnet 
Sdr.rtghaufen , zum  Siorfe  8uer  (f.  b.)  gehörig.  ber  VluSbnicf  E.  (lat.  illuminatio,  gried).  photismos) 
Prlenbad) , 3>orf , f.  Sinnne.  bie  ErWeilcnmg  beS  ©croujjtfem®,  bie  ber  'fflenfd)  im 

Erlenbab , SsJeiter  im  bab.  ftrei®  ©aben,  Vlmt  ©lauben  erfahrt,  fo  bnjj  ihmSinge  in  Sicht  liegen,  bie 
SSetn.  jicr  ©emcinbe  OberfaSbad)  gehörig,  am  junor,  als  ber  überfmnlid)en  ©eit  angebörig,  uniu- 
ÜBarzmalb , 158  ra  ü.  SK.,  ha*  eine  inbigerente  gänglich  Waren;  in  ber  proteflantifeheii  Sogiiiatif  bie 
huc  Jbenue  non  23°  mit  Sab,  Srauben-  unb  SBloi-  ■ ©irfungen,  bie  baS  btrufenbe  ©ort  juniiehft  in  ber 
Indur  unb  a«oo)  100  Einlu.  ErfenntniS  beS  SütiberS  übt,  ittbtm  eS  ihm  ein  inbi> 

Erleublattf äfer  , f . ©laltläfer.  , oibueHe®  ©erflänbni®  beS  ©egenja  pe®  non  Sünbe  unb 

Erlenbrud) , f-  Erle.  ©nabe  eröffnet;  unnennittelte  E.  ift  gleich  3nfpira» 

Erienbufd),  f^abrifborf,  f.  Sannhaufen.  ©ritt},  glufj,  f.  Slbler,  S.  113.  [tion  (f.  b.). 

Erlen  zeitig,  f.  3'0*8-  ©rliSgebirge,  f.  ©öbmijdjc  Stämme. 

Stier,  1)  Rrnni  E b r i ft  o p h , ©ilbbautr,  geh.  (?rlf einig,  fälfchlidjer  ©usbrud  für  Elfenfön ig, 
ä.Clt.  1829  ju  SHfjbübel  in  Sirol.  fam  1850  ;u  einem  eingeführt  non  S>erber,  ber  baS  bänifdjeffiort  Eller» 
fjoljiehniher  in  äufftein  in  bie  Sehrt,  befuchte  bie  bor-  fonge  (foniel  wie  elverkonge,  »Elfenfönig«)  auS 
t-.ge  Rricbenfehule  unb  mar  bann  eine  3eitlang  in  ber  3Äi&Bcrftänbni®  mit  ©.(nach  Eller,  »Erle«)  überfefjte. 
Solpdimferei  für  firchlidje  3wede  tätig.  3ut  Bort-  3*)m  folgte  ©oethe  in  iciner  ©attabe  »Ser  E.« 
<epmig  feiner  ©hibien  ging  er  nach  3nnSbrud  unb  Grloit  (jpr.  .enj),  ©raf  b’,  f.  Srouet  2). 
bann  nad»  SBien , wo  er  btS  1860  bie  ©fabemie  be«  ©tlöfet  (lat.  Salvator,  gried).  Soter),  bie  non  fei» 
fucf)te.  S>ier  entfaltete  er  im  ffnfd)lufj  an  bie  firchlidje  nem  ©erf  hergenommene  ©ejeichmmg  ber  ©erfon 
Sfulpturbe®  dJlittelalter®  eine  umfangreidjelätigfcit  3efn.  neuerbing®  befonber®  in  ber  Squle  Schleier- 
in  ber  ©u®fd)müefung  non  Sfirchen  u.  bgl.  gür  bie  macher®  beliebt;  f.  ßbriftologie. 
neue  Rirdje  in  EUtlerdjcnfclb  fertigte  er  Statuetten  ©rlöfcrorben,  gried).  Orben,  non  König  Otto 
non  Stolz,  für  bie  Rirdje  in  ©öslau  Sanbfteinfiguren,  1.  3uni  1833  «um  ©nbeitfen  an  bie  Sefreiuna  fflric 
für  bie  SubmeöhaUe  im  ©rfcnal  bie  Slarmorftatue  chenianb®  geftiftet,  für  3m  unb  ©uSlänber,  bie  fid> 
be®  ©rafen  9hfla®  Salm  (1871),  für  bie  neue  Kirche  entweber  in  bent  UuabbängigfeitStrieg  Dber  in  3n* 
in  ber  Srigittenau  fämtlicbe  beforatinc  giguren  buftrie,  Sankel,  {fünften  unb  ffliffenfehaften  auSge- 
(1873),  ebenfo  für  bie  ©olinlirche  bie  giguren  ber  jeichnel  haben.  Ser  König  ift  ©rofimeiflerbe®  Orben®, 
©poftel.  ferner  Statuen  für  ben  StepbanSbom , ba®  ber  fünf  Klaffen  hat:  @ro|sfreitje,  ©rofsfommanbeure, 
Stift  Öloftemeuburg  unb  ba®  Kathau®  zu  ©ien.  Rommanbeure,  Kitter  be®  golbenen  unb  3nhabcr  be® 
2)  ©eorg,  ©eid)icht8forfcher,  geb.  1.  3nn.  1850  ftlbernen  Kreuze®.  Sie  Seforation  befiehl  in  einem 
m Krögis  bei  äKciften,  fiubierte  ©eut)id)te,  warb  1873  wei|  emaillierten,  mit  berRönigSfrone  gezierten,  acht- 
Sehrer  am  Kifolaigbmnaftunt  in  Seipzig,  habilitierte  fpipigen  Kreuz,  ba®  auf  einem  grünen  Eidjen«  unb 
neb  htw  1881  für  ©efthiebte,  warb  1890  aufierorbent-  Sorbeerlranj  liegt.  3m  Slittelfdjilb  befanb  fich  frü- 
Itdier  fjrofeiior,  1892  orbentlicher  ©rofeffor  ber©e-  her  nom  ba®  gncthi[d)e  Kreitz  mit  ber  Utnfd)rift  in 
fdjichte  in  Königsberg  unb  Enbe  1902  in  HÄünftcr.  griechifcher  Sprache : »Seine  rechte  {jattb,  i>crr,  ift 
E.  gab  mehrere  «d)riftcn  Sietrich®  nonSBieheimff.b.)  nerljerrlicht  in  ihrer  Kraft«,  unb  hinten  ba®  ©ntitbilb 
betau®  unb  febrieb:  »Seutfche  ©efthidjte  non  ber  Ur»  be®  König®  mit  ber  Umfehnft:  »Otto,  König  non  ©rie* 
i Fi  bi®  jum  tflubgange  be®  Klittelalter®  in  ben  Er-  djenlanb».  Surch  bieStatutenänbening  nom  7. fing. 
Zahlungen  beulfd)er@ei<bidj!fd)reiber«  (Seipz- 1882—  1863  Würbe  ber  Ütittelfcbilb  bahin  geänbert:  auf  ber 
1881,  3 ©be.);  »Sietrich  öon  Jficheim.  Sein  Sehen  ©orberfeite  trägt  er  ba®  ©ilb  be®  S>eilanb®  mit  ber 
unb  jeine  Schriften«  (baf.  1887);  »Sie  SRatrifel  ber  Senife:  »Seine  rechte  S>anb  :c.«,  auf  ber  Slüdteite  ba® 
Umnerfttat  Seipzig«  (im  »Codex  diplomaucns  Saxo-  grieditidjc  Kreuj  mit  ber  Umfdjrift:  »Sie  IV.  91a- 
ci»e  regiae«,  baf.  1895—97,  ©b.  1 u.  2);  »®efd)id)te  tionalnerfammlung  ber  ©riechen,  abgehalten  juWrgo® 
ber  abenblänbifdhen  Kirchenfpaltung  non  ber  ©al)I  1829«.  Ser  Orben  wirb  an  einem  hellblauen,  loeif) 
UrharJ  VI.  bi®  zut  Berufung  be®  Konftanjcr  Kon  geränberten  ©anbe  getragen.  Sie  ©rofilrciije  unb 
Zils«  (Stutlg.  1901,  2 ©be.).  illud)  an  fflebharbt®  ©roBtommnnbeure  tragen  bazu  einen filbernen,  acht- 
»Sankbuch  ber  beutfehen  fficfchichte»  (2AHufI.,Sluttg.  fpipigen  Stern,  ber  gleichfalls  in  ber  äffitte  ba®  ©ilb 
1901)  ift  E.  mit  brei  9tbfd)nittcn  beteiligt.  be®  S>ei!aitbS  unb  bie  Senife:  »Seine  rechte  S>anb  ic.» 

(■^rltrWinb,  ein  im  3«ntal  nörblich  non  Kufftein  zeigt.  S.  Safel  »Orben  II« , gig.  4. 

»ebenber  Sinb.  ©rlöfung  (lat.  Kedemtio),  in  ber  Kirihenlehre 

(5rleud)tcte , ©-jeidmung  für  religiöfe  Schwär*  ftehenber  Karne  für  einen  entjeheibenben  fittti^-reli- 
mer.  bie  fed)  eine®  ihncnburchbeionbere®nabe©otte®  giofen  ©organg  innerhalb  ber  9Jfenfehh«t.  ber  beu 
iuleü  geworbenen  innem  Sichte®  rühmen,  oemtöge  Kern  atlc®  Ehri)*entum®,  ben 'KÜttelpunft  atler  diriit- 
teSm  |te  non  bem  gewöhnlichen  geilätncg  biopeiifcert  liehen  Sheologie  hübet.  E®  entfpricf)t  weientlid)  ber 
eridiemen.  etljtfchen  Sertiefung,  bie  ber  altteftamentluheKicffia®- 

(rrlcuehtung,  bie  Erhellung  eine®  bunfeln  feim-  begriff  im  fflcijt  3etu  empfangen  hat,  wenngleich  non 
oeUdöruer®  burch  einen  lichtauaftrahlenben,  j.  8.  bie  ',’lnjang  an  an  Stelle  ber  Erwartung  einer  tnefjtani- 
E.  ber  ©landen  burch  bie  Sonne.  Sic  öröfjc  ber  E.  fdjen  Errettung  be®  ©olle®  3®rael  au®  ber  §anb  fei- 
ift  abhängig  non  ber  reiatioen  ©röhebe®  leudjtenben  ner  geinbe  (ngt.  Suf.  1,  71)  oielmehr  ba®  »Suchen 
«ab  bis  beilrahlten  Körper®,  bie  ffirenje,  hi®  ju  ber  unb  Erretten  beffen,  WaS  ncrloren  ift« , al®  ©runb» 
b«e  E auf  bem  bunfeln  Körper  reicht,  heiß*  ber  Er»  aufgabe  be®  SReffia®  eridjeint  (Slatth-  18,  11,  unb 


I 


54  Gmäitigunggbelilte  — drmeM. 


2uf.  19,  10),  bit  ©erfon  bed  SRefftad  jefbft  bah«'  un- 
ter ben  ©efidjtdpuntt  cined  »ErIöferd«ober»£>cilanbd«, 
fein  33crf  unter  bett  bcr  »ß.«  gcrüdt  Wirb  unbSüttbe, 
3cf)ulb  unb  Übel  als  bieSJiächte  crfcpeinen,  non  benen 
ber  gläubigen  ©cmeinbc  geholfen,  aud  beren  ©ewalt 
fic  lodgefauft,  b.  b.  erlöft  »erben  foU.  ©alt  ed  nun, 
bad  Sie  bcr  E.  ju  beftimmen,  fo  blieb  hier  freilich  für 
bie  Xntigfeit  ber  Jtircpenlebre  ein  weiter  Sfaurn  offen, 
beit  fie  and)  in  ber  Xat  nad)  Kräften,  wenngleich  ju 
»erfdjiebetten  gelten  mit  fehrterfd)iebenen2inicn  unb 
garben  nudgemaltbat  ©gl.bieArtifel:  »91mt Shrifti, 
Ebrifioiogte  unb  ©erföbnung«. 

('ermädjtignngabeliftc,  f.  Antragdbelift. 

©rman,  l)3ean'|iterre,  fcifioriter,  geh.  l.SRär} 
1735  in  töerlin  aud  einer  ©enfer  gamilie,  geft.  11. 
'älug.  1814,  ©rebiger  ber  fratigofifdjcn  öemeinbe  unb 
feit  1766  3>ireltor  beb  franjö|ifd)en  öpmnaftumd  in 
Berlin,  1792  (um  ^tifloriograpbcn  ber  oranbmhurgi» 
fchen  ®eid)id)te  ernannt,  feprieb  mit  Sleclam  bie  »Hts- 
toire  des  Rdfugiäs«  (Berl.  1782 — 99,  9 Sbe.).  ©gl. 
Ealel,  3ean  ©ierre  E.  (©cd.  1804). 

2)  ©aul,  ©bpfifer,  geb.  29.  gehr.  1764  in  ©erlin, 
geft.  bafelbit  11.  Oft.  1851,  ftubierte  SlaturWiffenfdjaf« 
teil,  warb  2ehrer  am  fraitjBfiichen  ©pmnaitutn  in 
©erlin,  1791  auch  an  ber  ftncgdfdjule  unb  1810  ©ro« 
feffor  bcr  ©bpiil  att  ber  Unioerftlät  bafelbft.  1810 — 
1 84 1 War  er  Sefrclär  ber  inatbematifcb-phpfifalifcben 
Klage  bcr  Atabemic.  Seine  gorfepungen  betrafen 
pomehntlid)  SBfagnetidmud  unb  Elcftrijitat,  aud) i Dptil 
unb  ©Philologie.  ©gl.  2)u©oid«9fet)monbin  beit 
AbpanMungen  ben  ©erlittcr  'ilfabeinie  1853. 

3)  ©eorg  Abolf,  ©bhfifer,  Sohn  bed  ttorigen, 
geb.  12.  fDfat  1806  in  ©erlm,  geft.  bafelbft  12.  5uli 
1877,  ftubierte  in  Serlin  unb  in  Königsberg  Slatur« 
Wiffenfchaften,  machte  1828 — 30  eine  Steife  um  bie 
Erbe,  um  ein  Step  mm  möglichl't  genauen  magneti» 
fchen  ©eftimmungen  für  ben  ganten  Unifreiä  ber  Erbe 
ju  gewinnen,  unb  fdjlofj  fid)  bid  yrlutfl  an  2>anjtcend 
magnetomctrifihe  Sypebition  an.  1832  habilitierte 
fid)  ®.  in  ©erlin  als  ©riuaibojcnt,  unb  1834  würbe 
er  bafelbft  ©rofeffor  ber  ©bbltf-  befchrieb  feine 
Steife  in  bem  Serf  «Steife  um  bie  Erbe  burd)  Storb< 
afirn  uttb  bie  beiben  Djeane« , bad  in  eine  biltorifebe 
(Serl.  1833  — 48,  3 Sbe.)  unb  eine  Wijfenfdjaftlichc 
Abteilung  (baf.  1835 — 41,  2 ©be.,  nebft  Atlad)  jer« 
fällt,  Auf  biefe  Beobachtungen  grünbete  ©aufj  (um 
erftenmal  eine  Xlieorie  besErbmagnctidniud.  3n  ben 
Sahrcit  1845 — 48  berechnete  E.  mit  £>.  ©cterfen  and 
ben  oon  ihm  gemeffenen  Setten  ber  uiagnetifchcn  Er« 
jdjeimingctt  bie  ibrer®efamtbcitamnäd)ftcnfommcn« 
ben  Serie  ber  Konstanten  ber  ©außfepen  Xbeorie  bed 
Erbmagnctidmud.  Seit  Dollftänbigere  ©runblagen 
ber  ©aujjfcpen  Sparte  für  bieErfcpemungcu  bed  Erb« 
magnetidmud  im  3-  1829,  mit  ©erüdfichtigung  ber 
Säfularucräitbcnmgen  and  allen  Dorliegcnben  ©c« 
obaeptungen,  hat  (5.  1874  im  Auftrag  bcr  faiferlichen 
Abmiralität  berechnet  unb  in  bem  Serf  »3)ie  ©runb« 
lagen  ber  ©außifdjcn  Xpeorie  unb  bie  Erfepeinungen 
bed  Erbmagnetidmud  im  3apre  1829«  (mit  ©cterfen, 
Serl.  1874)  bargeftetlt.  Er  gab  auch  bad  »Arcpio  für 
wificnfchaftlidje  Staube  Don  Üußlanb«  (Öerl.  1841 — 
1865,  25  Sbe.)  peraud. 

4)  Abolf,  Ägpptolog,  Sohn  bed  Dorigen,  geb.  31. 
Oft.  1854  in  ©erlitt,  ftubierte  in  2eipjig  unb  iit  feiner 
©aterftabt,  würbe  1883  guficrorbcntltcber,  1892  or- 
bentlidier  ©rofeffor  bcr  Sigtjptologie  att  bcr  Unibcrft« 
tat  unb  ifl  feit  1885  Xireltor  ber  ägtnfjtifctjcn  Abtei- 
lung bcr  föniglicpen  ©tufeeu  bafelbft.  (Irfdtricb:  »Xie 
©luvalbilbung  bed  Sägppttfepcn«  (2eipj.  1878);  «Sieit> 


ägpptifcpe  ®raminatif«  (baf.  1880);  «Xeutfchc  9Rc« 
bgiUeure  bed  1 6.  unb  1 7. 3afjrhunbertd  * (Serl.  1 884) ; 
«Äghpten  unb  aghptifched  lieben  im  Altertum«  (2ü. 
hingen  1886— 87,2©be.);  » S)ic  Sprache  bed  ©apprud 
Seftcar«  (®ötting.  1889);  «®ie®drchen  bed  ©apprud 
Scftcar«  (Serl.  1890);  »'Ügpptifche  ©rammatif«  (2. 
Auf!.,  baf.  1902);  »©efpriiebe  eined  2ebeitdmüben 
mit  feiner  Seele«  (baf.  1896);  »Aud  ben  ©apprud 
ber  tünig!id)en  ifltuicen  311  ©erlin«  (rufammen  mit 
3-Srebd,  baf.  1900);  »gauberfprüche fürSRuttcr  unb 
Sbinb«  (baf.  1901).  Augerbem  gibt  6.  gemeinfehaft- 
lieh  mit  ®.  Steinborff  bie  Don  ©rugfep  begrünbeie 
«geitfeprift  für  ägpptifdtc  Sprache  unb  Altertums« 
funbe«  peraud.  (£.  hat  ftd)  burd;  eine  piftorifebr  Be- 
trachtung unb  fritifdje  Unterfucpung  ber  ägpptijchen 
Sprache  unb  Altertümer  bie  gröjjtcnmiffenfdjaftlicheit 
©erbienfte  erworben.  Seine  Arbeiten  fiitb  auf  ben 
Derfehiebcnen  ©ebieten  bahnbreepenb  gewefetr. 
tfrinanridj  (Ermann rieh),  f.  Emmch. 
termatingen,  fjlctfcn  im  idinieijer.SUinton  ©hur« 
gau,  ©cjirf  Stcujlingen,  ant  Unterfee  (f.  ©obettfee), 
gegenüber  Sleicpenau  unb  an  bcr  Eifettbahnlinie  ßon« 
ftanj-Sinterthur,  mit  Sifchbrulanftalt,  ftarfer  gliche« 
rei  tn  ©angfifchen  (150  — 200,000  Stüd  jährlich). 
Seinbau,  Stiderei,  grembenDerfepr  unb  osoo)  1724 
Einw.  3n  berSiähcSchloä  öanrb,  Arencnberg  (f.b.), 
Solfdberg  unb  nnbre  2anb)itie. 

©rmcianb  (Erntlanb,  Varmia),  2anbftrich  itn 
preuf).  Siegbep  Äbnigdberg  (f.  Karte  «Dftpreupen«), 
umfaßt  bie  jepigen  pier  SVreije  ©raundberg,  öeiloberg, 
9Jöficl  unb  AUenftcin,  im  ganycn  4249  qkm  (77,1t 
0©(  ) mit  aooot  238,393  meift  fatf).  Eutwohnem. 
©>ie  Bewohner  fpreepen  eine  eigentümliche  beutfepe 
SSunbart,  im  S.  polmjd).  — ß.,  urfpninglid)  eine  ber 
elf  2anbfcpaften  bed  alten  ©reujjcu.  würbe  mit  biefent 
ootn  35eutfcpen  Drben  erobert  unb  lieferte  ben  Sinmen 
für  eind  bcr  Dier  Bidtümcr  bed  Crbeitdlanbed,  bad 
1250  gnnoseny  IV.  einrichtete.  35er  ©tfcpof  Don  ß., 
bem  Orbcn  gegenüber  fclbftänbig,  jtanb  bid  1354 
unter  bem  Er  jbifcpof  Don  Siiga,  trat  bann  unter  bie 
unmittelbare  Roheit  bed  ©apjted  unb  würbe  beutfeper 
Sieicpdfürit.  1466  burd)  bengriebett  Don  Xhorn  warb 
E.  jugleicpmit  ganj Seftpreugen polnifcp ; bcrBifcbof, 
©ictglieb  bed  polnifcpen  Senats,  patte  bad  Siecht , bei 
Erlebigung  bed  Xprotted  bie  prcufiiihen  Stäube  ju« 
fammenguhenefen.  1772  fatn  E.  an  ©reuijen.  Unter 
bett©ifd)öfen  Don®,  finb  bemerfendwert : Ttnead Spl« 
Diud  ©iccolomini  (1457 — 58)  unb  2>ofiud  (1551  — 
1579) , burd)  ben  bie  2anbfcpaft  E.  beim  Ratholiyid- 
mud  erhallen  würbe.  Sfod)  jegt  beftept  in  ber©rouinj 
Cjtpreufien  bad  fatpolifcbe  ©tdtum  S.  mit  bem  Sip 
in  grauettburg.  Sgl.  Sipler,  2iteraturgefcpichtc  bed 
©idtumd  ®.  (Braitndb.  1873);  ©öttieper,  Bau» 
unb  Kunftbenfmäler  ber  ©roDinj  Oftpreu gen,  2>ef 1 4: 
®ad  E.  (Äönigdb.  1894);  Blubau,  Obcrlanb, 
E.,  2anbeo«  unb  Solfdfunbe  (Stuttg.  1901);  Sud)« 
poly,  Abriß  einer  ©efepiepte  bed  ßnttlanbd  (Braundb. 
1903).  35er  feit  1858  mit  bem  Sif)  in  Sraunäberg 
beftepenbe  Serein  für  ffie[d)id)tc  unb  Allertumdfunbe 
Ermianbd  gibt  eine  geitfeprift  peraud  (bid  1902: 
13  Sbe.)  fowie  »Monument«,  UistoriaeWurmieusis« 
(3Raitt3  1860—64,  Braundb.  1866—72,  4 Bbc.). 

(rrmclief  (fpc.  (snu«a«n,  ©ebiet  im  Ungar.  Komitat 
Bipar  längd  bed  gluffcd  Er,  im  S.  eine  fruchtbare 
unb  3.  X.  fumpjtge  Ebene,  im  O.  ein  mcingffegneted 
$iügellanb.  2>ier  gebeipen  bie  berühmten  E r tu  c 1 » 
Ufer  Seine,  namentlich  tn Er-Sübdjeg (bem .'jmupt- 
orl  ber  Wegenb),  Er-SKipcilpfalDa,  ©iargila,  S,)alacd, 
Sjdfelphib  tc.  35ie  Dorgüglicpjie  Seinforte  ift  ber 


firmeltet  — 

Stillerer.  SXaS  <&.  wirb  Ben  ber  ErmeUffer  Eifen» 
ktstfo»3Rihrilt)falua-®roBwnrbein  unb  Sjäell)- 
Jl-äargita)  burdjfdjnitten. 

Ifmcnet,  Sjauptftabt  eines  Kaja  im  Sanbfdjaf 
Ji4di  beb  anatijd)  • türf.  SBdajetb  Vlbana,  1400  m 
W e«  (tnem  3uflu6  beb  oben!  ©ö!ju  (Kaltjfabnob) 
a falben  SÜlifien  gelegen,  in  queflen»  unb  walb» 
mhnScrggegenb,  mit  fd)önen  ©arten,  aber  fdjniuBig 
mb  «müh-  (s.  jdlilt  4000—4500  Ein»,  unb  liegt 
tcqobaian  gelSrocitibe  angelernt;  ein  faft  l'/iStunbe 
Imjet,  janfter  Slbfatt  angebauten  Sanbeb  führt  tum 
ging  !;mab,  wo  ein  neuer  Stabtteil  fief)  erhebt,  ipier 
lag  ia=  antile  Qcrmanicopolis,  Bon  bem  noch  einige 
'itbqrdber  erhalten  finb. 

EttnettonuiUc  cfpr.  etm’iwnsuno,  Xorf  im  franj. 
tewrt.  Ctje,  Vlrronb.  Senlib,  mit  (1901)  454  Eintu. 
Zii  Schloß  (Don  1650)  mit  fchönem  '(Jarf  toar  ber 
Sufenlhalt  3-  3-  IRouffeaub,  beffen  ©rabmal  ftd)  auf 
(inet  Bon  Rappeln  überflhatteten  3nfel  befinbet.  Ser 
toiüon,  tn  bem  Soujfcau  1778  ftarh,  ift  jerftört. 
2u  Überreife  tRoujfeaub  lourben  1794  iub  Sßarifer 
fianibeon  übertragen. 

E'rtncnt , Sampfcrftation  am  9hl,  f.  Vlrmemt. 
(rr^.Oiilidh)fatua  qpr.  &»uipUjf4lBa),  ©rouge» 
mentbe  hn  ungar.  Komitat  S3tbar,  int  fogen.  (erntellÄ 
(f.  b.),  an  ben  Eifcnbaljiicn  Scbrecjin-ojalmdr  unb 
iärogmarbein-E.,  mit  berühmtem  Seinbau  uttbueot) 
5575  manüariihen,  weift  reformierten  Einluohnem. 

6ini|(h,  Hubert,  iächf.  ©eichichtSforfther,  geb. 
23.  3nni  1860  in  Jorgau,  ftubierle  in  (Böttingen 
unter  ÖaiJ  ©efd)id)te,  nahm  alb  greiwilligerant  gelb» 
mge  1870  71  teil,  toirfte  1872  —74  alb  Sichrer  ber 
«rtnjen  Vlbotf  unb  Otto  ju  Shaumburg-Sippe,  toar 
bar auj  ilrchiDaifijtent  am  Staatäiirdjio  in  ©reblau, 
tourbe  1875  'Ävdtioar  am  .^auptftaatbarhio  ju  Sreb» 
ben.  1880  Vtrd)iBrat  unb  1898  SHegienuigörat  VI 13 
SRitberauägeber  beb  »Codex  iliplomicticus  Saxoniae 
regiae«  bearbeitete  er  baS  Urtunbenbud)  Bon  Ehern» 
mp  (Seipj.  1879)  unb  greiberg  (baf.  1883—91,  3 
fotoie  oon  ben  Urfunben  ber  SL'iarfgrafen  Bon 
Steigen  unb  Sanbgrafen  Bon  Xfjüringcu  bie  3afjre 
1381—1407  (baf.  1899  u.  1902).  E.  ift  feit  1880 
Öerauegeber  be<5  »9leuen  VIrd)iU3  für  Sähfifhe  ©e» 
idjühte  unb  Vlltertunibfunbe«  uttb  fchrieh  unter  an» 
Srrm:  »Stubien  (ur®etihid)te  ber  fäd)|ifh»böbntifhen 
©e jiebungen  146-4—147 1 « (Srebb.  1881),  »3) ab  fäd)» 
fiSihe  Bergrecht  beb  Slittelalterb«  (Scip.j.  1887)  unb 
»Inb  greibergcr  Stabtredit«  (baf.  1889),  »Sie  Set» 
tiner  unb  bie  SSanbebgeid)td)tc<  (baf.  1900)  unb  »Sie 
Xobnafhe  gthbe«  (Srcib.  1901). 

(Ermitage,  f.  Eremitage 

CEnnittcluiigOBcrfabren,  f.  Strafoerfabren. 

ßtmlanb,  f.  Ermdanb. 

<£rmrid)(Ermerih,6rmanaritb.Smelrid), 
aiujeijüdjf.  Eormanrie,  in  ber  Ebba  unb  tßulfutt» 
gafaga  Jormuitrefr,  in  ber  SSittinafaga  Ernten» 
ref  r).  im  ^elbenbud)  König  ber  Cftgoten  in  Spulten 
mnb  Cherfönig  in  Sein,  entehrte  Dbilia,  bie©emal|Iin 
irnteb  SSaridjatlb  Sibid),  worauf  ihn  bieier  aub  SRadie 
Äberretete,  feinen  ältem  Sohn,  griebridj,  in  ber  Sil» 
jen  Slonb  ju  enlfenben,  wo  berfelbe  umfam,  feinen 
jawürn  Sohn,  SReginfratb,  auf  einem  fd)led)ten  Schiff 
nach  Englentb  ju  fd)itfen,  um  Siha  Jung  einjuf  orbern, 
«nif  welker  gahrt  berfelbe  ertranl,  unb  feinen  brüten, 
Santfon,  alb  ber  Unzucht  mit  feiner  Sodjter  Berbäd)» 
*•8*.  ju  töten.  Vlujjerbcm  bewog  Cbilia  ben  König, 
Öw  Söhne  ieinei  Sruberb  4>arlung , bie  Wartungen, 
harten  pr  laffen  nnbeinen  anbem  Steffen,  ben  herühm» 
t*n  Reiben  Xieirid)  #on  tPem,  jur  glüht  nah  fett"' 


Entä^ruttg.  55 

nenlanb  ju  jWingcn.  3»it  5ilfe  Ejelb  fhlug  Xictrih 
jebod)  beit  König  famt  Sihih  in  ber  SHabenjhlnht 
unb  warb  fein  Siadtfolgcr.  Sind)  ber  alten  Überfidjt 
beb  Sagenfreifcb  im  tbelbenhuh  würbe  E.  Bon  feinem 
erhittertften  ©egner,  bem  getreuen  Edart,  erfhlagen. 
librigenb  laufen  bie  Sagen  beb  Jielbeiihucheb , ber 
Silhnafaga  (bie  Sibid)  iwiffa  nennt)  ic.  Berfhieben» 
artig  aubetnanber  (»gl.  3ormunref).  Ein  nieberbeut» 
fheb  ©ebiht:  »Koniue  Krmenrikea  dot<  (hrbg.  Bon 
©öbete,  ömino».  1861 ; wieber  abgebnidt  in  (lagcnb 
»^elbenbuh«,  £eipj.  1855),  befingt  in  ber  Siibelun» 
genftrophe  turj,  aber  BoltbmÄfjig  frtfh  bab  Eitbe  Enit» 
i-ihb.  ®ie  hiflorifhe  ^erfönlihfeit,  bie  beuiE.  ber^el» 
benfage  jugrunbe  liegt,  ift  König  ©ennanrih  (f.  b.). 
_ (?rmb,  rechter  Siebenflufj  beb  oierfarb  im  wiirttemb. 
ShwarjWalbfreib,  entfpringt  oberhalb  «ceburg  auf 
ber  VUb  unb  miiubel  nah  27  kra  langem  Stauf  bei 
Sietfartenjlingen. 

(Srniblebeu,  Stabt  im  preuB-  iRegbep  SKevteburg, 
ajlauäfelber  ©ebirgbfreib,  an  ber  Seite  unb  ber  Staatb» 
bahnlinie  grofc-Oueblmburg,  hat  eine  eBang.  Sirhe, 
Spnagoge,  Vlmtbgeriht.  SKaljfahrif,  Spiritub»,  Kall» 
unb  3'c9eü>rennerei,  äKiihlen  unb  a»oo)  2953  meift 
eBang.  Einwohner.  E ift  ber  ©eburtbort  beb  ®ih» 
lerb  ©leim.  3"  her  91cif)e  liegt  bie  halbjerftörte  Kon» 
rabbburg. 

ßrmiibuitg,  ber  ffuftanb,  in  ben  arbeitenbe  Dr» 
gane,  .j.  S9.  bie  Diublulatur  ober  bab  ©ehim,  nah 
langer  fortgefehter  Sätigteit  geraten,  unb  in  beut  fie 
jur  weitern  Vluüübung  ihrer  ilerrihtungen  nicht 
mehr  oollfommen  fähig  ober  unfähig  ftnb.  Sie  Ur» 
fahe  ber  E.  fehen  manche  in  ber  Vlnhäufung  Bon 
Stoffen  (Ermübuitgbftoffen),  bie  fitf)  bei  ber 
lätigfeit  ber  betreffenben  Organe  bilben,  unb  bie  einen 
fdjübiqenben  Eiufluf)  auf  iljre  Seiftungen  aubüben. 
3m  Siuhejuftanb  würben  biefe  Stoffwedifetprobutte 
burh  beit  Slutflrom  fortgefithrt  unb  unfhäblih  ge» 
mad)t  werben,  ein  ermübeteb  Organ  fih  alfo  wieber 
erholen  fönnen.  9!ah  anbent  ift  bie  E.  Berurfaht 
burh  ben  mit  ber  ®ätigfeit  ber  Organe  cinhergehen» 
ben  Serhrattd)  an  Spannträften  (Siff Imitation 
berlebeitbigenSubftanj).  Sei  mäBigerVlrheilb* 
leiftung  hält  bcrSiebercrfnJberBerhrauhtenSpann» 
(räfte  (Vif ftmilati oit)  Schritt  mit  ihrem  Konfum, 
bei  florieret  3nanipvuchnahme  cntfleht  aber  ein  iülifi- 
oerhältnib  jWifhett  Serbrauh  unb  SiebererfaJ,  unb 
bab  Organ  bebarf  erft  wieber  ber  SHulje , um  neue 
Spannlräjte  fammeln  ju  lönnen.  Sie  peripherifeben 
Vleroen  ftnb  faft  unermübbar;  bie  nerobfen  |)entral» 
Organe  bagegen  (j.  'S.  bab  ©cljiru)  fowie  bie  Sülub» 
fein  ermüben,  je  nah  ber  ihnen  jugemuteten  Vlrbeitb» 
leiftung,  fhneüer  ober  langfamer.  Vlm  teihteften  er» 
mübet  ein  anb  einem  lebcnben  Sier  aubgefd)itit!ener 
unb  niht  mehr  im  SefiJ  feineb  emährenbeu  SBInt» 
ftrontcb  befinbliher  SUiuofel , ber  burh  Slcipmg  jur 
Xätigfeit  (Kontrattion)  angeregt  wirb.  Sie  E.  beb 
©ebimb  mäht  fih  burh  üiuhehebürfnib , bie  ber 
SDlubleln  burh  ein  Spanmmgb»  unb  Shwädjegefühl 
(Erntübungbgefühl)  hemertlih-  Sgl-  9ßoffo, 
Sie  S.  (beutfh,  Seip).  1892).  S.  SRubfel  unb  Sternen. 

(grmübungbfurue,  bie  graphiih'  Sarfleümig 
beb  jeitlihenVlblaufb  berEnniibung  bei  einem  rht)th- 
niifh  tätigen  HRublel ; f.  Ergograph- 

ßrn  (Eren),  f.  Saucrnijauo  2),  S.  464. 

ßrnähcnng,  bie  ©efamtbeit  ber  phttfiologifheit 
Sorgänge,  burd)  weihe  bie  Drganibnten  bie  ju  ihrem 
Vlufoait  unb  ihrem  Se6enbuutcrhalt  erforbcrliheit 
Stoffe  aub  ber  Vtujjenwelt  aufitebmen  unb  nerarbei» 
ten.  ®ont  djentifhen  Stanbpunlt  aub  gcftallen  fih 


56 


Gritäßninfl  (bie  SJäprftoffe  beS  XierförperS). 


bicfe  Brojefje  für  fämtlftpc  Organismen  }U  einem 
außcrorbeutlidj  einfadjen  Kreislauf:  bic  Bffaitjen  (f. 
Ernäprung  bcc  Spanien)  oermögen  auS  Per  anorga- 
nifcpenSItatur  gewiffe  Subftanjen  )id)  anjueignen  unb 
ju  iöcftanbteilen  ipreS  eignen  Körpers  mnguroanbeln, 
wäprenb  bie  Xiere  ipre  Piapnmg  au-3  bent  BRonjen- 
rcid)  entnommen  (bie  fleifepfreffeiibenXicre  nur  mittel- 
bar) unb  bafür  bic  Dominien  DerPraucpten  Subftanjen 
an  bettSobcn  unb  bieSuft  jurüdgeben,  aus  benen  fic 
bie  BRauje  für  bas  organifepe  fieben  geuionnen  £)atte 
unb  wiebergewinnt.  Xie  BRanje  nimmt  auS  ber  Mt- 
ntofppäre  unb  auS  bem  ®oben  eine  Sieipc  anorgani- 
feber  Stoffe  uon  einfacher  cpemifcpcc  Könftitulion  als) 
9'aprungsmittel  in  fiep  auf,  jerlcgt  fie  unter  bem  Ein- 
flug beS  Sonnenlichts,  fdjeibet  aus  tpnen  ben  Sauer- 
ftojf  ab  unb  gruppiert  bie  übrigbleibenben  Elemente 
jener  Sjerbinbuttgen  fo  um,  baß  organifepe  Stoffe  uon 
fomplijierterer  cpcmifcpcr  Ronftitution  baraus  per- 
borgepen,  toäbrenb  it)r  Sauerftoff  an  bie  Mtmofppäre 
abgegeben  wirb.  Xer  Xierförper  bagegen  Wanbelt  bie 
auS  ber  Bflanjettwelt  entnommenen  organifepen  Stoffe 
Wicberumjn  einfachere  anorganifdje  ober  biefen  nabe- 
ftebenbe  Stoff  Derbinbungen  um,  inbent  er  fit  Der- 
brennt, b.  p.  inbent  fie  lid|  mit  bent  auä  ber  Mtrno» 
fppäre  eingeatmeten  Sauerftoff  Derbinöen.  Sie  Stolle, 
toelebc  bie  Bflanjen  im  Kreislauf  beä  Stoffes  fpiclen, 
ift  alfo  berjenigen  ber  Xiere  gcrabe  entgegenjefept. 
Senn  bie  BRanje  cvjeugt  aus  Koplenfäure,  Sajicr 
unb  Mmmoniaf,  bic  fie'auS  2uft  unb  öoben  auf- 
nimmt, Eiweißftoffe,  Sette  unb  Roplephbrate,  tnbem 
fie  gleiepjeitig  Sauerftoff  auSfepcibet.  XaS  Xier  ba» 
gegen  Derjeprt  bie  Einteijtftoffe,  bie  gelte  unb  Kopie- 
ppbrate,  jerfept  fie  mit  fcilfe  beS  eingeatmeten  Sauer  - 
floffeä  unb  erjeugt  babei  Koplenfäure,  Soffer  unb 
Mmmoniaf  (ober  einfache  MmmoniafDcrPinbungcn), 
bic  auSgefcpiebcn  toevben.  SDMt  biefem  Kreislauf  bcS 
Stoffes  gept  Ipanb  in  .fianb  ein  Kreislauf  ber  Kraft. 
Xie  afFnnilatorifdpe  Xätigfeit  beS  BRaitjenförperS  ge- 
fepiept  nur  unter  bem  Einflug  bcS  Sonnenlichts  unb 
eines  beftimmten  SSärntegrabeS;  bie  BRattjt  Der. 
brauept  Sänne,  bafür  aber  päuft  fie  in  iprett  Bro- 
butten  eint  entjprecpeube  Waffe  Don  Spannfräften, 
potentielle  Energie,  auf,  bie  fpiiter  wicbcr  in  lebenbige 
Kraft,  finetifepc  Energie,  umgefept  loerben  fann.  Sep- 
tereS  gefepiept  burd)  beitXierförpcr,  benn  inbent  biefer 
bic  als  Staprung  aufgenommenen  BRamenftoffe  Der- 
brennt, erzeugt  er  hnetifepe  Energie,  bie  teils  als 
Sänne,  teils  als  medjanifepe  flrbeit  beS  XiereS  in  bie 
Erfipeinung  tritt  (Dgl.  Energie,  S.  780).  Ein  organi« 
feper  Släprftoff  ift  baper  für  bie.E-  beS  XiereS  um  fo 
iucrtDoUer,  je  größer  bie  Summe  Don  Spannfräften 
ift , bic  er  reprafentiert.  Einen  SHaßftab  bafür  gibt 
bie  Sännemntge,  bic  ber  betreffenbe  Stoff  bei  Doll- 
(laubiger  Bcrbtennung  liefert  (Bcrbrettnungswärme). 

Xer  Xierförper  bebnrf  ju  feiner  E.  auep  anor- 
ganifeper  Biiprftoffe.  Solcpe  finb  freier  Sauerftoff, 
ber  mit  ber  atmofppärifcpcn2uft  eingeatmet  wirb  unb 
bie  BerbrennungSprojeffe  im  Körper  Dcranlaßt,  fer- 
ner baS  SBaffer,  bas  als  allgemeines  fibfungSmittel 
ber  übrigen  Körpcrbcftanbteile  bient,  tmb  enblidj  ge- 
loiffe  Salje,  namentlich  Rocpfalj,  ppoSpporfaurer  unb 
foplenfaurer  Kalt  tc. 

ttcbcutang  Der  einzelnen  iBäprftoftc. 

1)  Xie  Eiweißtörper  ober 'Broteine  finb  ftief- 
itoffpaltige  Körper  Don  fepr  fontplijicrlcr  tpentiftper 
51  onflitution ; ipre  3ufüßruttg  ift  unerläßlich,  weit  bie 
Bcroebe  beS  Körpers  großenteils  aus  ipnen  bejiepen, 
unb  ber  Organismus  beftänbig,  fogar  beim  jungem, 
Eiweiß  jerfept.  Eiweißtörper  finb  bie  teuerften  Don 


alltn  SRaprftoffcn ; eine  rationelle  E.  ftrebt  beSpalb 
bapin , niipt  mepr  Eiweiß  ,;u  Derjtpren , als  für  ben 
Organismus  crforbcrlicp  ift.  XiefcS  Quantum  ift  Diet- 
faep  überfepäpt  worben,  inbent  man  irrtümlich  mit 
Siebig  annapm,  baß  bie SRuSfelarbeit  wefentlicp  auf 
Koften  ber  Eiweißtörper  gefepepe,  wäprcnb  Kopie» 
ppbrale  unb  gelte  niemals  jur  MrbeitSleiftung , fon« 
bem  nur  jur  Säarmebilbung  bienen  foQten.  SBoit 
unb  Bettcnfofer  fanben  aber,  baß  auch  wäprenb  ber 
ftärfften  äRusfelarbeit  ber  Eiweißjerfall  im  Organis- 
mus niept  größer  ift  als  wäprenb  ber  9htpe.  Xanad) 
finb  alfo  nicht  bie  Eiweißtörper,  fonbern  bie  ftiefftoff- 
freien  92äprftoffe  bie  DueHeu  ber  iDfusfelfraft ; wenn 
aber  tropbem  eiweißreiche  Soft  bett  Organismus  ju 
größerer  Energie  befapigt,  fo  füprt  man  bieS  barauf 
jurilcf,  baß  nur  eimeißcetdic  Organe  energifd)  ui  fünf» 
tiouieren  Dennögcn,  baß  aber  embebeutenberEiwciß* 
gepalt  ber  Organe  nur  burd)  eine  DerpältniSmäßig 
roße  Eiweißjufupr  erpalten  werben  fann.  3tnmer» 
in  ift  bie  grage  nach  ber  Ouellc  ber  'JSuSfelfraft  unb 
bantit  bie  nad)  ber  Sebeutung  ber  Eiweißtörper  nod) 
nid)t  als  entfd)iebcn}ubctraditen.  SieuerbingS  ift  Wie- 
ber  Bflüger  gegen  bie  äiieptigfeit  ber  oben  bargelegten 
Slnfdjauungslueife  eingetreten. 

Slus  ber  3erfepung  bcS  Eiweißes  im  Organismus 
gept  eine  SRcipe  ftidftoffpaltiger  Brobuftc  pcrDor , bie 
burep  bie  Stieren  auSgefdjieben  werben ; baS  wieptigfte 
berfelben  ift  ber  ^arnftoff.  itici  gefteigerter  Eiweiß- 
jufupr  wirb  bie  ^mmftoffauSfcpcibung  Dcrntcprt,  um- 
gefeprtjerfept  ber  ßtmgcmbc  Organismus  nur  ge- 
linge SJtengcn  Don  Eiweiß;  ber  Organismus  jeigt 
alfo  baS  8e|lrebett,  tid)  feinen  Eiweißgepalt  ju  fupem. 
Übrigens  genügt  eine  SJfaprung,  bie  genau  fo  Diel 
Eiwetß  entpält,  wie  im  ^ungerjuftanb  jeqtört  wirb, 
amp  tticpl  aitnäpemb  jur  Erpalluttg  beS  Organis- 
mus; biefer  büßt  Diclmepr  unter  foppen  Berbältniffcn 
mepr  tmb  mepr  au  Körpemtaffc  ein  unb  gept  fepließ« 
licp  nid)t  Diel  fpäter  jugruubc  alS  bei  Entjiepung 
ber  ganjen  9tapnmg.  Ein  gleifcpfreffer  brauept  jum 
griffen  eines  felbfl  fümmerlicpen  XafeitiS  ntinbeftenS 
2Vintal  foDiel  Eiweiß,  Wie  feinem  ^ungcrumfajj  ent- 
fpri^t.  Ob  ein  SDtcnfd)  fiep  Dom  Eiweiß  allein  ju  er- 
palten  bermag,  ift  iweifelpaft.  gür  ben  gleifcpfreffer 
pabett  aUcrbiitgS  $oit  unb  BRüger  bewiefeu,  baß  er 
ftep  bauemb  mit  fettfreiem  gleifd),  alfo  mit  einer  Röft, 
bie  fnft  auSfcpIicßlicp  aus  Eiweiß,  SSaffcr  unb  Saljcn 
bejtept,  erpalten  fantt.  MtlerbiugS  muffen  bann  fepr 
große  gleifcpmengen  aufgewenbet  Werben. 

Xie  widptigften  eiweißpaltigen  StaprungSmittel  lie- 
fert uns  baS  Xieneidj  (gleifd,  SKild),  Käfe,  Eier); 
unter  ben  Segetabilien  finb  am  reiepften  an  Eiweiß 
bie  ©opnen,  ErPfen  unb  Cinfen.  3IÜM<ttsn  tierifcpcr 
unb  pilanjiitper  Koft  beftept  im  allgemeinen  ber  bc» 
merfeitSwerte  Unterfepieb,  baß  in  erftercr  bie  Eiweiß- 
förper,  in  lepterer  bie  Kopleppbrate  baS  Übergewidit 
paben,  ein  9<eröäItniS,  baS  felbfl  bann  nod)  fd)roff 
auSgefprocpcn  ift,  Wentt  beit  tierifdjen  Jiapningsmü- 
teilt  bie  eiweißreiepften  Segetabilien  gegeniibcqtcpen. 
So  befihett  j.  4).  100  ©ewicptsteile  Xrocfeiifubftanj 
ber  nacpfolgettben  Maprungomittcl  folgenbe  3ufam> 
menfepung ; 


9ta$ntng0mitte[ 

§ixot\% 

gelt 

ito^c^qbrate 

£fl[j  € 

lagere# 

89,4 

5,6 

— 

5.1 

PJrbfenm«^l  .... 

27,s 

0,8 

68,9 

8,o 

.... 

16,6 

0,9 

61,9 

0,4 

Xcn  Eiweißf  örpem  napc  fiepen  bie  I e i m g e b e n b e n 
Subftanjen,  woju  Dor  adelt  Xingen  8tnbegewebe, 
Scpnen  unb  Sepncnpäute,  Knorpel  unb  Kttocpett 


57 


ßirnäfjrung  (gette,  Koijlchhbrate  IC. ; Scrbauung  unb  0ieforp!ion). 

Mol  Übet  ben  ®ert  biefer  Subftanjen  für  bie  G.  günge , befonberS  beS  ©luiuntfaufeS  unb  bet  Setrc* 
tinb  btt  9lrtftd)Urt  weit  auöciitatiöer  gegangen,  bis  ttonm  feljr  }U  gefiihrben.  SDtc  fdjtocrftcit  fitanfbcitS- 
enigilltia  feftgeiteUt  Würbe,  bafs  berSeim  benGiWetft«  erfebetnungen  bei  ber  Cholera  beruhen  auf  ber  burd) 
tabiaudt)  bc-3  Organismus  ju  Berringetn  Bemtag,  bic  Bermel)  tuen  3)armnu8febeibungen  bewirften  ffiaf« 
Mb  n alfo  eitDeifterfpareub  Wirft.  ©an  Ceim  allein  ferocrarmmtg.  ©eidiltdte  ffiafferaufnaljme  Uemtelirt 
jibod)  cermag  ber  Organismus  felbfl  bei  genugenber  Borübergehenbbiefj>arnftoffauSfd)eibung;bieferGffett 
ga'nht  fuiftofftreicr  Siäbrftoffe  nicht  }u  ejiftieren.  fehlt,  Wenn  baS  SSaffor  ben  burd)  ftarfe  t'lnftrengung 
2)  $ie  Sette  ftnb  nädut  ben  ©iweifstörpem  bie  aber  rcichltdieS  ©djwijjen  entftanbenen  SSafferBerluft 
»crWoUftcn  9t8t)rftoffe.  SSir  haben  leine  Kenntnis  bc«  Körpers  beefen  muß. 

«stt  grunbiäglidjcnUnterftbtebcn  inberfliäbiwirfung  3(ud)  getoiffe  anorganiftbe  Saljc  (mb  für  bie  Cr* 
jBifdjen  ihnen  unb  ben  Kohlchtybraten  unb  nehmen  tjaltung  beS  Organismus  burdjauS  erjorbertids : ber 
oa,  baß  100  g gett  im  allgemeinen  baS  OMeid^e  leiften  OrgamSmuS  fann  fid)  mit  organifd)cr9!al)rung  allein 
nie  230  g Etarfemeijl.  KW  g gett  liefern  nämlich  nicht  erhalten,  Sind  bie  ©aljjufuljr  unter  etne  ge« 
bei  ber  Verbrennung  ebenfoBtel  SBärnte  wie  230  g mitte  ffirettje,  ober  wirb  fte  Böüig  aufgehoben  fsa'lj* 
Äohlehhbrat;  bie  genannten  SRengen  repräsentieren  buuger),  fo  gibt  berOrgattiSmuSoon  fehten©cmebcn 
iomil  ben  gleichen  GneraieWcrt,  b:e  gleichen  ERettgen  SÄineralbeitanbteile  ab,  unb  eS  treten  infolgebcifen 
con  Spannfraft:  fie  ftnb  tfob_t)nom.  3>ie  Seite  [chwere  gunftitmSftßrungcn  auf.  ©anj  befonberS 
»erben  int  CrganiStmtS,  fotueit  fie  nicht  olS  Körper«  finb  Ghlarnntrium  (Kod)falj),  Ralf,  Statt,  SJiagnefta, 
fett  jitm  2lnfah  gelangen,  ju  Koljlcnfäure  unb  Söaffer  Gifen  unb  ©fwöbborfäure  unentbehrlidjr  Slährftoffe 
oerbrannt,  unb  biefeSserbrennung  bient  hauptiächlid)  für  ben  OrganiStuuS.  Jtn  ber  Siegel  werben  bie  not  • 
ber  Särmebilbung.  Säen  Setten  fomrnt  aufterbem  wcubigenSaiäcbemKörpermitSäTnierunbberübri« 
e;n  fparenber  Ginftuß  auf  ben  GiWeißgerfall  tut  Dr«  gen  Jiahrung  in  einer  genügenben  ilicngc  geboten, 
ganiSmnS  ju,  inbem  bei  gleichseitiger  gufuhr  einer  nur  Kod)falj  pflegt  regelmäiiig  ber  Kojt  jugefügt  ju 
iiaiügenben  SKenge  Bott  Seit  ein  geringeres  Quantum  werben.  ®aä  lejjtere  ift  befonberS  bann  notwenbig, 
ran  (Eiweiß  im  Körper  jerftört  wirb  als  fonft.  SDaS  Wenn  bic  Sfafjrung  eine  Bcgetabiti}d)e  ift.  ©ei  pflart« 
engefegte  geti  bient  btnt  Körper  als  ©eferBeuäbrftoff.  äenfreffenben  Steren  ift  baS  ©erlangen  nach  einem 
(im  mäftigrrgtttrtidjtuni  macht  benKörperleiftungss-  Saijtufaj)  jur  ©aljning  fcljr  groß.  ~Gs  hängt  btcS, 
unb  juglctch  wiberftanbSfähiger  gegen  bie  Ginftliffe  luie  Suttge  naehgewiefen  ftat,  mit  bent  hohen  Kali* 
beS  Jüngers.  Gin  fe()r  magerer  Körper  erlctbet  ben  gehalt  ber  ©jlaniemtnhntng  Rtfammen,  burd)  ben 
tumgertob  »eit  früher  als  ein  mäßig  fetthaltiger,  eine  Permehrte  Kod)faljau8[iheibung  bebingt  wirb, 
gn  fallen Slhnaten  unb  bei  ftarfen K örperaitflrengun«  SJ&Hcrfctjaften , bie  Don  retn  animalifcher  ©ahrung 
gm  auch  'n  gemSfeigten  3onen  oerträgt  unb  üerlangt  leben,  (ernten  baS  Kod)ialj  gar  nidtt  ober  perfchmähett 
ber  Körper  befonberS  große  gettmengen.  e§i,  wiihrenb  für  bie  bauplfSdilid)  Bon  ©egetabilien 

3)  Sie  Kohl  ehhb  rate  (3uder,  Sutrfe  u.  a.)  Wir*  fief)  nSh«ttben©5lfer  baSKochfalj  ein  unentbehrliches 
tm  gnnj  ähnlich  wie  bie  gelle  unb  werben,  foweit  fie  Se&enSmittel  ift. 

nicht  im  Körper  ber  gcttbilbung  bienen,  ebenfalls  511  Wcrbaunng  unb  WeforpHon  Per  BiciljemcflSfCotfe. 
Kohlenfäure  unb  SSaffer  oerbrannt.  Sie  ftnb  bte  bit*  5>ie  auf  genommenen  SiahrungSftoffe  bebürfen,  um 
ligftert  ©äbrftoffe  unb  besijalb  bei  ben  armem  Stän«  ber  G.  bienftbar  luevben  ju  tönnen,  luenigftenS  teil« 
ben  oft  reichlidier  in  berÄoftoertreten,  alojwecfmäßig  weife  einer  chentifchen  ©etarbeiittng.  X)ieS  belorgen 
fcheinL  S)a  bie  gelte  in  ihrer  9?ährWirfung  ben  Kohle*  bie  BerbauungSfiifte.  SBajfer,  barin  geünte  Salje, 
1 braten  überlegen  ftnb,  fo  ift  baSöefircbenberwohl*  3ucfer  unb  manche  mtbre  Stoffe  Werben  opne  weile* 
babenbem  Stäube,  nicht  übergroße  3R engen  »on  reS  reforbiert.  SBoltl  aber  unterliegen  Giweißförper, 
JtobUtjnbraten  aufjunebmen,  fonbern  lieber  ein  ge*  geile,  Starte  u.  a,  im  ©erbauungefanaf  einer  mehr 
wtßei  Guantum  Pott  ieidblpcrboulichengettcn  ju  Per«  ober  weniger  eingreifenben  cbomifdien  äSanblung 
jehren,  phbftologilch  uotKommcn  gerechtfertigt.  Die  burd)  bfe SerbauungSfäfte  unb  bie  in  ihnen  enthalte* 
Btdttigt  unb  oft  erörterte grage,  ob  baS  gett  beSSier«  tten  gennente,  Wobei  bie  fomplijicrten  SRoIelülc  bte« 
törperS  außer  auS  bemSiahrungSfett  auch  aus  Kohle«  ier  Stoffe  in  einfachere  jerlegt  Werben.  Störte  Wirb 
hhbrotm  berttorgeheit  föitite,  ift  cittfdjiebett  x»  be  in  3uder  oorwanbelt , bic  gelte  Perfeift , bie  Gtwetjj« 
•(ühett.  2aS  lehren  fchon  bie  Grfaljrungen  bei  ber  förper  in  ©Ibuntofen,  ©eptone  unb  fdjließltch  tn  tri* 
Settmaft  ber  Schweine  tiubWänfe,  bei  beuett  bei  reich*  ftatlinifchc  Subftanjen  ('tlminoföuren)  gefpallcn  unb 
lieber  3ufuhr  Bon  ftohlehllbraltn  ein  gettanjaß  er«  auf  biefe  SSeife  jurSteforption  tauglich  g'cmadtt.  grei« 
Jtell  werten  Sann,  bet  über  bie  gleiducitig  jugefübr*  lichtömtenbanebengertugeSiengenoonGcwcißi^ffen 
tat  gettmengen  wett  hinatcSgcljt.  dagegen  ift  bic  nr.jerfel;!  aufgenommen  Werben;  fet|c  Wahrfcheinltd) 
grage,  cb  ber  tierifdje  CrgattiSmuS  aud  auS  Ciweift*  ift  and)  eine,  uieUeid)t  nur  befdjriinttc  Wufttahncc  bott 
ftoifengett  ju  bitten  Bermoge,  noch  nicht  mit  ©e*  unterlegtem,  aber  in  feine  ©erteilung  gebrachtem 
ftmunlhdt  $u  beemtworten.  (emulgiertem)  gett  (f.  ©erbauung). 

an  an  0 1 ga  tttf  cb  enSubftanjett  finb  2B  a f • 35ie3feforption  ber  SiahrungSftoffe  befiehl  barht, 

fer  unb  gcwiife  Salje  gong  unentBebrliehe  9!äbr«  baß  berfür  bte®.  brauchbareWiitcil  beSlDarminbaltö 
ftojfe.  ©ei  Bölligtr  Gntgichung  beS  SajfcrS  geht  ber  im  ®arm  (hauptfädtlid)  im  Stiitnbann)  in  bic  ©lut» 
Crnntämuä  fa)l  ebenfo  tdittcH  jugrttnbe  wie  bei  unb  Ghh*Ul,fle>üBc  übet-geführt  wirb.  GS  banbeit  fh 
Sbtdpte&imgbergan(enSßabrung.  SieSSafferjufubr  bähet  tetlS  um  osmotifthe  Vorgänge  (Siftuftott),  teil« 
iit  notwenbig,  um  beit  burch  ben  £>am,  bm  S^wcift,  um  eine  nltiBc  Bitale  Liätig(ett  beS  baä  Sarotrobr 
traStmungeprojeft  lortWäljrenbSSaffer  oerlierenbeu  auSdeibenbett  GpithelS.  Sie  Statur  biefer  protopln« 
Körper  auf  feinem  ©tafferbejtattbe  ju  erhalten.  $er  ntalifthen  Kräfte,  beten  SJiitbeteiliaung  aufecr  3weifel 
Safiergebalt  ber  Crgane  ift  graft  (ber  erwadjiene  jtcftt,  ift  uod)  unbefannt;  ihre  ääirffanifeit  erinnert 
tnnnd)ltd)e Körper  bciiel)!  ju  faft  V»  auSSSaffer);  frei*  an  biejentae  ber  ®rüf«tjetlett  bei  ber  Setrciion.  Sei 
bh  bärf  er  innerhalb  gewiffer  ©renjett  idjwanfen,  biefer  werben  Stoffe  ans  bem  ©lut  auägcwählt  unb 
aber  unter  ein  geWiffeS  fflaft  barf  er  nitht  hrruuter«  burch  jene  3ellfn  unoeränbert  ober  auch  in  anbre 
9^e»,  ohne  ben  normalen  ©hlauf  ber  Bilalen  ©or«  oerwanbett  auSgefchicben;  bei  ber  SRcforption  banbeit 


58  (SmäEjnmg  (ffoftmaß  unb  Gnergiebebarf  beä  StRenfcben). 


eä  fid)  um  eine  burd)  bit  beteiligten  feilen  beforgte 
Slusmabl  unb  Aufnahme  beä  fHcforptionämaterialä 
unb  um  eine  Überführung  in  baä  Slut  (f.  SRcforption). 

Gin  Seil  ber  reforbierten  Stoffe  gelangt  auf  biefem 
SSege  birett  in  baä  Stut,  ein  anbrer  erft  auf  bent  Um- 
weg über  bie  Gbh'uägefciße.  3>amit  bie  Stoffe  aber 
ber  G.  beä  Drganiämuä,  b.  h.  bem  SBiebcrerfaß  Per- 
brauchten  fföiperntaterialä,  bienen  tonnen,  mftffen 
auä  benSaufleincn  erft  wicber  biefomplijicrteraSer- 
binbungen  aufgebaut  werben,  auä  benen  ber  Drga- 
niämuä befleiß,  mttffen  auä  ben  aufgenommeneii3co 
falläprobuften  Stoffe  entfielen,  bie  benen  ähnlich 
finb,  bie  erfejjt  werben  fotten.  leilWeife  ge[d)iebt  biefe 
Äff  imitatton  bereite  in  ber  3)armwanb;  »um  an- 
bern  Seil  übernimmt  biefe  'ilufgabe  befonberä  bie 
Sieber.  3m  einzelnen  weifj  man  Uber  bie  Sljfmtila- 
tionioorgange  noch  fehr  Wenig ; noch  weniger  uon  ber 
SJciwertung'bcä  afftmilierten  SRaterialä  tn  ben  Per- 
fchiebenen  öeweben  unb  Organen.  3fur  fit  betreff  ber 
atä  'Jiobrung  aufgenommenen  Äof)lcfjt)brate  ift  fieser, 
bafe  fte  bouptfacblid)  in  ber  Sieber  alä  ®ll)fogeit  auf- 
gefpeidtert  werben.  Saä  ffltnfogen  ber  Sieber  Wirb 
allmählich  in  3ucfer  berwanoelt  unb  biefer  beit  ju 
ihren  Stiftungen  feiner  bebürfenben  Organen,  befon- 
berä ben  3Ruäfetn,  jugeführt.  $aä  burd)  Slfiimila» 
tion  entftanbene  gett  gelangt  im  gettgewebe  jur  Stb- 
lagerung ; bie  reftituierten  Giweißförper  werben  ju 
beit  Wcfcnttichften  Sejlanbteilen  beä  i|?rotoptaämaä 
arter  3eBen  (f.  Slffimilation). 

Ituftmnti  unb  Sneratebebarf  beä  Slcnfcptit. 

3u  einer  geregelten  6.  bebarf  ber  ftörper  außer 
einer  genfigenben  SDtenge  Pon  SBaffer  unb  Saljett 
ber  3ufuhr  Pott  Giweißtßrpem,  gelten  ober  Sohle- 
hhbraten ; bei  Serabreicfjung  nur  eineä  ber  genannten 
organifchen  SRäljrftoffe  ift  baä  Sieben  unmöglich,  SBeitu 
auch  ber  fiörper  bei  einer  auä  Gimeiß  unb  gett  ober 
Giweifi  unb  Sohtebhbraten  gemifdjten  Soft,  bie  im 
übrigen  bie  erforberlidjcn  SRengcii  oou  SBaffer  uitb 
anorganifchen  Sfährftoffen  enthalt,  befteben  (amt,  fo 
ift  boä)  nach  aller  Grfaprung  biefenige  SRatprung  bie 
geeignetfte,  bie  Sepräfen  tan  teil  auä  allen  brei  (Strup- 
pen'ber  organifchen  Siäbrftoffe  enthält.  3>ie  SRettge 
organifchcr  SRährftoffe,  bie  bem  Slörper  bie  für  beit 


3eitraum  eineä  Jageä  nötigen  Spaitnfrüfte  liefert, 
nennt  man  baä  St  oft  mag.  Sa-Sfelbe  lägt  fich  auä 
ben  3)nten  beregnen , Welche  bie  Vlnaltjfc  ber  gleidj- 
mäßig  jufammengefeßten  unb  in  beftimmtenSRengen 
Oerabreid)ten  SRabntng  in  Strafanftalten , Safenten, 
Slöftem  ober  au  cf)  bei  einjelnen  gleichmäßig  ernähr- 
ten 3nbipibuen  ergibt.  3m  aügettteinen  ttiitf;  eä  um 
fo  erheblicher  fein,  je  größer  bie  fförpermaffe  ift,  uttö 
je  größere  SInforberungen  att  bie  Seiftungäfahigfeit 
beä  Drganiämuä  geftetlt  Werben,  uttb  auch  je  nach 
ben  S!ebenäbebingungen  (Silier,  ©e!d)Ied)t,  Scfdjäfti* 
guttg  tc.)  ift  eä  ocrfdnebeit.  Sluf  Srunb  ber  '-Beobach- 
tungen Pott  SRulber,  i'Iapfair,  Sitcbig  u.  a.Peranfdhlagte 
SRolefchott  baä  tägliche  ffoftmaß  eineä  arbeitenben 
SRanneä  in  ber  Stüle  feitteä Siebenä  auf  130gGiWcifi, 
84  g gett , 404  g ff ohlehhbrate.  SSoit  fanb , baß  ein 
arbeitenber  erWachfener  'Dl amt  non  mittelmäßiger 
Straft  neben  bem  SBaffer,  ben  Saljen  unb  bentSenuß- 
mittein  täglich  118  g Gimeiß,  5ß  g gett  unb  500  g 
ffohlehßbrate  bebarf.  $iefe  3a^'en  enthalten  baä 
SRajimum  an  ff  oblebhbraten , ba  ein  noch  größereä 
Ouantum  nidjt  mehr  gut  Perbaulidt  ift,  unb  baä  SRi- 
nituum  att  gett,  baä  wegen  feineä  hohem  Sireifeä  in 
ber  Soft  beä  Slrbeiterä  Weit  weniger  pertreten  ift  alä 
in  ber  beä  SBotjlhabenben.  SDie  notwenbige  Gimeiß* 
tation  ift  ittbeffett  auch  mit  118  g noch  ;u  hoch  bc- 
meffett.  Sei  ftarfer  SRuäfclanffrengung  ift  ber  Sebarf 
an  ftirfftofffrciem'Jiährntaterial  (gett  ober  ffohlehßbra- 
ten)  fehr  viel  größer  alä  in  ber  9iul)e. 

jlachftef)eitbe  Säbelte  gorilerä  enthält  baä  tägliche 
ffoftmaß  einseiner  auägewählter3nbipibuen  Pon  Per- 
fdjiebenetti  Silier,  ®efd)ted)t  unb  Beruf,  bie,  ihrer  Sie- 
benäftctlung  unb  iljren  Slrbeitäoerhiiltniffen  entfpre* 
chenb,  regelmäßig  lebten  unb  bureßauä  nidjt  »u  G{- 
jeffen  hinneigten.  Sefonberä  würbe  auch  noch  oarauf 
gefehen,  baß  bie  gewählten  Snbioibuen  non  mittlerer 
fförperionftitution  waren,  nicht  etwa  befonbere  Sin» 
gewöhnungen  im  Speifegenuß  hatten,  foitbem  in 
freier  SBaljl  eine  gemifdjte  ffoft  nahmen,  bie  in  weite- 
ren Streifen  ber  entfprechcuben  Scoöllerungägruppe 
gebräuchlich  War.  Sie  Seftimmungen  lieferten  fol* 
genbe  auä  ben  Seobacßtungen  mehrerer  Jage  berech- 
nete SSitteljahlen: 


^nbioibuen  nac^  9111er,  :c. 

Äörpcr« 

geteilt 

Äilogr. 

Qitoeifc  | gett 
©ramm  | ©ramm 

Hoble« 

bbbratc 

©ramm 

Skoterfutigen  jur  ftofiart 

9Rdbi$cn,  in  ber  erften  £eben4mo4)e 

2,» 

7 

11 

15 

2Ruttermtl<$ 

• Gnbe  ber  jroeitert  £cbett{wo<$c  .... 

2.» 

12 

20 

27 

• 

finabe,  1 2nonat  alt 

4,4 

19 

29 

41 

• 

Ärbelterlisib , 4 ÜRonate  alt 

5-ft 

29 

20 

120 

flubmilcb  unb  Web! 

£inb,  5 Monate  alt 

6,o 

40 

37 

50 

Cerbünnte  Äubmlltb 

üNrbeiterfinb,  2*/j  Jfltjre  alt 

10,o 

36 

27 

150 

Weift  Segetabilien 

örrDa^fcucr  (Slrjt),  28  — 80  3abre  alt  .... 

70,o 

130 

95 

825 

©cmtf$te  Hoft 

• (Jtr&eiter),  36  — 38  3a$te  alt  . . . 

70,0 

132 

90 

450 

* » (mehr  2SegetabiIicn) 

• (rootjUjabenb,  o^ne  törpert. Snftsengun^ 

62,0 

90 

80 

285 

* * 

• (Bergmann  tn  8laffau) 

67,o 

133 

113 

634 

* * (reich  an  JJegetabüicn) 

Slrbtiterfrau , 30  ^a&r«  alt 

— 

76 

23 

340 

gaft  nur  ©egetabilten 

$rau  (njot?l^abcnö) 

50,0 

70 

100 

1SK) 

gletfcb,  ®ier,  Wil<b,  ©rot 

Wann,  65  3a bie  alt \ 

62,0 

116 

68 

345 

©emifebte  fl  oft 

grau,  GO  3abi*  alt 

— 

80 

50 

265 

* « 

3-tiUcnbe  grau,  25  3abic  alt 

55,0 

250 

220 

S30 

• * unb  tdglicb  5 &it  Wilcft 

SReuete  Beobachtungen  lehren,  baß  für  einen  mä- 
ßige Slrbeit  Ieijlenben  SRanu  Pon  mittlerer  Körper- 
größe ein  ffoftmaß  Pon  100  g GiWeiß,  100  g gett 
unb  250  g ffohlehlfbrat  genügt.  Xod)  ift  auch  bei 
biefer  Bfonnalfoft  bie  Giweißmengewahrfcheinlid)  und) 
}u  hoch  Peranfdjlagt. 

Sluj  benSerbrennungäwerlcn  ber  erwähnten  31ah 
rungäftoffe  (amt  man  bie  burd)  fte  betn  Crganiäniuä 


jugeführte  Energiemenge  berechnen:  baä  ffoftmaß 
entfprießt  bem  täglichen  Gnergiebebarf.  Sfegett 
wir  baä  SRormaffoftmaß  pon  100  g Gimeiß,  100  g 
ffett  unb  250  g ffohlebßbrat  jugrunbe,  fo  ergibt  ftch 
ein  täglidjer  Gnergiebebarf  uon  etwa  2400  Kalorien 
(SBärmeeinheiten),  b.  h-  bie  bureß  Serbrennung  ber 
bargereichten  Stoffmengen  entftehenbe  SBamte  müßte 
imftanbe  fein,  2400  SJit.  SBaffer  oon  0"  auf  1°  ju  er- 


59 


emdunmg  ber  Sßflanjcii. 


carmen.  3ebe8  Kilogramm  beä  menfd)lid)en  Körperl 
haucht  täglich  eine  finergiegufuhr  ccm  30  —40  Ra- 
tonen.  3|t  bie  Anforberung  an  bie  Sttergieprobuf- 
tum  gefietgert , ntufj  aljo  ntepr  'JSuSfclarbect  geleiitct 
ober  meRr  Bärme  gebilbet  werben,  fo  Reipt  auch  ber 
flnfprud)  an  bie  Spannfraftgufubr:  ber  Snergiewert 
ber JJiabvung  muß  bemgemaß  größer  werben. 

Über  bie  Siatprungbmitiel  unb  ©enufjmittel  f.  b. 
Sgl.  aud)  bie  flrtifel:  SSiätetif,  SrnäRrungälherapie, 
Siai|>acmäl)rung  >c.  — Über  bie  S.  ber^auätiere 
tgl.  Rutter  unb  Fütterung. 

Sgl.  Soit:  Über  bie  Jbeorien  ber  8.  ber  tierifdjcn 
Organiämen  (SRünd).  1868),  ©bpRologie  beä  ©e* 
iamtRoffwerhfelä  unb  ber  S.  (in  Sermannä  »£>anb* 
buch  ber  ©RpRologie« . Sb.  6,  Sctpg.  1881),  Unter* 
iudmitg  ber  Roit  in  einigen  öffentlichen  AnRalten 
ibaj.  1877);  SRanfe,  ®ie  8.  (ÜJiünd).  1876);  Ror- 
iter,  6.  unb  Sia^rungimittel  (itn  Ȥanbbud)  ber 
Cbgieine  :c.«  Bon  B.  ©ettenfofer  unb  B.  3temffen, 
8b.  1,  Seipg.  1882);  ©ieinert,  Armee-  unb  Solfä* 
emäbrung;  ein  ICcrfudj , Soitä  SmährungätRcorie 
für  bte  ©rajiä  gu  Penoerten  (ScrL  1880);  König, 
Jte  Gpernie  ber  utenjdjlicben  9ia[)rungä*  unb  ©enuß- 
mittel  (3.  «03.,  baf.  1889  — 93,  2 Sbe.;  Sb.  1 in 
4. Aufl.  1903);  ©fünf  unb  ©walb,  Sie  8.  beä  qc* 
'imben  unb  fronten  äKenfd)en  (3.  Sufi.,  Bien  1895); 
2<e.  5He  Sette  nom  Stoff toed)fel  unb  Bon  ber  8. 
unb  bie  ttgienifdjc  Sehanbluna  bcrKranfen  (beutfd), 
Seipg.  1888);  B.  Sfoorben,  SeRrbud)  ber  ©atf)oIo- 
gie  bei  -stoffroechfelä.  ©hpRologifdRer  Seil  (Serl. 
1893);  Set)l,  $>anbbuch  ber  $bgiene,  Sb.  3 (3cna 
1896);  Siubner,  ®ie  ©efefje  beb  Snergieoerbraudtl 
bet  ber  8.  (Bien  1902). 

Srnährung  ber  ©Rangen.  Unter  benSlenten* 
tarftoffen,  bie  bitref)  ctemifdje  Analpfe  in  ber  ©Ran- 
genfubftang  nachgewiefen  toerben  fönnen,  treten  in 
allen  Rallen  Kohlenftoff,  Saucrftoff,  Bafferfloff,  Stid- 
ftoff,  Kalium,  Salcium,  Sfagnefium,  Sifen,  ©RoS- 
pbor  unb  Schwefel  auf.  Sic  toerben  bcefRalb  alb  bie 
toeientlidjen  Slentente  beb  ©Rangenförperä  bt-.jcicJjTtet 
unb  müffen  notwenbigerweife  bei  bem  SmäRrungä- 
Borgang  in  irgenb  einer  Rornt  Bon  bem  ©Rangen- 
törper  aufgenommen  werben,  wenn  er  normale  (litt- 
widelung  nttben  foU;  fetlt  ein!  ber  Slentente  in  ber 
Umgebung  ber  wadjfenben  ©flau je,  fo  treten  in  bem 
Snttsidelungigange  tiefgreifenbe  Störungen  ein,  bie 
gulejt  ben  Job  terbeif üfjren.  Aubre  Slemente , wie 
tSblor,  ■Ralrium , Silicium,  Sittium,  3*nf,  Alumi- 
nium, Srom,  3ob,  Rtuor,  Sfangan,  Kupfer,  bie  inetr 
gelegentlich  in  ©RangenaRijen  gefunben  werben,  fmb 
tm  allgemeinen  für  bie  Smöbrung  unwefentlich,  unb 
itrRttlen  bei  ber  Sntäbnmg  ber  wattfenben  ©Ran- 
gen ruft  feine  löblichen  Störungen  berDor. 

lur*  jaljlrciche  Serfudje  Würbe  bewiefen,  baft  ber 
Kotlenitoff  aus  berAtmofpRäre.  Sauerjtoff  unb  Baf. 
feritojf  als  Baffer  unb  bie  übrigen  weicntlidjen  Sie- 
bente alä  StoPptorfiiure-,  Sctiucfeljäure-  unb  Sal* 
Peterjäurefalge  beä  Saliumä,  Salciumä,  SBagneRum® 
unb  gifenä  auä  bem  Sfätrboben  aufgenommen  wer- 
ben. 6me  AuänaRme  Bon  biefem  allgemeinen  Säße 
Rubel  nur  bei  gewiffen  ©Rangen  bqüalidj  beä  Stict- 
itort.b  Rail  (J.  unien).  3pren  ©efauttbtbarf  an  Kob- 
Inuicff  entnimmt  bie  grüne  ©Range  ber  atmofptäri- 
f^en  8uft,  bie  nur  ca.  '<'»  SolumprogentKotlenfäure 
enttölt;  leptere  wirb  babei  unter  Sbfpaltung  eineä 
gleichen  Solumenä  SauerRoff  jerjept,  währectb  ber 
»tlenfloR  in  Rorut  einer  noch  uttbefannten  Serbin- 
bang  oon  ber  ©Range  aufgenommen,  b.  t-  afRutiliert 
oerb.  Sie  Sffimilalton  (f.  b.)  ift  immer  an  bab 


SorRanbcnfein  Bon  StloroptpH  unb  an  bie  (Segen- 
wart  geniigenb  intenftoen  Stdjteä  gefniipft;  cRloio- 
ptpll freie  ober  im  Junfeln  wachfenbe  ©Rangen  Der* 
mögen  bie  St'otlenfäure  nicht  gtt  gerfejjctt.  ®ie  3er* 
fefjungberRoblenfäure  innerhalb  DetC£()lovc>ptpU(ur- 
ner  erfolgt  im  gelben  Siebt  in  Rärfemi  löfaR  aI3  im 
roten  unb  grünen,  nod)  fchwacher  burch  bie  blauen, 
Diolelltn  uno  ultraDioletteu  Strahlen  beä  Speflrutttä. 
Sllä  erfteä  fichtbareä  ©robult  ber  Sfftmilation  tritt 
baä  Stärlcmehl  (Snihlum)  innerhalb  ber  Eh'oro- 
phptnönter  auf;  enthält  bie  einer  ©Range  bargeboteite 
Stmofphäre  leine  Äohlenfäure,  fo  unterbleibt' bie  Sil* 
bunq  beä  SntiRumä  ebettfo  wie  unter  SiditabfchluR, 
bei  einem  Äohfenfäuregehalt  Don  5 — 10  ©rog.  finbet 
bagegen  unter  intettiiocr  Seleudituug  ein  ©fafimuin 
Don  JtofRmf&uregtrfeRung  unb  Stärfcbilbung  ftatt. 
®ie  guantitatioc  rlubgiebigfeit  biefeä  ©rogeffeä  erhellt 
barauä,  ba|  1 qm  SlattRnche  in  10  Jagcäftunben 
4 — 8 g Stärfemef)!  gu  probugieren  Bcnitag. 

$a  baä  Stärfemehl  baä  eingige  ftd)tbare  Sffintila- 
tionSprobuft  ift,  fo  tnüffen  auch  fämlliche  organi* 
fd)en  Sauftoffe  ber  ©Range,  namlid)  alle  Kohle» 
htjbrate.  Rette  unb  eiraeijsftoffe,  gu  ber  guerjt 
gebilbetcnStnrfe  in  genetifdjerSegichung  Rehen.  Rür 
bie  Rohlchhbrate  (^ellulofe,  bie  3udcriu1ett,  3nu- 
litt  tt.)  Rat  biefe  Smtahme  bei  ber  nahen  diemifchen 
ffierwanbtfchaft  bcrfelben  untereinanber  feine  Schwie- 
rigteit.  ®ajt  aud)  bie  Rette  inRohlehtjbrate  übergehen 
fönnen,  geht  auä  bemScrhalten  fettreicher  Samen  bei 
ber  Keimung  heroor,  bei  ber  auf  Koften  beä  aufgefpei* 
cherlett  Rcltcä  bireft  3ucfer  unb  Stärfemehl  gebilbet 
werben.  2>ie  8iweijiRoffe , bie  ben  löauptbeftanbteil 
beä  pRanglidjen ©rotoplaämaä  bilben,  enthalten  außer 
ben  (Elementen  einecs  Äofjleljtjbratv  noch  Stidiloff 
(m.  15  ©rog.)  unb  Schwefel  (ca.  1 ©rog.);  bei  ihrer 
Stlbung  müffen  nolwcnbigertoeife  in  ber  ©Range  nod) 
unbefannte  RidRoff-  unb  fcbwefelbaltige  Siabifatc  mit 
Kohlchpbratmolefiilen  gufammentreten.  Sa  nun  baä 
Vlfparagin,  eine  im  ©Rangenreich  fehr  Derbreitete 
Vlmibofäure,  bireft  auä  ben  SiWciftftoffen  feimenber 
Samen  cnlReht  unb  Reh  in  lejtcre  bei  Seginn  ber 
SfRmilation  unter  Serbraucf)  DonKohleht)bratett  wie- 
ber  umgufeßeit  bertttag,  fo  BenuutetntaninbcmSfpa- 
ragin  Diejenige  SubRang,  auä  ber  unter  Aufnahme 
oon  Sdjwefcl  SiWeißfubRang  ergeugt  wirb.  3'ben- 
falls  entRchen  in  ber  iteuHpflange  bte  gu  ihrem  Auf- 
bau notwenbigen  Giweißftojfe  auä  tnmioen.  $er 
StofflDechfel  ber  ©Rangen  befteRt  bemnacR  barin,  bab 
Re  auä  beit  Elementen  ber  KoRlettfäure  unb  beä  Baf- 
ferä  gunöcRR  KoRleRRbrate  unb  Rette  einerfeitä,  unter 
'Aufnahme  tott  Stitfftojf  unb  Schwefel  in  noch  un* 
befanntcr  Serbinbungäfonit  SimeijjfubRang  anber- 
feitä  probugieren  unb  beit  Stätten,  wo  Siachäuim  unb 
©eubilbung  Don  Seilen  Rattfinbet  (ben  Sproß  - unb 
Burgelfpißm  unb  ben  Kambien),  guleiten.  Sicht  bi- 
reft bei  bau  Aufbau  ber  ©Rangenorgane  beteiligte 
Serbinbungen,  wie  ©erbfäure,  bie  fflummiarteit,  bie 
©Rangenalfatoib e , .Djalfäure  unb  anbre  ©Rangen* 
fäuren,  ätRcrifchc  Öle,  jiargetc-,  werben  in  irgenb 
welcher  Rorrn,  oft  in  befonbern  fflewcbebehältern 
bauemb  auägefcRieben.  ®er  ilberfcRuß  Bott  probu- 
gierten  SauftDfjcn  Wirb  bei  auäbaucmbeit  ©Rangen  in 
befonbern  SfieierPeRoffbeRältern,  b.  R.  itt  SKRi- 
gomen,  Knollen,  ^wiebeln,  im  ßnbofperat  unb  in  ben 
Keimblältem  ber  Samen,  bei  £>olgpRaitgen  aud)  itu 
©arenchpitt  ber  3iinbc  uttb  beä  §olgcä,  uiebergelegt, 
um  erft  ttad)  einer  beftimmten  3(il  ber  Scgelatiottä* 
ruRe  Serwenbung  gtc  finben.  Alä  SeferDeRoffe  treten 
Bor  allen  ©roloplaäma  unb  überhaupt  Siweißfub- 


60 


Crnäljrurtg 

i,  legtcre  and)  in  Sonn  non  ftriftalloiben  unb 
fäleuronlömem,  auf,  ferner  3tärfemef)t  mcift  in  grob- 
lömiger  gorni  (Sleferoeftärle),  3uderarten,  bar« 
unter  befonberd  ®lt)lofe,  j.  8.  in  ben  3wiebeln  her 
Allium-Mrten,  SRolirjuder  j.  8.  in  ber  Shmfetrübe, 
Snulin  in  ben  Knollen  non  Dahlia,  Helianthus  tu- 
berosua  u.  a.,  bidioeilen  3ettulofe,  wie  im  Snbofprrm 
best  Sattellemd  unb  non  Phytolephas,  enblid)  Seite 
in  ben  Samen  berßrujiferen,  Halmen,  Kufurbitajeen, 
(iupljorbiaäeen  u.  a.  ©atjrenb  biefe  Stoffe  in  ben 
Sicferoemagajtnen  fid)  in  rutjenbem,  pafftoemäuflanb 
befinben,  treten  Serbinbungen  eigentümlid)ervlrt,  bie 
l'ogen. S ernten te,  auf,  fobalb  mit  beginnenbemSleu» 
Wadjdtum  bie  plaftifdten  Baufloffe  aftin  unb  jur  ©r« 
nftbrung  wachfcttber  Bflanjenjellen  geeignet  gemacht 
tnerben  loden.  Sad  Eigentümliche  ber  öenuentwir» 
lung  beiteljt  j.  I.  baritt,  baft  burd)  ein  nur  in  feljr 
Hemer  Quantität  auftretenbed  Mgend  nrofje  SRengen 
eine«  anbern  Stoffed  jur  Umfefeung  gebracht  tnerben. 
So  tritt  bei  ber  Keimung  ber  ©et  ile  uttb  anbrer  ®rä- 
fer  bie  Siaftafe  auf,  bie  grojje  Mengen  non  Störte- 
iuct)l  in  lua|ferlöölidte3uaerarten  nertnanbelL  film» 
lidie  (biaftatifdje)  gerttiente  nerutattbeln  beit  Stobt- 
juder  in  Seytrofe  uttb  Seuulofe,  bad  Inulin  in  Ser- 
trofe  tc.  Sie  peptonifierenben  gemiente  fütjren 
bagegen  unlösliche  ©iweigfuhftanj  in  lösliche  Sonn 
(Peptone)  über  unb  würben  im  Bflanjenreich  als  Se« 
frei  ber3n(ettenfrefienbeii8flanjen  (f.  b.),  bei  ber  Kei- 
mung ber  Samen  uott  Vicia,  $janf,  Sein  uttb  ©erjte, 
im  Blndnta  non  SRnjompjeteu  fowic  im3Jfil(f)faft  non 
Carica  l’apaya  unb  Ficus  Carica  natbgetniefen.  Sei 
ber  fReaftinierung  non  Stcferneeitneig  in  fciittcnben 
Samen  unb  audtreibenben  Sproffett  tritt  häufig  ald 
Spaltungdprobult  tnicberum  Mfparagin  auf,  aud  beut 
bie  Bflattje  an  ben  8crbraud)d[lcnett  unter  Antritt 
non  ftob(eljt)braten  Eiweiß  regeneriert.  Sei  ber  Um» 
tnanbluug  ber  ©iweifsfloffe  m Sltttibe  bei  Scimpftnn- 
jeti  tuirb  ber  Schwefel  itt  Sthwefelfäure  übergefilljrt. 

tlUe  plaftifdjen  Stoffe  haben  auf  ihrem  ©eg  non 
ben  ®ntftef)ungäorten  nach  ben  Shfcruebehältcm  fo- 
tnic nott  biefen  tt ad)  ben  Sict  braucbeftaUen  bie  jtnifdjcn« 
liegenben  ®eWebe  ju  burchtttanbern  unb  milffen  jit 
biedern  3wed  oft  tncite  Strcdcn , j.  8.  in  einem  Baum 
nott  ben  81ättem  bie  ,;u  bcnStJurjetfpihcn  niete SReter 
jurüdlegen.  Sa  j.  8.  bad  fefte  Stärfemehl  unmög- 
lich bie  3ettWänbe  biird)briitgen  fattn,  fo  tnujj  bad- 
felbe  bei  bem  fibertritt  non  einer  3ette  jur  anbern  in 
ein  lödlidjed  ftohleI)t)brat  nertnanbelt  unb  bann  mit 
ßitfe  berStärfebilbner,  befonberer,  meift  inSlönt- 
dhenfornt  auftretenber  Bcflanbteite  beo  3cUpla8nia8, 
in  jeber3<He  non  neuem  itt  feitiförniger  §orm  (t  r a tt  ■ 
{itori(d)eStärfe) audgefdjieben Werben.  Sic  ©ege, 
in  benen  bie  Störte  loanbert,  finb  in  ben  Blättern 
bie  Barenchhitiftheiben  (Stärtefdteibcn)  ber  ©efäft- 
bilnbel,  im  £>olj  bie  j>oljpeircnd)t)tnjelIen  uttb  ba3 
SRartftrahlengctocbc.  Sie  fd)leimigen  ©iwci&ftoffe 
ttmnbem  in  ben  Siebteilen  ber  ©efägbünbel  entlang, 
luährenb  bie  fieitung  non  ©affet  non  ben  $joljjeUe'n 
unb  ©efägen  beforgt  loirb,  bie  non  ber  ©uryel  burd) 
ben  Slatttm  bid  ju  ben  äufjerfien  Spifjen  bcr3tocige 
unbBIätter  ein  ununterbrochenes Shjteiitbilbett.  Sie 
gortleitung  finbet  im  üoljitanttn  nur  in  bem  jungen 
Splmtholj  ftalt,  toährcnb  in  bem  itemholj  bie  2ei- 
tungdbahnen  burd)  aitatomifche  Beränberungen  utt» 
loegfam  werben.  Sie  ganj  allgemeine  Utiädje  ber 
StoffbeWcgmtg  im  3tmem  ber  Sßftanje  bilbet  bie 
SioSmofc,  bie  in  fficd)iclftrömungeit  non  ftlüfilg- 
teilen  ttngleidier  fionjenltatiou  burd)  eine  Scheibe- 
wanb  (im  Bflanjentörper  burch  bie  mit  einem  Blob- 


ber ^flanjeit. 

ntafdjlaudj  audgcfleibete  3etlwanb')  befteljt;  infolge 
biodmotifdjer  Borgänge  tritt  aud)  ba8  ©affer  j.  8. 
au8  ben  ©cfäjjen  in  bad  umgebenbe  Barcnd) gut,  nott 
biefem  in  baritbcrlieaenbe  anbre  Barend)t)mjetten 
unb  au8  biefen  unter  Umftänben  aud)  »ieber  itt  ®e- 
räßröhren  ein.  3ur  Erleichterung  biefed  Serfehrd 
Ünb  legiere  mit  oefonberd  fonfiruterten  nerbttnnten 
Stellen , ben  fogen.  lüpf  ein  (f.  Seitungdgewebe), 
oerfehett.  Sie  Ströiiutug  bed  SBafferd  unb  ber  in 
ihm  gelöflen  SRahrfalje  nott  ber  ©urjel  bi8  ju  ben 
oberflen  Sproggipfeln  loirb  ftetd  burd)  bie  Sctbun- 
flung  (S  r a n f p t r a t i o tt)  in  ben  affintilicrcnben  8latt* 
tlädjenhernorgcrufen.  SurchbieSranfpirationin  ben 
Blättern  Wirb  junächft  eine  Saugung  beroorgerufen, 
infolge  beren  bie  unmittelbar  benachbarten  '©affer* 
fäuldten  in  bie  .'öiHje  gehoben  Werben  uttb  bie  iiuft 
innerhalb  ber  ©efäfiröhren  eine  geringere  Spanntraft 
annimmt  al8  bie  ber  Btmofp&äre.  Bon  biefem  n e g a ■ 
tinen  Srud  ber  Binnenluft  überjeugt  man  fid) 
leiiht.  Wenn  man  einen  unBerlejten,  im  Boben  wach- 
fenben  Bflan,|enftettgel  unter  Ouedftlber  abfd)neibet, 
wobei  bad  legte«  fogleid)  bid  ju  50  — 60  cm  in  bie 
©cfiiBc  einbringt.  IKiidwärtd  oon  ben  Blättern  fegt 
jtd)  bie  Saugfraft  bid  ju  beit  ©urjeltt  fort,  beren  fit 
bad  Bobenwaffer  eintnudjenber  3edapparat  lehtered 
aufnimmt  unb  mit  einer  beftimmten  Straft  (©ur* 
jelbrud)  in  bie  ©efähröhrett  einprefit.  Sad  tfluf* 
iietgen  bed  ffiafferd  innerhalb  ber  Bilarpje  läßt  fid) 
iomit  nicht  mit  einer  (ottlittuierlichen  Strömung,  fon- 
bent  mit  einer  Vlrt  oon  ft  (etter  beweg  äug  ttott  3füe 
ju  3eüe  bergleichen. 

Sie  Aufnahme  bed  ©afferd  unb  ber  in  ihm 
enthaltenen  Släjjrftoffe  aud  bem  Boben  finbet  burth 
bie  Sur^elhaare  ftatt,  bie  jwifchen  bie  mit  einer  bütt» 
neu  ©afferhülle  umjogetten  Bobenpartifelthen  ein« 
bringen  uttb  j.  I.  mit  bcnfelben  Permad)fen.  Sa  bie 
Sobcuteilchen  burth  ©olelularattraltion  Bährfalje, 
wie  ffaliumöerbinbungeu , Bhodphate,  Vlmmonial- 
falje,  mit  grofeer  Straft  fefthalten,  fo  wirb  burd)  bie 
erwähnte  BerWachfung  ben  BJurjelhaaren  bie  Stuf» 
nahtue  ber  Bäljrftoffe  wefentlich  erleichtert,  jumal  fie 
ein  faured  Sehet  abfonbern,  bad  unter  anbentt  foh- 
lenfauren  unb  pijodpborfaurcn  Stall  in  merlticher 
ffleife  auflöfi.  Sie  ©röjje  bed  »ott  ber  ©ttrjel  audge» 
übten  ©urjelbrudcd  fann  baburch  gemefjett  Werben, 
bafj  man  auf  einen  bid)t  über  ber  ©urjet  gemachten 
Stammguerfd)nilt  eine  weite,  mit  ©affer  gefüllte, 
oben  gefdjloffene,  aber  feitlid)  mit  einem  biintten 
Steigrohr  oetict)ette  ©laSröijrc  waffcrbicht  auffejt. 
Sad  ©affer  Wirb  bann  hei  Sommerpflanjen  mit  einer 
Straft  heroorgetricben,  bie  einer  Ouecfftlberfäule  bed 
Sleigrohtd  oon  20—30  cm , bei  ber  ©cinrebe  fogar 
oon  100  cm  bad  ©Itichgewidjt  hält.  Snrd)  ben  ©ur- 
jelbrutf  Wirb  bad  belanntc,  fdioit  Oon  önleo  jiubierte 
Bluten  ber  Bflattjen  heroorgetiradit,  eine  ®r» 
fcheinung,  bie  eine  gewtffe  Beriobi,)itüt  einhält,  in  ber 
Siegel  bormittagd  jwifcheti  8 — 1 1 Uhr  ein  SRayimunt 
jeigt  unb  wochenlang  attbauern  lann.  Sic  erflärt 
fid)  am  einfathften  burch  bie  Mitnahme  einer  ftarlen 
Surgedjenj  innerhalb  ber  ald  cnbodniotifcher  tlppa- 
rat  Wirlenben  ©ttrjelhaarjelle , bereit  Brotopladma- 
fchlaud)  bem  oon  äugen  einbringenbcn  ©affer  einen 
oiet  ftärlent  gilhaliondwiberflattb  entgegen! cht,  ald 
folcher  bei  bem  biodtitotifd)cn  Mudtaufch  bon  3eUe  ju 
3e(Ie  ober  oottt  Bareitd)t)ttt  ju  einem  benaihharteii 
©efährohr  ftnttfinbet;  ba  ber  3eUturgor  einen  Srud 
oon  mehr  ald  1 Mhnofpljäre  ju  erretten  oermag,  fo 
lann  ©affer  auf  biefe  ©eife  über  10  m hoch  getrie- 
ben Werben.  Über  bie  Mufttabme  bed  Stidftoffed 


ßrnäfjrungaflüffigfett  — ©mäfirungStljerapie.  61 

Salm  fiep  bie  Anfdjauungen  berSflanjenpppftologen  fflerofe,  Strampf)  unWcgfnm  werben,  bamt  unterlie* 
in  neuerer  3e'*  Wefentlid)  aeänbert,  inbem  bie  frühere  gen  bie  jugepörigcn  fflemebe  bet»  Verfaß,  bcr  Auf* 
Ünjicbt,  baß  ber  Sticfftoff  burcp  d)loroppbßpaltigc  {augung  ober  bem  ©raub.  Seijpicle  hierfür  finb  bie 
tflunjen  nur  in  gomi  Bon  Slitrat  ober  Ammoniaf*  Sfapnaubfcpe  Rranlpcit,  bie  Rriebdfranfpcit  bei  SJcr- 
«alj  aufgenommen  werben  füitnc,  firfi  atS  unhaltbar  giftumj  mit  SRuttcrfom.  Selten  finb  6.  burd)  ncr* 
taausgeftcllt  b<>t(f.  ©tidftoffaufnapmeberSflanäen).  Böfe  Störungen  (Xropponeurofen),  bie  barauf 
63  lann  Bielmepr  unter  Umftänben  forooljl  ber  un*  beruhen. bafigeniiife,  bie ßmäprung  icqulierenbe'Jlcr* 
gibunbene  Sticfltoff  ber  2uft,  j.  8.  oon  gewiffen  2e>  oeneinflilffe  roegfaücn  (j.  8.  beim  Malum  perforans 
giumnofcu  (f.  'äSurjelfn&Bcpen),  als  nud)  Stidftoff  pcdis,  beim  Aufliegen  infolge  Küdcnmarrscrtranfim* 
neben  Soplerrftoff  in  iform  organifdjerSerbinbungtn,  gen,  bei  bcr  fflürtelrofe).  2>t)pcrtroppifepe  6-  lommtn 
ben  fogcn.  feumueftoffen,  bireft  ober  unter  Mit-  oft  burd)  djronifcpe Seite unbß ntjiinbungen  juftanbe 
bilfe  oon  Organismen  (f.  iPpforrbija)  aufgenommen  (f.  Ipppertropbie),  bie  tranfbafte  Überernährung  beS 
Serben.  ganzen  Organismus  äußert  fict)  in  ber  gettfucpt. 

Als  le|)tf  allgemeine  ©cbingmtg  für  bie  ßmäbrung  GriinbriingStpcrapic,  bie  jiclbewufite  ©c* 

bei  ©flau \t  tritt  baS  ffiorpanbenfcin  oon  freiem  Sa  u e r.  nupung  bcr  auf  geeigneter  ßniäbrungSweife  beruhen* 
itofi  in  ihrer  Umgebung  peroor,  baafle  ihre2ebenS*  ben  tpetlfaftoren  per  Sepanblung  Bon  Stranfbeiten. 
eorgänge,  wie  SswepStum,  ©rotopIaSntaftrömung,  Xiejclbe (d)üffjt pbarma jeutiidic unbpbpfitalifcpc&eil* 
Seitbarieit  u.  a.,  fiitiert  werben,  fobalb  bie  Sauer*  mittet  feineSwegS  aus.  Jer  ©egriff  ber  ß.  bedt  geh 
itoffjufupr  längere  3eit  h>nbutd)  abgefcpnitten  wirb,  großenteils  mit  bent  ber  3>iätetif  (f.  b.)  unb  gept  nur 
Sie  befthnbig  unb  fowopl  bei  ©eleucptting  als  im  burd)  bie  ejafte  wiffenfd)aftli<pe  ©egriinbung  unb 
©unfein  ftattfmbenbe  SSeepfelwirfung  jwifcpcn  ben  fpejießern  Ausbau  ber  fiir  einzelne  iltanfpeiten  jur 
otgamfeben  ©erbinbungen  beS  ©flanjcnförperS  unb  Serwenbung  fomtnenben  ßrmibnmgsmethobcn  über 
bem  Saueritoff  ber  2uft  Wirb  als  Atmung  (f.  At*  jene  hinaus.  Sie  ©runblaqc  bcr  ß.  ift  bie  ©ppfio* 
raung  ber  ©flaujen)  b< jeiepnet ; bie  ©flanje  ojpbiert  iogie  unb  ©atpologie  beS  StoffweepfelS  (f.  b.).  $ie 
babei  einen  Seit  ihrer  eignen  ftbrperfubftan)  ju  Mop*  Jtranfpeitcn,  bei  beiten  bie  ß.  eine  beionberS  wichtige 
leniäure  unb  SSaffer  unb  Berjetjit  beSpalb  in  einem  Solle  fpielt.finb  bie RonftitutionSfranfbeiten,  ©lagen*, 
abgefdjloffenen  Saum  ben  Saueiftoff,  um  baffirRop*  Sann*  unb  Slierenerfranfungcn  unb  Bor  allem  aitcp 
len'iäure  auSrufepeiben.  Sa  biefer  ©ro;eß  ber  im  2iept  bie  fiungentuberfulofc.  ©ne  wichtige  Aufgabe  bcr  6. 
erfolgenben  Roplenfäme)erfefung(Ajiimilaiion)  ent*  ift  in  manchen RranfpeitSfäßcn  bie  fiinithepe  (ejtra* 
gegengefept  ift,  fo  Wirb  er  bei  int'enfioer  ©eleudjtung  buccale)  ßmäprung.  ©ei  ferneren  ßrfran  hingen 
burd)  lejj)teni  ocrbedt ; er  ift  Paper  am  leicpteften  an  bcr  'JNunb*  unb  Seplunborgane,  ber  Speiferöpre  unb 
nupt  oiümilicrenben  Reimpflanjen , an  cploroppqß*  beS  Wagens,  namentlich  bei  Serengerungeii  unb  ©er* 
freien  ©eroäcpfen  ober  auch  an  grünen  ©flanjen  int  icpliefjuugen  biefer  Siege  (burcp  starben,  bösartige 
I unfein  nach pi Weifen.  Über  bie  burcpauS  abwei*  S3ud)erimgen,grentbförper,  benad)barte(iiei<hwUlfte), 
chenbe  ßrnäprung  ber  ©ilje,  giecpten,  Scpma*  hei  fiäpmungen  ber  ScplingmuSfulatur , hlulenbcn 
rogergewädhfe,  £>u muSpflanjen  unb  ber  in*  3J!agen*  unb  3)armgefd)Würen,  hei  partnädigem  ßr* 
fefUnfrejienben  ©flanjen  f.  bie  befonbem  Ar*  brcipen  Schwangerer,  SiapnmgSBerWeigrning  ©ei* 
tifel.  Sgl.  Sachs,  Sorlelungen  über  ©flanjenppp*  flcSfranrer  ic.  fucpt  man  bem  ©erhungern,  bej.  bem 
iiologie  (‘2.  Aufl.,  Sieipj.  1887);  $e tmer,  Seprbud)  RräftcBerlufl  burd)  ©apningS.jufuhr  auf  fünftlicpem 
Per  $'flanp*nohhrtologie(8reS[.  1883);  2)erfe!be,  ®as  Süeg  eulgegenjutrelen.  ©dingt  eS  unb  ift  cS  ftatt* 
Dilcmjenpbbfiologifebe  ©raltihim  (2.  Aufl.,  3ena  paft,  eine  pohle,  Wenn  auch  bünue  Scplunbfonbc  bunp 
1895);  feanfen,  jiie  @.  ( ileipj.  1885,  populär);  bie  Speiferöbre  in  ben  Siagen  einjufüpren  (bei  ©ei* 
?ranf,  ©runbjücje  ber  ©ftanienphpftologie  (©crl.  ftcStranfen  burcp  eine  3abnlüde  ober  burcp  bie  SRafe), 
1890);  © j e f f e r,  ©ganjenphpfi ol ogie,  ©b.  1 (2.  Aufl.,  fo  gießt  man  auf  biefem  Siege  flüffig-hreiigeAaprung 
Seiop  1897).  Bon  popem  'Jfäprgepnlt  mittels  eines  XricpterS  ein. 

OrruährungSfliifftgfcit,  [otiel  wie  Spmppe.  Oft  aber  muß  ber  ©tagen  Böflig  umgangen  Werben, 
©rnäpruugdftöruugen  (önnen  ben  ganzen  Cr*  bann  wäplt  man  ßinläufe  Bon  ©äprflifliercn  in  ben 
aaitümnS  ober  einjdne  Crgane,  heg.  umfepriebene  SJtaftbarm  unb  Xidbann  Born  After  auS  (Steftal* 
WetoebSteile  betreffen.  SKan  tann  regreffiBe  6.  mit  ernäprung).  ®iefe Rliftiere  werben  in  ben  uorper 
©edlnnenmg  ber  Crgane,  Scpwunb,  ßntartung  ober  burcp  einen  ffiaffercinlauf  gereinigten  $arm  gebracht 
Verfaß  ber  ©ewebsbeilanbteile  unb  ©erringentng  ber  unb  in  einigen  Stunben  gum  großen Xeil  aufgefogen. 
PeiftungSföhigreit  berfetben  unb  pbpertroppie*  $er  Xann  pat  bie  gäpigfeit, ‘3uder  gut  ju  reforbie* 
reabed  miidPaiienjunahnic,  ©enneprung  unb  Ser.  ren,  Stärfe  rafcp  ju  uerbauen  unb  aufjuiaugen;  fo* 
gtö|erung  ber  emgelnen  ©cwebSbcflanbteile  unter*  wopl  natürliches  ßiweift  (ßier,  Sleifep)  als  BerbautcS 
tepnben.  Kegreifioe  ß.  rönnen  auep  beftimmte  ©e*  (©epton)  werben  ebenfaßS  gut  aufgenommen,  fjelt 
WebSbeitanbteile(g.©.baS©arcncphiit,  b.  p.  bie  eigent*  allein  Wirb  niept  gut  reforbiert,  bagegen  in  ©eftalt 
liehen  Jrufenjfßen  einer  Xrüfe)  befaßen,  wäprcnb  ber  Bon  Seubc  angegebenen  ©anfreaSflifliere  fepr  gut 
anbreSeflanbteilefj.©.  bas  Stü^»  ober  ©inbegewebe)  auSgenupt.  ©ei  biefen  leplem  wirb  glcifep  (300  g), 
nne  Sucberung  jeigen.  8tegre|fiBe  ß.  beS  ganzen  3ett(50  g)  unbfrifd)eSaud)fpeicpelbrü[e(75— 100  g) 
SötperS  fönnen  beftepen  beim  tpunger  unb  bei  abjep*  fein  Berpadt;  bie  ©erbauungSfermente  ber  ®rüfe  be* 
reitäen  Sranfbeiteit,  wie  Scpwinbjucpt,  Sutferpam*  fipen  eine  ftaitbfeineßmulgierung  bcSSetteS  unbeine 
ntpr,  int  ©mienalter,  bei  RrebSfadpepie  ic.  ßinjelne  im$arm  fiep  fortfepenbe,  berStcforption  äußeritgün* 
Crgane  unterliegen  bem  ©ewebSfcpwunb  bei  gewijfen  ftige  Scrbauimg  beS  gleifcpeS.  ßin  foldjes  Rliftier 
wnifipen  ®ntjünbungen(2eber,  ©iere),  bei  bauern*  wirb  in  12—24  Stunben  ju  ’/•— ’/»  aufgefogen,  ber 
bem  Sheplgebrautp  (SHÜSfeln  fteifer  ©lieber)  ; oft  gept  SReft  wirb  BomXarm  felbftänbig  entleert.  3)urd)  leid), 
biefer  ScpwunP  mit  (fettiger,  amploiber,  binbegewc*  terc  3»hereitung  unb  gute  Auffaugung  empfiehlt  ftep 
Wgtr)  ßntartung  (f.  b.)  einper.  ©efonberS  auf*  ferner  ein  ©cntifcp  oon  ßient,  StotWein  unb  Xrau* 
Menbe  ß.  treten  bann  ein.  Wenn  bie  baS  ©lut  ju*  Penjudcrlöfung.  Sie  SRcftalemäprung  wirb  häufig 
Shrenben  Scplagabern  burdp  Serengerung  (Arterie*  burd)  Jtatarrp  ber  Xarmfdjleimhaut  unb  barauf  Pe* 


62 


©me  — ©rneftimfdjer  ßauäorben. 


rubenbeBorjeitigeSudftofeungberfttifticrebecinträch» 
tigt.  ©ei  bor  fubfutanen  Ernährung  werben  bie 
Stapnmgdftoffe  unter  bie  flaut  emgefprifet  unb  finben 
uon  t»icr  burcp  bie  SMjtnpbgefäfee  ihren  28eg  in  ben 
Kreislauf.  §ierju erttnefen Rd)  tSiroeifjftoffe  unbfSudcr 
alb  unbraud)bar,  bagegen  ift  gelt  in  ©eftalt  Bon  OU> 
Ben.  ober  Sefambl  feijr  geeignet.  80 — 40  g Dl  Wer» 
ben  mittels  einer  [pißen  üohlnabct  tangfam  unter  bie 
£>aut  gebracht  unb  bie  GinjticpBffnung  nach  Entfer» 
nung  berSiabel  gefeptoffen.  Sowohl  bteNefialemSp» 
rung  alb  bie  fubfutane  Bcrmbgen  einem  SHenfcpen 
nid)t  bie  jur  Erhaltung  notwenbige  Nahrungsmenge 
jujuführen,  nicht  einmal  bie  Bereinigung  beiber  Nie» 
thoben  Bermag  bieb.  Jcbodi  finb  biefetben  (ehr  wert- 
Ball  jur  ©erjögcnmg  beb  Rräftcoerfaüb  unb  wirten, 
loenn  bie  ber  natürlichen  Ernährung  entgegenftepen» 
ben  5>inbemiffe  befeitigt  loerben  tbnncn,  mittelbar 
lebensrettenb.  ©ql.  G.o.  fietjben,  ^anbbuep  ber  G. 
unb  $iatetif  (2.  Sufi.,  Seipj.  1903,  2 ©be.). 

®rnc,  glufe  im  nörblichen  grlanb,  entipringt  aub 
bem  Üod)  ©otona,  burdjftiefet,  nörblicbcNichtung  Ber» 
folgenb,  erft  ben  infelreichen  obem  (37  qkm),  bann 
ben  untern  Grncjee  (112  qkm  grofe),  ber  mit  feiner 
Umgebung  bie  rcijenbfte  Sianbfd)aft  ber  @raf[d)afl 
germanagb  bilbet,  unb  münbet  nad)  116  km  langem 
Stauf  unterhalb  Wallt) fhannon  (hier  SSafferfaU  Bon 
6 m frohe)  in  bie  tSonegalbai. 

®rnee,  Stabt  im  fran.j.  $epart.  SDiapcnnc,  Sr* 
ronb.  Slapenne,  am  gleichnamigen  9!ebenfluf[e  ber 
aMapenne,  an  ber  SBeftoaljn,  mit  einem  neuen  Schloß, 
jafjlrcichen  Öl«  unb  aRaplmüblcn,  ©chuhfabritation, 
lebhaftem  franbel,  einem  GoUcge  unb  ttooi)  3433  (alb 
©emeinbe  5099)  Ginlo. 

®rnefti , 1)  3opann  Suguft,  ©piloloq  unb 
Xpcolog,  geb.  4.  Sug.  1707  ju  Seraiftebt  in  Xpü» 
ringen,  geft.  11.  Sept.  1781  in  Steipjig,  ftubierte  feit 
1728  in  Säiltenberg  unb  fieipjig,  lourbe  1731  Kon» 
rettor  unb  1734  au  ©ebnerb  Stelle  Neftor  ber  Stpo» 
masfchule  ju  Stcipjig,  mab  er  bis  1769  blieb,  tnar 
banebeu  feit  1742  außerorbcnllicher  ©rofejfor  litte- 
r&rum  humauiorum  an  ber  Unioerfität,  lourbe  1766 
orbentlicher  ©rofeffor  ber  Screbfamfcit  an  berfelben, 
1759  auch  ber  Speotogie  unb  legte  erjt  1770  bie  er» 
ftere  ©rofeffur  nieber.  VUS  Schulmann  bilbetcG.  bie 
enjpHopäbifche  Untcrricptbweiic  ©ebnerb  weiter  aub. 
frienu  bienten  befonberb  bie  »Iuitia  doctrinae  soli- 
dioris«  (Stcipj.  1736,  8.  Sufi.  1802)  unb  bie  »Initia 
rhetorica«  (baf.  1760U.B.);  bie  Bon  ihm  entworfenen 
»Säebfifeben  Schulorbnunaen*  blieben  im  Wefent« 
liehen  oon  1773—1847  in  Kraft.  911b  ©pilolog  folgt 
er  ber  grammatifeh-fritifeben  SDfctbobc  ber  froHatiber; 
er  gab  beraub  i'enopbonb  »SRcmorabilicn«  (Steipj. 
1737, 6.  «ufl.  1772),  ferner  (baf.  1759—64,  5 Silbe. ; 
2.  Sufi.  Bon  3S.  SBinborf,  1821),  JJnDimaeboS  (Steiben 
1761,  2 ©be.),  ©oluhiob  (S3ien  u.  Steipj.  1763-  64, 
3 ©be.),  Giccro  (Steipj.  1737—39,  6 ©be.;  am  forg» 
fältigflen  in  ber  3.  Sufi.  1774 — 77;  ba.iu  »Clavis 
Ciccroniana»,  baf.  1739;  6.  Sufi.  Bon  Nein,  fraüc 
1831),  Sueton  (Steipj.  1748,  2.  Sufi.  1775)  unb  Sa» 
citub  (baf.  1762;  3.  Subg.  Bon  Dberlin,  1801,  2 
©be.).  3«  ber  Geologie  hat  fich  © beionberb  um 
bie  Grflärung  ber  Bibel  Berbient  gemacht,  für  bie  er 
biefelbe  Niethobe  wie  für  bie  ©rofanfepriften  bean- 
fpruchte.  Slir  erwähnen  hier:  »Institutio  interpretis 
Novi  Tos  tarnen  ti«  (Steipj.  1761;  6.  Sufi  oon  Sm> 
mon,  1792)  unb  »Anti-Muratorius«  (baf.  1765). 
Such  bie  »Neue  theologiiche  ©ibliotpef«  (Steipj.  1760 
bib  1769,  10  ©bc.)  unb  bie  »91eucftc  tpeologifcfac  ©i» 
btiothef«  (baf.  1773—79,  4 ©be.)  hat  er  jutii  größten 


Seil  allein  gefeprieben.  Sturd)  feine  Catinität  erwarb 
er  fich  ben  Ehrennamen  eines  beutfepen  Gicero.  Seine 
tlcinern  Schriften  finb  Bereinigt  in  »Opuscula  ora- 
toria,  orationes,  prolusionea  et  elogia»  (Steiben  1762, 
2.  Sufi.  1767),  »Opusculorum  oratoriorum  novum 
Volumen«  (Steipj.  1791),  »Opuscula  philologica  cri- 
tica«  (Steiben  1764  u.  1776),  »Opuscula  theologica« 
(Steipj.  1773  u.  1792),  »Opuscula  varii  argumenti« 
(Bon  Stange,  baf.  1794). 

2)§einrid)SriebritbSbeoborS!ubwig,prot. 
Sheolog,  geh.  27.  SOlai  1814  in  ©raunfehweig , geft. 
17.  Sug.  1880  in  SBolfenbüttel.  würbe  1833  Snafo- 
uub  m ©raunfehweig,  ftebelte  1842  nach  Solfenbüttcl 
über,  wo  er  junädijt  ©farrer,  1843  Superintenbent, 
1850  Konfiilorialrat,  1858  ©eneratfuperintenbent 
unb  1877  ©ijepräftbent  beb  Stanbeblonfiftoriuinb 
würbe.  Gr  feprieb:  »Grflärung  beb  Kleinen  Katecpib» 
tnub  Dr.  Stutpcrd«,  »©om  Utiprung  ber  Sünbe  nad) 
©autini[d)em  Stchrgehalt«  (©ötting.  1862  , 2 Sbe.) 
unb  »Sie  Gtbif  beb  Spoftelb  ©aulud«  (©rauniepw. 
1868,  3.  Sufi.  1880).  Seit  1874  War  er  ©räfibent 
ber  Gifcnacper  Kirebcnfonfcrenj.  91ad)  feiner  perfon» 
licpen  Überjeugung  gepörte  er  ber  ©cnuittelungb» 
theologie  an;  fein  engereb  ©aterlanb  oerbanft  ipnt 
bie  Sri rcbfiill rung  einer  flinobalen  Sttrcpenorbnung. 

ff  rncftiuifchc  8inic,  Die  ältere  Stinie  beb  fraufeb 
S8ettin,  Bon  bem  fiürfilrften  Gmft  uon  Sadjlcn  (f. 
Gmft  14)  gegrünbet,  bib  1547  im  ©efiß  her  fächüfepen 
Kurwürbe,  iept  aub  ben  Stinien  SSeiutar,  Jtohurg» 
©otpa,  9Neiningen  unb  Sltenburg  beftepenb;  f.  Sach» 
fen.  ©gl.  ©urtparbt,  Stammtafeln  ber  Grnefti» 
nifepen  Stinien  beb  $»aufeb  Sacpfcn  (®eiin.  1885); 
©oft'e,  Sie  Seltiner,  ©cncatogie  (Steipj.  1897). 

ßrneftiniftper  C>auborbcn,  gemeinfcpaftlicher 
Crben  ber  pcrjoglid)  fächfifcpen  Jpäufer  oon  ber  Grne» 
ftinifch-gotpaifchen  Stinie,  gejtiftet  25.  S)ej.  1833  oon 
ben  4>erjügen  oon  Sacpfen«NIeiningen»4)ilbburg» 
paufcit,  Sacpfen-Koburg-Öotpa  unb  Sacpfen-Slten- 
bürg  jur  Erinnerung  an  ben  ©rünber  ipreb  iiaufeo, 
Sjer  jng  Gmft  ben  grommen  Bon  Sacpfen»©otha.  Gl' 
beftept  aub  ©roßfreujen  ntitGrbabcl,  Komturen  erfter 
unb  jWeiter  Klaffe  unb  Nittcm  erfter  unb  jWeiter 
Klaffe;  ein  filbemeb  Serbienftfreuj  unb  eine  golbeite 
unb  ftlbeme  ©erbienftmebaille  ftnb  ihm  affiliiert. 
Snftgnien:  ein  weife  emaiHicrteb,  aditfpißigeb  Krcuj 
mit  golbener  Ginfaffung,  golbenen  Kugeln  unb  jwi< 
fepen  ben  Spifeen  golbenen  Stowen;  in  bem  9Jiittet» 
idjtlb  bab  ©ilb  Grnfto  beb  grommen  in  ©olb  mit  ber 
Umfcprift:  »Fideliter  et  constantcr«  (.»Sreu  unb 
beharrlich«),  umgeben  oon  einem  Gichenfraitj  (bei 
Niilitärpcrfoncn , bie  biefen  Crben  im  gelb  erhalten, 
aufeer  ben  jioei  jwifepen  ben  ©allen  beb  Rreujcd  burepd 
streut  gelegten  Schwertern,  Bon  einem  Siot  bcerfranj) ; 
über  BemRreuj  fdjwebtcinegolbeneKvone.  $ie©rofe- 
(reuje  tragen  ben  Crben  an  einem  breiten , bunt  ei» 
roten,  grün  eingefafeten,  gemäfferten  ©anb  über  bie 
linfe  Scpulter  ober.  Wenn  aubbrüdlicp  Berlicben,  an 
einer  Kette  unb  jugleicp  einen  acptipifeigenwediielweife 
gotbenen  unb  ntbemen  Stern,  belegt  mit  bem  Crbenb« 
freu};  bie  Komture  elfter  Klaffe  tragen  einen  Bier« 
ftvapligen  Stern  auf  ber  ©mjt,  wäprcnb  bie  Korn» 
ture  jWeiter  Klaffe  ipn  blofe  um  ben  fjalb  unb  bie  Nit» 
ter  nur  bab  Krcuj,  aber  flciner,  im  Knopfloch  tragen. 
Sie  filbemen  ©erbienftfreuje  jeigen  auf  bem  Sbcrb 
ba«  fflmftbitb  Grnftd  beb  grommen,  auf  bem  Neoerd 
bab  Sappen  mit  ber  Stooife.  3)ie  golbenen  unb  fetber- 
neu  NJebaiüen  mit  bem  ©ruftbilo  beb  jebebmaligen 
©erteiperb  werben  an  bemfelbcn  ©anbe  getragen.  S. 
lafel  »Crben  I«,  gig.  2. 


63 


©rneuerungSfonbS  — ©mjt 


GrneucrtutgSfonbö,  f.  SReferucionbd. 
Grueticrunijdftficin,  bi«  Urfunbe,  bi«  jumGmp* 
iang  ntuer  3'nd-  unb  Kentenfchein«  ermächtigt,  aljo 
fcstcel  Wie  Salon  (i.  b.). 

Grnicbrigt  (abaiffiert,  franj.  abaisad),  in  b«r 
iwalbif  bic  gigur  einod  EdiilbeS  (Sailen,  ©fahl, 
soarttn  u.  bgl.).  bi«  bcm  untern  Sdiitbranb  näher 
gtrüctt  ift  ald  bun  obcrn  ober  (als  ©faljl  unb  Spar- 
ren') b«n  obern  gar  nidjt  berührt. 

(rrniebrigung  eined  Sorte«  um  einen  tpalbton 
wirb  burd)  PCÖ«),  bie  hoppelte  G.  burd)  ob  (Soppelbe) 
.-.ngejeigt.  Sem  Buehftnbennaincn  toirb  im  erftem 
ijaU  -ee,  im  leptcm  -eses  angebangt ; bod)  tyeifit  li 
mU  b (infad)  b (be),  « mit  b = es  (nidjt  eds),  a mit 
b = as  ( nidjt  aes),  bagegen  h mit  Xoppe!  9 — beses 
(nidit  bebe)-  Bgl.  Grijötjung. 

<?rnonf  <trr.  .mm,  HUfreb  Hlugufte,  ©aron, 
franj.  ©ubligift  unb  ©eid)id)tfd)reiber,  geb.  21.  Sept. 
1817  in  ©arid,  geft.  16.  gebr.  1889,  heiratete  1842 
bie  Soebter  bed  'Jiapoleonifcben  ©Uniftcrd  ©ignon 
anb  tourbe  hierburef)  für  bie  bonapartiftifebe  ©artei 
gewonnen.  für  bie  er  namentlich  Während  ber  ©riifi* 
bentfdiaft  beo  ©rin jen  'Jfapolcon  1849—61  in  feinem 
Journal  »Bnlletin  de  Paria*  eifrig  focht.  Gr  fdjneb : 
■Nocm-llt-s  dtudea  sur  la  Revolution  frangaiae* 
11852  - 54,  2 ©be.);  »Histoire  de  Waltrade,  de  Lo- 
thaire  II  et  <le  leura  deacendanta*  (1859);  »His- 
bire  de  la  demiire  capitulation  de  Paris*  (1859); 
• Le  genbral  Kleber*  (1867);  -I.’art  dca  jardins* 
(1868  , 2 ©be.;  3.  Hlufl.  1886);  »Souvenirs  de  l'in- 
Taaion  pruasienne  en  Normandie*  (1872);  »Lea 
Krampus  en  Pruaae  1807 — 1808*  (1872);  »Denis 
Papin.  sa  vic  et  son  oeuvre*  (1874);  »llaret,  duc 
de  Bassano«  (1878,  2.  Hiuil.  1884)  u..O.  Hlud)  Doll* 
enbete  er  bie  »Hiatoire  de  France  sous  Napoldon« 
non  ©ignon  (f.  b.). 

<?rndborf,  1)  Sorf,  f.  SReidjcnbad)  1).  — 2)  Kur* 
crt.  (.  ©ielijj. 

tfrnftc  cltljodjb.G  r it  u ft  .urfprünglidj  »Kämpfer«), 
Same  zahlreicher  beutfeher  gürften: 

[itnbair.l  1)  gürft  bon  HlntjalDSernburg, 
geb.  19.  SKai  160S  in  Himberg,  geft.  3.  Scj.  1632, 
dritter  Sohn  Gbriftiand  L,  bereifte  1621  mit  feinem 
©ater  Schweben . Wo  er  ftcb  bie  3uneiguitg  ©uftan 
Bbotfd  erwarb,  JioQanb,  Sanemar!  imb  3talien, 
Ward.  erfi  18  3ahre  alt,  ju  ben  ©egienrngdgefehäften 
gezogen,  biente  in  einem  fnifcrlicben  Reiterregiment, 
Igäter  unter  ©uftnn  Vlbolf  rmb  ftarb  an  einer  bei 
hupen  erhaltenen  Bunde. 

(«•tri.)  2)  ©iarfgraf  Don  ©aben,  geh.  7. 
Ctt  1482.  geft.  6.  gehr.  1553,  ber  jüngfte  Sohn  be« 
-Partgrafen  Gljriftopb  I.,  erhielt  hei  ber  Seilung  1616 
t cedKarfgraffchaft  S'odjberg.  floh  toiihrenb  bed  ©auccn* 
Iriegd  nach  Strafeburg , bist  ber  Srrgleid)  Don  ©afcl 
25.  Juli  1525  bie  Ruhe  wieberbraeftte.  9iad)  bcm 
Sob«  femed  Sruberd  ©biüpp  '533  auch  freer  ber 
mebern  ©raffchaft,  Warb  er  Stifter  ber  baden  *bur* 
ladiifcbeu  Cinie,  blieb  aber,  obwohl  perfönlid)  ber  9ic> 
»ormntion  jugetan , (atholifd). 

3)  G.  griebrich,  SSarfgraf  Don  ©aben,  geb. 
17.  Ctt.  1560.  geft.  14.  Hlbril  1604  in  31emd)ingen, 
'Intel  bed  oorigen,  ältefter  Sohn  ßarldll.,  erhielt 
bei  ber  Seilung  1584  bie  untere  SBtarfgtaffdjaft  unb 
nahm  1594  auch  bie  Stabt  ©aben  mit  ihrem  ©ebict 
ent  Hin  ben  tonfeffionetlen  unb  politifdjen  ©erhanb* 
tagen  ju  fceilhronn  (1594),  granffurt  (1698),  grieb* 
berg  (1601)  unb  ^eibetberg  (1603)  nahm  G.  ald 
raangelifcher  gürft  tätigen  Hinteil,  jn  ber  Jugend 
CrKljeroner,  neigte  er  fich  fpätcr  ber  reformierten 


flebre  ju,  Derantafjte  bie  Hlbfaffung  bed  fogcit.  Staf* 
fortifchen  ©ud)ed  (Uber  Stnffortcnais , Dom  Schloff« 
Staffort  bei  Suriadj),  bad  feine  chriftlidjert  ©ebenfen 
enttjält  (1599),  unb  jloang  feinem  bid  baljin  luthe* 
rifchcn  Sande  bic  reformierte  üeljre  auf.  Sa  er  fin* 
berlod  ftarb,  folgte  ihm  fein  jüngfter  ©ruber,  ©eorg 
griebrich- 

IS>nunouer,l  4)  G-  Hluguft,  Kurfürft  Don 
jpannober,  geh.  20.  ©od.1629,  geft.  23.  Jan.  1698 
in  §errenbaufen,  jüngfter  Sohn  bed  4>crjogd  ©eorg 
unb  ber  ©rinjeffin  Hlnna  Gleonore  Don  tx-ffen-Sanu 
ftabt,  feit  1662  eDangelijdter  ©iidjof  Don  Odnabrüd, 
folgle  1679  feinem  altern  ©rüber,  3obnnn  griebrich. 
tm  gürftentmn  S?aIenberg(^>annoDcr)  unb  fepte  1682 
unter  bem  SSiberfpnrdi  (einer  jüngenr  ©ertuanbten 
in  feinem  Tarife  bad  Grftgeburtdrcd)t  feft,  nad)bcm 
ber  VlnfaH  fämtlidjer  ©ejipungcn  ber  jiingem  tocl« 
fifchett  ilinie  an  ^nttnoDer  waljridjeinlict)  gcmorbeit 
toac.  fieopolb  I.  bclohiüe  ihn  ttegm  feiner  Cxlfc 
gegen  granjofen,  Sürten  unb  bie  aufjtänbifchcn  Un* 
aarn  1692  mit  ber  neunten  jlürtDiirbe,  gegen  beren 
tfliierlennung  ftrfj  cinScilbcr3icid)dfürften  aUcrbingd 
noch  einige  ©ti*  fträubte.  G.  eröjfnetc  bie  ©erhanb- 
tungen  über  bie  9lnd)foige  feineo  ©efdjlechtd  in  Gng- 
taub,  forberte  religiöd  bulb;ambieSlaubceoerioaltimg 
unb  war  ber  ©cfdiiiper  bed  ©h'loiophen  ileibuij,  ben 
er  ald  ^liftoriographcn  an  feinen  i>of  jog.  Hlud  (einer 
mit  SHubcrn  rrid)  gefegneten  Glie  mit  Sophie,  einer 
Sodjter  bed  Äurfiirflcn  griebrich  V.  bon  ber  ©falj, 
flammen  fein  Sladjfolger  ©eorg  Subtoig  (nadjmald 
Stönig  ©eorg  X.  Don  Gnglanb)  unb  Sophie  Charlotte, 
bie  erfte  ftbnigin  bon  ©rcujjcn.  Sein  fechl’ter  unb 
jüngiter  Sohn,  glcichfaUd  G.  Hluguft  genannt,  geh. 
16.  Sept.  1674,  geft.  14.  VUug.  1728,  tourbe  1716 
gürftbtfdjof  Don  Cdnabrüd.  Seine  ©riefe  an  3o- 
hann  granj  Siebridj  D.  Süenbt  and  beit  3ahren  1703 
bid  1726  (hrdg.  bon  fflvaf  fiiclmandcgg,  t’annoo. 
1902)  enthalten  loid)tige  ©ad)rid)tcn  über  (eine  ©iutter, 
bie  Soebter  bed  SSintertimigd,  unb  feinen  ©ruber 
©eorg fiubloig.  ©gLu  ©ialovtie,  Ser  hannöoeifchc 
^iof  unter  bem  fturfürften  G.  Sluguft  unb  ber  Sur- 
fürftin  Sophie  (üamtou.  1847). 

6)  G.  Hluguft,  ftönig bon Ipannober,  geb. 5. 
3uni  1771  in  Conbon,  geft.  18.  31  od.  1851  in  6an- 
nooer,  fünfter  Sohn  König  fflcorgd  III.  non  ©rofe« 
britannien  unb  ber  ©rinjefim  Gharlotte  Don  ©(edlen* 
burg-Strelip,  (ämpftc  1793  — 95  ald  ßommanbeue 
etned  hannöuerfchen  ßaDallerieregintenld  mit  ben  eng* 
Iifd)cn  Sruppeit  in  ben  ÜRieberlaitben  gegen  bie  fran* 
jöflfcheSJepublif,  toarb  beiVlDedned*le*Scc  Denounbet 
unb  Dcrlor  bei  Gabghem  ein  Hinge.  Hiacfj  bcm  ©a< 
feler  grieben  erhielt  G-  in  Gnglanb  ben  Sitcl  eined 
Vcrjogd  von  Guinberlanb  unb  trat  ald  tfiod)- 
toric  ind  Cberhaud  ein.  Hlm  31.  ©tai  1810  in  feinem 
Sdjlafjimmer,  Uiahrfdicintid)  burd)  feinen  fiammer. 
biener Sellid,  febmev  Denounbet,  genad  erbalb,  umrbe 
1813  britifdjer  gelbmarfchatl,  ging  nach  fcannober, 
erhielt  jebod)  nicht  bie  erftrebte  Staithalterjchaft  bon 
^)annober,  bie  feinem  jüngem  ©ruber,  bcm  fcerjog 
bon  Gambribgc,  juteil  tourbe.  3u  Seriin  bcrmShlte 
er  fid)  1815  mit  bei  medlenbnrg  * ftrelipfchen  ©rin* 
jeffin  gricbcrirc,  Schtocfter  ber  Königin  üuife  bon 
©reufien,  obwohl  biefclbe  bereits  mit  bem  $>erjog  Don 
Gambribgc  Derlobt  war,  geriet  mit  bem  englijchcn 
S>of  in  3wift  unb  lieft  fich  m ©erlin  nieber,  fpäter  in 
Gnglanb,  ftd)  bort  am  politifd)en  Heben  heteiligenb. 
Hcadi  bon  am  20.  3uni  1837  erfolglcn  Sobe  bed  Kö- 
nigs SSilhelm  IV. , ald  bie  Krone  Don  Gnglanb  auf 
bie  weiblich«  Cinie  überging,  Würbe  G.  König  bed  Don 


64 


Cmfl  (Reffen,  Köln,  Sippe,  Saffau,  Dflerretcp). 


Gnglanb  lodgetrennten  $annober  unb  nahm  feine 
Sefibenj  im  Sanbe  fetfaft.  Xa  bie  pannüDerjcpe  Ser« 
faffung  Weber  feiner  autofratifepen  ffiefmnung  nod) 
feinen  finanziellen  Sfntereffen  cntfpracp,  fo  Dertagte 
er  bie  StänbeDerfammlung,  Weigerte  fiep,  bie  lliccptd« 
Bcrbinblid)feit  best  Slaatbgrunbgefcßed  Bon  1833  an« 
Auertennen,  unb  pob  ed  1.  Sob.  1837  förmlicp  auf. 
SZit  ber  Aufhebung  ber  Scrfaffung  pingen  utandje 
weitere  unpopuläre  'Jßafjreqeln  jufamnten,  wie  j.  8. 
bie  befannte  SfaBregelung  Der  fiepen  ©öttinger  ©ro« 
fefforen.  Die  SRifeftimmung  befeitigte  and)  bad  neue 
Staatdgnmbgefeß  Bon  1840  nid)!,  aber  1848  beugten 
bie  Serufung  StüDed  (f.  b.)  inet  URinifterium  unb  bie 
Ginfiiprung  einer  neuen  Scrfaffung  jebcr  aufrüfirc« 
rifdjcn  Bewegung  Bor.  Xie  beutfepe  Seicpdoerfaffung 
ertannte  G.  niept  an , beteiligte  fiel)  1840  am  Zrct« 
fönigdbiinbnid,  gab  biefed  jebod)  noep  im  S^crbft  b.  3- 
auf  unb  neigte  fiep  mepr  Cftcrrcicfj  ju.  Gift  im  Sep- 
tember 1851  trat  er  bem  jfofloerein  bei.  1881  Warb 
ifjttr  in  ^tannooer  ein  Xenhttal  (Bon  91.  SSolff)  er* 
richtet.  Sgl.  B.  Slatortie,  König  6.  Suguft  (S>an- 
noBer  1861);  SSiifittfon,  Reminiscenccs  of  the 
court  and  times  of  kirn*  Ernest  of  Uanover  (Sonb. 
1888,  2 Sbe.;  beutfdt,  SraunfcpW.  1902). 

(Qeftett.J  6)  Sanbgraf  Bon  §effen«ff affel, 
Stifter  ber  peffen  * rpeinfelfifcpen  Sinie,  geb.  1623, 
geft.  12.  SHai  1693  in  Köln,  Sopn  bed  Eanbgrafm 
'Moiißunbbeffen  zweiter  ©emaplin,  3utianeBoiiSaf« 
fau»Xißenburg,  biente  feit  1641  mit  Vluijeidmung 
im  pefftfepen  §eer  unb  beperriepte  feit  1649  bad  ipm 
jugefaßene  ©ebiet  SZiebcrfaßenelnbogen  mit  Speiit« 
fcld.  Später  mit  betnÄaifer  oerbunben,  um  ntitbeffen 
t&ilfe  bad  Srimogemturrecpt  ber  faffelfepcn  Sinie  um« 
juftofjeu,  warb  G.  in  SBien  latpolifdp,  erbte  1655  unb 
1658  bie  Sanbe  feiner  Sriibcr,  Gfcpwege  unb  Solen« 
bürg,  unb  lebte  Biel  auf  Seifen,  befonberd  in  Senebig. 
Seine  Sdjriften,  bamnter  cinefepr  ojfenpcrjigeSelbft. 
biograppie,  befinben  fidp  nod)  größtenteils  in  ber  Kaf« 
felcr  Sibliotpcf.  Seinen  Sriefweipfel  mit  Ceibni)  gab 
Somntel  perattd  (grantf.  1847,  2 Sbe.). 

7)  G.  SubWig,©rofsperzogDon$jeffenunb 
bei  S pein,  geb.  25.  Soo.  1868  in  Zarmftabt,  ein- 
ziger Sopn  bed  bantaligen  Srinjen,  fpätem  ©rofi« 
berjogJ  Eubwig  IV.  Bon  Reffen  unb  ber  Srinzeffin 
9llice  non  Großbritannien  unb  3rlanb,  würbe  burep 
ben  frilpeti  Tob  fciited  Saterd  13.  tDIärj  1802  ©rof)« 
perjog,  Bentiäplte  fiep  1894  mit  berSrmjeffmSiftoria 
oon  Sadiien  ■ Koburg  • ®otpa  (geb.  25.  SoD.  1876), 
bie  ipm  1895  bie  Srinjefün  Glifabelp  (geft.  16.  Sob. 
1903)  gebar.  Xie  unglüdlitpe  Gpe  würbe  23.  Xcj. 
1901  gerieptlid)  gerieben,  unb  burep  bad  neue  Se« 
gentfepaftdaefeß  Dom  26.  SDZar.j  1902  würbe  für  ben 
gaß,  Paß  Ir.  aud  einer  neuen  (Spe  feinen  Sopn  erzielen 
faßte,  ald  Zpronerbe  ber  bem  Zprott  am  näcpften 
ftepenbe  91gnat  bei  ©efamtpaufed  Reffen  beftimmt, 
ber  erblinbete  finberlofe  Sanbgraf  Vllepanber  grieb« 
rieb  Bon  Reffen,  bem  fein  jüngerer  Srubcr,  Srin; 
fyriebriepSiarl  Don  Reffen,  ein  Sepwager  bed  beutfepen 
Kaiferd,  folgen  würbe. 

[flöln.l  8)  perjog  Bon  Sapern,  Kurfürfl 
Don  Köln,  geb.  17.  3>j.  1554,  geft.  17.  gebt.  1612 
in  9lmobcrg,  Sopn  Herzog  91lbertd  V.  Don  Sapent, 
Bon  3<fmten  pumaniftifcb  unb  tpeologifep  gebilbet, 
feit  1566  Sifipof  Bon  greiflng,  feit  1573  Sifdpof  Don 
tpilbedpeim,  würbe  bei  ber  Sbbanfung  bed  Kölner 
terjbifipofd  Salentin  Don  3fcnburg  1577  Bon  ber 
iefuitifepen  Sartei  ju  beffen  SadjfoTgcr  auderfepeu, 
boep  erft  naip  bem  91bfaß  bed  an  feiner  Statt  gewähl- 
ten ©cbparb  Sruepfejj  oon  Salbburg  oom  fatpo* 


lifepen  ffllauben  22.  SRai  1583  an  Steße  bed  abge« 
feßten  unb  effommuni.iierten ©ebparb  jnmSrjbifepof 
erwäplt.  9Kit  ^tilfe  bed  Sapfted  unb  bed  Sfaiferd  Der« 
trieb  S.  ©cbparb  aud  bem  Stift,  rettete  badfelbe  für 
bie  fatpolifepe  fiinpe,  maepte  ed  aber  auep  jutn  Sdiau« 
plaß  ftpwerer  Stampfe.  1581  aud)  ©ifepof  Don  Süttiip, 
1584  Siftpof  oon  IKünftcr  geworben,  befajj  (£.  fünf 
Sidtümer,  in  benen  allen  er  fid)  befonberd  um  bie 
©infiiprung  ber  3efniten  bemüpte.  Sgl.  Soffen, 
$erftölnifpe  Krieg,  Sb.  2 (Siümp.  1897)  unb  «Sriefe 
unb  91ftett  jur  ©cfipidite  bed  Ireißigjaprigen  Slrie- 
ged.,  Sb.  4—8  (baf.  1878  — 95). 

[£tppe.|  9)  ©raf  unb  Ubier  §err  jurSippe« 
Siefterfelb,  Segcnt  bed  giirftentumd  Sippe,  geb. 
9.  3uni  1842  in  Cberfaffel  bei  Sonn,  feit  1884  (ipef 
ber  erbperrlitpen  Sinie  Sippe  «Siefterfelb,  lebte  auf 
Seplofs  'JJcuborf  bei  Sentftpen  in  ber  SroBinj  ©ofen 
unb  erpob,  ald  1895  fjärft  Solbemar  Don  Sippe 
itarb  unb  fein  Sruber  unb  Sacpfolger,  ffürft  911er« 
auber,  wegen  ©eiftedfranfpeit  bie  Segierung  nidjt  au« 
treten  (onnte,  gegen  bie  Segenlfdjaft  bed  Dom  gürften 
SSolbemar  ernannten  Segenten,  ©rinjen  9lbolf  ju 
Sipaumburg-Sippe,  Uinfpruip,  würbe  aud)  burep  beti 
Sdjiebc-fprudj  Dom  22.  3 uni  1897  ald  nädjftbereep* 
tigter  Signal  unb  baper  ald  jur  Segentfcpaft  berufen 
anerfannt.  Sgl.  Sippe. 

ftDlandfelb.]  10)  U.  Don  ßJfandfelb,  gelbpcrr 
im  Sreifiigfäprigen  Kriege,  f.  2Randfelb. 

(dlaffau.]  11)  E.ffa|imir,öraf  DonSaffau, 
Saßettelnbogen,  Sianbeit  unb  $ieß,  ber  Stifter  ber 
SSicßer  Sinie,  fünfter  Sopn  bed  ©rafen  3opann  bed 
ätlcni  Bon  Sagau,  geb.  1573  in  Xtllenburg,  napiu 
nieberlänbifdje  Striegdbienfle,  geriet  1595  in  ipamfdje 
fflefangenfipaft  unb  beteiligte  [i<p,  mit  10,000  Sra. 
banter  ©utben  audgetöit,  unter  bem  Srinjnt  SKoriß 
Don  Cranien  an  ber  Eroberung  Bon  Speinbergen 
unb  Singen  fowie  an  bem  gelbjug  gegen  bie  Spanier, 
würbe  1606  nieberlänbiftper  gelbmaricpaß , 1610 
Stattpalier  Bon  Utrecht,  1620  Don  gricdlanb  unb 
1625  aud)  Don  ©roningen,  eroberte  im  Stampf  gegen 
bie  Spanier  1622  Sergen  op  3oom  unb  Steenbergen, 
fdiüßle  1623  Uniben  gegen  iiüp  unb  fiel  5.  3“>ti 
1632  Bor  Soerntonbe. 

. [Öfterrtiib.J  12)  U.  ber  Uiferite,  Sierjog  Bon 
Cfierreitp,  geb.  1377,  geft.  9.  3wt  1424  in'öraj, 
ftanb  naep  bem  Jobe  [eined  bei  Sempad)  1386  gefalle« 
neu  Satcrd  Seopotb  unter  ber  Sommiibiipaft  911« 
breeptd  III.  Sei  ber  Zeitung  1406  erpielt  U.  Steier« 
uiart  unb  füprie  mit  feinem  Sruber  Seopolb  bie  Sor« 
munbfdjafl  über  ben  un)iiiinbigen  9llbred)t  V.  Snd) 
Scopolbd  Zobe  14 11  erpielt  U.  auip  Stäniten  unb 
Straiit.  91td  fein  Sntber  griebrid)  Dom  Saifer  Sieg- 
munb  1417  in  bie  91d)t  ertlärt  worben  war,  terfudpc 
@.  zunäipft  fidp  felbft  bed  ©ebictcd  griebriepd  zu  be« 
mäiptigen,  gliip  fid)  bann  aber  mit  feinem  Sruber  aud 
unb  Bcrtcibigte  namentlich  Zirol  gegen  bie  Slnfpriiepe 
bed  Jtaiferd.  9tld  Segent  Jaueröftmreidid  unb  Stif- 
ter ber  ältent  fteicrmart.pabäburgifdjeu  Sinie,  bie  in 
feinem  Srftgebomen,  Herzog  griebridp  V.  (ald  Sfaifcr 
griebrid)  1U.),  bie  beibot  anbem,  bie  albrecptiniid)« 
öfterreiepifepe  unb  tirolifdpc,  überbauerte  unb  beerbte, 
panbpabte  er  mit  geftiafeit  feine  lanbedfürftltcpen 
Secptc.  Gr  war  in  erfter  Gpc  mit  'JHargarete,  gürftin 
Bon  Sommern,  in  zweiter  mit  ber  ipm  an  Scibedlraft 
ebenbürtigen  Gintburg  Bon  SRafooicn  Dennäplt,  Boit 
ber  ipm  Grbcn  geboren  würben.  Sein  ©rabmal  Pc* 
finbet  fiep  im  napen  Giflercienferftift  Sein. 

1^  Grzperzog  Bon  ßfierreiep,  jruciter  Sopn 
bed  Äaiferd  lIKafimilian  II.,  geb.  15.  3un>  1553  in 


65 


©mft  (3ad)fen,  3.- 

Situ,  geft.  10.  gehr.  '"Trüffel,  war  langt  3eit 
Statthalter  in  Unter*  unti  Cberöjlerrcid) , übernahm 
1590  bie  ©ormunbfcbaft  über  kcn  jungen  Srjfterjog 
/rrriirtanb  non  ber  fteirifd)en_fiinie  unb  erljielt  1692 
non  Rönig  ©t)ittpp  II-  Bon  Spanien  bie  Segierung 
bet  Sieberlanbe  übertragen;  bod)  traf  ®.  in  ©rüffel 
erft  1594  ein  unb  ftarb  fefton  tra  folgenben  3aftre- 

( Sadcftu.  ] 14)  Rurfürft  Bon  Sachfen,  gcb. 
34.  fflarj  1441,  geft.  26.  9lug.  1486  in  Rolbift  infolge 
eine«  Sturje«  nont  ©(erbe,  ältefter  Sohn  griebridj« 
bei  Sanftmütigen,  Stifter  ber  (Jmeftinifdjen  Sinic 
beä  fäcbfifdjen  tpaufe«,  warb  mit  feinem  ® ruber  911- 
bred)t  non  Rung  non  Raufungen  au«  bem  Sd)loft  ju 
Altenburg  1455  geraubt  (f.  Sadjfiidjer  ©rinjenraub). 
Er  folgte  1464  )eineni  Sater  in  ber  Rurwürbe,  be< 
berrfchte  aber  bie  meiftnifchen  unb  tbflringifcben  fiän- 
ber  mit  feinem  8ruber  Albredjt  gemeinfd)aft[id)  biö 
1485.  3>urd)  SoIIftrecfung  ber  non  ©eorg  ©obiebrab 
über  ben  Sogt  $>einridj  II.  non  ©lauen  nerbiingten 
Ad)t  erwarben  1466  beibe  ©lauen,  Öl«nift  unbAborf. 
Sie  Sebufberrfcbaft  über  Oucblinburg  erwarb  E. 
1479_mfolge  beb  feiner  Sdjwciter  §ebwta,  ber  borti* 
gen  Äbtifftn,  gegen  bie  Stabt  unb  ben  Siftftof  non 
valberftabt  geleijfeten  ©eiftanbeb.  Sie  neuentbedten 
SilbtTbergroerfe  im  Erjgtbirge  öerfdjafften  bie  Wittel 
■, um  Anlauf  neuer  Senkungen,  wie  1472  be«gürften< 
tum«  Sagan  in  Sd)leften  unb  1474  ber  S>errfd)aften 
sorau,  8ee«fow  unb  Storlow.  Sie  Erhebung  non 
Jrnjt«  {Weitem  3obn,  Vllbredjt , auf  ben  erjbifchöf* 
Heben  Stubl  non  Wainj  1482  nötigte  Erfurt  bie  fädj- 
nfe^e  Sdjuftfjerrfdboft  auf;  ber  britte  Sobn,  Emft, 
würbe  1476  Srjbifd)of  non  Wagbeburg,  1479  aud) 
Roabjutor  non  tpalberftabt  unb  jwang  mit  be«Sater« 
Snlfe  1478  üalle,  1486  Btalberflabt  juin  ©eljorfam. 
©om  Sofft  Siftu«  IV.  erhielt  S.  1480  in  Som  bie 
Solbene  Sofe.  bie  er  bem  Som  ju  Weiften  gab.  Ser 
AniaQ  ©büringen«  nad)  bem  ©ob  il)re«  Cfteimb 
StlSelm«  III.  Hörte  bie  bisherige  brilberliefte  Ein* 
trad)L  Bei  ber  ßanbteilung  ju  Setpjig  26.  Aug.  1486 
ertielt  6.  außer  bem  Rurtanb  ©bürmgen  mit  ben 
BogtIänbif<f)en  unb  fräntifd)en  Seftftungeit,  biefcälfle 
bei  ©teiftener  unb  Dfterlanbe«  tc.  unb  warb  fo  Stif- 
ter ber  Emeftinifdten , norerft  furfürftlidjen  Binie. 
seine  ©emafjlin  Elifabetf).  Sod)ter  be«  Benag«  AI* 
brecht  non  Sat)em  (feit  1462),  ftarb  1484.  Er  batte 
non  ibr  nier  Söbne:  außer  ben  beiben  ©ciftlitbcn 
rtUbreiht,  Emft)  griebrid)  (ben  Seifen)  unb  3oh«nn 
(ben  Beflänbtgen),  feine  Sachfolger  in  ber  Rurwürbe. 

15) E.griebricb©aulffleorgSifoIauä,Ber- 
)og  nonS  aebfen- Altenburg,  geb.  16.Scpt.  1826 
in  jpilbburgftaufen.  Sehn  be«  Verjag«  ©eorg,  folgte 
bieiem  1863  in  ber  Regierung,  nereinbartc  1862  eine 
Shittdrfonoentton  mit  ©reuften,  blieb  1863  non  bem 
8 üriten tag  fern,  trat  1866  bem  preuftifchen  Suttbe«- 
trformentwurf  bei  unb  (teilte  ©teuften  feine  Struppen 
pr  Beifügung.  Au«  feiner  Ehe  mit  bet  ©ringefftit 
ugite*  non  Anhalt- ©effau  (geb.  24.  3uni  1824,  geft. 
23.  CiL  1897)  würbe  ihm  2.  Aug.  1854  bie  mit  bem 
Seinern  Al  brecht  non  ©reuften  uemnibltc  ©ringefftn 
Sana  geboren.  Sgl.  S o I g e r,  Bierjog  E.  non 
Sathfen«  Altenburg  (Altenb.  1896). 

16)  S-  ber  gromme,  fjerjog  non  Sathfen- 
®otba,  geb.  25.  Sej.  1601  in  Altenburg,  geft.  26. 
«ir,  1675  in  ©otba,  neunter  Sohn  be«  Verjag« 
3ctxum  oonSeimar.  Stifter  be«  gotbaifdjen  ©efamt* 
taufe«,  warb  nath  bem  lobe  ferne«  Sater«  (1606) 
Bo«  feiner  Wutter  Sorothea  Waria  non  Anhalt  treff- 
lich erjagen,  leitete  währenb  be«  böhmijthen  Rricge« 
bie  fianbe«oerwa!tung , machte  unter  ©uftao  Abolf 

■wri  ftottr.  • «ctUmi  , «.  Sufi-,  VI.  Cb. 


Altenburg,  3.-©otha). 

unb  bann  unter  feinem  jüngem  Sruber,  Semharb 
non  Seitnar,  eine  Seihe  non  gctbjiigen  im  Srciftig* 
jährigen  Rriege  mit  unb  oerwaltete  für  feinen  Sruber 
Semharb  mit  grofter  Umfidjt  bie  Siätiimer  Würt* 
bürg  unb  Samberg.  1636  trat  er  mit  feinen  Stü- 
bern Albredjt  unb  Wilhelm  bem  gricben  ju  ©rag  bei, 
mebftalb  bie  Schweben  fein  jeftt  non  ihm  unb  Wilhelm 
gemeinfant  regierte«  Banb  nerheerten.  1636  mit  ber 
©od)ter  be«  .fperjog«  3of)ann  ©hilWB  bon  Altenburg, 
Elifabctl)  Sophie,  Bemtnhlt,  reftbiertc  E ju  Weimar, 
aber  nad)  ber  Seilung  be«  ©efamtbefiftc«  mit  feinen 
Srübem  Wilhelm  unb  Albredjt  (8.  April  1640)  in 
©otfta.  Schon  1644  fiel  ihm  burd)  Albredjt«  Sob  bie 
fjälfte  be«  gürftentum«  Eifenath  ju,  1660  Seile  non 
•ijenneberg  unb  1672  burd)  ben  Sob  be«  Bier, 50g« 
SSitljelm  non  Altenburg  aud)  brei  Sicrtel  be«  loburg- 
altenburgifdjen  fflebict«.  gilr  fein  Banb  burd)  eigne 
Sätigleit,  georbnete  Serlnaltung  unb  trcfjlidje  ©efeftc 
auf«  befle  forgenb,  erlieft  er  1653  feine  »Senibierteunb 
nennehrte  flanbe«orbnung-  unb  wibmete  nantcntlid) 
bem  Erziehung«-  unb  Stftulmefen  grofte  Aufnterlfam- 
feit : wie  er  bie  fogen.  Emeftinifdje  SibelauSgabe  ner- 
anftaltete,  fo  lieft  er  auch  Sucher  au«arbeiten,  bie  jum 
©reife  non  1 ©fennig  für  ben  Sogen  nerfauft  wur- 
ben,  3.  S.  »Shcrjen  Unterricht*  für  weit»  unb  Aatur» 
lunbe,  bie  bibtifd)c  Silber-  unb  bie  Knted)i«mu8fd)ule, 
ba«  weimarifche  Sibelwerf.  gür  bie  Erwadjfencn 
würben  Rated)i«mu«e;amina  angeorbnet  unb  bie 
Saled)i«mu«taler  geprägt  Surdj  Scfcftränfung  ber 
Auögaben  unb  Erhöhung  ber  Stcuerfraft  beffertm 
ftd)  bie  ginansen,  fo  baft  E.  infolge  feine«  Seidjtum« 
unter  ben  Seidjäfiirften  eine  angejehene  Stellung  ein- 
nahm. Al«  ba«  Seid)  Süftungen  gegen  bie  Siirtcn 
Oerlangte,  brachte  E ein  breifad)  Oerftärfte«  Kontin- 
gent auf;  gegen  grantreich  (teilte  er  jpäter  bem  Rai- 
ter 3200  guftfolbaten  unb  620  Seiler  al«  B»lf«forp«. 
über  bie  ©renjen  Seutfd)lanb«  hinau«  nerbreitete 
fich  Emft«  Suf : EromweH  rechnete  ihn  unter  bie  brei 
(lugen  gürflen;  ber  ©atriarch  non  Alejanbria  fdhricb 
an  ben  -Sultan«  E.  oon  ©otba;  ber  ,‘jar  Alejei  Wi- 
chailowitfch  bat  ihn  um  $ilfe  wiber  bie  Sürfen.  1674 
übergab  er  bie  Segierung  feinem  Sohn  griebrich-  Son 
18  Rinbem  überlebten  ihn  fteben  ©rinjen,  bie  ftd)  in 
feine  fianbe  teilten;  non  ihnen  flammen  bie  Ijerjoglid) 
jächfiidjen  fiinien  ab.  Sie  300jährige  Siebcrfcljr  fei- 
ne« ©cburt«tag«  Würbe  1901  feftlich  unterSeilnahme 
be«  Raifer«  begangen.  Sgl.  Rlaunig  u.  Schnei- 
ber,  ®.,  B'rjog  3U  Sacftfen  - ©otba,  nach  feinem  Be- 
ben unb  Wirten  (fleips-  1868);  A.  Seit,  E.  ber 
gromme,  feerjon  3U  Sachfen*©otha  unb  -Altenburg 
(Weim.  1865,  2Sbe.);  Rrenenberg,  E.  bergromme 
(grantf.  1890);  Soeftne,  Sie  päbngogifd)en  Seftre- 
bungen  Emft«  be«  grommen  (fflolha  1888);  Schrö- 
bei  u.  Wöller,  E.  ber  gromme,  ein  ©äbagog  unter 
ben  gürften  (baf.  1901). 

17)  E.  fiubwig,  gewöhnlich  E II.  genannt,  §er. 
30g  non  Sachfen-©otba  unb  Altenburg.  geb. 
30.  3an.  1745,  geft.  20.  April  1804,  »weiter  Sohn 
be«  $enog«  griebrich  IH.,  feit  1769  mit  ber  ©rinseffiu 
Warie  Eharlotte  Amalie  non  Weiningen  oermäljlt, 
trat  E.  bie  Segiemng  1772  an,  arbeitete  mit  Erfolg 
an  ber  lilaung  ber  fein  Banb  bebrüdenben  Schulben 
unb  legte  fpätcr  Sammlungen  non  literarifdjen  unb 
Runftfd)äßen  an.  Ein  greunb  aftronomijeher  unb 
phpfifalifcherStubien,  beftimmteE.  3m  Unterhaltung 
ber  Sternwarte  auf  bem  Seeberg  bei  ©otlja,  bie  un- 
ter 3a<h  einen  Samen  in  ber  aftrononcifcben  Welt  er- 
langte, tejtamentarifd)  40,000 Kr.  $emgreintaurer- 
bunb  unb  bem  3ßun'iüü*«i07^'«  trat  er  bei,  ohne 

S 


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66  (Snt ft  (S.-Hübburgljnufen,  S.  -Stoburg  ic.,  Schleswig ■ Holftein), 


jebod)  in  ihnen  bie  gehoffte  ©efriebiguttg  *u  finben. : berubigenb,  Bereinigte  ß.  bie  Herzogtümer  Stoburg 
®ie  ©ollöbilbtmg  fBrberte  er  1779  burd)  Errichtung  unhWotpa  burd)  einegemeinfameSerfaffung, (rirttpfte 
eine®  SchuIleprerfeminarS.  3n  ber  ättfjem  ©olitil  mit  gegen  ®änemarf  unb  hotte  an  bein  Sieg  bei 
fd)lo&  er  fuh  an  ben  Bon  grifbrid)  II  geftifteten  gür»  Sdemförbe  5.  Ülpril  1849  ttnteil.  Slacpbem  bie©läne 
ftenbunb  an.  3hm  folgte  fein  Sohn  Suguft.  Sgl.  für  baS  beutfdie  ©efamlretd)  gefcheitert,  fdjloß  er  ficb 
S.  ©ed,  ®.  II.  als  ©[leger  unb  ©efdjüper  ber Siffen»  bem  iogen.  ®reiE5nigSbttnbnis  an  unb  beranlafcte 
fd^aft  unb  Stunjt  (®otI)ä  1854).  ben  gitrftenfongrefi  ju  ©erlin.  ©erfönlidj  mit  bem 

18) §erjogBonSad)fen*§i[bburghaufen,  Staifer  SRapoIeon,  ben  er  auch  juerft  Don  ben  beutfeben 

geb.  12.  3uli  1655,  geft.  17.  Oft.  1716,  fedjftcr  Sohn  gürften  in  ©ariS  begrübt  hotte,  befreunbet,  bemühte 
beS  Herjog®  Emft  beSgrommen,  Stifter  berpübburg»  er  fith  1854  beim  ©uSbntd)  beS  StrimfriegS,  eineSBen- 
bauftfehen  fiinie,  erhielt  1676  bie  Simter  unb  Stabte  buttg  ©reufienS  jugunften  IRuglanbS  ju  Derhinbern, 
iiilbburghaufen,  Helbburg,  ©eilSborf,  EtSfclb,  Sd)al»  fudjte  bagegen  1859  ©reufien  jur  Teilnahme  atu 
lau  unb  Königsberg  in  granfett  unb  1702  burch  Be*  Kriege  gegen  granfreidt  ju  beftimmen.  ©iSmard  galt 
freiung  HübburgpaufenS  Don  bem  fogen.  Nexus  (io-  ihm  alb  Siealtionör,  feine  Hoffnungen  bezüglich  einer 
thanus  in  feinen  Cänbem  bie  Doüe  lanbeSfürftlidje  SBiebergeburt®eutfdiIanbS  fegte  er  auf  Öiterreich  unb 
fReaierung.  1683  ttn  fächfifepen  Heer  beS  Sburfürften  mar  ein  eifriger  XeUnepmer  am  güritentage  Don 
3o|ann  C&eorg  HI.  beim  Entfa|)  SBienS  unb  im  loei-  granlfurt  1863.  ®urd)  feine  perfönliipe,  Don  aller 
tem  Stampf  gegen  bie  lürfen  bemährt,  tiimpfte  er  Stilette  freie  leilttapme  an  lurn-  unPSepüpenfeften. 
fpdter  in  hoHiinbifehen  ®ienften  gegen  Ü ubmig  XIV.  Don  benen  man  bamalS  b ab  IpctI  erwartete , burd) 
Seihe  legte  Sfegieningähonblung  mar  bie  Srünbung  feine  ©egünftigung  beb  SlationalDcrcinS  u.  bgi.  po- 
eines  Gymnasium  illustre  in  feiner  SReftbmj.  puldr  geworben,  trat  E.  nad)  bem  Sobe  beS  Stonigb 

19)  E.III.(I),  Her jog  Don  Sadjfcn-Sl  oburg,  griebnd)  VII  Don  ®Snemarl  beim  ©unbeStag  ener< 
geh.  2.  gan.  1784,  geft.  29.  3an.  1844,  Sohn  bcs  gifd)  für  ben  Wuguftenburger  ein  unb  fud)te  aud)  per* 
HerjogS  granj,  gelangte  9.  ®e».  1806  jur  SRegierung  (unlieb  ben  ftatfer  SRapoIeon  III.  bafür  ju  gewinnen, 
feines  Don  SRapoIeon  befehlen  SanbeS,  baS  er  erft  im  ®od)  in  richtiger  ErfennhtiS  ber  Serpältniffe  fd)[oji 
Silftter  grieben  jurilderpielt,  blieb  aber  wegen  feiner  er  (Id)  1866  ©reujjen  an  unb  machte  im  ©efolge  beet 
Teilnahme  an  ber  Schlacht  Don  Vluerftäbt  auf  preufji»  fiönigS  Bühel m I.  ben  Strien  Don  1870/71  mit.  ®er 
(eher  Seite  ftetS  Don  SRapoIeon  beargwöhnt.  Sind)  ber  Herjog  War  ein  trefflicher  Wufifer  unb  Äompouifl ; 
Sdjladjt  bei  Ceipjig  gührer  beS  5.  ErmeeforpG  ber  befannt  finbfeineOpem:  »3aire«, -Safilba«, -Santa 
©erbünbeten,  jroang  6.  SRainj  burch  ©lodabe  »ur  Epiara« , «®iana  Don  SolangeS«  fowie  Derfcpiebene 
Übergabe,  toirfte  auf  bem  Ebener  ftcmgref)  für  baü  Heinere  Stompofitionen.  1862  machte  er  mit  feiner ©e 
gortbeftepen  beS$töntgreid)S  Saepfen  unb erfjieltfelbft  ntahlin  unb  japlreidjem  Befolge,  worunter  mehrere 
baS  jenfeit  beS  StbeinS  gelegene  gürftentum  Sichten-  Slaturf orfeper , eine  Seife  nad)  Ägypten  unb  Wbeift* 
berginit20,OOOEinw.,baSim  jWeiten©ariiergrieben,  nien,  bereit  Ergebniffe  in  bem  ©rächt wer!  »{Heile  beS 
nad)  bem  er  als  Oberbefehlshaber  ber  fächfifdicnXrup-  HerjogS  E.  Don  Sadjien  Sfoburg-Botpa  nad)  «gpp- 
pen  wieber  gegen  SRapoIeon  gelämpft  hatte,  um  ein  ten  ic.-  (Scipj.  1884)  niebergelegt  finb.  1902  würbe 
weiteres  Bebiet  mit  6000  Einw.  Dcrmcbrt  warb,  trat  ipm  in  Dberpof  unb  1903  tm  ochlojjparf  ju  Kein» 
aber  alles  22.  Sept.  1834  für  2 STOill.  Ilr.  an  ©reu-  harbSbrunn  ein  ZBenfmal  errichtet.  Sgl.  feine  Xenl- 
pen  ab  unb  erlaufte  bafür  1836  — 38  mehrere  ®o-  würbigfeiten : »fliuS  meinem  Sieben  unb  auS  meiner 
mänen.  3?acp  brat  Erlöfcpen  beS  gothaifepen Stamm»  3*'*«  (1. — 6. Sufi.,  ©erl.  1887— 89,3©be . ; ©earbei» 
paufeS  (11.  gebr.  1825)  burch  ben  StaatSDertrag  Dom  tung  in  1 8b.  1892);0horn,  Herjog  ß.  II.,  ein 
12.  — 15.  91od.  1826  Erbe  beS  HtrjogtumS  Botpa,  CebenSbilb  (Seipj.  1894);  Stempeltet),  HErJog  E. 
mit  Euäfcplufi  beS  WmteS  Sbronicpfelb , trat  er  baS  Don  Sloburg  unb  baS  3apr  1866  (©erl.  1898). 
gürftentum  Saalfelb  an  SSeiningen  ab  unb  nannte  21)  E.S!ubwig  I.,  Herjog  DonSa<bfen»9Kei» 
fiep  nun  E.  I.,  H(rä°3  Bon  Saepfen » Stoburg  unb  ninaen,  geb.  1672,  geft. 24.SH0D.  1724,  gueiterSohn 
Botpa.  Snt  8.  7Iug.  1821  gab  er  Stoburg  eine  Ser»  beS  Herjogs  ©ernparb  I.,  trat  1692  als  Oberft  eines 
faffung,  lieg  aber  bie  alte  gorm  berfeubalen  Sanb-  golpaifchen  SRcgimentö  in  pollänbijcpe  Striegobienfte, 
ilättbe  in  Botpa  fortbeftepen.  Kacpbem  feine  Epe  mit  bann  in  furpfeilpiepe,  foept  als  faiferlicper  gtlbmar» 
Suife,  ber  ®od)ter  beS  HerjogS  Sluguft  Don  Sadjfen-  fcpalleutnant  mit  SuSjeicpnimg  gegen  Subwtg  XIV., 
Botpa,  1826  wieber  getrennt  worben,  Dennäplte  er  ftieg  bis  jum  gelbjeugmeifter  uttb  übernahm  nad) 
flrp  1831  mit  tDlaria,  ber  Joepter  beS  HerjonS  SUej»  bem  Sobe  feines  SaterS  1706  bie  Kegieruttg  feines 
anber  Don  SBürtlrmberg.  Seine  Sepwefter  Siftoria  SattbeS,  bie  ipm  feine  ©rüber  griebriep  ©Jilpelnt  unb 
warb  burtp  ipre  Sermäpfung  mit  bem  Herjog  Ebuarb  Snton  Ulricp  allein  überließen. 

Sugufi  Don  ftent  SKuttcr  ber  fpntern  »önigm  Sifto»  22) E-Suguft, Herjog  DonSacpfen-SSeintar, 
ria  Don  Englanb,  bereit  Hanb  EmftS  jüngerer  Sopn,  geb.  19.?lpril  1688,  geft.  18.3an.  1748,  SopnbeS  Her» 
Tllbert,  18-10  erhielt.  Sein  jüngerer  ©ntber,  fieopolb,  }ogS3opannErnit,  regierte  feit  1707  mit  feinem  Oheim 
Würbe  1831  jutn  ftonig  ber  Belgier  erwäplt,  unb  fein  ffitlpelnt  Emft  bis  ju  beffen  Job  1728  gemeinfepaft» 
?)effe  gerbinattb,  ber  iiltefte  Sopn  beS  HerjogS  ger»  lid) unb fepte  1 725 bie ©rimogenmir feft.  CubmigXIV. 
binanb  Don  Sacpfen-Soburg  SVoprirp,  Warb  1836  ber  na^apmenb,  füprte  E.  eine  prächtige  Hofhaltung,  er» 
BemapI  ber  Stonigin  Don  ©ortugal,  ®onna  Sßaria  richtete  Diele  fleine  Jagbfcplöffer,  bie  (Vilobetircpe  in 
ba  ©loria.  Seitttar,  baS  Scplof)  in  Eifenacb,  machte  grofjen  nti» 

20)  6.  II.,  H e r j o g D o n S a di  f e n » St  o b u r g,  geb.  litärifcpen  Sufmanb  unb  trieb  Slcpimie.  wueb  ftiftete 
21-3uni  1818  inStoburg,  geft.22.Sug.  1893inKein-  er  ben  SBeijjen  galfenorbett  ff.  galfenorben  2).  Seit 
patbsbrunn,  filtefter  Sopn  beS  bongen,  reifte  Diel,  1734  Wopnte  er  meift  in  Eijenad).  Sgl.  D.  ©cau» 
ftubierte  ju  fflonn,  trat  als  Kittmeifier  in  föniglid)  lieu-SlarcottnaD,  ®.  71. , Herjog  ju  Saepfen* 
fächftfdie  ®ienfte  unb  folgte,  feit  1842  mit  ber  ©rin-  ffloimar » Eifenad)  (Seipj.  1872). 

jefftn  Vllejanbritte  Don  ©aben  Dermäplt,  29.  3an.  lecbteSwlg-Holfteln.]  23)  ®.  Bfinter,  Her  jog 
1844  feinem  Sater  in  ber  SRegierung.  3nben3npren  ju  ScpIeSwig-Holftein,  fiaupt  ber  liinie  Vlugu» 
1848—49  burtp  rrd)tjeitige sfottjefftonen  bieBemüter  ftenburg,  geb.  11. »lug.  1863  itt®oljig,  einjigerSopn 


67 


Crnft  (3unome)  — ©ruft  Sluguft=Drben. 


W fcmog*  gricbrich  (f.  b.)  unb  bcr  ©rinjcffin  flbel» 
beib  ju  Siobenlope-Sangenburg,  folgte  fernem  ©ater 
14.3on.  1880  ald  ©efiper  tmn  ©rimfenau  in  Sepie- 
fiat  unb  erhielt  fpäter  nod)  einen  Seil  ber  fluguften- 
bcrgifcpen  ®üter  in  SdüeSmig,  bacunter  Schloß 
Änguftenburg,  Oom  prcuBiidjen  Staat  abgetreten. 
SicBeftpunaen  bilben  fett  1886  ein  gibeifommiß,  alS 
teilen  jnbaber  bar  §erjog,  ber  1895  als  ffiajor  & la 
suite  beS  CtifegarbepuforenregimentS  ben  aftiben 
fflüitirbienft  aufgab,  feit  1894'TOtqIieb  bcS  preußi- 
fdien  SjerrenpaufeS  ift  6.  ift  ber  ©ruber  ber  Äaife- 
rin  flugufte  Siftoria. 

isonoaben.l  24)  G.  I.,  ber  filtere,  fcerjog  bon 
3dt  to  a b e n,  Sopn  bei  ©abenbergifepen  ÜHarlgrafen 
Suiteolb  ton  Ofterrcid),  empörte  ftd)  1003  gegen  San- 
ier £>einri<h  II.,  leiftete  ipm  aber,  jur  Untevitierfung 
ge-jlmmgen,  treue  Sienfte.  3»folge  feiner  ©ermäp 
inng  mit  ©ifela,  ber  Stfjtocfter  (per^oq  tpermannä  III. 
ron  Schwaben,  nad)  baffen  lob  (1012)  §erjog  bon 
Schwaben  geworben,  ftarb  G.  31.  SRai  1015,  auf  ber 
3agb  burtb  Unooqicptigfcit  löblich  berwunbet.  Seine 
Sutoe  ©ifela  heiratete  ben  nachmaligen  Äaifer  Äon- 
rab  II.  (f.  b.).  3pr  unb  Gruft-*  ].  Soljn  war: 

25)  <E-  II.,  §erjog  bon  Schwaben,  ber  biel- 
bedungene  »fyerjog  G.  bon  Schwaben«,  geb.  1007, 
geft  17.  flug.  1030,  nach  feines  SaterS  5Cob  alS  Ätnb 
mit  bem  £>erjogtum  Schwaben  belehnt,  ftanb  unter 
©onnunbfehaft  feiner  SKutter  ©ifela,  bie  für  ihn  re- 
gierte, bis  ipeinridj  H-  nach  ihrer  ©ermählung  mit 
bem  ihm  feinblichen  ftonrab  bon  grauten  bie  ©or- 
tnunbidbafi  feinem  Cpeim,  bem  Gvjbifepof  ©oppo 
oon  Srier,  übertrug.  SKit  feinem  Stiefoater  Wegen 
feiner  Grbanfprücpe  auf  Burgunb  berfeinbet , mußte 
er  r><h  1025  unterwerfen,  empörte  ftch  1027  tn  ©er- 
fcinbung  mit  SBelf  II.  bon  ©apern,  SBerner  non 
Äqburg  u.  a.  Wieberum,  warb  bcjwungen  unb  erhielt 
erft  1028  bie  greipeit  unb  baS  fterjogtum  Schwaben 
jcirüd.  fllS  er  ftch  1030  weigerte,  feinen  früpern  flit- 
bänger,  bon  geächteten  ©rafen  Seiner  bon  fipburg. 
pi  betämpfen,  floh  tr  mit  SSenter  geartet  unb  ge- 
bannt in  bie  ©urg  galfenftein  bei  Schramberg  tm 
eepwarjwalb  unb  friftete  feine  Gpifleng  burep  Staub 
unb  ©lünberuna,  bis  er  im  Äampf  mit  bem  gegen 
ihn  gefenbeten  ©rafen  SKangoIb  fiel.  (Seine  Schief- 
lala , befonberS  feine  Ircue  gegen  SSerner,  erregten 
allgemeine  Zeitnahme  für  ipn ; fein  Äampf  mit  bem 
Ämter  würbe  bielfach  befungen,  unb  G.  würbe  in  bene 
©oUebuch  »$>erjog  G.<  (f.  b.)  ber  Jtclb  bieler  wun 
berbartr  Scpidiale  unb  Abenteuer.  Uplanb  hat  feine 
Sreue  in  bem  Irauerfpiel  »öerjogG.  bon  Schwaben« 
berewigL  ©gl.  ©artfep,  S>crjog  G.  (SBien  1869). 

6ruft,  1)  Heinrich  SSilpelm,  ©iolinfpieler  unb 
Äomponift.  geb.  1814  in  ©riinn,  geft.  8.  Oft.  1865 
in  Süyo , Schüler  bon  3of,  ©öpm  unb  SRapfebcr  in 
Sten,  unternahm  feit  1830  Äon jertreifen , ftubiertc 
aber  noch  unter  beSCriot  in  ©and  unb  feierte  feit  1835 
in  gern,)  SRorbeuropa  Triumphe  als  ©iolmOirtuoS 
bon  ©efepmad  unb  anfpreepenbem  WuSbrud.  Sie 
lepten  jebn  Japre  fiechte  er  an  einem  9f  üdcnmarfsleiben 
langfambahtn.  Son  feinen  Äompofitionen  haben  baS 
Äonjert  itt  Fis  motl,  bie  »Glegie«  unb  bie  ©hantafie 
über  SRotioe  auS  »Othello«  weitefte  Verbreitung  ge- 
finiten. 

2)  Silhelm,  ©udtbänblet,  geb.  10.  Set.  1814, 
Jett  15.  Plbril  1894,  übernahm  1850  gemeinfam  mit 
peinrieh  Äorn.  bam  Beüper  ber  ©reSlauer  girmn 
»fiUhelm  ®otil.  Äorn«,  bie  1827  oon  ®eora  ®ro 
brul  gegrünbeie,  1840  tn  bon  ©etif}  bon  Äarl  ifieima- 
raS  Sbergegangene  »fflropiuSfehe  ©uep»  unb  Äunft« 


panbtung«  in  Berlin.  Unter  «bjWeigung  beS  alten 
©ropiuSftpen  Verlages  grünbeten  nun  G.  unb  Äont 
unter  eigner  girma  einen  bauwiffenfcpaftlichen  unb 
teepnifehen  ©erlag,  ber  burep  Wnfauf  uerfdtiebettcr 
frember  ©erläge  rafcp  erweitert  Würbe.  Sie  Jtaupt» 
icntentehmungcn  futb:  bie  »3eitfcprift  für©auwcfeu« 
(baS  fpiiterc  »Jjentralblatt  berBauberwaltung«),  baS 
»?lrcpiteftonifwe  Sfijtenbudj« , bie  Grwerbuug  bon 
ScpinfelS  architeftonifcfaen  Entwürfen  (1857),  bie 
Übernahme  ber  »3eitfcbrift  fgr  ©erg-,  Jütten-  unb  Sa* 
linenWefen«  (1887),  >SeS  ^nfltnieurS  Safcpenbudj«, 
hrSg.  oom  ©erein  Stinte,  ba«  bom  Slrcpiteflcnberein 
herausgegebene  »Vrcpitefiur-Sllbum* , »Dlltertümer 
unb  ©aubenfmäler  beS  ^aufeä  S>bhcnäbllern«  bon 
Stittfrieb-Sfattonip,  SBerfe  nonOuaft,  Slüler,  Slrad, 
Stipig , ©raeb , Sieger  (©artenfunft) , Stobredpt  u.  a. 
Siacp  ÄornS  TtuSlritt  ( 1880)  würbe  bte  girma  in 
»SSilpelm  Gntfl  u.  Sopn«  umgewanbelt;  1891  über- 
nahm bie  Seitung  allem  bcr  Sopn  Gberparb  G. 
(geb.  1852,  geft.  25.  SKai  1902).  Scpiae  ©efiper  fmb 
beffen  brei  Söpne : SSilpcIm  Gberparb,  ©eorg  u.  Shirt 

3)  VI  b o 1 f , 'Jiaturf orfdjer , geb.  6.  Oft.  1832  in 
©rimfennu,  geft.  12.  ?lug.  1899  in  GaracaS,  ftubierte 
in  ©erlin  unb  Seipjig  9caturwiffenfd)aft  unb  neuere 
Sprachen,  War  bann  öeprer  in  Hamburg  unb  Wan> 
berle  1861  nach  Venezuela  auS.  3m  Vluftrng  ber 
fRegicrcmg  präparierte  er  hier  oenejolanifdje  ©robufle, 
fteuteÄalaloge  fürWuSflelluiigen  per  unbfeprieb  1883 
»La  Exposicion  Nacional  de  Venezuela«  (2  Sbc.). 
1874  Würbe  er  an  ber  Uniberfität  in  GaracaS  ©ro« 
f eff or  ber  SRaturwiffenfcpaft  unbSireftor  bei  oon  ipm 
begrünbelen  JiationalucufeumS,  leprte  auch  beutfepe 
Sprache  unb  war  1874-  89  Sireftor  ber  bon  ihm 
organifierten  SRationalbibliotpef.  1893  Oertrat  er  ©e» 
nejuela  auf  ber  SBeltauäficHung  in  Gpicago.  Gr  lic- 
fertc  biele  naturtoiffenfcpaftli^e  Unterfucpungen  unb 
übte  auf  bie  ©erbreituna  ber  Siaturwiffenfcpaftcn  im 
üanbe  Weitaepenben  Ginpufi  aus.  Gr  f cp  rieb : »Estu- 
dios  Bobre  la  flora  j fauna  de  Venezuela«  (GaracaS 
1877);  »Estudios  sobre  las  deformacioues , enfer- 
medades  y eneraigos  del  arbol  de  cafe  en  Vene- 
zuela« (baf.  1878);  »Las  fumilias  mas  importantes 
del  reino  vegetal  repreaentadas  en  la  flora  de  Ve- 
nezuela« (baf.  1881);  » Statiftifcper  SaprrSbericpt 
über  bie  ©ereinBftaaten  bon  ©enejuela«  (1884, 1887, 
1889);  »La America  prebistorica«  (baf.  1885) ; »En- 
sayo  de  una  Bibliografia  de  la  Guajira  y de  los 
Guajiros*  (baf.  1890);  »Idea  general  de  la  Flora 
de  Venezuela«  (baf.  1891);  »Observaciones  sobre 
los  temblores  en  Venezuela«  (baf.  1891). 

4)  Otto,  Scpriftfterier,  f.  Sdpnibt,  Dito  Grnfl. 

6)  ©feubonpm  für  SK.  g.  Scpleiben  (f.  b.). 

(Srnft  iHuguft-Crbcii,  löniglicp  pantiöo.  SKili- 

tär-  unb  3'oilorben,  geftif tei  bon  König  ©eorg  V.  15. 
Sej.  1865  für  Serbienft  um  Äönia  unb  ©aterlanb, 
VuSjeicpmcug  in  Siffenfcpaft  unb  ihm  ft.  Ser  Crben 
jcrfäUt  in  fünf  Rlnffen:  ©rofifrctye,  Äommanbcure 
erfter  unb  ^weiter  Klaffe,  Kelter  erfter  unb  jmeitcr 
Älaffe.  Sie  Seforation  ber  ©roßfreuje  beflept  in 
einem  filbemen  acptflrapligen,  brillantiertcn  Stern,  in 
beffen  rotem  SWittelfcpilb  fiep  bie  golbene  Gpiffer  E.  A. 
befinbet,  umgeben  non  bunfelblauem  ©anb  mit  bem 
fflablfprucp  Gmft  TluguftS:  »Suscipere  et  finire« 
(■fl «fangen  unb  ju  Gnbe  bringen-),  unb  in  einem 
jolbenen,  Weifi  emaillierten  Streu j,  auf  ber  ©orber- 
feite  mit  bcin  gleichen  SRittelfcpilb,  worauf  fiep  hinten 
bie  föniglicpe  Gpiffer  mit  ben  Sorten  »Sen  15.  Se- 
jember  1865*  befinbet.  Sic  Äommanbcure  erfter 
Älaffe  tragen  ein  (IcinereS  Sheuj  am  S>aIS  mit  bicr- 

6* 


68 


©mftfeuer  — ©rnte. 

flrabllgem  Rreujdem,  Mt  btr  jweiten  eint  Stern,  ort  gebratpt  werben,  haben  Betreibe,  hülfen  frfldjte, 
hie  Siiitn  erfter  Klaffe  eilt  nod)  fleimreS  Streu},  bie  91  ap«,  Samen  fl«  meift  noch  im  gelbe  nadfju  reifen 
ber  »weiten  ein  filbenteS  Kren}  im  Knopflodj.  Seit  unb  abgutrodnen.  3"  bet  Siegel  Werben  bie  nbgemäb- 
ber  Wmtejion  ipamtooerS  1866  wirb  berOrben  niept  ten  griidite,  naepbem  burcp  Hiegenlaffen  ber  grüne 
mehr  B«liepen.  UnterWudjS  (Unfraut,  Rleninfaat  sc.)  etwas  abgeweift 

©rnftfener,  KriegSfeuer  (f.  b.),  im  ®egenfape  ju  ift,  in  ©arben  aufgebunben  unb  jum  Irodnenauf» 
fiuitfeuer  ober  SJlanöBerfeucr.  geftedt.  ®ie  ©arben  Werben  um  fo  flärfer  gebunben, 

<?rnftpad,  SteinfaljWtrf,  f.  Sufieben.  je  länger  baS  Strob  ber  fjalmfnicbte  ift,  bod)  ent. 

(Srnfttpa  t * $openftein , f.  §otjenftein-(Jmftt[)al.  fdjeibet  Dielfad)  aud)  HanbeSfitle.  SKit  großen  ©arben 
@rnie  (aUpDcpb.  arn,  arnbt,  mitteil) od)b.  eme,  fbrbert  bie  ftbemtung  fdjneder,  bas  Wuf*  unb  Wb* 
erude;  plattb.  ftatt  beffen  gebräuchlich  Wuft,  oberb.  laben  erforbert  aber  triftigere  Heute.  Bintergetreibe 
getpfung,gäd)fung,  {eiten  0 1) ft),  baS  fflewittnen  wirb  in  ©arben  Bon  8— 15  kg,  Sommergetreibe  unb 
ber  reifen  gelbfrüdfte.  3m  allgemeinen  ift  ju  ernten,  hülfen frudjt  in  ber  SRcpel  ju  6— 8 kg  gebunben.  3“m 
wenn  bie  abjuemtenbe  Sflanje  ober  bereu  nutzbarer  Sinben  ber  ©arben  btenen  ©arbenbanber  auS  Stog* 
teil  bie  für  bie  Weitere  Serwenbung  entfpred)enbfie  genftrob,  aud)  aus  3lllcftriden,  SJlanilapanf,  RofoS* 
WuSbilbung  erlangt  bat.  35ie  gleid) jettige  ©ewinnung  nufifnfer,  £ianffd)nilren,  SwgraS,  Beibenruten  u.  bgl. 
Mn  gruept  unb  Strob  gefepiept  bei  Betreibe,  fjiiljen*  $ie  gebunbenen  ©arben  werben  ju  je  6 — 60  m 
früdjten,  Ctgewädifcn  unb  Kl«*  unb  ©raSfäntereien.  fleine  ob«  größere  Raufen  jufammengeftetlt.  ®ie 
ffiäprenb  beS  SieifenS  änbert  fltp  bie  Seftpaffenpeit  flcinfte  Wrt,  bie  Suppe,  Sorte  (gig.  1),  wirb  ge- 
ll« ©etreibefbmer,  fte  jeigen  beim  3«bretpen  mildjt*  bilbet,  inbem  man  eine  ©arbe  fenfreept  fteHt,  6 — 8 
gen,  WatbSartigen  unb  feften  3npatt,  werben  mild),  im  Kreis  baran  anlcbnt  unb  bie  Spipe  mit  einem 
reif,  gelbreif,  Milreif  unb  faden  fd)lirKli<b  leidjt  aus,  Seil  auS  Strob ,c-  feft  jufanimenbinbet.  3um  ®tpup 
werben  totreif  (Bgl.  Siowadi,  Unterfudjungen  über  gegen  Siegen  unb  WuSwadjfen  beS  ©etretbeS  in  ben 
baS  Steifen  beS  ©etreibeS,  Sude  1870).  ter  rcd)te  itbren  binbet  man  um  bie  Spipe  berum  eine  ©arbe 
3eitpunft  jur  ß.  ber  ©ctreibearten  ift  gefommen,  ($>aube),  mit  ben  flpren  natb unten.  ®ie  Sedgarbe 


rt'3-  t.  (Selreibepupp*.  2.  (SttreibeptrUma.  gl<j,  3.  treibrfreuj. 


Wenn  bie  Römer  »gelbreif«  geworben.  Wenn  fid)  baS  Sturjenbe,  gebunben  Werben.  ®aS  in  folcpe  Suppen 
Rom  über  ben  gingemagel  noch  bredjen  lagt,  wenn  gefegte  Betreibe  hält  fitb  aud)  bei  anbaltenb  nafjer 
beim  28ei}en  bie  oberftm  fjalmfnoten  fitb  bräunen,  Bitterung  fepr  aut,  reift  Ooüfotnuiett  natb, 

Birb  baS  Betreibe  fofort  auf  bem  gelbe  aebrofdicn  aud)  nad)  bem  (Einbringen  in  bie  Sipeune  gut,  lä|t 
(mit  SJla(d)inen),  ob«  fann  eS  in  ben  abgef©nittenen  fid)  leicht  auSbrefdjen  unb  gibt  gutes  Strob-  Sei 
Bahnen  natpreifen,  fo  fepneibet  man  eS  Bor  uoDenbe-  günftiger  Bitterung  genügt  baS  gufammeniegen  in 
ter  WuSreifung  oder  Röm«,  ebenfo  ade  Wrten,  berm  SriSmen  (gig.  2).  Rreujmanbeln  (Betreibe» 
Wpren  bei  ju  großer  §ipe  unb  WuSretfung  leidjt  bre«  f r e u j e , gig.  3)  finb  geeignet  für  ben  fpäter  gefdjnit* 
<pen(®erfie),foWieSdjotenfrfl(pte,beren  Samen  burd)  tmen  Sloggm  unb  bei  günftiger  Bitterung.  ®S  Wer* 
Slapen  berStpoten  leidjt  auSfaden  (SlapSarten,  Stil  ben  pierbet  breimal  Bier  ©arben  freujweife  fo  auf  bie 
fenfrütpte).  Um  längsten  fann  man  ben  $af«  ftepen  Erbe  gelegt,  bafj  bie  $prenenben  in  ber  Witte  auf* 
taffen,  weil « ftpw«er  auSfädt  ®ie®.  b«Rartof>  einanber  ju  liegen  fommen  unb  ein  auS  12  ©arbat 
fein  beginnt,  Wenn  natp  bem  Wbftaben  beS  RrauteS  beftebenbeS  Rreuj  entfielt;  auf  einen  glügel  beSfelben 
bie  Sd;ale  bn  Kartoffel  ftd)  mit  bem  ginger  nitpi  legt  man  barauf  2 ©arben  unb  auf  biefe  Wieb«  eine 
mehr  abbrflden  lägt.  ®ie  SHübe,  jumal  bie  3ud«>  ©arbe  in  ba  Seife,  baf)  bie  Sturjenben  natb  Oden 
riibe,  fod  geerntet  Werben,  wenn  bie  Slätt«  gelb  ju  gerichtet,  bie  &hren  ab«  abwärts  natp  ber  Betterfeite 
Werben  beginnen.  ju  gerietet  finb  unb  ein  fdjrägeS  ®acp  bilben.  Sp- 

3“m  Wbernten  (Siäpen,  $auen,(£inftpnei*  ramibeit  bilbet  man,  inbem  man  2 ©arben  gegen* 
ben)  bient  BonugSWeife  bie  Senfe,  päufig  bie  SKäp*  einanber  foanlepnl,  ba|bie  Wpren  in  bie^öpe  ftepen, 
mafeptne,  bie  Siqel  nur  bei  Spanien,  bie  Pefonbere  bajwtftpen  Wieber  2 ©arben  ebenfa  aufftedt  unb 
Sorftcpt  «peiftpen,  um  bem  R5m«auSfad  Borjubeu*  bie  3wiftpenräume  mit  4 ©arben  auSfüdt.  3UC  Ci1* 
gen  (Kümmel  tc.),  ob«  bie  befonbem  Biber ftanb  lei*  bung  Bott  Stiegen  (Seilen,  gig.  4)  Werben  bie 
)ten  ober  gelagert  finb.  3umWusgraben  berKartoffel  ©arbm  Ban  furjbalmigem  Betreibe  in  jmei  batpfSr- 
nerWmbet  man  meift  bte  ^anbpaefe,  lägt  aud)  ben  mig  gegeneinanb«  geneigten  Steipen  aufgeftedt  unb 
^afnt  uornrbetten  ober  benu|)t  Hartoff etenitemafepi  ■ bie  betben  ©arben  an  ben  ©nben  ber  Sleipen  mit  einem 
nen(f.b.).  Slüben  gräbt  man  mit  b« ©rabegabel  aus,  Sanb  umftplungen.  ©arbentaften  (gig.  6)  ent* 
ober  bebirnt  fiep  beS  SlflbenpeberS  (f.  b.).  Bäprenb  ftepen.  Wenn  man  auS  einer  6—6  ©arben  entfpve* 
^adfrücpte  fofort  Bomgelb  aniprenSufbewabcungS*  tpenben  Spunjenmenge  einen  Kegel  aufrieptet,  ber 


69 


©rote  (Betreibt,  Olgcmägfe  ic;  Bolldwirtfgaftligeä). 


untergalb  ber  ?lgren  mit  einem  Strogbanb  gebun- 
den unb  mit  einer  nag  unten  geöffneten  Barbe  alb 
jjin  bebedt  wirb;  Saggaufen,  wenn  man  2 Bar- 
ben in  ber  Seife  übercinanber  auf  bie  Grbe  legt,  bag 
bal  Sturjenbe  ber  einen  nag  Silben,  bab  ber  an- 
bem  nad)  Sterben  gerietet  ift,  unb  auf  biefe  erft  6, 
bann  4 unb  3 Barben  fo  legt,  bafi  fte  einen  Raufen 
mit  einem  nad)  Seften  fgräg  ablaufenben  platten 
Sag  bilben.  ©ewögnlig  wirb  b ab  Sontntergetreibe 
m fold)t  Xaggaufnt  gefegt,  roiewogl  eb  rätliger  ift, 
eb  einige  Sage  nad)  bem  Blagen  in  fleinen  Spi  jj- 
Saufen  ober  wie  bei  bem  leigt  aubfallenben  Stapb, 
ben  ^ülfenfrügten  in  freibfönuigen Raufen,  Saften, 


ftig.  ♦.  Stiege. 


Siemen  aufjufteüen  unb  biefe  erft  beim  ©nfagren 
ju  binben.  Sol d)e  Spiggaufen  hübet  man,  inbem 
man  beim  Slufbarfen  ber  Sdjwaben  ftarfe  Sidel 
rangt,  biefe  in  eine  Spige  jufammengebrüdt  aufftcttl 
unb  bie  Sturjenben  freibförmig  aubbreitet.  3n  fegr 
jeugten  ©ebirgSgegenben  Derwenbet  man  jum  Srod- 
nen  Stangengertifte,  Setreibegarfen,  bie,  gegen 
bie  Sinbfeite  gefteüt,  bab  Sludtrodnen  wefentlig  für* 
bem.  Staig  bem  Slufbinben  unb  Sluffteüen  beb  Be* 
treibeb  jum  Srodnen  wirb  bab  Selb  begufS  beb  Sam- 
melnb  ber  liegen  gebliebenen  Slgren  mit  bem  Steigen 
ober  ber  Jmngerg'arfc  nagaegarft.  3m  allgemeinen 
bebarf  gelbreif  gemägleb  Betreibe  bei  geiyem  unb 


fttj  5.  Garfctnfaften. 


trorfnem  Setter  auf  bem  Sigwab  2 — 3,  in  Stiegen 
ogne  Sdjugbede  4 — 5,  m fleinen  puppen  mit  $ed- 
•nbe  6—7,  in  großen  puppen  mit  Siguginatte  8 — 
0 Sage  jum  Staigreifen  unb  Srodnen.  itXUe  grügte 
ii»b  nur  in  trodnem  ^uftanb  bei  trodnem  Setter  ein- 
jnfagren,  Weü  fie,  nag  m bie  Sgeune  gebratgt,  gier 
megr  bem  Serberben  aubgefegt  finb  alb  beim  imgün- 
Äigiten  Setter  auf  bem  gelbe.  Sab  SlufbeWagren  ber 
teidn  erfolgt  m Stgeunen  ober  in  Siemen  (gei- 
men, f.b.).  £ier  unterliegen  bie aufgegäuften Barben 
entern  fyg-  unb  Sdjwigprojeg,  ber,  wenn  bie  Sem- 
beratur  migt  über  70"  fteigt,  für  bab  SluStrodnen  beb 
fcrrtbeb  Bon  Vorteil  ift.  3«  feuigter  bab  Betreibe 


eingebragt  Würbe,  um  fo  megr  erwärmt  eb  ftdj,  fo 
baß  fglieglig  bie  Römer  gelb  ober  braun  werben 
unb  bab  Strog  felbft  Bcrfoglt.  Sab  SluSbrinqcu  ber 
Römer  aub  bem  Strog  (Srefgen,  f.  b.)  foll  befon- 
berb  für  Saatqetreibe  Bor  bem  Sigwigen  Borgenont- 
men  werben.  3ft  bieb  nigt  burgfiigrbnr,  fo  ift  bab 
Betreibe  erft  nad)  Beendigung  beb  Sgwigprojeffed 
troden  genug,  um  gebrofgen  Werben  jufönnen.  Staig 
bem  Srefgen  ift  bab  Betreibe  ju  pugen,  Bon  ataub 
unb  Unfraut  ju  reinigen  unb  naig  ber  Rorngröge  ju 
fort'ieren.  §ierju  bienen  ^ugmüglen,  Unfrautaublefe- 
mafginen  (Srieurb),  Sorticrmafginen  :c.  (f.  ©etreibe- 
reinigungdmafgmen).  Sie  gereinigten  unb  fortierten 
Römer  werben  auf  Sgüttböben,  Rornböben,  Spei- 
djern  aufbewagrt  ober,  -wie  in  Unterungarn,  (Rumä- 
nien, Bulgarien,  in  unterirbifd)en  ©hiben,  Silob,  ober 
bei  grogen  ©elreibentaffen  in  Betreibetümien  ober. 
Wie  in  Sltiterifa,  in  oberirbifigen  Betreibefilob  (Gle- 
Batorm),  bie  mit  Sorrigtunaen  Berfegen  fmb,  bie  bab 
Stuften  unb  llmwenben  beb  Betreibe«  ogne  Utnfgau* 
fein  emtögliigen.  3n  ben  Speitgem  fmb  bie  gruigt- 
Borräte  befonberb  beit  Singriffen  beb  weißen  u.fgwar- 
jen  Romwumteb  aubgefegt,  gegen  bie  nur  ftgwer  an- 
ufämpfen  ift.  — Sie  6.  ber  ÜlgeWädjfe  erforbert 
orgfamebSlbpaffen  beb  rigtigen  3eitpunfteb,  fie  wirb 
im  wefentligen  wie  bie  ©etreibeemte  BoHfügrt;  bie 
BeWägfe,  bie  bei  gogem,  ftarfem  Stengel  am  Borteil- 
gafteften  mit  ber  Sigel  abgenommen  werben , finb 
fogleig  nag  bem  Vtbfgneibcn  in  Bunbe  ju  binben, 
bie  man  in  Raufen  geftettt  abtrodnen  lägt,  beim  £teim* 
fagren  fmb  bie  ©mtewagen  mit  Seinwanbplanen  jii 
bebeden  unb  mit  Segeltug  auSjufglagen,  ober  gletg 
auf  bem  gelbe  auäjubrefgen.  — Sie  Slufbewag- 
rung  ber  Rnollen-  unb  Surjelfrfigte  ge- 
fgiegt  meift  iit  SRieten  (f.  b.)  ober  in  Reüerräumen.  — 
über  bie  Brünfutter-  unb  Heuernte,  bei  ber  bie  ganje 
Bflanje  im  grünen  3>tftanb  gefgnitten  unb  bei  ber 
§euWerbung  getradnet  wirb,  f.  §eu. 

WolfeUotrlfWaftllific«. 

Bei  ber  gogen  Sigtigfcit  ber  aüfägrlig  in  ben 
§auptfulturlänbera  Biele  Bliüiatben  SKarf  an  Seit 
uittfaffenben  Grnten  gat  bie  Renntnib  Bon  Gmteftanb 
unb  Gruteauefigten  eine  fegr  groge  Bebeutung. 
Sgon  in  ber  älteften  orientalifgen  Rulturepoge  unb 
im  flafftfgen  SUtertum  begegnet  man  barurn  bem  Be- 
ftreben,  bcnSlubfall  berßmten  mögligft  rafg  Wenig- 
sten« im  allgemeinen  fennen  ju  lernen.  Slderbing« 
mugte  man  ftg  juerft  mit  nagen  Slagrigten  genügen 
laffen;  aber  aug  im  SRiltelalter  unb  nog  in  ben  cr- 
ften  3agrjegnten  bed  19.  3<>grg.  bragte  man  e8  nigt 
über  allgemeine  Sgilberunaen  berBrnteerträge  ogne 
jiffermäßige  Slngaben  ber  Brtragdmengen.  S!ur  aues- 
nagmdweife  begegnen  Wir  einer  förmligen  Organi- 
fierung  ber  Bmteberigte,  Wie  fie  juerft  in  Sgweben 
(feit  1741)  unb  in  Sagfen  (1755)  eingeleitet  würbe. 
Sie  muftergültigen  ernteftatiftifgen  SIrbeiten,  bie  feil 
1837  in  granfreig  unb  1846  in  Belgien  organifiert 
Würben,  jeigten  nigt  blog  bie  SRelgobe,  bie  ju  Ber* 
lägligern  Brgebniffen  fiigrt,  fonbern  fie  bewiefen 
übergaupt  bie  SRögligfeit,  ftatt  ber  allgemeinen  Se- 
jeignung  eine  in  3iglen  audgebrüdte  Slngabe  ber 
yagredemten  ju  liefern.  9hm  folgte  halb  bie  Gm 
rigtung  einer  genauen  Slgrarftatiftif  in  Beugen 
(1846,  GrntetabeHe),  in  Bagern  (1854  bürg  § er- 
matt), in  Sürttemberg  (1851 — 64  unb  1857  ff.),  in 
ben  SJiebcrlanben,  in  ©rogbritannien  unb  3rlanb 
(1856  ff.),  in  Dfterreig  (1868)  unb  inSbef.  in  ben 
Bereinigten  Staaten  Bon  Siorbamerifa,  wo  ber  3fn' 
fuS  alle  jegn  3agre  betaiüierte  Slngaben  über  Slu8- 


70  (Smttfefl  — 

bepnung  berShiltur,  beSAnbaueb  unbberSrobuftion 
liefert,  vlan  fudjt  nunniepr  3aplenangabcn  über  bie 
jäprlicpen  Einjelerträge  pro  glädjeneinpeit  unb  über 
bie  barauä  ju  beredjnenben  ©efamterträge,  über  bie 
Oualität  beb  Srobufteb  (auSgebrürft  im  fflewicpt), 
über  äJienge  unb  SRarftpreib.  Aub  foldjen  burd)  Inn- 
ere 3eit  fortgefepten  ©eobaiptungen  fiellt  man  peule 
ie  ©efcpaffenpeit  einer  Durcpfdjnittb-  ober  SDiittcl- 
ernte  »iffermäßig  feft  unb  bejeidjnet  bereu  ©rüge 
burd)  bie  3«6l  100;  bie  einjeme  3aprebemie  wirb 
bann  in  ipre  Dualität  unb  Duantität  nid)t  bloß  ab. 
folut  angegeben,  fonbern  foti  jugleid)  burd;  jene  die- 
latiojaplett,  bie  ipr  Serpältnib  jur  SJüttelemte  aub. 
brüden,  djarafteriftert  werben.  SRan  begnügt  fici) 
peilte  nid)t  ntept  mit  einer  fummarifdjen  Eingabe  beb 
legten  Erntccrgebniffeb,  fonbern  berjeidmet  aud)  bie 
SDiittcl  unb  ©cbingimgen,  burd)  Weldje  bie  ©oben- 
ertrüge  ßerbeigefüprt  würben,  um  baraub  biefe  felbft 
ju  beredjnen.  Dapcr  gept  bie  neue  Emteftatiftif  non 
weitläufigen  Sorerpebtingen  aub  über  Aubbcpnung 
beb  probittti»cn©obctib,  Deilungbcbfelbcn  inilültur. 
gattungen  unb  Bonitäten,  loirtliip  beftettte  gläcpen, 
Ertrag’ ber  gläipeneinpeit  uerfdjiebener  Kategorien  an 
ben  ncrfdgebeneu  Srobuften;  bann  erftredt  fie  ftd) 
über  bie  pppjifdj-geograppifipen  Srobuftionb- 
bebingungen  (Sage  unb  ©obengepräge,  geognoftifepe 
Serpättniffe,  ©obennrten,  ©ewäifer,  Klima),  bie  et p- 
nograppifipen  Serpältniffe  (Soltbjapl,Anjapl  ber 
Arbeitbfräfte  in  berSobenhiitunc.),  bie  politifcpen 
unb  fojialen  Serpältniffe  (AgrarBerfaffung,  ©eftp- 
fiänbe),  bab  Aubmnß  ber  §auptfulturarten,  ben 
perrfbpenbenSBirtfdjaftdbetrieb,  bab  Wirflicpnor- 
panbene  lebenbe  unb  tote  Kapital  ic.  Aüerbingb 
)tnb  bie  agrarftntiftifdjen  Daten  ber  einzelnen  Säitber 
nocp  ju  ungleiipförmig  unb  lüden paft  unb  beäpalb 
nid)t  allgemein  oergleitpbar ; bodp  pal  bab  pope  3n- 
tereffe,  bab  bie  regelmäßige  Sefdjaffung  ber  Bebend- 
mittel  unb  SRopftoffe  für  bie  game  Scltwirtfipaft  mit 
fuß  bringt,  in  ben  amtlicpen  unb  gefdjäftlicpen  ffirei- 
jeu  ju  bem  ©emüpeit  gefüprt,  Wentgftenb  annäpemb 
riiptige  ©ejcidjnungen  beb  (Smteergebniffeb  ber  maß- 
gebenben  Sinnt) er  ber  Erbe  ntbglidm  rafip  jufammen- 
juftellen.  Dieb  gef  (piept  jept  fowopl  non  einem  Pier« 
für  nom  Innbmirtfcpaftlicpen  Departement  ber  Ser- 
einigten  Staaten  non  Siorbamerifa  ecricßteten Sureau 
für  Sammlung  nergleidjenbcr  agrnrftatiftifcperDaten 
in  Europa  (bei  bem  ©enerallonfulat  in  Bonbon)  alb 
autp  regelmäßig  non  ber  praftifdjen  ©efcpäftbwelt. 
Sab  ftreng  fpftematifepe  unb  erafte  SKetpobe  betrifft, 
nimmt  feit  1869  bie  Ernleftaliftif  non  öfterreiep  unb 
feit  1878  bie  beb  Deutfdjcn  dieupeb  ben  erflen  Slop 
ein;  burip  ungemein  rafepe,  fepr  reid)Iicpe  unb  um« 
faffenbe,  aber  weniger  genaue  ©eriipie  jeiipnet  fiep 
bab2anbwirtf<ßaftbbcparteuientbcrSereinigtenStaa« 
ten  non  SJiorbameiifa  aub,  bab,  ebenfo  wie  ebnen  feiten 
fflroßbrilamtiettb  wieber  gefdjiept,  ampintemationale 
nergleidpenbe  Statiftifeu  nerbffentlicpt.  Aud)  Stßwe- 
ben,  Dänemart  unb  bie  SDieberlanbe  bringen  »erläß- 
licpe  unb  rafepe  Saepweife  ber  ernten.  3”  ber  SDJepr- 
japl  ber  übrigen  liänber  läßt  bie  ©efepaffenpeit  ober 
Stafdjpeit  ber  Srnteftatiftif  itod)  ,ju  münfd)cn  übrig.  — 
Uber  ßmteerträge  ber  Witptigjten  Cänber  ngl.  bie  be« 
treffenben  Abfdjnitte  bei  biefen,  ferner  »©etreibe- 
panbel  ic.«  unb  bie  einzelnen  Artifcl,  wie  .Kartoffel, 
«Bein«  ?c.  Die  Literatur  ber  ßmteftatiftil  ebenbort. 

(Erntcfeft,  f.  Smtegebräucpe. 

Grntegcbräuipe,  mit  ber  Ernte,  non  beren  Aub. 
fall  bab  materielle  Sopl  fo  nieler  SDienfdjen  abhängig 
»fpnerfnüpftereligibfefflebräuepeunbSolfbbelujtigun. 


©roberung. 

gen.  Die  alten  ©rieipen  begingen  jur  Smtejeit  gefte 
ju  Spreu  ber  Demeter  (Eereb),  ber  mau  bie  Eiitfüp- 
rung  beb  ©etreibebaueä  jufeprteb.  Auf  äpnlicpeDant- 
fefte  ber  fflermanen  beutet  bab  in  mampeit  fflegenben 
Deutf<planbb  üblidje  ©tepeniaffen  eineb  ©üfcpetb 
4iprcn,  bab,  wie  eb  fipeint,  bem  Soban  (fflobe.  So. 
bei)  alb  Opfer  bargebradjt  Warb,  unb  in  Sübbeuticp. 
lanb  ber  Kult  beb  peil.  Ob  W alb,  ju  bem  bie  Sipnitter 
beten.  IJmSaterlanb  nennt  manbcnjtepenbleibenben 
(Sratebufd)  mit  (priftianifierter  Sorftetlung  Seter. 
bült  (©etrub  alb  Setterperr  gebaipt).  Senn  man 
in  anbern  ©egeitben  eine  Suppe  aub  ben  lepten  Slpren 
maipt,  biefelbe  ben  -Slten-  nennt  unb  feierlid)  ein« 
polt,  fo  gept  bieb  nieüeidjt  auf  Donar,  ber  ).  ©.  in 
Dilpmarjcpen  -be  Olbe«  peißt  (ngl.  Sdertulte).  — 
Die  (prifllitpe  Itircpe  fepte  an  bie  Stelle  ber  altßeibni- 
fipen  Danfopfer  ein  örntebantfeft,  bab  nod)  jept 
unb  jWar  in  Sliorbbeutfiplanb  (in  Sreußen  feit  1773  u. 
1836)  rneift  am  Sonntag  nad)  SBiidjaelib  (29.  Sept.)  be- 
gangen  Wirb.  Unter  ben  Sergnügungen,  bie  nad» 
ooübradjter  Sinfupr  bebffletreibeb  ben  Arbeitern  nom 
©utbperm  bereitet  werben,  ift  bie  gebräiuplüpfte  bab 
Erntebier,  eine  Xanjbeluftigung,  bei  ber  ben  Ar- 
beitern ©ier  nerabreiipt  unb  bou  biefen  bem  geftgeber 
eine  Srntefrone  ober  Erntefranj  iiberreiipt  ju 
werben  pflegt.  Über  bie  alten  palbpeibnifcpen  @e- 
bräune  ngl.  SKannparbt,  Salb-  unb  ffelbfulte 
(8erl.  1877) ; S f an  n en  f <p  m ib , fflermanifipe  6ntte- 
fefte  im  peibnifdien  unb  dpriflliipen  ffultub  (tpannon. 
1878);  U.  3apn,  Die  beutfepen  Dpfergebräuipe  bei 
Aderbau  unb  Siepjuipt  (©rebl.  1884). 

(Shrutepiitcr  (Custos  messium),  nonfialanbe  bem 
Aftronomen  äüeffier  ju  Epren  eingefüprteb , jept 
nidjt  mepr  gebräucpliipeb  ©tembilb  beb  nütblidjen 
^intmelb. 

(Erntemonat,  beulfdper  TOonatsname,  foniel  wie 
Auauft  (Augft,  Auft,  ngl.  Ernte). 

(Ecntcriicfüäube , bie  Stoppeln  unb  Surjeln, 
bienacpA6erntung  berJselbfrücptejurüetblciben  unb, 
in  ben  ©oben  untcrgepßügt , burd)  bie  Senneprung 
non  pumubbilbenber  Subpanj  für  bie  naipfolgenbe 
ifruipt  in  Setradü  tommen. 

@rntrftatiftif,  f.  Ernte  (©.  89)  u.  ©etreibepanbel. 

(Eroberung  (non  erobern,  b.  p.  ber  Obere  bon 
etinab  werben),  bie  gewaitfame  Sereinigung  eineb 
Staalbgebietb  mit  einem  anbern.  DenSegenfapbilbet 
bie  bauernbe  Serbinbung  eineb  Canbeb  mit  einem 
anbern  SlaalbWefen  auf  frieblicpem  Sege,  fei  eb  ba- 
burep,  baß  bem  Staatboberpaupt  beb  leptem  burd) 
Erbgang  bie  DPronfotge  im  erflem  eröffnet  wirb,  fei 
eb  burep  einen  freiwilligen  Anfcptuß.  Sreilidj  erfolgt 
eine  foldpe  Aufgabe  ber  ftaatliipen  Selbftänbigteit  re- 
gelmäßig nur  unter  einem  gelniffen  Drud.  Aber 
tmmerßm  feplt  bab  bei  ber  E.  (paratteriftifipe  SJiert- 
mal  eineb  offenbaren  unb  bireflen  3toangeb  burd)  bie 
feinblidpe  Übermaipt.  Serfipieben  Won  ber  E.  ift  bie 
C 1 1 u p a t i o n eineb  bibper  perrenlofen  Canbftricpb 
ober  eineb  ©ebieteb,  bab  Wenigfleitb  noip  niipt  unter 
einer  organifierten  unb  (ioififierten  Slaatbgewalt 
ftanb,  bepufb  Aneignung  bebiclben,  wopi  ju  unler- 
fipeiben  wtebernm  Bon  ber  Dttupatf  on  eineb  lei  leb 
eineb  Staalbgebietb,  bie  alb  Ejefutionbmittel  bepufb 
©eitreibung  »onÄrieabfontributionen  unb  albSfanb 
ber  Erfüllung  bon  Saffenftillffanbb-  unb  Sriebenb- 
bebingungen  oortommt,  fowic  non  ber  Snuafion, 
b.  p.  ber  Borübergepenben  ©efepung  eineb  Deileb  beb 
Staalbgebietb  burd)  bie  feinbltcpen  ®iäd)le.  Son  einer 
S.  im  etgenlliipcn  Sinne  fpritpl  man  erft  bann.  Wenn 
bab  galt  je  ©ebiet  beb  befiegten  Staateb  Dom  Sieger 


©robierett  — ©ro$. 


71 


h Sepp  genommen  unb  fine  bauembe  gcppaltung 
böielben  fomie  bie  ooHpättbige  Mlufpebung  btr  bis- 
böigen  Selbitänbigfeit  beS  feinblidjen  StaatSwefeuS 
unb  beflen  Einverleibung  in  grage  (lebt  (debellatio, 
pleua  victoria,  jutD eilen  ungenau  als  Mlnnejion 
[f.  b.]  Pcgcidpict).  3ttSbefonbcre  wirb  berMluSbrucf  E. 
roobl  aud)  von  ber  Mlnetqnmtg  Bon  Staatsgut  ge- 
braust. baS  ber  Sieger  für  PS  in  Sepplag  nimmt, 
fomie  oom  ©eutcmaSen  im  Kriege  überhaupt  (f. 
Seute).  Sgl.  §otpenborff,  Eroberungen  unb  Er* 
oberungSreSt  (Bert.  1872);  3eje,  fitude  thfeorique 
et  pratiquc  sur  l'occupation  comme  mode  d’acquä- 
rir  lea  territoirea  en  droit  international  (Bar.  1895). 

Probieren  (lat.),  wegnggen,  wcgbeijen ; Eroden- 
tia,  iooiel  ttie  Caustica,  Mißmittel,  f.  Sropon. 

Erodi  um L’Herit (SieißerfSnabcl),  ©attung 
ber  ©eraniajeen,  ßräuter  ober  $>albpräud)er  mit  ro- 
iettenförmig  gepellten  ©runbblättem,  ganjranbigen, 
iStoaS  gelappten  ober  gepeberten  Blättern,  einzeln 
ober  bolbig  gepellten  Blüten  unb  fSraubig  gebrebten 
©rannen.  Etma  50 Mitten,  meip  in  ben  SKittelmcerlän* 
bem.  einige  in  Mlmerifa,  im  Jfaplanb  unb  SBepaupra- 
lim.  E.  cicutarium  Sm. , in  Europa,  Slorbafrifa, 
Mlpen,  oft  ald  Unfraut  auf  bebautem  Boben  unb  burS 
bie  ßultur  roeit  oerbreitet,  rieSt  möprenartigunb 
toirb  in  einigen  ©egenben  als  SolfSmittel  auf  38un- 
bm  unb  ©efcpwüre  jerquetfSt  aufgelegt.  E.  moscha- 
tnm  Hirit.,  in  Sübcuropa  unb  Miorbafrifa,  ebenfalls 
burS  Kultur  »eit  Derbreitet,  rieSt  befonberS  bei  trorf- 
nem  Setter  moppuS*  ober  bifamäpnliS  unb  tourbe 
früher  als  Sifam-StorSfdi nabelfraut  arjnei- 
liS  fcenupt.  5ie  gruStfSnäbcl  ber  Erobieit  pnb  [epr 
bpgroftopifS  unb  eignen  PS  bespalb  (befonberS  bie 
ießr  langen  Don  E.  gruinurn  L.,  aus  SUbeuropa) 
pi  ^tmmerbpgrometem. 

Eröffnung  (Sublifation.  BefanntmaSung), 
bie  »anblung,  burS  bie  fine  Etitppeibung  ober  fonpige 
Verfügung  <ur  Kenntnis  ber  Beteiligten  gcbraSt 
toirb.  3m  Srojep  geppiebt  bie  E.  entweber  burS 
Serfünbung  (f.  b.)  ober  burS  SuptllutQ  ((■  *>•)• 
Erft  mit  ber  E.  an  bie  Beteiligten  äußert  ber  rtdjtcv- 
liSe  MluSipruS  bie  ipm  naS  feinem  3npalt  jufont» 
mmben  Sirfungen;  Don  ba  an  barf  er  regelmäßig 
tttSt  mepr  jurüdgenontmen  noS  abgeänbert  toerbcii. 
Emm  anbern  Sinn  bat  E.,  fotocit  bamit  bie  Ein- 
liitung  eines  SerfaprenS,  j.  B.  beS  RonfurSOerfap« 
renS  (f.  b.),  bejeupnet  toirb.  Sgl.  Eröffnung  beS 
pauptoerfabrens. 

Eröffnung  beS  $>aiiptDcrfaprcitS  (Serwei» 
iungSbefSlu6.SertoeifungSerfenntniS,‘lier. 
jetfung  in  ben  Mlnflagepanb),  ber  ®erid)tsbe» 
>Slufi.  baß  in  einer  StraffaSe  bie  münbliSe  tpaupt- 
oerbanblung  pattpnben  foU.  diur  bei  Übertretungen 
unb  geringfügigen  Sergepen  fann  in  bem  Serfapren 
not  bm  c-Söpcngericpten  opne  fSriflliSc  Mlntlage 
unb  opne  eine  riStcrlüpe  EntfScibung  über  bie  E. 
naS  ber  beutfSen  Strafprojcßorbnimg  jur  Jxiupt- 
oerbanblunq  gefSritten  »erben.  BorauSfehuitg  ber 
E.  ip  bie  Fertigung  einer  MlntlagefSrift  (f  Klage), 
gleiSmel  ob  eine  geriStliSe  SoruntcrfuSung  patt- 
gefunbm  pat  ober  niept.  5ie  Mlnflageppnft  foü  ben 
»ngefSulbigten  jugleüp  in  ben  Stanb  (cfjen,  PS 
auf  feine  Serteibigung  gepörig  Dorjubereiten.  55er 
CefSlufe  beS  öerieptS  über  bie  S.  fann  fobann  fol- 
genbm  3npalt  paben:  1)  5aS  ©eridp  fann  junäSP 
w>S  emjelne  BemeiSerpebungeit  ober  bie  Eröffnung 
«nur  SorunterfuSung  ober  bie  BerooQpänbigung 
nuer  iolSm  anorbnett.  2)  5aS  ©criSt  beppließt, 
*4  baS  Berfa pren  oorläupg  einjupeüen  fei  (f.  Ein- 


fteßung).  3)  5er  SeridpSbefSlup  gept  bapin,  bafj 
baS  fcauptüerfapren  niSt  gu  eröffnen  fei,  auS  tatfäS- 
liSen  ober  aus  reStliS«n  fflrünben.  3n  biefem  fjalle 
ip  ein  ettoa  erlaffener  §aftbefepl  auf jupeben,  auS  ip 
ber  MngefSulbigte,  wenn  eine  SJorunlcrfuSung  patt» 
gefunben  pat,  -außer  Serfolgung  ju  fepen«.  4)  ES 
Wirb  auf  E.  erfannt.  $ieS  gefSiept  bann,  Berat  ber 
Mlngeppulbigte  einer  ftrafbaren  ^janbtung  »pinrei* 
d)eitb  DerbäStig«  ip-  5er  SefSluß  muß  ebenbiefe 
^anblung  unter  §eroorpebung  iprer  gefehliSen  ®?erf- 
male,  baS  anjiiwenbenbe  Strafgefep  unb  baS  ©eriSt 
bejeidinen,  Dor  bem  bie^auptoerpanblung  pattpnben 
foü.  Äiefer  SefSlup  fann  oon  bem  MlngefSulbigten 
niSt  angefoSten  »erben,  »äprcnb  bie  Staatsanwalt» 
ftpaft  ben  ablepnenbcn  SefSIup  (3)  Dermittelft  fofor» 
tiger  Seppwerbe  anfeSten  fann.  9!aS  ber  Sperret» 
Stppen  Strafprojeporbnung  pnbet  eine  geriStliS* 
EntfSeibung  über  bie  äuläffiafeit  ber  VInllage  nur 
auf  SerlangenbeSMlngefSuIbigtenpatt.  5aS 
©criSt,  baS  biefe  Entfcpetbung  fällt,  ift  »erfSiebett 
Don  bemjenigen , baS  bie  ^auptoerpanblung  abpält. 
9faS  engiifepem  SReSt  entfSeibet  über  bie  E.  in 
SSwurgeriStSfaSen  bie  Mlnflaaeiurp  (f.  b.),  in  granf» 
rcitp  bie  Snflagefammer  beS  «ppellpofS  (Chambre 
des  mises  en  accusation).  Sgl.  5eutppe  Slrafpro- 
jeporbnung,  § 196 ff.,  451,  456,  462,  unb  bie  fiepr- 
biiSer  beS  SlrafprojeprcStS. 

Eröffnung  beö  StonfurfcS,  f.  SonfurS. 

Erogation  (lat),  Serteilung,  MluSjaplung,  be- 
fonberS oon  Segaten;  Erogator,  MluSjapler,  SluS- 
teiler;  erogieren,  austeilen,  »japlcn. 

Erolco  (ital.),  peroifS,  pelbcnmäpig;  j.  S.  Sin- 
fonia  eroica  (Don  Seetpooeit). 

Erörterung  (Sjpofition),  Erflärung  ober  Er- 
läuterung, burS  bie  cin®egenpanb  obcrSegriff  niSt 
fowopl  (ogifS  Dollpänbig  bepanbelt  unberfSöpp,  als 
Dielntepr  nur  Don  einjeliten  Seiten  betraStet  unb  im 
SerpältniS  ju  anbern  an  ben  ipm  gebüprenben  ffllaß 
(Drt,  baper  ber  Same)  gepellt  werben  fott.  Sgl.  Er- 
tlärung. 

EroS,  ber  grieip.  ©ott  ber  Siebe.  §omer  erwäpnt 
ipn  niSt;  naS  §efiob  ging  er  am  Mlnfang  alter 5itige 
Wie  ffläa  aus  bem  EpaoS  pertor,  offenbar  als  Ur- 
prinjip  aller  Erzeugung.  MtpntiS  ließ  bie  orppifSe 
Uepre  E.  bem  Sieltet,  baS  PS  auS  bem  EpaoS  jufam- 
mengebatlt  patte,  entfpringen,  unb  noS  anbre  Spu- 
ren auS  älterer  3eit  [affen  feine  urfprünqliSe  foSmo- 
gonifSe  SBirffamfeit  erfennen.  5er  fpätem  tjeit  gilt 
er  allgemein  als  ber  mepr  ober  Weniger  PnnltSe  S!ie- 
beSgolt  unb  als  füngper  ber  ©ötler,  unb  jmar  meip 
als  Sopn  ber  MIpprobitc  unb  beS  MlreS  ober  ^ermeS. 
Ewig  ftmb,  ift  er  unbefonnen,  launifS,  boS  allmäS- 
tig  unb  ©öttem  Wie  SienfScn  unwiberflepIiS-  ®r 
DcrfSont  niemanb,  felbp  bie  eigne  Diutter  unb  3fuä 
niSt  Er  wirb  geflügelt  unb  mit  gadeln  ober  Sogen 
unb  nie  feplenben  Sfeilen  beweprt  gebaSt  3u9ftf® 
Würbe  ipm  als  Sruber  Mlntf  roS,  bie  Serfonififation 
ber  ©egenliebe,  als  ©enoffen  SotpoS  (»SepnfuSt«) 
unb  ^imeroS  (»Serlangm»);  ferner  S'itpo  (»Über- 
rebung«),  Mlucp  umgab  man  ipn  mit  einer Sicnge ipm 
gleiSartigerSBefen,  benEroten  (banaS  auS  bei  ben 
fernem  Amores  unb  Cupidines).  Sein  beriipmteper 
ShiltuS  war  £U  XpeSpiä  in  Söolien , Wo  er  feit  alten 
3eiten  in  ffiepalt  eines  ropen  SteinblotfS  Waprppein- 
liS  als  ber  alte  Siaturgott  Dereprt  würbe.  Mille  Dier 
3aprewurbenpierbieErotienoberErotibienmit 
mufifSen  unb  gpmnifSen  SBettfämpfen  PiS  in  bie 
Raiferjeit  begangen.  Ebenfalls  fepr  alt  war  fein  ßult 
ju  ijäarion  am  veüeSpont.  5ie  in  fpäterer  3‘>t  *nt» 


72 


Groä  — Grofton. 


ftanbenen  Kulte  galten  pm  nict)t  als  fflott  ber  ©e» 
fpleeptSliebe,  [onbcrn  bfin  Stifter  unb  ©efpüper  ber 
grombfpaft  unb  Siebe  unter  SKönnern,  bie  in  fflrie- 

penlonbsbe- 
ften  3eiten 
bie  Seele  ber 
triegerifpen 
u.  ggmnafti« 
fdjcrt  fibun» 
gen  »ar. 
Tapcr  war 
fein  ©ilb  in 
Dielen  ffltjm  ■ 
itafien  JWi* 
ipen  Ipeniieä 
unb$>erafleä 
aufgeftellt, 
unb  ju  (EliS 
(teilte  cinKe- 
lief  S.  unb 
Vintetost  (alä 
Siebe  u.  ©e« 
genlicbe  ber 
männlipen 
3ugenb)  um 
bie"  Sieges- 
palme  ftrei- 
tmbbar;  ba- 
ber  »ar  aup 
bie  »heilige 
Spar«  ber 
tpebanifpen 
3itnglinge 
bem  ®.  ge- 
Weiljt , unb 

Spartaner  unb  Kreter  opferten  if)m  Dor  ber  Splacpt, 
um  fiep  ju  treuem  3ufammenbalten  ju  Dcrbinbert.  — 
®cr  römifpeVl  in  o r oberflupibo  ift  eine  bloße  Über- 
tragung best  griepi[pen®.unb  bat  nie  öffentliche  V3er- 

eprung  ge- 
noffen. Über 
ben  ©Iptpuö 
Don  berSiebe 
beS  ®.  unb 
ber  ©fqpe  f. 
©iPpe. 

®ieftün[t- 
ler  folgten  in 
ber  Tarftel- 
lungbes  ®. 
benTiptem, 
ittbem  fte  ipn 
alb  fpönen, 
an  ber 
Spmetle  beS 
SünglingS- 
alters  ftcp  eit« 
ben  Sitaben 
ober  aucp  alä 
anmutiges 
Slinb , meift 
beflügelt, bil- 
beten.  3u  ben 
obengenann- 
ten Vlttribu- 

ten , Sogen  unb  ©feilen  unb  ber  brcnnenben  gaiel, 
fommt  noep  bieSofe  pinju.  gttr  einä  ber  beftenBunft- 
rocrfe  beS  ganjen  VlltertumS  galt  ber  beS  ©rarite- 
leä,  ben  beffen  ©eliebte  ©prpne  nach  XpeSpiä  »eipte. 


®rol  (Stern,  Jtapttotmif<$ft  SJhtftutB). 


$ort  befanb  ftp  auch  ein  berühmtes  ffirjbilb  Don  Sp- 
ftppoS.  Äußerft  iaptreip  unb  mannigfaltig  finb  bie 
Tarftettungen  auf  (Bemmen  unb  ©eliefs.  Unter  ben 
Dielen  auf  unS  gefommenen  Sroäftatuen  uttb  -Sta- 
tuetten beS  VlltertumS  fiub  bie  bebeutenbften : ber 
Torfo  im  SouDre  ju  ©ariä  unb  ber  im  Satifan  (bem 
©rariteleä  jugefprieben , gig.  1);  ber  fogen.  bogen- 
prflfenbe  ®.  im  (apitolinifchen  SDtufeum  ju  ©om  (gig. 
2;  »aprfpeinlip  nach  SpfippoS),  ber  noch  in  anbern, 
j.  T.  beffern  Kopien  erhalten  ift ; ein  mit  Knöcheln 
fpielenber  ®.  hn  Berliner  SRufeum  unb  bie  berühmte 
SSamtorgruppe  ®.  unb  ©fopc,  fi<h  umarmenb  unb 
fiiffenb,  im  fapitolinifpen  »lufeum  ju  ©om  (f.  Tafel 
»©ilbpauerfunft  V«,  gig.  10).  Sgl.  3abn,  Vlrpäo« 
logifche  Vluffäjje  (fflreifsw.  1845);  3-  ©rimm,  Über 
ben  SiebeSgott  (Serl.  1851);  Spöntann,  De  Capi- 
dine  cosmöeonico  (©reifsw.  1852);gur!toängler, 
®.  in  ber  Safenmalerei  (SRünp.  1875);  ©irt,  De 
amorum  in  arte  antiqua  simulncris  (SJlarburg 
1892);  görfter,  ®roä  (SreSl.  1893). 

Grob,  ©lanet,  f.  ©laneten. 

Gtofion  (lat,  »3ernaguncr®urchfreffung« ; hierzu 
Tafel  »®rofion«  aut  Tejt),  VluStDafpung  burp  fite- 
ßenbeS  SBaffer,  im  »eitern  Sinne  auch  Abtragung 
burp  baäSiä  beäiReereS  unbberfflletfperfowieourp 
ben  SBinb.  ®aS  auf  geneigter  gleiche  herabrinnenbe 
SBaffer  ift  an  unb  für  ftp  nicht  fähig,  m fefteS  ffleftein 
ntepanifp  eine  gurpe  eiiyufpnciben ; bieä  »irb  erft 
möglich  • wenn  baS  ffleftein  bureb  bie  chemifche  unb 
mepanifpe  Sirfung  ber  Vltmofpparilicn  eine  ober- 
Räplipe3erfeßung  erfahren  hat,  oberwenn  baSSBaf- 
fer  feine  harte  Sanbteilpen  transportiert,  mit  benen 
baS  ©eftein  nach  unb  nap  abgefchliffen  (f.  ftorrafion) 
ober,  »ie  in  ben  fogen.  Slrubeilöpent,  ©iefentöpfen 
(f.  b.),  auSgehöhlt  »irb.  Tie  Intigfeit  beS  rinnenben 
SBafferS  begeht  hauptfäpltp  im  gortiepaffen  be»  burch 
bie  Serroitterung  gelieferten  lofen  'Materials.  SS  irb 
leptcreä  fortgefepmemmt,  fo  totrb  bie  Steigung  ber 
©«hange  beflanbig  Derringert,  unb  baS  ©nbrefultat 
ber  SBirfuttg  beS  ©egenS  ift  eine  Dönige  ®inebnung 
aller  ©epänge.  Tie  ®.  ift  aber  niept  allein  an  ber 
Oberfläche,  fonbern  auch  in  ben  unterirbifepen  SBaffer- 
läufen  tätig  (f.  Srbfatl,  Schlotten).  TaS  in  bie  ©efteine 
einbringenbe  SBaffer  »irft  löfenb  auf  bie  ©efteine  im 
ganjen  ober  auf  geioiffe  ©eftanbteile  berfelben;  feine 
Siirlungen  finb  abpangig  Don  feinem  SöfungSoer- 
mögen,  leiner  ©ienge  unb  Don  ber  SöSlicpIeit  ber  ©c- 
ftemäelementfc  $aä  SöfungSDermögen  beS  SBafferS 
wirb  burep  bie  in  geringer  iüenge  barin  gebunbenen 
fflafe,  namentlich  Sauerftoff  unb  fioplenfnure,  unb 
burep  el»a  fepon  barin  gelöite  ©fineralbefiaitbteilc 
mobifijiert.  So  ift  baS  SöfungSDermögen  beS  ©egen« 
wafferä  im  SSinter  unb  grüpiapr  niept  baäfelbe  Wie 
im  Sommer  unb  Öerbft,  weil  ber  ©epalt  an  Vlmmo* 
niumnitrat  unb  -slitrit  mit  ber  3<tpreS$eit  wecpfelt; 
auep  'ft  baS  SöfungSDermögen  beS  gewöhnlich  fepon 
mit  Wtineralifcpcn  ©eftanbtetlen  gefättigten  glufewaf* 
ferS  geringer  als  baS  beS  ©egen-  unb  OueUwafferS. 
Kein  einziges  ffleftein  ift  abfolut  unlöolicp,  aber  bie 
SöSiicpfeit  ber  ©efteinäelemente  ift  fepr  Derfcpieben. 
Seicpt  löSlipe  SSerbinbunacn,  wie  Steinfalj,  finb  bev 
«pemifepen  ®.  in  hopem  ©rabe  jugänglip  unb  beä- 
palb  in  ältem  gormationen  auch  nur  bort  in  großem 
©laßen  erhalten,  wo  ft e burep  mafferbidjtc  Sagen 
(Tone)  gegen  unterirbifepe  ®.  gefpüpt  Waren.  Via  cp 
©ips  unb  Vlnppbrit  tonnen  noep  als  leichter  löälipe 
fflefteine  gelten,  unb  bie  unterirbifpe  ®.  berartiger 
SKaffen  fann  gleipfallä  für  bieViiDeauDeränberungen 
an  ber  Oberfläpe  Don  ©ebeutung  »erben  (f.  ^öplen 


Erosion 


1.  Erosion  im  Kreidefels  bei  Saermi  im  Kaukasus. 


.1  Erdpyrainiden  in  Colorado. 


2.  Teufelsmauer  in  Nordböhmen. 


5.  Rundhöcker  aus  Granit,  bei  Kamenz  (Sachsen). 


4.  Riesentöpfe.  Gletschergarten  bei  Luzern. 


6.  Karren.  Steinernes  Meer  (Salzburger  Alpen). 


7.  Partie  aus  den  Adersbacher  Steinen. 


Meyers  Konv  - Lexikon , 6.  Au/I.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig. 


Zum  Artikel  . Erosion '. 


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Erläuterungen  znr  Tafel  , Erosion*, 


Auf  dieWirkung  der  Erosion  ist  die  Abwechselung 
von  Berg  und  Tal,  die  Bildung  der  Stromtäler  sowie 
die  eigentümliche  Form  der  meisten  Berge  im  wesent- 
lichen zurückzuführen,  s.  Text  auf  Rückseite  der 
Tafel  Bergformen  III.  Täler  lediglich  durch  Erosion 
gebildet,  sind  viel  häufiger  als  diejenigen,  deren  erste 
Anlage  durch  die  Tektonik  der  Gesteine,  etwa  durch 
S|>altenhildung  (Spaltentäler),  bedingt  wurde,  und 
auch  in  letzten«  Fall  ist  dann  der  Erosion  nach  der 
ersten  Anlage  die  Hauptrolle  bei  Erweiterung  der 
Talbildung  zugefallen.  Das  gro hurtigste  Beispiel  von 
Flußerosion  bietet  der  Cahon  des  Colorado  (vgl.  Täler 
rdt  Tafel  Talbildungen  I,  Fig.  1 , sowie  Fluß).  Die 
Wirkungen  der  Erosion  in  der  Kreide  des  Kaukasus 
veranschaulicht  Fig.  I,  die  in  dem  Kreidesandstein 
der  Sächsischen  Schweiz  Fig.  7.  Harte,  wenig  zer- 
klüftete und  daher  besonders  widerstandsfähige  Ge- 
steine werden  langsamer  erodiert  als  die  weichen, 
leichter  auflösbaren  Gesteine.  Deshalb  entstehen  da, 
wo  harte  Quarzite  oder  Eruptivmassen  in  weichem 
Schiefergesteinen  cingelagert  auftreten,  wie  das  viel- 
fach im  Taunus,  in  Thüringen,  im  böhmisch-bayrischen 
Grenzgebirge  etc.  der  Fall  ist,  mauerurtig  hervor- 
springende groteske  Felsbildungen  und  wildzackige 
Grate  und  Riffe,  die  in  einem  auffallenden  Kontrast 
stehen  zu  den  milden,  abgerundeten  Bergformen  der 
umgebenden  Schiefer  (s.  Ixiurentische  Formation, 
Fig.  1).  Auch  die  mit  den  Namen  der  Teufelsmauer 
bezeichnten  eigentümlichen  Basaltgebildc,  die  im 
Gebiete  des  Keupers  im  Grabfeld  westlich  von  Ko- 
burg  and  in  ganz  ähnlicher  Ausbildung  innerhalb 
des  Kreidesandsteins  bei  Jeschken  und  Oschitz  in 
Nordböhmen  (Fig.  S)  und  an  vielen  andern  Orten 
auftreten,  sind  auf  gleiche  Weise  entstanden.  Die 
nur  wenig  (2 — 3 m)  mächtigen,  auf  mehrere  Kilo- 
meter Erstreckung  verfolgten  gangförmigen  Basalt- 
massen sind  bei  weitem  härter  als  das  leicht  zerstör- 
bare Nebengestein  und  ragen  nun  als  schroffe,  stellen- 
weise bis  10  m hohe  Felsmauem  mit  der  dem  Basalt 
eignen  säulenförmigen  Absonderung  aus  dein  sonst 
flach  gewellten  Boden  hervor.  Bei  den  verschiedenen  \ 
Gesteinen  äußert  sich  die  Verwitterung  und  die  Ero- 
sion in  ungleicher  Weise.  Bei  den  reinen  Kalksteinen  ' 
und  Dolomiten  bilden  sich  zumal  da,  wo  sie  häufig 
von  heftigen  Regengüssen  oder  lange  Zeit  hindurch 
von  schmelzendem  Schnee  beeinflußt  werden,  Schrat- 
ten und  Karren  (a.  d.  und  Karsteracheinungen),  und 
zwar,  wenn  die  Kalkfelsen  geneigt  sind,  zahlreiche 
parallele  lange  Furchen  in  der  Richtung  des  abflie- 
ßenden Wassers,  oder,  wenn  sie  mehr  horizontal  ge- 
lagert, unregelmäßige  tiefe  Löcher  ( Dolinen ) und 
kürzere  Furchen  (Fig.  6 sowie  Tafel  Gebirgsbildun- 
gen, Fig. 6).  Auch  entstehen  bei  Kalkstein,  besonders  . 
aber  bei  Gips,  durch  die  Erosion  sogen.  Erdpfeifen 
(s.  «!.),  Schlotten  (s.  d.),  Höhlen  (s.  d.)  und  Erdfälle 
(8.  Tafel  Gebirgsbildungen , Fig.  7).  Dagegen  werden  i 
Granit,  Gneis  und  verwandte  Gesteine  durch  die  Ver-  ; 
Witterung  nach  und  nach  bis  zu  oft  beträchtlicher  \ 
Tiefe  gelockert  und  in  Gros  verwandelt;  die  feinen 
Klüfte  nnd  Absonderungsflächen,  die  die  Gesteine 
durchziehen,  erweitern  sich  mit  fortschreitender  Ver- 
witterung immer  mehr,  und  die  Absonderungsformen, 
für  viele  Gesteinsarten  so  überaus  charakteristisch 
(s.  Absonderung),  treten  dann  nm  so  deutlicher  her- 
vor. Wird  der  lockere  Grus,  der  sich  auf  den  weiter 
werdenden  Klüften  bildet,  allmählich  erodiert,  so 
bleiben  wohl  mächtige  Felsen  zurück,  durch  tiefe 
klaffende  Spalten  voneinander  getrennt,  zuweilen 


| auch  etwas  gegeneinander  verschoben,  und  daneben 
I auch  einzelne  an  den  Kanten  stark  gerundete  oder 
annähernd  kagelig  gestaltete  Blöcke,  die,  oft  nur  noch 
mit  schmaler  Basis  aufruhend,  dnreh  kräftige  Stöße 
in  schaukelnde  Bewegung  versetzt  werden  können 
(Schatikelstcine , Wackelsteine , Lotte Ife Isen , s.  Tafel 
Absonderung,  Fig.  1).  Die  Mehrzahl  der  Blöcke  aber 
bildet,  in  sich  zusammenstürzend,  ein  Haufwerk  von 
durcheinander  liegenden  Trümmern.  Zahlreiche 
Berggipfel  bestehen  aus  solchen  übereinander  ge- 
türmten mächtigen  Blöcken  (Blockgipfel) ; auch  an 
den  Abhängen  der  Berge  begegnet  man  oft  (so  im 
Harz,  Fichtelgebirge,  Sehwarzwald  und  Vogesen) 
Anhäufungen  solcher  Blöcke  (Blockhalden,  Felsen - 
rneere). 

Sehr  charakteristische  Erosionserecheinnngen  bil- 
den die  in  den  Fig.  4,  5 «• zur  Darstellung  gebrach- 
ten Riesentöpfe,  Rundhöcker  und  Erdpyramiden. 
Die  Riesentöpfe  ( Glctschertöpfe,  Strudcllöcher,  Bohr- 
töpfe)  sind  bis  zu  12  m und  darüber  tiefe,  bald  kes- 
selartige, bald  schachtartige  Löcher,  Einbohrangen 
von  Geröllen  (Scheuersteinen , Mahlsteinen) , die  an 
; Wasserfällen  und  in  Stromschnellen,  besonders  häu- 
fig in  Gletscherbächen  durch  den  Strudel  lange  Zeit 
, in  kreisender  Bewegung  erhalten  wurden.  Die  Rie- 
j sentöpfe  lassen  mitunter  ihre  Bildungsart  daran  er- 
kennen, daß  sich  auf  der  Innenseite  ln  Spiralen  ver- 
laufende Furchen  vorfinden,  dem  seitlich  einstürzen- 
den Wasser  oder  dem  allmählichen  Einbohren  der 
Scheuersteine  entsprechend.  Das  Bohrmaterial  selbst 
liegt  bisweilen  in  der  Form  von  ronden  Geröllen  auf 
dem  tiefsten  Grunde  des  Kessels.  Derartige  Erosions- 
gebilde finden  sich  besonders  in  den  früher  von  Glet- 
schern bedeckten  Gebieten,  auch  im  Bodetal  (Harz), 
in  Thüringen,  bei  Rüdersdorf  bei  Berlin,  im  Schwarz- 
wald, in  den  Vogesen,  am  Bodensee  (Überlingen)  etc. 
Besonders  schöne  Riesentöpfe  zeigt  der  sogen.  Glet- 
schergarten bei  Luzern  (Fig. 4).  Ähnlich  mögen  viele 
sogen.  Sölle  oder  Pfuhle,  kreisrunde,  mit  Wasser  oder 
mit  Torf  gefüllte  Löcher,  die  im  norddeutschen  Ge- 
schiebelehm häufig  beobachtet  werden,  entstanden  sein. 
Durch  die  erodierende  Wirkung  des  vorrückenden 
Eises  werden  die  Unebenheiten  des  Untergrundes  von 
Gletschern  (s.  d.)  geebnet,  hier  und  da  auch  wannen- 
förmige  Vertiefungen  (sogen.  Auskolkungen) , beson- 
ders aber  eigentümliche  runde  Felsformen,  sogen. 
Rundhöcker  (roches  inoutonnecs,  Fig.  5),  erzeugt,  die 
in  der  Regel  eine  deutliche,  der  Bewegungsrichtung 
des  Gletschers  entsprechende  Streifung  oder  Schram- 
in ong  erkennen  lassen.  Die  Erdpyramiden  (Erdpfei- 
ler) sind  schlanke  Säulen  und  spitze  Pyramiden  aus 
lehmig -sandigem  Material,  die  an  ihrer  Spitze  ein 
festeres,  größeres  Gesteinsfragment  tragen,  das  bei 
nach  abwärts  fortschreitender  Erosion  als  Schirm  für 
den  feinem  Schutt,  in  dem  es  ursprünglich  begraben 
lag,  gedient  hat.  Am  bekanntesten  sind  die  Erdpy  rami- 
den  von  Bozen  (Südtirol),  wo  sie  waldähnlich  und  bis 
30  m hoch  nebeneinander  gestellt  sind,  sowie  die  von 
Colorado  (Fig.  S).  Im  kleinen  läßt  sich  die  Erscheinung 
nach  jedem  Platzregen  an  den  Wänden  von  Hohl- 
| wegen  beobachten,  die  in  ein  feines  und  lockeres,  mit 
größera  und  festem  Brocken  untermengtes  Erdreich 
einschneiden.  Man  kann  sie  auch  künstlich  daretel- 
len,  wenn  man  auf  ein  Gemisch  von  Sand  und  flachen 
Steinen,  das  sich  in  einer  schiefgestcllten,  flachen 

Schale  befindet,  einen  Wasserregen  fließen  läßt. 

Über  die  Erosion  durch  die  Brandungswelle  und 
durch  den  Wind  s.  Korrosion . 


Grotema  — Grprcffung.  73 

uri  Sibfatl).  fiatfftein  (fohlenfaurer  Half),  in  beftil-  jutage  forbcrte  Wie  bic  »Erotopaegnia,  s.  Priapejn 
linttm  SBaffer  {oft  unlöblidj,  wirb  bei  ©egenwart  vetenim  et  recentiumVenerijoeosaeisacrnin«  (©ar. 
oon  »rrier  ftoßlenfäure  leitet  in  nidf)t  unbeträcßtließer  1798).  8efonberbinbenfriBolen3eitpnSubwigbXlV. 
fflmge  aufgelBft,  aber  bei  ©erluft  ber  ffoßlcnfäure  unb  Subwigb  XV.,  wie  namentlich  Bon  SribiQon 
Bieber  abgelebt.  3n  ben  Mergelgefleinen,  bie  neben  unb  Sabe  (f.  b.),  erfdjienen  bergleicßm  ©robufte. 
toblenfaurein  Statt  aueß  Sanb  unb  Son  enthalten,  ift  Grotomantc  (gried).,  »Siebebwaßttfinn«),  eine 
jtoar  faft  nur  ber  Kalt  ber  eßemifeßen  ®.  unterworfen,  p|t)cf)ifd)e  Abnormität,  bie  fieß  burd)  ejjeffioc  Siebe 
aber  Wenn  biefer  aubgelaugt  ift,  fo  wirb  baburd)  bas  baib  ju  einem  in  SSirtlicßfeit , halb  nur  in  ber  6m- 
©efüge  gelodert,  unb  bie  meeßanifcße  6.  bat  nun  ein  bilbung  beb  Krönten  Borl)anbenen  ©egenftanb  eßaraf- 
Biel  leießtereb  Spiel.  So  gebt  bie  ntceßeuiiftße  mit  ber  teriflert.  Sie  6.  ift  feine  felbftänbige  pfßeßifeße  ®r« 
eßemifcßen  6.  fcanb  in  $anb:  einjelne  leister  lobließe  franfungbform,  fonbem  wie  olle  Monomanien  nur 
Seftanbteile  werben  aHmäßließ  jerfeßt,  mehr  ober  we-  ein  Sumptom  franfbafter  ©fbdje.  2>ie  6.  ftebt  in 
niger  aclöft,  bab  ®efüge  wirb  gelodert,  unb  bie  lo(en  ttaber  ©ejicßung  ju  ber  Rßmpßontame  (bei  grauen), 
Jette  bieten  ber  meeßanifeßen  ©ewalt  ber  ftrümenben  ber  Sathriaftb  (bei  Männern),  bie  aber  ihre  nödjfte 
®eroäffer  balb  nubt  mehr  geitügcnben  SSibcritanb.  Quelle  m tranfbeftem  6rregungbsu[ianb  ber  ®e- 
®ie6.an  berGrboberfläcbe  wirb  aud)  burd)  ben  Sem-  id)led)tbwerfjeuge  haben.  - Sie  an  4.  leibenben  ©er- 
peraturwedjfel  ber  Atmofpßare  unterftüßt  unb  hieb  fonen  gefallen  fidß  in  obfjBncn  ©ebanfcnBorftellungen 
am  fo  mehr,  je  häufiger  bei  bem  ©efrieren  unb  ber  unb  ffleften;  aud)  befdjäftigen  ftc  fed)  Biel  mit  ihren 
©olumoergrößcrung  best  SSafferb  in  ben  Spalten  eine  ©entfalten ; juwcilen  ift  autb  bie  6.  ein  Sßmptom  ber 
medjaiufdje  ßraftaußerung  auf  biejtoßäflon  einluirtt.  Manie  (f.  b.)  unb  ber  beginnenben  allgemeinen  ©a- 
ffm  allgemeinen  wirb  beimtad)  in  ben  gemäßigten  ralnfe. 

3°nen  unb  auf  Vorgebirgen  in  ber  Stäbe  ber  Seßnee-  (Srpel,  ber  ®ntcritb,  baS  Männtbcu  ber  6nte. 

grenje  burd;  Jroft  bie  6.  am  meiften  befBrbert  (Bgl.  ßrpcl,  gledcn  im  preujj.  Regbej.  Sohlen j,  .(treib 

rueß  3nfolation).  SBeitereb  über  bie  6.  f.  in  ben  Gr-  Reuwieb,  am  Rhein  unb  an  ber  Staatbbnßnfinie 
läulerungen  jur  beifolgenben  Safel.  ©gl.  aueb  Safe!  SBIn-Seuß-Riebcrlabnftein,  bat  eine  fatß.Kireße  unb 
»Qkmgbilbungen«  , frig.  3,  unb  Safel  »SSilftenbil-  umo)  950  6inW.  Slabei  ber  200  m f>o£)o  ©afaltberg 
bangen  I u.  II«.  — 3n  berfieilfunbe  oerftebt  man  6rpeler  Sei,  an  bem  ber  Seiwein  wndjfi. 
unter  6.  einen  Seeluft  beb  ßpitbelb  auf  Stbleimbäu-  (VrpenfuO  (Ban  ©rpc),  Sßoutab,  Orientalift, 
ten.  wie  er  namentlich  beiSfatanbcnbäufigOortommt,  aeb.  11.  Sept.  1584  ju  ©orfum  in  Votlanb,  gefl.  13. 
epäßrenb  man  einen  berartigen  ©erluft  ber  Spibermib  ')ioB.  1624,  ftubierte  in  Sciben,  Warb  hier  1613  ©ro» 
;bureßStoB,Sd)Iagic.)gtm6bnIüß  alb®jforiation  feffor  ber  orientalifeßen  Sprachen,  (pater  aud)  $ol- 
Ü- Vautabfeöiirfuttg)  unterfeßeibet.  ®.ber3äßnc,  metftb  bei  ben  ©eneralflnalen.  ®r  errießtete  eine  ara- 
f.  Äitmfranrbeiten.  bifdie  Sonderet,  bie  nach  feinem  Sobe  Bon  feiner  SSitwe 

<?rotrma(griecb.,Mebräabl:6rolemäta),f5rage.  an  bie  ©rüber  ®ljeBir  (f.  b.)  oertauft  Würbe.  Seine 
«tagefaß;  erotematifeß,  fragweife;  ®rotematit,  großem  SBcrfe:  >Grammaticaarabica«  (2.  Vluft.oou 
gragefunft,  ftunft,  bie  fragen,  namentlid)  im  linier-  Seuftng,  Seib.  1636;  wieber  abgebrudt  baf.  1656, 
saßt,  fo  JU  (teilen,  baß  man  bamit  ju  Berftänbigem  1748,  1767,  ©alermo  1796,  Rom  1829;  abgefürjt 
Satfcbenfen  anleitet  unb  rid)tige  Antworten  bevoor«  Bon  Midjaeli«,  ©ottiitg.  1771),  bie  nadj  3of.  Srali- 
lodt.  Sie  erotematifdje  Sebrfonn  ift  befonberä  im  gerb  Xobe  Bon  ®.  abge(ebIoffenen  -Provcrbigrum 
18.  Sabrb-  burd)  bie  fogen.  Sofraitter  aubgebilbet  arabicorum  centuriae  duao-  (mit  lateinifcber  Über« 
worben  unb  würbe  and)  bie  fofratifdje  ober  fatedie-  fegung,  2.  Aitfl.  1623,  Seile  baraub  öfter),  »Locmäni 
ni  die  genannt  ©gl-  ©räf  fe,  Seljrbud)  ber  ftateebe-  sapientis  fabulae«  (mit  lateinifcber  Überfettung.  1615 
nt  t2.  Auf!.,  Sötting.  1805);  Sinter,  Regeln  ber  u.  ö.),  »Historia  Baracenica auctore  Georgio  Elma- 
Statedjetil  (13.  Aufl.,  ©lauen  1862);  Steinftein,  olno«  (mit  lalcinifdjerÜberfebung,  1625)  u.  a.,  haben 
Sie  Sfrage  tm  llnterrid)t  (Seipj  1886).  febr  Biel  jur  Sinbürgerung  ber  arabifdjen  Stubien 

Grotco  (gried).)  I , g ^ in  ganä  ©uropo  beigetragen. 

©rotibieii  (©rotien)}'"  Grpfingcn,  Sorf  im  Württemberg. S4waruoalb- 

©rotil  (gried).),  Sebreoon  berSiebe(®rob),Sunil  treib, Qbcraml Reutlingen,  an  ber 6rpf,eincmQueU- 
•u  lieben,  aüd)  fooiel  wie  erotifdbe  ©oeftc  (f.  Srotiicb).  bacb  ber  Sautbari,  bat  eine  eoang.  Sird)c  mtb  asoo) 
Grottfer,  -cdjriftfteller,  bie  fttb  mit  poetiftßer  804  Sinw.  Sabct  bcrScßloßtierg  mit  ber  Ruine  .(wlKn- 
Sarftellung  ber  Siebe  befdjäftigen , befonberä  aber  crpßngen  unb  bie  ©rpfittger  &6ßle  (SarlSßßßle) 
bce  griediifdien  Autoren,  bie  erbubtcle  Etebcbgefcbid)-  im  3nrafalfgebirge , 1834  entbedt,  178  m lang,  mit 
ten  m ©rofa  gefdjneben  haben.  Siefe  unfern  Roma-  einer  Menge  weißer  Sropffteingebilbe. 
neu  unb  Ro»e Uen  Bergleiißbaren  feäßlungen  fteßen,  (Srprtffuug  (Rontujfioii,  Concussio,  franj. 

»eil  in  ißnen  bab  fentimentale  Moment  jur  ©ei-  Chantage),  b ab  ©ergeben,  beffen  fieß  berjenige  fdjul« 
iimg  fommt,  itn  öegenfaß  ju  ber  tlafftfeßcn  Raiuität,  big  mad)t,  ber,  um  fieß  ober  einem  Sritten  einen 
m gewifier  Seife  ber  mobenten  Sntpfiniungb-  unb  re^tSwibrigen'llermögenbBorteil  ju  oerfdjaffeit,  einen 
ftmeßauungömeife  näßer  alb  bie  eigentließ  antifen  anbem  burd)  ©ewalt  ober  Srobung  ju  einer  Vanb- 
Siebter.  Sie  Dorßanbenen  ffiertreter  biefer  ©attung,  lung,'3)ulbung  ober  Unterlaffung  nötigt  (Seulfeßcb 
Sßanton,  lenopßon  Bon  ®pßefob,  Velioborob,  Eon-  RcießSftrafgefefebucß,  §253).  Sie  bermaligen  ©nmb- 
gab,  Adiilleub  Satiob  unb  ®ufiatßiob,  jießen  fi^ß  Born  fäße  über  bieä  ©erbredjen  haben  fieß  aub  ber  römifeß- 
1.  SJaßrß.  n.  ®ßr.  bib  in  bie  btjjantinifeße  3'it  ßin.  redjtlidjm  Sßeorie  beb  ©erbreeßenb  ber  Concussio 
9efamtaubgabenber©.»on©aflow(Eeipj.  1824  - 34,  enlwidell,  bab  barin  befianb,  baß  jemanb  einen  an- 
2®be.),  fyrfcßig  (©ar.  1866)  unb  Vercßer  (Seipj.  bem  Borfaßließ  unter  bene  betrügerijeßen  Sorwanb 
1858  — 59,  2 8be.).  Sgl.  Roßbe,  ®er  griceßifdjc  ober  burd)  wiffentließen Mißbrauch  eineribrnjuflcben« 
Sotnan  unb  feine  Sorläufer  (2.  Aufl.,  Seipj.  1900).  ben  ©ewalt  ju  bem  3uge|tänbnib  cineb  rceßtbwibri« 
©rbiifeß  (b.  grieeß.  ©rob),  Wab  fieß  auf  Siebe  bc«  gen  SemiiigenbOorteelb  für  fuß  ober  einen  anbem 
«ßt.baBon  ßanbelt.  2>aßer  erotifeße  ©oefie.  Sie»  nBtigte.  ©ollcnbct  ift  bab  ©ergeben  ber  ®.,  bereu 
«Spoeft e;  aueß  fooiel  Wie  obfgöne  ©oefie,  bie  ©erfe  ©erfueß  naeß  bem  beutfeßen  Strafgefeßbueß  ebenfallb 


74 


Crrr,  Sßij  b’  — @rf afebc^örbert. 

ifl,  fobalb  bie  9lbn5tigung  beS  XunS,  ®ul»  <5TregenbeSBtittel(9lnaleptifa,Elritantia), 
benS  ober  UnterlaffcnS  Dolljogcn  luotben  ifl,  mag  Heilmittel,  bie  einen  erregenben  fein jluji  auf  baS_9ter» 
imn  ber  bcabfid)tigte  ucrmögenSrecfitlicbe  ©orteil  Oer-  Denffiftem  unb  bie  Herjtätiafeit  auSüben,  Wie  Sitfier, 
eitelt  ober  wirflid)  erlangt  Worben  [ein.  9iacfi  bem  Stampfer,  SRoitfiuS,  Sein,  Vlmmoniaf,  SBen.joejnure. 
89eiefiSftrafgefc|jbueb  ift  jwifdjen  einfacher  E.,  bie  Sie  finben  namentlich  91nroenbung,  wo  Erfchöpfung 
mit  ©efängnis  oon  1 SKonat  bis  ju  5 fahren , unb  broljt  unb  bem  Krauten  über  eine  gefährliche  KriftS 
fdjWerer  ®.,  bie  mit  flucfithauS  oon  1—6  3ahrcn  h'nlt,eggefiolfen  werben  foH.  [639. 

beftraft  Wirb,  ju  unterfcf)eiben.  Schiere  (§  254)  liegt  C''rregetmafef)inen,  f.  Eleftvifdfe  SRafdjinen,  ©. 

bann  Dor,  Wenn  bie  E.  burd)  ©ebrofjung  mit  ©lorb,  Cürrcgungätfieorie,  f.  ©rown  1). 

©ranbftiftung  ober  mit  ©entrfadjung  einer  Über*  ©rrern,')tlberto,  ital.91attonalöfonom,geb.21. 
fcfiwemmung  begangen  wirb.  Surbe  bie®.  burd)@e-  Ülpnl  1841  in  ©enebiq,  warb  nach  beenbeten  Stubien 
malt  gegen  eine'©erfon  ober  unter  9lnroenbung  oon  1866  ©rofeffor  bafelbp,  1874  Sebafteur  ber  -Peree- 
ÜSroljungen  mit  gegenwärtiger  ©efahr  für  2eib  ober  reranza«  in  SRailanb,  nachher  ©rofeffor  in  SJeapel. 
fiebert  begangen,  fo  tritt  (§  255)  bie  ©träfe  beS  Sau»  ©on  feinen  jafilreichen  Schriften  erwähnen  mir: 
beS  ein,  b.  !)■  3uchtfiaii8  Don  1—16  fahren,  ©ei  ber  »L’Xtalia industriale«  (für.  1872);  »Le  nuove  isti- 
oon  einemSenmlen  burtf) SKijjbraud)  ber  91m  tSge  Watt  tuzioni  economiche  nel  aecolo  XXX • (Stall.  1874); 
ober  Wnbrofjung  eines  beftimmten  ©iijsbraucbS  ber«  »Daniele  Manin  e Venezia  1804—53«  (baf.  1875); 
fclbcn  begangenen  6.  tritt  bie  gefehlte  Seftrafung  »Storia  e statistica  delle  Industrie  venete*  (Sencb. 
ein,  wenn  aud)  baS  ©ergeben  oljne  ©ewalt  ober  2>ro»  1870,  mit  einem  Xabellenbanb) ; »Storia  della  econo- 
bung  oerübt  wurbe(Sei'd)Sftrafgefe^bud).§339).  ©e»  mia  politicn  nei  secoli  XVII  e XVIII  negli  stati 
fonberS  gefährlich  ift  bie  fogen.  Seooloerpreffe,  della  repubblica  Veneta*  (baf.  1877);  »Le  flnanze 
bie  burd)  3)rot)ung  mit  ber  ©eröffentlidjung  Don  3ei-  dei  graudi  comuni«  (glor.  1882);  »La  riforma  del 
tungSartireln  redjtämibrige  SermBgenSoorteilc  ju  er»  credito  fondiario«  (Sur.  1886);  »Ietitnzioni  indu- 
langcn  fuebt.  Eine  bamtiofere  9lbart,  bie  nichts  mehr  striali  popolari«  (baf.  1888);  »Le  operazioni  di 
(an'fid)  WeniaftenS)  mit  bem  3trafred)t  ju  tun  bat,  credito  agrario  e lecartelleagrarie«  (©crona  1889). 
ift  ber  fogen.Öobreooloer.  EinjelneBeilungSnum-  ßrrbepborien  ober  7lrrt)ept)orien,  in  Wtben 
mem,  faft  gatrj  ober  gan;  aus  Sobartifcln  beitet) enb,  ein  im  Sommermonat  Sfiropborion  gefeiertes  geft 
Werben  ben  ©elobten  mit  ber  ©itte  um  Einicnbung  ber  91tfiene  ©oliaS.  ©on  oter  jungen  äßäbeben  ebler 
beS  VlbonnementSbetragS  jugcfdiidt.  Sen  ©cool«  'Jlbfuitft,  bie  eine  3ftHang  beim  Eredjtlieion  abge» 
oerjournaliftcn  ftefjen  würbig  3ur  ©eite  bie  Ser»  fdjtoffen  lebten,  trugen  jwei  (Errfiepboroi)  Der» 
tretet  ber  männlichen  ©roftitution,  bie  »petits  Jäsus«,  hüllte,  felbft  ber  ©riefterin  ber  ©oliaS  unbefannte 
bie  ihre  barmlofem  ©litfdjulbigcn  burd)  bie  Srobnng  Heiligtümer  bei  ©acht  auf  unteritbifdtem  Siege  in  ben 
ber  ©njeige  auSbeuten.  ©gl.  grüntet,  Sie  Selifte  heiligen  ©ejirf  ber»9lpljvobitein  ben®ärten«,Dontoo 
ber  'lioliaung,  ©ebrobung  unb  E.  (Serl.  1901).  fte  anbre,  ebenfalls  berfiüHte,  juriicfbrad)ten.  Sabr» 
©rr,  ©i)  b’,  3381  m bofier  Sera  in  ber  fiiernnd)  fefieinlidi  fianbelte  eS  fttfi  um  einen  uralten  Segeta» 
benannten  fflruppe  ber  Sätiftfien  91lpen , bie  Weftlidt  (Srrfiina  (nriedi  ),  ©iefcmittel.  [tionSjauber. 
Dom  Xat  Oberfialbftein,  Bftlidfi  Dom  ©aß  unb  gluji  Error  (lat"),  grrtum,  gefilcr,  ©erfefien;  e.  c&l- 
VUbula  bearenjt  wirb,  fiauptfäcfilitfi  aus  ®ranit  be«  culi  ober  in  calculo  SReffinungSfefiler ; e.  facti,  ein 
ftefit  unb  itart  Dergletiefiert  ift.  Sie  umfafit  aufier»  eine  Xatfadie  betreffenber  (tatfätfilidjer)  grrtum; 
bem  beit  ©i,t  be  SalberaS  (3383  m),  ben  ©ij  3u»  e.  jaris,  ScdjtSirrtum;  e.  juris  nocet,  e.  facti  non 
lier  (ober  Slunteratfd),  3386  m)  unb  ben  betannten  nocet, SReefitSirrtum  idfiabet,  tatfäd)ti(fitr3rrtum  fefia» 
WuSüd)teipuntt  ©ijDt  (3249m).  ©örblitfi Don  biefer  bet  niefit;  e.  justna,  entfefiulbfiareS  ©erfefien ; e.  in 
©ruppe  erficht  fiefi  berfialfftod  ber  Welagruppe  mit  corpore,  grrtuin  im  ©egenftanb;  e.  in  persona,  ©er» 
bem  ©ij  b'7leln  (3340  m)  unb  bem  Z mjenfiorn  Weefifelung  ber©erfon;  e.  non  eat  imputabilis,  3rr« 
(3179  m).  tum  ift  nnfit  (ttreefienbar;  errore  ebrio,  im  ©aurnel 

(Srrdntc,  ©incenjo,  ital.  Siebter  unb  ©olitifer.  beS  SlaufefieS  (f.  Srrtum). 
geh.  16.  3uli  1813  in  ©alermo,  geft.  29.  ©pril  1891  (?rtäten,  f.  Sdjamröte. 
tn  Stoen,  ftubierte  bie  Steefite  unb  nahm  lebhaften  ©n=  ©rrungene (öüter (Bona  acqnisita) nannte  man 
teil  an  ben  politifefien  Sewcgungen  auf  Sizilien,  waS  auS  eignen  TOitteln  unb  Kräften  erworbene  Witter, 
eine  lange  ©erbanuung  für  ifin  jur  golge  fiatte.  Er  im  ©egenfafi  ju  ererbten  ober  auf  äfinliefie  Seife  er- 
lebte äulefit  als  Senator  beS  SiciefieS,  ©taatSrat  unb  langten.  Erritngenfdjaft  (Erloberung,  91  b- 
©iitglieb  beS  oberften  ffieritfitSfiofS  in  ©alermo.  9118  gueft,  Acquaestns  conjugnlis),  baS  Wäfirenb  ber 
SidjtertraterfierDormit:  »I.iriche  e tragedie»  (Siont  iauer  ber  Efie  Don  ben  Efieleutcn  erworbene  ©er» 
1874,  2 ©be.),  ben  jwei  Irauerfpielen : »La  San-  mBgen  mit  91uSnafime  ber  Don  einem  Efiegatten  ge» 
Felice«  unb  »Solimano  il  Grande«  (baf.  1877)  unb  maqten  rein  lufratinen  Erwerbungen  (Erbfcfiaft, 
ben  Si^tungen:  »L’ideale«  unb  »La  libertA«  (baf.  Sefienfung).  ©al.  Ehegüterreefit. 

1878).  9lu(fi  ftfirieb  er  eine  »Storia  dell’  Impero  Oa-  (SrrungenfdjaftSgcmeiufebaft,  f.  Efiegüter* 

mono  da  Osman  alla  pace  di  Carlowitz«  (Sottt  1882  redfit,  S.  400  u.  403. 

bis  1883,  2 ©be.).  Sein  lefiteS  Serf  war  ein  ©anb  (Srrtoalb,  ©erg,  f.  JmnSrüd. 

Ifiriftfier  ©ebiefite:  »In  convalescenza«.  (Srfan,  ein  Stamm  ber  ©torbwinen  (f.  b.). 

Errare  Imniännm  est,  lat.  Spridfiwort:  »3r»  ©rfafi,  f.  Haftung,  Sdfiabenerfafi;  E.  in  militä» 
ren  ift  menfefilid)«.  rifdfier  ©ejiefiung,  f.  Srfajwefen. 

Errata  (lat.),  f.  Erratum.  <Sriat}nbtcüung  | 

(Srratifdfie  ©lüde,  f.  ®iluDium  unb  EiSjeit.  (Srfatjbataillon  [ f.  Erfajtmppen. 
®rratifebc{formation,fonielwieS)iluDium,f.b.  ©rfaqbatterie  | 

Erratum  (lat.),  Srrium.gefiler,  namentlich 2>rud  ©riattbebötben , bie  Erfafifommifflon  als  erfte, 

fefiler,  befonbcrS  in  ber  ©tefirjafil  (Errata) : ©crjeiifi-  bie  Cbererfafifommiffion  als  jweite,  ber  fomman» 
niS  foldfier.  bierenbe  ffiencral  unb  ber  Efief  bet  ©roDinjial.(2an» 

Grrcgbarfeit,  f.  ©erben  unb  'ISusfeln.  beS»)©erWaltungSbefiörbe  als  brittc  3nfJaiij  unb  bie 


Grfafebejirf  — erfaßtmtfen.  75 

(Kmftatalinftanj , ba«  ffriegäminifterium  unb  bic  Er gän jung« truppen  genannt.  3n  2cuifd)(anb 
oierite  3iDilDerU)altung«beßörbe.  werben  E.  ent  bei  bet  SlobitmaAung  aufgefteUt ; »oit 

ErfaßbtAirf , (.  Erfaßroefcn.  jebent  JfaDallerieregiment  bleibt  eine  Eäfabron  alb 

Eriaijbeijnunfl,  bie  Serlängenutg  eine«  furjen  Erfaßc«fabron  jurüd.  3ebe«  3nfanteriercgimcnt 
Sofal«,  al«  Erfaß  fiir  ben  VtuafatI  eine«  ober  meb«  formiert  ein  Erfaßbataitlon  ju4  (bie  ©arbe  ju  5) 
tererSonfonanien,  bie  it)m  urfprimgliA  folgten,  j.©.  Sfompagnien,  ein  jelbartitlerieregiment  eine  (Sr faß, 
im  engl,  goase  (per.  ja»  für  ®an«.  abteilung  ju  2 faßrenben,  bej.  tuxt)  einer  reitenbcn 

Erfatjerbe  (Heres  substitutus)  ift,  wer  für  ben  (Batterie  (Erfaßbatterie),  unb  ein  guftartitlerie« 
gatt  jum  grben  eingefeßt  warb,  bafi  ein  anbrer  nidjt  regiment  2 Erfaßfompagnten,  fowie  icbe«  biefer 
grbe  wirb.  Sinb  bie  erben  gegenfeitig  ober  finb  für  brei  SRegtmenter  außerbem  nodj  eine  fjanbwerfer« 
anen  Don  ihnen  bie  übrigen  alb  Erfaßerben  cingefeßt,  abteilung.  Sgl.  ©lobilmaAung. 

(o  ift  im  gtoeifel  anjuneßmen,  baß  fie  nacß  bem  Ser-  ffirfaßtoefcu,  bie  Ergiinjung  be«  jäßrlicßen  «b« 
bältni«  ißrer  erbteile  nt  erfaßerben  eingefeßt  ftnb;  gange«  Don  SRannfdjaften  ber  Vlrrnee  unb  ©larine. 
auf  gemein)  Aafttiößen  Erbteil  eingcfeßte  erben  fdßlie-  iSie^aßl  ber  einjufteUenben  ©efruten  wirb  auf  ®runb 
ßen  jebocß  ßiniiAtliA  biefe«  erbteil«  im  eriten  ffall  bergriebenSpräfenjftärfeinßrliADomßaiferbeftimmt. 
bie  übrigen  au«.  VI 1«  ffi.  eingefeßt  gilt  im  3weifel  Tie  erfaßocrteihmg  gefdjießt  feiten«  be«  Jtricg«mini« 
nutf).  Wer  al«  ©adßerbe  (f.  b.)  eingefeßt,  unb  immer  fterium«  nad)  Erfaßbejirfen  unb  naA  ©erßältni« 
berjenige,  Don  bem  e«  jweifelßaft  fein  muß,  ob  eral«  bertaugliAcn©iilitärpfticßtigen.  3eber  ber22Snuee, 
SaAerbe  ober  al«  6.  eingefeßt  fein  foüte.  forp«bcjirfe  (meijt  ©roDinj  ober  Rbnigreicß)  bilbet 

Erfaßcdfabron,  f.  Erfaßtruppen.  einen  Erfaßbejirf  für  bie  tn  ihm  garnifonierenben 

(fTtangcftfinft,  f.  Erfaßwefen.  Truppenteile.  Ta«  preußiftße  ©arbeforp«  relrutiert 

(rrfapglicbcr,  f.  ©lieber,  fünfllidje.  fuß  au«  bem  ganjen  ßßnigreidj  ©reußen  unb  Elfaß« 

Eriatjfommiffion,  f.  Erfaßwefen.  Colßrinaen.  Tic  ©lorine  refrutiert  fidj  au«  bem  aan« 

Eriaßlciftung  burcß  bie  Soft  finbet  ftatt  nad)  «nlReicß.  3'ber  (Srfaßbe jirt rerfdltt  in  Dier  311- 
bem©oftgefeß  Dom 28. Oft.  1871  bei  Senbungenmit  fanteriebrigabebejirfe  (außerbem  beim  3.  Vir« 
Sertangabe  unb  gewößnlid)«n  ©afeten  einfAließlüß  nteeforp«  bie  Sonbweßrinfpeftion  (Berlin).  3eber 
Seifegepäd«  in  yöße  be«  gemeinen  SBerte«  ber  Der*  3nfanteriebrigabebe,)irf  befietjt  au«  ltießreren 
lernen,  befd)äbigten  ober  burcß  ©crjögerung  Dcrbor«  Sanbweßrbejirfen,  bie  in  'BuäßcbungSbe« 
benen  Sadje,  bei  gewoßnlidien  ©ateten  jcbod)  nicßt  jirfe  unb,  Wcnnttöiig,in©lufterung«6e$irfe  jer* 
■.nebt  al«  3 ®lf.  für  jebe«  ©funb  ber  ganjen  Seit-  faden.  3ebem  Sanbweßtbejirf  fießt  ein  Stabäoffijier 
bung,  für  Derlome  Cinfdjrcibpafete  mmbeften«  42  3.  35.  al«  ffommanbeur  Dor.  Ja«  ©ejirf«fom« 
3K  . für  fonftige  Einf Areibfenbungen  f.  EinfAreißen,  manbo  betreibt  bie  (Srfaßangelegcnbeitcn  unb  übt 
für  bie  auf  ©oflanweijungen  eingejaßlten  ©etrügc  bieffiontrolle  über  bie  ©erfonen  be«  ©eurlaubtenftan« 
iowie  für  bie  ftut-  ic.  ftoften  eine«  forperlid)  befAä«  be«  au«.  Ta«  jäßrliAc  (Srfaßgef  Artft  beginnt  mit 
bigten  ©oftreifenbrn.  Tie  6.  für  bie  mittel«  Sind)*  bem  a)  ©urbeicitung«geid)äft  in  ben  erften 
nebme  ober  ©oftauftrag«  einjujießenben  ©eträge  ©lonaten  jebe«  3aßre«;  naA  Seginn  ber  ©lilitär* 
riAle*.  fiA  nad)  allgemeinen  3ied)t«grunbfäßen  unb  pfliA*  (fie  beginnt  1.  3an.  be«  Ifalcnberjaßve« , in 
ber  ©oftorbnung,  fiir  ©enbungen  naA  bem  Vlublanb  bem  ber  SBeßrpfliAtige  ba«  20.  Ücben«jaßr  DoUenbet) 
imb,  fall«  feine  abweiAenbeit  internationalen  ©er«  haben  bie  SebrpfliAtigen  bie  SfliAt,  HA  jur  Vluf« 
tragöbeftmimungen  befteßen,  bie  ffirunbfiiße  für  ben  naßnte  in  bie  3iefrutierung«fiammrolle  bei 
inrern  ©erfeßr  ansuroenben.  3n  OfterreiA*Ungarn  ißrem  Ort«*  ober  VlmtöDorfteßcr  anjumelbeu.  Xie 
erfolgt  bie  @1  für  Senbungen  mit  SBertangabc  im  burA  benSanbrat  al«  3iDilDorfißenben  ber  ®rfaß« 
nefentliAen  wie  in35eutfAInnb.  3nCfterreiA  werben  fommiffion  aufgefteuten  fiiften  bilben  bie  ©nmb» 
bei  gewößnliAen  ©afeten  ßöAften«  4 llronen,  ht  tln*  läge  für  b)  ba«  9D(ufterung8gef  Aäft.  3)ie  Erfaß« 
tarn  ßöAiten«  5 ftronen  für  jebe«  itilogrmnm  erfeßt,  fommiffion,  befteßenb  au«  bem  ©ejirfäfontmanbeur, 
m Ungarn  bei  ©afclen  bi«  3 kg  ßöAften«  15  Sroncn  bem  fianbrat,  einem  ©iilitiirarst  unb  meßreren  bür* 
imb  bi«  5 kg  ßöAften«  26  Kronen.  2er  VlnfpruA  gerliAen  äüitgliebem  jur  ©riifung  ber  ©eflamatio* 
auf  E.  ift  Dont  Vfbfenber  geitenb  ju  maAcn.  nen,  bereift,  etwa  ©litte  ©iärj  begmnenb,  bie  V! u « * 

(frfanmatin,  foDiel  wie  Einfteßer  (f.  b.  unb  Sied«  ßebung«be3irf  e.  2ie©efteIlung«pfIiAtigen  werben 
«ertrerung , mititärifAe).  förperliA  unterfuAt  unb  naA  ißren  biirgerliAen  ©er« 

©rfaßmaunfeAaft,  f.  ©efrut.  ßältniffen  befragt.  Sie  werben  entweber  für  ben  ©üli« 

©rfatjorbnung,  einjeil  ber©eßrorbnung(f.b.).  tärbienft  taugliA  befunben  ober  au«gemuftert  ober 
GrfaBrefrrbt,  m leutfAIaub  bienfttnuglidjeSfi-  fönneit  auf  ©runb  ißrer  biirgerliAen  Serßältniffe  311- 
lhärpftiAtige,  bie  au«  irgenb  einem ©runbe,  3. ©.Weil  rüdgefleüt  werben.  97a A VlbfAluß  be«  ©iufterungä* 
übeijäßlig,  niAt  Sur  Vlbleiftung  ber  aftiDen  ®ienft«  gefAäft«  fiubet  eine  fiofung  ber  3)ienfttaugliAen 
püubt  aulgeßoben  ftnb.  ®ie  Eriaßreferoifien  Werben  ftati,  wonaA  ftA  bie  Sieißenfolge  bei  ber  Einteilung 
nn  grieben  nur  für  befonbere  3wede  unb  in  furjen  regelt.  2ie  EntfAeibungen  ber  Erfaßfomntiffion  finb 
tltungen  mm2ienft  oßneffiajfe  einge3ogen  unb).©.  nur  Dorbcreitenb,  bieObertrfaßfommiffion,  be* 
an  erften  3aßrgang  10,  im  3Weiten  6 unb  im  brüten  ftcßenb  au«  einem  Srigabefommnnbeur,  einem  ßöße« 
4 SoAm  lang  al«  ftranfenträger  auägebilbeL  3m  reit  ©crwaltungäbeamten,  einem  SRititcirarjt  unb 
tri««  bient  bie  ®.  jur  Ergänjung  be«  ^eere«,3unäAft  einem  bürgcrtidßcn  SRitgtieb , beftimmt  in  Bern  c) 
in  erfaßtruppoiteilen.  3faA  jwötßäßriger  Erfaß«  ©u«ßebung«gef  Aäft,  etwa  im  SRai  beginnenb, 
nferiejeit  treten  bieErfaßreferuiflen,  bie  geübt  ßaben,  enbgüttig,  ob  unb  in  Welcßen  Truppenteil  ber  Siteßr* 
fe  31.  SKärj  be«  Äalenbtrjaßre«,  in  bem  fie  39  3aßre  pfliAtige  einjufieUe n,  ober  ob  et  ber  E r f a ß r e f e r D e 
all  werben,  jux  Sanbweßr  jweiten  ©ufgebot«,  bie  ju  überweifen  ift.  2ie  EinftcIIung  ber©u«geßobcnen 
iknj  |ra  jnm  Sanbfturm.  finbet  bei  ber  3nfanterie  unb  ©rtiUerie  um  bie  ©litte 

Srfaptroppen , jur  ®u«bilbung  ber  ©cfniteii  bc«©lonal«Dftober,  bei  ber  fiaDaUerie  juSegiim  be« 
»iirmb  be«  Kriege«  jurüdbleibenbe  Truppenteile,  Ofloberjlatt;  bi«  babin  geßiiren  bie  Vtuägeßobencn 
» granfreiA  unb  3talien  Tepotä,  in  OfterreiA  ju  ben  ©erfonen  be«  ©eurlaubtenftanbe«.  Um  ben 


76  Grfaferoiberftaub  — ©rftfcung. 

Schiffahrt  treibenben  3Jii(iteirpfIid)tigen  ba®  Erfdjei-  (f.  b.)  Icprl  imSegenfap  ju  bcibcn  Stanbpunften,  baf) 
iten  jum  Erfapaefchäft  ju  erleichtern , finben  im  De-  mir  c®  überhaupt  nur  mit  Erfepe inungen  ju  tun  haben 
jeinbcr  in  ber  Siegel  am  Au®hcbung®ort  ©d)  i ff  er»  unb  ba®  .Ding  an  fiep«  ein  blofjer  .fflrengbegriff*  ift. 
mujlerungen  [tatt,  bei  benen  Don  ber  Srfapfont-  ©rfchcinung  (Sprifti,  f.  ©fiptjareia. 
miffton  über  bie  ©emufterten  ent|djieben  wirb.  Sgl.  ©rfdjlnfftnoe  DRittcl  (Emollientia),  fotiel  wie 
tötet-  unb  fflebrorbnung  Dom  22.  Rod.  1888  ncbji  EinpuUenbc  SRittel. 

Siacbträßen.  ©gl.  Branbt,  Da®  beutfepe  SRilitär-  ©rfrijlaffiing,  f.  Abfpannung  unb  Atome, 
erfajimefen  (3.  Auf!.,  Sangenfatja  1894).  ©rfdjlcichuiig,  in  ber  9ieebtb[praci)e  bie  uner- 

('riaßtDibcrftanb,  Biberftanb®fpiralen , bie  bei  laubte  Sanblung,  Wobur  d)  matt  irgenb  etwa®  mittel® 
clcftrrfctjer  Beleuchtung  mit  Smieretminberfcbaltung  fiifl,  Berdeüung,  Betrug  erreicht,  }.  ©.  eineErbfdjaft, 
in  ber  Rape  rinjelner  Sampen  ober  Sampengruppen  ein  Amt  (Amt®erfcf)Ieid)ung,  f.  Ambitus) , eine  ©er- 
niigebracbt  Werben,  um  fte  einjufcpalten , wenn  bie  fügung  einer  Bepörbe.  6.  ber  Sl)e,-|.  Shebetrug. 
Sampe  ober  bie  Campengncppc  auogefcpaltet  werben  6.  be®  ©eiidjtafe®,  f.  3ittlid)fett«Derbred)cn.  - 
foO.  Jpr  ffiiberftanb  muß  bent  ber  auegefdjalteten  Jn  ber  Cogif  ift  6.  ein  Segler,  ber  barin  befiehl,  baf; 
Campen  gleich  fein.  man  Urteile  ober  Behauptungen  auf  ©eweife,  bie 

©rfahjuftcUung,  f.  3uftettung.  nicht  geführt,  ober  auf  Daifacpcn,  bie  nicht  mirflid) 

©rfaufen,  ton  BergWerfcn,  ©rubenbauen,  ©ohr-  oorliegen,  mithin  auf  fatfehe  Sehlüffe  ober  btofje  Ein- 
löebcru:  fiep  mit  Soffer  anfüüen.  bilbungen  grünbet,  ober  auch  unDernterftju  wirtlichen 

©rfd),  Johann  Samuel,  ber  ©egrünber  ber  ©abmel)mungen  etwa®  pingufügt  ober  barin  äitbert. 
neuem  beutfepen  Bibliographie,  geb.  23.  Juni  1766  ober  enbtiep  bei  einer  Bewetäfüprung  in  eine  Schluß 
in  ©rofjglogau,  geft.  16.  Jan.  1828  in  Stalle,  fiubietle  reihe  al®  unbeftrittene  ©abr  peilen  folche  ©epauptun- 
in  Stalle  anfangs Speotogie,  bann  bie  pijtorifcpenffiif-  gen  einmifcht,  bie  fetbft  erft  noch  be®  ©eweife®  bebür- 
fenfepaften,  ging  1786  mit  fjabri  nach  Jena,  um  hier  fen  (f.  Petitio  principii). 
mit  bieftm  bie  fdjon  in  Salle  angefangene  .Allgemeine  ('rfchöpfungotlicorie,  f.  JntmunitäL 

potitijehe  3eitung  für  alle  Stänbe«  herauSjugeben,  ©rfchoffctte  ©ntfernung,  f.  Schießen, 
wanbte  fid)  fobanu  behuf®  ber  Ausführung  feine®  ©rfcfjroten,  beim  Bergbau  Cagerftätten,  Soffer, 
großen  Entwurf®  eine®  .Allgemeinen  Schrififteller-  ©etter  auffinben,  anhauett. 
lepifon®  ber  neuem 3eit-, ben  er  fpäler  auf  bieneuefte  ©rfdjiirfcn,  burch  Schürfen  auffinben;  Pgl.Berg. 
Scteralur  ber  europäifchen  'Rationen  befchränfte,  nach  bau,  S.  663,  unb  Bergrecht,  S.  680. 

©öttingen  unb  non  ba  1794  nach  Samburg,  um  bie  Grfehütterung  (lat  Commotio),  ffiirfung  einer 
Siebaltton  ber  .Reuen  Samburger  Leitung«  ju  über-  mcthanifchcn  Bemalt  in  irgenb  einem  Körperteil,  auch 
nehmen.  1800  würbe  er  al®  leilnepmer  an  ber  «All-  fern  oon  bem  Bereich  ber  augenblidlichm Berührung 
genteinm  Citeraturjeitung«  nach  Jena  jurüdberufeit  Die  burdj  6.  bebingten  Störungen  bejiepen  ftd)  nur 
unb  jum  Bibliotpefar  ernannt;  bod)  folgte  er  1803  auf  bie  Ruuftion  ber  Organe,  j.  8.  be®  ©epim®.  be® 
einem  Stuf  al®  orbentlidjcr  ©rofeffar  ber  ©cograppie  Rüdenmart®;  anatomifche  ©eränberuttgen  ftttb  babei 
unb  Statiftif  nad)  Salle,  wo  er  1808  and)  Dberbiblio-  mcijten®  nid)i  erfennbar.  Uber  ErfcpütterungS. 
lpefar  würbe,  ©eine  4>auptfc^rifteit  (tnb:  .Reperto-  (Bibration®.)  maffage  i.  Staffage, 
num  über  bie  allgemeinen  beutfehen  Journale  tc.«  ©rf(f)üttcrung8gcbict((f  rfcpütterungS- 
(Cemgo  1790—92,  3 Bbe.);  »Allgemeine®  Reperto.  frei®),  f.  Erbbeben,  S.  902. 
rium  ber  Literatur,  für  1786—1800  (Jena,  bann  ©rfcptDctenbc  ltmftänbe,  f.  ©trafjumeffung. 
©cim.  1793— 1807,  9 Bbe  );  »Da®  gelehrte  ftrcmf-  ©rfe  (Erfifdj),  fooiel  wie  So<hfd)ottifch , btt 
reich«  (auch  franj. . S®"cb.  1797—  98,  38be.;  nebft  Sprache  Cfnan®;  f.  R‘eltifd)e  Sprachen. 
Racf)triigen,baf.  1802— 1806, 28be.);»Sanbbuchber  ©rfcfujPdr  ctpr. ©tabt,  f. Reuhäufel, 
beutfehen fiiteratur feit  ber Sltiltebe®  18.  Jahrhunbert®  ©rttnbfcbnn,  Stabt,  f.  Erjingian. 
bi®  auf  bie  neuefte  3«<*  (Atnfterb.  u.  Seipj.  1812 — ©rfit}ung  (lat  Capio,  Usueapio),  SigenlumBer. 

1814,  4 Bbe.;  2.  Aufl.,  baf.  1822  — 40).  Jn  ©er-  Werb  an  einer  beweglichen  Sache  burd)  jehnjcibrigcn 
btnbung  mit  fflruber  grünbete  er  bie  große,  jurieit  Sigenhcüß  (f.  Befijj)".  Sährmb  nach  gemeinem  Recht 
noch  unDoüenbete  «Allgemeine  Snjtjflopabie  ber®tf-  ber  (Srflßenbe  nachweifen  mußte,  baj)  er  wäljrenb  ber 
fenfehaftm  unb  Sünde-  (fieipj.  1818ff.),  beren  Ser-  6rflpung®l)eit  oon  fflrünben,  welche  bie  ®.  unmöglich 
au®gal«  er  bi®  (um  21.  jeil  ber  I.  ©eftion  befotgle.  machten,  nicht®  Wufete,  bajj  er  guten  (Stauben®  (buna 
Auch  war  er  SRitrebafttur  ber  SoHefdjen  .AUgemci«  fiele)  war,  präfuntierl  ba®  Bürgerliche  ©efeßbud)  bie- 
nen Siteraturjeitung«.  fen  guten  ©lauben  (§  937,  Abf.  2).  68  genügt  hier- 

©rfrijeimt  ng  (©  h ä it  c tn  e n)  heißt  im  allgemeinen  nad),  wenn  ber  Grnßenbe  bei  Beginn  ber  6.  unb  am 
Sprachgebrauch  alle®,  wa®  in  bie  fmnliihe  ©abmeh-  Schlup  berfelben  in  bem  (Slaubcn  war,  baß  ihm  ba® 
mung  fallt  (Raturerfchcmungeni;  in  ber  Sprache  ber  Eigentum  an  ber  ju  erfipenben  Sache  jufianb.  Sine 
©hüofobhi'  bejeichnet  (S.  ba®  Ding,  fo  wie  e®  fleh  bent  filcger  al®  ein  Japr  wäbrenbe,  Born  ffliüen  be®  6r- 
loahmehmenbcn  Subjeft  barfteül,  im  (Segeitfape  jn  iißenben  unabhängige  Unterbrechung  ber  6.  burch 
feinem  eigentlichen  (Dom  Subjeft  unabhängigen  unb  ©erluft  be®  Eigenbeftpe®  wirb  bei  Berechnung  ber 
nid)t  unmittelbar  wahrnehmbaren)  Sein.  Schon  bie  Erfipungäjcil  nicht  beachtet.  Dauert  biefe  Unter- 
61eaten  (f.  b.)  (teilten  ben  Sap  auf,  bah  bie  finnlidje  hredjung  aber  länger  ober  wirb  gegen  ben  Eigen- 
©ahmepmung  un®  nicht  ba®  wahre  ©ein  unb  fflefen  befiper  ober  gegen  ben,  ber  fein  Recht  jum  Befip  oon 
ber  Dinge  enthüllt;  wätjrenb  aber  bie  Eenattnlen  au®  bem6igenbciiperabteitet,bie6igentum8flagerrh°ben, 
biefem  ©ntnbe  bie  finntiche  Erfenntni®  überhaupt  fo  ift  bie  gattje  hi®  bat)tn  Derftrichene  Sr(tpungäjeii 
perluarfen,  für  bloßen  Schein  erflärten,  gellt  bie  umfonft  gewefen,  unb  eine  neu«  6.  fann  erft  nach 
ntobeme  Raturwiffenfchaft  unb  mit  ihr  bie  reatiflifche  Beenbigung  ber  Unterbrechung  wieber  beginnen, 
©hilofoppie  oon  ber  überjeugung  au®,  baß  bie  ftnn<  Eine  Sentmung  ber  6.  bagegen  pat  bie  ffiirfung,  bah 
liehe  G in  gefepniäjjigcr  ffieife  bem  rnabrm  Sein  ent-  bie  ErftpungSjeii  entweber  nicht  ju  laufen  beginnt, 
fpriipt,  unb  fomit  Don  jener  auf  biefe®  gefcfjloffen  ober  fall®  fie  bereit®  im  Saufe  war,  baft  bie 3eit,  wäh- 
Werben  fann.  Der  t r a n f j e n b e n t a le  J b e ä l i S m u ® renb  ber  bie  pemmenben  ©rünbe  Dortiegen , nicht  in 


7? 


Gräfin  e - 

tieSrfihungljeit  eingerechnet  wirb.  Tie  ©rünbe  ber 
fxmmung  “tnb  bie  gleichen  Wie  bei  ber  Serjäbrung 
<f.  b.’>.  Tagegen  Wirb  bie  Srfigungijeit  bei  Siecht!- 
»orgängerl  bem  [Rechtsnachfolger  angered)net  (Sin* 
Mofungärerbt) ; Wenn  alfo  beiipitlübalber  A eine 
Sache  neun  3abre  lang  gutgläubig  bcfeffen  unb  fie 
fann  bem  B oerfauft  unb  übergeben  bat,  ber  gleich' 
falls  gutgläubiger  Seither  geworben  ift,  fo  ift  bie  6. 
na*  «blauf  find  weitem  3al)rd  »ollenbet.  [iled)te 
dritter,  bie  an  ber  Sache  Bor  bem  Erwerb  bei  Eigen- 
befipd  begrünbet  waren,  etlöfcben  mit  ber  Soüenbun« 
ber  t £.,  falls  nidbt  ber  ßigenbefiper  bei  bem  Erwerb 
bei  Sigenbefißel  in  'flnfebung  biefer  Rechte  im  bbfen 
Wb  üben  war  ober  Bon  ihrem  Seiteben  wäbrenb  ber 
Erfcpungljeit  ßermtnil  erbalten  bat.  Son  befonberer 
ScdtPgfeit  ift  bie  E.  für  ben  Eigen  tu  mlerwerb  an  ge- 
itoblenen  ober  fonft  abbanben  gefommenen  Sachen,  ba 
ber  Srwerber  einer  berartigen  Sache,  felbft  Wenn  er 
t am  ß noerb  imguten  ©tauben  War.  bas  Sigentum  an 
tbr  ein vig  burd)  6.  erwerben  fann.  ßbenfo  fönnen  nun- 
mehr Soeben  bei  SiotuS  unb  bie  ber  Strebe  unb  from- 
men Stiftungen  gehörigen  Soeben  crfejfen  werben. 
Tai  gleiche  gilt  Bon  Samen,  bie  Bon®efd)äftlunfäbi* 
gen.  wie  ©eiitelfranfen,  Sntmünbigten  tc.,  erworben 
werben,  oueb  hier  »ermittelt  einjig  bie  S.  bal  Eigen- 
tum. — Sine  etgentliebe  E.  an  unbeweglichen 
Sahen,  wie  He  bal  gemeine  Sieht  fannte,  ift  bem 
©ärgerlichen  ©efeßbuch  fremb.  Siacb  biefem  gibt  d 
nur  no<b  eine  S.  tat  Sinne  bd  §900,  fogen.  Tabular* 
.rifung  (f.  b.) , unb  eine  6.  burd)  Aufgebot.  Siacb 
§ 927  fann  nämlich  bni  Sigentum  an  ©runbftücfen, 
bie303abre  im  Eigen  bef©  eine!  anbem  gewefenfmb, 
im  ©ege  bei  Stufgebotioerfabrenl  (f.  b.)  erworben 
werben  Terjenige,  ber  bal  Slulfeblußurteil  im  Stuf* 
gebotöBerfabren  erwirft,  erlangt  bann  bal  Sigentum 
an  bem  betreffenben  ©runbftüi,  fobalb  er  im  ©runb* 
ruh  alb  Eigentümer  eingetragen  ift.  ©ar  aber  ber 
heberigeSigentümer  im  ©runbbud)  eingetragen,  fo  ift 
lab  Slufgebotloerfabren  unb  bamit  eine  6.  nur  mög* 
lieb, wenn  er  geftorben  ober  Oerf cf) ollen  unbin  benleß* 
tra303abren  feine  ber3ufttaummg  bei  Eigentümer! 
bebürfmbe  Eintragung  im  ©runbbud)  erfolgt  ift. 

©tbfint  (Wr.  5r«nn),  l)3obnE-,  ©aron  Bon 
Inn,  emer  ber  Sorfämpfer  ber  Reformation  in 
Sdjoalanb.  geb.  1509,  geft.  1591,  machte  fein  Schloß 
5u  einem  Sammelplaß  Bon  proleflantifchen  ©elebr* 
ten.  bie  er  aue  Schottlanb  unb  Sranfreid)  berbeijog. 

1 547  ihlua  er  km  Singriff  berEnglänber  auf  Scbott* 
lenb  jurüdf,  1556  würbe  auf  feinem  Schloß  eine  Ser- 
bmbung  gefd)loffen,  in  ber  inmt  ben  Urfprung  ber 
eigemünüuben  fdjottijcben  Strebe  gefunben  bat  Sin 
bem  ©ürgerfrieg  Bon  1559  nahm  E.  tätigen  SInteil. 
Seit  1564  leitete  er  wieberbolt  bie  ©eneraloerfanim* 
böigen  ber  fehottifhen  Kirche. 

_2)Thomal,  £orb,  einer  ber  auigejeidjnetflen 
Sahwalter  Englanbl,  geb.  21.  3an.  1750  in  ßbm. 
borg  all  britler  Sohn  bei  fchoUiichenSrafenBucban, 
geft  17.  Rob.  1823  in  Sdmonbetl  bei  Sbinburg,  ging 
1768  all  SKibfbipman  nach  3nbien,  trat  fobann  all 
54bnri<h  in  ein  fjnfanterieregiment , ftubierte  Bon 
1775  an  noch  bie  Rechte , warb  fd)on  1778  unter  bie 
©cmfteri  aufgenommen  unb  Würbe  in  ben  bebeu* 
tmbfim  politifdjen  ©nweffen,  Welche  bie  Regierung 
bamall  einleitete,  Bon  ben  ©erfolgten  junt  Recht!* 
beiäanb  gewählt.  Tal  SImt  einel  ffienerolprofura« 
jotl  bei  ©rtajen  Bon  Sa  Id  Bertor  er  1792  bur<b 
»ne  ©etteibigung  bd  Tljom.  ©aine  (f.  b.),  bd  Ser* 
hffer#  ber  berühmten  Schrift  -Right*  of  man* . Seit 
B83  forlamentimitglieb,  feit  1806  ©ecr  Bon  Schott* 


- Grfiein. 

lanb,  gehörte  er  unaulgcfeßt  jur  liberalen  Dppoft* 
tion.  SBäbrenb  ber  furjen  Scrwnltung  ©renBitlel 
War  er  Üorb-Sanjler.  Seine  Schrift  »A  view  of  the 
cause*  and  conaeguencea  of  tlie  present  war  with 
France«  (2onb.  1767),  Worin  er  bie  ©rimipien  ber 
franjöfifdjen  Resolution  Berfocpt,  erlebte  48 Sluflagen. 
Seine  Sieben  erichienen  gefammelt  Üonbon  1803, 
6Sbe. ; in  neuer Sluigabe  non  2orb  ©rougham,  1847 
(4  ©be.)  unb  in  Slulroaljl  mit  Siographie  non  43al* 
forb,  1880.  Stud)  fdjricb  er  anontjm  einen  poUtifchen 
Roman:  »Armata*  (Conb.  1817,  2 Sbe.).  Sgl.  Tu* 
mfril,  Lord  E.,  6tnde  (©ar.  1883).  — Sem  jwei- 
ter  Sohn  unb  Erbe,  2orb  SaBib  Kiontagu.  geb. 
1777,  gefi.  19.3J(iirjl855  in  Sutleri©reeit  (ouffep), 
1806 — 1809  ©cianbtcr  in  SBafbington,  ging  1825 
all  folcbec  nach  Stuttgart,  1828  nädj  SSünchen. 

ffirllc»,  Eb riftian,  bän.  fjiftorifer,  geb.  28. 
Tev  1852  in  Kopenhagen,  wo  er  [eit  1883  all  Uni* 
ner|ttätlpvofeffor  ber  ©eid)td)te  wirft,  Beröffentlicble 
»ablreidie  SIbbanblungen  fowie  bie  anjiebenb  gefcbric* 
benett,  fdiarffmnigen  ©erfe:  *Konge  og  Leiismand 
i det  lfr1«  Aarhundrede«  (Sopcnl).  1879);  >Dan- 
marksl.eaog  Leiismand  1513 — 1696«(1879);»Dan- 
mark-Norgea  Len  ug  Lensmänd  1596 — 1660* 
(1885);  «Dronning  Jlnrgrethe  og  Kalmarunioneuu 
Grundläggelse«  (1882);  »Overaigt  over  .Middel- 
aldcrena  Historie«  (1891  —96,  3 Tie.);  »Valdcma- 
remes  StorbecUtid«  (1898);  »Erik  af  Pommern, 
bans  Kamp  for  Sünderjylland  og  Kulmarunionens 
Oplösning«  (1901);  • Frederik  IV.  og  Slesvig« 
(1901).  3m  Screin  mit  ©.  äRoderup  gab  er  »Kong 
Frederik  I.’s  danske  ßcgistranter«  (1879)  unb 
»Danakc  Kancelliregistranter  1630 — 1560«  (1882 
bil  1883)  beroul.  ©eitere  Urfunbenpubiifationen 
ftnb:  »Aktatykker  og  Uplysninger  til  Rigsraadets 
og  StändermfWIernes  Historie  i Kristian  IV.’a  Tid« 
(1883—  90  , 3 Sbe.);  »Repertorium  diplomaticnm 
regni  Daniei  mediaeTalis«  (1895 — 1902,  3 ©be., 
bie3eit  bil  1450  limfaffenb);  »Testamenter  frallan- 
marka  Middelalder  indtil  1460«  (1901).  3“  afabe» 
nttidicn  Unlcrridjte, (locden  neröffentlihtecr:  »Udralg 
af  Kildeateder«  (1888)  unb  »Kilderae  tUDauinarks 
Hiatorie  i Middelalder«  (1882).  3«  ber  illujtrierteii 
»Danmarka  Rigea  Hiatorie«  übernahm  er  bie  ©e* 
fhthle  bei  fpiitem  Sfiitielalterl  (1898  ff.), 
©rffart),  Stamm  ber  Turfmenen  (f.  b.). 
©rftartiutglfproffc,  Seitenfproffe,  bie  an  einer 
jungen  watbfenben  ©flanje  oft  (cbou  an  bem  Steint» 
iproß  felbft  auftreten  unb  fpäter  wieber  gan;  ober 
teilmeife  jugranbe  geben,  naebbem  fie  eine  ftärfere 
Smäbrung  ber  ©flattje  berbeigefübrt  haben, 
©rftarrcu,  ßrftarrunglpunft,  f.  Sdimeljen. 
©rftattung  (Steftiluliou,  Sücferftattung), 
berSücferfap  juniel  erhobener  Einnahmen,  inlbef. 
berjenige,  bec  oor  Slbfcbluft  unb  ßinlieferung  ber 
3ted)nungen  an  bie  StoniroHbebörbe  ( Cberredinungl* 
fammer)  erfolgt.  Ta  an  ben  bücherlichen  Eintra- 
gungen feine  Äorrefturen  burd)  Siabiemngen  ober 
Streichungen  uorgenommeit  Werben  bürfen,  fo  ift  bie 
6.  in  Slulgabe  ,(u  fleUen. 

®rftein,Krei4[labt  im  bcutf(hen©eiirf  Unterelfaß, 
an  ber  3d.  Snotcnpunft  ber  Sifenbabn  Straßbura- 
©afel  uitb  ber  Straßenbahn  Stroßburg  - SKarfoll» 
beim,  150  m ü.  IR. , bat  eine  enangelifdie  unb  eine 
falb-  Kirche,  Spnagoge,  Slmilgericht , Kammgarn* 
fpinnerei  unb  -gärberei,  labaf*  unb  fjopfenbau 
unb  (i»oo)  5593  meift  falb-  Einwohner.  6.  batte  ehe* 
mall  ein  ©enebiftiner-Sfonnenflofier  (non  830)  unb 
gehörte  jum  ©iltum  Straßburg. 


78 


Grftev  Offtäter  — 

ffirfterOffijUr,  aufRriegdfcbiffcn  berrangältefte 
Seeoffijier  nad)  bem  Rommanbanteii ; bcr  Erfte  Offi- 
jier  regelt  beit  iitnem  SdjiffSbtenft,  ift  verantwort- 
lich für  Drbnung  unb  Seinlidjleit  an  ©orb,  »erteilt 
bte  SRanufd)aft  nad)  ben  SdjifföroKen.  Stuf  £inien- 
fd)iffen  wirb  meift  ein  ftorecttcnlapitän  jutn  ©rften 
Offijier  ernannt , auf  Keinem  Schiffen  ein  Rapitän- 
leutnant  ober  Oberleutnant  jur  See. 

(?rftfarben,  f.  Farben. 

(grftgeborener  Sohn  bcr  ftird)c  (Fils  a'nit  de 
l’figlise),  Sitel  ber  fraitjöfifdjen  Rollige,  angeblid) 
feit  ©blobwig. 

(Srftgeburt.  ©ei  ben  Hebräern  war  bie  männ- 
lidjc  6.  von  SRcnfchcn  unb  Sieb  @ott  geheiligt  (2. 3Kof. 
13,  2.  12;  84,  19).  Sic  E.  »on  SReiifcben  tollte  junt 
Sienft  beim  Heiligtum  geweift  fein,  feit  aber  an  bie 
Stelle  (amtlicher  Erftgcborven  bcr  eine  Stamm  £e»i 
getreten  war,  einen  wioitat  nad)  ber  ffleburt  wenig- 
ftend  im  Sempel  bargeftellt  unb  nad)  einer  Sdjäbung 
ber  ©rieftet  für  6 Sdjelel  lodgelauft  Werben,  Soa) 
beute  Berfammelt  ber  3äraelit  am  31.  Sage  nad)  ber 
(gebürt  jeine-J  erften  Sobned,  fatld  biefer  ber  Erft- 
geborne  ber  HJiutter  ift,  jebn  erwadjfene  ffilaubend» 
genoffen  unb  I8ft  bon  einem  bem  ©rieftergefd)led)t 
entflammten  SKann  (Roben)  ben  Knaben  unter  be- 
ftimmten  3cremonien  au«  (©ibjon  ba-ben).  Sie  G. 
»on  unreinen  Sieren  Würbe  gleichfalls  lodgelauft ; bie 
»on  reinen  Sieren  rauftte,  tuenn  fie  ebne  Jehl  War, 
binnen  SabreSfrift  wirtlich  geopfert,  War  fte  abernidjt 
feblloä,  ben  ©rieftent  überlaffen  Werben.  Ser  erft- 
gebome  Sobn  bcS  £>aufcd  genofj  nicht  blofj  gro&eS 
Vlnfebett  in  bcr  fjamilie,  fonfiern  erbielt  aud)  nad)  bed 
©aterd  Sob  ein  boppelted  Erbteil  (6.  2Jlof.  21,  17) 
fowie  bie  »ormunbftbaftlidje  Sluffidit  über  feine  un- 
verheirateten ©efd)wifter;  ber  erftgebome  föniglidjc 
©tut}  war  baber  gebomer  Sbronerbe.  Som  frei- 
willigen ©erlauf  ber  ®rftgeburtäred)te  »on  feiten  bei) 
Grftgebonten  fclbft  gibt  bte  ©efd)id)te  Efaud  ein  ©ei- 
fpiel.  £»nfid)tlicb  bcr  iITiabd)en  beftanb  bad  Erftge- 
burtdredjt  lebiglicb  in  ber  Sitte,  ba|  man  bie  jüngere 
Sodjter  nidjt  »or  bcr  altem  beiraten  lieb-  Vlud)  bei 
ben  ©bvuKern,  Karthagern  unb  einigen  oerwanbten 
©öllcrfdinften  fanb  ftd)  eine  Seibung  ber  erflgebor- 
nen  Söbne,  bod)  nur  bei  aufeerorbentlicben  (gelegen- 
beiten unb  jWar  auf  blutige  Seife  burd)  ©bfdjlacb- 
tung  eines  Opfertierd  jur  Serföbnung  einer  erjürtt- 
ten  ©ottbeit.  über®,  im  mobemen  juriftiftben  Sinne 
f.  ©rimogenitur. 

(Srfticf  ung  (Suffocatio),  S »bedarf,  bie  bureb  Ent- 
jiebung  atembarer  £uft  bewirft  Wirb.  Sobalb  näm- 
lich lein  Sauerftoff  mebrinbie£ungen  gelangt,  nimmt 
bad  ©lut  infolge  Uberlabung  mit  ber  nun  uid)t  mehr 
audgefebiebtnen  Roblenfäure  buntle,  bünnflüffige  ©e- 
fdjatfentjeit  an,  häuft  fid)  in  ben  fiungett,  bem  rechten 
S)erjen,  ben , Körper» enm  unb  bettt  ©ebim  unb  lähmt 
bcffenSätigleit  (©etnubung)  wie  bie  bed  verlängerten 
Dlnrfed,  ber  Vllittungd-  unb  £eriner»en,  worauf  ber 
Sob  erfolgt.  ®.  tritt  ein,  Wenn  bie  äujjere  £uft  »er- 
binbert  wirb,  in  bie  £ungen  ju  gelangen,  j.  8.  bureb 
©rbroffeln,  bureb  ©erftopfung  bcr'fiuftroege  ttnb 
fiuttgen  burd)  glüfftgleiten,  wie  beim  ffirtrinten  (f.  b.) 
unb  beim  £ungcnöbeut  ober  Stidfluf),  ober  Wenn  ftatt 
ber  atmofpbärifcben  £uft  ein  anbred  fauerfiofflofed 
ober  bireft  giftiged  ©ad  eingeatmet  Wirb.  SSSirb  bie 
e.  burtb  Unterbrechung  berÖuftjufubr  berbeigefübrt, 
fo  treten  nad)  einem  turjen  Stabium  ber  Ülitgft  unb 
ber  vergeblichen  Rlnftrengung,  £uft  b<rbeijufd)affen, 
rafdj  Sdiwittbel  unb  Schwere  bed  Ropfed,  febr  halb  auch 
völlige  ©epnnungdlofigleit  unb  allgemeine  Krämpfe 


©rfudltcr  fRiditer. 

ein;  ed  folgt  ein  Stabium  bed  SdjeintobeS,  unb  naih 
einigen  fd)iiappenbcn?ltemberoegungen  tritt  ber  wirf- 
ItdjeSob  ein;  am  längften (hingt  bad £>erj,  beimfDien- 
fdjen  3—9  ©Knuten  nad)  Sibfebtteibung  ber  fiuftjufubr. 
2uftfchiffer,  bie  eine  £>öbe  erreithen,  in  ber  bie  Htmo» 
fpbäre  nicht  mehr  genügenben  Sauerftoff  enthalt,  tteb- 
men  einen  ©orrat  »on  Sauerftoff  mit,  um  ihn  in 
grofjer  S>öbe  ju  verbrauchen.  7ln  bem  SJeithnam  ber 
Grftidten  ift  bie  äupere  £iaut  blaurot,  namentlich  a"< 
©efid)t  Sie  Organe  finb  mit  bunfelm,  bünnflüfft- 
gern  ©lut  erfüllt^  bad  leine  Jieigung  jur  ©erinnung 

eSie  ©lutmaffe  ift  VorjugdWetfe  in  ben  groften 
n unb  im  rechtender jen  angebäuft.  © e I e b un  ad  ■ 
»erfuhe  bei  Grftidten  pnb  oft  »on  Erfolg.  Sie 
erfte  Sorge  tnuj)  babin  gerichtet  fein,  womögltd)  bad 
Vinbentid  für  freie  Scfptration  (eeentuell  bureb  Sra- 
heotomie)  ju  befeitigen;  bedbalb  tft  bie  ÜKunb  - unb 
Siaehenböb'e  aldbalb  genau  barauf  ju  unterfuchen. 
Sanbelt  ed  ftd)  um  ®.  burd)  irrefpirable  ©adarteii, 
fo  ift  ber  Scheintote  aldbalb  in  gefunbe  £uft  ju 
bringen.  Sad®ichtigfte  ift  bie  Einleitung  ber  lünft« 
lidjen  ?ltmung  (f.  Unfall).  Saneben  mag  man 
Sieibungen  ber  £>aut  unb  anbrcSieijinittel  anwenben. 
Sauerftoffjufubr  wirb  matt  im  gegebenen  SRoinent 
tDobl  nur  gelegentlich  burd)3ufaH  anjuwenben  in  ber 
£age  fein.  Sgl.  Sdntard),  Sie  erfte  £nlfe  bei  plütp 
lid)eit  Uttglüddfäüen(18.?lufl.,  £eipj.  1902) ; S t ra  B - 
mann,  fiebrbueb  ber  gerichtlichen  SRebijiu  (Stuttg. 
1895). 

(Srftlinge  (bebr.  ©ilturim,  ©rftlingdopfer), 
bie  »on  vielen  alten  Söllern  ber  ©ottbeit  aud  Sani- 
barteit  für  ihre  ©oben  bargebrachten  erften  unb  heften 
©tjeugniffe  ber  ©obentultur.  ©ei  ben  ffdraeUten  bte 
unter  entfpredjeubett  Jeierlichleiten  im  ©ationalbei- 
ligtum  ju  gerufalem  bargebrachte  Erfllingdgarbe  am 
jweiten  ©Jorgen  bed  ©afi’abfefted,  bie  Entlingdbrote 
am  ®odjenfe|t  unb  bie  6.  aller  anbern  Srüchle  wäb- 
renb  ber  Sommermonate.  Siefelben  Würben  teilä 
roh  (©etreibe,  8guntfrüd)te,  SSeintrauben),  teild  ju- 
bereitet  (SRoft,  Ol,  Wehl,  Seig)  bat  gebraut,  unb 
jwar,  bevor  man  »on  bem  übrigen  ©ebraud)  machte, 
unb  bienten  junt  Unterhalt  ber  ©riefler.  Sad  3Kojj 
berfelbett  war  »om  mofaifeben  ©efeft  nicht  beftimmt, 
fottbem  bem  freien  Süllen  überlaffen;  erft  ber  Sal- 
mub  gibt  barüber  nähere  öeftimmungen.  ©gl.  ©rft- 
gebürt. 

©rftlingdrei  fc  (engl,  majden  trip),  bie  erfte  SReife 
eined  neuen  «chnellbampferd. 

(?rftprojch,  f.  ipauptintervention  u.  £tauptprojep. 
©rftretfung  bcr  ftrift,  f.  tfriil 
@rfmhfchrcibctt,  amtliched  Schreiben  um  ©e- 
Währung  »on  Kcdjtobilfe  (f.  b.). 

Grfuchtcr  9Jid)ter  ift  berjenige  Siebter,  an  ben 
fleh  ein  ©rojejjgeridjt  ju  wenben  bat,  wenn  ed  Sedjtd 
bilfe  (f.  b.)  bebarf.  Er  ift,  im  ©egenfap  junt  »beauf- 
tragten SRidbter.  (f.  b.),  lein  SDhtglieb  bed  ©rojeft- 
gertchtd.  Sad)  § 158  bed  ©eridjtöuerfaffungdgefeped 
tft  bad  ©rfuchen  um  Scchldbilfe  ftetd  an  bad  ©mtd- 
geriet  ju  richten,  in  beffett  ©ejirf  bie  Smtöbanbluttg 
»orgettotttmen  werben  foü;  unter  bem  erfudjten  Sich- 
ter tft  baber  ftetd  bcr  Sitttäridjter  ju  »erfteben.  Sie 
Stellung  bed  erfuchten  Sichterd  unterftheibet  ftch  »on 
ber  bed  beauftragten  baburd),  baf)  Unterer  bie  ©erichtd- 
barteit  bed  beauftragenben  ffieridjtä,  erfterer  bageaeit 
feine  eigne  ®erid)täbarfeit  betätigt,  ffür  bad  ©er- 
fahren »or  einem  erfudjten  Sidjter  gelten  anbre  fflrttnb- 
fäpe  old  für  badfenige  »or  bent  erlennenbcn  ©cricht. 
3itdbcfoiibere  gilt  bnfiir  nicht  ber  ©rinibfab  ber  Cf- 
fentlichleit  unbbcr3Künblichleit(®eriihtd»crfaffung8- 


79 


(5rtag  — Crtränfen. 


§ 170)  unb  im  3i»iH>ro}(is  nicht  ber  Anwalts« 
iMngti.b.).  9Jad)  § 576  ijt,  Wenn  bie  Anbetung  einer 
entidieibung  bt«  crjud)ten  Richter«  nad)gefud)t  wirb, 
t*  äblplfe  bet  bem  ¥rojejjgerief)t  nad);u]ud)en.  Erft 
gegen  bejfen  ®ntjd)eibung  finbet  Seichwerbe  (f.  b.)  ftatt. 
Grtag  (Grdjtag),  fobiel  wie  SienBtag  (f.  b.). 
Grtgau  (®ritgau),  im  SRittelalter  Karne  eine« 
8ejtrfi  in  btn  jejjigen  Württemberg.  Cberiimtem 
SiebUngen  unb  Saulgnu , erftredte  fid)  im  913B.  bis 
nabe  an«  ®onauufer,  öitlid)  bi«  an  bie  ©eftemad) 
«ab  umfaßte  bi e Orte  Bibcrad),  Bucpau,  SJcngen, 
Saulgau , "Salbjee , Aulenborf  tc. 

©rthal,l)griebrid)  Rarl3o[eph,greiherr 
lon,  fturfürft  unb  Gnbifdiof  Bon  SKainj,  geb.  3. 
3an.l719  in  SRainj.  ge|t.  25.  3ulil802  in  vlfcpaffen« 
bürg,  ftubierte  in  Reim«  Ideologie,  warb  1753  ®ont« 
Itpitular,  1754  Sieftor  ber  UmBerfttät,  1758  §of« 
catBpräfibent,  1768  ®omfufto«,  1789  ®efanbter  in 
Sien  unb  1774  Jhirfilrft  unb  Gr}bifd)of  Bon  RJainj, 
wenig  fpäter  and)  gürflbifchof  Bon  SormB.  AIS 
iianbeBberr  unb  Rirchenfürft  ben  Reformen  jugeneigt, 
reorgonirterte  6.  1784  bie  Uninerfität  Kiainj,  fcfjlofe 
fid)  1785  bem  gürftenbunb  an,  trat  1786  ber  Gmfer 
Sunftation  gegen  bie  päpjtlidjen  Anmaßungen  bei 
unb  beabfichtigte  eine  grünMicpe  Erneuerung  ber  fa« 
tbolqehen  Stirne.  Seine  Rcformbeftrebungcn  unter« 
brach  bie  franjöfifche  Resolution,  Bon  ber  6.  befon« 
bei«  hart  betroffen  würbe.  Bor  ben  granjofen  narf) 
ber  Rieberlage  ber  SÄainjer  Jruppen  bei  Spetjer  4. 
Cft  1792  auB  3Rain  j geflüchtet,  lehrte  6. 1793  jurüd, 
um  fnnenSijdjofofip  1794auf  immer  juBerlaffcnunb 
lebte  fortan  meift  in  Afdjaffenburg.  1801  im  grieben 
Bon  SüneBitle  Berlor  er  ben  ganjen  linf«rl)eini[d)eu 
teil  feine«  fturftaateS. 

2)granj  Subwig.greiherr  Bon,gürftbifdjof 
Bon  Bür  jburg  unb  Samberg , jüngerer  8ruber  beB 
Borigen.  aeb.  16.  Sept.  1730  ju  Sohr,  geft.  18.  gebr. 
1795  in  ©ürjburg,  ftubierte  in  ffiainj,  ©ürjburg 
unb  Rom,  warb  Kictglieb  bc«  ®omfapitelS  in  ©ürj« 
bürg  unb  1763  Sräfibent  ber  weltlichen  Regierung 
be«  Stift«.  8ei  Gelegenheit  beB  GmpfangeS  ber  3n« 
Beftilur  für  feinen  fcerm  in  Bien  mit  fiaifer  graitj 
3ofeph  II.  befannt  geworben  unb  jum  ©ehcimen 
KnchBrat,  8tfitator  beSKeict)«tammcrgericbtSjU©eß> 
lar  unb  faiferlichen  RommiffariuB  auf  bem  Reichstag 
ju  RegmBburg  ernannt,  warb  er  1779  SeinSheint« 
3iad)io!ger  al«  gürjtbiid)of  Bon  ©ürjburg  unbSam« 
l.r-,  ; : ber  Autflärung  unb  wirfte  burd)  Bor« 

tTeftliebe  Reformen  unb  einfidjtige,  WoblmoüenbeBcr« 
»altung  in  feinen  Stiftern  äußerft  fegenBreich-  6. 
ipr.eb : «Über  ben  Öeift  ber  ^]eit  unb  bie  $flid)ten 
berffhriften«  (Bürjb.  1793)unb  «Koben  anbaBSanb« 
oolf«  (8amb.  1797).  Sgl.  Sernljarb  (Sfeubontjm 
iüt  Ne«d)lin).  grantfiubwig  Bon  G.(Iübing.  1852); 
ieitfcpub,  grau;  Slubro.  Bon  G.,  ein  Gljaralterbtlb 
(Bomb.  1894);  ubfd),  ®ie  Reformen  auf  bem  ©e- 
biet  ber  SolfBfdtule  im  ehemaligen  §oehftift  Samberg 
unter  ben  gürftbifihöfen  Ab.  griebr.  B.  SeinSheint 
unb  gram  £ubm.  B.  G.  (baf.  1891). 

©rtholme,  3”Wn,  f.  GljriftianSö. 

_ («Ttingeu , ®orf  hn  Württemberg.  ®onaufreiB, 
Cberamt  Lieblingen , an  ber  StaatSbatjnlinie  Ulm- 
tuälingen,  I)at  2 falb-  Rird)en,  SetbenWinberei, 
methamtche  ©erfftätte,  kunft«  unb  SSahlmühlen, 
Stemühle,  Bierbrauerei  unb  }ählt  a«oo)1910  ®inw. 

Ertrag  nenm  man  bte  ÜJienge  Naturalien  (Natu- 
mlertrag  ober  bie  (Belbfumme  (©elbertrag),  bie  eine 
«noerbeguetle  (fflrunb  unb  Soben,  ^au«)  binnen 
Xfttmmter3eit  (3ahr)  ab  wirft.  3iehl  man  Bon  bie« 


fern  Kob«,  Kaub«,  Bruttoertrag  biejenigen  Äoften  ab,  bie 
jur  Ausbeutung  jener  Duelle  erforberlid)  ftnb,  fo  er- 
hält man  ben  Reinertrag  berfelben.  Son  ben  8e« 
griffen  ©nfommen  unb  Sinnahmen  unterfcheibet  r«h 
ber  Begriff  S.  baburd),  baf),  währenb  legerer  baB  Gr« 
gebniS  einer  beflimmten  SfobuftionBgueüe  ift,  bie 
erftem  Bon  einer  Serfon  (bej.  Raffe)  bezogen  werben. 
SRebrere  Spionen  fönnen  ipr  Ginfommen  ober  teile 
beSfelben  au«  einer  Duelle  fdjBpfen,  Wie  auch  baB 
Ginfomnten  einer  Serfon  fid)  auB  ben  Reinerträgen 
mehrerer  Duellen  jufammenfejen  fann. 

(Srtragoanfchfag,  f.  ©Uterab[d)ägung. 

(Srtragdtafeln,  forftliche,  f.  §oljertrag8tafeln. 

©rtragftcncrn  ftnb  birelte  Steuern,  welche  bie 
einzelnen  GrtragBquellen  nach  Riajsgabe  ihre«  wirf« 
liehen  ober  fehägungBweife  angenommenen  Grträg« 
niffeB  belaften.  Gin  rationelle«  GrtragBfteuerfhftem 
ntufe  alle  Arten  be«  GrtrogS,  alfo  fowopl  ben  Ertrag 
ber  ©runbftüde  unb  ©ebäube  alB  ben  ber  (Bewerbe, 
be«  Kapital«  unb  ber  Arbeit,  erf affen.  Am  fonfe« 
quenteften  ift  baB  GrtragBfteuerfhftem  in  Bagern, 
ffiecflenburg,  jegt  auch  in  Glfafe-Cothringen  auBgebil« 
bet.  Bapern  hat  bie  örunbfteuer,  ^auBfteuer,  ©e« 
werbefteuer,  Rapitalrentenftcuer  unb  fogen.  Ginfom« 
menfteuer,  welch  legtere-baS  burd)  feine  ber  anbern 
Steuern  betroffene  Ginfommen,  inBbef.  baB  au«  für* 
perlieper  unb  geiftiger  Arbeit  fliegenbe,  umfaßt.  3" 
anbern  Staaten,  bie  in  ber  i>auptfad)e  baB  GrtragB- 
fteuerfhftem haben,  fehlen  einjelne  wichtige  ©lieber,"  fo 
in  granfreich-  ®ie  Sorjüge  berG.  beftehen  im  folgen« 
ben.  ®ie  G.  geftatten  bie  Grfaffung  beB  fteuerpflid)tigeit 
Dbjeft«,  ohne  baß  eS  nbtig  ift,  in  bie  perfonlidjen  Ser« 
hältniffe  be«  Steuer jahler«  etnjubringen.  ®ie  Ertrag«« 
quelle  liegt  bei  ben  nteiften  berfelben  offenjutage,  etne 
^interjiehung  ift  bann  auSgefchloffen.  Einmal  Ber« 
anlagt,  erforbem  bie  G.,  fofem  feine  ftetigen  Reoifto- 
neu  unb  Reuabfchägungen  nötig  ftnb,  mäfjige  Gr« 
hebungBfoften.  ®er  Grtrag  ift  ftcher  unb  gleichblci« 
benb  unb  bilbet  bamit  eine  Wichtige  Unterlage  einer 
georbneten  ginamBerwaltung.  gemer  erleichtern  bie 
wichtigem  G.  bie  Befteuemng  be«  nach  außen  fließen* 
ben  GtnfommenB,  WaB  bei  ber  heutigen  Cebljaftigfeit 
be«  SerfehrS,  jumal  für  ©emeinbett,  Bon  hoher  8e« 
beutung  ift.  3hr  Nachteil  befteht  barin,  bafe  befteuer« 
ter  Ertrag  unb  Ginfommen  be«  Steuerpflichtigen 
einanber  nicht  beden.  ®ie  G.  nehmen  in  ber  Regel 
feine  Riicfftcht  auf  perfönlicpe  ®üchtigfeit  unb  inbioi« 
bueHe9Rüglid)feit  Borteilhafterer  Ausbeulung  ber  Er- 
tragsquelle noch  auf  etwaige  Scrfd)ulbung.  ®iejc* 
nigen  unter  ihnen,  beren  er)te  Seranlagung  jeitrau« 
benb  unb  foftfpieiig  ift,  fönnen  nicht  rafd)  geänbert 
Werben,  wenn  im  Saufe  ber  bie  äufeem  ©runb« 
lagen,  auf  benen  ihre  Bemeffung  beruht,  fid)  um« 
ge|talten.  So  wirb  bie  Steuerlaft,  aud)  wenn  fte  an- 
fänglich eine  annähemb  gleiche  für  alle  war,  mit  ber 
3«it  eine  ungleichmäßige.  AuB  biefem  ©ntnbe  würbe 
eine  Erhöhung  beB  SteuerfuJeB,  weil  bie  Ungleichhei- 
ten oemeehreuo,  brüdenb  empfunben  Werben.  ®al)er 
finb  bie  G.  Wenig  geeignet,  einem  wachfenben  ginanj« 
bebarf  burch  fleigenbe  Ginträglid)feit  ju  genügen. 
®iefe  Übelftänbe  haben  ben  ©unfd)  nnheaelegt,  bie 
G.  berart  untjugeftalten,  baf)  fte  ftch  mehr  bem  Wirt- 
lichen Ginfommen  anfcpließen,  baB  ber  Beiiper  auB 
ber  Ertragsquelle  jieht,  wie  bie«  j.  B.  in  8at)em  bei 
ber  jüngftenSteueaeBifton  Bom  9.3uni  1899,  bezüg- 
lich ber  ©ewerbe«,  Kapitalrenten < unb  fogen.  Gin« 
loinmenfteuer  gefchehen  ift,  bej.  baB  GrtragBfteuer« 
fhftem  burd)  anbre  Steuern  ju  erfepen. 

(?rtränfcn,  f.  Süden. 


80 


©rtrinfen  — (Srioctbeii. 


Grtrinfcn,  gewoltfatne  DobeSarien,  bie  baburdj 
perbeigefüprt  tut  rben,  baß  burd)  Eintauchen  beS  aanjen 
RörperS  ober  wenigftcnS  beS  RopfeS  in  glüftigtcit, 
gewöhnlich  SSajfer,  bie  'Kirnung  aufgehoben  ift. 
Kommt  ein  ©tenfcb  er^ijft  in  (altes  Soffer,  fo  (amt  er 
auch  burcf)  £>er} ■ ober  ©epimfcplag  flcrben ; bann  feh- 
len auch  bie  3fid)en  ber  Erftidung  (f.  b.),  bie  ben  Sr- 
trinfungStobfonft  regelmäfjig  begleiten.  Som  3d)lag- 
ftufi  (Betroffene  werben  fclien  loieber  inS  Ceben  jurüd- 
gerufen,  wäprenb  im  anbern  gatleine  Sieberbelebung 
leichter  möglich  ift  (ogl.  Unfall).  Sgl.  Sa3per-2i» 
mau,  fymbbud)  ber  gerichtlichen  ©cebijin  (8.  Sufi., 
Scrl.  1 889)  ; 3 1 r a ft  m a n n , Ceprbuep  ber  gerichtlichen 
©tebijin  (Stuttg.  1895) ; Stotl),  Der  lob  burd)  ß. 
(Serl.  1865);  © a 1 1 a u f , Über  ben  lob  burd)  ß. 
(Sien  1888);  SS  ward),  Die  erfte  Jjilfe  bei  plöp- 
liehen  Ungliidsfätlen  (18.  Sufi.,  Sieipj.  1902). 

Grub , f.  ßruro. 

Erüca  Tourn.,  ©attung  ber  Rrttjiferen,  ein-  ober 
jWeiiäprigeöftige  Kräuter  mit  fiebcrlappigen  ©lüttem, 
Weiften,  gelbliepweiften  ober  oioletten  Slülen  unb 
ftielrunben,  gefdjnäbclten  Schoten.  Stluagepn  Arten 
tm  ©littelmeergebiet.  E.  sativa  Lam.  (Senftopl, 
©autenfopl,  'Jiun(e),  einjährig,  mit  greifen  Wei- 
ßen,  purpurn  geäberten  ©luten,  bient  in  Sübeuropa 
Au  ©cittüfe  unb  Salat,  obgleich  fte  fcharf  unb  bitter 
fcpiuecft.  Die  Samen  haben  fajt  gleiche  Eigenfdjafteit 
wie  Senf. 

Grubition(lat-),  gelehrte  ©Übung,  ffldeprfantfeit. 

Grutcrctt  (lat.),  etlpaS  SerborgeneS  jutage  för- 
bern,  erforfthen. 

Grhfafäure  (Sraffinfiiure)  C„H,,0,  finbet 
fieb  als  ©li),jerib  im  fetten  01  ber  Senffamen,  im 
ftraubenferniil  unb  im  Siüböt,  bilbet  farblofe,  in  AI* 
fohol  unb  Alper,  nicht  in  SBaffer  IöShcpe  3(abeln, 
fcpmilgt  bei  34°,  flehet  bei  254,5"  (unlerlOmmDrucf), 
jerfept  fleh  bei  langerm  Erbi|)en  auf  100°,  btlbet  j.  J. 
friftallifterbare  Saite,  gibt  mit  fcpmel.jenbcm  Halt 
Aracpinfäure  unb  Efjlgfäure,  bei  Ojpbation  Sonpl- 
fäure  unb  Sraffhlfäure,  mit  wenig  falpetriger  Säure 
Homere  ©raffibittfäure  (Erufabinfäure),  bie 
bei  66°  fcpmiljt. 

Grufttcrcn  (lat.),  aufftoften  (auS  bem  Stagen), 
rttlpfen;  Sruftation,  baS  Aufftoften,  Sülpfen. 

Gtumpieren  (lat.),  auS-,  burd)-,  perBorbrecpen. 

Gruption  (lat.),  Auöbrud) ; in  ber  fflcologie  ber 
Att,  burch  ben  Stoffe  auS  bet  ©rbtiefe,  inSbef.  auS 
Sultanen,  mit  ©cwalt  herporbrechen ; in  ber  ©iebigin 
baS  AuSbrecpen  oon  Ejanthemen. 

GruptiouSfanal  (EruptionSfpalte),  ber  Ra* 
nal  (Schlot)  ober  bie  Spalte,  burd;  bie  feurig-flüfftge 
ober  gasförmige  EruptionSprobufte  auS  ber  liefe 
bis  jur  ErboberfIäd)e  gelangen ; f.  Sultane. 

GruptionSfegel,  etn  burch  Eruption  entftanbener 
Stegeiberg  (f.  Sultane). 

Gruptitigefteiue , ©efteine,  bie  burch  ben  Sut- 
faniSnutS  ober  einen  bctnfelben  analogen  ©rojeft  auS 
bem  Erbinnem  emporgetrieben  finb  (f.  fflefleine,  ©lu- 
tontfepe  unb  Sultanifcpe  ©efteine).  SIS  Reichen  ber 
SruptiBität  gelten  in  erfterfiinie  neben  ber  Sefcpaf» 
fenbeit  beS  ©taterialS,  beffen  chentifd)»  Statur  bie 
Stöglicpfeit  einer  ©ilbung  auf  eruptioem  Sege  nicht 
auSichlicfien  barf,  ©taSemftplüffe  unb  bie  Sertmip- 
fung  mit  glasartigen  öefteineit,  bie  fjluibalftruttur 
(f.  Entglafung),  bie  totale  Scrtniipfung  mit  Juf« 
fen  unb  AuSWurfSmaterial  (©omben,  fiapidi).  Da- 
neben fpreepen  baS  Auftreten  in  ©ängen,  Stöden, 
Strömen,  jeden,  bie  Umhüllung  frentber,  auS  ber 
liefe  fiantmenber  ©ruchftüie,  Sinwirfung  auf  baS 


©aepbargeftein , baS  gefrittet,  Oerglaft  ober  Oerfott 
fein  (amt,  fomie  fäulenförmige  ttbfonberung,  geplen 
echter  Schichtung  unb  Sepien  oon  ©etrefaften  für 
bie  cruptibe  Statur  eines  ©efteinS.  gür  bie  Safalte, 
Jracptjte,  Anbefite,  ©ftonolitpe,  ebenfo  für  ©orpbpte, 
©tctaptjpre,  Dtabafe  ift  bie  Eruptioität  beweisbar; 
auch  für  bie  ©ranite,  Diorite,  Spende  unb  gewiffc 
©abbroS  ift  fte  anjunepmen,  wäprenb  bie  älteften  ge- 
fepiepteten  Silitatgejteine  (ffltteife  unb  gewiife  ihrer 
Einlagerungen)  in  biefer  jiinftcpt  ftrittig  finb. 

Grufti  (Erub,  neutjebr.,  »Scnntfcpung«,  ©iehr- 
japl  Erubin),  religionSgefeftliepe  ©tittel  bergSraeti- 
ten,  unter  Umftäuben  fdjwere  Sabbatgefeße  ju  er- 
leichtern; f.  aud)  Sabbatfdpnur. 

©rbe,  f.  Sinfe;  weiße  ©.,  f.  Lathyrus. 

Ervum , ©flanjengattung,  f.  fiinfe. 

Grtoartung,  f.  ©ufmertiamteit. 

GrtoartnngStocrt  nennt  man  bie  auf  bie  ©egen> 
Wart  bejogene  (biSfontierte)  Summe  aüer  in  3utunft 
auS  einer  ßrtragäquellc  (©oben,  SSalb,  ^>auS)  ju  er- 
wartenben  Steinerträge (fflelberträge  abzüglich  ber  tur 
©ewirtfepaftung  aufguwenbenben  Koften).  Sgl.  SBert 
unb  SBalbwertberecpnung. 

Grtuccfung,  in  ber  3?ogmatif  ber  Snfang  ber  Be- 
lehrung als  göttlicher  ©iirtung,  fofern  ber  3uftanb 
beS  unbeteprten  ©tenfdjen,  beffeu  Sinn  für  ©öttlicpeS 
unb  öeiftlupeS  berfepioffen  ift,  mit  einem  Schlafe  oer- 
glichen  wirb  (Spp.  6,  14).  jie  SKrcpengefchicpte  weift, 
meift  nach  feilen  großer  ©niücpteaing  ober  auch  SuS- 
artung  beS  thriftlicpen  itebenS  unb  infolge  beS  Auf- 
tretens energifeper  ©crfönlicpteiten,  ©rwecfungSjeiten 
auf,  wo  bie  ß.  fajt  wie  eine  ©aturgewolt  auftritt, 
g.  8.  jur  SteformalionSjeit  burep  Sutper,  fpäter  burd) 
Spetter,  in  ©ttglaub  burch  Siedlet),  in  neuerer  3*it 
befonberS,  pier  aber  in  fepr  ertennbar  franfpafter 
Seife  in  Dtorbamerifa. 

Grtoci,  f.  Simanbl. 

Grtueicftcnbe  SÖtittcl,  bie  bet  feuchtwarmeu 
©Übungen  angewattblen  ©litte!  (f.  Säpung). 

Grtocichung(lat.Malacia),  Ronfiftenäminberung 
ober  Serflüfftgung  tierifeper  ©ewebe  in  tranfpaften 
3uftänben.  Die  S.  fommt  gelegentlich  an  Rnochen, 
Knorpeln  unb  S3eid)tetlen  oor.  Die  (£.  ber  Rnocpen 
(Ofleotnalacie,  f.  Knochenerweichung)  berupt  auf  bem 
Serfcpwinben  ber  Raltfalje  auS  benfelben.  Die  2. 
ber  übrigen  ©ewebe  fantt  fiep  bis  jur  förmlichen 
Serflüfftgung  fleigem,  wie  beim  feuchten  ©raub, 
bei  ber  eiterigen  Infiltration,  bei  ber  fettigen  (Ent- 
artung (f.  ©epirnerweiepung),  bei  ber  ß.  täftger  unb 
iubertulöfer  SntjünbungSprobutte.  Dütifig  i)t  bie  S 
ein  ^eiluttgSoorgang,  inbem  fle,  j.  ©.  bei  bem  ©jfu- 
bat  ber  (rupöfen  ©neumonie,  bie  Vluffaugung  frant- 
pafter  ©robutte  oorbereiteL  Sie  berupt  meiftenS  auf 
einer  Art  Selbfloerbauung  (Autolljfe),  inbem  fiep 
SerbauungSfennente  bilben.  Sine  S.  ber  ©tagen 
fcpleimpaut  (©aftromalacie,  ©tagenerWei- 
cpuna)  tritt  ganj  gewöhnlich  noch  ttaep  bem  Dobe 
burep  bie  fortbaitenibc  Strfuitg  beS  ©iagenfafteS  ein. 

Grtoerben,  in  ber  Üteditsipracpe  foniel  wie  ein 
SRecpt  erlangen,  ©tan  unterfdjetbet  jwifepen  origi- 
närem ober  urfprünglicpem  unb  berioatittem 
ober  abgeleitetem  ßrwerb.  Der  erftere  ift  unab- 
hängig Bon  bettt  3ted)t  eitteS  attbem ; bahin  gepört  bie 
©efigergreifungperrenloferSacpen,  j.©.wiloerSiere, 
ferner  bie  ©rfipung,  bie  Serarbeitung.  ©eint  ab- 
geleiteten (Erwerb  ift  ber  anbre  llrpeber  beS  erwor- 
benen SedptS,  $.  ©.  wenn  icp  etwas  Bon  einem  an- 
bem  taufe  ober  aeftpenft  erpalte.  genier  unterfepei- 
bet  man  (Erwerb  gegen  (Entgelt  Bon  Erluetb  optte 


©noerbagefeufdgaft  — Eryngium.  81 


Büstü,  wie  j.  SB.  burd)  Sdjenfung  ober  Grbfchaft; 
enbüch  ben  Grtoerb  burch  Bachfolge  in  ein  einjelneg 
Srf)t  (Singularfufjeifion)  tont  Grtoerb  burd)  Bad)» 
folg«  m ein«  ©ef  amtheil  non  Siebten  »mb  Bfüdltcu 
(Umoerfaliuljefiion). 

<$rtottb#gcf  cllf  djaf  t,  eine  Bereinigung  oonBcr» 
iroen  jur  gemeinidjaftlidjen  Gniciung  non  Benno» 
gmlgewinn.  hierher  gehören  befonberg  bie  §an» 
tilägefellfchaften  (?.  b.). 

Grtoertjgfteucr  heißt  in  ßfterreid)  bie  ©ewcrbe 
«rtier  (f.  b.),  in  anben»  fiänbern,  5.  B.  in  Baben  (big 
1884),  bie  ©cwcrbefteuer  mit  Ginfchlufs  ber  Cohnfteuer, 
in  mehreren  Kantonen  brr  Sd)Wei,j  eine  Steuer , bie 
baJ  Gmfommen  aug  Grwerb,  öiLöfcfjlic^lic^  ber  3in» 
fen.  trifft. 

©rtocrb«»  nnb  9Birtf  rftaf  tggenoff  cnf  «haften, 

f.  ©enoffenfcbaften. 

©nocrbcCDcrmögen , foniel  wie  Kapital  (f.  b ). 

©rtoiberanfl  t»on  'itcrbrcrfjcn  (Betorfion, 
aud)  Anrechnung  ober  Kompenfalion)  ift  bie 
iaiiai»e,  baß  bie  non  bem  later  begangene  (trafbare 
ftaitbiung  mit  einer  gleichartigen,  gegen  ben  Xciter 
g entbieten  ipanblung  non  bem  Seriellen  erwibert 
worben  ift.  Sie  Jaliadje  ber  G.  lann  ftrafrcdjtiicfi 
infofern  non  Bebeutuna  »erben,  alä  bem  Bi  elfter  bie 
Möglicbteil  geboten  »erben  fann,  einerfeitg  bicertlär» 
lupeAufregüng  begjuerftAngegriffenenfbeg  Betör* 
puierenben  ober  Betocquenten),  anberfeitg  ben 
Umftanb  ju  berüdftdftigen,  bafi  biefcrftd)  felbft  Süfftte 
genommen  bat,  bag  burcb  bie  ,;u  beftrafenben  ipanb- 
langen  beiberfeitg  bereitg  erlittene  Übel  auf  bie  ju 
eetfängenbe  Strafe  in  Anrechnung  ju  bringen  unb 
fo  jnr  Strafumwanblung,  ja  felbft'  jur  Berfd)onung 
mit  aller  Strafe  ju  gelangen.  Sieg  ift  auch  ber 
StanbpunK  beg  SDeutfaien  Strafgefefcbudjg  (§  199  unb 
233).  Senn  nämlich  leichte  Sörpcroerlefungen  mit 
folchen,  Beleibigungen  mit  leichten  Rörperoerleüungen 
ober  lepter«  mit  erilern  auf  ber  Stelle  (b.  h-  »lange 
bie  burcb  bie  Kränfung  herBorgerufeitc  öemüigbewe» 
g»mg  fortbauert)  oon  bem  Berichten  felbft  ertuibert 
Serben,  fo  fann  ber  Bidfter  für  beibe  Angefchulbigte 
ober  für  einen  oon  ihnen  eine  ber  Art  ober  bem  Maß 
nah  milbere  Strafe  eintreten  faffen  ober  oon  bet  Be» 
ftrafung  beg  einen  ober  beiber  obllig  abfehen.  Seien 
begegen  eine  Beleibigung  mit  einer  Beleibigung  auf 
ber  ötefle  ermibert  »irb,  fo  ift  ber  Sichter  nicht  jur 
SRitberung  ber  Strafe,  fonbem  tebiglich  baju  bcrech- 
tigt»  beibe  Beleibiaer  ober  einen  oon  ihnen  für  ftraf» 
frei  ju  etflären.  Bgl.  Steini  jj,  Sie  fogen.  SSompen» 
fation  im  SeiehgftTafqefejsbud)  (Bregl.  1894). 

©rtvin  Oon  Steinbach,  Ardjiteft  beg  Mittel» 
«Ütrg , oielleicht  aug  Steinbach  in  Baben  gebürtig, 
begann  25.  Mai  1277  ben  Bau  ber  gaffabe  beg  Straß* 
burger  Mttnfterg.  Sie  gehört  ju  ben  herrlichften  unb 
in  ber  Ornamenhf  reichften  Schöpfungen  heg  gotifchen 
Stilg,  ift  jebod)  leiber  nicht  DöUig  nach  Grtting  Btnn 
cruigeführt  unb  namentlich  burch  ben  an  unb  für  fidj 
ftpr  id)Bnen,  aber  mit  bem  ©anjen  nicht  übereinftim» 
nrmtm  Jurm  geftört  Worben.  Seit  1298  {teilte  er 
«ndj  bag  burch  einen  Branb  befchäbigle  Canghaug 
Wstber  per.  G.  flarb  17.  3an.  1318  in  Strafsburg. 
1845  »urbe  ihm  bei  Steinbach  in  Baben  ein  3>en(» 
mol  gefepL  — Gin  Sah«  oon  ihm  gleichen  Banteng 
nnb  ein  jweiter,  3ohanneg  Sinlin  (Gnoinlein), 
fegten  nach  feinem  lobe  ben  Milnftcrbau  fort;  ein 
brütet  Sohn,  beffen  Same  unbefannt  ift,  baute  bie 
fcttegiatfirihe  ju  Buber  ■ .fpaglcuh,  wo  er  1330ftarb. 
I«b  eine  angeblich«  lodfter  Grloing,  Sabina , eine 
Bilbbauenn  gefcefen  nnb  bag  MUnfier  mit  Shtlp» 
SleKei  A«ttv.»£«{if0n,  g.  auf!  , VL  Sb. 


turen  gefdimildt  haben  foll,  ift  eine  burch  nichts  hc< 
glaubigte  Überlieferung. 

ffirtbitt«,  Sieden  im  preufc.  Begbej.  Antgberg, 
ftretg  fiippftabt,  an  ber  Gifenbahn  Sarftein  - fiipp* 
fiabt,  106  m tt.  M.,  hat  eine  eonngelifche  unb  eine 
falb  Kirche,  Spnagoge,  Amtggeridft,  3igarrenfabri» 
faiion  unb  Ciaoo  1569  Gin».  — G.  loar  im  Mittel- 
alter  Sijf  eineg  Abclggcfdftedftg,  bag  im  12.  unb  18. 
3ahrh-  meift  bie  Bogtei  über  Köln  unb  Soefi  befafs 
unb  1322  augflarb.  [891  u.  892. 

©rtoorbene  ©igenfehaften,  [.  Grblicbfcit,  S. 
©rtoorbene  (Rerijte,  im  ©egenfape  ju  anbem 
Bcdftgarten  burch  eine  befonbere  Gnoerbghanblung 
erlangte  Bccffte.  ©iefelben  bleiben  befteben,  wenn  ein 
neueg  öefeg  in  Straft  tritt,  nach  bem  fie  nicht  mehr 
auf  bie  Seife,  »ie  gefcheheu,  erworben  »erben  (önn  • 
ten,  unb  fallen  regelmäßig  nur  gegen  Gntfchäbigung 
fort,  wenn  ein  neueg  ©efeß  Siechte  ihrer  Art  überhaupt 
nicht  mehr  juläßt  Über  bie  rechtliche  Behanblung 
erworbener  Jiedste  jur  3eit  beg  3ntrafttrcteng  beg 
Bürgerlichen  ©efepbndheg  iinben  ft<h  m bem  Ginfüh» 
rungggefeg  h'frSu  (Art.  153  ff.)  Borfd)riften. 
i'rxf.,  Abfürjuttg  für  3-  Gbf-  Gr  jl eben  (f.  b.). 
©rjrlebcn,  3)orf  tm  preuft.  Sieabej.  Magbeburg, 
Streig  Sfcuhalbengleben,  an  ber  Gifenbahn  9teuhalben«> 
leben-Gilgleben,  hat  eine  coang.  StivChc,  Amlggerid)f, 
3igarrenfahrifation,  Spiritughrennerei  unb  a«oo) 
1819  Gimo. 

©r jclcbcn,  3 0 h n n n G ()  r t ft  i a n , Mebijiner  unb 
Balurforfcher,  geh.  22.  3ntu  1744  in  Dueblinburg 
alg  Sohn  Oon  $orolhea  GhriftineG.,  gebortte 
Ücporin  (geh.  bafelbft  13.  Boo.  1715,  geft.  13.  3uni 
1762),  ber  erften  grau  in  SDeutfihlanb,  welche  bie  me» 
bijinifche  tüoftorwürbe  erlangte,  geft.  19.  Aug.  1777, 
ftubierte  in  ©öttingen  Mebijin,  bann  Baturwiffen» 
nhaften  unb  würbe  177 1 Brofoffor  berBhhftt  bafelbft. 
Gr  fd)rieb:  »Anfangggrüttbe  ber  Baturgefchichte« 
(©Btting.  1768,  2.  Aufl.  1791);  »Anfangggrüttbe  ber 
Bafurlehrc.  (baf.1772,  6.  Aufl.  1794);  .Bhhfitalifch» 
chhntifd)e  Ahhanblnngcn»  (fieipj.  1776);  »Systema 
regni  animales«  (baf.  1776). 

Kryrid&c  (Bollfchlanaen),  f.  Schlangen. 
©rt)rina  , Beiname  ber  Aphrobite-Benug,  oont 
Berg  Grtjj  (f.  b.)  in  Sijilien,  »0  fte  aig  Urania  oer» 
ehrt  warb. 

©rtjcinibcu  (Erycinidae),  ©ruppe  berlaqfaller, 
meift  (leine,  jarte  Schmetterlinge,  bereu  furjeBaupen 
feine  haarpinfel  ober  fl eifcl)igcVluäiuüd)fe  tragen.  3ur 
Gattung  Helicopis  Fab.  mit  f)aarfd)opf  im  Baden 
unb  ftarf  gejadten,  in  mehrere  Schwänzen  auglau» 
fenben  Stinterflügelranb  gehört  H.  acis  Cram.  in 
Gabettne  (f.  Safet  »Schmetterlinge  II* , gig.  12). 

©rßmanthog,  im  Altertum  Barne  beg  Stalfgebir» 
geg  auf  ber  ©renje  oon  Achaia,  Glig  unb  Artabien 
im  Beloponneg,  Aufenthallgort  beg  erpmanthi» 
fthenGherg(f.heralleg);  jegtDlonog,  2224  m bod). 

EryngiumL.(Manngtreu),  ©attung  ber  Um» 
beüiferen,  ffräuter,  ho()e  Stauben,  feiten  ftraud)ig, 
ober  3»ergbaume  mit  fdjmalen  ober  breiten,  nnge» 
teilten  ober  banb»  big  fieberförmig  eingefchnittenen 
Blättern,  oft  hornigen  Zähnen,  ju  balbhigeligen  big 
toaljigen  Köpfen  ober  4fVen  umgebilbeten  Selben, 
oft  mit  einer  ftrahlig  Oielblätterigen  unb  oft  bornig 
ftechenben  S>üüe  unb  grünlichen,  Weißen  ober  röt- 
lichen Blüten.  Gttoa  170  Arten  auf  alten  Kontinen- 
ten unb  in  einigen  gnfelgebieten  mit  Augnahme  beg 
tropifdhen  unb  (üblichen  Afrifa,  baoon  26  in  Guropa. 
E.  campestre  L.  (gelbntanngtreu,  gemeine 
Brach»,  Bolt»,  Kraug-,  Babenbiftel,  Gtenb, 

6 


82 


©rtjontben  — Erythraea. 


Unruhe),  15-  60  cm  Pope,  fperrig  Berjweigte,  kor» 
nigc,  f)«Q  graugrüne  BUfchc  mit  ftarren,  körnig  ge< 
ja^ntcn,  fieberjpaltigen  ©lüttem  unk  Weiften  ober 
grünen  ©tüten ; auf  kürren  Stetten  in  Europa  (mit 
Audnapme  bed  Siorbroejlcnd  unk  Jiorbend),  SBorber- 
allen,  Sibirien,  SRorbafrifa.  ®ie  S)ur;el  (Steck», 
Elettb»,  ©raunbiitel»,$onnerbiftel»,S;oU- 
bijtel»,  ©radenbiftel»  unk  Ellaubmurjet, 
Etenbfraut,  SReer»  ober  Morbwurgel)  riecht 
iepmad),  fchmedt  füg  (djteimig  unb  gekörte  ju  bra 
jonft  gepriefenen,  fünf  fleinem  eröffnenben  Kurjeln; 
fic  wirb  alb  ©eneüfe,  bie  jungen  SSurjelfproffe  atd 
Salat  genoffen.  E.  maritimum  L.  (SS  e e r ft  r a n b 8 » 
Manndtreu,  Meerlourjet,  Meerbradbittel), 
15  — 30  cm  pod),  kot  patibförmig  getappte,  Reife, 
körnig  geahnte  blnngrfine©lätter,  btcmeBlüten  unb 
Hüllblätter  unb  wädpt  an  ben  ßüften  Don  Mittel» 
unb  Sübeuropa,  jRorbafrifa,  am  Schwarjen  SReer. 
®ie  ffiurjel  tourbe  früher  mebijinifd)  angemenbet, 
mükrenb  man  in  SRorbeuropa  bie  jungen  Sproffe  tme 
Spargel  igt.  E.  alpinum  L.  (f.Safel » tackaugebilke» . 
gig.  3)  mit  fammförmig>fteberfpattig  jeridilipten  unb 
ftadjclig  getuimperten,  blau  überlaufenen  Hüllblättern, 
im  europäifepen  Alpengebiet  bid  Bosnien  unb  Monte 
negro.  Anbre  oft  ajurblau  gefärbte  Strien,  wie  E. ; 
amethystinum  L. , Werben  in  ©arten  fultiDierL 

l$rt)onibcn,  gamitie  ber  Strebte  (f.  b.). 

(vrt)ftcktkoit,  Sokn  beb  ttieffali (dien  St önigd  Srio- 
pad,  warb,  Weit  er  eine  ber  $emeter  keilige  ©die  ge- 
fällt  katte,  mit  unerfättlichem  Hunger  beftraft.  9iad)» ! 
kein  er  alle  feine  Habe  Derjeprt,  crkiclt  ikn  feine  Süchter 
SReftra,  bie  ftdj  ueratöge  ber  ipr  Don  ikrem  ©elieb- 
ten  ©ofeibon  Dertiekencn  ©abe , fid)  beliebig  ju  Der» 
toanbeln,  unter  berfd)iebenrn  ©eftatten  immer  Don 
neuem  Derfaufen  lieg.  Sulegt  »erjeprte  ®.  feine  eig- 
nen ©lieber. 

©rt)ftpil«9(grietk),  fobiel  wie  Kotlauf  ober  SRofe 
(f.  b.);  crDfipelatöi,  rofen»  ober  rotlaufartig,  Don  j 
ber  Kofe  (Kotluuf)  befallen. 

(?rt)ftpclotb  nannte  ntan  eineSBunbfranfkeit,  bie 
bei  Sd)läd)tern,Röd)mnen,  Jtaufleuten,  bie  mitgteijd), 
Hering,  Auftern,  Stäfe  ju  tun  kaben,  an  gingern  unb 
Hänben  auftritt.  6«  öanbett  fiep  um  eine  karmlofe, 
burd)  deine  Hauttounben  einbrinaenbe  3nfeftion  mit 
Mtfroorganidmen,  bie  betu  Stapbylococcus  ükneln. 
Ed  entgeht  babei  eine  bunteirote,  judenbe,  feparf  um* 
grenzte,  fid)  langfam  audbepnenbe  Schwellung  ber 
Haut,  bie  nad)  1 — 3 ©od)en  oerfchwinbet. 

Eryslphc  Wallr.  (Erysibe,  Meltaupit  j),  ©ilj» 
gattung  and  ber  Abteilung  ber'llerijporiajeen,  tntfro» 
(fopifd)  deine,  uuf©flamen  fdnnaroßenbe tjiitje,  beren 
SRpcelium  auf  grünen  ©lüttem  Weifte,  [ekimmet-  ober 
mehlartige  Öberjüge  (Meltau)  bilbet.  $ad  Mtjce» 
tium  begeht  aud  freien,  äftigen  gaben,  bie  ber  Ober» 
Ijaut  ber©jlanje  tofe  aufliegen  unb  an  gewiffen  fünf- 
ten unterfeitd  röhrenförmige  gortiäpe  burd)  bie  SSanb 
berOberkautjellen  kinbnrcptreiben  unb  innerhalb  ber 
Ii'ptem  blafige  Saugorgane  erzeugen  Kidit  feiten 
bleibt  bie  Enttuidelung  bed  ©iljed  bei  ber  ©ilbung 
Don  Rombien  fiepen;  fotche  lebiglid)  Ronibien  tragenbe 
gönnen  pat  man  früker  alä  befonbere  ©ilje  m bie 
©attungOidiumLinAreingereikt.  $ad  charafteriftifche 
SRetfmal  ber  ©attuna  E.  mib  bie  Unterfckeibung  ber 
Arten  griinbet  ftd)  auf  bie  jnieite  gmektfomi,  bie  ©e» 
ritkecien.  3>iefc  btlben  punftdeine,  fuarlrunbe,  ge» 
fd)lojfene,  an  ihrer  Unterfeite  auf  bem  Mtjcelium  feft» 
fijtenbe  ©ekälter,  bie  ftd)  burck  ©ermittemng  ber  Sank 
öffnen,  ffn  bem  einfadjen  Hohlraum  bed  ©eritheriumö 
befmbeit  fid)  mebrere  furje  Sporenjdjläncke  mit  je  2 


bid  8 einhelligen,  obalen  Sporen.  ®ie  Aufjenfeite  ber 
©entkeciumloanb  ift  mit  langen,  fabenförmigen  An* 
pängfeln  (Stfiftfäben)  befegt.  E.  gramwis  DC. 
bewopnt  ©lätter  unb  Holme  Derftkiebener  ©räjer 
(©radfcpimmel,  SBeijcnmeltau),E.  MartiiZi®. 
befonberd  ftlee,  Süden  ic.,  Rompofiten,  Kaminfuta» 
jeen,  ©ottmonajeen,  Umbeflcferen  ic.  Sille  Arten  Don 
E.  finb  id)äbttd)e  ©arafiten,  unb  trenn  alle  ober  bock 
bie  weiften  grünen  Seile  einer  ©Range  bamit  über- 
jogen  ftnb , fo  fränfelt  R«  unb  ftirbt  Dorjeitig. 

('  rtitlicia , f.  ©erpon. 

(?rt)tkeui  (gried).  Erythema,  auck  Erythrema, 
ffi  i e b e I n , dt  i 1 1 e 1 n),  eine  ©ruppe  gutartiger  Haut 
franfheiten,  beren  toefentlickeä  SRerfmat  ©ötung  ber 
Haut  burd)  ©lutfüde  ift.  ©etannt  ift  bad  E.  nad) 
Eintoirfung  Don  Hip'  (Erythema  caloricum)  ober 
reijenbm  «ubftanjcn.  3n  beiben  gatten  fckltegt  ftd) 
an  bad  E.  oft  ein  Efjem  an  SRancke  Erütkeme  ge- 
winnen aber  burd)  bad  H'ajDtreten  entjünblnker  Er* 
fckeinungen  befonbere  Eigentümlicbteiten  ®ad  E. 
eisadatlrnm  multiforme  jeidjnet  fid)  burd)  bie  SRan 
nigfaltigfeit  feinergormen  aud:  roteglede  breiten  ftd) 
aiid,  inbem  Re  in  ber  Mette  jtck  bläulick  Derförben,  unb 
Riegen  oft  jtu  grogen  glücken  jufammen;  blagt  bie 
Mitte  eine«  gleded  ab,  fo  entftekt  bad  ringförmige 
®.  (Erythema  annulare) ; tauckl  ein  neuer  roter gted 
barin  auf,  E.  (Herpes)  Iris;  fd)Wi!lt  ber  gled  ju  eintr 
Ouabbel  an,  E.  urticatnm;  ergiegt  ftck  glüffcgfeit 
unter  bie  Epibenni*,  fo  baj)©lü8d)en  entfteken,  fo  er- 
gibt fick  bad  E.  vesiculare  (Herpes  circinnatus)  ober 
E.  bullosum.  ®ie  firanfkeit  Derläuft  oft  mit  gieber 
unb  rkeumatifd)en  Schmerjen  unb  gebt  meift  uadp  2 
bid  6 Socken  in  Heilung  über,  (u weilen  aber  führt 
Re  unter  Entjünbung  feröfer  Häute  (Bruftfett,  Hfrj» 
floppen)  ju  einem  ungünftigeniMudgang.  Eine  fd)We» 
rere  gorm  ber  Sbraufpeit  ftettt  bad  E.  nodosum  bar. 
Wn  ber  ©orbcrRäcke  ber  Unterfd)«nfel  unb  gugrüden 
erjepeinen  rote  glecfe,  bie  anfcpweOen  unb  runb!id>e 
ober  obate,  balbfugclig  über  bad  Hautnibeau  perDor» 
ragenbe,  blaß  bläulicprole,  jiemlicp  berbeRnolcn  ober 
©efcpwülfte  bilbett ; Re  finb  fckmerjkaft,  juden  aber 
niemals,  juweilen  gefettet  Rep  ©lutaudtretungen  pittju 
(Purpura  rheumatica  ober  Peliosis  rbeamatica), 
babei  pebrm  bie  Jfranfen  bei  fcpwerer  Stömng  bed 
©ttgemcinbefinbend.  $ie®auer  berRranflieit  beträgt 
gcwüknüdi  8 — 14  Sage,  nur  fetten  jiept  Re  fid)  monate- 
lang pin,  inbem  immer  neue  Snoten  auftretet,  tDäp» 
renb  bie  alten  abkeilen.  ®ad  E.  multiforme  unb  no- 
doaum  ift  ttopl  atd  3nfeftiondfranfkeit  ju  betrachten, 
jebod)  ift  ber  Snfeftionderreger  nickt  binreickenb  Rcper 
befannt.  ®te  ©epanbtung  beftept  in  ©eltrupe  unb 
üinberung  ber  Sdimerjen  burd)  falte  Um  jdjläge ; 3>ar- 
reidiung  Don  Satijplpräparaten  wirft  oft  günflig. 

(vrmhi  a,  im  tUtcrtum  eine  ber  12  ionijdien  Slable 
RIeinafiend,  ber  ffnfel  Gkjod  gegenüber  auf  ber  geft» 
lanbdfüfte  geleqcn,  mit  berühmtem  Sentpel  bed  H«» 
rafled ; auep  befannt  atd  Hfimat  ber  nad)  ipr  benann- 
ten Sibptte,  beren  Höpt«  1891  auf  gefunken  würbe. 
E.  war  nie  bebeutenb,  erhielt  fid)  aber,  wie  ihre  Miln* 
jen  jeigen,  bid  in  bie  tpäte  Raiferjeit.  SRuinen  beim 
heutigen 2p tri.  Sgl  Wäbler, Eratprä (Serl.  1892). 

Erythraea  L. , ©attung  ber  ©enlianajeen , ein- 
ober mehrjährige  Rräutcr  mit  gegenftänbigen,  Rpen» 
ben  ober  ftengclumfaffenben  Blättern,  rötlichen,  gel- 
ben ober  meifien  ©tüten  in  biept  gebrängten  ober  lepr 
todem  Gpmen,  feiten  inDcrlängerteu  fl  Inen,  unb  läng- 
lichen, Dielfamigen  Rapfein.  Etwa  30  [djtoer  ju  un- 
terfdjeibettbe,  fepr  Daänberticke  Arten.  E.  Centaurium 
Pcrs.  (Biber-,  giekerf raut,  roter  Aurin),  ein- 


©rgtgräa  — ©njthrcbäma.  83 


mb  jmeijährig,  bis  40  cm  hoch,  mit  länglicb-eifönttt- 
«n,  gaTvjranbigen,  fallen  Blättern,  reid)blütigen 
ilutntitänben  unb  roten,  feiten  weiften  Blüten,  wädpt 
m janj  Europa,  in  Borbpcrficn,  ©orberafien,  Borb- 
amla,  and)  in  Siorbanterifa,  unb  Wirb  als  Herba  Cen- 
uarii  (Xaufenbgülbentraut)  arjneilid)  als  bit- 
teres magenjtärlenbeS  SRittel  benufct.  JBirffamer  Be- 
il cmbteil  ift  ein  eigentümlicher  Bitterftoff.  SS  (efteint 
ickcrn  ben  Viten  befannt  gewefen  ju  fein  unb  Wirb 
and)  im  13.  3aftrJ).  ertuiüjnt. 

Srl)tt)räa(ital.  Eritrea),  ital. Kolonie  am  Boten 
(Crtitbratidjen)  SReer,  im  B.  unb  0.  Bon  Abefiinien, 
umfaftt  ben  Küftenftrid)  Bon  BaS  ffafar(18°  2'  nörbl. 
Br.)  bis  Kap  Xumeiral)  (an  ber  ©renje  gegen  baS 
franjöfr?«^«  0bof)  mit  ben  Borgelagerten  ijnfcln  fo- 
Wie  Das  ^interlanb  bis  jur  abe|ftnifd)en  ©renje  unb 
einer  burd)  ©ertrag  mit  Snglanb  1891  beftimmten 
XemarlationSIinie  (f.  Harte  »ftqgpten«).  Sie  läuft 
Bon  ber  SRünbung  beS  Xfd)ubbfluffe8  an  iftm  auf- 
wärts bis  6°  nörbl.  Br.,  folgt  biefer  ©rablinie  bann 
bil  35*  öftl.  2.,  barauf  biefem  bis  jum  Boftatfluft  unb 
geht  Bon  bort  jum  BaS  Kafar.  3n  biefe  ©renjen  finb 
inbegriffen  bie  Somalfüfte  am  §nbifd)en  Ojean  jwi« 
fcheu  8”  nörbl.  Br.  unb  ber  Xfcbubbmünbung.  S. 
umfaftt  247,300  qkm  mit  (18W)  329,616  Sinw.,  ba» 
ton  2014  Europäer.  hinter  bem  nur  mit  fpärlidjer 
Sqetation  bebedten  fd)ntalmßüftrnftreifen  erhebt  fid) 
eine  niebrigeXerrafie,  ber  BeremjelteSuifanfegel  auf» 
gefegt  ftnb.  Bod)  1861  hat  man  bei  Sb  Bulfanifcfje 
tat:  gleit  beobachtet.  XaS  gange  ©ebict  bis  jum  Steil- 
abfaä  beS  abefftnifd)en  §od)lanbeS,  bie  Samhara,  ift 
betft.  maffer«  unb  BeaetationSloS  unb  nur  fchwach  be» 
»ölfert ; bie  Cbctflächc  befiehl  teils  auS  nadtem  jelS, 
teüs  aus  lojen  Sanbablagerungen.  eingebaut  Wer- 
ben hier  Bananen,  Xabaf,  Baumwolle,  ©emüfe  unb 
(Betreibe.  Auf  bem  2000  — 2350  m Roheit  £>od)lanb 
mm  itsmara,  ©obofelajft  unb  ©ura  finbet  fid)  gutes 
Ceibelanb.  in  ben  Xälem  fruchtbarer  Boben.  Xie 
lorgen  ftüitenflüffe  führen  nur  periobifd)  SSaffer;  bie 
tom  abefiinifchen  ipodjlanb  herabtommenben  gröftem 
Älüife  Berlieren  ftd)  in  Saljfeen , wie  ber  Banert  im 
llalebabbfee,  ber  jiawafd)  in  Abljebabbfee,  ober  im 
Sanbe  ber  Steppe,  Wie  ber  ©olima.  XaS  Klima  ift 
aufterorbentlid)  btift;  SRaffaua  hat  eine  Jahrestem- 
peratur Bon  30,3°  (3uli  34,8°,  3anitar  25,« °) , ber 
Segenmangel  ift  groft,  eS  fallen  in  SRaffaua  222,  in 
Bffab  nur  61  mm  jährlich,  bie  Begetation  ift  bafter 
lehr  bürftig.  Xie  Xierwell  ift  oertreten  burd)  2öwen, 
Elefanten,  ©iraffen,  Antilopen,  Kamele,  Schafe  u.  a. 
Xie  Bewohner  (mb  im  B.  meift  arabischer  Abdäm- 
mung, teils  fefthaft,  teils  Bontaben;  ben  füblichenXeil 
bewohnen  bie  Afar  ober  Xanafil,  nomabifd)e  Sieh- 
juchtet,  ififcher  ober  $>änbler.  unter  bem  Sultan  Bon 
eluiia.  Xer  ipanbel  bewegt  ft#  Bomehmliih  über 
Äaffaua  (f.  b ),  ben  SRittelpunfl  ber  Kolonie,  aufter« 
bem  über  Affab  (600  StnW),  Beilul  (800  Sinw.), 
©ubbi  (500  Sinw.).  Xie  (Ausfuhr  SRaffauaS  betrug 
1900: 2,745,470  Eire,  baoon  für  665,000 Perlmutter, 
600.000  Serien,  491,000  fcäute,  131,000  ©untmi; 
bie  Einfuhr  betrug  1900  : 9,376,543  Eire.  68  liefen 
ein  293!»  Schiffe  (2364  italienifdjc)  mit  129,499  Xon., 
an«  2929  Schiffe  (2358  italieuifcbe)  mit  129,849  X. 
Straften  führen  über  ©uinba  nach  AbefRnien  unb 
über  Heren  nach  Kaffata.  Bus  ftrategifdien  fflrünben 
finb  poet  Sifenbahnlinien  erbaut,  Boit  SRajfaua  über 
SS  Sullu-Saati  nach  SKai-fittal  (36  km)  unb  Bon 
Vbbel  Haber  nach  Arfifo;  bie  eriterc  Einie  fotl  bis 
ASmcrj  i 150  km)  ausgebaut  werben.  Sie  ©oft  hatte 
1*00  acht  Ämter  eröffnet , bie  Xelegrapbenlmien  be- 


faften  eineEnnge  bon  700  km  (ffaicptlime:  SKaffaun- 
Affab-©erim).  Xie  Befaftung,  ein  burch  ©efcj)  Bora 
10.  3uli  1887  gefchaffeneS  SpejialforpS,  befteljt  auS 
172  Offizieren  unb  5995  SRamt  (6081  Singeborne); 
ffe  ift  fiationiert  in  SRaffaua  (mit  beti  ffortS  Abb  el 
ff  aber,  Xaulub,  ©berat),  SIrfifo,  Saati,  ©uinba, 
Saganeiti,  Abi  Saieh,  SReber,  Keren,  ASttiara  unb 
ben  wichtigen  ©renjfortSAbiUgri  unbArgobat.  «Ke 
ftnb  telephonifch  ntiteinanber  Berbunbcn.  Abmini- 
ftratiB  ift  bie  Kolonie  m fünf  Xiftrilte  geteilt.  Xer 
Staatshaushalt  ber  Kolonie  balancierte  1900/1901 
mit  10,430,600  Eire,  Worin  8, 130,800  StaatSjufdjuft. 
An  Xribut  Würben  Bon  ben  Singebomen  607,450 
Eire  erhoben.  — Über  bie  fflefd)iibte  ber  jungen 
Kolonie  bis  jur  3ahr()unbertwenbe  ngl.  Abefjinien, 
S.  35.  3n  ben  leftten  3“hten  hanbelt  eS  ftd)  in  ber 
$>auptfad)e  um@renjBerträge  niitSnglanb  unbflbef- 
finien.  jahrelang  fämpfte  ber  ©ouoerneur,  fferb 
Blartini,  um  ben  freien  3“0äng  junt  Wtbara  unb 
bamit  jum  Bil;  biefer  würbe  igitt  jebod)  oerfperrt 
burch  6ie  Abmachungen  uom  22.  Bob.  1901  unb  15. 
'JJlai  1902,  woburch  ber  an  ben  Wtbara  Borfpringenbe, 
fchmale,  200  km  lange  fianbftreifen  mit  SiiiWiütgung 
BfeuelifS  an  ben  englifch-äghptifchen  Suban  abgetre- 
ten warb.  Xafür  Würbe  ber  ttalienifd)«  Wnfpnich  auf 
Sunama  als  berechtigt  feftgeleqt,  unb  SBartini  Ber- 
fueftt  burch  Straftenbauten  jtm|d)en  bem  ©afch  (£)a- 
reb)  unb  bem  Setit  (XafajjQ  ic.  ben  Serlehr  beS  Oft» 
fubänS  unb  BorbabeffinienS  Bon  bem  Siege  Kaffala- 
Suafin  abjulenfen  unb  über  baS  Eanb  ber  Sunama 
nach  3Baffaua  ju  jieften.  Xie  Bon  SKenelil  geforberte 
unb  Bon  Bubini  bereits  jugeficherte  Büdgabe  ber 
fruchtbaren  ©roBinjcn  Dfulb  unb  Serae  Würbe  unter 
bem  ©iinifterium  ©ellour  babunh  htntangehallen, 
baft3talien  für  fene©ebiete  unb  baS  gleichfalls  befehle 
arofte  Klofter  Bijen  6 Biitl.  Eire  an  SKenelil  jahlte. 
rlu^  in  ber  Srfchlieftung  SrpthräaS  burd)  Sifenbah- 
nen  batte  SHartini  infofem  Erfolg,  als  bie  heifee  Küfte 
mit  bem  in  gefunber  ^öfte  gelegenen  SegierungSfit) 
SlSmara  burch  eine  Eifenbafjn  Berbunben  wirb,  beren 
Bauloften  groftcnteilS  auS  Srfpamiffen  an  ber  tolo- 
nialenBerwaltung  beftritten  werben,  ©gl.  Schöll  er, 
SRitteilungen  über  meine  Beife  in  ber  Solonia  Sritrea 
(Serl.  1895);  B.  Bruebhaufen,  Xie  3taliener  in 
Äfrila  (baf.  1895);  Xerfelbe,  Xer  erpthraifch  ■ abe fft- 
nifebe  Krieg  (baf.  1897);  fia  3onquiere,  Lcs  Ita- 
liens en  ErythrSe  (©ar.  1897) ; © e 1 1 en  c , Les  Italiens 
en  Afriqne,  1880—1896  (baf.  1897);  Samperio, 
LEritrea ' nel  XX  secolo  (SKail.  1899);  SRelli, 
L'Eritrea  dalle  sue  origini  a tutto  l'anno  1901  (baf. 
1902).  Karten:  -Carta  della  Colonia  Eritrea«, 
1:60,000  (glor.  1891);  -Carta  dimostrativa  della 
Colonia  Eritrea  e regioni  adjacenti«,  hrSg.  BoniSKi- 
litärgeographifchen  3nftitut,  16  Blatt  1 : 250,000  (baf. 
1897  u.  ö.),  unb  1 : 100,000  (baf.  1900). 

(SrhthräifeheS  SJIeer  (»rotes  SReer«),  bei  ^>cro- 
bot  Bejeichnung  für  ben  gaitjen  Djean  (üblich  Bon 
Affen,  bie  fpäter  auf  ben  Xeil  jwiftftcn  Arabien  unb 
3nbien  eingefchränlt  würbe  (f.  BotcS  SReer). 

©rpthradma  (aried).),  «ine  meift  in  ber  Eciflen- 
ober  Adifelgegcnb  befonberS  beiSRännern  auftretenbe 
lontagiöfe  Jiauterfranliing,  bei  ber  ein  in  ber  Spiber- 
miS  maffenhaft  Wudjentber  ©ilj,  Microsporon  minu- 
tissimum  (bem  oft  auch  Leptothrix  epidermadis 
Btiz.  et  Firket  beigemengt  ift),  punltfönnige  bis 
hanbtellergrofte,  anfangs  rote,  fpäter  gelblich , refp 
braun  Berfärbte,  runblidhc  ober  rofettenförniige,  fdharj 
begrenjte,  trodne  Siede  erjeuat,  bie  ftd)  feftr  langfam 
auSbilben,  oft  juden,  unb  auf  Denen  bie  £>aut  ftef)  fein- 

6* 


84  Erytlirema  — ©rtjt|roflop. 

fleiig  abfdjelfert.  ®ad  8.  Wirb  burd)  SBaftpen  mit  fdjriebenen  8. , bad  anbre  einen  anbem  ifomtetn, 
Sublimatlöfung  befämpft.  opttfd)  aftioen  8.  liefert,  ber  bei  73°  iipmiljt. 

Erythrema,  f.  8ri)tpem.  (?rt)tprorf)loropte,  f.  garbenblmbpeit. 

Cönjtprtn,  äRinerol,  foöiel  Wie  Robaltblüte.  ©rtjtprorptcn,  rote  Blutförperdten , ober  <tud) 

<?rt)tprln  (SrBtprinfäure,  3 ffl  e i f a d)  o r f e I * bereit  embryonale,  nod)fempaltigeBorftufen(f.Blut). 
linfäureerptpritätper)  C,0H„O,,  finbet  fid)  in  _ (rrtjtpromelalgtc  (gried).),  eine  unter  lebhaften 
Bieten  Siebten , befonberd  in  Roccella  Montagnii  Scpmerjen  unb  offenbarer  Beteiligung  bed  3f,*tral» 
urtb  in  einigen  «Ilgen.  6.  ift  färb»,  gerutp»  unb  ge»  neroenfpftemd  auftretenbe  SRßtung  unb  Schwellung 
fdjmacflod,  Ibft  fidt  leicht  in  Sllfopol,  (dttoer  in  fflaffer  ber  ginger  unb  3epen,  waprfcpcmlicp  jurücfjufüpren 
unb  Silber,  fcpmtljt  bei  137°,  ift  niebt  flüeptig  unb  auf  einen  abnormen  (Srregungdjuftnnb  ber  hinter» 
(erfüllt  beim  Soeben  mit  Soffer  ober  wäfferigen  Sil-  unb  Seitenfjörner  ber  grauen  Supfianj  bed  Süden- 
raliminBifroerptprinC1,H,4Ot(8infad)orfel«  marfed.  ®ie  8rfranfung  tritt  meift  aümäplicp  auf, 
linfäureerptpritätper)  u.  OrfellinfSure  0,11,0^,  gebt  mit  großer,  törperlicpfr  Scproäcpe  unb  $utfS0ig» 
meid)  leptere  fiep  wieber  in  Drein  0,11,0,  unbRoplm»  feit  einber  unb  füprt  ju  einem  monate»  unb  jabre* 
idure  jertefit.  3”  feudjter  ammoniatalifcper  Stift  langen,  burd)  Beine  Befferungen  unterbrochenen  Sei» 
färbt  ftd)  8.  rot.  ®ie  rot  geworbene  ammoniafaliftbe  ben,  bad  meift  burep  bajtuiftbenfallenbe,  auf  ber  ffii» 
Süfuna  gibt  mit  Splorcalcium  einen  purpur-roten  bcrftanbdunfäpigfeit  ber  Hranfen  berupenbe  anber- 
Slieberfcplag,  ben  fogen.  Pourpre  fran^ais.  Cplorfalf  toeitige  Srfranfungen,  j.  B.  Sungcnentjünbung  ober 
färbt  bad  li.  Borübergebenb  Biolett.  8.  peifjen  auib  Siierenentjttnbung , täblidj  enbet.  ®ie  Bepanbtung 
bie  Sobaltblüte  unb  ein  tcerfarbftoff,  bad  Sttppltetra»  ift  bidber  nur  eine  njmptomatifcpe. 
bromfluoredeem ; f.  gluoredeein.  Erytbrophloeum  Afi. , ©attung  ber  Segumi» 

Erythrlna  L.  (ftorallenbaum,  Korallen»  nofen,  weprlofe  Bäume  mit  hoppelt  geheberten  Blät» 
bobne),  ©attung  ber  Seguminoien,  Bäume,  bid»  tern,  Beinen  geftielten  Blüten  in  bid)ten,  an  ben 
»eilen  faft  frautartige  Sträucper  mit  biden,  oft  ftad)e»  3weigenben  rtfpig  angeorbneten  I rauben  unb  mit 
iigen  3®eigen,  langgeftielten,  breigäpligen  Blättern,  längtupen,  jufammengebriidten jpülfen,  beren Samen 
groficn , meift  ftparlacprolen  Blüten,  oft  in  langen  in  grucptbrei  eingebettet  finb.  güttf  Slrten  in  Slfrifa, 
irauben,  (nötigen,  meprfamigen  hülfen  unb  oBalen,  Spina,  auf  ben  Sefcpetlen  unb  in  Sluftralien.  E.  gni- 
glänjenb  roten  unb  ftpwarjen  Samen.  Bon  ben  ca.  neense  Don.  (Safftjbaum,  Spftpbaum,  3iot» 
30  tropifepen  unb  fubtropifepen  Slrten  Werben  mehrere  wafferbaum),  ein  großer  Baum,  mit  hoppelt  ge» 
atä  3<erpflanjen  fultiBiert.  Bon  E.  corallodendron  fieberten  Blättern  unb  nt  äbtenartigen  irauben 
L-,  auf  ben  SlntiÜen  unb  in  Slibamerifa,  6 m poep,  ftepenben  Blüten,  wäcpft  auf  Rap  «klntad  unb  in 
mit  feurig  fcparlacproten,  5 cm  langen  Blüten  unb  Sierra  Seone.  Sie  SRinbe  Wirb  Bon  ben  (Jingebomen 
glänjenben  fcparlacproten  Samen,  Wirb  bad  Beitpe,  jur Sterbfifüprung  etned®otteäurteiia  in  iprenfjejren» 
iorfartige  $otj  (Roraltenpolj,  Baracara,  Bois  unb 3aubererprogeffen  angewenbet.  Sin  ber®olbfilfte 
d’immorti  l)  iu  pfropfen,  leicpt  tragbaren  Seilern  ic.  müffen  bieSlngefCpitlbigten  fie  fauen,  in  Sierra  Seone 
benupt.  E.  Crista  galli  £.,  in  Braftlien,  eine  ber  benupt  man  ben  intenfiB  toten  Sludjug.  ®erielbe 
praeptoollften  Slrten,  baumartig,  mit  langen  Stauben,  wirft  breepenerregenb  unb  abfüprenb  unb  in  grßfjem 
bunfel firfcprotenBIüten unb länglidp-nicrenfbrniigen,  ®ofen  tbblitp.  iritt  bei  bem  Slngefcpulbiaten  nur 
bunfelblau  marmorierten  Samen,  wirb  bei  und  am  ©rbretpen  ein,  fo  gilt  er  für  ftpulblod,  wirft  bie  Siinbe 
päufigfteit  fultiBiert.  Befonberd  ftpon  ift  ein  Blenb»  ancp  abfüprenb,  fo  ift  [eine  Sdjulb  erwiefen.  3)ie 
ling  mit  E.  berbacea  L-,  »URarie  BeHanger«,  mit  SRinbe  (tiadca,  Caffa)  Wirb  in  Sforbamerifa  bei 
60  cm  langen  Stauben  jinnoberroter  Blüten.  E.  Scdjjelfieber,  Stjdenterie  unb  ®iarrpfle  angewenbet. 
iudica  Lam.  (®abapbaum),  Bon  Sorberinbicn  bid  Sie  entpält  ein  in  Saffer  unb  Sllfopol  Ibdlidjed  «Ufa» 
Sluftralien,  bient  in  ben  Ififlanjungen  angemein  ald  loib,  ©rptpropptbin  CmH,jNO„  bad  ald^erggift 
Stilpe  für  bie  Bfefferpflanjen  [otuie  jur  S3efd)attung  wirft,  ßrbredjen  unb  SRudtelldjiontpe  trjeugt  unb 
ber  jungenftaffeebäumeautbinSeftinbien;  badweiepe  unter  heftigen  allgemeinen  Strümpfen  tötet. 

$oi}  finbet  gIeid)faüdBielfad)eBerwenbung.  E.caffra  (?rt)tproppt)li  (gried).),  f.  Slattrot. 

TKbg.  (Äafferbaum),  in  Sübafrifa,  Wirblöm  poep  (?rptpropfic  (gneep  ),  »Sotfepen* , bei  bem  alle 
unb  liefert  $o!j  gu  Saffertrögcn  unb  Booten,  bie  pellen ©egenftänbe mit rßtlidjem Sdfimmer übergoffen 
nad)  bem  leeren  [epr  bauerpaft  fein  follen;  auep  ald  ftnb,  befällt  bidwetlenSlugen,  bereu  Sinfe  burd)  Star» 
Rorffurrogat  ift  bad  fepr  Weitpe  $ot}  Berwenbbar.  Operation  entfernt  ift,  unb  oerfepwinbet  nadpSRinuien 
©rötprtnfänre,  f.  ßrptprin.  ober  5Eagen  opne  gotgen.  ®ie  G.  ift  Waprfdjeinlitp 

®rbtprlt (Srptpromannit.Krptproglu^in,  eine  golge  Bon  Überempfinbtttpfeit  ber  Slcppaut. 
^ppjit)  C4H,,,04  ober  CH.1.0H.(C1I.0H)1.CH,.0H  Wrptproftn,  f.  gluoredeein. 
finbet  üi  in  einer  Sllge  (Protococcug  vulgaris),  ald  ©rt)tf)rofföp  (gried).,  B.  erythros,  rot,  unb  sko- 
D}atfäureefter  unb  ald Crfetlinfäureefter (8 r g t p r i n,  pein,  ftpauen),  eine  Kombination  aud  einem  bunfet» 
f.  b.)  in  Bieten  gleiten  unb  einigen  Sltgen  unb  wirb  roten  SVupferojtjbutglad  unb  einem  blauen  Kobalt» 
aud  bem  ßrptprin  burd)  Berfeifen  mit  Siatrontauge  gtad.  Srfiered  lägt  fämtlicpe  rote  unb  orangefarbige 
gewonnen.  8.  bilbet  farblofe  SriftaHe,  fepmedt  füg,  ift  «traplen  burtp  fie  pinburtpgepen,  leptered  nebft  ben 
leid)!  liSdlicp  in  «Baffer,  Wenig  in  Sllfopol,  fdjmilgt  bei  blauen  nur  bie  am  wenigfteit  bredibaren  roten  Strap» 
126°,  ftebet  bei  330°,  ift  optifd;  inahio,  nitptgärunad»  len,  bie  bad  äuperfte  8nbe  bed  Speftrumd  (Bor  ber 
fäpia,  Berbiitbet  fltp  mit  Sfalf  unb  mit  Säuren,  bilbet  graunpoferftpen  Sinie  B)  einneptnen.  ®urd)  beibe 
mit  fdpmeljenbem  Stpfali  Cfalfäure  unb  Sifigfäure,  ©läfer  jufammen  bringt  alfo  nur  biefed  äuperfte  3iot, 
mit  gobwafjerftoff  Butpljobib,  mit  Salpeterfäure  bie  emtige  garbe,  für  bie  beibe  ffliäfer  gleitpjeitig 
8rptbrofe  (waprfcpeinlidp  ein  ©emiidi)  unb  bei  ftär»  burcpfiditig  ftnb.  Betroiptet  man  burd)  bad  8.  eine 
ferec  Sinwirfung  erpthritiäure  unb  SReioWcinfäure.  fonnenbefdjienene,  oegrtationdreiepe  Eanbfipaft,  fo 
8.  ift  ein  Bierwertiger  Sllfopol.  Spnlpetifeperpältman  fiept  man  alle  ffiegenftäiibe  rot;  bieBf!an$enerf<peinen 
8.  and  ®ioint)t  (Butabien)  C4H4.  ®iefed  bilbet  jwei  aber  im  Bergteid)  mit  ben  übrigen  gingen  auper» 
Berjd)iebcne  ®ibromibe,  Bon  benen  bad  eine  ben  be  orbentlitp  peQ,  bad  Saubwerf,  bad,  mit  blopem  Stuge 


©rijtfjroEgtajMn  — ©rjötytung. 


85 


{liehen,  tuntet  uom  Tiaren  Fimmel  abfticht,  geidjnet 

bell.  auf  buntelm  ®runb  ab;  ber  Waten,  ber 
tut  baä  bloB«  "Rüge  buntler  ifl  alä  ber  beliefte  ffleg, 
iritmt  bell,  ber  Siicdtucg  bunlel.  (Siefe  Sirtung 
beruljt  barauf.  bafj  (Blattgrün  bie  mittlem  roten 
strahlen  (gniifchcn  B unb  C)  fräjtig  abforbiert,  bie 
äußersten  roten  Strahlen  aber  reichlich  juriicfftrabtt. 
3n  bem  Don  ben  Bflonjenblättem  gurüdgeworfenen 
Siä)t,  baä  bem  biogen  Rüge  grün  erftbeint,  ift  baber 
bre\tnige  Strahlenart , bie  oon  bent  6.  allem  burdj- 
getanen  Wirb , in  üerbältniämäfjig  größerer  3J!enge 
enthalten  alä  in  bem  ütrfite,  baä  ran  ben  übrigen  Stör» 
fern  ausgebt,  unb  bieBfiongen  erf d)einen  baber  heller 
dl  bitte.  Sine  Brille  auä  rotem  unb  Oiolettem  ©taä 
(SRelanoftop)  lägt  nur  bie  mittlem  roten  Strahlen 
bu«h,  bie  m bem  Don  ben  Bftongen  gurüdgeftral)Itra 
Sicht  in  toeit  geringerer  3Renge  enthalten  unb  all  m 
bem  Eichte,  baä  Don  anbem  ßörpem  gurtldgeworfen 
toirb.  Ii(  Brille  geigt  baber  bie  Banbfchaft  ourdjauä 
rot ; bie  Bflongen  aber  ftnb  jept  Diel  bunfier  alä  bie 
übrigen  ©egenftfinbe,  beinahe  idjroarg.  (Baä  Erp- 
ttrcrhhto'flop,  eine  ßombination  Don  blauem 
Äobaltglaä  mit  hellrotem  Äupfero£t)bulgIaä,  lägt  baä 
äugerfte  Slot  unb  Blau  burd)  unb  jetgt  baher  bie 
Bftongen  prachtDOÜ  rubinrot,  iDährenb  ber  Tiare  Fim- 
mel tief  DioleUblau,  bie  Sotten  in  garlem  Purpur, 
baä  Erbroch  unb  bie  gelfen  Diolcttgrau  erfrheinen. 

Irrnitirorulngccn  (Sotpölger),  bdotqle,  etwa 
90  Rrten  umfoffenbe,  befonberä  im  warmem  Rme» 
rtla  cinheimifrhe  gantilie  auä  ber  Drbnung  ber  fe- 
fultnen  unter  ben  ßhoripetalen , Jiolgpflangen  mit 
fpiraliggefteUen,  ungeteilten  Baubblättem  unb  reget» 
mäßigen,  gwitterigen,  fünfgähligen  Blüten,  einem 
hoppelten  ftretä  Don  Staubgefäßen,  bie  gu  einer  Söhre 
Derwaihftn  iinb,  unb  einem  einfachen  Srudjttnoten, 
ber  gur  emfamigen  Steinfrucht  heranwächit.  Sich- 
tigfie  Wattung : Ervthroxylon  L. , Dpn  ber  E.  Coca 
cuxä  fBeru  baä  flofain  liefert. 

Erythro  xylo  n L.  (3J  o t h o l g) , ©ettung  ber 
fetjthrojhlageen . c trau  eher  unb  Heute  Bäume,  mit 
rotem  Bolg,  wed)felflänbigen,  einfachen  gangen  Blät- 
tern, adjfelftänbigen,  unanjeiinlichen  Weißen  Blüten 
unb  emfamigen  Steinbeeren.  Etwa  90  Rrten  in  ben 
tropifdjen  unb  fubtropifchen  ©ebieten,  meift  in  Bra» 
ftlien,  ©uapana  unb  auf  ben  RntiDen,  Wenige  in 
Wien,  Hfrita  unb  Ruftralien.  E.  Coca  Lam.  (St  o- 
faftrauih),  f-  Jafet  »©enugmittetpflangen«,  gig.  3. 
Sie  Kola  War  eine  heilige  Bflange  ber  alten  Peruaner, 
bie  bei  (einer  geftltchlcit  unb  (einem  Opfer  fehlen 
taufte.  (Sie  Blätter  ; pm  den  angenehm  bitterlich' 
peianmeengiehenb  unb  riechen  fein  ächerijd).  (Sie  Sin» 
gc tarnen  Tauen  bic  getrodneten  Blätter,  mit  Rfd)e 
ober  Ralf  Dermifcpt,  Don  morgens  biä  abenbä,  unb 
obwohl  fie  außerbem  nur  nodb  f ehr  Wenig  äRaiämeht 
unb  Rartcffetn  unb  iußerft  fetten  gteifip  geniejjen, 
fo  ftnb  fie  burch  bie  Sirhutg  ber  ßotablätter  boch  im» 
ftanbe,  große  Rnftmtgungen  mit  fieicptiglrit  gu  über» 
wmben.  Irefe  ton  Xfdbubi,  Böppig  u.  a.  bcflätigten 
Satjadjen  regten  gu  Berfuchm  an,  bie  ßotablätter 
sah  in  Sur  opa  gu  Derwerten;  man  hot  aber  nur 
mgatiM  Erfolge  ergielt.  Uber  ben  wirtfamen  Be» 
jttnbteil  ber  ßotablätter  f.  ßotain.  Bgl.  Sieoinnt), 
loä  Botablalt  (Bien  1886);  Martin  bäte,  Coca 
«cd  Cocaiae,  their  hlxtory,  etc.  (3.  Ruft.,  Sonb. 
UM);  Stortimer,  Peru.  Hiotory  of  Coca  (WeW 
fort  1901).  Einige  Rrten  tiefem  guteä  Sertpolg, 
he  Smbe  Don  E.  areolatum  Z,  (Wotbolg),  auf  3a» 
mmla,  gibt  einen  6rnunrötlidjen  garbfioff. 

im  Rttcrtum  Warne  eineä  730  m hohen. 


bereingetten  Bergeä  auf  ber  Seftlüfte  Sijilieitä  gwi« 
fchen  (Srepanon  unb  Banomioä.  Ruf  bem  ©epfet 
flanb  ein  berühmter,  angeblich  Don  Äneaä  gegrtln» 
oeter  Xempel  berRphrobite  Sri) (ine;  am  büliien  Rb» 
hang  lag  bie  guen't  Don  Elpmem  bewohnte,  bann 
grägifterte  Stabt  S.,  bie  erft  im  Seftp  ber  STarthager 
war,  bann  278  Don  Bprrhoä  erobert  unb  261  oon 
ÖamiKar  gerftört  würbe.  Sährenb  beä  erften  Buni» 
fd)cn  Jfriegeä  war  S.  ein  Diel  umlämtrfter  'ülap,  fiel 
tm  Stieben  (241)  an  3tom  unb  DerfchWmbet  bann 
auä  ber  ©eid)ichte.  Beute  ÜRonte  San  ©iuliano. 

(Btpg,  Sohn  berRphrobite  unb  beä  fßofeibon  ober 
beä  Rrgonauten  Buteä,  Steinig  ber  figilifd)en  Slpmer, 
ein  gewaltiger  gaufttämpfer,  ber  bie  gremben  gum 
gauittanipfherauäforberte,  biä  er  Don  ^eraHeä  (f.  b.) 
erfd)(agen  Würbe.  S.  foüte  auf  bem  gleichnamigen 
Berge  (f.  oben)  begraben  fein. 

<Stg(aItIiod)b.arazi,  erezi,  mittclhodjb.  arzc,  erze, 
erz),  jebeä  SRineral,  baä  einä  ber  nupbaren  fchweren 
Setatte  in  gewinnbarer  Senge  enthält.  (Ser  Berg» 
mann  fdjeibet  baä  S.  bon  bem  tauben  ©eftein,  ber 
©angart  ober  ben  Bergen;  er  unterfd)cibct  reiche 
unb  arme,  ebte  unb  unebte  Erge  nach  bem  grö» 
feem  ober  geringem  SRetaflgehalt  ber  betreffenben 
iWincraüen.  Sinb  bie  Erge  fo  rein,  b.  ty  frei  Don 
©angart,  ba|  fie  unmittelbar  auä  ber  ©rube  ober 
boch  fdjon  nach  einem  gräblid)en  3er(lcinem  unb 
Ruäfud)tn  (Bonbfd)eibung)  ber  Bütte  übergeben 
Werben  Tonnen,  fo  heißen  fteSdieiberg  oberStuff» 
erg;  mttffen  fie  bagegen  noch  ein«  mechanifchen  3er» 
Heinemng  unb  Rnreidjerung  (Rufbereitung)  unter» 
Worten  Werben,  fo  nennt  man  fie  Bocherg.  Bgl. 
Ergiagerftätten  unb  Rufbereitung.  - - 3n  ben  Schrif- 
ten ber  Riten  wirb  ae«  (gried).  chalkoa)  gewöhnlich 
mit  S.  (ülbjettio:  ehern)  überfept.  San  hot  babei  in 
ben  ältem  griechüchen  Schriften,  außer  bei  Berner, 
Wohl  nur  an  Ihcpfer  (im  öeaenfape  gum  Eifcn,  baä 
bamatä  noch  wenig  oerwenoct  würbe)  gu  beuten, 
währenb  in  ber  ältccterr  unb  wieber  in  ber  fpätern3<it 
gang  allgemein  bie  Bronge,  Segiemitgen,  bie  wefent- 
lieh  ouä  Stupfer  unb  3ion  beftanben,  alä  E.  begeidjnet 
Würbe.  SDoätorintbifcbeunb  belifcpe  E.  War  fei- 
ner Schönheit  wegen  befonberä  berühmt;  baägolbfar- 
bige  warb  alä  urei-chalkoa  (Rurichalcum),  baä  bunt» 
tere,  leberfarbige  alä  hepatizonunterf^ieben,  teptereä 
hauptfädjlid)  gu  Statuen  unb  BUften  Derwenbet.  (Sie 
fpätere  Bronge  enthält  mehr  ober  Weniger  3in(. 

(f rg  . . . , beutfehe  Borfepfiibe,  bem  griedjifehen 
Rrchi  (f  b.)  nachgebitbet,  bebeutet  bie  Erhöhung  ber 
burth  baä  einfache  Sort  begeichneten  Sürbe;  baber 
bie  Ruäbrüde : Ergämter,  Erghergog,  Ergbifchof,  Erg» 
(angier,  Ergtäinmerer  tc.  3m  gewöhnlichen  Beben 
wirb  biefer  3ufaP  freilich  nicht  nur  gur  Steigerung 
oon  ehrenben,  foitbem  aud)  ton  fdjettenben  unb  ehren- 
rührigen Ruäbrttden  gebraucht  (g.  B.  Ergtügner,  Erg 
bieb  u.  bgl.). 

<?rgäi)lung  ift  eine  ©ranbform  ber  poetifhen 
SJarftettung;  baä  »ergählenbe  Element«  ber  Boefie 
beftept  in  ber  Ruäfage  über  © e f ch  c h n i f f e ber  äufeem 
ober  innem  Seit;  am  nächften  ftept  ihm  baä  auf  Ob 
jette  unb Jfuftänbe  ftch  begiehenbe  bejchrcibenbe  Eie 
ment  (f.  Boefie).  3m  engem  Sinn  ift  6.  eine  Unter» 
art  ber  ergäblenben  ober  -epijdjen  Sichtung«  (f.  b.). 
Sie  unterfheibet  ft<h  Dom  Epoä  unb  (Roman  burd)  bic 
engere  Begrengung  beä  Stoffeä,  fie  bietet  (ein  Seit 
bilb  wie  biefc , fonbem  einen  engem  Ruäfdpritt  beä 
Bebenä;  fie  Tann  in  jeber  ßulturfd)id)t  fpieien,  unb 
Weber  bie  Doltätümtiche  Rnfdjauungäweife  ber  epi- 
(chm  3eü.  nod)  bie  mobem  • inbiDibueüe  ift  Don  ihr 


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86  ©rjantabine  — 

audgefdjtoffen;  fl«  lann  ade  8rtcn  ber  ftf(t»<tifrf)«n 
©runbftimmungen  (bie  patljetifcbe,  fatirtfdjc,  elcgifcfje 
Db«r  bumoriftifdje)  aufrocifen ; ft«  tann  in  '-Bert  obre 
Srofa  auftreten  unb  [ct)r  Bcrfdjiebenen Umfang« fein; 
fie  ift  oft  nur  fdjmer  oon  ber  SoOeüe  ju  fdjcibcn.  Sad 
$mxtptc^araTtciiftitum  ift,  bafs  in  if)r  bad  erjäfjlenbe 
Element  unbebingt  borwaltet:  eine  6.  mit  langen 
Sefdjreibungen,  Sefleyioncn  unb  ltjrifdjat  Ergttjfcn 
märe  ein  Unbing.  3ut  ©attung  ber  Serderjätjlung 
ober  poetifdjen  E.  gehören  j.  8.  bi«  fleineni  er- 
jäblenbcn  Soeften  ber  mittelalterlichen  Sichter  («Ser 
arme  §einridj«  Bon  $artmann  Bon  8uc  ic.),  bie  Bon 
!p.  ©adjd,  2>agcbom,  Wiclattb  ic.,  »ie  bie  jatjlreidjen 
ltuiicf)-tpifd)cn  Sichtungen  ber  Seujeit  Bon  SB.  Scott 
( »ÜRäbdjen  Born  See«),  2orb  Stjron , Sh-  äJloore 
I »2aHa  Sootfj"),  Songfelloto  (>l$bange(me«),  3ebl<5 
c-Walbfräulcin«),  ßmlel  (.Otto  ber  Schlißt,  3- 
Wolff  (.Sattcnfänger*)  u.  a. 

ffirjamabine,  f.  Ülmabinen. 

(Srgämter,  im  frühem  Seutfdjen  Seich  Staats- 
unb  ipofümter,  bie  mit  ben  ßnrwürben  Berbunben 
toaren.  Schon  am  fränlifchen  ßönigdljofe  finben  ftd) 
Bier  oberfte  fcofämter,  bad  8mt  bed  Irudji'efj  (Scne- 
sclialk,  Dapifer),  bei  äRarfdjatld  (Comus  Stabuli, 
rooher  Counctalle,  Stallmeijter) , bei  ßämntererd 
(Thesaururius,  Camerarius),  beb  Sdjcnten  (Buticu- 
larius).  3m  Seutfcben  Seich  fmb  biefe  Ämter  bei 
feftlicfjen  ©elegenljeiten  Bott  Seidjdfürften  Berfehen 
Worben.  Später  wechfelten  bie  Ämter  unter  ben 
Scidjdfürfteu.  Sie  fflolbene  8utle  Bon  1356  hat  ben 
beftci)enben  3uftanb  gefepltd)  anerfannL  Sie  Seihen- 
folge  ber  Sturfürften  war  nunmehr:  JJiainj  ((£ r j • 
(an jler  [f.  b.],  Archicancellarius,  für  Seutfdjlnnb), 
Sricrißrüfanjler  für  8urgunb),  ßöln(Etjfan  }■ 
ler  für  3tnlien),  Söhmen  (Erjfdjcnl,  Archipin- 
cerna),  Sfaljgraf  bei  Spein  (ttr  jtrud)|ef],  Archi- 
clapifer),  Sachten  (Erimarfdjall,  Archimurescal- 
lus),  Sranbenburn  (Srjtämmerer,  Archicame- 
rarius).  8udj  würben  bie  Munitionen  ber  6.  bei  ber 
ßröttung  aufd  genauefte  feftgefept.  Soch  war  ed  fchon 
bamald  üblich,  baß  bie  3n|abet  ber  E.  mit  ihrer  8er« 
trelung  gewiffe  Unterbeamte  beauftragten,  bie  in  ber 
Solge,  alb  jene  immer  feltener  unb,  wie  bicb  feit  ber 
Stille  beb  18.  3<tl)tb-  ber  Mall  mar,  gar  nicht  mehr 
perfönlieh  Sicnfte  leifteten,  allein  bie  mit  ben  Erj- 
ämtem  oerbunbenen  unb  ju  bloßem  3eremonietl  ge» 
loorbenen  Munitionen  ju  oerrici)ten  hatten.  So  ent- 
ftanben  bie  Erbämter  (f.  b.),  beren  3n|ab(r  fietb 
bett  erften  8belägefd)lecbtcm,  wenn  auch  nicht  immer 
reidjdftänbifdjen,  augehörten.  Sie  Erjlanjter  hatten 
8ige(anjler  alb  ©ehilfen  unb  Stellnertreter.  81b  im 
SreiBigiährigenftrieg(1622)  ber  Sfaljgraf  bei  Shcin 
buräi  ben  itaifer  geriinanb  II.  feiner  Sturmürbe  be- 
raubt würbe,  ging  er  auch  beb  Erjtrudjfeftamted  Ber- 
luftig,  unb  beibeb  würbe  bem  fxrjog  Stajimilian 
Bon  Satjcm  (25.  Mehr.  1623)  übertragen.  Sitrdj 
ben  Weftfälifchen  grieben  Würbe  biefe  Übertragung 
beftätigt,  juglcidj  aber  für  bie  Sßfalj  eine  achte  Shir- 
ftimme  gefchaffen  unb  für  biefe  ßurftimme  (1662) 
auch  ein  neued  Erjamt,  bab  Erjfdjaßmeifteramt, 
errichtet.  ßaifer  Seopolb  I.  (1692)  Berlieh  bem  §aud 
8raunfdjrocig-2üneburg  (^annooer)  bie  neunte  Sur 
mit  bem  Erjpanneramt  818  mährenb  beb  Spa- 
nifchen  Erbjolgefrirgd  ber  Surfürft  non  Baßem 
(1706)  in  bie  8djt  erllärt  Würbe  unb  bie  fturpfalj 
bab  Erjtrudjfcßantt  bei  biefer  fflelegenheit  junid« 
erhielt,  rüttle  Sraunfdjwcig  (1710)  in  bab  Erjfdjaß. 
meifteramt  ein.  Sa  aber  KurbaBem  burch  ben  Sa- 
flauer  Mrieben  (1714)  in  ade  feine  Mürben  unbSedhte 


©rsbifdiofsfiiit. 

Wieber  eingefept  mürbe , [»mit  aud)  bab  ErjtruchfeB- 
amt  wiebererhalten  foflle,  laut  eb  ju  langen  Siffe- 
rengen^bie  erft  1777  bei  ber  Sereinigung  Satjcmd 
mit  ber  'fsfalj  unter  Sari  Sheobor  baburdj  erledigt 
Würben , baß  ber  Surfürft  Sari  Sfjeobor  in  bie  alte 
pfäljifche  Sur  unb  bab  bamit  Berbuubene  Erstrud)- 
feßamt  fulgebierte,  Woburch  für  Sraunfdjioeig-^an- 
nonre  mit  ber  achten  Sur  jugleid)  bab  Erjfct)apmeifter- 
amt  offen  Würbe.  Surd)  bte  Sälularifationen  1803 
gingen  bie  Kunuürben  non  Srier  unb  Äötn  ganj  ein, 
unb  ber  Erjbifdjof  Bon  Waim  blieb  als  Ercbtfd)oj 
non  Segenäburg  ber  alleinige  Er jlanjler  beb  Seicheä. 
Sie  Bier  neuen  weltlichen  Jturfürften  non  Württem- 
berg, 8aben,  §effen-Saffel  unb  Saljburg  blieben  bis 
auf  ben  erfient,  her  bas)  fchon  früher  Bott  ihm  bean> 
fpnichte  Eripanneraml  erhielt,  ohne  E.  Sab  8mt 
beb  Erjiägermeifterb  (Archivenator),  mü  bem 
bie  SRarlgrafen  non  Sleifsen  beiraut  waren,  Währenb 
bie  fjürjlcn  Bon  cschwariburg  bie  Munitionen  beb 
Unterjäger  nt  ei  ft  erb  (Subrenator)  nerfahen,  ha  tic 
»war,  alb  nicht  mit  einer  ßunoiirbe  Berbunben,  in 
ber  ©olbenen  Sülle  leine  8ufnahnte  gefunbett,  warb 
bagegen  burch  eine  Urlunbe  non  SaifcrStarllV,  jenen 
aubbriictlid)  beftätigt.  Sie  Seichberbämter  mürben, 
wcnigftcnb  nt  ber  fpätern  3c'l,  Bon  benjenigen  Erj- 
änttem,  bie  ffe  Ucrtratcn,  nicht  Born  itaifer  Berlieljen. 
8uih  für  bie  ffaiferin  gab  eb  befonbere  ®. ; fD  war 
ber  Mdrfiabt  Bon  Mulba  ihr  Erjlanjler,  ber  Mürftabt 
nt  Sempten  ihr  Erjmarfdiall  unb  ber  8bt  ju  St. 
SRajcimin  bei  Srier  ihr  Erstaplan.  Sgl.  gtef er.  Sie 
Seichähofbcamten  (Seen  1863);  £übide,  fiurrecht 
unbErjamt  ber  2aienfürften (Saumb.  1872);  2 in b> 
ncr,  Sic beulfchen ßönigbwahlen  unb  bicEntjtebung 
beb  ßurfürftentumb  (2cip  j.  1893)  ;ßird)höfer,  3ur 
Sntftehung  beb  SurloUegiuntb  (2>aEe  1893). 

erjbttfl,  f.  Eifenerj. 

®rjbifthof»(Archiepi.Hcopns),  firchlicher  Smt§- 
träger,  ber  nicht  nur  Sifdjof  einer  eignen  Siögefe 
(Erjbiögefc,  Erjbibtum)  ift,  fonbem  auch  über  anbre 
Sifdiöfe  (Suffragane)  unb  beren  Siöjefen  (fogett. 
erjbitchöfliche  Sroumj)  gewiffe  Scd)te  aubübt.  Sie 
Ergbif^öfe  gingen  aud  bem  jtRetropolitanBerhältnib 
heroor,  b ab  ftd;  in  ber  alten  Seid)8!ird)e  aubfiilbete, 
fofern  bie  Sifchöfe  einer  größern  SroBinj  in  bem 
Sifdjof  ber  Srooin jialhauptftabt  ihren  naturgemäßen 
SRitielpunlt  fanben.  E.  nannte  tnan  in  ber  M°lfl* 
aber  auch  «inen  äRetropoliten,  bem  anbre  TOetropo- 
liten  untergeben  waren  (f.  Satriardj).  311'  8benb- 
lanb  ging  ber  Sitei  6.  feit  bem  9.  Sdhfh-  an  alle 
ÜRetropohten  über.  3nt  86cnblanb  tarn  bie  Sletro  - 
palitanoerfaffung  befonberd  feit  ßarld  b.  @r.  3f'ten 
jur  Entfaltung.  Sen  Erjbifdjöfen  tommen  außer 
ben  fchon  im  Epiftopat  enthaltenen  Sedjten  noch  fol« 
genbe  3uriSMtion8recbte  ju:  bad  Sccht,  bie  Spnobe 
iu  berufen,  auf  bcrfelben  \u  präftbieren  unb  ihre  8c- 
fchlüffc  ju  publtju-rcu,  Überwachung  ber  gefaulten 
Serwaltung  ber  ßirdjcnprooinj  unb  Stfitaüon  ber- 
fclben  unb  ald  bad  widjtigfte  bie  ©erichtdbarleit,  für 
bie  fie  bie  8ppeQationdinftanj  bilben;  baju  eine  Seihe 
oott  Ehrenrechten,  namentlich  Sortragung  bedßrcujeä 
bei  feierlichen  ©clegenljeitcn  innerhalb  ber  ßirchen- 
proomj  unb  bad  SnlHum  (f.  b.).  3«  Sreußen  hohen 
bie  Erjbifdjöfe  ben  Sang  bed  Oberpräftbenten , in 
Satjem  unb  ber  oberrheittifchen  ßcrdienproBinj  bad 
Sräbilat  Ejjellcni.  3n  ber  eoangelijdien  Snrdjc  ift 
bie  rejbifdjöflidje  Würbe  Bereingelt  ald  8ud}eichnung 
Bedielen  warben.  S.  Sifdjof  unb  Srimad. 

(rrjbifcboidlnit,  auf  Wappen  ald3<i<hcn  ber  erj- 
bifchöflichen  Würbe  ein  flauer  grüner  J ut  mit  breiter 


©rjbiatum  - 

Sbceispt,  an  Dem  re<f)ti  unb  lintl  an  ebenfalls  grünen 
Säumten  \t  jef}n  Guaften  Rängen,  georbnet  1,2, 3, 4 
unter  emattbei  (f. 
«bhilbunff).  «uf 
bem  ©d)ilbe  ruljt 
bie  IDiitra,  hinter 
bemS<J)iIt>erfcf)emt 
ein  boppelarmigei 
©ortragäfreuj  unb 
ber  Rncmmftab. 
Sie  e^entalS  fou- 
Detänen  gctitfidteu 
Sleit&Sfüqteu  führ 
len  ein  blanfeS 
Saniert,  mit  bem 
Rrumtnftabe  Ritter 
bem  ©tappcnfchilbe 
®riMi4»t*buL  getreiut,al03eid)en 

bei  ©lutbann!. 

Srjbiätnm,  auch  SrjbiBjefe,  lllmübereiib 
(Sprengel)  eines  grjbiichof!  (f.b.).  Seutfcbe  @rjbi8- 
tümerjmb:  ©amberg,  jreiburgi.Sr.,  @nefen»©Djen, 
Hein  unb  SSündjen  Jreiftng  (j.  Deulfiijlanb,  3.  775). 

Srjbrnbcrfrbafttn  finb  ©ruberfcboften  ((.  b.), 
bi*  Bau  ber  Strebe  ermächtigt  finb,  anbre  ©ruberfdjaf- 
ten  beSfelben  SiamenS  unb  Jroecfe!  jid)  anjugliebem 
unb  an  ihren,  ihnen  non  ber  Rircbe  Derliebenen  TIbläj- 
ten  uub  ©naben  teilnehmen  ju  taffen ; j.  ©.  bie  ®r  jbru 
beritan  »out  ©ilrtel  btS  heil.  &ranj  Don  Wfftft  (1585 
errichtet),  bie  Srjbrubcrfcbaft  Dom  loftbaren  ©tute 
Jefu  (fhrifti  1 1814).  bie  febr  auSgc&reitetetSrjbruber* 
icbatt  Des  heiligen  unb  unbeflccfien  percen!  SWariä  jur 
Belehrung  ber  Sitnbcr  (1838),  bie  Srjbruberfcbaft 
jitm  iroite  ber  aniten  Stelen  (1841),  bie  Srjbruber 
icfcan  Unferer  Sieben  grau  Don  ben  ®ngeln  (1871). 
Sgl  Stringer.  Sie  ©bläffe  (12.  täu|l. , ©aberb. 
©rjbiöjefe,  f.  Srjbütum.  [1900). 

®r,l*u,  mit  Sr  anreben.  (.  ©nrebeformen. 
©rjtngel,  f.  Engel,  S.  788. 

©r  jene  m (Erferum),  ^auptftabt  beS  g lcichn  a m i< 
gen.  einen  großen  Seil  Don  Armenien  umfaffenben 
Silajet«  ut  ber  aflatifchen  Xürfei,  baS  ca.  61,000qkm 
treal  unb  etwa  848,000  Smro.  hat  unb  in  bie  Sanb- 
fcbafi  g.,  Srjingiün  unb  ©ajeiib  jerfällt.  Sie  Sage 
ber  Stabt  ift  fommemieU  unb  ftrategifch  gleich  wichtig. 
Sie  liegt  nahe  ben  Supfiratguetten  (Raraiu)  1966  m 
brach,  am  3übojtranbbcr30kwlangcnunb  10— 15  km 
brettm,  iehr  fruchtbaren  pochebene  Don  ®., 'bie int 
X.  smn  ft!  ©aba,  Sara  Rajalar,  Xumlü  Sagb  unb 
ts  S.  Dom  Gjetlü,  Rarafajn  unb  ©alanböfen  Xagb 
tegrenjt  wirb.  Sa!  Rlima  ift  lehr  Ialt  (Jahreämiiiel 
Sugufi  22°,  Januar  — 10°).  G ift  mit  hoppeltet 
Steinmauer  unb  tiefen  ©räben  umgeben  unb  hat  im  S. 
emeJttabeHe  (Jtfd)  Ralf),  in  ber  ber  ©aftha  wohnt.  Sie 
Stabe  jä$U  39,000  (Srnto.  ('/s  Xttrfen,  '/•  Armenier), 
Dun  benen  ber  grB&ete  teil  in  ben  ©orftäbten  lebt 
Sie  Straßen  finb  troff  beS  Diclfach  bmburchfltefjenben 
Baffer!  fchlecht  uitb  unreinlich,  bie  Käufer  meift  Don 
Stern  gebaut,  oft  halb  unterirbiftb.  mit  Deinen  ffen- 
ftera  unb  flaihen,  rafenbebeeften  Xäcbcrn.  S.  befifjt 
6ä  aSoicheen,  banmter  bie  flattliche  Ulu»$jami,  15 
XerBnibflöfter,  39  Rarawanferttrti,  4 chriftliche  Stir- 
nen, 17  ©aber  unb  mehrere  große  Rnfernen.  Sie 
Stabt  ift  Stp  beS  ©eneralgouDerneur!,  eine!  grego» 
tiami<hen®rjblf<hofS,  eines  aniieuucblatholiiciii'u  unb 
«ine!  griechifch-orientalifihen  ©iichofS,  faefi (jt  mehrere 
ffiebrefjen,  eine  Sfilitärfchule  unb  anbre  ®<hulen  ber 
Sohammebantr  fotoie  baS  Kollege  Sanafarean,  eine 
*•4  heutfeher  ftrt  emgerichtete  schule.  Xurd)  feine 


- ©rjgebirge.  8? 

J Sage  am  ^anbclSweg  jWifcSen  Xrapejunl  nach  Xebrij 
(ber  alten  *gtniiefcfchenSti'afte*)  Warb  S.  ein  tjjaupi- 
flape!*  unb  Siaftpian  für  bieftarawanen  unb  gelangte 
ju  einem  im  Orient  feltenen  Juftanb  ber  ©lüte.  3>urch 
wieberholtc  flbwanbmmgeii  ber  Vtrmemer  unb  ©e • 
bietSDerluft  an  Kufelanb  bat  ber  Raubet  ©rjerumS 
SWar  gelitten;  aber  tropbem  nimmt  eS  unter  ben 
panbelSplSJen  flnneniens  noch  immer  ben  elften 
IHana  etn.  Ser  ©ert  be!  .tianbri!  wirb  auf  etwa 
20  'ijcUl.  Sffif.  jährlich  angegeben ; ber  Xranfit  ift  brei- 
biä  Dicrmal  grbher.  SRamentliih  ift  bie  Jufuhr  ton 
©etreibe,  'Uielil  unb  anbent  Sebenbmitteln  bebcutcnb. 
Surch  Sfonfulit  finb  tertreten  Suglanb,  ffranfreicb. 
©ropritannien,  Jtatien,  ©erfien  unb  bie©ereinigten 
Staaten.  Srühcr  b«ü(  ®-  eine  anfebnlicbe  SKetaD- 
mbuftrie;  feine  ®ifeu<  (jpufeifen, ©affen)  mibfiupfer* 
toaren  ftanben  in  großem  SRufe. 

®.  entfpriebt  ber  altannemidien Stabt  Rärin,  waS 
bie  ©riechen  in  Sfarana  Dcränberien.  Ser  btjjatiti« 
nifdjc  Rauer  flnaftatio!  I.  (491-  518)  befeftigte  fie 
unb  nannte  fie  a hfob oü o po 1 1 d 602  geriet  fie 
Dorübergehenb  in  ben  ©eft|  ber  ©erfer,  ebenfo  gegen 
®nbe  be!  6.  Jahrb. , wo  ein  großer  Seil  ihrer  Ein* 
Wolfiter  nact)  pamabän  Derpflanjt  würbe.  647  erober- 
ten fie  bie  flraber,  benen  fie  burih  bie©rie<hen  Wieber- 
, hol!  fireitig  gemalt  würbe,  aber  halb  nach  1000  boä; 
Dcrbtteb.  1047  würbe  bie  benachbarte  altarmenifche 
Stabt  flrbjn  Don  ben  ©erfern  lerftört ; ebre  Simuoh- 
ner  flüchteten  nach  Rärin,  Da!  fcitbcni  9lrbjn3iüm 
(ba!  römifche  ober  griedüiche  ftrgen)  benannt  würbe, 
worau!  G.  ottftanb.  1201  fiel  ®.  in  bie  fjmiDe  ber 
Selbfdhufen,  1247  in  bie  ber  ©longolcn ; 1472  fam 
ei)  mit  ©roßarmeniett  unter  perfiiehe  unb  1522  unter 
lürüfdje  fierrfchaft.  Jnfoige  be«  Siege!  ber  Suffen 
unter  ©astewitfeh  über  bie  Xürfen  in  Dev  Gbeue  ton 
G.  (Juli  1829)  laut  ba!  ©njchalif  nebfi  ber  fpaupt' 
flabt,  bem  ©oflwerf  ber  Xiirtei  gegen  ©ußlanb  unb 
©erfien,  in  ruffifdj*  ©ewalt,  warb  aber  im  Trieben 
Don  flbrinnopel  (14.  Sepi.  1829)  bem  Sultan  juriid» 
gegeben.  Son  neuem  befehlen  e!  bie  Suffen,  bie  am 
4.  9foo.  1877  über  bie  Xiirtcn  in  ber  SMlje  Don  ®. 
bei  Seroe*©oDun  fieglen,  im  Rebruar  1878,  räumten 
tS  aber  nach  bem  ©erltner  St  ieben  wieber. 
@c)eugenbe,  f.  riglmbcr 
(5rjfaÜ,  foDiel  Wie  flDelbtorfihuh  unb  ®rjfäule. 
©rjflöjc,  f.  Srjlagerftätten. 

Chriformaiioii,  bie  innerhalb  einet Srilagerjlätte 
gleichjeitig  abgejeßleii  Sfiincralien;  auch  bao  gleich- 
artige fonftante  3wfammenDor!ommen  berftlben  Sii» 
neralien  auf  Srjlagerftätten ; ogl.  ©ang. 
Oür.jgäugc,  f.  ®rjlagerftätten  unb  ©ang. 
©rjgebirgc (f ä ch f i Ich e 8 S-).  Da! erjreiihe fflrenj» 
gebtrgejwifchenSBhmen  unbSachfen  (f.  Rarte  «Sach- 
fen«),  erftredt  fidj  in  einet  Sänge  Don  125  km  Don 
©iffln  an  ber  Elbe  unb  Dora  Roheit  Scfjneeberg  über 
©obenbaih  bi!  jur3wola(3wol>au),  bie  beigailenau 
in  bie  Sger  münbet.  Sübweftlich  Don  ber  3wota  Der- 
mittelt  Sa!  ®Iftergebirgc  (f.  b.)  bie  Sevbinbnng 
mit  bem  Fichtelgebirge.  Son  ©Öhmen  au-3,  Wohin  bao 
®.  fteil  nach  ber  ©iela  unb  in!  obere  Egertal  abfäüt, 
macht  e!  ganj  ben  Sinbvucf  eines  ben  nördlichen  ijori« 
jont  begrenjenben  ©ebivae!;  benn  währenb  ©oben» 
ba<h  im  SIbtal  135  m,  Offegg  am  ©ebirgäfuß  290  m, 
Romotau  330  m uttb  granjenäbab,  cm  äußerflen 
Sübwetien,  44 1 tu  hoch  liegen,  find  ber ©ebirgßrüden 
Dom  680  m hohen  SRotlenborf«  ©aß  bi!  jur  Gljter 
nirgenb!  unter  650  m.  erhebt  fitS  uielmehr  auf  lange 
Streifen  felhft  hi!  ju  800  unb  1000  ui  unb  rüdt  ba» 
hei  fo  nahe  an  ben  Sübrnnb,  baß  bie  Entfernung  ber 


88  Grjgebirge  (fä<brtfd)eS). 

bödiften  Süden  unb  Ruppen  Born  fflcbirgSfuf)  meift  eng  unb  Biel  gewunben,  ber  ©iauenidje  ®runb  über 
nicht  mehr  als  7—8  km  beträgt.  SaS  9(orbgel)änge  190  m tief  cinnefcpnittm. 

bagegen  ift  ein  breites,  Bon  jabireicben  tiefen,  Bielge-  ©eologifd)eS.  1er  Kern  beS  ©ebirgeS  behebt 
IBunbencn  Sälern  burcbfthnitleneSfjocf)Ianb  mit  brei-  im  9(0.  au«  ©net«,  im  SSB.  auS  fflranit,  ©(immer- 
ten,  plateauartigen  Stüden,  oljne  bominierenbe  foöben,  unb  Sonidjiefer.  Ser  ©neiS  (grauer  ©iotitgneiS  unb 
inbeni  fein  fflipfel  um  meljr  als  800  m bie  umgeben-  tweiglimmerigcr  ©neiS,  roterSÄuSloBitgneiS,  Sporn- 
ben  ©lateauS  überragt.  Ser  bjiädjftc  Seil  beb  ©rj-  blenoegneiS  nebft  Einlagerungen  BonSlmpbibolitunb 
gebirgeS  liegt  im  Quellgebiete  ber  3;chopau  unb  ber  (ßmigrm  Kall)  erftredt  ftd)  Bon  Schlettau  «nb  Buna» 
3widauer  ffiitlbt,  baS  falte,  natt)  Söhnten  überarei-  berg  un  S5B.  bis  Sieben  leim  unb  Sicbflabt  im  9(0.; 
f ettbe  fogen.  fätbfiftbeSibirien,  wo  auf  einer  UiafiS  in  ©Öhmen  ftbneibet  er  mit  bem  ©ebirae  jiemiid)  fdiarf 
Bonnabe650m,  aufberßibenftod,  Scbneeberg.Seper,  an  ber  Borliegenbcn  ©bene  ab.  fjratüben  grauenflcin 
©brenfrieberSborf , SBoifenftein,  Pinnaberg,  9J(arien-  unb  Sauenftein,  auch  jtutfd)en  greiberg  unbSbaranbt 
berg,  Sebaftianöberg  liegen,  bnä  Sianb  ju  1000,  in  toirb  ber  ©neiS  burdtbroeben  Bon  ©ranit  unb  ©or- 
feinen  büd)ftcn  Kuppen  über  1200  m bod)  anfteigt.  pbpr.  Ser  ©linunerfdjiefer  (mit  Einlagerungen  Bon 
fjicr  liegt  an  ber  Quelle  bcS  SchwarjwafferS  jwifdjen  1 ©rapbit  filbrenben  ©neifen,  Ouargitfdjicfern,  Plmphi* 
beut  wefjlid)  gelegenen  Spig  berg  Bon  1111m,  bem  ! bolit  tc.,  aber  aud)  Bon  ©erbü  filbrenben  ©limmer» 
norbbftlitben  Riibtelberg  Bon  1213  m unb  bem  be-  i febiefern)  begrenjt  ben  ©neiS  im  SB.  unb  ift  befonberS 
beutenbften  ©erg  beS  ©rjgebirgeS,  bem  Keilberg,  Bon  Sdjleüau  unb  Sipcibenberg  bis  SoatbitnStbal 
Bon  1244  m Stöbe,  ©otteSgab,  fein  bötbfter  Ort,  in  ©öbmen  entmidelt.  3bm  fdjliefst  fid)  Wefllidj  ein 
1028  m ü.  3Ji.  Steil,  j.  S.  felftg  ift  ber  Vlbitttrj  biefer  ©ranitgebiet  an,  baS  fid)  Bon  ©ibenftod  jübwärtS  bis 
Stöbeninfel  inS  norbtoärtS  gernbtete  ©öbltal  fotoie  nad)  HarlSbab  auSbreitct  unb  weiter  norbweftlid)  auS 
aud)  nach  ®.,  Wo  3oad)imdtbal  über  611  m tiefer  bem  Sonfdjiefer  bei  Birdjberg  rtnb  Cberlautcrbadi  in 
alo  ber  Reilberg  liegt.  Sin  ber  nörblidjcn  fjalfte  Unfein  berBorbridjt.  Ser  ©limtnerftbiefer,  jwifeben 
erbeben  fid)  als  tafelförmige  Kuppen  ber  Sären-  3oad)im8tbal  unb  Öleiftabt  burd)  ben  ©ranit  unter- 
st e i n (898  ml,  berScbeibenberg  (805  m)  unb  ber  brotben , jiebt  Weftliib  Bon  ©leiftabt  längs  beS  Süb- 
©öblberg  (832  m)  bei  SInnaberg  über  baS  Plateau.  ranbeS  bcS  ©ebirgeS  jum  gidbtetgebirge.  ©erfteme- 
^wifdjen  bem  SdjwarjWaffer.  ber  ^roidaucr  SJiuIbe  ntngsleere  Sonfcbtefer  ber  ©bpnitformation  unb  beS 
unb  3wota  erbebt  ftd)  baS  ©lateau  über  800  m mit  Kambriums  mit  Einlagerungen  Bonftomblenbefdjic- 
ben  ©ipfelböben  beS  KluerSbergS  (1018  m),  beS  fer,  Sad)fd)iefer , Ralf)d)iefer  unb  Guarjit  erftreden 
® u d) i d) o d)t e I b e r g S (980m),  beS  ©roßen  Siant-  fitb  auf  ber  norbweftlitben  Seite  Bon  ßberan  im  9(0. 
luelsbergS  (956  m),  am  SSeftranb  über  ber  ober-  bis  ÖlSnif)  im  3SB.  unb  finb  befonberS  jfoifdjen 
ften  SJiuIbe  mit  bem  ©djuedenftein  (874  m).  3o-  Vlborf  unb  9(oid)enbad)  Bcrbreitet  tflucb  fuuriftfce 
banngeorgenftabt  liegt  nod)  760  m bod)  unb  baS  be  Sonftbiefer,  Riefelfdjiefer  unb  ©rauwaden,  j.  S.  mit 
nad)barte  ^Platten  (H90  m)  nod)  bol) er.  Smfeit  ber  ©raptolitben,  fowie  bcBonifebe  Sonftbiefer,  Quarjile 
©veßni|),  bis  SebaftianSberg  reitpenb,  liegt  ber  : itnb  Ralle,  beibe  mit  Einlagerungen  Bott  SiabaS  unb 
Heinere  öftlidje  glügcl  ber  bötbfieit  flnftbrnetlungen  SiabaStuffen,  finb  bei  S>ainid)cn  unb  befonberS  füb* 
bed  ©rjgebirgeS,  in  bem  bet  fg  a j)  b e r g , norböftlid)  weftliib  Bon3widaunad)gcwiefen.  ©efteine  ber  Kulm- 
Bon  ifjreftnijt,  nur  »90  m erreicht,  jwifeben  bem  ®e>  fonnation  finben  fitb  bet  SBilbenfelS  unb  Jiamitben. 
baftianSbergpaß,  über  ben  bie  Straße  Bon  91nnaberg  üuaberfanbfteine  jtoifd)en  Sbaranbt  unb  greiberg 
nad)  Komotau  unb  eine  ©ifenbabn  führt,  unb  bem  ; Sertiäre ©ruptiBgefleine,  befonberS Safalte, cridjeiner, 
859  m bol)en  SJnfj  jwiftben  Offegg  unb  Katharinen-  mehrfach  bem  Kamm  beS  ©ebirgeS  hrppenfönnig  auf- 
berg  erbeben  fitb  nur  wenige  fiunfte  beS  bis  unter  gefefjt  (Bärenftein,  Spipberg,  Böblberg.  Scheiben 
800  m finTenbcn  ÄiidenS  über  biefen,  barunter  ber  bcrg.gitbtelbcrg.  ©eifing  :c.) , 'BbOI,ol'tb  unb  Seujito 
917  m hohe  ©ernftein.  9(orböftlitb  bagegen  fteigt  j pbßr  lommen  bei  Oberwiefentbal,  jufamnten  mit  öa- 
im  Cuellgebiet  ber  glöba,  ber  greiberger  iKulbe  jalttuffen,  Bor. 

unb  ber  betben  Oueüflüffe  ber  S3eißeriß.  ber  Silben  j SaS@.  war  bereits  BorVlblagerung berprobultiBen 
unb  Stolen  SBeifierip,  ber  Sübranb  beS  ©rjgebirgeS  Steinloblenformation  gefaltet  unb  aufgcridjtet;  benn 
bis  über  baS  9(iüeau  Bon  850  m an.  Sie  f)öbe  bes  beten  Schichten  ruhen  bci3widau  unb  ^ainithen  notb 
IßaffeS  Bon  3'nnwalb,  ber  über  biefeS  ißlateau  itad)  I ungeftört  (borijontal)  auf  ben  fteil  gefteHten  Rulm- 
lööbmen  führt,  ift  870  m.  Sie  legte,  an  688  m fd)tdüen  unb  ben  unter  ben  leptcra  bcrBorttetenben, 
über  baS  ©ibtal  ftd)  erhebenbe  §ötie,  ber  723  m gefalteten  ältem  Sdjiefem  auf.  9(adi  bcrVhifriditung 
hohe  Sdjneeberg,  gehört  fdjon  bem  ©ibfanbfteinge-  beS  ©ebirgeS  bradjen  hier  unb  ba  ©ruptiBgefteine, 
birge  an.  Bon  biefem  hoben  Sübranb,  beffen  böd)-  wie  Barphpr,  ©orphBrit,  SSelaphpr  ic.,  betBor,  aud) 
fter  Kamm  toeber  mit  ber  SBaffer-  notb  mit  ber  poli  SKineralquetlen,  welche  bie  Spalten,  auf  benen  fteauf* 
tifeben  Scheibe  Boüftänbig  jufammenfällt,  fenK  ftd)  fliegen,  mit  HKineralien  unb  ©rjen  erfüllten.  Bon 
baS  Sanb  wie  eine  große,  wetlenfönnige,  geneigte  ben  jajilreieben  ©rjgängen,  bie  bei  greiberg,  9)(arien- 
©bene  nach  9(SB. , 9t.  unb  910. , Bielfacb  bmcbfurd)t  berg,  coebneeberg,  yobanngeorgenftabt  tc.  baö  ©ebirge 
Poti  ben  jablreicben  ©ebirgSbäcben  unb  gtüffen.  Sie  burdjfchloärmen  unb  früher  eine  große  Ausbeute  an 
flöhen  um  3widau,  ©laitcbau,  SJiittwciba,  Sieben-  Silber,  Blei,  Rupfer,  XBiSmut,  3t»(.  Kobalt,  9lidcl  tc. 
lehn,  Sbaranbt  erbeben  ftd)  nur  noch  bis  480m,  mäh-  ergaben,  bat  baS©.  feinen 9(amen.  9lucb3'nntr3  fanb 
renb  bie  Orte  felbft  nur  Bon  266  m bis  unter  220  m ftd)  fowot)!  in  ben  fogen.  3innfeifen  auf  fchtnbärer 
bod)  liegen.  £>obenftein  erbebt  fid)  nur  auf  einer  flagerflätte  alS  auch  in  bem  anjtebenben  ffleftein,  in 
niebrigen  ©erginfel  barüber,  ebenfo  'fluauituSburg  ; ben  fogen.  ©reifen -Stodwerlen,  fo  ju  Vlltenberg. 
über  ber  3fd)opau.  Vliid)  ber  eüipiifcbe  Kram  Bon  1 3innwalb,  ©raupen,  ©eper,  Schlaggenwalb  ic.  (Dal. 
einjelnen  fjüben,  bie  baS  ©ranulilgcbirge  im  SB.  unb  bie  Karte  *91u(ibare  SJlineralien  in  Scutfcblanb*,  ©b. 
0.  non  SholMieim,  nörblicb  Bon  SKittweiba,  umge-  4,  ®.  765).  Sie  grojje  ©erwerfung,  bie  baS  ®.  gegen 
ben,  iiberfteigt  nur  Wenig  bas  9(ifleau  Bote  300  m;  baS norbböbmifdie ©rauntoblenbeacn abfd)neibet unb 
bie  bödjfte  berfelben,  ber  3i ocbliber  Berg,  ift  310 m ben  fteilen  Sübabfaü  beS  ©ebirgeS  bebingt,  ift  erft 
hoch  ; hoch  ftnb  bie  Säler  noch  über  100  m tief,  j.  S. , tertiärer  ©ntftcbung,  ebenfo  Wie  bie  ©afalte  unb  ©po- 


89 


Crägetorge  (föthRfiheS)  — ©tjgebirge  (in  Ungarn). 


ominjeltt  Ruppen  auf  bem  fficbirgäfantm 
Wien  unb  in  großen  Muffen  im  ®ß^mifcben  Mittel* 
jtiittge  auftreten.  9113  91ad)Wirfung  biefer  lebten 
enbusen  Jätialeit  erfdfeinen  bie  Sbermalquellen  beä 
arrbHdjen  Böhmen  fowie  bie  Bon  3eü  ju  3e’*  R<h 
»ieberbo'enben  er\gcbirgifd)en  grbbeben. 

Jaä  Rlima  bca  Grjgebirgeä  ift  in  feinen  Ijöljem 
Seiten  raub,  fo  baß  in  ben  böcbftcn  ©cbicten  fetbft  ber 
ptafer  nidjt  fortlommt  unb  mir  nod)  bie  Rartoffel  ge* 
beißt,  freilich  oft  auch  burd)  Spätfröffe  ober  frühen 
Sinter  leibet,  groftfreie  Jage  auf  ber  9forbfcite  in 
100  m Seeböbe  166,  m 700  m 110,  in  900  m (Ramm) 
119,  fdjncefreie  Jage  204,  154  unb  130.  Segenmen» 
gen  in  Berfdjiebenen  ^öpenftuf en : 


fl  orbireft  feite 

eupocßiiu 

cnttlrre 

Web«rf«5lag 

1 mittlere  fcB&e 

ftiebcrfölag 

51 tta  | 

Het  a 

ittdisttter 

Steter 

Qimeter 

300 — *€-&] 

825 

550 

SIO 

480 

400- 600 1 

500 

765 

400 

710 

«o-«oo: 

700 

835 

710 

730 

©ewitlerioge  24 , SBürmeabnabtne  mit  ber  fjöbe  pro 
100  m : Sorbfeite  Sommer  0,m°,  Sinter  0,48°,  Süb* 
ieite  Scanner  0,78°,  Sinter  0,39'.  Sgl.  Rretttfer, 
Sltma  beä  ßlbjtromgebieteä  (Berl  1899). 

Sie  ©flantentoelt  beb  Grjgebirgeä  ift  im  Ser* 
gleid)  ptm  Sicicngebirge  artenarm,  toabrenb  bic  bem 
Idücftjcben  ©ebirge  Borgelagerte  Ebenen*  nnb  §ügel* 
rtgien  Bon  bem  gleichen  ©ebict  Sadjfenö  an  3nbl 
ber  arten  in  jiemitef)  bebentenbem  ©rab  übertroffen 
»iib.  Jagegen  enthalt  bie  Bcrgwalbrcgion  beb  Gr}* 
gebirgeä  jioifeben  ;K)0  -1200  m etioa  nur  ben  achten 
Seü  ber  im  Sieftngebirge  in  gleiihent  SiBeau  Bor* 
tommenbm  arten.  Son  alpinen  Sflanjen  tont* 
men  im  E.  nur  Lycopodium  alpinum , Selaginella 
spinulosa,  Betula  nana,  Swecrtia  perennis  unb 
Homogyne  alpina  Bor.  jaä  E.  bilbet  auch  nitht  in 
gleichem  ®rabe  toie  bas  Siefengebirge  eine  Scheibe* 
Iraie  für  füblidhe,  naih  S.  Borbringenbe  ©flanjen* 
orten,  bkü  eS  benfelben  leine  fo  bebeulcitben  tlimati* 
f&n  Sihranten  entgeaenftcHt  toie  jencä.  Seit  langer 
3eü  haben  Berg*  unb  ^üttenbmi  bie  Säiber  ber- 
»üftet,  bie  jahlreid)  nnirachfenbeSeDüllerung  hat  ben 
Salb  BoOenbS  um  bie  Orte  auägerobet,  um  gelb  ju 
gewinnen.  Jäher  finbet  fid)  jeßt  nur  nod)  auf  ben 
hödiften  iübtuhen Süden  bid)tergid)tenwalb;  auf  bem 
nscMid)  baBoit  gelegenen  ©lateau  fiub  nur  noch  bie 
Ruppen,  mit  auänahme  bercr  Bon  feftem  Bafatt,  bie 
4 J.  fahl  fmb,  betoalbet.  Vlufjerbem  finb  bie  Berge 
ouJ  Sotliegenbem  nod)  Salbreoiere;  fo  auch  int 
’ülaicmidjen  ®runb  (herrliche  Bitchenbeftäiibe). 

Jaä  eigentliche  E.  bat  (ich  alb  eine  bom  beutfehen 
Stamm  bemobnte  Jlnfel  mitten  in  ber  flaioifchen  über* 
ßutmtg  erhalten.  (JnterejJant  ift  ber  3ufamtnenbang 
Bieter  Ortsnamen  mit  ber  Umgebung,  ben  Otte  nad)* 
toeift  Silbenftetn,  ©itbenfelä,  Biirenftein,  Bären* 
Hau,  gaHmftein,  fcobenftein,  Sdjnecbcrg  ftnb9!nmen 
ber  rauhen  nörb!id)en  abbaepung;  galieitau,  Eilau, 
SofeBtpai,  Sdjünbaih  gehören  bem  freunbliihen  Süb* 
Behänge  am  Jroß  auägebeljntcr  Sifbjucht  bebarf  bie 
«hie  Besötferung  toie  ber  ffletreibeeinfuhr  fo  auch 
ber  Sießjufuhr  oon  außen,  grith  hat  ftd)  im  G.  ber 
Bergbau  entniidelt.  1168 foltert  Reh  bie  erftenBerg* 
lerne,  rom  &an  ftammenb,  in  ber  ©egettb  Bon  gret* 
bergnuberqclaifen  haben,  unb  gegemmutiq  liefert  bie 
ijreibergeräkgenb  noch  bie$>aupt)tlbcrau3aeute.  Jie 
mtOherlmtb,  um  annab  erg,  Schneeberg  ic.,  burd)  ben 
Etireidrtum  angelodte  BeBöltemng  f anb  aber,  alb  ber 
Seidpum  ber  ©neben  Reh  }u  erfchopfen  anRng.  nicht 


| mehr  ihr  Belieb  ©rol  beim  Bergbau;  hieb  führte  jur 
gabriftatigfeit.  1541  luurbe  burd)  Barbara  Uttmann 
bie  SpibcntlBppelei  eingeftthrt,  für  bie  »ahlretehe 
Spißenflöppctfchulen  beftehen.  Jaran  haben  Reh  anbre 
©enterb jtoeige,  Stiderei,  Sofamentierarbciten 
(1690  burch  bertriebene  Belgier  hierher  Berpflanjt), 
«eibenwebereien,  nngcreihL  vlber  and)  Elfen*,  Spiel» 
unb  §ot}Warenfabrifation,  burd)  bie  Rräuter  ber 
Bergloiefen  angeregter  Olitätenhanbel  unb  anbre 
gabritjineige  Rnb  hier  ju  £>aufe.  So  fommt  eb , bafj 
bei  bürftigfleni Ertrag  bebBobenb  Reh  bochauf  biefeni 
bbehftgelcgrnen  Jeil  SadRenä  eincSenBIfenmg  erhält, 
bie  ju  ber  bid)teften  Europas  gebart,  jiuifcpen  160 
unb  300  auf  1 qkm.  1585  aub  Brabant  eingewan* 
berte  arbeitet  führten  bie  Seberei  feinerer  3(uge  ein. 
Einen  auRerorbentlidjen  auffchloung  erhielten  aber 
©eberei  unb  Spinnerei  in  bem  niebrigem  Sanbe, 
bab  Reh  Bon  Soffen  bib  Seichenbad)  lonfenlrtfd)  um 
bab  höhere  E.  lagert,  burd)  ben  Slcintoblenreieh* 
tum  bon  3®idau.  außer  ber  Spinnerei  unb  ©eberei 
oon  Baumwolle  unb  Solle  unb  ber  baran  Rd)  an* 
fdRiefsenben  garberei,  bie  in  ber  Mulbe  jwifchen  Erj* 
unb  ©ranulitgebirge  unb  in  legten»  ju  fiaufe  ift, 
unb  wofür  Ghemnip,  3widau  nnb  ©lauehau  §?aupt* 
I miltelpunfte  Rnb,  haben  ftch  gabrifen  für  ffiafd)inen, 
SorjcHnn,  Steingut  unb  Jonwaren,  Soffen  uub  Che- 
utifalicn,  ©labhütten  unb  anbre  gewerbliche  anlagen 
hier  angcRcbelt.  Jie  ^laubiiibufirie  liefert  auih  neu* 
Rfalifche  Snftrumcnle  (Marfiteufirchcn , ©rabiih, 
Seh&nbaeb),  ^anbfehuhe  unb  Strobwaren.  Erwäh* 
nung  Berbient  nod)  baä  ©ewerbc  ber  muRtatifcben 
Somabtn  (MuRfbanben,  ^arfeniftinnen),  beffen  an* 
fängt  in  baä  18.  gabrh-  luriidrcidicn,  unb  baä  Bor* 
jugötocife  im  bBhmiiihen  Bejitd  Srcßniß  feine  ipeimat 
hat.  Jer  Bert  ehr  beä  Ermcbirgeä  hol  fid)  in  neue* 
l'ter  3c*t  außerorbenllich  gefteigert  burd)  ben  Bau  Bon 
Eiienbaljnen.  Über  ben  Scheitet  beä  ©ebirgeä  führen 
bie  Eifenbabnen  Bon  greiberg  nad)  Brüp,  Bon  Ehem* 
nip  über  Marienberg  unb  vlnnaberg  (jwei  Sinien) 
nach  Romotau,  bingwidau  (jWeiSimcn)  nadgRariä* 
bab  unh  gatfenau;  auf  ber  fädiRfdjen  Seite  burch* 
jiehen  bie  Eifenbahnlinicn  Jrcäbcn-Chemnip-Sci* 
cticnbach,  Ebeiiiuip-aue-aborf  u.  a.  baä  E.,  läng? 
beffen  Sübftifi  in  Böhmen  eine  mehrfach  Berswcigte 
Bahn  Bon  tctfd)en  an  ber  Elbe  über  Romotau  nad) 
Gger  läuft,  unb  mehrere  flinien  führen  Bon  9i.  her 
tief  in  baä  ©ebirge  hinein.  Jurd)  bie  Bemühungen 
beä  ErjgebiraäBereinä  ift  in  neuerer  3cit  ber 
Bcfud)  beä  ©ebirgeä  Bon  louriften  mehr  m auf* 
nähme  gefontmen.  Sgl.  Beriet,  Scgweifev  burch 
baä  fächftfch'böhmifche  E (10.  aufl.,  annah.  1902); 
jo.  Süßmilch*$>örnig,  Jaä  S.  in  ber  Sorjcit, 
Sergangenheit  unb  ©egenwart  (annab.  1889);  S. 
B.  Müller,  Jaä  fäd)fi(<h*  E.  (Jreäb.  1902);  ©roh* 
mann,  Jaä  Dbtrerjgebirge  nnb  feine  Siäbte  (2.  auf!., 
9lnnab.  1903);  gifeper,  Jechnologifche  Stubien  im 
fächfifdjen  E.  (Ceipj.  1878);  ©opfert,  Jie Munbart 
beä  fächRfchen  Erjgebiraeä  (baf.  1878);  Scpmann. 
gührer  burih  baä  bohmi|d)eS.(Rartäb.  1881);  Bürgt* 
harbt,  Jaä  S.,  orometrifd) * anthropogcographi'dht 
Stubie  (Stuttq.  1888);  Caube,  ©eotogic  beä  bäh* 
mifeben  Erjqcbirgcä  (im  »'HrchiP  ber  naturwiffen* 
fdjaftlichen  Slanbeäburchforfchung  Böhmcnä*.  Bb.  6, 
Brag  1887—88);  Schurp,  Jer  Scijcnbcrgbau  im 
E.  unb  bie  Salenfagen  (Stuttg.  1890);  Jerfclbe, 
Jie  ©äffe  beä  Erjgcbirgcä  (Seipi.  1891). 

(frjgcbirgp  in  Ungarn:  1)  Rrafföer  E.  (f.  b.), 
2)  Siebenbürger  E.(f.b.),  3)  Ungarifcheä  (auch 
Schemniper)  S.  (f.  b.),  4)  3 > P 8 * ® 5 tu  ö r e r E.  (f-  b.). 


90 


ersaufe  — (Srjieljtmg. 


©rjgnft,  bie  aus  ßrj  (©rottje)  gegoffcnen  Serie 
her  ; f.  ©feßerei. 

(Srzbcrgog  (Archidui),  rin  bem  öfterreid).  fjaiiS 
eigentümlicher  Xitel,  ber  Bon  Jfaifer  griebrich  III. 
burd)  bi«  ürfunbe  Bom  6.  Jan.  1453  b«r  innerBftcr- 
reicpifeljen  (emeftinifd)«n)  2inie  b«r  Habsburger  oer- 
licjjcu  mürbe,  gleichseitig  mit  ber  Seftätigung  bcS 
pnvileginm  maius,  ber  berühmten  Fälfchung  H«1'’ 
jog  Jiubolfä  IV.  Bon  Cfterrcich  aus  bcm  3ahre  1358, 
burch  bie  er  in  Anlehnung  an  ein  ed)te8  ©rioileg  ®ai- 
[er  gricbridjS  L Bon  1156  (privilegiam  minus)  ben 
ö)terrei(f)i[^en  £>erjogen  Bon  biefem  befottbere  Sor- 
rechte  uitb Freiheiten  jufpredjen  lieg;  barunter  befanb 
fid)  and)  ber  Xitel  eines  -©falj-ßrjherjogS-,  ben  31u- 
bolf  IV.  aud)  in  [einen  Urfunben  unb  Siegeln  führte, 
bis  er  bureh  Staijer  Sari  IV.  gejroungen  würbe,  ihn 
abiulegen.  Hange  Bor  ber  gefehlten  Einführung 
1453  batte  fdjon  Jierjog  ßrnjt  Bon  Steiermarf  1414, 
alter  Sahrfd)einlid)feit  nach  >n  ÄerattniS  beS  privile- 
giutn  maius,  ben  Xitel  Archidui  jeitmeilig  geführt. 
3ept  mirb  ber  Xitel  ß.  unb  ßrjberjogin  Bon  ben 
ajiitgliebem  bcS  bfterreidjifchen  HaiferbaufeS  allge- 
mein geführt.  ©gt.A.Huber,  Ü6er  bie  ßntflehungS« 
»eit  ber  öfierrcid)if<hcn  Freiheitsbriefe  (Sien  1860); 
35).  ßrben.XaS  ©rioilegium  Friebrid)S  I.  für  bas 
Herzogtum  Öfterreid)  (baf.  1902). 

(Sr}t)er}ogSf|ut  (ßrjßerjogSfrone)  ber  öfter- 
rcid)ifd)cn  Erzherzoge,  f.  Krone. 

»er,  f.  Hauslehrer. 

tritt,  früher  meift  fratijöfifcb  ©ouBer- 
nante  genannt,  fflehilfin  ober  ©erlreterin  ber  3Rut< 
ter  in  ber  händlichen  ßrjieljung  berXödjter.  Xie  An 
nähme  einer  6.  ift  oft  in  toohlhabenbem  §äu[em, 
namentlich  auf  bent  2anb«,mo  höhere  'Dliibehenfdtulen 
nid)t  erreichbar  finb,  SebürfniS.  3m  18.  unb  teilweife 
noch  >m  19.  3abrh-  bezog  man  in  Xeuttchlanb  bie 
©ouBemanten  mit  Vorliebe  aus  Franfreid)  ober  ber 
franjbftfchen  Sd)Weij , ba  man  höhere  weibliche  ©il 
bung  nur  ju  oft  auSfd)IießIidj  in  ber  Kenntnis  franjö- 
fijdjer  Sprache  unb  fiiteratur  fuchte.  Xie  ß.  mirb  ba- 
gegen  heute  Oormiegcnb  tmSireiS  ber  päbagogifd)  Bor- 
gebilbeten  unb  geprüften  beutfehen  Heljrerinneii 
ff.  b.)  gefucht.  Geboten  ift  bicS  jeboch,  menigftenS  in 
©mißen , nicht;  benn  Erzieherinnen  (Hauslehrerin, 
nen)  bebürfen  (nach  ber3nftruftion  bcS  StaatSminifte- 
ritimS  Born  31.  Xe.;.  1839)  zur  Ausübung  ißreS  Be- 
rufs nur  eines  SefähigungSjdjeinS,  ben  bie  juftdnbige 
©e^irfsregierung  nach  ©rttfung  beS  fittlidten  unb  po 
liti[d)fn  ©orlebenS,  alfo  ohne  9(ücfftcf)t  auf  bie  beruf- 
liche 3)orbilbung,  auSfteüt.  Xagegen  haben  bie  ju 
ftiinbigen  ftaatlichen  Sehulinfpeftoren  baS  !R«d)t,  Bon 
Bern  Unterricht  ber  ß Kenntnis  ju  nehmen  unb  ju 
prüfen,  ob  er  (Bgl.  'Allgemeines  Hanbrecbt,  Xeü  Ö, 
Xitel  11,  § 7)  minbeftenS  bem  Hehrplan  einer  öffent- 
lichen ©ol(sfd)u(e  entfpricht.  91ach  bem  allgemeinen 
Hanbrecbt  (Xeil  II,  Xitel  5,  § 187  ff.)  finb  ßc  jieberiit- 
neu  nid)t  für  Möge  HauSofftgianten  (Xienftboten)  ju 
halten  unb  nicht  ju  häuslichen  Xienften  Berbunben, 
haben  bielmehr,  als  ©lieber  ber  Familie , Anfpruch 
auf  anftänbige  ©ebienuttg  burd)  baSffiermbe.  Segen 
bloßer,  nicht  \n  'Uicßf)anblung  auSartenber  3üd)tigung 
berStinberfünnen  fie  nur  bann  enUaffen  toerben,  rnemi 
im ©ertrag  fbrperliche3üchtigungen  auSbrüdlid) auS« 
oefchtoffen  finb.  — Xie  bculfchen  Erzieherinnen  in 
0roßbritannien(2onbon  1876)  unb  Franfreid) (IfSariS 
1886)  haben  fid)  ju  befonbem  Vereinen  »ufammen- 
getan,  bie  burd)  3(at  unb  Xat  in  ihren  Äretfen  fegcnS- 
reich  mirfen.  Sgl.  bie  Artifel  »Hehlerinnen,  Hebrerin- 
nenljeim , HcbrerinncnpenfionSanflall  « . 


©rjichung  (lat.  Educatio,  Bon  educar«,  aufjie» 
hen,  erziehen),  planmäßige  ßinmirfung  Ermachfeucr 
auf  Unntünbige,  bie  ben  uatürlidjcn  ©organg  beS  ßr. 
machfend  begleitet  unb,  mie  biefer  in  ber  natürlichen 
Seife,  fo  ibrerfeitS  in  ber  (triftigen  Siünbigfeit  ber 
ßrjoaenen  ihr  3iel  fiitbet.  Man  nennt  biete  Xätigfeit 
aud)  ©ilbung  (f.b.),  menn  man  babei  baSScwußifrin 
eines  3beals  BorauSfeßt,  nach  bem  ber  ©ilbner  ben 
noch  geftaltlofen  ©eift  bcS  unfertigen  3Renfd)en  ju 
formen  fuh  bemüht.  Sind)  Jperbart  jeint  ber  ß.  theo- 
retifch  bie  praftiidjc  ©hdafophie  ober  ßthif  baS  3iel. 
bie  ©fh<hologie  ben  Seg.  Sie  fefjt  ErjiehungSbebürf* 
tigfeit  unb  ßrjiehungsfähigfrit  ber  Öinber  oorauS. 
ßrfahrungSgemäfj  geht  bie  ß.  überall  auS  Bon  bem 
natürlichen  Irieb  ber  Ellern,  namentlich  ber  Slutter, 
für  baS  hdflofe  Sinb  gu  forgen  unb  eS  allmählich  jur 
felbfttätigen  SKitarbeit  an  ber  eignen  Erhaltung  ju 
befähigen.  Xiefe  burch  bie  Slötigung  beS  Hebens  un- 
mittelbar bcbingteXätigfeitgeljt  naturgemäß  mit  bem 
Heranmachfen  ber  Shitber  in  baS  ©eftreben  über,  fie 
»ur  ÜRithilfe  in  ber  häuslichen  Arbeit  unb  im  ©eruf 
ber  Eltern  ju  befähigen  ober,  menn  in  ber  häuslichen 
©emeinfehaft  für  ermachfene  fflehilfeu  fein  SSaum  ift, 
ihnen  bie  'IKöglichfeit  beS  eignen  FortfommenS  burch 
'AuSbilbung  iqrer  Fähigfeiten  ju  eröffnen.  SRit  bem 
Fortfchreiten  ber  ß.  fdjeebet  ftdh  biefe  naturgentäB  in 
bie  beibeit  Sichtungen  ber  leiblichen  unb  ber  geiftigen 
ß.  unb  bie  geiftige  ß.  mieber  in  unmittelbare  ®.  burd) 
Anleitung,  ©eroöhnung,  Strafe  unb  3ümn8  im  praf- 
tifchen ©erhalten (E. i tu  engern  Sinn,  3 u d) t)  unb 
in  mittelbare  E.  Durch  ©elehrung  unb  Unterricht 
Sieben  beiben  unterfdjeibet  H«rbart  noch  bie  Segie- 
ruttg,  burd)  bie,  befonberS  im  unmünbigen  Alter  ber 
erften  Kinbheit,  bcm  Ungeftüm  beS  KittbeS  gegenüber 
bieOrbnungburchgefeht  mirb.  AtIcinberUnterfd)ieb 
Bon  3ud)t  unb  Siegierung  bient  nach  i^m  tncbr  bent 
Siachbenfen  beS  ErjieherS,  als  baß  er  in  ber  ©raris 
ftd)tbar  Werben  biirfte.  Xie  E.  beginnt  mit  bem  Ein- 
tritt beS  ItinbeS  in  baS  Heben;  fte  fod  mit  ber  ÜJIun- 
bigfeit  beS  ertuachfencn  SJlenfchen  fd)ließcn.  3U  fpäter 
©eginn  ber  E.  läßt  bei  .Umbern  leicht  fallet)«  Freiheit 
unb  Bcrfritt)te  Sclbftänbigfeit  entftehen,  beren  nach- 
trägliche ©efämpfung  feiten  ganj  gelingt.  3U  tneite 
AuSbchnuncg  ober  Beiniidje  Angftlid)feit  ber  ß.,  mag 
fie  auf  3elb|tfu<ht  ober  auf  übertriebener  3ärtli«hfett 
ber  ßrjieher  benthett,  fchäbigt  bagegett  bie  Freiheit 
beS  3ögIingS,  ber  babei  entmeber  Berfümmert  ober 
jum  Siber)tanb  gereift  mirb.  Sei  reicherer  ffieftal. 
tung  beS  HebenS  unb  feiner  Anfprüche  an  ben  ein- 
telnen  fann  bi«  E.,  namentlich  bie  mittelbar«  ß.  burch 
Unterricht,  Bon  ben  natürlichen  ßejiel)em  tn  ber  Fa  - 
ntilie  allein  nicht  mehr  befchafft  Werben ; baS  ©ebürf  * 
niS  brüngt  ju  befonbem  Beranftaltungen  für  ben 
Unterricht  ber  3ugenb.  XarauS  entfteht  ber  Unter- 
[d)ieb  ber  häuslichen  unb  ber  Schulerjiehung. 
©eibe  pflegen  im  mobenten  Heben  ergänjenb  neben- 
einanber  herjugeh«n;bod)  rechtfertigen  augergeroöhn. 
lieh«  Umflänbe  auch  bic  ©crlegung  ber  ganjenß.  ober 
menigftenS  ihres  Wefentlidjften  XcileS  in  bie  Schul- 
anftalten  (AnftaltSerjiehung,  Alumnate)  ober 
umgefehrt  bie  ©crlegung  ber  Schul«  inS  H““®  (S- 
bur^  Hofmeifter,  Hauslehrer,  Erzieherinnen  :c_). 
Senn  bem  3>ocde  nad)  bie  ß für  Familie,  ©«feil» 
fchaft,  Staat  unb  Kirche  unterfdjieben  mirb,  fo  hat 
bod)  nur  falfche  ßinfeitigfeit  biefe  SRid)tungen  in 
©egenfaß  jueinattber  bringen  fönnen,  währenb  gc- 
funbe  ß.  bemüht  fein  mirb,  fte  unter  einem  höhern 
©eflchtSpunfte  ju  Bereinigen  unb  ben  3ögling  fürs 
Heben,  fo  wie  eS  in  feiner  ©efamtheit  innerhalb  jener 


91 


6rjief)img  (©e[d)id)tticpeS:  Altertum). 


tvmäwäiaUeTi  geh  if)m  ooraudftcptltcp  bitten  Wirb, 
inyibilben.  Sadielbe  gilt  non  ber  allgemein  menfd)- 
blxn  tmb  ber  ©erufd-  unb  Sfanbedbitbung,  jWi- 
ihn  betten,  too  beibe  recht  ctufgcfajjt  werben,  fein 
Stterjprud)  (wie  Mouffeau  annabm),  (onbern  mei- 
net)! natürliche  SSethfelbejietjung  befiehl;  begleichen 
ten  ber  Sudbilbung  einjeltter  fogen.  Seelenfrüfte 
(Jcritanb,  (Befühl.  Sbaittafie,  Sille),  bon  äftpetifd)er 
unb  etbiidjer , nationaler  unb  humaner  E.  te. 

Sie  Shjfenlöpaft  Don  ber  6.  warb  juerft  bei  ben 
tene&en  gepflegt  unb  wirb  baher  gewöhnlich  grie- 
htfcp  al4  päbagogil  bejeidpnet.  3ur  (Srgäimmg 
ber  naepfotgenben  Sfij»e  ber  ©ejcptdfte  ber  E.  ift 
baber  auf  ben  Srtifel  »päbagogif«  ju  Derweifen. 

l8eCd)citicitit)t#.|  Üllä  urwüchsige  ©eftalt  ber  6. 
tritt  und  in  ber  ©efd)id)te  ber  SWcnfcppeit  bie  pa- 
trianhalifche  6.  entgegen.  Wie  }.  S.  bie  ©eitere  fte 
idiübert,  unb  wie  fte  noch  heute  in  ben  Sippen  ber 
Xomsbenoölfer  ju  beobachten  ift.  6.  ift  hier  reine 
gamilienfaihe  unb  beftebt  lebiglich  in  ber  Sttweifung 
ber  Jüngern  jur  Teilnahme  an  bem  burch  einfache 
Sebürfniffe  unb  feftftepcnbed  §erfommen  geregelten 
Heben  bed  altem  ©efcplecptd.  ®on  6.  burch  Unter- 
lid)! feigen  ftd)  nur  befepeibene  Mnfänge.  S)o  gami- 
ben  ju  ©emeinben  unb  beiimäcpft  ju  Sölfem  ftd) 
uundtln  ober  jufainmenfcpließen,  gewinnen  Solid 
itte  unb  Serfaffung  ber  ©emeinbe  ober  bed  Staated 
tmSuB  auf  bie  6.,  bie  bamit  aud  beit  Scpranfen 
bed  pruied  teilweife  heraudtritt  unb  je  nad)  Eigen- 
tümlidileit  ber  einjelnen  Sölfer  ftd)  Derfcpieben  ge- 
tollet  Scnig  läßt  ftd)  in  biefer  ©epehung  Don  beit 
;cntgen  Söllern  tagen , bie  uor  ben  ©riechen  in  bad 
Hiipt  ber  ©cichichte  traten  ober  unabhängig  Don  ber 
reHenifdieii  ©tlbung  iprSolfdleben  ftaatlid)  orbneten. 
3emt  es  aud)  bei  ßpinefen,  3nbern,  Sffprern, 
Sabploniern,  St g p p t e r n an  intereffanteit  einjel- 
nen  jigen  nicht  feblt,  fo  ftnb  boep  bie  hohen  geiftigen 
dnlagen  biefer  Söller  fo  früh  in  bie  Steffeln  ftarrer 
©efepluhleit,  namentlich  burch  ©rieflerperrfcpcift  unb 
Jaiteiuoefen,  gefeptagen,  baß  Don  lcbenbiaer  Ent- 
haltung ihrer  geiftigen  Eigenart  faum  bie  Mebe  fein 
Imn.  Unter  ben  Sjölfem  Sorbcraftend  erweden  bie 
Serfer  burd)  bad,  wad  Don  ber  E.  ihrer  3ugenb  jur 
uannbajten  Süeptigfeü  hn  Mat  wie  im  Stieg,  jur 
Sarpjamlrit,  Müdjtempeit,  S)aprpaftigfeit  berichtet 
Btrb,  bei andere  Sufmerffamleit,  VUIein  bie  urfunb- 
uben  Duellen  Wie  bie  Seridjte  perobotd,  Sotto- 
ihemJ  u.  a fmb  unDoflftänbia' unb  bie  griedjifcben 
liudntditen  teilweiie  Don  bem  Sunfcp  beeinflußt,  bie 
f'-gnm  iJol!dgcnofien  ju  befepämen.  illucp  hielten  bie 
teil«  tpr  artieped  Solfdtum  nicht  jeft,  ald  fie  bie 
penfehaft  in  tlften  erlangt  patten.  Obgleich  Dielfadt 
Don  liefen  unb  anbem  morgenlänbifcpeit  Sorgängerti 
beeinflußt,  jeigen  btepellenenDon  Domberein  aud- 
femägte  if-.genart  auep  auf  bem  Soben  ber  6.  Siefr 
sgenart  tünbigt  fiep  fepon  in  ber  noep  faft  ganj 
Mtnarcpalifcpen  E.  wäprenb  ber  alten  aepaifdjen  Sjcl 
oenjeit  an,  bie  und  bie  ^omerifepen  fflebießte  unb  teil 
»me  noch  f>eiiob  fcpilbem.  Sie  S!ertfd)äf)ung  lor 
pertttper  ©ewanbtpeit  unb  Unmut  fowie  ber  Suui! 
ientgfeit  in  ©eiang , Saitenfpiel,  Silbnerei,  bei  ben 
Selbem  aud)  ber  Sieberei,  ift  neben  bem  Derpättnid- 
r-cben  Scpap  ererbter  flebendweiäpeit  in  H>auo 
pb  pof,  flBarft  unb  Krieg  fepon  bantald  für  grieepi- 
■he»  Solfdtum  bejeid)nenb,  unb  in  Wenigen  3apr- 
Roberten  treiben  biefe  Keime  bid  jur  fepöniten  Slütc 
«rtr.  Sefonbcrd  wirfte  bajtt  ut  bem  .-iettalter  Dor 
bcu popepunft  bed  ftaatlicpcn Hebend  in&rtecpenlanb 
(Wtt-600  D.  tfpr.)  bie  reiche  (Entfaltung  bed  gotted- 


bienftließen  Hebend  mit,  an  bem  ber  peranblüpenben 
3ugenb,  ben  Eppeben,  in  ben  öffentlichen  Plufjügen 
mit  ©efang  unb  San»  ein  Wefentlicper  Ütntcil  »uftel. 
Sie  beiben  ©runbricplungen  ber  gtjmnaftifdjen 
unb  ber  mufifepen  E.  paben  pientt  ipre  Duelle, 
Wenn  fie  aud)  erft  unter  bem  Einflufj  bed  erwaepenben 
ftaatlid)m_Sewu5tfeind  jur  Dollen  Sudpragung  ge- 
langten. Übrigend  blieb  bie  S.  ber  Sinber,  aud)  ber 
Knaben , in  ganj  öriecpentanb  junteift  ber  gamitie 
überlaffen;nur  in  bem  borifepen  Sparta,  bem  hierin 
bie  übrigen  ftammDerwanbten  Staaten  nur  teilweife 
folgten,  napm  ber  Staat  bad  ©efepäft  ber  E.  Dom 
fiebenten  Hebettdjapr  an  unmittelbar  in  bie  §anb  unb 
liefe  fie  burd)  ben  Saibonoitiod  in  triegerifeper  Streng* 
audfüprcn.  Sie  einjelnen  3üge  ber  fpartanifepen  Ei, 
wie  man  fie  gewöhnlich  an  ben  Staaten  bed  lipturg 
fnüpft,  bürfen  ald  belannt  Doraudgcfept  werben  (Dgl. 
Sparta).  Sie  erftredle  fiep  ht  Wefentlicpen  ©runb- 
jügen  auch  auf  bie  weibliche  3ugenb,  bie  bemgemäp 
neben  bem  Stufe  faft  männlicher  Sapferleit  aud)  ben 
unweibtieper  Serbpeit  genoß.  3n  tltpen  unb  äpnlicp 
in  ben  übrigen  ionifepen  Stabten  übenoag  bad  mu- 
Ttfcpe  unb  geeftige  Element  in  ber  E.  Ser  SSert  forq- 
faltiger  S.  flanb  bei  ben  Stpenem  poep.  Sin  Solont- 
feped  ©efep  fpraep  ben  Sopn,  beffen  E.  Demacpläffigt 
war,  Don  ber  Sflccpt  ber  Erpaltung  feiner  altemben 
Eltern  frei,  grilp  fdjon  finben  wir  in  Stpen  ccpulen 
unb  fieprer  erwäpnt,  wie  beim  alte  Sagen  Router  unb 
Sprtaiod  ald  attifepe  Scpulmeifter  bejeidjnen.  Stad) 
ben  ©erferlriegen  breiteten  Rdl  opne  befonbem  ftaat- 
tiepen  3wang  öffentliche  Saläftren  (Jtingfcpulen)  für 
bie  Knaben  unb  ©pmnafien  (Sumpläpc  unb  Sunt- 
pallen)  für  bie  Jünglinge  ober  Eppeben,  frei  nad) 
fpartanijepem  Wuflec  eingericptlt,  auep  in  SUpeit  unb 
ben  übrigen  grietpifepen  Staaten  aud,  fo  baß  biefe 
Sammelpläpc  ber  jungen  Stell  balb  bad  Dolldtiim- 
fiepe  Sterlmal  aller  unter  ben  Sarbaren  jerftreulen 

grieepifepen  Stäbte  würben.  Öleicpjeitig  erweiterte  bie 
id  bapin  auf  bie  einfaepften  ©ruttblagen  befepränfte 

eSudbilbung  burd)  Soppiften,  Spilofoppen. 

cn  fiep  ju  bem,  wad  feit  ©taton  unb  tlrifto- 
teied  ald  allgemeine  Silbung  (enkjklioa  paideia) 
bejeiepnet  unb  fpäter  in  ber  römifepen  Sielt  in  bie 
ficben  freien  Kitnfte  gegtiebert  würbe.  Sie  enge 
Serbinbung  unb  gtüefiicpe  gegenfeitige  Ergänjung 
geiftiger  unb  leiblidjer  Sudbilbung  ift  aud  ben  ©la- 
tonifdpm  ©efpräcpen  ju  erfepen,  bce,  wie  bie  gefamte 

§riecpifd)e  Literatur,  Don  bett  gtänjcnbcn  Ergebniifen 
er  peüenifcpcn,  namentlich  ber  attifepen  E.  rüpmltd) 
»eugen.  greitief)  patten  auep  fepon  Sofrated,  ©laton, 
Sriftoleled  Dielfacp  bie  eingetretene  Überfeinerung  ju 
tabeln,  unb  bie  Klage,  baß  bie  neuere  foppiftifd).rpe- 
torifepe  Srt  ber  E.  bte  3ugenb  ben  ©öttem  bed  Staa- 
ted unb  bamit  ben  feften  ©runbtagen  bed  Solldtebend 
entfrembe,  war,  wenn  fie  auep  gerabe  Sofrated  mit 
Unrecht  traf,  an  fiep  niept  unbegrünbet.  Sie  Semacp- 
lafftgung  ber  weiblichen  3ugcnb  fowie  niept  falofe  ber 
jalilretcpen  StlaDen,  fonbern  auep  ber  armem,  auf 
t>anbwerl  unb  fjanbarbeit  angewiefenen®eDölferung 
bejeiepnet  bebenfliepe  Scpranfen  ber  petlenifcpen  E. ; 
ald  ipr  päßliepfter  gted  muß  bie  wibematürlicpe,  felbfl 
oon  eblem  SHännem,  wie  Sofrated,  ©laton  u.  a.,  niept 
gerabeju  Derworfene,  fonbern  fentimentat  tbealiftertc 
Knabenliebe  erwäpnt  Werben. 

®ei  ben  Miniem  war  Don  )eper  bad  Heben  bed 
Öaufcd  weit  fefter  in  ftd)  abgefcploffen  unb  baper  bie  E. 
mepr  in  bie  ©renjen  bed  Hiaufcd  gebannt.  Wo  neben 
bem  ftreng  perrfepenben  ©ater  bie  SRutler  mapgeben- 
ben  Einflufi  übte.  Sütlicper  Ernft,  attDäterifcbe  ,-iucbt 


92  (Srjic^uug  (SefchidjtlicheS:  äJfiltelnlter,  neuere  3e'0- 


unb  praltifd)e  Vluärüftung  für«  Sehen  Baren  bie  lei»  I ben  ber  ®enfd)t|eit.  VUiSgehenb  Dom  «Hauben  an  ben 
tenbenSefichtSpunftc  ber  altrömifdjenfE.  Taljcr  Barte  1 gnäbigen  ©ott,  ber  Bin.  bafs  etilen  äJlcnidien  gebot 
hier  neben  Siefen  unb  Schreiben  befonber«  Meinen  ge-  1 fen  Berbe  unb  «Ue  jur  Grfenntni«  ber  SJabrbcit  fein 
iebrt  unb  bie«  ebenfall«  früh  fd)on  in  eigentlichen  men,  erBadjt  nun  bie  reine  SKenfdjcnlicbe  unb  beiun- 
Schulen.  Tie  Beitere  ßntBidelung  be«  StaatSleben«  bet  ftei)  nach  bc«  SJiciiter«  Sorbilb  beionber«  in  ber 
machte  ferner  friegerifche  Sorbilbung  unb  benmäcbft  pflege  ber  Weinen  unbUnmünbigen.  Sun  erft  lonnte 
SHiidficbt  auf  bie  öffentlichen  ®cfd)äfte  beä  fvorum«  bie  (1  eine  Bahrhaft  men[chiici)e,  naturgemäfie  werben, 
für  bie  h'öh'm  ©tänbe  crforberlich-  Mn  biefem  Sunlte  greilidj  nähert  fte  fid)  ihrem  Jbcal  nur  in  langfamen 
fehle  ber  griedhifdje  Ginjluji  ein,  ber  allmählich,  nicht  ©(brüten.  Jn  ben  erften  Jahrljuiiberten  nach  Jelui 
ohne  Siberfpruct)  feiten«  ariftolratifcherSertretcr  alt»  Uliriitua  burchbraitgen  fici),  auch  auf  bem  ®ebiete  ber 
römifcher  Sitte,  in  ben  höhem  ©tänben  bie  §err-  ß.,  feine  Jbeen  unb  bie  philofophttd)  geläuterten Tra 
fdjaft  gemann.  Tod)  Burbe  bie  herfömmliehe  grie*  bitionen  be«  gried)ifd)»römifchen  Altertum«  ju  einem 
djijehe  Silbung  hei  ihrer  Übertragung  nach  Som  nicht  San  jcn,  beffen  innere  SBiberfprflcbe  bei  allem  ©rohen 
unmejentlich  ueränbert,  inbern  ba«  ben  ©riechen  tief  unb  Schönen  hoch  Befenilidj  jur  Suflöfung  ber  alten 
eingcmurjelte  Streben  nach  fd)öner,  allgemein  menfd)-  Kultur  beitrugen.  Sobann  nad)  bem3ufammenbrud) 
lieber  TarileUung  in  ©tjnmaftil  Bie  'jjiufif  ben  Sßo-  ber  alten  SBeltorbnung  gälte«,  bie  empfänglichen  unb 
mem  Bemger  galt,  Boaegen  am  Über  prattifche,  be»  begabten,  aber  noch  rohen  unb  geBalttatigen  ©er- 
fonber«  politifche  Sugbavfeit  unb  VlnfcbluB  an  bie  matten  u.  a.  für  bie  eblere  Sebeidanfitht  be«  Ghriften- 
nationale  üabition  im  fonfentatiBen  Sinne  bcBor-  tum«  unb  bie  höhere  Silbung  ber  alten  Söller  iu  ge- 
äugte Sfleae  fanben.  tili«  bie  HJionarchie  ihre  bureau-  Binnen.  Tie  llöfterlidje  6.  ber  SWöncbe  unb  ©eiftlidjen 
Iratifcben  gönnen  äur  Tnrd)ffibrung  gebracht  hatte,  in  ber  fatbolifeben  Kirche  hat  in  ben  3eiten  berSöller- 
entBidelte  fid) , namentlich  feit  jtabrtan,  ein  jtemlich  Banberung  unb  be«  frühem  flllittelalter«  in  biefer 
au«gebreitcle«  unb  reidigeglieberte«,  ftaatlid)e«  Bie  SRicptung  berbienftlich  geBirft.Bennfchon  inihrerteiB 
prioate«  Sd)ulBefen.  Jener  3eit  gehört  auch  bie  ßr-  gefeplidjen,  teil«  aalelifdicn  örunbibee  unleugbar  eine 
ftarrung  ber  alten  ©djulBiffenfchaften  in  ber  gönn  Trübung  ber  urchriftlidjen  flebendanfietjt  liegt.  Tie 
ber  fieben  freien  Sünfie,  be«  TriBiunt«:  ©rainmatil,  fachliche  ®.  be«  Saienftanbe«  in  Kirchertjudjt  unb 
Shetorif,  Tialettif,  unb  bc«  OuabriBiuiti«:  Stritt)-  ffleichlprafi«  laittt  al«  weitere 'iluSftrahlimg  Don  bent* 
metif,  ffieometrie  (einfd)liefi(tch  ffieographie),  Siufil,  felbett  Rempunft  betrachtet  Berben  unb  teilt  mit  ipr 
Vlftronomie,  an,  bie  ben  äufjem  Seftanb  be«  llaffi«  Hiebt  Bie  ©chatten;  ber  Befentlichfte  Siangel  beiber 
fepen  Vlltertum«  überbauert  hat.  Ter  Südgang  ber  iit  bie  ©leichgültigfeit  ober  in  Bielen  gälten  gar  ber 
griedjifch'römifchen  Kultur  fünbigte  fich  übrigen«  auch  ©egenfag  ju  bem  bürgerlich » nationalen  Jntereffe. 
auf  bem  ©ebiete  ber  IS.  fd)on  lange  Bor  bem  3erfaüe  Tiefe«  laut  überhaupt  tnt  SDJittelaltcr  nicht  ju  BoUec 
be«  römifchen  Seiche«  burd)  eine  bebenfliche,  uon  ent«  ©eltung,  inbem  felbft  bie  Beltlichen  gomten  ber  iS. 
ftem  SKänntm  idnoer  empfunbene  Soderung  ber  ga*  ihre  Jbeale  mehr  bau  Sehen,  ben  Aufgaben,  berafcer- 
milicnbanbe  unb  Sermeidtlidjung  ber  3ugenb  an,  bie  fommen  einzelner  Stäube  (Sittcrftanb,  3ünftc-  h®M*' 
im  fchroffen  ffiegenfajje  ju  ber  gerühmten  ffiraBität  geiftlidje  Sruberfchaften  tc.)  al«  bem  gemeinfamcic 
ber  alten  SRömer  unb  ber  freilich  fagenljaft  übertrie-  Sehen  be«  Saterlanbe«  entnahmen.  Slm  reinften  jin- 
benett  Sittenftrenge  ber  alten  Gatonc  ftanb.  Sie  barf  ben  Bir  noch  ba«  patriotifchc  ßtement  in  ben  m&ditc 
ühevbic«  bei  ber  SBürbigung  beffen,  Ba«  Bir  al«  an-  gen  Stabten  entmidelt,  bie  in  ber  «Beiten  Spälfte  biefe« 
tile  ß.  leimen,  Beraeffen  Berben,  bafs  biefe  nur  einem  Zeitalters  entporlamen,  Bährcnb  ber  Sitterftanb  in 
Keinem  Teil  ber  ©Codierung  tuahrhafl  jugute  tarn,  biefer  fpinfidit  merltoürbige  ©egcnfnfjc  aufmeift.  @e- 
inbein  auch  bei  ben  Sömem Bon  ihrem  ®enu|Sllaom  geniiber  bem  SerfaU  aller  mittelalterigen  SebenSBer 
unb  niebere«  Soll  fo  gut  Bie  audgcfchloffen  blieben,  haltniffe  prebigte  ber  §umam«mu«  juerjt  in  Jta 
Sur  Benige  leifefaillange  an  bie  Jbec  her  allgemeinen  lien  im  14.  unb  lü.Jabrf).,  bann  aber  and)  mgranl- 
menfchlich'en  unb  Solider  jiehung,  Bie  fie  ber  mobemen  reid),  Tcutfd)lanb,  ßnglanb  ic.  bie  Südfepr  ju  ber 
Säbagogtl  jugrunbe  liegt,  fmbm  fid)  im  (patent  eblen  3Kenfd)licbfeit,  Bie.fie  im  VUtcrtum  ben  Srie 
Vlltertum,  namcntlid)  bei  Äbnitcm  unb  Stoilem.  chen  unb  grieebifd)  gebildeten  Sötitem  al«  3<el  be;  ß. 

Tiefe  Jbee  trat  al«  Birlfaincr  Sauerteig  burd)  ba«  BorgefdjBebt  hatte.  Sielfach  unterfdjSgtm  feine  Wn» 
Chriftentum  in  bie  Site  SSelt  ein,  Bar  aber  feit  banger  bem  gegenüber  ben  48c rt  bes  ctmftitehen  Ct< 
Jahrhunberten  in  ber  ßntmidelung  be«  Solle«  j«-  }iebung«ibenl«,  bi«  bie«  in  ber  beutjeben  Seforma- 
ratl  Borbereitet  Borben.  Sein  fefier  Staube  an  ben  tion  in  flaffifeber  Seinheit  Bieber  bargetegt  Barb. 
einen  lebenbigtn  ®ott  begrünbete  jugleid)  ba«  Se-  Seibe  Sichtungen,  nun  miteinanber  im  Sunbe,  haben 
BuBtfcin  Bon  ber  ßinheit  be«  menfd)lid)en  ©efchlecht«  fegenc-reid)  geBirlt.  VI her  bie  gelehrte  G.  an  ber  $canb 
unb  ber  nur  tatfäcblid)  burd)  ba«  Bcrid)icbcne2Jlajj  ber  ber  Vtttcn  reichte  nicht  mehr  au«,  fobalb  bie  Bitten- 
Grfcnntni«C''otie«  beeinträchtigten  fflleithberedjtigung  fchaftliche  Grlcnntni«  über  ben  Bon  jenen  erreichten 
aller  feiner  ©lieber.  Ter  Sorjug  ber  reinen  ©ottcä-  Stanbpunlt  emporBud)«,  unb  jugleid)  Bar  burd)  bie 
erfenntiii«  legte  freilich  bie  ©efahr  üherheheuber Vlb-  Seformalion  ber  echt  djriftlidje , ucrcinjelt,  Bie  bei 
fchlieisung  nahe;  aber  ber  gefeplichen  Gngherjigfeit  Karl  b.  fflr.  unb  Vllfreb  b.  ©r.,  auch  im  HRtttelallec 
fehlte  in  ben  guten  Tagen  ber  i«raelitifd)cn  fflcfd)id)te  aufgelauchte  ©ebanfe,  bag  bie  Bcfentlichen  ©runb 
iud)t  ba«  fflegcngcBid)t  be«  freiem  prophetifchen  Sei»  lagen  ber  G.  allen  Stänben  unb  Stufen  gcmcinfam 
fte«,  bem  eine  belfere,  grofee  3nfuitft  BorfchBebte,  Bo  fein  mfiffen,  mit  treibenber  Kraft  Bieber  criuedt  So 
alle  SJenfcpcn  Born  ffietft  ©ölte«  befeelt  unb  mßinent  geigt  fid)  »unächft  fdjon  feit  ber  Scfomiatioii  in  ben 
Solle  fflotte«  Bercint  Berben  follten.  3t»'f(hen  biefen  euaugelifchen  Staaten  Tcutfdjtanb« , allmählich  ron 
beiben  Solen  (®cfeg  unb  Srophetie)  bemegt  ftd)  and)  ba  auägehenb  in  allen  gebildeten  Söllern  ber  ßrbe 
bie  i«raelittfche  ®.  ©erabe  al«  bie  budjftäbiiche  S!ei8»  ba«  ©eftreben  nach  einer  Bcmünfligen,  planmäBigen 
beit  ber  Schriftgelehrten  ben  eblem  ffleift  ber  Srophe-  Solf«cräiehung  unb  ba«  fteigenbe  ScBufstfcin  Bon  bei 
tie  gam  erbrüdt  ju  haben  fchien,  brad)  er  in  Jefu«  Sttid)t  be«  Staate«, _bie Segnungen  einer  elementaren 
Bon  Vfajarelh  unb  feinem  Jüngerfrei«  in  BoUer  Schulbilbuug  ber  gefamten  Jugenb  jugänglich  ju 
göttlicher  Kraft  herBor  unb  erneuerte  ba«  gefantte  Se- 1 machen.  Tic  in  ihren  einzelnen  Sehren  Bechtelnben, 


©rjie&ungSanftolten  — (rrjiefjimgätyäufer. 


93 


tte  bod)  mnerlid)  jufamtnenbangenben  Utorifn, 
hl  WB.  JRatle  (1571—1635),  3-  A.  ©omeniu« 
'15H2 — 1670),  3-  3.  3?ouffeau  (1712—78)  unb  na> 
ntmlicb  (rit  bjof).  £>.  tßeftaloyi  (1746—1827)  auf 
twai  Vorgang  Ginflufi  gewonnen  haben,  berichtet 
Vt  96d)id)t<  Der  '©cibagogir.  (liet  fann  nur  für} 
bannt  huigettritfen  »erben,  wie  in  ber  ®egrünbung 
riM  allgenieinen  93Dir«fd)tiIe  (juerft  in  Xeutfdjlanb, 
siueg  unb  Stanbinaoien),  in  ber^>eranjiet|ung  be« 
*eib!ici)en  ©eicblccht«  }ur  öffentlid)cn  ®.,  in  ben  be- 
'rabera  ©eranftaltungen  für  bie  ®.  Hierfinniqev 
(Wmbe.'Iaubftumtne),  minier  begabter  Stiitber(§ilf«< 
’oalra) , Scbtoacbftnniger  (3biotenanftalten) , ©er- 
logener (BaifenbSufer),  ©erttabrlofter  (Kettung«- 
biuier’l,  ©eroabranftalten  für  fleine  Jfinber,  gortbil* 
iirajs'diulen  für  bie  gereifte«  3ugenb,  gerienfolo- 
men,  ftinberijorten  (f.  bie  einzelnen  Vlrtifel)  ebenfo 
titele  weientlidje  gortfehritte  ber  Bffentlicben  6.  liegen, 
unb  wie  burdi  forgfältige  ©erüehid)tigung  be®  wirf- 
tid>en  Sieben®,  gürf  orge  für  öefunbbeit  (Scbulbbgiene) 
unb  törperliche  ®.  (Xumen,  JJugenbfpiele  ic.)  unb 
burdi  Der  bewerte  2Retf)oben  ber  Unterricht  erbeblitb  an 
erptbenber  straft  gewonnen  bat.  Anberfeit«  ift  nicht 
m nertennen.  bafi  auch  in  Xcutfdjlanb,  befielt  güljrer- 
Itbaft  auf  biefent  öebiet  bi®  Dor  hrrjern  allgemein  an* 
erfannt  war  unb  erft  m ber  ©egenwart  burd)  eifrige, 
v i großartige  Anftrengung  ber  übrigen  aebilbeten 
Sationm  m grage  geftellt  wirb , nod)  siete  (fragen 
unb  Aufgaben  ber  rcd)tm  Siöfung  barren. 

Saß  bem  Staate  Heilung  unb  Auffid)t  ber  Bf- 
fentlichen  6.  gebühre,  ift  Don  ber  mobemen  ®e» 
eßgebung  emftimmig  anerfannt.  Xie  Sltrdicn  haben 
Weber  bie  dRadbt,  um  bie  gefteigerten  Ansprüche  ber 
©egen wart  in  ber  Bffentlicben  6.  -,u  befriedigen,  noch 
bieten  fte  an  fid)  b'nreicbenbc  Sürgfdjaft  einer  n a • 
tionalen  ®.  Anberfeit®  tann  ohne  bie  febwerfte 
Scbätigung  auch  be®  Staate®  bie  religiBfe  6.  nicht 
umtdge’ejt  werben.  Xie  Suchen  müffen  mitwirten. 
Ater  bie  ©renje  jwiftben  ben  beiberfettigen  ©piepten 
unb  Ktecptm  ift,  namentlich  gegenüber  einer  fo  ge- 
fdiloffenen  SKadjt  wie  bie  rBmifch-fatholifche  Stirdie, 
fdfwer  ju  tieben.  — Saum  minber  fdjwierig  ift  bie 
&raqe  nadj  bem  rechten  ©erf)ältniä  ber  allgemeinen 
8oli®(d)ule  jum  hohem  3d)ultt)efen  fowie  innerhalb 
btefe®  ber  hopem  realiftifcb-tecbnifcben  unb  huntani* 
itridien  ©Übung  (ogl.  ©hmnafium,  Uiealfcpule  ic.). — 
fc.e  weit  bie  ®.  ber  XBepter  fid)  bie  Aufgabe  fegen 
toll,  biefe  ohne  3iüefftd)t  auf  etwaige  fpätere  Serhei- 
ratur.g  erwerbsfähig  ju  machen,  ift  ebenfall®  ein  @e* 
gpi'tanb  berechtigter  ©erpanblung.  Xa&  in  biefer 
wcjtebung,  namentlid)  in  grofeen  Stabten,  noch  mehr 
geid)eben  muß,  unterliegt  (aunt  noch  Zweifeln ; aber 
anberfeit®  barf  aud)  nicht  ber  näcbfte  unb  natürlichste 
Seftcbtäpunh  ber  ÜMäbd)enerjiebung  berrfldt  unb  bie 
steflung  bei  Seibe®  in  ber  gamilie  Dcrfd)oben  Wer- 
ben togL  grauen  frage).  — Xie  Dielfeitigen  Anfprücpe 
ber  ©egenwart  legen  auf  allen  ©ebieten  öffentlicher 
9.  bte  öefapr  ber  gerftreunng  unb  ber  Überbürbung 
nabe.  Ber  beruflich  mit  ber  ®.  ju  tun  bat,  barf  fid) 
bteier  Xatiacpe  nidst  Der) cbließen ; aber  bie  grage  muß 
auch  Don  ber  anbem  Seite  ohne  Heibenfcpaft  unb  mit 
ber  Anerfennung  bebanbelt  werben,  bah  bie  Sepwie- 
rg ’.n  m ber  geitlage  felbft  unb  nicht  Dor}ug«weiff  in 
ber  SiHfur  be®  Sebrflanbe®  begrünbet  ift. 

tnblüb  wäre  beer  auf  ben  Stanb  auch  ber  bäuS- 
lihc»  ®.  in  unfrer  .'feit  ehtAugeben.  Allein  e®  liegt 
« ber  Satur  ber  Sache,  baft  biefe  emerfeit«  ber  ©eob- 
unb  allgemeinen  töeurteilung  fid)  mehr  ent- 
I bie  öffentliche  ®.  unb  anberfeit®  boeb  Don 


biefer  wie  Don  ben  leitenben  Jlbeett  in  Staat,  ffirebe, 
©efeüfcbaft  Dielfach  abbängL  jrob  mancher  Schaben, 
bie  ba®  reich  entwidelte,  anfpntd)®uolle  Heben  ber 
©egenwart  mit  (ich  führt,  ift  erftd)t!id),  baß  aud)  in 
bie®  fflebiet  bet  unleugbare  gorifehritt  päbagogifdjer 
ISrfenntni®  feine  Segnungen  mehr  unb  mehr  erftredt. 
3e  weniger  genau  aber  hier  ber  Stanb  ber  Sache 
feftgeftellt  Werben  fann,  befto  mehr  ift  bie  ÜRabnung 
am  $taf),  bah  jeber  ba®  Seine  tue,  bamit  neben  ber 
wehrhaften  unb  wirtfd)aftlidjen  Straft  Wahre  grBm- 
migleit,  edjte  Saterlanbsliebe,  reine,  fefte  Sittlid)feit 
unb  tüchtige  ffleifteSbilbung  unferm  SBolt  erhalten 
bleibe,  ©gl.  St.  S d)  m i b t , ©efebiebte  ber  6.  (4.  Auf!. 
Don  Xitte®  unb  Ipannaf,  JfBtljen  1886  ff.,  4 ®be.); 
Säumer,  ©efebiebte  ber  ©übagogif  (6.Aufl.,©ütcrs- 
lob  1890—98,  4 ©be. ; 8b.  5:  ©äbagogil  ber  31eu- 
jeii  in  2eben®bilbem,  Donfiotholj  1896);  ©raäber- 
g e r , ®.  unb  Untcrrichl  im  flafüfdien  Altertum  (SBürjb. 
1864  — 81,  3 Xle.);  Specht,  ©cfehidjte  be«  Unter- 
ri<ht«Wefen®  in  Xeutfcblanb  bi®  jur  Üittte  be®  13. 
3abrf)unbert«  (Stuttg.  1885);  § epp e,  ©efdjidjte  be® 
beutfeben  8olI®fd)ulwefen®  (®otba  1858—  60, 5 ©be.) ; 
Sdjtnib  unb  Schraber,  ®njt)(lopäbie  be«  getarn- 
ten ®rjiebungä-  unb  Untcrrid)t«wcfen«  (2.  Aufl., 
©Otha  u.  Heipj.  1876—87,  11  ©be.);Xej)ner,  ©e 
febiebte  ber  beutfdjen  ©ilbuna  unb  3ugenber)iehung 
Don  ber  Urjeü  bi«  jur  ©rridjtung  Don  Stabtfebulen 
(©üterSI.  1897);  Hetourneau,  L’«Tolntion  de 
l’education  daus  les  diverse®  races  huuaines  (©nr. 
1898);  Sehmib,  ©efdjichle  ber  6.  (Statt  1884  — 
1902  , 5 ©be.  in  10  Xln.);  ©uiffott,  Dictionnaire 
de  pbdagogie  (©ar.  1882  — 87,  4 ©be.);  Sauber, 
Hepfon  ber  ©äbagogil(2.  Auf!.,  ©reSl.1889);  ©ein, 
@njh(lopäbifd)e«  ^anbbud)  ber  ©abagogif  (Hangen- 
falja  1894  -99,  5 ©be.  ; 2.  Aufl.  1900  )f.).  ©ibtio- 
graphie:  -$a«  qefanite  6r}iehung®-  unb  Unterrichts» 
wefen  in  ben  Öänbent  beutfdjer  ^junge-  (hr«g.  Don 
Stebrbad»,  ©erl.  1898  ff  ). 

(Sr(iet)ung«anftnltcn,  im  weitem  Sinn  alle 
Anjtalten,  bie  ber  ©rjiebung  ber  3»flenb  bienen,  alfo 
aud)  Schulen.  3'»  engem  Sinn  Anftalten,  bie  ju* 
nteifl  neben  bem  Unterricht  aud)  bie  fonftige  leiblidje 
unb  geiftige  ©flege  ihrer  göglinge  übernehmen.  91ad) 
beutfebent  Staat«red)t  ftehett  alle  ®.  unter  Aufficht 
be«  Staate«,  beffen  juftänbige  ©eamte  berechtigt  ftnb, 
bie  geeignete  ©orbilbting  wie  bie  fittlid)c  unb  ftaatä- 
bftrgerltd)e  Unbcfd)oltenheit  ber  an  ihnen  arbeitenben 
©rjieher  ju  prüfen  unb  Don  ihrer  gefamten  innent 
Einrichtung  jeberjeitStenutniSju  nehmen.  3« einigen 
auherbeutfdjen  Staaten  (©elgien,  ©rofibritannien, 
granfreiebte.)  ift  bagegen  jebe  ©inmifdjung  be«  Staa- 
te in  ben  Setrieb  priDater  6.,  bie  über  ba«  allgemein 
poli}eilid)e  ©laß  hinaulgeht,  ge(eglid)  auSgefcbloffen 
unb , fall«  3J!ißbrnud)e  tn  folebeit  Dorfommen , beren 
Ahitbung  unb  Abjtellung  lebiglid)  ber  ©olijei  unb 
ben  ©erid)ten  Dorbehalten.  ©gl.  ba«  preufufdie  fogen. 
Sd)ulauffid)t«ge(eg  Dom  11.  ÜRärj  1872  (-Xie  Auf- 
ficht  über  alle  Bffentlicben  unb  pnoateit  Unterricht®* 
unb  Erjiehungäanftallen  fleht  bem  Staate  ju<);  ba- 
gegen Art.  17  Der  belgifchen  ©erfaffung  Dom  7.  gehr. 
1834  (-Xer  Unterricht  ift  frei.  3ebe  ©räDetttiDmaß- 
regel  ift  unterfagt-).  — Über  6.  im  Sinne  Dott  Sef- 
ferungSanftalten  f.  b.,  weitere®  unter  .©efängiti«- 
Wefen-,  »3ugenblid)e  ©erbrechet- , »3wang®erjie- 
hung*  u.  »gürforgeeräiebung-.  — Siegen  ber  netter* 
bing®  Dielbeiprodjenen  fiieSfcben  ®rjiehung«anftalt 
f.  2aitbeniehung«heim. 

Ocrpctitiugogclbcr,  f.  ©enflon. 

Gr}ic()ung«b<iufcr,  f.  ©efferangSanftalten 


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94 


ßrjiefiungatajHtal  — ©rjlagerftättcn. 


(frjiebungdfapital,  bie  Summe,  bie  für  Unter- 
Ballung  unb  Vluäbtlbung  eine»!  SRenfcgen  bi«  jum 
©intritt  feiner  Grwerbdfähigleit  aufgewenbet  wirb. 
Sebingung  wirt|d)aftlid)rn  gortfebritted  ift  ed,  bafj 
biefed  Kapital  bunt)  bie  fpätere  wirtjd)ciftlid)c  Sätig- 
feit  wenigftend  wieber  erlegt  wirb,  b.  6-  ber  gcfamte 
auf  einen  3eitpunlt  bezogene  (prolongierte  ober  bid- 
fontierte)  Erwerb  mügte  wenigftend  gleid)  fein  ben 
gefamten  auf  ben  glcidjen  3eitpunft  bezogenen  91uf- 
Wendungen.  Sad  G.  bilbet  gleicgfam  eine  Sdjulb,  bie 
jeber  an  bie  fflefenidiaft  abtragen  fottte.  Sie  Silgung 
erfolgt  inSäirnichleit  auf  bem  ©ege,  baftberGrwerbd- 
fähige  eine  {familie  unterhält  unb  für  thidbilbung 
feiner  JViuber  Sorge  trägt. 

(grjiebnngd’  ttnb  £ci)ulflcfef)ief)te,  ©efell- 
fchaft  für  beutfege,  f.  Seut|cgc  Grjiegungd • unb 
Sdiulgefd)id)te. 

<5rjicl)uugd»eretn,  fatfiolifrficr,  tn  Sa  gern, 
gegrünbet  1867,  mit  jahlrcidjen  Spe jialbereinen ; he- 


ben Sri  er  6.  für  SBurgunb  fein  feilte.  Ser  Sfeidid- 
crjfanjler  tourbe  bon  bem  9ieid)doijefanjler  bertreten. 
Sgl  Seeliger,  ®.  unb  Seicgdfamleien  Qnndbr 
~ ' - “ ' ifb.  


gig.  1.  S4emati)4e  Sarttettung  von  Grstagcrftfitten- 
» ©fingt,  b flontnftflanfl,  c Sagergang,  d Säger,  gtöj,  o glöj.  f Omprfignationen,  gg'  ©ern>er- 
fung  einet  ©angel,  hb'  Serrcerfung  einet  Sagert. 

ffgt  in  Sonauwörtg  eine  päbagogifcge  3entralanflalt, 
bad  -Gafftaneum-,  mit  eigner  Sruderei  für  biebont 
Serein  herauägegebenen  periobifegen  Soll!«-  unb  3u- 
genbfdjriflen.  Sereindorgan  ift  bie  »Katbolifcge  Sdjul- 
jeitung«  (präg.  bon  fiubioig  Muer). 

Cerjichun'gdtoiffcnfdiaft,  f.  Säbagogif. 

<?rjiugjan  (Grfinbfcgnn),  Stabt  im  afiatifdj- 
tflrt . 93ila|et  Grjerum,  unfern  beä  wefllicgenGupbrat, 
am  SBeftenbe  einer  60  km  langen  unb  10  km  breilen, 
fruchtbaren  Ebene  (1350  in),  öfter«  bon  Grbbeben 
jerftört,  mit  23,000  Einte.  Qtoei  SrittelSiirfcn).  3m 
Wtertum  Ercz  (g riech.  Azirrn),  mit  bem  2>aupttempel 
ber  Vlnatjit. 

Grjfanjlcr  (Arclticancellarius),  Erjbcamter  beä 
röinifdj.beulfdjeit  9ieid)e«,  ber  bie  Ceitung  ber  SReicgd- 
fanjlei  hatte.  Gd  gab  für  bie  brei  bon  bem  beulfchcn 
König  bel)errfd)tcn  Königreiche  brei  G. , nämlich  für 
bad  eigentliche  Seutfcglanb,  für  3lalien  unb  für 
Surgunb;  burch  bie  ©olbene  Sülle  1356  teurbe  bad 
fet) oii  tatfächlid)  beftehenbe  Scrhältnid  beftätigt,  wo- 
nach ber  Grjbifcijof  bon  TOainj  Surfürft  unb  ®.  für 
Seutfcglanb,  ber  bon  Köln  ®.  für  3talien  unb  ber 


(frjfaftcn,  Sero,  f.  Sdjwarjwalt 
(Srjfitriicrtmrtfdjaft,  f.  2anbwirtfdjaftlicf)e  0e 
triebdfgfteme. 

(frjlagcrftättcn  (hierzu  bie  Safeln  -Grjlager 
flätlen  I— III<1.  alle  fflebirgdglieber,  in  benen  Gr  je, 
b.  h-  ttugbare  metallifche  SRinernlien,  in  abbauluür 
biger  SRenge  angehäuft  finb.  Ser  {form  nach  fttth 
junäcgft  bie  im  allgemeinen  plattenförmigen  G.. 
beren  Sängen»  ober  ffläcgenaudbehnung  ihre  Siete 
ober  3Rüct)tigleit  anfehnlid)  übertrifft, ju  trennen  bon 
ben  ftodförmigen,  bei  benen  bie  SKädjtigteit  unb 
2ängenauäbcf)nung  einanber  nahefomnten.  Sie  plat- 
tenförmigen  G.  teilt  man  Weiter  ein  in  Grjlager  unb 
Grjgänge  (f.  fiager,  ®ang).  Sie  Grjlager  (d  ber 
Sejtfigur  1)  liegen  ben  einfd)!iefienben  meift  febimm 
tären  ©ebirgdgliebem 
parallel  unb  liegen  aueb 
ihrer  Silbungdjeit  nach 
jwifchen  ihnen,  «erhol- 
ten ftch  olfo  im  allgemei- 
nen wie©ebirgöfd)i<ht™ 
unb  Werben  wohl  auch 
ebenfo  wie  bie  Steinfol)- 
lenlager  ald  glöje  be- 
jeiegnet  (Rupferfcgiefer- 
pöj,  Gifcnfteinflöj).  3« 
einjclnen  {jäHen  (e)  {tei- 
len fte  nicht  eine  jufam- 
metthängenbe  Schicht 
bar,  fonbem  beflehen 
aud  einjelncn,  ein  unb 
berfelben  Schicht  ein- 
gelagerten Sphäroiben 
(SphäroftberitberShad. 
formation).  Spätere 
Spaltenbilbungen  unb 
Sftibeauberfcgiebungen 
(Ser  Werf  ungen,  ult') 
tönnen  ben  urfprüng 
liegen  3u(ammcnllan9 
eined  Saget«  (fflöjed) 
nachträglich  aufheben. 
SSährenb  bie  Grjlager  in  ber  Segel  gleichjeitig  mit 
bem  Sebcngeilcin  entftanbene,  ftjngenetif dje  G. 
barflellen,  ftnb  bie  Grjgänge  (a)  jwar  auch  primär 
ober  protogen,  b.  h-  an  Crt  unb  Stelle  juttt  Vlbfog 
gelangt,  aber  nach  betn  bon  ihnen  burchfegtenSeben 


bie  läng«  ber  ©renje  berfegiebrnartiger  ©efteine  «er- 
laufen, liciften  Kontaftgänge  (b),  folche,  Welche  bie 
fflebirgdjchichtcn  quer  burdjfegcn,  Duergänge  (a), 
folche,  bie  bad  gleiche  Streichen  unb  {fallen  wie  bas 
Sebengcftein  bejtgen,  babei  aber  hoch  burd)  Sbjwei- 
qungen  (Srümer,  Spophpfen),  burd)  eingefchloffenc 
Sruchflüde  bed  Sebengcfteind  ober  burd)  anbreSRert 
jcichcn  ihre  Spaltcnnatur  unb  bamit  ihre  jüngere, 
gangartige  Silbung  belunben,  2agergänge  (cl 
3ft -bie  2agerftälte  burch  ihrt  Scrbanbdoerhältniffe 
ald  ©ang,  burch  ihre  {form  aber  ald  Stoct  gefenn 
jeichnet,  fo  bilbet  fte  einen  © a n g ft  o d (Slaglberg  bei 
SRiifen  int  Siegenfcgen,  f.  Sejtfigur  1).  3ft  aber  bie 
flodförmige  SRaffe  mit  ihrer  2ängäeritrcdung  ben 
©ebirgdfcgichten  parallel  gelagert,  fo  beigt  fie2ager- 
ftod  (SRammcldbcrg  bei  ffiodlar,  bie  SRagnetcifcnerj- 


Digitiz 


Erzlagerstätten  I. 


Erzstoß  im  Burgstädter  Hauptzug,  Oberharz. 


1.  Gangzertrümerung,  zusammengesetzter  Gang. 


2.  Da»  zertrümmerte  Gestein  durch  Gangart  verkittet.  Erzstoß  Im  Burgstädter  Hauptzug,  Oberharz. 
(Nach  Photographien  von  F.  Zirkter  in  KlausthaL) 


Meyers  Konv.  - Lexikon , 6.  Au/I. 


Bibliograph.  Institut,  Leipzig. 


Zum  Artikel  .Erzlagerstätte! 


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Erzlagerstätten  II. 


MfuAtfnuitrKtiliuy  Al^f/wr  OrruuuiocL 

a Tagend! . b Oberes  Flöz,  c OrgelHöz,  ( Milteiflöz,  I Kiesiges  Plfli,  k Artiges  Flöz,  1 Flöztrum. 

\.  Ideales  Querprofl!  durch  den  Granitstock  von  Zinnwald  nach  H.  Zinkeisen.  Maßstab  1 :4U00. 


2. Schematisches  Profil  durch  das  Ganggebiet  von  Nagyäg. 

p Pbjlllt,  t tertllre  Sedimente  der  Mediterranstufe,  d Daclt, 
pr  Propylit,  ; Qangzüge.  K kaolinislerter  Dacit,  v oberflächliche 
Verwltterungsdeckc. 


3.  Ideales  Profil  durch  die  Goldlagerstatten  der 
Black  Hills  nach  Devereux. 
sch  metamorphe  Schiefer,  Q Goldquarzgang  (Homestake  Veln), 
s Potsdam  - Sandstein , c Qold  führende  Konglomerate,  p Por- 
phyr, g junge  Ooldselfen. 


D,  gbq  D,  bg  D,  qgc  D,  c D, 


t Profil  einer  Stelle  der  Norltgrenze  Im  Melnkjär- 
feld  nach  Vogt. 

Profllböbe  1 m.  n Nortt,  g Oneis,  m Kiesmasse. 


b qzl 

5.  Einfacher  Gang.  6.  Zusammengesetzter  Gang. 

g grauer  Oneis,  I Lettenbestcg , q Quart,  s Schollen  zersetzten 
Gneises , zl  Zinkblende,  b Bleiglanz. 


I 


8.  26.  Lauf.  XII.  nördliche  First. 


7 u.  8.  Adalbert- Hauptgang  (PFibram),  30.  Lauf.  Firstenbild. 

D Orünstein  (Diabas),  D,  zersetzter  Grünstein,  q Quarz,  s Sldcrit,  p Pyrit,  c Kalkspat  mit  Stücken  von  Nebengestein,  M Gangmasse, 

b Zinkblende , g Blelglanz. 


Meyers  Konv.-  Lexikon , 6.  Au/L  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  Erzlagerstätten:. 


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Erzlagerstätten  111. 


Braunrisen  r» Roter  (itilmci  h.lieisser  Galmei  ••Sulfidisches  £rzl*jqrr  mit  Zuikhlrn  Je  ^Ifletglanz 
&ZT.  Tertiär.  Diluvium  '\Sleinkahlenfld~.r  l|  \£r;  führender  Do  L>ui  U*  , Schichten,  des Jüngeren  Muschelkalks 

1.  Schematischer  Querschnitt  durch  die  Beuthener  und  Tarnowltzer  Mulden. 


Amtes  Sehacht  3.  Querprofll  durch  den  Comstockgang. 

Virginia Cilg, 

Conseil  da  (eds 
Vtrainm  - 
Sauuhl 


} v'  Orthvklcsntrrphyr 

2.  Querschnitt  durch  die  Gora  Blagodat. 


May  Lu, ir  und  Gaüncuicslcr 

ZinkblauUgänge 

4.  Schematischer  Durchschnitt  durch  die  Erzlagerstätten  von  Ralbl. 


• ailmmrrtiornblrndcan- 
deslt.  b 1’ropylllKicrter 
hrroirnindctll,  r Qang- 
körper,  q quarzige  Oana- 
maaae,  r Aushieb  in  einer 
Bonanu. 


P - : m m 

\ ■: *.  v>4=%  ■ • 

.1  9 3 

1.  New  Chum  Oangzug,  2.  Oardcn  Gully  Gangzug,  3.  Hustlers 
Oangzug,  ggg  Qesteinsglnge. 

5.  Idealschnitt  durch  das  Bendlgo-Goldfeld. 


6.  Schematischer  Durchschnitt  durch  die  Queck- 
silberlagerstätte am  Clear  Lake  In  Kalifornien. 


CaCSduvhL 


! 

I 


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i 


i 

i 


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(Srjlagerftätten  (Einteilung). 


95 


Bi*  ju  Xxinnemora  u.  a.  D.  in  Sdjttcben,  f.  Jejt- 
jisui  1).  Senn  eine  ®eftem«maffe  auf  einem  flock 
förmigen  Saume  non  einem  Seßwerl  »ottSangabcnt 
(Sewängen , \ Xejttfigur  1)  bimpfeßt  ober  mit  ßrj 
imprägniert  ift,  io  petßt  fie  Stodmerf  (3innftein 
ftitaenbe  Stoefroerte  Bon  Attenberg  unb  ©euer  in  Satp. 
im).  Senn  bagegen  m fctjräg  bie  Sepidjten  burdj- 
lepaibm  ober  ipncn  parallel  Berlaufenben , platten, 
fc reiigen  ffonen  eine  nicift  unregelmäßige  Sr jfüprung 
tmttaitbai  ivt , opne  baß  bie  leptern  fup  alb  ein  fetb> 
iiänbigct  ©ang  ober  Cagcr  aPgrenjcn,  fo  ift  ba«  4ior- 
fomntni«  alS  gallbanb  ober  gaplbanb  (f.  b.)  ober 
aßEtjjone  ju  bejeicpnnt.  3c  natpbem  bie  gabl- 
bänber  ber  Sepitptung  parallel  liegen  ober  indjt, 
tdmren  fte  m ber  äußern  Erfepeiitung  wie  in  ber  Btl« 
bung«weife  ben  Sägern  ober  ben Sängen  näher  flehen 
(ÜKagnettiebfaplbänbtr  Don  Bungsberg,  • Sobaüerj- 
i aplbänber  Don  Sfutterub  u.  a.  O.  in  Stfrwegen  u.  a.). 
Unter  Imprägnationen  (f)  seiftest  man  eine  un* 
regelmäßige  iporabiftpc  Er^fübrung  ohne  Südfidjt 
auf  bie  genetmbcn  Berbältntjje  beS  imprägnierenben 
Erje«.  glir  unregelmäßige  Erjanpäufungctt  oljne 
beftintral  auSgefprodbcncn  Cbaratler  gebrauch!  man 
auch  mcpl  bie  AuSbritde  Sefter  (mandje  3ml«  unb 
Bloerslagerfiätten  in  Spempreußen  unb  Stpleficn) 
unb  Bugen  ober  Bußenwerle  (f.  Xejtfigur  1), 
wenn  m unförmlichen,  (palten»  ober  mulbcnartigen 
Berticfungen  bie  Erjmajjen  angepfiuft  finb  (Bopii- 
erj  im  Jlura,  bie  Eiicncrjlagerfiätten  beS  £>un«rüdS). 
3hmen  fieben  im  Borfonimen  wie  in  ber  BilbunaS« 
loctie  bie  jiingften  obcrftncplidwn  Erjgebitbe  nape,  bie 
als  Duellen,  ober  Safeneifenerje  in  manchen 
©egenbat  für  bie  Etfenprobuftton  iiicpt  opne  ©ebcu« 
tung  ftnb.  Seife nlager  (f.  Xeptpgur  1)  finb  fe» 
funbärt  ®.  ober  Xrümmerlagerftätien,  burdj  .per* 
ftörung  unb  Unüagening  primärer  E.  ober  erjfiip. 
renber  ffiefteine  Peroorgcgangen.  ®a«  an  ber  Erb« 
Oberfläche  gelegene,  ben  Atmolppärilien jugänglttpc 
©efteinSmaterial  bertmttert , Wirb  burtp  ffiatfer  fori« 
aefüprt,  gefdjleutmi  unb  je  narp  ber  Beftpaffenbeti 
beS  Sterrmn«  unb  je  narp  ber  Schwere  beS  Material« 
«lieber  abgelagert  Aammtlidj  bie  djtmifchf cbwer  Oer- 
anberlirpen  Erje,  Wie  Blatin,  Solb,  3’nnjtem  unb 
ffiagneteiien,  finb  in  berartigen  <1  Wagerungen,  Sei« 
fen,  Dorperrfrpcnb;  aber  autp  Xiamant  unb  anbre 
Ebcifirtne  werben  jumeüen  angetroffen.  ®ie  Solb- 
unb  ©latingewinnung  am  Ural,  bie  ffinttprobuftion 
auf  ben  oftinbiftpen  Unfein  Banata  unb  Billiton  unb 
auf  ber  »albinfel  SBalafCa,  bie  Xiantanlgeminnmig 
in  Brcftlten  unb  3nbien  beruhen  ttefentlitp  auf  ber 
Ausbeutung  Don  Seifen  lagern;  fie  gepören  in  ber 
Segel  ju  ben  jüngflen,  tertiären  unb  quartären,  Sri* 
bangen  unb  liegen  besbalts  nahe  an  ber  Oberflätpe. 
Ältere  fflolbleifen  auS  bem  Rambrium,  bem  Rarbon 
unb  mrfojotftpen  gormationen  beftepen,  im  Segen« 
iape  ju  ben  fingern,  aus  lodern  Sanben  unb  Riefen 
jufaimnmgefepten  Seifen,  aus  feft  Derfitteten  Ron. 
qlomeralen  unb  Sanbiteinen,  bie,  Wie  in  ben  Blad 
Julis  m lafota  (XafellX,  giß.  8),  baS  Solb  tn  flcincn 
gerun  beten.  jugleiip  mit  ben  Seröüen  jugejüprUn 
Börndpen,  beionberS  in  einjelntn  SSuIben  iinb  Sin« 
wen  ber  AufiagerungJfläepen  lonjentriert,  entpalten. 

3«  neuem  3«t  Wirb  bei  ber  Einteilung  ber  6. 
Weniger  ipre  räumliche  ÜJuSbepnung  alS  ihre  Ent« 
ftepimg  benidütptigt,  'Ulan  fteHl  alfo  ben  fefunbären 
aber  beuterogenen  E,  bie  protogenen  ober  primären 
gegenüber  unb  unterfdjeibet  unter  ben  leßtern  Wie- 
berum, wie  bereit«  oben  erwäpnt  Würbe,  fpugent« 
ttfipe  unb  epigeuetifipe. 


Sijngeiu!i)(p  finb  junäipft  bie  fogen.  erupti- 
Den  E.  ober  majmatifcpen  AuSfepeibungen, 
b.  p.  bie  btirdi  Xtßerenttatiou  au«  bafifipen  Erupti»« 
magmen  entitanbenen  ®.  3)ie  Eruptiogeflcine,  bte 
au«  großen  Xiefen  eraporiteigen.  Wo  bie  SKaffen  ein 
IjöpcreS  fpejifiid)eS@eWid)t  befißen  alSbieieitigeitttahe 
bet  (Srboberftäipe  (f.  Erbe,  8.  SK>8  f.),  entpalten  in  ber 
Siegel  mehr  ober  weniger  große  SPiengeiiDonllietallett 
unb  HJietattoerbinbungen  ( junial  Eilen,  SKagneteifeu, 
Xitancifen,  Epromcifen,  EifenlieS,  SiagnetheS),  unb 
biele  fönnen  fiep,  wenn  bie  Eruptiumagmen  unter 
beftimmten  ppgfiralifdjen  Bebingungen  erftarren,  ju 
ilodförmigen  ober  ba«  ffleflein  an  gemiffen  Stellen 
öunpjdimännenbeit  SKaffen  (ödjlieren)  toiijentrie« 
ren  unb  baburdj  ® bilben.  ®ie  auf  joldic  Seife  teil« 
au«  OliDinfelfen  unb  gaPhroähulitpenSeftemen,  teil« 
au«  XiabaS,  ®iorit  :c.  gebilbelen  ®.  liegen  oft  am 
.UontaB  gegen  baSSicbengeftem  unb  fmb  paufig  burtp 
idprittweije  petrographifdje  Übergänge  mit  bem  Biut« 
lesgeftetn  »ertnüpft  (Xafel  II,  gig.  4).  ®«  gepören 
bicrper  bieSagerftatten  PonShromeifenerj,  bie  aDent« 
halben , wo  fte  »ortommen  (in  aiorwegen,  Stplefien, 
Äleinafien,  Ural  K.),  an  Beribotile  (CliDingefleine) 
unb  aus  jolcbenenlftanbene  Scrpenline  gebtmben  ftnb, 
I ferner  bie  Xilaneifenerj«  unb  3Kagneleifenerj.üager- 
ftätten  (mit  burcpfcpnittliip  40  unb  lotal  70  80Broj. 
Erj),  wie  fie  bei  jaberg  in  Scpweben,  au«  Norwegen, 
ben  Bereinigten  Staaten  »an  'ji'orbamcrila  unb  be* 
fonber«  »on  ber  SHtjjfotaDa  Sora  unb  an  ber  Sora 
Blagobat  bei  Siifpne  Xaailjt  (Xnfcl  III,  gig.  2)  be« 
tannt  ftnb;  bann  Wiele  ßagerfuuien  »on  fulfibiftpeit 
Erjen,  j.  B.  »on  Shipfcrfuljib  m Beribotiten  unb  ;u- 
gehörigen  Serpentinen  am  SBionte  Calini  ittXosfLiita, 
unb  »on  Slidel  • Ä’agnciliefl  in  aabbroarligen  @ejlei< 
tien  (j.  B.  bei  Rtefoa  in  Schweben,  Subburp  in  SVa« 
j itaba  ic.);  ferner  bie  Sorlommen  Pon  Rupfer  uitb 
Silber  im  SDielapbhr  (am  Siate  Superior),  bie  Aus« 
jdieibung  »on  Solb  in  Srauit  (Ehile)  unb  Xiorit 
i.Vluftralieri i fowie  Bon  Blalin  in  Beiiboltten  (im 
ilrai,  Brafilien  tt.)  unb  ba«  fpärlitpere  Borlommen 
»on  Siideleijenlcgierangen  (j.  B.  im  Bafalt  btr  Qrtfel 
X)i«to  an  ber  SSrittlifte  »onSröttlaub).  Spngenetifip 
finb  bann  »iele  Erjlagcr  oberErjflöje,  b.p.Erj« 
anpaufungeti , bie  ber  Sdmptung  ober  Stpieferung 
be«  fie  einftpließenbenffleftein«  parallel  »erlaufen  unb 
baburd)  enlftauben,  baß  gleitpjeitig  mit  bem  gewöbn- 
licpen  Abfaj  »on  fanbiaem,  tonigem  ober  falfigcm 
IKaterial  eine  epemifepe  AuSfallung  »ou  metaHifd)en 
I Subftanjen  »or  ftd)  ging.  XaS  Rupfeifcpieferßöj  ber 
gecpfteinforniation,  ber  Rupferfanbflein  im  ruffiltpcn 
Sou».  Bcrm,  bie  Blcier j füprenben Sanbfteine  (# not. 
tenerje)  »on  SKeiperniip,  Biele  Ricslager,  jalilreitpe 
Eifenerjablagerungen  in  Pen  Pcrfcbifbenfleit  gorma- 
lionen  ftnb  Betfpiele  berartig  geiciiicptclcr  E.  Bei 
uielen  Srjlagem  wttb  aper  bie  Ronjenlration  be« 
ÜKetaUgebalte«,  ftreng  genommen,  nidjt  burd»  Sgn- 
gmefe,‘ fonbent  bunp  Xiagenefe,  b.  p.  burep  eme 
ber  SefleinPaPlagerung  unmittelpac  naipfolgeube 
Umlagerung,  entjtanben  fein.  Solcpe  ®.  ftnb  alfo 
biagenctiftpe.  Stparf  laffen  fiep  Piageneliftpe  E. 
»on  ben  fpngenetiftpen  nidjt  unterfcPeiben,  um  fo  tnepr, 
al«  Biele  primäre  Erjlager  natp  iprer  Ablagerung 
eine  mepr  ober  Weniger  weilgepenbe  Umwnttbluttg 
erfaprett  paben.  fo  baß  man  fte  wopl  aud)  als  meto  ■ 
morppifdje  E.  Bon  ben  imBeränbrrten  fBngeneti« 
iepett  ®.  pat  trennen  wollen.  So  finb  bie  iRagnet« 
eifenerjtager  beä  triflalliniftpen  Schiefergebirges,  wie 
fie,  Bott  großer  teipniftper  Bebeutung,  an  Bielen  Or« 
len  in  Stpweben  (Xannemora,  ffledioara  tc.),  im 


96 


ffirjlagerjtätten  (fpngeneiijche,  epigenetifcpe), 


fühlten  Mußlanb,  bei  Sepntiebcberg  in  Scpleften  sc. 
auflrcten,  bie  gifenglitmuerfcpiefer  Norwegen«  usib 
©raftlirn«,  bie  Sifenglanjlager  im  Staate  löt'idiiqatt, 
bie  Sibcritlagerftättcn  tson  Ipüttenberg  in  Kärnten 
unjWeifelboft  Weitgefjenb  untgeiDattbelt,  Wäljrenb  bie 
Dost  oolül)ifd)en  ®tfenerjen  gebilbeten  Saget,  Wie  fte 
fiep  im  Silur  ©Öhmen«  unb  Xf)üringen«,  auch  in  bem 
öftlicpcn  leite  bcr  bereinigten  Staaten  Don  SRorb- 
amerifa,  im  3ura  Bon  Sotf) ringen  unb  Sujemburg 
(HJIinetten)  unb  in  SBürttemberg  fistben,  Weniger  tief- 
greifenbe  ©eränberungen  erlittest  paben,  unb  fcbließ- 
lieb  bie  juaenblicpen  ©afeneifenerje  unb  Socerjbilbun- 
gen,  ebestfo  wie  bie  marinett  ©faufonitabfäjje  an  ber 
Sfiifte  tson  Kalifornien  unb  bie  eocäncit  gifenoolitpe 
uotn  Streffcnberg  sc.  in  Cberbatjem  [eit  ihrer  bilbung 
faum  nterflicp  Deränbert  ttsorben  [inb. 

Unter  ben  e |s  i g e n e t i ( eb  e n @.  finb  an  erfter  Stelle 
ju  nennen  bie  Erränge  (f.  ®ang).  38an  unterfepei» 
bet  alä  einfache  Sänge  [olebe,  bte  [ieb  al«  einheitliche 
Spattenauäfüllung  ertocifen  uttb  fcharf  gegen  ba« 
Siebengeftein  abfcjjen  (Dgl.  3TafeI  II,  gig.  5,  [omie  a 
in  ber  Xejtfigur  1),  alfo  ein  pangenbe«  unb  liegenbe« 
Salbanb  beutlicb  au«gepragt  befipen,  Don  beuju- 
f a m nt  e n g e f e j>  t e n,  bie  au3  jablreidjett.  im aUgentei- 
nen  untereinanber  parallel  Derlaufenbett,  fcbntalen 
SpaltenauSfülIungon  ober  Xrümern  beftepen.  Son 
jufantmenqefegten  ®iingen,  bie  befonber«  im  S>arj  unb 
imSnd)ftfd)cn  grjgebirge  päufigfinb,  geben  ^13. 6 auf 
Xafel  II  (owie  gig.  1 u.  2 auf  Xafel  I,  bie  einest  Seil 
eine«  folcpen  Bange«  barftellen,  ein  8ilb.  Sie  Säger» 

Ö(f.oben),  Dott  echten  Sagem  burdjquerlaufenbe 
lelungett  unb  burd)  Sinfcplufj  Bon  ©ruepftiiefen 
beä  Siebengefteinä  unterfd)ieben,  ftnb  febr  Derbreitet  in 
ber  ©nippe  bcrBolbquarjgänge  unb  hefigen  gewöhn» 
lieh  jahlrciche  linfenförmige  VlnfcproeBungen.  3“  ben 
Sagergängen  rechnet  man  auch  bie  Sattelgänge. 
Sie  ftnb  ant  beftett  im  ©enbigo-Bolbfelb  in  ©ictoria 
entwidclt  (Xafel  m,  gig.  6):  an  ben  Umbiegung«» 
ftcUcn  bcr  fiatf  gefalteten  Schiefer  unb  Sanbfteme 
be8  Silur«  Don  ©enbigo  ift  e«  ju  einer  Vlufblätterung 
bcr  Schichten  in  grobem  SDtafjftab  gefommen.  Sie 
entftanbenen,  bei  ben  Sätteln  baep-  ober  qlodenför» 
ntigen.  bei  ben  ©hüben  wannen-  oberfcpüffelförmigen 
fcoplräume  finb  mit  Buarj  erfüllt,  ber  Bolb  unb 
golbhaltige  Sulfibe  in  feiner  Verteilung  enthält,  ju* 
weilen  auch  fdjarffantige  ©ruepftüde  be«  viebengeftein« 
umfcpliefjt. 

Sie  Spalten,  beren  Vluüfüllung  bie  Erjgänge  bar- 
ftellen, ftnb  jum  groben  Seil  btsrep  allgemein  telto- 
ttifche  Vorgänge  entftanben  (SerwerfungSfpalten). 
?fur  in  fslutonifchen  ©efteinen  entfpreepen  bie  6rj» 
gättge  juloeilen  auch  Äontraftionäfpalten,  b.  h.  Spal- 
ten , bie  fid)  bei  ber  6rftarrung  unb  Vlbfüplung  ber 
fcpnieljflüfftgen  SruptiDmaffe  gebilbet  haben.  Sie  ®rj» 
gänge  finb  bann  weiften«  etwa«  jünger  al«  bie  grup- 
tiugefteme  felbft  unb  reich  ast  gluor,  Sor,  Splor  >c. 
füljrenben  'Uiineralien  (Wie  Xopa«,  VI finit,  glufj- 
fpat,  Sunnalin  sc.) , bie  unter  bem  ßinflub  bcr  mit 
ber  öefteinderuption  in  ffierbinbung  ftehenben  pneu» 
malolt)tifd)enoberpneuinnto[)hbatogencn©ro,ieffeent» 
fiastben  ftnb.  So  Werben  bie  feptuebenben  3innerj» 
gänge,  bie  in  bem  burd)  bie  pneumatolptifdjcn  Sor- 
gänge  Beränberten  Branit,  bem  ©reifen,  auflreten 
(3innWa!b,  Vtltcnberg  sc  itn  fäcpfifd)en  grjgebirge) 
unb  wie  umgefehrte,  flache  Schalen  (baljet  boitiScrq- 
mann  al«  glö,)  bejeiepnet)  auSfepen,  bie  in  geringem 
Vlbflanb  überetnanber  folgen  (Xafel  II,  gig.  1),  auf 
Rontraftion«fpalten  jurfldfgefüprt,  bie  fid)  bereit«  Bor 
ber  DoUftänbigen  Slblüplung  be«  Branit«  mit  ben 


Sangarten  unb  ben  6rjen,  befonber«  3innftein  unb 
©oltratn,  angefüllt  haben,  ähnlich  ju  beuten  finb 
bie  Rupfer-  unb  Siibererjgänge  im  SJpDoIitp,  Xrachpt 
unb  Vlnbefit  in  ©oltDici  unb  SRepIo  (owie  bie  Vlpa- 
titgätsge  Bon  ©autle  in  SRorwegen.  ®rf)ä!t  eingrup» 
tiugefteinSgang  bei  ber  Vtbfüplung  jahlrciche  Ouer- 
fpalten,  bie  fiep  bann  mit  ©angart  unb  ®rjen  füllen, 
fo  entfiehen  Beitergänge.  Sejtfigur  2 |teHt  einen 
foldjen  fflang  atc«  ©ictoria  (Viufiralcen)  bar;  e«  i[t 
ein  ®ang  Bon  Siorit  (ft,  b),  ber  Bon  jnljlreieben,  oft 
fiep  gabelnbenSluarjtrümern  mit  ®olberjen  (c)burch- 
jogen  wirb.  Sie  meiften  fepneiben  am  Salbanb  ab, 
einige  fegen  auch  noch  etwa«  in  ba«  Slebengeftcin, 
einen  Schiefer,  hinein. 

Sie  ©Übung  ber  SRineralien  auf  ben  Srjgängen 
in  gefdjiipteten  ®eftemen  ift  ftet«  auf  wäfferigem  Seg 
erfolgt,  unb  eSiftfehrwahrfchcinlich,  baß  bie  Srjgänge 
in  gruptiDgefteinen  unb 
an  bcr  Brenje  berfelben 
gegen  gefchichtete«  Beftein 


glg. 2.  Xurt^fcfenUtetntl 
Öangcft  ber  iBaocrle^» 
3Aine  in  Qictoria. 


ten  Jett  auf  oiefelbe  SBctfe 
gefüllt  würben.  Ser  Ur» 

Sprung  bcr  metaHifd)en 
Söfungen,  Welche  bie  gr;- 
gänge  erjeuqten,  ft tt bet  fid) 
in  Bielen  jällcn  in  ben 
gruptingefleinen,  in  benen 
oft  nicht  nur  @rjc  au«ge» 
fepieben  angetrojfest  Wer 
ben,  fonbem  aud)  Silifate, 
bie  6rje  ist  feinfter  ©er- 
teilung  umfdjließen.  3n» 
tereffante  Sejiehungen  ju 
SruptcDgeftemcn  (eigen 
}.  ©.  bie  reichen  ©leierj» 
gänge  Don  ©fibrant  in 
©Öhmen.  $)icr  Wirb  ba« 

Siebengeftein,  bie  lambri- 
fche  Brauwacte,  Bon  jahl- 
reichen , oft  ftoefförmig  an- 
fchwellenben,  1 — 30  in 
mächtiges!  Brünftein-  (b.  h- 
Siabo«- ob.  Siorit-)  Ban- 
gen burd) jogen.  Siefen  ®eftein«gängen  (Dgl.  gig.7  u.  8 
aufSafel  II,  bie  Querfcpnitte  burd)  ben  Bangjug  be« 
Vlbalbert-Ssauptgangc«  barftet!en)folgen  biegrjgange, 
inbem  fte  ftd)  halb  an  ihren  Salbänbcm  patten,  halb 
tn  iprer  ISitte  Derlaufen.  flpnlicpe«  feststt  man  oon 
Bielen  anbern  Orten.  3n  Schencnif)  in  Ungarn,  SKe» 
fifo,  Eptle  :c.  erfepeinen  namentlich  ßrup'tiDgeftein* 
jüngern  Vllter«,  wie  SihBolitpe  unb  Vlnbeftte,  Ouarj» 
porphpre  unb  baftfepe  ©lagioHaS-Vlugitgefteine  m 
ber  Siäpe  ber  reichen  Silbererjgänge;  manche  ber  leß- 
tem  Wien  fogar  bireft  innerhalb  ber  gruptiDgebilbe 
auf.  Sbeufo  finb  bie  Bolbguarjgänge  oft  röusnlich 
unb  genetifd)  an  Siegionrit  gebunben,  wo  ba«®ebirge 
Don  granitifepen,  bioritifepen  unb  biabafifepen  Beftet- 
nen  burepbroepen  ift,  unb  Diele  Don  ihnen  haben  gang 
bie  snineralifcpe  3ulQmntenffj)ung  wie  Banggranite 
(Vlplite,  ©egmatite),  enthalten  auep  ähnliche  pneu- 
matohhbatogeneSRineralbilbungen(Surmalin,Scpee- 
lit,  3tnnfletn)  wie  bie  Porper  erwähnten  3tnnerj- 
lageritätten.  Sie  fiebenbürgifepen,  in  iprer  SRehrjapt 
burd)  ba«  ©orperrfepen  ber  Selluribe  unter  ben  ®r jen 
befonber«  auägejeicpneten  ©olberjgänge  haben  al« 
©ebengeftein  in  bcr  Siegel  tertiäre  gruptiDmaffcn, 
Sraepsjt  unbVlnbefit,  bie  unter  ©ilbung  Don  Gplorit 
unb  Karbonaten  bei  glcicpjeitiger  SinWanberung  bon 


97 


©rjlagerfiätten  (3mprägnationen,  mctafomalifepc,  fonlaftmetamorppifcpe  ©.). 


lolbpaltigem  ©prit  in  ©rünfteintracppt  (©ropplit) 
..mgewanbelt  unb  lofal  in  Kaolin  gerfeßt  würben.  liefe 
■Pnwanblungen  fiepen  in  geneti[<pem3ufammenpang 
;mi  ber  ©rggangbilbung ; Die  ©ropplitifierung  äußert 
>td»  am  fiärfften  in  bem  ntittelfien  unb  tieffien  Seile 
>eä  ©ruptioftoefeS,  unb  biefer  ift  juglcid)  ber  Siß  ber 
Solberjgänge.  Sie  Kaolinifierung  ift  noep  enger  an 
bi«  ©rjgäng«  gebunben  (lafel  n,  gig.  2).  Hlucp  bie 
neben  Silbererjgänge  im  weftlicpen  Sforbanterifa 
: -Tpalten  fiep  äpnlicp,  jumal  ber  an  60— 100m  mäcp* 
je  reiepe  ©omftocfqang  im  SSafpoebiftrift  am  Oft* 
.'bang  ber  Sierra  DlcOaba  (lafel  IH,  Sin.  3),  ber 
son  1859  — 89  an  4820  Ion.  Silber  unb  214  I. 
Solb  im  ©efamtwerte  Bon  1360  Mia.  Mf.  geliefert 
bat  — ©inen  befonbem  IppuS  fteHen  bie  ®<ingc  ber 
. jedftlberforniation  bar.  Sieben  eigentlichen  3mno* 
■rgängen  trifft  man,  j.  ©.  bei  HUntaben,  3bria  u.  a.  O., 
Imprägnationen  Bon  3<nnober  in  gemitteten,  bis 
ti  flcmfte  gerftüftelen  öebirgäftpollen  ober  in  ur* 
tmingliep  poröfen  ©efteinen  unb  auep  ftoefförmige 
irjförper.  Die  Silbung  biefer  6.  wirb  burip  bie 
Serpältmffe  im  Steamboat  Sailen  unb  am  ©lear 
£ale  in  Kalifornien  flargeftellt.  £ter  treten  unter 
:mem  Iroepptftrom,  ber  fogen.  Sulfurbanf,  ber  auf 
•tart  gertlüfteten  Rreibefebimenten  aufrupt  (lafel  HI, 
Sig.  6),  petße  Duellen  perBor,  bie  ben  Iracppt  nad) 
e3en  Sitptungen  burdpftrömen  unb  Opal,  ttpalcebon, 
äepmefel  unb  3ntttober  neben  bituminbfen  Subftan* 
en  auf  ben  ©efteinäflüften  abfeßen,  g.  I.  in  folcpem 
iRaße,  baß  ber  Iraeppt  als  Dueclfilbererj  in  läge* 
. auen  getronnen  wirb.  2p"  Steamboat  ©attep  be* 
jbaeptet  man  an  einzelnen  Stellen  eine  lebpafte  ®ei* 
'enätigleit  unb  ba , Wo  biefelbe  bereits  erlofdpen  ift, 
Sbfäße  Bon  ftiefelfntter,  imprägniert  mit  Zinnober, 
oeldbe  bie  ©efteinSfpalten  erfüllen;  in  ber  liefe  tritt 
oft  maifenpaft  ^tnnober  auf.  ©8  paben  bemnaep  an 
Siefen  beiben  Stellen  bie  © eine  ppbrotpermale  ©nt. 
itepung  : beige,  aus  großer  liefe  aufftrigenbe  Duellen 
Paben  tpren  Metallgepali,  ben  jie  nape  an  ber  ©rb* 
oberjläip«  gum  Hlbjaß  bringen,  Waprfcpeinliep  fepr  tief 
tegenben  ©cüeinSIörpem  entzogen.  ©ang  äpnlicp 
muß  auep  bie©ntjtepung  ber  anbem  befannten  Oucd* 
ä'.beTerjlagerfiätten  aufgefaßt  werben. 

ürimär  unb  epigenetifcp  ftnb  fobann  biejenigen©  r g* 
Inger,  bie  einer  boQftänbigen  ober  teilweifen  3m* 
orägnation  gewiffer  Schilpten  mit  metattifepen £5* 
ungen  Gange  naep  ihrer  Hlblaaenmg  u.  ©f rf eftigung) 
■an  ©ntftebung  oerbanten.  Ia3  ift  g.  ©.  Per  Sott 
mit  ben  Öolbcrjlagerjtätten  am  HBitWaterSranb.  ©S 
«stießen  fiep  bann  bicientgen  ©.  an,  bie  auS  fialf- 
itetnen  unb  lolomiten  burep  eine  ©erbrängung  Bon 
•UefteinSmajje,  alfo  burep  «inen  metafomatifdpen  ©ro* 
eß  enrttanben  finb,  mitpin  eine  Metamorppofe  in  gro- 
ßem Kaßftabe  barftellen.  liefe  metafomatifepen 
4.  haben  meift  ftoef-,  nefter-  ober  fplaupfunnige,  aber 
anep  la  .irrartig;  ©eftalt  Hin  ben  fflefteinSflüften,  auf 
benen  bie  erjbringenben  £ö jungen,  beren  Urfprung 
halb  in  näcptter  Jiiibe,  halb  in  Weitet*  gerne  liegen 
fann,  emgebrungen  ftnb,  enthalten  fie  bie  ßrge  am 
rettinen;  weiter  entfernt  Bon  ben  Klüften  finben  fiep 
©«menge  Bon  ®rg  unb  ®eftein,  bie  attmäplip  in  tau- 
bes ©ctein  übergepen.  häufig  finb  Rallfteine  unb 
3Momtte  in  ©ifen-,  Mangan-  unb  3ütferje  uttege* 
»aut dt;  ©eifpiele  hierfür  finb  bie  Srauneifcnfietn* 
J?er  beS  3<d)iteinä  im  Ipüringcr  Salb  (Staplberg 
irap  Mommel  bei  Scpmallalben),  bie  ©lei*,  Slenbe- 
■6  •almeilagerftätten  bei  Saibl  (lafel  HI,  Sig.  4) 
Mt  bet  lamowip  unb  ©eutpen  in  Oberjepleftcn 
MllD,  StB- 1)  >m6  m ber  fogen.  ©leiglangregion 

Bracrt  fl m-  . , ft.  Buß-,  VI,  Bb. 


gtg.  3.  flupferer  joorfommen  oon 
6)a<|ta  im  Banat.  1 flretbetatt ; 

2 ntetamorp^oßtrter  trtßaQtmfiftcr  Halt; 

3 Banatit;  4 Sangartm,  aomatcenb 
CSranat  (ttontattbilbung);  & Äupfercrje. 


am  obent  SKifftfftppi.  ©trabe  auf  ber  lehtei 
Srjlagerftätte  paben  bie  ©rje  in  ben  Kopien  unb 
filüften  beä  lolomitä  oft  bie  Sorm  Bon  Stalaltiten 
unb  fniftenfiirmigen,  fcpaligcnüberjügcn,  wie  fte  nur 
an  ben  au8  flöfungen  fiep  auSftpeibcnben  Mineralien 
Borfommen  fönnen.  Son  ben  metafomatifepen  unb 
ben  oben  erwähnten  metamorppen  ©.  unterfepeibet 
man  alä  fontaltmetamorppifcpe  bie  am  Sontalt 
Bon  Sebiment- 
gefteinen  unb 
SruptiBntaffen 
entwicfelten  ©. 

Sie  Berbanfen 
ipre  ©ntftepung 
bem  ©influit  ber 
Eruptiomaffen 
auf  baS  Sieben- 
geftein,  Wclpeä 
burep  jene  um* 
frifianiftert  unb 
inäbef.  burep  bie 
bei  unb  nad)  ber 
Eruption  Wirt* 

(amen  pneuma» 
toppbatogenen 
Sorgäitge,  oon 
benen  oben  bie 
Diebe  war,  oft 
weitgepenb  Ber- 
änbertfinb.Ier* 
artige  iontaft- 
mctamorppifpe  ®.  finben  fid)  j.  ©.  in  großer  Serbrei* 
tung  im  ©anal,  Wo  an  Bielen  Orten  an  ber  ©renje 
Bon  liorit  (©anatit)  unb  SJalffteinen  ber  Jfreibe  unb 
beä  Sura  in  lepterm  unregelmäßig  geftaltete  ©rjftöefe 
auftreten,  bie  tcilä  Borwiegenb  aus  DJlagnetcifenerjen, 
teils  auä  Rupfer-  unb  ©leierjen  beftepen;  leptercä  ift 
bei  Oraoicja , ©jiflowa  unb  SjaSgia  (Ie{tfig.  3)  ber 
Satt.  3uroftten  Werben  unrieptigerweife  auep  ©.,  bie 
an  ber  örenje  ocrfcpicbcner  Sdpicptgefteine  liegen,  alä 
Rontaltlagerftätten  bejeiepnet, 
fo  3.  8.  bie  ©lei  * unb  3mt‘ 
erilagerftätten  Bon  flaurion 
bei  Dlipen,  bie  an  bie  ®renj« 
beä  SepieferS  gegen  ben  für* 
nigen  ßall  (Marmor)  gebürt* 
ben  finb.  £aben  fiep  im  ©e* 
ftein  Borpanbene  primäre  ober 
fefunbär  gebilbcle  ^oplräume 
oon  unregelmäßiger  ©eftalt 
einfach  mit  ©rjen  gefüllt,  opne 
baß  nennenswerte  llmwanb* 
lungen  im  Dle&cngejtein  felbft 
ftep  BoUjogen,  fo  liegen  tafepen* 
f&rmige  ©.,  fogen.  I a f cp  e n, 

Bor.  Die  ©opnerje,  bie  im 
Ralfftein  beS  3uraqebirqeS, 
aber  auep  in  ben  bftlupen  HK* 
pen,  in  lirol,  Kärnten  unb 
in  ber  HSocpein  in  Rrain  (lejtfig.  4)  triepter*,  fcplot* 
unb  fcplaucpförmige  £>öplungen  unb  Spalten,  oft 
jufammen  mit  RaKfteinfcputt  unb  Bon  oben  ringe, 
fcpwemmten  Sanb*  unb  flepmmaffen  erfüllen,  ftnb 
ein  ©eifpiel  berartiger  ©.;  offenbar  panbelt  eS  fiep  bei 
biefen  um  Hlbfäpe  auS  eifenpaltigen  Duellen,  bie  in 
ben  £)oplungen  aufftiegen.  Sgl.  B.  © o 1 1 a,  Sie  £epre 
oon  ben  6.  (2.  Hlufl.,  Sreiberg  1859);  lerfclbe, 
©angftubien  (mit  £).  Müller  u.  a.,  baf.  1847—61,  8 
©be.);  B.  ©robb« cf,  Sie  £epre  Bon  ben  £agcrflätten 


gig.  4.  Bohaerjoor* 
tommen  in  ber  SBo» 
cbein  (Ärain),  a Palt 
fdjutt,  b leerer  Raum, 
o >£aoora< « £c^m  mit 
Bonner),  d Äaitftein. 


7 


98 


ßräfaute  — Gätamaba. 


ber  Grje  (Seipj.  1879);  gud)8  11.  Sauna»),  Traitä 
des  giti's  minoraui  et  mätallifäres  (©ar.  1893,  2 
©be.);  Sied,  fitere  Uon  ben  G.  (2.  Auf!.,  ©erl.  1903). 
©rjlautc  (ital.  Archilinto),  f.  Saute. 

©rjlort,  f.  ©apagcien. 

©rjmarfthall,  f.  Grjämter. 

Grjmaß,  früheres  ©ergmaß  in  ©affau  für  Gifett- 
ftein , = 2 Stubitwertfuß  ober  54  Siter. 
©rjmetalle,  f.  aHetatte. 

©rjmittcl,  jroifcben  nicht  meßbaren  (tauben) 
Gangarten  ober  SKittcln  liegettbe  Grje. 
©rjpamtcramt,  f.  Grjämter. 

©rjpfalj,  früher  SRame  bcr  S^cinbfalj,  Weil  fte 
bie  »ornetjinfte  ©fall  War  unb  in  fpätercr  3<it  bie 
JhtrWürbe  auf  iljr  ruhte ; baljer  führten  bieSburfürften 
uon  ber  ©falj  ben  Xitel  Grjpfal jgraf. 

©rjpricftcr  (Slrcbiprcubtjter),  in  ber  alten 
Sirdie  ©ejeidjmmg  beb  gelegentlich  ald  SteHoertrcter 
beb  ©ifdjofS  in  ben  gotteSbienftlid)cn  §anblmtgen  er» 
fdjeinenben,  in  ber  mittelalterlichen  Shrcfie  ber  an  ben 
lauffirchen  angeftetltcn  ©rieftcr,  bie  in  iljrer  Tcfanei 
bie  IMufjiajt  über  bie  ©farrer  an  ben  flcinem  Kirchen 
fowic  über  bie  Scrtoaltung  ber  ju  benfclben  petjöri- 
gen  ©üter  führten  unb  bie  SeranntSBerfainmliingcn 
ieiteten,  im  Unterfd)ieb  Bon  ben  getanen  ber  hifdjöf» 
lid)en  Shrdjc  aud)  decani  rurales  ober  Saitbbedjanteit 
genannt.  Seit  bent  Tribentinifchcn  Stonjil  ftnb  bie 
©efugniffe  ber  G.  felfr  eingefdjräntt  Worben,  bod) 
ftnb  fte  noch  heutigeStagS  Bielfad)  bie  SSermittler  j wi- 
ld) nt  bent  ©ifdjof  unb  feinem  SMüjejanfleruS  unb 
befißen  als  Sielegaten  beo  ©ifdjofd  beftintmte  ©echte. 

©tjfänle  (Grjfall,  AbcISOorfchub,  ©o* 
nanja),  ein  fcbmalcS  Grjmittel , beffen  SängS» 
crftrecrung  mit  ber  gaüinie  einer  fteil  ftebenben 
Sagcrftätte  jufammenfäQt. 

©rjfcfmhnidftcr,  f.  Grjämter. 

©rjfebdber,  magndifebet  (eleltromagne- 
tifdter),  f.  Gieftromagnetifd)e  Aufbereitung,  ®.  678. 
O'rjfeßenf , f.  Grjämter. 

©rjfchlctcbc  (Chalcides  Wicgm.),  Gibccbfcngat- 
tung  auS  ber  gamitie  ber  Grjftblei^en(Chalcididae), 
langgeftredle  Tiere  mit  Bier  ftummelljaftcn  feljr  htr» 
jen  unb  bünnen,  fünf*  bis  einjefjigen  gießen  unb 
mit  regelmäßig  befdjiibertem  Stopf.  2>ie  elf  Arten 
finbett  fid)  in  Sübeuropa , im  nörblidfen  Slfrifo  unb 
in  Sübweftafien.  C.  tridactylns  L.  (GballiS  ber 
C'iriedirn,  SepS  ber  Sömer),  bis  42 cm  lang,  wooon 
bie  Hälfte  auf  ben  Scbwanj  fommt,  mit  8 — 12  mm 
langen,  feßr  bünnen  ©einen,  glänjenb  bronjebraun 
ober  filbergrau,  einfarbig  ober  bunlelbraun  geftreift, 
bewohnt  Italien,  Tunis,  Algerien,  näbrt  ftd)  bau 
Kerbtieren,  Spinnen,  fleincn  ©adlfduiertcn  unbfflür- 
ment  unb  ift  le6enbig  aebärenb.  3m  Dftober  Ber* 
tricdjt  fie  ftd)  tief  im  ©oben.  Sie  ift  söüig  bann  lob, 
gilt  aber  ftbon  feit  bem  Altertum  wie  noep  beute  für 
|ebr  giftin. 

©r  jfd)licrf)e,  f.  Aufbereitung,  S.  86.  [ftabt  1). 
©rjfebetbäroS  <fpr.  <rf$»rt-ioar0j$),  f.  Glifabctb- 
©rjftöcfc,  f.  Grjlagerftätten. 

©rjtcufe  (Gr  j tiefe),  biejenige Segion  eines  ®e* 
birgeS,  bie  BorjugSmeife  reiche  GrjauSbeule  liefert, 
©rjtrwhfcft,  f.  Grjämter. 

©rjBatcr,  f.  ©atriarch. 

©rnone,  f.  Grjlagerftätten,  S.  95. 

E.  8.  (Ülieifter  E.  S.),  ein  oberbeutftber,  Bieüeicbt 
febwäbifdjer  Stupferfteeber,  ber  in  ben  60er  Saßren 
beS  16. 3af)tb.  (Bon  1466  unb  1467  fmb  feine  Stid)c 
batiert)  tätig  mar  unb  fidi  in  3eiä)nung  unb  gor- 
menbebanblung  an  bie  Schule  bcr  uan  Gtjd  anfdjloß. 


®ie  Sebeutuna  feiner  auf  21  ftnpferftidten  Borbanbe 
nett  3nitialen  E.  S.  bat  man  bisher  nod)  nid)t  entul 
tcln  fönnen.  ®gl.  S.  Guft,  Tüe  master  E.  S.  and 
tlie  ,Ars  moriendi“  (Sonb.  1899). 

&ä,  bis  3uni  1861  ein  bänifdjeS  ®cwid)t  Bon  Vu 
Ort,  — 8 ®ran  ober  61,035  mg. 

Es  (ital.  Mi  bemolle,  frans.  51  i bäiuol,  engl.  E flat), 
baS  burd)  b entiebrigte  E.  Ser  Es  dur-Atf.orb  = 
es  g b;  ber  Es  moli-Altorb  = es  ges  b.  Über  bie 
Es  dur-Xonart  (ital.  Mi6  maggiore  tc.),  3 f>  Bor- 
gejeiebnet,  unb  bie  Es  mull-Ionart  (ital.  Mib  mi- 
nore  te.),  6 p Borgescicbnet,  f.  lonart. 

©faiaü,  f.  3e|aiad. 

®fan  (arab.) , f.  ÜltVefftn. 

©fan  (Gfab,  »ber  paarige,  fRaube«,  ober  Gbout, 
»ber  Siote«),  erftgebomer  Soljn Sfaald  unbSiebeffad, 
3wilIingSbniber'3arob8,  SlatumBater  ber  Gbomiter. 
©lit  ber  fd)lid)ten  grbmmigleit  Safobg  fontraftierl 
ba3  leibenfcbaftlicbe,  witbe  Siefen  GfauS.  ©egen  ben 
Sillen  ber  Gltent  Berfcbwägerte  er  ftd)  mit  Tanaani- 
tifdfen  gamilien , nad)bem  er  baS  8!ed)t  feiner  Grjt* 
gebürt  junor  feinem  ©ruber  gegen  ein  Sinfcngcricbt 
abgetreten  batte.  AIS  biefent  baS  GrftgeburtSredit  uom 
©ater  offijiell  übertragen  mar,  warb  er  Bon  bcrSiacb- 
fuebt  GfauS  in  bie  grrmbe,  ju  20fäbriger  $ienftjeit 
bei  üaban,  getrieben.  ®od)  Berfübnte  ftcb  ®.  mit  ihm, 
als  er  in  bie  Heimat  jurüdtebrte.  $em  3wiefpalt  ber 
©rüber  entlehnte  bte  mittelalterliche  neubebräifebe 
©oefte  bie  öejeitbnuttgen  Gbom  unb  Gfau  für  baS 
jubenfeittblicbe  rBmifd)e  3ieid). 

©Ubierg,  Jiafenftabt  an  ber  SSeftfüfte  ber  bätt. 
Ipalbinfel  3ütlanb,  Amt  SRibe,  mit  (tooi)  13,355  Ginm. 
(1870:420).  ®erjiafen tourbe  BomStaat  mit  großen 
ffoften  in  ben  3abren  1868  — 74  angelegt,  ift  4,5  m 
tief  unb  ber  einjige  Bon  ©ebeutung  auf  bcr  SSeftfüfte 
SütlanbS.  G.  ift  Gnbputtft  ber  füb  ■ unb  weftjütlän 
btfeben  Gifenbabnlinien,  bat  ®ampffd)iffabrt  nach 
Conbon,  Slewcaftle,  &uü  unb  ©rimsbb  unb  ift  ein 
Wichtiger  AuSfubrort  fiir  Specf,  ©utter,  Gier,  ©ich  ;c., 
meift  ttad)  Gnglanb.  Außcrbetn  bat  G.  bebeutenbe 
gifd)crei  unb  eine  begittnenbe  Sxbuftrie  (Gifen* 
gießerei,  Srauerei  tc.).  ©om  AuSlanb  liefen  1900: 
626  Schiffe  Bon  87,257  Ion.  ein,  516  Schiffe  Bon 
1 17,452  Sr.  auS.  G.  ift  Sib  eine?  beutfcbcit  Sfonfulats. 
Som  L 3an.  1899  an  erhielt  G.  ftäbtifdje  Siechte. 

©Sbouquet,  f.  Gßbouquet. 

Escadron,  f.  GSlabron. 

©ScalbcS,  S*cS  Cfpr.  UM-cSttitj’),  ©abeort  im  franj. 
rfepart.  Oftptjrenäen,  Arronb,  ©rabeS,  1350  m il.SR., 
in  einem  Hochtal  ber  Gerbagne,  mit  10  SdjWefeltber* 
men  (17 — 42“)  unb  ©abeanftalt. 

©Scalier  (franj.,  fpr.  tfitnije) , Treppe. 

©Stalin  (fpr.  ejfatfing),  ber  Schilling  ber  öfterreidh- 
Siicberlanbe,  feit  1749  eincSilbenttünje  Pon  4,9404  g. 
“/.» fein  = 51,04  ©fennig  ber  Talenoälirung. 

©StnlopeS  (franj.,  fpr.  rStplCpp’),  Heine,  ntnbe 
Scheiben  Pon  Stalbßeifch,  SBilbbret,  ©cflügel,  gifcb  ic. 
gebämpft  ober  gebraten  u.mil  einer  Sauce  ancgeriditet. 

©Scambla  diiuer,  gluß  in  ©orbamerira , ettt- 
ftebt  im  Staat  Alabama  auS  ©iqeon  Greel  unb  Go* 
neeub  SRiPer  unb  münbet,  225  km  lang  (150  km 
febiffbar),  mit  mehreren  Armen  in  bie  GScambia  ■ 
© a i , ben  Wefllidjen  Teil  ber  ©enfacola  ■ ©ai  ((.  b.) 
beS  ©olfS  bon  SWejilo. 

©Scanaba,  Stabt  im  norbamerilan.  Staat  SKi* 
ebigatt,  ©raffebaft  Telta,  an  ber  SRütibung  be#  G.  in 
bie  ©reeit  ©at)  beS  ©fitbigaitfeeS,  bat  flarfe  Gifenerj- 
unb  öoljuerfdjiffuttg,  ©cäbelfabrilation  unb  ctooco 
9549  Ginw. 


Esche  I 


Hryers  Konv.- Lexikon , 6.  Au/L 


Bibliograph.  Institut,  Leipzig. 


Zum  Artikel  .Esche1 . 


Gemeine  Esche  (Fraxinus  excelsior). 


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Esche  II 


Gemeine  Esche  (Fraxinus  excelsior). 

I,  2.  Knospenentfaltung.  — 3.  Ein  blühender  Kurztrieb.  — 4.  5 u.  6.  Zwitterblüte  von  verschiedenen  Seiten  gesehen.  — 
7.  Männliches  Blütchen,  nur  aus  2 Staubgefäßen  bestehend.  — 8.  Stempel.  — 9.  Fruchtknoten  mit  weggeschnittener 
Vorderwand,  um  die  am  Samenträger  hängenden  Samenknospen  zu  zeigen.  — 10.  Derselbe  querdurchschnitten.  - 

II.  Zweigspitze  mit  anhängenden  Früchten.  — 12.  Geöffnete  Frucht  mit  an  den  Samenfaden  angehängtem  Samen.  — 

13.  Auseinander  gelegte  Samenlappen,  rechts  mit  dem  Keimling.  — 14.  Keimpflanze. 


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99 


GScanbal  — Gfdje. 


(fscanbot,  alleres  ijt üf ft gTeitSinag  itt  SKarfetüe 
imi  Toulon,  gefcfclid)  1 Ihibilpan,  tatfäd)lid)  = 
15,658  2tt.,  als  feemntag  15  ©otS  ju  4 Quarts  ober 
BidwuneS,  als  Ctmag  40  CuarteronS,  je|t  in  ©reiS- 
Iterierungen  = 16  2.,  für  Ol  = 14Vi — 14*/«  kg. 

Escanborgucgebirge  (für.  tjtansMrov’.),  f.  Er- 
nennen. 

EccaBabc  (franj.),  Seitenfap  ober  Seitenfprung 
eines  2d)u'.pfcrbeS ; mutwilliger,  leicfjtfimüacr  Streid). 

EscarpinS  (franj.,  (pr.  *p4n*),  leichte  Sd)uhe,  be* 
fonberS  Xanjfchuhe ; en  e.,  im  ©attan jng,  befonberS 
in  Schuhen,  icibcnen  Strümpfen  unb  furjen  ©ein* 
tleibem,  feit  Raifer  Silhelm  II.  Borfd)riftSmägige 
Tracht  bei  §offeft!id)feiten  in  Serlin. 

Escaut  <fpr.  ejo),  franj.  3iame  ber  Scheibe  (f.  b.). 

Eecaprac  be  gnutute  (|pr.  e&fim«  tj  t«Brt,  S t a * 
niSlaS.  ©raf,  franj.  Äeifcnber,  geb.  6.  Tej.  1830, 
eft  20.  Te,j.  1868  in  Fontainebleau,  bcfiutte  1847 
tS  1850  SRabagaSfar,  bie  Rotnoren  unb  Sangbar, 
barauf  Siaroflo,  Algerien,  Junta,  Tripolis,  'llgpp* 
ten  unb  ftorbofan.  1856  ernannte  ifm  ber  Sijclbnig 
Bon  Ägripten  jum  Führer  einer  großen  Ejpebitiott 
jur  Erforfdtung  ber  Sülguolten,  bie  aber  fdjon  in 
Rgtjpten  (djetterte.  Tarauf  begleitete  E.  1860  alS 
Gbrf  einer  wiifenfd)aftlid)en  ÜRiftion  bie  franjägfd)en 
Truppen  nach  S6ma,  wo  er  in  fflefangenfehaft  geriet 
unb  i dimere  iUtfibatiblungen  erbulben  mufjte.  Er 
peränentlidjle:  *Noticesur  leKordofan«  (©ar.1851); 
• Le  Desert  et  le  Soudan«  (1853;  beutfdj,  2eipj. 
1865);  -Memoire  sur  le  Soudan«  (1856);  >De  la 
Turquie  et  des  Ftnta  musulmans  en  gSnhral« 
(1858);  -MSmoires  sur  la  Chine«  (1864). 

Bach. , bei  ©flanjennamen  Äbfiitjung  für  3ol). 
griebr.  Efebfcboljj  (f.  b.). 

_ efdm®,  ©emeinbe  im  toürttemberg.  TonaufreiS, 
Cberamt  ©aBenSburg,  bat  3 Iatf).  ftirdteit,  ein  gorft- 
amt.  Strem,  £eil*  unb  ©ffegeanftalt,  ©leidjerei,  Fär- 
berei unb  Äppreturanftalt  unb  0900)  2249  Ein». 

Escbara  (griech-,  »©ranbftette«),  nad)  Änroen* 
bung_bes  ©lübeifenS  ober  eines  ©^mittels  entfianbe* 
ner  ccborf. 

Eschatologie  (gried).,  non  eschaton,  baS  »Su* 
gerfte,  2epte<),  in  ber  Togmarif  bie  ber  ebriftiidjen 
3uiunftShoffnung  jum  ÄuSbrud  bienenbe  2ebre  Bon 
ben  legten  Singen  (res  novissimae  s.  nltimae,  no- 
viesima),  b.  I>.  BomXobe  unb  3wifd)enjuftanb,  Bom 
Xaufmbjäfjrigen  Sieicbe , Bon  ber  tiluferfteljung  unb 
bem  baS  2oS  ber  ©erechten  unb  Ungerechten  entfdjei« 
benben  Süngften  ©eridjt.  TaS  farbigfte  ßapttel  in 
ber  S.  liefert  ber  C$ilia£muS  (f.  b.),'ber  bie  ältefte 
ftirche  beberrfebte , aber  felbft  im  SRittelalter  jeweils 
cpo'alpotiicbe  Stimmungen  unb  Unternehmungen 
bemorrief,  bie  eine  gefteigerte  gortfepung  in  ben  »ie« 
bertäuterifchen  unb  fonftigen  fanatifdjen  Schwärme- 
reien  bcS  SiefonnationSjeitalterS  fanben.  Sowohl 
btefen  all  ber  römifdjen  geafeuerlehre  gegenüber  Ber* 
hielt  Ftdb  bie  protefiantifdje  Theologie  fühl  ablehnenb, 
unb  erft  bie  mbmid>-tf)egioph)fd)en  Theologen  ^eter* 
fen,  Spener,  ©enget,  Ctinger  haben  bie®.  Wieber 
reicher  auSgebilbet.  Siebujierte  berSRationaliSmu#  bie 
E auf  bie  Ünfterblidjreit  ber  Seele,  befeitigte  ber  ©an* 
theiSitmS  aud)  biefe,  fo  entftanben  inSRothe  unb  SDiar* 
teufen  wieber  geiftBolle  Sertreter  einer  reaiifiifd)en 
flniiaifung.  Ȋtirenb  bie  mobern  proteftantifche  Tog- 
matit  feit  scbleiermacher  bie  ®.  geroähnliih  als  2ehre 
Bon  ber  Sodenbung  ber  Strebe  behanbelt  unb  ibrAm 
»eilen  nur  bie  ©ebeutuna  eines  VlnhangeS  beläßt,  ©gl. 
2utbarbt,  2ehre  Bon  Ben  lebten  ®ingen  (3.  ©im., 
Seqjj.  1885);  Äliefoth*  Ehnftliche  ®.  (baf.  1886). 


@f(bbccrbaunt,  bie  Ebercfche,  Sorbns  aucuparia. 
®fd)e  (Traxinus  L.,  hierjulafel  »Efche  I u.  II«), 
©attung  ber  Cleajccn,  ©äume  mit  gegenüberfteljcn* 
ben,  unpaarig  gefieberten,  fefjr  feiten  entfachen  ©lät* 
tem  mit  Ijäurig  gefäglett  giebem,  feitlich  ober  ettb* 
ftänbig  an  Borjährigem  §oIj  erfcheinenben,  unfehein« 
baren  poltjgamen  ober  biöjifchen  ©lüten  in  jufant* 
mengefe|tenXrauben  unb  geflügelten  Früchten.  Et»a 

39  Ülrten  in  ben  gemägigten  unb  fubtropifchen  ftli* 
ntaten  ber  närblichen  Erbhälfte,  befonberS  in  9iorb* 
amerifa,  Ofiartcn  unb  bem  SKittelmeergebiet.  ®ie 
gemeine  E.  (Fraxinus  excelsior  L.,  f.  Jafel),  einer 
unfrer  febänften  SSalbbäume,  mit  hohem,  fcblanfem 
Stamm,  heller,  rauher,  im  Älter  borfenrifjiget  Jh'inbe, 
jicntlicb  fpät  ft<b  abloöibenber  Strone,  fchiuar;enSnoj* 
pen,  unpaarig  gefieberten  ©lottern,  blumenblatt» 
iofen  ©lüten,  bie  in  fleinen  Sifpen  mit  bem  ÄuS* 
brccbeit  ber  2aubfnofpen  erftbeinen,  unb  Überhängen* 
ber,  breiter,  geflügelter  grud)t.  ®ic®urjel  bringt  nicht 
tief  in  ben  ©oben,  breitet  ftd)  aber  jiemlicb  wett  aus. 
®a«  J)oij  bcfijjt  fepr  jahlreicbe  fd)male , feine  SRarf* 
firaljlcn,  ift  gelbweiß,  nur  an  ftärfern  Stämmen  im 
Rem  braun,  fein,  fcbmerfpaltig,  jäh,  auf  ber  Sabial* 
flä^e  jiemlicb  glänjenb,  hart,  bient  ju  ®red)fler*  unb 
SBagnerarbeiten,  Turngeräten,  lanbwirtfchaftlidjen 
©träten  tt,  junges  §olj  aud)  ju  gagreifen,  bie  Stocf* 
loben  ju  2anjenfcbäften,  ©eitfchcnftielcn  tc.  ÄIS  SKö* 
belholj  ift  Efchcnmafer  (f.  jafcl  »Sfughäljer  II«, 
gig.  11  u.  12)  beliebt,  befonberS  ungarifebe,  bie  ftcb 
burd)  eigenartige  unb  fegr  febbne  ©Übung  auSjeid)* 
net.  Sie  E.  finbet  ftcb  in  Europa  bis  62°  närbl.  ©r. 
(in  ginnlanb  bis  64")  unb  im  Orient  in  feuchten 
Süälbcm.  3«  ben  Älpeit  fleigt  ge  bis  1200  m.  Sie 
bedangt  f rifdjen , fruchtbaren  ©oben , mädjft  in  ber 
3ugenb  febneil  unb  üppig  unb  erreicht  bei  einem 
Stammburdjmeffer  Bon  90  —126  cm  eine  §öbe  Bon 

40  m.  3n  Englanb  fott  tS  Efcben  Bon  nabe  an  18  ui 
Umfang  geben.  3)ie  E.  befiel  eine  groge  ÄuSfd)IagS* 
fähigteit,  an  Rranfbeiten  leibet  fie  wenig,  bisweilen 
burd)  Spätfröfte ; Siib  unb  SBeibeBicf)  bmagen  ge 
gern,  bie  Siomijje  fd)ält  bie  jungen  Triebe,  jwei  ®or« 
fentäfer,  Hylesinus  crenatus  unb  H.  fraxmi,  leben 
unter  ber  üiinbe,  unb  bie  Spanifcbe  Fliege  frißt  ant 
liebften  Efhcniaub.  2cJtcreS  ift  aud)  ein  BorjüglicbeS 
Scbaffutter  unb  Wirb  als  foicbeS  befonberS  in  Steicr* 
marf  unb  Samten  benujt.  ®ie  E.  (pielt  in  ber  nor* 
bifdjen  ffiftjthologie  eine  groge  ©olle:  aus  igr  ging 
ber  Wann  herBor,  auS  ber  Erle  baS  SBeib.  üRan 
fultisiert  Biele  ©barten,  wie  bie  einblätterige  E. 
(F.  excelsior  vor.  monophyUa),  bie  Trauer«  ober 
t)ängecfd)e  (F.  excelsior  pendula  Ait.),  bie  als 
Trauerbaum  benupt  wirb,  bie  ©olbefdje  (F.  ex- 
celsior var.  aurea) , mit  rbilicbgelbcr  SHinbe  tc.  Tic 
E.  ift  beimifd)  auf  bem  fräftigen  ©uebenboben  beS 
Jiügel-  unb  untern  ©erglanbeS,  uieibct  bie  Find)« 
lanbfanbböben  ebenfo  wie  bie  rauhem  ©ebirgSlagcn. 
ÜRan  pganjt  fie  in  2aubholjbeftänben  an,  mltiBiert 
ge  aber  am  fjäufigftcn  im  wieberwalb «,  Ropf«  unb 
Schneibelholjbetrieb.  SBitl  man  ge  an  geeigneten  Stel- 
len in  Serjiitigungen  einfprengen,  fo  gefchieht  bieS 
am  jmedutägigften  burd)  ©ganjtmg  ftärferer,  etwa 
1 m hoher  ©ganjen.  3ur  Erjiehung  ber  ©flanjcn  be* 
fät  man  eine  ipatentief  untgegrabene  Fläche  mit  1 hl 
Samen  auf  1 Vir.  Ter  Same  reift  im  Ottobcr,  unb 
baS  Sjeftoliler  wiegt  etwa  17  kg.  Er  leimt  meift  erit 
im  {Weiten  Jahr.  Tie  jungen  ©flanjen  toerben  jwed* 
mä)iig  einjährig  Berfchult,  Wadjjen  bann  aber  in  We- 
nigen (2 — 3)  yahren  ju  fräftigen  2oben  ober  ju 
^albheiftem  heran.  Wenn  ber  Rantp  eine  froftfreic 


100 


Gf  die  — ©fdjenmaner. 


Slage  fiat.  Wegen  groft  ftnb  bie  jungen  Giften  fepr 
empfinblicp.  ®ie  Wannaefcpe  (Blumenefcpe,  F. 
Ornus  ein  pübfcper,  fleiiter  Baum  ober  Strauch, 
bat  mit  oier  flciucn,  jimgcnförmigm , weiften  Bin- 
menblättem  Bcrfcpene  Blüten  in  anfepnlicpeit  Trau* 
6en,  brei-  bis  Bierjocpig  unpaarig  gefieberte  Blätter 
unb  aufrechte  Slügelfriicpte,  finbet  )up  in  BergWöl* 
bern  SübeuropaS  (walbbilbcnb  namenllicb  im  Starft, 
in  Kroatien,  Slawonien,  Talmatien)  unb  im  Orient, 
aud)  in  Sübtirol,  Rrain,  Unterfteiermarf , Ungarn, 
wirb  befonberS  in  Siulien  tullioiert  unb  liefert  bie 
®nnna,  bie  auS  Einfcpnitten  in  bie  Kinbe  als  (öfter, 
an  ber  2uft  halb  erbärtenber  Saft  auSflicftt;  bei  un8 
3iergepölj.  3n  Barfanlagen  werben  au  cp  mehrere 
norbrunenfanifepe  Giften  fultiBiert,  j.  B.  bieSöeift* 
efd)c  (F.  nmtricana  ein  fdjöner,  grofter  Baum 
non  ber  Oftfeite;  bie  SHotefcpe  (F.  pennsylvanica 
Marsh);  bie  Scpwar jefcpe(F. nigra  ,J/ar«A),  gleicp* 
fallet  non  ber  Oftfeite;  bie  Blau  eiche  (F.  quadran- 
gnlata  Mchx.),  ouä  Cpio,  fientuefg,  JüinoiS,  len* 
nefee,  beren  Jpolj  gleich  beut  ber  SSeiftefche  in  ber  5pei- 
mat  feftr  gefepäßt  ift.  Vluf  F.  chineuaia  Roxb.  in 
Spina  unb  Vlitam  wirb  bie  VüacpäfhilblauS  (Coccus 
Pe-la)  gejttcptet,  bie  baS  epineftfep*  VSacpS  liefert. 

©fiite,3opann,  Begrünber  ber  Strumpfwirferei 
in  Sacbfen,  befaß  1745  etne  Strumpfwirferei  in  2im* 
bn<h  PetEpetrariß.  SeineEnfcIWorißSamuel  unb 
iReinpolb  trennten  fich  1836.  2>ie Firma  Sieinpolb 
6.  blüht  noch  peute  'n  2imbacp.  befinbet  fiep  aber  in 
anbern  Hänbcn.  TieSöpitc  non  Worin  Samuel  (geft. 
1854),3uliu8  unbTpeobor  6.,  erbauten  baS  erfte 
gefcploffene  (Stabliffement  in  2imbacp,  um  bie  au8 
Englanb  unb  ifrantreicp  eingefüprtcn  Siunbftüple  unb 
regulären  ßraflftüple  in  größerer  3apl  aufftellen  unb 
felbft  bauen  ju  (Bnnen.  1859  würbe  EbuarbVBiebe 
Teilhaber  bcSSefcpäftS  unb  nach  bem  Tobe  feines Ba* 
terS  Julius  (1867)  Eugen  G.  (geft.  1902).  1873 
ftarb  Tpeobor  ®-,  unb  1883  Würbe  ©eorg  Siebe 
Teilhaber.  1870fiebelte  bie  Firma  nah ttpemniß über. 

©icftcl,  bie  feinfte  Sorte  ber  Schmälte  (f.  b.). 

©Scpcu  (®  ft  dien),  baä  fleinfte  mittelalterliche  ®e* 
Wicht  TeutfdplanbS,  in  Köln  = 53,725  mg. 

©fepenbarp,  1)  (WüncpS*®.)  BesirfSamtSftabt 
im  bapr.  SHegbej.  Dberpfalj,  433  m ü.  SR.,  hat  2 falb- 
Rirhcn.VlmtSgericpt  unb  ciwxd  1286  Einw. — 2)  Stabt 
im  bapr.  Kegbej.  Wittelfranlen,  BejirfSamt  ©unjen* 
häufen,  hat  2 falb-  Jfircpen,  Scploft  unb  cisoo)  963 
Einw.  ®.  ift  merrmürbig  aI8  Stamm*  unb  Begrab» 
niäort  SSolframS  Bon  ®.,  bem  hier  1860  einTentmal 
in  ©eftalt  eincSBrunnenä  mit  berBilbfäuIe  beä  Sän- 
ger® errichtet  würbe.  6.  War  Born  13.  Jahrp.  bis  1796 
Sin  einer  TJeulfeporbenSfommenbe. 

Gf  epeubarp,  SB  o I f r a nt  o o n , Sichter,  f.SSolfram 
bon  Eicpenbacp. 

©ftpcicburg,  3obann  3oachim,  Citcrarbifto* 
rifer,  geb.  7.  TSej.  1743  in  Hamburg,  geft.  29.  Febr. 
1820  tn  Braunfcproeig,  ftubierte  in  Seipjig  unb  ®öt* 
tingen,  Würbe  1777  qSrofeffor  ber  fehöuen  Literatur 
amßarolinum  juBraunlcpWeig  unb  1814beffen Wit* 
bireftor.  ®.  fuepte  auf  bie  bcnterfenSrocrtcjtcn  Er* 
Icpeinungm  ber  englifepen  Citeratur  burch  fein  »Bri* 
tifcpeS  Wufeum*  (i'eipg  1777  -80, 6Bbe.)  unb  burep 
feine  »Vlnnalen  ber  britifepen  Siteratur«  (baf.  1780— 
1781)  aufmertfam  ju  machen;  befonberS  belannt 
Würbe  er  aber  burep  bie  Fortfcßung  unb  Soüenbung 
ber  Bon.  SBielanb  begonnenen  erften  beutfepen  Späte* 
jpeare  -Uberfeßung , bie  in  jwei  VluSgaben:  »Spate* 
IpeareS  tpeatralifcpe  Berte«  (3üricp  1776  — 82,  13 
Bbe.,  bereu  leßter  geben  pfettbo  • fpatefpearefepe  Sra* 


men  enlpält)  unb  »SpatefpeareS  Scpaufpiele«  (baf. 
1798—1806)  erfepien.  VI lö  Äftpetifer  fuepte  ®.  burep 
feinen  »Sntwurf  einer  tpeorie  unb  fiiteratur  ber 
fepönen  JHebefünfte*  (Berl.  1783;  5.  Vlufl.  Bon  W. 
Bittber,  baf.  1836),  bem  fiep  eine  «Beifpielfantmlung« 
auS  ben  beften  Sd)riftfte[lem  in  alten  unb  neuen 
Sprachen  (baf.  1788—95,  8 Bbe.)  anfdiloft,  ferner 
burep  fein  »Seprbuep  ber  ffiiffenfcpaftetunbe«  (baf. 
1792,  3.  Vlufl.  1809)  unb  »ftattöbudj  ber  flaffifhen 
Siteratur,  VHtertumShrnbe  unb  Wptpologie«  (baf. 
1783;  8.  Vlufl.  Bon  Sütfe,  baf.  1887)  ru  Wirten.  Vluh 
gab  er  »Senfmälet  altbeutfher  Sicptfunft«  (Bretn. 
1799)  perauS. 

©ftpen  loer,  B e t e r , feplef.  Eprontft,  geb.  oor  1430, 
geft.  12.  Wai  1481,  Sopn  eines  nah  ©örlift  einae* 
wanberten  Bümbergers,  erlangte  bie  Wagiftcrwiirbe, 
war  juerft  Shulmeifter  in  ©örlip,  feit  1455  Stabt» 
fepreiber  in  BreSlau.  Sr  befhrieb  alS  ©egner  beS 
ipm  als  Reger  Berpaftten  Äönigs  ©eorg  Bon  Böpmen 
bie 6reigni|f e feiner3eit(1440 — 70)beutfh  unb  tatei» 
nifdj;  ben  beutfhen  leyt  Beröffentlihte  juerft  Runifh 
(Brest.  1827 — 28),  ben  beffern  lateinifepen  Wartgraf 
nah  ker  Originalpanbfhrift  in  ben  >Scriptores 
rerum  Silesiacarum«,  8b.  7 (SreSI.  1872). 

©ftpen lope,  ‘Dorf  im  bapr.  Siegbej.  Cberbapem, 
BejirtSamt  fflarmifh,  an  ber  Soifah  unb  an  ber  So* 
talbapn  Wumau-Bartenfircpen,  pat  eine  fhöne  latp. 
Stinte , eine  Stapetle  an  Stelle  einer  Burg  auf  bem 
Beflbüpl,  brei  Sd)We[elqucaen,  bie  gegen  SiautauS* 
jeptäge,  Säpmungen  ic.  benuftt  werben,  ein  jUltocrf 
unb  am)  506  Sinw.  Börblih  baS  25  qkm  große 
•Sfhfnloper  WooS*. 

ffifepenmaßer,  Starl  «uguft  (Bon),  Baturppi* 
lofopl),  geb.  4.  juli  1768  ju  Dieuenbürg  im  Söürttem- 
bergifhen,  geft.  17.  9!ob.  1852  in  Stinppeim,  ftubierte 
an  ber  Rarlsafabcmie  unb  nah  beren  Vlufpebung  in 
Tübingen  unb  ©öttmgen  Webijin,  War  barauf  prat* 
tifher  ilrjt  in  Rirtpheim,  CbcraintSarjt  in  Sulj  unb 
1800—1811  wieber  inRirdipeitn,  würbe  1811  außer* 
orbentlicper  Brofeffor  berBh'lofopbic  unb  Webijin  in 
Tübingen  unb  1818  Drbentliher  Brofeffor  ber  prat* 
tifepen  Bpilofoppie  bafelbft;  feit  1836  prioatifierte  er 
in  Rirhheim.  ©fhenmapcrä  Bpilofoppie  läfti  fiep  auf 
Rantfcpe  Vlitregungen  jurüdfüpren;  boep  entlehnte  er 
bettfelben  nur  eine  Vlrt  allgemeinen  Formalismus,  um 
bamit  bie  Bpilofoppie  in  BaS  ffiebiet  ber  Slaturwiffen- 
fhaften  pinübcrjulciten,  opneicbohmitShcUing,ber 
Bcrwanbte  Sihtunnen  einfhlug,  übertinjuftiiinnen. 
®er®laube fotl  bei®,  bie  Spefulation  ergänjen,  über 
bem  StationaliSmuS  unb  WpflijiSmuS  fiept  noh  ber 
SupranaluraliSmuS.  Seine  ppilofoppifhen  Shrif  ten : 
»Sie  Bpilofoppie  in  iprem  Übergange  jur  Siihtppilo. 
foppie*  (Erlang.  1803),  »Bf9hologte«  (Stuttg.  1817, 
2.  Vlufl.  1822),  »Spftcm  ber  Woralppilofoppte*  (bai. 
1818),  »SteligionSppilofoppic*  (Xübing.  1818—24, 
3Bbe.),  »©runbrift  berSfaturppilofoppie«  (baf.  1832) 
jeiglen  Hinneigung  jum  WpftijiSmuS , bie  fiep  fpäter 
in  heftiger  Bolemit  gegen  bie  lj>egclfepe  Sdiulc  unb 
Strauß  unb  in  ppantaftiicptn  Träumereien  über  ©ei- 
ftererfepcinungen  htnbgab.  Seßterer  Siicptung  gehö- 
ren an:  »fionflilt  jwifepen  Fimmel  unb  HöUe,  an 
bem  ® am ou  eines  befeijenen  WäbdienS  beobahtet« 
(Tübing.  1837)  unb  »EparaftcriftitbeS  Unglaubens, 
Halbglaubens  unb  BoHglaubcnS«  (baf.  1838).  Wit 
Kiefer  unb  9ieeG  B.  ®fenbed  gab  er  bas  »VlrcpiB  für 
ben  tierifhen  WagnetiSmuS*  (fieipj.  1817 — 27,  12 
Bbe.)  perauS.  Bon  3mmennaitn  ift  er  im  »Wünh* 
paufen*  unter  bem  Kamen  »Efhenmicpel«  [atirifh 
bargefteüt  worben. 


101 


Gidieuiüunel  — Gidife. 


filAnttllitl,  f.  Dictamnus. 

efifttt,  Sodann  !p  c t n r t * Alfred,  fd)  Weiler. 
Staatsmann,  gcb.  20.  fjebr.  1819  in  3ürid),  geft.  ba- 
felbft  6.  Ja  1882,  Wibmete  ft*  feit  1837  in  3ürid), 
Üfontt  unb  Berlin  juriftif*en  Stiibien  unb  Derweilte 
1842  unb  1843  längere  3«*  w Bari«  ju  bemfelben 
3nw!.  1844  habilitierte  er  fid)  als  Sojent  an  bev 
Unwerfttül  3ürtd)  unb  warb  in  ben  ©roßen  3iat  bcS 
»«mono  foipie  1845  in  ben  Siot  beb  gimcm  unb  in 
ten  (michimaSrat  berufen.  3m  gltidien  Sabre  jum 
bnam  tagesfaßungSgefanbten  erwählt,  würbe  er  im 
semrater  1847  eriter  Slaitt«f*rcibcr.  int  IBejember 
Scanbent  beb  ©rofern  SRatcS,  1848  Wilglicb  beS  3ie- 
gienaigSrateS  unb  mit  gurret  jtoetler  ©cfanbter  bei 
bet  2agfa  jung,  in  Weither  Stellung  er  mit  Metern  für 
bieBnnabme  ber  neuen  BunbeSüetfajfung  tätig  War. 
?m  jjerbit  1848  mit  fianbmr.mann  Wunjmger  als 
eidgatöffifticr  ftommifjar  in  ben  Kanton  leffin  ge- 
itmbt,  wußte  er  bie  jBifchen  biefent  unb  Oftemid} 
entitanbenen  Slifferenjen  glücflüh  beigulegen.  3m 
St.jembcr  1848  Würbe  6.  lefiter  Bürgermeiftet  beS 
8«r.um#3üdtb  unb  na*6infiU)ningbe5SDireftorial- 
'»■tentS,  ba«  bauptfä*lid)  fein  SSerl  War,  Bräfibent 
bei  neugewählten  SiegierungSrateS.  BIS  einflußreich- 
jte«  Wilglieb  be«  Wationalrat«,  bem  er  feit  1848  an- 
gehörte,  unb  Welchem  er  ju  roiebttholten  Walen  prüft» 
Mette,  nalittt  er  heworragenben  Anteil  an  ben  Ar« 
betlen  ber  pfcweyenfdjen  Bmtbeeoerfammlung , im 
beianbent  an  ber  ©rüitbuna  beS  eibgenbfftfdien'folg* 
tedmitumü  m 3iin<h,  unb  beßeibete  feit  1864  bte 
Stellung  eines  Byepräfibenten  beS  für  baSfelbe  er- 
richteten eibgenöfftfd|en  Schulrat«.  Befonber«  tätig 
scarl».  für  bte  fjebung  befl  fdiweijerifchcn  Kredit-  unb 
SerfebrS®en-iut.  ©nlgegen  bem  Bunbeärat,  ber  auf 
«taai'Jbau  ber  ©ifenbaljnen  brang,  feßte  er  bai  TJri- 
ratbabnftjitem  in  ber  Schwei;  burih  unb  grünbete  bie 
Sorboftbahn ; feiner  unemtüblidjcn  Sirlfamlcit  ift 
auch  tos  3uftanbefommcn  beb  ©otUjarbuntemeh- 
men«  4U$ufdjreiben,  an  beffen  Spiße  er  1871  als  el- 
fte areßot  trat,  ©egen  ben  bomimerenben  6in» 
S»B.  ben  tf-  trofi  feine«  fdion  1855  erfolgten  Aus- 
tritt« .uib  bem  SegterungSrat  in  feinem  JicimalStanton 
assübte.  richtete  ft*  bie  bemofratif*e  Bewegung  m 
3ur  i 1887  69.  3tie  finanziellen  Sd)Wiengfetu-n, 

in  bie  bas  GSoüljarbimtemehmen  Wegen  ber  ju  nie- 
drigen Smtenberechnung  genet,  oereint  mit  einer  Stei- 
fe ber  Sorboftbahn,  an  ber  G.  no*  immer  als  ®rä- 
Üben:  leb  Berwaltungdratä  beteiligt  War,  erregten 
«egen  ihn  einen  Sturm  ber  Bffentliihen Weimiug.  Bor 
Sein  er  fid)  1 B78  »on  ber  Süreftion  ber  ©oItt)i:rMat)n 
fnrüdjog.  $otno(b  Wählte  ihn  3ürid)  nadi  wie  Bor 
m ben  Satümairat  ls«9  wurde  ilmt  tn  3ürtd)  cm 
Senfutal  errief) tet.  Sgl.  »StaS  Alfrcb  Sicher -Steif- 
mal,  Berte*!  x.,  nebft  Beiträgen  ju  einer  Biographie 
fern  fl.  <£,-  (3ürief)  1890). 

Gfefierfaiml,  f.  £int6 

(Miefierdbaufea,  Stabt  im  brainifdiwetg.  RreiS 
fwtimmben , an  ber  Senne  unb  ber  Gifenbagn  Sor- 
»oble-6mmerthal,  167  m ii.  W.,  hat  eine  euang. 
Sir  che.  flmtSgeridjt,  flfphaltfabrifen,  eine  3>ad)pap' 
penfabnf,  Srannlweinbreimerei , Sanbftembriiebe 
■mb  asow  1774  ginw.  3n  btt  SJäh«  atu  3th  «‘>e 
pöble,  genannt  ber  Stete  Stein. 

®idwr  Po«  ber  Sinti),  l)3ohann  ftonrab, 
einer  ber  oerbienftsollften  Schwerer  ber  neuem  3eit, 
leb.  24.  «ug.  1767  in  3itrich,  geft.  9.  Wärj  J828, 
mimeie  ftih,  obwohl  für  beit  faufniflmtifehen  Staub 
Öeftnnmt,  naip  einem  äufentha»  in  'SartS  unb  Son- 
ten  1787  in  ©öttmgen  wiitenfdmftlidien  Stubien, 


untentahm  1788  eilte  Seife  nad)  Stalien  unb  trat 
hierauf  _in  bad  @ejd)äft  feines  ilaterd,  eine«  ftrepp- 
fahrifbeflher-3.  1798  na*  ber  QSninbung  ber  Spelte* 
tiidjen  Siepnblif  jum  Witgtiebe  beStüroßenSiateS  ber« 
f eiben  gewählt,  letdmete  fuß  ®.  burd)  ben  greimut 
auS,  Womit  er  ber  ©ewaltherrfihaft  ber  grangofen 
unb  ben  terroriüifdjen  Slciguugeii  beä  Bon  Saharpe 
unb  OdjS  geleiteten  hclBetif*cn  ®ireftoriumS  ent» 
gegentrat.  tBiit  ?Jaul  Ujteri  gab  er  1798—1801  ben 
• isthWeijeriidjen  Kepuhlifaner*  heraus,  eine  öaupt» 
guette  für  bie  Schweiger  ©efchithte  biefod  3eitatumS. 
Tim  2.  gebr.  1802  in  bie  helBdtfche  Sienierung  be- 
rufen, juchte  er  umfonft  swifchen  ben  Parteien  ber 
Unitarier  unb  gbberahften  ju  uennitteln,  trat  beim 
Staatsftreich  nom  17.  Ttprü  1802  mS  tlribatleben 
jurücf  unb  nahm  ftch  nun  ber  Bon  ber  Sinth  in  einen 
uerpefteten  Sumpf  nerwanbelien  ©egenb  jwifchen 
TBaten » unb  3ürid)fee  an.  'Jfo*bem  er  1803  feine 
Bläne  jurftanaliftcrung  berSinth  Bar  biejagfaßung 

Sebradjt,  Würbe  er  im  falgenbenSahr  mit  bet  obersten 
citung  beS  SBerfeä  beauftragt  unb  unteejog  (ich  fei- 
ner Aufgabe  bis  ju  ihrer  Soüenbung  (1822)  mit  raft- 
lofer  Eingabe,  währenb  er  auch  burd)  Anlegung  ber 
Sinthfolonie,  einer  GrjiehungSanftatt  für  Berlaffeite 
ftiiiber  aus  ber  ©egenb,  fegcttSreidj  wirfte.  Seit  1814 
mar  er  Sffiitgtieb  beS  3ürid)er  StaatörateS.  Stie  91c* 
gierungen  Bon  3üri*.  S*wm,  ©laruS  unb  St.  ©al- 
len oerliehen  ihm  unb  feinen  Sacbfommen  ben  ®hrnl- 
namen  Bon  berSinth.  unb  bie  Xagfaßung  liefe  ihm 
am  Stntfefanal  ein  3>enlmal  erri*ten.  Wehtere  la- 
fcftenbüchcr  unb  3ettf<hnften  enthalten  geognoftifdje 
Au  ff  äße  non  ilmt.  33gl.  ^ottinger,  öattS  Rottrab 
G.  (3iiri*  1852);  »Briefwe*fel  jwifchm  Sobaitn 
91uboIf  Steinmüller  unb  £>anS  Jtonrab  6.«  (präg, 
»onfälierauer  in  ben  »Saterläniifchen Mitteilungen«, 
St.  ©allen  1889). 

2)  Arnold,  Weolog,  Sohn  beS  oorigen,  geb.  8. 
3uiti  1807  in3ürich,  geft.  bafelbfi  12.  Suli  1872, 
fiubierte  feit  1825  in  ©ettf  unb  Sicrlm,  warb  1834 
friBatbo^ent  au  ber  fjoebfebute  ju3ürich  unb  begann 
1836  großenteils  mit  Stüber  unb  $eer  feine  febr  Biel- 
fettigen  Unterfudpcngen  ber  Sd)tBei;er  TUpen,  berSe- 
funbärgehirge,  ber®letfchtt  tc.  Sehr  rege  Beteiligung 
Wibmete  er  ber  geologischen  Karte  ber  ^*wcij.  Wit 
ÜRartittS  (SRonipetUer)  unbSefor  bereifte  er  Algerien, 
entbeefte  im  TltlaS  3ura-  unb  Jtreibtfcfeitfetcn  unb  er- 
mittelte, bafe  bie  Sattara  jum  grofeen  Seil  erft  in  ber 
poftterliären  3«l  S3üftc  geworben,  nad)bent  fte  bis 
bahitt  Bom  ffieer  bebecü  gewefen,  eine  'latfadje, _bir 
jur  Stüöe  ber  Sh™™  ®|d)erä  uom  Ginflufi  ber  Sa- 
iarawinbe  auf  bie  Scrminbcrung  ber  ©letfeher  her- 
Beigejoaen  würbe.  Seit  1856  war  er  iferofeffor  ber 
©eologie  am  3>,ncf;i‘r  '4J Jlötedjnitmn , jugleidh  aber 
wibmete  er  feine  Ktigfeit  ber  Slaturforfdtcnben  ®e* 
fettfehaft  in  3'ü'id),  ber  tnineralogifdj-geolomfihen 
Sammlung  bafelbfi  (fpäter  mit  Ülaper  unb  Wöf*) 
unb  Bielen  gemeinnüßigen  Süefirebungen.  6t  Bei- 
Bffcntli*tc  eine  Karte  beS  KantonS  ©lantS  (1849) 
unb  mit  Stüber  bte  »Carte  goologicjue  de  la  Stusse* 
fowie  bie  geologifchettherfichtlifaitc  berS*weiä(Sin- 
tertpur  1853,2.  Aufl.  1867)  unb  fdjrieb;  »3>ie  feiffer« 
oerpälhtiffe  ber  Stabt  3ürnh  unb  ihrer  Umgebung« 
(mit  Biirßi,  3ürid)  1871).  Sgl.  feeer,  Amolb  6-, 
Scbcuabüb  ciitcS  9faturjorfcherS  (3ürich  1873). 
Ctfchholß  (B  i t i n i),  eine  ber  SKarfhaüinfeln  (f.  b.). 
(S|d)fc,  Ipermann,  Waler,  gcb.  6.  Wat  1823  in 
Berlin,  geft.  bafelbfi  15. 3an.  I960,  (am  1840  in  bcuS 
TUelicr  beä  SßrofeffarS  'S.  Ipcrbtg  unb  bcfuchte  Bon 
1841—45  bie  Afabentie.  BiS  1848  arbeitete  er  im 


102 


eidjfopf  — 

Atelier  beä  SKarinemalerd  3B.  Kraufe  unb  bilbeie  ftd) 
1849  — 60  in  ©arid  bei  2e  ©oittcDin  Weiter  in  ber 
ffinrinenialerei  aud.  1850  bereifte  er  Sübfranfreid) 
unb  bie  ©prenäen  unb  feljrte  bann  nad)  Berlin  ju- 
rüd,  Bon  wo  er  ja^treidjeStubienrcifen  nach  ber  3nfel 
Umrum  unb  ben  galligen,  naibSerfep,  ber '-Bretagne, 
ber  3nfet  ©Habt»  Korb|d)ott(anb,  Norwegen  unb  ben 
Korb»  unb  Dftfeefüften  unternahm.  Villen  biefen  ®e» 
genben  finb  bie  SRolioe  ju  feinen  HKarinen,  Straub« 
unb  gluhtanbfhaftcii  entnommen,  bie  fid)  ebenfofct)r 
buref)  bie  glüdlid)c  Stahl  bcd  Wiebcrgegebenen  Stint- 
mungämomentd  wie  burd)  bie  }U  ^bdjfter  ©irtuofität 
auägebilbete  toloriflifd)«  ledjnil  audjeidmeu  gr 
Wußte  bie  ruhige  See  mit  gleicher  ©Jnficrihaft  wie 
bie  erregte  ju  fctjilbem.  Seme  jtauptwcrfe  finb:  bie 
3nfet  KeuWerf  an  ber  glbemünbung,  Stcftfüfte  Don 
Öelgolanb,  bie  ©laue  ©rotte  oon  Capri,  Kettungd« 
boot  einem  ftranbenben  Shoner ju  flilfe  fomnteitb, 
an  ber  äJiiinbung  ber  Dieoenow,  Salbolm  unb  ©atc- 
ftranb  itn  Sognefjorb,  grefbwatcrbai  auf  ber  3nfel 
©Jigbt,  Sorgebirge  ©rfotia  auf  Kügen,  ber  Oftmolo 
Don  Swinemiinbe,  üeitcbüunn  auf  ber  Klippe  bei 
3Ronbfhein(1879,©erIinerKationalgaIerie),Stonnd’ 
.^eab  an  ber  ititftc  »on  SiibWaleS,  Stettin  Dom  Dim» 
jig  aud  gefetjcn,  ber  ©olupbem  (SRotiD  Don  gapvi), 
jtilnnifcbe  See  in  ber  grefbroaterbai,  ber  Sogelfelfen 
."piclmfoe  am  Korbfap  (1888),  SRitlemahtdfonne  an 
ben  Sofoten , fteiniger  Stranb  auf  ber  3nfel  Silm, 
©tonbfhcinnaht  bei  Dreptow  a.  b.  Sega  unb  Korb- 
feebab  3uift  Don  Statt.  6r  bat  jablteid)e  Schüler 
berangebilbet,  unter  benen  g.  Römer,  I du  jette,  SK. 
Erbmann,  g.  Stunn,  ®.  Salpmann  unb  fein  eben» 
falle  alä  SKarine»  unb  2anbfhaftdmaier  tätiger  Sohn 
Kirfjarb  ®.(geb.  1859)  tu  nennen  finb;  lefctercr  nahm 
1889  an  ber  © lantton»® jpebition  teil  unb  befijt  bie 
Weine  golbeneSRebaille  berSerliner  Runftaudftellung. 

(*f  ei)  topf,  ©erg  tnt  ftarbtgebirge  in  ber  bapr. 
©fall,  BIO  m bod),  »pfäljifeber  ©ottijarb«  genannt, 
(üfchlaudii,  f.  £aith- 

(Sfehrirflt,  'Daniel  griebrid).  Katurforfcber, 
geb.  18.  Siiirj  1798  in  Kopenhagen,  geft.  82.  gebe. 
1863,  praltijierte  1822—25  auf  ©ombolnt  ald  ©rjt, 
ftubierte  bann  ©bbfiotogie  unb  Dergleicbenbe  ©na« 
tomie  unb  würbe  1829  2’eftor,  1836  ©rofeffor  an  ber 
llniDerfttät  in  Kopenhagen.  @r  lieferte  anatomifdje 
Unterm  dumgen  über  bte  Salpen  (1841),  bie  Sale 
(1843  — 62)  tc.  unb  fdjrieb:  »Handbooe  i Physio- 
loge« (ffopenf).  1823  — 36  , 2 ©be.;  2.  VUtfL  1851); 
»Unlerfuhungen  über  bie  norbifcbenSSaltiere«  (Ceipj. 
1849)  ; »Dad  pbbftfh*  2ebcn,  in  populären  Sorträ- 
gen«  (ffiopent).  1852  , 2.  Ülufl.  1856);  »Unocrftanb 
unb  fdjlcdjte  Erhebung.  Sorlefungen  über  Kafpar 
Raufer«  (Serl.  1857). 

<$fl!)ftf)olh»  3of)ann  griebrih,  Katurforfdjer 
unb  IReifenber,  geb.  12.  Kod.  1793  in  Dorpat,  geft. 
bafclbft  19,  üKai  1834,  ftubierte  in  Dorpat  SRebtjin, 
madjte  aid  Shiffdarjt  bie  Don  Kobebue  1816 — 18 
unb  1823 — 26  unternommenen  gntbedungSreifen 
mit,  fammeltc  Wäbrenb  berfelben  eine  groffe  SRcnge 
Don  Sfaturförpem  unb  wiffenfebaftüdjen  Seobachtun« 
gen,  befonberd  über  itiebere  Organismen  bed  SReered, 
unb  würbe  1819  in  Dorpat  ©rofeffor  ber  ©natomie 
unb  Direftor  bed  joologifdfen  Kabinetts.  Seine 
Sammlungen  oermadjte  er  ber  UniDerfttät  Dorpat 
Die  grgebitiffe  ber  Keifen  finb  in  ben  ffiobebuefhen 
Keifewerfen  publijiert  6r  fdjrieb  noch:  »ybeen  jur 
©neinanberrcibung  ber  rüdgrätigen  Diere«  (Dorpat 
1819);  »Entomograpbien«  (Berl.  1824);  »Stiftern  ber 
©fatepben«  (baf.  1829);  au<b  gab  er  einen  »fjoologi» 


Gfdjroeiler. 

fdicn  ©tlad« , entljnltenb  ©bbilbungen  unb  Scfhrei- 
bumi  neuer  lierarten  (baf.  1 829 — 33, 5 $efte),  heraus. 

P'fd)fcf|olt;©ai,  9ud)t  bed  Kbrblicben  Eismeer?, 
an  ber  Stifte  Don  ©ladfa,  im  2>inlergrunb  bed  Soge- 
buefunbeä,  reid)  an  'JRammutreften. 

Eschscholtzla  Cham.,  ©attung  ber  ©apaoera« 
wen,  ein»  unb  jWeijäbrige  ("eloädife  mit  feinjerteilten 
Blättern,  Ianggeftielten  gelben,  orangefarbenen  ober 
Weifien  Blüten  unb  febotenfönnigen,  bielfamigenSap» 
fein.  3cb11  ©rten  Don  Ralifomien  bis  'Jfetu  SKejico 
unb  Utab,  Dieüeicbt  nurSarietäten  Don  E.  californica 
Cham.,  etwa  30  cm  bod)-  mit  febr  äftigem  Stengel, 
meergriinen  Blättern  unb  grofjen,  glänienb  gelben,  im 
©runbe  feurig  pomeranjenfarbigen  ©tüten,  blübt 
bbdift  banfbar,  ift  audbauernb,  erfriert  jwor  bei  und, 
fät  fid)  aber  Don  felbft  auä  unb  Derbreitet  fiebbaberjebt 
leiht.  Sie  enthält  mebrereVUfaloibe,  banmter  ©rot- 
t o p i n , unb  ein  ©t^fofib.  3n  ihrer  Jieimat  wirb  fie  alä 
fdjlafmahenbed  unb  ioftmer jftiflenbeS  ©fittcl  bennpt. 
E.  crocea  Benth.  ift  ber  Porigen  ©rt  febr  ähnlich, 
blüht  aber  reicher.  E.  tennifbu»  Brnth.  (jat  feinere 
Belaubung  unb  Heinere  ©lüten.  ©De  werben  alä 
3terpflanjen  (ultiDiert. 

(Sfchftrutb,  K a t a 1 1)  Don,  SdjriftftcHerin,  f. 
Rnobcläborff « ©renlettboff. 

©fchtuege,  RrciSfinbt  im  preufp  KegÜej.  Raifel, 
an  ber  Jöerra  unb  ber  Staatäbabn(inieDrebfa-2eine- 
felbe,  bat  2 ebang.  Kirchen,  barunter  bie  gotifepe  fta- 
tbarinenfirhe , eine  latp.  Kapelle,  Spnagoge,  alted 
Scblofe,  ©rogbnmarium,  Ufealfhule,  ©mtsgeriht, 
Kcicbäbanfnebtnftellc,  Spejialfommiffion,  jablreicbe 
®erbereien,  SBoIlgani-  unb  ^aarfpinnerei,  glaneil-, 
Baumwotl-  unb  2einWeberci,  gabrifatiou  Don  ©ia- 
fd)inen,  ©ürften,  Seife,  Zigarren  unb  Dabaf,  Seim- 
fieberet,  bebeutenbe  Sdjlädjterei  unb  .fjanbcl  mit 
Shinfen,  SSiirften  unb  anbem  2anbeSprobuIten, 
Cbft«  unb  labafbnit  unb  nooo)  11,118  meift  eoang. 
ginWobner.  Der  fdjone  Kitolailurm  Don  1435  ae 
hörte  ju  einer  fd)on  im  16.  3abrb-  Derfatlenen  ftird).' 
— ®.  (im ©fittelalter Esten eWeg,  ®fd)>nwnn<b) 
gehörte  feit  bem  10.  3abrb-  ben  Herren  Don  Bilftein, 
tarn  fpätcr  an  Dbüringen  unb  1263  an  Reffen.  3“ 
Enbe  beS  12.  3abrb-  war  ed  jur  Stabt  erhoben. 
2anbgraf  Ballbafar  Don  Dbitringcn  erwarb  cd  1386 
nah  längerm Krieg  unb  befab  ed  bid  1405  inScmein- 
fhaft  mit  Kürniainj;  boh  fein  Sohn  griebrid)  trat 
cd  1431  an  Reffen  ab.  §ier  ftiftete  Siibclmd  IV.  Don 
Öefien-ftaffel  Sobn  griebrih.  ber  S-  ald  ©panage  er- 
hielt,  1627  bie  §effen-6fhwegifhe  2inie,  bie 
feboh  1655  mit  bem  Stifter  Wieber  audflarb.  ©emer- 
fendwert  ift  bie  Shlaht  bei  in  ber  Ctto  Don  Korb, 
beim  2.  Sept.  1070  bie  Db'tringer  unter  bent  ®ra- 
fen  Kuotger  befiegte. 

©frhtoeiler,  Stabt  tm  preuß.  fRegbej.  unb  Sanb- 
heid©ahcn,  anbergube,  mitbicrBalmböfcnKnoten- 
puntt  ber  StaatdbabnlinienKöIn-^erbedtbal  mtb  38.- 
ffilabbah-Stolberg  fowie  Don  jloei  eleftrifheit  Klein- 
bahnen,  bat  {>n«  ebangelifhe  unb  4 (atb  Kirhen, 
Spnagoac,  ©bmnaftum  mit  3iealprogl)mnaüum, 
lanbwirtfhofUihe  SSinterfhule , SSaifenbaud,  Kreid- 
pflegebaud,  ©mtdgeriht,  Oberf örfterei , SReidicbant» 
nebcnfteHe,  Stcintoblenbcrgbau,  §ohöfen,  ©anjer- 
platten»,  Köhren»,  Bleh»,  Draht»  unb  ©ubbclwalj» 
werte,  gabritation  Pon  Käbcm,  Dampfteffctn,  äRa 
fdjinen  unb  Eifenf  onftruttionen,  3iarbütle,  3'nt-  unb 
Bleiwal jwerfe , gabritation  Don  3>nt°nlainenten, 
feuerfeften  Steinen,  3uderwaren,  Ireibriemeti,  ©Ralj. 
2itör,  Effig,  Spiritud  :c. , ©erberei,  Bierbrauerei, 
Dampfjiegeleien,  groffe  SRüblwerfe  unb  (woo)  21,903 


103 


Cädaoage  - 

uteitl  latp.  Sintoopner.  Sgl.  Rodt,  ÖJefcpiepte  ber 
stabt  6.  (8.  Sufi.,  granlf.  a.  SK.  1890,  3 ©be.). 

(rsclaöagc  (frans.,  fpr-  Sflaoerei;  bi«  auf 
btt  ©ruft  mcbctpängenbe  Steile , aI3  Jamenfcpmud. 

EdclaUo,  tl,  fpam SSaler,  f.  ©areja. 

Esrobnr  »)  (Hlcnboja,  ©ntonio,  gelehrter  3t« 
iuü,  geb.  1589,  gtfl.  4.  yult  1669  in  Saüabotib,  bat 
jtd)  als  SRoralifl  mtb  Rafutfl  einen  Stamen  gemacht, 
sein  fyiuptwer!  ift  ber  »an  ©aöcal  (f.  b.)  Be'rfpottete 
»Liber  theoloeiae  moralis«  (Sipon  1644  U.5.).  ©aS* 
cal  führte  au  cp  bic  Sejriepnung  escobarder  (eSfo* 
barbieren)  für  »ftblau  auSIcnen , Borgaufein,  ficb 
ferner  Sügen  bebienen«  in  bie  Sliteratur  ein. 

©Scoiquij  (tpx.  ,tw,  3uan,  fpan.  Stnaiöiticmn, 
geb.  1762  in  Diaoarra , geft.  19.  92oO.  1820 , Warb 
Sanüntluü  ju  Saragoffa  unb  Steprer  beS  naipmali* 
gen  RönigS  gerbinanb  VII.  3nfolge  feiner  Cppo* 
ntion  gegen  (üobot)  naep  Jolebo  Ber'toiefen,  blieb  er 
Docp  in  Serbmbung  mit  gerbinanb  unb  Beranlafete 
benfelbtn  gut  Empörung  gegen  feinen  Sater.  2114 
ber  4s rin,j  1808  als  gerbinanb  VII.  ben  Jpron  be* 
flieg,  mürbe  E.  Staatbrat.  W4  folcper  riet  er  ju  ber 
Sei’e  nach  ©agonne,  bie  ben  Küttig  in  bie  £>änbe  Sn* 
poleonS  brachte,  unb  begleitete  gerbinanb  auep  nach 
Saleniat),  tonrb  aber  halb  barauf  nach  SoitrgeS  Ber* 
nnefen.  ytn  Jegcmher  1813  leitete  er  bie  ©erponb* 
langen  jtnifbben  Sapoleon  unb  gerbinanb  VII. , in 
beren  gotge  tejflerer  nach  SSabrib  jurüdlepren  burfte. 
Vier  aber  fiel  er  halb  in  Ungnabe.  Er  entbehrte  jeber 
poIilifdfenEinficbt.  Seine »Ideasencillaetc.«  (1808), 
eine  Darlegung  ber  ®rünbe,  bie  gerbinanb  VII.  be* 
mögen,  ftd)  nacfi  ©apomte  ju  begeben,  tuurbe  in  nteb* 
rrre  Sprachen  überfegt  (franr.  Bon  5.  ©ruanb,  ©ar. 
1816).  «ud)  alb  Jt<pter(»  Jte  Eroberung  ItteritoS*, 
1601)  unb  Überlebet  (Don  f)oungS  »Diaeptgcbanten«, 
ScittonS  »Strlomem  ©arabieS«  u.  a.)  pat  er  fiep  Der» 
tuspL  Seine  »IRcmoiren«  erfepienen  in  ©ariS  1823. 

Escompte  (frang.),  f.  Esfompte. 

(rStorial  (»Septadenpaufen,  §>albe* , ttaep  ben 
Seiten  epemaliger  ©ergroerfe  io  benannt),  Drtfcpaft  in 
bei  fpan.  ©rootnj  SKabrib,  52  km  norbioeftlüp  Bon 
ffiabnb,  an  ber  Spanifcpen  Sorbbapn,  am  Sübabpang 
beS  ÖuaDarramagebirgeS,  in  unfruchtbarer  ®egenb, 
beftept  auS  btm  altern  Jorf  E.  De  ütbajo  mit  owo) 
1411  SintB.  unb  ber  neuem,  pöper  gelegenen  unb  gut 
gebauten  ©erirfspauptjtabt  San  itorenjo  bei  E. 
ober  E.  be  nrriba  mit  osoo)  4470  Eimn.  Dieben 
legieret  liegt  (1130  m poep)  bas  berühmte  Vlugu* 
fluurtlofler  San  fiorengo,  gentöpnlicp  el  E.  ge* 
iuumt,  bte  StelropaliS  ber  fpamfepen  Könige,  ein  (o* 
lotjaler  ©au,  ber  ©alafl,  Rtoftcr  tmb  lotengruft  in 
ni)  Bereinigt.  Röntg  ©pilipp  0.  liefe  benfetben  in* 
folge  emeS  m ber  ©eplacpt  oon  St.-Ouentm  (lO.DIug. 
1557,  am  Jage  beS  peiL  fiaurentiuS)  gemachten  ffle* 
lübbeS  burep  bie  ©aumeifter  3uan  be  Jolebo  unb 
3uan  be  fcerrera  1569  — 84  mit  einem  Si  oftenauf* 
»anb  Don  16,5  SKttt.  ©efetaS  erbauen.  3m  f?inblict 
auf  bte  Öegenbe  beS  SRärtprerS  erpielt  baS  ©autoerf 
bie  Seftalt  eines  Softes.  JaS  ungepeure  (Betäube 
hat  etne  Stange  oon  206  m,  eine  ©reite  Bon  161  m, 
lSfiöfe,  7 Ruppein  unb  1111  genfter,  ifl  gan}  auS 
tamielgrauem  ©ranit  pergeftcllt  unb  ntaept  einen  ein* 
iBrimgen,  laiten  Einbrud.  35er  perBorragenbfle  Steil 
beS  ©cutoerfö  ifl  bie  Rircpe,  eine  Dfacpbilbimg  ber 
firtetSfiripe  in  Som,  mit  rmpofanter,  95  m potp  ge* 
oölbter  Ruppe!,  greSfen  Bon  Siorbano  unb  anbem 
Rtm'twerfen.  Unterhalb  ber  Rircpe  befinbet  ftd)  baS 
Santbeon,  bie  ®rabftätte  ber  (panifepm  Röntge, 
sorin  fiep  26  ®rabtnäler  Bon  Rönigen  unb  Rönigm- 


- Gscnipulo. 

nen,  begittnenb  mit  flarl  V.,  befinben.  Jamben  liegt 
baS  ©antpeon  ber  3»fanten  unb  ber  hnberlcs  Ber* 
florbenen  Königinnen.  &ier  rupt  and)  Jon  3ucm 
De  Dtuftria,  ber  eoieger  Bon  Sepanto.  ©cmerlmeioert 
ift  noep  bie  jtim  Rloftcr  füprenbe  grofee  Jreppe  mit 
greSfen  Bott  ®iorbano,  ferner  bie  pradilooüe,  retep- 
paltige  ©ibliotpcf,  bie  130,000  ©änbe  unb  über 
4000  meift  arabiftpe  SRanuffripte  entpält.  Einen 
Saialog  berfelben  lieferte  Eafiri  in  feiner  »Biblio- 
theca  arabico-hiapanica«  (DKabr.  1760—70,  2 ©be.). 
21n  ber  Sübfeite  bepnt  fiep  ber  grofee  ©arl  aus  mit 
einem  mobemen  Stuftfcplofe,  Enfa  be!  ©rincipe.  S. 
pat  eine  gorflingenieurfcpule  (in  rittctu  epentaligcn 
Dlomtenflofler),  eine  Vtfabemie  fiir  3DÜfolbaten,  ein 
3nftituto  unb  ein  Eolegio  für  pöpere  Slubien.  1808 
war  baS  E.  ber  Scpauplafe  ber  Serfdmtöntttq  beS 
©rinjen  oon  Dlfturien  (nacptnaligen  Königs  gerbi* 
nanb  V0.)  gegen  feinen  ©ater  Sari  IV.  ©gl.  So* 
tonbo,  II ist, tria  del  monastorio  de  San  Lorenzo 
(SDInbr.  1856-61). 

©oco furo,  ©atricio  be  la,  fpan.  ScpriflffcIIer 
unb  Staatsmann,  geb.  5.  Sloo.  1807  in  ©labrib,  geft. 
bafetbft  22.  3an.  1878,  Scpüter  beS  berüpiuten  £tfta, 
ftubierte  SDlatpemalil  ju  DWabrib  unb  ©ariS  (toopin 
er,  weil  ©titgticb  eines  EepeimbunbeS,  patte  flüepten 
müffen)  unb  erpielt  in  ber  (folge  bope  ©ütitär*  unb 
SenoattungSpoften,  r.  ©.  als  ÜScfanbtcr,  1855  in 
Siffabon,  1872 — 74  itt  ©ertin.  S.  iDibmetc  iiep  }U* 
erft  bem  piftorifepm  Siomatt  unb  feprieb : »El  conde 
de  Candespina*  (SJiabr.  1832)  unb  »NiRey  uiRoque* 
(baf.  1835).  'IMemoirenartig  gepalten  ift  »El  Pa- 
triarca  del  volle«  (äRabr.  1846),  über  bie  fpantfepen 
Slcootutionen  aus  ben  1840er  3aprcn,  an  betten  er 
felbft  teilgenommen  patte.  Son  feinen  piftorifepen 
Jramen  finb  bie  beften:  »La  cortc  del  Buen-Re- 
tiro«  (1837  u.  1844,  2 Jle.),  »Barbara  Blomberg« 
unb  befonbcrS  »Las  mocedadee  de  lleraan  Cortes« 
(1846).  Jiefcn  gelben  feierte  er  ttodj  in  einem  EpoS: 
»Hernan  Cortes  en  Cholula«  (1842).  Ein  mepr  ro* 
mantifcpeS  crjäptenbeS,  feinerjeit  fepr  gefeiertes  ®e* 
biept  ift  »El  bulto  vestido  de  ntgro  capuz«.  Er 
feprieb  and)  ben  Jept  ju  bem  ©racptloert  »La  Espaila 
artistica  y monumental« , rebiaierte  1837  bie  3eit* 
feprift  »El  Eeo  de  la  Razon  y de  la  Justicia«  unb 
bie  »Revista  enciclopedica*  (1840),  Beröffenllicpte 
eine  »Historia  constitucional  de  Iiiglaterra«  (1859) 
foloie  eine  Jenffdjrift  über  bie  ©pilippitten  (3.  Vlttfl. 
1883),  bie  er  1863  — 64  als  (önigtieper  Rotntttiffar 
bereift  patte,  unb  überfegte  RlopflodS  »SReffiaS«. 

©Scot,  gtänjenbcr  Jamenfleiberftoff  auS  Ramm* 
gamfette  nnb  S)iopair(cpufe. 

©Scouabc  ((ja.  »studb't,  in  ber  franj.  ©rmee  fooiel 
Wie  Rorporatfcpaft  ober  .‘öatbjug ; auep  bie©cbienuttg8* 
mannfepaft  eines  ©efcpügeS. 

©Sconffe(ipr.4uS’),  Stctor,  fran».  Jpcaterbicpter, 
geb.  1813  in  ©ariS,  geft.  bafetbft  24.  gebr.  1832,  trat, 
183“pte  alt,  mit  bem  Scpaufptel  »Farruck  leManre« 
(1831)  auf,  baS  fepr  günftig  aufgenommen  ttturbc. 
Jagegcit  fiel  feine  Iragöbte  »Pierre  I0«(1831)burcp. 
Ein  3_apr  fpäter  braepte  er  fein  in  ©emeinfepaft  mit 
©ugufte  SiebraS  BerfafeteS  Scpaufpiet  »Raymond« 
auf  bteBüpne.  2US  biefes  Boni  ©ublitum  urrüdgemie* 
fett  tuurbe,  töteten  fiep  beibe  Jiepter  fecpS  Jage  barauf 
burcpRopiettbaittpf.  ©(rangertoibtneieEScouffeSDln* 
beuten  einige  fepöne  Stanjrn:  »Le  Suicide«. 

©SeriBcücn,  f.  Elfenbein,  ®.  705. 

©Scroqucric  (franj.,  (pr.  (gtrptrcv),  ©autterei. 

©Scriiputo,  portug.  Silber-  unb  Ülpotpefcrge« 
loiept,  = 24  ©räoS,  3 tn  ber  CitüBa,  = l,m  g. 


104  GScuara 

©Scnata  (Guj  ara),  f.  Dasfifcpe  Spracpe  unb 
Siteratur. 

©Scubero  (fpnn.),  Scpilbfnappe,  ein  91Miger  nie- 
bem  Mange«  in  Spanien. 

©Scubitto  bc  oro  (|ur.  .biü|o,  Eoroniila,  $u- 
tillo,  Seintena),  ältere  (pan.  fflolbinilnje  ju  V« 
GScubo,  bis  1848  nad)  bem  SSiinjgefcp  Bon  1772  ge- 
prägt,  •*/*•  fein,  = 4,32  3R(.,  aber  nteijteitS  fd)Ied)ter; 
in  SHepilo  (fiefo  be  oro)  gefeßtid)  1 ,6915  g fcpwer 
unb  V«  fein, =4,129530.,  fo  aud)  für  bicifJIjilippincn. 

©Scübo,  frühere  ®olb«,  Silber-  unb  MecpnungS- 
ntünjt  in  Spanien  unb  Portugal.  SeJjtcrer  Staat 
prägte  ipn  bis  1885  ju  ’/•  Sobra  (f.  b.),  eine  Outaba 
bei  “/«  Wolbgcpalt  wiegenb,  = 9,m  30.  Sotlioert, 
aud)  ju  Vt  unb  V<  (Grujabo  Belpo).  SBiS  1870  bie 
j p a nt  f d)  e 3Rünjempeit  julOMealeS,  nad)  ®e[eß  Bon 
1864  in  ®olb  16*/«  fajlüitcpe  ®ranoS  */io  fein,  in 
Silber  260  8imu>8  ’/m  fein  bebeutenb.  öepriigt 
würbe  1730 — 72  ber  G.  be  oro  als  palbe  ^iftolc 
906  Staufcnbftel  fein  — 8,526  30.,  bann  bis  1786 
gefeßltcp  ju  S,3S3  g Qemidjt  “/*«  fein,  weiter  bis  1848 
(auct)  in  wlepito  bis  1863)  als  V«  Cnja,  ’/•  fein  = 
8,259  30.  9US  Silbermünje  War  ber  G.  real  feit 
1707  = */i  Sßefo  buro,  16*/«  Stüd  and  bem  raupen 
unb  18  aul  bem  feinen  Sltarco,  feit  1828  ju  17  Stüd 
auS  bem  raupen  Marco,  “Vi«  fein,  = 12,sios  g fein, 
nad)  bem  ffiefeß  Born  29.  3Kai  1772  ju  4 SenlcS  be 
plata,  uln  fein=2,i99  30  ber  SSalerWäprunq , nad) 
®efeß  Bon  1848  ju  10  SiealcS  (and)  für  bie  fßpilip- 
pinett),  13,1455  g,  *Ao  fein,  feit  19.  91ug.  1853  nur 
12,»8  g fdiroer,  — 2,1028  30.  'Dicprere  amerifaniftpe 
Staaten  führen  ben  6.  in  ®olb  nur  gefeßtid). 

©Scuintla,  vauptftabt  beS  gleichnamigen  SJepar- 
tentcntS  (31,038  Ginw.)  in  ber  nüttelamcrifan.  Me- 
publit  ©uatemala,  an  ber  Gifettbapn  Bon  ®uatemala 
nad)  San  3ofS  am  Stillen  Ojean , mit  guderropr-, 
Statao-  unb  RaffecPau  unb  (iss«)  6109  GinW. 

Esculenta  (lat.),  eßbare  Singe. 

©Sbragott  (SDragunbeifuß),  f.  Artemisia. 

©Sbrngonöl,  ätperiftpeS  £>l  auS  blüpenbemGS- 
bragon  (0,i— 0,4  SJSroj.  auS  frifepem  Rraut),  ift  farb- 
los bis  gelbgrün,  rieept  eigentümlitp  anisartig,  fepmedt 
fräftig  aremtatifdj,  fpej.  Gew.  0,9<ki— 0,945,  brept  bie 
Gbene  bei  polariflerten  fiicptftraplS  nad)  rechts  unb 
beftept  im  wefentlicpen  auS  bem  bem  Vlnetpol  ifome- 
reu  ISctpptcpaBicol.  GS  wirb  in  ber  Ronferoen»  unb 
Rräuterefftgfabrifation  benupt. 

©Sbrclon  (Ebene  SeSreel,  jept  SRerbfdj  3bn 
91  mir),  ebener  fianbftrid)  in  SjBaläjtina,  ber  fiep  (120 
bis  160  m ü.  3/1.)  in  Sübgaliläa  Bom  Riemen  5>er- 
nton  jum  Ramtel  unb  jum  3Jicer  auSbepnt  unb  im 
9lltertum  bidit  bcftebell  War.  Stier  befiegte  ®ibeon  bie 
SMibianiler.  3n  jüttgfter  3eit  haben  bie  ©ergbiirfer 
baS  fruchtbare,  reiepbewäfferte  fflefitbe,  bas  bis  bapin 
nur  Bon  Bebuiiten  beweibet  würbe,  teitweife  in  9ln- 
bau  genommen. 

©Sbtlb,  Ort  in  Sßaiaftina,  f.  9(Sbob. 

©fei  (Ajinus  Qray),  Gruppe  ber  Gattung  Sßferb 
(Eqnus),  Bon  ben  eigentlitpen  Sßferben  burd)  ben  nur 
an  ber  Spipe  mit  langen  paaren  befepten  SdjWanj, 
bie  nur  an  Den  Sorberfüßen  Borpanbctten  Raftanien, 
bie  furje,  aufrechte  Bliapne  unb  bie  längent  Dpren 
unterfdjieben.  ®erHolbefeI(S)fcpiggetai,Riang, 
Sulan,  Egutu  [A.1  hemionnä  Gray)  ift  2 m lang, 
mit  40  cm  langem  Scpmanj,  1,3 — 1,5  m pod),  jier- 
lief)  gebaut,  mit  nidjt  fepr  langen,  aufrechten  Opren, 
etwas  fcpwcrem  Stopf  uub  (leinen  Stufen.  ®aS  im 
Sinter  jottigc§aar  ift  ifabcllfarpctt,  att  ber  Sdj nauje, 
ber  innem  Seite  ber  Hinterbeine  unb  berpintem  Sette 


— Gfel. 

| ber  SorPerbeine  Weißltd);  Bon  ber  furjen  unb  meid)« 

| paarigen,  buntein  Sftäpne  jiept  ftd)  ein  braunfepwar- 
er  Streifen  über  ben  Müden  unb  ben  bis  jur  'iRitte 
aplen  Stpwanj.  Gr  lebt  trupptneife  in  gaitj  'Dimel« 
aften,  beBorjugt  bie  Umgebung  ber  Seen  unb  Bläffe, 
ftpweift  im  Sinter  in  grofjen  gerben  weit  umper  unb 
fud)t  futterreiepe  ®egeitben,  um  im  grüpiapr  auf  bie 
Sommerftänbe  jurüctjuteprcn.  Gr  Weibet  auf  bai 
Hochgebirgen  9!orbtibctS  unb  auf  ben  Siefen  ant  Ru« 
tunor.  3ebem  Xrupp  Bon  8 — 20  unb  tnepr  ® ieren 
fiept  ein  frengft  Bor,  ber  um  feine  Herrfipaft  mit  an- 
bem  Hengften  mutig  (ämpft.  ®cr  Halbefel  Wirb  beS 
SieifdjeS  unb  JcflleS  halber  gejagt,  unb  fein  Scpmanj 
gilt  alS  peilfiäftig.  Seine  .jjöpmung  ift  benäJiongo. 
len  nitpt  gelungen;  aber  in  unfem  iiergärten  hat 
ntan  ben  SJfcpiggetai  mit  bem  Gfel,  Quagga,  3*67“ 
unb  SfSferb  gefreitjt,  unb  in  Xibet  benupt  inan  ipn 
jur  3ud)t  Bon  Maultieren , bie  fruchtbar  fein  (ollen. 
®er  wilbe  G.  (Onager,  ®or!ur,  E.  [A.]  Onager 
Briss.)  ift  etwas  deiner  als  ber  Borige,  pbper  unb 
feiner  gebaut  als  ber  3apme  G.,  grau  fuberglänjenb, 
an  ber  Seite  beS  Holte®,  SRumpfcS  unb  ber  Hüften 
ifabeüfarben , mit  weißen  Streifen  auf  bem  Müden 
unb  an  ber  Hintcifeite  ber  Sfeuten  unb  braunen  Sie- 
men. Gr  finbet  fiep  Bon  Sprien  über  9trabien  unb 
Werften  bis  3nbien.  3n  feiner  CebcnSweife  erinnert 
er  an  ben  nötigen.  SB  cm  feiner  grojjen  Scpnelligfett 
fpriept  fepon  Senoppon,  ber  ipn  in  ber  3!äpe  beS  Gu 
ppratS  traf.  SRad)  Strabon  uttb  SßliniuS  lebte  er  auch 
in  ftleinaftcn.  Sfirgifen,  Werfer,  9traber  jagen  ipn 
feines  JftctfchcS  palber,  unb  bie  SRbnter  fdjäßten  bie 
ijüHen  (lalisioncs)  als  Sederbiffen.  ®aS  gell  ver- 
arbeitet man  aufGpagriii  unbaitbreSSeber.  ®ie  Wer- 
fer fangen  bie  wilbeit  G.  lebettbig  in  SoIfSgruben 
unb  Berfaufen  fie  in  bie  Stutereien,  wo  man  fie  jäpmt 
unb  bie  prächtigen  G.  jiept,  bie  man  in  IJerficn,  '/Ira- 
bien  unb  Sigppten  reitet  unb  teuer  bejaplt.  ®ie 
Stammform  unjerS  GfelS  lebt  in  jwet  Unterarten  in 
9lfrifa.  ®er  Steppeuefel  (E.  IA.]  africanus,  A. 
taeniopus  Ueugl,  f.  Stafel  -Ginpufer«,  ffig.  2)  ift 
groß,  felanf,  pübjcp  gebaut,  bod)  mepr  als  bie  Bori- 
gen  Bom  Habitus  beS  gejäpmten  GjelS,  afipgrau  ober 
tlabellfarPtn,  an  ber  Unterjeite  peüer,  mit  bcutlicpem 
Scpultcrtreuj  unb  einigen  mepr  ober  weniger  bemert- 
baren  Ducrftrcifen  an  ber9lußenfeite  bcSHmterfujjeS. 
Sie  Mäpne  ift  jicmlid)  fcpwad)  unb  furj,  bie  Quaite 
am  ScbWanj  aber  ftarf  unb  lang.  $a§  Stier  finbet 
fiep  wapt  fd)cinlicp  in  allen  Steppenlänbeni  öftlid)  Bont 
Stil,  päufig  um  bie  9Ubara  unb  in  ben  fflarfa*Gbenen, 
bis  an  bie  Rüften  beS  Molen  3JleereS.  SJeber  Hengft 
filprl  eine  H't  be  Bon  10—15  Sluten  ; er  ift  auSncp- 
tttenb  fcpeu  unb  Borftcptig;  in  ber  3ugcnb  eingefan- 
gen, foü  er  ftd)  leicpt  japmen  laffen.  $cc  Sontal- 
ejet  (E.  [A]  somalicus)  beS  SomallanbeS  ift  gröjjer 
als  ber  Borige  unb  pat  eine  längere,  pängenbcHRäpne. 
Grift  graumitunbeutlicpcmMiidcnftrcifcn.opneSchul- 
letfreuj,  aber  mit  saplreicpen  beutlitpen  fdjwarjcn 
Querbinbcn  an  ben  Beinen.  $er  ja  p m e G.  (A.  do- 
mesticu«  L.)  flammt  Bon  einem  ber  genannten  Silb- 
efel ; Bon  alterS  per  pal  man  ben  Sleppenefel  uttb  ben 
Onager  gcjäpmt  unb  jur  Berebelung  ber  Gfeljucpt 
benupt.  $ieS  gefepiept  nocp  jept  in  Sßerftcn  unb  Sara- 
bien,  wäprenb  ber  G bei  uns  burep  Sema^läfjtgung 
(epr  perabgelontmen  ift.  Gr  ift  in  Werften  unb  'Jtgpp- 
ten  ein  fdjöncS,  lebenbigeS,  fleipigeS,  auSbanentbeS 
©efepäpf  unb  wirb  als  HouStier  fepr  bielfeitig  auS- 
genupt.  Man  pält  eine  große  Maffe,  Wopi  auS  ber 
Sreujung  mit  bem  Onager  peroorgegangen,  alSMcit- 
tier,  bie  leurer  bejaplt  wirb  als  bnä  feferb,  unb  eine 


105 


Sfel  — Gfßer. 


Heinere  jum  fiafttragen.  Bitd)  im  Subän  ift  b<c  S. 
nod)  Raubtier,  unb  in  Sübanienta  fonunt  er  »erwil- 
bat  sor  wie  ehemals  aud)  auf  Sarbinien  unb  (inigat 
anedm'dben  3nfeln.  Sr  liebt  Zrodenhett  unb  erträgt 
Scudinijteit  unb  Stätte  weniger  gut  alb  bab  tpferb. 
Sein  3diritt  ift  lehr  fieser,  er  wirb  alb  Saft'  unb  3U!}' 
•tut,  aud)  wobt- alb  Beittier  gebraucht.  Ser  6.  beoar- 
jagt  trotfne  unb  fatjige  Kräuter,  fjafer  unb  SM  et , ift 
aber  fehr  genügfam  unb  »erfdmiäht  fei  bft  Sifteln  nicht. 
Gr  fäuft  nur  gaiu  reineb  SBaffer.  Seine  Sinne  ftnb 
hoch  entwufelt,  befonberb  bab  Gkhbr,  er  ift  tiftig,  gut- 
mütig, oft  aber  aud)  tüdifdj  unb  ftörrig.  Segen  Bril» 
ge!  tft  er  wenig  empftnblid).  Sine  Anhänglid)feit  an 
feinen  Särter  wie  b ab  Bferb  jeigt  er  niematb.  Sie 
Summe  ift  ein  tanggebebnteb  y—a,  bab  Borjügltd) 
burdi  jwet  eigne  fleme  ipötitungen  am  Suftröhren» 
foBf  bewirft  wirb,  Krönt  wirb  er  nid)t  leicht,  er  fattn 
über  50  3af)re  alt  werben.  2 ie  Bofueit  fällt  bei  unb 
in  bie  legten  grflhlingb»  unb  erften  Sommermonate, 
unb  nad)  290  lagen  wirft  bie  G felin  ein  3ungeb, 
bab  nad)  5 — 6 SJionaten  entwöhnt  werben  fann.  Sab 
Steifet)  beb  Sfelb  Wirb  tn  {üblichen  Qkgenben  gegeffen. 
Sie  Staut  gibt  jätjeb  Scher,  bab  für  Srommeln  ge» 
iebapt  wirb ; aud)  Wirb  $ergament  baraub  berfertigt. 
litcr  bie  SRitd)  beb  Sfelb  i.ältild).  Surd)  Streujung 
beb  Sfelb  mit  fBferben  entfielen  bab  SRaultiee  unb 
ber  SRaulefel  (f.  b.).  Sgl.  Hfirn,  Ser  S.  unb  feine 
Baftarbe  (Stuttg.  1900);  S dilieben,  Ser  S.  unb 
berSRenfdh  (hitturgefdjidjUielj , SieSbab.  1894). 

Cfd,  Berggipfel  beb  Silatub  (f.  b.). 

©KlObobue,  f.  Vicia. 

<*"•{  elbbrii  rf  c,  Ii  tcrariftbe  Hilfsmittel  für  Iräge  unb 
Unbegabte,  bie  bem  Spüler  'Diiibe  unb  Arbeit  erfpa- 
rm,  flott  ihn  jur  Arbeit  ju  erjicben.  Ser  Aubbrud 
ftamnit  angebltd)  aub  3»hattneb  Buribanub’  -Com- 
peadiant  logicae«  (f.  Buriban),  ift  aber  bort  nid)t 
naebjuweijen.  — SJn  ben  franjößfeben  Spulen  ift  S. 
(pont  aux  Änesi  jcherjljafte  Berechnung  für  ben 
Bmbaqoreifdjen  SebrfaB  unb  anbre  elementare  Be* 


fd)8fe  im  12.  unb  13.  3al)rh-  ftf| eiterten  an  ber  fitt» 
tilgen  JKoliett  beb  Botfeb  unb  ber  niebem  ©eifttidjfeit, 
fo  baß  bie  ifeier  beb  Sfelbfeftcb  erft  im  18.  unb  16. 
3rthrl),  »erfcftWanb,  in  Souai  fogar  6ib  1668  beftanb. 

Offelbfreffet,  alter,  burd)  Sulteib  gleitbnantigen 
Bornen  nad)  befannter  geworbener  Spottname  ber 
Se^lefter,  ben  Waith.  äRerian  auf  eine  Siederei  iin 
Sinne  ber  Sieben  Schwaben  jurfldfütjrte,  mon ad)  bie 


n .juriieffü^rte, 

Sdjleftcr  bei  Strojfen  einen  Sfel  für  einen  Hafen  ge» 
f^offen,  ju  lobten  gebraten  unb  in  iBreblau  »erjefrt 


@f  elbhaup  t (S  feist)  oof  t),Berbanbbtei(  3 w if  djeit 
StRaft  unb  Stenge;  f.  aud)  Zahlung. 

©fetbbufe,  f.  'Ägypten  (Brähiftorifdjeb),  ®.  195. 
©fetblattieh,  f.  Ttissüajro. 

©felsleben,  f.  ßfelbftrafe. 

©fclSotjr,  Z>flan je . f.  Arum. 

©felbpfab  (ßfcUböbe),  f.  Speffart. 
©feläreitcrin,  f.  ßfelbfirafe. 

©felSrüctcn,  Bogen  aub  ber  Spätjeit  beb  galt* 
fdjen  Stilb;  f.  Bogen,  ffig.  12  (S.  137). 

©felbftrafe,  alte  fd)impflid)e  Strafe,  bei  ber  je» 
manb  »erlebet  auf  bem  Sfel  fipenb  unb  ben  Sdjwanj 
bebfetben  ftalt  3®  um  in  ber  §aitb  baltenb  burdb  bie 
Stabt  geführt  würbe;  baljer  bie  Bebenbart  »Semanb 
auf  ben  Sfel  fegen«.  Sie  S.  beftanb  nad)  Blutarch 
für  Sbebreiberinnen  fdion  bet  ben  alten  Rpmäern, 
unb  man  nannte  bie  ja  beftrafte  Sjrrau  »onob&tis« 
(ßfetbreiterin).  Bobft  3ob«nn  XIII.  tieft  um  966 
ben Bräfeften Beter  uon Born  narft  auf  bemßfet  burd) 
bie  Stabt  führen.  §n  Sarmftabt  unb  auberbwo 
Würbe  bie  S.  über  Stjefrauen  »erhängt,  bie  ihren 
ÜRann  geprügelt  hatten;  biefer  muffte  ben  Sfel  führen. 
SRan  nannte  biefen  bib  jum  16.  3af)rl).  uad)Weibba* 
ren  Bollbbraud)  bab  Sfetblehen,  ober  ben  Scan* 
(enfteiner  Sfel,  nad)  einer  abligen  ffamilie,  bie 
ben  Sfel  gegen  eine  jährlithc  Abgabe  berSarmftäbter 


Janhitiide  nllgemeiuer  Bilbung. 

Crfelbbrüber,  f.  Zrmitarierorben. 

Gfelabiftel,  f.  Carduus  unb  Onopordon. 

SfeÜfeft  (Featum  asiuorum),  mittelalterlidheb 
ttljgtöfeb  BoUbfefi,  bab  mit  ber  Aufführung  ber  Stth* 
(lenen  jirammenhmg  unb  eine  ßpifobe  beb  Barren» 
fefteb  (f.  b.)  bilbete,  »on  bem  man  bib  jum  Saht  860 
ptritdreidhenlx  Badhridhten  beftpL  Sb  war  bem  Sfel 
gesribmet,  auf  bem  ZRaria  mit  bem  S'fitbfinb  und) 
kgurtm  floh  unb  Shriftub  hei  feinem  ßtnjug  in  3t» 
rujalem  ritt,  unb  fanb  jur  SScihnadhtbjeit  ober  am 
Balmfomttag  ftatt.  Sab  berühmtefte  S.  fanb  fahr* 
1:4  am  14. 3an.  in  BeauDaib  ftatt.  Wobei  bab  fdjänfte 
Stäbchen  ber  Stabt  mit  einem  ftinb  im  Arm  alb  fflaria 
auf  einem  mit  einem  Shorhemb  bebedten  unb  jum 
tbtieen  abgeriebteten  Sfel  »on  Derüeibeten  Brieftent 
unter  großer  Begleitung  in  bie  St  Stephanbtird)e  ge» 
führt  würbe  Zart  pflegt : man  bab  Zier  ju  füttern 
unb  auf  babfelbc  einen  laieinifcbcn  Sobgefang  anju» 
Braten,  beffen  einjelne  Strophen  mit  ben  SSorten: 
•Hi,  Sire  Ane,  Hb!«  (Jie,  fjert  Sfel,  feel)  [djloijen. 
Sa  Oefängen  folgte  alb  Sd)luh  jebebnta!  ein  f)  - a 
ober  Hinhum,  bab  Sanje  enbigte  mit  einem  breima« 
üjmD-o  beb  fungierenbenBricflcrb  unb  beb  ebenfo 
amwortenben  Bolfeb.  Sen  lateinifdjen  Zejt  unb  bie 
Shxftt  beb  Sfelbliebeb  hat  flaborbe  nach  einer  fjanb» 
Idntft  ber Barif er  Bationalbibliothef  mitgeteilt.  SRan 
tatet  beibeb  tn  Sbelingb  Aubgabe  »on  otögelb  »6k* 
n>B<e  beb  ÖrotebMtomijcbcn«  (Seipj.  1886).  Alte 
mrftote  ber  B<bfte,  ftirchen»erfammümgen  unb  Bi» 


ju  ftetlen  hatte.  3n  öranfreid)  heftieg  ber  Bachbar 
ben  Sfel  unb  oerfünbete  bie  Sdjanbe  beb  geprügelten 
SBanneb;  ähnlich  inSnglanb.WO  ber  Bachbar  manch» 
mal  eine  Zragftange  jtatt  beb  Sfelb  beftieg  unb  fo 
mit  Biufit  burd)  bie  Stabt  jog.  Wob  man  to  ride 
Bkimmington  nannte. 

Cbfett,  B'J  b’,  f.  Sanguarb. 

©fctibccf , f.  SJeeb  »on  Sfenbed. 

©fenb.  Stabt  im  preufj.  Begbej.  Aurich,  ftreib 
SSittmunb,  m Oftfriebtanb,  ehemalb  Smuptfiabt  beb 
fruchtbaren  fjarlmgerlattbeb , an  einem  für  fleine 
Schiffe  fahrbaren  Kanal  unb  ber  Staatbbaljnlinie 
ßmben-Sittmunb.hat  eine  eoang.Htrd)e,  Sünagoge, 
Amtbgerid)t,  Armen»  unb  Arbeitbanflatt,  Stolterci, 
^anbet  mit  Sanbebprobidten,  Überfahrt  nach  her  3"* 
fel£angeoog  unb  <igoo)2138meiftc»ang.Sinmohner. 
— S.  war  feit  bem  15. 3<>bih- eigner  Häuptlinge, 
bie  auf  einer  Burg  im  S.  ber  Stabt  Wohnten;  1686 
fam_eb  an  bie  Srafen  Don  Oftfriebtanb. 

, fo»tel  wie  Bhhfaftigmin. 

, her  dm.  ((<$«),  Stabt  tn  ber  engt,  ©raffchaf t Sur. 
rep,  25  km  fübli*  »on  Sonbon,  mit  S.Blace,  einem 
atä  bem  alten  Schloß  ber  Bifd)bfe  »on  SiJindjefter 
umgebauten  Sdhloß  (mit  Bart),  jat  eine  gotifd)e  Kirche 
(mit  Zkitfmal  Seopolbb  I.  »on  Belgien  unb  Büfte  beb 
S>erjogä  »on  Albanh)  unb  mit  ben  einoerleibten  Dr» 
ten(tbe  Ditto aa)  1901:  9489  Sinw.  Sabei  San» 
bownBarl,  wo  beliebte  Bf^ erberennen  abgetjaltcn 
werben,  unb  bab  Schloß  Glaremont,  »on  fiorb 
G!i»e  1816  erbaut,  1848 — 60  Befibenj  SSubwig  Bh'- 
lippb  unb  fegt  ber  »erwitweten  ^erjogin  »on  Albant). 


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10G 


(Sfino  — fräfimo. 


©fino,  gluft  in  fDlittelitnlicn,  entfprinnt  Weltlich 
PonäKatelica  im  rBtnifdjen  9tp«mm  unb  münbetnad) 
einem  Saufe  Don  74  km  weflitd)  Bon  Vlncona  in  baS 
9lbriatijd)e  SReer.  3n  feinem  Xal  führt  bie  Wpettnt* 
nenbabn  oon  Vincona  nad)  goligno. 

©finofatf,  Abteilung  bet  Obern  alpinen  XriaS* 
formatton  (f.  b.),  befonberS  gut  bei  Sftno  am  Corner* 
fec  entwideit. 

©fito  (ital.),  SluSgang,  9lu3fubr ; Vlbfnß.  G f i t o » 
waren,  VluSfubrwaren ; Gfitojoit,  ßfuSfubrjoH. 

©Sf,  9!ame  mehrerer  glüffe  in  Sdjottlanb.  Xie 
bebeutenberu  ftnb:  1)  G.  tnXumfrieSfbire,  entfprmgt 
am  Gttrid  $en,  fliefjt  in  feinem  obem  Sauf  burdb  baS 
Wilbromautifdje  Xal  Bon  GSfbalemuir  unb  mün* 
bet  nad)  82  km  langem  Sauf  in  ber  englifthcn  Graf. 
fdtnftGumberlanb  in  bcnSoiWaqbufen.  — 2)9! orb» 
itnb  SiibeSf  in  gorfarf^ire,  entfpringen  betbe  auf 
bem  Gramptangebirge  unb  mitnben  in  bie  9?orbfee, 
ber  erfterc  nad)  45  km  langem  Sauf  nbrblict),  ber  anbre 
nach  77  km  fübltd)  Bon  wiontrofe. 

©Sfabt«  (franj.),  foBicl  wie  Gefdjwaber  (f.  b.). 
_ ©Sfabron  (franj.  escadron,  Sdjwabron,  ruff. 
Sotnie),  bie  ffeinfle  tnftifdie  Ginbeit  ber  ffaöallcrie. 
3n  Xeuiid)lanb  beträgt  iljre  RriegSftärfe  150  IfSferbe 
unb  5 Ofpjiere.  3«  ber  Siegel  bilben  4 — SGdfabronS 
(itt  tliufilanb  unb  Dfterrcid)  6)  ein  Regiment;  feit  Gr* 
ridjtung  ber  3äger  ju  fßferbe  flnb  bie  Regimenter  ber 
XioiftonSfaoallerie  unt  eine  G.  oerringert.  Gingeteilt 
Wirb  bie  G.  tattifd)  in  4 jWeigliebcrige  3 ü a e , feber  3ug 
in  ft  ft)  wieber  in  Wbmärfdje  ju  3 ifäferben  gront 
für  bie9Rarfdjformation.  giir  bie  innere  Serwaltung 
Wirb  fte  geteilt  in  Beritte,  bie  ben  Sforgoralfcbaften 
ber  gufttruppen  entfpredjen.  9ln  ber  Spiße  ber  G. 
fleht  ein  GSfabronSdjef  (Rittmeifter).  3 m fran* 
jBfifdjen  $eer  ftnb  2 GSfabronS  ju  einer  Xibifton  ju* 
fammenpefaftt,  an  iljrer  Spike  ftefjt  ber  chef  d’esca- 
dron  (SJtajor),  wäfirenb  ber  güijrer  ber  G.  capitaine 
commandant  beißt.  9113  Borgänger  ber  G.  ift  in  öl* 
terer  3eit  baSGefcbroaber  (escadre),  ber  Geoiertbaufe 
bei  guftpolf  unb  Reiterei,  anjufeljen,  au8  bem  bie  6., 
bei  erftenn  ba3  Bataillon,  beroorging. 

©OfabroitSfolomictt  entfteben  au3  bem  9iegi* 
ment  inSinie  burd)'3ibbred)en  feber  Gäfabton  in3ug* 
folonnc.  Sie  ftnb  bie  §auptbewegung3formation  be3 
RaoatterieregimentS. 

©dfalabe  (franj.,  B.  lat.  scala,  >Seitcr«),  bie  früher 
üblidje  Grfteigung  eincb  gefhmgSWerlS  mittels  Sei* 
lern;  tn  Genf  ein  Slaiionalfeft,  ba3  12.  $ej.  gefeiert 
Wirb  jur  Grinncrunq  an  bie  erfolgrcidje  ©egenwebr, 
Weld|e  bie  Genfer  bet  einer  Bom  iperjog  Karl  Gnta* 
ttuel  I.  Bon  Saoopen  in  ber  9!ad)t  Bom  11.  jum  12. 
Xcj.  1602  Berfudjten  Überrumpelung  ber  Stabt  lei» 
jteten.  Sgl.  gart),  Histoire  de  GenSve  & l'epoque 
de  i’Escalade  (Genf  1902);  Vtubeoub,  Bibliogra- 
phie de  l'Escaiade  (baf.  1892). 

©öfalabicrcn  (franj.),  mittels  Sturmleitern  er» 
ftciqen. 

©dfafabicrhianb  u.  ©Sfalabtcrgeriitt,  fünft* 
lidje,  fogen.  febwierige  §inberniffe  beim  railitäriftben 
angewanbteu  Xunten , jene  3— 3,5  m bob«  Bretter, 
wanb,  biefeS  3,15—4  m bobeS  £>otjgerüft  mit  einer 
feftgefcbloffenen  unb  einer  offenen  Seite. 

©Stall  onioibeeit,  Unterfamilie  ber  Sajifraga* 
jeen. 

©Sfamotage  (franj.,  ßn.  ,ä»e),  Xaftbenfpielerei, 
Xieberti;  GSfamoteur,  Xafdjenfpielcr;  esfamo- 
tieren,  bunb  Xaftbenfpielerei,  bann  allgemein  bettn* 
lieb,  unoermerft  etwas  Berfcbwinben  loftcn. 

©Sfarlol,  foBiel  wie  Gnbiaie,  f.  Cichorium. 


©Sfarpc  (franj.),  innere  Grabenböfcbung  bei 
gcftungSWcrfen,  Sdjaitjen  ic.,  Wirb  jeßt  in  Gebe  auf* 
geführt,  weil  baS  früher  übliche  SMauerroerf  jeßt  burd) 
Steilfeuer  au3  weiter  Gntfemung  jerftört  werben 
fann.  Xamit  tarn  aud)  bie  hinter  ber'SRauer  befinb» 
litbe  Saratlelfafematte  (GSfarpengalerie)  in 
gort  fall. 

©Pfbalcmuir  (fpc.  eet«t,mtür),  Ort,  f.  G3f  1). 
©3fi  (türt),  in  jufamntengefeßten  Ortsnamen  oft 
Borfontmcub,  bebeutet  «alt*  (Gegenfaß:  3eni,  neu), 
©dfibf <f)t,  Stabt,  f.  Santbi. 

©«ßi  Xftf)uma|a,  Stabt  im  bulgar.  Rreife  Säu- 
men, an  ber  Staatobabnlinie  3ojta-Sd)umen,  mit 
(1893)  8942  faft  jur  Ipälfte  türf.  Ginwobnent.  9luf 
bem  ummauerten  SRarftplaß  (»Xanair*)  finbet  im 
Sprit  eine  große  SReffe  für  Cftbulgarien  ftatt,  bie 
aud)  Bon  Stonftantinopel,  Bruffa  unb  Xrapejunt  au3 
befudtt  wirb. 

©dfi  $iffar  (»altes  Scßlofi«),  1)  deines  Xorf  im 
fleiuafiatifdjett  SBilajet  2ltbin,  am  Baba  5>agb,  in* 
mitten  auSgebebnter  Ruinen  ber  alten  pbrßgifcben 
Stabt  Laodikeia.  — 2)  Stabt  in  bemielben  SSiia* 
fet,  am  Golf  Bon  SRenbclia,  baS  alte  Stratonikeia 
(in  ffaricnl,  woBoit  noch  einige  Ruinen  übrig  finb. 

©Sfilftuna,  Stabt  im  fdfweb.  San  Söbennan* 
lanb,  jwifd)en  bem  Dietmar*  unb  ® älarjec , an  ber 
GSfilfiunaä  unb  ber  Gifenbaljn  Söbertclge  - 3Äälar» 
haben,  bat  eine  Xccbnifcbe  Sdjulc,  eine  medjaniftbe 
Blerfftatt  mit  Gtfengießerei,  bebeutenbe  SHeffer*  unb 
Gifenwarenfabrifalion,  eine  Gmiglidje  Geweprfabrif, 
2 Bauten,  Gctrcibebnnbel  unb  U899)  13,672  GinW. 

©Sfitftuitad  (tpr.  ,a,  auch  fitjnbebaböä),  9lb» 
fiuß  beS  löftlmarjeeS  jum  9J!älarfee  in  Schweben, 
32  km  lang,  ift  bis  XorSbäDa  aufwärts  Bon  9!atur, 
Bon  ba  bis  GSfilftuna  feit  1860  bureb  Sfunft  fd)iffbar. 

©dfimo,  wetlBerbreiteter  SotfSftamm  beS  arfti* 
febeu  Smcrda,  ber  fafi  alle  Rüficn  beS  geftlanbeS  Bon 
ber  Strafte  Belte  3ble  am  9lUantifd)en  Ojean  bis 
jur  GiSbai  beS  Großen  DjeanS  am  gufte  beS  GliaS* 
bcrgeS  fowie  bie  Rüften  ber  benachbarten  3nfeln  unb 
GrönlanbS  bewohnt.  3U  ihnen  geboren  auch  bie 
Üllcuten  (f.  b.)  unb  bie  aftatifdjen  ‘yuit  an  ber  Rüfte 
ber  Xfebuftfchen-^albinfei  Bom  Dfitap  bis  jum  Sna* 
bt)t*Golf.  VI n ber  SBeftfüfle  GrönlanbS  geben  bie  G. 
btS  78°  nBrbl.  Br.  hinauf.  3brcn  Samen  (eigent* 
lieb  GS(i*mw§an,  »Robfleifcbeffer«)  haben  fie  Bon 
bem  Vllgontinitamtu  ber  Vlbenatc  erhalten.  Sie  felbft 
nennen  fih  3nnuit  (»Slenfcbcn«),  3bn  Gefarnt* 
jabl  bürfte  troß  ber  gewaltigen  SuSbeßnung  ißreS 
Gebietes  40,000  nicht  überfebreiten,  Bon  benen  etwa 
11,000  in  Grönianb,  1500  in  Sabt  abor  unb  13,000 
in  9UaSfa  leben.  Gntgcgen  ber  frühem  Sitftcbl,  baft 
bie  G.  aftatifdjen  UriprungS  unb  über  bie  Bering- 
ftrafte  eingewanbert  feim,  fueben  feßt  bie  meiften  gor» 
jeher  bie  Urftße  in  Mmerifa,  fei  cS  an  ber  £>ubfonbai 
(BoaS),  fei  es  im  {üblichen  Vilasta  (Rinf). 

®i*  G.  (f.  Xafel  »Vlmeritanifd)e  Sölferl«,  gig.  3 u. 
4)  ftnb  meift  unter  SütUelgröße,  babei  aber  ftarf  unb 
ewanbt.  3be  Scbäbei  ift  lang  unb  bod),  baS  Geficht 
reit  unb  platt,  bie  Badcnfnodjen  berBorffebenb,  bie 
Vluqen  bunfel  unb  gefcblißt,  baS  Jtaar  febwarj  unb 
ftraff,  ber  Bartwuchs  wenig  cntwidelt,  bie  §aut  gelb* 
braun,  §änbe  unb  güfte  auffaHenb  dein.  3m  all* 
gemeinen  ftnb  bie  wcfttiebenG.  c i n fd; öit e re r 3K e n leben» 
fdjlag  als  bie  öftlidjen.  Xie  Wid)tigfte  Befcbäftigung 
ber  G.  ift  ber  gang  pon  Seeijunben,  Renntieren  unb 
SBaififcbeu,  bie  ihnen  adcS  liefern,  befftn  fte  an  9!ab* 
rung,  Äletbuitg  unb  Gerätfthaften  bebtivfen.  3m 
Sommer,  wenn  bie  Remitiere  herben  Weife  wanbent. 


Gäfimo  — 

fängt  txi  G.  feinen  ©ebarf  mit  Rilfe  Don  Schlingen, 
Sallgruben,  Speeren  unb  Pfeilen.  Sie  gelle  ber 
gingen  Tiere  liefern  ißm  warme  Kleiber,  welche  bie 
Stauen  gefchiett  ju  gerben  unb  ju  nähen  Berfteben. 
Tal  in  ber  Sonne  g'cbörrte  ober  in  einer  Gilgrabe 
au'bewabrte  gleiid)  bient  gur  SSintemaI)ning.  3m 
Rerbit  bieten  ©änje  unb  anbre  ©ögel  reichliche  Maß* 
rang;  oerfeßiebene  Kräuter,  ffiurjeln,  Seeren,  ber 
3nhalt  bei  Menntierniagenl  hüben  bie  3ufoft.  Mach» 
bem  bal  Menntier  nach  Silben  gejogen,  fantmeln  gd) 
bie  Glftino  jamilien  an  beftiminten  ©laßen  , (Umgänge 
ber  Säalgfdbe,  TBalroffe  unb  Mobben,  ber  ihnen,  wenn 
er  ergiebig  ift,  einen  forgenlofen  ©Sinter  fehafft.  3U‘ 
gleich  erhalten  ge  baburch  Brennmaterial  für  ihre 
itbenen  Samten.  Streifen  ber  (Singeweibe  werben 
tauber  anemanber  genäht  unb  liefern  bie  Segel  ju 
ben  Umiafl  (©Seiberbooten) , bie  16 — 20  SRenfcßen 
nebft  3»lten  unb  Raulgeräten  faffen.  ©ul  bem  glei- 
chen Sfiaterial  gefertigte,  wafferbichte  Remben  gießen 
bie  SRänner  über.  Wenn  ge  m ihren  Rajafl  (flehten 
überbedten  geQbooten  bon  4 m Sänge  unb  0,e  m 
©reite,  bie  mittels  einem  Xoppelrubcrl  fortbewegt 
werben,  f.  Tafel  »Schilf  Ifaßrjeuge  ber  Jiaturoölferl«, 
gig.  7)  gißen.  3m  ©au  unb  in  ber  Ranbljabuna  bie» 
ier  Boote  (eigen  bie  6.  eine  auRerorbentliche  ©efeßief- 
ltchfeit  Sie  Mippen  unb  anbre  Knochen  beb  ©)al- 
fiicbel  Werben . wenn  el  an  Treibßolg  mangelt , ju 
2<hlittengcftetlcn  Berarbeitet  unb  bienen  auch  all  hal- 
fen m ben  au!  Torf  gebauten  Raufern.  Seßtere  flehen 
halb  hn  ©oben  unb  gnb  gang  mit  Erbe  unb  SRool 
bebeeft;  bal  Sicht  fällt  burch  ein  Soch  im  Sach,  bal 
mit  ben  burchgebtigen  Türmen  Bon  Seetieren  über» 
ioarmt  ift;  ber  Gingang  ift  unter  ber  (Srbe,  lang  unb 
niebng.  3n  biefen  Raufern  (3glul)  ober  auch  m 
geichien  gebauten  Schneehütten,  bie  burch  Tranlant» 
oen  erleuchtet  unb  erwärmt  werben,  Berbringen  bie 
6.  bie  monatelange  ©üntemacfjt,  bie  ge  burch  ©uf» 
fubrung  Bon  Tänzen  unb  ©elängen  unb  burch  Ber» 
'ebtebene  Spiele  geh  Betfürjcn.  Soch  (aitnt  beginnen 
bie  Jage  länger  gu  Werben,  fo  gießen  ge  mit  ihren 
gantüten  ani  ffleer  jur  3a«b  auf  Sechunbe,  bie  bar» 
ouniert  werben,  wenn  fie  bie  Suglöcher  im  Gife  be- 
hüben. Seehunböflecfch  ift  ihnen  bie  liebfte  Speifc ; 
bal  Seeßunblfell  liefert  bie  hefte  ©ebeefung  für  ihre 
SabrjeiKje  unb  Sommergelte,  auch  fertigen  bie  SSci» 
ber  wafferbichte,  begueme  Stiefel  unb  leichte  Som- 
merioien  baraul.  Tal  einzige  Raultier  ber  G.  ift 
ber  Rtmb,  eine  wilbe,  wolfläßnlicbe  ©rt,  bie  gum 
3^  unb  gur  3agb  gebraucht  Wirb  unb  jjauptfäcb» 
lid)  Bon  giichabfäHen  lebt. 

Tie  6.  febließen  ihre  Gt)rn  fehr  früh  unb  leben 
mnft  in  SRonogamie,  wiewohl  ©olbgamie  erlaubt  ift. 
fluch  ©olßanbrie  hat  man  bei  ihnen  beobachtet.  Sie 
haben  ein  rußigel  unb  hoch  heitere!  Temperament 
emb  fmb  leicht  jufriebengefteHt.  3h re  geiflige  Sega- 
hmg  geigt  geh  icbon  bann,  baß  ge  bie  außerorbent- 
hdien  Schwierigfeiten  ihrer  Sage  gu  überwinben 
mußten.  3»  ber  ©nfertigung  ihrer  ©erSte  (ogl.  »3n- 
hamiche  Kultur«,  Tafel  II,  gig.  11—14,  u.  Tafellll, 
Stg.80— 23;  Tafel  »©eräte  ber  Maturoölfer  I u.  XI« 
u.  Tafel  »Jhmft  ber  MaturBblfcr  n«)  betätigen  ge 
dneu  fünglerifchen  Sinn;  ihre  ©Uberfcßrift  i|t  ber- 
icnigen  ber  mbianifchen  gägernöller  weit  überlegen, 
ihre  muftfalifche  Begabung  nicht  gering.  ©ud)  haben 
Sh  bie  grönlänbifcßen  G.  all  gelehrige  Schüler  ber 
mUjutKifgonare  bewiefen.  Ten  ältem  unb  neuem 
Seifahrem  haben  ge  auf  bem  Sthauplaß  ber  norb» 
»eillilhen  Turcßfabrt  wefentliche  T>i»nfte  geleiftet.  Tie 
4.  fmb  im  allgemeinen  wahrheitlliebenb,  ehrlich  unb  | 


ß!fifd)ef)r.  107 

mutig.  GinSieblinglbergnügen  iftbalTabafraucheit, 
bal  fte  m ©efeüfebag  aulüben  (f.  Tafel  »SRaudi- 
eräte  I«,  gig.  21  u.  22).  Sie  leben  in  BöUigcr  ©leid)- 
eit  ohne  Megiening  unb  eigentliche  Räuptlinge.  Sie 
fennen  ein  höchfle!  Sefen,  Tomarfuf  ober  (nach  RaH) 
©nguta  genannt,  unb  jaRlreicRe  niebereöeifter.  Gine 
große  Molle  fpielen  3auberer  unb  ©eiflerbefchwörer 
(©ngefof).  Sie  glauben  an  eine  gortbauer  nach  bem 
Tobe,  Weihalb  fie  bie  Seichen  ber  ©erftorbenen  gut 
fleiben  unb  neben  ge  alle  bie  ©erätfehaften  legen, 
beren  geh  biefelben  im  Sehen  bebienten.  Tie  öflließen 
G.  begraben  ihre  Toten,  bie  Weftlichen  legen  ge  auf 
eine  bölgeme  ©lattform  unb  errichten  barüber  eine 
Rütte.  Mad)  bem  Tobe  fomnten  bie  Seelen  entmeber 
in  bie  Oberwelt  ober  in  bie  Unterwelt  Mach  einigen 
ift  bal  bimmlifche  ©arabiel  bal  beffere,  unb  hierher 
gelangen  bann  bie  Seelen  ber  Graiorbeten  ober  ©er* 
ungliicften,  nach  anbent  geniest  bal  unterirbifche 
©arabiel  ben  ©orgug.  Tie  G.  befißen  einen  reichen 
Sagenfehaß,  ber  mit  großer  Treue  Bon  Generation 
ju  Generation  übertragen  wirb,  ©uf  ber  SJeftfüile 
Bon  ©rönlanb  unb  ht  Sabrabor  ift  burch  bie  ©e» 
m Übungen  herrahutifcher  SRifgonare  (feit  1772)  bal 
Ghriftentum  emgefüßrt.  Tie  Sprache  ber  G.  be» 
banbeiten  Kteinfdjmibt  (»©rammatif-,  ©erl.  1851), 
gr.  ©füllet  (im  »ffirunbrifj  ber  Sprad)Wiffenfebag«, 
©b.  2,  SBien  1879)  unb  ©ourquin  (©nabau  1891); 
ein  »Vocabulaire  frangaia-esquimau«  gab  ©etitot 
(©ar.  1876)  heraul.  S.  ©merifanifehe  Sprachen  unb 
bie  »Spraef)enfarte«.  Sgl.  Gl),  g.  Rail,  Life  with 
the  Esqnimaux  (Sonb.  1864, 2®be.;  3.©ulg.  1871); 
Mint,  Edkimoiske  Erentyr  og  Sagen  (Kopenli. 
1866-71 ; engt,  Sonb.  1875);  Terfelbe,  The  E.  tri- 
bes,  their  distribution  and  cliaracteristics  (Kopenß. 
1887,  Supplement  1891);  äRorillot,  Mythologie 
et  legendes  des  Esquimanx  (©ar.  1874);  T a 1 1, 
Tribes  of  the  extreme  Northwest  (JBafhingt.  1887) ; 
©oal,  Central  E.  (baf.  1888);  Rolm,  Les  Grön- 
landais (Kopenf).  1889);  Manfen,  Glfimoleben 
(Ghriftiania  1891;  beutfef),  ©erl.  1903);  Melfon, 
The  E.  about  Bering  Strait  (Bureau  of  American 
Ethnology,  1901);  ©oal,  The  E.  of  Baffin  I»and 
and  Hudson  Bay  (»Bult  Americ.  Mus.  Nat.  Hist.«, 
Mew  ©ort  1901). 

(Slfimo,  wollen- ober  ftüeffarbigerSBinterpaletot- 
ftoff  mit  30  — 40  gäben  auf  1 cm.  Tie  SBare  wirb 
fräftig  gewallt,  gerauht  unb  gefchoren. 

©inbung  f.  ©bbilbung. 

<S!f  imobai  (auch  3 n b e r t o f e b a i 
ober  Ramilton»3nlet),  infelreicher 
gjorb  an  ber  SRorboftfüfte  Säbraborl, 
in  64°  23'  nilrbl.  ©r.,  240  km  lanb» 
ein  greifenb,  ein  Rauptgß  bei  Mob- 
ben-, Kabeljau»,  SRafrelen-  unb  Reringlfanael.  ©n 
ißm,  ÜO  km  oberhalb  ber  SRiinbung,  bal  ggeherborf 
Miaolet  mit  1100  Ginmobnem. 

(Slfifchchr,  türf.  Stabt  im  Siwa  Rjutaßia  bei 
Silajctl  Ghobawenbifjär  in  Kleinafien,  norbbfllich 
Bon  Kjutaf)ia,  am  ©urfaf,  mit  19,000  meift  ntoham- 
mebanifchen  Ginwoßnern  unb  berühmten  SSarm- 
bäbem.  Tie  nach  5-  benannten  ÜReerfdiaumgrubcn 
liegen  15 — 30  km  gegen  O.,  am  Dbjaf-Tagh;  bie 
jurüefaehenbe  ©ulfußr  beträgt  jährlich  für  */* — 1 
9Riü.  9Rf.  G.  ift  wichtiger  Knotenpunft  bei  anatoli» 
(eben  Gifenbaljnncßel,  ber  Sinien  nach  Ronftantino- 
pel,  ©ngora  unb  Kenia.  3 km  n&rblicß  bie  Muinen 
bei  rbniifeßcn  Dorylaeum.  — Rier  4. 3ul>  1097  Sieg 
ber  Kreuifaßrer  unter  ©ottfrieb  Bon  Bouillon  über 
bie  Türfen. 


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108 


(Seti  Gtambul  — Gämard). 

©«fi3tambMl,flciner&afenort  im  afiatifdptürt.  mel  Gseld«),  bit  ben Se fabententppu3  ünSicbeäDer- 
Sanbfcßaf  Bigba,  am  Stgäifdjen  SJteer,  mit  ben  Utui»  IjältniS  leidjt  ironifierenb  imb  jugteid)  WcßmutDoU 
nen  ber  Don  flntigonuS  gegrünbetcn  alten  Stabt  in  elegantem  Stil  barfteüen.  7Iucß  in  feinen  großem 
Alexandria  Troaa,  bie  Don  ben  Süden  ju  Sau*  unb  fleincm  Sramen  finbet  ftd)  eine  »iifeßung  non 
jwcdeit  arg  geptünbert  warben  finb.  urfprünglicßem  Ipumor  unb  flarem,  tüßlem,  jatiri* 

©d(i  3agra,  Stabt,  f.  Stara  3agora.  Rietn  Spott  über  biefieere,  Stußerlidjteit  unb  Derbeilte 

©Pfobatbieren,  f.  Gecobar  p fBlenboja.  Berberbtßeit  beä  ©roßftabtlebenS.  9Rit  großer  Sir* 

©Pfol  (»Traube*),  lat  in  Salaftina  bei  ipebron,  tuojität  greift  er  feine  Sppen,  bie  Samen  ber  ©ejelt* 
im  StammSuba,  betannt  burd)  bie  großen  Srauben,  feßaft  unb  ber  Semimonbe,  Gmportömmlinge,  So- 
toeldje  bie  Don  Itiofeä  auSgefanbten  Stunbfd)after  ßier  ßrinien3,  birett  auü  bem  Äopcnßagener  Sieben  ßeraui 
fanbeu  (4.  fffiof.  13,  24;  32,  9).  unb  Dertoenbet  Re  in  tßcatralifcß  wirfungSDotlenSra» 

©dt  ompte  (franj.  escompte,  (or.  dönje.D.  mittel  lat.  men,  bie  in  ganj  Sfanbinaoien  Grfolg  geßabt  ßaben. 
exeomputsre),  ein  yntereffen*  ober  Supportoabjug  Sir  erwäßnen:  >3m  Stifte«  (1886),  bie  Suftfpicle 
für  bar  getaufte  Saren,  ber  Kabatt  für  Gntricßtimg  *3n  ber  'ßroninj«  (1890),  »Sie  liebe  gamilie«  (1892) 
einer  erft  fpäter  fälligen  Summe  (Sed)[el);  an  man-  unb  »HRagbalene«  (1893),  feine  beiben  SKeifterroerte; 
eßen  Orten,  fo  in  Öfterreid),  Sejeidjnung  für  Siäfont  »Sie  große  SSabferabe«  (»Den  störe  Maskerade«, 
(baßerGätomptebant,G6fomptegefelIfd)aft);  1895)  unb  »SaS  alte  §eim«  (»Det  gamle  Hjem«, 
an  ber  Sanier  Sörfe  aud)  bie  Raufäantijipierung,  1899),  »Sag  Sßeater«  (189V),  »Ser  Sanbcrfalfe« 
wenn  ber  geitfäufer  bei  ber  ftlaitfel  »plutAt  ä vo-  (1898),  »Sie  Sängerin«  (1901)  unb  bie  mit  £»en 
loutö«  Dor  Serfatt  tünbigt,  ber.  freiwillig  auf  ben  Sange  Derfaßte,  göctift  bumoriftifrße  Sjenenfolgc 
urfprüngliißeii  SerfaHtag  Dcrpißtct.  »WIeranber  ber  ©roße«  (1900). 

©Sfomptiercii,fobieIwiebigfontieren;f.Sigtont  ©drnariß,  1)  (jeinrieß  Starl,  ftbleäroig.  Patriot. 
(9jfPt>ctte,maltci  Ejeitge}ogeneä@etocbrberfran'  geb.  4.Stpt.  1792  mfeoltenau  bei  fiiet,  geil.  15.7lpnl 
jöfiicßcn  SReiterci,  fpäter  ber  fpanifeßen  Segetagerer.  1863  ingranffurt  a.O.,  tratl813in  ben  Staatgbienft 
©gforlal , Salaft,  f.  Cäcorial.  unb  Würbe  1830  9tat  im  frßleäwigfdßen  CbergeriAt. 

©dforiatfrtjaf , f.  Srßaf.  SIS  Stilglieb  ber  fdßtegwigfcßen  Stänbeberfammjung 

©dfortc  i iranj.),  f.  Scbedung.  nabm  er  an  ber  Cppofttion  gegen  bie  bänifipen  Über 

©dfortieren,  bedenb  geleiten.  griffe  lebhaften  Vlnteil.  Sei  ber  Grßebung  »on  1848 

©dtnlPnt  (lat),  eßbar.  beteiligt,  fudßte  er  alä  Witglieb  ber  granlfurler  31a. 

©dla,  ging  in  ben  fpan.  fßrobinjen  Seon  unb  tionalDerfammlung  bie 'Bufnaßme  Sdiicowigg  in  ben 
Samara,  entfpringt  am  tllbbang  ber  S'coä  be  SJiain*  Seutfdjen  Sunb  ju  bewirten,  warb  1852  feineä  91m* 
pobre  im  Slaittabnfdien  ©ebirge,  empfangt  lirtfb  ben  teä  entjeßt  unb  Don  ber  Vlmucftie  auSgcfdjloffen.  faitb 
Gea,  redjtä  ben  Orbigo  unb  münbet  nad)  einem  Saufe  aber  in  Preußen  als  iHat  beim  2lppctlationbgcrid|t 
bon  260  km  unweit  ber  portugiefifeßen  ©renje  redftb  tu  ©reifowatb,  1857  in  granlfurt  a.  O.  eine  Än- 
in  ben  Suero.  fteüung.  2tußer  jaßlreitßen  glugfißriften  im  gprtereffe 

©dlartt,  gleden  im  bapr.  fRcgbej.  Oberpfalj,  Se*  ber  f^leäwig.ßolftemifdjen  Wngelegenbeit  fdjricb  er 
jirtbamt  Soßenftrauß,  an  bet  böbmifdjen  ©renie,  ßat  über  fdjlcswigidjed  'linrtifularrod)t.  — Sein  Sob" 
eine  fatß.  ftirdje , gorftamt,  ©laSfcßlciferei,  feeiß*  Sari,  geb.3.Sej.  1824  inSonberburg,  geft22.3an. 
näßerei,  2 Sampffägemüßlen,  ftarfc  StßWeinejuißt  1887  a'lä  Srofeffor  ber  Sfedjte  (feit  1857)  in  Sra8* 
unb  0900)  2541  6inw.  fdjricb  »SRiimifcßc  31ccßt8gefd)i(ßte«  (©btting.  1856; 

(Sülnöa,  Son  SSiguel  $ilarion,  ber  bebeu*  3. Iluft.,  Raffel  1888)  unb  »©ninbfäße  beäSanbetten« 
tenbftc  neuere  fpan.  Somponift  unb  SKuftftßeoretifer,  rcdjtä«  (38ien  1859 — 60),  aud)  poetifdße  Arbeiten, 
geb.  21.  Ott.  1807  in  Surlaba  (SlaDarra),  geft.  23.  2)  griebridj  Don,  Siebijiner,  geb.  9.  San.  1823 

Juli  1878  in  fIRabrib,  mürbe  1828  SapcUmeifter  an  in  Sönning,  ftnbierte  feit  1843  in  $hcl  unb  ©öttin* 
ber  ffiatßebrale  ju  Offuita,  1832  an  ber  Sllctropolitan*  gen.  Würbe  1846  Utffijtcnt  Sangenbedo  am  d)inir* 
finße  in  StDilla,  1844  enblitß  JjoffapeHmeifter  ber  giften  Siofpital  ju  Siel,  ßabiliticrte  ftd)  1849bafelbii 
Stönigin  JfabeUa.  G.ßatgablrcidKSHrcßenmufifftüde,  alb  Snoatbojent,  warb  1854  Sireftor  ber  cßirur- 
brei  Opern , eine  Derbreitete  Glcmentarmufitleßre  gifdßen  Slmit  unb  1857  orbentlidjer  Srofcffor  unb 
(»Metodo  de  solfeo«,  3Rabr.  1846),  eine  Jtompo*  Sirettor  be4  ^ofpitalb.  3m  Sricge  Don  1864  erwarb 
fitionbleßre  (»Escuela  de  armonia  y composicion«,  er  fid)  große  Serbienjte  um  bie  Sajarette  auf  bem 
2.  Sufi.,  baf.  1861)  unb  einen  »Breve  tratado  de  ar-  SVriegbfd)auplaß;  1866  warb  er  nad)  Berlin  in  bie 
monia«  Deröff entläßt  Sie  grBßten  Serbicnfle  aber  3mmcbiat»SajaretttommijfiDnbcrufenunbüberuabm 
erwarb  er  ftd)  bureß  bie  Sammelwerte:  »Museo  or-  bieOberleitungbercßirurgifcßenlätigtcitinbenSer* 
ganico  espaflol«  unb  »Lira  sacro-bispaüa«  (Siabr.  liner  Sajaretten.  1870  jum  öeneralarjt  unb  fonful» 
1869,  10 Sie.),  finßlt^e  SSerte  fpaitißßer  SReifHr  beg  tierenben  Gßirurgen  ber  IKrmee  ernannt,  wirftc  er 
16.— 19.  3aßrß.  (im  8.  Seil  feine  eignen)  entßaltcnb.  junädjft  in  Siel  unb  Hamburg  bei  ber  Organifation 
©3löf,  gierten  im  fdßweb.  Sän  fealmößug,  wid)*  ber  freiwilligen  §ilfe  unb  fpäter  in  Berlin  al»  ton- 
tiger  Snotenpuntt  ber  Sübbaßn,  mit0899)1953®inW.  fultierenber  Gßirurg  bei  bem  großen  Sararfenlajarett 
©dloßc,  Sorf  unb  Suftfurorl  im  preuß.  8tcgbe^.  auf  bem  Sempclßofer  gelb.  ®.  bat  fid)  große  Ser» 
Wmbbcrg,  ftreid  ©tefebebe,  im  Saucrlänbifthen  ©e*  bienfte  um  bie  Sricgäcbirurgie  unb  ba«  Sinjareliwefen 
birge,  ßat  3 latß.  SKrcßcn,  lanbwirtfrßaf Hieße  Sinter*  erworben,  aud)  ein  Serfaßren  erfunben,  um  ©lieb* 
frßule,  tiammermerte,  gleifcßwarenfabrif,  SRolferei  maßen,  an  benen  eine  Operation  Dorgcnontmen  werben 
unb  (1900)  2172  Ginw.  fott,  fünftlirß  bluUeer  ju  tnaeßen,  fo  baß  bie  größten 

Esmalta  clara,  f.  Email  5 jour  Operationen  an  benfelben  oßne  Stutbertuft  audge* 

©dmauit,  ©ujtao,  ban.  Sdiriftftcfler,  geb.  17.  füßrt  werben  tonnen  (Dgl.  Solfmannä  »Samntlimg 
9lua.  1860  in  Äopcnßogen,  ftubierte  feit  1877  bie  tlinifcßcr  Soitrage«,  9ir.  58,  ficipp  1873).  Vtud)  war 
Sierbte,  wibmete  ftd)  aber  halb  auAfdßlicßlicß  ber  er  für  bie  Gitifüßnmg  Don  Samariterfißulen  in 
SißriftfteDerei.  Gr  bebütierte  1885  mit  einem  jWei  Seutfißtanb  tätig.  Gr  ift  in  jmeiter  Gße  feit  1872 
SfloDeüen  entßaltenbcn  Sanbe  »Vtltc  Sißulb«  (»Oam-  mitStinjeffin^icnriette  Don Sdßtedwig*^otftein*Son 


GSmeralba  — ©Sparte«. 


109 


btrburg.Wugujtenburg  (geb.  1833),  Satersfdjmeiler 
ber  beutfcpen  Raiferin  Wugufte  Siftpria,  Benttäf)lt; 
1887  mürbe  er  geabclt.  ®.  fcprieb:  »Über  SRefeftionen 
nach  «cpuftmunben«  (Kiel  1851);  »Beiträge  jur  praf* 
trieben  Gpirurgie«  (baf.  1859—60);  »Über  ehronifd)e 
pklenfentjünbungen«  (2.  Wufl.,  baf.  1867);  »Ser* 
tanbplap  unb  gelblajarett«  (Bert.  1868,  2.  Wufl 
1871);  »Über  ben  Kampf  ber  Humanität  gegen  bie 
«dreien  beg  Rriegg«  (Rtcl  1869;  2.  Wufl. , Stuttg. 
1899);  »Xer  erfte  Berbanb  auf  bem  Sdplacptfelb« 
13. WufL,  Siel  1899;  meprfaep  überfeftt);  »über  Bor* 
beretnmg  BoniRefcrBelajaretten«  (Bert.  1870);  »Uber 
©elrnhteurofen«  (Kiel  1872);  »Xie  Rranrpeiten  beg 
Wiaftbarmg«  ((Erlang.  1873;  2.  Wufl.,  Stuttg.  1887) ; 
»Xie  erfte  fiitlfe  bei  Serlepungen«  (fiannoD.  1876); 
»Xie  erfte  fiiitfe  bet  plöftlicpen  ÜnglüdgfäHen«  (fieipj. 
1882, 19.  Wufl.  1903) ; »Xie  elefantiaftifcpen Sonnen« 
(mit  Rulenfampff,  fcamb.  1885,  mit  Xafeln);  »Sa« 
mariterbriefe«  (Kiel  1886).  Sein  »^attbbucfj  ber 
tneggepirurgifepen  Xedjnü*  (§annoB.  1877,  auep  in 
engl  tmb  franj.  Sprache)  erfdjien  fpäter  ermeitert 
(mit  ßomaljig)  u.b.X.  »GpirurgiicpeXecpnif«  (Sb.  1 : 
Serbanblepre , 4.  Wufl.,  Kiel  1892  ; 8b.  2:  Opera* 
tionllepre,  6.  Wufl.  1901;  Bb.  8 u.  4:  Operationen 
an  Kopf,  $>al3  unb  3iumpf , 3.  Wufl.  1899). 

3)6rroin  Bon,  fcpqiemfrt,  Sopn  beg  Borigen, 
geb.  12.  SRärj  1855  in  Kiel,  mürbe  1881  Wrjt  unb 
Ärnftent  an  ber  Wugenflinil  non  Scpmeigger  in  Berlin, 
1885  Wittftent  bei  bem  bpgienifcpenUninerfitätiSinftitut 
;n  Berlin  unb  Ruftog  beg  §ngienentufeum8.  1890 
Babüitierte  er  fiep  alg  Srioatbotent  für  §ftgiene  an 
ber  Unioerfität,  übemapm  bie  fieituna  ber  ppgieni* 
•Pen  UniBerfttätganftalt,  mürbe  1891  ifirojefior  unb 
Iireftor  beg  ppgieniitpen  fiaboratoriumd  in  Rönigg* 
Berg  unb  1899  in  ©öttingen.  ®.  ertoeiterte  bieXecpnif 
ber  bafteriologiftpen  Unterfucpung  burtp  feine  Soll* 
röbrenmetpobe,  gab  bie  SRetpobe  ber  Xeginfeftion  ber 
Sanbe  burtp  Wb  reiben  mit  Brot  an  unb  arbeitete 
über  bas  Kreolin,  bie  Säirlung  beg  ftrömenben  über» 
bipten  Safferbampfeg,  bie  Sottnenbeginfeftion,  bie 
Benupung  ber  SRiijbranbfporen  alg  Xeftobjefte  bei 
frutung  ber  Sirfung  beäittfi jierenber  ÜRittel.  gemer 
machte  er  llnterfutpungen  über  bie  Biologie  Bon  Spi- 
nllam  rubrum,  über  bteScptdfale  patpogener  3Rifro* 
Organismen  tm  Xiertörper,  über  Safferfiltration 
>ur pStetnfilter  !C  ®r  feprieb;  »fiipgienifcheS  Xafcpen* 
buch«  (3.  Wufl.,  Berl.  1902);  »©pgtenifipe  Sinfe  für 
fc.tmintgfucpeiibe«  (baf.  1897). 

(SSmeralba  tfpan.),  »Smaragb« ; eine  Wrt  Ron» 
ttnan^  non  lebhafter  Bemegung,  mit  Stoff  äfe. 

ffgmrralbai),  Slug  in  Scuabor,  enttoäffert  bie 
mneranbme  SRulbe  Bon  Duito,  burepbridpt  bie  Seft* 
lorbtllere  unter  bem  Samen  ©uaDabamba  unb  mün» 
bet  mit  heftiger  Strömung  unter  1°  0'  80"  nörbl. 
Br.  in  ben  Stillen  Cjean. 

©omeralbab,  Brooinj  Bon  Scuabor,  jtoifepen 
ben  Wnbeg  unb  bem  Stillen  Cjean,  an  ber  ©rettjt 
legen  Kolumbien.  13,550  qkm  mit  14,600  Sinm., 
eooon  gegen  2000  Seifte,  jumeift  jiBilifterlt  3n« 
»unter  unb  Sieger,  unb  gegen  2000  Gapapaä,  bie  faft 
utb  in  ben  Sälbem  umperfepmeifett.  Xa3  im  an* 

Ken  ebene  fianb  ift  nteift  mit  bieptem  Urmalb 
, ben  bie  glüffe  6.  unb  Santiago  alb  einzige 
tehpcbflraften  burep  jiepen.  Xa4  Klima  ift  pcift  unb 
»eaept.  anberSuftc  ungeftmb.  ßautfcpuf,  Saffapariüe, 
tatao  unb  Xabaf  merben  auSgefüptl.  Xie  .fjaupt» 
jt»M  gleichen  Slameng.  16  kin  oberpalb  ber  SRiin* 
•tag  beb  gluffeg  ®,  ift  für  Schiffe  Bon  5 m Xief» 
gang  ptgänglicp  unb  pat  8000  Sinm. 


©«lieft  (Sb na),  Xiftrift  ber  oberägftpt.  fJroBinj 
(SRubiriep)  Kcnep,  mit  (1807)  84,588  Smm.  (44,100 
männlicp,  40,488  toeiblitp).  Xcr  gleichnamige  .V>  a tt  p t » 
orl  am  Ihtlen  Silufer,  80  m ü.  SR.,  Xampferftation, 
pat  eine  (optifepe  Kircpe,  fatpolifcpe  SRiffion  unb  ct807) 
15,826  6inm.,  bie  blaue  Baumroonenftoffe,  Scftaig, 
Xöpfermaren  Berfertigen  unb  lebpaften  Raramanen* 
panbel,  befonberg  mit  Xromebaren,  öunemi,  Strauft» 
febem,  Elfenbein  (äug  Senaar),  betreiben.  3n  ber 
Säpe  ein  Scploft  beg  Spebine.  — Xie  Stabt  pieft  bei 
ben  alten  Sigpptent  8ne  ober  Enys,  fpäter  Latopolis, 
jeftt  Berfcpüttet  unb  burep  bie  peutige  Stabt  überbaut. 
Srpalten  ftnb  noep  ein  fcpöneg,  Bon  24  mit  perrlicpeit 
Rapitcnen  gefcpmüctten  Säulen  gelrageneg  $?t)poftt)l 
Born  groften  Xempel  beb  Rnepp , bag  alte  Wmmong» 
tloftec  unb  ein  Rai  aug  ber  römifeptn  Raiferjeit. 
Esocidae,  fjedjte,  f.  ffifepe. 

(Sfotcrifcp  (griccp.),  »innerlicp«,  int  ©egenfaft  ju 
ejoterifcp;  bann  foniel  mie  gepeint.  XieWugbüde  e. 
unb  efoterifcp  gingen  auä  ben  3J(hjterien  bcrWiten  in 
bie  $pilofoppenfd)ulen  über.  Sie  man  bort  gepeime 
fiepren  für  bie  Singemeipten  patte,  fo  follen  meprere 
aIteBpilofoppen(¥ptpagorag,Blaton,WriftoteIegu.a.) 
gemiffe  fiepren  nur  ipren  Bertrautem  Schülern  mit» 
geteilt,  ben  übrigen  borentpalten  paben.  3ene  beBor» 
jugtern  Scpiiler  pieften  baper  S f o t e r i ( e r,  biefe  6 p o » 
terifer.  Wucp  auf  bie  Schriften  ber  ifäpilofoppen  über- 
trug man  jenen  Unlerfcpieb. 

Gsfoterifcpe ©cfcllfcpaft,  ein  aug  ben  bubbpifti» 
fepen  öefeUfcpafteii  1892  pernoraegangener  Bepcint» 
bunb,  ber  fiep  befonberg  bie  Srforfcpung  beg  fogen. 
Wftralleibeg  beg  SRenfcpen,  b.  p.  ber  ©eiftcrmelt,  jum 
Esox,  ber  &ecpt.  [3iel  geftedt  pat. 

Etp.,  bei  Xiemanten  Wbfürjung  für  ®.  3-  Cpr. 
®gper_(f.  b.). 

(Sfpaba  (fpan.),  Xegen;  auep  ber  mit  Xegen  ober 
Scptoert  Bemafjnete,  }.  B.  beim  Stiergefecpt.  ® g p a • 
b i 1 1 a gor-  *MH|a),  Heiner  Xegen,  Spabtüe ; G 8 p a b o n 
(franj.  unb  fpan.),  grofter  Xegen,  jmeifcptteibigeg 
Sdjlacptfcpmert  mit  geraber  Rlinge  im  16.  3aPrP'. 
bag  mit  beiben  £>änbcn  gefüprt  mavb. 

Espauuc  (frattj.,  per.  timm’),  Spanien. 
(Sfpagnol  (franj.,  tpr.  eppanioa),  fpanifcp,  Spanier; 
fpan.  Scpnupftabal  (Spaniol);  ^üpnerpunb;  & l’es- 
pognole,  auf  fpanifefte  Seife,  nach  fpanifcher  Sitte, 
IRobe;  en  fopagnol,  in  fpanifdper  jraept;  Espagno- 
lade,  ®rofifpred)erei,  Braplerei. 
®fpagnoletteBerfcpluff,  f.  Seniler. 

Gopalion  <tpr.  .eng),  Wrronbiffementgpauptftabt  im 
franj.  Xepart.  Vlnepron,  329  m ü.  3R.,  am  fiot,  über 
ben  eine  alte  Briide  (13.  3aptp.)  füprt,  am  Ruft  eineg 
mit  ben  SRuinen  eineg  Sd)loffe8  (Salmont  b'Olt,  aug 
bem  13.  3<tptp  ) gefrönten  $>ügel8,  pat  eine  alte  ro* 
manifepe  ftirepe,  ein  Stabtpaug  (16.  3aprp  ),  ©er* 
berei,  J)anbel  mit  Solle,  fjolj  unb  Sein  unb  ctoot) 
3039  Sinm.  5 km  norböftlicp  bie  alte  Siftercienfer* 
abtei  B o n n e b a 1,  bie  1875  Xrappiftinnen  emgeräumt 
mürbe,  unb  ein  Xurat  aug  bem  16.  3aprp. 

ffigparbig  (Ipt.  ^cij),  ©eorgeg  b’,  franj.  SRoman* 
unb  BUpnenbicpter,  geb.  1865  in  Balence»b'Wgen 
(Sütrn»  et » ©aronne),  mit  feinem  mapren  Siamett 
© e o r g e g X p o m a g , fattt  in  früper  3ugenb  alg  Sopn 
eineg  ^anbmerferg  mit  feinen  Gltera  naep  ®arig,  mo 
er  Ttd)  naep  Wbfoloierung  ber  Bollgfcpule  bem3our» 
naligmug  mibrnete  unb  naep  unb  nach  jum  beliebten 
Gproniqueur  emporarbeitele.  Sein  (raftiger,  oft  et* 
mag  emppatijcper  Stil  fatn  befonberg  in  piftorifepen 
©enrebilbent  jur  ©eltung,  bie  er  fpäter  jtt  Sfomatten 
ermeiterte.  So  entflanben  »La  lögende  de  l’Aigle« 


110 


G'fparraguera  — Gfpe. 

(1893),  »Les  demi-soldea»  (1899),  »Le  Eoi,  6pop6e  feinblidjen  Segicnmg  enbete.  Um  ihren  Xbron  $u 
nationale«  (1900),  eine  Berherrlihunghemricbä  IV.  retten,  mufete  ftd)  bic  Königin  bem  ehemaligen  Se* 
Siefjr  mobernen  Gbarafter  trägt  »La  Legion  fctran-  genten  in  bic  Sinne  werfen  unb  ernannte  ihn  19. 3uli 
gäre»  (1901).  Buf  ber  Bühne  bei  Dbfon  würbe  ber  jutn  SKimfterpräfibenten.  G.  Berfuchte  baraitf  bie Oer- 
unter  Subwig  XV.  fpielenbe  bramatirierte  So  man  fhtebenen  liberalen  graftionen  unter  feiner  güpnmg 
»La  guerre  en  denteUcs«  (1900)  60mat  gegeben.  ju  Berfhmeljen.  Xa  er  bied  nid)t  oermohtc,  legte  er 
Gfparraguera  cgir.  »sfta),  Babeort  in  ber  fpan.  14.  3uli  1856  fein  Bmt  nieber,  jog  fleh  abenuald 
Brooinj  Barcelona,  Bejirf  San  getio  be  SMobrcgat,  nach  Sogrono  jurüd  unb  liefe  fid)  auch  baburch  nicht 
185  m ü.  HK-,  am  gufe  bed  'JRonferrat,  unweit  oed  wieber  »erlodeu,  jur  Bolittf  jiirüdjulebren,  bafe  man 
Silobregat,  mit  Schwefelquellen  (Bguad  be  la  Buba)  nach  ber  Bertreibung  ber  Königin  yfabeUa  1868 
ooit  29”  unb  asoo)  4209  GiitW.  baran  bähte,  ihm  bieRrone  Bon  Spanien  anjutragen. 

CSfparfette,  Bflanjengattung,  f.  Onobrychis.  Bgt.  glorej,  E.,  historia  de  sa  vida  milit&r  y po- 
Gfpartero,  SJoaquin  Balbomero  gernan»  litica  (SRabr.  1844—45,  4 Bbe.);  SKariano,  La 
bej,  Iperjog  be  la  Bitoria,  geb.  27.  gebr.  1793  regencia  de  B.  E.  (1870). 

ju  ©ranatula  in  ber  Siancha,  gelt.  8.  ®!ärj  1879  in  ffifpettto  (Gfpartograd,  Sparto,  Btodja,  in 
Sogrono,  warb  Wegen  feined  fdjwä^lichen  Körperd  Blgerien  unb  Xunid  halfa,  Blfa),  bie  Blätter  ber 
für  ben  geiftlihen  Stanb  beftimmt,  trat  aber  bei  bem  in  Spanien  unb  Sorbafrifa  (hauptfachlich  Blgier.  Xu» 
GinfaU  ber  granjofen  1809  ald  grciwiBiaer  in  bie  nid,  Xripolid)  in  grofeer  Slenge  Wachfenbcn  Stipa 
Bnnce.  1815  nahm  er  an  ber  Gfpebition  bed  ©cnc»  i M acrochloa)  tenadssima  Kunlh,  finb  grünlich,  nach 
ralä  SDioritlo  gegen  bie  Kolonien  in  Siibamerifa  Bn»  läugerm  Siegen  gelblich,  30  — 50  cm  lang,  1,5  mm 
teil  unb  jcidjncte  fiefe  fo  aud,  bafe  er  bid  1823  jum  bief , halmähnlid),  Jhltnbrifch  (inbem  fid)  bie  beiben 
Brigabier  beförbert  warb.  Sach  ber  Sieberlage  bei  hu  Querfhnilt  etwa  halbfreidförmigen  Blatthälftm 
Btincucho  lehrte  er  1825  n ad)  Spanien  jurüd.  Bei  bicht  aneinanber  legen),  fehr  jäh  unb  bienen  feit  alten 
3fabedad  Xhronbcftcigung  1833  erflärte  er  ftd)  fo»  3c>,cn  (spartum  ber  SBmerfju  allerlei  gled)tnrbeit, 
gleich  für  bie  junge  Königin  unb  warb  nach  bem  Bud«  hüten,  Schuhen,  Xafchen,  SJlatten,  Striden  ic.,  jur 
brach  bed  Karlijtenfricgd  junt  Rommanbanten  ber  Korbflechterei,  ju  bunt  gemufterten  Xcppidjen,  in 
BroBinj  Bijcapa  ernannt.  Sachbcm  er  im  Buguft  Italien  unb  feit  1870  in  Cfterreid)  auch  ald  Xurdj» 
1836  SKabrib  Bor  einem  farliftifdjen  Ipanbftreich  ge»  jugdftroh  bet  Birginiajigarren,  grob  jerriffen  ju  ©c» 
rettet.  Würbe  er  jum  fflenerallapitän  ber  badfifhen  birgdfehuhen  ic.  Xie  burh  3errafeen  ber  nicht  Weiter 
Broninjen  ernannt.  Bld  folher  bcWerffteUiqte  er  ben  Borbereiteten  Blätter  auf  bem  SBolf  erhaltene  rofee 
Gntfap  bed  wihtigen  Bilbao,  inbem  er  24.  3>cj.  1836  gafer  ift  10 — 40  cm  lang,  0,o»— 0g>  mm  bid,  grün» 
bie  larliftifhen  fiinien  bon  Sluhana  erftttnnte.  3“m  gelblich,  gtanjlod,  rauh,  fteif  unb  bient  ju  Seiler» 
Xanl  erhielt  er  ben  Xitel  eined  ßlrafen  Bon  filuhana.  waren  unb  ald  Bolftermaterial ; burd)  Bcbanblung 
gür  feine  (irfolge  im  gelbjug  Bon  1839  jum  ©ran»  mit  ttljetnif alten  gewinnt  man  baraud  eine  feint,  weifee, 
ben  erjter  Klaffe  unb  $>erjog  be  la  Bictoria  erhoben,  aud  jicmlicb  unnerlefeten  Oberhaut»  unb  Baftjctten 
frönte  er  feine  Siege  burh  ben  Bbfhlufe  berKapitu»  beftehenbe  gafer,  bie  Wegen  ihrer  geftigfeit,  Weifeen 
lation  Bon  Bergara  (31.  Bug.  1839)  mit  SRaroto,  garbe  unb  bebeutenben  Scrfiljungdfäbigfeit  in  Gng» 
infolge  beren  Xon  Garlod  nach  granfreid)  floh-  Seit»  lanb  ganj  allgemein  jur  Bapicrfabritatioii  bemipt 
bem  war  er  ber  mächtigfte  SJlann  in  Spanien,  bem  wirb.  5>ad  fpanifhe  Brobuft  ift  jur  Bapierfabrifa» 
bieSegentin  unb  ihrcSimifter  Weihen  muftten.  1837  tion  geeigneter  ald  bad  algerifhe;  Bon  bem  erftem  in 
in  bie  fonjtituierenben  Gorted  gewählt,  fhlofe  er  fid)  rohem  guftanb  gewinnt  man  42—50,  Bon  bem  leg» 
ben  Gpaltabod  an.  1840  empörte  er  fih  gegen  bie  tem  nur  40 — & Broj.  an  gafern.  Sin  XetI  bed 
reaftionäre  Segierung  ber  Königin  Gbriftine.  Sah  [panifhen  unb  algerifhen  ®.  (E.  basto,  Blbarbine) 
einem  glänjenben  Gin.jug  in  äRabrib  begab  ftd)  ß.  jtammt  Bon  einem  anbem  ffirad,  Lygeum  Spartum, 
mit  feinen  -Kiniftem  ju  Ghriftine  nah  Balencia  unb  bad  befonberd  in  ber  Weiten  Umgebung  Bon  Barce» 
nötigte  biefe  jur  Bbbanlung  10.  Olt.,  worauf  ®.  lona  wähft,  aber  bem  edpen  G.  an  Brauhbarleit 
18.  SIHai  1841  burh  bie  Gorted  jum  Scgentcn  Bon  naehftcljt.  BBed  G.  bed  Jianbeld  ift  wüb  gemachten, 
Spanien  erwählt  warb.  Gr  führte  bad  Staatöruber  boh  fuht  man  ben  Grtrag  burh  Bcwäfferung  3U 
mit  Kraft,  ©ewanbtheit  unb  Klugheit,  hielt  gleich'  fteigem  unb  hat »urgortfhaffung berGrnte  befonbere 
ntäfeig  in  Balencia  imb  Barcelona  bie  Scpuhlilaner,  Gifenhahnen  gebaut.  Xie  vauptgebiete  ber  Brobul- 
in  Bamplona  uub  fflabrib  bie  Bnhänger  Ghnftincud  tion  unb  bed  Ipanbeld  mit  G.  in  Algerien  finb  Sibt 
nieber  unb  trieb  in  ben  badfifhen  Brooinjen  bic  3n»  bei  Bbbid,  Xlcmfen  unb  Sig  in  ber  Brosinj  Oran 
{urgenten  ju  Baaren.  Bber  burh  engen  Bnfhlufe  fowie  Batna  in  ber  Brooinj  Äonftantine,  Wo  td  Bon 
an  Gngtatib  erbitterte  er  granfreih  unb  Berichte  ben  10  TOiU.  Jieftar  umfaffenben  Jiohplateaud  etwa 
burh  ©ünftlinadwirtfhaft  felbft  einenXeil  feinerBn-  bie  hälfte,  b.  b etwa  ben  13.  Xeil  Blgeriend,  ein- 
bänger; bie  infolge  ber  Bmneftie  Bom  9.  SJlai  1843  nimmt  $ie  Budfuhr  Bon  G.  aud  BIgerien  begann 
jurüdgelebrlen  Sloberabod,  b.  b Bnhänger  Gbrifti»  erfl  1862  unb  überfteigt  gegenwärtig  60  SRiDt  kg. 
itend.  uerbanbenfthmitbenSepublifanemunbBro*  Vlud  Xunid  unb  Xripolid  werben  jährlich  gegen 
grefftflen,  unb  fo  brah  enbtid)  ein  Bufftanb  gegen  80  Süll,  kg  audgefübrt.  ©egenüber  biefer  Ronfur» 
ben  Segcuten  aud,  an  beffen  Spifee  Saroaej,  Glpar»  renj  nimmt  bie  Budfuhr  aud  Spanien  (Sturcia,  Bl* 
terod  aller  perfönliher  geinb,  ftanb,  ber  nah  einem  meria,  SRalaga)  mehr  unb  mehr  ab,  boh  bejiffert  fte 
Sieg  über  bie  Bartei  bed  Segenten  22.  3uli  1843  in  fih  immer  noch  jährlich  auf  38  -42 Still,  kg.  £>aupt» 
Stobrib  einjog.  G.  gab  hierauf  feine  Sähe  Berloren  abnehmer  iftGnglanb,  nähftbem granfreih  unb  Bel» 
unb  floh  nah  Gnglanb.  1848  Wieber  in  feine  Kür»  gien.  Bgl.  Baftibe,  L’alfa;  vdgetation,  exploita- 
ben  eingefept,  febrte  er  nah  Spanien  jurüd,  jog  fih  tion,  etc.  (Oran  1877);  3“d,  Histoire  d'une  butte 
aber  infolge  einer  Spannung  mit  bem  hof  im  ge»  d’alfa  (Gonftantine  1878);  BiOarej.L’halfa,  ätude 
bruar  1848  nah  fiogrono  jurüd,  bid  im  3uni  1854  industrielle  et  botanique  ('IRotitpetlietl886);  Xra» 
bie  progreffiftifhe  Bewegung  audbrad),  bie  unter  but,  Etüde  sur  l’balfa  (BIgier  1887). 

O'XonneQd  Steilung  mit  bem  Sturj  ber  oerfaffungd»  ©fpe,  Baum,  f.  Bappel. 


Espfece  — ©fpittcL 


111 


Espfcee  (franj.,  fpr.  -Ms',  Spejie«),  öattung, 
Sorte,  ©clbforte;  en  espices,  in  flingcnbcr  SDiünje. 
©fpcnbocf , f.  ©odtäfer. 
f.  Onobrvchis. 

<9*ptx,  ©ugen  JfßhannGhr  iftoph.fRaturfor- 
fcber,  geb.  2.  3uni  1742  in  SBunficbel,  geft.  27.  3uli 
1810  tn  ©dangen,  fiubiede  bafelbft  Ideologie  unb 
S!aturmi)fenid)aft,  habilitierte  nd)  1771  in  ©dangen 
für  8inturgejrfiict)te,  nmrbe  1782  ©rofeffor  ber  Statut- 
gei<bicbte  unb  1805  Xireflor  beb  Sfaturalienfabinettb. 
©r  ithneb:  »9iaturgefd)id)te  im  Aubjug  beb  liinnt- 
fiten  Shftemb«  (SRürnb.  1784);  »Xie  europnifd)en 
Schmetterlinge*  (©dang.  1775—1805,  6 8be.;  neue 
AuSg.1829 — 39) ; -Xie  auelanbiid)enSd)tnetterlinge« 
(neue  Au«g.,  baf.  1830);  -Xieißftanjentiere*  (Siürnb. 
1788 — 1809, 15  Ile.  u.  lOi'fgn.gortfepung);  -Icones 
fncorum«  (baf.  1797 — 18Ü2, 7 Riefte);  -'Jtachridjt  Bon 
ben  neu  entbedten  3oolithen«  (baf.  1774). 

©fpdranct  (franj.,  ft«.  -injS’,  «Hoffnung«),  ein 
Spiel  mit  jntei  Eürfeln. 

(vfperanto,  Siame  ber  Bon  ihrem  ©rfinber,  Dr. 
med.  2.  Samenhof  in  Sarfdiau,  auch  lingvo  inter- 
nacia  (internationale  Sprache)  genannten  tünftlicheu 
Sprach«,  »©fperanto«  bebeutet  eigentlich  »ber  4>of* 
ftnbe«  unb  ift  ©jeubonhm  beb  ©tpnbcrb,  ber  feine 
Sprache  1887  juerft  unter  bem  Xerfmantel  beb  Sta- 
uten-.! Dr.  ©fperanto  Ber6ffentlid)te.  $ie  Sprache  jecch- 
net  ftd)  burd)  augerorbentliche , bab  ©olapüt  auch  >n 
feiner  neueften  fform  (alb  »Steutralfprache«)  toeit 
übertrtffcnbe  ©mfoihheit  aub.  Xer  SBortton  ruht  im- 
mer auf  ber  norlcßton  Silbe ; ade  SubftantiBe  eitben 
auf  -o,  alle  tlbjefnoe  auf  -8,  ade  Abuerbien  auf  -e; 
ber  Artilel  ift  la,  auch  für  ben  ©lural,  ber  mit  -j 
gebilbet  wirb,  unb  auch  für  ade  ffafu«,  bie  burd) 
©rapofitionen  unb  ein  Suffij  gebilbet  werben:  ber 
Senitin  mit  de,  ber  Satin  mit  al,  ber  AJfufatio  mit 
-u.  Alio  $ ©.  la  patro  (ber  ©ater),  de  la  patro,  al 
la  patro,  la  patron,  la  iiatroj,  de  la  patroj  tc.;  la 
bona  patro  (ber  gute  ©ater),  de  la  bona  patro,  al  la 
bonaj  patroj  tc. ; la  patro  estas  bone  = ber  ©ater 
Stefinbet  fich  ntohl-  ©erbalbilbtmg:  3nfinitin  auf  -i, 
©rufen«  -as,  ©räteritum  -ia,  guturum  -os,  fionbi- 
tumal  -ua,  ©artijip  -ant-,  -int-,  -out-  für  ©rftfen«, 
©räteritum,  guturum  tc. : ami  = lieben,  miaraas  = 
:<h  hebe,  viamas  = bu  liebft,  amonta  = (abjc(tioifch) 
ber  heben  wirb,  (fubftantiBiich)  einer,  ber  lieben 
mrb,  ic.  girr  ben  gewöhnlichen  Gebrauch  genügen 
etwa  1900  iprachelcmctuc  OBurjeln),  bie  gefd)idt 
hcwptfäihlid)  aus»  Oen  romnntjeben  unb  gemtanifchen 
sprachen  aubgewäh11  ftnb,  fo  jwar,  bah  ber  Xeutjcfte 
nur  etwa  800  auSwenbig  ju  lernen  braucht.  Stil 
riefen  unb  ben  internationalen  Surjeln,  Wie  biskvit, 
doktor,  grup,  telegraf,  algebr  ic.,  farai  er  unbe- 
febränft  burd)  Suffije,  ©räfipe,  gnfepe  unb  3uf“m- 
Eenfepung  neue  Söder  für  jeben  ©ebarf  bilben : pa- 
trv  = Saier,  patrino  = SRutter,  gepatroj  =®ltem, 
patreco  — Saterfchaft,  pragepatreco  = Soreltem- 
djoft  K.  ®ie  leichte  ffiriembadeit,  Speed)  ■ unb 
Shreibbarfeit  unb  bie  ©ntbebriiihfeit  groger  SBörter» 
Ruber  lajfen  biefe  Sprache,  für  bie  fich  japlreiche  ge- 
leimt, £anbei3-,  Xourifien-  tc.  Körperschaften  fchon 
i:pt  lebhaft  mierefficren , in  ber  Xat  als  internatio- 
nale fcilfSfprache,  welche  bie  ffiationalfprncben  nicht 
wrbrängen.  Wohl  aber  ergänzen  foll.  tm  tnue  ge- 
ecnet  crfchecnen,  unb  fte  gewinnt  auch  fnhtlid)  immer 
mehr  Anhänger.  ©raftefche  Hilfsmittel  ju  ihrer  (für 
(ftsöbnliehe  ’-jtpede  tatfädjlidi  nur  euuge  Stunbcn 
teenifaiibenbeni  udernung  ftnb:  2.®.SReier,©oü- 
febige  methobifche  ©raminatit  ber  intemahonalen 


Sprache  ©.  (2.  Tluft. , 9Künch.  1903),  unb  91. 
cf  rieb,  SoUftänbigeä  Cehrbueh  ber  internationalen 
^itfs[pracheffi.(8crl.  1903),  beibe  mitSBörierbüdjem. 

föfperauia,  1856  gegrünbete  deferbaufoionie  in 
ber  argentin.  ©roBinj  Santa  ffe,  am  8iio  Satabo, 
mit  erheblichem  Obftbau,  hatte  1887:  4426  ©inw. 
(Sdjweijer,  Xcutfche  u.  a.).  Xer  gleichnamige  § n u p t ■ 
ort  hat  ein  fdjöiteä  Siatbau«.  proteitantifche  unb  (atp. 
Kirchen,  fcofpital,  Xampfntühlen,  ©raucreien,  Korn- 
fpeicher,  2 Xrucfereien  (ei  erfetjeinen  eine  beutfdje  unb 
eine  franjöfiiche  Leitung)  unb  0887)  2652  ©inw.  Xer 
Ori  ift  ber  i'iartt  für  bie  oberhalb  am  Salabo  gele- 
genen Kolonien  ©aBour,  $umbolbt  unb  ©riitli. 

©bpert o (ital.,  lat.  expertua),  einer,  ber  ©eidieib 
weih,  Sunbiger;  namentlich  ein  in  einen  politiid)en 
©eheintbunb  ©tngeweihler. 

©fpithcl,  0>  abo  (fpr.  ,(4et,  bab  alte  Barbarium 
Promontorium),  ©orgebirge  an  ber  portug.  ffiüfte, 
Weftlich  Bon  ©ejimbra,  ein  150  in  hoher,  felfiger  Aus- 
läufer ber  Serra  ba  drrabiba,  fcheibel  bie  ©aien  Bon 
Siffabon  unb  Setubal  unb  trägt  eineSaüfahdbfirche 
unb  einen  fieuchtturm. 

©fpibgle  C(pc.  ctpjäar),  granjöfterunq  beb  93  ort  es 
»6ulenfpiegel*,greunb  Bon  luftiqen  Streichen,  Schalt; 
Gfpiegleric,  ©ulenfpiegelei,  Schelmerei. 

ßfpfgnole,  f.  ©fpingole. 

©fpiualcd,  bie  ben  argen tin.©roBimen©orboba, 
Santiago,  Eatamarca,  2a  Siioja,  San  yuan,  Hiett- 
boja  unb  San  2uib  eigne,  aub  bichtem  ©ehöij  unb 
bomigent  ©eftrüpp  befiehenbe  ©flanjenf ormation,  bib 
jenfeit  beb  40.,fiibl.©r.bie©eröUflächen©atagonienb 
beginnen. 

(Sfpinaffe,  1)  ©fprit  ©haricb  ©iarie,  franj. 
©eneral,  geb.  2.  2lpril  1815  in  Saiffac  (Aube),  geft. 
4.  3uni  1859,  fam  1837  alb  2eutnant  utr  ff  rauben  ■ 
legion  in  9llgerien  unb  Würbe  1845  ©ataillonbihef 
beb  3“aBenregimen!b,  an  befjen  Spije  er  fich  bei  ber 
©ppebition  nach  Sabplien  nusjeidtnete.  Auf  ©efeljl 
beb  ©räfibenten  2ubwig  SRapoIeott  fprengte  er  2.  Xe.j. 
1851  alb  Dberft  beb  42.  '.Regiments  bie  sfationalnet- 
fammlung , unterbrüdte  mehrere  2lufftanbbBerfuche 
in  ©arib  unb  jeigte  in  ber  Äommiffion  jur  SicBifion 
ber  ftanbrechtlichen  Urteile  graufame  Strenge.  3m 
ßrimfrieg  nahm  er  im  Auguft  1865  alb  Xioiftonb- 
general  an  ber  Xfd)ernajafct)lacht  fowie  am  Sturm 
auf  ben  äkalatow  teil.  Alb  ©apoleon  nach  bem  3a< 
nuarattentat  1858  bie  fd)ärfften  SRepreffiBinaftregeln 
beabfuhtigte,  emannle  er  ®.  8.  gebr.  junt  ©Jintfier 
beb  Snnem;  boch  erregte  biefer  burdj  feine  rüdfid)tb» 
lofe  Strenge  folthc  Unsufriebenheit,  bafi  ihn  ber  S’ai- 
fer  fchon  14.  3unt  b.  3-  wteber  feiner  Stellung  ent- 
fehle.  3«'  italienifchcn  Kriege  fiel  6.  bei  SRagcnta. 

2)  3“lte  be  l’©.,  f.  S’Gbpinafie. 

©fpinel,  © i c en  t e b e , (pan.  Xidjter  unb  ©fufifer, 
gcb.  28.  ®ej.  1551  ju  SRonba  in  ©ranaba,  geft.  1634 
tu  SJiabnb  tm  ff lofter,  ftubierte  in  Salamanca,  nahm 
Striegbbienfie,  burdijog  alb  Solbat  einen  grojjen  Xeil 
Spanien«,  granfrcid)b  unb  3talienb,  trug  hierein 
SMailanb)  1580  mit  Xert  unb  'IRufi!  ju  ben  Greguicn 
ber  fföitigin  Anna  ffliaria,  ©emahitn  ©htlippb  n., 
einen  ©reibtaBon,  Würbe  alböefangener  nach  Algier 
gefchlcppt,  (ehrte  fobatm  ins  ©aterlanb  juriiet,  trat 
tn  ben  geiftlichen  Stanb,  erhielt  ein  ©enefijiat  unb 
fpäter  bie  Stelle  eincbffaptanb  amfcofpitat  juiHonba. 
Xte  Abenteuer  feiner  ffriegbjahrten  crjählt  er  m ben 
»Relaciones  de  la  vida  y aventuras  del  Escudero 
Marcos  de  Obregon«  (l&inbr.  1618;  aud)  in  ben 
»Novelistas  posteriore«  ft  Cervantes- , ©b.  18  ber 
-Biblioteca  de  autores  espaflolcs« ; julept  ©arcel. 


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112  Gfpingole 

1881;  beutfd)  Hon  Xied,  8rc«l.  1827).  Sefagc  be- 
nagte ba«  ©uh  itt  feinem  »Estevanillo«.  SMari  bat 
Bon  if)m  aucf)  einen  ©anb  (Sebitijie:  -Diversas  rimaa 
con  el  arte  poeticay  algunas  odas  de  Oracio«  (SRabr. 
1691),  Wie  bet  Xitel  geigt  mit  Überfettungen  nntb  ©o- 
raj,  barunter  bie  »Epistola  ad  Pisones«.  Seine 
Stmtjoncn  (teilen  ihn  ben  beffem  [Banifdjen  Xi^tern 
ber  italieniftben  Schule  jur  ocite.  Sie  alten ®<citnn«, 
leljnjeilige  Strophen  adjtfilbiger  Serfe,  benen  er  ba» 
burd)  eine  neu  geregelte  gönn  gab,  bafj  er  atu  Schluß 
ber  Bierten  3eile  einen  ©unft  unb  ©ebanlenftricfe  net» 
langt,  würben  nad)  itjm  ESpinela«  genannt,  Er 
war  ein  Sirtuofe  auf  ber  ©itarre,  bie  ihm  bie  fünfte 
Saite  üerbanft.  Sgi.  3uan  ©erej  be  ©ujmait, 
Vicente  E.  y su  obra  (Sarcel.  1881). 

(Sfpittgole  (fpr.  etttänsaoi’,  ©pingole,  Espig- 
nole),  ältudfete  (Xvomblon),  Sdirotpiftole,  bereu 
Sauf  ftd>  nad)  ber  SRünbung  fegeiförmig  erweiterte 
unb  mit  42  Kugeln  gelabett  würbe  (f.  ©bbilbung). 


— (Sfprit. 

fdjiffcn  befahren , cbcnfo  bet  8?io  ®oce  90  km  auf- 
wärt« bi«  ju  benffataraften,  ber  Santa  IJlaria  25  km, 
ber  Ouarapari  geftattct  an  feiner  SRünbung  Sd)iffen 
Bon  4 — 6 m Xiefgang  ba«  Einlaufen,  ber  3taptritu 
wirb  mit  Dampfern  befahren.  2>ie  Saison®,  hat 
eine  fd)lcd|te  Einfahrt,  ift  aber  Skiffen  Bon  4,5  m 
Xiefgang  jugänglid).  XaSÄfima  ift  an  ber  Säfte  bcife 
unb  feucht,  im  3nncm  linb  unb  angenehm  (3ahre3< 
mittel  17,»»,  SRaj imum  33° , SRinintum  0").  glora 
unb  gauna  finb  bie  beä  brnfilifcbcn  Sflftenlanbe«; 
non  SDiineralien  hat  man  bisher  nur  SRarmor  unb 
Ralf  gefunben.  ®ie  ©enblferung  (nur  3 auf  1 qkm) 
befiehl  au«  82  ©roj.  38eifeen,  33  ©roj.  3Reftijen.  27 
©roj.  SJegem,  8 ©roj.  gelähmten  unb  uielen  wilben 
3nbtanem,  unter  ben  SBcifeen  Scutfcfee  (10,000), 
©ölen,  3taüener,  bie  feit  1847  in  ben  Kolonien  Seo- 
polbina  (f.b.),  3tio  31ooo  unb  3fabel  angefiebelt  Wür- 
ben. ©auptprobufte  finb  Äafjce,  3ucferrobr,  Saum- 
Wolle,  ilRai«,  äRaniof.  Sie  ©ichjucfet  ftcht  jurüd, 
3nbuftrie  finbet  ftcf)  nur  tm  Sienfte  be«  Wder- 
baue«,  ber  ©anbei  ift  unbebeutenb.  Eine 
Eifcnbahn  führt  Bon  Eadjoeiro  bo  3ta  läng« 
be«  ©io  Eaftcllo,  eine  anbre  nach  ©legre,  wei- 
tere Sinien  finb  geplant.  $ic  ©auptjtabt  Sie- 
toria  (©offa  Senhora  ba  ©ictoria)  an  ber  8ai 
Bon  E.  hat  8000  Einw.  fRahe  babei  ba«  reiche 
Klofter  Sofia  Senhora  ba  ©enfea,  SBatlfafert«. 
ort  mit  Wunbcrtätigent  äRaricnbilb.  ®a 8 Sanb 
würbe  1635  am  ©fingfttage  (baher  ber  Same)  non 
bem  ©ortucjtcfen  Sadco  gcntanb«  Eoutinho  entbecft 
unb  folonipert,  aber  1560  bem  Staat  überlaffen. 

(gfpirito  eanto=3tifcl  (©eilige  ®eift-3n- 
fei,  auch  SRerena),  bie  größte  ber  Sccuen  ©ebriben, 
in  Ojeanien,  4867  qkm  mit  15,000  EinW.  unb  bem 
©afett  ©eracruj.  Sie  Würbe  1606  Bon  GuiroS  ent- 
beeft  unb  benannt. 

(Sfplanabe  (franj.),  großer.  freier ©IakBor einem 
ffiebaube  ober  ©arten ; bei  geftungen  ber  freie  Saunt 
jwifdjen  ber3itabelle  unb  ber  eigentlichen  Stabt,  wel- 
cher ber  erficrn  freie«  Sd)ufefelb  gewähren  unb  fclb- 
ftänbige  Serleibigung  ermöglichen  foü. 

(Sfplüga  bc  grancolf,  Stabt  in  berfpan.  ©rooity 
Xarragona,  Sejivf  URontblaneh,  am  grancoli  unb  an 
ber  Eifenbafjn  Xarragona-Seriba,  hat  eine  Kirche  auS 
bem  12.  3ahrh-,  ©uinen  eine«  Xcmpclljerrenfchloife«, 
guten  Silcinbau  unb  <l»oo)  8654  Einw.  3"  ber  Stäbe 
eifenfealtige  Duellen.  3 km  baBon,  im  Sale  Eonca  be 
©arbera,  liegt  ba«  ehemalige  bcrttbmteEiftercienferflo- 
fter  ©roblet  mit  ffirabmälem  mehrerer  ßönige  Bon 
Slragonien,  1822—86  geplünbertu.  teilroeife  jerflört. 

Efponton  (franj.,  |pr.  -ernsten«),  f.  Sponton. 

Gfpoj  t)  ÜRina,  granciäco,  f.  SRina. 

(SSprSmcnil  (irr.  epremntco,  f.  Eprfmfttil. 

Espresslvo  (ital.),  muftfalifche  ©ejeichnung; 
au«brudäBoü. 

(Sfprit  (franj.,  fpr.  tjpri),  ©eift,  S3i|,  Scharfftnn, 
boch  nicht  BoütommenbicfenSuobrücfen  entfprechenb, 
htfofem  ba«  ©ort  mehr  fharfe,  bleitbenbe  ©eifteä» 
eigenfdiaften , bie  gähigfeit  ju  wipigen  Einfällen 
unb  feinen  Scnbungcn,  al«  Xiefc  unb  ®rünblid)feit 
be«  $enren«  bcjeichnct.  3n  biefern  Sinne  finb  bie 
?lu«brücfe  »S.  haben-,  Bel-esprit  (»Sdjöngeift»),  E. 
fort  (»itiihn-  ober  greigeiit«)  aufjufaffen.  — E.  da 
corps  (Rorpägeift),  3nnft  , Korporation«-,  ©efcH» 
fhaftägeift.  E.'  d’escalier  (»Streppcnmip«)  wirb  in 
®eutfd)lanb  fherjWeifc  bentjenigen  bcigclegt,  bem 
»auf  bcrXreppe»,  b.  h-  heim  Serabfchieben,  treffenbe 
©emerfungen  einfaüen,  bie  er  im  gintmer  hätte  Bor- 
bringen  follen. 


JlQrafftrrc  1760. 

Sie  war  auf  Rriegäfchiffen  unb  hei  SReitem  in  ®e- 
brauch,  juleßl  bei  ben  öjlerreid)if<ben  fidiraffieren  1760. 
Sl«  ftartätihgefehüp  Würbe  bie  E.  noch  1864  Don 
ben  Xiinen  gebraucht.  25iefe  Eäpingole«  mürben  bi« 
jur  SWünbung  abmechfelnb  mit  Siegel,  ©ulBer  unb 
einer  Sapfehiebt  gelabeit.  ©gl.  fflille,  Über  Kar- 
tätfcbgefchüße  (©erl.  1871). 

(SfpinhafO  (irr.  -nja»o),  Serra  bo  (»Siiidgrat«- 
gebirge«),  @ebirg«jug  im  braftl.  Staat  3Rina«  ©eraclä, 
bie  ©afferfdjeibe  jwithen  ben  glüffen  Säo  granciäco 
im  38.  unb  ®oce  im  D. , jwifdjen  18  unb  22“  fübl. 
©r.  unb  44°  weftl.  fi. ; bem  Sübenbe  fehliefet  fid)  bie 
Serra  ba  SRaniiqueira , bem  SRorbenbe  bie  Serra 
bo  Ehiffre  an.  Ser  3tacolumi  mifet  1750,  ber  ©ico 
3tambe  1360  m.  8m  Dftabhana  liegen  Euro  ©reto, 
Eoncci<;äo  unb  Serro,  am  Jüejtabbang  ©arbaccna 
unb  Oueluj,  beibe  an  ber  ©ahn  Poit  !Rio  be  Janeiro 
nach  Santa  Sucia. 

CSfpinöfa  be  lo«  OTouteroS,  Stabt  in  ber  fpan. 
©rooinj  ©urgo«,  ©cjirf  ©ißarcapo,  754  m ü.  SR., 
am  gufe  be«Santabrifehcn®ebirge«  unb  an  berEifen- 
bahn  ila  9Johla-®almafeba  gelegen,  mit  awo)  3781 
Einw.  — ©ier  10.  unb  II.SRob.  1808 Sieg  Bon 36,000 
granjofen  unter  ©ictor  unb  SefebBre  über  45,000 
Spanier  unter  Somana  unb  ©tafe,  tnfolgebeffen  fleh 
bie  fpanifthe  ©orbartnee  auflöfte. 

(Sdpinottfc-^crge,  f.  SeBennen. 

Espiraudo  (ital.),  au«hauchenb,  erfterhenb,  als 
mufifal.  ©ortragSbejeichnung  fosiel  Wie  smorzando. 

©fpiritr»  Santo,  Süftenflaat  Bon  Srafilien,  jwi- 
fehen  18“  5‘— 21“  28'  fübl.  ©r.  unb  39“  48'— 41“  30' 
weftl.  2.,  burd)  ben  SRucurp  Bon  ©alfia,  bie  Serra 
bo«  Ülpmorf«  Bon  SRina«  ©erae«,  ben  Jtahapuana 
Bon  ©io  be  Janeiro  getrennt,  44,839  qkm  mit  0890) 
135,997  Einw.  Die  einförmige  Säfte  ift  tm  31.  pah 
unb  fumpftg,  im  S.  treten  bie  RluSIäufer  ber  bi« 
2100  m hohen,  mit  bidjtem  UrWalb  bebedten  Serra 
boäRar  bi«  an«  ©leer.  ®ieglüffe  fmb  mit  31u«nnhme 
bc«  ©io  ®oce  nur  fitrj.  VI uf  bem  untem  SMucurt) 
6eftel)t  ®ainpffchiffuerbinbung,  ber  Säo  SRatbeu« 
Wirb  28  km  Bon  feiner  ©cünbung  mit  gröfeem  glufe- 


113 


©fprits  — ©SquiroS. 


(ripritö  (tägtraitS,  fr  anj.) , einfache  B«tfünce, 
Söfungen  ätbenfcher  Cie  in  Spiritue. 

(?fpronceba,  3of#  bc,  fpan.  Xidjtcr,  geb.  1810 
pt  Ahnenbratejo  in  Eitremabura,  geft.  23.  Slini  1842, 
(am  trüb  n ad)  SKabrib  unb  entWideUe  unter  fiiftaü 
Anleitung  feine  Einlagen  jur  Boefie-  Sdjon  alb  14- 
löbriger  Knabe  fdirieb  er  politifche  ®ebid)te  unb  War 
tSitglieb  beb  reootutionären  ©ebeimbunbcS  ber  3Ju» 
mantinoS.  Xeshalb  auf  einige  .(jeit  in  ein  HIofter  in 
©uabatagara  Derwicfen,  begab  er  ftd)  nach  feiner Ent» 
laifung  über  fitffabon  n ad)  Sonbon  unb  $arib,  wo 
ei  in  ben  ^ulilagen  1830 Anteil  am  Barritabentampf 
nabm  unb  ftd)  ben  franjöftfchen  SReuromantilem  an- 
’d)Log.  ^folge  ber  Amnejfie  1833  inä  Baterlanb 
jurüdgefebrt,  erhielt  er  einen  Blofc  in  ber  föniglichen 
Seibgarbe,  starb  aber  Stegen  emeS  pctitiid)-fatirifd)en 
©ebuhtS  son  neuem  in  baS  Stabilen  SueKar  Ber- 
miefen.  £ncr  fdirieb  er  ben  SRoman  »Don  Sancbo 
Saldaüa,  0 el  Castellano  del  Cuellar-  (SRabr.  1834, 
6 Bbe.).  31a cb  ber  Cftroqierung  ber  Berfail'ung 
(Estatuto  real)  lehrte  er  nach  SRabrib  jurüd,  warb 
ÜXitrebalteur  ber  3eitfitjrift  »El  Siglo«  (»XaS  3af)t- 
bimbert«),  mußte  jebodi  wegen  Beteiligung  an  ber 
JieBolution  Bon  1835  imb  1836  abermals  flüchten. 
Btim  Aufftanb  Bon  1840  trat  er  als  Seutnant  in  bie 
3«ationalqarbe  unb  ging  im  Xejember  1841  als  ffle> 
fanbtfebaftöfehretär  nadj  bem  §aag,  wo  er  ftarb.  Xie 
©ebidhie  ßfproncebaS , ber  ju  ben  populärften  Süd)» 
tern  Spaniens  gehört,  jeigen  tedtniidje  öewanbtheit 
unb  alübenb«  Bbuntafte,  ermangeln  aber  bee  fünft» 
lernepen  üRaßeS.  ©efonberS  beliebt  ftnb  »El  Pirata«, 
• El  Verdugo«,  »El  Cosaco«,  baS  pbantaftifd)«  SWär- 
djengebicht  »El  cstadiante  de  Salamanca»,  »El  con- 
denado  k la  mnerte«  unb  baS  berühmte  Fragment 
»El  diablo  mundo«  (SRabr.  1841  u.  Bar.  1887). 
Eine  Sammlung  feiner  fflebidjte  erfdjien  ju  SHabrib 
1840  u.  5.,  eine  ©efamtauSgabe  feiner  »Obras  poe- 
ticas«  juerft  in  Boris  1840  u.  ö. ; am  beften  unb 
Boüiiänbigften  Bon  beSXidjterSXochter  Sofia  Bianca 
mtb  teren  ®etnat)t  Batricio  be  Efcofura  als  »Obras 
poeticaa  y eacrito»  en  prosa«  (9Rabr.  1884).  Sin 
nsdtgelufieneS  Säerf : »Paginas  olvidadas« , entfielt 
1874.  Sgl.  S.  BobrtgueS  Solls,  E.,  su  tiernpo, 
sn  rida  y sns  obras  (3Kabr.  1883). 

Esq.,  Abfürjung  für  Esquire  (f.  b.). 

CNlqnt  fnib«  (fpr.  istusqibc),  8 r a n c i S c o b e S o r f a 
b Aragon,  Brincipe  be,  fpan.  Staatsmann  unb 
lichter,  geb.  1681  in  TOabrib,  geft.  bafelbft  28.  Oft. 
1658,  ein  Abtömmling  beSBapfteSAIejanberVLunb 
ber  BoruiaS,  erhielt  ben  Xitel  eines  »dürften  Bon  E.  ■ 
infolge  feiner  S5etbeiratuim  mit  ber  Srbprin jeffin  non 
SqmOaee  im  Königreich  Stcapel,  Starb  1602  Kam» 
nterberr  unb  Komtur  beS  OrbenS  Bon  Santiago,  fun- 
gierte Bon  1614 — 21  als  Btjefönig  Bon  Bern  unb 
ehrte  f obann  nach  SÄabrib  junitf.  'Dian  hat  Bon  ihm 
»Obras  en  verso«,  Sonette,  SRabrigale,  Ettogen,  3co- 
nwnjen  tc.  (ffiabr.  1639  u.  3.;  oermehrte  Sufi., 
AnUoerp.  1663),  »Heditadones  y oracioncs«  (Srüff. 
1661)  unb  ein  mttllungeneS  SpoS:  »Napoles  recu- 
pends  por  el  rey  Don  Alonso«  (Saragoffa  1651, 
. isBfterb.  1658;  neuerbingS  im  29.  Sanbe  ber  »Bi- 
blkteca  de  antores  espaüoles«).  Worin  er  bie  Er» 
oherung  BeapelS  burd)  AlfonS  V.  Bon  Aragonicn 
, tfflngt.  Seilte  iBrifcpen  ®cbicf)te  jeid)nen  fidj  burd» 
' tieganj.  Klarbett  unb  melobifdhen  gtuß  beb  Sers» 
ceiiei  auS,  ermangeln  aber  berXtefe  unb  Originalität. 

CSqaittn  (Ksgnilinns  mons),  einer  ber  fleben 
«Igel  beS  alten  9bm,  genau  bftliih  Bom  9Ron8  Ca» 
tdslamS.  Siacf)  ihm  war  bie  britte  ber  Bier  Stegionen, 
«■m.»fc(flM,  6 «uft-,  vt.  «*. 


in  bie  SerbiuS  XuHiuS  bie  Stabt  geteilt  halle,  he» 
natml.  AIS  bie  9teronifd)e  SeuerSbrunft  bie  barauf 
ftehenben  (fiehäube  oemidjtet  hatte,  fing  Stero  auf 
feinem  fübliihen  Abhang  feilt  »golbeneS  !pau$«  (do- 
mus  aurea)  ju  bauen  an,  baS  Situs  f pater  in  feine 
Xbermen  hitteinbejog.  Xer  öftlidjcr , außerhalb  ber 
alten  Stablmauer  gelegene  Xeil  beS  ^tügelS  bienle 
urfprünglid)  als  BegräbniSflätte  beS  niebern  AoIfeS, 
Würbe  aber  Bon  'JRäcenaS  in  einen  berühmten  B«rf 
(Horti  Maecenatis)  utitgefihaffen.  S.  ben  Btan  beä 
allen  SRom  (beim  Artitcl  »Siom«). 

SSquimault  der.  -Hme),  Borftabt  Bon  Biet  oria  an 
ber  Süblüfle  ber  Bancouoerinfel  in  Brilifih-Eolum» 
bia,  mit  42  m tiefem,  eisfreiem,  befeftigtem  §afcn, 
XodS,  Arfenal  unb  fflamifon. 

Esquire  (engt.,  (er.  ««wir,  abgefürjt  Esq.,  B.  alt» 
franj.  oscayer,  mittellat.  sentarias,  » Schilbträger«), 
in  Englaitb  ber  Xitel  beS  »Knappen«  (f.  b.),  ,\u  beffen 
Sührung  aber  audj  bie  nicht  tu  lltitlern  gefthlagenen 
(Inhaber  Bon  SRittergütern,  bie  jüngern  Söhne  beS 
hohen  Abels,  bie  älteften  Söhne  bon  BaronclS  unb 
KnightS  berechtigt  Waren.  Später  würbe  baS  Kerbt 
auSgcbehnt  auf  bie  hohem  Staats»  unb  ^wfbeamten, 
auf  Ofpiierc  Bom  Kapitän  aufwärts,  auf  Xoftorcn, 
BarriftevS  (f.  b.),  SheriffS  unb  gviebenSridfter  (fo* 
lange  fie  im  Amt  blieben).  Bürgerliche  tonnten  ben 
Xitel  burd)  Berieiljung  eines SappenbriefS  erwerben. 
Wach  unb  nad)  gewöhnte  man  {ich  baran,  jeben  Wem  - 
leman  E.  )u  betiteln-  Gegenwärtig  ift  eS  allgemeiir 
gebräuchlich,  auf  Briefabreffen  hinter  bem  Barnen  eilt 
Esq.,  Wie  hei  unS  etwa  »SBohlgeborcn« , tu  fepen, 
wobei  aber  Bor  bem  Barnen  llr.  (Mister,  $err)  weg» 
bleiben  unb  ftatt  beffen  ber  Xaufname  angebracht 
Werben  muß.  Bgl.  Abel,  S.  102,  unb  Squire. 

(SSquirol  (fpr.  <M»D,  (Jean  Etieunc  Xomi  ■ 
nique,  3rrenarjt,  geb.  4.  3®».  1772  in  Xoutoufc, 
geft.  12.  Set.  1840,  mürbe  1811  Arjt  an  ber  Sal» 
päriere  in  BariS,  hielt  feit  1817  flinifche  Borträge 
überBih<hi<ttrie  unb  Beranla&te  1818  bie  Ernennung 
einer  Kommiffion  tur  Unterfuchung  unb  Abflettung 
ber  3Ri6bräud)c  in  ben  3rrenanftalten.  Ec  Würbe  1823 
©eneralinfpettor  ber  Unioerfität  unb  1825  erfter  Ar^t 
am  Maison  des  aliönhs,  währenb  er  gleichteitig  bie 
Bon  ihm  organifierteBrioatirrenanflalt  juEharentoit 
leitete.  Xurd)  bie3uIireuoIutton  Berlor  er  feine  öffent» 
liehen  Ämter , worauf  er  allein  feiner  BriBat* 
anftalt  wibmete,  bie  er  ju  fettener  BoIUommenhcit  er- 
hob. E.  war  einer  ber  bebeutenbften  3rrennrjte  aller 
Seiten  imb  trug  jur  Sorbe rung  ber  SenniniS  unb 
Behanbtung  ber  ®eifteS(rantbeitcn  als  Sehrer  unb 
burd)  feine  Serie  fehr  Wefenttich  bei.  Er  fdjricb : »Des 
illnsions  chez  les  atiSnäs«  (Bar.  1832)  unb  »Des 
maladies  mentales«  (baf.  1838,  2 Bbe. ; beut 'd)  Bon 
Bemharb,  Bert.  1838,  2 Bbe.).  Eine  Bearbeitung 
Derfd)iebener  Schriften  Bon  E.  gab  £>iHe  unter  bem 
Xitel : »BraltifcheS  ^anbbuch  jur  ErfenntniS  unb  Hur 
berSeelmftörungen«  (Ceipi.  1826)  heraus. 

esqutros  Qvr.  A tphonf  e,  frant.  Xidikr 
unb  rabifaler  Bolitifer,  geb.  23. 9Kai  1812  m Baris, 
geft.  12.  fWat  1876  in  SWarfeitte,  trat  als  Schrift* 
ftcttev  juerft  mit  ber  ©ebichtfammtung  »Les  Hiron- 
delles«  (1834)  auf,  ber  er  bie  iRomane  »Le  Magi- 
cien«  (1837)  unb  »Charlotte  Corday«  (1840)  fowie 
bie  »Chanta  il'un  prisonnier«  (1841)  nadhfotgen  ließ, 
lfjjlcre  bie  grudd  einer  achtmonatigen  gerichtlichen 
^aft,  bie  er  ftd)  burch  fern  »Evangile  au  penple« 
(1840),  einen  Kommentar  beS  CebenS  3efu.  juge» 
jogen  hatte.  Auch  einige  fojiatiftifcheSchriftihen,  Wie: 
l »Les  vierges  folles« , »Les  vierges  martyrs«  unb 

8 


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114 


G«ra  — 

»Les  vierges  eages«,  fallen  in  jene  3('*  (1841 — 
1842).  1848  jum  ©iitglieb  ber  Scgibtalioe  erwählt, 
tto  er  feinen  ©i£  auf  bem  neuen  »Sera«  Ijatle,  aurbe 
er  nod)  bem  Staatsstreich  »out  2.  Xej.  1851  aitS 
granfreid}  Berbannt  unb  lebte  nun  lange  3af)re  in 
Gngtanb,  bis  (pm  bie  Sun  Sfopoteon  III.  erlaffene 
Slntneftie  bie  JRiieffcIjr  nad)  grrmtreid)  eröffnete.  $Mer 
Würbe  er  1869  Don  ben  JRabilaten  alb  Kanbibat  für 
ben  ©efepgebeuben  Jtörper  burebgebraept,  bann  nod) 
bem  ©turj  beb  SatfeneicbS  »an  ber  proBiforifcbenSie* 
gierung  nad|  ©iarfeitle  gefanbt,  um  bie  bafelbft  perr» 
fd)enbe  Slnardjie  ju  unterbrüden,  itnb  8.  gebr.  1871 
m bie  ©ationatBcrfammlung  gewählt,  Wo  er  feinen 
©tap  uneber  auf  ber  iußerften  Sinfen  nahm.  Bon 
feinen  übrigen  ©Triften  ftitb  »L’histoirc  des  Mon- 
tagnards«  (1847,  neue  Slubg.  1876)  unb  bie  anjie» 
penbe  Scbilberung  »L’Angleterre  et  la  vie  anglaise« 
(1859—70,  6 ©be.)  perBorjupebrn. 

®$r a,  jüb.  ©rieftet  unb  ©cpriftgeleprter,  SReffau* 
rator  beS  jübifdjen  Staates,  ©egünftigt  unb  aubge» 
ftattet  »am  König  StrtajerjeS  Songinianub,  jag  er 
458  B.  Gbr.  an  ber  Spipe  Bon  1500  gamtlicn  Bon 
©erfien  nad)  ©aläftina,  um  ber  in  ©erfaß  aeratenben 
Kolonie  Serubabetb  in  3eruialem  aufjupelfen  unb 
eine  Steinigung  beä  Solfed  nad)  pricftcrticp<mofaifd)er 
iRcdjtScmfdjauung  Borjunepnten.  Xie  Reiben  tour» 
ben  rcdjttoS  gemalt,  bie  fremben  SBeiber  Bertrieben; 
ein  ftetiger  ©pnagogengottebbienft  Würbe  crrid)tct, 
beffen  ©iittelpunft'bie  ©orlefung  unb  Grflärung  beb 
Bon  6.  rebigierten,  Wenn  nid)t  gerabeju  Berfafiten 
©efepeb  bilbete,  enblid)  aud)  bepufb  ber  Slublegung 
unb  §anbpalmng  beb  teptem  ein  befottberer  ©tanb 
ber  Sd)riftgelef)rten  begrünbet.  G.  ift  als  ber  eigent» 
Itdje  Schöpfer  beb  3ubcntumb  im  engem  Sinne  ju 
betrauten.  Unter  feinem  ©amen  betinbet  ftd)  ein 
©ud)  im  Sitten  Xeftament,  bab  urfprünalidj  bloß  bie 
gortfepung  ber  8üd)er  ber  Epronif  (f.  b.)  bilbete  unb 
mit  bieien' benfelben  ©erfaffer  gemein  bat;  eb  bebt 
mit  ber  SK'icbcrhcrfteUung  bon  Stabt  unb  Xernpel  an, 
um  in  eine  Sdtilbenmg  ber  SBirffamfeit  beb  IS.  aub» 
julaufen,  Bon  beffen  $anb  Wobl  bie  7,  27  bib  9,  15 
tni  gragment  mitgeteitte  unb  Kap.  10  fowie  aud) 
9iep.  7,  73  bib  9,  3 ausgewogene  Xenffdjrift  ift.  Xab 
©ud)  9Iepemia,  lebiglitb  gortfepung  beb  Gbrabu» 
d)cb,  gilt  im  jübifdjen  Kanon  alb  jWeiteb  Su<b  ®. 
Unter  bem  b ritten  ©ud)  G.  Berftcpt  man  eine  freie 
griecpifdjc  Überfepung  beb  erften  ©uepeb  6.,  mit  felb» 
ftänbigen  Cegenben  über  ©erubabel  bereichert.  Xab 
BiertcÖud)®.  enblitb  gebärt  in  bie  Seihe  ber  Sipo» 
lalBpfcn  (f.  b.l.  ©gl.  © u t b e , Ezra  and  Nehemia  (in 
»Tue  sacred  booka  of  the  Old  Testament«,  Seipj. 
1901);  Xerfclbe,  Xab  britte  ©utb  6bra  überfegt  (in 
»Slpofrtjpben  unb  ©feubepigrapben  beb  Sitten  Xefta» 
mentb«,  brbg.  Bon  Kaupfd),  1.  ©b.,  Xübrng.  1900); 
©untel,  Xab  Bicrte  ©ud)  Gbra  überfegt  (baf.  1900). 
©brat  (türf.),  f.  6afd)ifd). 

(Sbrog  (jüb.),  f.  Slbnmbapfel. 

©bromfee,  Sanbiee  im  norböftliehcnXeil  ber  bfin. 
3n[cl  ©eclanb,  im  Stint  greberifoborg,  18  qkm  grojj, 
im  Wittel  ea.  20  m lief,  burd)  einen  9 km  langen, 
1805  jur  ©eförbemng  beb  (joljtranSportä  angeleg» 
len  Kanal  mit  bent  Kattegat  Berbiinben.  Slnt  ©orb» 
enbe  bebfetben  ftanb  bab  epemalb  berühmte  Giftet» 
ricnfcrflojtcr  Gbrom  (geftiftet  1153),  tooBon  nur  ein 
gtilget  übrig  ift.  Xab  jept  Gbromftoftcr  genannte 
©cbäube,  babScrWaltungsjWcden  bient,  flammt  aub 
einer  fpätem  ©eriobe.  ©gt.  ben  bon  O.  SSielfen 
beraubgegebenm  »Codex  fisromensis.  Esrom  Klo- 
sters Brevbog«  (Kopentj.  1881). 


• (Sffäcr. 

©ft,  fleanber  (eigentlich  3opann  e i n r i djt 

oan,  nambaftcr  fall),  ©beolog,  geb.  15.  gebr.  1772 
in  SSarburg  bet  ©aberbom,  geft.  13.  Ctt.  1847  in 
Slffotberbacp  beiXarmftabt,  ©encbiltiner,  1802  ©far< 
rer  ju  3d)ioalenberg  in  Sippe,  1812  ©farrer  unb 
aufierorbeiitticber  ©rofeffor  ju  SKarburg.  1822  fte» 
beite  er  nad)  Xarmftabt,  1885  nad)  Süjep  über,  ©eine 
in  ©cmeinfdjaft  mit  feinem  Setter  Karl  Ban  G. 
(geb.  1770,  geft.  22.  Oft.  1824)  unternommene  Über* 
fepung  beb  Sietten  ©eftamentb  (©raunfdjw.  1807) 
fowie  feine  1822 — 86  bewerfftcüigte  Serbeutfdiung 
beb  Sitten  leftamentb  (beutfie  ©efamtaubgabc  ber 
©ibel,  Suljb.  1840)  fanben  trop  piip[Hi<ber  ©crbotc 
3ugang  jum  §erjen  beb  fatpolifdien  ©olfeb.  Slufter- 
bem  beforgte  erSlubgaben  ber  ©tulgala  (© übing.  1822 
bib  1824),  ber  ©eptuaginta  (fieipj.  1824,  neu  brbg. 
Bon  SJeftte  1887)  unb  beb  griedjifdjen  Jieucn  Sefla» 
mentb  (Tiibinq.  1827). 

Ggäcr  (Gffener),  eine  Bon  ©pilo,  ©liniub  unb 
3ofepbub  bejdinebene,  im  2.  3abrb-  B.  Gpr.  entftan- 
bene  jübifdje  CrbenbgefeUfcbaft  in  ©aläftina,  bie 
einen  erhöhten  ©barijaibmub  fultiBierte,  aber  aud) 
Born  ©arfibmub,  ©titbagoreibmub  unb  BicUeidit  Bom 
©ubbbibmub  beeinftujjt  würbe.  SSäbrenb  bie  jwei 
großen  politifeften  ©arteien,  ©tjarifäer  (f.  b.)  unb  Sab* 
bujäer  (f.  b.),  in  gegenfeitiger  gepbe  bab  Staatbteben 
beftimmten,  haben  bie  G.  m einer  geheimen  ©ruber» 
febaft  opne  politiftbe  lenbem  bie  pöebfte  ©tufe  prie» 
fterlieber  £>eiligfeit  burd)  arbeitfameb,  tugenbbafteb 
Sehen,  burd)  Slnbacbt,  Gntfagung  unb  SSeltfludt  er» 
ftrebt,  Wie  bieb  ipr  ©ante  betunbet,  ber  nicht  mit  ©bilo 
Born  grieep.  hbsios,  »heilig«,  ober  Born  aramaifdicn 
asia,  »Slrjt«,  fonbent  Born  fprifeften  base  (bebrätfd) 
chassid),  »fromm«,  abjuleiten  ift.  Sie  Waren  ftreng» 
gläubig,  einfach,  entbaltfamunb  (cufd).  ©erinq  an3abt 
(ju  ©btlob3eit  4000ÜKitgliebcr)  über  ganj  ©aläftina 
jerftreut,  waren  bie®.  einheitlich organtfiert,  fiewohn* 
ten  in  Orbenbhäufem,  waren  ihren  ©orgefepten  un» 
bebingten  ©ehorfam  fd)ulbig,  erhielten  beim  Gintritt 
in  bett  Crbett  Sljrt,  Sdjüt'je  unb  weißeb  Gewanb  unb 
hatten  eint  längere  ©robejeitjubeftthen.  Sie  hielten 
auf  ftrenge  ©abbatfeier,  rcgelmäßigeb  ©eten  unb  ga» 
ften,  lebten  äufjerft  mäßig  unb  anfprucftblob  unb  emp» 
fahlen  bie  Gbelofigfeit  alb  eine  höhere,  Wenn  aud) 
nid)t  unerläßliche  Stufe  ber  ©oHfommenheit.  ©ropbem 
aboptierttn  fte  ffinber  unb  trjogen  fte  für  bie  3wede 
beb  Orbenb.  ©ägtidjeb  ©oben  entfprad)  ber  tnnem 
©cinigung,  an  Welche  bie  Weiße  JHtibung  erinnerte. 
Xab  Scbladjten  eineb  liereb  war  berhoten,  ebenfo 
ber  Gibfdftour.  3hren  Unterhalt  erwarben  bie  G 
burd)  Sanbroirtfd)aft,  Stubübung  ber  (jeilfuube,  burd) 
fpmpathifche  Kuren,  ©eifterbefebwörungm  unb  ©c» 
trribung  berjenigen  §anbwerfe,  bie  bem  grieben  unb 
nicht  bent  Kriege  bienten.  Xen  fcanbel  serabfeheuten  fte 
alb  eine  SmuptqueHe  ber  ^mb-  unb  §errfd)fudht.  3fbe 
Slrt  bon  Jierrf^aft  galt  unter  ihnen  für  freue tpafte 
3erflörung  ber  ©aturorbmmg.  Sie  lebten  in  Güter» 
gemeinfdiaft,  fo  baß  feiner  in  Kteibung,  SBopnung 
unb  Slahruttg  Bor  bem  anbem  einen  35orjug  hatle. 
Grwerbbunfnbigt  SRitglieber  Würben  forgfältig  ge* 
pflegt,  auch  Slotlcibenbe  außerhalb  beb  ©unbcS  un» 
terftüpt.  ®emeirtfd)aftlid)e  SRabljeiten,  bie  ben  Eha» 
rafter  Bon  Dpfcnnafjlcn  Ratten,  mit  Gebet  unb  (Be- 
lang belebten  bie  gegenteilige  Strbinbung.  Xiegrucftt 
ibreb  regen  ©efepebftubiumb  war  ein  jiemlidj  reiner 
(Sottebglaube,  bie  Sehre  Bon  ber  Unfterbtichfeii,  Bon 
Sopn  unb  Strafe  imSenfeitb,  Bon  opferwilliger  Wlau- 
benbflärfc.  bie  fie  in  ©erfotgungbjeiten  beioäbrten. 
Xer  abfetifche  unb  theo[ophifd|e  3»g,  ber  ben  Orben 


[Zum  Artikel  K*»«n.] 

Namen-Register  zum  ,Plan  von  Essen*. 


Die  Bnchstaben  and  Zahlen  zwischen  den  Linien  | B5  | bezeichnen  die  Quadrate  de*  Plane*. 


Aachener  Strafte | 

Aitlkatnpstraft« 

Adol& trabe 

Akaziraallce  (a.  auch  Karton) 

.i_.> 

A '• . r Straft« ' 

Alexandcrstrafte  . • 

— .Holsterhausen) 

Ai  fr '-<lu -.roh« 

Ai.-übergs  trabe 

Alumdorf | 

Altendorfer  Strafte  | 

Altendorf  platz 

Altenessen  

Alte  Po»t*  traft#  a.  Karton. 
Acxalirns trabe  ......... 

Am  Freistem - ... 

Amixstrafte  . 

A a Sudt^arten 

Amtogerichl  *.  Karton.  j 



Acnastrabe 

Armenhaus  .......... 

Asbeckstraft« 

Auf  der  Donan  . .....  j 

AuguslasU nfte 

Aogoxlstrafte  ..........  I 

BuhitnAs I 

Bahnhof  Essen  - Altendorf  . . 
-Nord 

— — • Segerotb 

West 

— Haupt- | 

— Bängter- j 

JUhabofatrabe  ......... 

Barhara«traft«  ......... 

Bark  hoff straft« 

Barthel  - Bruyastraft« I 

Basar.  .........  . . • . . I 

Bassin  trabe  

Bauhof  i Krapp)  ........ 

Basis  bof 

Ra  am  »traft#  ......  . • • • • 

Eevthc*vti»  trabe  ........ 

Retsiugstraft«  .......... 

Baifortstrab« 

B«rrerbaasen 

Berg«  trabe  ».  Karton. 

Berliner  Straft« 

Bcrsestrabo  . 

Bernewaldclien. 

ßcrahanUtraft« . ........  I 

Bertastrabe 

Bend* -iss traft« ......... 

Bmbtrab« 

B«drkskotnmando  a.  Karton. 

Biehburab«  

Bucaarckplatz  ......... 

RismarcA-orafte 

Blechwalzwerk  (Krupp).  . . . 

Bl&ttrrrtrib«.  | 

Bl uiaenfe Id  straft« 

BALaerstrabe 

Borbecker  Straft« 

Born*  trabe  

Bon4rstrab«  

Bottroper  Strafte.  ....... 

Brandenburger  Straft«  .... 

Brand -trabe  (a.  auch  Karton) 
Bndewitrafi«.  ......... 

Bremer  Straft«  ......... 

BreaUoer  Straft« 

Briakstrmfte  a.  Karton. 

Bndatnbo 

fSrCaliagfiaus  .......... 

8nwa#3i strafte 



Beo*- ns  trifte 

B«rgfttld*uafie  ......  • • • 

ÄBRfrafc-n*  traft« 

Btrggrafplmu 

Be-vpliu  (*.  auch  Karton)  . 
hrpvalc  (s.  auch  Karton)  . 

Cidlieaetrab« 

Canaer  Straft« 

Camapw  Straft« ........ 


B5 

HS 

D5 

E3 

D5 

CD5 

E4 

D5 

E3 

El 

B> 

CD2, 3 
B C2 
C4 
DE1 

CI 

El 

B2 

ES 

r>j 

E5 

P2 

C3 

EF4 

E3 

D2 

E3 
B2 
DES 
D2 
C3 
E4 
F3 
DS,  4 
E5 
C2 
CD5 
D3 

n 

C3 

E5 

E5 

E5 

El 

F4 

F5 

B4,  5 
E3 
EF5 
D5 
E4 
C4 
E2 

B4 

Ü4 

D4.5 

Di 

EP1 

ES 

A4 

D‘2 

E2 

04 

01 

A4, 5 
Kl 

fs 

P» 

B4 


El 

F5 

E5 

El 

04 

1)3 

F2 

n 

E3 

E3 

ES 

C*,5 

El 


Chornische  Fabrik | 

E2 

Coperntkuastrafte  ....... 

B2 

Corliftstrabe 

05 

Cornellusstrabe 

05 

Cranachatraüe 

| 05 

Ourtiusstrafto 

I B3, 4 

Dahlmannstrabe 

; B4 

Dahnstrabe 

1 B3,4 

DampfsAgewerk 

! Fl 

Doeb  an  strafte 

B2, 3 

I.  Dollbrügge  s.  Karton. 

II.  Deilbrügge  s.  Karton. 

Dennowitzstrafto 

El 

Diockmannstrabo 

C2 

I>ln  gier.«  trabe 

04 

Dreilindenstrafte 

E4,  5 

Dreadeuor  Strafte 

B5 

Droysenstrafte 

B3 

Düsseldorfer  Strabe 

B4, 5 

Ebrcnzeller  Platz 

B2 

— Strabe 

BC2 

EicbonHcheidter  Fuhr 

F3 

Eisenbahndirektion,  Königl. 

DE4 

Eisenbahn  Werkstatt 

1)4 

Eiserne  Hand 

F2 

Elektrische  Kraftstation  . . . 

DE1 

Elektrizitätswerk 

El 

Eliaonplatz 

F2 

Eliseaslrafto 

F2 

— (Rüttenscheid) 

E5 

Emilionstrabe 

E5 

Emschon»  trabe 

El,  2 

Engelbergstrafte 

EF3 

Engnlbertkircbe 

E5 

Erath»trafta 

03 

Erlenbuschstrabe 

BC2 

Eulerstrafte 

03 

Evangel.  Kirche  (Altendorf) 

B2 

— — (Frohnhausen)  .... 

03 

Kalkstrabo 

Da 

Feld  strafte 

P2 

Flachsmarkt  s.  Karton. 

Frankfurter  Strafte 

Bi 

Franzstrafte 

E2,3 

Frei  llgrath  strafte 

D5 

Frey  tag«trabo 

04 

Friedbergstrafte 

D5 

Friedenstrabe 

F3,  4 

Friederiken  strafte 

E5 

Friedhof,  Alter 

E4 

— Gemeinde- 

B4 

— jüdischer 

Dl 

— katholischer  (Aitondorf) 

02 

— — (Frohnhausen) 

C4 

— — (Holsterhausen) .... 

D5 

— Segerolh 

Dl 

Friedrichstrafte 

I>4, 5 

Frillondorfer  Strafte 

F2 

Frohnhausen  

BC4 

Frobnbauser  Strafte 

A 1)3,4 

Galerie  Giradot 

E4 

G an  so  mar  kt  (a.  auch  Karton) 

1 DE3 

Gärtner«  trabe 

1 Ei,  5 

Gasanstalt,  städtische  .... 

Dl 

Gasfabrik  (Krupp) 

D3 

Gv««  traft« 

D! 

Gefängnis  s.  Karton. 

Goislerstraße 

1 B2 

Gnmarkcustrabo 

CD5 

Gomoitidrfriedhof 

B4 

Gemeindehaus 

03 

Gerichtsstrabe  t.  Karton. 

Gerlingplatz 

E2 

Gerlingstraß« 

| E2 

Gortrudisklrehe  (s.  auch  Kart.) 

E2 

Gertrudi  »strafte 

! E2 

Gurrimisstrafte 

B4 

Geschoßdrehcrel  (Krupp)  . . 

D3 

Gewerbeschule  s.  Karton. 

Giesebrechtatrafte 1 

A TW,  4 

Gildehofstrabe 

E3 

Gla-hUtteustrafte . ....... 

F3 

Glühhaus  (Krupp) 

CD» 

Göbenstrafte 

F3 

Go  et  bestrafte 

D5 

Gottfriedstraße ......... 

E5 

Gr&benztrabo  («.auch  Karton) 

G renzatrabo 

Griepcrstraße 

Grillo  strafte 

Grobonbruclutrab« 

Qruionstr&bo 

Gafistahlfabrik  Friedr.  Krupp 

Gustavstrafto . . . 

Gutenbergstrabe . | 

Gymnasium  s Karton. 

Hachestrabe 

Hagenaustrabe 

Hagcnbeckstrabe 

I.  ilagenatrabo  (a  auch  Kart) 

II.  Ilagenstrafte  s.  Karton. 

I1L  llagenstrafto  t.  Karton. 

Hamburger  Strabe 

Ham  mach  er  Strabe 

llainmerstrafto 

Hammerwerk  (Krupp)  .... 

Handelskammer 

liarkortstrafto 

Haskenstraße 

Haiiptbababof 

II  eil  ermann  strabe 

Heilige  Geiststrabe 

Hoiniekeatrafte 

Helntzmannstrafte 

Heleneastrabe  (Altendorf) . . 

— (Rüttenscheid) 

Helmholtzatrafte 

Henriottenstrabe 

— (Rüttenscheid) 

Herk ul  esstrabe 

Hennannplatz  ......... 

Herm&nnstrAbe 

Herzogstraße 

Hobel  seng  trabe  - 

Hochstrabe  a.  Karton. 

Ho  (Tu  ungestrafte 

Hofstrafte 

HofterborgntraQo 

Hohonzollernatrafte 

Holsterhausen  

Holstcrhausor  Strabo 

Hörster  Strabe . 

Hospital 

Hügelstraße 

Husmannstrabe 

lluitmaunwlrabo  ........ 

Huttrop i 

Hutiropstrabe 

Huysscn  Stift 

Huyssenstrabe 

Isonburger  Strafte 

J&gerstraße  

Jakobstrafto.  

Janssen  strafte 

Jherlngstrabe 

Joachim  strafte 

Johannaatrabe 

Johann Iskirche  a.  Karton. 
Joaephskirche 

Josophstrafte 

Jüdische  Schule 

Jüdischer  Friedhof 

Junggesellen  heim 

Kahrstrafte  ........... 

Kaioerstrabo 

Kaiser-  Wilholmdonkmal  a.K. 

Kamponstrafto  - 

Kanonenstrabo 

Konononworkstatt  (Krupp)  . 
Kapuzinerstrabe(s.auch  Kart.) 

Karistrnfte 

Karoliuenstrabe 

Kasseler  Strafte  . 

Kastanienalleo(s.ancb  Karton) 
Kaslstrabe  s.  Karton. 
Katholi*cheKirche(A)tondorf) 

— — (Frohnhausen) 

(Holsterhausen)  .... 

KatboL  Friedhof  (Altendorf) 

— — (Frohnhausen) 

— — (Holsterhausen) .... 

Katxenbruchslrabe 

Kaupcn  strabo.  ......... 


Mrjert  Ä'onr.  - Letxikom , Au/L,  Beilage. 


I)E2 

El 

B2 

Dl 

Dl 

04 

CI>2, 3 
E8 
EF5 


D4 

F4 

BC3 

E3 


A5 

E2 

Dl 

Ü2 

E4 

04 
B2 
E4 
E2 
D2 
E4 
H2 

BOI,  2 
E5 
B3 
EU,  4 
E5 
EFS 
El 

El, 2 
FI 
C4.5 

D3, 4 
E4 
EL»,  3 
ES 
CD5 
D5 
El 
E3 
D3 
C2 
I»2 
F4.5 
E4 
E4 
E4 
E5 
1)3 
D2 

05 
CS 
F2 
E5 

DS 

D2 

E2 

Dl 

D4 

D5 

ES 

BÄ 

1)3 

02 

KJ 

F2 

ES 

BS 

DE2 

BC2 

B4 

D5 

02 

04 

D5 

El 

D4,5 


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Namen  - Register  znm  ,Pian  von  Essen*. 


Keplerstrabo 

Kerkhofstrabe 

Kesselschmiede  (Krupp)  . . . 

Koaaelslrabo 

Kctlwigor  Strabcf  s.  aucliKart ) 

— Chaua.»ee 

Kibbelxtrabe  a.  Karton. 

Kl  ruh  «trab«  (*.  auch  Karton) 

Klaranlage 

Klclslatrabo 

Klop*l»ck«irabe 

Klostur  dur  Barmli  Schwestern 

la  auch  Karton) 

Kloslenira&u 

KohUtrabo 

Keiner  «trabe 

Kolonie  Alfredahof  ...... 

— Friedrich »liof  ....... 

— Kroneuborg  ........ 

— Nordbof 

— Schedorhof.  ........ 

— Western! 

Knlox»eum  a.  Karton. 

KAnigsberger  «trübe 

Köulir»ira&it  a.  Karton. 

Kopjiestraüo 

XopKtadt platt  (».  auch  Karton) 

Kortieliaslrabe 

Körnerplatt  

KOrntTMtrabo  

Kornmarkt  (a.  auch  Karton) 

Korteetrabe  

Kfttlcrxtrabe 

Kraemerstrafio  ......... 

Kreditanstalt  . 

KreUbaua 

Kreuzeskirche  (a.ancb  Karton) 

Kreuz*trabe . 

Kriegerdenkmal  a.  Karton. 

Kronprtnzxirabo 

Kruppdenktuai  a.  Karton. 


Kruppsche  Qnbatahlfabrik . . 

— Industrieschule  ...... 

Kruppsches  Krankenhaus  . . 

Kruppstrabe 

Kuglorstrabo  

KurfUrstenplatt 

Kurfüraleustrabe  ........ 

Laden^polter  «trabe 

Landgericht  (a.  auch  Karton) 

Langonbeekatrabe 

Lallte  Strabo.  ......... 

Laxareltstrabe 

Loihnttslrabe  

Leibhaua  

Lel|itiK«r  «trabe 

LenauMrnüo.  .......... 

Ix>nbachMirabe . 

Lewungslribe  .......... 

Lleblgatrabe 

Limbecker  Platt 

— «trabe  (*.  auch  Karton) 
Lindenallee  (e.  auch  Karton) 
Lorhrokatrabe  ......... 

Lord* trabe  

Lflbecker  «trabe.  ....... 

Luciastrabe  

Lnlauusirabe 

Magdeburger  Straße 

Manien  flVhirftb«» 

M'irgarelenxlrabe  ....... 

Marieukirclio 

M-irieuslrnbe  

Markgrafruxtrabe 

Marki«chc  Strabo 

Murktkirrhe  (■  auch  Karton) 

Markscheide 

Marthaatrabe 

Mari Iti werk  (Krupp) 

Mnthildenxtrabe 

M alt  trabe 

Maxntrabe 

Menage 

Metteratrabe 

Michneiatrnbe.  ......... 

MltieLtrabe  

Mittwcgalrabe 

Moltkestra&e 


Mommsvnstrnbo  , 

Morxehnf-- trabe 

Moser* trabe.  .......... 

MozatU trabe  

MUhlenstrabe 

Münchener  «trabe 

Munster  (a.  auch  Karton)  . . 

Nazareth  hau« 

Ncdolmanus  trabe 

Nieberdiugslrabe. 

Niebuhrstrabe 

Niederfelds  trabe 

Niederstrabe 

Noggeraihatrabo 

Nordpark  

NordUrabo 

Nürnberger  «trabe 

Oberdorfstrabe 

Überreal  schule 

Oxtermannstrabo 

Ostfeldstrabe  

Ost  riedhof 

O-tpark 

Otulienstrabe 

— (KüUetiacheld) 

Overbcckatrabe  ........ 

Papestrabe  ........... 

Park  «chederhof 

Park  straße 

Paulstrabe 

Paulitskirche  (a  auch  Karton) 

Pferdebahnstrabe 

Pferdeiunrkt  (s.  auch  Karton) 

Pflngsifeldstrabo 

Pieperstrabe  .......... 

Plnnckatrabe 

Poaener  «trabe. . 

Post 

Pfistallo«  (a.  auch  Karton).  . 

I'nsistroitweg 

Pottgaase  a Karton. 

Prebbau  (Krupp) 

lUnglerbahnhof  

Kankesirabe  

Ratbaus  fs.  auch  Karton)  . . 

— (Frohnhausen) 

Rauraerstrabe 

Realgymnasium 

Koicbsbank 

lt'dlinghauaer  «trabe 

Rheinische  «trabe 

Uichleratrabe 

HiudLlrabo 

Ringsirabe,  projektiert.  . . . 

Kilterstrabe 

Holandstrabe  .......... 

UninerairabO 

Routgunplntt 

Höntgenslrabe  ......... 

Hoonstrabe 

Kotlstrabe  a.  Karton. 
Rubennstrabe  .......... 

Ruhrallee,  projektiert  .... 

Ituhrsirabe  ........... 

KU*olstrabe 

Rüttenscheid 

Saarbrücker  «trabe  ...... 

«aebsenstrabo  ......... 

«alkuiibergaweg 

Hrttterslrabe.  

«nvigny-lrabe  ......... 

«ebadowstrnbo  ......... 

«•  barblstrabe 

Schaugraben  a Karton. 

«chederbofer  «trabe 

«ebiebstand  (Krupp) 

Scbilb-rsimbe . . 

Schlacht-  n.Viobhoff  Altendorf) 

(F.seen) 

«chlHifiuÜhlenstrabe 

«rhlenhofrtrabe 

Sch  mettbau  (Krupp) 

Scbtnittnlrnbe 

«chnorrstrabe . 

Schrebergarten 

«chuLtrnbe 

«cbüttenbohn  (s.aueb  Karton) 
Schwanenkamp 


BC5 

A-04 

D2 

F4 

ES 

DE4.5 

F.2 

1)1 

DE4 

D5 

ES 

EF2,  S 
1*8 
B4 
05 
D5 
03 
Dt 
C!>4 
03 

A5 

B3 

E3 

E5 

R3 

B3 

E3 

E2 

112 

03 

E3 

K4 

E2 

4*2 

EF4 

D3 

002,3 

D2,8 

1)3 

C-E4, 5 
114 
F4 

F4 

C5 
ES 
D5 
DE1 
D3 
B2 
D2 
B5 
1)5 
05 
D4 
04, 5 
1)3 

DE2,  8 
DE3 
03 

D4,  5 
AB5 
KF5 
E2,3 
B5 
F4 
03-5 
D2 
J»2 
4*3,4 
DEM 
E3 
B*2 
E5 
1)3 
ES 
1)2 

DES,  4 
D2 
F3 
F4 
D2 
42 

Ei  1,5 


B3,  4 
F4 
A4 
EF5 
E3 

DD4.5 
E3 
E5 
P2 
D5 
B3,  4 
B8 
D2 
ABS 
DE1 
El 
El 
B2-4 
ES 
El 
D3 
F4 
F4 
D3 
E5 
UC5 
D4.5 

cm 

El 

Dl.  2 
E3 

CD1,  2 
E‘2 

B5 

C3 

CD5 

A5 

E2, 4 ; D3 
E-2,3 
A5 

D3 

4*8 

B04 


Schwanonkampstrabe 

Schwarze  Potb  s.  Karton, 
«chweib-  und  Puddelwerk 

(Krupp) 

Sedanstrabe 

Boeeenbergstrabe 

Segerotb  • Friedhof 

Segerotbatrabe 

Sei  mastralie . 

«erlostrabe 

«evorlnstrabe .......... 

«iomonastrabo  . 

Sdbersirnbo 

Soclllngxtrabe 

Sparkasse  a.  Karton. 

«portplatt 

Stad  (garten 

Steeler  Strabo  (a.  auch  Kart) 

— Chauaae« 

Stein metzstrabo  . 

«telnplau 

«teinstrabo 

Stern  strafte 

Stoppeuberg 

«topponberger  Strabo 

Stnditzer  «trabe 

Stuttgart  - «trabe 

Suarezstrabe 

Südoricbstrabe 

Surragaaso  s.  Karton. 

«ursstrabo.  . 

Sybulatmbe  ........... 

T.  <L  Tannatrabo 

Taubenstrabe 

Taubstummonanatalt 

Theater  (*.  auch  Karton)  . . 

Toicbitrab« 

Treitschkontrabe 

Tunnelstrabe 

Turmstrabe 

Ublandatrabo 

Uuioti  Maschinoabau-Aktion- 

goeellacbafl.  

Unlonslrabe.  

Uulerdorfstrabo 


BG4 

A4 

E4 

4-3 

EF4.  5 
D42 
C3 
B2 

A3  5;  F.S 
4*2,8 
E4 
R3 
B3 
B2,  3 
4*4,5 

C5 

F5 

F4 

BGS 

DE5 

4*4 
D4 
Fl,  2 
03 
CD5 
05 
D2 

CD4 

02 

D4 

B2 

EFI,  2 
02 

DEl.  2 


Yarnhorststrabe 

Veitstrabe 

Verelnaatrabe  (s.  anch  Karton) 
Verein  für  bergbauliche  In- 
teressen   

Viehofer  Chaussee 

— Platt 

— «trabe  

V iktoriastrabe 

Vogel  heim  er  «trabe 

Witcb  tierstrabe 

Waisenhaus,  evangelisches  . 

— katholisches 

WailzMrmbe 

Waldlliansenstrabo 

Wattwerk  Schutt- Knaudt . . 

Waterloop  alx 

Waterloostrabe 

Wilhelm- August astift  . . . . 
Weberplau  (s.  auch  Karton) 

I.  Wchcralrabofs-aucb  Karton) 

II.  Weberatrabe  ».  Karton. 

Werdend  rabe. 

Wernerstrabe. 

Weetend«trabe 

Wiesbadener  «trabe  .... 

Wiesenatrabe 

Wilhelmstrabe 

Wimlmübleiistrabo 

Wind*rbeidstrabe 

Wiueringplau 

Wilieringsirabe 

Wortlstrabe . 

WÖrthslrsbe  

Y orkstrabe 


D2 

B2 

05 

01;  Dl 
D2 
Kl 

D4 


Zeche  Graf  ßeust . 

— Hagen  heck 

— Herkules 

— KAuigtn  Elisabeth  .... 

— Satter  m Neuaek.  . • . . 

— Viktoria  Matthias  . . . . 

Ziegel»  trabe 


1)3,  4 


D3 
4*4 
4*2 
Dl 
D1.  2 

E3 

B2 


F3 

E2 

EF4 

E5 

El 


E4 

Kl 

Fl 

E1.  2 
114 
B5 
C5 
El 

B2 
B04 
4*3 
4*3 
E4 
ES 
E3 
B04 
4*2,  3 
E2 
E4 

Dl 
D2 
B2, 3 
E3 
C5 
DE3 

DES 
El,  2 
E2 
E'2.  3 
4» 
CI 

F4 

E3 

4'2 

R3 

E2 

ES 

El 

El 

B5 

4:2 
E2, 3 


F4 

E4 

03 

ns 

4M 
E2,  3 
CS 
05 
ES 
ES 
B 2 
4*3,4 

El 

F2 

B3 

4*3 

4*2 

03 

El 

4*3 


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it  | 

»A?  1 
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110 


Gjfai  — teifen. 


I , 

i • 


tot  harafteriftcrt,  ift  nutt)  frflf)  id)on  ind  Cferiften- 
tum  eingebninam ; bie  ejjciifcfee  gorm  bed  leplcm  ift 
lit  Sette  bet  Elfefaitm  (f.  b.).  % 1.  S cb  ü r e r,  ®e» 
■t'dtie  bed  \übifd)en  Solfed  int  3eitalter  3e[u  Eljrifti, 
Vt.  2 (3.  Pug. , 2eipj.  1898). 

Eflai  (franj.,  fpr.  tflS),  f.  Eifalj. 

Eiiäidmud,  bie  (lehre  bei  6||äer. 

Ed;  «alt,  mabrfdjeinlidj  bad  biblifebe  SRnmotl) 
6ileab.  S>auptort  bed  Bcjirfd  Belfa  iui  oftjoebaui- 
fäen  Palästina , Sijj  eine«  Kaimafam,  mit  ielegra» 
pömftation,  englijcber  SRifftoit,  Pderbau,  SBeittbau, 
etwa*  gnbuftrie  unb  7000  Sinti).  (2300  Sljriften). 

(Sitott  (engl.,  Sor.  cflt.  franj.  Essai,  »Serfud)«), 
Be;eid)mmg  für  tücjete  Pbbanblungen  wiffenfebaft- 
tidten  ober  literarifcben  Jnbaltd  in  gemeinoerfiänb. 
lieber  (DarjteUung.  3) er  E.  Berbanft  feine  Entftebung 
ber  Anregung  beb  franjöftfeben  Sebriftftellerd  SKtm» 
laigne  (-Essais-,  1380)  unb  tmirbc  bind)  2orb  Ba- 
ton  m bie  englifcfee  Literatur  eingciiibrt.  tuo  er  im 
18.  3abrb-  befonberd  Bern  Bowlet),  Sr^ben,  Temple, 
Pbbijon,  Steele  (bie  BorjugSwetfe  Effaqiften  ge- 
nannt »erben)  unb  anbem  betannlen  Scbnftflellent 
weiter  audgebilbet  Würbe.  Seine  jegige  gönn,  bie 
tut  weientheben  barin  begeht,  bafj  tu  Pnfnüpfung 
an  ein  ßreignid  bed  Zageo  ober  an  eine  wichtige  lite» 
rariiebf  (Jrfdjeinung  graaen,  welche  bie  3eit  bewegen, 
nt  leichtem  unb  jroangiojem  Bcfprnd)dton  erörtert 
»erben,  erhielt  bet  C.  erft  int  19.  3al)rf).  unb  jwar 
Borjugdweiie  burd)  bin  geiftooQen  SKacauleüj,  bent 
anbei,  mit  Bulroer-Sljtton.  2orb  Stanljope,  Sarlgle, 
berSmeritanerSnterfon,  mit  nicht  minberglüdliebeni 
Erfolg  nadieifcilen.  Jit  Xcutidtlanb  tuurbc  ber  S. 
m gleuhem  Sinne  tultioiert  Bon  Treitfdge,  Pümetin, 
fcerm.  ©rimm,  Julian  Schttiibt,  Karl  grenjel,  Pub. 
n.  ©otticbaU  u.  a.  — 3n  ber  Philatelie  heilten 
Sjfahi  Sriefmarten,  bie  mehr  ober  weniger  Borge» 
idirittene  Entwürfe  ju  einer  neugeplanten  Pudgabe 
Soriteüen.  [Probiermamfcll. 

Eswyense  (franj.,  ist.  eflaiJf),  Pnprobiererin, 

(rrnniiürn,  f.  Ejfat).  Effaqigifd),  in  ber  Seife 
Bon  Ejfaqd. 

©febonquet  (franj.  ess-bouquet,  fpr,  .t-urS,  jufam- 
mengejogeu  auo  essence  de  bouqnet),  Parfüm  aud 
einer  Rötung  BonSergamott-  unbSimonenöt  in  Seil- 
dferacurjeltmttur , Pnibratinftur  unb  Pofenfpiritud. 

Esse  (.lau.  »fein«),  ald  Subftantis  bad  Sein;  in 
lement  E.  (Element)  fein,  im  3Bttonb  bed  Soljlbe 
haoitid  fein  (ftherjhaft  für  franj.  & son  aise). 

_ ©ge,  foBiet  wie  Scfemiebeberb  (f.  Sd)utieben)  unb 
Sdiomilein. 

Essedarli  t lat.) , hei  ben  alten  Pömem  ©tabia- 
torrnfämpfer  ju  Sagen ; f.  ©labialeren. 

Kssedumilat.i.  ber  jWeiräberige  Streitwagen  ber 
«ltra  Belgier  unb  Sritannier , bei  beit  (Kötnern  ein 
leidtter  offener  Sagen  junt  SchncHreifen. 

©feeiirn,  f.  Sdtmiebcn. 

®flet  (E  f i e g g , froat.  D d j e t,  tnaggarifd)  E d j <f), 
Eniglidte  greiftabt  mit  Ptunijipium,  Stg  bed  troatifdj- 
flatoon.  fiomitatd  Sirooitift  unb  gtgung,  (Dampf  fd)iff- 
galten,  ftnotenpimft  ber  Stoatdhahntmien  SiUdnt)- 
Slatia-therertopet  unb  E.-Padic-Satrina,  liegt  am 
rediten  Ufer  ber  3hrau,  über  bie  eine  Jtolj-  unb  eine 
eiferne  Bahnbrüde  führen , unb  beftebt  and  ber  am 
luden  Ufer  1712  angelegten  geftung  (innere  Stabt) 
*nt  bot  SRüitärbebörben  tmb  audgebebnten  Efpla« 
naben,  bann  ber  Cberflabt,  bem  SiJ  ber  ;;ju>ilbel)ör- 
tot  unb  bed  Jumbeld,  fowie  ber  Unter-  unb  Peuftabt. 
E bat6Äird)m,  barunter  eine  griecbifdcorieniaiifdte, 
rin  Sranjiäaner-  unb  ein  ÄapujmerUofter,  Biele  fd)öne 


Ecbäube  (ftomitaldbaud,  Rafmo,  Theater,  Spn- 
agoge  tc.)  unb  (lsot)  24,930  beutfebe,  (roatifebe  unb 
magbar.  Einwohner.  E.  befigt  mehrere  gabrifen 
(Sampfmüble.  Seibenfpinneret,  öladfabrd  ic.)  unb 
treibt  bebeutenben  Sjanbel  mit  betreibe,  Sich.  6onig, 
Obft  (namentlich  pflaumen),  3wetfd|enmud  (iletwari, 
Branntwein,  Rauten,  ^)olj  (bejonberd  gafjbauben)  tc. 
Ed  ift  Sip  eined  Eeridtldbofed,  einer  ginanjbircltioit 
unb  einer  (lanbeld-  unb  (Pewerbefatnmer  unb  bat  eilt 
(roatifd)ed  Öt)mnaftum,  eine  Obertealfcbulc,  jwei 
Sebrerprciparanbien , ein  Sanbedfpital . ein  Satjcn- 
baud,  ein  Sriegerbentmal  unb  eine  Pferbebabn.  — E. 
itetjt  an  ber  Stelle  ber  römifdtett  Pflanjftabt  Mursa, 
bie,  Born  SaiferPuguftud  wahrfcbeinlub  8 n.  Ehr.  an- 
gelegt, ald  Sbnotcupuntt  wichtiger  ^anbeldftraficn  ftd) 
rafd)  jur  ^auptfiabt  Unterpannoniend  aujfcbwang. 
fgabrian  umgab  fie  mitSKauern  unb  erhob  fie  ju  einer 
Kolonie.  Um  360  beftanb  hier  bereits  ein  Sidiitm. 
Stier  fcblug  Eonflaiuiud  II.  28.  Sept.  331  ben  Siör- 
ber  feitted  Bruberd  Eonftand,  Wagnentiud.  Tamm«) 
war  SJiurfa  eine  ^auptftalion  ber  3fter-  (Touau-j 
glotte.  3m  7.  Jalnb.  liegen  ftd)  bte  Slawen  im 
ilanbe  nieber.  PId  1091  Slawonien  bem  Königreich 
Ungarn  einoerteibt  würbe,  warb  bei  bem  junt  Torie 
beraögcfuntenen  P2utfa  bad  fefte  Sdilojj  Osjet  er- 
baut. 1526  Würbe  E.  Pon  ben  Türfen  beiegt,  unb 
erft  1687 taut  ed  loieber  unter  bieiperrfebaft  Ungarn«', 
Würbe  1712  ju  einer  geflung  unigefcbaffen  unb  1809 
jur  föniglicben  greifiabt  erhoben.  Situ  23.  gebt.  1849 
würbe  ed  Bon  ben  &aifertid)en  erobert.  3»  E.  fanben 
wicberbolt  Sudarabungen  rötuifebev  SUtertümer  ftalt. 

©ff eilen,  Eb  riftian,  bcutfdjer  PeBolutionäv, 
geh.  1823  ju  Stamm  i.  S.,  geil.  13.  'Uiai  1639  in 
SäeW  Port,  itubierte  in  Bonn  unb  Berlin,  wo  er  1846 
im  ©arberegiment  ald  Einjäbrig-greiwiHigcc  biente, 
würbe  beim  Pudbrud)  ber  SRenolution  1848  jugranf- 
furt  a.  SK.  in  ben  Pufflanb  Berwidelt  unb  beteiligte 
ftd)  bann  an  ber  babifeben  Bewegung.  Er  trat  in 
ben  Stab  bed  bie  Solfdwebren  befebiigenben  3oI)ium 
Philipp  Beder,  unb  nach  ber  Beenbigung  bed  Puf- 
ftanbed  Berfafeten  beibe  in  ©enf  bie  »©efebiebte  ber 
fiibbeutf^en  IHaireoolution  1849-.  1832  wattbertc 
E.  nach  Porbamerifa  aud  unb  gab  ju  (Detroit  eine 
3eiliang  bie  3eilid)tift  »Pttantid«  beraud,  in  ber  er 
bie  Sftaoerei  befäutpfte  unb  europäifebe  unb  anteri- 
(anifdbe  Kultur  miteinanber  ju  Perbinben  fudite.  Er 
ftarb  ttn  Spital. 

®ff  eit,  1)  (E.  a n b e r S u b r)  Stabt  (Stabtfreid,  hier, 
ju  berStablplan  mit  Pegiflerbtatt)  im  preuft.Segbej. 
Etüffelborf.  im  SKittelpuntl  bed  Puljctoljlengcbietd, 
79  m ü.  SR.,  ift  ein 
miiibtig  auf  btübenber 
gabrifort  Unter  ben 
otiedbienftli^cu  ©«•- 
ijfuben  (6  eBangeli- 
febe,  12fatbolifcbe  unb 
eine  alttatb.  fiivdje 
unb  eine  Sfettagoge) 
ift  befonberd  bad  fa- 
tbotifebe  SRünftcr  mit 
reicher  Sdiagtammer 
u.  trefflichen  ©eniäl- 
ben  bemerfendwerl.  ffiaoren  non  Sflcn. 
Tadfelbe,  873  gegif- 
tet, ift  eine  ber  fünftbiflorifcb  nterfwürbigiten  üireben- 
anlanen.  Pud  bem  10.  Jabrb-ilammcnb.  bat  ed  grofee 
äbttitdlfett  mit  ber  Pfatjfapcüe  in  Pacben,  iniPufecm 
ein  Pd)led  jwiicben  jwei  polqgonen  Edturmeit,  aber 
fein  feibfiänbiger,  gattjer  Kuppelbau,  fonbern  nur  eiu 

8* 


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116 


Gffcn  — 

Bon  brei  Seiten  bcdBeptcdd  ge6ilbcicrBalbfuppetbau. 
Unter  bem  öftlichen  ber  beiden  ßpöre  eine  1051  ge» 
weihte  ßrppte.  Bei  ber  neuerbingd  Borgenommenen 
Beftauratcon  haben  fiep  nod)  SJalereien  aud  bem  12. 
unb  14.  3aprp.  Borgefunbett,  bie  nunmehr  erneuert 
worben  iinb.  3m  SJomfdjaß  find  merfwürbig  ein 
jiebenarmiger  Scucpter  Bon  972  ald  Baephitbung  beb 
Salomonifepcn  Sieudperd  im  Xcmpel  ju  3erufalent 
fowic  Bier  Bracpltreuje  mit  Email  unb  Sbetfteinen 
unb  japlreiipc3Ronftranj(ti.  Unter  beiiBrofanbauten 
Vtitb  bemerfendwert:  das  neue  gotifepe  Katpaud  unb 
bad  ffreidpaud  für  beu  ÜanbtreiS  G.  5.  befielt  2)enf» 
miiter  non  Raifer  SJitpelm  I.  auf  bem  Burgplah,  non 
Bidntard  auf  bem  Bidmardptaß,  jttei  2>enfntäIerBI- 
jreb  Krupps  (bad  eine  ift  Bon  ber  Stabt  auf  bem  2Rarft- 
plag,  bad  anbte  non  ben  Beamten  unb  Arbeitern  am 
Eingang  jur  ^abrif  crridjtet)  unb  ein  Kriegerbenf. 
mal.  3)te  (ja  [st  ber  Einwohner  beläuft  fid)  ( i wo)  auf 
118,862  Seelen,  barunter  53,615  Eoangclifcpc  unb 
1807  3uben.  Sind;  ber  Eingemeindung  bed  jiorfeS 
Vttlenborf  1901  betrug  bie  Einwopner,;apI  182,100, 
barunter  76,635  Eoaugelifepe  unb  1870  3ubeu.  Un- 
ter ben  inbuftricllcn  StabliffementS  nimmt 
bie  Rruppfebe  ffiußftaptfabrif  bie  erfte  Stelle  ein  (f. 
Strupp).  Bußerbem  hat  bie  Stabt  Bubblingd-  unb 
26at,', werfe,  SRafcpinen-,  [Dampftcßel.  unb  Seprauben« 
fabrilation,  bebeutenben  Stcintohlenbergbau,  gabri* 
ten  für  RunfiWoHe,  jiganen  je. , fenier  gärberei, 
Bierbrauerei ir.  3>er$anbel  befaßt  ficpBor^ugSweife 
mit  ben  Erjeugniffen  ber  Eifen-  unb  Roplemnbuftrie, 
ihn  unterftüpen  eine  $anbddtamm«r,  eine  Beüpd» 
banfftclle  (Umfaß  1902 : 3002, s SRiU.  SDK.),  japlreidje 
BriBatbanfen  unb  badBbeinifep-äBcflfätifcpe  Sohlen, 
ipnbifat.  giir  ben  EifenbahnBerfehr  ift  E.  mit  bier 
Sahnpöfen  Snotenpunft  ber  StaatSbapntinien  Büßt» 
ort-£>ol}Widebe,  G.-BiSmarcf-Jierne,  E.-Bocpum- 
peme  u.  a.  $em  Sicrfepr  in  ber  Stabt  bient  eine  eiet» 
trifdic  Straßenbahn,  Be;  Bilbungd-unb  ähnlichen 
Bnflaltcn  beftßt  E.  ein  ©qmnafmm,  ein  Bealghrn- 
nafium,  eine  Oberrealfdjute,  eine  Ipanbrncrfer-  unb 
ftunftgewerbefepute,  eine  §anbeldfd)ule,  eine  Berg- 
ießule , eine  taubftummen » unb  eine  Sbiotenanftatt, 
2 SSaifcnßäufer,  ein  Ipeater,  eine  permanente  Shtnft- 
audfiellung  ic.  Bon  Bcpörben  haben  in  S.  ihren 
Siß : bad  Sanbratdamt  fitr  ben  SanbfrciS  E.,  ein  Sand* 
gerid)t,  ein  SergrcBier  unb  eine  Eifenbapnbireftion. 
Sie  ftäbtiidjen  Bepörben  jäpten  12  SRagiftratSniit- 
gtieber  unb  48  Stabtoerorbnete.  $ie  ftäbtifdjcn  Ein- 
nahmen  betrugen  1901/2:  7,4  SRiH.,  bie  Sepulb  24,5 
Bült.  Bit.  3um  fianbgcricbtäbeäir!  E.  gehören 
bie  9 Bmldgericpte  ju  Borbed,  Bottrop,  Buer,  2>or» 
ften,  E.,  ffielfenfireßen,  Hattingen,  Steele  unb  /Ser- 
ben. — E mar  epemald  ber  Stß  einer  Bencbiftmer* 
grauenabtei,  bie  873  Born  Bifepof  Blfreb  Bon  Sjilbed» 
heim  ald  Bonnenflofter  geftiftet  unb  1276  in  eine 
reiepdunmittclbare,  gefürftete  grauenabtei  umgewan- 
beit  Würbe,  bie  aber  auch  20  Stiftdpcrren  enthielt. 
t?aS  Kapitel  beflanb  aud  10  Bvinjeffinnen  unb  Örä- 
jtnnen ; bie  ftbtiffin,  bie  meift  einem  regicrenben  fcaud 
entnommen  Würbe,  patte  atd  9ieid)dfürftin  Siß  unb 
Stimme  auf  ber  rbeinifdjen  Brälalenbanf.  2ad  ©ebiet 
ber  Bbtei  umfaßte  auf  110  qkm  (2  C®i.)  bie  Stäbte 
E.  unb  Steele  unb  mehrere  SJörfcr.  Sie  wäpltc  1275 
ben  König  Kubolf  umt  ScpinuBogt;  fpäter  erhielten 
bie  ©cafcn  non  ber 'Kart.  1495  bie  ^erjage  non3ülid)' 
KteBe-Sera  unb  1609  bie  fturfürften  oon  Branbett- 
bürg  bie  cepirmBogtei.  1803  Würbe  bas  Stift  fäfu- 
tempert  unb  tarn  an  Breußen,  warb  1807  mit  bem 
©roßperjogtunt  Berg  Bereinigt,  1814  aber  an  Breußen  | 


Gffeiuocitt. 

jurüdgegeben.  Bgl.  gunde,  ©efepiepte  bed  gürften* 
tumd  unb  ber  Stabt  E.  (Slberf.  1851);  -Beiträge  jur 
©efepiepte  Bon  Stabt  unb  Stift  E.«  (Elfen  1882 f|.); 
ft  e i 1 c n , $ie  3nbuftrieftabt  E.  in  SBort  unb  Bitb  (ba j. 
1 902) ; 3 Ib  e i g e r t , $ ie  Serwaltung  ber  Stabt  E,  im 
19.  Saprpunbert  (baf.  1902).  — 2)  ©emeinbe  im 
olbenburg.  Vltnt  ftloppeitburg,  an  bereiten  Saafe, 
ftnotenpuntt  ber  Staaldbapnlinien  Dlbcnburg-Cdna- 
britd  unb  E.-£öningen,  pat  eine  euang.  Stapelte,  eine 
fall),  ftirdje,  höhere  Bürgerpßule  unb  UOOO)  889  (atd 
©emeinbe  3150)  EinW. 

©ff«,  1)  &nnd  ^ertrif,  ©raf  Bon,  fepwcb. 
SJtilitär  unb  Staatsmann,  geh.  26.  Sept.  1755  auf 
ftaftäö  (SSeftcrgötlanb),  geft.  28.  3uli  1824  in  Ubbe- 
BaCta,  aud  einem  alten  liolänbifdien  Bbcldgefcpledpt, 
warb  1773  ftaBatterieofmier  unb  gepßrte  ju  ben 
©ünfttingeu  ©uftaodlll.,  ben  er  1783—84  naep3ta* 
lien  begleitete.  1795—97  StoefpoImerDbeqtatthalter, 
ging  er  1800  ald@eneralgouuemeurnad)  Scpwebifd). 
Bommem,  Wo  er  bie  Slufpebung  ber  Scibeigenfcpaft 
bunpfüprte  unb  1807  naep  ft'/tmonatiger  tapferer 
Berteibigung  Stralfunbd  einen  eprenBoUen  Biaffen- 
ftillftanb  Bon  ben  granjofen  erlangte.  Siacp  bcr  Spi  on- 
renolution  Bon  1809  jutit  Stantdrat  unb  in  beu 
©rafenftanb  erhoben,  Bennittelte  er  Bnfang  1810  in 
Baris  ben  gricben  jWifcpen  grantreiep  unb  SepWe» 
ben,  befepligte,  feit  1811  gelbmarfcpall,  1814  unter 
bem  ftronprmjen  ftarl  Sopamt  bad  fdjwebifcpe  Beer 
in  Borwegen,  wo  er  nach  ber  Bereinigung  beiber 
Sieicpe  mit  ftraft  unb  Unirupt  bis  1816  als  Steicpd» 
ftattpalter  wirlte,  unb  warb  1816  fcpwebifcper  Beiepd» 
marfcpatl,  1817  auch  ©eneralbefepldpaber  in  Schonen. 
Bgl.  i).  31  i e 1 f e n , Breve  fra  grev  Hans  Henrik  von 
E.  til  Karl  Johan  (Eprift.  1867). 

2)  grebrif,  greiperr  Bon,  fcpweb.  Staatd- 
mann,  ©roßneffe  bed  Borigen,  geh.  30.  3uli  1831 
auf  ftafläd,  1850  — 63  ftaBatlcneofßjiei',  War  int 
Stänbereidjdlag  (1862  unb  1865),  be$.  in  ber  Erflen 
Kammer  (1867 — 74  unb  feit  1877)  einer  ber  güljrer 
ber  HonferBaliBen  unb  trat  1888  — 94  ald  ginaitj- 
mtnifter  erfolgreich  für  bie  Einführung  Bon  Bgrar» 
unbjtnbuftriejöUcn  ein.  Bad)  feinemBüdtrill  würbe 
er  jum  SeicpdmarfpalX  ernannt. 

Essence  (frant.,  |pr.  -än9S’),  Effem  (f.  b.);  E. 
d'Orient,  E.  de  perles,  foBiel  wie  Bericneffenj ; E.  de 
Mirbane,  f.  Bitrobeitgol. 

©ffencr,  f.  Effäcr. 

©ffential  (effentiell,  lat.),  Wefenllicp,  unum- 
gänglich notwendig.  Essentialia  (Effentialicnl, 
wefentli^e  2)inge,  wefenllicpe  Seftanbtcilc;  cssentm- 
lia  negotii,  in  bec  Becptdfpracpc  bie  Wcfciitlicpen  Be- 
ftanbteile  eined  Bcdjtdgefcpäftd,  bie  oorpanben  fein 
müffen,  wenn  ein  Becptdgefcpäft  einer  beftiramten 
Vlrt  beftepen  fott,  j.  8.  heim  Kauf  ber  Konfend  über 
ben  Breid  unb  bie  Slare;  Effentialität,  bad  SSe» 
fcntlicpe,  bie  Sefenpcit. 

©ffcntucin,  Buguft,  Wrcpitefi  unb  Kunfif^rift- 
fieüer,  geh.  2.  Bob.  1831  in  Karldrupe,  geft.  13.  Cft. 
1892  in  Bürnbcrg,  befuepte  1847—  52  bie  polpteep- 
nifepe  Scpule  in  Karldrupe  unb  tuaepte  bann  längere 
Stubienreifen.  1855 — 56  gab  er  bad  große  SBerf 
»Borbbcutfdjlanbd  Badfteinbau  im  SRittelatter*  (30 
üafeln  mit  Xejl)  peraud.  1856  ftcbelte  er  nach  Siett 
über  unb  trat  bafelbft  in  ben  Xienft  ber  Staatäcifcn. 
bapn.  daneben  Wibmete  er  fiep  funitpiftoriiepen  Stu- 
bien,  feprieb  größere  Buff  äße  für  bie  -SKittcilmcgen 
ber  I.  f.  3cutralfommifüon  :c.«,  fertigte  arepitetto- 
nifepe  Entwürfe  oerfcpicbener  Brt  unb  war  auch  für 
bie  Runftinbujtrie  tätig.  1864  würbe  er  jum  fiäbti» 


f 


GiTenj  — Gffer. 


117 


firn  ©aurat  tn  <3vaj  newäplt  unb  ein  3apr  bavnuf 
jum  ©rofeffor  an  ber  Xecpnifcpen  §od)fd)ule  bafelbfl 
ernannt.  $jier  gab  er  unter  anbcrm  pcraul:  »35ie 
miüelalterlidjen  SSunftbenfumle  ber  Stabt  Rrafau« 
(Sümb.  1867).  1866  Würbe  er  a!3  erfter  Sorftanb 
bei  ötnnanifcpen  SRufeuml  nad)  Jfiimberg  berufen 
imb  entfaltete  nun  eine  überaus  rege  Sätigfeit,  wo- 
burd)  bie  ©n(talt  in  lurjer  3eit  bebeutenb  erweitert 
unb  ju  popein  Itnfcpcn  gebrad)t  würbe  Cr  beröffent» 
tidjte  Spejialfataloge  über  einige  ‘Abteilungen  ber 
Sammlung,  jtnei  große  ©ilberwerfe:  »Duetten  jur 
®<ld)id)te  ber  Feuerwaffen«  unb  »$ie  §o!jfd)nitte 
beb  14.  unb  15.  3aprputibcrtl  int  ®ernianifd)en  ©tu- 
teum« , unb  Diele  tleinere  ©ujfiiße  im  »Anzeiger  für 
Runbe  ber  beutfcpeii  ©orjeit«.  daneben  fertigte  er 
aud)  entwürfe  ju  SHeftaurationSarbeiten , j.  ti.  bei 
Stüni'tcrl  ju  Bonn,  }u  Sanbntalcreien,  ©lalqemäl* 
ben.  Crgeln,  jur  gefaulten  Vlulftattung  bon  Rirtpen, 
j.  ©.  3t.  9Raria  im  Kapital  ju  Köln,  beren  ©ulfüp* 
' rung  er  aud)  in  allen  Ginjelpeiten  übermadjte.  Vlucp 

ifl  ber  Weitere  VluSbau  ber  nürnberger  Kartaufe 
(Siß  bei  ©ermanifdjen  SRufeuml)  fein  Seid.  Cr  gab 
ferner  peraul:  »Knuff,  unb  lulturgefd)id)tlid)e  Xeit!- 
male  bei  ©ermamiepen  ScatianalmufeumS«  (Stürnb. 
1877)  unb  ben  »©ilberatlab  jurKu!turgefd)id|te ; 9Jiit* 
telalter«  (Veipj.  1884).  3"  $urml  >§anbbud)  ber 
'flrdjiteftur«  bearbeitete  er  bie  dfriftlitpe  (bpjantinifipc) 
©auhinit  (fpäter  bunt)  fjolhinger  erfc jjt)  unb  bie  ro- 
maniid)e  unb  bie  gotifdie  ©aufunft : ffrieglbaufunft 
unb  Sopnbau  (Siarmft.  1889  u.  1893). 

fSfflnj  (tat.),  urfprünglidj  ber  »Wefentlidje«,  Wirf* 
fame  ©ejtanbteil  einer  3)roge,  baßer  fobiel  wie  ätße- 
nüpel  Öl,  bas  Qcrucp  unb  ©eftßmad  Diclcr  ©flanjen 
bebingt,  ebenfo  ein  alfopolifdjer  Auszug  Per  3>rogen, 
ber  bie  mefentliöpen  ©eftanbteile  gelöft  cntßält  (alfo 
foDiel  wie  Xrnftur),  ober  eine  Söfung  bon  ätßerifcßen 
Clen  in  Vllfopol,  aud)  fonjentrierte  Präparate,  bie 
bei  ber  ©erbünnung  ©etränfe  liefern  (©unfd).,  fDtai* 
tranfeffenj),  bann  ein  aul  ben  borjiiglidiftcn  Xrau* 
ben  gewonnener  Sein  (f.  Sein). 

Gffcauibo,  1)  Stuft  in  ©ritifd)*©uapana,  ent* 
fprrngt  in  ber  Serra  Vlcarai  unter  0°  40'  nörbl.  ©r., 
(ließt  nad)  91.,  nimmt  Imfl  ben  370  km  langen  91u 
pununi  (Seiner  Fluß),  ben  ©olaro  (SeßWarjer  Fluß) 
unb  bie  bereinigten  Gununi  (Guputoini,  950  km  lang) 
unb  SRajaruni  auf  unb  ergießt  fup,  750  km  lang,  in 
bier,  burd)  meprere  3nfeln  nebilbeten  SRünbungen  in 
ben  VÜlantifdßen  Ojean.  IDian  pat  ipn  über  5ÖO  km 
weit  aufwärts  befapren.boep  pemmen  feine  jaßlreidien 
Katarafte  (wie  »König  Silpelnt  IV.«  unter  3’;«" 
nörbl.  ©r.)  bie  Scßiffaßrt  erßeblid).  — 2)  ©raffipaft 
in  ©ritifd)  < ©uapana,  umfaßt  ben  fradjtbaren  norb* 
weftliißen  Seil  beb  Sanbel,  jwifipcn  ben  Stünbungen 
bei  Crinale  unb  Cffeguibo,  mit  ossi)  53,254  Cinw., 
opne  bie  wilben  3nbianer  in  ben  Urwälbem.  ©gl. 
»British  Gaiana  Directory«,  1902. 

®ffer,  $einrid),  Romponift,  geh.  15.  3uli  1818 
inffiannpeim,  geft.  3.3uni  1872  in  Saljburg,  bilbete 
, fid)  junädnt  im  ©iolinfpiel  aul  unb  Würbe  Htufifbiref* 

j tor  am  Sfannßeimer  Ipcater,  War  bann  meprere 

3apre  Dirigent  ber  Ikainjer  Siebertafel  unb  crpielt 
L 1847  einen  Äuf  nadj  Sicn  alSÄapellmeifter  am  Kämt» 

ntrtor* Speater.  1857  würbe  er  Rapetlmeifter  am 
fwfopemtpeater  unb  1867  jutn  Seirat  ber  oberften 
A Serwaltung  biefer  ©nftalt  ernannt.  1869  legte  er 

ferne  Stelle  nieber  unb  jog  ftdp  naip  Saljburg  jurild. 
Unter  innen  Öomporitionen  (Opern,  Rammennuftt 
nnb  Cnpeflerwale)  paben  befonberl  feine  SKanner* 
pnortette  Seliebtpeit  erlangt.  Sgl.  §anllid,  Suite 


(Sien  1884);  C.  3ftel,  SRid).  Sagner  im  Sitpt  eine! 
jeilaenöffifdjen  SriefwccpfelS  (Scrl.  1902). 

@ffc£,  Slaffe,  f.  Stpwein. 

®jfes,  ©raffdjaft  im  öftlicpen  Citglanb,  umfaßt 
bal  Canb  an  ber  9?orbfee  jwißpen  bem  Stour  unb 
ber  Spcmfe,  nörblid)  bon  Suffolf  unb  Cambribge, 
füblid)  bon  ben  ©rafftpaflen  Vonbon  unb  Rent,  Weit- 
litp  bon  iiertforb  unb  ©libblefej  begrenjt,  mit  einem 
©real  bon  3994  qkm  (72,501)1.)  imbOBOD  1,085,771 
CiitW.  (272  auf  1 qkm)  unb  all  ©erWallunglbejirf 
816,640  Cinw.  ^»auptftabt  ift  Eßclmlforb.  — Cinft 
war  C.  (Caftfeai  ober  0 ft f a d) f e n)  ein  angelfädi* 
ßfipeS  Königreid),  bal,  bon  ©elcwin  (Crlewin),  bem 
Sopn  Cffal,  um  527  gegrünbet  fein  foll  unb  Vonbon 
jur  ^aupt)tabt  patte.  Später  warb  el  bon  Kent,  bar* 
auf  bon  Hierein  unterworfen,  bepiclt  aber  Unter- 
tänige; au!  beren  £>aufe  flammt  Offa,  ber  709  nad) 
SRotn  jog  unb  pier  all  Hlönd)  ftarb.  3»t  9-  3«prp 
fiel  C.  an  König  Cgbert  bon  Seffej. 

©ffeg,  engl,  ©belltitel,  ber  bom  12. — 16.  3aprp. 
naipeinanber  bon  ben  Familien  Hlanbcbiüe,  Fippiero, 
©opun  unb  ©ourd)ier  gefüprt  Warb.  Jieinriep  1TIT. 
berliep  ipn  1539  feinem  ©ünfllinglponiats  Crom  mell 
(f.  b.),  fpäter  bem  ©ruber  feiner  fedpften  ©emaplin, 
Silliam  ©arr,  bon  bem  er  1572  auf  bie  Familie  Xe- 
bereur  überging.  SJiefcr  gepören  an: 

1)  Satter  Sebcreup,  Silcount  bon  §ere* 
forb,  geft.  22.  Sept.  1576,  unterbriidte  unter  Clifa 
betp  ben  ©ufftanb  ber  ©rafen  non  ©ortpumberlanb 
unb  Seftmorlanb  unb  Warb  1572  junt  ©rafen 
bon  G.  unb  Sitter  bd  ^ofcnbanborbenl  ernannt. 
1573  unternahm  er  eine  Cppebition  gegen  bal  auf- 
ftänbifepe  3rlanb,  bie  aber  bei  bem  Hlangel  an  Unter- 
ftüßung  aul  ber  Heimat  feinen  großen  Crfolg  patte. 

2) Sobert  $euercup,  ©raf  bon,  Sopn  bei' 
hörigen,  geb.  10.  Hob.  1567,  geft.  25.  Febr.  1601. 
warb  1584  am  $wf  eingefüprt,  wo  bie  Königin  all- 
halb  bem  fdjönen,  poepbegabten  Slüngling  ipre  ©uf- 
merffamfeit  fepentte.  1685  begleitete  er  feinen  Stief* 
batcr,  Vorb  Seicefter,  naip  Jiollanb,  jeiipnetc  fid)  in 
ber  Sdplaept  bei  ^ütppcn  aul  unb  warb  jum  ©etieral 
ber  Kaballcrie  unb  bei  feiner  Südfepr  nad)  Cnglanb 
jum  ©roßftaUmeifter  eraannL  91adp  Sciceftcrl  lob 
(1588)  warb  er  ber  Königin  erflärter  ©ünftling.  3« 
bentfclbcn  3“pre  mit  einem  Rommanbo  gegen  bie 
fpaniftpe  ©rniaba  betraut,  napm  er  gegen  ben  Sillen 
ber  Königin  1589  an  bem  Rricgljug  teil , burdj  ben 
91orril  unb  Francil  Strafe  ben  $om  ©ntonio  toiebei 
auf  ben  portugiefiftpen  Ipron  fepen  Wollten.  Stoß 
bem  bepauptete  er  fiep  in  Glifabetpl  ©unft.  1591  er 
piclt  erben  Oberbefcpl  über  bal  Rorpl,  bal  bie  Rö* 
nigin  jur  Unterftübung  Jieinrid)!  I V.  nad)  Franfreidi 
fanbte.  Warb  1693 Hlitglieb bei ©epeimcniRatl, unter 
napm  1596  mit  bem  ©bmiral  Ipowarb  einen  ^>anb 
ftreid)  auf  Gabij,  woburd)  Cnglanb  in  ©efiß  reieper 
©eute  gelangte,  Dpne  baß  jebod)  ber  ©laj  bepauptet 
Werben  Tonnte,  unb  warb  1597  ®roßmei)tcr  ber  ©r 
tillerie.  Glifabetpl  ©erpältnil  ju  C.  wecpfeltc  jmifcpeti 
©nabe,  Ciferfuipt  unb  Vcibenfdjaft,  Wäprenb  G.  felbft 
feine  eigentlicpe  Steigung  für  bie  altembc  Königin 
empfaitb.  Sein  Unabpängigfeitofinn  trieb  ipn,  fid) 
bon  ber  $>crrfcpaft  einer  Frau  ju  emanjipieren:  fte 
pat  ipnt  einmal  in  ber  ©ufwallung  über  feine  unepr* 
erbietige  Haltung  einen  ©adenftreup  gegeben,  er  bnr- 
auf  mtl  StpWert  gegriffen;  autp  in  feinen  ©riefen 
medpfelt  ber  Vlulbrud  ber  Unterwürfigfeit  mit  Sluße* 
rangen  bei  Siberftrcbenl.  1699  Würbe  G.  jum 
Stattpalter  non  3rlanb  ernannt,  um  ben  Vtufjtanb 
bei  ©rafen  bon  Xprone  nicberjuftplagen.  $a  aber 


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118 


GiTcrit  - 

feine  Streitfräfte  hterju  nicht  nuSrddjten,  fcbloft  er 
mit  ben  f!ufitänbifdf)eu  einen  ©ertrag,  eilte  gegen  ben 
nusbrüdlid)en©efebl  berSünigtn  im  September  1599 
midi  Sonbott  jurilcf  unb  brang  nnneftüm  bis  in  ihr 
Sdjlafgemad) , um  fich  gegen  bie  vlnlchulbigungen 
feiner  (Gegner  ju  Berteibigen.  Sie  flönigin  naijm  if)n 
guerft  gniibig  auf,  lieft  ihn  bann  aber  Berftaften  unb 
ihm  ben  ©rojeft  machen,  Worauf  er  5.  jitni  1600 
«um  Serluft  feiner  Slmtcr  unb  jum  Vlrreft  auf  itnbe* 
ftimmte  3cit  Berurteilt  lourbe.  greigelaffen,  fnüpfte 
er,  als  feine  ©crfudje,  ftd)  Elifabett)  wieber  ju  nähern, 
erfolglos  blieben,  geheime  ©erbinbungen  in  Schott- 
latib  an  unb  fudjto  im  JJebruar  1601  einen  flufftanb 
in  Sonbon  «u  erregen,  würbe  aber  gefangen  genom- 
men,  311m  lobe  Berurteilt  unb,  alS  Elifabetb  nad) 
anfänglichem  3i’8cnt  24.  Sehr.  baS  HobeSurteil  bc» 
(tätigt  hatte,  am  folgenben  Hag  enthauptet.  Sie 
Srjahlung  Bon  bem  3iing,  ben  ihm  Elifabetb  früher 
gefdhenlt  haben  foü  mit  ber  SSeifung,  ihr  benfelben, 
wenn  fle  iftm  einft  jitmen  foüte,  ju  feuben,  unb  ben 
bie  mit  ber  Übergabe  an  Elifabetb  Bon  ®.  beauftragte 
©riifin  SKotltngham  unterfdjlagen  habe,  ift  unbifto- 
rifd).  6.’  tragifdjeS  Enbe  warb  Bielfad»  biditerifdi  he- 
hanbelt,  fo  Bon  bem  EnqlSnber  3.  SantS  (1682), 
1856  Bon  Saube  in  bem  Hraucrfpiel  »®raf  E.«  unb 
1860  non  St.  SBcrber  (»^Solitif  unb  Siebe«). 

3)  Stöbert  SeBereuf,  ®raf  non,  Softn  beS 
Borigen,  geb.  1591,  geft.  14.  Sept.  1646,  würbe  1603 
in  beu  SJcfijj  ber  ©iirben  unb  öiitcr  feines  ©aterS 
wieber  eingefegt.  1620  trat  er  in  bie  Sienfte  beS 
.(furfürftcit  uon  ber  'Cfalj,  fiftloft  ftef»,  1621  nach  Eng- 
laitb  jiiritcfgefehrt,  im  (Parlament  ber  Oppofttion  an 
unb  befehligte  1624  ein  für  bie  nieberlänbifcften  'Pro- 
Binden  in  Englanb  geworbenes  Stegiment.  Sott 
Marl I.  jumSijeabmiral  ernannt,  unternahm  er  1625 
eine  erfolglofe  Ejpebition  gegen  bie  Spanier  unb 
einen  ffelbjug  in  ben  Jtieberlanben.  1640  unterdeich» 
nete  er  bie  (Petition  an  ben  König  11m  (Berufung  eines 
Parlaments  unb  übernahm,  als  eS  dWiftben  biefent 
unb  bem  Stbnig  dum  (Bruch  (am , obwohl  ohne  rnili- 
tärifihe  ©cgabiiug.  ben  (Oberbefehl  beS  (Parlaments' 
heereS.  3«  ben  Schlachten  bei  EbnchiH  (23.  Cft.  1 642) 
unb  Stewburt)  (19.  Sept.  1643)  ftegte  er,  muftte  aber 
im  September  1 644,  naeftbem  fein  Ipeer  in  EomwnUiS 
(apituliert  hatte,  fliehen  unb  legte  ben  Oberbefehl  nie- 
ber.  3 )a  mit  ihm  bie  Svamilie  ber  HcBcreur  erlofd), 
fo  ging  berHitel  E.  1661  auf  baS  £>au5  Eapel  (Ea< 
pcll)  über.  (Der  erfte  ®raf  Bon  E.  aus  biefent  BauS. 
Slrthttr,  geb.  im  3anuar  1631,  würbe  1683  wegen 
angeblicher  (Teilnahme  an  einer  ©erfd)Wöntng  gegen 
Marl  n.  in  beu  lower  gebracht,  Wo  man  ihn  nach  we- 
nigen Hagen  mit  burcbfcbitittcner  Kehle  fanb.  3et>i- 
ger  ©raf  Bon  E.  ift  feit  10.  Sept.  1892  ffleorge  35c» 
uercujf  be  ©ere  Eapcll,  geb.  1857.  Sgl.  ®alter 
©ourä)icr  35eocrcur,  I.ife  and  letters  of  the  Earls 
of  E.  1540  — 1646  (Sonb.  1852,  2 ©be.). 

Of-ffcgit,  grobförnigeS  Eruptiogcftein,  baS  an  ber» 
fdticbcnen  Stellen  (fo  in  ©raftlicn,  in  ffanaba,  in 
(HrfanfaS,  mSRajfndjufettS,  inCoIorabo,  im  fübliihen 
Otorwegen,  auf  ben  S?apucrbifd)en  3nfeln  unb  bei 
th'ongftod  a.  Elbe)  mit  Eläolithftjenit  unb  Stjcnit  du» 
fammen  Borfommt  unb  teils  ein  hohes,  teils  ein  ju- 
genblidjeS  (poflcrctajifd)eS,  *.  8.  bei  SRongftod)  filier 
Beugt.  35er  E.  bcftei)t  aus  Rnlfnatronfelb'fpat,  flugit 
unb  ©iotit,  du  beneit  fid)  noch  Wechfelnbe  SRcngen 
Bon  OrtftoflaS,  Siephelin  ober  Sobalith,  Swmblenbc 
»inb  OliBin  gefellen,  hat  alfo  in  feiner  ntineralogifcheu 
wie  auch  eftemifehen  Qufammenfepung  eine  gewiffe 
3if)nlid)feit  mit  Hiorit. 


- Gffig. 

im  wefentlidjcn  eine  TOifdjung  Bon  Eifig» 
fäure  mit  Biel  (JSaffcr,  wirb  cntweber  bttreh  Einwtr- 
fung  ber  Suft,  b.  h-  burd)  einen  CjftbationSprodcft, 
aus  einer  altoftolhaltigen Slüffigfeit  (®cin,  Cbftwein, 
(Bier,  gegontem  SftaljnuSdug.Sübcnfnft,  uerbitnntcin 
Spiritus)  ober  burd)  treefne  35efliüation  beS  $oIjeS 
gewonnen.  (Reiner  fllfohol  Berbunjtct  an  ber  Suff 
ünBeranbert;  Wenn  aber  eine  fflilfftgfcit,  bie  neben 
5—10  '®roj.  flllohol  etwas  Effigfaure,  ein  geWiffeS 
fferment  (eine ©attcrie,  Effigpil},  Effigmutter, 
Effigferment,  Bactcrium  aceti,  auch  B.  KUtzin- 
gianum,  B.  Pastcurianum)  unb  bie  notwenbigften 
Sfährftoffe  ber  Satterien  enthält,  hei  einer  Hentpera- 
tur  Bon  10 — 35°  ber  2uft  auSgefept  wirb,  fo  nimmt 
ber  fllfohol  unter  ©ermittelung  ber  SaHcrien  begie- 
rig Sauerftoff  auf  unb  Bcrwanbelt  fid)  in  Effigfaure 
(Effiggüruita).  100  kg  flKohc'l  tonnen  bei  bidem 
©organg  130  kg  Effigfaure  liefern  unb  bebürfen 
baju  300  kg  = 232,200  Sit.  Suft.  3n  ber  ©rariS 
reicht  aber  biefe  Suftmenge  bei  weitem  ttich!  auS,  weil 
ihr  niemals  ber  Sauerftoff  Boüftänbig  entjogen  Wer' 
ben  (ann.  (Sie  bei  jebem  OsBbationSprodcg , wirb 
auch  hei  ber  ©erwanblung  beS  (IllfohoIS  in  Ef jigfaure 
SSärme entwicfelt.  3)ie Hentperatnr beS E f f i gg n t e S, 
b.  h-  ber  al(oholifd)tn  Slüffigfeit,  bie  bem  Efügbit- 
bungSprodeft  unterworfen  wirb,  fteigt,  unb  gleiche!' 
tig  fteigt  baS  [pedififchc  ©ewicht,  Währenb  ber  alfobo- 
li|d)e  ©eruch  einem  fauren  ©laft  macht.  35er  Effig- 
pild  bilbet  auf  bem  Efiiggut  eine  3)edc,  er  nimmt 
Sauerftoff  auS  ber  Suft  auf  unb  überträgt  iljn  auf 
ben  tllfohol.  flufterbem  aber  Wudtert  auf  bem  Effig- 
gut  berStahntpild  (Mycoderma  vini),  ber  ebenfalls 
eine  Hede  (Rahm haut)  auf  ber  ftlüffigfcit  bilbet, 
aber  feinen  E.  erdeugt,  nielmehr  bie  Rcuditfäuren 
beS  EfftgguteS  ojhbiert.  Siierburch  entfauert  er  baS 
Effigqut  iinb  macht  eS  geeigneter  alS  SRäbrbobcn  für 
ben  Ejfigpild;  er  gebeiht  am  beften  bet  15°,  bei  höhe- 
rer Scmpcralur  Wirb  er  leicht  uon  bem  Effigpil)  int- 
terbrüeft,  für  ben  bie  gflnftigftc  Hemperaliir  ,)Wifd)cn 
20  unb  30°  liegt,  ©ismeilen  Hebeln  fid»  in«  Effiggut 
©altier^en  (Etfigälchen)  an.  Wcldie  bie  Effigpil) 
bede  biinhhicdien  unb  baburd)  bie  Effigbtlbung  he  - 
einträihtigen.  Sie  gebeihen  am  beften  hei  16 — 30“unb 
Werben  erft  burch  einen  ©Koholgebalt  beS  EfftgguteS 
Bon  10-12,5°  gefchnbigt.  Sid)t  ift  ber  Entwicklung 
ber  ®ffigha(terien  hinberlich,  febon  derflreiitcS  Hages- 
licht  bei  hewölttnn  Fimmel  wirft  nachteilig. 

(hach  bem  ällctn©erfahren  berEffigfahrifation 
füllt  man  ausgebämpfte  ffäffet  auS  Eichenhold,  bie 
etwa  200  — 300  Sil.  taffen,  in  einem  Saum  Bon 
30  —32°  dur  Snlfte  mit  heiftem  Seincffig,  fügt  nach 
einigen  Hagen  10—15  Sit.®ein  bind»  unb  fährt  mit 
folchem  flufaft  Bon  8 311  8 Hagen  fort,  bis  bie  Räjfer 
bis  du  dWci  Hrilleln  gefüllt  Hub.  3n  8—14  Hagen 
Berwanbclt  fid)  ber  im  Sein  enthaltene  'Sllfohol  , ba 
bie  Renn  entfeinte  in  berSuftbcrEfftgfluhebinreid)enb 
Borljanben  ftnb  unb  Heb  halb  genug  in  ber  iflüffigfcit 
anftebcln,  in  E.  SWan  dieht  bann  to  Biel  fertigen  E. 
ah.  Wie  man® ein  dugefiigt  hat,  unb  beginnt  nun  baS 
füttern  beS  RaffcS  uon  neuem.  Ein  folcheS  (ffiutter- 
faft  (ann  jahrelang  heimpl  werben,  bis  eS  fo  Biel 
SSeinftein,  £>efe  unb  Efftggeläger  enthält,  baft  eS  ge- 
reinigt werben  muft.  ©et  biefent  ©erfahren  bringt 
bie  Suft  burch  baS  Spunblodt  unb  eine  im  obertt 
Hritleil  beS  einen  ©obenS  bcfittbliche  tffmtng  31t  bem 
Effiggut,  unb  ba  bie  ihres  SaiterftoffS  teilweife  be- 
raubte unb  im  ftaft  etwas  erwänute  Suft  fpc)tfifd) 
leiditer  geworben  ift,  fo  finbet  ein  heftänbiger  Suft- 
wechfel  flatt.  35er  auf  biefe  ®eife  erhaltene  28  ein- 


119 


©fftg  (^erfteUung,  ©crweitbung,  Prüfung,  ©crfälfdjungen). 


t\Hg  oerbanlt  Sein  eigentümliches  Slronta  bem  23ein, 
aus  bem  er  bereitet  tourbe,  unb  enthält  alle  ©cilanb* 
teile  besfclbcn,  namentlich  aud)  23cin(äure.  'Ähnlich 
oirb  Cbjtcfjig  auS  Gipfel  - unb  Sirnwein  io  Wie 
©tcr*,  Malj*  ober  ffletreibeeffig  aus  ungeljopf* 
ter.  oetgovner  ©ierttürge,  SRunfeirübenefftg  au8 
auigetoefttem,  bann  Bcrgomcm  ©unfetrübenfaft  ge- 
mannen.  5>er  Dbftefftg  enthalt  auch  Slpfelfäute,  ber 
©.erring  bie  Eftraftiojtoffe  bc-3  MaljeS,  wie  Zejtrin, 
ftidftoffpaüifle  Körper,  ^S^oSp^orfäurefalje  tc.  Sehr 
reinen  6.,  ber  faft  nur  ein  Wenig  Efjigötber  enthält, 
gewinnt  man  aus  einer  Mijcftung  pan  Spiritual  mit 
Soffer,  etwas  E.  unb  Maljaufguß  (©ranntwein* 
effig,  SpirituScffig,  fünftlidjer  SSetneffig). 

Zte  Seftnelleffigfabrifation  bewirft  eine  iet)r 
bebeutenbe  ©ejiftleunigung  be3  CjftbationSprojeffeS 
bunt)  ftarfe  ©erteilung  bes  EffigguteS  in  berabnn* 
nenbe  tropf  eben,  benen  ein  fontmuierlidjerSuftftrom 
entgegengefübrt  Wirb.  Sie  bebient  ftd)  bauptjädjlicf) 
eines  ©entlieft  e3  non  Spiritus  unb  SBaffer  (etwa  20 
Sit  ©ranntwein  Pon  50  ©roj.  Sr.,  20  Sit.  6.  unb 
60  Sit  SSaffer,  juweilen  mit  wenig  MaljauSjug, 
©ier  ober  ©Jein)  unb  ojObicrt  bieS  in  E ff  i g ft  ä n b e r n 
(Effigbilbern,  ©rabierfäffern).  ZtcSfinbauf* 
red)t  ftebenbe  eieftene,  2 — 4 m hobt  1 — 1,3  m weite, 
ben  offene  gäffer , über  beren  ©oben  in  einer  §ötje 
ton  20—30  cm  etwa  frcftS  3 cm  weite  Söcfter  in  bie 
tauben  gebohrt  ftnb.  Etwa  35  cm  über  bettt  ©oben 
liegt  ein  Siebboben  ober  Sattenroft , unb  auf  biefen 
ftnb  auSgelaugte  unb  getroefnete,  fpiralig  aufgerotlte 
8uebml)oljfpäne  gefüllt  bis  etwa  15  ober  20  cm  un- 
ter beut  obem  ©anb.  Ipier  liegt  ein  böljemer  Sieb* 
hoben,  in  beffen  ilßcftcm  für  je  Enben  ©iitbfabeu 
hängen,  bie  ein  langfanieS  unb  gleichmäßiges  $jerab< 
amten  beS  EffigguteS  bewirten.  Statt  beS  ©inbfa* 
Sens  benupt  man  auefi  furje  gliifeme  Ipebcrröbrcften, 
ober  man  oerteilt  baS  Eifiggut  mit  fcitfe  eines  Schau* 
feltrogeS  ober  beS  Scgncrfdjen  ©abeS  gleichmäßig. 
Jugerbem  fteefen  in  bem  Siebboben  5 — 8 gcrabe 
Glasröhren  non  10 — 15  cm  Sänge  unb  3—6  cm 
iurhmefter,  bie  fo  hoch  über  ben  Siebboben  Ijeroor* 
ragen,  baß  fein  Eifiggut  burd)  fie  abfließen  fann. 
sie  entiprechen  ben  Suttlöchern  über  bem  ©oben  ber 
ftäfter  unb  bienen  gur  Unterhaltung  beS  SuflitromS. 
Jie  Efftgftänber,  non  benen  je  2—4  eine  Öruppe 
hüben,  ftnb  mit  einem  Zecfel  Perfdftloffen , ber  eine 
Öffnung  juni  Eingüßen  beS  EfftgguteS  unb  jum 
Jurtreten  ber  Suft  beftpt.  ijür  ben  Setrieb  Werben 
sie  Späne  mit  erwänntem  Efftgfprit  übergoffen,  unb 
aeihbem  biefer  in  etwa  24  Stunben  baS  V°I)  nöüig 
Ounbbrungen  hat,  füllt  man  baS  Eifiggut  auf.  Zie- 
les nnnt  in  feinet  ©erteilung  über  bie  Späne  herab, 
immnt  babei  unter  ©ermittelung  ber  Effigbafterien 
sauerftofi  auf  unb  oerwanbett  fict)  großenteils  in  E. 
üe  burd)  biefen  ©rojeft  auf  36°  unb  flärfer  erwärmte 
Suft  ileigt  in  lebhaftem  Strom  in  bem  gaß  auf,  wäh* 
■enb  fnjehe  Suft  bureft  bie  untemSöcher  eiutritt.  ©ei 
:±maä,ct  Suftjufuhc  Wirb  bie  Efftgbilbung  gehemmt, 
uub  bie  Zemperatur  im  Eiftgbilber  finit,  währenb 
fit  umgefehrt  bei  gu  lebhaftem  Suftloechicl  fo  hoch 
fteigt.  baß  ein  namhafter  Serluft  burd)  ©erbunftung 
moteht  unb  bie  Eiftgjäure  }.  I.  aud)  ju  ffoblenfäure 
sab  |3afjer  ojftbiert  Wirb.  Man  bringt  beohalb  an 
ben  Öffnungen  ber  Effigbilber  Schieber  an  unb  Der* 
beitbet  aueb  ben  lecfcl  burd)  eilt  Sohr  mit  bem  schont* 
iein.  Iie  tifftgfmbe  ntuft  (ehr  gleichmäßig  unb  am 
beften  auf  20  -2T  erwärmt  Werben,  im  Effigbilber 
barf  bie  Zemperamr  nicht  über  35—37°  fteiaen.  Sie 
SbfluBöjfnung  für  baS  am  ©oben  ber  Efftgftänber 


angefammclte  Efftggut  ift  mit  einem  §ebcr  fo  ein- 
gerichtet, baß  ftets  eine  etwa  16 — 20  cm  hohe  wanne 
Efftgfcftidjt  jurücfbleiht,  bie  neuem  Eifiggut  als  Säue* 
rungSerreger  bient.  ZaS  aus  bem  efften  Stäuber 
abfltejienbc  Sffiggut  Wirb  auf  einen  (Weiten  Stäuber 
gegeben  unb  fließt  auS  biefent,  wenn  eS  urfpünglid) 
nur  3—4  ©roj.  Sllfobol  enthalten  hatte,  als  fertiger 
E.  ab.  gür  ftärfent  E.  (Sffigfprit)  ift  ein  wieber* 
holteS  Slufgcbrn  erf orberlid) ; man  Bcrarbeifct  bann 
aber  anfänglich  ein  alfobolännereS  Efftggut  unb  fept 
ben  Weiter  crforberlicften  Spiritus  erft  ju,  Wenn  bie 
ffton  angefäuerte  glüfftgteii  oon  neuem  einen  Effig* 
ftänber  pafftert.  Vm  ftchcrfleit  nrbeitet  man  auf  E. 
mit  6—8  ©ro.p  Effigfäure;  über  10  ©roj.  läßt  fid) 
ber  ©ehalt  nicht  gut  treiben.  Weil  hei  ,ju  fehr  forciet  ■ 
tem  ©etrieb  juoiel  Slltobol  oerbunftet;  bei  12  ©ro.p 
©Ifohol  Wirb  ber  Efftgpilj  gcfdjwächt.  Mau  fann 
annebmen,  baß  etwa  1 cbm  gute  aufgeroüte  ©ud)eu* 
fpätte  unter  günftigftcn©er[)ältniffen200— 250Siter* 
projent  2tlfo()ot  in  24  Stunben  auf(uarbeiten  oer* 
mag.  3!er  ©erluft  beträgt,  Wenn  mau  auf  6— 7proj. 
E.  arbeitet,  etwa  12,  bei  Efiigftmt  14 — 16  ©ro;. ; 
bod)  arbeitet  bie  Mehrjahl  ber  gabrifauten  mit  einem 
burchfchnittlichen  ©erluft  oon  20  ©roj.,  ba  im  Som* 
mer  unb  namentlich  bei  häufigen  ©emittem  leicht 
SetriebSftiirungen  eintreten.  Mit  SRüdfidjt  auf  beit 
©erluft  fann  matt  annehmen,  baß  1 hl  ©ranntwein 
oon  60©roj.  Zr.  liefert:  13hl  E.  oon  3 ©roj.,  7,«  hl 
oon  5 ©roj.,  5,6  hl  oon  7 ©roj.  unb  3,9  hl  Oon  10 
©roj.  3)ie  gufelöle  werben  nicht  orijbicrt  unb  geben 
alfo  in  ben  E.  über.  2)ic  neuere  3eit  hat  mehrfache 
Mobiftfalfonen  ber  Sdfncnefftgfabritation  gebrach!, 
benen  grofte  ©orteile  nachgerühmt  werben,  ©einer 
Sdjneücfftg  ift  farblos.  Wirb  aber  häufig,  um  ihn 
bem  SBeinefftg  ähnlich  }u  machen,  mit  Karamel  gelb* 
lieft  gefärbt,  aud)  toobl  mit  ©Imerin  oerfept.  ©e* 
Wohnlicher  guter  Spcifeefftg  enthält  4 ©rop,  Sein* 
efftg  etwas  titcbr,  Efftgfprit  bis  10  ©roj.  Efilgfäuve. 

© a ft  e u r 8 © e r f a h r e n,  baS  auf  rationeller  Kultur 
beS  EffigfennentS  beruh1-  ^al  loc8cl>  llcr  fleringeu 
SeiftungSfäj)igfcit  feine  Sevbreitung  gefunben.  — 
?lu3  ^oljeffig  bargeftetlte  fehr  reine  Effigfäure  (f.  b.) 
tomint  als  E f f i g e f | e it  j in  ben  ßanbcl  unb  gibt  bei 
(tarier  ©erbitnnung  mit  SSaffer  Zafelcffig. 

E.  bient  in  ber  Xcchutf  3ur  Zarftcllung  oon  Effig* 
fäure,  ©leijucfer,  ©leieffig,  ©teiweiß,  ©riinfpan  unb 
clftgfaurer  Eifenbeije  für  bie  gärbereien.  3n  biefen 
gälten  fommt  lebialid)  fein  ©ebatt  an  Efftgiäurc  in 
©etracht,  Währenb  beim  Xafeleffig  außerbeni  ber  ffle- 
fchmad  oon  ©Jert  ift.  SUS  3“f«P  ä*>  «peifen  eignet 
ftd)  am  beften  SBcincfftg,  juiußonfeiuierenoongnid)* 
teit,  gletfd)  sc.  guter  Schnedcfftg.  Über  bie  SBirfung 
beS  EfftgS  auf  ben  Organismus  f.  Effigfäure.  Zen 
©ehalt  beS  EfftgS  an  Effigfäure  fann  man  nidft 
mittels  beS  SIräometerS  (Effig wage)  beftimmen, 
Weil  beffen  Slnaaben  aud)  burch  ben  ©ehalt  beS  Ef* 
ftgS  an  allerlei  Ertraftioftoffen  beeinflußt  werben, 
bie  baS  fpejififcftc  ©ewidft  erböhen.  ©rnunlweinefftg 
ift  ftctS  fpc(ififd)  leichter  als  her  auS  nicht  bcftiüicrten 
glüfrtgfeitcn  bargeftetlte  E.  Man  muß  baftcr  jur  ©e> 
ftimnt'ung  Des  EifigjauregchaltS  untcrfuiften,  Wieoiel 
SUfali  crforberlicft  ift,  um  bie  Säure  in  einer  abgemef* 
jenen  Menge  E.ju  ncutralifteren.  ZieS  gefeftieftt  bureft 
Maßanalftfe  ober  mit  ßilfe  beS  SlcetometerS  (f.  b.). 
©erfälfftungcit  hcS  EfftgS  fameit  früher  häufiger 
als  jept  Dor:  matt  evfepte  in  feftlecftteiu  E.  hen  fehlen* 
ben  Efftgfäuregel)alt  burdj  Sdjwcfelfäure  ober  3a!  '/ 
fäure  unb  gab  bem  E.  aud)  wohl  burd)  ©ewiine,  wie 
Seibelbaft,  ©feffer,  Senf,  einen  fdjarfen  öejeftmaef. 


120 


©ffigöl^en  — Öffigfäure. 


3ur  Prüfung  auf  Saljfäure  Berfeßt  man  baS  Sc- 
ftillat  bei  ßiügs  mit  Silbcmitratlöfung,  jur©rti(ung 
auf  Scßwefeifäure  mitßßlorbarhunilüiung,  aud)  Ber- 
bampft  man  ben  ß.  mit  einigen  Störnd)en'3mtcr,  ber 
burct)  bic  Scbwcfelfäure  gefdjwärjt  wirb.  3uc  ^?rü  ■ 
fung  auf  freie  ©lineralfnuren  perfeßt  man  and)  20 — 
25  ccm  ß.  mit  4 — 5 Sropfcn  einer  2öfung  Bon  ©le< 
HjljlBiolett  (0,oi : 100  Säger).  Sritt  fofort  olaunrünc 
btS  grüne  Färbung  ein,  fo  fmb  größere  ©iengen  ©eine- 
valfiiuren  jugegen  (0,os-  0,i  ©roj.).  3ur  ©rüfung 
auf  ©letaüc  Bcrbampft  man  ben  ß.  auf  '/*  Sotumen 
unb  fcßtftarfcS  Sdiwefelwafferfloffwaffer  ßinju,  wo- 
bei bie  ebarafterijlifd)en9iicberfdjtägc  ober  Färbungen 
entfielen.  Sfupfer  erfennt  man  in  bem  Pcrbampftcn 
ß.burcb  gelbes  ©lutlaugcnfalj,  baS  einen  rotbraunen 
Slieberfcßlag  gibt,  ßifen  gibt  blaue  gärbung,  ©lei 
einen  Weißen  tHieberfeßlag. 

©ei  ber  SerWenbung  bcS  ßffigS  in  ben  Jmuifml- 
tungen  finb  gewiffe  Sorüthtämaßrcgcln  ju  beamten. 
SllicmatS  barf  man  ß.  in  tupfemen,  meffingenen  ober 
jinnemen  ©cjäßen  lange  fleßen  laffen,  ebenfoWenig 
Speifen,  bie  mitß.  bereitet  Würben.  Sa»  ©mail  eifer- 
ner ©cftßirre  ift  bisweilen  unb  bie  ©lafur  Bon  Jon- 
gcfdßirr  gewöhnlich  bleihaltig,  unb  ß.  fatin,  Wenn  er 
fange  in  foldjcn  fflefäßen  fiept,  ©lei  aufnehmen,  auS 
Songefdjirr  befonbcrS  bann,  Wenn  biefcd  fd)!ed)t  ge- 
brannt ift.  ©lab  unb  ©orjeüan  eignen  fuß  flctS  am 
beiten  jur  Slufbcwahrung  bcS  ßfüflS.  Über  Hotj- 
efjig  1.  b.  ©eid)id)tlid)ce  f.  bei  »ßffigfdure«.  ©gl. 
©rönne  r,2cbrbuch  ber  ßffigfabrifation  i©raunfd)W. 
1876);  ©afteur,  Ser  ß.,  feine  gabritation  unb 
M ranlbctten  (beulfd),  baf.  1878);  Serfd),  Sic  ®fft0- 
fabritation  (4.  ülufl.,  Sien  1895);  Scrfclbc,  Ser  ra- 
tionelle Setrieb  ber  ßffigfnbrifation  (baf.  1900); 
gontcnclIe-JJiegler,  fytnbbud)  ber  ©fftgfabrila* 
tion (7.  «ufl.,  Seim.  1895);  Haffad,  ©ärungäeffig 
(Sien  1904) ; 3eitfchrift:  *Siebcutfd)eßffiginbu(trie- 
t©crl.,  feit  1897). 

©fftgäld)cn,  f.  ©alticrchcn  unb  ßfüg,  ©■  118. 
©ffigäther,  f.  ßfftgfäureäthcr. 

©ffigbaum,  f.  Rbu>. 

Gffigbilbcr,  f.  ©füg,  3.  119. 

©fügbortt,  f.  Berberis. 

©füge,  aromn  t ifdjc  (ff  r ä u t e r e f f i g c),  namrnt  - 
liä)  in  grantreid)  feßr  beliebte  Stifcßungen  unb  tinl- 
turenartige  ©räparate,  bie  in  ber  Suche  ju  Salaten, 
©taBonnaifen,  Saucen  sc.,  ju  fäuerlid)cn  ©etränfen, 
für  bic  Soilette,  alä  Safcßmittcl,  jum  Sprengen  unb 
ju  ©äueßenmgen  anjjcwcnbct  werben.  Sic  Werben 
aud  gewürjigen  Stoffen  bargefteüt,  bie  man  mit  ftar- 
lern  ©füg  etwa  brei  Jage  fteljen  läßt,  bann  abpreßt 
unb  filtriert,  nnbre  frnb  auch  nur  SiiSjunqcn  ber  ent» 
fprtcßenben  ätberifcßcu  Öle  in  ßfüg.  ©[tragen- 
efjig  wirb  aua  1 Seil  Bor  ber  Slüte  gefummeltem 
ßftragontraut  unb  8 — 16  Seilen  fepr  ftarfem  ßfüg 
bereitet,  ffräutereffig  (Vinaigre  aux  fiues  herbes) 
aud  180  g ©ftragonliaut,  60  g ©aßlifumfraut,  60  g 
©orbecrblättem , 30  g Schalotte  ober  SRodcnboüe, 
2,5  kg  ßfftg.  Ser  filtrierte  ßfüg  bient  als  3ufttß  ju 
gutem  Spcifeefüg.  9f äueßereffig  ift  eine  25 jung 
ucrfdjicbcncr  ätßerifcßct  Öle,  ©erubaljam  tc.  in  Spi- 
ritus unb  ßfüg.  ©romatifeßer  ßffig  (Acetum 
aromaticum)  befiehl  nad)  bem  beutfeßen  Vlrjneibud) 
aud  1 SRoSmarinöl,  1 Sadjolberöl,  2 3'tronenöl, 
2 ©cltcnöl,  1 2aBcnbelöl,  1 ©fefferminjöl,  1 fjimtöl, 
441  Spiritus,  650  Berbünnter  ßfügfaure  unb  1900 
Saffcr.  Sie  aromatifche  ßffigfäure  (Acidum 
accticum  aromaticum)  befteht  auS  9 Jteltenöl,  6 2a- 
Benbelöl,  6 3tlronenöl,  3 Sergamott&l,  3St)ljmianöl, 


1 3<mt3(,  26  ßfügfiiure  unb  Wirb  als  belcbenbeS 
SHiecßmittcl  benußt.  Soilettcneffigc  werben  als 
3ufäße  ju  Safdi-  unb  ©abewaffer  bemißt.  Sölni 
f cd) e r ßffig  befiehl  au-5  500  Eau  de  Cologne  unb 
7 ©iSeffig.  Ser  SJäubcreffig  (©efteffig),  früher 
alS  Schutzmittel  gegen  anftedenbe  Jltanlheiten,  auch 
jeßt  nod)  (nußloS)  jum  ©äudiern  Bon  Rrantenjim 
mern  beitußt,  ift  ein  mit  ßffig  bereiteter  BuSjug  aus 
Süermut,  Staute,  ©fefferminje,  ©oStuarin,  Salbei, 
SaBenbelblüten,  ßngclwurjel,  KalmuSwurjcl,  ftuob- 
laud),  3imt,  SRuStatnuß,  ©cwürjnelfen,  Äampfer. 

©füge,  uttbijittifdK,  tinlturenartige  ©rciparate, 
bie  burd)  Sigcftton  ober  Staceration  Bon  21rjnci- 
ftoffen  mit  ßfüg  bargefteüt  werben,  wie  ber  ©teer- 
jwiebcleffig  (Acetum scillae)  attSSWeerjwiebel* 
wurjel,  9 Berbünnter  ßfügfaure,  36  Säafjer  unb  5 
SpirituS. 

©fftgeffenj,  f.  ßfüg,  S.  119. 

©ffigcflct,  f.  ßfüglaureäther. 

©fügferment,  f.  ßfftg,  ©■  118. 

©fftßflicge  (Drosophik  funebris  Fahr.),  gnfclt 
auS  ber  gamilie  ber  gliegen,  3 — 4 mm  lang,  mit 
gelbem  Stopf,  Sruftftüd  unb  ©einen,  fchwarj  unb  gelb 
gebänbertem  Hinterleib  unb  bräunlithen  glügeln. 
iegt  ihre  ßier  in  gärenbe  faure  glüfügfeitcn  'unb 
griiehle  unb  ü»bct  fid)  baher  oft  in  Spctfefarament, 
am  Spuublod)  Pon  Sein-,  Siev-,  ßfftgfäffem  tc. 
©ffiggärung,  f.  ßfftg,  S.  lia 
ßfftggcift,  foPiel  Wie  ©cclon. 

©ffiggut,  f.  ßfftg,  S.  118. 
reer.-',,.,'1'—  f.  ©cetonietcr. 

f.  ßfftg,  ©.  118. 

©ffigfäittc  (lÜthanfäure,  ©cethlfäurc) 
CHj.COüH  ober  G,H40,  finbel  ftd)  in  ber  9!atur 
teils  frei,  teils  in  gönn  Bon  Saljen  ober  ßftern  im 
©fTanjenreidj,  im  Sdjtueiß  unb  ©luäfclfaft,  im  Safte 
ber  ©iilj  unb  anbrer  Srüfen,  im  ©lut  2eufämifdtcr 
unb  naq  reidiliehem  ©enuß  Bon  Stoptchhbratcn  aud) 
im  ©lagen.  Sie  entfteht  auS  ©atriummethhl  unb 
Stohlenfiiure,  auS  Satriummethhlat  unb  Stoblenoriib, 
bei  ber  trodnen  Sefiiüation  ber  meiften  nieht  fliicb- 
tigen  organifchen  fibrper.  Wie  Holj  (baßer  im  H°lj‘ 
cfftg)  , beim  Sdjmeljen  Bon  3uder,  fficinfiiure  unb 
ahnliehen  Subftanjeu  mit  fialihphrat,  bet  ber  gäul* 
niS  unb  hnuptfäd)Iich  bei  ber  Cjt)batioit  beSWIfoholS. 
©einer  ©lfohot  Berbunftet  an  ber  £uft  unBeräubert, 
läßt  man  ißn  aber  auf  fein  BcrteilteS  ©latin  (©latin- 
mohr)  tröpfeln,  fo  wirb  er  fchneü  ju  ß.  ojgbicrt: 
CH,.CH,OH  + 0,  = CHj.COOH  + H.O.  ©latin- 
moljr  enthält  Bcrbi^teten  Saucrftoff,  unb  biefer  wirb 
auf  benftlfoljol  übertragen,  ©erbüuntertlltohol  gebt 
bei  ©egenmart  beS  ßffigfcnucntS  an  ber  2uft  gleich- 
falls in  ß.  über,  unb  barauf  beruht  bie  ßfftggemin- 
nung.  Stonjentricrtc  ß.  Wirb  nteifl  auS  Holjefüg 
bargefteüt.  Siefer  enthält  10  ©roj.  ß.  unb  1 ©roj. 
©lethhlalfohol.  ©Jan  erhißt  ißn  in  einer  Slafc,  leitet 
bie  Sümpfe  in  Stalfmüd),  reinigt  bie  Stalflauge  Bon 
überfcßüfügem  Stall  unb  Seer  auf  ber  gilterpreffe, 
fäueri  jur  Vlbfcheibung  Bon  Seer  mit  Snljfäurc  an, 
Berbampft  unb  erßißt  ben  ©üdflattb  jur  3crftöruitg 
Pon  Seer.  Siefer  graue  Holjfalf  (SS  e ißt  alt) 
mit  80—82  ©roj.  efftgfaurem  Statt  enthält  noch  Seer* 
refte,  ©meifenfäure,  ©ropionfäurc  unb  ©utterfäure, 
er  wirb  m einer  flacßen  ©lafe  burd)  toujentrierte 
Scßwcfclfäurc  jerfeßt  unb  bie  entweießenbe  roße  ß. 
in  einer  Sonfthlange  Berbicßtct.  Sie  roße  Säure  wirb 
mit  etwas  ©cctat  in  einer  ©tafe  meßrere  Stunben 
bis  naße  jum  Sicbepuntt  ber  6.  erßißt,  um  bie  Ser- 


vi-PMlßiiiVfivv  f 

©ffigmuttcr 
©ffigpilj  I 


©fjigfälire  (fccrftetlung;  Gigenfdjaflen). 


121 


erhaltenen  rcinften  unb  ftärfftcn  VInteile  liefern  nad) 
ber  oftmals  unter  3ufap  uon  fonjentrierter  Sdjtnc* 
fclfäure  auägcfübrtcn  ein*  ober  jtueimaligen  leftil* 
iation  im  geinfäureapparat  GiScfftg  Bon  95 — 100 
¥roj.  $bdjft  fonjentrierte  Säure  fanu  man  aud)  btt« 
burd)  gemimten,  bnft  matt  bei  gettügenber  Vlbfüblung 
einige  Gffigfäurefriftallc  in  bie  Säure  mirft  unb  nadi 
Bollenbeter  Rriftallijation  bie  flüffig  gebliebene  Saure 
abgiefet. 

G.bilbct  eine  farblofe  glfiffigfeit,  ricdjt  unb  fd)iuedt 
ftedfenb  faucr,  mirft  bödjft  äpenb,  erzeugt  auf  ber 
Ipaut  fdjmerjbafte  ©ranbblafcn,  jielft  an  ber  2nft  be- 
gierig geud)tigfcit  an,  raudjt  in  ammoniafalifdter 
Suft,  erftarrt  bei  16,7°  blntterig.friftnninifd)  (G  i o c f - 
fig,  Acetum  glaciale),  ficbet  bei  118°,  ift  brennbar, 
mi|d)t  fid)  mit  Soffer,  Vllfobol  unb  Silber,  lbft  einige 
älberifdje  Cie  (G.  non  99  ©roj.  lbft  jjitronenbl  tn 
aßen  ©erbältniffen,  G.  non  95—96  $rot.  im  ©er- 
hältnid  Bon  1:10,  Kampfer,  $mrje,  fette  Oie,  garb- 
itoffe)  unb  reagiert  ftarf  jauer.  5 Jab  fpejififdje  ©eiuidtt 
ber  reinen  G.  i|t  1,055  bei  15°,  eS  fteigt  bei  3ufafj  non 
Soffer  auf  1,0748,  mobei  bie  Säure  bent  $>tjbrat 
CjHjO,  -f  H,0  cntipndjt,  unb  finft  bamt  mieber,  fo 
bafi  eine  G.,  bie  43  ©roj.  reine  G.  cntbält,  mieber 
bnö  fpejififdje  ©ciuidjt  1,055  jeigt  (ngl.  labcüe). 
(Bebau  ber  (Pfflgfättre  Bon  Bcrftbicbenem  fpctiflfiprn 
Wetuidit  bei  15°. 


^roj. 

Q. 

£w§. 

Ckict<$t 

^r°l- 

9. 

epej. 

OJcrotdn 

G. 

€pe*. 

0ovu$t 

*}roj. 

G. 

€pcv 

Öka'iiftt 

0 

0,9991 

26 

1,0303 

51 

1,0013 

76 

1,0747 

1 

1,0007 

27 

1,0373 

52 

1,0031 

77 

1,0740 

2 

1,00*1 

28 

1,0388 

53 

1,0038 

78 

1,0746 

3 

1,0037 

29 

1,0400 

54 

1,0048 

79 

1,0740 

4 

1,0031 

30 

1,041* 

55 

1,0053 

80 

1,0748 

5 

1,0007 

31 

1,0414 

56 

1,0000 

81 

1,0747 

C 

1,0003 

32 

1,0430 

57 

1,0000 

82 

1,0740 

7 

1,0098 

33 

1,0447 

58 

1,0073 

83 

1,0744 

8 

1,0113 

34 

1,0439 

59 

1,0679 

84 

1,0741 

9 

1,0117 

35 

1,0470 

60 

1,0085 

85 

1,0739 

10 

1,01«1 

36 

1,0401 

61 

1,0091 

86 

1,0730 

11 

1,0187 

37 

1,0491 

62 

1,0097 

87 

1,0731 

12 

1,0171 

38 

1,0901 

63 

1,0701 

88 

1,0710 

13 

1,0183 

39 

1,0313 

64 

1,0707 

89 

1,0710 

14 

1,0100 

40 

1,0913 

65 

1,0711 

90 

1,0713 

15 

1,0114 

41 

1,0933 

66 

1,0717 

91 

1,0703 

10 

1,0118 

42 

1,0343 

07 

1,0711 

92 

1,0090 

17 

1,0111 

43 

1,0391 

68 

1,0710 

93 

1,0000 

18 

1,0168 

44 

1,0301 

69 

1,0719 

94 

1,0074 

19 

1,0170 

45 

1,0571 

70 

1,0733 

95 

1,0000 

20 

1,0184 

46 

1,0390 

71 

1,0737 

% 

1,0044 

21 

1,0198 

47 

1,0389 

72 

1,0740 

97 

1,0015 

22 

1,0311 

48 

1,0598 

73 

1,0741 

98 

1,0004 

23 

1,0314 

49 

1,0007 

74 

1,0744 

99 

1,0580 

24 

25 

1,0337 

1,0390 

50 

1,0013 

75 

1,0740 

100 

1,0553 

2)aö  Acidum  aceticum  be3  beutfd)en  ÜlrjncibitdteS 
befipt  baä  fpejififd)e®croid)t  Bon  f)ödtftenS  l.oot,  fiebet 
bei  117 — 118"  unb  enthalt  96  ißroj.  G.  Ia3  Acid. 
acet.  dilutum  (Acetum  concentratum)  Botn  fpej. 
©cm.  1,04t  enthält  30  ©roj.  G.  G.  mirlt  gnntngä« 
mibrig;  ftarf  nerbünnt,  fd)imme!t  fie  att  ber  fiuft  unb 
jerfätlt  in  Sfoblenfäure  unb  Saffer.  flaliumacetat 
liefert  bei  GleftrolBte  Sitban,  Diatriumacetat  liefert 
beim  Griten  mit  riatronfalf  SJletljan,  Jfaliumacetat 
bilbet  beim  Grbipcn  mit  arfeniger  Säure  ffafobtjl- 
ojpb,  Vlmmoniumacetat  nermanbelt  ftd)  beim  Grbipcn 
in  Vlcctamib,  Galciumacetat  liefert  Vlceton  unb  beim 
Grbipett  mit  Galciumformiat  Vilbel) tjb.  ©ei  Ginmir- 
futtg  Bon  Gf)lor  auf  G.  im  Sonnenlicht  entfielen  brei 
Gblorcfftgfäurcn,  uon  benen  bie  Iridjloreffig- 
fäure  C,HCljO,  fdjtnad)  jtetbenb  ried)t,  in  Saffer. 


foIüTitjenapparatiur  WeftiftfationoonGfftgfäure. 

m befter  Seife  tur  Durchführung  gelangen  laffcn. 
.lum  Sdjup  ber  Vlrbeiter  bei  etroaigem  Springen  ber 
’onmanbung  mirb  biefe  mit  einem  engmafdjigen 
ttuBferbrabtnep  ober  mit  einer  Ummantelung  um, 
geben.  Scptere  befielt  auä  einem  nid)t  bidjt  attfdjlie- 
:enben  Sietattmantel  uttb  einer  unter  Drud  eittge- 
■librten  fcomogenmaffe,  bie,  fobalb  ein  Siijj  entfteljen 
'oflle.  iid)  fo  fett  an  bie  Xottmänbe  anleat,  bafj  ©afe 
ober  glüffigfeiten  nid)t  binburdfbringen  fiinnen.  ©ei 
ber  Seftrftfation  ber  SJobfäure  mit  ca.  70  ^roj.  G. 
erhält  man  junädjü  eine  graftion,  bie  aUe  in  ber 
Sobfäure  no a>  Borbanben  gemefenenfremben  Säuren 
enttGlt  unb  für  ted)nifd)c3mcde  in  ben  Ipanbcl  fonintt. 
Sä  bann  folgenben  graftionen  ftnb  Böllig  rein,  müf* 
at  aber  jur  ©ertoenbung  für  Speifeeffig  ober  ju  Vlrj- 
wijlbeden  enter  rtodftnaligen  einfod)cn  Seftillation 
tnt  tbermometer  m ben  gemfäureapparaten  unter 
ötrennung  geringer  SK  engen  ©or-  uttb  SJadplauf 
mrtermorien  roerben.  Die  auf  bent  Solonnenapparat 


unreinigungen  ju  toerflüd)tigen , bann  bei  50°  mit 
ISbtomiäitregemijd)  ober  übermanganfaurettt  Stali  be- 
tmbelt , um  fdttocflige  Säure  in  Sdjlocfelfäure  ju 
vermanbeln  unb  ©tnetfenfäure  unb  empt)reumatifd)e 
Stoffe  ju  jerftbren.  3ur  SReftififotion  ber  G.  benupt 
mm  Solonnenapparate  mie  bei  ber  Spirituüfabrifa- 
tum.  Sie  b efteben  au3  Shtpfer  mit  einem  Gingemeibe 
aui  ©orjeUan,  ober  fte  ftnb  ganj  auä  Ion  gefertigt. 
Sefterc  beftpen  eine  eiferne,  burd)  einelampffdjlange 
teilbare  ©lafe,  bie  mit  lonplatten  unb  einem  effig, 
fourefeften  Ritt  auägemauert  ift  (f.  Vlbbilbung).  ite 
«olonne  enthält  fiebartig  burdilotbtc  lonplatten  mit 
Uberftcigjt)linbem,  ober  fie  ift  mit  fogen.  Regeln 
au3  lort  gefüllt,  bie  ba§  $rinjip  ber  lepljlegmation 


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122 


©ffigfäureantytjbrib  — Gfftgfaurct  Jtalf. 

Sllfoholunb^lthcr  IbSIid)  ift,  bei  55°  fdjmiljt,  bei  195°  I trott  mit  ??fjo-3p^orcyt)diroi‘ib  bcflidiert.  Sn  ber  Sedi- 
flcbet  unb  beim  Grlnännen  mit  Qberfdjüffigem  rotjten  < ! nif  bereitet  man  eS,  inbem  man  (XEjIor  unb  Id)  wellige 
faurem  'Jiatron  Chloroform  bilbet.  Sie  entfielt  audi  ©äure  (Ictjtcre  im  geringen  Überfduig)  gteicfijeitig  bei 
bei  Bchanblung  Bon  Ctiloral  mit  ©alpelcrfaure.  20°  auf  t'iatriumacctat  einwirten  lägt  unb  bann  baS 
G.  bilbet  mit  1 SguiBalcnt  ber  Bafen  leicht  lösliche  Ilnhgbrib  abbeftidiert.  Go  bilbet  eine  farblofc,  ftedjenb 
friiÜadimfdicSaljefllcclatcJ.mitGifcn.SIluminium,  l riedjenbe  glüffigfeit  Born  fpej.  ©eit).  1,073  bei  20°,  fie* 
Blei  unb  Rupfer  bilbet  fte  and)  fdjlncr  lösliche  baftfdie  bet  bei  137°,  mtfdit  jtdj  nid)t  mit  Saffer,  »ertoanbelt 
©alje,  unb  bieSlcetate  berlllfalimctade  Berbinben  ftd)  fid)  aber  in  Berührung  mit  Saffer  in  Gffigfäure. 
mit  tiod)  einem  Kolefül  G.  ju  fauren  Saljen.  Ber-  Kan  benugt  eS  jur  Sarftcduncj  ber  flcett)lbcrioate 
biinnte  G.  (Ging)  wirft  burjtlöfdjcnb , fiiljlcnb,  fejjf,  Don  SUfoholcu  unb  Ilmmoniafbaicn  unb  in  ber  Teer- 
in  grögemDuantitäten  genommen,  bie  BulSfrequcnj  farbenfabrifation. 

unb  Körpertemperatur  herab,  Beranlagt  bei  längenu  Gfftgfäurcätfjcr  (G if i g e ft e r).  Bott  ben  Gftent, 
©ebraud|Beibauungeftbrungen,9lbpetitIongfeit, Bei.  »eldie  bie  GfTtgfäurc  bilbet,  finbet  fid)  Gffigfäure» 
gung  jum  Surdifad,  Roliffchmcrjen ; baS@efldjt  wirb  S t h >)  l ä t h e r (G  f f i g ä t Ij  e r)  C,H,0,.C,Hs  ttt  gcrin» 
blag,  eS  erfolgt  iUbmagerung  unb  bisweilen  Sungcn-  gec  Wicngc  im  Gfftg,  graitjbramttwem  unb  in  eini« 
fcbwinbfud)t.  Beine  G.  wirft  innerlid)  äfjenb  wie  SRi-  gen  Scmfortcn  unb  wirb  burdj  Scftidation  non 
neralffiure;  äugerlidj  bient  fte  nid  blafcnjicheubeS  entwäffertem  efügfaurcm  9'atron  mit  Slfoljol  unb 
ÜJiittel  (vösicatoire  de  Beauvnisin),  als  Stpmittel  bei  Sdjwcfelfäure  erhalten.  SaS  gereinigte,  entroäiferlc 
Sarjen  unb  Jpüljneraugcn  (Beel ine  ift  mit  0,5  Bo«  unb  rcftifijicrte  Seftidat  bilbet  eine  farblofe  fylüf ftg - 
lumen  Saffer  oerbünntc  G.)  unb  }u  9tiedjfläfd)d)en.  feit  Bom  fpej.  ®eW.  0,924,  riedjt  unb  fdjmedt  angenehm 
Berbiinnte  G.  (G|Ttg)  Wirb  audj  old  blutflidenbeS  erf rifefjenb , obitartig,  mifdjt  fid)  mit  Illfohol  unb 
Büttel,  ju  Safcpungcn  bei  ftarfen@djwei&en,  ju  Um-  'Jilfjer,  Ibft  ftd)  in  17  Seilen  Saffer  (28  %.  Gifigäthcr 
fdjlägcn  bei  Hontuftoncn  :c.  benupt.  Slufierbcm  bient  löfen  II.  SSaffer),  brennt  mit  rugenber  glamme, 
G.  itt  bergärberei  unb  ffaltunbrudcrei,  in  berBh010"  ftebet  bei  77°  unb  wirb  bet  Berührung  mit  ber  Cuft, 
grabbie,  jur  Sarjtcdung  Bon  Wnilin,  Bielen  ©alten  namentlich  wenn  eäwafferbaltig  ift,  lcidjtfauer.  Kau 
unb  ‘!ttl)ern.  Gin  Schalt  ber  G.  an  cmphrcumatifdjcn  benupt  Gifigätijer  arjueilid)  bet  injitene,  Cpmnad)!, 
Stoffen  tritt  bcutlidj  bersor,  wenn  inan  bie  G.  Ber-  Kagenframpf  unb  al§  Süedjmittcl , bann  jur  Berei- 
biinnt,  neutralifiert  unb  erwärmt.  tung  Bon  grudjtätljem , füufllidjem  ßoqnaf,  SRum, 

©efdjidjllidjeS.  Gfjig,  aus  fauer  geworbenen  jur  Berbcfferung  bcS  ©cidjntadS  uon  Branntwein, 
gradjtfüftcn,  Sein  unb  Bier  erhalten.  War  bereits  im  tiffig  tc.  G ff  i g f ii  u r e • II  ut  t)  I a t b e r (Sfobutöl- 
Illtertum  betannt  unb als füfilenboS ©cträitf  gcfdjäpt.  farbinolacetat)  C,H,0,  .C5Hn,  burdj  Scftidation 
Blau  wufite  and),  bag  er  gewiffc  Steine  unb  SRctadc  Bon  efiigfaurem  ftali  mit  Sdiwefelfäure  unb  Bmtjl» 
löft,  auf  mandicn  Steinen Vlufbraufen  erzeugt  tc.  Sie  alfobol  erbalten,  bilbet  eine  farblofe  glüffigfeit  boitt 
Illdjimiften  arbeiteten  Biel  mit  Gfftg.  ©eber  reinigte  fpej.  öem.  0,884,  riedjt  angenehm  obftartig,  ntifd)t  fttfj 
ihn  im  8.  Sahrl).  burdj  Scftidation,  unb  BafiliuS  mit  ÜUfoljol  unb  Slther,  ift  unlöblid)  in  SSaffer,  fielet 
Baien tinuä  erhielt  im  15.  3ahrh-  burch  fraftionierle  bei  140°  unb  bient  jur  Bereitung  Bon  ffrudjtätbcni. 
ScjiiHation  unb  bur<h  trodne  Seftidation  beä  ©riitt-  .fapontatf  unb  in  berBhotomelrie  (^efnerlithi).  Gine 
fpanä  ilärfere  G.  ©tahl  lieft  1723  Gfftg  gefrieren,  ilofung  in  SUfohol  bilbet  bae  Bim 51.  Buth  anbre 
befeiiigte  baS  Giä  unb  gewann  auf  bieje  Seife  eben-  G.,  wie  Butplätber  unbBropljläiber,  riedjen  obftartig. 
falls  ftärfem  Gfftg.  Gr  jtedte  audj  G.  burth  Seftil-  <?ffigfaurc  iWiagncfia  (Biagnef iutuaceta t) 
lation  Bon  efftgfaurem  Ä’ali  mit  Sihwefclfäure  bar,  Mg(C,HjO,),  entfloht  beim  fiöfett  Bon  foljlenfaurev 
unb  Sloloip  entbeefte  1789  bie  reine  frifladifierte  G.  Blagnejia  in  Gffigfäure,  friftadificrt  fdjwer  unb  mit 
©laubcr  bcjeidjuete  1658  bie  bunh  trodne Seftidation  dBiolcfiilcnSfriftadWaffer,  gibt  bei  ftorfem  Berbantp- 
bed  JpolteS  erhaltene  ©äure  alä  G.  Später  würbe  bie  feit  ber  fiöfung  eine  fieberige  amorphe  Kaffe,  ift  158- 
üfbentitiit  geleugnet,  bis  fie  Bon  gourcrop  unb  Bau-  ii<h  in  Saffer  unbVUfoljol,  wirft  ftarf  antifeptifih  unb 
guelin  nadhgewiefen  würbe.  Safe  bie  GlTtgbilbung  auf  ift  alS  ©iuobor  in  ben  .fvmbcl  gefommen.  GS  bient 
einer Ojljbation  beruhe,  batte  fchon  CaBoifter  erfannt ; audi  alS  fjufap  jur  Beije  für  Ghrombampffarben. 
bo<h  warb  ber  Brojeft  erft  fpäter  genauer  unterfiuht.  ©fftafattrer  Wartjt  (Bartjumacetat),  gor» 
BerjeliuS  fiedle  1814  bie  3ufammenfe)tung  ber  G.  mel:  Ba(C,HsO,),,  wirb  burdj  Beutralifieren  Bon 
fefl.  unb  Siebig  jeigte  ben  Unlerfdjieb  jwifdjen vilfobol*  Sthwefclbartjum  ober  foljlenfaurem  Bartjt  mit  Gifig» 
unb  Gffiggärung.  SaSBrinjip  ber  ischnedeffigfabri-  (äure  erhallen,  friftadificrt  mit  1 , auch  mit  3 SRole» 
fation  Warb  Bon  Bocrijaaoe  1732  angegeben,  für  fiilen  Saffer,  ift  fefjr  leidit  loSlidj  in  Saffer.  nicht  in 
bie  ledtiüf  aber  1823  burch  ©diüfjcHbaaj  ju  Gubin-  Sllfohol,  reagiert  alfalifdj,  jerfädt  beim  Gihipen  in 
gen  im  SreiSgau  unb  burch  Sagemuann  in  Berlin  fiohlenfäurc  unb  Bceton  unb  bient  in  ber  gärberei 
(1825)  nujbar  gemaehl.  Sie  etfien  grftfiem  Siolguer-  unb  Stattunbruderci  jur  Sarftedung  Bon  Botbeije. 
fofjlungöütcn  würben  1819  ju  fjauiadi  in  Baben  in  ©ffigfaurcr  Salt  (Galciuinacelat),  gormcl: 
Betrieb  gefefjl,  unb  in  neuefter^eit  geftalteten  fith  für  Ca(C1H,01'),.  wirb  burdj  Sicutralifiercn  Bon  Gfiig» 
bie  Sarftedung  ber  G.  auS  6olj,  bie  Berhälhiiffe  giin»  fäure  mit  totjlenfaurem  Ralf  erhalten  unb  int  grogen 
ftiger,  alä  ber  1812  im  £>oIjei)ig  nadhgewiefene  SJle-  auS  .fmljeffig  bargefledt.  3iofjer  äoljeffig  liefert  un» 
thtjlalfohol  für  bie Seerfarbeninbufirie  grofee  Beben-  reinen braunen^oljfalf.beftidierter^oljefftgBicl 
tung  gewann.  Bgl.Slar,  ledjnologie  ber  JioIjBer-  reinem  grauen^ioljfalf  (Seijjfalf);  ogt.  Gfftg- 
fohlunq  unb  ber  gabrifation  uon  G.  ic.  (Berl.  1903).  fäure.  Sa3  Salj  bilbet  waffcrfjaltige , serwittenibe 
©fnafäureaitfjtjbrib  (&tfjanfäureanljt)brib)  9!abcln,  fchmedt  herb,  Bitter  faljig,  ibft  fich  leidjt  in 
CHj.CO.OCO.CH,  ober  0,11,0,  entfielt  aus  Gfftg»  Saffer,  fdjwer  in  Illfohol,  Wirb  bei  100°  mafferfrei, 
fäure  C,n,0,,  inbeut  fuh  2 Kolefiile  berfelben  un-  erträgt  jicmlid)  hohc  lemperalureit,  gibt  bei  ftärfemt 
tcr  IluStrilt  Bon  Saffer  miteinanber  Bereinigen,  unb  Grhifjcn  Ucetoii  unb  bient  jur  Gewinnung  Bon  Gfftg» 
wirb  bargeftedt,  inbem  man  ftaubfbrmigeS , entwäf»  fäure,  in  ber  Sürfifehrotfärberei  unb  im  ©emifdj  mit 
iertcS  effigfaurej  'Jiatron  auf  140°  erhifjt  unb  Gljlsr»  Ghlorealcium  unb  Bmmoniaf  jum  llnocrbrenitlidj» 
fohlenojtjb  cinlcitet  ober  WafferfreieS  cf jtgfaureS  3ia-  ntadjen  Bon  ipolj  unb  ©eWeben. 


©ffigfäurefalje  — 

Gfiigfäurcfalje  (Acetate),  Scrbinbungcn  ber 
Sftgfäute  mit  Safcn , entfiel) cn,  tnbem  in  bet  Gifig- 
iäureCH, . COOH  ber  Bafierftoff  ber  Starbojrtjlgnippc 
butd)  Metall  Vertreten  wirb,  unb  Werben  burd)  Se* 
tanbeln  non  Metallen,  Ortben  ober  Soblenfäurefal* 
äenmit  Gffigfäure,  aud)  burd)  3erfeßung  Don  effig* 
'eurem  Sargt  ober  efftgjaurem  SIci  mit  Scfnuefcl- 
'äurtialjen  bargefteCtt.  feffigfäure  ift  einbafifd)  unb 
bittet  nur  eine  Meiße  Bon  Salden.  Sie  Attalifalje 
bitten  aber  aud)  Siacetate  ober  faure  Saite,  unb  Bon 
Ciien.  Aluminium,  ©lei,  Jhipicr  finb  bofifd»e  G.  be> 
f-mnt.  Sie  neutralen  6.  finb  faft  fämtlid)  in  Baffer, 
größtentcild  aud)  in  Allobot  lödlicp ; in  fattem  'Baffer 
i inner  1 ödlid)  finb  bad  eifigfaure  Silber,  bad  Gued- 
'ilberoppbulfalj  unb  bie  bafifdjen  Salje.  Sie  meiften 
n.  fnüaniiicren  leidjt,  beim  Grbißen  Berliercn  bie  mit 
’ pwaiper  Safe  ben  größten  Seil  ihrer  Säure  unser* 
r.nbert,  unb  ed  entftebt  nur  wenig  Aceton  neben  brenj* 
ligen,  ölartigen  Srobuftcn ; bie  Saite  mit  (tarier  Safe 
•ajallfn  in  ftoblenfäurcfal,)  unb  Aceton.  SeimJiEr* 
liißen  ber  6.  mit  Satronfatt  entftet)t  Methan  CH,. 
Höflingen  ber  G.  terfeßen  fiel)  namentlich  leid)t  bei 
'Gegenwart  non  freiem  fllfali  in  foblenfaurcä  Salj 
imb  fdileimige  Materie.  Siele  G.  werben  tedjniid), 
einige  aud)  mebiginifd)  benußt. 

Crifigfaureditmmoniaf('?lmmoniumacetnt) 
NH, . C,H,0,  entftebt  bei  Ginwirtung  Bon  Ammoniaf- 
)S  auf  Gmgfäure,  ift  geru dilod,  fd)medt unangenehm 
nlilg,  löft  fid)  lcid)t  in  Baffer  unb  Alfobol  unb  bil- 
de! beim  Grtjtßen  Acctamib.  Sie  Wäfferige  Söfung. 
i'unh  Scutralifieren  Bon  Smmoniatflüjiigteit  mit 
riügfäure  erhalten,  reagiert  fd)Wad)  altalifd),  Berliert 
beim  Serba mBfen  uttb  längerm  Stehen  Antmoniat 
unb  enthält  bann  auih  lohlenfaured  Ammoniaf.  Saä 
öalj  wirft  fdiweifetreibenb , eine  Söfung  Wirb  ald 
Liqnor  ammonii  acetici  (Spiritus  Minderen,  [pej. 
■ein.  1,052 — 1 ,034)  arjneilid)  benußt.  SaureScffig* 
lured  'flmtnoninl  NH, . C,HsOt+ C,H,Os,  burd) 
-ublimation  Bon  Salmiaf  (Chlorammonium)  mit 
rfigiaurem  Bali  erhalten,  ift  farblod,  fehr  leicht  löd- 
.uh.  jerftiefet  an  feuchter  Suft  unb  bient  junt  Jtonfer* 
Bieren  Bon  gleifd) , ©emüfen , ffrüdjten  ic. 
Gffigfaured  ©lei,  f.  Sleijuder. 

©ffigiaurcf  Chrom.  Gffigfnured  Ghrom* 
oröb  (Chromiacetat)  (>,(0,11,0,),  hübet  grüne, 
luitbeftänbige  SfriitaHblättchen  mit  2 Moletülcn  Sri- 
taHwaffer.  GineEöfungfflr3»ede  bergärberei  wirb 
bargeiteflt,  inbem  man  Gbromalaun  mit  Soba  fällt 
imb  ben  Aieberfdfiag  in  Gifigfäurc  löft,  bod)  fommt 
•ud)  bcfiicbed  Acetat  Cr,(C,H,0,)(OH),  in  ben  Ipanbcl. 
HieSöiung  bed  neutralen  Acctntd  gibt  beim  Scrbamp* 
•en  eine  gummiartige,  fdjwar, (grüne  Stoffe,  Tie  jerfeßt 
uhmdit  wie  bie  Söfung  oon  Aluminium*  unb  Gifen* 
reetat,  wohl  aber  beim  Sümpfen  ber  bamit  getränften 
imb  getrodneten  ©ewche.  Man  benußt  baher  e.  G. 
ülSeije  für  Sattipjf  arten.  Gffigfaured  Ghrom* 
srhbul  (Gbromacetat)  Cr(C,H,0,),,  aud  Ghrom* 
4lcTür  unb  Hiatriumacetat  erhalten,  hübet  Heine  rote 
SriftoHe  mit  2 Molctüleit  Itrütaüroaffer,  ift  Wenig 
löelidi  m tattern  Baffer  unb  Alfobol  unb  entjünbet 
ri4  beim  Siegen  an  ber  Suft  infolge  fd)nct[er  Cjtjba* 
|wn.  (eine  Söiung  in  SaUfäure  benußt  man  ald  Ab* 
ferenonemittei  für  Sauentoff. 

Cifigfanreci  Cfifcn.  Giiigfaurcd  Gijenopt)* 
iul  (gerroacetat)  Fe(0,H>0i)i  entftebt  beim  So- 
nn Bon  Gifen  in  Gffigfäure,  bilbct  (ehr  leidft  tödliche 
VUhhe  SrShtOe  mit  4 TOolctiilenSfriftanwaffer  unb 
igmert  ftd»  |d)iieü  an  ber  Suft.  SSirb  bei  ber  Screi- 
®ng  ber  Söfung  ber  Suft  reichlich  Eintritt  ju  bem 


©ffigfaiireiä  SJatron.  123 

Giien  geflattet  (burd)  wieberholted  Ahgiefint  ber  gliif* 
figfeil),  fo  entiteljt  eine  bunlel  rotbraune  Söfung  oon 
efligfaurem  Gifonoppb.  gür  bie  gärberei  fteat  ntan 
eine  Söfung  non  gerriacetat  aud  Gifen  unb  rohem 
Ipoljcffig  bar  (Gifenbeije,  Gifenbrühe,  Gifen* 
fchwärje,  Sd)Warjbcije,  holjfaured  Gifen. 
Gifenpurolignit).  3)ie  tief  fdnuarjgrünc  Söfung 
ift  burdj  bie  emppreumatifchen  Seftanbteile  bed  S>ol (• 
effigd  nor  Ojbbation  gefdiüpt  unb  enthält  nielleicbt 
eine  Serbinbung  berfelocn  mit  bem  gcrroacctat.  Sie 
bient  in  ber  Scibenfchwarjfärberei  unb  in  ber  Saum* 
Wollfärberei  unb  -Slruderci,  unb  ihre  SSirffamfeit  be* 
ruht  auf  ber  DjBbation  bed  Gifenorpbulfalged  ju  ba* 
fifchem  Gifenoj-pbulophb*,  refp.  Gifenofljbfalj.  Gme 
reine  Söfung  Bon  gerroacetat  bereitet  inan  für  bie 
gärberei  aud  GifcnBitriol*  unb  Slcigudertöfung;  fie 
hält  fid)  gut  in  Berfchloffenen  weißen  ©ladflafcheii  am 
Eicht,  Weil  bad  Sid)t  gebilbeted  gcrrifalj  wieber  rebu* 
jiert.  Gine  reine  Söfung  Bon  effigfaurem  Gifen* 
oppb  (gerriacetat) Fe,(C,H,0,),,  burch Söfen  Bon 
Gifenhpbroppb  in  Gffigfäure  erhalten,  Born  fpej.Gcw. 
1,087 — l,09i  (4,8 — 5 Sroj.  Gifen),  wirb  ald  Liquor 
fern  acetici  argteilich  benußt  unb  muß  Bor  Sicht  ge* 
fd)ii|)t  aufbewahrt  Werben.  8 leite  ber  Söfung  mit 
1 Seil  SSeingcift  unb  1 Seil  Gffigäthcr  hüben  bie 
Tinctnra  ferri  acetici  aetherea  (4  Sroj.  Gifen). 

Cffigfaurtd  Statt  (Äaliumacetat,  Terra  fo- 
liata  tnrtari)  KC,H,0,,  burd)  Seutralineren  Bon 
[ofjlenfaurcm  Sali  mit  Gffigfäure  erhalten,  friftaüi* 
fiert  fehr  fdjwer,  ift  äufierft  jerflicßlid) , leicht  tödlich 
in  SBaffer  unb  AKohol,  reagiert  fdiwad)  altalifd), 
fihmedt  warm,  fiechenb  faljtg,  (d)mil)t  bei  300°,  er* 
ftarrt  friflallinifd),  jerfeßt  fid)  erft  in  [ehr  hoher  Xcm* 
peratur.  Gine  Söfung  bed  Saljcd  (Liquor  kalii  ace- 
tici) Born  fpej.  ®ew.  1,17« — 1,180  (1  jcil  Salj  in  2 
Seilen  Baffer)  wirb  ald  pamtreibenbed  'JJiittel  beiffiieht 
unb  bei  ÜRagenfatarrf)  benußt.  Saured  efftgfau* 
red  Rali  (Sfaliumbiacetat)  KC,H,0,+C,H,0, 
friftallifiert  mit  6 SRotetüIen  ffriftattwaffer  in  perl* 
muttergläujenbcnSlältchen  aud  ber  Söfung  bed  Bort* 
gen  in  Gffigfäure,  fdjmü^t  bei  148°.  Auch  epiftiert 
)ioch  ein  Sriacetat,  bad  bei  112°  fchmilpt  unb  bei  170* 
in  neutraied  Salj  unb  Gffigfäure  jerfällt. 

Gffigfaured  Hupfer  (itupfccaeetat,  beftit* 
I i e r t e r © r il  n f p a n)  Cn(C,H,0,),  entftebt  beim  Sö* 
fen  BonShipferoppb  ober  ©riinfpan  in  Gffigfäure  unb 
bei  ber3'ifeßuuguon  fdhWtfelfaurcm  Sfupfer  mit  effig* 
fauremSIci.  Gd  bilbet  bunlel  blaugrüne  Sfriftatle  mit 
1 SHoIctül  Baffer,  Berwittert  oberflächlich  an  ber  Suft, 
löft  fid)  in  5 Seilen  heißem  unb  13  S.  (altem  Baffer, 
fd)Wer  in  AHobol,  unb  bie  wäfferige  Söfung  Berliert 
beim  Soeben  Gffigfäure.  Gd  wirb  bei  100°  loafferfrct 
unb  weiß,  gibt  bei  240°  Biel  Gffigfäure  unb  Aceton 
(ffupferfpiritud)  unb  hintertäßt  faft  nur  metalli* 
feped  Shipfer;  ed  bient  ald  Malerfarbe,  jur  Screitung 
Bon  Scpweinfurtergrün,  auch  btdweilert  ald  äußer* 
licped  Arzneimittel  loie  ffupferuitriol.  Uber  hafifepe 
Shipferacetate  f.  ©rünfpan. 

Gffigfa ured  Ülatrou  (Jlatriumacetat, Terra 
foliata  tartari  cristallisata)  NaC,H,0,  Wirb  aud 
loplenfaurem  3iatrou  unb  Gffigfäure,  in  ber  Seepnil 
aud  ©oljeffig  bargcftellt.  Seim  Serbmupfen  ber  Sö* 
Hing  fdjeiben  fiep  teerartige  Subfianjen  ab,  bad  aud 
befiilliertem  £>oljcffig  gewonnene  rohe  Salj  wirb  um* 
friftallifiert,  entwäffert  unb  gcfcpmoljen,  um  bie  ent* 
ppreiimatifcpen  Stoffe  BoUftänbig  ju  jerftören,  bann 
in  Baffer  getöft,  wenn  nötig,  über  Snochenlople  fil- 
triert unb  abcrmald  jurStrifiaHifationgebrad)t.  Man 
jerfeßt  auip  eine  Söfung  Bon  holjeffTgfaurem  Salf 


124 


Gffigfaureä  3'"f  — Geling. 


mit  id)Wefelfaurem  ober  foplcnfaurem  9?atron,  jiept 
bie  2öfimg  bcS  ge6iibetcn  effigfaureit  SlatronS  non 
bcm  auSgefcpiebenen  fdjwefetfaurcn,  refp.  foplenfauren 
Ralf  ab,  Uerbampft  fte  unb  reinigt  baS  Salj  wie  an* 
gegeben.  SaS  Salj  bitbet  farbiofe  Ärifiafle  mit  39Jio> 
iefiilen  SBaffer,  fpej.  ©cm.  1,«,  entwäffert  1 ,528, 
fepmedt  fiiplenb  l'aljig,  Berroittert  Wenig  an  ber  2uft, 
löit  fid)  in  3,9  Seilen  SBnffer  Bon  6°,  in  1,7  Seilen 
SBaffer  non  48“  unb  in  0,5  Seilen  SSaffer  non  100°, 
in  23  Seilen  faltcm  unb  in  1 Seil  fiebenbem  SBein* 
geifi,  fcpmitjt  bei  58°,  nerliert  fein  Rrifiaflwaffer  unb 
erftarrt  unb  fcpmiljt  bann  bei  319°  jum  jmeitenmal. 
GS  erträgt  pope  Semperaturen,  wirb  aber  beim  ®füpen 
unter  Gittwidelung  non  Slcetongeruib  jerfeht.  Sab 
eutwäffcrteSaljij't  febr  Ptjgroffopifd).  SRit  Gffigfäure 
bilbet  eb  faure  Salje.  G.  3!.  bient  jur  Sarfteflung 
Bon  Gffigfäure,  Gffigätper,  Slnilinblnu,  in  ber  ©Polo- 
grappie  unb  alb  Slrjneimittet.  Slucp  würbe  cb  jur 
konfernicrung  beb  gleifcpeS  unb  jur  güflung  non 
SSärmflafdjen  tc.  empfohlen,  hierbei  gewährt  eb  ben 
©orteil,  bafi  eb,  auf  100°  erpipt,  aßmäplich  auf  58° 
abfühlt  unb  bann  lange  bei  biefer  Semperatur  net* 
harrt,  bi»  eb  unter  Gutloeicpung  ber  Schmelzwärme 
erftarrt  ift.  SBärmfiafcpen , mit  effigfaurem  Siatron 
gefüllt,  bleiben  baljer  nicl  länger  warm  alb  bei  gül* 
luna  mit  SBaffer. 

(fifigfaured  8inf  (3infaeetat)  Zn(C,H,0,),, 
aub  fdfincfelfaurem  3mf  unb  Sleijudrr,  ober  burd) 
fiöfen  non  3infojpb  ober  fohIcnfaurem3inf  in  Gffig* 
fäure  erhalten,  bilbet  talfartig  alänjenbe  Schuppen 
mit  3 SRolefülen  StriftaßWaffcr,  ift  leicht  löblich,  ner- 
liert an  ber  2uft  Gffigfäure,  reagiert  fauer,  fcpmitjt 
leicht  unter  ©erluft  ton  SBaffer  unb  Gffigfäure,  gibt 
bei  ftärferm  Grippen  Slceton,  fiopleitfäure  unb  ein 
Sublimat  non  faurom  Salj  unb  wirb  alb  Slrgnchnittel, 
innerlich  befonberb  bei  Delirium  tremens , äußerlich 
Wie  fchwefelfaureb  3inf  benußt. 

Gffigfäure  Sonerbe  (Slluminiumacetat) 
Al^CjlljO,),  entfteht  beim  2öfen  non  Sonerbehhbrat 
(aub  Soneroenatron  gewonnen)  in  Gffigfäure,  unb 
wenn  man  2ßfungen  non  fdjwefelfaurcrSonerbe  unb 
effigfaurem  ©lei  (©Ieijuder)  mifept,  Wobei  fid)  iehwe* 
fclfaureb  ©lei  abfdheibet.  8 eint  Uorfid)tigcn©erbamp» 
fen  ber  2öfung,  bie  füfilidj  jufammenjiepenb  fepmedt, 
fauer  reagiert  unb  fdjwaep  »ad)  Gffigfäure  riecht,  bleibt 
bab  Salj  als  farbiofe,  gummiartige  HRaffc  jurüd, 
währeub  fid)  beim  Grpipen  ber  2öfung  unlösliche 
bafifd)  fchwefelfaure  Sonerbe  abfdheibet.  hierauf  be* 
ruht  bie  SnWenbung  ber  2öfung  alb  ©eijmittel  jur 
gijicrunct  non  garbftoffen  auf  ber  ffiefpinftfafer.  Sa 
aber  bie  Ööfung  fid)  Biel  ju  fdmeU  jerfejjt,  fo  bereitet 
man  für  tcdjnijche3wede  eine2öfung  aubSHaun  ober 
feproefrifaurer  Sonerbe  mit  nur  fo  niel  ©Ieijuder,  baß 
itod)  eine  gewiffe  dlfenge  SdjWefclfäure  an  Sonerbe 
gebunben  bleibt.  Sie  2öfung  enthält  bann  nicßeicht 
Vtluminiumacetofulfat A1,S0)(C,H10,)(.  3Ran 
fällt  aucpSflaun  ober  fd)Wefelfaure  Sonerbe  rntt  Soba 
unb  löft  bie  gefaßte  bafifd) -fchwefelfaure  Sonerbe  in 
Gffigfäure.  Sab  Slluminiumacetofulfat  nerliert  beim 
Srodnen  ober  Sümpfen  bie  Gffigfäure  unb  hinter* 
läßt  bafifdjeS  Sulfat,  bab  ben  garbftoff  binbet.  Gb 
bient  namentlich  junt  §crnorbringcn  ber  roten Sfrapp* 
färben  unb  beifit  banad)  SRotbei  je.  SlubSIlaun  bar* 
gefteßte  ©otbeijc  (B  la  unbei  je)  enthält  auch  fcpwefel* 
jaureS  Sfali,  bab  bie  §altbarfeit  beförbert  Gine  2ö- 
futig  non  effigfaurer  Sonerbe  (Liquor  Aluminii 
acetici),  aub  30  Seilen  SUuminiumfuIfat,  86  Seilen 
berbünnter  Gffigfäure,  13  Seilen  Galciumfarbonat 
unb  100  Seilen  SBaffer  bargeftettt,  Born  fpej.  ®ew. 


l.OM— l,o«,  7,5 — 8©roj.  bafifdjeS  SHuminiinnacelat 
enlhaltenb,  Wirft  antifeptifd),  jufammenjiepenb,  ohne 
ju  reijen,  unb  Wirb  nerbfinnt  alb  auSgcjciebneteSSer- 
banbwaffer,  ju  Sdjeibenfpülungen  (bet  ©eff arien)  x. 
benuht. 

Pffigfpincü,  ber  gclbrote,  effigfarbene  Prafilifcpe 
SRuPiceß,  f.  Spincß. 

efftflfprit,  f.  Gffig,  6.  119. 

Gffigftclier,  eine  innere  S!erbrauchfteuer  auf  Gffig 
tmb  Gffigfäure.  Gine  foldje  befiehl  in  ber  ©raufteuer* 
gemeinfdjaft  beb  Seutfchen  Sieidjeb,  inbem  bie  ©rau* 
fleuer  aud)  non  SMatj  unb  äJcaljfurrogaten  erhoben 
Wirb,  bie  jur  Gffigbereitung  in  eigenb  baju  beftimm* 
ten  Einlagen  Peouenbet  werben.  Gine  befonbere  G 
befieht  in  granfreiep  feit  1875  mit  oerfepiebenen  Steuer* 
fäjjcn  je  nad)  bcntSepalt  an  Gffigfäure,  inbenSfitber* 
lanben  unb  in  Belgien  (feit  1887). 

(Sffigftidj,  ftranfpeit  beb  SBeineb  unb  ©iereS,  ent* 
fiept  burd)  Slnfiebclung  beb  Gffigfiiljcb,  Bacillus  ace- 
ticus,  ber  bei  2uftjutntt  ben  Sllfohol  beb  SBeineb  unb 
Biereb  teilweife  in  Gffigfäure  Berwanbelt.  Sie  Born 
G.  befaßenen  (Setränle  eignen  fiep  nur  noch  jur  Gffig* 

(Stfigtoagc,  f.  Gffig,  S.  119.  [fabrifation. 

C?ffim,  afrifan.  ^afenfiabt,  f.  Slfim. 

©ffipotti,  tünnette  non,  Stanierfpielerm,  geh. 

1.  gebr.  1851  in  6L  Betcrbburg,  erhielt  ihre  ntufi* 
falifcpe  Slubbilbung  am  bortigen  Ronfernatoriunr 
unter  SBielopoIffi  unb  2efd)eti|)fi,  trat  juerft  in  ihrem 
Saterlanb  auf  unb  bewährte  fid)  non  1 875  an  aud) 
auf  lfonjertreifen  in  ben  pauptftäbten  Guropab  wie 
in  Slmerifa  alb  eine  ber  hernorragenbfienRonjertfpie* 
lerinnen  ber  ©egenwart.  1880  nennählte  fie  fid)  mit 
ihrem  2eprer  ÜefcfictiJjfi , non  bem  fie  aber  1892  ge* 
fchicben  Würbe,  1885  Würbe  fie  jur  föniglid)  preußi* 
fepen  5>ofpianiftin  ernannt. 

©filair  (fpr.  ,tctr),  gerbinanb,  Scpaulpieler,  aeb. 

2.  gebr.  1772  ju  Gffef  in  Slawonien,  geft.  10.  ?ioo. 
1840  auf  einer  ffunftreife  in  9Jiiil)Iau  bei  Snnbbrud, 
fcplug  erft  bie  militärifcpe  2aufbapn  ein,  betrat  bann 
1795  bie  Sühne  ju  3tmbbrud,  begab  fiep  barauf  nach 
SJaffau,  1797  itacp  SKüncpen,  im  folgenben  3apre 
nacp'firag,  non  ba  nadj  Stuttgart,  Slugbburg,  Strafi- 
burg, Salzburg  unb  wirfte  non  1801  — 1806  in 
Nürnberg.  3n  Stuttgart,  Wo  er  feit  1807  engagiert 
War,  heiratete  er  bie  Sepaufpieierin  Glifc  SÖfiiQer, 
Würbe  mit  ipr  noch  in  bemfclben  3apre  für  bab  2>of- 
tpeater  ju  SKannpeim  engagiert  unb  ging  1812  ju 
bem  2)o}tpeater  in  Starldruhe  über.  1815  lam  er  als 
SRegiffeur  nadj  Stuttgart  unb  1820  in  biefer  Gigen- 
fepaft  anä .^oftpeater naep SRüncpen,  beffenerfte3ierbe 
er  lange  3f't  blieb.  Später  penfioniert,  gafiiertc  er 
mit  ©eifaß  auf  aßen  namhaftem  Sühnen  Seutfd)  ■ 
lanbS.  G.  War  jum  §e!bcnfpieler  geboren,  ©eine 
Seroengeftalt,  fein  überaus  tlangnoßed,  bieafameS 
Organ,  fein  fprecpenbcS  Singe  unb  fern  lebhafte» 
dJii'enenfpiel  Famen  ipm ebenfofepr  ju  ftatten  Wie  ©pan , 
tnfie  unb  Warme  Gmpfinbung.  Gr  traf  inftinftin  baä 
Siicptige,  folangc  er  als  SRaturalift  wirfte;  leiber  ner» 
leitete lpn®eifaß8fud)t  fpäterjuGffefthafcperei.  Seine 
Slanjroßen  waren:  Äarl  3Roor,  Seß,  Saßenftem, 
dJiacbctp,  2ear. 

©filing  (Gfilingen),  Sorf  in  Sfieberöfterrei*. 
©ejtrfSp.  gtoribSborf,  im  SSardjfetb,  öfiltcp  non 
Slfpern,  unfern bcrSonau,  anberSampfftrafienbapn 
®im-®rofi*GnjerSborf gelegen, mit (1900)  623  Gin®. , 
bcrüpmt  burd)  bie  Scpladjt  bei  Slfpem  (f.  b.)  21.  unb 
22.  Sfiai  1 809 , bie  aud)  naep  G.  bemannt  wirb , unb 
non  ber  ffiarfdjaß  9Jiaff(!na  ben  Sitet  eines  g ü r ft  t n 
non  G.  erpiclt.  öeburtSort  beS  BitbpauerS  Sonner. 


125 


Sjjlingen  — 

Otlingen,  Stabt  utib  OberamtSüg  im  Württem« 1 
herg.SedartretS,  ehemals  freie  SReiegSftabt,  am9icdar 
rat  an  ber  Staatebagitlinie  Sretten-griebrichöbafen, 
i34  m u.  St. , ift  teilioeife  nod)  non  fiarten  dRauem 
mit  türmen  unb  Soren  umgeben  unb  befielt  aus!  ber 
umern  Stabt  unb  13  SSororten.  Über  ber  Stabt 
thront  bie  alte  töurg.  Sie  eigentliche  Stabt  hat  ein 
alles  IHatbauS  (non  1430),  ein  neues!  StatgauS  (non 
1742,  früher  Schlag)  unb  3 fiirdjen:  bie  fpätroma« 
inid)«  jmeigetünnte  SiongfiuStircge  (aus  bem  13. 
Jahtb.)  unb  bie  im  15.  3agrg.  erbaute  unb  reftau* 
nette  jegöne  gotifche  grauenfirege  mit  einem  75  m 
hohen , burchbrochenen  Sumt, 
augerbem  eine  fatg.  Ringe  unb 
eine  3t)nagoge.  Son  berRircge 
St.  ®eorg  fteht  nur  noch  ba« 
Egor  als  üiuine  ba.  E.  befipt 
Senfmäler  bei!  IBegrünberS  beS 
Schlnäbifchen  SängerbunbeS 
®faff  unb  beS  ©rünberS  ber 
beutggen  Sumeridjaft  ©corgii. 
Sie  3ahl  ber  Einwohner  be» 
trägt  (1M0)  27,325  Seelen,  bar« 
unter  2735Ratbolifeu  unb  130 
3“ben.  E.  befiht  bie  größte 
SRafdjinenfabrif  beä  2anbe3  (2200  Arbeiter),  mit 
grogem  Eleltrijitätswerf,  eine  Eifenbahnwerfftätte, 
wüenfabrifalion , flammgam  • unb  SüaumwoUfpin« 
nerei,  eine  groge  lithograph'l’äl«  Vlnftalt,  gabrifenfiir 
'öoljmaren,  £*anbfd)ut)e,  ®IaquS  unb  lädierte  öled)« 
waren,  Such,  Rnöpfe,  ©olb«  unb  Silberwaren,  ©e« 
rtineartitel  ic.  SSie  bie  ©ewerbe,  fo  blühen  aud)  ber 
Cbft«  unb  Sein  bau.  VUIbcfannt  finb  bie  litouifieren« 
'en  Sedarweine  non  E. ; bie  Reglerfcge  Egambagner« 
•abril  befiehl,  als  bie  erfte  in  Seutfdjlanb,  feit  1828. 
4.  hat  ein  QStjmncrftum,  eine  SRealfdjule  unb  ein  eban- 
elifigeS  Sähullehrerieminar,  ein  Sljcater,  ein  reiches 
ooipital,  ein  2>auS  ber  Sarmber^igfcit,  ein  jübifdjeS 
üadenbauS,  ein  befonberS  für  bi«  IReformationSjeü 
oiigtiqeS  'llrtgin  unb  ift  Sig  eines  CberamtS  unb 
cuteä  VlmtSgeridjlS.  3ur  ©emeinbe  E.  gehören  nod) 
Settingen  am  9iedar  mit  einer  grogen SaumWoll« 
Jtmteret,  Rcnnenburq  mit  3rcengeilanjtalt,  9iü« 
her n mit  fchöner  VluSficgt  Born  SBartturm,  baS  ege« 
taltpe  Rlofter,  jegt  föniglicge  Suftfcglog  unb  §of« 
Domäne  Seil  mit  töniglugem  ^ribatgeftüt,  Senn« 
slag  beS  SJürttembergilchen  SRennbereinS  u.  a.  — 
eine  Rabe  Ile  beS  heil.  SitalcS,  bie  fdgon  784  erwähnt 
wirb,  gab  bem  Ort  E.  (Ejjilinga,  ficelinge) 
eme  Smjtegung.  Schon  886  ergielt  er  bie  Starlt« 
erechtigfeit  unb  Würbe  baburch  jur  Stabt  erhoben. 
10<  i erjeheint  E.  bereits  als  bebeutenbe  Stabt  unb 
reibe  1209  burd)  Otto  IV.  freie  SReügsfiabt,  bon 
Imfer  griebrid)  II.  1215  mit  SWauem  umgeben.  Sie 
ötabt  erwarb  1403  bie  SJogtci,  bod)  befaßen  bie  ffira« 
en  non  Sürttemberg  baS  SReicbsghultßeigenamt  ba» 
dbit,  BaS  2tnlag  ju  Bielen  gegben  gab.  1331  bilbete 
E-nnt  anbemSeidiäftäbtenbcn  Sthwäbtfcgen Stabte* 
bunb  unb  leiftete  Ebergarb  bent  ©reiner  gartnädiaen 
i senanb.  Erft  unter  Ebergarb  im  ®art  gellte  fid) 
E.  1473  unter  ben  Scgug  Württembergs.  1488  Würbe 
ju  E.  her  Scgmäbtidje  öunb  jur  Vlufredjtljaltuiig  beS 
SreMriebenS  errichtet.  Sie  Sicformation  würbe  ba« 
1531  burd)  ben  Born  Siat  berufenen  VtmbrofiuS 
klarer  bon  Ronftanj  eingefügrt.  Ütm  22.  3uli  1796 
tab  gier  ein  ftegreicgeä  ©efeegt  ber  Dfterrcicger  gegen 
hie  granjofen  unter  SRoreau  jtatt.  1802  fiel  E.  an 
Sfirttnnberg.  SBgl.  tfSfaff,  ©efcgiigte  ber  SReidjö« 
mtt.  (Egtmg.  1862,  Jladjtrag  1896);  »Urfun« 


Estatuto  real. 

| benbud)  ber  Stabt  E.«  (®b.  1,  grög.  bon  Sieg!  unb 
nlfaff.  Stutta.  1899);  Strögmfelb,  E.  in  3£ort 
unb  Silb  (3.  Vlufl. , Egling.  1902). 

©glingen,  Schtilmciftcr  Bon,  mittelgoihbcut« 
feger  Siegler,  bon  beffen  liiebem  unb  Spriicgcn  bie 
SjjeibelbergerCäRaneffifege)  Sammlung  megrereaufbe« 
wagrt  gat,  lebte  in  ber  jweiten  Hälfte  be«  13.  3agrg. 
unb  ift  biellei<ht  ber  in  Urfunbeti  Bon  1279—81  Bor» 
fommenbe  Magister  Henricns,  rector  scholarum  in 
Ezzelingen.  Seine  ©ebiegte  finb  teilmeifc  gegen  Rai« 
(er  SRubolf  Bon  .tiaböburg  gerichtet. 

©ffonne,  linier  Jlcbenflug  ber  Seine,  entftegt  auf 
beut  Silateau  bon  Orlfanä  bei  Sieubide  (Soiret)  bureg 
bie  Siereinimmg  be«  Oeuf  unb  ber  Simarbe,  jeiegnet 
fieg  bureg  feine  glciegmägige  SSajfcrmengc  auä  unb 
münbet  nah  einem  Saufe  bon  90  km  bei  Eorbeil. 

©ffontteö  (fpr.  «gomrt,  sieden  ini  franj.  Separt. 
Seine«et*Dife,  ülrronb.  Eorbeil,  an  ber  Ejfonnc  unb 
t berSBonerSbagtt,  mit  einei'Sttegcauijbem  12.3agrg., 
bem  Sjohugauä  Semarbinä  be  Saint. ^ierre,  einer 
'•liapierfnbrtf  (2000  Arbeiter),  äüctallgiegerei,  Sliafcgi« 
nenfabrif  unb  (isoi)  7097  (al«  ©emeinbe  9374)  Einw. 
9iörblicg  bon  E.  befinben  fieg  bie  SSerfftättrn  ber  0e« 
fellfcgaft  für  transportable  Eifenbagnen  (Sgflcm  Se« 
eaubidc).  — VI m 4.  Wpril  1814  ergab  ftd)  gier  9Har- 
mont  mit  feinem  Rorpä  beit  SJerbUnbeten. 

©ftabal,  fpan.  SHutenmag,  1801  — 58  gefcglid) 
ju  4 Sara«  = 3,sm  m , aber  in  ben  ißrobütjen  jwi« 
fegen  5Vj  unb  15  Ifßidö  fd)WanIenb.  1 £luabrat«E. 
in  Raftilien  = 11, is,  in  'lieru  unb  Egile  = 11,49  qm. 

©ftablo,  altfpan.  SSegemag  ju  125  VSafoä  = 
174,147  m ; in  Portugal  unb  fflrafilien  = 258,207  in. 
Eltabp,  bie  fpan.  Soife,  1 SBraja  = 2 ®araä. 
©ftafette  (franj.),  f.  Stafette 
©ftagcl  (fpr.  .ptoi).  Stabt  im  franj.  Separt.  Oft* 
pgrenäeit,  Vlrronb.  ®erbignait,  am  Vlglg,  gat  ein  Scnl« 
mal  beä  gier  gebomen  Wftronomen  Vlrago,  bebe  Uten  - 
ben  SBeiit«  unb  Clibenbait,  Seibenraupenjudit  unb 
'Uiannorbrücge  unb  (1*01)  2774  Einw 
(Sftaircd  (fpr.  .Ir‘),  Stabt  im  franj.  Separt.  9torb, 
Vlrronb.  ^ajebroud,  an  ber  £g«,  mit  bebeutenber 
Scineninbuftrie,  Stnrfc«  unb  guderfabrifation,  S(giif» 
bau  unb  <1900  3676  (als  ©emeinbe  6635)  Einw. 
©ftafa,  uterifan.  gelbmag,  fobiel  Wie  Vllmube  3). 
©ftafaben  (franj.),  Sperrungen  bcS  gagrwafferS 
burd)  ®fägle  ic.  ®gl.  ^afenfperren. 
©ftamönto(fpan  ),  Stänbeberfammlung,  EortcS. 
©ftamin,  fobiel  wie  Etamin. 

©ftam inet  (franj.,  fpr.  .nt),  Wirtshaus,  Uaffechau« 
Estampe  (franj.,  fpr.  ,ängp’),  ®ilb  als  Vtbbrud 
einer  'fälatte,  befonberS  Rupfcrfticg,  Staglftieg. 

©•ftancia  (fpan.),  in  ben  2a  ®lata»Staatcn  91anie 
ber  auSfdglieglicg  jur  Sicgjmgt  beftimmten  Sefipun« 
gen,  beren  Sejigcr  EftancieroS  beigen  (in  ben  21a« 
noS  nennt  man  eine  E.  gewöhnlicher  fjato). 

©ftancia.  Stabt  im  brafil.  Staat  Sergipe,  am 
fdjiifboren  ®iaugg,  35  km  Bom  SReer,  mit  Zollamt, 
Vlusfugr  bon  Baumwolle  unb  Sabal  unb  12,000 
EinWognern 

Estatuto  real  (fpan.,  «töniglugcS  Statut«), 
(Rarne  beS  SerfaffungSaefeheS , baS  bie  Stönigiit«'Jie» 
aentin  Egriftine  11.  VIpril  1834  oftrogierte.  Sie 
EortcS  beftanben  banad)  aus  jwei  EftamientoS,  bem 
ber  iprocereS,  woju  bie  Sifcgöfe,  bie  ©ranbett  bon 
Spanien  unb  eine  Vlnjagl  non  ber  Rrone  berufener 
Slotabilitätcn  gehörten,  unb  bem  ber  ®rocuraborcS, 
bie  na<g  einem  SBagljenfuS  auf  brei  3agrc  gewählt 
würben.  SaS  E.  r.  warb  burd)  ben  'JKilitäraufftanb 
bon  2a  ©ranja  bom  13.  Vlug.  1836  abgefegafft 


Sappen  een  GJ« 
lingen. 


126 


G|'tauai)er=lc=Hac  — (Sfte. 


<?|tnt)(lt)CC=  lf -üflC  (fpr.  ffetamaje  IS  latf,  bflttf* 

St  äff  iä  aut  See),  stabt  im  fdjweigcr.  Äantongrei- 
bürg,  fcauptort  beä  Begirlä  Brone,  am  Oftufcr  beä 
Bcucnburgcr  Sceä  unb  au  bcr  Gifcnbatm  greiburg- 
Doerbon,  437  — 464  m ü.  HR. , mit  S*loß,  Ipafcn, 
Xabaffabrif,  ©lodcngicßerei,  fianbwirtf*aft  unb  usoo) 
1658  Ginm. 

Sfte,  Unter  Bcbenflufj  btr  Elbe  in  Ipannooer,  ent- 
fpringt  iübweftli*  Bon  flüneburg,  ift  San  Bujtehube 
ab  (13  km  weit)  f*iffbar  unb  milnbet  bei  Srang. 

©ftr,  Si)triflähaupt|iabt  in  ber  ital.  Brooing  Ba> 
bua,  am  Ssübmcftabhang  bcr  Guganeif*cn  §ügel  unb 
am  grafiine,  ber  burd)  Die  Kanäle  Bon  G.  unb  Bat- 
taglia  mit  bent  8ac*igIione  in  Serbmbung  fteljt,  an 
bcr  Gifenbafjn  SRonfelice-fiegnago,  bat  ein  alles! 
S*loß,  niel)rete  ßirdjen  (eine  mit  f*iefem  Xurm), 
alte  3<nncmuauem.  ein  ©pntnafUtm,  eine  Xc*nif*c 
S*ule  unb  ein  ar*äoIotjij*eä  HRufeum,  gabrifation 
Bon  Gifen-,  Ion-  unb  Seilerwarcn,  lebhaften  ^an- 
bei unb  uooi)  ca.  6000  (alä  fflemcinbe  10,962)  Gin». 
— G.  ijt  basi  alte  Ateste,  ba i f*on  bei  Bliniuä  unb 
XacituS  ertuäbnt  wirb;  iiuHRittelalterWarcä Stamm- 
ort beä  gürftenhaufeä  Gfte.  Bgl.  Buoolato,  Storia 
d'E.  Oifte  1850). 

©fte,  eins  ber  älteften  gürftenhäufer3talieit8,  baä 
im  10.  jjahrb.  ben  martqriiflicbcn  Xitel  führte.  Sein 
Hlfmbcrr  ijt  HRarfgraf  Otbert  I.,  ita*weiäbar  bis! 
972,  ber  unter  Saifer  Otto  I.  Bfalggraf  Bon  Italien 
war.  Sofien  Gntel  (jugo  gehörte  gu  ben  Gegnern 
$einri*ä  II.  unb  geriet  1014  in  beutf*e  Gefangen- 
f*aft,  lourbc  aber  balb  begnabigt.  Sein  Bcffc  HU  b e r t 
Hl  ggo  II.  begleitete  ben  König  fjeinri*  IV.  1077  na* 
Ganoffa;  er  war  mit  einer  Sdjtnefter  beä  fjenogä 
Seif  IIL  Bon  Samten , Suniga,  nermäblt  unb  ftarb 
1097.  Sur*  feine  Söhne  Seif  IV.  unb  gulco  I. 
fpaltete  ft*  baä  §auä  in  eine  beut)*e  unb  eine  italie- 
nij*e  fiinie.  Bon  jener  flammen  bur*  ben  Sbcrjog 
Hieiitri*  ben  Höwen  (f.  b.)  bie  gürftenfjäufer  Braun- 
fdiweig  unb  pannoocr  ab  (f.  Seifen).  Hluä  ber  ita- 
licnif*en  Sinie  bcrG.,  bie  feit  bem  Gitbe  bes  13-3ohrh- 
bie  §crrf*aft  über  gerrara,  HRobena  unb  Dcggio  er- 
warb , fmb  befonberä  bie  golgenben  gu  erwähnen : 

Bifolauä  III.,  entfproifen  auä  unrc*tmäßiger 
Ghe,  muftte  fi*  feine  De*te  mit  (jilfe  ber  Bepublifcn 
glorcng,  Benebig  unb  Bologna  unb  bcr  Herren  bon 
Babua  erft  erfämpfen  unb  (teilte  1402  bie  Bon  feinem 
SSater  Hilbert  gu  gerrara  geftiftete  UniBerfität  luieber 
her.  Gr  ftarb  1441.  — Hionel,  illegitimer  Sohn 
beä  Dorigen , Bon  Sßapft  HRartin  V.  legitimiert , er- 
neuerte 1442  bie  oerfailcne  UniBerfität  abermalä  unb 
untcrftüfitc  fräftig  baä  ncuerwa*tc  Stubium  ber  (laf- 
ftf*en  fiüeratur.  Gr  ftarb  1.  Oft.  1450.  — fflorfo, 
Bruber  beä  Borigen,  würbe  1452  Bon  Saifer  grieb- 
ri*III.  gum  (bergan  Bon  HRobena  u.Beggio,  14.  Hlpril 
1471  Bom  Hfiipft  (Jaul  II.  gum  fgergog  uon  gerrara 
ernannt,  baä  er  alä  päpftli*eä  Heben  befaß.  Gr  ftarb 
20.  Hlug.  1471.  — Iperfulcä  I.,  Bruber  beä  Borigen, 
wußte  trog  hi>uf'9ccRrtcgc  bcnSBohlftanb  feineä  Han- 
bea  gu  fi*cm  unb  ma*te  mit  fcilfe  feineä  HRiniftcrä 
Bojorbo,  Grafen  non  Scanbiano,  feinen  6of  gum 
Samtitelplaß  berühmter  Gelehrten  unb  3>i*tcr;  er 
ftarb  25.  3au.  1505.  (Bgl.  Bertoni,  La  Biblioteca 
Estense,  Xurin  1903.)  — Hilf  onä  I.,  Sohn  beä  Bo- 
rigen, alä  gelbherr  unb  Staatämann  auägegei*net 
unb  non  ben  Si*tem.  namentli*  Hlriofto,  ho*ge- 
feiert,  war  in  gWeiter  Ghe  mit  Hucregia  Borgia  Ber- 
mahlt.  1509  trat  er  ber  Higa  Bon  Gambrai  bei,  warb 
Born  Bapft  3'üiuä  II.  gum  Gotifalonicre  bcr  röini- 
l*en  fiir*c  ernannt  unb  lämpfte  mit  ©lütf  gegen 


bie  Benegianer.  Hllä  er  fi*  aber  Weigerte,  fi*  mit 
beut  Bnpit  non  ber  Higa  loägufagen,  bannte  ihn  bie* 
(er,  ertlärte  ihn  feiner  päpftli*en  Heben  uerluitig  unb 
entrifg  ihm  HRobena  unb  Sicggio.  Suliuä’  Hiadijolgcr, 
fleo  X.,  iu*te  au*  gerrara  gu  gewinnen,  unb  wenn 
au*  na*  fleoä  Xobe  Hllfonfo  einen  Xeil  beä  Gebiets 
Bon  HRobena  gurfitferoberte,  fo  hatte  ec  bo*  mit  Gle- 
menä  VII.  Wieberum  gu  (Stupfen.  Grft  ita*  ber  Gin- 
nähme  Domä  (1527)  gewann  HUfonä  fein  angeftnmm 
teä  ©ebictgurü*  baä'iljm  im  Hlpril  1531  ein3*iebä- 
fpru*  Sarlä  V.  beftätigte.  Hllfonä  ftarb  31.  Cti. 
1534.  — Iperluleä  II.,  Sohn  beä  Borigen,  geb.  4. 
Hlpril  1508,  geft.  3 0(1.  1559,  war  ber  Gemahl  Sie- 
nataä,  Xo*ter  Hubloigä  XII.  Bon  granfrei*,  bie  als 
Hlnhängerin  ber  Deformation  berühmt  geworben  ift 
unb  für  ihre  Überjeugung  f*were  Hlnfe*tungen  er- 
litt.  Gr  fowie  fein  Bruber,  ber  Karbinal  (jippolljt, 
ber  bie  prä*!ige  SiHa  b'Gfte  in  Xiooli  erbaute,  bc- 
günftigten  Sünfte  unb  SBijfenf*aften.  Bai.  -De* 
nata,  (jergoniu  uon  gerrara«,  mit  einem  Borwort 
Bon  H3.  B.  ®iefebre*t  (Gotha  1869);  Blümner, 
Senata  Bon  G.  (gran(f.  1870);  gontana,  Renata 
rti  Francia,  duchessa  di  Ferrara  (Dom  1889 — 99,  3 
Bbc.)  ;Dobocanac*i,  Reuöe  de  France,  duchesae 
de  Ferrara  (Bar.  18951  — Hllfonä  II.,  Soljn  beo 
Borigen,  liebte  ebenfalls  Sänfte  unb  S3iffenf*aften. 
aber  no*  mehr  ©lang  unb  Bra*t  unb  utadjte  feit 
1574  foftfpielige,  aber  nergebli*e  Beriu*e,  bieSrone 
BolenS  gu  erlangen;  an  feinem  fjofe  lebte  Xaffo,  ben 
er  längere  3eit  gefangen  halten  ließ.  Gr  ftarb  27.  Cft. 
1597  tinberloä.  Ser  Bon  ihm  gum  3Ia*folgcr  bc- 
ftimmte  Gäfar,  Sohn  eineä  natür!i*cn  Sohneä  HU- 
fonä’  I.,  Warb  gwar  Born  Saifer  im  Befig  bcr  Sci*s- 
lehen  HRobena  unb  SReggio  beftätigt,  aber  Born  Bgpft 
Gleinenä  VII.  ni*t  anerfannt,  ber  gerrara  alä  heim- 
gcfaüeneä  päpflli*eä  Heben  eingog.  Hluf  Gäfarä  (geft. 
1628)  Soljn  Hllfonä  HI.,  ber  ua*  einem  3ahre  bie 
'Regierung  nieberlegte  unb  in  einem  Sapuginertlofter 
in  Xirol  1644  fein  Heben  bef*lofj,  folgten  alä  Degen* 
ten  fein  Bruber  grang  I.  (geft.  1658),  ber  ft*  alä 
gelbherr  einen  Damen  ma*te  unb  1635  Bon  Saiicr 
gerbinanb  11.  baä  gürflentum  Goireggio  erbtclt, 
bann  Hllfonä  IV.  (geft.  1662),  grang  II.  (geft.  1694). 
— Daßnalb,  Oheim  beä  leßteni,  geb.  1655,  geft. 
26.  Olt.  1737,  war  Sarbinal,  legte  aber,  na*  bem 
Xobe  feineä  Deffen  auf  ben  Xbroit  gerufen,  ben  Bur- 
pur  nieber  unb  Bermählte  ftd)  mit  Gharlotte  geligitao, 
Xo*ter  beä  ^ergogä  3ohanngricbri*  uoitfpannoDer, 
loobur*  bie  beiben  3weige  beä  fjaufcä  G.  wieber  Ber- 
einigt würben.  Gr  f*loß  fi*  im  3panif*en  Gib- 
fotgefrieg  an  Öflerrei*  an  unb  fu*tc  Bergebenä  mit 
öfterrei*if*er  Jitlfe  gerrara  gurüdgugewinnen,  er- 
warb aber  1708  HRiranbola  unb  1737  Boucllara 
bur*  faiferlt*e  Belehnung.  — grang  III.,  Sohn 
beä  Borigen,  Bertor  im  Öfterrei*if*en  Grbjolgefrieg 
1746  alle  feine  Senkungen,  warb  aber  bur*  ben  Hla*c- 
ner  glichen  barin  wieber  eingefeßt;  ftarb  23.  gebr. 
1780.  — ^erfuleä  IH.  Daßnalb,  Sohn  unb  Dad). 
folget  beä  Borigen,  geb.  22.  Bob.  1727,  erheiratete 
bie  gürftentümer  HRaffa  unb  Garrara,  Würbe  aber 
1796  burdi  bie  grangofen  au-3  feinem  ^ergogtum  Der- 
trieben,  baä  mit  bcr  3iäalpitiif*en  Depublit  Bereinigt 
ivarb.  HRit  feinem  Xobe  (14.  Olt.  1803)  crlof*  bcr 
HRanneäflamm  beä  ilalienif*en  ^aufeä  G.  Seine 
eirtgige  Xo*ter,  HRaria  Beatrip,  Warb  mit  gcr- 
binanb,  bem  brüten  Sohn  beä  Saiferä  grang  I., 
geb.  1754,  geft.  24.  Seg.  1806,  Bcnuäblt,  ber  baburdi 
ber  ©riinber  beä  ^aufeä  ßflcrrei*-G.  Warb,  1803 
gur  Gntfdjäbigung  für  baä  berlome  HRobena  ben 


127 


6fte  — Gfterljdjq  oon  ©ntdnt^n. 


Breitgau  unb  bie  Drtenau  erfjielt,  aber  burd)  bcn 
tccBburgcr  Sieben  1805  beibeS  Wieber  Berlor.  — 
önn  ältefter  Sot)n,  grnti}  IV.,  geb.  1779,  geft  21. 
3an.  1816,  erhielt  1814  bad  ^wrjogtum  Kobena  311, 
rät  unb  nad)  beut  Xobe  feiner  Kotier  1829  and) 
ffiafia  unb  Eanrrara.  (Sein  Sohn  gran}  V..  geb.  1. 
3*ni  1819,  geft.  20.9ioO.  1875  in  SSteit,  Berlor  1859 
Irin  fianb  an  bad  Königreich  Stallen.  Sind)  feinem 
lobe  ging  ber  Siamc  Öfterreidj'®.  an  ben  Snljerjog 
gran;  gerbinanb,  älteften  Sohn  bed  ®r}i)er}ogd 
Rarl  fiubwig,  ©ruberd  bed  Äaiferd  gran}  3ofeph, 
geb.  18.  de}.  1863,  über.  Sgl.Kur  atori, Trettato 
dell*  antichitü  Estensi  (Slobcna  1717—40, 2 8be.). 

Sftt,  Siame  ber  Siadjfommen  bed  $er}ogd  Buguft 
Rriebrid)  non  Suffey,  festen  Sobned®corgdIH.  Bon 
Englanb,  aud  feiner  ©bc  mit  ber  locfiter  bed  fdiotti» 
f<ben  Strafen  33 unmore,  SabhBuguftaKurral).  3bre 
Srauung  war  4.  Bpril  1793  bon  einem  engüfdjen 
®eiftHcbcn_ju  9iom  Boüjogen  unb  5.  33cj.  1793  im 
StrahSpicl  St.  ffieorge  ju  Sonbon  wieberbolt  worben, 
aber  erft  ald  fiabl)  Bugujta  13.  3an.  1794  einen 
Sohn,  Bugu  ft  udgre  berief,  gebar,  warb  bie  ©b« 
belannt  unb  auf  fflrunb  eine#  öefefied  Bon  1772, 
Beil  o^ne  Einwilligung  bed  regierenben  ÄiSnigd  ge» 
(<blojfen,  1794  für  ungültig  erflärt  deffenungend)- 
tot  betradbtete  ber  $cr}og  Snbt)  Bugufta  ald  feine  ®e- 
mabtin,  unb  biefe  gebar  1 1.  Slug.  1801  noch  eine  Xod)- 
ter,  Ellen  Bugufta.  Erft  fpSter  trennten  fid)  bie 
eilegatten;  üjre  Sfinber  erhielten  ben  Slawen  b’®., 
bie  Kutter  Warb  jur  bannöoerfdjen  ©räfin  erhoben, 
nahm  1906  ben  Slawen  b'Bmelanb  an  unb  genofj 
eine  Jabredrente  Bon  4000  ©fb.  Sterl;  fte  ftarb  6. 
Kär}  1830  in  Stom.  BIS  fidj  bem  fcerjog  Bon  Suffey 
nad)  unb  nad)  Budftdjten  auf  bie  dbronfolge  eröffne  - 
ter,  nahm  Buguftud  greberid  Bon  ®.,  ber  in  bad 
engitftbe  §eer  eingetreten  War  unb  bid  1838  jum 
Cberften  aufrüdte,  bie  SBürbe  emed  Brirycn  Bon 
©rofebrilamrien  unb  §annooer  in  Bnfprud).  Slad)» 
bem  einige  rnalifdje  Sd)riftfteUer  bie  grage  befeuchtet 
batten,  traten  Stüber  (»Slbljanblunnen  füröefchiehtd» 
Ilmbe>e.<.8b.2,  granff.  1834)  unb  3ad)ariä(:öeibelb. 
1831)  für  S.,  9.  ®.  Sdjmib  in  Sena  (Sena  1836)  unb 
Cidibom  (Brei.  1835)  gegen  il)n  auf.  Beim  dobe 
bed  ^eryogd  Bon  Suffey  1843  Würbe  ber  erneuerte 
Bnfprud)  bed  Cberften  Born  Oberbaud  abaewiefen. 
®r  ftarb  unserbeiratet  28.  33 ey.  1848;  feine  Scbwefter 
DenaiHftc  fid)  1846  mit  Sir  dbomad  Silbe,  fpäterm 
fiorb  Xruro,  unb  ftarb  {inberiod  21.  Kai  1866. 
Cftöfc«ae}‘6«lb<rou,  f.  Calberon  2). 

<?ftcUa  (fpr.  .taja),  Bejirtdbauptfiabt  in  ber  (pan. 
Bronn;  Slaoarra , tm  Wein»  unb  ölicidjcu  Xal  bed 

Sa,  ein  Bon  ben  Slömem  gegrunbeter  Ort  mit  einem 
artaftefl,  mehreren  alten  Stird)en  unb  (ttoo)  6736 
rw.  — 9er  Ort  war  feit  1871  Kittelpunft  ber 
ariHtfirifehen  Stellung  ber  Jtorliften  in  Slaoarra  unb 
Hauptquartier  bei  don  Carlod.  Sie  republitanifdjen 
STruspen  unter  Condfa  »erfudjtcn  bie  ©ofitionen  }u 
erflüimen  (Cnb * Snni  1874),  Würben  aber  yurfict 
flöworfen,  wobei  Condja  fiel.  Sin  neuer  mrtgrtff 
1875  mißlang  ebenfaüd ; erft  16.  gebr.  1876,  nadb» 
bau  bie  Kegienmgdtruppcn  unter  ©enerat  iflrimo  be 
■ebera  bas  Sombarbement  begonnen  batten,  ergab 

M 6.  SC;  .■ 

C0$Me  Segirtdbauptflabt  in  ber  fpan.  Brobiny 
BettHa,  in  bergiger,  oüBenreidjer  ©egenb,  mit  f^öner 
9rric  febemald  Kofdjce)  unb  (looo)  8591  ©inw.;  in 
ber  Sömerjeit  Art&pa  ober  Ostipo. 

Äftepono,  Bejirfdbaupljtabt  in  ber  fpan.  $ro» 
»otj  Kalaga,  an  bä  SRittelmeeitilfte,  am  guß  ber 


Sierra  Bcnncfa  gelegen,  mit  offener  Slcebe  unb  uooo) 
9310  6inw.,  bie  §ifd)fang,  Dbjt»,  S3ein>  unb  3uder» 
robrbau  unb  §anbcl  (1900  betrug  bie  Sludfubr  l,s 
Kitt.  Befeind)  treiben. 

@fter,  fgBiel  Wie  jufnmmcngefcfjtc  Silber,  j.  !ö. 
Cffigfäurc  liitliplätber,  f.  Sitber. 

(Sftcrel,  ©ebirgdjug  ber  ftalfalpenjone  ber  Sejt» 
alpen,  in  ben  franjöftfwen  Separtementd  Sar  u.See» 
alpen,  reid)t  an  ber  Kittelmeerfüfte  oon  3)raguignait 
bid  Canned,  wirb  fübweftlid)  burd)  bad  Xal  bed  nir- 
gend Bon  ber  Kontagne  bed  Kaurcd  geftbieben  unb 
erreicht  im  Kont  Binaigre  616  m ^öhe.  ©r  ift  teil» 
Weife  bewalbet  (göbren.  lforfei^m),  im  übrigen  un- 
fruchtbar, bilbel  materifebe  Borgebirge  gegen  bad  Keer 
unb  Wirb  Bon  ber  Sifenbabn  Karfciüe-Siijja  in  meh- 
reren Xunneld  burcbbrodjm. 

Gftcrbdit)  Bon  Wnldntlja  <(Pr.  eitettaf».  eiud  ber 
mäcbtigften  unb  reiebften  ülbeldgefd)led)ter  Ungamd. 
1238  teilten  fiel)  bie  Söhne  bed  Solomon  Oon  ©ftorad 
in  ben  oätcrlid)en  Sefifj,  unb  Bon  ihnen  flammen  bie 
6cibmfiinien3<rb<i}  unbJ)lledbdyBab,  welch  lau- 
tere 1838  mit  bem  ©rafen  Stephan  imKannedftamm 
crlofd).  Sie  erftere  erwarb  fid)  1421  bur<b  33iplom 
Saifer  Siegmunbd  bie  5>enfd)aft  fflaldntba  tm  Brejj- 
bürget  Jhnnitat.  3)ie  Slad)fommen  bed  greiberrn  boit 
©aldntba.gran  j’  IV.  Bon  3erbdj,  ber  fid)  juerft  ® ft  e r * 
b n jl)  nannte,  fiifteten  1594  bie  brei  noch  beftebenbeu 
fiinien  Cfefjnei,  3 ^ 1 b 0 m (ober  SUlfobD  unb 
grafnö  ober  gor^ tenftein,  bie  im  17.  Jvüjrl).  in 
benSleicbdgrafenftanb  «hoben  würben  33er33egntn- 
ber  ber  ©ebeutung  bed fcaufed ift  Slilolaud,  Stifter 
ber  § a u p 1 1 i n i e gordjtenftein  (f.  unten).  33ie  fiinie 
grafnö  teilte  ficb  Wicber  in  bie  oon  fßripa  unb  ooit 
grafnö,  Welch  lebtere Oon  Jtaifer  fleopotbl.  1687  bie 
reieböfürfttiebe  Siirbc  erhielt  durch  bie  ©rWer» 

Sber  vevrf^aft  ®belftetten  in  granfen  Würbe 
Slifolaud  1804  Sieichdftanb,  bod)  tarn  1806  bie 
fflraffcbaft  untre  bahrifche  ftobeit.  Stad  gräflidie 
£>aud  ®.  befiehl  lebt  aud  fotgenben  fiinien:  ßord)» 
tenftein  (in  2 «fien),  Cfefjnef  (ht  2 fiinien)  unb 
SU t f o b 1.  (3He ehemalige fraiuöfifd)e Sinie6.*4>atlc» 
Wblff.  unten]  ift  1876  erlofcheit.)  ffigt.  3 ob.  ©raf 
©.,  Sefdbreibung  ber  gamilie  6.  (ungar.,  fflubapeft 
1901).  die  nambafteften  ©lieber  ber  gamilie  finb: 

1)  ©aul  IV.,  gürft,  ©raf  Bon  grafnö  unb  Beregb, 
Bfterreid).  gelbmarfihall,  geh.  7.  Sept.  1636  in  Sifen» 
ftabt,  geft  26.  Kärj  17 13,  tämpfte  in  bre  Sd)iad)t  Bon 
St  ©ottbarbt  1664,  würbe  1681  BalatinBonllngani, 
erhielt  nach  bem  grieben  bcn  Oberbefehl  an  ber  tür» 
tifchen  fflrcujc  unb  unterbrüdte  bie  Bartei  döfölhd. 
Buch  an  ber  Befreiung  SBicnd  1683  batte  er  großen 
Bnteil,  Wirfte  1686  mit,  ben  dürfen  Ofen  ju  cutrei» 
Ren,  unb  trug  Biel  jurBefefligung  ber  babdburgifchen 
^errfchaft  in  Ungarn  bei.  Buch  Wäljrenb  bed  Buf» 
ftanbe-3  granj  Sicilöcjiä  II.  hielt  er  ed  mit  bem  §of. 
Buffer  bem  SReichdfüritenflanb  erhielt  Baul  6ad  Siecht 
Künjen  mit  feinem  Bilbnid  ju  prägen  unb  ju  abein. 

2)  Siifolaud  Sofeph,  gürft,  ©raf  non  goreb» 
tenftein,  f.  f.  öcbcimrat  unb  gelbmarfchaü,  ©nfel  bed 
oorigen,  geb.  18.  de}.  1714,  geft  28.  Sept  1790, 
War  ©efanbtcr  an  mehreren  §öfen,  trat  fobann  in  bie 
Brntee,  fämpfte  indbef.  bei  ffolin  unb  würbe  1768 
gelbmarfchaü.  Bud)  war  er  ein  eifriger  görberer  ber 
SBiffenfchaften  unbjtünfte;  aud  ber  Pon  ihm  }u©ifen» 
ftabt  (f.  b.)  errichteten  Kunffchulc  gingen  ^apbn  unb 
Blepel  hernor. 

3)  Si  i f o 1 a u d IV.,  g ü r ft,  Bfterreid).  gelbmarf  chaü. 
Snfel  bed  norigen,  geb.  12.  Sept.  1765,  geft.  25.  SioB. 
1833  in  Conto,  bereifte  in  feiner  3ugcnb  fajt  ganj 


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128 


Gftcrlin 

Guropa,  nabmfobann  5fterrcid)ifd)eÄriegSbienfteunb  1 
flieg  bis  jum  gelbieugmciftcr  empor,  warb  aber  fpäter 
uorwiegcnb  511  biptomatifdjen  ©cfdjäften  oenoenbet. 
BIS  bic  franjijnW'»  Brmeen  1797  bie  Grbftaatcn  beS 
StaifcrS  bebroljleii,  bewirfte  er  eine  Bewaffnung  feiner 
Untertanen  tmb  ftellle  1809  abermals  ein  greiwitli» 
gcntorpS  als  Bntworl  auf  9lapoleonsI.Bronamatio- 
nen  Bon  1805  unb  1809,  bie  ilm  alb  KSabUönig  Un- 
garns Borjdjlugen.  Gr  ift  ber  ©riinber  ber  bebrüten, 
ben  ©etmilbc-  itnb  Jhipferftidifammlung , bie  fiel)  feit 

1865  im  Befig  ber  ungarifdjen  Btabemie  ju  Buba- 
peft  befinbet. 

4)  B a u 1 B n 1 0 n (III.),  3 ii  r ft,  öfterreief).  Minifter, 
Sobu  beb  norigen,  gcb.  11.  UKtir.j  1786,  geft.  21.  Mai 

1866  in  SegenSburg , warb  1810  öfterreidjifdjer  Be- 
laubter inGreobcn,  1814  inSRom,  bannBolfthafler  in 
Sonbon  bis  1842.  BIS  Minifier  beS  BuStudrtigen  im 
Miniflcrium  Battf)t)iinl)  1848,  futhle  er  einen  Bub- 
gteid)  jWifdfcn  beni  öftcrreid)ifcl)en  unb  ungarifd)en 
iRinifterium  ju  bewirten,  legte  aber  nod)  Bor  Buflö- 
iungbcS  Battbhdnt) -MmiftcriumS  im  Buauft  1848 
feinBmt  nieber.  1856  ging  er  als  bfterrcid)iid)erBot» 
fdjafter  jur  Hrbhttng  BlejanberS  II.  nad)  MoSfau, 
wo  er  burd)  ben  ©laiy  feines  Buftrclcns  Buffeten 
erregte.  Sdjntnfenlofer  Bufwanb  batten  bie  Seque« 
ftratton  feiner  aubgebe()nten  ©üter  jur  golge.  Sein 
Grbe  war  ber  am  25.  3»ni  1817  geborne  unb  28. 
3an.  1894  in  Silien  geftorbene  ffürft  91ifotauS, 
gefürfleter  ©raf  ju  ßbelftetten,  Grbberr  ju  gordjten- 
ftein,  Mitglicb  ber  ungorifdjen  Magnatentafel,  I.  f. 
ttämuterberr  unb  Major  in  ber  Bnuce,  Bermäbtt  8. 
gebr.  1842  mit  Slabp  Sarai)  greberica  Garoline, 
£o<btcr  bon  ©corge  Ol)üb  BiüicrS,  ©rafen  Bon  3er* 
fett  (geft.  17.  91oo.  1853).  Ger  ältefte  Sohn  biefer 
Gbe  war  Qrilr ft  Baut  VlntonSiilolauS,  geb.2i.Mar3 
1843,  geft.  22.  Bug.  1898,  Bermäbtt  1868  mit  Brin- 
jeffht  Marie,  ©väfin  Bon  GrauitmanSborff  (geft.  1. 
Bpril  1876  in  Dbenburg),  unb  1879  mit  bei  Brin- 
jeffm  Gugcnie  Bon  Ürolj-Gülmen  (geft.  12.  3uni 
1889).  ©lief  beS  .paufeS  ift  BauIS  Soqn  SlitolauS, 
geb.  0.  3uli  1869,  ocnnäf)lt  1898  mit  Margarete 
©räfitt  Giirdft).  GaS  Majorat  ber  Familie  umfaßt 
29  fjerrfdiaften  mit  21  SdjIiSffcrn,  60  Martlfterfen 
unb  414  Dörfern  in  Ungarn;  Mittdbuntt  ber  Ber- 
walttmg  ift  ©fenftabt;  aujjcrbent  gebären  baju  bie 
.yerrfd)aftcn  Bottenflein  unb  Sdjtuanbatb  in  Bieber- 
öfterreid)  unb  bie  gefürftete  ©raffcqaft  Gbclftetten 
in  Bat)ern.  Bis  jur  Gilrnmg  ber  Sdjutbentaft  bejog 
ber  fürftlidje  3wf>3  ber  gamitie  nur  eine  bejtimmte 
3abrcSrente. 

BuS  ber  graf lidjen  SinicG.-gor(btenftein  ift 
31t  nennen  BifolauS  II.  bon  G.-gordjtcnfiein,  Be- 
grünber  ber  Mad)t  bcS^aufeS,  Staatsmann,  Baiatm 
unb  Selbljcrr,  geb.  1582,  geft.  11.  Sept.  1645,  trat 
fn  jungen  Satiren  bom  proteftanifdjen  ©lauben  jum 
fatbolijdien  über.  Würbe  gubrer  ber  fonftitutioneQen 
fiegitimiften,  fpäter  Iudex  Curiae  unb  1625  Balati« 
nuS.  Seine  Bemühungen,  bie  ©cgenfäjje  fonftitutio- 
neBer  unb  religiöfcr  Brt  jloifdjen  bent  Sbofe  unb  ber 
9!ation  auSjugleitften,  brachten  ihm  Wenig  Ganf.  Bei 
tf>of  war  inSbef.  ber  Brimae  Bajmdnt)  (f.  b.)  fein 
Biual.  Gr  erlebte  nod)  ben  Bufftanb  ©eorg  Sri- 
töcjiS  II.,  ben  er  umfonft  311  berljinbcrn  fitste.  Gr 
War  and)  litcrarifd)  tätig.  Seine  Slerte  gab  gr.  Xolbq 
beraub  (Bubap.,Uugarijd)eBfabemic);  (eine  Biogra- 
phie fdjrieb  Bl.  Ssalat)  (3  Bbe.).  — Bnlon  B.  G. 
(1626— 1722)  marCberft  in  faiferlidjenGienftcn  unb 
fdtlofj  fid)  bann  1703  Srans  SRritäcji  an,  mit  bem  er 
1 7 1 1 nad)  Sraiifretd)  unb  fpater  nadj  Sobofto  auSwan- 


- Gfttien. 

j berte.  Bon  feinem Sofine B a 1 e n t i n flammt  bieCitiie 

, palle wql-G.  ab,  bie  1876  mit  ©raf  CabiSlauS  er- 
loftb-  — Siocf)  ift  su  nennen  Siorij),  ©raf  Bon  G., 
geb.  1807,  geft.  8.  91  ob.  1890,  Bfierrcid).  Diplomat, 
mar  bis  1856  öfterreitbifeber  ©efanbter  in  9tom,  trat 
1861  in  baS  Aabineit  Sd)tnerling  unb  war  aud)  Blit- 
glieb  beS  1865  gebilbetcn  ÜJlinifteriumS  Belcrcbi.  Gr 
war  eine  Sjauputüye  ber  tlerifal-feubalen  BeaftionS- 
partei  am  SJiener  V»f,  wo  fein  Ginflufj  jebeit  anbenr 
überragte  unb  fid|  inSbef.  1866  jlt  unt)cilBoIIcr  ®eU 
tung  bradjte,  ba  @.  nigleid)  ein  unBerfotjulidjer  ©eg- 
ner  Breuficnä  unb  3iaIicuS  War. 

$ec  in  ber  35rcbfuSaffairc  oft  genannte  ehemalige 
fransöftfdje  Blajor  9B  a l f i n - Git  e r b a }t)  flammt  nidjt 
auS  ber  bis  1876  blitbcnbeu  frantöfiftbeit  fihtie  ber 
G.-^atlewijI,  fonbem  ift  berUrenlel  berßlräfinSKarie 
Bnna  6. , bie  morganatifd)  einem  Dffijier  nantenS 
SBalfin  angetraut  War. 

@fterliit  u?r.  .lana,  Gftclin),  mittelaUerlitber Bei- 
name ber  Sübra  ftatiS  b.  ©r.  oon  367,i  g unb  ihrer 
leilflufen  juttt  Unterfdiicb  Born  Blavlgcwidjt ; bann 
in  Sranlreicf)  'hm  ber  3Rarf  = 23KailleS  ju  4 ödlino, 
aud)  in  belgifd)en  Stabten  '/s»o  beS  tpanbefspfunbes ; 
fpäter  foBiel  wie  GngelS  (f.  b.)  unb  in  Belgien  bis 
1836  eine  91ebenbegeid)nung  beS  ©rautinS. 

Est,Est,Kst,  guler  BluSfatcIIerwein  Bon 'Monte- 
fiaScone  am  See  Solfeita,  Berbault  feinen  91amcu 
folgenbev  non 38 .Biüller  bidjtcrifd)  bcbanbelten  Bnet- 
bole : Buf  einer  Steife  gab  ber  Bifdjof  3ol).  n.  gugger 
feinem  Wiener  ben  Buftraa,  BorauSjugcben  unb  an 
febe  Stbenfe,  Wo  er  guten  38ein  finbe,  Est  anjuidirei- 
ben.  3n  BlontefiaScone  fanb  ber  Wiener  ben  beften 
unb  fduicl)  bcsbalb  Est,  Est,  Est!  an.  Gier  Bifd)oj 
tranf  fid)  tot  unb  erhielt  oon  feinem  3)iener  bie  ©rab« 
fd)rift:  -Est,  est,  est!  propter  nimium  Est  liic  Joan- 
nes de  Fugger  dominus  meus  mortuus  est«,  bie 
fid)  noch  in  ber  iUrdjc  San  glaoiano  bafelbftBoi-finbet. 

Gftbcli  (Gbften,  Gfteu),  BoKSftamm  im  euro- 
päifcbeit  IKufilanb , ber  sur  mongolifdben  Baffe  unb 
jur  finnifd)cn  Sblfcrfaniilie  (f.  ginnen)  gebärt  unb 
gegenwärtig  baS  eigentlidje  Gftblanb  (f.  b.),  bie  3nfcl 
Dfel  unb  ben  benachbarten  Brdjipel  (3>agä,  Mohn 
u.  a.),  bie  nörblid)e  Hälfte  Bon  iüulanb  fowie  Heine 
Zeile  ber  ©ouoerncntentS  Bflow,  SBitebf!  unb  St. 
BeterSburg  bewohnt.  3m  Mittelalter  vcidjten  bic  G., 
jufantmen  mit  ben  fehl  ganj  auSgcfforbenen  Shtreu 
unb  ben  Sinen  (f.  b.),  bebeutenb  weiter  nad)  S.,  bod)  fmb 
fte  aQmäblid)  Bon  ben  Setten  immer  weiter  nad)  91. 
3urüdgcbrängt  worben.  3br  flefamteS  fflebiet  mag 
ungefähr  38,500  qkm  (700  C9R.)  unb  ihre  BoHSjal)! 
etwa  750,000  SöBfe  betragen,  woBon  290.000  auf 
ba-3  eigentlidie  Gflblanb,  440,000  auf  ben  eftbnifd)en 
Seil  StulanbS  entfallen.  Bon  ben  91  uffen  Werben  bic  iS. 
Tschuclmi  ober  Tchuchouzi  (-gremblinge-),  Bon 
ben  Setten,  ihren  fübtidjen  91ad)barn,  Iggauni  i-Bor- 
iriebene«,  mit  Bnfpietung  barauf,  baß  bie  G.  Oon  ben 
Setten  Weiter  nad)  91.  binaufgcbvängt  würben) , Bon 
ben  ginnläitbcm  Wirolaiset  (>@ren3länber-)  ge- 
nannt. Siefelbft  nennen  fid)  Tallopoüg  (-Sohn  bec 
Grbc-)  ober  aud)  Maamees  i-Mann  bc«  SanbeS-). 

Ger  39  u cb  S ber  ®.  ift  Weber  fd)ön  ned)  (räftig, 
nur  bic  Stranbbewobner  matben  eine  BuSnabme ; 
bie  ini3nncni  beSSanbeS  aber  finb  Heiner,  Sopf  unb 
®eftd)t  finb  Hein,  breit  unb  oon  gebrüdlcr  gorm. 
Überhaupt  taffen  fid)  bie  mongolifdben  ©ejid)!Sjügc 
nicht  Benennen:  Weber  bie  eng  gefetteten  Bugen  nott> 
bic  breiten  Baden  unb  ber  Heine  Munb.  GaS  meijt 
jdjtichtc,  btoube  ober  braune  Staat  bängt  ungef (hö- 
ren herab.  Giehle  Bugenbrauen  befchatteit  baS  tief 


129 


©Ilgen  - 

liegmbt  graut'Huge.  SBei  geringer  Scßulterbreite  finb 
bie  Anne  lang , bie  $?cinbe  bagegen  breit  mit  furjen 
flingern.  Xa8  breite  Seden  Ift  oon  ßintenßer  ab- 
^eiladgi  unb  wirb  Don  furjen  Seinen  unb  Heinen 
cjüfien  geftüßt,  baßer  bie  Haltung  nacßläffig,  beröang 
ißleppenb  ijt.  Xielracßt  ber  E.  ift  (rc^  jieiulicb gleid). 
De  meinen  geben  in  langen,  fcßtoarjen  3i  öden  (ohne 
Äragen,  Auficßlage  ic.)  doii  einem  3CU8-  baa  Tie 
Seütmann(Sabmel)  nennen,  Sarunter  tragen  fie  ein 
Sanii  Bon  blauem  lud) , für  je  lebeme  ober  leinene 
polen , wollene  Strümpfe  unb  ftatt  ber  Stiefel  eine 
Art  Scßuße,  Hafteln  genannt,  bie,  auä  ungegerbter 
Rußßaut  gefertigt,  mit  einer  Scßnur  um  ben  gufj  ju- 
iaminmgejogen  Werben,  im  Sommer  einen  runben 
Üut,  im  Sinter  eine  gucßäpel jmüße  unb  einen  Scßaf 
pelj  ohne  Überjug.  Sie  Seiber  tragen  faltige,  bunt 
geftreifte  wollene  Unterröde  unb  einen  eng  anfdjlie» 
ßenben  feßwarjen  Cberrod,  bie  berbeirateten  eine  eng 
anfcßticfjenbeSKüße, Räubere,  bieäJtäbcßcn  beä  reoal- 
ießen  Streifes  unb  auf  ben  3nfeln  bagegen  ein  breitet 
fcopfbanb,  Scrg  genannt.  3»  neuerer  3eit  jebod)  be- 
ginnt bie  Sationaltracßt  meßr  unb  mehr  einer  ftäbti- 
teßen  ©aß  ju  maif|en.  Sie  Sobnßäufer  finb  meift 
plump  unb  rob  unb  ohne  Sd)omjteine,  inbem  bie 
3<blaffammem  Don  ben  Siegen  (©ctreibebarren)  auä 
gebeijt  werben.  Wo  ber  Saud)  jum  Sorten  beä  SoraO 
con  bem  Cfen  unb  2>erb  frei  burcßftreidjt  unb  burd) 
bie  offen  fteßenbe  lür  ßinauägeßt.  Sod)  fomtitett 
neuerbmgä  bie  fteinemen  Stbomfleine  mebr  unb 
mehr  in  ©ebraud),  unb  eä  werben  bann  bie  Siegen 
öfters  abgefonbert  oon  ben  Soßnßäufem  gebaut. 

Sie  eftbnifebe  Sprache  gehört  ihrem  fflrunbflod 
nad»  ber  finnifeß-ugrifeßen  fflruppe  ber  großen  Ural- 
altaifcben  Sprachfamilie  (f.  b.)  an  unb  jeießnet  fieß 
oor  ber  finniid)en  burch  größere  ftürje  unb  ©ebrun- 
genbeit  auä.  Sie  jerfällt  in  brei  2>auptbialefte, 
bie  man  nach  ben  Borjüglichften  Stabten  ihres  Ser- 
breitungäbejirfä  ben  borptifeßen,  reoalifchen 
(ber  für  ben  reinften  güt)  unb  pernauifeßen  ge- 
nannt hat-  Sie  §auphnajfe  beä  Solfeä  ift  burchweg 
notional-eitßnifcß  unb  Derfteßt  faum  ein  So  et  Seutfd). 
And)  in  allen  biäßer  jur  Silbung  ber  Säuern  errich- 
teten Schulen  wirb  ber  Unterricht  in  ber  Sprache  beä 
Solfeä  erteilt  Sobalb  fieß  jemanb  unter  ben  ®.  eine 
höhere  Silbung  aneignet , tritt  er  jur  beutfeßen  ober 
(in  Bereinjelten  gälten)  jur  ruffifeßen  Sationalität 
über.  3ur  Stiege  ber  Solfäfpracße  beiteßt  feit  1873 
eine  nur  eftßnifcß  feßreibenbe  2iterarifcße  ©efellfcbaft 
lEesti  körjameeste  selts),  beren  Seröffentlicßungen 
i -Toimetused  , b.  b.  Seforgungen)  befonberä  für  bie 
reifere  3ugenb  beftimmt  fmb  unb  fteß  über  alle  2cßr- 
fütßer  erfrreden.  Sgl.  Sofenplänter,  Seilriige  jur 
genauem  ftennhtiä  ber  eftbnifdjen  Spcacße  (Sernau 
1813 — 32,  20  öefte) ; Siebe  mann,  Eftßnifd)-beut« 
feßeä  SSörterbucß  (Seteräb.  1865 ; 2.  Bermeßrte  Sufi, 
oon  fcurt  1891  ff.) ; Serfelbe,  Eftßnifcße  ©rammatil 
(baf.  1876);  Seäfe,  Unterfudjungen  jur  Dergleichen- 
ben  ©rammatif  beä  fimtifeßen  Spradjftammeä  (2cipj. 
1873);  Sloompun  u.  Kann,  Seutfcß-eflbnifcbeä 
Sörterbucß  iSeoal  1903).  — Ser  §ang  jur  Soefie 
tit  bei  ben  6.  ungemein  ftart.  SBie  bie  Setten  iinpro* 
ooteren  üe  bei  allen  ißren  3ufammenfiinften  Serfe 
unb  ©ebießte,  bie  in  einer  ntclancßolifd)en  lonart 
(ünmer  nur  fünf  löne  umfaffenb)  gelungen  werben. 
Sie  fingen  unb  bießten  (unb  jwar  Dorjugätoeife  bie 
grauen)  bei  allen  ißren  Arbeiten,  im  ©albe,  auf  bem 
gelbe.  ju  fcaufe,  in  ben  Spinnftuben.  in  ben  Siegen 
<i.  oben)  tc.  Sacßbem  baä  große  Sationalepoä  ber 
gutnen,  bie  Kaleoala  (f.  b.),  erfeßienen  war  unb  bie 

St9ol  ianjy  <£<{Üon,  6.  äufl,  VI.  9b. 


- ©flljer. 

ßöcßfte  Seaißtutig  ber  europaifdjen  ©eleßrten  ßeroor- 
gerufen  ßatte,  begann  man  aueß  inßflßlanb  bie  Über- 
bleibfel beä  bortigen  Sollägejongeä  ju  fammeln,  bie  in 
Stoff  unb  Eßaratter  mit  ber  »Jtalewaia*  eine  unser- 
fennbare Senoanbticßaft  3eigen,  unb  eä  gliidte  enblicß 
aueß,  ein  ©egenftüd  baju  ßcrjuftellen.  Eä  füßrt  ben 
Samen  ffalewi  S°eg  (»Soßn  Kalewä-)  unb  ent- 
hält 20  ©efänge  mit  über  19,000  Serfcn,  bie  fämtlid) 
auä  reimlofen , aber  oft  Affonanj  unb  Alliteration 
jeigenben  Dierfüßigen  Irocßcien  befteßen.  Sein  Her- 
ausgeber (Sorp.  1867)  ift  gr.Streußroalb,  ftberfeßun- 
gen  beforgten  R.  Seintßal  unb  Sertram  (baf.  1861) 
unb  g.  2öwe  (mit  Anmerfungen  oon  Seiman,  Seoal 
1900).  Sgl.  Scßott,  Sie  Sagen  Dom  Stalewi  Soeg 
(Serl.  1863);  2.  D.  Scßröber,  3«r  Sntfteßungä- 
gefcßidßte  beä  Raleroi  Soeg  (iit  ben  »Serßanblungen 
Der  ©eleßrten  Sftßnifcßen  ©efellfcßaft-,  Sorp.  1891). 
Anbre  Sammlungen  Dcröffentlicbten  £>.  Seuß  (»Eftß- 
nifeße  Solfälieber,  Urfcßrift  unb  Überfeßung«,  Seoal 
1850—62,  3 Ile.)  unb  Kreußwalb  unb  Seuß  (»2ie- 
ber  ber  6.« , Seteräb.  1854).  Sftßnifcße  Sagen  unb 
SJärcßen  gab  gleicßfallä  Streußwolb  ßerauä  (1866; 
beutf^  Don  g.  2öwe,  fjaHe  1869),  ferner  2>.  3annfen 
(überfeßt  unb  mit  AnmerfungenDeifcßen.Siga  1888). 
1895  ßat  bie  liolänbifcßcSitterfcßaft  fowie  biefinnifeß- 
ugrifeße  ©efellfcßaft  ju  ^elftugforä  eine  namßofte 
Unterftüßung  für  bie  ^erauägabe  ber  alten  eftßni- 
feßen  Solloftiicfe,  Spriidje  unb  SJtelobien  bewilligt. 

llrfprünglidj  waren  bie  ®.  ein  wilbeä,  friegerifeßeä, 
aueß  alä  Seeräuber  über  bie  gange  Dftfee  gefüreßteteä 
Solf,  baä  aber  feit  Anfang  beä  13.  3<tßtß-  in  langen 
unb  feßweren  Kämpfen  Don  ben  Seutfcßen  Sittern 
unterjocht  unb  alä  leibeigene  Säuern  600  3aßre  lang 
in  briidenber  Rneeßtfcßaft  gehalten  Worben  ift.  Sa- 
burd)  fmb  Solfscßaraflcr  unb  Rulturentwidelung  ber 
E.  wefcntlicß  bebingt.  Sie  2eibeigenfcßaft  würbe  ju 
Anfang  beä  19.  3aßr^-  aufgeßoben,  unb  eä  gefeßab 
Dieleä  jur  Hebung  beä  fultureüen  SiDeauä  uub  beä 
©oßlftanbeä,  boeß  fmb  bie  nationalen ©egenfäße  jWi- 
feßen  ber  eftßnifcßen  2anbbeDölferung  unb  ben  beut- 
feßen  ©runbßerrcn  (saksad,  b.  ß.Sacßfen),  banf  einer 
lebhaften  antibeutfdjen  Agitation  (iungcftßnifcße  Se- 
wegung),  aueß  heute  noeß  uießt  auägegficßen,  unb  ber 
Eßaratter  ber  ®.  jeigt  neben  ben  allen  finnifeßen 
Stämmen  eignen  3ügen  SJißtrauen  unb  Serfcßlof- 
fenßeit.  Siä  oor  furjem  gehörten  bie  E.  bureßmeg 
jur  lutßerifcßcn  Kircßc ; neuerbingä  maeßt  bie  grieeßifeß- 
ortßobofe  Sropaganba,  j.  I.  begünftigt  Don  ben  na- 
tionalen ©egenfäßen,  immer  Weitere  gortfeßritte.  Seit 
ber  Suffifijierung  ber  CftfeeproDinjen  baßnt  fidj  eine 
waeßfenbe  Sermifcßung  mit  ruffifeßen  Elementen  an, 
Wobei  bie  E.  fteß  alä  feßr  anpaffungäfäßtg,  anberfeitä 
aber  aueß  burcßArbeitfamfeit,  ©efeßid  unb  wirtfeßaft- 
ließe  lüeßtigfeit  ben  Suffen  Dielfacß  überlegen  erwei- 
fen.  Sie  Sprache  wirb  eifrig  gepflegt.  Eä  erfeßienen 
1901  in  eftßnifeßer  Sprache  14  3eitungen  unb  3eit- 
fißriften,  unb  eä  befteßt.  neben  einer  aufftrebenben 
eignen  eine  anfeßnlicße  Uberfeßungäliteratur.  Sgl 
D.  Sarrot,  Serfucß  einer  Entmidefung  ber  Sprache. 
Abftammuug  je.,  ber  2iwen,  2ätten,  Eeften  ’.c.  (neue 
Auäg.,  Serl.  1839);  gr.  Srufe,  Urgcfißicßte  beä 
eftßnifcßen  Solfäftammeä  (AJoäf.  1846);  251  i e be- 
mann, Auä  bem  innern  unb  äußern  2ebcn  ber  ® 
(Seteräb.  1876);  »Serßanblungen  ber  ©eleßrten 
Eftbniicßen  ©efellfcßaft  ju  Sorpat«  (1840  ff.). 

Cöfthet,  gemößniieß  Don  bem  perfifeßen  sitsreh 
(»Stern«)  abgeleiteter  Same  ber  jur  Serfcrfönigin 
erhobenen  güüin  ^tabaffa  (»fKßrtc-),  nach  ber  baä 
Sud)  E.  im  Alten  leftament  genannt  ift.  Sie  war 

9 


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130  ©fUjer  — 

bie  9Iicpte  unb  ^Jflegelodjter  beS  3uben  Warbodjai 
nuS  bei»  Stamm  'Benjamin  unb  Würbe  »egen  iprer 
Sdjönpeit  ©emaplin  beS  Königs  PIpaSDcruS,  b.  p. 
ierjeS.  7US  fairer  gelang  cef  ipr,  ben  Ülnfcplag  beS 
Winiftcrö  Haman  auf  bie  Gjriftenj  ifjreä  ©olteS  ju 
»ereitcln  unb  nicht  bloß  ju  errotrfen,  bafi  Haman  ge- 
hend unb  Warbocpat  an  feinet  Stelle  jum  Winifler 
ernannt , fonbem  audj  ben  3»ben  ©clcgenbeit  gege- 
ben mürbe,  m einer  großen  Wepelei  75,000  perl  er 
au  erwürgen.  Sic  Unwahrftpcinlupfeitcn  beb  ganjen 
©eriditä  finb  fo  maffentjaft  unb  bie  Siacpgicr,  weldje 
bie  ppaitlnfie  beb  ©erfafferS  leitet,  fo  panbgrctfliep, 
bafj  fepon  Sulper  ben  ftärfften  ©nftoß  an  bem  ©uepe 
napnt,  bab  in  ber  lat  nur  eine  legenbenpafte  Grflä« 
rung  ber  Gntfteljung  beb  jübifepen  PurimfefteS  bar» 
ftellt.  Seine  Pbfaffung  fällt  in  bab  Zeitalter  ber  Pto- 
lemäer unb  Sdeutiben.  3n  ber  (Septuaginta  unb 
©ulgata  finben  fiep  no dj  »erfepiebene  TluSfdjmüdun- 
gen  ber  alttcftamentlicfjen  Grjäplung,  bie  üutljer  unter 
bem  Slawen  »Stüde  in  6.«  größtenteils  jufammen- 
faßte  unb  beit  ©pofrppben  jugefeüte.  ©al.  bie  Rom- 
mcntarc  bon  Oppcrt  (.Par.  18041  unb  ©ertpeau  (2. 
Slufl.  bon  Stjffei , Seipj.  1887);  Grbt,  Sie  Purim- 
fagc  in  ber  ©tbel  (Perl.  1000). — Unter  ben  bramati« 
leben  Sichtungen,  Welche  bie  fflefepiepte  ber  G.  junt 
©egenftanb  haben , fiepen  bab  berühmte  Spätlings» 
werf  PacineS  (1089)  unb  ©riUparjerS  uiwoücnbeteS 
Srama  »G.«  (1845)  obenan.  ©gl.  auch  © cp  w a r ß, 
G.im  beutfdjen  unb  neulnteinifdjen  Srama  beb  SRefor- 
mationSjeitaltcrS  (Olbenb.  1894);  9!.  Krauß,  G.  im 
beutfdien  Srama  unb  auf  ber  beutfdjen  ©üpne  (Sonn- 
tagbbcilagejur  »Sofftidic»  3eitung«,  1902,9fr.  38  ff.). 

(S  ft  per  (Dffeter),  <ji(dj,  f,  Stör. 

Estherla,  f.  ©lattfüßer. 

G'ftlicricuidjidltc» , [.  SrinSformation. 

©ftblanb  (neuerbingS  meiftGjtlanb  gefdjriebeit, 
lat.  Eatonia,  »on  ben  G)tpcit  Gefti  Plan,  auch  Weie 
Waa-,  -unier  £anb< , genannt),  bie  nörblidpfte  ber 
brei  baltifdien  ober  Oft[cci>ro»injenSRuß(anbS(f.  Sorte 
-Siblnnb,  Gflplanb  ic.«),  grenjt  im  91.  an  ben  gimti- 
jepen  Weerbufen,  im  0.  an  bab  ®ou».  St.  Petersburg 
(burdj  bie  9farowa  »on  betnfelben  gefepieben),  im  S. 
an  fliolanb  unb  ben  PcipuSfec  unb  un  SB.  an  bie  Cft» 
fee  unb  umfaßt  mit  Ginfcpluß  ber  baju  gehörigen  3n» 
feln(Sagö,9Bonnb,91udö  ic.)20,248  qkm(367,'i£lW.). 
G.  bilbet  einen  flachen,  etwas  gewellten  Saitbrüden, 
ber  fiep  bis  ju  60  - 120  m £)öpc  erpebt  unb  und)  91. 
meift  feproff  jur  Rilfte  abfäüt  (®lint).  Ser  pöcpfte 
Punft  ift  int  910.  ber  Grnmo  Wäggi  (»Wutterberg«, 
154  m).  3af)lrei<pe,  aber  meift  utibebeutenbe  unb 
nicht  fepiffbare  glüffe  unb  ©ädje  bunpfließen  baS 
i’anb,  nur  ber  ©rengfluß  Slarowa,  mit  bem  ftpönen 
gatl  bei  Rräpnpolm  tn  ber  91äpc  »on  91arwa,  hat 
größere  Wirtjdjaftlidje  ©cbeutung.  Gtwa  70  3nfcln 
umgeben  baS  geftlanb,  monmter  bie  größten  Sagö 
unb  SBorntS  finb.  Gine  große  Tlnjapl  fleiner  2anb- 
feen  (über  200)  ift  über  ben  ganzen  eftptänbtfdjen 
Sanbrüden  »erteilt,  fie  finben  fiep  öfters  inmitten  ber 
SJloot  e.  SaS  K I i m a ift  im  3nncm  beS  CanbcS  infolge 
ber  Sümpfe  unb  Woräite  unfreunbtidj  unb  fepr  »er 
änberlicp,  im  Sommer  oft  brüdenb  tjeiß  unb  im  Bin 
ler  talt,  ber  3apre8burdjfcpnitt  ergibt  -f  4 bis  +6°. 
Sie  ©cbölferung  (1897:  413,724  Seelen,  b.  p. 
20  auf  1 qkm)  betennt  fiep  größtenteils  tur  proteffan- 
tifepen  Slcligion,  nur  4 proj.  gehören  ber  grictpifdj- 
unb  ber  römifch-tatpolifcpen  Kirche  an.  Sie  ftäbtifepe 
©cbölferung  repräfentiert  gegen  16  Proj.  ber  ®e- 
famtbeoölferung.  2San  unterfdjeibet  jwifdjenGftpen 
unb  Gftpiänbcrn.  Unter  ben  erftem  »«fiept  man 


©fif)Ianb. 

bie  eingebome  länblicpe8e»ölferung,  berleptereSluS- 
brud  wirb  »orjugSweife  für  bie  im  Sanbc  gebome 
beutfdje  ©eoölterung  gebrauöpt.  Sie  Gftpen  reben  ber 
großen  SJleprjabl  naep  ipre  eigne  Spradpe  (f.  Gftpen), 
bie  Gjtplänber  fpreepen  beutfep.  Sluf  einigen  jnjeln 
unb  cm  Rüftmgebiet  Wopnen  ca.  6000  fcpwebifcpe 
©auern.  Ser  Pdcrbau  bitbet  bie  ^»auptbefepäftigung 
ber  ©ewopner.  Sic  Jicmplprobufte  fmb  Pogaen,  2>a- 
fer,  ®erfte  unb  Kartoffeln.  SDian  baut  außerbem  biel 
©emüfe  aller  71  rt.  Sie  Salbungen  beftepen  großen- 
teils auS  91abelpöljem ; boep  gibt  eS  auep  »iele  ©ir» 
ten.  Grien  unb  ffleiben.  Plan  finbet  in  ipnen  Süölfe, 
©ären,  gücpfe,  fjafen,  bisweilen  auep  Gientiere,  ©cm 
ber  ©efamtfläcpc  fommen  auf  baS  Plderlanb  16,58, 
auf  Siefen  25,47,  auf  baS  Beibelanb  16,28,  auf  Sal- 
bungen 18,»8  unb  auf  Dloräfte  :c.  22,68  Proj.  Sie 
©iepAucpt  iftbebeutenb:  1892gabeSca.75,200Pferbe 
(meift  »on  ber  fleinen,  aber  ungemein  trüftigen  unb 
gutartigen  eftpnifepen  Siaffe),  191,000  Stüdf  ©mb- 
»iep,  168,000  Sepafe,  47,500  Scpweine.  Sie  ©utter 
probultioit  pat  neuerbingS  einen  bebeutenbrn  Pluf- 
jcpwung  genommen.  Un  ber  Stifte  Wirb  »id  gifdjerei 
getrieben,  befonberS  StröudingSfang.  Sie  3ubuftrie, 
mit  TluSnapme  ber  ©ranntwembr«uierei,  in  ber  G. 
mit  (1900/1901)  175  ©rennereien  unb  einer  3apreS- 
probultioit  »on  613,845  Ul  obenan  fiept,  ift  wenig 
belangreich.  ?iur  in  Sräpnpolm  bei  SRarwa  beftept 
eine  bebeutenbe  ©aumwoHmanufaftur , bie  gegen 
5000  Tlrbeiter  befepäftigt.  SeSgleicpen  patSiebal  meh- 
rere große  gabrifen.  1892  Würbe  ber  ©efamtwert  ber 
inbuftriellen  Probuftion  (in  318  gabrifen  unb  SBerf- 
ftätten)  auf  82  illtill.  9Kf.  gefepäpt.  Ser  2>anbel  fon- 
jentriert  fiep  in  ben  ^afenpläpen  Sleoal  (f.  b.) , öal- 
tifepport , Sfunba  unb  91arwa.  G.  jerfäUl  in  bie  »ier 
Hteife:  Partien,  3{ri»en,  bie  Bief  unb  ffiiertanb. 
Sie  ^auptftabt  ift  8ic»al.  SaS  Bappen  füprt  brei 
blaue,  rot  geraupte  unb  gejungte  SJöwen  übereinanber 
int  golbenen  gelbe. 

©efepiepte.  3n  ber  älteften  3«t  lebten  bie  Gftpen 
im  nörblicpen  Öiblanb  unb  in  G.  »on  gifepfang, 
©iepjucpt,  PIderbau,  baneben  auep  bon  3agb  unb 
Seeraub.  Ser  bänijepe  König  Balbemar  II.  grün- 
bete 1219  bie  Stabt  SRe»aI  mit  fjilfe  »on  Seuttdien. 
bie  baS  umliegenbe  2anb  Sänemarf  unterwarfen; 
um  jene  3(>t  Würbe  audp  baS  ©istum  9ie»al  ge- 
ftiftet.  SaS  Gpriftentum  Würbe  teils  »on  3ie»al  aus, 
teils  »on  ben  Seutfcpen  in  £i»lanb  oerbreitet.  Sa 
ber  Seutfdje  Orben  ©nfpruep  auf  baSfianb  machte,  fo 
»erfaufte  Balbemar  III.  1346  baS  £anb  für  19,01)0 
Warf  Silber  an  ben  Seutfcpen  Crbcn,  unb  eS  bilbete 
nun  einen  Seil  CiDlanbS.  Sie  Gftpen  fanfen  infolge 
wieberpolter  7lufftänbe  gegen  ipre  beutfdjen  Herren 
au  leibeignen  perab.  91ad)bem  bie  Wacpt  beS  Seut* 
fepen  CrbenS  gebroden  war,  pulbigten  bie  früh  jur 
Sieformation  übergetretenen  eftplänbifcpen  Stänbe 
1561  ber  Krone  ScpwebenS.  Sennocp  bauertm  bie 
»erpeerenben  Kriege  mit  Sußlanb  unb  Polen  wäprenb 
eines  3eitraumS  »on  60  3apren  mit  iprem  ©efolge 
»on  Seucpen  unb  Hungersnot  fall  ununterbrochen 
fort,  bis  enblicp  ©ufta»  ütbolf  beffere  3nftänbe  per- 
fteHte.  Sowohl  bie  fircpIiepealSbie@cricptS»erfaffung 
würben  neu  geregelt  unb  pabenimwefentlidjcnbiS  jur 
SIuffiftAierung  ftanbgeftalten.  Unter  Barl  XI.  würbe 
bie  ©ufpebung  ber  Ceibeigenfcpaft  »orbereitet  burdj 
Gnieuerung  ber  -Baffenbücpcr-, worin Slbgabeit unb 
Seiftungen  ber  ©auern  nbgejepaßt  unb  aufqefdjricben 
würben.  TlHein  bie  Kriege,  in  bie  fein  9iadjfolger 
SVavl  XII.  bie  Cftfeeproom  ;cn  ftürjtc,  »erpinberten  bie 
weitere  WuSfüprung.  Sie  Stabt  9ie»al  unb  bie  eftp- 


131 


©ftf)nifd)e  Spradje  «nb  , 

iMlifpe  3titterf<haft  lapitulierte  29.  Scpt.  1710 
mit  ins  Raten  Ejäeter  b.  ©r.  oon  SRußlanb,  unb  im 
Staber  griebcn  Don  1721  WurbeG.  mit  bem  ruffi- 
ihaiStich  Bereinigt.  Sturd)  einen  Utaä  Dom  3.  3ult 
1783  würbe  G.  ju  einte  Statthalter!  epaft  eingerichtet, 
1786  aber  bie  alte  Serfaffung  wiebcvhcrgeftellt,  bie 
Sage  bn  '-Bauern  Berbejfert,  1817  bie  Elufbcbung  ber 
Seibeigenfchaft  proftanuert  Über  bie  Stujjififatton«- 
wtiuepe  i.  fiiolanb.  Sgl.  B-  o.  Ruppen,  Sie  Se- 
weimer  Geplant)«  (Bcteräb.  1847);  Et.  0.  ©er net, 
Seicpichte  unb  Stetem  be«  bäuerlichen  Elgrarrecpt« 
me.  (Senat  1901);  g.  SKüller,  Beiträge  jur Geo- 
graphie unb  (pbrographie  Bon  6.  (Beteräb.  1869 
bis  1871,  2 Sie.);  3-  £>•  ©ebntibt,  Karte  Bon  6. 
(Bert.  1871);  B 3orban,  Beiträge  jur  Statiftif 
be«  fflounemementä  G.  (SReOal  1867 — 74,  3 Bbe., 
u.  1889);  Raeftner,  Sa«  refunbierte  Biütunc  Se- 
nd (ffiöttina.  1876);  Bunge,  Sa«  fierjogtum  G. 
unter  ben  Königen  Bon  Sänemarf  (Golpa  1877); 
Seraphim,  ©efdjidjte  Sin-,  ffift-  unb  Shtrlanb« 
(2. 8ufl.,  SieBal  1897,  2 Bbe.),  unb  Elrtilel  - Gilben-. 

('iitiniirfjc  epradjc  unb  giteratur,  f.  Gftljcn. 

©fticunc  (Gtienne,  gewöhnlich  lat.  Steppa- 
nui),  berühmte  franj.  Buchbruder-  unb  Gelehrten- 
familie , beren  nambaf tefte  ©lieber  folgenbe  finb : 

1)  (enri  L,  geh.  um  1460  in  ber  Bropence  au« 
ebler  gamilie,  ge|t.  1520  in  Bari«,  errichtete  1501  in 
Sari«  mit  Solmang  (oppl  eine  Srudcrei. 

2)  Sobert,  Sohn  best  Bongen,  geh.  1503  in  Baris, 
geft  7.  Sept.  1559  in  ffienf,  ftubierte  bie  alten  Spra- 
chen . arbeitete  nach  bem  lobe  be«  Bater«  gemein- 
ihaftlicp  mit  feinem  Stiefnater  Simon  be  GoIincS, 
begrünbete  1526  eine  eigne  Sauferei,  tnurbe  1539 
uon  granj  I.  juttt  Typographus  regius  für  baS 
Öehräifche , ©rieetjifetje  unb  Satcmifcpe  ernannt  unb 
nebelte,  um  ben  Eingriffen  ber  Shcolo8tn  Weg«»  fei- 
ner Bücher,  befonber«  ber  Bibel,  ju  entgehen,  1551 
nach  ®enf  über,  wo  er  jur  reformierten  Kirche  über- 
trat- 3«  feinem  (taufe  würbe  fehließlicf)  fogar  Bott 
ber  I-ienerjchaft  latcinifcp  aefproepen.  Seine  Srude 
-man  jählt  382),  welche  bie  Bibel  in  ben  Bcrfcbiebcnen 
Sprachen,  gnechifche  unb  befonber«  römifcpeRIaffifer, 
maß  oon  ihm  felbft  mit  Borreben  unb  Boten  Bei- 
iebro,  Schulbücher  ic.,  aber  auch  bie  Schriften  ber 
Schweiler  Reformatoren  umfaßten,  würben  wegen 
ihrer  Schönheit  unb  Korrefthcit  felbft  benen  feine« 
sopne«  (einrieh  Oorgejogen.  BIS  tllutor  ift  G.  burch 
ben  mit  3ean  Shierrp  be  Beauoaiä  Berfaßtcn  »The- 
saurus linguae  latinae«  (Bar.  1531,  2 Bbe.,  u.  ö.; 
üxlept  Bajel  1740, 4 Bbe.)  befannt.  Sgl.  Stapelet, 
Bobert  E. , iwprimeur  royal  (Bar.  1839). 

3)  Charles,  Bruber  be«  Boriqen,  geb.  1504  in 
BanS,  geft.bafelbft  1564,  ftubierte  EEebijin,  übernahm 
bei  berübcrfubclunq  SlobertS  nach  ®enf  beffen  Barifer 
Sruderet,  geriet  inScpulbcn  unb  ftarb  im  fflefängniä. 

4)  ( en  ri  XL,  Sohn  Bon  G.  2),  geb.  1528  in  Baris, 
geft.  Einfang  ITIäri  1598  in  i!pon,  fiebelte  1551  mit 
bem  Sater  nach  Genf  über,  ebierte  feit  1554  felbftän* 
bige  Serie,  begrünbete  1557  eine  eigne  Xruderei  in 
«ent  mit  Unterftügung  Bon  (ulbrteh  gugger  aus 
Efauisburg,  Bereinigte  aber  1559  biefelbe  mit  bem 
Bjflhäft  feineä  Sater«  unb  lebte  nun  biefent  unb  ben 
Sfenfchaften.  Schon  1547 — 49  unb  1556 — 67  War 
er  m (Italien,  1550—51  in  Guglanb  unb  ben  fpani- 
’chea  SJieberlanben,  Bon  Genf  aus  auch  öfter«  in 
Granfrnep,  fpäter  befonbers  in  Seutfeplanb,  fo  regel- 
mäßig jur  Ulfeife  in  granffurt  a.  Vi.  Eli«  jeboch  ber 
-Thesaurus  Unguae  graecae-einen  großen  Beil  fei- 
ne« Bermögen«  Berbraucht  hatte,  ein  entfpred)enber  | 


fiiteratur  — Esto  mihi 

Elbfaß  ftth  nicht  fanb,  weil  fein  Korreflor  3»h-  Sca- 
pula hinterliftig  einen  hanbtidjen  unb  billigen  EtuS- 
jug  besfelben  veröffentlicht  hatte,  noch  baju  feine 
jWeitegrau,  bie  treffliche  Barbe  bcSBiUe,  ftarb  (1581), 
bemächtigte  fcch  feiner  mit  bem  allmählichen  3iuin  be« 
©efchäft«  eine  unftete  Muhclofigfcit.  Gr  erfraitfte  auf 
einer  Seife  in  £pon  unb  ftarb  bort  im  Spital  unter 
Spuren  völliger  ©eificSjerrüttung.  G.  befaß  eine  fei- 
tene  ffenntni«  be«  ©rtechifchen.  Seine  Slu«gaben, 
barunter  nahe  an  30  editiones  principes,  umfaffen 
faft  bie  gefamte  griechifche  Literatur.  Elu«gejetd)ncl 
burch  umfangreiche  Benu  jung  oonfpanbfchnftcn  unb 
aüerbing«  oft  ju  weit  gehenbe  Konjetturatfvitif , finb 
fie  j.  X.  bi«  tn  bie  neuere  3ctt  bie  ©cunblage  be« 
Bcj;te«  geblieben.  Sein  (auptwerf  ift  ber  fdjott  Bon 
feinem  Sater  Borbereitete  »Thesaurus  linguae  grae- 
cae«  (Genf  1672, 5 Bbe.;  2.  Eluäg.,  £onb.  1815—25, 
8 Bbe. ; 3.  Eluäg.  Bon  (afc,  88.  unb  £.  SHnborf,  gip, 
o.  Sntner,  Bar.  1831—65,  9 Bbe.).  Elud)  in  feiner 
Sfutterfprache  jcidjnete  er  fcch  al«  eleganter  Sd)rift- 
fteHer  au«.  Sgl.  geuaere,  Essai  sur  la  vie  et  les 
ouvrages  de  Henri  E.  (Bar.  1853);  G Um  ent, 
Henri  E.  et  son  ®uvre  frangaise  (baf.  1898). 

5)  Baut,  Sohn  be«  Borigen,  geb.  1566  in  Genf, 
geft.  um  1627,  übernahm  1698ha«  väterliche  ©efchäft, 
mußte  aber  1605,  potitifeber  Umtriebe  ocrbäcblig,  au« 
Genf  fliehen. 

6)  Ein  teilte,  ältefter  Sohn  be«  oovigen,  geb.  inc 
3uni  1592  in  Genf,  Wirfte  feite  1618  al«  Bud)brudcr 
ju  Bari«,  Warb  1623  Budjbrucfer  be«  König«,  bructle 
befonber«  für  bie  Oratorianer,  fo  ben  Gbtl)f°i,0Ii|‘>«, 
bie  Septuaginta  u.  a.,  unb  ftarb  1674  ocranitt  unb 
crblinbet  im  (ötel-Bieu  ju  Bari«.  Gr  ift  ber  leßtc 
berühmte  Sucbbruder  ber  gamilie;  biefc  felbft  ftarb 
erft  in  ber  'Diitte  be«  18.  3abrl)unbert«  au«.  Sgl. 
Senouarb,  Annales  de  Timprimerie  desE.  (2.Elufl., 
Bor.  1843,  2 ©be.) ; Supont,  Histoire  de  l’impri- 
merie  (baf.  1854,  2 Sbe.);  Bernarb,  Les  E.  et  les 
types  erecs  de  Frangois  I (baf.  1856). 

Estinto  (ital.,  »erlofchen«),  muftlal.  Sortrag« 
bejeichnung  für  ba«  äußerfte  Bianiffimo. 

Estiva  (fpan.,  franj.  Estive),  bie  Stauung  ber 
Sehiff«güter;efttBiercn,Scl)iifägüterBerlabcn,ftaucn. 

©ft tauber,  KarlGuftaf,  finn.-fchweb.  Runft 
biftoriter,  geb.  3 1.  San.  1834  in  Cappf  jörb,  würbe  1860 
Sojent,  1868  Brofeffor  berBfthelif  unb  1891  Kanjlei- 
rat  in (lelfingfor«.  2>urd)  WeiteSicifen  inGuropa  her 
angebilbet,  hat  er  al«  Elfthetifer  in  ginnlanb  eine  lei 
tenbe  Solle  gefpiclt.  Gr  begrünbete  1876  bie  Oorjüg- 
liehe  8Jlonat«fchrift  »Finsk  Tidskrift«  unb  rebigierte 
ftc  bi«  1886.  Ein«  feinen  jaljlrciehen  Schriften  (in  fdjwc 
bifcher  Sprache)  finb  hcroorjuheben : »3)ie  ©efehichte 
ber  bilbenben  Künfle  feit  bem  Gitbe  be«  18.  3ahr- 
bunbertä«  (1867)  ; -Bie  Gntwidetung  ber  finnifchen 
Runft«  (1871);  »Sie  Sobin  (oob-Bafiaben-  (1889); 
•SRuncberg«  religiöfe  SSeltanfcbauung  unb  äfthetifchc 
Einfichten«  (1888). 

E§t  modus  in  rebus,  sunt  certi  denlque 
fines,  lat.  Spruch : >G«  ift  ein  SKaß  in  ben  Singen, 
e«  gibt  mit  einem  öort  bejtimmtc  ©renjen«  (au« 
§oraV  Satiren  I,  1,  106  entnommen). 

©fto  (Robbit),  fiängenmaß  in  Benfulen  ju  2 
Sfchantal«  Bon  2 Sempo , = 45,72  cm ; ogl.  Sepa. 
®ftoc(franj.,  B.  beutfepen  -Stod-),  f-Banjerftecher. 
©ftarabe  (franj.),  Stoß  mit  bem  Segen;  übertra- 
gen foviel  wie  jubringtiepe  Bitte  um  ein  Sarlcpen. 
©ftoeg,  (ermann  I’,  f.  fieftoeq. 

Esto  mihi  (lat.,  »Sei  mir«),  Bejeiepnung  be« 
Sonntag«  Duiitquageftma  (f.  b.)  ober  ficbenten  Sonn- 

9» 


132 


Gjlompe  - 

tagä  Dor  Cftem , pergenommen  Bon  bem  auä  ©jalm 
71,  3 entlehnten  3«lroituä  ((.  b.)  biefeg  Xagcg. 

(Sftompe  (freut}.,  |pt.  .tnt t\  B.beutfepen  »ftumpf»), 
SBifeper  jurn  Verreiben  ber  ^laftcEtfarben,  bet  feproar- 
jeit  sl'teibe  ic. ; 4 l'e.,  mit  bem  Süifeper  gearbeitete  (ge- 
wifepte)  3ei(ftnung ; eftompieren,  bie  garben  mit 
bem  SSifeper  Betreiben  unb  Berbreiten. 

(f-fton  (für.  «gärt,  Sieden  im  Uforbbejuf  Bon  ©orf- 
fpire(Engtanb),  16  kin füböftlid)  Bott  ©ttbblcäbrougl), 
mit  Etfcngruben,  Eifen-  unb  ©tatjlwetfen,  Säge» 
miiblen  unb  asoi)  11,199  Einm. 

(SftouteBillc  <(w.  ejtut’iotr),  ®uil!aumeb',  ffnr- 
binol.geb.unt  1403  aug  einer  Bornepmen  Ramilic  ber 
©ormanbie,  mütterlicpcrfcitä  bem  franjöfifeptn  ftä- 
nigäpauä  Berwanbt,  geft.  22.  3 an.  1483,  trat  früh  in 
ben  Slenebiftinerorben,  jtubierte  in  ©arig  unb  gelangte 
in  !Hom,  Wohin  et  fiep  <ti8  ©nor  beä  Slofterä  St.* 
Diartin  beä  Spampg  ju  ©ariä  begab , fepnetl  ju  An- 
fepen.  Er  tnurbe  ©rotonotar  beä  ©apfteä  Eugen  IV., 
im  gebruar  1439  jum  ©ifcpof  Bon  Angerä  unb 
18.  Xej.  b.  3-  jum  Äarbinal  ernannt;  1454erpielt  et 
baä  ©iätum  ©orto,  baä  er  1461  mit  bem  ©tätum 
Cftia  unb  Sclletri  oertaufepte.  'Uitl  bem  ffnrbmalat 
Bereinigte  er,  obwohl  bauemb  in  Sioni  reftbietenb, 
feit  1453  baä  ©iätum  SRaurienne  unb  baäErjbiätunt 
'Honen,  ferner  jeitmeife  bie  ©tätümer  Angerä,  ©fjierä, 
üobeue  unb  SHimeä  fowie  japlrciepc  ‘Abteien,  ©riorate 
unb  anbre  ©frünben  in  granfreiep  unb  3talien,  fo 
bafe  er  aujjcrorbentlidie  JReieptümer  erwarb  unb  einen 
glänjenben  §ofpalt  führen  tonnte.  1451  — 69  unb 
1454  — 55  war  er  päpftlidjer  fiegat  in  grantreid); 
auf  feiner  erften  Negation  gelang  cä  ihm  jwar  Weber 
ben  gricben  iurifepen  grantreith  unb  Englanb  perju* 
(teilen,  nod)  bie  SBibcrrufung  ber  ©ragmatifepen  Sanl- 
tion  (f.  b.)  ju  erwirfen;  aber  er  reformierte  bie  Uni» 
oerfität  ©ariä  unb  leitete  bie  Meüifion  beä  Sfcpcrpro» 
jeffcä  gegen  bie  Jungfrau  Bon  Drldanä  ein.  Siadj  bem 
Xobe  ßaliptä  JU.  (1458)  fepfug  feine  Bewerbung  um 
bie  ffiapl  jum  Zapfte  fehl,  unb  unter  ©iuä  U.  warb 
er  mehr  beifeite  gefepoben;  bod)  Würbe  er  nod)  1477 
lum  Kümmerer  ber  römifepen  Ktrepe  ernannt  unb 
blieb  bis  ju  [einem  Xobe  baä  einflußreiche  £>aupt  ber 
franjöfifcpen  ©artei  unb  ber  ©ertreter  ber  franjöft» 
fdjen  jntereffen  im  Rarbinaltotlegium.  3n  9(om 
flammen  prächtige  ©auten  an  ben  flirepen  Santa 
©lariaSlaggiore,  berenErjpriefter  er  war.unb  Sant’ 
Agojtino,  m Dftia  ber  ©ifepofäpalaft  Bon  fpm  per. 
©gl.  ®.  bc  £a  ©i  or  an  biete,  Hin  toire  dein  maison 
d’E.  en  Normandio  (©ar.  1903). 

©fttabc  (franj.),  ber  um  eine  ober  einige  Stufen 
eifiBpteXcil  bcägufjbobcnS  Bor  einem  genfter,  Xpron, 
Katafatf  !C.;  beim  Sepleufenbau  ber  erhöhte  Xcil  ber 
Sdileufenfammer  ober  beä  fRnumeä  jwifepen  beiben 
Seplcufentoren. 

EXtragon  (Xragunbeifufs),  |.  Artemisia. 
©ftrafloncfrifl,1!  Eilige,  aromatifdie. 

©ftrangblo  (gebilbet  naep  bem  gried).  orgoyytUij, 

• runb«),  ©amt  ber  ältem  fprifepen  Schrift,  bie  fiel) 
Bon  ber  füngem  burep  Weniger  jicrltepe  gönn,  aber 
runberc  unb  ftärferc  ^jüge  unterfeptibet.  Sie  wirb 
ncuerbittgä  wieber  jicmlid)  Biel  in  X antworten  an» 
gewenbet;  auep  ftept  ipr  bie  Scprift  her  SJeftorianer 
jiemliep  nahe. 

©ftrapabe  (franj.),  baä  ©Sippen;  berSippgalgen 
(f.  öalgen)  , Paper  © lace  be  I’®.,  ein  ©lag  in  ©arid, 
auf  bem  früher  ein  SBippgalacn  ftanb,  an  bem  man 
befonberd  Biele  ©rotejtanten  folterte;  baä  gleicpjeitigc 
©öunten  unb  ©uäfcplagen  ber  ©ferbe,  ©odäfprung ; 
eftrapieren,  ©odäfpritnge  ntaepen  (Bon  ©ferben). 


Gfh^eS. 

Gftrecd  tfpe.  ittre'.  («itm«  «nF),  uralte«  franj.©belä» 
efdplecpt,  baä  feinen  ©amen  non  einem  fianbgut  in 
er  ©äpe  Bon  Slrraä  filprt.  ©uägejeiepnet  finb: 

1)  fflahrielle  b’,  ©eliebte  ^etnridjä  IV.  Bon 
granfreiep,  Xocpter  beä  öroiimeijterä  ber  ©rtiUeri« 
iüntoine  b’®.,  beä  tapfem  ©erteibiger«  Bon  Slopon 
1593,  geb.  um  1570,  geft.  10.  ©pril  1599  in  ©ariä, 
fcpön  unb  geiftreiep,  Warb  1590  (Beliebte  be-5  Äänig«. 
Xeä  Sepeineä  Wegen  nermäplte  er  fte  mit  b"itmerBal 
bc  Siancourt,  Weld;e  Epe  halb  wieber  getrennt  würbe, 
ba  ber  ftönig  beabfidjtigte,  fiep  bon  SKargarete  non 
Saloiä  fepeiben  ju  taffen  imb®abrieHe  auf  ben  Xpron 
ju  erheben.  3ur  fjerjogin  Bon  ©eaufort  ernannt, 
ftarb  ©abrietle  jebod)  an  einer  Borjeitigen®eburt.  Sie 
hinterliefe  bem  König  brei  SHnbcr,  Cdfarunb  ©lepan- 
ber  Bon  Senb3me  unb  Henriette  fiatparina,  an  ben 
^erjog  Bon  Elbeuf  nermäplt.  SP”  nad)  einer  §anb» 
fepaft  ber  töniglicpen  ©ibliothet  ju©ariä  erfepienenen 
»Mbmoires«  (©ar.  1829,  4 ©be.;  neue  ©uäg.  1852) 
finb  uned)t.  Sgl.  fioifeleur,  Ravaillao  et  ses  com- 
plices  (©ar.  1873);  Xeäclojeaup,  Oabrieile d’E., 
marqnise  de  Monceaui  (baf.  1889). 

2)  gran;oiä  Wnnibal  b’,  ©ruber  ber  Borigen, 
geb.  1578,  geft.  5.  ©iai  1670,  patte  fepon  1594  baä 
©iätum  ©otjon  erpalten,  alä  er  unter  bem  Siauien 
emeä  3Rarquiä  be  SoeuBreä  firiegäbienfle  napm,  in 
beiten  er  halb  jumöcneralleutnant  emporftieg.  1624 
erhielt  er  baä  ffommanbo  ber  Bereinigten  Xruppen 
Bon  granfreiep,  Senebig  unbSaBopen,  umbenErau- 
bünbnem  baä  Seltlin  ju  fiepem,  wofür  er  1626  ben 
©iarfcpallftab  einpfmg.  1630  Berfucpte  er  »ergeblid) 
dSantua  ben  fiaiferlicpen  ju  entreißen  unb  erpielt  fo< 
bann  ben  Cberbefepl  über  bie  ©peinarmee,  an  beren 
Spipe  ec  1632  Xrier  nahm.  Son  1636 — 48  War  er 
augerorbentlidjer  ©efanbter  in  IHom.  ©ei  2ub- 
Wigä  XIV.  Xpronbefteigung  würbe  baä  SJiarquifat 
SoeuBre«  jum  ^erjogtum  E.  erhoben.  E.  erreichte 
ein  ungewöpnlicpeä  iltlter,  wie  er  benn  noep  im93.2e- 
benäjapr  feine  britte  grau  heiratete , unb  pintcrliejj 
»Mhmoires  de  la  rbgence  de  Marie  de  Mhdicis» 
(©ar.  1666). 

8)  3eon-  ® tof  b’,  Sopn  beä  Borigen,  geb.  1624. 
geft.  9.  Siärj  1707,  biente  juerft  unter  Xurenne,  ge» 
riet  aber  in  (Befangenfcpaft,  in  ber  er  über  jepn  3apre 
fepmaeptete.  Sollt  sVünig  1668  jum  Sefepläpaber  ber 
Seetruppen  ernannt,  fampfte  er  mit  Erfolg  gegen  bie 
©arbarcofctt  unb  bie  £)oUänber  unb  würbe  1686 
jum  Sijcf&itig  ber  ainerifanifcpen  ffolonieit  ernannt. 
1688  jücptigte  « Algier  unb  foept  1691  glüdlicp  gegen 
bie  Engländer. 

4)  StctorSfarie,  Serjog  b\  Sobn  beä  Borigen, 
geb.  30.  ©oo.  1860,  ge)t.  27.  Xe,}.  1737,  beteiligte  ficb 
atä  S^iffätapitän  an  feineäSateräErpebitionen  nad) 
Amcnla , Xripoliä  unb  Algier,  befehligte  int  ©iiirj 
1691  bie  ®aleeren,  weltpe  bie  Einnahme  Bon  Siüa 
franca , 3itua  uitb  Oneglia  bewirften,  unb  bontbar- 
bierte  1697  ©arcetona  unb  Alicante.  1701  jumTOat» 
fcpaU  oon  granfreiep  unb  jum  fpanifepen  ©ranben 
erhoben,  trug  er  mefenttiep  jum  Sceficg  bei  ülfalaga 
(1704)  bei.  1716  tourbe  er  ©räfibent  beä  SRarine- 
ratä  uitb  ©ijepräfibent  beä  ftanbeiärotä  unb  empfing 
1734  bie  Auäjciepnung  eineä  erften  SMarfcpaHä  Bon 
granfreiep. 

5) £ouiäE<far£cletlier,  GpeoatierbeSou- 
ooiä,  £>crjog  b’E.,  9ieffe  beä  uorigen,  geb.  2.  3“!i 
1695,  geft.  2.3ait.  1771,  biente  in  Spanien,  ©öpmen, 
ben  Sfiebcrlanbcn,  Warb  1756  SHarfcpall  Bon  granf- 
reiep unb  erpielt  im  SRärj  1757  ben  Dberbefept  ber 
Armee  ht  Xeutftplanb.  Er  feplug  26.  3uti  ben  £>er- 


Gfhreidjer  — Gftricf). 


133 


jogtsou  Gumberlartb  bet  Haftcnbed,  mußte  aber  in* 
io'JJt  Don  iQoftabalcn  fein  Kommanbo  an  ben  un< 
nuibtqtn  Herzog  »du  SRichelieu  abgeben.  1762  über- 
nahm er  nochmal®  mit  Soubife  bä®  Kommanbo  ber 
Hmptarmee,  ohne  jebod)  mit  feinem  unfähigen  Ge- 
fährten etwa®  auäjuridjten.  Mit  ihm  ertofcf)  ber 
Same  G.  • 

GftTtid)er(Knrl,9JitterOon9io®bierff  i.poltt. 
Bibliograph  unb  Siterarhiftorifer,  geb.  22. 9f  OB.  1827 
in  Stralau,  itubierte  bafelbft  SfcdjtSmijfenichaft  unb 
erhielt  eine  PnjteUung  am  Canbedgencpt  in  Ccmberg, 
manbte  fid)  bann  aber  ber  polnifdjen  Sibliographic 
unb  2itcraturgefd)id)te  ju  unb  mürbe  1862  ©iblio* 
tbelar  unb  projejior  an  ber  Unmerfität  ju  23arfcf)au, 
Don  wo  er  1868  al®  Sireftor  ber  Sagettonifdjen  Uni- 
Deriitätsbibliotbef  natt)  Krafau  überficbelte.  Sein 
HauptDerl:  «Bibliogratia  polska«,  umfaßt  in  ben 
eriten  7 Sänben  bie  polnifdje  Sibliographic  beb  19. 
3al)rh-  (<m  ganjen  etwa  140,000  Srude),  in  ben  fol- 
genben  bie  beb  15. — 18. 3at)rlj.  tbronologifd)  jufam- 
mengeftettt,  unb  erjdjien  in  17  ©anben  (Kraf.  1870 — 
1899).  Son  feinen  übrigen  Publifationen  unb  her- 
Bor jubeben : «<lbam  MicfieWicj«  (Siien  1868);  »Pol- 
mühe  Sibliographic  beb  15.  unb  16.  3®f)r5unbertb- 
(Kral  1875) ; eine  3ufantntenftellung  Bott  1400  pol- 
mitten  3eitf<f)riften  (baf.  1879);  «Sa®  Repertoire  ber 
foiniidjen  Sühne  Bon  1750 — 1781«  (bie  Site!  Bon 
3800  3 rüden,  baf.  1871);  bab  bebcutenbe  SBert  -Sie 
t>olmf<hen  Sbeater«  (»Teatra  w Polsce«,  baf.  1874 
bi*  1879,  3 SJbe.);  -®efd)reibung  ber  3agetlonifd)en 
©ibliothef«  (baf.  1882)  foroie  Bertthiebene  Monogra- 
phien über  polnifdje  Siebter:  »Sf)oiita®  Kajetan  Siie- 
gterffi«  (2.  ?lufl.,  2eipj.  1883)  unb  »Sinjenj  Pol  unb 
ieine  (Seieüjcbaft«  (2cmb.  1882)  u.  a.  Pud)  Beröffent- 
luhte  er  eine  Schrift  über  bie  polnifcheffiauncrfpradje: 
•Gwara  zloczyncöw«  (SBarfd).  1867). 

©ftrella,  Serra  ba  («Stentgebirge«,  bei  ben 
Römern  Mona  Herminiua),  hödjfte®  Gebirge  in  Por- 
tugal, bilbet  einen  tablen,  platten  ScrgwatI,  ber  fid) 
w ber  Richtung  Bon  9iO.  nach  SS.  jroifdjcn  beit 
irlüifen  Monbego  unb  3*jcre  in  ber  ProBinj  Seira 
60  km  toeit  hinjieljt  unb  mit  ber  juttt  mitllent  fpani- 
>d|en  öebirgSfqttcm  gehörigen  Sierra  bc  ©ata  bttrd) 
bte  Serra  ba®  Mcja®  jufammcnbäitgt.  Sic  Sübfeitc 
bei  ©ebirge®  (Serra  braBa)  ift  bie  höhere  unb  fällt 
idjrojf  jerilüflet  ab;  bie9?orbfeite(Serra  manfa)bad)t 
Mi)  fanfter  ab.  Ser  Weftlichc  PuSIäufcr  ber  6.  ift  bie 
Serra  be  2oujä.  Ser  breite,  granitifrhe  Saiden 
bei  GftreUagebtrgc®  trägt  Born  Oftober  bi®  jptni  eine 
Sthtteehtille;  in  feiner  Mitte  erhebt  ftd)  ber  1993  m 
hohe  Malhäo  ba  Serra,  Bon  Bier  Plpcnfcen  um- 
geben. Mehrere  ber  hohem  Spipen  heißen  Gantaro® 
i «Krüge«)  Degen  be®  überall  herBorfprubelttben  Saf- 
tet*. Sie  Ir.  beherbergt  noth  Sölfe.  Sgl.  JiiBoli, 
Sie  Serra  ba6.(6rgänjung®heft  61  }u»Petcrmaim® 
Mitteilungen«,  ©ofha  1880). 

©ftremabüra,  fediebräbtigc®,  weiße®,  bauntwol« 
lenel  Stridgant,  juerft  in  Spanien  hergefteüt. 

(yttremabura , 1)  portug.  ProBinj  tn  ber  Mitte 
bei  Eanbc®.  grengt  ttötblidi  an  bie  Prooiit3  Seira, 
-n'tlidj  unb  füblid)  an  Plemtejo  unb  im  S.  an  ben 
Stlantiichen  Cjean  unb  hat  einen  ftlächenraum  Bon 
17382  qkm  (315,7  GM.)  mit  0800)  1,232,593  Ginto. 
(71  auf  1 qkm).  Sie  ProBinj  jerfättt  in  brei  Si- 
itrtfte:  2iffabon,  Santarem  unb  2eiria.  Hauptflabt 
iü  l'ttiabon.  3.  Karte  »Spanien  unb  Portugal«. 

2)  Spaniftbe  2anbfcbaft,  grenzt  gegen  9t.  an  2con, 
t C.  an  711t-  unb  9icufaftilien,  gegen  S.  an  Sn- 
t,  gegen  S.  an  bie  portugieftfehen  ProBinjcn 


Tllemtejo  unb  Seira  unb  umfagt  41,757  qkm  (758,4 
GM.)  mit  (imo)  882,4 10  Ginw.  SieSemoI)ner(6ftre- 
meiio®  ober  Gjlremefio®)  finb,  Die  bie  9ieutaftilier, 
ein  au®  ber  Scrmifchung  ber  Mojaraber  (ber  Bon  ben 
Arabern  unterjochten  Seftgotm)  unb  ber  Spanier  her» 
oorgegangene®  MifeplingSDolf,  jeidjnen  fich  aber  Bor 
jenen  burd)  grojjett  Gntft  unb  [chweigfaitte®,  graBi- 
tätifdie®  Sefcn  au®.  Sa®  niebere  Solf  ift  roh . aber 
gutmütig,  ehrlich,  uneigennüjjig,  gaftfrci , befcheiben 
unb  tapfer.  Sie  Sanbfchaft  jerfäüt  in  bie  beibett  Pro- 
Dirnen  Sabajoj  unb  Eacere®  (f.  b.).  Jjauptjtabt 
ift  Sabajoj. 

(ritrcmaburifd)c®.t>oct)tnnb  (®  e b i r g « f t)  ft  ettt 
Don  ©ftremabura),  Scjeidjnung  ber  ©cbirgSjügc 
ber  Pgrenaifdjen  ftalbinfel,  bie  ftch  jDifchen  ben  Sa- 
lem be®  Sajo  unb  ©uabiana  in  ber  9Jid)tung  Bon  O. 
ttachS.  erftreden.  G®  beginnt  auf  betn  neufaftilifcpen 
Safcllanb  mit  ben  Monte®  be  lolebo  (1400  m),  an 
bie  ft<h  tneftlich  bie  Sierra®  Don  Ttltamira  unb  ®ua- 
balupe  (1558  m)  anfchließcn.  Seiler  DeftDärt®  löft 
fich  ba®  Stjftcm  in  ifolierte  ^öhmjügc  auf,  bie  eine 
nörblidje  unb  eine  fiibtidjc  Stcihe  bilbett  unb  ba* 
Plateau  Bon  Gftrentabura  umfchltcfjcn.  VIn  ber  por- 
tugiefifchen  ©renje  [ehroiHt  ba®  ©ebirge  in  ber  Serra 
be  San  Mamebe  (1025  m)  weiter  au.  Seitere  ifolierte 
©lieber  ftnb  burd)  bie  ProDingWIemtcjo  jerftreut.  Sie 
©ebirge  ftnb  nteift  au®  filurifdjen  Sd)id)teit  jufatn- 
mcngefejjt  unb  bilben  fahle,  fchroffe  SäHe  mit  fcgel* 
förmigen  ©ipfeln;  bie  Hochebenen  finb  Don  flachen 
Salntulben,  benSJinnfalen  ber  imSomnter  meift  Der- 
ftegenben  ©emäffer,  burchfurcht. 

feftrcmaburtt  (Gftremaburaphoäphat),  f. 
Phosphorit. 

©ftremoj  (|pr.  Stabt  im  portug.  Si- 

ftriftGoora  (ProDinj  Tllemtejo),  461  m ü.  St.,  an 
ber  ©ifenbahn  2iffabon-G.  gelegen,  mit  Derfaüenen 
SeftungSmerfcn,  grohent  Schloß  unb(noo)7857GinD., 
bie  poröfe,  al®  Safferfühlcr  gebräuchliche  longefäße 
(bilhas)  hcrftetlen.  3>t  her  9iähc  bebcutenbe  Star- 
tttorbrüche.  — ©ei®,  unb  beim  Sorfe  Monte®  Gla 
ro®  öftlich  erfochten  bie  Portugiefen  1663  unb  1665 
}Dei  glänjenbe  Siege  über  bie  Spanier. 

©ftribillo  (fpr.  -tato),  f.  Siüancico®. 

©ftritp  (altI)od)b.  eatirih,  au®  mittellat.  astricus, 
»Pftaftcr«),  mit  einer  jufantmenhängenben  fünftlicpen 
Stein*  ober  fonftigmMaffe  bebedterffußbobm.  ©rie- 
chen unb  Konter  wanbten  6.  in  ihren  Sauten  an. 
Ser  3tegeleftrich  (fignifdjer  ®.,  pavimentum 
testaceum  s.  signium)  ruhte  auf  einer  Steinunter- 
lage, beftanb  au®  3 Seilen  hart  gebrannter,  jerftoßc 
tter  3iegel  unb  1 Seil  Kalfmörtel  unb  finbet  hd)  in 
Überreften  altrömifcher  Sauten.  Siefer  antife  G.  ge- 
hört ju  ben  K a I f e ft r i dj  e n , bie  auch  heute  nod),  be- 
fonber®  in  3talien,  Scrtoeitbung  finben,  ftatt  ber 
Steinunterlage  aber  gewöhnlich  eine  folche  au®  Stein- 
fchotlcr  ober  au®  feftgeftampftem  Sattb  erhalten  unb 
in  ber  Gftrichutifchung  ftatt  ber  3tegelftüdcn  wohl 
auch  Sruchftcinftüde  aufweifen.  3u,u  Mörtel  Wirb 
gern  ht)braulifd)er  Kalt  genommen.  Sei  feinem  G. 
befteht  bie  oberfte  2age  nur  au®  [charfem  Sanb  unb 
frifdjem  Kalfpuloer.  Haltbarer  ift  3 * 111  e n t e ft  r i d), 
auf  einer  12  cm  ftarfen  Unterlage  au®  magentt  3e- 
menlbeton  au®  einer  etwa  2 cm  ftarfen  3emmtmör- 
tellage  (1  Seil  3ement,  3 Seile  fcharfer  Sanb)  gebil- 
bet.  Httrljer  gehören  ber  rheinifche  Srafteftrid) 
(3  Seile  Stoß,  8 Seile  Kalf,  6 Seile  ffohlena(che)  unb 
ber  franjöfifche  G , ber  unten  au®  einer  Stiftung 
Don  Steinen,  Kalfmörtel,  Hammcrfeblag  unb  Gifen- 
fchladen,  m ber  Mitte  an®  Srudjfteinen  unb  Kiefeln 


134  Sffridjbädjcr  — ©talon. 

mit  einem  SKövtel  auS  2Xeilen  Ralf  unb  lXeitSanb,  ber  Weepten  auBtrat,  burtp  tpr  ©erpal  len  bm  Üb« 
oben  auS  einer  URifepung  Bon  Vs  Ralf,  V»  3ement  gang  ber  Siegierung  an  ein  rabifalcä  SKinifterhnn 
unb  '.'e  ju  Staub  geflogenem  SRarmor  ober  anbern  (Juli  1901)  unterjtüpte  linb  ftd)  Gnbe  1902  ju  ein« 
barten  Steinen  heftet)!.  Sepmefiricp,  befonberö  für  >freifonfernatiBen«  ffraltion  Bereinigte, 
tanhwirtfchaftlidje  Bauten,  befiel)!  aus  einer  bis  50cm  ffifuet,  feltifcper  (Sott,  auf  einem  in  ber  Rirtpe 
hoben  Sage  non  gut  auSgefrontem  Scpnt,  ber  burd)  Wolre  ■ Dame  in  ©ariS  gefunbenen  Xenfutal  als  ein 
Schlagen  gebieptet  unb  bann  mit  SKnbSblut  ober  Jüngling  mit  nadle«  Schultern  abgebilbet,  b«  bie 
lecrgatle  überftrieprn  unb  mit  fymunerfcplag  über*  §iinbe  aitfbebt. 
ftreut  roirb.  Über  folcpem  Sebtnejtricp  ober  über  einer  ©SjPf  (fpr.  tg®,  Stabt,  f.  (Effet 

forgfältig  geebneten  Sage  trodnen  SanbeS  (SbiefeS)  ©Sjtcrgom  (tpr.  efcta.),  Stabt,  i.  ®ran. 

Wirb  burch  UluSgiefeen  oon  Berbünntem  fflipS,  ber  ©Sjterpdj  (ft*.  entert«),  lorf  tm  Ungar.  Romital 
mit  Sehlagpöljcrn  gebichtet  unb  mit  eifernen  Kellen  Cbenburg.  füböftlid)  oom  Weufteblet  See,  an  bet 
geglättet  wirb,  ber  ©ipS  eftrieb  gebilbet,  bejfen^alt-  Sifenbabn  Öbenburg-Slaab,  mit  bem  in  italienifchem 
barfeit  burch  tränten  mit  Seinöl  ober  Söhnen  mit  Menaiffanceftil  erbauten  Schloß  ber  gürften  Gftcrhdjb 
'Sachs  erhöht  Wirb.  — Xertajjo  erhält  eine  10  cm  (gegenwärtig  unbewohnt),  Kapelle,  Xheater,  SRar* 
ftarte,  biept  gefdjlagene  Unterlage  Bon  3'egelftüden,  flau,  Seitfepule,  ©arf , Xampfmfible  unb  498  Ginw. 
«alt  unb  3tegelmehl  nnb  eine  obere,  3 cm  ftarte  ©äjterpäjp,  f.  Gfterpaji)  Bon  fflaldntpa. 

Schilt  Bon  ptjbraulifchem  Stallmörtel,  3>cflcl,nthl  et,  auf  RurSjetteln  Wtfürjung  für  »etwas*.  Sgl. 
unb  eingeflampften  farbigen ©iarmorftüdepen, bie  ab*  »Selb  unb  ©rief«. 

qefcpliffen  unb  geölt  wirb.  Seim  ffiranito  finb  bie  ©4a,  ber  7. ©uepftabe  beS  grieep.  fllppabetS  (ij.J?); 
URarmorftürfcpen  Heiner  utib  werben  mit  ber  fflaffe  f.  GtajiSmuS. 

ber  Dberfcpiept  Bennifcht  aufgebracht,  ©eim  3Jio*  @ta,WameeinerinbergeubaljettBerad)tetenRlaffe 
iaifterrajjo  Werben  bie  SKarmorftfidepen  nach  be*  b«japanijd)cn©cu5lferung.ben  .unehrlichen  Seuten* 
ftimmten  SÄuftem  aufgebracht.  Serben  ftatt  ber  unferS  SRittelaltcrS  entfprechenb.  1871  würben  bie 
IPanuorfliidehcn  Xonftiidepen  ober  ©laSpaftcn  an*  bie  6.  auf  gewiffe  Beracptcte  (Bewerbe  befdjrnnfenben 
getoenbet,  fo  entflehen  bie  namentlich  Bon  ben  eilten  ©efeftc  aufgehoben. 

oiclfach  auSgcführten  ®laS*  ober  Xonmofaifbö»  Etabhostedoc6ri,  tat. Sprichwort : •‘SluchBcmi 
ben.  ©fppaltcftrid)  beftept  auS  Beton*  ober  3ie*  geinb  foll  man  fiel)  belehren lafjen,  tannman lernen*, 
gctpflafter  unb  einer  2 — 3,5  cm  ftarfen  ®ujjfd)id>l  ©tabliercn  (franj.,  B.Iai.stabilire,  »befeftigen«), 
auS  gejcpmoljenem  Tlfpljaltmafttp,  ©oubron  unb  fei*  einrichten,  grünben;  (ich  etablieren,  ftd)  nieb«- 
nem  StieS.  Sie  auf  mafftoen  Üntcrgrunb,  legt  man  laffen,  inSbef.  ben  felbftänbigen  ©etrieb  eines  ®ew«- 
(Eftriehe  auch  auf  ©alfenlagen  auS  ffeuerftdterheitS*  beS  übernehmen,  auch  fooiel  wie  einen  felbftänbigen 
grünben  unb  um  (j©  in  Xacpböben)  Bon  oben  feine  SiauSftanb  begrünben;  (Etablier ung.  St abliffe* 
geueptigfeit  in  bie  ©altenlage  gelangen  ju  laffen.  ment  ((«..MiSmaicgi.Segrünbung  emerSticbcrlaffung, 
©eim  ©erlegen  ber  <Eftrid)c  auf  ©iinbboben  bedt  man  inSbef.  einer  jianbelSnieberlaffuug ; auch  legiere  felbit 
legte  nt  mit  fjoljjement  unb  ©appe  unb  einer  barauf  Wirb  Gtabliffement  genannt.  SaS  Gtabliffement  hat 
gefepütteten,  einige  3tntimenter  ftarfen  Sd)i<ht  auS  feine  felbftänbigc  iReeptSperfönlicpfcit,  tuopl  aber  Biel- 
feinem  Saab  ober  Sepm.  ©ei  unmittelbarem  ©uf*  fad)  einen  felbftänbigen  Wanten  (GtabliffementSname), 
bringen  auf  bie  ©alfenlage  Wirb  ber  91a um  über  ber  j.  ©.  3um  fcpwarjen  SBalfifcp.  Xicjer  fteht  jwar  nicht 
Staticng  mit  Sanb,  Ries  ober  reinem  ©aufdjutt  ge>  unter  bem  9icd)te  ber  girma,  Wohl  aber  ift  er  gegen 
füllt,  barauf  eine  Sehmfchicht  ober  eine  hoppelte  Xadt*  gefcpüftliepe  3Jiifebräud)e  burdt  § 15  beS  ©efepeS  junt 
fteinfehicht  in  Berlängertem  3c|ncntmürtel  gebreitet  Sd)up  ber  ffiarenjeiepen  unb  burd)  § 8 beS  SSeti 
unb  bariiber  ber  <E-  auSgefübrt.  brWcrbSgcfcpeS  gefdjüpt.  — Jn  übertragener  ©ebeu 

©ftrichbächer , f.  Xacpbedung,  S.  407.  tung  wirb  G.  auch  non  ber  öegrünbung  beS  fflobl 

©ttrup,  J a f o b 8 r B n n u nt  S c a B e n i u S , bän.  flanbcS , beS  RrebitS  u.  bgl.  gebraucht. 

Staatsmann,  geb.  18.  Vlpril  1825  in  Sorö,  wibmete  ©tage  (franj.,  fm.  *eM’),  Stodwerf,  f.  ©efcpoB; 

fiep  ber  Sorft*  unb  Sanbwirtfcpaft,  warb  (cp cm  in  geologifcp:  f.  öeologifcpe  jormation. 

jungen  Japren  ©eftper  mehrerer  grofjer  ©üterfom*  ©tagenbau,  f.  ©e'wäfferung,  S.  795. 

piepe  unb  War  1854  — 55  9)eid)Stagöabgeorbneter  ©tagenfeuer  wirb  Bon  übereinanberliegenben 

(golfetping).  Seit  1864  SReicp-SratSmitglieb,  wirfte  Sinien,  bie  mit  ©efepüpen  ober  Scpüpen  befept  unb 

er  als  Rührer  ber  ©utsbeftperpartei  bei  Per  9icbifton  meift  auf  Wbpängen  gelegen  ftnb,  abgegeben. 

ber  Serfnffung  wefentlicp  mit  unb  hatte  1865  — 69  ©tagenraft , f.  (feuerungSanlagen. 

im  Kabinett  HrijS'ffriifenborg  (f.  b.)  baS  SKinifterium  ©tagcnbcutil,  f.  ©entil. 

beS  Jnnem  inne.  ©tu  11.  Juni  1875  jum  ©retnier.  ©lagere  (franj.,  (er.  .Wie),  in  mehrere  (Etagen 

unb  Rinanjminifter  ernannt,  geriet  er  mit  ber  rabi*  eingeteilteS  ©efteü;  Bücherbrett;  Sanbbrettepen  für 

falen  ff olfetpingSmehrpeit , welche  bie  jur  Srpöpung  Wippfacpen  re. 

ber  SBeprfraft  XänemarfS  (f.  b. , S.  487)  Bedang*  ©tain  der.  etln*) , Stabt  im  franj.  Xepart.  Waa-J, 
ten  Rrebite  BerWcigerte,  halb  in  einen  heftigen  Ron*  Vlrronb.  ®«bun,  an  ber  Orne  unb  ber  Cftbapn,  hat 
flift,  ber,  naep  wteberpolter  lüuflöfung  beS  gölte*  eine  Rircpe  auS  bem  13.  unb  15.  Japrp.,  ein  fcpöncS 
tpingS,  6.  nötigte,  feit  1885,  geftüpt  auf  baS  fonfer*  StablpaitS,  College  unb  cnoi)  2840 Gin w.,  bie  Xöpfe 
oalioc  SanbStpmg,  mit  einem  proBiforifcpen  ©ubget  rei,  SBcberei,  gabrifation  Bon  Vtdergcralen  unb  ©iep* 
unb  proBiforifcp  erlaffenen  ©efepen  ju  regieren.  Grft  panbel  treiben.  — G.  (lat.  Stagnam)  fonttnt  fepon 
naep  ©oüenbung  ber  ©efeftigung  RopenpagenS  Warb  im  7.  Japrp.  Bor  unb  gebürte  lange  3eit  ben  ©rafen 
biefer  Ronflift  burd)  einen  ©crgleicp  beenbigt,  worauf  unb  ^enogen  Bon  ©ar,  bis  eS  ber  ff  riebe  Bon  3tpS 
G.  freiwillig  jurüdtrat  (7.  2Iug.  1894)  unb  im  fon*  Wpf  an  Sotpringen  bradjte. 
feroatioen  SaubStping,  bem  er  feit  1866  ununler-  ©talicrcu  (franj.),  jurScpau  auSfleüen,  SSartn 
broepen  angepöd,  biegüprerfepaft  übernahm,  bafelbfl  auälegen;  Gtalage  ejpr.  .0(4').  ScpaufleHung. 
aber  iticpt  baSGntftepen  einer  fonferbatiBen  »grottbe«  ©talon  (franj.,  (w.  4ns),  baS  9!ormalgewicpt  ob« 
Berpinbem  fonnte,  bie  Gnbe  1900  auS  bem  ©erbanb  Sformal.  (Gicp.)  fflafj,  naep  bem  alle  SBaßc  unb  ®e* 


r 


Etalon  - 

nid)tt  einrä  ücnxbeS  angefertigt  unb  refp.  reftifijiert 

»erben;  E.  boiteui , hintenbe  SBährung  ((.  b). 
(Stalou,  3ud)tf)enqft,  Befdjäler. 
©talonnicreit,  Oewirfjte  ober  SJiafte  eichen;  Sta- 
lonnage,  Eichgebühr;  Stalonneur,  Eichmeister. 

(Stornieren  (franj.),  Serbinnen,  mit  3'nnfolit  be« 
legen;  Stamage  (tmr.  .4(4’),  Serjinnung. 

(Stnmtn  (franj.  fetamine),  burchtichtiger.leinwanb- 
bmbenber  Damendeiberftoff  mit  10  gäben  auf  1 cm; 
Same  9ir.  26  jweifad)  gart  gebrehteä  Kammgarn. 

(rtampcä  gor.  «an &),  Ttrronbiffementöhauptftabt 
im  franj.  Deport  Seme-et-Oife,  in  einem  fruchtbaren 
ial,  an  ber  3ume,  ffnotenpunft  ber  OrKanöbaljn, 
bat  einen  alten  Durm  (®uinette,  um  1130  erbaut), 
mehrere  intereffante  alte  Kirchen , ein  fchöneä  Stabt* 
baue,  eine  otatue  beä  9iaturforfcherä  ©eojfrot)  Saint* 
ijüaire.  ein  College  unb  0901)  8747  EiuW. , Die  ©ar- 
ten* unb  ©emüjebau,  Boüfpinnerei , Birlcrei,  ©er* 
berei,  Wafchmenbau  fotoie  ©etreibehanbel  treiben.  — 
« (lat.  Stampae)  mit  feinem  ©ebiet  war  urfpriinglich 
Bniglidje  Rronbomäne  unb  mürbe  1327  DonRarllV. 
jin  ®raffd)aft  fotoie  1536  burd)  granj  X.  jum  §er< 
jogtum  erhoben , baä  er  feiner  ©eliebten  Vlnna  oon 
firfeleu  (f.  unten)  oerlief).  Stadjbem  eä  1565  an  bie 
frone  jurüdgefallen  mar,  fdtjenfte  eä  1598  ^einrid)  IV. 
feiner  ©eliebten  ©abrielle  b'Eftrteä,  beren  Diacbtom* 
men  (fcerjoge  Bon  Senböme)  beä  jum  lobe  beä  6er- 
jogä  üubtoig  3ofeph  (1712)  im  Seity  Don  ®.  blieben, 
oorauf  e3  mieber  an  bie  Krone  fiel.  3"  ®-  Würben 
mehrere  Ronjile  (1092,  1130  unb  1247)  gehalten. 
Sgl.  be  SRontronb,  Essais  historiqurs  sur  la 
Tille  d'£.  (Etampeä  1836  — 37,  2 ©be.). 

©tampcc*  (<er.  eeanjie,  Eftampeä),  Vlnna  Bon 
©iffeleu,  $>  ergo  gilt  Don,  Softer  flntonä  Don 
Uleubon . geb.  um  1508,  geft.  1576,  feit  1526  bie 
einflußreiche  Waitreffe  granj’  I. , Königä  Don  granl* 
retd).  1536  Berbeiratete  ftc  ber  König  junt  Schein  an 
gean  be  ©roffe  unb  Derlieb  ihr  baä  §erjogtum  Ir. 
Öabfdditig  unb  ränfefüdjtig . übte  fie  einen  feljr  Der* 
berbluben  Einfluß.  gf)rt  Eiferfudjt  gegen  Diana 
oon©oitierä,  bie  Öelieote  beet  Dauppinä,  bewog  jie, 
biefem  in  ber  ©erfon  beä  §erjogä  Don  DrManä  einen 
Hegner  aufjufleüen.  woburd)  !pof  unb  Staat  in  jtoei 
{arteten  geipalten  würben.  9 iad)  bem  Tobe  granj'  I. 
1547  würbe  fie  auf  iljrefflüter  berwiefen  unb  trat  hier 
;ur  reformierten  Kirche  über.  Sgl.  ©.  Sari«,  ßtu- 
<les  sur  Frangois  I,  ©b.  2 (©ar.  1885). 

©ta  ng  (fraiu.),  bie  großen  ffiafferflächen  (ätangs 
aal£s)  an  ber  Süb*  unb  ffleftfüfte  Don  granfretdj 
(Sangueboc  unb  fflaäeogne),  flache,  mit  Baffer  be 
bedte  Sertiefunaen  Don  bebeutenbem  gläd)enraum. 
sie  ftnb  meift  burch  fleine  Rüftenflüffe  entflanben, 
nur  burch  fchmate  Dämme  Dom  Ulieer  gefdjieben,  mit 
bem  fie  gewöhnlich  burch  einen  Kanal  ober  eine  glufj* 
milnbung  jufanimenhüngen,  oft  faljig,  ähnlich  ben 
rtalieniiihen  ffiaremmen  unb  £agunen. 

©taplr#  (Ist.  <tapn.  Stabt  im  franj.  Deport,  ©aä- 
te-Ealaiä.  flrronb.  Wontreuil,  ant  SRünbungäbufen 
ber  Canche,  über  bie  eine  500  m lange  ©riide  führt, 
unweit  bei  Ranalä,  Rnotenpunft  ber  Siorbbapn,  hat 
einen  Derfanbeten  $afcn,  Seebab  unb  (not)  4680 
Emm.,  bie  Dorjugäweife  gifcherci  unb  Schiffbau  be- 
treiben. — fcter  fam  3.9!od.  1492  ein  gricbe  jwifd)en 
Cnglanb  unb  granfreid)  juftanbe.  3n  ber  Sähe  auf* 
gefunbene  antile  ©aurefle  hält  man  für  Spuren  beä 
gallo*  römifchen  Quentovicus. 

©tappe  ( franj.,  o.  beutfehen  »Stapel*,  baher  ur* 
’Dtünqlicb  jooiel  wie  Stapelptag.  Barennieberlage), 
UKarfdhftatton  ober^alteplaß  beiSRilitärtranäporten. 


- Etappe.  135 

3nDeutfd)Ianb  iftbaä  Stoppen  wefen  geregelt  burch 
bie  Rriegäetappcnorbnung  Dom  14.  3Rai  1902  unb 
bie  SRilitöreifenbahnorbnung  Dom  18.  3an.  1899. 
Sä  foü  bie  rücfwärtigen  Serbinbungen  ber  operieren* 
ben  iltmu-e  mit  ber  Heimat  jur  yeranjid)unn  beä 
9!nd)fcbubeä  aller  ©ebürfniffe  fiir  bie  Vlrmee  fowie 
für  bie  3urüdführung  Don  Rranten , Serwunbeten, 
Rriegägefangenen,  Jhiegäbeute  ic.  aufrecht  erhalten, 
für  bie  Unterbringung  unb  Serpflegung  ber  ju  unb 
Don  ber  Srmee  geheitoen  ©erfonen  wie  auch  für  bie 
Srhaltung  unb  Sicherung  ber  Serbinbunqälinien,  ber 
^erftellung  unb  ben  Setrieb  flüchtiger  Eifenbabnen 
innerhalb  beä  befehlen  feinblichen  ©ebietä  unb  für 
bie  Serwaltung  beä  leßtem  Sorge  tragen.  Daä  Etap* 
penwefen  wirb  Don  einem  ©eneralinfpefteur  beä  Etap- 
pen- unb  Eifenbahnwefenö  (©eneralleutnant)  gelei- 
tet 3t>tnfmb unterteilt:  a)bieEtappeninfpeftio- 
nen,  beren  fe  eine  für  jebe  felbftänbig  opcricrenbe 
Ülrmee  ernannt  wirb,  b)  ber  Chef  beä  getbeifenbahn* 
wefenä,  c)  ber  ©eneralintenbant  ber  Ütrmee  alä  Chef 
beä  gelbintenbanturwefenä , d)  bie  ©befä  beä  gelb* 
fanitätäwefenä  unb  e)  ber  Etappentelegraphie,  f)  beä 
gelbpoftwefenä,  alfo  alle  ben  Serfef)r,  bie  Serwal* 
tung  unb  Rranfenpflege  leitenben  ©ehörben.  Die 
Sorbereitungen  ftnb  im  grieben  fo  getroffen,  baß  ber 
aanje  Tipparat  mit  ber  ©lobilmachung  feine  Dätig* 
(eit  beginnen  fann.  3"  jebem  Tlnncelorpäbcreich  tft 
ein  Etappenanfangäort,  ber  eine  Hauptbahn* 
ftation  ift,  beftimmt.  Dort  werben  bie  bem  Vlnnec 
(orpä  nachjuführenben  Dranäporte  gefammelt,  bie 
juriidlehrenben  {erteilt.  Son  ba  gehen  fie  nach  ber 
auf  jeher  jur  Tlrmec  führenben  Sahnlinie  beftimmten 
Sammelfiation,  Don  wo  bie  auä  ben  Derfchiebe 
nen  Rorpähejirfen  jufammenfließenben  Iranäporte 
in  ganjen3ügen  nad)  bemStricgäjchauplah  abgefanbt 
Werben.  Der  Sahnbetrieb  enbet  mt  Etappenhaupt- 
ort, wo  bie  Serteilung  unb  Tlbfenbung  ber  ju  unb 
Don  ber  TIrmee  gchenben  ©erfonen  unböüter  erfolgt, 
unb  Don  wo  Etappen  ft  r ah  en,  auf  biefen  burd)* 
fchnittlich  alle  brei  Weifen  Etappenorte  mit  einer 
Etappenfominanbantur,  jubentlrmeelorpäan* 
gelegt  werben. 

3)te  Etappeninfpeftionen  haben  ähnliche  Drganifa; 
tionen  wie  bie  ©eneralfommanboä,  eä  gehören  ju  ihnen 
ein  Ch'f  beä  Stabeä,  Tlbjutanten,  gelbgenbarmerie* 
offijier,  Etappen-gntenbant,  -©eneralarjt,  -Tlubiteur, 
-Delegraphenbireltor.Tlnnfepoftbireftor.Cbcrroßarjt, 
gelbjahlmeifter  unb  jur  Überwachung  ber  ScDölfe* 
rung,  ber  ©reffe  ic.  ein  3>DilDerwaltungäbeamter. 
3h”  auäführenben  Ergane  finb  bie  Etappenlom* 
manbanturen;  fie  haben  ben  ganjen  DurchgangäDer* 
(ehr  Don  unb  ju  ber  Ttrmee  ju  Dcnuitteln,  für  bie 
Sicherung  berSerfchrömeae  unbDelcgraphenanlagen 
ju  forgen,  fiajarette,  ©ferbebepotä,  Wagajine  ic.  ein* 
jurichten,  auch  für  bie  Serteibigung  beä  Etappenortä, 
für  bie  Unterbriidung  Don  Wufftänben  in  ihrem  Be- 
reich wie  für  bie  poltjeiiiche  Crbnung  in  bentfelben 
Sorge  ju  tragen,  ju  welchem  3n>et*  <hntn  gelbgen- 
barmen  unb  Die  Sefahung  beä  Etappenortä,  bie 
Etappentruppen,  jur  Serf iigung  flehen.  3hn(n 
liegt  ferner  bie  Unterbringung  unb  Serpflegung  ber 
Druppen  in  ihrem  Seretdj  ob,  Woju  Etappen- 
magajine  burch  3nt«Dbanten  unb  Etappenlaja* 
rette  burch  ben  Etappcnarjt  eingerichtet  werben. 
Sahnpöfe  an  ben  Etappenorten  erhalten  in  ber  Siegel 
befonbere  Sahnhoföfommanbanten,  benen  bie  Ser- 
pflegung burchpaffierenber  Druppen  jufädt.  Sgl. 
Ott,  Daä  Rriegäetappcnwefen  beä  Deutfchen  JRciajä 
(Wünch-  1896).  — Die  Siömer  befaßen  ein  fepr  ent* 


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136 


Gtappenbelegierter  — (Step. 

Widclteä  iinbmoßlorganirterte8GtappenWefen;anben  Etat-major  (franj.,  fpr.ttt-mnfaer),  8begiment8*tc. 
uorjügtidien  Jieerftraßen  (dieinen  bie  ©banfioneS,  Stab  (f.  b.);  E.-m.  güneral,  ®eneralftab. 
bic  im  ©oftBerfepr  $auptfiationen  mit  Sfbadjtquartier  ©tatm  affiger  ©tabetof fijitt , bei  jebem  SRegi* 

bilbeten,  alSGtappenortefürbieiuarftpierenbenS'rup*  mtnt  bet  StaoSoffijier  (Dberflleubtanl  ober  Major 
nett  gebient  ju  paben.  ^ireufien  patte  Dor  1866  jur  »beim  Stabe«),  ber  fein  Bataillon  ic.  l)at  tmb  jur 
©erbinbung  (einer  getrennten  ©roBingen  bnrd)  fcan*  Sertrelungu.  Unterftilpung  beS  SRegimentSlomman* 
notter  unb  tpeffen  Gtappenftrafien  unb  Gtappenfom«  beurS  in  ©ermaltungSangelegenpeiten  beftimmt  ift. 
manbanturen  in  fcerSfelb,  Qilbe8peim  unb  ®eplar.  Etats-G^nPraux  (franj.,  fpr.  etä^eners),  f.  ®e* 
Dfterreid)  bat  für  (eine  Iruppenmärfcpe  im  8 v i e < ncral(taaten. 

ben  in  (einen  ©barftproulcnorrjeidpniffen  ein  baS  ©tatoa  (3tawa),  fcauptort  be8  gleiipnamigen 
ganje  2anb  untfaffenbeS  9!ejj  mit  Etappenorten  auf«  3>i(triftö  (4353  qkm  mit  [isst]  727,629  Ginnt.)  in  ber 
geftcUt.  3m  Kriege  liegt  ba8  ßtappenloefen  in  ben  Xittifion Vtgra  ber  britifdj*inb.  ©orbmeftproBmjen,  an 
Stäuben  ber  •©rmeeintenbanj«,  ber  jtoeiten  Abteilung  ber  Stfdjamna  unb  ber  ©apn  Wgra-Salfutta,  bat  ein 
beb  ©rmeepauptquartierS,  bie  fiep  Wiebcr  in  je  eine  in  SRuinat  liegenbeb  ®orP  eine  große  ©ioftpee,  einen 
©bilitnr»  unb  Sie rtoaltungb •Abteilung  gliebert.  pocppeiligen  $>inbutempel  unb  (isst)  38,793  Ginnt., 
GinSJiangeliftbielrenmmgberGifenbapnnomGtap*  bie  lebhaften  i'anbel  mit  ©utter,  ©aumWoUc,  Ci- 
pentttefen.  granfreiep  pat  fein  Gtappenroefcn  nad)  (aaten,  ®etrcibe  treiben. 

1871  in  altem fflcfentlitpen  (treng  ttaep  beutfcpcm9Ru-  ©tajiSmuel,  bie  oon  GrabmuS  entpfoplene  unb 
[tcrorganifiert;  inSiufjlaitb  ift  tteucrbingS (foWeit  eS  jejjt  faft  überall  gcbräueplitpe  9Iub(prn(fte  beb  ©ltgrie* 
bie  eigenartigen  ©erpältniffe  ber  ruffiftpeit  Y'lrmee  ge«  dnfepen , nionad)  bie  ©uepftaben  emfadt  ben  entfpre. 
ftatten)ba«felbegefd)cpen.©gl.'.DbiIitäreifcnbapnmelen.  tpenben  Budjftaben  ber  SRutterfpradje  be8  2ernenben 
©tappcnbclcgicrtcr,  'Beauftragter  beb  faifer«  gemäß  gefprodjen  »erben,  nlfo  auep  berfiebeitteBucp 
litpen  Romntiffarb  unb  SKilitiirinfpetteurS  ber  frei*  i'tabe  beä  Vllppabetb  (Gta)  Wie  6.  ©gl.  StajiSmuS. 
Willigen  ftrantenpflege , ber  einer  RranlentranSport-  Gtajiften,  ©npänger  ber  GraSmiiipen  ©uSfpracpe 
fonuniffton  beigegeben  wirb,  um  bie  SRitwirhuig  ber  ber  altgneepifdten  Sprache.  S.  ®ric<pif(pe  Spratpe 
freiwilligen  ßtranienpflcge  bei  ber  Goafuationuttb  beut  Et  cetera  (lat.,  rneift  abgefürjt  etc.  ober  tc.),  »unb 
SanitätSbienft  auf  ber  Gtappenffraße  ju  regeln.  Gr  baS  übrige«,  entfpretpenb  »unb  fo  Weiler«, 
ift  ein  bireftcr  Untergebener  beb  Sirmeebelegierten.  ©teiguoir  (franj.,  fpr.  ttanjMr),  ©ublöfcper,  ein 
©tappenftraßen,  f.  Etappe.  2öfdibüi<pen,  baS  über  bie  2i(ptftamme  geftülpt  wirb, 

©tappenüertrag,  ©ertrag  über  Einräumung  um  fte  auSjulöfdjen.  Staitatp  fatirifdj:  »L’ordre  de 
cinc8  ®urd)jug8redjt8  (f.  b.)  für  Sruppen,  einer  l'fiteignoir«  (»Orben  ber  Smnfelmacper«),  ©ejeidp 
Gtappenftrafje  (f.  Gtappe).  nuna  für  ben  3efuitenorben. 

©tat  (franj.,  fpr.  eia,  D.  lat.  Status) , Stanb,  3«'  ©ten,  Seeflabt  im  peruan.  35epart.  2ambapaque, 
ftanb;  Staat  (.Paper  Gtatsrat  = StaatSrat);  befon*  unter  6“  57'  nörbl.  ©r.,  WuSgangSpunlt  ber  Babn 
ber8  aberBoranfcpIag  berGinnapmenunb9luSgabcn,  uad)  gerretiafe,  mit  eifentem  Wbolo  unb  «889t  3000 
namentlidj  im  3taat8*  unb  ©emeiitbepauSpalt,  alfo  Ginw.,  bat  lebhaften  ^tanbel  unb  gledjtinbuftrie. 
gleidjbebeutcnb  mit  ©ubget  (StaatSpauspaltSctat,  ©tenbarb  (franj.,  fpr.  etenewir),  Stanbarte. 
ginanjetat).  Etatmäßig  peißt  bemnatp  baS,  was  ©tcograrom  (grietp. ),  fobiel  wie  Gpronogramm 
mit  ben  angenommenen  geftfepimgen  übereinftimmt,  (f.  b.). 

außeretatmäßig,  Was  lticpt  im  G.  Dorgefepen  ift.  ©tedfleS,  Sopn  be8  ObipuS  unb  ber  3ofafte,  ©ru- 

GincGtatSübcrfdtreitung  finbetfiatt,  wennmepr  ber  be8  ©olpneiteS,  Beranlaßte  burip  ben  ©rutp  be8 
auSgegeben  Wirb,  al8  im  ®.  für  ben  betreff enben 3wcd  ©ertragS,  mit  bern  ©ruber  jüprlicp  abwctpfelnb  Speben 
»orgejepen  war.  Gtatifierung  peißt  bie  ©ufnapnte  ju  regieren,  biefen  ju  ber  ©nftiftung  bcS  3uge8  ber 
oon  ©uSgaPen  itt  ben  bleibenben  G.  ®er  orben t*  Sieben  gegen  Speben  (f.  b.)  unb  fiel  im  3wcifampf 
lidfe  G. , im  Öegenfak  jum  aufterorbentlicpen,  mitipm.  Sein  ©mpfolger  war  fein  Sopn  2aobama8, 
ift  betjenige,  ber  bie  orbentlidten,  b.  p.  bie  regelntüfiig  ber  juerft  unter  Steoni)  Sormunbfdjaft  regierte, 
(aüjäprlitp)  wieberteprenben  Gittnapmen  unb  ©u8*  ©teoftitpon  (grieep.),  f.  Gpronogramm. 
gaben  natpweift.  £>auptetat  ift  ber  fämtlitpe  Ülu8-  ©tefien  (grietp.,  »3apre8Winbe«),  bie  aUjüprlidt 
gaben  unb  Ginnapinen  in  ^auptrubriten  jufanttnen*  regelmäßig  wepenben  fommerlitpen  9torbwinbe  be8 
faffenbe  G.,  Spejialetat  ber  in8  einjefne  gepenbe  9igäifd)enl)iccre8, bic peiterc8,tro(hiesffietter bringen. 
befonbereG.cinjelner3weige  berSerwaltung,  wieber  ©tt{  (fpr.  «Stil,  ©ntoinc,  franj.  ©ilbpaucr,  Sta- 
'JRilitäretat  (f. ©ubget).  ©uf  ben  ©u8fterbeetat  1er,  lilrcpitelt  unb  Scprijt jtellcr , geb.  20.  ©färj  1808 
tommen,  fobiel  Wie  aubfterben,  eingepeit,  nitpt  fort-  in  ©ari3,  geft.  16.  3uli  1888  in  Gpanille  bei  ©ari8, 
beftepen  lollcn.  ©gl.  ©ubget  unb  ftomptabilität.  — palte  $upatg,  ©rabier,  3ngre8  unb  2>uban  ju  2ep* 
3tn  ©Jilitärwefcn  fittb  für  bic  ftopfjtarle  ber  Irup*  rem  unb  erpielt  1829  für  etnen  fterbenben  Jipajintp 
penteile  Gtatäftärfen  (Sollftärtc)  al8  griebenS*  ben  jweiten  ©rei8  unb  ein  jweijäprigeä  Scifeftipen- 
unb  SfriegSetat  boit  Cfjtjieren,  Unteroffijiertn,  bium  nod)  Italien.  Güte  foloffale  Sruppe  beä  Kain 
SRannfcpaften,  ©ferbetttc.  feftgefept.  3>ic  Serpfleguttg  (Salon  1833)  fanb  foltpen  Beifall,  baß  ipm  bie  ©uä 
ber  Jruppen  ift  burep  einen  8 r t e b e tt  8 * unb  Kriegs*  füprung  jweier  Sieliefä  für  ben  Are  de  l ßtoile,  ben 
ocrpflegungSetat  geregelt.  8ür  bie  ©eflänbe  an  ©Siberftanb  beä  franjbnfdicn  ©olles  gegen  bic  ©Utter- 
SBaffen,  ©bumtion,  ©efleibuugäftüden,  8<lt>gerät  tc.  ten  1814  unb  bengneben  Bon  1815  barftellenb,  über 
gibt  e8  befonbere  GtatS.  GtatSpreife  fepeu  bie  tragen  würbe.  3"t Salon  184 1 bratpletpm ein® rab* 
örenje  feft,  über  Weldje  bie  Koften  bei  ©cfipaffun*  mal  ®<ricault8  baäKreuj  berGprenlcgion  ein.  Seine 
gen  nidtt  pinauägepen  bürfen.  übrigen  £>auptwcrfe  finb:  Ipero  unb  2eanbcr,  im 

Etat , 1’,  r’est  mol  (franj. , fpr.  ins  ja  mna,  »ber  Sbufeunt  ju  Gacn ; ©lanta  Bon  ßaftilien,  im  ÜÄufeum 
Staat  bin  itp«),  angeblitp  tiluäfprucp  2ubwig8  XIV.  ju  ©erfaiUeS;  ber  peil,  ©uguftin,  in  ber  Sircpe  Ste.* 
13.  ©pril  1655  bor  bem  ©arifer  ©arlament.  ©gl.  SKabeleine  ju  ©ans , bie  ercpijfbrütpigen,  ©barmor* 
©lep anbre,  Le  mustse  de  la  conversation«,  0b.  1,  gruppe  (1867);  Sentmal  Bon  3ngre8  für  äJbontau 
S.  293  (4.  9lufl.,  ©ar.  1902).  ban.  9118  iDbaler  fultiBierte  er  baS  ©ilbniä  unb  baS 


137 


Gtljelfcert  — Gtljif. 


ßeWichlSbilb  in  Öl,  2Iquaretl  unb  ^Jaftetl.  91(3  9t  r- 
dnleH  führte  er  meliert  EtrabnumummteauS.  StBcr. 
ößenttübte : »Cours  eletnentaire  dedessin«  (3. iöufl., 
©at.1859)',  biogrophifche  Schriften  über  probier  unb 
übet  2trt)  Schcffer  (beibe  1859);  »Bcaux-arts.  Dir 
lwytns  sur  le  dessin  appliqnö  aui  arta  et  b l’in- 
dutrie*  (1061);  »Lcs  Souvenirs  d’unartiäte«  (1877, 
Soditragl878);  »Les  trois  tombeanx  de  Göricault* 
(1885). 

Etbflbcrt  Cäitljelbert),  König  non  Stent  560— 
616.  Bermäblt  mit  Serta,  ber  Jochtcr  beS  granfen» 
tönigS  ßbaribert,  nafpn  597  mit  sielen  (einer  Unter« 
tonm  baS  (iljriitentum  an  unb  erfannte  ben  som 
Sopft  ©regor  b.  ®r.  gefanbien  ©lifftonar  91uguftinuS 
oSS  erften  Erjbifcbof  Bon  Eantcrburq  an. 

etfelfleba  i'.’ltt)elf leb«),  JoditerSlfrebS  b.Or. 
uni  3d)Wefter  EbuarbS  beS  altem  (f.  Ebuarb  1),  ®c- 
matjtin  bee  Ealborman  Etbelreb  Bon  SRercio,  leiftete 
ibrem  ©ruber  burd)  Jeilnabmc  am  Kriege  gegen  bie 
Seliger  unb  Janen  wefenttid)e  Jienfte,  befeftigte  bie 
»idmgiten  fünfte  bei  SanbeS,  legte  neue  Stabte  an 
unb  ließ  bie  oerwüjtcten  roieberautbauen.  Sadjitjrem 
Sobe  (toabrfdjeinlitf)  918)  hob  Ebuarb  bie  befpubere 
Segierung  Bon  S9ercia  auf. 

Etbclismud  (gried).),  bie  fflnfebauung,  nad)  wet« 
(ber  ber  Stile  bie  örunbfraft  ber  Seele  i)t ; Bgl.  So- 
limtariSmuS. 

Ptbclrcb  (fttbelreb),  1)  E.  I , König  Bon  Eng« 
Imb  866 — 871,  tämbfte  unglüdlid)  gegen  bie  Janen, 
bie  m Cf  tangein  feilen  guß  gefaßt  unb  ftd)  9)or!3 
usi  SottmgbamS  bemächtigt  batten,  unb  flarb  an 
einer  im  Kampf  erhaltenen"  ffiunbe  23.  9lpril  871. 

2)  6.  n.,  «ber  llnberattnt*,  König  Bon  Engtanb 
978 — 1016.  Unter  feiner  fcfucactjen  «Regierung  batte 
bal  Seid)  beftänbig  burd)  bie  Serbecrungen  ber  Sor* 
mannen  ju  leiben , Bon  benen  er  BergcbcitS  bauem* 
len  Stieben  gu  taufen  fticbte.  Ijugtoidi  griffen  93id- 
tür  ber  ©roßen  unb  ßSefefjtofigfeit  um  fid).  Sad)bcm 
ß bie  Sdjroefter  bei  normannifiben  2>er,jogS  Si* 
ebarbll.,  Emma,  geheiratet  batte,  befdjtof)  er,  ftcb  Bon 
ben  Reinben  burd)  ©errat  ju  befreien,  unb  befahl,  >n 
ber  Sadbt  Born  13.  SoB.  1002  fäm!tid)e  in  Engtanb 
bejmbliibe  Janen  ju  ermorben.  Jie  gotge  baaon 
Boten  neue  Einfälle  ber  Janen  unter  König  Soen, 


ror  bem  6.  julegt  1014  in  bie  Sormanbie  flüchtete. 
Sad)  SnenS  Jobe  jurfidgefebrt , Bertrieb  er  beffen 
Sohn  Knut  auf  furje  3«'t»  ftarb  aber  in  erneutem 
ttamof  gegen  ihn  23.  9lprit  1016  (f.  Ebmunb  3). 

O'tbelftan  (91  th  etftan),  König  Bon  Engtanb  feit 
925,  ßbuerts  beS  iiltem  (Sohn,  geft.  27.  CH.  940, 
pnang  bie  fcltifdjen  ©riten  in  Sales,  feine  Cbcrberr« 
fdtaft  anguertennen,  unb  bejtegte  937  in  ber  Schlacht 
tonSrunanburg  bie  Sormatmcn.  Sine  feiner  Sd)We« 
ftem,  Sbttba,  war  bie  erfte  öentablin  OttoS  b.  ®r.  Bon 
Jeuncblanb,  anbre  heirateten  $>ugo  b.  ®r.,  fcerjog 
»eragranrien,  unb.Kar!  berSinfältige  Bon  grau  Heid). 

Stbeltoolf  ifätbettBulf),  König  Bon  SEBeffer 
unb  fient,  geft.  868,  folgte  839  feinem  ©ater  Egbert, 
btadrte  851  ben  Janen,  nadibem  fie  fionbon  unb 
ßanlerburt)  jerftört  batten,  bei  Cdlcp  in  Surre!)  eine 
blntige  Sieberlage  bei.  Seinen  Sohn  9llfreb  ließ  er 
burdi  2eo  IV.  in  Som  ialben ; er  fetbft  mad)te  855 
«me  Pilgerfahrt  nach  Som,  überhäufte  bie  Kirchen 
mit  GMqenfen  unb  ftetlle  in  Som  bie  »Schule  ber 
äubfen.  toicber  her.  9tuf  ber  Südtebr  heiratete  er 
86«  8art§  be8  Kahlen  Jod)ter  gubitb. 

Etbicue1,  f.  Ätbicuä  3f,cr- 

Elbif  (B.  griecb-  fcthoa,  »Ebaraltcr,  ökfinnung«) 
beißt  nadi  91nftoteIe4  ber  b«r  ©bt'ofopbie,  her 


| fidb  mit  ber  ©etradttimg  be3  men|d)tfd)en  93otlen8 
unb  ^anbelnS,  infofem  e3  einer  Säertbcurteilung 
unterliegt,  beWäftigt  (glcid)bebeutenb  ftnb  bie  SuS- 
brüdepraftifdje  oberSDioralpbitof opbie).  3Bäb> 
renb  bic©ft)d)ologie  nach  ben  natürlichen®  efeßen 
fragt,  welche  bie  feidcncitätigfeit  beberrfd)cn.  banbeit 
c3  fid)  in  ber  E um  bie ®or)cbriften  ober  Sormen, 
benen  biefelbe  folgen  muß,  um  ©ittigung  ju  fin- 
ben,  Jie  ®.  ift  alfo  nicht.  Wie  jene,  eine  erftärrnbe 
(ejptitntioe),  fonbem  eine  nonnatiBcSSiffenfcbaft  unb 
in  biefer  $jinfid|t  am  Häuften  Berwanbt  ber  2ogif, 
bie  man  bisweilen  aud)  bie  E.  be3  JcnfcnS  genannt 
bat.  Joch  befiehl  babei  ber  grofie  Unterfcbieb  AWifdjen 
beiben,  baß  bie  Sormen  be3  richtigen  jenfenb  ftcb 
aus  jebem  beliebigm  Jenfaft  unfebwer  abftrabieren 
taffen,  unb  bafs  ihre  ©erbinbtiebfeit  Bon  jebem  aner» 
lannt  Wirb,  wäbrenb  Sonnen.  beS  richtigen  SÖotlenS 
(bie  Sitten  gef  e(ce),  wie  bie  Entwidetung  ber  Sif* 
fenfebaft  gejeigt  bat,  nicht  fo  leicht  ju  finben  unb  ge- 
gen 3®etfel  üiet  jebwerer  ruberjuftellen  finb.  Bergt 
hoch  ber  ffücbtigfte  Umblid  in  ber  öefebiebte  unb  ©öl* 
terfunbe,  bafe  bie  Urteile  über  baS,  wo«  gut  ober 
böfe,  lobenS*  ober  tabelnSWert  fei,  ju  Bcrfcbie- 
benen  3«>ten  unb  an  Berfdjiebeneu  Orten  (ehr  Ber« 
f (hieben  tauten,  fo  baß  fogar  ber  3weifel  gerechtfertigt 
ift,  ob  eS  überhaupt  allgemeine  Sormen,  ein  allgemein 
gültiges  ftttlidjeS  3beal  gibt.  Jer  Elbifer  muß  atfo 
uor  adern  aus  bem  reichen  Jatfadfeniuaterial , baS 
bie  Sitten«,  SetigionS-  unb  Scd)tSgefd)id)tc,  bie  9ln* 
Ibropotogie  unb  ©öKcrfunbe  liefern,  einen  ltbcrblid 
über  bie  ganje  SKannigfaltigfeit  filtlicher  91nfd)auun- 
gen,  bie  ber  menfcblnbe  ffleift  jemals  eneugt  bot, 
ju  gewinnen  fudjen.  Erft  auf  ®nmb  biefer  bifto« 
rifcbeit  Sorarbeit  tarnt  bie  weitere  9tufgabe  an« 
gegriffen  Werben:  bie  allgemeinen  ©rinjipien 
berauSjufteden,  auf  bie  ftcb  Irre  unmittelbaren  unb 
bie  mittelbaren  (in  ber  tonfreten  ©eftaltung  ber  gor« 
men  menfcbtid)er  2ebenSgemeinfcbaft  fid)  bclunben« 
ben)  ^tufjerungen  beS  fittlicben  ©cifteS  jurüdfitbren 
taffen.  3n  britter  2inie  ift  enbticb  bie  grage  itod) 
fflefen  unb  Urfprung  ber  ftltlidjen  Sonnen  ju  be- 
antworten ; ftnb  biefe,  baS  ift  bie  grage,  bem  menfeb* 
lieben  Seift  oon  Satur  innewobnenbe  (angebome, 
apriori(d)f)  3bcale,  wie  ber  etbifebe  91prioriSmuS 
behauptet,  ober  finb  fie  Ergebniffe  ber  geiftigen  Ent- 
Widetung  berSienfdbbeit,  wieberetbifdjeEmpiriS* 
muS  wid;  ift  baS  Sittliche  ein  9IuSflu&  beS  inbiBi- 
buenen  ©elftes  unb  in  ben  Sefefjen  beSfclben  begrünbet 
(etbifd)er  3nbiBibuaIi8muS),  ober  ift  es  nur 
oerftänblidj  als  Äußerung  beS  (bie  eiujetnen  utnfaf* 
fenben)  fflcfamtgeifteS  (e t b i f d) e r llniBerfatiS- 
muS)?  So  weit  reicht  bie  tbeoretifche  E.;  erft  auf 
®runb  bcrfelben  tarnt  ein  haltbares  ©ebäube  ber 
prattifcbenS.crridüet  Werben,  Welche  bie  als  richtig 
erfaitnten  etbifeben  ©rimipirn  in  ein  Spflem  bringt 
unb  aus  benfelben  ©orfebriften  für  bie  einzelnen  fpc 
lieden  2ebenSgebiete  unb  2cbcnSlagen  entwidclt.  Jie 
©äbagogil,  bte  SedjtS«  unb  StaatSwiffenfdjaft  ent- 
lehnen ber  angemeinen,  pbilofopbifcben  E.  einen  Jeil 
ihrer  ©orauSfeßungen , aber  auch  auf  baS  ftttliche 
Sehen  fetbft  haben  bie  Ergebniffe  beS  etbifeben  Sadj- 
benfenS  Bielfad)  eingewirlt  (man  benfe  an  ben  Einfluß 
Kants  unb  gidjteS  auf  bie  Enteuerung  beS  fitttid)en 
©eifteS  in  Jeutfcbtanb),  obwohl  im  allgemeinen  ju  be- 
achten bleibt,  baß  bie  ©egrijfe  beS  Sittlichen  unb  Un< 
fittlicben  bureb  bie  E.nid)t  gefebaffen,  fonbem  Borgefun* 
ben  unb  nur  beleuchtet  unb  weiterentwidett  Werben. 

911S  bie  9tnfänge  einer  prattifdjen  E.  fann  man  bie 
Bereinjeltcn  Sprüche  auffaffen,  in  benen  bie  2ebenS« 


k 


138 


Gtfjit  (bie  ppilofophifcpen  SRoralfpffemc). 


Weisheit  bcS  BolfeS  t£)rcn  fluSbrud  fucpt  (btt  Sprüche 
bcr  » ftcbtn  Seifen*  ©riechcnlanbS).  Sei  bem  großen 
Einfluß,  ben  bi«  religiöfcn  Wnfd)auungen  in  bcr  gu- 
genb  bcr  Bblfer  auf  baS  ganje  Eeben  auSüben,  ijt  eS 
(«in  SSunber.  bnß  bie  fittlicpen  ffirunbfiiße  anfäng- 
lich immer  mit  jenen  Bcrlnüpft  jinb,  unb  baß  bie  ölte* 
jtcn3ufammcnftcdimgenethifd)cr@cboteuonDcngro* 
Ben  SieligionSftiftem  berrüpren  (äRofeS,  Bubbpa, 
3aratljuftra).  $erBegrünbet  ber  eigentlich  wißen- 
(djaftlidjen  8.  ift  SofrateS,  ber  im'öcgcnjape  ja 
ben  Soppiften  (f.  b.),  bie  alle  Begriffe  unb  befonberS 
bie  Don  »gut«  unb  »böfe«  für  fubjcftiB  unb  luiüfiir- 
lid)  erdärten,  bie  ©ranbforberungen  ber  Sittiidifect 
auS  ber  menfeblicben  Bemunft  heraus  ju  entwickln 
fuepte.  SBäprettb  nun  mit  SofrateS  bie  Elpclcr  beS 
griccpifchen  Altertums  im  adpemcinen  bie  fUtlidjett 
Gebote  a!S  burd)  bie  natürlichen  Bejiepunjjen  ber 
'ffienfdjcn  jueinanber  begrünbete  unb  bie  fitllichen 
.-feuerte  alS  im  irbifchen  Scbcn  ,;u  erreichenbe  anfapen 
(natürliche,  pumane  E.),  fo  treten  Dod)  bereits 
bei  Platon  bie  Keime  jener  Auffaffung  peroor,  »eiche 
Sie  erftem  auS  ber  3ugchikigfcit  bes  dKenfcpen  ju  einer 
übernatürlichen  S8elt  ableitet  unb  bie  ieptem  als  erft  in 
einem  häpem  (überirbiiehen)  Sehen  ju  Bcrwirflichmbe 
hiniteUt  (übernatürliche  E.).  3«  ber  d)riftlidjen 
E.  OeS  SBiittelalterS  tarn  biefe  mit  ben  religiöfcn  An- 
ichauungen  bcSEbriflentumS  engocrfnüpftciliichtung 
jur  Boden  Entroidelung  (AugujtinuS,  SbomaS  Boic 
Aquino).  3>er  unoerfennbare  dHangel  berfcl ben  liegt 
barin,  baf)  fie  leicht  jur  Bbdigen  Bcrnacbläffigung 
ber  unmittelbaren  fitllichen  Vlufgnben  beSirbifdjenSe- 
benS  (Sellflucht)  unb  burch  bie'  fcharfe  Entgegenftcl- 
lang  bcr  finnlidjen  unb  überflnnlichen Seite  DcrdJten- 
fchennatur  jur  unfruchlbaren  Asfcfe  führt  3n  bei» 
bcrlei  fcinftdjt  ftimmt  bie  d|rijtliebc  E.  mit  ber  beS 
Bubbl)iSiuuS  (f.  b.)  unb  ber  an  biefen  fiep  anlehnen« 
ben  pcffimiftifchcn  S.  Schopenhauers  überein.  3« 
bcr  Jleujeit  würbe,  juerfl  burch  Bacon  unb  Spinoja, 
bie  E.  wieber  auf  ihre  natürlichen  ©ninblagen  juriid- 
geführt  unb  Bon  ber  SReügion  unabhängig  gemacht. 
An  ben  erftem  fchließt  fid)  bie  ganje  iHcii)e  ber  hoch« 
bebeutfamen  englifdjen  Ethiter  an,  welihe  bie  SJcfenS- 
beftiinmung  beS  Sittlichen  Bortoiegcnb  auf  empiri« 
(ebene  SSege  (auS  ber  Betrachtung  beS  ntenfchliihen 
SebenS  unb  feiner  Bcbingungcn)  ju  gewinnen  fuef)- 
len  (öobbeS.  Socfe,  ShafteSbum,  Ab.  Smith,  $ume, 
'Ben Cham,  idiid,  Spencer),  an  Den  Icptem  bie  SRcitje 
ber  fpefulatinen  Elhitcr,  bie  ben  Begriff  beS  Sitt- 
lichen auS  bem  tjufammenhang  ihrer  allgemeinen 
(metaphhüf<hen)  Sicltanfcpauung  ju  entwidefn  fuchlen 
(Scibnij,  Kant,  Sichte,  Siegel,  Scpteiermacher,  Scho- 
penhauer, B.  Sartmann). 

3>ie  philofopbifdjen  URoralfpfteme  laffen 
fuh  nach  jwei  SefidjtSpunften  einteilen : 1)  mit  Seiet, 
ficht  auf  ihre  Einnahmen  über  ben  (objcftiBcn)  ® r u n b 
unb  3>oecf  ber  fitllichen  Sonnen,  d)  mit  Küdficbt 
auf  bie  (fuhjeftiom)  SdiotcBe,  auf  biefiebaS  fittliche 
^anbeln  beS  einjelnen  jurüeff iihren ; baneben  lontntl 
noch  bcr  ©egenfap  in  Betracht,  ber  in  bejug  auf  ben 
©runb  ber  fitllichen  SSertfcpäpung  ber  §anb« 
lungen  befteht,  ob  nämlich  biefelbc  abhängig  gemacht 
Wirb  non  bem  BerpältniS  ber  S»anblung  ju  ben  leb- 
ten fcttlichen  3wecf en  ober  Bon  ben  SRotioen  berfelben. 
3n  erfterer  Snnfccht  fmb  Bor  adern  bie  vauptfonuen 
ber  autoritatioen  (heteronomen)  unb  ber  auto- 
nomen Spfteme  ju  unterfihciben.  ffläprenb  bie  leg* 
tenc  fcch  anheifchig  machen,  bie  Sittengebote  als  Fol- 
gerungen eines  aUgemeinen  färinjipS  abjuleiten  unb 
)ie  alfo  ju  begrünben,  weifen  jene  jebe  Begrün- 


bung  ab  unb  berufen  fid)  auf  eine  unbebingt  anjuer* 
fennenbe  Autorität.  3)ieS  gefdjieht  j.  B in  ber 
religihfen  E.,  welche  bie  Sittengebot«  als  ®ebote  ®ot- 
teS  anfieht,  bie  als  folepe,  alfo  ganj  abgefehen  Bon 
ihrem  jjnhalt,  jum  ©eporfam  Bccpflichten ; hätte  Des- 
halb ®ott,  fo  behauptet  ganj  folgerichtig  bcr  Sdjola- 
ftifer  SB.  o.  Dccarn,  anbre  ®ebote  gegeben,  fo  müßten 
Wir  Biedcicht  baS,  WaS  fept  »gut«' heißt,  »böfe«  nen* 
neu  unb  umgefeprt.  SBährcnb  bie  Starte  ber  autori- 
tatioen  E.  barin  liegt,  baß  fie  überben  unbebingt 
Berpflichtenben  Ebarafter  bcr  Sittengejepe  eine 
gemiffe  Sechcnfchaft  gibt,  haben  bie  autonomen  St)- 
fteme  ben  Borjug,  baß  fie  ben  3nfjalt  berfelben  ju 
begrünben  fliehen.  35er  EubämoniSmuS  (f.  b.) 
betrachtet  als  ben  lepten  3wccf,  mit  Siüefficht  auf  wel- 
chen alle  Sonnen  beS  SjanbelnS  ju  rechtfertigen  finb, 
bie  ©lüdfeligteit  unb  jwar  entweber  als  E g o i 8 m u S 
(f.  b.)  lebiglich  bie  eigne,  ober  als  UtilitariSmuS 
(f.  b.)  bie  Der  ©efaiuthcit.  3hm  ftctjt  gegenüber  ber 
EoolutioniSmuS,  ber  entweber  als  inbiBibuel* 
1 e r EoolutioniSmuS  bie  eigne  SicrBodfommnung  ober 
als  unioerfeller  EoolutioniSmuS  ben  fforljchntt 
beS  ®anjen  als  Enbjwecf  hinftedt.  SBährcnb  ber  Su- 
bämoniSmuS  außer  in  ber  antiten  hmiptfädjlich  m 
ber  neuem  englifcßen  Bh'lofophie  jur  illuSbclbung 

Öift,  würbe  ber  EoolutioniSmuS  burch  Scibnij 
bet.  3ebeSS'3efen  ftrebt,  ihm  jufolge,  ber  Sod* 
fommenheit  entgegen;  ben  büdpteu  ®rab  beef eiben 
erreichen,  heißt  oic  hächfl«  Xugenb  unb  jugleich  baS 
hbchfle  ®Iilcf  erlangen.  Schon  Scfftng  unb  Redler, 
hauptfiichlich  jebod)  Ficßte,  fpcgcl,  Sd)l«termacher  unb 
Kraufe  erweitcrlen  ben  mbioibueden  EoolutioniSmuS 
jum  unioerfeden : baS  3>e!  ber  fitllichen  Entwictelung 
wirb  nicht  im  Sehen  bes  einjelnen  erreicht,  fonbent 
fadt  mit  bem  ber  SSeltenlmidelung  jufammen  unb 
heftefjt  bei  ffichte  unb  Sehleiermacßer  barin , baß  bie 
»fittliche  SSeltorbnung«  jum  Sieg  über  bie  Statur 
orbnuna , bei  Riegel  Darin , baß  bie  SBeltOemunft  in 
ber  @ef<hichte  jur  Entfaltung  gelangt  ; auch  bei  Scho- 
penhauer unb  fjarlmann  tritt  ber’ EoolutioniSmuS 
heraor,  nur  baß  hier  baS  Enbjiel  ber  Eitlmicfelung 
nicht  als  Sfeufcböpfiing,  fonbem  alS  Semichtung  (bes 
SäidenS  jum  Sehen)  gcbacht  wirb. 

3n  bejug  auf  bie  aSotioe  bcS  fittlichen  ^KCitbelnS 
unterfcpeiben  ftch  Bor  adern  bie  Spfteme,  Welche  biefe 
SDtotioe  in  ber  ErfenntniS  fuch«n  (Berft anbei 
ober  Sernunftmoral),  Bon  beneu,  bie  auf  Bf- 
fette  imbXriebe  jurlicfgehen  (®efithlSmoral) 
Schon  SofrateS  bejctchnete  bie  richtige  ErfenntniS  alS 
bie  Ouede  ber  Sittlichleit,  ebenfo  wirb  bei  ben  fpehi- 
latioen  Ethitem  ber  neuem  3ctt  baS  ctßifche  Berhal- 
ten  alS  auS  ber  richtigen  (philofopbifchen)  Einßd)t 
berBorgcfjenb  gebad)t,  unb  auch  bei  Itant  ift  eS  bie 
»Bemunft« , Welche  bie  Erfüdung  bcS  SittengefepeS 
gebietet.  Bor  adern  aber  haben  fjobbeS.,  Sode  unb 
Bentham  behauptet,  baß  bie  Berftänbigc  Überlegung 
(Dieflepion)  benSKenfchcn  baju  führen  müffe,  fid)  nicht 
Durch  bie  SHüdfidjt  auf  bie  unmittelbare  Suft  unb  Un- 
luft  leiten  ju  laffen,  fonbem  bm  gegenwärtigen  dei- 
nem fflenuß  bem  jutiinftigm  arbßem  ju  opfern  incb 
im  Wohloerftanbenen  eignen  3ntercffe  auch  ben  3n- 
tcreffen  anbrer  ju  bienen.  Sagegen  nahm  ehaftes 
burp  neben  ben  uon  jenen  adein  anerfannten  egoifh- 
fepen  I rieben  im  dSenfchen  einen  ebenfo  urfprüng 
lidien  fojialcn  Irieb  an,  währenb  ^utchefon,  Smith 
unb  ^umc  in  bem  ®runbgefühl  ber  Spmpathie 
bie  ütcede  fittlidjer  ^anblungen  fapen.  ®ie  neuem 
englifcpen  Stpifer  haben  ben  otanbpunft  beS  »reflef- 
tierenben  EgoiSmuS«  burhgepenbS  aufgegebm  unb 


6t$ifotIjeotogie 

luttmm  eint  fiRittoirfung  Bon  etf)ifchc?t  ‘MffeTten  unb 
trieben  neben  bet  vernünftigen  Erwägung  an  (et^i- 
iber  ©UruiStnuS),  aber'fte  betrauten  biefelben 
ri4t  als  urfprünglicb  gegebene,  fonbetn  als  gewor* 
bene,  unb  jwar  nicht  SRiH  biefelben  als  Ergebniffe 
fcet  burri)  bie  Erjieljung  bemirften  3betnBerfnüpfun» 
gen,  Spencer  als  Beretbte  Sefuüccte  ber  Slnpaffung 
beS  einzelnen  an  baS  3ufttntmenIeben  mit  anbcm  111 
nflären.  Ebarafteriftijcb  für  bie  Entroirfelung  bet  E. 
in  ber  ©egenroart  finb  einmal  bie  Bon  bet  ©efell» 
iiaftfärctbifd)e  Kultur  (f.  Ettiiftbe  Bewegung) 
getorbeiten  Bemühungen  um  eine  Bon  bogmatifehen 
ctheoiogifchen  unb  philofophifehen)  ©orauöfegungcn 
unabhängige  noltStümliche  Sittenlehre , bann  baS 
Siebeterfoathen  beS  alle  ftttliihen  formen  leugnen« 
bcn  rthcfehcn  SfeptigiSmuS  (fificgfdie,  f.  b.). 

91  IS  i-auotroerfe  auS  bet  ethüa)en  Literatur  fmb  ju 
nennen:  Kants  »ffritif  ber  praftifdfen  Sfcruunft«, 
Siebtes  unb  SdjleiermacherS  »Sittenlehre«, 
SthopenhauetS  »gtmbantente  ber  ®.«;  SRill, 
TaS  SügiidtfeitSprin  jip  (»©efammelteSBerfe»,  beul  fei) 
tion (SoTnperj.  Bb.l,  üeipj.  1889);Spenccr,Dataof 
ethien  (Sonb.  1879);  Derfelbe,  The  principles  of 
ethics  (baf  1892  — 93,  2 ©be.;  beibc  Serie  beutfd) 
son  Setter,  Stuttg.);  ©aulfen,  Stiftern  ber  ®.  (6. 
«ufi,  «erL  1903, 2 ©be.);  SButibt,  ®!bit.  Eine  Un> 
terfuihung  ber  Xatfadjen  unb  Olefehe  beS  fittlidien  2e» 
ben8(3.StnfL,  Stuttg.  1903, 2©be.);B.  Startmann, 
Phänomenologie  beS  ritt  liehen  ©ewujjtfcmS  (2.  Sufi., 
Beipj.  1886);  Schuppe,  ©runbjüge  ber  E.  imb 
SetbtSphilofophie(8reSi.  1881);  Dörtna.  .‘ömibbudi 
ber  menfehlieh -natürliehen  Sittenlehre  (©erl.  1899); 
X © eh  e I i 8 , 6 tbif  < 2eipj.  1898,  Sammlung  Eöfdjen) ; 
SippS,  Die  rtbiiehen  ©nmbfragen  (2>amb.  1899); 
3iegler,  ©efd)i<bte  ber  ®.  (Bonn  u.  Strafjb.  1881 
biS  1892,  ©b.  1 u.  2);  3obl,  Wefehiehtc  ber  ®.  in  ber 
neuern  ©bilofophie  (Stuttg.  1882  — 89,  2 ©be.). 

Etbifotbcologic  (griedt).),  inberStantfehenShilo. 
iopbie  ©e-,eiehnung  für  bie  »auf  bie  Sittenlehre  ha» 
feerte  Sehre  Bon  ®ott«,  im  ©egenfope  jitt  ©bbfifo- 
theologie  (f.  b.),  bie  ben  ©tauben  an  ©ott  auS  ber 
. CmedmäBigtrit  ber  Satur  herleitet.  Sani  nannte  in 
bitfein  Smite  baS  Dafein  ©otteS  em  ©oftulat  ber 
oraftefehen  ©emunft,  infofem  manbaöielbe  jwarniebt 
riamtleeb  btmeiien  (öime.  aber  auS  fit  Hieben  Wrüttben 
baran  fefthalten  müjfe. 

tftbifd),  gurEthif  (f.b.)  gehörig,  baraufberuhenb. 

Ethifdjc  ©etoegung.  Seit  bcn  1860er  fahren 
leigt  ft<h  m Sorbamerifo.  Englanb  unb  Deutfdjtanb 
mehr  ober  minber  lebhaft  baS  Streben,  bie  Etbif  Bon 
ber  Seligion  mögluhft  loajulöfen  unb  fie  Jelbftänbig 
,u  (bcn.  Die  ©eDegung  bat  in  Sorbamerifa  an> 
gefangen  unb  hängt  mit  unitarifeben  ©eftrebungen 
iUfannnen.  ES  Würbe  eine  Free  Religion*  Associa- 
öon  aehilbet  fpäter  rrftwiefetten  rieb  barauS  eine  Sn» 
;aht  Soeieties  for  Ethical  Cultnre , toobei  eS  Bor« 
nehmlii  barauf  antam,  bajj  ber  ©laube  an  ben  per» 
riinlidhen  ©ott  nicht  Bedangt  würbe.  Sadjbem  in 
2onbon  eine  folehe  Sereinigung  gegrfiubet  worben 
war,  hilbete  ütb  in  ©erlin  namentlich  unter  Seitung 
bei  profefforS  berSftronomic  görfter  unb  be8©ro- 
feiforS  ber©biloiopbic®corg  B.  fflijt)  cf  i bieDeutfd)e 
®efe![fd)aft  füretbifebe  Kultur,  an  bie  ftd)  Un» 
terabteil  ungen  in  anbem  beutfehen  Stabten  angliebent 
tollten,  auch  3.  X.  angegliebert  haben.  Dicfe  ©efell» 
! (haften  fegen  fieh  befonberS  Jimt 3wed  bie©fidge  ethi» 
«her  Kultur,  bie  man  befhntmt  als  einen  .Hufianb  ber 


— ©tljntjtSmiiS.  ‘ 139 

fiiditich  burdj  Unterricht  ftattfinben,  ber  feine  Sücfjtd)t 
nimmt  auf  bie  fpaltenben  religiöfcn  Sogmen.  3n 
biefer  Sichtung  fmb  hcfonbcrS  tn  ©merifn  begeifterte 
'Jtnbiinger  ber  ethifchm  Stultur  tätig  gewefen.  SIS 
folche  fuib  hcrBorjuheben ; Süülianc  ©iaefintire  Sai- 
te r,  ber  fich  namentlich  beerd)  feine  Sorlefungen  über 
»Die  Seligion  ber  Sloral«  (beutfd)  Bon  ®.  B.  ©ijaefi. 
fieipä-  1883)  befannl  gemacht  f)at.  Er  geht  Bon  Kant 
auS,  betont  febr  flart  beffen  ©flichtbegriff,  fegt  aber 
an  Stelle  ber  Seligion,  bie  fo  gut  wie  aufgehoben 
wirb,  bie  'MuSübung  ber  ©fenfchenliebe;  ff.  Slbler, 
ber  über  »3Rora(unterrid)t  ber  Shnbcr«  (überfegt  oon 
@.  B.  ©ijljcfi,  ©erf.  1894)  gefchrieben  hat ; ber  Eng» 
länber  Stanton  Eoit,  Bon  bem  »Die  ethifd)«  Sewt* 
gung  in  ber  Seligton«  (beutfd)  Bon  @.  B.  (Mi  ;t)c(i.  baf. 
1890)  herrührt.  3n  Deutjchtanb  finb  für  biefc  Sich- 
tung Bor  anbcm  tätig  aufjer  ben  beiben  fchon  oben 
genannten : ber  Sohn  beS  ©rofcfforS  fförjler,  ff.  SB. 
cförflcr,  dugufi  Döring,  fferbinanb  XönnieS,  griebr. 
3obI,  Xheobaib  3tegler,  Johannes  Unolb,  ohne  in 
ihren  3'<!en  recht  einig  jit  fein.  Sluch  ift  bie  ganje 
©ewegung  in  bm  legten  fahren,  namentlich  nach 
bem  Xobe  ©i^pcfiS  (1896),  ht  ülhnahme,  was  bamit 
3ufantmenhängen  mag,  bafe  bie  fojialm  Sragen  mehr 
unb  mehr  in  ben  ©orbergrnnb  treten.  Son  3ct** 
fehriften  treten  für  bie  e.  ©.  ein:  bie  »SWitteUungen 
ber  Deutschen  ©efeüfchaft  für  ethifdje  Kultur«  (©erl. 
1894 — 95)  unb  bie  »gtffiicht  Kultur.  SBochcnfd)rift 
für  fo»ial»ethifche  Seformen«.  nad)  bem  Dobe  beS 
erften  iperauSgeberS,  B.  ©ijhefi.  weiter  rebigiert  Bon 
g.  SB.  görfter,  fpäter  Bon  ©enjig  unb  KroncnOerg. 
3n  SImerifa  ift  bie  Sichtung  oertreten  burdj  bie  3rit» 
fehriften : »The  Open  Court« , »The  Monist« , auch 
burd)  »IntcmationalJounial  ofEthico«.  ©gl.  Kei» 
bei.  Die  Seligion  unb  ihr  Seiht  gegenüber  bem  mo» 
bemen  SRoraliSntuS  (5>a(Ie  1891);  ©rafch.  Die 
3iele  ber  ethifchen  Bewegung  (fieipj.  1893);  ©foulet, 
Le  mourement  Sthique  (beut jeh  Bon  ©enjig : »©io- 
niere  beS  ftttliihen  gortfd)ritt8« , ©erl.  1902). 

Ethmoidänm  (sc.  os),  baS  Sieb»  ober  Siechbein, 
f.  Sdiäbet. 

(Stbnord)  (griech-),  ©olfSherrfcher.  Xitel  eineSSan  - 
bcSfürften,  ber  eine  frembe  Oberhoheit  anerfemtt,  wie 
ber  SKaffabäer  Simon  unb  anbre  jübifche  Segenten ; 
bann  auch  rin  orientalifiher  ©roBinäialftatthalter. 
Etbnnrchie.  ©roBinj  eines  Elbncirdjen. 

Ethnike  Hetairia  ( ’Edrtxri  Kzauiia , »Satio» 
italBerein«),  ein  panhettenifdjer  ©erein,  ber  1896  nach 
bem  SRnfier  ber  ©pilifer  (f.  b.)  gegrfmbet  würbe, 
um  bie  Sacht  beS^efienentumS  aufcrhalb  beS  König- 
reichs ju  fötbem.  Sie  linterftügte  bie  Slufftänbifchen 
in  Kreta  unb  brachte  bort  ben  offenen  Kampf  1897 
Wieber  »um  SluSbruch  Daher  traten  bie  meiflcn  ©ric» 
ihm,  bte  ben  monatlichen  ©eitrag  Bon  2 Drachmen 
erfchwmgen  fonnlen,  namentlich  Biele  Offijicre,  ber 
E.  H.  bet.  Die  geheime  Oberleitung  fammelte  18ST7 
au^inXheffalicn  unbEpiruSgreifcharcn  unb  rühmte 
fief),  ben  Stufftanb  ber  ©riechen  in  SRafebonien,  Epi» 
ruS  unb  auf  ben  Unfein  fo  Borbereitei  ju  haben,  bafj 
er  heimErfcheittcn  griechifcherXruppen  an  bcrSrenje 
überall  auSbrcchen  Werbe.  3m  ©pril  1897  überfchril- 
len  bie  greifebaten  auch  bie  mafebonifche  ©renje  unb 
Beranla|ten  baburd)  ben  ©uSbruch  beS  Krieges  mit 
ber  Xürfei.  Der  Dcrbeißcne  Slufflanb  brach  aber  nidtt 
auS.  Bieltttehr  eroberten  bie  Dürfen  Xbcffatien. 

(SthnijiSmuS  (griech),  2>ribentum,  «taube  an 
mehrere  göttliche  SBcfcn;  Etftnifcr,  Ipeibe;  eth» 
nif4,  hrtbnifd)  (Weil  bei  ben  chriftlichen  Sd)riftflcl» 
lern  beS  ©fittelalterS  alle  Sichtthriftcn  unbSichtjuben 


140 


@tfjnograpl)ie  — ©üolement. 


Dorjugsstoei[e  SthnS,  lat.  geilt««,  >Sö!ter»,  h'Uicu't; 
bann  ab»  and):  uolfeeigcntiimlidt) , BolfSevjieljIid), 
-Bölfifd)*. 

©thnographie  (gried)-,  »Sblfcrbefehreibung«), 
bcfdjreibenbc  BBlferfunbe,  fchilbert  bie  Bcrfd)icbcnen 
SlulturDertjiittnii'fe  bei  (Dfen(d)en.  BeitercS  f.  SiMfer. 
funbe. 

©tbnologie  (gried).,  »SBlfertehre«),  Bcrgleichenbe 
BBlferfunbe,  welche  bie  llr(ad)en  bcr  Berfdfieben- 
Ijeiten  in  bcn  Öulturoerl)ältniifcn  beS  (Dienfdjeit- 
gefd)Icd)tS  erforfdjt.  BeitereS  f.  BBlferfunbe. 

©thologie  (E  t h o g r a p h i e , gried).), Sehilberung 
be®  StjaratterS  einer  Berfan,  ber  Sitten  unb  ® ebräudjc 
eine»  BolfcS. 

@tl)08  (gried).),  Sitte,  ßljaraftcr,  bie  einem  (Dien- 
fdjen  cinwoljucnbe,  b!eibenbe91rt  unbBeife  beb  (tunS 
nttb  Benehmens. 

©ticnnc,  1)  El)aiie8ffluiUaume,  bramatifd)er 
unb  poütifeher  StbriftfteDer,  geb.  6.  San.  1778  in 
(Djamouillet)  (Obermame),  geft.  13.  SRärj  1845  in 
Baris,  taut  1796  und)  Baris,  mar  juerft  alb  8ud) 
halter  tätig,  bannSefretör  unbSRcifcbegteiter  besser- 
jogS  Bon  Baffano,  Würbe  bann  unter  bem  Äaiferreid) 
3cn(or  unb  Eljeficbaftcur  beb  -Journal  de  l’Erapire«  : 
unb  9tadhfolgcr£8nt6tarbS  albSfjef  bcSBrc&bureauS 
unb  1811  Sfitglieb  bcr  Sltabcmie.  Unter  bcr  Seftau- 
ration  fiel  er  in  Ungnabe  unb  Würbe  fogar  aus  ber 
Wfabemie  geflogen ; er  nahm  Bon  nun  an  feinen  Blflt> 
in  ben  Seihen  ber  Cppofition , würbe  Siebarteur  bes 
»Constitutionnel«  unb  fdjrieb  eine  URcnge  ber  geijt- 
reiehften  unb  wipig[ten®rtifel,  befonberS  bie  »Lettres 
sur  Pari«*.  1822  unb  1827  erhielt  er  ein  äRanbat 
nIS  deputierter  unb  warb  ber  populärflc  unb  gefeiertfte 
Kämpfer  für  polilifd)en  Liberalismus;  1829  Würbe 
er  wieber  in  bie  91fabemie  aufgenommen  unb  trat  jo- 
gleid)  als  fflegner  ber  rontantifdjen  3cf)ule  auf;  1830 
oerf affte  er  bie  9lbrcffe  ber  221  deputierten,  bereu 
Broteftation  bie  SulireBolution  Beranlajjte;  1839 
warb  er  jum  B«'r  «hoben.  Sdjon  fein  erfteS  Luft- 
fpiel:  »Le  reve«  (1799),  nodjmelfr  «Lajeunefemme 
coläre«  (1804)  unb  -Brueya  et  Palaprat«  (1807) 
legen  3«ugni8  ab  Bon  feiner  Ißlfantafie  unb  feiner 
ftunft  im  flufbau  ber  öanblung.  9U8  (Nachfolger 
SRoliercS  aber  leigte  er  fid)  in  -Les  dem  gendres« 
(1810),  bciu  beften  Suftfpiel  auS  ber  3rit  bcS  Staifer* 
reid)8.  fflcringftigige  Bnflänge  biefer  KomBbie  an  ein 
Stüd  beS  17.  3at)rf). : -Couaia,  ou  les  gendres 
dupfs«,  Bcrwideltcn  E,  in  einen  litcrarifdjen  Streit, 
bcn  feine  Bielen  Seiber  unb  bie  heimlichen  geinbe  beS 
KaiferrcidjS  emfig  ju  ((hüten  wußten,  dagegen  hat 
er  mit  feinen  fleinen  KomBbien,  SaubeBiKeS,  Operet- 
ten unb  Beericn  immer  grofje  Erfolge  erjielt;  feine 
Opern  »Cendrillon«  (1810)  unb  - Joconae-  (1814) 
entäüdten  ganj  BnriS.  Bon  feinen  übrigen  Schriften 
erwähnen  wir  bie  -Histoire  du  tbfefltre  frangnis,  etc.  * 
(Bar.  1802, 4 Bbe.).  Seine  «(Euvreg*  gab  W.  gran- 
joiS  heraus  (Bat.  1846,  4 Bbe.). 

2)  (OlidjacI,  Bftcrreidj.  3oumaIift,  geb.  21.  Sept. 
1827  in  Bien,  geft.  29.  tlpril  1879,  begann  feine 
literarifdje  datigfett  in  ben  1840er  fahren  unb  trat 
1848  als  Bublijift  in  in-  unb  auSlänbifdjen  3our- 
nalen  auf.  Sou  1850  — 65  lebte  er  in  Baris,  als 
ft'orrefpoubcnt  für  Bfterrefd)ifdj<  unb  beutfd)e  Blätter 
tätig.  9(acf)  Bien  jurüdgefehrt,  übernahm  er  im 
tilpril  1856  bie  Ghefrebaftion  ber  -iprejfe-,  non  beren 
Leitung  er  aber  im  3Rai  1864  jurüdtrat,  um  mit  fei- 
nem Kollegen  War  grieblänber  im  September  b.  3- 
bie  -9ieue  Breie  Brcffe*  (f.  b.)  ju  begrünben,  beren 
Oberleitung  E.  nach  bem  §infd)ciben  BrieblänberS 


(ilpril  1872)  in  beutfih-Iiberalem  Sinne  bis  ju  feinem 
lobe  Weiterführte. 

8)  Sudjbrucf erf amilie , f.  Eftiennc. 

4)  Sictor  3ofeph,  franj.  S^riftfictler,  f.  3»ul). 
©tifette  (franj.  Stiquette),  bieVln-  oberiMufjdjrift 
an  etwas  (an  'iiflanjen  in  botanifd)en  ©arten,  Herba- 
rien auf  (ßorjettan , 8rdtd)en  ober  SRetaHblätiehen, 
an  S>anbel«Waren  :c.),  bient  bei  Baren  teils  jur  Ser- 
fchbnerung  ber  äujjern  RluSftattung , teils  baju,  bie 
Bare  ju  fennjcichnen , inSbcf.  bie  Birnta  beS  Liefe- 
ranten fhmboiifd)  anjugeben.  3nt  leütern  Ball  ift 
9!ad)ahmung  unb  Sliiitbraud)  ber  gefepfid)  gefdiüpteit 
E.  eines  Babrifanten  ober  Kaufmanns  indcutfdjlanb 
unb  in  granfreid)  ftrafbar  (f.  Babrif-  unb  §>anbelS- 
reichen).  Benter  Berftcht  man  unter  @.  bcn  auf  Bielen 
Baren  beteiligten  fleinen  3ettel,  woraufrur  Orientie- 
rung beS  ©efd)äftsperfonalS  ®in-  unb  SerfaufSpreiS 
in3ah!en  oberChiffren  angegeben  ift;  anfflelbpafeten 
bie  Angabe  ber  (Df  iinjforten  unb  beS  barin  befinblicben 
SetragS;  enblid)  ben  3>tbegriff  ber  herftmmilidieii 
Bonnen  unb  ©ebräudje  ber  nomehmen  fflefellftbiifi, 
bcfonberS  an  ^>öfen  (Hofetifette);  f.  3eremomeil. 
©tifetticrcn  (franj.),  mit  einer  Stilette  (f.  b.)  Ber- 
©til,  tatarifeber  9fame  ber  Bolga.  ((eben. 

Et  in  Arcadiaego(lat.,  >?lud)  ich  in?frfnbien«), 
urfpriinglich  3 n f cli r i f t eines  ©rabhügelS  auf  einem 
LanbfchaftSgemälbe  9ficotaSSou[rmS  (Sbbilbung  bei 
91.  Bh'Opbt-  Sie  fiünft  ber  9fad)blüte  in  3talien  unb 
Spanien,  S.  126,  Leipj.  1900);  würbe  Bon  ©oetbe 
feiner  »Stalienifcben  Steife < als  (Dfotto  Borangcftellt, 
erhielt  aber  feine  (Popularität  jumeifl  burd)  SrtjiHerS 
öcbidjt  -SRefignation-,  baS  mit  ben  Borten  beginnt: 
>9!ud)  ich  War  in  Wrfabieit  geboren«. 

©tiolement  (franj.,  (pr.  njotm-sng,  Etiolieren, 
Sergeilen,  Serfpillerung  bcr  Sflanjen), 
RranfheitSjuftanb  ber(ßflanten,  bcr  bei  längerm  Ser. 
weilen  im  dunfet  ober  Halbbunfel  eintritt.  die  fonfl 
grünen  (teile  bleiben  bleid)  ober  gelblich,  bie  Stengel 
l'diicften  in  bie  Länge,  finb  babei  bünn  unb  fdnoädi- 
iidh,  bie  SÖIätter  befommen  längere  unb  bünne  Sliele, 
ihre  Blnttflädje  aber  erreicht  bei  toeitem  nidjt  bie  nor- 
male ©riifie  unb  bleibt  oft  jufaimnengerollt  ober  ge- 
faltet wie  in  ber  Kntofpenlage.  dicEh'arophhttfömev 
ftnb  jwar  in  ihrer  Borni  Barhanben,  aber  burd) 
E t i o I i n gelblich  gefärbt,  ba  ber  grüne  Barbftoff,  baS 
ttblorophhH,  nur  am  Licht  entfteht.  da  nun  baS 
Et)loropbt)H  für  bie  Ernährung  ber  Sftanje  unent- 
behrlich ift,  fo  geht  eine  etiolierle  (pfiattje  ju  ©runbe, 
fobalb  bie  anfangs  fdjon  in  ihr  Barhanben  gewefenen, 
ju  BilbungSuorgnngcn  biSponibelu  organifd)en  Ber- 
binbungen  aufgejehrt  ftnb.  Sirb  eine  ctiolierte  Bflanje 
Bor  Eintritt  bicfcS  3eitpunfteS  wieber  anS  Licht  ge- 
fegt, fo  ergrünt  fte  in  furjer  3«*.  t»trb  baburch  fähig. 
ftd)  regelmäftig  ju  ernähren,  unb  ihre  Weitem  Bit- 
bungSBorgänge  finben  bann  in  normaler  Beife  ftatt. 
die  bünne  unb  fd)Wächlid)e  Befchaffenheit  Bergeilter 
Sflanjenteile  ift  juriieijuführeu  auf  eine  Schwächung 
ber  Wffimilation  infolge  bcS  Lichtmangels,  Wobei  bie 
Bilbung  Bon  SiohleijijSraien  fowie  bie  normale  Spal- 
tung berEiweipftoffe  unterbleibt ; auS  letuerer  Ui(ad)c 
häuft  Reh  9lfparagin  in  ben  Bergeilten  Sflanjenteilen 
an.  Etioücrte  Stengel  unb  Blattftiele  enthalten  in 
ber  (Richtnug  ihrer  dide  weniger  3cttcn  als  im  nor- 
malen 3uftanb,  and)  fmb  bie  (Dfembcaneu  bcr  Bor 
hanbenen  feilen  Weniger  bid  als  fonft.  die  mangel- 
hafte SuSbilbung  ber  Ötwebe  beim  E.  ift  rein  lotal: 
an  Blättern,  Bon  benen  man  nur  eine  Lmlfte  ober  nur 
einen  Streifen  Berbunfclt,  tritt  fte  nur  an  biefen  Stel- 
len ein;  bie  übrigen  Stile  beS  Blattes  erlangen  na- 


Ctiolin  — ©trurieii. 


141 


tttrVi4»e  SBefd)ajjenl)eit.  Sie  EplorophbUbilbung  fann 
ibrigenS  aud)  burd)  ungünftiqe  SemperaturDerpält» 
nifit  iowie  burd)  Wangel  an  fofett  unter  ben  Säfjr- 
itoüen  beeinträchtigt  »erben ; f.  Beifilaubigfeit. 

Etiolm,  ber  gelbe  garbftoff,  ber  Heb  bei  ilidjtab' 
icpluß  in  teimcnben  ©flan jen  eniwidelt,  nad)  ©ringä» 
beim  eine  Wobififation  bei  Kblorophhltä. 

©tioUcct  (tpr.  itiäm,  grau  oon,  f.  ©ompabour. 
©total  (nieberlönb.),  bie  wäprenb  einei  Sageb  non 
Wittag  bib  Wittag  non  einem  Sd)iff  jurüdgelegtc 
Strede.  Sab  größte  E.  bat  bieder  ber  beutfepe  Sanip- 
ferSeutfd)lanb  ber  2>atnburg-©merifa-2mie  mit  550 
Seemeilen  gehabt.  Sör  Santpfer  reebnet  man  360, 
für  Sege  Ifdnffe  120  Seemeilen  alb  mittlere^  Seife  ■ E. 
(ft na , Sultan,  f.  Sthta. 

©tna,  C rt  in  ©ennfhloatiien,  ®raffcbnft  Südegben^, 
am  'BUegbenpfluß,  norböftlicp  non  ©ittbburg,  mit 
Baljmert.  2>ocf)ofen,  Saline  unb  (looo)  5384  Sin». 

©togee»  (tut.  «sw,  Sorf  im  franj.  Deport.  Warne, 
®rnmb.J5pemah , 24  km  fübloefllicb  non  Spernop, 
an  ber  Straße  non  6baloni.fur.Wame  nad)  Wont» 
miroil,  mit  (1901)  490  Sin».  — §ier  erftritt  fid)  14. 
gebt.  18148lüd)er  ben  Südjug  gegen  bie  franj&ftfcpe 
Übermacht  unter  Sapoleon. 

©tontEaton,  [pr.  im).  Stabt  in  ©uctingharnfpirc 
(Englanb),  an  ber  Xt)emfe,  SBinbfor  gegenüber,  mit 
0901)  3301  Ein».,  ift  berühmt  burd)  bab  Ston  Kot» 
lege,  bie  nomebmfte  Satcinfdjule  ©roßbritannienb. 
Sic  ©nfialt,  1440  non  Heinrich  VI.  gegrünbet,  er. 
nährt  fept  einen  Srooojt,  einen  ©ijeproDoft,  15  gel- 
lowb,  2 Konbuctä , 70  Ring’b  Scpolarb  ober  goun- 
batixmeri  (greifd) liier)  unb  eine  ©njapl  non  Unter, 
beamten,  bte  fämtlid)  im  Kollege  mobilen  unb  teilroeife 
beträditlicbe  ©frünben  beziehen.  Sie  Leitung  ber 
Sdiule  ift  entern  Screttor  (head-master)  anoertraut, 
ber  non  50  Sebrem  unterftiijjt  mirb.  Sie  Stiftung 

»über  jaßlreicbe  Stipenbien,  bie  ben  fähigem 
ilem  ben  ©efud)  ber  Umnerntätcn  Kambribgc 
ober  Cjforb  ermöglichen.  3)ie  greifdjüler  werben  nudj 
einer  Prüfung  jugelaffen.  ülufier  ihnen  befudjen  bie 
Äiriali  noeb  880  Öppibanb,  ben  enteil  gamilien  beb 
2anbeb  ungehörig,  bie  bei  ben  Septem  wohnen. 
Sdtüler  wie  2eprer  tragen  befonbere,  fdjwarje  Jltlci» 
bung  (gown  and  cap).  Sie  an  geräumige  Spiel- 
Olafe  grenjenben  ©ebäube  umgeben  brei  große  2>öfc 
unb  enthalten  eine  namhafte  8ibliotf)e(,  Speifefälc  unb 
Bohnungen  für  Schüler,  gedotub  unb  ©eamte.  ©or 
ber  fpälgotifchen  Kapelle  fleht  bie  ©ilbfäule  beb  ffiriin 
herb.  3n  6.  Kollege  haben  fid)  mandje  eigentümliche 
©ebräudie  gebilbet  unb  feit  langem  erhalten,  fo  bab 
»gaggmgfpftem « (f.  b.),  bie  ©ootpro  jeiHon  ant  4. 3uni 
unb  anbrer  fogen.  Sport.  ®lb  Sicherer  unb  Rridet- 
ipieler  fiepen  bie  Schüler  Oon  K.  in  ganj  Kuglanb  in 
Sief.  Sgl.  2t)te,  History  of  E.  College  (3.  Sufi., 
2«nb.  1899);  Kuft,  History  of  E.  CoUege  (baf. 
1899);  Senfon,  Fasti  Etonenses.  Biographien! 
history  of  E.  (baf.  1900);  Wronftein,  SieEntwide- 
lung  ber  hohem  Ritabenfchulen  in  Englanb  (Warb. 
1897);  o.  Sallwürf,  3} ab  höhere  Silbunabwcfeii 
m ©roßbritannien  (in  Schmibb  »®efd)ichte  ber  Kr- 
|i4nng» . Sb.  5,  2.  Seil,  Stuttg.  1901). 

(ftonnirren  (franj.),  erftaunen;  etonnant  (fpr. 
-fei),  ftaunenb,  crftaunlich- 
©touificren  (front.),  erftiden,  bämpfen;  Stouf. 
f «men t dpt.  «an«),  Stembedenimung. 

©tonrberie  (franj.,  tue.  etucVri'),  Unbefonnenpeit, 
ratronnener  Streich;  etourbieren,  betäuben,  be> 
fttijt  machen,  Derblüffen.  Etourbi,  ein Unbefonnc« 
ner,  Silbfang;  Ktourbiffemeni,  ©ejtürjung. 


Etranger  (franj.,  [pr.  etranjMi).  grembtr,  gremb» 
1mg ; Wublanb;  Etranger  effectiif,  goüaublanb  (f. 
goünieb  erlagen). 

Etrenne  (fraitj.,  (pr.  tträiv),  §anbgelb;  in  ber 
Weprjapl  (btrennes)  Scujahrbgefchmf  (in  granfreid) 
pflegt  man  fid)  nicht  am  Beihiiadjtbfeft , fonbem  ju 
Seujapr  ju  befepenfen;  Dgl.  Seujapr);  baper  livres 
d’btrennes,  ©efcpenfbücper. 

(firctat  ([pr.  etretd).  Stabt  int  franj.  Separt.  Sie- 
berfeine,  Slrronb.  2e  fpaore,  am  Kanal,  beffen  Jfüfte 
hier  malerifcpe  gelbbilbungen  enthält,  unb  an  ber 
33 eftbahn , mit  gatlorömifd)en  ©aureften  (Sguäbuft 
u.  a.),  Rircpe  aub  bem  11.  u.  13.  3aprp.,  Secbäbcm, 
ffafino,  Suftemjucpl,  gifeperei  unb  cison  1892  Sinro. 

©tröpol.  Stabt  im  bulgar.  Rreib  Sofia,  660  m 
tt.  W. , am  Sorbabpange  beb  ©alfattb  gelegen , mit 
dass)  3679  ®inm.  3n  ber  Sähe  aufgegebene  Eifen-  u. 
©leiglanjgruben.—  ®.  Warb  24.S!ob.  1877  oon  bem 
mff.  ©encral  @urfo  erobert  unb  rafd)  befeftigt,  Wor> 
auf  er  25.— 30.  $ej.  ben  Etropol-Salfan  überfepritt. 

©truria,  $orf  in  Stafforbfpire  (Englanb),  am 
©ranb  Smnf« Kanal,  neucrbiugb  ber  Stabt  faulet) 
einoerleibt,  mtftanb  um  bie  berühmte,  OonSiebgWoob 
1 (f.  b.)  bcgrünbetc  Sonwarenfabrit 

©trurlen  (Subcta,  ooti  ben  ©riechen  Sprrpe  • 
nia  genannt,  f.  Karte  beim  ?lrt.  »3talia«),2anbfcpaft 
auf  ber  meftlidjen  Seite  Oon  Wittelitalien,  »om  etrub- 
fifd)cn  Spmnin  bib  junt  Sibertal;  im  Altertum  flarf 
beoölfert,  blüpettb  unb  fmd)tbar,  bafenreiep,  intSefip 
einer  alten  unb  eigentümlichen  Kultur  unb  oon  poli- 
tifeper  Scbeutung.  Sie  2>auptfliiffe  ooit  6.  waren  ber 
91mub  (ümo),  ber  Elanib  (Epiana),  ein  Sebenflufe 
beb  Siber,  unb  bie  Küftenflüffe  Umbro  (Ombrone), 
Slbinia  (Slbegna),  31rmenta  (giora)  unb  Warta 
(Slubflufe  beb  Solftnifcpen  Seeb).  Sie  öftlidjen,  am 
guß  beb  Ülpennin  gelegenen  Seile  ftnb  aubgejeiepnet 
burep  milbeb  Klima,  frud)tbaren  ©oben  unb  reiche 
SeWäfferung,  aber  auch  ber  SSeften,  bie  jejjt  fogen. 
Waremme,  war  int  tUtertum  reich  bebaut.  Ser  ganje 
füblid)e  Seil  Etrurienb  ift  Dulfanifeper  Satur  unb 
wirb  nur  Don  einjelnen  Kalfbergen , fo  bem  740  tu 
popen  Soracte,  burepbeoepen.  Sie  japlreicpen,  feffel« 
artig  eingefcploffenen  Seen  jener  fflegenb,  ber  Srafi. 
menub  (2ago  bi  Perugia)  unb  ber  ©olftnienftb  (2ago 
bi  fflolfena),  bie  beiben  größten,  ferner  ber  Eiminiub 
(2ago  bi  ©ico),  ber  Sabatmub  (2ago  bi  ©racciano) 
unb  ber  ©abimonib(2agobi©affano),  füllen  erlofcpene 
unb  eingeftürjte  Krater.  Tin  anbem  Stellen  patte  bie 
tuäfifdjc  Bafferbaufunft  bie  Seen  burep  Emcffarien, 
bie  burep  bie  Seiten  ber  ©erge  gebroden  Würben, 
abgelaffen,  unt  baburep  2anb  für  bie  Kultur  ju  ge- 
winnen. Unter  ben©obenerjeugniffen®lrurien8 
finb  befonberä  ju  nennen : ber  cluftnifcpe  Spelt  (far), 
nuä  bem  baä  einpcimifdje  Sationalgericpt,  ber  bidc 
Sieplbrei  (puls),  bereitet  Würbe,  glacpä,  Bein  unb  Öl. 
Ser9IpenninlieferteherrIicpeSannenftämmealä©au- 
polj  ju  Bohnungen  unb  Schiffen,  fo  bafj  Sollt  einen 
großen  Seil  feines  öebarf«  aus  ®.  bejog.  3lud)  ©iep» 
juept , gifepfang  unb  3agb  waren  SapruitgäjWeige. 
©ott  Wineralien  Würben Eiien  auf  bembenaepbär» 
ten  3lDa  (®lha),  Rupfer  (bei  ©olaterrö)  unb  filber» 
paltigeü  ©lei  in  großen  Waffen  gewonnen  unb  ju 
Baffen,  Statuen  unb  ©elb  Verarbeitet.  Erft  fpät  be> 
mißt  würben  bagegen  bie  Wanuorbrüipe  Don  2una, 
wo  jeßt  ber  farrarifepe  Warmor  gewonnen  wirb.  Sie 
nampafteften  Stähle  Etruricnä,  beren  Umfang  j.  S. 
noep  heute  bie  Sefte  tprer  einft  mächtigen  (fgflopi- 
fdjen) Umfaffungämauent  bezeugen,  waren:  im  nörb» 
licpcn  Seil  in  ber  untern  Sieberung  beb  flrnuS  bie 


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142 


(Strudelt  (bi«  alten  GtruSter). 


alte  $>anbel8fiabt  ©ifä,  oberhalb  beS  erft  im  legten 
Sahrpnnbert  ber  rümifd)cn  Kcpublif  nad)  SluStrod« 
uung  ber  Sümpfe  angelegten  glorentia  baS  feite 
gäfulä  (giefole ; biefc  brei  urfprünglid)  nic^t  tu  6. 
gehörig)  unb  im  Dueflgcbiet  beb  SmuS  bas  mastige, 
jugleid)  beit  Übergang  in  baS  Xibertal  beherrfchenbc 
r'lrretium  (Wreya) ; bann  in  SRittelctrurien  Soiaterrä 
(©olterra),  im  fiüftcnftrid)  ©opulonia,  Siujcüä  unb 
Setuloma,  auf  ben  Sorhöpcn  beb  Hpennin  Gortuna, 
Scrufia  (Perugia)  pod)  über  beni  Xibertal,  baoon 
wefttich  Glufium  (Gbiuii),  ber  $?errid)eriig  beb  ©orfena, 
unb  (üblich  Solftnii  (©oliena);  endlich  im  S.  Solei 
mit  ber  4>afcnftobt  Go  ja,  Xatquinii,  Gäre  (Gemein, 
m älteftcr 3®it  WghUo»  •Sfunbjtabt«),  uralte  £>anbcl3- 
ftabt  mit  bent  $?afcn  ©tjrgi,  unb  baS  früh  jerftBrte 
ffieji  (Suinen  3(ola  ganicie). 

Grft  bie  neuere  3ctt  hat  luieber  anertannt,  Welch 
bebeutenbe  Stelle  bte  Gtrubfer,  bte  fid)  felbjt  Sa- 
fe n u a genannt  hoben,  unter  ben  Söllern  beb  Slter- 
tums  cinuahmen,  obwohl  inan  über  ihren  Urfprung 
nod)  nid)t  dar  geworben  ijt. 

Son  ber  ctrussfiid)en  Sprache  beüjjt  man  japl- 
reiche  Scnfmäler,  ettna  7000  3nfdjriften;  ber  unt- 
fängtidifte  Xcjl  ijt  ein  längered  Stürf  einer  ©über- 
volle, baS  fid)  unter  ben  ©inben  einer  ägpptifdjcn 
ffiuutie  gefunben  hat.  Gin  mit  bem  italijchen  GtruS- 
lijch  nahe  verwandter  Sialclt  Würbe  auf  ber  3nfel 
UemtioS  gefprodjen,  ber  burch  jWei  3nfd)nfteii  (aus 
bem  7.3ahrh-  P.Ghr.)  Pertreten  ift.  Sem  etruäfifchen 
Vllphabct  liegt,  wie  bem  ber  anbeni  altitalifdjen 
Stämme,  baS  gricdufdje  jugrunbe,  fo  bafj  bie  Sefung 
ber  3nfd)riften  auf  feine  Sdjroierigieitcn  flogt.  Ser- 
ftanbeit  unb  ilberfefjt  ift  aber  bis  heute  noch  feind  bon 
aHeu  Scnftnäiern,  unb  ade  Scrfuche,  bie  etruStifd)e 
Sprache  mit  einer  anbern  befannten  Spraye  älterer 
aber  neuerer  ifeit  in  PcrwanblfchaftlitheSerbinbung  ju 
bringen,  jiitbbiS  jegtgefdjcitert.  3ndbefcmbereiftju  be- 
tonen, bafj  baSSBeniqe,  waSman  bis  fehl  über  ben  ©au 
ber  Spraye  feftjufteilen  Peruioehte,  mit  ber  Annahme, 
fie  gehöre  ju  ben  inbogermanifchen  Sprachen,  fchlech- 
terbmgS  unoercinbar  ift.  Vtlss  eine  nidjtinbogerata- 
Iiifche  Sprache  betrachtet  baS  GtruSfifd)e  neuerbtngS 
aud)  ©.  Xpomfcn  in  feinen  burepauü  methobifch  Por- 
gehenbeit  »Remarques  sur  la  parentö  de  la  langue 
i trusque«  (fiopcnh-  1899),  wo  auf  bie  auffallende 
Übcreinftimiiiung  einiger  ctruStifcher  Slepcmbauä- 
gänge  mit  folchen  ber  öftlidjetr  ©ruppe  ber  norbtau- 
tafifchen  Sprachen  htngewiejen  wirb.  SBie  bie  ©e- 
mühungen  um  bie  spräche,  fo  haben  bisher  auch  bie 
um  bie  ethnologifd)e  Stellung  bcrGtruSfcr  ein  fieberet* 
ober  auch  nur  wal)rfd)einlicbeä  diefultat  nicht  ergeben. 
Sgl.  S.  Xorp,  GtruStifche  ©citräge  (Ceipj.  1902— 
1903  , 2 Riefte);  Xerfelbc,  Gtrusfifdje  ©lonatSbaten 
(Ghriftiania  1902). 

Siauptbefdjäftigung  ber  Gtrusfer  Waren  Sderbau 
unb  ^anbel  jur  See  unb  ju  Sanbc ; ihrer  Gnergic 
gelang  bie  Vluatrocfnimg  bet  fumpfigeti  Kieberunaen 
tbceS  SanbcS;  jugleich  aber  führte  fie  fchon  in  fepr 
früher  3eit  ein  iiaubelöweg  über  bie  Sllpctt  nad)  bem 
Sorben,  unb  auf  bem  IKeetc  waren  ftc  nach  ben  ©rie- 
chen, Shönifcm  unb  Karthagern  bas*  bebeutenbfte 
iianbeläoolf.  3n  ihrem  SriPatlebcn  tritt  früpjeitig 
Sciguttg  ju  ©oittp  in  Kleidung  unb  3nfignicu  per- 
por,  Wie  ja  aud)  PiclcS,  tuaS  ju  Sollt  bie  Slagiftrale 
äußerlich  auSjeicpnete , bie  lictores,  apparitores,  bie 
elfenbeinernen  Jhrrulfefjel,  bie  toga  praetexta,  bie 
Sudftattung  berXriunippc  uon  ihnen  entlehnt  Würbe. 
Sie  alle  berühmte  Xapfertcit  uerfchwanb,  je  mehr  fie 
fid)  ber  Scrweichlichung  unb  Schwelgerei  juWanbteiu 


Sie  Kunfl,  fiiteratur  unb  ©ötterlehre  hat 
fiep,  Pon  nationalen  "Anfängen  ausgehend,  unter  grie- 
d)ifd)em  (Einfluß  entwidelt,  (ich  aber  oon  bem  ben 
Gtruäferu  eignen  nüchtcnicit  unb  falten  SicolismuS 
nicht  frei  machen  fönnen.  Xaä  Selbftänbigfte  haben 
fie  im  Stäbtcbau,  namentlich  in  ben  ©cwölbeit  ge- 
leitet unb  ftnb  in  ber  Snlage  ber  Käufer  unb  tnt 
SSaffer-  unb  Xeinpelbau  bie  fiehrcr  ber  Sötuer  ge- 
worben. (Sudführlichcd  über  bicSaufunft  berGtnia 
fer  f.  im  Srtitel  »Srchitcftur«,  S.  711,  mit  Xafel  IV, 
gig.  1—11.)  3hre  aKetcülarbeitenwaren  ein  gefchäptcr 
illudtihrartitel,  Sdimudfadjen,  wie  auf  ber  Siücffeitc 
graoiertc  Spiegel  (f.  Vlbbilbung  beim  Vlrtifel  »Spie- 
gel«) unb  Xoilettef  ä[td)en,  feaudgeräte,  ttneSedjer  unb 
Kanbelaber,  SJaffcnftitcf  e.  Sagegen  haben  fie  in  ihren 
Songefägen  nur  griechifchc  3Su|tcr  nachgeahmt  unb 
ftnb  nt  ben  übrigen  SBcrfen  ber  Slaftif  (f.  ©übhauer- 
funft,  S.  865),  Scuipeljierbeii  unb  Sarfophagen  mit 
figurenreicheu  Sielicf»  an  ben  Seiten  aud  gebranntem 
Xon  (f.  Xafel  »X enafotten)  unb  aus*  Stein , immer 
plump  unb  berb  geblieben.  3hre3Kalerei,  pon  ber  und 
an  ben  SSänbcn  ber  ©räber  in  Xarquinii , Glufium, 
Säre  (f.  b.  mit  Sbbilbung)  u.  a.  O.  jablreidje  ©roben 
erhalten  finb,  hat  fogar  griechifche  Stoffe  jurSarftet 
lung  gebracht,  ©cgpiele  etruSfifcher  Shuiftfertigfcit 
f.  auf  ben  Xafelit  »Dntamente  I«  ©ig.  40  — 43), 
»©entmen«  (gig.  3 u.  9).  »SRinge«  (gig.  13  — 15) 
Saä  bei  ihnen  übliche  SRufifinjtruntent  war  bie  grie- 
djif^e  glötc,  neben  ber  auf  Senfmälem  aud)  bie 
3ül)cr  erfdjeint-  fflriethi'che  Schaufpiele  finb.  Wie  bie 
Xbeatcr  in  gäfulä  u.  a.  0.  bejeugen,  entweber  in  ber 
Überlegung  ober  in  ber  Urfpradje  aufgeführt  wor- 
ben, wie  beim  auch  bie  griechifche  Sage  nad)  Sub- 
weis  ber  Senfmäler  ihnen  geläufig  gewefen  ift.  Sonft 
ci-fahren  wir  uon  einer  nationalen  Xid)tfunft  nichts. 
Unter  ben  SSiffenfchaften  übten  bie  Strusfer  Ji  c i 1 « 
funbe,  Staturfunbc  unb  Slftronomie,  unb  be- 
fonberä  als  'iirjte  qenoffen  fie  einen  nicht  unbebeu- 
tcnbenSuf  bei  ben  ©riechen.  Sie  Pon  ihnen  gerühmte 
Shmft  bed  SJafferfinbenS  ober  SRegcnlodenS  (aquaeli- 
cium)  beruhte  offenbar  auf  tieferer  Shinbe  ber  Satur. 
3hre  3 c' 4 nung  folgte  genauen  ©efepen.  Sie 
beftimmten  ben  Snfang  bed  Xages  burch  beit  höchften 
Stanb  ber  Sonne  unb  bebienten  fich  wirtlicher  SÄoitb» 
monate.  3hc  3aW*nW*em  War  ba«  buobejimale. 

VUid)  bie  ©ötterlehre  ber  Gttusfer  unterlag 
frühlei'iO  griedjifchen  Ginflüffeit,  inbem  man  heHe- 
nifche  ©ottheiteu  teilä  gerabeju  bem  ©ötterfreid  ber 
Gtrudfer  einnerleibte,  wie  bai)  j.  ©.  bei  SionpfoS  ber 
gaü  mar,  teils  biefelben  ben  alten  tuöfifchen  ©öttem 
unter jdjob,  wodurch  Pon  mehreren  ber  leptem  ber 
urfprüngliche  ©egriff  ganj  Perloren  gegangen  ift. 
3wci  Crbnungeu  Pon  ©öttem  würben  unlcrfdjieben : 
bie  obem  ober  uerljüUteit  fflottheiten,  bie  Supiter  be- 
fragt,  wenn  er  eine  Seräitberung  beS  bisherigen  3u- 
itanbcS  durch  einen  ©lif»  nertünbcit  will,  unb  die 
3wölfgötter,  bie  3upitcrS  gewöhnlichen  SRat  bilden, 
mit  beut  latcinifdien Kamen  Consentes  genannt  SIS 
ben  Gtniofcm  eigcittümlidie  ©ottpeiten  Werben  ge- 
nannt: ScrtumnuS,  eine  Kalurgoltpeit,  bie.  Wie  cS 
fd)eint,  bie  ©erwanblungen  in  ber  Katur  bejeidmete; 
Siortia,  eine  Schidfalsgöttin;  ber  uoit  den  Kölnern 
fogen.  SeiooiS  ober  SebiuS,  der  böfe  3upiter,  beffen 
tuSfifcber'Jfame  nid)t  befannt  ift;  ber  bunfle  Summa- 
nuS;  bie  UntcrweltSgottheiten  SiantuS  unb  HRaiiin, 
nebft  ben  'JHaneS;  Soltuntna,  bieööttin  beS  ©unbcS- 
tempclS;  bie  freunbli^c  ©öttin  ber  öeburt,  ©later 
©latuta,  mit  einem  berühmten  Xempet  ju  Gäre ; ©fe- 
uerjo ober  SKcnrfa,  eine  ©lipgöttm,  bie  fich  in  3iom 


143 


Gtrurien 

tmSei  gried)ifd)em  Einflufi  zur  SRinerDa  auSbilbete,  I 
Iw  SareS,  bie  Slamen  inib  Begriff  in  9?mn  bctbeljal- 
tm  haben,  u.  a.  3)ie  Steligiofität  bcr  EtruSfer 
wn  non  einem  Starren  gomtaliSntuS  bef)errfd)t,  bet 
ftd)  auch  in  ben  Don  ben  ©riechen  übernommenen 
ötntlen  unb  geitaufgügen  hmbgab ; fte  mufsten  wteber- 
holl  werben,  wenn  irgenbwie  Don  bet  Siegel  abgewi- 
ien  worben  war.  9Ran  roetSfagte  auS  bem  glug  ber 
Sögel  (augurium) , auS  bem  graft  heiliger  ^üfner, 
ewb  ben  Erfchcinungen  am  fynunel,  befonberS  ben 
Slipen,  auS  ben  Eingeweiben  ber  Dpfertiere  (haru- 
ipicium)  unb  Derebrte  alSBater  bieferSjabrfagefunft 
einen  ®ämon,  namens  SageS,  ber,  ein  Kino  Don 
gabren  unb  (Seitalt,  aber  grau  an  iüeiöheit,  in  einer 
ftdcrrurdje  entbedt  warb  unb  ben  Sucumonen  bad 
®ebeimni3  offenbarte.  Eigen  War  ber  Steligion  ber 
Etrusler  ferner  bie  Steigung  junt  gmftem  unb  jur 
©raufamleil;  baS  Sotenreid)  erfcbiett  ihnen  nament» 
lieb  Don  feiner  fcbrcdlicbcn  Seite  alb  ein  Ort  ber  Rei- 
nigung. Don  ben  gried|i[<ben  Sagen  haben  iljreKttnft- 
ler  bie  id)rrdlid)en  beDorjugt,  fte  fannten  aud)  SRen- 
Übenopfer,  unb  bie  Blabtatorcnipiele  ber  Siömer  ftnb 
eine  etrubtifdje  Erfinbung  gewefen. 

Sab  bie  p o l i t i f d)  e n Bcrbältniffe  betrifft,  fo  Wür- 
ben in  ber  frübeften  3‘it  bie  einzelnen  Stäbte  Don 
einem  König  (SnrS  ober  £artb)  regiert,  an  beffen 
stelle  (pater  jährlich  wecbfelnbe  SRagifhrate  traten. 
£ie  BeDölterung  beftanb  aub  ben  b«rrf(benben  ©e- 
i<bl«btcm  (lucumones)  unb  aub  Untertanen,  bie  mit 
Sen  tbeffalifdjen  Renetten  ober  ben  Heloten  Dernlieben 
werben.  Ein  jiemlicb  lofer  Sunb  hielt  bie  (jwBIf)  Stabt- 
republifen  zufammen;  man  Dereinigte  ftd>  alljährlich, 
in  bnngenbent  gälten  auch  öfter,  beim  Stempel  bcr 
t*bmn  Boltumna  in  ber  Stäbe  beb  Babimonifdjen 
oetS,  oeranftaltete  gemeinfante  Opfer  unb  Spiele, 
wählte  einen  Cberpriefter  unb  hu  gaU  eineb  Krieges 
raten  gemeinfamen  BunbeSfelbbemt , befd)loft  über 
Krieg  unb  grieben  unb  beratfcblagte  über  alle  bie  ffle- 
iamtbeit  angebenben  fflegent'tänbe,  lieft  aber  über  bie 
untern  Serbältniffe  jeber  Stabt  ben  Rbel  mit  Doller 
Selbflänbigfeit  oerfügen. 

Sie  Blütcjeit  ber  etruSKfdjcn  SJiacht  fällt  in  bie 
gnbre  800  — 400  D.  Ehr. , in  ber  fie  ficb  nicht  nur 
über  ein  Sanb  Don  runb  3000  D3R.  aubbehute,  näm- 
lich außer  E.  über  bab  ©ebiet  jwifdjen  ülpennin  unb 
Bo  unb  ben  mittleru  Seil  ber  nörblicben  Roebene 
cSRantua,  SSelpum  unb  gelftna,  fegt  Bologna,  Waren 
etrubtifebe  Stäbte)  fowie  über  Kampanien,  bab  bie 
Etrubter  um  800  erobert  hätten,  fonbem  auch  bab 
Steer  an  ber  Seftlüfte  gtalienb  bebcrrfdjte,  bab  bie 
©riechen  baber  bab  Ihrrhmifcbe  nannten.  Slud)  bab 
Königtum  ber  Sarquinier  in  Siom  febeint  auf  etruS- 
tifeben  Einfluß  binjuweifen , unb  nach  ihrer  Bertrei- 
bunq  hat  ficb  bie  junge  Stepublit  bem  clufinifcben 
Rorvrta  beugen  ntüffen.  Um  ftcb  gegen  bie  SluSbelj- 
rnntg  ber  gneebifeben  Seeherrfdiafl  ju  febüßen.  Der- 
bünbeten  ficb  bie  etrubfifeben  Stäbte  mit  Karthago 
i Änfctig  beb  6. Saftr^.)  unb  Dcrtrieben  mit  ihm  Der- 
eint  Sie  Rbofäer,  bie  ftcb  in  Sllalia  auf  Korfifa  nieber* 
atUffen  hatten  (540).  ®cr  Stiebergang  begann,  alb 
nr  nobemob  einen  Wnqrijf  ber  Etrubter  Don  Euntä 
»urudwieS  (um  6241,  Siom  ibrefcerrfcbaftabfebüttelte 
unb  ihre  glotte  Dor  Euuiit  uon  beffen  Bewohnern  unb 
ötec cm  Don  SprottiS  poüftänbig  gefcblagen  Würbe 
(474).  Seitbem  wichen  fie  auf  Bern  SReer  Dor  ben 
4kfaübeu  unb  ben  Karthagern  juriid,  bie  Kelten  Der* 
Maglai  fie  aub  Cberitalien,  bte  Samniter  aub  Kam- 
pauien;  gegen  bas  ficb  nach  bem  gaüifcben  Einfall 
ua*  äiorsen  aubbreitenbe  Siom  fud)ten  fte  £)ilfe  bei 


— etf<$. 

ben  Samnitem  unb  beteiligten  fid)  an  bem  jweiten 
unb  britten  Samniterfrieg,  gerieten  aber,  namentlich 
infolge  ber  Sonberpolitit  bcr  Stäbte,  nach  bem  Siege 
ber  Siömer  bei  Sentinum  295  unter  bie  römifebe 
£ierrfd)aft,  bie  ftd)  Don  ba  an  mehr  unb  mehr  be 
feftigte,  fo  baß  E.  umS  gabt  280  als  beit  Stainern 
Dölltg  unterworfen  gelten  tonnte;  nur  Sprache,  Sitte, 
religtöfe  ®iSjipIm  unb  meift  and)  bie  innere  Berfaf- 
fung  ber  einjelnen  Staaten  beftanben  nod)  faft  jwei 
Sahrhunberte  in  ihrer  Eigentümlid)fcit  fort,  unb  E. 
war  immer  noch  ein  reidfeö,  blüljenbeö  Sanb.  Erft 
Don  Sulla  würbe  eö  infolge  feines  geftljaltenS  an  ber 
bemotratifeben  Sache  nach  harten  Kämpfen  feiner  na- 
tionalen Einheit  beraubt  unb  burd)  zahlreiche  SRili* 
tärfolonien  in  Stüde  jerriffen.  9!od)  einmal  tauchte 
ber  alte  Staute  beb  flatibeä  auf,  als  E.  1801  bem  Erb- 
prinjen  Subwig  DonRarma  als  Königreich  überlaffen 
würbe  (f.  barüber  ben  folgenben  Brtifel). 

Siterat ur.  Duellen  finb,  abgefeben  Don  ben  ein- 
beimifeben  Kunftbentmälent  unb  3nfcbriftcn,  grie- 
ebifebe  unb  römifebe  Sluf,jeicbnungen  unbRrabilionctt, 
bie  uns  jebodj  nur  in  Brucbftüden  bei  Derfcbicbenen 
Slutoren  überliefert  finb.  Bon  neuem  Schriften  über 
E.ftnb  aufier$empfter(*DeEtruriaregali<,  1726) 
unbfflori  (»Museum  etruscum-,1737 — 43,  3 Bbe.j 
bie  mid)tigften:  gngbirami,  Monnmcnti  etrnschi 
(glor.  1826,  lOBbe.);  D.  SRiiller,  3)ie  EtruSfcr 
(BreSl.  1828,  2 Bbe. ; neue  9IuSg.  Don  ®cede,  Stuttg. 
1877);  Wbefen,  SJtütelitalim  Dor  ben  3c>(fn  irr 
römifd)en  Sierrfdtaft  nach  feinen  ®enfmalcn  barqefteüt 
(baf.  1843);  »Musei  etrusci  monumenta«  (Fracht' 
Wert,  Siom  1842,  2 Bbe.);  ® ettniS,  The  cities  and 
cemeteries  of  Etruria  (2.  Slufl.,  Eonb.  1878, 2 Bbe. ; 
beutfd)  Don  SJteißner,  Seipj.  1851);  ®eSDergerS, 
L'Etrurie  et  les  Etrusques  (Rar.  1864  , 2 Bbe.); 
© r a D , History  of  Etruria  (Sonb  .1843—^ 70, 8 Bbe.) ; 
S ablor,  Etruscan  researches  (baf.  1874);®entbe, 
Über  ben  etruStifcben  Saufdihanbcl  nach  bem  Star- 
ben (grattff.  1874);  SRartha,  L’art  itrusque  (Rar. 
1888);  Seemann,  Sie  Kunft  ber  EtmSter  ($reSb. 
1890);  Rauli,  Corpus  inscriptionum  etruscarum 
(bisher  8b.  1,  Seipj.  1893 — 1902);  UJerfelbe,  ®ic 
UrDölter  ber  Slpenninenbalbinfcl  (im  4.  Banbe  Don 
^elmoltS  -SSeltgefdiidite-,  baf.  1900). 

©trurien(fcetrurien),  Stame  für  baS  burcbSia- 
poleon  Bonaparte  gefebaffene  Königreich,  baS  1801 
im  grieben  Don  SüneDiüe  bem  Erbprinzen  Subwig 
Don  Ranna  (f.  S.  IV  ber  Beilage  >®ie  Berzweigun- 
gen  beS  bourbonifebett  fjaufeS«,  Bb.  3,  S.  280)  über- 
laffen würbe.  9tacb  feinem  Sobe  (1803)  übernahm 
feine  SBittoe,  bie  3nfantin  SRarie  Suife  Don  Spanien, 
alS  Bormünbcrin  ibreS  Sohnes  Karl  II.  Subwig  bie 
Stegierung,  mußte  fte  inbeS  febon  10.  ®ej.  1807  wie- 
ber  nieberlegcn.  Stun  würbe  E.  franjöftfcbe  RroDittj 
unb  burd)  ScnatSbefd)lujj  Dom  30.  SRai  1808  für 
einen  Seil  beS  franjöfifcben  KaiferreicbS  ertlärt,  1809 
aber  als  ©roftherjoatum  SoSfatta  (f.  b.)  Elifa  Bona 
parte,  Derehelidjte  Baccioccbi,  ber  älteften  Sdjwefter 
StapoleonSl.,  jugewiefen,  bie  eS  ibrerfeitS  wieber  1814 
an  baS  frühere  SlegentenhauS  abtreten  ntuftte.  Bgl. 
SRarmottan,  Le  royaume  d'Etrurie  1801 — 1807 
(Rar.  1895). 

ßtruSfer,  bie  Bewohnec  Etruriens  (f.  b.). 

(Struofifchc  Kunft,  f.  bie  Slrtifcl  »Slrcbitettur«, 
S.  711,  unb  »Bilbhauertunft«,  S.  865;  Weiteres  int 
Wrtifel  »Etrurien«,  S.  142. 

ßtruSfifcftc  Spratbc,  f.  Etrurien,  S.  142. 

etfeb  (ilal.  Slbige,  bei  beit  Körnern  Atbesis), 
Slug  in  Sübtirol  unb  Dberitalien,  entfpringt  1671  nt 


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144  Ctfcpbu^tgebirge  — Gttenbeim. 


ü.  M.  öftlid)  Born  Sattel  bed  Sefhenfheibecf  in  Sirol, 
ber  cffr  otromgcbict  Don  bcm  bed  3nn  fcffetbet,  buch- 
fliegt  btn  Sefhcnfee,  ben  Mitter«  unb  §aiberfee  unb 
gelangt  mit  rafhern  ©cfäHe  in  (üblicher  Sidjtung  auf 
bicMalfer$jctbe  unb  in  bie  ebene Salfohle  Don  ©lumd 
(907  m).  ©cd  hierher  reidjt  bad  Duertal  bed  Ober« 
Dintfhgaued.  Sief)  öftlich  wenbenb,  betritt  bie  E.  bann 
bad  brette,  fteUentoeife  DerfumpfteSänaental  bed  Unter« 
Dintfhgaued.  Sei  Meran  (305  in),  wo  oer  UnterDintfh« 

Sau  mit  einem  piö|j  1 ic&ett  Vibfall  Don200menbigtunb 
ie  wilbe  ©affer  münbet,  menbet  fte  fid)  nad)  ®0.  unb 
betritt  ben  fruchtbaren  Salteffel  bed  3Jiutter(ünbd)end 
unb  bed  Sojencr  ©obend.  Sei  Sojen  nimmt  Re,  burd) 
ben  Wafferreihen  Cifad  Derftärft,  (übliche  Stiftung 
an  unb  erhält  Weiter  an  gröffem  ifuflüffcn  ben  Sore 
unb  ©Diffo.  6 km  unterhalb  SoDcreto  wirb  ber  gar« 
tenäffnlihe  Salboben  ber  ß. , ber  hier  Sal  fiagarina 
(2ägertal)heifft,  butdjbad  Arüimnermeereinedfurdjt- 
baren  ©ergfturjed,  ber  Rd)  883  ereignet  haben  fall, 
bie  (ogen.  Slaoini  bi  Marco,  unterbrochen.  (©gl. 
Schneller,  Sübtirolifdje  Sanbfihaften,  2.  Seihe: 
Sadjßägertal,  3nndbr.  1900.)  ©ei  ©orghetto  geht 
ber  Strom  nach  Italien  über,  roäljt  Reh  bann  jwifchen 
ben  (entrechten  SBänben  ber  ©eronefer  Klaufc  (Effüifa 
bi  ©erona)  hinburd)  unb  tritt  nun  in  bie  Ebene,  wo 
er  filböfllidje,  bann  öftlihe  Sichtung  einfdjlägt.  Sic 
ffahen  Ufer  Werben  fuinpRg,  ber  Strom  felbft  fhfam- 
mig  unb  träge.  Ser  Unterlauf  ber  E.  ift  mehrfach 
mit  bcm  ©o  in  feinem  MÜnbungdgebict  Derbunben. 
©on  ihr  geht  bei  Segnago  ein  Kanal  nach  ©•  jurn 
Sariaro;  ein  jweiter,  (üblich  gerichteter  2Irm  geht  Don 
ber  E.  bei  Eaftagnaro  ab  unb  Bereinigt  R<h  gleidtfado 
mit  bem  Sariaro,  ber  Don  ba  an  Eanale  ©ianco 
heiftt;  ein  britter,  ber  SaOiglio  Vlbiactto,  jWeigt  bei 
Saida  nad)  SD.  ab  unb  bereinigt  fid)  im  ©o-Selta 
mit  bem  ©o  bi  fiebantc,  bem  Don  ber  ß.  aud)  noch 
ber  Eanale  bi  fiorco  juffiefft.  Sie  ®.  felbft  münbet 
in  bad  ©briatifhc  Meer  bei  ©orto  (foffone.  Sie  Sänge 
ber  ©.  beträgt  415  km,  wooon  220  auf Sirol  tommcu 
unb  297  fh'tffbar  Rnb.  Sad.  EtfChtal  War  Bon  jeher 
eine  gauptftraRe  für  ©ölterWanberunaen  unb  Erobe- 
rungdjüge(Eimbern).  3ept  führt  bie  ßiicnbabn  burch 
bad  Sal  Don  ©erona  biä  Sojen  unb  Meran,  bann 
Weiter  am  Eifact  über  ben  ©rennet  nah  Sorbtirol. 
©ndlbiirfitgcbirgr , f.  «Upen  (14),  3.  366. 
Ptfchmiabtttt,  alted,  berühntted  Slofter  unb  Sijj 
bed  ©atriarchen(Katholifod)  ber  fhidmatifhen  21rme< 
nifdjen  Kirche  (f.  b.)  im  rufRfh«trandfaufaf.  ©oud. 
Eriwan,  22  km  Don  ber  Stabt  Eriwan,  895  m Ü.M., 
am  guff  bed  ©lagBd  unb  Karnidiarffh  unb  am  Sc« 
wäfferungdfanal  Shadiard),  befteht  aud  brei  mit 
Mauern  umgebenen  Seilen,  jeher  mit  einer  Kirche, 
Weshalb  bad  Klofter  Bon  ben  Surfen  Utfchfiliffi 
(»Srei  Kirchen«)  genannt  würbe.  Sad  eigentliche  ß. 
cber  eingebome  Sohn  ftieg  herab«,  weil  3'fud  hier 
@regDr,  Dem  ßrleuchter,  erfhien)  gleicht  mit  feiner 
10  m hohen,  2 km  langen  Mauer,  Bier  Soren  unb 
acht  Sünnen  einer  geftung.  3m  innem  §ofc  fteht 
bie  öfters  erneuerte  pauptfirche  Schoghagat  («2lud« 
Ruff  bed  fiiehted«),  bie  302  n.  Ehr.  Don  ©regor,  bem 
©poftcl  ber  Ülrmcnier,  geftiftet  fein  [oll,  ein  Kreuj« 
gebaube,  aud  beffen  Mute  Rh  auf  Bier  frei  Reffenben 
©feilem  eine  Kuppel  erhebt ; im  3nnern  reicher  Shmucf 
an  Sännbmalereien.  Ein  bem  ©regoriud  geweihted 
Sabemafel  bejeihnet  bie  Stelle,  an  welcher  ber  bort 
errichtete  ©liar  ber  ©rtemid  in  bie  Siefe  Derfanf,  ald 
ber  öcilanb  bem  ©poftcl  erfhien.  Unter  ben  Bielen 
Wundertätigen  Seliquim  ift  bie  rechte  imnb  bed  ©re« 
goriud,  an  weihe  bieSSürbebcd  KatffolifodRhfnüpft, 


ber  gröjjte  3d)ajj  bed  Klofterd.  Sadfelbe  beftkt  eine 
geiftlihe  ©fabemie,  eine  Shule,  eine  foftbare  ©iblio« 
i lief  (Dgl.  Stoff  et,  Catalogue  de  la  Bibliothfcqne 
d’E.,  ©eterdb.  1840),  eine  Sruderei,  aud  ber  Diele 
feltene  armenifhe  äderte  herDorgegangcn  Rnb,  u.  a. ; 
baneben  fleht  bao©ilgerhaud  }ur©ufimf)mcberSSatI’ 
fahrer  unb  bad  öarenffaud  jum  Saufhhanbel.  Sad 
Klofter  ift  feit  1441  Sip  bed  ©atriardjen  unb  in  neue- 
rer 3eit  auh  ber  Sffnobe  aller  ©rmenier.  ©on  ihm 
hängen  Bier  anbre  ©atriarhen,  46  Erjbifdjöfe  unb 
alle  armetiifh-gregorianifhen  Älöftrr  inSraitdfaufa« 
Rten,  Sufflanb,  ber  Sürfei  u.  a.  unb  über  5 MtU.  gre« 

orianifhc  ©rmenier  ab.  Sad  Klofter  nimmt  mit 

ent  Sorf  (f.  unten)  bie  Stelle  ber  alten  berühmten 
Öauptftabt  SSagbarfhabab  (SJalarfdjabal)  ber  arme« 
nifhen  ©roBinj  ©obaif  ein,  bie  König  Eruanb  I.  im 
6.  3abrf).  B.  Ehr.  grünbete  unb  König  Sagbarfh 
(Sologhefed)  im  2.  3ahrh-  n.  Efjr.  bcfe|tigle  unb  ju 
feiner  Sefibmj  mähte.  Bld  fpäter  ber  Don  Der  ©forte 
unb  ©erfieit  bebrängte  Katholifod  }U  ben  Suffett  floh 
unb  biefe  feine  Don  ©crRen  »erlangte  iludliefcrung  Der  • 
weigerten,  entfpann  Rh  einKrieg,  in  bemß.Don'©ad« 
fetmtfh  1827  erobert  unb  im  [(neben  Don  Surfman« 
tfhai  1828  an  Sufilanb  abgetreten  Würbe.  Seitbem 
bilbet  ed  ben  Kreid  S.  bed  ntfRfh'faufaRfhenÖouB. 
Eriwan,  3858  qkm  mit  U8»7>  124,618  Einw.  (62 
©roj.  ©rmeitier,  31  ©roj.  Sataren,  7 ©roj.  Kurben),  bie 
flcferbau  (beionbcrdCbjt,  ©artenfrühie,  Saumwotte) 
unb  ©icbjuht  treiben,  pauptort  ift  bad  0,5  km  Bon 
®.  gelegene  Sorf  SSJagharfhabab  mit  0897)  8400  ar« 
menifhen  Einwohnern. 

®tt,  Kafpar,  ftirhenfomponift , geb.  5.  3an. 
1788  in  Erefing  bei  i'anbdberg  in  ©abem,  geft.  16. 
Mai  1847  in  München,  Schüler  bed  Münchener  Se« 
rninard.  Warb  1816  ald  fjoforganift  in  Münhen  an« 
aeftetlt.  E.  hat  große  ©erbienfie  um  bie  SBiebcrbele- 
buitg  ber  ältem  tirhlihen  ©ofaimuRf  unb  hat  felbft 
eine  Seihe  Meffcn,  Motetten,  Stabatd,  Sequicmd  :c. 
in  gleihem  ®ei|te  gefhricben,  bie  nebft  einer  Kompo* 
Rtiondlebre  itt  ber  Miinhcner  ©ibliothef  aufbewahrt 
Rnb.  3m  Sruh  erfhieneit  nur  einige  ffirabnalien 
unb  Eantica.  Sgl.  $mberld  «KirhenmuRfaiifhed 
3ahrbuh«,  1891  (Scgendb.). 

Ettal,  Sorf  im  bahr.  Scgbej.  Cberbahem,  Sc« 
jirfdamt  fflamiifh,  bat  eine  SSallfahrtdftrhc  (mit 
audgejeihncter  Crgel),  ein  ehemaligcd  Senebiftiner- 
flofier  (1332  geftiftet,  1803  aufgehoben,  fett  1899 
wieber  eröffnet)  unb  aoooi  528  Einw.  3n  ber  Söffe 
bad  föniglihe  ShloB  Cinbcrffof  unb  ber  ©erg  St« 
taler  Manbl,  1641  m ffoh- 

(St  tau  in  (arab.),  Stern  jweiter  ©rüge  (/)  im 
Srahem 

Ettaro , in  3*alien  bad  feeftar. 

Ettcldbcrg,  ©erg  im  giirftentum  SSalbed  (f.  b.). 

E'Cteiihcim,  ©mtdftabt  im  bab.  Kreid  Rreiburg, 
am  Ettenbadi,  am  Kalenberg  unb  an  ber  Eifenbaffit 
Shein-Ettenffeimmünfier,  195mil. M.,  hat  eine  eDan« 
gelifh«  unb  eine  fatff.  Kircffe,  Sffnagoge,  Sealggnt- 
naRum,  ffmtdgerihi,  gorftamt,  äigarren«  tmb  epei« 
fenfabrifalion,  ©erberei,  Sein«  unb  Sabafbau  unb 
uoooi  3106  mcift  fatff.  Einwohner,  ©uf  bem  naffm 
Kahlenberg  (314  m)  ein  ©itdfihtdtumi.  — E.  Warb 
im  8.  Sahrh-  Dom  ©ifhof  Ebbo  (Jielti)  Don  Straff, 
bürg  erbaut  unb  gcljörle  fpäter  nun  ©idtum  Straff- 
burg. ©on  1790—1803  War  E.  bie  ScRbeitj  btd 
legten  gürftbifhofd  Don  Straff  bürg,  ffarbinald  üorc 
Soffan , ber  in  ber  ©farrtireffe  begraben  liegt.  1802 
laut  bie  Stabt  au  Öaben.  21m  15.  Märj  1804  tuurbc 
ber  §erjog  Don  Enghicn  (f.  b.),  ber  feit  1801  nu  E. 


©ttcr  — (rttmütlcr. 


145 


roiUcrte,  auf  SJlapolcon«  I.  Befehl  gefangen  weg* 
$ÄüW  unb  barauf  20.  Bfärj  ju  Sinccmte«  Bor  Ba* 
nä  (ti4)o\fen.  6 km  ffiböfftid)  Bon  G.  liegl  ba«  ehe- 
malige '©enebitünerfl  öfter  G 1 1 e n b e i m ra  ü n ft  e r, 
Mjen  UrfBrung  bi«  in  ba«  8.  3af)rt).  jurüdreidft. 
Ju  Stafcn  Bon  WcrolbSed  befaßen  bie  Bogtci  bar* 
übet  al«  2eben  be«  BifcbofS  Bon  Straßburg;  1803 
mürbe  eS  aufgehoben  unb  ift  feitbem  beinahe  Bott* 
itembig  abgebrochen  toorben.  Sa«  Sab  Gttcnheim* 
münfter  ober  St.  Sfanbolin  gehört  jc(jt  jur  ©e- 
meinbe  Wünftertal  (f.  b.). 

<5tter,  in  Sübbeutfd)Ianb  fobiel  wie  3aun,  ©renj* 
fcheibe,  CrtSmarf. 

ffttctbtef , öemeinbe  in  ber  belg.  SroBin^  Bra- 
bant. Sorort  im  SO.  bon  Brflffel,  an  ber  Staat«* 
‘ahnlinie  Brüfiet-Strlon,  mit  Batronenfabrifation, 
Färbereien,  ©erbereien  mtb  (1900)  20,838  Gin». 

©tteröbtrfl  (©roßer  unb  Kleiner),  Berg  in 
Umringen,  erftredt  fid)  närblid)  Bonficimar  in  wefl* 
’tlieher  Sichtung  unb  wirb  in  jwei  Hälften  gefcfjie* 
ben,  ben  weftlieben  ©roßen  G.  (481  m,  mit  einem 
weithin  ficbtbaren  Bidmardturm)  unb  ben  Bftlidfen 
Kleinen  6.  (342  mV  3n  bent  bortigen  BucbenWalb 
waren  einft  tcicrbcr«  2iebling«fpajiergünge.  Vluf  bent 
nörbtieben  Slblfang  be«  Gttcroberg«  liegt  ba«  Sorf 
GtterSburg  mit  3agbfd)lo6  nebft  ©ewehrfammer, 
a»ji  229  Ginw.,  ben  ©puren  eine«  1525  aufgehobe- 
nen Wugufliner-Ghorherrenftift«  fowie  ben  (Ruinen 
zweier  SRitterburgen,  wooon  bie  eine  1227  Born  2anb* 
grafen  Heinrich  Bon  tbüringen  jerftört  Würbe,  bie 
anbre  aber,  bie  Slltenburg,  ben  ©rafen  Bon  ®[eid)cn 
gehörte  unb  1427  no<p  ftanb. 

(''ttingohnufen,  1)  SInbrea«,  ^reihert  Bott, 
BbBHfer  unb  SKathematifer,  geh.  25.  9loB.  1796  in 
Öeioelberg , geft.  25.  SJlai  1878,  ftubierte  in  fiien 
Bbitofophie  unb  bie  3fcdjte,  befmhte  aud) , ba  er  fiir 
bie  mtlitänfche  2aufbabn  beftimmt  war,  bie  Bontbar* 
bieridjule.  warb  1819  Brofeffor  ber  'f3fU)fi(  in^nn«* 
brud  unb  1822  Brofeifor  ber  hohem  Blattjematif  in 
fiim.  Seine  bamaligen  Sortefungen  (fiien  1827, 
2 Bbe.)  bezeichnen  eine  neue  Gpoepe  für  bie  fiiener 
Unwerfttät.  1834  übernahm  G.  bie  2ehrfanjel  ber 
Shbftl  1848  trat  er  jur  3ngenieurafabemie  über  unb 
lehrte  an  berfelben  Bier  3abre  bi«  ju  ihrer  UmWanb* 
tuna  in  eine  rein  müitärifche  ffieniefchule.  1852  hielt 
er  einen  ffurfu«  über  höhere  3ngenieurwiffenf<haft 
am  l elqtethnifdjen  3nftitut,  unb  m bemfelben  3ahr 
aoetnaqm  er  tue  Sirrftion  be«  Bbbfttatifchen  3nftilut« 
an  ber  Uninerfität,  au«  bem  unter  feiner  2eitung  eine 
grohe  3<>b!  Unterfuchungen  herBorging.  1866  trat 
er  m ben  Suheftanb,  unb  gleichseitig  würbe  ihm  ber 
Freiberrntttel  Berliehen.  Sichrere  3<ihre  fungierte  er 
•J8  erfter  ©eneralfelretär  ber  SBiener  Slfabemie,  an 
berm  Grrid)tung  er  bebeutenben  Slnleil  hatte.  Gr 
’cmftruierte  eine  niagnetelettrifche  ®iafd)iite  al«  einer 
ber  eriten.  welche  bie  eleftrifdie  3nbuflion  jur  Strom* 
aejptnnung  terwertetat,  förberte  auch  bie  Dptif  unb 
tchrieb  ein  2ehrbuch  ber  Bbbtü  (fiien  1844,  4.  Slufl. 
1860),  ba«  auf  bie  Sielhobe  bc«  phPHfalifchcn  Unter* 
ruht«  großen  Ginftuß  geübt  hat.  (ferner  fehrieb  er: 
»Sie  fombinatorifche  Slnatpfi««  (fiien  1826)  u.  »Sie 
Brmjipien  ber  heutigen  Bbt)fif«  (baf.  1857);  auch 
bearbeitete  er  mit  SInbr.  Baumgartner  (f.  b.  1)  beffen 
»Saturlebre«  unb  gab  mit  thnt  1826—32  bie  »3eit* 
fdmh  für  Bbt)iif  unb  SWathematif«  heran«. 

2)  ftonftantin,  (frei her r Bon,  $aläontolog. 
Sohn  bei  Bongen,  geb.  16.  3»’><  1826  in  fiien,  ge|t. 
bafelbft  1.  (febr.  1897,  ftubierte  in  fiien  SRcbtjiit, 
bann  Botanif,  begann  1850  bie  llnterfuchung  ber 
taal  *»ire..Mrno«.  «.  «ufL,  VL  »b. 


2agerftätten  foffiler  Bflanjcn  in  ßfterreief»  unb  be* 
reicherte  namentlich  bie  Kenntnis  ber  foffilcn  (flora 
Sleiemtarr«.  1854  Würbe  er  Brofeffor  ber  Bolanif 
unb  mcbijinifd)cn  9!aturgefd|id)tc  an  ber  3ofepf)S* 
afabemie  ju  fiien  unb  1870  Brofeffor  in  ©raj.  3» 
ben  3ahre«  1878  — 80  unlerfuchle  er  bie  reifen 
Sammlungen  fofftlerBflanjen  im  BritifdfenBfufeum. 
$a  bie  foffilcn  blatlbilbcnben  Bflanjen  oorjug«weifc 
in  ihren  Blätlerabbrüden  erhaltm  finb  unb  fid)  nad) 
benfelbm  beflimmen  laffm,  würbe  G.  aud)  auf  ba« 
Stubium  ber  Blallneroaturen  geführt,  hierher  ge- 
hören feine  Schriften:  »Uber  bie  SierBatioit  ber  Blät- 
ter bei  ben  Gelaffrinecn«  (Sieit  1857);  »®ie  Blatt* 
ffelette  ber  Sipetaten«  (baf.  1858);  »Über  bie  Stferoa* 
tion  ber  Bombajeeii«  (baf.  1858);  »Sie  Blattffelctte 
ber  Sifottjlcboncn«  (baf.  1861,  mit  95  STafetn  in  9ia* 
turfelbftbrud);  »Sie  (famfräutcr  ber  3eptwelt  jur 
Unterfuchung  unb  Bcfiimmung  ber  in  ben  Forma- 
tionen ber  Grbrinbe  eingefd)Ioffeneu  Überrefte  Bon 
oorwettlichen  Strien  biefer  Crbnung«  (baf.  1864,  mit 
180  Safeht  in  Slalurfelbftbrud).  3n  feiner  mit 
Botoml)  oeröffentlichten  »Physiotypia  plantarum 
austriacarum«  (fiien  1856 — 73,  2Bbc.,  mit  lOBbit. 
Supfertnfetn)  machte  er  umfaffenbe  Slnwenbung  nont 
Sfaturfelbftbrud  jur  bilbtidjcn  Sarftetlung  ber  Blatt* 
nernatur.  9?ad)  bemfelben  Brinjip  Berfofjte  er  eine 
»Bhbftogmpf)»  ber  aSebijinalpftanjen«  (SBien  1862, 
mit  294  Stbbilbungen  in  SRaturfctbftbmd).  Stußcr* 
bem  Beröffentlid)te  er:  »Bhotographifche«  Stlbum  ber 
glora  Diterreich««  (fiien  1864,  mit  173  ptjotogra* 
phifchen  Safeln);  »iÖeiträge  jurGrforfchung  ber$hh‘ 
iogenie  ber  Bflanjenartcn«  (baf.  1877—80,  7 Spcfte). 
Seine  Grfahrungen  über  bie  foffilcn  Floren  Berwer* 
tete  er  Bietfad)  jum  beffemBerftänbni«  ber  jeht  leben* 
ben  Flora,  befouber«  in  ben  Slrbeiten  über  bie  Gut* 
»idelung«gefd)id)tc  ber  Floren  (1873—75). 

(Sttlingcu , S(mt«ftabt  im  bab.  Urei«  Karlsruhe. 
anberSllb,  bcrStaatäbahnlinieflRannheim-Konftani 
unb  an  jwei  2inien  ber  Stlbtatbahn,  136  m £L  51)i., 
ift  nod)  oon  ©räbett  unb  ffiauem  umgeben  unb 
Bon  attertümticbem  Stu«feben,  hat  eine  cuangelifche 
unb  2 tatt).  Kirchen,  Sßnagoge,  ein  alte«  fiirftlidjc« 
Schloß  mit  Sd)!oßgartcu,  ein  ehemalige«  Kollegial* 
ftift,  Steatfchule  mit  SRealghmnafialabteilung,  fatho* 
tiiche3SchuItehrerfeminar,Unteroffijierfd)ule,2Forft* 
ämter,  Spinnerei  unb  fieberei,  Üiafcbincnbau , Ra- 
pier* unb  Diafchinenfabritation,  ©arten*,  Cbft-  unb 
ficinbauunbasoo)  8033 meift  falb. Ginwobner.  SRcrf* 
Würbig  ift  ber  Sfeicbtuni  ber  Stabt  unb  bereu  Um- 
gebung an  römifd)eit  SKtertüment,  barunter  ein  in 
Stein  gehauene«  unb  am  tRatbaii«  eiugemaucrte« 
Bilb  be«  üleptun.  — Schon  bie  9fömer  haben  hier 
eine  Jfiebertaffung  gehabt.  Urtunblid)  tommt  G.  juerft 
788  Bor.  G«  würbe  1227  jur  Stabt  erhoben  unb  bar- 
auf Bon  Kaifer  Friebrid)  II.  bem  SRarfgrafen  ^er- 
mann V.  Bon  Baben  überlaffen.  Stm  14.  Slug.  1689 
Würbe  e«  Bott  ben  Franjofen  Berwüftet.  3m  Spant* 
(djen  Grbfotgefrieg  warb  oon  G.  bi«  juttt  SJheinufer 
bie  Gttlinger  2inie  gejogeit,  bie  1734  ber  fron* 
jöftfche  SSarfchflU  Bcrtnid  forcierte.  Stm  9.  unb  10. 
3uti  1796  fugten  t)>«  bie  (franjofen  unter  SRoreau 
über  bie  Öftcrrcidjer  unter  Grjberjog  Karl.  Bgl. 
Scbwarj,  ©efcbid)te  ber  Stabt  G.  (KartSr.  1900). 

GttmiiUcr,  Grnfl  SKorip  2ubwig,©enuanift, 
geb.  6.  Oft.  1802  in  ©erSborf  bei  2öbau  in  ber  fäd)* 
tijehen  Obetlaufip,  geft.  15.  Slpril  1877  in  3öricb* 
ftubierte  ju  2eipjig,  habilitierte  fid)  1830  in  3ena 
unb  folgte  1833  einem  9fuf  al«  Brofeffor  ber  beut* 
fepen  2iteratur  an  ba«  ©hmnafuem  ju  3itricb,  wo 

10 


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146 


Gtto  — Gtamoloate. 


er  1863  jur  lluiocrfität  überging.  CS.  gab  mehrere 
mittclhod)bcutfd)e  imb  mittcliiicbcrbeutlehe  ©pradj- 
bcnfmäler  Ijeraud,  fo : »Kunech  Luarin « Qcno  1829) ; 
»Sant  Oswaldes  Leben«  (3ttrid)  1836);  »$>emrid)Ö 
pon  SJIeijscn  bed  graumiobeb  Seiche,  Sprühe  unb 
Siebet*  (Oucblinh.  1843);  -Frawen  Helchen  Siine* 
(3ürid)  1846) ; *§einrichöDon  Sclbede  Bnctbe«  (Seipj. 
1852) ; »Drenbel  unb  Bribe,  eine  Sfimc  beb  bcutfdjeu 
Seibcntumd«  (3ürid)  1858);  -Xbeophclud,  bergauft 
beb  SDiittclaltcrd« , Scbaufpict  aub  bem  16.  fcnlirt). 
(Oueblinb.  1849);  »Dat  spil  van  der  upstandinge« 
(baf.  1850)  ic.  3n  ben  »Subrunliebcm«  (3üvich 
1841)  6er[ud)te  er  bie  PonSad)iuatfn  bei  berStitif  beb 
Siibelungenliebed  angewenbete  üüietbobc  aud)  auf  bab 
CSpob  non  ©ubnin  jti  übertragen.  Sdjäpendwert  ijt 
icin  »Lexicon  anglo-saxonicum«  (Oueblinb.  1851). 
©leidjjeitig  erfd)icn  eine  angetfächfifche  (Sbrcfiomatbic 
u.  b.  X. : »Eiigla  and  Seaxua  scbpas  and  böceras« 
(Oueblinb.  1850).  9luf  bcmöcbiet  ber  altnorbifdjen 
Siteratur  batte  fid)  8.  fd)on  früher  in  ber  Bearbei- 
tung ber-VauluspH*  (Seipj.  1830)  foüiic  in  ber  Über- 
fepung  ber  »Sieber  ber  6bba  non  ben  Dübelungen« 
<3üri<b  1837)  nerfudü;  aud»  berfafjte  er  eine  iibcr« 
fcpung  beb  angclfädififchen  »Beowiüf«  (3üridtl840). 
Unfeinem  »S)änbbud)berbeutfd)enSi(eraturge(d)id)(e« 
(Seipj.  )847)  gab  er  einen  für  jene 3«'*  recht  brauch- 
baren Über  bl  id  ber  beutfchen,  nngcliächfiichen,  all« 
norbifchen  unb  mittelnieberlänbifdien  Siteratur.  Buch 
gab  er  ein  altnorbifdjcd  Sefebud)  (mit  Stining,  3ürid) 
1861)  fowie  eine  Sammlung:  »DUtnorbifdjer  Sagen* 
fdjap-  (Seipj.  1870),  beraub. 

©tto  (6cto),  bie  ital.  Sertretung  bed  griech- töeüo 
im  metrifd)cn  SRafjftjflem,  j.B.8ttogramma=§etto- 
gramm,  ßttolitro  = ^ettolilcr. 

©ttore  (ital.,  (pr.  ett.),  foniel  wie  $>ettor. 

©ttrirf,  Xlorf  in  Selfirlfhire  (Schottlanb),  im  Xal 
be«  glu  jf  ed  gleidien  Slamend,  in  beffen^intcrgrunb 
ber  688  m Pope  8.  'S  e n liegt,  betannt  geworben  burch 
ben  fcbotlifchen  Xidfier  yamed  £>ogg  (f.  b.).  bcu 
»Schäfer  non 8.«  (E. Shepherd),  mit  0891)414 SinlP. 

©ttt),  Killiam,  SJlaler,  gcb.  10.  SJlärj  1787  in 
Bort,  gcfl.  bafelbft  13.  Sion.  1849,  arbeitete  erft  fiebcn 
japre  bei  einem  Buchbruder,  ehe  er  (1807)  in  bie 
Sonboner  Vltabemie  unb  (1808)  in  Sawrcnccd  Schule 
gelangte.  Bin  bcfonbcrcd  tcdinifcped Verfahren,  Unter- 
malung in  Seift  unb  Scpwarj  mit  folgenbem  Vluf- 
trag  gatcj  ungebrochener  garbcn,  führte'  ihn  jur8r* 
, gelang  ftarlergarbenfontrafte,  bie  juerft  1821  in  bem 
Bilbe:  Slcopatrad  gaprt  auf  bem  Jltjbnod  peroor- 
traten.  1823  folgte  eine  Banbora  unb  bann  ein  Keib, 
ben  Sieger  um  Cilnnbe  für  ben  Bcfiegtcn  anfleheub. 
2*ad  Ifolorit  in  ben  ©cgenfäpcn  beb  männlichen  Sie- 
gerd, bed  jugenblidjen  Unterlegenen  unb  ber  »arten 
grau  würbe  allgemein  bewunbert,  unb  8.  galt  fortan 
ald  ber  Scaler  oed  gleifcpcd.  Siidjt  ntinber  berühmt 
warb  gubith  unb  ipolofemcd  (1831)  burch  bie  Kir- 
lung  bed  Sampenticptd,  eine  Xrilogie : erft  bie  Heroine 
bei  bem  fchlafenben  gelbherrn . bann  bie  Wartenbe 
SJlagb  ber  erflern,  cnblicb  Subith  mit  bent  £>aupt.  8r 
war  örünber  ber  fflefcUfdjaft  jur  Beförderung  ber 
fchönen  Simile  ju  Bort.  Sgl.  (Sildjrift,  Life  and 
lettres  of  \V.  E.  (Sonb.  1855,  2 Bbc.). 

©liibc  (franj.,  »Studie«),  in  bcrSfiufitallgemeine 
Bcjeiehnung  für  technifche  Übungdftilde,  fei  ed  für  bie 
nllererften  Vtnfängc  im  Spiel  eiued  Snftrumcntd  ober 
für  bie  höchfte  Budbilbnug  ber  Sirtuofität.  ®ewöpn- 
lid)  führt  bie  8.  ein  Icebnifcbeä  Biotin  burch  (j-  B.  bie 
Manier -8.  Dftanen-,  Xcrjengänge,  Sprünge,  Stal- 
lato,  Vlblöfen  ber  £>anbe  :c.)  ober  bod)  eine  Heine  Üln- 


japl  Pertoanbtcr;  inbed  finb  manche  8tüben  in  reiche- 
ren mehrgliebcrigen  gormen  gef d) rieben  ober  weniger 
auf  Wttdbilbung  ber  Sirtuolität  ald  bed  Sortragd 
berechnet  (melobifd)e  6 ).  gür  ben  öffentlichen  Ser- 
trag  berechnete  8tüben  pcifsen  ftonjertetüben.  Betreff* 
guter  Btilbenwcrfe  f.  bie  betreffenben  Sitfirumenle. 

Etudiant  (franj.,  für.  uw>iimg),  Stubent;  £tu- 
diante,  Stubcntin,  nud)  Stubentenliebfte. 

©tili  (franj.,  |pt.  etiU),  Behälter,  ©ehäufe,  Befted, 
gutteral  für  Heinere  ©egenitänbe. 

©tuj  (f«r.  etü),  Xorf.'f.  Dgnon. 

©tnmolog  (8tt)mologift,  griech  ),  ftenner  ber 
8thmologie(f  b.),  SBortforfchcr;  ettjmologifiereit, 
bie  Slbftammung  ber  Kört  er  ju  erjorfdten  fuchen. 

Etymologicum  (griech.),  etn  ethmologiicbed 
S3örterbuch,  iudbef.  Benennung  für  eine  Vlnjahl  grie- 
d)ifcbcc  Kerfe  biefer  Slrt,  bie  auf  (ärunb  alter  OueDen 
non  bhjantmifdten ®rammatifcrn  angelegt  unbburch 
©rhaltung  wichtiger  arammatijdjer,  leftfalifcher  unb 
fadhlicfjer  Siotijm  uub  Belegilellen  aud  j.  X.  uerlor- 
nen  Schriften  wertootl  finb.  Beröffentlicht  finb  bid  jept 
bauon:  bab  [ogen.  »E.  magnum«  (Jiauptaudg.  Pon 
öaidforb,  Off.  1848),  bad  »E.  Gudiauum*  (hräg. 
pon  Sturj,  Seipj.  1818),  »Angelioanum*  (hrdg.  Pon 
Sfitfchl,  Bb.  1 ber»Opuscula«,  baf.  1866),  »Florenti- 
num«  unb  »Parvum«  (fjrdg.  Pon  Blitlei  in  -Melan- 
gea  de  lirtferature  grecejue«,  Bar.  1868).  Sille  bieje 
Kerfe  finb  untcrcinanbcr  oerwanbt  Xem  »E.  mag- 
unm<  aud  bem  10.  Sahrlp  ift  biefe  Bejeidjnung  will- 
fürlid)  PonbemerftenJperaudgeber.SaUiergid  (Beneb. 
1499),  beigelegt;  cd  hat  jur Smuptgrunblage  bad  echte 
»E.  magnumi , bad  im  gtorentinum  Porliegt,  unb 
ein  anbred  E.,  bon  bem  bidber  nur  ein  Vludjug,  bad 
-E  Gudiauum«,  gebrudt  ift.  Bgl.  9ieipeu|tein, 
öefchichte  ber  griechifdjcn  Gthiuologifa  (Seipj.  1897). 

©ttjmologic  (gried;.),  »bteKiffenfchaftPomSah- 
reu  ober  8d)teu«,  b.  h-  bie  Untcrfuebung  ber  ®runb- 
bebcutung.  bed  Urfprungd  berKörter.  CSlpmotogijche 
Untcrfuchungen  würben  int  3“fammenhang  mit  ber 
gragc  nach  bem  Urfprung  ber  Sprache  fdjon  pon  ben 
ällctten  griechifchen  Bhüojobhoi.  namentlich  in  ben 
ionifd)en'Bhfi0idPhf»fd)Ulen  angefteHt,  in  betien  bad 
Kort  8.  oufgefommen  ju  fein  (djeint.  Sod)  fehlte 
biefen  Bcriudjen , über  bie  fid)  fdjon  Blaton  in  bein 
Xialog  »Slrattjlod«  luftig  machte,  loie  allen  nad)fol- 
genben  hid  in  ben  Bnfang  bed  19.  Jahrl).  noch  jebc 
äliethobc.  6rft  bie  pon  Bopp  begrünbete  inbogenua- 
nifche  Sprachwiffenfchaft  hat  bie  Wijfenfdjaftliche  8 
ind  Sehen  gentfen,  unb  bie  S>auptpcrbienjtc  um  biefe 
haben  fid)  bid  jept  Bott  (f.  b.)  unb  91.  ged  (f.  b.)  er« 
worben,  gür  bad  Xeulfcbe  ijt  fttuged  »6tt)tnoIogi' 
fched  Körtcrbud)  ber  bcutfdjen  Sprache«  (6.  Stuft., 
Strafih.  1898)  bad  norjüglichite  Kerf,  bad  in  man- 
chem ergänjt  wirb  burcbBauld  »Xeutfched  Körter- 
buch«  (§atle  1897),  für  bad  Simlifche  S ( e a t d -Ety- 
mological  dictionary«  (3.  Vtufl. , Sonb.  1898)  unb 
»Conciae  etymological  dictionary«  (5.  ’iluft.  1901), 
baneben  bie  fürjerc  »Engliah  ctymology,  a aelect 
gloasary*(StraBb.  1898)  P on  St  1 u o e unb  S u p , für 
bie®efamtheiiberromanifd)enSprad)cn Xiej’  -Btt)- 
mologifched  Körterbud)  ber  romanijehen  Sprachen« 
(5.  Sufi.,  Bonn  1887),  für  bie  altem  inbogermani- 
idjen  Sprachen  gidd  »Berglcichenbed  Körterbud) 
ber  inbogermanifdjen  Sprachen«  (4.  Wufl.,  ©ötting. 
1890  ff.).  Bgl.  Sprache  unb  Sprachwiffenfchaft. 

Unter  bem  juerft  Pon  görftemamt  gebrauchten 
2IudbrudSolfdctt)mologie  verficht  man  bie  Stift- 
milation , bie  ein  nach  Saut  wie  Bebcutung  frembed 
Kort  hei  feiner  Biitführung  in  eine  Sprache  erfährt 


147 


Gtprnon 

tubem  ein  SBort  ober  eine  Sortgruppe  ber  aufneh- 
mmbm  Sprache  tocraiöge  ber  £autaffo}iationen,  in 
tautifie  j,u  bem  einjufüprenben  Borte  (leben,  auf 
biefes  emwirlen.  Sie  affimilieren  cS  ftd)  gcnächit  laut- 
Uh,  bann  aber  in  geroiffem  ©rabe  auch  begrifflich, 
io  baB  ber  urfpriinglicbe  Begriff  beS  BorteS  eine 
eigentümliche  Färbung  gewinnt.  So  hat  man  ).  8. 
aus  rabilal  rattenfapl,  auS  arcubalista  Brni* 
bruft.  im  Sateinifchen  aus  bem  griecpifehen  sipha- 
roa  (Segel)  aupparum  (Bnlchnung  an  suppar,  faft 
gleich),  im  Ungl\jd)en  aus  f ranjöfifd)  Screvisse  (Strebe) 
crawfish  ( »ftropffifch«)  gemacht,  übrigens  wirb  baS 
Sott  BotlSetgmologie  oft  auch  in  Säßen  angetoenbet, 
»o  eS  fcd)  nicht  um  Entlehnung  auS  ber  grembe  pan- 
beit,  j.  B.  neufcpierig  für  neugierig  burch  Ein- 
flug Don  er  fdjicrt  (ich  um  etwas.  Bgl.  Vlnbrc* 
fen,  Uber  beutfcbe  BoItSetpmologie  (6.  Bull.,  £>etlbr. 
1899) ; Steller,  fiateinifcpe Bollsetljmologie unb Ser* 
wanbteS  (2eip;.  1891). 

(rtpmoncgried).,  »baS  Bahre, Echte«), Verleitung 
unb  ©runbbebcutung  eines  BorteS. 

<?8el,  ein  Berg  in  bcn  Scpwpjcr  Blpen,  fowoljl 
©cpfel  (f>od)*E.,  1101  m,  mit  20  m hohem  BuS« 
fichtsturm)  als  ©oft  (959  m mit  ber  3 1. 9)i  e i n r a b 8 * 
tapelte),  legterer  einer  ber  befuchteften  3ugange  beS 
BafljahrtSortS  Einfiebeln  (f.  b.),  Bon  MapperSwil 
(420  m)  unb  überhaupt  ber  norböftlichen  Schwei} 
aus.  Unterhalb  beS  ©affeS  führt  über  bie  Sipl  bic 
fteineme  DeufelSbrüde  (833  m). 

©hei,  ber  berühmte  König  ber  fcunnen  in  ber 
beuijihen  öelbenfage,  ©emabl  ber  Reiche  (ferche,  Erfa, 
i.  b.),  bie  ihm  jluet  Söhne  gebar,  bie  in  ber  DJaocnna- 
’chlacht  fielen,  jobann  ©emabl  ber  Königin  ftriemhilb 
oon  Surgunb  (ber  Bitroe  SiegfriebS).  9luf  ffriem- 
hilbi  Brranlaifung  labet  er  arglos  beren  Srüber  (bie 
IRörber  SiegfriebS)  an  feinen  (pof  unb  toirb  gegen 
ieinen  Scßeii  in  bie  graufigcnBaebefämpfe  mit  biejen 
bineingeriffen,  bie  ber  legte  Xeil  beS  SRibelungenlie- 
beS  jchclbert.  9!adi  ber  norbifchcn  Darftcüitng  in  ber 
•Ebba«  unb  ber  VoUnngn-Saga  locht  bagegen  E.,  hier 
iltli  genannt,  feine  Schwäger  ju  fi<h,  um  ihren  Schaß, 
ien  xibelungenbort,  ju  erlangen,  unb  lägt  fie  nieber- 
machen . wirb  aber  jur  Sache  Bon  feiner  ©attin.  ber 
Sdnsejtcr  ber  Erfcplagencn  (hier  ©ubnen  genannt), 
cm  Bett  ermorbet.  Die  norwegifche  Thidreks-Saga, 
bie  nieberbeutfehe  Überlieferungen  benußt  hat,  melbet 
über  BtttlaS  Enbe,  bag  er  in  einem  unterirbifchen 
©ewölbe  bei  bem  Sibelungcnjdj.iße  bem  £>ungcrtob 
preisgegeben  Worben  fei  Bie  im  Siibelungenlicbe.  fo 
erfchemt  auch  in  benanbcmmittelhoehbeutfcben  Solls- 
epen  £.  in  günftigerm  Sicht.  Er  berrfcf)t  ju  Ungarn  in 
Epeiburg  (Ofen)  als  mäaitigfter  Äönig  feiner  3(>t; 
tcele  ber  tapferften  unb  ebelften  germancfchen  dürften 
Uiupi.n  ui  jemeu  Dienften  ober  finben  bei  ihm  ©aft- 
freunbjd)aft  ober  Scpug.  So  Bor  allem  Dietrich  Bon 
Bern,  bem  er  burch  fein  £>eer  Seiftaub  gegen  ben 
ffatfer  Ermenrich  leiftet.  wie  auch  Dietrich  für  E. 
gegen  heSIawcn  ficht.  DieScfcpiepteBttilaSiftinben 
•ömbjügen  ber  Egclfage  noch  recht  Wohl  Ju  erten« 
neu.  Die  ttuffaffung  ber  in  feinen  Dienften  fämpfen- 
ben  Cügotm  liegt  ber  epelfreunblicheii  fübbeutfepen 
Daritcßung,  bie  gegnerifepe  Üluftajfung  ber  granten 
liegt  ber  ffanbinaBifcpen  ©eftalt  ber  Sage  ju  ©runbe. 

«pti,  0 5 ranjVluguft  Bon,  3ngenieur  unb 
•eagrapp,  geb.  19.  3uli  1783  in  Bremen,  geft.  25. 

5rj  1850  ui  Berlin,  ftubierte  in  Berlin  unb  SariS 
Ähräiffenfchaften,  machte  bie  Jelb;ttge  Bon  1813  — 
1815  mit,  arbeitete  bann  in  ber  SanbeSBemicffung 
<*«  warb  1820  bem  preufjifd)en  ©rohen  fflencralftab 


— Gpc(. 

beigegeben  fowie  halb  barauf  jum  Sehrer  an  ber  Kriegs, 
fchule  in  Berlin  ernannt.  Seine  £>auptwerle  ftnb: 
»Erblunbe«  (Berl.  1817 — 22,  3 Sbe.);  »VUIaS  Bon 
ppbrographifeften  Segen«  (2.  Sufi.,  baf.  1820);  »Der- 
rainlepre«  (4.  thifL,  baf.  1862) ; »Karten  unb  ©läne 
tur  allgemeinen  Erbfunbe«  (mit  ff.  Stiller,  baf  1825 
bis  1843).  — Sein  Sohn  Bnton,  geb.  29.  Vlpril 
1821  in  Berlin,  geft.  bafelbft  9.  Dej.  1870,  machte 
gröbere  Seifen  im  Orient,  in  Slanbinaoien  unb  3ta* 
lien  unb  überfegte  bänijehe,  fehwebifebe  unb  anbre 
jeograpl)ifche  äderte  ins  Deulfdje.  Seine  felbftänbigen 
Schriften  ftnb:  »Die  Oftfee  unb  ihre  ffüftenliinber« 
(3.  Sufi.,  Seipp  1874);  »©rönlanb,  geographifch 
unb  ftatiftifchbefchrieben«  (Stuttg.  1860);  »Sagabun* 
bentum  unb  Sdanberlcbcn  in  Sioriuegen*  (Berl.  1870). 

2) Eberharboon, SBegebaumeiflcr,  geb.  15. Dep 
1784  in  Stuttgart,  geft.  30.  SloB.  1840,  baute  unter 
anberm  bie  15  km  lange  ©ebirgSjtrafie  oon  SRünfin» 
gen  nad)  Ehingen  unb  bie  auS  poei  frängcroerten  oon 
je  30  mSieite  beftchenbe  bebedte  höljerne  Sedarbriide 
in  Jieilbronn.  1810  auS  bem  Staatäbienft  entlaffen, 
erwarb  er  fich  eine  große  SrajiS  im  3<Btlbauwefen, 
trat  1817  in  baS  Obcrbautoßegium,  1819  als  techni- 
fdjer  3iat  in  baS  'Miniiterium  unb  reorganifierte  baS 
Straften-  unbBrüdenbauwefenfflürttembergS.  1822 
bis  1830  baute  er  bie  ©ebirgSftrafte  »SJeinfteige«  bei 
Stuttgart  unb  1827 — 32  bie  Donaubrüde  in  Ulm, 
bie  Enjbrüde  bei  Sefigfteim  unb  bie  Scdarbrüde  bei 
ffannftatt.  Such  lieferte  er  ben  Erweiterungsplan 
Bon  Stuttgart. 

3)  griebrichSuguft  Bon,  preuft. ©eneral,  Bru- 
ber  Bon  E.  1),  geb.  16.  Ott.  1808,  geft.  25.  De}.  1888 
in  Berlin,  trat  nach  auSgebebnten  Seifen  1826  in  bas 
©arbefcftüßenbataillon,  würbe  1842lpauptniann  unb 
1856  Cbcrft  im  ©eneralftab.  3m  bänifeften  Kriege 
1849  ©eneralftabSchef  einer  DiBifton,  führte  E.  1866 
in  Böhmen  bie  16.  Disifion  ber  Elbarmee,  würbe 
Direltor  ber  RriegSafabemie , 1870  fteßnertretenber 
Ronimanbeur  beS  9.  ilrmeelorpS,  1871  ©ouBemeur 
Bon  Stettin  unb  nahm  1874  als  ©eneral  ber  3nfan* 
teric  feinen  Sbfcftieb.  1873 — 77  war  E.  national- 
liberales  Stitglieb  beS  iKeicftStagS. 

4)  ffarl  Bon,  9lrd)itelt  unb  Eifenbaftningenieur, 
Sohn  Bon  S.  2),  geb.  6.  3an.  1812  in  (pcilbronti, 
geft.  2.  Sfiai  1865  in  ffenimelbaih  bei  £in},  trat  in 
baS  Bureau  feines  SaterS,  beteiligte  fcd)  feit  1835  an 
bem  Bau  ber  Bahn  non  SariS  nach  St. -©entmin, 
liebelte  1839  nach  Säien  über,  wo  er  an  ber  Sien- 
©loggnißcrlbuöiimit  arbeitete,  mehrere  Srioalbaulen 
in  Sjiens  Umgebung  unb  baS  Dianabab  baute.  1843 
würbe  er  nad)  Stuttgart  berufen  unb  führte  bie  Bahn- 
bauten mit  EinfcbluH  ber  Untertunnelung  beS  Siofcn- 
fteinS,  ber  Sjerfleßung  beS  Bahnhofs  non  Stuttgart, 
ber  fogen.  ©ciftlinger  Steige  (mit  einem  ©efäße  oon 
1 : 40)  fowie  beS  Biabults  bei  Bietiegheim  aus.  1853 
folgte  er  einem  !Huf  in  bic  Sd)Wei},  wo  er  baS  neue 
Banlgcbäube  }u  Bafel  errichtete  unb  bie  Bauten  ber 
Sthweijerifd)en3entralbnbn  leitete,  barunter  bie  eifer- 
nen Biabutte  über  bic  Saane  bei  greiburg  unb  über 
bie  Bare  bei  Bem.  1857  trat  E.  als  Baubircftor  an 
bie  Spige  ber  öfterreiepiithen  ffaifer  gran}  3ofephS- 
Orientbahn  unb  warb  1859  Baubircftor  ber  Öfter« 
reichifchcn  Sübbahngefeßfchaft,  bie  unter  anberm  ben 
Bau  ber  Brennerbaftn  aufnahm.  Die  non  E.  projet- 
tierte  Iraffe  biefer  Bahn,  bie  mit  möglichfter  Bcmiei- 
bung  foflipieliger ffunft-  unb  Dunnelbaulen  bie  höchfte 
Bafferfchcibe  ohne  Dunnel  überfepritt,  gilt  als  bahn- 
brecpenbeS  SReifterwert.  Er  gab  heraus:  »Brüden 

i unb  Salübergänge  ftptuei.jerifctjer  Eifcnbahnen«  (8a* 

10’ 


148 


Gpclä  ^oftjaltung  — feuböa. 


fei  1866—59,  2 Sb«.);  »ßfterreüpifipe  Eifenbapnen, 
entworfen  unb  audgefüprt  »on  E.«  (©icn  1864—67, 
6 Sb«.)  ; auch  war  er  ©litbegrünber  ber  »Seutfepen 
Eifenbapn)citung«  (1843  ff.). 

©licIdOofpaltung  (Ser  ©unbercr),  fpiitmit» 
telpoepbcutfdjed  ©ebidjt  aud  bem  Steife  ber  Sictricpd- 
fage,  oottftänbig  erhalten  im  »§elbenbu(p«  (f.  b.)  best 
Kaipar  Don  ber  Sb  Sn  (gebnult  in  o.  b.  jagend  unb 
©rimiffcrS  »Seutjcpen  fflebiepten  bed  Slliltelalteid«, 
Sb.  2,  Serl.  1820);  non  jirei  aitbern  gnifungen  lie- 
gen Srucpflüde  oor.  Sa«  0ebi<f)t  erjaplt,  wie  bie 
fepöne  Jungfrau  Selbe,  bie  fd)on  brei  Japre  pinburd) 
Bon  einem  wilben  Siefen,  bera  Sunberer,  mit  Jrnn» 
ben  »erfolgt  wirb,  fid)  011  ben  Spof  bed  König«  Egel 
fliid)tct  unb  non  ibm  einen  Kämpfer  erbittet.  Ser 
lSjaprige  Sictrid)  Bon  Sem  wirft  fid)  bem  naipbrm- 
genben  ©unberer,  ber  bie  Jungfrau  ju  freffen  brobt, 
entgegen  unb  tötet  ipitnad)  langem  Kampfe.  Sie  Sage 
Pom  wilben  3äger,  ber  bie  »faltgen  grciulein«  (©alb» 
geifter)  nerfolgt,  fdpeint  ber  Erjnptung  gugntnbe  ju 
liegen. 

fett gried).  Sorfilbe,  bezeichnet  im  ©egenfag 
ui  $t)4...  etwas  ©uted,  8d)önc«,  ©oblbefdja|fcnc4, 
Süebtigeä  ic. 

©u  (fpr.  3),  Stabt  int  franj  Separt.  Sliebcrfcine, 
Tlrronb.  Sieppe,  au  ber  SreSlc,  Knotenpuuft  ber 
9Jorb-  unb  ber  Seilbahn,  hat  eine  fd)öne  Kirche  St.» 
Saurent  auS  bem  12.  3al)rb.,  ein  prad)tPofle4  Sdjlojj 
au4  bem  16.  unb  17.  3aprp.  mit  ©artanlagen,  einen 
bpeifctt,  ber  burdb  ben  Kanal  oon  Eu  mit  bem  See» 
bafen  Pon  2c  Srfport  in  Scrbinbung  fleht,  ein  großes 
Stüblenelabliffcmeut,  gabritation  uon  tjmiebact  unb 
ffiöbeln,  ©erberei,  ein  College,  ein  §nnbelogcnd)t  unb 
(190t)  6148  (5mm.  — Eu  (lat.  Au)?usta)  foll  jtbon 
jur3eitber9tömer  bebeutenb  geWefen  fein.  881  warb 
m ber  Siäpe  non  Eu  (bei  Saucourt)  eine  Schlad)! 
jwifepen  ben  Siormannen  unb  ben  granjofen  gefcpla- 
gen  (bie  ©aljlatt  peifst  no(b  Jehl  Franleu,  b.  b-  Fran- 
cornm  locus),  ©eit  996  war  Eu  ber  Sip  einer  ©raf» 
fepaft.  ©ilbelm,  ©raf  non  Su,  ©ruber  bei)  ^erjogii 
Sicparb  non  ber  Sionnanbie,  ftiftete  hier  eine  reiche 
Vluguftinerabtei.  4116  ber  König  bon  Gnglanb  in  bie 
'jiormanbie  eingufallen  unb  in  ber  Stabt  Eu  fein 
©interquartier  aiif(ufd)Ingen  bropte,  ließflubmigXL 
18.  3uK  1475  bie  Stabt  nieberbreunen.  9hir  bicKir» 
dien  unb  wenige  ©rioatgebeiube  entgingen  ber  3er- 
flörung.  Sic  ©raffepaft  gelangte,  naebbem  fte  öfter« 
bie  ©e)iper  gewechselt,  an  ba«  tpaud  Ortöand.  2ub- 
wig  ©pilipp  Berliep  alä  König  bem  älteften  Solfit  be« 
2>erjogä  Bon  SJemourö,  bem  ©rimen  2ubwig  (f.  un* 
len),  ben  Xitel  eine«  »©rafen  non  Eu«.  Sgl.  Eftan* 
cclin,  Histoire  des  comtes  d’Eu  (©ar.  1828);  Sa» 
tout,  Le  ch&tcau  d’Eu  (1839);  2cboeuf,  Eu  et 
le  Treport  (1842);  Xb<trin,  Tröport,  Eu  et  sea 
environs  (Amiend  1874). 

©u  (fpr.  »,  2ubwig  ©bilipp  SHaria  gerbi* 
nanb  ©afton  non  Orfeand,  ©raf  Bon,  geb. 
28. Sprit  1842  im  Sdjlofs  9!cuiIIt),  ältefter  Sopn'bcd 
feerjogd  2ubwig  Bon  Siemourd  unb  ber  ©rinjeffin 
Sittoria  noti  Sacpfen-Koburg,  Ente!  be«  Ejfönigd 
i’ubwig  ©biüpP,  bilbete  fiep  in  Englanb  für  bie  mili» 
tärifd)e2aufbabnau6  unb  trat  inbiebrafilifcpeSnuee 
ein.  Um  15.  Oft.  1864  Berntäblte  er  ftd)  mit  ber  äl» 
fern  Xocptcr  be6  Kaiferd  ©ebro  II.  Bon  ©rafilien,  ber 
©rinjeffm  3fabeÜa,  bie.  ba  ber  Kaifer  (einen  Sohn 
patte,  bid  1889  Xpronerbin  war.  Ser  Krieg  mit  ©a» 
raguap  gab  bem  faiferlid)en  S(pWiegerfoi)n  1869 
©etegenpeit,  a!6  Oberbcfebtdpaber  ber  oerbünbeten 
Slremna(pl  ben  SKarfdjattftab  ju  erringen.  Sut(p 


mehrere  Siege  fowie  burd)  bie  Xötung  bcS  feinblicben 
Siftalorö  2opej  auf  ber  glucpt  (1.  ioicirj  1870)  be- 
ruhete er  ben  Krieg.  Seitbem  würbe  er  ber  wahre 
2eiter  ber  Regierung  ©ebrod  II.  unb  wegen  ihrer 
fonferuattPen  Kidttung  allgemein  oerpa&t.  Sa  cp  ber 
SRePolution  tm  91onentber  1889  jog  er  fiep  nad) 
granfreiep  jurild  unb  idilug  feinen  ©opnfij  in  Ser» 
fnitted  auf.  Er  pat  brei  Söpne:  ©ebro  (geb.1875), 
fiubwia  (geb.  1878),  bie  beibe  im  öflcrreicpifcpen 
&eere  btenen,  unb  Sn  ton  (geb.  1881).  Sgl.  bie 
Xertbcilage  jum  Srtifel  »Sourbon«,  S.  n. 
feuobne  (Eoabne),  f.  Kapaneud. 

©uagorad  (EongoraS),  Sopn  bed  Sfifofted, 
König  uon  Sppem , flammte  aud  ber  uralten  Jterr, 
feperfamilie  ber  Stabt  Satamid  auf  Eppent,  bie  burd) 
bie  ©pönifer  ber  ^ervjepaft  beraubt  worben  War,  »er» 
trieb  ben  oon  ben  ©erfern  eingefepten  Xprannen  unb 
maepte  fid)  felbft  jum  König  pon  Salamid  unb  alt» 
maplicp  faft  ber  gaitjen  3nfel.  391  P.  Epr.  Pon  ben 
©erfem  bebrängt,  Kinbigte  er  ihnen  in  Serbinbunn 
mit  bem  ägpptiicbcn  König  ’äforid  ben  Krieg  an  uni) 
führte benjelben  mithilfe  berStbener fo  glüdlidi,  baß 
er  aud)  auf  bem  geftlanb  in  ©pömfien  unb  Kililten 
Eroberungen  madite  Sem  Sntaltibiitpen  grieben, 
worin  bie  ©deepen  bie  Oberpcrrfcpaft  ber  ©erfer  über 
Eppem  387  anerfannten,  mottle  ftcb  E.  nidjt  unter- 
werfen. Er  Würbe  baper  Pon  ben  ©erfem  angegrif- 
fen, bei  Kittion  beflogt  unb  in  Salamid  eingefdploifen, 
erjmang  fnp  inbe«  picr  bunp  feine  Stanbbaftigfcit 
376  einen  eprenootten  grieben.  Er  mürbe  374  pon 
einem  Eunudjen  ermorbet,  Worauf  ipm  fein  Sopn 
Sliitofled  folgte.  Jfofraled  pat  eine  u.  b.  $.  »E.«  nod) 
Porpanbene  2eicpenrebe  auf  E.  Petfajjt,  Worin  er  old 
bad  SKuftcr  cined  SRcgculen  gepriejen  wirb. 

(Suagrtod  (Euagriud),  Sd)olaftifod,  nam» 
pafler  Kirdjenbijiorifer,  geb.  um  536  ju  Epippanta 
in  Köleftjrien,  warb  unter  Kaifer  Siberiud  Ouäftor 
unb  unter  SSauritiud  ©räfeft  in  Tlnltocpia.  ©ein 
\)auptwert:  »Ecclesiasticae  Listoriae  libriVT«  (üon 
431 — 594),  ift  bie  Iepte  gortfepung  »on  Sufebiod’ 
Kirdjengefdjidjte,  brdg.  Pon  Sibej  unb  ©armenticr 
@uan,  f.  Euö.  [(2onb.  1898). 

föuänbrod,  f.  Eonnber. 

(vuangclioo,  ber  achte  OTonat  im  Kalenber  ber 
Sfianer,  Pom  24.  Sprit  bid  23.  Siai. 

©ii be , ©erg , f.  Jiljim. 

©iibiötif  (ariedb.),  bie  Kim  ft,  Wohl  ju  (eben,  fobicl 
Wie  Siätetif;  Eubiotifer,  fouiel  wie  Siätclifer. 

©ubifa  (neugriccp.  Eppia  ober  Egripod,  hei 
ben  3tolicnem  'Jiegtoponle),  griecpiifle,  im  'Alter- 
tum wieptige  3»fel  im  Sgaifcpen  SSeer,  biept  an  ber 
Oftfüftc  Pou  Siittelpetlad  (f.  Karte  »©rieepenlanb«), 
oon  ber  Tie  burdj  große  2ängdbrüd)e  apgetrennt  Würbe, 
mit  3775  qkm  gläcpe  größte  3nfel  bed  Königreicpd 
©riedjenlanb.  ©cpmat  unb  langgeftrcdt,  ift  fie  ooire 
nörblidjen  Sorgebirge  ©onbifonifi  bid  jur  Sübfpipe 
TOanbelon  (bem  alten  ©craftod)  158  km  lang  ; ihre 
größte  ©teile  »on  50  km  pat  fie  beim  Euripod  (5ße- 
groponlc).  3>n  'Ji49.  wirb  E.  burep  ben  Kanal  oon 
Srifcri  uon  Spcffatien,  im  ©.  burep  ben  Kanal  Port 
"Alalanti  (im  «Jtertum  EuPöifcper  SKeerbufen) 
unb  bie  an  ber  fcpmalften  Stelle  nur  35  m breite,  ba- 
per pier  fepon  im  Altertum  überbriiefte  SReerenge 
Euripod  Pom  gcftlanb  (Vttifa,  ©öotien  uub  2ofrid> 
gefepieben.  Sie  ©ebirge  Pon  E.  fepen  bad  Sfüften 
gebirge  Pon  Speffalicn  fort  unb  beftepen  im  31.  aud 
Kreibe-  unb  Serticirgcftcinen , im  ©.  aud  ben  friftal- 
linifdjcn  ©effeinen  wtitad.  Sie  gliebem  fid)  in  brei 
©nippen  unb  teilen  bie  3nfc(  in  brei  Seile,  benrn  bic 


149 


Guböifdjea  3Kccr  — Gucaitt. 


talffihe  Gmteilung  in  Gpardjien  entfpridjt.  3n  ber 
Shtte  (Gparcbie  G l)  n 1 f i 3 , mit  gleichnamiger  fyrnpt» 
(tobt)  «hebt  fid)  bat  mcift  au8  Sonicf)icfer  beftehenbc 
Suphhtgebirge  (jept  ®elpf)i.  1745  m),  nod)  heute 
nid)  mit  Kiefern,  (Sichen,  Sannen,  Jtnftanicn  unb 
Platanen  betoaebfen.  ©on  if)in  gegen  9iO.  }ief)t  (ich 
tat  SSaoronunigebirge  (1122  m),  mit  bebeutenben 
Staunloblenlagem  beim  Stäbtcf)en  Kumi  (etjemalt 
Sterne).  3m  toilö  burdjicbluctjtelen  Silben  liegt  in  ber 
Goaidne  ft  a r g ft  i a berOd)e(§agiot3liat,  1475  m), 
bejien  weißer , grün  geftreifter  3wiebcIntarator  (Ei» 
pollino)  einft  für  bie  ©auten  9fomt  gefudjt  war.  Ser 
im  Altertum  gier  gefunbene  Vlfbeft  fcheint  erfdjöpft 
ui  fein.  Sie  alten  filniootjner  bei  Cdje  trieben  ftarfe 
©urpurfifeberei.  baju  Gifen»  unblhipferbergbau.  Ser 
Farben  (Gpardjie  ierodjorion)  ift  woblbewalbet 
unb  wafferretd)  unb  Bon  ben  ©erjwcigungen  beb  ®lint» 
merjdjiefergebirget  ©altfabct  (985  m)  erfüllt,  unter 
bem  9iamen  Selethrion  bei  ben  Villen  Wegen  feiner 
Bielen  Vlrjneipflanjen  berühmt.  Vlnfterbem  erhebt  fid) 
jwiichen  tehtenn  unb  bem  Sirphßt  bit  ju  1209  m 
iiöbe  bab  SHafiftot»  (jept  Kanbili»)  ©ebitge.  3">  R- 
bei  Kbipjot  befinben  fid)  wanne,  fcbwcfelbaltigeDuel» 
len,  bie  nod)  jept  Bon  £>autfranten,  ©ichtifdien  ic.  Biel 
befudjt  Werben.  91adj  C.  ftürjt  G.  (teil  ab,  bie  ftüfte  ift 
mit  gelfenriffen  unb  Klippen  umgürtet  unb  hat  wc» 
nig  £anbungopläj|e.  Sie  VBeflfeite  fällt  allinäf)lid)er 
ab.  Sie  enthält  )d)bne  Sälber  unb  bie  fruchtbare, 
non  tlaren  fflüßchen  bewäfferte  Gbene  Selanton,  bie 
un  Ultertum  6.  ju  Vjtpcnt  Komlammcr  machte  unb 
noch  jept  (Setreibe,  Öl,  (feigen  unb  SSein  im  Über» 
flu f{  beroorbringt.  Jmuptbcfd)äftigung  berScWopner 
(1896:  103.265)  bilbet  bie  3ud)t  Bon  Schweinen, 
Schafen  unb  3>egen,  bie  auf  ben  (räutcrrcichcn  SBei» 
ben  Bortreffliche  VJaljrung  finben.  Vluch  feljr  gefdjapter 
pecmig  fommt  in  ben  §anbel.  Säprcnb  ber  9iorben 
unb  bie  ©iitte  ber  3nfel  nur  Bon  ©riechen  bewohnt 
werben,  ift  bie  ©eoölterung  bet  Siibenä  mit  Vllbane» 
ien  gemifchL  SSit  ben  nörblichen  Sporaben  Sfprot, 
Sfiathot,  Sfopelot,  Gbüiobromia  u.a.  bilbet  G.  einen 
Somot  bet  Königrcid)t  ©riechenlanb,  ber  auf  4199 
qkm  (76.!  OSR.)  1896 : 1 15,515  Ginw.  jnfjlt  unb  in 
bie  Bier  Gpard)icn  Gljalfit,  Serochorion,  Stargitia  unb 
Sfopelot  jerfäUt.  Vllt  bie  ältefien 'flciuot)ner  Guböat 
Waben  bie  iüt)rifchenVlbanten,  im  9!.  bie  fjeftiäer 
unb^ellopen  unb  intS. am Cdjegebirge  bieSrtjo» 
per  genannt.  Siefe  Unterfd)iebe  unter  ber  ©eoölfe* 
rung  oerfchwanben,  alt  bie  3onier  (f.  b.)  einwanber» 
ten,  fid)  über  bie  gante  3nfel  Berbreiteten  unb  ihre 
Sprache  ju  ber  berrfdjenben  machten.  Ser  Jianbel 
war  febon  in  früher  3eit  blüheitb  unb  würbe  burch 
usblrcidje  Kolonien  auf  ber  $>a[binfel  Ghaltibife,  an 
bar  thrafifd)en  Stufte,  in  3lalien  (Gumä,  R beginnt) 
unb  auf  Sizilien  beförbert.  Sie  ffruchtbarleit  bet 
Sanbet  unb  bie  3nbuftrie  ber  Ginwohner,  bie  ihr 
Kupfer  unb  Gifen  fclbft  oerarbeiteten,  lieferten  ben 
Stoffen  ihre  Sabung.  Saieuböiid)e3Künpi)item  war 
fogartn  Sc  iilien  eingeführt,  ftünfte  unbVSiffenfchaften 
itanben  in  hoher  Vlchtung.  Sou  ben  70  Stäbten  unb 
Crt'dwften  ber3nfel  waren  ftanjftoS  an  ber  Sübfüfte 
tbnrd)  feinen  ÜJi’annor  unb  Vljbejt  berühmt),  Gbattit 
mb  Gretria  bie  wichtigem;  ju  einem  engem  ©ünb» 
mt  unter  ihnen  lieg  et  teilt  eigne  Giferfudit,  teilt  bat 
Streben  Vltbent.  feinen  Giitflujj  über  bie  3nfel  aut» 
jubehnen.  nicht  fommen.  Schon  507  B.  Ghr.  bctitäd)» 
: te  et  üd)  ber  Stabt  Ghaltit,  um  bort  4000  Kolo» 
unten  an  mfiebeln,  unb  feit  ben  ©erferlriegcu  ftanb  G., 
nwhbeiu  Gretria  490  oon  ben  ©erfem  wegen  ber  Un» 
terftüpungberaufftänbifchen  3onier  jerjtört  unb  feine 


Ginwofjncr  nadj  ©abhlon  fortgeführt  Waren,  unter 
feiner  ^errfchaft ; eine  Gmpörung  würbe  Bon  ©criflet 
445  unterbrüdt.  411  fiel  bic3nfel  Bon  neuem  ab  unb 
würbe  nach  bem  ©cloponncfifcbcn  Krieg  non  Sparta, 
bann  aber  wieber  Bon  Vlthen  abhängig,  bat  um  376 
bie  gange  3niel  abermalt  beherrfehte.  Seit  ber  Sdjlacht 
bei  fieuftra,  nach  ber  fid)  bie  Guböer  ben  Sbebanem 
angefdjloffen  batten,  rocdjfelte  bie  §errfcf)aft  fortwiifj» 
renb  unter  ©ürgertriegen  unb  fremben  Gingriffen, 
bit  bie  Schlacht  bei  Gbäroneia  338  bie  3nfel  König 
Sbilipp  Bon  VRatebonicn  mit  bem  übrigen  ©riechen» 
lanb  unterwarf.  196  Bon  ben  Siömern  für  frei  er» 
flärt,  bilbeten  bie  Stäbte  ber  3nfel  einen  unabhängi» 
gen  ©unb,  ber  fid)  bit  146  behauptete,  wo  G.  bem 
römifchen  'Jieich  einoerlcibt  würbe.  1 204  n.  Ghr.  Würbe 
bie  3nfel  ben  ©biantinem  entriffen  unb  taut  juuäd)ft 
unter  bie  .^crrfd)aft  lombarbifdjer  ©rofjen,  bie  am 
oierten  Jheuggug  teilgenommen  hatten ; bod)  erlangte 
bie  9iepublit  ©enebig  halb  bie  Oberhoheit  unb  um 
1351  bie  aubfd)lief)tid)C  $>crrfd)aft  über  E.  Unter  tür» 
tifche  .fienfchaft  fam  bie  3nf‘l  1470  unb  blieb  unter 
berfelben,  bit  fte  1821  auf  ben  Ruf  bcr'DiobenaVRau» 
rogenia  bat  ©anner  ber  3reil)eit  erhob.  Später  warb 
fte  bem  neugebilbeten  Königreich  ©riedjenlanb  ein» 
oerleibt  Bai.  ®et)cr,  Sopographie  unb  ©efchichle 
ber  3nfe!  G.  (Serl.  1903). 

Eubüifriieel  Söleet,  f.  Guböa. 

Eubülcut  (gried).,  »ber  Sohlwodenbe , S3ohl» 
ratenbe*),  Öeiname  bet  fjabet,  bet  Unterweltggttet, 
befonbert  in  ber  eleuftnifchen  unb  orphifchen  Über» 
lieferung. 

<Subi»llbe8,griech.©l)ilBfoph  bet  4.  Sahrlj.  B.  Ghr». 
aut  SRilet,  war  ein  Spüler  bet  Guflcibet  ooit  9Ke» 
gara  unb  ift  befonbert  burd)  feine  Srugfchlüffc  unb 
fragen  befannt.  9iamentlid)  werben  ihm  folgettbe 
Sophitmcn  jugefchrieben : ber  »Sügner«  (j.  ©.  Gpi» 
menibet  fagt:  alle  Kretenfer  fmb  V eigner;  nun  ift 
Gpimenibet  felbft  ein  ßretenfer,  alfo  ift  Gpimenibet 
ein  Sügncr,  alfo  finb  alle  {hrctenfer  wahrheitliebenbe 
fieute),  ber  »©ehömte»  (}.  ©.  Wat  bu  nicht  oerlorcn 
baft,  bat  haft  bu;  S>ömer  f)aft  bu  nicht  oerlorcn,  alio 
haft  bu  .fiönier)  unb  ber  »Rahllopf«  (wirft  bie  (frage 
auf,  wie  Biele  ober  Wie  wenige  $>aare  nötig  feien,  um 
fentanb  einen  Kahltopf  ju  nennen). 

(feubnlte  (grd).),  tluget  ©eraten,  Ginftcht,  Klugheit 

©ubülot,  1)  Sohn  bet  Spintharot  aut  bem  Se< 
mot  Vlnapl)lt)ftot,  atf)en.  Staattmann,  regelte  alt 
Staattfchapnieifter  (feit  354  B.  Ghr.)  mit  großem  ©c» 
fchid  bie  Rinanien  Vltbent,  allcrbingt  fo,  baft  er  bie 
überfdjüife  tu  geftgclbem  an  bat  ©ölt  Berichte  unb 
auf  bie  frühem  ibealen  3iUe  ber  atf)eni[d)cn  ©olitif 
Berichtete.  Gr  trat  baber  aud)  im  ©egenfape  ju  Se» 
mofthenct  beim  Streit  mit  ©biltpp  Bon  ©tatebonien 
für  9lachgiebigteit  unb  ffricben  ein.  Sein  Sob  fällt 
jebenfattt  Bor  330.  ©on  bet  G.  Reben,  bie  benen  oon 
Semoftfjenet  unb  Vifdjinet  gleidjgefleüt  werben,  hat 
fid)  nicf)tt  erhalten. 

2)  G-,um  360B.  Ghr.,  neben Vlntiphanet  unb  Vllcjrit 
^auptoertreter  ber  mittlem  attifd)cn  Komöbic,  be» 
arbeitete  bauptfädhlid)  mntfjifche  Stoffe,  inbem  er  bie 
frühem  Sragiter,  befonbert  Guripibet,  parobierte. 
©on  feinen  auf  104  angegebenen  Stüden  fh>b  nur 
einjelne  ©mchftüde  erhalten  in  ftodt  «Pragmenta 
comicorum  atticorum»  (fflb.  2,  fieipj.  1884). 

(Sucntn , ®en johImetl)t)ltetrametht)lojt)piperibin» 
tarbonfnurcmetbtjlcfter  C1,H1INOw  wirb  aut  Setra» 
methhlophpiperibmlarbonfäure  bargeftellt,  bie  man 
aut  Sriacetonamin  burch  VInlagerung  Bon  Gtjan» 
Wafferftoff  unb  ©erfeifung  bet  fo  entftchenben  Gtjan» 


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150  Eucalyptus 

ppbrind  gewinnt  G.  Bitbet  groffe  glgdglänjenbe  Kri- 
(tafle,  lijft  fiep  leicfit  in  Hllfopol  unb  Zitier,  fchr  fdiwer 
in  Soffer,  ftpmiljt  bei  104— 105°  unb  hübet  mit  Sau- 
ren  neutrale  Solle,  non  betten  bad  fatjfaure  G. 
C,vH,:N04  . HCl . HjO  (im  §anbel  als  G.  A)  luftbe- 
ftänbige  Rriftallc  bitbet  unb  fict)  ju  9 — 9.5  i!roj.  in 
Soffer  Bon  15°  löft.  2>ie  pbbfiologiftpen  Härtungen 
be*  Gucaind  ftnb  beiten  beb  ttofaittd  Bielfad)  analog, 
G.  ift  ober  weniger  giftig  old  Rotain,  Beriatigiamt 
ben  'fluid,  ohne  ihn  fonft  in  beeinfluffett,  bewirtt  ind 
■äuge  geträufelt  feine  Mpbriafid  unb  feine  Hlftoimno- 
bationc-parcfe,  unb  feine  total  aniiftt)eficrenbe  Sirfung 
ift  minbeftend  ebenfo  groß  wie  bie  bei  Rofaind.  Man 
benuftt  cd  bei  3<>pnoperationen,  bei  SJafen-,  Rcplfopf- 
unb  Oprenleiben,  bei  Harnröhren-  unb  Slafenlciben, 
fßruritud  tc.  Safifaurcä  G.  B.,  bad  ju  betti  Borigen, 
3Uttt  Rotain  unb  Xropafofoin  in  naper  djemifdjer  Se« 
liepung  ftefjt,  bildet  ein  weifted  friflallinifdieä  Sulser, 
löft  fid)  in  3,5  leiten  foltern  Soffer  unb  wirb  wie 
aud)  bad  effigfaure  Salj  befonberd  in  ber  Hlugenpeil- 
funbe  beuuftt. 

Eucalyptus  TIbril.  (Stpönmüpe),  Gattung 
ber  Mprtajcen,  popc,  nteift  parjreicpe  Säume  mit 
ganicn,  nteift  gegenftäitbigen,  etwad  leberartigen,  in 
ber  Siegel  blaugrünen,  bleibenden  Stottern , furj- 
geftielten  Stuten  mit  feberbufdjartigett  Staubfäden 
tn  enbftänbigen  Sd)trmrijpen,  ju  einer  abfollcnben 
Rappe  oerwotpfenen  Blumenblättern  unb  Bielfamigen 
flapfeln.  Sie  Slinbe  löft  fiep  juweilcn  uom  ganjen 
Stamm  ober  nur  Bon  befielt  oberm  Seil  in  Segen  ab. 
3wei  Hirten  im  mataiifdjen  Gebiet  unb  134  in  Htuftra* 
lien  unb  Sadntania,  wo  fie  ju  beit  ftattliepftenSalb. 
bäumen  gehören  unb  j.  j.  loloffale  ©röfte  erreitpen. 
Sfamenlhcp  im  SD.  bilben  bie  Gufalppten  faft  aud- 
ftplieftlid)  ben  Hotplnalb , unb  einjelne  Hirten  fteigen 
in  bie  monatelang  mit  Scpnee  bebeeften  fubalpincn 
unb  alpinen  Siegionen  auf.  E.  amygdalina  Labill. 
(Pfeffer  min  jbaum,Sangara),inSüboftauftra. 
lien,  wirb  155  m pod),  mit  30  m Stammumfang, 
er  ift  Pärter  ald  E.  globulus  unb  reieper  an  ätpert* 
fettem  öl  ald  bie  andern  Hirten.  E.  globulus  Labill. 
[blauer  ©umiitibauiit.  Gifettpcildienbaum) 
f.  Jafel  »Hliyncipflanjen  III* , gig.  1.  E.  gigantea 
llookfd.,  auf  Hluftralien  unb  Sleufeelanb,  wirb  an 
65  m poep,  liefert  bad  gefuepte  neupol  läubijdje 
'Mapagonipolj  unb  in  ber  fepmamntig-faferigon 
JRinbe  ein  guted  Material  jur  ^apierfabrtfation.  E. 
resinifera  Sm.,  auf  Sleufeelanb,  liefert  bad  rote,  E. 
piperita  8m.  bad  blaue  ©ummipolj,  wäljrcnb 
meprerc  anbre  Hirten  ju  Saupul,;  unb  511m  Scpiffbau 
Serrocnbung  finben.  Sie  auftraliftpe  Manna, 
eine  jueferartige  Hludftpwipung,  bitbet  fiep  Bon  Ute* 
jentbec  bid  Mär)  auf  ben  Blättern  Boit  E.  viminalis 
A.  Cunningh.,  wirb  nadj  bent  Irodnen  Bon  ben  Gin- 
gebomen  gefantmelt  unb  ald  Sederei  Berjcprt.  Gine 
aitbre  'Manna  ift  ber  Serp,  eine  frufteuartige  Majfe 
Bon  gelblitper  garbe,  beftepcitb  aud  linjengrofjen, 
ffpüffelfönnigen  Störpcrtpen,  bie  fid)  im  Saffer  5.  X. 
löfen  unb  einen  Siitdflanb  Bon  buripfidjtigen,  fieberi- 
gen gäben  pinterlaffen.  Sie  Maife  foü  burtp  eine 
ipeuftpredenart,  Tettigoia  australis,  nod)  anbern 
burd)  eine  Psylla-Hlrt  erjeugt  werben  auf  ben  SIät« 
tem  Bon  E.  dumosa  A.  Cunningh. , E.  munnifera 
Mudic  unb  E.  resinifera  Smith.'in  Hluftralien  uub 
auf  Xadmania.  Sion  mepreren  Hirten  bient  bie  3imbe 
ald  ©erbutatcrial.  gaft  alle  E.-Hlrtcn  ftnb  reid)  an 
einem  roten  Saft,  ber  cingetrodnet  bad  auftraliftpe 
Stino  bed  ftanbelo  liefert.  Xied  Äino  findet  fid)  beim 
gällctt  ber  gigantiftpen  Stämme  in  Hoplräumen  bed 


— Eucharis. 

Holjed  unb  ftintmt  mepr  ober  Weniger  mit  bent  ®a- 
labar-Äino  überein.  E.  botryoides  Smith  (Baftarb* 
nt  a p a g 0 it  i , 8 ang  a I ap),  eine  ber  jtattlidpften  Hirten 
mit  bunteigrüner,  fepattengebenber  Belaubung,  wirb 
24  m poep,  opne  fiep  )U  berjweigen,  bei  einem  ÜGurd)- 
nteffer  Bon  2,4  m,  mäepft  Bon  Dftgippdlanb  bid  Süb« 
queendlanb  unb  liefert  trefflidjed  Htufypol).  E.  calo- 
phylla R.  ßroicn  (roter  ©ummibaum),  f (patten- 
reicher  ald  bie  meiften  Gufalppten  unb  non  Berpältnid- 
mäfiig  raftpem  Sutpd,  wätpft  in  Siibwcftauftralien, 
liefert  gute»  Shtppolj,  ©erbrinbe  unb  Rino;  aud)  bie 
Samen6epnttcr  eignen  fiep  jur  Bettupuug  ald  ©erb- 
material. E.  citriodora  Hookes,  ein  pitbftper,  ftplanfer 
Saum  mit  glatter,  Weijier  Dlinbe,  liefert  Hfuppol j unb 
aud  ben  Slattem  ätperiftped  ßl  Bott  jitronenartigem 
Soplgerucp.  E.  divcrsicolor  L\v.Müll.(E.  colossca 
F.  v.  Müll.,  Sfarri),  ein  foloffalcr  Saunt  in  Süb- 
auftralien,  wirb  120  m potp,  wäcpft  ftpnell  unb  pat 
eine  ftpattengebenbe  Selaubung.  2)ad  B0I3  ift  elaftifcp 
unb  bauerpaft  Wie  bad  ber  engliftpen  Gitpe  unb  Wirb 
jum  Stpiffbau,  ju  'Mafien,  Stabern  it.  benupt.  E. 
comphoceplmla  DC.  (jooarl),  in  Sübwcflauftra* 
lien , wirb  36  m potp  unb  liefert  eind  ber  ftärfften 
§öl)er,  bad  allen  Sitterungdwetpfeln  wiberftept  unb 
befonberd  ju  Sipiffbauten  benupt  wirb.  E.  Leuco- 
xylon  F.v.  Müll.  (G  i f e n rin  b e n b a u m),  in  Sictoria, 
Sübauftralien  unb  Slcufübwaled , wirb  30  m potp 
unb  liefert  Bortrefflitped  pcüeteä  ober  bunflered  Sau- 
polj  (Sogpolj),  bad  faft  bie  doppelte  Spannfraft 
Bon  omenfanifeficn  Gitpeu  unbGftpen  befipt  unbfelbft 
Ipidorppolj  um  18  $roj.  übertrifft.  Die  Slinbc  eignet 
fitp  jiuit  ©erben.  E.  marginata  Smith  (garrap, 
falftperSJIapagonibau in),  in Siibweftauftralien, 
bilbet  monotone Sälber,  inbenenberSaum36mpo(p 
Wirb,  wäprenb  er  bei  freiem  Stanbe  wopl  45  tu  er- 
reidpt,  unb  liefert  ein  berüpmtcä  unjerftörbared  ^olj, 
bad  faft  bent  Xicfpolj  gleicpfommt , bent  Soprwunu 
Wiberftept  unb  fitp  gut  Perarbeiten  lägt.  Man  benußt 
ed  jum  Stpiffbau,  ju  ^afcnbäminen,  Möbeln  :c.  E. 
rostrata  Schlecht,  (roter  ©untmibautn)  wätpft  in 
Sübauflralien,  faft  immer  auf  feudjtem  Soben,  wirb 
über  60  in  potp  und  breitet  fid)  mepr  aud  ald  anbre 
Hirten.  Gr  erträgt  bie  gröjjte  §ipc,  erfriert  aber  bei 
— 5“.  gür  tropifepe  ©egenden  wirb  er  ald  antifeptt» 
ftper  Saum  wie  E.  globulus  empfoplen.  3)ad  Ipolj 
ift  etttd  ber  geftpäpteften  in  ganj  Hluftralien.  Über  bad 
aud  oerfdjiebcnen  Hirten  gewonnene  ätperiftpe  Gufa- 
Ippludöl  f.  b.  Sgl.  Sentlep,  On  the  ebaraettrs, 
properties  and  uses  of  E.  globulus  (£onb.  1854); 
pamm,  Ser  gieberpeilbaum  (2.  Hlufl.,  Sien  1878); 
31  a B e r e t - S a t e l , L’E.,  sou  lntroduction,  sa  cul- 
ture,  etc.  (2.  Hlufl.,  Sar.  1876);  gerb.  B.  Müller, 
EucalyptogTapbia  (Melbourne  1879  — 84);  Sg. 
Stpulä,  $ad  Gufalpptudöl  (Somi  1881);  Safer 
u.  Smitp,  A researeb  on  the  E.  cspecially  in  re- 
gard  to  tbeir  essential  oils  (Conb.  1903). 

Cfucuftn,  eine  Rafeinammoniafnerbmbung,  wirb 
in  Suppen,  Rafao,  Stpofolabe  ald  biätetiftped  Map- 
rungdmittel  empfoplen. 

Eucepbalaspls,  f.  gifdje. 

Eucharis  PI.,  Gattung  ber  Hlmarpnibajcen,  im- 
mergrüne mit  onalen  3m>c&eln, 

langgeftielten  perjfonnigen  Slätlem  unb  {(planten 
Slütenftpäften  mit  mepreren  großen , Weiften,  wopl- 
rietpenben  Slüten.  'Wenige  Hirten  in  Kolumbien. 
E.  amazoniea  hört.  (E.  graudiflora  Planch.)  unb  E. 
candida  Schlim.  gepören  ju  ben  jtpönften  3wiebel- 
gewätpfen,  bie  man  bei  und  Bielfatp  fultioiert  S. 
Üafcl  »Simmerpflanjen  n* , gig.  9. 


©udjariftie  - 

©udiariftie  (griecb) , in  bcr  fliturgie  ber  alten 
indn  bas  »Sanlgcbct« , bad  bcr  Honjefration  bed 
^roteS  unb  Särintd  im  ribenbmafil  (f.  b.)  Doranging ; 
\m  weitem  Sinn  bie  gefaulte  ribenbmahläfeier;  in  bcr 
laltjoUfdien  Hitd)e  and)  bie  SKonftranj  mit  ber  ^oftie. 
©udtariftit  (griecb.),  bie  Üetne  Dom  ribenbmahl. 
©ucbclaon  (gried). , »©cbeldol«),  in  ber  gried). 
Sircbe  eine  bcr  Siegten  Ölung  ber  römifeben  Hinge 
dtjntidjc . auf  3af.  5 , 14  gegriinbete  geierlid)teit. 

(du  (beten  unb  <$U(f)tteti , f.  fWaffalianer. 
Enebeama  Ag.,  ©attung  au -3  bcr  Crbnung  ber 
SbobopbDjeen,  rafenfönnige,  ftarf  Derjgocigte  rilgen, 
eon  benen  einige  rieten , roie  E.  spinosum  Ag. , an 
ben  iiibafiatifdien  Hüften  tuie  Salat  gegeffen  werben 
unb  rigar  ■ rigar  tiefem. 

©ud)intn  ilfgtninfarbonfiiureä tgglefter) 
CO<M  j^q  bilbet  jarte  Wcijjc  Kabeln,  bie  in 

rilfobol,  ritber  unb  ©bloroform  (eid)t,  inSBafferfdjwcr 
löelid)  fmb,  fdinicdt  Wenig  bitter  unb  fdjmil^t  bei  95°. 
reine  Serbinbung  mit  Saljjäure  ift  leidjt  m SSaffcr 
lödlid)  unb  bat  Dor  bem  Cbmin  ben  großen  Vorteil, 
bafj  Cbreniaufen,  ©ingcnoinmenheit  bed  Hopfed  if. 
Wegfällen,  wäprenb  ed  alle  Siorjüge  bed  ©ginind  teilt. 
Sä  wirb  nammttid)  bei  Heud)I)u|ten,  Keuralgien  unb 
nttmnitrierenben  giebem  angemenbet 

Euehlaena  Schrad. , Battung  ber  fflraminecn, 
ctnidbrige,  hocbwüdjiige,  febr  breitblätterige  ©reifer, 
Dem  SHaid  nahcfletjenb , bie  männlichen  ftijren  jnl)t« 
rcid)  m gipfelflänbiger  Siifpe,  bie  weiblichen  büfchel* 
weife  in  ben  ©lattwinfcln,  mit  grogen  häutigen  rior« 
blättern,  in  ©lieber  jcrfaQenb,  alfo  nicht  wie  beim 
Waid,  Kolben  bübenb.  Sie  einzige  rirtE.  raexienna 
bfcärad.  (Teofintd)  wirb  2 — 7 in  hoch,  ift  febr  blatt* 
rridj  unb  ald  gmlterpftanje  in  warmen  fiänbem  wert* 
300.  Sine  Sarietät,  E.  luxurians  (f.Safel  »©räfer V«, 
gig.  6),  wirb  bei  und  in  ©ärten  tultioiert,  tommt 
aber  felbft  hn  füblicben  ßuropa  fetten  jur  tötüte. 

©ucbologtou  (gried).,  ©ucpologium),  bad 
Öauptritualbud)  ber  gried|ifd)cn  Hirdje,  bie  beiben 
IKegliturgien  bed  ©brpfoflomod  unb  bed  töajtliud, 
Sormulare  für  bie  Serwaltung  ber  übrigen  Safra« 
mente  unb  eine  rinjafjl  Don  ©ebrten  umfajfenb  (btdg. 
gnetbifcb  unb  lateinifd)  Don  3af.  Boar,  'fiar.  1645). 
©udjre,  flartenfpiel,  f.  Bridge. 

©uriiri  itürl),  fooiet  wie  ein  gehütet,  im  metrifeben 
Softem  ©.-jira  = 0,1  m,  ©.«birhem  = 0,i  g. 

©uchrott,  Siinerat,  wafferbaltiged  arfenfaured 
Rupfer,  fmaragb«  unb  lauebgrün,  gladglänjcnb, 
burd)iid|tig  bid  burd)fd)rinenb,  Härte  3‘/t— 4,  fpe,j. 
Sem.  3a  finbet  ftd)  in  furjjäuligen  rbombifeben  Sri« 
itatten  bei  flibethen  in  Ungarn. 

Enehröma,  f.  $rad)tfäfer. 

©inten,  SHubolf  ©tjriftopb,  ^fiiloiopb,  geb. 
5.  gan.  1646  in  riurid),  itubierte  in  Böttingen,  War 
1867—71  ald©t)iunafiallebrer  in  Berlin  tätig,  würbe 
1871  ald  orbentlicber  'färofeffor  ber  'fjtjitofopbie  nach 
l'ael  berufen  unb  wirft  feit  1874  in  gleicher  ßigen« 
febaft  an  ber  Unioerfität  3ena.  ®t  fd)tieb:  »Sie 
Slieibobe  ber  ririitotelijdicn  gorfebung«  (löerl.  1872) ; 
»Beicbidite  unb  ftritif  ber  ©runbbegtiffe  bcr  ©egen* 
Wart«  (SfeiDl-  1878  , 2.  riuff.  1892);  »öefcbidjte  ber 
Pbüafopbifcben  lerminologie«  (baf.  1879);  »ttieiträge 
pn  Bejd)id)te  ber  neuem  ffhüofopbie,  Domehmlicb 
ber  beuticben«  (rieibrib.  1886);  »Sie  ^tjitofopfjie  bed 
Ibcmae  Don  riguino  unb  bie  Ituttur  ber  Keujeit« 
'Helle  1886);  »Sie  ©mbeit  bed  ©eiftedtebend  in  S3e« 
Wafltfein  unb  lat  ber  Dtenfcbheit«  (üeipj.  1888); 
•Sir  £ebendanfd)auungcn  ber  groben  Senfer«  (baf. 


- Gubiometer.  151 

1890,  5.  riujL  1903);  »Ser  Stampf  um  ben  geiftigen 
flcbendinhalt«  (baf.  1896);  »Seriüabrbritdgebalt  Der 
Sicligioit« (baf.  1901); » Wofauunclte 2tiiffä(ie  juri!t)i« 
tofopbie  unb  £ebcndanfd)auung«  (baf.  1903).  ©.  lehnt 
lief)  einigermagen  anbenälterngid)tean.  rigl.  ^öf)l« 
mann,  K.  ©uefend  Xbeologie  in  ihren  phitojophifeben 
©runblagen  (Bert.  1902);  Sichert,  'Ji.  ©uefend 
Säelt  - unb  flebendanfebauung  (fiangenfatja  1903). 

Euclea  L. , ©attung  ber  ©benajeen,  Sträudjer 
ober  öäume  mit  abwedjfelnbcn  ober  gegenftänbigen, 
feiten  ju  brei  gefteUten , immergrünen,  meift  ganj* 
ranbigen,  länglichen  ®iättem,  meift  aibfelftänbigen 
Srugbotben  unb  eiförmigen  ober  fugetigen,  gewöhn« 
lieb  einfäcberigcn  unb  cinfamigen  grildjtcn  mit  ftei« 
febigem  'fScrifarp.  Sjon  ben  17  jämtlid)  afrifanifdjeii 
rieten  liefert  E.  Pseudebenus  P.  May  in  Staplanb, 
im  Halaharigebiet  unb  in  ringola  bad  Orange« 
fluBebenholj.Socoboloholj.  Siegrücbte(6m. 
bolo)  werben  Don  ben  ©ingebomen  gegeffen,  ebenfo 
Wie  bie  Don  E.  undulata  Thumb.  (0,  u a r r i)  Don  ben 
Hottentotten. 

Eucopepöda,  ribtciluiig  ber  SHubcrfüger  (f.  b.). 

©ubdinonfc  (gried)  ),  ffllüdfeligfeit  (f.  b.),  bauern« 
bed  ffiohlbchagen  (Dgl.  ©ubiimonidmud). 

SSubämontdmud  (gried).,  ©lüdfeligfeitd« 
lehre),  bad  wiffcnfd)aftlid)e  Stiftern  ober  bie  praftifebe 
£ebcndanfd)auung,  welche  bie  ©lüdfcligfcit  ald  beit 
einjig  Demünftigen  3 Wed  aned  menfd)licbcn  Sund 
angeht.  Sie  ethifcben  Spfteme  bed  riltertumd  finb 
(mit  riudttabmc  Dielleid)t  bed  fflatonifcben)  alle  mehr 
ober  weniger  Dom  6.  behcrrfdjt,  am  entfebiebenften 
tritt  berfelbc  bei  ben  Stbrenaifern  (f.  b.),  bie  einem 
entfebiebenen  Kiatcrialidmud  (Hcbonidmud,  f.  b.)  hui« 
bigen,  unb  benßpifureern  (f.b.)  herDor.  rindjin  ber 
d)riftlid)en  ©thil  fpielt,  trog  ihred  adfetifdjen  ©haraf» 
terd  ber  eubämoniftifebe  SJegrijf  bcr  »ewigen  Selig« 
feit«  eineSlolIe.  3m  18. 3abrh.  Dilbete  ber  ß.  bie  herr» 
fdhenbe  etfjifdje  ©mnbanfebauung,  nur  mit  bem  Un« 
terfibieb,  bag  bie  beutfd)en  riufflärungdphilofopheit 
bie  Blüdfeligfeit  (imrinfcblug  anfieibnig)  in  beritoU« 
fommenheit  ber  ©ntwidelung  aller  inbioibueden 
gähigfeiten,  bie  framöftfehen  ©njbflopäbiften  biefclbc 
(im  rinfcbluft  an  HclDetiud,  f.  b.)  im  pafftDen  ©enuj) 
fuchten.  3«  Kant  fanben  biefe  Strömungen  einen 
entfebiebenen ©egner ; fein  ntorali)d)cr Kigoridmud 
Derlangt,  bag  badSute  lebiglicb  um  feiner  felbft  willen 
getan  werbe,  unb  oerwirft  jebe  Hanblung  ald  unfitt« 
lieb,  bie  burd)  bie  9fücf)id)t  auf  bie  (inbioibuelle  ober 
unioerfelle)  ölüdfeliateit  beftimmt  werbe.  3«  ber 
neuem  ©thil  tritt  ber  ©.in  ber  gönn  bedUtilitarid« 
mud  (f.  b.)  auf,  ber  ben  Kad)brud  nicht  auf  bad  inbi« 
DibuetleSlüd  (bed  ©injelnen),  fonbent  auf  ben  (uni« 
Derfellen)©lüdd,iuftanb  ber  Befamtheit  legt.  ®gl.  ©thif. 

©ubed  ffpr.  1b').  3ean,  Stifter  ber  Hongregatiou 
ber  ©ubiften  (f.  b.). 

Gubialbt,  SJiineral,  unb  jwar  cblorhaltigcd  3ir« 
fonofilifat  Don  Katrium,  ©alcium,  ©ifen  unb  ©er, 
pfiiflcbti  lütrot  bid  bräunlicbrot,  mitBIadgtanj,  Wenig 
burebfebeinenb,  Härte  5 — 5,5,  fpej.  ffiew.  2,s,  finbet  ftd) 
in  rI)omboebrifd)en  Hriflatten  unb  aud)  in  fömigeu 
riggregaten  im  teläolitbibenit  Don  Hangerbluarfuf  in 
©ronlanb,  auf  ber  Halbinfel  Hola,  ju  SJlagnet  ©ooe 
in  rirfanfad  unb  bei  SJreDig  in  Sforwegen,  an  leg« 
tennDrt  etwad  abweidjeitb  audgebilbet  unb  ©ufoltt 
genannt. 

©ubiometcr  (griecb-,  fluftgittemeffer),  3«- 
ftrument  cur  gScftimmung  bed  in  berfluft  enthaltenen 
3auevfto)fcd.  Sie  einfnebfte  gönn  befteht  aud  einem 
weiten,  mit  Sfala  Derfehenen  Sladrohr,  an  beffen  ju« 


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152  ©ubiften  — 

gefchmoljencm  Gnbe  jWei  piolinbräfjtc  ringelaffen 
ftnb,  bic  im  3fobr  auf  fdjr  qerinqe  Gntfemung  rin- 
anbcr  gegenüberfteljen.  3n  bcm  G.  fpcrrt  inan  bie  ju 
unterfucbcnbe,  gut  gctrodnete  unb  uon  fioblenfäure 
befreite  fiuft  über  Ouccffitber  ab,  beftimmt  it)r  Solu- 
inen,  lägt  eine  geniigenbe  Blengc  SBafjerftoff  binju- 
litten,  beftimmt  bag  Solunten  beg  ©emifebeg  unb 
lägt  einen  clcltrifdjcn  {Junten  jroifdjen  ben  $riif)ten 
überfpringen.  hierbei  Berbinben  fid)  2 Bolumina 
SSafferftoff  mit  X Sol.  Saucrftoff  ju  SBaffer,  ei  Der* 
fehwinbet  mitbin  cin!£eilbcg®aggtmifd)eg,  beffen  Bo« 
iumen  Ieiebt  abgetofen  werben  tann.  $er  brüte  Seit 
biefeg  Solumeng  repräfentiert  ben  Sauerftoffgef)alt 
ber  im  G.  eingefdjloffenen  fiuft.  Gubiometrie,  bie 
llnterfudmng  ber  Suft  auf  ihren  Sauerftoffgebalt 

Cfnbiftcit  (Gubiten,  SDiiffionSpriefter  Ban 
3e|ug  unb  äRaria),  franj.  Kongregation,  geftiftet 
1643  Bon  bem  franjöftjehen ©eiftlia)en  3ean  Gubeg 
(geft.  1680).  3hre  Vauplbcfdiaftigung  toar  bie  Slug* 
bilbung  junger  ©entliehen  ju  SRiiltonaren,  ihreSVtei- 
bung  bie  ber  gewöhnlichen  Briejier.  3n  ber  SteDolu- 
tiongjeit  (1794)  aufgelöfl,  würbe  bic  Slongregation 
1826  neu  aegrünbet,  1860  aug  grantreid)  auggewiefen. 

©ilbo  Der  J opfere,  ©raf  Bon  Parig,  f.  Dbo. 

Omibof  in,  1)  Gemahlin  beg  oftrörn.  Slaiferö  Sl)eo- 
bofiug  IX.,  j.  Slthcnaig. 

2)  (3ngerina)  ©emablin  beg  bpjantin.  Jtaiferg 
Baftliug  I.  (867—886),  Borber  SRaitreffe  feineg  Bor- 
gängerg,  flRidjaetS  111. 

3)  G.  'JRafrembolitiffa,  Jodjter  beg  bpjantin. 
Siaifcrä  Ronftantin  VIII.,  ©attin  ßonftanling  X. 
Suiaä  (1059 — 67),  heiratete  halb  und)  beffen  iobe 
IRomanog  IV.  Süogencg  unb  erhob  ihn  auf  ben 
Xpron;  nad)  beffen  Stur}  1071  uon  ihrem  Sohn 
fUlitbncl  VII.  in  ein  filofler  gefiedt,  wibmete  fie  fi<b 
ben  ffiiffenfebaften.  Gin  ihr  big  in  bie  Sleujeit  juge» 
fd)riebcncg  fiepifon,  betitelt:  »Ionia«  (Violarium), 
mglhifcpe,  h'florifche  unb  nntiquarifche  Stotijen  unb 
Grjäblungen  entfjaltenb  (I)rgg.  Bon  Slacb,  fieipj. 
1880),  ift  je(ü  alb  eine  Kompilation  beg  ©riechen Ron- 
ftantinog  'palaiotappa  (geft.  1551)  erwiefen.  Sgl. 
fjlacf),  3)ie  Kaiferin  G.  (Pübing.  1876);  Puld), 
De  Eudociae  Violario  (1880). 

(?nbojrta,  1)  Jodjlcr  beb  fränlifdjen  ©eneralb 
Sauto,  ©emablin  bee  oftrömifeben  SfaiferS  Slrcabiug, 
beherrfdjte  nad)  bem  Stur}  beb  Siufinu«  unb  beb  Gu> 
tropiuis  ihren  fd)Wadjen  ©emabt  gäit}lid).  711g  fie  ben 
Bon  ihr  wegen  feiner  Slrafprebigten  gefürsteten  Pa- 
triarchen 3t>h-  Ghrt)foftomog  403  in  bie  Serbannung 
frhiefte,  fprndi  fiet)  baü  Soll  }U  Konftantinopel  fo  hef- 
tig gegen  biefe  URafjrcgcl  aug,  bafj  G.  in  feint  3uriid- 
berufung  willigen  mujjte;  inbeij  mufjtc  er  bod)  fdjon 
404  wicber  ihrem  Vaji  weichen.  Sie  flarb  405.  Sgl. 
ft  hierrt),  Saint  Jean  Chrysostome  et  l'impfcratrice 
Eudoxie  (2.  Sufi.,  Par.  1874);  ©ülbctipcnning, 
©efd)id)te  beg  oftromifd)cn  Seid)  eg  unter  Slrcabiug  unb 
Ibeobofiug  n.  (Volle  1885). 

2)  fiieinia  G. , Sod;tcr  beg  oftrömifchen  ßaiferg 
ftheoboiiug  II.,  ©emablin  beb  Weftrömifd)en  Kaifcrg 
Salentinian  III.,  würbe  nah  beffen  Gmtorbung  (16. 
SRär}  455)  gelungen,  ben  SRörber  SRapintug  ju 
heiraten;  bafi  fie  bcbbalb  ben  Sanbalentönig  ©cifericb 
iwd]  3taücn  gerufen  babe,  ift  eine  Sabel.  Vlm2. 3uni 
Würbe  Slom  uon  ©eiferich  erobert  unb  gepliinbert, 
G.  aber  nebft  ihren  SöStem  Gubojia  unb  ^Inabia 
naS  Vlfnla  in  bie  ©efangenfSaft  abgefilhrt,  aug  ber 
fie  mit  fiiacibia  erft  462  cntlaffen  würbe ; fie  ftarb  in 
Stonflantinopel.  3hrf  Sodjlcr  Gubofia  bl,|ie  456 
Wibcr  ihren  SJiUcn  ©ciferiebg  Sohn  ^uneriS  gehei* 


(hieinerog. 

ratet,  entfloh  aber  472  nadj  3entfalcm  unb  ftarb  in 
fiönftantinopel. 

3)G.  Seoborowna  (ruff.?lwbotja),  Sarin  uon 
3?uf)Ianb,  nuS  ber  Samilie  VapuSin,  erfte  ©ctnahlin 
$eterg  b.  ®r.  feit  1689  unb  Sfiutter  beg  ÜUerei,  Warb 
1698  in  ein  Kloftcr  bei  Subbai  gefpenl.  Vier  unter- 
hielt fie  mit  bem  VlKajor  ©ljeboni  1709  unb  1710  ein 
Ciebegnerhältniä.  SBährenb  beg  $ro}effeg  gegen  ben 
3arewitfS  VUejei  (f.  b.  2)  würbe  fie  1718  in  ÜJloblau 
uerhört  unb  hierauf  im  Älofler  Staraja  üaboga  bei 
SSlüffelburg  cingefdiloffen.  Vllg  ihr  Gnlel  Seler  II. 
1727  ben  Sifcrou  beflieg,  burfte  G.  nad)  SJioglau  fom- 
men;  fie  flarb  bafelbft  7.  SepL  1731. 

GubdgoS,  Bon  ltnibog,  gricS-  Vlftronom  unb 
SJlathcmatiler,  aud)  ’Mrjt,  um  408  —355  B.  Gl>r.,  un- 
ternahm große  Seifen,  unter  anbenn  nah  £lgt)pten, 
ftiftete  um  375  in  ßggifog  c'ne  Sehule,  tarn  bann  mit 
iahlreidjen  Schülern  nad)  füllten  unb  trat  in  bic  Sfa- 
bemie  ein,  Wo  er  neben  fglaton  lehrte.  Gr  Berbefferte 
bie  fehte  Bon  ben  Proportionen,  führte  piatong 
ilrbeit  über  ben  «Schnitt-  (wahrfdjeinlic!)  ben  C'iolbe* 
nen  Schnitt)  Weiter,  befebäftiatc  fid)  mit  bem  belifd)en 
Problem  Bon  ber  ffiiirfeluerboppelung  unb  begrün- 
bete bie  wiffcnfdjaftlicbc  Stereometrie:  er  jeigte , bafj 
Ppramibe  unb  Siegel  ber  britte  Seil  beS  PriömaS  unb 
ijplinberä  Bon  gleicher  Sa  fid  unb  Vöhe  fmb.  Gr  Der- 
fuchte  juerft  für  bie  Bewegungen  ber  Vünmclgför- 
per,  namentlich  bie  Berwietelten  Bahnen  ber  plane- 
ten,  mit  feinem  in  geontclrifeher  Vinfidjt  meifterhaf- 
ten  Spftem  ber  bomo}entrifchcn  (lonjentrifchen) 
Sphären  eine  wiijenfdjaftlidje  Grtlärung.  Sonach 
fmb  bie  ifijftenie  auf  ber  Sunenfeite  einer  ber  Grbe 
iou}entrif<hen  Vohltu3f*  angebracht,  bie  fid)  m 24 
Stunben  Bon  D.  nad)  SB.  um  ihre  Sldjfe  breht;  auch 
Sonne,  Ufoub  unb  bie  fünf  Planeten  fmb  an  biefer 
Sphäre  befeftigt,  fo  bafj  fie  an  ber  täglichen  Um» 
brebung  teilnehmen,  jugleich  aber  in  mehrere  anbre 
Sphären  eingefchloffeit,  Don  benen  jebe  eigenartig  ro- 
tiert. fjiir  Sonne  unb  Sfonb  nahm  G.  brei  Sphären 
jur  ®arftcHung  ber  Bewegungen,  für  bie  Planeten 
je  Bier  an,  fo  bafj  bie  ©efamtheit  feiner  Sphären  27 
betrug.  Über  biefeg  Stjftem,  bag  Bon  Sallippog  Don 
Slßüog  unb  Bon  Slriftoteleg  noch  Weiter  auggebilbet 
Würbe,  aber  fpäter  ben  Gpigpleln  beg  Piolemäog 
Weichen  mufjte , Bgl.  Sd)iaparelli,  Le  sfere  omo- 
centriche  di  Eudosso,  etc.  (SRail.  1876;  beutfeh  Bon 
Vom  in  ben  «Slbbanblungen  uir  ©cfcbichle  ber  Hia» 
thematif«,  Scip}.  1877).  Bon  feinen  Schriften  haben 
wir  nur  einige  Brudiftüde,  befonberg  in  Vippardig 
»Exegesis  Ärati  et  Eudoxi  phaenomenou«.  Bgl. 
Bödh,  Kleine  Schriften,  Sb.  3 (fieipj.  1866). 

(Sucmgro#  (Guhemerug),  gried).  Philofoph, 
oft  ber  (grenaiiehen  Schule  jugejählt,  um  300  o.  Gbr., 
BerfaBte  u.  b.  j.:  «Veilige  llrtunbe«  ein  SBerl,  in 
bem  er  bie  ganje  äRgtljologie  aug  bcrSrrgöttliehung 
Derbienter  SJlenjchen  ertlarte;  baher  ber  siame  Gu» 
hemerigmus  fürScrgötterung  früherer auggejcich» 
ncter  SRenfchen.  3urSegrünbung  jeincrBehauDtmtg 
berief  er  fid)  auf  bic  ®arfteUung  ber  ganjen  Urge- 
fd)id)tc  auf  einer  golbenen  Säule  im  3eugtempel  einer 
3nfclpand)äa,  bie  er  bei  feiner  Umfduffung  ber  Stuften 
Slrabieng  in  ber  9!äl)C  Snbienb  entbedt  habe.  Seine 
Schrift,  Bon  ber  fid)  nur  Brudiftüde  erhalten  haben 
(gefammelt  Bon  SJeffeling  in  ber  Sluggabe  beg  ® io- 
borog  Bon  Sijilien,  Sb.  2,  Slmfterb.  1747;  oon  91<» 
methh,  Bubapeft  1891),  fanb  fel)r  Biel  Beifaü,  aud)  in 
91om,  wo  fie  Don  Gnniug  (f.  b.)  überfefjt  unb  be- 
arbeitet würbe.  Bgl.  ©anf).  Qaaestioues  Euhcme- 
reae  (Sempen  1860);  Sierola,  De  Euhemero 


153 


(SuenoS  - 

(Söniggb.  1869);  83 1 o cf,  fivhemöre,  son  livre  ct  sa 

doctrine  (SJJon«  1876). 

©utnoö,  glujj,  f. 

Euctborf,  gtecfen  im  bnpr.Scg6ej.  Unterfrnnfen, 
©ejirlsamt  Sgantmelburn.  nn  ber  gräntifchen  Saale, 
bat  eine  fatp.  ftird)e,  Amtsgericht,  gorftamt  unb 
u»00)  876  (Sinn). 

Euergcted  lEuerget,  gried),  »S3o^ttäter «),  Bei- 
name bei  äggptijehen  König«  ©toleniäo«  III. 

©ujaula , Stabt  im  norbamerifait.  Staat  Ala- 
bama, ©raffcpaft  ©arbour,  am  fcEjiffbaren  Epatla- 
bac^ee,  ©abnfnotenpunft,  mit  ©aumrooßbanbel  unb 
(1900)  4532  ein». 

(fuganei  jette  Singel  (Colli  obcrMontiEuganei), 
Slöpenjug  Bultanifdjen  Urfprung«  in  9(orbitalien,  [üb- 
weftlid)  Bon  ©abua,  nad)  bem  alten  Sott  ber  Euga* 
neer  (j.  flarte  bei  »3talia«)  benannt,  erbebt  fid)  in 
ber  oenejianifehen  ebene,  Bon  91.  nadb  S.  gerichtet, 
jmifdjen  bem  gluf)  ©accpiglione,  ben  Kanälen  Bon 
©atlaglia  unb  Eite  unb  bem  ©ifatto,  unb  erreicht  im 
üRonte  ©enba  677  m Seeböbe.  $ie  ganje  ©nippe  ift 
burd)  Itracppteruptionen  entftanben,  bie  unterfeeifep 
in  ber  3urajeit  begannen  unb,  erft  in  ber  Icrtiärjeit 
Dberfeetid)  geworben,  biefe«  aßmäplich  berlanbete 
rullanifdje  ©ebirge  fdjufen.  Ser  ©ergjug  ift  gut  be- 
»albet  unb  liefert  an  nugbaren  SRineralien  feinen 
Jon,  SSalfererbe  unb  fdjönen  SJlarmor.  Berühmt 
imb  bie  beißen  Sepwefelqueßen  ju  Abano,  ©attaglia 
u.a.  SgLSeper,  Sie  Euganeen.  ©au  unb  0c[d)id)te 
eines  ©utlane«  (SSien  1877). 

($uge>  ( gried).  Eugenio«,  etwa »SBoplgebomer, 
Ebter*),  9(ame  Bon  Bier  ©äpften:  1)  e.  I.,  gewählt 
654  anstelle  be»  Bon  Raffer  Eonftan«  entfegten  3Rar- 
tat  L,  aber  erft  nach  beffen  Sobe  (655)  Bout  Kleru» 
anerfannt  ftarb  657  unb  »arb  heilig  geiproeben.  0e« 
bäibtniötag:  2.  3uiti. 

2)  6.  l£,  824—827,  ein  SRönter,  erlannte  824  bie 
Oberhoheit  be»  Kaffer»  über  ben  päp[tlid)en  Stuhl 
unb  bie  laiferlidte  ©eftätigung  ber  ©apjtwapl  an  unb 
iraf  auf  einem  Konjil  oon  826  wichtige  Öeftimmungen 
über  bie  fcerjteßung  bcr  Rirdjenjudjt  unb  bie  Auäbil- 
Jung  ber  Klerifer. 

3)  6.  UL,  1145—63,  Borber  Karbinal  IBcmharb 
unb  Abt  be»  Kiftercienfedl  öfter»  St.  Anaftafiu«  ju 
Som,  au»  © ifa  gebürtig,  ein  Schüler  beb  heil-  Bern- 
harb  oon  Elairnauj,  floh,  burch  einen  ©olfäaufftanb 
au» Som  oertrieben,  nad)  Siterbo,  lehrte  jwar  infolge 
nn»  Sergleicp«  jurüd,  muffte  aber  fdjon  im  Stärj 

1 146  abermals  Siom  Berlaffen  unb  begab  fid)  im HJlsir^ 

1 147  nach  Sranfreid),  wo  er  injwijipen  eine  lebhafte 
Bewegung  für  ben  jweiten  ftrcuyug  in»  Sieben  ge- 
rufen hatte.  1 148 nad)  Italien  jurüdgefepd,  bclriegte 
er  Som  mit  Unterftügung  be»  König»  Sieger  Bon 
stglim,  fcplofi  im  £>«rbft  1149  grieben  mit  bent  rö* 
iniphen  Senat  unb  jog  in  Som  ein.  Socp  mußte  er 
’d»on  hn  3uni  wieber  Bor  ben  Sepublilanem  weichen 
unb  fonnte  erft  im  Sejember  1152  nad)  Som  jurüct- 
tebren.  Er  ftarb  8.  3uli  1153  in  Siooli. 

41  6.  IV.,  geh.  1383  in  ©enebig,  geft.  23.  gebr. 
1447,  oorber  ©abrielc  ttonbulmer,  Würbe  1408  ©i« 
i±of  Bon  Siena  unb  Karbinal,  bann  fiegat  ju  An- 
eona  unb  Bologna  unb  5.  SRärj  1431  ©ap|t.  Obwohl 
er  hei  feiner  ©Japl  jum  ©apft  gelobt  hatte,  auf  bem 
Äonjü  ju  Bafel  (f.  Bafeler  Konjil)  bie  Seformation 
bcrKtnpe  ju  förbem,  fo erließ  er bod) gegen  ba«Ronjil 
idwnia  Xej.  1431  eine2luflöiung»buüe,  lieft fnh aber 
burch  beffen  entieftiebene  Rollung,  burch  bie  ©ermitte* 
l«ng  be«  Raffer»  Siegmunb  unb  burch  bie  fflftrungen 
uu)tird)enftaat  im  Sejember  1433  jur  Ancdcnnung 


- Gttgen. 

bc»  Konjil»  bewegen.  Aber  bie  emftlidjeit  Sefonn- 
beftrebungen  bc«  Konjil»  unb  feine  Eingriffe  in  bie 
Scgicrung  ber  Kirche  führten  balb  ju  neuem  gwic* 
fpalt.  Sa»  Konjil  Iub  (81.  puli  1437)  ben  ©apft, 
ber  1434  infolge  einer  römifepen  Seoolution  nad) 
glorenj  geflüchtet  War,  Bor  feinen  Sicptcrfluhl , unb 
al»  6.  barauf  mit  ber  Verlegung  be«  Konjil»  nach 
gerrara  antwortete,  würbe  er  24.  yan.  1438  fuäpen- 
biert,  26.  Sinti  1439  abgefegt  unb  an  feine  Stelle  ber 
fjerjog  81ntabeu«  VUL  Bon  SaBopcn  (gelijr  V.)  junt 
'fßapft  gewählt,  bcr  jebod)  nur  teilweife  8lner[ennung 
fanb.  $a«  Bon  6.  berufene  Konjil  würbe  1439  nach 
glorcnj  Berleat  unb  bradjte  hier  im  3uli  eine  Einigung 
mit  ber  griea)ifchen  Kirche  juftanbe,  bie  allerbingä 
Bon  feiner  praflifchenBebeutung  war.  iilber  auch  ba» 
©afeler  Konjil  erreichte  nicht«,  unb  6.,  ber  1443  nach 
Som  jurüdgelehrt  war,  Berhanbelte  fdjon  erfolgreid) 
mit  Kaifer  griebrich  in.  über  bie  S!o«fagung  ®eutfd>- 
lanb«  non  bem  Konjil,  ftarb  jebod)  noch  Bor  bem  81b- 
fchlufj  biefer  ©erhanbiungen. 

©ugen.  gürftli<hc©erfonen:  l)granj@-,©rin j 
Bon  SaBoBen,  bcr  berühmte  >©rinj  Eugen*,  ber 
füngfte  ber  fünf  Söhne  be«  ©rinjen  Eugen  SJioriß 
oon  SaBopen-Earignan,  ©rafen  Bon  Soiffon«,  unb 
ber  Olpnipia  SSancini , einer  Sichte  3Sa jariit» , geb. 
18.  Oft.  1663  in  ©ari«,  geft.  21.  «Ipril  1736  in  Kien. 
®a  fein  SBuiifd) , fid)  bem  Kriegäbienft  ju  »ibuten, 
Bon  Slubwig  XIV.,  ber  ipn  für  ben  gciftlicpen  Stanb 
beftimntt  patte,  unb  bom  Krieg«minijter  SlouBoi« 
fchroff  jurüdgewiefen  Würbe,  ging  er  1683  nach  Öfter- 
reich,  Wo  er  am  Kaiferpofe  juBorfomntcnbftc  Auf- 
nahme fanb.  Schon  7.  3uli  flanb  er  in  einem 
Scitergefecht  bei  ©etroneU  junt  erftcmnal  im  geucr 
unb  fämpfte  bann  12.  Sept.  unter  bem  Oberbe- 
fehl Karl«  Bon  Siotpringen  in  ber  Schlacht,  burd)  bie 
fflien  bon  ben  Süden  befreit  Würbe ; banaep  erhielt 
er  al«  Oberft  ba«  $ragonerregimcnt  Kuefflein.  3n 
ben  folgenben  3apren  machte  er  äße  bie  gelbjiige 
gegen  bte  dürfen  mit,  in«bcf.  ben  Sturm  auf  Ofen 
3.2lug.  1686,  ben  feegreiepen  Kampf  bei  SDiopricj  12. 
Aug.  1687,  Worauf  er  mit  bcr  Überbringung  ber 
Siege»boticpaft  nad)  SBien  betraut  würbe;  ebenfo 
patte  er  Anteil  an  ber  Eroberung  ©eigrab»  1688, 
würbe  aber  babei  fdjmer  Berwunbet.  1689  fämpfte 
er  am  Spcin  gegen  bie  granjofen,  bewog  1690  ben 
Sjcrjog  Siftor  Antabeu«  Bon  SaBopen  jum  Anfcplufj 
an  bie  AUianj  gegen  granfreich  unb  befehligte  ba« 
jenem  ju  $?ilfc  eilenbe  öfterreiehifepe  6eer,  fonnte  aber 
wegen  Berfpäteten  Eintreffen«  feiner  Sruppcn  ben  un- 
glüdlicpen  Auägang  be«  Ireffen»  Bon  Staffarba 
(18.  Aug.  1690)  niept  mepr  abwenben.  1692  gelang 
e«  iptn,  nad)  Sübfranfreicp  oorjubringen  unb  einige 
Släbte  ein  junepmen ; 1693  nad)  3tnlien  jurüdgefeprt, 
würbe  er  jum  gelbmarfcpaß  ernannt.  Erft  1696,  al» 
SaBopen  offen  ju  granfreich  übertrat,  jog  er  fid)  in 
ba«  Siailänbifcpe  juriid.  ©egen  bie  Jürfen  War  in- 
jwifepen  unglüdli»  gefoepten  worben,  fo  baff  fid)  Kai- 
fer Sieopolb  auf  ben  Sat  Siibiger«  Bon  Starpcmberg 
entfcploff,  E.  ben  Oberbefehl  in  Ungarn  ju  übergeben, 
©oni  Sjeer,  ba«  gegen  bie  iürfen  im  gelbe  flanb,  mit 
3ubel  begrüßt,  behauptete  E.  trog  aßer  Schmierig- 
feiten  ©eterwarbein,  brang,  al«  bie  Süden  fiep  über 
bie  2Pjci&  jurüdjogen,  ihnen  nad)  unb  erfocht  ben 
großen  Sieg  bei  genta  (11.  Sept.  1697).  Sbiefer  Sieg 
brad)  bie  tiidifd)e  HJi’acpt  in  Ungarn  unb  führte  jum 
grieben  Bon  Karlowig  (26.  3an.  1699),  ber  recht 
eigentlich  al»  Eugen«  Säed  anjufepen  ift.  Sr  begab 
fid)  fobann  auf  feine  ©utcr  in  Ungarn,  bie  ipnt  ber 
Kaifer  gefepenft  patte,  bi»  ipn  ber  Au»brudj  be«  Spa- 


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154 


(Sagen  (Bring 

iii!d)en  ffirbfoIgefriegS  31t  neuer  Zntigfcit  rief.  6. 50g 
1701  mit  29,000  Wann  imrd)  Zirol  über  bie  Alpen, 
umging  auf  Segen,  bie  erft  gebahnt  werben  mufften, 
ben  an  ben  (Sttchclaufen  auflauernbenCatinat,  befepto 
baöBieentimjdto.  gewann  burch  ba? Steffen  beiSarpi 
ba«  2anb  jroifd)en  Mincio  unbßtfd),  fdjiug  (1.  Sept.) 
bei  8biari  Billeroi,  nahm  ipn  felbft  in  Sremtma 
(1.  gebr.  1702)  gefangen,  fomtte  aber  bie  Stabt  nicht 
behaupten.  Sie  Sdiladit  bei  Sujjara  (15. Aug.  1702) 
gegen  ben  SDiarfchall  Benbdnte  führte  ju  feinet  8nt* 
idjeibung,  unb  6.  lonnte  bie  Cffeniibe  wegen  fef)Iecf|- 
ter  Unterflüpung  Bon  feiten  ber  Steuer  SKegierung 
iticf)t  wieber  aufnetjmeu. 

8.  ging  baber  felbft  nach  Sien,  würbe  junt  $rä- 
ftbenten  be«  S>offrieg«rat«  ernannt  unb  bereitete,  fo» 
weit  e«  bieerfepöpften  ©elbmittel  guließen,  einen  neuen 
gelbgug  für  ben  grüplina  Bor.  (juerjt  mußte  er  aber 
beit  gefährlichen  <111(110110  ber  Ungarn  unter  fjranj 
Sdfhcji  nicberwerfcn,  Wobei  er  eine  aujjcrorbeiitlicpe 
Sattraft  unb  Umfidjt  entwicfelte.  Beuor  aber  noch 
hier  enbgitltig  Stube  hergeilellt  war,  swang  ihn  ber 
Anfcpluß  bco  Murfürften  ffiay  Smanucl  Bon  'Hapern 
au  grauftcicf)  im  9Wai  1704  auf  ben  Üriegbidiauptap 
in  Zeutfcptanb  ju  eiten,  wohin  auch  auf  feine  Ser 
anlaffung  ber  englifche  gelbpcrr,  tperjog  Bon  Start* 
borough,  and  'Belgien  gefouniten  war.  Ulm  13.  Aug. 
1704  erfochten  6.  unb  'Biarlborough  bei  £>öcf)ftdbt 
(Blenbcim)  über  Stayimilian  Bon  Bapem  unb  beit 
franjöiiidjenfflnrfdiallZanarb,  beffen  Übergang  über 
ben  Schein  ju  Bertjinbem  8.  Bocher  Bergebenä  ber- 
flicht  hatte,  einen  entfeheibenben  Sieg,  trieben  bie 
gcanjofen  fantt  bent  Rurfürften  über  beit  Kbeitt  unb 
befepten  gang  Sägern,  hierauf  wanbte  fttft  8.  nadi 
Italien,  wo  ingwiichen  bie  Sage  ber  Cflerreicher  unb 
beb  fjerjoq«  Bon  Saoopen,  ber  fid)  wieber  beut  Kaifer 
angefd)toffen  patte,  eine  Bezweifelte  geworben  War. 
Anfang«  mit  geringen  ßrfoigen  fämpfenb,  gewann 
er  jd)ließlidj  7.  Sept.  1700  ben  glorreichen  Sieg  bei 
Zarin  unb  giuang,  gum  Statthalter  Bon  Biailanb  er* 
nannt,  bnrd)  bie  ©eneralfapitulation  Bont  13.  IBarj 
1707  Subwig  XIV.  bie  italienische  fjalbmfcl  bis  auf 
Sfeapel  auf gugeben.  33er  Sinbruef  biefer  Srfolge  War 
auperorbentlich.  8.  Würbe  junt  faifertichen  ©eueral* 
Ieutnant(öeneralifftmuä)  ernannt,  bieStegeudburger 
SieidjöBerfammluitg  Übertrag  ihm  bie  Siürbe  eine« 
fatgolifdjen  3ieid)«felbmarfchatl«,  Beter  b.  ©r.  fd)Iug 
in  Sien  Bor,  8.  auf  ben  potnifdfen  Königsthron  511 
erheben.  Zocf)  8.  felbft  lehnte  ab  unb  wanbte  ftcb 
Bon  neuem  bent  Kriege  gegen  Rrnnfreid)  ju.  Ser  auf 
8nglanb«3iat  unternommene  fDtarfdj  gegen  Zoulott 
im  Sommer  1707  ntifsglüdte,  unb  6.  begab  fidt,  nach* 
beut  ein  Sinn,  ihn  nach  Spanien  gut  Unterftfipung 
be«  Kronprätenbenten,  ©rgpergog«  Karl,  ju  fenben, 
Wieber  fallen  gelaffen  wotben,  1708  nach  ben  Siieber* 
lanbeit  1111b  gewann  gemeinfaut  mit  HJlarlborough 
11.  3uli  1708  über  bte  granjofen  bie  Schlacht  Bon 
Cubenaarbe  unb,  baöubwig  bte  harten  Sebingungen 
ber  Sieger  nidjt  annahm,  im  weitern  Kampfe  1 1 . Sept 

1709  auch  bie  Schlad)!  bei  SKalplaguet.  8.  begab  fid) 
hierauf  nach  Berlin,  um  bie  Abberufung  ber  Brennen 
au«  Italien  nt  oerhinbern.  Zent  Kaifer  riet  er,  bie 
franjofifchen  griebcndanerbielungen  anjunepmen,  ba 
ftcb  nun  ©elegenpeit  barbiete,  Strafiburg  unb  8lfaf) 
wiebezugewinnen.  Aber  fein  Jiat  warb  nicht  gehört. 

1710  war  er  in  ben  Siiebetlanben  tätig  unb  wanbte 
fiep  1711  wieber  an  ben  Sfittel*  unb  Cberrpein,  um 
bie  SReieböfrcife  unb  bie  in  granffurt  a.  SJt.  oerfam* 
Hielten  SJähler  bc«  Striepe«  Bor  beiu  geitibe  ju  fepüpen. 
8r  wiberriet  beut  Kaifer  Karl  VI.  bie  Befdjidung  be« 


Bon  SaBopen). 

lltrechter  Kongreffe«  unb  eilte  felbft  nach  Sonbon, 
um  bie  Allianj  twifdfen  Cfterreid)  unb  Snglattb  Wo- 
möglich  noch  aufrecht  ju  erhallen.  Zrop  gtänjenbfter 
Aufnahme  erreichte  er  ben  ,-fwed  feiner  Steife  niept, 
oielmepr  Würben  feine  Operationen  burch  bie  gmei- 
heutige  Gattung  ber  Siig'änber  nadi  Abberufung 
SKarlborougpä  gelähmt.  Am  11.  April  1713  würbe 
tu  Utrecht  ber  griebe  jwifepen  granfreiep  einer»,  8ng» 
taub,  tpollaitb,  Saoopeit,  Portugal  unb  Sirupen 
anberfeit«  gefcploffen,  bem  nach  3«l)te«fnft,  währenb 
Welcher  ber  Krieg  nur  matt  fortgefiibrt  würbe,  7.3Bärj 
1714  bw  griebendfdjlüffe  ju  Siaftatt  für  beit  Kotier 
unb  7.  Sept.  b.  3-  ju  Baben  in  ber  Schweij  für  baä 
Steid)  folgten.  Zer  Kaifer  ernannte  8.  junt  Statt- 
halter in  oeit  nun  öfterreicf)ifchen  Stieberlanben.  Aid 
halb  barauf  (1716)  bie  Sforte  ben  Rarlowiper  gric- 
ben  brach,  führte  8.(1716)  64,000  SKann  gegen  ben 
tiirfifchen  ©rofjwefir  Ali,  ber  mit  150,000  Attann  ge* 
gen  Setcrloarbein  heranrüdte.  $ie  Schlacht  (5.  Aug. 
1716)  enbele  mit  ber  Bollftänbigen  Siieberlage  ber 
lürfeit ; bie  Beute  ber  Sieger  mar  uncrmefjlid).  Bom 
Sapft  erhielt  ber  Sieger  oon  Setermarbciit  ben  ge* 
weihten  2>ut  unb  3>egen.  3n<  3‘tni  1717  begann  8. 
bie  Belagerung  beä  oon  30,000  dürfen  befept  gebcil- 
tenen  Beigrab  unb  fd)Iug  (16.  Aug.)  ba«  weit  über» 
legene  türfifepe  (fntfapliccr.  Worauf  Beigrab  fid)  er- 
gab; ba«  Sieb  »Bring  8ugen , ber  eble  Stifter«  feiert 
biefen  Sieg.  Am  21.  3ult  1718  würbe  ber  Saffaro- 
Wipcr  griebe  auf  25jährigen  SSaffenftittftanb  unter» 
jeidjnet,  woburd)  Beigrab,  ber  gröffte  Seil  Bon  Ser- 
bien, ein  leil  Bosnien«  unb  bie  Kleine  Saladjei  bi« 
an  bie  Aluta  an  Cfterreid)  (amen.  SiadjSSien  jurüd» 
gelehrt,  entging  8.  nur  mit  SRüpe  einem  geheimen 
Komplott,  ba«  einige  hohe  Ablige  111t  Bunbe  mit  jmei 
Abenteurern  (Sebcddji  unb  Stimptfep)  unb  unterftüpt 
hauptfädjlich  Bon  SugcnS  BerWanblen,  König  Biftcr 
tlmabeu«,  anftifleten,  um  ihn  bei  Kaifer  Karl  VI.  al« 
Seaäter  311  oerleumben  unb  3U  ftürjen;  nach  biefem 
3wifchenfaH  flieg  er  aber  3U  ganj  augerorbetttlid)em 
Sinfluf)  am  jiofe. 

Bi«  1724  ©eneralftatthatter  ber  Stiebertanbe,  ließ 
er  n<h  jwar  bort  bttrd)  benSBarqui«  beSri«  Bertreten, 
forgte  aber  für  geredjte  BerlBattung,  förberte  ba« 
8niporfommen  ber  Oftinbifcpen  Kompanie  foWie 
jebe  anbre  gefunbe  Beftrebung , weprte  bagcgeit  ent- 
fdtieben  abenteuerlichen  Slancn,  wie  etwa  jenen  be« 
Schotten  fiaw,  bie  befonber«  ba«  benachbarte  granf* 
reich  bantat«  in  Zäumet  nerfepten.  3n  ben  folgenben 
3ahren  wibmete  fid)  8.  teil«  ben  ®ejd)äfteu,  bie  ihm 
als  4>offrieg«rat«präfibenten  oblagen,  teil«  ber  Be* 
fchäftigung  mit  Künften  unb  SBiffenfchaften , für  bie 
er  lebhafte«  aufgeflärte«3ntere|'fe  befaß,  ßrfammelte 
in  Siiett  bie  erfte  Sradjtbibliothef,  bie  heute  einen  Se- 
ftanbteit  ber  SSiener  $>ofbibliot!ie!  bilbet , unterhielt  mit 
Scibrttj  einen  regen  Briefwechfel  unb  war  ein  ©öuner 
Stouffeau«.  Bon  feinem  Runjtfinn  sengen  fein  Schloß 
Betueberc  unb  ba«  Salai«  tu  ber  £immetpfortgaife 
,ju  SJien  fowie  bie  großen  Kunfifchäpe,  bie  er  bafelbft 
fammclte.  Stoch  einmal,  im  Alter  oon  71  3ahrcu. 
rief  ipn  au«  ber  Stufte  feine«  ffliener  Selten«  ber  pol* 
tiifdjc  Zpronfolgeftieg  (173-1)  indgelb.  8.  übernahm 
ba«  Kommaubo  über  bie  Stheinannee,  trat  eä  aber 
halb  au  ben  iperjog  Alepanber  Bon  Sürtteniberg  ab. 
Zropbem  er  seilleben«  fd)toächlid)  unb  sart  war  (man 
fdtilbert  ihn  bon  faunt  mittlerer  ©röße,  mit  läng* 
Itcpem,  ftarf  gebräuntem  ©efidü,  aufgeftülpter  Stafe, 
aber  audbrudobollen  id)Wnr$en  Augen),  erreichte  er 
ein  Alter  bon  73  3ah«n.  6.  würbe  bei  St.  Stephan 
beigefept.  (Ein  Zeit  (mal  (pon  gemforn)  würbe  ihm 


155 


©ugeite  Gitt; 

1965  ju  Sicn  errietet;  ein  anbre«  (Bon  Simonetli) 
Hebt  in  Surin.  Sie  angeblich  »on  8-  Derf  afften  po- 
htiiihen  Scbnjtcn,  heraudgegeben  Don  Sartori  (Sü- 
bmgen  1812, 7 Ile.),  fmb  eine  gälfdjung  (Dgl.  barüber 
86hm,  Sic  Sammlung  ber  hinterlajfeneu  politischen 
iebnftcn  be«  Srinjen  (£.,  greiburg  1900).  Sie  »3Ri- 
lilänfche  Korrefponbcnj  be«  Srinjen  6.«  nmrbe  Don 
petler  beraudgegeben  (©ien  1848,  2 Sbe.).  Sgl. 
KauSler,  Säet  lieben  be«  Srinjen  G.  Don  Sauot)cn 
(greiburg  1838  — 39  , 2 Sbe.);  Srnetf),  Srinj  G. 
ron  SaBopen  (©ien  1858  — 59,  3 Sbe.);  Spbel, 
$nnj  G.  oon  SaDopen  (9Ründj.  1861);  Garutti,  II 
caTaliere  diSaroja  e Ia  gioventüdel  principe  Euge- 
uio  (»Archivio  storico  ital.«,  Sb.  17);  VI.  »d)ulle. 
Sie  3ugenb  be«  Srinjen  G.  (in  ben  »SRitteilungen 
be«  3njtituld  für  öftcrreidjifcfie  Gefd)id)t8forfd)ung«, 
Sb.  13) ; SR  a 1 1 e f o n,  Prince  Eugene  of  Savoy  (Sionb 
1888);  »Sie  gelbjüge  be«  Srinjeu  G.  Don  Saüopen, 
nad)  ben  gelballen  beraubgegeben  Don  ber  Iriegbge* 
i<bid)Uicben  Abteilung  beb  I.  t.  Generalftab««  (©ien 
1877—93,  20  Sbe.  unb  Segifterbanb) ; Kepm,  Srinj 
G.  Don  SaDopen  (3.  Vlufl. , greib.  i.  Sr.  1899). 

2)  G.  griebrid)  h*inri  et).  britter  Sobn  beb  her* 
jog«  griebrid)  Gugen  Don  ©ürtteniberg,  geb.  1768, 
gen.  20.  3UI'>  1822  in  SReiningen,  trat  früh  in  preu» 
Bild)«  Sienfte,  führte  al«  General  ber  Kaoatlerie  1806 
bie  SeierDearmee,  warb  17.  Oft.  b.  3-  bei  halte  Don 
Semaboite  gcfd)lagen  unb  nahm  nach  bem  grieben 
ben  Hbfdiieb. 

3)  G. griebrid)  Karl  Saul  hubwig,  h*rjog 
Donöürttemberg,  Sohn  be« Dorigen, geb. 8. 3an. 
1768  inCld,  geft.  16.  Sept.  1857  in  Karlsruhe  (Schie- 
nen), trat  früh  >"  ruffifdhe  Kriegsbien  jte , nmrbe  Don 
Kotier  Saul , ber  ihn  jum  Generalmajor  ernannte, 
autfaUenb  beDorjugt,  nahm  an  ben  gelbjügen  Don 
1906—  1807  in  Oftpreufjen  unb  1810  in  ber  Sürfei 
teil,  fommanbierte  1812  bie  4.  SiDifion  beb  2.  Rorp« 
«Karl  g.  Saggomutt)  ber  ©eftarmee,  würbe  auf  bem 
Scblaehtfelb  oon  Smolenff  (17.  Slug.  1812)  General» 
leutnant  unb  erhielt  nach  Saggoroutt«  Sob  bei  Sa- 
rutino  (18.  Cft.)  ben  Befehl  über  beffen  ftorpä.  3n 
ben  Sefreiungdtriegen  jeiepnete  erfid)  beiCüjen  unb 
Saufen  au8,'blodiertc  ben  Rönigftein,  hielt  bei  Kulm 
(29.  Slug.  1813)  ber  überlegenen  SJiadjt  Sanbamnce« 
itanb  (benn  G.  gebührt  mehr  Serbien)!  al«3ermoIoW 
unb  Cftermann-Solftoi),  fommanbierte  bei  fieipjig 
16.  CIL  bie  tweite  Sngrijfdfolonne  unb  hatte  an  ben 
Siegen  bei  Sar-fur-SIube  unb  Stad-fur-Sube  fowie 
sor  San«  bebeutenben  Vlntecl.  Srop  feine«  über- 
legenen gelbhermtalent«  erhielt  er  infolge  mannig- 
facher Känfe  (ein  felbftänbige«  Rontmanbo.  3n  beut 
gelbjuge  gegen  bie  Sürim  (1828)  befehligte  er  unter 
Siebitfcf)  ba«  7.  tlnneetorp«  Dor  Sdjumla  unb  Sili- 
tna.  nahm  aber  nach  bem  grieben  Don  Sbrianopel 
iemen  21b'd)ieb  unb  lebte  meift  (1839  lurjer  Vlufent- 
balt  m ShiRlanb)  auf  ber  herrfdjaft  Karlsruhe  in 
Shleüen.  G.  Derfafste  aufter  ben  »(Erinnerungen  au« 
bem  gtlbjug  be«  3jaf)re8  1812  in  SHufilanb«  (Sreäl. 
1846)  auch  SRemoiren,  bie,  nad)  feinem  lobe  Dom 
General  D.  hob*  (gran(f.  a.  0. 1862)  heraudgegeben, 
wichtige«  SRaterial  über  bie  3ahre  1807 — 14  wie  über 
bie  innem  Serhältnijfe  be«  ruffifchen  heere«  unb 
hofe«  enthalten.  Sie  -Jlacbgelaifene  Korrefponbenj 
Mn  bem  h*rjog  G.  Don  '-Württemberg  unb  bem 
«hef  ferne«  Stabe«,  hofmann,  1813 — 1814«  gabhof- 
wann  Gbappuc«  berat!«  (Kann ft.  1883).  Sgl.  D.  h « 1 1 • 
»orf,  Wu«  bem  heben  beö  S*in(en  6.  DonSürttem- 
krjl.Seri.  1861— 62, 4 Sbe.) ; Graf  K i e l nt  a n « e g g, 
Peru»  G.  Don  ©ürtteniberg  unb  ber  gelbjug  1813 


— ©ugeitie. 

(im  6.  Beiheft  jurn  »9Rilitär-©od)enbIatt»  1902); 

5 ch  i e m a n it , Sie  Gnuorbuitg  Saul«  unb  bie  Sbron» 
befleigung  SMolau«’  I.  (Serl.  1902).  — Gugen«  ein- 
iger Sohn  au«  erfter  Ghe  mit  Srtnjeffin  ÜRat()ilbe 
Don  ©albed  (geft.  1825)  war  h*rl°3  Guaen  ©il- 
heim  Slepanber  Grbtnann,  geb.  25.  Sej.  1820, 
erbliche«  SJIitglieb  be«  preufjifd)en  herrenljnufe«, 
preujfifcher  ©eneral  ber  Kauallerie,  geft.  8.  3an. 
1876  ju  Karldnthe  in  Dberfd)lefien;  beffen  Sohn, 
herjog  Gugen  Silbelm  Suguft  Georg,  geb. 20. 
Sug.  1846,  württembergifcher  SRajor,  Dermäl)lt  1874 
mit  ben  Grojjfürftin  ©jera  Don  SHufilanb,  tod)ter 
be«  ©rojjfürften  Konftantin,  ftarb  27.  3an.  1877. 
Ser  ältefte  Don  Gugen«  Söhnen  jmeiterGlje  mit  Srin« 
jefftn  helene  Don  hohenlohe-hangenburg  warheriog 
©ilhelmSitoIau«  Don SJiirttemberg (geft. 6. SloD. 
1896),  ber  j w e i t e herjog  91  i f o I a u 8 Don  Sürttem- 
berg (geb.  1.  Sicirj  1833,  geft.  22.  gebr.  1903). 

(iuflene  Kitt)  (|pc.  iabMin  Ktto,  hauptort  ber  Graf- 
fd)aft  Hane  im  norbamerifan.  Staat  Cregon,  am 
fchiffbaren  SBiHamette,  mit  Unipcrfiliit  unb  a«oo) 
3236  Ginw. 

(Sugcnglauf  (Solhbafit),  »iineral  unb  jwar 
ein  Vlntintonarfenfulfofalj  Don  Silber  unb  Kupfer, 
9 (Ag, , Cu,)  S.  (Sb , As),  Sj , mit  64  -72  Sroj.  Sil- 
ber, etfenfdjwarj,  in  feljr  bünnen  Blättchen  rot  burdj* 
fd)cinenb,  metallglänjenb,  harte  2 — 2,5,  fpej.  Gew. 
6—6,25,  finbet  fiep  in  tafelförmigen,  fedjäfeitigen  mo- 
noflinen  Kriftatlen  fowie  berb  unb  einnefprengt  auf 
Gegangen  bei  greiberg,  3oaehim«thaI,  Vlnbreadbcrg, 
Sdjemmfj,  in  SRejifo,  91eDaba,  Ghile  tc.  unb  ift  ein 
wichtige«  Silberert. 

Eugenia  Micheli  (Kirfthmprte),  Gattung  ber 
3Rl)rtajeen,  Säume  uttb  Sträud)er  mit  immergrünen, 
meift  leberigen  Blättern,  einjeln  adjfelftänbigen  ober 
3U  cUmöfen  ober  traubigen  Slütenftänben  gruppier- 
ten Blüten  unb  meift  wenigfamigen  Sccren,  feiten 
faft  fteinfrud)lartigcn  ober  leberigen , meift  am  blei- 
benbect  Kelche  getränten  grüdjten.  Glwa  625  Seien 
in  ben  Sropen  ber  ganjen  Grbe,  biefelbeit  namentlid) 
fübwärt«  überfchreitenb,  befonber«  jaljlreid)  im  Iropi» 
fd)en  Smcrila.  E.  Michelii  Lam.,  ein  Saum  Don 

6 m höh*  in  Srafilien,  hi**  #»*  in  ©eftinbien  fulti- 
Diert,  trägt  angenehm  riedicnbe  unb  Wohtfchmedenbe 
Beeren,  bie  häufig  at«  Obft  genoffen  unb  3ur  Berei- 
tung eine«  Sirup«,  Gffig«  unb  eine«  weinartigen  Ge» 
träiil«  Derwenbet  werben.  E.  pseudocaryophyllu« 
Dec.,  ein  Saum  Srafilien«,  in  allen  feinen  Seile« 
Don  ftarl  gewürthaftem,  ben  Gewürjnelleit  ähnlichem 
Geruch,  beffen  grüd)te  wie  biefe  in  Srnftlien  in  ber 
hauShaltung,  aber  auch  al«  Vlrjrrei  gebräuchlich  f>nb. 
E.  australis  Dec.,  ein  12  m hoher  Slraud)  mit  Dio- 
lettroten,  länglichen,  (irfdigroften  grüdjten,  bie  burch 
Gärung  einen  angenehm  )d)iuedenben  ©ein  liefern. 
E.  acris  W.etA.,  ut  ©eftinbien,  liefert  für  Gbcniften 
braudhbare«  iRgrtenholju.  ätherifche«  Dl  (S  a h ö I). 
E.  Chelceu  Hook,  et  Am.,  in  Ghile,  liefert  bie  Gh*- 
tenblätter,  bie  äth*rifd)e«DI,Gerbftoff,Ghe(enon 
C.A.O.,  Ghelenin C^HnO,,  Ghetenitin  C,,H,04 
unb  einen  Sitterftoff  enthalten  unb  al«  tonifche«,  bi- 
uretifdje«,  eppeltoriereubc«  unb  antifeptifdje«  'JRiltel 
benupt  werben.  E.  uniflora  L.  (Sitanga),  in  Uru- 
guat),  wirb  wegen  ber  wohlfchmedcnben  grüd)te  in 
ben  Sropen  ber  SIteu  unb  9!euen  ©eit  angebaut. 

@ugenic,  1)  6.  ÜRarie  be  Guiman,  ffaiferin 
ber  grangofen,  geb.  5.  üRai  1826  in  Granaba,  jiueite 
Sochter  be«  Gra|cn  Don  SRontijo  unb  Seba,  herjog« 
Don  Senaranba.  unb  ber  3Rarie  SRanuela  Kirlpatnd 
au«  einer  fatf)oli[d)en  fchottifchen  gaitiilie,  brachte  un- 


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156  Guaenol  — Giifalnptuböle. 


tcr  bcm  Kamen  einer  ©räjin  Dem  Seba  bm  gröfjten 
Seil  ihrer  3»genb  mit  ihrer  Mutter  auf  Keifen  ju 
unb  erregte  fdrlicjjtrth  in  Baris  burd)  ihre  Schönheit 
unb  Anmut  allgemeine  Aufmcrtfamfeit  Sa  Kapo- 
leonb  Bewerbungen  um  Prinjeffinnen  aub  alten  gür- 
ftenhiiufem  mißlangen,  bcfdjlofr  er  feine  '-ücrmätitung 
mit  ®.  Am  29.  3att.  1863  würbe  bic  Semtäblung 
in  ber  Kotrc  Same-Kirche  BoUjogen,  unb  16.  Mär} 
1856  fehenfte  ß.  ihrem  ©cmahl  einen  Shronerbcn. 
Sie  gab  burd)  eleganten  SJujub  in  ber  Parifer  Mo- 
benwclt  ben  San  an,  erftrebte  aber  aud)  politifchen 
ßinfluf)  unb  führte  wiebcrholt  währeitb  ber  Abwefen* 
beit  bei  Stüifct'3  bie  Kegentfd)aft  unb  ben  Sorftj)  im 
Minijtcrrat.  Sie  glaubt  e,  baß  bie  Kapoleonijche  Sljna- 
ftic  nur  burd)  einen  glüdlidjen  ßroberungbfrieg  am 
SRhcin  fich  halten  fönne  unb  erblidtc  in  ber  Sieber* 
aufridjtung  ber  weltlichen  unb  ber  Erweiterung  ber 
aeifllithen  Herrfdjaft  beb  Papfteb  eine  fiebenbaufgabc. 
Sie  trieb  baher  1870  mit  Aufbietung  atleb  Einfluffcb 
junt  ffriege  mit  Preußen.  gür  bie  Sauer  ber  Ab* 
luefenheit  bei!  Kaifcrb  würbe  ihr  23.  3u!i  bic  Siegelet* 
fd)aft  übertragen.  3>'  ffiememfcljaft  mit  tßalifaa  er* 
Ilärte  fie  ftd)  nach  ben  Kieberlagen  Dar  Mejj  auf« 
entfehiebenfte  gegen  bie  Siudfehr  beb  Kaiferb  unb  ben 
Kiidjug  ber  Mac  Mabanfdien  Armee  Bon  Et)ätonS 
nach  parib,  bebarrtc  auf  bcm  3uge  jum  ßntfaj£c  8a* 
jaineS  unb  Berfdjulbete  fo  bie  Kataftrophe  Bon  Scban. 
Alb4.Sept.  in  Parib  bie  SieBolution  auSbracb,  mujjte 
ß.  aub  ben  Suilerien  flüchten  unb  fdjiffte  fi<h  nach 
ßitglanb  ein.  Mit  ihrem  Sohne  nahm  fie  ihren  Auf* 
enthalt  ju  ßfjifelhurft,  in  ber  Kälje  Bon  fionbon. 
Sorthin  lam  aitd)  ber  ßjfaifcr  Kapoleon,  aub  feiner 
Haft  auf  SdjloB  SilhelmShah«  eittlaffen,  20.  Mär} 
1871.  Am  9. 3an.  1873  Warb  ß.  Sitme.  Sie  (teilte 
fich  nunmehr  an  bie  Spibc  ber  bonapartiftifd)en  Par* 
tei,  ohne  fclbft  nach  ber  Münbigteit  beb  jungen  Ka* 
polcon  auf  biefe  SloHe  ju  Berjidjten.  Surd)  ben  Sob 
biefeb  ihreb  Sohneb,  1.  3uni  1879,  in  Sübafrifa 
Würben  alle  ihre  Hoffnungen  jcrftört.  Kadjbem  fie 
1880  eine  Keife  nad)  ber  Unglüdbftättc  unternommen, 
30g  fte  ftd)  unter  benr  Kamen  einer  ©räfinuoit  Pierre* 
jfonbb  Born  öffentlichen  Sieben  juriid.  Bgl.Mab.ßa* 
rette  (Borlejerin  ber  ffaiferin),  Souvenirs  intimes 
de  la  cour  des  Tuileriea  (Par.  1888 — 90,  2 8be.; 
beutfd),  ©rebl.  1890,  2 Bbe.);  bc  Sano,  L'impöra- 
trice  Eugönie  (baf.  1891);  Scrfelbe,  Histoire  anec- 
dotique  du  second  empire,  l iinperatrice  Eugönie 
(baf.  1900);  3mbert  be  Saint-Amanb,  Louis 
Kapolton  et  MUe.  de  Moutijo  (baf.  1898). 

2)  ß.  AbclaibefiouifeuonOrKanb,  f.  Abel* 
J)eib2);Bgl.bieSeylbeilagc  .Berpocigungcn  beb  baut- 
bonifdjen  Haufeb*  beim  Artifel  »Bourbon« , S.  II. 

(Sugcnöl  (AUhlguacol.  ßuqenfäure,  Siel- 
lenfiiure)  C10H,,0,  ober  C,H, . C,Ht . OCHs . OH 
finbet  ruh  im  äthenfdjrnöl  ber  fflcwürjnellen  unb  ber 
Kcltenfticle,  im  3>mtbldtterbl,  ßcplortpmtöl,  Kamp* 
ferili,  Saffafraböl,  Pimentöl,  8ai)öl  sc.  ßb  wirb  er* 
halten,  wenn  manöcwüijnclfenöl  mit  Kalilauge  unb 
ben  Küdftanb  mit  Sdjwcfelfäure  beftiHiert.  ’garb* 
lofeb,  wie  ©ewürjnelten  riechenbeb  unb  fchmcdeitbeb 
Öl,  wenig  löblich  iit  fflaffer,  leidjt  in  Allohol  unb 
Äther , fpc}.  @eiu.  l.oes,  ftebet  bei  253°,  bilbet  meift 
IrijtaHifierbare  Sal3C  unb  gibt  bei  Bebanblung  mit 
fibermanganfaurent  Kali  in  alfalifcherSiöfung  Vanil- 
lin unb  BaniQinfäure. 

Oöiigipüiua  (ßugipiub),  latein.  ftirdjenfdjrift* 
fteller,  Sicrfajfer  einer  Bollbtilmlid)  gehaltenen,  wegen 
ihrer  getreuen  Sdjilbcrung  »ott  Sianb  unb  fieuten  ge- 
fdjajjten  Siebeubbefdjreibuug  beb  heil.  Seüerinuö,  mit 


bem  er  lange  im  Sonaulanbe  jWifchen  Pafiau  unb 
83ien  gelebt  hatte  (hrbg. Bon Sauppe  in  ben  »Monnm. 
Germ,  hist.«,  8crl.  1877,  unb  Bon  KnöU,  Sien 
1885;  beutfd  Bon  Kobenberg,  8erl.  1878,  auch  Bon 
Seb.  Brunner,  mit  untritifdjen  ßrläutcrungen  unb 
mehr  für  erbauliche  3wcdc,  SSien  1879).  Sgl.  ®ü* 
binger,  ß.,  eine  Unicrfudmng  (SSien  1878). 

Euglüna  Ehr.,  ©attuna  Ber  glageHaten,  Bon 
fpinbelförmiger  ober  geftreater  ©eftalt  mit  feiner 
Spiralftreifung  auf  ber  Cberflächc  unb  ßhromato* 
phoren  im  3nnern ; bie  ©eiftel  entfpringt  am  Sdjlunbc. 
Siegortpflanjung  erfolgt  burh  Siängbtcclung ; häufig 
enchftieren  ftch  bie  Siere  unb  runben  ftch  Borticr  ab. 
3al)trcid)e  Arten  leben  in  füfjem  unb  braefigem  Saf- 
fer  ber  Alten  u.  Kaien  ©eit.  E.  viridis  Ehr.,  f.  lafcl 
»Srotojoen  I«,  gig.  2,  ift  fpinbelfönnig,  hinten  ju- 
gefpiht,  0,12 — O.ts  mm  lang,  in  berMittegrun  ; burch 
maffenhafteb  Sortommcn  färbt  fie  oft  bie  Oberfläche 
ber  ©cwäffer  ober  funrpfigen  Boben  grün. 

Euglypba.  ©attung  ber  Sbijopoben  (f.  b.). 

(vitgicbinifchc  Sa  fein,  f.  3guoinifche  Safeln. 

(7'ugubium,  Stabt,  f,  ©ubbio. 

(''ulicmcriomuö,  f ßuemerob. 

t'  icfairlt,  felteneä  Mineral,  Selcnhipfer  mit  Se* 
lenftlber,  CusSe . Ag,8e,  jinnweiji  bib  bteigrau,  weich, 
finbet  r«h  in  feinlömigen  Aggregaten  3U  Sfrileruut 
in  Smälnnb,  in  Gbde  :c. 

(Sufalhptub,  f.  Eucalyptus. 

(Sufalt)ptu8ö(e,  aub  ben  Blättern  Berfdhiebener 
Eucalyptus -Arten  gewonnene  atherifche  Öle.  Sehr 
oft  Werben  in  einer  Öpcration  Blätter  mehrerer  Ar- 
ten Berarbeitet,  bab  burch  SeftiUation  mit  Satttpf  er- 
haltene rohe  Öl  Wirb  mit  Katronlauge  reftifi^iert,  um 
3um  Hüften  reijenbe  AlbebBbe  unb  oerfeif  bare  Körper 
3U  entfernen.  Ser  Küdftanb  (10  Broj.  beb  Ölb)  bient 
alb  Sebinfeftionbmittel  unb  juni  parfümieren  billi- 
ger Seife.  Srocfne  Blätter  Bore,  Eucalyptus  globulus 
liefern  l.e— 3Prop  hellgelbeböl,  bab  angenehm  erfri- 
f chenb  nach  ßineol  riecht  unb  grmür3haft  fühl  fd)mecft. 
Spej. ©ew.O.sio — O.rao,  eb  polarifiert  nach redjtb unb 
befiehl  aub  ßineol  (ßufalhptol)  mit  d-Pineit  unb 
aubem  Scrpenen.  Sab  rohe  Öl  enthält  Derfd)iebcnc 
Albehgbe,  befonberb  Balcralbchhb  neben  Butpr-  unb 
Kaproualbehhb.  ßrfapöle  für  bab  ©lobuluböl  Wer- 
ben aub  E.  odorata,  oleosa,  cneorifolia  unb  dumosa 
gewonnen.  Sab  Öl  aub  E.  amygdalina  ift  hellgelb 
ober  farblob,  riedht  ftärfer  nach  aerpenen,  fpej.  ©ew. 
0,850—0.68«,  polarifiert  nad)  lintb,  ift  in  Alfohol 
febwerer  löblich  cüb  bab  ©lobuluböl,  enthält  neben 
BhcOanbren  nur  wenig  ßineol.  Anbre  ß.  enthalten 
torwiegenb  3>troneHal,  wieber  anbre  3'tfal,  unb 
manche  riechen  pfefferminjartig.  Man  benupt  ß. 
(bauptfädhlid)  bab  ©lobuluböl)  bei  Kvanfheitcn  ber 
Atmungborgane,  jum  Parfümieren ,.uon  Seife,  alb 
Sdjupmtttel  gegen  Slechmüden  :c.  01  Bon  E.  pipe- 
rita  Würbe  bercitb  1790  erwähnt,  1854  begriinbete 
Boftflo  bic  erfte  gabrif  in  Australien,  unb  1866  fam 
bab  erfte  ßufalhptuböl  nad)  Seutfchlanb.  3«  Auftra- 
lieit  breitete  fich  bie  gabrifntion  balb  Bon  Bictoria 
nachSübauftraliet),  bann  nach  Saümania  u.  Oueenb- 
lanb  aub.  E.  globulus  würbe  1792  auf  Saömanta 
entbedt  unb  1856  in  Europa  eingefüljvt.  Sab  älhe- 
rifche  Öl  biefer  Art  Würbe  juerft  in  Stibfranfreid), 
Algier  unb  Kalifornien  hergefiettt  unb  bilbet  feit  An- 
fang ber  1880er  3abre  einen  rcgelmäjjigen  !panbelb- 
artilel.  ©egenwärtig  werben  fchr  gvoge  Mengen 
©lobuluböl  in  Algier  bergcftetlt.  Spanien  unb  Por- 
tugal liefern  wenig,  Kalifornien  unb  3»bien  iüd)tb 
für  Europa,  fiitevatur  f.  bei  Eucalyptus. 


Guttat  — Guten. 


157 


©nftaö,  feßt  Seltenes  Wineral,  ein  Bcrtjtlium- 
alummiumftlilat  HBeAlSi05,  hellgrün,  gelb,  blau, 
b\S  farbloS.  mit  ©laSglan.),  burdifidjtigbißbalbburd)« 
Rd|tig,  §ärte  7,5,  fpeg.  öeto.  3,1.  E.  finbet  fuf)  in 
monitlinen,  febr  gut  nach  einet  Ebene  fpaltenben 
RriitaUen.  in  Sauen  eines  Gblorttidjicfcrß  gu  ®oa 
Siita  in  BraRlim  unb  in  ben  ©olbfeifen  ber  Sanarfa 
am  Ural,  in  f leinen  RrijtaUcn  aud)  inXirol.  ©efdjlif- 
icnerS.,  beionbcrS  grüner  unb  blauer,  wirb  als  Gbel- 
jtein  geießäßt  unb  jet)r  teuer  begaßlt. 

puflcia,  in  Silben  »erebrte  ©öttin  beS  SRuljmeS. 

GuflcibcS  (Eufltb),  1)  erfter  iflrcßon  in  ?ltßen 
403  o.  Ehr.  nach  ber  Vertreibung  ber  SJreifjig  Jgran- 
nen,  unter  bem  bie  SiieberbeqtcUung  ber  Solomjdjen 
SetfaRung  unter  allgemeiner  SReBiRon  ber  ©ejeße 
itatttanb,  tBobnbaSiom]‘cbe(Gu!leibtjcbe)VIlpbabet  an 
ber  Stelle  beS  alten  in  3taatsfd)riften  eingefübrt  tuarb. 

2)  ©neeb.Sßilo  jopß,  Stifter  ber  megarijdjen  Schule, 
aus  Wegara , nach  unficbent  Eingaben  auS  Sela  in 
Sizilien  gebürtig,  lebte  gur  3eit  beS  ScloponneRjdjen 
Krieges.  SlnfangS  ein  flnßänger  ber  eleatifdjen  Sbi- 
Iciopbie,  fdjlo&  er  Reh  fpfiter  an  SofrateS  an ; ba  ben 
Wegarenfent  ber  Befudj  SltbenS  bei  XobcSjtrafe  Ber« 
boten  mar,  id)li<b  er  Rd)  nadjts  in  SSeibertleibem  in 
bie  Stabt,  uni  jenen  tu  hören,  mar  auch  bei  beffen 
Sobe  gegenroartig  unb  nahm  fobann  bie  jerftreuien 
Scbüler  btsielben  in  Wegara  bei  Rd)  auf.  Sin  ben 
©runbjäßen  ber  ntegarifeben  ®d)ule  gibt  fidj  ber 
Emftufj  ber  cleatijcbeu  Sichre  barin  fmtb,  bau  Re  ben 
Sag  auffteUte,  baS  Seienbe  fei  Gins,  müßrenb  her 
Einguß  btS  SotrateS  barin  betBortritt,  bau  fte  bin* 
jufiigt,  baS  6inS  fei  baS  ©utc.  ScfouberS  pflegte  6. 
bie  bialeftticbe Seite  ber  eleatifdjen 'fJbilofopbte.  Seine 
Schule  mürbe  beSbalb  auch  bie  erijtifdje,  fpätcr  bie 
bialeftifdje  genannt.  Seine  fionif  Bermarf  alle 
Schlüffe  auS  3nbuttion.  ebenfo  ben  SeloeiS  auS  Sino- 
logie. Son  ben  Sdjriften  beS  G.  bat  Rd)  nidjts  er- 
bauen. Unter  (£.'  Siacbfolgem  Rnb  bie  befanntefleit 
GubulibeS  auS  Wilet,  SioboroS  mit  bem  Beinamen 
Kronos  aus  3affoS  in  ftarien  unb  Stilpon  aus  We- 
gara. Sgl.  Kitter,  Über  bie  Sbilofopßie  ber  mega- 
nidien  Schule  (im  -Sibeiniidjen  TOufeuui  für  Sßtlo- 
logie«,  Sb.  2,  1827);  3)tjrt,  De  Megaricorum  doc- 
trina(baf.  1827);  Wallet,  Histoire  de  l'Scole  de 
Kfegare  (^ar.  1845);  tpartenftein,  §iflorifdjpbi- 
tcfopbifdje  Sbßanblungcn  (üleipj.  1870). 

3)  G. , »ber  Satcr  ber  ©eometrie«,  auS  ©ela  ober 
SgtoS  gebürtig,  lebte  um  300  B.  Ehr.  in  Vllejanbria 
am  fcofe  beS  ^tcleinäoS  Hagi.  Son  ben  uns  erhal- 
tenen Sdjriften  beS  E.  Rnb  bie  bcrübmtefte  bie  »Stoi- 
cheU«,  b.  b-  Elemente  ('Bnfangogrünbe)  ber  ©eomc- 
trie,  in  13  ©üdjem,  benen  fpätcr  als  Snbang  nodj 
ppei  bmjugefügt  Rnb,  baS  erfle  non  §bP)tllcS  (f.  b.). 
SieieSSicrf.  eine  meifterbafte3ufammenfaffung  alles 
beffen,  maS  bie  Sorgänger  beS  G.  unb  G.  felbjt  auf 
bem  ©ebiete  geleiftet  batten,  ift  noch  brüte  ein  Wuftcr 
eines  ücbrbudjeS  unb  an  nachhaltiger  SJirfung  Bon 
Innern  fpälem  matbematifdjcnücbrbud)  erreicht  (Über- 
legungen Bon  Horen),  §aüe  1781,  6.  Sufi.  1840; 
Sud)  1—6,  11—12  neu  brSg.  Bon  Siartmig,  baf. 
lwsi.  unb  Bon  tpojfmann.  Warn)  1829).  Einen  febr 
Dübtigm  Kommentar  beRßen  mir  Bon  SappoS  (f.  b.) 
pun  erften  Sud).  Seit  bem  8.  3abrij-  mürbe  eS  Bon 
ben  Arabern  fleißig  überfefjLunb  erflärt;  Bon  ihnen 
bmg  tnt  mefentlidjen  auch  bie  mittelalterliche  lateinifdje 
Ubcrfeßung  (Bon  Vlbdbarbo.Sathim,  12.3aßrb.)  ab. 
Gme  poetle  noch  Borßanbcne  Schrift,  -Data-,  ift  eine 
Vit  Einleitung  in  bie  geometrifebe  SlnalpjiS  tßrSg. 
oantfurm,  Bert.  1825).  Sic  Schrift  »Phacnomena« 


enthält  bie  ©runbjüge  ber  VIftronpmie  (brSg.  Bon 
■fjunt,  Cff.  1707).  3iur  in  fpätem  Überarbeitungen 
ift  Borbanben  feine  »Cptil- , bagegen  ift  bie  -Satop- 
trif«  mobl  untergefdjobcn.  Ebenfo  gibt  eS  neben  ber 
echten  »Einteilung  beS  SfanonS«,  in  ber  bie  Ritter- 
Ballcnlebrcbcljanbelt  loirb,  eine  unlergefd)obene  »Ein- 
leitung in  bie  $arntoni[«.  Sie  Sdjrift  »De  divisio- 
nibus«,eineVlufgabenfammIung  übergigurenteilung, 
ijt  nur  in  arnbi|djer  Überfeßung  erhalten.  Verloren 
Rnb  äuget  anbem  brei  Bücher  »SoriSmen«,  eine 
Sammlung  Bon  matbentalifdjen  {folge,  unb  §ilfS- 
faßen  (ogt.  G 1)  a S 1 e S , Lee  trois  livres  de  Porismes 
d'Euclide,  ®ar.  1860).  ffiidjtigfte  ©efamtauSgabe 
Bon  tpeiberg  unb  Wenge  (Heipj.  1883—95,  7 Bbe  ). 
Sgl.  W.  Eantor,  Sorlefungeit  über  ©efdjidjte  ber 
Watbcmatif,  Bb.  1 (2.2lufl.,S!cipj.  1894);  3eutben, 
©efdjicbte  ber  Watbcmatif  im  Sltertum  unb  Wittel- 
aller  (Kopenb.  1895);  tpeiberg,  Hiterargefcbicbtlidtc 
Stubien  über  Euflib  (Ceipj.l  882) ; 3)  d b g f o ti,  Euclid 
and  hie  modern  rivals  (ilonb.  1879);  I.  Smith- 
Euclid , hie  life  and  System  (baf.  1902). 

@ufnemic(gried).),gutcBilbungbeS  Schienbeins, 
fRaffcnmcrhual  als  ©egenfaß  jur  SlaUjftiemie  (f.  b.). 
Crufolit,  f.  Eubiall)t. 

ßufrnfie  (griech  ),  eigentlich  bie  »gute  Wifdjuttg« 
ber  Säfte  beS  StorpcrS,  bte  eine  gute  HeibcSfonftitu- 
tion  bebingt  (im  ©egenfaß  $u  Stjafrafic) ; banad)  fo- 
Biel  mie  glüdlidjcS  Semperament. 

Gufrit,  jeßt  jum  fflabbro  ober  SiabaS  geftellteS 
©eftein,  auS  flnortbit  unb  SiaDng  ober  Sugit  gebit- 
bet,  bismeilen  aud)  Oliuiit  entbaltenb,  fommt  befou» 
berS  in  Scbmeben  unb  im  nBrblidjen  jiormegen,  bin 
jeßt  alsöabbrobejeicbnet,  fomie  gangförmig  im  Stoß- 
lental(nonGarlingforbin3rlanb(SiabaS)  por.  Such 
auSVlnortbit  unbillugit  bejtcbenbe  Weteorfteine  (f.b.) 
bat  ffiuftaB JRofe  als  E.  begeidmet 
(vulaftol,  ein  SRäbrpräparat,  auS  SoHtuilcb  mib 
Sflangeneiroeife  btrgefleüt,  enthält  ca.  30  Sroi.  Ei» 
roeiü,  48  ®roj.  Wildjguder,  14  Srog.  gett,  4 'Rroj. 
Salje  unb  fdjmedl  inbifferent.  ES  luirb  für  ftittber 
unb  Enuadjjeue  in  Supjien  ic.  benußl. 

Eulalia  japontra,  f.  Miscanthus. 
(Sulalia-Hteb,  Sequcnj  auf  bie  heilige  Eulalia, 
ältefteS  frangöRjdjeS  öebidjt,  mabrfdjeinlidj  878  in 
St.-Sntanb  in  Slacbabmung  eines  lateinifdjen  ffie- 
bi^lS  Berfajjt.  Sgl.  »3citfdjrift  für  romanijebe  Sbi' 
lologie«,  Sb.  16,  S.  24. 

<Stllau,  Warftjledcn  in  Böhmen,  BejirlSb-  Set- 
(eben,  am  Ofu&e  beS  ^oben  ScbueebergS,  am  Eulau- 
bach nnb  an  ber  Staatsbabulinie  Bobenbadj-Romo- 
lau  gelegen,  bat  eineSaimuuoHfpinnerei  u.  -SBeberei, 
gabrifen  fürRnöpfe,  Wetadmaren  tc.  unb  aooo)  2933 
beutjdie  Einmobner. 

©ule  (4>obe  Eule),  f.  Eulengebitge. 

©ule  (tjdjcd).  SilouQ,  Slabt  in  Böhmen,  Be- 
jirlSI).  Röniglidjc  SJeinberge,  380  m ü.  TO.,  öftltdj 
Bon  ber  TOiiubung  ber  Sajama  in  bie  TOolbau,  an 
ber  StaatSbabnlinie  fortan  - SSran  gelegen,  bat  ein 
altertümliches  IRatljauS,  ein  BegirtSgcridjt  unb  asooj 
1508  (als  ©emeinbe  2556)  tfebeeb.  Ginmobner.  Ser 
ehemals  febr  ergiebige  ©olbbergbau,  früher  fiSIalijdj, 
bejiubel  ftcb  jcßfmSrioatbejiß,  mirb  aber  nur  jdjmadj 
betrieben.  S.  Eulenbufaten. 

©utc  fangen , f.  Segelittanöoer. 

©uleu  (Strigidae,  bicrpiXafel  »Eulen«),  gamilie 
berSiaubBönel,  Sögel  mit  furjem,  gebrungeneniHeib, 
grofjem,  biept  beRebertem  Stopf,  oft  mit  Cbrbüidjeln, 
furjem,  feäftiaem,  abmärtS  gebogenem,  futjljafigeni, 
gabnlofem  Schnabel,  furjer  SJadjobaut,  großer,  meijt 


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158 


Gitlen  (StoubBügel:  Käiue). 


Bon  einem  ßfiutigen  Chrbedel  gefebüßtcrDhröfinunn, 
umgeben  non  einem  Kran}  fteifer  gebem  (Schleier), 
ber  fid)  häufig  nuf  baS  ganje  ©efießt  unb  bie  Kcßlc 
auäbrcitet.  Sie  klugen  finb  feljr  groß,  nad)  Born  ge* 
liebtet,  bie  glügel  mei)'t  lang,  breit,  mulbenförmtg, 
ber  Sdjroanj  ift  lurj,  bie  ©eine  mittel*  ober  jiemlid) 
bod)  imb  gewöhnlich  bi«  ju  ben  Krallen  herab  befie* 
bert,  biegen  oerbältniämäßig  lurj,  bie  äußere  3<ße 
ift  Säenbejeße;  bie  Klauen  finb  groß,  lang,  ftarl  ge* 
bogen,  äußerft  fpißig.  Snä  ©eiicber  ift  febr  rcid)  unb 
Weid) ; bie  gärtmng  ift  mcift  biifter,  bie  3<i<hnung  oft 
jierlich  unb  mannigfaltig,  G.  finben  fid)  in  allen  Ro- 
tten, leben  meift  in  SBälbem,  and;  in  Sterben,  SBüiten 
unb  bei  benSSoIjnßätten  bcäMenicbcn;  febr  Biele  finb 
SiacßtraubBögel  unb  burd)  ißt  weidieä  ©efieber,  ben 
lautlofen  fjlug,  baä  für  fürjere  (Entfernungen  feljr 
fdjarfe  Slugc  unb  baä  feine  @ef)ör  baju  bejoitberä  be- 
fähigt. ©egenSageälicßt  ift  bacs  Auge  cmppnblid),  unb 
cinjelnc  Arten  Beridpießcn  eä  am  Sage  jur  fcalfte 
unb  meßr.  Sie  Stimme  ift  gewöhnlich  laut;  einjelne 
(reiften,  anbre  geben  gaitj  eigentümliche  Höne  ju 
hören  unb  hoben  babur'd)  unb  bureh  ihr  nacßtlicbeä 
Siefen  Biel  Aberglauben  genährt.  Sic  finb  auf  ber 
Grbe  meift  ungefeßidt,  ber  Slug  ift  Bcrbällniämäßig 
langfam,  unb  nur  bei  großem  ©Säuberungen  erheben 
fie  fuß  ju  bebeutenber  &6h <■  $ie  G.  ftnb  feheu,  meift 
jähiomig  unb  graufam,  untereinanber  friebfertig, 
frejfen  aber  »enmglüdte  ober  fronte  ©enoffen  auf.  Sie 
nähren  fid)  meift  Bon  ©laufen,  Spißmäufen  ic.,  jagen 
Siegel  imb  fliehen  Kerbtiere,  einzelne  fifdictt  and) ; linst 
Berfcßmähen  fie.  Sie  ©eilte  Berfehlingen  fie  in  großen 
©iffen  unb  freien  ftnoihen,  öaare  unb  gebem,  ju 
Kugeln  geballt  (ffiemölle),  meift  an  einem  beftimmten 
Ort  luiebet  au«.  Siele  niiten  in  fcöljlen,  Spalten, 
anbre  in  ben  ©auen  Bon  Säugetieren,  in  Berlaffmen 
Sailen*  unb  Krähenneflem.  Sie  legen  2 — 10  Weiße 
Gier,  bie  Biclleidjt  Bon  beiben  ©efdjlcehtem  bebrütet 
toerben.  Sie  jungen  fißen  lange  im  ©eft  unb  wer- 
ben treulid)  gepflegt  unb  mutig  uerteibigt.  Alle  Sag* 
Bügel  finb  ben  G.abljolb,  unb  wo  fid)  eine  folcße  jeigt, 
wirb  fie  mit  lautem  ©efehrei  befehbet,  Bon  ben  ftär* 
lern  Slrten  auih  angegriffen. 

3u  ben  ftiujcn  (Syrniinae),  G.  mit  großem,  ran* 
bent  Stopf,  ohne  geberohren,  mit  außergewöhnlich 
großer  Dßröffnung  unb  betulichem  Schleier,  Bcrt)ält* 
uiämäßig  langem  Sdjnabcl,  bepebertem  guß,  ge* 
Wühnlicß  abgcruntcteit  glügeln  unb  furjem  ober 
langem,  gcrabe  abgeichnitteneni  ober  gerunbetem 
Sdgoanj,  gehört  bie  Sperbercule  (galleneule, 
Gulenfalte,  Surniaulula  L.,  gig.6  berSafel),39 
bi«  42  cm  lang,  76 — 81  cm  breit,  mit  breitem,  nie* 
brigem  Kopf,  platter  Stirn,  fdjmalem  ©efid)t  ohne 
geberlreis  um  baä  Auge,  jiemlid)  langen  glügeln, 
langem,  leilförmigem Schwan}.  Ja«  ©eftdjt  ift  weiß- 
grau mit  fchwarjem  Streifen  Bor  unb  hinter  bemOhr, 
Scheitel  unb  Dberfeite  ftnb  braunfehwar  j , weiß  ge* 
fledt,  ©aden  imbKcßte  weiß.llntcrfeite  weiß,  fdjwarj* 
braun  geftreift  ober  gefperbert;  Schwingen  unb 
Seßwanj  finb  grau.  Weiß  gebänbert.  Sie  bewohnt 
bie  ©olargegenben  ber  ‘Ölten  Seit,  haupt) ächiieh  ©ir* 
lenwalbungen,  erjeheint  bei  unS  nicht  häufig , aber 
regelmäßig  auf  bent  Surdjjun  im  Mär},  April  unb 
im  Oltober,  Weilt  auch  ben  Sinter  bei  uns,  erinnert 
in  ihrem  Auftreten  an  bie  gallen,  jagt  am  lag,  fliegt 
Wie  ein  Seih,  nährt  fid)  hauptiücßlid)  poit  2 entmin* 
gen  unb  niftet  (feiten  in  Seutfchlanb)  in  Slanbina* 
Bien  unb'Jiorbrußlanb  auf  hohen  ©äumen.  gnSJorb- 
amerila  wirb  ftc  burd)  bie  ähnliche  galleneule  (S. 
fuuerea  auf.)  Bertrelen.  Sie  Schneeeule  (Nyctea 


nyctea  L.,  f.  Safel  »Arfiifd>e  fyauna*,  gig.  14),  68 
bi«  71  cm  lang,  146—166  cm  breit,  mit  fteinem, 
fdjmalem  Stopf,  mittellangen  glügeln,  jiemlid)  langem, 
breitem,  abgerunbetem  Schwan j,  unootllommcnem 
Schleier , bid)t  bepeberten  Käufen  unb  3{ben , ift  im 
Älter  op  ganj  weiß,  in  ber  3ugenb  meßr  ober  weni- 
ger braun  geflecft.  Sie  erfehemt  al«  regelmäßiger, 
aber  meift  nicht  hönpfler  SinterBogcl  in  Oftpreußen, 
feiten  in  anbern  Seilen  Seutfdpanbä,  jagt  bei  Sag 
unb  ©acht  Kemminge,  Gid)hörnd)en , größere  ©ögel 
unbgifdje,  brütet  in  ©orbeuropa,  ©orbafien  unb  bem 
norblict)en  ©orbamerila  unb  legt  int  guni  in  eine 
Sertiefung  auf  ber  Grbe  bi«  jebn  Gier.  Samojeben 
unb  Opiaten  effen  ißr  gleifeß.  Ser  St  einlau  i(Sei* 
djen«,  ioteneule,  Sotenbogel,  Sei  eben  hüh«* 
chen,  Klagemutter,  Scheunen*,  Sperling«*, 
Kerdjcutauj,  Käujdjen,  Komm*mit,  Säiditl, 
Athene  noctua  Retz. , Oarine  noctua  Retz. , gig.  4 
ber  Safel),  22  cm  lang,  65  cm  breit,  ift  oben  tief 
mäufegraubraun.  Weiß  geßedt,  im  Öleiicbt  grauweiß, 
am  Unterlörper  weißlich,  braun  gcfleclt.  mit  roftgelb» 
liehen,  weiß  gePedten  isdjwung-  unb  Sefamaitjfebem. 
Gr  bewohnt  Guropa  bis  58°  nörbl.  8r.  (in  ben  3J!it* 
telmeerlänbem  Bertritt  ißn  bie  Heinere,  matter  ge* 
färbte,  unbrutlid)  gefleette  A.  glaux  Sav.)  unb  Mittel» 
nfien,  lebtingelbgehöljen,  Obftgärten,  inStäbtenauf 
liimien,  ®ad)böben,  in  ©ewölben,  hat  burd)  feine 
nächtliche  Stimme  ben  Aberglauben  Btelfad)  beid)äf* 
tigt,  jagt  erft  nach  Sonnenuntergang,  hauptfächlich 
SÄäufe,  auch  glebermäuje,  Spißmäufe,  Sperlinge, 
Serchen,  gnfelten,  nijtet  in  Kohlungen,  auch  in  (Sc- 
häuben, unb  legt  im  April  ober  Mai  1 — 7 Gier,  bie 
baä  Seibdjen  in  14 — 16  Sagen  auäbrütct.  Wobei  eä 
feljr  fep  auf  bem  9ieft  (ißt.  Gr  ift  eine  ber  Bcrftän* 
bigften  G. , benimmt  fid)  in  ber  ©efangenfdiaft  febr 
gefällig  unb  ift  baßer  in  Sttbeuropa  feßr  beliebt.  3it 
ytalien  benußt  man  ißn  jum  ©ogelfana.  ba  ißn  alle 
(leinen  ©ögel  Berfolgen  unb  fid)  auf  fiehnniten  in 
feiner  ©äße  leidjt  fangen  laffen;  aud)  wirb  er  in  ©är* 
ten  unb  im  Jinuä  häufig  gehalten.  Sie 3wergeu!e 
(Sperlingätauj,  3werglauj,  Sannenliiuj- 
dicn,  Alabifcße  Gute,  Glaucidiam  passerinum 
Roie),  17  cm  lang,  41  cm  breit,  mit  geftredteni  Ceib, 
deinem  Kopf,  flarlem  Schnabel  mit  etnem  3aßn  unb 
Ginfchnitt  an  ber  Scßneibe  beä  Dberlieferä,  unbent* 
liebem  Schleier,  lurjen  glügeln  unb  mittellangem 
Scßwanj,  oben  mäufegrau,  weiß  aePcdt,  unten  weiß 
mit  braunen  Sängäpcden,  im  ©efießt  weißgrau,  auf 
glügeln  unb  Scßwanj  weiß  gebänbert;  fie  pnbet  lieh 
in  ©orbeuropa,  ftänbig,  wenngleid)  feiten  in  Oft* 
Preußen,  ben  ©aßnjcßcn  Alpen,  bei  ülltenburg,  häufi- 
ger in  ben  Karpathen,  ben  Stßweijerunb  Ciieneicßi. 
fchen  Alpen,  lebt  in  ©albern , im  Sinter  oft  in  ber 
©äße  ber  Sörfer,  jagt  am  meiiten  in  ber  Dämme- 
rung Mäufe,  Cemminge,  hauptiäd)lteh  Sögel,  ift  feßr 
munter  unb  beweglich,'  babei  poffenßaft  wie  bie  ©acht- 
eulen unb  niftet  in  (johlen  ©äumen  (f.Safel  »Gier  I«, 
gig.  9).  Säalb  tau  j(ffla  um  lau  j,©ranb-,Äaßen- 
eule,  Syrnium  aluco  Boit,  gig.  1),  biä  48  cm  lang, 
100  cm  breit,  tief  grau  ober  leid)!  roftbraun,  auf  beiu 
glügel  ließt  gejeidmet.  am  ©auch  mit  fägeartigen  Stri- 
chen. Gr  bewoßnt  Mitteleuropa  (feitener  im  Offen), 
©otbafrila,  Sübweftafien,  lebt  in  Säälbem,  Berbirgt 
fieß  im  Sinter  am  Sage,  wohnt  auch  gern  in  ©ebäu- 
ben  unb  ©aumhöhlungcn,  ift  äußerfl  liehtfeßeu,  jagt 
faft  ausschließlich  Manie  unb  frißt  Biele  Staupen.  3in 
Märj,  Slpril  ober  Anfang  Mai  niftet  er  in  Saum* 
hößlungen,  im  ©emäucr,  unter  Sachern  je.  unb  legt 
2 — 8 Gier  (f.  Safel  »Gier  I« , gig.  10).  Kaum  eine 


Eulen 


1- Waldkauz  iSymium  aluco).  >«.  — 2.  Schleiereule  (Strix  flamme*).  — 3.  Sumpfeule  (Asio 
acopitrinusi.  *•*.  — 4.  Steinkauz  (Carine  noctua).  *.«.  — 5.  Uhu  (Bubo  bubo).  »*.  — 6.  Sperbereule 

(Nyctea  ulula).  » ». 

Meyers  Konv.  - Lexikon , 6.  AuJI.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  .Eulen'. 


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159 


Gulen  (Df|reuten,  Schleiereulen). 


enbre  Eule  wirb  bom  Rleinoeflügel  eifriger  «erfolgt 
aU  ber  Salbtauj;  in  ber  Gcfnngenfihaft  wirb  er  fegr 
jflbnu 

3»benCt|reuten  ober  U b u 8 (Buboninae),  mit 
großem,  breitem,  flachem  Kopf,  ftarlem,  faft  baud)i- 
gern  Schnabel,  großen,  erettdm  Ohrbüfcheln,  unoolt- 
ftänbigem  Soleier,  mitteUangen,  ftumpfen  gtügeln 
unb  hirjcm,  faft  gerate  obgefebnittenem  Schwang.  ge- 
bart tcr  Ufcu  (Scßuhu,  tOtitiu, Ülblereule,  Gauf, 
'.i u',  Bubo  babo  L.,  B.  maiimus  Sibb.,  gtg.  6).  Sr 
wirb  77  cm  lang  unb  176  cm  breit,  ift  auf  ber  Ober- 
feite  bunlel  roftgelb,  feßroarj  geflammt,  an  ber  Kettle 
gelbltihweiß,  auf  ber  Unterfeite  roftgelb  mit  feßwarjen 
£ängeftreifen;  bie  OfjrbQicbel  finb  fchwarj.  Schwung- 
unb  Sdttoangiebern  braun  unb  gelb  gezeichnet.  Ser 
Utu  finbet  )td)  in  gan.j  (Europa  in  großen  Salbungen 
unb  Gebirgen,  in  Seutjcplanb  befonberd  im  Morb* 
uftrn  unb  im  baprifdien  Hochgebirge,  bisweilen  auch 
tn  ber  Mälje  bed  SRenfchen,  ift  (ehr  Wlitrnb  unb  feheu, 
hpt  bei  lag  regungdtod  in  Höhlungen  ober  auf  hohen 
Säumen . jagt  naditä  Hofen,  (Enten , Häfmcroögel, 
Öänie.  3iaben,  Krallen,  auch  ©uffarbe  unb  3get,  mcift 
aber  Matten,  SRäuie  fowie  Mrptitien  unb  3«feMen. 
Sein  bumpfed,  Weithin  hörbared  »©ußu«  lägt  er  na- 
mentlich in  grühjahrdnäd)ten  ertönen.  Er  niftet  im 
SRär}  unb  Sprit  in  Höhlungen,  Gebäuben,  auf  bem 
flachen  ©oben,  auch  im  {Röhricht,  legt  2 — 8 Eier  (f. 
Safel  -Eier  I- , gig.  ä)  unb  pflegt  oie  jungen  mit 
atögler  tHnhängliehfeit  felbft  noch  in  ber  Gefangen- 
fchaft.  Er  wirb  Bon  allen  ©ögeln  oerfolgt;  in  ber 
Getcmgenfcbaft  hält  er  mehrere  3ahre  aud,  pflanjt 
fnh  auch  fort,  ift  aber  feftr  fchwer  jähmbar;  man  bc- 
nupt  ihn  ald  Sodoogel  auf  ber  3agb.  Sie  Salb- 
cbreute(Oht«,Horn«,gueh8-,91anseule,Asio 
ctos  L.,  Otas  verus),  35  cm  lang,  98  cm  breit,  fd|lan> 
ter  nie  ber  Uhu,  mit  langem  glügeln  unb  Chrbüfdjeln, 
jeljr  audgebilbeiem  Schleier  unb  fflrjem  (lüften,  ift 
ähnlich,  aber  heller  gefärbt  ald  ber  Uhu.  finbet  fid)  in 
ganj  Europa,  Korb  unb  fflittelafcen,  Morbafrifa  nur 
imSalbe,  lebt  gefellig,  jagt  wie  bcrUhu,  fängtSKäufe, 
fetten  Sögel,  ftreuht  tm  wlär}  unb  Ottober  weit  um- 
ber,  geht  bid  ynbien,  brütet  tm  ©tärj  bis  3uni  unb 
legt  in  oertaff ene  Weiter  anbrer  Sögel  üier  Eier  (f.  Sa- 
fe! »Eierl«,  gig.  7).  Mur  in  Muftralim  fehlt  bie 
Sumpfeule  (Mohr-,  3Roor<,  ©ruth-,  ©ranh-, 
Kohleute,  Asio  accipitrions  Pull.,  Otus  brachyo- 
tua  L.,  gig.  8),  bie  ber  oorigen  fehr  ähnlich,  aber 
burch  einen  fleinem  Kopf,  furje  Chrbiifchel,  bie  ocr- 
bältoidmäßig  langen  glügel  unb  bie  blaßgelbcGrtmb- 
färbe  oon  ihr  unterfchieben  ift.  Sie  wirb  36  cm  lang, 
98  cm  breit , ber  Schleier  ift  weißlichgrau , bie  Kopf- 
imb  Mumpffebem  finb  mit  fd)Warjen  Sdmftflrictien 
g-jeiinet,  bie  Schwingen  unb  Schwanjfebem  grau- 
braun gebänbert ; fte  ift  in  ber  Sunbra  fehr  häufig, 
lieht  eni  Sinter  bis  Morboftafrifa  unb  3nbien,  burch 
Xcutfchlanb  im  September,  Cftobcr,  ffllärj  unbSlpril, 
bletti  i tättwil cn  auch  über  Sinter  bei  und,  niftet  auch 
niefet  feiten  im  Sptril  unb  Slai  bei  und,  ftpt  am  Sage 
irr  icn  Grad  unb  Schilf,  jagt  nachte  ©laufe,  ©laut- 
würfe,  Semminae,  auch  wohl  Sögel  unb  legt  auf  ben 
©oben  im  SKai  8 4 Eier.  Sie  3>»ergohreuIe 

(G  t rtauj,  Pisorhina  [Ephialtea]  scops  L.),  IS  - 
IS cm  lang,  46  — 51  coi  breit,  auf  ber  Cbcrfeite 
rotbräunlich,  fchwärjlidj  gewäjfert  unb  tängägeftreift, 
auf  bem  glügel  weiß,  m ber  Schullcrgegenb  röllid) 
geiihuppt,  aut  bei  Unterfeite  braunroflgelb  unb  grau- 
weifl.  mit  imöeuUnhem  Schleier  unb  mcueUaitgen 
%berohren,  lebt  in  Sübturooa,  Morbafrita,  Seft- 
ajien,  im  norbwef (liehen  3>>bien,  cvfchoint  noch  m 


Steiemtarf,  Miebrröftcrrcid),  feiten  in  Seutfehlanb  unb 
Weilt  in  Europa  bon  Sprit  bid  Ottober,  Sie  ftebelt 
ftch  oft  in  unmittelbarer  'Jlähe  best  ©lettfihen  an,  jagt 
Meine  Sirbeltiere  unb  Söget,  niftet  in  ©aumböhlen, 
legt  Meine,  runblicpe,  Weiße  Eier  (f.  Safel  »Eier  I«, 
gtg-  8)  unb  hält  fuß  gut  in  ber  Gefangmfehaft. 

3“  bm  Schleiereulen  (Striginae),  mit  jiemlich 
langem  Hol®,  großem,  breitem  Kopf  ohne  Chrbüicbel, 
öollftünbigem,  breiedig-herjfönttigem  Schleier,  rela- 
tio  langem,  an  ber  Spipe  bed  Unterfieferd  leicht  aud- 
geterbtem  Schnabel,  Meinen  Vlugen,  fehr  großen  glü- 
geln,  mittetlangem  Schwanj,  hohen,  fchwochen,  ipär- 
lich  bcficberten,  unten  nur  mit  feinen  ©orftenfebeot 
beMeibetengüßen  unb  langen,  bünnen  Krallen,  gehört 
bie  Schleiereule  (glommen-,  ©erl-,  Golb-, 
Surm-,  Kirchen-,  Klag^.Sihnar^eule,  Strix 
flammea  L.,  gig.  2),  32  cm  lang,  90  cm  breit,  auf 
berDberfeite  buntel  afdtgrau,  mit  fehr  Meinen,  fehwar- 
jen  unb  Weiften  Sängdfltden,  auf  bcrUnlerfeite  buntet 
roftgelb,  braun  unb  weiß  gefledl  ; ber  Schleier  ift  roft- 
färben,  bie  Schwingen  ebenfo,  auf  bet  3nnenfahne 
weidlich,  bunMer  gebänbert,  auf  ber  Sufjenfal)ne 
bunlel  gefledt,  bie  Schwan, ifebcrn  roftgelb,  febwarj- 
lieh  gebänbert,  an  ben  Spipcn  weißlich;  ber  guft  ift 
fchmupig  blaugrau.  Sie  lebt  in  ©littet«  unb  Süb« 
europa  unb  Slorbafrila  in  altem  Gemäuer,  hält  )t>h 
am  Sage  berborgen.  jagt  in  ber  Macht  auf  ©laufe, 
Spipmäufe,  neine  ©ögel,  3nfetten,  trägt  oft  bebeu- 
tenbe  Sorräte  jufammen,  nimmt  in  ber  Mot  aucb'Jlad 
an,  fdhreit  wibertich,  h<i[cr  treifchenb  unb  niftet  im 
Sprit  bid  3uti  in  einem  paffenben  SBinlcI  bed  Ge- 
mciuerd,  inHotftein  in  ber  Gicbelfpipe  großer  Scheuem, 
wo  fie  bom  fianbmann  gefchüpt  wirb.  3n  ber  Gcfan- 
genfthaft  Wirb  fie  fehr  (ahnt  unb  ergöpt  burch  ihre 
merfwürbigen  ©ewegungen  unb  Grimatfen. 

©ei  ben  altm  Griechen,  namentlich  in  Sthen,  galt 
bie  Eule  alb  ein  ber  71tt)ene  heiliger  Sogei  unb  bem- 
na<h  ald  Serfünbertn  bed  Glüdcd.  Sie  würbe  hier 
ftetd  neben  biefer  Schupgöltin  ber  Stabt  abgebilbet, 
unb  fowohl  auf  bm  atheniiehen  ald  auf  ben  Kolonial- 
inünjen  nahm  Tie  ihren  $lap  neben  bem  Kopf  ber 
SaHad  ein  (f.  Safel  »©lünjen  I«,  gig.  2).  SBegcn 
ihtedSufenthnlld  an  emfamcn  Orlm  unb  ihres  nächt- 
lichen UmberftblocifenS  galt  fie  jugleid)  all  Stimbol 
bed  liefen,  uneroittblichen  Stubtumd.  Sic  ©Iptbe 
läßt  bei  ben  Griechen  bie  Eule  aud  einer  Serwauö- 
lung  ber  Millilitern  mtflanben  fein.  Sa  fid)  ihr  ©ilb 
in  Stben  fehr  häufig  fanb,  fo  hieß  bad  Sprichwort 
»E.  nach  Slben  tragen«  (grieeft.:  glauka  eis  Athe- 
naa)  fooicl  wie  etwaä  Unnöliged  Berridtten.  Segen 
ibred  ndaitlidicit  Sreibend  erhielt  bie  Eule  aber  auch 
eine  bänionifd)e,  infernale  ©ebeutemg,  fie  Berfünbet 
Unheil  unb  ben  Sob;  berwünfd)te  Scelm  müjfm  in 
Geftalt  Bon  E.  umherirrm.  3«  ber  diriitlichen  Kunft 
warb  oie  Eule  junt  Spmbot  ber  fatfehrn  Scidbeit 
unb  irbifchm  Sorheit;  ein  Rteuj  auf  bem  Kopf  einer 
Eule  bebeutet  baber  ben  Sieg  bed  Kteu  jed  über  bie 
geinbe  Ehrifti.  Sie  Stimme  ber  E.  (althodtbeutfch 
uwida,  SerfieinemngdwortBonuwo,  »bieHtuIenbe«) 
hat  )u  Bieten  Sagm  Bon  ber  Wilbm  3aqb  Seranlaf- 
fung  gegeben.  Sie  Machteulen  fangen  ben  Kinbcm 
bad  ©lut  aud  (bie  Macht  nimmt  ber  Sonne  bie  garbe) 
ober  erftiden  fie  (baher  strix  Bon  stringere).  Se- 
gen feiner  fonberbarm  Gtbärben  ift  ber  »närrifche 
.Hau;«  befannt,  unb  an  bad  Komifche  reiht  ftch  bad 
'Jlcdildie  (Eulenfpiegel).  fluf  bem  ©ogetherb  Wirb  bie 
Eule  öenupt,  um  Gimpel  unb  anbre  Heine  Sögel  an- 
juloden,  baper  »femanbem  eine  Eule  fepen« , fooiel 
Wie  ihn  hetrügm. 


160 


Giueit  (Schmetterlinge). 


©ulcil(Gu(enfafter,S?aeßlfaltcr,Noctuidae), 
ffamilie  ber  Schmetterlinge,  meift  fleinere  f)nlter  ton 
meift  grauer  ober  brauner  Särbung,  mit  langen,  bün* 
nen , borfle nf önnigen , beim  SJtännehcn  juroeilen  ge* 
lammten  Ruht  ein,  großen  Klugen,  ftet«  beutliiben 
Siebenaugen,  ftarf  entwidelterSioll  junge  unbTaftem, 
langen  Seinen,  ftarfen  Sporen  an  ben  Schienen  unb 
mäßig  großen , in  ber  Stieße  baeßförmigen  klügeln, 
ton  benen  bie  torbem  meift  fcßmal  unb  mit  jwei 
beutlicßen  Sieden  oerfeßen  finb.  Sie  galten  fid)  am 
lag  Oerftedt  unb  geben  bei  einbredienber  Stadit  ihrer 
©liitennaßrung  naeß.  TaS  Säeibeben  feht  ttöbrenb 
bcS  lebhaften,  febniirrenben  Slug«  feine  Gier  ab,  unb 
bie  meift  ltifüßigcn  unb  nadten  Staupen  leben  baber 
faft  nie  gefeUfdjaftlirfj.  Sie  nähren  fid)  meift  bon 
Rräutem  unb  oerpuppen  fid)  unter  ber  Grbe,  feltener 
jwifeßen  ©liittern.  Tie  überall  berbreitete  fyamilic 
umfaßt  etioa  2500  Klrten,  bott  benen  gegen  1000  auf 
Guropa  fommen.  1 . Gruppe  cSpinnerartige  G. 
(Bombycoidca),  meift  peljig  ober  mollig  behaarte, 
träge  Salier  unb  fpinnerartige,  haarige  Staupen.  Tie 
Klmpfereule  (Acronycta  rumicis  85  mm  breit, 
auf  ben  Sovbetflüqeln  graubraun,  fdnoarj  unb  weiß- 
lid)  mit  weißem  SBinfclfled,  erfdjeint  im  3Kai,  3uli, 
Kluguft  unb  legt  ihre  Gier  einzeln  an  bie  oerfeßieben* 
ftcu  ©flanjcn.  Tie  fchr  gefräßige  Saute  ift  feßroarj 
mit  einer  Seihe  jinnobcrrotcrSnöpfcßcn,  weiften,  gelb- 
lichroeijjen  unb  roten  Sieden  unb  auf  grauen  ©tarjen- 
reiben  graugelb  behaart.  Sie  erfdjeint  im  SWai  unb 
September  bi«  Slooember.  Tie  oom  fctjiuar je,  hinten 
rotbraune  Suppe  ruht  in  einem  geleimten  Gefpinft 
unb  überwintert.  Ter  ©laufopf  (Srillennogel, 
Diloba  coeruleoccphala  Oclwh. , f.  Tafel  »Garten- 
feßäblinge  I«,  S'ü-  (>),  40  mm  breit,  graubraun  mit 
brei  meißgrünen,  jufamntenflicßcnbengieden  auf  ben 
©orberftiigeln  unb  grauen,  am  3>incnwinfel  fledig 
braunen  Hinterflügeln,  legt  im  £>erbjt  feine  überwin* 
temben  Gier  eiitjem  an  Cbftbäume.  Sie  Slaupcn  be* 
freffen  bie  Rnoipcn  unb  rieten  oft  großen  Scßabcn 
an;  fie  finb  graugrün,  blafjgeib  geftreift,  Wargig.  ein- 
jeln  behaart!  mit  bläulichem,  feßwarj  gefledtem  Ropf, 
unb  (pinnen  ftd)  imSuni an SKauem. Zäunen, 9auut* 
ftämnten  ein.  Ser  Schmetterling  erfd)eint  Gnbe  Sep- 
tember unb  fpater. 

2.  Gruppe:  eigentliche  G.  (Noctnne  genuinae), 
glatt  behaarte,  lebhafte  unb  fdjeue  Satter,  meift  gan j 
nadte,  oft  feßön  gefärbte  Slaupcn,  bie  gewöhnlich 
nndjtS  freffen  unb  am  Sage  in  bie  Grbe  fdilüpfen. 
Tie  Kldereule  (SJinterfaatcule,  Agrotis  sege- 
tumi-’uft.,  f.Iafel  «Canbwirtfcßaftliiße  Scßäblinge  II«, 
Sig-  3),  48  mm  breit,  mit  lidtt  gelbbraunen,  grau  ge* 
jledten  ©orbetflügeln  unb  weißen,  beftäubten  Hinter- 
flügeln,  finbet  fieß  in  ganj  Guropa,  einem  großen  Zeit 
Klften« , in  Sübafrita  unb  91orbamerila , fliegt  bei 
unS  bom  SJl.u  bi«  Slooember  unb  legt  ihre  Gier  an 
©ffmijenabfätle  ober  am  ©oben  liegenbe  ©lätter;  bie 
faßte,  erbfaßle,  reichlich  mit  Grau  unb  etwas  Grün 
gcmifchte,  ftarf  glänjenbe  91aupe  erfeßeint  im  ffuli, 
überwintert  jiemlicß  erwaeßfen,  fcßäbigtnacßtS  Samen, 
beete  aller  Ktrt  unb  Getreibe,  ölfaaten,  Stäben,  Rar* 
löffeln,  Sicßtenfaaten,  hält  fich  am  Tage  an  ober  in 
ber  Grbe  berborgen  (baher  Grbraupe,  SBurjcl* 
raupe)  unb  Oerpuppt  fid)  im  Slpril  in  einem  jcrfal- 
Icnben  Grbfofon.  Sieben  biefen  werben  noch  mehrere 
anbre  Kldereulcn  ben  Saaten  in  ähnlicher  Seife  Oer* 
berblid),  inbem  fie  niißt  bie  feinen  SBuruln  freffen, 
fonbem  bie  jungen  ©flanjen  über  ber  Surjel  teil« 
bon  unten,  teil«  bon  oben  angreifen  unb  in  Stäben 
unb  Rartoffeln  Söcßer,  Wie  bcr  Gngcrling,  rnadjen. 


A.  exelamatioms  L. , f.  Tafel  »Canbwirtfcßaftließe 
Scßäblinge  II«,  S'g-  4),  40  mm  breit,  auf  ben  Sor* 
berflügeln  rotlicßgrau  bis  bunfelbraun  mit  feßwarjen 
Cuerftreifen  unb  3apfenfled,  beim  SRänncßen  weißen, 
beim  SSeibcßen  brauitgrauen  Hinterflügeln,  fliegt  im 
3uni  unb  3uti.  Tie  icßmußigbraime,  feßwarj  punf* 
tierte  Staupe  mit  bleicßer  Stüdenlinie  wirb  wie  bie  bo* 
riae  fcßäblicß.  Gine  berwanbte  Gute  au«  Sumatra 
(Noctua  apecies)  jeigt  Tafel  »Schmetterlinge  II«, 
Sig.  18,  bie  Hausmutter  (Sauerampfereule, 
Tnphaena  pronuba  L.),  60  mm  breit,  auf  ben  Sor* 
berflügeln  graubraun,  ließtgrau  gefledt,  mit  hellgrauer 
innerer  SJiafel,  auf  ben  Hinterflügeln  orangegelb  mit 
fdnoarjbrauner  Stanbbinbe,  fliegt  im  Jtuni,  3uli,  fipt 
oft  in  H>iufern  oerborgen,  legt  ißre  Gier  an  Sauer- 
ampfer, Salat,  Kluritein,  ©eilcßen,  Ceufojm,  Roßl. 
Tie  oberfeitS  graubraune,  unterfeitS  ßeücre,  mit  ßcl* 
lern  unb  bunflcrn  Cinien  gejeießnete  Staupe  rießtet 
befonberS  in  Gemüfegärten  unb  an  Kturileln  Scßaben 
an  unb  nerpuppt  ftd)  im  SSai  in  einem  jerbreeßließeu 
Stofon  ht  bcr  Grbe.  Tie  Roßleule  (Herjwurnt, 
Mamestra  brassicac  L.,  f.  Tafel  »Canbwirtfcßaftlicße 
Scßäblinge  II«,  Siß-  5>-  40  mm  breit,  mit  bunlel* 
braunen , gelb  unb  icßloarj  gefeßedten  Sorberflügeln 
unb  weißlichem  Stierenfledauf  benfelben,  gelblich  grau* 
braunen  ^interflilarln  mit  hellem  Sdiicß  oor  bem 
Snnenwinlel,  ftarfem,  boppeltem  Ramm  auf  bent 
SJlittelrüden  unb  frallenartigfm  Tom  am  Gnbe  ber 
©orberfdiienen,  fliegt  oom  SJiai  bis  Gnbe  Kluguft  unb 
legt  ihre  Gier  an  fioßlarten,  Salat,  Rücßengewädife ; 
bie  4 cm  lange  Staupe  ift  grün  ober  braungrün  mit  ßel* 
lernt  Seiten*  unb  bunllerm  Stüdenftreijen,  oerwüftet 
iitt  3uli,  September  unb  Ottober  bie  Roßllöpfe,  frißt 
ftd)  bis  ins  S>ett  berfelben  ein  unb  geht  and)  Siunfel- 
riiben,  Tabaf,  Georginen  an.  Sin  ifjrettt  fejßmußigeu, 
fieberigen  Rote,  ber  bie  befallenen  Stellen  in  fyaumiS 
»erfejjt,  ift  fie  leicßt  erfennbar.  Tie  ©uppe  ber  jweiteti 
Generation  überwintert  in  ber  Grbe.  TieGemüfe* 
eule  (M.  oleracea  L),  40  mm  breit,  auf  ben  ©orber* 
flügeln  fcßmaaqrau  bi«  rotbraun  mit  weißer  ©eUctt* 
linte,  gelbem  Sherenfled,  grauweißem  Stingfled  unb 
bunfeloraunent  Rapfen fled,  auf  ben  Hinterflügeln  bun* 
felgrau,  fliegt  int  SRai ; bie  Staupe  ift  graugrün  ober 
rötlicßgrau,  oberfeitS  buttfel,  an  ben  «eiten  gelblich 
geftreift.  Sie  lebt  auf  unb  im  Roßt,  Ropffalat,  Grb* 
fen,  ©ohnen,  Stäben,  Spargel  tc.  unb  oerpuppt  ftd) 
im  Sluguft  in  ber  Grbe.  Tie  Ottedeneule  (Hodens 
basilinea  Wiener  Yerz.,  f.  Tafel  »2anbWirtfd)aftIid)e 
Scßäblinge  II«,  ffig.  6),  40  mm  breit,  auf  ben  ©or- 
bcrfliigeln  roftbraun,  mit  großem  Stiitg-  unb  Stieren* 
jled  unb  einem  aus  ber  SJiitte  ber  glügelwurjel  ent* 
fpringenbett  feßwarjen  Straßl  fowie  glänjenb  gelb- 
braunen, fauntwärtS  unb  auf  ben  Stippen  bttnflera 
Hinterflügeln,  am  ©orber*  unb  H'oterranb  beS  Sdiit- 
telrüdcit«  mit  jWei  geteilten  Scßopfen,  legt  Gnbe  SRat 
unb  3uni  ißre  Gier  an  Grnfer  unb  wirb  bisweilen 
bem  Sioggen  unb  SBeijen  «er  ber  bl  ich,  inbem  fid)  bie 
junge«  Staupen  in  bie  noeß  Weidjen  Römer  einfreffett 
unb  bie  erwaeßfenm,  überwintemben  noch  in  ber 
Scßeune  bie  Römer  jerftörm.  Tie  Staupe  ift  grau* 
braun,  wenig  glänjenb,  auf  bent9iüden  weiß  gejeießnet, 
mit  rotbraunem  Siadenfcßilb  unb  roter  Klfterflappe, 
unb  Oerpuppt  fid)  im  SBiai.  Tie  GraSeule  (Clia- 
raea«  graminist.,  f.Tafcl  «Canbwirtfcßaftließe  Scßäb- 
linge II«,  gig.  2),  32  mm  breit,  mit  olioenarünliehen, 
feßr  Oeränberlid)  gejeießneten  ©orber*  unb  gelblich* 
grauen,  naeß  ber  Surjcl  ßin  ßellem  Hinterflügeln, 
legt  im  3uli,  Klugufl  ißre  Gier  an  ben  Gruttb  ber 
GrnSftengel  ober  ©lätter.  Tie  glänjenb  graubraune 


4 


©ulenberg  — ©ulenburg. 


1C1 


Raupe  beraüflet  bie  SSiefen  befonberS  in  Rorbame- 
rita  unb  Stanbinabieri,  ober  auep  inSlorbbeutfiplaiib, 
libermintert,  ießt  im  grüpjnpr  ipr  3erRörungSaerf 
fort  unb  uerpuppt  R<P  im  3 uni  [lad)  unter  ber  Grbe. 
Tie  Raupe  bet  Lencania  extranea  Ochsenh.  (a  nt  e < 
ritaniidper  §ecraunu)  Bevpeert  in  Siorbamerifa 
Siefen  unb  manbert,  ttetm  tiefe  fapl  gefreffen , in 
bidjt  gebrängten  Separen,  oft  in  brei  Scpiepten  ü6er» 
nnanbtr.  and)  auf  Sioggen»,  SRaiS»  unb  Sorgpuut- 
felber.  Tie  gute  [eßt  tpre  Eier  int  3uni  unb  3u!i 
an  SraSpalme , unb  man  brennt  bespalp  hn  Spitt» 
berbft  bie  troefnen  ©raSRoppeln  ab,  um  bie  überain- 
temben  Gier  ju  jerftoren.  TieÄieferneuIe(gorl» 
eule,  Trachea  piniperda  Esp.,  f.  Tafel  »gorftinfef* 
ttn  I«,  gig.  1),  3V  mm  breit,  mit  porppprroiem  Kopf, 
Tboror  unb  BorberRügeln,  (ehr  bunt  unb  oeränber» 
lieb,  juuxilen  blnffer  bis)  grünlichgrau,  mit  acißlicßen 
■Kofeln.  am  £>interranb  gelbticp,  mit  buntelbraunent 
»interleib  unb  jjinterflügetn , fliegt  bom  SRärj  bis 
Kai  unb  legt  ipreGieranSttefemuabeln.  Tie  [(pinnte, 
gntne,  meiß  unb  orange  geftreifte  Raupe  finbet  Rdß 
rat  guni  unb  Juli  in  jriefembejtänben,  greift  ben 
ÜRoitrieb  an,  boprt  iiep  auep  tief  in  benfclben  pinein, 
fpinnt  in  ber  3ugenb  meprere  Rabeln  jufantmen  unb 
frißt  bte  Rabeln  Bon  ber  Spiße  bis  jur  Sepeibe  ober 
bteie  aud)  mit  Sie  oerpuppt  ftd)  im  Juli  unter  SRooS, 
Streu  ober  in  ber  Grbe  opue  ©efpinft.  Tie  $ tippe 
überwintert.  Tie  ftiefemeute  pot  aieberpolt  bebett- 
tenbe  Berpeerungen  ongeridptet. 

3.  Sruppe  :3pannerartige@.  (Noctuae  geome- 
triformes),  galter  mit  breiten,  großen  glügeln,  Statt» 
pen  mit  oerfümmerten  oorbent  Bauchfüßern  Tie 
gelbulmeneule  (Cosmia  diffinis  Ochsenh.),  25  mm 
heit,  mit  jaei  grojjctt  aeifien  gleden  am  gelbgrauen 
Sorbe rrnnbe,  bte  in  jaei  Oucrtinien  auslaufen,  bon 
betten  bie  pintere  jtarf  gebroepen  ift.  Tie  geibgrünc, 
weiß  liniierle  Staupe,  mit  fepaarjbraunem  Stopf  unb 
braunem  Radenfdpelb,  lebt  auf  Rüftem.  Tie  fipfi» 
loneule  (.©amnta,  Biftolenbogel,  Plusia 
gamma  L ),  42  um  breit,  mit  graubraunen,  buntel 
marmorierten,  melallifchfipimmembenBorberilügelit, 
emi  benrn  ein  RIber»  ober  meffingfarbetteS  y ober  y, 
bellbraunen,  an  ber  Saumpälfte  bmbenartig  buntlent 
HinterRügeln,  auf  bent  Xporaj  mit  priiepem  Sepopf 
unb  aut  Cent  Hinterleib  mit  aufgendpteten,  bunflem 
gaarbüiepeln,  finbet  fiep  in  Guropa,  Viftett  bis  Japan, 
tn  Rorbafrifa,  ©rönlanb,  Jtorbamerita,  fliegt  ju  jeber 
lagesjett  nom  grüpling  bis  Herbft  unb  legt  ipte  Gter 
an  alle  traurigen  Bflanjen  (niept  an  ©reifer).  Tie 
grüne,  Beiß  unb  gelb  geftreifte,  fcpiuad)  borftenpaarige 
Raupe  frißt  audp  am  Inge,  ritptet  biSaeilen  an 
glaeps,  Hanf,  Raps,  fiopl,  Grbfen  unb  3udcrrüben 
Sebabeu  an  unb  überaintert  unb  berpuppt  fiep  in 
einem  lofen,  wolligen  ©efpinft  an  irgenb  einer  BRan je 
BiSaeiten  überaintert  auep  ber  Sepmetterling,  unb 
rat  3apre  fepeinm  brei  ©enerntionen  borjufommen. 
Gute  oeruanbte  ©olbeule.  Plasia  concliu  L.,  geigt 
Zofef  »Scpme  tterltnge  I«,  gig-  31,  baS  Rofttreuj, 
Jupidea  Celsia  Ochsenh. , gig.  30.  Ü6er  bie  ©at< 
tune;  Catocala  Ochsenh.  f.  -Orbcnsbanb.  itltS  ©e» 
gtnmittel  bei  Beraüftungen  burd)  Gulenraupen 
»leibt  nieptS  übrig  als  Beacpmng  ber  CebettSBeife  ber 
befonberS  mit  ber  interne  unb  8c» 
aajung  btS  UmftanbeS,  baß  fiep  maitcpe  gern  perab» 
Me»  taffen,  fobalb  Re  geftöri  merben.  Sepiupfmefpen 
iteSen  ben  metften  ftarf  nadp;  nud»  aerben  Re  non 
Sögete  unb  3nfeftenlaroen  angegriffen. 

Calenberg,  Hermann,  S)iebijiner,geb.20.3uli 
1814  in  Dtulpeim  a.  3tp.,  geft.  4.  Dtt.  1902  in  8onn, 

•cfttf  Mauo.»2ttfton,  6.  8lu{!.,  VI.  ©b. 


[ fiubierle  feit  1832  in  Bonn  unb  Berlin,  lieft  Rdj  als 
'timt  in  iennep  nieber,  aurbe  1846t|}ppRlii8  in  Bonn 
unb  pa6ililierte  fiep  pier  als  Briontbojcnt  für  geriept» 
Ii(peSRebijin  unb  Vlrjneimittellepie.  1850  ging  er  als 
BpüRfuS  unb  SMebijinalrat  am  SRebijinalfoilegium 
ttad)  Äoblenj.  Gr  befepäftigte  Rep  pier  mit  Sfropf  uttb 
Kretinismus  unb  feprieb  mit  SÄarfelS : «3ur  patpo» 
logiRpen  Wnatontie  beS  Kretinismus«  (ffießt.  1857); 
auep  begrünbete  er  mit  Grlcnmeper  boS  »SVorreiDon- 
benjblatt  ber  Teutf^en  ©efetlfepaft  für  Bfßepiatrie 
unb  gerieptli^e  SRebijitt«.  1860  luurbe  G.  atS  Sic 
gicntngS»  unb  SRebijtnalrat  naep  Köln  berfept  unb 
aibmete  Rep  nun  mepr  unb  mepr  ber  öffentlichen  ©e» 
[unbpeitSpflege.  1870—87  aar  er  Bortragenber  9iat 
im  Kultusminifterium  unb  187 1 SSitglieb  ber  aiffett. 
fcpaftliepen  Tcputation.  Seitbem  lebte  er  in  Bonn.  Gt 
feprieb:  »Tie  iepre  bon  ben  fepitbliepen  unb  giftigen 
©afen«  (Braunfepa.  1865);  »TaS  Tiebijinaltueiett 
in  Bteufieit«  (Sicubeavbeitung  beS  Hornfepen  SBerteS, 
Berl.  1874);  »Hanbbuep  ber  ©eioerbeppgieine«  (baf. 
1876);  »Hanbbuep  beS  öffentliepen  ©ciunbpeitsiue- 
fenS«  (im  Berein  mit  gaepgenoffen,  baf.  1881—82, 
2 Bbe.);  »SepulgefimbpeitSlepre«  (mit  Baep,  baf. 
1891;  2.  «ufi.,  baf.  1900);  auep  rebigierle  er  1871 — 
1890  bie  »SiertelSiaprSfeprift  für  gerieptliepe  SRebijin 
unb  bffcntliepeS  SanitatSaefen«. 

Culenburg,  1)  Botpa  Httnricp,  ©raf  bon 
©.»Süiilen,  preuß.  Staatsmann,  geb.27.Tej.  1804, 
geft.  17.  Slpril  1879,  SIRitglieb  ber  Slanbcsoenoaltung 
beb  HerjogtumS  SepteSaig  aüprenb  beS  SBaffettftiU» 
Raubes  (25.  «ug.  1849  bis  lö.^uli  1850),  feil'Jluguft 
1850  Bräfibent  ber  Regierung  ju  SNariemoerber, 
SanbtagSmarfepaU  unb  Cberburggraf  bon  fSrcußen, 
präfibierte  1855  — 58  bem  SibgeovbnetenpauS,  aar 
feit  1864  SRitglieb  beS  HerrenpaufeS,  1867— 78  auep 
Sieicpstagsimtgtieb  unb  mürbe  im  September  1874 
Briifibent  ber  StaatSfepulbcnberaaltung. 

2)  griebriep  Sllbretpt,  ©raf  bon,  pteuß.  SRi» 
nifter.  Beiter  beS  borigen,  geb.  29.  3uni  1815  als 
Sopn  beS  ©rafen  griebriep  (geft.  1845),  geft.  2.  3 uni 
1881  in  SepiSneberg  bei  Bcrltn,  feit  1849  Hilfsarbei- 
ter int  SRinifterium  beS  gitnent,  trat  1862  in  ben 
bipIomatifepenTienft  über,  toarbpreuRifeperSeneral» 
lonful  in  Rntmerpen  unb  1858  in  Süotfepau,  beglei- 
tete im  Ortober  1859  bie  oftaRatifepe  Gjpcbition  als 
bebottmäiptigter  SRiniRer  bei  ben  öbftn  bon  Gpina, 
Japan  unb  Siant  unb  feploß  grcunbfepaftS  • unb 
ÖaubclSbcitrage  ab  mit  Japan  (24.  3an.  1861)  unb 
Gpina  (2.  Sept.  1861).  Siaep  Guropa  jurüdgefeprt, 
übernapm  er  8.  Tej.  1862  im  SRinifterium  BiSmaret 
baS  Jnnere,  aar  in  ben  KonfliftSjapren  eine  Stieße 
BiSmurdS,  aber  bet  ben  Rbgeorbnctcn  menig  beliebt. 
SJaep  1866  aar  bie  Ginorbttung  ber  1866  annulierten 
fiänber  in  baS  prcufjifepe  BeraaltungSfpftem  feilte 
Hauptaufgabe;  1872  begann  er  bie  feit  langem  ge» 
forberte  BcraaltungSrefonn,  lieft  R<P  ober  ju  ben 
Reformen  mepr  breingm,  als  baR  er  fclbft  bie  Jni» 
tiatioe  ergriff.  BIS  BiSmaret  feiner  Stabte»  unb  ®c» 
tueinbeorbmmg  bie  3uftimmung  oerfagte,  forberte  er 
feine  Gntlaffung,  bie  er  30.  SReivj  1878  erpielt.  Seine 
Briefe  aus  DftaRen  gab  ©raf  BP'üpP  ju  G.«Htrtefelb 
in  »Dftafien  1860  — 1862  itt  Briefen«  (Berl.  1900) 
perauS,  feine  Reben  fiub  in  »3*pn  3aprc  innere  Bo* 
litt*  1862  — 1872-  (baf.  1872)  gefammclt. 

3)  Botpo,  ©raf,  preuß.  SRinifler,  geb.  31.  3uli 
1831  als  Sopn  bon  G.  1),  Rubierte  bie  Rechte,  toarb 
Sanbrat,  gepörtc  1865—70  teilt  BbgcorbneteitpauS, 
beffen  jaetter  BijepröRbent  er  in  einer  SefRott  aar, 
unb  bem  tonftituterenben  ReiepStag  an.  Bom  ©rafen 

11 


162  Giilcnburg  — Gutenfpiegd. 

griebriep  G.  1864  al«  Hilfsarbeiter  in«  fKinifterium  (baf.  1871;  2.91ufl.  1878,  2 Sic.).  SUS  ber®nmbjug 
be«  Jnncm  berufen,  Warb  er  BorlragenbcrSiat,  1869  biete«  Säcrfe«  barf  bie  angeftrebte  innige  ©erbintmnq 
fRcgienmg«prafibenf  in  S5)ie«babcn,  1872  Bejirl«*  non  ©ernenppqfiologie  unbSierrcnpatbologie,  bi«8c 
priiiibent  in  Sieg,  1873  Dberpräfibent  m Vannoucr  griinbung  ber  leptcrn  auf  experimenteller  gorfepung 
unb  al«  Dfaepfolger  feine«  Setter«  31.  ©liirj  1878  mtb  flinifeperBeobaebtung  gelten.  Seine Unterfuepun* 
SRinifler  be«  3nnem,  al«  welcher  er  ba«  Sojialiftcn»  genauipparmarologitepem®cbietbewirttenl874femc 
gefep  im  3tcidi«tag  im  Cflober  1878  nertrat  unb  bie  {Berufung  al«©rofettor  berSrjneimiilellepre  rntbDi* 
Smoattungäreforni  mciler  führte.  DaG.  hierbei  bem  rcfior  be«  pparmarologifcpen  3n[titut«  nad|  ®tei>S 
ffüriien  Bi«mar<J  ju  nachgiebig  fd)ien,  napm  er  im  walb,  non  wo  er  1882  nach  ©erlin  »urttefleprle,  um 
gebruar  1881  feine  Gntlaifung  al«  SKiniftcr,  würbe  fiep  auSfeplicf)Iiepber©raji«unbbcrS)icrncnpalpolo()ie 
balb  Dberpräfibent  non  Veffcn-Slnffau,  aber  naep  bem  ju  wibmen.  Gr  ift  auperorbentlieper  ©rofeffor  an  ber 
Siürttritt  be«  ©rafen  GapriBi  »om  Siiniflerpräfibium  Uninerfität.  ©Iil  3 ölig  u.  a.  bearbeitete  er  für  Gb- 
im  SOiiirj  1892  fflmiilerpräiibent  unb  iitt  Sluguft  ffli*  ftein«  »Vanbbucp  ber  praftifepenffiebijm«  bie  Siemen- 
nifter  be« Innern,  Stiegen  ber  fogeit.  llmfturjnorlagc  franfpcilcn.  Gr  fdjrieb  noch t «Sie  ppbroeldtriiePeu 
(f.  b.)  mit  Gaprini  in  t&ieinungänerfepicbenpfit  gern-  Bäber«  (StSien  1883),  »Scyuale  ©curopatpie«  (2eipj. 
ten , erhielt  G. , naepbeni  ber  Kaifcr  Gaprini«  Slnficpt  1895),  •Sentale  Sleuraftpenic«  (baf.  1902),  »Sabie- 
gebilligt,  gleichzeitig  mit  biefem  29.  Oft.  1894  al«  fflii-  mul  unb  5Diafocpi8nmS*  (Säic«b.  1902).  SJfit  japl- 
nifterpräfibent  unb  ©üniflet  be«  Jnnem  bie  Gntlaf-  reidjen  anbern  Stiebijinem  gab  er  bie  »Siealenjptlo 
fung,  warb  aber  1899  au«  befonbemt  föniglicpeu  nabte  ber  getarnten  Veiltunbe»  (Säien  1880—83.15 
©erträum  jutn  Vcrrenpauämitglieb  ernannt.  ©be. ; 3.  Vlufl.  1894 — litOO,  26  ©be.)  unb  im  Sin- 

4)  Sluguft,  ©raf  ju,  geb.  22.  Oft.  1838  in  Rö-  fcplup  bnran  bie  »Gnjpflopäbifcpen  3aprbüdter  ber 
nigsberg,  jiingererBruber  be«  »origen,  Cberpof*unb  gefamten  ßeilfunbe«  (baf. , feit  1891),  mit  Samuel 
VausttiarfcpaU  be«  Kaifcr«  Säilpclm  II.,  trat  1858  ba«  »2eprbuep  ber  allgemeinen  Sperapie«  (baf.  1897 
al«  Seutnant  in  ba«  1.  fflarberegimenl , begleitete  bi«  1899,  3 ©be.)  perau«.  2#ü  Stolle  unb  SBeintraub 
1860—62  feinen  ©etter,  brn  ©rafen  griebriep  ju  G.,  begann  er  bie  Verausgabe  be«  »Ceprbutpe«  ber  flini* 
nad)  Oftarten,  Warb  1865  Stbjutant,  1888  Kammer*  fd)en  UnterfuepungSmetpoben«  (Säten  1903ff.).  6t 
perr  unb  Vofmarfepatl  be«  Kronprinjen  griebriep  ift  autp  SJiitperauSgeber  ber  »Deutfepen  mebijiitifepen 
Säilpelm,  1883  Oberjeremonienmeifler  unb  riltfte  $2oepenid)rift*  (mit  Stpwalbe,  fieipj.,  feit  1894)  unb 
1890  in  feine  jepige  Stellung  ein.  be«  >91eid)«mcbijinntfaIenberS«  (mit  Seproaibc). 

6)  ©piiipp,  ©raf  ju,  feitl.^an.  1900  giirft  ju  ©ulcnbufatcn,  mit  bem  ©ilbe  ber  Gute  1712— 
G.  unb  Vei  t efelb.öraf  Ban Sanbel«  mit  bcm'JJrft«  1715  au«  bem  ©albe  ber  fflcrgftabt  Gule  geprägte 
bifat  »Durchlaucht», bcuticperDiplomal, geb.  12.gebr.  Dufatcn. 

1847  ju  Königsberg  i.  ©r.,  Sopn  be«  ©rufen  ©pi>  ('ulengebirge , ein  ©lieb  be«  ©laper  ©ebirge- 
lipp  ju  G.  auf  fiiebenberg,  trat  1866  in  ba«  IRcqi*  fpftem«  inncrpalb  ber  Subeten  (f.  Karte  »Seplefien« 
ment  ©arbebuforp«,  mit  bem  er  nuep  ben  Krieg  unb  bie  »©eologifepe  Karle  ber  Subeten«),  jwiiepen 
1870/71  mitmaditc,  untemapm  1871 — 72 /Keilen  im  ber  ©laper  fRcijje  unb  ber  abem  Säeiftrig,  bie  gort- 
Orient  unb  ftubierte  barauf  bte  Siedete.  1877  ging  er  fepung  bc«9feid)enfleiner ©ebirge«,  bilbet  einen  fepmo* 
jur  Diplomatie  über,  würbe  1879  ©otfepaftsfefrelnr  len,  (teil  anfteigenben  Süden  Bon  etwa  650  m i?öh*. 
in  ©ari«,  1881  in  SWümpen,  1888  preuf)ifd)er  ©c*  mit  mebreren  ©ipfeln.  Der  pöcpfte  berfelben  ift  bie 
fnnbter  in  Olbcnburq,  1890  in  Stuttgart,  1891  in  V°PC  Gule  (1014  m),  ein  ©orfprung  non  ber  0e- 
Sllilndien,  1894  beutfdper  ©otfepafter  in  S3ien,  fepieb  ftalt  eine«  uttgepettem  ©rabpitgel«.  Slnbre  ©ipfel 
aber  im  Sioucmber  1902  wegen  jdiwerer  Grfranfung  ftnb : ber  Sonnmftein  (959  in)  unb  bie  fflrofjc  Strop- 
au«  bem  biplomatifdjcn  Dienft  au«.  Scrtrauter  be«  paube  bei  Silberberg  (740  m).  Die  Bemiipungen 
Jlaifer«  SBilpelnt  II.,  ber  ilm  27.  Jan.  1900  jutn  erb-  be«  Guli-n  • unb  SSnlbenburger  •louriftenoeremt 
liehen  SKitgliebe  be«  preuftifdten  Verrcnpaufe«  er«  haben  ba«  ©ebirge  bem  ©eriepr  crfdüoffen.  Sgl. 
nannte  unb  ipnwieberpoltjum  Begleiter  auf  ben  ©orb*  fiepmann,  Sieuer  güprer  burep  ba«  G.  (ilieupenb 
lanbreiien  erwaplte,  maepte  fiep  G.  auep  als  Didpter  unb  1902). 

Sieberfomponift  (»Sofcnlieber«)  befannt.  Gr  Berof-  h'ulenfopf , S<oqeI,  f.  Dicffuft  unb  Scpnepfe. 

fcntliepte:  »Sfatbengejängc«  (Braunfdnn.  1892,  iüu-  Gulcn  nad)  2Itpcn  tragen , f.  Guten,  S.  159. 

flriert  Bon  0.  Scip),  »Do«  ©leipnad)t«luup«  (Stuttg.  («ulcttfrfltBatbc,  f.  Sepmalm. 

1892),  »SlbenberjäpUingcn , ©iärepen  unb  Dräunte«  (SutenfBicgcl,  Sill,  befanntcr  beutfdjer Sdjalt«- 
(baf.  1894)  unb  gab  bie  Briefe  be«  ©rafen  griebritp  narr,  in  Kneitlingen  bei  Sepöppmftäbt  im  Braun* 
Bon  Gulenburg  au«  Oftapen  perau«  (f.  oben,  G.  2).  f<pweigii<pcn  gegen  Gnbe  be«  13.  3aprp.  geboren, 
(^ulcnbutg,  Sllberl,  ©iebijiner,  geb.  10.  Slug,  jog,  Bon  früper  yugenb  auf  lofe  Streiepe  fpieleitb,  in 
1840  in  Berlin,  ftubierte  feil  1857  in  Bonn  unb  ©er*  ber  Säelt  untper,  erft  im  Siicbcrfädiftidien  unb  Säeft* 
lin.  würbe  1863  ©fftftenjarjt  am  Uninerfitätäfranlen*  fälifdien,  bann  auep  in  3tatien  unb  ©oien,  wo  er  mü 
I)au«in©reif«walb,  pabiiitierlefiipbafclbilunbfiprieb  bem  Vofuarren  be«  König«  Kaftnur  b.  ©r.  einen 
»Die  pppobemiatiftpe  3njc(lion  ber  Slrmeimittel«  SBettftreit  patte.  Gr  ftarb  1350  in  ©iölln  unfern  2ü* 
(©erl.  1865,  3.  Slufl.  1875),  Welche«  Sert  jur  Sud*  beef,  wo  noep  peute  unter  einer  2inbe  fein  Seicpenftein 
bilbung  bicferSJietpobe  wefeniiiep  beitrug.  1866  pabi*  mit  einem  Spiegel  unb  einer  Gule  ju  fepen  ift.  Da« 
litierte  er  fiep  ai«  ©rmatbojent  m Berlin,  Würbe  Sli-  ©olfbbucp,  ba«  ihn  jum  Veiten  pat,  ift  im  3-  1©KI- 
fifienjarjl  ber  mebijinifepeu  UniBerfilnl«poliflinif  unb  urfprüngliip  in  uiebeibeuifcperSpracpe,  abgefafet.  Die 
Wibmete  fiep  bem  Stubium  ber  Sfemenfranfpciten,  bie  älleftc  poepbeutfepe  Bearbeitung  pat  man  opue  au«* 
er  auf  bem  Säeg  fowopl  ejperimmlalpatpologifeper  reidjenben  ©runb  bem  Spomaä  fKitmer  beigelegt. 
gorfepung  al«  flinijeper  Bcobaeptung  ju  förbeni  be*  Gin  Seil  ber  uon  G.  erjäblten  Sepwänfe  ftamint  wohl 
milpt  war.  Stuper  ber  burep  ©riefmger  angeregten  au8beranbiepiiiorifepe©erfönIiepleitanfeplicpenben 
»©alpologiebe«  spmpalpicu««  (mitffluttmnnn,  Beil.  ©oir«fage  unb  jeigt  befonber«  beutlicp  bie  Bon  feilen 
1873)  erfepien  al«  gmept  biefer  Stubicn  fein  »2epr-  ber  Bauern  gegen  bie  [täbtifepen  VaiibwerTer  geriep* 
buep  ber  SierBenfranfpeiten  auf  pppriologifeperSafi«*  tete  fatirifepc  Senbenj;  ein  anbrer  größerer  Deel  ent* 


©ulemmten  — Guter. 


163 


Mit  löngft  belcmnte  beimifdbe  unb  fremde  Sagen  unb 
SdpDänle,  bie  j.  J.  Dom  Waffen  Don  Wmtd  unb 
Lianen  tom  Kalenberg  auf  G.  übertragen  worben 
ftnb.  Xie  erfle  ber  erhaltenen  hodtbeutfdjen  9ludgaben 
erfdnen  Strafjburg  1515  (3) tut» nt (f,  foatte  1885), 
eine  anbre  Straf;!).  1519  (neue  Sudgabe  Don  i’ap. 
penberg,  ficipy  1854).  Sine  ©earbeitung  beb  Stoffe»! 
mSerfen  gab  gefebart  (»Xer  6.  reimenweid«, grantf . 
1572;  9}eubrud  Don  knuffen  in  ftüriebnerd  »Xeut- 
fcher  3fationallitcratiir« , 93b.  18,  Stuttg.  1892). 
ÜberfejR  würbe  bad  aufjerorbcntüd)  beliebte  Soüo 
bud)  ind  8&f)mifehe,  ©olnijchc,  3talienifd)e,  Enqltfdje 
(pgl.  ©rie,  G.  in  England,  ©erl.  1903),  ind  'Jiteber- 
ländliche,  Xamfehe.  grangofifehe  unb  2atcinifd)e.  Sine 
gute  Erneuerung  ter5ffentlid)te  Simrod  (»Ein  furj- 
weilig  Seien  non  Sill  G.,  nach  ben  älteften  Quellen», 
fjranti.  1878).  9iad)a!)mungen,  bie  an  ben  Slawen 
unb  cibnratter  bed  G-  anlniipfen,  fonft  aber  ganj 
felbftänbig  auftreten,  erfchicnen  mehrere,  fo  in  neuefter 

tnt:  »litt  6.,  mobemed  £>elbcngebid)t*  Don  Vlbolf 
bttger  (1850)  unb  »litt  6,  SRebiDioud,  ein  Sd)el- 
mentteb»  Don  3-  Solff  (1875).  — Xcn  'Hamen  G. 
(l’Espidgle)  trägt  auch  etn  fehr  feltened  Kupferblau 
Don  iiucos  Dan  Steiben. 

Gulrnurnrn,  ber  ©ronge»  unb  ber  Gifenjeit  an» 
gehörige  Urnen , f.  ©efiijie  (Dorgefchiditlidie). 

®uler  (Eulner),  probinjiell  foDiet  Wie  Jöpfer; 
Dgl.  aut 

Eitler,  1)  fieonfjarb,  Uialbematifer  unb  ©bt) 
nler,  geh.  16.  SMpril  1707  in  iöafel , geft.  18.  Scpt. 
1783  m Seterbburg,  fiubierte  in  iöafel  Ütlatbematil 
unb  erwarb  id)on  1723  ben  SlVagiJtergrab,  fiubierte 
bann  noch  Jbeologie,  orientalifebe  Spradten  unbSUfe» 
bijm.  gür  eine  Sbbanblunq  über  bie  befte  9lrt  beb 
©emaftend  ber  eadpffe  oerlieb  ibnt  1727  bie  ©arifer 
aiabetmc  bad  Stjejfit  bed  ©reifeö.  ©alb  baranf 
würbe  er  nach  ©eterdburq  berufen,  Wo  er  nid  SIDjunft 
für  bie  malbematiftbeit  üSiffenidjaften  in  bie  fllabemie 
eintrat  unb  1730  bie  ©rofeffur  ber  ©bbfii.  1733  bie 
ber  bobern  SHatbcmatil  erhielt.  1741  würbe  er  Don 
Sriebrid)  b.  ©r.  nach  ©erlin  berufen.  Wo  er  1744 
Xcreftor  ber  matbematifd)eii  lllaffc  ber  ÜKabetnie 
würbe,  aber  176«  [ehrte  er  nach  ©eterbburgjurüd, 
wo  er  balb  barauf  erblinbete.  Seine  fchriflftellerifcbe 
Sähgteit  erlitt  jeboch  b'erburd)  feine  Unterbrechung, 
unb  bei  feinem  lobe  b'nterliefe  er  bie  SRanuffripte 
ton  200  Slbbanblungen,  bie  nach  »Dl*  fleh  in  ben 
Sdrnften  ber  ©eterdburger  Sllabemie  erfchienen  ftnb, 
ja  40  Jahre  nach  feinem  Job  entbedte  man  nod)  eine 
grofee  Mnptbl  unnebrudter  Arbeiten,  bie  man  in  jWei 
parien  Quartbänben  ald  »Opera  postuma«  beraub- 
gegeben  hat  (©flerab.  1862).  G.  ijt  unter  allen  3Ha- 
thänattfem  nicht  nur  einer  ber  fruchtbarften  (ber 
»Index  opCTUin  L.  Euleri«  Don  Sagen,  ©erl.  1898, 
enthält  28  jelbftänbige  Serie  tmb  768  Vlbbanblungen), 
fonbern  auch  smeifellod  ber  Dielfeitigfle,  ber  nidti  nur 
alle  bamatd  befannten  ©ebiete  ber  Hiatbematil  bear- 
beitet unb  bureb  jahlreicbe  Entbeduiigen  geforbert, 
ionbern  auch  gang  neue  geichaffen  hat,  wie  ).  ©.  bie 
Sanalcondrechnung ; aufeerbem  hat  er  aber,  wie  nie» 
numb  Dor,  gefdjwetge  bettn  nach  ihm,  alle  nur  benf 
baren  SBnroenbungen  ber  HKatbematit  behanbelt,  auf 
bieS9td)anif  (feine  »Mechanica  sivemotua  acientia«, 
Beterdb.  1736,  unb  feine  »Theoria  motus  corporum 
jolidorum»,  ©reifdw.  1765;  beutfd)bonÖolferd,  baf. 
1848—53,3  ©be.,  ftnb  noch  beute  hädll’t  lefendwert),  auf 
bie  Hupf,  auf  bie  Cptif  (er  Wied  juerft  theoretifch  bie 
Süglühlcit  nach,  bie  garbengerftmmng  bei  ben  gern- 
ähren  wefenllid)  gu  uerriugent,  wad  ben  Englänber 


Xottonb  jur  ftonftndtion  ber  erften  aebromatifdjen 
gemrohre  führte),  auf  bie  Jü)broM)uamit,  ben  ©au 
non  Sinbmühlen  unb  Schiffen,  auf  Ebbe  unb  glul, 
bie  ©ewegung  ber  §immeld(örper  tc.  Xurd)  feine 
gasreichen,  Dortrefflicben  fiebrbiieber  (wir  nennen 
noch:  »Iutroductio  in  analysin  infinitorum»,  Sau» 
fantte  1748,  2 ©be.;  bcutfd)  Don  Hüchel  fett,  ©erl. 
1788—90,  2 ©be.,  unb  Don  SRafer,  baf.  1885;  »In- 
stitutionen calcuU  dilferentialis«,  ©erl.  1755,  2 
©be.  | beutfd)  Don  SÄichelfen,  ©erl.  1790—98;  »Inati- 
tutionea  calcuU  integralis«,  ©eterdb.  1768 — 70, 
3 ©be. ; 3.  Vlufl.  1824—47,  4 ©be. ; beutfd)  Don  So- 
lomon, SBien  1828—30)  bat  er  }ur  Erleichterung  unb 
Verbreitung  bed  Stubiumd  ber  hc'hern  'IRalfjemtinl 
ungeheuer  Diel  beigetragen.  Seine  »Anleitung  per 911» 
gebra*  (©eterdb.  1770, 2 ©be.)  jeiebnet  fid)  bureb  Em» 
fadibeit  unb  Klarheit  ber  Jarftellung  fo  and,  boft  fte 
fogar  in  Sieclamd  UniDtrfal-©ibliotbef  aufgenommen 
Worben  ift  (91r.  1801 — 1805).  Hod)  populärer  ftnb 
feine  »Lettres  üuneprincesaed'AUemagnesnrquel- 
ques  sujetadephysique  et  de  Philosophie«  (Veterdb. 
1768 — 72, 3©be. ; beutfd)  Don  Job-  Hiüller,  neue  Vlufl., 
Stuttg.  1853).  3>ie  ©elerdburger  Vlfabemie  bat  nod) 
feine  »Commentationes  arithmeticae  collectae»  her» 
audgegeben  (1819,  2 ©be.).  Sgl.  SK.  Ruft,  Eloge  de 
Mr.  Leon.  E.  (Seterdb.  1783,  ©afel  1786);  Siubio, 
fieonbarbG.  (Saf.  1884);  »®ie  ©afelerSRatljemalilcr 
Janiel  ©ernoutti  unb  Seonljarb  G.«  (baf.  1884). 

2)  Karl,  Jumlebrer  unb  Jumfdjriftftetter,  geb. 
8.  ffebr.  1828  ju  Äird)enbottenbacb  im  Slegbej.  Jrier, 
geft.  16.  Sept.  1901  in  ©erlin,  fiubierte  in  ©otm  unb 
©erlin  ©efd)icbte  unb  Philologie,  wirite  1854  — 60 
aldfiehrer  ittSdjulpforla.wibmete  ftd)  bann  ganj  hem 
Juntfacb  ald  üioillehrer  an  ber  röniglichen  3entral* 
turnanflalt  iu©erliit  unb  war  feit  1877  bid  ju  feinem 
Job  Unierriditobirigent  ber  oon  biefer  abgejweigten 
Jumlehrerbilbungdanftalt.  Gr  Dennittelte  bie  Über- 
leitung bed  Juntbetriebd  biefer  Vlnfinlt  Don  bem 
febwebifcben  Spftem  Motbfleind  ju  einem  bie  Sichtung 
Don  Spiej)  möglicbft  mit  ber  Jabnfdjen  Vuffaffung 
Dercinenben.  Seit  1880  leitete  er  aueb  bie  Dom  Staat 
eingertd)teten  Kurfe  jur  Sudbilbung  Don  Jurnlebre» 
rinnen.  Von  feinen  Schriften  nennen  wir:  »Serorb» 
nungen  unb  amtlidje  Sefanntmadiutinen,  bad  Jum» 
Wefeit  in  ©reuften  betreffend«  (mit  Gdter.  3.  Vlufl-, 
©erl.  1902);  »Siebrbud)  ber  Sd)wimm(unft«  (mit 
Kluge,  baf.  1870),  daneben.'  »ftleitted  Sebrbud)  der 
Scbroimmfunft«  (baf.  1891);  »Jurngeräte  unb  Jura» 
einriebtungen«  (mit  Kluge,  baf.  1872);  »3>ad  3abn» 
benfntal»  (Y'eipj.  1874); » jer  Unterricht  im  Junten« 
(in  ber  Neubearbeitung  Don  Jiefterwegd  »Sieg  weifet«, 
Gffen  1878);  »Xie  ©efcbicble  bed  Jurauntcrricbtcj« 
(in  Ke()rd  »öe febiebte  ber  ©iclbobif«,  2 Sufi.,  ©olba 
1891);  bie  Biographie  Sriebr.  ilubw.  3ahnd  (Stuttg. 
1880),  beffen  Scbnjteu  er  neu  betaudgab  (^>of  1883 
bid  1887,  3©be.);  »griebr.  griefen«  (©erl.  1885); 
»Sans  gerb.  SRajfmamt«  (mit  ^lartftein,  baf.  1897); 
»Gnjbflopäbifcbed  tmitbbud)  bed  gefamten  Jurnwe» 
fend  und  ber  Derwandteit  ©ebiete«  (93ien  u.  Seipj. 
1894—96,  3 ©be.).  Seit  1882  gab  er  mit  ffl.  Getier 
bie  »SNonalcSfcbrift  für  bad  Jurnwefcit«  beraud.  Gr 
Dtriff  entlicbteeingcbenbe  eigne  »fiebenderinnerungcn« 
in  ber  »Xcutfcben  Jurajettung«  (1899 — 1901).  — 
Gin  älterer  Jttrnlebrer  Karl  G.,  geb.  16.  3ioo.  1809 
in  Jrier,  war  Sd)üler  Gifelend,  wirite  feit  1837  ald 
Juralebrer  in  Sredlau,  Xanjig,  RBnigdberg,  Köln, 
in  ©aben,  üuremburg,  feit  1848  in.^D[[anb,  feit  1860 
in  ©rüffel,  wo  er  25.  Siig.  1882  ftarb.  Gr  febrieb  un- 
ter anbernt:  » Jeulfd)e  Jurafunft«  (Xany  1840); 

11« 


164  Culerfme  ©letajung  — * ©umolpoS. 


»Über  bie  SRotWenbigleit  unb  bi«  9lrt  ber  Crgatti* 
falion  beS  'DiilitärtumwefenS«  (»bin  1845);  »$ie 
2lufnahme  beb  JunienS  burd)  ben  Staat«  (SarlS* 
ruhe  1847). 

($ulcrfd)e  Wlcidjung,  f.  Gjrponcntialfmtftion. 

©tilcrfcper  Saß:  Jn  jebem  »on Ebenen  begrenj- 
ten,  einfad)  jufamiitenpnngenbcn  Körper  (Guler* 
(djen  Soll)  eher)  ift  bie  Vlnjapl  ber  Eden,  üerinehrt 
um  bie  ber  glätten,  glei^  ber  um  jwei  »ermeprten 
Wnjapl  ber  Kanten.  Guter  hat  biefen  wichtigen  Saß 
1758  »eröffentlicpt , aber  SescartcS  fanttte  ipn  fepon 
(»CEuvres  inäcütes«,  1860),  unb  Hrcpimebeö  befaß 
ihn  »crmutlicb  auch,  ba  er  fonft  fdjroerlid)  bie  Stern* 
polheber  »ollftfinbig  hätte  angeben  fönnen. 

tviilcrirf)e  yaiilcit  (Scfanteit.Koeffijien* 
ten),  gewijfe  3ahl'n.  bi«  alb  Soefiiiienlen  auftreten. 
Wenn  man  sec  x (f.  Xrigonometrie)  in  eine  Solen,!- 
reihe  (f.  b.)  San  x entwidelt.  35ie  jcdjs  erften  finb 
1,6,  61,  1385,  50521,  270715. 

(fülltet,  f.  Guter. 

(fulogie  (gried). , »fepöner,  woplflingenber  i)IuS- 
brud*),  bei  ben  filtern  RircpenfchriftfteQem  teils  ber 
Segen,  ben  ber  fßreSbpter  ober  Sifcbof  über  bie  ®e- 
nteinbe  fpriept,  teils!  (nad)  1.  Kor.  10,  16)  gleichbe* 
bentenb  mit  ben  gefegneten  Elementen  ber  Gudmrijtie 
(f.  b.);  fpäter  befottberS  baS  jur  Cblationbargcbradite 
Brot,  non  bem  bie  §oftie  genommen  war.  unb  beffen 
Überrefte,  als  Surrogat  berfelben,  am  Sdituj)  berDiejfe 
unter  ben  SlnWefenben  »erteilt  unb  auch  Wbwefeitben 
überbraept  Würben,  WaS  befonberS  in  ber  gried)ifd)cn 
Kirche  üblich  blieb. 

(Sulpfit,  ein  bem  öneiä  »on  Sunaberg  eingela* 
gertcS  ©eftein,  befteljt  wefentlid)  aus  Cliuin,  Jtallag 
unb  Wranat, 

0?ult)ttn,  SRineral,  fotoiet  wie  KiefelwiSmutcrj. 

(ntninoS,  ber  »göttlich«  Sauhirt«  in  ber  Obpffce, 
ber  bem  mSettlergeßalt  heinigclehrten  ObbffeuS  gaft* 
liehe  Viuinabme  gewährte  unb  nad)  ber  Erfennung 
gegen  bie  (freier  bie  treueften  Sienfte  leiftete. 

OfiimriieS,  1)  G.  auS  Rarbia  in  Ibrafien,  ma* 
lebon.  Relbperr,  würbe,  faunt  20  Jahve  alt,  ftattjler 
ShilippS  hon  SRafebonien  unb  blieb  bieS  auch  unter 
üileftmber  b.  ®r.,  ber  ihn  befonberS  ju  biplomatiidien 
Scrpanblungen  »erweitbele.  Siach  beffen  lob  erhielt 
er  burd)  ^ierbiflaä  bie  Stattljalterfdiaft  über  Kappa* 
bofien  unb  Sapplagonien  unb  befiegte  beffen  ®egner 
KrateroS  unbSlntipatroS321».Gpr.iii  einer  Schlacht, 
in  ber  KrateroS  felbft  unb  beffen  Serbünbcier  9leop< 
toleinoS  fielen.  «18  Rreunb  beS  SerbiftaS  nach  beffen 
Grmorbung  321  geächtet,  jog  fiep  G.  nach  Kappabo* 
firn  jurüd  unb  Warf  fid),  »on  UlntigonoS  »erfolgt, 
in  baS  fefte  'flergfd)lo6  3!ora,  Wo  er  fid)  über  ein  Jahr 
hielt,  2118  «ntigonoS  nach  «ntipatroS'  lobe  fid)  jum 
3feid)S»erwefer  (anftatt  So[t)perd)onS)  ju  machen 
fuepte,  »crweiqerte  ipm  G.  bie  begehrte  Unterftüßung, 
enttarn  aus  'Jfora,  famntelte  ein  tpeer,  mit  bem  er  fid) 
SbönitienS  bemächtigte,  unb  Würbe  »on  Solpperthon 
p Strategen  in  Wien  ernannt.  2110  folchcr  »er* 
jlanb  er  eS  mit  wunberbaretn  ©efepid,  bie  unjuber* 
iäffigen,  nur  auf  eignen  Sortcil  bebad)ten  Satrapen 
ju  genceinfamem  Ipanbeln  ju  Bereinigen  unb  jur  ?ln* 
erfennung  feiner  Relbpemuuürbe  ju  bringen,  lniber* 
ftanb  bem  an  Xruppen  ihm  Weit  überlegenen  \finti* 
gonoS  in  ben  unentjcbiebeit  gebliebenen  Kämpfen  in 
Sarätafene  unb  ©abiene  mit  Erfolg  unb  raunte  ben 
©cgner  burd)  feine  KriegSfunft  unb  feinen  erjinberi* 
fepen  (Seift  im  Schach  ju  halten,  fo  baft  bas  fjeer  ihn 
jum  alleinigen  Rilprer  wilnfchtc.  21  ber  bie  übrigen 
fjelbperren  unb  Satrapen  paßten  ben  »Schreiber«  unb 


»Rrcmbling«,  jcttelten  eine  Süerfcfitoörung  gegen  ihn 
au  unb  Wufiten  feine  Solbaten  in  ihrer  Streue  wan* 
fenb  ju  machen,  fo  baft  fie  ihren  Rührer  an  «ntigo» 
ttoä  »errieten,  ber  ihn  (316)  im  ©efängniä  töten  lieg. 
2(uä  bem  2lllertum  haben  wir  Biographien  be8  6. 
»on  iüutard)  unb  Gornetiuä  Siepos. 

2)  G.  II.,  filtefter  Sohn  Bttaloä’  I.,  König  »on 
i!ergamon  feit  127  ».  Ept-.  fleft.  159.  2Uä  treuer 
töuiibeägenoffe  unterftügte  er  bie  Siömer  195  gegen 
ben  fpartanifcfjen  Xtjrannen  'Jiabiä,  nahm  eifrigen 
Tlittcil  an  ihrem  Kriege  gegen  bie  fttolier  unb  ben 
fprifchen  Sättig  21ntiod)oel  b.  ©r.  unb  »erfjalf  ihnen 
in  ber  Schladjt  bei  SSagnefia  190  jum  Sieg.  2luä 
®attfbarfeit  (dfende  ihm  ber  Senat  ade  Sänber,  bie 
Wntiochoä  bieäfeit  beä  Jauruä  befeffen  hatte,  Ütjfien 
unb  Sarien  auigenommen , unb  machte  ihtt  baburch 
ju  einem  ber  mächtigften  Könige  m Elften.  Gin  Krieg 
mit  bem  »on  ^tanmbal  unterftüpten  bithtjnifchen  Kö- 
nige Bntfiaä  »erlief  für  ipn  unglüdlich,  fo  bafs  bie 
Jiiimer  für  ipn  eintreten  mußten,  bie  ipn  auch  gegen 
Bparnnfcä,  ben  Sönin  »on  $ontuä,  unterjtügten ; aU 
er  bann  aber  mit  ben  3<hobiern  in  Streit  geriet,  nährten 
biefen  bie  fHBmer  abftchtlich,  um  G.  nicht  ju  mächtig 
werben  ju  loffen.  2)ocp  erlangte  er  bie  ©unft  beö  rö* 
mifepen  Senats  Wicber,  als  er  bemielben  bei  einem 
Öefudt  in  3iotn  172  bie  'fSIäne  beS  Königs  BcrfeuS 
»on  SRafebonien  cntpütlte.  Jttt  jwecten  ilHnfcboni* 
fepen  Kriege  ftanb  G.  anfangs  auf  feiten  ber  3i inner, 
lief)  aber  allmählich , ba  er  ftch  in  feinen  Sioffnungen 
auf  ben  Befip  SfafebonienS  gctäufd)t  fal) , in  feinem 
Gifer  nach  unb  fnüpfte  felbft  mit  BerfeuS  Unterhanb* 
lungen  an,  bie  ftch  ober  an  beffen  ©eije  jerfchlugen. 
Gr  würbe  baffer  nach  ber  Beendigung  beS  Krieges 
»on  ben  Stimm1  nt,  bie  ihn  jept  nicht  mepr  brauchten, 
fepr  ungnäbig  bebanbelt,  unb  nur  fein  Job  »erpin- 
berte  ben  offenen  2tuSbrucb  »on  Reinbfeligfeiten  mit 
9iottt.  Gr  hinterließ  baä  SHeicf).  ba  fein  Sopn  noch 
unmiinbig  war,  feinem  Sruber  JlttaloS.  6.  mar  ein 
©onncr  ber  Sünfte  unb  Siiffenfcpaften , jog  bebeu* 
tenbe  ©eiehrte  unb  Künftler  an  feinen  f)of,  begrün» 
bete  bie  berüpmte  pergamenifche  Bcbliothef  unb  »oH- 
eitbele  ben  großartigen  2(ltar  mit  bem  ©igantcnfrieS 
(»gl.  hSerganton). 

Pumenibcn,  f.  Grinhen. 

(SumcniuS,  röm.  Sipetor,  geh.  um  260  n.  fflpr. 
ju  tüuguftobunum  (iüutun)  in  ©allien,  war  Seprer 
unb  längere  3<it  Selretär  beS  GonftantiuS  GhtoruS 
auf  feinen  RrtegSjügen  unb  lebte  fpäter  als  Seprer 
ber  Mbetorif  in  feiner  ißaterftabt.  2lußer  ber  297  für 
bie  üriieberheiftellung  ber  Schulen  »on  SBuguftobu» 
ttum  gehaltenen  Sieb«  legt  man  ihm  »ermutungS» 
weife  nod)  eine  an  GonftantiuS  unb  brei  an  Sonftan* 
tin  gerichtete  auS  ben  Japren  297—31 1 bei  (präg,  in 
Bührens  »Panegyrici  veterea  latiui*,  Ceipj.  1874). 
Sgl.  Kilian,  $er  Sanegprift  6.  (SHunnerft.  1869); 
B raubt,  G.  unb  bie  ipm  jugefdjriebeneit  Seben 
(Rreibttrg  1882). 

Eumerus , f.  Schwebfliegen. 

©umctric  (gried).),  Gbenmaß;  «umetrifch,  ber 
G.  entfpredjenb,  ebenmäßig. 

Wumolptben,  f.  EttmolpoS  unb  GleuftS. 

ßuntolpoc*,  in  ber  grieep.  Sage  Sopn  beS  Sofei* 
bon  unb  ber  Gptone,  Jocpter  beS  SoreaS.  Son  bie» 
fer  nad)  feiner  ©eburt  ins  SReer  geworfen,  wirb  «r 
»on  fSofeibon  gerettet  unb  feiner  Jochtcr  Bentheiirt)me 
in  iiitpiopien  übergeben.  Später  wirb  er  Siacpfolger 
beS  Ipraferfönigs  JegprioS  unb  jiept  mit  feinem 
Sopn  JmntaraboS  ben  Gleurinient  gegen  Grecp* 
tpeuS  (f.  b.)  »on  Vltpen  ju  sgilfe.  Sie  Sage  läßt  batb 


165 


Eumolpas  — 

teibe , balb  ben  Sohn  allein  faden  unb  6.  beit  gric* 
bm  babin  Dermittctn,  baf)  bie  Etcuftnier  fid)  ben 
Athenern  unterwerfen , ihnen  aber  bie  ausf dtiiefj! idte 
©eforgunp  bet  Eleufmifdien  ©Ipfterien  tierbleibt,  für 
btren  Stiftet  ober  Crbner  et  galt.  Unter  feinen  Siadj* 
loinmen,  ben  Eumolpiben,  war  bie  ©ürbe  bcS 
{icropbanten  in  Sleuft*  erblich- 
Eumolpas,  i.  ©lattfäfer. 

('il niornlitc  (gried).) , S3oblgc|talt. 

©umufie  tgrieeb-),  Sdjön()eit*gefübl , Jhmftflnn 
(©eaeniap:  Sliüufie);  eumuiifd),  funftfinnig. 

©uuairio*,  gried).  SdjriftfieQer,  geb.  346  it.  üf)r. 
in  Sarbe*.  wo  er  uatf)  löngenn  Sräfentbalt  in  Silben 
unb  Sgpptcn  al*  31  betör  unb  Strjt  wirlte,  fd)rieb  um 
405  alb  Anhänger  ber  ncaptatonifdjat  Sehre  23  ©io* 
grapbien  älterer  unb  gleidjjeitiger  ©bitofoppen  unb 
sopbiften,  bie  trop  ihrer  Cberfläd)Uct)teit  unb  ©artei* 
itcpfeit  gegen  bas  Epriftentum  für  bie  ©efd)iet)te  bea 
bamaligen  Keuplalontamu*  »on  Bert  finb  (f)räg. 
oon  ©oiffonabe,  illmjterb.  1822  unb  ©ar.  1842); 
ferner  eine  gortfepung  ber  Epronif  be*  ®ejippo* 
(f.  b.)  Don  270  - 404  in  14  ©ücpern,  toouon  umjang* 
reiche  ©rucbftüde  erhalten  finb  (bei  ©füüer,  F'rag- 
men tu  historicorum  graecornm , ©b.  4 ; unb  ®in» 
borf.  Historici  graeci  minores,  ©b.  1,  fieipj.  1870). 
©gl.  CIpmptoboro*. 

©unatrol,  reines  Bltaure*  Slatron,  Wirb  jur  Stn» 
rtgung  ber  ©altenabfonbening  unb  jur  ©efeitigung 
burdi  ©aHenftcine  herDorgerufcner  öefdjwerben  be- 
Eunectes , f.  Sicfenfdjlangen.  [nupt. 

Eunomin  (gried).),  eine  ber  {oren(f.  b.). 
©unomluec,  §jaupt  ber  jtrengen  ilrinner  ober 
®n  diu  der.  gebürtig  au*  Kappaboficn,  Schüler  be« 
Aäut*.  pbilofophifd)  gebilbet,  360  ©ifdfof  Don  ffpji* 
la*.  ©on  hier  würbe  er  infolge  feine*  Süiberfprud)* 
gegen  bie  Unionöformel , bie  ber  Saifcr  Eonftantiu* 
hatte  auffteden  taffen,  Dertrieben  unb  lebte  alb  ©er* 
banntet  an  Derfdfiebenen  Orten,  bi*  er  um  393  in 
Sntora  (Äappaboficn)  ftarb.  Sgl.  Srianifcper Streit. 

Eunuch  (grieth-,  ©erfcpnitlener,  Entmann* 
ter.  Saitrat),  im  allgemeinen  ein  ber  {oben,  auch 
Wohl  bc*  ©eni*  beraubter,  fomit  jur  Beugung  un* 
fähcper  SKarm  (f.  Äaftration),  im  engem  Sinn  ein 
SernhniUener,  bem  im  Orient  bie  Obhut  über  ben 
{arem  antertraut  ift.  3n  ber  Siegel  Wirb  bie  Ent- 
mannung burd)  ba*  juDtrläffigfle  unb  einfadhfte  Ser» 
fahren,  Segnahme  ber  {toben,  bewirft;  weil  inbe* 
hiemadi  oft  nod)  einige  Ereftionäfäljigfeit  beS  ©lie- 
be*. al|o  potentia  coeuudi , jurüdbleibt,  fo  Wirb  int 
Orient  oft  aud)  noch  ber  {obenfad  unb  ber  ©ent* 
weggenoinmen,  eine  Operation,  bie  ber  Sleprjahl  ber 
ihr  Unterworfenen  ba*  Seben  foflet,  Weeijalb  bie 
fiberlebenben  befonber*  teuer  bejahlt  werben.  3 nt 
©lürtum  begnügte  man  fid)  oft  mit  ijerftbrung  (3er* 
aiietfihung)  ber  {loben;  bie  jo  Entmannten  hießen 
Thlibiae,  Thlasiae,  Tliladiae.  Unter  ihnen  fanb 
fid)  häufig  bie  potentia  coüuudi  erhalten,  unb  fte 
Würben  besbatb  Don  ben  au*fchweifenben  römifchen 
grauen  mit  ©orliebe  ju  einer  folgenlofen  ©cfricbi» 
wng  be*  ®eicblcd)t*tnebe*  gemißbraudit.  3)icSitte, 
«unueben  al*  grauenwäcptcr  ju  halten,  ift  eine  gotge 
bet  ©crlmeiberci;  in  Sänbent  mit  SSonogamie  fam 
fit  mer  ntü  bem  Einbringen  afiatifcper  Shilte  (Rpbete* 
btmit),  j.  8.  in  ber  3f>*  bcr  römifchen  unb  bpjanti* 
Bitten  itaifer,  oor.  (Eie  Sille  ber  Entmannung 
ttemt  in  Sibpeti  ihren  Urf prang  gehabt  unb  fich  bon 
bod  über  Ägppteu  nach  bem  Orient  Derbreilet  ju  ha» 
ben.  Sprien  unbÄleinaften  waren  in  bieferBejiepung 
befonber*  berüchtigt.  ®m  oftrömifchen  {of  waren 


Eupatorium. 

I ©erfcpmttene  häufig  ©ünftlinge  ber  Sfaifer  unb  ©ro- 
llen, unb  ber  Staate  E un  uch  o*  fommt  bafelbft  fogar 
jur  ©ejcichnung  eine*  {ofamte*  vor,  etwa  gleichbc 
beuteub  mitffammerherr.  ®a«  Oberhaupt  ber  fdjwar» 
jen  Eunuchen  am  jepigen  türliiehen  {of  ift  ber  Si** 
lat  ©gafft.  35er  faiferliche {wfftaat  m Epita  hat  ca. 
3000  Eumicbeit , auch  bie  ©rin jen  ic.,  bie  Sbfötmn* 
linge  ber  SJ2anbfchurenfür|ten  haben  Eunuchen,  bie 
ber  @efd|!ed)t*!eile  Doltftänbig  beraubt  ftnb.  Sei  ben 
betreffenbm  Operationen  fierben  6 ©roj. 

E'uuuo , ein  Sprer  Don  ffleburt,  würbe  Don  ben 
aufftänbifeben  SflaDen  in  Sijilien  um  ba*  3alir  139 
o.  Epr.  ju  ihrem  Vlnfübrer  erhoben,  nannte  fid)  fto* 
nig®nttod)o«,  eroberte  Enna,  fdjlug  mehrere  römifche 
{leere , jog  burdi  ben  Siupiu  feine*  Planten*  immer 
neue  SflaDcnicbaren  an  fid)  unb  machte,  angeblich 
über  200,000  'Ulann  gebieienb , lauromenitim  ju 
feinem  SBaffenplap.  Enblich  (132)  bon  bem  Konful 
©.  Sfupiliu*  Supu*  befiegt  unb  in  Enna  belagerl, 
fiel  er  bei  bem  Serfud).  fid)  burd)jufd)iagen,  ben  MB* 
ntem  in  bie  {Silbe;  er  ftarb,  noch  ehe  ihn  bie  Sieger 
im  ©riuntpb  auffübren  tonnten.  ®.  Sflabenfriege. 

©uö  (E  u o i , E u a n ),  gubelruf  ber  ©accbantinne  n. 

Euontphslus,  f.  Sdjneden. 

©upätor  (grieth-,  »Don  cblem  ©ater«),  ©einaine 
Jprifd)er  unb  pontifeber  ffönige,  j.  ©.  Vlntiocbo*1  V, 
(164—162)  imbSRitbrabate*'  b.©r.  (120—63  P.Ebr.). 

©upatorta  (raff.  Scwpatorta,  amh  Roflow, 
D.  türt  ffie*lew),  Srei*flabt  im  raff.  fflouD.  3au* 
rien,  an  einer  ©ucf)t  be*  3d)warjen  ©leere*,  auf  ber 
SBeftfeite  ber  {albinfel  ffnm , bat  einen  uitfidjem 
Öafen  unb  ift  Station  ber  35ampferlinic  Obeffa- 
Jnrim-ftautafu*.  3!ie  Slabt  beftpt  eine  gricd)tfcb-la* 
tholifd|e  ftirche  (1898  tollenbet),  eine  annenifdpgre* 
gorianifebe  unb  eine  armenifdj  - fatbolifcbe  ftirdje , 3 
Spnagogen,  12  ©lofebeen  (barunter  al*  gröfstc  unb 
fdiiinfie  bie  1552  erbaute  3)fcbuma*$fd)ami),  6 tata* 
rifebe  Schulen  (SHebreffen),  ein  3odamt,  eilten  140  m 
tiefen  arlcfifd)en  ©rannen unb  bat (18S7)  17,915  Einw., 
bie  au*  Sataren,  Ülmteniem,  ©rieten  unb  befonber* 
jablreidhen  Staraem  befteben,  bie  hier  ihre  {auplfpn* 
agoge  unb  ben  Sip  ipre*  religiBfen  Cberbaupte* 
(©aeban)  haben.  E.  ift  ncuerbing«  ein  beliebte*  See* 
bab  geworben,  feine  tommerjicUe  öebeulung  ift  ba* 
gegen  gering.  — E. , Don  ©lilbrabate*  VI.  Eupator 
gegrünbet,  rät  SRiitelalter  IHcftbert j eine*  ©ataren* 
Eljan*,  würbe  1475  tüilifd),  1783  ruffifd).  ©ei  E. 
lanbete  rät  Rrimtrieg  14.  Sept.  1854  ba*  {ecr  ber 
lllliierten,  ba*  bie  Stabt  mit  einem  nod)  beute  Dor* 
banbenen  Söall  umgab;  E.  War  fiauptftation  ber 
jiirten  unter  Cnter  ©afeba.  3m  Ärei«  E.  finben 
fid)  jablrcidje  Seen,  woooti  ber  größte  ber  Sl  o n r a 1 8 - 
f e e.  3)cr  1 8 km  ton  E.  entfernte  See  S f a f i ober  S a f 
bat  Sd)tammbäbcr 

Eupatorium  Toum.  (SSafferboften,  Wtp» 
(raut),  öattung  ber  Sompoftten,  Sräutcr  ober 
3tröud)er  mit  gegenftanbigen,  auch  abwedjfelnbeit 
ober  quirlftaubtgen , gaii)en  ©lättem,  in  Salben* 
rifpen  ober  Stifpen  gruppierten  ober  ein jetn  enbftän» 
bigen  ©lütenföpfiben  unb  edigen  ober  geftreiften  Sa- 
men mit  rauher  {aarfrone.  Etwa  400  Strien,  bi* 
auf  fcd)3  in  SImerita,  befonber*  im  jcntralen  unb  füb- 
li^en  tropifiben  leil,  Dier  in  Europa  unb  Slfien.  E. 
triplinerre  Vahl  (E.  Ayapana  Vent.),  ein  1 m hoher 
Strand)  im  äquatorialen  Slmerifa,  bort,  in  Süeft- 
unb  Oflinbien,  au<b  auf  SJlauritiu*  unb  Bourbon 
(ultiDiert  unb  oerwilbert.  Seine  SBurjcl  unb  ©lötler 
fd)titeden  gewürjbaft,  riedien  wie  Zonlabobnen  unb 
enthalten  Diel  atberifebe*  ßl.  Sie  werben  al*  aro* 


166  ©upatribcit  - 

matift® « bitiereS  Mittel  unb  gelten  Schlangenbiß  an« 
emenbet.  E.  caunabinum  L.  (Säaffertjnnf,  Söaf» 
erfenf,  fiuniguttbenftaut,  §irfd)flec),  and- 
bauemb,  bid  1,75  m hoch,  mit  gc titelten , bree-  ober 
fünfteiligen  ©lättem  mit  lanjetllidten,  gefügten  SIb- 
idinitten , in  Siolbenrifpen  fiebenbm  flöpfdien  mit 
bliiulidjroten  bis  rötiidiweißen  ©tüten,  wädjft  an 
feuchten  Stellen  in  Europa  unb  Mittclafien , riecht 
eigentümlich  unangenehm  gewürzhaft,  fchmedtfdjwad) 
bitter  unb  bient  atd  fymdmittel  bei  SJunben,  ffie- 
fehmülften  ic.  Ser  Stengel  enthält  eine  fefte  Safer. 
Einige  fcf)ön  btübenbe  Slrten  lammen  alb  3'trpflan- 
jen  bar,  namentlich  finb  bie  Wcißblübcnbeti  E.  gran- 
iliflonim  album  hört.,  auä  ©orbamerita , E.  agera- 
tnulesi. , nuä  Mcjito,  E.  Weinmanuianum  Hg!., 
E.  purpureum  L.,  mit  purpurroten,  unb  E.  aroma- 
ticum  L. , mit  Weißen , fet|r  roohlriechenben  ©tüten 
auch  für  bie  ©ulettbinberei  gelchäpt. 

(5npntrfbcn  (»bon  eblen  Vltjuen«),  in  Slttifa  feit 
ben  älteften  3«>ten  ber  ©eburtdabel  unb  alb  fotdtjer 
im  ©efth  beionberer  palitifd)er  tliechte,  bie  er  iubed, 
je  mehr  bieSerfaffung  fid)  JurSemofratie  audbilbete, 
allmählich  uertor,  fD  baß  fid)  ihr  Einfluß  allein  auf 
ihren  9ieid)tum  unb  ihren  ©ruitbbeiig  grünbete ; bie 
noch  behaupteten  prieftertid)cn  Söiimen  entbehrten 
jeber  politiiehen  ©cbeutung. 

Omipcii,  Rreidftabt  unb  fiuftfurort  im  preuft. 
Siegbej.  Stachen,  am  Ipobeit  Senn,  an  ber  Münbung 
ber  veile  in  bie  Söefer  (Seabre)  unb  Knotenpunlt  ber 
Staatabatmlinie  fjerbec-that- jlaeren  unb  einer  bei- 
gifdjen  Sicbenbatjn,  256  m ü.  ©!.,  hat  eine  cuangc- 
iifdje  unb  4 fatti.  Rird)cn,  ©rogbmnafium,  Saiten- 
baub,  3rrenanftalt,  Slmtdgcrid)t,  Cberfärfterei,  £mn- 
bcl&tammer,  31cid)d  banfticbenfteflc,  SSafferbeilanftatt, 
Sudjfabrifation , Ramm*  unb  Streichgarnfpinnerei, 
Silj-,  Seifen-,  £eber  ,JDlafd)inen-  unb  ©apierbülfen- 
fabnfation,  gärberci,  Steinbrüche  ic.  unb  ci900)  14,297 
mcift  (ath-  Einwohner.  3n  ber  Siäbegroßc  gorflen 
unb  ber  belgifche  $crtogenWatb.  — G.  gehörte  bis 
jum  CüncoiUcr  gricben  }um  bfterrcichifeben  feerjog- 
tum  Himburg  unb  fam  1814  an  ©reußen. 

(dupcpfic  (gried).),  gute  Serbauuug,  leichte  Ser« 
bautictifcit;  cupeptifch,  leicht  berbauenb  ober  Per- 
baulich. 

Euphnusldae,  f.  Scbilbtrebfc. 

Eupliema,  ber  ©radfitHdj,  f.  ©apageien. 

(dupbcmic  (gricch.),  ber  gute  SHuf ; ber  ©ebraud) 
Uoit  Euphemismen. 

(yupbcmidnncä  (griech.),  bie  Sejcichnung  einer 
unangenehmen  ober  anflößigen  Sache,  bie  man  beim 
rechten  31amen  }u  nennen  fid)  fcheut,  mit  einem  mit* 
beniben,  befdjönigenbcn  Vluobrud,  j.  ©.  «greunb 
Stein«  für  Sot),  »entfdjlafm«  für  jterben  ic.  S.  Stnti. 
phrafi«.  Guphemiftifdt,  bem  G.  gemäfi,  befd)ö« 

Gupbcntiten,  f.  Majfalianer.  fnigenb. 

Guphcinod,  Sohn  beb  ©ofeibon,  hatte  bon  feinem 
Satcr  bie  Wabe,  auf  bem  Meer  m manbetn,  unb 
nahm  am  Slrgonautenjug  teil.  Slni  Sritonfee  gab 
ihm  Sriton  eine  Scholle  fianbed,  unb  Mebea  Weid- 
jagte,  wenn  er  biefc  in  ben  Sjabedeingang  am  Sä- 
naron  Werfe,  würben  feine  Slacbfommen  im  oierten 
(Bliebe  Hibpen  beherrfcheit.  Sa  bie  Scholle  aber  bei 
ber  3n|el  Xhera  Perloren  ging,  fo  mufften  feine  ©ad)» 
tommen  erft  biefe  3nfel  befefeen,  pon  ber  nud  ©attod, 
fein  Siachtomnie  im  17.  ©cfd)Ied)t,  Sri)  reue  in  Sübljen 
grünbete. 

<Suphontc(griech.),SBohllaut;  euphonifdj,  bem 
Süohllaut  gcmäB  ; e u p h o n i f d)  e ö u ch  ff  a b c n , Sud)- 
ftaben,  bie  angeblich  beb  ÜSohlflanged  wegen  eilige» 


Euphorbia. 

fchoben  werben,  Wie  b im  fran jüftfehen  nombre  (aul 
lat.  nnminis).  Sgl.  Sautlcljre. 

Gnpbonium  (Guphonion,  griech),  1)  ein  Pon 
Ghlabni  1790  fonitruierted  3nftrument,  aus  abge» 
ftimmten  ©ladröhren  beftehenb,  bie  mit  beneptem 
Singer  geftricfacit  würben.  Sie  ©ladrögrcn  machten 
fiongitubinalfchwingungen,  erzeugten  aber  Stand- 
Perfalfchwingungen  in  Staljlfläben,  mit  benen  fie 
Perbunben  waren.  Sgl.  Ghlabnid  ©efchreibung  ber 
Slnnijt)linber  tc.  in  ben  »Seiten  Seiträgcn  juc  Situ- 
ftit«  (SJien  1822).  — 2)  81cd)bladinjtrument  Ooit 
weiter  ©lenfur  (©aritonborn),  f.  Siiqclbom. 

Euphorbla  L.  (SB  o l f ä tu  i I eh),  Gattung  ber 
Euphorbiazeen,  nieberliegenbe  ober  aufrechte,  oft  hor- 
nige, ©Rüchfaft  führenbe  Jlräuter  ober  Sträudjer  Pon 
oerid)iebcnem  Stabitud,  bidweilen  mit  bicffletfchigcui, 
tattudähnlichem  Stengel  unb  faft  blattlod , fottft  mit 
ungeteilten,  meift  gaiijranbigen,  Wedjfcl-  ober  gegen- 
ftänbigen  ©lättem  unb  (itjathien  in  enbftänbigen 
Cijmcn  ober  in  ber  Sldjfel  zweier  3'rctge  ober  in 
©lattachieln.  Sie  gruchtfapfeln  löfett  fich  in  jwei- 
Happige  Rotten.  Sei  bcnSlättern  ber  tattudähnlihen 
Slrten  entwidelt  fid)  bie  Spreite  nur  wenig,  währenb 
bie  ©afid  ju  ffiarjen  aud)Päd)ft , bie  oft  miteinanber 
ju  Kanten  Perfdjmeljen.  Über  600  Slrten,  porjugd- 
weife  in  ben  warmem  ©ebieten,  fpärlicher  in  ben 
Sropen;  in  ben  täliem  Seilen  ber  gemäßigten  3onen 
treten  fie  feljr  jurüct.  Sie  beporjugen  Steppengebiete 
unb©cgenben  mit  tontinentatcmSlima.  Meift  haben 
fie  ein  befchräntted  Serbreitungdgebiet,  »eitnerbreitet 
finb  nur  biejenigen,  bie  atd  llnträuter  btc  Shcltur- 
pflanzen  begleiten.  E.  antiquorum  L.  (f.  Safcl  »Gu- 
phorbiajeen«,gig.  6),  ein  faitudähnticher.  tanbelaber» 
artig  Perzweigter  Strauch  in  Sigtjpten,  Strabien,  Oft» 
inbien,  Pon2 — 3,75mfeöl)e,  hat  breifeitige,  abftehenbe 
ober  nieberliegenbe,  gerabc  Slfte  mit  audgefebmeift 
gezahnten,  flach ' }ufammengebritdten  Santen ; ihren 
mit  Mehl  bennifchteit  Saft  brauchen  bie  Siinbu  atä 
Heilmittel.  E.  canariensis  L.  loachft  in  großer  3®&l 
in  öben,  ((einigen  ©egenben  auf  ben  RanarUcheu  3n- 
fein,  biibct  einen  5 m hohen  äjtigen  Strand)  mit  flei« 
[d)igen,  (teil  emporftrehmben , blattlofen  Stften,  hie 
auf  ben  Rauten  zweifladjelige  ©lattpolfter  tragen, 
.'lud  ben  Sdinteln  ber  obera  ©lattpolfter  ber  legten 
Serzweigungen  entfpringen  bie  roten  ©lütenflänbe. 
E.  resimfera  Berg.,  über  1 m hoher,  taltu«äbnlid|er, 
Pom  ©runb  auf  Perzweigter  Strauch  mit  wenig  Per- 
zweigten,  ftumpf  Pierfanligen  Slften  unb  lurzen.  ab- 
ftebmben  Somen,  Wächft  im  3»nftn  Pon  Marotlo 
unb  liefert  bad  Euphorbium.  Sou  ben  nabe  an  30 
beutfdien  Slrten  bat  bie  3 h P r e f f c n • Sf  o 1 f d m i I d- 
(E.  Cyparissias  L.,  f.  Safcl  »©iftpflanjen  I«,  &ig  8) 
Zerflreut  ftebenbe,  fißenbe,  fepr  fcbmal  liuienförmige, 
ganjranbige,  fable  ©liittcr  unb  oietftrahlige  Selben, 
-sic  Würbe  früher  arzneilich  benußt,  wie  nod)  jegt  bie 
Säurzct  (©auernrba barber)  in  grantreid)  unb 
üiußlanb  atd  braftifajed  Slbfiibnuittet.  Ser  in  allen 
Seilen  ber  ©ftanze  enthaltene  Müdjiaft  ift  brennenb 
fdjarf  unb  wirb  zum  Scgbeizen  ber  Sarzen  benugt 
E.  Lathyris  L.  (Meined  Springtraut,  Maul» 
murfäfraut),  60-  90cm  hoch,  mit  blau  angelaufe- 
nem Stengel,  gegenftänbigen,  figeuben,  lanjrttför- 
migen,  ganzraubigen  ©lättem  unb  fet)r  großer  Sotbe. 
ift  tm  Mittetmeergebiet  beimifd),  Wirb  Piel  in  ©ärten 
futtioiert  unb  fommt  im  mittlem  (Suropm  hier  unb 
ba  oerwilbert  Por.  Sie  Samen  (Semen  Cataputiae 
minoris,  Springförner,  Heine  ©urgierför* 
ner)  ftanben  ald  Sired) • unb  Slbfübmittel  bei  ben 
altem  Sirjteu  in  großem  SInfcbcn.  Sie  ©lättcr  unb 


Euphorbiazeen. 


1 Huphurbia  < PomseiUa  pulihcmma  2 Dalcchanifna  Kue/hana  :i  Phyllanlhus  epiphyllanthus  4 Amperen 
»partioulrs  J>.  t luvtia  cncoidcs.  6 Euphorhia  nntiquorum  7 E.vtrosn  8 K ofTicin&rum  E raclo- 
formls  10  E ylobosa  11  E.  sptrmlrns 


Mey*rt  Kam  Lexikon  ft  Au/T 


/um  A-tJtrl  . fiuphorbiasem' 


I 


SM*  I.  £»«**  *tf  9o!fl*t($  O&cphortiU  Luhytia  £4. 
9t#  & tftn  iclntr  ttlfttcxfUiib  mit  \t«crf 5xmt§<  m 
^•»•firttum.  9*9.1.  «in*«He  w4»n(i4<  Blutr 


CSu*»botfcH»jk.  - :t  (Suphotbium^rj. 


r «nattyc  Snk  ungemein  ittwd,  uirini 
r .*  n;j  kujtrtiefefnb  unb  bicntn 
. - i r^/nhmirMguSairafifcmerj 

»e  '«**«  K.  pahutn«  L , «nor 
■p^yfc/v  -*0  «t  fefen  flkn>*fe«  md  l:d« 
K i«  • UM  »l#rofelt|ia  iotfe,  m £üb- 

; . ‘ 3.  • •.  -.1  ru»  Ji  «rtMuiku,  an  tttbreVu 

jfcjh  rm  >te  Bai«'  uub  <sur,eir.nbt 

. . * > Käfer  w«  and)  irr 

. y»  *. ,».!  jt  vfei-utid).  E.  fnlgetu- 

K tfe.  uw  f.lartrm  Sieiigel 

-*  ^<(pifeta,gta«!<ii,qeni<a»b-ga: 
tfe.  . «i  fen  £fep<  m tinWUacn 

- j-  fewOMMb  racm  Öliitra  E.  pul- 
Mauj  ■ >\j)nnn:i  fufeferriitiA  Giul..  j. 
. • *Ü  ‘ , uni  tfffrt  »-fefem- 

. t : • Wefd«  “nb  Millcldmerilj,  mit 

-■  ttntydn,  «calen,  fedl- 

- , ; olefe.ubawr.  feUutrn.  fee  von 

\i  > ’ - -*.  '.Tvrtuirfftt  iiailenfen  9i.'f«U« 

r-  *u  * ■ -■’.■■■.  _u»,i-fe«n  fhtb.  foani  K tpleu- 

8*fl-  in,  m 

MMI  .-nadgi*.  gl, nun  t4«!t<ni  unb 

» -er.  rocrtrn  «l*  iJiaaflaRjcn  hu- 
».•**.'  --i  «'st  rirAfe;  oaii  F..  fUeelori» 

tu  tot  pftd,e  fetwgtfdifajiii. 

F.  »liiiäuli*  L.  brrgifuR 
nnbw  «iici  f.  Said  »8u- 

r '•ä..p.f4iRtld)'gtaii<fa(t,  feiet- 
k-K  Molifit . oieigeitoilig: 
ertmimfl  ber  Triooccn«, 
1,  T.  Suaudfre.  Saume.  biä- 
fe-ur.Mjfe  bon  fugeüger  (bn 
t£M.  fcig.  S).  je  uiu  ibr  trn  g«  t 
u»>  glofexe,  fcs-  7.  6 u 10) 
wiHJÄ  ifeilnlt  (B.  »nli* 
M»  fen«nor.i9«-n  l£.  freien 
itoUk  Wett»  Esrntn  auf,  lue 
Smiskb  Bnrtv-tniueu  (mir 
, 8«  11)  3«  i&attung 

« Mofe  mebeiblaltornor. 
tn  bettn  ätbfeln  gntn«, 
~V-2xrf;abl«ni  fub  tnlniuKln. 

' Hr.  ferffujB  tätigen  (Ainp.it» 
.(>  ob«  feibrirautä&nlid)«n 
5)  «ibilul  «ei  bi-n  b,- 
tot  Wittt-i  meift  nnfad), 
r tmgtr,  bic  iiodjbiatUr 


feiten  )n>fU  ober  mtfelnopfio  un»  fhult  Mk  i 
auifbnnjjnibe  Jlapfd  bar.  *it  Sanier  Mcbe«:  <tii* 
frajlig»  od»!f  unb  tu  brr  Nnfelgrqmb  . j:crt  föfe 
(.«gm  öldfi  (('»rnueulu/,;  Mi  wirbfefe,  ötfcotfw 
tfiibeisetm  umüfetefii  r.ittn  grrufe«  Mnattiw  <M  | 
d idvit . btatnnlm  HalMtligra  \£a«tit!nj»wn’  » ‘ 
tuidj  abtn  nhbrtrr*  f£&\  yel  4)tn  SRru  joliii  ra.  Jt.» 

*n«n;  fee gamilte  (t t:  ••  • • -m. 

bet  Irobenjoitr  uni  niuinti  ««am  btr  #ei/  fen 
ob.  iic  8.  Iirhrr.  brrn  öonfel  luntraiglnofe  -fee- 
bultr;  Ci  mit  abfObtrubm  8.ijarii«ft<n  ro-rb  aua 
feu  «nun  Bon  Kidsua  roiuniunl«  unb  fern  nii- 
:nbnd)«n  Crotou  Tigliam  gewonnm,  aWf%|rl 
bar  •OuBbotbmm«,  Ban  Eoiiliorbia  raaiuih  rs,Sau< 
liojul  nett  fea  ttouddj^imenft'.iufdim  Hcvcugaüuen- 
su  unb  branilkinia,  stittfcuicnl  aub  bm  untrrir- 
biftfenlukn  inmMi.niU.it  otüUMm»  ul«  üüanbiofa 


: halb  <i«  «tnfaifet  ^rrigun 

i f\».»«t:.'ri)iti.  Salb  febn  b.«  ©lultr 
.ämaa-gefif K Onnoi  alb  rin  du- 
to'.fltot  fruit  Dort  inbrn  fein,  in  ou- 
im  rntdori  ictiiiin^;  flifctttltJ 
vtatteng  Jiuphorl  iu  (Xrv^l'- 
1 1 nne.  rtm  rutrr  brdifitärnngrn. 

! *,-tf«fen<Jt  VilSriOyatliiu  o i 
, , t-^rfi<rß>.bi(  fälf*lid)itl> 
«-.-  i'lui.n  gmanuuot  isecbut. 
liefern  jafelrtuUe,  au«  einen 
;_ii7ut>  1 alt  «rkilbdr  nt  innlnb« 
irufe  nie  «benfalU  gtfhrUe  iiK-ii 
IrntnuFfiaew  5ni#lh.m«n,  btr  im 
fer  brrf  Räifear  «mt  >fet  yo  i 
avt  ^ummanlii'jrn  trfjt  Sieitmd  i 

tot  Jdafel  ife«r  Ö*<b«r.  mciji  bin  . ; 


unb  tnpieta),  ijacbfloffe  non  Ouautihorn  tttavona 
unb  Mulk'ta«  phüippüt«u«U,  bi«  aud)  bi«  arpwitid) 
bcmtbirDrog«  Kuuuda  Hriert.  -diflkid  non  Af.-uritu» 
lamn  r«,  8«Uiteff(  80n  itüUingfe  «efcifem  unb  beni 
oflatitifeenSapium  -f.LiiVrum  lüuiicbf  S.  Tmb  b«ftif|* 
®iflp|lanj«n.  i di.  b-r  Dfetu^ndkitbaum  (HippiHJiaue. 
Mauciarilu)  tir.  troptfrfern  Vlmenfn  Al«  üdirrrr 
foffües  9l«fl  brr  «tlt  «m«  »on  3 onwtn»  im  HWtn- 
ficui  gejunr  int  iölilie  non  Ajiüd««m»M»iln)owlc*ii. 
iUgl.  8 n i 1 1 o u , iätuJi-  utinSniB  da  gronpa  de« 
Eupborbhc-  » W.  lUM);  Bai(fl«r,  Icon«  Sn- 
pharbübuui  I IWbi,. 

(fupltorbiumhat j,  bereu«  fei  gaifetrn.lNinfe« 
pon  Eupbi-rl  i»  r -«ifers  au«ilitn«Bbr  unb  on  brr 
• ' m*  mib.-:  r.i«t*  bfllpelbinfe, 

terrriblid)«,  burd|lrtmnta  ber  tstiaineOftunreuiigie 
etüd«.  riefet  beim  ütwani.en  ffeioadi  untlitaudurtm 
»nb  idi'.nidi  j«fec  anfeailmb  unb  ««fulitlid)  brtnnrnJ 
fdmti.  (£4  ifl  in  («inmi  b«r  getoubnltd)«!  tjbimigämu- 
hi  Düüjldnbt«  Ifestiife,  feflrfet  au«  «iinn  Ua'JäroA  Sparj, 
18  feiro).  ®miuni,  22  i-rnj.  (nitaQifirrbarnu  Cu- 
pOorboit,  13  Vtoh  tlpfdfdnrdaltrn  unb  10  8roi. 
anorganififeai  3t offen.  QL  isirb  fafl  ouiirtjliffiUd) 
eu-i  tWogobor  ausgefiibrt  unb  iin  maroBamjtfecn  Al- 
ias gefummelt.  3a«  C.  Wirlt  äufstqt  feefttg  auf  bi« 


4 


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I. 


Guptyorbicijecn  — 

berSBildjfaft  berSflangc  ftnb  ungemein  itfjarf,  Wirten 
auf  ber  Haut  äßrnb  unb  blafeitjiebenb  unb  bienen 
tur  ©ertrcibung  ber  SBorjen  fowit  gegen  3abnfd)merz 
bei  lariöfen  3äbncn.  Sem  E.  palustris  £.,  einem 
bautnrtigen , 60 — 90  cm  hoben  Ocroäcbd  mit  lid)t- 
grünem  Stengel  unb  biclitrabliger  Xolbe,  in  Süb- 
nnb  äSitteleuropa  unb  in  SSittelaften,  an  ftei)enben 
©ewäfiern,  willen  bie  SBurjel  unb  SBur.jelrinbe 
triftig  abfübrenb  unb  roaren  früher  tuie  aueb  ber 
äpenbe  Saft  alb  Heilmittel  in  ®ehrauif).  E.  fulgeus 
Kant.,  ein  Straucb  in  2Jlerilo,  mit  glattem  Stengel, 
lanzettförmigen,  langgefpiptcn,  glatten,  ganjranbigen 
©tattern  unb  an  ber  opipe  ber  Uftcben  in  eiitfeitigcn 
Xrauben  Bereinigten  leucqteiib  roten  ©lüten,  E.  pul- 
cherriina  TV.  (Poinsettia  pulcherrima  Grah.,  f. 
Xafel  »gupborbiagern«,  gig.  1,  unb  Xafel  »Schau- 
gebdbe-,  gig.  11),  in  SRejcifo  unb  SRiltelamerifa,  mit 
Ipater  etwad  Berboljenben  Stengeln,  obalen,  bell* 
grünen  Slättcm  unb  unfiheinbaren  ©lüten,  bie  non 
einer  bis  25  cm  im  Xurdpiieffer  baltenben  Sioielte 
idbarladjroterSraftcen  umgeben  finb,  foroic  E.  splen- 
deas  Lodd.  (f.  Xafel  »ßupborbiajeen«,  gig.  11),  in 
SXabagadlar,  mit  leberigen,  glatten  ©iättent  unb 
fdjarlaebroten  ©lüteit,  werben  ald  3'iibflattzen  lul* 
liniert.  Xie  Blätter  unb  grüchte  Bon  E.  piscatoria 
Ait  bienen  gum  Betäuben  ber  gifdte  beim  giftbfatig, 
unb  mit  bem  Saft  »cm  E.  cotinifolia  L.  Bergigen 
bie  gnbianer  ihre  ©feile.  Hlnbre  Hirten  f.  Xafel  *ßu> 
phorbiatem«. 

ßuBborblazecn  (Söol fbmtltbgemätbfe,  hier- 
tu  Xafel  »eupborbiageen«),  bifotble,  »ielgeftaltige 
©Sanjeniamilic  aud  ber  Drbnung  ber  Tricoccae, 
mildifaftfübrenbe  fbiäutcr,  Sträud)er,  Säume,  bis- 
weilen aud)  faliuäartige  öetoiidjfe  oou  lugeliger  (bei 
Eaphorbia  meloformis,  Xafel,  gig.  9),  fäulenfönniger 
(E.  virosa  ofbcinarura  unb  globosa  gig.  7, 8 u.  lü) 
ober  lanbelaberabnlid)  cerjtoeigter  ©eftalt  (E.  anti- 
quorrun,  gig.  6).  ©ei  ben  fafieenartigen  6.  fehlen 
tie  8 lauer,  au  ihrer  Stelle  treten  Xouicn  auf,  bie 
aber  amb  bei  beblätterten  gormen  oorfommen  (wie 
bei  Esplenden»,  Xafel,  gig.  11).  Xie  ffiattung 
Phillanthas  (gig.  3)  bat  blofe  nieberblaitartige, 
Ibüppeujörtnige  ©lütter,  in  bereu  Hlcbfeln  grüne, 
blattförmige  Xritbe  ('Ebljttoflabien)  fub  entwickln. 
Änbre  gormen  haben  einen  befenformiaen  (Ampcrea 
ipartioide»,  Xafel-  Ö*f}-  4)  obtr  h'ibelrautätmlichen 
((  luytia  ericoides,  gig.  6)  Habitue,  ©ei  ben  bc* 
blätterten  gönnen  finb  bie  Blätter  meift  einfach, 
feiten  banbfbnttig.  ©idiueilen  befipen  bie  Hochblätter 
auffaümbegärbung,  wie  bei Euphorbia (Poinsettia) 
pulcherrima  (Xafel,  gig.  1)  unb  Dalechampia  (gig. 
2>  Xie  ©tüten  finb  eingefcftlecblig,  halb  ein-,  balb 
poeibäufig  unb  entwickln  balb  ein  einfad) cä  ©erigon, 
balb  Seid)  unb  ©iumenfrone,  balb  fehlt  bie  Blüten- 
hülle  gan).  Xie  Staubgefäße  fönnen  ald  ein  ein- 
imber  ober  mehrfacher  ftrciä  oorbanben  fein,  in  an- 
bern  gäflen  bie  auf  ein  einziges  terminal  flebenbed 
Berfümmem.  Sei  ber  ®attung  Euphorbia  (Xejtfig. 
1)  hüben  bie  ©luten  fleine,  Don  einer  becherförmigen, 
■nt  Xrüfen  am  Sianbe  »erfebeiten  Hülle  (Cyathium) 
umgebene  Stiiienfläube  (Xertfig. 2),  bie  fälfdjlicb  bis- 
weilen für  bie  eigentlichen  Sliiten  genommen  toetben. 
gmgnnem  ber  Hü[lc  flehen  zahlreiche,  aud  einem 
«aijigen  geftielten  Staubblatt  gebilbete  männliche 
Diäten  (Xejtfig.  3)  unb  eine  ebenfalls  geftielte  Weib- 
lidw  ©lute  mit  breilnopfigem  grucbtlnoten,  ber  im 
ganentoinlet  iebed  ber  brei  gädjer  eine  ober  jWei 
bdngrnbf  anatrope  Samenanlagen  trägt.  Xiegrucbt 
«,  mtipreebenb  ber  3®^  »$r*r  5äi),r-  mtif*  *««*. 


Gupf)or6ium£arj.  167 

feiten  zwei-  ober  mehrfnopfig  unb  fteOt  eine  elaftifcb 
auffpringenbe  Rapfel  bar.  Xie  Samen  haben  eine 
frufrige  schale  unb  in  ber  Siabelgegcnb  einen  flei- 
schigen SBulft  (Caruncula);  betd  reicblidje,  ölhaltige 
Giibofpenu  umfcbließt  einen  geraben  Keimling  mit 
fladjen,  bisweilen  blattartigen  Samenlappcn  unb 
nad)  oben  gelehrtem  öürjeldien.  S)!an  jäblt  ea.  4000 
Hirten;  bie  gamilie  bat  ihre  jablrcidplen  ©ertreter  in 
ber  Xropengoite  unb  nimmt  gegen  bie  ©ole  bin  raicb 
ab.  Xie  6.  liefern  bem  Haube!  mannigfadK  ©ro- 
bultej^  CI  mit  abfiibrenben  6igenfd)aften  wirb  and 
ben  Samen  Bon  Ricinus  communis  unb  bem  ojt- 
inbifdjen  Croton  Tiglium  gewonnen,  ©ummibarj, 
bad  -ilupborbiltm«,  ooit  Euphorbia  irsiuitVra,  ll.iu- 
tfd)ul  uoti  ben  tropifcb-amerifanifiben  Hevea  guianen- 
sis  unb  brasiliensis,  Stäriemchl  aud  ben  unterir» 
bifeben  Xeilen  Bon  Manihot  utilissima  (atd  üianbiofa 


1.  Sroetfl  (Enphorbl*  L»tbyris  L.). 

2.  $tnie(ncr  KUütenftanb  mit  bet^erf ftrmigcm 
^nooluiium.  gig.  S.  <Kin}eine  m&nn(i$e  State. 


unb  Xapiora),  garbftoffe  Bott  Crozophora  tiactoria 
unb  Mallotus  philippinensis,  bie  aud)  bie  cir  jiieiltcb 
benuäteXrogcKawula  liefert,  StbelladBoitAleurites 
laccifera,  getlftoffe  Bon  Stillingia  sebifera  unb  bem 
afiatifeben Sapium  sebiferum.  'jjimubeß.  finb  heftige 
©iftpftanäen,  ;.©.  ber3J(an}ineUcnbaum(Hippomaüe 
Majicinella)  im  tropifdjen  Hlmerila.  Hlld  jidjerer 
fofjtler  iRcit  ber  ß.  gilt  eine  Bon  ISomuenj)  im  ©ern* 
jjtein  aefunbenc  ©lüte  Bon  Antidesma  Maximowiczii. 
©gl.  S a i 1 1 o n , Etüde  günerate  du  groupe  des 
Euphorbiacbes  (©or.  1858);  ffloiffier,  Icones  Eu- 
phorbiarum  (1866). 

(Slipborbiumbarz,  ber  aud  ber  gerieten  Slinbe 
Bon  Euphorbia  resiuifera  audfließenbc  unb  an  ber 
©flanje  erhärtete  ©lilcbfaft,  hübet  matt  bettgelblidje, 
jerreibliibe,  burcbXrümitier  ber©flanjeBerunreinigte 
Stüde,  riecht  beim  ßrwärmen  febwaeb  lueihraudjartig 
unb  idpnedt  febr  anbaltenb  unb  gefährlich  brennenb 
febarf.  ßd  ift  in  teinein  ber  gewöhnlichen  Uölungdmit- 
tel  ootlftänbig  löblich,  befiehl  and  etwa  38©ro,j.  Harz, 
18  ©roj.  ffiiimmi,  22  ©ro,(.  friftaHiricrbarem  ßu- 
pborboti,  12  ©rog.  Hlpfelfäurefaljeit  unb  10  ©roj. 
anorgnnifd)en  Stoffen,  ß.  wirb  faft  audfcbließlia) 
aud  Üiogabor  audgefübrt  unb  im  maroHanifcbcit  Hit- 
lad  gefammelt.  Xad  ß.  Wirt!  äußerfl  bcft'8  a»f  We 


52 


erlaubt  — (Srle. 


mit  bem  ©rabftein  bcS.faeIbcn$obfi  tmb  bem  erwähn- 
tcn  $elbcnbenfntal  befinbet.  Sin  ber  Stelle  ber  Don 
König  Stephan  bem  ^eiligen  erbnuten  Äatftcbrale  er- 
bebt ftd)  auf  einemBfeilerfragment  bie  1835  errichtete 
Silbfäule  biefeö  Königs. 

Erlaubt  t)nt  ein  9iettnpferb  fo  ttnb  foDiel  Kilo,  bie 
eS  nad)  in  ber  Bropofttion  Dorbergefebcnen  ©rünben 
»weniger  zu  tragen  bat« , al«  eS  nadt  ber  ©ewidjtS- 
ffala  ober  fonft  eigentlich  S><  tragen  hätte.  3m  Stab- 
rennfport  bejiebt  fid)  bie  (Erlaubnis  auf  bie  CTiitanj, 
j.  83.  20  m e.  bebeutet  20  m Borgabe.  Bai.  Ultra. 

<?rl«ud)t  (entftanben  auS  »erleuchtet«),  f onft  Xitel 
ber  regiet  enben  SfeichSgrafen.  $urd)BunbeSbefd)Iuft 
Dom  13.  gebr.  1829  ift  biefeS  Bräbifat  ben  fpäuptent 
ber  DormatS  rcidtSftänbifchen,  feit  1806  mebiatirterten 
gräflichen  gamilien  Dertieben  worben.  2>od)  fann 
ieber  beutfdje  SouDerän  baS  Bräbifat  auch  anbern 
beuorjugten  Bcrfonen  »erleiben.  3n  altem  Urfunben 
werben  bie  Bräbitalc  Surdjlaudtt  (f.  b.)  uitb  ©. 
al3  gleichbebeutenb  gebraucht  ; jeftt  ift  $ urd)lauef|t  nur 
ba«  Gbrenpräbifat  fürftlicher  $erfonen. 

(Erläuterung,  f.  Grflärung.  6.,  als  gleieftbebeu- 
tenb  mit  3ut<ri>retation,  f.  unter  SluSlegung.  G. 
eine#  BarteiuortragS,  f.  Declaratio  libelli;  G. 
beSUrteilS.f.  Declaratio  seu  tentiae.  — 2t  uf  ftrofiS 
gibt  bie  ö.  (SirnDoi)  unter  ffiieberanfübrung  ber 
Buchftnben  auf  ber  3eid)nung  bie  Xruppenflellutiacn 
unb  »Bewegungen  foloie  Bemerfungen  über  ba«  ©e* 
länbe  näher  an 

. <8rlbrtd),3)orf mbcrfädg. ffreiöb.3widau,21mtSb. 
Clsnift,  bnt  eine  eDang.  Kirche,  Cberförfterei,  gabri- 
lation  Don  4>oI}»  unb  SlcifingbiaSinftrumenten,  Bier- 
brauerei unb  OflOO)  2389  Ginw. 

Orrte  (Stier,  Gl f e , Aluus  Toum.,  ht’crju  lafel 
»Grle  I u.  n«),  Gattung  ber  Betulajeen,  Bäume  unb 
Sträucher  mit  geftielten,  länglichen,  runblidjen  ober 
her, (förmigen,  gesahnten  ober  gefügten  Blättern,  meift 
geftielten  Laubmofpen,  monöziichenBlüten  in.Unpchrn 
unb  edigen  grildjlcn.  14  Sitten  auf  ber  nörblidjeit 
£>albfugcl.  Söie  gemeine,  rote  ober  fcpwarze  G. 
Olotcrlc,  3d)iuar jerle,  Urle,  Ainus  glutinosa 
L.,  f.tafel  II  unölafel  »Laubbäume  im  SSinterü«, 
Bb.  2,  bei  S.  473),  ein  fchlanfer  Baum  Don  4 — 25  m 
tfjöbe  mit  buntler  Siinbe.  unbehaarten,  in  ber  3ugeub 
fieberigen  Zweigen,  runblichen,  auSgefchweift  gesahn- 
ten, nur  im  Säinfel  ber  SlerDcnäfie  bärtigen,  geftielten 
Blättern,  finbet  ftd)  in  ganj  (Europa  bi«  etwa  65° 
itörbl.  Br.,  inBorbafrifa,  and)  in  Sibirien.  Sie  fteigt 
in  ben  (üblichen  Sllpen  bi«  1200,  felbft  1 300 m SfieereS- 
höhe,  am  §arz  bi«  600  m.  2)ie  G.  liebt  naffen,  hu- 
musreichen Boben,  ift  baber  eine  treue  Begleiterin  ber 
Stäche  unb  glüffe  unb  bilbet  namentlich  int  norböft» 
lidjen  Seuticblnnb  (Sprcewalb,  Oberbrutft,  Lünebur- 
ger $cibc,  Cftprcuften),  in  ben  baltifd)en  Broninjen 
unb  in  Ungarn  bie  terlenbrücper,  in  betten  bie  ge» 
Wohnlich  Weitläufig  ftehenben  Bäume  aus  iitmpfigent 
Stoben  herporwachfen.  3hre  Hronenabwötbung  be- 
ginnt mit  bem  20. — 30.  3ahre;  fpäier  jeigt  fie  nur 
lattgfamen  3uwad)S,  erreidjt  aber  auf  gutem  Stanb* 
ort  tn  80 — 100  Jahren  einen  rttnben,  Doüboljigen 
Stamm  Don  25  m £>öbe  bei  60—90  cm  lurchtueffer. 
Sie  befiftt  eine  lange  anbaltanbe,  arofte  SltiSithlagS- 
fähigfeit.  namentlich  am  SBurtcIftod,  währenb  ihr  ber 
S8urjelau«fd)Iag  faft  gänzlich  abgeht.  Ja«  §oIj  ift 
weich,  leicht  fpaltbar.  feft,  jtetnlich  grob,  frifeft  gehauen 
gelbrot,  nach  bem  Srodnen  hell  roflrot,  im  SBaffer 
lehr,  httJrocfnen  Wenig  bauerhaft.  Die©,  leibet  nicht 
feiten  bureb  Säinbbrud)  unb  burch  ben  Grlenrüffei- 
fäfer  (Cryptorhynchus  lapathi),  beffen  Laroe  im 


§olj  lebt;  Don  ffranfheiten  Wirb  ber  Saum  bageqen 
faum  heimgeiucht.  'Ulan  benuftt  Grlcnbolj  ju  »Inf- 
(erbauten,  Bnmnenröhren , SBafferleitungen.  L>olj- 
fchuhen,  ju  iifdjler.  unb  $rech(l  erarbeiten,  ju  Bürften, 
3igarrenfiftcn , Spielwaren  ic. , Dorjüglid)  aber  ald 
BreunhoU;  bie  Srlentnafer  fleht  berjentgen  ber  Stirfe 
unb  ber  SRüfter  Wenig  nach;  bie  Sinbe  bient  in  Sla- 
wonien unb  einigen  Orten  SlufjlanbS  jum  ©erben, 
gelegentlich  auch  (um  gärben.  ®er  Same  ernährt  im 
feinterfamenfreffenbe Sögel.  $ie  graue  (E. (weifte, 
loeiftgraue  ober  rote  ®.,  A.  ittcana  L.,  lafel  II, 
gig.  10)  hat  fteU  behaarte,  nie  fieberige  3®eige,  breit 
elltptifdte,  hoppelt  gejahnte,  anfangs  bttrehau«,  fpäter 
nur  auf  bem  SSitielnerD  unb  feinen  $>auptäftcn  ber 
grau-  ober  etwa«  blaugrünen  Unterfläche  behaarte 
Blätter  unb  eine  glatte,  filbergraue  Wmbe,  ift  burch 
faft  ganj ©uropa  utibSlorbafien.aud)  inSorbamerifa 
Derbreitet,  geht  Weiter  nach  Slorben,  fteigt  im  ©ebirge 
höher  alä  btt  Dorige.  Sie  wächft  nteiften«  ftrancharttg, 
erreicht  aber  als  Baum  eilte  §öbe  Don  10  m.  Sie  liebt 
weniger  naffen  Boben,  gebeiht  aud)  an  Serghängen 
unb©ebirgsfäiitmen  unb  treibt  jablrcidjeSSurjclbrut, 
SaS^olj  i)t  heller  alSbeibcrDorigen.  etwas  feiner  unb 
bieftter,  fein^eUiger ; frifch  gefällt  riecht  eS  nach  3Köh- 
ren.  2Kan  benagt  eS  wie  baS  ber  Soterle.  $ic  SBcijj- 
erle  fpielt  in  ber  norbifeften  Slitjtfjologie  eine  grofte 
SRoIIe:  auS  ihr  ging  bie  grau  herDor,  au«  ber  Gfche 
ber  Sllann.  Barictäten  beiber  Sitten,  aud)  foldje  mit 
tief  gelappten  Blättern,  fowie  einige  fremblänbifche 
Sitten  werben  als  3>fr8fftölje  fultiDtert.  (CicSllpen- 
erle  (Berg-,  Btrfenerle,  ISroffel,  A.  viridis 
D.  C).  ein  ftübfeher  Strauch  Don  2 — 4 m Sjöhc,  in 
ber  fiultur  bisweilen  ein  fleitter  Baum,  hat  in  ber 
3ugenb  behaarte  3>ueige  unb  eintnbliche.  rautenför- 
mige, unregelmfifttg  gefügte,  auf  beiben  gläthen  gleich- 
farbige Blätter  unb  ficht  in  eigcntümlidter  Seife  jwi- 
(dien  ben  ©attungett  Birfc  unb  G.  3"t  »abituS  gleicht 
fie  ber  lefjtera,  währenb  bie  Ginjclhciten  ber  Blüten 
mehr  ju  ben  Bitten  htnneigen.  Sie  wächft  in  Der- 
fchiebenen  gönnen  auf  ben  Vllpen,  Karpathen,  audt 
im  3ttra,  Sthwarjwalb,  Söhmerwalb,  in  Slficn  unb 
'Jiorbamerifa  unb  bilbet  auf  ben  höchften  ©cbirgS- 
lammen  gewiffermaften  ein  fiaubholifeitenftttd  jttr 
Krummholjfiefer.  $a«  Jolj  ift  weift,  jäh,  mittel- 
mäßig hart  unb  bient  als  Brcnnftol.j. 

gorftwirtfdjaf tlidie  Bebcutuna  benpen  für 
SD!ittelcuropa  bie  Schwarjerle  als  ber  SSalbbaum  ber 
feuchten  Senfen  unb  be«  BrucftbobenS  im  norbbeut- 
fchen  glacftlanb,  bie  SSeifterle  überall,  wo  man  fehneü 
bebeutenbe  Sllafjen  geringen  BrettnholjeS  erjiehen 
Will , m ben  feuchten  3d)iud)ten  ber  Berglänber  fo- 
tuohl  als  aud)  auf  ben  trodnem  Böben  bcS  Borge- 
birgeS  unb  glachlanbeS.  ®ie  befte  BewirtfchaftungS- 
art  für  Grlenbeftänbe  ift  ber  Sliebenualbbctrieb.  Gtn- 
jelne  im^ochWalbjerftreutliegenbeGrleitnieberungen 
werben  gewöhnlich  in  Bcrbinbung  mit  ben  ft«  tittt- 
gebenbett  S>od)Walbbcftänben  in  berSIrtbewivtfchaftet, 
baft  fie  bei  ©elegenhcit  ber  periobiidten  3>urd)forftun- 
gen  mit  abgetrieben  werben.  $cr  Jtieb  in  ben  Grien- 
nieberWalbungen  erfolgt  meift  bei  groft,  ba  bie  Brücher 
fonft  nidjt  jugänglid)  finb.  lieitultur  ber  Schwarzerle 
erfolgt  am  heften  burch  'pflaitjung.  'Ili'ait  erzieht  bie 
Bilanzen  in  befonbem  Saatfäinpen.  gaft  jebeS  3“br 
bringt  Samen,  ber  jebod)  nur  ein  Jahr  lang  feim- 
fähig bleibt  SRan  fnmmclt  ihn  Gnbe  Slooember.  1hl 
Samen  wiegt  etwa  30  kg.  Ser  Same  Wirb  meift 
breitwürfig  gefät,  auf  1 Sir  1,5—1  kg,  unb  fdjwad) 
mit  Grbe  bebedt.  Sie  Bflänjdjen  ntüffen  gegen  bas 
überwuchembe  ©raS  gefchüftt  werben.  Sie  ftitb  ein- 


r 


Erle  I. 


Zum  Artikel  Jlrle1. 


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Schwarzerle  (Ainus  glutinosa). 

Bibliograph.  Institut,  Leipzig. 


Meyers  Konv.  - Lexikon , 6.  Au/I. 


Erle  II. 


Schwarzerle  (Ainus  glutinös«).  1.  Tricbspilzc  mit  den  nächstjährigen  Kätzchen.  — 2.  Männliche  Blütenkdlzchcn.  — 
3.  Vierzipleligc  einzelne  Blüte  mit  vier  Staubbeuteln.  — 4.  Weibliches  Blütenkitzeben.  — 5.  Weibliche  Blütenschuppe 
mit  den  2 zweiteiligen  Blütchen.  — 6.  Frucht.  — 7.  Reife  Fruchtzäpfchen.  — 8.  Entleertes  Fruchtzäpfchen.  — 
9.  Triebspitze  mit  drei  Knospen.  — 10.  Graue  Erle  (Ainus  incana),  Zweig  mit  Früchten. 


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53 


Gr(e  — ©rlöfung. 

b\5  jweij&prig  bireft  and  ber  Saatfdjule  Derpflampar,  leueptungdfreid.  Die  3ntenfitSt  ber  E.  Derpält 
bod)  Derfcpult  man  auch  ftarfe  ein*  ober  jmcijitprige  fiep  bei  ben  ftörpem,  bie,  lote  bie  ©laneten,  ihr  Sicht 
Örienvilönjlmcie  noep  einmal  im  Bflanjlamp.  Sie  uon  einem  gemeinsamen  3entrallörper  (ber  Sonne) 
Seifterlen-Sliebcrmalbungen  werben  gewöhnlich  erbalten,  umgefehrt  Wie  bie  Ouabrale  ihrer  Eittfer* 
in  12—  24jäprigem  Umtrieb  bewirlfepoftet.  Die  VI I • nungen  Bon  biefent,  bnfjcr  j.  8.  auf  Jupiter,  ber 
benerle  iit  als  Sorläuferin  Weiterer  gorftfultur  bei  fünfmal  weiter  Bon  ber  Somte  entfernt  ifi  atd  bie 
ber  2lufjorftung_  (apter  l£>od)gebirgSftrecfen  wichtig.  Erbe,  bie  E.  '/«  Don  ber  auf  ber  Erbe  ift  (Dgl.  Erbe, 
©Tle,©auerfcpafttmDrciiB.9legbej.äRünfter,ftreiS  S.  907).  — Jtn  ber  epriftlidjen  üet)rjprnd)e  bejeiepnet 
Sedtinghauten,  jum  Dorfe  Suer  (f.  b.)  geljSrig.  ber  Rtudbruef  E.  (lat.  illumiuatio,  gried).  pbotismos) 
ivrlciibnrp,  Dorf , f.  Simme.  bie  Erweiterung  bed  ©ewufttfcmd,  oie  ber  UHenfep  im 

©rlenbab,  Seiler  im  bab.  ftreiS  ©oben,  Wmt  ©tauben  erfährt,  fo  bajs  ihm  Dinge  inSiept  liegen, bie 
‘fidjern,  jur  ©emeinbe  Oberfaöbaep  gehörig,  am  juDor,  als  ber  überfmnlidpen  Seit  angepörig,  imju* 
cepwarjwatb,  158  m ü.  i1!.,  hat  eine  mbilferente  gängliep  waren;  in  ber  proteftantifdjen  Dogmatil  bie 
laue  Dpenne  Don  23  “ mit  ©ab,  jrauben*  unbURot*  Sirfungen,  bie_baB  berufenbe  ffiort  junäepft  in  ber 
lenfur  unb  o»oo)  100  Einw.  Erfenntnid  bed  Sünberd  übt,  iitbem  cd  ihm  ein  inbi* 

©rlenbtattfäfcr,  f.  ölattfäfer.  Dtbuelled  Berftänbnid  bedöogeitSapfd  DonSünbe  unb 

©rlenbrudj,  i.  Erle.  ©nabe  eröffnet;  unBermittette  E.  ift  gleich  3»fpira* 

©tleubufcl),  riabntborf,  f.  Damthaufen.  ©rlip,  Kluft,  f.  Rlbler,  ®.  113.  [tion  (f.  b.). 

©rlcnjeifia,  f.  3*ifig.  ©rliligePtrge,  f.  ©öpmifepc  Stämme. 

©rlcr,  1)  granj  Ghriftoph,  ©tlbbauer,  geh.  ©rlfönig,  fälfeptieper  Vludbrud  für  Elfeufönig, 
5. Oft  1829  juftipbüpel  tnDirol,  fam  1850  ju  einem  eingefübrt  Dem  Berber,  ber  bab  bäuifdje Sjort  Eller* 
§oljfepnifter  in  ftufftein  in  bie  üepre,  befuepte  bie  bor*  fonge  (toDiel  Wie  elverkunge,  »Elfeufönig«)  and 
tige  3eicpf nfcpule unb  mar  bann  eine 3eitlang  in  ber  JRiftberftänbmd  mit E.(nacp Eller,  »Erle«)  überfepte. 
Öoljfcpniherei  ftr^lidje  3wede  tätig.  3»r  Sott*  3hn<  folgte  ©oetpe  in  feiner  ©allnbe  »Der  E.« 
t'epung  feiner  Stubien  ging  er  nach  ^nnöbruef  unb  ©rlon  (fpr.  «sno),  ©raf  b',  f.  fronet  2). 
bann  nad)  Seen,  wo  er  bed  1860  bie  Rllabentie  be*  ©rlüfet  (lat  Salvator,  gried).  Sotcr),  bie  Don  fei* 
fuepte.  $ier  entfaltete  er  im  Änfcplup  an  bie  fircplicpe  nein  Serf  hergenommene  ©ejeidjnuna  ber  Bcrfan 
Sfulptur  bed  SJittelalterb eine  umfangreiche lätigfeit  3efu,  neuerbingg  befonberd  in  ber  Scpule  Scpleier* 
in  ber  Budfepmüdung  Don  Öirdjen  u.  bgl.  ffitr  bie  maeperd  beliebt;  f.  Ghriftologie. 
neue  ftirepe  in  Mltlerdtenfelb  fertigte  er  Statuetten  ©rlöfcrorbcn,  gried).  Drben,  Don  Röntg  Otto 
oon  S)o!},  für  bie  ftirepe  in  ©ödlau  Sanbfteinfiguren,  1.  Jjuni  1833  junt  Wnbcnfen  an  bie  Befreiung  örie* 
für  bie  Siubmedhalle  im  ttrfenal  bie  Üliarmorftatue  epenlanbd  geftiftet,  für  3n*  unb  Budlänber,  bie  fid) 
bed  ©rafen  SRiflad  Salm  (1871),  für  bie  neue  ftirepe  entweber  in  bem  Unabhängigfeitdfrieg  ober  in  Jtn* 
nt  ber  Brigittenau  fämtlicpe  beloratiue  fjigurett  buftrie,  fytnbel.  ftünften  unb  SBiffenfcpaften  audge* 
(1873),  ebenfo  für  bie  SotiDlirepe  bie  Figuren  ber  jeiepnet haben.  Derftönig  iftöroftmeifterbedOrbend, 
äpoftel,  ferner  Statuen  für  ben  Steppandbom,  bad  ber  fünf  ft  (affen  pat:  ©roijfreüje.örogfommnnbeure, 
Stift  ftioftentcuburg  unb  bad  SRatpaud  ju  Sieit  Stommanbeure,  Siilter  bed  golbcnen  unb  Jlnhaber  bed 
2i  öeorg,  ©cfcpicptdforfcptr,  geh.  1.  3an.  1850  filbernen  Sreujed.  Die  fDeforation  beftept  in  einem 
in  ftrögid  bei  äReipen,  ftubiertc  ©efdiiepte,  warb  1873  weift  emaillierten,  mit  berftönigäfronegeuerten,  aept* 
Seprer  am  Siifolaigpmnaüum  in2eipjig,  habilitierte  fpifttgen  ftreuj,  bad  auf  einem  grünen  Sieben*  unb 
fiep  pier  1884  für  ©efepiepte,  warb  1890  aufterorbent*  Sorbeertranj  liegt.  3m  SDÜttelfdjilb  befanb  fiep  frü* 
lieber  ©rofeiior,  1892  orbentlicper  ©rofeffor  ber  ©e*  per  Dont  bad  grtedjifcpe  ftreuj  mit  ber  Umfdjrift  in 
fcpiiptf  in  ftönigdberg  unb  Gnbe  1902  in  'JRünfler.  grieepifeper  Spradje:  »Deine  reepte  §anb,  S)etT,  ift 
E.  gab  mehrere  tsdpritten  Dietricpd  Don Sitepeim (f. b.)  Derperrlicpt  in  ihrer  ftraft«,  unb  hinten  bad  Bruitbilb 
beraud  unb  feprieb:  »Dcutjcpe  ©efepiepte  Don  ber  Ur*  bedftönigd  mit  berllmfeprift ; »Otto,  ftönig  Don  ©rie* 
jeit  bid  jum  tlludgange  bed  SRittelalterd  in  ben  Er*  epenlanb«.  Durch  bieStatutenänberung  Dom  7.2Iug. 
jiplungcn  beulfeperöejepieptfipreiber«  (lleipj.  1882—  1863  würbe  ber 'Hiittelfepilb  bapiu  geänberl:  auf  ber 
1884,  3 ©be.f;  »Dietviep  Don  'Jiiepeim.  Sein  Seben  ©orberfeite  trägt  er  bad  ©elb  bed  ^eifanbd  mit  ber 
unb  feine  Sepriften«  (baf.  1887);  »Die  SJiatrifel  ber  DeDife:  »Deine  reepte  ^anb  tc.«,  auf  ber  iflüefieite  bad 
llniDerfität  fieipjig«  (im  »Codex  diplomaticns  Saxo-  griedtiftpe  ftreuj  mit  ber  Umfdprift:  »Die  IV.  Sia* 
aiae  regiae«,  baj.  1895—97,  ©b.  1 u.  2);  »©efepiepte  tionaloevfammlungbcr©rieepen,  abgepalten  ju ültgod 
ber  abenblänbifepen  ftirepcnfpaltuitg  Don  ber  Süapt  1829*.  Der  Orben  wirb  an  einem  hellblauen,  weift 
llrband  VI.  bid  jur  Berufung  bed  ifonftanjer  fton-  geränberten  ©anbe  getragen.  Die  ©roftfreuje  unb 
jitd«  (Stuttg.  1904  , 2 ©be.).  Rluip  an  ©ebparbtd  ©rofttommanbeure  tragen  baju  einen  filbernen,  adtt* 
• Vanbbuep  ber  beutfepeu  ©efepiepte«  (2.  ?lufl.,  Stuttg.  fpiftigen  Stern,  ber  gletepfalld  in  ber  Dlitte  bad  ©ilb 
1901)  ift  E.  mit  brei  Rlhfepnittcn  beteiligt.  bed  fceitanbd  unb  bie  DeDife:  »Deine  reepte  £>anb  je.« 

Srlcrtoinb,  ein  im  3nntat  nörbliep  Don  ftufftein  jeiat.  S.  Dafel  »Drben  II« , Sig.  4. 
webender  SBinb.  ©rlöfung  (lat.  Bedemtio),  in  ber  ftirepenlepre 

(frlcueptc tt,  ©ejeiepnung  für  religiöfe  ScPmSr*  ftepenber  jiame  für  einen  entfepeibenben  ftttliep-reli* 
mer,  bie  fiep  eined  ihnenburepbejonbcre®nabe0otted  gtöfen  Borgang  innerpalb  ber  SRenfepheit,  ber  ben 
juieü  geworbenen  innem  2iepted  rüpmen , Dermöge  item  aded  Epnftentumd,  ben  äRittetpunfl  aller  epriit* 
beffen  )ee  Don  bem  gewöpnlicpcn  ^eildweg  bidpenftert  liepeti  Dpeologie  bilbet.  Ed  cntfpridgt  wefentliep  ber 
erfepemen.  etpifcPeu  Berticfung,  bie  ber  aIttc[tautentIid)e3Rcl)iad* 

(Srleucptnng,  bie  Erpettung  eined  bunleln  £)im*  begriff  im  ©eift  3<tu  empfangen  pat,  wenngleich  oon 
meldförperd  burep  einen  liebtausflraplenben,  j.  ©.  bie  Bitfang  an  an  Stelle  ber  Erwartung  einer  meffiani* 
S.  ber  Blanetcn  burep  bie  Sonne.  Die  ©röfte  ber  S.  fepen  Eirettung  bed  Solted  3drael  and  ber  Vanb  fei* 
ift  abhängig  Don  her  rclatiDen  ©röfte  bed  leueptenbeit  ner  Reinbe  (Dgl.  Cut  1 , 71)  oielmepr  bad  »Suchen 
unb  bed  beftraplten  Sörperd,  bie  ©renje,  bid  ju  ber  unb  Erteilen  beffen,  Wad  Dcrlorcn  ift«,  ald  ©runb* 
bie  E.  auf  hem  bunleln  ftörper  reicht , peiftt  ber  Er*  aufgabt  bed  UReffiad  erfepeint  (SRattp.  18,  11,  unb 


54 


Grmä^tigungSbefiftc  — ÖxmeHSf. 


£uf.  19,  10),  bic  ©crfon  bo-3  McfftaS  felbft  habet  un» 
terbcn  ©cficptspuntt  eines  »Srlßfer3«ober»!öcilanb3«, 
fein  «Bert  unter  ben  her  »6.*  gcrürft  wirb  unb Sünbe, 
Scpulb  unb  Übel  als  bicMäcpte  crfcpeinen,  Don  benrn 
bcr  gläubigen  ©cmeinbc  geholfen,  aus  bercn  ©croalt 
fic  loSgefanft,  b.  1).  erlöft  werben  (oll.  ©alt  es  nun, 
batf  4)te  her  6.  ju  beftimmen,  fo  blieb  hier  freilich  für 
bie  Tätigfeit  ber  ftircpenlcpre  ein  Weiler  Saunt  ojfen, 
ben  fie  auch  in  ber  lat  nad)  Straften,  wenngleich  }u 
Petfcpiebcnen  3eiten  mit  fehr  Perfcpiebenen  Sinien  unb 
irarben  auSgcmalt  pat.  Sgl.  bie  «Irtifcl : »«Imt  Sprifti, 
Stjriftoloqie  unb  ©erißpitung«. 

('•''rnincpttflniigdbeliftc,  f.  «litiragSbelifi. 

(Srrnan,  l)3ean©ierre,  £>iftorifer,  geb. l.Märj 
1735  in  ©erlin  aus  einer  ©enfer  Santilie,  geft.  11. 
'.'lug.  1814,  ©rebiger  bcr  franjijfifchcn  fflemeinbe  unb 
feit  1766  Xirefior  be«  franjß|tfcpen  ©PmnnfiuraS  in 
©erlitt,  1792  ,ium$>iftorioqrapljcn  ber  oranbenburgi« 
fchen  ©eidiidjte  ernannt,  fdjrieb  mit  3iedam  bie  »Hia- 
toire  des  Rofuirißs«  (Ster!.  1782—99,  9 übe.).  Sgl. 
Satel,  3ean  ©ierre  6.  (Serl.  1804). 

2)  © a “ 1,  ShhÜfer,  geb.  29.  gebr.  1764  in  ©erlin, 
geft. bafelbft  ll.Cft.  1851,  ftubierte  SJiaturwiffenfcpaf» 
ten,  warb  £et)rcr  am  framBfifcpen  ©pmnafium  in 
©crlin,  1791  auch  an  bcr  ffncgbjchule  unb  1810  ©ro» 
fefjor  bcr  ©bpfit  an  ber  Unioerfität  bafelbft.  1810 — 
1K41  mar  er  Sefretär  ber  mathematifch-phhHfalifchen 
Stlafje  ber  «Ifabemie.  Seine  Sorfdjungen  betrafen 
ronielimtict)  Magnetismus  unb  Sleftrijitat,  auch  Optif 
unb  ©bpftologie.  Sgl.  Tu  ©oiS»!Rcpmoiib  in  ben 
«IbbanMungen  ben  Serlincr  «Ifabemie  1853. 

3)  ©eorg  «Ibolf,  ©bhfUer,  Sohn  becc  normen, 
geb.  12.  Mat  1806  in  ©erlin,  geft.  bafelbft  12.  Juli 
1877,  ftubierte  in  ©erlin  unb  in  .Königsberg  'Jiatur* 
miffenfebaften,  machte  1828  — 30  eine  Seife  um  bie 
©rbe,  um  ein  9iep  oott  mögiiehfi  genauen  magneti* 
fchen  Seitimmungen  für  ben  ganten  Umtrcie  bei  Srbe 
ju  gewinnen,  unb  fdjlofi  fid)  bie  ärfutff  au  ^aniteenä 
liiagnetometrifche  Sjpcbition  an.  1832  habilitierte 
fid)  S.  in  ©erlitt  alb  ©ripatbojent,  unb  1834  wurbe 
er  bafelbft  ©rofeffor  ber  ©hhlit.  Sr  befchrieb  feine 
Seije  in  bem  Sücrl  »Seife  um  bie  Srbe  burch  9iorb» 
afien  unb  bie  beiben  Cjeane« , baa  in  eine  piftorifepe 
(Serl.  1833  — 48,  3 Sbc.)  unb  eine  wiffenfchaftliche 
Abteilung  (baf.  1835 — 41,  2 Sbc.,  nebft  Ültlaä)  jer» 
fällt,  «luf  biefc  Beobachtungen  grünbete  ©auf)  jutn 
erftenmal  eine  Theorie  bce  SrbtnagnctiemuS.  f)n  ben 
3al)rcn  1845—48  berechnete  S.  mit  £>.  ©etevfen  auä 
beit  ooit  ihm  gentejfenen  «Berten  ber  magnelifcpen  Sr- 
fdjeinungen  bie  ihrer  ©efamtheit  am  näcpften  fommen» 
ben  ©Serie  ber  ßonftanten  bcr  ©aufifdjen  Theorie  beä 
SrbmagnetiSmua.  «Seit  oolljtänbigere  ©runblagen 
bcr  öaujjfcpen  Theorie  für  bie  Sifcpctnungen  beSSrb- 
iiiagnetiättiuä  im  3-  1829,  mit  ©crüdfidjtigung  ber 
Sätularveränberungen  aus  aüen  oorlicgeitben  Se* 
obachtungen,  hat  S.  1874  im  «luftrag  bcr  taiferlidjen 
«Ibntiralität  berechnet  unb  in  bem  «Seit  »Tic  ©runb- 
lagen ber  ©augijehm  Theorie  unb  bie  Srfd)cinungen 
bea  Srbmagnetiamua  im  3al)re  1829*  (mit  ©eterfen, 
Serl.  1874)  bargefteüt.  Sr  gab  aud)  baS  »«trd)iD  für 
wiffenfchaftliche  Jtunbc  Bon  otufjlaiib«  (©erl.  1841 — 
1865,  25  ©be.)  heraus. 

4)  «Ibolf,  ©gpptolog,  Sopn  beS  porigen,  geb.  31. 
Oft.  1854  in  ©erlin,  ftubierte  in  Beipjig  iinb  in  feiner 
Saterftabt,  würbe  1883  auherorbentlidjer,  1892  or» 
bentlicher  ©rofeffor  ber  «igpptologic  an  ber  Unioerfi» 
täl  unb  ift  feit  1885  Tircrtor  bcr  ägpptifd)en  «Ibtei. 
lung  ber  töniglichenSBiufeen  bafelbft.  Srfcprieb:  »Tie 
©lutalbilbung  beS  Sghptif^cn«  (£cipj.  1878);  »Seit» 


ägpptifche  ©rantmalif«  (baf.  1880);  »Teutfcbe  Me» 
bailienre  beS  16.  unb  17.3abrljunbertS»  (Serl.  1884); 
»«ighptcn  unb  äghptifcheS  Heben  im  «Utcrtum«  (Tü- 
binnen  1885— 87,2©bc.);  »Tie  Sprache  beS©apt)ru3 
«Beftcar«  (ffißtting.  1889);  »Tie  Märchen  be3©appru3 
SScitcar«  (Serl.  1890);  >'Ügppiifd)e  ©rainmatil«  (2. 
«lufl.,  baf.  1902);  »©efpräcpe  eines  SehenSmüben 
mit  feiner  Seele«  (baf.  1896);  »«IuS  ben  ©appruS 
ber  töniglicben  Mufeen  ju  ©erlin»  (rufammen  mit 
f|.  ffrebS,  baf.  1900);  »3auberfprüd)e  für  Mutter  unb 
Stinb«  (baf.  1901).  «lugerbem  gibt  S.  gemeinfehaft- 
lich  mit  @.  Steinborff  bie  Pon  ©nigfd)  begrünbetc 
»3eitfd)rift  für  ägpptifche  Sprache  unb  «Utertuma» 
(unbe«  heraus.  S.  hat  fid)  burch  eine  hptorifepe  ©e» 
traeptung  unb  (ritifepe  Umerftidmng  ber  ägpptijcpeu 
Sprache  unb«lltei1ümer  bie  grogteit  mitfenidjaftlidieu 
Serbienfte  erworben.  Seine  «Irbeiten  finb  auf  beit 
PerUiebenen  fflebieten  hahnbreepenb  getuefen. 
©rttmiirid)  (Srmanaricp),  f.  Snttricp. 
ßrmatingen,  Sieden  im  fduuei;er.  ilaiiton  Thur- 
gau, öejirt  Kreuglingen , am  Ünterfee  (f.  ©obenfee), 
gegenüber  iHeidjenau  unb  an  ber  Sifeitbabnlinie  Sion» 
itatt  j-Sinterthur,  mit  gifcpbnitanflalt,  ftarfer  gifepe« 
rei  tu  ©angfifepen  (150  — 200,000  Stüd  jährlich), 
Seinbau,  Stiderei,  5\rembenPerfehr  unb  a»oo)  1724 
Stnw.  3"  berSiäheScploB  £)narb,  «Irenenberg  (f.b.), 
©JoIfSbera  utib  nnbre  Hanbmte. 

@rutc)anb  (Srtitlanb,  Varmia),  Hanbftrid)  im 
preuf).  SRegbej.  fiönigSberg  (f.  Starte  »Dftpreufjeit«), 
umfa|t  bie  jepigen  Pier  Streife  ÖraunSbcrg,$>eilebcrg, 
JRöticl  unb  «Illenflein,  im  ganzen  4249  c[ km  (77, it 
DM.)  mit  (1000)  238,393  nieift  fath.  Sinwohnent. 
Tie  ©cmoljncr  fpreepen  eine  eigentümliche  beutfepe 
Munbart,  im  S.  polnijcp. — S.,  urfprünglicp  eine  ber 
elf  £aubfcpaften  beS  alten  ©reulen.  mürbe  mit  biefent 
uom  Teutjcpen  Drben  erobert  unb  lieferte  ben  ©amen 
für  eins  bcr  Pier  SiStümer  beS  DrbenSlanbeS,  baS 
1250  3nnojeiij  IV.  entrichtete.  Ter  ©ifcpof  pon  S., 
bem  Crben  gegenüber  felbftänbig,  ftaitb  bis  1354 
unter  bem  Sribifcpof  bon  ©iga,  trat  bann  unter  bie 
unmittelbare  £>obcit  beS  ©apftcS  unb  wurbe  beutfeper 
ScidjSfürft.  1466  burd)  ben  ffriebeu  pon  Thom  warb 
S.  jugleicp mit  gaiijScftprcugenpolnifch;  beröifcpof, 
Mitglieb  beS  polnifcpen  Senats,  patte  baS  ©echt,  bei 
Srlebigung  beS  TproneS  bie  preupiiehen  Stänbe  ju» 
fammcnguocrufen.  1772  tarn  S.  an  ©reußen.  Unter 
bcnSifcpöfen  PonS.  ftnb  benterfenSwert : äneaSSpl* 
BiuS  ©iccolomiiti  (1457 — 58)  unb  £iofiug  (1561 — 
1579),  burd)  ben  bie  £anbfd)aft  S.  beim  RatpolijiS» 
muS  erhalten  würbe,  ©od)  jept  beftept  in  ber©ropiiij 
Dftpreuhen  baS  tatpolifcpe  ©iStum  S.  mit  bem  Stp 
in  ftrauenburg.  Sgl.  £>  i p l e r,  flitcraturgefcpidpte  bei 
©istumä  6.  (SraunSb.  1873);  ©öttieper,  ©au» 
unb  Stunftbcnfmäler  ber  ©ronin j Oftpreufeen,  H>eft  4 : 
2>a3  6.  (StönigSb.  1894);  ©lubau,  Dberlanb, 
6.,  £anbca<  unb  Soltätunbe  (Stuttg.  1901);Sucb» 
p o I } , «Ibrifj  etner  ©eiepiepte  beS  SnnlanbS  (SraunSb. 
1903).  Ter  feit  1858  mit  bem  Stp  in  ©raunsberg 
beftepenbe  ©erein  für  fflefepiepte  unb  «lllertumalunbe 
SrtnlanbS  gibt  eine  tfdjrift  perauS  (PiS  1902: 
13  ©be.)  fowie  »Uonumonta  historiaeWaruiiensio» 
(Mgiiij  1860  -64,  SraunSb.  1866-72,  4 ©be.). 

vrmcUBf  (fpr.  (OmuCi’i,  ©ebiet  im  Ungar,  liomitat 
©ipar  längs  beS  gluffeS  Sr,  im  «3.  eine  fruchtbare 
unb  j.  T.  lumpftge  Sbcne,  im  D.  ein  weingfjegneteS 
$)ügellanb.  £>icr  gebeipen  bie  berühmten  Srmel» 
l i t e r «3  e i n e,  namentlich  in  Sr»Ti6Sjeg  (beni  fcaupt» 
ort  ber  öegcnb),  Sr»Mibält)falpa,  Margita,  SjalacS, 
Sjdelppcb  ic.  Tie  Porjügiicpfte  Seinforle  ift  ber 


©ruienef  — 

Safatorer.  Sa3  E.  wirb  »on  ber  Ertneflflet^Eifen- 1 
bahn  lEr- ikibdltjfalM - ©rojjwarbcm  unb  Sjifelt) 
htb-DRargita)  Durdjfchmtten. 

Ermcuef,  fyuiptftabt  eincb  Kapt  im  3anb(cf)a! 
3tid)üt  beb  aftatifd)  ■ lürf-  Silajetb  Vlbana,  1400  m 
buch  an  «ment  .guflufc  beb  obern  ®ötfu  (KaIt)fabnob) 
im  Diauben  Rtlifien  gelegen,  in  quellen-  unb  walb* 
rctd)«  Serggeqmb,  mit  (d)önenfflärten,aberfchmuhig 
ttnb  äratltd).  E.  jählt  4000 — 4500  limlu.  unb  liegt 
bod)  oben  an  gelb wiinbe  angelernt ; ein  faft  1 V«  Stunbe 
langer,  fünfter  2lbfall  angebauten  £anbeb  führt  tunt 
Slug  hinab,  wo  ein  neuer  «tabtteü  fith  erhebt,  vier 
lag  bab  antife  Germnnicopolis,  tum  bem  noch  einige 
(jeligräber  erhalten  finb. 

ErmcnontitUe  <ipr.  «m’nonauni’),  Sorf  im  fron). 
Seport.  Cife,  Dlrronb.  Senlib,  mit  awt)  454  Einw. 
lab  3d)lofj  (Don  1650)  mit  fcijönem  ifäarf  war  ber 
Aufenthalt  3-  3.  Diouffeaub,  helfen  örabmal  ficf)  auf 
einer  non  Rappeln  überfchatteten  3nfel  befinbet.  Der 
fJaDiüon,  in  bem  Dioujfeau  1776  ftarb,  ift  jerftört. 
Sie  Überrefte  Siouffcauä  würben  1794  mb  Sanier 
Samhcon  übertragen. 

Ermrnt,  ‘Sampferftation  am  Diil,  f.  'Jl miaut. 

(yr  'J9iil)dlt)falt)a  (fpc.  fa:  • nutjiljf  äla>a) , 6Jro[jt'lC^ 
membe  im  uugar.  ftomitat  BUfar,  im  fogeit.  Ermelliff 
(f.  b.),  an  ben  Eifenbahncn  Scbrccjin-öjatmdr  unb 
@roBtnarbein-(£.,  mit  berühmtem  Weinbau  unbOMD 
5575  magt)arifd)en,  rneift  reformierten  Einwohnern. 

Etmifcf),  Hubert,  fäthf.  ©efthid)tbforid)cr,  geb. 
23.  3uni  1650  in  Sorgau,  ftubierte  in  (Böttingen 
unter Saij)  <}Jefd)ief)te,  nahm  aibgreiwinigeramgelb- 
jnge  1870  71  teil,  wirfte  1872—74  alb  Sehrer  ber 
«nnjen  Vftoolf  unb  Otto  ju  Schauniburg-Ütppc,  war 
barauf  Ardjioaififtent  am  3taatbard)iD  in  Stralau, 
würbe  187  ö ilrthwar  am  §auptflaatbard)iD  gu  Srcb« 
ben,  1880  2lrcbtDrat  unb  1898  Diegierungbrat  2113 
Shtheranbgeber  beb  »Codex  diplomaticus  Saxonino 
rcgiae«  bearbeitete  er  ba8  llrfimbenbuch  non  6l)ent- 
n j (Seipj.  1879)  unb  greiberg  (baf.  1883  — 91,  3 
SDe.)  fowie  non  ben  Urfunben  ber  Siarfgrafen  non 
iRctiien  unb  flanbgrafen  non  Thüringen  bie  3ahre 
1381—1407  (.baf.  1899  u.  1902).  E.  ift  feit  1880 
Öerauögcber  beb  »Dienen  flrdjinb  für  3äd)jifd)e  ©c« 
fthidjte  unb  Dfltertumbfunbe«  unb  fthrieb  unter  an- 
bernt:  »Stubien  juvfflefd)id)te  berfäihftfd)-böbmifd)cn 
Begebungen  1464 — 1471 « (Steab.  1881),  »Sabfäd)* 
iijtbe  Scigred)t  beb  DHttlelalterb«  (Ücipj.  1887)  unb 
»Sab  grctbergcr  Stabtrecht«  (baf.  1889),  »Sie  Set- 
Huer  unb  bie  £anbebgeid)id)tc«  (baf.  1900)  unb  »Sie 
Sobnaid)e  geht**”  (Srebb.  1901). 

Ermitage,  f.  Eremitage. 

ErmittelungbDetfabrcn,  f.  Strafnerfahren. 

Ermlanb,  f.  Eratelanb. 

Ermridj(Srmerid),Ermanarid),Emelrf(h, 
angeljäthf.  Eormanric,  in  ber  Ebba  unb  Soljun« 
gafaga  3 o r nt  u n r e f r , in  ber  Silfinafagn  Ermen- 
rein,  im  fpelbenbud)  König  btt  Oftgoten  in  Dlpulicn 
unb  Cberföttig  itt  Dioitt,  entehrte Cbtlia,  bietBemahlin 
feineb  UJ(arfd)aIlb  Sittich,  Worauf  i()n  biefer  aub  JRaeije 
überrebele,  feinen  allem  Sohn,  griebrid),  in  ber  Sil- 
jen  2anb  ju  entfenben,  wo  berfelbe  umfam,  feinen 
geeiten  Sohn,  Sfeginbaib,  auf  einem  fd)led)ten  Schiff 
nad)  Englanb  ju  fdjicfcii,  um  Schalung  einjuforbem, 
auf  weither  gaprl  berfelbe  ertranf,  itttb  feinen  britlen, 
Samfon,  alb  ber  Unjudjt  mit  feiner  Sodjter  Derbäd)- 
tigt,  ju  tölen.  Bufjerbem  bewog  Obilia  beit  König, 
bie  Söhne  feineb  öruberb  Ladung,  bie  Wartungen, 
henten  ju  laffen  unb  einen  anbem  Dfeffen,  ben  berutjm 
ten  gelben  Sietrich  Don  Sem,  jur  gludtt  nach  ¥un- 


Srnäfinmg.  55 

nmlanb  ju  iwingen.  DJiit  £>ilfe  Epelö  fdtlttg  Sietrid) 
jebod)  beit  König  famt  Sibich  in  ber  3iabenfd)ladtt 
nnb  warb  fein  Dlachfolger.  Dlad)  ber  allen  Überfiiht 
beb  Sagenlreifeb  im  Velombuth  würbe  E.  Dott  feinem 
erbittertften  ©egiter,  bem  getreuen  Edarl,  erfchlagen. 
Übrigenb  laufen  bie  Sagen  beb  Selbenbucheb , ber 
Silfinafaga  (bie  Sibich  Siffa  nennt)  tc.  Derfd)icben- 
artig  aubetnanber  (Dgl.  3oratunrcf)-  Ein  niebetbeul* 
fd)eb  @ebid)t:  »Kouinc  Ermenrikes  ilot«  (hrbg.  Don 
Oiöbefe,  S?annoo.  1851;  wteber  abgebrudt  in  fcaaettb 
»§elbettbud|«,  Seipj.  1855),  befmgt  in  ber  Dlibelun« 
genftrophe  [ttrj,  aberDol(bmriHigfnfd)babEnbeEnit- 
rid)b.  Sie  hiftorifd)e  $erföttlid)lett,  bie  bem  E.  bertpel- 
benfage  jugruttbe  liegt,  ift  König  Jtemtanrtd)  (f.  b.). 

Erntet,  rechter  Dieben  fluft  beb  Diedarb  im  mitrttemb. 
Schwär jwalbfreib , entfpringt  oberhalb  Seeburg  auf 
ber  2Ub  unb  münbet  nad)  27  km  langem  Sauf  bei 
Diedartenilingen. 

Ermbicbrn,  Slabt  im  prettjPjRcgbop  Dicrieburg, 
DJ?aitäfelber®ebirgb(reib,  anberocKeunbbcrSlaatb- 
bahnlinie  grofc-Oueblinburg,  hat  eine  eünng.  Kirche, 
Stjnagoge,  ülmtbgeridjt,  DHaljfabrif,  Spirilub-,  Kalt* 
ttnb  giegtlbrenneret , DKithlen  unb  (ukxd  2953  tttetfl 
eDang.  Einwohner.  E.  ift  ber  Seburtbort  beb  Sich- 
terb  ©leint.  3n  ber  Dliihe  liegt  bie  halbjerftöde  Ron- 
rabbbttrg. 

ErmUbilltg,  bev  3uftanb,  in  ben  arbeitenbe  Or- 
gane, 10.  bte  'IRuefulatur  ober  bab  ©ehint,  nad) 
länger  fortgefeSter  Sätigfeit  geraten , unb  in  bem  fie 
jur  weitern  Vlubiibung  ihrer  D!errid)tungen  nid)t 
mehr  DoUfommen  fähig  ober  unfähig  fittb.  Sie  Ur« 
fadje  ber  E.  fehen  manche  in  ber  4litl)äufiing  Don 
Stoffen  (Ertnübungäftoffen),  bie  fid)  bei  ber 
Sätigfeit  ber  betreffenben  Organe  bilben,  unb  bie  einen 
fdjäbtgenben  Eittfluf)  auf  ihre  fieiflttngen  aubüben. 
3nt  Dtithejitflanb  würben  biefe  Stoffwcd)felprobu(te 
burd)  ben  tillutftvom  fortgeführt  unb  unfd)äblid)  ge- 
macht werben,  ein  emtübeleb  Organ  fid)  alfo  Wicbcr 
erholen  tonnen.  Dlad)  anbem  ift  bie  E.  Derurfad)! 
burch  ben  mit  ber  Sätigfeit  ber  Organe  einljergehett- 
ben  Verbrauch  an  Spannträften  (Siffimilation 
ber  lebettbigen  Subftan»).  Sei  mäfjigcr2lrbcitb- 
leiftung  hält  bcrSiebercrfabberDerbraud)tenSpann» 
träfte  (Vif fi milation)  Schritt  mit  ihrem  Ronfum, 
bei  ftärterer  3ttanfpnichnahme  entfiel)!  aber  ein  DJiig- 
Derhältnib  jtoifchen  Serbrattd)  unb  Sicbererfaf),  unb 
bab  Organ  bebarf  erft  wieber  ber  9inl)e , um  nette 
Spannträfte  fnmmeln  ju  lönnen.  Sie  peripherifchen 
Dleruen  fittb  faft  tmermübbar;  bie  nerDöfcn  .jentral- 
Organe  bagegen  (j.  ®.  bab  ©chim)  fowie  bie  'Ditt-3- 
feltt  ermübett,  fe  nad)  ber  ihnen  jugemuteten  Arbeite)« 
leiftung,  fdjneller  ober  langfantcr.  21m  leidjteflm  er- 
mübet  eitt  attb  einem  [ebeitben  Sier  aubgefdjttittenec 
unb  nicht  mehr  im  SefiJ  feineb  emährenben  '-Blut* 
ftromeb  befinblicher  WJubfel , ber  burch  SSei  jung  jur 
Sätigfeit  (Kontraftion)  angeregt  wirb.  Sie  E.  beb 
©eljimb  macht  fid)  burd)  Siitl)ebebürfnid,  bie  ber 
DJfubfeln  burch  ein  apannungb-  unb  Schwächegefühl 
(Ermübuttgbgefühl)  betiterflid).  Sgl.  SJJoffo, 
Sic  E.  (beutfd),  ijeipj.  1892).  S.  SRubfel  unb  Dienten. 

ErmübungbfurDc,  bie  graphiid)e  Sarftellung 
beb  jeitlid)en21blaufb  berErmübung  bei  einem  tl)l)ll)- 
mifdh  tätigen  DSubfcl;  f.  Ergograph- 

©rit  (Eren),  f.  Sauenthau-:-  2),  S.  464. 

Ernährung,  bie  ®efamtf)eit  ber  pbsftologifefjen 
Vorgänge,  burd)  weld)e  bie  Organibmen  Die  tu  ihrem 
2lufbau  unb  ihrem  fiebenbunterhalt  erforberlichen 
Stoffe  aub  ber  Augen  »eit  nufnehmen  unb  Derarbci- 
I ten.  Sottt  chemifcfjcn  Stanbpunft  aub  gcftalten  (ich 


56 


Gritäfjnmg  (bie  SRä^rfloffe  beS  SicrtörperS). 


bit[e  ©rojeffe  filr  fämtlicpe  Organismen  ju  einem 
auRerorbcmlich  cinfadjen  Kreislauf : bie  ©Rangen  (f. 
Ernährung  ber  ©Rangen)  BerniBgen  auS  ber  anorga- 
nifchcn  ©atur  gewiffe  Subjtangen  fid)  angueignen  unb 
ju  Öeflanbteilen  ipreS  eignen  Körpers  umguwanbeln, 
Wäprenb  bie  liere  ipre  ©aprung  aus  bem  ©Rangen- 
reich  entnehmen  (.bie  ReifdRreffenbenSicre  nur  mittel- 
bar) unb  bafürbie  Bon  ibnenuerbrauctjlen  Subjtangen 
an  ben  ©oben  unb  bie  2uft  juriiefgeben,  auS  benen  üc 
bie  ©Range  für  baä  orgnnifdie  2eben  getuonnen  batte 
unb  roiebergewinnt.  2>ie  © (lange  nimmt  auS  ber  Htt* 
litofppäre  unb  auä  bem  ©oben  eine  ©eipe  anorgani- 
über  Stoffe  Bon  einfacher  dpemifeper  Sonftitution  atä 
©aprungSmittel  m (ich  auf,  (erlegt  fie  unter  bem  Gin- 
RuR  beä  Sonnenlichts,  fdjeibet  auä  ihnen  ben  Sauer- 
ftoff ab  unb  gruppiert  bie  übrigbleibenbcn  Elemente 
jener  ©erbinbungen  fo  um,  baf)  organifepe  Stoffe  Bon 
fompligierierer  epemifeper  Sonftitution  barauä  her- 
Borgeben,  wäprenb  ihr  Sauerftoff  an  bie  ©tniofpbnrc 
abgegeben  wirb.  3)er  Suerförper  bagegen  toanbell  bie 
aus  ber  ©Raitgenwclt  entnommenen  organifchen Stoffe 
Wieberum  in  einfachere  anorganifche  ober  biefen  nahe- 
jtehenbe  StoffBerbinbungen  um,  inbem  er  fie  ber- 
brennt,  b.  p.  inbem  Re  lief)  mit  bem  auS  ber  Sttmo- 
fpbäre  eingeatmeten Sauerfioff  Bcrbinben.  3)iciRotte, 
welche  bie  ©Rangen  im  Kreislauf  beä  Stoffes  fpiclen, 
ift  aifo  berjeuigen  ber  Sucre  gerabe  entgegengefejjt. 
Xcnn  bie  ©Range  ergeugt  aus  KoplenRiure,  Säger 
unb  ütmmoniaf,  bie  Re  auS  2uft  unb  ©oben  auf- 
nimmt, ©iwcißftoffe,  gelte  unb  Koplepnbrale,  inbem 
Re  gleichgeitig  Sauerftoff  auSfcheibet.  XaS  Stier  ba- 
gegeit  Bergehrt  bie  Giweißftoffe,  bie  gettc  unb  Kopie- 
bpbrate,  gerjept  Re  mit  §ilfc  beS  cingeatmeten  Sauer 
jtoffeS  unb  ergeugt  babei  Koplenfäure,  iöajjer  unb 
Ülmmoniaf  (ober  emfadje  ©mmcmiaforrbinbungen), 
bie  auSgcfchieben  werben.  SRit  biefem  Kreislauf  beä 
Stoffes  geht  $>anb  in  .ynnb  ein  Kreislauf  ber  Kraft. 
®ie  affimilatorifche  Sätigteit  beS  ©RangenfBrpcrS  ge« 
fd)iept  nur  unter  bem  Einfluß  beS  Sonnenlichts  unb 
emeS  beftimnitcn  SärmegrabeS;  bie  ©Range  Der. 
braucht  SScirme,  bafür  aber  häuft  Re  in  ihren  ©ro- 
buften  eine  enlfprccpcnbc  SJiaffe  Bon  Spannhäften, 
potentielle  Gnergie,  auf,  bie  fpiiter  Wiebcr  in  lebenbige 
Straft,  finetifche  Energie,  umgefeßl  Werben  tann.  2ep- 
tercS  gefepiept  burd)  benSuerförper,  beim  inbem  biejer 
bie  als  ©aprung  aufgenommenen  ©Rangenftoffe  Ber* 
brennt,  ergeugt  er  tineliidie  ©nergie,  bie  teils  als 
SSärme,  teils  als  mcchanifche  Vlrbeit  beä  SiereS  in  bie 
Grfcpeinung  tritt  (Bgl.  (Energie,  S.  780).  Sin  organi* 
feper  ©äprftoff  ift  baber  fitr  bie,  6.  beS  XiereS  um  fo 
tocrtooUer,  je  größer  bie  Summe  Bon  Spannfräften 
ift,  bie  er  repräfentiert.  Einen  fRapftab  bafür  gibt 
bie  fflärmemenge,  bie  ber  betreffenbe  Stoff  bei  soll- 
ftänbigerSerbrennung  liefert  (ScrbrennungSWärme). 

$cr  lierlörper  bebarf  gu  feiner  ©.  auch  anor- 
ganijeher  ©äprftoff  e.  Solche  finb  freier  Sauerfioff, 
ber  mit  ber  atmofppärifehen2uit  eingeatmet  wirb  unb 
bie  ©erbrennungsprogeffe  im  Körper  Bcranlapt,  fer- 
ner baä  Baffer,  bas  als  allgemeines  2öfung8mittel 
ber  übrigen  Körperbeftanbleile  bient,  unb  enolid)  ge- 
wijfe  Salge,  namcnlltd)fiod)iaIg,  ppoSpporfaurer  unb 
tohtenfaurcr  Kalt  ic. 

Ccbcutniig  bet  einjtluen  Dläbtfloffc. 

1)  Site  ©iweifjf  Brper  ober  ©roteine  Rnb  ftid- 
ftoRballige  Körper  Bon  tefjr  tompligierter  chemifcher 
Sonftitution;  ihre  Zuführung  ift  untrläjilich,  Weit  bie 
©eroebe  beS  Körpers  großenteils  aus  ihnen  beftehen. 
unb  ber  Organismus  beftänbig,  fogar  beim  jungem, 
©tweifi  gerfeßt.  ©iweißförper  Rnb  bie  tcuerfteu  Bon 


allen  ©äprftoffen ; eine  rationelle  6.  ftrebt  beSpalb 
baljin,  nicht  mehr  Eiweiß  gu  Bergehren,  als  für  ben 
Organismus  erforbcrltch  ift.  SJiefeSOuantumijtniel- 
fach  überfdjapt  worben,  inbem  man  irrtümlich  mit 
2iebig  annahm,  baR  bie RRuStelarbeit  wefentlid)  auf 
Soften  ber  Giwcijjförper  gefdjebc,  wäprenb  Kopie- 
ppbrate  unb  Sette  niemals  gut  SrbeitSlciftung , fon- 
bern  nur  gur  fflärmebilbung  bienen  fällten,  ©oit 
unb  ©ettentofer  fanbeu  aber,  baß  auch  luäbrenb  ber 
ftärfften  ©iuäfelarbeit  ber  ©iweijsgerfall  im  Organis- 
mus nicht  größer  ift  als  wahrenb  ber  ©upe.  Janad) 
finb  alfo  nicht  bie  ©imeißtörper,  fonbern  bie  ftictftojf- 
freien  ©äprftoffe  bie  Duellen  ber  fffiuäfcUraft ; wenn 
aber  troßbem  eiweißreiche  Koft  ben  Organismus  gu 
größerer  ©nergie  befähigt,  fo  führt  man  bics  barauf 
gurüd,  baß  nur  eiweißreidic  Organe  energifd)  gu  fünf- 
tionieren  Bemtögen,  bafe  aber  cm  bebeutenber  (Eiweiß- 
gepalt  ber  Organe  nur  burd)  eine  BerpältniSinäßig 
rojje  ßiweifigufupr  erpalten  werben  (amt.  Jtramer- 
in  ift  bie  gragc  nach  ber  Duelle  ber  ©iuSfeUraft  unb 
bamit  bie  nad)  ber  ©cbeutung  ber  Giroeißförper  noch 
niept  als  entfd)icbcn gu  betrachten.  SleuerbingS  ift  wie- 
bcr ©Rüger  gegen  bie  ©ieptigfeit  ber  oben  bargelegten 
©nfchauungsweile  eingetreten. 

VluS  ber  äerfepung  beS  ©iweißeS  im  Organismus 
gept  eine  ©eipe  fucfftoffEjnltiger  ©robulte  herbor,  bie 
burd)  bie  Stieren  auSgefcpieben  werben ; baä  mid)tigfte 
berfelben  ift  ber  2>arnjtoff.  ©ei  gefteigerter  Eiweiß- 
gufupr  wirb  bie  IparnftoffauSfcheibung  Bermeprt,  um- 
geteprt  gerfept  ber  pungernbe  Organismus  nur  ge- 
ringe Stengen  Bon  Gimciß;  ber  Organismus  geigt 
alfo  baS  ©c|treben,  Rep  feinen  ©iweißgepalt  gu  Rcpern. 
Übrigens  genügt  eine  ©aprung,  bie  genau  fo  Biel 
Eiweiß  entpält,  wie  im  fcungerguftanb  gerftörl  Wirb, 
auch  niept  annäpemb  gur  ©rpaltung  beS  Organis- 
mus ; biefer  büßt  Bielmcpr  unter  foldjen  ©erböltnijjcn 
niept  nnb  mehr  an  Körpemtaffc  ein  unb  gept  fdjließ- 
litp  niept  Biel  fpäter  gugrunbe  als  bei  ©ntgiepung 
ber  gangen  ©aprung.  ©in  gleifcpfreffer  braucht  gum 
griften  eines  felbft  lümmerlicpen  ISafeinS  minbeftenS 
2'/»mal  fosiel  ©iweifj.  Wie  feinem  yungerumfap  ent- 
fpri^t.  Ob  ein  SBtcnfd)  Rep  Bom  Eiweiß  allein  gu  er- 
halten Benuag,  ift  gweifclpaft.  gür  ben  gleifcpfreffer 
haben  aüerbingS  ©oit  unb  ©Riigcr  bewiefen,  baß  er 
fiep  bauernb  mtt  fettfreiem  gleifd),  alfo  mit  einer  Soft, 
bie  faft  auSfehliefjIicp  auS  ©iweiß,  Süaffer  unb  Salgen 
beftept,  erpalten  (aitn.  ©QcrbingS  muffen  bann  fepr 
große  glcifcpmeitgcn  aufgewenbet  Werben. 

®ie  wicptigflen  eiweißhaltigen  ©aprungSmitlel  lie- 
fert unS  baS  Xierreicp  (gleifh,  ©iild],  Käie,  ©ier); 
unter  ben  Segetabilien  Rnb  am  reiepften  an  ©irneijj 
bie  ©opnen , ©rbfen  unb  2infen.  ^mifepen  tierifeper 
unb  pRanglicpcr  Soft  beftept  int  allgemeinen  ber  bc> 
merlenSwerte  Unterfcpieb,  baß  in  erjterer  bie  ©iweifj- 
lörper,  in  lepterer  bie  ßoplcppbrale  baS  Übergewicht 
pahen,  ein  ©crpältniS,  baä  felbft  bann  nod)  feproff 
auSgefprocpcn  ift,  wenn  ben  ticrifcpen  Staprungömit- 
tcln  bie  eiweißreiepften  Segetabilien  gegeitiiber]tcpen. 
So  beRhen  g.  ©.  100  ©ewidjtsteile  ftrodenfubilang 
ber  nacpfolgercben  ©aprungSmitlel  folgenbe  )jufam- 
tnenfepung: 


ftabningtmittel  | (fv-rcife 

5<tt 

Äo$le$9brate]~  Saljc 

üftagerti  1 89,4 

5,6 

— | 5,i 

Grbfenme^I  ....  27,3 

0,9 

68,9  S,o 

ftlci}cn:ne$[ . . . . ] 10,6 

0,9 

81,9  1 0,6 

®en  ©iwcißlörpcmnape  fiepen  bieleimgebcnben 
Subftangeu,  wogu  Bor  allen  ®ingen  öinbegewebe, 
Scpnen  unb  Sepncnpäute,  Knorpel  unb  Knochen 


©mäfjntng  (Sette,  Koplehpbrate  :c.;  Verbauung  unb  SReforption).  57 


jä^lcrt-  Über  bcn  Bert  biefer  Subftanjen  für  bie  G. 1 
finb  bic  Wnftcpten  weit  auScinanbcr  gegangen,  bis 
enbgültig  fefigeftetlt  würbe,  bay  berfietm  brn  Eiweiß- 
tterbraud)  bes  Organismus  ju  »erringem  »ermag, 
baft  er  alfo  eiweißerfparenb  wirft.  Von  Seim  allein 
jebod)  oermag  ber  Organismus  jclbft  bei  gmügenber 
3ufutjr  ftidftofffreier  Vährftoffe  nicht  ju  ejiftieren. 

2)  $ie  gelte  ftnb  nädjft  bcn  SiWeißlörpent  bie 
»<rt»o[lftcn  VSprftoffe.  Bir  haben  feine  Kenntnis 
Ban  grunbfäßlichen  llnter(d)iebcn  in  ber9(äi)rwirfung 
jrotjehen  ihnen  unb  ben  Koplehpbraten  unb  nehmen 
an,  bas  100  g gett  im  allgemeinen  baS  0leid)e  leiflen 
wie  230  g Stärfemepl.  100  g gell  liefern  nämlich 
bei  ber  Verbrennung  ebenfoBiel  Sänne  wie  230  g 
fiohlehhbrat;  bie  genannten  Slengen  repräfentieren 
fontit  ben  gleichen  Energiewert,  bie  gleichen  HRengen 
Bon  Spann  traft:  fte  fmb  ifobbnam.  Sie  gette 
werben  im  Organismus,  fotneit  ite  nicht  als  Körper- 
fett  juiit  Vlnfan  gelangen,  ju  Koljlcnfäure  unb  Baßer 
oerbronnt,  unb  biefe  Verbrennung  bient  hcmptfädilid) 
ber  Särmebilbung.  Sen  gelten  fommt  außerbent 
ein  fparenbet  Einfluß  auf  bcn  Eiwcißjerfatl  im  Or- 
ganismus ju,  inbem  bei  gleich jeitiger  Anfuhr  einer 
genügenben  SKenge  Bon  gett  ein  geringeres  Cuantum 
tan  Eiweiß  im  Körper  jerftört  wirb  alS  fonft.  $a8 
engefepte  gett  bient  bem  Körper  als  9iefer»cnäbrftoff. 
ßm  mäßiger  gettreid)tum  macht  ben  Körper  IciftungS- 
unb  juglcieh  WiberftanbSfähiger  gegen  bie  Einflüße 
te8  fcungerS.  Sin  fepr  magerer  Körper  erleibet  ben 
tmngertob  »eit  früher  als  ein  mäftig  fetthaltiger. 
3n  falten  Rlimaten  unbbeiftartcnKörpcranftrengun- 
gen  auch  in  gemäßigten  3onen  berträgt  unb  »erlangt 
ber  Körper  befoitbcrS  große  gettmengen. 

3)  $ie  ftoblehpbrate  (3utter-  Starte  u.  a.)  wir- 
(en  gan(  ähnlich  tme  bie  gette  unb  Werben,  foweit  fte 
nicht  im  Körper  ber  gettbilbung  bienen,  ebenfalls  ju 
Koblenfäure  unb  Baffer  »erbrannt.  Sie  fmb  bie  bit- 
ligften  Vährftoffe  unb  beSf)alb  bei  bcn  ännern  Stän- 
ben  oft  reichlicher  in  ber  Soft  »ertreten,  alSjroedmäßig 
fcheint.  2>a  bie  gelte  in  ihrer  Käljrwirfung  bcn  Kopie* 
bbbraten  überlegen  ftnb,  fo  ifi  baSVeftrcben  berWopl* 
babenbern  Stänbe,  nicht  übergroße  Mengen  »on 
Woblebbbraten  auf  junepmen , fonbem  lieber  ein  ge* 
wiifeS  Duantum  »on  Icichtocrbaulichengcttcn  ju  »er« 
jebren , pl)t)ßologi(d)  »ollfommen  gereditfertigt.  Sie 
wichtige  unb  oft  erörterte  gragc,  ob  ba8  gett  beSÜier» 
förperä  außer  aus  bem  ScaprungSfett  aud)  auS  Kopie- 
ppbraten  peroorgepen  tönnc,  ijt  entfepieben  ju  be- 
jahen. $aS  lehren  fchon  bie  (Erfahrungen  bei  ber 
fvettmaft  ber  Schweine  unböänfe,  bei  benen  bei  reich- 
licher 3ufupr  Don  Kopleppbraten  ein  gettanfafe  er* 
jtelt  werben  fann,  ber  über  bic  aleicpjcitig  jugefüpr- 
ten  gettmengen  weit  ImiauSgept.  Ssagegcn  ift  bie 
grage,  ob  ber  tierifdje  Organismus  aud)  auS  Eiweiß- 
ftoffen  gett  ju  bilben  »erntöge,  noch  uidjt  mit  83e- 
ftimmipeit  ju  beantworten. 

4) Von  anorganifdjenSnbßanjcn  finb®  af- 
fer  unb  gcWiffeSalje  ganj  unentbehrliche  Sfäpr- 
ftofle.  Sei  »öUiger  Entziehung  be8  SafferS  geht  ber 
Organismus  faß  ebenfo  jcbnoU  jugrunbe  wie  bei 
Vlbichneibung  ber  ganzen  Siabrung.  SÜeBaßerjufupr 
ift  notwenbig,  um  bcn  burd)  bcn  §am,  ben  Schweiß, 
ben  Vtmungbprojep  fortwährenb  Baffer  »erlierenben 
Körper  auf  feinem  Bafferbefianbe  ju  erhalten.  $cr 
Baßergepalt  ber  Organe  ift  groß  (ber  crwachfcne 
inenidjliche  Körper  beftept  ju  faß  */>  auS  Baffer);  frei- 
lich barf  er  innerhalb  gewiffer  ©renjen  ieproanfen, 
aber  unter  ein  gewiffeS  Maß  barf  er  nicht  herunter- 
gehen, ohne  ben  normalen  Vblauf  ber  »italen  Vor* 


| gänge,  befonberS  beS  ©lutumlnufeS  unb  ber  Sehre- 
I tionen  fehr  ju  gefährben.  $ic  fchwerften  KranfpcitS- 
erfepeinungen  bei  ber  Spolera  beruhen  auf  ber  burd) 
bie  »ermeprten  $armauSfcbeibungcn  bewirtten  Bai- 
ferocrannung.  Sicidütcpe  Safferaufnahme  »ennebrt 
»orübergepeitb  bie£amiloßauSid)cibung;  biefer  Eßclt 
fcplt.  Wenn  baS  Baffer  bcn  burd)  ftarte  '.'litftrengung 
ober  reichliches  Sd)Wi|)en  entftanbenen  Bafferöerluft 
beS  Körpers  beeten  nutß. 

«lud)  grwiße  anorganifepe  Salje  fmb  für  bie  Er- 
haltung beS  Organic-muS  burcpauS  erforbertiep : ber 
CrgamSmuS  fann  ftdj  mit  organifdjcrSIlabrung  allein 
nidjt  etpalten.  Sinlt  bie  Saljjufupr  unter  etne  ge« 
wiße  fflrenje,  ober  Wirb  fte  »öüig  aufgehoben  (Salj- 
punger),  fo  gi6t  ber  Organismus  »on  leinen  ©eweben 
iiiineralbcßanbteile  ab,  unb  eS  treten  infolgebcffen 
fdjwere  gimltionSftönmgen  auf.  ©anj  befonberS 
finb  Eplornntrium  (Kocpfalj),  Kalt,  Sali,  iifagncfta, 
Elfen  unb  ©boSpporfäure  unentbehrliche  Sitiprftoffc 
für  ben  Organismus.  3»  ber  Siegel  werben  bie  not- 
menbigen  Salje  betuKörper  mit  Baffer  unb  ber  übri- 
gen SHaprung  in  einer  genügenben  Bicnge  geboien, 
nur  Kocpfalj  pflegt  regelmäßig  ber  Koft  jugefiigt  ju 
werben.  $aS  legiere  tfi  befonberS  bann  notwenbig, 
wenn  bie  Siaprung  eine  »egetabilifhe  ift.  Stei  pßan 
jenfreßenben  Steren  ift  baS  ©erlangen  naep  einem 
Salmifaß  jurSlaprung  fepr  groß.  SS  hängt  bieS, 
Wte  Söuuge  nadjgewicific  pat,  mit  bem  popen  Kali- 
gepalt  ber  ©ßanjennaprung  jufammen,  burd)  ben 
eine  »enneprtc  KocpfaIjauS)d)eibung  bebingt  loirb. 
©ölferfepaftcn,  bie  »on  rein  animaiifcher  Vaprung 
leben,  femten  baS  Kocpfalj  gar  nicht  ober  uerfehmäpen 
eSö  währenb  für  bic  baitutfädjlid)  »on  ©eactabilien 
fleh  nSprettbcn  ©öller  baSKoehfatj  ein  unentbehrliches 
SebcnSmittcl  ift. 

iDerbauung  unb  IRcforpHon  ber  SlnbrungSrtofff. 

$ie  aufgenommenen SiaprungSftoffe  bebürfett,  um 
ber  E.  bicnflbar  werben  ju  rönnen,  weuigftcnS  teil- 
Weife  einer  ehemifchen  Verarbeitung.  $icS  beforgen 
bie  ©erbauungSfäfte.  Baffer,  barin  gclöfte  Salje, 
3ucfer  unb  manche  anbre  Stoffe  werben  ohne  weite- 
res reforbiert.  Bohl  aber  unterliegen  Eiweißförper, 
geile,  Starte  it.  a.  im  ©erbauungslanal  einer  mepr 
ober  weniger  eingreifenben  epemtfepen  Sattblung 
burd)  bie  SerbauungSfäfte  unb  bie  in  ihnen  enthalte- 
nen genuente.  Wobei  bie  fomplijierten  Ulioletülc  bie- 
fer  Stoffe  in  einfachere  jerlegt  werben.  Störte  wirb 
in  3»*»  oerwanbeit,  bie  gelte  »erfeift , bie  Eiweiß- 
törper  in  Wlbumofen,  ©eptone  unb  jdpließlich  in  tri« 
ftallmifihe  Subftamen  (ülntinofäuren)  gefpalten  unb 
auf  biefe  Beife  jurSieforpticm  tauglid)  gemacht,  grei- 
liep  fönnen  bnneben  geringe  SKengeu  »on  Eiweißftoffen 
unjerfeßt  aufgenommen  Werben;  fepr  waprfd)einiid) 
ift  and)  eine,  »ielleicpt  nur  befepräntte  Aufnahme  »on 
uttjerlegtem,  aber  in  feine  Verteilung  gebrachtem 
(emulgiertem)  gett  (f.  Verbauung). 

$ie  iHeforption  berSlaprungBftoffe  beftept  barin, 
baß  ber  für  bie  E.  brauchbare  Vlnteil  beS  $armmbaltS 
im  $arm  (hauptiädilid)  im  2>ünnbarm)  in  bie  ©tut- 
unb  ChpluS9tfäBt  übergeführt  Wirb.  ES  hanbelt  fid) 
babei  teils  um  oSmotijdjc  Vorgänge  (3>ißüfion),  teils 
um  eine  atlioe  »itaie  Sätigteit  bes  baS  2)armrol)r 
auSfietbenben  EpitpelS.  $ie  Siatur  biefer  protoplaS* 
maiifthen  Kräfte,  bereu  SRitbcteiligung  außer  3weifel 
fteßt,  ift  noch  unbefannt;  ihre  Birffamteit  erinnert 
an  biejeniae  ber  $rüjen}ellen  bei  ber  Sefretion.  Sei 
biefer  werben  Stoffe  aus  bem  ©lut  auSgewapIt  unb 
burch  jene  3ctlen  unoeränbert  ober  auch  in  anbre 
»erwanbelt  auSgeßhicben ; bei  ber  Dieforption  panbell 


58  Ernährung  (Koftmaß  unb  Energiebebarf  b eS  SEenfchtn). 


eS  fid)  um  (in?  burd)  bie  beteiligten  3eHen  beforgte 
'Jlu8iuat)l  unb  «ufnaßme  beS  ©eforptionSmaterialS 
unb  um  eine  Überführung  in  baS  ©lut  (f.  Sieforblion). 

Ein  leil  ber  reiorbierten  Stoffe  gelangt  auf  biefent 
Siege  bireft  in  baS  ©lut,  ein  anbrer  erft  auf  bem  lim* 
Weg  über  bic  Eh'jtoSgefäßc.  Jamit  Die  Stoffe  aber 
ber  E.  beS  Organismus,  b.  h-  bem  Siebererfafj  »er* 
brautfiten  KörpermaterialS,  bienen  föitnen,  miiffen 
auS  beti  ©aufleinen  erft  toieber  bie  fombliäiertem  ©er* 
binbungen  aufgebaut  werben,  auS  benen  ber  Drga* 
niSmuS  befteht,  müffen  aus  ben  aufgenommenen  ;fer< 
fallöprobutteit  Stoffe  entfielen,  bie  benen  äbnlitf) 
finb,  bie  erfejjt  werben  foUen.  leilweife  gefdjießt  biefe 
©ffimilation  bereite  in  ber UJamtWanb;  jum  an* 
bern  Seil  übernimmt  biefe  «ufgabe  belonbcrS  bie 
Heber.  3m  einjelnen  weiß  man  über  bie  tlffimila* 
lionSnorgänge  noch  fefjr  wenig ; nod)  weniger  Bott  ber 
©erwertung  beS  affimilierten  SfaterialS  tn  ben  Ber* 
fdjiebenen  ©eweben  unb  Organen.  ©ur  m betreff  ber 
als  ©afjrung  aufgenommenen  Stol)ief)t)bratc  ift  fic£)er, 
baß  fie  hauptfäd)lid)  in  ber  Heber  alb  ffllnfogen  auf* 
gefpeiebert  werben.  Ia3  ©Intogen  ber  Heber  Wirb 
allmählich  in  3't*r  Derwanbelt  unb  biefer  ben  ju 
ihren  Heilungen  feiner  bebürfenben  Organen,  befon* 
ber$  ben  fDtoSfein,  jugefübrt  las  burd)  ©fjtmila* 
tion  entftanbene  Fett  gelaugt  im  Fettgewebe  jur  ‘Ab- 
lagerung ; bie  reftitmerten  giweijifbrper  werben  gu 
ben  Wefentlidtiten  ©eftanbteileu  beS  ©rotopiaSmaS 
aller  ffeücn  (f.  Vljfimiiation). 

noftmafi  unb  Sucrniebebarf  beS  SücnfSieii. 

3u  einer  geregelten  ®.  bebarf  ber  ftörper  außer 
einer  genügenbeu  2J!enge  Bon  SSaffer  unb  Saljcn 
ber  3uful)r  Bon  Giweifttörpent,  Setten  ober  Sohle* 
hhbraten ; bei  ©erabreichung  nur  eines  ber  genannten 
organifd)en©äl)rftoffe  ift  baS  Heben  unmöglich,  JBetm 
auch  ber  Körper  bei  einer  auS  Eiweiß  unb  Seit  ober 
Eiweiß  unb  Kohlehßbraten  pemifdjten  Soft,  bie  im 
übrigen  bie  erforbetlidien  Mengen  Bon  Soffer  unb 
anorganifdjen  ©ährftojfen  enthalt,  befteheu  fann,  fo 
ift  bod)  nad)  aller  Erfahrung  biefenige  ©ahrung  bie 
geeignetfte,  bie  SRepräfentanteu  auS  allen  Drei  ©rtip* 
pen  ber  organifd)en  Stäbrftoffe  enthält.  Die  ©ienge 
organifdjer  ©äßrftoffe,  bie  bem  ftörper  bie  für  ben 


3eitraum  eines  lageS  nötigen  Spannfräfte  liefert, 
nennt  man  baS  Softmaß.  laSfelbe  laßt  fid)  auS 
ben  Jäten  berechnen,  Welche  bie  «nalßfe  ber  gleich* 
mäßig  jufammengefeßten  unb  in  beftimmten  ©f  engen 
Berabreidjten  ©aijrung  in  Strafanftalten,  Safemen, 
Klöiteni  ober  auch  bei  einzelnen  gleichmäßig  ernähr* 
ten  3'tbioibuen  ergibt.  3m  allgemeinen  muß  eS  um 
fo  erheblicher  fein,  je  größer  bie  SBrpcnuaffe  ift,  unb 
je  größere  Ülnforbcruitgeit  an  bie  HeiftungSfähigfeit 
beS  Organismus  gefieUt  Werben,  unb  auch  je  nad) 
ben  Hebensbebingungen  (Vllter,  ©efcf)led)t,  ©efd)äfti* 
gung  ic.)  ift  eS  oerfdueben.  Auf  ©runb  ber  Seobad)* 
tungen  bon  SJfulber,  ©laßfair,  Hiebig  u.  a.  Beranfdjlagte 
2Bolefd)ott  baS  tägliche  ftofhnaß  eines  arbeitenbeit 
©JanneS  in  ber  ©lüte  feines  Hebend  auf  130  g Eiweiß, 
84  g Sett,  401  g Sofjlef)t)brate.  Soit  fanb,  baß  ein 
arbeitenber  erwachfener  Diann  Bon  mittelmäßiger 
Straft  neben  bem  Saffer,  ben  Sal.jen  unb  benffleuuß* 
mittein  täglich  118  g Eiweiß,  56  g Jett  unb  600  g 
ftoljlehhbrate  bebarf.  liefe  3aßlfn  enthalten  baS 
iKajimum  an  Koßlehßbralen,  ba  ein  noch  größeres 
Ouantum  nicht  mehr  gut  Berbaulidi  ift,  unb  bas  3Hi* 
nimum  an  Seit,  bas  wegen  feines  hohem  ©reifes  in 
ber  Soft  beS  ©rbeiterS  weit  weniger  oertrelen  ift  als 
in  ber  beS  ©oblßabenben.  Die  notwenbige  Eiweiß* 
ration  ift  inbeffeit  and)  mit  118  g noch  )U  hoch  be* 
meffen.  ©ei  ftarfer  ©iuSfelanftrengung  ift  ber  ©ebarf 
an  ftiefftofffreiem  ©ähnuatcrial  (Fett  ober  Stot)ief)t)bra. 
ten)  feßr  Biel  größer  als  in  ber  Stoße. 

©ad)ftel)enbe  Jabelle  FcrfterS  enthält  baS  tägliche 
Koftniaß  einjeliter  auSgemnI)lter3nbioibuen  Bon  Ber* 
fdjiebenem  Hilter,  ©efd)led)t  unb  ©eruf,  bie,  ihrer  He* 
bensftellung  unb  ihren  flrbeitSBerhältniffen  entfpre» 
d)cuö,  regelmäßig  lebten  unb  burdtaus  nicht  tu  Ep- 
jeffen  hinneigten.  ©efoitberS  würbe  auch  noch  Darauf 
gefeßen,  baß  bie  gewählten  3nbiBibuen  Bon  mittlerer 
ttörperfonftitotion  waren,  nicht  etwa  befonbere  An* 
gewöhnungen  im  Speifegenuß  hatten,  fonbem  in 
freier  Sa  1)1  eine  gentifd)te  ftoft  nahmen,  bie  in  weite* 
reit  Streifen  ber  entfprechenbcn  ©eböIfenmgSgrnppe 
gehräudjlich  war.  3>ie  ©eftimmungen  lieferten  fot* 
genbe  aus  ben  Seobadjtungen  mehrerer  Inge  bered)* 
nete  UHittcIgahicn: 


Oilbimbiien  nach  SUtet,  (Befehlest  tr. 


üJMb^cn,  in  ber  erflen  C«ben4wo($e 

• Sstbe  ber  jroetten  £cbcn4roo<$<  .... 

flnabe,  1 Wonat  alt 

’Ärboiterftnb , 4 Wonate  all 

Äinb,  5 Monate  alt 

'flrbeiterlinb , -xh  alt  . . 

ffruiatfcfcner  (ärjt),  28  — 30  3a$re  alt  .... 

» (Arbeiter),  36  — 88  3a$re  alt  . . . 

• (rooblljabenb,  ofcnc  (orperl.  Snftrengun^f 

* (Verfimann  ln  9laffau) 

Xrbeitetfrau,  3u  ^a^ire  alt 

grau  (njo^I^abcnb) 

Warnt,  65  OaQic  alt *. 

grau,  60  3a|>rc  alt 

stilUnbe  grau,  25  3a^rc  alt 


flbxvtx» 

itxoity 

ßilogr. 

Gramm 

g«tt 

Gramm 

fabrate 

Gramm 

9«mcrfungcn  jur  Äoftart 

2/ft 

7 

15 

3Rultenni(4 

2,7 

12 

20 

27 

• 

4/4 

19 

29 

41 

• 

5, ft 

29 

20 

120 

unb 

6,0 

40 

31 

50 

Bcrbünnte  Äu^mtlc^ 

10,o 

3« 

27 

150 

Weift  Begctabiltcn 

?0,o 

130 

95 

325 

Genüfc^te  Äofl 

70,o 

132 

90 

450 

* * (mc$r  Begetabilien) 

6'2,o 

90 

80 

285 

« < 

67,o 

133 

113 

634 

* ■ (rci<$  an  Ikgetabilien) 

— 

76 

23 

340 

gafl  nur  Begetabtlien 

50,o 

70 

100 

190 

gWf4,  (Her,  5ht^,  »rot 

62,o 

110 

68 

345 

Gemijc^te  Äofl 

80 

50 

265 

• • 

55,0 

250 

220 

530 

• * unbtäg(i45£tt*Wi!4 

©euere  Beobachtungen  leßren,  baß  für  einen  mä- 
ßige ilrbeit  leijtenben  fflanit  non  mittlerer  Körper* 
große  ein  Koftmaß  non  100  g Eiweiß,  100  g »Jett 
unb  250  g ftoßlelihbrat  genügt  $od)  ift  and)  bei 
biefer  ©ormalfojt  bie  Eiweißmenge  waßrfchemlich  nod) 
gu  bod)  pcranfcßlagt. 

«US  beni'erbrenuungSiBerten  ber  erwähnten  ©aß- 
rungSflojfe  tann  man  bie  burd)  fte  bem  Organismus 


gugefüßrte  Energiemenge  beredinen:  baS  Koftmaß 
entjprid)!  bem  täglichen  Sitergtebebarf.  Hegen 
wir  baS  ©ormaüoftniaß  non  100  g Eiweiß,  100  g 
Fett  unb  250  g Kohlehßbrat  jugrunbe,  (o  ergibt  fich 
ein  täglid)cr  GncrgiebeDarf  ooit  etwa  2400  Kalorien 
(SSänneeinßeiten),  b.  h-  bie  burd)  Serbrennung  ber 
bargereichten  Stoffmeugen  entftehenbe  Sänne  müßte 
imftanbe  fein,  2400  Hit.  SBaffer  non  0°  auf  1*  gu  er- 


59 


©mcujnmg  bet  spflansen. 


normen  3ebed  Kilogramm  bed  mcnfd)licöfn  Rörperd 
braucht  täglich  eine  (Energiejufuhr  Bon  30— 40  Ra« 
Ionen.  3|t  bie  Vlnforbenmg  an  bic  ßnergieprobut- 
tion  geiltigert , muß  alfo  mtijr  ©tudfelarbcit  geleiitct 
ober  niepr  ©Sänne  gebilbet  werben,  fo  fteigt  auch  Der 
Wnfprud)  an  bie  Spannfraftjufuhr : ber  (Energiewert 
ber  'Jüibrunq  inujj  Demgemäß  größer  »erben. 

Über  bie  tRabrungdmittel  unb  ©enuftmittel  f.  b. 
Sgl.  aud)  bie  Vlrtilel : Siätetif,  Gmährungdtherapie, 
Siaffenemährung  :c.  — Über  bie  6.  ber$jau8tiere 
Dgl.  Sutter  unb  gütterung. 

Sgl.  ©oit:  Über  bie  Stieorien  ber  (S.  ber  tierifdjen 
Organismen  (Stünd).  1868),  ©htjfiologie  beb  ©e* 
iamtftoffwed)fctd  unb  ber  (S.  (in  Hermann?  -Staub- 
tuch ber  ^J()t)fiologie« , ©b.  6,  Ccipj.  1881),  linier- 
|ud)ung  ber  Soft  in  einigen  öffentlichen  Vlnjtalteu 
(baf.  1877);  9ianfe,  Sie  6.  ('©iiind).  1876);  Sor- 
iter,  (s.  unb  9ial)runnämittel  (im  >$janbbuch  ber 
Jttjgieine  ic.«  Don  D.  i!ettcnfofcr  unb  D.  ^iemffen, 
©b.  1,  Seipj.  1882);  »ieinert,  Vlnnee-  unb  ©otfd- 
tmäbrung;  ein  Serfttdj,  ©oild  (Smätfrungdtbeorie 
für  bie  ©rapid  ju  Dermalen  (Serl.  1880);  König, 
Sie  ©peinic  ber  menjd)lid)en  ©ahrungd-  unb  ©enuß* 
mittel  (3.  «ufL,  baf.  1889— 93,  2 ©be.;  ©b.  1 in 
4. Vlufl.  1903);  2Ji u n f unb  CEwalb,  Sie  (E.  beS  ge- 
funbeit  unb  franfen  ©Jen jdjen  (3.  Vlufl.,  iöicn  1895) ; 
Sit,  Sie  Hehre  Dom  Stoffmedßel  unb  Don  ber  (E. 
unb  bie  hhgieniiehe  ©ehanblung  berRranfen  (beutfdj, 
Setpj.  1888) ; D.  Sioorben,  Hehtbud)  ber  ©atholo- 
gie  bed  Stoffwechfetd.  ©l)t)fiologtfd)er  Seil  (©ert. 
1893);  S3et)l,  tpaiiblmd)  ber  $hgiene,  ©b.  8 (3cna 
1896);  Sfluhner,  Sie  ©efeße  bed  (SnergicDcrbraud)d 
bei  ber  6.  (33ien  1902). 

(Ernährung  ber  '©flanjeu.  Unter  ben(SIemen* 
tarftoffen,  bic  burd)  djemifebe  iilnalljfe  in  ber  ©flau- 
jmfuhftanj  ttaebgewiefen  »erben  fönnen,  treten  in 
allen  Stillen  Roblenftoff,  Sauerftoff,  Sjafferftoff,  »tief- 
ftojf,  Ralium,  (Ealcium,  SRagneftum , ffiifen,  ©bod- 
pbor  unb  Schwefel  auf.  Sie  »erben  bedljalb  ald  bie 
wefentlidjen  (Elemente  bed  ©flanjenförperd  bejeidjnet 
unb  müffen  notmenbigermeiie  bei  bem  ßmnljrurtgö« 
Dorgang  in  irgenb  einer  Sonn  Don  bem  ©flanjen- 
lörper  aufgenommen  »erben,  wenn  er  nonnale  (Ent- 
mirfelung  pnben  foll;  fet)lt  eind  ber  Elemente  in  ber 
Umgebung  ber  wadjfenben  ©ftanje,  fo  treten  in  bem 
(Entwicfelungdgange  tiefgreifende  Störungen  ein,  bie 
julejt  ben  lob  Ijerbeif unten.  Vütbre  (Elemente,  wie 
(Eblor,  Siatrium , Silicium,  Sittjium,  3>nf,  Vllumi» 
nium,  ©roni,  3ob,  Sluor,  SÄangan, Rupfer,  bie  mcf)r 
gelegentlich  in  ©fhmjenafdjen  gefunben  werben,  fntb 
im  allgemeinen  für  bie  (Ernährung  unwefentlid),  unb 
ihr  Stillen  bei  ber  (Ernährung  ber  wadjjenben  ©jlan- 
jen  ruft  leine  löblichen  Störungen  herDor. 

Surd)  zahlreiche  ©erfudje  mürbe  bewiefen,  baß  ber 
Roblenftoff  aud  berVItmofpbure,  Sauerjtojf  unbSüaf. 
ferftoff  ald  Soffer  unb  bie  übrigen  Wef  entliehen  (Ele- 
mente ald  ©hodphorfüure-,  Schwcfelfäure-  unb  Sal« 
petericiurcfalje  bed  Raltumd,  (Eakiumd,  SKagnejtumd 
unb  (Eifend  aud  bem  fWäljrboben  aufgenommen  »er- 
ben. Gine  ©udnahme  Don  biefem  allgemeinen  Sage 
finbet  nur  bei  gewiffen  ©Sangen  bejügüd)  bed  Stich 
ftofjed  ftatt  (}.  unten).  3t)ren  ©efamtbebarf  an  Kot)- 
lenftoff  entnimmt  bie  grüne  ©fianje  ber  atmofphäri* 
fchen  2uft,  bie  nur  ca.  '»«o  ©oIumprojcntRohlenfäure 
enthält;  leptere  »irb  babei  unter  ©bfpaltung  eined 
gleichen  Solutnend  Sauerftoff  jerfegt , währenb  ber 
Rohlenftoff  in  Sorm  einer  noch  unbefannten  Serbin« 
bung  Don  ber  ©flanpe  aufgenommen,  b.  h-  afjtmilicrt 
»irb.  $ie  ©ffimifalton  (f.  b.)  ift  immer  an  bad 


Sorhanbenfein  Don  Ghlorophpri  unb  an  bie  ©egen- 
wart genügenb  intenfloen  £ict)ted  gefnilpft;  chloto- 
phgHfreie  ober  im  2>unfelit  wadifenbe  ©flanken  Der« 
mögen  bie  Rohlenfäure  nicht  ju  jerfegen.  Sie  3er* 
fegungberftohlenfäure  innerhalb  berEhlorophglllör- 
ner  erfolgt  im  gelben  Sicht  in  ftärferm  'Diag  ald  im 
roten  unb  grünen,  noch  fchwacber  burd)  bie  blauen, 
Diolctten  unb  ultraoioletten  Strahlen  bed  Speftrumd. 
VI Id  erfted  fichtbared  ©robutt  ber  ©ffunilati on  tritt 
bad  Stärfemehl  (VlmDlum)  innerhalb  ber  Gljloro- 
phhUlöncer  auf;  enthalt  Die  einer  ©fianje  bargebotene 
Vltmofphäre  leine  Rohlenfäure,  fo  unterbleibt  bie  ©il- 
bung  bed  Vlmnlumd  ebenfo  wie  unter  Sid)tabfchlu&, 
bei  einem  ftohlenfäuregehalt  Don  6 — 10  ©roj.  finbet 
bagegen  unter  intenfiDer  ©eleud)timg  ein  ffiapiiuum 
Don  Rühlenfäure  serfe Jung  unb  Stärfcbilbung  ftatt. 
Sie  quantitatiDe  Vludgiebicjlcit  biefed  ©rojcffed  erhellt 
baraud,  baß  1 qm  ©lattflacbe  in  10  Jagedftunben 
4— 8 g Stärfemehl  ju  probujieren  Dermag. 

Sa  bad  Stärfemehl  bad  einjige  ficfjtbare  Vlffimila- 
tiondprobuft  ift,  fo  müffen  auch  fänttliche  organi- 
fchen  ©auftoffe  ber  ©fianje,  nämtid)  alle  ß o 1)  1 e < 
hßbrate,  Sette  unb  (Eiroeißftoffe,  ju  ber  juerft 
gebilbetcnStärfe  in  genetifcherSejiehung  flehen.  Sür 
bie  Rohtehtjbrate  (3eHulofe , bie  3uderarten , 3nu* 
(in  ic.)  hat  biefe  Vlnnabmc  bei  ber  nahen  dgemifchen 
Serwanbtfd)aft  berfetben  untereinander  feine  Schwie- 
rigfeit. Saß  aud)  bie  Sette  inRoblef)l)bratc  übergehen 
fönnen,  geht  aud  bem  ©erhalten  fettreicher  Samen  bei 
ber  Keimung  herDor,  bei  ber  aufRoftcn  bed  aufgefpei- 
eberten  Setted  bireft  3ucfer  unb  Stärfemehl  gebilbet 
»erben.  Sie  (Eiweißftoffe,  bie  beit  Ipauptbeftanbteil 
bed  pflanjtichen©rotopladmad  hüben,  enthalten  außer 
ben  (Stemmten  eined  Rohtehhbratd  nod)  Sticfftoff 
(ca.  15  ©roj.)  unb  Schwefel  (ca.  1 ©roj.);  bei  ihrer 
©ilbung  müffen  notwenbigerweife  in  ber  ©fianje  noch 
unbefannte  ftiefftoff»  unb  fchttcfelhaltige  ©abifalc  mit 
Rohlehhbratmolcfitlen  jufautmentreten.  Sa  nun  bad 
Vifparagin,  eine  im  ©ftanjenreid)  (ehr  Derbreitete 
Vlmibofäme,  bireft  aud  ben  (Eitoeifjftoffcn  feimenber 
Samen  entftcht  unb  ftd)  in  leptere  bei  Seginn  ber 
Vlffutiilation  unter  Scrbraud)  Donfiof)lcf)t)braten  wie« 
ber  umjufepen  Dermag,  foDermutctmaninbcmVlfpa« 
ragin  biefenige  Subftanj,  aud  ber  unter  ©ufnahme 
Don  Schwefel  6iwei[tfub|latij  erjeugt  wirb.  3ebctt- 
falld  entfielen  in  ber  Reimpftanje  bte  ju  ihrem  Vtuf* 
bau  notroenbigen  (Eiweißftoffe  aud  Vlmiben.  Ser 
Stoffwedjfel  ber  ©ftanjen  beftetjt  bemnach  barin,  baß 
ftc  aud  ben  (Elementen  ber  ßobleitfäure  unb  bed  V3af- 
jerd  junndjft  fiohtehtjbrate  unb  Sette  einerfeitd,  unter 
Vlufnaljme  Don  Sticfftoff  unb  achwefel  in  nod)  un- 
6efannter  Serbinbungdform  Giroeißfubftanj  anber- 
feitd  probujieren  unb  ben  Stätten,  wo  Vüachdtum  unb 
Sleubilbung  Don  Seiten  ftattfinbet  (ben  Sproß  • unb 
SSurjelfpipeit  unb  ben  Kambien),  juleiten.  'Jiicht  bi- 
rett  bei  bem  Vlufbau  ber  ©flanjeuorgane  beteiligte 
©erbinbunaen,  wie  ©erbfäure,  bte  ©ummiarten,  bie 
©flanjenalfaloibe,  Cjalfäure  unb  anbre  ©ftanjen* 
fäuren,  ätherifche  Die,  §arje  ic,  werben  in  irgenb 
welcher  S°rm,  oft  in  befonbem  ©ewehebehäitern 
bauernb  audgcfchieben.  Ser  Überfcpuß  bott  produ- 
zierten ©auftoffen  Wirb  bei  audbauernben  ©ftanjen  itt 
befonbem  SReferDeftoffbehaltern,  b.  h-  in  ©h'- 
jotnen,  Rnotlen,  3»iebeln,  int  Gnbofpertn  unb  in  ben 
Keimblättern  ber  Samen , bei  §oljpflanjen  aud)  im 
©arend)t)nt  ber  SRinbe  unb  bed  folgest,  niebergelcgt, 
um  erft  nach  einer  beftimmtm  3('t  ber  ©egetationd* 
rupe  ©erwenbung  ju  jinben.  Vlld  ©efcrDcftoffe  treten 
Dor  allen  ©rolopladma  unb  überhaupt  Giweifsfub« 


60 


(SmöBrung  bet  fpfianjen. 


(langen,  (entere  auch  in  Sonn  Bon  Jtriftatloiben  unb 
©leuronförnem,  auf,  fernerStärfemept  meift  in  grofj» 
fömiger  gornt  (SleicrBeftärfe),  3udernrten,  bar» 
unter  befonberS  ÜStpfofe,  g.  8.  in  ben  3wiebeln  ber 
Allium-Wrten,  ütohrguder  g.  ©.  in  ber  iüunfelrübe, 
3nulin  in  ben  Knollen  Bern  Dahlia,  Helianthus  tu- 
berosus  u.  a.,  bisweilen  3cllulofe,  wie  ira  Enbofperm 
bea  2)attel(emS  unb  Bon  Phytelephos,  enblid)  getle 
in  ben  tarnen  berffirugiferen, ©ahnen,  Kufurbitagccn, 
Gupporbiageen  u.  n.  Safjrenb  biefe  Stoffe  in  ben 
Sicferoemagagmen  fic^  in  nü)enbem,  pafftoem 3uftanb 
befinben,  treten  Scrbinbungm  eigentümlichcrclri,  bic 
fogen.  ge  r mente,  auf,  fobatb  nut  bcginnenbemSieu» 
Wachstum  bie  plafliidten  öaufloffc  attin  unb  gur  Er- 
nährung roadjfenber  ©flangengeüen  geeignet  gemacht 
werben  tollen.  35aS  Eigentümliche  ber  germentwir» 
tung  beiteht  g.  X.  bann,  bajj  burch  ein  nur  in  feljr 
Heiner  Quantität  auftretenbeS  ?IgenS  grojje  ©Sengen 
eineS  anbern  Stoffes  gur  Umfepung  gebracht  Werben. 
So  tritt  bei  ber  Keimung  ber  ©erfte  unb  anbrer  ®rä> 
fer  bie3)iaftafe  auf,  bie  arofie  SJlengen  Bon  Stitrfe» 
mehl  tn  waficrlöSlicpe  3unerarten  Bermanbelt.  flpn» 
lidje  (biaftatifche)  genuente  nerwanbeln  ben  Stopr» 
juefer  in  Jejrtrofe  unb  CcBulofe,  baS  Inulin  in  $eg» 
trofe  tc.  Sie  peptonifierenben  genuente  führen 
bagegen  unlösliche  EiWeijjfubftang  in  löbliche  Sonn 
(©eptone)  über  unb  würben  im  ©flangenretcp  als  3e» 
frei  ber  SJttfefienfreffenben  ©(langen  (f.  b.),  bei  berKei» 
ntung  ber  Samen  Bon  Vicia,  £>anf,  Sein  unb  ©erfie, 
im©laSma  BonSlBjrompgeten  fowie  imäRilehfaft  Bon 
Carica  Papaya  unb  Ficus  Carica  naepgewiefen.  Sei 
ber  SHeaftinicrung  Bon  SJieierBeeitoeifi  in  feimenben 
Samen  unb  auStreibenben  ©proffen  tritt  häufig  atB 
SpaltungSprobuft  wieberunt  flfparagin  auf,  aus  bem 
bie  ©(lange  an  ben  ©erbraucpSftcUen  unter  3utritt 
Bon  «ohlet)l)braten  Eiwcip  regeneriert,  ©ei  ber  Um» 
wanblung  ber  Eiweifeftoffe  in  tflnube  bei  Äeimpflan* 
jen  wirb  ber  Schwefel  in  Sdjwefelfäure  übergeführt. 

•üllle  plaftijepen  Stoffe  haben  auf  ihrem  SBeg  Bon 
ben  EntflehungSorten  nach  ben  SRefernebehaltern  fo» 
wie  Bott  biefcit  nach  ben  ©erbraucpSfiätten  biegwifepett» 
liegenben  ©ewebe  ju  butdtwanbern  unb  müffen  ju 
bie|cm  3wecf  oft  Weite  Streden,  j.B.  in  einem  ©aum 
Bon  ben  ©lättem  biS  ju  bcnSÜurgclfpipen  Biele  'Pieter 
gurüdlegen.  $a  }.  ©.  baS  fefte  istärtemepl  unmög- 
lich bie  3eüwänbe  burcpbriitgen  tann,  fo  mujj  baS» 
felbe  bei  bem  Übertritt  Bon  einet  3elle  jur  anbern  in 
ein  lösliches  Kopleppbrat  Berwanbelt  unb  bann  mit 
6iife  berStärfebilbner,  befonberer, meift  in  Köm» 
dtenform  auftretenber  ©eftanbteile  beS  3eIlpla3maS, 
in  jebcr3eüe  Bon  neuem  in  feintömigergomi  (t  r a n • 
fitorifcpeStärle) auSgeidjiebeu werben.  35ie SBege, 
in  benen  bie  ©tärfe  Wanbert,  ftnb  in  ben  ©lättern 
bie  ©areneppmfebeiben  (S  t ä r f c f cp  e i b c n)  ber  ffief  ä|V 
bftnbel,  im  £>olg  bie  i>oIgparend)hmgeIIen  unb  baS 
SJiarlftrahlengewebe.  Sic  fdjleimigen  Eiweipftoffe 
Wanbem  in  ben  Siebteilen  ber  ©efäßbünbel  entlang, 
Währenb  bie  Seitung  Bon  SBaffer  Bon  ben  ttwlggerieu 
unb  Wefajjen  beforgt  Wirb,  bic  Bon  ber  SBurgel  burch 
ben  Stamm  biS  ju  ben  äußerften  Spipen  ber  3weige 
unb  ©lätter  ein  ununterbrodjcneS  Spftem bilben.  Sie 
gortleitung  finbet  im  tpoljftamm  nur  in  bem  jungen 
Splmtpolg  ftatt,  währenb  in  bem  Jfempolg  bie  Sei» 
tungSbahnen  burch  anatomifche  ©eränberungen  un» 
wegfam  werben.  2>ie  ganj  allgemeine  Urfadje  ber 
Stoffbewegung  im  Ämtern  ber  ©(lange  bilbet  bie 
SioSmofe,  bie  in  SÜJecpfelftrömungen  Bon  glüffig* 
feiten  ungleicher  Sfonjentration  burdh  eine  Scheibe» 
wanb  (im  ©ffangenförper  burch  bie  mit  einem  ©las» 


mafchlauch  auSgefleibete  3etl»anM  befiehl;  infolge 
bioSmotifcpcr  ©orgänge  tritt  auch  baS  SBaffer  j.  8. 
aus  ben  öefäpen  tn  baS  umgebenbe  ©arenephm,  Bon 
biefem  in  barübcrliegenbe  anbre  ©arenehpmgetlen 
unb  auS  biefen  unter  Untftänben  auch  Wieber  in  ®e» 
fähröhren  ein.  3ut  Erleichterung  biefeS  ©erfehrS 
ftnb  leptere  mit  befonberS  fonftnnerten  berbünnten 
Stellen,  ben  fogen.  Siipfeln  (f.  SeitungSgewebe), 
uerfehen.  35ie  Strömung  beS  SBafferS  unb  ber  in 
ihm  gclöften  Bläprfalge  ooit  ber  SBurjel  bis  ju  ben 
oberflen  Sproßgipjeln  wirb  ftetS  burch  bie  Serbun» 
(hing  (Iranjpiration)iitbcn  afrtniilierenben  Statt» 
flächen  hersorgerufen.  35urcp  bie  jranfpirationin  ben 
©lättem  wirb  junächft  eine  Saugung  herBorgentfen, 
infolge  beren  bie  unmittelbar  benadhbarten  Säaffer» 
fäuldhen  in  bie  Jiötic  gehoben  Werben  unb  bie  Suft 
innerhalb  ber  ©efäfjröhren  eine  geringere  Spannfraft 
annimmt  als  bie  ber  ©tmofpbäre.  ©on  biefem  n eg  a» 
tiBen  ®rucf  bcrSinnenluft  überjeugt  man  fich 
leicht.  Wenn  man  einen  unBerlepten,  im  ©oben  wari)» 
fenbeit  ©flanjenflengel  unter  Cuccfftlber  abfdjneibet. 
Wobei  baS  leptere  fogleich  bis  ju  50  — 60  cm  in  bie 
®cfä|e  einbringt.  Südwärts  non  ben  ©lättem  fegt 
fiep  bie  Saugfraft  bis  ju  ben  Säurjeln  fort,  beren  in 
baS  fflobenwaffer  eintauchenber  3eIIapparat  IcptercS 
aufnintmt  unb  mit  einer  befttmmten  Straft  (Sur» 
jelbrud)  in  bie  ®efäfjröhrcu  einpreßt.  ®aS  <Iuf* 
(teigen  beS  SSaffcrS  innerhalb  ber  ©Sange  läjjt  fidh 
fomif  nicht  mit  einer  fontinuierliehen  Strömung,  fon- 
bem  mit  einer  91  rt  Bon  Älelterbewegung  Bon  3cüe 
$u  3clle  Bergleichen. 

3>ie  ©ufnahme  beS  SBafferS  unb  ber  in  ihm 
enthaltenen  Sfätjrftoffe  auS  bem  ©oben  finbet  burd) 
bie  Surjelhaare  ftatt,  bie  gwifepen  bie  mit  einer  büu» 
neu  SBafferhüUe  umgogenen  ©obenparlifelchen  ein» 
bringen  unb  j.  X.  mit  benfelben  Bermadjten.  35a  bie 
©obenteilchen  burd)  ©lolcfularattraftion  Slährfalge, 
wie  KaliumBerbiitbungen,  ©hoSphate,  ©mmonial» 
folge,  mit  großer  Straft  fefthalten,  fo  wirb  burch  bie 
erwähnte  ©enoachfung  ben  üBurjelliaaren  bie  9Iuj< 
nähme  ber  ©ähritoffe  wefentlid)  erleichtert,  gumal  ne 
ein  faureS  Sefret  abfonbem,  baS  unter  anberm  fob» 
lenfaurm  unb  phoSphorfauren  Half  in  merflicber 
©Seife  auflöft.  3)ie  ®röpe  beS  Bon  ber  ©Surgel  auSge» 
übten  SäurgelbrudeS  fann  baburd)  aemefjen  werben, 
bag  utan  auf  einen  biept  über  ber  jäiirgel  gemachten 
Stammquerfcpintt  eine  weite,  mit  SBaffer  gefüllte, 
oben  gefcploffene,  aber  feitlicp  mit  einem  bünnen 
Steigrohr  Berfehcne  ©laSröhre  Waiferbicpt  auffepL 
3>aS SBaffer  Wirb  bann  bei  Sommerpflangcn  mit  einer 
Straft  berODrgctricben,  bie  einer  Ouedftlberfäule  beS 
äteigroprS  Bon  20—30  cm,  bei  ber  SSeinrebe  fogar 
Bott  100  cm  baS  ©leicpgewicbt  hält-  $urd)  ben  SBur» 
gelbrud  wirb  baS  befannte,  fepon  Bon  § a I eS  ftubierte 
©luten  ber  ©flangen  hemorgebraept , eine  Er» 
fepeinung,  bie  eine  getmije  ©criobigität  einhält,  in  ber 
Siegel  BormittagS  gwifcpeit  8 — 11  Upr  ein  ©iajimum 
jeigt  unb  Wochenlang  anbauem  fann.  Sic  erflärt 
fid)  am  einfadjften  bnrep  bie  Slnnapmc  einer  ftarfeu 
lurgeSgeng  innerhalb  ber  als  enboSmotifcpcr  Appa- 
rat wirfenben  ®urgelhaariclle,  beren  ©rotoplaStna- 
fcplauch  bem  Bon  außen  cinbringenben  SBaffer  einen 
Biel  ftärfem  giltrationbwiberftanb  entgegenfept , als 
folcpcr  bei  bem  bioSmotifcpen  SluStaufcp  non  3elle  ju 
.feile  ober  Born  ©areitcphm  ju  einem  benachbarten 
Öefäßrobr  ftattfinbet;  ba  ber  3cüturgor  einen  ®rud 
uon  mepr  als  1 ©hnofppäre  gu  erreichen  Bcrmag,  fo 
fann  SBaffer  auf  biefe  Seife  über  10  in  poep  getrie- 
ben Werben.  Über  bie  ©uütapme  beS  StidftoffeS 


©mä^nmßaflftffigfeit  — (SmätyningStQerapie.  61 


haben  fid)  bif  Slnfd)nuungm  ber  Bflnnjenphbfiolngeu 
in  neuerer  3.eit  wesentlich  aeänbert,  inbent  bte  frühere 
Ülnitdit,  baß  ber  ©tidjtotj  burd)  diloroDbbnba'üge 
Bilanzen  nur  in  gorm  non  Slitrat  ober  Slmmoniat- 
'alj  aufgenommen  Werben  f&nne,  lieb  alS  unhaltbar 
berauSgeftcUt  bat  (f.  StiefUoffaufnatjnieber'ßflanjen). 
Gö  larat  Dielmebr  unter  Umftänben  foWobt  ber  un> 
gebunbene  Stidftoff  ber  Suft,  j.  8.  Bon  gewiffen  i Je- 
guminofeit  (f.  ©urtelfnotldjen),  cilä  nuef)  ©tidftojf 
nebmftoblenjtotf  in  gönn  orgemifcberBcrbinbungcn, 
ben  fogen.  fcumudftoffen,  birelt  ober  unter  SKit* 
bitfe  non  Organismen  (f,  SJtljlorrbija)  aufgenommen 
»erben. 

SNls  legte  allgemeine  ©ebingung  für  bie  Ernährung 
ber  ^Sflanje  tritt  baSSorbanbenfetn  non  freiem©  au  er. 
it  off  m tbrer  Umgebung  beruor,  ba  alle  ihreÖebcnS* 
Borgfinge,  rate  ©ad|8tum,  ^rotoptaänmitrömung, 
SReflbarfeit  u.  a.,  ftftiert  werben,  fobnlb  bic  Sauer« 
ftoffjufubr  längere  Zeit  binbuid)  abgefdmitten  Wirb. 
Sie  beitönbig  unb  fowobl  bei  8cleud)tung  alb  im 
Sunfcln  ftattfinbenbe  ©edjfelmirfung  swifdjen  ben 
organifeben  Berbinbungen  bc-3  Bflanjentörperd  unb 
bem  Sauerftoff  ber  £uft  wirb  als  Atmung  (f.  Wt« 
lrtung  ber  Bftanjen)  bejcidjnel;  bic  Bflanje  ojtjbiert 
habet  einen  Seil  ihrer  eignen  ttörperfubftanj  ju  if ot) ■ 
lenföure  unb  ©affer  unb  nerjeljrt  beSbalb  in  einem 
abgefd)Ioffenen  Saunt  bat  Sauerftoff,  um  bafilrSbob- 
teniiiure  aubtufdjeiben,  Sa  tiefer  Br ojefi  ber  im£id]t 
etfolgenben  Roblenfäurejtrfe^ung  (Slfjtmilatitm)  ent« 
gegengefeft  ift,  fo  wirb  er  bei  intenfiBer  Beleuchtung 
Siirtb  Iejjtem  »erbe*;  er  ift  habet  am  leicfjteften  an 
nidi*  ajtimilierenben  Reimpflanäen , an  d)loropbt)U« 
freien  ©ewäcbfen  ober  auch  an  grünen  Bflanjen  im 
Simteln  naebjuweifen.  Uber  bie  burdjaitd  abraei« 
dsenbe  Ernährung  ber  ¥ilje,  31ed)ten,  Schuta- 
ropergeroitebie',  SumuSpf langen  unb  beritt, 
feftenfreffenben  Bflanjen  i-  bte  befonbern  ?lr. 
lifet.  Sgl.  Sachs},  Sortefungen  über  ^flattjenphl) 
fiologte  (2.  Sufi.,  Üeipj.  1887);  Seltner,  üe^rbutri 
ber’Öftan3enB!)ßitologic(8reöI.1883);  Serfelbe,  Saö 
DRanjenphbfiologijche  $ra(tifum  (2.  Vluft.,  3<ma 
1 895) ; iianfen,  Sie  G.  (Sleipj.  1885,  populär); 
granf,  ©nmbjüge  ber  Sffanjenpbbrwlogie  (93crl. 
1890);Sfeffer,$'|(anäcnpbbftologie.  8b.  1 (2. Sufi., 
Seipj.  1897). 

(vriiättrungafliiffißfcit,  fotiel  Wie  üljmpbe. 

©rnäbrungsJftöruugcn  rönnen  ben  ganjen  Er. 
ganifmuS  ober  cinjelnc  Organe,  bej.  umfdjriebeite 
ihewebdteile  betreffen.  Wart  tann  regreffibe  S.  mit 
Sertteincrung  ber  Organe,  Stbwunb.  Entartung  ober 
Zerfall  ber  ©ewebäbefiaiibteiU  unbSerringening  ber 
üeifrungäfäbigfeit  bericibcu  unb  bUBertropbic« 
renbeE.  ntüftiaffemunaljute,  Vermehrung  unb  Ser. 
gröfjmmg  ber  njehten  (BeWeMbeftanMcde  unter« 
{c&eiben  Sfegrefftue  G-  tonnrn  auch  bejnmmte  8e- 
w<b.Jbeftanbteile(j-  8.  baö  Sarcmblpn,  b.  b-  bte  cigent- 
tüben  Xriiienjellen  einer  Srttfe)  befolltn,  wöfnenb 
anbre8cftanbteile(j.  8.  bae  Stüp«  ober  Binbegewcbc) 
eine  SButfierung  (eigen.  SRegreffiDe  E.  beö  gangen 
ÄütperS  fönnen  befteben  beim  junger  unb  bei  abjeh« 
renben  ftranfijeiten , wie  Sdhwiitbiud)t,  fjuderhani. 
rui)r,  im  ©reifenalter,  bei  IbrcbofnAejie  :c.  Einjelne 
Organe  unterliegen  bem  ©ewebSfdtwunb  bei  aewiffen 
rt)romi<ben  Ent.jünbungcn  (lieber,  Sifre  ),  bei  bauern« 
bem  Kidfigebroud)  (SRudfeln  fteijer  ©lieben ; oft  gebt 
bitfer  Sdjwtmb  mit  (fettiger,  amtjtoiber,  binbegewc- 
btger)  Entartung  (f.  b.)  einfjer.  8efonberö  auf- 
ioitenbe  E.  treten  bann  ein , wenn  bie  baä  81ut  ju- 
fäbrtnben  Sebtagabern  burd)  Serengerung  (rirteno 


ffierofe,  Rrantpf)  unwegfam  werben,  bann  unterlie- 
gen bie  jiigcf)Brigeii  ffiemebe  bau  3erfnII,  ber  ^luf« 
taugung  ober  bem  8rattb.  8fi|piele  fperfür  finb  bte 
Satjnaubfdje  ffranfbeit,  bie  Rriebeltranfbcit  bei  8er* 
giftm^  mit  Shitterfom.  Selten  jtnb  ®.  bureb  ner- 
uöfe  tetörungen  ttropjoneurofen),  bie  barauf 
berufsen,  bafj  gewitte,  bic  Ernäbruna  regitlierenbe  9ier« 
Betteinflüffe  wegfallat  (j.  8.  beim  Malunt  perforana 
pedia,  beim Tlufliegen  infolge  Südenmarläeriranfnn* 
gen,  bei  ber  fflürtelrofe).  Jptjpertropbiftbe  ®.  fomnten 
oft  burd)  djronifcbe Stei.se  unb  Entjünbungen  juitanbe 
( j.  ^bpertropbie),  bie  rranrbafte  llberernäbrung  beä 
ijnnsen  OrgnniämuS  äuftert  fid)  in  ber  ftettfudn. 

Ernnbrungotbcrapic,  bte  jielbewtifjte  8c« 
nujjtmg  ber  auf  geeigneter  Emabrungäweife  beruhen« 
ben  ^eüfaftoren  jur  8cbanbiung  »on  ffranfbeiten. 
’SJiefelbc  fd)lt  eftt  p^anunjcutifdic  unb  V>ctl- 

mittel  fetnedweg«  auä.  Xer  Begriff  ber  E.  beeft  fid) 

grogenteilä  mit  bem  ber  Xiätetit  ti.  b.)  unb  gebt  nur 
urd)  bie  ejafte  wiffcniibaftlitbe  8egrilnbung  unb 
fpejteOent  Sluobau  ber  für  cinwltte  IVrantbeiten  jur 
Sevwenbung  (ommenben  ßmäbrungämetbobcn  über 
jene  btnauei.  Sie  ©runblage  ber  6.  ift  bic  'fSblpio* 
logie  unb  $atbo(ogie  beä  ©toffwedjfclä  (f.  b.).  Sie 
Äranfbeiten,  bei  beiten  bie  E.  eine  befonherd  iuid)tige 
Stolle  fpielt,  finb  bie  Äonftitutiondfranfbeiten.SHagen». 
Sann-  unb  Stierenerfranfungen  unb  Bor  allem  au^ 
bie  Sungcntuberfutoic.  Eine  wichtige  Aufgabe  ber  ß. 
ift  in  mancbenShantbeitdfäQen  bie  tünft  I id)e  («jtra« 
buccnle)  Ernähr  u n g.  Sei  fd)Weren_Er(ranfungen 
ber  ffl'unb«  unb  Sibluiiborgnne,  ber  Speiferöbre  unb 
bes  SHagettS,  namentlich  bei  Sjerengerungen  unb  Ser* 
fcbSie&uiigen  biefer  ffiege  (burd)  Starbai , bösartige 
©uchenmgen,  Sreinbtörper,  benaibbarteöefcbwüljte!, 
bei  fiäbnumgen  ber  Sd)lingmuSfuIatur,  btutenoen 
SJiagen«  unb  Sanngefd)Würen,  bei  bartnädigem  Er« 
breeijen  SibWangerer,  StabrungSBerweigcnmg  Ölei« 
fteSfranfer  k.  fuwl  man  bau  $ert)ungmi , bej.  bem 
SräftcDcrluft  bureb  SiabrungSjufubr  auf  fünftltdjcnt 
©eg  entgesjenjutreten.  öelmgt  e»  unb  ift  e-J  ftatt* 
baft,  eine  hohle,  wenn ambbünneSdilimbfonbe  bureb 
bie  Speifcröbre  in  ben  Wagen  cmjufQbren  (bei  öl«. 
ftcSfranlcn  burd)  eine  3nhnliicfe  ober  bureb  bie  Slafe), 
io  gießt  man  auf  biejernffiege  flüffig-breiigeSlabrung 
oon  hob011  Stäbrgebalt  mittels  emcS  Sridjlets  ein. 
Oft  aber  muß  ber  Wagen  Böttig  umgangen  werben, 
bann  wählt  man  Einlaufe  Bott  Stäbrtliftieren  in  ben 
Waftbarm  unb  Sidbarm  Born  Stfter  aus  (Sieftnt« 
ernäbrumt).  Siefe Jt’liftiere  werben  in  ben  Umher 
burd)  einen  ©affereinlauf  gereinigten  Sonn  gebracht 
unb  in  einigen  ©ütnben  juttt  großenSetl  aufgefogen. 
Ser  Sarm  hat  bie  ffäbigleit,  guder  gut  ju  reforbic« 
ren,  Stärle  rafeh  ju  Derbauen  unb  aufjufaugen ; fo- 
wotjt  natilrlicbeS  Eiweiß  (Eier,  Sleifd))  atS  BcrbauteS 
(Säepton)  werben  ebenfalls  gut  aufgenommen,  gett 
allein  Wirb  nii^t  gut  reforbiert,  bagegai  in  ©eftalt 
ber  Don  Scube  angoigebcnen  8an(reaSHiftiere  fehr  gut 
auSgenupt.  ©ei  biefen  lefiteni  wirb  gleifd)  (800  gl, 
gett(50  g)  unbfrifcbe8audjfpei($flbriife(7ö — 100  g) 
fein  Berbadt;  bie  SerbauuugSfcvmenle  ber  Sriifc  be- 
H{ien  eine  ftaubfeine  Emulgierung  beägefteS  unb  eine 
im  Samt  fi<h  fortfeheube.  berSieforpticm  äufterit  gün« 
ftige  Berbauung  bcS  gteiidjes.  Ein  foidieS  ftliftier 
wirb  in  12—24  Stunbcn  tu  */>—’/«  aufgefogen,  ber 
Steft  wirb  Dom  Sarm  fetbftänbig  entleert.  Sind)  leid)« 
tere  Zubereitung  unb  gute  Sluffaugung  empfiehlt  fid) 
ferner  ein  ©emifcb  Bon  Eiern,  Siotwein  unb  Srau« 
benjuderlöfung.  Sie  Steftalernäbrung  wirb  häufig 
bureb  Äatarrl)  ber  Sarmfd)leimbaut  unb  barauf  be. 


62 


Gute  — GniefUmfdjer  ßauäorben. 


rufjcnbc  Borjeitige  KluSftoßung  ber  Stliftiere  beeinträch- 
tigt. ©ei  ber  fubf  Ulanen  Ernährung  »erben  bie 
SiabrungSftoffe  unter  bie  Staut  emgefprißt  unb  ftnben 
Bon  hier  bitrß  bie  Sgmpbflefäjje  ißren  Seg  in  ben 
ßrcislauf.  Jnerju  enotefen  fiß  Eiweißiloifc  unbguder 
als  unbraudjbar,  bagegen  ift  {fett  in  ©eftalt  Bon  Dli« 
nen-  ober  Sefamöl  fetjr  geeignet.  30—40  g Dl  »er- 
ben mittels  einer  fpißen  »oblnabel  langfam  unter  bie 
Staut  gebracht  unb  bie  Einjtißöffnung  nach  Entfer- 
nung bcrSlabel  gejßloffen.  Soraobl  bieSteftaleniäb* 
rung  als  bie  fübtutane  Bermögen  einem  ©tenfßen 
nidjt  bie  jur  Erhaltung  notwenbige  SiabnmgSmenge 
jujufiißrcn,  nidtt  einmal  bie  Bereinigung  betber  'Die- 
tboben  Bcrmag  bicS.  3cbocb  finb  bie'felben  febr  wert- 
Boll  jur  ©erjögcrung  beS  SläfteBerfallS  unb  wirten, 
trenn  bie  bei  uatürlidicn  Ernährung  entgegenfteben- 
ben  Siinbemiffe  befeitigt  »erben  tönnen,  mittelbar 
leben-srettenb.  ©gl.  E.  v.  fl  e t)  b e n , fltanbbuß  ber  E. 
unb  Xiälettf  (2.  'Jluft. , Sie»}.  Iit03,  2 ©be.). 

®rnc,  Slug  im  nörblidjen  3rlanb,  cn tipringt  auS 
bem  fiod)  ©owna,  burßfließt,  norblicbc  Siicßtimg  Ber- 
folgenb,  erft  ben  infelreiebcn  obem  (37  qkm),  bann 
ben  untern  Erncfee  (112  qkm  groß),  ber  mit  feiner 
Umgebung  bie  rei}enbfte  Aanbfßaft  ber  ©raffdjaft 
ffermanagb  bilbet,  unb  miinbet  nad)  115  km  langem 
Siauf  unterhalb  ©allbibannon  (hier  SafferfaU  Bon 
(i  m Stöbe)  in  bie  Sonegalbai. 

®rttce , Stabt  im  fran}.  Xcpart.  'Uialjenne,  Ktr- 
ronb.  Siapenne,  am  glcißnamigen  äiebenfluffe  ber 
fflapenne,  an  ber  Seftbabn,  mit  einem  neuen  Schloß, 
jablreichen  Öl*  unb  3Jfablmiiblen,  Schubfabritation, 
lebhaftem  Jtanbel,  einem  EoUcge  unb  am)  3433  (ata 
©emcinbe  5099)  Gin». 

©rncfti,  1)  Soßann  Ktuguft,  ©büolog  unb 
Sbeolog,  geb.  4.  Klug.  1707  }u  Sennftebt  in  2ßü» 
ringen,  rieft.  11.  Sept.  1781  in  S!cip}ig.  ftubierte  feit 
172«  in  Sittenberg  unb  Sieipgg,  würbe  1731  Son- 
rettor  unb  1734  an  ©eSnerS  Siede  Diettor  ber  21)0- 
maöfßule  ]U  Seip}ig,  WaS  er  bis  1759  blieb.  War 
baneben  feit  1742  außerorbentlid)er  ©rofeffor  litte- 
rarum  humaniorum  an  ber  UniBcrfität,  Würbe  1756 
orbentlidier  ©rofeffor  ber  ©erebfamteit  an  berfelbeit, 
1759  auch  ber  Sbeologie  unb  legte  erft  1770  bie  er- 
ftere  ©rofeffur  nieber.  <118  Schulmann  bilbete  E.  bie 
en}bnopäbifd)c  UntcrrißtSweifc  ©eSnerS  weiter  aus. 
Siienu  bienten  befonbcrS  bie  »Initia  doctrinae  soli- 
dions«  (fleip}.  1736,  8.  Kluft  1802)  unb  bie  »Iuitia 
rhetorica«  (baf.  1750 u.  ö.);  bie  Bon  ihm  entworfenen 
»Sächfifcßen  Sßulorbnuiinen«  blieben  im  »efent* 
lidjen  oon  1773  —1847  inSraft.  <118  ©tjilotog  folgt 
er  ber  grammatifch-tritifchen  ©tetbobe  ber  Swfldnber; 
er  gab  beraub  ScnopbonS  »©lemorabilien«  (fleip}. 
1737,  5.  Ktufl.  1772),  Router  (baf.  1759—64,  6 ©be. ; 
2.  Kluft.  Bon  S.  Sinborf,  1824),  ßaüimaßoS  (Seihen 
1761,  2 ©be.),  ©oltjbioS  «Bien  u.  ficipj.  1763  -64, 
3 ©be.),  Eicero  (fleip}.  1737—39,  5 ©be.;  am  iorg. 
fältigften  in  ber  3.  Kluft  1774 — 77;  baju  »Clavis 
Cicerouiana«,  baf.  1739;  6.  VlufT.  Bon  Sein,  Spalle 
1831),  Sueton  (Scipj.  1748,  2.  Kluft  1775)  unb  2a- 
cituS  (baf.  1752;  3.  KluSg.  Bon  Dberlin,  1801,  2 
©be.).  3n  ber  2beoIogie  bot  fuß  E.  bctortbcrS  um 
bie  Erdäntng  ber  Bibel  oerbient  gentaeßt,  für  bie  er 
biefelbe  ©ietßobe  wie  für  bie  ©rofanfßriften  bcan- 
fprueßte.  Sir  erwähnen  ßier;  »Institutio  interpretis 
Novi  Testamcnti«  (fleip}  1761;  5.  Klufl.  non  Klm- 
mon,  1792)  unb  »Antl-Muratorius«  (baf.  1755). 
Kluß  bie  »Sieue  tbcologiiße  ©ibliotbef*  (fleip}.  1760 
bis  1769,  10  ©be.)  unb  bie  »Sleucfle  tßeologifiße  ©i- 
bliotbet«  (baf.  1773—79,  4 ©be.)  ßat  er  }um  größten 


2eil  allein  gefeßrieben.  Surdi  feine  Salinität  ertoarb 
er  fuß  ben  Ehrennamen  eines  beutfeßen  Eicero.  Seine 
deinem  Sßriften  ftnb  Bereinigt  in  »Opuscula  ora- 
toria,  oratioues,  prolusiones  et  elogia«  (Sieiben  1762, 
2.  Kluft.  1767),  »Opusculorum  oratoriorum  novum 
Volumen«  (fleip}.  1791),  »Opuscula  philologica  cri- 
tica«  (Selben  1764  u.  1776),  »Opuscula  theologica« 
(fleip}.  1773  u.  1792),  »Opuscula  varii  argumenti« 
(Bon  Stange,  baf.  1794). 

2)§einrid)Sriebricß2ßeoborSub»ig,prot. 
2ßeoIog,  geb.  27.  SKai  1814  in  ©raun jeßweig , geft. 
17.  Klug.  1880  in  Solfenbüttel,  würbe  1833  Xiato- 
nuS  inSraunfßweig,  nebelte  1842  naeß  Solfenbüttel 
über.  Wo  er  jnuächjt  ©farrcr,  1843  Superintenbent, 
1850  ßonfifjorialrat,  1858  ©eneraljuperintenbent 
unb  1877  ©i}epräftbent  beS  AanbcSfonfiftoriuniS 
würbe.  Er  feßrieb:  »Erfliirung  beS  Steinen  ffateßiS- 
muS  Dr.  fluttjerS«,  »Sont  Urfpntng  ber  Sünbe  nadi 
©aulinifdjem  Aebrgcbalt«  (©ölting.  1862  , 2 ©be.) 
unb  »Xie  Etbif  beS  Klpoftclis  ©auluS«  (©raunißw. 
1868,  3.  Klufl.  1880).  Seit  1874  war  er  ©räfibent 
ber  Eifenaßer  ftirßenfonfcren}.  91aß  feiner  perjüit- 
lißen  Überjeucjung  geßörte  er  ber  ©eniiiltelungS- 
Ibeologic  au;  fein  engeres  ©aterlanb  oerbanft  ißm 
bie  S’urßfübntng  einer  jtjnobalon  Äirßenorbnung. 

®rncftinifd)c  Stinic,  bie  ältere  Sinie  beä  Kaufes 
Settin,  oon  bem  fturfüvftcn  Emil  Bon  Saßfen  (f. 
Emft  14)  gegrünbet,  bis  1547  im  ©efip  ber  fiißfifßcn 
Slurwürbc,  |cßt  auS  ben  üinien  Seimar,  ftoburg» 
©otßa,  ©ieiumgen  unb  Klltenburg  befteßenb; ).  Saß- 
fen. ©gl.  ©urtßarbt,  Stammtafeln  ber  Emeiti- 
nifßen  Linien  beS  ^aufeS  Saßfen  (Seim.  1885); 
©affe,  2>ie  Seltincr,  ©encalogie  (Sfeip).  1897). 

(Srncftinifcßcr  .fbaudorbeit,  gcmeinfßaftlißer 
Crben  ber  ßer^ogliß  fäßfifßen  Raufer  Bon  ber  Emc- 
ftinifß>gotßai|ßen  Siitie,  geftiflet  25.  2)e).  1833  oon 
ben  fjevjögen  oon  Saßien-©!ciningen-^ilbburg- 
ßaufen,  Saßfen-Äoburg«©otba  unb  «aßfen-KlUen- 
bürg  }ur  Erinnerang  an  ben  ©rünber  ibreS  fcaufeS, 
^er}og  Emft  ben  frommen  non  Saßfen-Öotba.  Er 
befiehl  auS  ©roßfreti}en  mit  Erbabel,  Stomturcncrflcr 
unb  }Weiter  SHaffe  unb  SJittem  erfter  unb  }Weiter 
filaffe;  ein  filbemeS  ©erbienfttreuj  unb  eine  golbene 
unb  ftlbcme  ©erbienftmebaiUe  ftnb  ihm  affiliiert. 
3nfignien:  ein  Weiß  emaiüicrteS,  aßtipißigeS  Streu,; 
mit  golbener  Einfaffung,  golbenen  Äugeln  unb  ;wi* 
fßeti  ben  Spißen  golbenen  Sifwen;  in  bem  SKiltel- 
fdjilb  baä  ©ilb  Em)t8  beS  (frommen  in  ©olb  mit  ber 
Umfßrift:  »Fidclitcr  et  constanter«  (*2rcu  unb 
bebarrliß«),  umgeben  non  einem  Eißcntranj  (bei 
©(ilitärperfonen , bie  biefen  Crben  im  »felb  erhalten, 
außer  ben  }Wei  ;wifßeit  ben  ©allen  beSSreu;cSburßS 
Slreuj  gelegten  Sßwertem,  Bon  einem  Sorbeerfvan}) ; 
über  oemßteu}  fßwebt  eine  golbene  ßrone.  $ieöroß- 
treuje  tragen  ben  Crben  an  einem  breiten , bunlet- 
toten,  grün  eingefaßten,  gcwäjferten  ©aub  über  bie 
linre  Sßulter  ober,  wenn  auSbrüdliß  oerlieben,  an 
einerßette  unb  )ugleiß  einen  aßtfpißigen  »edtfelweiie 
golbmen  unb  ftlbemen  Slcm,  belegt  mit  bem  CrbenS- 
treu};  bie  ftotnture  elfter  ßlaffe  tragen  einen  Bier- 
flrabligen  Stern  auf  ber  ©ruft,  wätfrenb  bie  ftom- 
turc  }Weiter  ßlaffe  ißn  bloß  um  ben  $>als  unb  bie  Stif- 
ter nur  baS  ßrcu},  aber  deiner,  itu  ßnopfloß  tragen. 
3)ie  ftlbemen  ®erbienftfreu}e  }eigen  auf  bem  ©Ber« 
baS  ©ruftbilb  EmftS  beS  {frommen,  auf  bem  Steuers 
baS  Sappen  mit  ber  Xeoife.  ®ie  golbenen  unb  filber- 
neit  ©tebaiden  mit  bem  ©ruftbilb  beS  jebeSmaligen 
©crleiberS  werben  an  bcmfelben  ©anbe  getragen.  S. 
2afcl  »Crben  I«,  ffig.  2. 


63 


©rneuerungSfonbä  — ©ruft. 


(frncurrungSfonbö,  f.  9}efercefonb8. 

Grncnerungbfdjcin,  bicltrfunbe,  bic  311m  Emp- 
fang neuer  3ind-  unb  iRrntenfeheine  ermächtigt,  alfo 
foricl  wie  Snton  (f.  b.). 

6rnitbri0l  (abaiffiert,  franj.  abaissö),  in  ber 
Jjeralbit  bie  gigur  eine«  Schilbed  (Salten , Sfat)l, 
Sparren  u.  bat.),  bic  bem  untern  Sd)ilbranb  naher 
gerücft  ijt  ald  btm  obcrn  ober  (ald  Sfal)t  unb  Spar- 
ren) ben  obern  gar  nidjt  berührt. 

(Vmirbritjung  eine«  Xoned  um  einen  $a(bton 
wirb  fcurd)  p(Be),  bic  boppelte  6.  burdi  bi>  (Soppelbe) 
angejeigL  ?era  8ud)ftabcnnamcn  wirb  im  entern 
gatl  -es,  im  teplcni  -eses  angcpangt;  bod)  peiiit  h 
mit  p einfad)  b (be),  e mit  p = es  (nidjt  ebs),  a mit 
P = as  (nicht  aik),  bagegen  h mit  Stoppel  p = hcses 
(nidit  bebe).  Bgt.  (Erhöhung. 

Crrnouf  (fnr.  -imf),  Sllfreb  Plugufte,  Baron, 
franj.  ^ubli.jift  uttb  Geidiidjtfchroiber,  geb.  21.  Sept. 
1817  in  Sand,  geft.  IS.  gebr.  1889,  heiratete  1842 
bie  lochtet  bei  Siapoleomicbcn  SRinifterS  tBignon 
unb  Würbe  hicrburd)  für  bie  bonapartiftijcbe  Partei 
gewonnen,  für  bie  er  namentlich  währenb  ber  Sräfi- 
bemidjaft  bed  ^Srinjen  Kapoteon  1849—61  in  feinem 
Journal  »Bulletin  de  Paris«  eifrig  focht.  Gr  fdjrieb: 
»Souveiles  htudes  sur  la  Revolution  frangaise« 
i 1 872  —54,  2 ©be.) ; »Histoire  deWaltrade,  de  Lo- 
thaire  II  et  de  leurs  descendants«  (1859);  »His- 
toire de  la  derniÄrc  capitulation  de  Paris«  (1859);  j 
»Le  gfenöral  Kleber«  (1867);  »L'art  des  jardins« 
(1868,  2 Bbe.;  3.  "Stuft.  1886);  »Souvenirs  de  l’in- j 
vasion  prussienne  en  Normandie«  (1872);  »Los 
Prangais  cn  I’russe  1807 — 1808«  (1872);  »Denis 
I’apin,  sa  vie  et  son  oeuvre«  (1874);  »Märet,  duc  I 
de  Bassano«  (1878,  2.  VHuft.  1884)  U..U.  Vlud)  DoU- 1 
enbete  er  bic  »Histoire  de  France  sons  Napoleon«  ; 
con  S'.gnon  (f.  b.). 

(Srndborf,  1)  Sorf,  f.  3icid)cnbact)  1).  — 2)  Kur- 
ort.  f.  Bielip. 

@rnflf  nlthochb.G  r n u fl  .urfprfinglidj  »Stampfer«), 
Käme  jnblreidjer  beutfcher  gürjten : 

|3tnbalt.]  1)  gürft  bon  Linhalt-Bernburg, 
geb.  19.  Dfai  1608  in  Sntbcrg,  geft.  8.  Sej.  1632, 
fritier  Sohn  Ghriftiattd  L,  bereifte  1621  mit  (einem 
Sätet  Schweben , wo  er  ffd)  bie  3nneigung  Guftao 
tflbolf«  erwarb,  tpoüanb,  Siinemarl  unb  Jtalien, 
Warb,  erft  18  Jahre  alt,  ju  ben  SHegicrungdgefcbäften 
aetogen,  biente  in  einem  faiferlidjen  Siciterrcgimcnt. 
fpäter  unter  Guftao  Vtbolf  unb  ftarb  an  einer  bei 
Lupen  erhaltenen  SSunbe. 

|49aben.I  2)  Slarfgraf  Con  Baben,  geb.  7. 
Oft.  1482.  geft.  6.  gebr.  1553,  ber  jüngfte  Sohn  bed 
SRarlgrafm  Ghriftoph  I-,  erhielt  bei  ber  Seilung  1515 
bielSarfgraffchaft  ^ochberg,  floh  Wiibrenb  bed  SB  Linern* 
friegd  nad)  Strafiburg , bid  ber  Sergleid)  Con  Bafel 
25.  Juli  1526  bie  Stube  wieberbradjte.  Sind)  bem 
lobe  feined  Bruberd  Philipp  1533  aud)  £>err  ber 
niebcm  ®raffd)afi.  Warb  er  Stifter  ber  babon-bur* 
tadiifchen  Linie,  blieb  aber,  obwohl  Oerfönltcf)  ber  9ie* 
ionnarion  jugetan , fntbolifd). 

3)  G.  griebrid),  SRarfgraf  ConBaben,  geb. 
17.  Oft.  1560,  geft.  14.  Sprit  1604  in  31emd)ingcn, 
Gnfel  bed  Hörigen,  älteftcr  Sohn  fiarld  II.,  erhielt 
bei  ber  Teilung  1 584  bie  untere  SRartgraffcfiaft  unb 
nahm  1594  auch  bie  Stabt  Baben  mit  ihrem  Gebiet 
ein.  Silit  ben  lonfefftonellen  unb  polilifchen  Serhanb* 
langen  ju§eilbronn(lö94),  gran(furt(1598),  grieb» 
berg  (1601)  unb  $jeibelberg  (1603)  nahm  G.  ald 
esangelifch«  gürft  tätigen  Vtnteit.  Jn  ber  Jugenb 
Lutheraner,  neigte  er  T>d)  fpäter  ber  reformierten 


Lehre  ju,  berantafite  bie  Llhfaffung  bed  logen.  Staf- 
fortifchen  Budjed  (über  ätatfortensis,  com  ®d)loffe 
Staffort  bei  Surlad)),  bad  feine  djriftlichen  Bebentcn 
enthält  (1599),  unb  jwang  feinem  biä  babin  tulhe« 
rifdten  Lanbe  bie  reformiert  Lehre  auf.  Sa  er  (in- 
bertod  ftarb,  folgte  ihm  fein  jüngfter  Bniber,  Georg 
griebrid). 

|$auHo*tr.]  4)  G.  Siluguft,  Kurfiirft  Con 
tpannoccr,  geb.  20.  Kob.  1629,  geft.  23.  Jan.  1698 
in  L>errenhaufen,  jiingfler  Sohn  bed  tjiertogd  Georg 
unb  ber  Srinjeffin  Sinn«  Glconore  con  L>cifen-Sann- 
ftabt,  feit  1662  etmngcüfdber  Biichof  Con  Cdnabrücf, 
folgte  1679  feinem  ättern  Bruber,  Johann  griebrid), 
im  gflrftentuin  Kalenberg  (tpannoccr)  unb  iepte  1682 
unter  bem  SSibcrfprudi  feiner  jüitgem  Scrwanbten 
in  feinem  i'auie  bad  Giiigeburldrcd)t  feft,  nadjbem 
ber  Unfall  fämttidter  Sefipungcn  ber  jüngem  roel- 
fifeben  Linie  an  fymnooer  wahridjeintid)  geworben 
war.  fieopotb  I.  belohnte  ihn  wegen  feiner  fiilfe 
gegen  granjofen,  Süden  unb  bic  aufjlänbifdien  Un- 
garn 1692  mit  ber  neunten  SVurwiirbe,  gegen  beren 
»nedennung  ftd)  ein  Seil  bcr  IReididfürften  aUcrbingd 
noch  einige  3eit  firäuble.  G.  eröffnete  bie  Serhanb* 
lungen  über  bie  Kachfotge  feineo  ®efd)led)td  in  Gng- 
taub,  fbrberie  retigiöd  bulbfambieLanbedoerwaltung 
unb  war  bcr  Befdiüper  bed  Sh'lotoChen  Leibntj,  ben 
er  ald  4>iftoriographen  an  feinen  Vo)  joq.  2lud  feiner 
mit  SVinbem  reid)  gefegneten  Gt)e  mit  Sophie . einer 
Sodjter  hed  fiurfürften  griebrid)  V.  con  ber  Sfalj, 
flammen  fein  Kndifolger  öeorg  Lubwig  (nadjmald 
Slönig  ®eorg  I.  con  Gugtanb)  unb  Sophie  Gbartotte, 
bie  erftc  ßönigin  non  Sreuüen.  Sein  fechfter  unb 
jüngfter  Sohn , glcidjfatld  G.  tHugujt  genannt , geb. 
16.  Sept.  1674,  geft.  14.  Villip.  1728,  Würbe  1716 
gürftbijehof  con  Cdnabrüd.  Seine  Briefe  an  Jo- 
hann gran,(  SHcbrid)  c.  SScnbt  aud  ben  Jahren  1703 
bid  1726  (f)rdg.  Con  Graf  Sliclmaudegg,  L’annou. 
1902)  enthalten  wichtige  Kadjrichten  über  feine  SBiutter, 
bie  Sachter  bed  SBinicriünigd , unb  feinen  Bniber 
Georg  Lubwig.  Sgl.u.VUiatbrtie,  Ser  hatinöoeifdie 
^of  unter  bem  Äurfürften  G.  VMuguft  unb  ber  fiur- 
fürftin  Sophie  (Lmmioo.  1847). 

5)  G Vtluguft,  ftönig  oon  L>atinoCcr,  geb.  5. 
Juni  1771  in  Lonbon,  geft.  18.  Koc.  1861  in  Lian- 
nocer,  fünfter  Sohn  König  Georgd  m.  con  Grofe- 
britannien  unb  ber  Srinjeffm  Gharlotte  conVDiedlen- 
burg-Strelip,  fämpjte  1793  — 95  ald  ffommanbeur 
emedhamtäoerichcnStacallerieregimentd  mit  ben  eng« 
lijeben  Sruppen  in  ben  Slieberlanben  gegen  bie  fron. 
jöfiieheSiepublif,  Warb  beiViloedned-tc-Sec  cerwunbet 
unb  cerlor  bei  Gahghem  ein  ?iuge.  9!ad)  bem  Sa  ■ 
feler  grieben  erhielt  G.  in  Gngtanb  ben  Sitel  eiited 
Ljerjopd  con  Gumberlanb  unb  trat  ald  ^odp 
torie  ind  Obcrhaud  ein.  Llnt  31.  SDiai  1810  in  feinem 
Schlaf  (immer,  wahrscheinlich  burd)  feinen  Kammer» 
biener  Sellid,  fchwer  cerwunbet,  genad  er  batb,  würbe 
1813  hritifd)er  gelbmarfchatl , ging  nach  Jiaiinouer, 
erhielt  jcboch  nidit  bie  erftrebte  Statlhalterfd)aft  con 
L>annoeer,  bie  feinem  jüngern  Bruber,  bem  L>er,jog 
uon  Gambribge,  juleil  würbe.  Jn  Berlin  cennählte 
er  fid)  1816  mit  ber  uiedlctiburg -flretipfdieii  $rin< 
seffin  gricberife,  Schwefter  bcr  Königin  Luifc  con 
Sreufeen,  obwohl  hiefetbe  bereitd  mit  bem  tperjog  con 
Gambribge  oerlobt  War,  geriet  mit  bem  engiiid)cn 
fjof  in  3tcift  unb  liefe  fich  in  Berlin  nicber,  fpäter  in 
Gngtanb,  fid)  bort  am  potiiifdjen  Leben  bcteiligenb. 
Kadi  bem  am  20.  Juni  1837  erfolgten  Sobe  bed  Stö 
nigd  Säithelm  IV. , ald  bie  Krone  con  Gngtanb  auf 
bic  weiblidje  Linie  überging,  würbe  G.  König  bed  con 


64 


©ruft  (Reffen,  Ä5tn,  Sippe,  Baffaa,  ßfterreidj). 


(Sittjlanb  lodgetrennten  §annoBer  unb  nahm  feine 
Beubeng  ira  Sanbe  felbft.  Io  bic  hannßBerfd)e  ©er- 
faffung  Weber  feiner  autofratifchcn  ffiefmnung  noch 
feinen  finanjiellen  3nteref)m  entfpracb,  fo  Oertagte 
er  bie  Stänbcoerfammtimg,  Weigerte  fiep,  bie  Bcditd» 
Berbinbtid)feit  beb  Staatdgrunbgeicheä  non  1833  an* 
juerfennen,  unb  hob  cd  1.  SRoo.  1837  förmlich  auf. 
3ÄU  ber  2tuft)ebung  ber  ©erfaffung  (fingen  manche 
weitere  unpopuläre  SBaffregctn  gufamnten,  Wie  g.  3). 
bic  befannle  Btajfregelung  ber  fiebert  ©öttinger  Bro» 
fefforen.  Sic  äRiffftmtmung  befeitigte  and)  bad  neue 
Staatdgrunbgcfej)  Ptm  1840  nicht,  aber  1848  beugten 
bie  Berufung  StüBed  (f.  b.)  ittd  Dlinifterium  unb  bie 
(imjübrung  einer  neuen  35erfaffung  jeber  aufrührc- 
riid)cn  Bewegung  por.  Sie  beutfebe  Seid)änerfaifung 
erfannte  E.  nicht  an,  beteiligte  fid)  1849  am  Srci- 
fonigdbünbnid,  gab  biefeö  jebixh  noch  int  §crb[t  b.  3- 
auf  itnb  neigte  ftd)  mehr  Dfterreid)  gu.  Erft  im  Sep- 
tember 1851  trat  er  bem  3oIInercin  bei.  1881  warb 
ihm  in  Smnnoocr  ein  Senfmat  (Bott  31  SBoIff)  er* 
ridjtet  ©gl.  B.  Bialortie,  SBnig  G.  3tuguft  (i>an- 
noBer  1861);  SBilfinfon,  Reniiniscenees  of  the 
court  and  timea  of  kine  Ernest  of  Hanover  (Soub. 
1886,  2 33be.;  beutfdi,  ©raunfdjw.  1902). 

treffen.]  6)  Sanbgraf  Bon  §cffen»Raffel, 
Stifter  ber  ffeffen-rheinfelfifchen  Sinie,  geb.  1623, 

teft.  12.  ffliai  1693  in  ftbtn,  Sohn  bed  Sattbgrafcn 
ttoriBunbbeffen  jweiterffiemahlin,  3uliancOonBaf» 
fau-Sitlenburg,  biente  feit  1641  mit  3(udgeid)nung 
im  hefftfehen  $>eer  unb  beherrfchte  feit  1649  bad  ihm 
ugefadene  ffiebiet  Bieberlapenelnbogen  mit  Bpem- 
cI-3.  Später  mit  bemÄaifer  oerbunben,  um  mitbeffen 
tpilfe  bad  3-!rimogeniturred)t  ber  faffetfehen  Sinie  um- 
juftoften,  warb  E.  in  SSien  (atholifci),  erbte  1655  unb 
1658  bie  Sanbe  feiner  ©rüber,  EfdjWege  unb  Boten- 
bürg,  unb  lebte  Biel  auf  Steifen,  befonberd  in  Senebig. 
Seine  Schriften,  barunter  eine  fehr  offenherjigeSelbft. 
biographie,  befinben  ftd)  noch  gröfttenteitd  in  berÄaf- 
feler  ©ibliothef.  Seinen  ©riefwethfcl  mit  Setbnig  gab 
Sfommel  heraud  (granff.  1847  , 2 S5be.). 

7)E.  SubWig,©rojfhergognon$>effenunb 
bei  Sbein,  geb.  25.  Boo.  1868  in  Sarmjtabt , ein- 
giger  Sohn  bed  bamaligen  Bringen,  fpätern  ©roh» 
bergogd  Subroig  IV.  Bon  Reffen  unb  ber  fprinjeffin 
?llice  Bon  ©roijbritannien  unb  3rlanb,  Würbe  burd) 
ben  frühen  Xob  feined  ©aterd  13.  Stärj  1892  ®rofj- 
herjog,  Bermäblte  ftch  1894  mit  ber  Bringelitn ©iftoria 
oon  Sad)ien-Sfoburg«©otha  (geb.  25.  Bob.  1876), 
bie  ihm  1895  bic  Brtngeffm  Elifabcth  (geft.  16.  Boo. 
1903)  gebar.  Sie  unglüefliche  Et)e  würbe  23.  Sej. 
1901  gerichtlich  gefchiebcn,  unb  burch  bad  neue  Be- 
gentfdjaftdgefej  Born  26.  3Kiirg  1902  würbe  für  ben 
galt,  bafj  E.  aud  einer  neuen  Eljc  feinen  Sohn  erjielen 
follte,  atd  Shronerbe  ber  bem  Ihron  am  nächften 
ftehenbe  Vlgnat  bed  ©efamtbaufed  Reffen  beftimmt, 
ber  erbtinbete  finbcrlofe  Sanbgraf  Vtteranber  grieb- 
rieh  Bon  tpeffen,  bem  fein  jüngerer  ©ruber,  Bring 
griebrid)  Start  Bonfpeffen,  ein  Schwager  bed  beutfd)en 
Äaiferd,  folgen  würbe. 

(ftbtn. | 8)  $ergog  Bon  ©atjern,  fflurfürft 
Bon  Jf  Bin,  geb.  17.  3Deg.  1554,  geft.  17.  gebr.  1612 
in  9tmöbcrg,  Sohn  fcer;og  31tbertd  V.  Bon  ©atiem, 
Bon  3efuit«i  humaniftifdi  unb  tbeologifd)  gebilbet, 
feit  1566  ©ifdjof  Bon  greifma,  feit  1573  ©ifdfof  Bon 
$ilbedheim , jourbe  bei  ber  tlbbanfung  bed  ffBlner 
Ergbifcfjofd  Salentin  oon  gfenburg  1577  oon  ber 
jefuitifchen  Bartet  gu  beffen  Siaehfolger  auderiehen, 
bod)  erft  nad)  bem  Bbfatt  bed  an  feiner  Statt  gewähl- 
ten ©ebharb  Sruehfejj  Bon  Salbburg  Bom  fatljo- 


lifeben  ffilauben  22.  3Hai  1583  an  Stelle  bed  abge- 
fegten  unb  epfommunijierten  ©ebharb  jum  Gr jbifchof 
erwählt.  Blit  fpüfe  bed  Bapfted  unb  bed  Äaiferd  Ber- 
trich ©.  ©ebharb  aud  bem  otift,  rettete  badfetbe  für 
bie  faltjolifihe  Rird)e,  machte  cd  aber  auch  jum  Schau» 
plaff  fehwerer  ftampfe.  1581  aud)  ©ifchof  oon  2üttid), 
1584  ©ifchof  Bon  Biünfter  geworben,  befaf)  ®.  fünf 
Sidtümcr,  in  benen  allen  er  fnh  befonberd  um  bic 
Sinführung  ber  Sefuiten  bemühte,  ©gl.  Soffen, 
SerStblnifdjeSlricg,©b.2(B2üncb.  1897)  unb  »©riefe 
unb  Slltcn  jur  ©efchichte  bed  Sreifjigiäljrigen  ftrie- 
ged«,  ©b.  4—6  (baf.  1878  — 95). 

(Sippe.]  9)  ©raf  unb  Gbler  ©errjurSippe« 
©iefterfelb,  Siegent  bed  gürftentumd  Cippe,  geb. 
9.  3uni  1842  in  Cberfaffel  bet  Bonn,  feit  1884  dljef 
ber  erbherrlichen  fiinie  Sippe- ©iefterfelb,  lebte  auf 
Schloff  Sieuborf  bei  ©entfehen  in  ber  Brooing  Bofett 
unb  erf)o6,  atd  1895  giirft  33olbemar  Bon  Sippe 
ftart  unb  fein  ©ruber  unb  'Jiacbfotger,  gürft  311er- 
onber,  wegen  ©eiftedfranlheit  bie  ^Regierung  nicht  au- 
treten  tonnte,  gegen  bie  3Jegenlfd)aft  oed  Bom  gürften 
3Sotbemar  ernannten  Siegenten,  Bringen  Vtbolf  ju 
Schaumburg-Sippe,  Ginfprud),  würbe  auch  bur^  ben 
Sdhiebdfpruch  Bom  22.  3uni  1897  ald  nächftberech» 
tigter  Signal  unb  batjer  ald  gur  Siegcntfchaft  berufen 
atierfannt.  ©gl.  Sippe. 

ItBlandfetB.l  10)  6.  Bon  Biandfelb,  gelbhert 
im  Sreifjigfährigen  Äriege,  f.  Blandfelb. 

(©affau.j  11)  E.Äafimir,  ©raf  Bon  Slaff au, 
Äageneln bogen,  Sianben  unb  Sieg,  ber  Stifter  ber 
Sieger  Sinie,  fünfter  Sohn  bed  ©tafen  3ot)amt  bed 
atlent  Bon  Siaffau,  geb.  1573  in  Sittenburg,  nahm 
nieberlänbiftheßriegdbienfte,  geriet  1595  in  ipanifdje 
©efangenfdjaft  unb  beteiligte  fith,  mit  10,000  ©ra* 
banter  ©ulben  audgetBft,  unter  bem  Bringen  üKorig 
Bon  Cranien  an  ber  Eroberung  Bon  SKheinbcrgen 
unb  Singen  fowie  au  bem  gelbgug  gegen  bie  Spanier, 
würbe  1606  niebertänbifdjer  gelbmarfchall,  1610 
Statthalter  Bon  Utrecht,  1620  Bon  griedlanb  unb 
1625  auch  Bon  ©roningen,  eroberte  im  Stampf  gegen 
bie  Spanier  1622  ©ergen  op  3oom  unb  Steen  bergen, 
fchügte  1623  ®mbett  gegen  SiUI)  unb  fiel  5.  3nni 
1632  Bor  SRoermonbe. 

ICfterreicp.l  12)  ®.  ber  ®tferne,  Siergog  Bon 
Öfterreith,  geb.  1377,  geft.  9.  3inti  1424  ht  ©rag, 
ftanb  nach  bem  lobe  feined  bei  Sempad)  1386  gefalle- 
nen ©aterd  Seopolb  unter  ber  Sormunbidjaft  Vit« 
bredjtd  UI.  ©ei  ber  Seilung  1406  erhielt  ®.  Sleicr- 
mart  unb  führte  mit  feinem  ©ruber  Seopolb  bie  ©or« 
munbichaft  über  ben  unmünbiaen  3llbred)t  V.  Bad) 
Scopotbd  lobe  1411  erhielt  (£■  and)  Ramien  unb 
Ärain.  31ld  fein  ©ruber  griebrid)  Bom  Raifer  Sieg» 
munb  1417  in  bie  ?id)t  erflört  worben  war,  nerfuchte 
S.  gunachft  (ich  felbft  bed  ©ebieted  griebridjd  gu  be» 
mächtigen,  glich  ftä)  bann  abermit  femetuSriiberaud 
unb  Bcrteibigte  namentlich  Sirot  gegen  bie  3tnfprüd)e 
bed  Äaiierd.  3ttd  SRegent  3nnerb|tcrreid)d  unb  Stif- 
ter ber  ättem  fteiemiarf-habsburgifdien  Sinie,  bie  in 
feinem  Erftgebomen,  tjjergog  griebrid)  V.  (atd  Äaifer 
griebrieh  ÜI.),  bie  betbeu  aubem,  bie  albrechtinifdj- 
öfterreichifdje  unb  tirolifche.  überbauerte  unb  beerbte, 
banbljabte  er  mit  geftiafeit  feine  lanbedfürftlichen 
tRechte.  Er  war  in  erfter  Eh«  mit  BJargarcle,  gürfiin 
Bon  Bomment,  in  gweiter  mit  ber  ihm  an  Scibedfraft 
ebenbürtigen  Gintburg  Bon  Blafouien  Bennählt,  Bon 
ber  ihm  Erben  geboren  würben.  Sein  ©rabmal  be* 
finbet  ftch  im  nahen  Giflercienferftift  Bein. 

13)  Erghergog  Bon  Öfterreid),  gloeitcr  Sohn 
bed  Äaiferd  Biagimitian  11.,  geb.  15.  guni  1553  in 


65 


©mfi  (Saufen,  S.»9lUenburg,  S.-®otba). 

Sien,  geft.  10.  gebt.  1B95  in  ©rüffel,  war  lange  3*>*  unb  bann  unter  feinem  jüngern  Sruber,  ©crnharb 
Statthalter  m Unter-  unb  Dberögerreid),  übernahm  Bon  SBeimar,  eine  Weibe  Bon  getbjügen  im  $ teigig. 
1590  bie  ©ormunbfctjaft  über  ben  jungen  ©nljerjog  jährigen  Rriege  mit  uno  Bertoaltete  für  feinen  ©ruber 
üjerbinanb  Bon  ber  fteirifcbeii  üinie  unb  erhielt  1692  ©crnharb  mit  groger  Umüctjt  bie  ©ibtiimer  ©für}- 
oon  ftönig  ©bütoB  IX.  Bon  Spanien  bie  Wegierung  bürg  unb  Samberg.  1636  trat  er  mit  feinen  ©rü- 
bet  Wieberlanbe  übertragen;  bod)  traf  ©.  in  ©rüffel  bem  Vltbredjt  unb  Siibelm  bem  grieben  }u  ©rag  bei, 
erft  1594  ein  unb  ftarb  ftbon  im  folgenbm  gafjre.  roeebalb  bie  Schweben  fein  je(p  Bon  ihm  unb  SBilbclm 
leaibfen.]  14)  Rurfürp  ton  Sadifen,  geb.  aenteinfam  regiertes  2anb  Berheerten.  1636  mit  ber 
34.  Slär j 1441,  geft.  26.  9lug.  1466  in  Rolbig  infolge  lochtet  beb  §erjogb  gobami  ©Wipp  Bon  ©Ucnburg, 
eine*  Stur  je«  Born  ©ferbe,  ältefter  Sohn  ginebrichb  ©tijabetb  Sophie,  Bemtählt,  reftbierte  6.  ju  SBeimar, 
bei  Sanftmütigen,  Stifter  ber  ©mepinifcben  fiittie  aber  nach  ber  leilung  bei  fflefamtbetifteo  mit  feinen 
bei  fädhftfchen  Kaufes,  Warb  mit  feinem  ©ruber  911-  ©rübern  Süilpelm  unb  Wibrecht  (8.  9lpril  1640)  in 
brecht  Bon  Run*  Bon  Raufungen  auä  bem  Sehlog  tu  ®otha.  Schon  1644  fiel  ihm  burd)  Wibrecht«  Job  bie 
Wltenburg  1466  geraubt  (f.  ®aebPfeh«r©rintenraub),  öälfte  beb  gürftentumh  ©ifenad)  ju,  1660  Seile  Bon 
Ihr  folgte  1464  fnnrat  ©ater  in  ber  RurWttrbe,  be-  »enneberg  unb  1672  buref)  ben  Xob  beb  fjerjogb 
herrfchte  aber  bie  tneignifeben  unb  thüringifchen  2än-  SBilbelm  ton  Wltenburg  auch  brei  Siertel  beb  (oburg- 
ber  mit  feinem  ©ruber  ©Ibredjt  gemeinfcfjaftlich  bib  altenburgifchen  öebietb.  gür  fein  2anb  burch  eigne 
1465.  Durd)  ©oüjtredung  ber  Bon  ®eorg  ©obiebrab  Xätigfeit,  georbnete  ©erwaltung  unb  treffliche  ®efe|jc 
über  ben  Sogt  § einrieh  n.  ton  ©lauen  oerhängten  aufb  hefte  jorgenb,  erlieft  er  1653feme  »Wcoibierteunb 
71*1  erwarben  1466  beibe ©lauen,  ölbnig  unb  flborf.  oermebrte  2anbeborbnung«  unb  wibmete  nantentlid) 
Sie  3ehu6h*rrfchaft  über  Oueblinburg  erwarb  6.  bemSrjiehungb-  unb  Schulwefen  grogeWupnertfam- 
1479.mfoIge  beb  feiner  Sdjwefter  $ebwtg,  ber  borti-  (eit : wie  er  bie  fogett.  ©meftinifebe  ©ibelaubgabe  Ber- 
gen äbtiffin,  gegen  bie  Stabt  unb  ben  ©ifchof  bott  anftaltete,  fo  lieg  er  auch  ©ücher  aubarbeiten,  bie  junt 
»albentabt  gegifteten  ©eiftanbeb.  Die  neucntbedlen  ©reife  Bon  1 ©fennig  für  ben  Sogen  Berlauft  Wur* 
ailbcrbergtoeite  im  Srjgebirge  Berfchafften  bie  iRittel  ben,  j.  8.  »Rurjtn  Unterricht«  für  ©eit*  unb  Statur- 
;um  Anlauf  neuer ©eftbungen,  Wie  1472  bebgürften»  (unbe,  bie  bibli(d)e  ©ilber-  unb  bie  Ratechibmubfchule, 
turne  Saaan  in  Schleifen  unb  1474  ber  &errfd)aften  bab  weintarifche  ©ibelwerf.  gür  bte  grwacbjenen 
Soran,  ©eebtoro  unb  StortoW.  Die  Ergebung  ton  würben  Rate<hibmube|amina  angeorbnet  unb  bie 
©mfti  jweitemSohn,  Wibrecht,  auf  ben  enbifd)Bf-  Ratedjibmubtaler  geprägt.  Durd)  ©efegränfung  ber 
liehen  Stuhl  Bon  äRairtj  1482  nötigte  Erfurt  Die  fäch*  Wuigaben  unb  Erhöhung  ber  Steuertraft  belferten 
pfdje  Schußherrfchaft  auf;  ber  brttte  Sohn,  ©mp,  Reh  bieginanjen,  fo  bag®.  infolge  feineb  Wcidpuntb 
würbe  1476  ©rjbifcbof  Bon  SKagbehurg,  1479  auch  unter  ben  Weicgbfürpen  eine  angefehene  Stellung  ein- 
Roabjutor  Bon^ialberpnbt  unb  jwang  mit  beb  ©ater«  nahm.  9Ui  bai  Weid)  Wüpungen  gegen  bie  Dürfen 
ibilfe  1478  »alle,  I486  »alberilabt  junt  ffiehorfam.  Betlaugte,  brachte  ®.  ein  breifach  Berftärftei  Rontin- 
Som  ©apft  Siftub  IV.  erhielt  ©.  1480  in  Wom  bie  gent  auf;  gegen  grantreid)  fteUte  er  fpäter  bem  Rai- 
©olbme  Wofe,  bte  er  bem  Dom  ju  ©feigen  gab.  Der  |er  3200  gugfolbaten  unb  620  Weiter  alb  yilfblorp«. 
flnfad  ©hürtnaenb  nad)  bem  Xob  ipreb  Cgeintb  über  bie  ©rennen  Deutfd)lanbi  bittaui  Berbreitete 
Silpelmb  III.  ftörte  bie  bibberiae  brüberlidje  ©in-  Reh  ©ntftb  Wuf : ttromweü  rechnete  ihn  unter  bie  brei 
tradjt.  ©et  ber  Öanbteilung  ju  2eip}ig  26.  Wug.  1486  (lugen  gürflen ; ber  ©atriardj  non  Vlleranbria  fd)ricb 
erhielt  8.  aufter  bem  Rurlanb  Thüringen  mit  ben  an  ben  »Sultan«  6.  Bon  61otf)a;  ber  3®r  Wlejei  S(i- 
Bogtlänbifchen  unb  fränKfcheit  ©eftgungen,  bie^älfle  djailowitfch  bat  ihn  um  §ilfe  wiber  bie  Xürfen.  1674 
beb  ©leigener  unb  Ofterlanbeb  sc.  unb  warb  fo  Stif-  übergab  er  bieWegierung  feinem  Sohn  griebt-id).  Son 
ter  bet  ©rnefttnifchen , Borerft  (urfürftlichen  2inie.  18Ätnbem  überlebten  ihn  flehen  ©rinjen,  bie  pd)  in 
Seine  ©emahltn  ©ifabeth,  lodjter  beb  §er)ogb  911-  feine  2anbe  teilten;  Bon  ihnen  flammen  bie  herjoglid) 
brecht  Bon  ©apem  (feit  1462),  ftarb  1484.  ©r  hatte  jächPfchen  2inien  ob.  fDie  800jährige  SSieberfeljr  fei- 
nem ihr  oier  Sühne;  auger  ben  beiben  ©eiftlichen  neb ©eburtbtagb  würbe  1901  feftlich  unterleilnahme 
(Wibrecht,  ©mp)  griebrich  (ben  SBeifen)  unb  3ot)nnn  i beb  Raiferb  begangen.  Sgl.  Rlaunig  u.  Schnei- 
(ben  ©eftänbigen),  feine  Wacbfolger  in  ber  Rurwürbe. : ber,  ©.,  feerjog  ju  Sachfen • ®otha,  nach  feinem  2e- 
16)  ©.  griebrich  ©aul®eorgWi(olaub,^er-  hen  unb  9Bsr(en  (2eipj.  1858);  91.  8ed,  © ber 
iogBonSachfen>9Utenburg,geh.l6.S<ptl826  gromme,  ^erjogju  Sachfen-@otha  unb  -911lenhurg 
tn  »ilbburghaufen,  Sehn  beb  2>erjogb  ®eorg,  folgte  (ffleim.  1866, 28be.);  Rretsenberg,  ©.  ber gromme 
biefem  1868  in  ber  Wcgierung,  Bercmbarte  1862  eine  (gran(f.  1890);  ©oegne,  ®ie  päbagogifchen  ©eftre- 
©hlitärfonOentum  mit  ©reugen,  blieb  1863  Bon  bem  bungen  ©mftb  beb  grommen  (®otha  1888);  Sehr 5- 
gürftentag  fern,  trat  1866  bem  preuftifdicn  ©unbeb-  bei  u.  ©iäller,  ©.  ber  gromme,  ein  ©äbagog  unter 
rrfomentwurf  bei  unb  pellte  ©reugen  feine  Zruppen  ben  gürflen  (baf.  1901). 

ncr  Serfügung.  91  ub  feiner  ©h<  mit  her  ©rinjefPn  17)  6. 2ubwig,  gewBhnlich  6-  II  genannt,  $ er. 
llgneb  Bon Snhalt-iDeffau  (geb.  24.  guni  1824,  geft.  }ogBonSa^fen-®otbgunb9lltenburg,  geb. 
28. 0(1. 1897)  Würbe  ihm  2.  Wug.  1864  bie  mit  bem  30.  gan.  1745,  aep.  20.  9lprit  1804,  jweiter  Sohn 
Stimm  Wibrecht  Bon  ©reugen  Oermähtte  ©rinjefpn  beb  ^erjogb  griebrich III.,  [eit  1769  mit  5er©rinjefpn 
SRarta  geboren.  Sgl-  S o 1 g e r,  fcerjog  6.  oon  ©farie  ©harlotte  91malie  Bon  ©feiningen  Bennählt, 
Sachfm-Wltmburg  (9Ilten6.  1896).  trat  ©.  bie  Wegierung  1772  an,  arbeitete  mit  ©rfolg 

16)  8.  ber  gromme,  ^erjog  Bon  Sachfen-  an  berlilaung  ber  fein 2anb  hebrüdmbm  Schulben 
®otha,  geb.  25.  SDej.  1601  in  9dtenburg,  geft.  26.  unb  legte  fpäter  Sammlungen  Bon  littrarifdjen  unb 
SRärj  1676  in  fflotba,  neunter  Sohn  beb  »ergogb  Runflfchähm  an  ©in  greunb  aftronomifcher  unb 
3sigmtn  BonSUeimar,  Stiper  beb  aotbaifchen  ©efamt-  Phhp(alifd)er  Stubien,  bcpiiumte  ®.  jur  Unterhaltung 
häufe« . warb  nach  hem  lobe  feineb  Saterb  (1606)  ber  Sternwarte  auf  bem  Seehcrg  bei  ©otga,  bie  tut- 
Bon  feiner  ©Patter  Dorothea  SRaria  Bon  Anhalt  treff  • ter  3a<h  einen  Warnen  in  ber  aftronomifchen  Seit  er- 
lieh  erlogen,  leitete  toäbrenb  beb  höhmifchen  Rriegeb  langte,  teftamentarifih40,000XIr.  Demgreimaurer- 
Me  fliilhOinwiiltmifl  machte  unter  ©upao  Vlbolf  huitb  unb  bem  güuminatenorbm  trat  er  hei,  ohne 

«na«  *cnre..*et«oic,  » a»«.,  VI.  »b.  6 


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©mf}  (S.  ■ Hilbburgbaufett , S.  »Koburg  ic..  Schleswig  »Holftein). 

jebodj  in  ihnen  bie  gehoffte  Befriebigung  ju  fiitben.  berubigcnb,  bereinigte  ß.  bie  H'Djoglümer  Koburg 
Bit  SoKSbilbung  förberte  er  1779  btirep  ßrrichtung  unb©otpa  burd)  emeaememfameBerfaffung,fämpfte 
eines  Scpullebrerfeminarö.  3"  ber  äufsem  Bolitit  mit  gegen  Bänemarr  unb  batte  an  bei«  Sieg  bei 
fcploh  er  fi<b  <tn  ben  ton  gripbrid)  II.  gestifteten  gilr»  ßdemförbe  S.Bprtl  1849  Anteil.  Nacpbem  bie  Steine 
ftenbuitb  an.  3bnt  folgte  fein  So  Im  Buguft.  Sgl.  für  baS  beutfdje  ©efamtreid)  gefebeitert,  fdjioh  er  fid) 
B.  Bed,  ß.  II.  als  Bjleger  unb  8cfd)ü|jer  bcrSBiffen»  bem  fogen.  BreifönigSbünbnt«  an  unb  »eranlafttc 
febaft  unb  Kunft  (®otpa  1854).  ben  gürjtenfongrejj  ju  Berlin.  Bttfönlid)  mit  bem 

18) $erjogBon®a(bfen«6ilbburgbaufen,  Staifer  Kapoleon,  ben  er  aud)  juerjt  umt  ben  beutfd)en 

geb.  12.  3ult  1655,  geft.  17.  Oft.  1715,  fedifter  Sopn  gürfien  in  Baris  begrübt  batte,  befreunbet,  bemühte 
beS&erjogSßrnft  beSgromnten,  Stifter  berpilbburg»  er  ftd)  1854  beim  BuSbrud)  beS  ßrintfriegS,  eilte  38en» 
hauftfepen  Sinie,  erhielt  1676  bie  Simter  unb  Stabte  bung  BreufjettS  jugunften  KujjlanbS  ju  Derpinbern, 
inlbburgpaufen,  Helbburg,  ScilSborf,  ßiöfelb,Sd)aI»  fuepte  bagegen  1859  Brcufjcn  jur  Beilnapme  am 
tau  unb  Königsberg  in  grauten  unb  1702  burd)  Be-  Kriege  gegen  granfreid)  ju  beftintmen.  BiSmard  galt 
freiung  ^ilbburgbaufenS  »ott  bem  fogen.  Nexus  Go-  ihm  als  Kcaltionär,  feine  Hoffnungen  bezüglich  einer 
thanus  in  feinen  Sänbent  bie  bolle  lanbeSfürftlidie  SSiebergeburt  Bcut|d)lanbi)  fegte  er  auf  öiterreid)  uub 
Regierung.  1683  int  fädjflfcpen  Heer  bcS  Rurfürflen  war  ein  eifriger  Beilnebmer  am  gürftentage  bon 
Sobamt  ®eorg  HI.  beim  ßntfafi  SBienS  unb  im  ttei«  grantfurt  1868.  Burd)  feine  perföttlicpe,  »on  aüer 
tern  Kampf  gegen  bie  Bürlen  bewährt,  lämpfte  er  ßtifette  freie Beilnabme  an Bum»  unb Sd)üt)enfefien, 
(Unter  in  pollähbifchen  Bienften  gegen  SubwigXIV.  Don  benen  man  bantalS  baS  Heil  erwartete,  burd) 
Seine  legte  KegierungSpanblung  war  bie®rünbung  feine  Begünfligung  beS  Kation albereiitS  u.  bgl.  po- 
eines  Gymnasium  illustre  in  ferner  Kefibenj.  pulär  geworben,  trat  ß.  nad)  bem  Bobe  beS  Königs 

19)  ß.IH.(I.),  Herjog  Don  Sad)fen»Roburg,  griebrid)  VII.  bon  Bänentarl  beim  BttnbeSlag  ener- 
geb.  2.  3an.  1784,  geft.  29.  3an.  1844,  Sohn  bcS  gifd)  für  ben  Buguftenburger  ein  unb  fudjte  auefj  per« 
HerjogS  granj,  gelangte  9.  Bei.  1806  jur  Regierung  fönlid)  ben  Raifc'r  Kapoleon  HI.  bafitr  ju  gewinnen, 
feines  Don  Napoleon  Defekten  SattbeS,  baS  er  erft  im  Bocp  in  richtiger  ßrfenntniS  ber  Serpältniffe  fcploft 
Silfiter  grieben  jurüderpielt,  blieb  aber  wegen  feiner  er  fid)  1866  Breiigen  an  unb  mad)te  im  ®efolge  bes 
Teilnahme  an  ber  Sd)Iad)t  bon  Buerjtäbt  auf  preufji»  Königs  öilbelnt  I.  ben  Krieg  bon  1870/71  mit.  Ber 
(eher  Seite  ftetS  bon 'Jiapoleon  beargwöhnt  Bach  ber  Htr5Dg  war  ein  trefflicher  IRufifer  unbffomponift; 
Schlacht  bei  Seipjig  gübrer  beS  5.  NntteeforpS  ber  befannt  finbfeineDpem:  »ffatre».  ■ Eafilba«,  • Santa 
Berbünbeten,  swang  ß.  ERainj  burd)  Blocfabe  jur  ßbiara« . »Biana  bon  SoIongeS«  fowie  berfd)icbctte 
Übergabe,  wirrte  auf  bem  SBietter  Kongreß  für  baS  tleinercKompofitionen.  1862  machte  er  mit  feiner  ®e» 
gortbeflepcn  beö  Königreichs  Satpfen  unb  erhielt  felbft  ntablin  unb  jablreidjem  Sefolge,  worunter  mehrere 
baS  jenfett  beS  SibeinS  gelegene  gürftentum  Süchten»  Naturf  orfcher , eine  Steife  nad)  Bgppten  unb  Vlbef fl» 
bergmit20,0006inw.,baSim3WeitenBarijergricben,  nien,  beren  ßrgebniffe  in  bem  Sradjtwert  »Keife  be« 
nad)bent  er  alSCbrrbefcblöbaber  ber  fäebftfchenBrup'  HerjogS  ß.  Don  Sachfen-Roburg-Öotpa  nach  Bgpp' 
pen  Wieber  gegen  Kapoleon  getämpft  batte,  um  ein  ten  ic.»  (Seipj.  1864)  niebergelegt  fenb.  1902  Würbe 
weiteres  ©ebiet  mit  6000  ßittw.  Dermejjrt  warb,  trat  ihm  in  Dberpof  unb  1903  im  esdjlohparl  ju  Keilt« 
aber  alles  22.  Scpt.  1834  für  2 3RiU.  Blr.  an  Sven»  parbSbrunn  ein  Benfmal  erridjtet.  Sgl.  feine  Beut» 
fielt  ab  unb  erfaufte  bafür  1836  — 38  mehrere  Bo>  Würbigfeiten : >9luB  meinem  lieben  unb  auS  meiner 
mänen.  Kach  bem  ßrlöfchen  beS  gotbaifeben Stamm»  3«'**  <1. — 6. Sufi.,  Bert  1887— 89,3Bbe. ; Bearbei» 
haufeS  (ll.gebr.  1825)  burch  ben  StaatSDertrag  Dom  tung  in  1 8b.  1892);  Ohorn,  Hftjog  6-  1I-#  ein 
12.  — 15.  Kop.  1826  ßrbe  beS  Hfräogtum8  ®otba,  CebeuSbilb  (Seipj.  1894);  Bempeltet),  Httjog  ß. 
mit  Su£fd)lu|  beS  SmteS  Kranichfelb,  trat  er  baS  Don  Koburg  unb  baS  3abr  1866  (Bert  1898). 
gürftentum  Saalfelb  an  EReiningcn  ab  unb  nannte  21)  ß.£ubmig  I.,  Herjog  PonSad)fen»3Rei» 
fid)  nun  ß.  L,  Herjog  non  Sachfen » Koburg  unb  ningen,  geb.  1672,  geft. 24.Kod.  1724,  jmeiterSobn 
®otba.  91m  8.  Slug.  1821  gab  er  Koburg  eine  Ser»  beS  HerjogS  Bembarb  I.,  trat  1692  als  Oberft  eines 
faffung,  lieh  aber  bte  alte  gornt  berfeubalen  £anb>  gotbaifeben  KegimentS  in  bollänbifche  Kriegsbienfte, 
ftänbe  in  ©otba  fortbefteben.  Kachbem  feint  Che  mit  bann  in  furpfäljifdje,  fod|t  als  faiferlicher  gelbmar» 
Suifc,  ber  Boditer  beS  Hträ°9ä  Buguft  Don  Sachfen»  fchalleutnant  mit  VluSjeichnung  gegen  liubmig  XIV.. 
©otba,  1826  wieber  getrennt  Worben,  Dennäblte  er  flieg  bis  junt  gelbjcugnteifter  unb  übernahm  nad) 
ft4  1831  mit  IDiaria , ber  Bodjter  beS  HerjogS  iiller-  bem  Bobe  feines  SaterS  1706  bie  Kegieruitg  feines 
anber  Don  Slürttetnberg.  Seine  Schwefter  Siftoria  ÜanbeS,  bie  ipm  [eine  Brüber  griebrich  SBilbelnt  unb 
warb  burch  >bre  Sermäblung  mit  betnßerjogßDuarb  ülnlon  Ulriih  allein  überliehen. 

Suguft  Don  Sent  SRutter  ber  fpätem  Königin  Silto»  22)ß.Sugufl,HtrjogDonSachfen»Seimar, 
ria  Don  ßnglanb,  beren  Hnnb  ßmftS  jüngerer  Sopn,  geb.  19.91pril  1688,  geft.  18.3an.  1748,  SobnbeS  Her» 
BIbcrt,  1840  erhielt.  Sein  jüngerer  Bntber,  fieopolb,  jogSgobannßrnft,  regierte  feit  1707  mit  feinem  Oheim 
würbe  1831  junt  König  ber  Belgier  erwählt,  unb  fein  SBilbelm  ßrnft  bis  ju  baffen  Bob  1728  gemeinfdiaft» 
Keffe  gerbinanb,  ber  ältefte  Sopn  beS  HetjogS  ger»  (ich unb (ebte  1725 bicBi'imogeniiurfeft.  SubwigXIV. 
binaitb  Don  Sacbfeifffoburg-Kobcirt),  Warb  1836  ber  naehapmenb,  füprte  ß.  eilte  prächtige  Hofhaltung,  er» 
Wemahl  ber  Königin  Don  Bortugal,  Bonna  Biaria  richtete  Dielt  Keine  3agbfd)Uijfer,  bie  Salobsriripc  in 
ba  ©loria.  93eimar,  baS  Scploh  in  ßifenad),  machte  grohen  nti« 

20)  ß.II.,  Herjog  Don  Sadjfen-Koburg,  geb.  litänfcpen  9(ufwanb  unb  trieb 91ld)imie.  Such  ftiftete 
21-3uni  1818  inKoburg,  geft. 22. Bug.  1893inKein>  er  ben  Seihen  galfenorbctt  (f.  galftnorben  2).  Seit 
barbSbrunn,  ältcfter  Sohn  beS  Dorigen,  reifte  Diel,  1734  wopute  er  meift  in  ßifenach-  8gl  D.  Beau» 
ftubierte  ju  Bonn , trat  als  Kittmeificr  in  föniglich  lieu-SKarconnah,  ß B.,  Herjog  ju  Saufen« 
lächftfehe  Bienfte  unb  folgte,  feit  1842  mit  ber  Brin-  Slcimar» ßifenach  (Seipj.  1872). 

jeffin  Bleranbane  Don  Baben  Demiäplt,  29.  3®n.  lEdileStolg.^olfteln.l  23)  ß ©ünter,  Her jog 
1844  feinem  Saicr  in  ber  Keaierung.  3"  ben3apren  tu  Scplee wig-Holftcin,  Haupt  ber  Sinie  Bugu» 
1848—49  burep  rechtjeitige Ronjefftonen  bie®emüter  ftenburg,  geb.  II. Bug.  1863  inBoljig,  einjigerSopn 


67 


©Trift  Ounnrne)  — 

beS  §ergog8  griebrid)  (f.  b.)  unb  ber  Brinjeffin  Bbel» 
heib  ju  vjobenlobe-Smtgenburg,  folgte  feinem  Bater 
14. 3<m.  1880  als  Befißer  Bon  Brimlenau  in  Schie- 
ßen unb  erhielt  fpäter  nod)  einen  Deil  ber  Buguften- 
burgifeßen  ®iiter  in  Schleswig,  borunter  Schloß 
Buguitenhurg,  Dom  preußifeßen  Staat  abgetreten. 
Die  Beugungen  bilben  feit  1886  ein  gibeifommiß,  als 
beffen  3ni)aber  ber  §erjog,  ber  1895  als  Blajor  5 la 
mite  beS  SeibgarbeßufarmregimentS  ben  nttioen 
SRüitärbienft  aufgab,  feit  1894  TOtgtieb  beS  preußi- 
(eben  Herren  haufeS  iff.  ift  ber  ©ruber  ber  Staife* 
rin  Bugufte  Siftoria. 

_ letbnabenj  24)  E.  I.,  ber  ältere,  §erjogOon 
5 db  W a b e n,  Äopn  beS  Bnbenbergifdien  'JJiarlgrafen 
2uitpolb  Don  Öfterreicb,  empörte  ftd)  1003  gegen  Rat- 
fer  fjeinrid)  IL,  leiftete  ihm  aber , jur  Unterwerfung 
qejWungen , treue  Dienfte.  Snfolge  feiner  Bermiib ■ 
iung  mit  ®ifela,  ber  Sd)Wefter  $jerjog  öcrmannSUL 
Don  Schwaben,  nad)  beffen  Job  (1012)  Jierjog  Don 
Schwaben  geworben,  ftarb  ®.  31.  Sffiai  1016,  auf  ber 
3agb  burd)  UnDorfichtigteit  töblid)  Derwunbet.  Seine 
S'.tme  ®iiela  heiratete  ben  nachmaligen  Jtnifer  Ron- 
rab  n.  (f.  b.).  3hr  unb  EmjtS  L Sohn  War: 

25)  E.  II.,  ^lerjog  Don  Schwaben,  ber  Diel» 
befangene  »fjcrjog  E.  Don  Schwaben«,  geb.  1007, 
geft.  17.  Bug.  1030,  nach  feines  BaterS  Job  a!8  Rinb 
mit  bem  fcerjogtum  Schwaben  belehnt,  ftanb  unter 
Sormunbfchaft  feiner  fDtuiter  öifela,  bie  für  ihn  re- 
gierte, bis  Heinrich  II.  nach  ihrer  Bermäblung  mit 
bem  ihm  feinblichen  Ronrab  Don  graulen  bie  Bor» 
raunbfehafi  feinem  Oheim,  bem  Erjbifdjof  BDPP° 
Don  Drier,  übertrug,  ffiit  feinem  Sticfuater  wegen 
feiner  Erbanfprüche  auf  Burgunb  Derfeinbet,  mußte 
er  fid)  1025  unterwerfen,  empörte  ftd)  1027  in  Ber» 
bmbung  mit  Seif  n.  Don  Bapem,  ©enter  Don 
Rpburg  u.  a.  Wieberuin,  warb  bejwungen  unb  erhielt 
oft  1028  bie  greibeit  unb  baS  fcerjogtunt  Schwaben 
juritd.  BIS  er  fich  1030  weigerte,  feinen  frühem  Bn- 
bänger,  ben  geächteten  Örafen  Semer  Don  Rpburg. 
ju  befäntpfen,  floh  « mit  ©enier  geächtet  unb  ge- 
bannt m bie  Burg  galfenftcin  bei  Schramberg  tm 
Schwarjwalb  unb  friftete  feine  Epiflenj  burd)  SHaub 
unb  Blünberung,  bis  er  im  Rantpf  mit  bem  gegen 
ihn  gefenbeten  ©rafen  SKaitgolb  fiel.  Seine  Sd)id- 
fale,  befonberö  feine  Irene  gegen  Semer,  erregten 
allgemeine  Deilnaßiite  für  ihn;  fein  Kampf  mit  bem 
ftaifer  würbe  Dielfach  befungen,  unb  E.  würbe  in  bem 
SolfSbud)  »fperjog  E.«  (f.  b.)  ber  Selb  Dieler  Wun- 
berbarer  Sd)idfale  unb  Bbentcuer.  llßlanb  hat  feine 
treue  in  bem  trauerfpiel  »öcrjog  E.  Don  Schwaben« 
Derewigt.  Bgl.  Bartfd),  fccrjog  E.  (Sicn  1869). 

®mft,  1)  Heinrich  Sil  heim,  Biolinfpieler  unb 
Romponift , geb.  1814  in  Brürat,  geft.  8.  Ott.  1865 
in  Biya,  Schüler  bon  3of.  Böhm  unb  HJlapfeber  in 
©im,  unternahm  feit  1830  Ron jertreifen , fiubierte 
aber  noch  unter  beBäriot  in  Boris  unb  feierte  feit  1835 
in  gern;  Borbeuropa  triumphe  als  BiolinDirtuoS 
Don  ©efchmact  unb  anfpreepenbem  Buebruct.  Die 
leßtmjehn3ah re  flechte  er  aneinemÄüctenmarfSleiben 
langfambabin.  Bon  feinen  St  ompofitionen  haben  baS 
Ronjert  in  Fi*  moll,  bie  »Elegie«  unb  bie  Bßnutafie 
über  üSotiDe  aus  »Othello«  Wettefle  Berbreitung  ge- 
funben. 

2)SiIheIm,  Buchhäitbler,  geb.  10.  Dej.  1814, 
geft.  15.  Bpril  1894,  übernahm  1850  gemeinfam  mit 
Heinrich  Rom,  bem  Befiper  ber  Breslauer  girnia 
• Silhelm  öottl.  Rorn-,  bie  1827  Don  öScora  (Pro* 
piuS  gegrünbete,  1840  in  ben  Beiiß  Don  Ratl  Seinta- 
nti  übergegangene  »®ropiuS[d)e  Buch-  unb  Runft» 


©mft  JftigujbDrbcit. 

banblung«  in  Berlin.  Unter  BbjWeigung  beS  alten 
ÜSropiusfchen  BcrlageS  grünbeten  nun  E.  unb  Rom 
unter  eigner  girnia  einen  bauwiffenfchaftlichen  unb 
tedjnifcben  Berlag,  ber  burch  Bnfauf  Derfctüebencr 
frember  Berlage  rafch  erweitert  würbe.  Die  $>aupt» 
Unternehmungen  ftnb:  bie  »3ritfchrift  fürBauwefen« 
(baS  fpätere  »Sentralblatt  berBauuerwaltung«),  baS 
»Brdjiteftonifche  Sfijjenbud)« , bie  Erwerbung  Don 
fidjinfelS  ardjiteftonifdjen  Entwürfen  (1857),  bie 
Übernahme  ber  >3eit[<hrift  für  Berg-,  Jütten-  unb  Sa- 
linenWefen-  (1887),  »®eS  (Ingenieurs  lafcheubud)«, 
hrSg.  Dom  Berein  iiütte,  baS  Dom  BrdfitcttenDercin 
herausgegebene  »Brchiteftur-Blbunt* , »Bltertümer 
unb  Bnubenlmäler  beS  ^mufeS  Jmbenjotlcni«  Don 
StiHfrieb-SRnttoniß,  Serie  DonOuaft,  Stttler,  Strad, 
Siipig , ® raeb , Sieger  (Sartenfunft) , £>obrcd)t  u.  a. 
Bad)  RomS  BuStritt  ( 1880)  Würbe  bie  gimta  in 
»Silhelnt  Emft  u.  Sohn«  umgemanbelt;  1891  über- 
nahm bie  fieitung  allein  ber  Sohn  Eberharb  E. 
(geb.  1852,  geft.  25. 9Kai  1902).  (iepige  Befipcr  ftnb 
beffen  brei  Sötjne:  Silhelnt  Eberharb,  ®eorg  u.  Rurt. 

3)  Bbolf,  Siaturforfdjer,  geb.  6.  Oft.  1832  in 
Brimtenau,  geft  12.  Bug.  1899  in  Caracas,  ftubiertc 
in  Berlin  unb  Üeipjig  Siaturwiffenfchaft  unb  neuere 
Sprachen , War  bann  fiehrer  in  Hamburg  unb  Watt- 
berie  1861  nach  Benejuela  auS.  3m  Buftrag  ber 
Siegierung  präparierte  er  hier  Denejolanifche  Brobutte, 
fteüte  Kataloge  fürBuSftetlungcn  per  unbfehrieb  1883 
»La  Eiposicion  Nacional  de  Venezuela«  (2  Bbe.). 
1874  Würbe  er  an  ber  UniDerfität  in  EaracaS  Bro- 
feffor  ber  Bahirwiffettfchaft  unbDivettor  beS  Don  ihm 
begrünbetm  SWaiionalmufeumS,  lehrte  auch  beutiche 
Sprache  unb  war  1874-  89  Jireltor  ber  Don  ihm 
organifterten  Baiionalbiblioihet  1893  Derirat  er  Be» 
ncjuela  auf  ber  SeltauSftellung  in  Ch>cagD-  Er  lic» 
ferte  Diele  naturWiffcnfdjaftlidH  Unterfudmngen  unb 
übte  auf  bie  Berbreitung  ber  Siaturwiffenfdjaften  im 
Sanbe  weitgebenben  Einguß  auS.  Er  fdjrieb : »Estu- 
dios  sobre  la  flora  y fauna  de  Venezuela«  (Caracas 
1877);  »Estudios  sobre  las  deformaciones , enfer- 
medades  y enemigos  del  arbol  de  Cafe  en  Vene- 
zuela« (baf.  1878);  »Las  familias  mas  importantes 
del  reino  vegetal  representadas  en  la  flora  de  Ve- 
nezuela« (baf.  1881);  »Statiftifd)er  SaßreSbericbt 
über  bie  SereinSftaaten  Don  Benejuela«  (1884, 1887, 
1889);  »La America prehistorica«  (baf.  1885);  »En- 
sayo  de  una  Bibliografia  de  la  Gunjira  y de  los 
Guajiros«  (baf.  1890);  »Idea  general  de  la  Flora 
de  Venezuela«  (baf.  1891);  »Observaciones  sobre 
los  temblores  en  Venezuela«  (baf.  1891). 

4)  Otto,  Schriftfteücr,  f.  Scßmibt,  Otto  Emft. 

6)  Bfeübonpm  für  31i.  3-  Schlei  ben  (f.  b.). 

®rnft  Üluguft-Orbcn,  fönigtieß  ßannöo.  SRili» 

tär»  unb  3iDilorben,  geftiftet  Don  Rönig  ®eorg  V.  15. 
$ej.  1865  für  Berbienft  um  Rönig  unb  Baterlanb, 
BuSjcicßnung  in  Siffenfcßaft  unb  Runft.  ®er  Orben 
jerfäilt  in  fünf  Rlafien:  ©roßfreuje,  Rontmanbcurc 
erfter  unb  jweitcr  RIaffe,  Bitter  erfter  unb  jWeitcr 
Rlaffe.  Die  Deloration  ber  Sroßfreuje  befteßt  in 
einem  fitbemen  acßtfhahligen,  britlantiertcn  Stern,  in 
beffen  rotem  Sfittelfchilb  ftd)  bie  golbene  Cßiffer  E.  A. 
beßnbet,  umgeben  Don  buufelblcuiem  Banb  mit  bem 
Saßlfprucß  Emft  BuguftS:  »Sascipere  et  finirc« 
(»Bnfangen  unb  ju  Enbe  bringen«),  unb  in  einem 
golbenen.  Weiß  emaillierten  Rrcuj,  auf  ber  Borber« 
feite  mit  bem  gleichen  Blittelfcßilb,  worauf  ftd)  hinten 
bie  föniglicße  Cßiffer  mit  ben  Sorten  »Den  15.  De* 
jentber  1865«  befmbet.  Die  Rommanbeure  erfter 
RIaffe  tragen  ein  fleincreS  Rreuj  am  Spals  mit  Dicr» 

5» 


68 


ßrnftfeuer  — ernte. 


ftig.  1-  ©eirelbepupp#. 


ftig.  2.  ©«treibeprUma. 


gtg.  3.  ©etreibe frcuj. 


itrablfgem  Krcujftem,  bie  ber  jw eiten  offne  Stern, 
bie  »Jitter  erfler  »taffe  eilt  noch  Heinere«  Streu),  bie 
ber  »weiten  ein  fllbcmcS  ffreuj  im  Knopfloch-  Seit 
ber  rfnnci'ion  Hannoberg  1866  Wirb  berOrben  nicht 
mehr  tierlieben. 

(?rnftf  euer,  Rrieggfeuet  (f.  b.),  im  fflegenfafce  ju 
fiuitfeuer  ober  ilKanöuerfeucr. 

©rnftball,  Sleinfaljwerf,  f.  Bufleben. 
ernfttbaf  Holtenftcin,  (. Hoh<nf!em.gmfithal- 
hörnte  (attboebb.  am,  arußt , mittelbodjb.  erne, 
ermie;  plattb,  ftatt  beffen  gebräuchlich  flu  ft,  oberb. 
gechfung.gächfung,  feiten  D h ft),  bctS  gewinnen 
ber  reifen  gelbfrüdfte.  3m  allgemeinen  ift  ju  ernten, 
wenn  bie  abjuemtenbe  Bflanje  ober  beren  nutzbarer 
Heil  bie  für  bie  Weitert  Serwenbung  entfrrechenbfte 
iluobilbung  erlangt  hat.  Hie  gleichzeitige  gewinmmg 
Bon  grueht  unb  Stroh  gefcbiei)t  bei  ©etreibe,  hülfen» 
früchten,  Olgewäcbfen  unb  Klee'  unb  ffiragfämereien. 
SBäprenb  beg  Seifeng  änbert  ftch  bie  ©efd)affenbeit 
ber  ©etreibetömer,  fie  jeigen  beim  tj erbrechen  mild)i> 
gen,  Wachäartigen  unb  feften  Snhalt,  Werben  milch 
reif,  gelbreif,  Dollreif  uttb  fallen  fchlie&lich  leicht  aug. 
Werben  totreif  (Dgl.  Slowadt,  Unterfuchungen  über 
bag  Steifen  beb  ©etreibeb,  fjaOe  1870).  Her  rechte 
3eitpuntt  jur  6.  ber  ©etreibearten  ift  gefommtn, 


ort  gebracht  Werben,  hoben  ©etreibe,  hülfen  fruchte, 
Sapg,  Samentlee  mcift  noch  im  gelbe  n a d)  j u r e i f e n 
unb  abjutrodnen.  3»  ber  Siegel  werben  bie  abgem&b' 
ten  ff  dichte,  nachbetn  burdj  Hiegenlaffen  ber  grüne 
tlnterWuchb  (Untraut, Kleceinfaat  ie.)etwababgewelft 
ift.  in  ©arben  aufgebunben  unb  junt  Iroefnen  auf' 
geftellt.  Hie  ©arben  Werben  um  fo  (tarier  gebunben, 
je  länger  bab  Stroh  ber  Halmfrüchte  ift,  bod)  ent- 
fcheibet  Dielfach  ouch  Sanbebfitle.  SHit  großen  ©arben 
fbrbert  bie  ftbemtung  fchnetler,  bab  rluf*  unb  VIb» 
laben  erforbert  aber  fräftigere  Heute.  SBintergetreibe 
Wirb  in  ©arben  Don  8—16  kg,  Sommergetretbe  unb 
Hülfen frucht  in  ber  Siegel  ju  6 — 8 kg  gebunben.  3um 
Binben  btr  ©arben  bienen  ©arbenbänber  aub  Sieg» 
genftroh,  auch  aub  3uteftrictcn,  SRanilahanf,  Äotob» 
mtfjfafer.Hanffchntlren,  Seegrab.  SSeibenruten  u.  bgl. 
Hie  gebunbenen  ©arben  werben  ju  je  6 — 60  tu 
Keine  ober  grbfjere  Haufen  jufammengefteüt.  Hie 
fleinfte  SIrt,  bie  $uDDe,  Hoft(  (giß-  1),  wirb  ge* 
bilbet,  inbem  man  eine  ©arbe  (entrecht  (teilt,  6—8 
im  ftreib  baran  anlehnt  unb  bie  Spipe  mit  einem 
Seil  aub  Stroh  it  feft  jufantmenbinbet.  3nm  ©<hup 
gegen  Siegen  unb  Slubwachfen  beb  ©etreibeb  in  ben 
«hren  binbet  man  um  bie  Spipe  herum  eine  ©arbe 
(Haube),  mit  ben  töpren  nach  unten.  Hie  Hedaarbe 
nutf)  jtärfer  gemacht  unb  recht  feft,  möglidjft  nage  aut 


Wenn  bie  Khmer  »gelbreif«  geworben.  Wenn  fief)  bab 
Korn  über  ben  gingernagel  noch  brechen  lägt.  Wenn 
beim  SBeijrn  bie  oberften  Halmtnoten  fich  bräunen. 
SBirb  bab  ©etreibe  fofort  auf  btm  gelbe  gebrofehen 
(mü  SRafctjincn),  ober  (amt  es  in  ben  abgefdfnittenen 
Halmen  nachreifen,  fo  fchneibet  man  eb  doc  Dollmbe« 
ter  Bubreifung  aller  Römer,  ebenfo  alle  Slrten,  beren 
Ähren  bei  ju  grofeer  Hipe  unb  Slubreifung  leicht  bte« 
chen  (©erftc),  f owie  2 chotenfrüehte,  beren  Samen  burdj 
Blapen  berSdjoten  leicht  aubfaKm  (Stapbarten,  Hüb 
fenfrüchte).  Win  tängften  (ann  man  ben  Hafer  flehen 
taffen,  weil  er  febwerer  aubfällt.  Hie  S.  ber  Kartof- 
feln beginnt.  Wenn  nach  bem  flbfterben  beb  Krauteb 
bie  Schale  ber  Kartoffel  fich  mit  bem  ginger  nicht 
mehr  abbrüden  lägt.  Hie  Stflbe,  jumal  bie  3«dcr- 
ritbe,  foü  geerntet  werben,  wenn  bte  Blätter  gelb  ju 
Werben  beginnen. 

3um  flbernten  (SRähen,  Hauen.Sinfchnei' 
ben)  Ment  Dorjugbweife  bie  Senfe,  häufig  bie  SRäh- 
mafdiine,  bie  Sichel  nur  bei  Bilanzen,  bie  btfonbere 
Borficht  erheifchen,  um  bem  KhmeraubfaQ  Dorjubeu- 
gen  (Kümmel  tc.),  ober  Mt  befonbem  üBiberftanb  (ei- 
lten ober  gelagert  ftnb.  3«m  Bubgraben  ber  Kartoffel 
DerWenbet  man  rneift  bte  Hanbbade,  lägt  auch  ben 
Hafen  Dornrbeilen  ober  benugt  Rartoffettnttemafdji- 
nen  (l.  b.).  Slüben  gräbt  man  mit  ber@tabegabe!  aub, 
ober  bebient  fich  beb  Slübenheberb  (f.  b.).  SBäbrenb 
Hadfrüchte  fofort  Domgtlb  an  ihren  Äufbewahrungg- 


Sturjenbe,  gebunben  Werben.  Hab  in  folche  Sßuppen 
gefegte  ©etreibe  hält  fich  and)  bei  anhaltenb  nafjer 
«Bitterung  fehr  gut,  reift  boQfommen  nach,  hält  fich 
auch  nach  bem  (Einbringen  in  bie  Scheune  gut,  lägt 
ftch  leicht  aubbrefchen  unb  gibt  guteg  Stroh-  Bti 
günftiger  SSitterung  genügt  bab  gufammenlegen  tn 
Brigitten  (gig.  ü).  Kreujmanbeln  (©etreibe« 
treuje,  gig.  3)  fmb  geeignet  für  ben  fpäter  gefdjnii- 
tenen  Soggen  unb  bei  günftiger  SSitterung.  eg  Wer- 
ben hierbei  breimal  Dier  ©arben  treujweife  fo  auf  bie 
6rbe  gelegt,  bag  bie  fihrenmben  in  ber  »Sitte  auf- 
einanber  »u  liegen  fommen  unb  ein  aub  12  ©arben 
beftehenbeb  Kreuj  entftebt ; auf  einen  glügel  bebfelben 
legt  man  barauf  9 ©arben  unb  auf  biefe  rnieber  eine 
©arbe  in  ber  »Seife,  bag  bie  Sturjenben  nach  Often 
gerichtet,  bie  tübnn  aber  abwärtb  noch  ber  SBetterfeite 
ju  gerichtet  finb  unb  ein  fd)rägeb  Hoch  bilben.  ¥h* 
ramiben  bilbet  man,  inbem  man  2 ©arben  geaen' 
einanber  fo  anlehnt,  bah  bie  %hren  <n  bie  Höhe  flehen, 
bagwifchen  wieber  2 ©arben  ebenfo  aufftellt  unb 
bie  3wifchenräume  mit  4 ©arben  ouäfütlt.  3"r  Sit* 
bung  Don  Stiegen  (3 eilen,  gig.  4)  werben  bie 
©arben  Don  lurjhalmigem  ©etreibe  in  jWei  bachför- 
mig gegeneinanber  geneiglm  Seihen  aufgefteüt  unb 
bie  betben  ©arben  an  bentsnben  ber  Seihen  mit  einem 
Banb  umfchlungen.  ©arbenfaften  (gig.  6)  ent- 
flehen.  Wenn  man  auS  einer  6 — 6 ©arben  entfpre- 
cheitben  Bftangenmenge  einen  Kegel  aufrichtet,  ber 


69 


©rnte  (Betreibe,  DlgeWädjfe  :c.;  Bolttmirtfchaftlichet). 


unterhalb  ber  Ell)rcn  mit  einem  Strobbaitb  gebun- 
tun  unb  mit  einer  nach  unten  geöffneten  ©arbe  alt 
fent  bebedt  roirb ; 2)ad)bnufen,  wenn  man  2 ®ar- 
ben  in  ber  SSeife  übereinanber  auf  bie  Erbe  legt,  bafj 
bat  Sturjenbe  ber  einen  nad)  ©üben,  bat  ber  an- 
bern  natt)  Siorben  gerichtet  ift,  imb  auf  biefe  erft  6, 
bann  4 unb  3 (Farben  fo  legt,  bafj  fte  einen  Raufen 
mit  einem  nad)  SSeften  fdbräg  ablaufcnben  blatten 
S)adi  bilben.  ©etuöl)nlid)  wirb  bat  Somntergetreibe 
in  fold)e  5)ad)t)aufen  gefegt,  wiewohl  et  rätlidber  ift, 
ei  einige  Sage  nad)  bem  'JKiiljen  in  fleinen  Spi  ß- 
baufen  ober  toie  bei  bem  I(id)t  aubfadenben  9Japt, 
ben  feülfenfrüd)ten  in  freiiförmigenfeaufen,  Raften, 


S4a-  4-  Slleje. 

Stiemen  aufjuftetlen  unb  biefe  erft  beim  Einfahren 
gi  binben.  3old)e  Spigbaufcn  bilbet  man,  inbem 
man  beim  Elufbarfen  ber  Schwaben  ftarfe  EBidel 
macht.  biefe  in  eine  Spije  jufammenaebrüdt  aufiteüt 
unb  bie  Sturjenben  freiiförmig  auibreitet.  3n  febr 
ftud)ten  ©ebirgtgegenben  Derroenbet  man  jum  Srod- 
nen  Stangengerüfte,  ffletreibebarfen,  bie,  gegen 
bie  SBmbfeite  geftedt,  bat  Vluetroinen  mefentliq  för* 
bem.  Siadj  bem  Elufbinben  unb  Eluffteden  bei  Be- 
treibet jutn  Srodnen  wirb  bat  .Selb  bet)uft  bet  Satn- 
meint  ber  liegen  gebliebenen  Elljren  mit  bem  Bechen 
ober  ber  feungerljarfe  nadwebnrft.  3m  allgemeinen 
bebarf  gelbreif  gemäl)tct  Betreibe  bei  beigem  unb 


gig  5-  Oar&entaften. 

trodnem  Setter  auf  bem  Schwab  2 — 3,  in  Stiegen 
ohne  Sebugbede  4 — 5,  in  Beinen  puppen  mit  Sed- 
garbe  6 — 7,  in  grojsen  puppen  mit  Sdjugmatte  8 — 
10  Sage  jum  9!ad)reifen  unb  Srodnen.  Eide  griiebte 
finb  nur  in  trodnem  3uftanb  bei  trodnem  Setter  ein- 
jufabren.  Weil  fte,  naß  tn  bie  Scheune  gebracht,  hier 
mehr  bem  Betberben  autgefegt  ftnb  alt  beim  ungün- 
itigften  SBetter  auf  bem  gelbe.  Sai  Elufbewaljren  ber 
grud)t  erfolgt  in  Scheunen  ober  in  Siemen  (gei- 
nten, f.b.).  feier  unterliegm  bieaufgebäuften©arben 
einem  feiß-  unb  Schwißpro  jef) , ber,  wenn  bie  Sem- 
peratur  nicht  über  70"  fteigt,  für  bat  Eluttroefnm  bet 
Betreibet  Pon  SSorteil  ift.  3«  feuchter  bat  Betreibe 


eingebracht  Würbe,  um  fo  mehr  erwärmt  et  ftd),  fo 
bag  fdjließlid)  bie  Römer  gelb  ober  braun  Werben 
unb  bat  Stroh  felbft  Derfot)ft.  Sab  Sluöbringcn  ber 
Römer  aut  bem  Stroh  (Srefdjen,  f.  b.)  foü  befon- 
bert  für  Saatgetrcibe  oor  bem  Sthwigen  oorgenom- 
men  werben,  gft  biet  nicht  burdjführbar,  fo  ift  bat 
Betreibe  erft  nach  Beenbigung  bet  Schwigprojeffet 
trodeit  genug,  um  gebrofehen  werben  jufönnen.  9)a<f) 
bem  Srcfcben  ift  bat  ©etreibc  ju  pugen , non  Staub 
unbUtdraut  ju  reinigen  unb  nach  ber  Rorngröße  »u 
fortieren.  feierju  bienen  Bußmübten,  Unfrautautiefe- 
mafchinen  (Srieurt),  Sortiermafd)inen  tc.  (f.  Betreibe- 
reinigungtmafchinen).  Sie  gereinigten  unb  forderten 
Römer  werben  auf  Schütthöhen,  Romböben,  Spei- 
ehern  aufbewahrt  ober,  -Wie  in  Unterungam,  SRumä- 
nien,  Bulgarien,  in  unterirbifd)en  ©Vuben,  Silot,  ober 
bei  groben  ffletreibemaffen  in  ©etreibetürmen  ober. 
Wie  in  Elmerifa,  in  oberirbifchen  ©etreibefilot  (Eie- 
oatorm),  bie  mit  Borrichtungen  oerfeben  ftnb,  bie  bat 
fiüften  unb  Umwenben  bet  (Betreibet  ohne  Umfdjau» 
fein  ermöglichen.  3n  ben  Speichern  finb  bie  grucht- 
Dorräte  befonbert  ben  Eingriffen  bet  Beigen  u.fd)War- 
jen  Romwurmet  autgefegt,  gegen  bie  nur  fchwer  an- 
utätnpfen  ift.  — Sie  E.  ber  fclgewächfe  erforbert 
orgfamet  Elbpaffen  bet  richtigen  fjeitpunltei,  fte  wirb 
im  wefentlidjen  wie  bie  ©etreibeemte  Dodführt;  bie 
©ewächfe,  bie  bei  hohem,  ftarfem  Stengel  am  Dorteil- 
hafteften  mit  ber  Sichel  abgenommen  Werben,  finb 
fogleid)  nach  bem  Elbfchneiben  in  Bunbe  ju  binben, 
bie  man  in  Raufen  geftellt  abtrodnen  läßt,  brimfeeim- 
fahren  ftnb  bie  Erntewagen  mit  Seinwanbplanen  ju 
bebeden  unb  mit  Segeltuch  auijufdflagen,  ober  gleich 
auf  bem  gelbe  autjubrefchen.  — Sie  Elufbewah- 
rung  ber  Rnollen-  unb  Sur jelfrüchte  ge- 
fchieht  mcift  in  fflieten  (f.  b.)  ober  in  Rellerräumen.  — 
über  bie  fflrttnfutter-  unb  Heuernte,  bei  ber  bie  ganje 
Bflanje  im  grünen  3uftanb  gefchnitlcn  unb  bei  ber 
feeuwerbung  getrodnet  wirb,  (.  feen. 

fflolttwtrtfiftafcltifie«. 

Bei  ber  hohen  Säidhtigteit  ber  anjährlich  in  ben 
feauptfulturlänbern  Diele  Siidiarben  3Rarf  an  Seit 
umfaffenben  Ernten  hat  bie  Renntnit  Don  Emteftanb 
unb  Emteautficbten  eine  (ehr  große  Bebeutung. 
Schon  in  ber  älteften  orientalifchen  Rulturepocbe  unb 
im  Bafftfchen  Elltertum  begegnet  man  barum  bemBe- 
ftreben,  benEluifad  ber  Ernten  möglichft  rafeh  Wenig- 
ftent  im  allgemeinen  fettnen  ju  lernen.  ElUerbingt 
mußte  man  ftd)  juerfl  mit  Dagen  91ad)ridjten  genügen 
taffen ; aber  auch  im  SJfittelalter  unb  noch  in  ben  er- 
ften  Sahrjehnten  bet  19.  3ahrlj.  brachte  man  et  nicht 
über  allgemeine  Schilberungen  ber  Ernteerträge  ohne 
jiffermäßige  Eingaben  ber  Ertragtmengen.  9lur  aut- 
nabmtweife  begegnen  wir  einer  förmlichen  Drgaui- 
fierung  ber  Emteberichte,  Wie  fte  juerft  in  Schweben 
(feit  1741)  unb  in  Sachfen  (1755)  eingeleitet  würbe. 
Sie  muftergültigen  emteftatiftifd)en  Elrbciten,  bie  feit 
1837  in  granfreich  unb  1846  in  Belgien  organifiert 
würben,  jeigten  nid)t  bloß  bie  SKetljobe,  bie  ju  Der* 
läßlichem  Ergebniffen  führt,  fonbem  fte  bewiefen 
überhaupt  bie  ERögli^leit,  ftatt  ber  allgemeinen  Be- 
ieid)nung  eine  in  3ühlen  autgebrüdte  Eingabe  ber 
ijabretemten  ju  liefern.  9hm  folgte  halb  bie  Ein- 
richtung einer  genauen  Elgrarftatiftif  in  Breußen 
(1846,  Erntetabelle),  in  Sägern  (1854  burd)  feer- 
man),  in  fflürttemberg  11851 — 54  unb  1857  ff.),  in 
ben  91ieberlanben,  in  ©roßbritannien  unb  3rlinb 
(1855  ff.),  in  Ofterreich  (1868)  unb  intbef.  in  ben 
Bereinigten  Staaten  Don  9!orbameri!a,  wo  ber  3«n- 
fut  alle  jeljn  3ahcf  betaiüierte  Eingaben  über  Elut- 


70 


©mtefefl  — 

bepnungberffultur,  beä9In6aue3  unbber©robuftioti 
liefert.  SRan  fließt  nunntepr  sjaplenangabcn  über  bie 
jäprliepen  Einjelerträge  pro  gläepeneinpeit  unb  über 
bie  barauä  ju  bereepnenben  ©efamterträge,  übtr  bie 
Dualität  beä  ©robufteä  (auägebrfidt  im  ©etoiept), 
über  HJienge  unb  TOarttpreiä.  91  uä  folcpen  burep  län» 
eve  fortgefepten  ©eobaeptungen  (teilt  man  beute 
ie  ©efepaffenpeit  einer  Durepfcpnittä*  ober  äRittel* 
ernte  jiffermäfjig  feft  unb  beseiepnet  bereu  ©rBfse 
burd)  bie  3apl  100;  bie  einjelne  Japreeemte  wirb 
bann  in  ipre  Dualität  unb  Duantität  niept  blofc  ab. 
folut  angegeben,  (onbern  (otl  jugleicp  burd)  jene  Die« 
latit)  («bien , bie  ipr  Serpältniä  jur  SJittclemte  auä» 
brüden,  d)aratten(iert  werben.  9S?an  begnügt  fiep 
peute  niept  mepr  mit  einer  fummarifepen  Eingabe  beä 
lebten  Emtcerge6niffeä,  (onbern  Berjeiepnet  auep  bie 
©fittel  unb  ©ebingungen,  burep  Welcpe  bie  ©oben- 
erträge  perbrigcfüprt  würben,  unt  barauä  biefe  felb(t 
$u  berechnen.  Daper  gept  bie  nette  Ernteftatiftit  Bon 
weitläufigen  Sorerpebuugen  auä  über  Slusbepnung 
beä  probuttiocnSobenä,  ieilungbeäfelben  in  Kultur, 
gattungen  unb  Sanitäten,  Wirilid)  beftettte  gläepen, 
(ertrag  bet  gläepeneinpeit  DcrfcpiebenerSlalegotien  ait 
ben  Derfepiebencit  ©robuften ; bann  erftreat  fte  fiep 
über  bie  ppgfifdj-geograppifipen  ©robuftionä* 
Bebingungen  (Sage  unb  ©obengepräge,  geognoftiftpe 
Serpältniffe,  Sobenarten,  ©ewäfier,  Klima),  bie  etp» 
nograppifdjen  Serpällttiffe  (Soltäjapl,  9lnjapl  ber 
flrbeitäfräfte  in  berfflobenfultunc.),  bie  politiftpen 
unb  (ojia len  Serpältniffe  (tlgrarBcrfaffung,  Sefip* 
ftänbe),  baäfluämaf)  ber  $auptfu(turarten,  bett 
perriepenbcnSSirtfepaftäbetrieb,  baä  wirfliepuor* 
panbene  lebenbe  unb  tote  Kapital  tc.  aiderbing? 
flnb  bie  agrarftatiftifepen  Daten  ber  einzelnen  Cättber 
nod)  }u  ungteiepfBrmig  unb  lüdenpaft  unb  beäpalb 
niept  allgemein  Bergleidjbar ; bod)  pat  baä  pope  3n< 
tereffe , baä  bie  rcejcimafitge  ©efepaffung  ber  Siebend» 
mittel  unb  Wopftoffe  für  bie  gante  SBeltwirtfepaft  mit 
fiep  bringt,  in  ben  amtlidjen  unb  gefcpäftliepen  Krei- 
fett  ju  bem  Seittüpen  gefüprt,  Wentgftenä  annäpentb 
ridjtigc  ©ejeiepttungen  beä  Emtcergetmiffeä  ber  map. 
gebenben  Slänber  ber  Erbe  mBgliepft  raftp  jufammett* 
jufteDen.  Dieä  gefeptept  jept  fowopl  Bon  einem  Wer» 
für  Bom  lanbwirtfcpaftlicpen  Departement  ber  Ser* 
einigten  Staaten  Bon 'Jtorbamerifa  erricptetenSureau 
für  Sammlung  Bergleitpenber  agrarftatiftifcberDaten 
in  Europa  (bei  bem  ffieneralfonfulat  in  fionbon)  alb 
auep  regelmäßig  Bon  ber  praftifepen  ©efepäftäwelt. 
©ab  ftreng  ftjflematifcpe  unb  ejafte  Wetpobe  betrifft, 
nimmt  feit  1869  bie  Ernteftatiftit  Bott  ßfterreiep  unb 
feit  1878  bie  beb  Deulfepcn  Sicnpeb  ben  erften  ©lap 
ein  ; burep  ungemein  rafepe,  fepr  reiepliepe  unb  um- 
fajfenbe,  aber  weniger  genaue  ©criepte  jeiepnet  ft<P 
babfianbWirtfcpaflbbcpartementberSereinigtenStaa* 
ten  BonUlorbamerifa  auä,  baä,  ebenfomieeb  Bon  feiten 
fflrofibritannienb  wieber  gefepiept,  auep  internationale 
Brrgleicpenbe  Statiftifen  ucrBffentlicpt.  71utp  Sepwe» 
ben,  Dänemarf  unb  bie  31ieberlanbe  bringen  Berläjj- 
liepe  unb  rafepe  9) cupweife  ber  Ernten.  3”  ber  SKcpr* 
ja  bl  ber  übrigen  2änbet  lögt  bie  Sefcpaffenbeit  ober 
inafeppeit  ber  Ernteftatiftit  ttoep  ju  Wünfcpen  übrig.  — 
Uber  Emteerträge  ber  midptigjten  Sänber  ogl.  bie  be« 
treffenbett  ülbfcpnittc  bei  biefen,  ferner  »ffietreibe« 
fiattbel  tc.*  unb  bie  einzelnen  Srtifet,  wie  »Kartoffel, 
«Bein.  tc.  Die  fiiteratur  ber  Ernteftatiftit  ebenbort. 

Grntcfcft,  f.  Emtegebräudpe. 

(Ertitcgebräuepe,  mit  ber  Ernte,  Bon  bereit  Vluä* 
fall  baä  materielle  SBopl  fo  Bieler  fflenfepen  abhängig 
ift.BcrfnttpftereligiBfefflebräucpeunbSolfäbeluftigtm. 


©toberung. 

gen.  Die  alten  ©riecpeit  begingen  jur  Emtejeit  gefte 
ju  Epren  ber  Demeter  (Ccreä),  ber  man  bie  Einfitp* 
rung  beä  ffletreibebaueä  jufeprieb.  91uf  äpnliepeDanf» 
fefte  ber  ffiermanen  beutet  baä  in  manepnt  ©egenben 
Deutfeplanbä  üblidte  Stcpenlaffen  cineä  ©üfepelä 
aipren,  baä,  Wie  eä  fepeint,  bem  ffioban  (Bobe,  Ko* 
bei)  alä  Opfer  bargebraept  Warb,  unb  in  Sübbeutfdj« 
lanb  ber  Kult  beä  peil.  Däwalb,,ju  bem  bie  Scpnitter 
beten.  3ntSater!anb  nennt  manbenftepenbleibenben 
Emtebufcp  mit  (priftianifierter  SorfteHung  ©eter. 
b ü 1 1 (pSetruä  alä  S)ctterperr  gebaept).  $Tenn  man 
in  anbern  ©egenben  eine  Suppe  auä  ben  legten  Iftpren 
rnaept,  biefelbe  ben  » Eliten < nennt  unb  feierlich  ein» 
polt,  fo  gept  bieä  Bieüeicpt  auf  Donar,  ber  j.  ©.  in 
Ditpmarfcpen  »be  Clbe«  peijjt  (ogl.  Vlcferfnlte).  — 
Die  ^ riftlicpe  Kinpe  fegte  an  bie  Stelle  ber  altpeibni» 
fepett  Danropfer  ein  Erntebantfeft,  baä  nod)  fegt 
unb  jwar  in  9!orbbeutfcplanb  (in  ©reujen  feit  1773  u. 
1838)  meift  am  Sonntag  naep  SRidpaeliä (29.  Sept.)  be< 
gangen  Wirb.  Unter  ben  Vergnügungen,  bie  naep 
noübraipter  Einfupr  beä©etreibeä  benälrbeitern  oom 
©utäperrn  bereitet  Werben,  ift  bie  gcbräucplicpfte  baä 
Ernte  Pier,  eine  tanjbeluftigung,  bei  ber  beit  9lr» 
beitem  Sier  Berabreicpt  unb  Bon  biefen  bemgeftgeber 
eine  Erntefrone  ober  Ertttefranj  überreidpt  jn 
Werben  pflegt.  Uber  bie  alten  palbpeibniftpen  ®e* 
bräuepe  ogl.  Sfannparbt,  9Balb»  unb  gclbfulte 
(Scrl.  1877);  Sf amten f cp m i b , ©emtanifipc Emte* 
fefte  im  peibnifepm  unb  cpriftlicpcn  Kultuä  (fpannoo. 
1878);  U.  3aptt,  Die  beutfdpen  Cpfergebriiucpe  bei 
aicferbau  uttb  Siepjucpt  (Sreäl.  1884). 

(Srntcpiitcr  (Custos  messium),  ooniialanbe  bem 
aiftrononten  UReifier  ju  Epren  eingefilprteä , jept 
niept  tttepr  gebräucplidpeä  Stembilb  beä  nörblidten 
^limmclä. 

(Erntemonat,  beutfeper  HJ’onatbname,  fooiel  Wie 
aiunuft  (flugft,  Vluft,  ogl.  Ernte). 

©ruteriiefftänbe,  bie  Stoppeln  unb  Burjeln, 
bie  nacpTIberntung  berSelbfrücpte  jurüdbieiben  unb, 
in  ben  ©oben  unlergcpflügt,  burep  bie  Senueprung 
Bon  pumuäbilbenber  Sub|tanj  für  bte  nacpfolgenbe 
gruept  in  ©etraept  fommett. 

©rnteftatiftif,  f.  Ernte  (S.  69)  u.  ©etreibepanbel. 

©robertmg  (Bon  erobern,  b.  p.  ber  Obere  Bon 
etWaä  werben),  bie  getnaltfante  Sereinigung  eineä 
ataatägebietä  mit  einem  dnbem.  DenSegenfapbilbet 
bie  baüembe  Serbinbutig  eineä  fianbeä  mit  einem 
anbem  Staatäwefen  auf  friebiiepent  Siege,  fei  eä  ba- 
burep,  bap  bem  Staatäoberpaupt  beä  Icptem  burep 
Erbgang  bie  Dbronfolge  im  erftent  eröffnet  wirb,  fei 
eä  burep  einen  freiwilligen  Vlnfeplup.  greitiep  erfolgt 
eine  folcpe  Aufgabe  ber  ftaatliepen  Selbftänbigfeit  re* 
gelntäpig  nur  unter  einem  gewiffen  Drud.  aiber 
tntmerpin  feplt  baä  bei  ber  E.  eparafteriftifepe  ffierf* 
mal  eineä  offenbaren  unb  bireften  3Wangeä  burep  bie 
feinbliepe  Übenuaept.  Serfepieben  Bon  ber  E.  ift  bie 
Offupation  eineä  btäper  perrmlofen  fianbftriepä 
ober  eineä  ©ebieteä,  baä  Wenigftenä  noep  niept  unter 
einer  organifterten  unb  »iBilifterten  Staatägewalt 
ftanb,  bepufä  Aneignung  beäielbm,  Wopl  ju  unter* 
fepeiben  Wieberutn  Don  ber  Cttupation  eineä  Xeileä 
eineä  Staatägebietä,  bie  alä  Ejefutionämittel  bepufä 
Seitreibung  BonKriegätontributionen  unb  aläSfnnb 
ber  Erfüllung  Bon  SSaffenftillftanba.  unb  griebenä. 
bebingungen  Bortontmt,  fowie  Bon  ber  3nnafion, 
b.  p.  ber  Bodibergepenben  ©efepung  eineä  Xeileä  beä 
Staatägebietä  burep  biefeinbliepenffiäepte.  Son  einer 
E.  tot  etgenlliipen  Sinne  fpriept  man  erft  bann,  wenn 
baä  gan  je  ©ebiet  beä  befiegten  Staateä  Dom  Sieger 


©robicrett  — ©ro$. 


71 


in  ©eVri)  Mnouimen  unb  eine  bouembe  2NfIbaltung 
bedielten  \oioie  bie  oottflänbige  riufbebung  bet  bid» 
beugen  Selbftänbigfeit  bed  feinblidjen  Staatdwefen# 
unb  beijm  EinOerleibung  in  Stage  {lebt  (debellatio, 
plena  victoria,  jumeiten  ungenau  ald  rinnepion 
[f.  b.)  be.jeidjnet).  ^näbefonbete  wirb  berriudbrucfE. 
usotjl  aud)  uon  ber  rineignung  Bon  Staatsgut  ge» 
btaud|t,  bad  bet  Sieger  für  ftdi  in  Seid)  lag  nimmt, 
iomie  Born  ©eutemad)en  im  Kriege  überhaupt  ([. 
©tute).  Sgl.  Rolfen  botff,  Eroberungen  unb  Er- 
oberungdrecht  (öerl.  1872);  3eje,  fitude  thöorique 
et  pratique  sur  l’occupation  comme  mode  d’acquö- 
rir  les  temtoires  en  droit  international  (©ar.  1895). 

©robierrn  (lat.),  roegnagen,  wegbeuen ; Eroden- 
tia,  iouiel  wie  Caustiea,  rißmittel , f.  Srofion. 

Erodlum  V Berit.  (St  e i b e r ( d)  n a b e 1),  ©attung 
ber  ©eraniajeen,  Kräuter  ober  Halbfträudjer  mit  ro- 
fettenförmig  gefleHten  ©runbblätteni,  gangranbigen, 
feftwad)  gelappten  ober  gefieberten  ©tättem,  einzeln 
ober  bolbig  geftellten  Blüten  unb  fd)raubig  gebrebten 
©rannen.  Etwa  50  rillen,  meiftinbenSDiiitelmcerlän» 
bem,  einige  in  rimerifa,  im  Äaplanb  unb  SSeftauftra- 
lien.  E.  cicutarinm  Sm. , in  Europa , ©Drbafrila, 
rifien,  oft  old  Unfraut  auf  bebautem  ©oben  unb  burd) 
bie  Kultur  weit  oerbreitet,  rietbt  möbrenartig  unb 
wirb  in  einigen  ©egettbett  ald  Solfdmittel  auf  «Bun- 
ben  unb  ©cfiftwüre  ;erquetfd)t  aufgelegt.  E.  moscha- 
tnm  Hirit.,  in  Sübeuropa  unb  'liorbafrifa,  ebenfalls 
burib  Kultur  weit  oerbreitet,  riedft  befonberd  bei  troef- 
nein  ©etter  ntoftbud-  ober  bifamäbnlicb  unb  Würbe 
früher  ald  ©ifam-Storibfcbnabeltraut  arjnei- 
tiib  benußt  Die  grucbtfebnäbcl  ber  Erobien  (tnb  febr 
bpgroftopifdj  unb  eignen  ftd)  bedbalb  (befonberd  bie 
febr  langen  oon  E.  gruinum  L.,  aud  Sübeuropa) 
ju  Simmerbbgrontetern. 

©räffnnng  (©ublifation,  Selanntmaebung), 
bie  panblung,  burib  bie  eine  Entfcbeibung  ober  fonftige 
Serfügung  ;ur  Kenntnis  ber  Beteiligten  gebracht 
wirb.  3m  ©rojeft  gefd)ie&t  bie  E.  entweber  burd) 
Serfünbung  (f.  b.)  ober  burd)  3uftellung  (f.  b.). 
Erft  mit  ber  E.  an  bie  ©eteiligten  äufsert  ber  ritfjter» 
lidie  riudiprud)  bie  U)nt  naib  feinem  3nl)<ilt  jufom* 
menben  Sirfungen;  Bon  ba  an  barf  er  regelmäßig 
niibt  mehr  jurüdgenomnien  notb  abgeänbert  werben. 
Einen  anbem  Sinn  bat  E.,  foweit  bamit  bie  Ein- 
leitung eined  ©erfahrend,  j.  ©.  bed  ftonfurdoerfal)« 
rend  (f.  b.),  bezeichnet  wirb.  Sgl.  Eröffnung  bed 
fjauptoerfabrend. 

(Eröffnung  bed  Hauptt>crfal)rcns)  (Serwei* 
iungdbefd)luft,Serweifungäcrfenntnid,Ser. 
>eßung  in  ben  rinllageftanb),  ber  fflerid)tdbe» 
idjluß,  baß  in  einer  Straffacbc  bie  mttnblid)e  Haupt» 
oerbanbluna  fiattfinben  foü.  'Jiur  bei  Übcrlretuttgen 
unb  geringfügigen  Sergeben  (ann  in  bettt  Scrfabren 
oor  ben  Sd)öftengerid)ien  ohne  fdjriftlicbe  rinflage 
unb  ohne  eine  ricf)terlid)e  Entfibeibung  über  bie  E. 
nad)  ber  beutfdjen  Strafprojeftorbmmg  jur  Houpt» 
oerbanbluttg  gtfd; ritten  werben.  Soraudfcßung  ber 
E.  ift  bie  Sertigung  einer  rinflagefd|rift  (f.  Klage), 
gleidjBiel  ob  eine  gericbtlitbe  Sorunterfutbung  ftatt» 
aefunben  ba*  ober  nicf)t.  Sie  rinflagefcbrift  foU  ben 
«ngeftbulbigten  gugleidj  in  ben  Stanb  feßen,  ftd) 
auf  feine  Serteibigung  gehörig  Dorjubereitcn.  Xer 
8efd)lu6  bed  öeriifjtd  über  bie  E.  (ann  fobann  fol- 
geren 3«balt  haben:  1)  Xad  ©eritbt  tann  }unäcbft 
nodj  ehyelne  ©eweiderbebungen  ober  bie  Eröffnung 
einer  Sorunterfudjung  ober  bie  SerooHftünbigimg 
einer  folgen  anorbnen.  2)  Xad  ©eritbt  befiftlicftt, 
baß  bad  ©erfahren  Borläufig  einjufiellen  fei  ([.  Eim- 


fteüung).  8)  Xer  fflcrid)tdbefd)tuft  gebt  babin,  baß 
bad  .‘pauptoerfabren  niibt  ju  eröffnen  fei,  aud  tatfädj- 
lieben  ober  aud  rechtlichen  ©rünben.  3»  biefem  Salle 
ifl  ein  etwa  erlaffener  Haftbefehl  auf jubeben,  aud)  ift 
ber  ringefdjulbigte,  wenn  eine  Sorunlerfndjung  ftatt» 
gefunben  bat,  »aufter  Serfolgung  ju  feßen*.  4)  Ed 
Wirb  auf  S.  ertannt.  Xied  gefdjiebt  bann.  Wenn  ber 
9lngefd)u!bigte  einer  ftrafbaren  öanblung  »binrei» 
djettb  oerbätbtig«  ift.  Xer  Sefibluß  muß  ebenbiefe 
Hanblung  unter  HerOorbebungibrergefehlf^enäRerf- 
male,  bad  anjuwenbenbe  Slrafgefep  unb  bad  ©eriibt 
bejciifinen,  Oor  bem  bieHauptOerbanblung  fiattfinben 
fall.  Xiefer  ©e(d)luf)  tarnt  Don  bem  Vlnge’"d)ulbigtot 
niibt  angefoibten  Werben,  toiibrenb  bieStaatdanWalt- 
ftbaft  ben  ablebncnben  ©eftblug  (3)  Bermtttelft  fofor- 
tiger  ©efibiuerbe  nnfeibten  tann.  3iatb  ber  öfterrei- 
^ifiben  Strafprojeßorbnung  finbet  eine  gericbtlitbe 
Entfd)cibung  über  bie  äuläffigfeit  ber  'llnllage  nur 
auf  Serlangenbed  ?lugefibulbigtenfiatt.  Xad 
©eriibt,  bad  Diefe  Entfibeibung  fällt,  ift  Derfd)iebeii 
Oon  bemjenigen , bad  bie  Hauptberbanblung  abbält. 
9tad)  englifdjem  Stecht  entfebeibet  über  bie  E.  in 
SdßBurgericbtdfatben  bie  Vlnflagejurt)  ( f.  b.),  in  Sranf  • 
reidb  bie  'Jlntlagetammcr  bed  $lppeubofd  (Chambre 
des  mises  en  accusation).  Sgl.  Xeutfcbe  Slrafpro- 
jeftorbnung,  § 198  ff.,  451,  450,  462,  unb  bie  Sehr- 
biidter  bed  Strafproje&reebtä. 

(Sräffnung  bed  Ronfurfcd,  f.  ffonfurd. 

©rogation  (lat),  Serteilung,  9lud)ablung , be- 
fonberd oon  Segalen;  Erogator,  Sudjabler,  fllud- 
teiler;  erogieren,  audteilen,  -jablen. 

Erolco  (ital.) , beroifd),  belbenmäßig;  j.  S.  Sin- 
fonia  eroica  (oon  Seetbooen). 

©rärtcrung  fEjpofition),  Ertlnrung  ober  Sr • 
läuterung,  bur^  bie  eintScgenftanb  oberfflegriff  nicht 
fowobl  logifd)  Ootlftänbig  bebanbelt  unb  erfeböpft,  ald 
oielmebr  nur  Don  einjelnen  Seiten  betrachtet  unb  im 
Serbältnid  ju  anbem  an  ben  ihm  gebübrenben  Slap 
(Ort,  baber  ber  Sfame)  geftellt  werben  foU.  Sgl.  Er- 
flärung. 

©rod,  ber  griecb-  ©ott  ber  Siebe.  Homer  erluäbnt 
ihn  nid)t;  nad)  Hefiob  ging  er  am  Wnfang  atlerXittge 
wie  ®äa  aud  bem  ffpood  beroor,  offenbar  ald  Ur- 
prinjip  aller  Erzeugung.  3tbnlid)  lieft  bie  orpbifcb« 
Sehre  E.  bem  Sieltet,  bad  ftd)  aud  bem  Ebaod  jufam- 
mengebaHt  bolle,  entfpringen,  unb  noch  anbre  Spu- 
ren aud  älterer  3eit  laffen  feine  urfprünglicbe  fodmo- 
gonifefte  ffiirffamfeit  erfennen.  Xer  fpätern  3*it  gilt 
er  allgemein  ald  ber  mehr  ober  weniger  finnltcbe  Sie- 
bedgott  unb  ald  jüngfler  ber  ©ötler.  unb  jwar  meift 
ald  Sohn  ber  'ilpbrobite  unb  bed  Ülred  ober  Hem'td. 
Ewig  fiinb,  ift  er  unbefonnen,  launig,  boeb  allmäch- 
tig unb  ©öttem  wie  SHenfcften  unwiberfteblicb-  Er 
oerfebont  niemanb,  fctbfl  bie  eigne  äifutter  unb  3<ud 
nicht  Er  wirb  geflügelt  unb  mit  Sadeln  ober  fflogen 
unb  nie  feblenben  ©feilen  bemebrl  gebadft.  3ugfi(IH 
Würbe  ihm  ald  ©ruber  Slnterod,  bie ©erfonififation 
ber  öcgenliebe,  ald  öenoffen  ©otbod  (»Sebnfucbt*) 
unb  H'mecod  (-©erlangen*);  ferner  ©eilbo  (»Uber- 
rebung«).  Sud)  umgab  man  ihn  mit  einer  SRenge ihm 
gleichartiger  Siefen,  benEroten  (banad)  auch  bei  ben 
Siömem  Amort-s  unb  Cupidines).  Sein  beriibmtefter 
Kullud  War  >u  Xbedpiä  in  ©öotien,  wo  er  feit  alten 
3citen  in  ©eftalt  eined  rohen  Steinblodd  Wabrfcbein» 
lief)  ald  ber  alte  Sialurgott  Derebrt  würbe.  Vllle  oier 
3abre  würben  bierbieErotienoberErotibicn  mit 
muftfeben  unb  gtjmnijcftcn  ©ettfämpfen  bid  in  bic 
Kaiferjeit  begangen.  SbenfaUd  febr  alt  war  fein  Kult 
ju  ©arion  am  HeHedpont.  Xie  in  fpäterer  3flt  ent- 


72 


©ros  — 

ftanbenen  Kulte  galten  ihm  nicht  als  Sott  her  ffle- 
fd)led)tSliebe,  fonbern  btm  Stifter  unb  Bcidu'iper  ber 
greunbfdjaft  unb  Siebe  unter  Wännern,  bie  in  ffirie- 

ct)enlanbbbe< 
[ten  feiten 
bie  Seele  ber 
friegerifeben 
u.  gpmnafti- 
(eben  tlbun- 
gen  war. 
$cil)er  war 
fein  Bilb  in 
Mieten  ®pm* 
nafien  jwi* 
fdjen  .fjermeS 
imb$erafleS 
aufgeftetlt, 
unb  ju  EliS 
fteOteeinSe- 
lief  6.  unb 
SlnteroS  (alb 
Siebe  u.  ffle» 
gcnlicbe  ber 
männlichen 
3ugenb)  mit 
Sie  SiegeS* 
palme  ftrei- 
tenbbar;  ba< 
ber  War  nueb 
bie  »heilige 
Sd|ar«  ber 
tbebanifeben 
3ünglinge 

gtj.  1.  See«  (9«m,  Satitan).  bem  E.  ge- 
weiht, unb 

©hart einer  unb  Kreter  opferten  ibm  bor  ber  Sd)lad)t, 
um  ftdj  ju  treuem  3ufammenf)alten  ju  Berbinben.  — 
Ser  röntifd)eSlmor  oberKupibo  ift  eine  btofje Über- 
tragung beb  griedjijebenE.unb  bat  nie  öffentliche  S3er< 

ebrung  ge- 
noffen. Uber 
ben  WptbuS 
bon  ber  Siebe 
be-3  6.  unb 
ber  ©'gebe  f. 
Pm<be- 
tieKünft- 
ter  folgten  in 
ber  tarftel- 
luuq  best  S. 
bentiebtem, 
inbem  fie  ibn 
alb  fdjonen, 
an  ber 
Sehweite  beS 
3ilngling8< 
atterS  fiepen- 
ben  Knaben 
ober  auch  als 
anmutiges 
Slinb , meift 
beflügelt  ,bil» 
beten.  3uben 

gtg.  0.  SroJ  (Som.  Wit|tum).  obengenann. 

ten  Attribu- 
ten , Sogen  unb  Pfeilen  unb  ber  brennenben  gartet, 
fommt  noeb  bieSRofe  Ijingu.  Für  eins  berbeftenKunft* 
werte  beS  ejanjen  SlltertumS  galt  ber  E.  beS  tfirarUe- 
leS,  ben  helfen  (Beliebte  Pbri)ne  nad)  tbeäpiä  weihte. 


©rofion. 

$ort  befgnb  fid)  au<b  ein  berühmtes  ßrjbilb  Bon  Stj< 
fippoS.  Außerft  jahlreidj  unb  mannigfaltig  finb  bie 
tarfteüungen  auf  (Bemmen  unb  SfeliefS.  Unter  ben 
Bielen  auf  unS  gefontmenen  EroSftatuen  unb  -Sta- 
tuetten beS  SIttertumS  finb  bie  bebeutenbften : ber 
torfo  im  SouBre  ju  'Paris  unb  ber  im  SSatifan  (bem 
SfirapiteleS  jugefdjnebcn , gig.  1);  ber  fogen.  bogen* 
prüfenbe  6.  im  fapitolinifeben  Wufeum  ju’Som  (gig. 
2;  wabrfd)einli<b  na<b  Spfippob),  ber  nod)  in  anbeni, 
j.  t.  beffem  Kopien  erbalten  ift ; ein  mit  Knöcheln 
fpielenber  E.  im  Berliner  Wufeum  unb  bie  berühmte 
Warmorgruppe  6,  unb  fßfbcbe , (ich  umarmenb  unb 
tüffenb,  im  (apitolinifeben  Wufeum  ju  SRoni  ([.  tafel 
»Bilbbauerfunft  V«,  gig.  10).  Sgl.  3 a b tt , Slrcbao- 
logifebe  Stuffäpe  (fflreifsw.  1845);  3-  ®rimm,  Über 
ben  SiebeSgott  (Bert.  1861);  ©cbömann,  DoCapi- 
dine  cosmogonico  (SreifS  W.  1 852) ; gu  r 1 w ä n g l e v, 
E.  in  ber  Vafenmalerei  (Wünd),  1875);  ©irt,  De 
amorum  in  arte  antiqua  sinnilacris  (Warburg 
1892);  gbrfter,  EroS  (BreSl.  1893). 

(SroG,  planet,  f.  Planeten. 

(Srofion  (lat.  >3ernagung,$ur<bfrcffung»;bierju 
tafel  -Erofion«  mit  t ejt) , wuSwafcbung  Surrt)  fite- 
ftenbeS  SBaffer,  im  Weitem  Sinne  auch  Abtragung 
bureb  baSEu»  beSWeereS  unbberfflletfeberfowieburel) 
ben  SBinb.  3>aS  auf  geneigter  gleiche  berabrinnenbe 
Säaffet  ift  an  unb  für  ftd)  nubt  fähig,  tn  fefteS  ffleftein 
meebanifd)  eine  gurebe  tinjufdjneiben;  bieS  wirb  erft 
möglid),  Wtrm  baS  ffleftein  bureb  bie  <bemif(be  unb 
medjanifebe  SBirtung  ber  Sltmofpbarilicn  eine  ober- 
flätblicbe3erfcbung  erfahren  bat,  ober  wenn  baS  SBaf- 
fer feine  barte  Sanbteiletjen  transportiert,  mit  benen 
baS  ffleftein  nach  unb  nacb  abge[d)liffen  (f.  Korrafton) 
ober,  wie  in  ben  fogen.  Strubellikbem,  Siefentbpfen 
(f.  b.),  auSgebbblt  wirb.  Sie  tätigfeit  beS  rinnenben 
SBajjerS  begeht  pauptfätblicb  im  gortfehaffeit  bes  bureb 
bie  Verwitterung  gelieferten  lofen  WaterialS.  S3irb 
leptereS  fortgefehwemmt,  fo  wirb  bie  Sieigung  ber 
fflebäuge  beftänbig  Berriugert,  unb  baS  Enbrcfultat 
ber  SBirtung  beä  iRegenS  tft  eine  BöUige  Einebnung 
aller  (Behänge.  ®ie  E.  ift  aber  nicht  allem  an  ber 
Oberfläche,  fonbern  aud)  in  ben  unterirbifdjen  SBaffer- 
laufen  tätig (f. Erbfall,  Schlotten).  t ab  in  bie  fflefteine 
einbringenoe  SBaffer  wirft  löfenb  auf  bie  fflefteine  im 
ganjen  ober  auf  gewiffe  Befianbteile  berfelben;  feine 
SBirtungen  finb  abhängig  Bon  feinem  SßfungäBer* 
mögen,  feinet  Stenge  unb  Bon  ber  Söätiebfeit  ber  ®e* 
flcinSelemente.  SaS  SöfungSBcrmögen  beS  SBafferS 
wirb  bureb  M«  in  geringer  SJfenge  barin  gebunbenen 
fflafe,  namentlieb  oauerfloff  unb  Koblenfäure,  unb 
büret)  etwa  febon  barin  geliifte  SRineralbeftanbteile 
mobifijiert  So  ift  baS  SifungSBermögen  beS  Siegen- 
WafferS  im  SBinter  unb  grübiabr  nicht  baSfelbe  wie 
im  Sommer  unb  öerbft,  weil  ber  fflehalt  an  Vlmmo- 
niumnitrat  unb  -Sietrit  mit  ber  3abreSjeit  weebfelt; 
aueb  ift  baS  SöfungSBcrmögen  bes  gewöhnlieb  fef)on 
mit  ittineralifeben  Öeftanbteilen  gefättigten  gtufjwaf- 
ferS  geringer  als  baS  beS  SRegen-  unb  OueüwafferS. 
Kein  einziges  ffleftein  ift  abfolut  uni  belieb,  aber  bie 
SöSliebfeet  ber  fflefteinSelemente  ift  febr  oerfebieben. 
Stiebt  IöSli^e  Verbinbunaen,  wie  Steinfalj,  ftnb  ber 
ebemifebeu  E.  in  hohem  fflrabe  jugänglieb  unb  beS- 
halb  in  ältem  Formationen  aueb  nur  bort  in  gröfiem 
Waffen  erhalten,  wo  fee  bureb  Wafferbiebte  Sagen 
(tont)  gegen  untcrirbifebe  E.  gefePüpt  waren.  Vlueb 
fflipS  unb  Vlnhpbrit  fönnen  nod)  als  leichter  löSüebe 
fflefteine  gelten,  unb  bie  unterirbifebe  E.  berartiger 
Waffen  (ann  gleiebfallS  für  bie  Si'iBeauneränbenmgen 
an  ber  Dberfläd)e  Bon  Bebeutung  Werben  (f.  fohlen 


Erosion 


2.  Teufelsinauer  in  Nordböhmen. 


5.  Rundhöcker  aus  OraniL  bei  Kamenz  (Sachsen). 


4.  Riesentöpfe.  Oletsc hergarten  bei  Luzern. 


7.  Partie  aus  den  Adersbacher  Steinen. 


6.  Karren,  Steinernes  Meer  (Salzburger  Alpen). 


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Meyers  Konv.  - Lexikon , 6.  Au/I. 


Bibliograph.  Institut,  Leipzig. 


Zum  Artikel  .Erosion'. 


Erläuterungen  znr  Tafel  »Erosion*, 


Auf  die  Wirkung  der  Erosion  ist  die  Abwechselung 
von  Berg  nnd  Tal,  die  Bildung  der  Stromtäler  sowie 
die  eigentümliche  Form  der  meisten  Berge  im  wesent- 
lichen znrückzuführen , s.  Text  anf  Rückseite  der 
Tafel  Bergformen  III.  Täler  lediglich  durch  Erosion 
gebildet,  sind  viel  häußger  als  diejenigen,  deren  erste 
Anlage  durch  die  Tektonik  der  Gesteine,  etwa  durch 
Spaltenbildnng  i Spaltentäler) , bedingt  wurde,  und 
auch  in  letztcrm  Fall  ist  dann  der  Erosion  nach  der 
ersten  Anlage  die  Hauptrolle  bei  Erweiterung  der 
Talbildnng  zugefallen.  Das  großartigste  Beispiel  von 
Flußerosion  bietet  der  Cafton  des  Colorado  (vgl.  Täler 
i 'it  Tafel  Talbildungen  I,  Fig.  1 , sowie  Muß).  Die 
Wirkungen  der  Erosion  in  der  Kreide  des  Kaukasus 
veranschaulicht  Fig.  i,  die  in  dem  Kreidesandstein 
der  Sächsischen  Schweiz  Fig.  7.  Harte,  wenig  zer- 
klüftete und  daher  besonders  widerstandsfähige  Ge- 
steine werden  langsamer  erodiert  als  die  weichen, 
leichter  auflösbaren  (Testeine.  Deshalb  entstehen  da, 
wo  harte  Quarzite  oder  Eruptiv tuassen  in  weichem 
Schiefergesteinen  eingelagert  auftreten,  wie  das  viel- 
fach im  Taunus,  inThüringen,  im  böhmisch-bayrischen 
Grenzgebirge  etc.  der  Fall  ist,  mauerartig  hervor- 
springende groteske  Felsbildungen  und  wildzackige 
Grat«  und  Kiffe,  die  in  einem  auffallenden  Kontrast 
stehen  zu  den  milden,  abgerundeten  Bergformen  der 
umgebenden  Schiefer  (s.  Laurentische  Formation, 
Fig.  1).  Auch  die  mit  den  Namen  der  Teufeltmauer 
liezeichnetcn  eigentümlichen  Basaltgebilde,  die  im 
Gebiete  des  Keupers  im  Grabfeld  westlich  von  Ko- 
burg  und  in  ganz  ähnlicher  Ausbildung  innerhalb 
des  Kreidcsandsteins  bei  Jeschken  und  Oschitz  in 
Nordböhmen  (Fig.  S)  und  an  vielen  andern  Orten 
auftreten,  sind  auf  gleiche  Weise  entstanden.  Die 
nur  wenig  (2 — 3 m)  mächtigen,  auf  mehrere  Kilo- 
meter Erstreckung  verfolgten  gangförmigen  Basalt- 
massen sind  bei  weitem  härter  als  das  leicht  zerstör- 
bare Nebengestein  und  ragen  nun  als  schroffe,  stellen- 
weise bis  10  m hohe  Felsmauern  mit  der  dem  Basalt 
eignen  säulenförmigen  Absonderung  aus  dem  sonst 
fluch  gewellten  Boden  hervor.  Bei  den  verschiedenen 
Gesteinen  äußert  sieh  die  Verwitterung  und  die  Ero- 
sion in  ungleicher  Weise.  Bei  den  reinen  Kalksteinen 
und  Dolomiten  bilden  sich  zumal  da,  wo  sie  häufig 
von  heftigen  Regengüssen  oder  lange  Zeit  hindurch 
von  schmelzendem  Schnee  beeinflußt  werden,  Schrat - 
ten  und  Karren  {».  d.  und  Karsterscheinungen) , und 
zwar,  wenn  die  Kalkfelsen  geneigt  sind,  zahlreiche 
parallele  lange  Furchen  in  der  Richtung  des  abflie- 
ßenden Wassers,  oder,  wenn  sie  mehr  horizontal  ge- 
lagert, unregelmäßige  tiefe  Löcher  ( Dolinen ) und 
kürzere  Furchen  (Fig.  G sowie  Tafel  Gebirgsbildun- 
gen, Fig.  6).  Auch  entstehen  bei  Kalkstein,  besonders 
at»er  bei  Gips,  durch  die  Erosion  sogen.  Erdpfeifen 
(s.  d.),  Schlotten  (s.  d.),  Höhlen  (s.  d.)  und  Erdfülle 
(s.  Tafel  Gebirgsbildungen,  Fig.  7).  Dagegen  werden 
Granit,  Gneis  und  verwandte  Gesteine  durch  die  Ver- 
witterung nach  und  nach  bis  zu  oft  beträchtlicher 
Tiefe  gelockert  und  in  Grus  verwandelt;  die  feinen 
Klüfte  und  Absonderungsflächen , die  die  Gesteine 
durchziehen,  erweitern  sich  mit  fortschreitender  Ver-  j 
Witterung  immer  mehr,  und  die  AbsonderungBformen,  I 
für  viele  Gesteinsarten  so  überaus  charakteristisch  j 
(s.  Absonderung),  treten  dann  um  so  deutlicher  her- 
vor. Wird  der  lockere  Grus,  der  sich  auf  den  weiter 
werdenden  Klüften  bildet,  allmählich  erodiert,  so 
bleiben  wohl  mächtige  Felsen  zurück,  durch  tiefe 
klaffende  Spalten  voneinander  getrennt,  zuweilen 


i auch  etwas  gegeneinander  verschoben,  und  daneben 
• auch  einzelne  an  den  Kanten  stark  gerundete  oder 
annähernd  kugelig  gestaltete  Blöcke,  die,  oft  nur  noch 
mit  schmaler  Basis  aufruhend,  durch  kräftige  Stöße 
in  schaukelnde  Bewegung  versetzt  werden  können 
j (Schau  kehle  ine , Wackelsteine,  Lottel feiten , s.  Tafel 
Absonderung,  Fig.  1).  Die  Mehrzahl  der  Blöcke  aber 
I bildet,  in  sich  zusammenstürzend,  ein  Huufwerk  von 
durcheinander  liegenden  Trümmern.  Zahlreiche 
Berggipfel  bestehen  aus  solchen  übereinander  ge- 
türmten mächtigen  Blöcken  (Blockgipfel) ; auch  an 
den  Abhängen  der  Berge  begegnet  man  oft  (so  im 
Harz,  Fichtelgebirge,  Schwarzwald  und  Vogesen) 
Anhäufungen  solcher  Blöcke  (Blockhalden,  Felsen- 
meere). 

Sehr  charakteristische  Erosionserschein  an  gen  bil- 
den die  in  den  Fig.  4,  5 «.  3 zur  Darstellung  gebrach- 
ten Riesentöpfe,  Rundhöcker  und  Erdpyramiden. 
Die  Riesentöpfe  (Gletschertöpfe,  Strudellöcher,  Bohr- 
töpfe) sind  bis  zu  12  m und  darüber  tiefe,  bald  kes- 
selartige, bald  schachtartige  Löcher,  Einbohrungen 
von  Geröllen  (Scheuersteinen , Mahlsteinen) , die  an 
Wasserfällen  und  in  Stromschnellen,  besonders  häu- 
tig in  tiletacherbächen  durch  den  Strudel  lange  Zeit 
in  kreisender  Bewegung  erhalten  wurden.  Die  Rie- 
sentöpfe lassen  mitunter  ihre  Bildnngsart  daran  er- 
kennen, daß  sich  auf  der  Innenseite  in  Spiralen  ver- 
laufende Furchen  vorfinden,  dem  seitlich  einstürzen- 
den Wasser  oder  dem  allmählichen  Einbohren  der 
Scheuersteine  entsprechend.  Das  Bohrmaterial  selbst 
liegt  bisweilen  in  der  Form  von  runden  Geröllen  auf 
dem  tiefsten  Grunde  des  Kessels.  Derartige  Erosions- 
gebilde finden  sich  besonders  in  den  früher  von  Glet- 
schern bedeckten  Gebieten,  auch  im  Bodetal  (H&rz), 
inThüringen,  bei  Rüdersdorf  bei  Berlin,  im  Schwarz- 
wald,  in  den  Vogesen,  am  Bodcnsee  (Überlingen)  etc. 
Besonders  schöne  Riesentöpfe  zeigt  der  sogen.  Glet- 
schergarten bei  Luzern  (Fig.  4).  Ähnlich  mögen  viele 
sogen.  Solle  oder  Pfuhle,  kreisrunde,  mit  Wasser  oder 
mit  Torf  gefüllte  Löcher,  die  im  norddeutschen  Ge- 
»chiehelehm  häufig  lieobachtet  werden,  entstanden  sein. 
Durch  die  erodierende  Wirkung  des  vorrückenden 
Eises  werden  die  Unebenheiten  des  Untergrundes  von 
Gletschern  (s.  d.)  geebnet,  hier  und  da  auch  wannen- 
förmige Vertiefungen  (sogen.  Auskolkungen) , beson- 
ders aber  eigentümliche  runde  Felsformen,  sogen. 
Rundhöcker  irochea  moutonnees,  Fig.  5 j,  erzeugt,  die 
in  der  Regel  eine  deutliche,  der  Bewegungsrichtung 
des  Gletschers  entsprechende  Streifung  oder  Schram- 
mung  erkennen  lassen.  Die  Erdpyramiden  (Erdpfei- 
ler) sind  schlanke  Säulen  and  spitze  Pyramiden  ans 
lehmig -sandigem  Material,  die  an  ihrer  Spitze  ein 
festeres,  größeres  Gesteinsfragment  tragen,  das  bei 
nach  abwärts  fortschreitender  Erosion  als  Schirm  für 
«len  feinem  Schntt,  in  dem  es  ursprünglich  begrab«1 
lag,  gedient  hat.  Am  bekanntesten  sind  die  Erdpy  rami- 
den  von  Bozen  (Südtirol),  wo  sie  waldähnlich  and  bis 
30  m hoch  nebeneinander  gestellt  sind,  sowie  die  von 
Colorado  (Fig.  3).  Im  kleinen  läßt  sich  die  Erscheinung 
nach  jedem  Platzregen  an  den  Wänden  von  Hohl- 
wegen beobachten,  die  in  ein  feines  und  lockeres,  mit 
größern  und  festem  Brocken  untermengtes  Erdreich 
einschncidon.  Man  kann  sie  nach  künstlich  darstel- 
len, wenn  man  anf  ein  Gemisch  von  Sand  und  flachen 
Steinen,  das  sich  in  einer  schiefgcstellten , flachen 
Schale  befindet,  einen  Wasser  regen  fließen  läßt.  - — 
Über  die  Erosion  durch  die  Brandungswelle  und 
durch  den  Wind  s.  Korrosion . 


Groteina  — ©tpreffung.  73 

unb  Erbfall).  Ralfftein  (foplenfaurcr  Jfalf>,  in  bcftil-  jutage  förberte  Wie  bie  »Erotopaegnia,  s.  Priapeja 
tiertem  SBaffer  faft  unlöslich,  wirb  bei  ©egenwart  vetenira  et  recentinm  Venen  jocosaesamra«  (Sar. 
»on  freier  Roptenfaure  leitet  m nicpt  unbetrffeptlicper  1798).  IBeionbrr« in  ben  frioolen geilen  Subttig«  XIV. 
Sienge  aufgelöft,  aber  bei  Serlufl  btr  Roplenfnure  unb  EubwigS  XV.,  wie  namentlich  ton  Eribitlon 
wieber  abgefept.  J)n  ben  SRergelgejtcinen,  bie  neben  unb  Sähe  (j.  b.),  erschienen  Dergleichen  Srobuftc. 
(oplenfaurcm  Ralf  auep  Sanb  unb  5Eon  enthalten,  ift  Erotomanie  (grieep.,  *Sicbc«roapnrtnn.),  eine 
jWar  faft  nur  ber  Ralf  ber  epemifepen  E.  unterworfen.  pfpepifepe  Ülbnonmtät,  bie  fleh  burep  ejjefftBc  Siebe 
aber  wenn  biefer  auögclaugt  ift,  fo  wirb  baburd)  bab  halb  ju  einem  in  SBirflicpfeit , halb  nur  in  ber  Ein- 
©efüge  gelodert,  unb  bie  mechanifche  E.  hat  nun  ein  bilbung  beäRranfen  oorhanbenen  ©egenftanb  eparaf- 
Diel  leichtere«  Spiel.  So  geht  bie  mechanifche  mit  ber  terifiert.  Sie  S.  ift  feine  felbflänbiae  pfpepifepe  Er* 
chemifchen  E.  $anb  in  Hfll’b:  einjelne  leichter  löbliche  franfungäform,  fonbeni  Wie  alte  äjfonomanien  nur 
Seftanbteile  werben  allmählich  jerfept,  mehr  ober  me-  ein  Sbmptom  franEpafter  (jjfbcbe.  Sic  E.  fiept  in 
niger  getöft,  ba«  ffiefilge  wirb  gelodert,  unb  bie  lofen  naher  Bejicpung  ;u  ber  Sfpmpbomanie  (bei  grauen), 
Setle  bieten  ber  meebanifehen  ©ewalt  ber  ftrömenben  ber  Satpriafi«  (bei  iKännern),  bie  aber  ihre  nöchfte 
©cwäffer  halb  nicht  mehr  genilgenben  33ibeiftarrb.  Duelle  tn  franfhaftem  Erregungäjufianb  ber  @e« 
SieE.an  berErboberfliiche  wirb  auch  burch  ben  Sem-  fd)Iedjl8werfjeuge  haben.  — Sie  anE.  leibenben  Ser- 
peraturwecbfel  ber  Vllmofphäre  unterftüj)t  unb  bie«  fonen  gefallen  fiefj  in  obfjönenQtebanfenOorjteUungen 
um  fo  mehr,  je  häufiger  bei  bem  ©efrieren  unb  ber  unb  ©offen ; auch  befepäftigen  fte  ftch  Diel  mit  ihren 
SolumDergröBerung  be«  SBaffer«  in  ben  Spalten  eine  ©enitalien ; juweilen  ift  auch  bie  E.  ein  Shmplont  ber 
mrd)anif<be Rraftäujjerung  auf  bieRohärton  einwirft.  SDJanie  (f.  b.)  unb  ber  beginnenben  allgemeinen  $5a» 
3m  allgemeinen  wirb  bemnach  in  ben  gemäjjigten  ralöie. 

3onen  unb  auf  Hochgebirgen  in  ber  9?äpe  ber  Schnee-  Erpel,  ber  Enterich,  ba«  SRättnepen  ber  Ente, 

cjrenje  burch  Stoff  bie  E.  am  meiften  beförbert  (Dgl.  Erpel , gleden  im  preuf).  Kcgbej.  Roblenj,  Rrei« 

auch  Snfolation).  SBeitcre«  über  bie  E.  f.  in  ben  Er-  91euwieb,  am  Kpein  unb  an  ber  Staatebahnlinie 
Iäuterungen  jur  beifolgenben  Infel.  Sgl  auch  lafel  RöIn-Scuh-SJieberlahnftein,  hat  eine  fath-Rirche  unb 
>®angbilöungen* , gig.  8,  unb  Safel  »SBüftenbil-  aooo)  950  Sinw.  Sähet  ber  200  m hohe  Safaltberg 
bungen  I u.  II«.  — 3n  ber  Heiltunbe  oerftept  man  Srpeler  Sei,  an  bem  ber  Seiwein  wädjft. 
unter  E.  einen  Serlufl  beet  Epithel«  auf  Sepleimpäu-  Erpeitfu«  (Dan  Srpc),  Iponta«,  Orientalift, 
ten,  wie  er  namentlich  bet  Katarrhen  häufig  Dorfommt,  eteb.  11.  Sept.  1584  gu  ©orlum  in  fjollanb,  geft.  13. 
währenb  ncan  einen  berartigen  Serluft  berEpibermi«  IKoö.  1624,  ftubieilc  in  Eeiben,  warb  hier  1613  ißro* 
(bunhStoB,Sth!agtc.)geWöhnli<h alöSjforiation  feffor  ber  orientalifdjen  Sprachen,  fpäter  auch  Sol- 
(f.  Hautabschürfung)  unterfepeibet.  E-ber3ähnc,  metfeh  bei  ben  ffieneralftaaten.  Er  errichtete  eine  ara- 
f.  gapnfranfpeiten.  bifcheSrudcrei,  bie  nach  feinem  lobe  Don  feiner  Sitwe 

Eroten»a(grieep.,2l?epr5apl:ErotemSta),grage,  an  bie  Srüber  Eljebir  (f.  b.)  Derfauft  Würbe.  Seine 
gragefap  ;erotemalifep,  fragweife ; E r o t em  a t c I,  qröffem  SBerfc : > Grammatica  arabica«  (2. Stuft  Don 
gragefunft,  Runft,  biegragen,  namentlich  i,n  Unter.  Seuftng,  Scib.  1636;  Wieber  abgebnedt  baf.  1656, 
rieht,  fo  ju  fteüen,  bafi  man  bamit  ju  Derflänbigem  1748,  1767,  Palermo  1796,  9iom  1829;  abgefünt 
Siaepbenfcn  anteitet  unb  richtige  Sntroorten  peroor-  Don  SRicpaeli«,  ffiötting.  1771),  bie  nach  3of.  Scalt- 
ladt.  Sie  eroiemaiifepe  Sehrform  ift  befonber«  im  ger«  lobe  Don  E.  abgefeploffenen  »Proverbioram 
18.  3aprp.  burch  bie  fogen.  Sofratiler  au«gebilbct  ärabicorum  centuriae  duae*  (mit  tateinifeher  Über' 
worben  unb  Würbe  auch  bie  fofratifdje  ober  latedje.  fepung,  2.  Sluft  1623,  Seile  barau«  öfter),  »Locmäni 
itfehe  genannt.  Sgl.  ©raffe,  Ecprbucp  ber  Ratccpt.  sapientis  fabulae«  (mit  lateinifcpcrÜborfegiing,  1615 
tif  (2.  «ujt,  ©öitiitg.  1805);  Sinter,  Segeln  ber  u.  8.),  »Historia  saraepmea  auctore  Georgio  Elma- 
Raiechettf  (13.  7htfl.,  flauen  1862);  Seinflein,  cino«  (mit  lateiniftherÜberfepung,  1625)  u.  a.,  haben 
Sie  grage  im  Unterricht  (Seipj  1886).  fepr  Diel  «ur  Einbürgerung  ber  arabifdpen  Stubicn 

Eroten  (grieep.)  j , in  gang  Europa  beigetragen. 

Erotibien  (Erotien)  j ''  Erpfingcn,  Sorf  im  Württemberg.  Scpwarjwalb- 

Erotif  (grieep.),  SepreDon  ber  Siebe  (EroS),Rurtfi  (ree  «.Oberamt  ilieutlingen,  an  ber  E rpf,  einem  Duett- 
gu  lieben;  and)  fouiel  wie  erotifdje  Soefie  (f.  Erotifd)).  baep  ber  Saucpart,  pat  eine  eDang.  Rircpe  unb  n»oo) 
Erotif  er,  Schriftftetler,  bie  fiep  mit  poetifcher  804SinW.  Sabci  ber  Schlofiberg  mit  ber  Öiuine  Hohen- 
SarfieUung  ber  Siehe  hefcpäftigrn , befonber«  aber  erpfingen  unb  bie  Erpf  inger  Höple  (Rarl«höple) 
bce  grieepifdjen  7lutoren.  bie  erbccptcte  SiebeSgefcpicp-  im  3iirafalfgebirge,  1834  enlbedt,  178  m lang,  mit 
ten  in  $rofa  gefepriehen  haben.  Siefe  unfern  Sioma-  einer  äRenge  weiter  Sropffieingebilbe. 
nen  unb  9foDeüen  Derglei^baren  Erjäblungen  fteben,  Erpreffung  (Ronfuffion,  Concussio,  franj. 
weil  in  ipnen  ba«  fentimenlale  Sioutent  jur  (Sei-  Chantage),  ba«  Vergeben,  beffen  fiep  berjenige  fepul« 
tung  fomntl,  im  (Segenfap  ju  ber  flafftfcpen  SaiDität,  big  macht,  ber,  um  fiep  ober  einem  Sritten  einen 
in  gewiffer  SScife  ber  mobemen  Encpfinbung«-  unb  rciptawibrigen  SermögenäDorteil  ju  Derfcpaffen.  einen 
yin|epauung«meife  näper  al«  bie  eigentlich  antifen  anbern  burep  ffiewalt  ober  Sropung  ju  einer  Haub- 
Sicpter.  Sie  Dorpanbenen  Vertreter  biefer  ®attmtg,  lung  ."Sulbung  ober  Unteriaffung  nötigt  (Seutfcpe« 
Ehariton,  lenopbon  ton  Eppefofl,  H*ltoboro3,  Eort-  9ieid)«ftrafge[eübucp,  §253).  Sie  bermaligcn  ©rtenb- 
go«,  Wcpctleu«  Satio«  unb  Euftnlpio«,  jiepen  fiep  toin  fäpe  über  ine«  «erbreepen  haben  fid)  au«  ber  römifep- 
1.  3oprb-  n-  Epr.  bi«  in  bie  bpjantinifepe  geit  bim  red)tlid)fu  Sb'01«  be«  SBcrbrccpeii«  ber  Concussio 
öefamtaujqaben berE. Don ipaiiow (Seipj.  1824  34,  entwidelt,  ba«  barin  befianb,  bap  femanb  einen  an- 
2 ®bt.),  Hlrf<big  (^ar.  1856)  unb  Hcfpet  (£eipj.  bern  tjorfüplicp  unter  bem  betrügerifeben  SBorwaitb 
1858  — 69,  2 8ie.).  Sgl.  91  ob  be,  Ser  grieepifebe  ober  burch  Wiffentlicpen  SDfifibraucp  einer  ihm  jufteben» 
Roman  unb  fein«  Sorläufer  (2.  Vtufl.,  Seipj  1900).  ben  ffleWalt  ju  bem  ^ugeftänbni«  eine«  reebtswibri- 
Eroiifdh  (0.  grieep.  Ero«),  wa«  fiep  auf  Siebe  be-  gen  SermögcnäDorteüS  für  fid)  ober  einen  anbem 
jiebt,  baoon  banbclt.  Saber  erotif^e  Soefie,  Sie-  nötigte.  Sottenbct  ift  ba«  Sergeben  ber  E.,  beren 
be^joefte;  auch  foDiel  Wie  obfjöne  §ioefte,  bie  SBerfc  Serfud)  naep  bem  beutfepen  Strafgefepbucp  cbenfaü« 


74 


Grr,  $ij  b’  — ©rfafebcljörbeit. 


ftrafbar  ift,  fobalb  bi«  flbnötigung  bed  Xund,  X lei- 
hend ober  Unterlaffend  »olljogcn  worben  ift . mag 
nun  ber  beabsichtigte  »ermögendre<htliche  Sorte  il  »er* 
eitelt  ober  wirflid)  erlangt  worben  fein.  Stad)  bem 
SReichdftrafgefeJbuch  tft  ;roifd)en  einfad) er  ®.,  bie 
mit  ©efängnid  oon  1 Koital  bid  ju  5 fahren,  unb 
fehwerer  ®.,  bie  mit  ,*}u(btljau8  oon  1— B fahren 
beftraft  Wirb,  ju  unterfeheiben.  2eßtere  (§  254)  liegt 
bann  oor,  Wenn  bie  ®.  burd)  Bedrohung  mit  Koro, 
Branbftiftuna  ober  mit  Serutfad)ung  einer  Über« 
fchwemmung  begangen  wirb.  SBurbe  bie  ®.  burd)  ©e* 
malt  gegen  eine  SJerfon  ober  unter  Vtnmenbung  oon 
2)robungen  mit  gegenwärtiger  ©«fahr  für  2cib  ober 
fieben  begangen,  fo  tritt  (§  255)  bie  Strafe  beb  Stau* 
beb  ein,  b.  b-  ^ud)Hjaud  oon  1 -16  fahren.  Sei  ber 
oon  einem  Beamten  burd) 'Mißbrauch  ber  Vlmtdgewalt 
ober  Slnbrobintg  eines  beftimmten  Mifjbraud)d  ber* 
felben  begangenen  6.  tritt  bie  gefehlid)e  Beflrafung 
ein,  wenn  aud)  bad  Vergeben  ohne  ©ewalt  ober  3>ro* 
bung  tierübt  würbe  (3!eicb3flrafgefffcbucb.§  339).  Be* 
fonberd  gefäbrlid)  ift  bie  foqen.  SReuoluerpreffe, 
bie  bureb  Xrobung  mit  ber  Seröffentlidjung  oon  3ei* 
tungäartifeln  rechtswidrige  Sermögendoorteile  ju  er- 
langen fudjt-  Sine  banntofere  Vlbart,  bie  nidjtd  mehr 
(an  fid)  wenigftend)  mit  bem  Strafrecht  ju  tun  bot, 
ift  ber  fogen.ÖobreOolOer.  Sinjelne^eitungänum, 
ment,  fajt  ganj  ober  ganj  aud  Sobartifeln  bc)tcbenb, 
loerben  ben  Belobten  mit  ber  Sitte  um  ©nienbung 
bed  Vtbonncmentdbetrngd  jugefehieft.  Sen  Steool- 
Oerfournaliften  fteben  würdig  rur  Seite  bie  Ser* 
ttetcr  ber  männlidjen  Sroftitution.bie  »petita  J6sh9«, 
bie  ihre  bamtlofem  Kitfdntlbiacn  bureb  bie  Drohung 
ber  Slitgeige  audbeuten.  Sgl.  grdnfei,  Xie  Xelilte 
ber  Stbtigung,  Sebrobung  unb  ©.  (Serl.  1901). 

©tr,  tpij  b’,  3381  m bober  Sera  in  ber  biernneb 
benannten  ©ruppe  ber  Stiitifdjen  Wlpcn , bie  Weitlidi 
oom  Xal  Dberbalbftein , fiftlid)  oom  Sofi  unb  ging 
Vllbula  bearemt  Wirb,  bauptfäd)litb  aud  ©ranit  be< 
ftebt  unb  itarl  Oergletfebert  ift.  Sie  umfaßt  außer- 
bem  ben  SifbeSatberad  (3393  m),  ben  Sijgu* 
lier  (ober  Kunteratfd),  3385  m)  unb  ben  belamtlen 
VluS?id)tdpunft  SijOt  (3249m).  Störblieboon  biefer 
©nippe  erbebt  fid)  berSfalfftod  ber  VI  ela  gruppe  mit 
bem  Sij  b'Vleia  (3340  m)  unb  bem  Xinjenborn 
(3179  m). 

©tränte,  Sincenjo,  ital.  Siebter  unb  Solitifer, 
geb.  18.  1813  in  Salerno,  geft.  29.  Vlprtl  1891 

m Siom.  fhrbierte  bie  Stedjle  unb  nahm  lebhaften  Vln 
teil  an  ben  politifchen  Bewegungen  auf  Sizilien,  wad 
eine  lange  Serbannung  für  ibn  jur  golge  batte.  Sr 
lebte  julettt  ald  Senator  bed  Sleitped,  StaotSrat  unb 
Kitglieb  oed  oberften  ©eriditdbofd  in  Salenno.  VH« 
$id)tertratcrberoormit:  »Liriche  e tragedie«  (Siom 
1874  , 2 Sbe.).  ben  jWei  Xrauerfpielen : »La  San- 
Felice«  unb  »Solimano  il  Grande*  (baf.  1877)  unb 
ben  3üd)tungen : »L'ideale*  unb  *La  libertA«  (baf. 
1878).  Vlucb  febrieb  er  eine  »Storia  dell’  Impero  Os- 
mano  da  Osman  alla  pacc  di  Carlowitz*  (Siom  1882 
bid  1883,  2 Sbe.).  Sein  IcpteS  Serl  war  ein  Sanb 
Igrifcber  ©ebiebte:  *In  convalescenza«. 

Errare  humänum  est,  lat.  Sprichwort:  »3r* 
ren  ift  menfcblicb*. 

Errata  (lat.),  f.  Erratum. 

©rratifrfjc  ©litctc,  f.  XiluOium  unb  Sibgect. 

Grratifebc  gormation,  fooiel  wieXiluoium,  f.  b. 

Errätum  (lat.),  3rrtum,gebler.  namentlich  3>nid 
fehler,  befonberd  in  ber  Kebrjahl  (Errata):  Serjcid)* 
nid  folcher. 

Grrcflburfcit,  f.  Sieroen  unb  Kudfeln. 


®rreflenbeSWittcl(Vlnaleptita,Sjcitantia), 
Heilmittel,  bie  einen  erregenben  Einfluß  auf  bad  Vier* 
oenfhftent  unb  bie  Hetjtätigleit  audüben,  wie  Vitber, 
Sbampfer,  Kofcbud,  Sein,  nmmonial,  Benjoefäure. 
Sie  fmben  namentlich  Snwenbung,  Wo  Srfdböpfung 
brobt  unb  bem  Jbranfen  über  eine  gefährliche  Strifid 
binweggebolfen  Werben  fott.  [639, 

Grregctmafrfjinen , f.  Sleftvifdie  Kafchmen,  S. 
©rregungdtheorir,  f.  Brown  1). 

©rrcra,  VI  l b e r t o , ital.  SialionalSlonom,  geh.  21. 
Vlpril  1841  in  Senebig,  warb  nach  beenbeten  Stubien 
1868  Srofeffor  bafelbft,  1874  Siebafteur  ber  »Perse- 
veranza*  in  ffintlanb , nachher  Srofeffor  in  Sleapel. 
Son  feinen  jablreidjen  Schriften  erwähnen  wir: 
»L’Italia  industriale«  (Xur.  1872);  »Le  nuove  isti- 
tnzioni  economiehe  nel  aecolo  XfX.  (UMail.  1874); 
»Oauiele  Manin  e Venezia  1804—63«  (baf.  1876); 
»Storia  e statistica  dclle  indnstrie  renete«  (Sencb. 
1870, mit  einem labeHenbanb);  »Storia  della  econo- 
mia  politica  nci  secoli  XVII  e XVIII  negli  stati 
della  repubblica  Veneta«  (baf.  1877);  »Le  finanze 
dei  graudi  comuni«  (glor.  1882);  »La  riforma  del 
credito  fondiario«  (Xur.  1886);  »Istituzioni  indu- 
atriali  popolari*  (baf.  1888);  »Le  operazioni  di 
credito  agrario  e lecartelleagrarie*  (Serona  1889). 

©rrhjphortm  ober  Vlrrhephorien,  in  Vltben 
ein  im  Sommermonat  Sfiropborion  gefeiertes  g*ft 
ber  Vlthene  Soliad.  Son  oier  jungen  Stäbchen  ebler 
Vlbfunft,  bie  eine  3eitlang  beim  Eredjlbeion  abge* 
fdjloffen  lebten,  trugen  ,jwei  (®rrhephoroi)  oer* 
hüllte,  felbft  ber  Sriefterin  ber  Solinä  unbefamtte 
Heiligtümer  bei  Sacht  auf  unterirbifchem  VBege  in  ben 
heiligen Bejirt  ber »Vlphrobite in  ben®ürten*,ooumo 
fie  anbre,  ebenfaM  Oerbüllte,  jurücfb rächten.  Bahr* 
fcheinlicb  haubelte  ed  ftch  unt  einen  uralten  Segeta* 
©rrhina  (griech-),  Siefemittel.  ftionäjaüber. 
Error  (lat),  Jjrrtum,  gebier,  Serfeben;  e.  cal- 
culi  ober-in  calculo ( SRed)nungäfehler;  e.  facti,  «in 
eine  Xatfacbe  betreffenber  (tatfächlicher)  grrtum; 
e,  juris,  Siechtdirrtum;  e.  juria  nocet,  e.  facti  non 
nocet,  SHedjtsirrtum  fd)abet,  tatfäd)Iid)er3rrlum  fdja» 
bet  nicht;  e.  justns,  enlfcbulbbareS  Serfeben ; e.  in 
corpore,  Irrtum  im  ©egenftanb ; e.  in  persona,  Ser» 
wecbfelung  ber  Serfon;  e.  non  est  imputabilis,  3rr* 
tum  ift  mdjt  jured)enbar;  errore  ebrio,  im  Xaurnel 
beb  SRaufcbeS  (f.  Irrtum). 

©r töten , f.  Schamröte. 

©rrungene  töüter  (Ilona  acquisita) nannte  man 
and  eignen  -Kitteln  unb  firäflen  erworbene  fflüter, 
im  fflegenfafj  ju  ererbten  ober  auf  ähnliche  Seife  er- 
langten. ®rrungenfdjaft  (®rfoberung,  Sb* 
gueft,  Acquaestns  conjugalis),  bad  wäbrenb  ber 
lauer  ber  ®be  »on  ben  ®beleuten  erworbene  Ser« 
mögen  mit  Vludnabnte  ber  oon  einem  ©begatten  ge- 
machten rein  lufratioen  Srwerbungen  (©rbfehaft, 
Scbenfung).  Sgl.  ®begüterred)t. 

©rrungenfdjaftdgemeinfchaft,  f.  ©hegüter* 
re*t,  S.  400  ii.  403. 

©rrtnalb,  Berg,  f.  Hunärüd. 

©tfan,  ein  Statum  ber  Korbwinen  (f.  b.). 
Grfan,  f.  Haftung,  Srbabrnerfah;  ©.  in  miltta* 
rifcher  Beziehung,  f.  ©rfajwefen. 

©rfahabtcilnng  ) 

©rfatjbataiUon  } f.  ©rfafctruppen. 
©rfatjbattcric  ) 

©rfatjbehörbett,  bi«  ©rfahfommiffton  ald  erfte, 
bie  Dbererfapfommijfion  ald  jweite,  ber  fomman* 
biermbe  ©cneral  unb  ber  ®b«f  ber  Srooingial-(2an» 
bed*)BerWattungdb«börb«  ald  britle  3nftanj  unb  bie 


©rfa&bejirt  — erfa&roefen. 


75 


Atmifterialinftanj,  baS  KriegSminifterium  unb  bie 
oberfte  3'Dili>rnu<iltung£6«f)brbi 
öNrfotjb«itf , f.  Erjahrocfcn. 

©rfatfbcbnunfl,  bie  Scrlängetung  eines  fucjrn 
Sofa  IS,  alS  Erfag  für  bot  Ausfall  eineä  ober  meb» 
rererKonfonanten,  bie  ihm  utjprünglih  folgten,  j.  ©. 
im  engl,  goose  (f»r.  gf»)  für  ©ans. 

©rffl^erb*  (Heren  substitutus)  ift,  Wer  für  ben 
San  junt  Erben  eingefejt  warb,  bafs  ein  anbrer  nicht 
viibe  wirb.  Sinb  bie  Erben  gegenteilig  ober  finb  für 
einen  oon  ihnen  bie  übrigen  als  Eri'agerben  cingefegt, 
io  ift  im  3o>ei( ei  an^unegmen,  bag  fie  nach  bent  Ser* 
hältniS  ihrer  Erbteile  jn  Erfajjcrbeu  eingefegt  jinb; 
auf  gemeinjchaftlichen  Erbteil  eingelegte  Erben  fchlie* 
gen  jeboch  hinfict)tlicl)  biefeS  Erbteils  hn  erften  galt 
bie  übrigen  auS.  SIS  E.  eingefegt  gilt  im  3toeifel 
auch,  Wer  als  Raherbe  (f.  b.)  eingelegt,  unb  immer 
berjenige,  oon  bem  eS  zweifelhaft  fein  ntujs,  oh  er  als 
Raherbe  ober  als  S.  eingefegt  fein  foQle. 
OirfatfeSfabron,  f.  ferjagtruppen. 
<?riatjflcfef)cift,  f.  Srfagwefen. 

(?rfalfgliebcr , f.  ©lieber,  fünftlidje. 
©rfatjfommiffioii,  f.  Erfaftwefen. 
(■frfatjtetftuiiß  burd)  bie  Soft  finbet  ftatt  nach 
bem  SofigefeJ  Bora  28.  Oft.  1871  bei  Senbungen  mit 
Wertangabe  unb  gewöhnlichen  fßafeten  einichliefjlid) 
ReiiegepäcfS  in  flöhe  beS  gemeinen  Wertes  ber  Ber* 
tornen,  befdfäbigten  ober  burch  Scifögerung  Berbor* 
benen  Sache,  bei  gewöhnlidtcn  Salden  feboch  nicht 
mehr  als  3 3Bf.  für  jebcS  Sfunb  ber  ganzen  ©en* 
bung,  für  Berlonte  Emfhreibpafete  mmbefienS  42 
9N1.,  für  fonftige  Einjhreibjenbungen  f.  Emidireiben, 
für  bie  auf  SoftanWeifungen  eingejahlten  Söelriige 
fowte  für  bie  Stur*  it.  Jtoften  eines  förderlich  befhä* 
bigien  Softreifenben.  3>ie  6.  für  bie  mittels  Stach* 
nähme  ober  SoftauftragS  emjujiebenben  Beträge 
richtet  {ich  nach  aügenteinen  RehtSgrunbfägen  unb 
ber  Boftorbnung,  für  Senbungen  nach  bem  AuSlanb 
ftnb.  falls  feine  ahweichenben  internationalen  Ser* 
tragSbeftimmungen  beftehen,  bie  fflrunbjäge  für  ben 
innem  iöerfefjr  anjuwenben.  3"  ßRerreih-Ungam 
erfolgt  bie  E.  für  Senbungen  mit  Wertangabe  im 
Wesentlichen  wie  inlSeutfchlanb.  3n Cfterreih  werben 
hei  gewöhnlichen  Safeten  liödiftenS  4 Stremen,  in  Un> 
aam  höchftenS  6 Jeronen  für  jebtS  Shlogramm  erfegt, 
m Ungarn  bei  Safeten  bis  3 kg  h^hfienS  lö  Jtrcmen 
unb  büt  5 kg  hödjftenS  25  Jfronen.  3) er  Anfprud) 
auf  E.  ift  Bom  Abfmber  geltenb  ju  mähen. 

erfatjmann,  fooiel  wie  Einfteher  (f.  b.  unb  Stell* 
Berttetung,  militärifihe). 

Ccrfagmannfehaft,  f.  Refrut. 

Srfngorbnung,  einleii  bet  Wehrorbnung  (f.  b.  ). 
©rfatjreferBe,  in  ®eutfhlanb  bienfttauglitheSRi* 
liiärpflicbttge,  bie  auS  irgenb  einem  QSrunbe,  j.B.  Weit 
üherjähiig.  nicht  jur  Ableijtung  ber  aftiBen  3>ienft- 
Pflicht  ausgeh  oben  fmb.  Sie  ErfagreferBiften  Werben 
nn  ffrieben  nur  für  befonbere  _3wcde  unb  in  furjen 
Übungen  cum  3>ienft  ohne  Waffe  eingejogen  unb  ^ B. 
hn  erften  Jahrgang  10,  im  jweiten  6 unb  im  brüten 
4 Wochen  lang  afS  Kranfenträger  auSgebilbet  3"< 
Kriege  bient  bie  E.  jur  Ergänzung  beSjpeereS,  junähR 
in  Erfagtruppenteilen.  3ia<h  zwölfjähriger  Erfag* 
referBegeit  treten  Me  ErfagreferBiften,  bie  geübt  haben, 
MS  31.  Stär)  beS  KalenberjahteS,  in  bem  fie  89  Jabre 
alt  Werben,  jur  SanbWetfr  j weiten  Stufgebots,  bie 
übrigen  zum  Sanbftunn. 

SrfatftrupBen,  jur  Auöbilbung  ber  Setruten 
WSbrenb  beS  StriegeS  jurücfbleibenbe  Sruppcnteile, 
m jfranf reich  unb  3tatien  Depots,  in  Dfterreih 


ErgäntunijS truppen  genannt.  3n  3)eutfd)lanb 
Werben  S.  er)l  bei  ber  SRobilmadjung  aufgeftettt;  Bon 
jebent  Ranafterieregiment  bleibt  eine  EStabron  als 
ErfageSfabron  jurücf.  3ebeS Jnfantericregiment 
f ormiert  ein  E r f a g b a t a i U a n ju  4 (bie  ©arbe  zu  5) 
Kompagnien,  ein  (fetbartillerieregiment  eine  Erjag. 
abteilung  j_u 2 fahrenben,  bej.  noch  ein«  reitenben 
Batterie  (Erfagbatterie),  unb  ein  gufjartiUerie* 
regimeut  2 Erfagtompagnien,  fowie  jebeS  biefer 
brei  Regimenter  aufjerbein  noch  eine §anbwerfer* 
abteilung.  Sgl.  'üfobilmaduuig. 

ffirfaphicfen,  bie  Ergänzung  beS  jährlichen  Ab- 
ganges oon  SKannfchaften  ber  Armee  unb  Biarine. 
lOiejaht  ber  rinjujleHenbeti  Siefruten  wirb  auf  fflrunb 
bet  OrriebenSpräfenzftärfe  jährlich  BomKaiferbeitimmL 
Sie  Erfagoerteilung  gefchieht  feitenS  beS  ShiegSmmi- 
[teriumS  nah  Erfäg'bejirfen  unb  nach  SerbältniS 
ber  tauglichen  SRititärpflichtigen.  3eber  ber  22  Armee* 
forpSbejirfe  (meift  Seooinr  ober  Königreich)  bilbet 
einen  Erfagbejirf  für  bie  in  ihm  gamifonierenben 
Iruppenteile.  ®aS  pteufifche  ©arbeforpS  refruttert 
Reh  auS  bem  ganiett  Königreich  Stuften  unb  Eljaf* 
Solhringen.  Sie  wfarine  refrutiert  ftch  auS  bem  gan- 
ten Reich-  Erfagbejirf  zerfällt  in  hier  Jn* 
fanteriebrigabebc  jirfe  (aufjerbem  beim  3.  Ar- 
meeforpS  bie  Sanbwehrinipefiion  Serlin).  3*ber 
3nfanteriebrigabebe}irf  hefleht  aus  mehreren 
Sanbwehrhejirfen,  bie  ht  AuShcbungShe* 
jirfe  unb,  wenn  nötig,  in  SiufierungSbejirfe  jer- 
faüen.  Jebem  Stanbwchrbe jirf  fleht  ein  StabSoffijicr 
j.  3).  als  Kommanbeur  Bor.  3>aS  SejirfSfont* 
ntanbo  betreibt  bie  Erfagangelegenheiten  unb  übt 
bie  Kontrolle  über  bie  Stifonm  beS  Seurlaubtenftan* 
beS  auS.  3>aS  jährliche  Erfaggefchäft  beginnt  mit 
bem  a)  SorhereitungSgefchäft  in  ben  erjten 
Stonaten  jebeS  Jahres ; nah  Beginn  ber  ÜRilitär* 
Pflicht  (fte  beginnt  t.  Jan.  beS  KalenberjahreS,  in 
bem  bet  Wehrpflichtige  baS  20.  SlebenSjabr  ooltenbet) 
haben  bie  Wehrpflichtigen  bie  S flicht,  fth  jur  Auf* 
nähme  in  bie  RefrutierungSftammralle  bei 
ihrem  OrtS*  ober  AmtSBorfteljer  anjumelben.  3)ie 
burch  benfianbrat  als 3iBiloorfigenben  ber  Erfag» 
fommiffion  aufgefieüten  Säiften  bilben  bie  ©runb* 
tage  fürb)baS  SRufterungSgefchäfb  3)ie  Erfag* 
fontmiffton,  beftehenb  auS  bem  SejirlSfomutanbeur, 
bem  Sanbrat , einem  RfUitärant  unb  mehreren  bür- 
gerlichen Rtitgliebem  jur  Srüfung  ber  Reflamatio* 
neu,  bereift,  etwa  'Bütte  Biärj  begtnnenb,  bie  AuS* 
hehungSbe jirfe.  3>ie©efteIlungSpfiiditigen werben 
förperlidi  imterfucht  unb  nach  ihren  bürgerlichen  Ser* 
häitniffen  befragt.  Sie  werben  entweber  für  bettBiili* 
tärbienft  tauglich  befunben  ober  auSgemuftert  ober 
tönnen  auf  ©runb  ihrer  bürgerlichen  Sertjältniffe  ju> 
rücfgeftellt  Werben.  Rah  Aofhtufe  beS  äSufterungS* 
geidfftftS  finbet  eine  Sofung  ber  Süenittauglicben 
ftatt,  wonah  Rh  bie  Reihenfolge  bei  ber  EiniteHung 
regelt.  5)ie  Entfheibunaen  ber  Erfagtommiffion  flnb 
nur  oorbereitenb,  bie  Obererfagf ommiffion , bc* 
ftehenb  auS  einem  Brigabetommanbeur.  einem  höhe- 
ren SerWaUungSbeantten , einem  Rülitärarct  unb 
einem  bürgerühen  Bütglieb,  beftimmt  in  bem  c) 
AuSbebungSgefhäft,  etwa  im  SRai  begimienb, 
enbgüttig,  oh  unb  in  Weihen  Iruppenteil  ber  Wehr* 
pflichtige  einjuflellen,  ober  ob  er  ber  Erfagreferoe 
cu  überweifen  ift.  3)ie  Einfteffung  ber  'iluSgehobenot 
finbet  bet  ber  Jnfanterie  unb  Artillerie  um  bte  fRüle 
bcsBiouats  Cftober,  bei  ber  Kaoallerie  ju Beginn  beS 
Dftober  ftatt;  bis  bahin  gehören  bie  AuSgehobenen 
ju  ben  Serfonen  beS  BeurlaubtenftanbeS.  Um  ben 


76  Grfafjroiberftanb  — ©rftpung. 


Schiffahrt  treibenben  SDJilitärp|lid)tigen  ba«  (Srfcfici- 
«eii  jum  Grfapgefchäft  }U  ei'lcicJjtem , finbcn  im  33e- 
jcmber  in  ber  Siegel  am  AuSbeiuutgSort  Schiffer- 
utujterungen  ftatt,  bei  bcneit  »o'n  ber  Grfapfom- 
tniffton  über  bie  fflemufterten  entfcpieben  wirb.  Sgl. 
fpeer*  unb  SBcbrorbnung  »om  22.  Slo».  1888  lieoft 
'Jiaditrägen.  Sgl.  Sranbt,  XaS  beit  liehe  HRtlitär- 
erfapwefen  (8.  Au  ff.,  Sangenfalja  1824). 

(rrfaptuibcrftanb,  SiiberftaubSfpirafen , bie  bei 
eleftrifdjer  Beleuchtung  mit  ipintereuianberftbciltung 
in  ber  SRälje  einjelner  Rampen  ober  Sfampengruppett 
angebracht  Werben,  um  fte  einjufdjallen,  wenn  bie 
Campe  ober  bie  Campengruppe  auSgefdjaltet  Werben 
(öd.  Jpr  SSiberftanb  mu(i  bem  ber  auSgefdjalteten 
Campen  gleich  (ein. 

©rfatjjufteUung,  (.  Bufietlung. 

©rfaufen,  »on  Bergwerfett,  Grubenbauen,  Sofjr- 
löcbern : fid)  mit  Silafjer  anfüllen. 

©rfth,  Johann  Samuel,  ber  Begrünter  ber 
neuem  bculfdjen  Bibliographie.  geb.  23.  Juni  1766 
in  ©rofjglogau,  geft.  16.  Jan.  1828  in  fjatle,  ftubierte 
in  5>aHc  anfangäJbeologie,  bann  bie  bt)tori(d)enSBif- 
fenjtbaftcn.  ging  1786  mit  gabri  nad)  Jena,  um  hier 
mit  biefem  bie  fdiott  in  $taüe  angefangene  »Allgemeine 
politifdfe  3ntung  für  alle  Stänbe*  beraubjugeben, 
wanbte  ftcJ)  (obanit  bebufS  ber  Ausführung  (eine* 
großen  Entwurfs  eines  »Allgemeinen  Stpriftfteller- 
iejifonS  ber  neuem 3eit«,ben  er  fpäter  auf  bie  neuefte 
Citeratur  ber  europäifdjen  Stationen  befdiränfte,  nad) 
Göttinnen  unb  »on  ba  1794  nach  Hamburg,  um  bie 
Scbaflion  ber  »9Jeuen  Hamburger  Leitung«  ju  über, 
nehmen.  1800  würbe  er  alb  ftetlnebmer  an  ber  »AH« 
gemeinen  Piteraturjeitung«  nad)  Jena  jurüiberufen 
ltnb  jum  Sibliotbelar  ernannt  ; bod)  folgte  er  1803 
einem  Siuf  alb  orbcntlid)er  Sßrofeffor  ber  Geographie 
unb  Statiftif  nad)  fpalle,  Wo  er  1808  aud)  Cbcrbiblio- 
thefar  würbe,  ©eine  §auptfdjriften  ftnb:  »Seperto- 
rium  über  bie  allgemeinen  bcutfd)en  Journale  »c.« 
(Cemgo  1790  — 92,  3 8be.);  »Allgemeines  Seperto» 
rium  ber  Citeratur*  für  1786 — 1800  (Jena,  bann 
Seim.  1793—1807,  9 ©be.);  »Xaä  gelehrte  granf» 
reich*  (auch  franj. , fjantb.  1797—98,  3©be.;  nebft 
91ad)lrcigen,baf.  1802— 1806, 2 ©be);  »4>anbbud)ber 
beutfdjcn  Citeratur  feit  ber  SHitte  beb  18.  Jahrhunbertb 
bib  auf  bie  neuefte  3*it«  (Amfterb.  u.  Ceipj  1812 — 
1814,  4 8be. ; 2.  Auf!,,  baf.  1822—40).  Jn  Ser- 
binbung  mit  ©ruber  grünbete  er  bie  große,  jurjeii 
noch  nnbonenbete  »Allgemeine  Gnjpflopübte  berSJif- 
fenfehaften  unb  ftünfte«  (Ceipj.  1818ff.),  beren  fjer* 
aubgabe  er  bib  jum  21.  jeil  ber  I.  iseftion  beforgte. 
Auch  War  er  ÜRitrebafteur  ber  £>allefd)en  »Allgemei- 
nen Citeraturjeitung*. 

©r  fcfjcinu  ng  (S 1)  ä n o m e n)  beißt  im  allgemeinen 
Sprachgebrauch  aües,  wab  fn  bie  fmnlid)e  ©abmeb- 
mung  fällt  (Saturerfdtcinungen) ; in  ber  Sprache  ber 
Bbtlofobbt'  bejeichnct  G.  bctSXmg,  [o  wie  eb  (ich  bem 
Wahmehmmbm  Subjeft  bariteilt,  im  ©egettfape  ju 
feinem  eigentlichen  (oom  ©ubjeft  unabhängigen  unb 
nicht  unmittelbar  wahrnehmbaren)  ©ein.  Schon  bie 
Giraten  (f.  b.)  (teilten  ben  Sag  auf,  bah  bie  finnlid)e 
Säabmeljmung  unb  nicht  bab  wahre  ©ein  unb  Siefen 
ber  Xingc  enthüüt;  währenb  aber  bie  Genannten  auS 
biefem  ©runbe  bie  flnnlicpe  GrfenntniS  überhaupt 
»cn»arfen,  für  bloßen  Schein  erflärten,  geht  bie 
ntobeme  Jlaturwiffenfchaft  unb  mit  ihr  bie  reatiftifdje 
Shilofoph’*  bon  ber  liberjeugung  au8,  bah  bie  ftnn- 
liehe  G.  in  gefepmäjjiger  Seife  bem  wahren  Sein  ent- 
fpriept,  unb  fomit  »on  jener  auf  biete«  gefdjloffen 
werben  fann.  Xer  tranf  jenbentale  JbealiSmuS 


(f.  b.)  lehrt  im  ©egenfap  ju  beiben  Stanbpunften,  bah 
wir  cSt  überhaupt  nur  mit  Grfeheinungen  ju  tun  haben 
unb  bab  »Xing  an  fief) • ein  bloher  »örenjbegriff*  ift. 
Crrfchcinuttg  Ghriiti,  f.  Gpiphania. 
Erfchlaffenbe  Drittel  (Emollientia),  fooiel  wie 
Gmt)üllcnbe  SRittel. 

('rftfilaffnng,  f.  Abfpannung  unb  Atoitie. 
©rfehltiehung,  in  ber  Sied)tS!prad)e  bie  uner- 
laubte ptanblung,  woburch  man  irgenb  etwas  mittels 
Cift,  Bestellung,  Betrug  erreicht-  j 8.  eineGrbidjaft, 
ein  Amt  (AmlSerfd)leid)ung , f.  Ambitus) , eine  Ser- 
fügung  einer  Betörte.  G.  ber  Gl)e,»f.  Ghehetrug. 
G.  beS  SeifchlafcS,  f.  3ittlid)feitSPcrbrecben.  - 
Jn  ber  Soaif  ift  6.  ein  (fehler,  ber  barin  beftebt,  bah 
man  Urteile  ober  Behauptungen  auf  Beroeife,  bie 
nicht  geführt,  ober  auf  tatfadien,  bie  nicht  wirflich 
»ortiegen,  mithin  auf  fatfdje  Schlüffe  ober  blofje  Gin- 
bilbungeit  grünbet,  ober  auch  umtermerftju  wirtlichen 
Stlahmehmungcn  etwas  btnjufflgt  ober  barin  ättbcrl. 
ober  enblich  bei  einer  Beweisführung  in  eine  Schluh 
reihe  atS  unheftdttene  SSabrbeiten  folcbe  Sehauptun- 
gen  einmifcht , bie  felbft  eeft  noch  bes  BeweifeS  hebür 
fen  (f.  Petitio  principii). 

(f  richoptuiigolhcoiic,  f.  Jmmunität. 
©rfchoffcne  ©ntfernung,  f.  Sdjießen. 
Erfcljrotcn,  beim  Bergbau  Cagerftätten,  SJaffer. 
SSetier  auffinben,  anbauen. 

Grfd/ärfea,  burch  Schürf en  auffinben ; »gl.  Berg- 
bau, S.  663,  unb  Bergrecht,  S.  680. 

Erfchiittcruug  (lat.  Commotio),  SBirhmg  einer 
med)amfd)en  ©ewalt  in  irgenb  einem  Körperteil,  auch 
fern  »on  beut  Bereich  ber  augenblidtichen  Berührung 
Xie  burch  G bebingten  Störungen  bfjietjcn  fid)  nur 
auf  bie  gunttion  ber  Organe,  j.  8.  beS  ©chimS,  beS 
ShicfenmarlS ; anatomifepe  Seranberungen  ftitb  babei 
meiftenS  nicht  erlennbar.  Uber  GrfchütterungS» 
(SibrationS»)  maffage  f.  Sffiaffage. 

@rfct|UttceungSgebict(G  rfdjütterungS- 
freiS),  f.  Grbbebcn,  S.  902. 

Erfdjtuerenbe  ltmftänbe,  f.  Strafjumeffung. 
©rfe  (Grfifch),  fooiel  wie  ßoehfehottifd),  bie 
Sprache  OfftanS;  f.  Jfeltifche  Sprachen. 

(Srfefujbär  c^r.  erj^wimari.  Stabt,  f.  9!eul)äufel. 
Erfiubfthan,  Stabt,  f.  Grjingjan. 

©rftpung  (IaL  Capio,  Usucapio),  GigentumSer- 
werb  an  einer  beweglichen  Sache  burch  jehnjäh^gen 
Gigenbeftp  (f.  Beftp).  Sahrrnb  nach  gemeinem  Siecht 
ber  Grflpenbe  nachweifen  mußte,  bah  er  Währenb  ber 
GrflpuugSjeil  »on  fflninben,  welche  bie  G.  unmöglich 
machten,  nichts  Wuhte,  bah  er  guten  ©laubenS  (bona 
fide)  war,  präfumiert  ba«  Bürgerliche  ©efepbud)  bie- 
fen  guten  ©tauben  (§  937,  Abf.  2).  GS  genügt  hier- 
nach. wenn  ber  Grfipenbe  bei  Beginn  ber  G.  unb  am 
Schluh  berfetben  in  bem  ©tauben  war,  baß  ihm  baS 
Eigentum  an  ber  ju  erfipenben  Sadjejuftanb.  Gme 
für jer  als  ein  Japr  wSprenbe , oom  SBilIen  beS  Gr- 
fipenben  unabhängige  Unterbrechung  ber  G.  burch 
Serluft  beS  GigenbefipeS  wirb  bei  Berechnung  ber 
GrflpungSjeit  nicht  beachtet.  Xtouert  biefe  Unter- 
brechung aber  länger  ober  wirb  gegen  ben  Gigen- 
bejiper  ober  gegen  ben,  ber  fein  Seiht  jum  Beftp  »on 
bem  Gigenbeft per  ableitet,  bieGigentumSflageerboben, 
fo  ift  bie  galt  je  biS  bapin  »erfind)  ene  GrftpungSjeil 
utnfonft  geweten,  unb  eine  neue  G.  fann  erft  nad) 
Beenbigung  ber  Unterbrechung  wieber  beginnen. 
Gine  Hemmung  ber  G.  bagegen  h<it  bie  Sirfung,  bah 
bie  GrfipungSjeit  entweber  nicht  ju  laufen  beginnt, 
ober  fatÜ  fte  bereits  im  Saufe  War,  baß  bie  3«it,  wäh- 
renb ber  bie  hemntenben  ©rünbe  borliegen,  nicht  in 


7? 


Gräfine  - 

bie  Erfifjungdjeit  eingerechnet  Wirb.  Die  Srünbe  ber 
äemmung  fmb  bie  gleiten  mit  bei  bet  SJerjäbntng 
(f.  b.).  dagegen  wirb  bie  KifijungSjeit  bed  3ied)td 
Dorgängerd  beut  9)ed)tdnad)folger  angcredjnet  (Sin- 
roaaiiimgdrecht);  Wenn  alfo  bcifpicLgtjalber  A eine 
Sucfie  neun  3ahre  lang  gutgläubig  befejfett  uitb  fie 
bann  bem  B oerfaujt  unb  übergeben  bat,  ber  gleich* 
fall«  gutgläubiger  ©etiler  geworben  ift,  fo  ift  bie  6. 
na<b  Ablauf  rined  weitem  SJabred  DoUenbet.  3ted)te 
dritter,  bie  an  ber  Sache  Bor  bent  Erwerb  bed  Eigen- 
heit ged  begrünbet  waren,  erlöfchen  mit berSoüenbung 
ber  iS.,  faBd  nicht  ber  Eigenbeftjper  bei  bem  Erwerb 
beb  Eigenbefigfd  in  Slnfebung  biefer  Siebte  int  bbjeti 
(Klauben  war  ober  Son  ihrem  Seiieben  wäbrmb  ber 
Eriibungdjeit  RetmtniS  erbalten  bat.  ©on  befonberer 
Säuhtigfeit  lit  bie  6.  für  ben  Eigentumderwerb  an  ae» 
itoblenen  ober  fonft  abbanben  gefotnmenen  Sachen, ba 
ber  Erwerber  einer  berartigen  3ad>e , felbft  Wenn  er 
beim  6 rwerb  imguten  ©tauben  War.  bad  Eigentum  an 
ibr  einzig  burd)  6.  erwerben  fann.  Ebenfo  tonnen  nun» 
mehr  «adjen  bed  giofud  unb  bie  berStrdio  unb  from- 
men Stiftungen  gehörigen  Sachen  erfeffen  werben. 
Itad  gleiche  gilt  Bott  Sachen,  bie  Don@efd)äftdunfäbi- 
gen,  wie  ©eiftedfranfen,  ßntmünbigten  tc.,  erworben 
werben,  auch  hier  Bermittelt  einjig  bie  6.  baS  Eigen- 
tum. — Eine  eigentliche  E.  an  unbeWeglitiien 
Sueben,  wie  fie  bad  gemeine  Sied) t (annte,  ift  bem 
©ürgeriitben  öefefcbud)  fremb.  UJacb  biefent  gibt  ed 
nur  iiod)  eine  6.  im  Sinne  beb  §900.  fogen.  labular- 
ernjung  (f.  b.),  unb  eine  E.  burd)  Slufgebot.  3iad) 
§ 927  fattn  nämlid)  bad  Eigentum  an  ©runbftüdcn, 
bie303al)re  imEigenbefi|j  eined  anbem  gewefenfinb, 
im  ®ege  bed  SlufgebotdDerfabrend  (f.  b.)  erworben 
werben.  Derjenige,  ber  bad  Sludfd)tu|jurtcil  im  Stuf» 
gebotdBerfabren  erwirft,  erlangt  bann  bas  Eigentum 
an  bem  betreffenben  ©runbfifict,  fobalb  er  im  ©runb» 
bud)  als  Eigentümer  eingetragen  ift.  SBar  aber  ber 
bisherige  Eigentümer  im  ©runbbud)  eingetragen,  fo  ift 
bad  SlufgebotdBerfabren  unb  bamit  eine  E.  nur  mög- 
lub.Wemt  er  geftorben  ober  Derfchoflen  unb  in  ben  leg 
Ien303abren  feine  ber  (juftimmunn  bed  Eigentümers 
bebürfenbe  Eintragung  im  ©runbbud)  erfolgt  ift. 

©rSfine  (b>t.  5reßn>,  l)3obnE-,  ©aron  oon 
Dutt,  einer  ber  ©orfämpfer  ber  ^Reformation  in 
Scbottlanb,  geb.  1509,  geft.  1591,  ntacble  fein  3d)lof) 
ju  emem  Sammelplab  Don  proteftantifcben  ©elebr- 
len.  bie  er  and  Scbottlanb  unb  granfreid)  betbeijog. 
1547  fcblug  er  ben  Singriff  berEitglänber  auf  Scbott- 
lanb jurüa,  1656  würbe  auf  feinem  Sdjlof)  eine  ©er» 
bmbung  gefd)loffen,  in  ber  man  ben  Urfprung  ber 
eigmtümlidien  fd)ottifd)en  Rird)e  gefunben  bat.  Sin 
bem  ©ürgerfrieg  Bon  1559  nahm  E.  tätigen  Slnteil. 
Seit  1564  leitete  er  wieberbolt  bie  ffleneralDerfamm- 
lungen  ber  fdjoUifcben  Sfirdje. 

liilbomaä,  fiorb,  einer  ber  oudgcjeid)rietiten 
Sachwalter  Cnglanbd,  geb.  21.  3an.  1750  in  Ebin» 
bürg  ald  britter  oobn  bed  fchottifchen  ©rafen  Budian, 
geft.  17.  9?od.  1823  in  SlImonbeB  bei  Ebinburg,  ging 
1768  ald  SSibfbipman  nad)  3»bien,  trat  fobann  all 
Sfäbnridj  >n  ein  3nfanterieregiment,  ftubierle  Don 
1775  an  nod)  bie  Sed|te,  Warb  fdjon  1778  unter  bie 
©arcifterd  aufgenommen  unb  würbe  in  ben  beben- 
lenbfim  politt jdjert  ©rojeffen,  welche  bie  SRegienutg 
bamald  einleilete,  Don  ben  ©erfolgten  jum  SRedjta- 
beiflanb  gewählt.  Siad  Slmt  etned  ©eneralprofura- 
tord  bed  ©rinjert  Don  SBaled  Berlor  er  1792  burd) 
•eine  ©erteibigung  bed  Xf)om.  ©aine  (f.  b.),  bed  ©er» 
faffcrS  ber  berühmten  Schrift  »Rights  of  man«.  Seit 
1783  ©arfamentdmitglieb,  feit  1806  ©eer  Don  Schott» 


- Grftein. 

lanb,  gehört*  er  unaudgefegt  jur  liberalen  Dppofi- 
tion.  Säbrenb  ber  fur;eu  ©erwnltung  ©tenDiBed 
War  er  fiorb-Ranjler.  Seine  Schrift  »A  view  of  the 
causes  and  consequences  of  the  present  war  with 
France«  (fionb.  1767),  worin  er  bie  ©riiyipien  ber 
franjöfifchenSieDolulionDerfocht,  erl«bt(48Sluflagen. 
Seine  Sieben  erfchienen  gefammelt  Conbon  1803, 
6©be.;  in  neuer  Siudgabe  Don  fiorb  ©rougbam,  1847 
(4  ©be.)  unb  in  Sludwobl  mit  Biographie  Bon  38al- 
forb,  1880.  Sind)  fdjrieb  er  anontjm  einen  politifcben 
SRontütt : »Armata«  (fionb.  1817,  2 ©be.).  ©gl.  $u» 
mfril.  Lord  E.,  dtude  (©ar.  1883).  — Sein  jwei* 
ier  Sohn  unb  Erbe,  fiorb  $aoib  Wontagu,  geb. 
1777,  geft.  19.3Rärj  1855  in  ©utlerdffirecn  (Suffep), 
1806 — 1809  ©efanbler  in  SBafbington,  ging  1825 
ald  folcber  nach  Stuttgart,  1828  nad)  dJiüncheu. 

©rdlet».  Sh rifiiatt,  bän.  fiiiflorifer,  geb.  28. 
SDe^  1852  in  Sfopenbaaeu,  wo  er  feit  1883  ald  Uni- 
Perfiläldprofeffor  ber  @efd)id)le  wirft,  oerbffentlichte 
tablreidie  Slbhaublungcit  fowie  bie  anjiebenb  gefdjrie- 
benen,  fd)arffinnigen  SJerfe:  »Konge  og  Lensmand 
i det  1 61»  Aarhundrede«  (Kopcnp.  1879);  »Dan- 
marks  Len  ogLensmünd  1513 — 1696«(1879);>Dau- 
mark  - Norgca  Len  og  Lensmand  1596 — 1660« 
(1885);  »Dronning  Murgrcthe  og  Kalmaranionens 
Grundläggelse«  (1882);  -Overeigt  over  Micldel- 
alderens  Historie«  (1891 — 95,  3 Ile.);  »Valdema- 
rernes  Storhedstid«  (1898);  -Erik  af  Pommern, 
bans  Kamp  für  Sönderjyllaud  og  Kalmaruuionens 
Oplösning«  (1901);  -Frederik  IV.  og  Slcsvig« 
(1901).  3m  Serein  mit  S3.  Woüerup  gab  er  »Kong 
Frederik  I.’s  danske  Registranter«  (1879)  unb 
»Danske  Kancelliregistranter  1530 — 1560«  (1882 
biS  1883)  beraud.  Säeitere  Urfunbeupublilalioneit 
ftnb:  »Aktstykker  og  Oplysninger  til  Rigsraadets 
og  Ständermüderues  Historie  i Kristian  IV.’s  Tid« 
(1883—  90  , 3 ©be.);  »Repertorium  diplomaticum 
regni  Danici  mediaevalis«  (1895 — 1902  , 8 ©be., 
bieäfit  bis  1450  umfaffenb);  »TestamenterfraDan- 
marks  Middelalder  indtil  1450«  (1901).  3U  afnbe- 
miidienUnlerriihtdiWeden  ueröfjcmlidiif  er:  »Udvalg 
afKildesteder«  (1888)  unb  »Kilderue  tilDaninarks 
Historie  i Middelalder«  (1882).  3n  ber  iBuftrierlcn 
»Danmorks  Riges  Historie«  übernahm  er  bie  ffle- 
fehiebte  bed  fpätem  SRittelalterd  (1898  ff.). 

(Srffart),  Stamm  ber  lurfmenen  (f.  b.). 
©rftarfungSfproffc,  Seilenfproffe,  bie  an  einer 
jungen  maibfenben  ©flanje  oft  ichon  an  bem  Reim- 
iproft  felbft  auftreten  unb  fpäter  wiebet  ganj  ober 
teilweife  jugnmbe  geben,  uachbem  fie  eine  ftärfere 
Ernährung  ber  ©flauje  berbeigefübrt  babeti 
©rftarreu,  ©rftarrungSpuuft,  f.  Sdimeljen. 
©rftattung  (iReflitution,  Siüdcrftattung), 
ber  ©üderfaj  juDiel  erhobener  Einnahmen,  inßbef. 
berjenige,  ber  Bor  Slbidjlufs  unb  Einlieferung  ber 
Segnungen  an  bie  ffontroBbebörbe  (Cberrechnungd» 
fammer)  erfolgt.  Da  an  ben  bücherlichen  Einlra« 
gungen  feine  ftorrefturen  burd)  Siabicrungeti  ober 
Streichungen  oorgenommen  werben  bürfen,  fo  ift  bie 
E.  in  Siudgabe  tu  ftcBen. 

©rfttin.ftrecdfiabt  im  beulfchen  ©ejirf  lluterelfafi, 
an  ber  3ü,  Bitoieupunft  ber  Eifcnbabn  Strafjbura- 
©afel  unb  bet  Slrafeenbahn  Strafjburg-SRarfold» 
beim,  150  m ü.  SR.,  bat  eine  eoangelifche  unb  eine 
fatb-  JHrche,  Spnagoge,  SImidgericht , Rammgam» 
fpinnerei  unb  «gärberei,  labaf*  unb  ipopfenbau 
unb  (1SOO)  6593  ineifl  fatb-  Einwohner.  E.  batte  ehe« 
matd  ein  ©enebiftiner-Sfonnenftofler  (Don  830)  unb 
gehörte  jum  ©idtum  Strajiburg. 


78 


Grffcr  Dfftjier  — 

(SrfterOffijicr,  nuf  Kriegßfcpiffen  berrangältefte 
Seeoffijier  nach  bem  Kommanbantcn;  ber  Grfte  Dfft- 
jier  regelt  btn  imtem  Scpiff«bienfi , ift  Perantwort- 
lid)  für  Crbnung  unb  Sieinlicbfeit  an  8orb,  Perteilt 
bic  Wannfdjaft  nad)  ben  StpiffSroüen.  ?luf  Dinicn- 
fdjiffen  Wirb  meifi  rin  Rorpeitenfapitän  jum  Grften 
Dffijier  ernannt , auf  fleintm  Schiffen  ein  Kapitän- 
leutnant  ober  Oberleutnant  jur  See. 

(Srftfarbtn,  f.  Barben. 

erftgeborener  Sohn  ber  Sirehc  (Fils  aln6  de 
l’ßglise),  Xitel  ber  franjöflfcpen  Könige,  angeblich 
feit  iXblobwig. 

erftgeburt.  Sei  ben  Hebräern  War  bie  männ- 
liche uon  Wcnfcpen  unb  Steh  Sott  geheiligt  (2.  Wof. 
13,  2.  12;  34,  19).  2>ie  ®.  Pon  Menfchen  füllte  jum 
Siienft  beim  Heiligtum  geweiht  fein,  feit  aber  an  bie 
Stelle  (amtlicher  Grftgeoomen  ber  eine  Stamm  Deoi 
getreten  war,  einen  Monat  nach  ber  ®eburt  wenig- 
ften«  im  Xetnpel  bargefteüt  unb  nad)  einer  Schäftung 
ber  ©riefter  für  5 Scheid  loßgefauft  Werben.  Stoa) 
heute  perfammelt  ber  3«raelit  am  81.  Xage  nach  ber 
(Seburt  feine«  erften  Sohne«,  fall«  biefer  ber  6rft- 
gebonte  ber  Mutier  ift,  jepn  erwachfene  ffllauben«- 
genoffen  unb  IBft  Pan  einem  bem  Srieftergefcplecht 
entflammten  Wann  (Rohen)  ben  Knaben  unter  be- 
stimmten 3etemonim  au«  (Stbjon  ha-ben).  $ie  6. 
non  unreinen  Xieren  Würbe  gleichfalls  loSgefauft ; bie 
pon  reinen  Xieren  muhte,  wenn  fie  ohne" gehl  War, 
binnen  3apre«frift  wirtlich  geopfert,  war  fle  aber  nicht 
feblto«,  ben  ©rieftem  überlaffen  Werben.  Xier  erft- 
gebome  Sohn  beet  $>aufeS  genoß  nicht  bloß  große« 
Vlnfepen  in  ber  gamilie,  fonbern  erhielt  auch  nach  be« 
Sater«  Xob  ein  hoppelte«  Erbteil  (6.  Wof.  21 , 17) 
fowie  bie  oormunbfdtaftliibc  81ufftd)t  über  feine  un< 
perheirateten  ©efdjwifter',  ber  erftgebome  Königliche 
Sritt}  war  baßer  gehonter  Xpronerbe.  Som  frei- 
willigen  Serfauf  ber  Grftgeburt«reef)te  Pon  feiten  be« 
Grftgcbomen  felbft  gibt  bie  ©efdjidjte  ®fau«  ein  Sei- 
fpicl.  ^infithtlid)  ber  Wahlen  beftanb  ba«  Grftge- 
burtSrecpt  lebiglich  in  ber  Sitte,  baß  man  bie  jüngere 
Xod)ter  nicht  oor  ber  altem  heiraten  ließ.  Sud)  bei 
ben  Sbäntfem,  Karthagern  unb  einigen  oenoanbten 
SiMferfcbaften  fanb  fid)  eine  Weihung  ber  erftgebor- 
nen  Söhne,  hoch  nur  bei  außerorbentlicßen  Gelegen- 
heilen  unb  jwar  auf  blutige  Seife  burd)  ?lbfd)lach- 
tuna  eine«  Opfertier«  jur  Serföpnung  einer  erjüm- 
ten  Gottheit.  Über®,  im  mobemm  juriftifchen  Sinne 
f.  Srimogenitur. 

(Srfticfung  (Suffocatio),  X obebart,  bie  burd) (Ent- 
jiepung  atembarer  Duft  bewirft  Wirb,  ©obalb  näm- 
lich fein  Sauerftoff  ntebrinbieDungen  gelangt,  nimmt 
ba«  Slut  infolge  Uberlabung  mit  ber  nun  nicht  mehr 
auSaefchiebenen  Roplenfäure  bunfle,  bünnflüffige  Se> 
fchaffenheit  an,  häuft  fid)  in  ben  Dungen,  bem  rechten 
tprrjen,  ben  Rörperuenen  unb  bem  ©epim  unb  lähmt 
beffenXätigfeit  (Setäubung)  wie  bie  beb  Perlängerten 
Warfe«,  ber  Stillung«-  unb  Dierineruen,  Worauf  ber 
Xob  erfolgt.  @.  tritt  ein,  wenn  bie  äußere  Duft  per- 
ßinbert  wirb,  in  bic  Düngen  ju  gelangen,  j,  S.  burd) 
ßrbroffeln,  bureb  Serftopfung  ber  Duftwege  unb 
Dungen  burch  glüiügfeiten,  wie  beim  ®rtrinfen  (f.  b.) 
unb  beim  Dungenöbmi  oberSticffluß,  ober  Wenn  (tat! 
ber  atmofphärifchen  Duft  ein  anbre«  fauerftofflofc« 
ober  birelt  giftige^  Gar-  einqeatmet  wirb,  Wirb  bie 
G.  burch  Unterbrechung  berDuftjufuhr  herbeigeführt, 
fo  treten  nach  einem  furjen  Stabcum  ber  Sngft  unb 
ber  pergebtid)cn  Snftrengung,  Duft  perbeijufibaffen, 
rafd)  Sdjwinbel  unb  Schwere  be«  Stopfe«,  fei) r balb  and) 
Pöüige  8ejinnung«Iofigfeit  unb  allgemeine  Krämpfe 


@rfudf)ter  fRic^ter. 

ein ; e«  folgt  ein  Stabium  be«  Scheintobe«,  unb  nad) 
einigen  fcpnappenbenStembemegungen  tritt  ber  wirt- 
liche Xob  ein;  am  längfteiifeblägtba«D>erj,  beim  Wen- 
fepen  3— 9 Winutcn  nach  Wbfcpneibung  berDuftjufuhr. 
Duftfchiffer,  bie  eine  D>öpe  erreichen,  in  ber  bie  iltmo- 
fpljüre  nicht  mehrgenügenben  Sauerftoff  enthält,  neh- 
men einen  Sorrat  non  Sauerftoff  mit,  um  ihn  in 
großer  §öhe  ju  uerbrauchen.  Sn  bem  Deicpnam  ber 
Grfticften  ift  bie  äußere  D>aut  blaurot,  namentlich  am 
Gefiept.  Sie  Organe  ftnb  mit  bunfelnt,  bünnflüfjt« 
gern  Slut  erfüllt'  ba«  feine  Steigung  jur  Gerinnung 
jeigt.  5)ie  Slutmaffe  ift  PorjugäWecfe  in  ben  großen 
Senen  unb  im  rechten  £>erjen  angehäuft.  Belebung«- 
perfueße  bei  Grftidten  finb  oft  Pon  Grfolg.  3>ie 
erfte  Sorge  muß  bahin  gerichtet  fein.  Womöglich  ba« 
.Vinbenu«  für  freie  Siefpiration  (eoentuetl  burch  Xra- 
Äeotomie)  ju  befeitigen;  brrtialb  ift  bie  Wunb-  unb 
tHadjenhöhle  al«balb  genau  barauf  ju  unterfiiehcu. 
Jianbelt  e«  feeb  um  ®.  burd)  irrefpirable  ®a«arten, 
fo  ift  ber  Scheintote  aläbalb  in  gefunbe  Duft  ju 
bringen.  $a«Wieptig[leift  bie  Ginlcctung  ber  fünft  • 
ließen  Stntung  (f.  Unfall).  Xanebeit  mag  man 
Reibungen  ber  baut  unb  anbre  Sleijniiltel  anwenben. 
Sauerfloffjufuhr  wirb  man  im  gegebenen  Woment 
wohl  nur  gelegentlich  burd)3ufatl  attjuwenben  in  ber 
Dage  fein.  Sgl.  G«mard),  Xie  erfte  bitte  bei  pl&ß- 
ließen  Unglüdofätlen  (18.21ufl„  Deipj.  1 902) ; S t r a ß » 
tnattn,  Dehrbucp  ber  gerichtlichen  Webijin  (Stuttg. 
1895). 

@rft(ingr  (pebr.  ® if  furim,  GrftlingSopf  er), 
bie  pon  Pielen  alten  Sölfem  ber  ®oltheit  au«  Sanf- 
barfeit  für  ipre Gaben  bargebracpten  erften  unbbeften 
Grjeugniffe  ber  ©obenfultur.  ©ei  ben  3«raeliten  bie 
unter  eutfpreepenben  geierlicpfeitcn  int  Siationalpei- 
ligtum  ju  jlerufalem  bargebraepte  GptlingSgarbe  ant 
{Weiten  Morgen  be«  Saffapfefte«,  bie  Gr)fliug«brote 
am  ®od)enfc|t  unb  bie  ®.  aller  anbem  grüdjte  Wap- 
renb  ber  Sommermonate.  Xiefetben  würben  teil« 
rop  (©etreibe,  Sauntfrüchle,  Weintrauben),  teil«  ju  * 
bereitet  (Woft,  Dl,  Wepl,  Xeig)  bargebraept,  unb 
jwar,  benor  man  Pon  bem  übrigen  Gebrauch  machte, 
unb  bienten  $um  Unterhalt  ber  ©riefter.  Xa«  Waß 
bcrfelben  War  Pom  mofaifepen  ®efeß  nicht  beftimmt, 
fonbern  bem  freien  Sillen  überlaffen;  erft  ber  Xal- 
mub  gibt  barüber  nähere  Seftimmungen.  Sgl.  ®rft- 
gebürt. 

(Srft(ing8r«ifc  (engl,  maiden  trip),  bie  erfte  Seife 
eine«  neuen  ScpneObanipfer«. 

©rftprojcß,  f.  DwuptinterPention  u.  D>auplprojeß. 

ffirftreefung  ber  griff,  f.  griff. 

Oärfnchfthrcibcn,  amtliche«  Schreiben  um  ©e- 
Währung  non  SKeditobilfe  (f.  b.). 

(Srfuepter  ;Hict)tcr  ift  berjenige  Sücpter,  an  ben 
fid)  ein  Srojeßgeridjt  ju  Wenbett  pat,  Wenn  e«  Siecpt«* 
pilfe  (f.  b.)  bebarf.  Gr  ift,  im  ©egenfaß  jum  »beauf- 
tragten Stichler-  (f.  b.),  fein  Wtiglieb  be«  Srojeß- 
genept«.  Stad)  § 158  be«  ®ericpt«nerfaffung«gefeße« 
ift  ba«  Grfucpcn  um  Sied)t«hilfe  ftctS  att  baS  Vlmt«- 
geriept  ju  riepten,  in  beffen  Sejirf  bie  Smtäpanblung 
Porgenommen  werben  foü;  unter  bem  erfuepten  Sticp- 
ter  ift  baper  fiel«  ber  Vimtoncpter  ju  oerfiepen.  Xie 
Stellung  be«  erfuepten  Siebter«  unterfepeibet  fiep  Uon 
ber  be«  beauftragten  baburep,  baß  leptercr  bie  Gericht«- 
barfeit  be«  beauftragenben  Gericht«,  erfterer  bagegeit 
feine  eigne  ®ericht«bnrfeit  betätigt,  gür  ba«  Ser- 
fahren  oor  einem  erfuepten  Sticptergdten  anbre  ©runb- 
fäpe  al«  für  baßjcnige  Por  bem  erfennettben  ©eriept. 
3n«befonbere  gilt  bafür  nicht  ber  ©runbfaß  ber  Of- 
fentlicpfeit  unbberWünblicpfeit(©ericht«Perfa{fung«- 


79 


Grtag  — ©rtränfen. 


crfep,  § 170)  unb  int  Sibtlprojeg  nicht  ber  Anwalts- 
•ioang(l.b.).  Wach  §676  ift,  wenn  btt Anbenmg  einer 
tintidjetbung  beb  erfudjten  94icf)ter8  nadjgefucht  Wirb, 
bie  Abhilfe  bei  bent  ©rojeggenebt  nacpjuiudpen.  Erft 
gegen  helfen  Entfdjeibung  pnbet  ©efeproerbe  (f.  b.lftott. 
©rtog  (Ercptag),  fobiel  wie  $ienStag  (f.  b.). 
Srtgan  (Eritgau),  im  Ntittelalter  Name  eines 
©e  jirfs  in  Den  jebigen  Württemberg.  Oberümtem 
Wieblingen  unb  ©aulgau,  erpreefte  ftd)  im  Nffl.  bis 
nabe  ans  ®onaunfer,  bitlid)  bis  an  bie  SSeftemadj 
tmb  umfagte  bie  Orte  Siberadj,  ©uepau,  äR engen, 
Snulgau,  Salbfee,  Aulenborf  te. 

©rigol,  Dgrtebri  cp  Karl  3ofepp,  greiperr 
b on,  Shcrfürit  unb  EnPifchof  non  SRainj,  geb.  3. 
3an.  1719  in  SWainj,  geft  25.  3ulcl802  inetfepaffen- 
bürg,  ftubierte  in  SetmS  Speologie,  Warb  1753  2>om- 
fipitular,  1764  Nettor  ber  Untberptät,  1768  §of< 
i atspräpbent , 1768  JtomtuftoS,  1789  ©efanbter  in 
Bien  unb  1774  Jhirfürft  unb  ErjPifcpof  bon  SRamj, 
wenig  fpdter  and)  gürgPifcpof  bon  Sonn«.  AtS 
tlanbcSperr  unbSiircbeniurit  ben Reformen jugeneigt, 
reorgantüerte  6.  1784  bie  llniberfttät  Nlainj,  [d)lofi 
pd)  1785  betn  gürflenbunb  an,  trat  1786  ber  Emfet 
Sunttattan  gegen  bie  püpjttichen  Anmagungen  bei 
unb  beobpdjtigte  eine  grünoiidje  Erneuerung  ber  la- 
tboli?d)en  Minie  Seine  Ncforoihegrebungen  unter' 
brad)  bie  franjöfifche  Nebolution,  bon  ber  6.  befon- 
berl  hart  betroffen  würbe.  Sor  ben  granjofen  nach 
ber  Sheberlage  ber  SÄainjer  Sncppcn  bei  Speper  4. 
Oft.  1799  aud  SKainj  geflüchtet,  (ehrte  5. 1793  jurfld, 

ffenunb 


lebte  fortan  meift  in  Afcgaffenburg.  1801  im  »rieben 
bon  £flne»iüe  berlor  er  ben  ganzen  linISrpemifd)en 
Seil  feines  RurftaateS. 

2)  granj  Subwig,  greiperr  bon,  gürftbifepof 
bon  SSürjburg  unb  Samberg,  jüngerer  ©ruber  beS 
bongen,  geb.  16.  Sept.  1730  ju  fiobr,  geft.  18.  gebr. 
1795  tn  feürjburg,  ftubierte  in  ÜRain  j,  Kürtburg 
unb  Nom,  Warb  äiittcjlieb  beS  ®om(apiteIS  in  Sürj* 
bürg  unb  1768  ©rälibent  ber  weltlichen  Negierung 
bei  "Stifts.  Sei  ©elegenpeit  beS  Empfanges  ber  Sn* 
beftitur  für  feinen  fcernt  in  Bien  mit  fiaifer  granj 
3ofeph  II.  befannt  geworben  unb  juut  Geheimen 
NeichSrat , Sifitator  bes  Siei  epstamme  rgeridgS  ju  SBep- 
lar  unb  faiferiid)en  RommiffariuS  auf  bem  WcicpStag 
nt  Segmsburg  ernannt,  warb  er  1779  SeinSpeimS 
Nachfolger  als  gürftbifepof  bon  Bürjburg  unb  Sam- 
berg, pulbigte  ber  Aufflürung  unb  Wirfte  burd)  bar- 
treffliche  Neformen  unb  etnfiepttge,  woblwollcnbe  Ver- 
waltung in  feinen  Stiftern  nutjcrg  fegmSreicp.  ®. 
fdjrieb : Ȇber  ben  (Beift  ber  3eit  unb  bie  Pflichten 
berEhriften-  (fflürjb.  1793)  unb  »Weben  anbaSfianb- 
ooir«  (Samb.  1797).  Sgl.  Sernbarb  (Sfeubonpm 
für  Neudjlin),  gram  Subwig  bon  E (Zübing.  1862) ; 
Seitfdjuh,  gtnitj  i'ubw.  bon  E.,  ein  SharalterbUb 
(Samb.  1894);  $übfdj,  Sie  Neformen  auf  bem  (Be- 
btet her  SollSfdpulc  im  ehemaligen  §od)gig  Samberg 
unter  ben  gürftbifchöfen  Vlb.  griebr.  b.  SeinSheim 
unb  granj  Subw.  b.  E.  (baf.  1891). 

(Brt&olme,  Unfein,  f.  SprigianSö. 

Srttngcn,  ®orf  im  Württemberg.  StonaufreiS, 
Oberamt  Wieblingen,  an  ber  StaatSbabnlinie  Ulm- 
Xntilingen,  Jbat  9 fatp.  fiirdjcn,  ©etbenwinberei, 
medjaitifdje  SBerfftätte,  fiunft-  unb  Niaplmüplen, 
Sdgemüple,  Sierbrauerei  unb  jäpll  (tsoo)  1910  Eintn. 

thitag  nennt  man  bie  HRenge  Naturalien  (Natu- 
ratertrag)  ober  Me Ektbfumme  (©elbertrag),  bie  eine 
Erwerbsquelle  (Orunb  unb  ©oben,  $ouS)  binnen 
beftimmter  3eit  (3opr)  abwirfb  3“M  man  »on  bie- 


fern Soh-, Natth-, Bruttoertrag  Diejenigen  Roften  ab.  bie 
jur  Ausbeutung  jener  Duelle  eruirberlici  ftnb,  fo  er- 
h&lt  man  ben  Neinertrag  berfelben.  ©on  ben  Be- 
griffen Einlommen  unb  Einnahmen  unterfdjeibet  fid; 
ber  Begriff  E baburdj,  Dafi,  währenb  legerer  baS  Er- 
gebnis einer  beftimmten  SrobufttonSquelle  ift,  bie 
erftern  bon  einer  $erfon  (bej.  Raffe)  bezogen  werben. 
URehrere  Serfonen  (Dunen  ihr  Einfommen  ober  Seile 
beSfelben  auS  einer  Duelle  fthbpfen.  Wie  auch  baS 
Einlommen  einer  Serfon  fidj  aus  ben  Neinertrigen 
mehrerer  Duellen  jufammenfepen  (ann. 
ertragoanfctjlag,  f.  ©üierabfch&pung. 
<?rtragStafeln,  forftlichc,  f.  4>ol,jertragStafeIn. 
©rtragfteuern  fwb  birclte  Steuern,  welche  bie 
einzelnen  Ertragsquellen  nadj  SRafigabe  ihres  wirt- 
lichen ober  fehäpungSwetfe  angenommenen  Srtrftg- 
niffeS  helaften.  Ein  rationelles  ErtragSfteuerfhfiem 
muh  alle  Arten  beS  Ertrags,  alfo  fowoijl  ben  Ertrag 
ber  ©runbftüde  unb  ©ebaube  als  ben  ber  (Bewerbe, 
beS  Kapitals  unb  ber  Arbeit,  erfafjen.  Am  lonfe- 
quenteften  ift  baS  SrtragSfteuerfhftem  in  Sapem, 
fflecflenburg,  jept  auch  inElfafj-Sothringen  auSgebit- 
bet.  Sapern  hat  bie  ©ninbfteuer,  ^auSfteuer,  ©e- 
Werbefteuer,  Äapitalrentenftcuer  unb  iogen.  Einfom* 
men  (teuer,  welch  leptere-  baS  Durch  (eine  ber  anbem 
Steuern  betroffene  Eintommen,  inSbef.  baS  aus  (i)r- 
pertid)er  unb  geiftiger  Arbeit  fliepenbe,  umfaftt.  3n 
anbem  Staaten,  bie  in  ber  §auptfadje  baS  Ertrags- 
fteuerfpfiem  haben,  fehlen  einjelne  Wi<htige®Iieber,  fo 
tn  grantreich.  Sie  Sorjüge  berE  beftehät  im  folgen- 
ben.  Sie  E.  geflatten  bie  Erfaffung  beS  fteuerbflithhgen 
ObjettS,  ohne  bog  eS  nötig  ijt,  in  bie  pcrfönlichcn  ©er- 
hältniffebes  S teu  e r ja  h le  rS  etnjubringen.  Sie  Ertrags- 
quelle liegt  bei  ben  meiften  berfelben  offenjutage,  eine 
$interäieijimg  ift  bann  auSgefchloffen.  Einmal  »er- 
anlagt,  erforbem  bie  E,  fofem  (eine  ftetigen  ih'ebifio- 
nen  unb  Neuabfchäptingen  itbtig  flnb,  mSfjige  Er» 
hebungStofira.  Ser  Ertrag  ift  ftcher  unb  gleidiblci- 
benb  unb  bilbet  bamit  eine  wichtige  Unterlage  einer 
georbneten  ginamberwaltung.  gerner  erleichtern  bie 
Wichtigem  E.  bie  Sefteuerung  beS  nach  äugen  fliegen- 
ben  EtntontmenS,  was  bei  ber  heutigen  Scbpaftigteit 
beS  SertebrS,  jumal  für  (Bemeinben,  »on  hoher  Se- 
Deutung  ift.  3h»  Nachteil  begeht  barin,  bag  befeuer- 
ter Ertrag  unb  Einfommen  beS  Steuerpflichtigen 
einanber  nicht  beiten.  Sie  E nehmen  in  ber  Negel 
(eine  Nücfficht  auf  perfönliche  Süchtigtrit  unb  inbioi- 
buelleSRöglichteit  »orteilhafterer  Ausbeutung  ber  Er- 
tragsquelle nod)  auf  etwaige  Serfchulbung.  Sieje- 
ntgen  unter  ihnen,  bereu  erfte  Veranlagung  jeitrau- 
benb  unb  toftfpieiig  ift,  ßnnen  nicht  rafch  geänbert 
werben,  wenn  im  i'aufe  ber  3eit  bie  Sugem  ©runb- 
lagen,  auf  benen  ihre  Senteffung  beruht,  geh  um* 
aeftaiten.  So  Wirb  bie  Steuerlaft,  auch  Wenn  fie  an- 
fänglich eine  attnahemb  gleiche  für  alle  war,  mit  ber 
3eit  eine  ungleid)mägige.  AuS  biefem  ©mnbe  würbe 
eine  Erhöhung  beS  Steuerfuges,  weil  bie  Ungleichhei- 
ten benneprenb,  brüctenb  empfunben  werben.  ®aher 
fmb  bie  E.  Wenig  geeignet,  einem  wadffenben  ginanj- 
bebarf  burch  fteigenbe  Einträgiichteit  ju  genügen. 
®iefe  Übelftcinbe  "ijaben  ben  Sunfd)  naljeaelegt,  bie 
E.  Derart  um}ugeftalten,  bag  ge  ftd)  mehr  bem  Wirt- 
lichen Eintommen  anfdgiegen,  baS  ber  Seftper  aus 
ber  Ertragsquelle  jiept.  Wie  bieS  ;.  S.  in  Sapem  bei 
ber  jünggenSteuerrebigon  »om  9-3uni  1899,  bezüg- 
lich ber  (Bewerbe-,  Kapitalrenten-  unb  fogen.  Ein- 
tommenfleuer  gefchepen  ift,  bej.  baS  ErtragSfteuer- 
fpftem  bureb  anbre  Steuern  ju  erfepen. 

(?rttän(cti,  f.  Süden. 


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80 


(Srtrinfen  — ©rroerben. 


©rftinfeit,  gewaltfame  XobcSarten,  bie  baburdj  Radjbargeftein,  baS  gefrittet,  »erglaft  ober  berfoft 
ßerbeigefüßrt  werben,  baß  burd)  EiniautßenbeS  gangen  [ein  fann,  jowie  fäuienfönnige  Rbfonberung,  geßlen 
Körpers  ober  wcnigftcnS  beS  RopfcS  in  fflüffigteit,  cdjter  Schichtung  unb  geblen  Bott  ©ctrefaftcn  für 
aewößnlicß  Saffer,  bie  Rtntung  aufgeßoben  ift.  bie  eruptibe  Ratur  eines  ©efteinS.  gür  bie  ©afalte, 
Kommt  ein  SRenfd)  erbiet  in  (altes' Saffer,  fo  [ann  er  Dradjßte,  Rnbeflte,  ©bonolitbe,  ebenjo  für  ©orphßve, 
autß  burcb  §erg- ober  ©eßimftblag  ftcrben ; bann  feb«  RM«pl)t)re.  Diabafe  i[l  bie  Eruptioität  beweisbar; 
len  aud)  bie  3eid)cn  ber  Erflidung  (f.  b.),  bie  ben  Er*  and)  für  bie  ©ranite,  Diorite,  Stjenite  unb  gewiffc 
trinfungStobfonft  regelmäßig  begleiten.  ©omStßlag-  ©abbroS  ifi  fte  anguneßmen,  wäßrenb  bie  älteften  ge- 
flußöetroffcne  Werben  feilen  roieber  inS  Ceben  gurüct-  (diitßteten  Silifatgefteine  (ffineife  unb  gewiffe  ißrer 
gerufen,  wäßrenb  im  anheim  gaüeinefflieberbelebung  Einlagerungen)  tu  biefer  fcinffcßt  ftrittig  ftnb. 
leidjter  möglicß  ift  (»gl.  Unfall).  Sgl.  EaSper-fii-  ©ritto  (Erub,  neußebc.,  »SSermiftßung«,  fflefir- 
m an,  fpanblutd)  ber  geridjtlicßen  äRebigin  (8.  Rufi.,  gabt  Erubin),  religionSgefeßlitße  TOltel  ber38raeli> 
©erl.  1 889) ; 3 1 r aß  m a n n , Üebrbuiß ber geriditiidjen  len,  unter  Umjtänben  fdjioere  Sabbatgcfejje  gu  er- 
Riebigin  (Stutta.  1895);  Rotß,  Der  Dob  burd)  6.  leid)tem;  f.  aud)  Sabbatfißnur. 

(Serl.  1866);  ©altauf,  Über  ben  Job  burd)  IS.  ©r»e,  f.  Üinfe;  Weiße  E.,  f.  Lathyrus. 

(Sien  1888);  ESmard),  Die  erfte  $tilfe  bei  plöß-  Ervurn,  ©ftangengattung,  f.  Sünfe. 

litben  UnglttdSfäüen  (18.  Rufi.,  Ccipg.  1902).  ©rwartuug,  f.  Rufmerf|amfcit. 

©rub , f.  Entw.  ! GrtuartungStocrt  nennt  man  bie  auf  bie  ©egen» 

Erüra  Toum.,  ©attung  ber  ßrugiferen,  ein-  obec  wart  begogene  (biSfontierte)  Summe  aller  in  3ufunft 
gweijäbrigeäftige  Kräuter  mit  fieberlappigen  Blättern,  aus  einer  Ertragsquelle  (©oben,  Salb,  fjauS)  gu  er* 
weißen,  gelbliaiweißen  ober  »ioletten  ©lüten  unb  wartenben Reinerträge (©elberträge  abgüglid)  ber gur 
fticlrunben,  gefd)itäbelten  Stbotcn.  Etwa  geßn  ?lvten  ©ewirtfebaftung  aufguwenbenben  Kojten).  ©gl.  'Bert 
im  SRittelmeergebiet.  E.  sativa  Lam.  (Senffoßl,  unb  Salbwertoerccbnung. 

Ji a u l e n fo I)  1 , Runfe),  einjährig,  mit  großen  Wei-  ©rturtfung,  in  ber  D ogmatif  ber  Rttfang  ber  8e- 
ßen,  purpurn  gcäbcrten  ©lüten,  bient  in  Siibeuropa  feßrung  als  göttlicher  Sirfutig,  fofem  ber  (fuftanb 
gu  fflcntüfe  uno  Salat,  obgleieß  fte  fcßarf  unb  bitter  beS  unbefeßrten  Rfcnfcßen,  beffcu  Sinn  für  ffiöttlitßeS 
icßmedt.  Die  Samen  ßaben  faft  gleiche  Eigenftßaften  unb  ffleiftlid)eS  »erftßloffen  ift,  mit  einem  Sdjlafe  »er- 
Wie  Senf.  glidien  wirb  (CSpß.  6, 14).  Die  Äreßengefcßicßte  weift, 

©rubition  (lat.),  gelcßrte  ©ilbung,  ©eleßrfamfeit.  meift  nacß  3etten  großer  Ernüchterung  ober  aucß  RuS- 
©ruieren  (lat.),  etwas  SerborgeneS  gutage  fi)r-  artung  bea  tßrifllicben  Sieben»  unb  infolge  beS  Ruf» 
bem,  crforfcßen.  tretend  energiftßer  ©erfünlitßfeiten,  ErwetfungSgeiten 

©rüfafäure  (©raffinfäure)  C^H^O,  finbet  auf,  wo  bie  6.  faft  wie  eine  Raturgewalt  auftritt, 
fid)  als  ölßgerib  tm  fetten  6l  ber  Senffamen,  im  g.  ©.  gur  ReformationSgeit  burcß  Sutßer,  fpäter  burd) 
Iraubenfernöl  unb  im  Rüböl,  bilbet  farblofe,  in  RI-  Spener,  itt  Englaitb  burtß  Seäleß,  in  neuerer  3eit 
foßol  unb  Rtßer,  nicht  in  SSnjfer  l&Slicße  Rabeln,  befonberS,  ßier  aber  in  feßr  erfennbar  franfßafter 
fdjmilgt  bei  34°,  {lebet  bei  254, s“  (unter  10  nimDrud),  Seife  in  Rorbamerifa. 
gerfeßt  fieß  bei  iängenn  Srßißen  auf  1003,  bilbet  g.  X.  ©rtoei,  f.  Simanbl. 

friftaütfierbare  Salge,  gibt  mit  fcßmelgenbent  Rali  ©rtoeidjenbe  9)!ittcl,  bie  bet  feucßtwarnten 
Rracßinfäure  unb  Sffigfäure,  bei  Crßbation  Ronßl-  ©Übungen  angewanbten  Riittel  (f.  Säßung). 
fäure  unb  ©raffblfäure,  mit  wenig  fälpetriger  Säure  ©rt»etcßnng(Iat.Malam),Jfonfi[!engminberung 
ifomere  ©raffibinfäure  (Erufabinfaure),  bie  ober  Serflüffigung  tiertfcßer  ©ewebe  in  franfßaften 
bei  66°  fcßmilgt.  Suftänben.  Die  E.  fommt  gelegentlich  an  SSmocßen, 

©niftitren  (lat.),  aufftoßen  (auS  bem  Ringen),  Slnorpeln  unb  Seitßteilen  »or.  Die  E.  ber  ffnocßen 
rülpien ; Eruf  tation,  baS  Ruf  flößen,  Rülpfen.  (Ofteomalacie,  f.  RnocßenerWeidßung)  berußt  auf  bem 
©rutnpicrcn  (lat.),  auS-,  burtß-,  ßerborbretßen.  Serftßwinben  ber  Äalffalge  aud  benfelben.  Die  E. 
©ruptian  (lat.),  RuSbrutß;  in  ber  fflcologie  ber  ber  übrigen  ©ewebe  fann  fttß  bis  gur  förtnlicßen 
Rft,  burd)  ben  otoffe  auS  ber  Erbtiefe,  inSbef.  auS  ©erflüfftgung  fteigem,  wie  beim  feutßten  ©ranb, 
Sulfanen,  mit  ©cwalt  ßeroorbreeßett ; inberSRcbigin  bei  ber  eiterigen  Infiltration,  bei  ber  fettigen  Eni- 
baS  RuSbretßen  Bon  Epantßemen.  artung  (f.  ffleßinterweicßung),  bei  ber  E.  fiiftger  unb 

©ruptionSfanal  (EruptionSfpalte),  berffa*  tuberfulöferSntgünbungSprobufte.  fjäufigi)t  bie®. 
nal  (Sdjlot)  ober  bie  Spalte,  burtß  bie  feurig-flüjfige  ein  feeilungSBorgang,  inbem  fie,  g.  ©.  bet  bem  Eyfu- 
ober  gasförmige  EruptionSprobufte  au§  ber  Diefe  bat  ber  frupöfen  ©neuntonie,  bie  Ruffaugung  franf 
bis  gur  Srboberflätße  gelangen ; f.  ©ultane.  ßafter  ©robufte  Borbereitet.  Sie  berußt  meiftenS  auf 

©ruptionSf  «flel,  cm  burd)  Eruption  entftanbener  einer  Rrt  SelbftBerbauung  (R  u t o l ß f e) , inbem  fltß 
Äegelberg  (f.  ©ultane).  ©erbauungSfermente  bilben.  Eine  ®.  ber  ©tagen 

©ruptibgeftciiic,  ©efteine,  bie  burtß  ben  ©ul-  ftßleimßaut  (©aftromalacie,  SRagenerwei*. 
faniSntuS  ober  einen  bemfelben  analogen  ©togeß  auS  tßuna)  tritt  gang  gewößnlitß  nocß  itad)  bem  Xobc 
bem  Erbintiern  emporgelrieben  ftnb  ((.©efteine,  ©lu-  burtß  Die  fortbauembe  Sirfung  beS  RtagenfafteS  ein. 
tonifcße  unb  Sulfanif^e  ©efteine).  RIS  3«'d)en  ber  ©rtnerbcu,  in  ber  Red)te|pratße  fooiel  Wie  ein 
SruptiBität  gelten  in  erfterfiinienebenberCeftßaf-  Retßt  erlangen.  Stan  unterftßeibet  gwiftßen  origi- 
fenbeit  beS  SSaterialS,  beffen  ^emiftße  Ratur  bie  närem  ober  urfprünglitßem  unb  berioatiBcm 
SRüglidifeit  einer  ©ilbung  auf  eruptioem  Sege  nicht  ober  abgeleitetem  Erwerb.  Der  erftere  ift  unab- 
auSftßlteßen  barf,  ©laSotnftßlüffe  unb  bie  ©erfitüp*  ßangig  Bon  bem  Retßt  eines  attbcm;  baßin  gebürt  bie 
fung  mit  glasartigen  fflefleinett,  bie  gluibalftruftur  ©efißergreifungßerrenloferSatßen.g.8.  wilberXiere, 
(f.  Entglafung),  bie  lofale  ©etfnüpfung  mit  Xuf-  ferner  bie  Erfißung,  bie  ©erarbeitung.  ©eint  ab- 
fett  unb  RuSwurfSmaterial  (©omben,  fiapiUi).  Da-  geleiteten  Erwerb  ift  ber  anbre  Urßeber  beS  erWor- 
neben  fprecßen  bad  Ruftreten  in  ffiängeit,  Stöden,  benen  RetßtS,  g.  8.  wenn  itß  etwas  Bon  einem  an- 
Strömen,  Detfen,  bie  UmßüUung  frember,  auS  ber  bem  faufc  ober  geftßenft  erßalte.  gemer  unleritßei- 
Xiefe  ftammenber  ©rutßftiitfe,  Etnwirfung  auf  baS  bet  man  Erwerb  gegen  Entgelt  Bon  Erwerb  oßne 


errcer&SgefeUfdiaft  — Eryngium.  81 

Sntqtlt,  mit  j.  ©.  burd)  Sdjenfung  obtr  Srbfcftaft;  turcn  gefcftmüdt  haben  foü,  ift  eine  burd)  nichts  be- 
enbltd)  bm  Erwerb  burd)  3iad)fotge  in  eilt  «meines  gtaubigte  Überlieferung. 

$ed)t  (Singularfulgeffton)  Dom  Erwerb  burd)  Jiad).  ' (Srtmtte,  gleden  im  preufj.  Stegbej.  Arnsberg, 
folge  tu  eine  ©efamtheit  Bon  9fed)ten  unb  $ fließen  KreiS  fiippftabt , an  ber  Eifenbapn  iBarftein-Sipp> 
lUniDcrfalftifjrffton).  ftabt,  106mü.  2R,,  pat  eine  eDangetiicpe  unb  tine 

G-rtottbögefrilidjaft,  eine  Bereinigung  Don  ©er-  (alp.  Stirrfje,  Synagoge,  Amtsgericht,  3igarrenfabri> 
fonen  jur  geiueinfdjoftlidien  Erjielung  Don  ©enttB.  fation  unb  aeooi  156»  Einw.  — ®.  war  im  SRittel- 
gen  »gewinn.  §ierper  gehören  befonberS  bie  §an>  alter  Sig  eines  AbetSgc!d)!ed)tS,  baS  im  12.  unb  18 
belägefellfcpaften  (f.  b.).  3ai)rf).  meift  bie  ©ogtei  über  Köln  unb  Soeft  befaft 

Grtoerbb firner  beißt  in  Cfterreich  bie  Bewerbe-  unb  1322  auSftarb.  [891  n.  892. 

[teuer  ((■  b.),  in  anbem  Säubern,  j.  8.  in  ©aben  (bis  ©rhiorbcnc  ©igenfrfjaftcti , f.  Erblid)feit,  S. 

1884),  bie  fflewerbefteuer  mit  EmfcftluftberSohnflciier,  (Srtuorbcnc  SHcdjtc,  im  ©cgentajje  ju  anbern 

in  mehreren  Kantonen  ber  Scpweij  eine  Steuer,  bie  ©cdjtSarten  burd)  tine  befonbere  ErwerbShanblung 
baä  Emfotnmen  auä  Erwerb,  auäfc^tiefjlitft  ber  3tn»  erlangte  Jiedjte.  jiefclben  bleiben  befteben,  wenn  ein 
fen,  trifft.  neueä  fflefeg  in  Kraft  tritt,  nad)  bem  fte  niept  mehr 

S-rtucrbä.  unbäöittfdjflftSgenoffenfchaftctt,  auf  bieffieife,  mit  gefepeben,  erworben  roetben  tönn- 
f.  ©enoffenftbaften.  ten,  unb  fallen  regelmäßig  nur  gegen  Entfcpübigung 

(JrtocrbSDcrmiigcn , foBiel  Wie  KaBital  (f.  b.).  fort,  Wenn  ein  neues  ©efeg  Siechte  ihrer  Art  überhaupt 
(frtuiberung  Bon  ©erbrechen  (Sietorjion,  nicht  mehr  juläftt  Über  bie  rechtliche  ©ebanblung 
auch  'Anrechnung  ober  Rompenfation)  ift  bie  erworbener  !Red)te  jur  3ett  beä  Jnlrafttretenä  be« 
Jatfache,  baft  bie  Don  bem  Jäter  begangene  ftrafbare  ©ärgerlichen  ölefcgfmcbeä  finben  Rd)  in  bem  Einfüb' 
hanblung  mit  einer  gleichartigen,  gegen  ben  Jäter  rungSgefej  hierin  (Art.  153 ff.)  Sorfdjriften. 
gerichteten  fcanblung  Don  bem  ©erlegten  ermibert  itrxl.,  Abfürjung  für  3 Ehr.  Grj I eben  (f.  b.). 
worben  ift.  Jie  Jatfadje  ber  E.  fann  ftrafrecptlid)  (Srgleben,  Jorf  tut  preufj,  SHegbej.  SRagbeburg. 
mfofern  Don  ©ebeutung  werben,  als  bem  ERidjter  bie  Kreis  Steuhalbenäleben,  an  ber  EifcnbahnAcuftalbens. 
SHöglichfeit  geboten  werben  fann,  einerfeitS  bie  erflSr*  lebcn-SilSleben,  hot  eine  cDang.  Kirche,  Amtsgericht', 
licheAufregung  beSjuerftAngegriffenenfbeS  SRetor«  3’8am'nfabrifation,  Spiritusbrennerei  unb  (l&xu 
auierenben  ober  Sfetorguenten),  anberfeitd  ben  1819  Einw. 

Umftanb  ju  berüdfichtigen,  baft  bieferRch  felbft  Sühne  (?rjlebcn,  3oftann  Gfjrütian,  SDtebijiner  unb 
genommen  hot,  baä  burd)  bie  ju  beftrafenben  §anb»  Stalurtorfdjer,  geb.  22.  3uni  1744  in  üueblinburg 
lungen  beiberfeitS  bereits  erlittene  Übel  auf  bie  ju  als  Sohn  Don  Jorothea  Ehe  ift  in  e E.,  geborne 
Derhängmbe  Strafe  in  Anrechnung  ju  bringen  unb  fieporin  (geb.  bafclbft  13.  Slo».  1715,  geft.  13.  3uni 
fo  jur  «trafumwanblung,  ja  felbft  jur  ©erfdfonung  1762),  ber  erffen  grau  in  Jeutfdjlanb,  welche  bie  me- 
mit  aller  Strafe  ju  gelangen.  JieS  ift  and)  ber  bijinifche  Joftorwürbe  erlangte,  geft.  19.  Aug.  1777, 
3tanbpunftbeS2>eutf«i)eii3trafgefegbueb®(§199unb  ftubierte  in  fflöttingen  SRebijin,  bann  ©aturwiffen- 
233).  Senn  nämlich  leichte  fiörperDerlegungen  mit  fchaften  unb  Würbe  1771  ©rofeffor  ber  $hhRt  Melbfl. 
folchen,  ©eleibigungen  mit  leichten  KßrperDerlehungen  Er  fehrieb:  • Anfan  aSgriinbe  ber  92aturgefd)icf)le« 
ober  legiere  mit  erftern  auf  ber  Stelle  (b.  h-  folange  (©otting.  1768,  2.  Auf!.  1791);  »AnfangSg'rünbe  ber 
bie  burd)  bie  Kränfung  hcroorgerufene  ©cmütSbewe-  ©aturlehre*  (baf.  1772,  Ö.Aufl.  1794);  .©hpftfalifd). 
gung  fortbauert)  Don  bem  ©erlegten  felbft  ermibert  djptmfche  Abpanblungen«  (Seipj.  1776);  .System» 
Werben,  fo  fann  ber  Sichtet  für  beibe  Angefchulbigte  regni  animales«  (baf  1776). 
ober  für  einen  Don  ihnen  eine  ber  Art  ober  bem  SJinfj  Eryoidae  (SH  ollfd)  langen),  f.  Schlangen, 
nach  milbere  Straft  eintreten  laffen  ober  Don  ber  ©e-  Grt)cfna,  ©einame  ber  Aphrobite  * ©cnüs , Dom 
ftrafung  beS  einen  ober  beiber  DöIIig  abfefien.  Senn  ©erg  if rbj  (f.  b.)  in  Sijilien,  Wo  Re  als  Urania  Der* 
bagegen  eine  ©eleibigung  mit  einer  ©eleibigung  auf  ehrt  warb. 

ber  oteHe  ermibert  wirb,  fo  ift  ber  Sichter  nicht  jur  i ©rpcittiben  (Erycinidae),  ffiruppe  ber  Jagfalter, 
SKilbcrung  ber  Strafe,  fonbern  lebiglid)  baju  bered)  meift  fleine,  garte  Schmetterlinge,  beren  furje  Saupcn 
tigt.  beibe  Seleibiger  ober  einen  Don  ihnen  für  (traf-  feine $aarpinfel  ober ReifdRge  AuSmiichfe  tragen.  3ur 
frei  ju  erflären.  ©gl.  Steinig,  Sie  fogen.  fiompen»  ©attung  Helicopis  Fab.  mit  fpoarfchopf  im  91aden 
fation  im  KeichSflrafgefegbud)  (SreSI.  1894).  unb  ftarf  gejadten,  in  mehrere  Schwänzchen  auSlau- 

©rtoin  Bon  Stein  Darf),  Ardjiteft  beS  fKittel-  fenben  5>intfrflitqelranb  gehört  H.  acis  Oam.  in 
alterS,  Dietteicht  aus  Steinbach  in  ©aben  gebürtig,  Canenne  (f.  Jafet  .Schmetterlinge  n« , &ig.  12). 
begann  25. 2Rai  1277  ben  ©au  bergaffabe  beS  Straf  6rt)manthoS,  im  Altertum  ©ante  beS  Kaltqebir- 
burger  SRünfterS.  Sie  gehört  ju  ben  herrlidjften  uub  geS  auf  ber  ©renje  Don  Acf)aia,  EltS  unb  Arfabien 
in  ber Crnamentil  reichften  Schöpfungen  beS  gotifchen  im  ©eloponneS,  Aufenthaltsort  beS  erpmanthi» 
Stils,  ift  jebod)  leiber  nicht  Döttig  nad)  ®rwinä  ©lau  fcben®berS(f.$eraf!eS);  jegtClonoS,  2224  m hoch. 
auSgeführt  unb  namentlich  burch  ben  an  unb  für  Reh  Eryngium  £.(3Rann8t reu),  ©attung  ber  Um- 
fehr  («honen,  aber  mit  bem  fflanjen  nicht  übereinftim-  beQtferen,  Shäuter,  hohe  Stauben,  feiten  ftrauchig, 
menben  Jurm  geftört  Worben.  Seit  1298  {teilte  er  ober  3wergbämne  mit  Rhmalrn  ober  breiten,  unge- 
auch  baS  burd)  einen  ©ranb  befcbäbigteJiianqhauS  teilten  ober  hanb  ■ bis  fieberforntig  eingefchnittcnen 
wieber  hee-  ® ftarb  17.  3an.  1318  in  Stragburg.  ©lüttem,  oft  bomigen  3>ihnen,  ju  halbtugeligen  bis 
1845  würbe  ihm  bei  Steinbach  in  ©aben  ein  3>ent-  waljigen  Köpfen  ober  Apren  untgebilbeten  Jolben, 
mal  gefegt.  — Sin  Sopn  Don  ihm  gleichen  SlamenS  oft  mit  einer  ftraf)lig  Dielblätterigen  unb  oft  hornig 
unb  ein  jweiter,  3oh<tnntS  SBintin  (Srwinlein),  ftechenben  JpüQe  unb  grünlichen,  Weiften  ober  röt« 
fegten  nach  feinem  Jobe  ben  SRünfterbau  fort;  ein  tieften  ©lüten.  Etwa  170  Arten  auf  allen  Kontinen- 
brdler  Softn,  beffen  »tarne  unbefannt  ift,  baute  bie  ten  unb  in  einigen  3nfelgebieten  mit  Ausnahme  beS 
KoHegiatfirche  »u  9iieber«lpaSlach,  wo  er  1330  ftarb.  tropifcRen  unb  füblichcu  Afrifa,  baDon  26  in  Europa. 
Jaft  eine  angebliche  Jochter  SrwinS,  Sabina , eine  E.  campeatre  L.  (gelbmannätreu,  gemeine 
©Ubhauerin  gewefen  unb  baS  TOInfter  mit  Stulp-  [ ©rach-,  3t o 1 1 » , KrauS-,  SHabenbiftel,  Slenb, 

Sterjer»  Jtans.*£eriton,  9.  tfu».,  VL  öl.  6 


82 


©njonibett  — Erythraea. 


Unruhe),  16—50  cm  popc,  fperrig  BerjWeigte,  kör- 
nige, pcH  graugrüne  ©üfcpc  mit  ftarren,  bomig  ge» 
japnten,  fteberfpaltigen  ©lättem  unb  Weiten  ober 
grünen  Slüten ; auf  bürten  Stetten  in  Europa  (mit 
VluSnabme  het  SttorbWeflcnS  unb  SlorbenS),  ©orber- 
afien,  Sibirien,  Slorbafrifa.  ®ie  Surret  (Sted)-, 
Glcnb-,fflraunbiflel-,®onnerbiftel-,Ioll- 
biftel-,  ©ratfenbiftel-  unb  Gllaubrourjel, 
Glenbfraut,  ©feer-  ober  Morbwurjel)  riecht 
id)wad),  fdjiucdt  füfi  fdüeituig  unb  gehörte  ju  ben 
fonft  gepriefenen,  fünf  ftcinem  eröffttenben  Surjcln; 
fie  wirb  als  ©emüfe,  bic  jungen  SSurjelfproffe  atö 
Salat  genoffen.  E.  maritimum  L.  (MeerftranbS- 
Mannstreu,  MeerWurjel,  Meerbradbiflel), 
15 — 30  cm  pod),  pat  banbförmig  gelappte,  fteife, 
bornig  gejapnte  blnugrüne©lätter,  blaue©lütcn  unb 
Hüllblätter  unb  wäcbft  an  ben  ßüften  Bon  Mittel- 
unb  Sübeuropa,  ©orbafrifa,  am  Sdiwarjen  Meer. 
®ie  Surjel  würbe  früher  mebijinifd)  ongewenbet, 
Wäptenb  man  in  SRorbeuropa  bie  jungen  Sproffe  Wie 
Spargel  iftt.  E.  alpinum  L.  (f.  ©afel « Sdjaugebilbe« , 
gig.  3)  mit  fammförmig-fiebcrfpaltig  jerfdilipten  unb 
ftacpclig  gewimperten,  blau  überlaufen enHüttblätt ern, 
im  europäifdjenVUpengebiet  bi«  ©oSnien  unb  Monte- 
negro. Vlttbre  oft  ajurblau  gefärbte  Vielen,  wie  E. 
amethystinum  , werben  in  ©arten  fultiuiert. 

(Vrponibcn,  gamilie  ber  Sfrebie  (f.  b.). 

<$rt)fi$tbon,  3obn  bcS  tbeffalifdtenKönigSJrio- 
paä,  warb,  weil  er  eine  ber  ®cmeter  heilige  Gidte  ge- 
fällt batte,  mit  unerfättlidjem  Hunger  beftraft.  Viatp, 
bem  er  atte  feine  Habe  Berjeprt,  erhielt  U)n  feine  Socpter 
Meftra,  bie  ftefa  oermöge  ber  ihr  Bon  ihrem  ©elieb- 
ten  ©oteibon  Berliehenen  ©ahe,  fid)  beliebig  ju  per- 
Wanbeln,  unter  Berfehiebenen  ©eftalten  immer  Bon 
neuem  nerfaufen  liefe.  3ulcjt  Perjcprte  G.  feine  .eig- 
nen ©lieber. 

<Srt)ftt>etla#(gried).),  fobiel  Wie  Slotlauf  ober  SSofe 
(f.  b.) ; er  Bf  i p e 1 a t öS , rofen-  ober  rotlaufartig,  Bon 
ber  Soft  (Slotlauf)  befallen. 

(Srüfipcloib  nannte  man  eine  JSunbfranfbeit,  bie 
bei  Schlachtern, Köchinnen,  Saufleuten,  biemitgleifd), 
Hering,  Vluftcm,  fiäfe  in  tun  haben,  an  gingern  unb 
Hauben  auftritt.  Ed  ftanbelt  fid)  um  eine  harmlofe, 
burd)  fleine  Hautwunben  einbrinaenbe  3nfeflion  mit 
Mifroorganisnten,  bie  bem  Staphylococcus  ähneln. 
6«  entfloht  babei  eine  bunfelrotc,  judenbe,  fefearf  um- 
grenjte,  fid)  langfam  auSbepnenbc  Schwellung  ber 
Haut,  bie  nach  1—8  Soeben  Berfcpwinbet. 

Eryslphe  Wallr.  (Eryaibe,  Meltaupilj),  ©ilj- 
aattung  au»  ber  Vlhteilung  be  r ©en  jporia  je  en.  mifro- 
ffopifep  deine,  auf©ftamen  fdmutroftenbe  ©Uje,  beren 
Mgcetium  auf  grünen  ©lättem  weifte,  fepimmel«  ober 
mehlartige  Überjilge  (Meltau)  bilbet.  ®aS  Mt>ce< 
lium  bejteht  auä  freien,  äftigen  gäben,  bie  ber  Ober- 
haut ber©flanje(o[e  aufliegen  unb  an  gewiifen fünf- 
ten unterieitS  röhrenförmige  gortfäfte  burd)  bieSanb 
bcrDberpautjettcn  hinburebtreiben  unb  innerhalb  ber 
leptem  hlafige  Saugorgane  erzeugen.  Slicbt  feiten 
bleibt  bie  Entwidelung  be«  ©tiieö  bei  ber  ©ilbung 
Bonßonibien flehen;  foidjelebigticbSonibien  tragenbe 
gormen  hat  man  früher  als  befoitbere  ©ilje  in  bie 
fflattungOidium  Link  eingereiht.  ®aScbarafteriftifd)e 
Merfmal  ber  ©attuna  E.  unb  bie  Unterfd)cibung  ber 
Vlrten  grünbet  fid)  auf  bie  jweite  grud)tform,  bie  ©e« 
ritperien.  ®iefc  hüben  punftfleine,  fugelrunbe,  ge- 
fdjloffene,  au  ihrer  Unterfeite  auf  bem  Mtjcelium  fe|t- 
fiftenbe  ©ebälter,  bie  net)  burd)  ©erwittenmg  ber  Sanb 
öffnen.  3n  bem  einfachen  Hoplraum  beä  ©erilpeciumS 
befinbeu  fich  mehrere  furje  Sporen[cpläud)e  mit  je  2 


! bis  8 einjettigen,  obalen  Sporen.  ®ie  Vtuftenfeite  ber 
©eritheciumwanb  ift  mit  langen,  fabenförmtgen  Vln- 
hängfeln  (Stüftfäben)  bcfcjt.  E.  gramiuis  DC. 
bewohnt  ©lätter  unb  Halme  Derfdjiebener  ©väfer 
(®raSfd)imm«I,  Seijenmeltau),E. MartiiLer. 
befonberS  ftlee,  ffiiden  ic.,  JVompofttcn,  Slanunfula- 
teen , ©othgonajeen,  Umbettiferen  ic.  Ville  Vlrten  Bon 
E fmb  fdjablicpc  ©araftten,  unb  wenn  atte  ober  bod) 
bie  nteiften  grünen  ©eile  einer  ©flanje  bamit  über* 
jogen  fmb,  fo  fränfelt  fie  unb  ftirbt  uorjeitig. 

<f  rütheia , f.  ©erpon. 

(?rt)tl)ein  (grieep.  Erythema,  aud)  Erythrcma, 
S i e b e 1 n , 81  i 1 1 e 1 n),  eine  © ruppe  gutartiger  Haut« 
franfheiten,  beren  wefentlid)eS  Merfmal  ©Ölung  ber 
Haut  burd)  ©lutfütte  ift.  ©efannt  ift  baS  G.  nad) 
GinWirfung  Bon  H'fte  (Erythema  caloricum)  ober 
reijenben  Subftanjen.  3n  beiben  gätten  (djlieftt  fid) 
an  baS  G.  oft  ein  Gfjem  an.  Manche  Grbtheme  ge- 
winnen aber  burd)  baS  Hinjutreten  cntjünblicher  Gr» 
fepeinungen  hcjonbere  Gigentümlicbfeiten.  ®aä  E. 
exsudativum  multifonne  jeiepnet  ftd)  burd)  bie Man- 
nigfnltigfeit  feiner  gönnen  aus:  roteglede  breiten  ftd) 
auS.inbem  fte  in  berMttte  fid)  bläulich  Berfärben.unb 
flicfeen  oft  ju  groften  glächen  jufammen;  blafit  bie 
Mitte  eine«  glecfeS  ab,  fo  entfteht  baS  ringförmige 
G.  (Erythema  annulare);  taucht  ein  neuer  roter gted 
barin  auf,  E.  (Herpes)  Iris;  fdjwittt  ber  gted  ju  einer 
Ouabbel  an,  E.  urticatum;  ergieftt  fid)  glüfftgfeit 
unter  bicGptbenuiS,  fo  baft©lä6d)en  entftehen,  fo  er- 
! gibt  fid)  baS  E.  vesiculare  (Herpes  circinnatus)  ober 
E bullosum.  ®ie  firanfbrit  Berläuft  oft  mit  gicbcr 
unb  rbeumatifchen  Schmerlen  unb  gebt  meift  nach  2 
bis  6 Soeben  in  Heilung  über,  juweilcn  aber  führt 
fte  unter  Gntgünbung  feröfer  Häute  (Sruftfcll,  Herj« 
floppen)  ju  einem  ungünftigen  VtuSgang.  Gme  fdjWe- 
rere  gönn  ber  fitanfpeit  ftettt  baS  E.  nodosum  bar. 
Vln  ber  ©orberjläcbe  ber  Unterfcbenfel  unb  guftrüden 
erfd)einen  rote  gtede.  bie  anfchwellen  unb  nmblid)e 
ober  obate,  balbfugelig  über  baS  HautuiBcau  berBor- 
ragenbr,  Haft  bläulid)role,  jietulicb  berbeftnoten  ober 
fflctchwülfte  hüben;  fte  finb  tdimerjbaft,  juden  aber 
niemals,  juwctlen  gefettett  ftd)  ©tutauStrctungen  binju 
(Purpura  rheumatica  ober  Peliosis  rheumatica), 
babei  fiebern  bie  Stranfen  bei  feftmerer  Störung  beS 
| VIQgemcmbefinbenS.  ®ie®auer  berjfranfbeit  beträgt 
gewöhnlich  8 — 14  ©age,  nur  feiten  jiebt  fie  ftd)  monate- 
lang bin,  inbem  immer  neue  Knoten  auftreten,  wäh- 
renb  bie  alten  abpeiten.  ®aS  E.  multiforme  unb  uo- 
dostim  ift  wopl  als  3nfeftionÄfranfbcit  ju  brtradjtrn, 
jebod)  ift  ber  3nfeftionScrreger  nid)t  ptnreid)enb  fid)er 
befannt.  ®te  ©epanblung  beftept  in  ©ettrupe  unb 
ütnberung  berSd)merjenbunhfalteUmfd)täge;  ®ar- 
reiebung  Bon  Satijptpräparaten  wirft  oft  günftig. 

CVrtjtln  ri,  im  Vlttertum  eine  ber  12  ionifdjen  Stäbte 
ffleinaftcnS.  ber3nfel  GpioS  gegenüber  auf  her  geft- 
lanbsfitfte  gelegen,  mit  berühmtem  ©empet  bcS  He« 
ratteS ; auch  befannt  als  Heimat  ber  und)  ipr  benann- 
ten Sibptte,  beren  HBble  1891  aufgefunben  würbe. 
G.  war  nie  bebeutenb,  erpielt  ftcb  aber,  wie  ihre  Mün- 
jen  jeigen,  bis  in  bie  tpäte  Raiferjeit.  SRitmen  beim 
heutigen 2t) tri.  ©gl  8 äb I er, GrBtprä (©erl.  1892). 

Erythraea  L.,  OSattung  ber  ffientianajeen , ein- 
obeT  mehrjährige  Kräuter  mit  gegenftättbigen,  ftjten- 
ben  ober  ftengelumfaffenben  ©tättern,  rötlichen,  gel- 
ben ober  weiften  ©lüten  in  bid)t  gebrängten  ober  fepr 
lodern  Gpmen,  feiten  in  Berlänaerlcn  Vibren,  unb  läng- 
lichen , sietfamigen  Kapfeln.  Etwa  30  fchwer  ju  un 
terfd)eibntbe,  fepr Bevänberlid)e  Vlrten.  E.  Centaurium 
Pert.  (©iber-,  gieberfraut,  roterVIurin),  ein- 


Cnjtljräa  — ©r^raSma. 


83 


unb  jBetjägrig,  biä  40  cm  god),  mit  länglirfi -cifünni- 
gen,  gcmjranbigen , faglen  Blättern,  retcgblütigeit 
Btüienftänben  unb  toten,  feilen  »eigen  Blüten,  »ädgft 
m ganj  Europa,  m Rorbperfien,  Sorberafien,  Rorb» 
afrita.  and)  in  Rorbamerila,  unb  ttrtrb  alb  Herba  Cen- 
taurii  (Saufenbgülbenlraut)  arjnrilid)  aU  bit- 
tere« magenftärfenoeS  SRittet  benagt.  SSirffanter  Be» 
[tanbteil  ift  ein  eigentümlidjer  Vitterftoff.  Ed  fdjeint 
fdian  ben  Villen  oetannt  gewefen  ju  fern  unb  »irb 
and)  im  13.  (fagrg.  erwägnt. 

(Srgtgräautal.  Er  itrea),  itat.  Rolonie  am  Boten 
(Ergtgräifdjen)  SReer,  im  B.  unb  O.  bon  Abeffinien, 
umfaßt  btn  Rüftenftridj  non  Ba«  Jfafar(18°  2‘  nbrbl. 
Br.)  bid  Rap  Sumrirag  (an  ber  Brenje  gegen  ba« 
franjbfifdje  Obol)  mit  ben  Poraelagerten  Snfeln  fo» 
loic  bad  vinlcrlanb  bis  jur  abe|fini|d)cn  Brenje  unb 
einer  burd)  Bertrag  mit  Sngtanb  1891  beftimmien 
SemarfaHondiinte  (f.  Rarie  »Äguptcn»),  Sie  läuft 
non  ber  äÄünbung  beb  SjcgubbfUtjfcS  an  ibm  auf» 
»ärtb  bib  6°  n&rbl.  Br.,  folgt  biefer  Brablmie  bann 
btb  86°  Bflt.  £.,  barauf  tiefem  bib  jurn  Bogatflug  unb 
gebt  non  bort  jum  Sa«  iiafar.  3n  biefe  Brenjen  finb 
inbegriffen  bie  Somalfüfte  am  (Jnbifdjen  Ojean  jwi» 
fegen  8"  nörbL  Br.  unb  ber  Sfigubbniünbung.  E. 
umfagt  247,300  qkm  mit  am)  329,516  Ein».,  ba» 
non  2014  Europäer,  hinter  btm  nur  mit  fpärliiger 
Vegetation  bebcdlm  [dpnalenRüftenftreifen  ergebt  fidj 
eine  niebrige  Xcmffe,  ber  nereinjelteBullanfegel  auf» 
gefegt  finb.  Sod)  1861  gat  man  bei  6b  nullanifige 
Säiigfeit  beobaigtet.  Sa«  ganjeBebiet  bib  jum  Steil» 
abfaß  beb  abefftnifigen  iwiiiorbe«.  bie  Samgara,  ift 
geig,  waffer»  unb  negetationdlod  unb  nur  fegwad)  be» 
bölfert;  bie  CberfUUge  beflcgt  teils  aub  nadtem  Selb, 
teils  aub  lofrn  Sanbablageruttgen.  Angebaut  »er» 
ben  gier  Bananen,  Sabal,  Baum»oQe,  Bemüfe  unb 
Betreibe.  Auf  bem  2000  — 2350  m gegen  fiodjlanb 
non  Admara,  Bobofetaffi  unb  Büro  finbet  fid)  gute« 
Seibelanb,  in  ben  Salem  fruigtbarer  Boben.  Sie 
lurjen  Äüftenflüife  führen  nur  periobifd)  Blaffer;  bie 
bom  abefftnifigen  $>od)lanb  gerabfommenben  grögeru 
glüije  nertieren  fug  in  Saljfeen,  »ie  ber  Banert  im 
fUalebabbfee,  bar  hawafeg  in  Bbgebabbfee,  ober  im 
6anbe  ber  Steppe,  »ie  ber  Bolima.  Sab  Klima  ift 
augeroebentlid)  geig;  HRaffaua  gat  eine  (fagre«trai» 
peratur  bon  30,«  • (Jfuli  34,8*,  (Januar  25,6"),  ber 
Regenmangel  ift  grog,  eb  faßen  in  SRaffaua  222,  in 
Ajjab  nur  61  mm  jägrlidj,  bie  Vegetation  ift  bager 
fegr  bürftig.  Sie  Sierwelt  ift  pertreten  bung  Stirnen, 
Stefanien,  Btraffen,  Antilopen,  Kamele,  Scgnfc  u.  a. 
Sie  Bettobner  ftnb  im  91.  meift  arabifdjer  Abdäm- 
mung, teilb  feggaft,  teilb91omabm;  ben  füblitgenSeß 
betoobnen  bie  Afar  ober  Sanafil,  nomabifege  Bieg» 
tüdgter.  Siftger  ober  $änbler,  unter  bem  Sultan  Pon 
Auffa.  Ser  fymbel  bewegt  fid)  bomegmlicg  über 
SRaffaua  (f.  b.),  ben  SRittelpunlt  ber  Kolonie,  auger» 
bem  ükr  Affab  (500  Ein».),  Seilul  (800  6in».), 
Bubbi  (500  Ein».).  Sie  AubfiUjr  SRaffaua«  betrug 
1900;  2,745,470 Sire,  bauen  für666,000Berltnutter, 
600,000  Serien,  491,000  häute,  181,000  Buntmi; 
bie  Einfuhr  betrug  1900:  9,376,543  Sire.  6b  liefen 
An  2939  Stgiffe  (2864  italieniicge)  mit  129,499Son., 
aub  2929  Sdjiffe  (2858  italienifcbe)  mit  129,349  S. 
Steigen  fügren  über  Buinba  naeg  Abefftnien  unb 
Ber  Keren  naeg  Raffala.  Aub  ftrategiftgen  Brünben 
finb  jtoei  Eifmbagnlinien  erbaut,  Pmt  SRaffaua  über 
SR’Rußu-Saaii  nadg  ÜRai-Atal  (35  km)  unb  Pon 
Wb  ei  Raber  nadg  Arfifo;  bie  erftere  Sinie  foß  bib 
Afewra  (160  Ion)  audgebaut  »erben.  SieBoft  gatte 
1900  atgl  Ämter  eröffnet,  bie  Selegrapgenlmten  be» 


lagen  eine  Sänge  Pon  700  km  (hauptlfnie:  SRaffaua- 
Agab-Berim).  Sie  Sefagung,  ein  burtg  Befeg  Pom 
10.  (Juli  1887  gefigaffeneb  Spejiallorpb,  beflegt  aub 
172  Cffigiertn  unb  6995  SRann  (6081  Eingeborne); 
fit  ift  ftationiert  in  SRaffaua  (mit  ben  gortb  Abb  el 
Raber,  Saulub,  Bgerar),  Arlifo,  Saatt,  Buinba, 
Saganeiti,  Abi  Eaieg,  Bieber,  Reren,  Abmara  unb 
ben  »itgtiaen  Brenjforts  Abtllgri  unbArgobai  Aße 
ftnb  tetepgonifd)  miteinanber  Perbunben.  Abmini» 
ftratiP  ift  bie  Rolonte  in  fünf  Siftrifte  geteilt.  Ser 
Staatbgaubgalt  ber  Rolonie  balancierte  1900/1901 
mit  10, 430,500 Sire,  worin  8,1 30,800  Staatbjufdgug. 
An  Sribut  »urben  Pon  ben  Eingebomen  607,450 
Sire  ergoben.  — Über  bie  Befcgitgte  btr  jungen 
Rolonie  bib  jur  (Jagrgunbertwenbe  «gl.  Abefftnien, 
S.  35.  3n  ben  legten  (tagten  ganbelt  cb  fttg  in  ber 
feaiiptfaige  umBrenjPerträge  mitSnglanb  unbAbef» 
ftnien.  (jagrelang  fämpfte  ber  Boupemeur,  9erb. 
'Illar lini,  um  ben  freien  3u9an9  Ju»  Atbara  unb 
bamit  jum  91il;  biefer  »urbe  igm  iebod)  Perfperri 
burtg  bie  Abmadjungen  uom  22.  91op.  1901  unb  15. 
9Sat  1902,  »obureg  Per  an  ben  Atbara  Porfpringenbe, 
fdunale.  200  km  lange  Sanbftreifen  mit  ®in»ißigung 
9Neneli(b  an  ben  englif<g»äggptifd)en  Suban  abgetre» 
ten  »arb.  Safür  »urbe  bec  itnlicnifdje  Vlti(prud)  auf 
Eunama  alb  berechtigt  f eftgelegt , unb  SKnrlim  per» 
fuegt  bung  Stragenbauten  jwiidjcn  bem  Bafd)  (!pa» 
reb)  unb  bem  Setit  (SalajjQ  ic.  ben  Serfegr  beb  Oft» 
fubänb  unb  Rorbabeffiitienb  Pon  bem  Biege  Raffala- 
Suafin  abjulenlen  unb  über  bab  Sanb  ber  Eunama 
nad)  SRaffaua  ju  jiegen.  Sie  Pon  SRenetil  aeforberte 
unb  non  Bubin)  bereits  jugefiigertt  Büdgabe  ber 
fruigtbaren  Broptnien  Otulb  unbSerae  »urbe  unter 
bem  Btinifterium  Beßour  baburdg  bintangegatten, 
bag(|tatien  für  jeneBebiete  unb  babgleiigfaubbefegte 
aroge  RIofter  Bijen  6 3Kiß.  Sire  an  Blenelif  jaglte. 
Audg  in  ber  (Erfcgtiegung  ®rgtgräab  burd)  ®tfenbag» 
nen  batte  SRartini  infofem  Erfolg,  alb  bie  geige  Rüfte 
mit  bem  in  gefunber  ^ibge  gelegenen  Begierungbfig 
Abmara  burtg  eine  Eifenbagn  perbunben  »irb,  Deren 
Bauloften  grogenteitb  aub  Erfpamiffen  an  ber  foto» 
nialenSertpaltung  beftritten »erben.  Vgl. Sd) 511er, 
Ahttritungen  über  meine  Beife  m ber  EoloniaEritrea 
(Bert.  1895);  P.  Bruiggaufen,  Sie  (Italiener  in 
Afrifa  (baf.  1895);  Serfelbe,  Ser  ergt$räifd)»abeffi» 
nifige  Rrieg  (baf.  1897);  Sa  (Jonquiere,  L««  Ita- 
liens en  Ery  tbrte  (Bar.  1 897) ; B e 1 1 e n c,  Lea  Italiens 
en  Afrique,  1880—1896  (baf.  1897);  Eamperio, 
L’Eritrea'nel  XX  secolo  (3Rail.  1899);  SRelti. 
I/Eritrea  dalle  sue  orlgini  a tutto  Tanno  1901  (baf. 
1902).  Rarten:  »Carta  della  Colonia  Eritrea«, 
1:50,000  (glor.  1891);  »Carta  dimostrativa  della 
Colonia  Eritrea  e regioni  adfjacenti«,  greg.  nomSJii 
Iitärgeograpgif<gen(teftilut,  16  Blatt  1 : 250,000  (baf 
1897  u.  8.),  unb  1 : 100,000  (baf.  1900). 

GrgtbräifdgcS  SOlccr  (»roteb  SJleer«),  bei  ^ero» 
bot  Bejeugnung  für  ben  aanjen  Ojean  fübtidj  Pon 
Afien,  bie  fpäter  auf  ben  Seil  jwifdjni  Arabien  unb 
(jnbien  eingefigränft  würbe  (f.  Boteb  SReer). 

(Srt)tgrobma  (arieig.),  eine  meift  in  ber  Sciften- 
ober  Adgfelgegenb  be'fonberb  beiSRännern  auftretenbe 
tontagiäfe  äauterfranfung,  bei  ber  ein  üt  ber  Epiber« 
mi«  maffengaft  »uigember  Bilj,  Microsporon  minu- 
tissimnm  (bem  oft  audj  Leptothrix  epidermadis 
Bizz.  et  Firket  beigemengt  ift),  punltfbrinige  bie 
ganbteßergroge,  nnfatig«  rote,  fpäter  gelblich . refp 
braun  Perfärbte,  runbliqe  ober  rofettenfbrmige,  fdjorf 
begrcnjte,  trodne  fjtede  erjeugt,  bie  fid)  fegr  langfam 
auSbilben,  oft  juden,  unb  auf  Denen  bie  £>aut  fiig  fein» 

6* 


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84  Erythrema  - 

lletfg  obfd&ftfert.  TaS  ®.  wirb  burd)  Safrfjcn  mit 
Sublimatlöfung  befampft. 

Erythrema,  f.  grpthem. 

Krßthrin,  Mineral,  fooiel  wie  Robaltblüte. 

(Srptßrtn  (grpthrinfäure,  3weifaif)orffl« 
linfäureerpthritäther)  CwH„O10  finbet  ftd)  m 
eiclen  gierten,  befonberd  in  Roceella  Montagnii 
unb  in  einigen  Älgen.  6.  ift  färb«,  gerudj«  unb  ge« 
fdjmadlod,  Iöft  ftd)  leid)t  in  'iiltoliol,  fifjWer  in  SBapcr 
unb  Sicher,  fdnniljt  bei  137",  ift  nidjt  flüchtig  unb 
terfäüt  beim  Kochen  mit  JBaffer  ober  wafferigen  ©I« 
fa[ienin©ifroerpthrinC„H,,0,(ginfacborfet* 
(infäureerbtbritäther)  u.  DrfeUinfäure  C.H.O«, 
meid)  legte«  (ich  wieber  in  Drein  0,11,0,  unb  Kohlen« 
inure  icrfegt  gn  feuchter  ammoniatahfdjer  2uft 
färbt  ftd)  ®.  rot.  3Me  rot  geworbene  ammoniataliidje 
Söfung  gibt  mit  (Xb>orcalcium  einen  purpurrotrn 
diieberfchlag,  ben  fogen.  Ponrpre  fran<;ais.  Shlorfalf 
färbt  bad  (i.  »orübergebenb  oiolett.  6.  heißen  auch 
bie  Robaltblüte  unb  ein  teerfarbftoff,  bad  ÜthpUetra« 
bromfluoredcein;  f.  gluoredcetn. 

Erythrina  L.  (ftorallenbaum,  Korallen« 
höhne),  ©attung  ber  Seguminofen,  ©äume,  bis- 
weilen faft  frautartigeSträucher  mit  biden,  oft  ftadje. 
ligen  3weigen,  langgcftielten,  breijähligen  SBIättem, 
großen,  meift  fdjorlndjroten  ©litten,  oft  in  langen 
irauben,  brotigen,  meljrfamigen  hälfen  unb  otmlen, 
glättjenb  roten  unb  fd)ttarjen  Samen,  ©on  ben  ca. 
30  tropifdjen  unb  f ubtr  optfdjeii  (Krim  Werben  mehrere 
alä  3ierbflanjen  tultioiert.  Son  E.  corallodendron 
L-,  auf  ben  Vlntiflen  unb  in  Sübatnerifa,  6 m b od), 
mit  feurig  f djarladjroten , 5 cm  langen  ©litten  unb 
glänjenben  fd)ariacf)roten  Samen,  wirb  bad  coctdie, 
forfartige  §01}  (Rorallenholj,  ©aracara,  Bois 
d’immortel)  ru  ©fropfen,  leicht  tragbaren  Seilern  ic. 
benu}t.  E.  Crista  galli  L-,  in  ©rafilien,  eine  ber 
pracbtvoßftenVIrten,  baumartig,  mit  langen  Srauben, 
bunte!  (irfchrotenCIüten  unb  länglidj-merenförmigen, 
buntelblau  marmorierten  Samen , wirb  bei  unb  am 
häufigften  tultioiert.  ©efonberd  fd)5n  ift  ein  ©lenb« 
ling  mit  E.  herbacea  L.,  -Marie  ©eßanger«,  mit 
tiO  cm  langen  Irauben  jinnoberroter  ©litten.  E. 
indica  Lam.  ($abapbaum),  oon  Sorberinbien  big 
äluftralien,  bient  in  ben  ©jlanjungen  allgemein  alb 
Stüge  für  bie  ©fefferpflanjen  fowie  jur  8efcf)attung 
ber  jungen  Raffeebäunte  auch  in  Seftinbien ; bab  weiche 
4>oIj  finbet  gIeid)faHbOielfa<be©erWenbuna.  E.caffra 
Thbg.  (Rafferbaum),  in  Siibafrifa,  Wirb  18m  pod) 
unb  liefert  §o!j  gu  Ssiaffertrögen  unb  Sooten,  bie 
nach  bem  Leeren  fetjr  bauerhaft  fein  faßen ; auch  alb 
Rorffurrogat  ift  bab  fehr  Weiche  folj  DtrWenbbar. 

(?rt)thrfnfnure,  f.  grptljrin. 

®rt)thnt(grBthromannit,®rhthroglujin, 
©hpjü)  C,H,„0,  ober  CH,.OH.(CH.OH)t.CH,.OH 
finbet  ftd)  in  einer  ©lge  (Protococcus  vulgaris),  alb 
Oralfäureefter  unb  alb  Crfellinf aureefter (g  r p t h r i n, 

f.  b.)  in  Oiclen  glecpten  unb  einigen  VII gen  unb  wirb 
aub  btm  Grbthrin  burd)  ©erfeifen  mit  Katronlaupe 
gewonnen.  6.  bilbet  farblofe  Rriftaße,  fchmedt  füg,  ift 
leicht  löblich  in  ffiaffer.  Wenig  in  Wfopol,  fdjmiljt  bei 
126",  ftebet  bei  330",  ift  optifcp  inaftio,  nicptgänmgd« 
fähig,  oerbinbet  fich  mit  Kalt  unb  mit  Säuren,  bilbet 
mit  fdjmeljenbem  llhtali  Cralfäure  unb  Sffigfäure, 
mit  3obwafferftoff  ©utpljobcb,  mit  Salpeterfäure 
grptproje  (waprfcpeinlich  ein  ©emijeh)  unb  bei  jtär« 
ferer  ginwirfung  grtcthritläure  unb  Metoweiciläure. 

g.  ift  ein  DicrwertigerVlIfohol.  St)nthetifch  erhält  man 
g.  aub  IStOinßt  (©utabien)  C,H,.  35ce(ed  bilbet  jwei 
oerfd)icbene  SJibromibe,  Oon  betten  bab  eine  ben  be« 


- <5rptf)rof!op. 

fdjriebenen  g. , bab  anbre  einen  anbern  ifomeren, 
opltfd)  aftioen  ®.  liefert,  ber  bei  72"  (chmit.jt. 
(?rßtbrotf)Ioropte,  f.  garbenblinbheit. 
Oürpthrocßtcn,  rote  ©lulförperdcen , ober  auch 
beren  embrpoitale,  noch  lernhaltige  Sorftufen  (f . ©lut). 

(Srhtbromelttlgic  (griedj.),  eine  unter  lebhaften 
Schmerjen  unb  offenbarer  Beteiligung  beb  3entral« 
neroenfhflemb  auftretenbe  Sfötung  unb  Sdiweßung 
ber  ginger  unb  Seh"".  Wahrfcheinlich  jurfidjuführen 
auf  einen  abnontten  grrcgungbjuftanb  ber  hinter« 
unb  Seitenhörner  ber  grauen  oubftanj  beb  Süden« 
marleb.  Xie  grfranfung  tritt  meid  aßmählid)  auf, 
geht  mit  großer,  törperlic|er  Schwäche  unb  fjtinfäßig« 
feit  einher  unb  führt  ju  einem  monate«  unb  jahre« 
langen,  burd|  Heine  ©efferungen  unterbrochenen  Sei- 
hen, bab  meift  burd;  bajmifchenfaflenbe,  auf  ber  Si« 
berftanbbunfähigleit  ber  Äranlcn  beruhenbe  anber« 
weitige  ßrtranfungen,  }.  8.  flungenentgünbung  ober 
Sierenentgünbung,  töblich  enbet.  $ie  ©ehanblung 
ift  bisher  nur  eine  (tjmptomatifche. 

Erythrophloeum  Afz,,  ©attung  ber  flegttmi« 
nofen,  wehrlofe  Säume  mit  hoppelt  geriebenen  ©lät« 
tem,  Keinen  geftielten  Blüten  in  Piepten,  an  ben 
3meigcnben  rifpig  angeorbneteit  Xrauben  unb  mit 
längltchen,  jufanimengebrüdten  .'pülfen,  beren  Samen 
in  grudptbrei  eingebettet  ftnb.  günf  flrten  in  Tlfrifa, 
tth'ta,  auf  ben  Seftheßen  unb  in  Wuftralien.  E.  gui- 
neense  Uon.  (Saffphaum,  Spfttjbaum,  Sot« 
wafferbaum),  ein  großer  ©aum,  mit  hoppelt  ge- 
fieberten ©lättem  unb  in  ährenartigen  irauben 
ftefjenben  ©lüten,  wächft  auf  Rap  ©almab  unb  in 
Sierra  Seoiie.  ®ie  Sinbe  wirb  Oon  ben  gingebornen 
jur  Herbeiführung  eineäSotteäurteilö  in  ihren  §e;ren« 
unb  3aubererproieffen  angewenbet.  ütn  berSolbfüfte 
müffen  bieiflngefcpulbigten  fte  lauen,  in  Sierra  Sauce 
becucjjt  man  ben  intenfto  roten  Wuäjug.  ®erfelbe 
wirlt  brechenerregcttb  unb  abführenb  unb  in  gröfjent 
2)ofen  löblich-  Jritt  bei  bem  ©ngefcpulbigten  nur 
grbrechen  ein,  fo  gilt  er  für  fdjulbloä,  wirft  Die  Sfinbc 
auch  abjührenb,  fo  ift  feine  Sdjulb  erwiefen.  3)ie 
Sinbe  (ßaäca,  (Jaffa)  Wirb  in  Siorbamerifa  bet 
fflechfelfieber,  UrpSenterie  unb  fBiarrpöe  angewenbet. 
Sie  enthält  ein  in  ©affer  unb  flltohol  löglidjed  Wlfa« 
loib,  ßrptprophlöin  C,,HuNO„  baä  aläH«rjgift 
Wirft,  ßrbrechen  unb  SJfuölelfchwäihe  erjeugt  unb 
unter  heftigen  aßgemeinen  Rrnmpfett  tötet 
(?rptbrophpu  (gried).),  f.  ©tattrot. 
©rptbropftc  (griech  ),  »Jiotfehen«,  bei  bem  aße 
heßett  ©egenftänbe  mit  rötlichem  Schimmer  übergoffen 
ftnb,  befäßt  bid weilen Ülugen,  beren  Senfe  bureb  Star« 
Operation  entfernt  ift,  unb  oerfchwinbet  nachSfinulen 
ober  lagen  ohne  golgen.  3>ie  g.  ift  wahrfcheinlich 
eine  golae  oon  UberempfinMiihfeit  ber  Seppaut. 
(frptprofin,  f.  ginoreScein. 

©rptbroffop  (griech-,  o.  erythros,  rot,  unb  sko- 
pein, jchaucn),  eine  Rombination  auO  einem  bunfei« 
roten  itupferojpbuigla-3  unb  einem  blauen  Robalt« 
gia«.  grfiered  lägt  [amtliche  rote  unb  orangefarbige 
strahlen  burd)  fte  hinbutdjgeheit,  leptered  nebft  ben 
blauen  nur  hie  am  toenigften  brechbaren  rolenStrah« 
len,  bie  baS  äufeerfle  gnbe  beä  SpeKruntä  (oor  ber 
graunhoferfchen  Sinie  B)  einnehmen.  3>urdh  beibe 
©läfer  jufammen  bringt  alfo  nur  biefeä  äußerfte  Kot. 
bie  etnjige  garbe,  für  bie  beibe  ©läfer  gleichjeitig 
burchftdtiig  finb.  Selrodjtet  man  burd)  bad  g.  eine 

fonnenbefchienene,  oegetaliondreidie  Sanbfdcaft , fo 
ieht  manaüe®egenftänbe  rot;  bie  ©flanken  erfcheinen 
aber  im  ©ergletch  mit  ben  übrigen  $ingen  auftcr« 
orbentlidh  heß,  bad  Saubtoerf,  bad,  mit  bloßem  Hinge 


enjtgrojylajeen  — ©rjä^Iung.  85 


Qtitbc»,  bunfel  Born  flaren  §tmmel  abflicht,  joirf)nct 
geh  jcßt  Ijeü  auf  bunfelm  ©runb  ab;  ber  Safen,  bcr 
für  ba»  bloße  Vluge  bunfler  ift  als  ber  befiefte  SBeg, 
erfdjeint  bfö . ber  Kiesweg  bunfel.  ®iefe  SSirfung 
beruht  barauf,  baji  iBlattgriin  bie  mittlem  roten 
Strahlen  (gwifdjctt  B unb  C)  fräftig  abforbicrt,  bie 
äußerfien  roten  Strahlen  aber  rcidjlidj  jurüdjtrahtt. 
3«  bem  Bon  ben  Bgangenblättera  guriidgcworfencn 
Sid)t,  baS  bem  bloßen  tiluge  grün  erfdjctnt,  ift  baber 
bieienige  Strahlenart , bie  noti  bem  E.  allein  burd;« 
gelaffen  toirb , in  bei'hältniSmägig  größerer  Menge 
enthalten  als  in  bem  Siebte,  baö  Bon  ben  übrigen  ft or> 
pemauSgebt,  unb  bieBgangen  erfibeinen  baher  heller 
als  b.eie.  Eine  SBritle  auS  rotem  unb  Biolettem  ®laS 
(M  e 1 a n o f f o p)  läßt  nur  bie  mittlern  roten  Strahlen 
burd),  bie  in  bem  Bon  ben  Bgattgen  gurüdaeftrabltcn 
Sicht  in  weit  geringerer  Menge  enthalten  unb  als  in 
bem  Sichte,  baS  Bon  anbern  Rörpem  gurüdgeworfen 
toirb.  Sie  Brille  geigt  baber  bie  Sanbfef)aft  Durchaus 
rot ; bie  Spangen  aber  gnb  jeßt  Biel  bunrier  alb  bie 
übrigen  ©egengänbe,  beinahe  ichloarg.  3)aS  Erp« 
tbrophptoffop,  eine  Kombination  Bon  blauem 
KohaltglaS  mit  bellrotem  Kupfero;rt)biiIgtaS,  lägt  baS 
äugerfle  3iot  unb  Stau  burd;  unb  geigt  baher  bie 
Allongen  pradjIBotl  rubinrot,  waljrenb  ber  flare Fim- 
mel tief  Bioletlblau,  bie  SBotfcn  in  gartein  Purpur, 
ba»  Erbretd)  unb  bie  Steifen  Biolettgrau  ericbeinen. 

©rbtbrojrtitagccn  (Kotljölger),  bitotple,  etwa 
90  Vlrten  umfaffenbe,  bcfonbcrS  im  Würmern  Mitte« 
rtfa  einheimifcpe  Janülie  auS  ber  Drbnung  ber  &S« 
tulinen  unter  ben  Gboripetalen , Swlgpflangen  mit 
fpiraliggeftedten,  ungeteilten  Saubblättem  unb  reget« 
mäßigen,  gwitterigen,  fünfgähligen  Blüten,  einem 
hoppelten  Kreis  Bon  Staubgefäßen,  bie  gu  einer  Söhre 
Berwacbfen  fmb , unb  einem  einfachen  Srudjtfnoten, 
ber  gur  einfamigen  Steinfrucht  heranwäcbft.  S'Jidj« 
tigfte  ©attung:  Erythroxylon  L. , ppn  ber  E.  Coca 
auo  Bern  bas  ftofaut  liefert 
Erythroxylon  L.  ;3i  o t b o I g) , Weitung  ber 
Enjtbrofplageen , Sträud)er  unb  fteme  Bäume , mit 
rotem  Jiolg,  wecbfetflönbigen,  einfachen  gangen  Blät« 
tem,  achfclilänbigen,  unanfehnlidjen  Weißen  Blüten 
unb  einfamigen  Steinbeeren.  Etwa  90  31  n en  in  ben 
tropifdjen  unb  fubtropifeben  ©ebieten,  meift  in  Bra* 
filien,  ©uapana  unb  auf  ben  MntiUcn,  wenige  in 
Mgen,  Mfrita  unb  Muflralien.  E.  Coca  Lam.  (Ko« 
faft raud;),  f«  lafel  «©enugmittetpgangen«,  Sig.  3. 
Xie  Rota  war  eine  heilige  Bgange  ber  alten  Peruaner, 
bie  bei  feiner  ffeftlid)feit  unb  feinem  Opfer  fehlen 
burfte.  3>ie  Blätter  fehmeden  angenehm  bitterlich« 
guiamntengichenb  unb  riechen  fein  ätberifcf).  Sie  Ein« 
gehonten  tauen  bie  getrachteten  Blätter,  mit  Slfdje 
ober  Ralf  Beratifebt,  Bon  morgen?  bi?  abenbS,  unb 
obwohl  fte  außerbetn  nur  noch  fehr  Wenig  Maismehl 
unb  Kartoffeln  unb  äugerfi  feiten  Steifet;  genießen, 
fo  fittb  fie  burd;  bie  SSirfung  ber  Äofabliitter  hoch  itn« 
ftanbe,  große  Mnflrengungeit  mit  Seidjtigfeil  gu  über* 
winben.  Siefe  Bon  Sßhubi,  Böppig  u.  a.  beitätigten 
Jatiaipen  regten  gu  Berfuchen  an,  bie  Kolablättcr 
auch  in  Europa  gu  Berwerten;  man  hot  aber  nur 
negatine  Erfolge  ergielt.  Über  ben  Wirffamen  Be« 
ftanbteil  ber  Sofablatter  f.  Äofain.  Sgl.  Besinnt;, 
SaS  ftofablatt  (SSien  1886);  Marti’nbale,  Coca 
and  Cocaine,  tlieir  history,  etc.  (3.  Slufl. , Sonb. 
1896);  Mortimer,  Peru.  History  of  Coca  (Bern 
®orf  1901).  Einige  Slrtcn  liefern  gutes  SBenholg, 
bie  SRinbe  Bon E.  nreolatum  L.  (Botho lg),  auf  3a« 
maifa,  gibt  einen  braunrötlichen  Sarbfloff. 

im  Slltertum  Baute  eine?  760  m hohen. 


bereittgellen  BergeS  auf  ber  SSeftfüfte  SigilienS  gwi 
fchen  Strepanott  unb  BanomtoS.  Muf  bem  ©ipfel 
flanb  ein  berühmter,  angeblich  Bon  ÜneaS  gegrün« 
beter  Sempcl  berMphrobitc  Erpftne;  am  öfllidjen  Mb« 
hang  lag  bie  guerft  Ban  Elt) ment  bewohnte,  bann 
grägijlerte  Stabt  ®.,  bie  erft  im  Begß  ber  Karthager 
war,  batm  278  Bon  BprrhoS  erobert  unb  261  Bon 
Jtamilfar  gerflört  würbe.  SSälfrcnb  beS  erflen  Bum« 
fchen  SriegeS  War  E.  ein  biel  umfämpfter  Blaß,  fiel 
im  Srieben  (241)  an  Born  unb  Oerfchwinbet  bann 
aus  ber  ©efd)id;te.  öeute  Monte  San  ©iuliano. 

©rpj,  Soßn  berMphrobitc  unb  beS  Bofeibon  ober 
beS  Mrgonauten  ButeS,  König  bcr  ggilifchen  Elhnter, 
ein  gewaltiger  Saugfdmpfer ,'  bcr  bie  Sremben  gunt 
Sau|tfampf  herauSforbcrtc,  bis  er  Bon  ^erafleS  (f.  b.) 
erfchiagen  würbe.  E.  follte  auf  bem  gleichnamigen 
Berge  (f.  oben)  begraben  fein. 

®rg  (altl;od)b.  arazi,  eretii,  miltelhoihb.  arze,  erze, 
era),  jcbeS  SRineral,  baS  eins  ber  nußharen  fchioeren 
Metalle  in  gewinnbarer  Menge  enthält  $er  Berg- 
mann fdheibet  baS  ®.  bon  bem  tauben  Weil  ein,  ber 
©angart  ober  ben  Bergen;  er  unterjeheibet  reiche 
unb  arme,  eble  unb  uneble  Erge  nach  bem  grö» 
gern  ober  geringem  Metallgehalt  ber  betreffenben 
'Mineralien.  Sinb  bie  Erge  fo  rein,  b.  b frei  Don 
©angart,  bag  fte  unmittelbar  aus  her  ©rube  ober 
bod;  fegon  nach  einem  gröblid;en  3ertleinem  unb 
MuSfuchtn  (4>anbfd)cibung)  ber  \)üüe  übergeben 
Werben  fönnen,  fo  beigen  fie  3 d; e i b e r g oberStuff« 
erg;  ntüffen  ge  bagegen  noch  einet  ntechantfchen  3er- 
fleinerung  unb  Mnreicherung  (Mufhereitung)  unter- 
worfen werben,  fo  nennt  man  fte  Bocherg.  Bgl. 
Erglagerftättcn  unb  Mufhereitung.  - 3n  beit  Schrif- 
ten ber  Mtten  wirb  aes  (griech-  chalkos)  gewöhnlich 
mit  E.  (Wbjeftio:  ehern)  überfeßt.  Man  hat  habet  in 
ben  ällem  gried)ifd;en  Sihriftcn,  auger  bei  .fjomer, 
Wogl  nur  an  Kupfer  (im  fflegeufaße  gunt  Eifcn,  baS 
bamalS  noch  Wenig  oerwenbet  würbe)  gu  benfen, 
Währatb  in  ber  nltcjten  unb  wieber  in  ber  fpätem3eit 
gang  attgemcin  bie  Bronge,  Segitrungeit,  bie  wefent- 
lid;  aus  Rupfer  unb  3inn  beftanben,  als  E.  bcgeid;nel 
würbe.  lEaSf  orinthifche  unb  bclifche  ®.  war  fei- 
ner Schönheit  Wegen  hefouberS  berühmt ; baS  golbfar« 
hige  warb  als  orei-chalkos  (Muridjalcum),  baS  bunf 
Icre,  lcberfnrbige  als  hepntizon  unterfchie be n,  leßtcrcS 
hauptfa^tich  gu  Staluen  unb  Süften  oerwenbet.  3)ic 
fpätere  Bronge  enthält  mehr  ober  weniger  3'nf- 
©rg  . . Deutfchc  Borfcßfilbe,  bette  griechifchen 
Mrd)i  (f.  b.)  nadmcbilbet,  bebeutet  bie  Erhöhung  ber 
burd;  baS  ccnfadhc  SBort  begegneten  SBitrbe;  baher 
bie  MuSbrüie : Srgämter,  Ergljergog,  Ergbifchof,  Erg- 
fangter,  Srdämmercr  tc.  3m  gewöhnlidjen  Sehen 
wirb  biefer  3ufaß  freilich  nicht  nur  gur  Steigerung 
Bon  eljrcnben,  fonbern  auch  Bon  fiheltcnbcn  unb  ehren« 
rührigen  MuSbrüden  gebraucht (g. ffl. Erglügner,  Erg« 
hieb  u.  bgl.). 

©rgählung  ift  eine  ©runbfonn  bcr  poetifcheu 
fEarjieltung;  baS  »ergählenbe  Element«  ber  Borge 
begeht  in  bcrVluSfage  über  ©efchchniff  eher  äußern 
ober  innem  Seit ; am  nächften  geht  ihm  baS  auf  Ob 
jette  unb  3uftänbe  geh  begiehenbe  bejdtrcibcnbc  Eie 
ment  (f.  Boege).  3nt  engem  Sinn  ift  E.  eine  Unter- 
art ber  ergählenben  ober  *epifd)en  Sichtung«  (f.  b.). 
Sie  unter;d;eibet  fid;  Born  SpoS  unb'Jiomon  burch  bie 
engere  Begrengung  beS  StojfeS,  ge  bietet  fein  Sielt 
bilb  wie  btefe,  fonbern  einen  engern  MuSfchnitt  beS 
SebenS;  ge  fann  in  jeher  Kulturfdjieht  fpielcn,  unb 
Weber  bie  bolfstümlid;e  MnfchauungSweije  ber  epi« 
(eben  3eit,  nod;  bie  mobern  • inbiuibueHe  ift  Bon  ihr 


86 


Crjamabine  — 

audgefcploffen;  ftc  fann  alte  mieten  ber  äftpelijchen 
©runbftimntungen  (bit  bJatttetiFdje,  fatirifd^e,  elcgifc^e 
ob«  bumorijttfcpe)  aufweifen;  fie  fann  in  Ser«  ober 
©rofa  auftreten  unb  fej)r  DerfchtebencttUtnfangdfein; 
He  ift  oft  nur  f cp  Wer  Bott  ber  SoDeBe  ju  feheiben.  Sad 
lönuptdjaraftertjttfum  ift,  bafj  in  i^r  bad  e^äplenbe 
Element  unbedingt  Dorwaltet:  eine  C.  mit  laugen 
©efepreibungen , Scflcf'oncn  unb  Itjrifrfjen  Ergüffen 
wäre  ein  Unbing.  Jjur  ©attung  ber  ©erdersäplung 
ober  poetifepen  E.  geboren  3.  ®.  bie  deinem  er* 
3dblenben  ©oefien  ber  mittelalterlieben  Sichter  (»Ser 
arme  fpeinriep«  oon  §artmann  0011  91ue  sc.),  bie  uon 
lg.  oruitd,  Jsagebom,  Sielanb  sc.,  wie  bie  .ja^Ireidjest 
Iprifch-epifchen  Sichtungen  ber  Sieiycit  »on  38.  Scott 
(»Släbcben  00m  See«),  2orb  ©pron,  Ip.  SRoore 
(»Satla  Sooff)-).  fiongfeüow  (>®Dangeline*),  3eblip 
<»S8albfräu!eitt<),  JVtnfol  (»Otto  ber  Scpüp»;,  3. 
38oIff  (»Rattenfänger»)  u.  a. 

©rjamabtne,  f.  Wmabinen. 

©rjämtcr,  im  frühem  Seutfcpen  Seid)  Staat«» 
unb  ipofämter,  bie  mit  ben  Shtrwürbcn  oerbunbess 
waren,  Stpon  am  fränfifepen  ftünig«hofe  finben  fief) 
bier  oberfte  §ofämter,  bad  9Imt  bed  Sruepfefj  (Scne- 
schalk,  Dapifer),  bed  SRaridjadd  (Comes  Stabuli, 
woher  Conndtsible,  Staümei  jler) , bed  Hämmernd 
(Tlieaaararius,  Cameraritta),  bed  ©epenten  (Buticn- 
larius).  3m  Seutfdjen  Seid)  finb  biefe  fcuter  bei 
feftlid)cn  ©etegenheiten  Bon  Seidsdfürften  Berfeben 
worben.  Später  Wedjielten  bie  fenter  unter  ben 
Scichdfflrften.  Sie  fflolbeite  ©ude  Don  1356  bat  ben 
beftebenbcsi3uftanb  gefeptiefj  anerfannt.  Sie  Seihen- 
folge  ber  Sturfürften  mar  nunmehr : SDJain»  (6rj- 
fataler  [f.  b.],  Archicancellarius,  für  $eutfef)lanb), 
Irier(®rjfanjler  für  ©urgunb),  Köln  (Er  3t  an  3. 
(er  für  3talicn),  '-Böhmen  (Er  jf  cp  ent,  Archipin- 
cerna),  ©faljgraf  bei  Spein  (Erjtrudjfeij,  Archi- 
tlapifer),  Sacpfcn  (Erjmarfdjall,  Aichimarescal- 
lus),  Brandenburg  (Ersfämmerer,  Archicame- 
rarius).  «uep  Würben  bie  JjunKionen  ber  ®.  bei  ber 
«Tönung  aufd  aenauefte  feftgefept.  Sod)  war  ed  febon 
bantatd  üblich,  baß  bie  3»haber  ber  6.  mit  ihrer  ©er» 
tretung  genüge  Unterbeamte  beauftragtm,  bie  in  ber 
Molge,  a(d  jene  immer  feltcncr  unb,  wie  bieä  feit  ber 
IRitte  bed  18.  Saprp  ber  Mall  War,  gar  uid)t  mehr 
perfönlidj  Sienfte  leifteten,  allein  bie  mit  ben  <Ärj* 
ämtem  Berbunbcnen  unb  3U  blojicm  3erentonieK  ge» 
worbenen  Munitionen  3U  Berritbten  hatten.  So  ent* 
ftanbeit  bie  Erbämter  (f.  b.),  beren  3"  ha  ber  ftetd 
ben  erften  91bel«gef<plecptmt,  wenn  nud)  nicht  immer 
retepdftäubifepen,  angehörten.  Sie  Erlangter  hatten 
©igefamler  ald  Schilfen  unb  SteltDertreler.  9t Id  im 
Srcif)ig)ä()rigenStTieg(162Ü)  ber  ©fat.sgraf  bei  Spein 
burch  ben  «atfer  fjeroinaub  II.  feiner  Rurwürbe  be< 
raubt  würbe,  ging  er  auch  bed  Ergtrudjfefjamteä  Der* 
luftig,  unb  betbcä  tourbe  bem  fccqog  fflafimilian 
Bon  ©apertt  (25.  Jjebr.  1623)  übertragen.  Surch 
ben  SBeftfälifdjen  Mriebcn  Würbe  biefe  Übertragung 
beitätigt,  »ugleicp  aber  für  bie  _©fat3  eine  achte  Shir- 
ftimme  gefepaffen  unb  für  biefe  Rurftimme  (1652) 
aud)  ein  neue«  ©rjamt,  bad  Ersfcpapmeifteramt, 
errichtet,  ftaifer  Öeopolb  I.  (1692)  Bcrlieh  bem  §aud 
©raunfdtmeig-Cüneburg  (fcarmoDer)  bie  neunte  Shir 
mit  bem  Erspanneramt.  9U8  währenb  bed  Spa» 
nifchen  ßrbjolgefriegS  ber  Rurfürft  Bon  Sägern 
(1706)  in  bie  91d)t  erdärt  Würbe  unb  bie  Rurpfals 
bad  Erstnicpfe&amt  bei  biefer  ©etegenbeit  3urilcf» 
erbiclt,  rüdtc  ©raunfepweig  (1710)  in  bad  E^jcpap» 
meifteramt  ein.  Sa  aber  Sfurbanem  burch  ben  Sa» 
jtatterMrieben(1714)  in  alle  feine SSürben  unbSechte 


förjbifc^ofsS^iit. 

Wieber  eingefaßt  würbe,  fomit  auch  da«  Erstrucpfejj* 
amt  wiebererhalteu  fottte,  fam  ed  3U  langen  Siffe- 
renjeiij,  bie  erft  1777  hei  ber  Sereinigung  ©apernd 
mit  ber  ©fal  j unter  Äart  Sljeobor  baburd)  erlebigt 
würben,  bafj  ber  Shtrjürft  ftarl  Xtjeobor  in  bie  alte 
pfäl3ifchc  Shir  unb  bad  bamit  Derbunbene  Eqtrud)* 
fefiamt  fufrebierte,  Woburch  für  Sraunfchweig-^)an- 
noBer  mit  ber  achten  Rur  3uglcid)  bad  Erifchajjmeifter- 
amt  offen  würbe.  Surd)  bie  Sätularifationen  1803 
gingen  bie  Sfurwürben  Bon  Srier  unb  Röln  ganj  ein, 
unb  ber  ®r3bifd)of  Don  ÜHais«  blieb  al«  Enbtfchof 
oon  Segendburg  ber  alleinige  ßrgfanjler  bed  Seidjed. 
Sie  Bier  neuen  weltlichen  Suirfüritesi  oon  Sürtlcm* 
berg,  Saben,  ^seffen-fiaffel  unb  Snfjburg  blieben  bi« 
auf  ben  erftem,  ber  bad  fchon  früher  Bost  ihm  bean* 
fpruchte  Erspanneramt  erhielt,  ohne  ®.  Sad  Wmt 
bed  Srjjägermcifterd  ( Archivenator) , mit  bent 
bie  HRnrfgrafcn  Bon  Di  eigen  betraut  waren,  Während 
bie  (dürften  Don  ©chwariburg  bie  Munitionen  bed 
U n t e r j ä g e r nt  e i ft  e t d (Subvenator)  oerf ahen,  ha  tt  e 
»War,  ald  nicht  mit  einer  Shtrloürbe  Derbuttben,  in 
ber  Oolbenett  Sülle  feine  Aufnahme  gefunden,  Warb 
dagegen  burdf  einellrfunbe  oon  ftaifei  RarllV.  jenen 
audbrüdlid)  beftätigt.  Sie  Seichderbämter  würben, 
Wenigftestd  in  ber  fpätem  3e*t»  Bon  denjenigen  Ers» 
ämtern,  bie  fie  Bertraten,  sticht  Dom  Staifer  Derlicljen. 
9tu^  für  bie  Sfaiferitt  gab  ed  befonbere  ®. ; fo  war 
ber  Sürftabt  Don  Mulba  ihr  Erglansler,  ber  Mürjtabt 
»u  Sempten  ihr  Er^marfthall  unb  ber  Vlbt  ju  St. 
wlajinutt  bei  Xrier  thr  Er3faplan.  Sgl.  Miefe r,  Sie 
Seidwbofbeaniten  (Sien  1863);  Sjäbide,  Sfurrecht 
tmbErganit  ber  üaienfüqten  (Saumb.  1872);  Sind* 
ner,  Siebeutfchenflönigdwahlen  unb  bieEntftehung 
bed  ßurfttrftentumd  (Ceip).  1893) ; St  i r cp  I)  ö f e r , 3ur 
Entftehung  bed  Shtrfollegiutnd  (jiaüe  1893). 

Grjbcrß,  f.  Eifeners. 

©r jbif epof < (Arcliiepiscopus) , fird)licher  Smid- 
träger,  ber  nicht  nur  Sifipof  einer  eignen  Siögefe 
(®r3biö3efe,  ®r3bidtunt)  ifi,  fonbem  auch  über  anbre 
©ifiöfc  (Suffragane)  und  beren  Siösefen  (fogett. 
er3bifd)öflid)e  SroBin3)  gewiffe  Sed)te  audübt.  Sie 
Eigbifchöfe  gingen  aud  bent  SletropolitanBerhältnid 
heruor,  bad  ft  cp  in  ber  alten  Seid)o(ird)e  audbilbete, 
fofem  bie  ©ifchöfe  einer  gröftem  ©roBistj  in  bem 
©ifcpof  berSroDin3iaIhauptflabt  ipren  itaturgeinäften 
äRittelpunft  fanbett.  E.  nannte  matt  in  ber  Molge 
aber  auch  einen  Sietropoliten,  bent  anbre  Sietropo- 
liten  untergeben  waren  (f.  ©atriarep).  3m  Wbeub» 
lanb  ging  ber  litel  6.  feit  dem  9.  3«hrh.  an  aüe 
Sietropohten  über.  3m  ©benblaitb  fam  btt  SKetro- 
politanuerfaffung  befonberd  feit  Sfarld  b.  ©r.  3citen 
jur  Entfaltung.  Sen  Ersbifcpöfen  fontmen  auger 
ben  fchon  im  Epiffopat  enthaltenen  Sedjlen  noch  fol* 
genbe  Süridbiftiondrecpte  3U:  bad  Secpt,  bie  Spttobe 
3U  berufen,  auf  bcrfclben  31t  präübiercn  unb  ihre  ©e- 

B3u  publijteren,  Überwachung  ber  gefamten 
[tung  ber  RirchenproDinj  unb  Sifitation  ber* 
felben  unb  ald  bad  wtcptigfte  bie  ©erieptdbarfeit,  für 
bie  ftc  bie  Mppcttationdinft'ang  bilben ; ba3u  eine  Seihe 
Don  Ehrenrechten,  namentlich  Sortraguna  bed  Strcujed 
bei  feierlichen  ©elegenheiten  innerhalb  her  JHrcbesi- 
prooinj  unb  bad  ©allium  (f.  b.).  3"  ©teuftest  haben 
bie  Ersbifcpöfe  ben  Sang  bed  Cberpräftbenten,  in 
©apern  unb  ber  oberrheinifepen  Rmhettpromitt  bad 
©rabifat  SijcQenj.  3«  ber  eDangtlijchen  ftirdjc  ift 
bie  erjbifipöfliehe  Sürbe  Dercinjelt  ald  Vtu«3eid)nung 
Derliepen  worben.  3.  ©tfcpof  tmb  ©riniae. 

©rsbifthofdput,  auf  Sslappen  ald3eichen  ber  erj- 
bifepöfiiehen  SiJürbe  ein  ftaeper  grüner  Iput  mit  breiter 


©rj6i$tum  — (Srjgebirge. 


87 


Strengte,  an  bem  rcdjtä  unb  Im!3  an  ebenfalls  grünen 
Schnüren  je  $ei)n  Cuaflcn  Rängen,  georbnet  1,  2,  3,  4 
untereinnnber  (f. 
©bbilbunjf).  Auf 
bem  Sd)übe  ruht 
bie  SRitra,  hinter 
bemSchtlb  erfdjemt 
ein  boppelarmigeä 
©ortragStrcuj  unb 
ber  Strummftah. 
Die  ehemals  fou- 
Dcränen  geiftlidien 
fReichSfüüjten  führ- 
ten ein  ManfeS 
Schwert,  mit  bem 
Strummflabe  hinter 
bem  33appenfd)ilbe 


<Frj5ifc^of  & Qut 


oc$  ©lutbaimä. 


Crribkttmtt , auch  @r^btö,jefe,  Vmtfbereid) 
(sprenget)  eines  ©rjbifchofS  (f.b.).  Deutfdje  grjbiS- 
tümerfinb:  Samberg,  greiburgi.©r.,  önefen-©ofen, 
Röln  unb  Wündjeu  greirmg  (f.  Deutichlanb,  3.  775). 

<5rjbrubrrfchnften  jinb  ©vuberfchaften  (f.  b.), 
bie  non  ber  Rirct)e  ermächtigt  finb,  anbre 'äruberi (haf- 
ten beSielben  Moment  unb  3»edeS  ftd)  anjugliebem 
unb  an  ihren,  ihnen  Don  berftirebe  terliehenen'ablftf. 
fen  unb  ©naben  teiinehmenju  taffen  ;j.  8.  biegrjbru 
berfchaft  Dom  ®ürtet  beS  heil-  granj  dou  Affig  (1585 
errichtet),  bie  grjbruberfchaft  Dom  toftbaren  ©lute 
3efu  tSfirifti  (1814),  bie  fehr  auSgebreitete  ®r(6ncber, 
ichaftbcS  heiligen  unbunbejleclten  tperjenS  'Ulariä  jur 
Belehrung  ber  Sünber  (1838),  bie  grjbruberfchaft 
mm  Irofie  ber  armen  Seelen  (1841),  bie  gr.jbruber- 
ichaft  Unferer  Sieben  grau  Don  ben  Gngeln  (1871). 
SgL  ©eringer,  Die  Mbtäffe  (12.  Mu[l.,  ©aberb. 

®t.jbiöjcfc,  f.  grjbiStuuc.  [1900). 

(Srjtn,  mit  ör  anreben,  f.  Mnrebcformen. 

(Srjcnqet,  f.  Saget,  5.  788. 

Grjerum  (®  r f e r u m),  fymptftabt  beS  gleichnami- 
gen, einen  großen  Seit  Don  Armenien  umfaffenben 
SdajetS  in  ber  afiatifchen  Dürfet,  baS  ca.  5 1,000 qkm 
Areal  unb  etwa  648,000  Sin»,  hat  unb  in  bie  Sanb- 
ichalS  C.,  grjingfan  unb  ©ajefib  jerfäüt.  Sie  Sage 
bet  Stabt  ift  (oiiitncnieQ  unb  ftrategifch  gleich  »ichtig. 
Sie  liegt  nahe  ben  Suphratquetlen  (Rarafu)  1965  m 
hoch,  am  3üboftranbber30  km  langen  unb  10— 15  km 
breiten,  fehr  fruchtbaren  Hochebene  Don  ®.,'bieim 
M.  Dom  Af  ©aba,  Rara  Stajalar,  Dmnlü  Dagh  unb 
im  3.  Dom  6 jerlü , Rarafaja  unb  ©alanböten  Sagt) 
begrenjt  wirb.  DaS  Rlima  ift  fehr  (alt  QabreSmittel 
6,4»,  Auguft  22“,  (Januar  —10“).  S.ift  mit  boppelter 
Steinmauer  unb  tiefen  ®räben  umgeben  unb  hat  im  S. 
eine 3'tabelle  ( 3tfch  jlcitf),  in  ber  ber  ©afcha  wohnt.  Die 
Stabt  )ählt  39,000  Sin».  (*/i  Dürfen,  ■/«  Armenier), 
Don  benen  ber  größere  Seil  in  ben  ©orftäbten  lebt. 
Die  Straßen  finb  trog  beS  Dielfach  hinburehfüejsenben 
©aff erb  febleeht  unb  unreinlich,  bie  Käufer  meift  Don 
Stein  gebaut,  oft  halb  unterirbifeh,  mit  Beinen  grn- 
ftem  unb  flachen,  rafenbebedten  (Dächern.  S.  befi(ji 
65  SJiofchecn,  barunter  bie  flattliche  Ulu-Djami,  15 
DermiichBSiter,  39  Jtaramanfereien,  4 chriftliche  Kir- 
chen, 17  ©aber  unb  mehrere  grofje  Rafemen.  (Die 
Stabt  ift  Siß  beS  ®cneralgoubcmeurS,  eines  grego- 
rianifchen  SrjbifchofS,  eines  armenifdj-latholifchen  unb 


eines  griecbifcb-orientalifcben  Sifd)ofS,  beft&t  mehrere 
Siebreffen,  eine  SKilitärfchute  unb  anbre  Schulen  ber 
Slohammebaner  fowie  bas  ftoüege  Sanafarcan,  eine 
nach  beutfeher  Art  eingerichtete  «djule.  Durd)  feine 


Sage  am  £>anbe(8Weg  jWifdjen  Drapejunt  nachDebrij 
(ber  alten  -genueftfehen  Strafte«)  ttarb  g.  ein  $>aupt» 
ftapel*  unb  SiaftplaB  für  bieSiarawancn  unb  gelangte 
ju  einem  im  Orient  teltenen  3uftanb  ber  ©tüte.  Durd) 
mieberholte  flbwanberungen  ber  Armenier  unb  @e 
bietSDerluit  an  Mußlanb  bat  bec  $>anbcl  grjeruniS 
jWar  gelitten;  aber  trojjbem  nimmt  eS  unter  ben 
£>anbelöplaßeit  Armeniens  noch  immer  ben  erften 
Mann  ein.  (Der  'Bert  beS  §anbetö  »irb  auf  etwa 
20  'JfiilL  3 Kt.  jährlich  angegeben ; ber  Dranfit  ift  brei» 
bis  Diermal  größer.  Mamentlid)  ift  bie  (Jufuljv  Don 
©etreibe,  'JJlehl  unb  anbem  Sebcnsmitteln  bebeutenb. 
Durd)  Äonfuln  finb  Dertreten  Mußlanb,  granfreid), 
©rofsbritamtien,  3talien,  ©erften  unb  bie  Bereinigten 
Staaten,  grilher  hatte  IS.  eine  anfehnltdje  SietaH- 
mbuftrie ; feine  Sifen-  (§ufei(en,  Baffen)  unb  Rupfer» 
Waren  ftanben  in  großem  Stufe. 

®.  entfpricht  ber  altarmenifdien Stabt  Starin,  waS 
bie  ©riechen  in  SSarana  Deränberten.  Der  bßjanti- 
nifd)e  Raifer  (Unailaftoc!  I.  (491—  518)  befeftigte  fic 
unb  nannte  fie  DheobofiopoliS.  502  geriet  fie 
Dorübergehcnb  in  ben  ©cfiß  ber  ©erfer,  ebenfo  gegen 
6nbe  beS  6.  3ahrh- , wo  ein  großer  leil  ihrer  6in- 
»ohner  itach&amabän  Derpflanjt  würbe.  647  erober- 
ten fie  bie  Araber,  benen  fie  burd)  bie  ©riechen  wieber- 
holt  ftreitig  gemacht  würbe,  aber  halb  nach  1000  bod) 
Derblieb.  1047  würbe  bie  benachbarte  altannenifche 
Stabt  Arbjn  Don  ben  ©erfem  (erjlört ; ihre  Siuwoh- 
ner  flüchteten  nach  Rarin.  baS  feitbem  Vlrbjn  Slflm 
(baS  römifche  ober  grieehifche  Vlrjen)  benannt  würbe, 
woraus  6.  entftanb.  1201  fiel  ©.  in  bie  £>iinbe  ber 
Selbjchulen,  1247  in  bie  ber  USongolen ; 1472  (am 
cs  mit  ©roßanuenien  unter  perfifche  unb  1522  unter 
türfifche  ^errfchaft.  3nfoIge  beS  Sieges  ber  Shiffen 
unter  ©aSIewitich  über  bie  Dilrlen  in  ber  Sbene  Don 
g.  (3uli  1829)  (am  baS  ©afcfjalit  nebft  ber  feaupt- 
ftabt,  bem  ©oDioerl  ber  Ditrlei  gegen  Siußlaub  unb 
©erften , in  ruffi jehe  WeWatt , warb  aber  im  grieben 
Don  Abrianopel  (14.  Sept.  1829)  bem  Sultan  turüd- 
gegeben,  ©on  neuem  befeßten  eä  bie  Siuffen,  Die  am 
4.  SloD.  1877  über  bie  Dürfen  in  ber  9läf|e  Don  g. 
bei  Dewe-©opun  fiegten,  im  gebruar  1878,  räumten 
eä  aber  nach  bem  ©erlittet  grieben  wieber. 
(Srjcugenbc,  f.  3h>'nber. 

(Stjfaü,  foDiel  wie  AbelsDorfchub  unb  grjfäule. 
©rjflöje,  f.  grjlagcrftätten. 

(Srjforntation,  bie  innerhalb  einer  grjtagerftätte 
gleichseitig  abgefeßten  SKineralien ; auch  bas  gleich- 
artige (onttante  3ufammenDor(omtncn  berfelben  ©li» 
neralien  auf  grjlagerftätten ; Dgl.  ©ang. 
(frjgäugr,  f.  grjlagerftätten  unb  ©ang. 

®r  jgebirge  (f  ä ch  f i f<h  e S g.),  baS  erreiche  ©renj- 
gebirgejWifchen ©Öhmen  unb  Sachten  (f.Rarte  -Sadj- 
fen-),  erftreeft  ftd)  in  einer  Sänge  Don  125  km  Dott 
©irtra  an  ber  ©Ibe  unb  Dom  £>of)cn  Schneeberg  über 
©obenbach  btS  jur  3wota(3wobau),  bie  beigallenau 
in  bie  gger  müiibet.  Sübweftlich  Dott  ber  3wota  Der- 
mittelt  baS  ©Iftergebirge  (f.  b.)  bie  ©erbittbung 
mit  bettt  gichtelgebirge.  ©on  ©öhmen  auS,  wohin  bas 
®.  ftetl  nach  ber  ©iela  unb  inS  obere  ggertat  abfattt, 
macht  eS  ganj  ben  gittbrud  eines  ben  nörblichen  ftori- 
jont  begrenjenben  ®ebirge3;  benn  »äljrenb  ©oben- 
bnd)  im  glbtal  135  m,  Offegg  am  ©cbirgSfufj  290  m, 
Rotttolau  330  m unb  granjettSbab,  ettt  äußerften 
Sübweften,  441  in  hoch  liegen,  find  beröebirgSriidcn 
Dom  680  m hohen  Mollenborfer  ©afj  bis  jur  gljter 
nirgenbS  unter  650  m,  erhebt  fich  Diclntehr  auf  lange 
Streden  felbft  bis  ju  800  unb  1000  m unb  rüdt  ba- 
bei  fo  nahe  an  ben  Sübranb,  baß  bie  ©nlfemutig  ber 


88 


ßr}ge&irge  (fächrtfthcä). 


hödfften  Süden  unb  Stulpen  Born  ®cbirg8fuß  meift 
liiert  mehr  atä  7—8  km  beträgt.  Saä  Sorbgeßfinge 
bagegen  ift  ein  breites,  »an  zahlreichen  tiefen,  Bielge- 
UmnbenenSälem  burchßhnitieneä^ioehlanb  mit  brei- 
ten, plateauarligen Süden,  ohnebomiuicrenbe^iöhen, 
inbent  fein  ©ipfel  um  mehr  alä  300  m bie  umgeben» 
ben  ©latcauä  überragt.  Ser  böcbftc  teil  beb  Erz» 
gebirgeä  liegt  im  Ouetlgebiete  ber  3jcbopau  unb  ber 
3mirtauer  Slulbc,  baä  falte,  nach  öbhmen  übergtei» 
fenbe  fogeit.fädififcheSibirien,  wo  auf  einer  ©afiä 
Bon  nabe  850m,  auf  ber  Eibenftod,  Scbneeberg,  ®etjer, 
Ebrenfrieberäborf,  SBotfenflein,  Smtaberg,  Slaricn» 
berg,  Sebaftianäberg  liegen,  baä  Sanb  ju  1000,  in 
feinen  hbchften  Kuppen  über  1200  m hoch  anfteigt. 
Spier  liegt  an  ber  Duelle  beb  Sdiloarjluafferb  }Wi[chen 
beut  Wcftlicb  gelegenen  Spipberg  bon  1111  m,  bem 
norböftlid)en  jyidjtelberg  Bon  1213  m unb  bem  be» 
btutenbflen  Berg  beä  Erfgebirgeä,  bem  fteilberg, 
Bon  1244  m $>öbe,  ©olteägab,  fein  böcbfter  Ort, 
1028  m ü.  Sl.  Steil,  j.  S.  felfig  ift  ber  Vlbjturj  biefer 
Sjöbeninfel  inS  norbroärtä  gerichtete  ©öpltal  foroie 
auch  nach  S.,  Wo  3oad)imätbai  über  611  m tiefer 
ala  ber  Reilberg  liegt.  ?In  ber  liörblicpen  Hälfte 
erheben  fid)  alb  tafelförmige  Suppen  ber  ©firen» 
(teilt  (898  m),  ber  8d) eibenberg  (805  m)  unb  ber 
©ößlberg  (832  m)  bei  Snnaberg  über  baä  ©lateau. 
3iuifehen  bem  SchmatjWaffer , ber  3widaucr  äRulbe 
unb  3wota  erhebt  fich  baä  Plateau  über  800  m mit 
ben  ©ipfelhöhen  beä  Sueräbergä  (1018  m),  beä 
©ud)fcbaet)telbergä  (980m),  beä  ©roßen  Sam» 
mcläbergä  (956  m),  am  Seftranb  über  ber  ober- 
ften  TOutbe  mit  bem  Schnedenftein  (874  m).  So- 
banngeorgenftabt  liegt  noch  750  m hoch  unb  baä  be- 
nadibarte  glatten  (890  m)  noch  höher.  3cnfeit  ber 
©reßniß,  biä  isebaftianäberg  reidjenb,  liegt  ber 
Heinere  öftlicbe  glilgel  ber  höchften  ©nfeßrocllungen 
beä  Srjgebirgeä,  in  bem  ber  ipaßberq,  norböftlid) 
Bon  ©reßnip,  nur  990  m erreicht,  ^loifcpen  bem  Se» 
baftianäbergpaß,  über  ben  bie  Strape  Bon  ©nnaberg 
nach  Romotau  unb  eine  Eifenbabit  führt,  unb  bem 
859  m hohen  ©aß  zwifdfen  Offegg  unb  Ratbarinen- 
berg  erbeben  fich  nur  wenige  fünfte  beä  biä  unter 
800  m ftnfenben  Südenä  über  bicfeit,  barunter  ber 
917  m hohe  ©ernftein.  Sorböftlid)  bagegen  fteigt 
im  Duellgebiet  ber  Slölja,  ber  ffreiberger  ffliulbe 
unb  ber  beiben  DucHfliiffe  ber  93eißcrip,  ber  Silben 
unb  Soten  SeificriJ,  ber  Sübranb  beä  Erjgebirgeä 
biä  über  baä  Sioeau  Bon  850  m an.  Sie  iigohe  beä 
©offeä  Bon  3<unWnlb,  ber  über  biefeä  ©lateau  nach 
©ölji<ien  führt,  ift  870  m.  Sie  legte,  an  588  m 
über  baä  Elbtal  fich  erbebenbe  Ipöbc.  ber  723  m 
hohe  ©chneeberg,  gehört  fchon  bem  Slbfanbfieinge- 
birge  an.  ©on  tiefem  hohen  Sübranb,  beffen  hoch- 
fter  Ramm  Weber  mit  ber  Saffer-  noch  mit  ber  poli- 
tifdjen  Scheibe  Boüftänbig  jufammenfäUt , fenft  ftch 
baä  2anb  wie  eine  große,  Wellenförmige,  geneigte 
Ebene  nach  SS.,  9c.  unb  910.,  Bielfach  burcpfurcht 
Bon  ben  zahlreichen  ©ebirgäbficbeii  unb  fjlüffen.  Sie 
flöhen  um  3widau,  ©lauebau,  ÜKittrociba,  Sieben- 
lehn,  Ibaranbt  erheben  fich  nur  noch  biä  480  m,  Weif)- 
renb  bie  Orte  felbft  nur  Bon  266  m biä  unter  220  m 
hod)  liegen,  .ftobenfiein  erhebt  fid)  nur  auf  einer 
niebrigen  ©erginfel  barüber,  ebenfo  Wuguituäburg 
über  ber  3fdwpau.  Such  ber  eOiptifche  Srram  Bon 
einzelnen  Sjöljen,  bie  baä  ©ranulitgebirge  im  93.  unb 
O.  Bon  ffialbljeim,  nörblich  Bott  'Hittweiba , umge» 
ben , iiberfleigt  nur  Wenig  baä  SiDeau  Bon  300  m ; 
bie  böcbftc  berfelbeit,  ber  S od)Iiher  ©erg,  ift  340m 
hod)  ; boch  finb  bie  Säler  ltod)  über  100  m tief,  j.  S. 


eng  unb  Biel  geWunben,  ber  ©lauenfehe  ®runb  über 
190  m tief  eingefehnitten. 

©eologifepeä.  Ser  Sem  beä  ®ebirgeä  befteht 
itn  SD.  auä  ®neiä,  im  333.  auä  fflranit,  ©limmrr» 
unb  Sonfchiefer.  Ser  ®neiä  (grauer  Siotitgneiä  unb 
fWeiglitnmcrigcr  Wtteiä,  roter  SRuäfooitgnciä,  Sporn- 
blenbegneiä  nebft  Einlagerungen  Bon  Umppibolit  unb 
tömigent  Stall)  erftredt  fich  Bon  Schlettau  unb  8nna-- 
berg  tm  SS3.  biä  Siebenlehn  unb  Siebftabt  im  910.; 
in  ©Öhmen  fehneibet  er  mit  bem  ©ebirae  peinlich  fefjarf 
an  ber  borliegenben  Ebene  ab.  3wifcf)en  ffrauenftein 
unb  2auenftein,  auch  jwifchen  greiberg  unbSbaranbt 
wirb  ber  ©neiä  burchbrochen  Bon  ©ranit  unb  ©or- 
pbpr.  Ser  ©limmerfchiefer  (mit  Einlagerungen  Bon 
Wraphit  führenben  ©neifen,  Duarjitfchiefem.'Wmphi» 
boiit  ic. , aber  auch  Bon  @cröü  führenben  ©limnter» 
fdjiefem)  begrenjt  ben  ®nciä  im  93.  unb  ift  befonberä 
uon  Schlettau  unb  Sehcibeitbcrg  biä  3oad)imäthaI 
in  ©Öhmen  entwidelt.  3hm  fd)Uefjt  fich  weftlicb  ein 
®ranitgebiet  an,  baä  fich  Bon  Eibenftod  fübwärtä  biä 
nad)  Karläbab  auäbreitct  unb  Weiter  norbwefttid)  auä 
bem  Sonfchiefer  hei  fifrebberg  unb  Dberlautcrbacb  in 
3nfeln  heroorbricht.  Ser  ©limmerfchiefer,  jwifeben 
3oad)iinätf)al  unb  ©teiftabt  burd)  ben  ©ranit  unter- 
brochen , jielft  weftlid)  Bott  ©leiftabt  tängä  beä  Süb- 
ranbeä  beä  ©ehirgeö  jum  ffichtelgebirge.  ©erfteine- 
mngäleere  Sonfchiefer  ber  ©hpHitfonnation  unb  beä 
Sambriumä  mit  Einlagerungen  Bon.tiornblenbefdiic- 
fer,  Sachfchiefer,  SaUfehiefer  unb  Duarjit  erftreden 
fich  auf  ber  norbwefttichen  Seite  Bon  Oberem  im  910. 
biä  Dlänift  im  SS.  unb  finb  befonberä  »loifchen 
f’Iborf  unb  Seicbenbad)  Berbreitet.  Sud)  ftlurifd)e 
Sonfd)iefer,  ftiefetfehiefer  unb  ©rauwaden,  5.  S.  ntii 
©roptolithen,  fowie  bebonifche  Sonfchiefer.  Duarjite 
uttb  Ralle,  beibe  mit  Einlagerungen  Bon  Siabaä  unb 
Siabaätujfen,  finb  hei  Hainichen  unb  befonberä  füb» 
weftlid)  Bon3widauna<hgewtefen.  ffiefleitieberSulm» 
formation  ftnben  ftd)  bet  SBilbenfelä  unb  Hainichen. 
Quabcrfanbfteine  jwifchen  Sharanbt  tmb  ftreiberg 
Sertiäre  EniptiBgefleiue,  hefonberä  ©afaltc,  crid) einen 
mehrfach  bem  Stamm  beä©ebirgeä  lubpenfönttig  auf» 
gefept  (©ärenftein,  Spifjberg,  ©öhlbcrg,  Scheihen- 
berg,  gidjtelberg,  ©eifing  ic.) ; ©honolith  uttb  2eu;ito 
Phhr  fommen  bei  Oberwiefenthal,  jujantmen  mit  ©a» 
falltuffcn,  Bor. 

SaäE.  War  bereits  Bor  llblagentng  ber  probultioen 
Steintoblenformation  gefaltet  unb  aufgerid)tet;  benn 
beren  Schichten  ruhen  bei3widau  unb  itainidjett  noch 
ungeftört  (horizontal)  auf  ben  fteil  gefletlten  Jhilm» 
fchichten  unb  ben  unter  ben  lepteni  herOortretenben, 
gefalteten  filtern  Schiefem  auf.  Sach  berWufrichtung 
I beä  fficbirgeä  bradjett  hier  unb  ba  Eruptiogefteine, 
wie  ©orphpr,  ©orphprit,  SSelaphpr  tc.,  heroor,  auch 
'JJlineralguctlen,  Welche  bieSpalten,  auf  benen  fteauf» 
fliegen,  mit  Mineralien  unb  Er  jen  erfüllten.  Son 
ben  zahlreichen  Errgfingen,  bie  bei  fjreiherg,  ©laden» 
berg,  Scbneeberg,  yohanngeorgenfiabl  tc.  baä®ehirge 
burd)fd)»ärtnrn  unb  früher  eine  große  Sluäbeute  an 
Silber,  ©lei,  Rupfer,  SSn-mut,  3lnl,  Robalt,  91idel  tc. 
ergaben,  hat  baäE.  feinen  91amcn.  Vluch3ln"fri  fanb 
fid)  fowohl  in  ben  fügen.  3inn[eifen  auf  fclunbfirer 
2agerftfitie  a!§  auch  in  bem  anftehenben  ©eftein , in 
ben  fogen.  ©reifen » Stodwerfen , fo  z*t  ©ltenberg, 
3innwatb,  ©raupen,  ©eper,  Sdjlaqgcmoalb  tc.  (Bgl. 
bie  Karte  »91u(jbare  Mineralien  in  Seutfchlanb«,  ©b. 
4,  S.  765).  Sie  große  Sermerfimg,  bie  baä  E.  gegen 
baä  norbböhmifche©raunfohleiibeden  abfehneibet  unb 
ben  (teilen  SübabfaU  beä  ©ebirgeä  hebingt,  ift  erft 
j tertiärer  Sntftepung,  ebenfo  Wie  bie  Bafalte  unb  ©ho- 


89 


Grjgcbirge  (fächfifches)  — grjgebirge  (in  Ungarn). 

nottit)«,  bie  nereintelte  Ruppen  auf  bem  ©ebirgSfantnt  ' mehr  i[)r  0olIe8  Brot  beim  Bergbau ; bieS  führte  gur 
bilben  unb  in  gro&cn  SRaffen  im  Böhmifcheii  Sittel*  gabriftätigfeit.  1541  ttrnrbt  burd)  Barbara  Utlmann 
gebitge  auftreten.  «118  Siachroirfung  biefer  lepten  ’ bie  Sptpenfiöppelct  emgefüprt,  für  bie  tablrcidje 
cniptiBen  Xätraleit  erf feinen  bie  STjennalquellen  be8  3pipenflöppclfd)iclen  befielen.  Daran  haben  fid)  anbre 
nörbHdjen  Böhmen  fowie  bie  Pon  3«t  J“  3^1  ft<b  ®eroerb jweige,  Sitderef,  ^ofamentierarbeiten 
Wieberbolenben  erjgebirgifcben  Erbbeben.  (1590  burch  Bertriebene  Belgier  hierher  »erpflnmt), 

DaS  Klima  be8  ErjgebirgeS  ift  in  feinen  IjBpern  ScibenWebcreien,  angereiht-  «bei  aud)  Eifeii-,  Spiel* 
Zciien  raub,  fo  baß  in  ben  böcbfien  ©ebictcn  felbfl  ber  unb  JwljWarenfabrifation,  burd)  bie  Krauter  ber 
Sparer  nicht  forttommt  unb  mir  nod)  bie  Kartoffel  ge-  Bergwicfen  angeregter  Clitätenpanbel  unb  anbre 
beipt.  freilich  oft  and)  burd)  Spätfröfte  ober  frühen  gabrifjroeige  fmb  hier  }u$aufe.  So  fonunt  e8,  baft 
Sinter  leibet.  groftfreie  Dage  auf  ber  3!orbfeite  in  bei  bürt'tigfieut  Ertrag  beSBobenS  fid)  boeb  auf  kiefern 
100  in  Seekühe  166,  in  700m  110,  in  900m  (Kamm)  bBdjftgelcgenen Seil SackfenS  eineSePöiferung erhält, 
119,  fdjnrefreie  läge  204, 154  unb  130.  Siegenmeti-  bie  ju  ber  bidjleften  Europas  gehört,  }Wi|d)<n  150 
gen  in  Berfdjiebenen  $>öhenftufen : unb  300  auf  1 qkm.  1585  au8  Brabant  eingcwan* 

— ■ 1 - - 1 berte  «Irbeiter  führten  bie  Seberei  feinerer  3«üge  ein. 

| stotbroefifeite  eau'HdK  Einen  aufierorbentlidjen  «luffdjwung  erhielten  aber 

I<m«  »tuten  «ixlMebcrW'g  mittere  $sn|wtt*rttla8  Sebcrci  unb  Spinnerei  in  bem  niebrigem  Staube, 

I Wtln: I wntmeter  | »ein  _ | ».stmeter  ba3  gtf,  Bon  j)o(fm  gjeichenbad)  fonjcntriid)  um 

500— Mol  325  I «so  I 810  I eso  bai  hähfl*  ß.  lagert,  burch  ben  Stcinfoblenreidj* 

400-600]  500  765  4M  7io  , tum  b01<  3ujidau.  «lufser  ber  Spinnerei  unb  Seberei 

600—800  ,0°  630  I 710  1,0  Bon  Baumwolle  unb  Sode  unb  ber  baran  fid)  nn- 

©ewittertage  24,  Sanneabnahme  mit  ber  £>öpe  pro  fijtiefienben  Färberei,  bie  in  ber  SDluIbe  jwifdjen  En* 
100  m : Siorbfeile  Sommer  0,64°,  Sinter  0,48°,  Süb-  unb  fflranulitgebirge  unb  in  leptcrat  ju  $>aufe  ift, 
feite  Sommer  0,72°,  Sinter  0,89°.  Sgl.  Kremfer,  unb  Wofür  Cbemmp,  3widau  unb  ©tnuchaii  fiaupt- 
Klima  be8  SlbftromgebieteS  (Berl.  1899).  mittelpunfte  finb,  haben  fid)  gabrifett  für  'JJfafdjiiten, 

Die  SflansenWelt  bee  ErjgebirgeS  ift  im  Ser-  Sorjetlan,  Steingut  unb  Xon  waren,  Soffen  tmbElje. 
gleid)  jum  Siiefengebirge  artenann,  toährenb  bie  bem  ntifalien,  ©laShfitten  unb  anbre  gewerbliche  «Inlagen 
|d)!efifd)en  ©ebirge  Borgelagerte  Ebenen-  unb  fcügel-  hist  angefiebelt.  Die  $au8inbuftrie  liefert  aud)  um* 
region  Bon  bem  gleichen  ©ebiet  SacbfenS  an  3®hl  Itfalifebe  3nftrumente  (SKarfneufirdjen , ©raSlip, 
ber  «Irten  in  jiemlid)  bebeutenbem  fflrab  übertroffen  Scbönbaeb) , $)anbfd)uhe  unb  Strohroaren.  Erwäk- 
ttiirb.  Dagegen  enthält  bie  BergWalbregion  be8  Erj*  nung  Berbient  nod)  ba8  ©etnerbe  ber  mufifalifd)en 
gebirgeS  jroijd)cn  300—1200  m etwa  nur  ben  achten  3iomaben  (SRuftfbanben,  ^arfeniftinnen),  beffen  «In* 
Seil  ber  im  Sfiefengebirge  m gleiehem  Jitoeau  Bor-  fange  in  ba8  18.  3af)rlj.  gurüdreidien , unb  baS  Bor- 
lommenben  «Irlcn.  Son  alpinen  Bflanjen  fom-  jugSBeife  im  böhmifdjen  Bejirf  Brcfintp  feine  fceimat 
men  im  E.  nur  Lycopodium  alpinum,  Selapinella  hat.  Der  Berfeljr  beS  Srsgebirgcä  hat  Kd)  in  neue- 
fpinulosa,  Betula  nana,  Swcertia  perenms  unb  iter Seit  aufterorbenllid)  gefteigert  burdi  ben  SauBon 
Iloinogyne  alpina  Bor.  iPaä  E.  bilbet  auch  nicht  in  Eifenbahiten.  Über  ben  Scheitel  bc8  ©ebirgeS  führen 
gleichem  ©rabe  wie  baS  Siefengcbirge  eine  Scheibe*  bie  Eifcnbahncn  Bon  fjreiberg  nad)  ©riij,  oon  Ehern* 
linie  für  fübiidhe,  nad)  31.  Borbrtngcnbe  Sitanjen*  mp  über  TOarienherg  unb  «Innaberg  (jwei  Smien) 
arten.joeil  e8  benfelben  feine  fo  bebeutenben  flimati«  nad)  Komotau,  0»n3widau  (jweiSinten)  nach KarU- 
idien  Sdjranfcn  entgenenfleHt  wie  jenes.  Seit  langer  bab  unb  galfenau;  auf  ber  fächrt[d)cn  Seite  burch* 
3«t  hoben  Berg*  unb  $)üttenbau  bie  Sälkcr  ocr*  jieljen  bie  Sifenbahnlinicn  SlreSben  - Chc»’nih  ■ ®ti* 
n-üftet,  bie  jaljlretd)  anwadjfenbeSeoölfenmg  hat  ben  djenbad),  Et)cmmp-','lue-«lborf  u.  a.  baö  £.,  längs 
Salb  BoUenbS  um  bie  Orte  auSgerobet,  uni  gelb  ju  beffen  Silbfuß  in  Böhmen  eine  mehrfach  berjweicjte 
gewinnen.  Xaher  finbet  fid)  jept  nur  noch  auf  ben  Bahn  Bon  letfdjen  an  ber  Elbe  über  Komolau  nach 
hödifien  füblichenSfüdenbtdttfrgidhtenWalb;  auf  bem  Eger  läuft,  unb  mehrere  Cinien  führen  Bon  3i.  her 
nörblid)  baooit  gelegenen  ^Blateau  fmb  nur  nod)  bie  tief  in  baS  ©ebirge  hinein.  ®ur<h  bie  Bemühungen 
Kuppen,  mit  «luSnahme  berer  Pon  feftem  Bafalt,  bie  beS  ErjgebirgSPereinS  ift  in  neuerer  3cd  ber 
j.  j.  fahl  finb,  bewalbet.  «lufeerbem  finb  bie  Berge  Befud)  beS  fflebirgeS  Pon  lourifien  mehr  in  «hif* 
ouS  3iotIirgenbem  noch  Salbrcoiere;  fo  auch  im  nähme  gefommen.  Bai.  Beriet,  Segweifcr  burd) 
Blauenfdaen  ©runb  (herrliche  Buebenbcftänbe).  baS  fädjtifch-böhmifche  E.  (10.  «lufl.,  «Innab.  1902); 

SaS  eigentliche  E.  hnt  fid)  als  eine  oom  beutfehen  D.  Sügmilch-fiörnig,  ®aS  E.  in  ber  Sorjeit, 
Stamm  beWDhntegnfel  mitten  in  ber  flawifchen  über-  Scraangenheit  unb  ©egenwart  («Innab  1889);  SR. 
flutung  erhalten.  Sntereffant  ift  ber  3ufamiuenhang  P.  äRiltler,  $aS  fächfifd)«  E.  ($reSb.  1902);  ©roh* 
Pieler  Ortenamen  mit  ber  Umgebung,  bcnDttenad)-  mann,  5>aSDbcrev;gebirge  unb  feine  Stabte  (2.  «(uff., 
weift.  SUbenftein,  Silbenfels,  ©ürenftein,  Bären* 1 «Initab.  1903);  gif eper,  iedjnologifcbe  Slubien  im 
flau,  galfertfiein,  Ipohenfietn,  Sthneebcrg  ftnb'Jiamen  fäehfifdjen  ß.  (Ccipj.  1878);  fflöpfert,  2>ic3J}unbart 
ber  rauhen  nörblidjen  «Ibbachung;  galfenau,  Eilau,  beS  fädhftfchen  Er.igebirgeS  (baf.  1878);  Set) mann. 
Sofenthal,  Schönbad)  gehören  bem  freunklichenSüb*  gühver  burd)  baS  böhmifd)e  ß.  (KarlSb.  1881 ) , B u rgf ■ 
gebängean.  jrop  auSgebehnter  Siehjucht  bebarf  bie  t)  a r b t , TaS  E. , orometrifcf)  • anthropogeographiidje 
bichle  Benölferung  Wie  ber  ffietreibeeinfuhr  fo  auch  Stubie  (Stuttg.  1888);  fiaube,  ©eologte  beS  bölj- 
ber  Biehgufuhr  oon  aufjen.  grüh  hat  flth  int  S.  ber  mifeben  SrjgebirgeS  (im  »«IrchiB  ber  naturwiffen- 
Bergbau  entwidelt.  1 1 68 fotten  fid)  bie erfien Berg*  fchaftlichen  S*anbr»burd)forfd)iiiig  Böhmens«,  Bb.  6, 
leute,  oom  S>arg  itammenb,  in  ber  ©egenb  oon  gret*  Srag  1887—  88);  Sdjurp,  2>er  Seifenberqbau  im 
berg  niebergdaffen  haben,  unb  gegenwärtig  liefert  bie  E.  unb  bie  Salenfagen  (Stuttg.  1890);  Serfelbe, 
greiberger  ©egenb  noch  bie^auptfilbcrausbeute.  Die  Die  ©äffe  beS  ErjgcbirgcS  (fieip).  1891). 
imOberlanb,  um  «Innaberg,  Schnerberg  ic.,  burd)  ben  ©rjgcbirge  in  Ungarn:  1)  Krafföer  E.  (f.  b.), 
ttrjreichtum  angeloefte  öeoölferung  fanbaber,  als  ber  2)  Siebenbürger  S.(f.b.J,  3)Ungarifd)e8  (aud) 
Sni)tunt  ber  ©rieben  ftch  ju  erjehöpfen  anftng,  nicht  Schemntper)  S.  (f.b.),  4)3ip®'®5mörer  E.  (f  b.). 


90 


(SW  — erjieljimg. 

©rjflnf?.  bie  aut  Erp  (Bronpe)  gegofftnen  Serie  I Grpießung  (lat  Educatio,  Bon  edncare,  aufpie- 
her  ©laftit;  f.  ffiießerei.  ljeit,  erpiehfn),  planmäßige  Eimuirfung  Erwacßfener 

Greller  jag  (Axchidai),  ein  bem  Bflerreich.  §au8  auf  Unntünbige,  bie  ben  natürlichen  Sorgang  bed  Sr. 
eigentümlicher  Xitel , ber  Bon  Staifer  Snebrid)  M.  roaeßfend  begleitet  unb,  wie  biefer  in  ber  natürlichen 
burch  bie  Urfunbe  Born  6.  3an.  1453  ber  inneröftcr«  Steife,  fo  ißrcrfeitS  in  ber  geiftigen  SWiinbigfeit  ber 
rei^ifdjen  (emtftimfd)en)  fiinie  ber  Habsburger  Ber-  Stjogenen  ißr  3iel  finbet  SDiaii  nennt  biefe  Xätigfeit 
liehen  würbe,  gleicßpeitig  mit  ber  Betätigung  bed  auch  Bildung  (f.b.),  wenn  man  babei  badBeroußtfein 
Privilegium  maius,  ber  berühmten  gälfehung  £>ei<  eine«  3beale  Borauäfeßt,  nah  bem  ber  Silbner  ben 
pog  ©ubolfd  IV.  non  ßfterreid)  aud  bem  3aßre' 1358,  nDcf)  geftaltlofen  ©eift  be8  unfertigen  TOenfdjen  pu 
burd)  bie  er  in  Snleßnutig  an  ein  echte»  ©riotleg  Stai-  formen  fuß  bemüht.  Dfacß  Herbart  geigt  ber  ©.  tbeo- 
fer  3ricbrid)$  I.  uon  1156  (privilegium  minus)  ben  retifd)  bie  praftifeße  ©ßilofopßie  ober  ffilf)it  bad  3iel, 
öfterreid)ifd)en  Herpogen  Bon  biefent  befottbere  Sor-  bie  ©fhdjologie  ben  Seg.  Sie  feßt  Erpicßungdbebürf' 
reeßte  unb  ffreilieiten  jufprehen  lieft;  barunter  befanb  tigfeit  unb  Erpiebungsfäbiglcit  ber  Itinber  uoraud. 
ftd)  audj  ber  Xitel  etned  -©falp-Erpbcrpogd«,  ben  9iu«  Erfahrungsgemäß  geht  bie  ©.  überall  aus  Bon  bem 
bolf  IV.  and)  in  feinen  Urhtnben  unb  Siegeln  führte,  natürlichen  trieb  ber  Ettern,  namentlich  ber  SSutter, 
bid  er  burd)  Staifer  Karl  IV.  geswungen  würbe , ißn  für  baä  ßiiflofe  Stinb  pu  forgen  unb  ed  allmählich  Jur 
abgelegen.  Sange  Bor  ber  gejeßlidi'en  Sinfübrung  felbfttätigen  «Mitarbeit  an  ber  eignen  Srbaltung  pu 
1453  batte  fhon  Herpog  Smft  oou  Steiermarf  1414,  befähigen.  $iefe  burd)  bie  3i5tigung  bed  Sehend  un- 
aller  Sabrfd)etnlid)feit  nach  in  Kenntnis  bed  privile-  mittelbar  bcbiitgte Iätigfeit  gebt  naturgemäß  mit  bem 
giura  maius,  ben  Aitel  Archidux  peitweilig  geführt.  £>erantuad)feit  ber  Kinber  in  bad  Bestreben  über,  fie 
3cßt  wirb  ber  Xitel  @.  unb  Erpfjerpogin  Bon  ben  pur  tlliitbilfe  in  ber  bäuälicben  Krbeil  unb  im  Beruf 
SKitgliebern  bed  B[lerreicbifd)en  Kaiferbaufed  aUge-  ber  Eltern  pu  befähigen  ober,  wenn  in  ber  häuslichen 
mein  geführt,  ©gl.  41.  £>  über,  Uber  bie  Entftehungd-  ©emeinfdjaft  für  erwachfene  fflehilfeit  (ein  Siaura  ift, 
«eit  ber  öftrrrcitßifdjen  ffreibeitdbriefe  (Sien  1860);  ihnen  bie  ÜJlöglichfeit  bed  eignen  gorllommend  burch 
S.  Erben,  JDad  ©rioitegium  Sriebridjd  I.  für  bad  Vludbilbung  ihrer  fjäbigteiten  pu  eröffnen.  SBit  bem 
Herzogtum  Öfter-reich  (baf.  1902).  Sortfdfreiten  ber  E.  fdjeibet  [ich  biefe  naturgemäß  in 

Grpbcrgogdbnt  (Sr  jber  jogdfrone)  ber  öfter*  bie  beibeu  Sichtungen  ber  leiblichen  unb  ber  geiftigen 
reidiifhen  Erpberpöge,  f.  Krone.  S.  unb  bie  geiftige  E.  Wieber  in  unmittelbare  E.  burch 

Grjieber,  f.  Hauslehrer.  Anleitung,  ©ewöbnung,  Strafe  unb  3wang  im  praf- 

Grpicberiu,  früher  meift  franpöfifd)  ffiouBer-  tifd)en ©erhalten (8. im  eitgern  Sinn,  3ud)t)  unb 
nante  genannt,  ©ebilfin  ober  Vertreterin  bcräßut-  in  mittelbare  E.  burd)  '-Belehrung  unb  Unterricht, 
ter  in  ber  bäuStidjen  Erpießung  berXöchter.  Xie  41n  Sieben  beiben  unterießeibet  Herbart  noch  bie  Diegie- 
nähme  einer  E.  ift  oft  in  möhlhnheubem  Käufern,  rung,  burch  bie,  befouberd  im  unmünbigen4tlter  ber 
namentlich  auf  bemSanbe,  Wo  höhere 'JMäbchenfd)ulen  erflen  Sfinbheit,  bem  Ungeftüm  bed  Kinbed  gegenüber 
nid)t  erreichbar  finb.BebürfniS.  JJm  18.  unb  teilweife  bteCrbnung  burchgefeßt  wirb.  ©dein  berllnterfchieb 
noch  int  19.  3ahrß.  bepoa  man  in  Xculfd)lanb  bie  uon  3u!ht  unb  Regierung  bient  nach  ihm  mehr  bem 
©ounernanten  mit  Sorliebe  aud  ftranfrcich  ober  ber  Maeßbcnfen  bed  Erpießerd,  atd  baß  er  m ber  ©rapid 
franpöfifeßen  Schwei;,  ba  man  höhere  weibliche  Bit-  fießtbar  werben  büifte.  Xie  E.  beginnt  mit  bem  Ein- 
bung  nur  pu  oft  aueicbließlicß  in  bcrSenntnid  fvanjö-  tritt  bed  ßittbed  in  bad  Sieben ; fie  jolt  mit  ber  Sun- 
fiftßer  Sprache  unb  Sliteratur  fudjte.  Die  E.  wirb  ba-  bigfeit  bed  erwachfenen  'JKenfdhen  feßließm.  3U  fpäter 
gegen  beute  Bonoiegcnb  im  Sir  eis  ber  päbagogifd)  Bor-  Beginn  ber  E.  läßt  bei  Slinbcm  leid)t  falfcße  Sreiheit 
gebilbeten  unb  geprüften  beutfehen  Slehrerinnen  unb  Berfrühte  Selbftänbigfeit  entfteßen , beren  nach- 
(f.  b.)  gefucht  ©eboten  ift  bied  jebodj,  wenigitend  in  trägtidie  fflelämpfung  feiten  ganj  gelingt.  3“  toeite 
©reußen,  nicht;  benn  Erjitheriimeu  (^audlehrerin.  4ludbehnuitg  ober  fteintiche  ®ngftlid)(eit  ber  S.,  mag 
ncn)bebürfeu  (nach  ber 3njtruftion  bed  »taatdminifte-  He  auf  Selbgfucht  ober  auf  übertriebener  3ärtli(hleit 
rittnid  Born  31.  X>ej.  1839)  jurVludübung  ißredSBc-  j ber  Erpießer  berußen,  ftßäbigt  bagegen  bie  Sreißeit 
rufd  nur  eincdScfähtgungdfchemd.ben  bie  juftänbige  I bed  3&güng8,  ber  babei  entweber  oerfümmert  ober 
©e.jirfdregierung  nad)  ©rüfung  bed  fitttidien  unb  po  , jum  SBiberftanb  gereept  wirb.  Sei  rettherer  ©eftal. 
litifdjeu  Sorlebeiid,  alfo  ohne  Südfußt  auf  bie  beruf  1 tuug  bed  Siebend  unb  [einer  Snfprücße  an  ben  ein- 
lid)e  Sorbilbung,  audftetlt.  dagegen  haben  bie  pu  petneu  rann  bie  E.,  namentlich  bie  mittelbare  E.  bmd) 
ftänbigen  ftaatltcßen  3d)ulinfpettoien  bad  Secht,  Bon  Unterricht,  Bon  ben  natürlichen  Srpießcm  in  ber  ga- 
bem  Unterricht  ber  E.  Sienntmd  pu  nehmen  unb  pu  ntilie  allein  nicht  meßr  befeßafft  werben ; bad  Sebürf. 
prüfen,  ob  er  (Bgl.  VtHgemeined  Canbrecßt,  Seil  Et,  nid  brängt  pu  befonbent  Seranftaltungen  für  ben 
Xitel  11,  § 7)  minbeftend  bemilehrptan  einer  öffent-  Unterricht  ber  3ngenb.  Xaraud  entfteßt  ber  Unter- 
ließen  Boltdfcßule  ernfprießt.  91acli  bem  allgemeinen  feßieb  ber  ßäudtießen  unb  ber  Schulerpießung. 
2anbred)t  (Xeil  II.  Xitel  5,  § 187  ff.)  ftnb  Erpießerin«  Seibe  pflegen  im  mobemen  Sieben  ergänpcnb  neben- 
nen  nießt  für  bloße  fcandoffipianten  (Xtienftboten)  pu  einanber  ßeipugeßen ; boeß  rechtfertigen  außergewöhn, 
batten  unb  nießt  pu  ßäudtießen  Xienften  nerbunben,  ließe  Umftänbe  aueß  bie  Serlegung  ber  ganpenE.  ober 
haben  bielmehr,  ald  ©lieber  ber  gamilie,  itniprueß  wenigftend  ißred  wefentticßflcn  Xeiied  in  bie  Scßut- 
auf  anftänbige  Sebienung  burd)  bad ©efmbe.  ©egen  anftalten  (Snftaltderjießung,  4ttumnate)  ober 
bloßer,  nicht  in  dRißhanblung  audartenber  3üd)tigung  umgefehrt  bie  Serlegung  ber  Schule  md  .\jaud  (S. 
becirinberlönnen  fie  nur  bann  entlaßen  werben,  wenn  burd)  §ofmeifter,  $>au31el)rer,  Erpieherinnen  ic.). 
imSertrag  f‘örprrliiße3äehtigungenauSbrüefli^aud-  Senn  bem  3wecle  nach  bie  E.  f ür  gamitie , ©efell» 
aefißloffen  Rnb-  — Xie  beutidjen  Erpieherinnen  in  feßaft,  Staat  unb  Kirche  unterfeßieben  wirb,  fo  ßat 
©roßhritannien(2onbon  1876)unbSranfreicß(©ari8  boeß  nur  falfcße  Einfeitigteit  biefe  Sichtungen  in 
1886)  haben  ftd)  pu  befonbem  Sereiiten  pufammen-  ©egenfap  pueinanber  bringen  fönnen,  währenb  ge- 
getan,  bie  burd)  Sat  unb  Xat  in  ihren  Äreiftn  fegend-  funbe  E.  bemüht  fein  Wirb , fie  unter  einem  böbern 
reich  wirfen.  Sgl.  bie  Srtifrl  Lehrerinnen,  2ehrerin-  ©e|icßt8punfte  pu  Bereinigen  unb  ben  3ögli»g  fürd 
nenheim,  2ehrerinnenpenrton8anftalt«.  2ehen,  fo  Wie  e8  in  feiner  fflefamlßeit  innerhalb  jener 


©rjieffimg  (Befd)id)tlid)ed;  Altertum).  91 

Scme'mtcbajten  fid)  ihm  Boraudftd)tlich  bieten  Wirb,  I bienftlicfjen  Seiend  mit,  an  bem  ber  heranblüfjenben 
cotäubilbcn.  Sadfeibe  gilt  Bon  ber  allgemein  matfd)'  3ugenb,  ben  Epbeben,  in  ben  öffentlichen  Stufjüaen 
luben  cmb  ber  Berufs-  unb  Stanbedbilbung,  jwi  mit  ffletang  unb  2anj  ein  Weferitlicher  Anteil  juftel. 
icben  benen,  wo  beibe  recht  aufgefafet  nierbcn,  fein  Sie  betben  Brunbrid)tungen  ber  fl t) m n a ft c f c±j e rt 
Siberjprud)  (wie  Mouffeatt  annaijm),  fonbem  Biel-  unb  ber  ntufifcben  G.  haben  hierin  ihre  Quelle, 
mehr  natürliche  'sSechfelbejiehung  befiehl ; begleichen  wenn  fie  auch  erft  unter  bem  Gittflufe  bed  erwachenben 
ron  ber  Audbilbung  einzelner  fugen.  Seelenfriifte  ftaatlichen  .Bewufetfeind  jur  Bollen  Audprägung  ge. 
(Berftanb,  ©efüljl,  'ßliantafie,  SiHe),  Bon  äfthetifcher  langten.  Übrigend  blieb  bie  6.  ber  Rüther,  auch  der 
unb  «hilcher,  nationaler  unb  humaner  6.  ic.  ffnabot,  in  gang  Briedjenlanb  jumeift  ber  gamilie 

Sie  SBiffenfdjaft  Bon  ber  G.  warb  juerii  bei  ben  überlaffen; nur  in  bem  borifchenoparia,  bem  hierin 
©riechen  gepflegt  unb  wirb  baljer  gewöhnlich  grie-  bie  übrigen  flammBertoanbten  Staaten  nur  teilweife 
cbifd)  ald  fpäbagogil  bezeichnet.  3llr  Grgämung  folgten,  nahm  ber  Staat  bad  Befcpäft  ber  G.  Born 
ber  nachfoigenben  ofifle  ber  Befchichte  ber  G.  ift  I feebenten  Sebendfahr  an  unmittelbar  in  bie  £>anb  unb 
baher  auf  ben  Artifel  »Bäbagogil*  ju  nerweifen.  | tiefe  fie  burd)  ben  ©aibonomoS  in  (ricoerifdjer  strenge 
(®cfrt)id)ii!ipt».l  Aid  urtoüd)fige  Beftalt  ber  6.  audführen.  Sie  einzelnen  3llge  ber  fpartanifchen  ©., 
tritt  und  in  ber  Befchichte  ber  'JRenfchheit  bie  pa-  wie  man  fie  gewöhnlich  an  ben  Manien  bed  Stjlurg 
triarthalifd)e  6.  entgegen,  Wie  j.  B.  bie  Beneftd  fte  Inüpft,  bürfen  ald  befannt  Boraudgcfefet  werben  (ogl. 
fcpilbcrt,  unb  wie  fie  nod)  heute  in  ben  Sippen  ber  Sparta).  Sie  erfiredte  fid)  m wefentlidfen  Brunb« 
SiomabenBölfer  ju  beobachten  ift.  G.  ift  hier  reine  jügen  auch  auf  bie  weibliche  fjugenb,  bie  bemgentäfe 
gamilicnfache  unb  befiehl  lebiglid)  in  ber  Anweifung  neben  bem  Stufe  faft  männlicher  Sapferfeit  aud)  ben 
ber  3üngent  jur  Teilnahme  an  bem  burch  einfache  unweiblicher  Serhhcit  genoß.  3n  Athen  unb  ähnlich 
Bebürfniffe  unb  feftjtehenbed  fjerfommen  geregelten  in  ben  übrigen  tonifd)en  Slnbiett  übenuog  bad  tnu- 
Seben  bed  altem  Beid)led)td.  Bon  8.  burd)  Unter-  Rfdje  unb  geiftige  Element  in  ber  6.  Ser  ©ert  forg. 
rid)t  zeigen  fid)  nur  befdjeibene  Anfänge.  ©o  gamt  faltiger  S.  ftanb  bei  ben  Athenern  hoch-  EinSolont" 
lien  gu  ©fiiteinben  unb  bemnöchft  zu  Bölfem  fid)  fd)ed  Befefe  fprad)  ben  Sohn,  beffen  S.  Bemad)läffcgt 
entwicfeln  ober  zufantmenfchliefecn,  gewinnen  Bolfd  war,  Bon  ber  ©flicht  ber  Erhaltung  feiner  altemben 
ntte  unb  Berfafjung  ber  Bemetttbe  ober  bed  Staates  ©Item  frei,  grill)  fchon  finben  wir  in  Athen  Schulm 
Einfluß  auf  bie  G. , bie  bannt  aud  beit  Sdtranfen  unb  Sehrev  erwähnt,  wie  benn  alle  Sagen  §omer  unb 
bed  ipauied  teilweife  heraudtrilt  unb  je  nad)  Gigen-  St)rtaiod  ald  attifche  Schuimeifter  bezeichnen.  Stad) 
tümlid)frit  ber  einzelnen  Böller  fich  oerfdjieben  ge-  bat  ©erf ertrugen  breiteten  fid)  ohne  befottbem  ftaat- 
ftaltet.  Scnig  läfei  fich  tu  biefer  Beziehung  Bon  ben-  liehen  3roang  öffentliche  ©aläftrrn  (Simgfdjulen)  für 
jenigen  Böllern  fagen,  bie  Bor  bm  Briecpen  in  bad  \ bie  Sfnaben  unb  Bfemnaften  (Sumplaße  unb  Sum- 
Sicht  ber  Befchichte  traten  ober  unabhängig  Bon  ber  haßen)  für  bie  3iingltnge  ober  Gphebcn,  frei  nad) 
bcltenifebcn  Bilbung  ihrBoltdlcbcn  ftaatlidj'orbneten.  fpartanifchem  SRufter  cingeridiltt,  auch  in  Athen  unb 
Senn  ed  aud)  bei  ßhittefen,  3nbertt,  Affprertt,  ben  übrigen  gried)ifcf)en  Staaten  aud,  fo  bafe  biefe 
Babtjloniern,  Ägfepteru  an  intereffanteu  einzel.  Sammelplaße  ber  jungen  Seit  halb  bad  Bolfdtüm* 
nen  yjügen  nid)t  fehlt,  fo  (mb  buch  bie  hohen  geiftigen  liehe  SRerfmal  aller  unter  ben  Barbaren  zerftreuten 
Anlagen  biefer  Böller  fo  früh  in  bie  gtffebt  ftarrer  griedhifdjen  Stäbtc  würben.  Bleichzeitig  erweiterte  bie 
Befegliehfeit,  namentlich  burch  ©ricfterhercidjaft  unb  oid  bahin  auf  bie  einfachflen  Bnmblagen  befchräittle 
Äaftenroefen,  gefcfalagen,  bafe  oon  lebenbiger  Gut-  geiftige  Audbilbung  burd)  Sopfeiften,  ©tjilofophen, 
faltnng  ihrer  geiftigen  Eigenart  faum  bie  Siebe  fein  Mhetoren  ftd)  zu  bem,  wad  feit  © la  t o n unb  A r i |t  o > 
Sann.  Unter  ben  Söllern  Borberafiend  erweden  bie  teled  ald  allgemeine  Bilbung  (enkyklios  paidein) 
Serfer  burd)  bad,  wad  Bon  ber  8.  ihrer  3ttfetnb  zur  bezeichnet  unb  fpätcr  in  ber  römifd)en  Seit  in  bie 
mannhaften  lüdjtigleit  int  Mat  wie  im  Strceg,  zur  fiebett  freien  fiünfle  gcgliebert  würbe.  Sie  enge 
Sachfamfeit,  SiUdilcmljeit,  SSahrhaftigteit  berichtet  Berbittbung  unb  glüdliaie  gegenfeitige  8rgänzung 
wirb,  befonbere  Aufnterffamfcit.  Allein  bie  urfuttb-  geiftiger  unb  leiblicher  Audbilbung  ift  aud  ben  pila- 
liehen  Quellen  wie  bie  Berichte  Jierobotd,  Setto-  tonifhen  Befprächcn  zu  erfehen,  bte,  wie  bie  gefaulte 
pbond  u.  a.  ftnb  unBoUftänbig  unb  bie  gricchifdjett  griechifdje  Sileratur,  Bon  bett  glänzettben  Srgehttiffen 
Jiadjrtdiien  leüwcife  Bon  bem  iSiiunjch  beemflufet,  bie  ber  petlenifchen,  namentlich  ber  attifchen  8.  riihtttlich 
eignen  Bolfdgenojfcn  zu  befchämcn.  Auch  bu'ltett  bie  teugett.  greilid)  hotten  auch  W0,t  ©ofraled,  Blaton, 
Berfer  ihr  arifched  SoKdtunt  nicht  feft,  ald  fie  bie  Ariiioteled  oielfach  bie  eingetrclene  Übcrfeinerung  zu 
Verrfchaft  in  Afien  erlangt  hatten.  Obgleich  Oielfach  tabeln,  unb  bie  Silage,  bag  bie  neuere  fopt)ijtifch_rl)e- 
oon  bieien  unb  anbern  morgenlänbifcheu  Borgängern  torifdjc  Art  ber  S.  bie  3ugettb  ben  Böttem  bed  Staa- 
beeinjiufet,  zeigen  bie  Hellenen  Bote  oomherein  aud-  ted  unb  bamit  ben  feften  Branblagen  bed  Boltdlebend 
geprägte  Eigenart  aud)  auf  betn  Boben  ber  8.  Siefe  entfrembe,  war,  Wenn  fte  auch  gerabe  Solrated  mit 
Eigenart  fiinbigt  fich  Icbott  in  ber  noch  faft  ganz  Unrecht  traf,  an  fich  nicht  unbegrünbet.  Sie  Bemach' 
patriardhalifeheii  8.  währenb  ber  alten  achaifchen  S)el-  läffigung  ber  weiblichen  3ugenb  fowie  nicht  blofe  ber 
bemett  an,  bie  und  bie  fconterifdjen  Bcbicbte  unb  teil-  zaE)irctc£)ert  Sflaoen,  fonbem  auch  ber  äratem,  auf 
weife  noch  fpeftob  fchilbem.  Sie  ffiertfehäfeung  tör  .^anbwerf  unb^ianbarbeit  angeWiefenenBeDölfemng 
palither  Bewanbtf)ett  unb  Antimt  fowie  ber  Stunft-  ; bezeichnet  bebenftiche  Schranfm  ber  bellcundjett  8. ; 
fertigteit  in  ©efang,  Saitenfpiel,  Btlbtterei,  bei  ben  ald  ihr  hafelicpfter  glcd  ntufe  bie  wibcmatürtiche, felbfl 
Seihern  aud)  ber  ©eberei,  ijt  neben  bem  Berl)ältnid-  oon  eblem  ffiänttem,  wie  Solrated,  flaton  u.  a.,  nicht 
raäfetg  reichen  Schah  ererbter  flebendweidheit  in^taud  gerabeju  oerworfene,  fonbem  fentimental  ibealiftcrte 
unb  S>of,  SKarft  unb  Strieg  fchon  bamald  für  griecht'  Slnabenliebe  erwähnt  Werben, 
t'hed  Sottdtum  bezeidjnenb,  unb  m wenigen  3ohr<  ©ei  ben  Möntern  war  Bon  jeher  bad  Seben  bed 
hunberten  treiben  biefe  Reime  bid  zur  fdhönjten  Blüte  ^aufedWeit  fefter  in  fich  abgefchloffen  unb  baher  bie  G. 
empor.  Sefonbcrd  mtrlte  bazu  in  bem  Zeitalter  oor  mehr  in  bie  ©renzen  bed  £>aufcd  gebannt,  wo  neben 
bem  ^öhepunft  bed  ffaaUichett Sehend  in® riech enlanb  bem  ftreng  herrfdjenben  Bater  bie  UKulter  mafegeben- 
(800— -BOO  B.  ffhr  ) bi*  reiche  Entfaltung  bed  gotted-  bm  Einfluß  übte.  Sittlicher  Gruft,  altBäterifche  glicht 


92 


<£r}ief)ung  (®efthi$tlid)e*:  ÜRittetalter,  neuere  3 eit). 


unb  proltifche  ‘jluäriiflung  für«  Seben  Waren  bie  lei»  i 
tenbcn®ejid)l«punltc  bcr  altrömifd)enE.  Xaberwarb 
hier  neben  Cefcit  unb  Schreiben  befonber« Sehnen  ge- 
kört unb  btt«  ebenfalls  früh  fhon  in  eigentlichen 
Schulen.  Xic  weitete  Entwidelung  be«  StaatSIeben« 
machte  ferner  friegerifdhe  Sorbilbung  unb  bemnähfl 
SHiidlficfjt  auf  bie  "öffentlichen  ®efd)äftc  be«  gorum« 
für  bie  hohem  Stäube  erf orberlid)  ?ln  biefent  'fSunfte 
fegte  ber  griechifdje  Einflug  ein,  ber  allmählich,  nicht 
otine  Säiberfpruh  feiten«  ariflohratifhcr  Vertreter  alt» 
römiieher  Sitte,  in  ben  hohem  Stänben  bie  $>err- 
fchnft  gewann.  Xod)  Würbe  bie  hetlömmlihe  gric» 
djifhc  ©Übung  bei  ihrer  Übertragung  nah9iom  nicht 
unwefentlich  ueränbert,  inbem  ba«  ben  ©riechen  tief 
eingcwurjelte  Streben  nach  fhöner,  allgemein  menfdj- 
lieber  XarftcHung  in  ©hmnaftit  wie  Slufif  ben  SB- 
ment  weniger  galt,  wogegen  am  Silber  praltifhe,  bc» 
fouberS  politifhe  Sutybarfeit  unb  Snfhlujj  an  bie 
nationale  Irabitüm  im  tonferbatiben  Sinne  bebor- 
3ugte  pflege  fanben.  911«  bie  SJlonardjie  ihre  bureau- 
Iralifchen  gönnen  jur  Xurhfübrung  gebraut  hatte, 
cntwidelte  fich,  namentlich  feit  §abrtan,  ein  jiemlich 
au«gebreitcle«  unb  reichgeglieberteä,  ftaatlicbed  wie 
prtuate«  Schulwefen.  CSe'ner  3cit  gcljBrt  auch  bie  Er- 
ftarrung  ber  alten  Sdjulwiffenfcbaften  in  ber  gorm 
bcr  fieben  freien  Silnfte,  beb  Xribium«:  Sramnmtif, 
Shetoril,  Xialellit,  unb  beb  Ouabriuium«:  Vlritl). 
metif,  ©eometrie  (einfhlicfslih  ©eographie) , SKuftl, 
tUftronomie,  an,  bie  ben  äufiem  Seftanb  beä  Halft- 
fchen  SUertum*  überbauert  hat-  Xer  Südgang  bcr 
gried|ifh-rBmifhen  Kultur  fünbigte  fich  übrigend  auch 
auf  beut  ©ebiete  ber  E.  fdjon  lange  bor  bem  3erfaüe 
bc«  römifchen  Seihe«  burch  eine  bcbenlliche,  bon  ein- 
ftem  SWännern  jehwer  embfuubene  Sorterung  ber  ga 
milienbanbe  unb  Senueid)lid)uitg  bcr  3ugenb  an,  bie 
im  fchroffen  fflegcnfafce  ju  bcr  gerühmten  ®rabität 
ber  alten  SBmer  unb  ber  freilich  fagertbaft  übertrie- 
benen Sittenftrenge  ber  alten  Ealonc  ftanb.  Sie  barf 
überbie«  bei  ber  SBürbigung  beffen,  wo«  wir  all  an- 
tite  E.  leimen,  nergeffen  werben,  bafi  biefe  nur  einem 
deinem  Seil  ber  ©edßtlerung  wahrhaft  jugute  (am, 
inbem  aud)  bei  benSömembott  ihrem  ©muß  Sllaben 
unb  nieberel  Sott  fo  gut  wie  aulgefchloffcu  blieben. 
Sur  wenige  leife  'Knflange  an  bie  3bee  bcr  allgemeinen 
tncnjchlichen  unb  Solider  jiefjung,  wie  fie  berutobemen 
©äbagogit  jugmube  liegt,  finben  ftdj  im  fpatem 
SUtertum,  namentlich  bei  Senilem  unb  Steilem. 

Xiefe  3bee  trat  all  Wirffamer  Sauerteig  burd)  bal 
Ghrifteutum  in  bie  Sille  Seit  ein.  War  aber  feit 
3ahrljunbcrten  in  ber  Entwidelung  bei  Solle«  3* 
rael  borbereitet  Worben.  Sein  fefter  ©taube  an  ben 
einen  lebenbigen  ®ott  bcgrünbctc  jugleich  ba«  Se-  j 
wufjtfein  bon  ber  Einheit  bei  menfchlidien  ©efchletht« 
unb  ber  nur  tatfähltd)  burch  ba«  berjhiebeneäRaft  ber 
Erlennftti«  Wolle«  beeinträchtigten  ®leichbcrechtigung 
aller  feiner  ©lieber.  Xcr  Soriug  ber  reinen  ffiottei-  , 
erlenntni«  legte  freilich  bie  ©cfatjr  ilberhebenber  91b- ; 
fchliegung  näh«;  aber  ber  gefcglihen  Engberjigleit 
fehlte  in  ben  guten  lagen  ber  idraelitifcbeii  ©efhtdUc 
md)t  ba«  ©egengewicht  be«  freiem  prophetischen  Sei- 
fte«, bem  eine  belfere,  grojje  3ulunft  borfchwebte,  Wo 
alle  äRcnfdjen  Pom  ffleift  ffiotte«  befeelt  unb  ju  Einem  ; 
Solle  ®otte«  bereint  werbm  foüten.  3n>ifd)on  biefen 
beiben  Solen  (©efeji  unb  ffkophetie)  bewegt  fid)  and) 
bie  iäraclüifhe  S.  ©erabe  al«  bie  buhflälufhe  Säei«- 
heil  bet  Shriftgelehrten  ben  eblem  ffieift  ber  ©rophe- 
tie  ganr  erbrüdt  ju  haben  fdjien,  brach  er  in  3efu« 
bon  Sajaretb  unb  feinem  Süngerlret«  in  bolter 
göttlicher  Kraft  herbor  unb  erneuerte  ba«  gefamte  £<- 


ben  ber  SUenichheit.  9Iu«gehenb  bom  ©tauben  an  ben 
gnäbigen  öott,  ber  Will,  bafi  allen  DRenfthen  gehol- 
fen Werbe  unb  alle  jur  Erlenntni«  ber  'Kahlheit  tont 
men,  erwacht  nun  bie  reine  SRcnfhmliebe  unb  belun- 
bet  fich  nach  bc«  SRcifler«  Sorbilb  bcfonberl  in  ber 
Stiege  ber  Kleinen  unbUnntünbigen.  Sun  erfl  lonnte 
bie  ®.  eine  wahrhaft  menfhlihe , naturgentäfie  Werben, 
greilich  nähert  fie  fid)  ihrem  3beal  nur  m langfnmeit 
Schritten.  3"  ben  erften  3ahrhuuberten  nad)  3efuö 
Ehriftu«  burchbrangen  fich,  auch  auf  bem  fflebicte  ber 
C.,  feine  3been  unb  bie  phiiofophifch  geläuterten  Xra 
bilioneit  be«  griechifch-tomifchen  Slltertum«  ju  einem 
©anjen,  beffen  innere  SBiberfprficbc  bei  allem  ©rofeen 
unb  Schönen  bodj  Wefenllich  jur  SluflBfung  ber  alten 
Kultur  beitragen.  Sobann  nach  bem3ufatumenbruch 
ber  alten  SBcltorbnung  gatte«,  bie  empfänglichen  unb 
begabten,  aber  noch  rohen  unb  gewalttätigen  ©er- 
manen  u.  a.  für  bie  eblere  Slcbmlaufidjt  bei  Ehriflen- 
tum«  unb  bie  höhere  Sitbung  ber  alten  Söller  ju  ge- 
winnen. Xie  IlöfterlicheE.  ber  iffiöndic  unbffleiftlidien 
in  ber  tatholifchen  SHrdje  hat  in  ben  feiten  ber  Söller- 
wanberung  unb  be«  frühem  SKittcl  alter«  in  biefer 
Sichtung  oerbienflltch  gewirrt,  Wennfchon  in  ihrer  teil« 
gefcglichen,  teil«  a«leltfd)en  ©mnbibee  unleugbar  eine 
Xrühung  bcr  urchriftlidjen  flebettSanfichl  liegt.  Xie 
tird)li<hc  E-  be«  fiaienftanbe«  in  stirdjenjucht  unb 
Seichlfiraji«  lann  al«  Weitere  SluSjtrahlung  »on  bem- 
felben  ßempunlt  betrachlel  Werben  unb  teilt  mit  ihr 
Sicht  Wie  Schatten;  ber  wefmttichfle  Stängel  beiber 
ift  bie  Öleichgültigleit  ober  in  Dielen  gäüen  gar  ber 
©egenfafs  ju  bem  bürgerlich  »nationalen  3ntereffe. 
Xiefc«  tarn  überhaupt  im  SHitlelaller  nicht  ju  Doller 
Weitung,  inbem  felbft  bie  weltlichen  goratm  ber  E. 
ihre  3beale  mehr  bem  Seben,  beit  Stuf  naben,  bem  £ier- 
lammen  cinjelncr  Sianbe  (Sittcrflanb,  3ünftc,  halb- 
aeiftliche  Sniberfdiaftcn  sc.)  al«  bem  gemcinfamen 
Seben  be«  Saterlanbe«  entnahmen.  Wut  reinften  fin» 
ben  wir  noch  ba«  patriotifche  Element  in  ben  mädjti  - 
aen  Stabten  eniwidett,  bie  in  ber  jweitm  üiilfte  biefe« 
Seitalter«  entporlamen , wäbrcnb  ber  Sitterftanb  in 
biejer  iunücbt  merlwürbige  ©egenfäfte  aufweift,  ©e- 
aenüber  bem  Serfatl  aller  mitlelalterigm  Sebenlocr 
hältntffc  prebigte  ber  $umani«mu«  juerft  in  3la- 
lien  im  14.  uni)  15.3nhrb-,  bann  aber  aud)  in  graul- 
reich,  Xcutfchlanb , Englanb  sc.  bie  Südtehr  ju  bcr 
eblen  3Jtenfd)liih[eit,  wie  .fie  im  Vtttcrtimi  ben  ©rie- 
chen unb  gricd)i[<h  gebübelm  Sömcm  al«  3ict  bcr  E. 
sorgefdiwebt  hatte.  Sielfach  unlerfchäfitm  leine  VIn» 
hänger  bem  gegenüber  ben  Säert  be«  djriftlidicn  Er» 
jiebungSibeal«,  bi«  bie«  in  bcr  beutfehen Seforma» 
tion  in  dafftfeh«  Seinheil  Wieber  bargelegt  warb. 
Scibe  Sichtungen,  nun  mileinanber  intSunbe,  habest 
fegen«reich  gewirtt.  Vlber  bie  gelehrte  E.  an  ber  taub 
ber  tllleit  rcidjle  nicht  mehr  au«,  fobalb  bie  Hüffen» 
fdsaftliche  Erlenntni«  über  ben  bon  jenen  erreichten 
Stanbpunlt  esnporwud)«,  unb  juglcidi  war  burch  bie 
Sefonnalion  ber  edjt  d)ri)tlid)e,  Bereinjelt,  Wie  bei 
Karl  b.  ®r.  unb  Slfreb  b.  ©r.,  auch  im  ÜRiltelalter 
aufgelauchte  Öebanie,  bafe  bie  Wefentlichen  ©runb 
lagen  bcr  E.  allen  Stänben  unb  Stufen  genteinfam 
fein  snüffen,  mit  treibenber  Kraft  wieber  erwedt.  So 
jeigt  fth  junähfl  fchon  [eit  ber  Sefomialion  in  ben 
eoangelifhen  Staaten  Xeutidilanb«,  aUmäblich  bon 
ba  auegebenb  in  allen  gebilbeten  Söllern  ber  Erbe 
ba«  Sejtreben  nads  einer  oemünftigen,  plansstäfeigen 
Sollacrjiehung  unb  ba«  flcigenbeSewuBtfein  non  ber 
SfUd)t  be«  Staate«,  bie  Segnungen  einer  elementaren 
Sdmlbiibung  ber  ’gefamten  Sugenb  jugänglid)  ju 
raadjen.  Xie  in  ihren  einjclnen  Sehren  wechfclnben. 


Srjic^imgftmftalten 

«bn  bod}  innerlich  jufamtnenbangenben  X [jeoricn, 
hie  ;fil  ».  Satte  (1671—1635),  3-  «•  ffomeniud 
(1592—1670),  2J.  3.  Mouffeau  (1712  -78)  unk  na 
amtlich  (eit  3ot).  ©eftalojgi  (1746  — 1827)  auf 
tiefen  Vorgang  iSinfluß  geBonnen  haben,  bracht« 
bit  ®eidnd)te  ber  ©äfcagogif.  §ier  (ann  nur  furj 
barauf  bingeteiefen  »erben,  Bic  m ber  Segrünbung 
einer  allgemeinen  ®olö(djule  (juerft  m Zeutßblanb, 
ScbBeij  unb  Sfanbinaoien),  m berptranjieljung  bed 
iretblidion  ®efd)(ed)t4  jur  öffentlichen  8.,  in  ben  be- 
fonbent  Seranjtal  hingen  für  bie  8.  Siierfinniger 
(Blinbe,Zaubihtmme),mmberbcgabterRinber(§ilf3- 
fcbulen),  Sd)mad)ftnniger  Qbiotenanftattm),  Ser- 
(offener  (SSaifenbäufer),  '-8ermai)rlo[ter  (Mettunad- 
häufet),  BeBabranftaltcn  für  Beine  Rinber,  Sortbil- 
bungdjcbulen  für  bie  gereiftere  3ugenb,  «fcrienlolo» 
men,  Srinberhorten  (f.  bie  einzelnen  Artifel)  ebenfo 
oiele  Befentlidie  «fortfcbritte  ber  öffentlichen  ®.  liegen, 
unb  Bie  bunfi  Sorgfältige  Berüdfid)tigmig  bed  mirf 
liehen  Sehend,  gttrforge  für  ©efunbbeit  i Sd)ulbt)giene) 
unb  lörperlidje  ffi.  turnen,  3ugenbfpiele  ic.)  unb 
bureb  ccr  be  (forte  HSeilioben  ber  Unterricht  erljeblid)  an 
ergiebenber  straft  geBonnen  bat,  Anberfeitd  ift  nicht 
oertennen,  bafj  auch  in  Zeutfd)lanb,  beffen  Süljrer- 
aft  auf  btefem  ©ebiet  bid  tior  furjem  allgemein  an> 
erfannt  Bar  unb  erft  in  ber  fflegenwart  burd)  eifrige, 
y Z.  großartige  Atiftrengung  ber  übrigen  gebilbeten 
Stationen  in  «frage  gefteüt  tmrb,  noch  biele  «fragen 
unb  Aufgaben  ber  rechten  Stufung  burreu. 

X.iß  bem  Staate  Steilung  unb  Vlufficht  ber  öf- 
fentlichen 6.  gebühre,  ift  Oon  ber  tnobemen  ®e- 
feßgebung  emftimmig  anerfannt.  Zie  Ririben  hoben 
»eber  bie  flacht,  um  bie  gefteigerten  Anfprücbe  ber 
©egenBart  in  ber  öffentlichen  6.  ju  befriedigen,  noch 
bielen  fie  an  (ich  binreidjenbe  Siirgid)aft  emer  na- 
tionalen 6.  Anberfeitd  lann  ohne  bie  fchBerfte 
Schäbigung  auch  beb  Staates  bie  religiöfe  8.  nidjt 
iurüdgefent  Berben.  Zie  Riechen  muffen  mitBirfen. 
Aber  bie  ©renje  jBifcben  ben  beiberfeitigen  Pflichten 
unb  Siechten  ift,  namentlich  gegenüber  einer  fo  ge- 
fd)loffencn  Stacht  Bie  bie  römifch-tatbolifche  Stirdfe, 
fchBer  ju  rieben.  — Raum  minder  fdjBicrig  ift  bie 
frage  nach  bem  rechten  Serbältnid  ber  allgememen 
Soltafchule  jum  böljem  Scbulmefen  foBie  innerhalb 
birfed  ber  höbe™  realiftifd)-ted)nifd)en  unb  bumnni- 
fijjdjai  ©Übung  (ogl.  ©pmnafium,  Scalfchule  ic.).  - - 
Sie  Bett  bie  6.  ber  Zöd)ter  fich  bie  Aufgabe  feßer 
foü,  biefe  ohne  Sftüifid)t  auf  ettoaige  Spätere  S er tjei- 
ratung  erwerbsfähig  ju  mähen,  ift  ebenfalls  ein  ®e- 
genftanb  berechtigter  Sdrßanblung.  Zaß  in  biefer 
Bejicbung,  namentlich  in  großen  Stabten,  noch  mehr 
geiajeben  muß,  unterliegt  taum  noch  3®flfc'n > ober 
anberfeitd  barf  auch  nid)t  ber  nädjfie  unb  natürlichfte 
©eftcbtSpunft  ber  SR&bcheneriiehung  Oerrüdt  unb  bie 
Stellung  beit  33cibed  m ber  «familie  oerfchoben  Ber- 
ben engl,  «frauenfrage).  — Zie  oielfeitigen  Anfprüdje 
ber  ®egenBart  legen  auf  allen  ®ebietcn  öffentlicher 
8.  bie  ®efahr  ber  iyerftreuung  unb  brr  Überbürbung 
nahe.  33er  beruflich  mit  ber  8.  ju  Um  hat,  barf  (ich 
biefer  Zatfache  nicht  oerfd)Iießen ; aber  bie  (frage  muß 
auch  »on  ber  ankern  Seite  ohne  Seibenfcbaft  unb  mit 
bei  Anerfmnung  behankelt  Berben,  baß  bie  SchBie- 
rigfeit  tn  ber  3«iÜoge  felbft  unb  nicht  oorjugdBeifl  in 
ha  33iHfür  bed  Seßrftanbed  begrünbet  ift. 

8nblich  Bare  hier  auf  ben  Stanb  auch  ber  ßäud- 
liehen  8.  in  unfrei  3,il  ebuuaeben.  Allein  ed  liegt 
B ber  Statur  ber  Sache,  baß  biefe  emerfeitd  ber  Seob* 
cuhtung  unb  allgememen  Beurteilung  ft<h  mehr  ent- 
bie  öffentliche  ®-  unb  anberfeitd  boch  oon  1 


— 8rjief)tmgäl)cuiier.  93 

biefer  Bie  Pon  ben  leitenben  3been  in  Staat,  Rird)e, 
öejellfchaft  Oielfadj  abbängt.  Xroß  mancher  Schüben, 
bie  bad  reich  entBidelte,  anfpruchdvolle  Sehen  ber 
©egenBart  mit  fleh  führt,  ift  erfidjtitch,  baß  auch  in 
bied  ©ebiet  ber  unleugbare  «fortfehritt  pöbagoaifcher 
Srtenntnid  feine  Segnungen  mehr  nnb  ncehr  erilrotft. 
3e  Beniner  genau  aber  hin  ber  Stanb  bn  Sache 
feftgejtent  Berben  fann,  befto  mehr  ift  bie  Dtahnung 
am  ©laß,  baß  feber  bad  Seine  tue,  bamit  neben  ber 
meßrhaften  unb  Birtfchaftlichen  Rraft  Bahre  «frörn- 
migfett,  crißte  ©aterlanbdliebe,  reine,  fefte  Sittlichfett 
unb  tüchtige  ©eiftedbilbung  unferm  3Jolf  erhallen 
bleibe.  Sgl.  R.  Schmibt,  ©efchichtf  her  8.  (4.  Aufl. 
oon  Zitted  unb  Spannaf , Röthen  1886  ff.,  4 Sbe.); 
SHaumer,  fflefdjübte  ber ©äbagagif (6, Auß., öüterd' 
loh  1890 — 98,  4 Sbe.;  Sb.  5:  ©iibagogif  ber  9)eu- 
jeit  in  Sebendbilbem,  oon  Sotfiolj  1896);  ©radber- 
g e r,  8.  unb  Unterricht  im  naffifdjen  Altertum  (S3ür  jh. 
1864  — 81,  3 Zle.);  Specht,  ©efehichte  bed  Unter- 
richtdioefend  in  Zeutfchtanb  bid  jur  ©litte  bed  13. 
3abrf)unbertd  (Stuttg.  1885) ; ßeppe,  ©efehichte  bed 
beulfchen  3iolfäid)uIwef<ni(@otha  1858— 60,6  Sbe.) ; 
Schmib  unb  Schraber,  ßnjtjflopiibif  bed  gefam- 
ten  8r)tehungd-  unb  UnterridqtdBefend  (2.  Aufl., 
©olha  u.  Seipj.  1876—87,  11  Sbe.);Zeßner,  ®e 
Schichte  ber  beutfd)en  Silbung  unb  3ugenberjiehung 
Oon  ber  Urjeit  bid  jur  8rrichtung  oon  Stabtfchulen 
(©ütndl,  1897);  Setourneau,  L’örolution  de 
l’education  daun  les  diverse«  rscee  humaioes  (©ar. 
1898);  Schmib,  ©efehichte  ber  8.  (StutL  1884 — 
1902  , 5 Sbe.  in  10  Zln.);  Suiffon,  Dictionnaire 
de  pddagogie  (©ar.  1882 — 87,  4 Sbe.);  San  ber, 
Sepiftm  ber  ©übaaogif(2. Aufl.,  Sreöl.  1889);  Mein, 
6it,jt)[tDpabiid)(ä  panbbuch  bet  ©übagogif  (Sangen- 
falja  1894  - 99,  6 Sbe.;  2.  Aufl.  1900 ff.),  ©iblio- 
graphie:  >$ad  gefamte  ©rjiehungd*  unb  Unierrid)td- 
ioefen  in  ben  Sänbem  beutfdher  3unge-  (hrdg.  oon 
Sehrbad) , Serl.  1898  ff  ). 

(Srjtebungdanftaltcn,  im  Beitem  Sinn  alle 
Anjlalten,  bie  ber  8rjiehung  ber  3ugenb  bienen,  alfo 
and)  Schulen.  3®  engem  Sinn  Anftalten,  bie  ju- 
meift  neben  bem  Untemcht  auch  hie  fonfiige  (eihltche 
unb  geiftige  ©flege  ihrer  3öglinge  übernehmen.  Mach 
beutfebem  Staatdrecht  flehen  alle  8.  unter  Aufficht 
bed  Staates,  beffen  »uftänbige  Beamte  berechtigt  iinb, 
bie  geeignete  ©orbilbung  Bie  bie  ftttlicbe  unb  jtaatd- 
bilrgerliche  Unbofcholtenheit  ber  an  ihnen  arbeitenben 
©rjteher  ju  prüfen  unb  Dort  ihrer  gefamten  innent 
(Einrichtung  feberjeitRenntnid  ju  nehmen.  3n  einigen 
außerbeutfien  Staaten  ^Belgien,  ©roßbritanmen, 
ffranfreichrc-)  ift  bagegen  jebe  (Sinmifcbung  bed  Staa- 
tes in  ben  Betrieb  prioater  8.,  bie  über  bad  öngemein 
poltjetliche  ©laß  binaudgebt,  gefeßlid)  audgefBloffen 
unb,  falld  ©iißbriiudje  m folcficn  »orfomnten,  beren 
Aßnbung  unb  Abftedung  lebiglich  ber  ©olijei  unb 
ben  fflerichten  oorbehatten.  Sgl.  bad  preußtfebe  fogen. 
Sd)u!auffichtdgefeß  oom  11.  ©lärj  1872  (>3)ie  Auf- 
ficht  über  alle  öffentlichen  unb  prtoaten  Unterrichtd- 
unb  Erjiehungdanftalten  fteht  bem  Staate  ju- );  ba- 
gegen  Art  17  ber  belgifcben  ©erfaffuim  oom  7.  «febr. 
1884  (»Zer  Unterricht  ift  frei.  Sehe  ©riioeniiomaß- 
regel  ift  unterfagt«).  — Uber  8.  im  Sinne  non  Sef- 
fencngdanftalteir  f.  b.,  Beitered  unter  »fflefängnid- 
roefen'.  »SugenMi^e  Serbrechet« , »3Bangderjie- 
bung«  u.  -nürforgeerjiehung-.  — Segen  ber  neuer« 
bingd  oielbefprochenen  Siedfchen  8rjiehungdanftatt 
f.  Sanberjiehungdheim. 

Grjichttngdgclber,  f.  ©enfion. 

(Srjichungdliiiufcr,  f.  Seffmmgdanftaltcn 


94 


GrjictiungSfapital  — (Srjfagerftätten. 


(?rjiet)ungSfnDitnI,  bi«  Summ«,  bi«  für  Unter- 
Ballung  unb  ShiSbilbung  eines  Wm(d)cii  bi«  jum 
Eintritt  f«in«r  Erwcrbofäbiqtcit  aufgewenbct  wirb, 
ffltbinnung  wirtfd)aftlid)en  gortfchritteS  ift  «3,  baf) 
biefeS  Kapital  burd)  bi«  [pättrc  wirtfchaftlid)c  Sätig- 
f«it  wenigftrnS  wieber  erfcpt  wirb,  b.  b.  b«r  gf(aml« 
auf  «mm  3eitpuntt  bejogene  (prolongierte  ober  bis- 
fontifrte)  Erwerb  nulpte  wenigftrnS  gleid)  fein  ben 
gefamten  auf  bcn  gleichen  3''4>untt  bejogcncn  Huf* 
wcnbungeu.  2) ab  fi.  bilbet  gleitpfam  eine  id)ulb,  bie 
jeber  an  bie  ©efeüfchaft  abtragen  fotlte.  Sie  Silgung 
erfolgt  inSBirOicbteit  aufbemSSege,  bafj  ber  Erwerbs- 
fähige  eine  ffantilie  unterhält  unb  für  VtuSbilbung 
feiner  Rinber  Sorge  trägt. 

<Srjifbung£*  nnb  Srbulgcfebichtc,  ©efell- 
fchaft  für  beutfd)«,  f.  3>eutid)e  ErjiehungS • unb 
Schulgcfchicbte. 


Don  Sri  er  E.  für  Burgunb  fein  fotlte.  Ser  SReidjä- 
er  jfanjler  Würbe  Don  bem  SieiebäDi jelanjler  Dertreten. 
Vgl  Seeliger,  E.  unb  SicicbStanjleirn  QnnSbr. 

(frjfaitcn,  Sera,  f.  Sdjwnrjwalb.  [1889) 

©rjförncrtoirtfchaft,  f.  Hatibwirlfcbaftliche  Sße 
triebsjqflcme. 

(frjlagcrftättcu  (Jjierju  bie  Safeln  »Erjlager* 
flätten  I— HI«),  alle  ©cbirqSglicber,  in  benen  Er  je, 
b.  b-  mcpbare  metallifclje  SÄineralien,  in  abbauwür 
biger  Wenge  angepäuft  ftnb.  ®er  Sorrn  nad)  ftttb 
junädjft  bie  im  allgemeinen  plattenförmigen  £., 
Deren  Hängen-  ober  ftlädtemmSbetjmmg  ihre  Sidc 
ober  Wächtigfcit  anfehnlid)  übertrifft,  ju  trennen  Don 
ben  fl od förmigen,  bei  benen  bie  Wäcptigfcit  unb 
HängenauSbeljnung  einanber  naljefommcn.  Sie  plat- 
tenfömtigm  E.  teilt  man  weiter  ein  in  Erjlager  unb 
Erjgänge  (f.  Hager,  ®ang).  Sie  Er  jlager  (d  ber 


(SrjiehmtgSbcrtin,  fatbolifdtcr,  in  Bagern,  Sejtfigur  1)  liegen  ben  eini'djliefienbm  meift  febimeit 
gegründet  1867,  mit  jahlreidjen  Spe jinlDereinen ; be-  _ _ täten  ©ebirgsglicbem 

parallel  unb  gehen  auch 
ihrer  Bilbungsjeit  nad) 
jmifeben  ihnen,  oerhal* 
ten  ruh  alfo  im  allgemei- 
nen wie©ebirgöfef)id)tcn 
unb  werben  wohl  auch 
ebenfo  wie  bie  Steinfob- 
lenlager  als  31  ö je  be- 
zeichnet (Rupfer)  dpefer- 
flöj,  Eifcnfteinflöj).  3" 
einjelnen  fällen  (e)  [tei- 
len fie  nicht  eine  jiifam- 
ntenhängenbe  Schicht 
bar,  fonberu  beftehen 
aus  einjelnen,  ein  unb 
berfelben  Schicht  ein* 
gelagertm  Spbäroiben 
(3pl)ärofiberitberXt)aS. 
formation).  Spätere 
Spaltenbilbungen  unb 
SitDeauDerfchiebungen 

(Berwerfungen.lihO 
rönnen  bcn  urfprüng- 
lichm  3ufammenl)ang 
eines  HagerS  (ftlöjeS) 
nachträglich  aufheben. 

flpt  in  2)onauwörth  eine  päbagogifdje  3entralnnftalt,  i S3äl)rcnb  bie  Erjlager  in  ber  Siegel  gleidijeüig  mit 
baS  »Saffianeum«,  mit  eigner  Sruderei  für  bie  Dom  bem  Siebengeitein  entftanbene,  [tjngenetif  dje  E. 
Verein  herauSgcgebenen  pcriobifehen  BollS*  unb  3u*  I barfteüm,  finb  bie  Er  jgänge  (a)  jwar  auch  primär 


gig.  1.  € emo t i f $ e ©arftettung  uon  Gijlagerfttltlen. 
a Odnge,  b Jtontaflgang,  c Sagcrgang,  d Säger,  e gtflj.  f Umprägicationen,  gg»  ©enrer. 
fung  eine*  CSange«,  hb‘  ©enDerfung  eine«  Säger«. 


genbfehriften.  Vereinsorgan  ift  bie  »Ratholijd)c  Schub 
jeitung*  (brSg.  Don  flubwig  Wuer). 

CrjichungStDiffcnfdiaft,  f.  Bäbngogil. 

©rjingjan  (Erfinbfcpan),  Stabt  im  afiatifd)- 
türf.  Süilajet  Erjerum,  unfem  beS  wefllichm  Euphrat, 
am  SBeftenbe  einer  60  km  langen  unb  10  km  breiten, 
fruchtbaren  Ebene  (1360  m),  öfters  Don  Erbbeben 
jerftört,  mit  23,000  EinW.  Cjwei  drittel  Süden).  3m 
Slltertum  Erez  (gried).  Aziria),  mit  bem  $>aupttempcl 
ber  Stnaliit. 

ssEassS")t»8— 

Erjfanjler  (Archicancellarius),  Erjbcamter  beS 
römifdj-beutfehen  SicidjeS,  ber  bie  Hcitung  ber  SieichS- 
faujlei  hatte.  ES  gab  für  bie  brei  Don  bem  beutfdjen 
ftönig  beherrfeptm  fiönigreiche  brei  E. , nämlich  für 
baS  eigentliche  3>eulfd)lanb,  für  3talien  unb  für 
Burgunb ; burch  bie  ©olbene  Bulle  1366  würbe  baS 
fd)on  tatfächlich  beftchenbe  Verhältnis  beftäligt.  Wo* 
nad)  ber  Erjbifdjof  Don  Wainj  Ruriürft  unb  E.  für 
Seutfd)lanb , ber  Don  Röln  S.  für  3talicn  unb  ber 


ober  Prologen,  b.  b-  an  Crt  unb  Stelle  jum  Slbiap 
gelangt,  aber  nad)  bem  Don  ihnen  burebiepten Sieben 
geftein  gebilbete,  epigenetifd)«  E.  (f.  ©ang).  Sluch 
ihr  3ufammenhang  tarnt,  wie  berjenige  ber  Hager, 
burd)  Vermerfungen  geftört  Werben  (ggO-  ©änge, 
bie  längs  ber  ©reitje  Derfchicbenartiger  ©efteine  Der* 
laufen,  h« >fem  R o n t a f t g ä n g e (b),  folche,  welche  bie 
®ebirgSid)id)ten  quer  burchfepen,  Guergänge  (a), 
folche,  bie  baS  gleiche  Streichen  unb  Salten  wie  baS 
Siebengeftein  befipen , babei  aber  bod)  burd)  Slbjwei* 
aungen  (Srümer,  Slpopbhfen),  burd)  eingefd)Ioffene 
ißruchftüde  beS  SiebengefteinS  ober  burd)  attbre  Wert, 
jeichen  ihre  Spaltennatur  unb  bamit  ihre  jüngere, 
qangartiqe  Bilbung  befunben,  Hagergänge  (c). 
3ft -Die  Siagerflätte  burd)  ihre  BerbanbSDerhältntffe 
als  ©ang.  burch  ihee  5}onn  aber  als  Stad  gefenn 
jeichnet,  fo  bilbet  fie  einm  © an  gftod  (Stahlberg  bei 
SRitfen  im  Siegenfchm,  f.  Sejtfigur  1).  3P  ober  bie 
ftodfönuige  Waffe  mit  ihrer  fiängäerftredung  ben 
©cbirgSfd)id)ten  parallel  gelagert,  fo  beißt  fieHager- 
ftod  (SlammcISberg  bei  ©oSlar,  bie  Wagneleijcnerj. 


zed  by  Qoogl 


Erzlagerstätten  1. 


2.  Da«  zertrümmerte  Gestein  durch  Gangart  verkittet.  Erzsloß  im  Burgstädtcr  Hauptzug,  Oberharz. 

(Nach  Photographien  von  F.  Zirkler  In  KlauathaL) 

t Kom.- Lexikon.  6.  Au/1.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  .Enlagrrstattnf. 

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1.  Gangzertrümerung,  zusammengesetzter  Gang.  Erzstoß  im  Burgstädtcr  Hauptzug,  Oberharz. 


Erzlagerstätten  11. 


■ Tagen Az , b Oberei  FIAz,  c Orgcinöz,  ( Mlttcltlöz,  l Kiesiges  Flöz,  k Artiges  Flöz,  1 FIAztrum 

I.  Ideales  Querprofll  durch  den  Granitstock  von  Zinnwald  nach  H.  Zinkeisen.  Maßstab  1 r4000. 


2 Schematisches  Profil  durch  das  Ganggebiet  von  Nagyäg. 

p Phylllt , t tertiäre  Sedimente  der  Mediterranstufe , d Dacit. 
pr  Propyl It,  g Oangxüge,  K kaollnlslerter  Dielt,  v oberflächliche 
Verwitterungsdecke. 


3.  Ideales  Profil  durch  die  Goldlagerstätten  der 
Black  Hills  uach  Deuereux. 

ich  metamorphe  Schiefer,  Q Goldquarz  gang  (llomestake  Vcln), 
i Potsdam  - Sandstein , c Oold  führende  Konglomerate,  p Por- 
phyr. K Junge  Qoldtelfen. 


D,  gbq  D,  bg  D,  qgc  D,  c D, 


4.  Profil  einer  Stelle  der  Norltgrenze  Im  Melnkjär- 
feld  nach  Vogt. 

PronihOhe  I m.  n Nortt,  g Onels,  m Kiesmasse. 


1 ii 

5.  Einfacher  Gang. 


b qzl  g 

6.  Zusammengesetzter  Gang. 


g grauer  Onels.  I Lettenbesteg,  q Quan,  i Schollen  zersetzten 
Onekses,  zl  Zinkblende,  b Bleiglanz. 


7 n.  8.  Adalbert -Hauptgang  (Pfibram),  30.  Lauf.  Firstenbild. 


8.  26.  Lauf.  XII.  nördliche  First. 


D Orünsteln  (Diabas),  D,  zersetzter  Orünsteln,  q Quarz,  s Slderlt,  p Pyrit,  c Kalkspat  mit  Stücken  von  Nebengestein.  M Qangmasse, 

b Zinkblende,  g Blelglanz. 


Meyers  Konv.- Lexikon , 6.  Au/L  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  Erzlagerstätten'. 


by  Googli 


Jtraiuiascn  Rot er  Galmei.  fcHeisser  Galmei  ••Sulfidisches  £ntager  mH  Zinkblende  ^Ittetylanz 

C2££  TcriidJ' . Diluvium.  '^Steinkohlenflöze-  K\£rz führender  Dolomit*  Schuhten  des Jüngeren.  Muschelkalks 

1.  Schematischer  Querschnitt  durch  die  Beuthener  und  Tarnowltzer  Mulden. 


'AX'mm&imui', 


Daihl 


Dolomit  I rhalh 


frachyi 


v Orthoklcsjivrjihijr  M, tgneieiserurz.  ,.k  SfudoignuuUfllh 

2.  Querschnitt  durch  die  Cora  Blagodat. 

hönunäery 


Itlftglam  und  OaüncuicsUT 
Zinkbtauirtjanqo 

4.  Schematischer  Durchschnitt  durch  die  Erzlagerstätten  von  Ralbl 

1 2 J 

«f-r — 


* Qllmmertiomblendean- 
- . f deslt,  b Propylltisierter 

" ; - * - “•  > J3™*enande*lt.  s Clang- 

. ~ • körper,  q quarzige  Gang- 

massc,  r Aushieb  In  einer 
Bonanta. 


1.  New  Chum  Qangzug,  2.  Oarden  Gully  Oangzug,  3.  Hustlers 
Oangzug,  ggg  Gestclnsgflngc. 

5.  Idealschnitt  durch  das  Bendlgo-Goldfeld. 


t 1 < t 7 .JIÜk^. 

6.  Schematischer  Durchschnitt  durch  die  Queck- 
silberlagerstatte  am  Clear  Lake  In  Kalifornien. 


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Amtes  Schämt 
Virginia* ■ City. 


3.  Querprofil  durch  den  Comstockgang 


C vnsnhdated- 
Virginia  • 
Schacht 


@rjfagerftätten  (Einteilung). 


95 


Üöcfe  ,ju  Xannemora  u.  a.  C.  in  SAweben,  f.  Xejt» 
figut  1).  98enn  eine  ©eftetnämaffe  auf  einem  ilorf- 
förmigen  8taumc  »an  einem  'liebwert  oon®angabera 
(Weggängen,  f.  Xejtfigur  1)  burAfept  ober  mit  Krj 
imprägniert  ift,  fo  tjetfet  fie  Siodwerl  ('»Jinnffem 
fuhren  be  Stexftoerfe  Bon  VI! lenberg  unb  @d)er  in  Sud)' 
ien).  SJenn  bagegen  m fAräg  bie  Sdjicfetcn  burdi» 
iepenben  ober  ihnen  parallel  torlaufeuben,  platten- 
förmigen  3onen  einemcbhunregelmäfitgeErjfitbning 
uorhanben  ift,  ohne  bafj  bie  lcjiero  ftd)  als  ein  felb- 
ftänbiger  ©angober  Säger  abgtenjen,  fo  ift  ba«  Bor» 
lommniS  als  Jyatlbanb  ober  gatjtbanb  (f.  b.)  ober 
als  Grj»onc_ju  bejeidmm.  3t  nodjbem  bie  tvalil- 
bättber  ber  Stbitfttiing  parallel  liegen  ober  nicht 
fönnm  fie  in  ber  äufeem  GrfAeimutg  wie  in  ber  8il» 
bungSwetfe  brn  Sägern  ober  benvoa  ngen  näher  ftefjen 
(iRagnelfiesiahlbänber  Pon  Konghberg/  fiobalterj» 
ir.blbänber  Pon  Sfntterub  u.  a.  C.  in  Reitwegen  u.  a.). 
Unter  Öinpt  ignationen  (fj  nenieljt  mau  eine  un« 
regelmäßige  ipornbifAe  ©rjfüljrung  ohne  JiiidfiAt 
auf  bie  genctsfcfien  USerljälmijfe  beS  impragnicrenben 
trr.jeS.  3ür  unregelmäßige  Grjauljaufungcn  Dtjne 
beftimmt  auSgefproAenen  (Stjarafter  gebrauAt  man 
and)  ttofjl  bie  VtuSbrütfe  'Jiefter  (manAe  3m ( unb 
Bleterjlagerftätien  in  Sitteinpreußen  unb  ©Alftten) 
unb  $u gen  ober  Bufienroerfe  (f.  leftfigur  1), 
trenn  in  unförntliAen,  fpalten*  ober  mulbenartigm 
Bertiefungen  bie  Srjitutffeit  atigebauft  fmb  (Söotjji- 
erj  im  3u rn,  bie  GifenerjlagerftäUen  be«  fjmnSrüAä). 
fitmen  flehen  int  Soriommctt  wie  in  ber  SilbungS- 
weifc  bie  jiingften  obcrHSAliAen  Srjqebilbe  nahe,  bie 
al«  Duellen»  ober  Safenetfencr  je  in  ntnnAen 
(Segenbm  für  bie  Gifenprobuttion  nicht  ohne  Beben» 
tung  ftnb.  ©etfenlager  (f.  Jextftgur  1)  ftnb  fe* 
tun  bäte  S-  ober  Xrümmerlagerftätten,  burd)  3er» 
ftBrung  unb  Umlagenutg  primärer  6.  ober  erjnlh» 
renber  ©efieine  h*roorgegangen.  las  an  ber  Erb* 
Oberfläche  gelegene,  ben  VJtmofpljärilien  jugdngliAe 
Oeftemtmaterial  »erwittert.  Wirb  burA  Soffer  fort» 
geführt,  gefAlemmt  unb  je  naA  ber  BefAaffenbett 
MS  lernten«  unb  je  naA  ber  SA»««  be«  SRaterial« 
wieber  abgelagert.  RamenttiA  bce  AnniiAfAwerber» 
SnberliAen  (Ege,  wielßlatin,  (Halb,  3tnnftem  unb 
SSagnetcifen,  fmb  in  berartigen  Vlblagerungen,  Sei- 
fen. oorherrjAenb;  aber  auA  Ssiamant  unb  anbre 
Ebetfteine  werben  juweiten  angetroffen.  3>ie  Selb» 
unb  $(atingewmnung  am  llraf,  bie  3mnpi  obuftion 
auf  ben  oftinbiiAen  Snfcln  8ang!a  unb  Biüiton  unb 
auf  ber  ^albmfel  SRalalla,  bie  Xiamanlgewintumg 
in  Braftiien  uni  SJnbien  beruhen  wcfentUA  auf  ber 
VluSbeutung  bon  Seife nlagortt ; fie  gehören  in  ber 
Siegel  ju  ben  jüngflen,  tertiären  unb  quartären,  Bit* 
bungett  unb  liegen  beShalb  nahe  an  ber  CberfläAe. 
ältere  öoibfeifen  auS  betn  Kambrium,  bem  Karbon 
unb  mefojOtfd>en  gormationen  heftehen,  im  ©egen» 
faie  ju  ien  Jüngern,  au«  lodern  Sanben  unb  Kiefen 
Sufammengefegten  Seifen,  au«  feft  PerfUteien  Kon- 
glomeraten unb  Sanbfieinen,  bte,  wie  in  ben  Sil  ad 
Spille  in  SCalota  (XafelÖ,  gig.S),  ba«  ©olb  m tlrinen 
gmmbelen.  rugleid)  mit  ben  ffiecöüen  jugeführten 
RömAen,  befonberä  tu  rinjelnen  SPfulben  unb  bin- 
nen ber  SluflagerungSpäAen  fonjentriert,  enthalten. 

3n  neuerer  geit  wirb  bei  ber  Einteilung  ber  S. 
Weniger  ihre  räumliAe  fiudbehnung  als  ihre  6nt> 
ftehung  bcrüAlAtigt.  SJiatt  ftellt  alfo  ben  fefunbären 
ober  bcuterogenen  ffi.  bie  protogenen  ober  primären 
gegenüber  unb  unierfAeibet  unter  ben  ledern  Wie» 
bertim,  wie  bereit«  oben  erwähnt  würbe,  fpngene» 
tif A*  unb  epigenetifAe. 


SxingenetifA  fmb  fimnAft  bie  fogen.  erupti» 
oen  ©.  ober  magmatifAen  Wu8fi})etbungen, 
b.  b.  bie  burA  35ifterentiatuui  au«  baftfAen  Sruptio» 
magmen  entftanbenen  ®.  Sie  Srupnugefieine,  bie 
au«  grotitn  Siefen  emporftei|jen.  Wo  bie  Stoffen  ein 
hbhere«  fpejiiifAe«®eWiAt  befthen  aldbiejtnigennahe 
ber  ©vbobcrfläAe  (f.  Srbe,  S.  «08  f ),  enthalien  in  ber 

unb  aSetanperbinbungen  ()umal  Glien,  SJJagneteifen, 
litaneifen,  Ebronteifen,  Gifenlie«,  Wagncttte«),  unb 
bicie  f önnen  fiA,  Wenn  bie  (Eruptipmagmen  unter 
beftimmten  phpfitaliiAen  Bebtngungen  erftarren,  ju 
itodföniiigen  ober  ba«  ©eflein  an  gewiifen  Stellen 
burAfAwärntenben  'Kaffen  (SAliercn)  tonjentrie» 
reit  unb  babtirA  ®.  hüben.  © ie  auf  foldie  Seife  teil« 
au«  Clioinfelfen  unb  gabbroähnliAen  ©efteinen,  leil« 
au«  Sliaba«,  Siorit  ic.  gebilbeten  ®.  liegen  ofi  am 
Kimtaft  gegen  ba«Se6engrficin  unb  fmb  häufig  burA 
iArittweijc  petrograpbiiAc  Übergänge  mit  bem  IRut* 
lergeftein  Berfitüpft  tJafel  II,  fvig.  4).  E«  gehören 
hierher  bie  Sagnflntten  UonEhrtmicifoiterj,  bie  allent» 
halben,  wo  fie  borlommen  (in  'Jlornn gen,  SAleften, 
slleinaficn,  ilral  tc.),  an  iferibottlc  < CliDingefteine) 
I unb  auätolAenentflanbeneSerpenimegebunbenfmb, 
ferner  bie  Stitaneifenerj»  unb  aSagneteifenerj- Säger* 
ftätten  (mit  burAfAnittliA  40unb  lofal  70  80$roj. 
Erj),  wie  fie  bei  Jaherg  in  SAtoebeit,  au«  Slorwegcn, 
ben  Bereinigten  Staaten  non  Siorbamerila  unb  be- 
ionber«  bon  ber  Säpffofaba  ©tun  unb  an  ber  ©ora 
Blagobat  bei  3iifhne  Uogclft  (tafel  III,  ivig.  2)  he» 
lannt  ftnb;  bann  oiele  Sagerjlätien  oon  iultibifAen 
Erjen,  j.  8.  non  Stupferfuljib  tn  Bertboltteit  unb  ju» 
gehörigen  Serpentinen  am  SIRonte  Eatini  in  tosfana, 
imb  non  9itdel  - SRagnettie«  in  gabhroartigen  ©efiei» 
nen  (j.  8.  bei  Klefba  m SAwepen,  Subluirt)  in  Ä‘a» 
naba  tc.);  ferner  bte  Borlommen  bim  Kupfer  unb 
Silber  im  äRelaphpr  (am  Safe  Superior),  bie  Viu«» 
iAeibung  bon  ©olb  in  ©ranil  (El)tle)  unb  SDiorit 
(Vluftralicni  foWie  bon  Blalin  in  tfSeribotiten  (int 
Ural , ©rafilien  tc.)  unb  ba«  fpärliAere  Borlommen 
oon  95ideleifentegienmgm  (j.  8.  im  8afalt  ber  Jnfcl 
Xidfo  an  ber  23e)l(üfle  bon  ©rönlanb).  ShngcneiifA 
ftnb  bann  biele  Er  jlager  oberEr  jf I ij.jje , b-h-Er,}» 
anhfiufungen,  bie  ber  SAiAtung  ober  SAieferung 
be«  fte  einfAliehenben@eftem«  parnBel  beriaufen  unb 
baburA  entftanben,  ba|  glciAgemg  mit  bem  gewöhn» 
liAen  Vibfaj  bon  fanbigem,  tonigem  ober  talfigem 
Waleriat  eine  A*nl'fA(  wuäfäüung  bon  metaüifAen 
Subflanjen  bor  ftA  ging.  Xa«  KupfetfAieferflöj  her 
BeAfiemformation,  ber  fiupferfanbftein  im  rufftfAen 
®oub.$enn,  bte  iüeietj  führenbenSanbfteine  (KnoP 
tenerje)  bon  SReAemiA,  oiele  Jrieslager,  jnläieiAe 
Eifenerjablagenmgen  in  ben  oerfAicbenffen  goriua 
tionen  fmb  8eifptele  berariig  gcfAiAleter  S.  8ei 
Dielen  Erjlagern  Wirb  aber  bic  Konjentration  be« 
tRetangehaUeä,  ftreng  genommen,  niAt  burd)  Stjit* 
genefe.  fonbem  burd)  »iogenefe,  b.  h-  burA  eine 
ber  ©efteinäablagerung  unmittelbar  naAfolgenbe 
Umlagerung,  entlianben  fein.  SolAe  G-  finb  alfo 
biagenetif Ae.  SAarf  laffen  fiA  biagenelifAf  G- 
non  ben  jhngeneiifAen  niAt  unterf  Ae tben,  um  jo  mehr, 
a!«  biele  primäre  Erjlager  naA  ihrer  Vlhlagerung 
eine  mehr  ober  weniger  weitgehende  Umitiaüblung 
erfahren  haben,  fo  bofj  man  fie  wohl  auA  al«  meto  • 
morphifAe  ®.  bon  ben  unberänberlett  fpngeneti» 
fAen  G.  hat  trennen  wollen.  So  fmb  bie  SJiagnet» 
eifenerjlager  be«  friftatlmilAen  SA'efergcbirge«,  wte 
fte,  bon  grober  ieAmfAer  8ebeutung,  an  bielen  Er« 
i ien  in  SAweben  (Xannemora,  ©ellibara  tc.),  im 


96 


l&Tjlagerftätten  (fpngenetiipe,  epigenetifcpe). 


{üblichen  Stufilanb,  bei  Scpmiebebcrgin  Scpleffen  ic. 
Auftreten,  bi«  Gifenglimmerfcpiefer  SiorWegenP  unb 
StafilienP,  bi«  Gifenglanjlaqer  im  Staat«  SJiichigan, 
bi«  Siberittagtrftättcn  non  §üttenf>«rg  in  Ständen 
un}Weifelhaft  meitgepenb  umgewanbelt.  wäpreitb  bi« 
oon  oolitbocpen  Gifenerjen  gebilbeten  Säger,  tuie  fte 
fict)  im  Silur  SöpmenP  unb  XpüringenP,  auch  in  bem 
ijftlicpen  leite  b«r  bereinigten  Staaten  Bon  Storb- 
amerifa , im  3ura  ooit  Sott] ringen  unb  Sujemburg 
(®!in«tten)  unb  in  Säürttemberg  finben,  weniger  tief 
qreifenbe  ©eränberungen  erlitten  haben,  unb  fcpliefj- 
fiep  bie  jugenblicpen  SRafeneifenerje  unb  3ceer}bilbun- 
gen,  ebenfo  wie  bie  marinen  ©laufonitabfiipe  an  ber 
Stufte  Bon  ßatifomien  unb  bie  eoeänen  Gifcnoolitpe 
Born  Streffenberg  ic.  in  Cberbapem  feit  ihrer  ©ilbung 
laum  nterflicp  Beränbert  worben  finb. 

Unter  ben  e p i g e it  e t i f cp  e tt  6.  finb  an  erfter  Stelle 
ju  nennen  bie  Grtgänge  (f.  ®ang).  ÜJian  unterfchei- 
bet  alb  einfache  ©änge  folcpe,  bie  fiep  citä  einheitliche 
SpaltennuPfütlung  erweifen  unb  fdiarf  gegen  baä 
Siebengeftein  abfepen  (Bgt.  Xafel  II,  5ig.  5,  fowie  s 
in  ber  Xejtfigur  1),  atfo  ein  fjangenbeä  unb  tiegenbeo 
Salbanb  beutlicf)  ausgeprägt  bejipen , Bon  ben  }u- 
fammenge  je  j)ten,  bie  auPjapIreupen,  im  allgemei- 
nen untereinanber  parallel  Bertaufenben,  fchntalen 
SpaltenauPfüHungen  ober  Iiüinern  beftehen.  Son 
jujammcnnefeBten  ©ängen,  bie  befonberp  im .fjarj  unb 
im  Sädjfilcpen  6r}gebirge  häufig  finb,  geben  gig.  6 auf 
Xafel  □ jowie  Sig.  1 u.  3 auf  Xafel  I,  bie  einen  Seit 
cineP  fotchen  ®angea  barftetlen,  ein  Sitb.  Xie  Saget- 
qänge(f.  oben),  Bott  echten  Sägern  burep  querlaufeub« 
©cräftelungen  unb  burch  Ginjcpluf)  Bon  ©rucpftüefen 
bePSiebengeiteinP  unterichieben,  ftnb  fehr  Berbreitet  in 
ber  ©ruppc  ber®olbquarjgänge  unb  beugen  gewöhn- 
lich ialjlreicpe  tinfcnjömiige  ©nfepweßungen.  3U  ben 
Eagergängen  rechnet  nian  auch  bie  Sattelgänge. 
Sie  finb  am  beften  im  ©enbigo»®olbfelb  in  ©ictoria 
entroidelt  (Xafet  HI,  3ig.  6):  an  ben  UmbiegungP- 
ftetlcn  ber  jtart  gefalteten  Schiefer  unb  Sanbfteine 
beä  Silurp  Bon  ©enbigo  ijt  e«  «u  einer  ©ufblätterung 
ber  Schichten  in  großem  SRafjftab  getontmen.  Xie 
entftanbenen,  bei  ben  Sätteln  baep«  ober  glodenför- 
migen,  bei  ben  SRulben  wannen-  ober  fdj&ff elf  ärmigen 
Swblräume  ftnb  mit  Cuarj  erfüllt,  ber  ©olb  unb 
golbhaltige  Sulfibe  in  feiner  Serteilung  enthält,  ju* 
Weilen  auch  [eparf fantige  ©ruepftüde  beb  SiebengefteinP 
umfcpliejjt. 

Xie  Spalten , beren  ©uPfiiHung  bie  Gr jgänge  bar- 
ftellen,  finb  jum  großen  Xeil  burch  allgemein  telto- 
nifche  ©orgänge  eutftanben  (SerwerfungPfpalten). 
9iur  in  plutonifchen  ©efteinen  entfprechen  bie  Gr}* 
gänge  juweilen  auch  RontraftionJfpaUen,  b.  p.  Spal- 
ten, bie  (ich  bei  ber  Grftarrung  unb  Slbfüplung  ber 
fchmetjflflffigen  Gruptiomaffe  geoilbet  haben.  3>ie  Srj- 
gange  finb  bann  meiftenP  etwa«  jünger  alä  bie  Grup. 
tingejteine  felbft  unb  reich  an  ffluor,  ©or,  Gplor  ic. 
füljrenben  Stineralien  (wie  XopaP,  ©jinit,  glujj- 
tpat,  Xunnalin  :c.),  bie  unter  bem  Ginftufi  ber  mit 
ber  ©citcinperuption  in  ©erbinbung  ftepenben  pneu- 
matolptifepen  oberpneumatoppbatogenen^roieffeent- 
ftanben  finb.  So  werben  bie  fchwebenben  3inner}- 
gang« , bie  in  bem  burch  bie  pneumatolptifcpen  ©or» 
geinge  Beränberten  fflranit,  bem  ©reifen,  auftreten 
(Stnnwalb,  IBItcnberg  ic.  im  fächfifchen  Grggebirge) 
unb  wie  umgetehrte,  flache  Schalen  (baper  Bom©erg» 
niann  alp  JJISj  bejeidjnet)  auäfepen,  bie  in  geringem 
©bjtanb  überemonber  folgen  (Xafel  II,  f)ig.  1),  auf 
Äontraftionpfpalten  .turüdgefüprt,  bie  fiep  bercitP  Bor 
ber  BoQjtänbigen  ©blttplung  bcP  ©ranitP  mit  ben 


©angarten  unb  ben  Gr;en,  befonberä  3innftein  unb 
Solfrom,  angefüllt  paben.  fipnliep  }u  beuten  finb 
bie  Stupfer»  unb  Silbererjgängc  im  ©ppolitp,  Xraeppt 
unb  ©nbefit  in  ©oliBia  unb  SBejito  towie  bie  Slpa» 
titgänge  Bon  ©amle  in  Norwegen.  Grpiilt  einSrup- 
tiBgefteinägang  bei  ber  ©bfüplung  japlreicpe  Ouer- 
fpalten,  bie  fiep  bann  mit  ©angart  unb  Grien  füllen, 
(o  entfteben  Eeitergange.  Xejtfigur  2 ftellt  einen 
folcpen  ©ang  auä  ©ictoria  (©uftralien)  bar;  eP  ift 
ein  ©ang  Bon  Xiorit  (a,  b),  ber  Bon  japlreicpen,  oft 
fiep  gabelnben  Guarjtrümem  mit  ©olberjen  (c)  burd)- 
jogen  Wirb.  Xie  meiften  fepneiben  am  Salbanb  ab, 
einige  fefen  auch  noch  etwa?  in  baä  Siebengeftein, 
einen  Schiefer,  hinein. 

Xie  ©ilbung  ber  SSineralien  auf  ben  Grjgängen 
in  gefepiepteten  ffiefteinen  ift  ftetP  auf  wäfferiqent  ©eg 
erfolgt,  unb  ePiftfehrwahrjcpeinlicp,  bagbieGrjgänge 
in  ©ruptiogefteinen  unb 
an  ber  fflrcnje  berfelben 
gegen  gefcpicpteteP  ©eftein 
citontattgänge)  »um  grBfi- 
ten  Xeil  auf  biefelbe  Steife 
gefüllt  würben.  $«r  Ur- 
Iprung  ber  metadifepen 
SBfungen , Welcpe  bie  Brj- 
gänge  erjeugten,  finbetfiep 
tn  Bielen  fjöQen  in  ben 
Gruptiogefteinen,  in  benen 
oft  niept  nur  ßrje  auPge- 
fepieben  angetroffen  wer 
ben,  fonbern  auch  Silitote, 
bie  ®rje  m feinfter  ©er- 
teilung  umfcpliepen.  3n- 
tereffante  Sejiepungen  ju 
Gruptiogefteinen  leigen 
j.  ©.  bie  reichen  ©leier}- 
gänge  Bon  ©iibram  in 
©Ohmen.  Ipier  wirb  baP 
SJebengeftein , bi«  fambri- 
fepe  ©rauwaefe,  non  japl- 
reichen,  oft ftocffbrmig an- 
fcplueHenben,  1 — 80  m 
mäkligen  ©rünftein-  (b.p. 

XiabaP-  ob.  Xiorit-)  ©an- 


2.  £urc$f4ntttcintft 
Öanfled  ber  iWacer [ c 9 > 
Mine  in  Stctoria. 


gen  burcp}ogen.  Xiefen  ©efteinPgängen  (ngl.  gig.7  u.  8 
auf  Xafel  II,  bie  Ouerfcpnitte  burep  ben  ©angjug  beP 
©balbert-.f>auptgang«PbarfteUen)foIgcn  bieGrjgange, 
inbein  fie  fitp  balb  an  ihren  Salbänbem  halten,  halb 
in  ihrer  Siitte  Berlaufen.  ftpnlicprP  fennt  man  non 
Bielen  anbem  Orten.  3n  Scpemmp  in  Ungarn,  SKe* 
]rifo,  Gpile  ic.  erf eheinen  namentlich  Gruptiogefteine 
jüngent  ©IterP,  wie  Sipüolithe  unb  ©nbefite,  Uuarg- 
porpöpre  unb  baftfcfie  ©lagiotla8-©ugitgcfteine  in 
ber  Siäpe  ber  reichen  Silberer}gänge ; manche  ber  leg. 
tem  fepen  fogar  bireft  innerhalb  ber  Gncpltogebilbe 
auf.  Gbenfo  finb  bie  ©olbquangänge  oft  räumlich 
unb  genetifcp  an  SRegionen  gebunben,  wo  baP®ebirge 
Bon  granitifepen,  bioritifepen  unb  biabafijcpen  ffleftet- 
nen  burepbroepen  ift,  unb  biele  Bon  ihnen  paben  gan} 
bie  mineralifcpe  3utammenfepung  wie  fflanggranite 
(Vtplite,  ©egmatite),  enthalten  auch  äpnltd)e  pneu» 
matoppbatogene3Kineralbilbungen(Xunnalin,Scpee- 
lit,  Annftecn)  wie  bie  oorper  erwähnten  3innerr- 
(agerftätteu.  $ie  fiebenbürgifcpen,  in  iprer  Wepr}apt 
burep  baP  Sorperrfdien  ber  Xelluribe  unter  ben  Gr  jen 
befonberä  auäge}eicpneten  ©olber}gänge  paben  alP 
Siebengeftein  in  ber  Sieget  tertiäre  Gruptinmaffen. 
Xraeppt  unb  ©nbefit,  bie  unter  ©ilbung  Bon  Gplorit 
unb  Karbonaten  bei  gleicp}eitiger  Ginwauberung  Bon 


97 


©rjlagerjiättcn  (3ntprägnationen,  metafomalifd)c,  fontaftinetamorpl)i[rf)c  E.). 


golbpaltigem  ^t)rit  in  ©rünfiemtradbht  ('färopplit) 
•imgeroanbelt  unb  lofalinRaoIinserfcßt  würben.  Siefe 
Umroanblungen  fiepen  in  genetifdjem  jjufamnienhang 
mit  ber  Ersgangbilbung;  Die  Siropljlitifterung  äußert 
lieh  am  flärfften  in  bem  mittelften  unb  tiefjleii  Seilt 
be«  Eruptinftode«,  unb  biefet  ift  jugleidj  bet  Siß  ber 
©olberggänge.  Sie  Raolinifierung  ift  nod)  enget  an 
bie  Eisgänge  gebunben  (Xafel  II,  Big-  2).  Sind)  bie 
reichen  Silbererggänge  im  wefllicpen  Slorbamerifa 
oerhalten  fid)  ähnlich,  jumal  ber  an  60— 100m  mach- 
tige  reiche  ßomftodgang  im  Säafpoebiftrift  am  Oft. 
abbang  ber  Sierra  SfeBaba  (Safel  HI,  fjin.  3),  ber 
oon  1859  — 89  an  4820  San.  Silber  unb  214  I. 
®olb  im  ©efamtwerte  Bon  1360  SJfiU.  SKI.  geliefert 
hat.  — Einen  befonbem  Ippu«  fleOen  bie  Sänge  ber 
Quedftlberfomation  bar.  Sieben  eigentlichen  3tnno- 
bergängen  trifft  man,  j.  8.  bei  Vltmaben,  3bria  tu  a.  C., 
Imprägnationen  Bon  3>»nober  in  jerriitteten,  biä 
inb  flemfte  jertlüfteten  ®ebirg«id)otlen  ober  in  ur* 
iprünglub  poröfen  ©efteinen  unb  auch  flodfömtige 
Ersförper.  Sie  ©Übung  biefer  E.  Wirb  burd)  bie 
©erpältniffe  im  Steamboat  ©atleb  unb  am  Elear 
Safe  in  Kalifornien  flargeftettt.  fjicr  treten  unter 
einem  Sracbpljtrom,  ber  fogen.  Sulfurbanf,  ber  auf 
itarf  serflüfteten  Rreibefebimenien  aufrubt  (Xafel  UI, 
Big.  6),  beiße  Duellen  berBor,  bie  ben  Xrad)i)t  nad) 
allen  Sichtungen  burchfirünten  unb  Opal,  Cpalcebon, 
Schtuefel  unb  3>t’nober  neben  bituminöfen  Subftan« 
jen  auf  ben  ©efteinsriiiften  abfeßen,  j.  X.  in  folchem 
Uiafte,  baß  ber  Xrad)i)t  nlä  Cuedfilberers  in  Sage* 
bauen  gewonnen  wirb.  3m  Steamboat  Sollet)  be* 
obachtet  man  an  einseinen  Stellen  eine  lebhafte  Sei* 
iertätigfeit  unb  ba,  wo  biefclbe  bereits  erlofdpen  ift, 
Abläße  Bon  Riefelfinter,  imprägniert  mit  3'nnober, 
welche  bie  Sefteinbfpaltcn  erfüllen;  in  ber  liefe  tritt 
oft  maffenbaf!  3tmtober  auf.  ES  haben  bemnach  an 
biefen  beiben  Steden  bie  E.  eine  phbrot  pennale  Ent. 
ftebung : beiße,  au«  großer  liefe  auffteigenbe  Duellen 
haben  ihren  SJletallgebalt,  ben  fie  naße  an  ber  Erb« 
Oberfläche  jum  2lbfaß  bringen,  Wabrfcbeinlid)  febr  tief 
liegenben  ©cfteinoförpem  entjogen.  ©ans  ähnlich 
muß  auch  bie  Entstehung  ber  anbern  befannten  Ducd> 
filbererslagcrftätten  aufgefaßt  werben. 

Srimär  unb  epigenetifd)  finb  fobamt  biejenigen®  rs* 
lager,  bie  einer  Botlftänbigen  ober  teilweifen  3”'* 
prägnation  gewiffer  .schilpten  mit  metalltfchen So- 
jungen  (lange  nach  ihrer  Ablagerung  u.  Serfeftigung) 
ihre  Entflebung  oerbanfen.  Xa«  ift  5.  83.  her  ffall 
mit  ben  ©olberslagerftätten  am  SBilwateräranb.  E« 
iltefcen  fid)  bann  biejenigen  E-  an,  bie  auä  Ralf, 
fteinen  unb  Solomiten  buvch  eine  Serbrängung  Bon 
©eftemSmaffe,  alfo  burd)  einen  melafomatifchen  ©ro* 
je|  entftanben  ftnb,  mithin  eineSRetamorpbofe  in  gro- 
ßem SRaßftabe  barfteüen.  Siefe  melafomatifchen 
E.  haben  meift  ftod-,  nefter«  ober  fchlauch förmig e,  aber 
aud)  lagerartige  ©eftalL  An  ben  ffiefleinäflüften,  auf 
betien  bie  ersbringenben  Söfungen,  beten  Urfpntng 
halb  in  näebfler  Sähe . balb  in  weiter  Berne  liegen 
tarnt,  eingebrungen  fmb,  enthalten  fie  bie  Erse  am 
reinften ; Weiter  entfernt  Bon  ben  ftliiften  finben  fid) 
©(menge  Bon  Er3  unb  ©eftein,  bie  allmählich  in  tau- 
bei  ©ejlein  übergehen,  häufig  finb  Stall fteine  unb 
Solomile  in  Eiien-,  SRangan-  unb 3infer.se  umge- 
oanbelt;  SeifBiele  hierfür  finb  bie  Srauneifenftem. 
later  be-J  3ed)flcutä  im  Xbüringer  Salb  (Stahlberg 
uns  ffiommel  bei  Sehmalfalben),  bie  Slei«,  Slenbe- 
unb  ©almeilagerftättcn  hei  Saibl  (Safel  in.  Big.  4) 
iowie  bei  Xantomcii  unb  ©eutpen  in  Cberjd)le)ien 
(Safel  HI,  gtg.  1)  unb  in  ber  fogen.  ©leiglansregion 

Scorrt  flono. *2«tifon,  fl.  8ufL,  VI.  Bb. 


am  obern  SRiffiffippi.  ©erabe  auf  ber  lebt. 


bhlcn  unb 


gig.  3.  Jtupferer  joorfommett  oon 
6 jafl|(a  im  Banat.  1 Äreibefalf; 

2 metamorp^ofterter  CriftaQimfc^er  Half; 

3 Banattt;  4 (Gangarten,  oonoaltenb 
©ranat  (Pontaftbilbung) ; 5 Äupfererje. 


Erslagerftätte  haben  bie  Erse  in  ben 
St  lüften  bei  Solomit«  oft  bie  Bonn  Bon  Stataftiten 
unb  fniftenförmigen,  fihaligen  iibersügen,  wie  fie  nur 
an  ben  au«  Söfungen  ftd)  auifcheibenben  Mineralien 
Borfomnten  fönnen.  ®on  ben  metafomatiiehen  unb 
ben  oben  erwähnten  metamorphen  E.  unlerfchcibet 
man  al«  fontaftmetamorphifche  bie  am  Sontaft 
Bon  Sebiment» 
gefteinen  unb 
EruptiBmaffen 
entwidelten  E. 

Sie  Bcrbanfen 
ihre  Entfteljung 
beni  Einfluß  ber 
EruptiBmaffen 
auf  ba«  Sebcn« 
gefleht,  Welche« 
burch  jene  um« 
friftaflifiert  unb 
iitibef.  burd)  bie 
bei  unb  nach  ber 
Eruption  Wirf* 
famen  pneuma* 
tohhbatogenen 
©orgätige,  Bon 
benen  oben  bie 
Sebc  war,  oft 
Weitgepenb  Ber« 
änbert  finb. Ser. 
artige  fontaft« 
metantorphifche  ®.  finben  fich  s-  89.  in  grofter  Serbrei- 
tung  im  ©anat.  Wo  an  Bielen  Orten  an  ber  ©rense 
Bon  Siorit  (Sanatit)  unb  Jtalffteinen  ber  fireibe  unb 
be«  3ura  in  leßterm  unrcgelmäßig  geftaltete  Ersftöde 
auftreten,  bie  teil«  Borwiegenb  auä  'Äagnctcifenei  jen, 
teil«  au«  Rupfer,  unb  ©leierjen  beftehen;  leßtere«  ift 
bei  OraBicja , Esiflowa  unb  Sjalgta  (Sejtfig.  3)  ber 
Ball.  3uweilen  werben  unridjtigerwcife  auch  E-,  bie 
an  ber  ©rense  Beifdjiebener  Sdjiäjtgefteirte  liegen,  ai« 
Sontaftlagerftätten  beseichnct, 
fo  j.  ©.  bie  ©lei « unb  3<<tl’ 
erjlagerftatten  Bon  flaurion 
hei  8lihen,  bie  an  bie  Stenge 
be«  Schiefer«  gegen  ben  für* 
nigen  Ralf  (SKarmor)  gebun* 
ben  finb.  ^mbeii  fich  im  Se- 
ffern Borljanbene primäre  ober 
fefunbär  gebilbete  fpohlräume 
Bon  unregelmäßiger  ©ejtalt 
einfach  ntit  Ersen  gefüllt,  ohne 
baft  nennenswerte  Umwanb. 
lungen  im  Siebengeflein  felbft 
fich  BoHsogen,fo  liegen  lafchen- 
förmige  E.,  fogen.  Xafdjen, 

Bor.  Sie  ©ohnerse,  bie  im 
Ralfflein  be«  3ura()fI>irgeS, 
aber  auch  in  ben  öftlichen  Vll- 
pen,  in  Strol,  Rärntcn  unb 
in  ber  SBochcm  in  Rrain  (Septfig.  4)  trid)ter«,  fchlot- 
unb  fd)laud)fönnige  Höhlungen  unb  Spalten,  oft 
jufammen  mit  Ralffteinfchutt  unb  Bon  oben  einge. 
fdhwemmten  Sanb-  unb  £cbmmaffen  erfüllen,  ftnb 
ein  ©eifpiel  bernrtiger  E.;  offenbar  hanbelt  e«  fid)  bei 
biefen  um  Abfäße  au«  eifenbaltigcn  Duellen,  bie  in 
ben  Höhlungen  aufftiegen.  S3gl.  B.  ß o 1 1 a.  Sie  Sepie 
Bon  ben  E.  (2.  AufC,  Bteio'rg  1859);  Serfelbe, 
©angftubien  (ntil  SRüücr  u.  a.,  baf.  1847—61,  3 
©be.);  B.  ® robbe d.  Sie  Sepre  Bon  ben  Sagerftättcn 


gij.  4.  89o6nern>or. 
fommett  In  ber  ©o< 
4etn  (Äratn).  * flalf» 
b leerer  Kaum, 
e »üaoorac  * £e^m  mit 
Bonner),  d Paltftcin. 


7 


98  Grjlaute  — G&anaba. 

bet  ßrje  (Seipj.  1879);  glich«  u.  Saunat),  TraiW  ' 2>ic  Bebeutung  (einer  auf  21  Supfcrftichen  Borljanbe 
des  gitcs  iiiineraux  et  mt-tallifüres  (Bar.  1893,  2 nett  3nitialen  E.  S.  hat  man  biafjer  nprf)  nicht  erntit- 
Bbc.);  Bcd,  2cl)re  Bon  beit  ß.  (2.  Auf!.,  ©erl.  1903).  teln  fönnen.  Bgl.  2.  Guft,  The  master  E.  S.  and 
©rjlnute  (ital.  Archilinto),  (.  Saute.  the  ,Ars  morietiili‘  (Sonb.  1899). 

Orrjlori,  f-  Bapageien.  <&Q,  bi«  3uni  1861  ein  bänifdhe«  ©cwicbt  oon  V« 

©rjmarfchall,  (.  ßrjämter.  Ort,  = 8 ©ran  ober  61,035  mg. 

©r  jmnft,  trübere«  Sergmafj  in  Slaffau  für  ßifen*  Es  (ital.  Mi  bemolle,  franj.  M i bärnol,  engl.  E flat), 
fteitt,  = 2 Shibi(roerffuf)  ober  54  Siter.  baä  burrf)  \>  emicbrigte  E.  Jer  Es  dur - A I fo  r b = 

©rjmctallc,  f.  SKetaHe.  es  g b;  bcr  Es  moll-Vtttorb  = es  ges  b.  Uber  bie 

©r.jmittcl,  iwifdfen  nicht  meßbaren  (tauben)  Es  dur-Jonart  (ital.  Mib  maggiora  tc.),  3 |>  Bor- 
©angarten  ober  Bütteln  liegenbe  ßrje.  gejeichnet,  unb  bie  Es  moll- Jottart  (ital.  Jlib  mi- 

©rjpnnncramt,  f.  ßrjämter.  itore  tc.),  6 t>  Borgejcichnet,  f.  Bonart. 

©r.jpfalj,  früher  Slame  bcr  Shcinpfatj,  weil  fie  ©faia«,  f.  3efata«. 
bie  oomehmfte  Bfalj  »ar  unb  in  fpäterer  3'>t  bie  <Sfan  (arab.),  f.  SJJu’effin. 

Rurroürbe  auf  ihr  ruhte;  baher  führten  bießurfürften  ®fa»  (ßfab,  »ber  paarige,  fRaulie«,  ober  Gbom, 
Bon  ber  Bfalj  ben  Jitel  Etjpfaljgraf.  »ber  Bote«),  erftgebontcr  Sobn3faafS  unbSiebcffa«, 

<Srjpricftcr  (Btrdj i prcSb^ter),  tn  bcr  alten  3®iüingbbrubcr  3atobü,  StammBatcr  ber ßbomiter. 
Ritdie  Bcjeiihmmg  beä  gelegentlich  al«  StcÜBertreter  SKt  ber  ftblidflen  grömmigteit  Safob«  fontraftiert 
be«  Bifcbof«  in  ben  gotteäbienftlicben  fcanblungen  er-  ba«  letbenfd)aftlid)e,  toilbe  ffiefen  ßfau«.  ©egen  ben 
feheittenben,  in  ber  mittelalterlichen  Rirche  ber  an  ben  Sillen  ber  filtern  Berfchwägerte  er  lieh  mit  fanaani- 
Jauflitd'en  angcfteUlcn  Briefter,  bie  in  ihrer  Jefanci  tifdjen  gamilien,  nachbem  er  ba«  Siecht  feiner  Grft* 
bie  Aufingl  über  bie  Bfarrer  an  ben  flcincm  Stirdicn  gehurt  jitBor  feinem  Bruber  gegen  ein  Sinfengericht 
fotoie  über  bie  Bcrroaltuitg  ber  ju  benfelben  geböri-  abgetreten  hatte.  21!«  biefent  ba«  ijrftgrhurtäredtt  oom 
gen  ©iiter  führten  unb  bie  SetanatäBerfammiungen  Bater  offt  jieü  übertragen  war,  warb  er  Bon  ber  Bad)* 
iciteten,  im  llnterfchieb  Bon  ben  Jefanen  ber  bifchöf«  fucht  ßfau«  in  bie  gretnbe,  ju  20jähriger  Xicnftjeit 
liehen  Sl'irche  auch  decani  rurales  ober  Sanbbechanten  bei  Saban,  getrieben.  Jod)  Berföhnte  fid»  ß.  mit  ihm, 
qcitamtt.  ©eit  bem  Jribenttnifcben  Jfoujtf  finb  bie  al«  er  in  bie  $eimat  jurüdfebrte.  Bern  3wiefpalt  ber 
Bcfugniffe  ber  ß.  feljr  cingefchränft  Worben,  bod)  Brüher  entlehnte  bie  mittelalterliche  neuhebräifche 
finb  fie  noch  beutigebtag«  niclfach  bie  Vermittler  jmi-  Boefie  bie  Bejcicbnungen  ßbom  unb  ßfau  für  ba« 
fdjen  bem  Bifcbof  unb  feinem  J>iüjcfaufleru«  unb  jubenfeinbliche  römiftbe  Sieich- 
bejiften  alb  Jcleqaten  beb  Bifcbof«  beftimmte  Siechte.  ©äh Jerg , §af enflabt  att  ber  SSeftlfifte  bcr  bän. 

©rjfäufe  (ßrjfall,  Abel«Borfd)uh,  Bo-  fyübmfel  Sütlanb, AmtBibe, mit o»oi)  13,355 ßinw. 
nanta),  ein  fcbmale«  Crjmittel,  beffen  Sang«-  0870:420).  $er!pafen  würbe  oom  Staat  mit  grofien 
eritredfung  mit  ber  gaHinie  einer  (teil  ftehenben  Haften  in  ben  3ahren  1868  — 74  angelegt,  ift  4,5  m 
Sagerftätte  jufammenfällt.  tief  unb  ber  einjiae  Bon  Bebeutung  auf  ber  ffieftfüfte 

©rjfcSnnmciftcr,  f.  ßrjämter.  pütlanb«.  ß.  ifl  ßnbpunft  ber  füb-  unb  treftjütlän 

©rjitbcibrr,  magnctifcher  (eleltromngne-  bifchen  ßifenbahnlinien,  hat  Xampffcbiffabrt  nach 
tifcberl,  f.ßleftromagnctifhe  Slufoereitung,  ©.678.  Sonbon,  Siewcaftle,  £mH  unb  ©ritnbbh  unb  ift  ein 
©rjfdicnf,  f.  ßrjämter.  wichtiger  Ausfubrort  für  ©pect  Butter,  Gier,  Vieh  tc., 

©tjfchlcidbe  (Ghalcides  Wiegm),  Gibcchfengat»  meift  nach  ßnglanb.  Sluftcrbem  hat  ß.  bebeutenbe 
tung  au«  ber  gamilie  ber  ßrjfchleidjcn  (Chaleididae),  gifcherei  unb  eine  beginnenbe  3"buftrie  (ßifen- 
langgejtrccfte  liere  mit  Bier  ftummelhaften  fehr  tur-  giejjcrei , Brauerei  tc.).  Born  BuSIanb  liefen  1900: 
jen  unb  büttnen,  fünf-  bi«  einjehigen  gü&ett  unb  626  Schiffe  Bon  87,257  Jon.  ein,  516  Schiffe  Bon 
mit  regelntäBip  befd)i!bertem  Stopf.  ®ie  elf  Brten  117,452  X.  au«  ß ift  Siji  emo«  bcut'dicn  Sfanfulats. 
finben  fld)  'n  Sübcuropa,  im  nhrblichen  Bfrifa  unb  Bom  1.  3an.  1899  att  erhielt  ß.  ftäbtifehe  Siechte, 
in  Sübroeftaflen.  C.  tridactylus  L.  (EljalfiS  ber  ©dbouquet,  f.  ßfibouquet 
©riechen,  S e p 8 ber  Siömer),  bi«  42  cm  lang,  toooon  Escadron , f.  ßSfabron. 
bie  Sialfte  auf  ben  Schwan}  fommt,  mit  8— 12  mm  ©bcalbcP,  Seit  (|or.  tä-t^tterb'),  Babeort  int  franj. 
langen,  fehr  bfinnen  Beinen,  glänjcnb  bronjebraun  Jepart.  Oftphreniien, TIrronb. Brabc-3, 1360  m it.SH., 
ober  filbergrau,  einfarbig  ober  bunlelbraun  geftreift,  in  einem  Swdital  ber  Gerbagne,  mit  10  Sdiwefelther- 
bewohnt  Stalien,  Juni«,  Algerien,  nährt  (ich  Bon  men  (17—42°)  unb  Babeanftatt 
jferbtieren,  Spinnen,  fleitten  Siadtfdmeden  unbSür-  ©Pralier  (franj.,  fpr.  ejlatie),  Jreppe. 
ment  unb  iil  lebenbig  aebärenb.  pm  Dftober  Ber-  ©dralin  (fpr.  e*fatüitä>,  ber  Schining  ber  Bfterreich. 
triecht  fie  (ich  tief  im  ©oben.  Sie  ift  Bönig  hannlo«,  Siieberlanbe,  feit  1749  eine  Silbenttün je  Bon  4,940«  g, 
gilt  aber  (dfon  feit  bem  Bllertum  wie  noch  heute  für  **/» o fein  = 51,o«  Pfennig  ber  Jalerwährung. 
lehr  giftig.  SdcnlDpe^  (franj.,  fpr.  rttatipp1) , Heine,  runbe 

©rjfchlieche,  f.  Aufbereitung,  5.  86.  [ffabt  1).  Scheiben  Bon  ftalbfleifd),  Sfilbbret,  ©eflügel,  gifdj  tc. 
©rjf  cbetuäro«  (fpr.  (d*ctrt . marofi® , f.  ßiifabeth-  gebämpft  ober  gebraten  u.  mit  einer  Sauce  anncricbtel. 
©rjftötfe,  f.  ßrglagerftiitten.  ©dcambta  Slitter,  gluft  in  Siorbmnenfa,  ent* 

Gfrjtcufe  (ßr  jttefe),  biejenige  Segion  eine«  ©e-  fteht  im  Staat  Alabama  au«  Bigeon  ßreel  unb  Go« 
birge«,  bie  Borjugäweife  reiche  Grjaue beute  liefert,  neetth  SiBer  unb  münbet,  225  km  lang  (150  km 
®r}tra<hfcfM-  ßrjämter.  fchiffbar),  mit  mehreren  Armen  in  bie  ßScambia- 

©rjBatcr,  f.  ©atriarch.  Bai,  ben  weltlichen  Jeil  ber  Benfacola • Bai  (f.  b.) 

©ruonc,  f.  ßr  jlagerftätten,  S.  95.  be«  ©olf«  bon  SNepifo. 

E.  S.  (SJie  ift  er  E.  S.),  ein  oberbeutfeher,  Bieüeidit  ©pennaba.  Stabt  itn  norbamerilan.  Staat  SRi- 
fchwäbifcher  Shtpferftccher,  ber  in  ben  60er  Sahren  chigan,  ©rafichaft  Xolta,  an  ber  SRüttbung  be«  ß.  in 
be«  15.  Sahrh-  (Bon  1466  unb  1467  ftnb  feine  Stiche  bie  Glreen  Bat)  be«  Sliichiganfee«,  hat  ftarfc  ßifenerj* 
batiert)  tätig  war  unb  fich  in  3fichnung  unb  gor*  unb  Stol juerfdhiffung , SÄöbetfabrilation  unb  (teoo) 
menbehanblung  an  bie  Schule  ber  oan  ßijd  anfd)log.  9549  ßinw. 


Esche  I 


Meyers  Konv.  - Lexikon , 6.  Au/t. 


Bibliograph.  Institut,  Leipzig. 


Zum  Artikel  fische“ . 


Gemeine  Esche  (Fraxinus  excelsior). 


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30  Dy 


Esche  II 


I 2 9 8 7 3 % 

Gemeine  Esche  (Fraxinus  excelsior). 

I,  2.  Knospencntfaltung.  — 3.  Ein  blühender  Kurztrieb.  — 4.  5 u.  6.  Zwitterblüte  von  verschiedenen  Seiten  gesehen.  — 
7.  Männliches  Blütchen,  nur  aus  2 Staubgefäßen  bestehend.  — 8.  Stempel.  — 9.  Fruchtknoten  mit  weggeschnittener 
Vorderwand,  um  die  am  Samenträger  hängenden  Samenknospen  zu  zeigen.  — 10.  Derselbe  quer  durchschnitten. 

II.  Zweigspitze  mit  anhängenden  Früchten.  — 12.  Geöffnete  Frucht  mit  an  den  Samenfaden  angehängtem  Samen.  — 

13.  Auseinander  gelegte  Samenlappen,  rechts  mit  dem  Keimling.  — 14.  Keimpflanze. 


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99 


GScanbal 

©scanbaf,  älteres  glüffcgreitämaß  in  9W<irfetHe 
unb  ©oulon,  gefefclidj  1 Rubitpan,  tatjädjltd)  = 
15,85*  fiü,  alS  Seinmaß  15  BotS  ju  4 DuartS  ober 
BicbouneS,  als  Clmaß  40  QuarteronS,  jegt  in  BreiS* 
notienmgen  = 16  2.,  für  Dl  = 14 ■/* — 14*/«  kg. 

<SScanborgncgebirgc  ((pt.  tfcftmjbdrov.),  f.  Ge- 
neralen. 

(focapabc  (franj.),  Setlenfag  ober  Scitenfpnmg 
eines  3d)UlpferbeS ; mutwilliger,  leicbtftnniger  Streich'. 

GScarpinS  (franj.,  |pr.  .pHnjl,  leiste  «büße,  6c« 
fonbcrS  STanjfctjutje ; en  o.,  im  BaOanjug,  befonberS 
in  Schüßen,  (eibenen  Strümpfen  unb  furjen  Bein* 
fleibern,  feil  Raifer  Silbeltn  II.  oorfthriftSmäßige 
©rächt  bei  §offeftlid)fe(ten  in  Berlin. 

(fscaut  !|pr.  c6»),  franj.  9iame  ber  Scheibe  (f.  b.). 

('ocnnrac  be  2nnturc  «fpr.  ejisnut  bi  uiilr'i,  3 1 a * 
niSlaä.Braf,  franj.  dleifenber,  geb.  6.  ©cj.  1830, 
efl.  20.  ®ej.  1868  in  goniainebleau,  bcfudjte  1847 
iS  1850  SRabagaäfar,  bie  Sommert  unb  Sattfibar, 
barauf  SSarofto , Sllgerien,  ©uniS,  ©ripolis,  'Ägyp- 
ten unb  Äorbofan.  1856  emannle  ibn  ber  Bijefüttig 
Bon  ägppten  jum  Jjilfjrer  einer  grofien  Gjpebition 
jur  Grforidjung  ber  Ölquellen,  bie  aber  tdjon  in 
«gpfien  fdjeitcrte.  ©arauf  begleitete  G.  1860  als 
Gbef  einer  mij?enfdjaftlid)en  SRifuon  bie  franjöflfcben 
©nippen  nad)  Gbma,  wo  er  in  fflefangenfdjaft  geriet 
unb  idrwere  dKißbanbluitgen  erbulben  mitfite.  Cr 
Deräffentlicbte:  »Notice  surleKordofan«  (Bar.1861); 
»Le  DSsert  et  le  Soudan«  (1853;  beutfdj,  £eipj. 
1865);  ■Memoire  sur  le  Soudcin«  (1856);  »De  la 
Turquie  et  des  Etats  mnsulmans  en  gSnbral« 
(1858);  »MSmoires  snr  la  Chine»  (1864). 

Esch. , bei  Bflanjennamett  ftbffirjung  filr  3°b- 
griebr.  Gfebfeholj)  (f.  b.). 

©f rf)orf),  fflemeinbe  im  Württemberg.  ©onauIreiS, 
Cberamt  dtabenSbura,  bat  8 lat!).  Sirenen,  ein  gorft* 
amt,  3rren-,  £>ei(*  uttb  Bfcgeanjlalt,  Bleicherei,  gär» 
berei  unb  flppreiuranflalt  unb  n*oo)  2249  Sin». 

©Scham  (gnetb- , »Branbftcüe«),  nad)  flnwm* 
buna  beS  ©lüßeifettS  ober  eines  'ÜgmittelS  entflanbe» 
ner  Schorf. 

Cr^thatologic  (gried).,  Bon  eschaton,  baS  » fiu* 
ßerfte,  Siegte«),  in  ber  ©ogmatif  bie  ber  cßriftlichen 
yjufunftsboffnung  jum  fluSbrud  bienenbe  2ebrt  Bon 
ben  lebten  Singen  (res  novissimae  s.  nltimae , no- 
rissima),  b.  b-  ootn  ©obe  unb  3»ifd)enjuftanb,  Born 
Saufenbjäbrigen  Sieidje,  Bon  ber  Wuferftebung  unb 
bem  baS  2oS  ber  ©(rechten  unb  Ungerechten  entfdiei« 
benben  3flngften  Bericht.  ©aS  farbigfle  Rapilel  in 
ber  G.  liefert  ber  (SbtliaSmuS  (f.  b.) , ber  bie  ältefte 
ftirebe  betrerrfchte,  aber  felbft  im  SKittelalter  jeweils 
apofalhhlitdic  Stimmungen  unb  Unternehmungen 
bernorrief,  bie  eine  gefteigerte  gortiegung  in  ben  Wie» 
bertäuferiieben  unb  (Duftigen  fanatifehen  Schwärme* 
reien  beS  SleformationSjeitalterS  fanben.  Sowohl 
biefen  als  ber  römiftben  geafcucrlebre  gegenüber  Der* 
hielt  ficb  bie  proteftantifdie  ©heologie  fühl  ablebneitb, 
unb  erft  bie  mhftitcb'tbeofopbifcben  3lt)eotoaeTt  Beter« 
fen,  Spcncr,  Bengel,  Ctinger  haben  bie  6.  Wieber 
reicher  auSgcbübet  dlcbujierlc  berdiationaliSmuS  bie 
6.  auf  bie  Unflcrbtid)feit  ber  Seele,  beledigte  ber  Ban* 
tbeiSnuiS  auch  biefe,  fo  entflanben  indlothe  unb  3J!ar* 
tenfen  wieber  geiflDotle  Sertreter  einer  realiftifdjen 
tluffaffuna,  wäbrenb  bie  ntobern  proteftantifebe  ®og* 
matif  feit  Sd)leierma<ber  bie  6.  gew&buli<b  als  2ebre 
Bon  ber  Sollciibung  ber  Sirdje  bebanbelt  unb  ihr  ju* 
weilen  nur  bie  Bebeutuna  eines  dlnhangeS  beläßt.  Sgl. 
fiutbarbt,  £ebre  Bon  ben  legten  ©ingen  (3.  Vlutl., 
2eipj.  1885);  Sliefotb,  (Ibnftlicbe  6.  (baf.  1886). 


— Gidje. 

G'lrftbccrbaitm,  bieCbereftbe.Sorbus  aucuparia. 

ffiftbe  (KraiinnsL.,  bierjuSafel  »(Efcbel  u.  II«), 
Sattung  ber  Cleajeen , Bäume  mit  gegeniiberfieben* 
ben,  unpaarig  gefieberten,  (ehr  feiten  emfadjen  Blat* 
fern  mit  häutig  gefügten  giebern,  feitlid)  ober  enb* 
ftänbig  an  boriährigem  ^olj  erfcbeiuenbeit,  imfdiein* 
baren  polpgamen  ober  bi5jifd)en  Blüten  in  jufarn* 
mengefegten  Jrauben  unb  geflügelten  grütblcn.  Ctma 

39  tilrten  in  ben  gemäßigten  unb  fubtropi[d)en  Sit» 
ntaten  ber  ndrblidjen  <£rbl)älfte , befonberS  in  diorb* 
amerifa,  Dftaften  unb  bem  Bültelmeergebiet.  ©ie 
gemeine  C.  (Fraxinus  eicelsior  L.,  f.  Xnfcli,  einer 
unfrer  febönften  SBalbbäunte,  mit  hohem,  fcblnnfem 
Stamm,  heller,  rauher,  im  ©Ilter  borfenrijftger  diinbe, 
jiemlitb  fpät  fitb  abwölbenber  Srotte,  febwarjen  ffinof* 
pen,  unpaarig  gefieberten  Blättern,  Blumenblatt* 
lofen  Blüten,  bie  in  fleinen  diifpen  mit  bem  SluS» 
bredjen  ber  £aubhtofpen  erftbeinen,  unb  Überhängen* 
ber,  breiter,  geflügelter  grutbt-  ©ieffiurjel  bringt  nicht 
tief  in  ben  Boben,  breitet  ftd)  aber  jiemlitb  Wett  auJ. 
©aS  fcolj  befipt  febr  jablreid|e  fcbmale,  feilte  SRarf» 
ftrahlen,  ift  gelbweiß,  nur  an  ftärlem  Stämmen  im 
Sern  braun,  fein,  fdbmerfpaltig,  jöß,  auf  ber  diabial* 
fläiße  jiemiid)  glänjenb,  hart,  bient  ju  ©recbfler*  unb 
SBagnerar beiten,  ©urngeräten,  lanbimrtfchaftlidien 
Beraten  ic.,  junges  ,‘vpolj  auib  ju  gaßreifen,  bie  Stod» 
[oben  ju  2an,tenfcbäftcn,  B«>lfd|enflielen  tc.  V113  Skü* 
belbolj  ift  Gfcbenmafer  (f.  ©afel  »dhtgbbljer  II«, 
gig.  11  u.  12)  beliebt,  befonberS  ungarifdje,  bie  ficb 
bureb  eigenartige  uttb  fe(jr  feböne  Bilbung  auSjeicb- 
net  ©ie  S.  filiert  fid)  in  (Europa  bis  62°  itorbl.  Br. 
(in  ginnlanb  bis  64°)  unb  im  Orient  in  feuchten 
SBälbem.  3«  ben  Wlpen  fleigt  fte  biS  1200  m.  Sie 
Berlangt  frifeben,  fruchtbaren  Boben,  wäcbft  in  ber 
3ugenb  ’dtneü  unb  üppig  unb  erreicht  bet  entern 
Staminburchmeffer  oon  9Ö— 125  cm  eine  £>ötje  Bon 

40  m.  3n  Cttglanb  foH  cS  Sfchen  Don  nahe  an  18  in 

Umfang  geben,  ©ie  ®.  befigt  eine  große  WuSfcbtagS* 
fäbigfeit,  an  ffranfbeiten  leibet  fte  wenig,  bisweilen 
burd;  Spälfröfte;  Süilb  unb  SBeibcuieb  benagen  fte 
gern,  bie  ftorntife  (cbält  bie  jungen  ©riebe,  jwei  Bor* 
fenfäfer,  Hylesinus  crenatus  unb  H.  fraxini,  leben 
unter  ber  diinbe,  unb  bie  Spanifcße  gliege  frißt  am 
liebften  Sfcßenlaub.  2egiereS  ift  auef)  ein  uorjüglicheS 
Schaffutter  unb  wirb  als  falcheS  befonberS  in  Steier» 
mart  unb  Ramien  benujt.  ©te  G.  fpielt  in  ber  nor» 
bifeßen  SKtjtboIogie  eine  große  dioüe:  attS  ißr  ging 
ber  dJlantt  ßerBor,  auS  ber  Crle  baS  SScib.  SSatt 
fultioiert  Diele  fl  barten,  wie  bie  einblätterige  @. 
(F.  excelsior  Tier.  monophyUa),  bie  ©rauer»  ober 
Öängeefdje  (F.  excelsior  pendula  bie  als 

©rauerbaum  benugt  wirb,  bie  ©otbefebe  (F.  ex- 
celsior  vor.  aurea),  mit  rbtlicbgelbcr  diinbe  tc.  ©ic 
G.  ift  beimifch  auf  bem  fräftigem  8ud)enboben  beS 
^ügel»  unb  untern  BerglanbeS,  meibet  bie  glad)* 
lattofanbbbben  ebenfo  Wie  bie  rauhem  ffiebirgSlagctt. 
iffian  pflanjt  fte  in  £aubboljbeftänben  an,  fultioiert 
fte  aber  am  Ijduftgflen  im  dlieberWalb »,  Ropf*  uttb 
Schneibelbolsbetrieb.  SBill  man  fte  an  geeigneten  Siel» 
len  in  Serjiingungen  einfprengen,  fo  gefd)iebt  bicS 
am  jwedmäßigften  burd)  Bflattjuttg  ftärferer,  etwa 
1 in  hoher  Bflanjen.  3“r  Erjiebttng  ber  Bflanjm  bc 
fät  man  eine  fpaientief  umgegrabette  glacbe  mit  1 hl 
Santen  auf  1 flr.  ©er  Same  reift  im  Dfiober,  unb 
baS  ^cltoliter  wiegt  etwa  17  kg.  Gr  feimt  meift  erit 
im  jtueiten  3abr.  ©te  jungen  Bjlcmjen  werben  jweef* 
mäBtg  einjährig  Dcrfcbult,  wadjfen  bann  aber  in  We* 
nigen  (2 — 3)  yetbren  ju  (räfiigett  £oben  ober  31t 
^talbbeiflem  heran,  Wenn  ber  Ramp  eine  froflfreie 

7* 


100 


©fdbe  — ©fmenmaner. 


Sag e fjot.  Wegen  groß  finb  bie  jungen  Efcßen  fefic 
empßnblid).  Xie  3Jtanitaefd)e  (Slumenefdje,  V. 
Ornus  L.),  ein  biibfd)er,  fleiner  Saum  ober  Straudj, 
t)at  mit  oier  tleincn,  jungenf  brotigen,  meinen  SIu- 
menblättcm  öerfebene  Sliiten  in  anfebnlidjen  Sr  au« 
ben , brei  ■ bis  6ierjod)ig  unpaarig  gefieberte  Slättcr 
unb  aufrechte  glfigelfrücpte,  fitibet  fttf)  in  Sergwäl« 
bem  SübeuropaS  (walbbilbenb  namentlid)  im  Warft, 
in  Kroatien,  Slawonien,  Xalntatien)  unb  im  Orient, 
autf)  in  Siibtirol,  Rrain,  Unterfteiermarf,  Ungarn, 
wirb  befonberS  in  Sijilictt  fultioiert  unb  liefert  bie 
SJiannn,  bie  aus  ©infainitten  in  bie  8tinbe  als  füfjer, 
an  ber  Stuft  halb  erbärtenber  Saft  ausfließt;  bei  unS 
3iergebölj.  3n  Sarlanlagett  Werben  au<b  mehrere 
norbamcrifanifche  Efd)cit  fultioiert,  j.  8.  bie  Seift« 
efdje  (F.  americana  ein  frf)Bner,  großer  Saum 
oon  ber  Oftfeite;  bie  SR o t ef d)e  (F.  pennsylvanica 
Marth)',  bie  Sdjwarjef  d)e(F.  nigTa Marth), gleich- 
faQä  oon  bet  Oftfeite;  bie  S laue |d)e  (F.  quadran- 
gnlata  Mchx.),  auä  Ctjio,  ftentueft),  JUinoiä,  Sen- 
nefee, beren  Holj  girid)  bem  ber  SMnßeicbe  in  ber  Hei- 
mat feilt  gefebeißt  ift.  Stuf  F.  chinensia  Roxb.  in 
Epina  unb  i’Inam  wirb  bie  Sad)3fd)ilblau8  (Coccus 
Pe-la)  gerüchtet,  bie  baS  djineftfdje  Sachs  liefert. 

®f*t«3ob  ann,  Segriinber  ber  Strumpf  wirferei 
in  Sad)fen,  befaß  1745  eine  Strümp fwirferei  in  Sim« 
bad)  bei  Ebcmniß.  Seine  Enlel  38  o r i ß S a m u e I unb 
;H  e i n f)  o ! b trennten  fid)  1836.  3>ie  ginua  3ieinl)olb 
E.  blüpt  nod)  beute  in  Smibad),  befmbet  fid)  aber  in 
anbem  Hiinbcn.  $ieSöf)ne  oon  3Roriß  Samuel  (geft. 
1864),3uliuS  unbXljeobor  E.,  erbauten  baS  erfte 
gefcbloffene  Etabliffement  in  Simbadj,  um  bie  au8 
©ngtanbunbgranlreid)  eingefübrtenSHunbftiible  unb 
regulären  Rraftftül)le  in  größerer  3abl  aufftellen  unb 
fclbft  bauen  ju  rönnen.  1859  würbe®  buarbBiebe 
Xeilbaber  beS  ©efdjftftS  unb  nad)  bem  lobe  feines  Sa« 
ter8  3ulitt8  (1867)  Eugen  E.  (geft.  1902).  1873 
ftarb  Xßeobor  E.,  unb  1883  Würbe  ®eorg  Siebe 
Xeilbaber.  1870fiebelte  biegirata  nad)  Ebetnniß  über, 
©frficl,  bie  feinfte  Sorte  ber  Schmälte  (f.  b.). 
(rochen  (Efjdien),  ba8  fleinftc  mittelalterliche  ®e« 
Widit  Xeutfd)lanb$,  in  Stöln  = 53,7»  mg. 

(rfchcnbach,  1)  (3Kiind|S«E.)  SejirtSamtSftabt 
im  bapr.  SRcgbej.  Oberpfalj,  433  m ö.  SB.,  bat  2 falb- 
ßinben.StntSgericht  unb  cick»)  1286  Einw.  — 2)  Stabt 
im  batjr.  SHegbei.  Siltelfranfen,  SegirtSamt  Simsen« 
häufen,  bat  2 falb,  Kirchen,  Sdjlojj  unb  aooo)  963 
Einte.  E.  ift  merfwürbig  al8  Stamm«  unb  Segräb» 
niäort  Solfram8  Oon  E.,  bem  hier  1860  einSenhual 
in  ©eftalt  eines  SrunnertS  mit  ber  Sitbfäule  bei  Sän- 
gers errichtet  Würbe.  E.  Waroorn  13.3abrb-  bi81796 
Sib  einer  3>eutjd)orben6fommenbe. 

(rfiftcnbatf),Solfram  oon,  Siebter,  f.®  olf  ram 
oon  Efcbenbad). 

<?fd)cnburg,  3«bann  3oad)im,  Siterarbifto« 
rifer,  geb.  7.  Step  1743  in  Hamburg.  geft.  29.  gebr. 
1820  tn  Sraunfdiweig,  ftubierte  in  Öeipjtg  unb  (Böt- 
tingen, würbe  1777  $rofeffor  ber  fdjönen  Siteratur 
amEarolinum  juSraunfibWeig  unb  1814beffen98it« 
bireftor.  E.  fuebte  auf  bie  bcmerfenSwerteften  Er« 
febeinungen  ber  englifdjen  Siteratur  burd)  fein  »Sei- 
tliches Sülfeum«  (Seipj.  1777  —80, 6Sbe.)  unb  burd) 
feine  »’Bnnalrn  ber  bntifdim  Siteratur«  (baf.  1780— 
1781)  aufmerffam  511  madien;  befonberS  befannt 
würbe  er  aber  burd)  bie  gortfeßung  unb  Sotleiibung 
ber  oon.ffiielanb  begonnenen  erfteti  beutfdjen  Sbalc« 
fpeare  Überfeßung , bie  in  jwei  WuSgaben:  »Sl)afe« 
fpearcS  tbcatralifdie  Serfe«  (3ürid)  1776—82,  13 
Sbe.,  beren  leßter  fieben  pfeubo  • fbafefpearefdje  3)ra« 


men  enthalt)  unb  »SbafefpeareS  Sdiauipiele«  (baf. 
1798—1806)  erfebien.  91IS  aftbetifec  fudjtc®.  burd) 
feinen  »Entwurf  einer  XI)001"'*'  unb  Siteratur  ber 
fdiimen  SHebefünftc«  (Serl.  1783;  5.  Sufb  oon  SM. 
Sinber,  baf.  1836),  bem  fid)  eine  »Seifpielfammlung« 
aus  ben  beften  Sdjriftftetlem  in  alten  unb  neuen 
Sprachen  (baf.  1788 — 95,  8 Sbe.)  anfdjlofj,  ferner 
burd)  fein  »Sebrbud)  ber  Biffenfdjaftsfunbc«  (baf. 
1792,  8.  «ufl.  1809)  unb  »hanbbud)  ber  flafftfd)en 
Siteratur,  SlltertumSfunbe  uitb  SJil)tt)ologie«  (baf. 
1783;  8.  «uff.  Oon  Sütfe,  baf.  1837)  »u  wirfen.  iluih 
gab  er  »SJeitfmäler  altbeutfcber  Xicptfunft«  (Srein. 
1799)  heraus. 

(Sfrbcn  loc  r,S  e t e r , fcblef.  Ebronift,  geb.  oor  1430, 
geft.  12.  SJfai  1481,  Sohn  emeS  nad)  ©örlig  einae« 
wanberten  SlilmbergerS,  erlangte  bie  SÄagiflerWüroe, 
War  juerft  Scbulmeifter  in  ffluritß,  feit  1455  Stabt« 
fd)reiber  in  SreSIau.  Er  befdjneb  als  ©egner  beS 
ihm  als  Rejer  oerbaBten  Honigs  ©eorg  Oon  Söbmen 
bieSrcignifje  feiner  3fit(  1440  — 70)  beutfeh  unb  latei« 
nifcb ; ben  beutfiben  Xept  oeröffentlicble  juerft  Sunifd) 
(Cresl.  1827—28),  ben  beffeni  lateinifiben  SRatfgraf 
nach  ber  Criginalbanbfd)rift  in  ben  »Scriptorcs 
rerum  Silesiacanim«,  Sb.  7 (SreSI.  1872). 

©febenlobe,  ®orf  tut  batir.  9fegbej.  Cberbapem, 
Sejirtsamt  ©annifd),  an  ber  Soifadj  unb  an  ber  So» 
falbabn  SRurnau-Sartenfirdien,  bat  eine  fdjönc  fatb- 
ßrtebe,  eine  Kapelle  an  Stelle  einer  Surg  auf  bem 
Seflbübl,  brei  Schwefelquellen,  bie  gegen  ©autauS» 
fibläge,  Säbmungen  ic.  benupt  werben,  ein  Salfwerl 
unb  0900)  506  Einw.  Jiörblicf)  baS  25  qkm  große 
»Sfdienlober  3KooS* 

Efthcnmattcr,  Karl  Vluguft  (oon),  Siaturpbi- 
lofopl),  geb.  4. 3u!i  1768  ju  üleuenbiirg  im  Biiiltem« 
bergifd)en,  geft.  17.  9!oo.  1852  in  Rirdjlieim.  ftubierte 
an  ber  Rarlsafabemic  unb  nach  beren  2lufl)ebung  in 
Xiibingen  unb  Böttingen  UKebijin,  war  baiauf  praf« 
tifcher  blrjt  in  Rirebbeint,  CberamtSant  in  Sulj  unb 
1800 — 1811  wieber  btRird)beitn,  würbe  1811  auBer» 
orbentlicher  ^rofeffor  berSbüofopbie  unb  SMebijin  m 
Xiibingen  unb  1818  orbentlicher  Srofejfor  ber  praf« 
tifdien  Sbilofophie  bafelbft;  feit  1836  prioatifierte  er 
in  Rirchbeim.  EfchenmaherS  'bljilofophie  läßt  nd)  auf 
Kantfdje  flnregungen  juriidfübreir,  hoch  entlehnte  er 
benfelben  nur  eine  rlrt  allgemeinen  gonnaliSmuS,  um 
bantit  bie  Sbilofoppie  in  baS  Bebiet  ber  Sfatunoiffen« 
fepaften  binüberjuleiten,  obnejeboch  mit  ScheUing,  ber 
ocrwmtbte  SRichtungen  cinfdjlug,  iibereinjuftimmen. 
XerBlaubefoII  bei®,  bie  Spefulation  ergänjen,  über 
bem  JfationaliSmuS  unb  3Kt)ftijiSmuö  fleht  uod)  ber 
SuprntmturaliSmuS.  Seine  philofopbifchen  Schriften : 
»Xie  Shdofoppie  in  ihrem  Übergänge  jur  9iid)tpliilo- 
fopbie«  (Erlang.  1803),  »Sfhd)ologie«  (Stuttg.  1817, 
2.  2lup.  1822),  »Shftem  ber  Sfioralpbilofopbie«  (baf. 
1818),  »SMeligionSpbilofophie«  (Xübing.  1818—24, 
3 Sbe.),  »Brunbriß  berSlaturpbilofophie«  (baf.  1832) 
jeigten  Hinneigung  juni  3Rt)ftijismus , bie  )1d)  (pater 
in  heftiger  Solemif  gegen  bie  Hcgelfcbe  Schule  unb 
Strauß  unb  in  phantaüi[d)en  Xräumeteien  über  ©ei« 
ftererfchemungen  funbgab.  Seßterer  IHidjtung  gehö- 
ren an:  »ftonflift  jwudien  Himmel  unb  Hölle,  an 
bem  S>ämon  eines  befeffeneu  HiäbcbettS  beobachtet* 
(Xübing.  1837)  unb  »ISljarafteriftif  beS  Unglaubens, 
Halbglaubens  unb  SoHglaubenö«  (baf.  1838).  'Diit 
Kiefer  unb  92eeS  0.  Efenbed  gab  er  baS  »flrdjio  für 
ben  tierifchen  SJiagnctiSmuS*  (Seipj.  1817 — 27,  12 
Sbe.)  heraus.  Sou  Smmermanu  ift  er  im  »ÜSümh« 
häufen«  unter  bem  Staaten  »Efdienmidjcl«  fatirifd) 
bargeftedt  worben. 


Cfcfienrouräcl  — Gfdjfc.  101 

©fcpcntoiirgcl,  f.  Dictamnus.  unternahm  1788  eine  Keife  nadj  Stalien  unb  trat 

©f<P«*  3ol)cutn  Jp e t lt r i d)  «Ifreb,  fcptueijer.  hierauf  in  ba«  ©cjcpäft  feine«  ©ater«,  eines  Rrepp» 
Staatsmann,  geh.  20.  gebe.  1819  in  3itricp.  geft.  ba»  fabritbefifeer«.  1798  nach  ber  ©rünbung  ber  öetoe» 
felbfi  6.  Ser.  1882,  Wibmete  fiep  feit  1837  in  3<‘ri4-  tifc^en  Kepublil  jum  ffiitgfiebe  be«  ©roßen  Kate«  ber» 
»onn  unb  Berlin  juriftifepen  Stubien  unb  Oerweilte  felben  gewählt,  jetcpnete  ftct)  G.  burep  ben  gveimut 
1842  unb  1843  längere  3cit  in  ©an«  ju  bemfelbcn  auä,  womit  er  ber  fflcwaltpcrrfepaft  ber  gramofen 
3»<(t.  1844  habilitierte  er  iicf)  als  Sojent  an  ber  unb  ben  terroriftifci)en  Steigungen  bcS  »cm  Saparpe 
Unioerfitiit  3üricp  unb  warb  in  ben  ©roßen  Kat  be3  unb  Cd) 8 geleiteten  hcloetiidjcn  Sireltorium«  ent» 
Santen«  fowie  184S  in  ben  Kat  beS  Ämtern  unb  in  gegentrat.  Mit  ©aul  Üfferi  gab  er  1798—1801  ben 
ben  ©riiepungirat  berufen.  3m  gleichen  3ahre  jum  »Sdiweijerifdjen  Kepubtilancr«  heraus,  eine  §aupt» 
brüten  Sage«|afeung«gefanbten  erwählt,  Würbe  er  im  quelle  für  bie  Schweiger  ©efepiepte  biefeä  3eitraum8. 
Sommer  1847  erjter  Staatsfcpreiber,  im  Sejentber  Km  2.  gebr.  1802  in  bie  bcloetifcpe  Kogierung  be» 
©räfäbent  be«  ©roßen  Kate«,  1848  SUiitglieb  be«  Ke»  ntfen,  fucfjte  er  umfonft  jwifepen  ben  Parteien  ber 
gierungSrateS  unb  mit  gurret  jweiter  ©efanbter  bei  Unitarier  unb  göberaliflen  tu  permitteln,  trat  beim 
ber  Sagiagung,  in  weldjer  Stellung  er  mit  biefem  für  Stnatsftreid)  pom  17.  Vlpnl  1802  in«  ©rioatleben 
bieKnnabmc  ber  neuen  ©unbcSoertaffung  tätig  war.  jurücf  unb  nahm  ftd)  nun  ber  oon  ber  2inü)  in  einen 
3m  fcerbft  1848  mit  Sanbammann  Munjmger  als  oerpefteten  Sumpf  Perwanbelten  ©egenb  jwifepen 
etbgenötfifcher  Rommiffar  in  ben  Santpn  leffht  ge»  Sälen»  unb  3üriepfee  an.  Kalbern  er  1803  feine 
fanbt,  Wufete  er  bie  jwiicfjcrt  biefem  unb  Dfterreiep  ©läne  jurRanalificrung  berSintb  Oor  bieSagfagung 
entftanbenen  Süffercnjen  glüdlicb  beijulegen.  3m  gebracht.  Würbe  er  im  f olgenben  3aht  mit  her  oberften 
Sejentber  1848  würbe  ©.  legier  Sürgcnneifler  be«  fieitung  beä  Serie«  beauftragt  unb  unterjog  fiep  fei» 
»anton«3«rich  unb  nach  Einführung  beS  Sirettorial»  ner  Aufgabe  bi«  ju  ihrer  ©ollenbung  (1822)  mit  raft» 
fpitem«,  ba«  bauptfäd>lid)  fein  Ser!  War,  ©räfibent  lofer  Eingabe,  wäprenb  er  auch  burep  Anlegung  ber 
be«  neugcwäpttm  SRegierungSrateS.  Kl«  einflußreich»  Sintptolonie , einer  ©rjiepimgäanftalt  für  Perlaffene 
fte«  Ufitglieb  be«  KatioitalvatS,  beut  er  feit  1848  an»  Rinber  au«  ber  ©egenb,  fegenSreid)  witflc.  Seit  1814 
gehörte,  unb  Welchem  er  ju  wieberholten  Malen  präft»  war  er  Mitglieb  be«  3üricher  Staatärate«.  Sie  Ke» 
bierte,  nahm  er  fjeroorragenben  Knteil  an  ben  ?lr»  gierungen  non  3ürid),  Schwtu,  ©tarn«  unb  St  ©al» 
beiten  ber  fd)Weijenfd)rn  ©itnbe«oerfammIung,  im  len  perliehen  ihm  unb  feinen  Kacplotmnen  ben  ©pren» 
befonbem  an  ber  © rünbung  be«  eibgenöffifchcnpfol!)*  namen  uon  ber  fiinth,  unb  bie  Xagfaßung  liefe  ihm 
tedmifum«  in  3üricp,  unb  befleibete  feit  1854  bte  am  fimtpfanal  ein  Senlmal  errid)ten.  Mehrere  Sa- 
Stellung  eine«  ©ijeprnfibenten  be«  für  bagfelbc  er»  fd)cnbüd)er  unb  3fitfd)nftcn  enthalten  geognoftijepe 
richteten  eibgenöffifepen  Sepulrat«.  ©efonber«  tätig  Kuffäge  non  ihm.  Sgl.  ^ottinaer,  $>'ans  ßonrab 
war©,  für  bte  Hebung  be«  fepweijerifepen  Rrebit»  unb  ®.  (3üricp  1862);  »©ricfwecpfel  jWifcpen  3opann 
©erleprämefen«.  ©ntgegen  bem  ÖunbeSrat,  ber  auf  Kubolf  Steinmütler  unb  5>ano  Roitrab  ®.«  (präg. 
Staatsbau  ber  ffiifenbahncn  brang,  fegte  er  ba«  ©ri*  ponSierauer  in  ben  »Saterlänbifcpen Mitteilungen«, 
natbahnfpitem  üi  brr  SdjWeij  burtp  unb  grünbetc  bie  St.  ©allen  1889). 

Korboftbapn;  feiner  unermübliepen  Sirffamleit  ifl  2)  ülrnolb,  Weolog,  Sopn  bea  Porigen,  geh.  8. 
auch  ba«  3ufianbefommen  be«  ©ottparbuntemeh»  3uni  1807  iti3üricp,  geft.  bafelbft  12.'3ult  1872, 
men«  jujufepreiben,  an  beffen  Spigc  er  1871  al«  er»  ftubierte  feit  1825  in  ®enf  unb  ©erlitt,  warb  1834 
fter  Srreftor  trat,  ©egen  ben  botttinierenben  6in»  ©rioatbojent  an  ber  $jod)fcpuIe  ju3ürict)  utrb  begann 
fluß , ben  ®.  trojj  feine«  fepon  1855  erfolgten  Ku8»  1836  großenteil«  mit  Stüber  uttb  »ecr  feine  fepr  uiel» 
tritt-»  au«  beut  Kegierungerat  in  feinem  Sicimatöfanton  feitigen  llnterfucputigen  ber  Sdhweijer  iillpen,  bcrSe» 
auSübte,  rieptete  fidt  bie  bemofratifepe  ©etneguttg  in  tunbärgebirge,  ber@letfcperic.  Schrreg_e©eleiligung 
3üricp  1867—69.  2>ie  finanziellen  Scpwicngfeiten,  loibmete  er  ber  geologifcpen  Slarte  ber  vscpweij.  Mit 
in  bie  bas  ffiottparbuntemehmen  wegen  ber  ju  nie»  Martin«  (Montpellier)  uiib$efor  bereifte  er  KIgerien, 
briaen  Roftenberecpnung  geriet,  pereint  mit  einer  Sri»  entbeite  im  Kilo«  3ura»  unb  Rreibefdiicptcn  unb  er» 
fU  ber  Korboftbapn,  att  ber  ©.  notp  immer  al«  ifirä»  mittelte,  baß  bie  Sahara  jum  grofeen  Seil  erft  in  ber 
fibent  be«  ©erWaltungSrat«  beteiligt  war,  erregten  pojttertiärcn  3'it  Stifte  geworben,  naepbem  fie  bi« 
gegen  ihn  einen  Sturm  ber  iiffentlicpenMcittung,  por  bapin  Pom  Meer  bebeeft  gewefen,  eine  Satfacpe,  bie 
beut  er  fiep  1878  Pon  ber  Streit iott  ber  ©ottparbbapn  jur  Stühe  ber  Speorie  ©feper«  Poui  ©influfe  ber  Sa» 
prudjog.  Sennocp  wählte  ipn  3üricp  nad)  wie  Pot  paraminoc  auf  bie  ffiennittberung  ber  ©letfcper  per» 
tn  ben  Kationalrat.  1889  Würbe  ipm  in  3itricp  ein  beigejogen  Würbe.  Seit  1856  war  er  ©rofeffor  ber 
Sentmal  errieptet.  ©gl.  »Sa«  Klfreb  Gieper »$enl*  ©eologte  am  3firitper  ©olptecpnifum , zugleich  aber 
mal.  ©eriept  re.,  nebft  Sciträgen  ju  einer  Siograppie  wibmete  er  feine  Sätialeit  Der  Katurforfepenbett  ©e» 
bon  K.  G.«  (3üriep  1890).  fetlfcpaft  in  3öri(p,  Der  mineralogifcp » geologifcpen 

C^fipcrfattal,  f.  fiintp.  Sammlung  bafelbft  (fpäter  mit  Maper  unb  Miifcp) 

Cffepcreibaufcn,  Stabt  im  braunfepweig.  Sr  ei«  unb  nielen  gemeinnüpigen  ©eftrebungen.  ©r  per» 
^oljminben,  an  ber  Senne  unb  ber  ©ifcnbapn  ©or»  öffcntliepte  eine  Rade  be«  SantonS  Ölant«  (1849) 
wople-Gmmertpal,  167  m ü.  M.,  pat  eine  epang.  unb  mit  Stüber  bie  »Carte  gäologique  de  la  Snisse« 
Rircpe,  KmtSgericpt,  Kfppaltf abrtlcn , eine  Sacppap.  fowie  bie  geologifcpeübcrficptslarte  ber  Scpweij(Sm» 
penfabril,  ©ratmtweinbrenncrei,  Sanbftcinbrücpe  tertpur  1853, 2.  ülufl.  1867)  unb  feprieb:  »Sie  Baffer* 
unb  a»oo)  1774  ©inw.  3ü  ber  Käpe  am  3tp  eine  nerpältniffe  ber  Stabt  3äncp  unb  iprer  Umgebung« 
§öple,  genannt  ber  Kote  Stein.  (mit  ©ütfli,  3üricp  1871).  ©gl.  foecr,  Kmolb  ©., 

ßftpicr  Po»  ber  fiitttp,  l)3opann  Ronrab,  SebcnSbilb  eine«  Katurforfcper«  (3üricp  1873). 
efater  ber  oerbienftpollften  Scpweijer  ber  neuern  3eit,  (?f cpholp  (©  i I i n i),  eine  ber  'JJiarfpaHinfeltt  (f.  b.). 

geb.  24.  Kug.  1767  in  3ürid) , geft.  9.  Märj  1823,  ©ftpfe,  permantt,  Maler,  geb.  6.  Mai  1823  in 

wtbmete  fiep,  obwopl  für  beit  laufntännifcpen  Stanb  ©erlin,  aeft.  bafelbft  15.  San.  1900,  laut  1840  in  ba« 
beftimmt,  nach  einem  Kufentpalt  in  ©ari«  unb  2oit»  Ktelier  be«  ©rofeffor«  S.  feerbig  unb  befuepte  Pon 
bon  1787  m ©öttingen  Wiffenfcpaftticpen  Stubien,  1841—46  bie  Kfabemie.  ®i«  1848  arbeitete  er  im 


102 


(Sfdjfopf  — Gfdjrocikr. 

Ültdier  bcö  Marinemalers  SS.  ßraufe  unb  bilbete  ftcl)  (eben  ®tlaS« , entpaltenb  Wbbilbungcn  ltttb  Befeprei* 
1849  — BO  in  Beirut  bei  32c  ^oittcöin  weiter  in  ber  bunnncucdiemrtcnlbaf.  1829— 33,5  £)efte),perau3. 
Marinemaierei  au*.  1850  bereifte  er  Siibfranfreicp  (5f rf) f tt)o I *|= SBa i,  Buept  beä  SFJörbticben  tii-inieecct, 

unb  bit  Bprenäeit  unb  feprte  bann  naep  Berlin  ju*  an  bet  Hüfte  Bon  BlaSfa,  im  £>intergrunb  beS  Rope- 
rildt,  Bon  Ino  et  jnplrcicpeStubimreifennadibergufet  buefunbeS,  reid)  an  Mammutreften. 
tlmrum  unb  beit  balligen,  ttad)  3erfet),  berBrelaqne,  Eschseholtzla  Cham.,  ©attung  ber  Bapaoern* 
ber  3nfcl  ffiigpt,  3forb|epottIanb,  Sorwegen  unb  ben  teen,  ein-  unb  jweifäprige  fflewäepfc  mit  femjerteilten 
Üorb"  unb  Dftfectiiften  unternahm.  SUIen  biefen  ®e*  Blattern,  langgeflieltcn  gelben,  dtangefarbeneu  ober 
genben  ftnb  bie  Motioe  ju  feinen  Marinen,  Straub*  WeißenBlüten  unb  fcpotcufünmgm,  Btclfamigcnfiaö* 
unb  gtuß(embfd)afteu  entnommen,  bie  fttp  ebenfofepr  fein.  iJefjn  Sitten  Bon  Ralifoniten  bi3  9!ew  Mexico 
burd)  bie  gliidlidjc  33a f)l  bo»  wiebergeaebenen  Stirn*  unb  Utaß,  »iellcicpt  nur  Baridäten  Bon  E.  califnrnica 
mungSmomentJ  tuie  burd)  bie ju  poepjter  Birtuofität  Cham.,  eltua  80  cm  l)od),  mit  fepr  äftigem  Stengel, 
auSgebitbete  totoriftifepe  Irepnif  cuSjridfnm.  Er  meergrünen  Blättern  unb  großen,  gtänienb  gelben,  int 
wußte  bie  rufjige  See  mit  gleieper  Metflerfcpaft  wie  fflntnbe  feurig  pomeranjenfarbigen  «litten,  blitzt 
bie  erregte  ju  jepilbent.  Seme  fiauptwerfe  fmb : bie  pbd)ft  banfbar,  iit  auSbauemb,  erfriert  jmar  bei  und, 
3nfel  SeuWevf  an  ber  Elbcmüitbung,  SBcftfiifte  Bon  fät  fid)  aber  Bon  fclbft  auS  unb  Berbreitri  fid)  baber  fefjr 
iiclgolanb,  bie  Blaue  ©rotte  Bon  ffiapri , Stellung!!*  leidet.  Sie  enttjätt  mehrere Slltaloibe,  baruntev  Brot* 
Pool  einem  ftranbenben  Seponer ju  $ilfe  [ommenb,  topin,  unb  ein  ölpfoftb.  3niprer£ieiimitwirbftea(8 
an  ber  Münbung  ber  Sieoenmo,  Batpolm  unb  Bäte*  fditafmacpcnbcS  unb  fepmerjftitlenbeS  Mittel  benußt. 
ftranb  im  Sognefjorb,  grefpwaterPai  auf  ber  3nie!  E.  crocea  Benlh.  iit  ber  Borigen  ?trt  ictjr  äpntid), 
BJigpt,  Borgebirge  Wrfoita  auf  Siitgen,  ber  Cftntolo  btüfit  aber  reifer.  E.  tenuifolia  Benth.  pat  feinere 
Bon  Sininemünbe,  fieueptturm  auf  ber  ß'Uppe  bei  Belaubung  unb  Heinere  Blilten.  Sitte  werben  ati 
Monbfdjein  (1879,BerIincr92ationalgaterie),SBonnS’  3*frt,f'lmä<'n  (ultiBiert. 

fceab  an  ber  ftüfte  Bon  SübwateS,  Stettin  Born  Sun*  ©fetiftrutp,  9t  a t a 1 1)  Bon,  Sdjriftftetlerin , f. 
jig  au-}  gejepen,  ber  Bolbppem  (Motis  ton  Gapri),  RnobelSborff-Brenfenpoff. 
jtiinniftpe  See  in  ber  grefpwaterbai,  ber  Bogetfetfen  C?fd)toege,  JfreiSftabt  im  preufj.  Scgbej.  Raffet, 
£>jelmfoe  am  Sorbfap  (1888),  MittemaeptSfonne  an  an  ber  Sierra  unb  ber  StaatSbapnttnicSreßfa-üeme* 
ben  Kojoten,  fteiuiger  Stranb  auf  ber  3njri  Bilnt,  fetbe,  pat  2 etattg.  ßirepen,  barunter  bie  gotifepe  Sa* 
Monbfcpciiinad)t  bet  Srcptow  a.  b.  Sega  unb  9torb<  ttjarinenlirdje,  eine  fatp.  ffnpctte,  Spnagoge,  altes 
feebab  3uift  Bon  SBatt.  Sr  bat  japtreiepe  Scpütcr  Scptoß,  Brogpmnafium , Sealfepule,  VlmtSgeriept, 
berangebilbet,  unter  beneit  E.  Hörner,  Sou  jette,  M.  SeiepSbanfncbenftetle , Spejiatfommiffion , japtreidie 
Erbmnnn,  g.  Sturm,  6.  Satßmann  unb  fein  eben*  öerbereien,  SBotlgarn-  unb  ^aarfpinnerei,  gtanctl-, 
falls  als  Marine*  unb  2anbfd>aftSmater  tätiger  Sopn  Baumiuott*  unb  S? eimoeberei , gabritation  Bon  'Uta* 
Stieparb  6.(gcb.  1859)  ju  nennen  finb , teplercr  nabm  fdjinen,  Bilrften,  Seife,  3>9arreit  unb  Sabaf,  Seim- 
1889  an  ber  Blanrton*Eppebition  teil  unb  befipt  bie  fieberei,  bebeutenbe  Sd)Iäd)terei  unb  fönnbet  mit 
Heine  golbencMebaitte  ber  Berliner  SunftauSftellung.  Sepinfen,  33iirften  unb  anbem  SanbeSprobutten, 
©fdjfopf,  Berg  tm  ^larbtgebirge  in  ber  baljr.  Cbft- unb  fEabafbau  unb  aww  11,113  meift  eoang. 
Bfalt , 610  m pod),  »pfäljifdjer  ©otttjarb«  genannt  ftimoopner.  35er  fdjijne  Stitotailurm  Bon  1455  ge- 
t'  frt) tauet) , f.  2auep.  Porte  ju  einer  fepon  im  16.  3aprp.  Berfnttenen  ilirdje. 

©fetiriept,  Daniel  griebrtep,  9taturforidicr,  — (im  Mittelalter  Esten elocg,  Efepimuandp) 
geb.  18.  ffiärj  1798  in  Ropenpagen,  geft.  22.  gebr.  aepBrle  feit  bem  10.  3aprp.  ben  Herren  Bon  Bilftein, 
1863,  praflijierte  1822—25  auf  Bornpolm  als  SIrjt,  tarn  fpäter  an  Jpflringen  unb  1263  an  Reffen.  3U 
ftubierte  bann  ©ppfiotogie  unb  oergleirpenbe  ®na»  Enbe  beä  12.  3aprp.  tnar  eS  jur  Stabt  erpoben. 
tomie  unb  Würbe  1829  Settor,  1836  'jirofeffor  an  ber  Canbgraf  Baltpafar  Bon  Spüringen  erwarb  cS  1388 
Uniocrfität  in  ßopenpagen.  Er  lieferte  anatomifepe  natp  langenn  Krieg  unb  befafi  eS  bis  1405  in®emein* 
Unterfucpuiigen  über  bie  Salpen  (1841),  bie  JBale  fepaft  mit  ßunnainj;  bod)  fein  Sopn  griebriep  trat 
(1843  — 62)  ic.  unb  feprieb : »Handboog  i Physio-  eS  1431  an  £effcn  ab.  §ier  ftiftete  SiilpelmS  IV.  Bon 
logi«  (Sopenp.  1823  — 36,  2 Bbe.;  2.  ütufl.  1851);  £iefien*Saffel  Sopn  griebriep,  ber  6.  als  'Spanage  er* 
»Unterfudmngen  üPerbienorbifepcnSBatticre*  (Seipj.  pielt,  1627  bie  £ieficn*EfepWegifd)e2inie,  bie 
1849);  >SaS  pppfifipe  i’cben,  in  populären  Bortrei*  jeboep  1655  mit  bem  Stifter  wieber  auSflarb.  Berner* 
gen*  (Sopenp.  1852,  2.  Buft.  1856);  •UitBerftanb  tenSwert  ijt  bieSeptaept  bet  E.,  in  ber  Cito  Bon  9torb. 
unb  fcpleepte  Erjiepung.  SBortefungen  über  Rafpar  peim  2.  ©ept.  1070  bie  Spiiringer  unter  bem  ®ra* 
Raufer  • (Bert.  1857).  fen  SRuotgcr  befieate. 

©fepfepolt),  3opann  griebridp,  3!aturforfeper  ©feptociter,  Stabt  hn  preufe. Kegbe.j.  uiibfianb» 
unb  Sieifcnber,  geb.  12.  9too.  1793  in  Sorpat,  geft.  fret391aepen,  anber3nbe,mitbierBapnpijfcnRnoien- 
bafclbft  19.  Mai  1834,  ftubierte  in  Sorpat  Mebijin,  punftberStaatSbapnlmienRöIn-^erbeStliatmibM.* 
maepte  als  ScpiffSarjt  bie  Bon  ßofeebue  1816  — 18  ©labbaep-Stolberg  fowie  bou  jwei  eletirifepcn  Stein* 
unb  1823—26  unternommenen  EntbeeiungSreifen  bapnen,  pat  eine  ebangelifdje  unb  4 fatp.  ßirdjen, 
mit,  Jaunnclte  Wäprenb  bcrfelben  eine  grofee  Menge  Stjnagoge,  ©putnafium  mit  Steatprogpmnafium, 
Bon  9iaturfBrpom  unb  wiffenfepafttiipenBeobaeptuit-  lanbwirtfepaftliepe  ffiinterfepute . SaifenpaitS,  SreiS- 
gen,  befonbers  über  utebere  CrgntiiSmen  bcS  McercS,  pflcgepauS,  PtmtSgericpt , DberfBrfterei , SJeicpSbanf* 
unb  würbe  1819  in  Sorpat  Brofeffor  ber  Anatomie  nebenfteKe,  SteinfoptenPerqPau,  ^oepBfen,  Banjer* 
unb  Sirettor  beS  joologifepen  RabinettS.  Seine  platten-,  SRBpren«,  Bieep*.  Srapt*  unb  Bubbdwalj* 
2ammluttgett  Bermaepte  er  ber  Unioerfttät  Sorpat.  werfe,  gabritation  Bon  'Jiäbera,  Saiupffeffeln,  Ma 
Sie  ErgePniffe  ber  Seifen  fmb  in  ben  ßohebucid)m  iepintn  unb  Eifenfonftruttionen,  3infpütle,  3int*  unb 
SetfeWerfen  pubtijiert.  Er  fiprieb  noip : »3been  jur  Bleiwaljwerfe , gabritation  Bon  3'nfornainenien, 
Vlneinanberreipung  ber  rüefgrätigen  Siere*  (Sorpat  feuerfeften  Steinen,  3uderWüreit,  Srcibriciuen,  Matj. 
1819);  »Entomograppien« (Bert.  1824);  »Spftcm ber  CitBr,  Effig,  Spiritus  :c.,  ©erberei,  Bierbrauerei, 
tlfaleppen«  (baf.1829);  auep  gab  er  einen  *3oo(ogi*  Sampfjiegdeien,  große  Miiplwerfe  unb  (isoei)  21,903 


GSdaoage  - 

meift  fattj,  Gtnroobttcr.  Sgl.  So  dl.  ffl«fd)id)tf  ber 
Stabt  G.  (3.  Vlufl. , granfj.  a.  3».  1830,  3 »De.). 

(«ÖdaDagc  (franj.,  pc.  mtw),  Sflaueret ; bi«  auf 
bie  Stuft  ntcöcrfjäiiQcttbe  Bette,  al«  S5amenfd)mud. 

('  Octatio , cl,  (pan.  SJlaler,  f.  pareja. 

(S«cobar  t)  SDicitboja,  Vlntonio,  gelehrter  3«* 
fuit,  gcb.  1589,  geft.  4.  Juli  1669  in  »allabolib,  bat 
fub  al«  SRoraliit  utib  Bafuift  einen  Samen  gemacht. 
Sein  $auptmerf  ift  ber  Don  Pascal  (f.  b.)  Derjpottete 
■ Liber  theologiae  muralis«  (2t)on  1644  u.ö.).  Pa«* 
cal  führte  audi  bie  Sejeicbnung  escobarder  (e«fo- 
barbieren)  für  »fd)lau  au«legen,  borgaufeln,  (td) 
feiner  2ügen  bebienen«  in  bie  SJiteratur  jin. 

ß«toigutj  <tpr_  «ne,  3uan,  fpan.  -Staatsmann, 
geh.  1762  in  SaDarra,  geft.  19.  Sou.  1820,  warb 
Hanontfu«  ju  Saragoffa  unb  2ebret  be«  nadjmali* 
gen  Bönig«  gerbinanb  VII.  3nfolge  feiner  Cppo- 
lition  gegen  ffiobog  nadj  lolebo  bertoiefen,  blieb  er 
bod)  in  ©erbinbung  mit  gerbinanb  unb  Deranlafite 
benfelben  jur  Gmpbrung  gegen  feinen  SBater.  311« 
ber  prittj  1808  al«  gerbinanb  VII.  ben  Sbron  be* 
Weg,  tnurbe  G.  Staat«raL  311«  foltber  riet  er  ju  ber 
Seife  natb  Saponne,  bie  ben  Bönig  in  bie  ipänbe  Sn« 
poleon«  bratbte,  unb  begleitete  gerbinanb  aud)  nach 
Salen(at),  warb  aber  baut  Darauf  nach  Sourgc«  Der- 
wicfeit.  jm  Segember  1813  leitete  er  bie  Serbattb* 
lungen  jmifchen  Sapolemt  unb  gerbinanb  VH. , in 
beten  golge  legterer  nab  SRnbrib  jurütffebren  Durfte. 
2>ter  aber  fiel  er  balb  in  Ungnabe.  Gr  entbehrte  jeber 
politifdfcn  Ginficbt.  Seine  *Icleasencillaetc.*  (1808), 
eine  Darlegung  ber  ©rünbe,  bie  gerbinanb  VII.  be- 
trogen, fttb  nach  Satjonnc  ju  begeben,  lourbe  in  meh- 
rere Sprachen  überfept  (franj.  Don  g.  Sruanb,  Par. 
1816).  Such  al«  ®td)ter(»®ie  Eroberung  ÜJlejifoS«, 
1801)  unb  Überfeper  (Don  ?)oung8  »Sadjtgebanten«, 
SÄilton«  »Serlontem  Parabiec*  u.  a.)  bat  er  fid)  Der* 
fud)t.  Seine  »SRemoiren«  erfbienen  in  Pari«  1823. 

Escompte  (franj.),  f.  Gsfompte. 

©«corial  (»Sbladenbaufen,  §albe«,  nab  ben 
Heften  ehemaliger  Sergmerfe  fo  benannt),  Drtfdjaft  in 
bet  fpan.  Promnj  SDiabrib , 62  km  norbweftlid)  Don 
SRabrib,  an  ber  Spanifben  Sorbbabn,  am  Sübabbang 
bc«  ©uabarramagebirge«,  in  unfruchtbarer  ©egenb, 
befiehl  au«  bem  altem  $orf  G.  be  Vlbajo  mit  neoo) 
1411  Ginnt,  unb  ber  neuem,  höher  gelegenen  unb  gut 
gebauten  Sejirläbauptftabt  San  2orenjo  bei  G. 
ober  ®.  be  teltriba  mit  atat»  4470  Gtnro.  Sieben 
lepterer  liegt  (1130  m hob)  ba«  berühmte  Vlugu* 
ftmertlofter  San  üorenjo,  gcmöbnlid)  el  6.  ge* 
nannt , bie  Slcfropoli«  ber  fpamfben  Bönige,  ein  fo* 
loffaler  Sau,  ber  Palaft,  Slofter  unb  Sfotengruft  in 
iib  bereinigt  Bönig  Philipp  n.  lieg  benfelben  in* 
folge  eine«  m ber  Sd)ladjt  Don  St.-Guentin  (10. Slug. 
1557,  am  läge  be«  beü.  üaurcntiu«)  gemabten  ffie- 
lübbe«  burb  bie  Saumeifter  3uan  be  Solebo  unb 
3uan  be  §errera  1669 — 84  mit  einem  ßoflcnauf- 
manb  Don  16,5  Sllcll.  pefeta«  erbauen.  3m  £>inbltd 
auf  bie  2egenbe  be«  SSärtt)rer8  erhielt  ba«  Säumer! 
bie  ©eftalt  eine«  Softe«.  3)a«  ungeheure  ©ebäube 
hat  eine  2ängt  Don  206  m,  eine  Sreite  Don  161  m, 
16  2>öfe,  7 ftuppeln  unb  1111  genfier,  ift  gang  au« 
bunfelgrauem  ©ranit  bergeftetlt  unb  macht  einen  ein* 
förmigen,  fallen  Einbruch  Ser  beruorragenbfte  leil 
be«  Säumer!«  ift  bie  Strebe,  eine  PacbbilDung  ber 
P<ter«fir<be  in  Som,  mit  impofantcr,  95  m hob  ge* 
mölbter  Büppel,  greäfen  sott  ©iorbano  unb  anbem 
Bunfttoerfen.  Unterhalb  ber  ßirdje  befinbet  fib  ba« 
Pantheon,  bie  ©rabftätte  ber  fpanifben  Bönige, 
tporin  Hb  26  ffirabmäler  Don  Bönigen  unb  Bönigin- 


- Gbcrüpiilo.  103 

nen,  beginnenb  mit  Barl  V.,  beftnben.  daneben  liegt 
ba«  Pantheon  ber  3«fanten  unb  ber  (utberlo«  Der* 
ftorbenen  Königinnen.  §ier  mbt  aub  ®cm  3uan 
be  Sluftria,  ber  Sieger  Don  2epanto.  Sentcrfen«mcrt 
ift  nod)  bie  3um  Biofler  fübrenbe  große  Ircppe  mit 
greöfen  Don  ©iorbano,  ferner  bie  pradjtDoIlc,  reib- 
haltige  Sibliotbcf,  bie  130,000  Sänbe  unb  über 
4000  meift  arabifbe  SRanuffripte  enthält.  Einen 
Ralalog  berfelben  lieferte  Gaftri  in  feiner  »Biblio- 
thecaarabico-hispanica«  (SJiabr.  1760— 70, 2Sbe.). 
3(n  ber  Sübfeite  bebnt  fid)  ber  groftc  Sari  au«  mit 
einem  mobemen  2uftfblofi,  Gaia  bei  Srittcipe.  G. 
bat  eine  gorftingcnieurfbule  (in  einem  ehemaligen 
jionne nüofter) , eine  Slfabemie  für  3onfolbaten , ein 
3nftituto  unb  ein  Golcgio  für  höhere  Stubien.  1808 
mar  ba«  G.  ber  Sbauplap  ber  Serfbmörung  be« 
Srinjen  bon  Stfturicn  (nabmaligen  Bönig«  gerbi- 
nanb  VII.)  gegen  feinen  Sater  Bari  IV.  Sgl.  So- 
tonbo,  liistoria  del  monasterio  de  San  Lorenzo 
(SJabr.  1856-  61). 

(vocofnra,  Satricio  be  la,  fpan.  Sbriftfteller 
unb  Staatsmann,  gcb.  6.  Sod.  1807  in  SKabrib,  geft. 
bafelbft  22.  3an.  1878,  Sbüler  be«  berühmten  2tfia, 
jiubicrte  fflatljematif  ju  SJabrib  unb  Sari«  (umhin 
er,  roetl  SRitglieb  eilte«  ©ebettubunbe«,  batte  flüchten 
müffen)  unb  erhielt  in  ber  golge  hob«  SRilitär*  unb 
Sermaltungäpoflcn,  j.  S.  al«  ©efattblcr,  1855  in 
2iffabon,  i872  -74  in  Serlin.  G.  mibmete  fid)  ju» 
erft  bem  bifiorifhen  Soman  unb  fdfricb : »El  comle 
deCandeapina*  (Siabr.  1832)  unb  »NiBcyniEoguc* 
(baf.  1836).  Siemoirenartig  gehalten  ift  »El  Pa- 
triarca  del  volle«  ('JSabr.  1846),  über  bie  fpanifeben 
SeDolutioncn  au«  ben  1840er  jabvett,  an  benen  er 
felbft  teilgenommen  batte.  Son  feinen  btftorifdjen 
3)ramen  linb  bie  heften:  »La  corte  del  Buen-Re- 
tiro«  (1837  u.  1844,  2 Sie.),  »Barbara  Blomberg« 
unb  befonber«  »Las  mocedadea  de  Hernan  Cortes« 
(1846).  Stefen  gelben  feierte  er  nod)  in  einem  Gpo«: 
»Hernan  Cortes  cn  Cholola«  (1842).  Gtn  mehr  ro- 
monlifthe«  cr)al)lenbe«,  feineneit  fcl)r  gefeierte«  ©c= 
bi^t  ift  »El  bulto  vestido  de  negro  capnz«.  Gr 
ftbrteb  aueb  ben  lept  ju  bem  ipracbtmevf  »La  Espaiia 
artistica  y moamnental«,  rebigierte  1837  bie  3e*t* 
fd)rift  -El  Eco  de  la  Razon  y de  la  Jnsticia«  unb 
bte  »Revista  enciclopbdica«  (1840),  neröffentlicbte 
eine  »Historia  constitucioual  de  Inglaterra«  (1859) 
fomie  eine  ®eufid)nft  über  bte  Philippinen  (3.  X’lccfl. 
1883),  bte  er  1863  — 64  al«  löniglidjer  Bommifjar 
bereift  batte,  unb  überfepte  Blopftod«  »'JRejfia««. 

6«cot,  gläiijcnber  Xanten fletberftoff  au«  Bamm- 
gnmfctte  nttb  SHobairfebuß. 

(S«couabc  cfpr.  «Sftcib't,  in  ber  fran.p  VI ritt ee  foDiel 
mießorporalfdjaftobcr.2ialb3ug;au(bbicSebienung«* 
mannftbaft  eine«  ©efcbüjje«. 

<E«coufTe(fpr..fiib'),  Stctor,  franj. Xbeaterbiditer, 
eb.  1813  in  Pari«,  geft.  bafelbft  24  gebr.  1832,  trat, 
83ab*e  alt,ntitbemSd)aufpiel»FarruckleMaure« 
(1831)  auf,  ba«  [ehr  günflig  aufgenommen  mürbe. 
Xagcgcn  fiel  feine  Xragöbie  »Pierre  HI«(1831)  burd). 
Gin  3a br  fpäter  bratbte  er  fein  in  ©emeinfdjaft  mit 
Vlugufie  2ebra«  oerfafete«  Stbaufpiel  »Raymond« 
auf  bie  Sühne.  VUS  biefe«  Dompublifum  jiuüdgeroie- 
feu  mürbe,  töteten  fttb  beibe  Siebter  fed)«  Sage  Darauf 
burtb  floblenbampf.  S&anger  mibmete  GScouffe«  Vlu* 
benten  einige  ftböne  Stanjcit:  »Le  Suicide«. 

<S«crtDellcn,  f.  Elfenbein,  S.  705. 

Gdcroguerie  (franj.,  ipt.  cjtrocrrt’),  ©auntrei. 

(Sdtnlpnlo,  portug.  Silber*  unb  Vlpolbcferge» 
rnitbt,  = 24  ©räo«,  3 in  ber  Citaba,  = l,t»5  g. 


104 


Gätuara 

6<Jcuot«  (Gujara),  f.  BaSlifcpe  Sprache  unb 
fiiteratur.  _ 

(SScubcro  (fpan.),  ScE)itbfnappr,  ein  ?lMtger  nie- 
bem  '.Hanges  in  Spanien. 

Vifen biilo  be  oro  (|pr.  -tugo,  Goronilta,  $u- 
rillo,  SBeintena),  ältere  fpan.  ©olbnuinge  }u  V« 
GScubo,  biä  1848  nach  bem  ÜJunjgefcp  ton  1772  ge- 
prägt, *>/m  fein,  = 4,as  äRf.,  aber  meiftenS  fchlccbtcr; 
in  Sii’ejifo  (^Jefo  be  oro)  gefeßlid)  1,«915  g febraer 
unb  ’/« fein,  = 4,1295  3)17,  fo  and)  für  bielipilippinen. 

(S3cüboi  frühere  ©olb-,  Silber-  unb  SiecpnungS- 
miinje  in  Spanien  unb  Portugal,  fiepterer  Staat 
prägte  ibn  bis  1835  }u  V»  Stobra  (f.  b.),  eine  Dutaoa 
bei  “Ai  C'lolbgebalt  ttiegenb,  = 9,m  SRf.  Sollwert, 
au<b  ju  V«  unb  V«  (Snijabo  belpo).  8i3  1870  bie 
fpanifibe  SNünjeinljeii  ju  103?ealeS,  naepffiefep  bon 
1884  in  ©olb  16‘A  faftilifcfje  ©ranoS  ’/io  fein,  in 
Silber  260  ©ranoS  */io  fein  bebeutenb.  öeprägt 
Würbe  1730—72  ber  6.  be  oro  als  halbe  $iftole 
906  Saufcnbftel  fein  = 8,52s  ÜUif.,  bann  biü  1786 
gefehlidj  ju  3,3«  g ©etuiibt  “fu  fein.  Weiter  bis  1848 
(auep  in  IRerifo  bis  1863)  als  '/>  Cnja , ’/t  fein  = 
8,259  Hilf.  3113  Silbenuüitje  war  ber  IS.  real  feit 
1707  = ’/t  SMo  buro,  16V»  Stiid  auS  bem  rauben 
unb  18  auS  bem  feinen  SRarco,  feit  1828  ju  17  Stüd 
aus  bem  rauben  Dfarco,  ,,,/u4  fein,  = 12, 3105  g fein, 
nad)  bem  fflefcp  vom  29.  3Jlai  1772  ju  4 SRealeS  be 
plata,  uln  fein=2,i99  3)lf.  ber  Salerwabruna , nad) 
©efep  bon  1848  }u  10  SiealeS  (aud)  für  bie  $bilip> 
pinen),  13,1455  g,  ’/io  fein,  feit  19.  Vlug.  1853  nur 
12,»8  g febmer,  = 2,1028  3Kf.  3Beprere  amcrifanifd)e 
Staaten  führen  ben  6.  in  ©olb  nur  gefeplid). 

Vdrmiitln,  Hauptflabt  bcS  gleichnamigen  Scpar* 
lenieuts  (31,038  Ginw.)  in  ber  mittelamerifan.  Sfe- 
publit  ©uatentala,  an  ber  Gifenbapn  bon  ©uatcmala 
nad)  San  3of<  am  Stillen  Cjean , mit  ^urterropr-, 
Jlatao-  unb  Jtaffeebau  unb  (188O)  6109  GinW. 

Esrulenta  dal.),  efebare  Singt 

VSbragon  (Sragunbeifug),  f.  Artemisia. 

©sbragoniil,  fttberifcbeS  01  auS  blühenbem  GS* 
bragon  (0,i — 0,4  IfSroj.  auS  frifdjem  Shraut),  ift  farb- 
los bis  gclbgrün,  rieebt  eigentümlicbanisartig,  fdimedt 
träftig  aromatifdj , fpej.  öeB.  0,»oo — 0,945,  breht  bie 
Gbcne  beS  polariiierten  flicplftraplä  nach  rechts  unb 
befiehl  im  wefentlicben  auS  bem  bem  ttnelpol  ifome- 
ren  Hictptjlchabicol.  GS  Wirb  m ber  Ronferben-  unb 
Rräutcrefltgfabrifation  benupt. 

VdbtclonlGbene  3eSrcel,  jept  dRerbfd)  3bn 
Wmir),  ebener  Hanbftiicb  in  Baläftina,  ber  fiep  (120 
bis  150  m ü.  3Ji.)  in  Sübgaliläa  bom  Steinen  Ser- 
mon juni  Ramtel  unb  }uni  2Rccr  ausbebnt  nnb  tut 
Wllertunt  bidtt  befcebelt  War.  ^ier  befiegte  ©ibcon  bie 
SRibianiter.  3n  jüitgfter  ^Jeit  haben  bie  öergbörfcr 
baS  fruchtbare,  rcid)bcwäfferte  ©efitbe,  baS  bis  baljin 
nur  bon  Bebuinen  beweibet  würbe,  teilmeife  in  Ein- 
bau genommen. 

fföbub,  Ort  in  Baläftma,  f.  ?ISbob. 

<8fel  (Asinus  Gray),  ©ruppe  ber  Gattung  Ißferb 
(Eqnus),  bon  ben  eigentlichen  tfiferben  burd)  feen  nur 
au  ber  Spibe  mit  laugen  paaren  befepten  Scpwanj, 
bie  nur  an  ben  Vorbei  fügen  oorhanbeiteii  Raftanien, 
bie  hirje,  aufrechte  URäpne  unb  bie  langem  Obren 
unterfd)icben.  Serval befeI(3)fdjiggetai,Riang, 
Äulait,  Equaa  [A.1  hemionas  Gray)  ift  2 m lang, 
mit  40  cm  langem  schwanj,  1,3 — 1,5  m poch,  }ier- 
lid)  gebaut,  mit  nicht  fepr  langen,  aufrechten  Obren, 
etwas  fchtoerem  Ropf  unb  (leinen  $Sufeit.  SaS  im 
Sinter  jottige^aar  ift  ifabeüfarben,  an  ber  Sdjnauje, 
ber  innem  Seite  ber  Hinterbeine  unb  ber  hintern  Seite 


— Gfel 

ber  Sforberbeine  Weifslid);  bon  ber  (urjen  unb  Weid)< 
haarigen,  bunfeln  SJinpne  jiept  fid)  ein  braunfehwar- 
jer  Streifen  über  ben  SHüdfen  unb  ben  bis  jur  ilfitte 
fahlen  Schwan}.  Gr  lebt  truppweife  in  ganj  SRittel» 
aftien,  beuorjugt  bie  Umgebmig  ber  Seen  unb  glüffe, 
fchweift  im  ffiinter  in  gropen  gerben  weit  umher  unb 
fucht  futterreiche  fflegeuben,  um  iin  tyrübjabt  auf  bie 
Sontmerftänbe  }urüd}u(ebren.  Gr  Weibet  auf  ben 
Hochgebirgen  9!orbtibctS  unb  auf  ben  SBiefen  ant  Ru- 
tunor.  3ebem  trupp  bon  8 — 20  unb  mehr  tieren 
ftept  ein  Hengft  bor,  ber  um  feine  Herrfcbaft  mit  an* 
bem  Hengften  mutig  fämpft.  3)er  Halbefel  Wirb  beS 
gleifcheS  unb  nelleS  halber  gejagt,  unb  fein  Schwan} 
gilt  als  htilfräjtig.  Seine  Zähmung  ift  ben  IRongo 
len  nicht  gelungen;  aber  in  unfern  tiergärten  bat 
man  ben  Sfdjiggctai  mit  bem  Gfel,  Ouagga,  3«bra 
unb  ^Pferb  ge(reit}t,  unb  in  tibet  benupt  man  ipn 
jur  ,>]ucbt  bon  SUiaultieren , bie  fruchtbar  fein  fallen, 
ter  wilbe  G.  (Onager,  ©orfur,  E.  [A.f  Onager 
Brist.)  ift  etwas  deiner  als  ber  bonge,  höher  unb 
feiner  gebaut  als  ber  .jaljme  G.,  grau  jtlberglänjenb, 
an  ber  Seite  beS  HalfeS,  Sumpfes  unb  ber  Hüften 
ifabeüfarben , mit  Weißen  Streifen  auf  bem  Siiiden 
unb  an  ber  Hinterfeite  ber  Reuten  unb  braunen  Stie- 
me«. Gr  finbet  fiep  bon  Speien  über  Arabien  unb 
8erfien  bis  Qnbien.  3n  feiner  SebenSweife  erinnert 
er  an  ben  borigen.  Son  feiner  großen  erchncüigfeit 
fpriept  fdjon  Senophon,  ber  ipn  in  ber  Stäbe  beS  Gu 
ppratS  traf.  Stach  Strabon  unb  $liniitS  lebte  er  auch 
in  Rleinafien.  ftirnifen,  iperfer,  Ülraber  jagen  ihn 
feines  JJleifcheS  halber,  unb  bie  SRBmcr  fchäpten  bie 
&üüen  (lalisiones)  als  Sederbiffen.  3)aS  ffell  ber- 
arbeitet  man  auf  Ghagrin  unb  aitbreS  Heber.  Sie  Wer- 
fer fangen  bie  wilben  G.  lebettbig  in  SBolfSgruben 
unb  bertaufen  jte  in  bie  Stutereien,  wo  man  fie  }ähmt 
unb  bie  prächtigen  G.  }ieht,  bie  man  in  Ißerften,  iBra- 
bien  unb  SÜghpten  reitet  unb  teuer  bcjahlt.  $ie 
Stammform  unfetS  GfelS  lebt  in  jwei  Unterarten  in 
tlfrifa.  ®er  Steppenefel  (E.  | A.]  africanus,  A. 
taeniopus  lleugl.,  f.  Sfafel  »Ginhufer«,  &ig.  2)  ift 
groß,  fchlanf,  hübfd)  gebaut,  bod)  mehr  als  bie  bori* 
gen  bom  HobituS  beS  ge}ähmten  GfelS,  afdjgrau  ober 
ifabeüfarben,  an  ber  Unicrfeite  heller,  mit  beutlichem 
Schulterfrei!}  unb  einigen  mehr  ober  weniger  bemerf« 
baren  Ouerftreifen  an  bertiupenfeite  beSHmterfufjeS. 
2>ie  SWähne  ift  iiemlich  fchwach  unb  für},  bie  üuafte 
ant  Schwan}  aber  ftarf  unb  lang.  ®aS  lier  finbet 
fiep  wahrfcheinlich  inaüenSteppenlänbemöftlich  bom 
Stil,  häufig  um  bie  Wtbara  unb  in  ben  8arfa-Gbenen, 
bis  an  bie  Rüften  beS  Sioteu  SieereS.  3eber  Hc"flft 
führt  eine  Herbe  bon  10—15  Stuten;  er  ift  auSneh- 
menb  fepeu  unb  borfuhtig;  in  ber  3ugenb  eingef äu- 
gen, foü  er  fuh  Ieid)t  }abmen  taffen.  Ser  Somal* 
ejel  (E.  [A]  somalicos)  beS  SoiitallanbeS  ift  größer 
als  ber  borige  unb  hat  eine  längere,  Ijängenbe  SRiihne. 
Griftgraumitunbeutlichem3iüdenftreifen,ohneSchul< 
terfreii},  aber  mit  jahlreidjeii  beutlidjeit  fdiwarjen 
Ouerbinben  an  ben  Beinen.  $er  }a bitte  G.  (A  do- 
mesticuB  Z.)  flammt  bon  einem  ber  genannten  SSilb- 
efel;  bon  alterS  per  pat  man  ben  Steppenefel  unb  beit 
Onager  gelähmt  unb  }ur  Cerebelung  ber  Gfeliucpt 
benupt.  3>ic8  gejehiept  noch  ifpt  in  iferfien  unb  rlra- 
bien,  wäprenb  her  G bei  uns  burch  Semacpläfngung 
fepr  herabgcfontmcn  ift.  Gr  ift  in  Werften  unb  Sfgpp 
ten  ein  fcponeS,  lebcitbigeS,  fleipigeS,  auSbaueritbeS 
Gefcböpf  1111b  Wirb  als  Haustier  fepr  bielfeitig  aus- 
genupt.  SJJan  pält  eine  große  Jlaffe,  Wopl  auS  ber 
itreu}ung  mit  bem  Onager  perborgegangen,  alSSReit- 
tier,  bie  teurer  bejaplt  wirb  als  baS  'ffferb,  unb  eine 


105 


©fei  — ©ffjcr. 


tleinerc  )um  fiafttragen.  ‘Wurf)  int  3ubnn  ift  ber  6. 
noch  Landtier,  unb  ttt  Sfibanttrifa  fommt  er  oerttil- 
ber t vor  wie  ehemals  oud)  auf  Sarbinien  unb  einigen 
grietbifthen  3nfeln.  Sr  liebt  Xrodenfteit  unb  ertragt 
geudmgtcit  urib  ÄäUe  weniger  gut  alb  bab  t;ftrb. 
Sein  Schritt  ift  feljr  ficbcr,  er  wirb  alb  £aft*  unb  3» 9’ 
•tier,  aud)  wobt*  alb  Wetttier  gebraust  Ser  S.  beoor* 
jugt  trodne  unb  falgtge  Kräuter,  Hafer  unb  Klee,  ift 
aber  febr  genügfam  unb  oerfthmäbt  felbft  Sifteln  nidjt. 
Sr  tauft  nur  gang  reineb  SBaffer  Seine  Sinne  finb 
hodt  entwidelt,  befonberb  b ab  ßfcbbr,  er  ift  lifiig,  gut- 
mütig. oft  aber  audj  tüdifdj  unb  itbrrig.  (Segen  Brtt* 
gel  ift  er  wenig  empfmblid).  Sine  Anbänglid)teit  an 
feinen  ©Örter  wie  bab  Sferb  geigt  er  niemalb.  Sie 
Stimme  ift  ein  langgebeljnteb  ® — a,  bab  oorgflglid) 
burd)  gwet  eigne  fietne  Höhlungen  am  fiuftröljren- 
fopf  bewirft  wirb,  lirnnt  um  b er  nidjt  leitet,  er  fatm 
Aber  50  3abre  alt  werben.  Sie  dtoftjeit  fällt  bet  unb 
m bie  lebten  grliblingb  - unb  erften  Sommermonate, 
unb  nad)  290  Sagen  Wirft  bie  Sfelin  ein  3ungeS, 
bab  nach  5—6  ©analen  entwöhnt  werben  lann.  Sab 
fttciid)  beb  Sfelb  wirb  in  fübltd)en  QSegenben  gegeffen. 
Sie  «aut  gibt  gäbeb  Seber,  bab  fAr  Stommeln  ge- 
fehlt pt  wirb;  aud)  Wirb  Pergament  baraub  oerfertigt. 
Über  bie  ©ild)  beb  Sfelb  f.  iltilcf).  Surd)  Rreuguiig 
beb  Sfelb  mit  SfSferben  entfielen  bab  ©aultier  uns 
ber  ©aulefel  (f.  b.).  Sgl.  3 ü r n , Ser  S.  unb  feine 
Baftarbe  (Stuttg.  1900);  Sd)lteben,  Ser  S.  unb 
ber  ©enjd)  (htlturgefd)id)tlteb,  ©iebbab.  1894). 

Sfel,  ©erggtpfel  beb  $ilatub  (f.  b.). 

©feldbohite,  i.  Vicia. 

©feldbrücfe,  literariftbeHilfSmitiel  für;  Criige  unb 
Unbegabte,  bie  bem  Schüler  ©übe  unb  Arbeit  erfpa- 
ren,  ftatt  ihn  tur  Arbeit  tu  ergeben.  Ser  Aubbrud 
ftamnU  angeblich  au«  fU'ljamte«  Buribattub’  »Com- 
peudium  logicac*  (f.  Bucibini) , ift  aber  bort  nid)t 
nathguwetfen.  — SJn  ben  frangöiijcben  Spulen  ift  6. 
(pont  &ar  änes)  fdiergbafte  Setcithmmg  fAr  ben 
fUjtbagoreifdtett  KcSrjatt  unb  anore  elementare  Be* 
ftanojtüde  allgemeiner  ©Übung. 

©felSbrüber,  f.  Srmitarierorben. 

©felfhiftel,  f.  Carduus  unb  Onopordon. 

©felofeft  (Festum  usiuorum),  mtttelalterlid)cb 
retigiöfcb  Bollbfeft,  bab  mit  ber  Aufführung  ber  ffig* 
ftenen  guiantmenbing  unb  eine  Spifobe  beb  Starren* 
fefte«  (f.  b.)  bilbete,  oon  bem  man  bib  jum  3abr  860 
gurAdreidjenbe  3}ad)rid)ten  beftftt.  Sb  war  bem  Sfel 
gemibmet,  auf  bem  ©aria  mit  bem  Sefubfinb  ttadt 
Ägypten  floh  unb  Gtjrtitub  bei  feinem  Singug  in  3e< 
rufalem  ritt,  unb  fano  gur  ©cibnadjtSgcit  ober  am 
©almfonntag  ftatt.  Sab  berütjmtefte  S.  fanb  jrifjc- 
lid)  am  14.  3at i.  in  BeauOaiS  ftatt,  Wobei  bab  fd»Bnfte 
©äbdjen  ber  Stabt  mit  einem  Kinb  im  Arm  alb  ©aria 
auf  einem  mit  einem  Sljorbemb  bebedten  unb  jum 
Knieen  abgeriditeten  Sfel  oon  oerfleibeten  ©rieftem 
unter  großer  Begleitung  in  bie  Sb  Stepbanbfiribe  ge* 
führt  Würbe.  Sort  pflegte  man  bab  Siet  gu  füttern 
unb  auf  babfelbe  einen  lateinifthen  Sobgefaita  anju* 
flimmeit.  beffen  einzelne  Strophen  mit  ben  ©orten: 
»He,  Sire  Ane,  Hb!*  (He,  Herr  Sfel,  $e!)  fdjloifen. 
Sen  Wefcmgen  folgte  all  Sdüuft  jehebmal  ein  ® — a 
ober  Uinham,  bab  Sange  enbigte  mit  einem  breima- 
ligen ® — a beb  fungierenbeniprieftcrb  unb  beb  ebenfo 
antwortenben  Bolfeb.  Sen  lateinifthen  legt  unb  bie 
SKufrf  beb  Sfclbtiebeb  hat  Sahorbe  nach  enter  Vaub- 
* hnft  ber  ©artfer  Stationalbibliothef  mitgeteilt,  ©an 
t beibeb  m Sbeltngb  Aubgahe  Don  glägelb  »We- 
lt beb  Srotebf  ■ Komi j<beu < (Seipg.  1886).  AQe 
iote  ber  ©äpfte,  Ktrtbenoerfammlungen  unb  Bi* 


fthöfe  im  12.  unb  13.  3®hrh-  fdjetterten  an  ber  fttt* 
lithen  Sfoheit  beb  ©olfeb  unb  ber  niebern  Weiftlidtfcit, 
fo  bafj  bie  Seiet  beb  Sfelbfefteb  erft  im  15.  unb  16. 
3ahrl)  oerfdiwanb,  in  Souai  fogar  bib  1668  beftanb. 

©felbfreffer,  alter,  burch  iwtteiä  gleithnamigen 
iRoman  nod)  befannter  geworbener  Spottname  ber 
Sdjlefier,  ben  ©attb.  ©erian  auf  eine  Siederei  tm 
Sinne  ber  Sieben  Schwaben  gurürfführte-  weutnd)  bie 
S^lefier  bet  Kroffen  einen  Sfel  für  einen  $)afen  ne* 
f^offen,  gu  3obten  gebraten  unb  m Breslau  Dergebrt 
hätten.  And)  bie  öottmger  Werben  S.  genannt 

Selbattrfe , f.  EcbtüUam. 

elb  ija  np  t (S  f e l b b o o f l),  Serbanbb  teil  gwif  <ben 
©aft  unb  Stenge;  f.  and)  Salelung. 

©felbbufc,  f.  Ägypten  (©räbiftoriftheb),  S.  195. 
©fclblattieb,  f.  Tussiiugo. 

~ tlb leben,  f.  Sfelbftrafe. 
eldobr,  'j'flonge,  f.  Arurn. 
elbpfab  (® felbböbe),  f.  Speffart. 
elbreitcrin,  f.  Sfelbftrafe. 
elbriitfcn,  Sogen  aub  ber  Spätgeit  beb  goti* 
ftben  Stilb;  f.  Sogen,  gig.  12  (S.  137). 

©felbftrafe,  alte  fdiiniprltebe  Strafe,  bei  ber  je* 
manb  Oerlebrt  auf  bem  Sfel  ft^ertb  unb  ben  SdjWang 
bebfelbett  ftatt  3autn  in  ber  $>anb  baltenb  burd;  bie 
Stabt  gebart  Würbe;  baber  bie  Siebenbart  »3emanb 
auf  ben  Sfel  fepett*.  Sie  S.  beftanb  na<h  Slutartb 
für  Sbcbrcdiennncn  fdjon  bei  ben  alten  Khmäem, 
unb  man  nannte  bie  fo  beftrafte  grau  »onobatis* 
(Sfetbrciterin).  fßapft  3ob<tnn  XIII.  lieft  um  966 
ben  $räf etten  ©eter  Pon  9)mn  nadt  auf  bem  Sfel  burd) 
bie  Stabt  führen.  3n  Sarmftabt  unb  anberbwa 
würbe  bie  S.  über  Sbefrauen  Oerbängt,  bie  ihren 
©amt  geprügelt  batten ; biefer  muftte  ben  Sfel  führen, 
©an  nannte  biefen  bib  jum  16.  3abrb-  nathweibba* 
ren  Sotlebraud)  bab  Sfelbleben,  ober  bengran* 
leniteiner  Sfel,  nach  einer  abligen  gamilie,  bie 
ben  Sfel  gegen  eine  jäbrlitbe  Abgabe  ber  Sarmfläbter 
gu  ftellen  batte.  3u  granlreid)  beftieg  ber  üia^bat 
ben  Sfel  unb  oerlünbete  bie  Sdjattbe  beb  geprügelten 
©anncb;  eitfultdi  inSnglanb.Wo  ber'Jiadtbar  manch* 
mal  eine  Iragftange  ftatt  beb  Sfelb  beftieg  unb  fo 
mit  ©uftl  burdj  bte  Stabt  gog,  wab  man  ta  ride 
akimmington  nannte. 

@fen,  ©ij  b’,  f.  fianguarb. 

©fenbttf,  f.  Jieeb  Pon  Sfenbed. 

©(enfl.  Stabt  im  preuft.  Siegbeg.  Auritb,  ffreib 
©ittmunb,  in  Oftfriebianb,  ebemalb  ^auptftabt  beb 
frutbtbaren  ^arlingertanbeb,  an  einem  für  Deine 
Schiffe  fahrbaren  Kanal  unb  ber  Staatäbabnlinie 
Smben-©ittmunb, bat  eine  eoang.  Stu  die,  Sbnagage, 
Amtbgendjt,  Armen*  unb  Arbeitbanftalt,  ©olterei, 
fjanbcl  mit  Sanbebprabuften,  Überfahrt  nach  ber  3«. 
fel&mgeoog  unb  (isoo)2138metft  eoang.  Sinwobner. 
— 6.  war  feit  bem  15.3«bfh-®'S  eigner  Häuptlinge, 
bie  auf  einer  Burg  im  S.  ber  Stabt  wohnten;  1686 
fam  eb  an  bie  Wrafen  oon  Oftfriebianb. 

©ferfn,  fooiel  wie  Slnjioittgmin. 

©fber  (fpt.6i»€t), Stabt  nt  ber  engl,  öraff^aft Sur. 
rep,  25  lun  füblicb  Oon  Sonbon,  mit  S.©lace,  einem 
aub  bem  alten  Sebloft  ber  Bifd)öfe  oon  ©inebefter 
umgebauten  Schlaft  (mit  $arf),  jat  eine  goliftbe  Kirche 
(mit  Senfntal  Seopolbb  I.  Oon  Belgien  unb  ©üfte  beb 
Hergogb  Oon  Albantj)  unb  mit  ben  einoerleibten  Or- 
ten (the  Dittous)  1901:  9489  SinW.  Sabei  San- 
bown  Barl,  wo  beliebte  fßferberennen  abgebalten 
Werben,  unb  bab  Sdjloft  ßlaremont.  Dun  Sorb 
CliDe  1816  erbaut,  1848—50  SReftbenj  SJubWig  ®b<* 
lippb  unb  jefjt  ber  oerwitweten  Hergogin  oon  Albanp. 


10G 


ISfmo  — Gäfimo. 


©fino,  gluß  in  ÜRittefitalien,  entspringt  luefflid)  | ©Starpc  (franj.),  inner«  ©rabenböfcßung  bei 
BonäKateltca  hn  römifcßenSpcnnin  unb  münbct  nad)  , gcfiungSwerfen,  Seßanjen  ie.,  wirb  j«ßt  in  Erbe  auf« 
einem  Saufe  Bon  74  km  Wefllicß  Bon  Rncona  in  baS  geführt,  Weil  baS  früher  üblich«  ffiaucrroe'rf  jegt  burch 
Sbriatifcße  ÜJieer.  3n  feinem  Xal  führt  bi«  Spcnni«  Steilfeuer  and  weiter  Entfernung  jerftört  werben 
nenbapn  Bon  Rncona  nach  goligno.  [mm.  Xaniit  [am  and)  bie  hinter  beriSKauer  befinb« 

Gfinofatf , Abteilung  ber  obern  alpinen  XriaS*  lieft«  Saraüelfafematte  (ESfarpengalerie)  in 
formation  (f.b.),  befonberä  gut  bei  Eftno  am  Eomer*  gortfaß. 

fee  entlBidclt.  ©Sfbalemuit  (fpr.  estbtbaijnr),  Drt,  f.  ESI  1). 

©fito  (ital.),  SuSgang,  SuSfußr;  Sbfaß.  ttfito«  ©Sfi  (türl.),  in  jufammengefeßten  Ortsnamen  oft 
Waren,  SuSfuhrWarcn ; Efitojoll,  SuSfußrjoD.  Borfomntettb , bebeutet  »alt«  (©egrnfaß:  3tni,  neu). 

©Sf , Rante  mehrerer  Qflüffe  tn  Sdjottlanb.  Sie  ©Sfibfdje,  Stabt,  f.  Santhi. 
bebcutenbcnt  finb : 1 ) in Sumfriedfbire,  entfpringt  ©Sti  Xfrhmuaja,  Stabt  im  bulgar.  Sfreife  3d)u- 
am  ©ttrid  5f!en,  fliegt  in  feinem  ohem  Sauf  burch  baS  men,  an  ber  StaatSbatmlinie  Sofia  - Sdjumeu , mit 
wilbromantifiße  lat  Bon  SSIbalemuir  unb  mün<  «8S3)  8942  faft  jur  fjälfte  türt.  Einwohnern.  Stuf 
bet  nach  82  km  langem  Sauf  in  ber  englifcben  ©raf.  bem  ummauerten  Riorftplap  (»Sanair«)  finbet  im 
fcßaftEumberlanb  in  benSolwatjbufen.  — 2)Rorb«  Spril  eine  große  SRcffe  für  Ojtbutgarien  ftatt,  bie 
unb  SübeSf  in  gorfarfßtre,  eittfpringcn  beibe  auf  aud)  Bon  Sionftantinopel,  Bruffa  unb  Xrapejunt  auS 
bem  ©rampiangebirge  unb  münben  in  bie  Rorbfce,  befucht  Wirb. 

ber  erftere  nad)  45  km  langem  Sauf  nörbtid),  ber  anbre  (Soft  tftiffar  oatted  Schloß«),  DfletncS  Sorf  im 

nach  77  km  füblicß  Bon  Uftontrofe.  (leinafiatifchcn  SSilajet  Stibin,  am  Baba  Sagt),  in« 

©sfabre  (franj.),  foBict  wie  ©eicßWaber  (f.  b.).  mitten  auSgebcßnter  Ruinen  ber  alten  pftrftgtfcfton 
©Ofabron  (franj.  escadron , Sdjwabron,  ruff.  Stabt  Laodikeia.  — 2)  Stabt  in  bemfetben  ©ita« 
Sotnie),  biefteinfte  taltifcßc  ®mljeit  ber  Raoaflerie.  jet,  am  ©olf  Bon  ÜRenbctia,  baS  alte  Stratonikei» 
3n  Seutfchlanb  beträgt  iftre  RriegSflärfc  150  Bferbe  (in  Äarien) , woBon  nod»  einige  Ruinen  übrig  ftnb. 
unb  5 Dfftjiere.  3«  ber  Segel  hüben  4— 5®3tabronS  ©Sfilftuna,  Stabt  im  fd)wcb.  San  Söberman« 

(in  Rußlaub  unb  Öfterrcid)  6)  ein  Regiment;  feit  Er»  tanb,  jwifdjcn  bem  ftietmar*  unb  Rlälarfee,  an  ber 
ridjtung  ber  3äger  ju  Sferbe  finb  bie  Regimenter  ber  ESfilftunaä  unb  ber  Eifcnbaßn  Söbertclge-SKätar* 
SiBirtoitdfaBaflerie  um  eine  6.  Berringcrt.  ©ingeteilt  haben,  hat  eine  Xed)nifd)e  Schule,  eine  meehanifche 
Wirb  bie®.taftifchin4  jWeiglieberige3üge,  jeher 3«g  ©erfftatt  mit  Sifengießerei,  bebcutenbe  SReffer«  unb 
in  fuft  tnieber  in  ilbtnärfcße  ju  3 Sferben  gront  Eifenwarenfabrifalion,  eine  (önigliche  ©ewehriabrif, 
für  bieSHarfdjformation.  gür  bie  innere Sermaltuug  2 Sanlen,  ©etreibeßanbel  unb  ci8«<)  13,672  Eimu. 
wirb  fte  geteilt  in  Beritte,  bie  bete  Rortmralicßaften  ©Sfiiftunaä  (fpr. auch  fttjnbeBabSä),  ®b» 
ber  gußtruppen  entfpredjen.  Sin  ber  Spike  ber  IS,  fluß  beS  ftjelntarieeS  junt  SJiälarfee  in  Schweben, 
fleht  ein  ESIabronScßef  (Sittmeifter).  3m  ftan«  32  km  lang,  ift  bis  Xorshäßa  aufwärts  Bon  Ratur, 
röiifdjen  ffeer  finb  2 ESlabronS  ;u  einer  SiBifion  ju«  Bon  ba  bis  ESfilftuna  feit  1860  burch  Runft  feftiffbar. 
fammenaefaßt,  on  ihrer  Spike  fteftt  her  chef  d'esca-  ©Sfftno,  Weituerbreiteter  SollSftamm  bes  arlti» 
dron  (Rlajor),  währenb  ber  gAßrer  ber  E.  capitaine  feften  Slmerita,  ber  faft  aKe  Rüften  beS  geftlanbeS  Bon 
coramandant  heißt.  S1I3  Borganger  ber  S.  ift  in  öl«  ber  Straße  Belle  3slc  am  SUlantifchen  Djean  bis 
terer  3«it  baS  ©efehwaber  (escadre),  ber  ©cBierthaufe  jur  SiSbai  beS  ©roßen  CgcanS  am  guße  beS  ®lia8* 
bei  gußBotf  unb  Reiterei,  anjufehen,  auS  bem  bte  bergeS  fowie  bie  Hüften  ber  benachbarten  3nfeln  unb 
bei  erfterm  baS  Bataillon,  hernorging.  ©rönlanbS  bewohnt.  3U  ihnen  gehören  auch  bie 

©bfabronSfolouiten  entfteheit  auS  bem  Regt«  Bleuten  (f.  b.)  unb  bie  ajtatifchen  Ruit  an  ber  Ruft« 
ment  inSinie  burtbSlbbredjen  jeher ©Sfabron  ragug«  ber  Xfchuttfchen-^ialbinfel  oom  Cftlap  bis  junt  Stna« 
(olonne.  Sie  finb  bie  ftauptbewegungSformation  beS  bt)r«©olf.  Sin  ber  ©efttüfie  ©rönlanbS  gehen  bie  ®- 
RaoallerieregimentS.  bis  78°  nörbl.  Br.  hinauf.  3hren  Samen  (eigen!« 

Ofdf  alabe  (franj.,  B.  lat.  scala,  »Seiler«),  bie  früher  lieh  Goli-mlohan,  »Robfleifcheffer«)  haben  fie  Bon 
übliche  ©rjteiqung  eines  geftungSWcrlS  mittels  Sei«  bem  Sllgonlinftamm  ber  Slbenati  erhalten.  Sie  felbft 
lern;  in  ©enf  ein  Rationalfeft,  baS  12.  3>ej.  gefeiert  nennen  fich  3nnuit  (»Rienfchen«).  3hre  ©efatnt- 
Wirb  jur  Erinnerung  an  bie  erfolgreiche  ©egenmehr,  jahl  bttrfte  trop  ber  gewaltigen  SluSbehnung  ihres 
Welche  bie  fflenfer  bet  einer  Born  fterjog  Hart  Erna«  ©ebietcS  40,000  nicht  übcrfd)t eiten,  Bon  benen  etwa 
nuel  I.  Bon  SaBotjcn  in  ber  Radjt  Born  11.  jum  12.  11,000  in  ©rönlanb,  1500  in  Sabrabor  unb  13,000 
3>ej.  1602  Berfudjtcn  ttbemunpelung  ber  Stabt  lei«  in  SilaSla  leben.  Entgegen  ber  frühem  Slnficht,  baß 
fteten.  Sgl,  gajp,  Histoire  de  Genöve  A 1’öpoque  bie  @.  afiatifeßen  UrfprungS  unb  über  bie  Bering« 
de  l'Escnlade  (®enf  1902);  Slubeoub,  Bibliogra-  ftraße  einaewanbert  feien,  fließen  jeßt  bie  mciften  gor« 
pbie  de  l'Escalade  (baf.  1892).  (eher  bie  Ürfißc  in  Stmerila,  fei  es  an  ber  ftubfonbai 

@Sfalabieren  (franj.),  mittels  Sturmleitern  er«  (Book),  fei  es  im  (üblichen  SilaSfa  (Rinf). 
fieiaen.  S)ie  ®.  (f.  Xafel  »Slmerifanifche  Söller  I«,  gig.  3 u. 

('  ofalabicrtuaub  u.  (?S(alabiergerüft,  fünft«  4)  ftnb  meift  unter  Slittclgröße,  babei  aber  ftarf  unb 
ließe,  fogen.  fdtwierige  $>inbemiffe  beim  uiilitärifcßen  gemanbt.  3ßc  Sdjäbel  ift  lang  unb  ßoeß,  baS  ©efnßt 
angewanbten  Xuraen,  jene  3 — 3,5  m ßoße  Bretter«  breit  unb  platt,  bie  Sadentnocßen  ßerBorfteßenb,  bie 
wanb,  biefeS  3,7s— 4 m ßoheS  Swltgerilft  mit  einer  Bugen  bun(el  unb  gefcßlikt,  baä  ftaar  feßwarj  unb 
feftgefcßloffeucn  unb  einer  offenen  Seite.  ftraff,  ber  Bartwuchs  mentg  entwidelt,  bie  §aut  gelb« 

(SSlaQonioibccn,  Unterfamilie  ber  Sapifraga«  braun,  ftänbe  unb  giiße  auffallenb  flein.  3n>  ad« 
jeen.  gemeinen  finb  bie  Weftlicßen  ®.  ein  feßönerer  Sicmfcßen« 

('■'Ofamotage  (franj.,  |pr.  .sw«),  Xafcßem'pielerei,  jdjlag  als  bie  öftlicßen.  $ie  wießtigfte  Befdjäftigung 
Xieberci;  ®Sfamoteur,  Xafcßenfpieler;  esfamo«  ber  ®,  ift  ber  gang  Bon  Seeßunben,  Renntieren  unb 
tieren,  bureß  tafdjenfpielerei,  bann  allgemein  heim«  ffialfifcßcn,  bie  ißiien  alles  liefern,  beffen  fie  an  Raß» 
ließ,  unBermertt  etwa®  Berfcßwiuben  laßen.  rung,  Sleibung  unb  öerätfcßaften  bebürfen.  3m 

©Sfarlol,  foBiel  Wie  ®nbioie,  f.  Cichorium.  | Sommer,  wenn  bie  Renntiere  ßerben Weife  wanbem. 


CSäfinto  — 

fängt  ber  E.  feinen  ©ebarf  mit  -'pilfc  tum  Schlingen, 
gallgruben,  Speeren  unb  Pfeilen.  Sie  gelte  ber 
tungen  Stere  tiefem  tbm  »arme  Kleiber,  Welche  bie 
grauen  gefcbidt  ju  gerben  unb  ju  nähen  Borfiebcit. 
Xal  in  bet  Sonne  gcbbrrte  ober  in  einer  Eiägncbe 
aufbcmabrte  gleifd)  bient  jur  Sintemal) rung.  3m 
iperbft  bieten  ®änfe  unb  anbre  '-Säget  reichliche  ©ap- 
rung;  oeriebiebene  Krauter,  Kurjeln,  Beeren,  ber 
gnpalt  beb  ©enntiermageitä  bilben  bie  3ufoft  ©aep- 
bem  baä  tfienntier  nad)  «üben  gejogen,  fammetn  ftd) 
bie  Eäfimofatniiien  an  beftimmten 'Sinken  (umgange 
ber  Kalhfcpe,  Kalroffe  unb  ©obben,  ber  ihnen,  Wenn 
er  ergiebig  ift,  einen  forgentofen  Sinter  fdjafft.  3U- 
gleich  erhalten  jie  babureb  Brennmaterial  für  ihre 
rrbenen  Sampen.  Streifen  ber  (Singeweibe  »erben 
tauber  aneinanber  genäht  unb  tiefem  bie  Segel  ju 
ben  llmiatä  (Seiber booten),  bie  16  — 20  ©iettfepen 
nebft  3e!ten  unb  Stauägerälen  faffen.  ?luä  bem  glei- 
cben  'Material  gefertigte,  wafferbiepte  Hentbeit  jiepen 
bie  Männer  über.  Wenn  fte  in  ihren  Kajafl  (Deinen 
überbectien  gettbooten  Bon  4 m Sänge  unb  0,e  m 
Breite,  bie  mittete)  eines)  Soppelrubcrä  fortbewegt 
»erben,  f.  Safe!  »Sdjiffäfapijeuge  ber  ©aturuölter  I«, 
gig.  7)  fiptn.  3m  Bau  unb  in  ber  Hanbbabung  bie* 
ier  Boote  (eigen  bie  E.  ehre  aujjerorbentlid)e  ffletdtirf- 
lidjfeit  Ste  Sippen  unb  anbre  Knochen  beä  Kal- 
fifebeä  Werben,  wenn  eä  an  Xreibbolj  mangelt,  ju 
«cplittengefteDcn  Berarbeitet  uttb  bienen  auch  als  Bal- 
ten in  ben  auäXorf  gebauten  Käufern.  Septere  ftehen 
halb  im  Soben  unb  finb  gan  j mit  Erbe  unb  ©iooä 
beberft;  baä  Sicht  fällt  burd)  ein  Soch  im  Sad),  baä 
mit  ben  burdmdhtigen  Stürmen  Bon  ©eetferen  über- 
spannt ift;  ber  Eingang  ift  unter  ber  Erbe,  fang  unb 
niebrig.  3»  biefen  öäuicm  (3gluä)  ober  auch  in 
gefdjitfi  gebauten  Schneehütten , bie  burd)  Sranlam- 
neu  erleuchtet  unb  enoännt  »erben , Ber6ringen  bie 
E.  bie  monatelange  Kintemacht,  bie  fte  burd)  auf- 
fübrung  Bon  Xänren  unb  ©efängen  unb  burep  Ber« 
tchiebene  Spiele  ftd)  Berfürjen.  Xocp  (aum  beginnen 
bie  Stage  länger  ju  »erben,  fo  jieljen  fie  mit  ihren 
gamilien  anS  Meer  jur  3agb  auf  Scehunbe,  bie  har- 
puniert »erben , wenn  fte  bie  Suftl&cper  im  8ife  be- 
hüben. Seehunbäflcifch  ift  ihnen  bie  tiebfte  Speife; 
baä  Seehunbäfcll  liefert  bie  6efte  Sebeefung  für  ihre 
gahrjeiige  unb  Sommerjette,  auch  fertigen  bie  Sei- 
ber wafferbitpte,  bequeme  Stiefel  unb  leichte  Som- 
merjaden barauä.  Saä  einjige  Haustier  ber  E.  ift 
ber  4>unb,  eine  wilbe,  »olfäähnlidje  ülrt , bie  jutn 
3iehm  unb  jur  3agb  gebraust  wirb  unb  hauptfäcp* 
lith  Bon  gifepabfäDen  lebt. 

3bie  6-  fdjlieficn  ihre  Epen  fefjr  früh  unb  leben 
meift  in  Monogamie,  mieWopl  ©olpgantie  erlaubt  ift. 
auch  ©olpanbrie  hat  »an  bei  ihnen  beobachtet.  Sie 
haben  ein  ruhiges  unb  hoch  behereä  Semperament 
unb  finb  leicht  jufriebengefteüt.  3P«  geifdge  Bega- 
bung jrigt  ftch  fchott  bann,  bah  fie  bie  aufjerorbent- 
liehen  Scpwicrigfeiten  ihrer  Sage  ju  übcrwtnben 
ttufjtm.  3n  ber  anfertiqung  ihrer  (Seräte  (»gl.  -3n- 
bianifche  Kultur«,  Xafeill,  gig.  11—14,  u.  STafel III, 
gig.  20— 23;  Safcl  »(Berate  ber  'Jiaturoötfer  I u.  II« 
u.  Xafel  »Kunft  ber  ©a  turn  oller  II«)  betätigen  fie 
einen  Eünflleriftpen  Sinn;  ihre  ©ilberfcprift  {ft  ber- 
imigcn  ber  inbianifeben  3ögerBölter  Weit  überlegen, 
ibre'mufifatijchc  ©egabiing  nicht  gering.  Wucp  haben 
itd)  bie  grBttlänbifchen  ®.  alä  gelehrige  Schiller  ber 
bänifchen  ©Jiffionare  bewiefen.  Sen  altem  unb  neuem 
Seefahrern  haben  fie  auf  bem  Schauplaj)  ber  norb» 
Weltlichen  SunhfahrtwefcnllicheSimfte  geleiftet.  Sie 
6.  ftnb  im  allgemeinen  »ahrheitäliebmb,  ehrlich  unb 


Gäfifcf)ef)r.  107 

mutig.  EinSieblinglBergnflgcn  ifibaäXabafraucpen, 
baä  ne  in  ®efeHfchaft  auäüben  (f.  Xafel  »©auch- 
gerate  I«,  gig.  21  u.  22).  Sie  leben  in  balliger  ©leid)- 
heit  ohne  ©egteruug  unb  eigentliche  Häuptlinge.  Sie 
tennm  ein  podjfteäKefen,  Xoranriuf  ober  (nach  Hall) 
Vlnguta  genantti,  unb  jahlreiche  niebere  ©eifter.  Sine 
grofje  ©oüe  fpielen  3auberer  uttb  ©eifterbefcpwörer 
fangefof).  Sie  glauben  an  eine  gortbaucr  nach  bent 
Xobe,  Weshalb  fie  bie  Seichen  ber  Bcrflorbenen  gut 
fleiben  unb  neben  fie  alle  bie  ©erälfdjnften  legen, 
beren  fid)  biefelben  im  Seben  bebienten.  $ie  Bfilichcn 
S.  begraben  ihre  Xoten,  bie  Wcftiichen  legen  fie  auf 
eine  pöljeme  ©latlfomi  unb  errichten  barüher  eine 
Spülte.  Stad)  bem  Xobe  (ointnen  bie  Seelen  entweber 
in  bie  Cberwelt  ober  in  bie  Unterwelt.  Sind)  einigen 
ift  baä  h'nunlifche  ©arabicä  baä  beffere,  unb  hierher 
gelangen  bann  bie  Seelen  ber  drmorbeten  ober  ©er- 
unglüctten,  nad)  anbem  geniest  baä  unterirbifdje 
©arabieä  ben  Borjug.  Xic  ®.  befifcen  einen  reifen 
Saaenf^aj),  ber  mit  großer  Xreue  Bon  ©cneration 
ju  ©cneration  übertragen  wirb.  ?Iuf  ber  SBefifüfte 
Bon  ©rönlanb  unb  in  Sabrabor  ift  burd)  bie  Be- 
mühungen herrohutifeher  SDJiffionare  (feit  1772)  baä 
(Ibriftentum  eingeführt.  Xie  Sprache  ber  ®.  he- 
hanbeiten  Rleinfcpmibt  (»©rammatit«,  Berl.  1861), 
gr.  ©(aller  (im  »®ranbri&  ber  Sprachwiffenfcpaft«, 
Bb.  2,  SBien  1879)  unb  ©ourquin  (©nabau  1891); 
ein  »Vocabnlaire  franqais-esquimau«  gab  ©etitot 
(©ar.  1876)  perauä.  S.  ©meritanifche  Sprachen  unb 
bie  »Spradjenfarte«.  ©gt.  Sh-  g H ad,  Life  with 
theKsquimam  (Sonb.  1864, 2©be.;  8.©uäg.  1871); 
©int,  Eäkimoiske  Eventyr  og  Sagen  (Kopettb. 
1866 — 71 ; engl.,  Sonb.  1875) ; Serfelbe,  The  E.  tri- 
bes,  their  distribution  and  characteristica  (Kopenp. 
1887,  Supplement  1891);  Sloriltol,  Mytliologio 
et  lügendes  des  Esqnintaui  (©ar.  1874);  Sali, 
Tribes  of  the  extreme  Northwest  (fflafhingt.  1887) ; 
©oaä,  Central  E.  (baf.  1888);  Holm,  Les  Grün- 
landais (Sfopenh-  1889);  3ianfen,  ßätimolebcn 
(Ehriftiania  1891;  beutfeh,  ©erl.  1903);  Sielfon,  ‘ 
The  E.  abont  Bering  Strait  (Burean  of  American 
Ethnology,  1901);  ©oaä,  The  E.  of  Baffin  Land 
and  Hudson  Bay  (-Bull.  Americ.  Mus.  Nat.  Hist«, 
Sie»  ©orf  1901). 

@äfimo,  »oüen*  ober  ftücffarbigerSBinterpaletot- 
ftoff  mit  30  — 40  gäben  auf  1 cm.  Sie  Kare  Wirb 
fräftig  gewallt,  geraupt  unb  gefeporen. 

©inbung  f.  ©bbilbung. 

©dfimobai  (aucpSnBertotehai 
ober  H a m i 1 1 o n - 3 n I e t),  infclreicper 
gjorb  an  ber  ©orbofttüfle  Eabraborä, 
in  64°  23'  nürbl.  ©r. , 240  km  lanb- 
ein  greif  mb,  ein  HauPtr©  beä  ©ob* 
bett-,  Kabeljau»,  SRatrclm-  unb  Heringäfangeä.  '(in 
ttm,«0km  oberhalb  beräRiinbung,  baä  gifeperborf 
©igoiet  mit  1100  Einwohnern. 

©äfifepehr,  türt.  Stabt  im  Siwa  Kjutapia  beä 
SBilajctä  Ehobawettbiljär  in  Kleinarten,  tiorböftlccp 
Bott  Rpttapta,  am  ©urfal,  mit  19,000  meift  mopam- 
tnebanifepen  EinWopnem  unb  berühmten  Karat- 
häbem.  Sie  naep  E.  benannten  SJiccrfcpaumgruben 
liegen  15  — 30  km  gegen  O. , am  Objat-Sagp;  bie 
jurüdgepenbe  ©uäfupr  beträgt  jährlich  für  s/« — 1 
©HD.  ©tt.  E.  ift  Wichtiger  Knotenpunft  beä  anatoli- 
[epen  EifenbaljnnejMä,  ber  Sinien  nach  Konjtantino- 
pel,  ©ngora  unb  Konto.  3 km  nörblid)  bie  ©uinen 
bei  rönufepen  Dorylacum.  — H'ef  4. 3“>i  1097  Sieg 
ber  Kreit  (faprer  unter  ©ottfrieb  Bon  ©ouiüon  über 
bie  Xürteu. 


108 


Gäfi  Stambul  — GSmarcf). 

©4tfi Stambul, Heiner  foafenort  im  afiatifd^-törf.  mel  Gaäld«),  bi«  bcn  3)ctabententt)puö  im  SiebeSDer- 
Sanbfdjaf  Bigba,  am  Stgäifdjcn  SRecr,  mit  b«n  3!  ui-  IjältniS  leid)t  ironiftetenb  tmb  jugleid)  wcbmutsoll 
nett  bet  Bon  BniigonuS  gegrünbeten  alten  Stabt  iit  elegantem  Stil  barfteüen.  Bud)  in  (einen  größent 
Alexandria  Trema , bie  »on  bcn  lürfen  ju  Bau*  unb  fleinem  Strömen  finbet  iid)  eine  äKifdjung  Bon 
jtuccfcn  arg  geplünbert  worben  finb.  urfprünglidjem  Junior  unb  flarem,  ! üblem,  fatiri* 

6dfi  ;(agra , ©tabt,  f.  Stara  3ogora.  fdjem  Spott  über  bieSccre,  Slußcrlidjfeit  unb  oerbedte 

(Esfobarbicrcn,  f.  (EScobar  t)  Wfenboja.  Berberbtbeit  beS  öroßflabtlebenS.  SRit  großer  Bir* 

(Ssfol  i »Sraube*),  tat  in  Baläftina  bei  Sjcbron,  tuofität  greift  er  feine  Stjpen,  bie  Samen  ber  ®efcü- 
im  3tamm3uba,  befannt  burd)  bie  großen  Stauben,  fdtafi  unb  ber  Semimonbe,  (Emportömmlmge,  Bo- 
roeldie  bie  Bon  ffiofcd  auSgcfanbten  Kunbfd)aftec  ßter  b^mienä,  birelt  aus  bent  Kopeitbagener  Üebeti  beraub 
fanben  (4.  3Rof.  13,  24;  32,  9).  : unb  Bcrwcnbet  fte  in  tbeatralifd)  wirfungSBoüen  Sra* 

©St  ornpte  (frarn.  eecompte,  (pr.  .Mnj-.'.B.nuttellat.  men,  bie  in  ganj  SfanbinaBien  (Erfolg  gebabt  haben, 
exeomputsre) , ein  yntereffen*  ober  Supporioabjug  Sir  erwähnen:  >3m  Stifte*  (1886),  nie  Suftfpicle 
für  bar  gelaufte  SBaren,  ber  fRabatt  für  (Entridjtung  »3n  ber  'fironinj*  (1890),  >3)te  liebe  gamilie*  (1892) 
einer  erft  fpätcr  fälligen  Summe  (SDecbfel) ; an  man-  unb  »SRaabalcnc*  (1893),  feine  beiben  SSeifterwerfe ; 
eben  Orten,  fo  in  Dflerreidj,  8cjeid)ramg  für  SiSfont  »Sie  große  SRaSferabe*  (»Den  störe  Maskerade«, 
(baber68fomptebanl,(£Sfomptegcfct!fcbaft);  1895)  unb  »3) ab  alte  §eint*  (»Det  g&mle  Hjem«, 
an  ber  Barifcr  Börfc  aueb  bie  Knufsnntijipicrung,  1899),  »Sab  'Ibeater*  (1897),  »Ser  ©anberfalfe« 
Wenn  ber  3fi*ffiuftr  bei  ber  Klaufel  »plutdt  4 vo-  (1898),  »Sie  Sängerin*  (1901)  unb  bie  mit  ©Ben 
lontb«  Bor  Beifall  fünbigt,  ber.  freiwillig  auf  ben  Slang«  Berfaßte,  bB<bfl  bumoriftifdbe  Sjenenfolge 
urfprünglieben  Verfalltag  Berjid)tet.  »Blejanber  ber  ©roße«  (1900). 

GSfompticren,  foBiel  wie  bistontieren ; f .SiSfont  ©Stnard),  1)  Stcinrid)  Karl,  jd)leSwig.  Patriot, 

(?8f  opette,  uralter  3eitgejogencS©ctDci)r  ber  frau-  geb.  4.  Sept.  1792  in  Holtenau  bei  Kiel,  geft.  lfi.Bpril 
jöfiicben  Seilerei,  fpäter  ber  fpanifdjen  SJegelagerer.  1863  ingranffurt  a.D.,  tratl813in  ben StaatSbieuft 
©Sforial,  'sßalaft,  f.  (Escorial.  unb  Würbe  1830  9iat  im  fd)leäwtgfd)en  Cbergeridü. 

<S3fortalfd)af , f.  Sdiaf.  BIS  SRitglieb  ber  fdjleämtgfdjen  StanbeBerfammlung 

ffidforte  (franp),  f.  Bcbcdung.  nahm  er  an  ber  Cppofilion  gegen  bie  bänifeßen  Über« 

©Sforticren,  bedeitb  geleiten.  griffe  lebhaften  Bnteil.  Bei  ber  (Erßebung  Bon  1848 

©rtfisltnt  (lat),  eßbar.  beteiligt,  fudjte  er  als  UBitglieb  ber  grantfurter  91a. 

©Sla,  glufi  in  ben  fpan.  ®roBinjen  Scon  unb  tionalBerfammlung  bie  Aufnahme  Seblestoigb  in  ben 
3antora,  entfpringt  am  Bbljang  ber  BicoS  be  Diam-  Scutfcben  Bunb  ju  bewirten,  warb  1852  feines  21m« 
pobre  im  Kantabriidbcu  Wcbirge,  empfängt  linfS  ben  teS  ent  je  kt  unb  Bon  ber  Bmneftie  audgefibloffen,  fanb 
6ea,  rcdjtä  ben  Orbigo  unb  münbet  nacb  etnem  Saufe  aber  in  Preußen  als  Sat  beim  BppcUationSgerid)t 
Bon  250  km  unweit  ber  portugiefifd)«n  ®renje  rerbtS  ju  ©reifbwalb,  1857  in  granffurt  a.  O.  eine  Bn< 
in  ben  Suero.  ftellung.  Bußcr  gablreitben  glugfctjriften  imSntereffe 

©Slarn,  gierten  im  baßr.  SRegbej.  Dberpfalg,  ®e*  ber  fcbleSniig-boÜtemifdben  'ängelegenljeit  ftbrieb  er 
jirtsamt  Vobenjtrauß,  an  ber  böbmifdien  ©teure,  bat  über  fcblcSwiafcbes  ®artihilarred)t.  — Sein  Solpt 
eine  tatb-  Sbird)«,  gorftamt,  ©las(fd)lciferei,  SSeiß*  Rarl,  geb.3.3)e(.  1824  inSonberburg,  geft.22.Jlan. 
näberei,  2 33ampfjägemüblen,  flarte  Sdjmeinejudjt  1887  alS  ißrofejfor  ber  iRedjte  (feit  1857)  in  Vrag, 
unb  (1900)  2541  (Einw.  fißrieb  »Siimifdie  Sled)tSgefd)id)te*  (öbtting.  1856; 

(VblaBa,  $on  ffliguel  ö'lorion,  ber  bebcu*  3,9lufl.,  Staffel  1B88)  unb»®runbf8ße  beS^aubcften- 
tenbftc  neuere  fpan.  ftomponift  unb  SRuftttbeoretiter,  redits«  (S)ien  1859 — 60),  nud)  poetifdje  Rlrbeitcn. 
geb.  21.  Oft.  1807  in  iöurlaba  (JiaBarra),  geft.  23.  2)  griebridt  Bon,  Siebigincr,  geb.  9.  San.  1823 

3uli  1878  in  SSabrib,  Würbe  1828  ftapeflmeifter  an  in  Sbnning,  ftubierte  feit  1843  in  Siel  unb  ©öttin* 
ber  Äatbebrale  ju  Offuita,  1832  an  ber  3Jietropolitan*  gen,  Würbe  1846  Vlffiftent  Sangenbertd  atu  djirur 
firdbe  in  SeBiUa,  1844  enblid)  ^offapettmeifter  ber  giftben  ipoipital  ju  Siel,  habilitierte  ßtb  1849  bafelbft 
SföniginSiabella.  ®.bat  ,;ablrci(beSHrtbenmuftfftürte,  als  ißnBatbojent,  warb  1854  Sireftor  ber  (ßirur* 
brei  Opern,  eine  Berbrcitcte  (Elementanmirtflebre  qifdjen  jtlinif  unb  1857  orbentlidjer  f?rofcffor  unb 
(»Mctodo  de  solfeo*,  Süiabr.  1846),  eine  S’ontpo*  ioireftor  beS  ^ofpitalS.  3>n  Shricge  Don  1864  erwarb 
ßtionSleßre  (»Escuela  de  armonia  y composioion«,  er  ftd)  große  Serbienfte  um  bie  Sajaretle  auf  bem 
2. 2lufl.,  baf.  1861)  unb  einen  »Breve  tratadodear-  Shiegsfdbauplaß;  1866  Warb  er  nad)  Berlin  in  bie 
mouia«  oerbjfentlidit.  $ie  größten  Berbienfte  aber  gmmebiaUSajarettfoiumiifionbcrufcnunbübernabm 
erwarb  er  ftd)  burd)  bie  Sammelmerfc : »Museo  or-  bieObcrleitung  ber  ditrurgifdienlätigfeit  in  bcn  Ber* 
ganico  espaüol«  unb  »Lira  sacro-bispafia«  (SDiabr.  liner  Sajarelten.  1870  junt  ©eneralarjt  unb  fonful» 
1869,  10 Sie.),  fird|lid)e Serie  fpaniftber  SReiftfr  beS  tierenben  61)irurgen  ber  Brmee  ernannt,  wirfte  er 
16.— 19.  3abrb-  (im  8.  Seil  feine  eignen)  entbaltenb.  sunädjft  in  Kiel  unb  Ipamburg  bei  ber  Organiialion 
©Slöf,  gleden  im  fdjweb.  San  wialmöbuS,  wirb*  ber  freiwilligen  §ilfc  unb  fpatcr  in  Berlin  als  fon- 
tiger stnotenpunft  berSübbaßn,  niitosM)  1953ffiinw.  fultierenber  Gbirurg  bei  bem  großen  Baradcnlajarett 
lislobe,  3)orf  unb  Sufllurort  im  preuß.  iRegbej.  auf  bem  lempelbofer  gelb.  6.  bat  fid)  große  Ber* 
BmSbcrg,  StreiS  SReftbcbe,  im  Sauerlänbifdien  ®e-  bienfte  um  bie  ftriegSdiirurgie  unb  baS  Stajarcttwefen 
birge,  bot  3 tatb-  Kirdjcn,  !anbwirtfdiaftlid)e  SJinter»  erworben,  aueß  ein  Bcrfabren  erfunben,  um  ®lieb* 
ftbule,  SommerWetfc,  gleifdjmarenfabrif , SRolferei  maßen,  an  benen  eine  Operation  Borgenommen  werben 
unb  (1900)  2172  (Einw.  fott,  fünftli(b  blutleer  ;u  utatben,  fo  baß  bie  größten 

Esinalta  Clara,  f.  firnail  4 jour.  Operationen  an  benfelben  ohne  BIutBeriuft  auSge» 

©dmonn,  ©uftaB,  bän.  Sd)riftfteller,  geb.  17.  führt  Werben  tonnen  (Bgl.  BolfmannS  »Sammlung 
Bug.  1800  in  Kopenhagen,  ftubierte  feit  1877  bie  fünifdjer  Bortrage*,  Br.  58,  Seipj.  1873).  21ud|  war 
Bcebte,  wibmete  ftd)  aber  balb  auSftbließlid)  ber  er  für  bie  (Einführung  Bon  ©amanterfdntlen  in 
Sd)riftfteUcrei.  Cr  bebütierte  1885  mit  einem  jwei  ®eutftblanb  tätig.  Sr  ift  tn  jweiter  &)c  feit  1872 
Moocücn  entbaltenbcn  Banbe  »Wie  Sdjulb*  (»Gam-  raitBrinjejfm^enriette  Bon Sd}leSmig-§oli‘tein*Son 


Gömeralba 

Wrburg  * fluguftenburg  (geb.  1833),  SaterSfcbWejler 
ber  beutfdjen  Raiferin  ‘ilugufte  ©iftpria,  »crmäblt; 
1887 juurbe  rr  gfabcll.  E.  fdjrtcb : Ȇber  {Refettionen 
liacb  Sdjuftwunben«  (Siel  1851);  »©eitrüge  jurpraf« 
tischen  Sfjintrgie«  (baf.  1859  60);  -Über  djromfdje 
©elententjünbungen*  (2.  ©uft.,  baf.  1867);  »9>er* 
banbplaft  unb  fjretblajarett*  (©eri.  1888  , 2.  ®ufl. 
1871);  »Über  ben  Kampf  ber  iiumanität  gegen  bie 
Sebrcden  be*  Krieg« < (Riet  1869;  2.  'Hufi. , Siultg. 
1899);  >$cr  erfle  Serbanb  auf  bem  Sdüadjtfelb« 
(3.  läuft-,  Kiel  1899;  raeprfad)  überfeftt);  »über  ©or* 
Bereitung  »oniReferbelajarcttcn«  (Serl.  1870);  »Über 
«denfneurofen*  (Stiel  1872);  »®ie  Sranfljciten  be« 
©faftbarm««  ((Erlang.  1873;  2.  Stuf!.,  Stuttg.  1887); 
»Sie  erfle^tlfe  bei  ©erlebungen*  (fjannou.  1876); 
»2>ie  erfte  £»ilfe  bei  pf&Dltdfen  ungliUfäfäüen*  (Seipj. 
1882, 19. Stuft.  1903);  »(Eie elcfantiaftifdicn gönnen« 
(mit  Rulenrantpff,  Sjnmb.  1885,  mttZafeln);  »Sa* 
mariteebriefe*  (Stiel  1888).  Sein  ȣ>anbbud)  bet 
friegäebtruraifd)en  Zedpii!«  (fjaunoü.  1877,  and)  in 
engL  unb  franj.  Sprache)  erfdjten  fpiitcr  erweitert 
(mit  Romaljig)  u.b. SC-  »Gf)irurgifdjeZt(bnit*(Sb.  1 : 
©erbanblebre,  4,  %tuft. , Kiel  1892;  ©b.  2;  Opera* 
tionälebre,  6.  Stuft.  1901 ; Sb.  8 st  4:  Operationen 
an  Stopf,  S>aI8  unb  Kumpf,  3.  Stufl.  1899). 

3)  Erwin  Don.  feiwienifer,  Sot)ii  beb  Porigen, 

Sch.  12.  SRärj  1865  in  Stiel,  Würbe  1881  Strjt  unb 
lijiftent  an  bcr’üugenflimfbonSibweiggeimSietlin, 
1885 ’äfptent  bei  bembbgieriicbenttmbctftiütSiiijittut 
in  ©erlin  unb  ftuftod  beb  .vqgiencniufeumS.  1890 
habilitierte  er  ftd)  alb  ©ruwtSojent  für  $)t)qiene  an 
ber  llniberfitSt,  übernahm  bie  Steilung  ber  lipgieni* 
idien  UniPerfilaläanftalt,  Würbe  1891  ifSrofcffor  unb 
lirefior  be3  bpgienifeben  flaboratorium«  in  König«* 
berg  unb  1899  in  ©öttingen.  @.  erweiterte  bieZccfmi! 
ber  batteriologifrfjen  iinlorfudjung  burd)  feine  Sott* 
robremnetbobe,  gab  bie  SReifjobe  ber  ®e«infetlion  ber 
Sänbe  burd)  Wbreibeit  mit  ©roi  an  mtb  arbeiiete 
über  baS  Kreolin.  bie  SBirlung  be«  ftrömenben  über* 
bipten  ffiafferbampfed,  bie  SonncrbeSmfeftion,  bie 
©ätupung  ber  3Riijbranbfporcn  ilS  Zeftobjetle  bei 
©rüfungber  Sirfung  beSinftjierenberSRilteL  gerner 
maebte  er  llnterfutbungen  über  bie  ©iologie  »on  Spi- 
rillain  rnbrum,  über  bie®d)idjnle  pathogener  SRifro* 
Organismen  im  5£ierf brper , über  fflafferfütration 
buid)Steinniiersc.  Erfdjrieb:  »^bgieniiibcä  Jafeben* 
buib*  (3.  Stuft.,  ©erl.  1902);  >iptigienifd)e  SBinfe  für 
©jobnungfuchenbe*  (baf.  1897). 

©dtneralba  (fpon.),  »Smaragb« ; eine  Strt  Ron* 
tertanj  »on  lebhafter  Bewegung , Wie  Stoffelfe. 

©dmcralbaü,  ging  in  Ecuabor,  entwäffert  bie 
inneranbme  SRuIbe  bon  Ouito,  burdjbridjt  bie  SSeft* 
lorbiüere  unter  bem  Kamen  ffiualtabamba  unb  mün* 
bet  mit  heftiger  Strömung  unter  1“  0'  30"  niirbf. 
8r.  tn  ben  Stillen  Cjean. 

©duteralbaS,  ©robinj  »on  Ecuabor,  jwifd)en 
ben  Stnbeä  unb  bem  Stillen  Ojean,  an  ber  ©renje 
gegen  Kolumbien,  13,650  qkm  mit  14,600  Einw., 
roooon  gegen  2000  Seifte,  jumeifi  jiBilifierte  3n* 
bianer  unb  Sieger,  unb  gegen  2000  GabapaS,  bie  faft 
narft  in  ben  SSälbem  ümberfebweifen.  ®a«  im  all- 
gemeinen  ebene  Sfaitb  ift  meift  mit  bid)lem  llrwalb 
bebedt,  ben  bie  glüjfe  E.  unb  Santiago  alb  einjige 
©erfebrdftraBen  burcbjief)en.  (Das  Klima  ift  be>6  unb 
feutbl,  anberäüfte  ungefunb.  Rautfdful,  Saffaparitle, 
Äafao  unb  Zabat  Werben  ausgefüfjrt.  $ie  £>aupt* 
flabt  gleichen  Kamen«,  16  km  oberhalb  ber  SRün* 
bung  beb  gl  uffe«  (S.,  ift  für  Schiffe  von  6 m ’iief* 
gang  .jugeingüd)  unb  bat  3000  IS  im». 


— e^patbeä.  109 

®8neb  (Sbtia),  Sijirift  ber  oberägbpt.  ©rotoing 
(SRubirieb)  Äeueb,  niit  (iss?)  84,588  Smt».  (44,100 
männlid),  40,488  weibtid)).  ®cr  gl  cidjnamige  v a u p t * 
ort  am  lmfen  SKlufer,  80  m ii.  SR.,  $ampferftation, 
bat  eine  toptifibe  fiird)e,  tatbolifcbe  SRiffton  uub  eis97> 
15,826  SinW. , bie  blaue  ©auinwotlenftoffe,  S^atb, 
Sopferwartn  »erfertigen  unb  lebhaften  Karawanen* 
baitbd,  befonbert  mit  tSromcbareu,  (Summt,  Strauft* 
febern,  (Elfenbein  (auS  Senaar),  betreiben.  Sn  ber 
Siafte  ein  «cbloft  bei  Ebebise.  — Sie  Stabt  bieft  bei 
ben  alten  Slgbptem  Sne  ober  Enya,  fpäter  Latopolis, 
jept  »erfebüttet  unb  bureb  bie  heutige  Stabt  überbaut. 
(Erhalten  Jinb  noch  ein  ftböned,  »on  21  mit  berrlidifn 
Kapitellen  gefebmüdten  Säulen  getrageited  Jit)poftl)l 
nom  groften  Zempet  beä  Knepb.  bab  alle  Stmntcnd* 
flofter  unb  ein  Slai  aub  ber  rimtftftai  Raiferjeit. 
Esoridae,  .‘pectite,  f.  gifdje. 

®f»t«tife^  (gtieeb.),  »innerlich*,  im  ©egenfap  ju 
ej oterifd);  bann  fobiel  Wie  gebeint.  ®ieSlu4büde  e. 
unb  efoterifd)  gingeit  aub  ben  Sipfterien  ber  Siliert  in 
bie  ©hilo'opbi’ufdiulen  über.  Sie  man  bort  geheime 
Kehren  für  bie  (Eingeweihten  batte,  fo  follen  mehrere 
altc'Ehiioiophfn(©hlf)a3orab,©(aton,Sln]"totelcvn.a.) 
gewiffe  Cebren  nur  ihren  »erlrauiem  Sdiülern  mit* 
geteilt,  ben  übrigen  »orcntbalten  haben.  Sene  beoor» 
jugtem  Stbüler  bieften  batjev  6f  o t er  i f er,  biefe  Ej  o* 
teriter.  Sludh  auf  bie  Schriften  ber  ©hilofopben  über« 
trug  man  jenen  Unterfcbieb. 

©foterifdie  Okfellfrtjaff,  ein  anä  benbubbbifti* 
(eben  QfefeIXfdjafteii  1892  beruorgegangener  ©ebeim* 
bunb,  ber  fid)  befonberS  bie  Erforfcbung  beb  fogen. 
Stftralleibed  beS  SRenfcben,  b.  1).  ber  (SeifterWelt,  jutn 
Esox,  ber  §e^l.  [3tcl  gejtecft  bat. 

Esp.,  bei  Ziemamen  Stbfürjung  für  6.  S-  Gbf- 
Eäperjf.  b.). 

_ (ffpäba  (fpan.),  ®egen ; and)  ber  mit  legen  ober 
Stbwert  ©ewaffneie,  j,©.  beim  3tiorgefed)l.  Eopa* 
b illa Qi«,  »btoja),  fleincr  Segen,  Spabiüe;  Ebpabon 
(franj.  unb  fpan.),  grofter  ®egen,  jweifcbncibigeä 
Sd)lad)tfcbwert  mit  geraber  Klinge  im  16.  3abrb-, 
ba«  mit  beiben  ^änben  geführt  Warb. 

Espagnc  (franj.,  frr.  eSp®'«!’),  Spanien. 
®fpagnol  (franj.,  iw.  tfownioa),  fpanifcb,  Spanier; 
fpan.  S^nupftabat  (Spaniol);  ^übnerbunb;  4 l'es- 
pagnole,  auf  fpanifdie  Seife,  nach  fpatiifcber  Sitte, 
SRobe;  en  Espagnol,  in  fpanifeber  Zracbt;  Espagno- 
lade,  ©roftfprcdjerci,  ©raftlerei. 

efpaguoletteötrfrfiluft , f.  genficr. 

©dpa  Ho«  (iw.  •enp,  Slrronbiffcmrntabauptflabt  im 
franj.  ®epart  Sl»tt)ron,  829  m ü.  SR.,  am  Sol,  über 
ben  eine  alte  ©rüde  (13.  Sahrb  ) führt,  am  ffuft  eines 
mit  ben  Kuinen  eines  SdjloffeS  (Galmont  b’CIt,  aul 
bem  13.  Sabrip)  getrbnten  SiügelS,  hat  eine  alle  ro* 
maniftbe  Kirche,  ein  StabtpauS  (18.  Sahrb-),  ®er* 
berei,  fjanbri  mit  ©Jolle,  f>otj  unb  SBein  unb  (i«ot) 
3039  Emw.  6 km  norböfilicb  bie  alte  Eifterrienfer* 
abtei  8 on  n e»  a 1,  bie  1875  Zrappiftinnen  eingeräunit 
Würbe,  unb  ein  Zurni  auä  bent  16.  (labrb. 

©Spar bis  nw.  ,W8),  ©eorgeS  b’,  franj.  SHoman* 
unb  ©ühnenbicbler,  geb.  1865  in  ©alcitce  < b'Slgen 
(Zam*  et  * Öaronne),  mit  feinem  wahren  Kamen 
©eorgeä  ZbomaS,  tammfrüherSug'nbalSSobn 
eines  Ijjeutbwertcrä  mit  feinen  Eltern  nad)  ©arid,  wo 
er  fidj  nach  SlbfolOierung  ber  ©olfsidbulc  bem  Sour* 
iialiSmuä  wibmete  unb  nach  unb  nach  jum  beliebten 
Gbroniqucur  emporarbeitete.  Sem  fräftiger,  oft  et* 
was  emphatif^er  Stil  tarn  befonberS  in  tjiftoriftben 
©enrebitbem  jur  (Geltung,  bie  er  fpäier  ju  {Romanen 
erweiterte.  So  entflanben  »La  lügende  de  l'Aigle* 


110 


(iiparraguera  — (f|pe. 


(1893),  »Les  demi-soldes«  (1899),  -Le  Eoi,  äpopäe 
nationale*  (1900 1,  eine  '11  eiperrlicpung  Hetnricpä  IV. 
SKeljr  mobernen  E^arafltr  trägt  »La  Lfcgion  itran- 
gere«  (1901).  Huf  ber  Biipne  beä  Obfon  Würbe  ber 
unter  Subwig  XV.  fpiclenbe  bramntirterte  Montan 
»La  guerre  en  denteUcs«  (1900)  60ntal  gegeben. 

Cfparragucra  (Tor.  -s?ra),  Babeort  in  ber  (pan. 
SroDinj  Barcelona,  Bejirl  San  getio  be  filobregat, 
185  m ü.  SB. , am  guft  be«  SSonferrnt,  unweit  beä 
SMobregat,  mit  Schwefelquellen  (HguaS  be  la  B“ba) 
Bon  29°  unb  asooi  4209  Einw 

($t  Darfette,  Bflanjengattung,  f.  Onobrycbis. 

(Sfpartero,  goaqutn  Balbomero  gernan» 
bej,  Herjog  be  la  Sitoria,  geb.  27.  gebr.  1793 
SU  ©ranotula  nt  ber  SJiancpa,  ge|t.  8.  Sßärj  1879  in 
i'ogroiio,  warb  Wegen  (einefl  fd)mätblid)rn  Körpers 
für  ben  geiftliepen  Stanb  beftimmt,  trat  aber  bei  bem 
EinfaO  oer  granjofen  1809  alä  (freiwilliger  m bie 
Armee.  1815  nahm  er  an  ber  (tjpcbition  beä  fflene» 
ralS  'Äorillo  gegen  bie  Kolonien  in  Sübamerifa  An» 
teil  unb  jcidjncte  ftd)  fo  aus , ba(|  er  bis  1823  jum 
Brigabier  beförbert  warb,  Siaep  ber  Stieberlage  bei 
Agacuepo  Eetjrte  er  1825  nad)  Spanien  jurüd.  Bei 
3fabeHaS  Stpronbefteigung  1833  erflärte  er  ftd)  fo» 
leid)  für  bie  junge  Königin  unb  warb  nad)  bem  AuS- 
aid)  beS  KarliftenfriegS  junt  ßommanbanten  ber 
Brosim  Sijcapa  ernannt.  SJacpbem  er  im  Auguft 
1836  SKabrtb  »or  einem  farliftifeben  Hanbitreicp  ge- 
rettet, würbe  er  }imt  Qieneraltapitän  ber  baStifcpen 
Brooinjen  ernannt.  AIS  folcper  bewerlfteEiqte  er  ben 
Eittfaft  beä  wichtigen  Bilbao,  tnDem  er  24.  ®ej.  1836 
bie  farliftifcpen  Sinieit  Bon  Silucpana  erftürmte.  3um 
Sani  erpielt  er  ben  Xitot  eines  ©rafett  Bon  Slucpana. 
gür  feine  Erfolge  im  gelbjug  Bon  1839  jum  ©ran» 
ben  erfter  Sllaffe  unb  £>erjog  be  la  Sictorta  erhoben, 
frönte  er  feine  Siege  burd)  ben  Abfchluft  ber  Kapitu- 
lation Bon  Bergara  (81.  Aug.  1839)  mit  SRaroto, 
infolge  beren  Jon  Earloä  nad)  granfreiep  floh-  Seit» 
bem  war  er  ber  mäcptigftc  Kann  in  Spanien,  bem 
bieSegentin  unb  ipreäJlinifter  Wettpen  muftten.  1837 
in  bie  fonflituierenben  EorteS  gewählt,  fcploft  er  ftd) 
ben  SjaltaboS  an.  1840  empörte  er  ficb  gegen  bie 
rcaftionäre  Regierung  ber  Königin  Gtjriftine.  9(mp 
einem  gläntenben  Einjug  in  SKabrib  begab  fiep  E. 
mit  feinen  ttRinifiern  ju  (S^rrftine  nad)  Balencio  unb 
nötigte  biefe  jur  Abbanfung  10.  Oft.,  worauf  E. 
18.  ifflai  1841  burep  bie  Eortcä  junt  Siegenten  Bon 
Spanien  erwählt  warb.  Er  führte  baä  StaatSruber 
mit  Kraft,  ©ewanblpeit  unb  Klugheit,  hielt  gleich» 
ntäftig  in  Balencia  unb  Barcelona  bie  Mepublifaner, 
in  Bamplona  unb  SJlabnb  bie  Anhänger  EhriftinenS 
nieber  unb  trieb  in  ben  baSfijdjen  BtoDmjen  bie  3n» 
(urgenten  ju  Baaren.  Uber  burd)  engen  Anfcf)luft 
an  Snglanb  erbitterte  er  granfreip  unb  Berichte 
burd)  ©ünftlingäroirtfepaft  felbft  einen  Seil  feiner  An- 
hänger; bie  infolge  ber  Amneftie  Bom  9.  SJlai  1843 
jurücfgefeprten  'JJioberaboä,  b.  p.  Anhänger  ffiptifü* 
nenä,  uerbanben  ftep  mit  ben  Bepublifanern  unbBro» 
reffiften,  unb  fo  bratp  enblid)  ein  Auffianb  gegen 
en  Slegenten  auä,  an  beffen  Spifte  Slaroaej,  Efpar- 
teroä  alter  perfönlicper  geinb,  ftanb,  ber  nad)  einem 
Sieg  über  bie  Bartei  beä  Siegenten  22.  guli  1843  in 
SRnbrib  einjog.  E.  gab  hierauf  feine  Sacpe  Berloren 
unb  flop  nach  Eitglanb.  1848  wieber  in  feine  SBür- 
ben  einaefept,  lehrte  er  naep  Spanien  jurüd,  jog  fiep 
aber  infolge  einer  Spannung  mit  bem  Hof  im  ge- 
bruar  1848  nad)  Sog  t on  o jurücf,  biä  im  3uni  1854 
bie  progrefnitifepe  Bewegung  auäbracp,  bie  unter 
CJonricIIS  Leitung  mit  bem  Sturj  ber  ocrfaffungS- 


feinblicpen  Regierung  enbete.  Um  ihren  Jpron  ju 
retten,  muftte  ftd)  bte  Königin  bem  ehemaligen  Sie- 
genten in  bie  Anne  werfen  unb  ernannte  ipn  i9. 3uli 
jumfWiniftcrpräfibenten.  E.  Berfucpte  barauf  bie  oer» 
[epiebenen  liberalen  graftionen  unter  feiner  güprung 
ju  Derfcpmeljen.  Ja  er  bieä  nidjt  Bennodjte,  legte  ec 
14.  3uli  1856  fein  Amt  nieber,  jog  fiep  abermals 
nnep  Sogrono  jurüd  unb  lieft  ftd)  aud)  baburep  niept 
Wieber  Bcrtoden,  jur  Bolitif  jitrüdjufepren,  ba ft  man 
naep  ber  Sertreibuna  ber  ftönigin  gfabeUa  1868 
baran  baepte,  ipm  bie  Krone  Bon  Spanien  an  jutragen. 
Sgl.  glorej,  E.,  hiatoria  de  su  vida  militar  y po- 
littca  (SRabr.  1844  — 45  , 4 Bbe.);  SÄariano,  La 
regencia  de  B.  E.  (1870). 

@fparto  (Eipartograä,  Spart o,  Atocpa,  in 
Algerien  unb  Suniä  $alfa,  Alfa),  bie  Blätter  ber 
in  Spanien  unb  Slorbafrifa  (bauptfäcplid)  Algier.  Ju- 
nis, (Tripolis)  in  grofter  Uienge  waepfenben  Stipa 
tMacrochioa)  tenacittbima Kutith,  fmb  griinlid),  nad; 
längerm  Siegen  gelblicp,  30  — 50  cm  lang,  1,5  mm 
bid,  palmähnlid),  jplinbrifcp  (inbem  ftcp  bie  beiben 
im  Oucrfcpnitt  etwa  palbrreiäförmigen  Blattpälften 
biept  anetnanber  legen),  fepr  jäp  unb  bienen  feit  alten 
3eiten  (spartam  ber  Slötner)  ju  allerlei  gleiptarbeit, 
öüten,  Scpupen,  (Tafdjen,  SRatten,  Striden  :c-,  jur 
Korbflechterei,  ju  bunt  gemufterten  Jeppicpen,  in 
Stalien  unb  feit  1870  in  Dfterreicp  auep  als  Surdj- 
jugäftrop  ber  Sirginiajigarren,  grob  jerriffen  ju  ®e» 
birgSfcpupen  )C.  (Sie  burep  3erretften  ber  niept  weiter 
Borbereiteten  Blätter  auf  bem  SBolf  erhaltene  rope 
gajer  ift  10  -40  cm  lang,  0,o» — Ofi  mm  bid,  grün» 
gelblicp,  glanjloS,  raup,  fteif  unb  bient  ju  Seiler- 
waren unb  als  Bolftermatcrial ; burep  Bepanblung 
mit  Epemifalien  gewinnt  man  barauS  eine  feine,  weifte, 
auä  jiemlicp  unoerleftten  Oberhaut»  unb  Bc^tjellen 
beftepenbe  gafer,  bie  wegen  iprer  geftigfeit,  weiften 
garbe  unb  bebeutenben  Serfiljungsfäbigleit  in  Eng- 
lanb  ganj  aEgemein  jur  Bapierfabrifätion  benugt 
Wirb.  S>aä  fpanifepe  Brobuft  ift  jur  Bapierfabrila- 
tion  geeigneter  als  baS  algerifcpe ; Bon  bem  erftem  in 
rohem  3“ftonb  gewinnt  man  42—50,  Bon  bem  leg- 
tem  nur  40  — 45  Broj.  an  gafem.  Ein  Jeil  beä 
fpanifepen  unb  algerifcpen  E.  (E.  basto , Albarbine) 
flammt  Don  einem  anbem  ©raS,  Lygeum  Spartum, 
baS  befonberS  in  ber  weiten  Umgebung  Bon  Barce- 
lona wäcpft,  aber  bem  eepten  E an  Öraucpbarfeit 
nad)ftept  AUeS  E.  beä  öanbelä  ift  wilb  gewaepfen, 
boip  fuept  man  ben  Ertrag  burep  Bewäfferung  ju 
fteigem  unb  pat  jurgortfepaffung  ber  Ernte  betontere 
Eifenbapnen  gebaut.  Sie  öauptgebiete  ber  Brobuf- 
tion  unb  beä  hjanbelS  mit  E.  in  Algerien  flnb  Sibi 
bei  AbbeS,  Jlemfen  unb  Sig  in  ber  BroDinj  Oran 
fowie  Batna  in  ber  Bconinj  Konftantine,  Wo  eS  Bon 
ben  10  SJfin.  $eftar  umfaffenben  Hochplateaus  etwa 
bie  Hälfte,  b.  p.  etwa  ben  13.  (Teil  Algeriens,  ein- 
nimmt (Die  AuSfupr  Bon  ®.  auä  Algerien  begann 
erft  1862  unb  überfteigt  gegenwärtig  60  9KtE.  kg. 
AuS  JuitiS  unb  JripoIiS  werben  jährlich  gegen 
30  SHiB.  kg  auSgefüprt  fflegenüber  biefer  Kontur, 
rtitj  nimmt  bie  AuSfupr  aus  Spanien  (SKurcia,  AI» 
meria,  SRalaga)  mehr  unb  niept  ab,  hoch  bejiffert  fte 
fiep  immer  noep  jährlich  auf  38  -42  (Kill.  kg.  Haupt- 
abnehmer iftEnglanb,  näcbftbtntgranfreid)  unb  Bel- 
gien.  Sgl  Saftibe,  L’alfa;  vSgätation,  eiploita- 
tion,  etc.  (Oran  1877);  guS,  Histoire  d’une  botte 
d'alfa (Sonftantine  1878);  Sisare j.L'halta,  Stude 
industrielle  et  botaniqne  (SRontpeEier  1886);  Jra» 
bui,  Etüde  but  l'halfa  (Algier  1887). 

(Sfpc,  Saum,  f.  Bappel. 


Espfece  - 

Esp^ce  (fraitj.,  fur.tjpäj',  SpcjieJ),  Glättung, 
Sone,  ©elbforte;  en  espäces,  in  ßinaeitbcr  PJünse. 

©ipenboef , f.  Pocfftifer, 

Gfpet,  f.  Onobrychis. 

©aper,  (Eugen  gobnnnGbr  iftoph,  SlaUirf  ov* 
ftper,  geh.  2.  'Oum  1742  in  ffiunfiebd,  gefi,  27.  3“It 
1810  tn  Gelangen,  ftubierte  bafdhft  Slicologie  unb 
Siaturwiffenfcbaft,  habilitierte  fid)  1771  in  Gelangen 
fiir  Sinturgejd)id)te,  mürbe  1782  ©rofeffor  bet Sftatur- 
aefthiebte  unb  1 805  3)ireftor  beä  PaturalicnfabinettS. 
Gr  ich  rieb:  -lliaturgcf(bid;te  int  VluSjug  bei  £innh 
fdjen  ©hflemS«  (Vlümb.  178-1);  »®ie  europäifdjen 
Schmetterlinge«  (Grlang.  1775  - 1805,  8 ©be. ; neue 
•fluäg.  1829—  39) ; • Sie  auitänbifdjenSdjmeUedhtge  ■ 
(neue  Vluäg.,  baf.  1830);  »XieWIanjaitiere«  (SHflnib. 
1788 — 1809, 15  Xle.  u.  10£fgn.gortfe$ung) ; »Icon« 
fuconuu«  (baf.  1797 — 1802,  7vefte);  >9?ad)richt  Bon 
beit  neu  entbeilen  3oolith«n«  (baf.  1774). 

(Sfptrance  (franj.,  fpe.  »Hoffnung«),  ein 
Spiel  mit  jtoei  Stiefeln. 

Gipcranto,  Slawe  ber  »an  ihrem  ßrfinber,  Dr. 
m cd.  2.  Samenhof  in  Sarfdjau,  and)  lingvo  inter- 
nacia  (internationale  Spraye)  genannten  (ünfllichen 
Spraye.  -Gfperanto«  bebeulet  eigentlich  *ber  £>of- 
fenbe«  unb  ist  Pfeubonpm  bei  ©rpnbers , ber  (eine 
Sprache  1887  juerft  unter  bern  Sedmantel  bei  Ella- 
ntenMlr.  Gfperanto  »erBffentlichte.  2>tc  Spraye  jeich- 
net  fid)  burd)  au|erorbentIid)e,  bai  ffiolapüf  aud)  in 
feiner  neueften  gönn  (ali  -Äeuiralfpradje«)  weit 
übertreff  enbe  Einfachheit  aui.  Ser  ©ortton  ntf)t  im- 
mer auf  ber  »örterten  Silbe;  alle  Subftantibe  enben 
auf  -o,  alle  SlbjelttDc  aui  -a,  alle  Sb»  erbten  auf  -e; 
ber  'iUtifel  tjt  la,  autt)  für  ben  ©lurat,  ber  mit  -j 
gebübel  toirb,  unb  audt  für  aDc  SVafui,  bie  bureb 
Prapoiitionen  unb  ein  Suffij  gebilbet  »erben:  ber 
®enitio  mit  de,  ber  Satt»  mit  äl,  ber  Vllfufati»  mit 
-n.  Vllio  j.  8.  la  patro  (ber  Pater),  de  la  patro,  al 
la  patro,  la  patron,  la  patroj,  de  la  patroj  tc. ; la 
bona  patro  (Ser  gute  Pater),  de  la  bona  patro,  al  la 
bonaj  patroj  je.;  la  patro  estas  bone  — ber  Pater 
befmbet  fid)  wohl-  Perbalbilbung:  gnfiniti»  auf  -i, 
PröfenS  -as,  Präteritum  -is,  gulurum  -os,  Äonbi« 
tional  -ns,  Pnrtijip  -ant-,  -int-,  -out-  für  Präftnä, 
Präteritum,  gulurum  ic. : ami  = lieben,  mi  amas  = 
id)  liebe,  viamas  = bu  liebfi,  amonta  =(abjettibifch) 
ber  lieben  »irb,  (fubftantibifch)  einer,  ber  lieben 
wirb,  tc.  gür  ben  gewöhnlichen  ©ebrauih  genügen 
etwa  1900  Sprachdemente  (Piurjcht),  bie  gctdjidt 
hauptsächlich  aui  ben  conianifihcn  unb  germanifeben 
Sprachen  attSgewählt  futb,  jo  jroar,  bah  ber  Seutfdtie 
nur  etwa  800  auätoenbig  tu  lernen  braucht.  Sit 
bicien  unb  ben  internationalen  VBurjeht,  tote  biskvit, 
doktor,  grup,  telegraf,  aigebr  je.,  fann  er  unbe. 
fdjränft  burd)  Suffac . Pnifirc,  gnfije  unb  3ufam- 
menfepung  neue  Sinter  für  jeben  Pebatf  bitten : pa- 
tro = Pater,  patrino  - Mutter,  gepatroj  —Ettern, 
patreeo  = Paterfdjaft,  prugepaircco  — Poreltern- 
idjaft  ic.  Sie  leicpte  Grlernbarleit,  ©fredf-  unb 
Sdjreibbarfcit  unb  bie  Gntbebrlidfleit  aroficr  Sörler» 
budjer  (affen  biefe  Spraye,  für  bie  fiep  jablreidje  gc» 
lehrte , öanbeli •,  Souriftcn-  tc.  Störperfchaften  ftpon 
jefit  lebhaft  intereffieren , in  ber  Sat  ali  internatio- 
nale ipilfifpratbe,  wdd)c  bie  Mationaifpradhen  nid)t 
»erbrängen,  wohl  aber  ergänzen  foll,  burdtaui  ge- 
eignet erfcheinen,  unb  fle  gewinnt  aud)  fuhtlid)  immer 
mehr  «nhänger.  Praftijibe  $>ilf«mitiel  ju  ihrer  (für 
gewöhnliche  3»cde  tatfachlich  nur  einige  Stunfccn 
beanfpruhenbeit)  Erlernung  finb : £.  6.  Pi  e i e r,  Poll» 
(tänbige  metf)obi[cbe  ©rammattt  ber  internationalen 


- efpineL  111 

| Sprache  G.  (2.  Stuft.,  Siümb.  1903),  unb  VI.  ». 
arieb,  ©oflftänbige«  Cebrbucp  ber  internationalen 
•Vtlfefpradje  ® (Perl.  1903),  betbe  mit  So rterbiiebern. 

@fperanja,  1856  gegrünbete  VMcrbaufolonic  in 
ber  argentiu.  pnnun;  Santa  gi,  am  SRio  Saiabo, 
mit  erheblichem  Cbjtbau,  batte  1887:  4426  Gin». 
(Sdjttcijer,  Sieutfche  u.  a.).  ®ergleiihnatitige^  a up t ■ 
ort  hat  ein  fdjötteb  Salband,  proteitantifdic  unb  (afh- 
Kirchen,  giofpital,  3)ampfinüljten,  ©rattereien,  Koni- 
fpeidjer,  2 3>rutfercien  (cd  erfdicinen  eine  beuifebe  unb 
eine  franjBfi(d)e  Rettung)  unb  (1887)  2662  Gin».  $er 
Ort  ifl  ber  Piarft  für  Sie  oberhalb  am  ©alabo  gele- 
genen Kolonien  üaDinir,  fmmbolbt  unb  ©rütli. 

Gdprrto  (tlal.,  lat.  expertns),  einer,  ber  Pefcbcib 
»eih,  Sunbiger;  namentlich  ein  in  einen  politifchen 
©eheimbunb  Gmgeweihter. 

ßfpicftel,  Ga bo  (fpr.  .psa,  bad  alle  Barbarinm 
Promontorium),  Porgebirge  an  ber  pertug.  ffiifle, 
weftlich  »on  Gejimbra,  ein  150  m hoher,  felftgec  Pust- 
liinfer  ber  Strra  ba  Vlrrabiba,  fdieibet  bie  ©aien  »on 
Siffabon  unb  ©etuhal  unb  trägt  emeffiatlfahrissfirdje 
unb  einen  Seudjtturm. 

©fütegle  dpt.  etpiäar),  grangBfierung  beä  Sorte« 
• Gutenjpiegel«, gicunb uott  luftigen  Streichen,  S^aK; 
Gfpiea leite,  Guienfpiegelei,  ©«helmeret. 

Gfpignole,  f.  Gfpingole. 

©fpittalc«,  bie  ben  argeutin.  ProbinjenGorboba, 
Santiago,  Gatamarca , £a  Wioja,  San  Siian,  ffien- 
boja  unb  San  fiuid  eigne,  auä  Siebtem  ©eljalj  unb 
hornigem  ©ejtriippbeflebeniePflanjenformatiou,  bid 
jenfeit  beä  40.0fubl.Pr.bie@eröUilä^tnPatagonienä 
beginnen. 

©fpinoffc,  1)  Gfprit  ffharleä  HRarie,  franj. 
©eneral,  geb.  2.  Ppril  1815  in  ©aiffac  (Vltibc),  gef». 
4.  3uni  1659,  fam  1837  a!S  fieutnant  uiv  grentben- 
legicm  in  Algerien  unb  tturbe  1845  ©ataiHonädjef 
beä  3ua»atreginientä,  an  beffen  tspije  er  fid)  bei  ber 
Gjpebttion  naih  Kabplien  auäjeicimete.  Vluf  ©efehl 
be«  Praiibcnten  Pubtoig  Papoleon  fprenate  er  2.  $ej. 
1851  alä  Oberft  be«  42,  Regiment«  bie  i'iationaloer 
fammtung,  unterbrüdte  mehrere  Vlufftanbänerfuche 
in  Pari«  unb  geigte  in  ber  Rommifflon  jur  Äebifion 
ber  ftanbred)Uichen  Urteile  graufame  Strenge.  3m 
Krimtrieg  naljm  er  im  Vhtguft  1855  als  XisiftonS« 
general  an  ber  Xfchemajafdjla^t  iowie  am  ©iurm 
auf  beit  PJalafom  teil.  PIS  Papoleon  nach  betn  3a- 
nuarattentat  1868  bie  fchärfiten  3iepreffi»maferegeln 
beabftchtigtc,  ernannte  er  Gi  8.  gebr.  jum  Piinifter 
be«  3nnem;  hoch  erregte  biefer  burd)  feine  riidfiebtS- 
lofe  Strenge  folche  Unmfriebenheit,  baf;  ihn  ber  Sat- 
ter fchon  14.  3uni  b.  3-  »teber  feiner  Stellung  ent- 
fette. 3m  italiemfchen  Kriege  fiel  G.  hei  3Eagcnta. 

2)  3»l>e  bc  l'G.,  f.  S'GSpinaffe. 

©fpincl,  P i c e n t e b e , (pan. Xichter  unb Piniiter. 
geb.  28.  ®ej.  1651  juSionba  in  ©ranaba,  gef».  1634 
ju  Siabrib  im  Äloiler,  ftubierte  in  ©alantanca,  nahm 
Äriegdbienfic,  burdigog  als  Solbat  einen  grogen  STcil 
Spaniens,  granfrenhä  unb  gtaliai« , trug  hier  (in 
SKailanb)  1680  mit  Xejt  unb  Piuftf  ju  ben  Grcquien 
ber  Königin  Vlmta  3Äaria,  ©emahltn  PhtüpPd  II., 
einen  PcetSlia»on,  Würbe  atsöefangener  nadiVtlgier 
jjefchleppt,  Tehrte  fobattn  tns  Saterianb  juriid,  trat 
tn  ben  gejjtüihen  Staub,  erhielt  ein  Penefijiat  unb 
fpäter  bieSteüe  eine« SVaptanS  am^ofpital  juponb«. 
feit  Vlbenteuer  feiner  StriegSfahrtcn  erjählt  er  itt  ben 
-Relaciones  de  la  vida  y nveuturas  del  Eseudero 
Marcos  de  Obregon«  (Piabr.  1618;  auch  in  ben 
»N'ovclistas  posteriores  & Cervantes«,  Pb.  18  ber 
»Biblioteca  de  autores  espsfioles« ; julept  Parcel. 


. 1 12  ßfpingolc 

1881;  bculftf)  Bon  Xiei,  Bredl.  1827).  Sefage  be« 
nu(fte  bad  Buch  in  (einem  »Estavanillo«.  SRan  tjat 
Don  ifjrn  auch  einen  Banb  ®cbid)te:  »Diversns  rimas 
con  el  arte  poeticay  olgunas  odas  de  Oracio«  (SRabr. 
1591),  Wie  ber  Xitel  jeigt  mit  Überfepungen  naef)  So- 
raj,  barunter  bie  »Epistola  ad  Pisones«.  ©eine 
Rattjoncn  (teilen  tljn  ben  bejjern  fpanijeben  Xicbtcrn 
ber  italienifcben  Sdjule  jur  Sette.  Xie  alten  Xdciitiad, 
jcbnjeilige  Strophen  adjtfilbiger  Berfe,  benen  er  ba« 
burd)  eine  neu  geregelte  gorm  gab,  bafj  er  am  Schlug 
ber  Bierten  ,'fetic  einen  Bunlt  unb  ©ebanfenftrid)  Ber« 
langt,  würben  nad)  ihm  Eöpinelad  genannt,  Er 
war  ein  SBirtuofe  auf  ber  fflitarre,  bie  ihm  bie  fünfte 
Saite  nerbanft.  Bgl.  9unn  Berej  be  ©ujmon, 
Vicente  E.  y bu  obra  (Bartel.  1881). 

ßfpingole  (ft*.  «feetnasoir,  Spingole,  S8pig« 
nole).  iüTuSfetc  (Xromblon),  Sdjrotpiftole,  bereit 
Sauf  fid)  nad)  ber  SRttnbung  fegetfömiig  erweiterte 
unb  mit  42  Kugeln  gelabett  würbe  (f.  Vlbbilbung) 


— ßfprit. 

(ebiffen  befahren,  eben(o  ber  SRio  Xoce  90  km  auf« 
warte  bis  jubenStataralten,  ber  Santa  Maria  25  km, 
ber  Duarapari  geftattet  an  (einer  Münbung  ©duften 
Bon  4—5  m Xiefgana  ba«  ginlaufen,  ber  3taPcrim 
wirb  mit  Xantpfem  befahren.  XieSai  Pon  6.  bat 
eine  fc^Icc^te  Einfahrt,  ift  aber  Schiffen  Bon  4,5  m 
Xiefgana  jugänglid).  Xad  Klima  ift  an  bet  fiüite  beift 
unb  feud)t,  im  firnem  linb  unb  angenehm  (3abred« 
mittel  17,8°,  Mayimum  33°,  Minimum  0").  glora 
unb  gauna  fittb  bie  beb  braftlifdjcn  Rüftenlanbed ; 
non  Mineralien  bat  man  bidljer  nur  Marmor  unb 
Ralf  gefunben.  5>ie  BeBöltcrung  (nur  8 auf  1 qkm) 
beftebt  aud  32  Broj.  ffleifsen,  33  Broj.  Meftijen,  27 
Brot.  Siegern,  8 Broj.  gejäbmten  unb  Bielen  wilben 
Snbtanem,  unter  ben  ©etfsen  Xeutfdje  (10,000), 
©ölen,  3taliener,  bie  feit  1847  in  ben  Kolonien  Seo« 
polbina  ((.  b.),  30 o Slono  unb  3fabel  angefiebelt  Wur« 
bett.  $yaitptprobuftc  finb  Kaffee,  ,>Sudcrrobr,  Baum- 
wolle, Maid,  Maniol  Xie  Biebjud)t  ftel)t  jurüd, 
Snbuftrie  finbet  fid)  nur  im  Xienfte  bed  Beter« 
bauet),  ber  £>anbel  ift  unbebeutenb.  Sitte 
Et(ettbabn  führt  Bon  ßad) oeiro  bo  3ta  längs 
beb  IRio  SafteUo,  eine  anbre  nach  Blcgre,  wei- 
tere Sittien  futb  geplant.  Sie  §auptftabt  Bic* 
t o r i a (Sloffa  Senhora  ba  Bictöria)  an  ber  Bai 
Bon  E.  hat  8000  Einw.  Slahe  babei  bat)  reid)e 
fflofter  Sloffa  Senhora  ba  Benha,  SBaHfabrtS» 
ort  mit  wunbertätigem  ffiarienbilb.  Xaö  Sanb 
Würbe  1535  am  Bfingfttage  (baher  ber  Slame)  Bon 
bem  Bortugicfen  Badco  gentanbeg  Eoutinba  entbedt 
unb  folonifiert,  aber  1560  bem  Staat  überlaffen. 

ßfpirito  0anto  = 3nfcl  (Jietltge  ®eift«3n« 
fei,  auch  Merena),  bie  gröjite  ber  Sieuen  tjiebriben, 
in  Djeanien,  4857_qkm  mit  15,000  Einw.  unb  bem 
fytfen  Beracruj.  Sie  Würbe  1606  bon  Qiitrod  ent« 
bedl  uttb  benannt. 

(Sfpfanabe  (franj.),  grofier,  freier  Blaboor  einem 
®ebäube  ober  ©arten ; bei  geftungen  ber  freie  Slaum 
jWifchen  bergitabelle  unb  ber  eigentlichen  Stabt,  Wel- 
cher ber  erflem  freies  Schufsfelb  gewähren  unb  felb- 
ftänbige  Berteibigung  ermöglichen  foü. 

©fpluga  bc  grau  coli,  Stabt  in  ber  [pan.  Brown) 
Xarragona,  Bejirt  Montblanc!),  am  grancoli  unb  an 
ber  Etfcnbahn  Xarragona-Seriba,  hat  eine  Kirche  aud 
bem  12.  3at)rb-,  Shtinen  eines  Xentpelberrcnfebloffed, 
guten  ©einbau  unb  (teoo)  3654  Eittw.  3«  ber  Slähe 
eisenhaltige  Duellen.  3 km  baoon,  im  Xale  Conca  be 
Barbera,  liegt  bab  ehemalige  berfihmtcßiftercienferflo« 
iter  B r o b 1 e t mit  ©rabmälern  mehrerer  Könige  Bon 
rlragonien,  1822—86  geplünberlu.  teilweife jerftürt 
ßfponton  (franj.,  irr.  «mgung),  f.  Spontan, 
ßfpoj  t)  SJlina,  grancidco,  f.  Mina. 
ßdprdmcnil  (fPr.  epimmto,  f.  Eprlmfail. 
Espresslvo  (ital.),  mufifalijche  Bejetthmmg: 
aubbrucfeuoll. 

ßfprit  (franj.,  fj»r.  ejprt),  Seift,  33ip,  Sd)arffinn, 
bod)  nteht  Bolltommenbieienifluebrüden  entiprechenb, 
infofent  baö  ©ort  mehr  fcharfe,  blenbenbe  ©eiilcS« 
eigenfehaften,  bie  gähigfeit  ju  wipigen  Einfäüen 
unb  feinen  Benbungett,  ald  liefe  unb  ®rünblid)feit 
bed  Xenfend  bejeichnct.  3«  biefent  Sinne  ftnb  bie 
üludbrücfe  >E.  haben«,  Bel-esprit  (»Sdtöngeift«),  E. 
fort  (»Kühn«  ober  greigeijt»)  aufjufaffen.  — E.  da 
corpa  (Korpdgeift),  3unft-,  Korporationd«,  ®efeü» 
fchaftdgeift.  E.  d’cacalier  (»XreppenWip«)  Wirb  in 
Xeutfdjlanb  fcherjweife  bemjenigen  bcigelegt,  bem 
»auf  berXreppe«,  b.  lj.  beim  Berabfchieben,  treffenbe 
Betnerfungen  entfallen,  bie  er  im  3immer  hätte  Bor« 
bringen  foüen. 


aacaffitre  1760. 

Sie  war  auf  Kriegdfchiffen  unb  bei  S eitern  in  ©e« 
brauch,  julept  bei  ben  öfterreichifchenKüraffieren  1760. 
BIS  Rartütfcbgefcfliih  Würbe  bie  E.  nod)  1864  Bon 
ben  Xänen  gebraucht.  Xiefe  Edptngoled  würben  bid 
jur  SRilnbung  abwechfelnb  mit  Siegel , BplDcr  unb 
einer  Sapfchidit  gelabett.  Bgl.  ©Ille,  Über  Rar« 
tatfchgefchüpe  (Serl.  1871). 

ßfpinhafo  ctpr.  .njöjo),  Serra  bo  (»Bücfgratd« 
gebirge«),©ebirgdjug  im  brafil.  Staat SRinadffieraed, 
oie  Sjafferfchcibe  jwitchen  ben  glüffen  Säo  grancidco 
im  ©.  uttb  Xoce  im  0.,  jwifchen  18  unb  22"  fiibt. 
Br.  unb  44°  weftl.  S.;  betn  Sübenbe  fd)lieftt  fid)  bie 
Serra  ba  SRantiqueira , bem  Slorbenbe  bie  Serra 
bo  Ebiffre  an.  Xer  3tacolumi  mifet  1750,  ber  Btto 
3tambe  1360  m.  Um  Dftabbang  liegen  Duro  Breto, 
Eoncei^äo  unb  Serra,  am  ©eftabbang  Barbacena 
unb  Dueluj,  beibe  an  ber  Bahn  oon  Bio  be  3anciro 
nach  Sanfa  Sucia. 

ßfpinafa  be  lob  TOoiiterod,  Stabt  in  berfpan. 
Brooinj  Burgod,  Bejirf  Bidarcapo,  754  m ü SR., 
aut  gufi  beäKäntahrifd)cn©ebirge«  unb  an  berfiifen« 
bahn  £a  Slobla-Balmafcba  gelegen,  mit  (1800)3731 
Einw.  — §ier  10.  unb  1 1.  3?ob.  1 808  Sieg  Bon  36,000 
granjofen  unter  Bictor  unb  Sefebore  über  45,000 
Spanier  unter  Somalia  unb  Slafe,  infolgebeffen  fid) 
bie  fpanifd)e  Siorbarmee  auflöfte. 

ßdpinonfc  = 4)erge,  f.  EeBennen. 

Espirando  (ital.),  audhaudiettb,  erfterhenb,  ald 
mufilal.  Bortragdbejeichmmg  foBtel  Wie  smorzando. 

ßfpirito  Santo,  Rüfienltaat  Bon  Brafilien,  jwi- 
fehen  18"  6‘— 21“  28'  fübl.  Br.  unb  39“  48'— 41"  30' 
Weftl.  S.,  burd)  ben  SRucurp  Bon  Bahia,  bie  Serra 
bod  Slpmordd  Bon  SRinad  ©eraird,  ben  3iabapuana 
Bern  Sho  be  3aneiro  getrennt,  44,839  qkm  mit  os«o) 
135,997  Einw.  Xie  cmfönnige  Küfte  ift  im  St.  flad) 
unb  furnpüg,  im  S.  treten  Sie  Üludläufcr  ber  bid 
2100  m hohen,  mit  bidtlent  Urwalb  bebedten  Serra 
boSSar  bid  andSReer.  Xieglitffe  ftnb  mit  Wudnabme 
bed  3tio  Xoce  nur  furj.  Sluf  bem  untern  SRucurp 
heiteht  XampffchiffBerbinbung,  ber  Säo  SRatltend 
Wirb  28  km  Bon  feiner  SRüubung  mit  gröjjem  glug« 


113 


©fpritd  — 

(?iprtt$  (GjtraitS,  franj.),  einfache  ^arfünit, 
Söjungcn  ätherifcher  Cie  in  Spiritus. 

(?fpronccba,  3of(  be,  fpan.  Siebter,  geb.  1810 
qu  Slmenbralejo  m ©flremabura,  geft.  23.3Kai  1842, 
fant  früh  nad)  SNabrib  unb  cntwtdelte  unter  2iftaS 
Einleitung  [eine  Einlagen  jur  Eoefie.  Schon  als  14< 
jähriger  stccabe  fdjrieb  er  politifcbe  ©ebidtte  unb  war 
IKitglieb  beS  reBolutionären  ©ebeintbunbeS  ber  Su- 
mantinoS.  EcSb“Ib  auf  einige  3 eit  in  ein  RIofter  in 
©uabalaqara  Bermiefen,  begab  er  fid)  nach  feiner  ®nt» 
laffung  über  2iffabon  nad)  2onboit  unb  Baris,  Wo 
er  in  ben  3utitagen  1830  Einteil  am  Barrifabcntampf 
nahm  unb  fid)  ben  franjöfifdicn  Seuromantilem  an- 
icbloß.  3ttfolge  ber  Wmneftic  1833  iitS  Saterlanb 
uirüdgcfeljrt,  erhielt  er  einen  Blaf)  in  ber  töniglidjen 
ilcibgarbe,  warb  aber  »egen  eines  politifch-fntirijd)en 
Wfbidjtä  Bon  neuem  in  baS  Stäbtdjen  Guetlar  Ber- 
wiefen.  £icr  (d)ricb  er  ben  Soman  »Don  Soncho 
SalJafia,  6 el  Castellano  del  Cuellar«  (SRabr.  1834, 

6 Sbe.).  Sad)  ber  Etiroijicrung  bet  Serfafiuna 
(Estatato  real)  lehrte  er  nad)  SWabrib  jurüd,  warb 
SKiirebafteur  ber  3ritfd)rift  »El  Siglo«  (»EaS  3al)r- 
bunbert«),  mußte  jebod)  wegen  Beteiligung  an  ber 
Seootution  Bon  1835  unb  1836  abermals  fluchten. 
Beim  Bufftanb  Bon  1840  trat  er  als  fieutnant  in  bie 
Satconatqarbe  unb  ging  im  Eejember  1841  als  ©c- 
fanbiidjaftöfefretär  nad)  bem  .fiaag,  wo  er  ftarb.  Eie 
8ebid)te  GfproncebaS,  ber  ju  ben  populiirften  Eid)- 
tem  Spaniens  gehört,  jeigen  ted)mfd)e  öewanbtheit 
unb  qlüfjenbe  Bhäntafie,  ermangeln  aber  beS  fünft- 
leriftpen  ffiafteS.  BefonberS  beliebt  Jinb  »El  Pirata«, 
-El  Verdugo-,  »El  Cosaco«,  baS  phantaftifche  ffleir- 
djengebidit  »El  estudiante  de  Salamanca«,  »El  con- 
denado  k la  muerte«  unb  baS  berühmte  Jjragmcnt 
-El  diablo  mundo«  (Slabr.  1841  u.  Bar-  1887). 
©ne  Sammlung  feiner  ©ebichte  ctfd)ien  ju  SJlabrib 
1840  u.  B.,  eine  ©efamtouSgabe  feiner  »Obras  poe- 
tiea,-<  jueift  in  Baris  1840  u.  ö.;  am  beften  unb 
ooUftänbigfien  Bon  beS  EicbterS  Eoditcr  Eona  Bianca 
unb  beren  öentabl  Batricio  be  Gfcofura  als  »Obras 
poeticos  y escritos  en  prosa«  (iDinbr.  1884).  ft  in 
nacbgcIajfeneS  Kerf:  »Pagiuas  olvidadaa« , erfdjicn 
1874.  Sgl.  6.  Sobrigueä  SoIfS,  E.,  su  tiempo, 
stt  vida  y sus  obras  (äfeabr.  1883). 

Esq.,  Elbfiirjung  für  Esquire  (f.  b.). 

(roqnilaehc  (h>r.e<tustf4t),  Francisco  be  Borfa 
n Elragon,  Bftncipe  be,  fpan.  Staatsmann  unb 
Siebter,  geh.  1581  in  SEabrib,  geft.  bafelbft  26.  Oft. 
1658,  einElblBtumling  beS  BapfteS  Elleranbcr  VI.  unb 
ber  BorgiaS,  erhielt  ben  Eitet  eines  »ifürften  Bon  ®.« 
infolge  feiner Serheiratung  mit  berGrbprinjcffin  Bon 
Squitlace  int  fiönigretef)  Seapel,  warb  1602  Ram» 
merherr  unb  Routlur  beS  CrbcnS  Bon  Santiago,  fun- 
gierte Bon  1614 — 21  als  SijefBnig  Bon  Bcru  unb 
(ehrte  fobann  nach  Siabrib  jurüd.  Scan  hat  Bon  ihm 
»Obras  en  verso«,  Sonette, SRabrigale,  ©logen,  So» 
manjen  re.  (SPJabr.  1639  u.  B.;  Bermehrte  Vlufl., 
Elntwerp.  1663),  »Jleditaciones  y oraciones«  (Brüff. 
1661)  unb  ein  mißlungenes  ffipoS:  »Napoles  recu- 
perada  por  el  rey  Don  Alonso«  (Saragoffa  1651, 
Vlmfterb.  1658;  ncuerbingS  im  29.  Banbe  ber  »Bi- 
blioteca  de  nutores  espa'üoles«).  Worin  er  bie  Er- 
oberung SeapelS  burd)  Ellfonä  V.  Bon  Äragonieit 
beftngt  Seme  lt)rifd)en  Bebidite  jeichnen  ftdj  burd) 
glegaitj,  Älarhett  unb  tnelobifcben  ff  lieft  beS  Sets 
haneS  attS,  ermangeln  aber  berjiefe  unb  Originalität. 

(SSquiltn  (Esqnilinus  mons),  einer  ber  flehen 
fcfigel  beS  alten  Sont,  genau  Bftlid)  Born  SHottS  Ea- 
pitolinuS.  Sach  ihm  War  bie  brittc  ber  Bier  Segionen, 

Äeno.aßtiifon,  6.  SCufL,  VL  Bb. 


GSquiroS. 

in  bie  SeroiuS  lutliuS  bie  Stabt  geteilt  hatte,  be- 
nannt. EllS  bie  Seronifdje  ffeucrShrunft  bie  barauf 
ftebenben  ©ehiiube  ueniid)tct  hatte,  fing  Slero  auf 
feinem  (üblichen  Elbhang  fein  »golbencS  |)au3«  (do- 
mus  aurea)  ju  bauen  au,  baS  iituS  fpaler  in  feine 
ihentiect  hineittbejog.  Ser  Bfttichcr,  außerhalb  ber 
alten  Stablntauer  gelegene  Seil  beS  Bügels  biente 
uriprünglith  als  BegrnbniSflätte  beS  ttiebern  SolfeS. 
Würbe  aber  Bon  SJdcenas  in  einen  berühmten  Barl 
(Horti  Maeccnatis)  umgef<haffen.  S.  ben  Blan  beS 
allen  Som  (heim  Elrtifet  »Som«), 

<$Squimault  (fpr.  ,ümo),  Sorftabt  oonSictoria  an 
ber  Siiblüfte  ber  SancouBerinfel  in  Britifdj’Eolum» 
hia,  mit  42  m tiefem,  eisfreiem,  befestigtem  fjafen, 
Jods,  Elrfcnat  unb  ©arnifon. 

Esquire  (engl.,  fpr.  ritsoacr,  ahgefürit  Esq.,  B.  att- 
franj.  cscuyer,  mitteilat  scutarius,  »«thilbträger«), 
in  ftnglanb  ber  -Eitet  beS  »Slltappen«  (f.  b.),  tu  beffen 
fyührung  aber  aueh  hie  nicht  su  Sittern  gefditagenen 
3nhaher  Bon  Sitiergütent,  bie  jüngertt  Söhne  beS 
hohen  ElbcLS,  bie  älteften  Söhne  Bott  BaronctS  unb 
RnightS  berechtigt  waren.  Später  würbe  baS  Sedit 
auSgebehnt  auf  bie  höhem  Staats-  unb  Siofbeamtcn, 
auf  Cfftjiere  Born  Rapitän  aufwnrlS,  auf  Xofiorcn, 
BarrijterS  (f.  b.),  SljeriffS  unb  3riebenSrid)ter  (fo* 
lange  fie  im  Elttti  blieben).  Bürgerliche  (onnien  ben 
Eitel  burd)  Berleibuttg  cincSffiaBpenbriefS  erwerben. 
8i’ad)  unb  nach  gewöhnte  man  fid)  baran,  jeben  fflent- 
leman  E.  ju  betiteln,  ©egenwärtig  ift  cs  allgemein 
nebräudilccf),  auf  Briefabrejien  hinter  bem  Samen  ein 
Esq.,  wie  bei  mtS  etwa  »BSoblgeborcn«,  ju  (eben, 
wobei  aber  Bor  bem  Samen  blr.  (Mister,  Iperr)  weg» 
bleiben  unb  fiatt  beffen  ber  Eaufttame  angebracht 
Werben  muß.  Sgl.  Wbel,  S.  102,  unb  Squire. 

©Squirol  (fpr.  ctttroO , 3*an  fttienne  Eontt» 
ntque,  3rrenarjt,  geb.  4.  3an.  1772  in  loitloufe. 
geft.  12.  Eet.  1840,  Würbe  1811  Elrjt  an  ber  Sal» 
päriere  in  Baris,  hielt  feit  1817  flinifcbc  Sorträgc 
über  Blh^iätrie  unb  Beranlafitc  1818  bie  ftniennung 
einer  Sommiffion  ,)ur  Untcrfuchung  unb  Elhfirilung 
ber  Wifibräudic  in  bcujrrenanitalteu.  Erwürbe  1823 
©eueralinfpelior  ber  UniDerfttät  unb  1825  erfter  Srjt 
am  Maison  des  aliänös,  wirhrettb  er  gleichteitig  bie 
Bon  ihm  organifierte  BriBatirrenanftalt  ju  tüjaventorx 
leitete.  $urd)  bie  3ulireootution  Berlor  er  feine  öffent- 
lichen 'Ämter,  worauf  er  fid)  allein  feiner  Brioat» 
anftalt  Wibmetc,  bie  er  ju  felletter  SoHfommenhcit  er- 
hob. ®.  war  einer  ber  bebentenbften  3rtenärjte  atler 
3eitcn  imb  trug  jur  görberung  ber  SfennittiS  unb 
Behanblung,  ber  ©eifteSfranfheitcn  als  2eljrer  uno 
burd)  feine  Serie  fef|r  wefcntlicf)  hei.  Er  fd)rieh:  »Des 
illusions  chez  les  aliänes«  (.Bar-  1832)  unb  »Des 
maladics  mentales«  (baf.  1838,  2Bbe.;  beutich  Bon 
Bcntharb,  Berl.  1838,  2 Bbe.).  ©ne  Bearbeitung 
Berfdjiebener  Sdjriften  Bon  G.  gab  §iflc  unter  bem 
Eitel : »Brattifd)e8§anbbucb  jurffirfenntniS  unb  Rur 
ber3eelenftörungen«(2eipi.  1826)  heraus. 

(SSquiroS  (ipr.  rtbrSi),  Slphonfe,  fram.  Eichtet 
unb  rabifaler  Bolititer,  geh.  23.  Slai  1812  tu  Baris, 
geft.  12.  Siai  1876  in  dllarf eitle,  trat  als  Schrift- 
Iteller  juerft  mit  ber  ®ebid)tfammlung  »Les  Hiron- 
delles«  (1834)  auf,  ber  er  bie  Sotnaite  »Le  Magi- 
cien«  (1837)  unb  »Charlotte  Corday«  (1B40)  foioie 
bie  »Chants  d'un  prisonaier«  (1841)  nadhfolgen  lief), 
legiere  bie  ffrud)t  einer  achtmonatigen  gerichtlichen 
&aft,  bie  er  ftd)  burch  fein  »Erangile  du  penple« 
(1840),  einen  Rommenlar  beS  2cbcn8  34«,  jage- 
jogen  hatte.  Such  einige  [o(ialiiiifchc  Schriftchen,  wte: 
»Les  vierges  folles« , »Les  vierges  martyrs«  unb 

8 


114 


©Sra  — 

»Lea  viorges  sagen« , falTfit  in  jene  3eit  (18-11 — 
1842).  1848  juitt  SRitglieb  bet  ficgidlatiDe  erwählt. 
Wo  er  feinen  Sip  auf  bem  neuen  »Sera*  patte,  würbe 
er  nad)  bem  Staatdftreid)  Dom  2.  $eg.  1851  aud 
granfreid)  Dcrbannt  itnb  lebte  nun  lange  3abre  in 
Gnglanb,  bis  ihm  bie  Don  Siapoteon  IU.  erlaffcne 
Vtmncftie  bie  Stüdfepr  nad)  granfreid)  eröffnele.  £>ier 
Würbe  er  1869  Don  ben  Stabifalen  alb  ftanbibat  für 
ben  ®e[cpgebenbcn  Körper  burepgebraept,  bann  nad; 
bem  Stur}' bed  Staiferreidjd  Don  ber  proDiforifcpen  Ste- 
nicrung  nad)  SJlarfeitte  gefanbt,  um  bie  bafclbft  perr- 
fd)cnbe  Ülnar^ie  ju  unlcrbrüden,  unb  8.  gebr.  1871 
in  bie  StationatDerfammlung  gewählt.  Wo  er  feinen 
©laß  wieber  auf  ber  äußerften  L'infen  naljm.  ©on 
feinen  übrigen  Schriften  finb  »L’histoire  des  Mon- 
tagnards«  (1847,  neue  Studg.  1876)  unb  bie  anjie» 
penbe  Schtlberung  »L'Angleterre  et  la  vie  anglaise« 
(1859—70,  5 fflbe.)  perDorjuhcbm. 

63ra,  jüb.  ©rieftcr  unb  Sdprifigeleprier,  Steitau- 
rator  bed  jübifdjert  Staates.  ©egünfligt  unb  audge- 
ftaltet  Dom  König  Slrtajerjed  Üongimanud,  jog  er 
458  D.  Epr.  an  ber  Spiße  Don  1500  gnmilicn  Don 
Werften  nad)  ©aläftina,  um  ber  in  Serfall  geratenden 
Kolonie  Scrubabetd  in  Jerufaiem  aufjupclfen  unb 
eine  Steinigung  beb  ©olfed  nad)  priefterltd)-mofaifdj«r 
fRecptdanfqauung  Dorjunepmcn.  2>ie  Reiben  wur« 
ben  redjtloS  gemacht,  bie  fremben  SBeiber  Dertrieben; 
ein  fieliget  Stjuagogengottedbienft  Würbe  errichtet, 
beffen  ©fittelpunft  bie  ©orlefung  unb  Grflärung  beb 
Don  G.  rcbigierlen.  Wenn  nidjt  gerabeju  Derfagten 
©efeßed  bilbete,  enblidj  auch  bepufd  ber  ©udleaung 
unb  $anbpabung  beb  [extern  ein  befonberer  Stand 
ber  Scpriftgel  ehrten  begrünbet.  G.  ift  al§  ber  eigent- 
liche Schöpfer  bed  SubcntumJ  im  engem  Sinne  tu 
betrachten.  Unter  feinem  Stamen  befinbet  fi<h  cm 
Such  im  filtert  Jeftamcnt,  bad  urfpriingfieh  bloß  bie 
gortfeßung  ber  ©üeper  ber  Epronif  (f.  b.)  bilbete  unb 
mit  biefen  benfelben  ©erfaffer  gemein  hat;  ed  hebt 
mit  ber  SBieberfjerfteHung  Don  Stabt  unb  Tempel  an, 
um  in  eine  Schilberung  ber  SSirffamfeit  beb  ß.  aud» 
ptaufen,  Don  beffen  £>anb  wopl  bie  7,  27  bid  9,  15 
im  gragment  mitgeteilte  unb  Kap.  10  fotoie  auch 
'lief).  7,  73  bid  9,  8 audgejogene  ©enffeprift  ift.  3>ad 
Sud)  Stcpcmia,  lebinltdp  gortfepung  bed  GSrabu- 
di  cd,  gilt  im  jübifchen  Kanon  ald  jweited  ©ud)  G. 
Unter  bem. brüten  ©ud)  6.  Derfteht  man  eine  freie 
gricd)ifd)e  Übcrfeßung  bed  erften  ©uched  ß.,  mit  felb- 
peinbigen  fieaenben  über  Sencbabel  bereichert.  ©ad 
D i e r t c © u d)  ß.  enblid)  gehört  in  bie  Steifte  ber  9lpo- 
falnpfen  (f.  b.).  ©gl.  ffl  u t h e , Ezra  and  Nehemia  (in 
»The  sacred  books  of  tlie  Old  Testament«,  Seipj. 
1901);  ©erfctbc,  $ad  britte  Buch  Cbra  überfeßt  (in 
»9lpo!rt)pben  unb  ©feubepigrapben  bed  Kitten  iefta» 
mentd«,  hrdg.  Don  Kaußfih,  1.  ©b„  Xübmg.  1900); 
öunfcl,  ©ad  Dierte  ©lieft  Gdra  überfeßt  (baf.  1900). 

(Sdrär  (türf.),  f.  Smfdjifd). 

(Sdrog  riüb.),  f.  Klbamdapfet. 

<5dromfce,2anbfce  im  norböftlidfen  Teil  ber  bän. 
3nfel  Seelanb,  im  Slmt  grebcrildborg,  18  qkm  grofi, 
im  SJtittct  ca.  20  m tief,  burd)  einen  9 km  langen, 
1805  jur  ©eförberung  bed  ftoljtrandportd  angeleg- 
ten Kanal  mit  bem  Kattegat  Derbunben.  Ktm  Storb- 
enbe  bedfelben  ftanb  bad  ehemald  berühmte  ßifter- 
cicnftrflojicr  Edrom  (geftiftet  1153),  WoDon  nur  ein 
gliigel  übrig  ift.  ©ad  jept  Edromflofter  genannte 
©cbäufcc,  bad  ©crwaltungdjweden  bient,  ftammt  aud 
einer  fpätern  ©eriobe.  Sgl.  ben  Don  O.  Siielfcit 
heraudgegebenen  »Codex  Esromensis.  Esrom  Klo- 
sters llrevbog«  (Kopcnf|.  1881). 


- Gffäcr. 

©ft,  Seanbcr  (eigentlich  3°han"  öeinridi) 
Dan,  namhafter  fatp.  Speolog,  geb.  15.  gebr.  1772 
in  SSarburg  bei  ©aberbom,  geft.  13.  Cft.  1847  in 
Klffolbcrbacp  beijarmftabt,  ©cnebiftincr,  1802  ©far- 
rer  ju  Schwalenberg  in  Sippe,  1812  ©farrer  unb 
auficrorbentlidjer  ©rofeffor  ,(u  SJiarburg.  1822  fte- 
belte  er  nah  Sannftabt,  1835  naehWjet)  über.  Seine 
in  ®emeinfd)aft  mit  feinem  ©etter  Sari  Dan  ß. 
(geb.  1770,  geft.  22.  C(t.  1824)  unternommene  Über- 
fepung  bed  Sieuen  leftamentd  (©raunfehw.  1807) 
fowie  feine  1822  — 86  bewerfflelligte  ffierbeutfeftung 
bed  KUten  Jeftamentd  (beutfdje  ffiefamtaudgabe  ber 
Bibel,  Suljb.  1840)  fanben  trop  papftlicher  ©erböte 
gugana  jum  Jierjen  bed  fatftotifd)ert  ©olted.  Klufter- 
bem  beiorgte  erSludgaben  ber©ulgata(Iübing.  1822 
bid  1824),  ber  Septuaginta  (Ceipp  1824,  neu  hrdg. 
Don  Steftle  1887)  unb  bed  griedftifeften  Sieuen  Scfta- 
mentd  (Sübing.  1827). 

(?ifäcr  (Gifener),  eine  Don  ©htlo,  ©liniud  unb 
3ofeppud  befdjncbene,  im  2.  3“hrh-  b.  Ehr.  entfian- 
bene  jübifdje  Crbendgeiellfchaft  in  ©alftftina,  bie 
einen  erhöhten  ©harijäidmud  tultibierte,  aber  aud) 
Dom  ©arfidmud,  ©mhagoreidmud  unb  uie(leid)t  Dom 
©ubbhtdntud  beeinflufjt  würbe.  SBabrenb  bie  jwei 
großen  polilifhen  ©arleien,  ©harifäer  (f.  b.)  unb  Sab» 
bmäer  (f.  b.),  in  geaenfeitiger  gehbe  bad  Staatdieben 
hefnmmten,  haben  bie  G.  tn  einer  ejebeimeit  ©ruber- 
fdftaft  ohne  politifdje  tenbenj  bie  ftöchfte  Stufe  prie* 
fterlidfter  5>eiliafeit  burd)  arbeitfamed,  tugenbhafted 
2eben,  burch  nnbacht,  Gntiagung  unb  S3eltflud)t  er- 
ftrebt.  Wie  bied  ihr  Siame  betunbet,  ber  nicht  mit  ©ftilo 
Dom  gried).  hbsios,  »heilig«,  ober  Dom  aramaiidinc 
asia,  »Klrjt« , fonbem  Dom  fprifhen  hase  (hebräifd) 
chaasid),  »fromm« , abjuleiten  ift.  Sie  waren  ftreng- 
gläubig,  einfad),  enthaltfam  unb  teufet)  ®ering  an3ahl 
(ju  ©hilod3eit  4000 HKitglirbcr)  über  ganj  ©nläftina 
jerftreut,  waren  bie  G.  einheitlich  organiflert,  fiewohn* 
len  in  Drbendhäufem,  Waren  ihren  Sorgejepten  un» 
bebingten  ©eporfam  irfjulbig,  erhielten  beim  Gintritt 
in  ben  Drben  Kl  ft,  Sd)ürje  unb  Wciped  fflcwanb  unb 
hatten  eine  längere  ©robejeitjubeftehen.  Sie  hielten 
auf  ftrenge  Sabbatfrier,  regetmäfeiged  Selen  unb  ga- 
tten, lebten  äufierft  tnäfiig  unb  anfpruhdlod  unb  emp- 
fahlen bie  Gbelortgrcit  ald  eine  höhere.  Wenn  auch 
nidjt  unerläßliche  Stufe  ber  ©ottfommenheii.  Sropbetn 
aboptierten  fic  ßinber  unb  erjogen  fle  für  bie  gwede 
bed  Drbend.  täglich ed  ©aben  entfprach  ber  innern 
Steinigung,  an  welche  bie  Weiße  Sleibung  erinnerte. 
$ad  Schlachten  eined  licrcd  war  Der  boten,  ebenio 
ber  Gibfchwur.  3hren  Unterhalt  erwarben  bie  G 
burep  SanbWirtfdjaft.Studübung  ber  fteilfunbe,  burd) 
ftjmpatftifcfte  Suren,  ©eifterbcfd)W5rungcn  unb  ©e- 
tretbung  berfenigen  §anbwerfe,  bie  bem  grieben  unb 
nicht  bem  Kriege  bienten.  $cn  ^lanbel  berabfepeuten  fie 
ald  eine  S>auptguette  ber  $ab-  unb  ^>errfd)fudftt.  3ebe 
KJrt  Don  Iperrfepaft  galt  unter  ihnen  für  freDelpafte 
3erflörung  ber  SJaturorbnung.  Sie  lebten  in  ®üter» 
gemrinfepaft,  fo  baß  feiner  in  Rteibung,  SBopnung 
unb  Staprung  Dor  bera  anbern  einen  ©orjug  patte. 
Grwerbdunfähige  SSitglicber  würben  forgfältig  ge- 
pflegt, and)  Stotleibenbe  außerhalb  bed  ©unbed  liu- 
tcifliipt.  ©cmemfd)afllid)e  ©tapljeiten,  bie  ben  Gba- 
rafter  Don  Opfennaplcn  patten,  mit  ®ebet  unb  ®e- 
fang  belebten  bie  gegenfcitcgeSerbinbung.  3)ie  grudit 
ipred  regen  ©cfepedjtubiumd  war  rin  jiemlid)  reiner 
©ottedglaube,  bie  Sepre  Don  ber  Unftcrblicpfeit,  Don 
l’opn  unb  Strafe  iingenfcitd,  Don  opferwilliger  ®Iau- 
bendftärfe,  bie  fie  in  ©erfolgunadjeiten  bewährten, 
©er  adfetifepe  unb  tpeofopftifdfte  3ug,  ber  ben  Orben 


[Zum  Artikel  Etten.) 

Neimen -Register  zum  ,PIan  von  Essen*. 

Die  Boehataben  und  Zahlen  zwischen  den  Linien  | B5  | bezeichnen  die  Quadrate  des  Planes. 


Aachener  8 trabe 

Adelkampstrabe 

Adolfttraft« 

Akazienallee  (s.  auch  Karton) 

Al  breeli  Ulrabe 

Aid ©j?  ro vor  8 trabe 

AlexandcrUrabo 

— \HoUtorhauaen) . . . . . . 

Alfredtalrahe . 

Allen  bergsirab« 

Altondorf 

Altendorfer  Strabo j 

Altendorfplatz 

Altenessen 

Alte  Po^ts trabe  a.  Karton. 

Amalionstraho 

Am  Preisteln 

Amlzstrabo 

Am  Stadt« arten 

Amtsgericht  s.  Karton. 

Andreasstrahe 

Annas  trabe 

Armenhaus 

Asbecks  trabe 

Anf  der  Donau 

Augusta  strafte 

Auguststraß©  

Bachstraho 

Bahnhof  Essen  - Altendorf  . . 

-Nord 

— — -Segeroih 

-Waat 

— Haupt- 

— Rangier» 

Bahnhofstrabe 

Barbara-lrah« 

BarkLotTsirahe 

Barthel  - Bruyostrabe 

Basar 

Baasinsirabe 

Bauhof  (Kropp) 

Baum  ho  f 

Baum  «trabe 

Recthoverntrabe 

Heisings  trab« 

BeJ/ortairabe 

Bergerbauaen 

Bergalmb©  a.  Karton. 

Berliner  Strebe 

Bern  es  trab©  

Bern ewaldchen.  ........ 

Bernhard»  trabe 

Berta  «trabe 

Bertel  un^  trabe 

BeusUtrabe 

Bealrksknmmando  a.  Karton. 

ßlehl*  trabe 

Bismarckplatz 

Bismarck  «traft o 

Bleehwaitwerk  (Krapp).  . . . 

BlOelierstrab« 

Blumen  fehl  »Trabe 

Bdhmerstrabe 

Borbecker  Strafte 

Bornatraft« 

Boraigatrabe 

Bollrnper  Strabo 

Brandenburger  Strabe  .... 
Braud-trab«  's.  auch  Karton) 

Bradownirabo 

Bremer  Strebe 

Breslauer  Strabe 

Brink»  trabe  a.  Karton. 

Brachstrabo . . . 

Hrttnlinghaos 

Brun  ne  ns  trabe 

Bftlowstrabo 

Bunvn?  träte 

Borgfuldstrabe 

Burg  grafen  «trabe 

Borgern  fp  lau 

ßorgplau  <%.  sneh  Karton)  . 
Borgs  traft«  (s.  auch  Karton) . 

Cftdllen  straft» 

Carm.tr  Strafte 

Garn  »per  Strabe 


B5 

115 

D5 

E3 

D5 

0D5 

E4 

D5 

Kl 

El 

B2 

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B2 

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D5 
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D2 
E3 
B2 
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D2 
C3 
E4 
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D3 
F3 

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E5 
E5 
E5 
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F4 
F5 

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E3 
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D5 
E4 

04 
E2 

B4 
D4 
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D2 
EF1 
E2 
A4 
D2 
E2 
04 
01 

A4, 5 
ES 

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Ti 

B4 

El 

FS 

ES 

El 

04 

D3 

F2 

F2 

E3 

E3 

ES 
Cf,  5 
El 


Cberaischo  Fabrik 

Copcrnikusstrabo 

Corliftstrafto 

Coroollusslrabo 1 

Oranaclutrafte | 

Ourtlusstrafto i 

Dahltnannstrafte I 

Dahustrabe 1 

Dam  pfsftgo  werk 

Declienstrabo 

I.  DollbrUgge  s.  Karton. 

II.  Dellbrügge  m.  Karton. 

Dcnnewitzslrabo 1 

Dieckmannstrabo 

Dlnglerstrabo | 

Drellindenstrabe 

Dresdener  .Strabe 

Droys«*n  straft© 

Düsseldorfer  Strabe 

Ehrenzellor  PlaU 

— Strabe 

Eiebenscheidter  Fuhr 

FJsenbahndirektion,  Könlgl. 

Eisenbahn  Werkstatt 

Eiserne  Hand 

Klnkuiscbo  Kraflstatlon  . . . 

Elektrizitätswerk 

Klisenplatr. 

Elisensirabe 

— (Rüttenscheid) 

Emilienstrabe 

Ernschcnitrabe 

Kngelbnrgstrabo 

Engolhertkirche 

Erath«trabe 

Krlonbuscbstrabe 

Eulersirahe 

Evangel.  Kirche  (Altondorf) 

— — (Frohnhausen)  .... 

Falk  strafte 

Feldstrabo 

Flachsmarkt  a.  Karton. 

Frankfurter  Strabe 

Franzalrabo 

Freillgrathstrabe 

Freytagrirafte 

Friedborgstrabe 

Friedenstrabe 

Friederikonstrabe 

Friedhof,  Alter 

— Gom-indo- 

— jüdischer 

— katholischer  (Altondorf) 

— — (Frohnhausen) 

(Holsterhausen) .... 

— Ost- 

— Segeroth 

Friedrichstrabe 

Frillondorfer  Strabe 

Frohnhausen 

Frohnhauser  Strabe 

Galerie  Oiradet 

Gansemarkt  (a.  auch  Karton) 

Gbrtnerstrabe 

Gasanstalt,  städtische  .... 

Gasfabrik  (Krapp) 

(ta«strafte 

Gefängnis  s.  Karton. 

Golslcrstrabe 

Gemarkenstrabo 

Gomelndefrledhof 

Gemeindehaus 

Gericbtsatrabe  a.  Karton. 

OerlingplaU 

Gorllngstrabe 

Gcrtrudlsk!rehe(s.  auch  Kart.) 

GortrudiHsurabo 

Gervinusstrabe 

Geschobdreborel  (Krapp)  . . 
Gewerbeschule  s.  Karton. 

Giesehrechutrabe 

Gildehofstrabe 

Gla-  hütluustrabe 

Glühhau*  (Krupp) 

Gdbenstrabe 

Goethostrabe 

Goufriedstrabe 


E2 
B2 
05 
05 
C5 
B3, 4 
IG 
B l,  f 
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B2, 8 


El 
02 
04 
El.  5 
B.ft 
B3 
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B2 
BC2 
13 
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DE1 
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F2 
F2 
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E5 
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BC2 
03 
B2 

03 
Dft 
P2 

Bf 

E2,8 

D5 

04 
D5 

F3,4 
Eft 
Ef 
Bf 
Dl 
02 
Cf 
D5 
F4 
Dl 
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Ti 
BC4 
A-D3, 4 
E4 
DES 
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Dl 
D3 
Dt 

B2 

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B4 

03 

E2 

E2 

K2 

E2 

Bf 

D3 

ARS,  4 
E3 
FS 
CD2 
F3 
Dft 
Eft 


Grabenstrabe  (».euch  Karton) 

Groin  strafte 

(irieperstrabe.  

Gnlhutrafte 

Groben  bruchstrabe 

Gnuonstrafte 

GubsUhlfahrik  Fricdr.  Krupp 

Unalavstrabe 

Gutenbergstrab© 

Gymnasium  s Karton. 

Hach  ©strafte 

Hagenaustrabe 

Ilagcuhockstrabo 

I.  Ilagenatrabe  (s.  auch  Kart.) 
II  llagenstrabe  s.  Karton. 
UL  llagenstrafto  s.  Karton. 

Hamburger  Strabe 

Ilatnmachor  Strabe 

llamraerstrnbo 

Hammerwerk  (Krupp)  .... 

Handelskammer 

llarkortslrabo 

Haskenstrabe 

Hauptbabnhof 

Hoilennannstrabe 

Heilige  Geiststrabe  ...... 

Hoinickeetrabe 

Hcintxmannstrafte 

llelenenslrabe  (Altendorf) . . 

— (Rüttenscheid) 

Holmholizatrabe 

llenriotlenstrafte 

— (R  litten  icheld) 

Herkulesstrabe 

llonii&niiplntz 

Herrn  an  ustrabo 

Uerzogstrafto 

llobeisonsirabo 

1 lochstrabe  s-  Karton. 

Hoffiiungsstrabe 

llofstrabo 

Hofterbcrgstrabo 

Hohonzollernstrabe 

llnlstorbauseu 

Holsterbausor  Strafto 

Horstor  Strabe 

Hospital 

Hügolstrabo 

Husmaunstrabe 

llutlmannstrabe 

Huttrop 

Hultropstraße 

lluyssonstift 

Ilnyssenstrabe 

Isenburger  Strabe  

Jägerstrabe 

Jakobstrabo 

Janssenstrabe 

Jhertngsirafte 

Joachim  strafte 

Johannastrabo 

Jolianniskirche  a.  Karton. 

Josepbakircho 

Josephstrafte 

Jüdische  Schul« 

Jüdischer  Friedhof 

Junggesellen  heim 

Kahrstraße 

K «Gers  traft« 

Kaiser-  Wllhclmdonkmal  S.K. 

Kamponstrabe 

Kanonenstrato 

Kanonenwerkstatt  (Krapp)  . 
Kapuzin«rstrabo(s. auch  Kart ) 

Karlslrabe 

Karoliuonstrafte 

Kasseler  Strafto 

KasUuiienalleo(s.ancb  Karton) 
Kaststrafte  s.  Karton. 

KatholipchpHirche  (Altendorf; 

(Frohnhausen) 

(Holsterhausen) .... 

Katbol.  Friedhof  (Altondorf) 

— — (Frohnhausen) 

— — (Holster hausen) .... 

KaUonbruchstrabe 

Kauponstrabe.  ......... 


Dl  2 
El 
H2 
Dl 
Dl 
C4 

CD2, 3 
E3 
EF5 


D4 

F4 

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E3 


A5 

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Dl 

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04 

B2 

K4 

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D2 

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B2 

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B3 
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Eft 
F.F8 
Kl 

El,  2 
Fl 
04,5 

D3,  4 
K4 
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Dft 
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E3 
D3 
02 
B2 
F4.5 
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E4 
E4 
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I>3 
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C5 
F2 
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D3 

D2 

E2 

Dl 

D4 

Dft 

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B5 

D3 

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Ei 

F2 

Eft 

Bft 

DE2 

BC2 

114 

D5 

02 

04 

Dft 

El 

D4, 5 


Mryrr»  Krmr.  - Ltxikon , Aufl. , Btilagt. 


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Namen-Register  zum  ,Plan  von  Essen1. 


KeplerMrafto . . . 

KirkiwfrtnA# 

Kes*ol»obiniode  (Krupp)  . . . 

Kessel  Blr&fto 

KcUwiger  Strafte(a.  auch  Kart ) 

— Chan*.«©© 

Kibbelmrafto  a.  Karton. 
K1rch»trabe  («.  auch  Karton) 

Kl  Uran  Ing© 

KleUutrafte 

Klopslock  «traft© 

Kloster  dor  Itarmh  Schwestern 

(a.  auch  Karton) 

Kloslersirafte . 

Kolilatrafte . . • . 

Krtlner  Strafte 

Kolonie  Alfrodahof  ...... 

— Friedrichshof 

— Kronen Ix-rg  ........ 

— Monlhof 

— Sehedorhof 

— Wertend 

Kolosseum  a.  Karton. 
Kdmgnberger  Strafte  ..... 
KAuigrtrafte  a.  Karton. 

Kop|»eiUrufte 

Kop*tadtplntx  («.  auch  Karton) 

Kormdiartrafte 

Körnerplatz  

Khmemtrafto  

Koruniarkl  (».  auch  Karton) 

Körtest  rafte 

KAtlerrtrafte  

Kraeinwrstrn&e 

Kreditanstalt 

Krelahaua 

Kreu»»kirche  (a.auch  Karton) 

Kreutmrafte 

Kriegerdenkmal  a.  Karton. 

Kroiiprtiizrtra&e 

Kruppdcnkiual  a.  Karton. 


Kruppseh©  Guftatahlfabrik . . 

— lndualricachule  ...... 

Kruppsche»  Krankenhaus  . . 
Kruppsimhe  .......... 

KugloratraAe . . 

KurfUraionplatz  ........ 

KurfQralenatrafte  ........ 

Ladonspelter  Strafte 

Landgericht  (a.  auch  Karton) 

Langen  heckstrafte 

Lange  Sirafto. . . . 

Lazaretlstrafte 

Lwtiniistrabe 

Loibhnua 

Leipziger  Straft© ........ 

Lenaus  traft©.  .......... 

L»nbach»irafte . • 

Lesung  «traft© .......... 

Lleblgstrafte 

Limbecker  l’latz 

— Strafte  (a  auch  Karton) 
Lindonnllee  (a  auch  Karton) 

Lorhrokstrafte  

Lordstrafte 

Ln  bock  er  Strafte 

Luciastrnfte 

LiilsoustraAe  .......... 

Magdeburger  Strafte 

Manteuffelrtrafta 

Mnrgaretenrtrafte 

Marienkirche  . 

Marienstrafte  .......... 

Markgrafenstrafte  ....... 

Märkische  Sirafto . 

Mnrktkinh«  (s  auch  Karton) 
Markscheide  .......... 

Mart  bestrafte 

Mari<uw«rk  (Krupp) 

Mnlhlldenstrafte  ........ 

Mntthi/nedrafte 

Maxstrafte 

Menage 

Metxeratrafto 

MicliaeUtrnfte 

Mit  leistraft©  . . . 

Mluwegyirafte 

Mollkestrafte 


BC5 

Momraat'nrtrafte 

A-C4 

Mor»©liofsirafte 

D2 

Moser«  traft© 

F4 

Mozartrtrsfte 

E3 

MUhleuslraQe 

DE4, 5 

Münchenor  Strafte 

Münster  (a.  auch  Karton)  . . 

F.2 

Nazareth  haus 

Dl 

N edolman  »strafte 

Nieburduig«trafte 

Niebtihratrafie 

Niedorfeldatrafte 

Xiederslr&fte 

S oggeratbstraAo 

Nord  park 

Norditrafto 

C6 

D5 

Nürnberger  Strafte 

OberdorMrafie 

Oberroal  schule 

0»terinaniift traft© ........ 

C3 

0«ifuld«traft© 

0«l  riedliof 

A6 

O'tpark 

OtuUcnrtrafto 

— (Kilt  um  scheid) 

E3 

Overbcckstrafte  .......  . 

E5 

Papestrnfte 

B3 

Park  Schederhof  

153 

Park  strafte 

E3 

Paul  strafte 

E2 

Paulnakircbe  (s  auch  Karton) 

U2 

Pferdubabnrtrafte 

C3 

Pferdomarkt  (».auch  Karton) 

ES 

Pfi  ngv.  fei  ■ Lrt  rafto 

E4 

Piepenttra&e 

Ei 

Plancks  traft© 

F2 

Poaener  Strafte 

Post 

EF4 

Postalloe  (s.  auch  Karton).  . 
PnaUdroilweg 

D3 

Pntt.'uase  s Karton. 

CD  »,  3 

Preftbau  (Krupp).  ....... 

Di,  8 
D3 

Rangierbahnhof  

Uaukcairafto  

U-E4, 5 
B4 
F4 
F4 

Iiathaua  (s.  auch  Karton)  . . 
— (Frohnhausen) 

lUumeratrafte 

Kealgymnasium 

C5 

Roichsbank 

ES 

Hellinghauaer  Strafte 

D5 

Rheinische  Sirafto 

DE1 

Ricliteratrafte 

D3 

UuMll-irafto 

B2 

Kmg«traft©,  projektiert.  . . . 

D2 

Riltorairafte 

B5 

RolandHirafto 

1)5 

RAmentraft» 

C5 

RAnlgenplalz  . 

D4 

Rönlgensirafte  ......... 

C4,  5 

Roonatrnbe 

D3 

Roiutrafte  «.  Karton. 

DE».  3 

Rubenastrafte  . 

DES 

Rnhrnllee,  projektiert  .... 

C3 

Rulirstrafte  

D4, 5 

Rü«elntrafte 

AH5 

Rtlttenschoid . 

EF5 

Ei,  S 

Snehaenslrafi© 

B5 

Sklkuiibergawvg . 

F4 

Sil /er«  traft©  

C3  5 

Sa  vign  v«trafte 

Di 

Scliadow^irnfte 

n> 

S'  bachutrafte 

F3,  4 

Schaugraben  a Karton. 

I>E4 

Sclie<lerliofer  Strafte 

ES 

Scliieft.uiiid  (Krupp) 

B* 

Scliilleratrafte 

KS 

Schlacht-  u.Vicbho(\AlUmdorf) 

D3 

— — (Eaaen) 

ES 

SchleifniDhleiiatrafte 

1)2 

Schl©iiliof*traue 

DES,  4 

Schmelxbaii  (Krupp) 

D2 

Schmitz  «itrafte 

F3 

Sehnorratrafto 

F4 

Schrebergarten 

D2 

Schulntra&e 

E» 

Schlitzen i.ohn  («.auch  Karton) 

EF4, 6 

Scbwanenkamp 

»3,4 

F4 

A4 

EPS 

K3 

BD4,  5 
E3 
E5 
F2 
D5 
»3,4 

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D2 
ABS 
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B2-4 
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D3 
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F4 
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D4,5 
CI  >4 
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Dl. 2 
E3 

Cül,  2 
E2 
»5 
CS 
CD5 
AS 

E2, 4 ; DS 
E2,3 
A5 

D3 

FS 

BC4 


Schwanenkampstrafte 

Schwarze  Poth  s.  Karton. 
Schweift,  und  Puddolwerk 

(Krupp) 

Sedrm*  trabe 

Soeecnburgrtrafto 

Segerolh  - Friedhof 

Segerolbatrafte  ......... 

Selrnartraft© 

Serlostrafte  

Soverlnnraft© . 

Siomonaslrafto  . . 

Silberstrafte 

Soellingütraße 

Sparkasse  a.  Karton. 

Sportplatz 

Stadtg.irum 

Steeler  Sirafto  (a.  auch  Kart.) 

— Chaussee 

Stein  raetzstrafto 

Sleluplatz 

Steinstraft©  ........... 

Sternstraftc 

Stoppenberg 

Stopponburgnr  Strafte 

Strohiger  Strafte 

Stuttgart- Strafte . . 

Suare/.nirafto  

Sndorichstrafte 

Surmgaas©  a.  Karton. 

8ur*»iraße 

Sybolstrafte 

t.  d.  Tannatrafto 

Taubenalrafte 

Taubstummenanstalt 

Theater  («.  auch  Karton)  . . 

Telcbsirafte 

Treiischkoatrafte 

Tnnnolstrafte 

Turmalraft« 

Ublandatrafto 

Union  Maachlnonbao-Aktion- 

geaollachaft 

Union  «traft© . . . 

Unterdorfatrafto  ........ 


ES 

B04 

A4 

E4 

E3 

EF4,  5 
DB2 
C3 
B2 

A3  5;  Fh 
F2.8 


Yarnhorslstrafie  

Veilatrafte 

Verelnaatrafte  (».  auch  Karton) 
Veroin  für  bergbauliche  In- 
teressen   

Viehofur  Chaussee 

— Platz  

— Strafte 

Yiktoriaatrafte 

Vogelbelmer  Strafte 


E4 
B3 
B8 
B2,3 
F4,  5 

C5 

F5 

F4 

BG2 

DE5 

F4 
D4 
Fl,  2 
CS 
CD5 
C6 
D2 

CD4 

C2 

D4 

B2 

EI' 1,2 
C2 

DE1.« 

Di 

B2 

05 

CI ; D4 
D2 
ES 
D4 


Wkchtleretrafto 

Waisenhaus,  evangellschea  . 

— katholisches 

Waitx-drafto 

Waldlhauaonstrafie 

Walzwerk  Schulz  - Knaudt . . 

Walerloop  ata 

Waterloostrafte . . 

Wilhelm- Augustastift  .... 
Weberplatz  (s.  auch  Karton) 
I.  Wnh.-mtrafto  's  auch  Karton) 
IL  WebemtraAe  a.  Karton. 

Werdend  rafto.  . 

Wernomtrafte 

Weatendrtrafte  ......... 

Wiesbadener  Strafte  .... 

Wi©*en»:rafte  . . 

Wilhelm  strafte 

Windiunhleuatrafte 

WlndMciieidslrafte 

Wilteriiigplaia  ......... 

Wlueringsirafte 

WnrUalrafte 

Wörth  »traft« 

Yorkatrabe 

Zeche  Graf  Beust 

— llageubeck.  

— Herkules  . 

— Königin  Elisabeth  .... 

— Salzer  u.  Nnuack 

— Viktoria  Matthias  .... 

Ziegoisirafte 


D3,  4 


D3 
F4 
F2 
Dl 
Dl, 2 
ES 
U2 
E2,  3 
B2.S 
F3 
E2 

EF4 

E5 

ES 

EFS.4 

FS 

F/4 

E4 

El 

Fl 

El,  2 
»4 
B5 
C5 
El 

B2 
BC4 
F3 
F3 
E4 
ES 
E3 
BC4 
Fi,  3 
E2 
E4 

Dl 

D2 

B‘2,3 

E3 

C5 

DE3 

DE5 
El, 2 
E2 
Ei,  3 
E6 
CI 

F4 

E3 
F2 
B3 
K2 
E3 
£1 
El 
B5 
E2 
K2, 3 

F4 

E4 

C3 
B6 
VA 
E2.3 
C5 
C5 
ES 
ES 
B2 
FS,  4 

El 

F2 

BS 

FS 

K3 

C3 

E2 

F3 


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riMtltut  In 


Digitized  by  Google 


I 


Gffai  — iSfjen. 


115 


ber  ß.  d)araftfriuert,  tft  auch  früh  idjon  inS  Sbriften« 
tuui  eingebrungen;  bic  cifäijrfjt  Sorm  bed  leptem  ijt 
bie  Seit«  bcr  ß'ifcfaiten  ((.  b.).  Bgl.  Schürer,  ©c» 
icfiidüe  bed  jübifcben  Bolted  im  3eitalter  3eju  ßprifti, 
Bb.  2 (3.  Kluft.,  Üeipj.  1898). 
effai  (franj.,  fpr.  eflS),  f.  ßffali. 
ßifäidmud,  bic  i'ebre  bcr  ßfiiier. 

(vaSalt,  mabrfdjeinlid)  bad  biblifdje  Slamall) 
Olilcab . i'auptort  bei  Bcjirtd  Bella  im  oftiorbani« 
(eben  Baläftina,  Sip  eines  Stainialam,  mit  Xelegra» 
pbenftation,  englifdier  SEiffion , Kiderbau,  SSeinbau, 
ettoad  3nbu?Irie  uub  7000  Sima.  (2500  ßbriflcn). 

Ornat)  (engl.,  |pr.  «fli,  franj.  Essai,  »Bcrfud)«), 
Bc;cid)nung  für  türjere  Klbbanblungcn  loijfenfcbaft« 
lid)«n  ober  literarifdben  3ubaltd  in  gemcinocrftänb, 
tidier  Siarflcllung.  Xer  6.  oerbanft  fein«  ßntftebung 
bcr  'Anregung  bed  franjöiifdjen  Scbriftftellerd  3Jton* 
taigne  («Essais«,  1580)  unb  mürbe  burd)  Porb  Ba« 
con  in  bie  engliftbe  Siteratur  eingefiiljrt,  mo  er  im 
18.  3abrf)  belonberd  oonßomlet).  jrrjben,  Xemple, 
Vlbbifon,  Steele  (bie  Borjugdmafe  ßffabüteit  ge« 
nannl  roerben)  unb  anbern  betannten  Sdjrifljletlera 
mciter  audgebilbet  mürbe.  Seine  jepige  Santi,  bie 
int  mcientlid)en  barin  befiel)!,  bafj  in  Klnfnupfung 
an  ein  ßreignid  bc»  Xaged  ober  an  eine  mid)tige  lite« 
tarifebe  ßrfebeinung  Sragen,  meldic  bie  3eit  bemegen, 
in  leichtern  unb  jmanglofem  ®clpr<id)dton  erürterl 
merben,  erhielt  bcr  6.  erft  im  19.  Sabrb-  unb  jrnar 
Borjugdmeiie  burd)  ben  geiiluollen  'ifuicaulan , bem 
anbre,  mie  Bulroer«fit)tton,  Üorb  Stanbope.  liarlple, 
berKlmeritanerßmerfon,  mit  nid)t  minberglüdlidjent 
ßrfolg  nacbcifcrtcn.  3n  Xeutfdjlanb  mürbe  ber  ß. 
in  glctdiem  Sinne  hrltiniert  Bon  Ireitfdjfe,  Slümelin, 
i'entt.  fflrimm,  3ulian  Sdjmibt,  Sari  grenjel,  Slub. 
n.  ®otlfd)aU  u.  a.  — 3»  ber  Philatelie  fjeigen 
ßffatjd  Bricfmartcn , bie  mehr  ober  meniger  Borge« 
fdtriltene  ßntiuürje  ju  einer  neugeplanten  Kludgahe 
Boriletlen.  ['probiermamfett. 

Essayeuse  (franj.,  irr.  eflaiSf),  Klnprobiereriu. 
Gffatiiften,  f.  ßjfap.  ßj  jatjiftifd),  in  ber  Seife 
non  ßifaljd. 

(fübotiqitct  (franj.  ess-bouquet,  Ir.  .tmfS,  jufam« 
ntengejogen  aud  essence  de  bouquet),  Parfüm  aud 
einer  Pöfung  Bon  Bergamott«  ltnbfiimonenöl  in  Seil« 
djenmurjelnnhur,  Klmbratinftur  unb  SRofenfpirüud. 

Esse  (lat,  »fein«),  ald  Subftantio  bad  Sein;  in 
feinem  E.  (ßlemenl)  fein,  im  3uf!anb  bed  SBoblbe« 
pagend  fein  (fiperjbaft  für  franj.  & son  aise). 

©fft,  fooiel  mie  Sd)mi<be()etb  (f.  Schmieden)  unb 
Sdiomilein. 

Essedarll  (lat.),  bei  ben  allen  St&mem  ®labia< 
torenfämpfer  ju  Silagen;  f.  ffilabiatoren. 

Esseiliim (lat.),  ber  jmeiräberigeStreitmagen  ber 
alten  Belgier  unb  Britannier,  bei  ben  Kölnern  ein 
leiditer  ofjener  Säagen  jum  SdjneDreifen. 

('~ff  ciicn,  f.  Schmieden. 

©ffefißffegg.hoat.Cdjet,  magljariftbßdjKf), 
töniglicbe  Sreiitabt  mit  äRunijipium,  Stp  bed  troatifd)« 
flamon.  Stonutatd  Sirooitip  unb  gcftiing,  X)ampffd)iff  ■ 
ftation,  Anoteitpunh  ber  Stoatdbabulmien  Biüdiit)- 
Slaria»Iberefiopel  unb  ß.-SJaSic-Batrina,  liegt  am 
rechten  Ufer  ber  2>rau,  über  bie  eine  &olj«  unb  eine 
eiiente  Salinbrüde  führen , unb  beflept  aud  ber  am 
linlen  Ufer  1712  angelegten  Seitung  (innere  Stabt) 
mit  ben  SRilitcirbebörbeii  unb  aiidgebebnteu  ßfpla* 
naben,  bann  ber  Dberftabt,  bem  3:(l  ber  .■  ( i ’o : I b c I) b r « 
ben  unb  bed  (lanbeld,  fotnie  ber  Unter*  unb  Sleuftabt. 
6.  bat  6 Äird)eii,  barunter  eine  griecbifdj-orientalifdje, 
ein  oran  jidlaner-  unb  ein  Äapu  jtnertlofter,  Biele  fd)önc 

L 


ßebäube  (ffomitatdhaud,  Sfafino,  Xbeatcr,  Sljn- 
agoge  ic.)  unb  (1901)  24,930  beutjdje,  troatijdic  unb 
magtjar.  ßinmopner.  ß befiel  niebrcre  Sabriten 
(Xampfmüble.  eoeibenfpinnerei,  ßladfabrif  ic.)  unb 
treibt  bebeutenben  töanbel  mit  ßctreibe,  Bieb,  Rollig, 
Obft  (namcntlid)  'Pflaumen),  3melfd)enmud  (Sfefmar), 
Branntmeiii,  Rauten, (ioIj  (beionberdSaübauben)  ic. 
ßd  ijt  Sif  eined  ffieridnelH'feü,  einer  ginaitjbirehion 
unb  einer  tpanbeld«  unb  (Öemerbefammcr  unb  Ijat  ein 
troalifdfed  ßqmnafium,  eine  Cberrcaljdiulc,  jmei 
Ifebrerpräparanbien,  ein  üanbedfpital,  ein  Spagat« 
baud,  ein  firiegerbentmal  unb  eine  Bferbebabn.  — ß. 
fleht  an  ber  Stelle  ber  römifd)en  Bflanjftabt  Mursa, 
bie,  Born  ßaiicriluguftud  roatirfcbeinlid)  8 n.  ßbr.  an- 
gelegt, ald  ftnotenpunh  midjtiger  £>anbeloflraf)cn  fid) 
rafd)  jur  $>auptilabt  Unterpannoniend  auffebmang. 
^abrian  umgab  fie  mit  SHauem  unb  erhob  fte  ju  einer 
Kolonie.  Um  350  beftanb  hier  bereitet  ein  Bidtiim. 
$>ier  fdilug  Qonftantiud  IX.  28.  Sept.  351  ben  Slör* 
ber  feined  Bruberd  ßonftand,  SSagnentiud.  Xamat» 
mar  tUlurfa  eine  $iauptftation  ber  3flrr«  (Xonau«) 
Rlotte.  3m  7.  3abrb-  tieften  fid)  bie  Slamen  im 
üanbe  nieber.  Klld  1091  Slatuonien  bem  Sönigrcidi 
Ungarn  einoerleibt  mürbe,  marb  bei  bau  jum  Xorie 
beräbgefuntenen  SRurfa  bad  fefte  3d)log  Ödjef  er« 
baut.  1526  mürbe  ß.  Bon  ben  X urteil  beiept,  unb 
erft  1687  tarn  cd  toieber  unter  bietierrfcbaft  Ungamd, 
mürbe  1712  ju  einer  Seftung  umgefdiafjen  unb  1809 
jur  föniglichen  greiftabt  erhoben.  Klm  23.  Sehr.  1849 
mürbe  ed  Bon  ben  Haiferlidjen  erobert.  3n  ß.  fanben 
mieberholt  Kludgrabungen  römiidiet  Klltertümcr  ftatt. 

@ffcllen,  ßhriftian,  beutfdjer  SicBolutionür, 
eb.  1823  ju  Jiamm  i.  SB.,  geft.  15.  SJiai  1859  in 
lern  fforf,  Kubierte  in  Bonn  unb  Berlin,  mo  er  1846 
im  ©arberegiment  ald  ßinjährig-greimiUtger  biente, 
mürbe  beim  Kludbrud)  ber  SKeuolution  1848  jugrant* 
furt  a.  3Jt.  in  ben  Klufftanb  Bermidelt  unb  beteiligte 
fid)  bann  an  ber  babifdjen  Bemegung.  ßr  trat  in 
ben  Stab  bed  bie  Bolfdmcprcn  befehligenben  3ofmim 
'Philipp  Bcder,  unb  uad)  ber  Beendigung  bed  Kluf* 
fianbed  uerfajKen  beibe  in  üleuf  bie  >We!d)id)te  ber 
fitbbeutfdien  Stairebolution  1849«.  1852  manberlc 
ß.  nad)  Siorbamerita  aud  unb  gab  ju  "Detroit  eine 
3eitlang  bie  3eitfd)rift  »Klllantid«  heraud,  in  ber  er 
bie  Sflanerei  belänipfte  unb  europäifdhe  unb  ameri» 
tanifche  üültur  miteiiianber  ju  oerbinben  fud)te.  ßr 
ftarb  im  SpilaL 

6ff  cn,  1 )(ß.  an  berSiuhr)  Slabl  (Slabtfreid,  hier« 
ju  ber  Slabtplan  mit  SHegiflerblatt)  im  preuft.  Siegbej. 
Xüfjelborf.  im  Ifiittelpunlt  bed  3iul)ttol)lengebieii5, 
79  in  ü.  SR. , ift  ein 
iiiiid)lig  aufblUhcnber 
Sabritort.  Unter  ben 
ot!eabienj!!id)cn  ©c« 
ijuben  (6  euangeli« 
fdje,  12tatholifd)cuub 
eine  altfath.  ftiidje 
unb  eine  Spnagogc) 
ift  befoiibad  bad  ta« 
tholifdie  SRünfter  mit 
reidjer  Sdiaptammer 
u.  trefflichen  ©einäl« 
ben  bemerfendmetl.  Sappen  pon  Elfen. 
Sadielbe , 873  gcfiif« 

lei,  ift  eine  her  (unflhiflorifd)  mertmürbigften  üirdien- 
anlagen.  Klud  hem  1 0. 3ahrb.  flammenb,  hat  ed  grofie 
tfthnlidifeit  mit  ber  'Pfaljlapelle  in  Klnchen,  imKlujfent 
ein  Kldited  jmüdien  jmei  polljgoiien  ßdiüniien,  aber 
(ein  feihfiänhiger,  ganjer  Rnppelhau,  fonhem  nur  ein 

8» 


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116 


Gffcn  — 

Bon  hrci  Seiten  be3Aebied3ge6ilbeter$>atbfuppetbau. 
Unter  bem  ßfltidien  ber  beißen  Gf)öre  eine  1051  ge- 
weißte Kttipte.  Sei  ber  neuerbingS  oorgenommen'cn 
tRcftauratcon  hoben  fiefj  nod)  SRalereien  auS  bem  12. 
unb  14.  Jatirl).  Borgefunbcn , bic  nunmehr  enieuert 
worben  fmb.  3ut  Xomfcßaß  finb  merfwürbig  ein 
fiebenarmiger  2eud)ter  Bon  972  alS  Aacßbilbung  beS 
^alomonijcbcn  2eu<hterS  im  Xcmpet  ju  3crufalcm 
fowie  Bier  Braditfreuje  mit  Gtitail  itnb  Gbetjteinen 
unb  zahlreiche  SRonftranjen.  Unter  ben  Brofanßautcn 
fmb  bemerkenswert:  baß  neue  gotifdje  SRatßauS  unb 
baS  JtreiSßauS  für  ben  2anbfretS  ®.  G.  befaßt  Xcnf- 
mäter  Bon  Kaiier  ©ilßelm  L auf  bem  Burgplaß,  non 
BiSmard  auf  bem  BiSniardplaß,  }Wci  Xcntmöler  AI- 
freb  Krupps  (baS  eine  ift  Bon  ber  Stabt  auf  bem  Blarft- 
plag,  baü  anbre  oon  ben  Beamten  unb  Arbeitern  am 
Gingang  jur  gabrit  errichtet)  unb  ein  Kriegerben  t« 
mal.  Sie  ber  Einwohner  beläuft  fad)  oeoo)  auf 
118,862  Seelen,  barunter  53,615  Eoangelifcbc  unb 
1807  3uben.  3iad)  ber  Eingemeinbung  beb  XorfeS 
Altenborf  1901  betrag  bie  Einwohnerzahl  182,100, 
barunter  76,635  Goangdifaßc  unb  1870  3uben.  Un- 
ter  ben  inbuftriellen  Etabliffementä  nimmt 
bie  Kruppfchc  ©ußfaaßlfabrif  bic  crite  .stelle  em  (f. 
Krupp).  Außcrbem  hat  bie  Stabt  $ubblingS<  unb 
©aljwerfc,  UJiafe^tnert-,  Xampffcfael-  unb  Schrauben» 
fabrifation,  bebeutenben  Steinkohlenbergbau,  gabri- 
fen  für  RunfaWotle,  ,3'8nrrfn  *•»  ferner  gärberei, 
Bierbrauerei  ic.  Xertp anbei  befaßt  fad) BorjugSwcife 
mit  ben  Grgeugnijfen  ber  Gifen-  unb  KoßlemnbuftTie, 
ihn  unterfaüßcn  eine  ^anbelsfammer,  eine  ScichS» 
banffteüe  (Umfaß  1902:  3002,5  SRitl.  SKI.),  jaf)lrcid)e 
SriBatbanlen  unb  baS  Sbcmifd)  ■ ©efafältfcße  Kohlen» 
ipnbilat.  giir  ben  Gifcnbahnocrkchr  ift  G.  mit  Bier 
Bahnhöfen  Knotenpunkt  ber  Staatsbahnlinien  Sußr» 
ort-$ol}Widebe,  G.-Biömard-tpeme,  G. -Bochum- 
Verne  u.  a.  Xeut  8erfefjr  in  ber  Stabt  bient  eine  eiet- 
trifdje  Straßenbahn.  An  S i 1 b u n g 8 * unb  ähnlichen 
Anftalten  befaßt  G.  ein  ®t)mnatmm,  ein  SRealgßm- 
nafium,  eine  Cberreatfdjule,  eine  fyntbwerfer-  unb 
«unftgcwerbcfchule , eine  £>anbelöid)it!e,  eine  Berg- 
ichule,  eine  Xaubfaummen  - unb  eine  Jbiotenanflalt, 
2 ©aifenßäufer,  ein  Xßeatcr,  eine  pennanente  fiunft- 
nuSfteUung  ic.  Bon  Scharben  haben  in  ®.  ihren 
Siß : baS  Sanbratäamt  fiir  ben  2anbkrei8  E.,  ein  2anb« 
gericht,  ein  SerarcBier  unb  eine  Gifenbahnbireltion. 
Xie  ftäbtifdjen  Beljörben  jäßlen  12  SiagifaratSmit- 
glieber  unb  48  Stabtocrorbnete.  Xie  ftäbtifdjen  Gin- 
imhmen  betrugen  1901/2:  7,s  SRilL,  bie  Sehulb  24,5 
Still.  SRI.  3um  2anbgerid)t£be  jirk  G.  gehören 
bie  9 Amtsgerichte  zu  Borbed,  Bottrop,  Buer,  Xor- 
iten,  G-,  ©elfenfirchen,  Hattingen,  Steele  unb  33er- 
ben.  — G.  War  ehemals  ber  Siß  einer  Benebiftiner- 
grauenabtei,  bie  873  Born  Bifcßof  Alfrcb  Bon  tpilbcS- 
heint  als  Sionnenfl öfter  geftiftet  unb  1275  in  eine 
reichsunmittelbare,  gefiirftcte  grauenabtei  umgewan- 
beit  Würbe,  bic  aber  auch  20  StiftShcrren  enthielt. 
XaS  Kapitel,  beftanb  aus  10  Brinjcffannen  unb  ©rä- 
finneit;  bieSbtifün,  bic  meift  einem  regicrenben §auS 
entnommen  Würbe,  hatte  als  9Jcidt)Sfürftin  Sin  unb 
Stimme  auf  ber  ri)einifd)CH  Brälatenbank.  XaS  Gebiet 
ber  Abtei  umfaßte  auf  110  qkm  (2  CA1.)  bic  Stäbtc 
G.  unb  Steele  unb  mehrere  Xörfer.  Sie  wählte  1275 
ben  König  Subolf  rum  ScßirmBogt;  fpäter  erhielten 
bie  Brafen  oon  berSiark,  1495  bie^erjoge  Bon  3ülicß- 
Kkcoc-Berg  unb  1609  bic  fiurfürjten  non  Branben* 
bürg  bie  SeßinnBoglei.  1803  würbe  baS  Stift  fäfu- 
lariltert  unb  fam  an  Breußcn,  warb  1807  mit  bem 
BroßherjogtumBcrg  Bereinigt,  1814abevan  Breußcn  | 


Gffenroein. 

juriidgegeben.  Bgl.  Sunde,  ©efd)id)tc  beS  gürfien» 
tums  unb  ber  Stabt  G.  (Glberf.  1851) ; »Beiträge  zur 
©efeßiehte  Bon  Stabt  unb  Stift  G.«  (Gffcn  1882 ff.); 
Kellen,  Sie  3nbuftrieftabt  G.  in  ©ort  unb  Bilb  (baf. 
1 902) ; 3 w eiger  t,  Xie  Serwaltung  ber  Stabt  G.  im 
19.  3aßrhunbert  (baf.  1902).  — 2)  ©emeinbe  im 
olbenburg.  Amt  filoppenburg,  au  ber  Alten  tpaafe, 
Knotenpunkt  ber  StaatSbahnlinien  Dlbenburg-DSna» 
bviid  unb  G.-2öningeit,  hat  eine  ebang.  Kapette,  eine 
fath-  Kirche,  höhere  Bilrgerfcßule  unb  090«)  889  (als 
©emeinbe  3150)  Ginw. 

©ffett,  1)  SjanS  tjjenrif,  ©raf  Bon,  fdjweb. 
SRilitär  itnb  Staatsmann,  geb.  26.  Sept.  1755  auf 
KafläS  (SScftergötlanb),  geft.  28.  3uli  1824  in  Ubbe- 
Baüa,  aus  einem  alten  lioiänbifdhen  Abclvgefd)led)t, 
warb  1773  KaBaUericoffirier  unb  gehörte  ju  ben 
©ünftlingcn  ©uflauSIII.,  ben  er  1783  84  nach3la- 
lien  begleitete.  1795— 97Stodho(merDberftatthaltcr, 
ging  ec  1800  alSBeneralgouuerneurnaeb  Shwebifd)« 
Bonunern,  Wo  er  bie  Aufhebung  ber  2eibcigenfdjaft 
burdiführte  unb  1807  nach  2'/»monatiger  tapferer 
Sertcibigung  StralfunbS  einen  ehrenBoUeu  ©aß’eit* 
ftiüftanb  Bon  ben fjranjofen  erlangte.  Siadjber  iiht'on- 
reBolution  Bon  1809  jum  StaatSrat  unb  in  ben 
©rafenftanb  erhoben,  Bemittelte  er  Anfang  1810  in 
Baris  ben  Jrieben  jwifchen  Sraitfreidj  unb  Schwe- 
ben, befehligte,  feit  1811  getbmarfdjall,  1814  unter 
bem  Kronprinzen  Karl  3oßann  baS  fehwebifeße  Jieer 
in  Slocwegen,  wo  er  nach  ber  Bereinigung  beiber 
SReiiße  mit  Kraft  unb  Umftd)t  bis  1816  als  SleidiS» 
ftatthalter  wirtte,  unb  warb  1816  fdjWebifcher  SieicßS- 
niarfthafl,  1817  aucßBencralbefcblöfiabcrin  Schonen. 
Bgl.  31  i e l f e n , Breve  fra  grev  Han»  Henrik  von 

E.  til  Karl  Johan  (Gbrift.  1867). 

2)  Srebrif,  greißerr  Bon,  fißWeb.  Staats- 
mann, ©roßneffe  beS  Borigen,  geb.  80.  3uli  1831 
auf  KafläS,  1850  — 63  Kauallcneofßjier,  War  im 
SlänbereidiStag  (1862  unb  1865),  bej.  in  ber  Griten 
Kammer  (1867 — 74  unb  feit  1877)  einer  ber  güßrer 
ber  KonferBatioen  unb  trat  1888  — 94  als  ginanj- 
minifter  erfolgreich  für  bie  Einführung  oon  Agrar» 
unb3nbuftriejöHen  ein.  Slacß  feinem  Jmdtritt  würbe 
er  mm  SieichSmarfcßall  ernannt. 

Essence  (franj.,  fpr.  .sn»|’),  Gffenj  (f.  b.);  E. 
d'Orient,  E.  de  perles,  foBiel  wie  Berleneffenj;  E.  de 
Mirbane , f.  Jcitrobeiijol. 

eiTcner_,  f.  Gffäcr. 

©ffentiäl  (effentiell,  lat.),  wefenlticß,  unum- 
gänglich notweubig.  Essentialia  (Gffentialien), 
wcfenlliche  Xinge,  wcfentliche  Beflanblcile;  essentia- 
lia negotii,  in  ber  SlechtSfprache  bie  Wefentticßen  Be- 
ftanbteile  eines  BcchtSgefchäftS,  bie  Borßanben  fein 
müjfen,  wenn  ein  BedjtSgcfchäft  einer  beftimmten 
Art  befteßen  fod,  j.  8.  beim  Kauf  ber  KonfeitS  über 
ben  Breis  unb  bie  ©are;  Gffentialität,  baS  ©e- 
fentliiße,  bic  ©efenßcil. 

©ffcntocin,  Augufi,  Vlnßiteft  unb  ffunftfeßrift- 
fleller,  geb.  2.  9foo.  1831  in  Karlsruhe,  geft.  13.  Cfl. 
1892  iit  Süniberg,  befueßte  1847—  52  bie  polßted)- 
nifdje  Scßule  in  KavlSruße  unb  machte  bann  längere 
Stubicnreifcn.  1855  — 56  gab  er  baS  große  ©erf 
»SorbbeutfcßlanbS  Badfteinbau  im  Blittclalter«  (30 
•Tafeln  mit  Xept)  heraus.  1856  ftebeltc  er  nach  Sicn 
über  unb  trat  bafetbft  in  ben  Xicnft  ber  StaatScifcu. 
baßn.  Xancben  wibmetc  er  fieb  hinftßiftarifchm  Stu- 
bien,  feßrieb  größere  Auffäße  für  bic  »BliUeiluugcit 
ber  f.  t 3entralfommiiTion  ic.«,  fertigte  arcßitelto- 
nifße  Gntwürfe  Berfcßicbencr  Art  unb  war  aud)  für 
bic  Kunftinbuftrie  tätig.  1864  würbe  er  ]um  ftäbti- 


C'ffenj  - 

fd)cn  ©aurnt  tn  ©rag  gewählt  unb  ein  Jaljv  barauf 
jum  ©rofcffor  an  bet  Xecpmfdjen  ©oipfcputc  bafeibjt 
ernannt.  ©ier  gab  er  unter  anberm  beraub:  »Xie 
mittelalterlichen  Slunffbenfmale  bcr  Stabt  Rrafau« 
cNürnb.  1867).  1866  würbe  er  aB  erftet  Sorftanb 
beä  ©tnmmifebcn  SKufeumä  nad)  Nürnberg  berufen 
unb  entfaltete  nun  eine  überaus  rege  Xätigfeii,  Wo- 
burd)  bic  Anftalt  in  tut, (er  3cit  bebeulenb  erweitert 
imb  ju  hohem  Anfepen  gebracht  würbe,  Gr  »cröffcnt* 
liebte  Spejialfataloge  über  einige  Abteilungen  ber 
Sammlung , jtoei  grofsc  ©ilberwerfe:  »Duetten  tue 
öefd)id)te  ber  SeuerWaffen«  imb  »Xie  ©oljfdjmtte 
beä  14.  unb  15.  Sabcpunbertä  im  ©ermanifdien  31iu* 
feurn* , unb  Diele  Heinere  Vtnffä je  im  »Amciger  für 
Stunbe  bcr  bcutfdjcn  Sorjeit«.  daneben  fertigte  er 
auep  Entwürfe  ju  Seftaurationi arbeiten , 5.  ©.  bcö 
SSünßerä  ju  ©onn,  ju  Sanbmalereien,  ©laSgemäl* 
ben,  Orgeln,  jur  gefantlcn  Auäflattuna  bon  Shrdjen, 
j.  ©.  St.  HRaria  im  Kapitol  ju  Köln,  beten  Auäfttp 
rung  er  and)  in  allen  Gin  ielpeitcn  überwach  And) 
ijt  ber  weitere  Auäbau  ber  Nürnberger  Ractaufe 
( 2i  j beä  ©ermanifdien  Slufeumä)  fein  Serf.  Gr  gab 
ferner  beraub:  »Kunft.  unb  fulturgefcbicbtlidie  Xettf» 
male  bed  ©ennanticben  Nationalmufeumä«  (Nümb. 
1877)  unb  ben  »Silberatlaä  jurKuIturgcfcpicpte ; 9Rit< 
telalter«  (Bripj.  1884).  3»  Xurraä  »©anbbuep  ber 
Arcbiteftur«  bearbeitete  er  bied|rijtti^e(bt)jantinif^e) 
©autuiift  ({pater  burdj  ©olfcinger  erfept)  unb  bic  ro» 
manifepe  imb  bic  gotijdje  ©aufunft:  Rriegäbaufunft 
unb  ■©ntjnbau  (Xarmft.  1689  u.  1893). 

(Sffinj  (Int.),  urjprüuglid) ber  »wefentlidje»,  wirf» 
faine  Seftanbteil  einer  Sroge,  baper  jobicl  wie  ätje- 
nfcbcä  Dl,  baä  ©erud)  unb  ©efdjmacf  bietcr  ©(langen 
bebmgt,  ebenfo  ein  ntfoljolifdjer  Auägug  ber  Xrogen, 
bcr  bie  Wcientlidjen  ©eftanbteile  gelbjt  enthält  (alfo 
fouiel  wie  Xinftur),  ober  eine  BSjung  non  ötperifdien 
Oien  in  Alfajot,  aud)  fonjentrierte  ©räparate,  bie 
bei  ber  ©erbünnung  Öctränfc  liefern  {©unfej»,  3B«i» 
tranfejfenj),  bann  ein  aud  ben  borjüglicpjtcn  Xrau» 
ben  gewonnener  Sein  (f.  Sein). 

(J-ffeguibo,  1)  glujj  in  ©ritifcj-öuapana,  ent» 
fpringt  m ber  Serta  Acarai  unter  0»  40'  nbrbl.  ©r., 
ftiefjt  nad)  N.,  nimmt  tinfä  ben  370  km  langen  SRu» 
pununi  (Sei&er  alufi),  beit  ©otaro  (SebroargerSIufj) 
unb  bie  Bereinigten  ß ununi  (GupuBnni,  950  km  lang) 
unb  Staganmi  auf  unb  ergiefit  ftdj,  750  km  lang,  m 
Hier,  burd)  mehrere  3nfcln  gebilbctcn  SWiiubungen  in 
bett  Attemtifcjen  Ojcan.  Nian  pai  ipn  über  500  km 
»eit  aufwärts  befahren, bod)  bfmmen  feine  ja ptreidicn 
ßntarafte  (wie  »König  Silpetm  IV.»  unter  3V«° 
nbrbl.  ©r.)  bic  Sepiffäpbt  erpeblid).  — 2)  ©raffebaft 
in  Sntifd) » ©uatjana,  umfafe!  ben  fruchtbaren  norb» 
Weltlichen  Jett  beä  Sanbeä,  gwifd)cn  ben  Sünbungen 
beä  Drinofo  unb  Gffequibo,  mit  (1891)  63,254  Ein'w., 
ojne  bie  Wilben  3>ibiantr  in  ben  UrtoiUbent.  ©gt. 
»British  Guiana  Directory«,  1902. 

(Sffcr,  ipeinrid),  Somponift,  geb.  15.  3uli  1818 
in  äXannjcim,  geft.  3.3uiti  1872  in  Salzburg,  bilbete 
fid)  junndijt  int  Siolinipiel  aud  unb  wurbcäRufifbircf* 
tor  am  3RannI)eimcr  Xjeater,  war  bann  mehrere 
Sapre  SBtrigenl  ber  aHamjer  fiiebertafet  unb  crpielt 
1847  röten  Stuf  nad)  Sien  aläStapeflmeifieram  Sfärnt- 
nertor'Xjeater.  1857  würbe  er  Rapettmeifter  am 
©ofoperntpeater  unb  1867  jitm  ©eivat  bcr  oberfteit 
©erwaltung  biefer  Anftalt  ernannt.  1869  (egte  er 
feint  ©teile  nieber  unb  30g  fid)  mup  ©aljburg  jurütf. 
Unter  feinen  Rompoftttonen  (Dpent,  Kammctmuftf 
unb  Drdpefterwerfc)  paben  befonbevS  feine  Sffiänncr» 
quartette  Beliebtpeit  erlangt.  Sgl.  ©anälid,  Suite 


- Gfiej.  117 

(ffiicn  1884'i;  G.  Sftel,  Nidj.  Sagncr  ira  2i(pt  eineä 
jeitgenbfftfgen  ©ricfwecpfelä  (©er!.  1902). 

(.''fiep,  Diajfe,  f.  ®d)wem. 

Gffcp,  ©mffdjaft  im  BfUUpett  Gn glaub,  umfaßt 
baä  i'anb  an  ber  ?!orbfec  jtoifepen  bem  Stour  unb 
ber  Xpemfe,  nürblid)  oon  Suffolf  unb  ßambribge, 
füblid)  non  ben  ©raffdjaften  Bonbon  unb  Reut,  weit- 
lid)  Don  ©ertforb  unb  Sitbblefep  begrengi,  mit  einem 
Areal  Don  8694  qkui  (72,sDffl.)  unbatoi)  1,085,771 
Gilt».  (272  auf  1 qkm)  unb  alb  Serwattungbbqirf 
818,640  Ginw.  ©auptftabl  ift  ßpelmSforb.  — ßmfl 
War  G.  (Gaftfeaj  ober  Dftfacpfen)  ein  angelfäd)- 
fiiiped  Riinigreiip,  baä,  Don  Acäcwin  (Grfewin),  bem 
©opit  Offaä,  um  627  gegvünbet  fein  foU  unb  Bonbon 
jur  ©anptftabt  patte,  ©pater  warb  eb  Don  Stent,  bar* 
auf  Don  URcrcia  unterworfen,  bepielt  aber  Unter 
fönige;  aus  beren  ©aufe  flammt  Offa,  bcr  709  itadi 
Nom  50g  unb  pier  atä  TObrnp  ftarb.  Snt  9.  Saprb 
fiel  G.  an  RBnig  Ggbert  Don  SBcffej. 

Gffep,  engl,  Abelätitel,  ber  Dom  12.— 16.  Saprp. 
naipeinanber  dou  bengamilimSianbcDine,  gippierb, 
©opun  unb  ©ourdpicr  gefübrt  toarb.  ©einviep  Vin. 
Dertiep  ipn  1539  feinem  ©ünflling  Xpontaä  Gromwell 
(f.  b.),  fpäter  bem  ©ruber  feiner  fedjften  ©emaptin, 
SBiHiant  ©arr,  bon  betu  er  1572  auf  bie  gamilie  Xe* 
Dercur  überging.  Xiefcr  gebären  an: 

1)  Salier  XeDcrcup,  Siäcount  Doit  ©ere  * 
forb,  geft.  22.  Scpt.  1576,  unterbriidtc  unter  Glifa 
betp  ben  Aufftanb  ber  ©rafeit  Dou  Nortpumberlanb 
itnb  Seftmorlanb  unb  Warb  1572  gum  ©rafen 
Don  ffi.  unb  Sitter  beä  ©ofettbanborbenä  ernannt. 
1573  untemaput  er  eine  Gppebition  gegen  baS  auf» 
ftSnbiftpe  Srtanb,  bie  aber  bei  bem  SJtangel  aiilhiter 
|itipuiig  auä  ber  ©eimat  feinen  grofien  Erfolg  patte. 

2) 3?obert  XeDereuj,  ©raf  Don,  Sohn  beä' 
borigen,  geb.  10.  Stob.  1567,  gefi.  25.  Rebr.  1601, 
warb  1584  am  ©of  eingeftiprt,  Wo  bic  Rönigin  alb» 
halb  bem  fcpbnen,  poepbegabten  Stingüng  ipre  Auf- 
merffamfeit  fepenfte.  1685  begleitete  er  fernen  Stier, 
bater,  Borb  Beicefter,  nad)  ©ollanb,  jeiipnete  fid)  in 
Per  Sdjtmpt  bei  3ütppen  aud  unb  warb  jum  ©eneral 
bet  RabaHerie  imb  bei  feinet  Nücffepr  naep  Guglaitb 
junt  ©ropftaUmeifter  eniaunt.  3fad)  Seicefterä  Xob 
(1588)  Warb  er  ber  ßbnigin  erdärtcr  ffiünftling.  Sn 
bemfelben  Sapre  mit  einem  Rommanbo  gegen  bie 
fpanifepe  Armaba  betraut,  napm  «'  gegen  ben  Sillen 
ber  ßonigin  1589  an  bem  Rriegäjug  teil,  bitrip  ben 
Norriä  unb  grantiä  Xrafe  ben  Xora  Antonio  wiebet 
auf  bcu  portugicfififcctt  Xprou  fepen  Wollten.  Xrop 
bem  behauptete  er  iiep  in  Glifabetkx  fflmijt.  1591  er- 
piett  er  ben  Cberbcfep!  über  baä  Rorpä,  baä  bie  .Hö 
uigtn  jur  Unterftübung  ©einriCbälV'.  ltaebijranfreidp 
fanbte,  warb  1593  Slitglieb  beSSebeimenNalä,  unter 
nahm  1596  mit  betn  Abmiral  ©oWarb  einen  ©anb 
itreitb  auf  Gabij,  woburep  Gngtaub  in  ©efip  reidjer 
©eute  gelangte,  ohne  bap  jebodi  ber  ©laj  behauptet 
Werben  tonnte,  unb  warb  1597  ©rofjmeitter  bcr  Ar 
tillerie.  Glifabetpä  ©erpättniä  ju  ®.  wccpfclte  jWifepen 
©nabe,  Giferiutpt  unb  Seibenfd)aft,  wäprenb  G.  felbft 
feine  eitjentlidpe  Neigung  für  bie  attembe  RSnigin 
entpfanb.  Sein  Una6p5ngigleitäfmn  trieb  ipn,  fitp 
bon  ber  ©errfdpaft  einer  jrau  ju  emamipicren:  fie 
pat  ipm  einmal  in  ber  Aufwallung  über  feine  uttepr» 
erbietige  ©altung  einen  ©adenitreid)  gegeben,  er  bar» 
auf  anä  Schwert  gegriffen;  auch  in  feinen  ©riefen 
Weipfelt  ber  Auäbrua  ber  Unterwüvfigfett  mit  Äufie* 
rungen  beä  Siberftrcbenä.  1599  Würbe  G ^unt 
Statthalter  bon  Srtanb  ernannt,  um  ben  Aufftanb 
beä  ©rafen  bon  Xpronc  nieberjuf^tagen.  Xa  aber 


118 


Gfferit  - 

feine  Streitfräfte  bierjit  nidit  nuSrridjten,  fdjlofi  er 
mit  ben  21ufftänbifd)en  einen  Bertrag,  eilte  gegen  ben 
ausbrütflidien  Befehl  ber  Königin  im  September  1599 
nadi  2onbon  jurüd  unb  brang  ungeftiim  bi#  in  i6r 
Sd)lafqeniad),  um  fi(6  gegen  bie  vlnfdjulbigungen 
feiner  ©egner  }it  oerteibigen.  Cie  Königin  nahm  ihn 
juerft  gniibig  nuf,  tieft  itjti  bann  aber  Oerljaften  unb 
ihm  ben  projefi  mgdten,  Worauf  er  5.  Runi  1600 
sunt  Berluft  feiner  Sirntcr  unb  jum  Wrreft  auf  unbe« 
ftintmte  3fit  oerurteilt  tourbe.  Rreigelaffen,  fniipfte 
er,  atä  feine  Bcrfudje,  fidj  Glifabetb  toteber  ju  nöbem, 
erfolglos  blieben , geheime  Berbinbungen  in  Sebott« 
taub  an  unb  [udjte  im  Rebruar  1601  etnen  9Iufftanb 
in  üonbon  tu  erregen,  nnirbe  aber  gefangen  genorn« 
uten,  jum  lobe  oerurteilt  unb,  als  (Slilabetfj  na(6 
anfänglidjem  3ögem  24.  Rebr.  ba8  CobeSurteil  be- 
(tätigt*  batte , am  folgenben  lag  entlaubtet  Cie 
Grjähtung  eon  bem  Sing,  ben  tbm  Glifabetb  früher 
gefdjentt  haben  foH  mit  ber  Seifung,  ihr  benfelben, 
wenn  fie  ihm  einft  jümen  foüte,  ju  fenben,  unb  ben 
bie  mit  ber  Übergabe  an  Glifabetb  ooit  G.  beauftragte 
Gräfin  'liottingbam  unterfd)lagen  habe,  ift  unhifto« 
tifd).  ®.’  tragiidjeS  ßnbe  warb  oielfadi  biditerifd)  be« 
banbelt,  fo  Oon  bem  Englänber  Jj.  BanlS  (1682), 
1856  oon  2aube  in  bem  Irauerfpiel  *®raf  G.«  unb 
1860  Oon  Sb.  Sfcrber  («Bolitit  unb  Siebe«). 

3)  Stöbert  Ceoereuj,  ©raf  Oon,  Sohn  be« 
Oorigen,  geb.  1591,  geft.  14.  Sept.  1646,  tourbe  1603 
in  ben  Beftjs  ber  SSitrben  unb  Wüter  feine#  Bater« 
wicber  eingefefct.  1620  trat  er  in  bie  Cicnfte  beS 
Murfürftcu  oon  ber  Pfalj,  fdjloft  fieb,  1621  nad)  Eng. 
lottb  suriiifgefebrt,  im  Parlament  ber  Oppofition  an 
unb  befehligte  1624  ein  für  bie  nieberliiubifdien  '13 ro- 
oinjen  in  Gngtanb  geworbenes  Siegiment.  Bon 
Marli. jum Bijcabmiral  ernannt,  unternahm  er  1625 
eine  erfolglofe  ßfpebilion  gegen  bie  Spanier  unb 
einen  Relbjug  fn  ben  Jficbcrlauben.  1640  unterjeid)« 
nete  er  bie  Petition  an  ben  König  um  Berufung  eine# 
Parlaments  unb  übernahm,  als  eS  jwifeben  biefem 
unb  bem  König  jum  Brudi  fatn,  obwohl  ohne  mili« 
tärifdjc  Begabung,  ben  Oberbefehl  beS  Parlaments, 
beere«.  Rn  ben  Sthladiten  bei  GbgcbiCf  (23.  Oft.  1642) 
unb  Sicwburt)  (19.  Sept.  1643)  ftegte  er,  nuijite  aber 
int  toeptember  1644,  nad)bcm  feinerer  inGomWalliS 
fapituliert  hatte,  fliehen  unb  legte  ben  Oberbefehl  nie. 
ber.  Ca  mit  ihm  bie  Ramilie  ber  Ceoerruj  erloid). 
fo  ging  ber  Citet  6.  1661  auf  baS  ipauS  Gapel  (Ca« 
pell)  über.  Cer  erfte  ©raf  oon  G.  aus  birfern  fjauS. 
tlrthur,  geb.  im  3anuar  1631,  Würbe  1683  »egen 
aitgeblidjer  leilnahme  an  einer  Berfdpoönmg  gegen 
Marl  II.  in  ben  lower  gebradtt,  too  man  ihn  jtadt  we- 
nigen Jagen  mit  burd)fdjnittcner  Kehle  fanb.  Seli- 
ger ©raf  oon  G.  ift  feit  10.  Sept.  1892  ©eorge  Ce« 
ocreiij  be  Bere  GapcII,  geb.  1857.  Bgl.  SBatter 
Bourd)ier  Ceocrcuy,  Life  and  lettera  of  the  Earla 
of  E.  1540—1646  (2onb.  1852,  2 Bbe.). 

(f-ffegtt,  grobfömigcS  Gruptiogeftein,  baS  an  oer« 
fdtiebenen  Stellen  (fo  in  Brafilicn,  in  Kanaba,  in 
BrfanfaS,  in3Waffarf)ufettS,  inColorabo,  im  ffiblidien 
Storwegen,  auf  ben  Kapuerbifdjen  Rnfeln  unb  bei 
Sfongftod  a.  GIbe)  mit  Gläolithfhenit  unb  Speitit  ju« 
fammen  Oorfommt  unb  teils  ein  hopeS.  teils  ein  ju« 
gettblidjeS  (poflcretajifibeS,  j.  B.  bei  Siougflotf)  2111er 
beugt.  Cer  G.  befiehl  aus  Stalfnatronfelbjpat.  Wtigil 
unb  Biotit,  ju  benen  fid)  noth  »cdiielnbe  Wengen 
oon  CrthoflaS,  Slephclin  ober  Sobalith,  feombtenbe 
unb  Dlioin  gefeiten,  hat  alfo  itt  feiner  ntineralogifdtett 
wie  aud)  (bemifdien  3ufammcnfe|)ung  eine  getoiffe 
'i(bnlid)teit  mit  Ciorit. 


— Ging. 

«füg,  im  Wefentlithen  eine  ÜKifdfttng  Oon  Giftq« 
ffture  mit  oiel  SBaffer,  wirb  entweber  burd)  Ginwtr« 
fung  ber  2uft,  b.  h-  burd)  einen  OrbbationSprojef), 
auS  einer  alfoboIbaltigenRlüfngfeit  (Soein,  Cbftwein. 
Bier,  gegomem  ®lai  jauSjug,  Siübenfaft,  oerbünntem 
Spiritus)  ober  burtb  trodne  Ceftillation  beS  2>oI(eS 
gewonnen.  Sieiner  Blfohol  Oerbunftct  an  ber  fiuft 
itnoetiinbert;  wenn  aber  eine  Rlüffigteit,  bie  neben 
5—10  Proj.  Vllfobol  etwa#  Gffigfäure,  ein  gewiffcS 
Ferment  (eine Batterie,  Gffigpilj,  Gffigmutter, 
Gffigferment,  Bacterinm  aceti,  aud)  B.  KUtzin- 
gianum,  B.  Pasteurianum)  unb  bie  notwenbigften 
Siährftoffe  ber  Baflerieit  enthält,  bei  einer  Cempera- 
tur  Oon  10—35°  ber  finft  auSgefefjt  wirb,  fo  nimmt 
ber  üllfohol  unter  Bermittelung  ber  Batterien  begie- 
rig Saiterftoff  auf  unb  oerwanbelt  fi(f)  in  Gffigfäure 
'Mfliggärung).  100 kg  tUtohol  tönnen  bei  biefem 
Borgang  130  kg  Gffigfäure  tiefem  unb  bebitrfm 
baju  300  kg  = 232,200  2it.  2uft.  3n  ber  prariS 
reidjt  aber  biefe  2uftmenge  bei  weitem  nieht  au«,  »eit 
ihr  niemals  ber  Saueritoff  Oollftänbig  entjogen  Wer« 
ben  fann.  Sie  bei  jebeut  OmbatiouSproje»,  Wirb 
amh  bei  ber  Berwanblung  beS  VlltoholS  in  Gffigfäure 
SBänne  entwidelt.  Cielemperatur  beS  G f f i g g u t e S, 
b.  !)•  ber  altotjolifdjen  Slüffigfcit,  bie  bem  Gffigbil« 
bungSprojefi  unterworfen  Wirb,  fteigt,  unb  gleidijei« 
tig  fteigt  baS  fpejififdjc  ©cwidit,  Waljrenb  ber  alfobo. 
li|d)e  Werud)  einem  fauren  piafi  madjt.  Cer  Gffig« 
pilj  hübet  auf  bem  Gffiggut  eine  Ceefe,  er  nimmt 
Saiterftoff  auS  her  2uft  nuf  unb  überträgt  ihn  auf 
ben  Wfotjol.  Bitficrbem  aber  Wudiert  auf  bem  Gffig- 
gut  ber  Slahmpil)  (Mycoderma  vini),  ber  ebenfalls 
eine  Cerfe  (Sfahmhaut)  auf  ber  glüffigfeit  bilbcl, 
aber  feinen  G.  erjeugt,  Oielmchr  bie  fvrudüfäuren 
beS  GifigguteS  oppbiert.  feierburih  entfäuert  er  baS 
Gffiggut  unb  madjt  eS  geeigneter  als  Siäbrboben  für 
ben  Gffigpilj;  er  gebeiljt  am  heften  bei  15°,  bei  höhe 
rer  Semperatur  Wirb  er  leidit  oon  bem  Gffigpilj  un« 
terbrüdt,  für  ben  bie  gflnftigfte  Ccmperatur  jwifdten 
20  unb  30°  liegt.  Bisweilen  fiebeln  fid)  im  Gffiggut 
Bnltierdjen  (Glfigäldjen)  an,  wcldie  bie  Gffigpilj- 
bede  burd)bredien  unb  baburdi  bie  Gfftgbilbung  be 
einträihtigen.  Sie  gebeiheit  am  heften  bei  16 — 30°unb 
werben  erit  burtb  einen  ?llfof)oIgebaIt  beS  GffigguteS 
Oon  10—12,1°  gefdjäbigt.  2idjt  ift  ber  Gnlwidelung 
ber  Gffigbafterien  Ijinberlich,  fthon  jcrftreutcS  Inges- 
lidit  bei  bewölttem  £iimmel  Wirft  naditeilig. 

Sfad)  bem  älternBerf  ähren  berGffigfabrifation 
füllt  man  auSgebämpfte  Raffer  auS  Gidjenholj,  bie 
etwa  200  — 3CK3  2it.  faffen,  in  einem  Slauni  oon 
30—32°  jur  §älfte  mit  hcifiem  SBeincffig,  fügt  nad) 
einigen  lagen  10 — 15  2it.  Sein  hinju  unb  fährt  mit 
foldjcm  3«ia(i  Oon  8 ju  8 lagen  fort,  bis  bie  Raffer 
bis  ju  jwei  Critteln  gefüllt  finb.  Rn  8 — 14  jagen 
oerwanbelt  ftd)  ber  im  Sein  enthaltene '?! tf of) ol , ba 
bieRerntentfeime  in  ber2uftberGfügftubehinreidienb 
oorhanben  finb  uttb  ftd)  halb  genug  in  ber  Rlüffigfcit 
anfiebeln,  in  G.  Ü)!an  jicht  bann  fo  oiel  fertigen  G. 
ab.  Wie  man  Sein  jugefügt  hat,  unb  beginnt  nun  baS 
Rüttem  beS  RaffeS  oon  neuem.  Gin  foldjcS  SKutter- 
fafe  fann  jahrelang  benuflt  Werben,  bis  eS  fo  Oiel 
SJeinftcin,  J)efe  unb  Gffiggelnaer  enthält,  bafi  eS  ge- 
reinigt werben  muf).  Bei  biefem  Berfahren  bringt 
bie  2uft  burd)  baS  Spunblod)  unb  eine  im  obern 
Crittcil  beS  einen  BobenS  befinblidje  Cffnung  ju  bem 
Gffiggut,  unb  ba  bie  ihres  SauerftoffS  teilweife  be- 
raubte unb  im  Ra fi  etwa«  erwärmte  2uft  fpejififd) 
teiditer  geworben  ift,  fo  finbet  ein  beftänbiger  2uft« 
Weihfel  ftatt.  Cer  auf  biefe  Pfeife  erhaltene  Sein« 


115) 


®f)tg  (§erfteHung,  ©erroenbutig,  ©rüfung,  ©crfälfdjungen). 


eifia  »trbanft  fern  eigentümiitpcS  Aroma  bem  ©eilt, 
oid  bem  er  bereitet  «mibe,  unb  enthält  alte  ©eftanb- 
teile  beSfelben,  namenttiip  audj  ©einjäure.  sihjnltct> 
wirb  0 b ft e j { ig  auS  Gipfel-  unb  ©irnwein  towtc 
©ier«,  SRai}«  ober  (Setrcibceffig  auS  ungepopf- 
ltr,  »crnomer  ©terwurje,  ©unfeirübenef  jig  auS 
aufgefotptcm,  bann  »ergornem  ühmletrübenfaft  ge- 
wonnen. Jet  Dbftcffig  enthalt  and)  Apfelfüure,  ber 
©iercffifl  bie  GjtraftiOftoffe  bei  SKaljeS,  wieSejrtrin, 
ftidjtoffpattige  Siüvper,  ©poSpporfäurefalje  tc.  Sofie 
reinen  6.,  ber  faft  nur  ein  Wenig  Gfjigätpcr  entpält, 
gewinnt  man  auS  einer  ÜKifepung  Bon  Spiritus  mit 
Soffer,  etwaä  ®.  unb  SRaljaufguß  (©rnitntiucin- 
effig,  SpirituSeffig,  füttftliiper  ©eineffig). 

Sie  Stpnelleffigfabrifation  bewirft  eine  fefjr 
bebeutenbe  ©efiplcuniguitg  bei  OjpbationSprojetteS 
bunp  itarfe  Verteilung  bei  GffiggutcS  in  bmibrui-- 
nenbe  SrBpfcpcn,  benen  ein  fontinuierlitf-,  i-r  Üuftftrotu 
entgegengefüprt  Wirb.  Sie  bebient  ftd)  baupljiictilid) 
ein«  ©emifcpeS  »on  Spiritus  unb  ©aifec  tetma  20 
fiit  Branntwein  Bon  50  ©roj.  Sr.,  20  Cit.  ®.  unb 
60  Cit.  Baffer,  juweilen  mit  wenig  SlalgauSgug, 
Vier  ober  ©ein)  unb  ortbiert  bieiinßffigftänbern 
tßffigbilbern,fflrabierfäffern).  SteSfinbauf- 
redjt  ftepenbe  eitpene,  2—4  tu  pope,  1—1,3  m weite, 
oben  offene  ifäffer,  ü6er  beton  ©oben  in  einer  §i)pe 
»on  20  -30  cm  etum  fcepS  3 cm  Weite  übeper  in  bie 
Sauben  gebohrt  finb.  Glraa  35  cm  über  bem  ©oben 
liegt  ein  -siebboben  ober  Sottenroft,  unb  auf  bicien 
fmb  aulgelaugte  unb  gclrocfncte,  fpiralig  aufgerotltc 
Vucbenbol.p'päne  gefüllt  bii  etwa  15  ober  20  cm  un- 
ter bem  obent  Sfanb.  vier  liegt  .in  pölgerner  aoicb- 
hoben,  in  beffen  fioepent  fur;e  Guben  ©mbfabeit 
bangen,  bie  ein  tangfameS  unb  gieicpmäßigeS  fcerab- 
rinnen  bei  GfftgguteS  bcwirfeit.  Statt  bei  ©mbfa* 
benS  benußt  man  nud)  fitrjc  gtäfeme  Sjebcri  (jrdjoit, 
ober  man  »erteilt  bai  Gffiggut  mit  teilte  eines  Schau- 
leltrogeS  ober  bei  Segncrfteit  'Jinbei  gleichmäßig, 
flußetbem  fteden  in  bem  Siebboben  5 8 gevabe 

©laSrBpren  »on  10  15  etn  Üättge  unb  3—6  cm 

Xuccßmeffer,  bie  fo  btxp  übet  ben  siebboben  peroor» 
ragen,  baß  fein  Gjfiggut  burd)  fte  abfließeu  fatut. 
Sie  entfpretpen  ben  Suftlödjem  über  bem  ©oben  ber 
Satter  unb  bienen  gut  Unterhaltung  bei  SlufffiromS. 
Sie  Gfftgftünber , »on  benen  je  2’  4 eine  ©ruppe 
bitben , unb  mit  einem  Sedet  Berftbloffen . ber  eine 
Öffnung  jum  Gingießen  bei  GffigguteS  unb  jum 
AuStreten  ber  2uft  befißt.  gilt  ben  ©etrieb  werben 
bie  Späne  mit  erwärmtem  Gfiigfprit  übergoffen,  unb 
wupbetn  biefer  in  etwa  24  Sluubeit  bas  fjot.)  Böttig 
burtbbcungeu  pat,  füllt  man  baS  Gffiggut  auf.  Sie- 
fei  rinnt  in  feiner  Verteilung  über  bie  Späne  perab, 
nimmt  babei  unter  Sernrfttctung  ber  GfftgPaftericn 
Sauerftoff  auf  unb  »erwanbelt  fft  großenteils  in  G. 
Sic  burd)  bieien©r0jefi  auf  36°  mtb  ftärfer  erwärmte 
Öuft  fteigt  in  lebhaftem  Strom  in  bem  Faß  auf.  Will)- 
rettb  frifte  Üuft  burd)  bie  untern  Söcbec  eintritt.  ©ei 
fdjroatpcr  fiuftjufupr  Wirb  bie  Gfftgbilbung  gepemmt, 
unb  bie  Semperalut  im  Gffigbilber  finit,  wäprenb 
jle  umgefeprt  bei  ju  lebpaftem  üuftwcipfcl  fo  potp 
fteigt,  baß  ein  nampafter  ©erluft  burdj  Serbunftung 
entitept  unb  bte  Gffigfäurc  5.  S.  audf  ju  Äopleiifäurc 
unb  ©affer  ojpbtert  wirb.  SJian  bringt  beSpalb  au 
ben  Öffnungen  ber  ®ffigbilbct  Sdjiebcr  an  unb  »er- 
probet auip  benSedel  burip  eiitSiopr  mitbcmStpom» 
Bein.  Sie  tiffigftubc  mu|  fepr  glei^iuäßig  unb  am 
beften  auf  20  - 24°  erwärmt  Werben,  im  (Sffigbilber 
barf  bie  Semperatur  nicpl  über  35— 375  fteigen.  Sie 
Vbjtußöffmmg  für  bas  am  ©oben  ber  Gfjtgftiinbec 


angefammclte  Sifiggitt  ift  mit  einem  tpeber  fo  ein* 
gcnditct,  baß  ftetS  eine  etwa  16-  20  cm  popc  warme 
«fjigftpftt  jurüdbleibt,  bie  neuem Gffiggut  als  Säue* 
rungäerreger  bient.  SaS  aus  bem  crftcii  Stiinber 
abflicfjenbe  Gffiggut  wirb  auf  einen  jweiten  Slänber 
gegeben  unb  fließt  aus  biefenx.  Wenn  eS  urfpiingliip 
nur  3—4  ©roj.  'flifobol  entpalten  patte,  als  fertiger 
G.  ab.  gitr  ftärfern  G.  (Gffigfprit)  ift  «inwieber- 
polteS  Vufgcbcn  erforbertitp;  man  »erarbeitet  bann 
aber  anfänglitp  ein  alfopolarmcreS  Gffiggut  unb  fept 
ben  Weiter  crforbcrlttpen  Spiritus  erft  ju.  Wenn  bie 
ftpott  angefäuerte  giilfjtgfeit  »on  neuem  einen  Gffig- 
fläitber  paffiert.  'Hm  fitperften  nrbeiiet  man  auf  G. 
mit  6 - 8 ©rot.  GlTtgfäure;  über  10  ©r»;.  läßt  fid) 
ber  ©cpalt  nicht  gut  treiben,  weil  bei  ,;it  jetir  forcier- 
tem ©etrieb  juuiel  'Hlfopol  »erbunftet;  bei  12  ©rop 
Üüfopol  Wirb  ber  Gifigpüj  geitpwiicpt.  tUiau  tarnt 
annepmen,  baß  etwa  1 cbm  gute  aufgeroüte  ©uepeu- 
fpäne  unter  günftigften  ©erpältnifftn  200—250  fiiter- 
projent  VIfopol  in  24  Stintben  aufjuarbeiten  »er- 
mag.  Set  ©erluft  beträgt,  wenn  man  auf  fi— 7proj. 
G.  arbeitet,  etwa  12,  bei  Gffigfprit  14— 16©roj.; 
boep  arbeitet  bie  ÜJlcprjalil  ber  gabrifauteit  mit  einem 
burcpfd)nittii<pen  ©erluft  »01t  20  ©roj.,  ba  im  Som- 
mer unb  namentlitp  bei  päupgeu  ©ewittem  leicht 
©ctriebSJlöruugm  eintreten.  Mit  Sfiidficpt  auf  ben 
©erluft  farnt  man  annepmen,  baß  1 hl  ©ranntwein 
»on  B0©roj.  Sr.  liefert:  13hl  G.  »01t  3 ©roj.,  7,u  hl 
»on  5 ©roj.,  6.«  ht  »on  7 ©roj.  unb  3,o  hl  »on  10 
©roj.  Sie  gufelble  werben  nidjt  orpbiert  unb  geben 
alfo  in  ben  G.  ttPer.  Sie  neuere  3cit  bat  nteprfadie 
SSobififüttonen  ber  Sipnencffigfabrifation  gebratpt. 
betten  große  ©orteile  itaipgerüpntt  werben.  Seiner 
Stpneueffig  ift  farblos.  Wirb  aber  päufig,  um  ihn 
bem  ©eineffig  iipnli^  ju  uiacpeu,  mit  Jfarantel  gelb« 
lidi  gefärbt,  audp  Wopt  mit  ffilmcrin  »erfeßt.  ©e* 
Wöpntidjer  guter  Speifceffig  enthalt  4 ©rop,  ©ein- 
effig etwas  mehr,  Gffigfprit  Pi«  10  ©roj.  Gffigfäurc. 

© a [t  e tt  rä  © er  f a p r e it , baS  auf  raii onefter  Shiltur 
bed  GfftgfemientS  berupt,  bat  wegen  ber  geringen 
SeiftungSfäpigfeit  feine  ©erbreitung  gefunben. 

’HuS  $oUcffig  bargeftellte  fetjr  reine  Gfftgfäure  (f.  b.) 
tomnit  als  Gffigeffeng  in  ben  ßanbel  unb  gibt  bei 
{tarier  ©erbiinmmg  mit  ©affer  lafelefpg. 

G.  bient  in  ber  Setpnif  jur  SaritcHung  »on  Gfftg- 
fäure, ©leijutfer,  ©leiefftg,  ©Ictweiß,  ©riinfpait  unb 
efftgfaurer  Gifenbeige  für  bie  Färbereien.  3n  biefen 
Fällen  fonimt  tebiglid)  fein  fflebalt  an  Gffigfäurc  in 
©etradit,  wäprenb  beim  Safelcffig  außerbem ber  ©e- 
fipmad  »on  Bert  ift.  9US  3«f®B  j«  Speifett  eignet 
fidp  am  beften  ©eiticfftg,  sunt  ffonfepuieren  »ott  Srücp« 
teil.  Steift  k.  guter  Sdpnettcffig.  Über  bie  Sirfung 
bcS  Gffigä  auf'beit  Organismus  f.  Gffigfäurc.  Seit 
©epalt  beS  GffigS  an  Gffigfäurc  faim  man  niept 
mittels  beS  Aräometers  (Gffiawage)  befummelt, 
Wett  beffen  Angaben  amp  burdt  ben  ©epalt  beS  Gf- 
figS an  atterlct  Gftrattiofloffen  pceinflußt  werben, 
bie  baS  fpejififipe  ©ewidtt  etpiipen.  ©raimtwcineffig 
ift  ftetS  fpejififcp  leidjicr  als  berauSniipt  bcftiUierteu 
glüfftgfeitcn  bargeftellte  G.  SKan  muß  baper  jur  ©e- 
ftimntung  beS  GfligfäuregepaUS  untcrfiupcn,  wieoiel 
Atfali  erforbertiip  {ft,  um  bie  Säure  in  einer  abgemef» 
feneitSRengeG  ju  neutralifteren.  SieS  geftpiept bunp 
SKaßanalpfe  ober  mit  .^iife  beS  AcetometerS  (f.  b.). 
©erfälfepungen  beS  GffigS  famen  früher  päußger 
atS  jeßt  uor:  man  erießte  in  ftpleditem  G,  ben  fcplcii* 
beit  Gfiigfäurcgepalt  burdi  Stpwefelfäure  ober  Snl.j- 
fäurc  unb  gab  bem  G.  nuep  wopt  bnrtp  öeloürje,  wie 
Seibelbaft,  ©feffer,  Senf,  einen  ftpatfm  ©eitpmad. 


120  Gffigätdjen  - 

3ur  Prüfung  auf  Snljfäure  »orfegt  matt  bac  Se- 
fliltat  begEpige  mit  SilbemitratlSfung,  jur©rüfung 
auf  3d)tocfeliäurc  mit  Eglorbargumlötung,  aud)  »er- 
bampft  man  ben  E.  mit  einigen  Störnigen  3uder,  her 
bunt)  bie  Scgwcfelfäure  gefajwärjt  wirb.  3ur  Stu- 
fung auf  freie  ©lineralfäiiren  Berieft  tnatt  aueg  20— 
25  ccm  E.  mit  4 — 5 Sropfen  einer  ilöfung  tum  SRe- 
tggloiolett  (0,ot : 100  ©affer).  iE  ritt  feiert  blaitgrünc 
bist  grüne  gärbuttg  ein,  fe  fmbgiBpcreSi engen  3)iinc< 
valfauren  jugegett  (0,os-0,i  ©rot).  3ur  ©rüfung 
auf  SHctaUe  »erbampft  man  ben  (f.  auf  '/<  ©olumcit 
unb  fegt  flarfeä  Sdjwefelwafferftoffwaffer  ginju,  wo- 
bei bte  d)ara!teriftifdjen3iicberfcgtttge  obergärbungen 
entfielen.  Stupfcr  erfennt  man  in  beut  »erbampften 
E.burcg  gclbcbSIutlaugenfatj,  ba8  einen  rotbraunen 
Siieberfdpag  gibt,  Epen  gibt  blaue  gärbung,  SBlei 
einen  »eigen  Süeberfcfjlag. 

Sei  ber  ©erWcnbung  beä  Efftgg  in  ben  ^tatrS^at- 
langen  ftnb  getoiffe  ©orPcglgmagregetn  ju  beatmten. 
Siientalg  barf  man  S.  in  lupfernett,  mejftugenen  ober 
jinnemen  ©efiigett  lange  ftegen  lagen,  ebenfotoenig 
Speifcn,  bie  mit  6-  bereitet  warben-  Sas  Email  eifer- 
tter  ©efegirre  ift  bisweilen  unb  bie  ©lafur  bon  Son- 
gefdjirr  gemügnlid)  bleifaltig,  unb  6.  famt.  Wenn  er 
fange  in  foldjcn  fflefäpcn  ftegt,  Sü lei  aufnegmen,  auti 
Songcjd)irr  befottbetS  bann,  wenn  biefeä  fcgledp  ge- 
brannt ift.  ©lag  uttb  ©orjcHan  eignen  ftdi  flcts  atn 
befien  sur  ©ufbewagrung  beg  Efftgg.  Über  Holj- 
eifig  f.  b.  ©efdjicgtlicgcg  f.  bei  »Efffgfäure«.  Sgl. 
ö r o n n er,  Segrgutg  ber  Effigfabrilaiion  (©raunpgw. 
1878);  ©afteur,  Ser  E.,  teilte  gabrifntion  unb 
Sirandjeiten  (beutfeg,  baf.  1878);  ©erfeg,  Sie  Efftg- 
fabritation  (4.  Ülufl.,  Söien  1895);  Serfclbe,  Ser  ra- 
tionelle Setrieb  ber  Epigfabrifation  (baf.  1900); 
gontcncUe-^iegler,  Hanbbucg  ber  Efftgfabrila- 
lioit  (7.  Sufi.,  ©eint.  1895);  Hoffart,  ©ärunggcfpg 
t'iüien  1904); 3eitfcfrift:  »Sie  beutfege  Efpginbufttie- 
(Serl.,  feit  1897). 

(Sffigälegcn,  f.  Sallierdjcn  unb  Efftg,  ®.  118. 

©ffigätger,  f.  ßffigfäureätfer. 

©ffigbaum,  f,  Ritus. 

©ffigbilbcr,  f.  Effig,  S.  119. 

(Siftgborn,  f.  Berberis. 

(Sffigc,  acomatifd)C(Srntttcref  fige),  nament- 
lich in  Sranfreid)  fegr  beliebte  ffiifegungcn  unb  titif- 
turenartige  Präparate,  bie  in  ber  fiiidic  ju  Salaten, 
SSabonnaifcn,  Saucen  te.,  ju  fäuerlidjen  ©ctränlen, 
für  bie  Soilette,  afg  SBafcgmittcI,  junt  Sprengen  unb 
ju  SRäucgerungen  angewenbet  Werben.  Sie  werben 
aug  aewürjigcn  Stoffen  bargcfteltt,  bie  man  mit  ftar- 
lem  Eifig  etwa  brei  Sage  {legen  lägt,  bann  abpregt 
unb  filtriert,  anbre  ftnb  qud)  nur  fiBfunaen  ber  ent- 
fprsegenbcit  ätgerifegen  Die  in  Efftg.  Eftragon- 
effig  wirb  aug  1 Seil  bor  ber  ©tüte  aefammellem 
Eftragonfraut  unb  8 — 18  Seilen  fegr  ftarfem  Effig 
bereitet,  Slräutereffig  (Viiiaigre  aux  finea  herbes) 
aug  180  g Eftragonfraut,  80  g ©aplifumfraul,  60  g 
SJorbeerbtättem , 30  g Segnlottc  ober  SRocfenboDe, 
2,5  kg  Efftg.  Ser  pürierte  Efftg  bient  atg  3ufng  8U 
gutem  Speifeefflg.  IRäucgcreffig  ift  eine  2Bfung 
t)erfd)iebencr  ätperifdjer  ßle,  ©mibalfam  tc.  in  Spi- 
ritug  unb  Efftg.  ©romatifeger  Effig  (Acetum 
nromaticum)  beftegt  nad)  bent  beutfegen  wrjneibud) 
aug  1 SHogmarinBl,  1 SSacgotbcrBl,  2 3'lronenBt, 
2 IRclletiBl,  1 CaPetrbelBI,  1 fPfeffenninjBt,  1 3iml3(, 
441  Spiritug,  650  berbfinnter  Sfftgfäure  unb  1900 
©aper.  Sie  aromalifebe  Sjfigfäurc  (Acidum 
accticum  aromaticum)  beftebt  aug  9 SlelfenBl,  6 £a- 
benbclBf,  6 3itrenenBI,  3 ©crgamottBI,  3SggmianBl, 


- fSffigjäure. 

1 SüutBl,  25  Effigfäurc  unb  Wirb  atg  betebenbeg 
Siiccgmittcl  benagt.  Soitetteneffige  Werben  atg 
3ufäge  gu  ©afeg-  unb  Sabewnper  benugt.  KBlni- 
fd) er  Efftg  befiebt  auä  500  Eau  de  Cologne  unb 
7 Eigefpg.  Ser  Staubereffig  (Sefteffig),  früher 
atg  Sdiupmittcl  gegen  anftcicube  Sttanfbetten , aud) 
jegt  no ä)  (nuglog)  junt  fRnudtern  »on  firanfenjim* 
mern  beuugt,  ift  ein  mit  Effig  bereiteter  Vtugjug  aug 
23ermut,  Saute,  Sfeffermitt jo , Siogmarin,  Salbei, 
üaoenbctblüten,  Engelwurjel,  Stiilmugieurjd,  ftnob 
laucb,  3>nit , 3Rugfatnug,  ©ewürjttelfen,  Sampfcr. 

©ffige,  mcbi(intf(f)c,  tinfturenartige  Präparate, 
bie  burd)  Sigeftion  ober  üRaceraliou  »on  Vtrjnei- 
ftoffen  mit  Efftg  bargefteHt  Werben,  Wie  ber  SRecr- 
jwtebeleffig  (Acetum  scillae)  aug  5 SKeerjWiebel ■ 
Wurjcl,  9 verbünuter  Sfftgfäure,  36  ©affer  unb  5 
Spiritug. 

©fftgcffcnj,  f.  Efpg,  S.  119. 

©ffigefter,  f.  Efftafäureätber. 

©ifigferment,  f.  Efftg,  S.  118. 

©ffigfücgc  (Drosophila  funebris  Fahr.),  gnfeft 
auS  ber  gatitilie  ber  gliegen,  3 — 4 mm  lang,  mit 
gclbcmftopf,  Sruftftücf  mio ©einen,  fdiwarj  unb  gelb 
gebänbertem  Hinterleib  unb  bräunlicheu  glügetn. 
iegt  iljre  Eier  in  gäveitbc  faure  glüfftgfeiten  unb 
gaidjte  unb  pnbet  fid)  bager  oft  in  Speifcfammern, 
am  Sputtblod)  »on  Sein-,  ©ier-,  Efftgfäffem  tc. 
©függärung,  f.  Efpg,  S.  118. 

©fftggcift,  tooiel  wie  flceton. 

©ffiBfllll-  f-  Efpg,  S.  118. 

©fftgmcffcr,  f.  Seetometer. 

sssrh“ 

©fftgfäutc  (Stbattf äure,  ©ccttilf äure) 
CHj.COOH  ober  C,H40,  pnbet  ftd)  in  oer  Statur 
teils  frei,  teils  in  gorttt  »on  Saljen  ober  Eftem  im 
©Pauieitreiib,  im  Scgweig  unb  äKugfelfaft,  im  Safte 
ber  Slitlj  unb  attbrer  Sritfen,  im  ©tut  Seufämifdtcr 
unb  ttadb  reid)lid)em  ©ettug  »on  ffobtebbbratcn  and) 
im  Stagen.  Sie  entflogt  aug  Sttatriummctbgt  unb 
SVogtcnfäure,  aug  Jlatriummctgglat  unb  fiogtenopgb, 
bei  ber  trodnen  Scftitlation  ber  meiften  niegt  flütg- 
tigen  orgatiifdicn  Siürper,  wie  H»lj  (bager  im  H°lj 
efpg),  beim  Sdjmcljen  »ott  3l>der,  Seinfäure  unb 
ägnlicgen  Subftangeu  mit  Satiggbrat,  bei  ber  gäul- 
nig  uttb  gauptfadglicg  bei  ber  Cjpbation  beg?Utogo(g. 
Steiner  gltfogol  »erbunftet  an  ber  Stuft  unocräitbert, 
lägt  man  igu  aber  auf  fein  berieitteg  ©latin  (©latin, 
tnogr)  tröpfeln,  fo  Wirb  er  fdjneü  ju  E.  ojgbtert : 
CHj.CHjOH  + 0,  = CH..COOE  + 11,0.  ©latm- 
mogr  etttgäll  berbtegteten  Saucrftoff,  unb  biefer  wirb 
auf  ben'ältogol  übertragen.  Scrbünnter^lllogol  gebt 
bei  ©egenwart  beg  Effigfermentg  an  ber  £uft  gleidg« 
fallg  itt  E.  über,  unb  barauf  berugt  bie  Efftggewin- 
nung.  fionjemrierte  E.  Wirb  tueip  aug  Holjeiftg 
bargcftellt.  Siefer  entgäll  10  ©roj.  E.  unb  1 ©roj. 
'Bteigglalfogol.  Stau  ergigt  ign  itt  einer  ©lafe,  leitet 
bie  Sümpfe  in  ffalhttild),  reinigt  bie  Äalllauge  »on 
überfdjüiPgetn  Statt  unb  Seer  auf  ber  gitterpreffe, 
fäuert  jttr  Vlbfdjeibung  »on  Seer  mit  Snljfäure  att, 
»erbampp  uni)  ergigt ‘beit  Btüdflanb  jur  RcrpBruitg 
»on  Seer.  Siefer  graue  nDll*a**  (SBeiplalt) 
mit  80—82  ©roj.  efftafaurem  Stall  entgalt  ttocgSeer- 
refte,  ©nteifenfäure,  ©ropionfäure  unb  ©utterfäure, 
er  wirb  in  einer  flacgeu  ©lafe  bureg  fonjentrierte 
S^wefelfäure  jerfegt  unb  bie  entroeiegenbe  toge  E. 
in  einer  Sonfdilnnge  »erbiegtet.  Sie  roge  Säure  Wirb 
mit  etwag  ©eetat  in  einer  ©tafe  ntegrere  Stunben 
big  nage  junt  Sicbepunft  ber  E.  ergigt,  um  bie  ©er- 


G'fjigfaure  (Iperfiellung;  Gigcnfd)aftcn). 


121 


lmrtmtaungeit  ju  Berflüdpigen,  bann  bet  60°  mit 
Ghromfauregemifd)  ober  übermanganfauremRali  bc* 
banbeit,  utn  fcbwcflige  Säure  in  Schwefelfäure  ju 
nenuanbeln  unb  Antcifenfäure  unb  empt)reumatifd)e 
Stoffe  ju  jerftoren.  3ur  SReftififation  ber  G.  6enu |jt 
man  Rolonnenapparate  wie  bei  ber  SpirituSfabrifa* 
tion.  Sie  beftehen  au«  Rupfer  mit  einem  Gingewcibc 
auS  ^orjetlan,  ober  fie  ftnb  ganj  au$  Ion  gefertigt. 
Septere  befipen  eine  eifeme,  burd)  eine Tampffdjlange 
beijbare  Slafe,  bie  mit  Tonplalten  unb  einem  efftg- 
fäurefeften  Ritt  auSgemauert  ift  (f.  Abbilbung).  Tee 
Kolonne  enthält  fiebartig  burd)lod)te  Tonplatten  mit 
ilberftcigjplinbem,  ober  fte  ift  mit  fogen.  Regeln 
auä  Ton  gefüllt,  bie  bal  lßrin;ip  ber  Tcpfjlcgmation 


JtofonnenapparacgijrMettiftfatlonDoiiCIfflflffiure. 


in  befter  Seife  jur  T>urd)füfjrung  gelangen  laffcn. 
3um  Scbup  ber  Arbeitet  bei  etwaigem  Springen  ber 
Tonwanbung  loirb  biefe  mit  einem  engmafdjigen 
Rupferbrahtnep  ober  mit  einer  Ummantelung  um. 
geben.  üeptere  beliebt  au»  einem  nidjt  bidjt  anfdjlie- 
litnben  SRetallniantel  unb  einer  unter  Trud  eingc* 
führten  $omogenmaffe,  bie,  fobalb  ein  9ii(i  entftepen 
(ollte.  fiep  fo  feft  an  bie  Tonroänbe  anlegt,  bajj  Safe 
ober  Slüfftofeitcn  nid)t  binburd)bringcn  tonnen.  SJci 
ber  Seftififaiion  ber  Jiobfäure  mit  ca.  70  f|?roj.  G. 
erbält  man  junädjft  eine  ffraftion,  bie  alle  in  ber 
Siobfnure  nod)  uorhanben  gemefenen  fremben  Säuren 
enthält  imb  für  tecbnif<bc3ioecfe  in  ben  Jmnbcl  fommt. 
Tie  bann  foigenben  graftionen  fmb  bötlig  rein,  müf* 
fen  aber  jur  »erwenbung  für  Spcifeeffig  ober  ju  Arj* 
neijweden  einer  nochmaligen  einfachen  Tcftcflation 
mit  Thermometer  in  ben  geinfäureapparaten  unter 
Abtrennung  geringer  SJicugen  Sor-  unb  9iad)lauf 
unterworfen  werben.  Tie  auf  bem  Rolonnenapparat 


erhaltenen  reinflen  unb  ftärfften  Anteile  liefern  nach 
ber  oftmals  unter  3ufap  Bon  fonjentrierter  Sdnoe» 
felfciure  auSgeführten  ein*  ober  zweimaligen  Teftil* 
lalion  im  ffeinfäureapparat  GiSeffcg  non  95—100 
i)!roj.  £>5d|ft  fonjentrierie  Säure  faitn  man  auch  ba* 
burd)  gewinnen,  baß  man  bei  genügenber  Ablüblung 
einige  Gifigfäurefriftallc  in  bie  Säure  wirft  unb  nach 
oollenbcter  RriflaUifation  bie  flüfftg  gebliebene  Säure 
abgiejjt. 

6.  bilbet  eine  farblofe  Jlüffigfeit,  riedjt  unb  febmeeft 
ftedfenb  fauer,  wirft  böcbft  äpenb,  erjeugt  auf  ber 
$>aut  fdjmerjhaftc  ®ranbblafen,  jiebt  an  ber  Soft  be* 
gierig  ffeudjligfcit  an,  raudjt  in  ammoniatatifeber 
2uft,  erftarrt  bei  16,7°  blätterig*friflaflinifch  (Giäef* 
fig,  Acetum  glaciale),  ficbet  bei  118°,  ift  brennbar, 
milcht  fid)  mit  Kaffer,  Alfofjof  unb  'Äther,  löft  einige 
ätberifdje  Cie  (G.  Bon  99  fßroj.  löft  3itronenöI  in 
allen  Serbältniffen,  G.  Bon  95—96  $roc.  im  ®er* 
ImltniS  Bon  1:10,  Rantpfer,  §arje,  fette  Olc,  gavb* 
itoffe)  unb  reagiert  ftarf  fauer.  TaS  fpejifi[d)e  Gewicht 
ber  reinen  G.  i|t  1,065  bei  15°,  eS  fleigt  bei  3ufap  Bon 
Säger  auf  1,0748,  Wobet  bie  Säure  bem  £>tjbrat 
C,H40,  4-  H,0  entfpricht,  unb  ftnft  bann  wieber,  fo 
bafe  eine  G. , bie  43  iflroj.  reine  G.  enthält , wieber 
bas  fpejififche  Gewicht  1,055  jeigt  (ngl.  Tabelle), 
(jtepalt  Ber  (Pfflflläiire  Bon  berfepirbenem  fpejfftfcpen 
Wctuitpc  bet  15°. 


Vroi. 

G. 

Spc|. 

&cioi$t 

^ro|. 

G. 

Spa 

dktoiebt 

yxoi. 

<2. 

Spe*. 

Gkroi$t 

$«§■ 

G. 

Spt(. 

0 

0.909S 

26 

1,0306 

51 

1,0033 

76 

1,0747 

1 

1,0007 

27 

1,0375 

52 

1,0031 

77 

1,0748 

2 

1,001t 

28 

1,0308 

53 

1,0036 

78 

1,0749 

3 

1,0037 

29 

1,0400 

54 

1,0040 

79 

1,0749 

4 

1,006t 

30 

1,0413 

55 

1,0063 

80 

1,0749 

5 

1,0007 

31 

1,0434 

56 

1,0000 

81 

1,0747 

0 

1,0083 

32 

1,0430 

57 

1,0000 

82 

1,0740 

7 

1,0008 

33 

1,0447 

58 

1,0073 

83 

1,0744 

8 

1,0113 

34 

1,0469 

59 

1,0079 

84 

1,0743 

9 

1,0117 

35 

1,0470 

60 

1,0086 

85 

1,0739 

10 

1,014t 

36 

1,0401 

61 

1,0091 

86 

1,0730 

11 

1,0167 

37 

1,0493 

62 

1,0097 

87 

1,0731 

12 

1,0171 

38 

1,0603 

63 

1,0703 

88 

1,0730 

13 

1,0183 

39 

1,0513 

G4 

1,0707 

80 

1,0730 

14 

1,0300 

40 

1,0633 

65 

1,0713 

90 

1,0713 

15 

1,0314 

41 

1,0633 

66 

1,0717 

91 

1,0703 

16 

1,0338 

42 

1,0543 

67 

1,0731 

92 

1,0090 

17 

l,0t«t 

43 

1,0563 

68 

1,0735 

93 

1,0000 

18 

1,0360 

44 

1,060t 

69 

1,0739 

94 

1,0074 

19 

1,0370 

45 

1,0671 

70 

1,0733 

95 

1,0000 

20 

1,0384 

46 

1,0690 

71 

1,0737 

96 

1,0044 

21 

1,0398 

47 

1,0689 

72 

1,0740 

97 

1,0036 

22 

1,0311 

48 

1,0698 

73 

1,0743 

96 

1,0004 

23 

1,0334 

49 

1,0007 

74 

1,0744 

99 

1,0380 

24 

25 

1,0337 

1,0350 

50 

1,0016 

75 

1,0740 

100 

1,0363 

TaS  Acidum  aceticum  bcS  beulfchen  Arzneibuches 
befipt  baS  fpejififdje  Gewicht  Bon  bödijlenS  1,064,  fiebet 
bei  117 — 118°  unb  enthält  96  ®roj.  G.  TaS  Acid. 
acet.  dilutum  (Acetum  conceatratum)  Born  fpej. 
®ew.  1,041  enthält  30  ®roj.  G.  G.  Wirft  gärongS- 
wibrig ; ftarf  Berbünitt,  fd)iinmctt  fie  an  ber  2uft  unb 
jerfälU  in  Rohlenfäure,  unb  Sajfer.  Raliumacetat 
liefert  bei  GlellrolBie  Äthan,  Utatriumacetat  liefert 
beim  Grfjipcn  mit  Slatronfalt  TOethan,  Raliumacetat 
bilbet  beim  Grippen  mit  arfeniger  Saure  Rafobtjl* 
ofhb,  Ammoniumacetat  Berwonbelt  fid)  beim  Grippen 
in  Acetamib,  Galciumacetat  liefert  Aceton  unb  beim 
Grippen  mit  Galciumformiat  Albehhb.  Sei  Gittwir* 
fung  Bon  Ghlor  auf  G.  im  Sonnenlicht  entliehen  brei 
Ghlorcfftgfäuren,  Bon  benen  bie  Trid)loreffig* 
fäure  C'jHCljO,  fdjwach  ftechenb  riecht,  in  Kaffer, 


Digitized  by  Coc 


122  ©ffigfäureanlipbrib 

Slfopol unbStf|(r  IBälid)  ifi,  bei  55°  fcfimiljt,  bei  195° 
ficbet  unb  beim  Erwärmen  mit  überfdjüfftgem  fofjlen 
faurem  Patron  Gploroform  bilbet.  Sie  entfielt  audi 
bei  Bebanblung  Don  Gploral  mit  Salpeterfäure. 

6.  bilbet  mit  1 ')iquioalent  bet  Bafen  leidet  Iö«lid)c 
TriftaUintfcbc5alje(Scctate),initGifcn,tl(uminmm, 
Blei  unb  Shtpfer  bilbet  fie  and)  fdjtoer ! beliebe  bafifcbo 
Salje,  unb  bie  Acetate  bcrSKalimetatle  Derbinbeit  fid) 
mit  nodt  einem  Wolefül  ®.  ju  fauren  Saljen.  Ser- 
bfinnte  G.  (Gffig)  Wirft  bur)tlüfd)cnb,  fiiblenb,  (ejt, 
in  gröfeem  Quantitäten  genommen,  bie  Sulöfrequenj 
unb  ftörpertemperatur  berab,  Deranlaßt  bei  längerm 
Gebrauch  Serbauungäflörungen,Spp«titIoftgleit,  Sei. 
gung  jumSurcfifan.Roliffcbmerjim;  ba«©c|id)t  Wirb 
blaß,  c«  erfolgt  Sbmageruttg  unb  bisweilen  Cungen- 
fdiwinbfucbt.  IRcine  E.  Wirft  innerlieb  äpenb  wie  SRi- 
neralfäure;  äußerlich  bient  He  al«  blafenjiebenbe« 
Wittel  (väsicatoire  de  Beauvoisin),  ale  Hbmiltel  bei 
Sarjen  unb  Hühneraugen  (fflceline  ift  mit  0,5  So- 
lumen  Safjcr  »erbilnnte  G.)  unb  ju  IHiectifta irf? eftert. 
Verbannte  G.  (Gjflg)  Wirb  ambjilS  blutftillcnbcS 
Wittel,  ju  JBafdjungcn  bei  ftarfen  Schweißen,  ju  Um- 
feblägcn  bei  Sontufionen  ic.  benufjt.  Sußerbent  bient 
®.  in  ber  Järberei  unb  Staltunbrueferei,  in  ber  IJIjot o- 
grapbic,  jur  SavfteÜung  non  Snilin,  bielen  Saljen 
unb  'ätljem.  Gin  fflebalt  ber  ®.  an  empgreumatifeben 
Stoffen  tritt  beutlidj  bCCDor-  Wenn  man  bie  G.  Der- 
bimnt,  neutralificrt  unb  erwärmt. 

®efcbid)ttiibe«.  Gffig,  au«  fauer  geworbenen 
gnid)tfäflen,  Sein  unb  '-Bier  erbalten,  war  bereits  im 
Altertum  befannt  unb  al«  [itljlenbe«  ©etränf  gcidiäßt. 
Wan  wuftlc  aueb,  baß  er  gewiffe  Steine  unb  Wctalle 
löft,  auf  maneben  Steinen  «ufbraufen  erzeugt  ic.  Sie 
Slcbimiften  arbeiteten  biel  mit  Gffig.  ffleber  reinigte 
ibn  im  8.  3«b>b-  burd)  Sefiitlation,  unb  Bafiliu« 
Salentinu«  erl)ielt  im  15.  Saljrb.  burd)  fraltionierte 
Seftitlation  unb  burd)  trodne  Seftißation  bc«  ®riin- 
(pan«  ftärfere  G.  Stabl  lieb  1723  Gffig  gefrieren, 
befeitigte  ba«  Gti  unb  gewann  auf  bieje  Seife  eben- 
falls ftnrfem  Gffig.  Gr  bellte  autb  G.  burd)  Seftil- 
iation  Don  effigfaurem  ft'ali  mit  Scbroefelfäure  bar, 
unb  Sowifj  entbccfte  1789  bie  reine  friflaUifierte  ®. 
©lauber  bcjcid)nete  1658  bie  burd)trodneSeftiIIation 
be«  Holje«  erbaltene  Saure  al«  G.  Später  würbe  bie 
Sbentität  geleugnet,  bi«  fie  Don  gourcrot)  unb  Bau- 
qnelin  natbgeWiefen  würbe.  SaßbieGfftabilbung  auf 
einerDptjbation  beruhe,  batte  fdjonflaDoificr  erfannt; 
bodj  Warb  ber  Srojejj  erft  Später  genauer  unterfudjt. 
Berjcliu«  fteHte  1814  bie  3llfnllimenfe(jung  ber  G. 
feft,  unbSiebig  jeigteben  Unterfd)teb  iwiidicnYilfofjoI- 
unb  Gffiggänmg.  SaäSrinjip  ber  SdjneHefjlgfabri- 
fatioit  warb  uon  SoerpaaDc  1739  angegeben,  für 
bie  Sechnif  aber  1823  burd)  Sdiüjenbaä)  ju  Gubin- 
gen  im  SreiSgau  unb  burd)  Sagenmann  in  Serlin 
( 1825)  mihbar  gemadjt.  Sie  erften  größem  Holjber- 
foblungobfen  Würben  1819  ju  Haufacb  in  Baben  in 
Betrieb  gefefjt,  unb  in  ncueftcr  3<tt  geftaltcten  fiep  für 
bie  Sarftctlung  ber  G.  au«  Hol»  bie  Serpältniffe  gün* 
ftiger,  alä  ber  1812  im  fcoljefftg  nadigewiefene  We- 
lbglalfobol  für  bie  leerfarbcninbuftric  große  Beben- 
hing  gewann.  Sgl.  fflar,  Xcepnologie  ber  Holjber- 
fobluiig  unb  ber  gabrifation  Don  G.  ic.  (Berl.  1903). 

(Siftgfäurcaubqbrib  (fttbanfäurcanbgbrib) 
CHj.CO.OCO.CE,  ober  0,11,0,  entfiel)!  au«  Gffig* 
fäure  0,11,0,,  inbent  fid)  2 Wolcfüle  berfclben  un- 
ter SuStritt  uon  Saffer  miteiuanber  bereinigen,  unb 
Wirb  bargcftellt,  inbem  man  flaubförmige« ,'  entwäf- 
icrle«  efftgfaure«  Satron  auf  140°  erbipt  unb  Gblor- 
foblenojtjb  einleitet  ober  wafferfreie«  efftgfaure«  9?a> 


— Gffigfaiirer  Ralf. 

tron  mit  SboSpboroftjdjlorib  beflillicrt.  3fn  ber  Ted)« 
nif  bereitet  man  eS,  inbem  ntan  Gplor  unb  fdjwcflige 
Säure  (lepiere  im  geringen  Überfällig)  glcicbjeitig  bei 
20"  auf  Siatriumacctat  cinwirfen  lägt  unb  bann  bai 
Snbgbrib  abbeftiHiert.  6«  bilbet  eine  farblofe,  ftetbeub 
riedjenbe  glüffigfeit  Dom  fpej.  ®ew.  1,073  bei  20°,  fie- 
bet  bei  137°,  mifd)t  fiep  niibt  mit  SJaffer,  Dcrwanbelt 
fid)  aber  in  Berührung  mit  Soffer  in  Gffigfäure. 
SD?an  benupt  e«  jur  SarftcKung  ber  ScetgibenDate 
Don  Sltopoien  unb  Smmoniafbafen  unb  in  berlcer- 
farbenfabritation. 

GfriflfaurcätberfGf  figefter).  Son  beit  Gftem, 
lpeldje  bie  Gffigfäure  bilbet,  finbet  fnb  Gffigfäure* 
'iitbblätbcr  (Gffigätpcr)  0,11,0, . 0,11,  in  gerin- 
ger Wenge  im  Gffig,  ijranjbrnnntwcin  unb  in  eini- 
gen Seinforten  unb  wirb  burd)  Seftiüation  Don 
c^ilwäffertem  effigfaurem  9!atron  mit  «Ifobol  unb 
Scpwefelfäure  erballen.  Sa«  gereinigte,  enlwaiferle 
unb  reftifijierte  Seftiüat  bilbet  eine  farblofe  Slüffig- 
feit  Dom  fpej.  ®ew.  0,924,  ried)t  unb  fdjmedt  angcnebiit 
erfrifipenb,  obftartig,  mifd)t  fid)  mit  Slfobol  unb 
Slper,  löft  fid)  in  17  Seilen  SBaffer  (28  S.  Gfftgätper 
lüfen  1 S.  Soffer),  brennt  mit  rugenber  glamtnc, 
fiebet  bei  77°  unb  wirb  bei  Berübrung  mit  ber  Suft, 
namcntlidi  wenn  e«  waffetpaltig  ift,  Icid)t  fauer.  SKait 
benujt  Gffigätper  arjneilidi  bei  ^pfterie,  Obnmad)t, 
Siagenframpf  unb  al«  3?ied)inittcl , bann  jur  Berei- 
tung Don  gruiptätbem,  fünftlitbent  St’ognof,  Am, 
jur  Serbefferung  bc«  ©efcpniad«  Don  Branntwein, 
Gfjig  ic.  Gffigfäure. 'Kmt)lätbtr  (gfobutpl« 
farbinolacetat)  0,11,0,  0,11,,,  burd) Seftiüatton 
Don  effigfaurem  Sali  mit  Sdiwefelfäure  unb  Smtjl» 
alfopol  erhalten,  bilbet  eine  farblofe  gliifftgfeit  Dom 
fpej.  ©ew.  0,684,  riecht  angenehm  obftartig,  liiifcbt  fid) 
mit  Slfobol  unb  Ütbcr,  ift  unlöslich  in  Safer,  fiebet 
bei  140°  unb  bient  jur  Bereitung  Don  gnidjlätbem. 
.(aponlad  unb  in  ber  'übotometne  (^lefncrlicpt).  Eine 
liöfung  in  Slfopol  bilbet  ba«  Birnöl.  Sud)  anbre 
®.,  wieButglätber  unbSropt)lätb«r,  ried)en  obftartig. 

(Sffigfaure  9)lagncfia  (Biagnefiumacetat) 
Mg(C,H,Ot),  entftebt  beim  2öfen  Don  foplenfaurcr 
SKagnefia  in  Gffigfäure,  friftaUifrert  febwer  unb  mit 
43ßo!efüIenJfriftatlmaf}er,  gibt  bei  ftarfem  Serbamp- 
fett  berCöfung  eine  fieberige  amorphe  Waffe,  ift  IBS- 
lieb  in  Saffer  unb?llfof)üI,  wirft  ftarf  antifeptifd)  unb 
ift  al«  Sinobor  inben  .fjanbcl  getonimeii.  G«  bient 
auch  al«  3ufaß  jur  Beije  für  Gbrombampffarben. 

©fftgfaurcr  ©arnt  (Barbumaeetat),  3or- 
mel:  li.uC,H,0,),,  wirb  burd)  Seulralifteren  Don 
SebWefelbartjum  ober  foblenfaurem  Bargt  mit  Gffig- 
fäure  erhalten,  friftalliitcrt  mit  1,  auch  mit  3 Bfole- 
fülen  Saffer,  ift  fepr  leicht  tödlich  in  Saffer,  nicht  in 
Slfohof,  reagiert  alfalifd),  jcrfällt  beim  Grbifen  iit 
Jfoblenfäure  unb  Sceton  unb  bient  in  ber  gnrberei 
unb  Rattunbruderei  jur  SarjteHung  Don  Slot  beije. 

(Sfftgfnurer  Ralf  (Galciumacetat),  gormel: 
Ca(C,H,0,),,  wirb  bureb  ffleutralifieren  Don  Gfftg- 
fäure  mit  foblenfaurem  Ralf  erhalten  unb  im  großen 
au«  §oIjefftg  bargeftetlt.  SKober  öoljeffig  liefert  un- 
reinen braunen  SS  otjfalf,  beftiüierter  tgoljcfitg  oief 
reinern  grauen  tgiol jfatf  (Seißfalf);  Dgl.  Gfftg- 
fäure.  Sa«  Salj  bilbet  Wafferbaltige,  DerlDilterube 
Sfabeln,  febmedt  perl),  bitter  faljig,  löft  fid)  leicht  in 
Saffer,  febwer  in  Slfopol,  wirb  bei  100"  wafferfrei, 
erträgt  jiemlich  hob®  lentperaturen,  gibt  bei  ftärlerm 
Grbißen  Sceton  unb  bient  jur  ©ewinttung  Don  Giftg- 
fäure,  in  ber  lürfifchrotfarbcrei  unb  im  ©emifd)  mit 
Gblorcalcium  unb  Wmmoniaf  jum  UnDcrbvennlich* 
machen  Don  Ipolj  unb  ©eWeben. 


Gffigfäurefaljc  — 

©ifigfänrcfßlje  (Acetate),  ©erbinbungen  her 
Gffigiäure  mit  ©afcn,  cntflebcn,  inbcm  in  ber  Gfftg» 
fäure  CI  Ij . COOH  berBaffcrftoff  her  Jtarboiblgrufepc 
burdj  cta Ct  Bertrcten  wirb,  unb  Werben  burdj  8e» 
hanbetn  Bon  '.Metallen,  Djjtjben  ober  Hohlenfäurefal« 
jen  mit  Gffigfäure,  audi  burd)  3crf*^un,??  »on  efftr?» 
teurem  ©artjt  ober  cjfigfaurem  ©lei  mit  SdjBefcl* 
’äurefatjcn  bargeftent,  Gjjigfäure  ifl  einfeauict)  unb 
hübet  nur  eine  Steibe  Bott  Saiten.  Sie  Alfatifalge 
bilben  ober  attdj  Siacetate  ober  jnure  Saite.  unb  non 
Elfen,  Aluminium,  ©ici,  Surfer  finb  baftfdje  G.  be* 
farmt.  "Eie  neutralen  G.  fmb  foft  fäuttüd)  in  Baffer, 
größtenteils  and)  in  Alfobol  löslich;  in  faitem  Baffer 
ithwer  löslich  ftnb  ba«  effigfäure  Silber,  baS  Ouccf- 
ülberojtjbulfatj  unb  bie  bafffdjen  Snlje.  Sie  nteiften 
G.  hriftallifieren  leidjt,  beim  Grbifeen  »edieren  bie  mit 
’djwadjcr  ©afe  beu  größten  Seit  ibrer  Säure  unser- 
änbert,  unb  eS  entftebt  nur  Wenig  Aceton  neben  brenz- 
ligen, ölartigcnBrobuftcn;  bie  Satte  mit  ftarfer  ©afe 
erf afXert  in  Sfoblentäurefalz  unb  Acclon.  Bcim^Jr- 
Hfeen  ber  ft.  mit  9iatronfaIf  enlflcbt  Methan  CH,. 
Höfungen  ber  G.  jerfefen  fidj  namcntlidj  teid|t  bei 
©egetiitiart  non  freiem  Alfali  in  fol)lcn[aurcb  Salj 
unb  fdjlcintige  SKaterie.  Stiele  6.  Werben  tedjntfdi. 
einige  audj  mebitini'di  benubt. 

©ffiflfaureö3tmmouiaf(Mminoniumacetat) 
NH, . C,H  ,0,  entftebt  beiEinwirfungBon  Ammoniaf- 
gab  aufEfitafäure,  ijtgerudjloS,  fdjmedt  unangenehm 
ialjig,  löft  fidi  tcidit  in  Baffer  unb  ÜUfobol  unb  bil» 
bet  beim  Erbitten  Acetamib.  Sie  wäfferige  Höfling, 
bitrdi  fflculralmertn  Bon  Amnumiafflüfiigfeit  mit 
Gffigfäure  erbalten,  reagiert  ftbttadi  alfaliftb,  Sortiert 
beim  ©erbantfefen  unb  längerm  Stehen  Ammonial 
unb  enthält  bann  and)  fohlntfaurcS  Ammoniaf.  Sab 
^alg  Wirft  feh  weißtreiben  b,  eine  flö[ung  wirb  als 
Liquor  ammonii  acctici  i Spiritus  Minderen,  [pej. 
Etew.  1,002  — l,034)ar|netli(bbenuttt.  Saure# effig« 
'aureS  Ammontaf  NH, . C,H,0,-|-C,H,0„  burdi 
Sublimation  Bon  Salmiaf  (Gfjlorammonutm)  mit 
efjigfaurem  Jfati  erhalten,  ifl  farblos,  febr  leiibt  1öS» 
lieh,  zerfließt  an  feuifeter  Huft  unb  bient  junt  Kotifcv» 
Bieten  tum  Sleifd),  ©emflfen,  {?rücbten  ;c. 

(^finfnnred  Wci,  f.  ©leiiuder. 

(fiftgfaureö  (Stjrout.  GffigfaureS  Gferom» 
orfeb  (Cbromiatctal)  (>,(0,11,0,),  bilbet  grimr, 
luftbeftSnbige  SriflaDblättdirn  mit  2 füioletttlen  Sri- 
ftaüroaffer.  Eine  Sofung  für  rjweie  ber  Färberei  wirb 
bargcftellt,  inbcm  mau  Chrontalmtn  mit  Sobn  fällt 
unb  ben  Slieberfdilag  in  Gffigfäure  löft,  bnet)  fommt 
and)  bafifd)eSAcctatCr,(C,H,0,)(OH ),  inbcnSanbet. 
Xiefiömng  bcS  neutralen  Acetats  gibt  bcim©erbamfe- 
ien  eine  gummiartige,  frtjwarzgtüne  SKnffe,  fie  jerfefet 
iieb  niebt  wie  bie  Sölimg  »on  Aluminium-  unb  Gifen» 
acctat,  Wohl  aber  beim  Sümpfen  ber  bamit  gelränfieit 
unb  getrodneten  ©ewebe.  ffiatt  benufet  baßer  e.  G. 
als ©eije  fürSamfeffarbett.  Gffigfaurei  Cbrotn» 
orilbitt  rdiromacetat)  Cr(C,H,(),),,  auttCbrotif 
tbioriir  unb  Siatrimuacetot  erhallen,  bilbet  Heine  role 
ÄriitaHe  mit  2 Siolefitien  KriftaHwaffer,  ift  wenig 
IM lid»  in  faitem  Saffer  unb  Slttofjpl  unb  entjünbet 
fub  beim  Siegen  an  her  Suft  infolge  fcfeneQer  Crpba- 
lion.  Eine  Sofung  in  Satjfäur«  bcmijl  man  als  ‘Hb- 
ierptioiiämittel  für  Sauerftoff. 

EifigfatircE  ©ifen.  EffigfaurcS  Eifenojrb* 
bul  (Berroacetat)  Fe(C,H,0^,  entftebt  beim  Ko- 
ten rott  Eijett  in  Effigfäure,  bilbet  (ehr  leidjt  lösliche 
grünlitbe  Sfriltalle  mit  49WoIefüienßTiflaltwaffer  unb 
orhbiert  fidi  [ebnen  an  ber  Suft.  Eirb  bei  ber  Berei- 
tung ber  Söfung  ber  Suft  roid>ltd)  3utritt  ju  bem 


ßifigfaure#  fRotron.  123 

Eifen  gejiattet  (burtfe  WieberbotteS9(bgiefeen  ber  ffltif- 
figfeit),  fo  entftebt  eine  bunte!  rotbraune  fiöfung  Bon 
efftgfaurem  Giienojijb.  {für  bie  {farberei  fietlt  man 
eine  Sttfung  Bott  {ferriaeetat  ntt-J  Gifen  unb  rohem 
Stoljcfug  bar  (Elfenbeine,  Gifenbriihe.  Eifen- 
fdiwärjc,  Stbwarjbetje,  boljfaureä  Eifen, 
Gifenptirolignit).  Sie  tief  febwarsgriine  L'öfung 
ift  burtb  bie  emjrtjreuntatifeben  ©eftanbtcile  beo  öot,;- 
effig«  Bor  Dibbatiou  geldjitfet  intb  enthält  Bielleuht 
eine  ©erbinbunn  betielbcu  mit  bent  gervoacetat.  Sie 
bient  in  ber  3etben'd)Warjfärberet  unb  in  ber  Baum» 
Wottfärberei  tmb  -Sruderei,  ttttb  ihre  Eirffamfeit  be- 
ntbt  auf  ber  Crtbaltott  beS  Eifcnojbbulfaljctt  ju  bn- 
ftitbem  Gifenopttbutorfeb-,  reffe.  Etfenojtjbfni}.  Eine 
reine  Cöfttng  Bott  Berroacetat  bereitet  man  für  bie 
ffnrbrrei  aua  GifeiiBitrioI*  unb  ©leiMtferlöfung ; tie 
halt  fid)  gut  itt  Berfdjloffenen  weißen  ©laSflafWcii  am 
Sidtt,  weil  baä  Sicht  gebitbetcä  {ferrifalj  wieber  rebu- 
jiert.  Eilte  retne Söfung  Bott  effigfaurent  Eifen* 
op nb  (iferriacetat) Fe,(C,H,0,),,  burcbSöfen  Bon 
Gifettbbbropt)b  in  Effigfäure  erhalten,  oottt  fbe.pöew. 
1.087—  1,09t  (4,8 — 5 'ßroj.  Eifeit),  wirb  al#  Liquor 
ferri  acetie.i  ntittcilidj  benufet  unb  mttfe  Bor  Sidjl  ge- 
jebüfet  aufbewahtl  Werben.  8 Seile  ber  Höfling  mit 
1 Seil  Eeingeift  unb  1 Seil  Effigätber  bilben  bie 
Tinctnra  ferri  acetici  aetherea  (4  'proj.  Gifen). 

©ffigfaurect  Staff  (Staliumacetat,  Terra  fo- 
liata  tartari)  Kl’,  11,0,,  burd)  Sfeutralifteren  Bon 
foblettfaurem  ftall  nut  Gffigfäure  erhalten,  friflatli- 
feert  febr  fdjwer,  ift  äufeerft  jerfiiefelid),  leidjt  löälid) 
in  Eajfer  uttb  Wlfobol,  reagtert  fdjwad)  alfaliftb, 
febmedt  warnt,  fledjettb  fnl.jig,  flfemiljt  bei  300",  er- 
ftarrt  friftaHinifi,  jerfefet  fiel)  erfl  in  febr  hoher  Sem» 
peratur.  Eine  Höfling  bei  SaljeJ  (Liquor  kalil  acc- 
tici) Bom  ffeej.  ©ew.  l,m — l.tso  (1  Seil  Salj  in  2 
Seilen  Eng  er)  Wirb  aläbanttrcihcnbeä  ttßittel  beifflidtt 
ttttb  bei  Sffiageitfatarrb  benufet  Saure«  effigfau* 
re«  Jtali  (jfaliumbiacetat)  KC,H,0,+(^H,Ot 
frifialliiiert  mit  fi  SRolefülen  RriftaUWaffer  in  ferri  - 
muUergläitieitbenBlältöben  au«  ber  fiöfuttg  bc«  Bori« 
gen  ln  Gffigfäure,  fdjmiht  bei  148°.  fluch  «riffiert 
nod)  ein  Sriacetat,  ba«  bei  112°  fdjntiljt  unb  bei  170' 
itt  neutrale«  Salj  ttttb  Gffigfäure  jcrfäUt. 

©iffiflfanrcä  Slufefcr  (Sfufefcracetat,  beftü- 
I ierter  ©rilnffean)  Cu(CäH,0,),  entftebt  beim  flii- 
fett  Bonlhtfeferojrtjb  ober  Srtittffeatt  in  Gffigfäure  unb 
beibfr3«1ebunguo!ifd)ttefc!inuremS?ufefcr  mit  ffftg- 
fattrcniBlci.  G«  bilbet  bunfel  blaugriincfiriftanc  mit 
1 SRotefülEaffer,  BermiUert  oberflätblidj  an  berfluft, 
löft  ftd)  in  5 Seilen  beifeem  unb  13  S.  faitem  SSaffer, 
fdjwer  ln  üllfoljol,  unb  bie  Wäjferige  Höfung  borliert 
beim  Soeben  Gffigfäure.  G#  wirb  bei  100°  wafferfrei 
tmb  Weife,  gibt  bei  240"  Biel  Gffigfäure  unb  (Kreton 
(Sfufef erffeiritu«)  unb  binterläfet  faft  nur  metatli- 
f^e«  (inpfer;  eä  bient  al«  SRalerfarbe.  jttr  Slerettung 
Bott  Sdjweinfurtergrün,  attdi  bisweilen  al«  äußer- 
lidje«  Arzneimittel  wie  ShtfeferBitriol.  Über  bafifdje 
Ifufeferacetate  f.  ©rünffean. 

(?fftgf#urcS  Siatrott  CK  a t r ; um  n c f 1 a 1 , Terra 
foliata  tartari  cristallisat«)  NaC,H,0,  wirb  an« 
foblenfattrem  Slatron  unb  Effigfäure,  in  ber  Sedmif 
aus  Hwljeffig  bargcftellt.  Beim  Serbamfefcn  ber  Hü- 
fung  fibeibei'i  ü<b  teerartige  Subfianjen  ab,  baS  aus 
beftiHiertem  Hioljcffig  gettmitneue  rohe  Saig  toirb  um« 
friftaUifiert,  entwäffert  unb  gcfcfemoljen,  utn  bie  ent- 
fefereutnotifdben  Stoffe  Botiflänbig  ju  gerftören,  bann 
in  Baffer  geiüft.  Wenn  nötig,  über  Rnodjeitfoble  fil- 
triert unb  abemtalS  jurflriitaHifationgebradjt.  Siait 
jerfefet  auch  eine  fiöfuttg  Bon  botjefiigfaurem  Half 


124 


Gfftgfaureä  3ml  — Cryling. 


mit  idjinefelfaurem  ober  foblcnfaurcm  Jfalron,  jictjt 
bie  2öiunq  be«  gebilbctcn  cfftgfauren  Slatron«  Bon 
bcm  au8ge fchicbcnen  fdjrocfelfaureii,  refp.  f ohlenfauren 
Ralf  ab,  oerbampft  fic  unb  reinigt  ba8  ©al«  wie  an« 
gegeben.  XaS  Sal}  bitbet  farblofc  Rriftaße  mit  33Ko« 
ietiilen  Baffer,  fpej.  ®et».  1,«,  entwäffert  1,6-28, 
fd^meeft  tüblenb  faljig,  Bcrroittert  wenig  an  ber  Cnft, 
löft  fid)  in  3,9  Seilen  Baffer  Bon  6°,  in  1,7  Seilen 
Baffer  Ban  48°  unb  in  0,5  Seilen  Baffer  Bon  100°, 
in  23  Seilen  faltem  unb  in  1 Seil  ftebenbem  Sein« 
geift,  fdjmiljt  bei  58°,  Berliert  fein  Rriftaßwaffer  unb 
crjlarrt  unb  febmiljt  bann  bei  319°  jum  jweitenmal. 
ß«  erträgt  habe  Semperaturen,  Wirb  aber  beim  (Blütjen 
unter  ßiitroidelung  Bon  Wcctongcrudj  jerfeüt.  Sa8 
entWäffcrteSaljiJl  fe^r  fmgroffopifd).  SSit Cstfigfäure 
bilbet  cS  faure  Salje.  ß.  3t.  bient  jur  Sarfteflung 
Bon  ßffigfäure,  ßffigätfter,  Wnilinblau,  in  ber  Photo- 
graphie unb  alb  ftnneimitteL  3lud)  würbe  cS  jur 
U'onferBierung  brf  gleifchc«  unb  jur  gtiflung  Ban 
Sänuflafcbcn  :c.  empfohlen-  hierbei  gewährt  c«  ben 
Sorteil,  bafi  e3,  auf  100°  erbiet,  allmählich  auf  68° 
abfühlt  unb  bann  lange  bei  biefer  Semperatur  Ber« 
harrt,  bis  e«  unter  ßntrocid)ung  ber  Schmelzwärme 
erftarrt  ift.  Sänitflafchcn , mit  efftgfaurent  'Jiatron 
gefüllt,  bleiben  baber  Biel  länger  Warm  al«  bei  gül« 
lunq  mit  Baffer. 

ßffigfäure«  3i«f  (3>nfacetat)  Zn(C,H,0,)„ 
au8  fdjwefelfaurem  3>nf  unb  ©leijuder,  ober  burd) 
fiöfen  Bon  3infoft)b  ober  fohlenfaurem3inf  in  ßffig« 
fäute  erholten,  bilbet  talfartig  glütijcnbc  Schuppen 
mit  3 SKolcfiilen  Rriftaßwaffer,  tft  lcid|t  löStidj,  Ber« 
liert  an  ber  fiuft  ßffigfäure,  reagiert  fauer,  fehntiltt 
leid)!  unter  Serluft  Bon  Baffer  unb  ßffigfäure,  gibt 
bei  ftärferm  ßrlppcn  tlcclon,  Robleufaurc  unb  ein 
Sublimat  Bon  faurcmSalj  unb  wirb  atSftrjnctmittel, 
innerlich  befonber«  bei  Delirium  tremens,  äufterlid) 
Wie  fchwefelfaure«  3"'f  benujjt. 

ßffigfäure  Souerbe  (?lluminiumacctat) 
./U,(C,H,OA,  entfiel)!  beim  Cöfen  Bon  Soncrbel|t)brat 
(au3  Sonerbcnatron  gewonnen)  in  ßfftgfäure,  unb 
wenn  man  Söfungen  OonfchWcfclfaurcrSonerbc  unb 
effigfnurem  Blei  (Bletjuder)  mifcht,  wobei  fid)  fd)We« 
feifaureä  Blei  abjeheibet.  ©eimborfid)tigenSerbamp- 
fen  ber  üöfung,  bie  füglich  jufammenjieljenb  fehmedt, 
fauer  reagiert  unb  fdjtuad)  nach  ßffigfäure  riecht,  bleibt 
ba«  Salj  al8  farblofe,  gummiartige  SRaffe  jitriid, 
währenb  fleh  beim  ßrijijjen  ber  üöfung  uuloblidie 
baüfeh  fdiwefelfaure  Sonerbe  abfcheibel.  Jpierauf  be« 
ruht  bie  Mluwenbutig  ber  Cöfung  als  Seitmittel  jur 
gijicrung  Bon  Sarbftojfcn  auf  ber  ©ejpinfifafer.  Sa 
aber  bie  ilöfung  fid)  Biet  ju  fchnell  jrrfejjt,  fo  bereitet 
man  für  tcehnifehe  3wecfe  eineSofung  au«  tUaim  ober 
fd)Wcfclfaurer  Sonerbe  mit  nur  fo  Biel  Sleijuder,  bah 
noch  eine  aewiffe  UJtenqe  Sdjwefelfäure  an  Sonerbe 
gebunben  bleibt.  Sic  uöfung  enthält  bann  Bießcid)! 
Vlluminiumacetofulfat Al, 80,(0,11,0,)^  'Ulan 
fällt  auch  fllaun  ober  fchwcfelfaureSoucrbe  mit  Soba 
unb  löft  bie  gefällte  bajtfch-fehwcfelfaure  Sonerbe  in 
ßffigfäure.  Sa3  Wluminiumacetofulfat  Berliert  beim 
Sroanen  ober  Sümpfen  bie  ßffigfäure  unb  hinter« 
lagt  bafifche«  esulfat,  baS  ben  fjarbftoff  binbet.  ß« 
bient  namentlich  jum  Ipcroorbrmgcn  ber  roten  Krapp« 
färben  tenb  heiftt  banach  Si  o t b e i j e.  i’Iu8 Vllaun  bar- 
geftefite  Sotbci  je  (71 I a u u b e i j e)  enthält  auch  fd)We  fei« 
faurcä  Kali,  ba«  bie  $attbarfeii  beförbert  ßine  £B« 
fung  Bon  effigfaurer  Sonerbe  (Liquor  Aluminii 
acctici),  aus  30  Seilen  Slluminiumfulfat,  86  Seilen 
Berbünnier  ßfftgfäure,  13  Seilen  Ealciumtarbonat 
unb  100  Seilen  Baffer  bargcflcUt,  Bora  fpej.  ®ew. 


1.044—1,048,  7,5-8  ^roj.  bafifcheS  Slluminiumacctat 
enlhaltenb,  Wirft  antifeptifch,  jufammenjiehenb,  ohne 
ju  reiten,  unb  wirb  Berbünnt  als  auSgc;cid)neteiS  Ser- 
banbmaffer,  ju  Scheibenfpülungen  (bet  ©effarien)  ic. 
benuht. 

©fftflfttincß»  ber  gelbrote,  efftgfarbene  brafilifche 
ShcbireU,  f.  Spinell. 

«{rigfprit,  f.  ßffig,  S.  119. 

CffKgftcucr,  eine  innere  Serbrau^fteuer  auf  ßfftg 
unb  ßfftgfäure.  ßine  folche  befiehl  in  berSraufteuer- 
gemeinfdjaft  be3  Scutfchen  UfeicheS,  inbem  bie  Srau- 
{teuer  auch  Bon  SDialj  unb  SKaltfurrogaten  erhoben 
Wirb,  bie  jur  ßfrtgbcrcitung  in  eigen«  baju  beftimm« 
ten  Vlnlagen  Bcrwcnbet  Werben,  ßine  befonberc  ß 
bcftcf)t  in  granfrcich  feit  1876  mit  Berfd)iebenen  Steuer« 
fäjten  je  nach  beut  Schalt  an  ßfftgfäure,  in  ben  Sieber* 
lanben  unb  in  Belgien  (feit  1887). 

(Sfrtgftid),  Kranfljeit  be«  Beine«  unb  Biere«,  ent« 
fleht  burd)  Ülnficbelung  bc«  ßffigpilje«,  Bacillus  ace- 
tiens,  ber  bei  Suftjutntt  ben  Wlfohol  bc«  Beine«  unb 
Biere«  leilweife  in  ßffigfäure  Berwanbelt.  Sie  Born 
ß.  befallenen  ©elränfe  eignen  fid)  nur  noch  jur  ßffig« 

ßffigtiiage,  f.  ßfftg,  S.  119.  [fabrifation. 

©ffim,  afriran.  jiafcnftabt,  f.  Tlpim. 

©ffipoto,  Wnnette  Bon,  SlaBierfpielerin,  geb. 

1.  Sehr.  1851  in  St.  Petersburg,  erhielt  ihre  rauft* 
falifche  ?lu«bitbung  am  bortigen  Ronfematorium 
unter  Biclopolffi  unb  Sefchetigfi,  trat  juerft  in  ihrem 
Saterianb  auf  unb  bewährte  fich  Bon  1876  an  auch 
auf  Sonjertreifcn  in  ben  pauplftäbten  ßuropa«  wie 
in  Wntertfa  al«  eine  ber  herBorragenbpcnSontertfpie« 
lerinnen  ber  ©egenwart.  1880  Bermählte  fte  fich  mit 
ihrem  fleljrcr  üefdictipfi,  Bon  bem  fte  aber  1892  ge« 
fdjiebeu  würbe,  1886  würbe  fie  jur  lüniglid)  preußi« 
fchen  2>ofpianiftin  ernannt. 

©ftlai  it  (fpr.  .tir>,  Serbin anh,  Sdjaufpieier,  geb. 

2.  Sehr.  1772  ju  ßffef  in  Slawonien,  geft.  10.  3cob. 
1840  auf  einer  Runftrcife  in  fflühlau  bei  3nn«brucf, 
fchlug  erft  bie  inilitärifche  Saufbahn  ein,  betrat  bann 
1 795  bie  Bühne  ju  SJnnSbruct  begab  fich  barauf  nach 
Paffem,  1797  nach  ®>ind)en,  im  folgenben  (Jahre 
nach  Prag,  Bon  ba  nach  Stuttgart,  ?lug3burg,  Straft« 
bürg,  Saljburg  unb  wirfte  Bon  1801  — 1806  in 
91timberp.  3fn  Stuttgart,  Wo  er  feit  1807  engagiert 
War,  heiratete  er  bie  Schaufpielcrin  ßtife  ffiuücr. 
würbe  mit  ihr  noch  in  bemfclben  (fahre  für  ba«  fjof« 
theater  au  2Rantit;eim  engagiert  unb  ging  1812  ju 
bem  ^oftheater  in  ItärlSrutje  über.  1815  (am  er  al« 
Siegiffeur  nach  Stuttgart  unb  1820  in  biefer  ßigett« 
fdjaft  an«  .^oftheater  nadj  HRündjen,  beffenerfte3ierbc 
er  lange  3'it  blieb.  Später  penfioniert,  gaftierle  er 
mit  Beifall  auf  aßen  namhaftem  Bühnen  Seutfd)- 
lanb«.  ß.  War  jum  tyelbenfpieler  geboren.  Seine 
(jeroengejtaU,  fern  überau«  tlanguoße«,  biegfame« 
Organ,  fein  fpreebenbe«  ?tuge  unb  fein  lebhafte« 
ffiicuenfptel  (amen  ihm  ebenfofehr  ju  ftatten  Wie  Phait  - 
tafte  unb  Inarme  ßmpfinbung.  ßr  traf  inftinftiB  ba« 
Nichtige,  folange  er  al«  3iaturalift  wirfte;  ieiber  Ber« 
leitete tftit Beifaßäfu^t  fpäterjußfjrftbafdierei.  Seine 
®lanjroßen  waren:  fiarl  SRoor,  Seß,  Baßenftein, 
SKacbcth,  Cear. 

©fjling  (ßftlingen),  Sorf  in  StiebcrBfterreid). 
Sejirf«h  SJIoribSborf,  im  ÜKarchfclb,  öftlich  Bon 
■Bipem,  unfern  ber  Soitau,  anberSampfftraftenbahn 
Bten-®roft«ßnjer«borf  gelegen,  mit(i9oo)623  ßinW. ; 
berühmt  burd)  bie  Schlad)!  bei  Tlfpem  (f.  b.)  21.  unb 
22.  3Rai  1809,  bie  auch  nach  ®-  benannt  wirb,  unb 
Bon  berSKarfdjafl  Siafjdta  benSitel  eine«  dürften 
Bon  ß.  erhielt.  ©ehurtSort  bc«  Bilbhauer«  Sonner. 


125 


©gütigen  — 

Gelingen,  Stabt  unb  DberomtSfih  im  Württem- 
berg. ßiedarf  reis,  etjenialS  freie  KeitbSftabt,  am  Stedar 
unb  an  ber  S>taatSbabnlime©retten-8riebrici)6bafen, 
234  m tl.  SR. , ift  teitroeife  noch  von  ftarten  Stauern 
mit  Dürmen  unb  Dorat  umgeben  unb  befiehl  au«  ber 
innern  Stabt  unb  13  ©ororten.  Über  ber  Stabt 
thront  bie  alte  ©urg.  Die  eigentliche  Stabt  hat  ein 
alles  Siathauf  (»on  1430),  ein  neues  JRathaus  (oon 
1742,  früher  Schloß)  unb  3 iiirdien:  bie  fpätroma- 
midie  jiDciaetürmte  DionpfiuStircbe  (auS  bem  13. 
Jabrf).)  unb  bie  im  19.  3af)rh.  erbaute  unb  reftau- 
rierte  jdjune  gotifdie  Jrauentirdje  mit  einem  75  m 
hohen,  burchhrochenen  Dünn, 

I außerbem  eine  fath-  Kirche  unb 
**  eineStjnagoge.  ©on  berRirefje 

St.  ffieorg  fleht  nur  noch  bas 
Gljor  als  Siuine  ba.  G.  befijft 
Denfntäter  beS©egrünber8beS  i 
Sd)Wähi[chen  SängerbunbeS 
'Eia ff  unb  beS  ffirünbetS  ber 
beutfdhen  Dunterfitjaf  t ©eorgii. 
Die  3af|l  ber  Gin  wohnet  be- 
Sappen  ran  cs-  trägt 0900) 27,325 Seelen, bar- 
tingen.  unter  2735  R athotifen  unb  130 

3uben.  G,  beiipt  bie  größte 
SSafchtnenfabrif  beS  SanbeS  (2200  Arbeiter),  mit 
großem  ISIeftrijitätelocrt,  eine  Gifenbabnwevfftälte, 
ileilenfabrifation,  Kammgarn-  unb  ©aumwoUfpin- 
nerei,  eine  große  litt}ograpbiieb*®nftalt,  fiahriten  für 
Swtjwaren,  £>anbfdsul)i\  't'laqul  unb  lädierte  ©led)- 
toaren,  Such,  Knöpfe,  öotb-  unb  Silberwaren,  ©e- 
latineartifet  ic.  'Sie  bie  ©ewerbe,  fo  blühen  auch  ber 
Cbft>  unb  Weinbau.  AQhefannt  finb  bie  moufjteren- 
ben  SJeda rweine  Don  ®. ; bie  Keßlerfepe  (Xhampagner- 
fabril  befiehl,  alg  bie  erfte  in  Dcutfchlanb,  feit  1826. 
Cr,  hat  ein  ©ijmnaftum,  eine  SRealfdjufe  unb  ein  tvan> 
gttifdfeS  Sdhultchrerfeminar,  ein  Dbcater,  ein  reichet 
»ofpital,  ein  S>auS  berSannberjigfeit,  ein  jübifches 
Satten  bauS,  ein  befonberS  für  bi*  SeformationSjeit 
wichtiges  Arcßio  unb  ift  Si&  eines  CberamtS  unb 
eines  Amtsgerichts.  3UC  ©emeinbe  6.  gehören  noch 
Stettin  gen  am  SRedar  mit  einer  groften ©aummoü- 
ipimteret,  Sennenburg  mit  ffnenheilanflatl,  Sil- 
bern mit  fchöncr  AuSficbt  Dom  ©arttunn,  baS  ehe- 
malige St  1 öfter,  jeßt  fönigliche  üuftfdjtofs  unb  £>of- 
bomane  'Seit  mit  tönigltchem  ©riDatgeftüt,  Stenn- 
bläh  beS  Sürttembergifchen  StennbereinS  u.  a.  — 
Gine  Kabelte  beS  beit.  ijiitaliS,  bie  fchon  784  erwähnt 
wirb,  gab  bem  Ort  ®.  (Ejjilinga,  Scelinge) 
feine  Gntfteljung.  Schon  886  erhielt  er  bie  SRarft- 
gerechtigfeit  unb  würbe  baburch  jur  Stabt  erhoben. 
1077  erfchemt  6.  bereits  als  bebeutenbe  Stabt  unb 
Würbe  1209  bittd)  Otto  IV.  freie  SeithSftabt,  Don 
Saifer  fjriebrid)  II.  1215  mit  Stauern  umgeben.  Die 
Stabt  erwarb  1403  bie  Sogtei,  hoch  befaßen  bie  Gira- 
ten Don  ©ürtteinberg  baS  i)i eichsfd) ultheifienamt  ba« 
tctbft,  wab  Anlaß  ju  Dielen  ffehben  gab.  1331  bilbete 
tr.imt  anbcmSu’idiSitiibteiibcn  Sdjwäbifchen  Stäbte- 
bunb  unb  teiftete  Gberharb  bem  ©reiner  hartnädigen 
Siberftanb.  Grft  unter  Sbcrtjarb  iut  ©art  (teilte  fid) 
Ir.  1473  unter  ben  Schub  SilrttembergS.  1488  würbe 
lu  6.  ber  Schwäbifihe  ©unb  tut  Aufredübattung  beS 
SanbfriebenS  errichtet  Die  Steformation  würbe  ba« 
ielbft  1531  burch  ben  Dom  Stat  berufenen  AmbroftuS 
©larer  Don  Konftanj  eingeführt.  Am  22.  3uli  1796 
femb  hier  ein  fieg  reiches  ©efeefjt  ber  ßfierreidtcr  gegen 
bie  ffranjofen  unter  SRoreau  flat!.  1802  fiel  G.  an 
Surttembcrg.  ©gt.  ©faff,  ©efdjidjte  ber  Steich?- 
ftabt  iS.  (Sßtmg.  1852,  j?ad)trag  1896);  «Urfun- 


Estatuto  real. 

benhud)  ber  Stabt  E.«  (©b.  1,  f|r3g.  Don  Dicht  unb 
©faff,  Stuttg.  1899);  Ströljmfctb,  6.  in  Sort 
unb  ©itb  (3.  wtfl.,  Eßlina.  1902). 

@ftEtngcu,  Scbulmccftcr  Don,  mittelhoehbeut- 
fdjer  Dichter,  Don  beffen  Siebern  unb  Sprächen  bie 
Ipeibclberger  (Aianeffifche)  Sammlung  mehrere  aufhe- 
wahrt  hat,  lebte  in  ber  jWeiten  £iälfte  beb  13.  Jahrf). 
unb  ift  DieQeicht  ber  in  Urtunben  Don  1279—81  Dor- 
f ommenbe  Magister  Ilenricus,  rector  scholarum  in 
E/.zelingen.  Seine  ©ebiebte  finb  teilweife  gegen  Kai- 
fer  Siubotf  Don  ^ahbburg  gerichtet 
Gff onnc,  linier  SRcbenftuB  ber  Seine,  entftcht  auf 
bem  ©lateau  Don  DrKanS  hei  Steuoitle  (Coiret)  burch 
bie  Sereinigung  beS  Ceuf  unb  ber  Siimarbe,  jeichnet 
fich  burch  feine  gleichmäßige  Saffermengc  aus  unb 
münbet  nach  einem  Saufe  von  90  km  hei  Eorbeit. 

@ffomt(D  (fpr.  .gönn’),  ffleden  im  franj.  Deport. 
| Seine-et-Oije,  Arroitb.  Gorheii,  an  ber  Effonne  unb 
' ber  Spoiler  ©aljn,  mit  einer  Kirche  aus  bem  12. 3al)rh-, 
bem  SuhnhauS  Semarbms  be  Saint, ffSierre,  einer 
©apierfabrif  (2000  Arbeiter),  SRetallgicfjerei,  SRafcbi- 
ttenfabrif  unb  cwoi)  7097  (als  ©emeinbe  9374)  Einw. 
Siijrblidb  Don  ®.  hefiitben  fich  bie  Serfftätten  ber  ©e- 
fetljchaft  für  transportable  Gifenhabneu  (Spftem  De- 
cauDtüe).  — Am  4.  April  1814  ergab  fibh  h>tr  ®ar- 
mont  mit  feinem  Korps  ben  ©erbunbeten. 

(Sftabal,  fpan.  {Rutenmaß,  1801  — 58  gefehtid) 
SU  4 ©araS  = 8, »M  m . aber  in  ben  ©rovin jen  jtm- 
ühen  6 '/»  unb  15 ©US  fehwanfenb.  1 Ouabrat-E. 
in  Jtaftilicn  = 11, 18,  in  ©eru  unb  S^ile  = 11,49  qm. 

©ftablo,  altfpan.  ©egemaß  su  125  ©afus  = 
174.141  m;  in  ©ortugal  unb  Öraftlien  = 258,207  m. 
©ftabo,  bie  fpan.  Doife,  1 ©raja  = 2 ©araS. 
(vftafette  (franj.),  f.  Stafette. 

(vftagcl  (|pt.  .Mau,  Stabt  im  franj.  Deport  Cft- 
Phrenäeu,  Arronb.  ©erpignan,  am  Aglh,  h»t  ein  Dcnt- 
mat  beS  hier  gehornen  Agronomen  Arago,  hebcuten- 
ben  ©ein-  littb  OliDcnbau,  Seibenraupcnjucht  unb 
SRanuorbrüche  unb  uoou  2774  Einw 
@ftaireS  <fpr.  .&*),  Stabt  im  franj.  Deport.  9torb, 
Arronb.  tpajebroud,  an  ber  St)S,  mit  bebeutenber 
Seineninbuftric,Stärfe- unb  3udcrfahrifation,  Schiff- 
bau unb  (190t)  3675  (atS  ©emeinbe  6635)  Einw. 
@ftS|a,  me|i(an.  ffelbniaß,  foviet  wie  Alntube  3). 
(?flaf  oben  (franj.),  Sperrungen  beS  ffahrwafferS 
burch  ©fahle  ic.  Sgl.  Siafenfperren. 

(Sft am£ut o(fpan),  Stänbeverfammlung,  GorteS. 
(i-ftamin,  fooiet  wie  Etamin. 

Sftaminet  (franj.,  fpr.  .na),  SirtShauS,  ffaffechau?. 
Estampe  (franj.,  i>.  .ingp'),  ©itb  als  Abbrud 
einer  ©(alte,  befonberS  Kupferftich,  Stahlftich. 

(Sftancia  (fpan.),  in  ben  Sa  ©tata-Staaien  9!aine 
ber  auSfählie^lich  jur  ©cebsudtt  beflimmten  ©efipun- 
gen,  bereu  ©cfiper  EftancieroS  heißen  (in  ben  Sla- 
noS  nennt  man  eine  S.  gewöhnlicher  fjato). 

tfftancia.  Stabt  int  brafil.  Staat  Sergipe,  am 
fd)iffbaren  ©ianhh,  35  km  Dom  SReer,  mit  3oHamt, 
Ausfuhr  Don  ©aumwoCte  unb  Daha(  unb  13,000 
Einwohnern. 

EstatOto  real  (fpan.,  -lönigticheS  Statut«), 
{Rame  beS  ©erfaffungSgefebeS,  baS  bie  Königin-SRe- 
gentin  Ghriftine  11.  April  1834  oltrot)ierte.  Die 
GorteS  heftaitben  banach  aus  jwei  EftamientoS,  bem 
ber  ©roeereS,  woju  bie  ©ifdjöfe,  bie  ©ranben  von 
Spanien  unb  eine  Anja!)!  Don  ber  Jhone  berufener 
©otabilitäten  gehörten . unb  bem  ber  ©rocuraboreS, 
bie  nad)  einem  ©ahljenfuS  auf  brei  3ahrc  gewählt 
würben.  DaS  E.  r.  warb  burd)  ben  SRilitäraufftanb 
von  Sa  ©ranja  Dom  13.  Aug.  1836  abgefcbcifft. 


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126 


C'ftaucu)er=le=Sac  — Gfte. 


©ftHpat)Cr-I*-8aC  (|pr.  ettmnji  tb  tad,  beutfd) 
Stoff  ib  am  Sec),  Stabt  im  fchweijer.  Kanton  grci- 
bürg , fymptort  beb  ©ejirfb  ©rohe , am  Cftufer  beb 
Slcuenburger  Seeb  unb  au  btr  ßifenbabn  greiburg- 
©»crbon,  437  — 464  m ü.  SR.,  mit  Schloß,  $afen, 
Iahaffabrif,öloc!engicBerei,£anbwirtf(haft  unbusoo) 
1658  Ginw. 

©fl»,  linier  Sfebenfluß  ber  ßlbc  in  fjamtoner,  ent* 
fpringt  fübweftlidj  non  Sütteburg,  ijt  »on  ©ujtefjube 
ab  (13  km  weit)  f<f)iffbar  unb  miinbet  bei  Stau,;. 

©ft*,  2>iftriftbl)ouptftabt  in  ber  itat.  ©rooinj  ©a* 
bua,  am  Sübmcftabljang  berßuganeifchen^iügel  unb 
am  graffme,  ber  burd)  bie  Kanäle  »ott  ß.  unb  ©at- 
taglia  mit  bem  ©acdjigüone  in  ©erbinbung  fteljt,  an 
ber  ßijenbaljn  SRonfclice-SegnacjO,  f)at  ein  alteb 
Schloß , niedrere  Kirnen  (eine  mtt  fdjiefem  Jtmti), 
alte  3ittnenmauent,  ein  ©tjmnaftum,  eine  ledmifdje 
Schule  unb  ein  arebBolojifditb  SRufcum,  gabrifation 
»an  ßifen*,  San*  unb  Seilerwarcit,  lebhaften  San* 
bei  unb  (ipoi)  ca.  6000  (alb  fflemeinbe  10,962)  ßim». 
— ß.  ift  bab  alte  Ateste,  bab  fd)on  bei  ©lintub  unb 
Jacitub  erwähnt  Wirb;  im SRittelalter War cb Stamm- 
ort beb  gürftenljaufcb  ßfte.  SBgl.  R u » o l a t o , Storia 
d'E.  (ßfte  1850). 

©ft*,  einb  ber  älteften  gürftenhäufer3tnlienb,  bab 
im  10.  3ahrf).  ben  marfqräflicben  Xitel  führte.  Sein 
üll)n[)crr  ift  SRarfgraf  Ötbert  I.,  nachweisbar  bib 
972,  ber  unter  Kaifer  Otto  L ©faljgraf  »on  3talien 
war.  Sefien  ßnlel  £>ugo  gehörte  ju  ben  ©egnem 
§cittrid)b  II.  unb  geriet  1014  in  beutfebe  ©efangen- 
fdjaft,  würbe  aber  halb  begnabijjt.  SciuSieffcSlIbcrt 
31  j jo  II.  begleitete  ben  König  fjeinrid)  IV.  1077  nach 
ßanoffa;  er  war  mit  einer  Sdjwefter  beb  Iperjogb 
S8*lf  III.  »on  Kärnten,  Kuttija,  »cnnäblt  unb  ftarb 
1097.  Surtb  feine  Söhne  SSelf  IV.  unb  gulco  I. 
fpaltcle  ftd)  bab  Ipaub  in  eine  beutfdje  unb  eine  italic- 
mfdje  £inie.  Sott  jener  flammen  burcb  ben  öerjog 
üicinrid)  ben  Söwett  (f.  b.)  bie  gürfietthänfer  ©raun- 
fdjweig  unb  ipannoocr  ab  (f.  fflelfen).  2lub  ber  ita- 
IienifdjenCinie  berß.,  bie  fcitbemßnbebebl3. 3ab*b- 
bte  £>crrfd)aft  über  getrarn.  SRobena  unb  Reggio  er- 
warb, fmb  befonberb  bie  golgenben  ju  erwähnen : 

Sltfolaub  1H.,  entfproffen  aub  unrechtmäßiger 
ßbe,  mußte  ftd)  feine  3ied)le  mit  §ilfe  ber  Siepublifen 
glorctij,  ©em-big  unb  Bologna  unb  ber  fcerren  »an 
©abua  erfl  erfänipfen  unb  fteHte  1402  bie  »on  feinem 
©ater  Hilbert  ju  gerrara  geftiftete  llniserfität  wieber 
her.  ßr  ftarb  1441.  — Sionel,  illegitimer  Sohn 
beb  »origen , »on  ©apft  SRarlin  V.  legitimiert , er- 
neuerte  1442  bie  »erfallene  Unioerfilät  abermalb  unb 
unterftübte  fraftig  bab  neuerwadjte  Stubium  ber  tlaf- 
ftfdjcn  Stteratur.  ßr  ftarb  1.  Oft.  1450.  — ©orfo, 
©ruber  beb  »origen.  Würbe  1452  »on  ffaifer  grieb- 
rid)H[.  jum^erjog  »on  SRobena  u.  Reggio,  14.  Mlpril 
1471  »om  ©apft  ©aul  II.  »um  Sterjog  »oit  gerrara 
ernannt,  bab  er  alb  päpftlichcb  Sehen  befaß,  ßr  ftarb 
20.  Slug.  1471.  — Jterfulcb  I.,  ©ruber  beb  »origen, 
wußte  troß  häufiger  Kriege  benSSoßlftanb  feineb  San- 
bea  ,;u  fidhern  uiib  mad)te  mit  £>itfe  feineb  SRinijterb 
©ojarbo,  ©rafen  »on  Scanbiano,  feinen  ffiof  jum 
Sammelplaß  berühmter  ©elchrleit  unb  Siebter;  er 
ftarb  25.  3an.  1605.  (©gl.  ©ertoni,  La  Bibliotcca 
Estense,  Jurin  1903.)  — Hilf  onb  I.,  Sohn  beb  bo- 
ngen, alb  gelbherr  unb  Staatbmann  aubgejeichnet 
unb  »on  ben  Sid)tem,  namentlid)  Slriofto,  hodjge- 
feiert,  war  in  jweiter  ßhe  mit  Sucrcjia  ©orgta  »er- 
mahlt.  1509  trat  er  ber  Siga  »on  ßambrai  bei,  warb 
»om  ©apft  3uliu3  n.  jum  ©onfaloniere  ber  römi- 
tdjen  Kirche  ernannt  unb  fämpftc  mit  ©liicf  gegen 


bie  Seneiianer.  211b  er  fid)  aber  Weigerte,  ftd)  mit 
bem  ©apft  »on  ber  Siga  lob;ujagcn,  bannte  ihn  bie- 
fer,  erflärte  ihn  feiner  päpfllichen  Sehen  oerluftig  unb 
entriß  ihm  SRobena  unb  Reggio.  Suliub’  3lad)folgcr, 
Seo  X.,  |üd)te  aud)  gerrara  ju  gewinnen,  unb  wenn 
aud)  nach  Seob  lobe  Htlfonfo  einen  Seil  beb  ©ebicto 
»on  SRobena  jurüderoberte,  fo  hatte  er  hoch  mit  (Sie- 
mens VII.  Wieberum  ju  (ämpfcit.  ßrft  nad)  ber  Gin* 
nahmeSlomb  (1527)  gewann Vllfonb  feinangeftamm 
teb  ©ebiet  jurüd,  bab  ihm  im  2!»ril  1531  ein  Sd)iebb- 
iprueh  Karlb  V.  beftäligte.  ?llfond  ftarb  31.  Clt. 
1534.  — Sjcrtuleb  II.,  'oßn  beb  »origen,  geb.  4. 
Vtpril  1508,  geft.  3 Ort.  1559,  War  ber  ©emahl  Sie- 
natab,  lochler  Subwigb  XII.  »on  granfreid),  bie  ala 
Slnhängerin  ber  ©ejortuation  berühmt  geworben  ift 
unb  für  ihre  Überjeugung  fdjroere  vlnfedjtungen  er- 
litt ßr  fowie  fein  ©ruber,  ber  fiarbinal Hippolyt, 
ber  bie  prächtige  ©iüa  b'ßfte  in  liooli  erbaute,  be- 
günftiglen  Rünfle  unb  SBiffenf epaften.  Sgl.  -Sie- 
nata,  ^erjogin  »on  gerrara«,  mit  einem  ©orwort 
»on  S3.  ».  Wtefebred)!  (®otha  1869);  ©lümner, 
Sieuata  »on  G.  (granff.  1870);  gontana,  Renata 
(li  Fnutcia,  duchessa  di  Ferrara  (Slotn  1889 — 99,  3 
öbe.) ; 9i  o b o c a n a e 4 i , Reuee  de  France,  duchesse 
de  Ferrara  (©ar.  18951  — SUfonb  II.,  Soljn  beb 
»origen,  liebte  ebenfalls  Künfte  unb  SJtffenfchafteit. 
aber  noch  mehr  ©lang  unb  ©rndit  unb  machte  feit 
1574  toftfpielige,  aber  »crgebli^e  ©eriudie,  bie  Krone 
©olenä  ju  erlangen ; an  feinem  yofe  lebte  Jaffa,  ben 
er  längere  3eit  gejangen  hallen  ließ.  Gr  ftarb  27.  Ctl. 
1597  tinberloä.  Ser  Don  ihm  $mii  Sladjfolger  be- 
ftimmte  Gäfar,  Sohn  eine)  natürlichen  Sohneb  \‘ll- 
fonä'  I„  warb  gwar  »om  Kaifer  im  Sefi{  ber  ©eicho- 
leben  SRobena  unb  Sleggio  beftäligl.  aber  »om  ©apft 
Glentend  VII.  nicht  anerfannt,  ber  gerrata  alb  heim- 
gefallenem  päpftlieheb  Sehnt  eittgog.  Vluf  ßäfarä  (geft. 
1628)  Sohn  SUfottblll.,  ber  nach  einem  3ahre  bte 
'Regierung  nieberlegte  unb  in  einem  Kapujincrtlofter 
in  Sirol  it>44  fein  Sehen  beidjloß,  folgten  alb  Regen- 
ten fein  ©ruber  granj  I.  (geft.  1658),  ber  fid)  alb 
gelbherr  einen  Kamen  machte  unb  1635  »on  Kaifer 
gerbinanb  11.  bab  gürftentmn  Gorreggio  erhielt 
bann  Sllfonb  IV.  (geft.  1662),  granj  II.  tgeft.  1694). 
— Rapnalb,  Oheim  beb  leßtem , geb.  1655,  geft. 
26.  Oft.  1737,  war  Karbinal,  legte  aber,  nad)  bem 
Jobe  feineb  Slcffcn  auf  ben  Jh»on  gerufen,  ben  ©ur- 
pur  nieber  uttb  uermählte  fid)  mit  ßbarlotte  gelijilab, 
Sodjter  bea  £>cr;ogä  gohann  griebrid)  »on^tannoDer, 
woburch  bie  beibeit  3®c'l<  beb  $)aufeb  ß.  wieber  Ber- 
einigt Würben,.  Gr  fdhloß  fich  im  Spanifdjcn  Grb- 
folgefrieg  an  Oilerreich  an  unb  fueble  »ergebenb  mit 
öfterreid)if<her  (eilfe  gerrara  juriiefjugewutnen , er- 
warb aber  1708  SKtranbola  unb  1737  Rooellara 
burd)  faifcrlithe  ©elehnung.  — granj  III.,  Sohn 
beb  »origen,  uerlor  im  Dflerreidjifchen  ßrbfolgefrteg 
1745  alle  feine  ©efißmtgen,  warb  aber  Durch  ben  3lad)e- 
ner  gricben  barin  wieber  eingefeßt;  ftarb  23.  gebr 
1780.  — Iperluleä  HI.  Sapnalb,  SohnuttbRad)- 
folger  beb  »origen,  geb.  22.  Slo».  1727,  erheiratete 
bie  gürfletilütuer  SRaffa  unb  ßarrara.  Würbe  aber 
1796  burd)  bie  granjofen  aub  feinem  ^erjoatum  »er- 
Irieben,  bab  mit  ber  3ioalpinifd)en  Repubtif  bereinigt 
warb.  SRit  feinem  lobe  (14.  Olt.  1803)  ertofd)  bet 
SRannebftamm  beb  ilalienifchcn  ^aufeb  ß.  Seine 
eittjige  lodjter,  SRaria  ©eatrip , warb  mit  gcr* 
binattb,  bem  britten  Sohn  beb  Kaiferb  granj  I.. 
geb.  1754,  geft.  24.  ®ej.  1806,  benttählt,  ber  baburdt 
her  ©rünber  beb  ^aufeb  Öfterreich *ß-  warb,  1803 
jur  Gntfchäbigung  für  bab  »erlome  SRobena  Den 


127 


©fte  — Gftcrtjd.jy  uon  ©nldntfjct. 

8rei?gau  unb  bie  Ortcnau  erhielt , aber  bu  rep  ben  Sierra  Sermeja  gelegen,  mit  offener  Serbe  unb  uwo) 
Skcjjburger  gricbeit  1805  beibe?  Wieber  berlor.  — 9310  ©inw.,  bie  giftbfang,  Dbft*,  ©ein*  unb  3uder» 
Sein  ältefter  ©ahn,  granj  IV.,  geb.  1779,  geft.  21.  roijrbau  unb  fjanbel  (1900  betrug  bie  Vluäfubr  1,3 
3an.  1846,  erhielt  1814  ba?  öerjogtum  SIKobena  ju.  Stift,  (ßefeta?)  treiben. 

rüd  unb  nad)  bent  Zobe  feiner  Stutter  1829  aud)  (Sfter,  fotoiel  toi«  juiammengefe|)te  Stiper,  3.  SO. 
SJtaifa  unb  Carrara.  Sem  ©ob«  gran;  V.,  geb.  1.  CSfftafäure* Vitt)titfttf)er,  f.  Silber. 

3uni  1819,  geft.  20. Stob.  1876  in  ©ien,  berlor  1859  (Sftörel,  ®ebirg?,}ug  ber  Raltalpenione  ber  ©eft» 
fein  fianb  an  ba?  Rönigreid)  Stalien.  Süd)  feinem  alben,  in  ben  frcmjiSimik'tt  Departement?  SOar  u.Sce* 
Xobe  ging  ber  Same  Öiletreid)*©.  an  ben  ©nljerjog  alpen,  reidjt  an  bet  Stiltelmecrtüfte  bon  Draautgnan 
granj  gerbinaub,  älteflen  Sohl)  be?  ©rjberjog?  bi?  Sanne?,  Wirb  fübroeftlid)  burrf)  ba?  Zal  oe?  Vir* 
Sari  Subwig,  Sruber?  be?  Raifer?  granj  3ofepf),  gen?  Don  ber  SZontagne  be?  SKaure?  gefdiieben  unb 
geb.  18.  De}.  1863,  über.  Sgl.SJtur  atori,  Trattato  erreicht  im  Stont  Sinaigre  616  m fpöije.  (Ir  ift  teil* 
deir  antickiti  Eateoai  (ÜMobena  1717—40, 2 Sbe.).  Weife  bewalbet  (göljren,  Jlorteieben),  im  übrigen  un» 
t'ftC,  Same  ber  Siadjlommen  be?  fiterjog?  Sluguft  frudflbar,  bilbetmalerif<be  Vorgebirge  gegen  baäSteer 
griebrid)  Don  Suffe;,  fedjflen  Sohne?  ©ecrg?  HI.  Don  unb  wirb  Don  ber  ©ifenbaljn  fRat^etUe-Sijja  in  meb* 
llnglanb,  au?  feiner  ©h*  mit  berZodjter  be?  fdjotti»  reren  Dunnel?  burd)bvod)cn 
idjen  fflrafen  Dunmore.  Üabljtlugufta'JRurrab.  3br(  (Sfterbdjt)  Don  <6nldntV>n  t[pr.  egcrtiifu,  ein?  ber 
Trauung  War  4.  Spril  1793  bon  einem  engliftben  mädjtigften  unb  reiebften  Vlbelögefdileditev  Ungarn?, 
©eiftlidjen  ju  Som  bolfiogen  unb  5.  Dej.  1793  im  1238  teilten  fid)  bie  S8l)ne  best  Salomon  Don  ©ftora? 
Rirdjfpiel  St.  ©corgeju  fionbon  Wieberbolt  Worben,  in  ben  Däterlidben  Befijj,  unb  Don  ihnen  flammen  bie 
aber  erft  als  Saba  füugufta  13.  3an.  1794  einen  beiben2inien3erbdäunb3He8b<ijbab,  weldb  lefi* 
Sobn,  fluguftu?  greberid,  gebar,  warb  bie  ©he  tere  1838  mit  bent  fflrafen  Stephan  im  vtanne?flamm 
betannt  unb  auf  fflrunb  eine?  ©cfejc?  Don  1772,  erlofd).  Die  erftere  erwarb  fid)  1421  burdj  Diplom 
weil  ohne  (Einwilligung  be?  rtaierenben  R5nig?  ge*  Raifer  Sieginunb?  bie  Jperrfrfjaft  ©aldntfja  im  Sßrefj- 
fdploffen,  1794  für  ungültig  erwart  Deffemmgendj*  bürget  Romitat.  Die  Sadjlommen  be?  greiberrn  Doit 
tet  betradjtete  ber  $erwg  Cabt)  tlugufta  als  feine  ©e-  @aldntlja,granä’IV.Don3'‘tlp''j.berft<f)iuevft®fter* 
mabltn.  unb  biefe  gebar  1 1.  Sag.  1801  nod)  eine  Dod)-  b d 3 lj  nannte,  ftifteten  1594  bie  brei  noa)  beftebenben 
ter,  Glien  Wugufta.  ©rft  fpfiter  trennten  fid)  bie  Sinien  Gfefjnef,  3 6 1 b 0 m (ober  Sfltfobl)  unb 
©begatten;  ihre  Rinber  erhielten  ben  Samen  !>'©.,  gralnb  ober  gordjtenftein,  bie  im  17.  3af)rlj.  in 
bie  Mutter  Warb  *ur  bamtöDerfdjen  ©räfin  erhoben,  ben  Seid)?grafenftanb  erhoben  würben  DerScgriiu* 
nahm  1806  ben  Santen  b’Smelanb  an  unb  genofj  ber  ber  Sebeutung  be?$aufe?  ift  Sifo lau?,  Stifter 
eine  3ntire3rcnte  Don  4000  $fb.  Sterl ; fie  ftarb  6.  ber  §auptlinie  gordjtenftein  (f.  unten).  Die  fiinie 
HJaij  1830  in  Som.  VHS  fid)  bent  fjerjog  non  Suffe;  gratnü  teilte  fid)  wieber  in  bic  Don  $dfia  unb  Don 
nadb  unb  nadj  VluSftdjten  auf  bie  Xbronfolge  eröffne*  gratnd,  lueldj  Untere  Don  Raifer  Seopolbl.  1687  bie 
ten,  nahm  Wuguftu?  greberid  Don  ©.,  ber  in  ba$  rcidjöf  ürftlidje  söjürbe  erhielt.  Sunb  bie  ©rwer* 
engliichc  Jieet  eingetreten  war  unb  bi?  1836  3um  bung  ber  §errf<baft  ©belftetten  in  granfen  würbe 
Cberften  aufrüdte,  bie  ©ürbe  eine?  SfSrinjen  Don  giirft  SifolauS  1804  ScidjSflanb,  boeb  fallt  1806  bie 
©ropritannien  unb  ©annooer  in  Snfprud).  Saib*  ©rafftbaft  unter  babriftbe  .Roheit.  35aä  grdflidbe 
bem  einige  engliftbe  Sdiriftftcrier  bic  gtage  beleuchtet  §au?  6.  befiehl  ief?t  au?  folgenben  fiinien:  goreb* 
batten,  traten Rlüber(>Vlbbanb!unaenfür©ef(bicbt8*  tenftein  (in  2 Eften),  Sfefjnet  (in  2 Sinien)  unb 
tunbe  ic. « , 8b.  2,  grantf . 1834)  unb  3ad)ariä  ( freibe  Ib.  91 1 1 f 0 b L ( -Die  ehemalige  franjöftfcbe  Sinic  ©.  * $ a 1 1 c • 
1834)  für  ©.,  R.6.Sd)tnib  in  S[ena  (3ena  1835)  unb  wbl  [f.  unten]  ift  1878  erlofdjen.)  Sgl.  3ob.  fflraf 
©iebbont  (8erL  1835)  gegen  ihn  auf.  Seim  lobe  ©.,  ©eftbreibung  ber  gamilie  ©.  (Ungar.,  Subapeft 
beb  verjog?  Don  Suffe;  1843  Würbe  ber  erneuerte  1901).  Sie  nambafteften  ©lieber  ber  gamilie  finb: 
Wnfprud)  oe?  Oberfteit  Dom  Oberbau?  abgewiefen.  1)  ©aul  IV.,  giirft,  ©rafomigrafucimbSeregb. 
©r  ftarb  unberbeiratet  28.  ®M.  1848 ; feine  »djwefter  bfterreid).  gelbmarfibaH,  geb.  7.  Sept.  1636  in  ©ifen* 
Derm&blte  ftd)  1845  mit  Sir  Xboma?  ©übe,  fpäterm  ftabt,  geft.  26. Stär;  17 13,  tämpfte  in  ber  Schlacht  Don 
£orb  Sruro,  unb  ftarb  finberlo?  21.  Stai  1866.  St.  ©ottbarbt  1664,  würbe  1681  $alatin Don  Ungarn, 

Cvftbbancj  P.albcroti,  f.  ©alberon  2).  erhielt  natb  bem  grieben  ben  Oberbefehl  an  ber  tfir* 

(Dftclla  «pt.  tUja),  8ejirt?bauptftabt  in  ber  fpan.  hüben  ©ren.)e  unb  unterbrüdte  bie  ©artei  SöfiSlt)?. 
SroDin;  SaDarra,  im  Wein*  unb  5Ireid)en  Sal  be?  Such  an  ber  Sefreiunß  Sitten?  1683  balle  er  großen 
©ja,  ein  bon  ben  Sömem  gegrünbeter  Ort  mit  einem  Slnteif,  Wirtte  1686  mit,  ben  lürfen  Ofen  3U  entrei* 
fegen  Stuften,  mehreren  alten  Rirtben  unb  a»oo)  5736  Ben,  unb  trug  Diel  3ur8cfeftigung  ber  hab?burgiftben 
©inw.  — Der  Ort  War  feit  1871  Stittelpunft  ber  ^errfebaft  in  Ungarn  bei.  Sud)  Wäbrenb  be?  Slttf* 
militärifchen  Stellung  ber  Rarliften  in  SaDarra  unb  fianbe?  granj  Srilöcjtä  II.  hielt  er  e?  mit  bem  !pof. 
feauptauartier  be?  Don  Carlo?.  Die  republifanifdjcn  Slußer  bem  Sci<b?für|tenftanb  erhielt  ©aul  ba?  Seiht, 
Zruppen  unter  Comba  Derfuditen  bie  ©ofitionen  ;u  SSUnjen  mit  feinem  Silbni?  ;u  prägen  unb  ju  abcln. 
erftürnten  (©nbe  3“ni  1874),  Würben  aber  jurütf*  2)  Sifolau?  3 0 f e p b,  gürft,  ©raf  bon  gorib* 
geworfen , wobei  ©ond)a  fiel,  ©in  neuer  Angriff  tenftein,  f.  f.  öeheimrat  unb  gelbmarftball,  ©nfel  be? 
1875  mißlang  ebenfall?;  erft  16.  gebr.  1876,  nach*  oorigen,  geb.  18.  De;.  1714,  geft.  28.  Sept.  1790, 
kalt  Die  Segierung?truppen  unter  ©cneral  ©riino  be  war  öefanbter  an  mehreren  £>öfen,  trat  fobann  in  bie 
Ribera  ba?  8ombarbemeitt  begonnen  hatten,  ergab  Slnnee,  tämpfte  in?bef.  bei  Rolin  unb  Würbe  1768 
M 8.  gclbmarfchnn.  Sud)  War  er  ein  eifriger  görberer  ber 

©HK|ia,  8ejirt?bauptftabt  in  ber  fpan.  ©roDinj  Säiffenfcbaften  unbRünfte;  au?  ber  Don  ipm  juSifeu* 
Sebiüa,  in  bergiger,  oliDenrei<ber©egenb,  mit  fdjöner  ftabt  (f.  b.)  errid)teten  2Kufitfd)ule  gingen  ^apbn  unb 
Rirdhe  (ehemal?  tt2ofd)ee)  unb  oeoo)  8591  ©inw. ; in  ©Upcl  beroor. 

brr  Sömcrjeit  Astapa  ober  Oetipo.  3)  S i ! 0 1 a u ? IV.,  g ü r ft,  öjterreid).  gelbmarf<baü, 

Pftrpo na , 8ejirf«f)auptftabt  in  ber  fpan.  ©ro<  ©ntel  be?  borigen,  geb.  12.  Sept.  1765,  geft.  25.  Sod. 
Dta)  Stalaga,  an  ber  Süttelmeertüfte,  am  gufe  ber  1833  in  Conto,  bereifte  in  feiner  3u9(nb  faft  ganj 


128 


Gftcrlin  - 

Guropa,  napm  fobann  üftcrreid)ifdjeJIrtegSbimfte  mib 
flieg  bis  jumgelbjeugmeiftec  empor,  warb  aber  fpätcr 
uorroiegcnb  }u  biplomattfcpen  fflefcpäften  uerrocnbet. 
ÄU  bie  franjöfifhcn  Armeen  1797  bic  Grbjtaatrn  beS 
Slaifets  bebropten,  beWirfte  er  eineöemaffnung  feiner 
Untertanen  unb  fiedle  1809  abermals  ein  greiuulli* 
gcnforpS  als  Antwort  auf  'Jiapoleonsl.  flrodamatio* 
nen  bon  1805  unb  1809,  bie  Um  als  Bapllönig  Un- 
garns ootfcplugen.  ®r  ift  bet  ©riinbcr  bcr  bebrüten- 
ben  ©emälbe  * unb  Kupferftihtamintunq , bie  fid)  feit 
18ti5  im  SBefiß  ber  ungarifcpen  Afabemie  ju  löuba- 
peft  befinbct. 

4)  ifSaul Anton  (HI.),  gürft,  bfterreidj.Minifter, 
Sopn  beS  Porigen,  geb.  11.  Märj  1786,  geft.  21. Mai 
1866  in  Stegensburg,  Warb  1810  öfterreidjifdjer  ©e» 
fanbter  in  DreSben,  1814  iitäiom,  bannSotfhafter  in 
fionbon  bis  1842.  Als  Minifter  beS  AuSmiirtigen  im 
Minifterium  Sattppnut)  1818 , jud)le  er  einen  Aus- 
gleich jWifhcn  bau  ö[terreid)ifd)en  unb  ungarifdien 
Minifterium  ju  bewirfen,  legte  aber  nod)  por  Auflü- 
iungbeS  Sattpprfnp  * MtnifteriumS  im  fluguft  1848 
fein  Amt  nieber.  1856  ging  er  nid  öfterreid)itdicr  Sol» 
idjafter  jur  Slcömmg  Aleranberä  II.  uact)  MoStau, 
wo  er  burd)  ben  ©laiij  feines  Auftretens  Auffepen 
erregte.  Stpranfenlofer  Auftuanb  patten  bie  ©eque« 
itratton  feiner  auSgcbepntcn  ©üter  jur  golge.  Sein 
Grbe  mar  bcr  am  25.  3uni  1817  geborne  unb  28. 
3an.  1894  in  Bien  geporbene  gilt  ft  SiilolauS, 
gefürfteter  ©raf  }U  Gbel|telten,  Grbperr  ju  gorepten- 
flcin,  Mitglieb  bcr  ungarifdien  Magnatentafcl , f.  (. 
Wammerperr  unb  Major  in  ber  Armee,  Permäplt  8. 
gebr.  1842  mit  fiabp  oarap  greberica  Garolinc, 
locpler  oon  ©corge  Gpilb  Celli  erd,  ©rafen  oon  3er* 
fen  (geft.  17.  Uiop.  1853).  Ser  ältefte  Sopn  biefer 
Gpe  mar  gürft  $aul  Anton AifolauS,  geb.  21.  Märj 
1843,  geft.  22.  Auf).  1898,  Permäplt  1868  mit  ^rin- 
jeffin  Marie,  Gräfin  oon  SrauttmanSborff  (geft.  1. 
April  1876  in  Obenburg),  unb  1879  mit  bcr  flrin* 
jeffiw  Gugenie  Pon  Grog  - Dülmen  (geft.  12.  3uni 
1889).  ßpef  beS  Kaufes  ift  $auIS  Sopn  St  i f o l a u 8, 
geb.  5.  3uli  1869,  Permäplt  1898  mit  'Margarete 
Gräfin  Gjirdlp.  DaS  Majorat  ber  gamilie  umfaßt 
29  yerrfhaften  mit  21  ©djlüfiem,  60  Marftfleden 
unb  414  Dürfern  m Ungarn;  Mittelpunit  ber  Ser» 
maltung  ift  Gifenftabt;  außerbem  gepüren  baju  bie 
.yerrfepaften  ^ottenftein  unb  ©hwartbaep  in  Siieber» 
öfterrcicp  unb  bie  gefiirftete  ©raffdiaft  (ibclfletten 
in  Sapem.  !öiS  jur  Tilgung  ber  ©cpulbenlap  bejog 
bcr  fürftlicpe  äloeig  ber  gamilie  nur  eine  Pefttmmtc 
3aprcSrente. 

AuS  bcr  gräflichen  fiinie  G.  -gorhtenfiein  ift 
3U  nennen  SiitolauS  n.  Pon  G.-gorcptenficin,  8e* 
griinber  ber  Ma  d)t  bes  Kaufes,  Staatsmann,  Palatin 
unb  gelbperr,  geb.  1582,  geft.  11.  ©ept.  1645,  trat 
in  jungen  3aprcn  Pom  proteftanifdjen  ©lauben  jum 
fatpoliihen  über,  mürbe  giiprer  ber  fonftitutionellen 
Scgitimijlcn,  fpätcr  Iudex  C'uriae  unb  1625  Sßalati- 
nuS.  ©eine  ©emüpungen,  bic  fflegenfäjje  (onftitutio- 
neller  unb  religibfcr  Art  jWifdjen  bem  $jofe  unb  ber 
Station  auSjugleicpcn,  brachten  ipm  menig  Sanf.  Söci 
fcof  mar  inSbef.  bcr  tßrimaS  Adjiudnp  (f.  b.)  fein 
Stioal.  Gr  erlebte  nod)  ben  Aujjlanb  ©eorg  9id- 
läcjiS  II. , ben  er  umfonft  ju  oerpinbem  fuepte.  Sr 
mar  auep  litcrarifd)  tätig,  ©eine  Berte  gabgr.  lolbp 
perauS  (tßubap.,  Unganfdje  Afabemie) ; feine  SMogra* 
ppie  fdjrieb  SH.  Sjalap  (3  Slbe.).  — Anton  o.  6. 
(1626— 1722)  marCberft  in  faiferli<pen2!ienftcn  unb 
fditoß  fid)  bann  1703  granj  3tät6c,;i  an,  mit  bem  er 
1 71 1 nah  Sranfrcid)  unb  fpäter  nad)  Stobofto  auSroan. 


- Gftfjen. 

berte.  S8on  ieinem  ©opne  SB  a 1 e it  t i n flammt  bie  fiinie 

a 1 1 e tu  t)  1 • G.  ab,  bie  1876  mit  ©raf  SabiSlauS  er» 
lofd).  — Stotp  ift  ju  nennen  Siorip,  öraf  Don  G., 
geb.  1807 , geft.  8.  Stob.  1890 , bfterretd).  Siplomat, 
ioar  bis  1856  ofterreiepifeper  ©efanbter  in  Sfom,  trat 
1861  in  baS  Äabinett  ©epmerling  unb  mar  audj  SSit* 
glich  beS  1865  gebilbeten  SJiinifteriumS  Selcrebi.  Sr 
mar  eine  yauptitüjje  bcr  tlerital-feubalen  SteaflionS* 
Partei  am  Sicnec  jjof,  mo  fein  Ginflufj  jebeit  anbeni 
übenagle  unb  fiep  inSbef.  1866  ju  unpeilooHer  ©e!» 
hing  bradjte,  ba  S.jugleid)  ein  unoeii'bpnlicper  ©eg* 
ner  ^reußeuS  unb  Italiens  mar. 

$er  in  ber  SrcpfuSaffaire  oft  genannte  epemalige 
franjoftfipc  SRajor  SB  a 1 f in  • Sft  e r p d jp  flammt  niht 
auS  ber  bis  1876  blüpenben  framöfifepen  fiinie  bcr 
S.*yaHempl,  fonbem  ift  berUrenfel  bcröSräjmSUiarie 
Anna  S.,  bie  morganatijd)  einem  Dffijier  namcnS 
SBalfiit  angetraut  mar. 

(SftcrUit  (tpr.  .lana.  Sftclin),  mittelalterlicperSBci* 
name  bcr  fiibra  ffarlS  b.  Br.  non  367,i  g unb  iprer 
Scilftufcn  jum  Unterfdjieb  Pom  SKartgcmicpt ; bann 
in  granfreiip  Vi»  ber  Ata rf  = 2 Ataittco  ju  4g(lins, 
auh  in  belgifcpen  Stäbten  V>»  beS  yanbetSpfunbeS ; 
fpäter  fopiet  mie  SngelS  (f.  b.)  unb  in  SBcigien  bis 
1836  eine  SJebenbcjeiipnung  beS  ©rammS. 

Est,Est,Kst,  guter  SRuSlatellermeiu  oonffionte- 
ftaScone  am  See  Botfena,  berbantt  feinen  Stamm 
jolgenber  Pon  B.  Müller  bid)terijcp  bepanbelten  Slnef* 
botc:  Auf  einer  Steife  gab  bcr  öifdpof  3op-  b.  gugger 
feinem  Ssiener  ben  Auftrag , norauSjugepen  unb  an 
febe  ©rpente,  mo  ec  guten  Bein  finbe,  Est  anjufeprei* 
ben.  3«  SKontefiaScone  fanb  bcr  Kliener  ben  beftcu 
unb  fdirieb  beSpalb  Est,  Est,  Est!  an.  Ster  ©ifepof 
tränt  ffd)  tot  unb  erpielt  Pon  feinem  Dienet  bie  ©rab* 
fiprift:  *Est,  est,  est!  propter  nimium Est  Uic  Joan- 
nes de  Fugger  dominus  meus  mortuus  est«,  bie 
fid)  nuep  in  berSriape  Sanglauiano  fcajelbftuorfinbet. 

(yftpcu  (Spflen,  Sften),  SoKSftamm  im  euro* 
päifcpen  Stußlanb,  bcr  jur  mongolifipen  Stoffe  unb 
jur  futniftpen  Söllcrfamilie  (f.  ginnen)  gebürt  unb 
gegenmärtig  baS  eigentliche  Sftplanb  (f.  b.),  bie  Snfcl 
Cfel  unb  ben  beuaepbarten  Ardpipel  (Dagö , SRopn 
u.  a.),  bie  norblidpe  fiiälfte  Pon  fiiolanb  fomie  (leine 
Seile  ber  ©ountrnemenlS  Aifom,  ©itebff  unb  ®t. 
Petersburg  bemopnt.  3>n  Mittelalter  reihten  bic  G., 
jufammen  mit  ben  jeßt  ganj  auSgeflorbenen  ffureit 
unb  ben  fiiPen  (f.  b.),  bebeutenb  tpeiter  nah  3-,  bod) finb 
fic  allmäptih  Pon  ben  Setten  immer  Weiter  nah  9t. 
jurüdgebrängt  morben.  3Pr  gefamteS  ©ebict  mag 
ungefäpr  38,500  qkm  (700  CM.)  unb  ipre  SJoKSjapl 
etwa  750,000  Hüpfe  betragen,  moPon  290,000  auf 
baS  eigentliche  Sftplanb,  440,000  auf  ben  eftpnifepen 
leil  fiiolanbS  entfallen.  Aon  ben  Stuffen  Werben  bie  G. 
Tschuchni  ober  Tchucliouzi  (»gvemblingc*),  non 
benfietten,  ipren  füblihen  SJahbant,  Iggauui  (*8ei* 
triebene«,  mit  Anfpielung  barauf,  baß  bie  G.  Pon  ben 
fietteu  weiter  nah  9t.  pinaufgebrängt  mürben) , Pdii 
ben  ginnlänbem  Wirolniset  (■©rcnjlänbcr.)  ge- 
nannt. Sie  felbit  nennen  fiep  Tallopoeg  (*$opn  bec 
Gebe*)  ober  auep  Maamees  (»Mann  beS  fianbcS*). 

Der  Buh*  ber  G.  ift  Weber  fd)ön  noh  fräftig, 
nur  bie  Stranbbemopner  mähen  eine  AuSnapme; 
bic  im3mtem  beSfianbeS  aber  finb  deiner,  Hopf  unb 
CjSefiht  fmb  dein,  breit  unb  non  gcbrildter  gorm. 
Uberpaupt  laffen  fih  bie  mongolifhen  ©efihtSjüge 
niht  oerlennen:  roeber  bie  eng  gojhlißten  Augen  nod) 
bic  breiten  töaden  unb  bcr  deine  Muitb.  Das  meijl 
fhlihte,  blonbe  ober  braune  haar  pängt  ungefäh- 
ren perab.  Didjle  Augenbrauen  befepatten  baS  tief 


129 


©ftfien  - 

liegetibe  graue  Auge.  Bei  geringer  Srbulterbreite  finb 
bie  Arme  lang,  bie  §äitbe  bagegen  breit  mit  turgen 
Singern.  2aiS  breite  Seifen  ift  Bon  gintenger  ab- 
aeflargt  unb  wirb  »an  turgen  Seinen  unb  fleinra 
süßen  gejlugt,  bager  bie  Rollung  nargläfftg,  berSang 
ftgleppcnb  ift.  Sielradjt  ber®.  ift  fte^i'rmlic^ gletclj. 
Sie  steiften  gegen  in  langen,  frgWargen  itdöden  (ogne 
fragen,  Aujfdjläge  tc.)  Don  einem  3eug,  bad  fie 
Sattmann  (Sabntel)  nennen,  darunter  tragcnfieeitt 
Santd  Don  blauem  lud) , lurge  lebeme  ober  leinene 
§ofen , Wollene  Strümpfe  unb  ftatt  her  Stiefel  eine 
Art  Scguge,  Saftein  genannt,  bie,  aud  ungegerbter 
Slug gaut  gefertigt,  mit  einer  Segnur  um  ben  juß  gu» 
jantineugegogeit  toerben,  im  Sommer  einen  runbm 
imt,  im  Sjnter  eine  gucgdpelgmüße  unb  einen  Segaf- 
pelg  ogne  Ubergug.  Sie  Seiber  tragen  faltige,  bunt 
geftreifte  tooUcne  Unterröde  imb  einen  eng  aitftglic* 
ßenbcu  ftg »arten  Oberrod,  bie  Dergeirateten  eine  eng 
anfcgln'fittibcilJiuge,  glaube  :c.,  bie  iliabcgen  bed  reuaf- 
fegen  ffrerfeä  unb  auf  ben  3nfeln  bagegen  ein  breited 
Sopfbanb,  f)erg  genannt.  3n  neuerer  3eit  febod)  be- 
ginnt bie  StatiDunllrargt  megr  unb  utegr  einer  ftäbti- 
ftgen  Sing  ju  morgen.  Sie  ©ogngäufer  ftttb  meift 
plump  unb  rog  unb  ogne  Srgomfteine,  inbem  bie 
Srglaffammem  Don  ben  SRicrjen  (ffictreibebarren)  auä 
gegeigt  toerben,  Wo  her  SRaud)  gum  Surren  bed  Stomä 
uon  Dem  Ofen  unb  .Verb  frei  burrgftreirgt  unb  bureg 
bie  offen  ftegenbe  liir  ginauägegt.  Sorg  fommen 
neuerbingb  bie  fteinemen  Srgomfteine  utegr  unb 
megr  m ©ebraud),  unb  ed  Werben  bann  bie  -Riegen 
öfters  abgefonbert  Don  ben  Sogngäufem  gebaut. 

Sie  eftgnifrge  Sprarge  gegärt  igrent  ©runbftod 
narg  ber  finmftg-ugrifdgen  ©ruppe  her  großen  Ural» 
altaifegen  Spraegfainilic  (f.  b.)  an  unb  geiegnet  ftd) 
Dor  ber  finntftgen  burtg  größere  Jfitrge  unb  öebrun» 
gengeit  aus.  Sie  gerfäüt  in  Drei  fjauptbialelte, 
bie  man  nad)  ben  Dorgiigliegften  Stabten  igred  Ser* 
breitungäbegirfä  ben  börptijdfen,  reDalifrgen 
(ber  für  ben  reinften  gilt)  unb  per nauifrgen  ge- 
nannt gut.  Sie  ipauptmaffe  beb  Solteä  ift  buregweg 
national-eftßnifd)  unbDerftegt  faum  ein  Sort  Seutfd). 
Autg  in  aßen  bidger  gur  Silbung  ber  Säuern  erritg» 
teten  Srgulen  Wirb  ber  Unterriegt  in  ber  Sprarge  beb 
Solteä  erteilt.  Sobalb  fug  jemanb  unter  ben  ®.  eine 
gögere  Silbung  aneignet,  tritt  er  gur  beutfrgen  ober 
(in  Dereingelten  ffätlen)  gur  rufjtfrgen  Sfationalität 
über.  3ur  pflege  ber  Solldfpradje  beitegt  feit  1873 
eine  nur  eftgnifeg  frgreibenbe  Citerarifrge  öefeüfrgaft 
(Eeati  kürjameeste  selts),  beren  Scröjfentlidiungeu 
t»Toünotu9ed>,  b.  g.  Seforgungen)  befonberä  für  bie 
reifere  Jugeub  beftimmt  finb  unb  fieg  über  alle  2egr* 
fätger  erftreden.  Sgl.  Sofenplönter,  Beiträge  gur 
genauem  fienntnid  ber  eftgnifdjen  Sprarge  (Bernau 
1813 — 32,  20 feefte);  Siebemann,  ®ftgnifrg*beut* 
frgeä  Sörterburg  (Seterdb.  1865;  2.  oermegrte  Aufl. 
Don  £>urt,  1891  ff.);  Serfelbe,  Sftgnifrge  ©rammatil 
(baf.  i 876) ; S e d t e , Unterfudgungen  gur  Dergleitgcn* 
ben  ©rammatil  bed  fitmiftgen  Sprarg]tammeä  (Ceipg. 
1873);  Sloompun  u.  Kann,  Seutftg-eftgnifegeä 
Sörterburg  (SeDal  1903).  — Ser  .f)attn  gur  Soefie 
ift  bei  ben  ®.  ungemein  ftarf.  Sie  bie  Setten  tmpro- 
Difteren  fie  bei  allen  igren  gufammentünften  Serfe 
unb  öebirgte,  bie  in  einer  tuelancgolifegcn  lonart 
(immer  nur  fünf  löne  umfaffmb)  geiungett  Werben. 
Sie  fingm  unb  birgten  (unb  gwar  DorgugdWeife  bie 
grauen)  bei  allen  igren  Arbeiten,  im  Salbe,  auf  bem 
gelbe,  gu  Ipaufe,  in  ben  Spinnftuben,  in  ben  SRieaen 
(f.  oben)  ic.  Sfatgbem  bad  große  SRationalepod  ber 
ginnen,  bie  ftalebala  (f.  b.),  erftgietten  war  unb  bie 
»etirel  Jtano.  »Serif  on,  «.  Buff.,  VI.  S9b. 


- Gflfjer. 

gätgfie  Seargtung  ber  europäiftgen  ©elegrten  gerDor* 
gerufen  gatte,  begann  man  autg  inEftglanb  bie  Über- 
bleibfel bed  bortigen  Soltdgefanged  gu  fammeln,  bie  in 
Stoff  unb  Cgaralter  mit  ber  -Halewala*  eine  unoer- 
fennbareScrwanbtirgaft  geigen,  unb  ed  glüdte  enblicg 
autg,  ein  ©egenftiid  bagu  gergufteüen.  ©d  fügrt  bett 
SRamen  Kalewi  Soeg  (»Sogn  Kalewd«)  unb  ent- 
galt 20  ©eftinge  mit  über  19,000  Serfen,  bie  fimtlid) 
aud  reimlofen,  aber  oft  liljfonnng  unb  Alliteration 
geigettben  Dierfüjjigen  Srocgaen  beftegen.  „Sein  Ver* 
auägeber(Sorp.  1857)  ift  gr.  Sfreugwalb,  Übcrfejjun- 
gen  beforgten  St.  SReintgal  unb  Sertram  (baf.  1861) 
unb  g.  fiowe  (mit  Anmertungen  Don  Sieiman,  SeDal 
1900).  Sgl.  Srgott,  Sie  Sagen  Dom  Salewi  Soeg 
(Serl.  1863);  S.  D.  Sdjröber,  3ur  ©ntftegungd- 
efrgirgte  bed  Ralewi  'firnm  (in  ben  »Serganblungen 
er  ffielegrten  ©ftgnifrgen  ©efellfrgaft*,  Sorp.  1891). 
Anbre  Sammlungen  oeröffcntlitfiten  &.9lcu6(»@ftg* 
niftge  Solfdlieber,  Urftgrift  unb  Überfejjung-,  Sfroal 
1860—62,  3 Ile.)  unb  Sheugwalb  unb  Seujj  (•Sie- 
ber ber  ® «,  Seterdb.  1864).  Sftgnifrge  Sagen  unb 
Särrgen  gab  gleirgfalld  fiteugwalb  geraud  (1866; 
beutfeg  Don  g.  Söwe,  §ade  1869),  ferner  V-  3annien 
(überfegt  unb  mit  Anmeldungen  Derf  egen,  Siiga  1888 ) . 
1895 gat  bie  liDlanbifcge Slitterfrgaft  fowie  biefinniftg- 
ugrifrge  ©efeHfrgaft  gu  ^elftugford  eine  namgafte 
Unterftügung  für  bie  ^eraudgabe  ber  alten  eftgni* 
frgen  Solfdftiide,  Sprüd)e  unb  SRelobien  bewilligt. 

Urfpriinglitg  waren  bie  ®.  ein  wilbed,  friegerifd)ed, 
aud)  ald  Seeräuber  über  bie  gange  Oftfee  gefürdjtetcd 
Sold,  bad  aber  feit  Anfang  bed  13.  3ogcg.  in  langen 
unb  frgweren  Kämpfen  Don  ben  Seutfrgen  SRittcm 
unterforgt  unb  ald  leibeigene  Säuern  600  3agre  lang 
in  briidenber  ffnergtfcgaft  gegolten  worben  ift.  Sa- 
bureg  finb  Soltdcgaradter  unb  Sbulturentwidelung  ber 
6.  wefentlid)  bebingt.  Sie  Ceibcigcnfrgaft  würbe  gu 
Anfang  bed  19.  3«grg.  aufgegoben,  unb  ed  geftgag 
Dieled  gur  5?eburtrg  bed  dulturellen  Hiioeaud  uub  bed 
Soglftanbed,  borg  finb  bie  nationalen ©egettfäge  gwi* 
ftgen  ber  eftgnifegen  fianbbeDölferuna  unb  ben  beut- 
frgen ©runbgerren  (saksad,  b.  g.  Saegfen),  band  einer 
iebgaften  antibeutfrgen  Agitation  (jungeflgnifege  Se- 
wegung),  autg  beute  noeg  uiegt  auägegliegen,  unb  ber 
Sgaradtet  ber  ®.  geigt  neben  ben  allen  finniftgen 
Stämmen  eignen  3“9tn  SKifttraucn  unb  Scrftglof- 
fengeit  Sid'oor  turgem  gegärten  bie  ®.  burtgweg 
gur  lutgerifrgen  Rirrgc ; neuerbingd  ntatgl  bie  griergiitg- 
ortgoboye  gjropaganba,  g.  I.  begünftigt  Don  ben  na- 
tionalen Wegenfägen,  immer  Weitere  gortf^ritle.  Seit 
ber  fRuffifigierung  ber  Cftfeeprooingen  bagnt  fieg  eine 
watgfenbe  Sermifeguitg  mit  ruffifrgen  Clementen  an, 
wobei  bie  ®.  fid)  ald  fegt  anpaffungdfägig,  anberfeitd 
aber  aud)  bureg  Arbeitfamdeit,  ©efegid  unb  wirtfrgaft- 
li^e  lürgtigfeit  ben  Siuffcn  Dielfarg  überlegen  erwei- 
fen.  Sie  sprarge  wirb  eifrig  gepflegt.  Sä  erfrgienett 
1901  in  eftgnifrger  Sprarge  14  3eitungen  unb3eit- 
fegriften,  unb  cd  beftegt.  neben  einer  aufftrebenben 
eignen  eine  anfegnlisgc  Übcrfegungdliteratur.  Sgl. 
D.  Sarrot,  Serfurg  einer  ®ntwidelurtg  ber  Sprarge, 
Abftammung  tc.,  ber  2iwen,  fiätten,  Seflen  :c.  (neue 
Auäg.,  Serl.  1839);  Orr.  Stufe,  Urgefegirgte  bed 
eftgnif^en  Solldftammed  ('XRüäf.  1846);  Siebe- 
mann, Auä  beut  innem  unb  äußern  fieben  ber  6. 
fSetersb.  1876);  -Serganblungen  ber  ©elegrten 
©ftgnifrgen  ©efellfrgaft  gu  Sorpat«  (1840  ff.). 

Gftfjcr,  aewbgttlirg  uon  bem  perfiftgen  sitüreh 
(•Stern«)  abgeleiteter  SRame  ber  gur  S«rferl5nigin 
ergobenett  3übitt  ^abaffa  (»SRgrte-),  narg  ber  bad 
Sud)  ®.  itn  Alten  leftament  genannt  ift.  Sie  war 

9 


130  ©filier  — 

bie  Süchte  uitb  SJJflegelot^tet  beä  3uben  SKarbocpai 
auä  bem  Stamm  Benjamin  unb  würbe  Wegen  iprer 
Schönheit  ©emaplin  icS  ftönigä  ApaSoeruS,  b.  p- 
1'erjeS.  Vllä  folget  gelang  ca  tpr,  ben  Slnfcplag  beä 
SlünifterS  fjaman  auf  bte  Gjiftenj  ipreS  SolfeS  ju 
Bereiteln  «nb  nicht  bloß  ju  erwtrlen,  baß  £>aman  ge- 
Ijeitft  unb  SEarbodjai  an  feiner  Stelle  jum  SDiinifter 
ernannt,  fonbent  and)  ben  3ubcn  ©clegenljett  gege- 
ben würbe,  in  einer  großen  SReßelei  75,000  Berfer 
ju  erwürgen.  Pie  Uitwaprfcpeinlicbteiten  beä  ganjen 
Bericht«  )tnb  fo  maffenpaft  unb  bie  Sincpgicr,  welche 
bie  Spantoiie  beä  SerfafferS  teilet,  fo  panbgreiflitp, 
baß  fepon  üutljer  ben  ftarfften  Vlitfto js  an  bem  Studie 
nahm,  baä  in  ber  lat  nur  eine  legenbenpafte  Grttä- 
nxng  ber  Gntflepung  beä  jübifd)eti  Purimfefteä  bar- 
fteüi.  Seine  7lbfajfuttg  fällt  in  baä  tjeitalter  ber  Pto- 
lemäer unb  Seleuliben.  3»  ber  Septuaginta  unb 
Sulgata  ftnben  fiep  noch  terf epiebene  AuSfchmüdun- 
gen  ber  altteftamentlicpen  Grjäplung,  bieilutper  unter 
bem  Slamen  »Stüde  in  G.«  größtenteils  jufammen- 
faßte  unb  ben  Apolrpppen  jugefcllte.  Ügt.  bie  Rom- 
mentare  ton  Dßpert  (Bar.  1864)  unb  Sertbeau  (2. 
ülufl.  ton  fSpffel,  Ceipj.  1887);  Grbt,  Pie  'purim- 
jage in  ber  Bibel  (Berl.  1900). — Unter  ben  bramati* 
fepen  Picbtungcn,  welche  bie  ©efchichte  ber  G.  jum 
©egenftanb  haben , fiepen  baä  berühmte  Spätlings* 
wert  Siacineä  (1689)  unb  ©rillparjerS  unBollenbeteä 
Prama  >G.«  (1845)  obenan.  Sgl.  aud)  S d) tn a r (i, 
G.int  beutfehen  unbneulateinifepen  Prcitna  beä  Siefor* 
utationäjeitalterä  (Olbenb.  1894);  St.  ft  rauft,  ®-  im 
beutfdtcn  Prama  unb  auf  ber  beutfehen  Sühne  (Sonn- 
tagsbeilage jur  »Soffifd)Cit3eituitg-,  1902,  Sir.  38  ff.), 
efther  (Offetcr),  gifdj,  f.  Stör. 

Estheria , f.  Blattfüßer. 

©itbcricnfepicfttcu,  f.  PriaSformation. 
(?ftl)lnnb  (neuerbingä  meiftGftlanb  gefdtrieben, 
lat.  Estonia,  ton  ben  Gitpen  Gefti  SMaa,  auch  SJloie 
i'taa,  »unferfianb«,  genannt),  bie  nörblicpfte  ber 
brei  baltifchen  ober  Dftfecprotin jen  Sütßlanbä  (f.  Sorte 
• Eitlanb,  Gftplanb  ic.«),  grenjt  im  9!.  an  ben  gittni- 
jehen  SJfeerbufen,  im  O.  an  baä  ©out.  St.  Petersburg 
(burd)  bie  SlaroWa  ton  bemfelben  gefcpicben),  im  S. 
an  Siolanb  unb  ben  PeipuSfee  unb  tm  SB.  an  bie  Oft- 
fee unb  umfafst  mit  Giniehluß  ber  baju  gehörigen  3n* 
ictn(Pagö,Sormä,9fudöic.)20,248qkm(367,;£l9R.). 
G.  bilbet  einen  flachen,  etwas  gewellten  Sanbrüden, 
ber  (ich  biä  ju  60— 120  m flöhe  erhebt  unb  nad)  9t. 
ineift  fdjroff  rur  ftüfte  abfäflt  (®lint).  Per  h&chft« 
Bund  ift  im  9iO.  ber  Gntmo  SJiäggi  (»Phitterberg«, 
154  m).  äaplreicpe,  aber  weift  unbebeutenbe  unb 
nicht  fepiffbare  glüffe  unb  Sache  burd)  fließen  baä 
üanb,  nur  ber  ©renjfluß  Siarowa,  mit  bem  fepönen 
f^aH  bei  fträpnpoltn  in  ber  9täpe  ton  91arwa,  hat 
größere  Wirtjchaftlidje  Sebeutung.  Gtwa  70  3nfeln 
umgeben  baä  gcftlanb,  Worunter  bie  größten  Pagö 
unb  S3ormä  ftnb.  Gine  große  Anjapl  Heiner  Banb- 
[een  (über  200)  ift  über  ben  ganjen  eftplänbifthen 
fianbrüden  »erteilt,  fie  finben  fich  öfters  inmitten  ber 
SJioore.  PaSftlima  iftim3nnem  beS  SanbeS  infolge 
ber  Sümpfe  unb  SEoräfte  unfreunblid)  unb  fepr  ter- 
anberlid),  im  Sommer  oft  brüdenb  peiß  unb  imSBin 
ter  fall,  ber  3apreäburcbf<pnitt  ergibt  -f-4  bis  +6°. 
Pie  Setöllerung  (1897:  413,724  Seelen,  b.  p. 
20  auf  1 qkm)  befennt  fich  größtenteils  jur  proteftan- 
tifepen  Sicligion,  nur  4 Sfäroj.  gehören  ber  griedjitch- 
unb  ber  römifch-latholifchen  ftirepe  an.  Pie  ftäbtifehe 
Setöllerung  repräfentiert  gegen  16  Proj.  ber  ©e 
jamtbetöllerung.  Plan  unterfepeibet  jwifd)en  G ft  p c n 
unb  Gftplänbcrn.  Unter  ben  erftern  »erfleht  man 


©flflfanb. 

bie  eingebome  länbtid|C  Setöllerung,  berleptere  Vluä 
brud  wirb  torjugäweife  für  bie  im  Sanbc  gebonte 
beutfdie  Setöllerung  gebraust.  Pie  Gflpen  rebeu  ber 
großen  Pfehrjahl  nad)  ihre  eigne  Sprache  (f.  Gfthen), 
bie  Gflhiänber  fprechen  beutfd).  21  uf  einigen  3itfeln 
unb  tm  ftüftengebiet  Wohnen  ca.  6000  f<hwebifd)e 
Säuern.  Per  Wderbau  bilbet  bie  fiauptbefchäftigung 
ber  Sewopner.  Pie  fmuptprobufte  ftnb  IRoggen,  f»a- 
fer,  ©erfte  unb  ftartofjeln.  Plan  6aut  außerbem  tiel 
©emüfe  aller  Wirt.  Pie  SBalbunaen  beflepen  großen- 
teils auä  'Jlabelhöljern ; hoch  gibt  eS  auch  biete  Sir- 
len,  Grien  unb  Pietben.  Plan  finbet  in  ihnen  SBölfe, 
Sären,  f?üd)fe,  ftnfen,  bisweilen  auep  Glenliere.  Son 
ber  ©efamtßäcpe  lomnten  auf  baä  91der!anb  16,58, 
auf  SSiefen  25,47,  auf  baä  SBeibelanb  16,28,  auf  SBal- 
bungen  18, »8  unb  auf  SKoräfte  tc.  22, es  Pro*  Pie 
Sießjud)t  ift  bebeutenb:  1892  gabeS  ca.  75,200Pferbe 
(meift  ton  ber  tleinen,  aber  ungemein  träftigen  unb 
gutartigen  efthnifepen  SHaffe),  191,000  Stüd  Siitb- 
tiep,  168,000  Scpafe,  47,500  Sepweine.  Pie  Sutter 
probultion  pat  neuerbingä  einen  bebeutenben  Pluf 
idjwcmg  genommen.  71  n ber  ftüfte  Wirb  tiel  Sifcperei 
getrieben,  befonberä  Strömlingäfang.  Pie  3nbuftrie, 
mit  thtänapnte  ber  Branntweinbrennerei,  in  ber  G. 
mit  (1900/1901)  175  Brennereien  unb  einer  3apreä- 
probultion  ton  613,846  hl  obenan  fiept,  ift  Wenig 
belangreich.  91ur  in  Rrähnpoltn  bei  Sfatma  beftept 
eine  bebeutenbe  BaumWollmanufaltur,  bie  gegen 
5000  Arbeiter  befepäftigt.  PeSgleicpen  patSetal  meh- 
rere große  gabrilen.  1892  Würbe  ber  öefamtwert  ber 
inbuftriellen  Probultion  (in  318  gabrilen  unb  Merl* 
flätten)  auf  82  ÜJiiU.  Pit.  gefepäßt.  Per  ftanbel  fon- 
jentriert  fid)  in  ben  futfcrtpläßcn  Sieoal  (f.  b.) , Sal* 
tifepport,  ftimba  unb  Siarwa.  G.  jerfiült  in  bie  Bier 
ftreife:  ftarrien,  3erWen,  bie  SBicI  unb  SBierlanb. 
Pie  ftauptftabt  ift  äietal.  Paä  SBappen  füprt  brei 
blaue,  rot  gernupte  unbgejungteSöwenübereinanber 
im  golbctten  gelbe. 

© e f cp  t cp  t e.  3«  ber  älteften  3cit  lebten  bie  Gftpen 
im  nörblicpen  fiitlanb  unb  in  G.  ton  gifepfang, 
Siehjucpt,  Tiderbau,  banebett  auch  ton  3agb  unb 
Seeraub.  Per  bänifipe  ftönig  SSaibemar  II.  grün- 
bete 1219  bie  Stabt  SRetal  mit  fiilfe  ton  Peut|d)en, 
bie  baä  umliegenbe  2anb  Pänemart  unterwarfen; 
um  jene  3<>t  Würbe  aud)  baä  Sie  tum  SRetal  ge- 
ftiftet.  Paä  Gpriftentum  würbe  teils  ton  Sieoal  auä, 
teils  ton  ben  Pcutfdien  in  fiitlanb  terbreitet.  Pa 
ber  Peutfcpe Crben  Bnfprucp  auf  baSSanb  machte,  fo 
terlaufte  Balbemar  IIL  1346  baä  Sanb  für  19,000 
War!  SUber  an  ben  Peutfdjeu  Crben,  unb  eä  bilbete 
nun  einen  Peil  fiiolanbS.  Pie  Gftpen  fanten  infolge 
wieberpolter  Pufftänbe  gegen  ipre  beutfepen  iiencn 
ju  fieibeignen  perab.  Jiadjbem  bie  3Äaept  beä  Peut- 
(dien  Crbenä  gebrochen  war,  pulbigten  bie  früh  jur 
SReformation  'übergetretenen  eftplönbifcpen  Stäube 
1561  ber  ftrone  ScpmebenS.  Pennodj  bauerten  bie 
oerpeerrnben  ftriege  mitSiußlanb  unb  Polen  währenb 
eines  3eitraumS  ton  60  Sapren  mit  iprem  ffiefolge 
ton  Seucpen  unb  Jntngcränot  faft  ununterbrochen 
fort,  bis  enblicp  ffluftao  2Ibolf  beffere  3uftänbe  per- 
fteüte.  SoWopl  bie  lircpliehea!äbie©crid)täoerfaffung 
würben  neu  geregelt  unb  paben  im  wefentlichenbiä  jur 
SRufjifi.jierung  ftanbgeftalten.  Unter  Sari  XI.  Würbe 
bie  Wufpebung  ber  Öeibeigenfcpaft  torbereitet  burch 
Gnteuerung  ber  -SBallenbücper-,  Worin ülbgaben unb 
Seiftungen  ber  Säuern  abgefepäßt  unb  aufqefcpricben 
würben.  Wtlein  bie  Rriege,  in  bie  fein  Siaepfolger 
Sari  XU.  bieOftfeeprotinjen  ftürite,  oerpinberten  bie 
Weitere  Ausführung.  Pie  Stabt  9ieoal  unb  bie  eftp- 


131 


Cjftfinifdje  Spraye  imb  Siteratur  — Esto  mihi 

länbtfcpe  Stttterfcpaft  Japitulierte  29.  Scpt.  1710  Tlbfaß  fiep  nidjt  fanb,  weil  [tin  Rorreftor  3op-  ©ca» 
mit  bem  garen  'Peter  b.  (Sr.  Don  'diußlonb,  unb  im  pula  ^inlerliftig  einen  pcutblicpen  unb  billigen  Sub- 
SipftobcrgrieDcn  oon  1721  Würbe®,  mit  bem  ruffi-  jug  DeSfelben  bcröffentliept  batte,  noep  baju  feine 
iepenScid)  Bereinigt.  Tturcp  einen  UM  bbot3.  3uli  jweitegrau,  bie  trefftiepe  Barbe  beSBiüe,  ftarb  (1581), 
1783  Würbe  6.  ju  einer  Statt^alterfctjaft  eiiigerid)tet,  Demäcptigte  ftd)  [einer  mit  bem  aEmäpliepcn  Siuin  beb 
1796  aber  bie  alte  Serfaffung  wiebcrpergefteEt,  bie  ©cfdjäftb  eine  unftete  Siupelofigteit  (Sr  ertrantte  auf 
Sage  ber  Bauern  Derbe)|crt,  1817  bie  Sufbebung  ber  einer  Keife  in  Eßoit  unb  ftarb  bort  im  Spital  unter 
Ecibcigcnfcpaft  proflamiert.  Über  bie  Kuffififationb-  Spuren  Balliger  ©ciflebjerrüttung.  ®.  befaß  eine  fei- 
oerfueße  f.  Stulanb.  Sgl.  B B.  RDppcn,  (Sie  Be-  leite  ßemrtnib  beb  (Sriedjifdjen.  Seine  WuSgaben, 
wopner  ßflplanbb  (Bctcrbb.  1847);  71.  B.  ©erriet,  barunter  nape  an  30editiones  principes,  umfaffen 
©efepidpte  unb  Sgftern  beb  bäuerlichen  Bgrarreeptb  faft  bie  gefaulte  grieepijepe  Eileratur.  fflubgejeiepnet 
in  fi.  (Sieual  1901);  g.  SHüller,  Beiträge  jurOro-  burd)  uutfangreicpeBetuijung  Bon fymbfcpnften  unb 
grapbie  unb  ^pbrograppie  Ban  (S.  (Bctcrbb.  1869  aEerbingb  oft  ju  weit  gepenbe  ßonjetturaltritif,  ftnb 
blb  1871,  2 Sie.);  3-  Ö-  Scpntibt,  Harte  bon  6.  fie  j.  T.  bis  tn  bie  neuere  3«!  bie  ©cunbiage  beo 
(Berl.  1871);  B-  3orban,  Beiträge  jur  Statiftil  Tejted  geblieben.  Stin  §auptwerf  ift  ber  fepon  Bon 
beb  ©ouoemcuicntd  6.  (StcBal  1867 — 74,  3 Bbe.,  feinem  Sater  Borbereitete  »Thesaurus  linguae  grae- 
u.  1889);  ftaeftner,  3)ad  refunbierte  Bibtum  Sie-  cae«  (®enf  1672,  5 Bbe.;  2.  Tludg.,  Eonb.  1816— 2S, 
oal  (öötting.  1876);  Bunge,  3)ad  fierjogtuin  (S.  8 Bbe.;  3.  Vluäg.  Bon  §afc,  23.  unb  E.  Tinborf,  gij-, 
unter  ben  sehnigen  Bon  2>anemarf  (®otpa  1877);  B.  Sinnet,  Bar.  1831-  65,  9 Bbe.).  Sud)  in  feiner 
oerappint,  ffieftpiepte  Eis«,  gft*  unb  SVurlanbe  IRutterfpracpe  jeiepnete  er  fid)  alit  eleganter  Scprift- 
(2.  2iufl.,  Sieual  1897,  2 Bbe.),  uttb  Brütet  »Csftpcn«.  ftefler  aud.  Sgl.  geuaere,  Essai  sur  la  vie  et  les 

Gftpnifdjc  Sprache  uub  Sitcratur,  f .(Silben,  ouvrages  de  Henri  E.  (Bar.  1853);  (Uämcnt, 

Gfrieutte  (ßttenne,  gewSpnlicp  lat.  Steupa-  Henri  E.  et  son  oeuvre  franjaise  (baf.  1898). 
uub),  berüpntte  franj.  Bucpbruder-  unb  ffielcprten»  5)  Baut,  Sopn  beb  oorigen,  gcb.  1566  in  ©enf, 
fantilie,  beren  nampaftefte  ©lieber  folgenbe  (mb : geft.  untl627,  übcmapml698bab  Baterlicpc ©efepäf t, 

1)  fcenri  L,  geb.  um  1460  in  ber  Sroscnce  attb  mußte  aber  1605,  polttijcpcc  Umtriebe  Berbäd)ttg,  aus 
cbler  gamilie,  geit.  1620  in  Barib,  erridjtcte  1501  in  ©enf  fließen. 

Barib  mit  SSolfgang  fcoppl  eine  SJruderei.  6)  Tlntoine,  ältefter  Sopn  beb  oorigen,  geb.  im 

2)  Stöbert,  Sopn  beb  oorigen,  geb.  1503  in  Barib,  3nni  1592  in  ©enf,  wirtte  fette  1618  alb  Bucpbruder 
geft.  7.  Sept.  1559  in  ©enf,  ftubierte  bie  alten  Spra-  ju  Barib,  warb  1623  Bucpbruder  beb  ftonigb,  brudle 
epen,  arbeitete  ttaep  bem  Tobe  beb  Batcrb  gemein-  befonberb  für  bie  Oratorianer,  (d  ben  Spipfoftomob, 
idpaftlicp  mit  feinem  Stiefoater  Simon  be  llolmcd,  bie  Septuaginta  u.  a.,  unb  ftarb  1674  berannt  unb 
begrünbete  1526  eine  eigne  Truderci,  würbe  1539  erblinbel  int  £wtel»$ieu  ju  Barib.  ®r  ift  ber  legte 
oon  granj  I.  junt  Typographus  regius  für  baä  berüpntte  Bucpbruder  ber  gamilie;  biefe  felbft  ftarb 
EKbrätfepc,  ffirieepifepe  unb  Eatetnifcpe  ernannt  unb  erft  in  ber  Bütte  beb  18.  3aprpunbertb  aub.  Sgl. 
fiebelle,  um  ben  Angriffen  ber  Tpeologen  wegen  fei-  Si  e n o u a t b,  Annales  de l'imprtmerie  des  E.  (2.?lufl., 
ner  Bücpcr,  befonberb  ber  Bibel,  ju  entgepen,  1551  Bar.  1843,  2 Bbe.);  (Dupont,  Histoire  de  l’impri- 
nad)  ©enf  über,  wo  er  jur  reformierten  Sinpc  über-  merie  (baf.  1854,  2 Bbe.);  Bernarb,  Les  E.  et  les 
trat.  3n  feinem  Sjaufe  Würbe  fepließlicp  fogar  Bon  types  grecs  de  Frangois  I (baf.  1856). 

ber  Ticnerjepaft  latcinifcp  gefproepen.  Seine  Trude  Estlnto  (ital-,  »erlofcpen«),  muftlal.  Bortragb 
(man  jäplt  382),  welcpe  bie  Bibel  in  ben  oerfepiebetten  bejeiepttung  für  bab  äugerite  B'anifftmo. 

Sprayen, grieepifepe  unb  befonberb  r&mifcpe Stofftier,  Estiva  (fpan.,  franj.  Estive),  bie  Stauung  ber 
rneifi  oon  ipm  felbft  mit  Sorreben  unb  SiDtcn  Ber-  Sdtiffbgüter.eftiBieren.ScpiffbgüterBcrlaben, flauen, 
(epen,  Scpulbücper  ic.,  aber  auep  bie  Scpriften  ber  ©itlanbcr,  Sari  ffluftaf,  finn. • feptoeb.  Sunfl 
Stpioeijer  Sieformatorm  umfaßten.  Würben  wegen  ltiftorifcr,geb.31.3nn.l834inEappfj&rb,wurbel860 
iprer  Scpönpetl  unb  Sorreftpeit  felbft  betten  feineb  3)ojent,  1868Brofeffor  beri&ftpetil  unb  1891Ranjlei- 
Sopn  cd  Sxmricp  oorgejogen.  7118  Tlutor  ift  ®.  burep  rat  in  Jielfingforb.  Surd)  weile  Seifen  inguropa  per 
ben  mit  3tan  Spictrp  be  BeauOaib  Berfaßten  »The-  angebilbet,  pat  er  alb  Sftpetiler  in  ginttlanb  eine  lei 
saorus  linguae  latinae«  (Bar.  1531,  2 Bbe.,  u.  ö.;  tenbe  SioEe  gefpieiL  6r  begrünbete  1876  bie  ooriüg 
julegt  Bafel  1740, 4 Bbe.)  belannt.  Sgl.  Srapel et,  liebe  Bionatbfcprift  »Finsk  Tidskrift»  unb  rebigtette 
Robert  E.,  imprimeur  royal  (Bor.  1839).  fiebibl886.  Vlito  fernen  japlreidtcti  Scpriften  (in  id)toe 

3)  (iparleb,  B ruber  beb  hörigen,  geb.  1504  in  bifeper  Spracpe)  finb  peioorjupeben:  »Sic  ©efepiepte 
Barib,  gefl.bafcipft  1564, ftubierte SSebijin, ttbemapm  ber  bilbenben  Jlünfle  feit  bem  Cnbe  beb  18.  3apr= 
bei  ber  Übernebelung  Stoberlb  naep  ©enf  beffettBarifer  punbertb«  (1867)  ; »$ie  ßnltuidelung  ber  ßnuifepen 
Ssrudcrei,  geriet  inScpulben  unb  flarb  int©efangnib.  Suuft«  (1871),  -Sie  Sobin  ^toob-BaUaben-  (1889); 

4)  § e n ri  II.,  Sopn  bon  ß.  2),  geb.  1628  in  Barib,  -Siuneberge  religtöfe  SSeiianftpauung  unb  äftpetifepe 
geft.  Bnfang  Blärj  1598  in  Epon,  nebelte  1551  mit  ilnftcpten«  (1888). 

item  Saler  ttaep  ©enf  über,  ebierte  feit  1654  felbftän»  Est  modus  in  rebus , sunt  certi  denlque 
btge  23cr!e,  begrünbete  1557  eine  eigne  Truderei  in  fines,  lat  Sprucp;  »ßb  ift  ein  Btaß  in  ben  Singen, 
©enf  mit  Unterftügung  bon  Emlbndi  gugger  aub  ; eb  gibt  mit  einem  SBort  beftimmte  ffirenjen«  (aub 
Slugsburg,  Bereinigte  aber  1559  biefelbe  mit  bem  ^oraj'  Satiren  X,  1,  106  entnommen). 

©eiepäft  feineb  BaterS  unb  lebte  nun  bieiem  unb  ben  ©fto  (Robbit),  Eängenmaß  in  Bcntulen  ju  2 ' 
Sißenfcpaften.  Scpon  1547 — 49  unb  1556—57  war  3>fdtanlalS  bon  2 Tempo,  — 45,-2  cm;  bgl.  Tcpa. 
er  in  Stalien,  1550—51  in  ßnglcmb  unb  ben  fpani-  ®ftoc (franj.,  B.beutfcpen  »Stod-).(.Banp’rilcd|cv. 

itpen  Siicberlanben,  Bott  ©enf  aus  auep  öfterb  in  ©fiorabc  (franj.),  Stoß  mit  bem  $cgen;  iibertra- 

granfreid),  fpäter  befonberb  in  Sscutfcplanb,  io  regei*  gen  fooiel  wie  jubringlidjc  Bitte  um  ein  Tavlcpen. 
mäßig  jur  SReffe  in  granffurt  a.  Di.  211b  jebod)  ber  ©ftoeq , ö ermann  1’,  f.  Eeftoea- 

»Thesaurus  linguae  gratcae. einen  großen  Teil  fei-  Esto  mihi  (lat.,  »Sei  mir«),  Bejeiepttung  beb 

iteb  Serutögenb  oerbrauept  patte,  ein  entfpreepenber  Sonntags Cuiuquageftma  (f.  b.)  ober  fiebeniett  Sonn- 

9* 


132 


tagd  oor  Cftem , pergenommen  Don  bem  aud  ©fafm 
71,  3 entlepntcn  Sntroitud  (f.  b.)  biefe«  Xaged. 

Offtompc  (franj.,  fer.  .Sngp',  D.beutfcpen  »ftumpf*), 
Sifiper  junt  ©erreiben  bet  ©aitedfarben,  ber  ftpwar« 
jen  Kreibe  ;c.;  & l’e.,  mit  bem  iBiicper  gearbeitete  (ge* 
iDifc^tc")  3ei<pnung;  e ft  o nt  p i e r e n , bie  garben  mit 
bem  SSifiper  Derreibcn  unb  Derbreiten. 

©fton  qpv.  eteiu,  gierten  im  ©orbbeiirf  sott  ?)orf* 
fpircjEnglanb),  l(i km füböitltd)  Don ©fibbled brougp, 
mit  Eifengruben,  Elfen*  unb  Staplroerfen,  Säge* 
müblen  unb  (not)  11,199  ®inW. 

Eftoutetoille  (|pr. etturmtr),  ®uillaumeb',  Kar* 
binal,  geb.um  1403  emo  einer  Dontepmen  gamilie  her 
©onuanbie,  mütterlich  cricitd  bem  franjofifcpen  Kö* 
mgdbaud  DerWanbt,  geft.  22.  3an.  1483,  trat  früh  in 
ben  ©enebittinerorben,  ftubierte  in  ©arid  unb  gelangte 
in  9iom , loopin  er  fidj  aiä  ©rior  bed  Rlofterd  St.* 
Diartin  beb  Epampd  ju  ©arid  begab,  fcpnell  ju  8n* 
[eben.  Er  würbe  ©rotonotar  bed  ©apfted  Eugen  IV., 
im  gtbruar  1439  jum  Sifcpof  Don  tlngerS  unb 
18.  2ej.  b.  3-  jum  Sarbinal  ernannt;  1454  erhielt  er 
bais  ©idtum  ©orto,  bad  er  1461  mit  bem  ©idtum 
Oftia  unb  Selletri  Dertauftpte.  3Äit  bem  Rarötnalat 
Dercinigtc  er,  obwohl  bauernb  in  91  om  reftbierenb, 
(eit  1453  bab  ©idtum  äRaurienne  unb  badErjbidtum 
Slouen,  fenter  jeitrocife  bie  Bistümer  Vingerd,  ©Vjterd, 
SobeDe  unb  ©imed  fottie  japlrct<pe  Vlbtcien,  ©norate 
unb  anbre  ©frttnbcn  in  grnnfreicp  unb  Italien,  fo 
baft  er  aufjerorbenlticpe  ©eicptümer  erwarb  unb  einen 
gtänjcnben  §ofpalt  führen  tonnte.  1451  — 62  unb 
1454  — 55  War  er  päpftlidfer  Segat  in  granfreitp; 
auf  feiner  erften  üegation  gelang  cd  tpm  jroar  Weber 
ben  gricben  jmiiepen  granhrcicp  unb  England  pcrjii* 
jteHen,nod)bieSBibcmifungber©ragmatifd)cn3ant* 
tion  (i.  b.)  ju  erwirfen;  aber  er  reformierte  bie  Uni* 
Derfitat  ©arid  unb  leitete  bie  ©eDifion  bed  Rcßerpro* 
jeffed  gegen  bie3ungfrau  Don  Orleans  ein.  Sind)  bem 
lobe  Ealijtd  III.  (1458)  fdjlug  feine  Bewerbung  um 
bie  SBabl  junt  ©apftc  fehl,  unb  unter  ©iud  IL  warb 
er  mepr  beifeite  geidjoben;  boep  würbe  er  nod)  1477 
jum  Kämmerer  ber  romifepen  Kirche  ernannt  unb 
blieb  bist  ju  feinem  lobe  bad  einflußreiche  §aupt  ber 
franjBfifdten  Partei  unb  ber  Vertreter  ber  franjöfi* 
jcpeii  Sutereffen  im  ftarbinalfotlcgium.  3"  ©om 
flammen  prädjtige  Bauten  an  ben  ffirdjen  Santa 
SRaria  Slaggiorc,  bereu  Er  jpriefter  er  War,  unb  Sant’ 
Vlgojtino,  ttt  Dftia  ber  ©ifdjofdpatait  Dott  iptn  per. 
©gl.  ®.  be  S!a  Sloranbiere,  Histoire  dein  maison 
d’E.  en  Normandie  (©ar.  1903). 

©fttflbe  (fraitj.),  ber  um  eine  ober  einige  Stufen 
erpöpteleii  bcdgufjbobcnd  Dor einem genfter,  Xpron, 
Katafalt  ic.;  beim  Sdjleufenbau  ber  erpöpte  Seil  ber 
Sdilcufentammer  ober  bea  Saunted  jwifepen  beiben 
Sdileufentoren. 

(?ftragon  (3>ranunbcifii fj) , f.  Artemisia. 

(?ftragoncffig,  f Effige.  aromatifepe. 

Eftrangelo  (gebildet  nad)  bem  grietp.  argtrjjvir;, 

• runb«),  ©ante  Der  altem  fprifdjen  Stprift,  bte  ftd) 
Don  ber  jiingern  burd)  weniger  jierlicpe  gontt,  aber 
runbere  unb  ftärtere  3üge  unterfepeibet.  Sie  Wirb 
neuerbingS  wieber  jiemtiep  Diel  in  Srutfwerfen  an* 
gewenbet ; autp  ftept  ipr  bie  Stprift  ber  ©eftorianer 
jiemlicp  nape. 

Eitrnpabc  (franj.),  bad  Sippen ; berSäippaalgen 
(f.  ®algen);  baper  © lace  be  l’E.,  ein  ©lap  in  ©arid, 
auf  bem  früper  ein  SBippgalgm  ftanb,  an  bem  man 
befonberd  Diele  ©roteftanteu  folterte;  bad  gleicpjeitigc 
©äumen  unb  ?ludfd)iagen  ber  ©ferbe,  ©otfdfprung; 
ejtrapieren,  ©oddfpriinge  ntatpen  (Don  ©ferben).  | 


©ftrdeö  (Ipr.  ejtr«',  lettener  eW),  uralted  franj.  ©beld» 
geftpletpt,  bad  feinen  ©nntm  Don  einem  Sanbgut  in 
Der  91äpe  Don ’Brrad  füprt.  ©udgejeitpnet  ftno : 

1)  ©abrielle  b’,  (Beliebte  fcemricpd  IV.  Don 
granfreitp,  Xotpter  bed  ®roftmeiflcrd  ber  ©rtillerie 
tlntoine  b’®.,  bed  tapfem  ©erteibigerd  Don  ©opoit 
1593,  geb.  um  1570,  gelt.  10.  «pril  1599  in  ©arid, 
ftpBn  unb  geiftreitp,  warb  1590  (Beliebte  bed  Könige. 
Xed  Stpeined  Wegen  Dermäpite  er  fte  mit  bVlmerDal 
bc  SiancDurt,  welipe  Epe  halb  wieber  getrennt  würbe, 
ba  bet  König  beabfieptigte,  fitp  Don  3Rargaretc  Don 
©aloid  ftpeiben  ju  laffen  unb  ©abrielle  auf  ben  Xpron 
»u  erbeben.  3ur  Swrjogtn  Don  Beaufort  ernannt, 
ftarb®abrietle  jebod)  an  einer  Dorjeitigen©eburt.  Sie 
pinterließ  bem  König  brei  Stinber,  Edfar  unb  iilejan* 
ber  Don  ©enböme  unb  Henriette  Katparina,  an  ben 
Jierjog  Don  Elbcuf  Dormaplt.  3Pre  naep  einer  §anb* 
ftpnft  Der  (önigliepen  Bibliotpel  ju  ©arid  erftpienenen 
•Mdmoires*  (©ar.  1829  , 4öbc. ; neue  8udg.  1852) 
ftnb  uneipt.  ©gl.  Soifeleur,  Ravaillac  et  ses  com- 
plices  (©ar.  1873);  Sedclojeauj,  OabrieUe  d’E., 
marquise  de  Mouceaux  (baf.  1889). 

2)  gran^oid  ©nnibal  b’,  ©ruber  ber  nötigen, 
geb.  1573,  geft.  6.  9Rai  1670,  patte  ftpon  1594  bad 
©idtum  9!oi)on  crpaltm,  ald  er  unter  bem  ©amen 
eined  ffiorqmd  be  EoeuDred  Kriegdbienfte  napm,  in 
beuen  er  baib  jum  ffleneralieutnattt  entporftieg.  1624 
erpielt  er  bad  Kontntanbo  ber  Dereinigten  Xntppen 
Dongranfreid),  ©cnebig  unbSaDopcn,  um  ben  ©rau* 
bünbnent  bad  Seltlin  ju  fidlem,  wofür  er  1626  ben 
äftarfepanftab  empfing.  1630  Derfmpte  er  Dergeblitp 
©ianiua  ben  Kaiicrlidjen  ju  entreißen  unb  erptclt  fo* 
bann  ben  Cberbefepl  über  bie  Speinarmee,  an  bereit 
Spipe  er  1632  Xrier  naptu.  ©ou  1636  - 48  war  er 
aufterorbentlitper  ®efanbter  in  ©om.  ©ei  £ub* 
wigd  XIV.  Xpronbefteigung  würbe  bad  ©iarquifat 
EoeuDred  junt  ©erjogtum  E.  erpoben.  E.  erreichte 
ein  ungewöpnlitped  ©Her,  wie  er  benn  notp  im93.£e- 
bendjapr  feine  britte  grau  peiratete,  unb  pinterlieft 
»Mdmoires  de  )a  regence  de  Marie  de  Mddicis* 
(©ar.  1666). 

8)  3» an,  fflraf  b\  Sopn  bed  Dorigen,  geb.  1624, 
geft.  9.  9Rärj  1707,  biente  juerft  unter  Surenne,  ge- 
riet aber  in  ©efangenftpaft,  in  ber  er  über  jepn  3apre 
ftpmadjtele.  Sottt  König  1668  jum  ©cfepidpabcr  ber 
Seetruppeu  ernannt,  fämpftc  er  mit  Etiolg  gegen  bie 
©arbaredfen  unb  bie  £>olläitber  unb  würbe  1686 
jum  ©ijefönig  ber  amerifamfiprn  Kolonien  ernannt. 
1688  jüditigte  er  ©Igicr  unb  fotpt  1691  glüdliip  gegen 
bie  Engländer. 

4)  ©tctorUiarie,  £>crjog  b’,  Sopn  bed  oorigen, 
geb.  30.  ©00.  1660,  geft.  27.  ®ej.  1737,  beteiligte  fiep 
ald  SepiffSlapitän  an  feines  ©aterd  Erpebitionen  nad) 
©merila,  Xripoltd  unb  ©laier,  befepligte  im  ÜRärj 
1691  bie  ®aleeren,  weitpe  bie  Einnapme  Don  SiHa* 
franca,  Sitjja  unb  Dneglia  bewirften,  unb  bombar» 
bierte  1697  ©arcelona  unb©licante.  1701  jumURat* 
ftpaü  Don  grantretd)  unb  jum  fpanifdieu  ©ranben 
erhoben,  trug  er  wefenüttp  jum  Seeftcg  bei  SRalaga 
(1704)  bei.  1715  würbe  er  ©räfibent  bed  3Sarine* 
ratd  unb  ©ijepriinbent  bed  £>attbeidratd  unb  empfing 
1734  bie  ©ndjeiipnung  eined  erften  SRarftpaild  Don 
grantreid). 

6)£ouidE<farSeteUier,  EpeDalicrbeBou* 
Doid,  £)crjog  b’®.,  ©effe  bed  Dorigen,  geb.  2.  3u!i 
1695,  geft.  2.3an.  1771,  biente  inSpanicn,  ©öpmen, 
ben  ©ieberlanben,  Warb  1766  Siarfipatl  Don  granf* 
reiip  nnb  erpielt  im  SRärj  1757  ben  Dberbefepi  ber 
©nnce  in  Xeuiftpianb.  Er  ftplug  26.  3u!i  ben  ^cr* 


Gftompe  — Gftrced. 


133 


©fireid)er  — ßftridj. 


jog  oon  gumberlanb  bei  Hafienbed,  mußte  aber  in- 
folge oon  Hoffabalen  fein  itommnnbo  an  ben  un« 
Büibigen  Spcrjog  Bon  äfidjclieu  abgeben.  1762  über- 
nahm er  nodpnatt  mit  Soubife  baS  Jfommnnbo  ber 
Hauptarmee , ohne  jeboth  mit  feinem  unfähigen  @e« 
führten  etwas  nusjurid)ten.  Pfit  ihm  erlofth  ber 
Sanne  6.  ■ 

@ftreid)er,5tarl,SlitterBon9fo3bierfti,pDln. 
Stbiiograpl)  unb  SHterarhiftoriter,  geb.22.9foB.  1827 
in  Shatan,  ftubierte  bafelbft  3ied)t8roi]icn[d|aft  unb 
erhielt  eine  Wnfledung  am  £anbeägenä)t  in  Cemberg, 
toanbte  ftd)  bann  aber  ber  polntfdjen  Cibliographte 
unb  2iteraturge[djtd)te  ju  unb  mürbe  1862  Siblto« 
tpefar  unb  Profeifor  an  ber  lluiberfität  ju  Barfdjau, 
Bon  wo  er  1868  al3  Direftor  ber  SageQonifdjen  Uni« 
BerfttätSbibliolbet  nad)  Stralau  ilberficbelte.  Sein 
Hauptwort:  »Bibliografia  polaka«,  umfaßt  in  ben 
erften  7 Sänben  bie  poinifdje  Sibliograpbie  beS  19. 
3ahrh-  (im  ganjen  etwa  140,000  Srude),  in  ben  fol« 
genben  bie  bei  15. — 18. 3«hrh-  djronologifdj  jufam- 
mengefteüt,  unb  erfebien  in  17  Sänben  (Jtraf.  1870 — 
1899).  Son  feinen  übrigen  Publifationen  ftnb  ber« 
Borjuheben:  »9lbam  PücfteWicj«  (Bien  1863);  »pol« 
itifcbe  Sibliograpbie  bei  16.  unb  16.  SaljrbunbertS- 
(Straf.  1875);  eine  3ttfammenfieflung  uon  1400  pol- 
nifchen  3eitfd|riften  (baf.  1879);  -lab  Siepertoire  ber 
polntfdjen  Sühne  non  1760 — 1781«  (bie  Xitel  Bon 
3800  Stfiden,  baf.  1871)  ; baS  bebcutenbe  Bert  »Sie 
polnifdjen  Sbeater«  (-Teatra  w Polsce«,  baf.  1874 
bitS  1879,  3 Sbe.) ; »Sefdjreibung  ber  3ageIIonifthen 
Sibliotbcf«  (baf.  1882)  fomie  Bertdjiebcne  Pfonogra« 
Phien  über  poinifdje  Sidjter:  »ShontaS  Jfojetan  fee- 
gicrffi«  (2. Sufi.,  2eipj.  1883)  unb  »Sinjenj  Pol  unb 
feine  ©efeUfdhaft«  (Semb.  1882)  u,  a.  ?lud)  Beröffent» 
iiehte  er  eine  Schrift  über  bie  polnifd)e  ©aunerfpradje : 
»Gwaxa  zloczyncöw«  (Barfd).  1867). 

Gftreda , Serra  ba  (»Stemgebirge«,  bei  ben 
Pömem  Mona  Herainius),  hödjfteä  ©ebirgc  in  Por- 
tugal, bilbet  einen  tablen,  platten  Scrgwall,  ber  fid) 
in  ber  SRicbtung  Bon  9iO.  nad)  SB.  jwifd)en  ben 
ijlüifen  Pfonbego  unb  3*Jcre  in  ber  Prooinj  Seira 
60  km  meit  hinjieht  unb  mit  ber  jum  mittlem  fpani- 
fdjen  ©ebirgSfbpem  gehörigen  Sierra  be  ©ata  burih 
bie  Serra  baä  Pfejaä  jufammenfjängt.  Sie  Sübfeite 
bei  ©ebirgeS  (Serra  brana)  ift  bie  höhere  unb  fällt 
fd|roff  jcrflüftet  ab;  bie9f  orbfeite  (Serra  manfa)bndjt 
fid)  fanftcr  ab.  Ser  lueftlidje  ülueläufer  ber  6.  ift  bie 
Serra  be  floujä.  Ser  breite,  graniufdje  SRiideu 
bei  (fftreUagebirgefl  trägt  Born  Cliobor  bis  3rmi  eine 
Sdjneeljüne;  in  feiner  Pfitte  erhebt  fid)  ber  1993  in 
hohe  'JKnlbäo  ba  Serra,  Bon  Bier  Slpenfeen  um- 
geben. Sichrere  ber  höljem  Spieen  heifeen  (SantaroS 
(-flrüge-)  megen  bei  überall  heroorfprubelnben Baf« 
ierS.  Sie  ß.  beherbergt  nod)  Sölfe.  Sgl.  Stinoli, 
Sie  Serra  baß.(ßrgänjung3bcfl  61  ju  «petermannä 
Phtteilungen«,  öotba  1880). 

©ftremabüra,  jcchsbrähtigei,  weifjeS,  bauntWol« 
leneS  Stridgam,  juerft  in  Spanien  fjergeftettt. 

dritremabür«,  1)  portug.  Prooinj  ln  ber  Pfitte 
bei  ilanbeä,  grenjt  nörblid)  an  bie  Prooinj  Seira, 
öftlid)  unb  füblid)  an  Slemtejo  unb  im  B.  an  ben 
■äitlantifehen  Ojean  unb  hat  etnen  glädicnraunt  Bon 
17,382  qkm  (315,7  DP!.)  mit  OSOO)  1,232,593  (Sinm. 
(71  auf  1 qkm).  Sie  Prooinj  jcrfäüt  in  brei  St« 
(trifte : Ciffabon,  Santarem  unb  Sieiria.  ^auptftabt 
ift  fiiffabon.  S.  Karte  »Spanien  unb  Portugal«. 

2)  Spanijdje  2anbfd|aft,  grenjt  gegen  91.  an  2eon, 
gegen  O.  an  Sit-  unb  9feu!aftilien,  gegen  S.  an  Sn- 
balufien,  gegen  B.  an  bie  porlugteftf^en  Proninjen 


Slentiejo  unb  Seira  unb  umfaßt  41,767  qkm  (758,4 
OM.)  mit  a«oo)882,410ginm.  SieSemoj)ner(6ftrc- 
mefloS  ober  ©rtremefioS)  ftnb,  mie  bie  9feufaftiiier, 
ein  aui  ber  Sermifdjung  ber  Sfojaraber  (ber  Bon  ben 
SrabernunterjoehtcnBeftgoten)  unb  ber  Spanier  her» 
Borgegangened  9Kifd)IingSBolf,  jeidjnen  fid)  aber  Bor 
jenen  burd)  großen  Sntfl  unb  fdjmeigfamcb,  graoi- 
tätifd)eS  Befcn  au«.  Sa3  niebere  Soll  ift  roh , aber 
gutmütig , ehrlidj , uneigenntthig , gaftfrei , befdjeiben 
unb  tapfer.  Sie  2anbfd)aft  jerfäüt  in  bie  beiben  Pro- 
oinreit  Sabaioj  unb  KacereB  (f.  b.).  ijpauptilabt 
ift  Sabaioj. 

(SftrcniaburifdjcäSj!Od)la!tb(®cbirgsft)ftem 

Bon  ©ftremabura),  Sejeidinung  ber ©ebirgdjügc 
ber  pt)renäifd)en  ^albittfel,  bie  fid)  jmifdjcn  ben  Sä- 
lern  beS  Sajo  unb  ©uabiana  in  ber  91id)iuug  Bon  O. 
nadiB.  erftreden,  gd  beginnt  auf  beut  neufa)tilifd)en 
Zafellanb  mit  beit  SfonteS  be  Zolebo  (1400  ra),  an 
bie  fidh  meftlich  bie  Sierraä  Bon  Sllamira  unb  ©ua« 
balupe  (1558  m)  anfiliegen.  Beiter  meflmärtS  löfl 
fid)  ba-3  Spftem  in  ifolierle  fpöhenjiige  auf,  bie  eine 
nörblidje  unb  eine  (übliche  Seihe  bilben  unb  ba« 
Pfateau  Bon  ©firentabura  umfd)liegen.  Sn  ber  por- 
tugiefifdien  ©renje  fchroidt  baä  ©ebirne  in  ber  Serra 
be  San  Sfantebe  (102-5  m)  Weiter  an.  Seilere  ifolierte 
©lieber  finb  burch  bie  ProoinjSlemtejo  jerftreui.  Sie 
©ebirge  fmb  nteift  auä  filurifdjen  Sdtichten  jufam 
mengefej)t  unb  bilben  fahle,  fchroffe  Bälle  mit  feget- 
förmigen  ©ipfeltt;  bie  Hochebenen  finb  Bott  flachen 
Zalmulben,  benSfinnfaieit  ber  tm  Sommer  meift  oer- 
rtegenben  ©emäffer,  burchfurcht. 

©ftremaburit  (ß ft r e m aburapfjoäphat),  f. 
Phosphorit 

(Sftretnoj  (fpr.  tMtrtmä»i,  Stabt  im  portug.  Si» 
ftriftEuora  (Piooinj  Slemtejo),  461  m ü.  'Jlf  , an 
ber  ßifenbahn  2iffabon-ß.  gelegen,  mit  Berfallenen 
ffeftungämerf  en,  qrofiem  Sdjl  oß  unb  ü9oo)7857 ßimo., 
bie  porbfe,  als  feafjerfühler  gebräuchliche  Songefäße 
(bilhas)  herftetlcn.  3»  ber  »fähe  bebentenbe  Sfiar- 
iitor6rüche.  — Sei  ß.  unb  beim  Sorfe  PI  o n t e 3 S t a ■ 
ro8  öftlid)  erfochten  bie  Portugiefen  1663  unb  1665 
jwei  glänjenbe  Siege  über  bie  Spanier. 

Gftribido  (|in.  .ittjo),  f.  Sidancicoä. 

©ftrieh  (althochb.  estirih,  auä  mitteilat.  aatricus, 
-Ppafter«),  mit  einer sufammenbängenben  fünftlidjen 
Stein- ober  fonitigen  Pfaffe  bebedter  ffußboben.  ®rie< 
djeit  unb  Sfömer  toanbien  ß.  in  ihren  Sauten  an. 
Ser  3tegeleftricb  (fignifdjer  ©.,  pavimeutum 
tcstaceum  s.  signiara)  ruhte  auf  einer  Steinunter« 
läge,  beftanb  auä  3 Seilen  hart  gebrannter,  jerftoße- 
ner  3'cü{'  llnb  1 Seil  Äalfittörtel  unb  finbet  fid)  in 
Überrefien  altrömifd)cr  Sauten.  Sicfet  antife  ß.  ge« 
hört  ju  ben  Äal  feftridjen,  bieaud)  heule  noch,  be« 
fottberä  in  3lalten,  Sermettbung  finben,  ftatt  ber 
Steinunterlage  aber  gettöhnlid)  eine  joidje  au3  Stein* 
fchotter  ober  auä  feftgeftampftem  Sattb  erhalten  unb 
in  ber  ßfirid)mifd)img  ftatt  ber  3«flelf*üdcn  toohl 
aud)  Sruchfteinftiidc  aufmeifen.  3um  Plörtel  wirb 
gern  hhbraulijd)cr  Kalf  genommen.  Sei  jeinern  ß. 
befteht  bie  oberfte  2age  nur  auä  fd)arfem  Sanb  unb 
fnfdjem  Jtalfpuloer.  Haltbarer  ift  3emente[tridj, 
auf  einer  12  cm  ftarfen  Unterlage  auä  magerm  3* 
mentbeton  au8  einer  etwa  2 cm  ftarfen  3ementmör« 
tellage  (1  Seil  3ement,  3 Seile  fdtarfer  Sanb)  gebil« 
bet.  H'crher  gehören  ber  rheinifche  I r a ß e )t  r i d) 
(3  Seile  Zraß,  8 Seile  Kalt,  6 Seile  ftohlenalche)  unb 
ber  f ran jöfifche  6.,  ber  unten  au3  einer  Pfifdjitttg 
Bon  Steinen , ffalfmörtet,  Hammer[d)lag  unb  ßifen- 
f^laden,  in  ber  Pfitte  auä  Sruchftetnen  unb  Stiefeln 


134 


©flridjbädjer  — ©talon. 

mit  einem  TOortel  aud  2 Xeilen  Ralf  unb  1 Seil  Sanb,  bet  Kecpten  audhrat , burcp  ifjr  ©erhalten  bcn  Über 
oben  aud  einer  ÜKifcpung  Bon  V«  Rolf,  '/•  3finmt  gang  ber  SRegierung  cm  ein  rabifaled  ©tiniftertum 
unb  Vs  ju  Staub  geflohenem  SMomior  ober  nnbeni  (Juli  1901)  unterftujte  unb  ficf)  Ende  1902  ju  einer 
Parten  Steinen  beftept.  Sebmeftricp,  befonberd  für  »freifonferoatiBcn«  graftion  Bereinigte. 
lanbrnirtfepaftlüheSauten,  beftept  aud  einer  bid50cm  ©fud,  feltifcber  (Hott,  auf  einem  in  ber  fiircpe 
hoben  Sage  Bon  gut  auSaefromem  Sepm,  ber  burd)  Stotre  • Same  in  ©arid  gefundenen  Senfmal  nid  ein 
Schlägen  gcbicbtet  unb  bann  mit  Stmbdblut  ober  Jüngling  mit  nadten  Schultern  abgebilbet,  ber  bie 
Seergade  übcrftricben  unb  mit  Jrammcrfcplag  über-  §änbe  aufbebt, 
ftreui  wirb.  Über  folchemSehmeftriep  ober  über  einer  ©djdt  (ipt.  fff».  Stabt,  f.  Effet, 

forafältig  geebneten  Sage  trocfnen  Sanbcd  (Riefed)  ©djtetgom  ((pr.  etter.),  Stabt,  f.  ©ran. 

Wirb  burd)  Sludgiefeen  Bon  Berbünntcm  ©ipd,  ber  ..  ©djtcrhäj  cfor.  ettcrtse,  Xorf  im  Ungar.  Romitat 
mit  Schlagböljem  aebichtct  unb  mit  eifernen  Reden  Cbenburg,  fübbfflid)  Born  Steufiebler  See,  an  ber 
geglättet  wirb,  ber  ©ipdeftricp  gebilbet.  beffen^alt-  Cifenbaljn  Dbenburg-Siaab,  mit  beut  in  italienifdjem 
barfeit  burd)  Xränfen  mit  fieinöl  ober  Sobnen  mit  Wenaiffaneeftil  erbauten  Scplofi  ber  gürften  Eftrrpdjh 
ISachd  erhöbt  wirb.  — Serrajjo  erhält  eine  10cm  (gegenwärtig  unbewohnt),  Rapetle,  Sbeater,  Uiar- 
ftarfe,  bid)t  geftblagene  Unterlage  Bon  3tege![tücfen,  flau,  iHeitfdjuIe,  ©arf , Xampfmüble  unb  498  Sinw. 
Ralf  unb  3<egelmebl  unb  eine  obere,  3 cm  ftarfe  ©äjtcrbdjt),  f.  Eflerbnjt)  Bon  ©alnntfja. 

Schicht  Bon  hpbraulifchem  ffalfmörtel,  3if8c‘mel)l  et,  auf  Rurdjetteln  81bfiirjung  für  >elwa8>.  Sgl. 
unb  eingcftampften  farbigen  ®armorftücf dien]  bie  ab«  »Selb  unb  ©rief«. 

gefcpliffen  unb  geölt  Wirb.  8eiin®ranito  finb  bie  ©ta,  ber  7. ©uepftabe  bed  grieep.  ©Ipfjabetd  (ij.H); 
ÜRanuorftüdcben  fleiner  unb  werben  mit  ber  SJJaffe  f.  Stajidmud. 

ber  Dberfcpicpt  Bermifcbt  aufgebracht.  Seim  2Ro.  ©ta,  SRame  einer  in  ber  gcubaljeitPeracptetenRIaffe 

f aif  terra  jjo  werben  bie  SRnrmorftüefcpen  nach  bc-  berjapanifcpenffleBBIferung.ben  »unehrlichen  Seuien  ■ 
ftimmten  SRuflern  aufgebracht-  SSerben  ftatt  ber  unferd  SWittelaltcrd  entfprcdjenb.  1871  würben  bie 
SRarmorftiiefepen  Xoitftüiepen  ober  ©ladpaften  an-  bie  G.  auf  gewiffe  Bernepiete  ©cWerbe  befchränfenben 
gewenbet , fo  entstehen  bie  namentlich  Bon  ben  Villen  ©efehe  aufgehoben. 

uielfad)  audgefüprten  ©lad«  ober  Xonmofaifbö*  F,t ab hostedorcri,  lat.  Sbrichworl : .VluehDom 
ben.  aifppalteftricp  befiehl  aud  Beton«  ober  3ie-  geinb  fod  man  ftd)  belehren  (affen,  fann  man  lernen«, 
gelpflafter  unb  einer  2 — 3,5  cm  ftarfen  ©ufjfdjidit  ©tabliercn  (franj.,  B.  lat  stabilire,  »befeftigen«), 
aud  gefcpmol jenem  aifppaltmnftij,  ©oubron  unb  fei.  einrichten,  grünbcti;  fid)  etablieren,  fid)  nieder* 
nem  Ried.  SBie  auf  maffiBen  Untergrund , legt  man  laffen,  indbef.  ben  felbftänbigen  ©etrieb  eines  fflewer 
Eftriebe  auch  auf  ©alfenlagen  and  geuerfieperbeitä'  bed  übernehmen,  auch  foBiel  wie  einen  felbftänbigen 
grünben  unb  um  (fr. © in  Xaepböben)  Bon  oben  feine  §audftanb  begrünben;  Etablierung,  Etabliffe* 
cWucptigfeit  in  bie  ©alfenlage  gelangen  ju  laffen.  ment  cfpr.  .ti[fcnän,v.  ©egriinbung  einer Diicbcrlaffung, 
©eint  ©erlegen  ber  Eftricpe  auf  ©linbboben  beeft  man  indbef.  einer  £>anbeldnieberlaffung ; auch  lejjtere  felbtt 
lefctem  mitlgoljjemcnt  unb  Happe  unb  einer  barauf  Wirb  Etablijjmient  genannt.  Xa'd  Etablijjement  hat 
gefchiilteten,  einige  3cntimenter  ftarfen  Schicht  aud  feine  felbfliinbige  SReeptdperfönlicpreit,  wohl  aber  Biel- 
feinem  Sanb  ober  Sehnt,  ©ei  unmittelbarem  ©uf«  fach  einen  felbftänbigen  9camen(Stabliffementdname), 
bringen  auf  bie  ©alfenlage  Wirb  ber  £Raum  über  ber  fr.  S.  3um  fchmar jeit  Salfifcp.  Xiefer  fleht  jWar  nicht 
otatung  mit  Sanb , Ried  ober  reinem  ©aufeputt  ge*  unter  bem  Siechte  ber  girma , Wohl  aber  ift  er  gegen 
füllt.  barauf  eine  Sehmfchicht  ober  eine  babbelte  Xatp*  gefchäftlidje  SRifibräudje  burd)  § 15  bed  ©efejjeo  jum 
fteinfchicht  in  Berlängertem  3'mentmörtel  gebreitet  «ebuf)  ber  9Barenjeid)cn  unb  durch  § 8 bed  SSett 
unb  barüber  ber  E.  audgeführt.  bewerbdgefehed  gefepfi  jt.  — Jn  übertragener  ©cbeu 

©ftriehbächcr,  f.  Xachbecfuna,  S.  407.  tuna  wirb  6.  auch  bon  ber  Begründung  bed  Sohl- 

©ftrnt),  Jafob  Brönnum  ScaBeniud,  bän.  ftanoed,  bed  Strebitd  u.  bgl.  gebraucht. 

Staatdmann,  geh.  16.  91pril  1825  in  Sorö,  Wibmetc  ©tage  (franj.,  fpr.  us(4'),  Stodwerf,  f.  ©efehofj ; 

fid)  ber  ffrorft*  unb  Sanbwirtfd)aft,  warb  fdion  in  geologifd):  f.  ffleologifcbe  Formation. 

jungen  Sah«»  ©eft()er  mehrerer  grofjer  fflüterfom.  ©tagenbau,  f.  Bewäfferung,  S.  795. 

plc;re  unb  war  1854  — 65  SJeihdtagdabgeorbneter  ©tagenfeuer  wirb  Bon  übereinanberliegcnben 

jgolfething).  Seit  1864  IReiehdratdmitglieb,  Wirfte  Sinien,  bie  mit  ©efehüfcen  ober  Schüßen  befehlt  unb 

er  ald  gübrer  ber  ©utdbefiherpartei  bei  der  SReuifton  meift  auf  ©bbängen  gelegen  finb,  abgegeben. 

ber  ©erfaffung  wefentlid)  mit  unb  hatte  1865—69  ©tagenroft/f.  geuerungdaitlagen. 

cm  Äabinett  grijd-grijfenborg  (f.  b.)  bad  HRinifterium  ©tagcnPcntil,  f.  ©entil. 

bed  3nnem  imte.  ©m  11.  Juni  1875  jutn  ©remier.  ©tage re  (franj.,  (pr.  .(St) , in  mehrere  Etagen 

unb  ginanjminifter  ernannt,  geriet  er  mit  ber  rabi«  eingeteilted  fflefteü;  Bücherbrett;  Sanbbrettchen  für 

falen  golfethingdmehrheit,  welche  die  jur  Erhöhung  Stippfacpen  ic. 

ber  SBehrfraft  Xänemarfd  (f.  b. , S.  487)  Bedang-  ©tain  ((pr.  «Sn»),  Stabt  im  franj.  Xepart.  fflaad, 
ten  Rrebite  Berweigerte,  balb  in  einen  heftigen  Ron-  ©rronb.  Serbun,  an  ber  Cme  unb  ber  Oftbahn,  hat 
Rift,  ber,  nad)  wiederholter  ©uflöfung  bed  gölte-  eine  Rircpe  aud  bem  13.  unb  15.  3ahrh-,  ein  ftpöned 
tpingd,  E.  nötigte,  feit  1885,  geftüpt  auf  bad  fonfer-  Stabtpaud,  Eotlege  unb  (hod  2840Einw.,  bie  Xopfe- 
uaiiBe  Sanbdtbing,  mit  einem  proBiforifcpen  Budget  rei,  Scbcrci,  gabrifation  Bon  ©efergeräten  unb  ©iep. 
unb  proBiforifcp  erlaffen en  ©efejen  ju  regieren.  Erft  panbel  treiben.  — E.  (lat.  Stagnum)  fommt  fepon 
uaep  ©ollenbung  ber  ©efeftigung  flopenpagend  warb  im  7.  Japrp.  Bor  unb  gehörte  lange  3cit  den  ©rafen 
biefer  Ronflift  durch  einen  ©crgleicp  beeubigt,  worauf  unb  gemogen  Bon  ©ar,  bid  ed  ber  griebe  Bon  Spd- 
G.  freiwillig  jurüdtrat  (7.  9Iug.  1894)  unb  im  fon*  wpf  an  Sothringcn  braipte. 
ferBatinen  Sanbdthing,  bem  er  feit  1866  ununter.  ©talicrcn  (franj.),  jur  Schau  audftetlen,  SBaren 
broepen  angepört,  biegührerfdiaft  übernahm,  bafelbft  audlegen;  Einlage  (lur.  .tag»'),  Schauitclluug. 
aber  nidpt  badEntftepen  einer  fonfernatinen  «gronbe«  ©talon  (franj.',  for.  .ans),  bad  SRormalgcmicpt  ober 
Berpinbent  fonnle,  bie  Ende  1900  aud  bem  ©erband  Stonnal.  (Eicp.)  i'iafi,  nacp  bem  alle  SSaße  unb  ©e> 


135 


Ctolon  - 

tnichte  eineB  CanbeS  angefertigt  unb  refp.  rcftifijicrt 
werben;  E.  boitenx,  hinleube  33nl)rung  (f.  b.). 
(StalOK,  ^Juc^ttjengfi , Oefd)äler. 

@talonniercn,  (Gewichte  ober  SRafte  neben;  Eta- 
lonnage,  tüidjgcbüfjr ; Etalonneuc,  Eichnieifter. 

(Stornieren  (franj.),  berjinnen,  mit  3'nnfolie  be» 
legen;  Etamage  (fpt.  -aw>,  Oerjittmtng. 

(^amin(franj.Stanune),  burd)|id)tip,er,  lehtWanb- 
binbenber  Xamenfleiberftoff  mit  10  gäben  auf  1 cm; 
(Barne  Str.  36  jroeifad)  gart  gebre&teä  Kammgarn. 

(Stampe#  (|cr.  etanap'),  Arronbiffcmentshauptftabt 
im  franj.  Tegart.  Seine-et-Difc.  in  einem  fruchtbaren 
Tal , an  bet  3ume,  Rnotenpuntt  ber  OrttanSbahn, 
bat  einen  alten  Turm  (®uinette,  um  1130  erbaut), 
mehrere  intcreffante  alte  Kinhen,  ein  fcf)6neB  Stabt* 
bau«,  eine  Statue  beB  SlaturforfcherS  ©eoffrott  Saint* 
Vilaire,  ein  Hodege  unb  a*ot)  8747  Einm. , bie  (Bar- 
ten* unb  (Semit  jebau,  Kodfpitmerei,  föicterei,  öer* 
berei,  äRafchinenbau  fotoie  (Betreibehanbel  treiben.  — 
E.  (lat.  Stampae)  mit  (einem  Eebiet  mar  urfprflnglich 
föniglidje  Kronbontäne  unb  mürbe  1327  Bon  Karl  IV. 
jut  QJraffcbaft  fomie  1686  burib  granj  L jum  fcer» 

f)tum  erhoben,  baS  er  feiner  (Beliebten  Slnna  Bon 
ffeleu  ((.  unten)  Berlieb.  Slacbbem  ei  1666  an  bie 
one  jurüefgef  aden  mar,  fibenlte  tS  1598  Heinrich  IV. 
feiner  (Beliebten  ©abriede  b'ditrieS,  beren  'Jlachtom- 
men  töerjoge  Bon  Oenböme)  bis  jum  lobe  bcS  $er* 
jogB  Submig  Sofeph  (1712)  im  öeftp  Bon  ®.  blieben, 
morauf  eB  mieber  an  bie  Krone  fteL  3n  E.  mürben 
mehrere  Konjile  (1092,  1130  unb  1247)  gehalten. 
Sgl.  be  SRontronb,  Essais  hutoriqnes  sur  la 
Tille  d’fi.  (gtampefl  1836 — 37,  2 Obe.). 

(Stampe#  (|pr.  etanäp’,  EftampeS),  Anna  Bon 
Oiffeleu,  fierjogin  Bon,  Tochter  AntonB  Bon 
SReubcm , geb.  um  1608,  geft.  1676,  feit  1626  bie 
einflufjmebe  SRaitreffe  granj'  L . König«  Bon  granb 
reidj.  1636  Berbeiratete  ftc  ber  König  jum  Schein  an 
3ean  be  Oroffe  unb  Berlieb  ihr  baB  ^erjoghim  6. 
Vabjüchtig  unb  ränlefüdjtig,  übte  fie  einen  (ehr  Ber* 
berblidjen  Einflug.  3bre  Ciferjucht  gegen  Tiana 
Bon  OoitierB,  bte  (Beliebte  be«  Dauphin#,  bewog  fie, 
biefem  in  ber  Oerfon  beB  £>erjogS  non  OrltanB  einen 
(Brgner  aufuifteden,  moburib  feof  unb  Staat  in  jmei 
Parteien  geipalten  mürben,  Stad)  bem  Xobegranj'I. 
1547  mürbe  fte  auf  ihre  (Bitter  Bermiefen  unb  trat  jeer 
jur  reformierten  Studie  aber.  Ogi.  0-  OariB,  fitu- 
deo  sur  Frangois  I,  Ob.  2 (Oar.  1885). 

Stang  (fraiu.),  bie  groben  SSSafferftäd)«  (btangs 
salfes)  an  ber  Sfib*  unb  Seftfüfte  Bon  granfreid) 
(Sangueboc  unb  ©aScogne),  fladbe,  mit  Kaffer  be* 
bedte  Oertiefungen  Bon  bebeutenbem  gläd)euraum. 
Sie  fbtb  meift  burd)  Seine  Küftenflitffe  entftanben, 
nur  burd)  fibmale  'Dämme  nom  SReer  gef d)icben,  mit 
bem  fte  gemöbnlidj  burd)  einen  Kanal  ober  eine  fjlufi* 
münbuttg  jufantmenhängett,  oft  faljig,  ähnlich  bnt 
italieniftben  ÜRaremmcn  unb  Sagunen. 

(Staple#  (fpr.  etapo,  Stabt  im  fram.  (Deport.  0«S* 
be-GalaiS,  Vlrronb.  SRontreuil,  am  SRünbungSbufen 
ber  dandje,  Uber  bie  eine  500  m lange  Orüde  führt, 
unroeit  beB  Kanals,  Knotenpunft  ber  Slorbbahn,  bat 
einen  oerfanbeten  Olafen,  Seebab  unb  asoi)  4580 
Einm.,  bie  PorjugSmeife  gifcherei  unb  Schiffbau  be- 
treiben. — §ier  lam  3.9too.  1492  ein  griebe  jwifdjen 
Englanb  unb  grantreitb  juftanbe.  3n  ber  Ulahe  auf* 
gefunbene  antife  Oaurtfle  hält  man  für  Spuren  beB 
goHo-römiftben  Quentovicus. 

(Stoppe  (franj.,  p.  beutftben  »Stapel«,  bähet  ur* 
iprünglid)  fooicl  roie  Stapelplan,  Karemtieberlage), 
mtarfdhftation  ober^alteplap  bet  SRilitärtranäporten. 


- Stoppe. 

3nXeutjd)lanö  ift  baB  ® t a p p e n m e f en  geregelt  burdj 
bie  KrlegBetappenorbnung  ootn  14.  SRai  1902  unb 
bie  Otilitäreifenbabnorbnung  nom  18.  San.  1899. 
®B  fotl  bie  rüdmiirtigen  Oerßinbungen  ber  operieren» 
ben  Ormee  mit  ber  Heimat  jur  ^eranjiebung  beB 
Siatbftbubeä  aller  Oebürfniffe  für  bie  ülnnee  fomie 
für  bie  3urttdfübrung  Pon  Kranlen,  Oenounbeten, 
Kriegsgefangenen,  Kriegsbeute  ic.  aufretbt  erhalten, 
für  bie  Unterbringung  unb  Oerpflegung  ber  ju  unb 
Bon  ber  Onnee  jjebenben  0«fonen  roie  aud)  für  bie 
Erhaltung  unbSicbeningberOerbinbungSlinien,  ber 
jperfteHung  unb  ben  Oetrieb  flüchtiger  (Sifrnbabnen 
innerhalb  beB  befehlen  feinbltchen  (BebietB  unb  für 
bie  Oertnaltung  beB  Icptern  Sorge  tragen.  (DaSStap* 
penmefen  wirb  Bon  einem ©eneralinfpefteur  beB  (Stop- 
pen* unb  SifenbahnmefenB  ((Generalleutnant)  gelei« 
teL  Shmllnb unter) teilt: a)bie®tappeninfpeftio* 
nen,  beren  je  eine  für  iebe  felbftäitbig  operieren  be 
2tmiee  ernannt  mirb,  b)  ber  Sljef  beB  gelbeifenbahn* 
mefenS,  c)  ber  (Beneralintenbant  ber  Ütrmee  als  Chef 
beB  gelbintenbanturtoefenS , d)  bie  Chefs  beB  gelb* 
fanitätswefend  unb  e)  ber  gtappentelegrappie,  f)  beB 
gelbpoftmefenS,  alfo  alle  ben  'liertetir,  bie  Oermal* 
tung  unb  Krantenpflege  leitenben  Oepörben.  (Die 
Oarbereitungen  flnb  mt  grieben  fo  getroffen,  ba|  ber 
ganje  Apparat  mit  ber  SJobilmadiung  feine  Xätig* 
feit  beginnen  fanit.  3"  iebem  Vlrmcetorodbcreid)  tfl 
ein  gtappenanfangSort,  ber  eine  Hauptbahn» 
(tation  ift,  beftitnmt  ®ort  werben  bie  bem  Armee- 
torpd  nachjufilhrenben  ZranBporte  aefammelt,  bie 
jurüeffehrenben  jerteilt.  Oon  ba  gegen  fie  nach  ber 
auf  feber  jur  Armee  f ührenben  Oahnltnie  beftimmten 
Sammelftation,  Pon  mo  bie  auS  ben  Berf^iebe- 
nen  KorpSbejirten  jufammenftiegenben  Transporte 
in  ganjen3ügen  nad)  bemKrtegSfchauplah  abgefanbt 
werben.  DcrOaljnbctrieb  enbetimßtappenbaupt 
ort,  mo  bie  Oerteilung  unb  Abfenbung  ber  ju  unb 
Bon  ber  Armee  gehenben  Oerionen  unb  (Güter  erfolgt, 
unb  Bon  mo  (Stappenftragen,  auf  biefen  burd). 
fchnittlich  ade  brei  Meilen  Etappenorte  mit  einer 
(Stappenfommanbantur,  ju  ben  AnneeforpS  an- 
gelegt merbtn. 

Tic  Etappenfnfpeftionen  haben  ähnliche  Organifa? 
tionen  mie  bie  (BeneralfomntanboS,  eS  gehören  ju  ihnen 
ein  Shef  beB  Stabes,  Abjutanten,  gelbgenbarmerie- 
affigier,  (J  tappen  > 3n  tenb  an  t,  -ffieneralarjt.  - Aubiteur. 
-lelegraphenbireftor.Anneepoftbireftor.Cberrofiarjt, 
gelbjahlmeitter  unb  jur  Übermachung  ber  Oebölfe- 
rung,  ber  Oreffe  ic.  ein  3iBtlBermaliuttg»beamter. 
3hre  auSführenben  Organe  finb  bie  (Stappenfom- 
ntanbanturen;  fie  haben  ben  ganjen  TurchgangSoer* 
fehr  Pon  unb  au  ber  Armee  ju  ocrmitteln,  für  bie 
Sicherung  berOertehrSroecie  unbXelegraphenanlagen 
ju  forgen,  fiajarette,  OferbcbcpotS,  Wtagajme  ic.  ein- 
jurichten,  auch  für  bie  Oerteibigung  beB  (xutppenorts, 
für  bie  Unterbrüdung  Pon  Aufftänben  in  ihrem  Oe- 
rei^  mie  für  bie  pohjeiliche  Drbnung  in  bemfelben 
Sorge  ju  tragen,  ju  melchem  3®"*  <hntn  Selbgen- 
barmen  unb  bie  Sefa|una  beB  Ctappenortä,  bie 
Stappentruppen,  jur  Oerfügung  flehen.  3hnen 
liegt  ferner  bie  Unterbringung  itnb  Oerpflegung  ber 
Truppen  in  ihrem  Oereich  ob,  moju  Etappen- 
magajine  burch  3ntenbanten  unb  Etappenlaja- 
rette  burch  ben  Etappenarjt  eingerichtet  merben. 
Oahnhöfe  an  ben  Etappenorten  erhalten  in  ber  Siegel 
befonbere  OahnhofSfommanbanten,  benot  bie  Oer- 
pflegung burchpaffterenber  Truppen  jufädt.  Ogi. 
Ott,  TaS  KriegSetappenmefen  beB  TSeutlchcn  SieiipS 
(SRüntp.  1896).  — Tie  Slömer  befaßen  ein  fehr  ent- 


136 


Ctappetibelcgierter  — Gter. 

Wideltcä  unb  WoplorgamfierteäGtappenWefen ; an  ben  Etat-major  (fron}.,  ipt.ets.maMfc),  SRegimentl»tc. 
uorsüglicßcn  £>ccrflraßen  fdicintn  bi«  9J(  an  f i on  eä,  Stab  (f.  b.);  fi.-m.  gänferal,  ©eneralilab. 
btt  im  ©oftBerlepr  $>auplftationen  mit  SHacptquarticr  Etatmäßiger  Stabäoffijier,  bei  jcbem  SRegi» 
bilbelen,  aiäGtappenortefürbiemarfcßierenbrnXrup»  ment  ber  Stabäofjijicr  (Dberpfeutnant  ober  SJJajor 
beit  gebient  ju  paben.  ©reußett  patte  bor  1866  jur  »beim  Stabe«),  ber  fein  Bataillon  ic.  bat  unb  jur 
©erbinbuitg  feiner  getrennten  ©rouinjeu  bitrd)  fiatt»  Sertretungu.  Unterftügung  beä  ©cgünentäfomman- 
ttober  unbJpeffcn  Gtappcnjtraßen  unb  Gtappenlom»  beitrö  in  ScrWaitungäangelegenpetten  beftintmt  ift. 
manbanturen  in  $eräfelb,  ijjilbeäpeim  unb  raeglar-  Etats-Gbneraux  (franj.,  fpr.  eta44m«e),  f.  ®e» 
Öfterreid)  pat  für  feine  Sruppemunrfdie  tut  grie»  ncralftaaten. 

ben  in  feinen  SRarfcproutenBerjeitpniffen  ein  baä  Ptatua  (3 1 a tb a) , £>auptort  beä  gleidjnamigen 
ganje  Slanb  umfaffenbeä  Steg  mit  Etappenorten  auf»  Xifiriftä  (4353  qkm  mit  liest]  727,629  Eintu.)  in  Der 
gefteUt.  3m  Stiege  liegt  baä  Gtappemoefen  in  ben  XioirtonVlgraberbritifcp»mb.92orbweflproBmjen,  an 
igättben  ber  -Slrmeeintenban»«,  ber  jweiten  Abteilung  ber  Xftßamtta  unb  ber  ©apn  Wgra-Satfutta,  bat  eilt 
beb  ?irmeepauptquartier§,  bie  ftd)  toicber  in  je  eine  in  SRuinen  Itegenbeä  gort,  eine  grojjc  SUiofcpee,  einen 
tWilitär»  unb  ©erwaltungä-tlbtcilung  giiebert.  bodjpeitigen  §inbutcinpel  unb  (isst)  38,793  Gittw., 
GinSRangcliftbicXrennungberGifenbapnBomGtap*  bie  lebbaften  feanbel  mit  Butter,  Baumwolle,  Ol- 
penwefen.  grattfreitb  pat  fein  Gtappcnwefen  itad)  faaten,  ©ctreibe  treiben. 

1871in  allemSBefentlitpen  flrcttg  nad)  beuifcpemSRu»  Gtajiämuä , bie  Pon  Graämuä  entpfoblette  unb 
fter organiftert ; inSRußlanb  ift  neuerbingä(foWeiteä  jept  faft  überall  gebräudjlitbe  ©uäfpracße  best  SUtgric» 
bie  eigenartigen  Serpältniffe  ber  ntfftfcpen  ärtnee  ge»  eßtfepen , monad)  bie  ©uepftaben  einfad)  ben  ent fpre» 
flatteiObaäfelbcgeftpepen.Sgl.'üRilitäreifenbapnwefen.  djenben  Bucpftaben  ber  SJIutterfpracpe  beä  Ceruenben 
Ptappctibc  legiert  er,  Beauftragter  beä  faifer*  gemäß  gefproepen  werben,  alfo  aud)  ber  ftebentefflud) 
lieben  Rommiffarb  unb  SJtililärinfpefteurä  ber  frei«  ftabe  beä  Vllppabetä  (Gta)  wie  6.  ©gl.  Stnjiämuä. 
toilligen  ftr an fen pflege,  ber  einer  ftrantentranäport»  Gtajiften,  ©npänger  ber  Graämifcpeit  tluäfpraepe 
fomtitiffton  beigegeben  wirb,  um  bie  SKitroirfung  ber  ber  aligrietpifdien  Spracpe.  S.  ®rietpifd)e  Spratpe. 
freiwilligen  Jfranfeitpflcge  bei  ber  GBatuation  uttb  betn  Et  cetera  (lat.,  meift  abgefürjt  etc.  obertc.),  »unb 

oauitäiabienft  auf  ber  Gtappenfiraße  ja  regeln.  Gr  baS  übrige«,  cntfpretpcnb  »unb  fo  weiter«, 
ift  ein  bireftcr  Untergebener  beä  ©rmecbelegierten.  Of'tciflttoir  (franj.,  fpr.  etänjöür),  ©uälöfcper,  ein 
(?tappenftraf)en,  f.  Etappe.  ' Sbjdtbütcßen,  baä  über  bie  fiitptflamme  geftülpt  wirb, 

CNapptntiertrag,  ©ertrag  über  Ginrfiumtmg  um  fie  auäjulBftßen.  Xaitad)  fatiriftp : »L'ordre  de 
cincä  Xurcpjugärecptä  (f.  b.)  für  Xruppcn,  einer  l’fiteigpoir*  (»Orben  ber  Xunfelmntper« ) , Bejcicp» 
Gtappenftraße  (f.  Gtappe).  nutta  für  ben  3efuiteitorben. 

©tat  (franj.,  fpr.  ta,  o.  lat  etatus),  Stanb,  3u»  (sten,  Sceftabt  im  peruan.  Xepart.  Sambapaque, 
ftanb;  Staat  (baper  Gtatärat  — Staatärat);  befon»  unter  6’  67'  ttbrbl.  ©r.,  Sluägangäpuult  ber  Bapn 
berä  aberSoraitfcpIag  betGinnapntenunbSluägabcn,  naep  gerrenafe,  mit  eifernem  wlolo  unb  aess)  3000 
namentlicp  im  Staatä»  unb  Öcmeinbepauäpalt,  alfo  Ginw.,  bat  lebpaften  $>anbel  unb  gieditinbuftrie. 
gleitpbcbeulcnb  mit  ©ubget  (Staatäpanäpaltäetat,  Gtenoarb  (franj. , fpr.  etaimMr) , Stattbarte, 
ginanjetat).  Gtatmäfiig  peißt  bemnaep  baä,  Wad  (ftcogtamui  (grieep.),  foBiel  wie  Gpronogramttt 
mit  ben  angenommenen  geflfegungen  übereinftimmt,  (f.  b.). 

außeretatmäßig,  Waä  ttitpt  im  G.  Borgefepen  ift.  ©tcMleS,  Soptt  beäDbipuäunbbcr3orafte, Bru- 
GineGtatäübcrftpreilung  pnbetftatt,  wenntuepr  ber  beä  ©olpneifeä,  Bcratüaßte  burd)  ben  Brudj  beä 
auägegeben  Wirb,  alä  im  G.  für  ben  betreffen  ben  3wed  ©ertragä,  mit  bem  ©ruber  jnbrlid)  abwecpielublpeben 
Borgefepen  war.  Gtatifierung  peißt  bie  Wufnapme  ju  regieren,  biefen  ju  ber  ©nftiftung  beä  3uflcä  bet 
Bon  ©uägaben  in  ben  bleibenben  G.  ®cr  orbent»  Sieben  gegen  Stieben  (f.  b.)  unb  fiel  im  3weifatitpf 
ließe  G.,  im  (Seaenfag  jum  außerorbentlidjen,  mitipm.  Sein  Sfatßfolgcr  war  fein  Sopn  fiaobantaS, 
ift  berjenige,  ber  bie  orbentlidjen,  b.  p.  bie  regelmäßig  ber  juerft  unter  Rreonä  ©ormunbftpaft  regierte, 
(anjäprlitß)  wieberfeprenben  Ginnapnten  unb  91uä»  ©tcoftftßon  (grietp.),  f.  Gprononramni. 
gaben  nadjweift.  S) a u p t e t a t ift  ber  fftmllitpe  91  tW»  <?tcfien  (gried).,  »jjapreäwinbe«),  bie  aUjäprlitß 

gaben  uttb  Giunapmen  in  £>auptrubriten  jufammen»  regelmäßig  wepenben  fommerlitßen  Slorbwittbe  beä 
faffenbe  G.,  Spejialetat  ber  ins  einjelne  gepenbe  Ägäif(penälteereä,biepeitereä,trodneä33etterbringen. 
befonbereG.cinjelner3weige  bcrBerwallung,  wieber  (ftcj  (|pr.  «tat»),  Wntoinc,  franj.  Bilbpauer,  ©ia- 
Slilitärctat  (f. ©ubget).  9!uf  benVlugfterbeetat  1er,  Vlrdntelt  unb  Sdjriftfteller , geb.  20.  ÜRärj  1808 
tommen,  foBiel  wie  auäfterben , eingepen,  nitfit  fort»  in  ©ariä,  geft.  16.  3uli  1888  in  GpaBiüe  bei  ©arid, 
beftepen  foüen.  Sgl.  ©ubget  unb  Jromptabilität.  — patte  ®upatp,  ©rabter,  3ngreä  unb  Xuban  ju  2cp< 
3m  ©i’ilitärwefen  ftnb  für  bie  Stopfftärte  ber  Xrup»  rem  unb  erpielt  1829  für  einen  flerbenbcn  S>qajintp 
penteile  Gtatäftärfen  (Sollftnrte)  al«  gricbenä»  ben  jweilett  ©reig  unb  ein  jweijäprigeä  fReifefltpen» 
unb  Slriegäetat  Bon  Dfpjieren,  Unteroffijieren,  biunt  nacp  gtalicn.  Ginc  toloffale  Gruppe  beä  Rain 
SRannftpaften,  ©ferbettte.  feftgefegt.  XicSerpßegung  (Salon  1833)  fanb  foldjen  Beifall,  baß  ipnt  bie  9luä' 
ber Xruppen ift burdp einen  griebenä-unb  Rriegä-  fiibntng  jWeier  Slcliefä  für  ben  Are  de  l'ßtoile,  ben 
nerpf  legungäetat  geregelt,  gür  bie  ©eftänbe  an  ©Jtberftanb  beä  franjöfiftpen  Solle«  gegen  bieSUiier» 
tSnjfen,  ©hmtüoit,  ©eneibmtgäftüden,  gelbgeräl  tc.  len  1814  unb  bengriebett  Bon  1815  barftcüenb,  über- 
gibt eä  befonbere  Gtatä.  Gtatäpreife  fegen  bie  tragen  würbe.  3mSalonlS41  braepte  tpm  ein fflrab» 
ibrettje  feft,  über  Welche  bie  Stoßen  bei  Befdjaffun»  mai®<ricaultä  baäffreuj  berGprenlcgion  ein.  Seine 
gennitpt  pinauägepen  biitfen.  übrigen  imuptwerte  ftnb:  ^tero  uttb  Seanber,  tm 

_ Etat , 1’,  (fest  mol  (franj. , fpr.  ittd  Jä  mttii,  »ber  STOufeunt  ju  Gacn ; Slattfa  Bon  Staflilien,  ttn  ©tufeum 
Staat  bin  itp«),  angeblicß  ©uäfpntcß  üubwigä  XIV.  ju  ©erfailtcä;  ber  peil,  ©uguftin,  in  ber  ftirdjc  Ste.» 
13.  “tlpril  1656  Bor  bem  ©arifer  ©arlamcnt.  ©gl.  SRabeleine  ju  ©arid;  bie  «epiffbriitpigen,  Warmor- 
tllejanbrc,  Le  mitsbe  de  la  conversation«,  8b.  1,  gruppe  (1867);  Xettlitinl  Bon  3ngreä  für  SRontau- 
S.  293  (4.  «uß.,  ©ar.  1902).  San.  9Uä  2RaIer  fultiBierle  er  baä  Bilbniä  unb  baä 


137 


Gt^clberi  — ©fjif. 


©efhidjtdbilb  in  6l,  ?(nunr«n  unb  PaileD.  Vlld  9lr- 
hitelt  füßrte  crmeßrcre  ©rabmonumente  aud.  ßroer- 
öffenilihte:  »Cours  äleinentaire  de  dessin«  (3.Wufl., 
Par.  1 859) ; btograpßifhe  Schriften  über  probier  unb 
über  Wrt)  Scßeffer  (beibe  1859);  •Beaux-arts.  Dix 
legons  enr  le  dessin  appliqud  aux  arte  et  4 l'in- 
ilu.-trie«  (1861);  -I.es Souvenirs d'un  artiate«  (1877, 
Wahtrag  1878);  »Les  trois  tombeaux  de  Gdricault« 
(1885). 

CNßelbcrt  (&ti)f  Ibert).  König  Bon  Stent  660— 
016,  Bfrmäßlt  mit  Berta,  ber  Johtrr  best  granfen- 
fönigd  Eßaribert,  naßm  597  mit  nieten  feiner  Unter- 
tanen bad  El)riftentum  an  unb  erfannte  ben  nom 
Vapft®regor  b.  ®r.  gefanbten  SDJifflonar  fiuguftinud 
ald  erften  Erjbtihof  non  Canterburt)  an. 

©tbelfleba  (Ätßelfleba),  JocßterVIlfrcbd  b.@r. 
mib  Sdiweftor  Ebuarba  beb  allem  (f.  Ebuarb  1),  ©e- 
maljlin  bed  Ealborman  Et^elreb  btm  URercia,  Ieiftete 
ihrem  Brubcr  burd)  Jeilnaßme  am  Kriege  gegen  bie 
SiaUifev  unb  (Säuen  wcfentlicße  Jienfte,  beteiligte  bie 
tnidhtigften  Bunfte  bed  Sianbed,  (egte  neue  Stabte  an 
unb  lieft  bie  oerroüfteten  roieberauibauen.  Wndrihrem 
lobe  (wahrfcßrinlid)  918)  hob  Ebuarb  bie  befonbere 
Weaicrung  non  SRercia  auf. 

Ortbeliamuel  (aried)),  bie  Wnfhauung,  natf]  Wei- 
ther ber  SSiUe  bie  ©runbfraft  ber  Seele  i|t;  ngl.  So- 
luntartömuä. 

Crthclrcb  (Sltßelreb),  1)  ß.  I.,  König  non  Eng- 
lanb  860 — 871,  fätnpfle  imqlücflih  gegen  bie  Janen, 
bie  in  Oftangeln  feiten  guß  gefaßt  unb  ftd)  $orIS 
unb  Siottinghamd  bemächtigt  hatten , unb  ftarb  an 
einer  im  Kampf  erhaltmen  SBunbe  23.  9lpri(  871. 

2)  E.  n.,  »ber  Unberatene«,  König  non  Englanb 
978—1016.  Unter  feinet  fhwadjen  Wegierung  hatte 
bad  Weid)  beftänbig  burd)  bie  Verheerungen  ber  War- 
mannen  ju  leiben , non  benen  er  Bergcbcnd  bauern» 
ben  ^rieben  ju  laufen  fueftte.  3ugleidj  griffen  Still- 
für  ber  ©roßen  unb  ©efe|jloftgieit  um  ftd)-  Wächtern 
E.  bie  Sthmefter  bees  normnnnifci)en  §erjogd  3ti- 
tharbll.,  Emma,  geheiratet  hatte,  befdjloft  er,  ftd)  Bon 
ben  geinben  burd)  Verrat  ju  befreien,  unb  befahl,  in 
ber  3iad)t  nom  13.  WoB.  1002  fämtlithe  in  Englanb 
befinblithe  Janen  ju  ermorben.  Sie  golge  bnnon 
Waren  neue  Einfälle  ber  Janen  unter  Röntg  Snen, 
nor  bem  E.  juletit  1014  in  bie  Wormanbie  flüd)lete. 
Wad)  Soend  Jobe  jurüdgefehrt,  nertrieh  er  beffen 
Sohn  Knut  auf  furje  3rit,  ftarb  aber  in  erneutem 
Kampf  gegen  ihn  23.  31pri(  1016  (f.  Ebutunb  3). 

Gtbclftaii  (9t th  elftan),  König  Bon  Englanb  feit 
925,  ßbuarbd  bed  altem  Sohn,  geft.  27.  Olt.  940, 
twang  bie  fcltiftften  Briten  in  SSaled,  feine  Obetberr» 
feßaft  anjuerfennm,  unb  beftegte  937  in  ber  Schlathl 
BonSrunanburg  bieWormannen.  Eine  feiner  Sthwe* 
ftem,  Ebitha,  War  bie  erfte  ÖemablinCttod  b.  ®r.  Bon 
Jeutfchlanb,  anbre  heirateten  &ugo  b.  ®r.,  Jicrjog 
Bongranrien,  unbRart  berEinjiilttge  Bon  grattfreid). 

G'tbcltuolf  (Ätljelwulf),  König  Bon  33c  ff  er 
unb  Hent,  geft.  858,  folgte  839  feinem  Vater  Egbert, 
bratpte  851  ben  Janen,  nadjbem  fit  Sonbon  unb 
Eanterburt)  jerftört  hatten,  bei  Ctflct)  in  Surret)  eint 
blutige  Wicberlage  bei.  Seinen  Sohn  üllfrcb  ließ  er 
burd)  Leo  IV.  in  Wom  falben ; er  felbft  machte  855 
eine  Pilgerfahrt  nad)  Wom,  überhäufte  bie  Kirchen 
mit  ©efhenfett  unb  fteüte  in  SRom  bie  »Schule  ber 
Sathfen«  wieber  her.  31uf  ber  Wücffeljr  heiratete  er 
856  Kartd  beb  Sohlen  Jocbter  3ubitf). 

Sicuä,  f.  iiUhicuä  öfter. 

it  (o.  gried).  Cthos,  »Ebarafter,  ©efimtung«) 
heißt  nadh  Wnftoteled  ber  3®etg  ber  Vh^ofophie,  ber 


' ftd)  mit  ber  Vetratütmtg  beb  menfdjiid)m  Stallend 
unb  fcanbelnd,  infofem  cd  einer  Stertbeurteilung 
lmteriiegt,  befdjäftigt  (gicid)bebcutenb  ftnb  bie  9iuö- 
brüdepraltifd)eober®f  oralphilofophie).  Saß- 
renb  bieVfpthologie  nad)  ben  natürlichen  Wefeßeti 
fragt,  welche  bie  SBiBcndtätigfeit  beßerrfchen,  ßanbeit 
eä  fteß  in  ber  ß.  um  bie  Vorjcßriften  ober  Wornten, 
benen  biefeibe  folgen  muß,  um  Billigung  ju  firn 
ben.  Jie  ß.  ift  atfo  nicht.  Wie  jene,  eine  erflärenbe 
(erpülatiBe),  fonbem  eine  normatiBeSBiffenfchaft  unb 
in  biefer  fthtftdjt  atn  uächflm  Berwanot  ber  fiogif, 
bie  man  bidweilen  and)  bie  ß.  beü  Jenfenä  genannt 
hat.  Jod)  befiehl  babei  ber  große  Unterfd)icb  .jwifdjen 
beiben,  baß  bie  Vomcen  beä  richtigen  Jentenä  ftd) 
and  iebent  beliebigen  Jentaft  unfeßwer  abftrahieren 
lagen,  unb  baß  ihre  Verbinblid)feit  Bon  jebem  aner- 
lannt  wirb,  wfihtenb  Wonnen  beü  richtigen  Süollcnä 
(bie  Sittengef e jie),  tuic  bie  ßntwidelung  berSSif- 
fenfehaft  gejeigt  hat , nicht  fo  Ieid)t  ju  pnben  unb  ge- 
gen ,'jiBcifel  Biel  fcßWercr  fcdierjufielleit  ftnb.  3etgt 
itod)  ber  ßüdjtigfie  llmblic!  in  ber  Otef<hid)tc  unb  Völ- 
ferlunbe,  baß  bie  Urteile  über  baä,  was  gut  ober 
böfe,  lobend-  ober  tabcludwert  fei,  ju  Berfchie- 
benen  3eiten  unb  an  Berfebiebencn  Ortat  fehr  uer» 
fdßieben  lauten,  fo  baß  fogar  ber  3>»eifel  qeredtifertigt 
ift,  ob  ed  überhaupt  allgemeine  Wonnen,  ein  allgemein 
gültiged  fittlid)ed  fjbecil  gibt.  Jer  Ethifer  tnuß  alfo 
Bor  allem  aud  betn  reid'jen  Jatiad)enmaterial,  bad 
bie  Siltm-,  Weligiond-  unb  3fed)tdgefd)id)te,..bie  fin- 
thropoiogie  unb  VöUertunbe  liefern,  einen  Überblid 
über  bie  ganje  SRannigfaliigleit  ftttlidter  ?lnfd)auun- 
gen,  bie  ber  menfd)ltd)e  ®cift  jemals  erjeugt  hat, 
ju  gewimtm  fud)ett.  Erft  auf  ®runb  biefer  hifto» 
rifdjen  Vorarbeit  fann  bie  weitere  Vlufgabe  an- 
1 egriffen  werben:  bie  allgemeinen  Vrinsipictt 
crauSjufiedm,  auf  bie  fid)  bie  unmittelbaren  unb 
bie  mittelbaren  (in  ber  lonfreten  ®eftaitung  ber  gor- 
men  menfcftliefter  Scbendgemeinfdjafl  ftth  betunben- 
ben)  Äußerungen  bed  fütlichen  ©eifted  jurütfführen 
laffen.  3"  britter  2inie  ift  mblid)  bie  {frage  ttad) 
SS  c f e n unb  U r f p r u n g ber  ftttlid)en  Wonnen  ju  be- 
antworten;  ftnb  biefe,  bad  ift  biegraae,  bemmenfeh- 
lid)en  (Seift  Bon  Watur  innewohnende  (angebome, 
apriorifche)  3beale,  wie  ber  eti)ifd)e  Vprioridmud 
behauptet,  ober  finb  fie  ßrgebniffe  ber  aeiitigen  Ent- 
widelung  berltienfdibeit.  wie  ber  e t h t f he  E m P i r i S - 
utud  will;  ift  bad  Sittliche  ein  Wudftuß  bed  inbtBi- 
buellen  ©eifted  unb  in  ben  ötefeßen  bedfclbm  begrünbel 
(ethifeßer  3nbioibuaiidiuud),  ober  ift  ed  nur 
nerftanblich  ald  Äußerung  bed  (bie  einjeinen  tintfaf- 
fenben)  ©efamtgeifted  (ethifeßer  UniBerfalid* 
rnud)?  So  weit  reicht  bie  theoretifdje  ß. ; erfl  auf 
®runb  berfclhen  fann  ein  halthared  ©ebaube  ber 
praftifeßenß. errichtet  Werben,  welche  bie  ald  richtig 
erfannien  etßifhm  Vrimipim  in  ein  Stiftern  bringt 
unb  aud  benfelbcn  Vorfcßriften  für  bie  einjeinen  fpe 
rietlen  SebenSgebiete  unb  Lebenslagen  eniwiddl.  jie 
Väbagogif,  bie  SRedjt«-  unb  Staatdwiffenfcßaft  ent- 
lehnen ber  allgemeinen,  pt)ilofopl)ifd)en  E.  einen  Jeil 
ihrer  Soraudfeßungen,  abet  auch  auf  bad  fittlidje 
fieben  felbft  haben  bie  Ergebniffe  bed  ethifd)en  Wad)- 
bmfend  oiclfacß  eingewirlt(man  benfe  an  ben  Einfluß 
Kantd  unb  gichled'auf  bie  Erneuerung  bed  fittlid)en 
©eifted  in  Jeutfchlanb),  obwohl  im  allgemeinen  ju  be- 
achten bleibt,  baß  bie  Begriffe  bed  SitUicßcn  unb  Un- 
fittlidjen  burd)  bie  E.nicßt  gefdjaffen,  fonbem  Borgefun- 
ben  unb  nur  beleuchtet  unb  WciterenIWicfeit  werben. 

31  Id  bie  Anfänge  einer  praftifeßen  E.  fann  man  bie 
oereinjcltcn  Sprühe  auffaffen,  in  benen  bie  Lebend* 


138 


(bie  pßilofopßifcßen  SJtoralfßfteme). 

Weiäßeit  beä  Bolfeä  ißren  Auäbrud  fuctjt  (bie  Sprühe  bung  ab  unb  berufen  iieß  auf  eine  unbebingt  anjuer« 
ber  »fieben  ®ei[en«  ©riceßenlanbä).  Bei  bent  großen  fenneube  Autorität.  _Die$  gejeßießt  j.  B.  in  ber 
Ginfluß,  ben  bie  religiöfen  Anfeßnuungett  in  ber  3«'  religiöfen  ®.,  Wetcße  bic  Sittengebote  alä  ©ebote  ®ot- 
gettb  berSölfer  auf  baa  ganje  Sehen  mutjiben,  ift  eO  tesj  anfiebt,  bie  alb  folcßc,  alfo  gan.j  abgefeben  Bon 
fein  SSunbcr,  baft  bie  flttticqen  ©runbfäjje  anfäng-  ißremjjnßalt,  jum©eßorfam  Berpflteßten ; ßättc  beü* 
lieb  immer  mit  jenen  Berfnflpft  finb,  unb  baft  bie  alte*  ßalb  ©ott,  fo  behauptet  ganj  folgerichtig  ber  Scßola- 
[tcn3tiiammcnftclIungenetßifeßer0eboteBonbcngro*  jtiferffi.  ».  Occatn,  anbre  ©ebote  gegeben,  fo  müßten 
ßcn  Seligionäftiftem  ijerrüßren  (SRofeä,  83  u b b ß a,  mir  oielleicbt  baß,  Wa8  jefjt  »gut«  Beifet,  »böfe«  nen- 
3 a r a t ß u [t  r a).  Der  Bcgrünber  ber  eigentlich  Buffen»  neu  unb  umgefehrt.  ®äßrenb  bie  Starte  ber  autori« 
jcßaftlicßcn  G.  ift  Sofrateä,  ber  im  ©egenfajje  jtt  tatioen  ®.  barin  liegt,  baß  fte  über  ben  unbebingt 
ben  Sopßiften  (f.  b.),  bie  alle  Begriffe  unb  befonberä  Berpflicßtcnbcn  ©ßaralter  ber  Sittengefcße  eine 
bie  Bon  »gut«  unb  »böfe«  für  fubjeftiB  unb  loilltür-  geroiffe  Sedjenfcßaft  gibt,  haben  bic  autonomen  St)» 
(ich  ertlärten,  bie  ©runbforberungen  ber  Sittlicßfeit  gerne  ben  Borjug,  baß  fte  ben  3nßalt  berfelben  ju 
au3  ber  menfthlithett  Senumft  heraus  ju  cntmidcln  begrünben  tuchen  Der  Subämoniämuä  (f.  b.) 
fuchte.  ®äßrenb  nun  mit  Sotratcä  bie  Gtßdcr  beä  betrachtet  aI8  ben  legten  3wed,  mit  Siüctiidjt  auf  wel« 
gricchifchen  Altertumä  im  allgemeinen  bie  fittlichen  chen  alle  Sonnen  be8  {tanbelnä  ju  rechtfertigen  finb, 
©ebote  a!8  burch  bie  natürlichen  Begehungen  ber  bie  ©lücfieligteit  unb  jtoar  entweber  al8  GgoiSmuä 
USenftßen  jueinanber  begrttnbete  unb  bie  futlichen  (f.  b.)  lebiglich  bie  eigne,  ober  a!8  Utilitari8mu8 
3wedc  als  im  irbifeßen  Sehen  ju  errcicßenbe  anfaßen  (f.  b.)  bie  ber  ©efanttßeit.  3hm  fleht  gegenüber  bet 
(natürliche,  Jbumane  ®.),  fo  treten  bod)  bereits  ®Bolutioni8mu8,  ber  entroeber  a!8  tnbioibuel« 
bei  ©latem  bie  Reime  jener  Auffaffung  ßeruor.  Welche  ler  ®uolutioni3mu8  bie  eigne  Beruotttommnung  ober 
bie  crflem  auSbergugehörigteitbeoKenfchenjueintr  at8  unioerfcller  SoolutioniSmuS  ben  gortfeßritt 
übernatürlichen  ®elt  ahlcitet  unb  bieleßtemalScrflin  bc8  ©anjen  als  ©nbjrocd  ßinftellt.  Säßrenb  ber  6u» 
einem  hößem  (überirbifcßeu)Seben  ju  oerluirtlicßenbe  bämoniSmuä  außer  in  ber  antifen  ßauptfäcßlich  m 
ßinftedt  (übernatürliche  ®.).  3n  bet  eßti  ft  ließen  ber  neuern  englifcßen  ©ßilofopßie  jur  Auäbilbung 
®.  beS  HRittelaltcrä  (am  biefe  mit  ben  religiöfen  An«  gelangt  ift,  tuurbe  ber  SootutioniSmuS  bureß  Seibnig 
feßauungen  be8ffißrifientum8  eng  BerfnüpftcSicßtung  begrünbet.  3ebe3®efen  ftrebt,  ißm  jufolge,  ber  Botl- 
jur  Bollen  Gntroidelung  (Augußinuä,  DßotttaS  Bon  fommenßeit  entgegen;  ben  ßöcßften  ©rao  berfelben 
Aquino).  Der  unBcrtennbarc  SRangcl  berfelben  liegt  erreichen,  ßeijjt  oie  ßöcßiie  Dugcitb  unb  jualeicß  ba8 
barin,  baß  fie  leicßt  jur  Balligen  Bernaißläffigung  ßöcßflc  ©lüd  erlangen.  Schon  Sefftng  unb  Ipcrber, 
ber  unmittelbaren  fittlicßen  Aufgaben  beS  irbifeßen  Sc-  ßauptfäcßlich  jebodj  gießte,  Segel,  Scßleierntacßcr  unb 
bcnS  (Öeitflucht)  unb  bureß  bie  feßarfe  ®ntgegenftel-  Rraufe  erweiterten  ben  inbioibucUcn  ®Bolutioni3mu8 
lung  ber  finnließen  unb  überftnnücßcn  Seite  berSKen-  jutn  uninerfeUen : baä  3«!  ber  fittlicßcn  Gntwtdelung 
feßennatur  für  unfruchtbaren  AStcfe  filßrt.  3n  bei-  wirb  nießt  im  Scben  beS  einzelnen  erreicht,  fonbem 
berlei  Stinficßt  ftimnit  bie  cßriftlicße  6.  mit  ber  beS  fällt  mit  bem  ber  Seltentwideluug  jufammen  unb 
BubbßtSmuS  (f.  b.)  unb^ber  an  biefen  fteß  anleßnen»  befteßt  bei  Sicßte  unb  Scßleiermatßer  baritt,  baß  bie 
ben  peffimiftifeßen  ®.  ScßopcnßauerS  überein.  3"  »ßttlidje  ffieltorbitung«  jutn  Sieg  über  bie  Statur' 
ber  Sieujcit  mürbe,  juerft  bureß  Bacon  unb  Spinoja,  orbnung,  bei  Siegel  barin,  baß  bte  Seltucmunft  in 
bie  ®.  wicber  auf  ißre  natürlichen  fflrunblagen  jurüd-  ber  ©efeßießte  jur  Gntfaltung  gelangt ; aueß  bei  Scßo • 
geführt  unb  Bon  ber  Religion  unabhängig  gemaeßt.  penßaucr  mib  fiartmann  tritt  ber  ©BolutioniSmuS 
An  ben  erftem  feßließt  fuß  bie  ganje  Beiße  ber  hoch-  ßeruor . nur  baß  ßier  ba8  Sttbjiel  ber  ®utwidelung 
bebeutfanten  englifdjcn  ©tßiler  an,  welche  bie  fficfeitä-  nießt  als  Seufcßöpfung,  fonbem  alä  Benticßtung  (beO 
beftimmung  be8  Sittlichen  Borwiegcnb  auf  entpiri-  SStllenS  juttt  Seben)  gebaeßt  wirb, 
feßem  SBege  (au6  ber  Betrachtung  beä  menfeßließen  31'  hejug  auf  bie  SÖtotioe  be8  üttlicßen SianbelnS 
SebenS  unb  feiner  Bebingungen)  ui  gewinnen  fueß-  unterfeßetben  fief)  Bor  allem  bie  Sßfteme,  mcldje  biefe 
len  (S»obbe8,  Sode,  SßafteSburb,  Ab.  Srnitß,  Sncme,  SKotioe  in  ber  Erfenntniä  fucßen,(Berftanbe8- 
Bcntßam,  SJliK,  Spencer),  an  ben  leßlern  bie  Seihe  ober  Bernunftmoral),  Bon  bcneit,  bie  auf  Af- 
ber  fpe(u lat ioen  Gtßiler,  bie  ben  Begriff  beä  Sitt-  fette  unb  Xriebe  jurüdgeßen  (ffief ri  ß 18 m oral) 
ließen  au8  bem  3ufammenßang  ißrer  allgemeinen  Scßon  SofrateS  bejeießnete  bic  richtige  ßrfcnntniS  als 
(mctapßßfifcßeu)iliicltanjci)auunq  juenlwideluiucßten  bie  Quelle  ber  Sittlicßieit,  ebenfo  Wtrb  bei  ben  fpehi- 
(Seibnij,  Raut,  ijicßte,  Segel,  Scßleieratacßer,  Scßo«  latioen  ®tßi(cm  ber  neuem  3eit  ba8  ctßifcße Serßal- 
penßauer,  B.  Sartmann).  ten  al8  au8  her  richtigen  (pßilofopßifcßen)  ©infießt 

Die  pßilofopßifcßen  SWoralfßfteme  laffen  ßerBorgeßettb  gebaeßt,  unb  aueß  bei  Rant  ift  eä  bie 
Fuß  nach  }Wei  ©eficßtäpunlten  einteilen:  1)  mit  Süd-  »Bemunft« , Welcße  bie  (Erfüllung  beä  Sittengefeßeä 
fießt  auf  ißre  Annahmen  über  ben  (objcftioen)  ® t unb  gebietet.  Bor  allem  aber  ßaben  S>obbe8,  Sode  unb 
unb  3»cd  ber  fttttidßen  Sormen,  2)  mit  Südftcßt  Bentßam  behauptet,  baß  bie  oerftänbige  Überlegung 
auf  bie  (fubjeftioen)  SRotiBe,  auf  bie  fte  ba8  ftttlicße  (Seflejion)  ben 3Ren[cßen  baju  führen  ntüffe,  fieß nießt 
Stanbclit  be8  einjelnen  jurüdfüßren  ; baneben  (ommt  bureß  bie  Jiüdfidjt  auf  bie  unmittelbare  Euft  unb  Un- 
noeß  ber  ©egenfaß  in  Betracht,  ber  in  bejttg  auf  ben  luft  leiten  ju  laffen,  fonbem  ben  gegenwärtigen  (lei- 
©mnb  ber  fittltcßen  SSertfeßäßung  ber  S>anb>  nerttöcnuß  bem  juliinftigen  größem  ju  opfern  unb 
lungen  befteßt,  ob  nämtieß  biefelbe  abßiiugig  gemaeßt  im  woßloerftanbenen  eignen  3ntereffe  aueß  ben  3n" 
wirb  Bott  bem  Bcrßälhtiä  ber  Stanblung  ju  ben  leß-  tereffen  anbrer  ju  bienen.  Dagegen  ttaßm  Sßaf tes- 
ten fittlicßcn  3medcn  ober  bon  benSRotiuen  berfelben.  burß  neben  ben  Bon  jenen  allein  anerfannten  egoifti- 
3n  erftercr  S'nficßt  finb  Bor  allem  bie  Saupifontten  jeßen  Drieben  im  Ulccnfcßen  einen  ebenfo  urfprüng» 
ber  autoritatiuen  (ßeteronomen)  unb  ber  auto«  ließen  jojialen  Dricb  an,  wäßrenb Sutcßefon, Smitß 
notnen  Sßfteme  ju  unterfeßeiben.  Säßrenb  bie  leß*  unb  {tunte  in  bem  fflrunbgefüßl  ber  Stjmpatßie 
tem  fieß  anßeifcßig  maeßen,  bie  Sittengebote  nlä  gol-  bie  Quelle  Ftttlicßer  Staublungen  faßen.  Die  neuem 
gerungen  cincä  atlgemeinen  ©rinjipS  abjuleitm  uttb  englifcßen  Gtßifer  ßaben  ben  Stanbpunft  beä  »reflel- 
lie  alfo  ju  begrünben,  Weifen  jene  jebe  Begrün-  tierenben  GgoiSmuä«  bureßgeßenbä  aufgegeben  unb 


GtJ)ifotf)CoIogie 

nehmen  eine  STCitwitfung  Bon  etbifdjen  9Iffcften  unb  j 
ineben  neben  ber  Bemünftigen  Erwägung  an  (ellji- 
icber  91ttruidmud),  aber  fte  betrauten  biefelben 
ni<6t  als  urjprünglicb  gegebene,  tonbern  ald  gewor- 
bene , unb  yonr  fudjt  ©rill  biefelben  ald  Ergcbniffe 
ber  bureb  bie  Ergebung  bewirken  JSbeenBerfnüpfun- 
gen , Spencer  ald  oererble  Sefultate  ber  91npaffung 
bed  einzelnen  an  bad  3ufamtnenleben  mit  anbem  jü 
erflären.  Ebaraftcriftijcb  für  bie  Entwictelunq  ber  6. 
in  ber  ©egenwart  finb  einmal  bie  uon  ber  öe  feil» 
ichaft  für  etbifebe  Ruit ur  (f. Gtt)if(be Bewegung) 
geförbertcit  Bemühungen  um  eine  Bon  bogmattfeben 
(tbeologifeben  unb  pbtlofopbifeben)  Boraudfepungen 
rmabbängige  oolldtümlicbe  oittenlepre,  bann  bad 
Sicberenan<ben  bed  alle  fittlidjen  Sonnen  leugnen- 
ben  etbii<ben  SfeptijidntuS  (Siepfdjc , f.  b.). 

9118  vuuptroerfe  aud  ber  etljifcbcn  Literatur  ftnb  ju 
nennen:  ftantd  »ftrüif  ber  praftifeben  Bemunft«, 
Siebtes  unb  Sdjleietmaeberd  »Sittenlebrc«, 
Schopenhauers  »gunbamente  ber  E«;  SKill, 
SadSüßlidirrit6pringip(»®einmmeItc93er!c«.bcutfd) 
Bonöomperj,  Bb.l,  Beipj.  1869);  Spencer.Dataof 
ethics  (Brnib.  1879);  Serielbe,  The  principles  of 
ethics  (baf.  1892  — 93,  2 Bbe.;  beibc  98erfe  beutfd) 
non  ©etter,  Stuttg.);  ©aulfen,  Softem  ber  E.  (6. 
9tufl.,  Berl.  1903, 2 Bbe.);  SBunbt,  Eibit-  Eine  Un» 
terfudjung  ber  Xatfad|en  unb  ©efepe  bed  fittlirben  Be- 
bend (3. Buff.,  Stuttg.  1903, 2 93be.) ; 0.  fcartmann, 
©fjänomenologie  bed  fittlirben  ©ewußtfeind  (2.  9lufl., 
Beipj.  1886);  3d)uppe,  ©nenbjünc  ber  E.  imb 
Seefjtdpb'lofopbie(©redl.  1881);  Sünna,  Smnbbucb 
ber  menfdilidj*  natürlichen  Sittenlebre  (Berl.  1899); 
X.  91  ch  e l i 8 . Etbit (Beipj.  1898, Sammlung ©öfeben) ; 
Bippd,  Sie  ctbiidjen  ©runbfragen  (Bwnib.  1899); 
Regler,  ®efd)id)te  ber  E.  (©omi  u.  Strafib.  1881 
bid  1892,  Sb.  1 u.  2);  3obl,  fflefd)idile  ber  E.  in  ber 
ncuent  ©bilofopbie  (Stuttg.  1882  — 89,  2 ©be). 

(?tbifotbeologic  fqricrtj.),  inberflantfeben©biIo« 
iopbic  ©ejcirbnung  für  bie  »auf  bie  Sittenlebre  ba- 
uerte flebre  Bon  ©ott«,  im  ©egenfape  jur  ©f)t)filo- 
tbeologie  (f.  b.),  bie  ben  ©tauben  an  ©ott  aud  ber 
3»erfmäfeigteit  ber  Sahir  berleitet.  Jtant  nannte  in 
biefem  Sinne  bad  Xafein  ©atted  ein  ©oftulat  ber 
praftiiiben  ©ernunft,  infofem  man  badfclbcjroar  nicht 
eigentlid)  beweiien  fbnne,  aber  aud  fittlidjen  ©ritnben 
baran  feftbalten  müffe. 

('  tbifrtj,  jur Etpif  (f.b.)  gehörig,  barauf berubenb. 

Of-thtfdK  iöcttjcgung.  Seit  ben  1860er  fahren 
jeigt  ftdj  in  Sorbamerifa.  Englanb  unb  Seutfdjlanb 
mehr  ober  ntmber  lebhaft  bad  Streben,  bie  Etbit  non 
ber  Seligion  miiglidjft  lodjulöfcn  unb  fie  felbfliinbig 
;u  ma<ben.  Sie  ©etnegung  bat  in  Sorbamerifa  an- 
gefangen  unb  bängt  mit  unitariieben  ©eftrebungen 
jufammen.  Ed  tnurbe  eine  Free  Religious  Associa- 
tion qebilbet,  fpäter  ottinicfelten  fid)  baraud  eine  9ln- 
;abt  Societics  for  Ethical  Culture,  wobei  ed  Bor« 
nebmlid)  barauf  anfam,  baß  ber  ©laube  an  ben  per» 
iiinlidjen  ©ott  triebt  oerlangt  Würbe,  Saebbem  in 
Bonbon  eine  foldje  Sereinigung  gegrflnbet  worben 
war,  bilbete  öd)  ht  Berlin  namentlich  unter  Seitung 
bed  ©rofefford  ber9I)tronomie  5 iS  r ft  er  unb  beä©ro- 
fefford  ber  ©bilofopbie  ©eorgB.©ijl}cfi  bieSeulfdje 
© efettfebaft  füretbifebe  ff  ultur,  an  bie  ficb  Un- 
terabteilungen in  anbem  beutfdjen  Stäbten  angliebem 
tollten,  aua)  j.  X.  angegliebert  haben.  Siefe  ©efell- 
idbaften  fepen  fid)  befonberd  flutn  3»ecf  bie©flcge  etlji» 
icber  Rultur,  bie  man  beftimmt  als  einen  3uftanb  ber 
©credjtigreit,3Babrbaftigfeit,3Renf<blicbfeitunbgegen- 
feitiger  wdjtuitg,  unb  jwar  [oll  biefe  ©flege  ijaupt- 


— ©t^nijtSmuS.  ‘ 139 

I fachlich  bureb  Unterricht  ftattpnben,  ber  feine  Sücfftdjt 
nimmt  auf  bie  fpalteitben  religiöfen  Sogmen.  Ju 
biefer  Sichtung  ftnb  befonberd  in  91mcrita  begeifterte 
9Inbänger  ber  etpffeben  Jtuitur  tätig  gewefen.  9Ud 
folcbe  ftnb  beroorjuheben : SBittiam  wlndmtire  Sat- 
ter, ber  ftdp  namentlich  bureb  feine  Sorlefungen  über 
»Sie  Seligion  ber  Uioral-  (beutfeb  Bon  ©.  o.  ©ijtjcfi, 
Beipj.  1885)  befannt  gemacht  bat.  Er  gebt  Bon  Jfant 
aud,  betont  febr  ftarf  beffen  ©flicbtbegriff , fept  aber 
an  Stelle  ber  Seligion,  bie  fo  aut  wie  aufgehoben 
wirb,  bie  ©udflbung  ber  ©tenidjcnlicbe;  rtbter, 
ber  über  »SKoralunterridit  brr  ftinber«  (überfept  non 
@.  B.  fflijtjcti,  ©erf.  1894)  gefebrieben  bat;  ber  Eng- 
länber  Stanton  Eoit,  Bon  bem  »Sie  etbifebe  Bewe- 
gung in  ber  Seligion«  (beutfeb  Bon  ®.  B.  ©ijbcfi,  baf. 
1890)  berrübrt.  J(n  Seuticblanb  finb  für  biefe  Sich- 
tung Bor  anbem  tätig  außer  ben  beiben  fdjon  oben 
genannten:  ber  Sobn  bed  ©rofefford  fförfter,  ff.  9B. 
ftürilcr,  9luauft  Söring,  fferbinanb  Sönnied,  ffriebr. 
3obl,  Xfjeobalb  3>'flt'r-  Sobanned  Uirolb,  otjne  in 

! ihren  3'elen  recht  einig  ju  fein.  91ucb  ift  bie  ganje 
Bewegung  in  ben  teplen  Jahren,  namcntlidj  nach 
bem  Sobe  ©ijpcfid  (1896),  in  9lbnabme,  Wad  bamit 
jufammenbängen  mag,  baß  bie  fojialen  fragen  mehr 
unb  mehr  in  ben  Borbergrunb  treten.  Bon  3''*' 
febriften  treten  für  bie  e.  B.  ein:  bie  »SRitteilungen 
ber  Seutfcben  ©efcüfcbaft  für  etbifebe  Kultur«  (Berl. 
1894  —95)  unb  bie  -Stbiicbe  Sultur.  SSodienfdjrift 
für  fojial-etbifcbe  Sefonnon«,  nach  bem  Jobe  bed 
crfteit  iperaudgeberd,  B.  ©ijbeti,  weiter  rebigiert  omi 
ff  98.  Sortier,  fpäter  Ban  ©enjig  unb  Jfrdnenbcrg. 
jti  91mcri(a  ift  bie  Sichtung  Bertrcten  bureb  bie  3eit« 
febriften:  »The  Open  Court« , »The  Monist« , auch 
bureb  »International  Journal  of  Ethics*.  Sgl.  Sei* 
bet , Sie  Seligion  unb  ihr  Sedjt  gegenüber  bem  mo< 
bemen  SRoralidmud  (§atle  1891);  Brafd).  Sie 
3iele  ber  etbifeben  Bewegung  (Beipj.  1 893) ; 5R  o u 1 e t, 
Le  monvement  äthique  (beutfeb  non  ©enjig:  »©io- 
niere  bed  fittlidjen  ffortfcbrittd« , Berl.  1902). 

Ethmoideum  (sc.  os),  bad  Sieb-  ober  Siedjbein, 
f.  Sehäbel. 

@tbnardp  (grieeb.),  Solfdberrfcber,  Xitel  einedfian  - 
bedfiirilen,  ber  eine  frembe  Oberbobeil  anerfeimt,  wie 
ber  ©iaöabäer  Simon  unb  anbre  jübifdje  Segcnten ; 
bann  auch  ein  orientalifetjer  ©roBinjialftattbalter. 
Etbnardjie,  ©roninj  eine-3  Etbitarchen. 

Etbnike  Hetalrla  {Kthixr}  ’Kiauna,  »Satio- 
naloerein«),  ein  panbenemfeher Serein,  ber  1896  nach 
bem  ©fuiler  ber  ©biltfer  (f.  b.)  grgrünbet  Würbe, 
um  bie  Sadje  bedB>eIIenentumS  außerhalb  bedSönig- 
reiebd  ju  förbem.  Sie  unterftüpte  bie  9Iuffiänbtfcbeit 
in  Sfreta  unb  brachte  bort  ben  offenen  Stampf  1897 
Wieber  jum  ©udbrneb.  Sabcr  traten  bie  meiflen  ©rie- 
chen, bie  ben  monatlichen  Beitrag  non  2 Sracbmen 
erfebwingen  fonnten,  namentlich  Biefe  Offijiere,  ber 
E.  H.  bet  Sie  geheime  Oberleitung  fammclte  1897 
au4  in Xbcffalieit  unb  Epirud  greifdtarett  unb  rühmte 
ffeb,  ben  ©ufftanb  ber  ©riechen  in  SRatebonien,  Spi- 
rad  unb  auf  ben  Jnfeln  fo  Borbereitet  ju  haben,  baß 
er  beimErftbfinrn  grie^ifcberXruppcn  an  ber  @ren;e 
überall  audbreeben  werbe.  Jnt  91pnl  1897  ilberfdjrit 
len  bie  greifebaren  auch  bie  mafebonifebe  ©renje  unb 
oeranlaßten  baburd)  bett  ©udbrueb  bed  Shrieged  mit 
ber  Xürfei.  Ser  oerbeißene  9Iufftanb  brach  ober  nicht 
aud.  oielmebr  eroberten  bie  Xiirfen  Xbeffalien. 

ßtbnijidmud  (griedj  ),  öeibetttum,  ©taube  an 
mehrere  göttliche  Siefen;  Etbniter.  fteibe;  ctb • 
nifcb,  berbnifdj  (Weit  bei  ben  cbriflticben  Scbriftftel» 
lern  bed  ©iittelatterd  ade  Sicbtcbriften  unb  91idjtjuben 


140 


©tfynograp^iie  — ©tiolement. 

BorjugSrueife  StlinC,  lat.  gentes,  «Söller  , Reiften);  j (Slpril  1872)  in  beutfdjdiberalem  Sinne  6i8ju  feinem 
bann  aber  aud):  BollSeigentümlid),  BotBerjieljlid),  lobe  tpeitcrfütjrte. 

.Böltifch*.  8)  Budjbruderf amilie , f.  Eftienne. 

©thnograpljic  (gried).,  »BöIIerbefd)rcibung«),  4)  Bictor  3ofepj),  fram.  Schriftftcller,  f.  3<>utj. 
befdjreibenbe  Söltcrtunbe,  fcf)ilbcrt  bie  ncrfd)iebcnen  (Stilette  (frang.Stiquette),  bieBn»  oberSufidjrift 
Shilturoerbältniffe  bcS  3J!cnfd)en.  SSeitereS  f.  Söller,  an  etloaS  (an  Bflanjen  in  botanifdjen  ©arten.  ßeiba» 
funbe.  rien  auf  Borgellnn,  Brettchen  ober  SDietnllblättcben, 

©tbnoIogic(grie<b.,  •SBIIerlebre*),  Bergleidjenbe  an  ßanbelSmaven  :c,),  bient  bei  SBaren  teils  jur  Ser» 
Söllerfunbe,  lneidjc  bie  Urfachen  ber  Bcrfdjicbeit.  ftbönerung  ber  äußern  BuSftattung,  teil?  baju,  bie 
beiten  in  ben  KuIturOerbältniffen  bcS  2Jlenfd)en»  Spare  31t  rennjeid)nen,  inSbef.  bie  fjirnta  beb  fliefe» 
gcfdilcdjtS  erforfdjt.  SBeitercS  f.  Söllertunbe.  ranten  fbmboltfd)  ait.jugeben.  3m  lebtem  [fall  ift 

©tbologic  (6tI)ograpbie , gried).), Sdjilberung  9iad)abmung  unb  URtgbraud)  ber  gefejlitb  gefihfifeten 
beb  KbarattcrS  einer  tperfon,  ber  Sitten  unb  ©cbräudje  E.  eines  gabritanten  ober  Kaufmanns  in  deutfd)lanb 
eine?  Solle?.  unb  in  grantreid)  ftrafbar  (f.  Sabril,  unb  ßanbelS» 

©tftoä  (gried).),  Sitte,  Gljaralter,  bie  einem  tDIcn-  (eichen).  ferner  Berftebt  man  unter  6.  ben  auf  Bielen 
fdjen  eintDogncnbe,  bleibenbeSrt  unb  SPeife  beä  Sunä  Soren  befeftigten  tlcincn  3ettcl,  roorauf  »urOricntie 
unb  8enef|menä.  rung  beä  ©cfdjäftäperfonalS  Ein«  unb  BerlaufSpreiS 

©tienne,  1)  EbarleSQuillaumc,  bramatiidier  in  fahlen  oberKbiffren  angegeben  ift;  anSelbpalcten 
unb  pDtilifd)er  Sd)riftfteller,  geb.  6.  3an.  1778  in  bieSlngabeberSJiünsforten  unb  beä  barin  befinblieben 
Gbantouillet)  (Obermaate),  geft.  13.  SKätj  1845  in  Betrags;  enblid)  beit  3nbegriff  ber  b«rfömmlid)en 
Sariä,  (am  1798  nadj  Baris,  mar  suerft  alä  Sud)-  [formen  unb  ©cbröudje  ber  Bontebmen  ©efeüfc^aft, 
haltet  tätia,  bannSelretärunbfReifebegleiter  besser-  befonbcrS  an  ßöfen  (ßofetilette);  f.  3eroiumic0. 
jogS  Bon  Baffano,  mürbe  bann  unter  bem  ßaiierreid)  ©tifettieren  (frans-),  mit  einer  Stilette  (f.  b.)  Ber- 

3«tfor  unbüljefrcbaltcur  beS  »Journal  de  l’Empirc*  ©til,  tatarifdjer  Slamc  ber  SPolga.  [fegen. 

imbSfiadjfolqerSSmlnarbS  alSEbef  beSBrcfjburtauS  Et  in  Arcadia  ego  (lat.,  >flud)  td)  inSIrlabien«), 
unb  1811  SÄitglicb  ber  Sltabcmie.  Unter  ber  SReftait«  urfpritnglicb  Snfdjrift  eine?  ©rabbilgelS  auf  einem 
ration  fiel  er  in  Ungnabc  unb  mürbe  fogar  aus  ber  fianbfifinflSgemälbe  3licolaSSoufjinS(Vlbbilbung  bei 
Vlfabemie  geflogen ; er  nahm  Bon  nun  an  feinen  Bl«t>  ®»  ®ie  Kunft  ber  ?i'nd)blüte  in  3talieit  unb 

in  ben  Seihen  ber  Dppofition,  mürbe  Sebatteur  beS  Spanien,  S.  126,  Seipj.  1900);  mürbe  Bon  ©oetbe 
»Constjtutionnel«  unb  fthrieb  eine  Stenge  ber  geift»  feiner  »Stalienifdben  Seife«  als  SÖIotto  BorangefteUi. 
i'eidjflen  unb  roipigftentlrtiW,  befonbcrS  bie  »Lettres  erhielt  aber  feine  ^Popularität  jumeift  burd)  Schillers 
sur  Paris«.  1822  unb  1827  erfjielt  er  ein  SHanbat  ©ebidjt  »SReftgnation«,  baSmitben  ©orten  beginnt: 
alä  (Deputierter  unbmarbberpopulärfteunbgefeiertfte  »Sud)  id)  mar  in  Slrtabien  geboren«. 

Kämpfer  für  potitifdjen  SiberaliSmuS ; 1829  mürbe  ©tiolement  (frans-,  lrr-  eilotmäns,  Stiolieren, 
er  mieber  in  bie  Slabemie  aufgenommen  unb  trat  fo»  Sergeilen,  Serfpillerung  ber  S f 1 a n j e n), 
gleich  alä  ©egner  ber  romantifehen  Schule  auf;  1830  RranfheitSuiftanb  berSflansen,  ber  bei  längenn  Sev. 
üerfapte  er  bie  Wbreffe  ber  22i  deputierten,  bereu  meilen  im  dtinlel  ober  ßalbounlel  eintritt.  diefonft 
Sroteftation  bie  3u!iret)oluticm  Beranlapte;  1839  grünen  Seile  bleiben  bleich  ober  gelblich,  bie  Stengel 
roarb  er  sum  ?air  erhoben.  Schon  fein  erfteS  Sufi»  fihiejjen  in  bie  Sänge,  ftnb  babei  bünn  unb  fchmäd)« 
fpiel:  »Le  reve«  (1799),  nod)  meljr  »Lajeune  femme  lidh,  bie  Blätter  belomnten  längere  unb  biinne  Stiele, 
culfire«  (1804)  unb  »Brueys  ct  Palaprat«  (1807)  ihre  Blattflä^e  aber  erreicht  bei  meitetn  nicht  bie  nor« 
legen  3eu9niä  ab  non  feiner  Bhantnne  unb  [einer  male  fflröjie  unb  bleibt  oft  sufammengeroUt  ober  ge* 
ftunft  im  Dlufbau  ber  ßanblung.  711S  Stachfolger  fallet  mie  in  ber  Sfnofpenlage.  die(£hlorophh(tIömei 
SKoliereS  aber  jeigte  er  fid)  in  »Les  deui  gendres«  ftnb  smar  in  ihrer  [form  norhanben,  aber  bur<h 
(1810),  bem  beften  Suftfpiel  aus  ber  3rit  beS  Kaifer«  (Stiolin  gelblich  gefärbt,  ba  ber  grüne  Sarbftoff,  baS 
reiih?.  ©eringfiigige  tlnliange  biefer  Äomöbie  an  ein  tthlorophpH,  nur  am  Sidjt  entftcht.  da  nun  baS 
Stüd  beS  17.  3ahrh-:  »Conaxa,  ou  les  gendres  ©Ijtoropfn) CI  für  bie  Ernährung  ber  Bflanje  unent* 
äupO-s« , Bermidelten  E.  in  einen  literarifdjen  Streit,  behrlich  ift,  fo  geht  eine  etiolierte  fl  an  je  311  ©runbe, 
ben  feine  Bielen  Sleiber  unb  bie  heimlichen  geinbe  bcS  fobalb  bie  anfangs  fchon  in  ihr  Borljanben  gemefenen, 
KaiferrcithS  emftg  3U  fd)üren  mufelett.  dagegen  hot  in  Bilbungäuorgängen  biSponibeln  organtfehen  Ber» 
er  mit  feinen  Keinen  Romöbieit,  BaubcBißeS,  Dperet»  binbungen  aufgesehrt  ftnb.  SBirb  eine  etioHerte i!f(anje 
ten  unb  geerien  tmtner  gro&e  Erfolge  ertielt;  feine  Bor  Eintritt  btcfeS  3eitpuntteS  mieber  anS  Sid)t  ge» 
Opern  »Cendrillon«  (1810)  unb  » Joconde«  (1814)  fept,  fo  ergrünt  fte  in  furser  3«it,  mirb  baburd)  fähig, 
entsüdten  gang  Baris.  Bon  feinen  übrigen  Schriften  fid)  regelmäßig  ju  ernähren , unb  ihre  meitern  Bit» 
ermähnen  mir  bie  »Histoiredu  thftltrefranpiis.etc.«  bimgSBorgänge  fiuben  bann  in  normaler  Seife  ftatt. 
(Bar.  1802, 4 Bbe.).  Seine  »ffiuvres«  gab  W.  gran-  die  Dünne  unb  f(hmäd)ltd)c  Befd)affenheit  uergeilter 
jotS  heraus  (Bar.  1846,  4 Bbe.).  Bflanjenteile  ift  surüd(ufüi)ren  auf  eine  Sdimäthung 

2)  tDlidjael,  ofterreich.  Soumalift,  geb.  21.  Sept.  ber  Bfffmilation  infolge  beä  EithtmangelS,  mobei  bie 
1827  in  SSicn,  geft.  29.  Bprit  1879,  begann  feine  Bilbung  Bon  Slohleljtjbraten  foioie  bie  normale  Spal- 
literarifche  Sätigfeit  in  ben  1840er  fuhren  unb  trat  tung  ber Eimeigfioffe  unterbleibt ; aus  lehterer  Urfathe 
1848  als  Bubligift  in  in-  unb  auSlänbifd)en  Sour«  häuft  ftch  Wfparagin  in  ben  Bergeilteit  Bflan, (enteilen 
naleit  auf.  Bon  1850  — 65  lebte  er  in  Boris,  als  an.  Etiolierte  Stengel  unb  Blattfticle  enthalten  m 
ßorrefponbent  für  öfterreid)ifd)e  unb  beutfdje  Blätter  ber  Siiditung  ihrer  dide  meniger  3eKen  als  im  nor» 
tätig.  Bad)  Sie»  surüdgelehrt,  übernahm  er  im  malen  tfuftanb , and)  flnb  bie  SDJembranen  ber  por» 
Bpril  1856  bie  El)efrebaltton  ber  »Buffe«,  Bon  bereu  houhenen  3eßen  meniger  bid  als  fonft.  die  manael» 
Seitung  er  aber  tm SBai  1864 surüdtrat,  um  mit  fei»  hafte  BuSbilbung  ber  ©hoebe  beim  E.  ift  rein  lolal: 
nent  RöUeaen  ilicir  gricblänber  im  September  b.  3-  an  Blättern,  Bon  benen  man  nur  eine  ßälfte  ober  nur 
bie  »Sleue  greie  Buffe«  (f.  b.)  su  begriinben,  bereit  einen  Streifen  Berbuitlelt,  tritt  fte  nur  an  biefen  Siel» 
Oberleitung  E.  nach  hfl»  ßmfeheiben  grieblänberS  len  ein;  bie  übrigen  Seile  beS  Blattes  erlangen  na» 


etioltn  — ©trurien. 


141 


tätliche  Befchaffenheit.  Sie  gplorophtjUbilbung  fann  Etranger(franj.,  fpr.  «ran9we),  grentber,  gremb* 
übrigens  auch  burd)  ungünftige  Semperaturoerhält*  ling;  WuSlanb;  ßtranger  effectif,  3otlauSlanb  (f- 
niffe  fowie  butt!)  'Mangel  an  eilen  unter  ben  Jiäftr-  3ollnieberlagen). 

ftoifen  beeinträchtigt  werben;  f.  SSeiftlaubigfeit.  Etrenne  (fraitg.,  fpr.  ctratt1),  ^anbgelb;  in  ber 

Gtioltn,  ber  gelbe  gfarbftoff,  ber  ftd)  bei  2ichtab<  ffietjrjaljl  (ätrennes)  9feujabrSge[d)enf  (in  granfreid) 
fcfeluB  in  leimenben  iß  flanken  entwidelt,  nadj  ©ring«-  pflegt  ntan  fid)  nidtt  am  HeibnacfttSfeft , (onbem  ju 
beim  eine  aRobififation  be«  GblorophbüS  , iUeujaljr  ju  befepenfcn;  Dgl.  Keujabr);  bafter  livres 

©tiolleS  (fpr.  itisa’),  grau  Don,  f.  ©ompabour.  d'fctrennes,  ®efd)enfbüd)er. 
ßtnal  (nieberlänb.),  bie  roäbrenb  eineSSageSDon  Gtretnt  (fpr.  <ir«d),  Stabt  im  fraitj.  Separt.  9Jie* 
Mittag  bi«  Mittag  Don  einem  Sdjijf  jurüctgclegtc  berfeine,  ©rronb.  2e  oaore,  am  Kanal,  bejfcn  ßiifte 
Strede.  SaS  größte®,  hat  bisher  ber  beutfdje  Samp*  hier  malerifcfte  gelsbilbunqen  enthält,  unb  an  ber 
ferSeutfd)lanb  ber  :jjamburg-©merifa*2inic  mit  550  SBeftbahn , mit  gaUorömifdjen  fflaureften  (©quäbuft 
Seemeilen  gehabt,  gür  Sampfer  rechnet  man  360.  u.  a.),  Kirdfe  au3  bem  11.  u.  13.  gahrfj.,  Seebäbem, 
für  Segelfdnffe  120  Seemeilen  alS  mittleres  Seife*  @.  Raftno,  ©uftemjucht,  gijdjerei  unb  uwn)  1892  ginfo. 
©Ina,  Sultan,  f.  Ätna.  ©tröpol,  Stabt  im  bulgar.  RreiS  Sofia,  650  m 

©tna/Ortin'fäennfhlDanien,®raff<haft9ineghenh,  ü.  SR.,  am  Sorbabfjange  beb  SalfanS  gelegen,  mit 
am  ©lleghent)f(uft,  norböftlidj  Dott  ©ittsburg , mit  <18»8>  3579  ginro.  gn  ber  Sähe  aufgegcbcuc  Eifern  u. 
Haljwert,  Hochofen,  Saline  unb  usoo)  538-1  ®inw.  öleiglanjgruben. — ®.  warb  24.9ioD.  1877  Don  bem 
©togeS  ifpt.etew),  Sorf  im  frang.  Separt.  Warne,  ruff.  ©encral  ©urfo  erobert  unb  rafd)  befeftigt,  Wor* 
©rronb.  Gperuat),  24  km  fübroeftlidj  Don  gpcrnat),  auf  er  25.— 30.  Xej.  ben  gtropol*8alfan  überfdjritt. 
an  ber  Strafte  Don  Ch3lonS*fur*Mame  nach  Mont-  ©trurta,  Sorf  in  Stafforofhire  (gnglanb),  am 
mirail,  mit  cicwi)  490  ginw.  — §ier  erftritt  fid)  14.  j ®ranb  Srun!*ßanal,  neuerbingS  ber  Stabt  (jaulet) 
gebr.  1814  ©liid)er  ben  SHüdjug  gegen  bie  fran  jöfifdje  einDerleibt,  entftanb  um  bie  berühmte,  Don  Hebgwoob 
Übermacht  unter  Sapoleon.  (f.  b.)  begrünbete  Sonwarenfabrif. 

©ton (Eaton,  fpr.  it-n),  Stabt  in  ©udingbamfhirc  ©trurien  (XuScia,  Don  ben  ©riechen  Stjrrhe  ■ 
(gngfattb),  an  ber  Xbemfe,  SBinbfor  gegenüber,  mit  nia  genannt,  f.  ßarle  beim  ©rt.  »3talia*),2anbfdjait 
ü»oi)3301  ginw.,  ift  berühmt  burd)  baSEtonGol*  auf  ber  meftlidfen  Seite  Don  Wiitelitalien,  Dom  etruS* 
lege,  bie  Domehmfte  2ateinfd)ule  ©raftbritannienS.  fifdien  ©pennin  bis  jum  Xibertal;  im  ©llertunt  ftarf 
Sie  ©nftalt,  1440  Don  Heinrich  VI.  gegrünbet,  er-  beDöltert,  blüfjenb  unb  fmditbar,  tjafenreid),  iraSeflp 
nährt  jeftt  einen  ©ronoft,  einen  SigeproDoft,  15  gel*  einer  alten  unb  eigentümlichen  Kultur  unb  Don  poti* 
lomS,  2 GonbuctS,  70  Ring’«  Scholar«  ober  goun*  tifdjer  ©ebeutung.  Sie  §auptfliijfe  Don  g.  waren  ber 
bationerS  (gtcifchülcr)  unb  eine  ©ngaljl  Don  Unter-  ©rnuS  (ümo),  ber  Glani«  (gfttana),  ein  Sebenfluft 
beamten,  bie  fämtlicb  imEoHegemobnen  unb  teilroeife  beä  über,  unb  bie  Rüftenflüffe  Umbra  (Ombrone), 
beträdftlidfe  ©frünben  beziehen.  Sic  Leitung  ber  ©Ibinia  (©Ibegna),  ©rmenta  (giora)  unb  Warta 
Seftule  ift  einem  Sireftor  (head-mastcr)  anDertraut,  (©uSfluft  beS  ©olfinifdjcn  See«).  Sie  öftlichen,  am 
ber  Dott  50  fiehrern  unterftüftt  wirb.  Sie  Stiftung  guft  beä  Tlpennin  gelegenen  Seile  ftnb  auSgejeichnet 
Derfügt  über  jablreicpe  SUpenbien,  bie  ben  fähigem  burd)  ntilbeS  Klima,  fruchtbaren  ©oben  unb  reiche 
greifd)ülem  ben  ©eiud)  ber  UniDerfitäten  gambribge  ©ewäfferung,  aber  auch  ber  Heften,  bie  jejjt  fogen. 
ober Djcforb  ermöglichen.  Sie greifd)üler  werben  naih  Uiareiumc,  war  ini  Altertum  reich  bebaut.  Sergattje 
einer  ©rüfung  juaelaffen.  Sufter  ihnen  befuchen  bie  füblicfte  Seil  Etruriens  ift  Dulfanifcher  Statur  unb 
Slnjtalt  noch  880  OppibanS,  ben  erften  gamilien  beS  wirb  nur  Don  etnjelnen  Ralfbergen , fo  bem  740  m 
Raubes  angehörig,  bie  bei  ben  Seprem  Wohnen.  h°hen  Sorncte,  burchbrochen.  Sie  jahlreidien,  feffel* 
Schüler  wie  Siebter  tragen  befonbere,  fd)War,jc  Sittei-  artig  eingefdjloffenen  Seen  jener  Begettb,  ber  Sraft- 
bung  (gown  and  eap).  Sie  an  geräumige  Spiel-  menuS  (Sago  bt  ©erugia)  unb  ber  SolfcnienftS  (2ago 
plä  Je  grenjenben  ©ebäube  umgeben  brei  grofte  Ipöfe  bi  ©olfena),  bie  beiben  gröftten,  ferner  ber  EiminiuS 
unb  enthalten  eine  namhafte  ®ibliothef,Speifefäle  unb  (2ago  bi  Sico),  ber  SabattnuS  (2ago  bi  Sraeciano) 
Sohnungen  für  Schüler,  gellows  unb  ©cantte.  ®or  unb  ber  ©abtmamä  (2agobt8ajjano),  füllen  erloidjettc 
ber  fpätgotifchen  fiapelle  ftebt  bie  ©ilbfäule  beSöritn-  unb  eingefiürjtc  Krater.  Vitt  anbem  Stellen  hatte  bie 
ber«.  2pt  ®.  Gotlege  haben  fich  manche  eigentümliche  tuSfijcfte  Safferbaufunft  bie  Seen  burd)  gmiffarien, 
©ebräuche  gebilbet  unb  feit  langem  erhalten,  fo  ba«  bie  burd)  bie  Seiten  ber  ©etge  gebrochen  würben, 
*gaggingfl)ftetn*(f.b.),bie©ootprojeffiouam4.3uni  abgelaffen,  um  baburd)  2anb  für  bie  Kultur  ju  ge- 
unb  anbrer  fogen.  Sport.  ©IS  Shtberer  unb  ßriefet*  Winnen.  Unter ben©obencrjcugniffen®trurienS 
jpieler  flehen  bte  Schüler  Don  in  gan)  Englanb  in  ftnb  befonberS  ju  nennen:  ber  cluftttifche  Spelt  (far), 
Suf.  Sgl.  2pte,  History  of  E.  CoUege  (3.  Stuf!.,  au«  beut  baS  einheimifdje  Siationalaericht , ber  bide 
2onb.  1899);  Euft,  Histnry  of  E.  CoUege  (baf.  Welftbrei  (puls),  bereitet  würbe,  glad)S,®ein  unb  Dl. 
1899);  ©enjon,  Fasti  Etonenses.  Biographical  Set ©pennm lieferte herrlichelnmtenltämme al«©au- 
history  of  E.  (baf.  1900);  ©ronftein,  Siegntwide-  ho[J  ä»  ©opnungen  unb  Schiffen,  fo  baft  Jiom  einen 
lung  ber  hohem  Rnabenfchulett  in  gnglanb  (Warb,  großen  Seil  feines  Sebarf«  aus  ®.  betog.  ©uch  Sieh* 
1897);  D.  Sallwürf,  SaS  höhere  ©ilbungSwefen  fud)t , gifdjfang  unb  $agb  waren  3(ahrungSjweige. 
tn  ©roftbritannien  (in  ScfjmibS  »®efd)id)te  ber  gr*  Son  Wincralten  wurbengifen  auf  bembenaebbar- 
jiebung« , Sb.  5,  2.  Seil,  Stuttg.  1901).  ten  glDa  (®lba),  Rupfer  (bei  Solaterrä)  unb  ftlber» 

©tonn  irren  (franj.),  erftaunen;  e tonn  an  t (fpr.  haUigeS  ©lei  in  graften  Waffen  gewonnen  unb  ju 
«in*),  ftaunenb,  erftaunlich-  feaffen,  Statuen  unb®elb  berarbeitet.  @rft  fpät  be* 

©toufficrcn  (franj.),  erftiden,  bämpfen;  @touf*  nujjt  würben  bagegen  bie  Warntorbrüche  Don  2una, 
f e m e n t c(pr.  -mäit*) , ©tembeflemmung.  Wo  je  Jt  ber  farrari|d)e  Warmor  gewonnen  Wirb.  Sie 

©tonrberie  (fran,;.,  fpr.  oarVn’),  Un6efonnenheit,  nambafteften  Stabte  gtrurien«,  beren  Umfang j.  X. 
unbefonnener  Streid);  etourbieren,  betäuben,  be*  noch  beute  bie  Siejte  ihrer  einft  mächtigen  (fpflopi* 
ftflrgt  machen,  Derblüjfen.  gtourbi,  ein Unbefomtc-  fchen) UmfaffungSmauem  bezeugen,  Waren:  im  nörb» 
ner,  Hilbfang;  giourbiffement,  ©eftürjung.  | liehen  Seil  in  ber  untern  Sliieberung  beS  ©mttS  bie 


142 


Etrurien  (btt  alten  EtruPler). 


alte  öaiibclpftabt  Sßifä,  oberhalb  bei  erft  im  lepten 
3aljrbunbert  btr  römifd)en  Kcpublil  nad)  VluPtrod- 
nung  btr  Sümpfe  angelegten  SJlorentia  bas  fefte 
gäittla  ©iejole;  biefe  brei  urfprünglid)  nicf)t  ju  S. 
gehörig)  unb  int  Oucttgebict  bcs  VIrnuo  ba«  mächtige, 
jugicid)  ben  Übergang  in  baä  libertat  bct)crrfd)cnbe 
Vtrrctium  (Wrejjo)  ; bann  in  SKitteletrurien  Soiaterrä 
(Soltcrra),  itn  Küftenftrid)  ißopulonia,  Shtfcüä  unb 
Setulonia,  auf  ben  Sorpöbcn  beä  Wpennin  (Sortona, 
Berufia  (Serugia)  pod)  über  bem  Itbertal,  baoon 
roeflIid)Eiuriutn(Sbiufi),bcr§errfd)crftpbc«Sorfena, 
unb  fiiblid)  Solfmii  (Solfena);  enblid)  im  S.  Solei 
mit  btr  $>afenftabt  Sofa,  Xarquinii,  Eäre  (Seroetri, 
in  ältefter3eit  Ülgplla,  »iHunbftabt«),  uralte  JtanbclS* 
jtabt  mit  bem  Suxfen  Sprgi , unb  ba«  friit)  jerftörtc 
Seji  (SRuinen  3fola  ganic]e). 

Erft  bic  neuere  3eit  bat  ttiieber  anerfannt,  toelib 
bebeutenbe  ©teile  bie  Strub ter,  bie  fid)  felbft  SRa- 
fennS  genannt  haben,  unter  ben  Söllern  beb  8lter- 
tum«  einnabmen,  obtoobl  man  über  ihren  Urfprung 
noch  niibt  llar  geworben  ift. 

Sott  ber  ctruPtijcpen  Sprache  beitpt  man  japl- 
reiche  Sentmäter,  etwa  7000  3ttfd)riftcn;  ber  um* 
fänglid)fle  lejt  ift  ein  länqercP  Stillt  einer  8ücf)cr* 
roUc,  baä  fid)  unter  ben  SBmbcn  einer  ägt)ptifd)cii 
ÜRitmie  gefunben  bat.  Ein  mit  bem  italifeben  EtruP- 
tifib  nabe  Berwanbtcr  Sialclt  nmrbe  auf  ber  3ufel 
2emnoP  gefprodjen,  ber  burib  jWei  3nfcb elften  (auP 
bem  7. 3al|rb.  O.Ebr.)  oertreten  ift.  Sem  elruPtifchcit 
Ültpbabet  liegt,  Wie  bem  ber  anbent  altitalifdjen 
Stämme,  ba«  griccpiicbe  jugrunbe,  fo  bafj  bic  Scfirng 
ber  3nfcbriftcit  auf  leine  Scbwieriglcitcn  ftöfit.  Ser* 
ftanben  unb  überfept  ift  aber  biß  beute  noch  leine  non 
allen  Sentmälem,  unb  alle  Scrfudjc,  bie  etruPlifd)e 
Spraibe  mit  einer  anbem  bclannten  Sprache  älterer 
ober  neuerer  3eit  inuerwanbtfd)aftlid)eScrbinbungju 
bringen,  finb  bi«  jept  gefibeitert.  3u«bcfonberc  ift ju  be- 
tonen, bap  baoSScnigc,  wo«  man  bi«  jept  über  ben  Sau 
ber  Sprache  feftjuftefien  Uemioibte,  mit  ber  Einnahme, 
fte  gehöre  ju  ben  üibogennanifd)en  Spraiben,  fdjled)- 
lerbtug«  uitoereinbar  ift.  Vlla  eine  nitptinbogcnita« 
nifipe  Sprache  betrachtet  ba«  StruPltfd)e  ueuerbing« 
aud)  S.  Iboinfcn  in  feinen  burebau«  metbobifib  bor* 
gebenben  »Kemarquea  sur  la  parenta  de  la  langue 
i trusque*  (Äopcnp.  1899),  Wo  auf  bie  auffaDeitbe 
Übereinftimmung  einiger  ctruPtifdjer  SlepiottPauP» 
gänge  mit  folihcn  ber  öftlid)en  öruppe  ber  norbtau- 
tafifchcn  Spraiben  pingewiefen  wirb.  Sie  bie  Be- 
ntübuitgcn  mit  bie  Sprache,  fo  haben  bisher  auch  bic 
um  bie  ctpnologifche Stellung  berEtruäler  emfid)crc« 
ober  aud)  nur  wabrfdjeinliibe«  Sefultat  nidjt  ergeben. 
Sgl.  41.  lorp,  Etru«!ifd)e  Beiträge  (üeipj.  1902— 
1903  , 2 $>cfte);  Serfelbe,  Etruält’fdjc  SBonatPbaten 
(Ebriftiania  1902). 

§auptbefd)äftigung  ber  EtruPler  waren  ?I tierbau 
unb  fcaubel  jur  See  unb  ju  fianbe;  ihrer  Energie 
gelang  bic  SluStroetnung  ber  fumpfigeti  Sieberungen 
ihre«  Saitbc« ; zugleich  aber  führte  fie  fchoit  in  fepr 
früher  3eit  ein  iiatibetpiueg  über  bie  Vllpcn  nad)  bem 
Sorben,  unb  auf  bem  dJleccc  waren  fie  nad)  ben  ©rie- 
chen, Sbönitem  unb  Karthagern  ba«  bebeuteitbfte 
tÖanbelPDoll.  3n  ihrem  SriOatleben  tritt  frühzeitig 
Steigung  }u  Somp  in  ßleibung  unb  3nftgnien  per- 
uor,  wie  ja  aud)  Diele« . wa«  ju  Siont  bie  'JJiagiftrate 
aufierlid)  auSjci^netc,  bic  lictorea,  apparitores,  bie 
elfcnbcinemcn  Kuruljeffel,  bic  toga  praetexta,  bie 
VluPftattung  berlriumpbe  Don  ihnen  entlehnt  würbe. 
Sic  alte  berühmte  Xapferfeit  Uerfdjwanb,  (e  mehr  fte 
fid)  ber  SerWeid)litf)ung  unb  Schwelgerei  juwanbteit. 


Sie  ftunft,  Siteratur  unb  ©ötterlepre  bat 
ftd).  Bon  nationalen  Anfängen  auPgebenb,  unter  grie- 
ihifihem  Einflup  cntwidelt,  fid)  aber  Boit  beut  ben 
StruPlent  eignen  nüchternen  unb  fallen  DicaliPmu« 
nicht  frei  machest  tönnen.  Sa«  Setbfiänbigfte  haben 
fte  im  Stäbtebau,  namentlich  in  ben  ©cwölbeit  ge- 
Iciftct  unb  finb  in  ber  Einlage  ber  Käufer  unb  int 
SSaffer-  unb  Sempelbau  bie  Sebrer  ber  Diiimer  ge- 
worben. (äupfübrlidje«  über  bicSautunft  berEtnic- 
ler  f.  im  Srtitel  »Srchiteftur«,  S.  711,  mit  Safcl  IV, 
ffig.  1—11.)  Shee'JRetaüarbciten  waren  ein  gcfd)äpter 
SuPfubrartilel , Schmudiadjen,  wie  auf  ber  Dtürfieitc 
graoierie  Spiegel  (f.  Sbbilbung  leim  Vlrtifel  »Spie- 
gel«) utibSoilettefäftd)cii,f)auPgeräte,  wicSecher  unb 
Kanbelaber,  Säaffcnftüde.  Sagegeit  haben  fie  in  ihren 
Sottgefäfjen  nur  gried)iiche  diiujler  nachgeabml  unb 
finb  tn  ben  übrigen  3Berlen  ber  Slaftit  (f.  Silbbauer- 
funft,  S.  865),  Sctttpcljierben  unb  Sarlopbagett  mit 
figurenreichen  SeiiefP  an  ben  Seiten  au«  gebranntem 
Ion  (f.  lafel  »lenafotten)  unb  au«  Stein,  immer 
plump  unb  berb  geblieben.  3breSBlaIerei,  Bon  berutt« 
an  ben  SSänbcn  ber  öräber  in  larquinii,  Eluftunt, 
Eäre  (f.  b.  mit  Slbbilbung)  u.  a.  O.  jahtreidje  Stoben 
erhalten  ftnb,  hat  fogar  gricd)ifd)e  Stoffe  jurSarfteb 
lung  gebracht.  Seifpicle  etruPtifcher  Jtünftfertigfeit 
f.  auf  beit  lafeln  »Cmamentc  I«  (ffig.  40 — 43), 
-©eiitmen«  ©ig.  3 u.  9),  »Singe«  ©ig.  13 — 15) 
Sa«  bei  ihnen  üblidbe  äRuftfinftrument  war  bic  gric* 
chifche  Slöic.  neben  ber  auf  Settlwälem  auch  bie 
3itbcr  erfdjeint.  öriechtidjc  Schaufpiele  finb,  wie  bie 
Ibcatcr  in  jjäfulä  u.  a.  C.  bezeugen,  entweber  in  ber 
Überfcpung  ober  in  ber  Urfpradje  aufgeführt  wor- 
ben, Wie  beim  aud)  bie  gricchifd)c  Sage  nach'Jlu«. 
loci«  ber  Senfmäler  ihnen  geläufig  gewefen  ift.  Sonft 
erfahren  wir  Bon  einer  nationalen  Siditfunft  liichtP. 
Unter  ben  SSiffcnfdjaften  übten  bie  EtruPler  ipeil- 
funbe,  Piaturlunbe  unb  Sftronontie,  unb  be- 
fonber«  alp  Sirjte  qenoffen  fie  einen  nicht  unbebeu- 
tenbenSuf  bei  ben  ©riechen.  Sie  oon  ihnen  gerühmte 
Shinft  be«  Slafferfinbcn«  ober  SegenlodeitP  (aqttacli- 
cium)  beruhte  offenbar  auf  tieferer  Shtnbc  ber  jfatur. 
3hre  Sr'trechttung  folgte  genauen  ©efepett.  Sie 
beftimntten  ben  Mittfang  be«  läge«  burd)  ben  höchften 
Stanb  ber  Sonne  unb  bebicitten  ftch  witilichcrlRonb- 
monate.  3hr  3ahletift)ftcm  war  ba«  buobcjitnale. 

Vlud)  bic  ©iitterlchre  ber  EtruPler  unterlag 
frühzeitig  griechifdien  Eittflüffen , inbent  man  belle 
itifche  ©ottheiten  teil«  gerabeju  bem  ©ötterlrei«  ber 
EtruPler  cinoerleibte,  wie  baP  j.  ö.  bei  SiotthfoP  ber 
fjall  War,  teil«  biefclben  ben  alten  tuPtifd)en  ©Ottern 
unterfdjob,  woburd)  Bon  mehreren  ber  leptem  ber 
urfprüngliche  Begriff  ganz  Berloren  gegangen  ift. 
3mei  Drbnungen  Bon  ©iiitern  würben  tmterfd)icbeit : 
bie  obern  ober  BcrhüHtcn  ©ottheiten,  bie  3upiter  be- 
fragt, Wenn  er  eine  Seränbcrung  be«  bisherigen  3u< 
itanbe«  burd)  einen  Slip  oerlünben  will,  unb  bie 
3wölfgötter,  bie  3upitcr«  gewöhnlichen  iHat  bilbeit, 
mit  bem  latcinifdjen  Samen  öoiisentes  genannt  81« 
ben  EtmPlcm  eigentümliche  ©ottheiten  Werben  ge- 
nannt: SertumnuP,  eine  fRaturgottpcit,  bie,  wie  c« 
fcheinl,  bie  Scrwaitblungen  in  ber  91atur  bejeichttete ; 
Siortia,  eine  SebidialPgöttin;  ber  uott  ben  Stöntcm 
fogen.  SeioBiP  ober  SebiuP,  ber  böfe  3uPiter,  beffen 
tuptifcher  Same  nicht  belannt  ift  ; ber  buitlle  Summa- 
nu«;  bie  UntcrweltPgottheiten  SinntuP  unb  SÄatiia, 
nehft  ben  UKancp ; Boltumna,  bie®öttin  beP  Suttbc«- 
tempclP;  bic  freunblidje  ©öttin  ber  ©ehurt,  SKater 
ÜJlatuta,  mit  einem  berühmten  lempel  zu  Eäre;  9Re- 
nerfa  ober  SRenrfa,  eine  Slipgöttin,  bie  fid)  in  Siout 


143 


Etrurien 

unter  gried)ifd)em  Einftufe  <ur  3Rtnerüa  auäbilbete, 
bte  MareS,  bie  «amen  unb  Begriff  in  Morn  beibetjal- 
ten  hoben,  u.  a.  2>ie  Sieligiofität  ber  EtruSfer 
mar  non  einem  ftarren  gormaliSmuS  beherrfebt , ber 
jid)  auch  in  ben  Bon  ben  ©riechen  übernommenen 
Spielen  unb  geflaufAÜgen  funbgab ; fie  mußten  tuieber- 
holt  toerben,  wenn  irgenbwie  Bon  ber  Siegel  abgemi« 
eben  loorben  toar.  2Ran  »eiSfagte  aus  bem  ging  ber 
Sigel  (augurium),  auS  bem  groß  heiliger  Lügner, 
auS  ben  Erftbeinungen  am  §inunel , befonberS  ben 
Süßen,  aus  ben  Eingewetben  ber  Cpferüere  (haru- 
epicium)  unb  oerebrte  als  ©ater  biefer  SSaijrf ngelunfi 
einen  $ämon,  namens  lageä,  ber,  ein  Rino  Bon 
Jahren  unb  ®eftatt,  aber  grau  an  SBeiSljeit,  in  einer 
Vlderfurehe  entbedt  warb  unb  ben  Mucumonen  baS 
©eheitttniS  offenbarte.  Eigen  toar  ber  Sieligion  ber 
EtruSfer  ferner  bie  Steigung  juut  ginftem  unb  jur 
(äraufantleit;  baS  iotenreut)  erfdbicit  ihnen  nament- 
lich Bon  feiner  fdjrecfltehen  Seite  als  ein  Ort  ber  Sei« 
nigung,  oon  ben  grietbifdjen  Sagen  haben  ihreRünft« 
ler  bie  f djretflidjen  bcoorgugt,  fte  fannlen  and)  SRen« 
fchenopfer,  unb  bie  ffilabtatorenipiele  ber  Monier  ftnb 
eine  etruSfifepe  Erftnbung  getoefen. 

SBaS  biepolitifchen  SBerljältniffe betrifft,  fo  tour» 
ben  m ber  frübeftere  Seit  bie  einjelneit  Stabte  Bon 
einem  flonig  (MarS  ober  Marth)  regiert,  an  beffen 
Stelle  fpäter  jährlich  tnethfclnbe  SRagiftrate  traten. 
2>ie  SeBötferung  beftanb  auS  ben  ljerrfcbenbcn  ®e« 
f(hled)lern  (lucumones)  unb  auS  Untertanen,  bie  mit 
ben  theffaüfdjen  ©cneften  ober  ben  Heloten  oerglithen 
Werben,  Ein  jicmlid)  lofer  Sunb  hielt  bie  (jWölf)  Stabt« 
republifen  »ufantmen ; man  Bereinigte  fith  alljährlich, 
in  bringenbent  gäflen  auch  öfter,  beim  Xempel  ber 
ööttin  Soltumna  m ber  Si&ije  beS  Babimonifthen 
SeeS,  peranftaltete  gemeinfame  Opfer  unb  Spiele, 
wählte  einen  Oberprtefter  unb  im  gaU  eines  IhiegeS 
einen  gemeinfamen  SunbeSfelbhernt , befetjlofj  über 
Rrieg  unb  grieben  unb  beratfd)Iagte  über  alle  bie  ®e« 
famth«it  angchenben  ©egenftfinbe,  liefe  aber  über  bie 
innem  Serfiältniffe  jeber  Stabt  ben  Vtbe!  mit  Boiler 
Setbftänbigleit  Bcrfügen. 

®ie  ©lütejeit  ber  riruSfifdjen  TOacht  fällt  in  bie 
Jahre  800  — 400  B.  Ehr-,  in  ber  fie  fi<b  nicht  nur 
über  ein  Manb  Bon  runb  3000  03H.  auSbchnle,  näm« 
lid)  aufeer  E.  über  baS  Qebiet  jWifchen  Vtpennin  unb 
©o  unb  ben  mittlern  2>il  ber  nörblidhen  ©oebene 
(Wontua,  SRelpunt  unb  gelfina.jeßt  Bologna,  Waten 
ttrusfifche  Stähle)  fowie  über  Stampanien,  baS  bie 
EtruSfer  um  800  erobert  hatten,  fonbem  auch  baS 
SReer  an  ber  SBeftüijte  JtalienS  beherrfdjte,  baS  bie 
©riechen  bafeer  baS  Sprrhenifche  nannten,  fluch  baS 
Königtum  ber  Xarquinicr  in  'Jlom  fcheint  auf  etruS« 
lifdjen  Einflufe  IjinjuWeifen , unb  nach  ihrer  Serirei« 
bung  hat  ftd)  bie  junge  Mepublif  bem  clufinifthen 
©oriena  beugen  miiffen.  Um  fict)  gegen  bie  VluSbeh« 
nung  ber  gncctnjct)cn  Seeherrfchaft  ju  fd)üßen,  Ber« 
bünbeten  fleh  bie  etruSfifchen  Stabte  mit  itärthago 
(flnfang  beS  6. Jahrp.)  unb  Bcrtrieben  mit  ihm  Bc’r- 
eint  bie  ©hofäer,  bie  fiefe  in  Vllalia  auf  Rorfifa  nieber« 
gelaffen  hatten  (540).  $cr  Shebergang  begann,  als 
«riftobentoä  einen  Eingriff  ber  EtruSfer  Bon  Eumä 
juriiefmies  (um  524),  8tom  ihre  §>errfchaft  abfd)ütlelte 
unb  ihre  glotte  Bor  Eumä  Bon  beffen  Bewohnern  unb 
Sjierott  non  SgrafuS  Bollflänbig  gefchlagen  Würbe 
(474).  Seitbem  wichen  fte  auf  bem  SReer  Bor  ben 
©rieten  unb  ben  Sarthagem  jurücf,  bie  Reiten  Ber* 
brängten  fie  auS  Oberitalien,  bie  Sammler  aus  Kam- 
panien; gegen  baS  fich  nach  bem  gaHifdjen  Einfall 
nach  StorDen  auebreitenbe  Mont  (achten  fie  §ilfe  bei 


— ©tjdj. 

ben  Sammlern  unb  beteiligten  (ich  an  beut  jweiten 
unb  brüten  Samniterfrieg,  gerieten  aber,  namentlich 
infolge  ber  Sonberpolitif  Der  Stabte,  nad)  beut  Siege 
ber  Monier  bei  Scntinunt  295  unter  bie  römifdje 
fierrfchaft,  bie  fid)  Bon  ba  an  mehr  unb  mehr  be 
feftigte,  fo  bafe  E.  umS  Japr  280  als  ben  Moment 
BöUtg  unterworfen  gelten  fonnte;  nur  Sprache,  Sitte, 
religtöfe  SiSjiplin  unb  meift  auch  bie  innere  ©erfaf 
fung  ber  einjelnen  Staaten  beftanben  noch  faft  rwei 
Jahrhunberte  in  ihrer  Eigentümlichfeit  fort,  unb  E. 
war  immer  noch  ein  reiches,  blüfeenbeS  Manb.  Erft 
oon  Suüa  würbe  eS  infolge  feines  geftfealtenS  an  ber 
bemofratifchen  Sache  nach  harten  Rümpfen  feiner  na» 
tionalen  Einheit  beraubt  unb  burd)  jahlreiche  SRili« 
tärfolonien  in  Stüde  «treffen.  Sioch  einmal  tauchte 
ber  alte  Maine  be$  Maut) es  auf,  als  E.  1801  bem  Erb* 
prinjen  Mubwig  Bon  ©arma  alSRönigreidj  überlaffen 
Würbe  (f.  barüber  bett  folgenben  flrtifel). 

Siteratur.  Quellen  ftnb,  abgefeljen  Bon  ben  ein« 
heimifchen  Runftbenfmälem  unb  Jnjchriften,  grie« 
djifche  unb  römifchefluf.iciihnungen  uubSrabitionen, 
bie  und  jebod)  nur  in  SBruchftüaen  bei  Bcrfdjiebenen 
flutoren  überliefert  ftnb.  Sion  neuem  Schriften  über 
E.finb  aufeer 3tempfter(»DeEtruria  regali«,  1726) 
unb®ori  (»Museum  etruscum-,1737 — 43, 3 ©be.) 
bie  wichtigften:  3 it g h i r a nt i , Monumenti  etruschi 
(glor.  1825,  10  ©be.);  O.  SRüller,  ®ie  EtruSfer 
(©reSl.  1828,  2©be. ; neue  91uSg.  Bon  ®eede,  Stuttg. 
1877);  21  beten,  SDfittelitalien  Bor  ben  3citen  ber 
römifchen  fierrfdiaft  nach  feinen  Senfmalen  bargcfteUt 
(baf.  1843);  «Musei  etrusci  monumenta«  (©rächt 
wert,  Morn  1842,  2 ©be );  SenniS,  The  cities  and 
cemeteries  of  Etruria  (2.  Rlufl.,  Monb.  1878, 2 ©be. ; 
beulfd)  Bon  tlRcifener,  Seipj.  1851);  ©eSocrgerS, 
L’Etrurie  et  les  fitrusques  (©ar.  1864  , 2 ©be.); 
öraB,  HistoryofEtruria(2onb.  1843  — 70,3Sbe.); 
S a h 1 o r , Etruscau  research  es  (baf . 1 874) ; ® c n t h e. 
Über  ben  etruSfifchen  Jaufdjhaiibcl  nad)  beut  3tot 
ben  (granff.  1874) ; 3R  a r t b a , L’art  ötrusque  (©ar. 
1888);  Seemann,  3)ie  Runft  ber  EtruSfer  (SreSb. 
1890);  ©auli,  Corpus  inscriptionum  etruscarum 
(bisher  ©b.  1,  Meipj.  1893 — 1902);  Serfetbe,  Sic 
UrBijlfer  ber  ©pemtiitenhalbinfel  (im  4.  ©anbe  Bon 
$elmoitä  »Seltgef(hid)te*,  baf.  1900). 

(Stmricn (yetrurien),  Sfame  für  baS  burd) 31a * 
poleon  ©onaparte  gefchnffene  Äöniqrcid),  baS  1801 
im  grieben  non  Miinenille  bem  Erbprimen  Mubwig 
oon  ©anna  (f.  S.  IV  ber  Beilage  «®ie  ©erjweigun« 
gen  beS  bourbonifchen  fpaufeS«,  ©b.  3,  S.  280)  über- 
laffen würbe.  Stach  feinem  lobe  (1803)  übernahm 
feine  SSitwe,  bie  3nfantin  SRarie  Muife  Bon  Spanien, 
als  ©ormüttbcrin  ihres  Sohnes  Äarl  II.  Mubwig  bie 
Kegienutg,  muffte  fte  inbeS  fchon  10.  ®e.).  1807  wie* 
ber  nieberleaen.  31un  würbe  E.  franjöfifthe  ©rooinj 
unb  burch  SenatSbefchlnfe  Born  30.  3Rai  1808  für 
einen  Seil  beS  franjiiftfehett  StatfcrreichS  erführt.  1809 
aber  als  ©rofeheräogtum  XoStana  (f.  b.)  Elifa  ©ona 
parle,  Berehelichte  ©acciocchi,  ber  ältejtcn  Sdjwefter 
9!apoleonS  I,  jugewiefen,  bie  eS  ihrerfeitS  Wicber  1814 
an  baS  frühere  SRegentenhauS  abtreten  mufete.  Sgl. 
'IRarmottan,  Le  royaumo  d'Etrurie  1801—1807 
(©ar.  1895). 

GStruSfer,  bie  Bewohner  EtrurienS  (f.  b.). 

©truSfifchc  Runft,  f.  bie  Ülrtilct  »Rlrchiteftur«, 
3.  711,  unb  «öilbhauerlunft«,  S.  865;  Weiteres  im 
Ülrtifel  »Etrurien»,  S.  142. 

(StruSfifthe  Sprache,  f.  Etrurien,  S.  142. 

@tfch  (ital.  VI b i g e , bei  ben  SR&ment  Athesis), 
glufe  in  Sübtirot  uttb  Dberitalien,  enlfpringt  1671  m 


144  etf<$budjtflebiroe  — (Sttengetm. 


ü.  M.  öftlid)  BOtn  Sattel  bc«  Sefdjenfcheibed  in  Xirol, 
ber  ipr  Stromgebiet  Bon  bem  beä  Sinn  (Reibet,  burd)« 
fließt  ben  iReidienfee,  ben  Mitter«  unb  Ipaiberfee  unb 
gelangt  mit  rafchem  ©cfätle  in  (üblicher  Sid)tung  auf 
bieMalferSjeibe  unb  in  biee6eneXalfol)leuon@lumS 
(907  in),  ©13  Ijietbcr  reicht  ba«  Guerlal  be«  Ober* 
uintfchgciucS.  Std)  bittief)  toenbenb,  betritt  bie®.  bann 
ba«  breite,  ftedenroeife  BerfumpfteSängental  beä  Unter« 
Bintfchgaue«.  Sei  'Meran  (305  m),  too  ber  Unterointfdj- 
au  mit  einem  ’jlbfad  Bon200menbigtunb 

ie  wilbe©affer  münbet,  menbet  fte  fiep  natf)  SD.  unb 
betritt  ben  fruchtbaren  Xalteffel  be«  Mutterlänbchenä 
unb  be«  ©o  jener  ©oben«.  Sei  Sojen  nimmt  fte,  burd) 
ben  toafferreidjen  Gifad  oeritärft,  (übliche  Sichtung 
an  unb  erhält  weiter  an  gröfeem  3uftüffen  ben  Sore 
unb  Ülnifio.  6 km  unterhalb  SoBereto  toirb  ber  gar« 
tenähnliepe  Xalboben  ber  6. , ber  hier  Sal  Sagarina 
(Sägertal)  helfet,  burd)  baä  Xrflmmermeer  eine«  furcht« 
baren  Sergiturje«,  ber  ftd)  883  ereignet  haben  foU, 
bie  fogen.  Slaoini  bi  Marco,  unterbrochen.  (Sgl. 
Schneller,  Sübtirolifdje  Sanbfchaften , 2.  Seihe: 
Xa«  Sägertal,  3nn«br.  1900.)  ©ei  Sorghetto  geht 
ber  Strom  nach  Italien  über,  tnäljt  ftd)  bann  )iui]cf)oit 
ben  (entrechten  SJänben  ber  Seronefer  Älaufe  (Gljiufa 
bi  ©eroita)  hinburch  unb  tritt  nun  m bie  Ebene,  too 
er  ftibbfilidje,  bann  öillidje  Sichtung  einfeplägt.  Xie 
flauen  Ufer  roerben  [umpfig,  ber  Strom  felbft  fd)lam« 
mig  unb  träge.  Xer  Unterlauf  ber  E.  ift  mehrfach 
mit  bent  ©o  in  feinem  Münbungägebiet  uerbunben. 
©on  ihr  geht  bei  Segnago  ein  Kanal  nach  ®-  jum 
Xartaro;  ein  jtoeiter,  (üblich  gerichteter  Vinn  geht  uon 
ber  E.  bei  Ga(tagnaro  ab  unb  Bereinigt  (ich  gleichfalls 
mit  bent  Xartaro,  ber  Bon  ba  an  Eannle  ©ianco 
beifit;  ein  britter,  ber  SaBiglio  flbigelto,  jmeigt  bei 
©abia  nach  SD.  ab  unb  Bereinigt  ftd)  im  ©o«Xelta 
mit  bem  ©o  bi  Senante,  bem  Bon  ber  ß.  aud)  noch 
ber  Ganale  bi  Soreo  juftieftt.  Xie  G.  (elbft  niünbet 
in  baä ©briatifche Meer  bei©ortogoffone.  XieSänge 
ber  E.  beträgt  415  kin,  tnoson  220  auflirol  fommen 
unb  297  fchiffbar  ftnb.  Xa«.  Etjchtal  war  Bon  jeher 
eine  S>auptftrafee  für  SölferWanberungen  unb  Grobe  • 
ning«jüge(Gimbern).  3egt  führt  bie Eifenbahn  burch 
baä  Xal  Bon  ©erona  bi«  ©ojen  unb  Meran , bann 
weiter  am  Gifacf  über  ben  ©rennet  nach  Sorbtirol. 

Ortidiburlitgcbirgc,  f.  91  [gen  (14),  S.  866. 

(?tfchmiab(in,  alte«,  berühmte«  Klofter  unb  Si{j 
beb  ©atriard)en(KatbolifoS)  ber  fchiänniti(chen9lnne« 
nifdjen  Kirche  (f.  b.)  im  rufftfd)'tran«faulaf.  @ouB. 
Eriwan,  22  km  Bon  ber  Stabt  Eriwan,  895  m Ü.M., 
am  gufe  beä  Slagö«  unb  Kamftbarbdj  uitb  am  ©e« 
Wäfferungäfanal  Schadiard) , befiehl  au«  brei  mit 
Mauern  umgebenen  leiten,  (eher  mit  einer  Kirche, 
Webhalb  baä  SU  öfter  Bon  ben  Xürlen  Ütfet)filiffi 
(»Xrei  Kirchen«)  genannt  würbe.  Xa«  eigentliche  G. 
l »ber  einaebome  Sohn  flieg  herab«,  weil  3efub  h>*r 
©regor,  oem  ßrleud)ter,  erfdjien)  gleicht  mit  feiner 
10  in  hohen,  2 km  langen  Mauer,  Bier  Xoren  unb 
acht  Xüntten  einer  Regung.  3m  innem  §ofe  fleht 
bie  öfter«  erneuerte  Ipaupttirche  Schoghagat  (>9lu«> 
flufe  bei!  Sichte««),  bie  302  n.  Gt)r-  bau  ©regor,  betn 
©poftel  ber  ülnuenier,  geftiftet  fein  fotl,  ein  Streuj» 
gebaute,  au«  beffen  Mitte  ftd)  auf  Bier  frei  ftetjenbeu 
©feilem  eine  Kuppel  erhebt ; im  3'tnernreichcrSchmiid 
an  ffianbmalereien.  Ein  bem  ©regoriu«  geweihte« 
Sabemalcl  bejeichnet  bie  Stelle,  an  welcher  ber  bort 
errichtete  Sitar  ber  Ülrtcmi«  in  bie  liefe  Bcrfanf,  alb 
ber  Jjcilanb  bem  ©poflel  erfchien.  Unter  ben  Bielen 
Wundertätigen  Scliquien  ift  bie  rechte  ipaub  bc«  ©re- 
goriu«, an  welche  bieSBütbe  beä  Katljolifoä  fid)  Inüpft, 


ber  größte  Schah  beä  Klofter«.  Xaäfclbe  befiht  eine 
geiftliche  Wabemic,  eine  Schule,  eine  toftbare  ©iblio* 
thef  (Bql.  ©roffet,  Catalogue  de  la  Bibliothöque 
d'E.,  ©eteräb.  1840),  eine  Xruderei,  auä  ber  Biele 
feltene  anumifche  SBerfe  herborgegangen  finb,  u.  a. ; 
boneben  fleht  baä  ©ilgerpau«  jur  Aufnahme  ber  Soll  ■ 
faljrer  unb  baä  Baren  pau«  jum  Xaufcf)hanbel.  Xa« 
Klofter  ift  feit  1441  Sife  beä  ©atriardjen  unb  in  neue« 
rer  3«ü  auch  ber  SUnobe  aller  Armenier,  ©on  ihm 
hängen  Bier  anbre  ©atriarchen,  46  Grjbifchöfe  unb 
alle  armenifd)-gregorianifdjen  Ktöfter  inXranbfauta» 
fien,  Sufjlanb,  ber  Xürfei  u.  a.  unb  über  5 MiU.  gre« 
gorianifche  ©rmenier  ab.  Xaä  Klofter  nimmt  mit 
bem  Xorf  (f.  unten)  bie  Siede  ber  alten  berühmten 
fjauptftabt  SBagharfdjabab  (SBalarfchabat)  ber  arme« 
nifchen  ©roBim  Öobaif  ein,  bie  König  Gniatrb  I.  im 
6.  3ahrf).  B.  Ehe-  grünbete  unb  König  SBagharfd) 
(©oloqhefest)  im  2.  galjrb.  n.  Ghr-  befestigte  unb  ju 
feiner  Sefibenj  machte.  91  ts  fpäter  ber  Bon  ber  ©forte 
unb  ©erfieit  bebriingte  Katholilo«  ju  ben  Suffen  floh 
unbbiefe  feine  Bon  ©crfienoerlangte  Suäliefcrung  Ber- 
weigerten,  entfpann  üd)  ein  Krieg,  in  bem  G.  Bon  ©aa« 
fewitfd)  1827  erobert  unb  im  Rneben  Bon  lurfman» 
tfchai  1828  an  Suglanb  abgetreten  Würbe.  Seitbem 
bilbet  eä  ben  Kreiä  ®.  beä  ruffifch-fauIafifchenöouB. 
Eriwan,  3858  qkm  mit  (iss?)  124,613  Ginw.  (62 
©roj.  Armenier,  31  ©roj.Xataren,  7 ©roj.  Shtrben),  bie 
Wdcrbau  (befonber«  Obft,  ©artenfriiehte,  ©autiiwode) 
unb  ©ichjucht  treiben.  §auptort  ift  baä  0,5  km  Bon 
®.  gelegene  Xorf  SBagbarfd)abab  mit  UStT)  3400  ar» 
menifcheit  Einwohnent. 

(Stt,  Kafpar,  Kirchenfomponift,  geb.  5.  San. 
1768  in  Grefma  bei  Sanbüberg  in  ©aBem,  geft.  16. 
Mai  1847  in  München,  Schüler  beä  Münchener  Se- 
minar«, Warb  1816  al3  £>oforgauift  in  München  an« 
eftedt.  E.  hat  grofie  Serbiemte  utn  bie  SBieberbelc« 
ung  ber  ältern  tirchlichen  ©ofalmufif  unb  hat  felbft 
eine  Seihe  Meffen,  Motetten,  Slabat«,  Seguientä  ie. 
in  gleichem  ffleifte  gefchrieben,  bie  nebft  einer  Kompo« 
fitionälchre  in  ber  Münchener  ©ibliotpe!  aufbewahrt 
finb.  3m  Xrud  erfchieuen  nur  einige  ©rabualieit 
unb  Gantica.  ©gl.  ipaberlS  «Sfircheumufilalifcbeä 
Sahrbuch«,  1891  (Segenäb.). 

(?ttal,  Xorf  int  bapr.  Segbej.  Cberbapem,  ©e- 
jirtäamt  ffiaratifch,  hat  eine  fflallfahrtSlirdje  (mit 
auägejeichneter  Crgel),  ein  ehemalige«  ©enebiltiner« 
floiter  (1332  geftiftet,  1803  aufgehoben,  feit  1899 
Wieber  eröffnet  unb  ustoo)  528  Ginw.  3n  ber  Sähe 
ba«  fönigliepe  ScploB  S i n b e r h o f unb  ber  ©erg  G t « 
taler  Manbl,  1641  m hod). 

(Sttanin  (arab.),  Stern  jweiter  ©röße  (y)  im 
Xrad)en> 

®ttäro,  in  Slalien  ba«  fecltar. 

(Stteldbcrg,  ©erg  im  gürftentum  SBalbed  (f.  b.). 

(Pttcnheim,  ©mtäftabt  im  bab.  Krei«  greiburg, 
am  Ettenbach,  am  Kalenberg  unb  an  ber  Eifenbahn 
Shein-Ettenheimmiinfter,  195  m ü.  M.,  hat  eine  euan« 
gelifdje  unb  eine  fall).  Kirche,  Spnagoge,  Secilghm« 
naftum , 9lmtägerid)t,  gorftamt,  3>garren-  unb  Sei« 
fenfabrilation,  ©erberei,  Sein«  unb  Xabarbau  unb 
C1900)  3106  lueift  lalh-  Einwohner.  Ifluf  bent  nahen 
Kahlenberg  (314  m)  ein  'Jtuäfichläturm.  — ®.  Warb 
im  8.  Sahrh.  Born  ©ifcpof  Gbbo  (Sietti)  Bon  Strafe« 
bürg  erbaut  unb  gehörte  fpäter  jum  ©iätitnt  Strafe, 
bürg,  ©on  1790 — 1803  war  E.  bie  Sefibenj  bt« 
legten  gürftbifchof«  Bon  Strafeburg,  Karbinal«  Bon 
Sohan,  ber  in  ber  ©farrfirdfc  begraben  liegt.  1802 
tarn  bie  Stabt  an  ©aben.  91  m 15.  Märj  1804  Würbe 
ber  §erjog  Bon  Engfeien  (f.  b.),  ber  feit  1801  ju  E. 


Gtter  — GttmüIIev. 


145 


refibierte,  auf  9?apo(eon3  I.  Befehl  gefangen  Weg- 
geführt  unb  barauf  20.  SRärj  ju  BtncenneÖ  Bor  Ba- 
ris erfeßoffen.  6 km  ffiböfllid)  non  G.  liegt  baS  ehe- 
malige ©enebiftinertl  öfter  Gttenheimmünfter, 
beffeu  Urfprung  biS  in  baS  8.  3nf)rb.  jurfldreidjt. 
Sie  ©rafen  »on  WerolbScd  befaßen  bie  ©ogtei  bar- 
über  als  Heben  be3  ©ifchofe  Bon  Strafjburg;  1803 
mürbe  eä  aufgehoben  unb  ift  feitbem  beinahe  »öd- 
ftänbig  abgebrothen  morben.  2ta3  ©ab  Gttenheim- 
münfter  ober  St.  Sanbolin  gehört  jeßt  jur  ©c* 
meinbe  SRünftertal  (f.  b.). 

©tter,  in  Sübbeutfcßlanb  fobiel  wie  3aun,  ®renj- 
ftheibe,  Ortämarf. 

©ttcrbcef , ©emeinbe  in  ber  belg.  ©rouinj  ©ra- 
bant , Sorort  im  SO.  »on  ©riiffel , an  ber  Staats- 
bahnlinie  ©rüffel-SIrlon,  mit  ©atronenfabrifation, 
Färbereien , ©erbereien  itnb  aooo)  20,838  GinW. 

©ttcrctbcrg  (©raff  er  unb  Kleiner),  ©erg  in 
Thüringen,  erftredt  lief)  nörblidj  »on SSeimar  in  weit- 
öfttidjer  Dtichtung  unb  Wirb  in  jwei  Hälften  gcfdjic- 
ben,  ben  roeftlidien  ©rohen  G.  (481  m,  mit  einem 
weithin  fühlbaren  ©iSmardturm)  unb  ben  ö[llid)cu 
Kleinen  G.  (342  m).  fln  bau  bortigen  Sudiemoalb 
waren  einft  öerberS  HicblingSipajiergünge.  VI uf  bem 
nörblid)cn  Slbßang  beet  GtterSbergS  liegt  ba8  SBorf 
Gttersburg  mit  3agbfd)loß  nebft  ©cweljrtammer, 
(1900)  229  GinW.,  ben  Spuren  eine«  1525  aufgehobe- 
nen Vluguftiner  ■ GhorherrcnftiftS  fomie  ben  tRuinen 
jweier  Stilterburgen,  wobon  bie  eine  1227  »om  Canb- 
grafen  fjeinrid)  »on  Thüringen  jerftört  Würbe,  bie 
imbre  aber,  bie  Vlltenburg,  ben  ©rafen  »on  ©leithen 
gehörte  unb  1427  nod)  ftanb. 

©ttingShanfcn,  1)  SlnbreaS,  fffreiherr  »on, 
©hhfiter  unb  SRcitljematiter,  geh.  25.  9lo».  1798  in 
jieibelberg,  geft.  25.  Skai  1878,  ftubierte  in  SSien 
©tjilofophic  unb  bie  Strebte,  befudite  auch,  ba  er  für 
bie  ntilitärifdje  Caufbabn  beftimmt  war,  bie  ©ombar- 
bierfdtule,  warb  1819  ©rofeffor  ber  ©bhfit  in  3un8- 
brud  unb  1822  ©rofeffor  ber  höhern  SRntbematif  in 
Sien.  Seine  bamatigen  Sorlefungen  (SSien  1827, 
2 Sbe.)  bejeidmen  eine  neue  Gpodje  für  bie  ©iener 
Unioerfttät.  1834  übernahm  G.  bie  Cefjrfanjel  ber 
©hhftf,  1848  trat  er  jur  3ngenieuratabemie  über  unb 
lehrte  an  berfelbcn  Pier  Satire  bi«  ju  ihrer  llntwanb- 
lung  in  eine  rein  mititärifehe  ©cniefchule.  1852  hielt 
er  etnen  Kurfuä  über  höhere  Sngenieurwiffenfdjaft 
am  ©olhtedhnifehen  Snftitut,  unb  nt  bemfelben  3aljr 
übemabm  er  bie®irettionbe3©bbfitalifd)cn3nftilutS 
au  ber  ÜniDerfität,  aus  batt  unter  feiner  Heilung  eine 
große  3ab!  Unterfudfungcn  heruorging.  1866  trat 
er  in  ben  gtußeftanb,  unb  gleiefjjeitig  würbe  ihm  ber 
fyreihermtitel  »erliehen.  Sichrere  3af)te  fungierte  er 
a!3  erfter  ©cneralfetretär  ber  ©iener  Slfabcniie,  an 
bereu  Grrid)tung  er  bebeutenben  Vlnleil  hatte.  Gr 
fonftruierte  eine  magneteleftrifdje  ®!nfd)ine  aI3  einet 
ber  erften.  Welthe  bie  eleftrifdje  Snbuftion  jur  Strom- 
gewinnung  »erwarteten,  förbetle  auch  bie  Optif  unb 
fehrieb  ein  fiebrbud)  ber  ©bhfit  (©Bien  1844,  4.  Stuft. 
1860),  ba«  auf  bie  S!etf)obe  be8  phhftlalifthen  Unter- 
richts großen  Ginflufi  geübt  hat.  genier  fehrieb  er: 
-Die  fombinatorifdje  Slnalnftä«  (SSien  1826)  u.  »'Sie 
©rinjipien  ber  heutigen  ©hhftf«  (baf.  1857);  auch 
bearbeitete  er  mit  Stnbr.  Baumgartner  (f.  b.  1)  beffen 
»Süaturlchre«  unb  gab  mit  ihm  1826—32  bie  »3eit- 
fchrift  für  ©hhfif  unb  SHathematif«  heraus. 

2)  Konftantin,  ffreiherr  »on,  ©alaontolog, 
Sohn  beä  »origen,  geb.  16.  3uni  1826  in  SSien,  gejt. 
bafelbft  1.  gebt  1897,  ftubierte  in  SSien  Siebijiit, 
bann  ©otauif,  begann  1850  bie  Unterfud)ung  ber 

SReflCti  Äono. , Seplon , fl.  SlufL,  VL  »t>. 


flagerftatten  fofjiler  ©ftanjen  in  Cfterrcid)  unb  be* 
reiherte  namentlich  bie  Kenntnis  ber  fofftlen  Flora 
SteienuarfS.  1854  Würbe  er  ©rofeffor  ber  ©otanif 
unb  mebijiniidjen  9?aturgefd)id)te  an  ber  Sofeptj«- 
afabemie  ju  SSien  unb  1870  ©rofeffor  in  ©raj.  3u 
bat  fahren  1878  — 80  unterfuchle  er  bie  reichen 
Sammlungen  fofftler©fIanjenim©ritifchenäSufeum. 
$a  bie  fofnlen  blattbilbenbcn  ©flauten  PorjugSweife 
in  ihren  ©Icilterabbrüden  erhalten  finb  unb  fid)  nach 
benfelben  beftimmen  laffen , Würbe  G.  auch  auf  baS 
Stubium  ber  ©lattnerogturen  geführt,  hierher  ge- 
hören feine  Sdjrijten:  »Über  bie  SicrUation  ber  Blat- 
ter bei  bett  Gelaffrinecn«  (Sien  1857);  »®ie  ©latt- 
ffelette  ber  Slpetalen«  (baf.  1858);  »Übet  bie  Stimm- 
tion  ber  ©ombajeen«  (baf.  1858);  »Sie  ©lattffelctte 
ber  ®ifott)Icbonen«  (baf.  1861,  mit  95  Srnfeln  in  Sin* 
turfelbftbrud);  »$ie  garn trauter  ber  3eßtwelt  jur 
Unterfiuhung  unb  ©eftimmung  ber  in  ben  Forma- 
tionen bet  Grbrinbe  eingefdjloffenen  llberrefte  »on 
»orweitlichen  Slrten  biefer  Orbnung«  (baf.  1864,  mit 
180  lafeln  in  Siaturfelbftbrud).  3»  feiner  mit 
©ofomt)  »eröffentlid)ten  »Physiotypia  plantarum 
austrincarn m<  (SBien  1856 — 73,  2©be.,  mit  lOSbn. 
ffupfertafeln)  madjte  er  umfaffenbe  Slnwenbung  »om 
Sliaturfetbftbrud  jur  bilblichen  ®arftellung  ber  Blatt- 
ner»atur.  3! ad)  Demiclbtn  ©rinjip  »erfaßte  er  eine 
»©hhftographie  ber  SKebijinalpflanjen«  (SSien  1862, 
mit  294’Slbbilbungen  in  Slaturfclbftbmd).  Slußer* 
bem  »eröffentlid)te  er:  »©hotographifcheSStlbum  ber 
glora  Dfterreid)S«  (SSien  186-t,  mit  173  pbotoqra- 
phifdjen  Safeln);  »Beiträge  jurGrforfdjung  ber©hh- 
logenie  ber  ©flanjenartcn»  (baf.  1877—80,  7 ^efte). 
Seine  Grfahrungen  über  bie  foffilen  Flöten  »erwer- 
tete  er  »iclfach  jum  beffemSerftänbniS  ber  feßt  leben- 
ben  Flora,  befonberö  in  ben  Slrbcileit  über  bie  Gnt- 
Widelung8gef(hi(hte  ber  Floren  (1873—75). 

©ttlingeit,  Slmtäftabt  im  bab.  Kreis  Karlsruhe, 
an  ber 211b,  berStaatäbahnlinic  ©iannheim-ff  onftanj 
unb  an  jwei  Hinien  ber  Sllbtalbahn,  136  tn  ü.  SR., 
ift  nod)  »on  ©räben  unb  SRaueni  umgeben  unb 
»on  altertümlichem  2luSfet)en,  hat  eine  eoangelifd)« 
unb  2 tath-  Kirchen,  Sl)nagoge,  ein  altes  fürjtlicheS 
Schloß  mit  Schloßgarten,  ein  ehemaliges  Kollegial- 
ftift,  9tcalfd|ule  mit  SRealghmnafialabtcilung,  fatho- 
IifcheSSdmllehrerfeminar,Ünteroffijierf(hule,2Forit» 
äntter,  Spinnerei  unb  SSeberci,  SRafchinenbau , ©a- 
pier-  unb  SRafchinenfabrifation,  ©arten-,  Cbft-  unb 
SScinbau  unbosoo)  8033  meift  tath- Giitwohncr.  SRerf- 
Würbig  ift  ber  'Reichtum  ber  Stabt  unb  beren  Um- 
gebung an  römijcljen  Slltertiimem,  barunter  ein  in 
Stein  gehauenes  unb  am  SatbauS  eingemauerteS 
©ilb  beS  Steptun.  — SdjDn  bie  Stömer  haben  hier 
eineStieberlaffunggehabt.  Urtunblid)  tommtG.  juerft 
788  »or.  GS  würbe  1227  jur  Stabt  erhoben  unb  bar- 
auf  »on  Kaifer  griebrid)  II.  bem  SRartgrafen  £)cr- 
mann  V.  »on  Baben  überlaffen.  21m  14.  Slug.  1689 
würbe  eS  »on  ben  Franjofen  »erwiiftet.  3m  Spani- 
fchen  Grbfolgelrieg  warb  »on  G.  bis  jum  Stheinufer 
bie  Gttliuger  fitnie  gejogen,  bie  1734  ber  fran- 
jöfifdje  'JJiarfchaU  ©erwid  forcierte.  Slnt  9.  unb  10. 
3uli  1796  iicgten  hier  bie  Franjofen  unter  SRoreau 
über  bie  (Öfterrcidjer  unter  Grjherjog  Karl.  ©gl. 
Sdhwarj,  ®efd)id)te  ber  Stabt  G.  (KarlSr.  1900). 

©ttmiider,  Gruft  SJIoriß  üubwig, ©ermanift, 
neb.  6.  Ott.  1802  in  ©erSborf  bei  Söbau  in  ber  fäd)- 
ftjdicn  Dberlauftß,  geft.  15.  Slpril  1877  in  3>iti<h. 
ftubierte  ju  Heipjig,  habilitierte  fuh  1830  in  3en« 
unb  folgte  1833  einem  Stuf  als  ©rofeffor  ber  beut- 
fchen  Siteratur  an  baS  ©tjmnafium  ju  3“r'l^<  ,0° 

10 


146 


Gtto  — Gtnmoloaie. 


er  1863  jur  Unioerfitfit  überging.  G.  gab  mehrere 
mittelhod)beutfcbe  unb  mittclnicbcrbeulidje  Sprach» 
benlmäler  heraus,  fo : »KnnechLuario«  (3ctta  1829) ; 
»Sant  Oswalde«  Leben«  (3ürid)  1835);  »t>einrid)0 
pon  Weißen  bed  fyttiiienlobcä  Stieb« , Sprüche  unb 
Sitber«  (Cueblinb.  1843);  »Fratven  Helchen  Silne« 
(gürtet)  1846) ; »$>einricbd  Don  ©clbcde  Gneibe«  (Seipj. 
1852) ; »Drenbel  unb  ©ribe,  tine  ©mie  bei  beutfeheii 
iptibentumä«  (gürtdi  1858);  •Ii)topl)iltti,  ber  Sauft 
bei  Wcttelaltcrd«,  Sd)nufpiel  aud  betn  16.  3nhrh- 
(Cueblinb.  1849);  >I)at  spil  vau  der  upstandinge« 
(baf.  1850)  ic.  3<t  ben  »fflubrunliebcnt«  (gürid) 
1841)  Perj eichte  er  bic  bonSachmaifn  bei  ber  Sinnt  bei 
©ibclungcnliebcd  angewenbete  Wctbobe  aud)  auf  bad 
Gpoi  non  ©ubran  ju  übertragen.  Sd)äbeuöwerl  ift 
fein  »Lexicon  anglo-saxonicum«  (Cueblinb.  1851). 
©leidjjeitig  erfebien  eine  angeljöebfifebe  Gbrejlomalbie 
u.  b.  2.:  >Engla  and  Seaxna  scopas  and  bftcerag« 
(Cueblinb.  1850).  9luf  bene  Gebiet  ber  altnorbifeben 
Siteratur  batte  fieb  G.  f«bon  früher  in  ber  öcqrbei« 
tung  ber  • Vauluspb*  (Sein;.  1830)  fottie  in  ber  Über« 
feßung  ber  »Sieber  ber  Gbba  non  ben  ©ibclungen« 
<3üridj  1837)  »erfudit;  aueb  »erfafite  er  eine  Über» 
Übung  bei  angelfäebfifeben  »Seowulf«  (güricb  1840). 
3n  feinem  »^aubbudiberbeutlebenSitcrnüirgefebiibte« 
(Seipj.  1847)  gab  er  einen  für  jene  geit  recht  brauch» 
baren  llberblid  ber  beutjdien,  aitgelfäcbfifdbcn,  alt» 
itorbifcbcn  unb  imtte[nicbcrliinbijd)en  Sitemtur.  9lud) 
gab  er  ein  altnorbifcbcd  Sefcbud)  (mit  Siining,  8üricb 
1861)  folnie  eine  Sammlung:  »?lltnorbif<bcr  Sagen- 
febab«  (Seipj.  1870),  beraub. 

6ttP  ( Gct  o).  bic  ital.  Scrtrctmtg  bed  griecb- fcelto 
im  metrifdien  Wafjfbflem,  j.  !ö.  Gttogramma=i>eho< 
gramm,  Gttolitro  = $e(loliter. 

(Sttore  (ital.,  fpr.  e«t.),  foniel  wie  S>eftor. 

(Sttrirf,  2>orf  in  Selfirffbire  (Sdiottlanb),  im  2a! 
bei  gl  uff  ei  gleichen  ©amend,  in  beffcn$>in!ergrunb 
ber  688  in  hob«  G.  1*  e n liegt,  befannt  geworben  bureb 
ben  febottifdjen  Siebter  3amed  $ogg  (f.  b.),  beit 
»Sebiifer  PonG.«  (E.  Shcpberd),  mit  us»i)414Ginro. 

GUI),  Silliam,  Waler,  geb.  10.  Wfirj  1787  in 
?)orf,  geft.  baielbft  13.  ©ob.  1849,  arbeitete  erft  fieben 
3abre  bei  einem  öudjbnider,  ehe  er  (1807)  in  bic 
Sonboner  Vlfabemie  unb  (1808)  in  Sawrenccd  Schule 
gelangte.  Gin  bejonbered  ledjnifdjed  ©erfahren,  Unter« 
iitalung  in  SBeiß  unb  Scbwarj  mit  fotgenbent  Auf- 
trag ganj  ungebrochener  garbcit,  führte  ihn  jurGr» 
jielung  ftarfer  garbenfontrafte,  bie  juerft  1821  inbent 
©ilbe:  Jllcopatrad  gal)rt  auf  bem  SU)bno8  beroor» 
traten.  1823  folgte  eine  ©attbora  unb  bann  ein  Seih, 
ben  Sieger  um  Gnabe  für  ben  töefiegten  anftehenb. 
Sai  Kolorit  in  ben  ©egenffißen  bei  männlichen  Sie* 
gerb,  bei  jugenblidjcn  Unterlegenen  unb  ber  jarten 
grau  würbe  allgemein  bewunbert,  unb  G.galt  fortan 
ald  ber  Waler  bei  glcifebcd.  ©i<bt  minber  berühmt 
warb  3>‘bitb  unb  $o!ofented  (1831)  burdj  bie  Kcr- 
lang  bei  Sampenlicbti,  eine  Irilogie:  erft  bic  Heroine 
bei  bem  fcblafenben  gelbbemt,  bann  bie  wartettbc 
llJingb  ber  eritern,  enblidi  3ubith  mit  bem  fjaupt.  Gr 
luav  ©rünber  ber  ©efcUfdjaft  jur  ©cförberung  ber 
febönen  ftünftc  ju  9)ort.  ©gl.  ©üd)rif!,  Life  and 
lettres  of  \V.  E.  (Sonb.  1855,  2 ©be.). 

Giiibc  (franj.,  »Slubie«),  in  ber Wufif allgemeine 
fflejeichnung  für  ledjnifcbe  Übungdflfide,  fei  ei  für  bie 
atlererflen  Vlnfänge  im  Spiel  eine«  3nftrunicntci  ober 
für  bic  büdiftc  9Iudbilbung  ber  ©irtuofitfit  Gewöhn» 
lieb  führt  bie  G.  ein  ledmi[d)ed  Wotin  bureb  (j.  S.  bie 
JUaoier-G.  Dftaoen*,  lerjennänge,  Sprünge,  Stab 
fato,  Vlblöfen  ber  $>änbe  tc.)  ober  bocE)  eine  Heine  9ln« 


jabl  Perwanbter;  inbeS  ftnb  manche  Gtüben  m reiche» 
ren  inehrglieberigen  gönnen  gefdjriebcn  ober  Weniger 
auf  Sluebilbimg  ber  ©irtuofitfit  ald  bei  Sortragd 
berechnet  (melobifdje  G).  gür  ben  5ff entliehen  ©or« 
trag  beredende  Gtübenbei&cnßonjertetüben.  ©etreffd 
guter  Gtilbempcrfe  f.  Bie  betrejfenben  3»ftrumente. 

Etudiant  (franj.,  fpr.  etapjäng),  Siubcnt;  Etu- 
diante,  Stubenttn,  mich  Stubcntenliebfte. 

©tut  (franj.,  fpc.  dH),  ©efjalter,  ©ehäufe,  SBeftedE, 
gutteral  für  Heinere  öegenftdnbe. 

©tuj  (fpt.  «täi,  Sorf,  f.  Dgnon. 

(vilimolog  (Gtbmologift,  griceh),  Kenner  ber 
Gtpm  ologic  (f.  b.),  Sortforf  eher ; e t P nt  o I o g i f i e r en, 
bic  Vlbftammung  ber  S3orler  ju  erforfdjen  fudjett. 

Etymologicum  (gricch.),  ein  ettimologijdied 
SSörterbud),  iubbef.  ©enennung  für  eine  vlujal)!  grie» 
chifeber  ©erfe  biefer  ?lrt,  bie  auf  ©ruttb  alter  CueDen 
pon  bbjantinifd)en©rammalifcru  angelegt  unbbttrd) 
Grbaltung  wichtiger  grammatiid)er,  lejriteilijchcr  unb 
fad)ltcher  »iotijen  uub  ©etegildlen  ano  j.  2.  uertor» 
nen  Schriften  mertPoU  finb.  ©erüffentlieht ftnb  bid  jept 
baPon:  bad  fogen.  »E.  magnum«  (Jiauptaudg.  Pon 
©aidforb,  Cpf.  1848),  bao  »E.  Gudianum«  (hrdg. 
Pon  Stur j.  Seipj.  1818),  »Angelicnnuin«  (hrdg.  Pon 
©itfchb  ©b.  1 ber»Opuse.ula«,  baf.  1866),  »Florenti- 
nern)« unb  »Parvum«  (hrdg.  Pon  Willer  in  *Meliin- 
ges  de  litte rature  grecque»,  ©ar.  1868).  9111c  bieje 
tffierfe  ftnb  untcrcinanbcr  perwanbt.  $em  »E.  mag- 
uum«  aud  bem  10.  3abrb-  ift  biefe  ©ejeiebnuna  wiü» 
fürlicb  Ponbemerften.v>eraudgeber,Ä'alliergid  (©eneb. 
1499),  bcigelegt;  cd  bat  jur  ^auptgnmblage  bad  echte 
>E.  inagnmn»,  bad  im  glorentinuni  porlicgt,  unb 
ein  anbred  E.,  Pon  bem  bidber  nur  ein  91udjua,  bad 
>E.  Gudianum«,  gebrueft  ift.  ©gl.  ©eipenpein, 
öefebiebte  ber  gried)ijeben  Gtl)mologifa  (Seipj.  1897). 

(?tt)inoIogic  (gried).),  »bteSiffenfebaftoomiBab' 
ren  ober  Gdjten«,  b.  b-  bie  Untersuchung  berGrunb» 
bebeniung,  bed  Urfpnmgd  bcräöorter.  Gthmologijcbe 
Unterfucbungen  würben  im  3ufammenbang  mit  ber 
gragc  nach  bem  Urf prang  ber  Sprache  fcboit  oou  ben 
ältcflen  griecbifcbeit  ©hitofophen , namentlich  in  ben 
ioitifdien  ©bitoiophenfd)ulen  angeftcllt,  in  betten  bad 
©dort  G.  aufgefommen  ju  fein  febeint.  5)ocb  fehlte 
biefen  Seriudjeu,  über  bie  (ich  fdjon  ©laton  in  bem 
IBialog  »Jlratplod«  luftig  machte,  wie  allen  nadjfol» 
genbeit  bid  iit  ben  ©nfang  bed  19.  Sabrt).  nod)  jebe 
Wetbobe.  Grfl  bic  Pon  ©opp  begrünbete  iitbogcnua» 
nifebe  Spracbwiffeufcbafl  bat  bie  wiffenfcbaftltdie  G. 
ine  Seben  gerafen,  unb  bic  £>auploerbienjte  neu  biefe 
haben  fi<b  bid  jcjft  ©olt  (f.  b.)  uitb  9t.  gict  (f.  b.)  er* 
worben,  gür  bad  Seutfhe  ift  ßluged  »Gthmologi» 
febed  Silörterbucb  ber  beutfeben  Sprache«  (6.  9luf(., 
Straßb.  1898)  bad  norjügitebfie  Kerl,  bad  in  man» 
cbeni  ergänjl  wirb  burd)©auld  *?euticbeö Kurier» 
buch«  (Volle  1 897),  für  bad  Gnglifcbe  S ( e a t d >Ety- 
mologicol  dictionarv«  (3.  91ufl. , Sonb.  1898)  tutb 
»UoneUo  ctymolugieal  dictionary«  (5. 9Iufl.  1901), 
baneben  bic  (ürjere  »Eaglish  ctymology,  a select 
glossary«  (SlraBb.  1898)  pon  Kluge  unb  Sup,  für 
bicSefamtbeit ber romaniieben Spradien  2) i e j'  »Gig» 
mologifcbed  SJörtevbud)  ber  romanifeben  Sprachen« 
(5.  9tuf[.,  ©ottn  1887),  für  bie  filtern  inbogermani» 
idjen  Sprachen  giefd  »©crglcicbcnbcd  SBörterbucb 
ber  inbogeratanifcbeH  Sprachen«  (4.  9lufl„  ©ötting. 
1690  ff.),  ©gl.  Sprache  unb  SpradjWificnfcbaft. 

linier  bem  juerft  pon  görftemann  gebrauchten 
Wuebruc!  © olle  e ttjmol  og  i e uecfieht  mau  bie  9lifi» 
milation , bie  eite  ttad)  Saut  wie  ©cbeutung  frembed 
Kort  bei  feiner  Ginführang  in  eine  Sprache  erfährt, 


147 


ßtijmon 

inbem  ein  Sort  ober  eine  Sortgruppe  ber  nufncb* 
menben  Spraye  Pcrmögc  bet  S!autaffo}tationen,  in 
benen  fie  51t  bem  einjujüljrenbcn  Sorte  fteben . auf 
biefe#  cinwirfen.  Sie  affimitiercn  eä  fid)  jimädjit laut- 
lief),  bann  aber  in  getoiffem  ©rabe  aud)  begrifflieb, 
fo  baß  bet  uriprilnglicfae  Begriff  beb  Sorte«  eine 
eigentümliche  ffärbccng  gewinnt.  So  bat  man  j.  8. 
au«  rabifal  r a 1 1 e n f a f)  l , au#  »rcubalista  Brcn* 
btuft,  im  flateinifeben  au#  bem  gried)if<ben  sipha- 
ron  (Segel)  supparum  (Bnlebncmg  an  suppar,  faß 
gleich),  im  Gngtifchen  au#  frnn  jöfifd)  ecrevisse  ( Streb«) 
crawfiah  (»fttopffifcfc«)  gemaebt.  Übrigen#  Wirb  ba# 
Sort  BolfScttimotogie  oft  aueb  in  fjätten  angeroenbet, 
loo  e#  fieb  nicht  um  Gntlebnung  au#  bet  grcmbe  ban* 
belt,  j.  8.  neufcbietig  für  neugierig  burdß  Gin- 
ftuß  ö.on  er  fdjiert  fid)  um  etwa#.  Bat.  Bnbre« 
fen.  Über  beutfcbe  Soltbetipnologie (6.  Buft.,  4>eilbr. 
1899);  Keller,  Statemifctjc  Solteielljmologie  unb  Sier- 
wanbte#  (Cripj.  1891). 

(Sttjmon'gried).,  »ba#  Sabre,  6<bte«),  Verleitung 
unb  ©runbbebeutung  eine#  Sorte#. 

($bc(,  ein  Berg  in  ben  Sebwpjcr  Btpen,  fotoobl 
©ipfel  (Voeb-S-.  1101  m,  mit  20  m hohem  Bu#- 
fidjlbturm)  als!  8«ft  (959m  mit  ber  St.DicinrabS- 
tapelle),  leßtecev  einer  ber  beiucbteften  Zugänge  be# 
SattfahrtSortä  Sinfiebeln  (f.  b.),  uon  üiapperswil 
(420  m)  unb  überbaupt  ber  norböfllieben  Schweis 
au#.  Unterbalb  be#  Baffe#  führt  über  bie  Sibl  bie 
jteinemc  Zeufetäbrficfe  (833  m). 

©bei,  ber  berühmte  König  ber  §unnen  in  ber 
beutfd)cnVflbenfage,  ©emabl  ber £>eld)e  ( Verehr,  Grfa, 
f.  b.),  bie  ihm  ,ppei  Söhne  gebar,  bie  in  ber  3iapenna< 
feblaebt  fielen,  fobann  ©emahl  ber  Königin  Kriembilb 
pon  Burgunb  (ber  Sitwe  Siegfrieb#).  Buf  ffneiu- 
bilb#  Seranlaffung  labet  er  arglo#  beren  Briiber  (bie 
HRörber  Siegfrieb«)  an  feinen  fjof  unb  wirb  gegen 
fernen  Sillen  in  bie  graufigcnÄndietänipfe  mit  biefen 
hineingeriffen , bie  ber  legte  Xeil  be«  Siibelungcttlie- 
be#  febilbert.  Bach  ber  norbiftben  $arfteUung  in  ber 
»Gbba«  unb  ber  Volsnnga-Saga  lodt  bagegenS.,  hier 
Btli  genannt,  feine  Schwäger  ju  ficb,  um  ihren  Schaf), 
ben  Nibelungenhort,  ju  erlangen,  unb  lägt  fie  niebcr- 
machen , Wirb  aber  jur  Sache  non  feiner  öattin.  ber 
Schweflet  ber  Grfcblagenen  (hier  fflubrun  genannt), 
im  Bett  ermorbet.  S)ie  norwegifcbe  Thidreks-Saga, 
bie  nieberbeutfcbe  Überlieferungen  benujjt  hat,  melbel 
über  Bttila#  Snbe,  baß  er  in  einem  unterirbifcben 
©ewölbe  bei  bem  9tibelungenjd)abe  bem  Vungertob 
preisgegeben  worben  fei.  SÖie  im  Slibelungenliebe,  fo 
erfcbentt  auch  in  benanbern  mittelbochbcutfcben  Bolf#- 
epeii  S.  in  günftigerm  Bidet.  Sr  herrjcbt  ,ju  Ungarn  in 
Gßelburg  (Ofen)  al#  mäcptigfter  König  feiner  3«t; 
uiele  ber  tapferflen  unb  ebelften  germanifcben  Surften 
tümpfen  in  feinen  Zienficn  ober  finben  bei  ihm  ©aft- 
freunbfcbaft  ober  Schuß.  So  nor  allem  Slietrich  Pon 
Bem,  bem  er  burdi  fein  Veer  Beiftaub  gegen  ben 
Jiaifer  Gnnenricb  leiftet,  wie  auch  3>ictrid)  für  G. 
gegen  bie  Slawen  ficht.  2Die®efcbicbtc  Bttila#  ift  in  ben 
©runbjügen  ber  Gjelfage  nod)  recht  wohl  ju  ertcn- 
iten.  Sie  Buffaffung  ber  in  feinen  Dienften  tämpfen- 
ben  Cftgoten  liegt  ber  cßeljrcunblicbeii  fübbeutjeben 
3)arfteUung,  bie  gegiterifcbc  Buffaffung  ber  Sranfen 
liegt  ber  flanbinaPifcben  ©eitalt  ber  Sage  511  ©runbe. 

(Stjtl-  1)  &ranj  Buguft  Uon,  Ingenieur  unb 
©eograph,  geb.  19.  3uli  1783  in  Bremen,  geft.  25. 
3R3rj  1850  m Berlin,  ftubierte  in  Berlin  unb  Bari# 
Slaturwiffenfchaften,  machte  bteSclbjüge  non  1813  — 
1815  mit,  arbeitete  bann  in  ber  SanbeSocnuefjung 
unb  Warb  1820  bem  preußifeben  ©rofien  ©eneralftab 


— ©fecl. 

beigegeben  fowie  balb  barauf  jcnci  Siebter  an  ber  Krieg#, 
fdjule  in  Berlin  ernannt.  Seine  Vauptwerfe  finb: 
»Grbfunbe«  (Berl.  1817 — 22,  3 8be.);  »Btla#  Pon 
hijbrographifcben  Sieben«  (2.  Sufi.,  baj.  1820);  »Zer» 
rainlehre«  (4.  Buft.,  baf.  1862) ; «Karten  unb  Bläue 
jur  allgemeinen  Grbfunbe«  (mit  K.  Hinter,  baf  1825 
bi#  1843).  — Sein  Sohn  Bnton,  geb.  29.  Spril 
1821  in  Berlin,  geft.  bafelbfl  9.  5)ej.  1870,  machte 

firöfjere  Seifen  im  Orient,  in  Sfanbinaoien  unb  3ta« 
ien  unb  überlegte  bnnifche,  fehtoebifebe  unb  anbre 
geographitdje  Serie  in#  3)eutfcbe.  Seine  felb  jtänbigen 
todhriften  ftnb:  »3)it  Ol’tfee  unb  ihre  Küftenlnnber* 
(3.  'ituff.,  fleipj.  1874);  »©rönlanb,  geographifch 
unb  ftatiftifch  beschrieben«  (Stuttg.  1860);  •Bagatmcc- 
bentumunbSanberlebeninSiorwegen«  (Berl.  1870). 

2)  Gberharb  Pon,  Segebaumccfter,  geb.  15. Steg. 
1784  in  Stuttgart,  geft.  30.  9!oO.  1840,  baute  unter 
anberm  bie  16  km  lange  öebirg#jtraBe  bon  Biünfin« 
gen  nadj  Ghingen  unb  bie  au#  jwei  Vängcwerfen  ooct 
je  30  m Seite  hejtehcnbe  bebedte  l}öl gerne  Siedarbrüde 
in  Vtilhronn.  1810  au#  bem  Staat#bienft  enllaffen, 
erwarb  er  fidh  eine  große  Braji#  im  3>utlhauwefen, 
Irat  1817  in  baä  Oberbaufoflegium,  1819  al#  tedjni- 
feber  3iat  in  ba#  HRinifterium  unb  reorganifiertc  ba# 
Straßen-  unbBrüdenbauwefenSürttembevg#.  1822 
bi«  1830  baute  er  bie  ©ebirgäftraße  »Seiujteige«  bei 
Stuttgart  unb  1827 — 82  bie  Jcmaubriide  in  Ulm, 
bie  Gttjbrüdc  bei  Bcftgheim  unb  bie  Slcdarbnide  bei 
Stannftatt.  Buch  lieferte  er  ben  Grweiterungäplan 
Pon  Stuttgart. 

8)  griebricßBiiguft  Pon.  preuß. öenctal,  Brü- 
her non  G.  1),  geb.  16.  Oft.  1808,  geft.  25.  3)eg.  1888 
in  Berlin,  trat  nach  auägebehnten  Beilen  1826  in  ba# 
©arbefchüßenbataillon,  würbe  1842 Vauptmann  unb 
1856  Oberft  int  ©eneralftab.  3m  bciitifchen  Kriege 
1849  ©encralftab«d)ef  einer  2)inifion,  führte  G.  1866 
in  Böhmen  bie  16.  3>ioifton  ber  Glbarmee,  würbe 
Sireltor  ber  Kriegäafabemie,  1870  ftetloertretenber 
Kommanbeur  be#  9.  Bmteeforp«,  1871  ©ouoerneur 
non  Stettin  unb  nahm  1874  al#  ©cneral  ber  Snfan» 
terie  feinen  Bbfdcieb.  1873 — 77  war  G.  national- 
liberale#  Biitglieb  ke§  !Heich#tag8. 

4)  Karl  non,  Brdjilett  unb  Gifenbahningenieur, 
Sohn  non  G.  2),  geb.  6.  3m-  1812  in  Ve'lbronn, 
geft.  2.  SJiai  1865  in  Jtemmelbad)  bei  fiinj,  trat  in 
ba#  Bureau  feine#  Bater#,  beteiligte  fuh  feit  1835  an 
bem  Bau  ber  Bahn  non  Boris  nad)  St.-Öcrmain, 
uebclte  183«  nach  Sien  über.  Wo  er  an  ber  Sten- 
©loggnißerBumt mit  arbeitete,  mehrere  Brioatbautcn 
in  Sien#  Umgebung  unb  ba#  Sianabab  baute.  1843 
würbe  er  nad)  Stuttgart  berufen  unb  führte  bieBahn- 
baulen  mit  Ginfcbluß  ber  Untertunnelung  be#  Bojen- 
ftein#,  ber  Jcerjtellimg  be#  Bahnhof#  non  Stuttgart, 
ber  fogen.  ©eißlinger  Steige  (mit  einem  Gefälle  non 
1 : 40)  fowie  be#  Btabuft«  bei  Bictiegheini  au#.  1858 
folgte  er  einem  Diuf  in  bie  Sdjwcij , wo  er  ba#  neue 
Banfgebäube  ju  Bafel  errichtele  unb  bie  Bauten  ber 
Scbwcijerifchen  3entralbahn  leitete,  barunter  bie  ciier- 
nen  Biabuttc  über  bie  Saane  bei  gfreiburg  unb  über 
bie  Bare  bei  Bem,  1857  trat  G.  al#  Baubircftor  au 
bie  Spige  ber  öfterreidtifehen  ftaifer  3ran,(  3ofeph#- 
Orientbabn  unb  warb  1859  Baubireflor  bei  Öfter- 
reidhifeßen  3übbahngefetlid)aft,  bie  unter  anberm  ben 
Bau  ber  Brenttcrbaijn  aufnahm.  3)ie  non  G.  projek- 
tierte Sraffe  biefer  Bahn,  bie  mit  mögtidjfter  Beratei- 
bung  foftipieligerKunft-  unb  Zunnelbauten  bie  höchite 
Safferfdieibe  ohne  Zunnel  überfdjritt,  gilt  at#  bahn- 
bred)enbe#  Weift enuerf.  Gr  gab  herau«:  -Brüden 
unb  Zalübergänge  febweijerif^er  Gifenbabnen«  (Ba» 

10* 


148 


G^elS  §of£ja[tung  — Cufcöa. 

fei  1856—69,  2 fflbc.) ; »ßfterreicpifcpe  EifenPaptien, ' mehrere  Siege  fotoie  bttrd)  bie  Xötutig  beä  fcittblicfien 
entworfen  unb  auägefüprt  non  C.«  (33icn  1864—67,  Siftatorä  üope,}  auf  ber  glucpt  (1.  Scärj  1870)  be» 
6 Bbc.i;  autp  War  er  Sfitbegrfinbcr  ber  »Seutfcpen  enbete  er  ben  Srieg.  Seitbein  würbe  er  ber  Wapre 
Eifenbafmjeitung*  (1843  ff.).  Seiler  ber  Regierung  ©ebroä  II.  unb  wegen  ihrer 

©pcidttofhaltunci  (Ser  ©unterer),  fpötmit*  fonferbatiben  Jiidituug  allgemein  oerpafjt.  Slacp  ber 
telpocpbeutfcpeä  ©ebiept  aud  bent  Steife  ber  Sictricpä-  Sieoolution  im  Sobcmbef  1889  joä  er  fiep  naep 
tage,  boQftänbig  erhalten  im  »$elbenbucp*  (f.  b.)  beä  granfreiep  jurüd  unb  fd)lug  feinen  ©opiiftl)  in  ©er- 
Äajpar  non  ber  SRpön  (gebnidt  in  b.  b.  Jagens  unb  failleä  auf.  Er  fiat  brei  Söfine:  ©ebro  (geb.1875), 
©rimifferä  »Seutfcpen  ©ebiepten  beä  9Rittelalterä«,  Cubroig  (geb.  1878),  bie  beibe  im  öftcrreiefiiftfien 
©b.  2,  ©erl.  1820);  non  jwei  anbern  gaffungen  tie-  ipeere  bienen,  unb  Anton  (geb.  1881).  ©gl.  bie 
gen  öniepftüde  bor.  Saä  ©ebidjt  crjäplt,  wie  bie : lertbcilage  jum  Wrtifel  »Sourbon«,  S.  II. 
ftfiöne  Jungfrau  Selbe,  bie  fepon  brei  3afirc piiiburcp  j Cüiiabnc  (Coabne),  f.  Stapaneuä. 
oon  einem  wilben  SSiefen , bent  Süunberer,  mit  Jiun.  (Suagoraä  (Eoagoraä),  ©ofin  beä  Siifodeä, 
beit  bcrfolgt  wirb,  ftd)  an  ben  Spof  beä  ßönigä  Cpcl  Sönig  ton  Cppcnt,  flammte  auä  ber  uralten  Ipcrr« 
jlücptct  urib  bott  ifint  einen  Sümpfet  erbittet.  Ser  fdterfamilie  ber  Stabt  Salamiä  auf  Gppern,  bie  burep 
15jäfirige  Sictriep  oon  ©ern  Wirft  fid)  bem  mufibriu-  bie  ©fiöniter  ber  fterrfepaft  beraubt  Worben  war,  ber« 
genbett  SBunberer,  ber  bie  Jungfrau  ju  {reffen  brofit,  trieb  ben  oon  beit  ©erfern  eingefe(jten  Sprannen  unb 
entgegen  unb  tötet  ipnnad)  langem  ftampfe.  Sie  sage  ntad)lc  fid)  felfift  jum  Sönig  odu  Salamiä  unb  au» 
botn  wilben  3<iger,  ber  bie  »faltgen  gräuicin*  (SSalb*  mnplicp  faft  ber  ganjen  3nfel.  391  n.  Epr.  bott  ben 
geifter)  »erfolgt , fdjeint  ber  GrjSplmtg  jugnmbe  ju  ©erfern  bebrängt,  tiinbigte  er  ipnen  in  ©erbinbutig 
liegen.  mit  bem  Sgpptijdjcn  Sönig  Aforiiä  ben  Srieg  an  uni) 

feu  . . .,  gried).  Sorfilbe,  bejeiepnet  im  ©egenfap  füfirte  bcnfelben  mithilfe  ber  Athener  fo  glitdlid),  bnp 
ui  Sl)8...  etwaä  ©utcä,  Scpöneä,  SSoplbefcpaffencä,  er  aud)  auf  bem  gcftlanb  in  ©pönilien  unb  Silitien 
Xücfitigeä  tc.  Eroberungen  mochte  Sem  Antaltibifcpen  grieben, 

©u  i[pr.  8),  Stabt  int  franj.  Separt.  SRieberfeinc, ! Worin  bie  ©ricepen  bie  Cberpcrrfcbaft  her  ©erfer  über 
91rroitb.  Sieppe,  an  ber  ©reäle,  Snotcnpunft  ber  Eppcrn  387  anerfannten,  wollte  ftd)  E.  nidfit  unter* 
9iorb*  unb  ber  SSeffbaptt,  fiat  eine  feböne  Sircfie  St.«  Werfen.  Er  würbe  bafier  Oon  ben  ©erfem  atigegrif» 
Saurent  auä  bem  12.  3afirfi.,  ein  pracptOoUeä  Schloß  fen,  bei  Sittion  befiegt  unb  in  Salamiä  eingefd)Io)fen, 
auä  bem  16.  unb  17.  3nfirfi.  mit  ©arlanlagen,  einen  erjwang  ftcfi  inbea  fiier  burep  feine  Stanbliaftigfcit 
$>afen,  ber  burd)  ben  Sana  1 oon  Eu  mit  bent  Sec*  376  einen  efirenooüen  grieben.  Cr  würbe  374  oon 
bafen  oon  2eSr(port  inlBetbinbuttg  ftefit,  ein  grogeä  einem  Eunuchen  ertnoröet,  worauf  ifim  fein  Sofin 
SRüpIenetaPtiffement,  gabrilation  oon  3roiebad  unb  9Mofleä  folgte.  3f°irateä  fiat  eine  u.  b.  I.  »S.«  nod) 
3KöbcIn,®erberci,  ein  College,  cin§anbe!ägerid)t  unb  oorfianbene  Seicfienrcbe  auf  ®.  oerfafit,  Worin  er  alä 
(190t)  6148  Ciitw.  — Cu  (lat.  Aujjusta)  joll  fefion  baä  ©Jufler  eineä  '.Regenten  gepriefen  wirb. 

}ur 3<it ber Sfömer  bebcutcnb  getoefen  fein.  881  warb  ©uagriod  (Goagriuä),  Sd)olaftitoä,  nam* 
in  ber  91äpe  oon  Cu  (bei  Saucourt)  eine  Scfilacfit  fiafter  Sircpenpiftorifer,  geb.  um  636  j u Cpipfiania 
jlpiidjen  ben  'Jionnamien  unb  ben  gronjofett  gefcfila«  in  Sölefprien,  warb  unter  Saifer  Xiberiuä  Ctucijtor 
gen  (bie  98alftatt  peijjt  nod)  iefit  Franleu,  b.  fi-  Frau-  unb  unter  3Rauritiuä  ©rfifeft  in  Antiodjia.  Seilt 
corum  locus),  ©eit  996  war  Cu  ber  Si()  einer  ©raf«  ipauptwerl:  »Ecclcsiasticae  historiae  libri  VI*  (oon 
fchaft.  SBilfielm,  ©raf  ooit  Cu,  ©ruber  beä  £>erjogä  431 — 694),  ift  bie  Icpte  gortjejung  oon  Cufebioä’ 
Diidiarb  oou  ber  Sionnanbie,  ftiftete  hier  eine  reiche  Stirdicngcfefiicfite,  präg.  Oon  ©ibeg  unb  ©amieittier 
Auguftinerabtei.  Alä  ber  Sönig  oou  Citglattb  in  bie  ©uan,f.  Cuö.  [(fionb.  1898). 

'Ji'i'rmanbie  emjufallcn  unb  in  ber  Stabt  Cu  fein  ©udubrod,  f.  Coanber. 

SJinterquartier  aufsufcfilagen  bropte,  lieBfiubwigXI.  ©uangeliod,  ber  adite  l'ionat  im  Salenber  ber 

18.  3uli  1476  bie  Stabt  m’eberbrennen.  9htr  bicSir-  Afianer,  oom  24.  April  hiä  23.  9Hai. 
dien  unb  wenige  ©rioatgebäube  entgingen  ber  3er«  I Gubc,  ©erg,  f.  Sipön. 

flörung.  Sie  ©raffepaft  gelangte,  naefibem  fie  öfters  ©ubiötif  (grieep.),  bicSunft,  toopl  ju  leben,  fooiel 
bie  öefiper  gewecpfelt,  an  baä  $>auä  ÖrKanä.  fiub«  Wie  Siütetit;  Cubiotiler,  fooiel  wie  Siöletiter. 
wig  f|Spilipp  oerliep  alä  Sönig  bem  älteften  ©ofin  beä  ©iibiia  (neugrieep.  Cooia  ober  Cgripoä,  bei 
2>crjog3  oon  SRemourä,  bem  $rinjen  2ubwig  (f.  un«  ben  3talieneni  Siegroponte),  griccpifcpe,  im  Alter- 
ten), ben  Xitel  eineä  »©rafen  oon  Cu*,  ©gl.  Cftan-  tum  wieptige  3nfcl  im  Agäifcpeu  SReer,  biefit  an  ber 
celin,  Histoire  des  corntes  d’Eu  (©ar.  1828);  ©a*  Dfttüfte  Oon  liiittelficllaä  (f.  Sorte  »fflriecpenlanb«), 
tout,  Le  chateuu  d’Eti  (1839);  fieboeuf,  Eu  et  Oon  bet  ricburcpgroiicSdngebrücpe  abgetrennt  würbe, 
le  Treport  (1842);  Xficfrin,  Trcport,  Eu  et  ses  mit  3776  qkm  gläcpe  gröftte  3nfel  beä  Söttigrcicpä 
enriroos  (Amienä  1874).  ©riecficnlanb.  ©cpmal  unb  langgeftredt,  ift  fie  Ooitr 

©u  der.  Hi,  fiubwig  ©pitipp  fföaria  gerbi*  nörblicpcn  ©orgebirge  ©onbifonifi  biä  jur  Sübfpipe 
nattb  ©afton  oon  OrKanä,  ©raf  oon,  geb.  Sffianbelon  (bem  alten  ©eraftoä)  158  km  lang;  ihre 
28.  April  1842  im  ©cploft  9ieuillp,  ältefter  ©Dpn  bcä  größte  ©reile  Oon  50  km  pat  fie  beim  Curipoä  (91e* 
iperjogä  Subwig  oon  Slentourä  unb  ber  ©rinjeffin  gropontc).  3m  SJS8.  wirb  C.  burep  ben  Sanol  oon 
©iltoria  oon  Sa^ten«Soburg,  Citlel  beä  Cptönigä  Xriferi  Don  Xpcffalien,  im  38.  burep  ben  Sana!  oon 
Unbwig  ©pilipp,  bilbete  ftep  in  Gnglanb  für  bie  miti«  Atalanti  (im  Altertum  Cuböifcper  SReerbufen) 
tärifepe  Saufbaijn auä  unb  trat  in  btcbraftlifcpe  Armee  unb  bie  an  ber  fcpmalften  Stelle  nur  36  m breite,  ba< 
ein.  91m  16.  Olt.  1864  ocrntäplte  er  fiep  mit  ber  öl« ! per  pter  fepon  im  Altertum  übcrbrüdle  ©icercnge 
tem  Xoditer  beä  Saiferä  ©ebro  II.  Oon  Sraftlieu.  ber  Curipoä  Oom  gcftlanb  (Altifa,  ©öotien  unb  Cofriä) 
©rinjeffin  3fabetla,  bie,  ba  ber  Saifer  feinen  Sofin  I gefepiefien.  Sie  ©cfiirge  oon  C.  fegen  baä  Stuften 
patte,  biä  1889  Xpronerbin  war.  Ser  Srieg  mit  ©a* 1 gebirge  Oon  Xpeffalien  fort  unb  befiepen  im  97.  auä 
raguap  gab  bem  taiferlicpen  Sepwiegerfopn  1869  Sreibe«  unb  Xerttnrgeflcinen^im  S.  auä  ben  triftal 
©elegenpeit,  alä  Oberbefepläpabcr  ber  oerbünbelen  i linifepcn  ©efleinen  Attilaä.  Sie  gliebem  fid)  in  brei 
©trcuuincpt  ben  3RorfcpaHftaP  ju  erringen.  Surd)  | ©nippen  unb  teilen  bie  3nfc!  in  brei  Seile,  benen  bie 


149 


Guböifdjcä  3)lcer  — Gucain. 


politifche  Einteilung  in  Epardiien  entfprid)t  3n  ber 
illiittc  (Eparcbie  El;  a Kid,  mit  gleichnamiger  §aupt- 
ftabt)  triebt  fi cf)  bad  moift  aud  Sonfdfiefer  beftehenbe 
Sirpbfedgebirge  (jefet  Selpbi.  1746  m) , nod)  beute 
ceid)  mit  Kiefern,  Sieben,  Sannen,  Rafianieit  unb 
Platanen  bewachten.  Sion  ibm  gegen  9iO.  giel)t  fid) 
bad  SRaoroounigebirge  (1122  in),  mit  bebeutenben 
©raunloblenlagera  beim  Stabilen  Kunti  (etjemalä 
Rpute).  Jim  roilb  burcbfd)lucbteten  Silben  liegt  in  ber 
liparcbieRortjftia  ber  O cfi  e (§agiod  Jliab,  1475  m), 
beifen  »eifeer,  grün  geftreifter  3®i<bftmarmor  (Ei- 
pollino)  einft  für  bie  Sauten  SlomS  gefud)t  war.  Ser 
im  Altertum  hier  gefunbene  Afbcft  idjeint  erfchöpft 
cu  fein.  Sie  allen  Anwohner  beb  Cdje  trieben  ftarle 
Burpurfiicberci,  bagu  Sifen-  unb  Rupferbergbau.  Ser 
Sin eben  (Epard)ie  l'erocfiorion)  ift  WoijlbelBalbet 
unb  »aff erreich  ünb  rem  ben  Bergmeigungen  bed  ©lim- 
merfebiefergebirged  fflaltfabed  (985  m)  erfüllt,  unter 
beut  Siarnen  Seletljrion  bei  ben  Alten  wegen  feiner 
Pielett  Argncipflangen  berühmt.  Aufeerbem  erbebt  ficb 
gwifci)cn  lehtenu  unb  bem  Sirpl)t)d  bid  gu  1209  m 
Vbbe  bad  Wiafiftod-  (fegt  Ranbili»)  ©ebirge.  3»'  Si. 
bei  ^tbipfo-3  befinben  ficb  wanne,  fcbwcfelbaltigeCuel' 
len,  bie  noch  jeßt  Bon  fiautfranlen,  fflid)lifd)en  ic.  Biel 
befiuht  werben.  Siacb  D.  fturgt  6.  fteil  ab,  bie  Suite  ift 
mit  ffelfennffen  unb  Klippen  umgürtet  unb  bat  we- 
nig Sanbungdpläße.  Sie  Seftfeite  fällt  allmäbticber 
ab.  Sie  enlbält  fdjöne  SBiilber  unb  bie  fruchtbare, 
Bon  tlaren  gtüfedjen  bewäffertc  Ebene  Setanton,  bie 
im  Altertum  6.  gu  Atficnd  Romlammer  machte  unb 
nod)  ießt  (betreibe,  Öl,  geigen  unb  SBein  im  Über- 
fluß betBorbringt.  Vauptbcfdjäfligung  ber  Bewohner 
(1896:  103,265)  bilbet  bie  glicht  Ban  Schweinen, 
Schafen  unb  3'tflm,  bie  auf  ben  fräuterrcidjen  Sei- 
hen bortreffliche  Siahrungfinben.  '.Huch  febr  gcicfjSfjter 
fjonig  tonimt  in  ben  $>anbel.  Säbrenb  ber  Siorben 
unb  bie  ®itte  ber  Stufet  nur  Bon  ©riechen  bewohnt 
werben,  ift  bie  Bcoöllerung  bed  Sübcnd  mit  Albane- 
fen  gemifcht.  SDiit  ben  nörblidjcn  Sporaben  Sfprod, 
Stiaüjoa,  SlopcioS,  ßbtliobromia  u.  a.  bilbet  6.  einen 
5?  o m o 8 bed  Königreichs  ©riedtenlaitb,  ber  auf  4199 
qkm  (76,2  CSS.)  1896:  115,515  Ein».  gählt  unb  in 
bie  Bier  Epardjicn  Shaifid,  Xerod)  orion,  Rartjflia  unb 
Sfopelod  gerjätlt.  2114  bie  älteften  Bewohner  Buböad 
werben  bie  iQt)rtfd)enAbanten,  im  5i.  bie  §eftiäer 
unb^ell open  unb  intS.  am Odjegebirge  bieSrp o • 
per  genannt.  Siefe  Unterfdjiebe  unter  ber  Bebölte- 
rung  nerfebwanben,  ald  bie  Monier  (f.  b.)  einwanber« 
ten,  ficb  über  bie  gange  3»fel  Berbreiteten  unb  ihre 
Sprache  gu  ber  berrfdjcnbeit  machten.  Ser  fpanbcl 
War  fd)on  in  früher  3«t  blübenb  unb  würbe  burch 
gasreiche  ttolonien  auf  ber  ipalbinfel  Ehaltibife,  an 
ber  tbraliidjen  Seifte,  in  Italien  (Eumä,  Sibegium) 
unb  auf  Sigilicn  beförbert.  Sie  ffruchtbarfeit  bed 
Sanbcd  unb  bie  3nbuftrie  ber  Einwohner,  bie  ihr 
Rupfer  unb  Eifen  felbft  Berarbeiteten , lieferten  ben 
Schiffen  ihre  fiabung.  SadeuböifchcäKüngfhftem  war 
fogarinStgilieneingefübrt.  Rünfie unbSiffcnjchafttn 
ftanben  in  hoher  Sichtung.  Bon  ben  70  Stabten  unb 
Crtfcbaften  bergnfcl  waren Rart)itod  an  ber  Siibfüfte 
(burd)  feinen  SKannor  unb  Ajbeft  berühmt),  Ehallid 
unb  Eretria  bie  wichtigften;  gu  einem  engem  Siünb- 
nid  unter  ihnen  liefe  ed'tcild  eigne  ßiferfudit,  teilst  ba3 
Streben  Atmend,  feinen  Einfhife  über  bie  3nfel  aud- 
gubehnen,  nicht  tommen.  Schon  507  B.  Ehe-  bemäch- 
tigte cd  fief)  ber  Stabt  Ehalfid,  um  bort  4000  Kolo- 
niflen  anjufiebeln,  unb  feit  benSäerferfriegenftanbE., 
nachbem  Eretria  490  Bon  ben  Verfem  wegen  ber  Un* 
terftüJtungberaufjtänbifcheti3onier  jerftört  unb  feine 


Einwohner  nach  IBabbloit  fortgeführt  Waren,  unter 
feiner  ^errfdiaft ; eine  Empörung  würbe  Bon  "fSeritleä 
445  unterbriidt.  411  fiel  bie3nfel  Bon  neuem  ab  unb 
würbe  nach  bem  $elopoitnefifd)cn  Stieg  Bott  Sparta, 
bann  aber  tuicber  bon  'Athen  abhängig,  baS  nrn  376 
bie  gange  3n|‘el  abemtald  beljerrfchte.  Seit  ber  3d)lad)t 
bei  Seuftra,  nach  ber  fid)  bie  Eubber  ben  Shehaitern 
angefchloffen  batten,  Wedffclte  bie  ^enfehaft  fortwiih- 
renb  unter  Bürgerfriegen  nnb  fremben  Eingriffen, 
bid  bie  Schlacht  bei  ßhäroneia  338  bie  3nfel  König 
Philipp  Bon  SRafebonien  mit  bem  übrigen  ©riecben- 
lanb unterwarf.  196  Bon  ben  SRömer'n  für  frei  er- 
[lärt,  bilbeten  bie  Stäble  ber  3»fel  einen  unabhängi- 
gen Bunb,  ber  fid)  bid  146  behauptete.  Wo  E.  bem 
römifchen  3ieieh  einBerleibt  Würbe.  1 204  n.  Ehr.  Würbe 
bie  3"fel  beit  Bbgantinera  entriffen  mtb  tarn  gunädjft 
unter  bie  öerrfdiaft  lombarbifdter  ©rofecn,  bie  am 
Bierten  Rrcuggug  teilgenommen  hatten;  bod)  erlangte 
bie  ISepublif  Benebig  halb  bie  Oberhoheit  unb  um 
1351  bie  audfehlieftlichc  Verrfd)aft  überE.  Unter  tür- 
fifche  venidiatt  fam  bie  SJnfel  1470  unb  blieb  unter 
berfeiben,  bist  fee  1821  auf  benfRuf  bcr3Sobena3Rau- 
rogenia  bad  Bannet  ber  Freiheit  erhob.  Später  warb 
fte  bem  neugebilbeten  Sönigreich  ©riedjenlanb  ein- 
oerleibt. Bgt.  ©et) er,  Sopographie  unb  ©efdjichte 
ber  3nfel  E.  (Berl.  1903). 

(Subüifthed  ÜWter,  f.  Euböa. 

©tibülcud  (grtech-,  »ber  SSoblwoltcnbe,  93of)l- 
ratenbe»),  Beiname  bed  §abed,  bed  Unlerweltggtted, 
befonberd  iit  ber  tleuftnifchen  unb  orpfjifchen  Über- 
lieferung. 

Gubulibcö,  gricd).'l!l)iicifoph  bcd4. 3ahth-  B.  Ehr., 
aud  'JSilct,  war  ein  Sdjüler  bed  Eufleibcd  Bon  äBe- 
aara  unb  ift  befonberd  burd)  [eine  Srugfd)!üffe  unb 
(fragen  bclannt.  Siantenllid)  Werben  ihm  folgcnbe 
Sophidmen  gugefchrieben:  ber  »fiünner«  (g.  B.  Spi* 
menibed  lagt:  alle  Rretenfer  fmb  V eigner;  nun  ift 
EpimcnibeS  felbft  ein  Sreteujer,  alfo  i)t  Epimenibed 
ein  fiügner,  alfo  iinb  alle  Rretenfer  wahrheitliebenbe 
fieute),  ber  »©ehömte«  (g.  B.  wad  bu  nicht  Pertoren 
haft,  bad  haft  bu  ; ^örttcr  boft  bu  nicht  Oerloren,  aljo 
haft  bu  fcömer)  unb  ber  »Rahlfopf«  (wirft  bie  (frage 
auf,  wie  Biele  ober  wie  Wenige  §aare  nötig  feien,  um 
fernanb  einen  ßabllopf  gu  nennen). 

Gubulic(grch.),nugeä  Beraten,  Einfieht.Rlugbeit. 

Gubütod,  1)  Sohn  bed  Spintharod  aud  bem  Sc- 
mod  ?lnnphtt)ftod,  aihen.  Staatdmann,  regelte  ald 
Slaatdfchajjmeifter  (feit  354  B.  Ehr.)  mit  großem  ©c* 
fchid  bie  Jfinangcn  Äthend,  aUcrbingd  fo,  baft  er  bie 
iiberfd)üffe  gu  geftgelbem  an  bad  Bolt  »erteilte  unb 
auf  bie  frühem  ibealen  ber  athenifdjen  Bol'til 
Bergid)tcte.  Er  trat  baher  auch  im  ©egenfafec  gu  Se- 
niofihcned  beim  Streit  mit  Btjilipp  Bon  Diafcbonieu 
für  Siadigicbigfeit  unb  grieben  ein.  Sein  Sob  fällt 
jebenfalld  oor  330.  .Bon  bed  E.  Sieben,  bie  benen  oon 
Sentofthened  unb  iSfchined  gleichgeftelit  werben,  hat 
ftd)  nichtd  erhalten. 

2)  E-,  um  360B.  Ehr.,  neben  Antiphaned  unb  2llepid 
^auptPertreter  ber  mitttem  attifchen  Romöbie,  be- 
arbeitete hauptsächlich  mothifchc  Stoffe,  inbem  er  bie 
frühem  Sragifcr,  befonberd  Euripibcd,  parobierte. 
Bon  feinen  auf  104  angegebenen  Slüden  fmb  nur 
etngelne  Bmchftücfe  erhalten  in  Rodd  »Fragment» 
comicorum  atticorum«  (8b.  2,  S!eipg.  1884). 

Gutafn , 8engoplmetht)ltelrametht)lo{i)piperibin- 
larbonfäuremethtjlefter  C1?H„NOt,  wirb  and  Selra- 
metht)lort)piperibinlarboniäure  bargefiettt,  bie  man 
and  Sriacetonamin  burch  Einlagerung  Bott  Bt)an- 
Wafferftoff  unb  Berfeifung  bed  fo  cnlftehenben  Epan- 


150  Eucalyptus 

bt)brin3  gewinnt.  G.  bilbet  größt  glgSglänjenbc  Sfri- 
Ralle,  legt  iid)  leicht  in  ©Itoßol  unb  Silber,  ftbv  fchroer 
inBafier,  fdjmiljt  bei  104 — 105"  unb  bilbet  mit  Säu- 
ren neutrale  Salje,  Bon  benen  ba3  faljfaure  G. 
C„H,;N0).HC1.H10  (im  ipanbel  alb  6.  A)  luflbc- 
Rönbcge  ftrittalle  bilbet  unb  Rd)  }U  9 — 9,5  ©roj.  in 
Baffer  non  15°  löft.  tfie  phhRologifdjen  Bildungen 
beb  Gucainb  fmb  benen  beb  ßotaind  Bielfad)  analog. 
6.  ift  aber  weniger  giftig  alb  Sofain,  »crlangfamt 
ben  ©ulb,  ohne  ipu  fonft  ju  beeinfluffen,  bewirbt  ins) 
©uge  geträufelt  feine  PJiqbriaRb  unb  feine  ©ffommo- 
bationdparefe,  unb  feine  lofal  onäRheRcrcnbeBirfung 
ift  minbeftenb  ebenfo  groß  wie  bie  beb  Sotainb.  SJian 
benuttt  eb  bei  3at)noperarionen,  bei  Sfafen-,  Slcblfopf- 
unb  Cbrenlciben,  bei  Harnröhren*  unb  ©lafcitlcibcn, 
©ruritub  ic.  SalRaured  6. I).,  bab  ju  bem  uorigen, 
jum  Rofain  unb  Iropalofüiit  in  naßer  d)cniiftber  ©e- 
jiebung  ftebt,  bilbet  ein  meißeb  fnf!attinifd)eb  ©uloer, 
löft  fid)  in  3,5  Seilen  faltem  Baffer  unb  wirb  wie 
aud)  bab  effigfaure  Salj  befonberb  in  ber  ©iigenheil- 
funbe  bcnufji. 

Eucalyptus  Hbrit.  (3  di  B n nui  jj e) , ©attung 
ber  SÄijrtajcen,  b°be,  nieift  ijarjrcicbe  Säume  mit 
ganjen,  meift  gegenftänbigen,  etwab  leberartigen,  in 
ber  Siegel  blaugrünen,  bleibenben  Slüttem,  furj- 
gcflielten  Slülen  mit  feberbufdjartigcit  Staubfäben 
rn  enbftänbigen  Sdjirmrijpen,  ju  einer  abfnKcnbcn 
Rappe  oenuad) jenen '-Ulumenblättcrn  unb  Bielfamigen 
ftapfeln.  Sie  Siinbc  löft  fid)  juWeilen  Pont  galten 
Stamm  ober  nur  Bon  bejfen  oberm  Seil  in  fiepen  ab. 
3wei  Stilen  im  innlaiifct)eir  ©ebiet  unb  13-1  in  VI  ultra- 
lien  unb  Sabmania,  wo  Re  ju  ben  flattliißftenJüalb« 
bäumen  gehören  unb  j.  %.  foloffale  ©röße  erreichen. 
Üiamentltd)  im  SO.  bilben  bie  Sufaltjpten  faft  aub- 
fdjließlid)  ben  tpodjwalb,  unb  einjelite  ©rten  Reigen 
in  bie  monatelang  mit  Schnee  bebedten  fubalpinen 
unb  alpinen  Legionen  auf.  E.  amygdalina  Labill. 
i'Bfeffermin  jba  u m,Ba  n g a ra),  in  SüboRauftra. 
lien,  wirb  155  m poch,  mit  30  in  Stammumfang, 
er  ift  härter  alb  E.  globulus  unb  reicher  an  ätl)en« 
fdiem  Öl  alb  bie  aubern  Sitten.  E.  globulus  Labill. 
(blauer  ©umutibaum,  GifeiiBeildienbaum) 
f.  lafel  »©rjncippatijeii  III«,  feig.  1.  E.  gigantea 
Jlookfil.,  auf  ©uftralien  unb  Sleufeelanb,  wirb  an 
65  ui  hoiß,  liefert  bab  gefudjte  neubollänbifiße 
'M a 1)  a g o n i b o 1 1 unb  in  ber  febwammig  ■ faferigen 
Siinbe  cm  guteb  äRnterial  jur  ©apierfabrifaiioit.  E. 
resiuifera  8m.,  auf  Sieufeelanb,  liefert  bab  rote,  E. 
piperita  8m.  bab  blaue  öummiljolj,  wäbrenb 
mehrere  anbre  ©rten  ju  Sauljol;  unb  jum  Schiffbau 
©erwenbung  finben.  $ie  auftralifd)e  SJianna, 
eine  jurferartige  ©udfehwibimg,  bilbet  fi<h  Bon  $e- 
jember  bis  Ülfcirj  auf  ben  ©lättern  Bon  E.  viminalis 
A.  Cunningh.,  wirb  nach  bem  Srodnen  Bon  ben  Gut- 
gebomen  gefammelt  unb  als  Siederei  oerjehrt.  ©ine 
anbre  SRanna  ift  ber  £erp,  eine  fruftenartige  ÜJiajfe 
Bon  gelblicher  Rarbe,  befleheitb  aud  linfengroßen, 
fdjüffelf önttigeit  slörperdien,  bie  Rd)  im  Baffer  j.  %. 
löfen  unb  einen  SitcfRanb  Bon  burd)Rd)tigen,  fieberi- 
gen Raben  ßintcrlaffen.  $ie  SHaffe  foQ  burd)  eine 
Heufd)rcdcnart,  Tettigoia  australis,  nach  anbtm 
burch  eine  Psylla-©rt  erjeugt  werben  auf  ben  ©lät- 
teni  Bon  E.  clumosa  A.  Cunningh.,  E.  mannifern 
Madie  unb  E.  resinifera  Smith,  in  ©uftralien  unb 
auf  labmania.  ©on  mehreren  ©rten  bient  bie  Siinbe 
als  ©erbmatcrial.  Raft  alle  E.-©rten  finb  reich  an 
einem  roten  Saft,  ber  eingetroefnet  bab  auftralifche 
Äino  beb  $anbclb  liefert.  Sieb  Stino  finbet  Reh  beim 
Rällen  ber  gigantifdjeu  Stämme  in  HolRräumen  beb 


— Eucharis. 

HoI}eS  unb  trimmt  mehr  ober  Weniger  mit  bem  Wo- 
labar-Rino  überein.  E.  botryoides  Smith  (Saftarb- 
m a h a g o n i , S a n g a I a g),  eine  ber  Rattliiften  ©rten 
mit  bunteigrüner,  Ichattcngebenber  Belaubung.  wirb 
24  m hoch,  ohne  ftd)  tu  Ber  jweigen,  bei  einem  £urd)> 
meffer  Bon  2,4  m,  wäd)ft  Bon  Ojtgippblanb  bib  Slib- 
qucenSlanb  unb  liefert  treRlichcb  Piuphofi-  K.  calo- 
phylla It.  ßroicn  (roter  ©ummibaum),  [chatten- 
reicher  alb  bie  meiften  SufalBpten  unb  non  ocrbältnid- 
mäßig  rafdjem  Biicpsi,  wächft  in  Sübweftauftralien, 
liefert  gutes  Piupholä-  ©erbrinbe  unb  Sino;  auch  bie 
Samenbehalter  eignen  fidj  jur  ©enupuug  als  ©erb- 
material.  E.  eitriodora  Hookes,  ein  hübfdjer,  fchlanfer 
©aum  mit  glatter,  weißer  3iin.be,  liefert  Siuphol  j unb 
auec  ben  ©Kittern  ätherijd)cS  Öl  Bon  jitronenartigem 
Bohlgemd).  E.  diversicolor  F.v.Mull.(K.  eolo-aca 
F.  f.  Müll.,  Harri),  ein  foloffaler  ©aum  in  Süb« 
auftralien,  wirb  120  m hoch,  wächft  febnell  unb  bot 
eine  fehattengebenbe  ©elaubung.  ®a84>oIj  ift  elaftijd) 
unb  bauerhaft  wie  bas  ber  englifthen  ©id>e  unb  wirb 
jum  Schiffbau,  ju  ffiaften,  Snäbcnt  ic.  betmpt.  E. 
comphocepliala  DC.  ( j o o n r I) , nt  SübWeftauftra- 
lien,  Wirb  36  m hod)  unb  liefert  eins  ber  Rärfjten 
iööljcr,  bab  allen  Bilterungbwechfeln  wiberfleht  unb 
befonberb  ju  Sdjiffbauten  benubt  wirb.  E.  I-euco- 
xy lou  F.v.  Müll . (S  i f e n r i n b e n b a u m),  in  Sictorin , 
Sübauftralicn  unb  Pieufübwaleb,  wirb  30  m hod) 
unb  liefert  Bortrcfflidjeb  hellereb  ober  bunriereb  ©au- 
hol}  (Slogholg),  bab  faft  bie  boppeltc  Spannfraft 
Pou  amercfanijdieudcchen  unb  Gf dien  beRbt  unbfelbft 
^»idorgholl  um  18  ©roj.  übertrijft.  $ie  Stinbe  eignet 
fid)  }itnc  ©erben.  E.  margiuata  Smith  (Rarrah, 
falicher  SRahagonibaum),  in  Sübweftauftralien, 
bilbet  monotone  Bälber,  in  benen  ber  ©aum  36  m hoch 
Wirb,  wätjrenb  er  bei  freiem  Stanbe  wohl  45  m er- 
reicht, unb  liefert  ein  bcrühniteb  uujerftörbareb  Ipolj, 
bab  faft  bem  iielholj  gleid)fommt , bem  ©Ohrwurm 
wiberfleht  unb  fid)  gut  ocrarbeiten  läßt.  Ban  benuRt 
eb  jum  Schiffbau,  ju  fcafenbämmcn,  IRbbeln  ic.  E. 
rostrata  Schlecht,  (roterfflummibau  cn)  wächft  in 
Sübauftralicn,  faft  immer  auf  feuchtem  ©oben,  wirb 
über  60  ra  hoch  unb  breitet  Rd)  mehr  auä  alb  anbre 
©rleu.  Gr  erträgt  bie  größte  §ipc,  erfriert  aber  bei 
— 5".  Rür  tropiuhe  ©egenben  wirb  er  alb  antifepti* 
feßer  Saum  wie  E.  globulus  empfohlen.  5>ab  Ipolj 
ift  einb  ber  gefdjäptcflcn  in  ganj  ©uftralien.  Über  baö 
aub  Berfchiebenen  ©den  gewonnene  ätt)erifd)e  Gufa- 
Ipptuböl  f.  b.  ©gl.  ©entlep,  On  the  charaote  rs, 
properties  and  useä  of  E.  globulus  (£onb.  1854); 
Ipamm,  Ser  Riebcrhcilbaum  (2.  ©up..  Bien  1878); 
©aBcret-Satcl,  L’E.,  son  iutroduction , sa  cul- 
turc,  etc.  (2.  ©uR. , ©ar.  1878);  Rerb.  o.  PJliiller, 
Encalyptographia  (Ufielboume  1879 — 84);  !p. 
Schul},  Sab  Gufalt)ptubi)l  (©omt  1881),  ©ater 
u.  Smith,  A research  on  the  E.  especially  iu  re- 
gard  to  their  essential  oils  (Conb.  1903). 

Giucafin,  eine  SSafemammoniafDcrbinbung,  wirb 
in  Suppen,  ftafao,  Schofolabe  alb  biäterifcheb  Siaß- 
rungbinitlel  cmpfoblen. 

Euccphnlaspis,  f.  Rifcße. 

Euchäns  Fl.,  ©attung  ber  ©mart)Hiba)crn,  im- 
mergrüne 3wiebelgewäd)fe  mit  ooalen  ^wiebeln, 
langcjefrielten  hcr  jfönttigen  ©lättern  unb  fcßlanten 
©liitcnfchäften  mit  mebreren  großen , weißen , woßl- 
riechenben  Slüten.  Benige  ©rten  in  ftotumbien. 
E.  amazonica  hört.  (E.  graudiflora  Flanch.)  unb  E. 
candida  Schlim.  gehören  ju  ben  fdjönftcn  3wiebel- 
gewächfcn,  bie  man  bei  unb  Pielfach  fultioicrt  S. 
Safel  »3immerpRanjcn  n« , Rig.  9. 


Gudjariftie  - 

©ndjariftte  (grifft.) , in  ber  Süurgie  ber  alten 
fiirehc  bi«  »Xanfgebel« , bad  bcr  Sonjefration  bed 
©rotcd  unb  SBetned  im  Abendmahl  ({.  b.)  »oranging ; 
im  weitem  Sinn  bie  getarnte  AbenbmafilSfeter ; in  ber 
faiholifchen  Studie  and)  bie  SJionjtranj  mit  bcr  Hoftie. 
('nefiartitif  (gried).),  bie  Sepie  Dom  itbenbmapl. 
('Ueticlaoii  (gried). , »©cbcldöl»),  in  bcr  gried). 
fiird)e  eine  ber  Seiten  Ölung  ber  römifdien  Stirere 
ähnliche,  auf  3at-  5,  14  gegrtinbete  Seierlidjteit. 
©liehe  len  unb  (?ud)itcn,  f.  ©taffalianer. 
Eurbeuma  Ag.,  ©attung  aus  ber  Orbnung  ber 
Sfthoboptjpjeen,  ratenföntiige,  itarl  »crjweigtc  *Ugen, 
Don  benen  einige  Arten,  iuie  E.  spinosum  Ag.,  an 
beit  fübajiatifehen  Stuften  Wie  Salat  gegeffen  Werben 
unb  Agar-Agar  liefern. 

©urftinin  (Ehininfarbonfäureäthtjlefter) 
CO<oc!^l?  NO  ^^et  5nr,e  Weiße  fabeln,  bie  in 
91110601,  fftljerunbin)loroformleid)t,  inSBafferfdjwer 
lödlid)  finb,  fdjmecft  wenig  bitter  unb  fdjmiUt  bei  95°. 
Seine  ©erbmbung  mit  Saljfäurt  ift  leicht  in  Süaffcr 
leidlich  unb  bat  Por  bettt  Ehmin  ben  großen  ©orteil, 
bafi  Cf)rtn[aufen,  Eingenommenheit  bed  Stopfest  :c. 
Wegfaücn,  watjienb  ed  alle  ©orjüge  bed  El)imnä  teilt. 
Ed  wirb  namentlich  bei  ffeudfljuflcn,  Steuralgicn  unb 
intermittierenben  fiebern  angewenbet. 

Euehlaena  Schrad.,  ©attung  ber  ffiramineen, 
ein|ährige,  hod)Wüd)|tflc,  jef)r  breiiblätterige  ©räfer, 
bem  Staid  naheftetjenb,  bie  männlichen  Apten  jap t- 
reich  in  aipfelftänbiger  Sfifpe,  bie  weiblichen  büidicl- 
weiie  in  ben  ©tattwmfeln,  mit  großen  häutigen  ©or- 
blättern,  in  ©lieber  jerfadenb,  alfo  nicht  wie  beim 
SRaid,  Selben  bilbenb.  Sie  einjige  VI vt  E.  mexicana 
Schrad.  (leofintf)  wirb  2—7  m hoch,  ift  fef|r  blatt» 
reich  unb  ald  gutterpflanje  in  warmen  Säubern  wert- 
toll.  Eine  ©arietät,  E.  luxurians  (f.  Seifet  • ©räfer  V«, 
5ig.  6),  wirb  bei  und  in  ©arten  fultioiert,  (omrnt 
aber  felbft  im  (üblichen  Europa  feiten  jur  Blüte. 

©nchologion  (gried).,  Euchologium),  bad 
Hauptittualbud)  ber  gncd)i|'d)eu  Stird)e , bie  beiben 
tUießliturgien  bed  Ehrhfoflomod  unb  bed  ©afitiud, 
Sormulare  für  bie  Serwaltimg  ber  übrigen  Safra- 
mente  unb  eine  An;af)l  »on  ©ebeten  urnfa  jfenb  (hrdg. 
grieehifeh  unb  lateinifd)  ton  3af.  öoar,  ©ar.  1646). 

©uef)re,  Äortenfpiel,  f.  Bridge. 

_ ©udjri  (türf.),  fotielwieem fjehntel, rm metrifefjen 
Spftem  E.»jira  — 0,1  m,  E.-birhem  0,t  g. 

©urffroit,  SKineral,  mafferhaltiged  arfenfaured 
ffupfcr,  fntaragb-  unb  lauchgrün,  gladglänjenb, 
burchfichtig  bid  burihjcheinenb , Härte  3‘/t— 4,  fpej. 
©em.  3,3,  finbet  fid)  in  furjjäuligen  rhombifchen  Sri- 
Italien  bei  Sibethett  in  Ungarn. 

Euehröma,  f.  ©rad)tfäfcr. 

©ucfen,  IHuboif  Ehriftoph,  ©hilofoph,  geb. 
5.  San.  1846  in  Hundt,  ftubierte  in  (Böttingen,  war 
1867—71  a!d©t)mnafiallehrer  in  ©erlin  tätig,  würbe 
1871  ald  orbentlicher  ©rofeffor  ber  ©hilofophte  nach 
©afel  berufen  unb  wirft  feit  1874  in  gleicher  Eigen- 
fchnit  an  ber  Uniterfität  3ena.  Er  jehrieb:  »Sie 
ÜKethobe  ber  Arifloteliieben  i>orfchung«  (Berl.  1872) ; 

• ©efchichte  unb  Siritif  bcr  ©runbbegriffe  bcr  ©egen- 
wart«  (Seipj.  1878,  2.  «uff.  1892);  »0efd)id)te  ber 
philofophtichen  Serminalogie«  (bnf.  1879);  »©eiträge 
jur  ©efchichte  ber  neuem  ©bilofopbie,  tomebmlid) 
bcr  beutfdjen«  (Heibclb.  1886);  »3>ic  ©hilofophie  bed 
Shonta«  ton  Aquino  unb  bie  Kultur  bcr  Steujcit« 
(Halle  1886);  »Sie  Einheit  bed  ©eijtedlebend  in  ©e- 
ttufjtfein  unb  Sat  ber  SWenjdiheü-  (Seipj.  1888); 
»Sie  Scbendanfchauungcn  bcr  grofien  Scnfer«  (baf. 


- ßubiometer.  151 

1890,  5.  «uff.  1903);  »Ser  Kampf  um  ben  geiftigen 
Sebendinhalt«  (baf.  1896);  »ScrSahrheitdgehatt'ber 
SReligion«  (baf.  1901);  »©cfammclte  Auffäßc  jur©l)i- 
lofophie  unb  Sebendanfchauung*  (baf.  1903).  E. lehnt 
(ich  einigermafecn  an  benältem  Sichte  an.  ©gl.  ©öhl- 
mann,  31. Erntend  Shcologic  in  ihren  philotophifcheu 
©runblagen  (öerl.  1902);  Sichert,  SB.  Eucfend 
SSelt«  unb  Sebendanfchauung  (Sangeitfalja  1903). 

Eurlea  L.,  ©attung  bcr  Ebenajcen,  Sträud)er 
ober  Bäume  mit  abwechfelnben  ober  gegenftänbigen, 
feiten  ju  brei  geftelllen,  immergrünen,  meift  ganj- 
ranbigen,  länglichen  ©liittem,  meift  adifclftänbigeu 
Irttgbolbcn  unb  eiförmigen  ober  fugcligcn,  gewöhn- 
lich einfächerigen  unb  einfaniigen  ff  rächten  mit  ffei- 
fd)igem  ©erifarp.  ©on  ben  17  fämtlich  afrifanifchen 
Stlrten  liefert  E.  Pseudebenua  P.  Mag  in  Saplanb, 
int  ftalaharigebiet  unb  in  ©naola  bad  Orange- 
flußebenholj.Eocoboloholj.  Sic<}rticbte(Em. 
bolo)  werben  ton  ben  Eingeborneu  gegeffen,  ebenfo 
Wie  bie  ton  E.  undulata  Tlitunb.  (Qua  tri)  ton  beit 
Hottentotten. 

Europepöda,  «bteilung  ber  ©uberfüßer  (f.  b.). 

(SubäniDitte  (gried).).  © Uicff eligfeit  (f . b.),  bauern» 
bed  33ohlbchagcit  (»gl.  Eubämoniamud). 

(Sttbätttonidmud  (gried)..  ©lüdfetigfeild- 
lebre),  bad  wtffcnfchaflliche  Spftem  ober  bie  praftifef)e 
Sebendanfchauung,  welche  bie  ölücffeligfeit  ald  ben 
einzig  teniünfligcn  ffweef  aHed  mettfchlichen  Sund 
anltchl.  Sie  elhü'chen  Stfteme  bed  «llertunid  finb 
(mit  «udnahitie  tielleichl  bed  ©latonifdjen)  ade  mehr 
ober  weniger  Dom  E.  beherrfd)t,  am  enlfd)iebenfteit 
tritt  berfeloc  bei  ben  sH)tenaifern  (f.  b ),  bie  einem 
entfehicbenen  SJiateriatidmud  (Hebonidmud,  f.  b.)  hui- 
bigen,  unb  benEpifureern  (f.b.)  hertor.  Huch  in  ber 
ehrifllicben  Eihtt  fpielt,  troß  ihred  adfetifchen  Eharaf* 
ierd  ber  eubamoniflifchc  Begriff  ber  »ewigen  Selig- 
feit« eine  Stolle.  Jim  18. 3abrh-  bilbete  ber  E.  bie  herr- 
fchenbe  ethifche  ©runbanfehauung,  nur  mit  bem  Un- 
terfd)ieb,  baß  bie  beutfdjen  «ufflärungdphilofophen 
bie  ©lüdfeligfeit  (im«nfd)!uß  anSeibnij)  in  berBoll- 
fommenheit  bcr  Enlmiefelung  aller  inbitibuellen 
Sähigfeilcn,  bie  framöftfehen  En.jhllopäbiften  btefelbe 
(tm  «nfchluß  an  Hcloetiud,  f.  b.)  im  paifiten  ©enuß 
fuchten.  3n  Kant  fanben  biefc  Slrömungeit  einen 
entfehicbenen  ©egner ; fein  moralifcher  3t  i g 0 r id  m u d 
terlangt,  baß  bad  ©ule  lebiglid)  um  feiner  felbft  willen 
getan  werbe,  unb  terwirft  jebe  Hanblung  ald  unftll- 
lieh,  bie  burdj  bie  Stiicfficht  auf  bie  (inbitibueüe  ober 
uniterfelle)  ©lüdfeligfeit  beflimmt  werbe.  3»  ber 
neuern Ethit  tritt  bet E. in  ber fjorm  bedlltilitarid- 
mud  (f.  b.)  auf,  bcr  ben  9iad)brud  nicht  auf  bad  inbi- 
tibueüe  ©lild  (bed  Einjetnen),  fonbevn  auf  ben  (uni- 
Perf eiten)  ©lüddjuftanb  ber ffiefamtheit  legt  Sgl.Ethif. 

(vubcd  (irr.  8b'),  3ean,  Stifter  bcr  Kongregation 
ber  Eubiflcn  (f.  b.). 

©ubialßt,  SKineral,  unb  jWar  djlorhaltiged 
fonofilifat  oon  ©atrium,  Ealcium,  Eifen  unb  Eer, 
pfirftchblütrot  bid  bräuntichtot,  mit®Iadglanj,  wenig 
burchfeheinenb,  Härte  5— 6,5,  fpej.  fflew.  2,9,  finbet  fiep 
in  rhomboebrifd)en  Siriftalleu  unb  auch  in  tönttgen 
Aggregaten  im  Elaoliththenit  »on  Stangerbluarfut  in 
©iönlanb,  auf  ber  Halbinfel  Sola,  ju  wiagnet  Eooe 
in  «tfanfad  unb  bei  ©re»ig  in  Starwegen,  an  leß- 
lernt  Ort  etwad  abweichenb  audgebilbet  unb  Euf  olit 
genannt. 

©ubiometer  (griech-,  £uf tgütemeffer),  3n- 
ftrument  jur  ©efiimmutig  bed  in  berSuft  enthailencn 
Sauerfloffed.  Sie  einfachfle  Sonn  beftcht  aud  einem 
Weiten,  mit  Sfala  serfehenen  ©ladrohr,  an  beffen  ju- 


152  Gubiften  — 

gefdjnioljentm  Gnbe  jtoei  piatinbräbte  eingelaffen 
“mb,  bie  im  'jiotjr  auf  fefir  geringe  Entfernung  ein< 
mibcr  gcgenübcrjlebcti.  3"  bem  G.  fperrt  man  bie  ju 
unlerfudtenbe,  gut  gctrocfnete  unb  non  Rotjlcnfäure 
befreite  ituft  über  Duetffilber  ab,  beftimmt  ibr  Solu- 
men,  lägt  eine  geniigenbe  ÜKetige  Siiafferftoff  binju- 
treten,  beftimmt  bad  Solumen  bed  ©cmifdieo  unb 
lägt  einen  cleftrifdjcn  Junten  jroifdjcn  beit  Sräbten 
überfpringen.  hierbei  Mrbinben  fidt  2 SBotumina 
Süaffcrftojf  mit  1 Sol.  Sauerftojf  ju  Saffer,  ed  uer- 
fdiwiubet  mitbin  ein  Seil  be«  ©adgemifdjed,  beffen  So* 
Iumen  leicht  obgelcfett  werben  tarnt.  Ser  britte  Seil 
biefed  Solumen«  repräfentiert  ben  Sauerftoffgebalt 
ber  im  G.  eingefdjloffenen £uft.  Eubiometrie,  bie 
llnterfudiung  ber  2uft  auf  ihren  Sauerftoffgebalt 

Gubiften  (Eubiten,  Siiffiondpriefter  oon 
Sefud  unb  SÜiaria),  fram.  Kongregation,  qeftiftet 
1043  uon  bem  fran}öfijd)en©eiftlid)en  3*nn  (htbed 
(geft.  1080).  3bre  imuptbefebaftigung  war  bic  Sud- 
bilbung  junger  ©eifllicbcn  ju  dtfifgonaren,  ihre  Klei- 
bung  bic  ber  gewöhnlichen  prüftet.  3"  ber  SRebolu- 
tiondjeit  (1794)  aufgelbft.  Würbe  bie  Kongregation 
1826  neu  gegrilnbct,  1860  aud  Sranf  reich  audgewiefen. 

Gubo  berlapfere,  ©raf  OonParid,  f.Obo. 

Gubofta,  1)  ©emahlin  bed  oftrörn.  Kaiferd  24)'°- 
boiiud  11.,  f.  Stljenaid. 

2)  Ongerina)  Gemahlin  bed  bpjantin.  Kaiferd 
Safiliud  I.  (867—886),  oorher  SKaitrcffe  feines  Sor- 
gängerd,  SKidjaeld  III. 

3)  G.  äKafrembolitiffa,  Pachter  bed  bgjantin. 
Kaiferd  Konflantüi  Vlll.,  ©attin  Konftantind  X. 
$ulad  (1059—67),  heiratete  balb  nad)  beffen  Pobe 
Siomanod  IV.  Piogcned  unb  erhob  ihn  auf  ben 
Sbron;  nnd)  beffen  Sturj  1071  oon  ihrem  Sohn 
3Kid)ael  VII.  in  ein  Älofter  geftedt,  wibniete  fie  fith 
ben  SSiffenfcbaften.  Ein  ihr  bid  in  bie  Sicujeit  juge- 
febriebened  Scjrifon,  betitelt:  »lonia*  (Violarium), 
ntt)tbif<be,  biflorifcbe  unb  antiquarifebe  3!otijen  unb 
Grjählungen  entbaltenb  (Ijrdg.  Oon  ffladi , £eipj. 
1880),  ift  )e(n  ald  eine  Kompilation  bedSricdjenfion- 
ftantinod  tpalaiofappa  (geft.  1551)  erwiefen.  ffigl. 
Rlaeb,  Sie  Raiferm  G.  (pübing.  1876);  Puld), 
De  Kudociae  Violario  (1880). 

Gubojria,  1)  Podjter  bed  fränfifdjen  ©enerald 
Santo,  Gemahlin  bed  oftrBmifeben  Staifcrd  ?lrcabiud, 
beberrfebte  nad)  bem  Sturj  bed  Siufimid  unb  bed  Gu< 
tropiud  ihren  fdjWatben  ©cmabt  gänjlid).  711«  fie  ben 
»on  ihr  wegen  feiner  Strafprcbigten  gefürchteten  Pa- 
triareben  3»h-  fthi^Jofhnnod  403  in  bie  Serbannutig 
fdjidte,  fprad)  fid)  bad  Solf  ju  ftonitantinopcl  fo  hef- 
tig gegen  biefe  SHagregel  au«,  bnjj  E.  in  feine  Rurtlcf- 
bentfung  willigen  muffte;  inbed  mufite  er  bod)  fdjon 
•104  wicber  ihrem  §ag  weiten.  Sie  ftavb  405.  Sgl. 
Sbicrrt),  Saint  Jean  Chrysostome  et  l'impbratrice 
Eudoxie  (2. Sufi.,  Par.  1874);  ©ülbenpenning, 
Wcfdjidjte  bed  oftrömifdjen  Dicidjed  unter  Slrcabiud  uttb 
Sbeobofiud  II.  (Italic  1885). 

2)  üicinia  G. , Pachter  bed  oftrömifdien  Kaiferd 
Sheobofiud  II.,  ©emahlin  be«  weftrbmifeben  Kaiferd 
Salentinian  III.,  würbe  ttad)  beffen  Gnnorbung  (16. 
Pfärj  455)  gezwungen,  ben  Störber  äHetjitnud  ju 
heiraten ; bah  fie  bedhalb  ben  Sanbalenfönig  ©eifend) 
nad)  Slnlicn  gerufen  habe,  ift  eine  gabel.  Slm2.3uni 
würbe  iHotu  oon  ©eiferid)  erobert  unb  geplünbert, 
E.  aber  nebft  ihren  Piid)tem  Gubopia  unb  piacibta 
nad)  Tlfrifa  in  bie  ©efangenfthaft  abgefübrt,  and  ber 
fie  mit  pincibia  erft  462  entlaßen  würbe;  fie  jtarb  in 
Äonftantinopel  3hvc  Sod)ler  Gubojia  hatte  456 
wiber  ihren  SiJillcn  ©ciierichd  Sohn  ^unerich  gehei* 


(htemerod. 

ratet,  entfloh  aber  472  nach  3cntfalem  unb  ftarb  in 
Konftantinopel. 

3)  E.  SJeoborowna  (ruff.Swbotja),  Sarin  oon 
Stuglanb,  aud  ber  Samilie  ilnputhin,  erfte  ©emahlin 
Seterd  b.  ©r.  feit  1689  unb  HRntter  bed  Wefei,  warb 
1698  in  ein  Rlofter  bei  Suäbat  gefperrt.  £>ier  unter, 
hielt  fie  mit  bem  SWajor  ©licbow  1709  unb  1710  ein 
fiiebedoerhältnid.  Siiübrenb  bed  Srojeffed  gegen  ben 
3arewitjcb  Vllejei  (f.  b.  2)  Würbe  fie  1718  in  'Ütodfau 
oerbbrt  unb  hierauf  im  Älofter  Staraja  Slaboga  bei 
Scbütffelburg  eitigefdhloffen.  7lld  ihr  Gnlel  Sei«  II. 
1727  ben  Sbru"  beflieg,  burfte  E.  nach  SDfodfau  tont« 
men;  fie  ftarb  bafelbft  7.  Sept.  1731. 

GubdjoS,  oon  fiuibod,  gried).  Tijtronom  unb 
SKathematifer,  aud)  Tlrjt,  um  408—355  b.  Ehr-,  un* 
temahm  groge  Seifen,  unter  anbenn  nad)  ftghptcn, 
ftiftete  um  375  in  fthjilod  eine  Sdjule,  fam  bann  mit 
iahlrcid)en  Sihiilem  nad)  7Ithen  unb  trat  in  bie  711a- 
bemie  ein.  Wo  er  neben  ®laton  lehrte.  Er  oerbefferte 
bie  Cebre  Oon  ben  Sroportioncu,  f ährte  ®latond 
21rbeit  über  ben  »Schnitt*  (wabrfcheiulid)  beit  ©olbe» 
nen  Sdjnilt)  toeiter,  be[d)äftigte  fnb  mit  bem  belifeben 
'Problem  oon  ber  SBitrfeloerboppelung  unb  begrün- 
bete bie  wiffenfdjaftlidjc  Stereometrie:  er  jeigte , baß 

fpramibe  unb  Siegel  ber  britte  Seil  bed  fßridmad  unb 
qlinberd  oon  gleidier  Safid  unb  ^)ohf  ftnb.  Gr  oer- 
fuehte  juerft  für  bic  Sewegungen  ber  ^simmeldför» 
per,  namentlich  bie  oerwidelten  Sahnen  ber  Plane- 
ten, mit  feinem  in  geometrifd)er  ^linfidjt  meifterhaf» 
teil  St)ftem  ber  homojentrifeben  (fonjentrifchen) 
Sphären  eine  wiffenfd)aftlid)e  Grllärung.  Sanach 
finb  bie  ffipfteme  auf  ber  3nnenfeite  einer  ber  Erbe 
fonjentrifchen  ^ohlfuget  angebracht,  bie  fid)  in  24 
Stunben  oon  D.  nad)  ffi.  um  ihre  2ld)fe  breht;  auch 
Sonne,  fllioiib  unb  bie  fünf  Planeten  finb  an  biefer 
Sphäre  befeftigt,  fo  baf)  fie  an  ber  täglidjen  Ilm* 
brehuug  teiliiebmen , juglcid)  aber  in  mehrere  anbre 
Sphären  cingefchloffen,  Oon  benen  jebe  eigenartig  ro- 
tiert. gür  Sonne  unb  SDlonb  nabm  E.  brei  Sphären 
jur  SarfteBung  ber  Sewegungen,  für  bie  Planeten 
je  oier  an.  fo  bafj  bie  fflefamtbeit  feiner  Sphären  27 
betrug.  Über  biefed  3l)ftem,  bad  oon  ÄaHippod  oon 
Rpjilod  unb  oon  Tlriftoteled  nod)  weiter  audgebilbet 
Würbe,  aber  fpäler  ben  Gpijhfelit  bed  ptolentäod 
Weichen  mugte , ogl.  Schiaparelti,  Le  sfere  omo- 
centriche  di  Eudosso,  etc.  (SDlail.  1876 ; beutfd)  oon 
§om  in  ben  -Tlbhaiiblitngeti  jur  ffiefchichte  ber  ÜSa- 
thematil«,  fieipj.  1877).  Son  feinen  Schriften  haben 
Wir  nur  einige  Srucbftüde,  befonberd  in  $ippard)d 
»Exegesiä  Arati  et  Eudoxi  pbaenomenou*.  Sgl. 
Södq,  Kleine  Schriften,  Sb.  3 (Seipj.  1866). 

Gucnibrod  (Gubemerud),  gried).  Pbilofoph, 
oft  ber  fhretmifeben  Sd)ule  jugejäblt,  um  300  o.  Ehr-, 
Oerfaftte  u.  b.  »^eilige  Uriunbe*  ein  ffierf,  in 
bem  er  bie  ganje  äRpthologie  aud  ber  Sergbttliehung 
oerbientcr  Pienfihcn  erftarte;  baher  berffiameGu- 
h e ni  e r i d m u d f ür  Sergötterung  früherer  audgejeich- 
neter  Plenichen.  3urSegrünbung  feiner Sehauptung 
berief  er  fid)  auf  bic  5E>ariteUung  ber  ganjen  Urge- 
fd|ichte  auf  einer  golbenen  Säule  un3eudtempel  einer 
3nfeiPanchäa,  bie  er  bei  feiner  Umfdjiffung  ber  Äüften 
Ttrabiend  in  ber  9(ähe  3nbicnd  entbedt  habe.  Seine 
Schrift,  oon  ber  fid)  nur  Srucbftüde  erhalten  haben 
(gefammelt  Oou  ffleffeling  in  ber  Tludgabe  bed  SEio- 
borod  Don  Sijilien,  Sb.  2,  Ttmfterb.  1747;  oon  3(b- 
methh,  Subapeft  1891),  fanb  fehr  Diel  Seifatt,  aud)  in 
SRont,  wo  fie  oon  Gnniud  (f.  b.)  überfept  unb  be- 
arbeitet Würbe.  Sgl.  ©an  jj,  Quacstioucs  Euheme- 
reao  (Kempen  1860);  Sierofa,  Do  Euhemcro 


153 


GttenoS  - 

(KönigSb.  1869);  Blöd,  fivhemöre,  eon  lirre  et  sa 
doctrine  (SKoitS  1876). 

(*ucne>S,  gtuji,  f.  BpiPariS. 

(Suerborf,  gledcn  im  bat>r.  Seqhej.  Unterfranfen, 
BejirtSamt  IpammtUmrg,  cm  bcr  gränfifchen  Saale, 

I)at  «ine  falb-  Kirche,  »Imtogeridjt,  gorftamt  unb 
(isoo)  876  (Sin®. 

(SnergctcS  (5  u erge  t , gried).,  »SSohltäter«),  Bei* 
name  bei  ägpptifcben  Königs  BtoIentäoS  HL 

Gufaula , Stabt  im  norbamerifan.  Staat  Bla* 
bama,  ©raffipaft  Barbour,  am  fepiffparen  Epatta* 
booepee,  Bahnfnotcnpimft,  mit  Baum® oUijanbet  unb 
(1900)  4632  Ein®. 

(Sugancijcpe $>iigcl  (Colli  ober  MontiEuganei), 
Sjöpcit  jug  Dultoni[cfjen  UijprungS in  Sorbitalien,  füb* 
weftlicp  »on  Bubua,  naep  bem  alten  Boll  bet  ßuga- 
neet  (f.  Karte  bei  »3talia«)  benannt,  ergebt  fiep  in 
ber  Benejianifepen  Eben«,  Bon  31.  nad)  S.  gerietet, 
jWiiepcn  bem  glttfj  Bacdjiglione,  ben  Kanälen  Bon 
Battaglia  unb  (Site  unb  bem  Bifatto,  unb  erreicht  im 
SRontc  Bcnba  677  m Seepöpe.  3)ie  ganje  ©nippe  ijt 
burd)  Sradipteniptionen  entftanben,  bie  unterfeeifd) 
in  bet  Surajeit  begannen  unb,  erft  in  berlertiärjeit 
oberfeeijct)  geworben,  biefcS  allmählich  Betlanbete 
Bulfanifcpe  ©ebirge  laufen.  Ser  Bergjug  ift  gut  be* 
loalbet  unb  liefert  an  mißbaren  ÜRineralien  feinen 
Ion,  öaltercrbe  unb  fepönen  ÜRarmor.  Berühmt 
finb  bie  beigen  Schwefelquellen  }u  llbano,  Battaglia 
u.a.  SalSteper,  ®ie  Euganeen.  Bau  unb  ©e  fdnd)te 
eines  BultaneS  (Silien  1877). 

laugen  (gried).  EugenioS,  etwa  »SSopIgePomer, 
übler*),  31ame  Bon  Bier  Bäpjten:  1)  E.  I.,  gewählt 
654  an  Stelle  beS  BonRaiferEonftanS  entfcßtenPRar* 
tin  L,  aber  erft  und)  beffen  lobe  (666)  Bom  RleruS 
anedannt,  ftarb  667  unb  Warb  heilig  gefproepen.  ©e* 
bäcptniStaa:  2.  3unt. 

2)  E.  IT,  824—827,  ein  Slönter,  erfannte  824  bie 
Cberpopeit  beb  Kaiferä  über  ben  päpftlidjen  Stupl 
unb  bie  faiferlicpe  Beftätigung  ber  Baeftwahl  an  unb 
traf  auf  einem  Konjil  non826wid)tigeBcitimmungcn 
über  bie  fccrftcllung  ber  Rircpenjudjt  unb  bie  BuSbil* 
bung  bcr  Klerifer. 

3)  6.  11L,  1145—63,  Borher  Karbinat  Bemharb 
unb  tlbt  bcö  EiftercienferflofferS  SU  WnaftafiuS  ju 
Som,  aub  Bifa  gebürtig,  ein  Schüler  beS  fjeil.  Bem- 
harb Bon  Elairoauj,  floh,  burd)  einen  BolISaufftanb 
auS  Som  Bertrieben,  nadjBiterbo,  lehrte  jwar  infolge 
eines  BergleicpS  jurüd,  niufjle  aber  fd)on  im  SDiärj 

1 146  abermals  Sont  Berlaffen  unb  begab  fidjimSlärj 

1147  nach  granfreiep,  Wo  er  injwifdjen  eine  lebhafte 
Bewegung  für  ben  jWciten  Kreujjug  inS  Leben  ge* 
rufen  hotte.  1148  na  di  Italien  jurüdgefeprt,  belriegte 
er  Soin  mit  Untcritüßung  beä  Königs  Soner  Bon 
Sijilien,  fcploß  im  jierbft  1149  grieben  mit  Bern  rö* 
utifchen  Senat  unb  jog  nt  Sollt  ein.  5>od)  ntujjte  er 
febon  im  3uni  wieber  Bor  ben  Sepublitancm  weichen 
unb  lonnte  erft  im  $ej«ntber  1152  und)  Soin  jurüd* 
fepren.  Er  ftarb  8.  3*ü>  1153  in  linoli. 

4)  E.  IV.,  grb.  1383  in  Benebig,  geft.  23.  gebr. 
1447,  Borper  ©abriele  Eonbulmer,  würbe  1408  Bi- 
fcpof  Bon  Siena  unb  Karbinal,  bann  Legat  ju  Bit* 
cona  unb  Bologna  unb  6.  SRärj  1431  Bapft.  ObWopI 
er  bei  feiner  BJapl  jum  Bapft  gelobt  patte,  auf  bem 
itonjil  ju  Bafel  (f.  Bafeler  Konjil)  bie  Sefomtation 
berltircpe  ,;u  förbent,  fo  erließ  er  bod)  gegen  baSffonjil 
fcponl8.®ej.  1431  eineBuflöfungSbüllc,  lieh  fiep  aber 
burd)  beffen  entfepiebene  Haltung,  burep  bie  Beraiitte* 
lunabeSKaiferS  vsicgmunb  unb  burep  bie  ©drangen 
im  Hircpenftaat  im  Sejember  1433  jur  Slnerlennung 


- Gingen. 

beS  KonjitS  bewegen.  Slber  bie  ernftliepen  Sefomt* 
beftrebungen  beS  KonjilS  unb  feine  Eingriffe  in  bie 
Segientng  ber  Kircpe  führten  halb  ju  neuem  3wie* 
fpalt.  ®as  Konjil  lub  (31.  3uli  1437)  ben  Bapft, 
ber  1434  infolge  einer  römifepen  SeBolution  nach 
glorenj  geflüchtet  war,  Bor  feinen  Sicpterfhipl , unb 
als  E.  barauf  mit  ber  Berlcgung  beS  KonjilS  nad) 
gerrara  antwortete,  würbe  er  24.  3an.  1438  fuSpen* 
feiert,  25.  3nni  1439  abgefegt  unb  an  feine  Steüe  ber 
Sjerjog  BmabcuS  VIII.  Bon  Sanopcn  (gelijc  V.)  jum 
Bapft  gewählt,  ber  jeboch  nur  teilweife  Vlnedennung 
fanb.  ®aä  oon  E.  berufene  Konjil  würbe  1439  naep 
glorenj  Berleal  unb  brad)te  hier  im  3uli  eine  Einigung 
mit  ber  gried)ifcben  Kircpe  juftanbe,  bie  aüerbingS 
Bon  leiiter  prattifepen  Bebeutimg  war.  31ber  and)  baS 
Bafeler  Konjil  erreichte  nicplS,  unb  E.,  ber  1443  nad) 
Sollt  jurüdgeteprt  war,  Berpanbette  fepon  erfolgreich 
mit  Kaijer  griebrid)  in.  über  bie  SoSfagung  leulfcp- 
laubS  non  bem  Konjil,  ftarb  jebod)  ttoep  bor  bem  Ülb* 
f^lup  biefer  Berpaiiblungen. 

©ngett.  giirftlicpcBerioiicn:  l)grairjE.,Brinj 
non  Sanotjen,  ber  beriipmte  »Brinj  Eugen«,  bcr 
jüngfte  ber  fünf  Söpne  beS  Bfinjen  Eugen  3Horip 
non  Sanotjen  «Earignan,  (Strafen  nonSoilfonS,  unb 
ber  Clpmpia  SRancini , einer  Siebte  SKajarinS , geb. 
18.  Cft.  1663  in  Baris,  geft.  21.  «pril  1736  in  ©icn. 
®a  fein  83un[d),  ftep  bem  KriegSbienft  ju  wibmen, 
non  Subwig  XIV.,  ber  ipn  für  ben  geiftlicpen  Slanb 
beftimmt  patte,  unb  nont  KricgSminifler  SounoiS 
feproff  jutüdgewiefen  würbe,  ging  er  1683  naep  Ditcr* 
reid),  wo  er  am  Kaiferpofc  junorfommenbfte  Vlitf- 
napme  fanb.  Schon  7.  3uti  ftanb  er  in  einem 
Seitcrgefecpt  bei  Betroitell  jum  erflemnal  im  geucr 
unb  fämpfte  bann  12.  Sept.  unter  bent  Oberbe- 
fehl Karls  non  Lothringen  in  ber  Scplacpt,  burep  bie 
Blien  Bon  ben  lüden  befreit  würbe;  bauaep  crpielt 
er  als  Dberft  baS  $ragonerregintcnt  Kuefftein.  3n 
ben  folgenben  3apren  maepte  er  alle  bie  gelbjiige 
gegen  bie  dürfen  mit,  inSbef.  ben  Sturm  auf  Ofen 
3.  Vlug.  1686,  ben  fiegreiepen  Stampf  bei  SHopdcj  12. 
®ug,  1687,  worauf  er  mit  bcr  Überbringung  ber 
SiegeSbotfcpaft  nad)  Steit  betraut  würbe;  ebenio 
patte  er  Anteil  an  ber  Eroberung  BelgrabS  1688, 
Würbe  aber  babei  fdiwer  BerWunbet.  1689  fämpfte 
er  am  Sbeiit  gegen  bie  granjofen,  bewog  1690  ben 
§crjog  Biftor  VlmabeuS  non  Sanopcn  jum  SÜHlcptuj) 
an  bie  WKianj  gegen  granfreich  unb  befehligt«  baS 
jenem  ju  §ilfe  etlenbe  itfterreicpifcpe  6eer,  foimte  aber 
Wegen  nerfpäteten  Eintreffens  feiiierlruppen  ben  un* 
glüdlicpen  VluSgang  beS  IreffenS  non  Staffarba 
(18.  Bug.  1690)  niept  mehr  nbmenben.  1692  gelang 
cä  ihm,  naep  Sübfranfreid)  norjubringen  unb  einige 
Stäbte  einjunepmen;  1693nad)3tatienjuriidgefchrt, 
würbe  er  jum  gelbniarfdjall  emannt.  Erfi  1696,  atS 
Sanopcn  offen  ju  granfreich  übertrat , jog  er  fiep  in 
baS  ailailänbifcbe  jurüd.  ©egen  bie  luden  war  in* 
jwifepen  ungliidticp  gefoditen  worben,  fo  bafj  ftd)  Kai* 
[er  Ceopotb  auf  ben  »lat  SübigerS  Bon  Starpembcrg 
cntfcplop,  S.  ben  Oberbefehl  in  Ungnni  ju  übergeben. 
Bom  J>eer,  baS  gegen  bie  lüden  im  gelbe  ftanb,  mit 
3ubcl  begrüßt,  behauptete  S.  troß  aller  Schwierig* 
feiten  Beterwarbein,  brang,  als  bie  lüden  ftd)  über 
bie  Ipcijj  jurüdiogen,  ipnen  nad)  unb  erfocht  ben 
gropen  Sieg  bei  3enta  (11.  Sept.  1697).  liefet  Sieg 
brach  bie  tüdifepe  SJlacpt  in  Ungarn  unb  füprte  jum 
grieben  non  Karlowip  (26.  3nn.  1699),  bcr  recht 
eigentlich  als  Eugens  SBert  anjufepen  ift.  Er  pegab 
Rdh  fobann  auf  feine  ©üter  in  Ungarn,  bie  ipm  ber 
Kaifer  gejepenft  patte,  bis  ipn  bcr  miSbtud)  beS  Spa* 


154 


trugen  (©ring 

tiifc6ttt  ©rbfotgefriegd  gu  neuer  Xntigfeit  rief.  ©.  gog 
1701  mit  29,000  Wann  burd)  Xirol  über  bie  Stlpeit, 
umging  auf  Segen,  bie  erft  gebahnt  werben  ntufeten, 
ben  an  ben  ßti<f)flaufen  auflaucrnbenGatinat,  bcieptc 
bad©icentinifebe,  gewann  burd)  tut  aX  reifen  beiGarpi 
b.td  Hanb  gwiid)cn  SRincio  unbStfd),  fdjlug  n.Scpt.) 
bei  ©Irian  ©illcroi,  nahm  if)n  felbft  in  ©rcinonn 
(1.  gcbr.  1702)  gefangen,  foimte  aber  bie  Stabt  nicht 
behaupten.  Xie  Sd)lact)t  bei  Suggara  (15.  Slug.  1702) 
gegen  ben  SRarfdtall  ©enböme  führte  gu  feiner  ©nt* 
idjeibung,  unb  S.  fonntc  bie  OffenftBe  wegen  fdjted)* 
ter  Unterftüpung  »an  feiten  ber  Sinter  'Regierung 
nidtt  mieber  aufnefjmeu. 

©.  ging  baf)er  felbft  nad)  SSicn , würbe  jum  ©rä- 
ftbenten  bed  öoftricgdratd  ernannt  unb  bereitete,  fo- 
Weit  cst  bie  cx-jdjbpften  ©elbmittet  guliefeen,  einen  neuen 
gelbgug  für  ben  grütjting  Dor.  ,'fueift  muffte  er  aber 
beit  gefährlichen  Slufftanb  ber  Ungarn  unter  grätig 
SRdlöcgi  nicbcrwerfeit , wobei  er  eine  außerordentliche 
Xatfraft  unb  llmfidit  entwidette.  Scoor  aber  noch 
hier  enbgiiltig  Siulje  bergeftettt  war,  gtoang  ibu  ber 
Anfcfelufe  bed  Sturftirfien  Waj  ©mannet  oon  Sat)eru 
an  granfteid)  im  SRai  1704  auf  ben  Kriegdfchauptap 
in  Xcutfdjlanb  ju  eilen,  wobin  audj  auf  feine  'Dev 
anlaffung  ber  euglifd)e  gelbt)err,  tpergoq  tum  Karl* 
borougb,  aud  Setgien  gefomraen  War.  Am  13.  fing. 
1704  crfodjten  ©.  uttb  SRarlborougb  bei  .fjödrftabt 
(Slenfecim)  über  SRatrimilian  oon  ©altern  unb  ben 
ftangöfifebenSRarfcbaUXanarb,  beffen  Übergang  über 
ben  iRbein  gu  oerbinbern  ©.  Oorber  Oergebeud  »er* 
fudjt  batte,  einen  entfdjeibenben  Sieg,  trieben  bie 
grangofen  famt  bem  Kurfürften  über  ben  9if)eiit  unb 
lieferten  ganj  Sägern,  .ytierauf  wanbte  fidt  8.  nad) 
Italien,  wo  ingwiieben  bie  Sage  ber  Cfterreidter  unb 
bed  £>crgogö  oon  Saootjen,  ber  fid)  wieber  bem  Kaifer 
angefdjloffen  batte,  eine  BerjWeifelte  geworben  War. 
Anfangs  mit  geringen  ©rfolgen  fämpfenb,  gewann 
er  fdttiefelid)  7.  Sept.  1706  ben  glorreidtcn  Sieg  bei 
Xuriit  unb  jwang,  }um  Staltbaltcr  tton  SKailanb  er* 
nannt,  bureb  bie  ©eneralfapitulation  oom  13.  'lRärg 
1707  Subwig  XIV.  bie  ilalienifdte  Jtalbinjcl  bis  auf 
Sleapel  aufgugeben.  Xcr  ©inbrud  biejer  ©rfolge  war 
außerordentlich.  ©.  Würbe  gum  faifetlicben  General* 
leumant(öeneraliffimud)  ernannt,  bieSiegetuiburger 
9ieid)Soerfammlung  übertrug  ihm  bie  ffiürbe  eined 
fatbolifeben  SReidtefelbmarfdtallS,  ©eter  b.  ®r.  fd)lug 
in  Sien  oor,  ©.  auf  ben  poltüjd)cn  Königsthron  gu 
erbeben.  Xod)  ©.  felbft  lernte  ab  unb  wanbte  fidt 
tton  neuem  bem  Kriege  gegen  granfreid)  gu.  X)er  auf 
©nglanbd  3iat  unternommene  SHorfd)  gegen  Xoulon 
im  Sommer  1707  ntifegtüdte,  unb©.  begab  fid),  nach* 
bem  eilt  ©lau,  ibn  nad)  Spanien  jur  Unterftüpung 
beb  Kronprätendenten,  ©rgbergogo  Karl,  gu  fettben, 
wieber  fallen  gelaffen  worben,  1708  nad)  bett  Sfieber* 
lattben  unb  gewann  gemeinfam  mit  SRarlborougb 
11.  Csuli  1708  über  btc  grangofen  bie  Schlacht  oon 
Cubeuaarbe  unb,  baCubwig  bie  barten  Sebingungen 
ber  Sieger  nid)t  annabut,  im  weitern  Kampfe  1 1.  Sept 

1709  aud)  bie  3d)lad)t  bei  SKalpIaquet  ©.  begab  fid) 
bierauf  nacb  Serlin,  um  bie  Abberufung  ber  ©reufeen 
aud  (Italien  3U  »erbinbent.  Xcm  Raifcr  riet  er,  bie 
frangöfifefeen  griebeitianerbietungen  angunebmen,  ba 
fid)  mm  Gelegenheit  barbiele,  Strafeburg  unb  ©tfafe 
Wicbergugemmnen.  Aber  fein  Sat  warb  nid)t  gebürt. 

1710  toar  er  in  ben  Siiebcrlanben  tätig  unb  wanbte 
fid)  1711  wieber  an  ben  iRittet*  unb  Obcrrbcin,  um 
bie  Seitbofreife  unb  bie  in  granffurt  a.  SR.  oerfam» 
mellen  ©Jäbtcr  bcd!Reid)cd  oor  bem  geinbe  gu  fd)üpen. 
©r  wiberriet  bau  Saifer  Karl  VI.  bie  Sefdjidung  bed 


Bon  SaDotjett), 

lltred)ler  Kongreßes  unb  eilte  felbft  nad)  Sonbon, 
um  bie  AHianj  gwifd)en  Ofterreid)  unb  Gnglanb  wo* 
utüjlid)  nod)  aufrecht  ju  erbaltat.  Xrofe  glanjenbfter 
Aufuabnu  etreidtte  er  ben  3wed  feiner  Siege  nid)t, 
Bielmcbr  Wurben  feine  Operationen  burd)  bie  jwei* 
heutige  Haltung  ber  ©uglänber  nad)  Abberufung 
SRarlborougljä  geläbml.  Am  11.  April  1713  würbe 
ju  Utrecht  ber  griebe  jwtfifeen  granfreieb  einer*,  ©ng* 
lanb,  S>o(Ianb,  SaBopcn,  Portugal  unb  ©reufeeu 
anberfeitd  gefcbloffat,  bem  nad)  (iaijrcdfnfl,  wäbreitb 
Welcher  berftrieg  nur  mall  fortgejübrl würbe,  7.SRärj 
1714  bie  griebeitüfdjtüffe  ju  Saftatt  für  beit  Kaifcr 
unb  7.  Sept.  b.  0-  }u  Saben  in  ber  Sd)Wcij  für  bad 
Seid)  folgten.  Xcr  fiaifer  ernannte  ©.  jum  Statt- 
balter  in  bett  nun  üfterreidbifdben  Siieberlanben.  AIS 
balb  barauf  (1715)  bie  ©forte  ben  Kartowifeer  grie* 
ben  brad),  führte  ®.  (1716)  64,000  SRann  gegen  ben 
türfifefeen  ©rofewefir  Ati,  ber  mit  150,000  SRann  ge- 
gen ©cterwarbein  beranrüdte,  5)ie  Sd)lad)t  (6.  Slug. 
1716)  enbele  mit  ber  BoUftänbigeii  SRicberlage  ber 
Xürfcn ; bie  Seute  ber  Sieger  war  unermefelieb-  Dom 
©apft  erbiell  ber  Sieger  oon  ©eterwarbein  ben  ge* 
weibten  (ftui  unb  Xegeit.  3m  3uni  1717  begann  ©. 
bie  Selagerung  bed  oon  30,000  Jürteit  befept  gehal- 
tenen Sclgrab  unb  f4tug  (16.  Aug.)  baS  Weit  über- 
legene türfnefee  ©ntfnpftecr,  worauf  Setgrab  fid)  er- 
gab; bad  Sieb  »©ring  Gugett,  ber  eble  Sinter-  feiert 
biefen  Sieg.  Situ  21.  3uti  1718  würbe  ber  ©affaro- 
wiper  griebe  auf  25jährigen  SJaffenftittftanb  unter» 
jeiebnet,  Woburcb  Selgrab,  ber  grofetc  Xeü  oon  Ser- 
bien, ein  Seit  Sgdniend  unb  bie  Kleine  ffialadjei  biä 
an  bie  Sltuia  an  ßfterreicb  famen.  SlachSSien  juriid* 
gefebrt,  entging  ©.  nur  mit  SRübe  einent  geheimen 
Komplott,  bad  einige  hohe  Abtige  im  Sunbe  mit  gwei 
Slbcuteurem  (Xebeijcfei  unb  Siimptfcb)  unb  untcrjtüpt 
bauptfädtlicb  oon  ©ugend  Serwanblen,  König  Diftor 
SltnabeuS,  anftiftrten,  um  ihn  bei  Kaifer  Karl  VI.  ald 
©erratet  ju  ocrleuntben  unb  ju  ftür;en;  nach  biefem 
3wifcbenfall  flieg  er  aber  ju  gattj  aufeerorbentlicbeut 
Giiiflufe  am  jiofe. 

Sid  1724  ©encralftattbalter  ber  Siicbertanbe,  liefe 
er  fid)  jwar  bort  burd)  bettSSargiiid  be©ri(  uertreten, 
forgte  aber  für  gerechte  ©erwattung,  fürberte  bad 
©utporfommen  ber  Oftinbifcfecn  Kompanie  fowie 
jebe  anbre  gefunbe  Scftrebung,  wehrte  bagegen  ent- 
fcbicben  abenteuerlichen  ©tönen,  wie  etwa  jenen  bed 
Sdiottcn  ©am,  bie  befonberd  bad  benachbarte  granf- 
reieb bantald  tn  Xaumel  Berfepten.  3n  ben  folgcnbcn 
3abrcn  wibmete  ftd)  8.  teitd  ben  ©efebäften,  bie  ibrn 
ald  Sioffriegdratdpräfibenlfn  oblagen,  teiid  ber  Sc- 
fcbäfiigung  mit  Künften  uttb  Siifenidtaften , für  bie 
er  tebljafted  aufgeflärted  (Jntereffe  befafe.  ©rfammelte 
in  Sien  bie  erfte  ©rad)tbibtiothef,  bie  beute  einen  Sc- 
ftanbteil  ber  Süiener  fiofbibliotbef  bilbet , unterhielt  mit 
ficibnig  einen  regen  Sriefwccbjet  unb  war  ein  Gönner 
Siouffeaud.  ©on  feinem  Sl'unjtfinn  geugen  feinScblofe 
Setoebere  uttb  bad  ©alaid  in  ber  .^immetpfortgaffe 
gu  Süien  fowie  bie  grofecn  Kunftfdjäpe,  bie  er  bajelbft 
jammelte.  Sied)  einmal,  im  Alter  oon  71  3«brcit, 
rief  ihn  aud  ber  SRube  feined  Steuer  Hebend  ber  pol- 
nifdje  Xboonfotgetricg  (1734)  indgelb.  6.  übernahm 
bad  Koinmanbo  über  bie  ©beinanitee,  trat  cd  aber 
batb  an  ben  4tcrgog  Alcraitber  oon  Säürtteniberg  ab. 
Xropbem  er  geitlebend  jcttwacblid)  unb  gart  war  (man 
fdtilbert  ihn  oon  fauitt  mittlerer  ©röfec,  mit  läng- 
lichem, ftarf  gebräuntem  ©eftcht,  aufgeftütpter  'Jiafe, 
aber  audbnuhsootlen  jdtwargen  Slugctt),  erreichte  er 
ein  Sitter  oott  73  Satiren.  ©.  würbe  bei  St.  Stephan 
beigefept.  ©itt  Xcnfmal  (oon  gemforn)  würbe  ipm 


155 


ßiigeite  Gilt) 

1865  »u  Wien  enicfttet;  ein  anbre«  (Bon  Simoneüi) 
fte!)t  in  Jurirt.  Jie  angeblich  »on  ß.  derfafjten  po- 
lnijdjen  Sänften,  tjeraudgegeben  uon  Sartori  (Jü- 
hingen  1812,7  Jte.),  fmb  eine  gäljchimg  (»gl.bariiber 
4)  ö b in,  J)ie  Sammlung  ber  hinterlafjenen  polttijd)en 
Schreiten  be«  ©rinjen  ß.,  greeburg  1900).  J)ic  »UKi- 
litärifehe  Jtorrefponbeit»  bei  ©rin»en  ß.«  tuuebe  Bon 
^•vcllei  t>erau«gegeben  (Wien  1848,  2 ©be.).  Sgl. 
Stau«Ier,  Sa«  «eben  be«  ©rinjen  ß.  Bon  Sapotjen 
(greiburg  1838  — 39,  2 ©be.);  Arneit),  ©rin»  ß. 
uon  Sapogen  (Wien  1858  — 59,  3 ©be.);  Sqbel, 
©rtn»  ß.  ton  Sapopen  (äRüncf).  1861);  Earutti,  II 
cavaiiere  iliSavoja  e la  gioventüdel  principe  Euge- 
nio  (»Archivio  storico  ital.«,  ©b.  17);  71.  Schulte, 
Jie  3ieqeitb  be«  ©rinjen  ß.  (in  ben  »HKiUeilungen 
be«  3nftitutä  für  öftcrretdjifdie  0cjd)id)t8forfcf)inig<, 
©b.  13) ; ® a 1 1 e f o n,  Prince  Eugene  of  Savoy  (Sionb 
1888);  »3Üe  gelbjüge  be«  ©rinjen  ß.  Bon  Sauotjeit, 
nad)  ben  gelbaticn  herausgegeben  Bon  ber  triegbge- 
fdjicbtlicben  Abteilung  be«  !.  f.  ©eneratilabS«  (Wien 
1877—93, 20  ©be.  uub  Siegifierbanb) ; Kepm,  ©rin» 
6.  Bon  SaBopen  (3.  Sufi.,  greib.  i.  ©r.  1899). 

2)  ß.  griebrich  Sjeinrid),  britter  Sof)n  be«  .^>er- 
»og«  griebridj  Eugen  Bon  Württemberg,  geb.  1758, 
aeit.  20.  3uni  1822  in  UKeiningen,  trat  friil)  in  preu« 
Bijcbe  Jicnfte,  führte  al«  ©eiteral  ber  ftnpallcric  1806 
bie  Seferoearmce , »narb  17.  Oft.  b.  3-  bei  fealle  Bon 
©emabotte  gcfd)lagen  unb  naljm  itad)  beni  grieben 
ben  Stbfchieb. 

3)  G.  griebrid)  Kart  ©aul  fiubwtg,  §erjog 
Pon  Württemberg,  Sohn  be«  Borigen,gcb.8.3an. 
1788  in  Dl«,  geft.  16. 3ept.  1857  in  Karlsruhe  (Sd)le- 
fien),  trat  jrul)  in  ruffijdje  jiriegabienjtt , Würbe  oon 
Kaifer  ©aul,  ber  ifjit  511111  Generalmajor  eraannte, 
auffatlenb  beooriugt,  nafjnt  an  ben  gelbiügen  Bon 
1806—1807  in  Oftprcugen  unb  1810  in  ber  Jiirfei 
teil,  tommanbierte  1812  bie  4.  Jipiftoti  be«  2.  Storp« 
(Karl  g.  ©aggoioutt)  ber  Weftarmee,  ipurbe  auf  bem 
3d)tadhtfelb  von  Smolenff  (17.  Aug.  1812)  General- 
leulnant  unb  erhielt  nad)  ©aggolnutt«  Job  bei  Ja- 
mtino  (18.  Oft.)  ben  ©efefjt  über  bejicn  SVorp«.  3" 
ben  Sefreiungäfriegen  »eidjncte  er  ftd)  beifiiipcn  unb 
Saugen  au«,  biodiene  ben  JSönigftein,  hielt  bei  Shitm 
(29.  Slug.  1813)  ber  überlegenen  Uiarfü  Sanbamme« 
jtanb  (benn  ß.  gebührt  mehr  Serbienft  al«3ennolotB 
unb  Oftennann  - Joiftoi) , fontntanbierte  bei  fieipjig 
16.  DIt.  bie  »tneite  AngriffStolonne  unb  hatte  an  ben 
Siegen  bei  ©ar-fur-Aube  unb  Arct«-fur-SIube  fowie 
Bor  ©ari«  bebeutenbeu  Anteil.  Jrop  feine«  übet- 
legenm  gelbhermtalent«  erhielt  er  infolge  mannig- 
facher SHänfe  fein  felbftänbige«  fiommanbo.  3"  bem 
nelbjuge  gegen  bie  Jurten  (1828)  befehligte  er  unter 
Jiebitfd)  ba«  7.  itlnuecforpä  Bor  Sdjumla  unb  ©ili- 
ftrin , nahm  aber  nach  bem  grieben  Bon  Slbriaitopel 
ieinen  Abidiieb  unb  lebte  uieift  (1839  lurjer  Aufent- 
halt in  Siujilanb)  auf  ber  icerrjehaft  Karlsruhe  in 
£d)lefien.  ß.  Berfafetc  auper  ben  »Grinnerungen  au« 
bem  gelbjug  be«  3at)reS  1812  in  Stuglanb-  (©reSl. 
1846)  nud)  SKemoiren,  bie,  nad)  feinem  Jobe  Born 
General  B.  ipobe  (granff.  a.  D.  1862)  hcrauägegeben, 
wichtige«  äHatcrial  über  bie  3af)te  1807—14  inie  über 
bie  innem  Serhälmiffe  be«  rujfifd)cn  §eete«  unb 
§ofe«  enthalten.  Jie  »Sachgelajfene  Äorrefponben» 
»roifthen  bem  ^erjog  ß.  Bon  Württemberg  unb  bem 
ßhef  »eine«  Stabe«,  fjofmann,  1813 — 1814«gab^of- 
mann  Oliappui« beraub (Stannft.  1888).  Sgl. o.^ell- 
b orf.  Au«  bem  Sieben  be«  ©rin»en  G.  Bon  Württem- 
berg (Serl.  1861— 62,4Sbe.);  GrafftielmaitÄegg, 
^erjog  ß.  Bon  Württemberg  unb  ber  fjelbjug  1813 


— Cugcnie. 

(int  5.  Beiheft  »unt  »9Silitär>33od)en6Iatt*  1902); 
© d)  i e m a n n , Jie  ßrmorbuitg  ©aul«  unb  bie  Jljcon» 
befteiguna  Siifolau«'  L (Serl.  1902).  — ßugen«  ein- 
»iger  aolin  au«  erfter  ®he  mit  ©rinjeffiu  Siatbilbe 
Bon  Walbed  (geft.  1825)  war  fterjog  ßugen  Wil- 
helm Alepaiiber  ßrbmann,  geb.  25.  3>ej.  1820, 
erbliche«  SKitglicb  be«  preujjifd)en  Herren  häufe«, 
pveugifcher  ©eneral  ber  Äauallerie,  geft.  8.  3an. 
1875  ju  Star[«mf)e  in  Dberfchlefien;  beffen  Sohn, 
^erjog  ßugen  Wilhelm  Auguft  Georg,  geb. 20. 
Äug.  1846,  wiirttemberqifcber  3Rajor,  Bermäh'lt  1874 
mit  ben  ©rogfürftin  Wjera  Bon  Siuglanb,  Jochtet 
be«  ©rofjfürften  Sbonitautin,  ftarb  27.  3«n.  1877. 
®er  ältefte  non  ßugen«  3öf)nen  »weiter  ßpe  mit©rin- 
jeffin  Spclenc  oon  ^ohenlohe-Slangenburg  war^ierjog 
SU  i I h e I m 9}  i f 0 1 a u 8 Bon  Württemberg  (geft.  6.  Sioo. 
1896),  ber  »weite  §er»og  Sifolau«  601t  Württem- 
berg (geb.  1.  Sicir»  1833,  geft.  22.  f?cbr.  1903). 

(Sugene  (Sitt)  gor.  jabMun  tuet),  ftauptort  berGraf- 
fdhaft  X'ane  im  norbamerifan.  Staat  Oregon,  am 
fchiffbareit  WiHamette,  mit  Unioerfität  unb  a«oo) 
3236  ßinw. 

Crugenglan»  (©olhbafit),  SDtincral  unb  »war 
ein  Antimonarfenfulfofal»  Bon  Silber  unb  Kupfer, 
9(Ag,,Cu,)S.(Sb,  As),Sj,  mit  64 — 72  ©ro».  Sil- 
ber, eiienfdjwar»,  in  fef)r  bünnen  ©lättdjen  rot  burdj- 
fdjeinenb,  nietaHalänjenb,  öärte  2 — 2,5,  fpe».  Gew. 
6— 6, «5,  fitibet  fich  in  tafelförmigen,  fedjbfeitigen  mo- 
notlinen  Kriftallen  fowie  berb  unb  eingefprengt  auf 
ßrjgängen  bei  greiberg,  3oachim8thaI,Äiibrca8bcrg, 
3d)entni|),  in  Siejifo,  Sieoaba,  Eh'le  1C-  unb  ift  ein 
widitige«  Silbevcr». 

Eugenia  Michcli  (ffirf<bmt)rte),  Gattung  ber 
3Kijrta»een,  ©iiume  unb  Strüudier  mit  immergrünen, 
meift  leberigen  Slättem,  einjeln  achielfliinbigen  ober 
»u  cumöfen  ober  traubigen  ©lütenjtftnben  gruppier- 
ten ©liiten  unb  meift  wrnigfamtgen  Beeren,  feilen 
faft  fteinfruchtartigen  ober  leberigen , meift  am  blei- 
benben  Kelche  gefrönten  grüd)tcn.  ßtwa  625  Arten 
in  ben  Jropen  ber  ganjen  Srbe,  biefelbeu  namentlich 
fübwart«  überfchteitenb,  befonber«  »ahlreich  im  tropi- 
fchen  Slmcrifa.  E.  lliclielii  Lam.,  ein  Saum  uon 
6 m S?öhe  in  ©raftlien,  hier  wie  in  Weftinbien  fulti- 
Biert,  trügt  angenehm  ricchenbe  unb  wohlfchmedenbe 
Beeren,  bie  häufig  al«  Obft  genoffen  unb  »irr  Berei- 
tung eine«  Sirup«,  Gffig«  unb  eine«  weinartigeu  Ge- 
tränt« oerwenbet  werben.  E.  pseudocaryophyllus 
Dcc.,  ein  Baum  ©raftlien«,  in  allen  feinen  Jeden 
Bon  ftarl  gewürihaftem,  ben  Gewürjnelten  ähnlichem 
Geruch,  beffen  grüd)te  wie  biefe  in  ©raftlien  in  ber 
£>au«baltung.  aber  auch  al«  Arjnei  gebräuchlid)  fmb. 
E.  australis  Dcc. , ein  12  in  hoher  Strauch  mit  Bio- 
lettroten,  länglichen,  firfehgrogeit  grüdjtcn,  bie  burd) 
Gärung  einen  angenehm  fchmeetenben  Sdein  liefern. 
E.  acris  W.etA.,  11t  Wejlinbien,  liefert  für  ßbenifiett 
brauchbare«  9J?  p r t en  h 0 1 » u.  älhcrifdje«  Öl  (©  a h ö I). 
E.  Cheken  Hook,  et  Am.,  in  ßh’le.  liefert  bie  Eh«' 
fenblätter,  bie  älherifche«ÖI,Gerbftoff,Eheteiioit 
CtoH440„  Ehetenin  C^HnO,,  Ehelenitin  CnH,0o 
unb  einen  ©illerftoff  enthalten  uub  al«  tonijehe«,  bi- 
uretifche«,  ejpeltorierenbe«  unb  anlifcptifd)e«  SRiltel 
benupt  werben.  E.  uniäora/,.  (©itanga),  in  Uru- 
guay, wirb  wegen  ber  wohlfd)niedcnbeii  grüehle  in 
ben  Jropen  ber  Alten  unb  jteuen  Welt  nngebaut. 

(Sugcnie,  1)  ß.  Sfiarie  be  Gujrnan,  Äaiferin 
ber  granjofen,  geb.  5.  Stini  1826  in  Granaba,  »weite 
Jod)ter  be«  Grafen  Pon  SJiontijo  unb  Jeba,  S)er»og« 
0011  ©eiiaranba,  unb  ber  SJtarce  äKanuela  Kirtpatrtd 
au«  einer  (atholifchen  fthottifd)en  gantilie,  brachte  un- 


156  @uaeno(  — SufatnptuMe. 


Icr  bcm  SRamen  einer  ©räfin  Bon  Xeba  beit  größten 
Seil  ihrer  3ugenb  ntit  ihrer  Mutter  ouf  SKctfcn  ju 
unb  erregte  fdjlicQltcf)  in  Parid  bnrd)  ihre  Sd)önbeit 
uitb  {Inmut  nBgemcine  PufmerffamteiL  Sa  91apo« 
leond  ©(Werbungen  umPrinjeffinncn  aud  alten  gür« 
ftenbäufem  mißlangen,  bcidjloft  er  feine  Permahlung 
mit  8.  Vlm  29.  3an.  1853  würbe  bic  Sermäblung 
ttt  ber  Siolre  Same  • ftirdic  Doll jogen , unb  16.  Marj 
1856  fdjenfte  ß.  ihrem  Bcmaf)l  einen  Sbroiterben. 
Sie  gab  burch  eleganten  Hujud  in  ber  Parifer  9Ko« 
benwelt  ben  Son  an,  erftrebte  aber  and)  polittfcben 
ßinflufi  unb  führte  wieberfjolt  wäljrenb  ber  9lbwefcn* 
beit  bed  Siaiferd  bie  Pcgentfcbaft  unb  ben  Poriiß  im 
äUiniflcrrat.  ©icglaubte,  bafj bie  Jiapolconifcbe Spna« 
ftic  nur  burdj  einen  glüdlidjen  ßrobenmgdlrieg  am 
SHbein  fid)  halten  lönne  unb  erblidtc  in  ber  SBicber* 
aufridjtung  ber  weltlichen  unb  ber  ßrweiterung  ber 
gciftlidjen  Herrfdjaft  bc»  papfted  eine  Hcbendaufgabc. 
Sie  trieb  baher  1870  mit  Aufbietung  alles  ßinfluffed 
jutci  Kriege  mit  Prcuften.  fjiir  bie  Sauer  ber  Ab* 
wefenheit  bed  Äatfcrd  würbe  ibr  23.  3uli  bic  Sicgent- 
fepaft  übertragen.  3"  öenteinfdjaft  mit  Palitao  er« 
Harte  fie  fid)  nad)  ben  Dlieberlagen  Bor  Meß  auf« 
ent|d)iebenfte  gegen  bie  Siiidtepr  bed  Raiferd  unb  ben 
SJüdiug  ber  9Rac  Maponfcpen  Armee  Bon  ßpälond 
nad)  parid,  bcharrte  auf  bcm  3uge  juin  ßntfajte  8a« 
jaitted  unb  Berfcpulbcte  fo  bie  Kataftroppe  BonSeban. 
Aid  4.  Sept.  in^arid  bie  3feuolution  audbradi,  mußte 
ß.  aud  ben  Suilerien  flüchten  unb  fchiffte  fid)  nach 
ßnglanb  ein.  Mit  ihrem  Sohne  nahm  fie  ihren  Auf« 
enthalt  ju  (Stjifcltjurft , in  ber  9iä!)e  bon  flonbon. 
Sortpin  tarn  auch  ber  ßjfaifer  Slapoleon,  aud  feiner 
Haft  auf  Schloß  SBilhelmdhöhe  entlaffen,  20.  3Rär$ 
1871.  Am  9. 3an.  1873  warb  ß.  SJitwe.  Sie  fletlte 
fid)  nunmehr  an  bie  Spißc  ber  bonapartiftifepen  Par- 
tei, ohne  felbft  nach  ber  Münbigteit  bed  jungen  91a* 
poleon  auf  biefe  Solle  ju  Bereichten.  Surd)  ben  Sob 
biefed  ifjrcd  Sohned,  1.  3“n>  1879,  in  atibafrifa 
würben  alle  ihre  Hoffnungen  jerftört.  91achbem  fie 
1880  eine  Seife  nach  ber  Unglüddftätte  unternommen, 
jog  fte  fid)  unter  beut  Samen  einer  fflräftn  Bern  Pierre* 
fohbd  Born  öffentlichen  Heben  jurüd.  Sgl.  Mab.  S a » 
rette  (Porleferin  ber  Äaiferin),  Souvenirs  intimes 
de  la  cour  des  Tuileries  (par.  1888 — 90,  2 8be.; 
beutfeh,  8redl.  1890,  2 Sbe.l;  be  flano,  L’impära- 
trice  Eugenie  (baf.  1891);  Serfelbe,  Histoire  auec- 
dotique  du  second  empire.  l’impdratrice  Eugduie 
(baf.  1900);  3mbert  be  Saint-Amanb,  Louis 
Kapoldon  et  Mlle.  da  Montijo  (baf.  1898). 

2)ß.AbclaibcHouifeBonDrl<and,  f.  Abel* 
heib2);Dgl.  bie  Seri  Beilage  »perjmeigungenbedbour* 
bonifdhen  Haufed«  beim  Artifel  »8ouvbon* , 6.  II. 

(Sugcnal  Cilllhlguacol,  ßugeitfSure,  91el* 
fenfäure)  C,0H,,0,  ober  C,H, . Ö,H, . OCH, . OH 
finbet  (ich  im  äthenfepen  Öl  ber  ©ewürjnellen  unb  ber 
91el(enftiele,  im  3>mthlätterhl,  QcBlonjiintöl,  tramp« 
ferül,  Saffafradöl,  Pimentöl,  8ahöl  tc.  ßd  wirb  er* 
halten,  wenn  man®eroürjnelfcnöl  mit  Kalilauge  unb 
ben  Siüdftanb  mit  Scpwcfclfäure  beflitlicrt.  ffarb« 
lpfed,  wie  ©ewürjnelten  riechenbcd  uttb  fdmiectenbed 
Öl,  Wenig  tödlich  in  SSaffer,  leicht  in  Altohol  unb 
Äther,  fpej.  @cw.  1,0*8,  fiebet  bei  253“,  bilbet  meift 
trijlaHiiierbare  Salje  unb  gibt  bei  ©cbanblung  mit 
übennanganfnurem  Hali  in  alfaliftper  Höfung  8anil« 
lin  unb  Panillmfäure. 

(Sugippiud  (ßugipiud),  latein.  Rircpenfdjrift* 
fteUer,  8erfaffer  einer  Bolldtümlich  gehaltenen,  wegen 
ihrer  getreuen  Schilberung  Bon  Hanb  unb  Heuten  ge« 
fepäßten  Hebendbcfd)reibung  bed  heil.  SeBcrinud,  mit 


bem  er  lange  im  Sonaulanbe  jroifchen  Paff  au  unb 
S3ien  gelebt  halle  (hrdg.  Bon  Sauppe  in  ben  * Monum. 
Germ,  hist.«,  8erl.  1877,  unb  Bon  StnöU,  SBien 
1885;  beutfeh  Bon  Pobcnbcrg,  Perl.  1878,  auch  bon 
Seb.  fflrunncr,  mit  un(ritifd)en  ßrläuterungen  unb 
mehr  für  erbauliche  3'bede,  Sien  1879).  Sgl.  Sit« 
biitger,  ß.,  eine  Unterfud)ung  (Kien  1878). 

Euglhna  Ehr.,  ©attung  ber  glagellatcn,  Bon 
fpinbelfönuiger  ober  geftreerter  ©eftalt  mit  feiner 
Spiraljtreifung  auf  ber  Oberfläche  unb  ßlnomato« 
phoren  im  3nnem ; bie  ©eiftel  entfpringt  am  Schlunbe. 
Sieffortpflanjung  erfolgt  burd)  Hättgdteilung ; häufig 
enepftieren  fid)  bie  Siere  unb  runbeu  (ich  Borher  ab. 
3aljlrcicf)e  tärten  leben  in  füßetu  unb  bradigem  9Saf* 
jer  ber  211  feit  u.  91euen  Seit.  E.  viridis  Ehr.,  j.  Safel 
»tprotojoen  I« , ffig.  2,  ift  fpinbelförmig,  hinten  ju« 
gefpißt,  0,12 — 0,13  mm  lang,  in  beräSütc  grün ; burdj 
uiafjenhafted  SBorlotnmen  färbt  fie  oft  bic  Oberfläche 
ber  ©etoäffer  ober  funtpfigen  {toben  grün. 

Euglyplia , ©attung  ber  SJhijopoben  (f.  b.). 

©ttflubinifchc  tafeln,  f.  3guBinifd)e  tafeln. 

Ofitgitbium , Stabt,  f.  ©ubbio. 

ßuhemeridmud,  f ßuemerod. 

(fufairit,  feltene-3  SRineral,  Selenhipfer  mit  Se* 
(enfilber.  Cu,Se . Ag,Se,  jinnweiß  bid  bleigrau,  loeid), 
finbet  fiep  in  feinlöntigcn  Bggregaten  ju  Strilcrum 
in  Smälanb,  in  ßh>te  ic. 

<Sufalhptud,  f.  Eucalyptus. 

(Sufalhptudölc,  aud  ben  'Blättern  Berfdjiebener 
Eucalyptus -Vlrten  gewonnene  ntherifd)e  Öle.  Sehr 
oft  Werben  in  einer  Operation  {'Unter  mehrerer  2lr« 
ten  oerarbeitet,  bad  bureb  Seftidation  mit  Sampf  er« 
baltene  rohe  Öl  wirb  mit  9iatronlauge  reftifijicrt,  um 
juni  Hüften  reuenbe  SllbcbUbe  unb  uerfeifbarc  Üörpcr 
ju  entfernen.  Ser  Äüdftano  (10  S'roj.  bed  Öld)  bient 
ald  Sedinfeftiondmittel  unb  jum  iftarf ümieren  billi- 
ger Seife.  Srocfne  ©lätter  uon  Eucalyptus  globulus 
liefern  1,8—8  ©rophellflelbedöl,  badnngenehmerfri» 
fchenb  nad)  Sineol  riecht  unb  gewürjbaft  liibl  fchmedt 
Spej.  ®ew.  O.sto— 0,930,  cd  polarifiert  nach  reeptä  unb 
befiehl  aud  ßineol  (ßulalpptol)  ntit  deinen  unb 
anbem  Serpenen.  Sad  rohe  Öl  enthält  Bcrfdjiebene 
Vllbeppbe,  befonberd  ©alcralbeppb  neben  ©utpr«  unb 
KapronalbcpOb.  ßrfaßöle  für  bad  ©tobuludöl  Wer- 
ben aud  E.  odorata,  oleosa,  cneorifolia  unb  durnosa 
gewonnen.  Sad  Öl  aud  E.  amygdaliua  ift  hellgelb 
ober  farblod,  riedjt  flärlcr  nach  ierpenen,  fpej.  ®ew. 
0,850— 0.88«.  polariüert  nach  lintd,  ift  in  Dlllohol 
fchwerer  lödlicp  ald  bad  ©lobuludöl,  enthält  neben 
©hellanbren  nur  wenig  ßineol.  tflnbre  ß.  enthalten 
borwiegenb  3itronellal,  Wieber  anbre  3'tral,  unb 
mandie  riedten  pfefferntinjarlig.  fflan  benußt  ß. 
(hauptfächlid)  bad  ©lobuludöl)  bet  Kranlheitcn  ber 
9Itmungdorgane,  jum  parfümieren _uon  Seife,  ald 
Scpußmittel  gegen  Stecpmüden  tc.  Öl  Bon  E.  pipe- 
rita  würbe  bereitd  1790  erwähnt,  1854  begriinbete 
{'ofifto  bic  erfte  fjabn!  in  Wuflralien,  unb  1866  (am 
bad  erfte  ßufalBptudöt  nach  Seutjcplanb.  3"  'Huftra« 
lien  breitete  fi<f)  bie  $ahri(ation  balb  Bon  Pictoria 
nnch  SUbaufiralie n,  bann  nach  Xadmania  u.Gueend« 
lanb  aud.  E.  globulus  würbe  1792  auf  Xadmania 
entbedt  unb  1856  in  ßuropa  eingeführt.  Sad  ätpe« 
rifepe  Öl  biefer  Ülrt  Würbe  .juerft  in  Sübfranlreid), 
Plgier  unb  ftatifomien  pergefteUl  unb  bilbet  feit  Ein- 
fang ber  1880er  3apre  einen  regelmäßigen  Hanbcld« 
artilel.  Wegenwärtig  Werben  fepr  große  Mengen 
©lobuludöl  in  Vllgier  pcrgeftellt.  Spanien  unb  Por- 
tugal liefern  wenig,  Kalifornien  unb  3»bien  uidjtä 
für  ßuropa.  fliteratur  f.  bei  Eucalyptus. 


Giiftoä  — ©ulen. 


157 


©nflaä,  febr  feiten  es  Biinerat,  ein  Bertjltium» 
aluminiumfilitat  HBeAlSiO,,  hellgrün,  gelb,  blau, 
bis  farblos,  mit  ©laSglan  j,  burd>fici)tig  bis  balbburd) 
pdpig,  Sparte  7,5,  fpej.  ©ero.  3,1.  E.  finbet  fid)  in 
monodtnen,  (ebr  gut  nad)  einet  Ebene  fpallenbm 
StriitaUen,  in  Tru)en  eine«  EblotitfdpcferS  su  Boa 
SJifta  in  Brafilicn  unb  in  ben  ©olbjeifen  ber  Sanarta 
am  Ural,  in  (leinen  StriftaOen  aud)  in  Tirol.  ©eldjlif« 
jener  E..  bejonberS  grüner  unb  blauer,  Wirb  als  Ebel« 
ftein  geicbäpt  unb  febr  teuer  bcjablt. 

©uflcia,  in  Alben  bereljrte  ©öttin  beS  MubtiteS. 

©uflcibecl  (Eullib),  1)  erfter  Ardjon  in  fitzen 
403  o.  Ebr.  nath  ber  Vertreibung  ber  Treigig  Tl)tan« 
nen,  unter  bent  bie  BJieberberfleÜttng  ber  Solomfcben 
Berfajfung  unter  allgemeiner  'Jiemfion  ber  ©efeje 
itattfanb,  wobei  baSionifd)e(Eudeibifd)e)  Alphabet  an 
ber  Stelle  beS  alten  in  Staatsfd)riften  eingefilbrt  warb. 

2) ©ricd).Bbü°iopb.  Stifter  ber  mcganjdjen  2d)ule, 
au«  SKegara , nad)  unpdjcrn  Angaben  auS  ©ela  in 
Sijilicn  gebürtig,  lebte  jur  3eit  be«  tßeloponneftfcben 
HriegcS.  Anfangs  ein  Anhänger  ber  elcatifd)cn  'tii)i‘ 
lofoppie,  fdpojj  er  fid)  fpäter  an  SotratcS  an;  ba  ben 
BJegarcnfem  ber  Befurf)  fl l ben«  bei  TobeSftrafe  Ber« 
boten  war,  fdjlid)  er  fid)  nadjt«  in  SSetberdeibem  in 
bie  Stabt,  um  jenen  ju  (jören,  war  auch  bei  befielt 
Tobe  gegenwärtig  unb  nahm  fobattn  bie  jerftreuten 
2 d) ülcr  bcSfelbcn  in  Slerjara  bei  ftd)  auf.  yn  ben 
©runbfägen  ber  tncgarifd)en  Schule  gibt  fid)  ber 
Einflug  ber  eleatifdjen  Sct)re  barin  (unb,  bajj  fte  ben 
Sag  aufjteüte,  baS  Seienbe  fei  Eins,  wälirenb  ber 
Einflug  bc«  SotrateS  barin  Ijerfortritt , bag  fte  bin- 
jufügt,  bas  Ein«  fei  baS  ©ute.  BefonbcrS  pflegte  E. 
bie  biale(tifd)e Seite  ber  eleatifd)enBI)ilafop!)ie.  Seine 
Sdiule  Würbe  be«t)alb  aud)  bie  eriftififjc,  fpäter  bie 
biale(tifd)e  genannt.  Seine  Cogit  Berwarf  alle 
Sdjlüffc  aus  3nbu(tion,  ebenfo  ben  Beweis  aus  Ana- 
logie. Bon  ben  Sd)riften  beS  E.  bat  ftd)  nidjtS  er« 
balten.  Unter  E.’  3iad)folgem  ftnb  bie  betannlcpen 
EubulibeS  auS  Bület,  Tioboro«  mit  bem  Beinamen 
Strem  ob  aus  3uffaS  in ßarien  unb  Stilpon  aus  $Re« 
gara.  Bgl.  Bitter,  Über  bie  Bb'lotopbie  ber  ntega« 
nfd)cn  Sd)ule  (im  «3il)einiid)en  Biufeum  für  Bb'Io- 
logie«,  8b.  2,  1827);  Tpd,  De  Megaricorum  doc- 
trlna  (baf.  1827);  Biallet,  Histoire  de  l’bcole  de 
Mägnre  (Bar.  1815);  §artenftein,  §iflorifd)>pbi- 
lofopbifcbe  Abbanblungen  (ileipj.  1870). 

3)  ®. , »ber  Sater  ber  ©eometrie«,  auS  ©ela  ober 
TproS  gebürtig,  lebte  um  300  B.  Ebr-  in  Alejanbria 
am  »ofe  beS  BtclemäoS  üagi.  Bon  ben  uns  erbat- 
trnen  Schriften  beS  E.  ftnb  bie  berübnttefte  bie  »Stoi- 
cheia«,  b.  b-  Elemente  (AnfangSgrütibe)  ber  ©eonte 
trie,  in  13  Büibern,  brnen  fpäter  als  Anhang  nod) 
jwei  binjugefügt  ftnb,  baS  erfle  Bon  $>l)pp(leS  (f.  b.). 
Tiefe«  3iJerf,  eine  meijterbafte3ufatumenfa[fung  alles 
beffen,  was  bie  Borgättger  beS  S.  unb  E.  felbft  auj 
beni  ©ebicte  geleiftet  batten,  ift  nod)  brüte  ein  Biufter 
eines  ScbtbudieS  unb  an  nachhaltiger  SJirfimg  Bon 
(einem  fpätem  matbeniatifd)enS!ebrbud)  erreiibt  (Über- 
legungen Bon  Sorenj,  $jaüe  1781,  6.  flutl.  1840; 
Bud)  1 — 6,  11—12  nett  brSg.  Bon  Jmrtwig,  baf. 
1860,  unb  Bon  fjoffmann,  Biainj  1829).  Einen  febr 
wichtigen  Äommentar  befipcn  wir  Bon  BapboS  (f.  b.) 
(um  etflen  Bud).  Seit  beut  8.  3abri).  würbe  eS  Bott 
Ben  Arabern  fleigig  übcriej)t.unb  crllärt;  Bon  ihnen 
bing  int  mefentlidfctt  aud)  bte  mittelalterliche  lalcinifdje 
Überfettung  (Bon  AbelbarbP.  BalMm,  12. 3abrb.)  ab. 
Eine  itoeiie  nod)  Borbanbene  Seftrift,  »Data«,  ift  eine 
Art  Einleitung  in  bie  geometrifdw  AnaltjfiS  (brSg. 
BonSurm,  Berl.  1825).  Tie  Sdjrift  »Phacnoinena« 


entbält  bie  ffirunbjüge  ber  Aftrongmie  (brSg.  bon 
ipunt,  Off.  1707).  9hcr  in  fpätem  Überarbeitungen 
ift  Borbattbcn  feine  »Opti(«,  bagegett  ift  bie  »fi’atop« 
tri(«  wobl  untergefiboben.  Ebettfo  gibt  cS  neben  ber 
edjtett  »Einteilung  beS  ÄanonS«,  in  ber  bie  3nter- 
balltnlebre  bcbanbelt  Wirb,  eine  untergefd)obcne » Ein» 
leitung  in  bie  tparmonif«.  Tie  Sdbrtft  »De  divisio- 
nibns«,eineAufgabenfammIungüberSigurenteilung, 
ift  nur  in  arabi|djer  ilberfeffung  erbalteit.  Berloren 
ftnb  äuget  anbem  brei  8ti<ber  »BoriSuten«,  eine 
Sammlung  Bon  matbematifeben  (folge,  unb  JiilfS- 
fähen  (Bgl.  EbaSleS,  Les  trois  livres  dePorismes 
d'Euclide,  Bflr.  1860).  S8id)tigfte  ©efatnlauSgabe 
Bon  Ipeiberg  unb  SKeitgc  (Seipj.  1883—95,  7 Bbe.). 
Bgl.  Hi.  Eantor,  Borlefungen  über  ®efcbid)te  ber 
SDiatbematit,  Bb.  1 (2.  Aup.,  2eip j.  1894) ; 3 e u 1 1)  e n, 
®efd)id)tc  ber  Hiatfcematif  im  Altertum  unb  Büttel, 
alter  (Slopent).  1895);  öeiberg,  lfiterarnefcbid)tlid)C 
Stubien  über  Eudib  (Ceipj.1882) ; T a b g | o tt,  Euclid 
and  bis  modern  rivals  (2onb.  1879);  T.  ©niitb, 
Euclid , his  Ufa  and  System  (baf.  1902). 

©lifnctnie (grieib-),  gute  Bilbung  beS  Schienbeins, 
SRaitcnmerdttal  als  ©egenfaj)  jur  Blattjfnemie  (f.  b.). 
ffiufofTt,  f.  Eubialtit. 

©utrafte  (griedb  ),  eigentlich  bie  »gute  BiifCbung« 
ber  Säfte  beS  Körper«,  bie  eine  gute  SeibeStonflitu- 
tion  bebingt  (im  ©egenfaj  ju  TpSfraftc),  banad)  fo» 
Piel  wie  glüdlicbeä  Temperament. 

©ufrit,  fehl  jum  ©abbro  ober  TiabaS  gepeiltes 
ffieflcitt,  au«  Anortbit  unb  TiaHag  ober  Augit  gcbil» 
bet,  bisweilen  aud)  OltBtn  enthalten!),  (omiitl  befan» 
berS  in  Sebweben  unb  im  nörölidjen  Borwegen,  hier 
jej)t  als  ©abbro bejet^nel,  fowie  gnngfömtig  int  Mob- 
ien(aI(oon  ßarlittqforb  in  3rlanb  (TiabaS)  uor.  Aud) 
auS  Anortbit  unb  Augit  beflebenbe  Bieleorfleine  (f.b.) 
bat  ©uftau  SRofe  als  E.  bejeidmet. 

©ulaftol,  ein  Siäbrpräparal,  auS  Bollittild)  unb 
BflanjeneiweiB  bergeftellt , enthält  ca.  30  Brot.  Ei» 
weih,  46  Bro).  Biildijuder,  14  Bro,).  gelt,  4 Bro,). 
Salje  unb  fdfmcdt  inbifferent  ES  wirb  für  hinter 
unb  Eriuad)feite  itt  Suppen  tc.  benufjt. 

Eulalia  jnponlra,  f.  Miscantlius. 
©ulaIia>Btcb,  Sequetn  auf  bie  heilige  Eulalia, 
ältejtcS  ftanjöft[d)eS  ©ebiebt,  wabridjcittlidi  878  in 
St.-Amanb  in  9!adja()timng  eines  latcimjdicn  ®c- 
biCbtS  Berfafit.  Bgl.  »3eitfd)rift  für  romanifebe  Bbo 
lologie«,  8b.  15,  S.  24. 

©iltau,  Biarltfledfn  in  Bühnten,  BejirfSb-  Tel» 
fdjen , am  guge  beS  ^obou  SdpteebergS,  am  Eulau« 
bad)  unb  an  ber  Staatsbabnlinie  Bobeitbadi-liomo- 
tau  gelegen,  bat  eineBaitmmoUfptnneret  u.  »BJebcrot, 
3fabri(cit  fürSitöpfe,  BietaUwaren  tc.  unb  asoo)  2933 
bcutfdte  Einwobner. 

©ule  (£> oh«  Eule),  f.  Eulengebirge. 

©ule  (lfdied).  3 i I o b f) , Stabt  in  Böhmen,  Be- 
jtr(Sb-  Röniglidje  SBeittberge , 380  m ü.  3R. , öfllidt 
Bon  ber  Biüttbung  ber  Sa^awa  in  bie  Bioltnni,  att 
ber  Staatsbabnlinie  Eeriatt - Süratt  gelegen,  bat  ein 
altertümlidicS  Slatbau«,  ein  BejirlSgcridjl  unb  (im> 
1508  (als  ©emeinbe  2556)  tfd)cd).  Eitnoobner.  Ter 
ehemals  febr  ergiebige  ©olbbergbau,  früher  fiStatifd), 
bejinbel  ftd)  je()t  inBriBatbept),  wirb  aber  nur  (diwad) 
betrieben.  S.  Eulenbulaten. 

©ule  fangen,  f.  SegetntanöBer. 

©ulen  (Strigidae,  biertu  Tafel  »Eulen«),  gantilie 
berSaubBögel,  Bögel  mit  (urjettt,  gebrungenctti2eib, 
grogem,  bid)t  bepebertem  Stopf,  oft  mit  Dbrbitidieln, 
(ur  jcttt,  (räftigem,  abwärts  gebogenem,  (ur)l)arigem. 
jabnlofem  Sdjnabel,  (urjer  SadjSbaut,  groper,  meijt 


158 


Guten  (SaubBögel : Raute). 


Bon  einem  feäutigen  Cferbedei  geft^ö^terOfjröffnimg, 
umgeben  Bon  einem  St ranj  fteifer  8«bem  (Soleier), 
ber’ fid)  häufig  auf  bad  ganje  ©efiefet  unb  bie  Reble 
audbreitet  Sie  Sagen  finb  fe^r  grofe,  nccfe  Born  ge- 
rietet, bie  Slilget  meift  lang,  breit,  muldenförmig, 
ber  Scferoanj  ift  lurj,  bie  ©eine  mittel-  ober  jiemtid) 
feod)  unb  grreöfenlid)  bi«  ju  ben  Rrailen  fecrab  befie- 
bert,  biegeben  Berfeältiudmäfeig  turi,  bie  äuftere  gebe 
ift  Säenbejcfee;  bie  Rlaucn  ftnb  grofe,  lang,  ftart  ge- 
bogen, äufeerft  fpiftig.  Sab  ©eiieber  ift  febr  reitfe  unb 
Weid) ; bie  gärbung  ift  meift  büiter,  bie  geidjmmg  oft 
jierlid)  unb  mannigfaltig.  G.  finden  fid)  in  allen  go- 
neu,  leben  meift  inSiJalbem.  aud)  in  Steppen,  Suiten 
unb  bei  benSSofenftätten  beSMenfdnn;  febr  Biele  finb 
9taifelrauboögel  unb  bttrdi  ibr  Weidjed  ©efieber,  ben 
lautlofen  Slug,  bad  für  lürjere  Entfernungen  febr 
fdjarfe  Sage  unb  bad  feine  ©efeör  baju  bcfotiDerS  be< 
fäfeigt.  fficgcnSogeslidft  ift  da«  Sugc  empfindlich,  unb 
einzelne  Strien  Pcrjd)Iieftcn  ed  am  Sage  jur  fjälfte 
unb  mebr.  Sie  Stimme  ift  gewöhnlich  laut ; einzelne 
Ireifiben,  anbre  geben  ganj  eigentümliche  Sone  ju 
baren  unb  haben  babuidj  unb  burd)  ibr  näd)tlidjed 
Scfen  Biel  Aberglauben  genährt.  Sie  finb  auf  ber 
Erbe  meift  ungejdfidt,  ber  Slug  ift  Berfeältnidmäfeig 
lanqfam,  imb  nur  bei  gröfiern  Säuberungen  erbeben 
fie  fid)  ju  bedeutender  fcöfee.  ®i*  ®-  finb  fdieu,  meift 
jabjomig  unb  graufam,  untereinanber  friebfertig, 
treffen  aber  Beningliidte  ober  traute  ©enoffen  auf.  Sie 
itäferen  fid)  meift  Bon  Mätifen,  Spifemäufen  ic.,  jagen 
Söget  unb  [ticfeen  Serbtiere,  einzelne  fifdjen  aud) ; Sind 
Berfdjmäljen  fie.  Sie  ©eute  Pevfcfelmgen  fie  in  grofecn 
©iffen  unb  fptien  ftnoeben,  irnare  unb  Sebent,  ju 
Mügeln  geballt  (Gewölle),  meift  an  einem  beftimmten 
Ort  loieber  aud.  Siele  niften  in  Jiöfelcn,  Spalten, 
anbre  in  ben  ©auen  Bon  Säugetieren,  in  Berlaffenen 
Salten*  unb  Rräbenneftem.  Sie  legen  2 — 10  weifte 
Gier,  bie  oiclleidjt  Bon  beiben  ©efdftedüem  bebrütet 
»erben.  Sie  jungen  figen  lange  im  'Jieft  unb  Wer- 
ben treulich  gepflegt  unb  mutig  Berteibigt.  Alle  Sag- 
Bögel  finb  ben  6.  abljolb,  unb  wo  ficb  eine  foldje  jeigt. 
Wirb  fie  mit  lautem  ©efeferei  bef ebbet,  Bon  ben  ftär- 
fern  Vlrten  auch  angegriffen. 

gu  ben  Ääujen  (Syruiinae),  G.  mit  großem,  run> 
beut  Ropf,  ohne  Seberobren,  mit  ouftcrgcwöbulidj 
groftev  Oferöffnung  unb  bcutliibcni  Sebleier,  Berfeält- 
nidmäfeig langem  Sebnabel,  befiebertem  Sufi,  ge- 
wöhnlich abgerunteten  Stügeln  unb  turjem  ober 
langem,  gerabe  abgefebnittenem  ober  gerunbetem 
Scfewanj,  gebärt  bie  Sperbereule  (Salleneule, 
G ulen  falte,  Surnia  ulula  L.,  Sig.  6 berSafel),  39 
bid  42  cm  lang,  76  — 81  cm  breit,  mit  breitem,  nie- 
beigem  Stopf,  platter  Stirn , jdnnalcm  ©efidjt  ofene 
Seberfreid  um  bad  Auge,  jiemlid)  langen  (Hügeln, 
langem,  tcilförmigem  Schwang.  Sad  ©efiefet  ift  weife- 
grau  mit  [d)Wargem  Streifen  Bor  unb  feintet bemDbr, 
Sifeeitel  unb  Dberfeite  ftnb  braunftfewarj , Weife  ge- 
fledt,  Siadcn  unbRefele  weife,  Unterfeite  Weift,  fcfewarj* 
braun  geftreift  ober  gefperbert;  Scfewingen  unb 
Stfewatiä  ftnb  grau,  Weife  gebänbert.  Sie  bewobnt 
bie  ipolargegenbeit  ber  Alten  Säelt,  bauptfädjlid)  Sic- 
fenwalbungen , erfebeint  bei  und  nicht  feäufig,  aber 
rcgelmäfeig  auf  bem  Surcfejug  im  Mär},  Slpnl  unb 
im  Oftober,  weilt  auife  ben  SÖinter  bei  und,  erinnert 
in  iferent  Auftreten  an  bie  Sölten,  jagt  am  Sag,  fliegt 
Wie  ein  SBeife,  näfert  fufe  feauplfätfelicfe  Bon  feminin- 
gen  unb  niftet  (feiten  in  Seutftfelanb)  in  Slanbina- 
Dien  unbSiorbrufelanb  auf  feofecn  Säumen.  3n91orb- 
amerila  wirb  fie  burd)  bie  äfenlidje  Salteneule  (S. 
funerca  aut.)  Bcrtreien.  SieSefeneeeutc  (Nyctca 


nyctea  L.,  f.  Safel  -Arftifcfee  Souna-,  Stg-  141,  68 
bid  71  cm  lang,  146 — 156  cm  breit,  mit  fleinem, 
ftfemalem  Ropf,  mittellangen  Slügein,  jiemlid)  langem, 
breitem,  abgerunbetem  Sdimntij,  unootllommencm 
Sefeleier,  bid)t  befiederten  Cäufett  unb  3efeen,  ift  im 
Silier  oft  ganj  weife,  in  ber  3ugenb  ntefer  ober  weni- 
ger brauti  gefledt.  Sie  erfefeeint  alb  reqelmäfeiger, 
aber  meift  ntdft  feaufiger  SSinlcriJogcl  in  Oftpreuften, 
feiten  in  anbern  Seilen  Scutftfelanbd,  jagt  bei  Sag 
unb  9!a<fet  Cemminge,  GitfefeBrndjen , grbfeere  Sögel 
unbStftfee,  brütet  inSHorbeuropa,  9forbafien  unb  bem 
nörblicfeen  Jforbamcrila  unb  legt  im  Juni  in  eine 
©ertiefung  auf  ber  Grbe  bid  jefen  Gier.  Santojeben 
unb  Cftjalen  effen  iferSlcifd).  SerSteinlaui(2ei* 
(feen-,  Soteneule,SotenBogcl,Seid)enl)übn- 
(feen,  filagentutter,  Sifeeuncn-,  Sperling«*, 
fertfeentau),  Räujcfeen,  Romm-mit,  Säicfetl, 
Athene  noctua  Retz.,  Carine  noctua  Retz.,  Sig-  4 
ber  Safel),  22  cm  lang,  55  cm  breit,  ift  oben  tief 
ntäufegraubraun.  Weift  gefleeft,  im  ©ciidit  grauweift, 
am  Unterlorper  Wcifelid),  braun  gefledt,  mit  roftgelb- 
liehen,  Weife  gefledten  «djwung-  unb  Sdjroanjfebern. 
Gr  bewofent  Guropa  bid  58°  liörbl.  ©r.  (in  ben  SWit* 
telmeerlänbem  oeriritt  ifen  bie  fleinere,  matter  ge- 
färbte, unbeutlid)  geflectte  A,  ttlaur  Sav.)  unb  SKittel- 
nfien,  lebt  in  Selbgefeilljm,  Obftgärten,  inStäbten  auf 
Silnttm,  Saifeböben,  in  ©ewiilben,  feat  burd)  feine 
nächtliche  Stimme  ben  lilberglauben  Bielfaife  befebäf- 
tigt,  jagt  erjt  nnd)  Sonnenuntergang,  feauptfäd)lid) 
'JÄäufe,  audi  Slcbermäitfe,  Sptpinäufe,  Sperlinge, 
Sercfecn,  Sniellctt,  niftet  in  fiöblungen,  aud)  in  (Sc- 
häuben, unb  legt  im  Vtlpril  ober  SJiai  1 — 7 Gier,  bie 
bad  Sktbdien  in  14—16  Sagen  nudbrütet,  wobei  ed 
fefer  feft  auf  bem  Stteft  fifet.  Gr  ift  eine  ber  nerftän- 
biaften  G.,  benimmt  fid)  in  ber  ©efangenfdiaft  febr 
gefällig  unb  ift  baber  in  Sübenropa  fefer  beliebt.  Jln 
Italien  benufet  man  ifen  jum  ©ogelfang.  ba  ifen  alte 
lieinen  Söget  Perfolgen  unb  fufe  auf  Seimruten  in 
feiner  95äbe  leicht  fangen  laffen;  aud)  Wirb  er  in  Gär- 
ten unb  im$aud  feäufig  gefealtcn.  Siegwergeule 
(Sperlingdfauj,  gwergfauj,  Sannenfäuj* 
eben,  itlfabiftfec  Gute,  Glaucidiutn  passerinum 
BoU),  17  cm  lang,  41  cm  breit,  mit  geftredtem  fieib, 
fleinem  Ropf,  fiarient  Sdmabel  mit  etnem  gafen  unb 
Ginftfenilt  an  ber  Sdjneibe  bed  Oberlicfcrd,  unbeut- 
litfeem  Sefeleier,  furjen  Slügein  unb  mittellangem 
Scfewati},  oben  ntäufegrau,  tocift  gefledt,  unten  weife 
mit  braunen  fiängöfieden,  im  ©efiifet  weifegrau,  auf 
Slügein  unb  Sifewan,)  weife  gebänbert)  fie  (inbet  fid) 
in  rlorbcuropa,  flänbig.  wenngleid)  feilen  in  Oft- 
preufeen,  ben  ©aferififecn  Vllpen,  bei  Wltenburg,  häufi- 
ger in  benRarpaifectt,  beit  Sifewcijer  unb  Ofterreitfei- 
(efeen  Vllpen,  lebt  in  Säälbem,  im  Sätnler  oft  in  ber 
9(äfee  ber  Sörfer,  jagt  am  meiflot  in  ber  Sätitmc- 
rung  ffiäufe,  Scmntinge,  feauptfäifelitb  Sögel,  iit  fefer 
munter  unb  betutgltcfe,  babei  pofjenfeaft  wie  bie91ad)t- 
culen  unb  niftet  in  feoblen  ©äurnen  (f.Safcl  »Gierl«, 
Sig- 9).  SJalblau  j(©aumfauj,©ranb-,Rafeen- 
eule,  Syrnium  aluco  Boie,  Sig.  1),  bid  48  cm  lang, 
100  cm  breit,  tief  grau  ober  leicftt  roitbraun,  auf  bem 
Slügel  licht  gejcidmet.  am  ©auife mit  fägeartigen  Stri* 
(ben.  Gr  bewofent  'Mitteleuropa  (feltcner  im  Dflen), 
9Jorbofrifa,  Sübwcftaficn,  lebt  in  Sälbcm,  Beibirgt 
fiefe  im  Sfinter  am  Sage,  wobnl  nwh  gern  in  ©cbäu- 
ben  unb  ©aumböbiungen,  ift  äufeerft  lid)tid)eu,  jagt 
faft  audfdtlieftlid)  Maule  unb  frifet  niete  Sfaupen.  3m 
Märj,  Sprtl  ober  Wnfong  Mai  niftet  er  in  ©aum* 
böfelungen,  im  ©emäuer,  unter  Sädjcrn  tc.  unb  legt 
2 — 3 Gier  (f.  Safel  -Gtcrl«,  S>g- 10).  Raum  eine 


Eulen 


1.  Waldkauz  (Syrnium  aluco).  *«.  — 2.  Schleiereule  (Strix  llimmea).  •*.  — 3.  Sumpfeule  <Asio 
accipitrinus).  *i.  — 4.  Steinkauz  (Carine  noctua).  >;«.  — 5.  Uhu  (Bubo  bubo).  1 *.  — 6.  Sperbereule 

(Nyctea  ulula).  > >. 


Meyers  Konv.  - Lexikon , 6.  Au/l. 


Bibliograph.  Institut,  Leipzig. 


Zum  Artikel  .Eulen'. 


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Glllcn  (Dhreulen,  Sdjleiercufat). 


159 


f.nbre  Chile  wirb  »mit  Äleingeflügel  eifriger  »erfolgt 
cl«  ber  SBalbfauj;  in  ber  ©efangenfdjaft  wirb  er  [ehr 
jabm. 

»ju  ben  Obren  len  obci  U h u b (Babonüiac),  mit 
großem,  breitem,  flachem  Äopf,  ftarfent,  foft  bauch» 
gern  ©djnabe1,  großen,  erelttlen  Obrhfifd)eIn,  unboll* 
ftänbigem  Schleier,  mittellangen,  fiumpftn  gtügeln 
nnb  lurjem,  foft  gerabe  abgefd)nittenem  Schwan  j,  ge. 
b&rl  ber  llbu(S'chuhu,  ©uhu.ÄblcrcuIe,  (Sauf, 
?l  uf , Bubo  babo  £..  li.  maximus  Sibb.,  gig.  6).  Gr 
wirb  77  cm  lang  nnb  176  cm  breit,  ijt  auf  ber  Ober- 
teile bunfel  rojtgclb,  fdhroar,)  geflammt,  an  ber  Setjle 
gtlblicbWeiB,  auf  ber  Unterfeite  roftgelb  mit  iebwarjen 
Sängi-ftreifen;  bie  Chrbüfdjel  finb  fcfjmarj,  Schwung* 
nnb  Scbwcmjfebem  braun  uitb  gelb  gejeichnet.  Scr 
Utfu  ftnbet  fiel)  in  ganj  Guropa  in  groBenSsialbungen 
unb  Gebirgen,  in  Seutjcblanb  befonberB  im  SJorb* 
osten  mtb  tm  baßrifcbrn  ipodigrbirge,  bibroetlcn  aud) 
in  ber  hV.bc  beö  Menfchen,  ift  foftr  roütenb  unb  fdteu, 
ftßt  bei  Sag  regungslos  in. Gablungen  ober  auf  hoben 
Staunten,  jagt  naditS  ipafen,  Galen , £tlimer»ögel, 
(Sänfe.  Sabm.  Stäben.  aud)  ©uffarbe  unb  3qel,  weift 
aber  Siatten,  Mtäuie  fowie  Sieolilien  unb  ynfetten. 
Sein  bum»  treitbin  prltareS  Hußu«  läßt  er  na* 
mentlid)  in  grühjahröinuhten  er  ten.  Sr  niftet  int 
Süiatj  unb  2tpv:I  in  Höhlungen.  ©ebäuben,  auf  bem 
itadjeu  ©ob.  n , aud;  im  Kölnnbt,  legt  2 — 3 Gier  (f. 
Sa  Tel  »Gier  I* , gig.  6)  unb  pflegt  bie  jungen  mit 
größter  Äithängltebfeit  leiojt  noe»  in  ber  ©(fangen* 
f.ttaFt.  (rr  wirb  »on  allen  Sögeln  »erfolgt;  in  ber 
©efangenfdjaft  biilt  er  mehrere'  3abte  aub,  pflnnjt 
ftch  aud)  fort,  ijt  aber  fcljt  febwer  jäljinbar;  man  be* 
nußt  ihn  al*J  Sodnogrl  auf  ber  Saab.  Sie  Salb- 
öl) reulr(Obr«,§>orn*,ginbB  , Stande  ule,  Anio 
otasL.,Otus  veru.»),  35cm  !ang,9Bcm breit,  (dünn* 
tcc  alb  ber  Uhu,  mit  langem  glügelit  unb  C6rbüfd)eln, 
febr  auSgebtlbetem  Schleier  unb  Muern  güßen,  ift 
äbnlid).  aber  ptler  gefärbt  al-j  ber  Uhu,  finbet  lieb  in 
gan(  Europa,  9?orb*  unb  Mittelafien,  Jlorbafrila  nur 
iniSalbe,  lebt  gcfeilig,  jagt  wie  btrllbu,  fängt äSäufe, 
feiten  Sögel,  ftreid)t  mi  Märj  unb  Oftober  »eit  uni 
ber,  gep  biS  gnbien,  brütet  tm  Mär.)  bis  Jjuni  unb 
legt  in  »erlaijencSeeftet  anbrer  Sögel  »icr  Gier  (('.Sa. 
fei  »Gier  I«,  gig.  7).  9Mr  in  «uftralien  fehlt  bie 
Sumpl'eule  idfohr*.  Moor-,  Sruch*,  Sranb*, 
ftohlcule,  Asio  aecipitriuns  Pall.,  Otuä  bracbyo- 
tm  £,.,  gig.  3),  bie  ber  »origen  jehr  iihnlid),  aber 
burd)  einen  ßeinent  Äopf,  turje  Ohrbflfdjel,  bie  »er- 
bältniömäßtg  langen  glüget  tmb  bie  blaßgel  be  ®runb  ■ 
färbe  »on  ihr  unterfd)ieben  ift.  Sie  wirb  36  cm  lang, 
98  cm  breit,  .er  Stbleicr  ijt  weiftlidigrau,  bie  Äopf* 
unb  Sumpffebern  finb  mit  fd)war(en  Sdiaflftridjen 
gejeiebnet.  bie  Schwingen  unb  Sdiwanjfcbern  grau* 
braun  gebänbert;  fie  ift  in  ber  Sunbra  (ehr  häufig, 
jiept  im  Sinter  bis  Slorboftafrifa  unb  gnbien,  burd) 
Seutfdhlanb  im  September.  Cftober,  SSärj  unbÄpril, 
bleibt  bisweilen  aud)  über  Sinter  bei  und,  niftet  aud) 
nidit  feiten  int  Sprit  uitb  Mai  bei  tml.  fijt  am  Sage 
jimfehen  0raB  unb  Sdulf,  jagt  naebtö  Mänfe,  Maul- 
würfe, Sentminge,  nud)  woljl  Sögel  unb  legt  auf  ben 
Staben  im  Mm  3 — 4 Gier.  $«  3mergobrcule 
(Ohrtau.j,  Piaorhina  [Epliialtes]  stups  L.),  16  — 
IS  cm  lang,  46  — 51  cm  breil,  auf  ber  Oberfeite 
rotbrännltA,  fdjtoärjlid)  gewäfjert  unb  längSgeftreift. 
auf  bem  glügel  Weiß,  m ber  Sebultcrgegenb  rötlid) 
gefdiuppt,  auf  ber  Unterfeite  braunroftgelb  unb  grau* 
wem,  mit  unbeutttihem  Sdjleicr  unb  miHellangen 
geberohrtn,  lebt  in  Sübeuropa,  Siorbafrifa,  Seft* 
aften,  im  norbwefttiihen  gnbien,  erfsheint  nod)  in 


StciermarI.Sieberöficrrcid). feiten  in Scutfcplanb utib 
weilt  m Guropa  »on  9tpril  bis  Cflober.  Sie  fiebelt 
üd)  oft  in  unmittelbarer  'habe  be-i  Menfd)en  an,  jagt 
fletne  Sirbeltiere  unbSBögel,  niftet  in  'Boumböblen, 
legt  Heine,  runblidhe,  Weige  Gier  (f.  Safel  »Gier  I<, 
jjtg.  8)  unb  biilt  iid)  gut  in  ber  ©efangenfebaft. 

3u  ben  Äshlctereulen  tStriuiuae).  mit  äicmlid) 
langem  f^alS,  großem,  breitem  So»i  ohm  Obrt'üjdiel, 
»olljtänbigem,  breiedig ■herdförmigem Sehleier,  rcla- 
ti»  langem,  an  ber  Spipe  bee  UnterfieferS  leirftt  auS* 
geferbiem  Sdpiabel.  Beinen  Äugen,  iebr  großen  glü* 
geln,  miltellangeni  Sd)t»aiy,  hoben.  fd)Wnd)en,  ipar* 
tid)  befieberten,  unten  nur  mit  feinen  Sotitenfebent 
beHeibetengüfeen  unb  langen,  bünnen  .(bratltn,  gehört 
bie  ©d)leiereule  (glommen*,  ¥erl-,  (Moli*, 
Surtn*,  Äirdien-,  Älag-,  Sehnardieitle,  8trix 
flammea  L.,  gig.  2),  32  cm  lang,  90cm  breit,  auf 
berCbcrfeite  bunfet  aidjgrau.mit  feljr  flemen.lcbiBar. 
ä«i  unb  Weißen  fiängSfleden,  auf  bcrUuterfeite  bunfel 
roftgelb,  braun  unb  weijj  gefledl ; ber  Sdileier  ift  roil* 
falben,  bie  ©diwingen  ebenfo,  auf  ber  gnnenfahnc 
weifilid),  bunfler  gebänbert,  auf  ber  üiufjenfahne 
bunfel  gejledt,  bie  othwanffebern  roitgelb,  fdiwärj* 
lieh  gebänbert,  an  ben  ©pißen  Weißlich;  ber  gtiß  ift 
fchmußig  blaugrau.  Sie  lebt  in  Mittel»  unb  Süb* 
euvopa  unb  Siorbafrila  in  altem  ®emäuer,  hält  fuh 
am  Sage  »erborgen,  jagt  m ber  'JiV.ibt  auf  Mäufe, 
©pißmäufe,  Beine  Sögei,  gnfeflen,  trägt  oft  beben* 
tenbe  ®orrate  jufanimeit,  nimmt  in  ber  Slot  aucbÄaS 
an,  fdjreit  loiberlid),  helfet  freifchenb  unb  niftet  im 
Äpril  bis  guli  in  einem  pafjenben  Sinlel  beS  ©e* 
mäuerS,inS>oIfteinm  berGtebelfpiße  großer  Scheuem, 
wo  fie  »om  Sianbmaim  gefdjüßt  wirb.  Ju  ber  ©efan* 
gcufchaft  wirb  fie  fehl-  jahm  unb  ergoßt  burd;  ihre 
merfwürbigeit  (Bewegungen  unb  (Srimaffen. 

Ski  ben  alten  ©riechen,  namentlich  in  Ätßen,  galt 
bie  Gule  a!e  ein  ber  Ätbene  heiliger  ®ogel  unb  bem- 
uad)  als  SBerfiinberin  beS  ©lüdeS.  ©ie  würbe  hier 
ftets  neben  biefer  ©chußgöttin  ber  Stabt  abgebilbet, 
mtb  fowohl  auf  ben  athenifchen  als  auf  ben  ftolonial» 
münsen  nolmi  fie  ihren  'blaß  neben  bem  Äopf  ber 
®aUaS  ein  (j.  Safel  »Münjen  I«,  gig.  2).  Säegen 
ihres  ÄufentbaUS  mi  tinfamen  Orten  uiib  ihres  nädit* 
liihen  UmherfchweifenS  galt  fie  ittglei^  als  Styubot 
beb  liefen,  uneniuiblichen  StubiumS.  Sie  Mpihe 
läßt  bei  ben  ©riechen  bie  Gute  aud  enter  SkrWauö- 
lung  ber  91t)Bimene  enlflanben  fein.  Sa  fidi  ihr  ®ilb 
in  'ättjen  febr  häufig  fanb,  fo  bieft  baS  Sprichwort 
*®.  nad)  Äihen  tragen»  (grieih-t  glauka  eis  Aihe- 
nas)  fobiel  Wie  etwaä  Unnötiges  »errichten.  SSegen 
ihres  nächtlichen  SretbenS  erhielt  bie  Gule  aber  auch 
eine  bäraonifdhe,  infernale  ©eben lung,  fie  »erfünbel 
Unheil  unb  ben  Sob;  »crwünfchle  Seelen  mflffen  m 
©eftalt  »on  G.  umherirren.  3«  ber  dun'ilidien  Äunfl 
Warb  L io  Gule  jum  ©hmbol  ber  faljd)rn  SeiSheit 
unb  irbifdien  Sotheit;  ein  Streu.5  aur  bem  Äopf  einer 
Gule  bebeutet  baher  ben  Sieg  bcS  Äreujed  über  bie 
geinbe  Gbniti.  Sie  Stimme  ber  G.  (althochbeutfch 
uwid»,  ©erüdnerungsworioon  uwo,  »bieitculenbe*) 
hat  ju  »ielen  Sagen  »on  ber  wilben  3®9^  Seranlaf* 
fung  gegeben.  Sie  Shuhteulen  faugeti  ben  Äinbem 
baä  «lut  au?  (>ie  biacht  nimmt  ber  Sonne  bie  garbe) 
ober  eifitden  |ie  (baher  stru  »011  stringere).  i»e> 
gen  feiner  fonberbaren  ©ebärben  ifl  ber  »närrifche 
Äam«  befannt,  unb  an  baä  Äomifihe  reiht  fich  bas 
SBedu'd&e  (Gulenfpiegel).  Äuf  bem  ©ogelljerb  wirb  bie 
Gule  benußl,  um  ©impel  unb  anbre  ileine  Sögel  an- 
äufoden,  baher  »jentanbem  eine  Gule  feßen* , fooie! 
wie  ißn  beirügen. 


160 


Guten  (Schmetterlinge). 


<?ulcn(G  u I e n f a 1 1 e r,9?  a dj  t f a 1 1 e r.Noctuidae), 
gamilie  ber  Schmetterlinge,  meift  Heinere  galtet  ton 
indi[t  grauer  ober  brauner gnrbung,  mit  langen,  bün» 
nen,  borftenförmigen,  beim  Männchen  juweilen  gt> 
lammten  gülftem , groften  Vlugen,  ftctd  beutlidjen 
fttebenaugen,  ftarf  entroidellcrSiolljunge  imbSaftem, 
langen  Seinen,  ftarfen  Sporen  an  ben  Sd)ienrtt  unb 
mäßig  groften,  in  ber  Stube  bacftförmigeii  glilgeln, 
boit  benen  bie  borbem  nteift  fdjntal  uttb  mit  jWet 
beut  lieft  eit  Sieden  tcr(eftcn  finb.  Sie  ballen  ftd)  am 
lag  terfledt  unb  geben  bei  einbredtenber  3!adit  ihrer 
Slütcnnabrunq  natf).  SaS  33cibeben  fett  wäftrenb 
bcS  lebhaften.  icftwtrrenben  SlugS  feine  Gier  ab,  ttnb 
bie  meift  lßfüftigen  unb  nadten  (Raupen  leben  bafjer 
faft  nie  gefeltfeftaftlieh.  Sie  nähren  ftd)  meift  ton 
«Kiutem  unb  oerpuppen  ftdj  unter  ber  Grbe,  feltener 
jwifdjen  Sliittern.  Sie  überall  oerbreitete  gamilie 
umfaftt  etwa  2500  Urten,  ton  benen  gegen  1000  auf 
Guropa  lammen.  1.  ©ruppe:  Spinncrartige  G. 
(Bombycoidea),  meift  pelgig  ober  Wollig  behaarte, 
träge  galter  unb  fpinnerartige,  haarige  Staupen.  Sie 
Slmpferettle  (Acronycta  rumicis  L.),  85  mm  breit, 
auf  beit  ©orberftilgelit  graubraun,  fcftwarj  unb  weift, 
lieft  mit  Weiftem  SBinfetfled,  erfefteint  im  3Kai,  Juli, 
Sluguft  unb  legt  iftre  Gier  einjcltt  an  bie  terfeftieben- 
fielt  ©[langen.  Sie  fcftr  gefräßige  Staupe  ift  fdjroarj 
mit  einer  Steifte  jinnobcrroterRnöpfcftcn,  Weiften,  gelb- 
litbwciften  unb  roten  gleden  unb  auf  grauen  Süarjcn- 
reiften  graugelb  behaart.  Sie  erfefteint  im  Stal  unb 
September  bis  Jiotember.  Sie  tont  fdjwarje,  hinten 
rotbraune  Suppe  ruht  in  einem  geleimten  ©cfpinft 
unb  überwintert.  Ser  ©lautopf  (©rillentogel, 
Diloba  coeruleocephala  Odmh. , f.  Safel  »©arten» 
fcftäblinge  I«,  gig.  6),  40  mm  breit,  qraubraun  mit 
brei  meiggrünen,  jufammenflieftenben  gleden  auf  ben 
Sorberflügeln  unb  grauen,  am  JnnenWinlel  flcdig 
braunen  jjintcrflügefn,  legt  im  £>erb[t  feilte  Überwin'- 
ternben  Gier  einjeitt  an  Cbftbäume.  Sie  Staupen  be« 
freffen  bie  Änofpcit  unb  richten  oft  groften  Sdjaben 
an;  fie  fmb  graugrün,  blaftgelb  geftreift,  Warjig,  ein- 
jetn  behaart,  mit  bläulichem,  fcftwarj  gefledtem  Kopf, 
unb  fpinnett  fidi  im  Juni  an  SK auem,  £fäunen,©aum- 
flammen  ein.  Ser  Schmetterling  erjdn'int  Gnbe  Sep- 
tember unb  fpäter. 

2.  ©nippe  :GigentIidjeG.  (Noctuae  genuinae), 
glatt  behaarte,  lebhafte  unb  fefteue  Salier,  meift  ganj 
nadle,  oft  feftön  gefärbte  Staupen,  bie  gewöhnlich 
nad)tS  freffen  unb  am  Sage  in  bie  Grbe  feftlüpfen. 
Sie  tMdereule  (SSinterfnateule,  Agrotis  sege- 
tum  Fab.,  f.Safcl  >2anbwirtfd)aftlicfte  Schüblinge  II», 
Sig.  3),  48  mm  breit,  mit  licht  gelbbraunen,  grau  ge- 
flcdten  Sorberflügeln  unb  weiften,  beftäubten  fjinter- 
Hügeln,  finbet  ftd)  in  ganj  Guropa,  einem  groften  Seil 
ülfienS,  in  Siibafrila  unb  9iorba merila,  fliegt  bei 
unS  tont  Mai  bis  StoOcmber  unb  legt  ihre  Gier  an 
©flanjettabfälle  ober  am  ©oben  licgeitbe  ©lätter ; bie 
laftle,  erbfable,  reichlich  mit  ©rau  unb  etwas  ©rillt 
gemifdfte,  ftarf  glänjenbc  Staupe  erfebeint  im  Juli, 
überwintert  jiemlcd)  etroaeftfen,  fdjäbigt  nachts  Samen, 
beete  aller  Hit  unb  ©etreibe,  Olfaalen,  Stüben,  fiat- 
löffeln,  giefttenfaaten , hält  fief)  am  Sage  an  ober  ht 
ber  Grbe  terborgen  (baber  Grbrattpe,  ©urjcl- 
raupe)  unb  terpuppt  ftd)  int  'tlprcl  in  einem  jerfal- 
lenben  Grbfofon.  Sieben  biefen  werben  noch  mehrere 
anbre  Vtdcrrulcn  ben  Saaten  in  ähnlicher  SSeife  ter» 
berblid),  inbem  fie  nicht  bie  feinen  SBicricln  freffen, 
fonbem  bie  jungen  ©ftanjen  über  ber  Spurjel  teils 
ton  unten,  teils  ton  oben  angreifen  unb  in  Stäben 
unb  Kartoffeln  2öd)er,  wie  ber  Gngcrling,  machen. 


A.  exclamationis  L.,  f.  Safel  »2anbwirtfd)aftliefte 
Schüblinge  II»,  gig.  4).  40  mm  breit,  auf  ben  Sor» 
berflttgeln  rötlichgrau  bis  buntclbrauit  mit  feftwarjen 
Guerftreifen  unb  fjapfenfled,  beim  Männdjen  Weiften, 
beim  Sieibdien  braungrauen  Ipittterflügcln,  fliegt  im 
Juni  unb  Juli.  Sie  feftmuftigbraune,  fcftwarj  punf, 
tierle  Staupe  mit  bleicher  Stiidenlinie  wirb  wie  bie  Po- 
rige fcbäblid).  Gine  oerwanbte  Gule  aus  Sumatra 
(Noetuii  species)  jeigt  Safel  »Schmetterlinge  II«, 
Sig.  18,  bte  IpauSmulter  (Sauerampfereule, 
Tnphaena  pronuba  L.),  60  mm  breit,  auf  ben  Sor- 
berflügeln graubraun,  lidftgrau  gefledt,  mit  hellgrauer 
imterc'r  Malel,  auf  ben  Iftünterflügcfn  oraitgegclb  mit 
fdiwarjbrauner  Stanbbinbe,  fliegt  im  Juni,  Juli,  ftftt 
oft  in  Käufern  terborgen,  legt  ihre  Gier  an  Sauer- 
ampfer, Salat,  ©unfein,  Seelchen,  Sctfojen,  Kohl. 
Sie  oberfeitS  graubraune,  unterfeitS  hellere,  mit  hel- 
lem unb  buiiflern  Cinien  gezeichnete  Staupe_  richtet 
befonberS  in  fflemüfegärtett  uttb  au  Slurifeln  Schaben 
an  unb  terpuppt  ftd)  im  Mai  in  einem  zerbrechlichen 
Solon  m ber  Grbe.  Sie  Sfobleule  (Iper} wurm. 
Mamestra  brassicae  L-,  f.  Safel  »ftanbloittfcbaftlicbe 
Schüblinge  II«,  gig.  5),  40  mm  breit,  mit  btmfel* 
braunen , gelb  unb  fchwarj  gefd)edten  Sorberflügeln 
unb  Weißlichem Sfierenfled  auf  benfelbe n,  gelblich  grau- 
braunen feiiiterflügcln  mit  bfücnt  SSifch  tor  beut 
Jnnenwinfel,  flarfem,  boppcltem  Kamm  auf  bem 
Mitteln! den  unb  tranenartiaem  Som  am  Gnbe  ber 
Sorberfcftienen,  fliegt  totn  Mai  bis  Gnbe  Suguft  unb 
legt  ihre  Gier  an  Sohlarlen,  Salat,  Kücbengewäcbfe ; 
bie  4 cm  lange  Staupe  ift  grün  ober  braungrün  mit  hel- 
leritt Seiten,  unb  buntleVm  JRildenftreifen,  terwüftet 
int  Juli,  September  unb  Dftober  bie  ffoljllöpfe,  friftt 
fid)  bis  inS  4>er»  berfelben  ein  unb  gebt  and)  Jiunlel- 
riibcn,  Sabal,  Georginen  an.  üln  ii)rem  fchntußigen, 
tleberigen  Kote,  ber  bie  befallenen  Stellen  in  gäulniS 
Perfegt,  ift  fie  leicht  erlennbar.  Sie  Suppe  ber  jweiten 
©eiterntioit  überwintert  in  ber  Grbe.  Sie®emüfe» 
e ul e (M.  oleracea  L ),  40  mm  breit,  auf  beit  Sorbcr- 
flügeln  fchiuarjqrau  bis  rotbraun  mit  weifter  SUellen- 
iinte,  gelbem  Sierenfled,  grauweiftem  Slingfled  unb 
bunfelbraunem  3apfenfled, auf  ben  iiiitterfliigeln  bun- 
lelgrau,  fliegt  im  üllai;  bie  Siaupe  ift  graugrün  ober 
röllithgrau,  oberfeitS  buitlel,  an  ben  Seilen  gelblich 
geftreift.  Sie  lebt  auf  unb  im  Softl,  Jlopffalat,  Grb- 
fen,  Söhnen,  Stäben,  Spargel  tc.  unb  terpuppt  ftd) 
imSuguft  in  ber  Grbe.  SieÖuedeneule  (lladcna 
basilinca  IPcVucr  Yen.,  f.  Safel  »2anbwirtfthaftlid)e 
Schäblinge  II«,  gig.  6),  40  mm  breit,  auf  ben  Sor- 
bettlttgcln  roftbraun,  mit groftem  Sing- unb  Silieren* 
flcd  unb  einem  aus  ber  SlKitte  ber  gliigelwurjel  ent» 
fpringenben  fchwarjen  Strahl  fowie  glänjenb  gelb- 
braunen , faumwärtS  unb  auf  ben  Sippen  bunllem 
$>interflügeln,  am  Sorber-  unb  Jiinterranb  bcS  Mit- 
telrüdeiuc  mit  jwei  geteilten  Schöpfen,  legt  Gitbe  SBlai 
unb  Juni  iftre  Gier  an  ©räfer  unb  Wirb  bisweilen 
bem  (Koggen  unb  Steigen  terberblidh,  inbem  ftd)  bie 
jungen  Staupen  in  bie  noch  Wcid)en  Körner  einfreffen 
unb  bie  erwaebfenen,  überwinternben  noch  in  ber 
Scheune  bie  Römer  jerftören.  Sie  Staupe  ift  grau- 
braun, wenig  glänjenb,  auf  bem  Stiiden  weift  gejeichnet, 
mit  rotbraunem  Sladenfdftlb  unb  roter  Üftertlnppe, 
unb  terpuppt  fid)  int  SWai.  Sie  ©raSeule  (Clia- 
raeas  gram  inia£,.,f.Safel»2anbwirtfd)aftlid)eScbäb, 
linge  II«,  gig.  2),  82  mm  breit,  mit  olitengrünlidicn, 
fepr  teränberlich  gejeidjnetcn  Sorber-  unb  getblid)» 
grauen,  nach  ber  ©urjet  bin  hellem  öinterftügcht, 
legt  int  Juli,  Sluguft  ihre  Gier  an  ben  ©runb  ber 
©raSftengel  ober  Slältcr.  Sie  glänjenb  graubraune 


Guten  berg  - 

Saupe  Pertoüftet  bie  Siefen  befonberd  in  Storbame« 
rita  unb  Sfanbinaoien,  aber  aud)  mSiorbbeutfdjiaub, 
überwintert,  fegt  im  grübjabr  ifjr  3eritörungdroerf 
fort  unb  uerpuppt  fief)  im  3unt  find)  unter  der  Gebe. 
Stic  Staupe  ber  Leucaniu  extranca  Ochseith.  (ame« 
rifanifther  H ec r wur nt)  oevbeeri  in  Üiorbamenfn 
Siefen  unb  toanbert , toeun  biefe  lagt  aefreffen , in 
bid)t  gedrängten  Scharen,  oft  in  brei  Stiebten  über« 
einnnber,  aud)  auf  Sioggen«,  Staid«  unb  Sorghum« 
felber.  Sie  Gule  fegt  iure  Gier  im  3uni  unb  3uli 
an  ® raöbalme , unb  man  brennt  beoljalb  im  Spät* 
berbft  bie  trocincn  ©radftoppeln  ab,  um  bie  überwin« 
ternben  Gier  ju  jerftbren.  Sie  SS  i e f e r n e u I e (5  o r I • 
eule,  Trachea  piniperda  Esp.,  f.  lafel  »gorftinfet« 
ten  I«,  gig.  1),  37  mm  breit,  mit  porpbbriotcnt  Stopf, 
Xboraj  unb  Borberftügeln,  febr  bunt  unb  oeränber« 
lieh,  juweilen  bläffer  bis  grünlichgrau,  mit  weißlichen 
SWaMit,  am  Hintenanb  gelblich,  mit  bunlelbrauuem 
Hinterleib  unb  innterflügeln,  fliegt  Pom  SBlärj  bid 
SKai  unb  legt  ihre  Gier  an  jtiefemnadeln.  $iefd)lanle, 
grüne,  weiß  unb  orange  geftreifte  Siaupe  finbet  fid) 
tm  guni  unb  3nlt  in  Stiefernbeftänben,  greift  ben 
SJaitrieb  an,  bohrt  fid)  auch  tief  in  betreiben  hinein, 
fpinnt  in  ber  3ugenb  mehrere  tllabeln  jufammen  unb 
frißt  bie  fabeln  Don  ber  Spige  bid  jur  Scheibe  ober 
biefe  aud)  mit.  Sie  oerpuppt  fid)  im  3uli  unter  ilKood, 
Streu  ober  in  ber  Grbe  ohne  ©efpinft.  5>ie  Bufft 
überwintert.  3)ie  Jtieferncule  hat  wieberholt  heben- 
teube  Berbeerungett  angerichtet. 

3.  @ruppe : Spann  e r a r t i g e G.  (Noc  tuae  geome- 
triforme*),  galtet  mit  breiten,  großen  gliigeln,  31au« 
pen  mit  »erlüntmerten  oorbern  Bauchfüßern  3>ie 
gelbul  meneule  (Cosmia  eliffinis  Ochsenh.),  25  mm 
breit,  mit  jwei  großen  weiften  gleden  am  gelbgrauen 
Borberranbe,  bte  in  jwei  Ouerlinien  audlaufen,  pon 
beneu  bie  hintere  fiarf  gebrochen  ift.  3>ie  gelbgrüne, 
weift  liniiertc  Staupe,  mit  fchwanbraunem  fiopf  unb 
braunem  31acfenfd)tlb,  lebt  auf  Stüfiem.  3>ie  fipfi« 
loneule  (©amma,  Biftolenoogel,  Plusia 
gamma  L ),  42  mm  breit,  mit  graubraunen,  bunlci 
marmorierten,  mctallifchfchimmernbenSBorberflügeln, 
auf  benen  ein  ftlber « ober  mefftngfarbeneS  y ober  y, 
hellbraunen,  an  ber  Saumhälfte  bmbenartig  bunfleni 
Hmterflügeln,  auf  bem  Jfiora;  mit  zierlichem  Schopf 
unb  auf  bem  Hinterleib  mit  aufgenchteten,  bunfiern 
Haarbüicheln,  finbet  fid)  in  Guropa,  Elften  bidgafan, 
in  91orbafrita,  ©rönlanb,  Slorbamerita,  fliegt  jujeber 
Jagedjeit  oom  grübling  bid  5>cit)ft  unb  legt  ihre  Gier 
an  alle  frautigen  Bflanjen  (.nic^t  an  ©reifer).  Sie 
grüne,  Weift  unb  gelb  geftreifte,  feftwaeb  borftenljaarigc 
Staupe  friftt  aud)  am  Jage,  richtet  bisweilen  an 
glad)d,  Hanf,  Stapd,  Jtol)I,  Grbfctt  unb  ^uderrüben 
Schaben  an  unb  überwintert  unb  Perpuppt  fid)  in 
einem  lofen,  wolligen  ©efpinft  an  irgenb  einer  tpflanje 
Bisweilen  überwintert  auch  her  Schmetterling,  unb 
im  3aftr<  ftheinen  brei  Generationen  Porjulommen. 
Gine  oerwanbte  Wölb  eule.  Plusin  concha  L.,  jeigt 
Jafel  »Schmetterlinge  I«,  gig.  31,  bad Stofttreuj, 
Jaspidea  Celsia  Ochsenh.,  gig.  30.  Über  bie  ®at 
tung  Catocala  Ochsenh.  f.  Crbendbanb.  VI  Id  ©e« 
geumittel  bei  Berwüfhmgen  burd)  Gulcnraupen 
bleibt  nid)td  übrig  ald  Beachtung  ber  iiebendweife  ber 
liere,  Vtbfudjen  befonberd  mit  ber  Sateme  unb  ©c- 
nugung  bed  Ümftanbed,  baft  ftch  manche  gern  herab« 
fallen  laffen,  fobalb  fie  geftört  werben.  Schlupfweipen 
(teilen  ben  utriften  ftarl  nach ; auch  Werben  fie  Poti 
Bügeln  unb  gnfcttenlaroen  angegriffen. 

©ulenhcrg,  Hermann,  SRebi  jitter,  ge6. 20. 3uli 
1814  in  SSülheim  a.  Sift.,  geft.  4.  Ott.  1902  in  (Bonn, 
Steen#  jtono.« tteptan,  0.  Stuft.,  VL  i3b. 


- ©ulenburg.  161 

ftubierte  feit  1832  in  Bonn  unb  Berlin , lieft  fid)  ald 
9lr.it  in  Üemtep  nieber,  würbe  1846Bbhfitud  in  Bonn 
unb  habilitierte  ftch  bitc  old  Briuatbojeitt  für  gericht- 
liche SKebijin  unb  Slrjneimittelleljre.  1850  ging  er  ald 
Bbhfifud  unb  SDiebijinalrat  am  SRebijinalfouegium 
nach  ßobleng.  Gr  befdgaf tigte  ftch  hier  mit  Stropf  unb 
ßtetinidmud  unb  fdjneb  mit  Birnfeld : »3ur  pati)o« 
logifdjen  Vlnatouiie  bed  ßretinidmud«  (VBcgI.  1857); 
aud)  begriittbete  er  mit  Grlenmetjer  bad  »fforrefpon« 
benjblatt  ber  3)eutfchen  ©efellfchaft  für  Biftduatrie 
unb  gericf)tlidjc  Btebigm«.  1860  würbe  G.  ald  Sie* 
gientngd«  unb  SKebijmalrat  nach  ftöln  Perfegt  unb 
wibmete  fid)  nun  mehr  unb  mehr  ber  öffentlichen  ®e» 
funbheitdpflege.  1870—87  war  er  porttaaenber  3fat 
im  intltudminifterium  unb  1871  'IKttglieb  ber  Wiffett. 
fchaftlichen  Deputation.  Seitbeut  lebte  er  in  Bonn.  Gr 
fehrieb : »$ie  Sichre  oon  ben  fd)iiblichen  unb  giftigen 
©afen«  (Braunfchw.  1865);  »J)ad  Slicbijiniilwe'iett 
in  Breuften«  (Sieubearbeitung  bed  Homfchen  Serted, 
Beil.  1874) ; »Handbuch  ber  fflewerbehftgieine«  (baf. 
1876);  »Handbuch  beo  öffentlichen  ©ejunbheitdwe» 
fend*  (im  Bereite  mit  gachgenoffen,  baf.  1881—82, 
2 Bbe.);  »Schulgefunbheitdlehre«  (mit  Bach,  baf. 
1891;  2.  9luf(.,  baf  1900)  ; aud)  redigierte  er  1871 — 
1890  bie  »SBierlelcsiahrdfdjrift  für  gerichtliche  lliebijin 
unb  öffentliches  Sanitätdwcien». 

©utenburg,  1)  Botho  ^etnrid) , ©raf  Pon 
G.*Siden,  prenft.  Staatdmann,  geb. 27.3)ej.  1804, 
geft.  17.  iMpril  1879,  Ditlglccb  ber  Sianbedoenoaltutig 
bed  Herjogtumd  Schleswig  während  beo  Saffenftid« 
ftaubed  (25. Bug.  1849  bid  15.3ulil850),  jeitWuguft 
1850  Bräfibent  ber  Segienmg  ju  SDtarienwerber, 
£anbtagdmarid)all  unb  Dberburggraf  Port  Brcuftcn, 
präftbierte  1855  — 58  betn  Bbgeovbttetenhaud,  war 
feit  1864  SKilgtieb  bed  H'rrenhau(ed,  1867— 78  aud) 
Sleichdtagdmitgl^ieb  unb  würbe  im  September  1874 
Bräfibent  ber  ctaatdfehulbcnPerwaltimg. 

2)  griebrich  Blbre^t,  ©raf  Pan,  preuft.  3Ri» 
nifter,  Better  bed  Porigen,  geb.  29.  3uni  1815  ald 
Sohn  bed  ©rafen  griebrich  (geft.  1845),  geft.  2.  3uni 
1881  in  Schöncherg  hei  Berlin,  feit  1849  Hilfdarbei» 
ter  im  Biinifterium  bed  gnnern,  trat  1852  in  ben 
biplomatijchen  lienft  über,  warbpreuftiftherfflenera!» 
fonful  in  Bntwerpen  unb  1858  in  Sarfchau,  beglei» 
tele  im  Cftober  1859  bie  oftafiatifche  Gjpebition  atd 
hePoHmäehligter  SKinifler  bet  ben  Höfen  oon  Gljina, 
3apan  unb  Siam  unb  fchloft  grcunbfdjaftd » unb 
Hanbelduetlräge  ab  mit  Sapatt  (24.  3an.  1861)  unb 
Gljina  (2.  Sept.  1861).  3iad)  Guropa  jurildgefefttt, 
übernahm  er  8.  ®eg.  1862  im  Blinifterium  Bcömarrf 
bad  3ni'ere,  war  in  ben  Sionflütbjahren  eine  Stüge 
Bidntardd,  aber  hei  ben  Bbgeorbneten  wenig  beliebt. 
Stach  1866  war  hieGinorbnung  ber  1866  anneltterteu 
Cänher  in  bad  preuftifdje  Berwaltungdfhfiem  feine 
Hauptaufgabe;  1872  begann  er  bie  feit  langem  ge» 
forberte  Bcrwaltungdreform,  lieft  fid)  aber  ju  ben 
SHefonnen  mehr  beäugen,  ald  baft  er  fclbft  bie  3iti« 
tialioe  ergriff,  tilld  Bidtttard  feiner  Stabte«  unb  ©c« 
tucinbeorbmmg  bie  3uftimmung  Oerfagte,  forberte  er 
feine  Gntlaffung,  bie  ec  30.  ®iäv')  1878  erhielt.  Seine 
Briefe  aud  Oftatten  gab  ©raf  Bh'ltpp  ja  G.»Hcilefelb 
in  »Oftafien  1860—1862  in  Briefen«  (Berl.  1900) 
beraud,  feine  Sieben  fmb  in  »3ebn  3ahvc  innere  Bo* 
litil  1862—1872«  (baf.  1872)  gefammelt. 

3)  Botho,  ©raf,  preuft.  Biinifler,  geb.  31.  3nü 
1831  ald  Sohn  Pon  6.  1),  ftubierte  bie  Siechte,  warb 
Slanbrat,  gehörte  1865—70  bem  Vlbgcorbnctenbaud, 
beifen  jipetter  Bijepräfibent  er  in  einer  Seffton  war, 
unb  bem  fonftituicrenben  SReichdtag  an.  Born  ©rafen 

11 


162  ©ulenburg  — 

tfriebridj  G.  1864  atd  §>ilfdarbciter  ind  Sfinifterium 
bed  3nnem  bmifcn,  Warb  er  BortragenbcrSat,  1869 
Sicgierungäprafibent  in  ©iedbaben,  1872  Bejirfd» 
prafibent  in  Sieb,  1873  Oberpräfibent  in  fymnoBer 
lmb  ald  9!ad)folger  feined  Setterd  31.  SKärj  1878 
3J7iniftrr  bed  3unern,  ald  Welcher  er  bad  Sojialiilen* 
qefefe  im  9icid>btag  im  Cftober  1878  perlrat  itnb  bic 
Serwaltungdreform  Weiler  fiitjrte.  $a  G.  hierbei  bem 
Surften  Siämard  ju  nachgiebig  fdiicn,  nahm  er  im 
Februar  1881  feine  Gntlagung  alb  SDünijter,  würbe 
balbCbcrpriifibent  DDn^efjen-rfaffau,  aber  nadi  bem 
Südlritt  beb  ©rafen  Gaprini  »am  Sfinifterpraiibium 
im  9Wärj  1892  Slinifterpräfibent  unb  im  Vlugujt  SRi* 
nijlcr  bed  3"nern.  Biegen  ber  fogen.  UmintriBorlage 
(f.  b.)  mit  Gaprisi  in  SccinungdBerfchtebenheit  gern* 
len,  erbiell  G. , nadjbem  ber  K’aifer  Gapristd  Snficht 
gebilligt,  gleiebjeitig  mit  biejem  29.  Oft.  1894  nid  SRt* 
nifterpräfibent  unb  SMiniftcr  bed  3nnem  bie  Gntlaf* 
fung,  warb  aber  1899  and  befanbenn  föttiglid)en 
Bertrnuen  juin  Sjemnhaudmitgiieb  ernannt. 

4)  Suguft,  ®raf  }u,  geb.  22.  Cft.  1838  in  StB* 
nigdberg,  jüngerer Bruber  bed  borigen,  Cbertjof-unb 
fcaudmarfchalt  bed  Kaifcrd  ©ilt)clm  n.,  trat  1858 
nid  fieutnant  in  bad  1.  ©arberegiment , begleitete 
1800  —62  jeinen  Setter,  ben  ©rajen  ffriebrid)  ju  G., 
nad)  Djtarten,  warb  1865  flbjutant,  1868  .Hammer, 
berr  unb  §ofmarfd)aH  bed  Hronprinjen  (friebricb 
SBitbetm,  1883  Dberieremonienmeifter  unb  rüdte 
1890  in  (eine  jefeige  Stellung  ein. 

6)Shittpp,©rafju,  feit  1.3an.  1900  Sürftju 
G.  unb  $>ertefelb,©raf  BonSnnbeld  mit  bemSrä* 
bifat  *!Eur(blaudit«,bcut(d)er Diplomat, geb.  12.fffebr. 
1847  ju  Stünigdberg  i.  Sr.,  Solm  bed  ©rafen  Sbi' 
Iipp  }u  G.  auf  Viebcnberg,  trat  1860  in  bad  !Regi- 
ment  Öarbcbuforpd,  mit  bem  er  aud)  ben  Sin  eg 
1870/71  mitmachte,  untemabm  1871—  72'Jieifen  im 
Orient  unb  ftubierte  barauf  bieSiedite.  1877  ging  er 
tur  Xiptomntie  über,  würbe  1879  Botfebaftdiefrelär 
tn  Sarid,  1881  in  Sliimben,  1888  preujtijcber  ffle- 
fanbler  in  Clbenburg,  1890  in  Stuttgart,  1891  in 
ffliüncben,  1894  beutjdjer  Botftbafter  in  SSien,  fd)ieb 
aber  im  SoBember  1902  wegen  fdiwerer  Grfrnnfimg 
aud  bem  biplomalifdien  3/ienfl  aud.  Sertrauter  bed 
Jtaiferd  ©ilbelnt  II.,  ber  ibn  27.  3on.  1900  jum  erb» 
lidien  Slitgtiebe  bed  preujjifdien  S>errent)aufcd  er* 
nannte  unb  ihn  wiebcrpolt  jum  Begleiter  auf  ben  Sorb- 
lanbreifen  ertuäblte,  machte  )"id)  G.  aud)  atd  SSidjter  unb 
i'ieberfDinpDniit  (»SRofenliebcr*)  befannt.  Gr  Bcröf* 
fcntlid)te:  »Sfalbengcfängc*  (Braunfchw.  1892,  ittu- 
filiert  Bon  0.  Seife),  *3?ab  S8cihnad)tobud)«  (Stuttg. 
1892),  >Vtbenberjäl)lungen,  Siärcfecn  unb  Sträume* 
(baf.  1894)  unb  gab  bie  Briefe  bed  ©rafen  §ricbrief) 
Bon  Gutenburg  aud  Dftafien  fjeraud  (f.  oben,  G.  2). 

G'ulcnburg,  illberl,  fWebipner,  geb.  10.  Wug. 
1840  in  Berlin,  ftubierte  feit  1857  in  Bonn  unb  Ber- 
lin, würbe  1863VlfrtjtenjnrjtamUniBeriitätdtranfcn- 
Ijnud  in  ©reifdwalb,  habilitierte  fid)  bafelbft  unb  ftprieb 
»3)ie  feppobcrmatifdie  3njeftion  ber  Jlrmeimittel« 
(Bert.  1865,  3.  Sufi.  1875),  Welches  SBcrf  jur  Sud* 
bilbung  bieferSfetbobe  Wefentlid)  beitrug.  1866  habi- 
litierte er  fid)  ald  SriBatbojent  in  Berlin,  Würbe  91i» 
fiftenjarjl  ber  ntebi)inifd)en  UniBerfitätdpolitlinif  unb 
Widmete  fid)  bem  Stubiuiit  ber  9!crBcnfran(bciten,  bie 
er  auf  bem  Sieg  fowoljl  cjrperimentalpatboiogifd)er 
gorfd)ung  ald  flinifdjer  Beobadjtung  ju  förbem  be- 
müht war.  Dliifier  ber  burd)  ©riefinger  angeregten 
»SnHjologiebedSfempatfeicud*  (mitöuttmnnn,  Seid. 
1873)  trfajien  atd  ffrud)t  biefer  Stubien  fein  »Seift* 
bud)  ber  Sieruenlranffeciten  auf  phbftologifdjerBafid« 


- Gtilcnfpicgd. 

(baf.  1871 ; 2.  Sufi  1878,  2 Sie.).  ütld  berSrunbjug 
biefeo  ©erfed  barf  bie  angeftrebte  innige  Serbinbung 
Bon ÜicruenptjBfiologie  unbflieroenpaibologie,  bieBc 
grünbung  bei  lefetem  auf  experimenteller  gorfd)ung 
unb  flinifdjer  Beobad)tung  gelten.  Seine  Unterni dm u ■ 
aen  auf  pfeanuaf  ologifdjem  ©ebiet  bewirf  ten  1874  feine 
Berufung  aldSrofcffor  ber Srjrteimittellefere  unb®i- 
reftor  bed  phnrmafologifchcn  3nftitutd  nad)  ©reifd» 
walb,  Bon  wo  er  1882  nad)  Berlin  lurüeffeferte,  um 
fid)  audfdjlieftlid)  ber  Sra  jid  unb  ber  9ieroenpat[)ologie 
ju  Wibmcn.  Gr  ift  aufierorbcntlidjer  Srofeffor  an  ber 
Unioerfttät.  Siit  Joüg  u.  a.  bearbeitete  er  für  Gb» 
fteind  ■iianbbud)  ber  praflifdjenSiebijm«  bie'JJcmen- 
franftjeiten.  Gr  fdjrieb  nodj:  >®ie  l)l)broeleftrifd)en 
Biiber*  iSien  1883),  »Sejuale  Sieuropatfeie«  (CeiBj. 
1895),  »Seruale  9feuraftfeenie*  (baf.  1902),  *Sabtd- 
mud  unb  Siafodiidmud*  (Siedb.  1902).  ÜJiit  jafel* 
reidien  anbem  ällcbijinern  gab  er  bie  »Sfealenjpflo- 
piibie  ber  gefaulten  §eiltunbe«  (Öien  1880—83,  15 
Bbe. ; 8.  flufl.  1894  — 1900,  26  Bbe.)  unb  im  »In- 
fdjlujj  barau  bie  *Gn)i)tlopäbifd)cn  3aferbild)er  ber 
gefaulten  §eil(unbe«  (baf.,  feit  1891),  mit  Samuel 
bad  »Siefjrbucfe  ber  allgemeinen  Sfeerapie*  (baf.  1897 
bid  1899,  3 Bbe.)  feeraud.  9Kit  Solle  unb  ©eintraub 
begann  er  bie  $)craudgabe  bed  »2et)rbudjed  ber  flini* 
fd)en  Uiiierfud)nngdmetboben*  (©ien  1903  ff.).  Gr 
ift  aud)  Blitfjeraudgeber  ber  *®eutfd)en  mebijiui(d)en 
©odjenfdnift*  (mit  Sdtwalbe,  Seipj.,  feit  1894)  unb 
bed  »Sieididiucbijinalfnienberd*  (mit  Sdjwalbe). 

(bulcnbufaten,  mit  bem  Silbe  ber  Gute  1712 — 
1715  aud  bem  ©olbe  ber  Bergftabt  Gute  geprägte 
Sufatcn. 

©ulcngebirge,  ein  ©lieb  bed  ©lafeer  ©ebirgd- 
fpftemd  innerfeatb  ber  Subeten  ([.  Karte  »Sd)lefien« 
unb  bie  »®eologifd)e  Karte  ber  Subeten*),  jwiftpen 
ber  ©lafeer  Seifee  unb  ber  obern  ©eiitrife,  bie  Sfort- 
fefeung  bcd9)eid)enfteincr@ebirged,  bilbet einenfdnna* 
len,  (teil  anfteigenben  Siiiden  Bon  etwa  650  m (ibfe 
mit  mebreren  Gipfeln.  $cr  böd)fle  berfelben  ift  bie 
2>ofee  Gute  (1014  m),  ein  Sorfprung  Bon  ber  ffle- 
ftalt  einen  ungepeuern  fflrnbpügeld.  Vlnbrc  ©ipfel 
finb:  ber  Sonnenflein  (959  m)  unb  bie  ©rofie  Strofe- 
bnube  bei  Stlberbera  (740  m).  $ie  Bemühungen 
bed  Gulen-  unb  Syalbenburger  *SEouriftenocreinS 
haben  bad  ©ebirge  bem  Serfctjr  erfd)lojfen.  Sgl. 
fiebmann,  9(euer  giiljrer  burd)  bad  G.  (lHeid)enb 
1902). 

Cdutcnfopf , Sogei,  f.  5)idfufi  unb  Sdjnepfc. 

Cf'ulcti  nad)  2ltijcn  tragen,  f.  Gulen,  S.  169. 

(dulcnfd)toalbe,  f.  Schwalm. 

(Sulenfpiegcl,  lill,  befannter  beutfcberSdialfd- 
narr,  in  Ktieiilingen  bei  Sdwppenftäbt  im  Braun- 
fdjweigifdjen  gegen  Gnbe  bed  13.  3abrb-  geboren, 
log,  Bon  früfeer  3ugenb  auf  lofe  Streiche  fpielenb,  in 
ber  ©eit  umher,  erit  im  Sicberfäcbfifdjcn  unb  Sileft- 
fälifd)en,  bann  auch  in  3talicn  unb  Solen,  wo  er  mit 
bem  iiofuarren  bed  fiftnigd  Rafimir  b.  ©r.  einen 
©ettflreit  hatte.  Gr  ftarb  1350  in  BiüIIn  unfern  2ü* 
beef,  wo  nod)  beule  unter  einer  üinbe  fein  2eid)enftein 
mit  einem  Spiegel  unb  einer  Gulc  ju  (eben  ift.  ®ad 
Solfdbud),  bad  ihn  junt  gelben  bat,  ift  im  3.  1500, 
lirfprüugiiih  innieberbeutfdjerSprache,  abgefafjt.  2>ie 
ältefle  bod)beutid)e  Bearbeitung  hat  man  ohne  aud* 
reichenben  ©runb  bent  Jbautad  fflhiruer  beigelegt. 
Gin  3/eil  ber  Bon  G.  crjählten  SchlBänfe  flammt  wohl 
aud  ber  an  bie  biflorifd)eScrfün[id)(eit  anfdjliefjeuben 
Solfdfage  unb  jeigt  befonbetd  beutlich  bie  Bon  feilen 
ber  Bauern  gegen  bie  (täbtifeben  .fmubioerfer  gerich- 
tete fatirifdje  ienbenj;  ein  anbrer  gröfjerer  2/eil  ent* 


Gulenwmen  — Guler. 


163 


hält  längft  bcfannte  fieimifchf  unb  frombe  Sagen  unb 
Sdjwänte,  bie  j.  X.  Dom  Bfaffen  non  WtniS  unb 
Bfajfen  tom  Kaimberg  auf  G.  übertragen  worben 
finb.  Xte  erfte  ber  erl)alleiten  bod)beutfd)cn  SluSgabett 
erfdjien  Strafjburg  1515  (Beubrud,  £>aüe  1885), 
eine  anbre  Strafeb.  1519  (neue  BuSgabe  Bon  Sap- 
penberg, Seipz-  1854).  Gene  ‘Bearbeitung  be«  Stoffe« 
inBerfen  gab  gtjehart  (»Xer  6.  rcimenn>eiS«,grantf. 
1572;  91eubrud  Bon  §auffen  in  Stiirf ebner«  »Xeut- 
fd)er  Siationalliteratur« , Bb.  18,  Stuttg.  1892). 
Überlebt  mürbe  ba«  aufeerorbciitlidj  beliebte  Soll« 
bud)  in«  Böbntifche,  Bolnifche,  3talienifdje,  Gnglifcbe 
(ngl.  Brie,  G in  Gttglanb,  Bcrl.  1903),  in«  Bieber- 
länbifebe,  Xänifdje,  granjöfiid)e  unb  Saleinifdje.  Sine 
gute  Graeuerung  Bcröffenllidjte  Simrod  (»Gin  furz- 
Weilig  Seien  Bon  litt  G„  nad)  ben  ältcften  Duellen», 
grantf.  1878).  91acha()mungen,  bie  an  ben  Barnen 
unb  Gbarafter  be«  G.  antnüpfen,  fonft  aber  ganz 
felbftänbig  miftreten.erfehicnen  mehrere,  fo  in  neuefter 
>feit:  »Sill  G.,  ntoberne«  $>elbengebid)t«  Bon  Bbolf 
Böttger  (1850)  unb  »XtU  G.  Diebin ioui,  ein  Sdjel 
menlieb«  Bon  3.  fflolff  (1875).  — Sen  Slamen  G. 
(l’Espiägle)  trägt  aud)  ein  (ehr  felteneS  Kupferblau 
Bon  Sucas  Ban  Seiben. 

('  nlniurneu , ber  Bronje-  unb  ber  Gifenjeit  an» 
gehörige  Urnen,  f.  ©efäfse  (oorgefehiditlidhe). 

(Sttlct  (Gulner),  prooimielt  foBiel  Wie  Xöpfer; 
Bgl.  BuL 

(Suter,  l)Seonharb,  4Äatf)emati[er  unb  Bhh 
filcr,  geb.  15.  Bpril  1707  in  Bafel,  geft.  18.  Sept. 
1783  in  Beter« bürg,  ftubierte  in  Bafel  Siatbemalit 
unb  erwarb  fdjon  1723  ben  SKagiflergrab,  ftubierte 
bann  noch  Xbeologie,  orientalifdje  Sprachen  unb 'Sie- 
bijin.  gür  etnejjlbbanblung  über  bie  befte  SIrt  be« 
Bemaften«  ber  Schiffe  Dcrlieh  ihm  1727  bie  Bnrifer 
Btabemie  ba«  Btjeffit  be«  Breife«.  Balb  barauf 
tourbe  er  nach  Beleiäburo  berufen,  wo  er  als  Slbjunft 
für  bie  uiathemalifchenSliffenfchaften  in  bie  Btabemie 
eintrat  unb  1730  bie  Brofeffur  ber  Bhhnt,  1733  bie 
ber  höbem  ilc'athematif  erhielt.  1741  würbe  er  Bon 
ttriebrtd}  b.  <9r.  nad)  Berlin  berufen,  Wo  er  1744 
Xireftor  ber  mathentatifchen  Klaffe  ber  Btabemie 
Würbe,  aber  1760  (ehrte  er  nach  BeterSburg  juriid, 
wo  er  balb  barauf  erblinbete.  Seine  fd)riftfteUerifd)e 
Xätigteit  erlitt  jebtxh  hterburch  (eine  Unterbrechung, 
unb  bei  feinem  lobe  pinterlieB  er  bie  Bianujlripte 
Bon  200  Bbpanblungen,  bie  nach  unb  nad)  in  ben 
Schriften  ber  BeterSliurger  Btabemie  erfefjiereett  finb, 
ja  40  3ahw  nad)  feinem  lob  entbedte  man  noch  eine 
große  Bit  jahl  ungebrudter  Slrbeiien,  bie  man  in  zwei 
flarfen  Cuartbänben  al«  »Opera  postuma«  heraus- 
gegeben  hat  (BeterSb.  1862).  G.  ijt  unter  allen  Bia- 
themati(cm  nicht  nur  einer  ber  frudjtbarften  (ber 
»Index  operum  [,.  Euleri«  Bon  §agcn,  Berl.  1898, 
entbält28jelbftanbige  Berte  unb  768  Bbpanblungen), 
fonbern  auch  zweifellos  ber  Bielfeitigfte,  ber  nid)t  nur 
ade  bamal«  betannten  Gebiete  ber  BiaUjematit  bear- 
beite! unb  burd)  zahlreiche  Gnlbcdungen  geförberl, 
fonbenc  auch  ganz  neue  geichaffen  hat,  wie  $.  B.  bie 
Banationoredmutig;  aufterbem  hat  er  aber,  wie  nie* 
tuanb  Bor,  gefchweige  beim  nad)  ihm,  alle  nur  benf- 
baren  Bnmenimngen  ber  B!athemali(  behanbell,  auf 
bieSKecpanif  (feine  »Uechanica  siveraotua  scientia«, 
Be'erSb.  1736,  unb  feine  »Theuria  motu«  corporum 
solidorura«,  GreifSW.  1765;  beulfd)  Bon  SJolferä,  bof. 
1848  — 53,3 Bbe.,  finb  noch  pmte  höd)fl  lefenSWe rt),  auf 
bie  Slufif,  auf  bie  Eptit  (er  wies  zuerft  tfgeoretifet)  bie 
BJöglidjteit  nach,  biegarbenzerftreuung  bei  ben  gern* 
röhren  wefcntlief)  zu  Bcrrittgent,  Wo«  ben  Gnglänber 


Xottonb  zur  Konftruftion  ber  erften  achroinalifdjen 
gernrohre  führte),  auf  bie  fct)brobi)ttami(,  ben  Bau 
Bon  fflinbmüplen  unb  Schiffen,  auf  Gbbe  unb  glul, 
bie  Bewegung  ber  ipimntelsförper  )c.  Xurcf)  feine 
Zahlreichen,  oortrefflicben  Scprbitcher  (wir  nennen 
noch:  »Introductio  in  analysin  infinitonim«,  Sau* 
fanne  1748,  2 Bbe.;  bculfd)  Bon  Biidjelfen,  Berl. 
1788—90,  2 Bbe.,  unb  Bon  BJafer,  baf.  1885;  »In- 
stitutione«  calculi  diflcrentialis« , Berl.  1756,  2 
Bbe. ; bcutfd)  Bon  Btid)elfen,  Berl.  1790—98 ; »Iiisti- 
tutionea  calculi  integralis« , BeterSb.  1768  — 70, 
3 Bbe.;  3.  Slufl.  1824—47,  4 Bbe. ; bcutfd)  oon  3a- 
lonton,  SBieu  1828—30)  hat  er  zur  (Erleichterung  unb 
Berbrcilung  beS  StubiumS  ber  hohem  äRatpemalit 
ungeheuer  Biel  beigelragcn.  Seine  »Einleitung  zur  SU» 
gebra«  (BeterSb.  1770,  2 Bbe.)  zeichnet  ftd)  burd)  Gin* 
fadjbeit  unb  Klarheit  ber  Sarftcllung  fo  au«,  bajt  fte 
fogar  in  iHeclamS  UniBerfal-Biblioltjel  aufgenommen 
worben  ift  (.Sir.  1801—1805).  Siod)  populärer  finb 
feine  »Lettre«  iuneprinccsscd’AUemagnesurquel- 
guca  «ujctadephysique  et  dcphiloaophic»  (BeterSb. 
1768— 72, 3Bbe. ; beutfd)  oongoh-  ÜHülIer,  neue  Slufl., 
Stuttg.  1853).  2)ie  BeterSburger  SKabemie  hat  noch 
feine  »Commeutatione«  aritbmeticac  collectae*  her* 
auSgegeben  (1819,  2 Bbe.).  Bgl.  91.  gufi,  Eloge  de 
llr.  U-on.  E.  (BeterSb.  1783,  Bafel  1786);  Siubio, 
Seonharb  G.  (Baj.  1884) ; »2>ie  Ba jeler  Blathematiter 
3)aitiel  Bemoutli  unb  Seonharb  G.«  (baf.  1884). 

2)  Kart,  Jumleljrer  unb  lumfchriflftetler.  geh. 
8.  gebr.  1828  zu  KirdtenboBenbad)  im  Slegbez.  Irier, 
geft.  15.  Sept.  1901  in  Berlin,  ftubierte  in  Bonn  unb 
Berlin  0efd)id)te  unb  Bbilologie,  wirtte  1854  — 60 
alsSeprer  in  Schttlpforla,  wtbmeie  fid)  bann  ganzbem 
lumfach  alS  3joillel)rer  an  ber  löniglichett  3entral* 
lumaitilall  ^u  Berlin  unb  war  feit  1877  bis  zu  (einem 
Xob  UutemchtSbirigent  ber  Bon  biefer  abgezweigten 
Sunilehrerbilbungäanflalt.  Gr  Bermittellc  bie  Über- 
leitung be«  Jumbetriebs  biefer  Vlnftalt  Bon  bem 
fchwebcfdien  Spftem  SiotbfteinS  zu  einem  bieSlichtung 
Bon  Spiej)  möqlichft  mit  ber  3uhnWf"  Wuffaffung 
Bercinenbcn.  Seit  1880  leitete  er  auch  bie  Bom  Staat 
eingertdjtetcn  Surfe  zur  EluSbilbung  Bon  X urnlcbre- 
rinuen.  Bon  feinen  Schriften  nennen  mir:  »Berorb* 
nungeit  unb  amtliche  Betanntmadjungen,  ba«  Xunt- 
wefett  in  Breußen  betreffenb«  (mit  Gdler,  3.  Slufl., 
Berl.  1902);  »Seljrbud)  ber  Schwimmtunft«  (mit 
Kluge,  baf.  1870),  banebcit:  »Kleine«  Sehrbudt  ber 
Schwimmtunft«  (baf.  1891);  »Xurngeräle  unb  Xunt* 
einrid)tungett«  (mit  Kluge,  baf.  1872);  »3>a3  3al)u- 
bentmal«  (Seipz- 1874) ; »X>er  Unterrieht  im  Xurnen« 
(in  ber  Sleubearbeitung  oon  3>iefterweg«  »Scg  weifet«, 
Gffen  1878);  »Xie  ®efchid)lc  be«  Xumunt'erriditS« 
(in  Ketjr«  »®efchid)te  ber  SDlethobif«,  2 Stuft.,  ©otha 
1891);  bie  Biographie  griebr.  Subw.  3«hu«  (Stuttg. 
1880),  beffen  Sd)rifien  er  neu  berauSgab  (4>of  1883 
bi«  1887,  3 Bbe.);  »griebr.  griefen«  (Berl.  1885); 
»Si>anS  gerb.  Btaftmann«  (mit  fcartitein,  baf.  1897); 
»Gnjhllopäbifche«  ^anbbuch  be«  gefamten  Xurmoe- 
fenS  unb  ber  Bermanbten  Gebiete«  (SJien  u.  Seip). 
1894 — 96,  3 Bbe.).  Seil  1882  gab  et  mit  ©.  Gdler 
bie  »SSonaiSfefjrift  fiir  ba«  Xurumefm«  betau«.  Gr 
BeröjfenlIid)teeingel)enbeeigne»SebenSeriuncrungcu« 
in  ber  »Sculfdjen  Xuntzeitung«  (1899 — 1901).  — 
Gin  älterer  lurnlehrer  Karl  G.,  geb.  16.  Soo.  1809 
in  Xrier,  war  Sdjüler  Giielen«,  wirtte  feit  1837  al« 
Sumlef)rer  in  BreSlau,  ®anzig,  Königsberg,  Köln. 
inBabcn,  Supentburg,  feit  1848  in fiollanb,  feil  1860 
in  Brüffel,  wo  er  25.  Bug.  1882  ftarb.  Gr  fd)rieb  mt* 
ter  anbenn:  »Xeutfche  Juntfunfl«  (Xanj.  1840); 

11* 


164  Gulerfme  ©leicbung  — Eumolpoä. 


Ȇber  bie  SiotWenbigfeit  unb  bie  21  rt  bcr  Crgani* 
Valion  beä  SDiiülfirtumroefenS«  (Köln  1845);  »Sie 
2lufnapme  beä  Surnenä  burdt  bett  Staat«  (Karlä- 
ruhc  1847). 

(?ulcrfd)e  (VUeitfjtmg,  f.  Ejponentialfunftion. 

(riilerfdier  Sat):  3«  jtbem  Pon  Ebenen  bcgrenj* 
ten,  einfad)  jufammenpängcnben  Körper  (Euler* 
f d) e rt  ^äolgebet)  ift  bie  2lnjapl  ber  Eden,  oenneprt 
um  bie  ber  glficpen,  gleid)  bcr  um  jroei  Bermeprtcn 
2lti}apl  ber  Kanten.  Euler  bat  bicfcu  wichtigen  Saß 
1758  ueröffenllicpt , aber  SeäcartcS  [aimte  ipn  fcbon 
(.(Euvrcs  inödites«,  1860),  unb  2hcpimebc3  befaß 
ibn  uermutlicp  aud),  ba  er  fcmft  (chtueilid)  bie  Stern* 
pollieber  Ponflänbig  batte  angeben  fönncn. 

©ulcrfcbr  3«nlcn  (Sefanten-Koeffijten* 
ten),  gewiffe  gaplen,  bie  alb Rocffi jieiitert  auftreten, 
wenn  man  sec  x ((.  trigonometric)  in  eine  Violen}* 
rei(je  (f.  b.)  Bon  x entttndelt  Sie  |ed)a  erften  ftttb 
1,  5,  61,  1385,  50521,  270715. 

Eulner,  f.  Euler. 

(Vuilogic  (gried).,  »fdtöner,  wobtflingenber  2luS* 
brud«),  bei  ben  filtern  Kircbenfcbriftftellem  teilfi  ber 
Segen,  ben  ber  IßreSbbter  ober  töifcpof  über  bie  ©e* 
nteinbe  fpriept,  teils  (nad)  1.  Kor.  10,  16)  gleidjbe* 
beutenb  mit  ben  gefegneten  Elementen  ber  ßucpariftic 
(f.  b.) ; fpäter  befonberä  baä  jurCblationbargebradite 
Sörot,  Bott  bem  bie  Hoftie  genommen  war,  unb  beffen 
Überrefte,  als  Surrogat  berfelben,  am  Schluß  ber  3Keffe 
unter  ben  VlnWefenben  »erteilt  unb  aud)  VMbWefenben 
ilberbtacpt  Würben,  WaS  befonberä  in  ber  griedtjifdjen 
Äirdie  iiblid)  blieb. 

(Sulfyfft,  ein  bem  ©neig  Bon  Sunaberg  eingela* 
gerteo  ©eitern,  beftept  Wefentlicb  au8  OliPin,  SiaQag 
unb  ©ranat. 

©ttlpttn,  Mineral,  (oBiel  Wie  ftiefclwiSmuter.j. 

@umäo3,  ber  »göttliche  Saubirt«  in  ber  Cbbfjee, 
bcr  bem  in®ettlerge)talt  beintgc!ei)rtenDbbffeui  gaft* 
lid)e  2lufnapme  gewäbrte  unb  nad)  ber  Ertennung 
gegen  bie  greter  bie  treueften  Sienfte  leiftcte. 

Wut  tunte  3,  1)  £.  au8  Karbia  in  Xbrafien,  ma* 
leben,  gclbperr,  Würbe,  laum  20  3apre  alt,  Stander 
tüpilippä  Bon  SKafebonicn  unb  blieb  biees  aud)  unter 
tßleranöcr  b.  0r.,  ber  ibn  befonberä  ;u  biplDmatiid;en 
Serpanblungen  BerWenbete.  9iad b beffen  lob  crbtelt 
er  burep  IßerbilfaS  bie  Slattbalterfcfiaft  über  Kappa* 
botien  unb  Hlapplagomcn  unb  befiegte  beffen  ©egtter 
KrateroS  unb2lntipatroS32lB.Gf)r.in  einer Schlacht, 
in  ber  KrateroS  felbft  unb  beffen  Serbiinbctcr  9ieop* 
tolemoä  fielen.  2118  greunb  beä  IßtrbiffaS  nad)  beffen 
Erntovbmtg  321  geädüet,  jog  fid)  E.  nad)  ftappabo- 
tien  jurltd  unb  warf  fid),  Bon  'flntigonoS  Berfolgt, 
in  baä  fefte  Sergfcplofe  jfora,  wo  er  fid)  über  ein  gapr 
hielt.  2113  2lntigono8  nad)  2tntipatro8'Sobe  fid)  jum 
Sieidtooerwefer  (anftatt  IfiolbPerdjonä)  ju  ntacben 
fudite,  Berweigerte  ihm  6.  bie  begehrte  Unterftüßung, 
entfam  au3  9iora,  famntelte  ein  Speer,  mit  bem  et  fid) 
VppömlienS  beutäd)tigte,  unb  würbe  Bott  2Jolhperd)on 
junt  Strategen  in  21)ien  ernannt.  2113  folcpcr  Ber* 
ftanb  er  e8  mit  wunberbaretn  ©efebid,  bie  unjuber* 
ififfigen,  nur  auf  eignen  Vorteil  bebad)ten  Satrapen 
ju  gemeinfamem  Hanbeln  ju  Bereinigen  unb  jur2ln* 
erfennung  feiner  gelbbemtmürbe  ju  bringen,  wiber* 
ftanb  bem  an  truppen  ihm  Weit  überlegenen  2lnti- 
gonoä  in  beit  unentfdjicben  gebliebenen  kämpfen  in 
Üiarfitalene  unb  fflabiene  mit  Erfolg  unb  wuine  ben 
©egner  bureb  feine  RriegStunjt  uttb  feinen  erfinberi» 
fdjen  ©eift  im  @d)acp  ju  batten,  fo  baß  ba3  -Speer  ihn 
»um  alleinigen  gübrer  wüttfepte.  2lber  bie  übrigen 
gclbpcrrcn  unb  Satrapen  jagten  ben  »Schreiber«  unb 


»grembling«,  jcttelten  eine  ScrfcproBrung  gegen  ipn 
an  unb  muhten  feine  Solbaten  in  ihrer  treue  wart» 
lenb  ju  machen , fo  bafi  fic  ihren  gübrer  an  2lntigo* 
no3  nerrieten,  ber  ißn  (316)  im  ©efängniä  töten  ließ. 
2lu8  bem  2l!tertum  haben  Wir  Sfiograppien  be3  6. 
Bon  2)lutard)  unb  GomeliuS  9!cpo3. 

2)  6.  n.,  ii  Hefter  Sohn  2Utalo8'  I.,  Stönig  Bon 
t'erganton  feit  197  b.  l£bc-.  geft.  159.  2118  treuer 
SunbeSgenoffe  unterftüpte  er  bie  Sönter  195  gegen 
ben  fpartanifdjcn  tprannen  3!abi3 , nahm  eifrigen 
3lnteil  an  ihrem  Rrtcge  gegen  bie  2itolier  unb  ben 
fprifeben  König  2intiocbo3  b.  ©r.  unb  Berbalf  ihnen 
in  ber  Sd)lad)t  bei  lliagnefia  190  junt  Sieg.  2lu8 
Sanfbarleit  febenfte  ihm  ber  Senat  alle  fianber,  bie 
2lntiod)o8  bieäfeit  beä  tauruä  befeifen  batte,  ßpfien 
unb  Starien  ausgenommen , unb  madite  ihn  baburdj 
ju  einem  ber  mädjtigflen  Könige  fn  2ifien.  Ein  Itrieg 
mit  bem  Bon  Ipanmbal  unterftüpten  bilbpnifcben  Kö- 
nige 23mfta3  Berlief  für  ihn  unglüdlid),  fo  bafi  bie 
SHöttter  für  ihn  cmtrelen  mußten,  bie  ihn  auch  gegen 
2*bamate3,  ben  König  Bon  $ontuS,  unterftii  Jten ; alä 
er  bann  abermit  ben  Sfbobiern  in  Streit  geriet,  nfibrten 
biefen  bie  SRoincr  abjidjtlid),  um  6.  nicht  ju  mächtig 
werben  ju  laffen.  Sod)  erlangte  er  bie  fflunft  be3  rö» 
mifdjen  Senats  Wieber,  als  er  bentfelben  bei  einem 
Söefucb  in  dioitt  172  bie  IßlÄne  beä  Königs  $erfcuS 
oon  'Katebonien  enthüllte.  3nt  jweiten  SSaleboni* 
feben  Kriege  ftanb  6.  anfangs  auf  feiten  ber  Siömer, 
lief)  aber  allmäbüd) , ba  er  fid)  in  feinen  Hoffnungen 
auf  ben  iöejtp  URalebonienS  getäuidjt  fab,  in  feinem 
Eifer  nach  unb  tnüpftc  felbft  mit  ißerfeuS  llnterbanb* 
lungen  an,  bie  fid)  aber  an  beffen  ©eije  jerfcblugen. 
Er  würbe  baber  nad)  ber  ®eenbigung  beä  Krieges 
Bon  ben  Diömern,  bie  ihn  jept  nicht  mehr  brauchten, 
febr  ungnfibig  bebanbelt,  unb  nur  feite  tob  Berbin* 
berte  ben  offenen  VluSbrud)  Pott  geinbjeligteiten  mit 
9iom.  Et  binterliefi  baä  ijieid) , ba  fein  Sohn  nod) 
unntunbig  war,  feinem  23 ruber  31ttalo3.  E.  war  ein 
©öimer  ber  Kiinfte  unb  SSiffenfchaften , jog  bebeu« 
tenbe  ©elebrtc  unb  Künftler  an  feinen  Hof,  begrün* 
bete  bie  berühmte  pergamenifebe  Sibliotbef  unb  Botl* 
enbete  ben  großartigen  2lltar  mit  bem  ©igantenfrieS 
(Bgl.  Pergamon). 

@umcnibeu,  f.  SrinBen. 

(Sumcntud,  röttt.  Sipetor,  aeb.  um  260  n.  Ehr. 
ju  21uguftobunum  (2lutun)  in  ©aüien,  war  Seprer 
unb  längere  VJfit  Setretär  beS  SonftantiuS  Ebloruä 
auf  feinen  KrtegSiügen  unb  lebte  fpfiter  als  Hehrer 
ber  Sbetorif  in  feiner  Saterftabt  2lußer  ber  297  für 
bie  Sieberberftelluug  ber  Schulen  Bon  2luguftoim* 
nuttt  gehaltenen  Siebe  legt  man  ihm  BermutungS* 
weife  noef)  eine  an  EonftanliuS  unb  brei  an  Konftan* 
titt  gerichtete  auS  ben  gapren  297—311  bei  (präg,  in 
BfiprenS’  »Panegyrici  veterea  latini«,  Ceipj.  1874). 
2tgl.  Kilian,  Ser  dVanegqrift  E.  (SJiuimerft.  1869); 
Staubt,  E.  unb  bie  tpnt  äugejcpricbcnen  Sieben 
(greibura  1882). 

Eumörus , f.  Schwebfliegen. 

ffiumctric  tgriedj.),  Ebemuaft;  eumetrifcp,  ber 
ß.  entfprcchenb,  ebenmäßig. 

(''ttmolptben , f.  EumolpoS  unb  EleuftS. 

(Sttiuolpod,  in  ber  gried).  Sage  Soptt  beä  IfSofei* 
bon  unb  ber  Spione,  toepter  beä  Öoreaä.  Son  bie* 
fer  nad)  feiner  ©eburt  inä  SRcer  geworfen , wirb  er 
oon  tofeibon  gerettet  unb  [einer SoditerSenthciilBme 
in  Stpiopien  übergeben.  Später  wirb  er  Siacbfolger 
beä  tbrarerlönigä  tegprioä  unb  jiept  mit  feinem 
Sopn  3»tmaraboä  bett  Eleuftniern  gegen  Erecp* 
tpcuä  (f.  b.)  Pon  9ltpen  ju  Hilfe-  Sie  Sage  läßt  halb 


Eumolpus  — 

beibc,  halb  ben  Sol)n  allein  fallen  unb  E.  ben  Trie- 
ben bapin  bermitteln,  baß  bie  EleuRnicr  ftd)  ben 
Athenern  unterwerfen,  ibnen  a6er  bie  auSfchticßliche 
©eforgung  ber  Clcufinticpfn  'jBpjtrnen  Oerbleibt,  für 
berett  Stifter  ober  Crbner  er  galt.  Unter  feinen  Sind)' 
fommen,  ben  Eumoipibcn,  war  bie  Säürbe  beb 
§ieroppan(cn  in  EteufiS  erblich. 

Eumolpus , f.  ©lattfäfer. 

Gumorpptc  (gried).).  S3of)lgcftalt. 

Gumufte  (gried).),  Sd)önt)eitägefüf)I,  Kunftfinn 
(©cqcnjap:  Amufie);  eumufifd),  tunftfinnig. 

GaiwfiW,  gried).  Sd)riftftcller,  geb.  346  n Epr. 
in  SarbeS,  wo  er  nad)  lüngenn  Aufenthalt  in  Alpen 
unb  Aqpptcn  alb  Sipetor  unb  Arjt  wirlte,  fdjncb  um 
405  alb  Anhänger  ber  neuplatonifdjen  2ef>re  23  ©io- 
grabbien  älterer  unb  gleich  jettiger  ©pilofoph«t  unb 
feopbiften,  bie  trog  ihrer  Cberfläd)lid)teit  unb  Partei' 
lid)teit  gegen  bas  Spriftentum  für  bie  ©eiepiepte  beb 
bamaligen  SJeupiatoniömuS  ton  fflert  finb  (präg, 
ton  ©oifionabe,  Amfterb.  1822  unb  ©ar.  1849); 
ferner  eine  ftortfeßung  ber  Ehranit  beb  DepppoS 
(f.  b.)  Bon  270 — 404  in  14  ©fiebern,  wottn  umfang- 
reiche  ©rndiftfide  erbalten  finb  (bei  ©(filier,  Frag- 
menta  Uistoricorum  graecoruni,  ©b.4;  unb  Din- 
borf,  Ilistoriei  graeci  minores,  ©b.  1,  ßetpj.  1870). 
©gl.  CH)ittpiobot  oä. 

Gttnatröl,  reines  ölfaureS  Slatron,  wirb  jur  An- 
regung ber  ©allenabfonberung  unb  jur  ©efeitigung 
burd)  ©allcnftcine  bertorgerufener  ©efd)Werben  bc- 

Eunectes,  f.  JHiefenftplangen.  [nußt. 

Gunomia  (griecb-),  eine  ber  Floren  (f.  b.). 

GunomiuS,  Ipaupt  ber  ftrengen  Arianer  ober 
AnomSer,  gebürtig  aus  Rappabofien,  Scpüler  bes 
AetinS,  phtlofophifd)  gebilbet,  360  ©ifdjof  ton  ftpji- . 
Io«,  ©an  b<er  würbe  er  infolge  feines  SäiberfprudiS  j 
gegen  bie  UnionSformel , bie  ber  Raifer  EonjtantiuS 
hatte  auffteHen  laffen,  oertrieben  unb  lebte  alS  ©er- 
bannter  an  terfebiebenen  Orten , bis  er  um  393  in 
Datora  ( Rappabofien)  ftarb.  Sgl.  Ariamfcber  Streit. 

Gunuct)  (griecb-,  ©erfebnittener,  Entmann- 
ter, Saftrat),  im  allgemeinen  ein  ber  Stoben,  auch 
Wohl  bes  ©eniS  beraubter,  fomit  jur  )feugiing  un- 
fähiger SRann  (f.  Raftralion),  im  engem  Sinn  ein 
©erfebnittener,  betn  im  Orient  bie  Obhut  über  ben 
S>arem  antertraut  ift.  3n  ber  Siegel  wirb  bie  Ent- 
mannung burd)  baS  juberläfftgfte  unb  einfaebfte  ©er- 
fahren, Segnahme  ber  Stoben , bewirft  ; weil  iitbeS 
hiernach  oft  noch  einige  ErcfttonSfäbiqfeit  beS  ©lie- 
bes, alfo  potentia  coeundi,  jurüctbleibt,  fo  wirb  im 
Orient  oft  auch  noch  ber  S obenfad  unb  ber  ©eniö 
wegqcnommen,  eine  Operation,  bie  ber  SWehrjapi  ber 
ipr  Unterworfenen  baä  Sehen  foflct.  Weshalb  bie 
ttberlebenben  befonber*  teuer  befahlt  Werben.  3m 
Altertum  begnügte  man  fiep  oft  mit  3erflörung  (3er- 
quetiepung)  ber  Stoben;  bie  jo  Entmannten  hießen 
Thlibiae,  Thlasiae,  Thladiae.  Unter  ihnen  fanb 
fich  häufig  bie  potentia  cobuudi  erhalten,  unb  fte 
würben  bcSpalb  tton  ben  aubfehweifenben  römifepen 
Stauen  mit  Sorliebe  ju  einer  jolgenlofen  ©efriebi- 
flung  beS  ©eiehlechtStnebeS  gemißbraudit.  XieSitte, 
Eunuchen  als  grauenmnehtrr  ju  halten,  ift  eine  (folge 
ber  Stelweiberei ; in  Säubern  mit  ©lonogamie  tarn 
Re  nur  mit  bem  Einbringen  aftatifcher  Kulte  (Rphele- 
btenit),  j.  ©.  in  ber3eit  ber  römifepen  unb  bqjanti- 
nifepen  Raifer,  »or.  Die  Sitte  ber  Entmannung 
fcheint  in  Cibpen  ihren  Urfprung  gehabt  unb  fidj  bon 
bort  über  Agupteu  nach  bem  Orient  werbreitet  ju  ha- 
ben. Sprien  unb  Rieinafien  waren  mbiefer©cjiehung 
befonbert}  berüchtigt.  Am  oftrömifeben  §of  waren 


Enpatorium.  165 

©erfepnittene  häufig  ©ünftlinge  ber  tfaifer  uttb  ©ro- 
ßen, unb  ber  Siame  EunucpoS  fotnmt  bafelbft  fogar 
jur  ©ejeidmung  eines  fcofamtes  »or,  etwa  gleicpbe- 
beutenb  mit  Kammerherr.  Xaö  Oberhaupt  berfchroar- 
jen  Eunuchen  am  jeßigen  türtifdjen  Sutf  ift  ber  ftis- 
tar  ©gafft.  Der  faiferltipc  ßofftaat  in  Epina  hat  ca. 
3000  Eunuchen,  auch  bie  ©rittjen  tc.,  bie  Abfömm- 
iinge  ber  ©(anbfepurenfürflen  pahen  Eunuchen,  bie 
ber  ©efcpleihtsicitc  oollftänbig  beraubt  finb.  ©ei  ben 
betreffenden  Operationen  fterben  5 ©roj. 

Gunuö,  ein  Sprer  Bon  ©eburt,  Würbe  »on  ben 
aufftänbifepen  Sflaoen  in  Sijitien  um  baS  3apf  139 
B.  Ehr.  ju  ihrem  Anführer  erhoben,  nannte  ftd)  Kö- 
nig AntiocpoS,  eroberte  Eitna,  fcplug  mehrere  röntifepe 
$>eere,  jog  burd)  ben  Siuhm  feitteS  Slawen«  immer 
neue  SfiaBenjdjaren  an  ftd)  unb  machte,  angeblich 
über  200,000  Slann  gebietenb , Dauromeniuitt  ju 
feinem  Stlaffenplaß.  Enblicp  (132)  Bon  bem  Ronfui 
©.  ShipiliuS  2upuS  beftegi  unb  in  Enna  belagert, 
fiel  er  bei  bem  ©erjuep,  fiep  burthjufcplagen,  ben  Siö 
ment  in  bie  S>iinbe ; er  ftarb,  nod)  epe  ipn  bie  Sieger 
im  Sriuinph  auffüpren  tonnten.  S.  SflaBenfriege. 

©uij  (E  u o i,  E u a n),  3ubeiruf  ber  ©actpantinnen. 

Euomphalus,  f.  Sctmeden. 

4'  Hpdtor  igriech.,  »Bon  eblem  ©ater«),  ©einamc 
fprifeper  unb  pontijd)er  Könige,  j.  ©.  AntiodjoS'  V. 
(164—162)  unbSRtiprabateS'  b.@r.  (120-63  ».Epr.). 

Gupatoria  (ruff.  3eropatoria,  auch  Koflom, 
B.  türf.  ffieSleW),  KreiSttabt  im  ruff.  ©ou».  Dau* 
rien,  an  einer  ©uept  beS  Schwai  jen  SÄeereS,  auf  ber 
ffleftfeite  ber  fcalbinfet  Krim,  pat  einen  unfidpent 
Sjafen  unb  ift  Station  ber  Dampferlinie  Dbeffa- 
Krim-RaufufuS.  Die  Stabt  Peftpt  eine  grieepifep-fa* 
lpolifcpe  Kircpc  (1898  Bollenbet),  eine  anneniiep-gre- 
gorianifdje  unb  eine  annemfcp-fatpolifcpe  Kircpc,  3 
Spnngoaen,  12  SKofcpeen  (barunter  als  größte  unb 
fdpönfle  bie  1552  erbaute  Dfcpuma-Dfcpami),  5 lata- 
rifepe  Schulen  (9Seb reffen),  ein  3oßamt,  einen  140  m 
tiefen  arleftfcpen  ©nennen  unb  bat  08«7)  17,9 1 5 Sinw., 
bie  aus  Dalaren,  Armeniern,  ©riechen  unb  PefonberS 
japlreicpen  Raräem  beftepen,  bie  pier  ipre  iiauptipn- 
agoge  unb  ben  Sip  ipreS  religiöfen  CberpaupleS 
(öadjan)  haben.  E.  ift  neuerbings  ein  beliebtes  See- 
bab  geworben,  feine  lontmerjieUc  Sebeutung  ift  ba- 
gegen  gering.  — E. , Bott  ©iitprabateS  VI.  Eupator 
gegrünbet,  im  3Ritieialter  Sieftbenj  eines  Dalaren- 
EpanS,  lourbe  1475  türtifcp,  1783  rufftfep-  ©ei  E. 
lanbete  hn  Rrimfriea  14.  Sept.  1854  baS  S)eer  ber 
Alliierten,  baS  bie  Stabt  mit  einem  nod)  heute  »o» 
banbenen  Säall  umgab;  E.  War  Siauptftcttion  ber 
iürfen  unter  Cnter  ©ajepa.  3m  Kreis  E.  fiitben 
ftep  japireiepe  Seen,  woooit  ber  größte  ber  S o n r a t S - 
jee.  Derl8km  »on  E. entfernte  SeeSfafi  oberSal 
pat  Scplammbäber 

Eupatoriuin  Toum.  (Säafferboften,  Alp- 
traut),  Öattung  ber  Kompoftleit.  Kräuter  ober 
Sträucper  mit  gegenftänbigen , auep  abwedjfelnbeu 
ober  guirlflänbtgen , ganjen  ©lättem,  in  Dolben- 
rifpen  ober  3ii(pcn  gruppierten  ober  einjetn  enbflän* 
bigen  öiütentöpfcpcn  unb  edigen  ober  geftreiften  Sa- 
men mit  rauher  jcaarlrone.  Etwa  400  Arten,  biS 
auf  fecpS  inAmerita,  befonberS  im  jentraien  unb  ('üb- 
lichen tropifeben  Deil,  Bier  in  Europa  unb  Aficn.  E. 
triplinerve  Vahl  (E.  Ayapana  Vent.),  ein  1 m boper 
Strauch  im  äquatorialeu  Slmerila,  bort,  in  Sefl» 
unb  Cfiinbien,  aud)  auf  SWauritiuS  unb  Sourbon 
fultioiert  unb  »erwilbert.  Seine  Surjel  unb  ©lättcr 
fdjmeden  gewürjpaft , riechen  Wie  Dotifabobncit  unb 
enthalten  oiel  ätperifcpeS  ßt.  Sie  werben  aiä  aro- 


1G6 


Gnpatribcn  — Euphorbia. 


matifdj»6itterc5  SRittel  unb  gegen  Schlangenbiß  an» 
gewenbet.  E.  cannabinum  L.  (ffiafferpanf,  SÜiaf» 
1 crfenf , Kunigunbenlraut,  fiirfchtlcc),  au3» 
bauernb,  bis  1,75  m hod),  mit  geflielten,  brci»  ober 
fünfteiligen  ©lüttem  mit  lanjettlicpen,  gefügten  Hlb» 
fdinitten,  in  Dolbenriipen  fleljenbcn  Köpfchen  mit 
hläuliehroten  bis  rötlid)Weißen  ©lüten,  tuädjft  an 
feuct)tcn  Stellen  in  Guropa  unb  SRittelafien,  riecht 
eigentümlich  unangenehm  gemürjhaft,fd)medtfdjwad) 
bitter  unb  bient  als  Hausmittel  bei  Süunbeu,  ©e» 
ichwülftcn  tc.  Der  Stengel  enthalt  eine  fefte  Safer. 
Gütige  fcpön  bltibcnbe  Hirten  tommcn  alS  3'erpftan« 
jcn  Bor,  namentlich  ftnb  bie  meißblüpeuben  E.  gran- 
clifiorum  album  hört.,  aus  Siorbumcrifa , E.  agera- 
t"itlc8  L.,  auS  'IRejito,  E.  Weinmannianum  Rgl., 
E.  purpureum  L.,  mit  purpurroten,  unb  E.  arotna- 
ticum  L. , mit  weißen , (ehr  u>of)lried)cnbeit  ©lüten 
auch  für  bie  ©ufettbinberei  gefchäßt. 

(Supntriben  (»Bon  cblen  HUjncn«),  in  Hlttifa  feit 
ben  ülteitcu  3eiten  ber  ©eburtSabel  unb  alS  folcper 
im  ©efih  befonberer  politifdjer  Siechte,  bie  er  inbeS, 
je  mehr  bieSerfaffung  fid)  mrDemotratie  auSbilbcte, 
allmählich  oerlor,  (d  bafs  fid)  ihr  Ginfluß  allein  auf 
ipren  3icid)tuin  unb  ihren  ©runbbefiß  grünbete',  bie 
nod)  behaupteten  pricftcrlid)en  SBürben  entbehrten 
feber  poiitifd)en  ©ebeutung. 

(Hupen,  Kreisftabt  unb  üuftlurort  im  preuft. 
Siegbej.  Hlacpen,  am  Roheit  ©ettn,  an  ber  SRiinbung 
ber  tpiclle  in  bie  SBefer  (©eSbre)  unb  Knotcnpunft  ber 
Staatsbahnlinie  öcrbeetljal- jiaeren  unb  einer  bei» 
gifdjen  9icbenbapn,  256  m ü.  111. , hat  eine  eoange* 
iifche  unb  4 fatb.  Stirdjcn , ©roghmnaftum , Süaifcn» 
hauS,  CSrrenanilalt,  Amtsgericht,  Dberförfterei,  §au» 
belsfammer,  KeidjSbanfnebenftelle.SSafferbeilanflalt, 
ludjfabrifation,  Stamm»  unb  Strciebgarafpinnerei, 
Silj»,  Seifen»,  Seher-,  3)iafd)inen»  unb  ©apicrhülfen» 
fabrtfation,  Färberei,  Steinbrüche  tc.  unb  (1900)  14,297 
meift  fath-  Gunoohner.  3«  ber  9iäpe  große  cforften 
unb  ber  belgifcpe  H<wlogenmalb.  — G.  gehörte  bis 
jum  CüneuiUer  Sricben  jum  öfterreichifehcn  feerjog» 
tum  Stmburg  unb  fam  1814  an  ©reußen. 

(Supcpftc  (gried).),  gute  Serbauung,  leichte  ©er» 
bautiebfeit;  eupeptifch,  leicht  Berbaucnb  ober  Ber» 
baulich. 

Enpbausidae,  f.  Sdjilbfrebfe. 

Eupliema,  ber  fflraSfittid),  f.  ©apageien. 

(Suphcmtc  (gried).),  ber  gute  Stuf;  ber  ©ebrauep 
Bon  GuppemiSmeu. 

(5upt)rmiSmuö  (gried).),  bie  ©cjeicfjnung  einer 
unangenehmen  ober  aiiftößigcn  Sache,  bie  man  beim 
rechten  Slamcn  ju  nennen  fid)  fdjeut,  mit  einem  mit» 
bernben,  befd)önigcnbcn  HUwbncd,  j.  S.  »greunb 
Wein»  für  Job,  »entfcplafcn«  für  fterben  tc.  S.  Hlnti. 
pprafiS.  Guphemiftifeh,  bem  6.  gemäß,  befd)ö» 

(Euphcmitcn,  f.  äSafjalianer.  [nigenb. 

(SuphcntoS,  Sohn  beS  ©ofeibon,  patte  Bon  feinem 
©ater  bie  Wabe,  auf  bem  HReer  au  tuanbeln,  unb 
nahm  am  HIrgonautenjug  teil,  Htm  Sritonfee  gab 
ipm  Driton  eine  Sdjollc  fiattbeS,  unb  SRebea  tociS. 
fagte,  locnn  er  biefe  in  ben  SbabeSeingang  aut  lä» 
naron  tucrfe,  tuürben  feine  91ad)(omnten  im  Bicrten 
©liebe  Siiblgen  bcperrfchcn.  Da  bie  Scholle  aber  bei 
ber  3ttfel  Itjera  oerloren  ging,  fo  mußten  feine  9ind)» 
lammen  erft  biefe  3nfel  belegen,  Bon  ber  aus  ©attoS, 
fein  92achtomnte  im  17.  ®cfd)lcd)t,  ftprene  inSibpen 
grünbete. 

<Suphcmtc(griech.).93ol)lInut:  eupponifd),  bem 
?3ot)tlaul  gemäß  ;eupl)oni|d)e©uch  ft  oben,  Sud)« 
ftaben,  bie  angeblich  beS  SäoplflangcS  loegcn  eingc» 


fd)oben  werben,  Wie  b im  franjöftfdjen  nombre  (auS 
lat.  numerus).  ©gl.  Sautlehre. 

(Euphouium  (Guphonion,  gried).),  1)  ein  Bon 
Gplabni  1790  fonftruierteS  Snftrument,  aus  abge» 
ftimmten  ©laSröhren  beflcpenb,  bie  mit  beneptem 
Singer  gcftrichen  würben.  Die  ffllaSröpren  machten 
£ongitubinaljd)Winguitgcn,  erjeugten  aber  Irans» 
Berfalfchwingungcn  in  Staplftäbcn,  mit  benen  fie 
Berbunben  waren,  ©gl.  GplabniS  Sefdjreibung  ber 
StlaBijhlinber  tc.  in  ben  *9icuen  ©eiträgen  jur  Hltu« 
füt*  (SBien  1822).  — 2)  ©ledjblaSinflrument  Bon 
Weiter  SHenfur  (Bari  ton  hont),  f.  ©ügelpont. 

Euphorbia  L (28  o l f S nt  i 1 dj),  ©attung  ber 
Guphorbinjcm,  nieberliegcnbe  ober  aufrechte,  oft  hor- 
nige, IRildfiaft  füprenbe  Kräuter  ober  Sträucher  Bon 
Berfdjiebenem  iiabüuS,  bisweilen  mit  bicffleifchigein, 
taltuSnhnlidjem  Stengel  unb  faft  blattlos,  fonft  mit 
ungeteilten,  meift  ganjranbigen,  wechfel»  ober  gegen» 
ftänbigen  ©lüttem  unb  Gpathien  in  enbftänbigen 
Gljmen  ober  in  ber  Ülchfcl  poeier  3'Beige  ober  in 
©lattachfeln.  Sie  Sntdufapicln  löfen  fid)  in  jwei» 
flappigeftotfcn.  ©ei  bcnSlältem  ber  laltuSähnlichen 
©rteti  cntwidelt  fuh  bie  Spreite  nur  Wenig,  wäprenb 
bie  ©aftS  ju  ©iarjcn  auSwäd)ft.  bie  oft  miteinanber 
ju  Alanten  Perfchmtlgen.  Über  600  Hirten,  BorjugS* 
weife  in  ben  warmem  ©ebieten,  fpärlidter  in  ben 
Ir  open;  in  ben  fültem  Icilcn  ber  gemüßigten  3onen 
treten  fie  fepr  jurüd.  Sie  bcoorpmen  Steppengebiete 
unb  ©egen beit  mit  fontinentalem Klima.  SReift  haben 
fie  ein  befchränlleS  ©erbreitungSgebiet,  weitoerbrcilet 
ftnb  nur  biejenigen,  bie  als  Unträuter  bie  Kultur» 
pflanjcn  begleiten.  E.  antiquonim  L.  (f.  lafel  »Gu» 
phorbiajecn>,5?ig.6),  ein  tattuSähnlicher,  fanbelabcr» 
arlig  Bcrjwcigter  Strauch  in  Hlgtjpten,  Hlrabicn,  Oit» 
inbien,  Bott  2 — 3,75  m fjüpe,  hat  breifeitige,  abftcl)mbc 
ober  nieberliegcnbe.  gerabc  Üfte  mit  auSgefd)ioeift 
g erahnten,  flad)  jufammengebrüdten  Kanten;  ihren 
mit  ÜRehl  Bennifchtcn  Saft  brauihcn  bie  $>inbu  als 
Heilmittel.  E.  catiariensis  L.  Wiidjft  in  großer  3al)l 
in  oben,  fteinigen  ©egeitben  auf  ben  Kanarifchrn  3n« 
fein,  bilbet  einen  ö m hohen  äjtigen  Straud)  mit  flei» 
fd)igen,  fleil  emporjtrcbenben , blattlofen  'Itfien,  bie 
auf  ben  Kanten  jwciftadjclige  ©laltpolfter  tragen. 
71  uS  ben  ©Sinteln  ber  obem  ©laltpolfter  ber  legten 
©crjwciguitgen  entfpringen  bie  roten  ©lülenftünbe. 
E.  resintfera  Berg.,  über  1 m hoher,  fattusühnlicher, 
Bom  ©tunb  auf  Berjweigter  Straud)  mit  wenig  Ber« 
jmeigten,  ftumpf  Bierlantigen  9iiten  unb  turjen,  ab» 
jtehenben  Domen , wächft  im  (Innern  Bon  URarotfo 
unb  liefert  baS  Guphorbium.  Son  ben  nahe  an  30 
beutfdjcn  Hirten  hat  bie  3hPoe ffe n»SSolfSniild) 
(E.  Cyp&rissias  L , f.  lafel  »©iftpflanjen  I«,  &ig  8) 
jerftreut  ftehenbe,  fißenbe,  fepr  fdjmal  linienförmige, 
ganjranbige,  laple  ©lütter  unb  Bielftraplige  Dolbcn. 
«ie  würbe  früher  arineilid)  beäugt,  wie  nod)  je©  bie 
HBurjcl  (öauernrhabarber)  in  fjrantreid)  unb 
Diufjlanb  als  braftifcpcS  HlbfüprmitteL  1er  in  allen 
leiten  ber  ©flanje  enthaltene  SD(ild)faft  ift  brmnenb 
feparf  unb  wirb  jum  ®egbcijen  ber  Siiarjeu  benußt. 
E.  Lnthyris  L.  (Meines  Springlraut.  9Raul» 
wurfSIraut),  60-  90cm  pod).  mit  blau  angelaufc* 
nein  Stengel,  gegenftänbigen,  fißeuben,  lanjettför» 
migen,  ganjranbigen  ©lüttern  unb  fepr  großer  Dolbe, 
ift  tin  SRittelmeergebiet  peimifd),  Wirb  Biel  in  ©arten 
lultiBicrt  unb  fomnit  im  inittlem  Guropa  picr  unb 
ba  uerwilbert  Bor.  Die  Samen  (Semen  Cataputiae 
miuoris,  Springlörner,  Meine  ©urgierlör» 
ner)  flgnbeit  als  Srecp»  unb  Hlbftttirmittel  bei  ben 
altem  tärjtcn  in  großem  Hlnfepcn.  Die  ©lütter  unb 


Euphorbiazeen. 


I Euphorbial'omseiüa  pulchcmma  2.  Dalcchampia  Koezliana  < Phyllanthus  cpiphyllanthus  4 Ampere* 
spartim-les  • <‘luyüa  oncotdcs  6 Euphorlna  anUtjuorum  7 E \1ro«a  8 E ofTicinarum  9 F.  mclo- 

formis.  10  H globosa.  11  E splendcns 

/um  Aritktt  . Kuphorbta.-rtm ' 


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Meyr rj  Koni  I.tjikon  , H Au/t 


■HMHHMBH  eurioTbUuffn  - 

• rrm 

berfJKild)faft  htr©flan}e  fmb  ungemein  iimtf,  Wirten 
uui  ber  ^aut  dhettb  unb  btaien.)ieljcnb  unä  bienen 
utr  SSerh  ribima  Oft  SBarren  foipje  gegen  3ahnjd|nterj 
bei  larUMen  gaRneit  &m  K.  pulu/tlru  L.,  entern 
frautncliaeii,  60  — 90  cu  b*>b;n  äMiuddj«  mil  Infct- 
grünem  Stengel  unb  tJirtiteaMiget  3)olbt,  in  Silb- 
nnb  SRilleleurapn  unb  m Simelüftm,  an  fttRntben 
tBtwaffern.  Wirten  bi«  SBurjel  unb  Sutjelrinbe 
ttäflifl  abfltbrenb  unb  toareu  frufter  une  aurf)  her 
dbenbe  soft  alb  ixilntittef  in  ®ebt  aud).  K.  fulgtui 
Kant.,  ein  Straudi  ut  ^Rtrtfo,  mit  glattem  Stengel, 
loiUetlfPtmiaen.  langgejnpten.  glatten,  ganjinnbigm 
©ldtlem  unb  an  ber  «ptpi  ber  it'Kben  in  etufeillgen 
Xrcuben  Wietuifllen  leu^lenb  roten  Ölütcn,  E.  pul- 
ch-rrünn  IV.  rPoinsetua  ptilchemmA  Orak. . j. 
Safe!  ■f^uVtjacbKi^eeii«,  &tg.  1,  unb  Safel  »Sdjatt- 
gebilbe <, 5*g.  U).  in  SRejftfo  unb  WuUlumenfa,  mit 
fpairr  etwa«  öerMjenien  Stengeln , coolen,  bell» 
grirntn  twiuern  unb  unföeiubann  ©lüten,  bte  Ucm 
«me«  t :«  L'  r m fm  Sninbrncfft*  baltenben  Äofette 
. -»lüttn ye.  Wraftcen  umgeben  jinb,  fewie  E.  spteu- 
Wi«  Jjodil.  (i-  Sajel  »ISupborbiajeen«,  füg.  XI),  (n 
$\.?0aga*Ear,  mit  leberigeit.  gtntteu  ©lütter»  uub 
filpt  rimt,  Wien.  ©tüten , tuet  beit  all  gierpflanyen  lut- 
thiiett  StcClit'.ei  unb  ßrüäte  San  E uisaatarb 
Ait  bientu  jum  ©eliuben  ber  ?ii(tfie  beim  Riidifan.i.  | 
asb  mit  lem  Saft  uon  E.  cotiaifolia  L.  uergiltriu; 
*a  ^r.bieaier  iftre  Pfeile,  tlnbre  flirten  (.  Safel  »l£u» 
j4rrt  n’jffft- 

twutiorbtayrcn  (Srlf « nuldinewiiAft,  biet> 

,u  tafei  »tfcuUbotiiageen«),  bilctqle,  niclgeitailige 
Wemjentamllie  au«  ber  Drbnung  ber  Täcoetx, 
nüdifafttubienbe  Ärauler,  Stväudirr,  ©filmte,  bi«-  I 
artlen  auifl  faftulmnge  öewüdife  uon  (ugeliaer  (bei 
j u;ihuiUanuil  lannis. Safel, füg.  ’J).  iiüileitfDrmiger 
,k  viros*  oflkiimrum  unb  glubcuta.  füg.  7, 8-u.  101 
«*c t !anbetabeivü)iilut)  uerjirctgier  (ilejtaU  (E.  *nli- 
<fl  ©ei  ben  (atieeuarligcn  8.  fehlen 
v tj  rer.  im  ifccer  Stelle  treten  I innen  auf,  bie 
0k  tun  bei  beblätterten  Rennen  uotlimtmen  (wie 
•e  V -p^udea»,  Safel,  fjifi-  11).  Xüe  OkiUniiQ 
Pi,iu»‘l,u*  (füg.  9)  bat  blofc  nieberblatlanige, 
kbeppm.>nnige  S&lntier,  in  beten  Wiffeln  grüne, 
MaUfjrinigt  Stiebe  l'Vtii)Ilcfl.rb:en)  fidj  entwideln. 
imbReja.uen  baben  emen  bejtnffvnugen  (Ampere* 
epnrtioiiw , Safel,  irm.  *)  ober  lieibefroidAbntMben 
Invti*  cru  nid«,  gig.  5)  frnbitu«.  ©ei  ben  be- 
/Vitlertar  O . mien  ünb  bie  yiMlet  nteifi  einfad), 
uten  banbfekmig.  ©tfmeilen  befipen  bie  facibblaller 
- ifMUcnbt  Äarfcurg.  wie  KiEii|)barbia(.Poini«jtti») 

I labemer-s  (S  t)a,  fcig.  1)  unb  I)*led»ampl»  (fttg. 

Sie  ©tUtm  pnb  ; ugtfib!cd)b lalb  ein-,  balb 
, - . jäüfig  unb  entmidel»  balb  ein  etufrube-S  Mengen, 
t Sslib  unb  fitani  nkime.  b ib  fd)tl  >ie  ©tölen- 
u ■'  nanj.  ®ie  Suuby.efäf;«  t.rui-.n  old  cm  ein» 
ir-v.  ber.mebrfenbei  Äinb  ppe^ube«  icin.  ut  nn- 
>•  - ;'en  bifl  auf  ei«  einjigi 1 sinn  mal  ft.'benbeJ 
■KtMim..  Bei  be.  ü»suung  EuplOriin  lirjtftg. 

. bbe  aeWittm (leint,  bin  einer  btdjerfbiuvgen, 

■t  :.  ,..u  omSUnj«  bctftl  encn  ipäUe  ;iJy»thiiim) 

. > ).:•  ©!  amfiänbf  (S*r.jlg.£jt  Sie  fäljd)lid)  bbJ- 

>6u«iue  bw  eujci'ilnbeit  ©!al  u gii.oi  tineit  werben. 
.ZJ  .isaitni  >m  fcniBi  fitbeit  ptb’-t-  ide,  ou«  einem 
-t  m gefutUen  Siaubb.au  geb'ib.'te  mäniilnbe 
^ jn  fSepfig  *)  nnb  eine  rMfattS  gejtielte  Weib- 
S ('tute  imt  bre,hupfige  ti  rir  id  üaolen,  bet  im 
irutfel  jebe*  btt  brr  j^ber  eme  ober  jwei 
r , anatrope  3aiuenaf.lt  ji  n iciigt.  Iie<$nid)l 
. -d'icnb  ber  iJa^l  Hitu  äliljee,  meift  brti». 


felttn  j»ei*  ober  uiebrfnopftg  unb  ReB  o«.  eiaiiif.'a 
auffprut^eitb.-  ftnpiel  bar  l*e  Sturen  '„jom  ,.t- 
fruiitgc  Sdtalc  unb  in  her  Slaorlfi'.enb  nmn  der 
lebigtit  JsSulfl  <e*ntnotli>;  b*J  reiiblulie  : liolt.i/e 
Üttbri peim  uni'diliebt  einet  genuxn  irn 

fladien;  bibWetlen  wattarbgru  Somerri<-^>m  «nb 
miib  oben  gefeUttnr  Surpri  tun.  if.in  jut  i ea  «0?> 
Ürten;  bie  fcmniie  bat  tbie  jabtrc  iUfren  Sieitreier  {(« 
ber  Sropeiijone  unb  mmml  g»»,e«  btt  Hole  bin  re.;* 
ab.  Die  (£.  liefern  bem  Raubet  mannigtdait  ©"r 
bulle:  Dl  mil  abfubtenbert  StgenfiboH«*  «nrb  mW 
ben  Samen  uon  itu-iua*  cuBiuiunk  unb  bem  ou- 
inbifeben  Crutou  TigUum  gewcitnrn,  Wummtti  t;, 
bnO  »Itupborbiirm»,  Orn  Etipburoi*  rrstuifiTi, uau- 
tlebul  Lau  ben  lcopu'4>>ameitfi'imfel(«i  H.iveag'iianen- 
su  unb  bisoilit-o-is,  Stiitemeal  oul  ben  untcrir» 
btji&en  Spien  uon  tfasibot  irtilwifm*  (oi«  ISanOtofa 


m.  l.  i»si*  b«t  B«t(»»ilt*  i»»>K~n>ui  lAikr»»  1«»,  S 
gi*.*  «i»|.  ii  eiiiiwui  «tt  ti«nt»i»i|i  ■ y 
Isvilsliii*  RW-  *.  wpanLIOt  Bllu 

unb  Supiofai.  ftc’btiajfe  uon  Cruiopl.-rn  tiucturi* 
unb  Uallolu  . pluiippiuensis,  bie  aud)  bie  argieitüb 
benuple^rogf  Kamst*  liefert.  SdielladuonAlrurite« 
liiccifera,  Seilfloff»  not-  StUliugüt  sobiten  unb  bem 
eft .t tli «im  Sspiuui .»  ruin.  SRundie  ®- Rnb  heftige 

iSiflpjlansen,}  ©.ber S'  i"i.u«n*u bäum (Hinp"tnau« 
Mancinell»)  im  u.  . Kmerib.  «1«  ■ iwr:r 
foffila  Sejt  bet  8.  gilt  n " Itonwenp  ‘w  fe  i.  • 
ftein  gejuut  luSiüle  mm  lr.i,iM«*n»o*iir*ti.  . 

«gl  e a i 1 1 » n , Etu-i  l*  gnxtyf  J-  < 

EiiphurbU'  fni  ( ©ar  | O/,  © n«‘«*r,  loauoa  Ea- 
phochianua  ; i *•’*}'. 

COupbarbinaUMrs,  Er  mP  t»  ^e'-b5»* 

Uon  Euphcirhfs  remrs'i  r*  «:iW!*pi«n  unb  ««  oet 
^lanje  erb-irttle  Wü  tmfl.  i»ib*l  »"•<  V'IUud», 
itrreibfidit,  ba-tbSurmoKr  tn  >.  .•«ntgt«  I 

Slflde.  rudM  öci’t»  5.-mor,i«st  ia)n-,’<i)  w ibi  :-.i(artig 
unb  fibl.iedt  f «bi  jiitra'Mib  *nb  QeMbrifti  : ienne«# 
jdiari.  is«  lit  in  l-neut  ber  fsKäbnltfbenüiifungUmii» 
tel  oomtdnbig  tüvliib,  beliebt  au»  clnm  38$roj.i'arj, 

18  ©voy.  (5'umml,  82  ©roi.  fnOallirierbarcitt  (Su* 
p^orbon,  18  ©reg  PlpfelfaurtfaUen  unb  10  ©roj. 
attovganifdien  Stoffen.  8.  Wtrb  fafl  nuÄidjOeb'im 
aub  ÜRogabor  audgefilbrt  unb  Itn  matoHanijebeu  <lt» 
la«  gefammelt.  Sa*  ®.  tuhli  (Uifeerft  Rtflig  auf  bie^rg  Rt, 


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I 

■■■'•  1 


Gupfjorbiajcen  — 

ber  3RiId)faft  bet  Silanje  finb  ungemein  id)arf,  Wirten 
auf  ber  Hftut  ähenb  unb  blafenjiehenb  unb  bienen 
jur Vertreibung  Der SSar.jen  iotuie  gegen  3ahnfd)tnerj 
bei  fariöjen  3äfmen.  Son  E.  palustris  L.,  einem 
frautartigen,  60  — 90  cm  hoben  ®cwäd)S  mit  licht- 
grünem  Stengel  unb  vielftrahliger  Xolbe,  in  Süb- 
unb  SRitteleuropa  unb  in  SDiittelafien,  au  ftebenben 
fflemäifem,  loirten  bie  SSurjel  unb  SBurjelrinbe 
friiftig  nbfüfjrenb  unb  ioaren  früher  Wie  auch  ber 
ä&enbe  Saft  alb  Heilmittel  in  ©ebraud).  E.  Hilgens 
Kurw.,  ein  Strauch  in  SRetrifo,  mit  glattem  Stengel, 
lanzettförmigen,  langgeipifjten,  glatten,  gattjranbigcn 
Slättern  unb  an  ber  Sptbe  ber  üftdien  in  einteiligen 
Xrauben  vereinigten  Ieudjtenb  roten  Slüten,  E.  pul- 
cherrima  IE.  (Poinsettia  pulcberrima  droh.,  f. 
Xafel  »Supboibiajetn«,  gig.  1,  unb  Xafel  »Schau- 
gebilbe«,  gig.  11),  in  9Re{ito  unb  SRittelamerifa,  mit 
fpäter  etwas  oerholjenben  Stengeln,  ovalen,  hell- 
grünen Slättem  unb  unfeheinbaien  Slüten,  bie  oon 
einer  bis  25  cm  im  Xurdhmeffer  haltenben  iHoielte 
Scharlachroter  Srafteeit  umgeben  finb,  fotoie  E.  splen- 
deus  Lcdd.  (f.  Xafel  »ßuphorbiajcen«,  gig.  11),  in 
HKabagasfar,  mit  leberigen,  glatleu  Slätiem  unb 
fcharlachroten  Slüten,  luerben  all  3icrpfIonjen  (ul- 
liniert.  Xie  Slätter  unb  griichlc  oon  E.  piscatoria 
AiL  bienen  jum  Setäuben  ber  Jyifehe  beim  gifdjfang, 
unb  mit  bem  Saft  von  E.  cotinilölia  L.  Vergiften  ; 
bie  Onbianer  ihre  Pfeile.  Ülnbre  Wirten  f.  Xafel  »ßu- 
pborbtateen«. 

(''uyliorblnjccn  (SBolfSmilchgewäehfe,  hier- 
ju  Xafel  »Suphorbiajeen«),  bifotylc , viclgeftaltige 
Ifjflanjenfamilie  aus  ber  Crbnuitg  ber  Tricoccac, 
mildhiaftführenbe  ßräuter,  Strnud)cr,  Saume,  bis- 
tueilen  auch  faftuSarlige  ©ewädifc  von  tugeliger  (bei 
Euphorbia  meloformis,  Xafel,  gig.  9),  fiiuleuförmiger 
(E.  virosa  officinarum  unb  globosa,  gig.  7,  8 u.  10) 
ober  fanbclübernbniid)  oerjweiater  ©eftalt  (E.  anti- 
quorum , gig.  6).  Sei  ben  (alteenartigen  6.  fehlen 
bie  ©lätter,  an  ihrer  Stelle  treten  Xornen  auf,  bie 
aber  auch  hei  beblätterten  gönnen  boefommen  (tvic 
bei  E.  splendeus,  Xafel,  gig.  11).  Sie  ©attung 
I'hyllanthus  (gig.  3)  hat  blojt  nieberblattartige, 
fchuppenförmige  Slätter,  in  bereu  Dlchfeln  grillte, 
blattförmige  Xriebe  (Shhüoflabieit)  fid)  enttoideln. 
tünbre  gönnen  haben  einen  befenförmiaen  (Amperea 
spartioidc«,  Xafel,  gig.  4)  ober  heibefrautähnliehen 
(Cluytia  ericoides,  gig.  5)  Habitus.  Sei  ben  be- 
blätterten gormen  finb  bie  Slätter  meift  einfad), 
feiten  hanbförmig.  SiSWeilen  beugen  bie  Hochblätter 
auffaüenbe  gärbmtg,  wie  bei  Euphorbia  (Poinsettia) 
pulcberrima  (Xafel,  gig.  1)  unb  Dalechampia  (gig. 
2).  Xie  Sliiten  finb  cmgefd)lechtig,  halb  ein-,  halb 
jweibäuftg  unb  entwickln  balb  ein  einfaches  Serigon, 
balb  fteld)  unb  Siumenfrone,  balb  fehlt  bie  Slüten- 
hülle  gaitj.  Xie  Staubgefäjje  fötmen  als  ein  ein- 
facher ober  mehrfacher  firrelö  vorhanben  [ein,  in  an- 
bent  gälten  bis  auf  ein  einjigeS  terminal  ftebenbeS 
oerfünimem.  Sei  ber  ©attung  Euphorbia  (Xejtfig. 
1)  bilben  bie  Slüten  (leine,  von  einer  becherförmigen, 
mit  laufen  amStanbc  Berfehenen  Hülle  (Cyathium) 
umgebene  Slütenftänbe  (Xejtfig.2),  bie  fälfd)li<h  bis- 
wetten  für  bie  eigentlichen  Slüten  genommen  werben. 
3nt  Snnem  ber  Hülle  flehen  jahlreiehe,  aus)  einem 
emsigen  geftielten  Staubblatt  gebiibete  männliche 
Slüten  (Xejtftg.  3)  unb  eine  ebenfalls  geftielte  Weib- 
liche Slüte  mit  brednopftgem  gruchtlnoten,  ber  im 
ijnnenroinlel  febeS  ber  brei  gächer  eine  ober  poei 
hängenbe,  anatrope  Samenanlagen  trägt.  Xie  grudjt 
ijt,  entfpreehenb  bet  3al)l  ihrer  gäd)er,  meift  brei-, 


Gupf)or£>iumf)ar}.  167 

feiten  (Wei-  ober  mehrfnopfig  unb  [teilt  eine  elaftifch 
auffpringenbe  ßapfel  bar.  Xie  Samen  haben  eine 
frujtige  Sdiale  unb  in  ber  Kabelgegcnb  einen  flei- 
fchigen  Sulft  (Curunculu);  bas  reichliche,  ölhaltige 
ßnbofperm  umfehltefjl  einen  geraben  Keimling  mit 
flachen,  bisweilen  blattartigen  Samenlappcn  unb 
nach  oben  gelehrtem  SJürjeldjeu.  'Dian  jählt  ca.  4000 
•ärten;  bie  gamilie  hat  ihre  jahlreichften  Sertreter  in 
ber  Xropengone  unb  nimmt  gegen  bie  Sßole  hin  rafd) 
ab.  Xie  ß.  liefern  bem  Hanbel  mannigfadte  Sro- 
bulte^  Öl  mit  abfiihrenben  (Eigcnid) elften  wirb  auö 
ben  Santen  Von  Ricinus  communis  unb  bem  oft- 
inbifcheu  Crotou  Tiglium  gewonnen,  ©ummiharj, 
baö  »©uphorbitttn-,  von  Euphorbia  resiuifera,ttau- 
tfd)ul  Von  ben  tropifch-amerilnnifchen  Hevea guianeu- 
sis  unb  brasiliensis , Stärlemcpl  auä  ben  unterir« 
bifchen  Xeilen  von  Manihot  utilbcsima  (alb  'Dianbiofa 


gtfl.  1.  3 e *■  H bet  eHolflmitcp  (Eapborbta  r.-thvrl-  /■). 
Keg.  8.  Clinielner  XttflunUanb  nie  becterfdrmigem 
3 ne  o l u Cr  um.  gig.  3.  atnietne  mdnnticbe  State. 


unb  Xapiofa),  garbftoffe  Von  Crozophorn  tiuctoria 
unb  Mallotus  pbilippineusis,  bie  auch  bie  argneilid) 
benubte  XrogeKamaU  liefert,  Schellad  von  Aleurites 
laccifcra,  gettfloffe  Von  Stillingia  sebifera  unb  bem 
aftutifchen  Sapium  sebiferum.  'Diandjc©.  ünb  heftige 
ffliftpflan\en,  j.  S.  berSRanjinedenbaum  (Hippomaue 
Mancinella)  im  tropifdicn  'ilmerifa.  Vllö  fidlerer 
fofftler  Jfcft  ber  ©.  gilt  eine  von  (Souwenp  im  Sem- 
(lein  aefunbene  Slüte  oon  Antidesma  Maxtraowiczii. 
Sgl.  S a i 1 1 o n , Etüde  generale  du  gronpe  des 
Euphorbiacäes  (Sur.  1858);  Soiffier,  IcouesEu- 
phorbiarum  (1866). 

(Suphorbiumharg,  ber  aus  ber  geriplen  Sinbe 
oon  Euphorbia  resinifera  aueflieftenoe  unb  an  ber 
Sflan;e  erhärtete  'Diitdifaft,  bilbet  matt  hcllgclblicpe, 
jerreibliche,  burthXrüutmer  ber  Sflan  je  Verunreinigte 
Stüde,  riecht  beim  (Erwärmen  fd)tvadi  meibrauchartig 
unb  fehmedt  [ehr  anhaltenb  unb  gefährlich  bremtenb 
fcharf . @4  ift  in  feinem  ber  gewöhnlichen  Söfungömit- 
tel  ooUftänbig  löslich,  befiehl  aus  etwa  38  s to y fiarj, 
18  Sroj.  ©ummi,  22  Sroj.  (riftaQifterbarem  ©u- 
phorboit,  12  Sroj  Spfelfäurefaljen  unb  10  Sroy 
anorganifdhen  Stögen,  ß.  wirb  faft  auSfchliejjlid) 
auä  'Üiogabor  aui-geführt  unb  im  maroKamjchen  Sit- 
laS  gefammelt.  XaS  ß.  wirft  äujjerft  heftig  auf  bie 


168  Gupljorie  - 

Schleimhäute,  erregt  luftige?  Sfiefen,  auf  ber  Raut 
»uerft  ©rennen  utib  Siötung,  bann  öntjünbung  unb 
©lafenbilbung;  innerlich  erzeugt  cd  heftige  Magen- 
unb  Santtenlzünbung,  bic  löblich  Verlaufen  tann. 
Brüder  benußtr  mnn  cd  ald  braftifihed  Abführmittel, 
jeßt  nur  noch  atd  äußerliches,  titafcn jic^mbf •-<  Mittel, 
Borjüglid)  in©erbinbung  mitRarjpflaftem  btt  Raub- 
tieren. 6.  war  fdjon  ben  Villen  belannt.  3uba  II. 
Wibmete  ber  Euphorbia  resinifera  eine  Heine  Schrift 
unb  foU  bie  ©flanje  nad)  (einem  Ccibarjt  guphorbod 
benannt  haben.  Spüler  ging  bie  Renntnid  ber  Siamm- 
pflanje  Gerloren,  biä  ©erg  au8  ben  im  6.  enthaltenen 
©rucyftüeten  bie  Stamntpflanje  nadjWied.  1870  ta- 
rnen bie  erften  Ejemplare  Bon  E.  resinifera  nad)  Slelo. 

Gmphortc  (gried).),  bad  leichte  ertragen  Gon  et- 
Wad;  bad  Söohlbefontmen  (j.  ©.  einer  Rur);  bann 
aber  audj  bad  SBohlbefinben  in  bem  Sinne  bed  beft- 
möglichen  ©efinbend  bei  fd)Weren  Rranfheiten. 
(vupbortn,  (.  ©Ijenyluretban. 

(.rupborion,  1)  nach  einem  apolrypben  MythuS 
ber  geflügelte  Sohn  bed  AdßUrud  unb  berRelena,  non 
3cud  auf  ber  SJnfel  ffielod  burch  ©lifjflrabl  getötet. 
3m  Anfcblujs  an  biefe  fpäte  unb  anfechtbare  Uberlie- 
ferung  nannte  ®oetbe  im  2.  teil  bed  »Sauft«  ben 
Sohn  ber  Reletta  unb  bed  Sauft  e. 

2)  ©riech.  Sichter  unb  ©rammatifer  aud  Shalfiä 
in  Euböa,  geb.  um  276  G.  Uhr.,  lebte  ald  ©ibliothefar 
am  Rofe  Antiochod’  b.  ©r.  Gon  Syrien.  Seine  Epen, 
tilegien  unb  Epigramme  GoU  entlegener  Mythen  tn 
buntler,  fehwerfäHiger  Sprache  fanden  bei  ben  8lö- 
mem  ©cmunberer  unb  'Jiachahmer.  Sgl.  M einet  e, 
Änalecta  alcxandrina  (©erl.  1843). 

(?upbortb , ©eftcin,  foGiel  wie  ©abbro  (f.  b.). 
(ditphran  or,  griech-Maler,  ©ilbhauer  unb  toreut, 
aud  Korinth  (baher  6.  Gont  3flhmod),  blühte  etwa 
um  350  u.  ehr.  unb  fegte  mit  üyfipjtod  bie  argioifcb- 
fifijomiebc  Schule  bed  ©olyflet,  bie  fid)  befonberd  bie 
Sarftcllung  bed  Körperlichen  jutn  Sormurf  nahm, 
fort.  Unter  feinen  plaftifchen  Serien  ift  namentlich 
eine  ©ruppe  ber  flüchtenden  Seto  mit  ihren  Rindern 
auf  ben  Vlruten,  bon  feinen  ©emiilben  ein  Siknbbil* 
berjytlud  in  einer  Marttljalle  ju  Alben,  bie  Schlacht 
bei  Manlineia  barftcOenb,  berühmt  gewefen. 

Euphrasln  /,.  (Augen  tro  ft),  ©attung  ber  Sfro* 
fulartajeen,  einjährige,  leiten  audbauernbe,  niebrige 
Kräuter  mit  gegenftänbigen,  einfachen  ober  hanbför- 
ntig  geteilten  ©lat lern,  flehten,  einzeln  achfclftcinbi* 
gen,  am  obcrn  teil  bcdStengeld  oft  beblätterte  Shren 
bilbenben  Sliiten  unb  eiförmiger  ober  länglicher,  ju* 
fammengebrüdter  Jtapfel.  Etwa  50  Hirten  in  ben  ge- 
mäßigten SUimaten  beiber  Erbbälften,  meift  paraft- 
tifd)  auf  ben  SBurjeln  ber  ©räfer.  E.  officinalis  L., 
mit  breit  eiförmigen,  gefügten  ©lüttem  unb  weißen. 
Giolett  unb  gelb  gezeichneten  ©lüten,  oariiert  je  nadt 
©oben,  Drtapöbe  uttb  Klima  mannigfach,  finbet  fid) 
auf  Siefen  unb  triften  in  ganz  Europa,  Slorbafien 
unb  Sorbamerita,  jtaitb  fonft  befonberd  bei  Augen* 
franfheiten  im  Stuf  unb  Wirb  jefjt  Gott  ber  Rotnöo- 
pathic  benujjt.  ©gl.  SBettftein,  Monographie  ber 
©attung  E.  (8cipj.  1896). 

©ttphrofte  (griecR.),  ßrobfinn,  Reiteiftnn. 
(?upbrnt  (bet  ben  ©eifern  Ufralu,  bei  ben  Rc- 
bräem  ©brat,  bei  ben  Syrern  Epbrat,  bei  ben 
Arabern  61  gdra),  größter  Strom  Sorberafiend, 
entfpringt  auf  bem  amtenifdjen  Rochlanb  in  zwei 
Oueüftrömen,  einem  nörblichen,  Rarafit  (Weltlicher 
6.),  ber  int  91.  Gon  grjerum,  auf  bem  Sumltt  Sagt), 
feinen  Urfprung  hat,  unb  einem  (üblichen,  Mur'ab 
(öfllicher  6.),  her  220  km  öftlidjer  am  Ala  tagh 


— Guptjrat 

entfteht  unb,  ein  reißender  ©ebirgdflufj,  jWifchen  (tei- 
len gelfettufem  mit  Strubeln  unb  gälten  binftrömt. 
©eibe  gliiffe  haben  weftliche  Rauptrichlung,  unb  jWi- 
fchen ihnen  erhebt  ftd)  bie  ©ebirgdmaffe  bed  ©ingöl 
3>agh  (3925  m),  Weiter  Weftlich  jwingt  ber  Mujur 
Sagt)  (2750  m)  ben  Rarafu  ju  einem  grojjen  ©ogett. 
l'iach  ber  Sereinigung  ber  beiben  Dueüftröme  ober- 
halb Rjeban  Maaben  (810  m)  wenbet  ftch  ber  Strom 
nach  ®.  (f.  Karte  »Jtleinafien«),  umfließt  in  einer 
großen  Sendung  nach  SB.  ben  SDhifdjer  Sagt)  unb 
burd)brid)t  bann  unter  gewaltigen  Krümmungen  wilb 
flutenb  bie  taurudfetle.  Rier  nad)  SD.  gerichtet, 
brauft  er  bttrd)  eine  geldfpalte  jwifdjen  ben  wilbeften, 
600—1000  m hohen  ©ebergdtttaffen  überSleiitbänfe, 
unb  Strontfehnelle  auf  StromfdmcHe  folgen  Reh  auf 
einer  Streife  u on  1 60  km . ©ei  t el  ef  wirb  er  a nt  fflleifaetj 
(■Rirfchenfprung«)  auf  etwa  20  m ©reite  eingeengt 
9Iathbcm  er  hier  feinen  öftlidjften  ©unft  erreicht  hat, 
bent  ganj  mrhe  im  C.  bie  Duellen  feined  großen  9ie- 
benftromd,  bed  ®ibfd)Ie  (Sigrid),  liegen,  wenbet  er 
ftd)  nach  SS.  unb  macht  jWtfchen  ©erger  (in  900— 
1000  m Röhe)  unb  Satttfal  (500  m)  feine  legten 
SSafferftflrje.  Sarauf  fliefit  ber  Strom  oott  Slumtale 
bid  Salid  nach  S.  unb  nähert  ftd)  babei  bem  Schlei- 
länbifchen  Sleer  auf  etwa  155  km.  Unterhalb  ©alid 
wirb  bie  Sichtung  eine  öftlidje,  geht  aber  balb  in  bie 
füböftlidje  über,  bie  fortan  bid  jur  Siünbung  bleibt. 
3)iefer  Mittellauf  ift  tief  eingefd)nitten  in  bie’  Ebene. 
Slur  wenig  fruchtbaredSanb  liegt  unten  intXnl,  wäh- 
renb  bie  ijölicre  6bcne  Sleppcitlanb  ift.  Sott  linfd 
ftrömt  ber  Eltabur  bei  61  fflufdra  ju;  rcd)td  fehlen 
bebeutenbere  Siebenflüffe  ganj.  Oberhalb  oon  Gb- 
$eir  erfcheincn  bie  erften  ^Dattelpalmen,  fiintonett- 
unbDrangettbaitmc;  bort  umfchließt  ber  Strom  fladte 
3nfeln,  unb  bie  Untgegettb  ift  bebaut.  SBciterhm 
ftrömt  er  wieber  jwifchen  hohen  Rügeln  in  felfigent 
©ett,  mit  großer  SSafferfülle,  aber  ohne  Stromfchnel- 
len,  trog  mehrfacher  Einengung  3>ie  Ufer  ftnb  oott 
©ebuinen  bewohnt.  Unterhalb  Ril  nehmen  bie  Rü- 
get att  Röhe  ab;  bicWegcnb  wirb  faft  flach,  ber  Strom 
tief  unb  wilb.  9fun  burdjftrömen  6.  unb  ber  öfllichere 
Sigrid  ein  fetted,  Gott  ihnen  felbft  aufgebauteö  Vlllu- 
Oiallanb.  ©ei  ©agbab  nähern  ftch  unb  Sigrid  bid 
auf  35  km,  entfernen  ftd)  aber  wieber  unb  fließen 
bann  160  km  weit  parallel  nebeneinanber  fort.  Auf 
biefer  Strcde,  auf  ber  Rille  (bad  alle  ©abylon)  liegt, 
rieht  man  nur  ©ebuinenjelte.  Sad  Sanb  ift  nicht 
mehr  burd)  fleißige  Sätigleit  ber  ©ewobner  Gor  bem 
glugfanb  ber  Säfte  gefchiigt ; im  Altertum  war  ed 
imrög  tünftlich  regulierte  ©ewäfferung  fruchtbar,  unb 
jegt  noch  burch  jieben  unterhalb  ©agbab  Kanäle  bad 
gladilanb  jwifchen  6.  unb  Sigrid.  Unterhalb  berfel- 
ben  fenbet  Ießlerer  burch  ben  Sch  att  el  Rai  bem  6. 
einen  Seil  feiner  ©ewäffer  ju,  bid  biefer  endlich  bei 
Roma  fein  träged,  flared  SBaffer  ganj  mit  bem  trü- 
ben bed  pfeilftbnell  flicßettben  Sigrid  Gereinigt.  Ser 
Strom  führt  nun  ben  9lnmcn  Schott  el  Hlrab  unb 
el)t  burch  eine  ebene,  fruchtbare,  gut  befiebelte 9Jie- 
crung  jum  ©erftfehen  SKeerbufcn,  ben  er  90  km  un- 
terhalb ©adra  erreicht.  6twa  70  km  oberhalb  be- 
ginnt bad  ÜRüiibungdbelta,  bad  monatelang  unter 
SBaffer  fleht,  Während  in  ber  trodnen  3eit  der  ©oben 
eine  Saljfrufte  trägt.  9lttr  ein  einziger  Arm  ift  gro- 
ßen Schilfen  zugänglich-  Ser  Schaft  el  Vlrab  nimmt 
liitfd  bie  aud  ben  ©ergen  Suriftand  fomittenben  3“> 
flüffe  Rercha  unb  Rarun  auf.  Sie  ganje  Sänge  bed 
6.  Gon  ber  Duelle  beo  ffinrab  an  beträgt  2770  km, 
unb  ber  Umfang  bed  Stromgebietd  bed  6.  unb  Si- 
grid Wirb  auf  673,400  qkm  angegeben,  ©egen  6ttbe 


Guphrnlbnbn  — Gurefa.  169 


Siärj,  mit  ber  Kegen  jeit , beginnt  baS  Steigen  beb 
@tcome$,  ber  gegen  Gnbe  3uni  feine  grBfste  §Bbe  er< 
reidjt.  SBäbreiib  biefer  3CI1  ift  bie  Dampffdffffabrt 
bis  Samfal  frei;  ber  ff  Inf)  wirb  aber  faft  nur  mittels 
Flöfieit.  bie  auf  aufgeblafenen  Hammelhäuten,  fogen. 
SlelcfS,  liegen,  befahren.  8m  nicbrigften  ift  ber  IS. 
im  ©oBemoer,  unb  bann  bietet  er  jroi|d)en  ©irebfdjif 
unb  SaSra  burd)  Seifen  unb  Untiefen  an  39  Stellen 
Hinbemiffe  für  bie  Sdjiffaljrt.  Die  bebeutenbften 
Stabte  an  ben  Ufern  beb  G.  ftnb : Grjerum,  Grjing- 
jan,  Ggin,  Jtjeban  äRaabcn,  ©trebfd)if,  SRalta,  Detr, 
8na,  Hit  unb  Spille.  Der  G.  ernährt  treffliebe  S'icbe, 
unb  längs  feiner  Ufer  finben  fid)  Steinloblen,  Bitu- 
men unb  ©ophtha.  Der  Strom  bilbet  feit  uralter 
3ett  bie  ®renj!ebeibe  Biel  er  Sänber,  aber  niebt  ber 
Siölfcr,  bie  ibn  leiebt  überfcbritten.  Die  ©Bmer  fabcn 
ibn  alb  ©eitbSgrenpe  an,  bis  Hrajan  jum  HigriS  »or- 
brang; boeb  nmrben  im  4.  ^ahrt).  bie  alten  ©erhält- 
niffe  eoieberbergefteUt , bis  bie  Keuperfcr  bie  ©bmer 
jurüdbrängten.  81S  HanbclSjtroui  War  ber  G.  auch 
im  Altertum  Bon  geringerer  ©ebeutung;  nur  bie 
Schiffahrt  nach  beut  ÜHeer  bin,  unterhalb  Sabplon, 
fibeint  erbebliib  getneien  ju  fein.  Über  bie  neuere 
Grforfdjung  beS  ©ebtetes  f.  Elften  (GntbcdungSge- 
ftbitble),  ©.  873.  ©gl.  GbcSnet),  Expedition  for 
the  survey  of  the  rivera  Euphrates  and  Tigris 
<2onb.  1850,  2 ©bc.);  Derfelbe,  Nan-atives  of  the 
Euphrates  expedition  (baf.  1868);  Gernif,  Hecb- 
nifdje  Stubicneppebilion  burtb  bie  Gebiete  beS  G. 
unb  HiqriS  (©ottja  1875);  8inSWortlj,  Narrative 
of  the  Euphrates  expedition  (baf.  1888  , 2 ©be  ); 
Sa  «bau,  8m  G.  unb  HiqriS  (2eipj.  1900). 
©upffratbabn,  f-  filcinafien. 

Crupbrofttnc,  eine  ber  brci  ©ragten  0.  Gf)an(cn). 
©uplmiSmue1,  eine  Wanier  englifcben  ©rofaftilS, 
bie  itt  epigrammatifcber  ©erbinbung  non  ©egenfäfjen 
ober  ©aralldcn  befiehl,  Berftärft  burtb  8Hitcration, 

L0.  »Steb’  auf  mit  ber  2erd)e,  geb’  (cblafen  mit  bem 
mm , unb  bein  Htm  wirb  Har  fein  unb  bein  fcerg 
glüdlid)«.  Der  ©ame  flammt  auS  bem  ©Oman  »Eu- 
phues«  (fpr.  jü.fjot«)  Bon  3obn  Silit)  (1579  —80),  ber 
biefen  bem  Spanier  ©ueliara  abgelernten  Stil  in 
Gnglanb  befonberS  pf!egte(ogl.  2anbntanne©cubrud 
bes  »Euphues«,  Spetlbronn  1887).  Sbalefpeare  bat 
biefe  fpij>finbig=ttitjige8uSbrudSloeife  mebrfadj  paro- 
bicrt,  j.  ©•  in  ben  ©efprädjcn  ©eatriceS  mit  ©enebift 
in  »SSiel  2ärm  um  nid)ts«. 

Euplertella,  ©laSfcbwamm  (f.  Schwämme). 
Kupiertes,  ber  Stuerfinf,  f.  SBcberOBael. 
Kuplocomi  (grinb-),  2odenbaarige,  f.  xRenfcb tu- 
raffen. 

©utmoi!  (gricdb.)  ■ gutes  ober  leitbtcS  8tmen. 
©itpoiiS,  neben  ftratinoS  unb  8riftopbaneS  baS 
Haupt  ber  altem  attifdien  ßomöbie,  geboren  um  445 
B.  Gbr.  in  8lben,  trat  febott  mit  17  Jjabren  als  SDidt 
ter  auf  unb  trug  ftebenmal  ben  Sieg  baoon.  Gr  ftarb 
nod)  Bor  Gnbe  BeS  ©eloponnoftidjcn  Kriege?.  Sie  81* 
ten  rühmten  an  ibm  gliidlidie  Grfinbttng  unb  griff- 
reiche  ©ebanblung  beS  Stoffes,  bie  Fülle  treffenbcn 
SBijjoS  unb  bie  retne  altiidje  Sprache.  Die  3abl  fei’ 
ner  Stüde  Wirb  bis  gu  20  angegeben,  Fragment- 
fammlunn  bei  Sind,  Cotnicorum  atticorum  frag- 
mc-nta,  ©b.  1 (2eipg.  1880). 

©upompoS,  gried).  3Jialer  au?  Sifffon,  blüble 
tun  390o.Gbr-,  grünbete  bie  fogen.  fifgomfdje  Schule, 
bie,  äbnlitb  Wie  ©olpflet  in  ber  ©ilbliauertunft,  be- 
fonbem  ©ad)brud  auf  baS  fünfileriftbe  (ibeoretifdje) 
Kiffen  legte. 

©ttpffrin  (©anillinätbbltarbonatpara* 


Pbcnetibin),  blafjgrünlid)e,  gefdjmndlofe  Sabeln, 
riecht  fepr  febroad)  nad)  ©anillin,  ift  fdiwer  IBSlitb  in 
Kaffer,  leicht  IBSlitb  in  8lfobol,  wirft  antipbretiieb 
unb  jugleid)  ftimulierenb,  bient  als  ntilbeS  ungiftiges 
Fiebermittel  bei  Kinbent,  alten  2euten  unb  in  Fieber- 
fällen  mit  erbeblieber  Sdnondje,  wo  anbre Fiebermittel 
wegen  ber  öefabr  beS  Kollaps  auSgefdüoffen  finb. 

('  uraitifancr , nad)  Sergi  eine  btnffebtlüb  ihrer 
Sdffibel-  unb  ©effebtSbefdiaffenbeit  gut  gefennjeieb- 
irrte  ©ruppe  beS  ©enuS  STfenfcb  . bie  ihren  Urfprung 
in  8frifa  nahm  unb  in  norgefebicbtlidter  3eit  nad) 
Guropa  auSwanberte,  Wo  fie  pd)  bis  jum  Siorben  bin 
auSbreitete  unb  ben  ©nmbftod  für  bie  älteften  ©Bl- 
ter  abgegeben  bat.  3)ie  G.  lägt  Sergi  in  brei  ©affen: 
bie  afrifanifd)e,  mebiterrane  unb  norbifdje,  jerfallen. 

(Suraftcn,  ©enennung  für  Guropa  unb  8ften, 
aI8  einen  jufantmenbängenben  Grbteil ; ngl.  8ffcn, 
S.  857. 

(Sltrafler,  bie  aus  ber  Kreuzung  Bon  Guropäern 
unb  eingebomen  8ffaten  (3nbier)  bcrBorgegaitgene 
'Jüiiftbraffe  (balf-caste  ober  half-brced).  Sie  Haut- 
farbe ber  G.  burdffäuft  bie  ganje  Farbenftala  Born 
tiefften  Sthwart  burtb  bie  »erfdpebenen  ©btönungen 
Bon  ©raun  unb  ©elb  bis  jum  blaffen  Keijj.  Sind) 
bem  3eniu8  non  1891  betrug  ihre  3abl  in  ber  Sie« 
gentfebaft  SliabraS  26,643  Kopfe,  auf  Gefflon  21,231 
( unter  3 fflill.  Ginwobnem).  Sgl.  I b 11  r ft  o n im  ©ul  - 
letin  beS  'DiabraS  ©ooemment  SJiufeum  II.  2 (1898). 

Gute  (fpr.  Sr-),  Unter  Siebcnflufj  ber  Seine,  entfielt 
aus  bem  8bfluft  mehrerer  Jcttbe  in  ber  ©erdje  un- 
weit Sa  F<rtä  Sibame,  fliefft  erft  in  fflböfflüber  Sich- 
tung , wenbet  ftd)  bei  GhartreS  na<b  9i.  unb  ntüttbel 
nad)  einem  2aufe  Bon  226  km  (monon  nur  14  km 
fcbtffbar)  oberhalb  ©ouen  hei  ©ont-be-rflrthe.  Gr 
empfängt  lintS  ben  8nre  unb  jton. 

©urc  (fpr.  Sr1),  Departement  im  nBrblid)en  Franf- 
reid),  nad)  bem  Ffuff  Gute  (f.  oben)  benannt,  um* 
fafft  ben  fübBfflt(ben  Deil  ber  ©ormanbie  mit  bett 
2anbfdhaften  Diube,  ©oumoiS  unb  Heilen  Bon  2ieu- 
Bin,  Serin,  ©crdie  ic„  grenjt  itörblid)  an  baS  Depart. 
©ieberfeme,  Bftlid)  an  bie  Departements  Difc  unb 
Seine- et -Dife,  fübltd)  an  baS  Deport.  Gure-ct-2oir 
unb  Weftlid)  an  bie  Departements  Onte  unb  Galoa- 
boS  unb  hat  ein  8real  Bon  6037  qkm  (109,8  C©!.) 
mit  (1901)  334,781  Ginw.  (55  auf  1 qkm).  Das  De- 
partement jcrfäüt  in  fünf  8rronbtffementS : Bemat). 
Goreuy,  2es  ©nbelffS,  2ouBier«,  ©ont-Slubemer. 
Hauptftabt  ift  Gurcup.  ©gl.  ©afft),  Description 
göologique  du  däpartemeut  de  l’E.  (Gorcuf  1875); 
©loffenille,  Dictionnaire  topographique  du  d6- 
partement  de  l'Eure  (©ar.  1878). 

©urc-ct-2oir  (fpr.  Srx-tuir),  Departement  im 
nörbltcheit  Frantreiib,  natb  ben  Flüffen  Gure  (jur 
Seine)  unb  2oir  (jur  2oire)  benannt,  auS  Heilen  ber 
iur  ehemaligen  ©toninj  DrKanaiS  gehBrigen  2anb- 
fd)aften  ©eauce  unb  DunoiS  fotoic  ber  2anbf(baft 
©er(he  gebilbet,  gren  jt  im  31.  an  baS  Dcpart.  Gure, 
ttn  D.  att  Seine-ct-Ctfe,  im  SC.  an  2oiret,  im  S. 
an  2oir«et«Gher,  im  SB.  an  Sarthe  unb  Dme  unb 
hat  einen  Flntbenraum  Bon  6938  qkm  (107,8  CüDt.) 
mit  (190t)  275,433  GinW.  (46  auf  1 qkm).  DaS  De- 
partement jerfäUt  in  Bier  SirronbiffementS : GhartreS, 
Ghäteaubun,  Dreup,  ©ogcnt*Ie-©olro)i.  Hauptftabt 
ift  GhartreS.  ©gl.  SRerlct,  Dictionnaire  topogra- 
phique du  dhpartement  d'Eure-et-Loir(©ar.  1861). 

©urefa,  f.  Hcurela. 

©urefa  (fpr.  |ur«n),  1)  Hauptffabt  ber  ©raffdjaft 
Hnmbolbt  beSitorbameritan.StaafeSStalifomieit,  an 
berHnmboIbt-Sai,  mit  Sagemühlen,  Holjbnnbcl  unb 


170  Gurefa  Spring«  — Gurqnbe«. 


(1000)  "327  GinW.  — 2)  §auptort  ber  gleichnamigen 
(Sraffdjaft  be»  norbamerifan.  Staates  Slcoaba,  1885  m 
ü.  3Ji. , mit  ftart  erfdjöpftcn  Silbemtinen  unb  aooo) 
785  GinW. 

©urefn  Spring«  (ftir.  lurita),  Stabt  in  ber  (Straf- 
fcpaft  GarroUbcs  norbaiiterifan.Slaatcö'ilrfaniaS,  bat 
Säqemüplen,  KiincralqueUen  unb  aooo)  3572  Ein». 

©urpobtue  otimiboa jine)  entfielen  bei  Gin- 
Wildling  non  Ortpoqmiboa;otörpern  auf  IRonamtne, 
Don  Crtf)ocf)tnonen  auf  Xriamine,  bie  jwei  Witiibo« 
gruppen  in  benachbarter  Stellung  enthalten,  aud)  bei 
Ginmirfung  Bon  'Jiitrofobimetljljlanüin  oberGpinon- 
bidjtorbiimtb  auf  geloiffe  Sionamine.  Sie  einfadiftcn 
E.  finb  im  allgemeinen  feproaep  baüfdje  fjarbftoffe, 
ipre  Bafe  ift  meift  gelb,  bie  cinfäurigen  calje  finb 
rot,  bie  jweifäurigen  grün,  beibe  werben  burd)  28af< 
fer  jerfept.  Xoluljlenrot  (Sieutralrot)  entfielt 
beim  Grippen  Bon  Xoluglcnblau  (2lmiboinbnmin) 
unter  ttuetritt  Bon  2 Atomen  SSafferftoff  unb  bei  ge» 
uteinfamer  Cfpbation  Bon  Ximetljqlparapljenqleiibia- 
min  mit  iDictntoluglenbiamin,  eS  bilbet  orangerote 
Kriftalle,  bie  bei  15U°  Waffcrfrei  unb  blutrot  Werben, 
färbt  nad)  'Art  ber  bafifepen  garbftoffe  tannierte 
SBauinwolle,  boep  wirb  baS  Bot  burd)  2llfalien  gelb. 
2luS  Simetphlparappcnplenbiamin  unb  äRelapbenp- 
lenbiamin  entftept  bei  gemeinfamer  OyBbation  Dieu» 
traloiolett,  ein  grünlicpfcproarjeS  puloer,  beffen 
Staub  bie  3d)tcintl)äule  heftig  reijt  unb  tannierte 
Baumwolle  rotoiolett  färbt. 

©lirpptpiiiie  (grieep.),  Xaftmäfjigteit,  baS  Wleicp- 
unb  Ebenmag  in  ber  Bewegung , j.  B.  beim  Xan j, 
in  ber  SRufif,  in  ber  Siebe  ic.;  bie  itpßne  Übereilt' 
ftimmung  ber  einjclnen  Xeile  eines  ©an,;en.  Xaper 
eurpßtpmifd),  ben  öefepen  beS  XattcS  wopl  ent- 
fpredjenb;  angemeffen,  proportioniert. 

Omiricp,  König  ber  Söeftgoten  480—484  n.  Epr., 
SRörber  unb  Placpfolger  XpeobericpS  0.,  braepte  nad) 
unb  nad)  faft  ganj  Spanien  unböallicn  bis  jurCoire 
unbbaSSiponegebiet  unter  feine  öerrfepaft.  Unter  ipitt 
erreichte  baä  tolofanifcpe  SSeftgotcnreid)  ben  ©ipjel 
feiner  Siacpl.  IMucp  lieg  er  juerft  bie  alten  gotifepen 
SRedjte  unb  ©efepe  auf jeiepnen.  Er  ftarb  464  in  SUr* 
leä.  3pm  folgte  fein  Sopn  Vllarid)  0. 

(Suriptbcd,  einer  ber  brei  großen  grietp.  Xra- 
gifer,  auf  Salamis  angebliep  480  B.  Epr.  am  Xage 
ber  beräpmten  Seefeplaipt  geboren,  geft.  406  in  2(re» 
tpufa  bei  ftmpbipoliS,  Sopn  beS  äRneSarcpoS,  trat, 
natpbem  er  im  Berfcpr  mit  MnayagoraS  unb  ben  So- 
ppiften  BrobifoS  unb  $rotagoraS  ppilofoppifdje  unb 
rpetorifepe  Bilbung  erworben,  juerft  455  als  Xicpler 
auf,  erwarb  jeboep  ben  erften  Sieg  erft  in  feinem  39. 
3apr  unb  fepeint  überhaupt  nur  fünfmal  gefiegt  }u 
paben.  Xeni  öffentlichen  Sieben  pielt  er  fiep  fern,  wenn 
er  aud)  in  feinen  Sichtungen  lebpaft  an  ben  politi* 
fepen  XageSfragen  tcilnapm  unb  bie  Ehre  feiner  Ba- 
terftabt  Berteibigtc.  Siodp  in  popem  Stiller  folgte  er 
einer  Einlabung  beS  Königs  SlrcpelaoS  nad)  ÜSatebo« 
nien;  pier  ftarb  er,  nad)  ber  Xrabition  bon  §unben 
jerriffen.  Seine  eperne  Statue  würbe  fpatcr  Bon  ben 
Ültpenem  mit  benen  beS  SlfcpploS  unb  SoppotlcS  im 
Xpeatcr  aufnefteUt.  Unter  ben  Bon  ipm  crpalienen 
Bilbniffen  ift  pernorjupeben  bie  Bortrefflicpe  Statue 
im  Satifan.  Um  E.,  ber  feit  bem  ülltertum  bie  Ber- 
jepiebenartigfte  Beurteilung  erfapren  pat,  als  Sich- 
ter gereept  ;u  werben,  muß  man  ipn  auS  feiner  3eit 
pcrauS  betradjten.  3u  einer  Seit  lebenb . wo  211163 
mit  Steuern  rang  unb  ein  unheilbarer  Biß  burep  bie 
öefcllfcpaft  ging,  ergriff  er  bie  Bartei  ber  freien  Be* 
wegung  als  ipr  füpnftcr  unb  offenfler  Sortfüprer. 


Gr  trat  in  erflärten  ©egenfap  3unt  ©lauben,  Scnfen 
unb  Stil  ber  Sillen ; er  fagle  fiep  loS  bon  ber  bämoni* 
ftifepen  BJeltbctracptung  unb  fümmertc  fiep  Weber  um 
ibeale  Scpönpeit  unb  pergebraepte  Sunflregel  noep 
um  bie  Blofitf  ber  bieptmfepen  XarfleHung,  Borjüge, 
bie  feine  Borgänger  Sifdmlos  uttb  SoppotleS  aus- 
.(cupncit.  Bei  E.  erjdieint  baä  Sdfidfal  nur  noep  als 
ijufaü ; feine  Bcrfoneti  finb  Born  erhabenen  Kothurn 
tierabgetreten  unb  .(eigen  fiep  als  Gparattere  beS  all* 
täglichen  SebenS.  Ser  Gpor,  bei  feinen  Borgängem 
ein  notwenbiger  ^auptlcil  beS  SramaS,  ift  bei  ipm 
faft  nur  uod)  Beiwert  unb  ftept  in  feinem  liefern  3u- 
fammenpang  mepr  mit  ber  i>anbluna.  Sabei  erftidt 
ein  fjang  ;ur  fHefleyion  baS  tragifepe  BatpoS,  baS  bei 
ihm  ber  rpetorifepen  Xenbenj  weiepen  muß,  unb  feine 
Borliebe  für  aufllarerifepe  Bpüofoppie  tut  ber  Sürbe 
beS  BiptpuS  Bielfacp  Slbbrud).  $>auptfacpe  ift  ipm  bie 
XarfteHung  ber  Sleibenfepaft  unb  fein  3wed,  neben 
lehrhafter  Xenben,),  fein  anbrer,  als  mit  effeftreieper 
Biiprung  auf  baS  ©entüt  ju  wirten,  hierin  leiftet  er 
beim  aucbSlujjrrorbentlicpeS;  ja,  er  pat  baburep  gleich* 
fani  ben  Slltcn  eine  ipnen  nod)  unbetannte  SSelt,  baS 
©emütsleben  in  feinen  innerften  Xiefen,  auf  gefcploffen. 
Kein  Sicpler  Bor  ipm  pat  fo  ergreifenb  baS  Unglüi, 
ben  Kampf  mit  ber  Siot , ben  Sapnfiim  bar jufiellen 
Bermocpt.  BefonberS  gelang  ipm  bie  Scpilberung 
weiblicper  Gparattere,  namentlich  nach  ber  fcplimmen 
Seite  pin,  was  ipm  ben  'Jiameu  eines  SSeiberpafferS 
jugejogen  pat.  Siidjt  gering  ift  aiiep  fein  Berbicnjt 
um  bie  Bereicherung  ber  bramatifepen  Stoffe:  teils 
sog  er  entlegene  Sagen  peran,  teils  geftaltete  er  alte 
iüqtlim  um,  teils  bilbete  er,  an  BorpanbeneS  an* 
fnüpfcnb,  ganj  neue  romanhafte  Erjählungen.  XieS 
Bcranlafite  bie  Einführung  eines  eignen;  ben  3u* 
fepauer  im  BorauS  orientierenbenBrologS,  eines  3Jüt* 
telS,  baS  er  in  ebenfo  einförmiger  Seife  anmenbet  atS 
ben  drus  ex  machina,  baS  bequeme  Erfd)eincn  einer 
©ottpeit  jur  Slöfung  bes  Knotens.  Xrop  aller  feiner 
Sepler  ift  E.  einer  ber  geiftreiepften  Xidjter  unb  pat  bei 
feinen  3eitgenoffen  unb  noep  mepr  bei  ben  folgenbcn 
©efcplecptem  grofie  Beliebtheit  genoffen,  namentlich 
aud)  wegen  feines  aufierorbeutlidjen  BeicptumS  au 
Senlenjen.  Rür  bie  Xramatifer  ber  golgejeil  war  er 
unbebingteS  'Kluft er  unb  Sorbilb,  unb  aud)  bie  rö* 
mifepen  Xragiter  paben  BorjugSweife  feine  Stüde  be* 
arbeitet.  $ie3apl  feiner  Xramen  wirb  auf  92  an- 
gegeben. Erhalten  finb  außer  japlreicpcn  Fragmen- 
ten baS  Satprfpiel  -KpflopS*  unb  lSXragöbien,  Bon 
benen  jebod)  ber  »SlpefoS«  fieper  uneept  ift.  3Pr  ©e- 
palt  ift  fepr  ocrfcpieöen;  bie  perBorragenbfien  finb: 
»Kiebea-,  431  aufgefüprt  (präg.  Bon  EliuSlep,  Cjf. 
1818,  Seipj.  1822;  Sedlein,  3.  «uft.,  baf.  1891; 
BJeil,  2.  21usg.,  Bar-  1899);  »fpippolptoS«,  428  auf- 
gefüprt unb  mit  bem  erften  Breis  ausgezeichnet  (präg. 
Bon  Baldcngcr,  Scib.  1768,  Seipj.  1823;  B.  SJÜa- 
mowip,  mit  Überfepung,  Berl.  1891 ; Bartpolb,  baf. 
1880;  SBedlein,  üeipj.  1885);  »Bpönifjcn«  (itaep  beut 
Epor  benannt,  Xob  bes  GteofleS  unb  BolpneifeS,  präg. 
Bon  Baldenocr,  Franefer  1755,  juiept  fleipv  1824, 
2 Bbe.;  SBedlein,  baf.  1894);  >3on-,  beS  XicpterS 
uoHfommenfteS  3'itrigenftüd  (präg.  Bon  Jierwerben, 
Utr.  1875;  Bertall,  Gambribge  1890) ; bic-Batcpen*, 
erft  nad)  E.’  Xobe  aufgeführt  (präg.  Bon  Gtmälet), 
Cff.  1821,  fieipj.  1822;  Scpöne-Brupn,  3.  2lujl’, 
Berl.  1891);  *3pbigenia  in  2tuliS<,  gleichfalls  erft  nad) 
G.’  Xobe  aufgefüprt,  unb  »3phigenia  in  Xaurien« 
(beibe  präg,  non  Klarflanb,  Sonb.  1771  u.  1811; 
erftere  non  SSeil,  2.  21uSg.,  Bar.  1899,  leptere  Bon 
Scpöne * ftö^lp  • Brupn , 4.  9lufl.,  Berl.  1894,  unb 


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171 


Euripoä  - 

Seilern,  2.  Hlufl. , 2cip;  1888).  Sie  übrigen  fmb: 
»gelabt«,  »DreftcS«,  »iflllcftiä«  (an  Stelle  eines  Sa» 
tprbramaS  aufgefliprt,  hrSg.  »an  Seil,  ©ar.  1891), 
»HnDromacbe «,  »Sie  Sdjußflehenben* , »Sic  Sroe- 
rinnen«,  »Sic^ieratliben«,  »Helena«  (brSg.  non  4>er* 
»erben,  2eib.  1895);  »(Ser  rafenbe)  ^eratlcS«  (Prag, 
non  n.  Silamowiu,  2.  Hlufl. , Berl.  1895,  2 ©be.) 
unb  »Elcftra«.  Dienere  ©efamtauSqaben:  non 
iRattbia  (2eipj.  1813—37,  10  ©be.),  Ktrcftljojf  (erfle 
fritifdjc  HluSgabe,  Söerl.  1855,  2 ©be.);  ©riilj*Bed* 
lein  (frittfdje  ipauptnuSgabe,  2eipj.  1878 — 1901,  3 
©be.) ; 91aud  (3.  Hlufl.,  baf.  1871,  3©De.),  ©.  Sinborf 
(julcpt  ba(.  1809).  Unooümbct  finb  bie  HluSgaben  non 
©orfon(»2>clabc«, » H?t)ünif|‘en« , »'JJiebea«,  »GrcfteS«,' 
Eambr.  1797—1801 , 2 öbe.,  julcpt  2eipj.  1851), 
Ö.  fjermann  (8  ©lüde,  baf.  1831 — 40) , ©flug  unb 
Rlop  (3  öbe.,  11  Stüde,  j.  I.  tn  neuer  Hlueg. 
non  Sedlein,  baf.  1840—67).  3u  9 Stiiden  finb 
alte  Sdjolicn  erhalten  (präg.  non  S.  Sinborf,  Ojf. 
1863,  unb  Sd)Warp,  öb.  1,  ©erl.  1887).  91euere 
Überfeßungen  non3)lindwiß*©inber  (neue  HluSg., 
Stuitg.  1857  tf.,  19  ©bdjn.),  Sonner  (3.  Hlufl..  2cipj. 
1876,  3 öbe.),  Wartung  (baf.  1848—53, 19  Öbtbtt.), 
fyriße  unb  Slod  (neucHluög.,  ©erl.  1869— 70, 3 ©De.), 
©gl.  ©atin,  fitudes  sur  Euripide  (7.  Hlufl. , ©ar. 
1894  , 2 ©be.);  n.  Bilamomiß,  HluSgabe  DcS 
S>erafieS,  ©b.  1 (f.  oben);  Sed)arme,  Euripide  et 
l'esprit  de  son  the&tre  (©ar.  1893);  ©errall,  E., 
therationalist  (Eambr.  1895);  91eftle,E.,  ber  Siebter 
ber  gried)ifehen  Hluftlärung  (Stutlg.  1901);  Serfclbe, 
Sie  pbilofopbifeben  Duellen  Des  6.  (2eipj.  1902). 

(SuripoS  (»Sunb«),  ber  natürliche,  fautu  mehr 
als  2 m tiefe  Kanal  jwifdjen  ber  3nfel  Euböa  unb 
©rictbenlanb  unb  juxte  an  feiner  fdmtäljten  Stelle  bei 
Eballis,  »o  er  überbrüdt  mar.  Siefe  Enge,  burd) 
jtnei  beiberfeitd  oorfpringenbe  ©orgebirge  gebilbet, 
tourbe  410  0.  Ebr.  non  ben  ©öotiem  burdi  fünftlid)e 
befestigte  Säumte  nod)  mehr  nerringert.  Ser  91ame, 
in  feiner  niobemen  ffornt  Egripo  (ital.  91  e g r o • 
poute)  auf  bieljnfel  Euböa  felbfl  übertragen,  bat 
ben  alten  91amcn  ber  lopteni  ganj  n erbrängt.  Sie 
Hilten  behaupteten,  ba|  fiebemnal  bei  Sag  unb  ebenfo 
oft  bei  91ad)t  bas  Saffer  burd)  bie  Enge  bin  unb  ju- 
rüd  flrörac.  Siefe  Hingabe  haben  neuere  ScDbaditun« 
gen  nid)t  bestätigt ; eine  mcteorologifd)eUrfad)cfd)eint 
bie  unregelmäßigen  StrömungSnorgängc  ju  Peran- 
taffen.  — E.  bieg  aud)  ber  im  Circus  maximus  ju 
!Hom  bcfinbltdje  Saffergraben,  ber  bie  ©läge  ber  3u» 
febauer  non  bem  Kampfplap  abfonberte. 

©urtt,  ältere  ©ejeiebnunq  für  biebte  ober  feinför» 
nigcEeftcine.  bie  in  ihrer  ^ufamiucnif  gong  ber  £>öUe- 
flinla  unb  loobl  aud)  bem  ©ranulit  (f.  b.)  nabeiteben. 

Europa  (bierju  bie  Karten:  »Europa,  31uß-  unb 
©ebicgöjqfteme«  unb  »©olitiftbeÜberfidjt«),  einer  ber 
fünf  Erbteile,.,  ber  fleinfte  ber  brei,  welche  bie  Hille 
Seit  bilben.  ilberftd)t  DcS  3nl)altö : 

9iam*,  ötenfen  ic.  . 6.  171  $flantatn>c[t  ...  6.  179 

Ärtal  uit»  GUieberung  . 172  $otxnbtnu|ung  . . 180 

«eerc 172  Xitrroelt 180 

»obotgefialtung  ...  172  fteoolferung 181 

Gktuäfffr 175  llonfefflonen 183 

Qtt>U>gif($e  überfielt  . . 175  Staatliche  ©«hältnifc  . 183 

SRmeralien 177  Qkf<hi4t« 185 

JUinut 178  £iteratuc 187 

Warne,  üUeUftefluitg  unb  © rennen. 

6.  ifi  feiner  ÖUcberung  ttie  feiner  fulturf)iftorifd)en 
unb  j>oÜtifd)en  53cbcutung  nad)  unbebingt  ber  iuid)* 
tigfte  unter  ben  fünf  Erbteilen.  2>er  9?ame  ift  ttabr» 
fcpeinlid)  afferifdien  ober  IfeßnitifejenUrforunggfeicr 


- Europa. 

ereb  = Sunfel,  b.  b-  Sonnenuntergang).  Seiner 
öröjje  nad)  fteüt  fid)  6.  mehr  als  bie  gröjjte  ber 
^albinfeln  beS  mächtigen  Hlficn  bar,  mit  bem  e»  feiner 
ganieit  ©reite  nad)  im  D.  jufammenbängt ; aber  bie 
felbpänbige  Entmidelung,  bie  baS  mcnfctjlictje  ©e> 
fibledjt  auf  feinem  ©oben  genonnuen,  Europa«  Stel- 
lung in  bcrSeltgefd)id)te  berechtigen  nollftänbig,  bas* 
fclbc  als  befonbem  Erbteil  anjuitebmen.  Safe  ber 
fleinc  Erbteil  feinen  übermälligenben  Einflufi  auf  bie 
grö&em  ausüben  fann,  bat  feinen  ©runb  in  ber 
Seltftcllung  beöfelben.  E.  liegt  nämlich  gerabe 
in  ber  ÜJültc  ber  2anbanbäufung  auf  ber  Erbhigel, 
umlagert  non  brei  Erbteilen  in  gröfterer  ober  gerin- 
gerer Entfernung,  non  Hlfien,  Hlfrita  unb  Siorbame» 
rifa,  unb  lucnn  eS  aud)  nur  mit  einem  unmittelbar 
jufammenbängt,  fo  ift  cd  non  ben  übrigen  boeb  bloß 
burd)  nerbältniomäjjig  fcbmale  unb  leicht  ju  paffte, 
venbe  SKeercStcilc  geioubert. 

Sie  norblueftlichen  © ren jenEuropaS  berührt  ber 
Vltlantifcbc  Ojcan.  SaSSlittcllänbifcbe  unbSdjtnarje 
ÜJfecr  im  S.,  baS  ©aliifdje  im  91.  bcs  Erbteils,  ©in« 
nennteere  non  einer  fflebcutung.  Wie  fic  lein  anbrer 
Kontinent  aufjuweifen  bat,  bringen  mit  ihren  Hinnen 
vielfältig  unb  tief  in  benfclben  ein  unb  bringen  bie 
entfemteften  Erbteile  in  innigere  ©erübrung  mit  E., 
als  fie  baS  fontincntale  Hlften  Irop  ber  Sanbnerbin. 
bung  bat.  Ser  größte  Seil  ber  91orb>  unb  91orb»cft> 
grenjen  Europas  ift  ojeaitifd) ; bie  Sübgrenjen  fmb 
jwar  ebenfalls  großenteils  maritim,  aber  an  ©innen, 
meeren  gelegen  unb  an  brei  Stellen  (öibraltar,  Sar« 
banellen  unb  Äonftantinopcl)  nur  burd)  fcbmale 
Slrafjen  Poit  ben  91ad)barfontinenten  gefebieben;  bie 
Dflfeite  Europas  ift  Pöüig  fontinental.  Sie  natür- 
liche Cftgrenje  Europas,  bie  junäcbft  ber  Kamm  beS 
Ural,  nad)  anbent  beffen  Cftfuji  bilbet,  jiebt  fid)  oom 
Sübenbc  bicfeS  ©cbirgcS  aus  tängS  beS  niebrigen 
SanbrüdorS  bes  Dbfd)tf<hii  Sprt  jur  Solga  nad) 
Kampfchin  unb  folgt  non  ba  bem  Hlbfaü  ber  Solga* 
höben  fübWärlS  über3arijpn  bis  jurponto  fafpifdjen 
91ieberuitg,  in  ber  bie  Kunta  junt  Kafpifdjen,  ber 
9)lanl)tf(h  jum  Sdilnarjcn  9Heer  jiebt.  ES  ’ft  bicS 
bie  ffirenje  beSHlderbobeuS  gegen  bcu  berSaljfteppen 
unb  ffiüpcn  um  baS  SVajpifdje  'Dleer , bie  Pom  Ural 
bis  jum  KaulafuS  reichen ; bie  Steppen  beS  europäi- 
schen 91ufjlanb  fmb  loobl  bauntlofe  Ebenen,  aber  ohne 
Sal jbobni.  Sie  p o 1 i t i f d)  e Oftgreme  Europas  greift 
in  ben  rufftfepen  ©ouoemementS  ©erm  unb  Dien- 
bürg  über  baS  Uralgebirge  hinaus  unb  hält  fleh  fpälcr 
weltlich  oom  Uralfluf),  ben  fle  nur  im  ©ouu.  Orett. 
bürg  übcrfchreilct.  Sie  weitere  ©renje  bilben  baS 
Kafpifd)e9Jlcer  unb  biefflüffeäÄanptid)  unb  Kugu  ffeja, 
bie  baS  europäifehe  IRufllattb  Uon  Kaufaflen  trennen. 

Europa«  nörbliehfter  ©imtt  ift  baS  9forbfap  auf 
Kagerö,  71°  10'  nörbl.  ©r.  unb  25°  50'  öftl.  2L  (ber 
nörblichfle  ©unft  beS  gefllanbeS  ift  baS  91orb*ttpn), 
fein  fübli^fter©unlt  bic©unta9)larogui,  35°  59'  53" 
ttörbL  ©r.  unb  5°  39*  wefll.  2.,  fein  weftlnhfter  baS 
Kap  ba  !l(ocn,  38“  40‘  nörbl.  fflr.  unb  9“  31'  wefll.  2. 
Sie  gröfete  2ängenauSbebmmg  beS  ErbleilS  fällt  in 
bie  SRieimntg  non  SS.  nad)  910.,  Oom  Kap  St.  ©in- 
Cent  (37°  3'  nörbl.  ©r.)  bis  jum  Karifchcn  ©olf,  unb 
beträgt  6560  km,  feine  größte  ©reite  in  ber  Sichtung 
Pon  91.  nad)  S.,  Pom  9iorbfap  (ober  91orb  Kl)n)  bis 
junt  Kap  9Katapan  (36“  23'  nörbl.  8r  ),  3860  km; 
Die  fdfmälfle  Stelle  ift  jwiicben  bem  ©olfe  bu  2ion 
unb  beut  ©ijeapiiehen  9Keerbufcn,  370  km  breit.  3m 
allgemeinen  nimmt  bie  ©reite  beS  europäifepen  Seit* 
lanbcS  non  S.  nach  D.  hin  mehr  unb  meljr  ju,  fo  baß 
fleh,  nach  Hlbrcdjnung  ber  anftoßenben  ^albiujeln. 


172 


Europa  (Sreal,  ©liebcrung,  SSeerc,  Bobengeflaltung). 


ald  ©runbgeftalt  bedlfontinentd  bie  Sonn  eines  redjt» 
WinHigen  SJreiedd  ergibt , Bon  btm  bie  eine  Spifte 
am  ffleerbufen  Bon  Bijcapa,  bie  anbrc  am  fiariidten 
©olf,  bie  britte,  mit  bem  retpten  ffiinfel,  am  9!orb- 
raub  bed  ftafptftpen  TOeered  gelegen  ift. 

dtreat  »11b  (BtieBerung.  Wleere. 

Xier  glätpeninpalt  sott  6.  begreift  nadj  bet 
politiftpen  ©renjbeftiinmung  (mit  vlubftpluft  Sott 
SRuffiftp-Äaulaften,  ben  ftaitarmpcn  3tifeln,  iUiabeira 
tmb  bcnBoIarinfetn)  9,732, 11  !l  qkm  (1 76.745  03».). 
^Dagegen  mürbe  E.  innerhalb  feiner  natürlitften  ©reit- 
jett  (bid  jttr  3Ranp!ftftlmte,  aber  opne  bie  Raipifieppe 
imb  bie  polaren  3nfetn)  nur  9,246, OOOqkm(167,917 
09».)  grofi  fein.  Sie  europäiftpe  Stifte  am  Eismeer 
beträgt  10,552km,  amatlantifcpenCiean  (einftplieft- 
litp  Oft-  u.  i'iorbfee)  57,470  km,  am  3RittelI£nbifd)en 
9»eer  14,513  unb  am  Sdjniarjcn  Dicer  4338,  bie  fiü- 
ftencntroideluna  bed  ganjenSkltteild  alfo  86,873  km. 
töei  feinem  anbem  Erbteil  finbet  eine  fo  Vielfältige 
Berührung  jwifdjen  SReer  unb  fianb  ftatt.  Entfpre* 
citeitb  biefent  ffierpältniffe  ftnb  and)  bie  bebettlenbfien 
Öalbinfeltt  auf  ber  Silb-  unb  Siorbtoefticitc  bed 
Erbteils  angefept;  nn<f)  bem  untsirtbaren  Bo!  pin 
ftreden  fid)  nur  jwei  geringere  ©lieber  (Ranin  unb 
Kola),  wäprenb  SfanbtnaBiett  gegen  ben  'Jiorben  pin 
burdj  pope  ©ebirgSmauem  abgeftploffen  ift  unb  3üt- 
lattb  3. 1.  ftpon  ber  SBeftpälite  bed  Erbteils  angepört. 
9»an  fann  im  gattjen  jttißlf  europäiftpe  Ipalbinieln 
unterfepeiben,  bie  fiep  als  gefonbcrle,  inbiBibuelleSän- 
berräume  an  bad  oben  bejeidmete  Xreied  anftplieften. 
ES  iinb  Kanin  unb  Rola , SfanbinaBien , bie  Gitn- 
briftpe  ^jalbinfel,  iHorbhollunb,  Pionnanbie,  Bretagne, 
bie3berifd)e£>albinfel,  3talicn,  3ftrien,  bie  ©riedjtfdtc 
Ipalbinfel  unb  bie  Krim.  3Pr  gliidieninpalt  wirb  auf 
2,243,000  qkm  (V»  bed  Erbteils)  ober  mit  ßinfcpluft 
Sinnlanbd,  bad  mantpe  auep  3U  ben  öalbinfeln  retp- 
neu,  auf  2,683,000  qkm  (48,728  C3R.)  geftpäpt. 

Um  ben  fo  mattnigfatp  geglieberten  Rörper  Euro- 
pa# fmb  aber  notp  eine  bcträcptlidte  3“pl  Snfeln 
fepr  günftig  gelagert.  Xiefelben  paben  infl.  ber  po- 
iarenynfeln  einen gläepenraunt  uon  ca. 736,000 qkm 
(13,361  03».),  optte  leptere  Bon  ca.  469,000  qkm 
(8518  03».),  liegen  babei,  mit  flubttapmc  3dlanbd, 
famllid)  ben  ftiiiten  bed  Äontinentd  benaepbart  unb 
ftnb  meift  btt  rd)  ftpmale  9Reercdarme  bason  getrennt, 
opne  bafj  fic  fiep  in  langen  Sieipen  meit  in  ben  Djean 
pinaud  serlaufen.  Einjelnc  ber  E.  gehörigen  3nfcln 
liegen  im  9i.  sor,  ftnb  aber  nur  öbc,  einffuftlofc  Ei- 
taube ; japlreitp  ftnb  bie  fleinen  geldinfcln,  bie  fiep 
ben  Stuften  Sfanbinasiend  unb&initlanbd  anftplieften ; 
größere,  namlidj  bie  niebrigen  bättifdjen  3nfeln,  Ber- 
litüpfen  SübftanbinaBien  mit  bem  gegen  iiberliegen- 
ben  jejllanb.  Um  ©rofibritannien  unb  3rlonb , bie 
grüßten  ber  ettropaiftpen  3nfeln,  bie  allein  cd  3ur  felb- 
ftänbigen  politiftpen  Entmidelung  gebraept,  gntppie- 
ren  fttp  Heinere  3«feln  unb  3nfelreipen,  unb  nötblitp 
Bon  ihnen  Bermitteln  bie  ffäröer  bie  Bcrbinbuttg 
Sdjottlanbd  mit  Jdlanb.  Unler  ben  3»feln  bes  Sü- 
ßend finb  bie  witptigflen  bie  brei  großen  italienifcpen: 
Storfifa,  Sarbinien  unb  Sijilicn,  in  befjen  Süben  bie 
ÜKaltagruppe  ben  Übergang  ju  Ülfrila  bilbet.  ©rie- 
tpenlanb,  bie  gegliebertfte  ber  yalbinfeln,  befipt  autp 
bie  mplreitpflen  Snfeln  längd  feiner ftiiften,  Bon  benen 
im  C.  bie  tapllofen  3nfeln  bed  Wrtpipcld  bie  Brüde 
uatb  lüften  bilben. 

IDlecre.  Guropad  Seefüften  merben  im  9?.  Born 
SJörblitpen  Gidmeer  unb  beffen  japlreicpen  Buip- 
tenbefpiilt,  Bon  bcnetilogarbaölBeifjcdRcercinpalbcä 
3apr  lang  bttrep  Sidbebedung  bem  SdpiffaprtdBerfepr 


Berfcploffcnift.  SomMtlantiftpenOjean  erftreden 
fiep  jmei  Bottt  Sanb  umringte  Binnenmeere  tief  nad) 
D.  in  ben  Erbteil  Perein,  bad  füblttpe  ober  bad  itttt* 
telmeer  unb  bad  nörblitpe,  bie  3tarb  ■ unb  Oft  fee, 
Berbuttben  burdj  bie  brei  Straßen  ber  SBelte  unb  bed 
Sunbed,  eine  mefenttidje  öereidterung  Sforbcuropad, 
menn  autp  jene  Straften  junteilen  gänjlidp  jufrieren 
unb  jäprlicp  bie  innerften  leile  ber  Cftfee,  ber  3in- 
nifdjc  Bieerbufen  unb  Bon  ben  fSlanbdinfcln  an  audj 
ber  Bottrrifcpe,  fiep  monatelang  mit  Eid  bebeden.  Sie 
Siorbfee  fennt  fein  folcped  fgemmnid  ber  Stpiffaprt; 
bort  gefäprben  nur  bie  Stürme  ben  Sepiffer,  ittdbef. 
beim  lBeftli<pcit3ugang  aud  bem  offenen  Djean  buttp 
ben  Kanal.  Uiur  ber  Djean  unb  bie  Siorbfce  befipett 
Ebbe  unb  &lut  in  gröftera  äJiafiftab;  mit  Boiler 
idudjt  treffen  bie  ifluttoellen  bie  bärtigen  Jtüften  in 
ber  Dtiditung  aud  SS.  unb  flauen  fiep  am  pödtften 
am  Seflettbe  bed  Ranald  unb  in  feiner  Dladjbarfdjnft, 
too  an  ben  Sciüpinfeln  bie  Springflut  bid  6,5  m,  an 
ben  Plormänniftpen  3»feln  bid  9,7  m fteigt.  Raunt 
nennendmert  ift  bagegen  bie  ©röfte  ber  ©ejeiten  im 
ÜRittelmeer  unb  in  ber  Oftfee.  Kitt  cp  bie  Strömungen 
bed  SKeered  finb  gewaltiger  an  ber  ojeanifepen  Sette ; 
fdjroäeper,  Wenn  auep  Borpanben,  fmb  ftc  in  ben  Bin- 
nenmeeren. Bon  ben  Rüften  ber  Sforbfee  unb  bed 
Wtlantifcpen  Ojeand  gept  baper  erft  feit  ber  pöpern 
Wudbilbung  ber  Stpiffaprt  ber  Seltoerfepr  aud,  wäp- 
renb  bad  nur  bmtp  enge  Straften  mit  ben  Stadjbar 
ttteeren  äufammenpättgenbe,  einem  See  gleicpgeftplof- 
feneSRittelmeer  friip  fdiott  bcnBerlepr  jwiftpen  feinen 
umliegenben  Rüften  erntöglicpte  unb  G.  bieBilbungd* 
elemente  aud  bem  Cflen  jufüprte,  bie  fttp  auf  bem 
geglieberten  Boben  Europas  ju  reidjerer  Blüte  ent- 
falteten unb  enblid)  bie  in  bie  HJlitte  feiner  Stiften  ge- 
jteüte  italiftpe  ^talbinfel  jur  .fterrin  aller  SRittelmeer- 
länber  ntatpten.  Vlutp  Pier  fmb  bie  öftlitpen  lüieered- 
teile  (Sdjwarjcd  unb  fSfoWfcped  ffleer)  bie  am  we< 
nigften  begünftigten. 

tOoBcnaeftaituna. 

(Sgl  Sie  Starte  »gtus-  unb  tdebtrglfQäemee.) 

$er  Bielgeftaltiaen  porijontalen  ©lieberung  Euro- 
pas entfpridjt  bieErpebung  feinedBobend,  Wenn  autp 
ber  gröftte  Steil  bedfelben  Xieflanb,  nur  ein  Heiner 
Berg  • unb  ©ebirgdlanb  ift.  Sen  ganjen  Dften  Eu- 
ropas nimmt  ein  grofted  Steflanb  ein,  bad  in  un- 
mittelbarem 3ufammenpang  mit  bem  tfieflanb  Uu- 
rand  unb  Sibiriens  ftept  unb  Bon  ber  Brenje  Utficnd 
bid  ju  ber  SSeftlüfte  Europas  am  Sanal  reiept.  Ed 
legt  ftd)  mit  ben  norböftlitpen  ©liebem  bed  Btlan- 
tiftpen  Djeand  trennenb  jtuijdjen  bad  gebirgige  Slan- 
binnBien  im  91.  uttb  bad  Bon  niebent  öiigeljugen  bis 
jur  §otpgcbirtjdpöpe  fttp  erpebenbe  Berg*  tmb  ©e- 
birgdlanb  im  ®.  bed  Kontinents.  Sliefed  grofte  euro- 
päiftpe  Sieflanb,  bad  eine  fflätpe  non  5,4  Min.  qkm 
(100,000  03».),  alfo  faft  */«  bed  Kontinents  beberft, 
läftt  ftdp  in  ein  gröftered  ofteuropäifeped  (ruffiftped) 
unb  ein  Heinered  germaniftpcd  licflanb  teilen; 
beibe  werben  Boneinattber  burtp  bad  © ebiet  ber  9Beitpfel 
unb  bie  Sumpflanbfdjaften  am  obem  tEnjepc  getrennt. 
3m  allgemeinen  ift  bad  grofte  % ief  tanb  leine  einförmige 
Ebene,  jon  bem  eine  Wellenförmige,  teils  aud  niebrigen 
Blatten  beftepenbe,  teils  nonjiilgelreipen  burtpjogene 
glädje.  ®ie  ofteuropäiftpe  Ebene  wirb  burtp  iticp- 
rcre  feöpenjüge  unterbrodjen , bie  jebotp  nitpt,  Wie 
tnan  frilpcr  annapm,  ald  jufammentjängenbe  Sanb- 
rüden  ju  Pelratpten  ftnb.  3<nieit  bed  60.  Breiten 
grabed  jtept  fid)  jwiftpen  ben  ff  luftgebieten  ber  9k  < 
iftbora  uttb  Xroiita  bas  fogen.Ximangebirge  pin ; füb 
litp  babon  ftrettpt  in  oftwe|iliepcriHidjlting  bcrftpntale 


■«  tjÄBfiaii 


Muli -u  ml  f»c*birä«KV8leme 

Naftalab-1'  ZtOOOOOO 


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ßtryrr*  Kmn>  l.rjikan  . 6 .4  m/7 


Inrtltuf  In  I^tf nü. 


/iun  .irtihri  , furop.i  ' 


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173 


Gruropa  (Sieflanb  unb  ©ebirge). 


91orbntffifd)e  2anbriidcit,  im  örtlichen  Seil  UfflaOi 
genannt,  bid  etwa  jur  Stabt  SBoIogba  unb  bilbet  bie 
3Baiferfd)eibe  jwifd)en©etfcljora  unb  Swina  einerfeitd 
unb  beut  SBolgafhflem  anberfeitd.  bine  Sepreffton 
jwifd)ett  beni  SBeijsctt  ©teer  unb  bem8innifcben9Heer« 
buten  trennt  »om  Iwinabectcn  bie  granitiicf)e  Seen« 
platte  Sou  ftinnlanb.  Ser  bidljer  erwähnte  Seit  bed 
großen  SieflanbeS,  ben  man  aud)  alb  bie  arftifcfje 
(Jbene  bcjeichnet , itetjt  burd)  eine  breite  Pforte  jwi« 
(djcn  bcr  Quelle  ber  Sud)ona  unb  bent  Cabogaiee  mit 
ben  ("üblichen  Siiebenmgcn  in  ©crbinbung,  wäbrenb 
int  91.  ber  S3albail)öt)e  eine  anbre  Siiebenntg  in  bie 
G bene  ber  ruffifchen  Dftfeeprooin  jen  hin  überleitet.  Sie 
Salbaif)51)e  (351  m)  ift  ber  nörblidjc  Audlnufer  beb 
zentralen  ©lateaud  »an  Siufjlanb  (mütelrufftfche  ©o- 
benfd)  Welle),  bab  ftd)  jwifd)eu  bettt  58.  unb  50.  ©rei» 
tengrabe  fübwärtd  bid  jum ASolgafnie  unb  bent  Snfcpr 
ergtredt  unb  im  Surd)fd)nitt  220  m l)od)  ift.  Sott  ber 
3Salbaif)öt)e  giefjt  fid)  bid  über  ben  obcnt  Süemett  bin« 
aud  ber  iDejtrujiijdte  ober  litauiftpe  üanbrüdcn  bin, 
ber  aub  mehreren  tpöbenjilgen  begebt.  9ied)tb  beb 
Xnjepr  führen  bie  ©lateau»  »on  3Bolf)t)nien  unb  1*0« 
bolien  ju  bett  ßarpatljen  über. 

Sie  gertuanifthe  Sief  ebene  wirb  an  ber  ßflfee 
burd)  bie  baltifdfe  Seenplatte  eingerabmt,  bie  am  91ie« 
nten  beginnt  unb  fid)  bib  nach  3ütlanb  jjtnjicf)t.  3m 
S.  ber  Seenplatte  taffen  ftd)  »on  ber  mittlem  Säeid)- 
fei  bib  jur  Glbc  brei  große  Hnngdtäler  »erfolgen, 
bie  mehrere  niebrige  Platten  umjd)ließen,  bie  »ou 
Seidilel  unb  Ober  unb  ihren  Sieben tlüjfen  mehrfach 
burdbbrotben  werben.  Süblidb  ba»on  burtbidntcibet 
bab  öfllidje  Slorbbeutfcblanb  ein  Stiftern  »on  örenj* 
rüden,  bab  fid)  an  ber  obern  Cber  an  bi<  obcrfc^Ieftftfa» 
»olnijdje  'Blatte  anlehnt  (Srebnißer  SBerge  31 1 m), 
ftd)  gurr  burd)  bie  ÜJiarf  Sranbenbura  alb  91ieber* 
lauft  jer  ^iigcl  unbgläming  fortfeßt  uiu)  in  berCüne« 
burgcr  Heiße  cnbet.  3»  ihrem  wcftlid)en  Seil  jwi* 
fthcit  ber  mittelbeutfdjen  ©cbirgdfdjwelle  uttb  ber 
91orbfce  wirb  bie  gertttanifcheSicfebenelcbiglich&lach« 
lanb,  ift  »ielfad)  mit  äRooren  bebcdt  unb  finit  in  ben 
Jltebcrlanben  fogar  unter  ben  'JRcercdfpiegel  hinab. 
3cnfcit  bed_9H)eind  bilbet  bie  fruchtbare  flanbrifdje 
Gbene  ben  Übergang  ju  ben  norb«  unb  Weftfran« 
jöfifchen  Sieflanbßhaften,  bie  Born  gebirgigen  ,fjen« 
tralfran(reid)  bie  niebrigen  IBerginfeln  ber  «orntan* 
bie  unb  Bretagne  trennen.  Seine  größte  Aubbeh 
nung  hat  hier  bad  Sieflanb  tm  SS.,  wo  ed  öftlid) 
»on  Garcafjonne  jwifcßen  ben  Ausläufern  3entral« 
franlreid)-3  unb  ber  Ehrenden  mit  bent  91f)onetief* 
lanb  in  ©erbinbung  tritt,  Heßtered  fcficibct  bie  Alpen 
»on  3<ttttalfranfreidi  unb  geht  norböftlid)  in  bie  Hoch« 
ebene  über,  Welche  bie  Alpen  im  91.  begrenjt.  Sad 
glacßlanb  Oftenglanbd  ift  alä  eine  gortfcßung  ber 
großen  europäifchen  Siefebene  ju  betrachten;  bagegen 
gehört  bie  Ofthälfte  ber  Sfaubinasifchen  Halb« 
t n f e 1 , bie  aud)  eine  bon  »erein  jelten  bügeln  unter« 
broijene  Gbene  bilbet,  wegen  ihrer  geologifchen  ©e« 
fchaffenheit  bent  norbeuropäifdjen  ©ebirgdlanb  an, 
bent  aud  bentfelben  ©runb  aücrbingd  aud)  bad  oben 
erwähnte  ffinnlanb  jujurecbnen  wäre. 

Sad  große  europäifdje  Sieflanb  trennt  jwci  öle« 
birgdmatfen  »oneinanber,  im  91.  bad  Slanbina« 
»ifche  Spftem,  bad  ben  SB.  unb  91.  ber  gvojjcn  nor« 
bifdjen  £xilbinfel  erfüllt  uttb  ald  eine  Hochebene  er«  j 
fdieint,  bieaegen ben AtlantifchenOjeanfdiroff abfallt, 
gegen  O.  ftd)  aber  allmählich  abbacht.  An  Slaffen« 
haftigfeit  wirb  bied  norbeuropäifdje  ©ebirgdlanb 
(236,400  qkm)  nicht  einmal  »on  ben  Alpen  erreicht, 
an  ©ipfelhöhe  bleibt  ed  Weit  hinter  ihnen  jttrüd  (©alb« 


höpig  2560  in).  3m  S.  bed  großen  Sieflanbed  er« 
hebt  fid) bud®  ebirgdlanb  »on  SübWefteuropa, 
bad  etwa  bie  Sornt  cined  Srciedd  hat.  Sen  Stent  bed« 
felben  bilben  bie  A I p e n.  Sie  liegen  in  ber  Skate  ber 
Wichtigften  Sulturlänber  Guropas,  behnen  ftch  in  ber 
SRidjtung  »on  Sä 3 Ai.  ttad)  0910.  »ottt  5. — 17.° 
öftl.  2.  aud  uttb  werben  im  S.  »om  2igurifchrn  ©leer, 
ber  2o»t6arbifd)en  Siefebene  unb  bem  Abriatifdicn 
©leer,  im  SB.  »om  SUioneticflanb  eingefd)loffen ; im 
910.  fteigen  ihre  Audläufer  in  bie  Siefebenen  ber 
Sonau  hinab,  nur  im 91.  ruht  ihr  ffufi  auf  einer  Hoch« 
ebene,  bie  ben  Übergang  ju  ben  Üllitielgebirgdlanb« 
fchaften  Scutfchlanbd  bilbet.  3hre  ©reite  nimmt  »on 
SB.  nach  O.  »on  150  — 300  km  ;u,  ihre  fiänqe  be« 
trägt  »on  91ij)a  bid  SBien  ca.  1000  km;  ftc  bebeden 
mit  ihren  Audläufern  (aber  ohne  bie  »orgelagcrten 
.^odjebenen)  eine  (fläche  »on  220,000  qkm.  ißier  große 
Stronttäler  umgeben  bad  Hochgebirge  »on  allen  Sei- 
ten, »on  benen  brei  ihren  Anfang  im  Jperjen  ber  Alpen 
nehmen ; 91hein,  91hone,3nn;  bao  »ierte,  baaifio-Sal, 
bilbet  nur  eine  ffurdte  bed  Säeftfliigeld.  Sie  ©ipfel- 
höhe (leigt  in  ben  SBeftolpcn  »on  3.  nach  91.,  bid  fte 
im  Skont  ©lanc,  beut  höchften  ©erg  Guropad,  mit 
4810  m ihren  ßulminationdpuntt  erreich! ; in  ben '111  a« 
telalpen  ftnft  fte  »on  Sä.  nach  0.  ju  2600,  in  ben  Oft« 
alpen  »on  3800  — 1600  m.  Sie  mittlere  abfolute 
ftatnmhöhe  ber  Dftalpen  beträgt  1838  m,  ber  '-Kittel« 
alpen  2382  m,  ber  SSeflalpen  ca.  2000  m,  trojjbem 
würbe  bie  mittlere  Heil)'  ber  Alpen  indgefamt  nach 
Sludgleichtmg  aller  Unebenheilen  nur  1400  m ergeben. 

Ste  SMittelgebirgdlanbfdjaflcn  Sübwefteu« 
ropad  jerfallen  inbreiHauplgruppett : bieöfllid)e(tar« 
patbifche),  bie  mittlere  (beutfdjc),  bie  Weftlidje  (fran- 
jöftfehe).  Sie  Saleinfenfungeit  ber  SJlard),  ©clfchwa 
unb  obern  Ober  trennen  bie  erfte  »on  ber  jweiten,  bad 
©laleau  ber^wnche-Gomlb  bie  sweile  »on  ber  brüten. 
Sie  ö ft (t d) e ©ruppe,  bie  larpathifthe«  ift  auf  allen 
Seiten  »onSieflänbcm  umgeben,  io  im91D.  »on  bem 
großen  ofteuropoißhen , im  S.  jieht  fid)  liingd  ber 
untern  Sonau  bad  malachifche Sieflanb  hin,  weih« 
renb  jenfeit  bed  Gifemcn  Sored  ben  31aunt  »wifchen 
ben  ©ebiraen  ber  ©altanhalbinfel  unb  ben  Audlätt« 
fern  ber  Alpen  einerfeitä  uttb  ben  ßarpatbenlanb« 
fdinften  anberfeitd  brei  Sieflänber  audfüllen:  bie 
große  n i e b e r u n g a r i f d)  e ©bene  (1 13,600  qkm),  bie 
ilcirtc  oberungarifd)e  Gbene  (12,400  qkm)  unb  bie 
Siefebene  91iebcröfterreid)d(2918  qkm),  bie  »on- 
einanber  burd)  ©crgüigc  getrennt  ftnb.  Sie  Haupt* 
audbehnung  bed  in  mäd)tigem  Stogcn  bie  ungarifd)eti 
Sieflänber  »on  913©.  über  91.  bid  :D.  umfattgenben 
ffiebirged  liegt  in  berAid)tiing»onC3D.  nad)'B91SB. 
unb  mißt  820  km;  ber  fjlätbeitraum,  bert  bie  Star« 
pathen  bebeden,  beträgt  gegen  188,500  qkm  (3424 
C9K.).  Sen  füböftlid)enHauptteiIbed®ebirgdfhftemd 
bilbet  bad  S i e b e tt  b ii  r g i f d)  e Hodjlanb,  ein  ringdum 
»on  juitt  großen  Seil  nod)  mit  wahrem  Urwalb  he« 
bedien  ©ebirqen  (im  S.bie  Sranbit)l»anifd)en Alpen, 
im  Sä.  bad  wiebenbürgifdjc  Gr;gebirge)  eingefdjloi« 
fened  ©iered.  Ser  norbwcfllidje  Hauptleil  )inb  bie 
eigentlichen  Sarpathen,  bie  aud  einem  äußern  91anb» 
unb  bem  innent  ©ebirge  befiehen.  Außen  jiehett  ftd) 
»on  Siebenbürgen  bie  Cftfarpathen  ober  bad  Star« 
pathifche  SBalbgebirge,  bie  ©edlibcn  unb  bie  Sf  leinen 
Starpaihen  in  groftem  ©ogen  bid  jur  Sonau  hin. 
3utn  ittnem  ©ebirge  gehören  bie  3entral!arpa» 
then  ober  bie  Ho  he  Satt  a.  3"  biefer  cneichen  bie 
ftarpathen  alpine  Höhe  (©erlsborfer  Spiße  2653  m) 
unb  mit  ihren  fleincn,  blauen  Hod)8(&'r8sfK,n>  *hccn 
©erg*  unb  (Jeldformcn  unb  in  ihrer  Scgctation  aud) 


174 


Guropa  (©ePirge). 

Bötlig  alpine  7iatur.  Sflblitp  Bern  Per  Tatra  erbebt  ftd)  fanfcgel  beä  fltna  foaar  bis  3279  m empor.  3talien 
badnietallrcitpeUngariftßeßrjgebirge  (gatra).  ift,  Bon  3älanb  abgefepen,  ber  einjtge  Teil  Europad, 
SJIit  ipm  in  ©erbinbung  tritt  ber  ©afonper  Salb,  wo  nod)  gegenwärtig  bie  Bullanijcfje  Tiitigleit  ju 
ber  in  ber  SRiditung  non  9iD.  nad)  833.  bie  nieber*  öjterm  fludbnitp  fommt. 

unb  oberunganfdie  Ebene  trennt  Tie  ©ebirge  bet  Türfiftp-grietpifcpcn  Ha  I b * 

Tad  beutfepe  SJJittelgebirgdlanb  jerfädt  in  infei  fteben  nur  in  lofem  j}ufaimnenßniiq  mit  ben 
Bier  tpauptglieber : 1)  badrllpenBorlanb  ober  bie  l'Upen.  3'«  SIS.  reidit  bad  Spftcnt  ber  3llprifcpen 
oberbcutfdie  Hochebene,  bie  notbmärtd  bid  jum  Teut*  'ittpeu  (im  äußerften  SRorbmeften  Tinarifcpe  Speit 
id)en  3>ira  unb  ©üpmerwalb  reitpt  unb  im  8.  in  bie  genannt)  weit  und)  8.,  julep!  iit  bie  fübfilbdftlitpe 
ftpmeijeriftpe  tpotpebene,  tut  D.  in  bad  Bjterreiepifcpe  Slitptunq  übergepenb  unb  japlreitpe  natürlidie  ©erg* 
Pllpenoorlanb  itbergept;  fie  enthalt  im  fitblidien  Teil  feiten  bilbenb,"  jo  in  äRonteingro  unb  in  Albanien, 
eine  Sieipe  uon  Seen,  int  nbrblicpen  japlreitpe  SRoore.  Stiblitp  folgen  bie  meift  Bon  9IS.  nad)  SD.  ftreidien* 
2)  Tad  fttbweftbeutfcpe  ©eden  befiept  aud  ber  beit  giige  bea  ©inbudfgflemä,  an  bie  ftd)  eimeine 
fränfifcp-fdjmäbiftpenStufenlanbfcpaftimD.,  mitbem  Duerrütfen  (Clpmp,  Ctprpd,  Cta)  anlcpnen,  unb  bie 
Teutfcpen  3ura,  ber  oom  fflbpmermalb  burd)  eine  ©ergebed  peüenifcpett  geftlanbed  mit  bem  fagenrciiptn 
Ginfenfung  getrennt  ift,  unb  reupt  norbiuärtd  bid  jur  ©arnaß  unb  bem  (teilen  Tapgetod;  norböftlid)  ba- 
Safierftpeibe  jwiftpen  tUlain  unb  Serra,  ferner  aud  uon  bie  ©ebirgdjüge  ber  Epalftbiftpen  Halbiitfel  mit 
ber  oberrpeinifepen  Tiefebene  mit  ipren  SRanbgebiracn  bem  91 1 p o d.  Vludi  ber  3)  e o p o t o © l a n i n a (9fpo* 
(Stpwarjroaib,  Cbcntoalb  unb  Spefjart  im  D.,  ©o-  bopc),  mit  beffen  Siorbenbe  ber  Siilo  Taap  in  Ser* 
gefen,  Iparbt  unb  ©faljer  ©erglanb  im  8.),  enblid)  biubung  fiept,  jloifipen  SJIafebonien  unb  uluntclien, 
aud  ber  Sott)  ringer  Stufenlanbftpaft,  bie  bid  Uber  bie  folgt  ber  gleichen  Piicbtung.  ®on  S.  natp  0.  jietit 
SJlaad  pinaudreupt.  3)  Tie  mittelbeutftpe  Wc*  bagegen  bad  Sqftem  besJUalfand  (2374^m),  bad  bie 
PirgdftptBtlle  bepnt  ftd)  jmiftpen  SRaad  unb  Elbe  untere  Tonauebcite  im  3.  begrenzt,  bei  Sofia  unter* 
aud  uttb  jerfänt  in  bad  tHticiniftpe  Sipiefcrgcbirgc  brotpen  burep  eine  plateauartige  Einfenlung.  Vlud) 
(Huitdrüd  unb  Eifel  wefllid),  Taunud,  Siebengebirge,  bie  japlreicpen  3nfeln,  bie  längd  ber  Hüfte  bee  ?lbria* 
Seftermalb  tc.  öftlid)  bed  IHpeind),  bad  peftifdie  Serg*  tiftpen  unb  3oniftpen  iRceres  bad  gefllanb  begleiten, 
unb  tpilgellanb  (SogelSPerg,  Spön,  tpabitpldioalb),  unb  fo  aud)  alle  3nfeln  bed  tHrcpipeld,  felbft  bad  fiib* 
bie  tpürmgifdjen  ©ebirge  (Tpürütgermalb,  Harj)uitb  lid)  gelegene  Kreta,  finb  burepaud  gebirgiger  Siatur; 
bad  fubperjpnifcpe  4>ügellanb  (SÖefer*  unb  Sieben*  auf  lepterm  erpebt  fiep  ber  3ba  bid  ,ju  2450  m .y>öpe. 
gebirge,  Teutoburger  Salb).  4)  Tic  ©anbgebirge  Tie  Spanifepe  ober  3berifd)e  -Halbinfel  ift 
©öp'inend  im  S.  unb  91.  beftepen  aud  bem  Süp*  jum  bei  weitem  größten  Teil  tpodilanb,  bad  fiep  in 
tnerwalb  (9lrber  1457  m)  mit  bent  ©aprifepen  Salb,  fcltener©cf(ploffenpeit,  innen  mit  audgebepntenHotp* 
bem  gitptelgebirge,  bem  fäd)fiid)eu  Erzgebirge,  bem  ebenen  Bon  700—800  m ööpe,  aud  bem  ffieer  erpebt. 
ßlbfanbjtcingebirge  unb  benSiibeten,  biernpaudbem  Säprenb  bad  jentraU-  Tafellanb  opue  bie  fd)eibeuben 
3ferfamnt,  bem  Siiefengebirge  (Sdinceloppe  1003  m),  fflebirgdlettcn  einen  gläepeninpalt  Bon  2 1 1 ,430  qkm 
bem  Salbenburger  (Scbirgc,  bem  ölaper  Sipnee-  (3840  Ctül.)  entnimmt,  umfapt  bad  Tieflanb  nur 
gebirge  unb  bem  jRäprifdicn  Qlefcnfe  lufantmenfepen.  21,800  qkm  (396  £i3Ji.).  @d  wirb  Bon  brei  ftitften* 
3ur  britten  Hauptabteilung  bed  nuttelcuropäifcben  liinbern  gebilbet,  bem  aragoniftpen  im  9iO.  am 
(Pebirgdbogend,  jum  franjdfifcpen  3W ittelge-  Ebro,  bem  anbaluftftpett  im  3.  amöuabal* 
birgdlanb,  gepbren  bad  zentrale  tpo^plateau  quiuir  unb  bem  bed  Tajo  int  S.,  boit  benen  bie 
3nnerfranlreid)d,  bie  imD.  unb  SO.  fitp  baran  beiben  erften  tief  ind  Sanb  einbringen,  bad  Ebrotief* 
an(<pliepenben  Öebirgdtetten  Bon  Eparoiaid  unb  lanb  bie  bolle  Öebirgdfette  ber®prenäen  imS.  Pc* 
üponnaid,bieEeBenncn  unb  ber  (parallel  lug  bce  grenjt.  Septere  bilben  jmiftpen  Spanien  unbSrant* 
5?orej.  3m  3nI'ent  ber  VluBergite  unb  im  O.  liegt  leid)  nom  Uliitlelmeer  bid  jtmi Sijcal)iid)en'JJIeerbu[eit 
ein  audgebepiitedöebiet  Borgefcpidjtlidjer  Bullaniftper  eine  ftproer  tiberftpreitbarc  lären,jfd)cibe  mit  popen, 
Tätigfeit.  Ho<P  ragen  über  bad  granitifipe  tplateau  felfigen  (gipfeln,  unter  benen  ber 'Pic  b'3Ineto(3404  m) 
bed  3nnern  tracppliidie  Tome  empor,  unter  ipnen  ber  pötpfte  ift.  9lld  ipre  norbweftlitpe  gortfepung  er* 
3nnerfran!reid)d  pödifter  ©ipfel,  ber  1886  m pope  fipeint  bie  Sette  bes  Santabriftpen  ©ebirged. 
Uiont  Tore.  Tad  ißlateau  uon  Sangred,  luitptig  Sie  im  9(.  bie  ®prenäen,  fo  wirb  an  bcrSübfüfte  bad 
burtp  feine  tßaffe  aud  bem  Siponelanb  nad)  Ifana,  ®ätifd)e  ©ebirgdfuftem,  bad  in  ber  Sierra  Sie* 
nerfnüpft  ^entralfranfreitp  mit  bem  filbweflbeutitpen  Baba  mit  bein  Eiimbre  be  SOiulapacen  eine  ©ipfeipöpe 
©etfen.  Unter  ben  ©ebirgen,  wcltpe  bie  fitblidjen  bon  3481  m errciept,  burtp  bad  anbalufiftpe  Tieflanb 
Halbinfeln  Europad  burtpjiepen,  pängen  bie  Ül peit • Born  jentralcn  HotPlanb  getrennt.  Sluperbem  .jiopen 
ninen  in  3talien  am  engften  mit  benMlpen  jufant*  nod)  ,jwei  ©ebirgdfetten  ber  Sierra  Sieuaba  parallel: 
men.  Sie  burtpjiepen  in  einer  Sänge  non  1190  km  bad  Sliarianiftpe  fflebirge-fpftem,  bad  Sianbgebirge 
bei  einer  ©reite  uon  30  — 135  km  bie  ganje  Halb-  bed  Hocptanbed  gegen  Vlnbalufien , mit  ber  aierra 
infei  in  einem  fid)  bem  Wbriatiftpen  ÜRcere  näpemben  äRorena  unb  Die  pope  Sette  bed  Saftilifipen 
öogen.  3t>  iprem  miltlcnt  Teil,  ben  ülbrujjen,  er*  Stpeibegcbirged. 

reitpen  fte  bie  größte  Höbe  (®ran  Saffo  b'3talia  Tic  größte  3>'fel  Europad,  ©roßbritannien, 
2921  m).  ifrueptbared  Hügelgeläube  begleitet  ben  gleitpt  SfanbinaBien  burtp  bie  jerriffenen,  buditen- 
guß  bed  ©ebirged,  unterprotpen  burd)  wenige  Tief*  reitpen,  gebirgigen  Seftfüjten  unb  burd)  bad  gladjlanb 
ebenen;  biefe  Sanbftpaften  bilben  auf  ber  Seftfeite  an  berDftfeite.  gaft  bad  ganre  Stpottlanb  ift  gebirgig, 
ben  Subapennin,  beffen  [üblitpfter  Teil  bie  frutplbare  wäprenbinEnglanb.feweiterfübliip.einumfobreitered 
Ebene  Bon  Kampanien  umftpließt,  in  ber  ßtp  ber  nod)  glatplanb  ftd)  audbepnt.  Tad  gebirgige  ©roßbritan* 
tätige  ©ulfanfegel  bed  Sefuo  (1282  m)  erpebt.  iäudj  nien  beftept  aud  ntepreren,  burtp  ftpmälere  ober  Prei* 
bie  italiftpen  3nfeln  finb  gebirgig:  Korftfa  mit  bem  tere  SRieberungen  getrennten  ©ebirgdlanbftpaften,  bie 
2710  m popen  Sionteßinto,  Sardinien  mit  beut  Berg  int  ftpottifepen  8eu9le0iä  1343  m Hope  erreitpen.  Sie 
©enargentu,  1918  m;  auf  Sijilien,  in  befjen  3nnerni  jeriallen  in  bie  norbftpottiftpen  ©ebirge:  bie 
ber  ^lateaudgarafter  perrftpt,  fteigt  ber  mätptige  ©ul*  f cp  ot  t tf  cp  eit  H 0 ' a n ^ c unb  bad  ©ranipian* 


©Uropa  (©eWäffer,  ©eologtfcpeS) 


175 


gebirge,  getrennt  burct)  bie  Einten fung,  Worin  ber 
großcSocpVieß  liegt,  unb  ba8  fübfe^ottif  cbe©renj« 
gebirge,  »on  ben  ©rampianS  burct}  eine  Don  SRcer 
ju  3Recr  reiepenbe  Jiieberung  gefcpicben;  in  Englonb 
folgen  bann  »on  91.  nacfi  3.  bie  (cenreicpcn  ßum» 
brian  BRountainS,  baS28alltfer  unb  baSßor« 
nifpgebirge.  3n Jtrtanb  Waltet  baS  Blacplnnb  »or. 
Senil  man  fid)  bat  ©ebirgS»  unb  5>od)Ianb  Europas 
gleichmäßig  über  ben  gefaulten  Erbteil  ncrteilt,  fo 
mürbe  fiep  bat  'Jtioeau  beöfelben  um  297  m erpöpen. 
©etaäfTrr. 

föfll.  bie  Harte  >gluj<*  unb  (Sebtrßlfofteme^) 

Sie  flicßcnben  ©enjnffer  Europas,  bereu  3aljl  man 
auf  230,000  fdjäßt,  gehören  ^u  brei  »erf  epiebenen  ©e« 
bieten,  nämlicp  ju  bem  bet  Ralpifcpen  BJleereS,  beö?lrl- 
tiießen  SReereS  unb  bcS9ltlantifcpcnDjeanS  mit  feinen 
jahlrciepen  Siebenmeeren.  3um  ftafpifepenSJeer 
führt  bie  38 olga  bie  ©eWäffer  3"nerrußlanb8,  ber 
größte  ber  curopäifcpen  Strome  mit  einem  ©ebict  Don 
1 ,459,000  qkm  (26,500  09R.),  tueit  hinauf  fefjiffbar 
unb  baburd)  »on98icptigfeit  fürben3Saren»crfeprmit 
bem  Cften , burdi  Kanäle  aud)  mit  bent  28eften  unb 
91orben  in  Berbinbung  gefefct.  Unter  ben  Bläffen 
bet  1,288,000  qkm  (23,400  Q9R.)  betraqcnben  ©e» 
bietS  bet  91örblicpen  EiSmeercS  tft  bie  Stwina 
mit  einem  ©ebict  »on  365,400  qkm  (6636  09R.) 
nicht  allein  ber  bebcutenbfte,  fonbem  auch  ber  aüein 
für  ben  Berfepr  wichtige;  ber  Rubinififepe  unb  23eiße 
®ee  (Bjeloje  Osero)  »ermitteln  bie  Jtanaloerbinbung 
rwifepen  iprem  Stauptqucüfluß,  ber  Sudjotta,  ber  Oft« 
fee  unb  bem  Rafpifcpen  3Reer.  lab  ©ebiet  beS2itlan- 
.tifepenDjeanö  umfafit  6,534,000  qkm  (118,700 
Q.3R.),  »on  benen  nur  1 , 142,000  qkm  (20,700  03)1.) 
auf  ben  offenen  Ojean,  725,000  qkm  (13,200  08R.) 
auf  bie  9forbfee  mit  Sfagcrraf,  944,000  qkm  (17,100 
C9R.)  auf  baS  SRittellänbifepe  BReer,  1,663,000  qkm 
010.200  £)3R.)  auf  bie  Oftfee,  2,060,000  qkm  (87,500 
G3R.)  auf  baS SdjWarje  unb  baS  9lfowfd)e8Reer  fom- 
men.  3»  ben  bie  O ft  f e e untgebenben  Sänbem  ift  Eu- 
ropas Sccnreicbtum  am  größten:  in  Komment  liegen 
über 960,  in 38eft-  u.  Dftpreußcn  440,  in  Siblanb  1200, 
mehr  nodj  in  Binnlanb  unb  feiner  91aepbarfcpaft,  hier 
aud)  Europas  größte  Seen : ber  fiaboga  > unb One« 
gafee,  beren  ©emäffer  bie  9icl»a  jur  Oftfee  führt. 
SerBIaepeninpalt  beSSabogafees  beträgt  18,129qkm 
(329  Q3R.1,  ber  bcS  OnegafeeS9752  qkm  (177  03)t.). 
3ion  ben  übrigen  3uflüffen  auSO.unbo.entfpringen 
nur  bie  S8eicpfel  unb  bie  Ober  am  SRanbe  beS  euro- 
päiichen  SRittelgcbirgSlanbcS,  bie  übrigen  gehören  bem 
Sieftanb  an.  Eharalteuitifch  für  bie  Djlfee  ftnb  bie 
großen  fcaffe,  in  bie  fiep  9iienten,  BBeiepfel  unb  Ober 
ergießen.  SaS  9t orbfeegebiet  reidjt  mit  Elbe, 
39efer  unb  9RaaS  bis  tief  in  baS  bcutfebc  SRittel- 
nebirge,  mit  bem  9i h e i u bis  mitten  in  baS  S>erj  ber 
2llpcn  hinein;  eine  größere  3apl  tteinerer  3ut1flffe 
gehört  nur  bem  Sieftanb  an,  barunter  aud)  bie  Eibcr 
auf  berCimbrifchen  ^mlbinfel  unb  bieX^cmfe  in  Eng» 
lanb.  Sie  Sticberungen  beS  Sieftanbes  erleichtern  bie 
Ranaliftening , unb  fo  finben  loir  jwifepen  bem  Oft» 
unb  9torbfeegebiet  Ranaloerbinbung  »du  bor  Süna 
bis  jur  Elbe  unb  lueftlich  j Tünchen  ben  Pilüffen  beS 
nieberlänbifchen  SieflanbcS  mieber  eine  fotepe,  bie  ent» 
wideltfte  »on  gang  E.  Vlucp  in  Englanb  ftnb  bie  3u» 
flüffc  ber  9iorbfee  mit  benen  beS  weltlichen  SJteereS 
burch  großartige  Staualbauten  in  Berbmbung  gefegt. 
3n  ben  Ranal  ergießt  fid)  bie  Seine;  bem  offenen 
VttlantifcpenDjean  ftrömen,  außer  einem  Seil  ber 
großbritannifcpenBlüffc  unb  ben  irifd)en,  bie  nach  38. 
fließenben  ©craäffer  Branlreicbä  unb  ber  Spanifdjen 


Sialbmfel  ju;  unter  ihnen  hat  bie  Soire  baS  größte 
©ebiet,  »on  115,146  qkm  (2091  ß9R.),  nächft  ihr  bie 
©aronne  mit  90,650  qkm  (1644  D9S.)  unb  ber 
Sa  jo  ober  Sejo  mit  82,625  qkm  (14990®,).  SBoftl 
am  meiften  für  Schiffbarmachung  unb  ftanaloerbin» 
bung  ber  Bluffe  untereinanber  tft  in  Branfreicp  ge> 
fepepen,  unb  fo  führen  benn  »om  3ttlautifcpen  Ojean 
tum  Stbeingebiet  ioroopl  als  ju  bem  SRittelmeer  unb 
feinen  guflüffen  Äattäle. 

Unter  ben  japlreicpen  3»tlüfjen  bcS  3Rittellän» 
bifd)cn3RecreS  finb  nur  brei,  ber  Ebro  mit 99,922 
qkm  (1815  09R.),  bie  SHPone  mit  98,667  qkm 
( 1792  MR.) unb  ber$o  mit74,907qkm(1360O3R.) 
©ebiet,  Bluffe  jweiten  SRangeS;  bie  übrigen  finb  Hei- 
nere, ben  brei  fübcuropäij'cpcn  $al6infeln  gattj  an» 
gehörige  Blüffe.  Sa6  Scbtoar  je  3Recr  unb  ba«  ba- 
mit  julammenhängcnbe  MfotofcpelRecr  empfangen 
brei  Ströme  erften  iHangeS,  barunter  bie  Sonau, 
ben  jtoeitgrößten  Strom  Europas,  mit  einem  Bluß- 
lauf  »on  2860  km  Sange  unb  einem  ©ebiet  »on 
816,950  qkm  (14.837  03R.).  Sie  Sonau  aüein  be» 
fiRt  ein  Selta  unter  ben  ,'(uflüffen  bcS  Scptoarjcn 
9Jieere8,  lote  unter  ben  SRittelniceiflüffen  audi'flo  unb 
Sitjone,  unter  benen  ber  'Ji'orbfee  ber  Spein ; aüc  übri- 
gen 3uflüffe  beS  ^ontuS  öffnen  fid)  mit  Weiten  Bluß- 
buchten  (Simonen).  SaS  Sonaugebiet  umfaßt  baS 
ganje  innere  bcS  öftlicpen  SRittelgebirgSlanbeS , bie 
9!orbabbacpung  ber  Sürlifd)  ■ griechifcpen  foalbinfel, 
ben  größten  Setl  ber  311pen  unb  beS  (üblichen  SeileS  beS 
bcuticpen  SRittelgebirgSlanbeS.  91ucp  bie  Steppenfeen 
Ungarns,  ber  9ieuficblcr  unb  'Blattenfce,  wer» 
ben  »om  Sonaugebiet  umfaßt.  Slbgefchen  »on  bem 
Sonau*3Rainfanal  bcfttit  nur  nod)  baS  große  unga» 
rifepe  Sicflanb  Jtanaloerbinbung.  ®on  ben  übrigen 
großem  3uflüffen  bes  Scpwarjen  SHcereS  entfpringt 
nur  ber  Snjeftr  om  SHanbe  ber  öftlicpen  9Riltel» 
aebirgSlanbe ; ber  Snjcpr  unb  ber  in  baS  Wowicpe 
BReer  fid)  cvgicRenbe  Son  gepören  ganj  bem  Sief» 
lanb  an.  Ser  Snjepr  ift  burep  fianäle  mit  ben  3U* 
flüffen  ber  Oftfee  »erbunben.  SaS  ©ebict  bcS  Sort 
beträgt  430,252  qkm  (7814  C19R.),  baS  beS  Smjepr 
526,948  qkm  (9570  D3R-).  Vlußer  ben  fepon  erwähn- 
ten Seen  finben  fiep  noch  einzelne  jerftreute  größere 
in  Stloub,  im  98.  ber  3talifcpen  Smlbinfel  ber  Sra- 
fimenifipe  unb  im  38.  ber  Sürfifcp » grieepiiepen  öalb- 
infei  bie  Seen  »on  Ccpriba  unb  Sfutari.  ß.  gehört  ju 
ben  in  ppbrograppifeper  tpinfiept  begflnftigtften  Seilen 
ber  Erbe,  mit  bem  nur  nod)  91orbamerifa  wetteifert. 
aeoloRlfd)'  flbcrUdpe. 

©efteine  ber  arepäifepen  BormationSgruppe 
treten  fepr  »erbreitet  in  ben  jentralen  Partien  bergro» 
ßcn  curopäifcpen  Stettengebirge  auf,  fo  in  ben  911pen, 
benffarpatben,  bemfflalian,  bemfiaufafuS,  beuPtpen» 
ninen  unb  fßqrcnäen,  ferner,  als  ein  langes,  fcpinaleS 
Töanb  Dom  9Jörblicpen  ißolnmteer  bis  in  bie  'Breiten 
bcS  9forbenbcS  beS  Rafpifcpen  SReereS  ftrcidicnb , im 
Ural.  3n  Scutfcplanb  nehmen  bie  friftaüinifcpcn 
Scpiefer  im  Scpwarjwalb , Obenwalb  unb  Speffari, 
im  Bicptelgebirge,  im  SJöhmerwalb,  im  Erjgebirge 
unb  in  ben  Sudeten  große  Blöcpen  ein.  3m  9f.  ftnb 
bie  S(anbinnBifcpeS>albiniel  fowie  bie  norbweftlicpen 
3Sro»ingen  SiußlanbS  jwifepen  bem  99ottnifd)en  BRcer- 
bufen  unb  3Scißen  3Reer  gang  überwiegenb  auS  biefem 
altfriftaüinifcpen  'iRalcrinl  gufammengefeßt.  91ud)  in 
Sdjottlanb  unb  9}orbirlanb,  auf  ber  ©altanpalbinfel 
unb  in  Siibrußlanb  jwifepen  93ug  unb  Snjepr,  ferner 
in  3entralfrantreicp,  in  ber  'Bretagne,  auf  Sardinien 
unb  Äorfifa  ift  bie  arepäifepe  Bormation  fepr  ent» 
widelt,  ebenfo  im  wcftlicpen  unb  gentralen  Seil  ber 


176 


Europa  (©eologifchc®). 


3beriichen  Ipalbinfcl.  Kambrium,  Silur  unb  Xe- 
uon  finb  auficr  in  Ettglanb  and)  in  Sd)otUanb  unb 
3rianb  weitBei  breitet,  m granfreich  befonber®  tn  ber 
©rctagne  unb  in  ber  ©omtanbie.  ©reite  Streifen  ber 
brei  gonuationen  bunbpeben  Bon  D.  nad)  B.  Spa- 
nien unb  Portugal  unb  beteiligen  fic£)  an  ber  3ufam* 
menfeßung  ber  irrenden.  Xcutfcßlanb  beftßt  ältere 
paläojoitdje  Sd)id)ten  in  Schießen,  Xbüritcgen,  im 
gichtelgehirge,  im  fjarj  unb  namentlich  inSlaffau, 
©heinlanb  u.  Beflfalcn  (©hcmtfche®  Sdgcfcrgebirgc). 
3n  Üfterretch*  Ungarn  finb  Schichten  gleichen  ©Iler® 
au8  Böhmen,  ©orbmahren  unb  ben  ©renjlänbent 
gegen  bie  ©alfanhalbtnfel  aufjuführen.  Bichtig  ftnb 
cnblid)  ältere  paläojoifche  Sdjichten  für  Stanbinavien, 
ba®  jüngere  ©Übungen  nur  an  feinen  (üblichen  ©ren« 
jen  aufjumeifen  hat,  fotnie  für  ©ujjlanb  (Bgl.  SRufft- 
fd)e®  SReich).  — Xie  Steinfohlenf orniation  ift 
in  Spanien,  auch  in  granfreid)  unb  ©clgicn,  ebrnfo 
in  ©roßbrilannien  unb  in  Xeutfdjlanb  (jumal  in 
Beftfalen  unb  in  Sdileften)  über  große,  jufammen- 
hängenbe  ©ebiete  Derbreitet.  3n  ©Ohmen  tritt  fie  um 
©ilfen  herum  auf,  ferner  in  ©orbmahren,  nur  unbe- 
beutenb  in  ben  ©lpen,  in  Italien  unb  auf  ber  ©al« 
fanhalbinfel,  mächtiger  bagegen  im  D.  Europa®,  tue 
fie  teilet  längs  be®  Urals,  teilet  oom  Beißen  ©leer  bis 
in  bie  ©egenb  (üblich  Bon  Sfioefau  jutage  geht, 
nicht  feltenStohle  führenb.  — XieXgaSformation 
befißt  in  ©roßbritannien,  Spanien  unb  Rranfrcid) 
(eine  anfehnliche  Verbreitung,  toohl  aber  in  Xeutfd)- 
lanb.  3m  Schwarjwalb , itu  ©bam-©ahe<fflebiet,  in 
ben  Sogefen  unb  bem  Ertgebirge  fommt  ©otliegen- 
be®,  mit  'Bocg>b')>'en  unb  ÜÄelaphgren  eng  oeilmipft, 
ohne  ^cchftein  (ähnlich  tote  in  granfreid)  unb  Spa- 
nien) Bor;  bagegen  im  Cbemoalb,  im  Speffart,  am 
Xhüringer  Salb  unb  am  §arj  in  ©erbinbung  mit 
3ed)fleict,  ber  als  mächtige  faljführenbe  ©Übung  weit» 
bin  in  bie  ©orbbeulfche  Xiefebene  unterirbifd)  ftd) 
fortfeßt.  3m  O.  Europa®  bebeeft  bie  Ronnatioit  al® 
fogen.  ©ernt  ein  überaus  große®  ©cbict  jtoifchen 
©ioäfau  unb  bem  Ural.  — Xie  Xriaäformation 
hat  ihre  tgpifdte  Enlwidelung  in  Xeutfd)lanb.  £ner 
finb  ihre  brei  ©lieber  immer  nadjtueiobar  unb  bilben, 
abgefchen  Bon  einem  fleinern  Sorfommen  in  Ober- 
fchlefcen,  große,  juiammenhängenbe  Xerritorien,  bie 
ftd)  Bon  ©orbbeut jd] lanb  nach  Sübbeutfcßianb  aus» 
behnen,  jenfeit  be®  Siljein®  in  ben  ©ogefen  unb  ber 
Öarbt  ihre  gortfeßung  finben  unb  noch  Weit  nad; 
granfreid)  hinein  Berfolgbar  finb.  Etwa®  abtneichenb 
auägebilbet  ift  bie  Xria®  in  Sngianb,  noch  ftärter  ab« 
roeiegenb  in  ben  fllpeit,  tuo  neben  ihr  aud)  bie  räti* 
fdjegormation  eine  große Sffiädjtigfeit erreicht.  Bie 
in  ben  ©lpen,  fo  ift  bie  Xria®  auch  in  ben  Karpathen, 
im  ©attan  unb  im  füböftlichen  Spanien  entiuidelt.  — 
XerSura  finbet  fidi  befonber®  in  bem  mit  biefem 
©amen  bejeidmelen  ©ebirgSjug,  ber  granfreich  unb 
bie  Sdpoeij  trennt,  als  Sdjroäbtiche  ®lb  burch  Bürt- 
lemberg  jieljt  unb  ala  gränfücher  3«ra  fnh  bi®  tum 
SKain  oerfolgen  läßt.  3n  feiner  ga.jie®  Bon  bem 
3d)iBäbiid)-fränfi)ehcu  3ura  mehr  ober  weniger  Der» 
fdticben  ift  ber  3ura  im  ©briittal  am  Ruhe  ber  ©o< 
gefen  unb  bed  Sdjwar.iwalbe®  foioie  in  ©orbbeulfd)- 
lanb,  in  Ettglanb  unb  im  3nnevn  granfreid)®.  3uca 
finbet  fnh  ferner  in  Spanien,  3talien,  in  ben  ©lpen 
unb  ben  öftlid)  an  biefe  fnh  anfehließenben  Ketten- 
gebirgen, in  Dberfchlefien  unb  in  ©ölen.  Bon  Wo  au® 
fnh  bie  Roroiation  anjeheinenb  unterirbifd)  bi®  an  bie 
Cftfcc  erftreit,  in  ber  ©egenb  uon  ffioafau  unb  Wei- 
ter norboftlich  bi®  junt  ©örblidien  Eismeer.  Xcr 
Bealben,  eine  3wifchenbilbung  jtoifchen  gura  unb 


Krcibt,  finbet  (ich  in  Süboftenglanb,  ©orboftfranfreid) 
unb  in  ©orbtoeftbeutfchlanb  (am  Xeifter,  am  Öfter- 
ioalb  unb  bei  Cberofirdjcn  unb  SRinben  mit  bau- 
würbigenÄohlenflOjen).  — Xieffireibeformation 
ift  in  Englanb,  granfreich,  Xanemarf,  Sübfchwebeu 
fowie  auf  ©iigen  unb  Bolliit  al®  ©rünfanb  unb 
weihe  Schreibtreibe  entmiielt,  in  Beftfalen,  wo  fie  bie 
Xcde  ber  Sleintohlenfomtation  bilbet,  al®  glautom- 
tifcher  SRergel  ober  ©rünfanb,  in  Sachfen,  ©orb- 
böhmen,  Cberfchlefien,  ©ölen  unb,  wenig  auägebefjnt, 
in  ber  ©egenb  Bon  ©egeitSburg  teil®  al®  Sanbftein 
(Ouaberfanbftem)  unb  Mergel  (©länennergel),  teil® 
al®  glaufonitifchcr  Sanbftein.  3"  einer  anbern , be- 
fonber®  burd)  ba®  Auftreten  Bon  S>ippuriten  auage- 
ieidmeten  Rajie«  ift  bie  Sireibe  im  (üblichen  E.,  in 
Portugal,  Spanien,  ben  Pgrenäen  unb  Sübfrant- 
reich,  entwidelt  unb  am  Dluflxut  ber  SUpen,  ber  Vlpen- 
ninen  unb  ber  Karpathen  beteiligt,  ©ud)  auf  ber 
©allanhalbinfel,  im  Staufafu®  unb  an  berSBolga  fmb 
©blagerungen  ber  Sireibe  betannt.  — Xie  bem  altem 
Xertiär  .zugehörigen  9htmtnuliten(aire  unb  glßfch- 
bilbungen  tomnten  m ben  großen  Kettengebirgen,  beit 
©grenäen,  benRIlpen,  ben©penninen,  ben  Karpathen, 
ietjr  oerbreitet  Bor  unb  fteigen  bort  bi®  ju  bebeuteit- 
ben  $öhen  an,  woran®  mit  ©ed)t  gefchloffcn  Würbe, 
ba&  fah  ber  wefeniliche  ©ft  bc®  galtungSprojeffe®, 
ber  biefe  ©ebirge  bilbete,  erft  nad)  ber  wblagemng 
jener  tertiären  ©efteine  Bolljog.  tflnbre,  meift  jüngere 
Xertiärbilbunaen  ftetlen  wohl  arronbierte  ©eden  bar 
(©arifer,  Slonboner,  üSainjer,  Bienet  ©eden).  3n 
©orbbeutfchlanb,  in  ©öhuten  unb  in  ben  ©lpen  füh- 
ren bie  Xertiärbilbungen  häufig  bauwürbige  ©raun- 
fohle.  ©Übungen  jüngften  tertiären  ©Her®  enblid) 
(©lioeän)  fmb  befonbera  in  Sübenglanb,  in  gtalien 
(Subapenninenformation)  unb  in  ben  Steppen  Süb» 
nißlanb®  oorhanben.  ©n  Bielen  ©unften  in  gtalien, 
Spanien,  Rranlreid),  grlanb,  auf  ben  ipebriben,  in 
SSittelbcutfchlanb,  ©Öhmen  unb  Ungarn  lieferte  bie 
BullanifcheXätigteit  berXertiärperiobegewaltige©ua* 
briiehe  uon  Xradnjt,  ©nbefit,  pliunolcih  unb  ©afalt. 
— Xer  XiluBialperiobe  gehört  ber  2öß  an,  bem 
©bei»-,  SRain-  unb  Xonautal  ihre  gruchtbarfeit  uer* 
banten,  unb  ber  im  Elbtal  (Söhmett,  Sachfen),  au 
ber  Ober  unb  Beithfel,  in  Cberfchlefien  bi®  lief  nacij 
©ufjlanb  hinein  in  mitunter  (ehr  grober  äRächtigleit 
entwidelt  ift.  Ein  befonbere®  ©eprnge  hat  btt  bilu- 
uiale  EiS  jeit  einem  großen  Xeil  ber  Oberfläche  Euro- 
pa® aufgebrüdt  burch  bie  ©blngcrung  gewaltiger 
Schuttmaffen  auf  ben  ältem  Sdjubttn,  al®  bie  Bon 
allen  hohem  ©chirgen  au®geheubcu , halb  S.  über* 
nebenbei!  ©crgletfcperungen  fid)  atlmäbliih  in  bie 
heutigen  ©rcitjen  juriidjogen.  Xn®  Xiefianb  ©roß- 
brilannicu®,  bie  ©orbbeutjehe  Xiefebene,  einfdjliehlid) 
fjotlanb®  im  B.  unb  ber  niffifchat  OftfeeproBinjen 
im  O.,  ouch  ein  grober  Xeil  Sübbcuifchlanb®  unb 
Silbfraiitreichä  finb  mit  fold)em  »glnjialen  Schutt« 
bebedt.  — Cangfam,  aber  ftetig  wirten  bie  febimen- 
tären  ©efteiiiebübung®pro}effe  währenb  ber©llu- 
Dialjeit  burch  ©bfäße  in  Rlußbellen,  in  Seen  unb 
im  SDc’eer,  burch  bie  Erofton  ber  Chcrflädtengeftecne, 
burch  ben  ©ertorfungaprojeß  umwanbclnb  auf  bie 
Oberfläche  Europa®  ein,  währenb  bie  Oullanifche  Xä» 
tigleit  in  E.,  obidhon  in  ibvm  ©nfättgen  bi®  in  bie 
Xertiärjeit  jurüdgeheub,  jeßt  auf  ein  ßKinimum  re- 
bujiert  ift:  tätige  Sultane  befeßen  nur  3®lanb, 
3talien  (SefuB,  iitua,  Stromboli  ec.)  unb  ber  örie* 
d)iicbe  ©rchipet  (Santorin). 

Xer  geologifche©ufbau  Europa®  ift  im  allge- 
meinen nicht  entfach.  Xie  ©gremien,  bie  ©penninen, 


177 


Europa  (geologifcher 

bic  Alpen  unb  bereu  5ftlid)e  gortfcpung,  bie  ffarpa* 
Um  unb  ber  Baltan , finb  erft  in  tertiärer  3«it  ju 
ihrer  jepigen  5poE)e  aufgetürmt  Worben.  SRörbtich  Bon 
btefen  Kettengebirgen  liegen  Bon  febimentärenSehich* 
ten  gebildete  Stujenlänber,  wie  bie  füb»  unb  mittel- 
heutige  Sriadtanbfchaft , ober  große,  flach  mulben- 
förmige,  befonberd  uon  Xerliarbübungen  audgefttttte 
Beden  unb  Weite SituBialflächen,  Wie  Sie  norbbeutid)e 
unb  bie  farmatit'd)»ru)Tiftf)e  Ebene,  (tt  ber  ältere  Ab* 
lagerungen  nur  Bereiiqelt  hernortreten , bann  aber 
audj  einzelne  fleinere  ©ebirge,  wie  bad  3tntr04üa* 
teau  uon  granfreieh,  bie  Sogefen,  ber  Scßmarzwalb, 
beröBbrnerwalb  unb  bie  mittetbeutfchen  ©ebirge.  3n 
bem  ganzen  außeralpinen  Dfteuropa,  in  ÜJatijien,  'Po- 
bolicn,  ber  ©utowina  unb  SRußlanb  (mit  Audnabme 
bedffaulafud,  berffrim,  bei  Sonejßhen  ffoljlenbedend 
unb  fcea  Ural»),  ebenfo  in  ginnlanb,  Schweben  unb 
bem  öftlichen  Norwegen,  alfo  in  ber  ganten  fogen. 
ruffifeh-ffanbinaoifchen  Safel,  hefigen  alle 
Bildungen  bi«  hinunter  jur  ©afid  ber  tambrifchen 
gormation  eine  ungeftörte  horizontale  Sagerung,  da- 
gegen finben  ft(f)  im  Weltlichen  9!orwegcn,  in'öfter- 
reich  weltlich  BonSentberg,  in  Seutfchlanb , graut* 
reich  unb  England  nirgends  fambrifche  ober  filurifche 
Schichten  nod)  ungeftort,  ja  an  Bielen  Stellen  finb 
hier  felbft  bie  Streibefchichten  nicht  mehr  in  ihrer  ur- 
fpriinglichen  Page,  dagegen  Würben  einzelne  Seile 
bed  geologifch  fepr  fomplijiert  gebauten  wefleuro» 
päifchen  3d)otlenlanbe8  jdiou  gegen  bad  Ende 
ber  Silur jeit  gefaltet,  (o  bad  fchottifche  pochlanb,  bie 
Hebriden  unb  yrlanb,  Wo  bie  beBonifehen  Ablagerun- 
en  ungeftört  über  aufgerichteten  anhäijcben,  tarn* 
nfchm  unb  filurifchen  ©efteinen  liegm.  Ser  Sah* 
rijche  unb  ber  Böpmerwalb  finb  fchon  Bor  Seginn 
ber  Jtarbonformation  aufgerichtct  unb  fpäter  Bon  fei* 
ner  bebeutenbm  Bewegung  mehr  ergriffen  Worben. 
Sann  jeigen  Subeten,  Erzgebirge,  gidfielgebirge, 
Shürütger  SSalb,  piar;,  fRhemifd)cd  Schiefergebirge, 
Arbennen,  Schmarpoalb,  Sogefeti  unb  ber öfttnhe Seil 
bed  franjöftfchm  3entralplateau8  in  ihren  alten  Be* 
birgefemen  eine  ganz  übereinftimmenbe  galtung,  bie 
nod)  bie  farboniidjen  Sebimente  mit  betroffen  hat ; 
daraus  unb  aud  bem  Serlauf  ber  galten  faitn  man 
ßhließen,  bah  fie  Sruchftüde  efited  epemalO  jufam* 
menhängenbm,  etwa  ju  Ende  ber  ftarbonjeit  fertig 
gebildeten  Atpengebirged  barftellen.  Schon  int  Ser* 
lauf  ber  permifcben  3eit  würbe  biefeS  fogen.  Baris* 
fifdh«  Hochgebirge  in  großartigem  Siaßftab  ab* 
getragen  unb  jerftört.  unb  auf  ben  Höhen  ber  Soge* 
len  unb  bedSehwarjWalbed  fehen  WirbaherbieSriad- 
febimente  auf  ben  abrabierten  galten  beb  alten 
Seffiefergcbirged  in  nahezu  horizontaler  Sagerung. 
Sab  füb-  unb  mittelbeutfche  Stufmlanb  mit  feinen 
triabijchen  unb  juraffifdjen  Ablagerungen  bezeichnet 
nach  Sueß  (»Antlip  ber  Erbe«,  1885)  einen  ricfigen 
Einbruch,  in  bem  ein  großes  Stüd  bed  oaridfifchen 
Hochgebirges  in  bie  Siefe  gefüllten  ift.  Auch  bie  ar* 
chäifchen  Schiefer,  bie  ben  Weff ließen  Seil  best  Zentral* 
plateand  Bon  granfreieh,  bie  Bretagne  unb  bie  an. 
ftoßenben  ©ebiete  jufammenfepen  unb  auch  noch  im 
fübweftlichen  Englanb  erfcheinen,  entfprechen  bem 
Stern  tined  ebenfalls  antEnbe  berStarbonjeit  Borhan* 
ben  gemefenen  Hochgebirge«,  an  beffen  Aufbau  auch 
noch  bie  paläojoifchen  Ablagerungen  in  Cornwall  unb 
SeBonfßire,  bie  meftlid)e  Hälfte  beb  ffohtengebirged 
im  norb&ftliehm  grantreich  unb  inSelgien  unb  unter 
ben  füngem  Schichten  bed  Sonboner  unb  Sarifer 
Cedmd  unb  unter  bem  Kanal  Berborgene  ältere  Schich- 
ten teilnehmen.  Sie  Weftlicße  gortfepung  biefeS  fogen. 

SBeqerl  Äano  -2<{1t-in,  6.  »ufl.,  VI.  db. 


Aufbau,  SDtineralien). 

armoritanifchen  Hodigebtrged,  bad  in  feinem 
öftlichen  Seil  ein  norbmeftlnhed,  bann  Weiter  nad)  SS. 
hin  ein  Weflliched  unb  fcpließlich  ein  weftfübweftliched 
Streichen  zeigt,  ift  unter  bent  Atlantifcßen  Ojean  Ber* 
funfen.  jünger  ald  bie  galtung  ber  beibm  eben  er* 
Wähnten  Hochgebirge  ift  bie  galtung  ber  SSealbenfor* 
ntation  in  Englanb  unb  bed  (fubheripnifchen) 
Hügellanbed  weltlich  unb  füb!ich  Bom  Harj  (Hild, 
Seiper,  Süntel,  SeutoburgerSBalb  tc.)  fowie  bie  Her- 
ausbildung bed  Harze« , bed  Xbiiringer  SSalbed,  ber 
Subeten  ic.,  in  benen  noch  bid  in  bie  ältere  Sertiärjeit 
hinein  Bewegungen  ftattgefunben  gu  habm  feheinen. 
Sgl.  ju  Borftehenbem  Abfchnitt  bie  geologifdjen 
Starten  bei  ben  Artiteln  Alpen,  Seilt jd)lanb,  Eng* 
lanb,  grantreid),  HalJ-  ßfterrcich,  Schwarjwalb,  Su- 
beten unb  Stjünngen. 

lantneratien.]  Europad  Kohleitfchape  finb  mit 
wenigen  Audnahmen  (hier  unb  ba  int  fttotliegenben, 
im  fltad  Bon  Ungarn,  in  ber  norbbeutfehen  SSealben* 
fonnation,  tn  ber  Sheibeformation  Bon  3ftrien,  int 
filblihen  grantreich  unb  Spanien)  ber  Steinfoplcn- 
formation  uub  bem  Scrtiär  eingelagert ; Eifenerj  ber- 
m bie  Berfchiebenften  gormationm ; Steinfal)  fommt, 
iöweilen  mit  Kalifaljen  jufantmen,  in  ber  Spad 
(Ptorbbeutfchlanb) , in  mehreren  SliBeaud  ber  Sn  ad 
(Sürttemberg,  Staben,  Lothringen),  in  ber  gurafor* 
mation  (Bej),  im  Sertiär  (opanien,  ©alijieit , Sie- 
benbürgen) Bor  unb  bilbet  ftth  in  ben  überfättigten 
Saljfeen  ber  europäifchen  Oflgrenje  auch  jept  noch 
fort.  Hauptbiftritte  für  europätfehed  Petroleum  finb 
ber  Sübabhang  ber  SrandfplBanifhen  Alpen,  bie 
Butowina  unb  bie  Karpathen  Bon  ©alijien  unb  Un- 
garn ; auch  Unterelfaß  unb  AorbWeftbrutfeplanb  lie- 
fern etwad  Petroleum  unb  Afphalt.  3'{n|I'[h  reich 
an  lepterm  ift  ber  obere  3ura  in  Hannooer.  Shod- 
Phorit  finbet  ftch  im  Silur  (Spanien  unb  Sobolien), 
im  SeBon  (9iaffau),  in  ber  St  reibe  (Englanb,  SHorb- 
frantreich,  Böhmen  unb  Süttelrußlanb)  fowie  auf 
fetunbärer  Cagerftätte  im  SiluBiunt  (Äußlanb  it.). 

Son  eblen  ÜSetaHen  wirb  ©olb  in  bebeutenber 
SRenge  nur  im  ungarifch-fiebenbfirgifchen  Erzgebirge 
unb  am  mittlcm  Ural  (hier  auf  fetunbärer  Säger* 
ftätte,  zum  Seil  mit  Slatin  jufamnten)  gewonnen. 
Silber  ift  in  geringer  Aienge  (ehr  Bcrbreitet,  an  Blei- 
unb  Jhtpfererze  geounbeit ; reichere  Silbererze  finben 
fid)  Borjüglich  in  Norwegen  (ff  ongdberg),  im  fächfifefien 
Erzgebirge,  am  Harz  unb  in  ber  fpanifepen  SroBinj 
©uabalaiara.  Spanien  ift  auch  audaezeichnet  burd) 
feinen  iHeichlum  an  Ouediilber  (Almaben  in  ber 
Sierra  Siorena),  bad  außerdem  nur  noch  in  gbria 
unb  an  einigen  anbern  Sunften  ber  öftlichen  Alpen 
fowie  am  Aoalaberg  bei  Betgrab  in  nennendwerter 
Ai  enge  produziert  Wirb.  Kupfererze  finb  Biet  Berbrei- 
tet;  befonberd  reih  finb  ber  Ural,  Sh'iringcn  (burd) 
bie  jur  Spadformation  gehörigen  Shtpferfhiefer), 
Eornwall  unb  Spanien  (3tio  Jinto).  3>nntr,l  findet 
fleh  im  fächfifch-böhmifchen  Erzgebirge , in  Eornwall 
unb  in  ber  Bretagne.  Blei-  unb  »Jmfimje  Werben 
außer  auf  ben  ©äugen  ber  Erzgebirge  in  Englanb  unb 
Senlfchlanb  Bielfacfi  lagerariig  im  SeBon,  in  brr 
Stemfohlenformation  unbberlriad  angetroffen.  Ser 
Buntjanbftein  ift  in  Sheinpreußen  (ffommem  unb 
ÜRechernieh)  ftettenweife  mit  Blei*  unb  Jtupfererzen 
imprägniert.  Siidel-  unbffobalterzefmbinifädirifchen 
Erzgebirge,  fit  Sh  "ringen,  im  Speffart,  in  ben  weft- 
liehen  Alpen  unb  in  SlanbfitaBien  Berbreitet.  Anti- 
mon wirb  in  größerer  Stenge,  namentlich  in  Ungarn, 
ald  Begleiter  ber  ©olb-  u.  Stlbererze  gewonnen.  Sgl. 
B.  Qolta,  Erjlagcrftätien  Europad  (greibergl861). 

19 


178 


©uropa 

nitm«. 

(öterju  bl«  »JUtmatarte  Bon  Europa«.) 

8.  geßört  mit  Stuänaßme  bcc  nörblidjften  Spifjen 
ton  9forwegen,  Stßwebcn  unb  91orbruftianb,  bie  in 
ber  falten  3<>ne  liegen,  Bödig  bet  gemäßigten  an.  63 
bat  baßer  oorßerrfdjenb  ein  gemäßigte«  St l i m a 
unb  ift  im  Segenfaß  ju  allen  übrigen  Grbteilcn  burdj 
eine  gcwiffeSlcidjartigfeit  feinerSiatur  ißarafterifiert. 
ÜRan  miterfcßeibet  fünf  JHimageßiete : 

1)  3«  bem  erften  Sebiete,  bem  ßoßen  91orben, 
geßörcn  3«lanb  (f.  b.),  91owaja  Semlja  (f.  b.)  unb 
Spißbergen  (f.  b.). 

2)  Hefteuropa.  Xa«  ßliitta  be«  Wefilitßen  unb 
norbroefdttßen  6 mirb  «am  Vltlantifdjrn  Ojean  be- 
Iieirfcßt.  Gin  Ipotßbrudgebie!  lagert  beftänbig  im 
SH.  Bon  G.  unb  greift  ßäufig  bi«  ju  unfern  Segen* 
ben  über,  wößrenb  über  bem  'Jiorbatlantifeßen  Ojean 
eine  barometriftßeXeprcffion  liegt  Xaßer  ein  entftßie* 
bene«  Slorwiegen  ber  Hittbe  au«  SS.  unb  SSI.,  bie  in 
ber  fältcrn  3aßre3jeit,  in  ber  jener  Segenfaß  in  ber 
XrudBertcilung  am  meiften  entwidelt  ift,  oft  ftürtnifd) 
auftreten  unb  bie  feuißte  Seeluft  weit  in  ben  ffonti- 
nent  ßineintragen,  Woburd)  fotooßl  bieSfälte  be«Hin- 
ter«  al«  bic  £>iße  be«  Sommer«  gemilbert  wirb.  3n. 
beffen  fteßt  ber  Hetßfel  ber  SäärmeBerßältniife  in 
unfern  Seaenbcn  nid)t  in  unmittelbarem  3ufammen< 
bang  mit  ben  SSärmeBerßältniffen  be«  D jean?,  fon- 
bem  ßangt  in  erfter  2inie  Bon  bcrSuftbrudoerteilung 
unb  ber  baburiß  bebingten  fiuftjufußr  ab.  3ücß!  fei- 
ten breitet  fi<ß  ber  ßoße  üuftbrud  im  523.  norbtnärt« 
nu«  unb  ruft  ßierbttrdß  naßfalte  Silierung  ßerBor, 
Wie  fte  in  ben  3rüßlingS<  unb  Sommermonaten 
öfter  eintritt,  in  Weltßer  3«it  bie  fiuftbnufabnaßme 
natß  91S8.  ßin  gering  ift.  3n  ben  SSintermonaten 
greift  ba«  afiatifeße  tfRafimum  ßäufig  nad)  91orbcu* 
ropa  ßinttber  unb  bebingt  eiüge  Oflwinbe,  bie,  jumal 
wenn  über  Sübeuropa  eine  jeprrffion  liegt,  ftrenge 
Ställe  Bentrfatßen.  Slbfcßwätßttng  ber  täglitßen  unb 
jäßriidjenXemperaturftßWanfungen,  große  fluftfeueß* 
tigfeit  unbSeWölfung.  rcießlicßeJHeberfcßlägcnament- 
litß  in  ber  fältem  3aßreSjeit,  unrußige«  SSetter  im 
Säinterßalbjaßr  ftnb  bie  fxmptjüge  biefe«  filima- 
gebiet«,  bie  in  ben  norbweftlidjen  Sfüftengebieten  jum 
Boüften  Slusbrud  fommen. 

Xie  jäßrlidje  88  ä r m e f dj  w a n f lt  n g Wirb  burdj  fol- 
genbe  mittlere  3aßre«cjtreme  (nad)  £>üun)  Beranftßau* 
iußt : St.-SRartin  (üanbe«)  37».  —7«,  Breft 32«.  —4», 
Bari*  33°,  —10»,  Brflffel  81°,  —11»,  Hamburg  31«, 
—12°,  Upfala  30«,  —24«,  Sreenwid)  31»,  —8«, 
Xublin  25«,  —5",  Xßor«ßaBen  18»,  —9»,  Sfubenä« 
22«,  —8»,  Sergen  26«,  — ll»,G6rifttanfunb22»,— 9», 
Siammerfeft  24“,  —14°,  Bavbö  21",  — 16“.  Xie  Xent- 
peraturbifferenj  jroiftßcn  3uli  unb  3anuar  beträgt 
für  bie  mitilere  SSeftlüfie  ffranfreitß«  15«,  für  bie 
Sfforbweftfüfte  12»,  für  ben  äußerften  Heften  3rlanb« 
unb  Gnglanb«  8«.  Xie  Wegen  mengen  betragen 
natß  §ann  (in  3cnlimetem)  für:  Untere«  SHßonctal 
87,  Canbe«  in  beit  Säeftpßreitäcn  114,  mittlere«  Säeft* 
franfreitß  66,  3enlralfrattfreitß  71,  SRorbWeflfüfte78, 
Belgien  unb  Stanal  68,  Sjollanb  unb  beutfdje  Slorbfce 
67,  Xänemarf  60,  ffäröer  162,  Oftenglanb  65,  Säeft* 
fdfottlanb  189,  Urlaub  100,  91ortoegenSä.  115,C.unb 
3nlanb  46,  69. — 70.»  nörbl.  Sir.  31.  Xie  größten 
Wegenmengen  faden  in  ben  Seeregionen  ttumber* 
lanb«  (Sißeßeab  S-’aß  430  em).  ffranfreid),  außer 
ber  üiorbmeftfüfte,  ßat  9Jlai-  unb  Dftoberregen , tut 
9138.  fommen  Vcrbil-  unb  Säinterregen  Bor,  ebenfo 
wie  auf  ben  briiiftßen  3nfeln;  Belgien,  9iorbweft- 
beutfeßlanb  unb  Xänemarf  jeigen  ben  Übergang  Bon 


(Stlima). 

§erb[t-  ju  Sommerregen.  SBeftnorwegen  ßat  fpcrbft* 
regen,  wogegen  bie  Hinterregen  »urüdtreten.  Sie 
Vöße  ber  Stqnetlmit  beträgt  für  ba«  ffanbinaBiftße 
Sebirge  im  91.  (67.»  nörbl.  Sr.)  1000,  S.  (70,»nörbl. 
Br.)  1200  m,  bie  Sletfcßerenben  fenfen  ftd)(61‘/i" 
nörbl.  8r.)  auf  400  m abwärt«. 

3)  3"  Mitteleuropa  geßt  baäSeeflima  in  Sion* 
tinentalHima  über.  Xurtß  bie  SUpen  Wirb  biefe«  Sc- 
hiet ftßarf  nom  mebiterranen  Sebiet  abgegrenjt,  nad) 
O.  ßin  finbet  feine  berartige  Trennung  gegen  ba«  oft* 
europäifcßeftontinentalflima  patt.  ÜberbieSuftbruef- 
Berteilung  f. oben:SBefteuropa.  Xie  Xe  inperat  uren 
bewegen  ftd)  in  biefem  Sebiet  (natß  §ann)  burdj- 
fdjnittliiß  jwiftßen  folgenben  Srenjen:  Königsberg 
32»,  -22»,  Harftßau  32»,  —21»,  Berlin  33«,  —16», 
©roden  23“,  —21»,  XreSben  33»,  - 17»,  Baßreutß 
31»,  —21»,  SKündjen  30»,  —19",  ©rag  33»,  —16", 
Hielt  34",  — 15",  fjjennannftabt  32»,  — 23",  SUagen 
furt  32»,  -22»,  Bojen  33»,  —8",  pjiiritß  30»,  —14», 
Bern  29»,  —15»,  St.  Bernßarb  18»,  —22».  $ie 
Gjtreme  f^ Wanten  jwiftßen  tneßr  al«  35°  unb  — 30". 
Xer  meiftc  Siegen  fällt  Überad  im  Sommer,  fo  jwar, 
baß  lanbeinwärt«  bie  £>erbjt*  unb  Hinterregen  ab; 
neßmen  unb  bie  Sommerregen  juneßnten.  3”  ®eutftß- 
lanb  faden  jäßrlid)  bunßf^nittlicß  etwa  65  cm  Wegen, 
Wobei  bic  ©erftßiebenßeiten  in  ben  einjelnen  Segen 
ben  retßt  bebeutenb  ftnb.  91atß  Sonflar  fanen  jüßr 
litß  inBößnten.SRäßren  unbStßleften  burcßfcßnittlicß 
64,  Salijicn  unb  Bufowina  73,  Ober*  unb  91iebcr< 
öfterreitß  83,  Jtrain,  Sßrj  unb  3ftrien  137,  Xalma« 
tien  92,  Ungarn  59,  Siebenbürgen  77  cm  9Keber- 
ftßlag.  2>ie  ©ewölfung  ift  in  ber  91ieberung  unb 
im  Siiittelgebirge  am  größten  im  Säinter,  am  gering, 
ften  im  Sommer,  am  trodenften  ftnb  bie  grüßlinge 
ttionate.  Xer  Xrudberteilung  entfpretßenb  ftnb 
Weftlitße  unb  fübwefilitße  SBinbe  Borwtegenb,  im 
tjrüßjaßr  unb  frerbft  neßmen  bie  öfllitßen  Hinbe  etwa« 
ju.  3n  Ungarn  ftnb  91orbwcfiwinbe  ßäufig,  Wie  bemt 
tuteß  in  Xeutfcßlanb  biefe  Säinbe  Born  Hinter  jum 
Sommer  ßin  juneßttten. 

4)  Über  Sußtanb  f.  b. 

6)  Xa«  mebiterrane  fflimagebiet  umfaßt 
ade  SMnber  am  SKttielmeerbeden.  3ßnt  ftnb  ßaupt- 
fätßlitß  regenarme  Sommer  unb  reid)lid)crer  Wegen 
in  ber  fältem  3aßre«uit  eigen.  3m  Wefllicßen  Wlmel- 
meergebict  ftnb  bie  verbftregett  (rclattB)  feßr  gleitß- 
mäßig  Berteitt,  Wäßreub  in  ben  öftlicßen  SebirgStei- 
fen  bte  Sontmerbürre  fttß  weit  in  ben  iperbfl  erftredl. 
§crBorjußcben  ift  bie  Slbnaßnte  ber  regcnantien  3eit 
natß  91.  ßin.  9Jlalta  ßat  4 — 5 regenanne  Slonnte, 
ba«  nörbiitße  Sijilien  4,  91eapel  3,  Wotn  2,  Storenj 
feinen.  Xie  trodne  3eit  bauert  an  ber  Sübfiljte  Spa« 
nien«  5,  in  Ciffabott  4,  in  Borto  3 SJlonaie,  tn  San- 
tiago feßlt  fte  bereit«.  Xie  jäßrlicße  Wegetttnenge  ße 
trägt  natß  S>ann  für:  füblitßc«  'ßortugat  70,  fpani- 
ftße«  ©lateau  87,  fpaniftße  Oftfüfte  42,  Spanien« 
9lorbranb  129,  mebiterrane«  granfreitß  67,  Sübfuß 
ber  italienif^cn  SUpen  121,  ©o* Sebiet  81,  Wittlei. 
itatien  84,  Sübitaiien  80,  Sijilien  60,  SDlalta  65, 
SIbria : 91orbe n 1 30,  Büttel  83,  Süben  128,  ffonftanti  • 
nopel  70  cm.  ^ierßer  aeßört  ba«  regenreitßfte  Se- 
biet Bon  ®.;  in  ber  ©uajt  Bon  Gattaro  faden  jäßr- 
lidj  436  cm.  Slutß  bie  91orb-  unb  Heftfüfle  Spanien« 
unb  ©ortugal«  ßaben  3aßre«fummen  bi«  ju  300  cm, 
wogegen  im  3»nem  oerberblitße  Xürreperioben  Bor- 
fommen.  — 3m  3nnem  ber  3beriftßett  fpalbinfel 
finbbieHänttefd)Wanfungett  feßr  erßebti^,  bie  Jfüften* 
gegenben  ßabett  eine  meßr  gleitßntäßige  Xeitiperatur. 
91ittß  O.  ßin  neßmen  bie  Härnteftßwanfungen  im  ad- 


VkracmteflunH  m 

BäIkt  »•  ’ 

sttoio* 


Mittlere 

Minne  u.  Lu IWnui»ert eilung 
im.Iauum 

aowit  absolut r Temperatur  Minima 
einiger  Orte 


Nobureu 


Mittlere 

MÜnnr  u.  Luf!tinielcv»*rt«*ilunjf 
im  Juli. 

sowie  absolute  Temperatur  Mamma 


bobaren. 


KLIMAKARTE 

von  K 


1 


Jfriw  Mhrvr-LekXÜtan  Ä Au/T 


Blbttogitpbuitrt 


Digitized 


VON  EUROPA 


'«tmit  te  i«p«r 


Mufti  Arftket  , Bunapm  ' 


Google 


179 


Guropa  (©flanjeuluelt). 

gemeinen  jti  unb  erreichen  im  3ünern  ber ©alfanbalb-  latib  bilben  btc  norbifdje  2Beifibirfe  nebft  Siebte  uub 
tnfel  feljr  erhebliche  Sterte.  Alä  3abreäeytreme  fuhren  Riefer  faft  nuö[cf)ttefiiid&  ben  23albbeftanb.  $ie©olar- 
toirfolgenbean(nad)S>ann):  8iffabon36",  l°,2Äabrib  grenje  beröerjte  erreicht  bei  Alten  in  ffinnmarfen  ben 
40°,  — 7",  ©ranaba  38",  —3“,  ©erpignatt  37°,  — 4°,  71."nörbl.  8».,  Bon  ba  fmft  fie  oftwärtä  amöotini- 
Slijja  31",  — 1",  URailanb  34“,  — 10",  Sineona  35",  (dien ©ufenbiä65". Betlauft  umbieRüftenbeäSäeifjen 
— 4‘J,  Ko  nt  35”,  —4“,  ©alermo  40",  0",  2efina  33°,  SDlecreä  unb  enbet  in  ber  Siäfje  beb  ©olarfreifeä  am 
— 2",  Rorfu  35",  1",  Athen  38",  —9“,  Sofia  35°,  Ural.  Auffer  ®erfte  Wirb  im  9?.  nur  Koggen  unb 
— 18“.  Sehr  tiefe  28intertemperatur  bat  bie  Sotjle  $>afer  als  3ommerfrud)t  gebaut ; erft  im  (üblichen 
beb  ©o*Salä,  wo  fie  bis  auf  — 18"berabfmft  (inSica*  SlanbinaBien  beginnt  ber  Anbau  beä  23ci  jcn«  unb  beb 
pel  auf  —4",  m ®i  jilien  auf  —2"),  wütjrcnb  im  Som>  ffiintergetreibeb.  Sie  Steintultur  erteilt  ihre  Korb- 
mer  fttb  bie  lemperatur  in  Korbitalien  auf  37",  in  grenje  m einer  Cinie,  bie  Bon  bcrSoiremönbung  über 
Sübitalien  auf  41"  erbeben  fann.  Ser  Üuftbrud  ift  bie  TOaaä  (bei  503/*°  nBrbl.  Sr.)  bis  Sonn  unb  SRei« 
im  Sommer  im  SS.  hoch  unb  nimmt  rafdj  gegen  O.  feen  unb  Bon  ba  burdj  Schleften  biä  SRobileW  am 
bin  ab,  baber  im  Sommer  Borbcrrfcbenb  Korbwinbe  Xitjcür  gezogen  Wirb. 

(ßtefien  ber  ©riechen),  bie  Bon  fonnigem  ©etter  be-  3)ie  &Iora  beä  europäifdjnt  SSaibgebietS  fegt  fidj 
gleitet  fmb.  3m  Sinter  ift  ber  Cuftbrud  über  bem  auä  ungleichartigen  ©eftanbteilen  m febr  inniger 
H’i'ittelmceroerbältnieimftfiig  itiebrig,  eäentwideln  fid)  SKifdjung  unb  SJurdjbringung  jufammen.  Vllä  baä 
häufig  ©arometerminima,  bie  Bon  SRegenfaU  beglei-  midjtigfte  fflorenetement  erfdjetnt  baä  alpine,  beffeit 
tel  finb.  Sin  ben  gebirgigen  Ufern  beä  SRittelmeerä  ©runbflamm  mit  Bielen  enbemifdjen  Arten  Bon  ber 
finb  Sofalminbe  häufig,  io  bie  Sora  an  ber  ADrta,  oben  erwähnten  ©tbirgäfdjeibelinie  Bon  ben  ©pre- 
ber  SRiftral  in  granfreid),  ber  ©cirocco  in  Sübita-  näen  bis  jum  ©alfan  wotjnt  unb  baä  gefamte,  ben 
lien,  ber  2eBed)e  in  Spanien.  tpodjgebirgen  Borgelagerte  2>flgel  ■ unb  ©eralanb  (in 

Vftanjenmelt.  Xeulidilanb  biä  jum  iparj,  bem  Ibüringer SBJalb  unb 

3)ie  reiche  Rüftrnglieberung  unb  bie  ®unfi  eine«  ben  Subeten)  benebelt  bat-  SbaraHeriflifd)  finb  auch 
auänabmäweife  gemäßigten  Rlimaä  rufen  in  ber  bie  feläbemotjnenben  ©flanjenformationen.  fieptere 
©flanjenwelt  Guropaä  eine  bemcrtenäwerte  SRilbe-  erreichen  in  ben  jentralen  Hochgebirgen  tbre5>auptent- 
rung  ber  Segenfäpe  unb  innige  äRifcpung  ber  flo-  Widclung,  unb  jwar  liegen  bie  örenjen  ber  tjochalpi- 
nfti)d|en  ©eftanbteile  berüor.  SRur  bie  ffanbinaoi-  nenKegion  in  ben©preiiäen  jwifchen  2400  — 2750m, 
(eben  gjelbä  Bom  Jiorblap  bis  SloBrefjclb,  bie  norböft-  in  ben  Alpen  bei  2400 — 2700  m,  in  Siebenbürgen 
liehe  ^älfte  non  Sola,  bie  §albinfcl  Ranin  unb  bie  »wifd)en  1800-  2500  m unb  in  ben  Subeten  bei  1400 
(fiämeerfüfte  biä  jur  ©etfdjoramünbung  unb  bem  biä  1600  w.  ©oit  28.  unb  S.  finb  ferner  atlan- 
nörblicpften  Ural  fallen  in  baä  ©ebiet  ber  nrltifcben  tifdje  ©flanjen,  befonberä  immergrüne,  ftraudjbil- 
R I o r a (f.  b.) , beren  baumlofe  lunbrenfläcben  Bon  beitbe  Grilajcen , in  bie  europäifepe  28albjone  einge  • 
iloofen,  Sledjtcn , öräfern  unb  üRoorpflanjen  mit  brunaen.  2>er  äufjerfte  ©orläufer  biefer  ©ruppc,  baä 
fpärlichen,  niebrigen  ober  hiedjenben  Strauchformen  $>eibefraut  (Calluua  vulgaris) , pat  fidj  mit  grofjen, 
erfüllt  werben,  tpodjttorbijchc  Arten  ftraljlen  auch  jufammenbängenben  ©eftänben  Bon  ber  atlanttfdjcn 
auf  baä  fdjoltifcbe  2>od|lanb  unb  ben  nBrblidjcn  unb  Rüfte  biä  jum  Oftbang  beä  Uralgebirgeä  nuägebrci- 
alpinen  Seil  beä  Urolgebirgeä  über,  bem  bie  Alpen-  tet.  91uä  Sübeuropa  greifen  im  Weftlicl)en Sranfrcich 
matten  fehlen.  3m  norwegifchen  fflebirge  liegt  unter  bie  Gbelfaftnnte  unb  bie  immergrüne  Quercus  Dex 
bemewigcuSdjueeBegetationätofeäSteingeröü,  bann  nebft  mehreren  Staubenpflanjen  in  bao  iüalbgebiet 
folgt  ein  Jeppid)  getbgrüner  Strauch  flechten,  ben  in  ein;  äbnlidjeä  finbet  ant  Sübfujt  ber  Alpen  unb  in 
1200  — 1370  m völ)e  ein  ©ürtel  Bon  3wcrgbirfen,  einzelnen  befonberä  begünftigten  Salem  ber  Schweig 
niebrigen  SSeiben-  unb 28ad)olberbüfchcn  nebft^eibe-  ftatt.  ©on  SO.  treten  in  bte  pontifdje  28aIbregion 
fträuepem  ablöft;  bei  1000  m beginnen  bie  erften  Der  ©altantänber  tharafteriftcfdje  ©aumarten,  wie 
hohem  ©irfenmäiber,  unb  noch  etwaä  tiefer  91abel-  Silberlinben,  bie  Springe  u.a.,  ein.  Gnblid)imäu6er- 
boljbäume;  blumenreiche,  mit  zahlreichen  arltifd)en  ften  Slorboften  greifen  Elemente  ber  fibirifdjen  22alb- 
©tlanjcn  befiebelte  Dafen  treten  Borjugäweife  nufuer-  jone  weftwärtä  über  baä  Uralgebirge,  ©eben  biefen 
Wittembem  Schiefergeftein  auf.  frembartigen  Ginbringlingen  beftebt  ber  ©runbftod 

©on  ben  arftifchen  ©irfengebüfehen  Örinniunrfenä  ber  mitteleuropäifcben  Rlora  Borjugäweife  auä  bat- 
unter  70"  nBrbl.  ©r.  erftredt  fi<b  baä  europäifdje  tifepen  ©flanjeit,  Welche  bie  Rüftenlänber  an  ber 
23albgebiet  burch  SlanbinaBien  einerfeitS  nah  9torb-  unb  Oftiee  bewohnen  unb  erft  nad)  ber  Giäjeit 
Seutfhlanb,  SJrnufreid) , fflrofjbritannien  unb  bem  in  ihr  gegenwärtigeä  Vlreal  eingewanbert  finb.  ®ie 
nörblichften  Jeil  ber  3berifheu  ^albinfel,  anberfeitä  ©renje  gegen 97. bilbet  bie  finnlänbifhe  unb  weft» 
Durch  SRorb*  unb  awittclruijlnnb  bis  ju  einer  fiinie  uralifdje  23albregton,  bie  burch  ben  Onegafeebon- 
über  Riem,  fiurff  unb  Rafan;  fübwärtä  bilbet  fonft  etnanber  gefdjiebcu  werben,  unb  Bon  ber  Die  erftere 
ber  Bon  ben  ©prenäen  butd)  bie  hohe  AuBergne  ju  floriftifd)  mit  SlanbinaBien,  bie  Untere  mit  bem  Ural  • 
ben  Alpen,  ben  Sharpathen  unb  bem  ©alfan  fiep  fort-  gebirge  unb  Sibirien  in  näbenn3ufammenbang  fleht- 
fepenbe  5io<hgebirgägürtel  bie  Scheibelinie  gegen  bie  ®ie  europäifdje  Steppenflora  hat  ihren  fiauptfitc 
©iittelmeerftora.  ©ach  ben  Borloicgenben  fflalbbc-  m Sübrublanb,  Wo  bie  urfprünglidje  ©Vegetation  Bor- 
ftänben  gehört  ber  nörbtiche  Seit  beä  ©ebietä  etwa  jugäweife  auä  fiibergläitjenben  gebergräfem  (Stipa) 
biä  jum  00.  ©nrallelfreiä  ju  ber  ©abelholjjone  (f.  b.)  befiehl;  nur  in  ben  lalfdjludjten  wädjft  ein  fümmer- 
mit  Sarchen,  Richten  unb  Riefem,  ber  (übliche  jur  licbeä©eflrüppBonßrIen,©irfen,2inbenunbftraud)- 
Saubholiione  (f.  b.);  nur  im  9i.  greifen  bie  ©irfen-  artigen  Sieben,  unb  bie  2lnhBben  jieren  Heine ©lüten • 
Wälber  ftellenweife  über  ben  ©abelboljwalb,  in  ®e-  fträudjer  Bon  ©olbregen,  Caragana  fruteacens,  Bon 
birgäregionen  lepterer  über  ben  fflürtel  ber  fontmer*  3aer(lm(mbeln  u.  a.  3m  erften  grühjabr  erfdjeint 
grünen  ©aumfonnenbinauä.  ®ie  europäifhen  SBalb-  eine  Schar  Bon  3wicbelgewädjfcn,  Wie  Julpen  unb 
bäume  gehören  Borjugäweife  ben  jirfumpolar  Ber-  Srititlarien , fpäter  b«rrfchen  Rreuj-  unb  Cippenblu- 
breiteten  ©attungen  Pintu,  Abies,  Picea,  Betnla,  men,  im  3uli  Dolbenpflanjen,  im  iperbft  Rorbbliit- 
Quercus  unb  Fngns  an.  3»  SlanbinaBien  unb  Sinn-  ler  Bor.  $ie  Steppenflora  ift  auch  in  baä  ungarifdje 

19* 


180 


guropa  (©obenbenujung,  XierWelt). 


Xicflartb  eingcbrungcn  uiib  erfüllt  baS  innere  beS- 
[eiben,  mit  SuSnapnte  ber  beWalbeten  ©ebtrg®ränber 
unb  ber  Xonauufer;  einzeln«  Steppenpflanjcn  ftnb 
aucp  nad)  ©öpmen,  nad)  ber  'JJiart  ©ranbenburg, 
jum  Xpütinger  SJalb  unb  karg  Borgerüdt.  Sie  füb- 
rufftftpe  Steppenjone  erreicht  an  ber  uralo-fafpifdien 
Saljfteppe  jttifdieit  Ural  unb  Kafpiftpem  SJiecr  ipre 
Cflgrenje;  autp  bie  Sorbpänge  i>c®  Kaufafu®  finb 
bi®  ’jum  Salb  gürtet  hinauf  Don  Steppenpflanjen  be- 
jubelt, unb  ebenfo  laufen  bie  Süblepnen  in  bie  arme- 
mftpen  Steppen  au®.  Sie  untere  Salbregion  biefe® 
©ebirge®  mit  üorbeer  (bis  200  m)  unb  Ebelfaftanien 
(bi®  1000  m)  pal  mebiterrannt,  bic  obere  mit  ©utpen 
(bi®  2000  m)  unb  AbieaNordmanniana  (biä  2100m) 
boreaten  Sparalter ; bie  alpine  Legion  mit  Spoboben* 
bren  unb  Staubenmatten  liegt  jWifdtcn 2400—  3650  m. 
Sin  jroeite®  ipauptfteppengebict  Europa®  enttuidelt 
fup  in  Spanien  befonberä  jwifepen  bem  obem  lajo 
unb  bem  ©uabiana  fotoie  nörblicp  non  ber  Sierra 
Jlcuaba,  um  SRurcia  unb  am  mittlem  Ebro  unb  fiept 
Port  pauptfätplitp  mit  ber  atlantifdj-mebiterranen 
glora  in  3ujammenpang  ; teilä  perrfdjen  Saljfleppen 
mit  Salioteen,  teils  fflraSjtcppcn  mit  pod)Wüd)ftgen, 
parten  örnfem  (Stipa  tenacissima  u.  a.)  Bor. 

3u  ben  SKittelmeerläubem  beftimmen  bie  ©efträutpe 


ber  immergrünen  3one  bortuiegeitb  ben  Scgeta- 
tionSdjarafter , ber  ftep  am  reinften  ausbrrtett  in  ben 
SRaqui®,  einer  ©uitpformation  aus  Clioen,  Slipr» 
ten,  Sorbeer,  Steinlinbe,  ©iftajien,  3*ftroien,  Erica 
arborea,  Arbutus,  fflinfterartenu.a.  Siiefer  Strainb* 
gürtel  fteigt  an  ben  ©erglepnen  Bon  ©ranaba  bis 
1200  m,  am  &tna  biä  700  m unb  in  Xalmaticn  bis 
400  m aufwärts.  X (trüber  folgen  bie  für  baä  SKit» 
telmeergebiet  djaratteriftifdjen  ©eftänbe  immergrüner 
ßitpen  uebft  ßbclfaflanien,  ©uepen  unb  SRabelpöljern 
(f.  immergrüne  ©epölge).  3)ie  3wergpalme  (Cha- 
maerops  humilis)  bilbet  Dorjugämeife  nt  ber  untern 
Sfegion  Sübjpamenä  auSgebepnte  ©eftrüppbeftänbe, 
ift  aber  bereit®  an  ber  S8e|tfüjtc  fomie  auf  ben  gnicltt 
jtaliens  felteuer  unb  Berftproinbet  Weiter  oftwärt® 
ganj.  3>ie  Salbjone  beä  CftcnS  in  Xpeffalien  unb 
Epiru®  ift  bie  Heimat  ber  Siofitaftanie,  aud)  treten 
pier  Silberlinbeu  unb  ©latanen  pinju.  gür  bie  mit- 
telmecrtänbij<pe©egetation  finb  enblicp  auä  niebriaen 
Ipalbjträucpem  gebilbete  SSatten  eparatteriftifep.  Die 
Borjugäiueife  (ms Hippen-  unbltremblumen,  SJolben« 
pflaujen,  Korbblütlern  u.  a.  beftepen  unb  Bon  ben 
mitteleuropäijepen  Siefen  wefenüitp  Berfcpieben  fmb. 
Sgl.  ju  oorftepenbem  au<p  bie  Karte  beim  Sri. 
>Sflanjcngeograppie<  unb  nadjfolgenbe  XabcHe. 


<Bot>enbeniO)nng  ffinropn®. 


Staaten, 

na<$  ber  <9iö^e  beit  Hreall 

»real 

DÄitometcr 

9in». 

• auf 
1 qkm 

ftdctlanb 
uitb  Gürten 
pro». 

SBeinlanb 

$ro|. 

SHefcn, 

SBeiben 

«Proj. 

Salbungen 

^robuftire 

Vroi. 

Unprobur* 
tioe  glätte 
Vrot. 

Äujifaub  (o^ne  ^innlanb) 

4962171 

21 

26,6 

0,o* 

18,6 

SS.» 

80,6* 

19,4  b 

ßflöTtitb'UngatTt 

625518 

72 

39,* 

1,04 

23.« 

80,* 

94,24 

5,18 

3)eutf4ie$  Seitb ... 

540  742 

104 

48,6* 

0,tft 

16,03 

25,9 

90,74 

9,*6 

graRlrei<§  ...... 

536  408 

72 

49,» 

4,o» 

10,» 

18,6 

83,3» 

10.61 

Spanien  (infL  Calenrett)  . . 

497  244 

36 

35,0 

2,» 

80.» 

10,o 

78,0 

22,0 

6t$roebrn 

450574 

11 

8,5 

— 

3.» 

44,6 

56,8 

43,4 

^innlanb 

873604 

7 

8,0 

— 

10,0 

56,0 

69,0 

31,o 

9toriüfgen  

325  429 

7 

2,1 

— 

2,9 

24,4 

29,3 

70,1 

örojfbriianmcn  unb  3rlanb  s 

814  378 

132 

24,» 

— 

36,6 

3,9 

65,3 

34,1 

otalien 

286682 

ltt 

3«,» 

6,3 

25,0 

19,4 

87,8 

12,4 

Rumänien  

131020 

45 

29,1 

l.*9 

21,9 

16,0 

67,8» 

82,3  t 

Portugal  * 

88  964 

56 

22,® 

2,* 

16,1 

10,1 

51,4 

48,6 

<9rta$en(ani  

64  679 

87 

18,» 

2,09 

8,0 

12,o 

40,9» 

59,oi 

Serbien 

48303 

52 

21a 

l,ss 

12,6 

10,0 

61,1« 

48,34 

£(^roeii| 1 

40820 

80 

16,o 

0,1 

86,o 

19,0 

71,1 

28,3 

Tonern  atf 1 

38456 

64 

42,» 

— 

28,* 

4,5 

75,3 

24,1 

9iiebertanbt 

33000 

154 

26,» 

— 

84,3 

6,8 

67,8 

82,4 

X'elgien  ... 

29456 

227 

53,» 

0,0 1 

12,4 

16,e 

82,»i 

17,o» 

Luxemburg 

2597 

91 

48,* 

0,34 

15,1 

29,» 

94,14 

5,8« 

1 Dbiw  SÄalta  unb  Gtbrattoi  — ,J  ebne  Bjorcn  — * Dpne  Beben-  unb  Genfer  €ee.  — 4 Dbne  ^ärStr. 


Xtrrloelt. 

Seiner  Xierwelt  nad)  gepört  S.  in  feinem  nörb* 
liipften  Xeil  ber  arftif<pen  3ir(umpoIarregiou  an,  im 
übrigen  ber  paläarftifcpen  Diegion,  Bon  biefer  ber 
jiauptfacpe  natp  bie  europäifd)e  Subregion  bilbenb, 
»äprenb  bic  füblirtiften  ©ebiete  jenfeit  ber  HUpen  unb 
©prenöen  jur  mittellönbifcpen  Subregion  geboren. 
3>er  Epnrntter  beä  Sfeltteilä  bietet  ©elegenpeit  jur 
Entwidetung  eineä  reiepen  X ierlebeitä,  freilid)  jefjt  we- 
niger alä  früper.  Xutcp  bie  fortfepreitenbe  Kultur  ift 
bie  Sauna  Wefcntlid)  beeinflußt  worben;  Biele  Xiere 
fmb  jurüdgebrängt,  anbre  ganj  Bcrftprounben.  3U 
ben  für®.  <parafteriftifd)en  Säugetieren  gepörenSär, 
SSolf,  SutpS  unbguep®,  SWaulwurf,Sptpmauä,3gel, 
Xacpä,  ffiiefel,  Otter,  ffiafferratte , fflemfe.  Sieben- 
fdilafer,  t>aie,  bon  biefen  finb  ©at,  SutpS,  Süolf, 
Eltp  u.  a.  beinape  auägerottet.  Son  Sögeln  fönnen 
alS  tparafterijliftp  für  E.  betraeptet  werben : bie  33rof- 
fein,  ©uftpfänger.  Sioprmeifen,  Sieifen,  ©ieper,  ©atp- 
ftelgen,  ümmem , Sperlinge,  Kreujftpnäbel,  Hänf- 
linge, Elftem,  Salbpüpttet  tc. , ber  nörblitpen  3°ne 


gepören  bie  Stpneeeule  unb  ber  Seieifalfe  an.  Xie 
Sleprjapl  ber  Sögel  wanbert  im  Sinter  natp  bem 
Silben,  meift  biö  'llfrita.  Ungepeure  Stparen  Bon 
SeeBögeln  fammeln  fitp  jur  ©rutjeit  an  ben  Küflen 
Norwegens  unb  Stpottlanbä.  SRclatiB  amt  ift  E.  an 
Septilien ; im  popen  Sorben  feplen  fte  gänglitp,  natp  S. 
werben  fte  päufiger;  am  meniaften  Bertreten  ftnb  bie 
Stpilbhöten.  ^aplreitper  ftnb  bie  Sitten  unb  Ballun- 
gen ber  Eibetpfen  unb  Stplangcn , Bon  weltp  leptern 
nur  wenige  giftig  fmb.  Sud)  bteWiuppiPien  finb  nitpt 
japlreitp,  botp  weifen  fle  tparatteriftifepe  Sonnen  auf, 
wie  ben  ©rottenolnt  (Proteus),  bieffleburtspetferfröte 
(Alytes).  35ie§röfdje  finb  im  gattjen  Biel  glettpmäjji- 
er  Berbreitet  als  bie  Sloltpe;  lebtere  übermiegen  im 
1.  unb  0.  ®ie  Srteiifapt  ber  SRoItpe  nimmt  befon- 
berä  natp  S.  pin  ftetia  ju.  Unter  ben  giftpen  Euro- 
pa® fpielen  Karpfen,  Stupfe,  Sale,  ©Seife,  £>c<pte  unb 
Störe  eine  Sone  ; eineSieipe  Bon  Ballungen  unb  Hirten 
ift  auf  E-  befdpränft.  Son  SWcereoftftpcn , weltpe  bie 
Kitften  Europa®  befutpen,  finb  bie  Witptigfteu  bie 
Säpenfiftpe  (Xorftp,  Kabeljau),  gering,  Sprotte,  Sar- 


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Konr-Lrjrikttn  S.Autl  HihliugTaplijRrlicfl  lllKlitut  in  I.iMpiig-,  Zum  AriUctl 


181 


(Europa  (©eBölterang). 


bim,  Sarbeüe,  Steinhutt,  Stolle,  giunber,  ©«junge. 
Son  föenptieren  Derbreiten  fid)  über  ben  gangen  Kon- 
tinent bie  Sumpffcpneien , Seicpfdineefen,  ©emftein- 
fd)neefen  unb  einige  Wirten  ber  ©attung  Helix.  Sie 
®ioüu«fenfauna  Europa«  leigt  fid)  in  wer  SReidje  tei- 
len: in  ba«  arftifeg-boreale , alpine,  germanifepe  unb 
Wittelmeerreid).  Unter  ben  3nfc(ten  finb  am  beften 
betannt  bie  Schmetterlinge  unb  Käfer,  Bon  beiten  eine 
Seihe  8.  eigentümlich  ftnb ; mehrere  Wirten,  barunter 
befonber£fa)äb(id)e,  wiebieSeblau«,  finbeingefd)leppt 


unb  paben  fiep  BbHig  eingebürgert.  Die  niebere  Süft- 
waffrrfauna  geigt  gum  großen  Seil  einen  foSmopoiiti- 
fepen  3ug.  Sgl.  piergu  aud)  bie  tiergeograpptfd)en  Kart  • 
epen  bei  ben  Vlrtifcln  »Säugetiere,  Sögel,  Reptilien«. 

©rtiölfrrung. 

(§ierju  bi«  *©ölfer>  unb  6pra$enfarte«  unb  bi<  Parte  »©e» 
üö[ferung«bl(bttg!ett  non  ffuropa«.) 

Sie  3«pl  ber  Bewohner  Europa«  wirb  gegenwär- 
tig auf  392,170,764  berechnet,  fo  baß  auf  1 qkm 
40  ©cwopner  fommen ; ugt.  folgenbe  labeHe. 


qtreat  unb  tBcnitllrriing  ber  europätfifien  Staaten. 


©eoölferung 


nac$  ber  ©wö(fenmg4bi$tigrfit  georbuct 

1 DPilometer  | 

intgefanrt 

auf 
1 qkm 

1821  — 
1840 

1841  — 
1860 

1861— 
1880  , 

1881— j 
1890  | 

1891  — 

1900 

Belgien  (1900) 

29  456  1 

6693810 

227 

0,» 

1,0 

0,8 

0,9 

1 l,o 

«Heber lanbe  (1899) 

33  000  , 

5103  979 

154 

0,» 

0,7 

1,1 

1,0 

1,3 

©ro&britanmcn  unb  $r(anbi  (1901) 

314  667 

41618781 

132 

1,1 

0,4 

0,9 

0,7 

1,0 

Italien  (1901) 

San  SRarino 

286082 

61 

82475253 

9535 

| 113 

0,8 

0,6 

0,« 

0,8 

0,7 

©cutf<$<4  Stieb  (1900) 

540742 

56367  178 

104 

1,1 

0,7 

0,9 

0,» 

1,4 

Sujcmburg  (1900) 

2597 

236543 

91 

— 

— 

— 

— 

— 

S^roei)  (o^ne  ©oben»  unb  öknfer  See,  1900).  . . 

40  820 

8325023 

80 

1,3 

0,6 

0,6 

0,4 

1,1 

ffranfreieb  (nebfl  JRonaco  unb  Knborra,  1901).  . 
Cflerreifb  * Ungarn  (1900) 

536  882 

88982356 

72 

0,6 

0,3 

0,3 

0,3 

0,1 

625  518 

45405207 

72 

0,6 

0,8 

0,8 

0,9 

0,9 

Bim  warf  (1901) 

39780 

2464  770 

62 

0,8 

1,1 

1,0 

1,0 

1,3 

£ie$tenftetn  (1901) 

159 

9477 

59 

— 

— 

— 

— 

©ortugal  (mit  Xjoren,  1900) 

91842 

5278181 

58 

0,3 

0,7 

0,7  | 

0,8 

1 0,7 

Serbien  (1900) 

48  803 

2493770 

52 

— : 

2,0  (»> 

1»»  , 

2,1  0) 

t.» 

«tumänten  (1899)  

131020 

5912520 

45 

— 

l.oOO 

0,4 

0,4 

1,» 

©rietbenlanb  (1896) 

64  679 

2433806 

37 

1,3 

0,6 

1(0  1 

1,0 

1,4 

Spanien  (o$ne  Panarien,  1900) 

497244 

17  786984 

36 

0,3 

1,5  ro 

0,3  ! 

0,6 

0,3 

lürfei  (mit  ©olnien,  Bulgarien,  ZOajoi  unb  Preta» 

323736 

11545  381 

38 

— 1 

— | 

— 1 

— 

— 

Wontencgio  (1896) 

9080 

227  841 

25 

— 

— 

— 

— 

— 

»ufctanb*  unb  ginnlanb  (1897) 

5835  775 

106225138 

20 

0,6 

0,. 

i,t 

1,3 

1,0 

Sieben  (1900) 

450574 

5136441 

11 

0,9 

1,0 

0,8 

0,6 

0,7 

«lonoegen  (1900) 

825429 

2239880 

7 

1,9 

1»3 

0,8 

0,6 

1,3 

Dfifeebaffe,  ©oben»  unb  Genfer  See j 

4 563 

— 

— 

— 

— I 

— 

— 

— 

Puropa:  | 9732119  | 392170  704  | 

1 «lebjl  SRalta  unb  ©ibraltar.  — 1 SRU  9inf<$lu|  bet  9lfon>f$er  «Reeret. 

40 

1 — ; 

1 - 

1 - 1 

1 — 

^A^rlitbe  Sunabme  in  ©rojenten 


Sie  Senölferung  gehört  flberwicgenb  bem  inbt>- 
europäifdjen  ober  inittellänbifdjen  Stamm  an,  ber  in 
6.  burth  8—9  Sölferfamilien  Bertreten  ifl,  unb 
groar  uornepmlid)  bem  in b ogertuanif d)en  3weig. 
Sie  griecpifcb-lateinifcpe  gamilie  (Soutanen) 
enthält  folgenbe  SjaupiBölfer : Neugried)en,  3taliener, 
Spanier  unb  Sortugiefen,  granjofen  unb  ©rooen- 
gaien,  Sätier,  Salacben;  bie  germanifepe  gamilie 
3 §auptnationen : Seutfche,  ©ranbinaBier  unb  Eng- 
länber,  Bon  benen  bie  erften  auch  bie  Ipollänber  unb 
gläinen  begreifen,  bie  gweiten  in  Sehweben,  Nor- 
weger, Sänen  unb  fjstänber  gerfaüen.  Sie  flawi- 
f dp e gamilie umfaßt  bie  norbf  la wifetjen  Stämme : 
bie  Sicheehen  mit  benWäprem,  SloWafen  unb  Sechen 
ober  Solen,  bie  Sorben  ober  SBenben  unb  bie  Shiffen 
(©rofcruffen,  Sutpenen  ober  Wufiniafen  unb  SSeijj- 
ruffen),  unb  bie  fübflawif epen  Stämme:  bie  Slo- 
wenen ober  SBinben,  bie  Serben  (woju  Kroaten,  ©o«- 
nier,  SRontenegriner  unb  bie  ©eWopner  beö  eigent- 
lichen Serbien  gehören)  unb  bie  Bulgaren.  Sie  let- 
tifdje  gamilie  befchränft  fid)  auf  Silanen  unb  bie 
UrbeBölfcrung  ©reichen« ; ihr  am  näcbftcn  fiepen  bie 
Nlbanefen  ober  Sepfipetaren,  bie  in  Der  Weft- 
liehen  Sürfei,  in  ©ricdjenlanb  unb  ©igilien  wohnen. 
Sa  jebod)  ihre  Spradje  Diele«  au«  bem  Sateinifehen 
unb  fflriecpifepen  aiifgcnotntnen  hat,  führen  Wir  fie 
in  ber  Xabeüe  (S.  182)  unter  ben  Soutanen  auf. 
Sie  teltifepe  gamilie  gäplt  fiinfSölterfchaften:  3ren, 
®älen,  ©atlifer  (Rpntren),  Nrentorifer  (©retonen) 
unb  ffiaüoncn  (SSeüdje).  §iergu  fommen  bie  arme- 
ni  fepen  Roloniften  unb  (lanbelbleute  in  SUboft- 


europa  unb  bie  Wanbernben  S>orben  ber3igeuner, 
fo  bah  mit  VUt«uapme  ber  perfifepen  aüc  übrigen 
Sölferfamilien  besS  tnboeuropäifd)en  Stamme«  (So- 
matten,  ®cnnanen,  Slawen,  Kelten,  Setten)  aus« 
fepliehiicp  auf  bem  europäifdjen  ©oben  SSurgel  ge« 
feplageit  haben  ober  hoch  nur  burth  Rolonifation  au« 
6.  in  anbre  Erbteile  übergegangen  jinb.  Unter  bie« 
fen  finb  wteber  bie  brei  er|ten  (Soutanen,  ©ernianett 
unb  Slawen)  al«  bie  perrfepenben  Sölferfamilien 
Europa«  angufepen.  Sent  femitifepen  3»eiae  ge- 
hören bie  3«raeliten  an,  bie  mit  Vluänapnte  berSfatt- 
binaoifdjen  unb  3berifthen  fjalbinfel,  Wo  fie  nur  au«- 
nahm«weife  Borfommen,  über  ben  gangen  Erbteil 
Berbreitet  finb,  unb  bie  geringen  Übcrbleibfel  ber  Sin- 
ri«fen,  Sbfötnntlinge  ber  Sraber,  in  ben  abgcfeploi- 
fenen  Slpujarra«  in  Spanien.  Soch  ftnb  in  Der  Sa- 
belle  (©.  182)  bie  3«raeliten  nid)t  befonber«  auf- 
geführt, fonbent  beit  Nationen  gugereepnet  worben, 
in  beren  Witte  fie  leben,  unb  beren  Sprache  fie  fpre* 
epen.  Eine  ifolierte  Stellung  unter  ben  Sölfern  Eu- 
ropa« nehmen  bie  Sa« fen  (f.  b.)  ein,  bie  in  einigen 
©prenäengegenben  Spanien«  u.  graitfreitp«  wohnen. 

Ser  etpnograppifcpe  Seicptum  Europa«  wirb  tttbe« 
noch  wejentlid)  Bermehrt  burep  eine  anfepnlidje  3ahl 
finnifeper  unb  tatarifeper  Sölfergweige.  3U  ben  fitt- 
niftpen  Solfäftäntmen  gehören  bie  Samojebctt, 
bie  ginnett  (Sappen,  SaWaften,  Karelier  unb  Rwänen), 
Eftpen,  Kuren  unb  SiBen  unb  Ungarn  ober  SRngpa- 
ren  nebft  Sgeflem  fowie  bie  fcpwacpen  Sölferrefle  ber 
SBogulen,  bie  bulgarifcpen  unb  penuifepen  Stämme 
(Sfcperemiffen,  Worb  Witten,  Sprfätten,  Botjäfen, 


Ste  ©eiiöffe*uiig  (SutojmS  ttorf)  btt  Nationalität  in  S’aufrnben. 


182 


©liropa  (Öet'iMfcrung). 


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Jtfij 

4300 

1 

2 

1 

1 

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2 

3 

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JfdjuWaftften  ober  Sergtatn* 
rett  u.  a.).  Sie  in  <S.  Ijeimiftft 
geworbenen  Sblter  tatari- 
ftften  Stamme«  gehören  ent* 
meber  bem  weftUdjen  fjwetge 
ber  eigentlidjen  tatarijtfjcn 
(mongolif<ben)gamiliean,  wie 
bie  Jtalmilirn,  ober  unb  jwar 
jum  größten  Seil  ber  tiirTifdjcn 
gamtlir,  [o  bie  C«monen  auf 
ber  Salfanhalbiitfel  unb  bie 
fog.  turfotatarifd)en  Stämme 
(Jiogaier,  ®njrf)(iren  u.  a.)  in 
bem  Steppenlanb  am  Stafpi» 
{eben  unb  Sthttmrjen  Sicer. 
Wufterbetn  geboren  ju  ihr  bie 
maghanficrten  luvtfolonien 
bei  Humanen  unb  SJajhgen. 
\'iuj  biefe  Seife  fteigt  bie  (Jahl 
aller  in  ®.  wohnenben  Statt« 
tten  auf  etwa  60,  Bon  bcnen  40 
inboeuropäif<t)e  (arifd)  • feint* 
tifthe),  11  ftnnifaj«  (norbafia> 
tifctjc)  unb  8 tatarifdte  (botft* 
afiaiifthe)  finb.  2üefe609<'atto« 
nen  ge£)5ren  21  felbflänbtgen 
SprachjWcigen,  18  befonbem 
®&l!crfamilten,  3 »erf  (hiebe- 
nen  etbnograjilj'föen  8arie- 

taten  ber  füienfchhcit  an. 

Stic  brci  grofien  ftcrrfchen- 
bcn  Sbllerfamllien  toben  fitf) 
folgenbermafien  in  baä  Santi 
geteilt : fSiobrei  (üblichen  frnlb- 
tnfeln  be«6rMcil«  unb  biebrei 
äuttächft  anftoftenben  Seile  be« 
Kontinent«  ober  ben  ganten 
fontmentalen  Sübweften  (Eu- 
ropas , Don  ber  untern  $onau 
bi«  jurStrafte  bonßatai«  unb 
Bon  ber  Strafte  Bon  (Btbrailar 
bi«  jur  ®nge  be«  SoSporuä 
nebft  ben  benachbarten  Unfein 
nimmt  Borjugäwcife  bie  grie. 
djifdi-Iatetnifihe  jjamilic 
ein.  gut  Werten  guropa«  unb 
auf  feinen  itörblichen  5>atb> 
infein  unb  Jnfeln  haben  faft 
auSftblicftlith  bfe  Kationen  ber 
germanifehen  gamilie  ihre 
Veimnt  aefunben.  Ser  ftadje, 
breite  D|ieu  be«  ßrbteil«  fft 
faft  ganj  öeftStum  ber  fla* 
rotfdjen  Sblter  geworben, 
gafl  alle  Don  ben  Ipauptftäm* 
men  Ober  ihre  (Brett  jen  hinau« 
»erfprengten  3weige,  tefon- 
ber«  aber  alle  übrigen,  nid)t  jtt 
ben  brei  §auptfantilien  ge|ö< 
renben  Kationen  wohnen  al« 
grembUnge,  al«  poiilifth  ®b* 
hängige,  h&thflcnä  al«  Vtbop* 
tiofinber  jener  in  bent  (Bebtet 
btt  einen  ober  ber  anbem.  Unb 
jwar  finben  Wir  faft  alle  Slo- 
tionen monnolifehen  Stam* 
me«,  alle  ftnnifthen  unb 
tatarifthen  SBlter  im  fla* 
Wtf<hen  Dfleuropa.  Kur  bie 


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Guropa  (Grwerbäjweige,  Jtonfeffionen , ftaatticpe  Serpättniffe).  183 


ß«manifcpen  Silrfen  paben  iprt  friegerifc^e  VInfiebe- 
lung  in  ber  Sphäre  ber  grieeptfep-laietnifipen  gamilie 
gegrilnbet.  3n  beiug  auf  bic  Jfopfjapt  tommen  auf 
bie  Genitalien  127  Witt.,  auf  bie  Domänen  112,lSJ(t!l., 
auf  bie  Slawen  124,1  SRid.  Unter  ben  fletnem  Da- 
tioncn  jäplen  bie  Holten  etwa  2,8  SRid.,  bie  Selten, 
Eitauer ic. 3,«  SRid.,  ginnen  unb  SRagparen  14, «SRid.. 
©aöfen,  Armenier  unb  JJigeuner  1.»  SRid.,  enblid) 
dürfen,  lataren  unb  SRongolen  6,»  SRid.  Ü6er  bic 
MationatitSt  ber  ©euölferung  ber  einzelnen  Staaten 
gibt  bie  Säbelte  auf  S.  182  Vtufftbtufj;  weitere« 
f.  ©rittet  »SeBölterung-,  Uber  bie  fpraepliipen 
Serpättniffe  in  8.  Bol.  Gitropäifipe  Spraepen*. 

Unter  feinen  392  SRid.  Ginwopnem  jäplt  8.  nodj 
niibt  1 3JiitI.  Domaben ; alle  übrigen  pabeti  fefte  VBopn« 
ftpe.  Siapei  ftnb  bie  niept  angeftebelten  ©blterftpaften 
Guropa«  an  bie  femften,  unwirttiepften  Gnben  be« 
Grbteil«  Berwiefen,  auf  bie  eiftaen  gelber  be«  tappi- 
fiben  ©ebirge«,  bie  ©open  be«  Ural«,  bie  Hüften  be« 
8i«meer«  unb  bie  Steppen  am  StafpifepenSReer,  Wenn 
man  biefe  ju  8.  redpnen  Witt.  Ser  ganje  übrige  ©o» 
ben  8uropa«  ift.  Wenn  Wir  bie  3'geuner,  bie  fiep  na- 
meniliep  in  Cfteuropa  ltocp  umpertreiben,  abredmen, 
nur  Bon  angefiebetten  Sölfem  bewopnt.  Sec  Vt  der* 
bau  bitbet  bie  ©nmbtage  wie  ber  Gpiftmj,  jo  ber 
ftultur  faft  oder  europäijepen  Stationen,  bo<p  ftnbei 
man  in  8.  jept  feine  Station  mepr,  bie  fidp  auf  ben 
btofjen  Vlcferbau  bef  cp  raufte;  ber  ©ergbau  befepiif* 
tigt  in  ben  ffanbinabifepen , fepottifepen , engtijepen, 
boutfepen,  farpatpifipen , uratifdjen  @ebirgen,  in  ben 
Vltpen  unb  ©tjrenäen,  auf  ber  ffberifepen  unb  Jltali- 
idpen,  in  geringerm  SRafi  audp  auf  ber  ffiricdjifcpen 
©albiiifet  einen  bebcutenben  Steil  ber  ©esblferung. 
©anbei  unb  QSewerbf teip  ftnb  adgemeiit  Ber* 
breitet.  3nt  adgenteinen  aber  übertreffen  barin  bie 
germanifepen  Stationen,  inSbef.  bie  ©riten  unb  Seut- 
ttpen,  fowie  Bon  ben  Domänen  bie  gramofett  ade  an- 
bem,  wäprenb  bie  jlawifepen  ©ölfer  unb  bie  übrigen 
©älter  be«  Offen«  barin  noep  am  Weiteren  juriid* 
fiepen,  fjn  üpnlüper  Seife  arbeiten  Guropa«  Sötfer 
unb  swar  Wieber  BorjugSwcife  bie  germanifepen  unb 
ein  Steil  ber  romaniftpen  tätig  für  bie  VtuSbilbung 
ber  SBiffenfcpaften  unb  Stünfte. 

Sie  europäiftpe  Sultur  ift  aber  niept  aüein  etn©ro> 
bitft  ber  ©ppfit  be«  Grbteif«  unb  ber  urfprünglicpen 
Staturanlage  feiner  ©ölfer,  fonbem  noep  Bietmepr  ber 
allgemeinen  ©erbreitung  be88priftentunt«.  Unter 
ben  392  SRid. , bie  6.  bewohnen,  befinben  fitp  nur 
etwa  17,i  SRid.  St  i d)  t cp  r i ft  e n , nämtiep  7,«  SRid. 
JJuben , 9 SRin.  SRopammebaner  unb  0,7  SRid.  Rei- 
ben. ©on  biefen  finb  bie  flu  ben  faft  über  ben  gan- 
zen Srbieit  jerftreut  ; bie  SR  o p a m in  e b a n e r bagegen 
linb  auf  bie  ©alfaiipetlbinfel  unb  bie  Ufertanbe  be« 
fiafpifepen  unb  Scpwarjen  SReere«  befdpränft,  bort 
mit  dprifttiepen  ©ewopnem  Bermifcpt,  pier  über  Weite 
Sanbfliidpen  au«gebreitet.  Sie  p e i b n i f cp  e n ©ewop* 
ner  aber  finb  in  Biet  geringerer  ffapt  über  bie  Weiten 
Rtäcpen  an  ber  untern  ©etfdpora  unb  am  flafpifepen 
©teer,  über  bie  uratifepen  unb  lappifepeii®ebirg3pöpen 
unb  bie  eifigenjtüiten  Bon  Stola  jerftreut  unb  geboren 
bem  tatarifdjen  unb finnifepen Stamm  an.  2)ieffip ri- 
llen jerfaden  in  fireplieper©  infiept  in  brei  grope  Hon- 
jefftonen;  bie  römifdp-fatpotifepe,  griecpifdp-fatpolifdpe 
unb  proteftantifepe,  erftcre  im  3SB.,  bie  jweite  im  O., 
bie  britte  in  ber  SRitte  be«  8rbteit«  perrfdjenb.  3ni 
allgemeinen  umfajjt  bie  römifdpe  Sfircpe  bie  roina- 
nifepen,  bie  grieipifepe  bie  flawifepen , bie  prote- 
ftantifepe bie  germanifepen  ©ölfer  ; bod)  gepören  jur 
röinifcpeit  Stircpc  auep  bit  ffren  unb  anfepnlidpe  Steile 


ber  Scpotten,  ein  groper  Seit  ber  Seutfepen  unb  ber 
SRagparen , bie  ©ölen  unb  ein  Seil  ber  Eitauer ; jur 
grieepifepen  bie neugrieepifepe  unb  djriftlidj-albanenfepe 
SeBölterung  ber  grieepifepen  ©aibinfet  uub  be«  Virepi 
pet«  fowie  bie  Wataipiicpe  ber  untern  Sonaucbene  unb 
eint«  Seite«  Bon  Siebenbürgen  unb  Ungarn;  jur 
proteftantifepen,  aupet  geringen  romanijepen  unb  fta* 
wifepen  Stämmen  (in  Den  Vltpen,  in  Ungarn,  in  ber 
Storbbeutfcpen  8bene),  bie  SScprjapt  ber  pnnifepen 
unb  ein  Seit  ber  lettifepen  ©enälferung  Suropa«. 
Senn  ber  Often  Suropa«  ben  Vlnpängern  ber  grie- 
epifepen  Stircpe  gepört,  fo  paben  fid)  bie  ©roteftanten 
unb  Statpotifen  feit  ber  Deformation  fo  in  bie  VSeft  * 
pätfte  geteilt,  bap  biefe  bic  füblicpen,  bie  Berfdpiebenen 
3weige  be«  ©roteftantPSmu«  bagegen  bie  mittlem  unb 
norbwefttiepen  fiänber  tmnepmen.  ®anj  ungeteilt 
gepören  ber  fatpolifcpen  Sl'ircpe  nur  bie  ©prenäifcpe 
iinb  Stalifcpe  ©albinfet  fowie  ipre  Stacpbarinfetn;  bie 
proteftantifepe  bagegen  perrfept  m ben  ffleftabelänbern 
jwifdpen  ber  Spein-  unb  SSeiepfctmünbung  Bor,  ent- 
lepieben  auf  ben  flanbinaBifcpen  unb  bänifepen  imlb- 
infetn  unb  Jjnfcln,  ganj  au«fcplicplicp  Biedeicpt  nur 
auf  3«lanb.  Sie  Oft»  unb  bic  Siorbfee  Werben  auf 
aden  Seiten  Bon  ©roteftanttn  umwopnt;  nur  am 
Gingang  be«  Sfanat«  unb  an  ber  ©teiepfetmünbung 
berüpren  römifep-fatpotifepe , an  ber  Dewamttnbung 
Vtngepörige  ber  grieepifepen  ftirepe  bie  Stib-  unb  Oft- 
geftabe  biefer  SReere.  Sagegen  bleiben  bie  ©roteftan- 
ten ben  ©eftabcu  be«  SRittetmeer«  faft  ganj  fern.  Vtuf 
ber  Oftfeite  be«  ©ottnifepen,  gmnifdpeii  unb  Digaifcpen 
©ufen«  Berfcpmeljen  jic  fiep  mepr  unb  mepr  mit  ben 
Vlnpängern  ber  grieepifepen  fiirepe.  Sie  röntifepen 
Sfatpotiten  paben  fiep  auep  im  St.  Guropa«  in  tuepre- 
ren  ®egcnben  in  groBcr^apt  bepauptet,  fo  in  Rrtanb, 
im  ©ebiet  ber  ffleiepfet  unb  ber  reepten  SRebenftüffe 
ber  obem  unb  mittlem  Ober,  am  grifepen  ©aff  unb 
an  ber©affarge.  3n  ben  mittlem  ©egenbeit  be«  Grb. 
teil«  perrfepen  (je  im  obem  Gib-,  im  obem  unb  mitt- 
tem  Sonaugebiet,  mit  Vtu«napme  be«  äRünbungä- 
tanbe«  auep  an  ben  Ufern  be«  ©Pein«  unb  im  ffi.  bie- 
fe« Strome«  entfepieben  Bor.  Sa«  ©ebiet  ber  grie- 
epifepen Äirdje  ift  bemnaep  faft  boppett  fo  grojj  wie 
ba«  ber  beibenanbemjufantmengenommen,  wäprenb 
ba«  ber  eoangetifepen  Äirepe  bem  ber  römifepen  an 
Vtubbepnung  niept  unbebeutenb  naepftept.  Ser  See- 
tcnjapl  iprer  ©efenner  naep  ift  bie  römifep-tatpolifepe 
SVirepe  mit  etwa  173  SKitt.  Vlnpängern  bie  in  8.  ent- 
fliehen  Borwattenbe,  wäprenb  bie,'j«l)tenber  auf  bem 
lleinften  ©ebiet  lebenben  GBangetifepen  mit  90  'JRilt. 
unb  ber  auf  bem  größten  wopnenben  grieepifepen  ffipri- 
ftenmit  102  SRid.  BoncinanberWenigerBerf  epieben  fmb. 
S>aju  lomuten  10  'Kid.  Vinpänger  epriftlieper  Setten. 

Staatliche  merbättntffe. 

(Bgl.  Me  «arte  -«Uropa.  poliUfhe  ÜOerfühl-  bet  S.  171.) 

©on  ben  Sölferfamtlien  Guropa«  paben  e«  nur  bie 
germanifepe.  romanifepe  unb  flawifepe  ju  bauemben 
ftaatliepen  ©Übungen  gebraipt.  Vlber  bie  gegenwär- 
tigen Sutturftaatcn  werben  nidpt  Bon  SiMtem  Güie« 
Stamme«  bewopnt.  ©on  ben  flawifepen  Deiepen  pat 
fieh  nur  eine  fRation,  bie  ruffifepe,  im  ©efip  einer 
felbftänbigen  flaatliiperi  Gptflenj  erpatten,  unb  Ser- 
bien pat  bieSelbftänbigteit  erftl878  erworben.  Vlde 
übrigm  Slawen  jlnb  iii  trgenb  ein  frembe«  Staat«- 
wefen,  namentlidp  in  baäBerwanbte ruffifepe  ober  aud) 
in  ba«  benachbarte  öfferreicpifipc  unb  beutfepe,  befon- 
ber«  baäpreufiticpe,  unb  felbft  in  ba«  magparijepe  unb 
türfifepe  eiuBerleibt;  nur©ulgarien  ftepi  al«  gefon- 
berte«  gürftentum  unter  türfifeper  Oberpopeil.  Sln- 
berfeit«  pat  ber  gmannte  flawifepe  fflrofiftaat  Biele  ber 


184 


Europa  (ftaatlid)e  Serßältniffe). 


jablreichcn,  Wenngleich  ixt  fid)  fchwacbcn  Sölferf  (haf- 
ten finnifchen  uni  tatarifdjen  Stamme«,  ebenfo  bie 
lettifc^en  Stämme  uni  bcutfdie  uni  fd)tuebifct)e  Ele- 
mente in  fid)  aufgenomtnen,  obfebon  bisher  noch  nid)t 
uöHig  offtmiliert.  Siel  fräftiger  jeigt  fid)  baS  Stre- 
ben und)  politifdjer  ©eftaltung  in  ben  Sölfem  ber 
lateinifdjen gamilie.  fRomanifdje Staaten flnb : Ita- 
lien, baS  biä  Bor  Bier  gahrjehnten  in  mehrere  un- 
abhängige  Staaten  geteilt  loar;  bie  beiben  Staaten 
ber  opanifchen  Ipalbinfel : B o r t u g a 1 unb  Spanien, 
Bon  benen  leßtereS  einen  Jeil  beS  BasfenlanbeS  be- 
fißt  unb  im  S.  maurifd)e  Elemente  in  feine  Benölfe« 
ning  aufgenommen  hat;  bie  SRepublif  ber  Sr  an  jo- 
fen,  ber  mädjtigfle  unter  ben  romanifchen  Staaten, 
hat  im  'SO.  nieberbeutfebe,  im  9!38.  'Jiefte  altfeltifdjer, 
im  SÄ  ba8üfd)c  BeBölfenmgen  mit  fid)  Bereinigt; 
Belgien,  obgleich  mit  Borljerrftbenb  nicberbeutfcper 
Beoölfentng,  mufi  bod)  bei  bem  iiberwiegenben  poti- 
tifdjen  Einfluß  bei!  romanifierten  JeileS  berfelben  als 
romanifdjer  Staat  angefeben  »erben ; aud)  bie  Kan- 
tone  ber  weftlidjen  unb  füblicbftcnScbweij  finb  ganj 
ober  teiltoeife  romanifd).  Seitbem  fid)  Rumänien 
ber  titrfifeben  Oberhoheit  ciitjogen  bat,  fleht  nur  ber 
Heinfte  leit  romanifcher  Stämme  unter  fremberfperr- 
febaft,  außer  ben  Stalienern  im  öfterreid)tfd)en  Stil- 
ftenlanb  unb  in  Sübtirol  bie  Sabiner  SübtirolS,  bie 
SSaladien  Ungarn«  unb  Siebenbürgen«.  Wehr  als 
bie  feälfte  ber  griechiftben  Scation  ift  im  Königreich 
öriedunlanb  Bereinigt.- 

2>ie  mannigfaltigften'potitifihen  ©eftaltungen  jei» 

gen  aber  bie  germanifthen  Sölfer.  $ie  ®eutidjen  allein 
ilben  gegenwärtig  etwa  50  tierfdiiebene,  Wenngleich 
in  jwei  größere  Einheiten  ('DeutfchcS  Seid)  unb  bie 
Sdiwcij)  Bereinigte  fouBcräne  Staaten,  bie  Sfaitbi- 
nanier  3 ; ungeteilt  ift  nur  baS  Seid)  ber  Sritcn.  Sie 
geniutnifchcn  Staaten  haben  fid)  burd)  bebeutenbe 
EinBerlcibungen  attS  bent  Kreis  ber  benachbarten 
Stationen  ju  ucrftärfen  gemußt;  am  toenigften  nod) 
bie  ftanbinaBifdjen  Staaten,  inbem  Schweben  unb 
SiDrloegen  nur  finnifdje  Kolonien  unb  einen  Seil 
ber  fd)»ad)en  lappifihen  Sölferfdjaft  in  ftd)  fcijliefjen. 
Siebeutenbor  finb  [d)on  bie  europäifd)en  Einoerlei- 
bungen  ber  Englänber,  inbem  ihr  Seid)  bie  brei  infu- 
laren  feltifihen  Sölferfchaften : (Sälen  (Swdjfcbotlen), 
SBelfdhe  (SdaUifer)  unb  3ren  Qrlänber)  in  fid)  auf- 
genommen  hat;  am  bebeutenbften  aber  finb  in  biefer 
Begebung  bie  Staaten  ,-fentraIeuropa«,  inäbef.  Breu- 
feen  unbDfterreich.  Brcußen  hat  nicht  nur,  jufammen 
mit  bem  Königreich  Sadjfm,  bie  fipwadjen  »enbifthen 
SoltSrefle,fonbem  aud),  wießfierreich,  einen  betracht- 
lid)en Seil  berpoliiifdjen  Stämme  unb  in  benfiitauem 
bie  lebten  Überbleibfel  ber  UrbcoBIferung  BteußenS 
ftdl  einuerleibt.  VI nt  größten  ift  bie  3“hl  ber  Siatio- 
nalitäten,  bie  Ofterreid)  - Ungarn  umfaßt.  Selbft 
bie  SeBöirerung  ber  öitemidjifd)cn  Erblanbe  ift  nid)t 
burchauS  beutfeh,  fonbem  in  bem  ©ebiet  ber  alten 
©renjtnarfen  gegen  SO.  unb  D.  haben  fid)  neben  bem 
beut f iben  Stamm  nod)  romani[d)e  unb  fla»ifd)e  Ele- 
mente erhalten;  bie  Beüölferung  ber  alten  SReicbslanbe 
Böhmen  unb  Währen  ift  nur  an  beten  ©tbirgSum- 
waüunqcn  germanifcb,  im  übriqen  norberrfd)enb 
tfdbethiirh;  ©altgen  ift  ganj  flawifd)  unb  jwar  j.  I. 
Bon  $olen,  j.  S.  oou  Suthcnen  ruffifthen  Stammes 
bewohnt,  wäbrenb  Ungarn  mit  feinen  Slebenlänbem 
in  buntem  S)urd)einatibcr  magtjarifdbe,  narb-  unb 
fttbflawifdje,  romantfehe,  in  ben  3ajpgen  unb  JEuma- 
nen  felbft  Siejte  türfifeßer  SeBöIferung  mit  einjelnen 
beutfdjen  Sprachinfelu  umfaßt.  Slur  bie  Wagl)aren 
bilbtn  barunter  eine  fompaftere  Waffe,  Welche  bte 


Ebenen  btS  SanbcS  innchat  unb  Bom  regften  Siatio- 
nalitätSgefühl  befeelt  ift.  AIS  golge  ber  politifdien 
3erfplitterung  ber  germanifdien,  insbef.  ber  beutfdjen 
Staaten  finb  auf  ber  anbern  Seite  bie  Serluite  an« 
jufehen,  bie  2)eutfd)!anb  an  bie  romanifchen  Staaten 
im  B.,  an  fjranfreith  (Srand)e-Somtä  unb  baS  fran- 
jbftfehe  Cotbringen)  unb  Belgien,  erlitten  bat  ®m« 
noch  ftellt  fid)  im  ganjen  für  bie  germanifepen  Sölfer 
baS  Wafs  her  Selbftänbigfeit  immer  noch  »nt  günftig- 
ften  heraus. 

Wait  jählt  im  ganjen  77  Staaten  (45  Wonardjien, 
31  SRepubliten  unb  ber  Sdjupftaat  ftreta),  Bon  benen 
51  in  2 SunbeSftaaten  bereinigt  finb  (baS  ®eutfd)C 
Sieich  mit  4ftönigreichen,6örofiberjogtümern,5^)tr- 
jogtümem,  Tgürftentümem,  SSRepublifen  unb  einem 
■ Sfeid)Slanb«,nnb  biefdjioeijerifiheEibgenoifenfdjaft), 
2 burd)  'Uerfonal-  unb  Sicalunion  jufammenhängen 
(baS  Itaifertum  ßfterreich  unb  baS  Königreich  Un- 
garn), 4 im  SerbältniS  ber  $erfona!union  jueman- 
ber  flehen  (bie  Königreiche  Sdjtocben  unb  Sforwegen, 
baS  Kaifertum  Sufelanb  unb  baS  fflrofjffirftcntum 
ginnlattbl  unb  3 unter  frember  Cberbobeit  fid)  befin- 
ben  (bie  Siepublif  Vltiborra  unter  ber  granfreidjS  unb 
baS  ffürjtentum  Bulgarien  fotoie  Kreta  unter  ber  ber 
Sürfei).  ffenier  finb  Wonardjien , Bon  35eutfd|Ianb 
abgefeljen:  bie  Königreiche  ©rogbritannien  unb  Sfr- 
lanb,  jäuemarf,  bie  Sfieberlanbe,  Belgien,  Spanien, 
Portugal,  Italien,  ©riechenlanb,  Siumänien  unb  Ser- 
bien; bas  (Mrofiberjogtum  flujemburg;  bie  Sürften- 
tümer  Wonaco  uno  Wontenegro ; Siepublifen  außer 
ben  25  (22)  Kantonen  ber  Sd)»eij  unb  ben  beutfeben 
greiftöbten : granfreid),  Vlnborra  unb  San  Warino. 
Kreta  nimmt  alb  Schübling  beröro&mädjteetneSon- 
berfteüung  ein.  Unter  ben  Staaten  Europa«  treten  feit 
1815  fünf  als  ®rofsmäd)le  beroor:  fflrojjbritannien, 
Rranlreid),  Siiifjlaitb,  Öfterreid)- Ungarn  unb  Breu* 
fien  (europäifebe  Bentarchie),  »eiche  bte  oberfte 
Leitung  ber  poiitifeben  Angelegenheiten  beS  Erbteils 
beanfprudjen.  3u  ihnen  hat  fid)  in  ben  lebten  3al)r- 
jehnten  als  fedjfle  Wacht  3ta!ien  gefeilt  Bon  biefen 
fed)S  öro&mäd)ten  gehören  brei  bem  germanifdien 
Sölfcrftantm  an,  Wäbrenb  ber  lateinifd) • griedjifcbe 
burch  jwei  unb  ber  flawifche  nur  burd)  eine  ®rof)madit 
oertreten  ift.  Sgl.  bie  labelle  auf  3. 181. 

Wehrere  Staaten  Europa«  haben  auch  in  fremben 
Erbteilen  große  Erwerbungen  burch  ftolonifatiou 
gemacht,  vlm  ftärfften  ift  ber  3mpul8  baju  bei  ben- 
jeitigen  Bölfem  gewefen,  bie  burch  bie  Sage  unb  9ia- 
tur  iprcr  ^eimatlönber  bie  größte  Anregung  erhal- 
ten: bei  ben  Bortuqiefen  unb  Spaniern  einet«,  ben 
Englänbem  unb  Bteberlänbem  anberfeitS.  SiaS  Ko- 
lomfationSgebiet  ber  Englänber  erftreeft  fich  über 
alle  Erbteile  unb  übertrifft  baS  Wutterlanb  an  Be« 
oölferung  um  mehr  als  bas  Ad)tfad) *,  an  Sänberraum 
um  mehr  als  bas  Sleunjigfache  uitb  ganj  E.  faft  um 
baS  dreifach«.  ®ie  Bieberlänber  finb  in  neuerer 
3eit  Bon  ben  Briten  »eit  überflügelt  Worben,  unb 
biefe  haben  fich  fogar  an  Bielen  Sunften  an  ihre  Stelle 
gefegt.  Erft  feit  1884  hat  auch  baS  $eutfd)t  Seich  beit 
Anfang  einer  ffolonialpoliti!  gemacht,  inbem  eS  auS- 
gebefjnte  Sänbergebiete  in  Afrtfa  unb  ber  Sübfee  un- 
ter feinen  Schuß  geftellt  hat.  3>ie  alten  romanifchen 
Kolonialmäd)te  Spanien  unb  Bartugal  fmb  längft 
Bon  Sfranfreid)  überflügelt,  unb  neuerbingS  haben 
aud)  Slalien  unb  Belgien  außereuropäifd)e  Befißun- 
gen  erworben;  troßbem  betragen  bie  KolonifationS- 
gebicte  ber  romanifchen  Sölfer  an  AuSbeßnung  unb 
BeBölfei-ung  faunt  beit  fiebenten  2eil  ber  gennanifeben. 
3)ieflawifchenKolonifationenerrtid)enanAuäbchmtng 


Europa  (gefd)i<ßtlid)er  Überblid).  185 


taum  tri*  $jäifte  ber  germattifdjen,  in  §infid)t  bcr  8e* 
Bölfenmg  machen  fl*  ab*c  noch  nid)t  bcn  20.  Seil  ber* 
felben  nu«;  habet  ftnb  ft*  mit  bem  SKuttcrlanb  in  fo 
unmittelbarer  räumlicher  Serbinbung,  baft  fte  nur 
}um  geringem  leil  ben  Eßaralter  beb  Kolonifatton«* 
befißc«  an  fid)  tragen.  SRit  Eittfcbluß  ber  ftürfei, 
bereu  Kern  aüerbing«  eher  in  Tlften  }u  fließen  tfl,  ge- 
horchen außerhalb  Europa«  524  ÜÄill.  SRcnfdjen  auf 
63  IRtlL  qkm  europäifcßen  öefeben,  fo  bafs  bab  eure- 
päifebe  Staatenfpftem  ca.  73  fflill.  qkm  mit  9169Sitt. 
Wcnfcßen,  alfo  fafl  bie  Hälfte  alle«  2anbe«  b*r  Erbe 
unb  über  brti  günftel  aller  ErbbcWoßncr , umfaßt. 
•eWftte. 

Saß  E.  fcßon  in  außerorbentlid)  frühen  feiten  be* 
Döifert  gewefen  ifl,  ftefjt  außer  allem  Zweifel  (bie  um* 
fangreitt)*  Siteratur  hierüber  f.  beim  Tlrtifel  »fßrä* 
hiftorie*);  nur  über  bie  fdnrierigen  gragen,  welchen 
Bölferfamilien  jene  Borgefd)id)tIicben  Europäer  juju* 
Weifen  unb  in  welche  3af)tl)unbcrte  ihre  ©anberun* 
gen  }u  berlegen  feien,  bat  bie  tjtftorifc^e  Tlntßropolo* 
ie  ba«  lepte  33ort  noch  nicht  gefproeben.  gebenfaH« 
eginnt  bie  ©efehichte  Europa«  auf  ber  ©alfan* 
balbinfel  unb  bengnfeln  be«7igäijd)en3Reere8;  bie 
träger  biefer  ge[tbid)llicbcn  Wnfange  heifjen  gelie- 
rten ober  ©rieten,  gm  3.  gabrtaufcnb  D.  Epr.  unb 
fpater  ftnb  fte  fchub,  ober  ljorbenwctfe  bom  Sltorben  (So* 
bona  in  Epiru«)  her  in  Sheffalim  (©elaüger)  unb 
oon  hier  au«  m äRittel*  unb  in  Sübgrietßcnlanb  (Be* 
loponncs)  eingewanbert,  wobei  fte  junäehft  bie  ältere, 
ihre  gäben  bist  nad)  BoSnien  (©utmir)  erftredenbeBe* 
Böllenmg  beä  norböftlichertleil«  bcrBairanljalbinfel, 
bie  Bbrt)flotbrafer,  teilweife  auS  ihren  Sipcn  na<h  ber 
Stoa«  oerbrängten  unb  fleh  Weiterhin  mit  bem  nicht* 
inbogemtanifdjen  Stamme  ber  Rleinafiatcn  Per* 
mifepten,  ben  fte  allmählich  auffaugten.  Siefer  Stamm 
hatte  noch  not  ber  ©efeßung  ©riecßenlanb«  bttrth  bie 
öeücnen  Don  Kleittaiien  aus  jahlreicpe  gnfeln  be« 
Itgaifcpen  älieere«  (Sto«,  Kreta,  ©aro«,  Batrno«, 
Selo«,  Euböa)  unb  füblttße  Stüde  ber  BaHanßalb* 
infei  (Böotien,  TÜtifa,  gftbiuo«,  Vlrgoli«)  beoBlfert 
unb  in  lebhaftem  Sertcpr  unb  Kulturaiistaufch  mit 
'iighptcn  gefianben.  gn  ihrer  beroqcpen  3c>t  (um 
1500  B.  Ehr.)  bereit«  tur  mpfenifchen  Rulturblüte 
etangt,  haben  ftd)  bie  ©rieeben  im  fiaufe  ber  gaßr* 
unberte  burd)  triegerifdie  EroberungSjügc  (troja* 
nifcher  Krieg)  unb  auf  frieblidje  Seife  Bennöge  ihrer 
fteigenben  tulturellen  Überlegenheit  Bon  bem  einft 
burd)  bieß'leinaftaten  Sermittelten  orientalifihen  ©in* 
Puffe  nach  unb  nach  befreit,  Born  gcfltanb  au«  bie 
gnjeln  unb  bie  neinafiatifdjen  Stuften  beftebelt  unb 
Weit  barüber  hinau«  in  einer  großartigen  folonifato* 
rifchen  Arbeit,  Wcldjc  bie  pböm[ifd)e  Slolonifation  ab* 
lofte  unb  überholte,  ba«  ffiittellänbifche  'JRcer  feßtteß* 
lieh  beinah*  äu  einem  griethifchen  Binnenmeere  ge- 
macht (um  650  o.  Eh1-)-  Siefer  äußern  Slusbepnung 
folgte  unmittelbar  eine  nicht  minber  gewaltige  innere 
Erhebung,  bie  red)t  eigentlich  ben  flnfprud)  ber  jpel- 
lenen  auf  ben  elften  iß  laß  in  ber  altem  ©efehichte 
Europa«  al«  bottbereehtigt  erweift.  gm  Kampfe  mit 
ber  Übermacht  ber  ©erfer  geftählt,  erreichte  bie  grie» 
chifdie  3iDilifation  unter  Betitle«  (um  440)  ihre  fjöpe. 
Sie  war  Bon  tur, (er  Sauer:  ber  bon  ben  Hellenen  al« 
halbbarbarifeh  mißachtete,  aber  in  Sprache,  Spnaflie 
unb  «bet  griechiffhe  Stamm  ber  SRatebonen  jertrüm* 
merte  unter  fttjiltppo«  338  B.  Epr.  bie  Selbftänbigfeit 
ber  altgried)ifd)cn  Äleinflaaten , uttb  in  rafebem  Sie* 
geijuge  tmg  Wlejanber  b.  fflr.  gemeinheHmifeh*  Kul* 
tur  hinüber  in  ben  Orient. 

gttjwifehen  aber  hatte  auf  ber  mittelften  ber  füb* 


europfttfeßm  öalbinfeln,  ba«  Erbe  früher  eingewan 
bertcr  SiSlfer  (ber  gberer,  ber  Sigurer,  ber  ittorifchen 
gappger,  fDieffapier  unb  Beneter  unb  ber  nichtinbo- 
gemtanifchen  EtruSfer)  mit  frifchent  SRut  unb  fefter 
Sganb  antrelenb  ober  wegttehmenb,  ber  ju  bm  mbo* 
genttaniidjen  gtalilmt  gehörige  fraftootle  Stamm 
ber  Satiner,  ber  in  «Iba  longa,  bann  in  'Jicmt  fei* 
nen  SJiittelpunlt  erblidte,  feine  SKaeht  in  naheju  un* 
aufhaltfamem  )Jup  immer  weiter  auSgebehnt  unb 
fchließlid)  fogar  bie  triegerifchen  ©allier  beimuttaen. 
Stach  ber  Sticbcrwerfung  ber  fabellifchen  ©amniten 
unb  ber  erfolgreichen  «bwehr  be«  EinfaH«  be«  Kö- 
nig« SÜjrrhoä  Bon  Epiru«  War  ba«  *i«pabanifche 
gtalien  bi«  jur  ©übfpiße  in  römifchm  $>änben  (266 
B.  Ehr-)-  SJun  ging  e«  an  einen  Stampf  auf  Sehen 
unb  Job  mit  ber  bantal«  ba«  weftliche  3JtitteInteer 
beherrfd)cnben  phbnififthen  Kolonie  Karthago:  146 
0.  Ehr.  war  er  äugunften  SRom«  eriebigt.  Skunit  war 
aud)  bie  britte  ber  füblichen  $albin(eln  be«  Erb* 
teil«  (bie  gberifebe)  au«  ihrer  bisherigen  burd)  bie 
Kanblage  Serurfachten  Berein(elung  befreit  unb  in 
ben  großen  3ug  beröefchidjteeingcgltebert.  Unb  feßon 
hatte  SRom  auch  nad)  anbem  Seiten  f)m  glüdiichc  71  um- 
griffe oerfud)t:  bte  bie«feti  ber  ?llpen_ftßmben  ©aüier 
waren  unterworfen,  bie  römifeße  Sceßerrfchaft  auf 
bem  «briatifdjen  SReere  begrünbel  unb  mit  bcr  ©e* 
flegung  ©ßiltpp«  V.  uon  iffiafebonien  bie  erften  Schritte 
auch  auf  ber  ©aßn  gen  Dften  getan  worben.  ®ettn 
bre  Schbpftntg  «lejanber«  b.  ©r.  holte  ftd)  unmittel  - 
bar nach  feinem  Jobe  (323  0.  Ehr.)  in  ißre  einjelnen 
©eftanbteile  aufgeldjt;  beten  Scbicffalc  interefßeren 
un«  hier  nur  infoweit,  al«  ba«  ffi)a<h«lum  be«  rötni- 
f^ett  ©roßftaale«  in  grage  fommt  Ein«  ber  35ia- 
bodjenreidte  nad)  bem  anbem  bepab  fidj  in  bem  Seit- 
raum jwiftßen  190  unb  30  b.  Eßr. , bcjwungen  ober 
freiwillig,  unter  bie  fjenfcßaft  bcr  Söttter;  unb  biefe 
felbft  ließen  fuß  feitbem  bie  burd)  URariu«  unb  Sulla, 
©ompcjuS  unb  Eäfar  Borbcrcitete,  ba«  rcpublilanifd)e 
Senat«rcgiment  ablöfenbe  Einherrfchäft  ber  Eäfaren 
gefallen,  gmmer  unb  immer  Weiter  griff  bie  alle 
Uegner  ntcberjwiitgenbe,  bie  IReicßägrcnjen  herrtfth 
btnauäfd)icbenbe  Striegerhanb  fRomä : um  150  n.  Ehr. 
gehorchte  (mit  «uänaßme  Bon  grlatib , Schottlanb, 
Seulfchlanb,  Slanbinaoien  unb  SRußlanb,  alfo  nur 
bem  äußerfien  Siorbcn  unb  Offen)  ganj  E.  bem 
römifchm  Katfcr.  Sie  fRBmer  Waren  e«  bemnach,  bie 
Bon  großen  Strcden  unfer«  Erbteil«  (wenn  wir  Bon 
gelegentlichen  Srfunbungen  einjelncr  Seefahrer,  Bor 
allem  be«  ©ßtf)ea«,  unb  ben  Enuähnungen  älterer 
griechifcher  ©eographen  abfeßen)  bie  erflen  greifbaren 
unb  bauerhaftenKenntniffe  gewonnen,  Bemiittelt  unb 
überliefert  haben. 

Socß  felbft  ba«  römifeße  SSeltrcicß  foüte  feinen 
SReifter  finben,  tmb  bie  ©orßerrfchaft  Sübeuropa«, 
wie  fie  fteß  in  ber  grieebifeßen  unb  bann  nammtlid) 
in  ber  röitttfcßen  ©efdiicßte  Berbeutlidü , würbe  balb 
abgelöft  burd)  eine  mitleleuropäifebe.  ®a«©er- 
bienft,  biefe  ©Janblttng  ooüpogen  ju  ßaben,  gebüßrt 
bm  ©ermanen.  greiiteß  bie  gemtanifdjen Stämme, 
bie  im  Strubel  ber  großen  Söllerwanbemng  (f.  b.), 
einanber  bureßtreu^enb  unb  nerbrängmb,  rafd)  hin- 
tereinanber  Bor  unfern  71  ugen  auftamheit : io  bie  SSejt- 
golett  in  gUßrien  unb  gtalien,  Sübfranfreid)  unb 
Spanien  (378 — 711),  bie  ©anbalen  in  Spanien  unb 
'.Rorbafrita  (406-  534),  bte  Oflgoten  (493  -655)  unb 
bie  fiangobarben  (568—774)  in  gtalien,  fte  ocr* 
feßwinben  alle  Wieber,  naeßbem  fie  ju  ber  Bereitung 
be«  Siomanentum«  ißr  Seil  beigetragen  hatten. 
Bon  längerer  Sauer  waren  feßon  bte  Staatengrün* 


186  Girropa  (geftpitpllttper  Überbtitf). 


bungen  berVtngetn  unb3ad|!cntn©ritnnmen(449  - 
1066).  3unt  flgentlupeit  mitteleuropüiftpen  Haupt* 
»oll  aber  entfalteten  fidj  bie  granlen,  bie  unter  ben 
SRerowingem  466  ben  legten  SReft  ber  SBeftpälfte  beä 
int  Seme  febon  476  burd)  Dboaler  befiegten  SRömer- 
rcttpS  befeitigten,  531  bie  Ipüringer,  632  bie  Bur> 
gunber  unterwarfen  unb  unter  bent  ©ippiniben  Rad 
b.  ©r.  nud)  in  92orbbeutfd)Ianb  (772  -804  €ad)fen> 
friege),  in  Spanien  (778,  796,  801),  in  Battem  (788) 
unb  im  Sflboften  (791 — 799W»arenfrieg)  feften  guft 
faftteu.  Sod)  aud)  fte  mären  ftpon  niept  rneijr  bloft 
auf  ftd)  geftent;  gan.)  apgefepen  »ott  bem  immer* 
bin  betrii(t)tli<ben  Kulturerbe,  baä  ipnen  baS  ab. 
fterbenbe  Dömertum  »ermatpt  patte,  erpielt  es  eine 
innere  Vermeprung  unb  Vertiefung  burtp  bn«  Gpri- 
ftentum,  baä  feiitcrfeitä  gerabe  ben  granlen  bie 
Steigerung  feiner  äuffem  ÜJiacptiteUung  »erbanlt. 
$cuii  mag  [i<P  autp  ber  Begriff  einer  »latpoliftpen« 
Rirtpe  bereitet  in  ber  erften  Hälfte  beä  3. 3aprh.  n.  üpr. 
gegen  bie  römiftpen  ©ratorianerfaifer  entmtaelt,  mag 
fte  ttep  autp  unter  unb  natp  Ronftantin  b.©r.  »otlenbii 
gur  «iHeicpätircbe.  entfaltet  paben  — jur  Herrfdfaft 
über  G.  ift  fte  niept  burtp  baä  je  länger,  befto  ntepr 
natp  bem  Orient  grabitierenbe  ©pjani  gelangt,  »o 
fte  utelmepr  Serfuöcherle,  fonbent  erfl  burtp  bie  mit 
Wart  b.  fflr.  anpebenbe  unb  burd)  Otto  b.  ®r.  fort* 
gefegte  SBieberentcuerung  ber  meflröntiftpen  Raifer« 
würbe,  burtp  bas  Grftrebcn  ber  ftaiferlrönung  in  Dom. 
Siejer  Jfbee  orbnet  fttp  Biele  3aprpunberte  pinburep 
alles  anbre  unter;  unb  wie  gefäprlitp  fie  aud)  befon- 
berS  ber  barob  »ematpläffigten  innern  Gntroideluug 
SeutftplanbS,  beS  HerjeitS  »on  6.,  geworben  ift,  fo 
pat  fie  botp  »on  800  an  eine  ungemein  feffelnbefflroft- 
jügigleit  in  bie  europäiftpe  ©efepiepte  gebraut  (»gl. 
Stproemer,  ©apjttum  unb  Raifertunt,  uni»eriat> 
piftorifepe  Slijjen;  Stuttg.  1899).  ^ebenfalls  geben 
baä  mit  elementarer  iPndit  erfolgenbe  Auftreten  fri- 
ftper  Söller,  beren  Jugenbfrnft  Der  römiftpen  ffiett* 
utaept  unb  ber  antilen  Kultur  bie  Vluflöfung  bratpte, 
unb  ipre  nitpt  nur  »erpältniStmiftig  ftpnetl,  fonbent 
aud)  innig  bor  fttp  gepeitbe  Serbinbung  mit  bem  in- 
jwiftpen  erftarften  liprifientum  ber  mit  376  einfegen« 
ben  (feit  jencä  befonbere  ©epräge,  baä  einem  neuen 
(jeitalter  eigentümlich  ju  fein  pflegt;  man  pat  fttp  feit 
Pom  unb  liellariuä  (1686)  baratt  gcwöpnt,  eS  IV  i t < 
tel alter  ju  nennen  unb  biefent  auf  rein  metpani» 
itpem  Siege  gefunbenen  Begriff  einen  »ertieften  3«* 
palt  jujuerfennen. 

©ebeutet  ber  Vorgang,  ber  biefeS  TOittelaltcr  »om 
Hafftftpen  Altertum  ftpetbet,  eine  ttapeju  »öüige  Um* 
bilbung,  fo  lägt  fttp  eine  foltpe  ©ejeitpnung  für  bie 
Srftpeinungen,  bie  ben  Beginn  einer  Deuen  3(>t 
»erfiinben,  ftpwerlitp  retptfertigen : tein  GrcigniS  »on 
ummöljenber  VI rt,  fonbent  eine  aanje  Deipe  »ott  Be- 
Weguttgen  unb  Vorlomumiffen  fiept  an  ber  Stpwelle 
beä  bntten  großen  (fcitaltcrä  ber  europniftprn  ffle- 
ftpidttc:  bie  Denatffance  unb  ber  Humanismus,  bie 
Grjinbung  ber  VutpbruderTunft . bie  Gntbcrfung 
Vimcrilaä  unb  bie  Deformation  ber  Rirtpe  burtp  Viar* 
tin  üutper  läuten  baä  tititbe  unb  fcpmatp  geworbene 
SRiltelatter  auä.  SJir  paben  e6  int  graften  gattjen 
alfo  mit  ebeitbenfclben  Vollem  ju  tun,  bie  in  bem  leg. 
tem  bereits  ©rofse«  getriftet  patten;  nur  ber  ©eilt, 
ber  fte  erfüllt,  ift  anberä  geworben,  unb  bieä  ift  baä 
Irennenbe.  Väaä  fitp  in  früpent  3aprpunberten  tm- 
aebaput  patte,  erreitpt  ltuntuepr  (eine  Votlenbung. 
SaS  im  14.  unb  16.  3abrp.  »crweliliepte  tfpriftentum 
beftnnt  fiep  wieber  auf  feine  »erfdjütteten  ©Jur^cln. 
Sie  trübe  geworbenen  Überlieferungen  ber  Vlttlile  er. 


fapren  eine  fröblitpe  Vluferftepung,  bie  fttp  ittt  Klafft» 
siSmuS  ©oetpeä  unb  im  DeupumaniSmuS  beä  19. 
3aprp.  Wieberpolen  fodte  unb  jur  »Gnibetfung  beä 
©lenftpen«  »erpolfen  pat;  bie  Siffenftpaften  blitpcn 
auf  unb  erleben  ftpließlid),  im  3aprpunbert  ber  Setp. 
nit,  eine  uitgeapnte  Steigerung.  Unb  ber  natürlitpe 
©efttptSfreiS , ber  feit  langem  leine  nennenswerten 
©ewinne  ju  »erjeiepnen  gepabt  patte,  erweitert  fttp 
mit  einem  ÜJfale : bie  peimiitpe  Rüfte  wirb  »erlaffen 
unb  baS  Seitmeer  aufgefutpt;  ber  atlantiftpe  H o • 
ri  jont  ift  gegeben,  ©leitpjeitig  fegen  ftd)  (auä  ber 
Stellung  ptrtuiä,  weltpc  bie  um  1200  ftpott  im  Reime 
»orpanbenen  Daltonen  natp  innern  unb  äußern 
Kämpfen  mm  gegenfeitig  einnepmen)  jene  ÜJJatpt* 
»erpältniffe  allmäplitp  fort,  bie  ben  germanifepen  unb 
romanifdjen  Staaten  SJefteuropaS  ein  fühlbares 
politifipeä  wie  lulturelleä  Übergewicht  über  bie  oft* 
europäifepen  Völler  »erleipen,  bie  jenfeit  einer  »on  ber 
Vlbria  etwa  burtp  baä  Ruriftpe  öaff  unb  beit  ©ott* 
niftpen  SRcerbufen  gezogenen  fiinie,  teilweife  aud) 
heute  noep,  ein  palbajiatifcpeS  Safein  »erträumen. 
Sie  Verftpmeljung  tlaffifcper  Bilbung  unb  tpriftlicper 
Seligiofttät  mit  nationaler  öefinmmg  formte  ben 
füprenben  Europäer  ber  Sleuen  (feit. 

3nncrpa!b  biefeS ©efamtgemälbeä  treten  im  Saufe 
ber  3aprpunberte,  bie  feit  Sienaiffance,  Humanismus 
unb  Deformation  »erfloffen  ftttb,  gewiffe  3üae  ftpär« 
fer  pereor,  um  natp  einiger  }“  »erblaffeu  unb 
anbent  Konturen  ©lab  ju  matpen.  ©elang  eä  feit 
bem  Vuägange  beä  lB.yaprp.  ben  romaniftpenSpa* 
n i ern  unb  © o r t ug i e f e n , bie  europäiftpe  ©eftpitpte 
burtp  ipre  großartige  Vluäbepnung  natp  feeften  unb 
Dften  in  bte  Breite'  ju  bepnen  unb  bamit  für  einige 
3aprjepnte  bie  giipruttg  autp  in  G.  an  ftd)  ,)u  reiften, 
fo  räipte  fttp  bodi  halb  bie  bamit  »erlrtüpfte  Vemadj* 
läfjignng  eine«  Siladjfenä  in  bie  Siefe.  Sie  Bafiä  ber 
portugiefiftpen  äJintptcntfnltimg,  ber  pierin  bie  um 
100  3apre  fpälere  ber  Siieberlänber  gleidg,  war  ju 
itpmal,  als  baft  fte  auf  baä  übrige  gefllanb  länger 
hätte  nacppaltig  wirlen  löttnen;  unb  bie  Starrföpfig. 
leit,  Womit  Spanien  feit  Vpilipp  II.  (geft.  1598)  febett 
freiem  Suftjug  femjupalten  beftrebt  war,  lieft  eä  halb 
»on  feiner  §öpe  perabfinfen.  VIn  feine  Stelle  trat 
im  17.  3aprp.  unter  ben  burtp  SRitpelicu  unb  SRa  ja- 
rin  (geft.  1661)  »ortrefflitp  beratenen  Üubroig  XIII. 
unb  Subwig  XIV.  bie  a b f o l u t e iWonardtie  bcS 
fran}öftftpen  Rönigtumä,  baä  in  Sitte  unb 
Sprntpe  einen  merlwürbig  weitgepenben  Ginfluft  auf 
bie  91ad)bamationen  auäiibte. 

3pnt  gegenüber  lonnte  fitp  baä  ©ermatten tum, 
baä  »on  bem  ifolieden  Gnglanb  trog  ber  Blüte  beS 
elifabetpaniftpen  geitalterä  (1600)  leine  bauentbe 
görberung  erpielt,  natp  bem  meteorgleitpen  gatle 
StpwebenS  lange  nitpt  ju  weltbewegenben  taten  auf- 
raffen.  Saä  in  ben  Hänben  ber  Habsburger  rupenbe 
rönuftpe  Raifertunt  bcutftper  Station  war  jwei  bolle 
3aprpunber!e  pinburtp  natp  ber  einen  Seite  pin,  bie 
ftpon  bie  Ditptung  beä  Sonauftromä  anjeigt,  ftarf 
beanfprutpt  unb  lonnle  ittfolgebeffen  ben  füprmben 
wefteuropäifipen  Nationen  gegenüber  nitpiS  feefenl« 
litpeä  erreitptn , jutnal  ba  ber  mittelaltrrlitpe  Kampf 
mit  ber  Ruric  ber  Ginbeit  tiefe  SJuttben  geftplageit 
unb  im  3nnem  beä  Deitpeä  jentrifugnle  Kräfte  ju 
mepr  ober  weniger  erfolgreitpem  Sonbcrleben  per»or> 
gclodt  patte.  Vtuä  beftpeibenen  Anfängen  pob  fttp 
baä  »on  ber  tütptigen  (jollcrnbtjnajtie  gut  »erwaltete 
Rurfürftentum  Branbenburg  empor.  Unb  wäp. 
renb  baä  urfprünglitp  bebculenbereSatpfm  eine  Volt« 
lil  ber  »erpafttm  öelegenpeit  übte,  errang  eä  fttp,  in* 


187 


Europa  (geograppifcpt  unb  gejdjid)ltid)e  Citeratur). 


jWifd)enKöntgrei<p©reujjcn  geworben,  unter grieb- 
nep  b.  ®r.  im  Siebenjährigen  Kriege  gegen  eine  ©dt 
Dongeinben  bie  ©nerfennung,  fortan  als  gleichberech- 
tigte Großmacht  auf  jutretcn : baS  War  ber  Sang, 
bm  fiep  bamalS  bie  filprenben  europnijcpen  Staaten 
(granfreiep.  ©rofjbritannien,  Cft  erreich  unb,  feit©eter 
b.  ffir.  unb  Glifabetp,  aud)  ©u&lanb)  beijulegeit  pfleg« 
ten  (Dgl.  oben,  S.  184).  3m  großen  gaujen  ift  eS  bei 
bergünfjapI.biebaS  Konjert  ber  ©äepte  repräien- 
tierte,  geblieben.  Demi  bie  geiualtigc  Störung,  weldje 
bie  franjöfifche  SeDolution  beraufoefdjWor,  unb  bie 
DölIigcUmmäljung  aller  politifcpen  ©erpältniffe,  Don 
ber  bie  bienbenbe  Ginjclpcriobe  SRapoleott  ©onapar» 
teil  begleitet  War,  machten  fo  auffaücub  rafdp  ber  Dor- 
perigen  ffieftaltung  ber  Singe  wicber  ©laß,  baß  man 
lange  ^eit  Dcrfucpt  War,  Don  einem  europäifepen 
Gleichgewicht  als  einer  natürlichen,  gefepmäßigen 
Erjcpeinung  ju  ipretpen.  Unb  bod)  ift  eine  grofee  ©er« 
fdjtebung  ber  Kräfte  unDerfeitnbar.  Sem  gewaltigen 
©eniuS  ©iSmarefS  Derbanft  bab  im  Seutfcfjen  Sunbe 
titr  Dpninaept  Derurteilte,  jerfpliiterte  Deutfcplanb 
Sie  unter  einer  proteftantifepen  Spipe  fjerbeigefiiprte 
Einigung.  Daneben  aber  pat  fiep  ber  frühere  gttprer 
in  ber  allerbingS  Problem  atifd)  nt  gorni  ber  öflerrei« 
(bijd)'Ungan(d|en  ©otiardjie  erhallen  unb  bilbet,  ju- 
fanunen  mit  jenem  unb  (feit  1883)  mit  bem  feit 
1870  geeinigten,  aber  feit  ber  abefftnifepen  Slicberlage 
(1896)  ju  einer  Sfiadjt  jlDeiten  Slangeg  wieber  herab» 
efunfenen  3lalien,  ben  mitteleuropäifcpen  Sr  et» 
unb,  ber  flanfiert  Wirb  burep  ben  1897  gefcploffe» 
nen  3toeibunb  granfrcicp-Sinßlanb.  Stäben  wir 
bemnadj  aud)  pier  wieber  jene  gimfjapl  eutopäifeper 
Kontinenialinäd)te  Dor  und,  fo  lägt  jid)  boep  nid)t 
leugnen,  bafi  fiep  ber  üparalter  ber  ®c[d)icpte  Don 
G.  Deränbert  pat.  GrftenS  pat  fiep  auS  ber  neujeit« 
liepen  Scpwndiuug  ber  auS  ©ufllaruna  unb  !)ie»o- 
lution  gejeugten  (onftitutionellen  ©onarepie  ber 
bie  ©itregierung  beb  ©olleä  Dertbrpembe  Parla- 
ment a riam  ub  entfaltet.  3weitenS  fann  man  an- 
gejieptd  ber  übermächtigen  Stellung,  bie  fiep  baS  tRuf- 
fifcpe  Seid) . geftüßt  auf  feine  Sdintt  für  Sepritt  er- 
rungenen Erfolge  in  Sorb-  unb  ©itielafien,  ju  er- 
werben unb  ju  bepaupten  Dcrftanben  pat,  nidpt  mepr 
Don  einer  wefteuropüifcpcn  gärbung  reben;  ber  ©n- 
fprud)  ber  flawijipen  ©ölfer  auf  Einlaß  in  bie 
curopäifcpe  Solferfamilie  läßt  fiep  niept  mepr  abwei 
fen.  Demnach  fiepen  wir  bereitet  in  ben  ©nfängen 
einer  g e m e i n europäifepen  fflefepieple.  Unb  innerpalb 
berfelben  ift  im  Junblid  auf  bie  rüefroirfenben  (Sin- 
flüffe  ber  feit  1600  Don  G.  au«  in  immer  ftärferm 
©aß,  mit  immer  größern  ©itteln  unb  nachhaltigem 
Sirten  betriebenen  außereuropäifipen  Kolon  ifa» 
tion,  Dor  allem  im  §inblid  auf  baS  bebroplitpe 
©aepStunt  ber  Sereinigten  Staaten  unb  iprem  mit 
1898  einfejjenbcn  gniperialiSmuS,  infofem  eine  Son» 
berung  uorjunepmen.  als  ©roßbrilannien,  bie  Kolo- 
nialmacht kat'  exoeben,  unb  Sußlanb  (neben  ber 
notbamerifanifepen  Union)  nidpt  ntepr  al8  bloße 
Großmächte,  fonbem  als  ©roß  Im  eichte  ;u  bejeiep- 
nen  finb,  benen  ba8  junge  leutfepe  Seicp,  ba«  feit 
bet  ipronbefteigung  Kaifer  ©ilpelmS  II.  gleichfalls 
©apnen  ber  ©eltpolitif  befcprilten  pat,  naepju» 
eifern  naep  Kräften  beitrebt  ift. 

Ottcratur.  ©gl.  außer  ben  geograppifepen  £>anb- 
büepem  Don  Stein»  $3rfd)elmann,  «loben,  Daniel, 
Soon  :c.  unb  ben  iltera  Serien  Don  S.  Sjoffinann, 
ben  Statiftifem  Schubert,  D.  Sebcn  (f.  b.) : K.  S i 1 1 e r, 
G.,  Sorlef ungen  (pr8g.  Don  Daniel,  ©erl.  1863); 
S c c 1 u 8,  Nouvelle  göographie  universelle,  ©b.  1 bis 


6:  Europe  (©ar.  1875 — 80);  »Sänbertunbe  Don  G.« 
(br$a.  Don  Kircppoff,  ©rag  u.  Seipj.  1886—93, 4 Ile.) ; 
©.  ©pilippfon  unb  2.  Seuntann,  G.,  eine  all- 
gemeine 2nnbegfunbe  (in  SieDerS  *2änbcrtunbe«, 
Seipj.  1894);  GpiSpolnt,  Geography  of  Europe 
(2onb.  1899—1902,  2 ©be.) ; 3 u r a f cp  e f , Die  Stoa  - 
tenSuropaS,  ftatiftifepe  Darftettung  (5.  ©ufl.  Don 
8rad)eHi8  Serf,  fflriinn  1903f.);  Strelbitflp,  Su- 
perficie  de  l’Europe  (©eter8b.  1 882)  ;£eipolbt,Über 
bie  mittlere  §i)pe  Europas  (©lauen  1874);  ©cilie, 
Prehistoric  Europe,  a geological  sketcb  (2onb. 
1880);  6 o j j m a n it , Sefullate  ber  Wicptigften  pflan- 
jen-ppcinologiicpen  ©cobacptungen  in  G.  (©irßcu 
1885);  ©epm  unb  ©agner.  Die  Sebölferung  ber 
Erbt  (fflolpa  1873 — 99);  Kopl,  Die  ©ölfer  Euro- 
pas (2.  tülufl. , 2>amb.  1872);  Derfelbe,  Die  geogra- 
ppifepe  £agc  ber  .^auptftiibtc  Europas  (2eipj.  1874); 
Sipiep,  The  races  of  Europe  (Sew  ©orf  1899, 
2 ©be.);  SouilUe,  Esquisse  psychologique  des 
peuples  europbens  (©ar.  1902);  Dubais,  Geogra- 
phie 6couomique  de  L'Europe  (baf.  1889). 

3ur®efcpicpte,  abgefepen  Don  ben  betreffenben  Ici- 
len  ber  Derfcbiebcnen  >Se!tgefd)i<pten«  unb  Sammel* 
Werfen  (£>eeren  ■ Ulert  < Samprecbt , fcirjel,  Onden 
u.a  ):  dittter,  Die  ©orballe  ber  europäitipcn ©blfer- 
gefdjicbieit  Dor  ßeroboluS  um  ben  KaufafuS  ;c.  (©eil. 
1820);  3ob-  D.  ©liiller,  24  ©ücber  allgemeiner  ©e- 
fcbidjlen,  befonberä  ber  europäifeben  2Rcnfcbbeit  (Dü* 
bingen  1810,  8 ©be.;  neue  ©uSg.,  Stuttg.  1852  , 4 
©be.);£ui Kam,  View ofthe  state  ofEurope  during 
the  middle  agea  (2onb.  1818;  beutfeb,  2eipj.  1820; 
neue  VIu8a.,2onb.  1884),  mit  »Supplemental  uotes* 
(1848);  Stteffelbadi,  Der  ffiang  beä  ©eltbanbeltf 
unb  bie  Gntwidelung  beS  europäifeben  ©ölferlebcns 
im  ©ittelalter  (Stuttg.  1860);  illrnbt,  ©ennanien 
unb  E.  (©Ilona  1803);  ©aepsmutb,  Suropäifebe 
Siltengefdji^te  (baf.  1831 — 39,  5 ©be.);  2ecfp,  Sil- 
tengefdpiepte  Europas  Don  ©uguftuS  bis  auf  Karl  b.  ®r. 
(beutjeb,  2eipj.  1879,  2©be.l;  © e n b e I S f o p n , Das 
germanifepe  E.  (Serl.  1836);  K 1 e ut  nt,  Kulturgefdjiebte 
DeS  epriftlidjen  G.  (£eipj.  1851,  2 ©be.);  ©apren- 
polp  u.  ©ünfepe,  ©runbjüge  ber  ftaatlicpen  unb 
geiftigen  Gntwidelung  ber  eurapäifcben©51fcr(Dppetn 
1 888) ; Gpamberlain,  Die  ® tunblagen  beS  1 9. 3apr» 
punbertS  (5. ©ujl., ©ünep.  1904);  ©repfig,  Kultur» 
gefepiepte  ber  Dleugeit,  ©b.2(Sei  1.1901);  Dp  er,  His- 
tory  of  modern  Europe,  ffom  the  fall  of  Constan- 
tinople  (8.  ©uft.  Don  Spaffalt , 2onb.  1901 — 1902, 
6 ©be.);  für  baS  18.  3al)rbimbert  bie  betreffenben 
Serfe  Don  Scploffer,  SJ  ftörfter,  D.  Sioorben;  für  baS 
19.  3aprp.  bie  ©erle  non  ©lifon,  ©erDiituS,  ©Ifreb 
Stern  (f.  biefe  ©rtifel);  ©.  ©üller,  Guropiiifdic 
©efepiepte unb ©olüil  1871— 1881  (©erl.  1882);  De- 
bibour,  Histoire  diplomatique  de  l'Europe,  1814 
biS  1878  (©or.  1890,  2 ©be.);  ©loct,  L'Europe  po- 
litique  et  sociale  (2.  ©ufl.,  baf.  1893) ; § im  1 p,  His- 
toire  de  la  formation  territoriale  des  fitats  de 
l'Europe  centrale  (2.  ©ufl.,  baf.  1894,  2 ©be.); 
SeignoboS,  Histoire  politique  de  l'Europe  ccm- 
temporaine  (baf.  1897);  SibgWid,  The  develop- 
ment of  European  polity  (iioiib.  1903);  Rrufe, 
©tlaS  unb  laberten  jur  ©efcpidjte  aller  europäifepen 
2anber  unb  Staaten  (6.  ©uSg,  Stalle  1834) , ©eigen, 
©ottberungen,  ©nbau  unb  ©grarreept  ber  ©ölfer 
Europas  nörbltd)  ber©lpen  (©erl.  1896,  Sb.  1—8); 
D.  Erdert,  ©anberungeit  unb  Siebelungen  ber  ger- 
manifeben  Stämme  in  ©itteleuropa  bis  auf  Karl  b.  ©r. 
(baf.  1901,  12  Karlen  mit  Dell);  ffreeman,  Ilisto- 
rical  geography  of  Europe  (3.  ©ufl.,  £onb.  1903). 


188 


Guropa  — Guropäifdje  ©pradjcn. 


®ie  WcrtBoIIfien  KartenoonE.,  teils  ctnjeln,  teils 
in  »tlanten,  ftnb  Bon  ©ergpauS,  Kiepert,  ©etcr* 
mann  ic.;  fcabeniept  (Banbfarte  Bon  Europa,  1 : 
3,000,000,  ©otpa,  ©ertpeS);  »lopograppifepe  ©pe« 
jialtarte  Bon  Mitteleuropa«  (SRepmannfcpe  Karte), 
1 : 200,000  (796  ©lätter,  baBon  ca.  650  Bollenbet); 
Siebenotu-iRaBenftein  (Mitteleuropa,  in  1 64  ©lättem, 
in  2 Ausgaben : a)  topograppijepe,  b)  ©abfalprerfarte, 
granff.  a.  M.,  Wirb  furrent  gepalten) ; giljm  (Karte 
Bon  Befteuropa,  1 : 1,500,000);  Überfieptsfarte  Bon 
Mitteleuropa,  1:750,000  (45  ©lätter,  1882  — 86, 
Wirb  turrent  gepalten),  (Beneralfarte  Bon  3entral- 
europa,  1 : 200,000  (260  ©lätter,  (eit  1891  im  <Sr- 
fepeinen  begriffen,  eS  feplen  nur  noep  Wenige  ©lätter), 
ieptere  jwei  'Serie  auS  bem  Militärgcograppifepen  3n- 
ftitut  in  Bien;  ©apen  (»§flpenfepid)tenfarte  sonnet' 
traleuropa*.  7 Blätter,  granff.  1857 — 59);  Stein* 
paufer  (ȧbpfometrifepe  Karte  Bon  Mittel*  unb  Siib* 
europa*,  Bien  1857);  »Carte  göologique  interna- 
tioBale  de  l’Europe«  Bon  ©epriep  u.  jiaiupecorne, 
1 : 1,500,000  (erfdiienen  ftnb  25  Blätter,  eS  feplt  nur 
nod)  Dftrufjtanb,  ©erl.);  ©aquier  (»Atlas  de  gSo- 
graphie  physique  et  militaire  de  l’Europe«,  ©ar. 
1888);  ©ajin  (»Atlas  de  l'Europe  Sconomique«, 
bof.  1887);  »©erfcprSfarte  Bon  Europa*,  1:5,000,000 
(©ertpeö,  ®otpa  1900);  Weiteres  f.  bei  ©rtifel  »eifen* 
bapu«,  6.  605.  ©on  piftorifepen  Kartenwerfen 
jinb  petBorjupebcn:  Spruner-MenteS  »tpiftorifeber 
$>anbatiaS  fiit  bie  (Befcpid)te  beS  Mittelalters  unb  ber 
neuern  3c>i*  (®otpa),  BoIfS  »fciftorifeper  ©tlaS* 
(©erl.  1877)  unb  ®.  ®ropfen8  » jjiftorifcper  §anb* 
alias«  (fieipj.  1886). 

(Europa,  deine  gnfel  im  Kanal  Bon  Mofambif, 
unter  22°  19'  fübl.  8r.,  bie  Wegen  ipreS  Bortreffliipcn 
imfenS  unb  ihrer  ftrategifd)  wuptigen  Sage  1897  als 
franjöftfeper  ©efip  erflärt  würbe.  ®ie  unbewopnte 
3nfel  ift  fanbig  unb  fteilwanbig,  bis  12  m pod),  nur 
im  91.,  wo  Korallenriffe  Borgelagert  ftnb,  bietet  fte 
einen  Woplgefdjübten,  geräumigen  ©nferpiajj  mit  13 
bis  20  m liefe.  Irinfroaffer  finbet  fiep  nirgenbS,  ber 
©aumwuipS  ift  niebrig,  Bon  lieren  gibt  eS  3'c9tn 
unb  Biele  Sepilbfröten.  gifdier  Bon  91ojfi  ©ä  treiben 
pier  jeitweilig  gifeperei  unb  Sipilbfrütenfang. 

(Suretpa , im  grieep.  MqtpuS  loipter  beb  ©pönij 
ober  beS  ppömfiicPenftbnigSBgenor,  würbe  Boti3euS 
in  ©eftalt  eines  SticreS  über»  Meer  naep  Kreta  ent- 
füprt,  wo  fte  Bon  ipm  ben  MinoS,  iHpabaniantppS 
unb  ©arpebon  gebar.  3cu8  überlieg  fte  bann  bem 
König  ©fterioS  Bon  Kreta,  ber  ipre  Söpne  erjog  unb 
ipnen  bie  $>errf<paft  (Iber  bie  3nfel  pinterliep.  G.  ge- 
nofj  auf  Kt  cta  unter  bem  91amen  § e 1 1 ö t i S ober  e 1 * 
lotia  göttliepe  Gpre;  an  iprent  geft,  ben  Stell otia, 
würben  ipre  ©ebeine,  mit  Mprten  befränjt,  uniper* 
getragen.  Sie  wirb  faft  allgemein  als  urfpritngliipe 
Monbgöttin  (©ftarte)  gebeutet.  3prc  Entführung 
Würbe  Bon  ber  antifen  Kunft  Biclfaip  Pargcftellt.  Sgl 
O.  3apn,  ®ie  Entfttprung  ber  G.  auf  antifen  Kunft- 
Werfen  (Bien  1870). 

(Europa,  ©citaS  (ober  ©icoS)  bc,  Berggruppe 
beS  Kantabrifepen  ©ebirgeS  (f.  b.).  [a.  110. 

(Suropäiftpe  louaufommiffion , f.  ®onau, 

(Suropnifdicr  ©tote  (ruff.  Wjestnik  Jewropy), 
eine  1866  in  ©eterSburg  gegrüttbete  MonatSfeprift 
politifdpen,  roiffenfepaftlidien  unb  belletriftifcpcn  3n- 
paltS,  bie,  opne  einen  ettgperiigen  nationalen  Stanb» 
punft  einjuitepmen,  bie  Silbung  beS  SeftenS  bem 
SerfiänbniS  ber  ruffiftpen  Sefer  ju  Bermitteln  fuept. 
3pr  Herausgeber  ift  feit  1868  M.  SR.  Stafjuljemiltep. 

OruropmfcpetS  (Oleiepgctuiept.  Bie  im  Seben 


berEinjelmbiBtbuenbteEptftenjbeSSeproätpemburtp 
ben  Slärfern  bebropt  wirb,  fo  ift  es  auip  im  Heben 
ber  ©ölfer  unb  Staaten,  ©mp  pier  werben  bie 
Sepwäipem  unb  Kleinem  burep  bie  ft6enuaept  ber 
©tärfem  unb  fflröfsem  in  iprer  Griftenj  bebropt.  ©IS 
©uSgleicp  gegen  biefcS  Übergcwicpt  unb  jur  Sterftel- 
lung  eines  ©leiepgewiepts  fiept  beit  einjelnen  Staaten 
BötfeiTed)tti(p  bie  ©efugniS  ju,  ©iinbniffe  aller  ©rt 
miteinanber  ju  fepliefien.  ®iefeS  BebürfniS  ift  natür* 
lieh  am  flärfften  bei  ben  Kulturftaaten  unb  infolge- 
bejfen  in  Europa,  Wo  baS  StaatSwefen  am  entmiefelt- 
ften  ift.  gnfolgebeffen  pat  baS  ©eftreben,  feinen 
europäifepen  Staat  jo  mächtig  Werben  ju  laffcn,  bafs 
er  bie  anbem  Staaten  in  iprer  Gjijteuj  bebropen 
fönnte,  gerabe  pier  baju  gefüprt,  bunp  Gingepen  Bon 
©itnbniffen  unb  ©ertragen  aller  ©rt  ein  gewiffeS 
Wleidigewiept  in  ©ejiepung  auj  bieSfadttftellung  unb 
Machtmittel  eingelner  ©taatengntppen  perbeigufüp- 
ren,  baS  »europäifepe  fflleitpgewitpt*  ju  wapren. 

(SuropäifrftcS  flonjert  , bie  burep  ben  ©ertrag 
Bon  Epaumont  (im  Märj  1814)  begrünbete  SHedite 
gemeinfepaft  ber  europäiftpcii  ataaten.  3pnt  gepör- 
ten,  naepbem  noep  burep  ©rt.  7 beS  ©arifer  ©crtrngS 
Bom  30.  Märj  1856  bie  lürfei  in  baS  europäifepe 
ffonjert  aufgenommen  worben,  faft  fämtliepe  Staaten 
Europas  an.  ©ein  S*auptjWeef  war,  bie  friegerifepe 
©uStragung  Bon  Strcitigteiten  pintanjupaltm  uitb 
jwar  baburep,  baft  einem  Kiicge  bie  »guten  lienfle* 
(f.  b.).  Wenn  auep  niept  aller  Kontrahenten  beS  eure- 
päifepen  KoitjerteS,  fo  boep  wcnigftenS  einer  befreutt- 
beteit  Maept  norauögepen  foUten.  ©uf  biefe  Beife 
Würben  burep  bie  Mäepte  beS  europäifepen  RonjerteS 
eine  ©eipe  Bon  Streitigreiten  jwifdjen  ben  einjelnen 
Staaten  gefeptieptet  unb  beren  ©uStragung  burep 
Baffengemalt  pintangepalten.  DbWopl  auf  bem  ©a- 
rifer  Kongreß  Born  30.  Märj  1856  ber  ©usbrud  e.  fi. 
lum  leptenmal  atntlicp  gebrauept  würbe,  beftept  baS- 
felbe  boep  peute  noep,  WenigftenS  in  feiner  bengrieben 
erpaltenben  Birfung,  Wenn  eS  auep  injwifepen  burep 
Konferenjen,  internationale  SepiebSgeriepte  unb  in- 
fonberpeit  burd)  ben  internationalen  Sänger  S^iebS 
gerieptspof  WenigftenS  bem  91amcn  nad)  unb  naep 
außen  pin  erfeht  würbe. 

(SuropäifepcS  92orbmccr,  baS  jwifepen  Nor- 
wegen unbSpipbergetteinerfeitS  fowie  jmijepcnSiön- 
lanb  unb  3slanb  anberfeits  gelegene  MecreSgebiet, 
baS  bie  ©erbinbung  Bom  ©tfantlifepen  Djean  unb 
©örbliepen  Eismeer  perflellt. 

(7-uropaifepc  Spraepcu.  $ie  lebenbenSpraepen 
Europas  gepören  meiftmteÜS  bem  inbogermanifepen 
ober  inboeuropäifepen  Spraepftamin  an,  ber  über- 
haupt gegenwärtig  ber  Berbrejtetfte  Spraipftamm  ber 
Erbe  ift.  ®ie  inbogermanifepen  Sprachen  Euro- 
pas jerfatlen,  Bon  Bern  nur  Bereinjett  auftretenben 
3igeunerifcp  unb  ©mienifep  abgefepen , in  fed)S  ga- 
miiien:  bie  grieepifepe,  bie  illprifcp-albane* 
f i f tp  e,  bie  i t ä I i f d)  e (woju  bie  romanifepen  Spraepcn 
epören),  bie  feltifepe,  bie  germanifepe  unb  bie 
nltifcp-flawifipe.  über  biefe  Bergleiepe  bie bon ben 
einjelnen  Spraepcn  panbelnben  ©rtifel  unb  baS  lept- 
blatt  (»ÜPerftdit  ber  Spraepftämnte*)  jur  Sprachen- 
farte  beim  ©rtifel  »Spraepc*.  3m  Cftcn  u.  ßforboften 
Europas  finben  fiep  Spraepcn  beS  uralaltaifepcn 
Stammes,  ber  in  Europa  burep  brei  SjauptjWeige 
Berlreten  ift:  ben  famojebifepen,  ber  fiep  nur  bei 
einigen  amNörbliepcnGiSiueer  mopnenbett  Stämmen 
Borfinbet;  beit  fittnifep-ugrifepen,  ju  bem  niept 
nur  baS  ginnifepe  unb  Cappifepe  im  popeu  Nor* 
ben  nebft  bem  nape  bamit  Berwaiibten  Eftpnifepen 


„ Europäifcf)cä  fRufjlaitb  — ©urijtod.  189 

unb  CiDifdjcn  ber  Oftfeeprobmgcn,  fonbem  and)  ©urpfeppaleit  (griecp.,  Breitfdjäbel,  im  (Sc- 
hab 3Ragt)arifcpe  in  Ungarn,  bann  bie  jejjt  burd)  genfah  ju  Stenofeppalen,  Schmalfcpäbel),  nad) 
bad  Sorbrtngen  bei  Suffifcpen  mit  bem  Budfterben  'Hbt)  Sepäbel,  bie  im  Serpältnid  jur  2iinge  ihm 
bcbroljten  Sprayen  ber  Süogulen,  ffiotbwinen,  Scpäbelachfe  breit  gebaut  ftttb. 

Sjdjeremiffen,  Vermiet,  Stjrjänen  unb  an«  ©urpfleia,  bie  treue  Bmme  bed  Obpffeud  mtb 
berer  Qetnerer  Soltöftämme  im  oftlicben  Suglanb  ge*  Srjieherin  best  Selemad),  erfannte  ben  in  Siettierge- 
bören; ben  türfift^-tatariidjen,  ju  bem  bad  flalt  heintgefeljrten  Obpffeud  beim  Söafchen  ber  güge 
türlifche  ober  Odmanliin  ber  europäifcpen  Sür»  an  einer  Sarbe,  fcpwieg  aber  auf  feinen  SBinf  unb 
fei.  bad  Sogaiicpe  nörblid)  tjom  Schwaigen  Sieer,  braute  bann  ber  Penelope  bieKunbeöon  feiner  Süd- 
bad Sfepuwafcpifehe  füblid)  non  Kafan  unb  einige  tun  ft  unb  ber  Crmorbung  ber  freier, 
anbre  tatarifcbe  Sialette  ju  jäijlcn  finb.  fflanj  ifoliert  (vurfifliben  (gried).),  f.  Suuihrebner. 
ftebt  bie  Sprache  ber  Stabten  (f.  b.)  in  ben  ptjrc«  ©urt)locfiod,  Serftanbter  unb©ef&hrtebedObtjf« 
näen  ba;  fie  bilbet,  wie  auch  ihr  primitiver  Cljaratter  feud,  begleitete  biefen  in  bie  Untenoelt  unb  beforgtc 
teigt,  offenbar  ben  in  bad  ©ebirge  jurflcfgebrängten  bad  Sotmopfer.  Buf  ber  3nfel  I^rinntia  Oerleitete 
legten  tiberreft  eine!  cinjhnald  weiter  in  Europa  Der»  er  in  Sbroefcnpcit  beb  Obnffeud  ferne  öenoffen,  bie 
breiteten  Spraeplhpud,  ähnlich  wie  fid)  auch  an  ber  Sinber  beb  ßteliod  ju  fdjlacpten,  Wad  ihren  Untergang 
Siiboftgrenje  Suropad,  im  Kautafud,  bei  ben  Ifeper«  jur  golge  hatte. 

feffen,  Vlbdjafen,  IViften  unb  anbem  unjioilifierten  ©urt)mörpod,  neben  Bntinood  ber  freihfle  unter 
Solfdftätnmen  bie  Überrefle  mel)rercr_untergegange»  ben  greietn  ber  'Penelope. 

ner  Sprachftämme  erhalten  haben.  S.  bie  '«'Böller«  ©urtjtncbon,  inPiftbien  entfpringenber,  tnPam« 
unb  Spracpenfarte  Don  Europa«  (bei  S.  181).  ppplieit  milnbenber  Slug,  befannt  burd)  Kimonb  Sieg 
©uropncfrpcd  iüuhlanb , f.  Stuffifched  Seich-  über  bie  perfer  (469  D.  Ehr.);  heute  Köprü  Su. 
©urovaifepcd  itülferrccpt,  f.  Sölferrecpt.  ©urpmebou,  Sohn  beb  Bthenerd  Sbufleä,  aus 

©uropäifcpe  Turf  et,  f.  Siirtifdjed  Sei*.  vornehmer  gamilie,  athenifcher  gtlbperr  425  u.  424 

(Surophen (3fobutblorthotrefhljobib)ent«  in  Sijilien  unb  feit  414  Dor  Spralud,  wo  er  413 
fleht  and  j’obuttjlorthofrefol  unb  3ob  ald  gelbe«  tapfer  fämpfenb  fiel. 

amorphe«  Pulver,  riecht  fcpwad)  fafranartig,  ift  in  Bl«  ©urpnöme,  Sodjter  bedCfeanod,  Don  3eu*Siut« 

lotjol  unb  Biber,  in  Chloroform,  fetten  Ölen,  fiano«  ter  ber  Chariten  (f.  b.). 

lin  leicht,  in SSaifernicpt löblich,  wirft ftart antifcptifd),  Eurypygidae  (Sonnenreiher),  gamilie  ber 
ift  nid)t  giftig  unb  Wirb  in  ber  Chirurgie  Wie  3obo«  SBatoögel  (f.  b.). 

formt , aud)  bei  fhphilitifchen  $yautfranfheiten , Äeljl-  ©urt)pploö,  Same  mehrerer  griedjifcher  öeroen, 
topftubejfulofe  tc.  bewegt.  wie:  1)  Soljn  bed  Seleppod  (f.  b.)  unb  ber  Bftgocpe, 

©uropod,  Stabt,  f.  Shagä.  bie,  Doit  ihrem  SruberPriamod  burd)  einen  golbenen 

©urodiCutud),beiben®rieipenberSüboftwinb.  SBeinftod  beftochen,  ihn  bewog,  ben  Srojanem  furj 
©urolad  (heute  3ri),  einer  ber  £>auptflüffe  bed  Dor  bem  gatl  ber  Stabt  fcilfe  ju  bringen;  er  warb 
Peloponned.  fiafonien  burchfliefienb  unbnadjBngabe  nach  tapfem  laten  Don  BeoptolemoS  getötet.  — 
ber  Blten  fid)  unterhalb  Bfea  in  Brfabien  unterirbifch  2)  Sohn  bei  Suänton,  König  Don  Drmenion  in  Hjef» 
Dom  Slpfjeiod  abjmeigenb.  ®r  entfpinat  aber  Diel«  jalien,  einer  ber  greicr  bei  iieletm  unb  tapferften  viel- 
mehr in  ber  ©egettb  Don  Selentina  in  fiafonien  (an  ben  Dor  Jroja.  ®ei  ber  Peilung  ber  ®eute  fiel  ihm 
bevarfabifchen©rcnje),  beim  heutigen SfergeChelmod.  eine  Äifte  ju  mit  einem  Don  ^epbäftoü  Derfertfiiteu 
Sein  glufsgebiet  wirb  öftlid)  Dom  parnon- , weftlich  unb  bem  Sarbaitod  gefdjentten  SSilbe  bed  Pionpfod ; 
Dompapgetodgebirge  begrenjt.  BnfangS  eng, Wirb  eo  ald  ®.  fie  öffnete,  fiel  er  in  Siahniinn.  ®ad  Crafel 
unterhalb  Sparta  etne  weite  Salebene,  fobann  burd)  ju  Selphi  gebot  jur  Teilung,  bie  Stifte  ba  ju  Weihen, 
©ebirge  nochmal«  Derengert  (ber  fogen.  Bulon)  unb  wo  er  barbarifdje  Opfer  träfe.  Sied  gefchah  ju  Broe 
enbli*  ein  tiefliegenbed,  fruchtbared,  aber  ungefunbed  in  Bchaia,  Wo  man  Brtemid  jährlich  ben  fdjönftcn 
'IRarfchlanb.  Ser  nicht  fcbiffbare  Strom  miinbet  öft«  3üugling  unb  bie  fchönfte  3“ngfrau  opferte.  Set 
lief)  Don  ©t)tpion,  ber  ^jafenftabt  Don  Sparta.  blutige  Sienft  warb  abgefchafft  unb  ber  milbe  bed 
(rurotad,  Sfönig  Don  SMfonien,  nad)  bem  ber  Siomjfod  bafilr  eingefept. 
gluft  6.  (f.  oben)  genannt  fein  foll.  ©urt)fäfcd,  Sopn  bed  falaminifchen  Bjap  unb 

Enrotium  de  By.,  chemald  ©attungdname  für  ber  Sefmefia , würbe  in  Btben  ald  Iperod  bereljrt. 
biejenigen  Brten  ber  pilygattung  Aspergillus  (f.  b.),  ffiurtjfttjdncd,  f.  ßerafliben. 
bie  neben  ben  Stonibien  aud)  Bdtofporen  m befonbern  ©urnfthrnibett , f.  Bgid  1). 

Sd)Iaud)früchten  audbilben.  ©urt)ftbend,  Sohn  bed  Sthenelod  unb  ber  Sitippe, 

©urt)ä(e,  eine  ber  ©orgonen  (f.  b.).  ®nfel  bed  perfeud,  König  Don  Bltjtene,  erhielt  burd) 

©urt)dlod,  Sohn  bed  'älrgioerd  Sietifteud,  einer  tperad  Brglift  ffiewalt  über  ^cratled,  bem  er  bie  be« 
ber  Epigonen  (f.  b.)  unb  neoft  Sthenelod  fflefährte  fannten  jwölf  Brbeiten  auferlegte,  unb  beffen  Ddter« 
bed  Siomebed  Dor  Sroja.  lid)eö  Seid)  lirtjud  er  in  Befip  nahm,  öei  bem  Ber» 

©urnbidbed,  Bnfiihrer  ber  fpartan.  glatte  unb  fud),  bie  Budlieferung  ber  Don  ihm  oerfolgten  Jtinber 
Oberanführer  ber  griedjifdjen  SKadit  im  jweiten  Per«  bed  fceratled  Don  ben  'JUpcneni  ju  erzwingen,  gejdjla« 
ferfriege  (480  D.  Chr.),  wollte,  naebbem  l'eryed  bur*  gen,  fanb  er  auf  ber  gludjt  burd)  ^pDod  feinen  Sob 
bie  IbcnuDptjlen  gebrungen,  ftd)  Dor  ber  perfifdien  'Bai.  £>eraf!ed. 

Ubenuacbt  na*  bcrPeloponned  jurüctpehen.  Srftald  Eurystoniäta  (BJeitmäuIer),  f.  Schlangen, 
ibemifiofled  mit  berBudwanberung  berBthenerna*  ©urt)tion,  ein  Kentaur,  ber  fid)  bei  ber  §od|jeit 
3talien  bropte,  ftimmte  er  für  bad  |jufammmbleiben  bed  Peirilhood  (f.  b.)  an  ber  Braut  Dergriff  unb  ba- 
ber  Streitmadjt  beiSalamid.  Sach  bem  Siege  bei  Sa«  burd)  ben  Bnlafe  jum  Kampf  ber  ßapitljen  unb  Ken« 
lamid  würbe  ipm  einff  ranc  Don  Ölzweigen  juerfannt.  touren  gab. 

©urtjblfe,  Shutph«»  ©attin  bed  Drpheud  (f.  b.).  ©urt)toö,  im  grieepifchen  TOpthud  König  ooti 
Sgl.  Briitäod.  Ödjalia,  audgejeichneter  Bogenfdjüpe,  Würbe  Don 

©arpgnathte  (grieep  ),  f.  Schöbet  Bpoüon  getötet,  Weil  er  ipn  jum  SBetttainpf  heran».« 


190  ©uScara  — 

forberte.  Seinen  Bogen  fdfentte  fein  Sohn  3phito3 
bcm  CbPffeub,  ber  bamit  bic  (freier  umbrad)te.  Nad) 
nnbrer  Soge  tütete  it)tt  fceratlcä,  alb  er  itjm  feine  alb 
Brei»  für  ben  Sieg  im  Bogenfchiegen  jugefagte  Jod)- 
ter  Sole  hinterher  ucrweigerte. 

©iibccirct,  f.  ©aSfifrfre  Sprache  unb  Siteratur. 

©iifcbiancr,  Pnlfönger  beb  Gufebiob  (f.  b.  2); 
pgl.  Ütrionifdjer  Streit. 

(Sufebic  (gried).),  grbmmlgfeit ; ßufebiologie, 
ftnmeifung  gurit  gottcöfürchügen  Sieben. 

©ufcbtoö,  1)  6.  »oit  Gä)area  in  SaKiftina,  ge- 
nannt -her Batet  ber  ftirchengejdpchle«,  um2t>0  wahr- 
fdteinlid)  in  Ißaläftma  geboren,  trat  in  ein  engeb  Ser- 
hältnib  ju  bem  gelehrten  Origeniften  Samphilob  in 
Gäfarea,  baber  ihn  fpätere  (Mctdjictjtf c£)ret  ber  gewöhn- 
ltd)  alb  ben  G.  beb  Saittpbilob  uon  gleichnamigen 
Otogen  unterfcheiben.  Nad)  Beenbiguitg  ber  Diofletia- 
nifd)en  Serfoigung  würbe  er  um  313  jum  ©ifcgof 
uon  Gäfarea  gewählt  unb  halb  burd)  bab  Scrtraucn 
beb  ftäiferb  ffonftantin  in  bie  arianifchen  Streitig- 
feiten hineingejogen  (f.  Srianifdjer  Streit),  in  bcnen 
er  alb  einer  bergührer  ber  origeniftifchen  Siittelpartei 
eine  Solle  fpielte.  Gr  ftarb  um  340.  Sahrhunbertc- 
lang  ftanb  atbDueneauerfpncbroniftifdhen(Mefd)id)tb- 
fenntnib  fein  »Chronikon«  in  Snfeben,  Wouon  ber 
erfte  Jeil  einen  ©runbrijj  ber  ©eltgefd)id)te  bib  325 
n.  Gf)r.,  ber  {Weite  einen  21ub{ug  bauon  in  Tabellen- 
fonu  enthält.  3n  feinem  Siauptwert,  ber  »Suchen- 
cfdiiibte-,  bie  in  ihrem  Ration  nur  eine  GrWeiterung 
er  Sabeücn  barftctlt,  gibt  er  eine  reiche  Subbeute  bei 
öffentlichen  tMrd)ioe,  Shrdienbibliotbeten  unb  'fBriuat- 
famnilungen,  »ennehrt  burd)  Nachfragen  bei  Steil« 
uehmern  beb  üteidjehcnen  unb  burd)  Selbfterlebteb 
unb,  wenn  auch  uielfad)  ber  SVritif,  Unparteilidjfeit  unb 
Oleichmäfiigfeil  berSehanblungermangelnb,  buch  im 
allgemeinen  ben  (£haraftc[  ber  4reue  uubGltaubiuUr» 
bigfeit  an  fich  tragenb.  Sie  beftehl  aub  je  hu  Büchern 
unb  reicht  nont  erfttn  Gntfleljen  ber  chriftlicheu  fiirche 
l'ib  gegen  324 ; fortgefe ht  würbe  fie  uon  G . felbft  in  fei- 
nem UierBiicher  umfaffenben,  panegtjrifd)  gehaltenen 
»Sehen  Sonftantinb»,  ferner  uon  Sofrateb,  Sogarnc- 
nob,  Iheoboret  uttb  Guagriob,  itib  Sateinifdje  frei 
übertragen  uon  Nufiitud.  Vlib  Spologet  beb  Gbriften» 
tumb  hat  fid)  G.  bur<h  bie » Praeparatio  evaugeliea« 
in  15  unb  bie  »Demonstratio  evangelica«  in  20  Bü» 
d)em  heruorgetan.  Sitte  Iritifche  vlubgabe  ber  Sir- 
d)engefd)id)te  beforgteu  Sdpuarg  u.  äKontmfen  (Betl. 
1903— 1904,  2 Bbe.),  beb  Sebenb  Ronftantinb  Reitel 
(baf.  1902),  ber  Ghronif  Schöne  (baf.  1806  -75  , 2 
Bbe. ; ergän{t  burd)  bie  fhrifdjeGpitome  non  Siegfrieb 
unb  ©eljer,  Seip{.  1884),  ber  Praeparatio  ©ifforb 
(Ojcforb  1903, 4 Bbe.).  ®ie  hiftorifchen  Schriften  wür- 
ben {ulejct  uon  Stiglotjer  unb  SNoljberger  (Steinpten 
1870-  80)  mb  ®eutfd)e  übertragen.  Sgl  Stein,  G. 
itad)  feinem  Sehen,  feinen  .schritten  unb  feinem  bog- 
uiatifd)cnGharaftcr(5Bür{b.l859);  <jjelt),  Eusöbe  de 
( '(Ssarfee,  premier  hutorien  de  l’Eglise  (Bar.  1877); 
Ober  beet,  Über  bic  Anfänge  ber  Hiidjenaefchidjte 
fchreibung  (Bafel  1892);  Schöne,  Jic  Sfeltd)roni( 
bea  Gufebiub  (Berl.  1900);  Neftle,  Die  ftirchen« 
gefdjichtc  beb  Gufebiub  aub  bem  Stjrifchen  überfegt 
(Seip{.  1901);  S rcuf  d)  e n,  Gufebiub'  ftirehengefd)id)te, 
Sud)  6 u.  7 aub  bem  Snuenifchen  überfegt  (baf.  1 902). 

2)  G.  u o n 91  i f o nt  c b i a , SerWanbter  unb  Gr{iel)er 
Staifer  guliaub,  Bifdjof  Uon  ©erptul  in  ©bbnifien, 
bann  Uon  Nitomcbia,  alb  folcher  heruorragenber  giih* 
rer  ber  SSittelpartei  (Scntinriatter)  im  Vlriatiifcfjen 
Streit  (f.  b.),  nach  bem  Stonjil  uon  91icäa  (325)  nach 
öallien  uerbannt,  aber  fdjon  328  wieber  {urüdgeru- 


GuflatyioS. 

fen.  G.  taufte  337  fiaifer  ftonftantin.  Warb  338  ober 
339  Patriarch  Uott  ftonftantinopel  unb  ftarb  341 
ober  342.  Sgl.  Sichtenftein,  Gufebiub  Uon  91ito> 
mebien  ($alle  1903). 

3)  G.  uon  Gmefa  (Gmifa),  aubGbeffa  gebürtig, 
alb  Jheolog  bct  91ntiod)cnifchen  Schule  (f.  b.)  {U{U- 
rechnen,  femug  ben  ihm 341  angebotenen  Patriarchen- 
ftuhl  uon  yintiLirt)ien  aub  unb  begnügte  fid)  mit  bem 
Phönifijchen  Bibtum  Gmefa.  Sott  ben  ihm  wegen 
fetneb  mathemaiifch-aftronomifchen  SBiffenb  aber- 
glnubifch  mifitrauenben  Gmefem  pertrieben,  ftarb  er 
{ii  Vlnltodjia  359.  Son  feinen  BSerten  haben  nur  ge- 
ringe Brud)jtüde  bie  Ungunft  ber  3eiten  fiberbauert. 
Sgl.  Jh'lo,  Über  bie  Schriften  beb  G.  (Stalle  1832). 
Gufebiub  Gmmcran,  Bfeubongm,  f.  Säumer, 
©tibfirehcti,  Äreibfiabt  im  preug.  SBegbej.  Söln, 
mtiueit^cr  Gift,  Sfnotenpunft  ber  Staatbbaj)n!inien 
Söln-StabtfijII,  Bonti-G  u.  a.  fowie  einer  Rreib- 
bahn,  hat  eine  eoangelijdjc  unb  eine  falh-  Stird)e,  Stjn 
ngoge,  Broggmnaftum,  ©aifen^aub,  Smtdgeridit, 
betreibt  gabrifation  Uon  Juch,  ifuder,  lonioaren, 
SBlalj.  Blcilueig,  TOetall-  unb  Strumpfroareii,  Stühlen 
unb  ßunftbünaer,  fflerberei,  tDfafchmenbau,  Bier- 
brauerei unb  Branntweinbrennerei,  Saittpf-  unb 
Saifermühlcn  unb  {äplt  (lboo)  10,286  meift  fath-Gin- 
wohner.  G.  ift  feit  1302  Stabt. 

Kuspongin , ber  8abc[d)wamm  (f.  b.). 
©uftachio,  Bartolommeo,  SRebijiner, geboren 
{U  Sau  Seuerino  in  ber  SRarlSttcona,  nach  attbem  bei 
Salerno  ober  in  Ratalonien,  gef!  im  21119119  1574  in 
Nom,  ftubierte  in  SRotn,  würbe  päpftlid)erSeibar{t  unb 
Srofeffor  ber3Rebi{in.  Grfcbricb:  »Opuscula  auato- 
mica»  (Seneb.  1664  u.  ö„  Seiben  1704,  Delft  1726); 
»Tabulae  anatomicae«  (hergeftellt  1552,  hfög.  uon 
Sancifi,  Nom  1714;  ®ettf  1717;  Grfbirung  uon  911- 
binuS,  Seiben  1744;  mit  bculfcher  Grflärting  Uon 
Straub,  Vlinftcrb.  1800).  Seinen  Namen  tragen  noch 
{Wei  leite  beb  men[d>lid)en  Störperä:  bie  Ohrtrompete 
{toifd)en  Wunb»  unb  JrommelhDhle  (Guftad)ifd)e 
Söhre,  Tuba  Eustachii) , bie  er  juerft  genauer  be- 
trieb, unb  bic  halbmonbförmige  ftlappe  an  ber  Gin- 
tnünbung  ber  vena  cava  inferior  in  ben  rechten  Sor« 
hof  (Gu)tad)ifche  ft  lappe,  Valvnla  Eustachii) 
Sgl.  Ghoulant,  ®efchid)te  unb  Bibliographie  bev 
analotnifchen  tlbbilbung  (Scip{.  1852). 
@uftaif|if(h(  Stlappc  I f.  Guftadjio  unb  S>er{. 
©iiftachifche  SHiihrc  J be{.  Chr. 
©uftadiiud,  uor  feiner  laufe  SlacibuS,  rüm. 
gelbherr,  [ah  nach  ber  Segcnbe  auf  ber  gagb  {Wifdjen 
bem  ©eweth  eine®  S>irfdjeci  babBilb  beböefreujigten, 
bab  ihn  anrebete:  »piacibuS,  Warum  uerfolgft  bu 
mich,  ber  ich  bein  S>fil  tuill?-  wnnbte  fich  barauf  {um 
Ghriflentum  unb  ftarb  alb  SNärthrer  unter  §abrian 
in  Nom.  Gr  ift  Salron  ber  Kläger.  Jag : 20.  Sepl . 

©tiftatlftod  (ber»Stanbhafte,  Beftanbige«),  1)G. 
uonVlntiochia,  {uerftBiichof  UonBeröa  ni3t)ricn, 
feit  326  uon  2Intiod)ia,  ein  Sortäinpfer  ber  9ii(äcr  (beb- 
halb  ¥ 0 nt  0 1 ii  g e t c b genannt),  830  abgelegt  unb  uom 
ftaifer  nach  Jhmüen  uerwiefen.  Wo  er  11m  337  ftarb. 

2)  G.  bott  Sebafte,  gebürtig  aub  Gäfarea  in 
ftappabofien,  görberer  beb  SDiönchblebenb  in  Bontub 
unb  Armenien.  Seil  etwa  356  Bifdmf  uon  Scbafie 
in  Armenien , warb  er  Wegen  feineb  jrättgenb  auf 
äugerfte  frblefe  uon  einer  Stjnobe  {u  ÜHeliieite  feineb 
Nmteb  enlfegt  unb  ftarb  nach  377.  Sgl.  Soofb, 
Guftalhiub  uon  Sebafle  (Siallc  1898). 

8)  G.  SRalrentboliieb,  ein  oomehmer  Bt)jan- 
tiner  beb  12-gahrh.  n.Ghr.,Scrfaffer  eineb  gefdjmad- 
(ofen  griechifchen  Bomattb  m elf  Büchern  uon  ber 


191 


Eustrongylus  — (Suter. 


Siebe  btr  tphSminc  unb  be8  §hSminia$  (brSg.  in  ben 
• Seriptorea  erotici-  oon  t>ctd)cr,  8b.  2,  Lcipj.  1859, 
unb  Bon  ipüberg , SSien  1876)  fowie  einer  Bötfel- 
fammlung  in  iambifdjen  Srimctem  (f)r8g.  Bon  Iren, 
Brest.  1893). 

4)8.  Bonlljeffalonid).  auS  Konftantinopet  ge- 
bürtig, crftBiönd),  bann®iofonu8  u.  Sebrer  bcriRhe* 
tfiorit  bafelbft,  feit  1166  Erjbifd)of  Bon  StjrfTatonicb, 
ftorb  bejahrt  nad)  1198.  Erbalten  finb  Bott  ibm:  ein 
mit  großer  ©elebrfamlett  au8  Bielen  Ejjerptat  ju- 
faminengefteOter  Kommentar  ju  Router  (juerft  Siom 
1542 — 50, 48bc.;  julept  Bon  Stallbaum  mit®eba- 
riuS’ Sieg  gier,  Leipj.  1825— 30,7  Bbe.),  ber  Kommen- 
tar  ju  itonpfioS  ©eriegetcS  (juerft  in  her  BuSgabe 
bes  ®ionhfio3  Bon  9t.  StepbanuS,  Bar.  1547 ; julept 
in  ber  Bon  Bmiharbt),  Leipj.  1828),  Bon  bem  Kom- 
mentar ju  Binbnr  nur  ber  ©rolog  (bearbeitet  Bon 
Sdmeibetoin,  ©Otting.  1837),  enbliaj  jablreidje  Uteo- 
logiftbe  unb  biftorifdje  Schriften,  Sieben  u.  Briefe,  Bon 
betten  ein  Seil  in  »Eastathii  opuscula«  Bon  Safel 
( Jrantf.  1832),  bie  theologiicbcn  BJcrte  in  ber  »Patro- 
lopagraeca«(Bb.  135u.  136)  OottSRigne  ebiert  ftnb. 

Eustrongf  ltis , f.  Stronggtiben. 

tSufurftler,  f.  Krofobite. 

<?itftjnrf)tt,  Büneral,  BanabinfaureS  Blei  mithin!, 
bilbel  gelblidirote  Heine,  (ugelige  unb  traubige  Bggre» 
ate,  beut  $ed)enit  äbnlid),  ju  fcofSgrunb  bei  Qrei- 
urg,  Baben. 

(Sntato  SpringS  ffpr.  satSSt,  Stebenflufs  beäSantee 
Siiocr  in  Sübearolitta;  hier  8.  Sepl.  1781  Sieg  beS 
norbamerifaniftben  ©eneralä  fflreene  über  bie  Briten 
unter  Stuart,  tooburdj  ber  9teBoIution8frieg  in  Süb* 
carolina  beenbet  Würbe. 

©utfftifdjc  Söfung,  f.  Legierungen. 

©ttter,  bie  Biild)brüfe  bei  Steren,  bie  ibrem  Sipe 
nad)  feiten  (j.  8.  beim  Vljfcn  unb  Elefanten)  eine 
Bruftbrüfe  ift,  in  ber  Siegel  Btcltnebr  am  Bauche  ftpl. 
Bei  ben  Btelgebärenben  öauSIieren  (Sei) weinen,  ßun- 
ben.  fiajjen,  Kaninchen)  ift  eine  Bnjaf)I  Heiner  Biilcb- 
brüfen  mit  jWei  Steiben  3'tK1'  (®  ef  äuge)  längs  be8 
Bauche®  angeorbnet.  Stur  ©ferbe  unb  SSieberfäuer 
haben  etn  eigentliches  ®„  ba8  aber  fletS  auS  jiuei  ge- 
fonberten,  ieulid)  ftjmmetrifd)  bid)t  nebenetnanber  lie- 
genben  unb  nur  burd)  eine  innere  Sdieibetoattb  ge- 
trennten Hälften  beftebt-  ©ei  Bferb,  ®<baf  unb  3'{3C 
Itat  jebe  fjälfte  eine  3if>(,  beim  Siinb  jWei.  ®a®  9imb 
bat  alfo  am 8. Bier  ,'j'pen  (Striche),  unb  man  fpriebt 
baber  Bon  SuterPierteln,  beren  jebeS  feine  Biilcb 
gefonbert  in  ben  jugebörtgen  Strich  entleert  Sie  Bor- 
bem  Biertel  pflegen  nicht  fo  groft  ju  fein  wie  bie  hin- 
tern. Urfprünglidj  bilbel  bas  E.  SJtildj  nur,  Wäbrcnb 
ba8  Ounge  faügl.  SaS  E.  ift  bann  groß  unb  Boll, 
jebod)  beim  ®rud  weich  unb  unfdjmer.tbaft.  3n  ber 
übrigen  3ett  ift  eS  untätig,  leer,  baber  flein  unb  Welt, 
wenn  es  nidbl  etwa  (bei  Biaftfüben)  Bon  gelt  erfüllt 
ift.  ®ie  B!itd)abfonberung  (ann  jebod)  fünftlid)  län- 
ger erbalten  Werben  burd)  Bbmetfen  ber  Borbanbe- 
iten  Biild),  wie  bieS  allgemein  bei  Kühen  unb  3icgen 
geid)ie()t,  jebod)  auch  bei  Stuten  unb  Biulterfd)afen 
geschehen  fann.  Hübe  Werben  bis  etwa  ad)!  Soeben  Bor 
bem  nächften  Kalben  gemotfen.  Sport  man  bamit  auf, 
fo  Berfiegt  bie  Biitd).  BI  cm  nennt  biefe Unterbrechung 
ber  Sutertätigleit  ba®  Srodenfleben.  Solange  baä 
E.  feine  Biild)  abfonbert,  ift  e8  BcrhältniSmäfiig  un- 
empfinblidj  unb  Biel  feltener  Kranlbeiten  unter- 
worfen, als  wenn  eS  ftd)  in  Säligteit  befinbet.  Stüh* 
neigen  baber  wegen  ihrer  langbauemben  Stilchpro- 
bultion  am  metften  ju  Euterfranlbeilen.  ®och  beftebt 
bie  ©efafjt  Bon  folchen  auch  bei  Kühen  bauptfädjlid) 


lurj  Bor  ber  ©eburt  unb  in  ber  erften  3‘it  nachher, 
Weil  ftd)  ba  baä  S.  in  l)Bd)fter  Sätigleil  befinbet.  Be- 
fonberS  häufig  entfteben  in  biefer  3*'1  Euterent* 
jünbungen  burd)  Ouetid)ungen,  8r(ältung  unb 
ähnliche  Etnflüffe.  ®ie  1 e i d)  t e (pbtegmonöfe)  Euter- 
entjünbung  (Eutereinfdjufi)  bebingt  Sieber 
unb  eine  erhebliche,  fthmerjbafie,  mehr  ober  Weniger 
weiche  Bnfd) Weitung  beS  ganten  8uter8,  Wobei  bie 
Biildj  nidjt  Berättberl,  ihre  Beenge  jeboch  Berringert 
ift.  3n  ber  Siegel  gebt  biefe  Sntjünbung  in  acht  Sa- 
gen oljne  bleibenbe  Slachteile  Borüber.  ©ebanblung: 
SJannhaltung  ber  Kuh,  fnappeS,  Ieid)tBerbaulidieS 
Sutler,  innerlich  fübtenbe,  entjünbungSwibrige  Büt- 
tel, häufiges  aiuSmellen,  tnilbeS  8inrecben  be8  Euter® 
mit  ungefaljener  Butter,  f pater  mit  flüchtigem  Lini- 
ment unb  ähnlichem,  hiermit  ift  nicht  ju  Berwechfeln 
bie  oft  einige  Sage  Bor  ber  ©eburt  auftretenbe  Schwel- 
lung be8  Euters,  bie  ohne  Schmerlen,  BppeKtftbnrng 
unb  Sieber  entfielt  unb  nur  ben  Beginn  ber  erhöhten 
Eutertätigleit  barftellt.  ®ie  fdjWere  (parend)t)ma- 
töfe  ober  interflitteUe)  Euterentjünbung  wirb 
burd)  3nfeltion8ftoffe  erzeugt  unb  entfteht  ebenfalls 
nach  bem  Kalben,  hierbei  fchwiüt  gewöhnlich  nur  ein 
Seil  beS  EuterS  (ein  ober  iwei  Biertel)  an,  ber  hart 
unb  (nötig  wirb;  batteben  bej'lehen  Sieber,  Dip petit- 
lofigleit,  heftige  Sd)mer}cn  ; bie  Biilcl)  wirb  Wäjferig 
unb  enthält  ffierinnfet,  fcfaliefilidi  Perftegt  fte  gany 
©ünftigenfallS  ^erteilt  fuh  bie  Schwellung  in  3 — 
5 Soeben.  Bieift  bleiben  hegrenjle  Berhärtungcn 
(Biilchlnoten)  jurüd,  unb  bie  Bütdjmenge  ift 
bauemb  Permlnbert;  auch  nimmt  Pon  ben  Büldilico- 
ten  häufig  nad)  bem  nächften  Salben  eine  neue  Ent- 
jünbung  ihren  BuSgang.  Bielfach  oerBben  auch  bie 
erlranfienEuterPierle!  unter  Schrumpfung  (Btrophie 
bcS  EuterS).  Es  entfteht  bann  ber  Schier  ber  3 W e i» 
ober  ®reiftrid)ig(eit,  b.  h-  bie  Kuh  gibt  nicht  mehr 
auf  allen  Pier,  fonbem  nur  nod)  auf  jwei,  bej.  brei 
Stridfen  Biild)  SSenn  betbe  Biertel  einer  Sette  ge- 
fdjrumpft  finb,  entfteht  baS  fd)iefe  E.  Bisweilen 
bleibt  baS  gan}e  E.  Pecbartet  unb  BergröRert  (Steijd)- 
euter).  ülnberfeitS  fann  in  ben  erfranften  Barliot 
Eiterung,  fetbft  Branb  (intreten.  Wobei  baS  Leben 
b<S  SiereS  fehr  gefäfjrbet  ift.  ®ie  Behanbtungift 
im  BnfangSflabtum  bie  oben  angegebene,  fpätet  ift 
fie  je  nad)  bem  ©erlauf  peridiieben;  ber  $ulept  ge- 
nannte [d)limme  Vtusgang  erforbert  rafche  operatioe 
Eingriffe,  ffiefenttich  tft  überall  häufiges  BuSmetfen 
unb  Entfernung  ber©erinnfel  auS  bcit.-jil'enlanälrti. 
®ie  Biild)  auS  ben  erfranlten  Euterniertetn  ift  nicht 
oerWenbbar;  baä  Kath  barf  bei  ber  Kuh  nicht  faugen. 
©ei  fi'ühen  (ommt  auch  eine  anftedenbe  euter- 
entjünbung (gelber  ©att)Por,bie  jumBerjlegen 
ber  Büld)  unb  Schwunb  beS  EuterS  führt.  Buch  bei 
Biutterfchafcn  tritt  bisweilen  alS  feerbenfranfbeit  eine 
Euterentjünbung  auf,  bie  öfter  eiterig  ober  branbig 
Wirb.  Seltener  entfteht  Euterentjünbung  bei  Sauen, 
Stuten  unb  fjmn&innen  (©erlauf  unb  Behaitblimg 
wie  bei  ber  Kuh).  Biaul  - unb  Ktauenfeud)e  bewirft 
enentuett  eine  Euterent jünbung , bie  fogar  ju  bran- 
bigem  Bfafterben  grofeer  Seile  führen  fann.  Bei  tuber- 
htlöfen  Kühen  ift  nicht  fetten  baS  E.  tubcrfuIBS 
erfranft;  eS  heftehen  partielle  Schwellung  unb  Kno- 
ten; bie  Biild)  ift  nid)t  oeränbert,  enthält  aber  Su- 
berfelbajitten  unb  ift  gefimbheitsjchäblieh  (f.  Silber- 
futofe  ber  Haustiere).  ®a8  Biilchfieber  (f.  b.)  ift 
feine  Euterfranftjeit.  Buh  ©efchwülfte  fommen  im 
S.  ber  Haustiere  uor,  unter  anberm  Krebs  (befonberS 
bei  fcünbinnm),  Sarfome,  Lipome.  Btt  ben  3' 0(n 
hüben  fith SBarjen,  bie  am  beften  währenb  beS  Sroden- 


192 


Euterpe  — (Sutofioä  Dort  2I*faIon. 

liehen«  operatiB  bcfeitiat  Werben,  ferner  Berfehorftc  ger  fflegenb  am  (Sutiner  See,  Rnotenpunft  bcr 
knoten,  bisweilen  branbige  ©öden,  bie  abettenr  unb  atantäbabnIinie9feumünftcr-Dlbe«loeunbbcr(Eifen» 
grafte  Scpmerjen  matten.  Jnfolge  be«  Saugen«  baijn  ß.-Üübed,  28  m ü.  3R.,  bat  2 coangetiid)e  unb 
iuunbe  3tften  bäf)t  man  mit  warmem  Rleienwaffer  eine  fall).  Kirche , ein  früher  bifchöfliche«,  jeftt  graft- 
unb  beftrcicht  fte  mit  3tnffalbe.  SRitunter  ift  her  bcrjogtiche«  Sei) log  mit  'Bart,  ein  Balai«,  Senhnaler 
3i&enlanal  (infolge  borangegangener  ßnljflnbung)  bes  Siebter«  S8oft  unb  beo  Roniponiften  R.  ffl.  b.  Bebet, 
verengert  ober  gan;  Bcrfchloffcn;  oerfelbe  i|t  bann  ju  ©tjmnafium  mit  Seatflaffen,  ©augemerf-  unb  üanb- 
offnen,  be,p  (burd)  (Einführung  eine«  Statticter«,  8a-  mirtfd)aft«fd)ule,  Plltcrtumimufeum,  ©ibliothet  bott 
tninariaftifte«  tt.)  ju  ertoettent. ' Khiberfeit«  fann  burd)  30,000  ©anben,  bie  groftt)erjoglid)e  Scgierung,  flrnt«» 
Sdjmädjung  beä  3'ftmberfd)luffe8  ein  Ülblaufen  ber  geriet,  gorftBermallung , gabrifation  oon  Sagen, 
D!ild)  eintreten.  ©eint  Rauf  einer SWildjfut)  muft  man  Tüten  u.  Öfen,  einefeol  \beatbeitung3anftalt.  Stampf« 
fid)  ©cfunbfjcit  be«  Suter«  befonber«  juiidjem  taffen,  (tigeret,  ©ärtnerei,  ©ierbrauerei,  ©vanntweinbrenne» 
ba  anbentfalt«  nad)  bem  Bürgerlichen  ©efeftbud)  bcr  ret  unb  üsoo)  5204  meift  eoang.  Ginmobncr.  — 3n 
©erfäufer  nicht  bafür  haftbar  tft.  ber  an  Seen  unb  ©udicmoalbuugen  reichen  Umge- 

Euterpe  Mart.  (Roftlpalme),  ©attung  ber  aenb  (aud)  fjolfteinif (fte  Sdjroeij  genannt)  liegen 
©atmen,  Säume  in  ben  Sälbera  bc«  tropiftften  Süb-  oer  ©atjnljof  ©remlmttfjlen  intifdjen  bem  Siet* 
amerita,  mit  fdjlantem,  hohem,  glattem  Stamm,  ge-  unb  ftcllerfce,  8 km  norbmefllid)  oon  G,,  ba«  Sorf 
fieberten  Blättern,  hängenben,  lang  jugefpiftten  SB  1 a 1 1 SRalentram  stellerfce,  mit  801  Ginw.  (ba«  * ©rünau  * 
fiebern,  bid)t  Derjweigten  befenartigen  ©lütcnfotben  in  Sog'  »Suife«),  unb  nörblid)  bet  fagenreiche  Utlei* 
unb  runben,  einfomigen,  bunfelpurpuruen  Beeren.  fee.  — G.  fall  Bon  bem  ©rufen  Vlbolf  II  oon  fpol* 
3eh«  Sitten  auf  ben  ÜlntiKen,  ben  tropifchen  Vlnben  ftein  gegrünbet  [ein,  tarn  aber  1155  an  ben  Sifefjof 
unb  Bon  ffluaftana  bi«  jum  (üblichen  ©rajtlien.  E.  ca-  fflcrofb  Bon  Stibed,  ber  ben  Ort  jur  Stabt  erhob  unb 
ribaca Spreng.,  auf  ben  Raribifchen  Jnfeln,  mit  läng-  bafelbft  einen  §of  erbauen  lieft,  wo  bie  Sifdtöfe  Bon 
liehen  ©eerenfrüchten,  wirb  über  30  tu  hoch  unb  liefert  Biibctf  öfter«  refibierten.  Ser  Uibedifdie  ©ärger* 
in  ben  jungen  ©latlerfproffen  ©alnttobl.  E.  olerace»  meifter  ilinrj  ffieper  eroberteStabt  unb  3d)loft  1534, 
Mart.,  in  ben  feuchten  Bälbem  ber  JlieberungenBra*  mürbe  aber  Born  ©rafen  Johann  Bon  Sanftau  halb 
filien«,  in  ©uapana  unb  auf  ben  flntillen,  mtt  fdjlan»  barauf  roieber  Bertrieben.  3>u  Sreiftigjährigen  Stiege 
fern,  bi«  37  in  hohem  Stamm  unb  runben,  Bioletten  mürbe  bie  Stabt  hart  mitgenommen,  1714  -16  aber 
©eerenfrüchten  mit  bünnem  gleifd),  liefert  ebenfalls  Bon  ben  Seinen  neu  befefligt.  Seit  1702  nannte  fid) 
©almtobl.  E.  edulis Mart in  Cftbrafilien,  mit  25 — eine  Sinie  be«  ijjaufe«  ^olftein  nach  G.  §olflein»G. 
30m  hohem,  aber  nur  bi«  16cin  btefem  unb  am  ffirunb  (f.  fyriftein).  3“  (Enbe  beä  18.  Jaftrh.  mar  G.  eine 
oft  Derbicftcm  Stamm  unb  olioengrünen  brächten.  Bielgenannte  Suhterftabt,  ba  fid)  3.  Soft,  Soie, 
bie  an  ©eftalt,  ©rbfte  unb  garbe  ben  Schlehen  glei*  bie  ueiben  Stolberg,  gr.  B>.  3acobi  u.  a.  bafelbft  auf* 
chen.  Sa«  in  Siaffer  erweichte  unb  jerriebene  gruebt*  hielten  (Bgl.  hierüber  o.  Sippen,  Gutiner  Sfijjen, 
fteifdj  gibt  eine  bitte  pflaumenblaue  Sahne  (Sffai),  Beim.  1859).  Such  ift  R, 3R.  B.  fflehcr  in  ffi. geboren, 
eine  ber  gefdjäftteften  fleefereten  Bon  ©arä.  'Ähnliche«  ©nting,  Juttu«,  Orientalift,  geh.  11.  Juli  1839 
©eerenmu«,  au«  bem  man  auch  ein  gegome«  ©etreinf  in  Stuttgart,  abfolBierte  in  Tübingen  ba«  theologi- 
bereitet,  liefern  auch  bie  anbern  Srten.  Sie  ©lütter  (ehe 6f amen  unb  manbte  fid)  bann  oricntalifehenStu* 
bienen  tum  Sad)becten  unb  Slorbfted)ten,  in  jugenb*  bien  ,;u.  Seit  1866  al«  Sibliothefar  ju  Tübingen  an* 
liebem  3uftanb  al«  ©almfof)!.  gefleflt,  tmirbe  er  1871  als  erfter  Sibliothefar  an  bie 

(?uterpe  (bie  »6rg5penbe«),  bie  SJlufe  ber  lpri>  UniBerrttätSbibliothef  ju  Straftburg  berufen  u.  1880 
fchen  ©oefie,  an  ber  glilte  (enutlid).  S.  SRufcn.  uigleich  jum  ^onorarprofeffor  in  ber  pbilofophifd)tn 
(''uthalitcn,  f.  Bmnnen  (weifte).  gafultcit  ernannt.  1900  abancierte  er  jum  Sirettor 

Putbanafie  (gneefj.),  TobeSlinberung,  ba«  Ser*  ber  Sibliothef.  ÄRehrere  Seifen,  bie  er  1867  —70  nach 
fahren,  burd)  ba«  ber  Vlrjt  ben  eintretenben  Tob  für  Rteinafien,  ©riechotlanb,  Sarbmien  K.  unternahm, 
ben  Slerbenben  »u  erleichtern  unb  fchmerjlo«  ju  waren  Bomehmlich  bem  Stubium  altfemitifcher  3n* 
machen  fucht,  befiehl  bauptfädflich  in  tWedntäftiger  fchriften  gemibmet.  1883  — 84  reifte  er  unter  Beben«* 
Sagerung,  Sarreidjung  Bon  ©etränf,  Snroenbung  gefahrinjimerarabien.  SrBerbffentliehte:  »Qolasta, 
anüfthetifterenber  unb  narfotifdjer  äJiittel  bei  Sor-  ober  ©efeinge  unb  Beftren  non  ber  Taufe  unb  bem 
hanbenfein  Bon  Schmerjen  unb  Bor  allem  im  gern-  ?tti«gangberSeeIe«(manbäifd)erTept,Stuttg.l867); 
halten  jeher  äuftent  Störung,  jeher  Snbeutung  über  »©unifche  Steine*  (in  ben  SRentoiren  ber  ©cter«bur< 
ben  beBorflehenben  Tob,  auch  bann,  Wenn  ber  Ster*  ger  Stabemir,  1871);  »Sammlung  ber  farthagifdjen 
benbe  fcbeinbar  gänzlich  teilnnbmlo«  bnliegt.  3nfchrifttn*(Straftb.  1883ff.);  »ScibatSifebeJnÜbrif* 

Euthycomi  (grieeh-),  Strajfhaarige,  (.©tenf^en-  ten  au« Ülrabien«  (Serl.  1885);  »Sinaitifd)e  3nf<hrif* 
raffen.  ‘ ten*  (baf.  1891);  »Tagebuch  einer  Seife  in  3nner< 

(Sutfthmioö  3iflaücno«  (auch  3h,9°heno«),  arabien*  (Seihen  1896,  Teil  1);  »Katalog  ber  faifer» 
bpjantin.  Tpeolog,  SRönch  ju  Ronftantinopel,  geft.  liehen  UninerfitätS*  unb  Sanbeäbihliothef  in  Straft* 
nach  1118,  ift  ber  Serfaffer  einer  gegen  ba«  Setten-  bürg.  fHrabifdicfiiteratur*  (Straftb.  1877)u.a.  (irliat 
tunt  feiner  3«t  gerichteten  Sd)rift  »©anoplia*,  b.  h*  aueft  eine  »Cejchreibung  ber  Stabt  Straftburg  unb  be« 
Siiftfammer be«  orlftoboren ©lauten«,  unboonRont*  SRünfter«*  (12.  Vlufl.,  Straftb.  1901)  herauSgegeben. 
ntentaren  ju  ben  ©falmen,  ben  Guangelien  unb  ben  (Sulingen,  Sanbgemeinbe  ira  bab.  Rrei«  Sarl«- 
©auluäbriefen.  Seine  Schriften  finb  qefammelt  in  ruhe,  21mt  ©forjheim,  an  bcr  Enj  u.  ber  Staatäbahn- 
üRigne«  »©atrologie«,  8b.  128— 131;  berflomnten*  linie  ffarläruhc - iDiüljlacfer,  hat  eine  eoang.  fiird)e, 
tar  ju  ben  ©auluSbriefen  würbe  Bon  Ralogera«  (tlthen  Beinbau,  Sanbfteinbrüche  unb  usoo)  2048  Ginw. 
1887,  2 Sbe.)  heraulgegeben.  S.  aud)  Gpegetifcfte  teutofio«  Don  Slöfalon,  grieeh-  SRatbematiter 
Sammlungen.  [mafchinen.  be«  6.  Jahrh-  n.  (Ihr.,  oerfaftte  ju  einigen  Schriften 

@utht)tdna  (grieh  , »©erabfpanner*),  f.  Rrieg«*  be«  Wrchimebe«  unb  be«  Vlpotlonio«  Rommentare,  bie 
Orutin  (im  äRittelalter  Uthin,  Optpn),  $aupt*  für  bie  ©efchiehte  ber  griechifdjen  URathematit  miihtig 
ftabt  be«  olbenburg.  gürftentum«  fiübeef,  in  anmuti*  finb  (abgebruett  in  ben  Äulgaben  biefer  Schriften). 


©utopifrf)  — ßvade. 


193 


<^topifcfe(grie<g.),©tjci<gnungeiner»lü!e,bercn 
feüQfreife . b.  b.  Seid)  unb  Krone,  in  ber  ßnofpc  lieg 
tu  bet  iHtcgtung  ber  genetifdjen  »lattfpirale  beden. 

©ufrinftfe,  bis  1890  felbflänbiger  Ort,  fegt  unter 
beat  Siamcn  2etpjtg*E.  l'eipjtg  emoerleibt. 

Gutropfe  (grieeg.),  bie  im  »jufammengang  mit 
®tom-,  bej.  Tiolefulargewicgt  jlebenbe,  retgenwetfe 
gefegmiigige  Sinberuug  ber  frifiallograpgifdtcn  (geo- 
melrifdien  unb  pgpüfalifcgen)  Elemente  obcrßonüan- 
tat.  Jficgt  mtr  bie  Eigenftgaftcn  ber  Elemente  ftnb 
penebifege  gurtflionen  ihrer  'iltoragewiegte,  fonbern 
aud)  bie  ber  analogen  »trbinbungen  ber  Elemente. 
Betfpiele  bitbat  unter  ben  Elementen  bie  rgombo- 
ebriftg  frifiaUiftercnbcn : »rfen,  Wittiuum  unb  Big- 
ntut,  unter  ben  Berbinbungen  bte  rgombifd)  friflallt- 
ftcrenben:  Slragonit  (CaCO,),  Strontiamt  (SrCOj) 
unb  Bitten!  (BaOOai  E8  ift  ntijglid),  »on  einer  Ser- 
binbung,  eie  man  noeq  gar  nitbt  ingulauggebilbeten, 
tne|barenßrifiallen  fennt,  Bon  uorngerctitfowogl  bas 
ÄriftaUfgftem  afb  bie  onbent  friftaEograpgiidjen  Ei- 
genfdfaften  aiijugeben,  wenn  man  nur  ihr  IRolefuIar- 
getoiebt  lennt  unb  Bon  jtuet  ähnlichen  Serbinbungen 
beqelben  dieitje  bas  URoletulargeWicgt  unb  genau  be» 
fttutmbare  ßriftaltc.  Uutgelebrt  fonn  man.  Wenn  nur 
genau  beftimmte  ßrijtauc  einer  Serbinbung  befannt 
linb,  beren  SäJ!olchilatgeWid|t  noeg  »liefet  beftimmt  ift, 
bad  legtere  finben.  wenn  man  bag  Wolcfutargcwicgt 
unb  bie  hipaflograpIjifd)en  Jfonftanten  oberElemente 
jweier  analoger,  berfriben  eutropifcben  Htcifee  ange- 
gbrigcr  Serbtnbungen  fennt. 

Gutroptud,  1)  röm.  @efd)td)tfd)reiber,  nagm  un- 
ter (Julian  863  n.  Egr.  ant  gelbjuge  gegen  bie  »erfer 
teü,  Wat  unter  »aleng  (364—  378)  ©egeimfegreiber 
(magUtermeinuriae)  unb»rofonful  tum  ülfien  unb 
»erfaßte  im  Auftrag  beb  SalenS  einen  Vlbriß  ber  rb« 
tittfegen  ©efcgngfe  (»Breviarium  ab  nrbe  condita-) 
injegn  »ilegent  Bon  (Erbauung  9toin8  big  jum  !)iegie- 
rungSantritt  beg  Baten«  (364) in  einfachem,  fafjf irtjern 
Stil  unb  mit  gutem  Urteil.  $nS  Ser!  fanb  wegen 
feiner  Kür»  unb  »rauegbarfeit  Biel  Beifall,  Würbe  in 
ber  Soige  fleifeig  benagt,  auch  Bon  »aaniog  unb  Bon 
Gaptto  mi  ©nediijcge  iiberfegt,  fpäter  Bon  »auiug 
$iacottug  (um  770)  in  (einer  »Historia  romana«  er- 
weitert tmb  big  auf  Sfuftinian  geflirrt ; eine  neue  Er- 
weiterung unb  gortfiigrung  big  auf  2eo  ben  Brate- 
«itr  gibt  bie  »Historia  miscellu«  beä  flanbolfuS  3a  < 
gay  (um  1000;  feräg.  Bon  EgffcngarM,  »cd.  1869). 
ffntifige  fcauptauSgabe  (nebft  ben  Überlegungen  unb 
Erweiterungen)  oon  £>.  SJrogfen  in  ben  Monuin. 
Germ.  hiator.(©eri.l878;  Heinere  WuSg.,  baf.  1879). 
Sabre  iluSgaben  Bon  »aBetfamp  (Üeiben  1729), 
Bagener  (»rag  1884),  SRüfel  (fieipj.  1887),  Über« 
jtpung  Bott  gorbiget  (Stuttg.  1865). 

2)  ©ünfüing  beS  oftröm.  ffaiier«  RrtabinS,  ein 
Eunueb_.  nafjm  nad)  bem  Sturj  beä  Stufinug  (396) 
befftn  Stelle  all  leitenber  SDiiniftcr  ein , erregte  aber 
burd)  feine  Stabjucgt  unb  §ärte  aEgemeinen  fja&.  Er 
ueranlaßte  397  ba8  berüchtigte  fcodjperratggcfep  beb 
SlreabiuS,  baä  ben  Sjwdjoerrat  audi  an  ben  ftinbem 
ber  S^ttlbigen  ju  (trafen  befahl.  Er  würbe  899  ge- 
(türtt,  nad)Gt)Oent  Berbannt  uttb  batb  barauf  geibiet. 

Gutt)d)c8,  f.  EuiBdiiaitijdnT  Streit. 

®utt)  tfeiauiftfeet  Streit,  itird!enfirciibeS5.3,ilir, 
bunberte.  'EcrUtesbijlcr  uitbr'trdjtmanbritSutociieä 
yu  ßonftantinopel  übertrieb  ben  ©egenjap  ju  Stefto- 
riua  (J.  b.)  burdj  bie  fflcgauptimg,  baf)  tn  G£>rif!uS 
jWei  Sßaturen  nur  Bor  ber  SRenfd) Werbung  ju  unter- 
(dieiben,  natbper  aber  aöeä  SRenfdifidje  int  göttlidien 
SSefen  Ebnjti  aufgegangen  unb  baffer  nur  eine  Slatur 

SSt«9et#  Äöno.-2eufoii,  0.  Stuft,  VI.  Sß&. 


ju  befennen  fei.  Wuf  einer  StpiDbe  ju  ßonftantinopel 
(448)  Würbe  er  feines  WmteS  entfept  Sein  mächtiger 
©önuer,  ber  Satrianfe  Stiobfurog  Bon  ‘flleranbrto, 
wupte  eä  burtp  fernen  Einflufj  bei  ipofe  babin  3u 
bringen,  bafe  ju  nofemaliger  Unierfudnutg  ber  Sad|e 
eine  adgemeine  Äirdfemterfamntlung  nadh  Epbeftts 
auggefdjrieben  würbe.  Buf  tiefer  tumultuarifcp  »er« 
laufenben  fugen.  Sfäuberfpnobe  fegte  DioSfurog  bie 
SSicberaufnatjme  beg  Eutt)d)eS  unb  bie  9lbfegung  fei- 
ne« Bomebmften  (Sieanert,  be«  Satrinrdjen  SlaDtan 
uon  ßonftantinopel,  burd).  ÜMefer  wu|teSapft2eoI. 
für  bie  Ütngelegenfeeit  ju  mtercfrieren,  ber  in  eignem 
Sdireiben  (fogen.  Turnus  ad  Fiavianum)  gegen  bie 
eutgdiinnif^e  liefere  fiefe  auäfpradi.  ßaifer 'lliarcian 
benef  461  eine  neue  (bie  Bierte  öfumemfifee)  Spnobe 
nach  Ebalcebon,  wo  bie  e»f;eiinifrf)c  Sünobe  faffiert 
unb  erflärt  Würbe,  bafs  fortan  jWei  9fa tuten,  unser« 
mififet,  aber  aud)  unjertrennHife,  in  ber  einen  Serfoit 
Eprifti  oereint  geglaubt  werben  fällten  (fogen.  3>»«' 
naturenlefitt,  5Di»t)»rttiämug).  Eutqdies  würbe  Ber' 
Bannt  35er  ©egentag  jWifdjen  ben  fSipftpSUen  unb 
Uionopgqfiten  (f.  b.)  würbe  burd)  bie  Spnobalent- 
fdjefbung  nitfet  befeiltgt,  fonbent  feielt  bagorientalij^e 
Ggriftentum  burd)  cm  3aprf)unbert  in  Aufregung. 
3.  auch  EgalccbomfdjeS  ©laubenäbcfenntni«. 

Gntl)rf)io8,  T'.'tiiardi  ber  orUjoborcn  Singe  ju 
Wcyanbria  Bon  933  — 940,  etacntlid)  Saib  3bn 
iöalrtf,  geb.  876  ju  Sofia!  tu  Jlgtjt'ten.  fdjrieb  nra* 
btfefe : »Notkm  cl  Gauliar«,  b.  I).  fßerlcnfdjrtur,  eine 
dgronifartige,  Biel  Unglaubltifeeä  entgaltrnbe  Belt- 
unb  Äirefecngefcfeitfetc  Bon  Erfriianung  ber  Seit  big 
938,  mit  lateinifeger  Überfcgimg  IjerauSgcgeben  »on 
Sjlocode  (Ollorb  1658-59,  2 »be.). 

Gnyatitginfäurc  (Eurantbiii,  »üree(fiure) 
C„H„010  pnbet  fiel)  im  »üree  (Snbiidjgelb),  bilbet 
gelbe.  gerucgtofeSRabeln,  fegmedt  bitterfüßlicg,  [öftfiefe 
tn  Saffer,  Sfobol  unb  4ttfecr , bilbet  mit  ben  ?llfa 
lien  tSelicge,  mit  ben  meiften  übrigen  ©afen  unlüg- 
licfee  Saite  uttb  gibt  beim  ßoegen  mit  oerbünnter 
StgWefelfäureffllufuronfSure  uni  Eninntgon,  ein 
Sdojgrontgon  IIO.CjHj.CO.Ö.G.Hj.OH,  bas  aud) 
burd)  ßonbcitfation  oon  2 »loletülen  Sieforjttlffiitre 
unb  5>qbrocginonfarbonfäure  entftegt,  gelbe  wabelit 
bilbet  unb  bei  237«  ftgmiljt. 

Guycnlt,  felteneü  ilRineral,  beftelit  au8  niob-  unb 
titanfaurem  »ttriumojrgb  unb  llranbiorgb  mit  Er- 
bium, Set,  Elfen,  ift  bräunli<g|'d)Warj,  .v>iirtc6,a,  fpej. 
©ew.  4,6— 5,o.  ES  fmbet  ftdi  in  rgombiidjen  ßriftat- 
!en  unb  berb  im  »egmatit  bei  Slrenbal  unb  an  an- 
bevn  Orten  nt  SiorWegen. 

Kiixolus,  »panjengattung,  (.  Amarautns. 
eujpflifdK  Blüten,  »litten  mit  lauter  glricg- 
jcigligen  »lütenblattfreifen,  beten  (eber  nui  bem  Bor- 
geraegenben  unb  bem  folgenben  altemiert,  foba|al(o 
bie  (Blätter  jebegßreifeg  jtoiftgen  biejtninen  begnätgft- 
untem  unb  beg  nStgflgögern  »lattfreifeg  faßen.  Wie 
bei  ben  Siliajeen  uni  anbern  SKonototnlebonen. 

etm  (§cua,  gebr.  Eganoag,  »Slebenfpettberin, 
Slttßeraßtrücbenbigen«),  nadi  bermofaiftgen  Sigöp - 
fungggcfcbidjte  baS  au«  einer  Uitppe  '.'IbantS  erfegaf- 
jene  erftc  Scib,  baä  nad)  bem  junteip  toit  igr  net- 
(dtulbeten  Serluft  beg  »arabicfeS  (Bgi.  Sünbcnfalt) 
3um  ßinbergebären  »erurleilt  wirb. 

Gba  Slpfclbauut,  (.  Tabernaemontana. 
Göabcrg,  (.  »ollnow.  [tel  ((.  b.). 

Evacuantla,  ouSleerrnbe,  »blutreinigenbe«  üBit- 
Evadä  (franp,  »VluSgeriffener,  ßntfpnutgener«), 
ut-fpriinglid)  Benicgtlitge  »ejeigmmg.  bie  ben  tatgo* 
Ujdjen  »riefte nt  betgelcgt  würbe,  bie  igr  Vlmt  nieber- 

13 


194  (fuabicren  — 

legten  unb  ben  Briefterrod  auSjogen ; bann  »an  bie- 
ten felbft  alb  ©hrenname  angenommen,  um  fid)  als 
(olcfie  ju  be.ieichnm,  bic  fid)  non  unerträglichem  ©e< 
WiffenSjwange  befreit  haben.  Sgl.  »CoS  Bon  Born- 
Bewegung«. 

('Uabicren  (lat.),  entgehen,  entratfdjen. 

('Bahne  (Guabnc),  f.  RapaneuS. 

(SBngoraS,  f.  ©uagoraS. 

(f-Bagrlud,  f.  GuagrioS. 

('■Bafuanl  (lat.),  in  ber  Orgel  ein  burebeinen  SRc- 
gijterjug  ju  bffnenbeS  Sentil,  baS  ben  bei  Schluß  beS 
Spieles  noch  in  ben  Bälgen  Borpanbenen  SBtnb  ab« 
julaffen  geftatlet. 

CrBaf  ua  tion  (lat.),  SRäumung,  Ausleerung ; in  ber 
SRebijiit  gebräuchlich,  j.  B.  bei  (Entleerung  angefant« 
melten  GiterS ; imRricgSfanttätSwefcn  bieplanmäßige 
3urüdfchaffung  ber  Berwunbetcn  unb  Rranten  aus 
bengclblajarettcn  nach  ben  riidtoärlS  gelegenen  Rran- 
lenanftalten,  tuntichft  bireft  bi*  inbicBcfcrBelajarcttc 
ber  Sietmat.  «Die  Ausführung  liegt  »ortoiegenb  in  ben 
Stäuben  ber  RranlentranSportfommifftonen  (f.  b.). 
X>ie  Seidjtfranten  unb  Seichtbertounbetcn  »erben  in 
Sammclftellcn  Bereinigt  ober  in  ©tnppenlajarctten 
untergebradjt.  2>ie  SdjwerBerWunbeten  unb  2d)»er- 
tranlen,  bic  liegenb  transportiert  Werben müffen,  wer- 
ben in  flajarett  jügen  jurüdbeförbert.  Stiefe  hü- 
ben eine  gefdiloffcne  Formation  mit  etatmäßigem, 
ttänbigem  Serfonal  unb  »erben  int  Jlnlanb  auS  ben 
bereits  im  grieben  Borbereiteten  Serfoncnwagen  ju« 
fammengefeßt  Sobalb  fte  bentBebarf  nicht  genügen, 
richten  bte  RranfenlranSportfommiffioncn  aus  ®a- 
qen , bic  ber  Sßef  bei  gelbeifenbahnWefenS  rar  Ser« 
fügung  (teilt,  fcilfSIajarettjüge  ein.  Sia -,nrett- 
unb  SjilfSIagarettjflge  bilben  jujmnmen  ben  Begriff 
ber  SanitätSjügc.  3hncn  gegenüber  fiepen  bie 
Rranf  cnjflge,  beftimmt  jum  XranSport  aller  ber- 
jenigen  Serwunbeten  unb  Rranten , beren  3ufianb 
eine  längere  gatjrt  in  fißenber  Stellung  geftatlet  5>ie 
freiwillige  firantenpflege  ift  hier  ju  bejonberer  Seit- 
wirfung  benifen  (f.  ©rfrifdmngSftationen).  AuS- 
nahmSweife  barf  bicfelbe  auf  Eintrag  beS  (aiferlichen 
RoinmiffarSSajarettjügeauSeignenSÖtittelnerrichten. 

©imhticrcn  (lat),  entleeren,  räumen,  inSbef. 
einen  Saum  ganj  ober  teilweife  luftleer  machen  (mit- 
tels ber  Cuftpumpe);  im  RriegSfanitätSwefen:  jurüd- 
beförbem  (f.  Gualuation). 

Pualuation  (lat.),  f.  Salbation. 

<9ttanber  (griech-SuanbroS,  »©utmann«),  foll 
60  3ah«  Bor  XrojaS  3crftörung  aus  Satlantion  in 
Arlabien  auSgeWanbert  fein,  in  üatium  am  linlen 
Xibcrufer  eine  Stabt  SoHantium  (Salatium)  auf  bem 
fpätcr  banach  benannten  palatinifchen  ipilgel  gegrün- 
bet,  bie  rohen  fianbcSbeWohner  mit  ber  Butpftaben- 
fchrift,  SJcuftf  unb  nnbem  Rfinften  betannt  gemalt, 
aud)  ben  Shilt  einzelner  Götter,  befonberS  beS  Bon  ben 
3talem  gaunuS  genannten  San  unb  baS  geft  beS- 
felben,  bie  Slupertalien,  eingefühvt  haben.  XaSWaitjc 
beacht  auf  Schichtung  gnechifdjer  ©elehrter,  bie  in 
ben  Superfalien  bie  arlabtf_d)en  flptäen  ju  erlennen 
glaubten ; ber  Same  ©.  felbft  ift  eine  ftberfeßung  beS 
fateinifdjen  gaunuS  (f.  b.),  mit  bem  6.  ibentifch  war. 
3>r  TOpthuS  Bon  ber  avlabiftbcn  Abfiammuna  ift  nur 
erbidjtet,  um  auch  hier  an  ©rietpcnlanb  angumüpfen. 

(Stmncöjicrcn  (lat),  hin-,  oerfchwinben;  Güa- 
neS.fSnj,  baS  Simfcfjwinbcn. 

(Pvang  c litt  rtn  m (grieeh-,  ©Bangelienbuch),  in 
ber  alten  Rircpe  Sann-  eine«  BudjeS,  baS  bic  juin 
öffentlichen  Sodefen  beftimmten  ©Bangelien  enthielt. 
Start  ftattetc  biefe  Bücher  mit  befonbercr  Stacht  aus 


Gnangelienfeite. 

(f.  Xafel  »Bucbcinbänbc  I«,  gig.  1 u.  2).  Such  bei 
Spnoben,  bei  ©ibeSleiftungen,  bei  firiSnungen  unb 
BifchofStoeihen , ferner  als  BcfchwörungSmittel  bei 
geuerSbrilnften  ic.  fornmt  baS  Bor.  — ©Bange« 
liflarium  nennt  bie  griedjifchcRtrehe  ben  nach  Sonn* 
tagen  angelegten  3nt*S  bagu  ober  aber  auch  bie  3u- 
fammenftenung  ber  gunt  Sorlefen  beftimmten  AuS- 
Wahl  eBangeliicher  Abfehnitte. 

Evansolioal  Association,  f.  AlbredjiSleute. 
Evangelical  Friends,  f.  Quäler. 
(fWangclienbarmonU,  3ufnntmenarbeitungbrr 
Bier  ©Bangelien  in  eine  jufammenhänaenbe  Starftcl- 
lung  unter  möglichfter  fflaprung  beS  XejtbeftanbeS 
unb  ohne  Zutaten  beS  Bearbeiters.  ®ie  erfte  6.  lie- 
ferte um  170  Xatian  (f.  b.)  in  feinem  auf  ffirunbbeS 
gricdjifchen  XcjtcS  ber  ©Bangelien  Wahrscheinlich  ft)- 
rifd)  abgefaßten  -Xiateffaron < (b.  h-  -burd)  Bier«, 
nämlich  ©Bangelien),  baS  unter  ben  ftjrifdjen  ©entern- 
ben  bis  tn  bie  jweite  fcälfte  beS  4.  3ahrb.  als  baS 
einjige  ©oangeltenbuh  galt.  Ser  Bifcßof  Xheoboret 
Bon  ttpruS  ließ  noch  «m  450  iwcipunbert  in  feinem 
Sprengel  umlaufenbe  Gfemplarc  oemichten.  3ur 
SKelonftruftion  ber  Berlomen  Schrift  bietet  ber  Born 
heil,  ©ppräm  (f.b.)  jum  -Xiateffaron«  B erfaßte  Rom- 
mentar  unb  eine  arabifche  Bearbeitung  aus  bem  1 1. 
3af)rh.  reiches  SRateriat.  Xatian  begann  mit  ben 
VlnfangSWorten  beS  3ohanneSetange!iumS  unter 
ffleglaffung  ber  ©eneatogien  3Efu  unb  feheint  mit 
bem  Xept  gemlich  frei  umgegangen  ;u  fein.  Gin  jwei- 
tcS-®iale)faron«  bearbeitete  im  3.  Sahdj-  ber  Wlejan- 
briner  SmmoniuS,  iitbcm  er  baS  Goangeltum  beS 
Matthäus  jugrunbe  legte  unb  auf  bie  anbern  ©Bau« 

aburd)  Sanbbcmcrfungcn  BerwieS.  ®ic  Bon 
Sittor  Bon  Rapua  jwifchen  641  unb  647  in 
ben  Codex  Fuldensis  ber  Sulgata  aufgenommene 
lateinifche  @.  (fogen.  «Cateinifdjn  Xatian-)  ifl  nad) 
bem  BorbilbbeS>2)iateffaron«Xatian8  gearbeitet,  fleht 
aber  Dom  Original  Weiter  ab  atS  bie  arabifche  Bear- 
beitung. ©ine  aUbodjbeutfche  Überfepung  biefeSXeftcS 
(fogen.  »Xeulfcher  Xatian«,  hrSg.Bon  SicoerS,  ß.ülufl, 
Baberb.  1892)  entftanb  ju  Vlnfang  beS  9.  3ahoh-  in 
gulba.  Selbfiänbiac  barmoniftifche  Bearbeitungen  in 
beutfeher  Spradje  fmb  ber  »l&elianb«  (f.  b.)  unb  Ot- 
fricbS  «ftrift«  (f.Otfrieb).  Buauftin  gab  für  berartige 
Bemühungen  eine  wiffenfehaftlidje  Anleitung  in  fei- 
nem 33erf  • De  consensu  evangtlistarum« . Befiimm- 
tere  ©runbfäpe  ftrebte  man  feit  ber  ^Reformation  au 
(Galoin,  ©heninip , Dfiaitber  u.  a.).  giir  bie  Bon 
fflartin  ©pemnip  (f.  b.)  begonnene  unb  Bon  3ob. 
©erharb  (f.b.)  oottenbele  Bearbeitung  ber  Bier  ©Ban- 
gelien Würbe  erfhnalig  bie  Be jeid)nung  ©.  (hannouia 
ovaugelica)  gebraucht.  S.  auch  SpnopfiS.  Bgl.  G. 
Banfe,  Codex  Fuldensis  (SJiarb.  1868);  3 ob», 
XatianS  Diatejfaron  (Gelang.  1881);  StaSca,  Tu- 
tiani  eyangeliorum  harmomae  arabicc  (Siom  1888; 
engl.  Bon  §itl,  ©binb.  1894);  gjelt,  Sie  allfbrifchc 
©uangelicnüberfrpung  unb  XatianS  Xiateffaron 
(Seipj-  1903).  3um  -Xiateffaron«  beS  ?lmmoniuS 
Bgl.  @ d)  m i b 1 1 e , Xie  ©Bangelien  eines  alten  Ungial« 
tobep  (2eipj.  1903). 

©Dangclieiipult,  urtprünglid)  auf  ber  Brüftung 
beS  BrebigtftublS,  bann  aufberBtmftungbcSfleliners 
in  ben  djviftlichen  Rüchen  befinblidjcS  Bult,  Bon  bem 
bie  ©Bangelien  Borgelefen  Unerben ; Bgl.  Wblerpult. 

ßBangclicnfcitc  (Brotfeite),  anfangs,  als  noch 
ber  Ipauptaltar  im  Heften  ber  d)rifttid)en  ,'t:rdje  ftanb, 
bie  füblidje,  fpäler,  nachbem  er  an  bie  Oflfeite  Derlegt 
war,  bie  n hrblidje  Seite  beS  WltarS.  §ier  ftanb  baS 
Brot  )um  dlbenbmaljl. 


195 


©oangelifation  — ©cangefif^cr  Stittb. 

©Pangdifatian,  ba8  ®erf  ber  Pon  proteftan-  benbc,  lateinifd)  »erfaßte  Artifel  bogmatifdben  3«. 
liftben  Bcinemfebaften  unternommenen  Ausbreitung  IjaitS  (Societatis  Evangdicae  constitutioms  et  sta- 
bet cPangelifdicn  Sehre  in  tatbolifdien,  befonber«  ro-  tutorum  eiplicatio  breviis).  SBäljrcnb  bie  E.  A.  in 
manifdjen  Sänbent.  3n  bie|em  Sinne  wirten  j.  ffl.  Englanb  grofte  Seilnabme  fanb,  »enuiftte  in  $eutfdi  « 
in  Italien  bie  SSatbenfcr  (f.  b.)  unb  bie  Cbieoa  taub  bie  e>rtt)oboje gartet  bie  rechte  SebrfiUIe,  bie  ge- 
Evapgelica  Italiana  (f.  b.);  in  granfteid)  bie  So-  mäßigten  Parteien  aber  nahmen  an  ben  aufgeftetlten 
ci«te  centrale  pmestante  d'ßvaugdisation  (1902:  gormeln  Anftoft.  9!ad>  ©erfammUmgen  in  Vonbon 
ISO  Agenten;  Einnahme  457, 95ö  gr.),  bie  Socibtä  1851  unb  ©ans  1855  btlbete  bie  1857  in  ©crltn  ab- 
ärangblique  de  France  (1901 : 37  Eoangeliften  in  gehaltene,  oon  1252  epangelifd)en  «Reiften  (barunter 
23  Stationen  ; Einnahme  120,885  gr.),  bte  SociSte  278  3iid)tbeutf<be)  bejudite  ©crfanunluttg  ben  Stöbe* 
5vangdique(1901  : 203,424 gr.;bauptfäd)ltd)9ibel'  punft  ber  Bewegung,  ©eit  ber  ®enfet  ©erfammlmig 
»erlrieb),  bie  »on  bem  Schotten  SKac  AH  (geft.  1893)  ; (1861),  in  ber  ba»  metbobiftifebe  Siefen  Überweg, 
1872  gegriinbete  Mission  populaire  bvangbltqne  de  jog  fid)  bie  freifinnigelbeologieticulfcblanbä,  grant« 
Franco  (1901:  830,975  gr.);  in  Spanien  feit  1886  reich«,  $?oIIanbä  unb  ber  Sebweij  gnnjlid)  non  bem 
bie  »ß»angclifd)«fpaniidie  ffirdje«;  in  $ e u t f dj  1 a n b ©unbe  jurüd,  ber  auf  ben  feitber  flaltgebabten  Ser« 
unb  Ofterreid)  feit  1899  bie  »©efeHfebaft  jur  AuS-  fammlungcn  ju  Amitcrbam  1887,  3tero  ©orf  1878, 
breitimg  beä  Eoangelium?«  mit  ©iß  in  ©armen.  — ©afel  1879,  Stopenbagen  1886  unb  gtorcnj  1891 
Deuerbtng«  Perflcbt  man  unter  ®.  audj  bie  »on  ber  allerbing*  einen  ©unb  ber  Oribobojcn  itt  ben  »er« 
amtliiben  Scrfiinbiguitg  unb  firdjlidim  Drganifotion  fdjiebenen  eoangeliftben  fitird)en,  nidi!  aber  einen 
fid)  unabhängig  bnttenben  eoangcltfiben  Beftrebun«  ©unb  aller  cOangelifdjen  Eljriifen  barftellte.  Eine 
gen  in  SSort  unb  Sdjrift  innerhalb  ber  eoangelifd)en  firdjtnpolitifd)e  ©ebcutung  bat  bie  @.  31,,  toenigftenS 
9anbe8fird)en  felbit.  $ie  grofte  AuSbebnung  biefer  in  ÜDeutfcblcmb,  ntdjl  mehr,  eine  religiöfe  nur  no<b  in 
lätigteit  bunb  ©tarntet  wie  ©ebrent,  3oti.  SKüfler  befdiränften greifen,  ©gl.  SRaffte,  The  Evangelien! 
(’3)ie  Ebangelifation  unter  ben  Etttfirdjlidiien«,  Alliance,  its  origin  and  development  (Sonb.  1847). 
Ceipj.  1885),  Sepftuä  (>3>ab  Seid)  Ebrifti« , 3fit'  ©Oangdifdje  Slrbcitcrberdne,  f.  Arbeiter- 
fibrift,  feit  1898),  Ehr.  gv.  Spittler  u.  a.,  oerantaftte  oeretne. 

bie  beutfeben  ePangelijdicn  StirdjenbebDröen  feit  1896  ©Oangdifdje  ©cfdifdjaft  (Sociätä  6vang6- 
(22.  ftiribentonferenj  in  Eifenad)),  eine  ©erflättbi«  liqtie  de  France),  f.  Epnngelifation.  — E.  ©.  nennt 
gung  über  baS Scrbhltni«  ber  freien Eoangelifation«-  fid)  audj  bie  ereile  ber  Albred)t«leute  (f.  b.), 
tätigteit  ju  Äirtbe  unb  ©farramt  anjubafjnen.  ©gl.  ©Oangdifdic  itnlieuiirfie  Stirefte,  f.  Cbiesa 
©dineiber,  ß.  tmb  ©enieinftbafidpflege (®ttter§lob  Evangelien  Italiana. 

1698),  unb  Artifel  «Ebrijdjona«.  ©tiangelifdje  Mir  die,  f.  ßuangetifd). 

©tmngdifd),  ba«,  was  bem  Epangelium  gem86  ©»angcliftb«  ßirdienlonferenj,  f.  SDcutfdje 
ift;  bana^  ift  ßsangelifebe  bie  urfpvüngliebe  ©e-  etmngelifcbc  Sirtbcnronferenj. 
jeiebnung  für  alle  ©roteflonten , bie  Vutberaner  Wie  (St»öHgclifd)c  ßirdjctitierfagunfl,  f.  Kirnen* 
meformierten.  Weil  fie  ihre ©laubenSfäße nur  auSbcm  Perfaffuitg. 

©oangelium  im  Weitem  Sinne,  b.  6.  ber  Bibel,  nidjt,  ©PangdifAe  OTifftonÖgefdlfdiaft  für 
wie  bie  tatbolifibc  ffirdje,  and)  au8  fccr  Xrabitiou  ab-  tTcutfcb  Cftafrif«,  mit  bem  ujiJ  in  Berlin,  1886 
leiten.  $er  3iame  eoangetifd)e®ird|e  Würbe  feit  gegrünbet, ftetlt  bei  einer 3abre£einnnbne Bon  136,536 
ber  Deformation  auf  atte'proteftantifdien  VaubeStir*  SRf.  jurjeit  19  3Kifftonare. 

(beit  angewenbet,  erft  in  neuerer  3«'!  bat  man  vor-  ©Pangdiftbc fNätc  (b.  b-  Slolfdbläge),  f.  Con- 
jugäweife  bie  »unieric-  Shrdie  (f.  Union)  fo  bejcidjnet  silin  evangelica, 

tm  ©egenfaß  au  ben  aitlutberifien  unb  reformierten  ©Pangdifdicr  Bnnb  jur  Süabrung  ber 
Mirdien.  über  sie  ©erbreitung ber  angelifdien  8ird)e  beutfd)  - proteftantif  djen  3nt*reffen,  Dame 
(.  bie  ftarte  »©erteilung  ber  Stonfeffionen*  (beim  Ar-  einer  auS  Vlntag  ber  Art,  wie  in  ©teuften  bet  fogen. 
t:fd  »I)futf(blanb«,  ©.  774)  unb  bie  »Detigionä-  unb  Sulturfnmpf  beigelegt  Würbe , 1886  mftanbe  gefönt« 
SSifüonStarte  ber  ßrfce*  mit  Tabelle.  Sgl.  $rew«,  menen  Seveinigimg  coaiigelifdicr  Ebnflcn  Beridjif* 
ßBnngelifdje  ffirdjenfunbe  (tübmg.  1902  ff.).  bener  Midjtunq'en,  bie  ben  ;jwed  »erfolgt,  baä  epan« 

©Pangdif4)t9IUiauj(®Pangetifcber8unb,  gelifdie  ©ettmStfein  tu  ftärten,  alle  ©roteftanten  jur 
Evangelical  Alliance) , etne  ©ereiiiigimg  ber  prote*  geintinfamen  Abwehr  römifther  Übergriffe  ju  »er* 
ftantifdjen  Sftriben  unb  ©eften,  namenlltöb  Örofj«  einigen  unb  bnreb  biefe  genieinfame  Arbeit  jugletd) 
britßnnien«  unb  Amerita«,  jur  gBrbenmg  ber  pro-  bie  läbmcnbm  ©arteigcgenfäpc  innerhalb  bet  enan« 
teftantifdjen  Saibe  uub  jur  Abwehr  bcö  r&ntiisben  gelifiben  SKnbeSSfiilfdjlaitbS  ju  überwinben.  ©ereil« 
IfatboUjiSmuS  einerfeitd,  be«  religibfen  3nbifferen-  aufber3abreA>erfammhing  bcrePangelifdicnSSittel* 
iiäinuO  anberfeitä.  3!ad)  Porbereitenben  Sdintten.  Partei  jtt  imflc  26.  3Sai  1886  in  AuSftebt  genommen, 
ju  benen  SSitglieber  ber  freien  Sudje  Pou  Sdioillanb  würbe  bie  ßrünbung  beS  ©mibe«  in  Erfurt  5.  Ott 
tmler  gübrung  Pon  Jlioma«  Ebatmer-S  (f.  b.  3)  bie  1886  6efd)Ioffen.  Siic  tonffihiierenbe  ©eneralPer* 
erfit  ©eratilaffung  gegeben  batten  (©erfammlung  ju  fammlung  fanb  16. — 17.  Attg.  1887  in  grantfurt 
fiiPcrpool  1— 3.  Ott.  1845),  Würbe  ber  ©unb  in  n.  3Ji.  ftatt.  31  IS  eine  ©auplaufgabe  belradjtet  ber 
etner  Pon  921  cbriftlicben  Ulannem,  SRtlglicbern  »on  ©unb  ben  Kampf  gegen  Stom  iitber  ©reffe,  ju  welkem 
60  ePnngelifdien  ®emcmf<6aften  auä  allen  leilen  ber  Behuf  er  jeitgemäfte  glugfiftriften  (bislicr  215  -vefte) 
Erbe,  befutbten  Serfarnmlung  ju  Conbon  (19.  Aug.  »erbreitet  unb  bie  Wirffame  .llirdjlidie  Sorrcfponbenj 
bis  2.  Sept.  1846)  lonftituiert.  i'runbfaijlicb  würbe  für  bie  beutfebe  Jagedpreffe«  berauSgibt.  ®te  SKebr* 
babei  pereinbart,  baft  bte  E.  A.  teincJwegS  auf  eine  jabl  ber  bisher  bem  ©unbe  beigetretenen  SSftnner 
Union  ber  einjeinen  Sonfeffionen  binarbeiten,  fon»  gehört  ben  mittlem  Diditungcn  an,  bod)  ftnb  au  dl 
bem  lebiglitb  burift  freie ©erctmgungPon3nbi»ibuen  bie  firtbliiSe  Deebte  unb  2mfe  bmd)  nambafle  ©er* 
ein  frieblidje«  unb  freuiiMidies  Serbättntä  jwifdjcn  jönliditettcn  pertreten,  trobbem  fid)  ber  Sorjtanb  bet 
Iftnen  anbabnen  wolle.  21IS  Enmblage  ber  ©eveini«  pofitnien  UnionSpartei  in  ©reuften  oeranlaftt  gefim» 
gung  bienten  neun,  bie  SKilglicber  ber  AHianj  bin»  ben  bat,  oor  bet  Xeilnaftmt  aut  ©mtbe  ju  warnen, 

13* 


196  Gt>anncliid;er  fDtafontewretn  — Gnangcltum. 


Snbe  1903  heftanben  37  fymptBereme  mit  694 
3wetgBer  einen  unb  runb  172,000  SRitaliebem;  ba> 
neben  noch  eine  Slnjahl  angefd)f  offener  Scmnc  fowie 
nfabemifdjer  Crtigruppm.  ©orfißenber  bei  ©unbei 
iit  ©raf  oon  SBiitßtngerobe-Bobenftctn,  in  feiner 
SteriBcrtrclung  SVonfifiorialrat  ©oebcl  in  öade, 
Schriftführer  fjjrofeffor  Sitte  in  Stalle.  ©gl.  9iip- 
polb,  ijiele  unb  ©orge[djid)te  bei  Stmngtlffdictt 
©unbei  (©erl.  1889);  fearned,  Ser  Soangeiifcbc 
©unb  unb  feine  ©egner  (©üteril.  1889);  feilte, 
Ser  ®BangeIifd)e  Sunb,  fein  gemetnfamei  3ied)t  unb 
fein  getanci  S3crl  (25.  Stuft,  3) amt  1902). 

C?t>anfleUfd)er  Stuf otiicBcrcttt,  f.Sialcniffen. 

®t>«H8Clife^=Iutft<riftt),©ejetdmung  für  bieauf 
Buther  juriidgeijenbe  eoangelifche  ftottfeffton  jur  Un* 
terfd)eibung  Bon  ber  eBangcItfdjcn  reformierten  Ron • 
fejfion  unb  ber  Union  (f.b.),  im©ebraud)  onfdjeinenb 
erft  feit  bem  19.3ai)tb-;  urfprfinglid)  nur  *lulf)erifd)« 
(über  bic Betonung  Bai.  fitjon  in  ben  »Beiträgen  jur 
fäd)flfd)enßirchengefd)tchte«,  12.£eft,  1898).  SieeBan- 
gelifcb ■ luttterifdje  Ronfeffion  hat  ifjre  £>aitptDcrbiei> 
lung  gefunben  in  Sadjfen,  ^annoner,  ©raunfehweig, 
Oibettburg,  3Redlenburg,  bem  größtenXeilbDn©reu= 
ßen,  SSiirttemberg  unb  ©oben,  in  einem  Seil  Rurhef- 
ieni  unb  bei  ffiroßberjogtumi  Reffen,  in  Sänemarf, 
Schweben,  ©orroegen,  tu  ben  ruffifdfen  CitfeeproBin- 
jen  unb  in  ben  Set  einigten  Staaten  oon  Sforbamerita. 

©t>angdifd)=lutl|crifd)c  ffrcifirdjc  in  §an> 
nouer,  f.  S>aunoBerfd)e  <jsangeliicfplutbcrifd)e  §rei- 
firtbe. 

(ütoaugclifd) . lutlirrifetjc  Ü))iffionigcfell- 
fdjaft,  f.  aeipjiger  eocngeltfdj-futfierifdje  ©fijfioni- 
gefetlf^aft 

(i'tmngclifrf) . proteftantifdjer  SOlifitouitocr- 
ein,  f.  fbiiffiondocrein,  allgemeiner  eBangelifdppro- 
teftantifcf)er. 

('tmngclifdjforialer  Kongreß,  1890Bom£>of- 
prebiger  a.  $.  Stöder  unb  Pfarrer  lieber  gegriin- 
beter  Screin  Bon  VlttgchBrigen  bei  euangelifcflen  ©e- 
tenntniffeä  jur  ©elämpfung  ber  Sojialbemofratie 
unb  gtnbenutg  ber  Sojialreform  auf  bem  ©oben 
bei  ©hriftentumi.  Seine  Sätigfcit  befielt  in  VlbEjat- 
tung  Bon  3aljre£Berfammlungen  in  Berfcpiebencn 
Stabten  mit  SBorträgen  unb  Schatten  unb  in  ber 
©eranfialtung  fojidWiffenfdjaftlidjerSurfein  ©erlin. 
©gl.  ©obre,  Sie  cBangelifd)>fojiale  ©cuiegung 
(Bcipj.  1896);  3iobbe,  Ser  eDangelifdj-fojiale  Ron- 
greft  unb  feine  ©egner  (©Btting.  1897). 

©PangclifttEvangeüsta),  »ber  Überbringer  einer 
froljcn  ©otfebaft»,  befonberi  ein  ©crfiiitbiger  ber  7ln- 
lunft  3efu  ali  bei  fKefftai ; im  Stetten  Seftament  ein 
mit  lehrhaftem  Auftrag  Berfebener  Vlpojlelget)ilfe,  Wie 
©büifbui  unb  Ximotbeui  (Sipoftelgrfd).  21,  8;  ©pl). 
4,  11;  2.  lim.  4,  5);  in  ber  Rivdtenipraehe  ein  Sluf- 
geidjiter  ber  Beljre,  laten  unb  Sdjidfale  3'fn,  Ser- 
faffereineißBangeliumi;  in  ber  alten  unb  gried)ifd)en 
Sttrdje  and)  ber  beim  ©otteibienft  ben  beftimmlen 
eBangelifdjen  %6fd)nitt  lefenbe  Siafoitui  (bgl.  ©Ban* 
geliarium).  Sa  bai  Enangeltum  (f.  b.)  felbft  ali 
ein  einbeitlidjei,  aber  nielgeftaltigei  galt,  »erteilte 
man  unter  bic  Eoangeliftcn  bei  Siciteu  XeftamentS 
ali  Stnnbilber  bie  Bier  ßlemente  ber  ©berühmt,  Wei- 
balb  SKaltbäui  mit  bem  Gngel,  flKarfuS  mit  bem 
Bornen,  Bulai  mit  bem  Cd)fen,  Sobannei  mit  bent 
3lbler  abgebilbet  au  toerben  (pflegen.  — ©ei  ben  3r- 
bingiancrti  ifi  ©.Xitel  ihrer  SSiffioniprebiger,  battod) 
jc(it  aud)  allgemein  für  ©Bangelifator  (f.  SBangeli- 
fation).  3n  ber  gricdjifdten  itirdje  aud)  bie  Bier  fei- 
beiten  Stüde  ber  'Jtltarbcfleibung. 


('  Bnttgclittnrlmit,  f.  ©Bangeliarium. 

<St>angellmn(gricdi.),eigentlid)»frobe©otfdtaft«, 
jegt  geti>L'bttlid)c  ©eieidittung  einei  ber  Bier  fd)rift- 
li^ett  ©endjte , bie  bai  Sielte  Seftament  über  Beben 
unb  Sieben,  taten  unb  Beiben  3efu  Bon  Siajaretb 
ali  bei  Sficffia*  enthalt,  aud)  wobt  für  alle  bier  ali 
©efamtbeit.  Sem  ©ebraud)  bei  feortei  im  Sieucn 
Seftament  liegt  bie  Stelle  3«f-  61,  1 ju  ©runbe,  ber 
3efui  felbft  ben  fo  gliidlidjen  ?luibntd  jur  Sejcidi- 
nuttg  bei  3»fiatti  unb  bei  ^Jmedei  feinei  Bffenttidicn 
Suftrcteni  entnommen  bat  (Bul.  4,  18).  So  bilbet 
bai  fBort  feitbem  überhaupt  ben  bejeithnenben  Sitel 
für  alleb,  toai  ber  SSclt  im  Kl)rijtentum  bargeboten 
»erben  follte.  6s  bebeutet  bie  greubenbotfehaft  Bon 
bem  genahten  ©otteircid)  (Warf.  1, 16),  aber  in  un- 
fern Eoangelicn  felbft  bereits  auth  fpegieUer  ben  ©e- 
riefjt  Bon  ber  Stiftung  biefcb  ©otteireidti,  Bom  3Kef- 
fiai,  feinem  Auftreten  imb  feinen  ©efdiiden  (SJiart. 
14,  9)j  »ährenb  ©aului  unter  <t  bie  ihm  eigentüm* 
lidje  Serfünbigung  Bon  bem  £>eilbwert  bei  Rreujei- 
tobei  3efu  Berfteht  (1.  Ror.  16,  1 — 4).  Sagegen 
bci&cn  unfre  fd)rtfllid)cu  ©erithle  nodt  gu  3tüen  bef 
um  150  fdjreibenben  lltärtgreri  Suftinui  ,t»ar  aud) 
bereits*  »6oangelien«,  getoofjnlid)  aber  nennt  er  fte 
»apoftolifehe  SenfiBÜrbtgfciten«.  Sährenb  aber  er 
felbft  unb  bie  dtriftlidfcn  Schriftfteller  Bor  ihm  neben 
unfern  lanonifd)  geworbenen  ganj  unbefangen  auch 
foldje  ©uangelieit  gebrauchen,  welche  bie  üud)c  fpiitcr 
ali  apolrtjphifd)  unb  härettfeh  Berworfen  hat,  fleht  bie 
©ierjahl  ber  neuteftamcntlidjen  ttBangelieit  bereits 
bei  3renäui  (f.  b.)  feft,  ber  fic  aud)  nidit  mehr  ali 
»Senfwürbigleiten  ber  BLpoftel « Bon  menfthlither 
iSnlflebungiiBcife  unb  rclatiD  jufalligem  Jntjalt,  fon- 
bem  ali  tnfpiriertei  unb  unfchlbarci  ©otteiwort 
betraehtet. 

Über  bie  ßntftehungimeife  berSoangelienläftt 
ftd)  nur  Allgemeines  mit  einer  gewiffen  Sicherheit 
feftfteüen.  3dui  felbft  hat  ben  Seinigen  leinm  ©udj- 
ftaben  hinterlaffen , unb  biefe  groftr.rtige  Sorglong- 
leit  um  bai  ©efdjid  feiner  neuen  ©ei^Bprebigt  hat 
ipn  nidht  betrogen.  Offenbar  waren  ei  jutuid-ft 
»SReben  bei^erm«,  bie  fi<h  fortpflaugten : ©uifprüd)e 
oon  fo  tenbenjihfer  Rürje,  Bon  fo  fd)lagenbem  ?lui- 
brud,  Bon  fo  populärer  Klarheit,  Wie  n'amentlid)  bie 
©ergprebigt  fte  perlenarttg  anetnanber  gereiht  hat. 
Schon  in  ben  ©riefen  bei  ©auliti  »lieft  an  mehr  ali 
einem  Orte  bie  ©efanntfdjaft  mit  biefem  älteften  3u- 
halt  aller  Überlieferung  burd),  Wäljrcnb  er  bon  Sat- 
fachett  bei  Bebeni  3efu  bloß  bie  'äbcnbmahlsjttftung, 
ben  Streujeitob  unb  bie  Wuferftchung  erwähnt.  3a, 
aud)  biefe  Wenigen  Salfatheit  lammen  nidht  infafem 
gur  Sprache,  ali  fte  etwa  für  ben  gefdjidjtltdjcn  fjor- 
fd)erfimt,  fonbent  bloß,  fofern  fte  für  ben  ©tauben 
Bon  ©elang  jinb.  Erft  allmählich  erwadjle  ant  reli» 
aiofen  3ntereffc  audh  bai  gefd)tdttlid)e , uttb  Bon  ber 
Bcibenigefd)ichte,  bie  ftd)  bem  öicbitdunti  ber  erflen 
©emeinben  am  tiefften  unb  treuefien  eingepragt  halte, 
riicfwärli  gehenb,  btlbele  ftth  allmählich  eine  jufam- 
tttenbängenbere  ilnfdjauuttg  Bon  ber  galiläifd)m 
ffiirrf amleit  bei  Siejftai.  rlhgcriffene  ©injclhilber 
fammelten  fid)  juerft  nur  gruppentueife,  giieberteit 
ftch  aber  atlmähltd)  einem  großen  unb  in  ber  vaupl. 
fache  in  ftch  abgefdgloffcnrit  3ufammcnhang  bon  Be- 
beni-  unb  2tcrbmc-jd)id]alett  3efu  ein.  Slber  ju  einer 
feftftchenben  ©orflcUung  Bon  bem  ©erlauf  ber  fogen. 
eBangelifd)en  ©efchichte  fonntc  ei  erft  lammen,  ali 
oon  ben  Vlpoftcln  unb  uitmittelhareu  3üngem  3cfu 
einer  nach  bent  anbem  bie  ©ahn  bei  Sobci  wanbeite 
unb  halb  {einer  mehr  ba  War,  ber,  alle  fdfriftftellcrt- 


197 


©ocmgelium,  eroigeJ  — ©uanä. 

Wert  Bemühungen  üherflüfflg  machen!) , auä  eigner  Wan  nennt  biefe  brei  unt  ber  W5glid)fcit  einer  »3u« 
VInWauung  batte  bericbteit  tonnen  über  »bie  ganje  fammenfehau«  ihrer  einzelnen ‘iübittimtte  wittenStjn* 
Seit,  bie  ber  Iperr  3«fuä  unter  unä  ift  auä*  unb  ein«  optiler.  Unter  ihnen  ift  Sulaä  (f.  b.)  Mal)rfd)cmlich 
gegangen«  (Ppoftelgcfd)-  1 , 21).  3ept  erft  fegte  fid)  ber  jüngfte,  Wie  er  aud)  felbft  »Biele«  Sorgänger  fennt 
bie Wwanfenbe münolidje Überlieferung  immer bur<b*  (1,1),  Wäbrenb  bie  ftritifer  ftch  über  ben  jeitlidjeti 
gängiger  tn  eine  fcfjriftlidje  um,  wöbet  naturgemäß  Ulortritt  beä  Wattljäuä  (f.  b.)  Bor  Warfuä  ober  beä 
Die  fd)onfMcmbaftangebaud)te  Erinnerung  eine  Witt*  Warfuä  (f.  b.)  Bor  Wattbäuä  lange  ftritten.  §eut» 
lommene  Eigänjuna  burd)  je  länger,  befto  bewußter  jutage  gilt  faft  allgemein  Warfuä  ober  ein  Ur«War* 
auftretenbe  Äunitbilbung  fanb.  5)iefe  Sebriftitetter  fuä  alä  bie  ältefte  @Bangelienfcbrift.  Sei  ißm  unb 
Wollten  in  erfierSinie  nid)t  erjagen,  fonbent  erbauen  ben  beiben  genannten  Padjfolgem  bilbet  baägeWWt» 
unb  belehren,  unb  e-ä  ift  in  jnblrcicben  gällert  faft  licbeBilbbeä  Wenfd)<m3efuä  noch  ben  ®runb,  worauf 
immBglith.juunlerfdjetben,  maä  eigentliche  ®e[d)id)tä-  bas)  eigentümliche  Rotorit  ber  ®arffellung  aufgetragen 
ertählung,  maä  naioe  Uegenbe,  waä  bemußterweife  ift,  wäbrenb  baä  fogen.  E.  beä  Johannes  (f.  b.)  feine 
lehrhafte  Sarftettung  fein  fott.  SJebcnfattä  entfpridjt  ibeale  Ronftruttion  oielmehr  auf  bie  alejnnbrmifdje 
nid)tä  fo  feljr  bem  bie  ganje  ©ibel  bureßWebenben  Sehre  Born  Sogoä  baut,  bie  eä  auf  ben  gefcbidjtiicbeu 
Seifte  beä  Worgettlanbeä  alä  biefer  überall  benterf«  Ebriftuä  anwenbet  Sä  gehört  maljrfcbeinlicb  beut 
bare  unb  oft  in  entfdjcibenber  Seife  burdjfcßlagenbe  2.  3abrlj.  an,  wäbrenb  bie  Spnoplifer  nad)  ber  3er* 
Prieb  unfrer  Somtgclien,  bie  Erjatjlung  tn  «inn«  ftBrung  3erufalemä  geftbrieben  unb  Duellen  benagt 
bilb  unb  Iräger  höherer  religtöfer  unb  fittlitber  haben,  bie  j.  2.  nod)  älter  ftnb  alä  biefe  ffatajtroplje. 
Sahrheit  unyugeftalten.  Sar  eS  junächft  nur  un*  S.  Snangelift  unb  3efu3  Ebriftuä. 

Willfürlid)  ftd)  aeltenb  madhertber  Einfluß  beä  alt«  ©Bangclium,  etoigeä,  f.  Emigeä  Soangelium. 

tcflamentlitben  SReifiaäibealä  (Bgl.  namentlitb  3e(-  6uanä<fi>r.  ftouxn»),  1)  Dlioer,  Wedjamter,  geh. 

29, 18f. ; 35,  6f.;  42,  7),  Waä  einen  buftigen  Sdjlcicr  1755  ju  SJeroport  in  SJelaWare,  geft.  21.  Slpril  181!» 
Bon  mt)tbtf<b«r  ®arftellung  über  bie  eBangelifd)e  in  Pbtlabelpbia,  fam  bei  einem  Sagner  in  bie  Sehre, 
©ef<bid)te  warf,  fo  Würbe  barauä  mit  ber3<it  jmetj«  fonftruierte  eine  Spinnmafcbine  unb  eine  Wühlen« 
Botte  ^Nachahmung  beffett,  Waä  bie  altteftamentlidjen  einrießtung  unb  entwarf  aud)  eine  §odjbrudbampf« 
©cfd)iebtäbüd)er,  Die  unfern  Soangcliften  alä  Sor-  mafebine  oßneRonbenfation,  bie  er jurgortbemegung 
bilber  ihrer  Scbriftftetterei  Borfdjweoten,  Bott  Wofeä,  Bon  Sagen  empfahl-  Wit  feinen  Srübcm  Berbun« 
Sliaä,  Slifa  u.  a.  31t  erjäßlen  batten.  ®it  Serfaffer  ben,  Berbefferte  er  bie  3)etail3  btr  Wahlmühlen,  unb 
biefer  Berichte  ftanben  nun  einmal  mitten  im  jübi«  1786  fud)te  er  bie  Patentierung  einer  EJampfmüßlc 
Wen  Sebenetreiü  unb  lebten  unb  webten  in  jenen  unb  eineä  Dampfwagettä  nad),  me  mit  hohem  $ampf« 
Stlbern,  ‘üuWauuttgäformen  unb  Erjüljlungen,  ab«  brutf  betrieben  werben  follten.  1800  begann  er  ben 
aefeßen  baoott,  Dajj  ihr  eigner  ©laube  bie  gorberung  Sau  berartiger  Sinritbtungen,  unb  1804  baute  er 
{teilte,  baß  in  bem  Wefftaä  erfüllt  unb  Überholen  einen  iSampfbngger,  ber  burtb  ein  Bon  ber  ®ampf* 
Werbe,  Waä  baä  itlte  Jeftament  Bon  jenen  ©otteä»  maWmebemegteäSeßaufelrab  getrieben  würbe.  $ie> 
männern  ju  erjäblen  Wußte.  Sied)  Ftnb  bie  alttefta»  felbe  cDcimpfma  feßine  batte  Borßcr  alä  SofomotiBe  ben 
mentlicbenSorbilber,  bie  hierbalbbudhftäblitbwieber*  Sagger  Bon  ber  (Jabrif  attä  Sajfer  beforbert.  S. 
holt,  halb  gefteigert  werben,  mit  ijingent  nacbWeiä«  nimmt  neben  Satt  eine  feljr  heroorragenbe  Stellung 
bar.  So  ift  bei  ber ganjenuribriftlid)en Scbriftftetterei  in  ber  ©efdjWte  ber  ®ampfntafd)ttte'  ein,  aber  er 
ber  pratliWe  ©efiebtäpuntt  beä  ©laubenä  unb  ber  würbe  nicht  in  gleichem  Waß  burd)  bie  Serhältniffe 
befonbent  ©laubenärid)tung  ftetä  mit  beteiligt.  ®enn  geförbert,  unb  epocbemacbenbe  3been,  wie  bie  Öe« 
baä  Silb  3'fu  felbft  würbe  Bon  Berfcbicbenen  Stieb*  nugung  ber  ®ampfmafcbtne  jum  gortbeWegen  Bon 
tungen  Berfcpieben  aufgefafjt,  unb  für  biefe  lejjtem  Schiffen  unb  Saftwagcn,  (onnte  er  nicht  jur  tlus- 
ergab  füb  bie  tlufgabe,'  auä  bem  Borhanbenen  Stoff  führuitg  bringen,  weil  (ein  Sapitalift  ihn  untcrftüjjte. 
eine  pajfenbe  'tluäwahl  ju  treffen , jmecfentfpred)enbc  ^ür  bie  Wüllerei  (onftruierte  er  ben  Eleoator , ben 
3ufäpe  ju  machen  unb  je  nach  Sebiirfniä  felbftäitbige  EonBetjer,  ben  Webltübler,  ben  9Iuff^ütter  rc.  E. 
Umbilbuttgen  eintreten  ju  laffen.  So  hat  ber  Ultra«  Wricb:  »The  yuung  millwright's  und  miller’s 
pauliner  Warcion  um  baä  3ahr  140  unfer  britteä  E.  guide«  (Stern  Dort  1795,  14.  Ülufl.  mit3ufaj)en  Bon 
nod^  paulinifcher  gemacht,  alä  eä  int  Unterfd)ieb  Bom  3°"eä,  1853;  nach  ber5.  tlufl.  franj.  DonSfnoit,  i>ar. 
Wattbäuä«S.  Won  war,  wäbrenb  umgetehrt  baä  lejc*  1830) ; »The  youug  steam-engiueer’s  guide«  (1805 ; 
tere , anerfanntermafien  jubenehriftlteben  Seift  at*  franj.  Bon  ®oolittle , 8.  <!ufl.  1838). 
menbe  Sert  Bon  feilen  ber  Ebioniten  (f.  b.  unb  Sta«  2)  Sir  ffleorge  be  Sacp,  brit  ©eneral,  geh. 
jarener)  eine  Umarbeitung  erfahren  hat,  in  ber  fein  1787,  geft.  9.  3an.  1870,  begann  feine  militärtfebe 
urfprünglicberttharaftergleichfattäpptenjierterfcbien.  Saufbapn  1806  in  Snbien,  biente  1812—14  in  Spa« 
®ieä  baä  fogen.  S»ebräer«E.  (f.  b.).  fibnlid)  oerhält  eä  nien,  Jrranfreicb  unb  'Jtorbamerita  unb  jcidjnete  ftch 
ftdh  mit  ben  meiften  berjenigen  alten  Serte,  bie  Bon  1815  in  ber  Sdjlacbt  Bon  Saterloo  auä.  3n  ber 
unferm neuteftamentlidienRanonauägefcblcjffenWur«  folgenben  SJriebenäjeit  würbe  er,  feit  1818  auf  ep 0 1 b • 
ben,  unb  Bon  benen  unä  aud)  heute  nur  nod)  Sruch*  folb  aeftettt,  alä  Witglieb  ber  rabilalen  Partei  1831 
ftfide  ju  ©ebote  fiepen , alä  ba  finb  baä  %l)pter«S.,  inä  llnterhauä  gewählt.  1835  übernahm  er  baä 
baä  petruä  ■ E. , baä  E.  ber  jwölf  Ppoftel.  Eä  ftnb  Sfommanbo  ber  in  Englanb  für  bie  Sfänigin  Ehriftine 
baä  lauter  Serie,  beren  ParteijWed  über  ben  Spiel«  Bon  Spanien  angeWorbeneit  Segion,  bie  er  biä  1837 
raum,  beit  ber  djriftlidje  Scbanfe  in  ber  werbenben  m Bielen  glänjenben  ©efechten  anführte,  hierauf 
Kirche  nod)  offen  ju  laffen  fd)ien,  ^inauäging.  nach  Englanb  jurüdgetehrt , warb  er  junt  Obcrften 
$och  beftei)t  aiW  >n  biefer  ©ejiehung  wieber  ein  ernannt  unb  trat  Wtcber  inä  llnterhauä  ein,  Wo  ec 
(epr  ertennbarer  Unterfchieb  jwifdjen  bem  Bierten  E.,  ftch  mehr  auf  bie  Seite  beä  Sbigmmifteriumä  neigte, 
baä  feinen  Seg  für  ftd)  geht  unb  ein  ganj  eigener«  1846  jum  ©eneralntajor  unb  1854  jum  ©eneral« 
tigeä  ©epräge  aufweift,  unb  ben  brei  erften,  bte  eine  leutnant  beforbert,  foinntanbierte  er  bie  2.  ®iotflott 
nemeinfame  ©elraditimgäweife  Berlangen  unb  Won  im  Sbrimfrieg  unb  focht  an  ber  fllnta,  bei  ©aladawa 
Wriftftetterifcb  bie  Porauüfejung  für  jeneä  hüben,  unb  3nferman,  fehrte  aber  noch  Bor  ©eenbiguitg  beä 


198  (ruaiietmi  — 

StrieafS  nad)  Gnglanb  jurüd  unb  nahm  feinen  ©lafe 
im  ©arlament  wieber  an.  1861  jum  ©eneral  beför- 
bert , jog  er  ftd)  1866  Dom  politifdicn  Scbcn  jurüd. 

8)  Utarl)*9lnn,  SchriftfteHerin,  f.  Clltot  3). 

©BanSton  (fpr.  (nroenscn),  1)  Stobt  in  ber  ©ro(« 
fdjaft  Goof  beS  norbnnterifan.  Staate  JUinotS,  am 
Ui'id)iganf  ee , 18  km  Bon  ttbicago,  Sijj  bot  Uortb 
l'jcftom  Uniocrftti)  (1900:  2629  Stubitcenbc),  einer 
3raucn()od)id)ult,  §at(iwo>  18,721  Gin».  — 2)  $aupt« 
ort  bet  ©rnfidjaft  Uinta  beb  norbamerifan.  Staates 
Säponiing,  an  ber  Union«©arificbaI)n,  2094  m it.  'Ui., 
bat  Sollen*  unb  Gifengaiben,  Gifcnbafenwerfftätten, 
©icbhanbel  uitb  aooo)  2110  Ginw. 

©BandPiUe  (fpr.  tesptnimiii),  Siauptfiabt  bet  ©raf» 
fdjaft  ©anberburg  im  norbatnerilan.  Staat  Jnbiana, 
an  bet  Uiiinbung  be8  Süabafb«  unb  Griefnnalb  in  ben 
Dbio,  Rnotenpuntt  oonftebcnGifenbahnen,  bat  fdjönc 
öffentliche  ©ebäube,  ein  Uiarinebojpital,  Gifcngiefee- 
reten,  Brauereien,  Siiilileit,  Soitwarenfabrifen  ic., 
lebbaften  §anbel  in  labal  unb  ©etveibe  unb  (tsoo) 
69,007  Gin».,  baruntet  uiele  5)eutfd)e. 

©Paporation  (lat.),  ©bbampfung,  ©erbunfiung. 
GbaporationSlraft  beSÄlimaS,  baS  ©ermB 
gen,  bie  Berbunjtung  je  tt ad)  ber  Sufttemperatur  unb 
tÄuftfeuchtigleit  ju  Bennebren  ober  ju  uerminbem. 

©paporicren  (lat.),  abbampfen. 

©Pnporomctcr,  f.  Wtmometer. 

©Pariftud(GDareftu8,©riflo8),berSpeiIige, 
foU  ttad)  ber  römifdjen  Überlieferung  ber  Bicrte  ober 
fünfte  91ad)folger  be8  heil-  ©eines  alä  ©ifcpof  Bon 
3lotu  (97—105!?))  getnefen  fein.  2118  fein  SobeStag 
toirb  ber  27.  Dttobcr  angegeben. 

©Pafion(lat.),  baSGntmeichen,  GnttDiicben;  ©uä- 
flucbt;  ePaforifd),  atb  ÜluSjlucht  bienenb. 

©Paug  (fpr.  tree,  lat.  Evahonium),  Stabt  im  franj. 
©epart.  tfreufe , ilrronb.  ©ubuffon,  460  m ii.  3Ji., 
unfern  ber  Jarbeä,  an  ber  Drliangbabn,  mit  üieften 
alter  SRingmauem , Äirdje  aus  14. — 17.  3abrl).  unb 
U90D  1848  Ginio.;  belannt  burd)  feilte  18  fatmifd)en, 
eifenfjaltigen  »armen  Duellen  (29  —66°),  Bon  beren 
uraltem  ©ebraud)  SRejle  eine8  SRömerbabcS  jeugen. 
3n  ber  9! übe  9tuir.cn  be8  Sdjlojied  ©a  9todie*©i)inon. 

©Pcftiou  (lat.),  bie  Ungleichheit  ber  Utonbbcwe» 
gung,  burd)  welche  bie  Sänge  beSUtonbeS  um  1°  20,5' 
Bcrgröjjert  unb  Berlteinert  »erben  lann.  ®te  ©eriobe 
ber  G.  beträgt  31, s Sage.  Sie  ift  Bon  © t o l e m ä u 3 
tntbedt  Worben. 

©Pöncmcut  (franj.,  fpr.  aobrnditg),  Grcigni8. 

©Pcntail  (franj.,  |pr.  etpansuij,  »jf ad) er«),  eine  im 
18.  Sah rh-  gebräuchliche  tfontt  beb  'llufmarfdjeS  au8 
ber  Äolonne. 

©Pcutualbclcljnung,  bie  Belehnung  mit  einem 
gegenwärtig  in  ber  £>anb  eines  attbern  ©afallen  be< 
fcnolichen  S!el)en  für  ben  Rail  ber  Grlebigung  bcSfel« 
ben,  alfo  eine  bebingte  ©clebnung.  3m  ®egcnfaf)c 
jur  Gjfpeftanj  oberänwartfdjaft  (f.b.),  bie  nur 
einen  peinlichen  ©nfprud)  auf  ©clebnung  gewährt, 
begrunbet  bie  G.  ein  fofortigeS,  wenn  and)  bis junt 
Gintritt  ber  ©cbiitgung  nod)  ttidjt  wirtfameS  9iedjt 
am  Sebngut,  baS  bemnad)  ftetS  ber  Vln  wart  jdjaft  Bor« 
get)t.  (Sie  burd)  G.  begriinbeten  Siechte  geben  auf  bie 
fcbnSfäbigeSDcfjenbenj  über;  bie  Rechtsnachfolger  beS 
ScbnSbcrm  finb  an  bie  G.  gebunben.  S.  BeljnSwefen. 

©Bcntnalbcfihtoctbc  ober  ebentuelle  ©e« 
f d)  W e r b e Ijeifet  bie  (Borforgiid)  eingelegte)  ©efd)  Werbe 
gegen  eine  nod)  nicht  ergangene,  aber  erwartete  ge« 
rechtliche  Gntfdjeibung.  Gine  fold)e  ift  nad)  ber  beut* 
Weit  gibilprojefeorbnung  im  allgemeinen  nicht  ge« 
jtattet.  SMadj  § 577,  91bf.  4,  ift  fie  aber  bann  juläfftg. 


©Derbingen. 

»enn  bie  ttnbtnmg  einer  Gntfdjeibung  bes  bcouf* 
tragten  ober  erfud)ten  SHidjterS  ober  beS  ©erid)tS« 
fd)reibcr8  geiuäfi  § 676  bei  bem  ©rojeBgeridjte  nad)« 
gefugt  Wirb  unb  gegen  beffen  Gntf^eibung  fofov« 
tige  ©efebwerbe  ftattfinbet.  3n  einem  foldjen  ieaUe 
giß  baS  bei  bem  ©rojefsgerid)t  einjureidjenbe  ®cfud) 
um  Wbljilfe  jugleicb  als  eine  ooiforglidje  Ginlegung 
ber  ©efdjwerbe  gegen  bie  übleljnung  beS  ©efud)S. 

(SbentuaUtat  (lat.),  ein  mSglidjenoeife  cintreien* 
ber  (fall;  oventualiter,  nötigenfalls,  mögfidierweife. 

(Sbentualma^ime (Goentualprinjip)  würbe 
im  frühe ni  3ibilprojeji  ber  Snmbfag  genannt,  nah 
bem  eine  ©artei  alle  'Angriffs  ■ unb  ScrtctbigungS« 
mittel,  bie  tn  einem  beftimmteu  ©bfdjnitle  beS  Ued)iS« 
ftreiteS Borget) raebt  werben  fbnnen,  bei ©ermeibung 
beS 2luSfd)luffc8  auch  Wirflid)  Borbringen  mußte.  Sa8 
aalt  inSbef.  für  bie  Ginrebeit  (f.  b.),  aber  auch  für 
©ewciSmittel  unb  ©egenbeiuciSmittel,  bie  ebenfalls 
aleichjeitig  angegeben  Werben  mufften.  Sie  G.  war 
bem  römifd)en  Sfccht  fremb  unb  im  fanonifdjen  Siecht 
nur  Wenig  cntwideli;  fie  ging  auS  bem  jcidjUidien  in 
baS  gemeine  beutfehe  ©roujjrecht  über.  $er  3»ed 
biefer  ©orfd)rift  war  ber,  ©rojeBBerfhleppungen  ju 
berhüten.  Sie  beutfehe  3'bilprojeBorbnung  hat  bie 
mit  bent  ©runbfaf)  ber  Schriftlichfeit  beS  ©erjahrenS 
»ufammenhängenbe  G.,  bie  bejüglich  ber  projeßhin* 
beruhen  Giitreben  in  gewiffem  Uiafie  beibehalten 
Würbe,  alS  Sieget  aufgegeben.  Siacb  § 278  bürfen 
Biclmehr  ülngritfS«  unb  ©erteibigungSmittel  bis  jum 
Schluffe  ber  münbtidjen  ©erhanblung,  auf  bie  baS 
Urteil  ergeht,  geltenb  gemacht  werben,  ©erfchleppun« 
gen  fallen  baburd)  uerhütet  Werben,  baß  bie  burd) 
nachträgliches  ©erbringen  entftanbenen  Sofien  ber 
fäumigen  ©artei,  auch  wenn  fie  obfiegt,  auferlegtwer» 
ben  unb  Berfpätete  ©erleibigungsmtllel  jurüefgewie« 
fett  werben  bürfen  (§  278,  279). 

(SticntucU  (lat.),  auf  einen  fünftigen  möglichen 
fjall  berechnet  ober  eingerichtet;  etwaig. 

©Dentutllc  2Inict)iiefiimg  heifjt  bie  ©nfhliegung 
(f.  b.),  bie  nur  bebingungSweife  ober  für  einen  be- 
ftimmten,  noch  nicht  eingetretenen  gad  erfolgt.  Gine 
fo!d)c  e.  21.  gilt  nach  ber  beutfdjen  3ioilprojefioibnung 
als  juläfftg,  obgleich  bie  bebingte  ober  eBentuelle  Gr* 
bebung  einer  Slagc  ober  einer  berarligen  Ginlegung 
unftattbaft  ift,  weil  eS  eine  bebingte  'JiedjtShängcgleit 
((.  b.)  nicht  gibt. 

Evöutus  (lat.),  ©uSgang,  Grfolg;  E.  docebit, 
ber  Grfolg  wirb  eS  lehren ; E.  stultorum  magister, 
ber  Grfolg  ift  ber  flebnueifter  ber  Summen  (b.  h- 
überjeugt  fie).  ©gl.  Bonus  eventns. 

©Per,  f.  Gwer. 

Ever  (engl.,  |pr.  nom’c),  immer;  for  e.,  auf  immer. 

©Pcrbingcn,  ©Hart  Ban,  hoHiiitb.  Ulaler,  geh. 
1621  ju  ©Omar  in  Sloi'bboflanb,  geft.  int  Sioocmber 
1675  in  ©mfterbam,  lernte  bei  SR.  Saocrt)  in  Utredjt 
unb  ©.  Uioltjn  in  ^aarlctn  unb  ging  luäbrenb  ber 
3abre  1640 — 44  auf  Seifen,  bie  ebn  bis  nach  91or* 
Wegen  unb  Schweben  führten.  2)er  ©nbtid  ber  äääl« 
ber,  ber  ffiafferjälle,  ber  gelägebirge  unb  ber  UieereS* 
branbung  biefer  fiänber  warb  enlicbeibenb  fiir  feine 
Sunft.  3urüdgctcbtt  nad)  ^joHanb,  wo  er  fid)  1645 
in  bie  CufaSgilbe  ju  Haarlem  aufnebmen  liefe,  bebau« 
beite  er  UlotiBe  aus  Norwegen  unb  Schweben,  bie 
burd)  ihren  mcifterbaften  ©ortrag , biefräftige,  ins 
Giüftere  gebeitbe,  biowcilcti  aud)  fehweve  Sarbe  unb 
baS  (unftBoü  »erteilte  Sicht  ausgezeichnet  finb  unb 
mit  ben  beften  Schöpfungen  StuiSbaelS  Wctleifcm. 
3>ie  herBorragenbftenßlemälbe  DonG.  befi(it  biclSreS* 
bener  ©alerie,  anbre  bie  Uiünd)cner  ©inalothcf,  baS 


199 


Guereft  — ©Derfion. 

Souare  inParib,  babSeihbmufeum  inVlmftcrbnm  ic.  | (djaft  auf.  3w  übrigen  lebte  ec  wijfenihaftlihcr  Pe< 
Seiht  minber  trefflich  ftnb  feine  Silber  ber  bottänbi-  fdjäftigung  unb  hielt  jahlreihe  öffentliche  Sorträge, 
ichenSiatur.  (Sine  gröfeereErfinbungbfraft  jeigt  E.  in  bie  alle  barauf  gerichtet  waren,  Kaihingtonb  Pebeu- 
icinen  etwa  160  Stabierungen , tton  benen  Drugulin  tung  barjulegen,  unb  bereu  Ertrag  (etwa  100,000 
(Seipj.  1873)  einen  Äatalog  uerfnfet  hat;  fte  ftcHen  Doll.)  er  jur  Erwerbung  ber  S8of)nftülte  SSafhing* 
Sanbjdjaften,  Karinen  unb  bie  ®eid)id)te  BonKeinefe  ton«,  beb  SRoimt  Semon,  alb  Slationaleigentum  Der. 
Sud)0  bar.  1652  liefe  ftd)  E.  in  Vlrafterbam  nieber.  Wenbete.  tS.  fthrieb  auch  eine  Piographic  ®.  SBafh* 
Sgl.  fflranberg,  A.  van  E.  och  haus  norska  laud-  ingtonb  (Sietn  fjorf  1861);  feine  Sieben  erfdjienen  ge* 
skap(Stodlj.  1902). — Sein  Sruber  Säfar  Ban  6.,  fammelt  ju  Sufton  1869,  4 Sbe. 
geh.  1606  in  Villmar,  geft.  1679,  war  ßiftorien*  unb  OrBergem,  mieden  in  ber  belg.  proDiu)  Dftflan* 
Porträtmaler  Bon  etwab  gewöhnlicher  Vluffaffung.  beru,  Vlrronb.  Dient,  an  ber  (Sifcnbahn  ©ent-Prügge, 
©Bcrtft  (tpc.tom*),  ®ir©eorge,3ngenieur,geb.  mit  a«oo)  7676  (Sinrn.,  bie  Sem*  unb  Pauuiwoll* 
4.  3uli  1790  ju  ©roembale  in  ffialeb,  geft.  1.  Dtj.  Weberei  unb  Ölfabrilation  treiben. 

1866  in  Sonbon,  ging  1806  nah  Cjlipbien  unb  bc<  (Süctglabed  cfvr.  tonersiiM),  oorwiegenb  mit  Säge* 
tcüigte  ftd)  an  mehreren  Orelbjügen.  Son  1814—16  grab(Cladiumeffusum),  hier  unb  ba  auch  mit  Sumpi* 
führte  er  eine  jRelognobjterungbaufnahme  ber  3nfel  jt)preffen  unb  ieilweife  mit  bis  1 m tiefem  VBaffer  be* 
3aoa  aub,  würbe  1818  erfter  Vlffiiient  Bon  Oberft  bedtcr  Sumpf  im  (üblichen  gloriba,  250  km  lang, 
Sambton  bei  ber  trigonometrifdjen  Sermeffung  Jf»-  100  km  breit,  nur  2,5  m ü.  1 Bi.  3m  31.  ftbfet  er  an 
bienb  unb  leitete  biefe  nah  Sambtonb  Sob  1823  —43,  ben  grofeen  See  Dfee-ho*bee  (f.  b.),  beffen  Vlbflüffe 
inbem  er  fte  bib  Saltutta  unb  bib  jum  S>imalaja  fort-  Bor  ihrer  SWünbuttg  in  ben  ffloif  Bon  Piejdo  ben 
iefete  unb  babei  1841  bie  inbifdje  älieribiangrabmef.  Sumpf  burcbjicben. 

f ung  Bollenbete.  31ach  ihm  benannte  fein  Slacfefolger  Kvernln.lcA.  (8  a n b f 1 e cfe  t e),  ©attung  ber  Dib* 

Saugh  ben  öaurifanlar  »3Jlount  (S.«  (Sr  fhrieb:  folihenen,  Strauhflchten  mit  aufred)tem  ober  hän* 
»Measuremeut  of  two  soctious  of  the  meridional  genbem,  floh  jufantmengebrüdtcm,  unlerfeitb  etwab 
arc  of  India*  (Sonb.  1847,  2 8be.).  rinnenfiirmigem,  mehr  ober  minber  geteiltem  Kjallub 

©Bcreft,  tüiount,  f.  Himalaja.  unb  ranbftäubigen,  fd)ilbf5nnig  gc|tielten,  geranbe* 

©Bereit  ffpr.  ton>*),  31ame  mehrerer  Stäbte  in  ber  ten,  freibrunben  Vlpcthecien  mit  gefärbter  Scheibe, 
norbamcrifanifchen  Union : 1)  in  illaffacfeufettä,  öraf»  E.  furfuracca  Ach.  (f  l e i i g e 8 a n b f I e cfe  t e)  unb  E. 
fchaft  Ultbblefej,  3 km  nfirblich  Bon  8ofton,  am  prunastri  Ach.  (Pflaumen.Panbflehte),  wach* 
Kpftic  Siner,  mit  Bielfeitiger  3nbuftrie  (1900: 168  fen  meift  an  Stämmen  unb  lüften  ber  Säume  unb  an 
8etrie6e  mit  2141  Vlrbeitem  u.  6,038,120  Doll.  Pro-  altenhöliemengäunen.  SefeterePrt  pflanzt  fid)  burch 
buftionbwert)  unb  ü»oo)  24,336  EinW.  — 2)  3"  Sorebien  fort,  beren  weifelid)e,  (laubige  fjaufen  oft 
SBafhmgton,  ©raffhaft  Snohomifh,  an  ber  Künbung  bie  Oberfläche  beb  Shaüub  überleben,  unb  erzeugt 
beb  Snohomifh  Piocr  in  ben  Pugetfiutb,  mit  feistem  befonberb  an  Pflaumenbäumen  bie  8 a um f mite. 
■Voten,  grofeen  Sägemilljlen,  osd)mel}*  unb  Stahlwerf,  ©Berel,  Katthtnb,  Schulmann,  geb.  21.  Vtug. 
papierfabrifation,  (tarier  SrjBerfdjiffung  aub  bem  1845inKengcrbt)aufen6ei©öttingen,  ftubiertcDljeo* 
Konte*(Irifto»PergbaureBter  unb  üikio)  7838  6mw.  logie  unb  Philologie  in  Söttingen  unb  Scrlin  jomie 
©Bereit  (jpt.  tom.),  1)  Vllejanber  S>ill,  norb-  Shmftgefcf)i<hte  in  Italien,  War  1872 — 75  fReallehrer 
ainetifan.  Staatbmann,  geb.  19.  Kärj  1792inKaf»  in  Ctbenburg,  1877  ©tpnnaftallehrer  in  (Slberfelb. 
fadjufeltb,  geft.  28.  3uni  1847  in  Kacao,  begleitete  1879  in  Düffelbotf;  feil  1893  ift  er  ®t)mnaftalbcrel* 
1809  3ofen  Cuiitct)  Vtbamb  alb®efanbtfihaftbfefretär  tot  juSarmcn.  Vlufeer  fleinern Dichtungen (»Deutfh* 
nach  St.  Petersburg,  ging  1815  in  berfelben  Eigen*  lanbb  Siegebjahr«,  Clben6. 1871;  »DteScermamib- 
fchaft  nah  bem  fcaag  unb  war  1825— 29  ©efanbter  fhlaht  im  Dcutoburger  SBalbe«,  Vanuou.  1875; 
am  fpanifhen  feof.  Unter  3adfonb  Präftbenifhaft  • Pater läubifhe  ifeftbiditung^n«,  Düffelb.  1890)  Ber- 
abberufen,  jog  er  fid)  inb  PriBatteben  nah  Poitou  öffentticf)te  er:  »Die  Shutbibelfragc*  (Perl.  1894); 
jurüd.  Seit  1836  gab  er  bie  »North- American  Re-  » schule  unb  Paterlanb*  (Sh ulrcbcit,  Pannen  18961; 
view*  hccaub  unb  trat  ju  ber  bemolratifhen  Partei,  »Vtuf  ber  Schwelle  jweier  3ahrljunbertc.  GinePäba* 
bie  er  früher befämpft,  über,  präfiben t Poll idiidte ihn  goejif  beb  Rampfeb-  (Perl.  1898);  »Deutfhe  Sprad)» 
1846  alb  Siefibenten  nah Eh>na-  E-fhrieb:  »Europe,  unb  Scteraturgejd)id)te  im Vtbrifj*  (l.Deil,  baf.  1899) ; 
or  a general  survey  of  the  present  Situation  of  the  »Deittfdjeb  Sclebud)  für  höhere  Sebranflaltcn*  (mit 
Principal  powers,  with  conjectures  on  their  future  ä-  SBalj,  bib  jefet  5 Pbe.,  Seipj.  1899 — 1902).  SJIit 
prospect*  (Pofton  1822;  beutfh  Pon3alob,  Pamb.  3auth  gibt  er  »S>ülfbmittel  jum  eBangetifchen  hHeli- 
1823,  2 Pbe.);  »New  ideas  on  popnlation,  with  gionbunterrihte«  (banmter  non  @.:  »Die  Pergpre* 
remarks  on  the  theories  of  Malthus  and  Godwin«  bigt* , 4.  Vlufl.,  Perl.  1899;  »Die  ©leihniffe  3riu*, 
(Sonb.  1823  ; 2.  Stufl.,  Soft.  1826);  -America,  or  a 3.  Vlufl.  1902;  »3braelb  Prophetcnium^,  2.  Vlufl. 
general  surrey  of  the  political  Situation  of  the  1902),  mit  ®.  ftuenen  unb  anbem  bie  Sammlung 
several  powers  of  the  Western  continent«  (Philab.  »Die  beutfhen  ftlafftler  erläutert«  beraub. 

1827;  beutfh,  S>amb.  1828  , 2 Pbe.)  unb  »Critical  (Jpcrbbcrg,  Dorf  im  preufe.  Pegbej.  Vlmbberg, 
and  miscellaneous  essays«  (Poft.1845  — 47,2Pbe.).  Sretb  VKcfhebe,  an  ber  Sfubr  unb  an  ber  staatäbabu > 
2)  Sbwarb,  Pniber  beb  notigen,  geb.  11.  Pprit  linie  grönbenberg  - Raffel,  410  m ü.  SK.,  h°t  «ne 
1794  in  Dorhefler  (Plaffahufettb),  geft.  15.  Jan.  lath  Äirhe,  Purgruine,  Duh-  unb  Vthfenfabrilation, 
1865  in  Pofton,  warb  1820  Profeffor  ber  griehifhen  Eifengiefeerti,  ein  Shieferwerl,  ^oljfhleiferet,  Eiieu- 
Sprahe  an  bet  Unioerfität  Sambribge.  Seit  1824  fteingruben  unb  asoo)  1435®ittw.  — ®.  erhielt  1242 
Äongrcfemitgtieb,  fprah  er  befonberb  gegen  bie  Unter*  oom  ©rafen  ©ottfrieb  III.  Pon  Vlnibherg  Stabtredii 
brücfunij  ber  3ubicmcr,  war  1836  —40  ©ouPemeur  unb  fiel  fpäter  an  Surföln.  Sgl.  VI.  Engel,  Die 
Bon  Piaifahufeltb,  1841—45  ©efanbter  in  Sonbon  weftfätijdje  ©emeinbe  ®.,  eine  wirtfhafttihe  Unter* 
unb  1852  in  ben  legten  URonaten  ber  Vlmtbpcriobe  fuhung  (Stuttg.  1902). 

Jittmoreb  Staatbfefretär.  1860  trat  er  ohne  Erfolg  ©Bcrfion  (lat.),  Umfturj;  enerfin,  umftürjenb, 
aUaianbibatberffnownuthingb  für  bieSijepräpent  auf  Urnfturj  jictenb. 


200 


Evrrsm.  — ©Dotation. 


Eversm.,  Bbf ür j.  für  8 8.  8 b e r S m a tt  n (f.  b.). 

(Stierem« nti , 8b warb  gtiebricb,  Saturfor- 
ftfjer  unb  SHcifcnber,  gcb.  23.  3an.  1794  ju  flragen  in 
Biejtfalen,  geil.  26.Bprit  1860  m Kafan,  ftubierte  feit 
1812  in  SRarburg,  Berlin,  £>allf , Twrpat  Sfebirin, 
trat  1818  als  Brjt  in  ben  Tienft  ber  0eroet)vfabrif 
p Slatouft  im  Ural,  ging  1820  mit  9fegvi  nad)  bet 
Budjarei,  1823  mit  t>.  Berg  nad)  bemKafpifdirnSfecr 
unb  lnurbe  1828  Brofeffor  ber  Zoologie  unb  Botanit 
in  Kafan.  Bon  hier  auS  bereifte  er  bie  benachbarten 
ÖouDemementS,  1829  ging  er  nach  Bftradjan  unb 
an  bad  Kafpifd)e  SReer,  1830  nad)  bem  SfaufafuS, 
1834  nach  Saratow  unb  bereicherte  bie ruffifebe  Sauna 
burd)  bie  Sntbedung jahlreirber  Tierarten.  8r  [cp  rieb : 
»Keife  bon  Dreuburg  nad)  Buchara«  (Berl.  1823). 

©Dcrftcn , ©emeinbe  im  olbenburg.  Bmt  Dlbcn- 
bürg,  fiibtoeftlid)  beiDtbenburg,  hat  2 eoang.  Kirchen, 
iJieaelbrennerci,  Torfgräbern  'unb  (MOO)  6653  ®iu)D. 

©berstoiufct,  Torf  im  preuß.  Jicgbej.  Slünfter, 
Kreis  iBarenborf,  an  ber  Staatdbaljnltnie  SRünfter- 
IRIjebn,  hat  eine  fattj.  Stirpe  unb  awo;  2104  8iniD. 

Evertebräta  (neulat.),  bie  ioirbellofen  Tiere. 

©Dcrtfnt,  3 an,  nieberlänb.  sseeijclb,  geb.  1600 
in  Bliffingen,  geft.  4.  Bug.  1666,  fodjt,  Wie  fein  Bater 
unb  ©rofjbater  (dfon  befannte  Seeij eiben  waren  unb 
luie  feine  Brüber,  unter  §ein,  Tromp  unb  be  Kupier 
iit  ntand)cni  Seegefedit  gegen  Spanier,  Tünftrcper, 
grattpfen  unb  8nglänber.  ©rep  mar  fein  Bnteil  an 
ber  Bemiihtung  ber  fpanifdjen  Vinnaba  Bon  1639  bei 
TownS.  Buch  fpäter  bebeette  er  ftd)  im  Ticnfte  ber 
BroDinj  Seelanb  mit  Kuljm,  tourbe  aber  1665  Dom 
Brielfthcn  Böbel  wegen  ber  großen  SHicbcrlagc  bei 
floweftoff  förperltd)  nüßhanbclt  unb  faf)  fiep  halb  ge- 
nötigt, ieinc  ?tbmi  raläwürbe  feinem  ebenfaUe  berühm- 
ten Bruber  5 o r n c 1 i S p übertragen.  BIS  biefer  in  ber 
biertägigen  Seefchfadjt  im  3uli  1666  gefallen,  über- 
nahm 3an  ben  Bofien  wieber,  blieb  aber  fdjon  nach 
einem  ÜRonat  im  Seegefecht  bei  Spoonebelb.  Sein 
jWciter  Sopn,  ©ornelis  (1628  —79),  erbte  feinen 
iliiibm,  ben  er  feinem  8nfcl  unb  Urcntel  Dcrmapte. 
Bud)  neben  Söhne  best  altem  Eomelw  waren  namhafte 
Seepelben,  namentlich  ber  j Weite,  ebenfalls  KorneiiS 
(»bcrTeufel«)  genamtt(1642— 1706),  ber  fich  an  ben 
großen  Splaptcn  beS  17.  3ahrh-  gegen  bie  Snglan* 
her  beteiligte,  1688  ben  Briiyen  üott  Drattien  nach 
Bnglanb  begleitete  imb  in  bei  SccfdiladüDonBeoefter 
( 1690)  bie  hoüiinbifche  glotte  »or  Benridjtung  rettete. 
Ter  jüngfte  Bruber  biefeS SomeliS,  ©elepn(1655 — 
1721),  war  ber  Icfjte  grofte  Bbntiral  beS  ©efefjlechts. 

Gtieriutje,  fliesen,  Bfeubonpin,  f.  Stecher. 

©berproan  (engl.,  (pc  (mMd-mäii,  »3cbweber«), 
englifche  Bioratilät,  aufgebaut  auf  ber  inbifchen  Bo- 
rabel  Don  ben  greunben  itt  ber  Bot.  Ser  SRenfd),  ben 
ber  lob  antritt,  Wirb  Derlaffen  Don  Santeraben,  ga» 
milie,  fltab  unb  ©ui;  nur  bie  guten  S3crle,  bie  er  ge- 
übt, bleiben  ihm  treu,  unb  biecsaframentefiärfen  ihn. 
TaS  ergreifenbe  Stücf  gehört  w»hl  noch  bem  16. 3al)rf)- 
an.  BuSgaben  Don  St.  ©oebefe  (fliannob.  1865),  flt. 
flogeman  (»Elkerlijk«,  ©eiet  1892),  ber  eS  als  eine 
Überlegung  aus)  bem  flwüänbiftheit  hinftelU,  unb  Don 
Bl.  3-  Biofeil  (Bern  f)ort  1903). 

(ClDCbl)am  ([pr.  trofjiÄm,  au4  !(4<in),  Slabl  (munici- 
pal  borough)  in  SSorcefterfhirc  (Snglanb),  im  fd)ö* 
nen  Tai  beS  Bdoii,  mit  beit  Stumen  einer  ehemals 
berühmten  Bbtei  (im  8.  3ahrtj-  gegrünbet).  mehreren 
allen  SVtrdien,  bcbeutenbemDbft-unb  ffiemüiebau  unb 
(not)  7101  Sinw.  — fliier  4.  Bug.  1265  Sieg  beS 
Bringen  Don  SaleS,  nadimaligen  Königs  ©buarb  I-, 
über  Simon  Don  Sionlfort 


©Dtp  (lat.),  aufwärts  gerunbet. 

©Dian--US-®ainö  (fpr.  «uiänj.ta.tSng),  Stabt  im 
franj.  Tepart  CberfaDopen , Brronb.  Tponon , am 
Sübufet  beS  fflenfer  Sec*  unb  an  Ber  Spötter  Bahn, 
hat  eine  Kirche  aus  bem  14.— 16.  3ahrl)..  em  neues 
estabtf)au8,  Kafino,  ©ollege  unb  O90i>  2299  ©inw., 
bie  DorjüglidjeS  Hirfpmaffcr  bereiten.  Tie  atfatifd)en 
HRineralquellen  Don  8.  haben  eine  Temperatur 
Don  12°  unb  werben  gegen  Sbranlheiten  beS  TarmeS, 
ber&am-  unb  fflcfef)led)tswerf jeuge  benuft  Tie  3ahl 
ber  Babegnjte  beträgt  jährlich  3600  bis  4000.  — 8., 
baS  alte  Aquiannm,  war  ehebem  fcauptort  beS  flänb» 
cpenS  ©aDot.  Sgl.  Bad)el!erie,  Guide  officiel 
d'fi.  (1895);  8b(a>®-  L«»  eamc  d’fi.  (Bar.  1896). 

E victlo,  f.  Sntwährung. 

©Dibcmcnt  (franj.,  fpr.  en>(Vmäns),  BuSfchaben  ber 
franfhaften  Teile  aus  beit  Knochen  bei  KarieS  unb 
Slefrofe  mitteS  beS  »feparfen  flöffelS«  Don  Bolhnamc. 

(SUibSnt  (lat.),  offenbar,  augenfcpetnlid),  ber  all- 
gemeinen Sinfidjt  jugängtich.  8 D i b e n j,  blugenjchein- 
liipfeit;  ber  pbepfte  (Sirab  Don  ©ewifipeit,  ben  eine  Be- 
hauptung ober  Beweisführung  bann  erlangt,  Wenn 
bie  Begehungen  beS  ©cgcnflanbeS  Döüig  flar  ccnb 
burepfi^tig  Dor  bem  geiftigen  Buge  Hegen;  etwas  in 
©Dibenj  palten,  j.  B.  ein  Steuerfat'after,  baSfelbe 
nach  iewetlig  flattgefunbrnettVinberiingcn  berichtigen. 

(yoibctilbehörben,  in  Öfterrcicp-Ungam  bie  mit 
ber  Kontrolle  ber  Snrfonen  beS  BeurlaübtenftanbeS 
beauftragten  Bebörbeit. 

<5t>ibenjburcau,imöfterreicb.®eneralftab  bieBb- 
teilung , welche  bie  9!ad)richten  über  frembe  Brmeen 
fammell  unb  bearbeitet. 

©Diftion,  f.  Sntwährung. 

©Dil  = üllcrobacf)  (BDtl*2Rarbuf,  »Siener 
BlerobachS«),  König  Don  Babplon,  folgte  561  D-Spr. 
feinem  Bater  Slebulabnejar,  Warb  aber  fd)on  im  jloci- 
tcnSahr  feiner  »ungerechten  unb  fd)Wclgerifdjen«  Be- 
gierung  Don  feinem  Schwager  Berigliffar  ermorbet. 
8r  befreite  ben  85  3ah«  gefangen  gehaltenen  jübi- 
fchen  König  3aja^in  aus  bent  Werfer  (2.  Kön.  25). 

©Ding,  Torf  tm  preuß.  Stegbej.  SmSberg,  flanb- 
freiS  Tortmunb,  an  ber  StaatSbahnlime  Tortmunb- 
©ronau,  hat  eine  ebangelifihe  unb  eine  fath.  Kirche, 
Steinfohlenberghau,  Stfen-  unb  Stahiwerf , 3wgd' 
brennerei  unb  (1900)  9592  Sinw. 

©Dinjibel  (lat.),  erweiSlid),  überfübrbar;  pr 
©Difticm  ober  ©ntwährtmg  (f.  b.)  geeiemet. 

©Din)iecen  (lat),  entwähren  (f.  Öcntiuiifjnmg). 

Eviräto  (itaL,  »entmannt«),  foDiel  wie  Kaftrat; 
eDirieren,  entmannen;  8Diration,8ntmanmmg. 

©DiSgericrcit  (lat),  bie  8ingewctbe  (vi-cera)  pev 
auSnehmen,  f.  Smbrpotomie. 

©Ditiertn  (lat),  oenneiben;  ©Dilation,  Ber« 
meibuna;  cDitabel,  Denneibbar. 

©Dfäf,  URehrjahl  bon  ©afuf  (f.  b.). 

Evocatl  (lat,  »Bufgerufene«),  imrum. ^eerauS- 
gebiente  fleute,  bie  auf  namentliche  BufforbcrungbeS 
tjel&berm  gegen  befonbere  Begttnftigungen  im  Solb 
unb  Boancement  Wieber  in  ben  Tienft  traten. 

©Dofnbcl,  aufrufbar,  Dorlabbar  (f.  and)  ©Dota- 
tion); ©Dofatorium,  BorlabungSfhretben. 

©Dofation  (lat),  eigentlich  baS  fccrauSrufen, 
Evocatio  sacrorum , bei  ben  BBmcrn  bie  feiernd); 
Bufforberung  an  ben  Spupgott  einer  belagerten 
Stabt,  biefetbe  p Derlaffen  unb  nach  9iom  überp- 
fiebeln,  mit  bem  ©elöbniS,  ihm  bort  ein  Heiligtum 
p errichten.  Evocatio  inferorum  (mau iura,  mor- 
tuorum),  Totcnbefchwörung ; Evocatio  militlae,  Buf- 
gebot  ber  fflatmfcpaft  pm  Krieg.  — 3m  Staats- 


Guofena  — Evonymus. 


201 


imb  $rosc&rcd)t  beS  frühem  $eutfchen  BeicheS  be» 
jet ebnet  E.  bie  Borlabung  eines  Beklagten  tor  rin 
auswärtige!  ©eridjt  unb  befonberS  bie  Abberufung 
einer  bei  einem  2anbeSgerid)t  anhängigen  Med) tSfadje 
Don  biefem  lejjtem  unb  bie  tiberweifung  berfelben  an 
ein  taiferlie^ee*  ©ericht.  Wittelbare  SReiehSuiitertancn 
(lanbfäffige  Bertolten)  hatten  nämlid)  in  ben  erften 
3nftan$en  ihr  Medjt  »or  ihren  2anDeSf|erren  unb  be- 
ten ©eriditen  ju  nehmen.  ©3  ftanb  jeboth  betn  Kai» 
(er  baS  Siecht  ju,  bie  Streitfadjen  foldjer  ^erfonen 
ihrem  orbentlidjen  3iicf)ter  ju  entjiehen  unb  an  bie 
:H'eid)isgerid)te  311  bringen.  Solchen  Sootationen  fug- 
ten bie  SteidjSftänbe  burd)  Erlangung  Bon  Eoo- 
fationSprioilegienfprmlegia  ae  non  evocando) 
»orjubeugen.  Bamcntlid)  ftanb  ein  folehcS  BriDtle- 
gium  ben  Kurfürften  ju.  3m  Wittelallcr  bejcichncte 
man  mit  E.  auch  baS  bem  Bapft  »uftcljenbe  di  echt, 
eine  Streitfaehe  bon  ben  weltlichen  (Berichten  ab-  unb 
nach  Morn  ju  berufen.  3m  fransofifeheit  'lirojefj  »er- 
fleht man  unter  fleocation  bie  Befugnis  beS  ffleridjtS 
jWeiter  3nftanj,  ba6  ein  Urteil  erfter  3itftanj  abän» 
bert,  bie  Stiebe  an  fidj  ju  jiehen,  b.  h-  Weiter  ju  »er- 
hanbeln,  Bewerte  ju  erheben  ic. 

©üolcna  (Eoolene),  jerftreute  ©emeinbe  beS 
fflallifer  Bai  b’$j<renS  (Sringertal).  1378  m ü.  SK. 
gelegen,  mit  Usoo)  1155  ffiinw.  Bei  ber  Kirche  ent» 
Wringt  eine  ftarfe  eifenhaltige  Duette,  nach  bereit  fehl' 
reinem,  gelinbem,  feif enartigem  SSaffer  berCrt  feinen 
Kamen  (aqua  lenis,  ivoue  lena,  »SinbWaffer«)  be- 
tommen  hat.  fywptftation  für  jahlreiehe  Berg-  unb 
©letfdjerpartien,  bie  »on  hier  aus  unternommen  wer- 
ben: stmt  ©lacier  be  gerpecle  unb  be  Bouaf- 
fon,  ju  ben  ©orgeS  b'Agueillon,  über  ben  Kol 
b'$<renS  nach  3ermatt  unb  auf  »erfd)iebene  gcIShör- 
uer  (®ent  Blanche,  Xent  b'§SrcnS  ic.). 

OvUolutc  (lat),  f.  Eoolsente. 

(ftioliition  (lat),  Entwidelung,  allmähliche  (Ent- 
faltung; insbef.  in  ber  Walhematif  bie  Abroidelung 
einer  ebenen  Kurse  (f.  Eooloente);  im  Wilitärmcfeii 
bie  Bewegung  gefdiloffenerlruppentärper  jum3wed 
einer  CrtS»  ober  gormationSseränberung.  ®aS  Ein- 
üben (olchcrSBolutionen  mit  benSruppenförpem  biS 
jur  Srigabe  aufwärts  auf  ben  ÜbungSpläJen  nennt 
man  Ejerjieren,  bie  Anroenbung  ber  Coolutionen 
im  ©elänbe  gegen  einen  gebeichtet! , burd)  Keine  Ab- 
teilungen bargejlelltcn  (martirrten)  ober  wirtlich  Bor» 
hanbetien  fflegner:  Wanoorieren.  — 3n  ber  See» 
laftit  fpridjt  man  »on  ©»olutionen  eines  Schiffes, 
einer  glatte  im  Sinne  »on  ®rel)ungen.  ®afjer  ß»o- 
lutionSbogen,  f.  ®rebfreiS. 

©Solution  ift,  Anhänger  ber  EoolutionStheorie. 
©•»olutioiisthcoric  (EntwidelungStheo- 
rie),  ebemaISfonielmieSinfd)ad)teIungStheorie 
(f.  Bräformation),  jejjt  Diejenige  moniftifche  Seit- 
cmfibauuttg,  bie  anmuuut,  baß  in  bem  gefamten 
SjeltaU  ein  großer  einheitlicher,  burd)  mechanifche 
llrfa^enbebiugter.unaufbaltiainfortfchreitenberEnt» 
IridelungSBorgaitg  ftattfinbe,  bem  fld)  fämtlidje  3u« 
ftänbe  unb  ErjdjeinungSformen  ber  anorganifchen 
unb  organifehen  'Jfatur,  alfo  auch  berfpiinmclBfbrper, 
einorbnen.  ®iefer  Kante  bejeidjnet  alfo  eine  ganj 
allgemeine  AnfdjauungSfonn,  »on  ber  bie  Abftam- 
ntungSlehre  (®cfjenbenjtheorie,  f.  b.)  nur  bie 
Gntwtdeluiig  ber  lebenben  SBefen  bebanbelt.  — 3n 
ber  Bh'l»f0Ph‘e  ncnn*  tnan  eoolutioniftifdh  im 
allgemeinen  iebeS  Spftem,  baS  (Dinge  unb  Bei'hält» 
niffe  ober  bie  SSelt  im  ganjeit  nicht  als  etwas  fertig 
WegcbeneS,  fonbent  als  in  befiänbigerBewcgung  unb 
Umbilbung  begriffen  betrachtet,  ye  nad)bem  Dabei 


bie  Umbilbung  als  auS  innern  ober  auS  äufjern 
Urfachen  herBorneljenb  gebaut  wirb,  befommt  bie 
eoolutioniftifche  Betrachtungsweife  einen  t e I e o 1 o g i » 
fchen  ober  mechanifchen  Gharafter.  ®er  Begriff 
ber  »on  innen  heraus  (nach  3wcden)  erfolgenben  Ent» 
Widelung  würbe  juerft  Durch  AriftoteleS  aufgefteüt. 
3n  ber  Keujeit  machte  benfelben  fieibnij  jur  ©runb- 
lage  feiner  Wonabenlcljre,  inbem  er  annahm,  baft  in 
bent  SBefen  jeber  Wonabe  bie  ganre  3utunft  berfelben 
potenjiell  enthalten  ift.  Auf  baS  SBeltganje  Wanbten 
benfelben  in  umfaffenber  SBcife  nächft  Berber  bie 
nad)fantiid)cn  beutfehen  3bealiften,  inSbef.  §egel  unb 
im  SlnfchluB  an  biefen  E.  B.  ^lartmanit,  an.  Bei 
aller  (in  ber  Unterfchäpung  ber  äugern  Bebinguitgen 
jeber  Entwidelung  begrünbeten)  Sinfeitigteit  h»»'« 
bie  ©enannten  hoch  baS  Berbienft,  fpejieH  in  ben 
©eifteSwiffenfchaften  ben  ©ebanten  einer  gefepmäfsi» 
gen  Entwidelung  »on  Sprache,  Keligion,  Sitte, 
Stecht  ic.  jur  ©cltimg  gebracht  ju  haben.  ®en  Be- 
griff ber  meebanifd)  (Durch  3ufammenwirfen  äujjerer 
Urfachen)  erfolgenben  Sutwictelung  haben  Spencer 
(f.  b.)  unb  ber  an  (Darwin  fleh  attlefmenbe  ntateria- 
liftifche  WoniSmuS  (.^nedel)  jur  ©runblage  ihrer 
Seltanfchauung  gemacht.  Bgl.  WoniSmuS. 

6»  o(»cii  te  (I«t-,  »Abwid.-lungSlinie»)  einer  Kurse 
heißt  bie  2 inte,  bie  man  erhält,  Wenn  man  um  bie 
Sfuroe  (in  gig.  1 ift  eS  bie  SlurBe  AB . . . O)  einen 
gaben  herumfegt,  beffen  eines 
Enbe  in  Q befeftigt,  beffen  an» 
bcreS  Enbe  A frei  beweglich 
ift,  unb  Wenn  man  bann  ben 
gaben  foabwidelt,  bafiberooit 
Der  Kurse  abgemidelte  Heil  beS 
gabenS  ftets  aefpannt  ift  unb 
alfo  eine  gcrabe  Sinie  bilbet, 
welche  bie  fiuroe  in  bem$untte, 

Wo  Kurse  unb  gaben  wicber 
sufammentreffen,  berührt;  baS 
freie  Enbe  beS  gabenS  befchreiht 
bann  bie  E.  HKLMNP.  ®aS  gefpannte  Stiid  beS 
gabenS  ift  jebeSntal  ebenfo  lang  wie  baS  Stüd  ber 
urfprünglidjen  Kurse,  »on  bem  eS  abgewidelt  ift,  alfo 
HB,KC,  LD  ic.finbberKeihe 
nach  gleich  ben  trummltnigen 
Stüden  AB,  AC,  AD  ic.  ®ie 
urfprüitgliche  Kurse  A B . . . Q 
heifü  bie  Eoolute  (»abge» 

Widelte«)  ihrer  E.  HK  . . .P; 
fje  fft  jugleich  ber  Ort  oder 
KrümimiugSinittelpunlte  bie» 
fer  Eoolute,  benn  A,  B,  C ic. 

(mb  ber  Stcipe  nach  bie  ju  ben  fünften  H,  IC.  L ic. 
ach&rigen  KrümmungSmittelpunfte  ber  Guolutc.  3n 
gig.  2 fiept  man  linlS  eine  Barabel  mit  bem  Brenn» 
punlt  P,  rechts  beren  Eoolute. 

(SBolBcntcnräbcr,  EBolBentenoerjahuung , f. 
3abnräber. 

(''Uoltiicrcn  (lat.),  auS-,  entwideln,  entfalten. 

©tiomicrcu  (lab),  auSfpeien,  f.  Erbrechen. 

Evonymus  L.  (Spinbelbaum),  ©attung  ber 
Eelaftrajcen,  Sträucher  ober  Bäume,  feltener  min» 
benb,  auf  ben  Elften  bisweilen  mit  Korfwucherungen, 
rneift  gegenftänbigen,  geftielten,  gaiijranbigen  ober 
gefügten  Blättern,  achfciltänbigcnBlütenft&nbcn.brri» 
bis  fünflappigen  Kapfcln  unb  »on  einem  fteifd)igen 
roten  Wantel  umgebenen  Samen.  Etwa  60  Arten, 
hauptfäd)Iidj  in  Dftinbien  unbOftaften,  wenige  in 
Amerifa  unb  Europa , eine  in  Auftralien.  E.  euro- 
paea  L.  (E.  vulgaris  Mül.,  Spillbaum,  Bf  ef  fer» 


Bl«,  l. 


8(0.  2- 


202 


Goora  — ©roalb. 


rief  ei,  fcunbSbaum,  Bfaffenbütcßcn,  3wcd« 
I)  ol  j,f.Bafel  »gliegen«  unbocßnedenblumen«,  gtg.8), 
ein  bis  3 ui  bot)«  Strauß  mit  eQiptifcßen,  fein  ge* 
fügten  Blättern,  bie  fuß  im  frerbft  rot  färben,  grün* 
lttßgelben  Blüten,  roten  Kapfeln  unb  orangerotem 
Samenmantel , fittbet  lief)  in  faft  ganj  Europa  unb 
im  ganjen  irbrbtidjen  Aflen.  BaS  Volt  ift  feft,  hart, 
furjfeinjajcrig,  fetjr  bufjt , bleidjgelb , (battet  fdjrocr, 
lafit  fid)  nad)  aßen  dfidmmgeu  leicht  id)neiben,  ift  aber 
nicht  fcljr  bauerbaft.  'Dian  oerfertigt  barauS  Schuß- 
pflöde,  Spinbeln,  Bftifenroßrc,  3ai)n|tod)er  unb  bc* 
nußt  eS  aud)  atg  feines  Drecßflerbolj.  Daraus  be- 
reitete Stotjle  bient  ju3d)iefipuluer  unb  jurn  3eid)nen. 
Einlagen  gereicht  ber  Strauch  buvd)  feine  jd)önen 
gncdüfapfeln  unb  bie  roten  Iperbftblätter  jur  ^ietbe. 
DaS  Kambium  enthält  3)ulcit  (ßoont)mit).  AuS  ben 
reifen  Samen  preßt  mau  ein  Cl,  baS  jum  Brennen 
uttb  gegen  Ungejiefer  bei  SRenfchen  unb  Bieren  ge- 
braucht wirb;  ber  0enuß  ber  grüdjte  erregt  heftiges 
Erbrechen.  E.  lutilblia&gp.(8  r e i t f p i 1 le),  imSKittel* 
meergebiet,  in  SRitttleuropa,  auch  im  Orient,  ein  fet)r 
ßübfcßer,  hoher  Strand)  mit  länglichen,  gejäljneiten 
Blättern,  un|cheinbaren  Blüten  unb  jienuidj  großen 
roten  Kapfeln,  wirb  als  3irrjtrauiß  tultioiert.  E.  ver- 
rucosa Sepp.  (Sarjenipilte),  ein  bis  3 m hoher 
Strauch  in  Italien,  Ofteuropa  bis  Sliolanb,  Borber- 
afieu,  in  ßf)ina  unb  am  Amur,  gleicht  ber  erfteu  Art, 
ift  aber  auf  ben  jungen  Giften  unb  3weigen  mit  flei- 
neu  braunroten  Starken  bebeeft.  Die  Sfapfetn  ftnb 
gelb,  ber  Samenmantel  ift  blutrot,  baS$jolj  blaßgelb, 
hart  unb  jäh;  er  wirb  gteidjfatlS  als  3ierftraud)  ful* 
tioiert , ebeufo  einige  'arten  aus  Sioroamcrifa,  Oft* 
unb  Borbcrafien.  E.  japonica  Thunb.,  in  3apmt,  ein 
feßöner  immergrüner  Strauch,  wirb  in  Dielen  Barie* 
täten,  and)  mit  toeifs*  unb  getbbunten  Blattern  ntS 
3ierftrauch  tultioiert  unb  eignet  ftd)  auch  für  fühle 
3immer,  in  Sübbeutfchtanb  hält  er  im  Breien  auS. 
E.  raüicaas  Sieb.,  mit  nieberliegenben  3weigen,  wirb 
aud)  in  buntblätterigen  Sarietäten  tultioiert,  halt  bei 
unS  unter  leichtem  Schuh  im  Breien  auS  unb  bitbet 
einen  fchönen  Bcppid).  VluS  ber  Binbe  ober  Surjel« 
rinbe  oon  E.  americaua  L.  unb  E.  atropurpurea 
Jacq.  bereitet  matt  eine  liuttur,  du  on  gm  in,  bie  bei 
BerbauungSfdjmädje  tc.  benußt  wirb.  Der  Samen* 
ntantel  einiger  oftinbifeßen  Arten  wirb  unter  beut  Ba- 
rnen Kuntu  oon  ben  fjinbufrauen  junt  Buß  unb 
jum  Bemalen  berStint  mit  einem  roten  gled  benußt. 

©Dorn  (tpr.  enjfita) , DiftriftSbouptftabt  in  ber  ehe- 
maligen portug-BrooinjBlcmtejo,  liegt  377  m ü. Di., 
in  einer  getreibe-,  weitt-  unb  ölreidjen  Ebene,  an  ber 
Eifenbaßn  SJiffabon-ßftremoj,  ift  oon  oerfaüenen 
Blauem  umgeben  unb  Oon  einem  alten  Kaftcll  über- 
ragt. d.fjat  eine  gotifdje$auplfirdjt  aus  beml3.3abrtj., 
mehren  Kirchen  im  fpätgotifdjen  Stil  auS  bem  16. 
3ahrh-,eine  rbmifche,  oon  OuintuS  SertoriuS  erbaute 
Safferleitung  unb  bie  3iefte  eines  römifchenBempelS. 
ß.,  baS  feit  1540  Siß  eines  ßtjbifcbofS  ift,  befißt  ein 
Briefterfeminar,  ein  St)jcutn,  ein  B heater , eine  Bi- 
bliothet  Don  25,000  Bättben  unb  eine  Sammlung 
römifcher  Altertümer.  Sie  1550  errichtete  llmoerfüät 
würbe  176!)  aufgehoben,  ßä  hafdsoci)  16,162  ßinw., 
bie  Jiutfabrifatibu , ©erberei,  Ol-,  ©etreibe-,  Sein-, 
.^otjhanbel  unb  Biehjud)t  betreiben.  — Die  Stabt  ift 
teltiberifdjcn  UrfpruttgS  unb  hieß  anfänglich  Ebora ; 
jur  Bömerjeit  führte  fte  ben  Beinamen  Liberalitas 
Julia  wegen  ber  oon  3.  ffiäfar  ihr  Ocrliehenen  Bor- 
reihte. Sie  würbe  715  oon  ben  Arabern,  1139  oon 
ben$ortugiefen  unb  1663  oon  ben  Spaniern  erobert; 
alS  aber  in e Bortugiefen  bie  Schlacht  oon  AImcjiai 


ober  ß.  (1663)  gewonnen  halten,  nahmen  fte  bie 
Stabt  wieber  ein. 

©Uorfton  (lat),  fooiel  Wie  AuSfolfung,  f.  Bejt 
jur  Bafel  »ßrofeon«. 

G'Pojicreu  (lat),  aufmfen,  heraus-  ober  btroor« 
rufen;  oorlaben,  bannen. 

(?Prcu|  (ft>t.  nur 8),  fcauptftabt  beS  franj.  Deport, 
ßure,  im  fruchtbaren  Bai  bcS  3ton,  ber  ft<h  h'sr  i*t 
brei  ilrme  teilt,  Knotenpunft  ber  Seitbahn  unb  ber 
ßure-ßifenbahn,  hat  eine  impofante  Katbebrale  (Dom 
11.— 16.  3ahrh-  io  Oerfd|iebenen  Stilformen  erbaut) 
mit  [d)önen  Bortalen,  jwei  ungleich  boßeit,  bieipaupt« 
faffabe  flanficrenben  Xünnett  uttb  einem  jierlichen 
Dachreiter,  bie  romaniiehe  Kirche  St.-Baurin  auS  bettt 
11.  3ahrh-,  einen  bifdjäflic^en  Balaft,  einen  Sart* 
turnt  (beibe  auS  bem  15. 3at)rl)  )unb  einneucS  Stabt« 
hau«,  ß.  jät)it  0901)  16,752  (alS  ©etneinbe  18,292) 
ßütw.,  bie  gabrifation  oon  'JDcetaHmaren,  BianinoS, 
Sieber,  3Ret)l,  Senf  tc.  unb  $>anbel  mit  ©etreibe  be- 
treiben. ßS  befißt  citt  geiftlidjes  Seminar,  einStjjeunt, 
ein  geiftticheS  Kollege,  eine  Siebter-  unb  flebrennnen« 
bilbungSanftalt,  eine  3ei'hc»iä)ule,  eine  Bibliothet 
oon  21,000  Sänben,  ein  SRufeutn  (Btünjcn  unb  Al- 
tertümer auS  ber  Untgegenb),  einen  bolanifcben  ©ar- 
len,  ein  Bbeater  unb  eilte  große  gmnanflalt  unb  ift 
Siß  beS  Btäfeften,  eines  BifdjofS,  eines  §anbelS- 
gerichtS,  einer  §anbelS-  rmb  ffleWerbefammer.  — ®. 
(tat  Mediolanum  Aulercorum,  Eburovicea  ober 
Ebroicum),  cpauptjtaöt  bcrAulerci  Eburoviccs, Würbe 
fdjon  im  3.  3alKh-  ®iß  eines  Bistums.  3UC  3*'f 
beS  fränfifeßen  SleicheS  gehörte  bie  Stabt  juBcuftrien, 
Würbe  aber  oon  Karl  bettt  Einfältigen  an  ben  Bor- 
mannenherjog  3(ollo  abgetreten  unb  gegen  ßnbe  be-J 
10.  3ahrh-  jur  ©raffdjaft  erhoben,  bie  oon  eineut 
Seilcttjweig  beS  nonttatinifchm  fccrjogSbaufeS  be- 
berrfd)t  unb  1200  an  gtanfreidj  abgetreten  Würbe. 
König  BWipP  IV.  gab  fte  1298  als  Apanage  feinem 
Bruber,  bem  Bnnjen  Slubwig,  ju  beffen  gunften  Kö- 
nig Bhüipp  V.  fte  1316  jur  Bairie  erhob.  ÜubwigS 
erjlgebonter  3ol)u,  Bh'iipb-  folgte  bem  Bater  im  Be* 
fiß  ber  ©raffdjaft  ß.  unb  erheiratete  baS  Königreich 
Baoarra,  an  bas  fomit  ß.  tarn.  Kart  111.  Oott  31a- 
oarra  oertauf^te  1404  bie  ©raffdjaft  nebft  anbem 
Befißungen  gegen  baS  für  ihn  neu  gebilbete  $>erjog- 
tum  SfemourS  an  König  Kart  IV.  oon  granfreid). 
1642  Würbe  bie  ©raffd)aft  ß.  an  ben  $erjog  oon 
Bouillon  abgetreten. 

(Stiron  (tpr.  Boritip),  Stabt  im  franj.  Deport. 
URaßenne,  Vtrronb.  SlaOat,  an  einem  3ufluß  ber 
3ouamte,  an  berSeftbaljn,  hat  eineromanijehe Kirche 
aus  bem  12.  unb  13. 3al)rf).,  eiußottege.  eine  Dampf- 
mühle, 3Hafd)itten-  unb  Serfjeugfabrtfation,  Sein- 
wattb*  unb  Bifdjjeugweberet  unb  uboi)  3044  ßittw. 

(ftmtgieren  (tat.),  etwas  unter  bieSleute  bringen, 
auSiprettgcn;  ßoulgation,  AuSjprengung. 

(SUD in,  gufcl,  f.  Euböa. 

Evvlva  (itat.),  lebe  hoch  1 

ffito.,  auf  Bitein  übliche  Abtönung  für  Euer 
(jloeite  Berfon  ber  SRehrjaht),  J.  8.  ßw.  Blajeftat. 

(ftualb , ^eilige,  jwei  Brüber  auS  ßngtanb.  ber 
Seiße  unb  ber  Sd)toaye  genannt , bie  gegen  ßnbe 
beS  7.  3ahvh-  atS  Biifftonare  in  Seftfalen  wirtten 
unb  bafclbft  ben  Btärlßrertob  fanbett.  Dort  werben 
fte  auch  als  Slattbespatrone  oerehrt;  iljre  SHetiguien 
befißt  bie  St.  KunibertStirdje  in  Köln;  ißt  Bag  ift 
ber  3.  Oftober. 

(Sroalb,  l)3ohanneS,bän.  Didjter.geb.  18.9io0. 
1743,  geft.  17.  Btärj  1781  in  Kopenhagen,  tarn  noch 
bem  Bobe  feines  ftreng  pteliflifdjen  BatcrS,  ber  Brr« 


203 


©TOdlb  (3ohamted,  3oh“«n  Ban,  £>cinrid)). 

bigc  War,  elfjährig  in  bie  Sdjule  nad)  Sdjiedwig,  liiärilcf)cti  Schriften  finb:  »Über  ben  lleinen  Srieg* 
beten  pebantifd)em3mangerentfloh,mbcrC>offnung,  (HRarb,  1785)  unb  »Sclehrungen  über  beit  Krieg  sc.« 
wie  Kobinfan  Grufoe  auf  eine  unbewohnte  3nfcl  Ber*  (Sllotia  1798— 1803,  9 Sie.)-  Seilte  Siograpfjie 
fdjlagen  ju  werben.  Salb  eingeholt,  entfloh  er  mieber,  fdjricb  fein  Sol)n  Sari  B.  ®.  (Ropenlj.  1838). 

15  3abre  alt,  um  in  prcuBifchen  Rriegobienflfit  Gtjre  3)  ©eorg  fccinrid)  Vlugufi,  berühmter  Drientalift 
unb  S3of)lftanb  unb  bnburd)  feine  ©elteble,  Vlrenbfe  unbTheolog,geb.  16.SloB.1803tnffiöttingen,  geil,  ba* 
§ulegaarb,  ju  gewinnen.  Salb  barauf  befertierte  er  felbft  4.  SRai  1875,  ftubierte  in  feiner  S'aterftabt  feit 
ju  ben  Cfterreidiem,  würbe  Tambour,  bann  Unter-  1 820  Theologie  unb  bie  orientalifchen  Sprachen  unb 
offijier,  nahm  1759 — 60  au  mehreren  fflefed)ten  teil,  fdjrieb,  noch  Stubent:  »Sie  Sontpofition  ber  ©cne* 
entwich  “6er  Wieberum  unb  lehrte  nad)  Kopenhagen  fiel«  (Sraunjchw.  1823).  ®r  warb  1824  Repetent  bei 
jurüd,  Wo  er  binnen  lurjent  ein  nonüg[id)cä  theolo*  ber  thcologifchen  fjafultät  in  ©Otlingen,  1827  aufjer« 
gifd)eö  Sjaitten  abfolüierte.  Sie  Hoffnung,  feine  orbentiidjer,  1831  orbentlidier  Srofeffor  ber  H-!ln!u- 
«renbfe  ju  gewinnen,  bie  ihn  bisher  angefporut  hatte,  logie  unb  1835  'Jlominalprofcffor  ber  orientalifchen 
würbe  ciittaufd)!,  unb  ®.  perfanl  immer  mehr  in  Sprachen.  2110  einer  ber  »ffiöllinger  Sieben«  1837 
Schwennut,  Viudfdjrocifungen  unb  firanlheit;  fein  feined  Vtmted  entlaffen,  folgte  er  1838  einem  !Huf  ald 
bid)tcrifebed  Talent  aber  entfaltete  fidj  herrlich.  3iad)  orbenttidjer  ^rofeffor  ber  fßhilofophie  (feit  1841  ber 
bem  wenig  originellen  aüeqorifchen  ©ebitht  >Ser  Theologie)  nach  Tübingen , lehrte  aber,  Pom  König 
Tempel  bed  ffllüdd«  (1764)  fdjrieb  er  fein  fd)lid)tcd,  BonXiürttcmbcrg  injWifchen  in  ben perfönlicfjen  Slbel- 
ttcfempfunbeneä  Trauergebid)t  auf  ben  Tob  Stieb-  ftanb  erhoben,  18-18  in  feine  frühere  Stellung  nach 
ridjO  V.  (1766),  bttrdibaä  er  übet  9iadjt  berühmt  würbe,  ©iittingen  juriid.  3nfoIge  feiner  ScrWeigerung  bes 
Son  feinen  ursprünglichen  fraitjöfijdjett  SDJuftein  ^mtbigungdeibed  Würbe  er  1867  auf  fein  Hin  Indien 
wanbte  er  fid)  jegl  Rlopftod  ju,  wie  befortberd  fein  non  ber  preufjifchen  Regierung , übrigend  unter  Sc* 
biblifthed  Srama  »Vibam  unb  ©na«  (1769)  unb  bie  iajjung  [eines  ©clfalted,  in  beni)iul)efuinb  Berfe(st  unb 
Trauerfpiele»9iolf  Krale«  (1770; beutfd),§amb.l775)  bafttr  oon  ber '.Seifenpartei  in  ben  31eid)8tag  gefd)idt, 
unb  »Salberd  Job«  (1774)  beweifen.  HJlit  ihnen  wo  er  leibenfdfaftlid)  bie  Sleugejialtung  Seulfdjlanbd 
würben  nad)  bem  Sorbilbe  ber  » ,'perman nsfdjlact) t « belämpfte.  3n  feinen  frübehi  SBerfen:  »De  mutris 
auf  ber  bänifdjen  Sühne  aUnorbifdje  Stoffe  heimifch.  carmluuin  arabicorum*  (Sraunfchw.  1825),  »Sri« 
3n  bem  Singfpiel  »Sie  &ifdjer«  (1780)  jeigt  ft<h  ®-  tifctie  ©rammatil  ber  hebräifthen  Sprathe«  (2cipj. 
m felbitänbiger,  freier  Entfaltung  feined  ©emed;  aud)  1827),  bie  er  (pater  tlirjer  ald  »©rammatil  ber  l)e* 
hier  ift  er  im  Serwerten  Bon  Sdjilbcrungen  aud  bem  bräifdjen  Sprache«  (baf.  1828,  3.  Slufl.  1838)  unb 
Solldteben  bahnbrechenb.  Siele  ber  emgeftreuten  Cie*  fobann  noch  Wiebcrholt  ald  »VIudfttbrlid)cd  Cehrbud) 
ber  fiitb  Solldaut  geworben,  fo  befonbero  bad  fpätere  ber  hebräifthen  Sprathe«  (8.  VIup.,  ©ötting.  1870) 
Slationatlieb »KongChristiau  stod  vedhiijen rnaat«.  bearbeitete,  fowie  in  feiner  »Grunimatica  critica  liu- 
Scine  legten  Ccbendjahre  Berbrad)te  erburchgürforgc  guae  arabicae«  (Ceipj.  1831—33,  2 Sbe.)  u.  a.  trat 
bed  ffatmnerherm  iDioltle , bettt  er  eine  fd)öne  Obe  er  namentlidh  für  bie  ©rammatil  unb  Sietrif  bet 
gewibmet  fiat,  in  beffem  Umftänben.  SJiad)  langem  orientalifchen  Sprachen  bahnbrethenb  auf.  Seine  alt* 
»mfiedjen  ftarb  er,  lattm  38  3ahre  alt,  noch  auf  bem  teftamentlichen  Stubien  fnfjte  er  jufatttmen  in  ben 
Totenbette  bad  fdjöne  Cieb  »3ur  £>ilfe,  S?clb  pon  'Serien:  »Sie  poetifchen  Bücher  bed  Villen  Sunbed» 
©olgatpa«  bid)tenb.  Soj)  @.,  ein  momantiler  üor  (©ötting.  1835  — 39,  fpätcr  wieber  hrdg.  in  2.  u. 
ber  3«it,  ber  neuem  bänifd)en  Sßoefie  unb  Stillunft,  3.  Sufi.,  4 Sbe.),  »Sic  Sropbeten  bed  Villen  Sunbed« 
bie  biirdj  Dhlenjdjläger  jur  ©eltung  taut,  bie  Sahn  (2.  Vlufl.,  baf.  1867 — 68,  3 Sbe.)  unb  cnblid»  in  fei» 
brach,  hat  biefer  in  mehreren  feiner  fd)öitften©ebichte  nein  öauptwert:  »®ci<hid)te  bed  Solled  3dtael« 
t>6walbd  ©rab«)  baitlbar  anerlannL  ©ine  Borjüg*  (8.  Sufi.,  baf.  1864—68,  7 Sbe.),  311  bettt  noch  ein 
liehe,  offenherjige  unb  leicht  ironifchcSelbflbiographtc  Sanb:  »Sie  VlUcttütner  bed  Solled  Sdrael«  (3.  Vlufi., 
bat  C.  in  feinem  unuoüenbet  gebliebenen  Serl  »J.  baf.  1866),  ald  Tlnpang  erfchien.  G.  ift  nad)  ©efe* 
Ewalds  Lernet  og  Meninger«  gegeben.  Sie  befte  niud,  ben  er  an  Sielfeitigleit  unb  Tiefe  überragt, 
Sludgabe  ber  Serie  ©Walbd  beforgte  Cicbenberg  wenn  et  ihm  auch  an  Unbefangenheit  nicht  gleich* 
(Kopenl).  1850  — 55,  8 Sbe.);  Siographien  lieferten  tommt,  ber  eigentliche  Schöpfer  ber  hiftorifd)=Bnglct* 
SJol bed)  (1831),  39i.  Vamnterid)  (3.  Vludg.  1888),  cheitben  Sicifjobe  in  ber  femittidjen Sprad)Wiifen[d)nft 
2t.  S.  3brgenfen  (1888).  Sgl.  ß 1)  1 e n f d)  1 d g e r,  unb  Philologie  unb  unübertroffen  an  licbeOoKerSer* 
Sorlefttngen  über  6.  unb  Schiller  (Ropenlj.  1810—  fcnlung  in  ben  ©eift  bed  hebräifdjeu  Vllicrlumd.  Sem 
1812),  bie  Gharalterifttl  Pon  g.  G.  Olfen  (bai.  1835)  Jieuen  Tefiamcnt  trat®,  näher  in  ben  mciftenä  in 
unb  Sei  haben,  E.  og  de  norske  Digtere  (Ghriftia*  einem  fchroffett  ©egenfag  ju  ber  fogen.  Tübinger 
nia  1863).  Schule  ftchettben Serien:  »Sie  brei  erften®Bangeltcn 

2)3ohannPon,  bän. Offijier  unb  SRilitärfchrift»  überfegt  unb  erllärt«  (fflötting.  1850  ; 2.  Sufi.,  baf. 
iletler,  geb.  30.  SJiärj  1744  in  Raffel,  geft.  25.  3uni  1871—72,  2 Sbe.);  »Sie  Senbfdjrciben  bed  Vlpoflcld 
1813  bet  fiiel,  lämpfte  feit  1760  ald  bcffifchcr  Rabett  Saulud«  (baf.  1857);  »Sie  3ohannei[d)cn  Sthriftett« 
im  Siebenjährigen  Kriege  unb  begleitete  1776  aldRa*  (baf.  1861—62,2  Sbe.)  u.  a.  Sine  abfthlicjjenbe 
pilätt  ein  an  Snglanb  Bermietcled  he(Üid)ed  Rorpd  fhftcmatifdj«  Sarftetlung  feiner  iheologifchen  Vitt* 
nach  Slorbamerila,  wo  er  1781  nach  tapferer  ©egen*  fchauuttg  Bott  ber  biblifchm  SReligion  enthält  »Sie 
wehr  in  ©efangenfehaft  geriet  1784  heimgclri)rt,  Cehre  ber  Sibel  Bon  ©ott  ober  Theologie  bed  Villen 
warb  er  1788  bänifcher  Oberflleutitant  unbGhefcincd  uttb  Vicuett  Sunbed«  (Ceipj.  1871 — 76,  4 Sbe.). 
jd)ledwigf<hen  3‘igerlorpd,  befehligte  1803  — 1806,  Seine  polilifchen  unb  tirchenpolitifd)en  Vlnftihtcn  Per* 
m.;wijii)Vtt  gcabelt  unb  feit  1802  ©eneralmajor,  bie  focht6.mil  maBlofer^efliglcti  unb Iranltjaftcr Selbfl* 
buniidjeu  Dbferualiondlruppen  in  Sübholftein  uttb  überfdjägung  in  jabtlofen  Vtuffägen  unb  Stofchüreit. 
beteiligte  fleh  1809  an  ber  Srftürmung  ber  Bon  Sdhill  Seiber  atmen  and)  jeine  rein  wif|entd)aftiidjen  Vlrbci« 
(f.  b.)  Berteibigten  geftung  Stralfunb.  hierauf  juitt  ten  fdjon  früh  biefen  unfeligen  ©eift  ber  ßmpfinblid)* 
©eneralleutnant  ernannt,  war  er  1810—  13tomman-  teil  unb  bed  Unfehlbarleitdbünleld.  Sgl.  Saoted, 
biertnber  fflcneral  in  fcolftein.  Seine  Wid)tigfieit  nti*  H.  E.,  orientaliät  and  theologian  (Conb.  1903). 


204 


Gute  — Gnriger  3ubc. 

4)!perman  Sreberif,  bän.  StpriftfteUec,  geb.  berXrnbition  burdj  bie  Ettern,  bieSepnfudjt  naefj  ipr 
13.  Seg.  1821  in  Roben  lagen,  prall  inerte  mehrere  im  Sopn.  geinfter  ©timmungSgepalt,  tiefbringenbe 
3apre  (bis  1864)  als  Sanbmeffer  in  slorbftpleSroig  ©eelenfdjilberung , funftooUe  Xeipnif  imb  SBopllaut 
unb  lebt  [eitbem  in  Ropenbagen.  ©ein  erfteSffiert,  bie  btr  Sprarttc  ftnb  Düben  Starten  naipgurüpmen.  Sujtigr. 
anonpm  erfepienene  Gr;a!)lung  »SBalbemar  RroncS  berberc  Satiren  auf  banifepe  Berfjnltniffe,  aitcp  bie 
3ugenbgefcpid)te«  (1860  , 6.  ?lufl.  1885;  beutfep , 2.  ftpriftflellerifcpen,  ftnb  bie  als  »James  Singleton« 
Wuft,  Slorben  1884),  eine  frifdjc,  talentuolle  Sipilbc»  Berbffentlidjten  »Singletons  Udenlandsrejse«  (1891) 
rung  beS  bänifdjen  £>igplife,  Würbe  mit  grofeem  Beifall  unb  »Glaeile  over  banmark«  (1898).  Sine  Weihe 
aufgenommen.  Unter  feinem  Warnen  polgtcn  barauf  Hemer,  poffi  etlicher  Grgäplmtgen  in  Boccaccios  21  rt 
bie  Broblentromane;  »Sie  SJamilie  Worbt»)«  (1862;  ift  »Sulaniiths  Have«  (1898),  gerichtet  gegen  bie 
beutftp.Brem.  1871);  »3opanneS  Satt«  (1865);  »2Ba3  SiebenSocrleugnung  ber  »iruiern Bfifflou«,  berenSin» 
SUett  wollte«  (1869);  »Vlgntpe«  (1873;  beutfep,  2.  flu  ft  er  in  »'fjaftor  3ffprrfenS  HeipnaiptSabenb* 
ülufl.,  Worben  1884); );  »Blanfa«  (1878;  beutfep  in  (1898)  in  ergreifenber  SBeife  fcpilberte.  jn  feinen 
WeclantS  Unioerfal ■ Bibtiotbef) ; »®eorg  iReinfelb«  ficbcn  Sammlungen  »Grgäplungen«  fürS£inber(1882 
(1881);  »EparleS  üpng«  (1882)  u.  a.,  worin  S.  fiep  bi®  1900)  unb  ben»  Bier  jitrften«  (1895)  pat  er  pbepft 
atS  Dorjiiglicper  Eparafterjcicpner  ermetit.  2tutp  auf  originell  unb  amü'antWaturerfcpeinuugcn  allrgorifcp 
bem  ©ebiete  beS  piftorifepen  WornanS  lieferte  er  Ser.  in  fmblicpe  Borftedungen  umgcfleibet  unb  [o  mtt  poc« 
ftpiebene,  roieberpolt  neugebrurfte  Arbeiten,  fo:  »Sie  tifepen  Mitteln  päbagogifd)e3wedeguergieIengewufet. 
©d) weben  auf  Rronborg*  (1867;  beutlet},  3.  ‘ilufl.,  ffiorgflgliepe,  ppantäfieerregenbe  fjugenbbiteper  ftnb 
Worben  1888),  »SieSepottinguXiele«  (1871),  »Rnub  bie  ©efepieplSergäpUmgen : »Ser  Rinberfreuggug« 
©plbenftjcme«  (1875),  »WietsBrape« (1877),  »Wtttta  (1896;  beutfep,  XreSb.  1899)  unb  »Srumlin«  attS 
fearbettberg«  (1880;  beutfep,  ©otpa  1888),  »Sie  GromWellS  (feit  (1900);  in  »SDiein  Heiner  Junge« 
Sungfrauen  ber  Rönigin«  (1885),  »9Kel8  SbbefSn«  (1899)  gibt  G.  eine  ibeale  GrgiepungSlepre. 

(1886),  »©riffcitfelb«  (1888 ; brutfep , Bert.  1895),  (Sitte,  bie  Sprache  Bon  Xaporni  (f.  b.). 

»Maroline  HJiatpilbe«  (1890),  »ftlnra  BiHe«  (1892),  (Stocr  (Soer),  ein»  unb  gweimaftigeS  (Befan- 
»ÜeonoreSfriftiue«  (1895),  »SanicIWanfeow«  (1899),  S.)  Saprjeug  mit  flachem  ©oben  jur  «lug.  unb  Rü» 
»Rlein  Rirften,  SicbeSgcfepiepte«  (1901).  tRomane.  bie  ftenfaprt  fowie  gurftifeperei.  Swerfüprer,  in  §am« 
alStrcuefulturgefepieptliepeBilberoonBebeutungfinb.  bürg  bie  Öiiprer  ber  ©eputen.  Ser  Gwerfnpn  pat 

6)  Srnft,  SKaler,  gcb.  17.  ffieirg  1836  in  Berlin,  bie  Bauart  beS  GwerS,  befipt  aber  Sapnlttfen.  Xon- 
Wibntete  fiep  anfangs  auf  ber  Uninerfitiit  Bonn  bem  itengepalt  40 — 60. 

Stubium  ber  Waturwiffenfepaftcn , ging  aber  mit  19  Gitterbett,  fffrang,  Ülrtpiteft,  geb.  15.2lpril  1839 
Sapren  gur  SUiaterei  über  unb  würbe  in  Berlin  Stpü-  ju  Brafe  in  Sippe,  geft.  16.  3uttt  1889  in  2Iaepeu, 
ler  Bon  SteffeiJ.  Bon  1856  — 63  BertoeiUe  er  in  pubierte  auf  bcitt  Bolpteepnifum  in  Jpannooer,  picr 
Baris,  wo  er  ein  3®Jjr  lang  ©epilier  Bon  Eouture  unter  ftafeS Seitung,  unb  fpäter  auf  berBaualabemte 
toar.  1864  bereifte  er  jtalien,  ftnbierte  bort  oorgugS-  in  Berlin.  Wacpbem  er  eine  3eitlang  an  Berftpiebenen 
weife  bie  9Äalereicn  beö  16.  Japrp.  unb  trat  in  beut'  beutftpen  unb  poüiinbifipeit  Bapnbauten  beftpäftigt 
felbcit3apr  auf  ber  Berliner  alabemiftpettÜluSfleduttg  gewefen,  würbe  er  1870  als  Brofeffor  ber  Wrcpiteftur 
mit  bem  SBilbe  ber  ftebenXobfünben  auf,  baS  ipre  We»  att  bie  Xecpmfcpe  ^otpftpule  in  tlatpen  berufen,  wo  er 
präfentanten  aUS  reale,  im  Softüm  beS  17.  3aprp.  unter  anbentt  ben  Bau  beS  neuen  epetttifepen  Sabora» 
bargefteHtc  Berföitlitpleiten  in  artionSma^iger  Olrup  toriumä  auSfüprte.  Sr  Beröffentltcpte : »?lrtpitc(to. 
piertmg  erftpeinen  lagt.  1865  liefe  er  fei  in  Berlin  ntftpe  Entwürfe  unb  Bauausführungen«  (2.  ISufl.. 
nieber,  würbe  1868  Seprer  atft  bortigett  Sewcrbe-  Beri.  1891),  mit  31.  Weuineifter  unb  anbent  »5)ie 
ntufeum,  1874  Xireftor  Bon  beffen  UnlerritptSanftalt  Sienaiffattce  in  Belgien  unb  tpoüanb«  (Seipg.  1883 
unb  1880  fomntiffariftper  ®ire(tor  ber  Runftfepule.  bi«  1889). 

Unter  feinen  fpätem  Ülrbeiten  ftttb  befonbers  bie  1869  (Slocft,  fjlufe,  f.  Stuft, 

entftanbenen  ÜKalereien  itt  ber  Biblüttpel  beS  Watpau«  Glttig , f.  Ewigfeit. 

fcS  gu  Berlin  unb  bie  SBatpsmalereien  in  ber  Quer»  (gütige  SatnpC  (eWigeS  Sitpt),  bie  Satnpe,  bie 
paHe  ber  9(ationaIgaIerie  (bie  ftauplfgencn  ber  9!ibe»  bem  Seicpnam  Eprifti  gu  Spren  in  (atpolifdpen  Rif 
lungenfage)  gu  nennen.  Sr  lieferte  autp  Entwürfe  für  epen  ftetS  brennenb  erpaltcn  wirb.  Bgl.  Sitptftöde. 
©laSmalcreien  unb  gab  perauS:  »farbige  ISeloratio»  (gtuiger  ff  riebe,  f.  JJriebe. 

nen  alter  unb  neuer  3eit«  (Berl.  1882  -96,  2 Bbe.).  (gütige  Jiirptuttg,  ber  enbgültige  griebettSBer» 

6)  Start,  bäit.  Womanjipriftfleller,  geb.  15.  Ott.  trag,  ber,  11.  jutti  1474  bunp  Scrmittelung  2ub» 
1856,  Sopn  Bon  S.  4),  flubierte  feit  1874  befonbers  wigS  XI.  Bott  Sranlrcicp  gu  SenliS  gwijtpctt  ber 
Bpilofophie,  würbe  naep  Berfuipcn  in  bcrjtpiebenen  fiptBeigerifcpenSibgenoffenfctiaftuitbbem^aufe^tabö» 
Berufen  Joumalift  unb  Stpriftfteller,  Weilte  1884  in  bürg  gefcploffen,  bie  lßOjäpnge  RricgSperiobe  gwi» 
©tpweben,  1886  in  ©Benbborg  unb  lebt  feit  1887  fepen  ber  Sdjweig  unb  ÖfterreiQ  beenbete,  inbem  lep« 
in  Ropenpagen.  Unftet,  lute  fein  Sieben,  ift  fein  über»  tereS  cnbgültig  auf  bie  an  erftere  Berlonten  ©ebiete 
anS  probudiueS  Sdjaffctt.  Sr  Berfafetc  ©dutlbücper,  Bergidjtcte,  bie  ©ipweig  bagegen  Berfpratp,  feine  Wei» 
Überfcpnngen,  furge  fatirifipe  fflefeilftaftsftigjen  unb  lent  Sroberungen  auf  ffoften  Dfterrcid)S  gu  madjen. 
'.'i'oucHenfür3eitungenunbBroblemromane,  inbenett  $ie  e.  3i.  war  bie  BorPcbtngung  beS  grofeen  ButtbcS, 
bie  wirienStdiwadien  ©egenwnrtStuenfcpen  bie  Ron»  ber  ftd)  1474  gwifepen  ben  Sibgenoffen,  jiergog  Sieg* 
jeguengen  ber  erfepttten  Sioslöfung  Bon  Xrabition  ltttinb  Bon  Cfterreitp,  beit  eljafrticpeit  ©täbten  utib 
unb  ©itte  nieptertragen  fönnen  (»Regel  eUer  Und-  Biftpbfen  unb  Siubwig  XI.  gttr  Befitmpfung  RarlS 
tageise«,  1883;  »En  Udvej«,  1884;  »Lindegrenen«,  beS  Jtüpnen  Bon  Burgunb  btlbctc. 

1886,  beutfip:  »Ser  Üinbengweig« , ©tuttg.  1897;  Gütiger  Jttbe,  tiatp  einer  Siegenbe  ber  Stpup« 
» Fru  Johanne«,  1892).  3n  Öen  Slomanen  »Sie  alte  maiperWfpaSoeruS  Bon 3erufalent,  ber, als SprifluS 
Stube*  (2.  Stufl.  1899;  beup'cp,  SBictt  1900)  unb  auf  bem  SBege  natp  fflolgatpa  Bor  feinem  4>auS  rupen 
»CorblS  Sopn«  (1896),  in  benen  gwet ©enetationen  wollte,  ipn  mit  ©djcltwortcn  forttricb,  unb  gu  bem 
einer gamtlie  bargefteüt  ftnb,  fepilberter ben  Brud)  mit  JefuS  fpraip : »3(p  werbe  rupen,  bu  aber  foUft  gepen !« 


205 


(junger  Suee  — (iiunjce  (joangeuum. 


Seitdem  Wandert  WI)a8ocniä,  ohne  fterbcn  ju  fömien, 
ntlfclub  burd)  bie  Seit  33iefe  Grjäblung  finbet  fid) 
juerft  in  einem  anontjmen  beutfhen  Srud  Bon  1602. 
3er  ©erfaffer  beruft  fid)  auf  bab  mündliche  3cugniä 
beii  Paulus  BBit  Gißen,  SifhofS  Bon  Schleswig,  ber 
alb  Stuben!  1542  bie  auffällige  ©eftalt  in  einer  Srtrdje 
ju  Hamburg  barfuß  berSfamel  gegenüber  habe  fteljen 
[eben  unb  albbann  auf  fein  ©efingen  Bon  WbabBerub 
felbft  jene 'IKüteüungen  erhalten  habe.  %lLbs  iBefent» 
Udje  Duelle  bat  ber  Schrift  aber  augenfheinlid)  bie 
im  16.  3abrb.  gebrudtc,  gegen  1250  oerfaßte  Ebro* 
uit  beb  DuittbäuS  ©arifimfö  gebient,  bie  ibrerfeitb 
loieberutn  eine  Dfodjridjt  beb  ©broniften  ifiogcr  Bon 
Senbower  jurn  1228,  bie  ältefte,  bie  wirfen- 
nen,  mit  einigen  3ufägen  wicbergcgeben  bat.  3a* 
uad)  fall  ein  bamalb  in  Gnglanb  weilender  anneiii- 
feber  ©ifhof  auj  bie  grage  narb  einem  Wugcnjeugen 
beb  Seihend  ©b'.ifti , ber  bem  öerüdite  midi  nod)  im 
Orient  lebe,  erjagt  haben,  er  leime  biefen  Kann  febr 
looljt ; er  beige  SlartapbiloO,  habe  alb  Sürbütcr 
beb  ©ilatud  den  S>eilanb  auf  bem  Sege  jur  ftratji» 
gung  mit  einem  gauftfhlag  unb  bübntfeben  Sorten 
ju  f.bneUerm  ©eben  angetrieben  unb  müffe  bafür 
auf  ©brifti  ©cbot  btb  ju  beffen  bereinftiger  Sieber« 
lunft  rajtlob  toanbem;  alle  hundert  3al|te  oerjünge 
er  ftdb  loicbcr.  Huh  ©bilipp  SKoubleb,  ber  Serfajför 
einer  flanbrifhcn  3{eimd)ronit  (um  1243),  beriditcl 
bie  Segenbe.  3«  3talien  tourbe  ber  ßioige  3ube  naeb 
bem  ©cridjt  beb  Vlftrologen  ©uibo  ©onatti,  ber  im 
13.  Sabel)-  lebte,  1267  ju  gorli  unb  im  14.  3abrb- 
nach  ber  lUtitteilung  beb  ©broniften  Sijio  ju  Siena  ge« 
(eben.  Gr toirbbort © u tta  b e ub  (©uttabio,  >Sd)lage« 
gott«)  genannt,  ein  Siame,  unter  bem  er  nod)  beute 
m Stauen  belannt  ift , unb  ber  Bon  bort  aueb  in  bie 
Srelagne  drang  (Soufccbeo).  Senßcim  ber  Sage  bil- 
det toubl  bab  Sott  ©brifti,  'Diattb-  16,  28,  baß  einige 
ben  Job  nid)t  febincden  würben  biä  ju  feiner  Sieber- 
tunft.  3bre  inaßgebenbe  ©eftalt  unb  ihre  äußerndem» 
lidje  ©erbreitung  bat  fie  erft  burd)  ben  crtoäbnten 
2 rud  Bon  1602  erbalten,  in  bem  ber  Ewige  3ube 
aud)  juerft  21babuerub  genannt  wirb.  Sab  ©lichtem 
Würbe  oft  aufgelegt  unb  erweitert  (erneuert  in  Sim» 
rodb  »Seutfdjen  ©olfebüheru«)  fotoie  aud)  inb  Sa« 
teinifhe,  grangöfifebe  unt  §oUänbifhe  überlegt.  Seit- 
dem ift  bie  öeftalt  beb  ilbaboer  in  bie  ©oUOjage  unb 
©oUdpoefic  ber  oerfhiebenen  Nationen  übergegangen, 
t.  tü.  in  ben  Jiieberlanben  unter  bem  Slawen  Slaal 
Saquebem,  in  Spanien  unter  bem  Slawen  3uan  Ga» 
pera-en-Sioa  («$>off’  auf  ©ott«) ; bort  foQ  er  eine 
idjtoarje  ©inbe  auf  ber  Stirn  tragen,  mit  ber  er  ein 
ftammenbeb  Streu,)  bebedt,  bab  fein  ©etjini  ebenfo 
id)nell,  toie  cb  wädift,  loieberBerjcbrt;  utebrfad) würbe 
bie  Sage  burd)  bie  Überlieferungen  uom  wüben  Sä- 
ger beeinflußt.  Seil  bem  18.  3"brb  trat  fte  auch  ihre 
Säuberung  burd)  bab  Dicid)  ber  Stiinfibid)tung  an, 
wo  fte,  im  ©cgentaK  jurgauftjage,  bib  auf  bie  neuefle 
3eit  in  fteter  Sanblung  unb  gortbitbung  begriffen 
i|t  Semt  wäbrenb  burd)  bie  Berfdiiebenen  gauftbid)- 
tungeit  ftetb  berfelbe  ©runbgebante  gebt,  erfheint  in 
ben  poetifeben  ©carbctlungeit  ber  Sage  uom  3U)aa- 
Ber  ber  urfprünglthe  ©ebanfe  mannigfad)  gebeutet, 
nah  Berfdiiebenen,  oft  großartigen  ©efidik-punlten 
erweitert  unb  mit  anbern  Sbeen  unb  ©erfonen  Ber* 
Inüpft.  Sir  erinnenr  junnd)ft  an  baa  gragment  non 
©oetbe(1774),  ber  tbn  juui^iclben  eincb Gpo» inadien 
uioUte,  an  bie  Schilderung  (Ibr-  3.  Sdiubartö  in  tei- 
len befannter  Slbapfobic,  an  bie  ©cbid)te  uon  Sl.  S. 
3d)iegci  (»Sie  Sarnung«),  illoia  Shreibcr,  Gb. 
B.  Sdjenf,  ©.  ©fijer,  Silbclm  SJiüUtr,  Di.  fienau. 


3ebliJ  (»Sic  Sanberungen  beä  ®baaoeru8«,  grag- 
ment) u.  a.,  bie  ben  Ewigen  Suben  jum  ©egenilanb 
tjaben.  Eine  großartige  ©ebanblung  finbet  bie  Sage 
in  3-  SJiofcns  epiihfm  ©ebiht  »SfbaäBer«  (1838), 
worin  ber  Ewige  Sube  in  fhroffen  ©egenfap  jum 
©brijtentum  tritt.  Seicht  alfo,  nielmebr  für  bie  »Sie» 
tigion  ber  Siebe«  eintretenb  erfdjeint  bie  Sagengeflalt 
in  bttn  Sloman  Bon  Eugen  Sue  (1845),  ber  bem 
Ewigen  3uben  aud)  eine  ewige  3übin  beigefeilt.  Shon 
früher  batte  Edgar  Ciuinet  ein  nierlwürbiged  SHpftc» 
nutit:  «Aliasvere«  (1833),  gefhrieben,  bad  er  ab! 
eine  »ffiefhihte  ber  Seit,  ©ottcä  in  ber  Seit  unb 
bea  3®eifeld  in  ber  Seit«  binfteUt.  3"  attbrer  Seife 
mad)t  ben  Ewigen  3uben  S.  ßöbler  in  bem  ©ebid)t 
»3er  neue  ilbasoer«  (1841)  jum  ^roppeten  bergrei» 
beit  Scnin  Shüding  führte  ihn  in  ber  Epifobe  »Sie 
brei  greier«  feined  SomanJ  »3er  Bauemfürft«  ( 1851) 
Bor.  31ad)  einer  jiemlid)  unbebeutenben  'Jlouetle  Bon 
granj  Iporn  biebtete  filinaemann  fein  Srauerfpicl 
• UlbiiüBer«  (1827),  beffen  iüelrolle  S.  Seorient  mit 
Vorliebe  fpielte.  Soll  erhabener  ©ebanfcit  ift  baä  be- 
treffende ©ebiebt  beb  2änen  Vlnberfen,  ber  ben  3u« 
ben  jum  »Engel  bed  3weifelb«  und  juglcid)  jumSier. 
tretet  bei  ftarren  3el)ooaglaubeniJ  madjt,  eine  fluf- 
faffung,  der  auh  S. Jpcller  in  feiner  Sichtung  »<lbab- 
Deruo-  (1866)  unb  Dl.  fertig  in  feinem  Srattia 
»3erufalem«  (1874)  beitritt,  wäbrenb  9i.  tmmer* 
linaä  Epoä  »Wbaäoer  in  SRom«  (1866)  ben  Ewigen 
Suben  ald  ben  ewigen,  b.  b-  gualnoll  immer  leben- 
ben,  ftrebenben  und  ringenden  StKenfhen  binftetlt 
$luh  Siobert  ©ifele  bat  ein  Epod : »Slbaäuerue , ber 
Gwige  3ube«  (1864),  Veröffentlicht,  ©armen  Stjloa 
eine  bihterifhe  ©ebanblung  ber  Sage  (»3eboua«, 
1882),  worin  31baoBeruO  wieber  ald  Sijpue  bc«  3wei- 
felü  gefhilbert  wirb,  enblih  Saj  .vmudbofer  eine 
bramatifebe  Sidjtung:  »Ser  ewige  3ubc«  (1886). 
©gl. be joitberst ©.©arid,  Lejuif  errunt (©ar.  1 880), 
unb  11.  Sieubauer,  Sie  Sagt  oom  ewigen  3uben 
(2.  2lu4g.,  lleipj.  1893);  ferner  ©raffe,  SerSann- 
bäufer  unb  ewige  Sude  (2.  Suff-,  Sreab.  1861); 
griebr.  fpelbig,  Sie  Sage  Bom  Ewigen  3uben,  ihre 
Entftebung  unb  poetijhe  Sanblung  (8ert  1874); 
Eon  WOB,  The  AVandering  Jew  (lionb.  1881)  unb 
bie  Schriften  Bon  Sudjomel  (©rag  1881—83)  unb 
fßautud  Gaffel  (Seil.  1885). 

(Stsiger  SUcc,  f.  Galega. 

Gwigcr  Hanbfricbc,  ber  auf  bem  Sieicbbtrig  ju 
Sorna  7.  tlug.  1495  unter  ßaifer  ÜRajintilian  I.  ge- 
stiftete unb  nadimala  üjtcrä  ergänjte  unb  befläligte 
llanbfricbe,  woburh  jeber  ©ebraud)  bed  gau|tred|U 
nlä  Sanbfricbenäbrud)  erflärt  unb  mit  ber  31cid)ead)t 
bebrol)t  Würbe  (f.  2anbfriebe). 

Gtuigeo  Gbift,  1577  Bon  Son  3uan  b’Sluftria 
mit  ben  ©eneralflaatcn  gefhloffcn;  aud)  ber  1667 
gegen  Se  Sitte  9iatfd]lägc  burdjgejepte,  aber  ihm  ge- 
Wol)nlidb  jugefebriebene  Scfdjtufi  ber  Staaten  Bon 
(jotlanb,  bau  die  Stallbaltcrwürbe  in  Rolland  ab» 
gefhafft  werben  unb  aud)  in  ben  übrigen  ©roBinjen 
ber  ©encralfapitän  nihtjugleih  Statthalter  fein  follte ; 
ed  warb  1672  aufgehoben. 

Gütige«  Giiangcliunt  (lat.  Evangelium  aeter- 
uum)  nannte  man  nah  Cffenb.  14,  6 bie  Schriften 
bed  VUitca  3oad)im  uon  glorid  (giore)  in  ßalabrien 
(geft.  1202,  f.  glonajciijer),  ber  niht  fclbjt  ©ropbet 
fein,  Wob!  aber  bie  ffiabc  befipcn  wollte,  die  biblifhen 
Seiefagungen  ju  beuten,  unb  fpäter  als)  nationaler 
'•Prophet  Stalicnb  galt.  Seiner  drei  Shriften  (»Uber 
concurdantiae  Novi  et  Veteris  Testamenti«,  »l’sal- 
terium  decem  ehordarum«,  »Eipositio  in  Apoca- 


206 


©ntiged  Jener  — Graminatoriinn. 


lypsin«)  bemächtigte  ft  eh  ber  apofalt)ptifd)c  ganatid» 
mud  ber  gegen  Born  immer  feindlicher  auftretenben 
fptritualijttjcbeit  granjidfaner.  Um  1254  fchrieb  ber 
SlRittorit  ©tjernrbino  »ott  8orgo  ©an  Sonntno  eine 
Einleitung  (»Liber  introductorius«)  ju  ben  unter 
bem  Kamen  »e.  ß.«  jufammengcjtentrn  Büchern  best 
ffoachim,  marin  bad  papfttum  gerabeju  ald  ungeiü-- 
Iidje3Ra<i)t,  ja  [agar  bad  apoftoli[rf)e  Stjnftenlum  fclbft 
old  eine  unbolltommene  Stufe  ber  Entwicfetung  er- 
fdjctnt.  Sie  Schrift  nmrbe  auf  päpftlichen  SJefetjl  fon» 
fidjiert,  berBerfaffer  büfjte  mit  lRjä^riger  Kerferljaft. 
Bgl.  ® d)  n e i b e r , 3oad)im  »on  glorid  unb  bie  Wpo» 
faltjptifcr  bed  SDfittclalterd  (Sillingen  1873);  pre» 
g er,  Sad  Evangelium  aeternum  unb  Joachim  »on 
glorid  (SRüncf).  1874);  SReuter,  ®efd)icbte  ber  reli» 
aiöfen  Wuftlärung  imäSittelalter,  8b.2  (Berl.1877); 
Söllinger,  Ser  ffieidfagungdglaube  unb  bad  pro 
phetentum  in  ber  djriftlidjen  3*it  (»Kleine  Schriften«, 
j)rdg.  »on  SReufd) , Stuttg.  1890). 

©toiged  fjftuer,  f.  §ciliged  geucr. 

©toiged  reben  beißt  in  ber  religiBfen  ©eltan» 
fdjauung,  jumal  in  ber  djriftlidjen,  ber  BoQenbungd» 
juftanb  bed  perfönlidjcn  ©efend.  Somit  er  nid) t »ewig 
lebe«  unb  baburef)  jur  gewonnenen  Erfenntnid  auch 
bad  anbre  Stüd  ber  ©ottgleichheit  an  ftd)  reifte,  wirb 
ber  Sllenfd)  (1-  3Rof.  3,  22)  aud  bem  Parabied  »er» 
bannt.  Saft  aber  e.  ii.  fliefte  au«  ber  ffiemeinfebaft 
mit  ©ott,  bent  ewig  Sebenbigen,  ift  eine  Jbce,  bie  bad 
fonft  niebt  über  bic  ©renjlinie  bed  Siedfcitd  ftd)  er» 
bebenbe  Bctoufttfcin  bed  altern  ßebräertuinH  febon 
in  ben  Pfalmen  (16, 10. 11;  73,  26)  juweiten  burdj- 
bricht.  3n[onberbeit  aber  bilbet  fie  im  Unierfdjieb 
»on  bem  gried)ifd)en  Sdjulbegriff  ber  Unfterblidjteit 
(f.  b.)  unb  bem  bad  nadjcriliidie  Judentum  fennjeieb- 
nenben  Sogma  »on  ber  Dtuferflebung  bie  fpejiftfcf) 
d)riftlid)t  gönn  bed  3llflmftäglaubend,  wie  fie  befon» 
berd  in  bem  »ierten  Eoangelium  nuSgefiibrt  wirb. 
Sen  abfoluten  SSert  bed  im  ihriftliehen  ©ottedbewuftt» 
fein  jurfittlidjcn  Seife  gediehenen  petfönlicf)en  ©eifted» 
lebend  feftfteßenb , ent geftt  ftd)  bie  Borftellung  »om 
croigenfieben  freilich  aßen  Weitem »erftanbedmaftigen 
Bcftimmungen,  fofem  fie,  ald  juftanb  fertiger  Boß, 
ettbung  gebucht , ben  Begriff  bed  entliehen  unb  ge» 
fd)i>pflid)en Safcinä,  ald  ettblofe  gortentwidelung  » or» 
gcftellt,  ben  rcligiöfett  fflrunbgebanfen  eined  bepnili» 
erreidjtcn  3iclc-i  aufbebt. 

©Wtged  Sicht,  f.  Ewige  Campe. 

©toige  Stabt  (lat.  Urbs  aeterna),  offtjieKer 
ßbventtame  SKomd  bereitd  im  4.  Jahrhundert 
©tttiggclb , f.  SRente. 

©toigfeif  (altboeftb.  etva,  lat.  aevum,  gried). 
aiiiu),  bie  Bemeimmg  der  3eit . äunäehft  »orgefteflt 
ald  3*0  nach  unb  hinter  ber  3*ü,  bann  auch  ald 
3eit  »or  ber  3eit,  ald  anfangd»  unb  enblofe  3eit, 
wie  im  fpiitem  Parfidmud  3 f r 11  a n e ültarane. 
Sad  gewöbnlitbfte  unb  »erftänblidjjle  Sptnbol  ber  E. 
ift  eine  Schlange,  mit  bem  Schwang  im  SJiunb  einen 
Kreid  bilbenb.  Unter  E.  ber  fcöllenftrafen  »er» 
ftcfjt  bic  fiircbenlebre  bie  Enblofigfeit  ber  Berbamnt* 
nid  (f.  fjöße).  Sie  E.  ber  ©eit  ober  ein  anfangd» 
unb  ettblofed  Sein  ber  ©eit  ober  Wenigftend  bed  ©eil» 
ftoffed  behaupten  nicht  bloft  ber  fjuftojoidmud  ('An- 
nahme einer  belebten  SRaterie)  unb  ber  Bamfjctdmud 
(ft  b.),  fonbern  auch  bie  fpefulatiben  Spfteme  ber 
Sfjeolagic,  fofem  ber  S.  ©otted  ein  ewiged  Dbjeft 
jeined  Senfend  unb  Schaffend  entfpndjenmüffe.  Siefe 
6.  ©otted  ift  bie  ßigenfeftaft  ©otted,  nach  ber  bie 
Scbranlcn  ber  mit  ber  ©eit  unb  ihren  Beränbcrmt» 
gen  entjtanbenen  3eit  auf  iftn,  ben  Urheber  ber  3eit, 


feine  91nWenbung  erleiben.  Keuerbingd  erfuhren  alle 
biefe  Sogmcn  eine  ber  Entbechittg  Kantd  (wonach  bie 
3eit  nur  eine  fubjeftibe  gomt  ber  ?lnfd)auung  bar» 
jlellt)  entfprechenbe  Umbilbung.  unb  man  »erftebt  in» 
folgebeffen  unter  E.  nicht  fowof)l  bie  nach  »om  unb 
hinten  ind  Enblofe  »erlcingerte  3<it,  ald  »ielmehr  bad 
ber  fubjeftiom  3eitfomt  entgegengefePte  intclligible 
©efen,  fo  baft  fflottheit  unb  ©eit  fld)  unterfdjcibeu 
wie  S.  unb  3«*- 

©ioingfee,  f.  ©eferidjfee. 

©IttK  (Eweft),  gluft  itnmff.®ou». Siolanb, fSdt. 
nactjbem  er  ftd)  burd)  bie  3ga,  SJerbia  unb  attbre 
Bäche  »erftärft  hat,  redjtd  in  bie  Süna. 

Ex  (tat.  iPrcipofition),  aud;  aud)  »ju  ßnbe,  bor 
bei,  geWefen«,  entfprechcnb  bem  frattj.  ci-devant  alo 
BeftimmungdWort  »or  Beseidptungen  »on  'ilmtem, 
Siteln,  ©iirbett  :c.,  j.  8.  Effönig,  Ejpniitifter  tc. 
©S,  gluft,  f.  Epe. 

Ex  abrupto  i lat.) , plbftlich,  unberfeftend. 

Ex  adverso  (lat.),  »ott  ber  ©egenfeite. 

(lat-),  übertreiben;  ©joggera» 
tion,  rhetorijehe  gigur;  Bergröfterung , Übertrei 
bung  im  l’ludbmd,  baiuit  berSegenftanb  bebeutungd 
»oder  erfdteine;  ejaggeratortfd),  übertreibenb. 

©ragiticten  (lat.),  aufregen,  beunruhigen,  quä 
len;  ßpagitation,  Aufregung,  Beunruhigung. 

®rd(t  (lat.) , genau  erwogen  ober  geprüft  ; aud) 
»on  ffterfonen  gebräuchlich  '■  ejafter  föienfd).  berjenige. 
Welcher  bad  ihm  Ebliegenbe  mit  ©enauigfeit  unb 
Biinftlichfeit  »oüführt.  Sjafte  ©iffenfchaften 
beiften  biejenigen,  welche  bie  ihnen  Sorliegenbcn  Pro- 
bleme mathematifdj  genau  ju  IBfen  fliehen,  maä  »or< 
nehmlid)  auf  ben  ©ebieten  bed  ©iffend  möglich  'ft, 
Wo  bie  Cbjefte  bedßrfenneud©röften»erhältniffc  bar 
bieten,  alfo,  aufter  in  ber  5Dfatf)ematif  felbft,  in  bei 
Bbhftf,  Ehemie,  flftronoinie , ©echanif  tc. 

©jaftion (lat).  Ein»,  Beitreibung  »on  Selbem; 
aud)  Erpreffung ; E % a 1 1 i o n en  (exaettones,  talliae), 
aufterorbcntlid)e  firehlidje,  nur  mit  ftaatlicher  ©eneb- 
migung  attflegbare  Steuern  ober  Erhöhungen  Pon 
bereitd  üblichen  Abgaben  behufd  Erreichung  gewiffer 
fircfoltdjcr 

©pafttliibc  (franj.),  ©enauigfeit,  Pilnftlichteit. 
©palgttt  (3R  e t h hl  a c e t a n i l i 5)  C,H,  ,K0  entfielt 
beim  ttrljiften  pon  wictliplanilin  mit  Bcettjlchlorib, 
bilbet  lange,  farblofe  ffriitarinabeln,  ift  in  faltetet 
Saffer  fd)Wcr,  in  Wlfohol  leichter  tödlich,  fchntiljt  bei 
10Oa  unb  ftebet  bei  240—250“.  Ed  Wirft  antifeptifef) 
unb  temperaturemiebrigenb  unb  Wirb  bei  Keural* 
gien,3Rigränc  unb  ©elenfrheumatidmud  angewenbet. 

©paltäbod (fpan.,  »Exaltierte«),  Bezeichnung  ber 
bemotratifchen  lUtrad  itt  Spanien,  feit  ber  SRetolu» 
tion  »on  1820  gebräuchlich,  im  ©egettfab  ju  ben  illlo 
berabod;  fie  hatten  1822  nur  furje  3eit  bie  Sxrrfdiaft 
inne  unb  miftbraudjten  fie  ju  etnem  nujjlofett  Ser» 
roridntud. 

Exalt üf  io  criicis,  f.  Rreujederhöhtmg. 
©jaltarion  (lat.),  bic  affefioofle,  leibenf efeaf tlicfee 
Erhebung  ober  Spannung  bed  ©erniitd  unb  ©iüend, 
in  ber  ftd)  ber  äRenfcf)  ju  einer  auftcrgewöhnlichen 
Sätigfeit  angeregt  fühlt;  ejattieren,  in  E.  »er- 
feften  (befonberd  tut  Partizip  cjaltiert  gebräuchlich). 

©gamen  (fflehrjahl  Examina,  lat.),  Prüfung 
(f.  b. ) , Examen  testium , 3eugenberhör. 

©Xamittattb  (lat),  ein  ju  prüfenber,  Prüfling; 
Sxamination,  Prüfung,  Untcrfuchung,  Berhör; 
Examinator,  ber  Prüfcnbe,  Unterfuchenbe. 

©gamiiiotorfum  (lat),  Uniberfitätdoorlefung 
jur  Borbcrcitung  auf  ein  Examen;  baher  meift  in 


Gramtnieren  — 

fragcnbcr  Acbrform  unb  gewöhnlich  Don  jungem  So- 
gatten  ({Repetenten)  gepalten. 

©jaminicrcn  (lut.),  prüfen,  aulfragen, 
©jamiuicrtrupp,  f.  3id)erf)eitlbienft. 

Ex  animo  (lat.),  Don  Herren,  mit  Sorfap. 
©jantbem  (gried).).  baä  »Vlufblüpen«,  baber  ber 
VIu3fd)lag,  eine  fcpon  bei  £>ippofrateä  gebrSudjIidjc 
Bejeicfmüng  für  einen  roten  fledigen  foautauäfd)lag ; 
and)  franfljafte  Erfepeinung  an  ber  Cberflüdie  oon 
Bflanjen;  f.  Vtuäfdjlag.  6 { a n t p e m a t i [ cp , mit  £>aut* 
ane'djlng  uerbunbcm  [v^ud. 

©jaiitbcmntiirber  Itjpfjuö,  gicdfieber,  f.  2t) 
Ex  aequo  et  bono  (lat.),  nach  Söitliqfcit  u.  9icd)t. 
©jraration  (lat.,  VI uäfurdjung),  bie  burd)  bie 
Bewegung  ber  ©letfdjer  beruorgcbracpte  Senubation 
im  geläuntergrunb. 

©jard)  (Ejarcpoä,  gried).),  Befehlshaber,  gelb 
pcrr,  feit  bcitt  ö.  3al)i'f)-  ofpjicllcr  Xitel  ber  jugleid) 
mit  ber  pöchflen  mclitarifdien  unb  jiBilen  fflewalt  bc* 
tleibeten  bp  jantinifeben  Statthalter  injtalien(6rar* 
djat  non  Siaoenna,  f.  unten)  unb  Vlfrifa.  Sann  häu- 
fige Sejeidmuitg  her  Metropoliten  in  ber  allen  ff  ird)e, 
jeitwciie  aud)  gemiffer  Cbermetropolikn.  3m  Mittel» 
alter  ift®.  nur  ein  Xitel  ohne  imterfd)cibenbe  3ied)te. 
Sen  Ittel  6.  führt  aud)  ber  Srimaä  ber  bulgarifdicn 
Jtirdje  feit  ihrer  Xrennuna  oom  Satriarcpat  in  Äon- 
ftanlmopet(f.  Bulgarien,  ®.  587,  u.©riedjifd)eJKrd)e). 

©garipat  (gried).),  baä  ©ebiet,  baä  ber  griedjifcpe 
ßaijec  in  Italien  nad)  bem  Einfall  ber  Aangobarben 
in  Italien  bis  inä  8.  japrb.  behauptete,  unb  baä  an- 
fänglich 3iom  unb  bie  Dlomagna,  Senebig,  Sftrien, 
einen  großen  Xeil  Bon  Mittel-  unb  ganj  Untcritalicn 
umfaßte,  aber  mehr  unb  mebr  jufammenfdjmolj.  E3 
War  benannt  nadj  bem  Xitel  beä  taiferlidjen  Statt* 
balterä,  Ejarcb  (f.  oben),  beffen  Sig  ifiaucnna  war. 
Vln  ber  Spige  bei  Ejardjatä  ftanb  naib  Jlarfeä,  ber 
Befieger  ber  Dftgotcn,  ber  fßräfcft  Songinuä,  unter 
bem  bie  568  eingefallenen  Aangobarben  ben  größten 
Xeil  Bon  Dberitalien  eroberten,  fo  baß  bieBpjantiner 
fub  nur  b'nter  ben  Mauern  ber  Stähle  behaupten 
tonnten.  Ser  erfte  eigentliche  Ejard)  Bon  Jtaüen 
febeint  um  584  Seciuä  getoefen  ju  fein;  auf  üjn  folgte 
585 — 589  Sntaragbuä,  ber  einen  SBaffenftiUftanb  mit 
ben  Aangobarben  fdilofj.  Sod)  bauerten  aud)  unter 
ben  folgenben  Sjardjen  bie  Sümpfe  mit  biefen  fort, 
meift  jum  91ad)teil  ber  Bpjantiner.  Xer  Ejard)  Eleu* 
tberiuä  erllürte  fub  619  für  unabhängig  Bon  San* 
ftantinopel  unb  warf  fld)  jum  Raifer  beä  IBeftreidjeä 
auf,  warb  aber  auf  bem  .yuge  nach  3!om  Bon  feinen 
Solbaten  ennorbet.  Um  bie  Mitte  beä  7.  Japr!).  ent- 
riß ber  Aangobarbenfönig  Kotbari,  Waprfcbetnltd)  nad) 
bem  Xobe  belEjardjen  yfatiuä  (625—643),  ben  Bp» 
jammern  toieberum  bebeutenbe©«bietäteile.  Sie  tbeo« 
logifeben  Streitigfeiten  unb  bie  XbronumtDÜIjungen 
in  ftonftantinopel  loderten  in  ber  nüdjften  3eit  all* 
mäblid)  bal  Banb  jtoifdjen  ben  italienifcben  fßrooinien 
unb  bem  Raiferreid),  unb  tnieberbolt  tarn  cä  ju  Er* 
bebimgen  ber  §eere  Bon  SaBenna  unb  Stalicn  gegen 
bie  Sfatfer.  SJiamentlid)  infolge  eineä  neuen  Steuer* 
nefeßeä  beä  Raifcrä  Aeo  IH.  beä  Jfauricrä  unb  feiner 
Erlaffe  gegen  bie  BilberBerebnmg  brach  unter  Mit» 
wirfung  beä  ©apfteä  ®regor  II.  ein  allgemeiner  Vtuf* 
ftanb  in  3talien  auä,  möbrenb  beffen  ber  Ejarcb  Bau- 
lul  726  ober  727  getötet  würbe;  Benetien  febeint  bei 
biefer  ©elegenbeit  feine  Berbinbung  mit  3ftrien  gelöft 
unb  fid)  ein  eigneä  Oberhaupt  in  berBcrfon  beä  erften 
dui  (Soge),  Baulutiuä,  gefejjt  ju  haben.  Sicfe  3Sir* 
ren  benujte  ber  Aangobarbenfönig  Aiutpranb  ju  er- 
folgreichen Vingriffen  auf  baä  bpjantinifebe  ©ebiet; 


Exauctoratio.  207 

er  eroberte  SRami,  Elaffiä,  bie  ©afenftabt  Bon  3ia* 
Benna,  Bietleiiht  auf  furje  ^eit  JRaoenna  felbft,  ferner 
eine  Vlnjaljl  Bon  Stabten  tn  ber  Emilia  unb  Benta* 
poliä  unb  bebrobte  Äom.  3war  Stellte  ber  727  nach 
Italien  gefanbte  Ejarcb  Eutpcpiuä  bie  faiferlicpe 
Vlutorität  in  5iom  unb  SSaBenna  mieber  per;  aber  auf 
bie  Sauer  War  biefe  nicht  mehr  aufrecht  ju  erhalten. 
3n  Sfom  fteigerte  fiep  bie  Weltliche  Madn  beä  Bnpfl* 
turnä ; mit  bem  ©apft  3ad)aria3  fdjlofi  Aiutpranb  742 
einen  grieben  auf  20  3abre.  3m  folgenben  Jahre 
griff  er  baä  ®.  aufä  neue  an  unb  bereitete  bie  Bela- 
gerung Stascnnaä  Bor,  biä  ber  ©opft  aud)  hier  ben 
iSaffcnflillftanb  BermitteUe.  Sein  jioeiter  Bacbfolger, 
Balcbiä,  erneuerte  auf  päpftlidje  Bermütelmtg  ben 
grieben.  Seifen  3fad)foIger  Vlifiulf  eroberte  751  3ia* 
oenna  nnb  machte  bem  E.  ein  Enbe.  3*ar  febritt 
nun  auf  Vlnrufen  beä  BapfteäBippin,  ber  Sebcrrfcber 
ber  grauten,  gegen  bie  Aangobarben  ein  unb  entriß 
ihnen  ihre  legten  Eroberungen ; aber  biefe  (ehrten  nicht 
unter  bie  bpjantinifche  Serrfchaft  juriid.  Sie  ©rie- 
chen behaupteten  nur  Sübilalien,  oertoren  aber  im 
näd)ften  3ahrbunbert  aud)  Si  jilien  an  bie  Sara  jenen. 
Sgl. Sieh I,  Stüdes  sur  l’administration  byzantino 
dana  l’ex&rchat  de  Kavenne  (Bar.  1888);  bp  art- 
rn  a n n . Unterfucpungen  jur  ©eldjicpte  ber  bpjantini* 
fepen  Berwaltung  non  3talien  (Aeipj.  1889);  ßopn. 
Sie  Stellung  ber  bptantinifepen  Statthalter  in  Ober- 
unb  Mittelitalien  (Beri.  1889). 

©jartifulation  (lat.),  bie  Vlbfepung  eineä  ©lie- 
bes in  einem  ©elcnt  burep  Eröffnung  ber©elenffap[e! 
unb  Surdifdjneibung  ber  ©eletifbünbcr,  opne  Ber» 
lepung  beä  Slnocpenä  (bei  ber  Vfmputatüut  Wirb  ber 
Stnodjen  jwifepen  jwei  ©elenfen  burdjfägt).  Viapert 
fid)  baä  betreffenbe  fflelenf  Bennöge  bei  gorm  feiner 
©elcnfflädjen  einem  Rugelgelenl  (j.  B.  $üftgelenl), 
fo  btifti  bie  Operation  aud)  Enufleatiou.  Vlllge* 
meine  Borjttgc  ober  Siadjteile  bürfen  ber  S.  tm  öe* 

«jur  Vimputation  nidjt  jugefebrieben  werben. 

ngt  nielmebr  Bon  ben  mbtoibueüen  Berbält« 
niffeit  jebcä  cinjelnengatleä  ab,  ob  bie  eine  oberanbre 
Vtrt  ber  Vlbfepimg  beä  ffiliebeä  ju  Wählen  ift,  wobei 
jebod)  ftetä  ber  ©runbfaf)  beobachtet  werben  muß,  baj) 
foBiel  wie  möglid)  Bon  bem  ©lieb  erhalten  Werben 
muff.  Bei  Keinen  ©licbmafsen,  j.  B.  bei  gingern  unb 
3el»en,  Berbient  bie  E.  Bor  ber  Vimputation  fepon  beä* 
halb  ben  Borjug,  Weil  bie  lefjtere  ju  urnftänblich  ift. 
Sie  früper  fo  febr  gefürchteten  ©efapren  einer  grei* 
legung  ber  ffielenffläipen  bei  ber  E.  pnb  burch  bie 
neuen  antifeptifdjen  Mclpoben  befeitigt. 

©jafperation  (lat.),  Erbitteneng,  Serfdjürfung; 
ejajpcrieren,  erbittern,  ein  Übel  uerfdjärfen.  Era* 
fpcrationäprinjip  ober  Vlfperationäprinjip, 
imSirafrccht®ncnbfag,  beim  3ufammentreffen  meh- 
rerer Straftaten  nicht  etwa  bie  für  jebe  einjelne  Straf- 
tat erfannten  Strafen  jufammenjujäblen  unb  aläffle* 
fnmtftrafe  auäjufpredjen,  fonbern  bieBerwirlteljöebfte 
Strafe  alä  Einfapftrafc  feftju^alten  unb  bie  übri- 
gen Einjelftrafen  Bcrpältniäniäfiig  ju  fürjen  unb  jur 
Sinfapftrafe  hinjujurechnen,  fo  baß  bie  ©efamlftrafe 
geringer  ift  alä  bie  Summe  (amtlicher  Einjelftrafen. 
hierbei  barf  bie  ©efamtfirafe  bie  Aiöpe  Bon  153ahren 
3ud)tl)au3,  10  Japren  ©efängniä  unb  15  Japren 
geftung  nicht  überfchreiten  (§74  beä Seutfchcn Bcichä- 
ftrofgefegbucbeä). 

Ex  aase  (lat.),  gnu i,  BöIIig,  bei  Jiclter  u Bfeitnig ; 
herese.a.,  nach  römiiepem Siecht  foBiel wieVlDcinerbe. 

Exauc  toratio  (lat.,  boh auetorameutum,  £ianb* 
gelb),  bei  ben  Siömem  bie  Entlaffuug  auä  bem 
Sricgäbienft. 


208 


Exaudi  — Excoecaria. 


Ex  au  di  (lat.,  > Erljörc !«),  Sejeicbtuing  DeS  fechftcti 
Sonntags  nad)  Oftem,  hergenommen  Dom  3ntroi* 
tuS  (f.  b.)  biefesS  ITageS:  pfalm  27,  7. 

©jaiigutatioii  (lat.),  bei  ben  SOömcm  btt  Stuf* 
bebung  btr  tpeiligfeit  eines  geweihten  ffiegcnftanbeS 
(Jctnpel  u.  a.)  uttb  bit  Siüdgabe  an  ben  profanen 
öebraud)  (fflegenfafc : Inauguration) ; balier  ej< 
augurieren,  beS  tjeiligen  EbaratterS  enttleiben. 

(SjanftoricrcH  (lat.),  einen  beS  $ienfte£,  inSbef. 
im  §eer  (Dgl.  Eraucturatio),  entlaffen,  beS  EibeS 
(auctonmentum)  entbinben. 

©pagcrbicrctt  (tat.),  erbitttm,  Derfcblititment; 
Ep  a gerbation,  Erbitterung;  plöjliche  Steigerung 
ber  Symptome  einer  Kranlbeit,  befonbcrS  Steigerung 
Pon  gteberanfäüen  (©egenfaj:  Sieutif(ion). 

Ex  bene  placito  (lat.),  nad)  ©utbefinben. 

Exc.,  Vlblürguttg  für  excudit  (lat.,  »bat’S  ge< 
ftodjen,  berfertigt«),  oont  16.— 18.  3abrb-  auf  Kup- 
ferftidjert,  2>olgfd)nitten  tc.  3ufa|)  gu  bent  Stauten  beä 
SruderS  unb  Verlegers. 

Ex  capite  (lat),  auS  bem  Stopf,  auS  bem  ©e- 
bäcbtniS ; aus  einem  SRcdüSgrunb. 

Ex  cathedra  ober  Ex  cathedra  Petri  (lat.), 
»Dom  Stubl  Petri  berab«  erlaffen,  Wirb  Pon  Schre- 
ien tc.  beS  PapfieS  gebraucht.  3“  einem  f old)  cn  »Stubl- 
fpnid)*  ift  aber,  barnit  er  unfehlbar  (irrcforntabel)  fei, 
nad)  ber  Seftimmung  beä  Datifonifdjen  RongilS  Pon 
1870  erforberlieb,  bafj  ber  Papft  als  ©ater  uttbüebrer 
aber  Ebriittu  getnäfj  feiner  cberften  apoftolifcbcnVluto* 
rität  eine  non  ber  gangen  flitdje  feftguftcllenbe  ©lau* 
benS*  oberSittenlebre  enbgültig  Derlünbige  (befiniere). 
f.  Egge... 

Excelsior  (lat.,  KomparatiP  Pon  excelsus,  »er» 
haben«), befonberS  au8geicid)nct,Oon  beroorragenber 
©iile;  aud)  als 'JJIotto(>i)öl)er  hinauf«)  unb  retlame- 
baft  für  ©egenftnnbe  ber  jnbuftrie  tc.  gebrautbt;  f. 
aud)  Epgelftor... 

Exceptio  (lat-,  Ejgeption),  VluSnabme;  juri- 
flifd):  Einrebe  (f. b.).  E.  excipiendis  (lat.),  mit  VluS» 
nähme  beS  VtuSguncbnienben.  E.  excussionis,  f.  Eg* 
fuffion.  E.  litis  pendentis  (lat),  Ginrebe  ber  tRedjtS* 
bängigfeit  (f.  b.).  E.  rei  judicatae  (lat),  Einrebe  ber 
red)tsträftig  entfdiiebenen  Sache  (f.  Sied)te(raft), 

Exceptio  pluri um  (gu  ergangen ; concumben- 
tium  ober  constupratorum),  bie  Einrebe  mehrerer 
©eifdjläfer  (f.  Uneheliche  Rinber),  b.  b-  baft  aud)  ein 
attbrer  ber  SJfutter  bcs  unebelidten  ftinbeS  innerhalb 
ber  EmpfängniSgeit  beigelnobnt  habe.  Sie  E.  p.  fleht 
Demjenigen,  Der  ber  ftinbeSmutter  innerhalb  ber  fri* 
tifeben  3flt  (f-  ©aterfebaft)  aufjere()did)  beigemobnt 
bat,  gegen  bie©aterjd)aftöllage  gu,  wenn  er  nicht  Dor» 
Ijer,  immerhin  aber  erft  nad)  ber  ©eburt  beS  KittbeS, 
feine  SJalerfdjaft  in  einer  öffentlichen  Urfunbe  bereits 
anerlannt  bat  (©ürgerlidjcS  öefcgbud),  § 1717  unb 
1718). 

©pdjattge  (enal.,  g«.  «t-twenw).  HuStaufdj,  Um- 
laufet); SJedifel,  Üntfaj);  SOörfe  (f.  b.). 

(Sgel)cqucr(cngl.,  for.ci.tppMer,  p.  fr  an,.  tebiquier, 
»Schachbrett«),  inEnglattb  Siatnc  beS  Schaplam* 
mergerid)tS  (Court  of  E.),  in  bem  über  Einfünfte 
itnbfncdjte  ber  Krone  Peibanbelt  unb  bcftbloffcn  wirb. 
ES  bilbet  ben  lebten  ber  Pier  §öfe  in  SSeftminfter  unb 
wirb  Pon  ben  2orb8  ber  Sdjajrfamnter  beauffid)tigt. 
Denen  ber  fjinangminifler  als  Rangier  ber  Sdjajjfam- 
mer  (Chancellor  of  tbc  E.)  präftbiert  Einrichtung 
unb  SUattte  foHen  auS  ber  3cit  SBilijelmS  beS  Erobe- 
rers berriibren,  unter  bem  biefeS  fficridjt  im  fönig* 
lieben  palaft  an  einem  lifdj  abgebaltcn  Würbe,  ber 
mit  einem  Damcitbrcttfömiig  geflidien  ober  gefärbten 


(chequered)  Xudj  bebedt  War.  9!ad)  anbem  fotl  ber 
ivufjbobeti  oberSEeppid)  beS  SigungSgimmerS  ftbad)- 
brettartig  gemuftert  gewefen  fein.  ©gl.  ©rofibntan  • 
niett  (StaatSnerWalUmg). 

©gdicqucr-töillvt  (engl.),  in  Englanb  Sdjag- 
fammerfdjeine  ober  Sd)ag(d)i'ine  (f.  b.).  Die  baS  3Jfi- 
nifleriunt  nur  infolge  einer  Ermächtigung  burd)  ein 
IVrebttpotum  beS  Parlaments  auSgugebeii  befugt  ift 
Ütiefelben  Würben  guerft  1696  unter  fctlljcliit  UI.  an 
Stelle  ber  Damals  eingegogenen  exchequer  tallies 
unb  Orders  of  payment  in  Ücträgcn  bis  gu  5 pfb. 
Stert  herab  (fpäter,  barnit  bie  Scheine  niihl  als  Utn» 
laufSmittet  bienten,  in  ?lbfdjnitien  pon  nidjt  unter 
100  unb  bis  gu  1000  pfb.  Stert)  auSgegeben  unb 
aüjäi)rli(b  gegen  neue  Stbeine  umgetaufdjt  ober  Wie* 
ber  eiitgelöft.  ®er  3tnofufj  war  ein  wanbelbarer  imb 
je  nad)  ber  Sage  beS  ©elbiitarlieS  Pom  &inattgmini- 
ft er  feftgefegt  ©eit  1861  foHlen  bie  Scheine  nid)t  über 
fünf  Ctabre  im  UuUauf  bleiben.  Sicfenigen  Scheine, 
bie  gwölf  SJionate  na<h  ihrerSluSgabe  nicht  präfentieri 
waren,  galten  als  auf  wetteregwölf  iliottate  oedängert. 
Sie  fonnten  (ed)S  JKonate  nach  ihrer  ÜluSgabe  gu 
Slcuergabiungen  perwenbet  werben.  1854  unb  1874 
würben  E f d)  e q u e r-  S1  o n b S auSgegeben,  bie  ftd)  Don 
Den  E.  nur  burd)  bie  ihnen  gugenteffene  längere  Um- 
laufSgcit(55erfatlgeit,3—  5 Sabre)  unierfdjieben.  Seit 
1877  werben  aud)  fogen.  Iteafurn  '-öillS  (Sdjap- 
anweifunaen)  auSgegeben,  bie  eine  Saufgeit  Don  Drei 
ober  fcchSxtionaten  haben  unb  WieSScchfel  biSfontiert 
werben.  $a  bie  E.  unb  bie  Epd)equer*iüonDS  im 
ginangjabr  1896,97  getilgt  Würben,  befiehl  Die  jdjtoe- 
benbe  Schult  gurgeit  nur  auS  tEreafurg  ÖillS  (1901 
bi«  1902  : 76, t SKitt.  Pfb.  Stert). 

©jchcquer  töonbS,  f.  Gpibcquer-SiQS. 

©peibeuil  (fsr.  ctfjttSi),  Stabt  im  frang.  $cpart. 
2>orbogne,  ^Irronb.  pfrigueup,  an  ber  2oue,  an  ber 
CrKanS-  unb  ber  P<rigorb*Eifenbabn,  bat  Sdjlog* 
ruittett,  Eifenbergbau,  KonferPcnfabritation  unb  a»ou 
1618  EittW. 

Excipe  (lat.,  »nimm  aus*),  grormel  bei  dufgät)* 
lurtg  Pott  ÜluSnaljmen. 

Excipien«  (lat),  bei  ber  Wrjneibereitung,  f.Cou- 
stituens. 

Excitantia  (lat),  f.  Errcgenbe  3J!ittcl. 

Exclusiva  (tat.,  sc.  sententia),  baS  bcrfömmlicbe 
3ied)t  einiger  römifdb-faiboltfcber  iliäcbte  (Cfterreicb, 
ijranfreicb  unb  Spanien,  früher  auch  kas  Königreich 
beiber  Sigilicn),  je  einen  Starbinal  Don  ber  25ai)i  gur 
päpfllichen  Säiirbe  auSgufchliehen  (f.  KonflaPe).  §in* 
ftd)tlid)i>er2anbcSbif(höfchat  berPapftcingelncn2an* 
besiierrctt  (g.  ©.  bem  König  PonPreupen)  basE^flufit* 
red)t  auSbrüdtid)  gugeflanbcn,  unb  bte  Stomfnpttel  finb 
angewiefen,  feinen  KanottiluS  gu  wählen,  Pon  bem 
fte  nicht  bie  llbergeugung  haben,  baf)  er  persona  regi 
grata  (»bem  König  genehm«)  fei.  S.  Ej-nuftPe. 

Excoecaria L.  (©linbbautn,  ©lenbbaum), 
©attung  ber  Euphorbiageen,  lUäunte  unb  Sträudjcr 
mit  abwechfelnbcit  ober  gegenfiänbigen  ©läitent,  mo- 
nögifdjen,  feiten  biögifcbcn  üilüten  unb  fapfelartiger, 
trodner  bis  fleifd/iger  3rud)t  Etwa  30 Vielen  im  tro* 
pifchen  Vlficn,  Vlfnfa  uttb  Vlufiraliett  [owie  auf  bcu 
SSaslarencn.  E.  AgallochaZ,.  (V(  g a 1 1 o <h  c * © 1 i n b » 
baunt),  in  Cfiinbiett  unb  auf  ben  3ttfeln  beS  3nbi* 
fdjen  CgeaitS,  bis  Vluftralicn,  eilt  Saum  ober  Strauch 
mit  oft  niebergebeugiem,  riffigem  unb  grubigem 
otamm,  gegähnten  Slättent,  langen  männlichen,  Oicl 
fiirgem  weiblichen  Slüienfäpchen  auf  DcrfdüeDcncit 
Säumen  uttb  gwciflappigen,  eittfamigen  9iüjfett,  ent- 
hält bidlidjett,  unangenehm  riechenbcn  Wildjfaft,  ber 


Ex  composito  — 

äußerft  fdjarf  unb  giftig  ift  unb,  wenn  er  beim  Sollen 
beb  Raumes  in  bie  klugen  fprißt,  Slmbpeit  Ijcrtwr* 
bringen  fann.  SRan  pflaitpl  ben  Saunt  in  jjnbien 
;ur  Befestigung  Don  glußufem  unb  Hüften ; aub  ben 
bürren  aweigen  macht  man  3a()nftocber,  bie  gegen 
3af)nfdjmerj  benußt  »erben,  grüner  mitjm  man  an, 
baß  oon  biefem  Baum  bab  Übler-  aber  üloebotp  ab« 
flamme. 

Ex  composito  (lat.),  Bercinbarungb«,  Herab- 
rebungb- , t)ergleidjägemä|. 

Exrudlt,  f.  Exc. 

Excusez  (franp.,  fjnr.  ccfttfi),  enljdjulbigen  Sie! 
Sgl.  Epfufieren.  [fd)eibc3. 

Ex  decreto  (lat.),  auf  ©runb  gerichtlichen  ©e- 

Ex  di®  (tat.,  -Bon  bem  Sag  an«),  Sepeidmung 
beb  Serminb,  mit  bem  ein  Siedjt  ober  Sedjt-fter^äit- 
nid  beginnen  foü. 

©pt  (E  j),  glufj  in  Engtanb,  entfpringt  im  Epmoor, 
wirb  bei  Stuerton  fd)iffbar  unb  miinbet  nactj  89  km 
langem  Sauf  bei  EpmouM)  in  ben  Kanal. 

Exeat  (lat,  -er  gebe  Ittmutä!«),  bi|djöflid)er  Er- 
laubnibfdjetn  für  einen  ®eiftlid)en,  in  einem  fremben 
Sprengel  ümtbbanbiungen  Borgunelfmen ; bann  über- 
haupt foniel  Wie  üudtrittdfebein , Slbfd^icb , Urlaub. 

©pebra  (gried).),  in  'illtgnedjenlanb  eine  £|til&- 
runöe  Erweiterung  ber  Säulcugänge  ober  anbret  ®e- 
bäube  mitSißen;  tit  ben  römijien  SriBatbäufern  ber 
oft  ruitbe,  mit  Stßcn  oerfebene  üubbau  eine?  3'm‘ 
merd  (f.  Safel  »ürdütefturV«,  gig.  4).  3«  ber  djrift- 
litben  ©aulunft  entfpridit  ber  6.  Die  üpfid  (f.  b.). 

Gpcgcfe  (griedj.),  Ertlärung  ober  Üubicgung,  be- 
fonberd  ber  fceUigen  Schrift,  gleidjbebeutenb  mit  bem 
lateinifebenSSort  3nterpretation ; baber  er  e g e f i e r en, 
•oBiel  wie  interpretieren;  Epeget,  foBiel  wie  3nter< 
pret,  gelehrter  Sd)riftaudleger;  Epeaetif,  3nter- 
pretationb-,  üublcgefunft;  epeqetifd),  pur  6-  ge- 
hörig. Über  bie  E.  alb  ffiiffenfdjaft  f.  Sienneneutit. 

©pegetiidje  Sammlungen  (Catenae,  Glossao), 
3ufammenfteUunqen  biblifdter  üudlegungen  Berfdjie- 
betier  Epegeten.  lJ?ncE)  ber  Slütepeit  ber  epegetifeben 
Siffenitbatt  beb  Oftend  im  6.  3ahrlj.  begann  man 
unter  Serpidjt  auf  eigne  ©robuftüm  Epperpte  and  ben 
Kommentaren  anertannter  üutoritäten  fettenartig 
(baher  Catenae)  aneinanberjureiben.  ütd  Serfaffer 
foldber  Katenen  (ennen  wir  unter  andern  Srofopiob 
Bon  ®apa  (um  500),  ünbread  8redbt)ter  (nad)  700) 
unb  Sfifetab  Bon  fjerafleia  (um  1080),  borf)  finb  bie 
meiften  Katenen  anontjm.  3br  Stiert  befteijt  barin, 
baß  in  ihnen  jablreidje  Srudiflüde  älterer,  ocrloren 
gegangener  ©ibelfommentare  fid)  erhalten  haben.  Sa» 
burd).  baß  man  berartigeitctlenwerte  aubfdjrieb,  ohne 
bie  Samen  ber  bort  angeführten  üutoren  pu  nennen, 
entftauben  jablreitbe,  fdjeinbar  felbftänbige  Kommen- 
tare bbpantmifdjer  Stjeologen,  p.  8.  beb  Sbeopbblaf» 
tob  unb  Eutht)miod3igabenod  (f-b.;  beibe  um  1100). 
Siefe  'JIrbeilsweife  fanb  im  Übenblanb  Sacbabmer 
in  8eba  Senerabitid,  ütfuin,  örabanud  SRauruS, 
f>at)mo,  ©aul  SBamefrieb.  8aib  jog  man  ftdj  auf 
eine  no<b  niedrigere  gorm  ber  3d)riftauSiegung  purfid, 
inbem  man  eine  fnappe  üudlefe  älterer  Seutungcn 
an  ben  Stand  ober  jwifdten  bie  3'iten  beb  Septeb 
[eßte.  Sieb  bie  fogen. @ I o if  en , oon  benen bie Glossa 
ordinaria  beb  ©alnfrieb  Strabo  (f.  b.)  am  längften 
im  ©ebraud)  ber  Kirdje  blieb.  3n  neuefter  3e'd  <ft 
bie  früher  burd)  ©eiehrte,  wie  ©offinuä,  Gorberiud, 
Siatthäi  unb  Gramer,  gepflegte  gelehrte  Sir  beit  an 
ben  Katenen  auf  ®runb  banbfdiriftlieber  gorfdjungen 
Wieber  lebhaft  aufgenommen  Worben.  Sgl.  $).  S i e ß • 
mann,  Gatenen  (greib.  1897);  Karo  unb  Sieß- 

VUqerf  Äono. » ßejifon,  ö.  9tuff. , VL  8b- 


©Ecfuttonäfpftcm.  209 

mann,  Catenarum  graecarum  catalogus  (©btting. 
1902,  2 Sie.). 

Exegi  monumentum  aereperennlns(Iat), 
■ ein  Senfmal,  bauernber  alb  Erp,  habe  ich  mir  er- 
richtet»; 3itat  aub  feorat'  -Oben«,  in,  30,  1. 

©pcfratioii  (lat.  Exfsfecratio),  Serwünfcßung, 
gludh;  bei  ben  Sömern  inbbef.  ein  Gib,  bei  bem  ber 
3d)Wörenbe  für  ben  galt  ber  Sidjterfüllung  Serwün- 
jdjungen  über  ftdh  felbft  aubfprad). 

ffijefrierei»  (lat.),  Berfludjen,  oerwünfeben;  epe» 
frabel,  flutbwürbig,  abfdjeulicb;  Epetrament, 
fooiel  wie  Gpefration. 
tfpefutabcl  (lat.),  Boüftrecfbar. 
ßpefutieren  (lat.),  aubführen,  BoIIjiehen,  Doll- 
ftreden;  burd)  ©eridjtdjwang  betreiben  ; eine  ^inrid)- 
tuna  BaUjiehen ; epefutio,  ooüjiehenb,  oubiibenb. 

ßpcfiition  (lat.),  üubführung,  Soüftrecfung, 
tnbbcf.  bie  Sollftrccfung  eineb  Urteiib,  bie  geriditlicbe 
^i(fb-ober3wangboollftrcdung(f.b.).  ©teuer« 
epefution,  bie  jWangdrocife  Seitreibung  öffentlicher 
Übgaben  unb  ScfäUe.  3>n  Strafprojeg  Derftebt  man 
unter  ®.  ben  ©trafBoüjug  (f.  ©träfe),  namentlich  bie 
Sottftrcchmg  BonSobeburteilen  (f.  S)inrid)tung).  üueh 
im  Staatbrecht  unb  namentlich  bei  fogen.  jufammen- 
gefeßten  ©taatblörpern  fpridjt  man  non  E.  (Sun- 
bebepefution).  Sa  beüanb  pur  3f>t  beb  Scutidjcn 
Sunbeb  eine  befonbere  Epefutionblommiffton, 
bie  aub  benSütgtiebem  bec  SunbeSocriammlung  ge- 
wählt würbe,  unb  eine  befonbere  Epefutionborb- 
ttung  (f.  b.)  regelte  bad  in  bcrartiqen  gäücn  etnju- 
fdjiagcnbeSetfahrcn.  Ser  leßle  einfdjlägige  Scftbluf; 
beb  beuticben  Sunbcbtagb  War  jener  Dom  7.‘Sej.  1863, 
baft  in  $jolftein  E.  ftattfmben  fode,  beren  üubfübrung 
$annoner  unb  Sad)fen  übertragen  würbe,  üueb  bie 
Serfaffungburfunbe  beb  Seutfdben  Seicbeb  Born  16. 
Üpril  1871  (ürt.  19)  enthält  bie  Seftiminung,  baß 
Sunbebgliebcr,  bie  ibrenoerfaffungbrnäßigen  Sunbeb- 
pflicbten  nicht  nad)fommen,  bapu  im  Seg  ber  E.  an- 
jitbalten  finb,  bie  Born  Simbebrat  pu  bcidjließen  unb 
Born  Kaifer  ju  Boüfireden  ift. 

(?pcfutloubinlcrt>cntion  wirb  manchmal  ber 
Bon  einem  Srilten  auf  ©runb  eineb  bie  Seräußentng 
binbernben  Siecbtb  erhobene  SJiberfprud)  gegen  bie 
3wangbBotlftrecfung  (j.  b.)  genannt.  Sab  ffleieß  fmnt 
aber  biefe  Sepeidjmmg  nid)t;  auib  ift  bie  6.  feine 
§auptinterBmtion  (f.  5.1. 

©jef  u tionbf  rieg,  em  bei  Üubfübrung  einer  Sun- 
bebepefution(f.Epefution)  entftebenber  Krieg  jwifeben 
ber  Sunbebgcwalt  unb  einem  Sunbebmitglieb. 

©pefntionborbnung,  ber  Shtbegriff  berjenigen 
red)tlidjen@runbfäße,  bie  für  babSerfabren  beiSoH» 
jiebung  ber  Erfcnntniffe  ober  Serfügungen  riebter- 
lidieroberabminiftratiBevSebörben  gelten;  i.3wangb- 
BoUftreefung.  üueb  bie  Staatbgrunbgeieße  pufammen» 
gefeßter  Staaten  ober  Staatenbünbmffe  enthalten  Epe- 
futionborbnungen,  in  benen  bie  Sorfdjriften  über  bie 
Ünwenbutig  Bon  3wanqSmaßrcgetn  gegen  renitente 
Sunbebglieber  enthalten  finb.  3n  IcßtercrSepiebung 
ift  namentlidh  bie  E.  beb  Bormaligen  Seutfcbeu  Sun- 
beb Bom  3.  üug.  1820  pu  erwähnen.  3»  Cfterreid) 
ift  E.  Sepeidtming  für  bab  öfterreiebifibe  ®efeß  oom 
27.  ÜMai  1896  über  bab  Epefutionb»  unb  Sidjerungb- 
oerfabren. 

©pcfutionbfbftcm  nennt  man  biefenige  ®eflal- 
tungbform  ber  bcfd)ränften  Haftung,  nad)  ber  pu- 
gunften  beb  ©lätibigerS  eine  auf  gewtfft  Scrmögcnb- 
werte  beb  Scbulbnerb  befebränfte  normale  Epclulion 
flatlfmbel,  im  Wegen faße  pum  übanbonfbftem, 
wonach  r><b  ber  Sdjulbner  nur  baburd)  non  ber  per- 

14 


Gj-efutionSoereitclung  — Grenterieren. 


210 

(unlieben  Haftung  befreien  tann,  bojj  er  ben  “ilbanboit 
(f.b.)  erilärt,  b.b.bie  ber Haftung  unterlieg «t ben  Sec- 
miVgcndroerle  [einen  ©laubigem  ju  Eigentum  überläßt. 

GpefiitiouoDcrcitduug  ('Vereitelung  ber 
3waitg«Doltftredung)  luirb  nad)  § 2K8  beb  beut- 
(eben  Strafgefeßbud)e8  auf  Eintrag  beb  ©laubiger« 
mit  ©efängni«  beftraft,  Wenn  ber  Scpulbncr  bei  einer 
itjm  brobenben  3roaitgSDonjtrcdung  ©eflanbteile  jei- 
ne« Vermögen*  oeröußert  aber  beifeite  fd)afft,  um 
babureb  bieSefriebigung  be«  ©laubiger«  3U  Dereiteln. 

CSpef  utiPc  (lat.),  foatel  wie  Epelutiogewalt  ( f.  Soll- 
jiebenbe®ewalt);  aud)  Sc  jeidmung  für  eine  31el)örbe, 
Welcher  ber  Sofljug  ber  Stidjlüffc  einer  anbem  Se 
börbe  ober  Sförpcrfcbaft  obliegt. 

(SpcfutiDgcnieilt  (Potcstua  rectoria,  franj.  Pou- 
voir  exöcutif).  fouiel  wie  Solljiehmbe  ©ewalt  (i.  b.).  j 
(ypefiitiuflage  ober  ©pcfutiDprojcf),  f.Urtun. 
benprojeß. 

(?pefutiDftrafe(S  0 11  j u g 8 ft  r a f e),S  trnfe,burtb 
Welche  bie  Erfüllung  einer  geglichen  Verpflichtung 
ober  bie  Befolgung  einer  obriglcitliepen  Slnorbnung 
erjwungen  werben  foU  (f.  autb  Crbmingdfirafe). 

Gpcf  utor  ( tat.),  fludführer,  Sollflrertcr ; Beamter, 
bem  bie  jwangdweije  Beitreibung  öffentlicher  SC bgaben 
obliegt.  E p e 1 11 1 0 r i f cb , mittel*  (jwange*  erf olgenb, 
bie  Erelution  (f.  b.)  betrejfenb. 

(vpcfutorifche  llrfunbcn,  f.  Soflftredbare  Ur* 
funben  unb  3wangdDoUjtrcchmg. 

©pelman«  (|pr.  -mens),  Stemp  Sofepb  3fibore, 
© raf,  franj.  Siarfcbatl,  geb.  13.  Slot).  1775  in  Star 
le-Iuc,  geft.  22.  3uni  1852,  begann  1791  feine  mili- 
tärifepe  Saufbapn  in  einem  greiminige-nbataitlon, 
«cichnete  fid)  1799  im  ncapolitanifdjcn  Stricg  unter 
Epampionnet  unb  al«  äRurat«  Sbiutant  im  Kriege 
gegen  Dflcrreid)  1805  au«.  9iacp  ber  Schlacht  »on 
Eljlau  jum  Srigabegencral  ernannt,  folgte  er  UJlurat 
nad)  Spanien,  warb  aber  gefangen  unb  uad)Englaitb 
gebracht.  181 1 gelang  e«  itjm,  ;u  entfliehen  unb  in 
einer  Keinen  'Parte  über  ben  Kanal  ju  fe^en.  Er 
mnd)te  1812  ben  ruffifchen  unb  1813  ben  beutfehen 
(felbjug  mit  unb  befehligte  1814  ba«  2.  ffnoaHeric- 
lorp«.  Sei  ber  erften  Sieftauration  ging  er  ju  ben 
Bourbonen  über,  fdiloß  fiep  aber  nach  9fapolcon8 
Miidfcbr  Don  Elba  bemfelben  fofort  an  unb  erhielt 
rnicber  ben  Befehl  über  ba«  2.  ffaDatlerieforpd,  ba«, 
mit  ben  übrigen  Unippcn  ©roueph«  bei  Saure  feft- 
gehalten,  an  ber  Sd)lad)t  beiSBaterloo  nicht  teilnahm. 
®odj  Demid)tete  er  1.  3uli  bei  Serfaille«  jwei  prcii* 
fjifihe  Smfarenregimenter.  1816  proffribiert,  lebte  er 
in  Belgien  unb  in  9iajfau,  bi«  ihm  1823  bie  Siüdfcpr 
nach  üfranfreidj  gejtattet  warb,  flubwig  ^fitjilipip  be- 
rief ihn  1831  in  bie  'fjairblammer.  1849  warb  er  jum 
Wrofjfanjler  ber  Ebrenlegioti  unb  1851  non  fiubwig 
Slapoleon  jumSDiarjepall  Don  (franlreidt  eniannt.  Er 
ftarb  infolge  eine«  SturjcS  mit  bem  Vferbe  bei  Seore* 
Sgl.  öreneft,  Le  comt«  E.  ('Var.  1898);  ?lnbr<, , 
Le  raarächal  E.  (Sar-le-Xuc  1898).  — Sein  Sohn  | 
3ofepb  SRaurice,  geb.  19.  9Ipril  1816,  ftarb  25. 
"Juli  1875  al«  Sijeabntiral  ber  franfiififcbcn  SSarine. 

©pcmpcl  (lat.  Excmplum),  Seifpicl,  Slufter; 
arithmetijehe  wufgabe ; wamenbed  Seifpicl  (ein  E. 
ftatuieren).  Exempli  causa  ober  gratia,  abgcfürjt 
e.c.  ober  e.e.,  beifpieldhalber,  jum  Seifpicl ; exempla 
illustrant,  Seifpiele  erläutern ; exempla  sunt  odiosa, 
Seifpiele  finb  Derpafet  ober  gebäffig,  b.  h-  man  will, 
um  niemanb  ju  nahe  ju  treten,  feine  Seifpiele  an« 
führen;  exempla  docent,  Seifpiele  belehren. 

Gpcmplar,  SRufter,  Sorbilb;  einjelner  flbbrucf 
ein«  Sudje«,  Supferjticpc«;  einjelne«  Stfld  einer 


Sammlung;  erentplarifch,  mujterhaft;  auch  jum 
abfehredenben  Seifpicl  bienenb  (j.  ffl.  epemplanfd)e 
Strafe);  Epemplarität,  HRufierbaftigleil. 

Kxeniplifioatlo  dorumenti  (lat.,  llrtun« 
ben«8tenouation  ober  «Siefeftion),  bie  in  einem 
genau  georbneten  ©erfahren  uor  fid)  gehenbeBnferti- 
gung  einer  beglaubigten  Äbfcbrift  folcher  Urfunben,  bie 
wegen  fllter*  ober  burch  Seudjtigfeit,  Siäuiefrafj  u.  bgt. 
unterjugehen  brohen.  ®iefe«  EfemplifilationeDer- 
fahren  i|l  heut  jutage  burd)  bie  geflfteOungdtlage  be« 
§ 256  ber  beutfehen  3'bilprojejtorbnung  wenn  auch 
nicht  abgefdiaff  I,  boch  groftentcil«  überflüf)ig  geworben. 

(«jrcmplifi  jicrrn  (lat.),  burch  Seifpiele  erweifeu, 
erläutern;  auf  etwa«  al«  Seifpicl  hinweifen;  E 1 c m • 
plififation,  Erläuterung  burd)  Seifpiele. 

P'jremt  (ejempt),  fooiel wie epimiert,  f.Spemtion. 

Epcmtionilat.),  Wuänabme,  Sefreiung  uon  einer 
fonft  allgemein  nuferlegten  Saft  (Steuer«E.);  indbef. 
im  fanonifchen  Siecht  Sefreiung  Don  ber  geiftlichen 
3uri«biftion  be«  SMöjefanbifdwf«  ober  fonfiiger  or« 
bentlicher  fiirtfienbeamk-n  unb  Unteritellung’  unter 
einen  höhemfiinhenobem  ober  unter  ben  Vapft  fclbft 
früher  gab  es  eine  SJienge  Sf (öfter  unb  Kapitel,  bie 
: ber  orbeittlichen  bifdiöflidjen  ®erid)t«barfcit  entrogen 
waren;  bie  Uniperfitäten  genoffen  ebenfatt«  biefe« 
'Brioilegium ; ja,  gan je  Orben,  j.  S.  bie  Ciftertienfer, 
Eluniacenfer,  Vrämonftratenfer  K.,  würben  auf  biefe 
Seife  bem  Vapft  unmittelbar  unterworfen.  Einjelne 
eremteSifchöfe,  bie  alfo  unmittelbar  unter  bempäpft« 
liehen  Stuhl  flehen,  gibt  e*  fept  noch;  foldje  iinb  ber 
Sifchof  Don  Ermelanb,  ber  ffüritbifchof  bon  Sreslau, 
bie  Sifchäfe  Don  (iilbe«heini  unb  Ddnabriid,  ber  apo« 
ftolifdje  gelbbifchof,  refp.  gelbpropft  in  Öfterreidh  unb 
Vreufien,  bie  Stfepöfe  Don  SKeg  unb  Strajjburg  unb 
bie  fünf  Sifcpöfe  ber  Sdjweij.  — 3m  ©ro jeft  bebrütet 
E.  fouiel  wie  epintierter  unb  befreiter  ©eriehtdftanb 
(f.  b.).  Staatbrechtlidjc  wie  bölfcrrcchtliche  ®rünbe 
filnneir  aud)  heutrutage  jur  frolge  haben,  baft  gewiffe 
Verfonen  bauentb  ober  Dorübergehenb  Don  berjicrr- 
fepaft  ber  Strafgcfepe  befreit  (epimiert)  Werben.  Su« 
itaatdredjtlichen  ©rünben  [mb  nad)  beutfebem 
Siecht  befreit:  1)  bad  Staatdoberhaupt.  alfo  ber  Slai- 
fer,  bie  Canbe«h<rreit,  ber  Siegen!  (beftritten) ; 2)  bie 
Solfdbcrtretcr,  unb  jWar  bie  Siitglicbcr  be«  beutfehen 
Sieichdtage«  nach  ®»t-  30  ber  UieidjäDerfaffung  unb 
bie  Sfiitglieber  eine«  Sanbtaged  ober  einer  Kammer 
eine«  Eiiijeldftaated  nad)  § 11  be«  Staatdgefegbucb«, 
inbent  fte  außerhalb  ber  Serfirmmlung,  ju  ber  fie  ge- 
hören, Weber  wegen  ihrer  Wbftimmungen  nod)  Wegen 
ber  in  Sitdübung  ihre«  Seruf«  getanen  Äußerungen 
jur  Serantwortung  gejogen  Werben  rönnen.  91ut- 
oölferred)tIichen  ©rünben  fmb  Don  ber  gefamten 
©erid)t«barfeit  be«  Empfangäftaate«  befreit:  1)  frembe 
Sanbesberren  unb  Siegenten,  bie  Vrüfibenten  frember 
Siepublilen,  ber  Sapft;  2)  frembe  Sruppenlörper  auf 
inlänbiichem©cbict;  3)  bie  Soijtnnbe  unb  SJlitglieber 
beglaubigterölefanbtfchaften,  ihre  fjantilienmitglieber 
unb  ihre  ©efcbaftsperfonale;  ihre  Sebienfteteu  nur, 
iofem  fie  md)t3nlänber  finb  (Dgl.  §18— 21  be«  beut- 
j fdjen  ©erichtdDcifaffungbgefelic*);  bagegen  finb  bie 
im  Scutfchen  Sieid)  angefteüten  fretnben  Sronfuln  nur 
bann  epimiert,  wenn  bie«  burd)  befonbere  Serein- 
I barung  beftimmt  ift;  4)  bie  audlänbiicpen  Sgenten. 
bie  in  amtlicher  Eigenfepaft  ba«3nlanb  betreten  ((ja  11 
Scpnäbele). 

Gpctt  ($rei«Epen),  f.  Egiöheim. 

Epcntcricren  (grieep.),  bie  Eingemeibe  peraud- 
nehmen;  Ercnteration,  ba«  91u«nehntcn  ber  Ein- 
geweibe  (f.  Embnjotomie). 


Exequatur  — ©jcrjiercn.  211 

Exeqnätnr(lat.,>crnoIljicbe«), Bezeichnung  für  ! Jtnfnnterie-Eperjierreglement  flammt,  »erben  befon* 
ben  Att,  burd)  »eilten  bie  Ernennung  eine«  Äonful«  : ber*  genannt,  ©uftan  Vlbolf  erreichte  burd)  fleißige* 
(aud)  ©lajet,  in  ber  Sürfei  Bera!  genannt)  burd)  E.  im  Säger  gute  iiSjiplin ; ebenfo  übte  Sailenftein 
Bcitellunglbrief  (lettresdeprovisionlfcitcnSbe*  ba*  ß.,  unb  fpäter  jeigte  bie  Spaltung  ber  branben- 
Abfcnbeftaate*  non  feiten  be*  EmpfangSftaate*  ge-  burgefeben  Sruppen  auf  bem  Sdüadnfclb  ihre  gute 
neljmigt  wirb.  2" ad  E.  fattn  übel  beleumunbeten,  bem  Schulung  burd)  E.  im  grieben.  3nt  18-  3at)rf).,  be* 
EmpfangSftaate  feinblich  gefmnten  ©ertönen  nerwei-  fonber*  nad)  griebrid)*  b.  (Sr.  Sobe,  artete  ba*  E.  in 
gert  »erben.  Sie  beutfdje  NciebSocrfaffung,  bie  ba*  bloße*  Einbrillen  auä,  unb  erjt  feit  Napoleon  I.  ift 
beutfd>e  RonfulatSwefen  jur  SReid)äfad)e  gemadit  bat,  man  allmählich  babin  gefommen,  ba*  E.  in  bie  rid)« 
beläßt  baneben  ben  beutfdjenßin.jelftanten  ba«  3ied)t,  tige  Begebung  ju  fegen  jur  inbibibuelien  Erhebung 
für  ibr  ffiebift  ben  Ronfuln  frentber  ®äd)te  ba«  E.  be*  Einjelfämpfcr*.  Bei  ben  beutfeben  Sruppen  wirb 
ju  erteilen.  3utt|cÜen  »irb  aud)  bie  Botlftredbar-  wahrenb  eine«)  gelbjug*  (ebe  Mubepaufe  mit  E.  unb 
erftärung  auSlänbifcber  Urteile  al*  E.  bejeicbnet  (f.  Übungen  auegefüllt,  teils  jur  Auäbilbung  ber  Nad)« 
Boüftredunggurteil).  J fd)übe  unb  Stärfung  ber  Siäjiptin,  teil«  au*  ©efunb- 

©jcquc,  ©etreibemaß  in  Nieberguinea , ber  por-  beitSrüdficbten.  3egt  legt  man  in  ollen  feeren  un- 
tugieiifeben  ganga  entfprechenb.  i geföbr  gleidjmägig  ben  wert  auf  bie  taftifdie  VluSbil- 

Ejcguien  (lot.Exsequiae),  bei  ben  alten  Miimern  ! bung  Wie  auf  ba*  E , unb  feit  Einführung  ber  nto- 
bie  BeerbigungSjercmonien;  m ber  fatfiolifdjcnRirdje 1 bemen  ©räjifionSroaffen  erforbert  bie  Schicßauäbil- 
bie  IReffen  (Sjeguialmeffen)  für  Bcrftorbene,  bie  ge-  bung  unb  bamit  jufammenbnugenb  ba*  ©efedft*- 
»öbnlid)  am  8.,  7.,  9.,  30.  ober  40.  läge  ober  aud)  erer  ti eren  ben  grüßten  Seil  ber  Derfügbaren  3«ü. 
an  bem  Jahrestage  be*  Sobe*  gelefcn  »erben  unb  Sa*  Sctailejerjieren,  b.  b-  bie  Au*bilbung  be* 
jwar  ftet*  in  ber  ©fnrrfirdie  be*  Bcrftorbenen.  einjelnen  SRanne*  ober  Weniger  jufommengcftcUter 
©jrcqtticrcR  (lat.),  Bott jießen , DoUftreden ; burd)  üeute,  fowie  ba*  E.  gef djlof lener  Abteilungen 
Sjretution  (f.  b.)  Sdjulben  eintreiben,  auäpfänbeit.  traten  beähalb  immer  mehr  juriid,  unb  in  eintgen 
Excrritia  spiritualia  (ge i ft  1 i d) e Eperji*  feeren  war  man  ber  Anftdjt,  baß  biefe*  E.,  ba*  ®ril- 
tien),  eine  in  ber  fatfjolijdicn  Vlsfetif  gebräuchliche  len  (f.  b.),  jur  Stärfung  ber  Siäjiplin  nicht  nötig  fei, 
Bezeichnung  für  befonbere  Übungen  in  betgrommig-  »enn  bie  Erjiebung  jurn  friegStücbtigen  Solbatcn 
feit  Unterteilung  eine*  SeelforaerS,  gegenwärtig  metft  j an  befjen  Stelle  träte,  Raifer  iSiIbelm  X.  entfdjieb 
jurn  würbigeu  Empfang  be*  Satrament*  be*  Altar*  ! jebod):  bie  grage  fei  nicht  >3)rtH  ober  Erjiebung«, 
ongefteQt.  grüb  fd)on  fanben  bergleicben  Übungen  fonbern  »3>riH  unb  Erjiebung«.  Nadfbcm  imSetail- 
beionber*  in  ben  ftlöftem  eine  febr  beifällige  Vluf- 1 ererjieren  bie  Elementarbewegungen,  SBenbungen, 
nähme.  Biel  Auffeben  machten  im  16.  3al)tl).  bie  für  Äfarfd)  im  ©leiebtritt  (f.  b.)  geübt  finb,  bilbet  ba*  S. 
bie  3'fuiten  (f.  b.)  Don  39nal  non  Sopola  nerfaßten  | im  2 nipp  ben  Übergang  ju  bem  in  taftifdjen  Abtei« 
»Exercitia  spiritnalia« , 'bie  niete  ©äpfte  auäbriid- 1 lungen.  Bei  Rompagnie,  ESlabron  unb  Batterie  be- 
luh  beftätigten  unb  auch  bei@eiftlid)en  unbfiaien  ein-  j fleht  ba*  S.,  nachbem  innerhalb  ber  2 nippe  bie  nb- 
führten,  eie  befteben  au*  SRebitationen,  geiftlid)en  tigeWIeidjmäbigteit  erjielt  ift,  in  berWubführung  non 
liettionen,  ©ebeten,©ewijfen*erforfchungcn)C.  9!ad)<  j Enolutionen  (f.  b.),  gaup (fachlich  im  ©udeinanber-, 
bem  üe  eine3eitlang  mehr  mBergeffenl)eit  nelommen  I bej.  3uiammenjieben  einjetner  Seite  unb  beren  3u- 
waren,  wm  ben  fieneuerlicbburd)Orben*geiflIid)e  wie- 1 fammenwirfen.  Bei  griigem  Berbänben  Wirb  bem 
ber  eingefübrt  unb  fanben  namentlich  in  ben  Sbein- 1 E.  im  ©etänbe  meift  eine  ®efecbt*ibee  untergelegt 
gegenben  rnel  Seitnabmc.  Buch  bie  non  Scfuiten  unb  * unb  hierfür  ben  S5übrern  Sireftinen  (f.  b.)  gegeben. 
Jtebemptoriften  geleiteten  HRiffionen  »erben  nach  bie-  3U  ben  Borbereitungen  gehört  auch  ba*  S.  in  triegS- 
fern  Snftem  ber  Sjerjitien  betrieben.  3«  ber  prote- 1 fiarten  Berbänben , j ©.  Da*  ß.  in  ber  RriegSbatteric. 
ftantifd)en  Ri r che  bietet  »enigften*  ber  SÄetbobiSmu*  ■ Siefc*  E.  in  Wecbfclnbem  ©elänbe  ift  ber  Übergang 
gettiffe  Analogien  bar.  jum  ffilanbnrieren,  ben  tattifd)en  Übungen  ge- 

Exercttium,  f.  ß|erjitiinn.  f mifchter  Staffen  (3nfanterie,  SanaHerie  unb  Brtil- 

©jergaflc  (griecb  ),  -Ausarbeitung«,  AuSfüb- ! lerie)  nach  ©efechtäibeen  (bgl.  3J!an5ner).  ®a*  Sin- 
rung;  at*  rbetorifche  Sigur  bie  erweiterte  Serbeut-  I üben  ber  fDJannfdjaften  finoet  ftatt  auf  Sf  er  jier- 
licpung  eine*  Begriff*  bureb  3ufa’nmenfteHuiig  mit  plapen,  für  iebe*  Brmeetorp*  forbert  man  einen 
finnnerWanbten  Begriffen.  großen  SruppenübungSpiab  non  ber  ungefät)- 

©rergnt(franj.,  fpr.eia.-sD'),  auf  TOünjen  ber  burd) 1 ren  ©rose  einer  OTOeile,  um  ©efecbtSübungen  in 
eine  Sinte  abgefonberte  untere  Abfd)nitt.  ! grögem  Berbänben  nomebmen  ju  tonnen.  3U!' Au*- 

©pcrjiercnilat.).  üben,  Übungen  nomebmen,  be-  nilbung  ber  einjelnen  Ceute  nnb  fleiner  Abteilungen 
fonber*  Sruppen  in  fjanbfiabung  ber  SSaffe  fowie  in  bienen  bei  fd)Ied)tcm  SSctter  Ererjierbäufer  ober 
allen  Bewegungen  an*bilben.  2)er  33ert  be*  Ejer-  -Schuppen,  für  Sruppen  ju  ©ierbe  Sfcitba  bnen 
jieren*  liegt  fowobl  in  ber  meebanifeben  Abridjtung  ßjrerjierreglement  beifit  bie  Borfdjrift  für  bie 
jur  georbneten  Bewegung  ge)d)loiicner  Staffen  al*  AuSbilbung  ber  Smppe  im  ß.  E*  gibt  genaue  Bor« 
bauptfäcblid)  in  ber  moralifdien  Sinmirfung  auf  bie  febriften  für  bie  ffform,  non  benen  abjmoeicben  uer- 
Smppe,  woburch  ba*  ß.  ein  .fpaupthebel  für  bie  $iä-  boten  ift,  unb  bie  feber  Sfiann  in  feiner  Sajfe  fo  ten- 
jiplin  ber  ticore  wirb.  ®ut  gebanbbabte*  (ftramme*)  nen  muß,  baftbic  richtige  Ausführung  auf  Ronmtanbo 
E.  fefltgt  bie  ^errfchaft  be«  Offijier«  über  (eine  fleute  gefiebert  ift.  gilt  bie  Anwenbung  ber  gönnen  finb 
unb  gilt  nicht  mit  Unrecht  al*  einer  ber  ©rabmeffer  nur  ©nmbfähe  gegeben,  bie  bem  ffübrer  für  jeben 
für  bte  Jfrieg*tüd)tigteit  einer  Smppe.  Schon  ©rie-  EinjelfaB  niel  Spielraum  taffen.  Sie  Erfahrungen 
eben  unb  Minner  ertannten  ben  SBert  ber  Staffen-  be*  Siriege*  non  1870/7 1 führten  in  allen  feeren  jur 
Übungen,  im  Sliltelaller  ober  nerfebwanb  in  ben  un*  Neubearbeitung  non  Eperjierreglententä,  bie  nielen 
georbneten  Rümpfen  ber  Mitlerjeit  bi*  in«  16.  3“brß-  flnbemngen  in  ber  Bewaffnung,"  bie  auf  bie  tnftifeben 
ba«  E au«  ben  üeeren , fofem  nicht  einjelne  Ipeer-  ©runbfape  Einflug  übten,  ließen  bie  Arbeit  erft  um 
führet  barauf  hielten.  Karl  ber  Rübne  non  Burgimb  1900 jum Abfchluß  gelangen,  ßrcrjierrcglemcnt*  gel- 
unb  ©raf  SRoriß  non  Naffau,  non  bem  ba«  erfte  ten  fegt : für  bie3"fa nt crie  in  2eutfd)!anb  ba«  uon 

H* 


212  Cjerjierfitodien 

griebrid)  IH.  1888  eingefübrte,  mit  geringfügigen 
änberungen  Don  18h9,  1899,  1900  unb  1903;  in 
öfterreidi  ift  bet  Entwurf  eine«  EjerjierreglementS  für 
bie  t.  u.  I gußtruppen  an  Stelle  ber  3.  Vhtfl.  beb  ©eg- 
lernen tä  non  1889  tm  3-  1901  in  Kraft  getreten;  m 
granfreid)  ttmrbe  baS  ©eglement  »an  1898  in  ©eu- 
bearbeitung:  »Projet  de  rägleraent  snr  1'eiercice  et 
les  manoeuvres  de  riufanterie«  ben  Xruppen  über- 
geben ; für  bie  K n b a 1 1 e r i e in  X'eutfdilanb  ©eglement 
uon  1895,  in  Ofterrcidj  bon  1887;  für  „bie  gelbar« 
tillerie  in  $eut?d|lanb  non  1899,  in  Cfterreicb  Bon 
1886  -89,  in  grantieid)  Bon  1901;  für  bie  guß» 
artillerie  in  Sieutfdjlanö  Bon  1891,  II.  Seil  (9luS> 
bitbung  am  ffiefchüß)  non  1901 ; für  ben  2 ra in  non 
1890.  ©euerbings  tarn  baS  ©eglement  für  3Jlafd)i« 
nengetnebrabteilungen  biiuu.  3ebcm  beutidjen  Ercr« 
jierregiement  ift  baS  ©erbot  Borangefteüt,  jur  Er« 
jiclung  gefteigcrter  öufjerlicfjer  ©leid)miiBigfeit  ober 
tn  anbrer  Vlbiid)t  münblidje  ober  fd)riftlid)e  3ufäß* 
gu  ertnffen. 

©pcrgicrfnod)cn , ©c;eid)nung  für  eine  geroijfc 
RnoÄenbilbung  m ben  SdjulttrmuSldn,  bie  beim 
©ODdjraufnebmat  burd)  bab  luteberliolle  ©nfdjtagen 
beb  ©elneljrc  m djrouifebe,  (nocbenbilbenbe  ßntjün« 
bung  (myoeitieossificansjocrfcft  »erben.  £.  muffen, 
wenn  burd)  fie  erbeblidie  gunltionSftörungen  ent- 
fteben,  burd)  Operation  befeitigt  werben.  ©crfnöcbe« 
vung  finbet  fidj  and)  alb  ©eitfnodjen  bei  ©eitern 
im  großen  3ulifbermubtel  ber  Obctfdicnfel. 

©j  ergUrf ragen,  ber  blauleinene  Siatrofenfragcn 
mit  weißen  Sißcn. 

©pcrgicrlagcr,  fobict  wie ftbungslagcr,  f.  Hager. 

©jcrjierntcifter  (ehemals  3>r  i 1 1 m c i ft  c r),  Offi- 
ziere ober  Unteroffijiere,  benen  bie  ©uabilbung  ber 
©dritten  oblag.  fjeute  Reißen  S.  Befreite  ober  iDiaate 
ber  SBarineartillerie,  bie  fidj  bab  3Eugniä  hierfür  auf 
bent  flrtiüeriefibulfcbiff  erworben  babett;  Abjeidjen 
roteS  ©jebron  mit  ffiranate  barübcr. 

©jrcrjicrpatroncn  tjaticn  bie  gönn  ber  fdiarfen 
unb'fjlaBpatronen,  entgünben  ftdj  aber  nid)t.  Sie  bie« 
nen  nur  Einübung  ber  ©riffcbeSSabenSunbgcuemS. 

Ggcrjicrf rf)ulnt,  f.  3ugenbwebren. 

__  ©pcrjitium  (lat.),  Übung,  befoitberS  militärifdje 
Schulung  (f.  Ejerjieren) ; im  Unterricht  fdjriftlidje 
häusliche  Überfeßung  in  eine  frembe  Spraye,  aud) 
Sfriptum  genannt  (pgL  Ejtcmporalc). 

Ei  est  (laL),  eS  ift  auS,  Borbei. 

©jiter,  1)  Stabt  (city)  unb  ffirafjchaft  im  füb- 
Wefthdgcn  Englanb,  am  Eye,  ift  Siß  eines  fflifdjofS, 
tat  eine  prädjtige  Katbcbrale  urfprünglid)  nonuanni ■ 
(eben  StilS  (1 1 12),  aber  in  ihrer  jeßigeit  ©eftalt  gotifd) 
aus  ber  3«t  »on  1280 — 1370,  1877  reftauriert,  mit 
herrlicher,  ftatuengefdjmüdter  Seftfaffabe  unb  gwet 
als  Krcuganite  bienenben  nad)normanmfd)en  Stürmen 
i im  Sintern  bie  fogen.  SRinftrelgalerie,  ein  originelles 
täiierf  ber  Sfulptur) ; außerbem  jablreiche  anbre  Kir- 
chen, ©uinen  beS  nomtannifdien  SebloffeS  ©ouge- 
ntont  (Bon  1068),  an  befien  guß  bie  ©orlfjerbaO  ge- 
nannten Anlagen  (mit  ben  Senfmälem  oon  Horb 
SbbeSIcigb  unb  Sir  Wclanb)  liegen,  ein  1464  erbau« 
teS  ©atI)auS  (Guildhall),  ein  neues  Ibeater  (bei  bem 
©ranbe  beS  alten  1887  (amen  180  ©erfonen  um), 
einen  ©erid)tSbof,  eine  3rrenanfialt  unb  (tsoi)47,185 
EinW.  3)ie  Sorftabt  St.  SSjomaS-tbe-Apoftlc,  jn  $t. 
ponfbtre,  auf  bem  rediten  Ufer  beS  ©re,  bat  <1M1) 
8210  Einw.  E.  betreibt  gabrilation  Bon  'Uiöbeln, 
'lidergeräten  unb  Stabat,  Eifengießerei , ©erberei, 
©rauerei  unb  einigen  tpanbel.  (Sin  4 m tiefer  Kanal 
(fd)on  1663 — 73  angelegt)  nerbinbet  eS  mit  lopS- 


— ©l^auftor, 

bain  an  ber  iöiünbung  beS  Ere.  3um  &afm  gebären 
(tsot)  27  Seefdjiffc  Bott  1582  Sou.  1901  liefen  914 
Sdjiffe  non  74,216  Jon.  ein.  Sert  ber  Einfuhr  awot 
109,856  ©fb.  Sterl.  Unter  ben  ©ilbungSanftalten 
Berbienen  ©eadjtung:  baS  anglitanifdje  ©riefterfemi- 
nar,  2©l)nmafien,  ein  Sebrerfemtnar  unb  baS  1865 
angelegte  SUbert-lKufeum  mit  ©ibliotbct  unb  Kunfl- 
fdjule.  (5.  gehörte  bis  1888  ju  XcBon'bire.  — ®.  ift 
baS  Isca  Idumnonioruiu  ber  3iömer  unb  hieß  als 
^auptftabt  ber  S3eftfad)fen  Sjanccfter.  1085  würbe 
e»  Bon  SBilbelnt  bem  Eroberer  geftürmt.1  Seit  biefer 
3eit  iit  eS  mehrmals  belagert  Worben,  «ulegt  1646 
Born  ©arlamentSbeer  unter  gairfaj.  Sgl.  gree- 
man,  E.  (in  ben  »Historie  towns- . Honb.  1887). — 
2)  gnbrilort  in  ber  ©raffebaft  Diodingbant  beS  norb- 
ameritan.  Staates  91ew  fjampfbire,  am  Ejeterfluß, 
mit  ber  1781  geftiftetm  ©biüil’S  dcabemt),  Sehre« 
rinnenfeminar  unb  (tsoo)  4922  Einw. 

Ext» unt  (lat),  fie  geben,  treten  ab ; e.  omnes,  alle 
ab!  (faenifebe Mnweifung  in  cnglifd)tn Ibeatcrftüden). 
Sgl.  Exit. 

Exfestucatio  (miltellat.,  Eff eftutation),  im 
altem  beutfeben ©echte  bieburd) Übergabe  eines Stäb- 
tbeuS  (lat. featuca),  fpätereineö^almeSäufjerlicb  bar- 
gciiellteEntjagung  besSeriiuBcrcrSbeimSigentumS- 
übergang  an  Sicgenfcbaften,  bie  VI  u f l a f f u u g (f.  b.). 

©£foifa<ionclat.),91bblüttcrunfj.  3'rftörunguon 

Organen,  j.  ©.  Knochen,  fo  baß  )id)  Bon  benfelben 
büttne,  finebenbaft  auSgcbcbnte  Schichten  abftoßen. 

©jfolttereu  (lat.),  {ich  abblättem,  febteferig  ab« 
löfett;  ejfoltattB,  fidj  febteferig  ablöfenb. 

©gbäliercn  (lat.),  ausbaudien,  auSbuften;  Ej« 
balation,  '.’lueliaudjumi,  l'ludbiinftung ; ©aS«  unb 
Sampfentwidelung  ber  Sultane. 

©jrhauftton  (lat.),  Srjd)bpfung,  Smtübung. 

©jbauftor  (lat., ©uSfauger,  SaugBentila« 
tor,  Saugmafcbtne),  ©orriebtung  jum  tluSfau« 
gen  luftfönuiner  Körper,  }.  ©.  ber  fd)[cd)ten  Suft  auS 
©ergwerfen  (böfe  Siictter),  auS  Konjertfälen,  ibfa- 
tern  ic.,  feudjt  geworbener  Suft  aus  Xrodett-  unb 
Küblräumen,  ber  ©afe  unb  Xnmpfc  aus  ben  ©eior- 
ten ber  SeucbtgaSanftalten  tc.  3U  biefen  3weden  laf« 
fen  (ich  jtoar alle  unter  »©ebläfe*  bcfd)riebcnen 'Appa- 
rate Perwetiben,  boeb  fiub  folgenbe  oon  ihnen  baju 
befoitberS  geeignet.  Sie  größle  ©erbreitung  haben 
bie  nad)  bem  ©rinjip  ber  3en*':'fu9alt,tntila« 
toren  unb  KapfelräbererbautenEj'liauftorcn.  3n 
(oloffalen  Simenfionen  auSgefübrt  (Bon  mehr  als 
10  m $urd)mejfer),  werben  |ic  jur  ©rubenoeniila- 
tion  als  Setterräber  nerwenbet.  ©ielfacb  werben 
$ampfftrablapparate(35  a tu  p f ft  t a b 1 ef  b a u ft  o r en, 
Ejettoren),  bei  benen  bie  Suft  oon  einem  mit  großer 
©eftbwinbigfeit  in  ein  ©obr  auSftrömenben  Xainpf- 
ftrabl  mit  fortgerifftn  Wirb , jum  Suftanfaugcn  Per« 
wenbet  (f.  Strablapparate).  ©ei  ber  Xarjtettung  Pon 
SeucbtgaS  unb  bei  ber  Xecrjcbwelcrei  in  ben  ©araf- 
ßnfabrifen  bienen  sum  gortfdjaffen  ber  ©afe  unb 
Xämpfe  auS  ben  ©etorten  in  anbre  Apparate  außer 
ben  Strablapparaten  (3« jcttionSejbauflnren) 
unb  ben  nach  91rt  ber  Küpfelräbcr  gebauten  Efbau- 
ftoren(©ootfcbtS0ebläfe)3entrifuga[csbau- 
ftoren,  bie  burd)  ein  fdinclt  rotiercnbcS  glügelrab 
wirten,  unbßllodcnepbaicftoreu,  bei  benen  jt)lin« 
briidje  ©ebiilter  int  Safier  iid)  auf  unb  ab  bewegen. 
Steigt  bei  leßtem  ber  3t)liuber,  fo  faugt  er  baS  ©aS 
burd)  ©entile  an,  unb  wenn  er  fid)  fenft.  fo  treibt  er 
eS  burd)  anbre  ©entile  PorwärtS.  3)ie  Seiflung  ber 
Epbauftoren  wirb  ber  ©aSentwidelung  burd)  eine 
©egulierporridjtung  genau  angepaßt. 


©jtierebieren  - 

®jrf)erebteren  (lat.),  enterben;  Erherebation, 
Enterbung;  Epberebnt,  ein  Enterbter. 

©(bibttrcn  (lat.),  übergeben,  etnpnbtgen,  ein- 
reichen,  Bordeigen  (f.  Srfjibition) ; aud)  fid)  alJ  etwas 
,i eigen,  bewähren ; ® p b i b e n t , ber  Eingeber  aber  Ein» 
reicher  einer  Schrift;  Epbi&itum,  Eingabe,  einge- 
reichte  Schrift. 

©phibition  (lat.),  in  ber  Kedjtdfpradje  bad  ©or* 
legen,  ©orjeigen  ober  3ugänglici)matben  einer  Sache. 
Schon  bad  romiidie  Stecht  gab  bemjenigen,  ber  ein 
rechtliche^  3ntercfje  baran  hatte,  baß  ihm  eine  Sache 
«orgelegt  ober  fonft  jugänglid)  gencacht  Werbe,  eine 
Klage  auf  ®.  (acti#  ad  exhibendum),  mit  ber  nicht 
bie  verausgabe  ber  Sache,  fonbem  lebiglidj  beren 
©orlcgtmq  (bad  tEy^ibieren)  geforbert  werben 
burfte.  Senn  bcrBellagte  eineUrtunbe  Borlegen  fotl, 
heißt  bie  B.  Ebition  (f.  b.). 

Exhibition  (engl.,  (er.  ^tf*  n),  bei  ben  Engtän- 
bem  bie  mobeme  3nbuftrieauSfteHung  (f.  Audftel- 
lungen),  bie  Bon  ben  tJranjofen  Exposition*  genannt 
wirb,  währenb  E.  tfpr.  «tjtng)  bei  ihnen  ben  einjelnen 
^Beitrag  jur  Exposition,  bann  indbef.  auch  Sierfchau 
bebeutei. 

©(Ijibitionidmud,  f.  Sepualpft)d)ologie. 

©(portieren  (lat.) , ermahnen,  ermuntern;  Ep» 
hör  t a tion,  ®nuat)iucng;er  hortatio,  ennafjnenb ; 
Epbortatorium,  ®vmabnungdfd)reiben;  Ep* 
horte,  Ennabnungdrebc , Ennabnungdfebrift. 

©(bumicren  (lat.),  etwas  wieberaudgraben,}.©. 
eine  Seiche;  ber  ©ergeffenljeit  entjieljen  ;Spl)u ma» 
tion,  Scicbenaudgrabung. 

Ex  hypothesi  (lat.),  ber  ©orauSfeßung  gemäß. 

«Ste  tatar.  Siame  bed  Snjepr  (f.  b.). 

Ggigicrcn  (lai.) , forbem , oerlangen , cintrcihen 
(eine  Schulb),  f.  Epefution;  Epigent.  Cinforberer, 
©eitreiber;  Epigenj,  Erforbemtd,  Bebarf;  epigi- 
bei,  einlreibbar;  epigeant  (franj.,  f j>r. . Wans) , an* 
fpncdtdBotl- 

©pignität  (lat.),  ©eringfügigfeit,  Kleinheit. 

G(il  (lat.  Exilium  ober  Exsilium),  im  weiteren 
Sinne  bie  Sage  befjen,  ber  nicht  in  feiner  ^eimat  leben 
barf,  fei  ed  infolge  einer  SanbedBerwcifung  ober  eined 
freien  Entfeblujfed.  Aud)  bie  ©erfeßungen  qanjer  ©51* 
fer  hat  man  Wohl  old  B.  bejeiebnet,  j.  ©.  bie  hobt). 
lonifdje  ©efangenfehaft  ber  3uben.  Eine  eigne  Art 
heil  Erild  beftanb  in  Athen  nod)  in  bem  Scherben- 
gericht ober  C ft r a j i d m u d (f. b.).  ©ei  benSt&mern 
ift  ba«  E.  in  ber  iiltem  3eit  burepaud  nicht  aid  Strafe 
anjuiehen,  erft  qegen  badEnbeberStepubtituub  unter 
ben  Saifem  ftn’bcu  wir  ed  atd  IDeportation  (f.  b.) 
unb  Sietegation  (f.  b.)  wieber.  $ie  heutige  Au8- 
weifung  (f.  b.)  fann  nicht  ald  ®.  aufgefaßt  werben, 
wenn  aud)  ber  Audbrud  E.  juweilen  auf  unfre  mo- 
dernen SebenSBerbältniffc  übertragen  wirb.  S.  aud) 
©erbannung. 

©(ilicrcn  (franj.),  Berbannen,  bed  SanbeS  Ber» 
Weifen,  auäwcifen. 

©(linieren  (lat.),  non  einer  ©er6inb!id|!eit  aud- 
nehtnen,  befreien,  baher  auch  freidepimiert  in 
©reußen  Bon  Släbten,  bie  nidjt  unter  bem  Sanbratd- 
amt  bed  betreffenben  Rreifed,  fonbem  unmittelbar 
unlcr  ber  Siegierung  flehen;  epimierter  ® eridjtd- 
ftanb,  f.  Epemtion. 

Ex  im^roviso  (lat.),  unBtrfehend,  unoermutet. 

©(in,  «tabt  im  preuß.  Sicghej.  ©romherg,  ffreid 
Sehuoin,  auf  einem  Berge  unb  an  ber  Stnatdbabn- 
ünie  ©nefen-Koniß,  hat  eine  coangetifd)e  unb  2 fall) 
Sftrdien  (barunter  bicKlofterfird)e  mit  wunbertätigem 
Bllriftudbilb) , Spnagoge,  fath-  SchuUehrcrfeminar, 


— Spfretnente.  213 

Amtsgericht,  TOoIfe  rei,  3'egelhrennerei  unb  asoo)  3086 
meift  fath-  Einwohner. 

©(inanition  (tat.),  in  ber  Ebriftologie  (f.  b.)  bie 
Entäußerung  göttlicher  Eigenfdjaften.  ®.  ffenotifer. 
©(ine,  f.  ©ollen. 

©(iftcnj  (lat-),  $afeht,  Sein  (f.  b.);  Audfommcn. 
©(iftcnjialfat),  im  togifdjen  Sinn  ein  Urteil, 
bad  bie  ®pi)lenj  eined  3>ingeS  audtagt,  b.  h-  bemfelbett 
bad  $afein  ald  ©räbifat  beilegt;  im  grammatilali* 
(djen  Sinn  ein  Saß , ber  fein  ober  ein  oötlig  unbe- 
ftimmted  Suhjcfl  hat,  J.  8.  ed  regnet,  ed  Mißt. 

©riftcnjminimum,  biejenige  Summe,  bie  ald 
jur  Erhaltung  bed  Sehend  (burd)fd)nittli<ber  eigner 
Unterbaltsbebarf  wie  auch  berjenige  einer  jamilte  in 
3citen  ber  Arbeitdfäbtgfeit  fowie  aud)  in  benen  ber 
Kranfßeit  unb  Snoaiibität)  unbebingt  nötig  erachtet 
Wirb.  ®cr  ©egriff  ®.  rft  ein  wanbelbarer,  inbem  bad, 
wad  ald  notwenbig  unb  unentbehrlich  angcfeheit  wirb, 
je  nach  Ort  unbStillturhöhe  fehr  berfchieben  fein  fann. 
So  fann  ber  Arbeitslohn  mit  fleigenber  Kultur  fid) 
erhöhen,  ohne  über  bad  E.  b’naudiugeben,  weil  mit 
äunehmenbem  Sohn  weitergehenbe  Aniprüche  an  bad 
Sehen  (SBohnttng.  'Jiabrung,  geiftige  ©enüffe  ic.)  ge- 
peilt Werben.  3n  biefem  Sinne  faßte  auchSaffalle  bad 
fogen.  eherne  Sohngefcß  auf.  Eine  prafüfebe  Slner- 
femnmg  finbet  bad  E.  (f.  Slrbeitdlohn,  S.  691)  bei 
ber  ©eßcucrung,  inbem  man  fehr  fteine  Einfommen 
Bon  ©erfonalfteueni,  bej.  notwenbtge  Unlerhaltdmii* 
lei  Bon  Slufmanbflcucm  freiläßt.  ©gl.  Steuern, 
©(iftieren  (lat.),  fein,  Borbanben  fein,  leben. 
Exit  (lat.),  er  geht  ab;  Bgl.  Exeunt 
Exitus  (lat.) , «udgang Enbc. 

Ex  jure  (lat.),  Bon  ©echtd  wegen. 

©pfatiation  (lat.),  Aushöhlung,  ^öhle. 

©(f atm toren  (lat.,  % r o cf  e n b a g g e r), f.  ©agger. 
©pfaoicrcn  (lat.),  audhöhlen,  auegraben. 
©(Hantieren  (lat.),  audrufen,  fchrcten;  Epfla- 
matton,  Audrufung,  Audruf. 

©(ftatic,  ein  Born  Sauptgcbiet  emed  Staates  ge 
treimter  fleincr  ©ebietdlcil;  Bgl.  Enflaoe. 

©(flubicvett  (lat.),  audfdjlicßen,  ab-,  audfon 
bem;  Epflufion,  Audfchliejjung ; epflufib,  aud 
fcblicfscnb,  audfchlicßlid) ; cpflufibe  ©efellfchaft, 
eine  folche,  bie  alle  nithl  Ebenbürtigen  audfd)licßt ; 
EpflufiOität,  epflufibed  SSefen , 'Kuäfdjließlidileit. 

©(flu fine  (bie),  foBiel  Wie  Exclusira  (f.  b.);  ald 
Umftaubdwort  (meifl  abgefürjt:  epfl.)fooielwicaud, 
fchlieftlid),  mit  Aud|d)luß  (©egeufaß;  influfioe). 
©(fommunifation(lat.),  Kirchenbann,  f.  ©ann. 
©(fommuuijiercn  (lat. ),  aud  ber  Kirchen  gern  ein- 
[chaft  audfchließcn , in  ben  Bann  tun. 

©(( oriation  (lat.),  f.  Smutnbfdjürfung  unb  After- 
fratt. 

©(foriieren  (lat.),  ahhauten,  ahlebem;  aud- 
halqen,  ahbeden,  fehinben;  Epforiator,  Abbeder. 

©(fremente  (lat.,  »Audwurfftoffe«,  Kot,  Faeces) 
bie  Stoffe,  bie  ber  lebenbe  Körper  burd)  ben  After 
entfernt,  unb  bie  in  ber  fyiuptmaffe  aud  unoerbau* 
len,  mehr  ober  weniger  Beränbcrten  Sefien  ber  91ah- 
rung  befteljen.  Außerbem  finb  ihnen  Sdjleint,  jer» 
fallene Epithelwücn,  3crfeßungdprobufte  bcröalleic. 
beigemengt.  Bei  ©flanjenfofi  trifft  man  Bcrfjoljte 
©ftanjcnjellen  jicmlich  unoeränbert  an,  ber  ©chalt 
an  3eHulofe  ifl  um  fo  bebeuieuber,  je  mehr  teidjioer- 
bauliche  fRaßrung  nebenbei  aufgenommen  Würbe. 
EbloropbpHunb  bie  übrigen  ©flanjenfarbitoffe.^arjc, 
'Sachs  fd)einen  unueränberi  in  ben  Kot  überjugehen. 
StärfemeM  Wirb  gewöhnlich  nidjt  angetroffen , hoch 
gehen  gummiartige  fiohlebpbrate  j.  ©.  unoeränbert 


214  G'l'franente  (^cmifc^e  3“f“">mmfcjung,  BerWertung). 


über.  Sei  gteifdjtofi  bitbet  fidj  Derbältnidmnftig  febr 
wenig  Rot;  bcrfelbe  enthält  febntge  Bmbcgcwebd» 
maffen,  ber  Berbauung  entgangene  etaitifdjc  gafem, 
aud)  Sluclem,  Hinein  :c.  Sicut)  gettgenuft  imbet  man 
tleine  Mengen  Bon  Statt»  unb  Magnofiaieife,  aber 
aud)  unoeranberted  gett  unb  fefte  gettjäuren.  SMad) 
9lufnat)tne  tton  Rnodjen  wirb  ber  Rot  3.  8.  bei  §un» 
ben  hart  unb  troden  unb  bitbet  eine  hellgraue,  (nj. 
meliae  Kaffe,  bic  faft  audfdjtieftlid)  aus)  Rattfaljcn 
beftetit.  Sowohl  bei  Bftanjcn»  alb  bei  glciid)toft  jut- 
ben  fid)  in  ben  Ejtrementen  gäutnidprobutte  unb 
Seimengungen  aua  betti  Serbauungsapparat.  3U 
ben  gäulnidprobuften  geboren  fette  Säuren,  $benol, 
3nbot  unb  Statol,  Mctbblmcrfaptan,  beut  bic  E. 
igren  toibertidjen  ©erud)  tierbanfen,  ber  bei  glcifdj» 
foft  »icl  mtenfmer  ift  ald  bei  Sfäftanjentoft.  Bon 
©attenbeftanbtcilen  enthalten  bic  E.  Jinbrobtlirubin 
(Stertobilin),  ©aHenfiiuren  unb  beren  Vlbtömmlinge 
unb  ffbaRf1*1™»  ®i*  garbe  ber  E.  wirb  burd)  3er» 
icpungc-probutteoonffiatleuftoifen,  beigleif<bnaE)rung 
aud)  turd)3erfef)ung$probutte  oonSlutfarbftoif  ber* 
»oraebradjt.  Sott  ben  ©altcnfäurcn  wirb  nur  ©Ipto» 
ebotiäure  unjerfegt  angetroffen,  wäbrenb  bie  Sauro» 
eboliäure  febon  im  Süunbarm  in  Jaurin  unb  Ebo» 
talfüure  jerfätlt.  Vln  Satjen  enthält  Menfdjenfot 
etwa  1 fjroj-,  »orwiegenb  Eatcium»  unb  Magnefium» 
Pbodpbat,  an  SBaffer  bei  reiner  gleifdjfojt  etwa  15, 
bei  gemifdjter  Roft  etwa  76  Hroj.  $ie  6.  reagieren 
oft  neutrat,  bei  reid)tieber  3“fufcr  ftärfemeblbaltiger 
Jiabrung  fauer,  bei  iiberwiegenber,  in  beit  untern 
teilen  beb  Xarmed  eintretenber  göulnid  ber  Eiweiß» 
ftoffe  atfalijeb.  71  ud)  ber  bungernbe  Crganidtnud  pro» 
bugiert  aud  Oerbraucbtenfiöfperbeftanbteiten  Rot,  ein 
buitgcntber  Mcnfd)  etwa  3,5  g Xrodcnfubftanj  am 
Xagc  Sei  reiner  glcifdjttabnmg  wirb  etwa  1 $roj. 
ber  Einnahme  an  feiten  Stoffen  mit  bent  Rot  aus» 
geflohen.  Sei  gemifd)ter  St  oft  probujicrt  ber  Menfeb 
tn  24  Stauben  130  g feud)tcn  (barin  34  g trodneu) 
Rot,  entfpreebcnb  etwa  5 i;roj.  ber  in  ber  SUabrung 
aufgeuoinmencn  feften  Stoffe.  Sei  Borjugdweife  Be» 
gettibilifdjer  Xiät  (innen  13  ^roj.  ber  feiten  Stoffe 
ber  'Jiabrung  audgcfcbicben  werben.  3»  Rranrbciten 
erleiben  bie  E.  Die'lfad)e  Beränberungen. 

Xrogbem  bie  E.  burtb  bie  periftattifdie  Xätiglcit 
unaufbörlidb  nadj  unten  geführt  werben,  finbet  nur  in 
grüftern  3wiftbenräumen  eine  Vludteerung  (Stubl» 
eutleerung,  Xefätation)  ftatt.  ©dangen  bie  E. 
aud  ber  Xidbanubicgung  in  ben  Maftbarm,  foeutfletit 
Xrang  jur  fiotenllecnmg.  Xurd)  einen  nctoöfcn  Vitt 
Wirb  bie  Saud)pref[e  in  Xütigfeit  gefegt.  Xie  Saud)» 
inudfeln  unb  bad  ^}tucrd)fcU  sieben  fid)  gleidjjeitig  ju» 
famtnen,  legierest  fteigt  abwSrtd,  unb  burd)  ben  Xrud 
ber  Saucbpreffe  auf  ben  Maflbarminbalt  werben  bie 
Rotmaffen  uad)  unten  gebrängt.  ©Iettbjcilig  oerlitrgt 
fid)  ber  museal  ub  levator  uni,  ber  bie  Sedcnbobte 
natb  unten  abfd)tief)t,  unb  ftreift  babureb  gewiffer» 
maßen  ben  Maftbarm  über  bie  nad)  unten  gepreßten 
Rotmajjen  in  bie  §öbt 

grifdie  E.  unterliegen  febr  (ebnen  einer  3erfegung, 
tnbem  gäutnid»  unb  SerwefungSproieffc  eintreten. 
Xabct  erfolgt  befonberS  eine  crbcblid)e  Berminberung 
bed  Stidfloffgebattä,  etfennbar  burd)  bie  ftarfc  Ent» 
widelung  »ouVIntmoniaf.  Vlufterbcm  entweichen  Rolf» 
tenfäure  unb  Sebwcfelwafferftoff ; bic  organifcbeSub» 
ftanj  wirb  ojgbiert,  unb  cd  oermebrt  fid)  atfo  ber 
relatiBc  ©ebait  an  mineraliftben  Seftanbteiten.  Xtefe 
Sßrojeffe  ocrminbern  ben  ?3ert  ber  E.  ald  Xünger, 
ber  Sanbwirt  bat  bedtjalb  auf  bie  Behandlung  bed 
Mi|tcd  befonbere  Sorgfalt  ju  Oerwenben  (f.  Xünger 


unb  Xüngung  [Vtbtrittdbitnger],  S.  277).  Sei  ben 
mcnfeblitben  Sjfrementen  (ommt  namentlid)  in  ben 
Stabten  in  Betracht,  baß  bie  faulenbett  Maffen  burd) 
bie  entmietetten  ©afe  bie  Stuft  oerberben,  Saft  aud 
Sruben  mit  gäulnidprobuften  belabene  glüfftgfcit  m 
bas  untgebenbe  Erbreid)  ftdert  unb  legtered  Wie  aud) 
bad  Srumtenwaffer  Derunreinigt,  unb  baft  bie  fid) 
jerfegenben  E.  ben  Sobcn  für  eine  üppige  Entwide» 
tung  oon  pathogenen  Batterien  abgeben  tonnen. 


Rufamincnfesuna  brr  ff^rrmentr. 


1000  Xrile  ens  galten 

SRenfd} 

¥(eib 

9ttnb 

e<Oa| 

Stbrocin 

®af|cc  .... 

753,« 

772,6 

824,6 

564,7 

771,3 

Btfu  etofie  . . 

247,0 

227,6 

175,6 

453,6 

228,7 

Salje 

12,0 

30,4 

26,7 

58,7 

85,o 

Slfd)enanatt)fert  ber  E.  lieferten  fotgenbe  SBertc: 

100  Zeile  S)4e 
enthalten 

3Renfi^ 

JSfetb 

Mnb 

a«af 

S<$»ein 

S^lornatrium  . . 

0,»« 

0,0» 

0,9» 

0,14 

0.8  0 

«alt 

18,40 

11,30 

2,«i 

8,39 

3,60 

Slatron  ..  .. 

0,7» 

1.0» 

0,«s 

3,9» 

3,44 

ftalf 

21,36 

4,68 

5,71 

18,16 

2.03 

SRagntfia  . . . 

10,67 

3,94 

11,47 

5,46 

2,94 

(Fifeno^ijb  . . 

2,09 

1,44 

5,99 

2,10 

5,67 

^ljo4p^or|Öure 

30,99 

10,9« 

8,47 

9,40 

5,39 

Scbipefelfäurc  . . 

1,13 

M» 

1,71 

2,69 

0,40 

Aoblenfäure  . . 

1,0» 

— 

— 

— 

0,60 

flicfelcrbc  . . . 

1,44 

62,40 

62,64 

50,11 

13,1» 

Sanb 

7,3» 

— 

— 

— 

8MJ 

Sie  m e n f d)  t i d)  e n E.  einer  Berfon  betragen  im 
[ Saftre  etwa  0,513  cbm,  wooon  0,43  cbm  auf  ben 
' vant  unb  0,os3  cbm  auf  ben  Rot  tommen.  Sad  ®e» 
lutd)t  eines  SitbihuelerdgcmifdsterE.  beträgt  958,8  kg. 
©rubeninbalt  oon  buitbid)uittlid)er  Se|d)affeubeit 
enthält  etwa 


tarier  . . . 05,««  0d,i« 
Zrodrnfubftonj  4,oi  3, bi 

Crgamfc^e  3ut>* 
ftani  . . . 2,98  3,os 


Unorgatt.  cubftanj  1,73  0,7« 

Aalt 0,u  0,1» 

$t>otp^orfäure  . 0,i«  0,«» 

€itdftoff . . . .0,41  0,3» 


Kkrturrtung  ber  tfjfreweute. 

Sie  sWethttäftige  SerWcrtung  ber  mcnfcblicben  E. 
ift  oon  bödjficr  Sisidjtigteit.  ba  ftc  Bftanjcnnabningd- 
j ftoffe  enthalten,  bie  bent  Boben  endogen  werben  unb 
burtb  teure  Xungftoffe  ju  erfegen  ftnb;  Oon  biefen 
i führt  $eutf<blanb  anciniäbrlid)  für  oiele  Mitlioneii 
l'.art  ein,  wäbrenb  bie  E.,  beren  SSert  auf  mehr  ald 
•100  Mtfl.  3Rt.  oeranfcblagt  Werben  muft,  gim  groften 
Seit  unbenugt  bleiben.  S)ie  Sd)Wierig(eiten.  bie  hier 
ju  iibcrwhiben  ftnb,  beruhen  auf  ber  jtieridjiebenbett 
ber  ftntereffen  ber  fianb»  unb  ber  eslablwirtfcbaft. 
Xie  vstäbte  fuiben  bie  S.  möglidjft  fdjrtelX  uub  billig 
loä  ju  werben,  um  alle  9iad)tcile  für  bic  öffentlidie 
©efunbbcit,  bie  aud  ber  Beniad)tiif|tgung  ber  E.  ent- 
ftebm,  ju  oerbüten.  Xie  Sfanbwirtfdtaft  bagegen  ift 
wenig  geneigt,  bie  fläbtifdjeu  Vtbfatlfioffe  ohne  jeg- 
liche ©arantie  für  beren  ©cbalt  uitb  in  ungeeigneter 
(form  ju  taufen  unb  ju  Oerwenben.  3n  flehten 
Stabten  lajten  fid)  bte  E.  ber  üanbrairtfebaft  recht 
wogt  mit  Borteil  jugänglid)  ntadien;  in  groften 
Stabten  aber  erwad)jen  ganj  erbeblid)C  Sdjtoiertg» 
teilen  aud  ber  Maffenbaftigfett  ber  ju  bewältiaenbcn 
Stoffe.  Eine  rationeüe  Berwertung  groftcr  Mafien 
ift  praftifd)  bisher  faft  nur  burd)  bic  «dbwcmmtanali» 
fation  mit  naibfolgenber  IRiefelfetbwirtfdiaft  enuög» 
lid>t  worben,  wetiigftend  bat  biefc  bie  Erfahrung  in 
gröfterm  Betrieb  für  fid),  Wäbrenb  anbre  Ent» 
i'eruungd»,  Bebanbtuugd»  unb  Berwcnbungdartcn 
ber  E.  bidber  nur  retatio  geringe  Vludbreitung  ge 
I funben  haben. 


215 


©ffremente  (Beteiligung  in  großen  Stabten). 


Sie  äitefte  Art  ber  Anfammlung  bcr  ®.  in  ben  I 
Stabten  ift  bie  ber  Verfi  Jaruben  (Saling*  ober 
Scpminbgruben)  optte  Baumoert,  in  benen  bie 
®.  monate-,  felbfi  jahrelang  lagern,  fiep  jerfejen  unb 
ftinfenbe  ©afe  entwideln,  bie  oft  in  bie  ©opnungcn 
gelangen.  Au«  ben  ©ruben  bringen  lö«ticpe  ober 
ounp  bie  Säultü«  loäliefj  geworbene  Beftanbteile  ber 
®.  in  ba«  benadibarte  Gröveicp,  Berunreinigen  bie 
Brunnen  unb  entroicfeln  bei  weiterer  3erfejung  im 
©oben  ©afe,  bie  an  bie  Cbcrftäcpe  entweichen  unb 
j.  I.  ebenfall«  in  bie  Käufer  bringen.  <1  u 8 ge- 
rn a u e r t e ©neben  ftnb  nur  Wenig  beffer,  ba  fte 
and)  bei  forgfältigfter  S>erfteHung  mit  gement  ober 
Afppalt  balb  unbicpt  Werben  unb  Dann  ebenfallg  eine 
Verunreinigung  be«  Untergrunbeb  perbeifüpren , im 
übrigen  aber  alle  Bängel  ber  Betfcjgruben  teilen. 
Biäwcilen  ifoliert  man  bie  gemauerte  ©rube  bureb 
eine  fiuftfepiept  oon  bem  umgebenben  ffirbreiep , am 
ZWedmäßigflen  ift  eine  Umhüllung  mit  einer  ftarfen 
Scpiept  oon  fettem  Xon.  Bei  ben  Verftßgruben  redt- 
nete  man  auf  bie  allmähliche  Abforption  ber  ®.  burep 
ben  ©oben,  unb  wenn  biefer  enblitb  burtb  bie  3n- 
filtrationen  unbunbläffig  geworben  war,  Bcrfcptoß 
man  bie  alte  ©rube  unb  legte  neben  ihr  eine  neue 
an.  Sie  gemauerten  ©ruben  werben  bagegen  regel- 
mäßig entleert  (Abfuprfl)  jiem).  Sie«  ge[cpap  ur- 
fprünglicp  burtb  AuSfdjöpfen,  jWedntäßiger  ftnb  aber 
Vumpen,  bie  ben  breiigen  Inhalt  burtb  ®ummi- 
fepläudje  auffaugen  unb  tn  ffäffer  brütlen.  Sie  au« 
lejtem  entweithenbe,  übelrietbenbe  2uft  läßt  man 
burtb  ein  Beden  mit  glüpenben  Sohlen  jtrömen,  um 
rietbenbe  Stoffe  ju  Berbrennen.  Vorteilhafter  benugt 
man  eiferne  Steffel,  bie  burtb  Sinleiten  Bon  Baffer- 
bampf  au«  einem  Xampfleffel  luftleer  gematbt.  bann 
Bor  ba«  ,fjau8  gefahren  unb  burtb  etnen  Sdjlattcp 
mit  bem  ©rubeninpalt  in  Berbinbung  gebracht  Wer- 
ben. Sobalb  man  einen  Spahn  in  bem  Stujjen , an 
bent  ber  Scplaucp  befeftigt  ift,  Bffnet,  treibt  ber  üuft- 
brud  ben  ©rubeninhalt  ohne  Belüftigung  bet  Be- 
wohner in  ben  Reffei  (pneumatifepe  ©ruben- 
entleerung). 

©inen  gortfepritl  gegen  ba§  ©rubenfbftem  bezeichnet 
bas  Sonnen  ft)  ft  e'm.  Offene  tonnen , Stiften  ober 
Kübel,  bie  ohne  lebe  anbre  Vorfeprung  zur  Aufnahme 
ber  ®.  in  ben  Aborten  aufgefteHt  unb  nath  ber  Stil- 
lung entleert  werben,  ftnb  freilich  Berwcrflith,  wenn 
fte  nitht  mit  torfmutl  befdjidt  werben,  bagegen  leiftet 
ba«  burth  Bittermaier  in  fteibelberg  auSgebitbete 
tonnenfoftem  gute  tienfte.  Ser  unter  bem  SiJ  be- 
ßnblithe  tridjter  geht  in  einen  Siphon  (fthwanen- 
paldartig  gebogene«  Siotir)  über,  ba«  fiep  ftetS  mit 
©jffrementen  ober  Baffer  gefüllt  erhalt  unb  baburd) 
ba»  Aujfteigen  Bon  ©aien  au«  ber  tonne  Berhinbcrt, 
auch  wirb  bie  untere  Bünbung  be«  Xrid)ter«  mit 
einer  felbfitätigen  Klappe  Berfehett.  Sa«  glattwanbige 
AbfaUropr  au«  Steingut  ober  ttifen  (niept  au«  tpol}) 
ift  burd)  einen  bidjten,  leicht  158 baren  Aitfcpluß  mit 
ber  tonne  Berbunben.  3UC  Entfernung  bcr  tonnen- 
afe  bient  ein  Xunftropr,  ba8  bie  Verlängerung  beo 
Ibfatlrohrd  big  über  ba«Xacp  pinau«  bilbet  ober  au« 
einem  befonbem,  neben  bem  Küdjenfamin  angebrach- 
ten Bentilation»fd)iid)t  befiehl,  ber  bttreh  ein  Seiten- 1 
rohr  mit  bem  Abfaflrobt  Berbunben  ift.  Sie  tonnen 
beftehen  auo  oerjitmtem  Eifenbled),  faßen  etwa  160kg 
unb  müffen  für  ben  tranäport  burep  Bügel  unb 
fflummirtng  leid)!  unb  BoUfommcn  Bcrfchließbar  fein. 
Sie  werben  regelmäßig  burdj  überpiBtc«  (113"), 
unter  Xrud  augflrömenbc«  Baffer  (25  Sit.  für  einen 
Kübel  Bon  30  2.)  ober  burth  eine  SJaljenbürfte  unb 


angefäuerten  Torfmull  gereinigt,  tiefe  Einrichtung 
fommt  Bielfach  mobifijiert  jur  Anwenbung;  ber  Si- 
phon ift  jebod)  in  foltern  ©egenben  nicht  anwenbbar. 
Oft  finbet  man  auch  bie  ©inritptung  be«  Baffer- 
flofett«,  unb  bei  manchen  Ronftruftioncn  ift  fepon  im 
trichter  für  trennung  ber  feften  unb  flüifigen  6. 
geforgt  (Bgl.  'Abtritt). 

Baben,  Sohnräume,  glfiffe  tc.  werben  beim  ton- 
ncnipflem  nicht  Berunrcinigt,  bie  ©.  gewinnt  man  im 
frifd)en  ^ujtanbe  (tonnenwechicl  nach  2,3,4  ober 
5 tagen)  unb  fattn  fie  bei  Epibemien  leicht  beäinfi- 
jieren  unb  fdjnrfl  befeitigen.  Sie  Erreichung  biefer 
Vorteile  ift  freilich  teilweife  abhängig  Bon  bem  guten 
Billen  ber  Bewohner,  refp.  Bon  bcr  Xurdifülirung 
ber  erforbertichen  polizeilichen  Vorfchriften.  ffemer 
bürfen  burep  bie  tonnen  nur  bie  menjcpliepen  6.  au« 
Bopnung  unb  Stabt  entfernt  werben,  fo  baß  für  Be- 
teiligung aller  übrigen  Abfälle  (f.  b.  unb  Abroäß'er) 
nod)  anberweilige  Einrichtungen  erforbertid)  ftnb, 
einfache  ßanäte  für  bie  flüiftgen  Abfälle  unb  ein  be- 
ionbere«  Abfuprfpftem  für  Afdje,  ßüdjenabfäHe, 
Straßenfcprid)t  tc.  ©roße  Bebenlett  erregt  beim  ton- 
nenfqftem  ba«  Abfatlropr,  ba«  fleW  uerunreinigt 
Wirb  unb  ruh  jit  einem  Sterbe  ber  Verpefhmg  für  ba« 
ganje  S>au«  geitatten  faun.  Ser  bereite  AbfnJ  ber  6. 
an  bie  Sanbwivtfchaft  erleibet  periobifch  Stodungen, 
unb  man  ift  baher  jur  SKagazinierung  gezwungen, 
fflan  hat  zu  bem  3wed  große,  überwölbte  Siefet  üoirä 
gebaut,  aud)  bie  ti.  außerhalb  ber  Stabt  mit  Stau«-, 
Straßenfepricpt,  Afcpe,  totfabfäHen  fompoftiert  unb 
fie  auf  Voubrette  Berarbeilet. 

Um  bicSyäulni«  ber®.  in  ben  ©ruben  ober  tonnen 
ZU  uerpinbern  ober  au  Berminbem,  pat  Boule  ba« 
Aufftreuen  trodner  ®vbe  empfoplen  (Srbtlofett) 
ßiür  einen  Sluplgang  ftnb  aber  3,5  kg  ®rbe  erfor- 
berlicp,  unb  bie  fo  erhaltene  Baffe  pat  geringen  Sung- 
wert,  (für  große  Stäbte  ift  ba«  Verfahren  wegen  ber 
bebeutenben  Baffen  Bon  Erbe,  bie  transportiert  wer- 
ben müffen,  unanwenbbar;  auf  bem  Sanbe  ift  e« 
in  Ermangelung  Bon  etwa«  Beffentt  einigermaßen 
ZWedentfpiecpenb.  Viel  beffereignetficptorfgniS,oon 
bem  100  g bei  jebeämaligem  ©ebrauep  genügen,  fo 
baß  man  eine  bei  weitem  wcrtBotlere  Baffe  erpäll 
al«  bei  Anwrabung  oon  ®rbe.  Sie  toripoubrelte 
bereitet  bei  ber  Abfupr  niept  bie  niinbcflen  Unan- 
nepmlicpfeiten.  Bebrfacp  ftnb  Rlofette  mit  Beepani«- 
mu«  zu  automatifepem  Aufftreuen  uon  torfputoer 
ober  Scsinfelttonämifcpungen  lonftruiert  worben 
(Bgt.  Abtritt). 

Sa«  pneumatifepe  ober  Sifferenzierfpftem 
oon  ®p.  t.  Siernur  (geft.  12.  ffebr.  1893  in  Ber- 
lin) führt  bie  ®.  getrennt  oon  ben  fonftigen  päu«- 
lieben  Abfällen  Bermittelft  Suftbrud«  ab.  Sä  ftnb 
pier  ztoei  3ioprfpfleme  erforbertid}.  Sa«  eine,  für 
Stau«-,  Segenwajfer  tc.,  beflcpt  au«  gtaficrien  Son- 
ropten  unb  füprt  auf  (ürjeftem  Seg  in  ben  5luß. 
Sa«  Baffer  wirb  burep  etn  ganz  feine«  XraptneJ 
au«  Be|Ttng  filtriert , unb  eine  eigenartige  Vorrich 
lung  Berpinbert  bie  Verjtophing  besfclben.  Sin  zwei- 
te« äioprfpftem  au«  eifernen  Vohren  oerbinbet  fämt- 
iiepe  Aborte  unb  Vitfoir«  ber  Stabt  mit  Steffeln,  bie 
Bon  einer  3cntralitation  au«  luftleer  gepumpt  wer- 
ben. Von  einem  fotepen,  zwei  unb  mepr  Äubihneter 
faffcnbeu  Reffet  laufen  in  ben  Straßen  be«  betreffen  - 
ben  Stabtoiertei«  Siaitptroprc , bie  recht«  unb  linl« 
nadp  ben  Käufern  pin  mit  Abzweigungen  oerfepen 
ftnb,  in  Wetcpe  bie  ffntlropre  bcr  Aborte  einmünben. 
Sohatb  man  nun  ben  Stahn  be«  SwuptroprS  öffnet, 
wirb  burep  ben  äußern  Suftbrud  bcr  APortinpaU  in 


216 


©ytreäjeitj 

bcn  Seffel  gebrüfft  unb  gelangt  Don  t)ier  fdjlicßlidi 
nach  ber  .«jcntralflation.  3)ort  jammelt  man  bie  ß. 
in  (Brühen,  um  fte  ohne  weitere?  an  bie  Sanbwirtt 
ju  Derfaufen,  ober  man  Derbampft  ihrenBaffergebalt 
tm  luftoerbitnnten  Kaum,  bi®  ein  bitter  Brei  entfielt, 
ben  man  burd)  langfam  rotierenbe  Cürften  auf  mit 
Slanipf  gebeijte  fupfeme  Balgen  in  bilnnen  Sagen 
aufträgt.  Bäbrenb  bie  Bnljcn  ftdj  langfam  um« 
bretjen,  trocfnet  bie  Klaffe  unb  wirb  burdi  eine  anbre 
Heine,  mit  Spißen  belebte  Balje  bon  ber  Jroden« 
Wal  je  abgelöft  unb  in  feine®  ifhtlner  (Soubrette,  f.  b.) 
Derwanbelt.  Sor  bem  Sonnenftjflem  bat  ba®  fiier« 
nurfdje  Sbftem  ben  Corjug,  bafi  bie  Stoffe  ohne  Ce« 
täftigung  ber  .jjauöbewolmcr  unb  bce  StraßenDerfebr® 
entfernt  werben.  ß®  teilt  mit  itjm  bie  fluftoenm« 
reinigung,  Wenn  e®  nidjt  mit  Baffcrfpülitng  uerfcben 
Wirb , unb  wenigften®  in  gröficrn  Stabten  bie  Kot« 
Wenbigleit  ber  SoubrettefaDritation.  ®er  Cetrieb  (oll 
fid)  für  grofie  Stäbte  etwa®  billiger  (teilen  al®  ber 
be®  «tonnenftjftem®,  bie  Serwertung  ber  erhaltenen 
6.  wirb  aber  Wohl  immer  fdjwieriger  fein  al®  bei 
Uonncnabfuhr,  ba  fid)  bei  lcßlerer  ein  übermäßiger 
Bafjerjufnß  leidjter  ncnneiben  läßt.  2>a®  Don  bcm 
lEonrohrfhitem  gelieferte  Baffer  enthält  flarl  faul« 
ni®fähige  Sücßenabfütle  unb  ftet«  aud)  §am,  fo  baß 
ein  prinjipieUer  Unterschieb  jwifchen  ißm  unb  betn 
be®  Sdjmcmmfhftem®  nidjt  bcjtcljt.  Klan  wirb  e®  alfo 
aud)  wie  tcßtere®  beßanbeln  müffen.  Wenn  nidjt  ein 
großer  Slug  auf  fürjcftem  Beg  erreichbar  ifi,  ber 
ba®  Baffer  ohne  Schaben  aufnehmen  fann.  Klan 
tarnt  bie®  Soffer  auch  jur  Ccriefelung  benußen,  bie 
nad)  9lrt  ber  oiel  geübten  Cadjwafferriefclung  ein* 
juridjten  ift  (f.  Cewüfferung,  S.  795).  So  ber  woben 
fid)  hierzu  nicht  eignet  unb  große  Snfferläufe  nicht 
oorßanben  finb,  filtriert  man  ba®  Baffer  burd)  Sof®, 
bte  fcßlicßlid)  jur  4>etjung  ber  Steffel  auf  ber  Cutttp« 
ftation  benußt  werben. 

®ie  großartigften  Vlnlagen  jur  Ocfeitigung  unb 
Serwertung  ber  CS.  gehören  bem  Sdjmemmfanal« 
fßftem  an,  ba®  aber  auch  Diele  ®egner  gefunben  hat. 
Über  bie  ßmrid)tuna  ber  Ranalifation  f.  b. 

Klan  hat  auch  berfudjt,  bie  6.  jur  Gewinnung  Don 
2eud)tga®  ju  benußen.  ß®  werben  babei  flcine 
Ketorten  angewenbet,  in  bie  man  alle  16—20  Klinu* 
ten  2—3  kg  CS.  bringt.  2>ie  Ausbeute  beträgt  7,8— 
9 cbm  Seudjtga®  au®  100  kg  ßytrementen  bei  einem 
Slnfmanb  bon  50  kg  Sohle.  SDie  Serhältniffe  ge« 
jtalten  fid)  feßr  ungünftig,  Weil  große  SWengenBaßer 
ju  Derbatttpfen  fitto,  bie  wieber  m riefigen  snüjlappa« 
raten  fonbenfiert  Werben  müffen.  'Jüan  Derbramht 
Diel  Sohle  unb  WrbeitSfraft , ba®  ®a®  ift  fd)Ied)ter 
unb  teurer  al®  Steinfoßlcnga®  unb  bei  großem  Ce« 
trieb  faum  ju  reinigen.  3)a®  erhaltene  ilntmonia!« 
waffer  ift  wie  ber  Xeer  feßr  geringwertig.  Saum 
günftiger  ftellt  fid)  bie  Cenußung  ber  6.  al«  Crenn* 
material,  bie  fdjon  1827  Don  Kcintann  Dorgefhla* 
gen  würbe.  Cetri  mifd)te  bie  ß.  mit  einem  au®  lorf, 
Wip®  unb  Sarbolfaure  beftehenben  SeSinfcftionSpuI« 
Der,  formte  bie  Klaffe  ju  Riegeln  unb  trodnete  biefe 
Safalfteine  an  ber  2uft.  Siüchenabfaüc,  Süchen» 
waffer  tc.  fallen  fid)  in  ähnlicher  Seife  Derarbeiten 
lagen,  inbetit  mau  fte  burd)  ba®  UseäinfeftionäpulDcr 
filtriert.  5üc  Safalfteine  tönnen  auch  ai®  2>üngcr  be« 
nußt  werben,  hoch  ift  ihr  Bert  fo  gering,  baß  fte  feinen 
weiten  IrarcSport  ertragen.  ?lt®  Crcnnmaterial  (mb 
fte  etwa  fdjledjtem  Jorf  tergleid)bar.  ®ie  Cenußung 
her  ®.  al®  Crcnnmaterial  ift  aber  bie  benfbar  fdjlcd)- 
tefte,  weil  babei  beren  WertooHfter  Ceftanbteü,  bie 
StidftoffDerbinbimgen,  Döüig  Derloren  gehen.  Cgi. 


— (SjTrete. 

Dan  fiebben-lpulfebofd),  SRafro«  unb  ntifroffo» 
pijehe  Siagnoftif  ber  menfd)lidjen  6.  (Cerl.  1899); 
aebmibt  unb  ©traäberger,  Sie Säce® be®  Kien 
(eben  im  normalen  unb  franfhaften  3uf*°nbe  (bat- 
1903);  Oefele,  3“r  fbftematifdjcn  Sotanalpfe  (baf. 
1900);  Ciernur,  3)ie  pneumatifche  Sanalifation 
unb  ihre  ©egner  (Sranff.  1870);  Sau  Her  unb  ®o> 
bei,  2>ie  116fuhr  unb  Cerwertung  ber  Jyäfalftoffe  in 
Stuttgart  (Stuttg.  1880);  Creper,  3)ie  Cefcitigung 
ber  9IbfaHftoffe  burd)  ba®  ©a®hod|brudfhftem  (Bien 
188 1) ; § e i b e n , S>ie  menfchlidien  ß.  (fcamtoD.  1882) ; 
Sifcher,  2)ie  menfchlichen  Cbfallftoffe,  ihre  praf- 
tifche  Cefcitigung  unb  lanbwirtfchaftliche  Serwertung 
(Craunfd)W.  1882);  Reiben,  Kiüller  unbßang®» 
borff,  2>ic Serwertung  berftäbtifthen3äfaIien(S>an- 
noDer  1885);  Cogel,  3>ie  Serwertung  ber  ftäbti« 
feßen  Sbfallftoffe  (Cerl.  1896);  Sranfel,  Cfeiffer 
unb  Sitt,  SKuftergültige  ßinfüßrung  be®  lorf« 
ftuhloerfahren®  in  neinem  unb  mittlern  Stählen 
(bai.  1902). 

CbRFrcSjcnj,  f.  «u®mucb®. 

©jfrete,  Stoffe,  bie  ber  Organismus  nicht  weiter 
Derweilen  fann  unb  bie  bcShalb  al®  KluSrourfftoffe 
entfernt  werben,  j.  C.  4>am,  Schweiß.  — Sei  Cflan» 
jen  fmb  ß.  (Susfcßcibungen,  Sefrete)  Dom 
Stoffwechfel  auägefdjiebene  Stoffe,  bie  teil®  außer« 
halb  ber  gellen  aüftreten  (ß.  tm  engem  Sinne),  teil® 
auch  in  tnnem  Organen  angehäuft  Werben,  oßne 
weitere  Cerwenbung  für  ben  ftofflidjen  Sufbau  be« 
Cflanjenförper®  ju  finben.  3U  ben  äußern  ßlusfchei« 
bungen  gehören  j.  C-  bie  Bad)®bilbungen  auf  man« 
chen  Clattcm  unb  Srücbtcn,  bie  au®  ^mrj,  Calfa« 
men  u.  bgl.  beitcljcnben  fieberigen  Überjüge  an  ber 
Cberfläch'e  Don  Snofpen  tc.,  bte  iponigau®jd)eibungen 
in  Clüten  unb  auf  jaßlreicßen  Clan-  ober  Stengel« 
teüen  (f.  Sfeftarien),  ba®  au®  Dielen  Clättem  inlrop« 
fenform  heroorguetlmbe  Baffer  (f.  Cluten  ber  Span« 
jen)  u.  a.  Snncre  VluSfcheibungen  (S  e f r e t i o n e n) 
werben  fat  befonbem  3fUen  ober  in  interzellularen 
Cchältem  (ß^fretbehältern,  f.  Sbfonbertutg, 
S.  64)  angefammelt  unb  befteßen  au®  Salffaljen, 
®ummi,  Schleim,  ätl)evitih en  Ölen  unb  ^jarjcn.Ki'ild)- 
faft,  ©erbftoff,  aud)  'lßßrofin,  wie  in  ben  ßiweiß« 
fehläueßen  ber Srujiferen,  Citlerftoffen,  Wie  in  ben 
3etlcn  Don  ?Iloe  u.  a.  Sie  ffi.  bienen  oft  al®  Scßuß« 
cinriebtungen,  j.  C.  gegen  Safferbencßimg,  Wie  bte 
BadbSübcrjügc,  gegen  bie  (Befaßt  be®  Cirfrieren® 
(SimiSüberjüge  Don  Snofpen  unb  Clattcm),  ober 
al®  Bbfthredung®«  unb  SertcibigungSmittel  gegen 
Siere  (f.  S<hußetnrid)tungen  ber  Sflanjen),  ober  aud) 
wie  bie  §onigau®fd)eibungen  ber  Clüten  jur  91n« 
lodungDon  Itcren  (f.  Clütenbeftaubung).  Rlnbre  6. 
bienen  berßniäßrung.  Wie  bie  au®  ben  Bur jelßaaren 
ber  hötjcm  Sflanjen  auSgefcßiebme  Slüfftgfeit,  bie 
fonft  uulö®lid)eCobcnbcftanbteile  aufjulöfen  uermag. 
beSgleicßen  bie  Don  fchmaroßenben  $iljmhjelten  (f. 
Silje)  auägcfchiebenen  Stoffe,  burch  bie  feite  Söv- 
perteile  ber  31ührorgam®mrn  Don  bem  Sdjmaroßcr 
afftiniliert  werben,  bie  au®  bm  SerbauungSbrüien 
ber  3nfeftenfreffenben  Sflanjen  (f.  b.)  gebilbcten  pep- 
toniftcrenben  Stoffe  u.  a.  $cn  ßrfteten  fcßließen  fid) 
auch  jat)lreid)c  Snbprobufte  be®  Stoffwechfel®  an,  bie 
burd)  bofonbere  2cbenflDorgünge  au®  ber  SB  an  je  ent 
fernt  werben,  wie  bie  Sarbftoffe  ber  Clumen  unb 
Srüchte,  welche  bie  tttntodung  oon  Sicrcn  jum  3>««f 
haben,  bie  ätherifchen  öle,  bie  bcn  Cluniengerud)  be« 
bingen,  jaßtreiche  anbre  Stoffe,  wieSoßtehlibratc,  or« 
aamiebe  aättren,  Ceftinförper  u.  a.,  bie  mit  ben  reifen 
Svüd)ten  au®  bem  Sflanjentörper  entfernt  Werben, 


217 


Grfretin  — (Sfttct. 


um  bte  Serbrcitung  berfelben  burd)  fruehtfreffenbe ] 
ftcere  hcrbeUuführen.  Gnblid)  finb  bit  G.  aud)  bei  j 
franfhaften  Sorgängen,  wie  j.  8.  bei  Berwunbungen 
burd)  Bitbung  Bon  fogeit.  feunbgummi  u.  a.,  Bon 
biologifcher  Bebcutnng. 

Gjhrettn  C„HmO  finbet  fitfi  in  Gjfremcnten  ber 
Si’enicfien  unb  Stere,  bilbet  gelbe  Sabeln,  liift  (ich  in 
■fflltfjer  unb  ?llfof)ol,  nicf)l  in  feaffer,  fchmiljt  bei  95°, 
ifl  nicht  flüchtig  unb  bem  G^olefterin  nage  Berwnnbl. 

Ggfretionäorganc,  biejenigen  fßrüfen,  reelle 
bie  für  ben  Körper  unbrauchbaren  Stoffe  auäfdjeiben 
unb  auS  ii)m  entfernen.  ®aliin  gehören  bei  ben  lieren 
allerlei  Vautbrüfen,  wie  Schweißbrüfen , Bor  allem 
über  bie  Stieren. 


Ggfulptcrcn  (lat.),  rechtfertigen,  Bon  ber  Sdjulb 
freiifjredten ; effulpabet,  cntfdjutbbar;  Gjfulpa- 
t i o n , Gntfdjulbigung,  Siedjtfertigung,  greifprochung. 

Gjtnrü  (lat.),  eigentlich  Abfcpwetfung  int  Sieben; 
im  engem  Sinn  (Erörterung  einer  einzelnen  SRaterie, 
bie  einer  gröfeem,  ein  ©anjeä  enthnltenben  Schrift 
atä  Anhang  beigegeben  ift. 

Gjcfnrfion  (lat.),  Strcifjug,  Ausflug. 

Gjrfiifationi  lat , franj.excuse),  Gntfdjulbigung, 
Auäftucht.  Gpfufationägrünbe,  fflrünbejur  Ab- 
lebnung  eine»  Slmteä  tc. 

Gjcfuficrcu  (lat.,  ober  nach  bem  granj  : ejfü- 
fieren),  entfchulbigen ; «fufabel,  entfcbulbbar. 

Gjrtuffion  (lat.),  ba«  Verfahren  eine«  © lüubigerä, 
burch  baä  er  feine  Bcfriebigung  ju  erlangen  fucht, 
befonberä  aber  Auäflagung  eine«  jahlungsunfdhigen 
3<hulbner8,  bie  erfolgen  muh,  ehe  gegen  eine  anbre 
hilfäwciic  Berpflicf)tcte  Serfon  gelingt  werben  barf. 
Exceptio  ober  Beneflcinm  excussionis  beifit  einmal 
baä  bem  Bürgen  gegen  bie  Born  ©laubiger  roiber  ihn 
angeitellte  Silage  juiiehenbe  Stecht,  }u  Berlangen,  baß 
ber  ©laubiger  jUBor  ben  Ipauptfdmlbner  auäftage. 
Sobann  helfet  G.  bie  Ginrebe  ben  ©efijjerä  ber  Ber- 
pfänbeten  Sache.  Bermöge  bereu  er  Bon  bem,  ber  mit 
ber  Bfanbflage  bie  Verausgabe  beä  Sfanbgegcnftan- 
be«  begehrt,  oerlattgen  tann,  bafe  er  junächft  auf 
anbre  fceifc  Befriebigttng  fndje. 

Ggfutiercn  (lat,  -hcrauäfdmtteln«),  prüfen,  un- 
terjuchen; inSbef.  ob  jemanb  jaMungäfähig  fei  unb 
bann  foBiel  Wie:  gegen  einen  Schulbner  feine Befrie» 
biauna  fucljen,  ihn  auSflagcn. 

Exlex  (lat),  einer,  ber  aufeerljnlb  beS  ©efeßeS 
lebt ; in  frühem  feiten  Bejeidjitung  für  einen  Sögel- 
freien  ober®eäd)teten  (f.2ld)t),  fej)t  etwa  ein  Überbein 
@efe|  ftefeenber,  unumfchränlt  herrfd)enber  Siegent. 

Ex  liliris,  f.  Büdjerjeichen. 

Ex  mandäto  (lat.),  einem  Befehl  jufolge,  einem 
Auftrag  gemäß. 

Ggmatrifulicrcn  (lat.),  auä  ber  SSatrilel  ftrei- 
cben;  bähet  Gjmatrilulation,  Sludftreidjung  auä 
ber  SKatrilel  bei  orbcntticher  Gntlafiung  ober  bei 
ftrafweifem  Sluäfchlufe  Bon  einer  Vodiid)icle. 

Ggmiffton  (lat.,  -Austreibung«),  bie  Vanblung, 
mittet«  beten  jemanb  aiw  bem  BeftJ  einer  unbeweg- 
lichen Sache  geiefit  ober  ju  bereu  Siäumung  genötigt 
wirb.  Gjmifftonäflage  heißt  bie  eine  folaje Siäu- 
mung bejwedenbe  Klage,  bit  fef)r  häufig  Born  Ser- 
mieter  nach  Ablauf  ber  Stictjeit  gegen  ben  SJiieter 
angeftrengt  wirb,  ber  bie  Süognung  nicht  Berlafftn 
Will.  2>iefe  Klage  gehört  jur  3ufläitbig(eit  ber  Amts- 
geridjte  (f.  b.).  Sgl.  auch  3wangät>ouflrecbmg. 

Ggmitticrcn  (lat.),  au«  bem  Setiß  treibm,  be- 
fonberä auf  bent  Sieditäroege. 

Ggtnoor  fforeft  Ute.  ejmar  fomw,  ein  wüfter  ®e- 
birgäftrich,  auf  ber  Sübfcite  beä  Briftollanalä  gelegen. 


mit  fteil  gegen  ihn  abfaüenben  Seifenhängen,  hat 
385  qkm  (7  CSt)  Oberfläche  unb  erreicht  tm  $un« 
ferrt)  eine  itöhe  Bon  520  m.  Sgl.  Sage,  An  explo- 
ration  of  Exmoor  (4.  Aufl. , Conb.  1895). 

Ex  more  (lat.),  nach  ©ebraud)  unb  Sitte. 

Ggmputf)  <fpr.  -enitä),  £eeftabt  im  öftlichen  3)eoon- 
ffjire  (Gnglanb),  an  ber  SRUnbung  beä  Gje,  16  km 
unterhalb  Greter,  hat  ®odä,  Seebäber,  gifdferei, 
Sbißenfabritotion  unb  asoti  10,485  Ginw.  Sgl. 
SJebb,  Memorials  of  E.  (1873). 

Ggmouth  Oor.  rticlm,  Gbmarb  Seilern,  SiS- 
count,  brit  Abmfrol,  geb.  19.  April  1767,  geft.  23. 
3an.  1833,  trat  1770  in  bieSEarine  unb  warb  1782 
ftapitän.  2jm  Seefriege  gegen  granfreiep  errang  er 
feit  1793  grofee  Grfolge,  wofür  er  1796  jum  Bäro- 
net  erhoben  würbe.  3m  Sommer  1803  erhielt  er  baä 
SVommanbo  über  ein  ftarfeä  ©efdjwaber,  baä  bie 
franjöfifche  glotte  im  Vafen  Bon  Rerrol  blodierte; 
1804  würbe  er  Jtontcrabmira!  unb  Stommanbeur  ber 
enalifchen  Seemacht  in  Oftinbien,  wo  er  bie  bänijdjen 
Bc|ißungen  eroberte.  1808  jumSijeabmiral  ernannt, 
blodierte  er  1810  bie  Scheibe  unb  erhielt  1811  ben 
Oberbefehl  über  bie  glotte  hn  SJiittellänbifchen  Slieer. 
Unter  bem  litel  Baron  G.  Warb  er  1814  jum  Seer 
erhoben  unb  im  gleichen  3al)r  jum  Abmiral  ernannt. 
1816  jwang  er  mit  einer  ftarten  glotte  inSerbinbung 
mit  einem  nieberlänbifchen  fflefdiwaber  ben  3)ei  Bon 
Algier  burch  eine  Bcfduefeung  feiner  Vauptfiabt  jur 
greilaiiutm  ber  Gheiftcnftlanen  unb  jum  Serfprcchen, 
(ich  aller  Seeräuberei  ju  enthalten.  3ur  Belohnung 
erhielt  er  bie  SBürbe  eine®  Siäcount  unb  ben  ®anf 
beä  Sarlamcntä.  Sie  ihm  1817  Berlichene  Stelle  beä 
Sfommanbanten  Bon  Slijmouth  legte  er  1820  nieber. 
Sgl.  Oäler,  Life  of  Viscount  E.  (8onb.  1840). 

Ggltcr,  1)  gran  j,  Shilofoph,  geb.  28.  Aug.  1802 
in  SSien,  geft.  21.  3uni  1853  in  Sabua,  ftubierte  in 
SBien  unb  SaBia  erft  bie  Sfedfte,  bann  Shilofophie. 
wanbte  jid)  ber  Schule  Verbartä  ju,  wirfte  feit  1827 
atä  Vtlfälehrer  ber  Shilofophie  an  ber  UniBcrjttät 
feiner  Saterftabt,  feit  1832  alä  orbentlicber  Srofeifor 
ber  Shilofophie  ju  Srag  unb  Würbe  1815  alä  S!ct 
glieb  ber  Stubienfommiffion  nach  SBien  berufen  unb 
1848  jum  SRinifterialrat  ernannt.  Unter  feiner  £ei* 
tung  würbe  mitSoni(j'u. a. Unterftüpung  berwefent- 
lidi  auf  ben  ©runbfagen  ber  Sabagogit  Verbartä  be- 
rui)cnöe  -Gntwurf  ber  Drganifatiön'bcr®hmnaften 
unb  Stealfchulen  in  Öfteneich*  jur  Steife  gebracht. 
Seit  1818  SHitglicb  ber  faiferlidKn  Afabemie  ber  SSif- 
fenfehoften  in  feien,  ftarb  er  alä  SJiinijterialfommif- 
far  ber  Sombarbei  in  Sabua.  Unter  feinen  nicht  japl- 
reichen,  aber  fdtarfftnnigcn  Arbeiten  hat  bie^ritifche 
Abtjanbhmg  »®ie  Sfhchologie  ber  £ieqcl jdien  Schule« 
(fieipj.  1842  — 44  , 2 Veftc)  feinen  tarnen  belannt 
gemacht.  ®urd)  feine  jatjlreidicn  Schüler,  ju  benen 
Sott,  Siob  3iwmermann,  38.  Solhnann,  Siahlowffh 
lt.  a.  gehören,  ift  bie  Vcrbartfipe  Shilofophie  in 
ßftcrrecch  eingebürgert  worben.  Sgi.  Siob.  3'm‘ 
mermann  in  ber  »Afabemifchen  SEonatäfdhrift« 
(SBürjb.  1863,  Oftoberheft);  granffurter,  Bei- 
träge jur  ©efchichte  ber  öfterreidjifchen  Untcrrichtä- 
refonn  (33icn  1893). 

2)  3opann  3uliuä,  bän.  SEaler,  geb.  30.  SioB. 
1825  in  Kopenhagen,  befuchte  Bon  feinem  15.  3ahr 
an  bie  bortine  31  fabemie,  bilbete  fid)  unter  3oh-8ubm. 
8unb  unb  Gdcroberc^  auä  unb  machte  bann  Seifen 
in  Seutfchlanb,  ber  Schwei},  in  3talien  unb  Schwe- 
ben. Siachbem  ermitSorträlen  unb  einigen  öiftonen- 
bilbern  auä  ber  bänifchen  ®efd)id)te  begonnen  batte, 
Wibmcte  er  ftd)  auäfcbliefeltch  ber  Sd)itbcrung  beä  ffan 


218 


Es  nexu  - 

binaBifcpen  unb  bänifcpen  Soffdlebend,  bad  er  auf 
Seelanb,  auf  ber  3nfel  Amager  unb  in  ocrfdiiebenen 
©egenben  Schwebend  unb  Dänemarfb  beobachtete  unb 
in  lebenbiger,  tief  empfmibener  unb  bumoriftifcper 
Seife  barftcllte.  Silber  biefer  (Ballung  finb:  ber 
Sonntagdbefucp  beim  ©rogoater,  ber  »cpittaud  bei 
einem  Sauer  auf  Anreger , ber  ©rüg  ber  örogmut- 
ter,  bie  bebenüicpe  Sahl  ober  bad  Sdjwarzpeterfpiel, 
alle  »ier  in  ber  föniglicpen  fflemälbefammlung  ju 
Kopenhagen ; bie  Bauernhochzeit,  ber  Stranfenbefucb. 
Sauemfeft  gegen  Sorgen,  Srief  leiettbed  'JJläbdjen 
Bon  ganö,  ber  Ahjcpiebdgrug.  Sr  ift  feit  1876  ifjro- 
feffor  an  ber  Stunftafabeniie  in  Kopenhagen. 

3)  Silpelm  granz,  ’lecpnolog,  gcb.  8.  April 
1840  in  fflänfemborf,  befugte  bad  ‘Ooltjtecpnifcpe  jn 
ftitut  in  S:en  unb  Warb  1862  Sichrer  an  ber  SHeal 
fepule  ju  Slbogen  in  Söpmen,  1865  in  Srentd,  1869 
Dojent  für  3ngenieurwefen  unb  mecpamjipe  Jeep* 
nologie  an  ber  gorflafabemie  'JRariabnmn  unb  1876 
Brofcffor  an  ber  Zjocpjduile  für  Sobenfultur  infiien. 
Seit  1874  fungierte  er  alb  gaepfcpufinfpeftor  bed§an» 
betdminifteriumd.  S.  gebärt  alb  Decpnolocj  ber  jün- 

?em  §iartigfeben  Stiftung  an;  er  mibmete  fiep  fpegetl 
onobl  alö  praftifcfter  3ngcnieur  wie  aud)  fdjriftftel* 
lerifdj  ber  ifioljbearbeitung,  augerbent  ber  lapeten* 
unb  Steininbuftrie  unb  ber  Korbflechterei.  ©roge 
Xätigfeit  entfaltete  er  auch  für  bie  Siebung  ber  £>aud> 
inbuitrie  in  Cfterreid)  unb  zur  görberung  ber  3wede 
bed  öflerreid)ifehen3NuieumafürKunflunb3nbuf(rie. 
1879gnlnbete  er  mit  San  band  u.a.  bas  technologifche 
©ewerbemufeum  in  Sion,  beffen  Direftion  er  über* 
nabnt.  Seit  1882  gehört  er  bera  Abgeorbnetenpaud 
beb  Sieiepsratd  an,  wo  er  jtd)  ber  beutfeh* liberalen 
Sartei  attfcplog.  Sr  fchrieb:  »3>er  Audfteller  unb  bie 
AudfteUungen«  (Seim.  1866,  2.  Aueg.  1873);  »Die 
Japetcn*unbSumpapicrinbuftrie» (baf.  1869);  *Dad 
§oij  nid  Sobftoff  für  bad  Kunftgewerbc«  (baf.  1869); 
»Die  Runfttifchlcrci«  (baf.  1870);  » Stubicn  über  bad 
Sfotbuchenbolj-  (Sien  1875);  »Dad  Siegen  bed  §ol* 
jed*  (Seine.  1876,  3.  Autf.  Bon  Sauböcf  1893); 
»Soljbanbel  unbfcolzinbuftrie  berDftfeclfinber«  (mit 
JJiardjet,  baf.  1876);  »Sie  mcchanifchen  öilfbmittcl 
bed  Steinbilbhauerd«  (Sien  1877);  »Sab  mobeme 
Drandportroefen  im  Dienfte  ber  Sanb»  unb  gorfl* 
wirtfehaft«  (Seim.  1877,  2.  Aufl.  1880);  »3obann 
Sedinann.  Segrünbet  ber  ted)nologiid)en  Siffen- 
fdjaft«  (Sien  1878);  »Serljeuge  unb  SJiniepmen  jur 
jpol  (Bearbeitung*  (Seim.  1878-83,  3Sbe.;  Sb.  3 
mit  Sfaff);  »Die  fcaudinbuftrie  Cfterreicpd*  (Sien 
1890).  Unter  feiner  fjiebattion  erftbienen  bie  »Sei* 
träge  zur  öeidiichtc  ber  fficwer6e  unb  Srfinbungen 
ßtierrcidjd*  (Sien  1873,  2 Sbe.)  unb  bie  » 'Uiittoi- 
lungen  bed  tcdjnologifopen  ffleWcrbemufeumd«  (baf. 
1880  ff.). 

4)  Abolf,  Sanbeftifl.  geh.  5.  ge6r.  1841  in  Srag, 
gcfl.  10.  osept.  1894  in  Kujftcin,  habilitierte  ftd)  1866 
in  Sien,  War  1868 — 72  Dtbentlidtcr  Srofeffor  bed 
römifd)cn  Accptd  in  »Ju rid)  unb  feit  1872  in  Sien. 
Sr  war  Ihiitglieb  bed  öiterreiebifepen  fReididgericptd. 
Unter  feinen  Schriften  finb  ju  nennen : » Sie  Sehre 
Bom  SRecptdcrwerb  burep  Drabition*  (Sien  1867); 
»lad  3«ftitut  ber  Sfanbred)tdpränotation*  (baf. 
1868);  »strilifbedSfanbrcchidbegrijfd» (Seipj.  1873); 
»Dad  öfterrcichifdje  fcppotbefenrecpt*  (baf.  1876— 
1881,  2 Abtlgn.);  »Der  Segriff  ber  höpent  ölewalt« 
(Sien  1883);  »©runbrig  ju  Sorlefungnt  über  ®e 
idgihte  unb  Snftitiitionen  bed  röitiiid)en  SReeptd* 
(3.  Audg.,  baf.  18911;  »Über  potitifd)e  Silbung« 
(ficipj.  1892). 


- ©jogamie. 

6)  Karl,  l!bt)fifer,  geb.  26.  fflärj  1842  In  Srag, 
ftubierte  feit  1861  in  Sien  unb  3ürid),  würbe  Siebter 
am  Staatdghinnafmm  in  Droppau,  1874  in  Sien, 
1885  Sräftbent  ber  d)emifd)*plil)ii!alifd)en©efellfihaft 
bafelbft  unb  habilitierte  ftch  1892  ald  Dozent  an  ber 
bortigen  UniBerfität.  Sr  fchrieb:  -Uber  bie  grämt- 
bofendien  Singe*  (Sien  1877);  Ȇber  bad  gunfein 
ber  Sterne*  (baf.  1881);  Ȇber  Seugungderfchei- 
nungen*  (bof.  1885);  ȟber  bie  polarigerenbe  Sir* 
(ung  ber  2id)tbciigung*  (baf.  1890—92);  »Über  bie 
Srintittation*  ($rag  1891).  Ülud)  lieferte  er  eine 
beutfehe  Scarbeitung  bdh  Guiile  Serbetd  »Sorlefun* 
gen  über  bie  SeUentpeorie  bed  Sicpled*  (Sraunjdjm. 
1881—87,  2 Sbe.). 

6)  Siegntunb,  SDhfißlog,  geb-  5.  ?Ipril  1846  in 
Sien,  ftubierte  bafelbft  unb  in  rieibelberg,  habilitierte 
geh  1870  ald  Srioatbojent  in  Sien  unb  würbe  1874 
jum  aufterorbentliipen  Srofeffor  ernannt.  S.  lieferte 
zahlreiche  Unterfuchungen  über  bie  'fSphfiologie  ber 
Siimedorgane,  ber  SferBenjentren  tc.  Sr  jeprieb: 
»Seitfaben  bei  ber  mifroffopiiehen  Unterfuchung  tie* 
rifd)er  ©ewebe*  (2.  Wujl.,  üetpj.  1878);  »Shhftölogie 
ber  fflroghinirinbe«  (in  ^ermannd  »Jmnbbuch  ber 
Shhfiologie«,  baf.  1879);  »Unterfuchungen  über  bie 
Sotalifation  ber  gunttionen  in  ber  ©r ofibimrinbe  bed 
älienfdjen*  (Sien  1881);  »3)ie  Shhfiologie  bed  glie* 
gend  unb  Schwebend  in  ben  bilbenben  Sünflen*  (baf. 
1882) ; »5>ic3nnerBationbeöftcbllopfed*  (baf.  1884); 
»Sie  Shhftologie  ber  facettierten  Vlugen  Bon  Jheb* 
fen  unb  jnfeften*  (baf.  1891);  »Gniwurf  (ii  einer 
Phhfiologifchen  Srflärung  ber  pfhdnfchen  Sricheinun* 
gen  (baf.  1894);  aud)  gab  er  mit  ©ab  bad  »3entral* 
blatt  für  ^hhoologie*  (baf.  1887 — 93)  peraud. 

Ex  nexu  c lat.),  auger  Serbinbung  ober  3ufam» 
menpang  ((.Nexus);  baper  Sjnep uation,  ‘Aufhe- 
bung bed3ufainitienbanged,Irennung.lftblrennung. 

Ex  nibilo  nil  fit  (lat..  »Aud  nicht»  wirb  nieptd«), 
alter  feholaftifd)cr  »ob.  ber  baburep  neue  Sebeutung 
gewonnen  pat,  bah  Siobert  SSatjer  (f.  b.)  Bon  ipm 
audgepenb  bad  ©efep  ber  Srpaltung  ber  Kraft  ent* 
Widelt  pat. 

Exoasc  us  /iVelre/,©attungdnanie,  ber  jeitWeilig, 
irrtümlich  für  gewiife  Arten  ber  Ifßiljgattung  Taph- 
rina  (f.  b.) , in  ©ebrauch  War. 

Exocarptum  (lat.),  fobiel  wie  Spifarp,  f.gnicpt. 

Exocoetu»,  ber  fliegenbe  gifd). 

ob i u nt  (lat.,  »Audgang«),  Schlug  einer  Auf» 
füprung,  indbef.  bei  ben  dünnem  ein  peitered  9(ad) 
fpiel  ju  einem  emflen  3)rauta , wie  Wtellana  unb 
SRimud. 

(Sf.d bnd  (grieep-,  »Audjug*),  Bezeichnung  bed 
jWeiten  Sutpcd  Diofid,  f.  Sentateucp. 

Ex  oflirlo  (lat),  Bon  Amtd  wegen. 

@Z;ogamic  (grieep.),  »grembpeirat»,  zum  Unter* 
ftpieb  uon  Snbogatnie  (beut  heiraten  zwifcpeit  An- 
gehörigen gleichen  Stammed),  bie  bei  Bielen  Sölfern 
ftreng  befolgte  Süte,  bag  niemanb  eine  grau  aud 
bent  Stamme  feiner  ÜKutter  nehmen  barf.  Sei  ben 
norbamerifanifd)en  gnbianem  pat  jeber  Stamm  fei* 
neu  Bon  ber  AJutter  auf  ben  Sopn  übergebenben 
Sepujgeift  (lotcm,  f.  b.),  unb  ber  Sopn  barf  nicht 
in  biefelbe  jotent* Sippe  pincmptiralen.  3”  Spina 
barf  niemanb  eine  grau  feined  Siamend  heiraten,  weil 
fie  bcrfelbcn  gamilie  angepört.  Dagegen  fann  jeber» 
mann  aud  bem  Stamme  feined  Saterd  eine  grau 
Wäplen,  weil  er  mit  ipm  angeblich  niept  näher  Ber* 
wanbt  ift.  Dion  nimmt  an,  bah  biefe  bei  fepr  Bielen 
SiaturBölfern  Berbreiteten  Anftcpten,  bie  in  fanitärer 
Beziehung  chenfo  .jmedmagig  finb  wie  bei  und  bad 


219 


Ujogen  — 

©erbot  bet  Öfje  (roticften  ©tutdoerwanblen,  aud  einer 
3eit  itaramen,  in  ber  bie  fflemeinfebaftdebe  ff.  b.)  ober 
Dcrwanbte  3uftünbe  herrfd)ten.  Sagegen  war  man- 
dien  gürftcn  »orgcfduiebrn,  mdjt  außerhalb  ihrer  So« 
inilie  3U  heiraten,  fo  baß  fie  nötigenfaUd  bieSchwefter 
jur  Srau  nehmen  mußten. 

©jrogen  iflricd).),  ©ejeiehnung  für  bie  ßittftehungS* 
ireife  etned  ©ftaruengUebed  aud  .-Jetten,  bie  an  ber 
Oberfläche  eined  Organ«  liegen.  iS.  entftehen  j.  ©. 
alle  ©Kitter  unb  Sertenfproffe  an  bem  ©egetatrond- 
punft  bed  Stcngcld.  Aud)  ©ejeiehnung  für  bie  üon 
audwürta  in  bn«  ©eftein  gelommenen  ©emengteile 
(allothigen)  ober  fottiel  wie  ejomorph  (»gl.  ßnbo- 
niorph). 

Exogenae  (griedj.),  im  35c  Eanbollcfdien  ©jlan- 
jenfhftem  bie  SilotBIebonen,  weil  bcrenStamm  burch 
3uwad)d  an  ber  Außenfläche  feined  ringförmigen 
»oljlörperd  in  bie  liefe  wäd)ft,  im  ©egenfaj)  ju  den 
SKonofotplebonen  (Endogenae). 

Exogonium  Choisy,  ©attimg  ber  Slonoolottla« 
jeen,  winbenbe,  audbauembe  Krauter,  ^mlbftrüueber 
ober  ©träudjer  mit  gansranbiaen  ober  gelappten 
©lüttem,  nteift  wenigblütigen,  oid)afif<bm,  büfebe» 
ligen  ober  bolbigen.  furjgcftteltcn  ©lütenftiinben  unb 
meiil  roleit,  anfcbnlidicn,  röhrigen  ©tüten.  Stwa 
15  Arten  im  tropifehen  Amerifa.  E.  Pnrga  Benth. 
Oalapenminbe),  f.  auf  Safe!  -Arjneipflanjenll«, 
3ia.  4 (mit  Sert). 

Exogj  ra  ( 3 di  n i r f e I m u ( df  e 1),  f.  Auftem,  S.  163. 
©pofanuibalidmud,  f.  Anthropophagie, 
©jrömid  (grieth.),  ber  ben  rechten  Arm  imb  bie 
halbe  ©ruft  unbebedt  tajfenbe,  Bon  Sflaoen  unb  Ar- 
beitern getragene  ßb'ioit  ((•  *>■)■ 

©jomolognid  (gried).),  ©efenntnid.indbef.  ©tau» 
bendbefenntmd;  auch  fooicl  Wie  ©eichte. 

©jromorpb  (griech.),  f.  ßitbomorpf). 
(ypomphnlud  t griech.),  'J(cibelbrud),  .©orfnlL 
Exuneratio  (tat.),  ßnttaftung,  bafjer  ß jene» 
rationdberoeid,  fooiel  mießiitlaftungsbemci«,  lln» 
febutbbeweid.  E.  eonacientiae  ober  Probatio  pro 
exouerancla  eonscientia,  im  frühem  ©rojefsoerf  abren 
ber  bei  3ufd)iebung  beb  Sibicbdeibeb  jutäffige  fogen. 
Öcroiffendtertretungdbcroeid  cf.  ©ewiffenbueriretung). 
©jronerieren  (tat.),  entfaften,  entlebigen. 
Exophthalmus  (Exophthalmia,  griech.,  © 1 0 ()  • 
äuge),  bad  tperuorgebrängtmerben  bed  Augapfcld 
burd)  bie  Libfpalte  nach  Bom.  E.  entfleht  burd) 
Schwellung  unb  Sntjtinbung  bed  ©ende-  unb  gelt- 
gemebed  in  ber  Augenhöhle , ober  infolge  Bon  (Blu- 
tungen in  ber  lejjtem,  ober  er  beruht  auf  ber  Anwe- 
fenheit  einer  ©ejdiwulft  ober  ßiteranfammlung  in  ber 
Augenhöhle,  bie  Bon  hinten  auf  ben  Augapfel  brüdt 
unb  biefen  nach  00m  brängt.  3n  anbeni  Süllen  ent» 
fleht  E.  bei  Üculomotorius-Öähmung,  inbeni  bie  beit 
Augapfel  nach  hinten  jiehenben  SKudfeln  gelähmt  jinb 
(E  parulyticus).  ©in  E.  niebem  ©rabeo  ift  Seil» 
erfcheinung  ber  ©afebowfehcn  ftrantheit  (f.  b.).  ©ei 
hohen  ©taben  oon  E.  lann  ber  SibfcpIuB  unBoUftün- 
big  werben  unb  baburd)  bie  Hornhaut  in  ©efapr  ber 
©ereiterung  geraten.  3»  anbem  Süden  tritt  infolge 
ber©erfd)iebung  bed  Auge«  aud  feiner  normalen  Lage 
Soppellfehen  auf;  auch  ßrblinbung  beb  Auged  taun 
cintreten  burch  -sebäbigung  bed  Sehnero«, 
©jroplndma  (griech.),  f.  ßnbopladma. 
©jorabel  (lat),  ftd)  erbitten  laffenb,  erbittlieb, 
©porbitänl  (lat.),  übermütig,  übertrieben; 
ßporbitanj,  Übertriebenheit,  Übcr[d)rcitung  bed 
ffiafte«. 

©j  orbium  (lat),  Eingang  einet  Sehe,  ßinleihmg. 


Exostema. 

Exorlare  aliquisnostris  ex  osslbusultor 

(lat),  ein  Bücher  mög’  aud  meinem  Staub  erflehen ! 
(©ergil.  Aneid  IV,  625). 

©jtormcrtn  (loh)«  audfebntüden ; ßj  ornation, 
Auofdimüdung. 

©porjificten  (griech-),  böfe  ©eiftcc  (ScufeD  be 
febwörenb  audtreeben. 

©joräidmu8(griech),  »8efd)Wörung*,befonberd 
©efchwörung  unb  Audtreibung  böfer  ©eifter,  Seu- 
felobamtung.  Aud  Sertuüian  uttb  Origened  erhellt, 
bafi  in  ber  chrifllichcn  ftirehe  jabtbunbertclong  bie 
©abe,  Seufel  audtreibm  ju  fömten,  ju  ben  ©rtoile» 
gien  jebed  (ihriflen  gereebnet  würbe.  3a,  ed  gab  hier- 
für feit  (Kitte  bed  3.  3atuh-  aud)  ein  eigned  Jlirchen» 
amt,  bad  ju  ben  Bier  ordines  minores  gerechnet  Warb 
unb  irt  ber  ffittion  ber  fatholifchen  Sirche  noch  heute 
fteht  (f.  ßporjift).  Am  betannteften  würbe  ber  ®.  bei 
ber  Saufe,  wo  er  feinen  Urfprung  ber  ©orauöfefjung 
oerbantt,  baß  ber  bidher  Bon  Ben  Hänflingen  geübte 
©öpenbienfl  Seufeldwer!  fei.  3nnäd)ft  entiianb  hier- 
aud  nur  bie  Renuntiatio  ober  Abrenuntiatiodiaboli, 
b.  h-  bie  Seufeldentfagung  ober  bie  feierliche  ©erjichi- 
leifumg  bed  Süuflingd  auf  alled  i>cibnijche ; balb  aber 
(am  ald  Srgünjung  berfelbm  bie  ©ejehwörung  bed 
Seufeld  burd)  ben  Saufenbcn  hinju,  welch  Kfjtere 
man  mit  ben  Sümonenaudtreibungen  im  AeuenSefta- 
ment  rechtfertigte.  Diit  bem  4.  yahrh-  fam  ber  ß. 
and)  bei  ber  Sfinbertaufe  tn  ©ebraueb.  inbem  ber©ric- 
fler  ober  ber  ihm  afftftierenbe  ßporpft  ben  unjaubem 
©eift  erft  aud  bem  Säufling  audhauehte  (oxuufflatio) 
ccnb  ihm  aldbaitn  ben  ^eiligen  ©eift  fhmholijch  ein- 
hauste  (insufilatio),  Wie  bie«  nod)  jept  bie  ©rarid 
ber  fatholifchen  ftirehe  ift  Sie  babei  gehräud)!id)en 
Somceln  waren  unb  firtb  teilweife  noch  lept:  »Satire 
aud.  bu  unreiner  ©eift,  unb  gib  Baum  bau  ^eiligen 
©eift!«  ober;  »3eh  befd)Wöre  oich  bei  bem  Stamm  bed 
©aterd,  bed  Sobited  unb  bed  ^eiligen  ©eifted , baß 
bu  ausfahreft  unb  Weicheft  Bon  biefem  Sicner  3efu 
ßhrift'!‘  Sie  iebweijcriicben  Beformaloren  Berwar- 
fen  ben  ß.;  bie  Lutheraner  bagegm  Bertcibigten  ihn 
mit  großer  .^artnädigfe it , obwohl  Luther  ihn  nicht 
gerabe  für  unertüfjtid)  ertlärt  batte,  unb  felbjt  ftreng 
orthobore  Shcotogcn  in  ihm  tebialid)  eine  nüptiehc 
(Bahnung  an  bie  geiftige  verrfdiaft  bed  Saian«  unb 
an  bie  heilbringende  ©Jirffamfcit  ber  Saufe  fahen. 
Siacbbent  ber  ß.  int  18.  3ahrb-  faft  ganj  außer  ©e- 
brauch  gefoinmen  mar,  würbe  bie  ßrinnerung  an  ihn 
burch  öie  ©erliner  L>of-  unb  Somagenbe  (1822)  wie- 
der gemeeft,  unb  neuerbingd  gehört  er  wieder  befonberö 
im  Sorbm  unbEflenSeutjdilaubd  jur  offiziellen  Re- 
ligion unb  firdflichen  itorreftheit,  wühreub  ©rioat- 
eyorjidmm  jum  öffentlichen  Unfug  gerechnet  werben, 
©gl.  Srafft,  Audfübrlidje  ^iftorie  uotn  ß.  (tpamb. 
1750);  R 0 1 b c w e tj , Ser  ß.  im  feerjogtum  ©raun- 
fchweig  (SBolfenb.  1893). 

<?jotjift(lat.  Exorcista),Seufeldbefchtuörer,  Seu- 
feldbanner,  ©ejeiebnung  ber  niebem  ©eiftlichen  (©rie- 
fterfanbibaten),  bie  nett  bem  dritten  (Seihegrab  bie©e- 
fugnid  cur  Anwcnbung  bed  ßporjidmud  erhalten  bä- 
hen (f.  Ordination). 

CSjoffefctt  (Außenffelett),  f.  .fpautftelctt. 

©joSmofe,  f.  Odmofe. 

©pofpor  (Exosporium),  bie  Außenhaut  ber  Spo- 
renjetle  bei  ben  lirhptogamen. 

Exostema  Pera.,  ©attung  berSubiajeen.Strüu- 
cher  ober  ©äume  mit  bitterer  Binbe,  leberartigm 
©lüttem,  manchmal  (ehr  großen,  einzeln  achfelftün- 
bigm  ober  ju  enbftünbigcn  Sidbaften  georbrreten,  ge- 
wöhnlich weißen,  oft  fet)r  woblriechenbm  ©lüten  unb 


220 


Gjoflofe  — ©rpert. 


Ieberigcn  ober  fiolji gen  Sapfeln.  20  Arten , Dorjilg- 
lid)  auf  ben  Antillen,  jwei  auf  bem  fübanterifaniicben 
Kontinent  E.  caribaeam  Wild. , cm  hoher  Saum 
auf  ben  Antillen,  lieferte  einft  bie  ficbcrwibrige  JRinbe 
Cliina  caribaea  (jamaitanifcbe  gieberrinbe, 
3efuitenrinbe),  roäbrenb  E.  floribundum  Roem. 
et  Schult.,  auf  ben  ‘Antillen  unb  Saribifd)en  3nfeln, 
bie  Chinae  S.  Lucia«,  ©erg-  ober  ©itonebina, 
lieferte.  Xtiefc  Siinbe  fdimedt  anfangs  faum  mertlid) 
gewürjbaft,  bann  jufammenjiebeno,  juteßt  äußert! 
unangenehm  unb  fetjr  bitter.  Aud)  bie  SHinbe  non  E. 
peruviannm  Humb.  et  Bp.  fam  als  Ebinarinbe  in 
ben  ixitibel.  Siiefe  fnlfdicn  Ebinarinben  enthalten 
toeber  (Chinin  nod)  Einebonin. 

©jjoftofe  (gried).),  f.  StnocbennuSwuchS. 
©jcoterifcb  (gried).,  »außen  ftehenb-1,  für  Un- 
eingeweihte beftimmt,  gemetnfaßlidj  (®egenfaß:  efo 
terild),  f.  b.). 

©jötiftb  (gried).),  auGlänbifdj;  ejotifdje  ®e*  j 
Wäthfe,  bie  auS  ihrer  fernen  Heimat  ju  und  gebracht  | 
fmb  unb  wegen  beS  serfdjiebcncn  SHimaS  baS  ganje  I 
3ahr  ober  iin  Sinter  in  ©eroädjSbäufem  gejogen 
werben,  ober,  wenn  fie  im  freien  flanbe  fiepen,  im 
Sinter  eingefd)lagen  ober  bebedt  Werben  müffen;  niele 
ertragen  aber  aud)  unfer  ftlima  ohne  weitern  Schuß. 

Ex  paeto  et  eonvento  (lat),  nad)  ©ertrag  unb 
&bcreiufommen.  [tommiß. 

Ex  parto  el  proTidentia  majörnni,  f.  gibei* 
©XPaubicrcu  (lat),  ausbreiten,  auSbcbnen;  ep- 
panfibei,  ausbetinbar;  ßxpanfihilität,  AuS- 
behnbarfeit. 

©jpanfioit  (lat.),  Ausbreitung,  inSbef.  AuSbeb- 
nung  non  ®afen  unb  Sümpfen  ([.  AuSbebnung). 
©XpaufionSborn,  f.  Jom. 

©Xpautionofältc,  f.  @afe. 
©£pait»tmömafd)ine,f.2>amBfmafebine,S.455. 
©ppanftO  (lat),  fid)  auSbehnenb;  8 f p a n i i n ■ 
traft,  Spanntraft  (f.  Aggregat juftänbe,  ®a[e). 

©gpatriieren  (lat.),  aus  bem  ©aterlanb  Dcrwei  ; 
fen,  bcS  §eimatSred)tS  berauben;  Expatriation, 
SanbeSocrweifung,  AuSwanberung ; ffiypatriie. 
r u n g 8 g e f e ß , b ad  (ießt  aufgehobene)  beutftpt  (Reichs 
gefeß  Born  4.  SRai  1874,  betr.  bie  ©erbinberunq  ber 
unbefugten  Ausübung  uon  Äird)enämtem  (f.  AuS» 
weifung). 

©XPcbicrcn  (lat.),  ab-,  ouSfertigen,  fortfebiden, 
beförbem;  expediatnr,  eS  Werbe  nuägefertigt,  als 
Subftantiu  fobiel  wie  AuSfertigungSorber;  6fpe* 
btcnS,  AuSfunftSmittel,  AuSrfudjt;  Eypebient, 
Ausfertiger,  AuSfdjreiber;  efpebit,  fobiel  wie  eppe- 
biert;  aud)  hurtig,  gewanbt,  aufteUig;  Eppebition, 
Ab-,  Ausfertigung,  ©cförberung,  ©erfeubung;  Ort 
betreiben,  fflc|d)äftä]'tolle ; ein  tu  einem  heftimmten 
(friegenfd)cn  ober  wiffcnfd)aftli(|en)3we<t  unternom- 
mener gug.Sahrt;  Ejpebitor,  fobiel  wie  Eppebient. 

©ppeftorantia  (lat),  AuSrourf  befbrbembe  SRit- 
tel,  wie  Srenchel,  Anis,  3petatuanha,  XerpenlinBl,  ■ 
Seucga  , Liquor  ammonii  anisatus , Tiuctura  Opii 
benzoica.  Uber  bie  Anwenbung  ogl.  Sjuften. 

©ppeft  oration  (lat),  ^eqenSergicgung,  2>crjen8- 
erlciditcrunq ; in  ber  'JÄebigin  fobiel  wie  AuSwurf. 

©gpcftoricrcn  (lat),  etwas  auSljuflen;  reflepio : 
feinem  £>erjen  burch  AuSfpredjen  fiuft  machen, 
©ppcllicrcn  (lat.),  auä-,  bertreihen,  fortjagen. 
©ppenbicrcn  (lat),  auSjahlcn,  auSlegen. 
Expensac, Soften,  Auslagen,  befonbers  ®cri<bt8- 
toften  im®egenfap  ju  ben  3mpenfen  (f.  b.);  Erpen» 
fa rinnt,  ßoftcnocrjcicbniS ; Eppcnfion,  AuSjab» 
tung,  Ausgabe;  c p p e n f i 0 , foftfpielig. 


©ppcufilatton  (lat),  Eintrag  beS  fflläubigerS  in 
feinem  Sicdjnungsbud)  über  wirtlich  ober  angeblich 
auSgelieheneS  ®tlb  mit  ^uftimmung  (unb  Unter- 
fchrift)  beS  SdjulbnerS,  im  älteften  r&mifchen  Stecht 
eine  gomt,  um  ein  ftreng  einfeitigeS  Sorbe rungsred)l 
(literarum  obligatio)  ju  begrilnben,  jufammenhän 
genb  mit  ber  repubtifanifdjen  Sitte,  bag  jeber  garni- 
fienborflanb  fein  ^auShaltungSbud)  (Codices  accepti 
et  expensi)  führte.  3)er  E.  entiprach  baher  im  ©udjc 
beS  ScbulbncrS  ber  Sortrog  ber  Summe  (acceptilatio) 
unter  ber  Stubrit  beS  Sereinnahmten  (acceptnm). 

Experientia  est  optima  rerunt  magistra. 
lat  Sprichwort : Erfahrung  ift  bie  bejte  2el)rmei|te- 
rin , ©rotieren  geht  üher  ©tubieren. 

©jperimint  (lat.),  »ErforfdjungSberfudit , ein 
©erfahren,  burch  baS  ber  Sfaturforidjer  baS  ©erhal* 
ten  SonSSörpem  jueinanber,  eine9laiurerfd)einung  ju 
ergrünben  Periudit,  inbem  er  alle  ftörenben  Sieben- 
umftänbe  auSjchliegt,  bie  bei  ber  blofjen  Beobachtung 
ben  wahren  ©organg  oft  Derhütlen  ober  mobifijieren. 
®a8  E.  ift  eine  »rage,  bie  ber  Siaturforfcher  ber  Sta- 
tur Borlegt,  unb  bie,  richtig  geftettt,  ftetS  richtig  be- 
antworte! wirb.  ®ie  alten  ©hilofopben  tanntcu  baS 
E.  nicht,  beShalh  blieben  auch  ihre  Äenntniffe  ber  91a- 
turerfdieinungen  trog  beS  AujwanbeS  bon  bielem 
Scharfftnn  bbchft  mangelhaft  Erft  ©acon  uon  Seru- 
lam  wies  ber  Siaturforfdiung  bie  nebligen  Sahnen, 
inbem  er  baS  E.  unb  bie  fogen.  erafte  SKctbobc  ber 
gorfdjung  im®egenfah  juberpbilofophierenbenSrü« 
belei  in  ben  ©Drbergnmb  (teilte.  2>ie  großartigen 
gortfehritte,  Welche  bieSiaturwiffmfchaft  tu  her  neuern 
§eit  gcntadit  hat,  uerbanft  fte  Wefentlid)  ber  Anwen- 
bung beS  Ejperiments,  unb  fo  werben  benn  auch 
gegenwärtig  alle  2>iSppIinen,  bie  baS  E.  forbem 
(©hpru.  ßbemie,  ©hpfiologie,  Seologie),  mit  ©orfüh- 
rung  uon  Ejperimcnten  gelehrt,  uut  bie  SBirfungen 
ber  Siaturfräfte  bem  3uborer  immittelbar  norjufül)- 
ren.  3>t  foldjem  Sinn  fpricht  man  non  Eppert« 
mentalwiffenfchaften  (Eiperimentalchemie,  Ep. 
perimentalpljtjfif,  Erperimentalpbbitologie,  Efperi- 
mentalgeologie).  Anleitungen  jur  Ausführung  non 
Erperimenten  jur  ©clhftbelehrung  unb  beim  Unter- 
ridjt  geben  unter  anbem:  grid,  ©bbftfalifcbcltcdjml 
(6.  AufL,  ©raunfd)W.  1890  — 95  , 2 Sbe.);  peu- 
mann,  Anleitung  junt  Experimentieren  hei  ©or- 
lefungen  (3.  Aufl.,  baf.  1904);  Arenbt,  Ied)ml 
ber  Efperimcntalcbemic  (3.  Auf!.,  Beipj.  1900) ; E U o n, 
SRetljobif  ber  phhftologifchcn  Experimente  unb  ©toi- 
feltionen  (ffiießen  1 876) ; ö f d)  e i b l e n , ©Injfiologifche 
SRetpobif  (Sraunfchw.  1879 , unuoHatbet). 

©jcpcrimcutal . . f.  Experiment. 

©Xperimcnticrcn , Experimente  anftetlen. 

Experimentum  in  corpore  vili  (lat),  >etn 
an  einem  mertlofcn  Slörper  ausgeführter  ©erfuch*. 
j.  8.  einer  noch  nicht  auSgefübrten  Operation  an 
einem  Xierförper. 

©gpcrtilpt.  tip«),  2>enri,  SRufifgelchrter,  geh.  im 
SRai  1883  m Sorbeaux,  erhielt  feine  AuShiibung  am 
'JJtebermeliericbeu  JUrchentnufilinftilut  unb  burd)  E(iar 
grand  unb  6.  ®igout.  Er  lebt  teils  ju  ©ariS,  teils 
auf  Schloß  .^)aut-  ©rion  Barriuel  hei  Siognan  unb 
gibt  in  ©ariS  bei  A.  Scbuc  eine  große  Sammlung 
uon  ©Berten  ber  franjöjifcbcn  Stomponiften  beS  18. 
3aßrh.  heraus:  «Maitres  musiciena  de  la  Brnaia- 
sancc  franfaise«  (®oubimeI,  3annequm,  SermifUic.). 
E.  ift  Behrer  ber  SRufilgefchicbte  ant  9(icbcrmet)er)d)cn 
Rirchcmmißfinftitut  unb  an  ber  Siuutabteilimg  ber 
neuen  Sojialen  .‘podjfchule  (Ecole  des  HautesEtudes 
Sociales)  ju  ©ariS. 


(Jjptrten  — ejplofton.  221 

©jpdrtett  (lat),  Sad)Berftänbige  (f.  b.).  Tie  EjploßBftojfe  Werben  auf  irgenb  eine  Seife  jur 

©jpcrtife  (franj.),  Untcrfucbung  burd)  Sauser-  6.  gebracht,  b.  b-  jur  t>ci  ber  ft«  plöplid) 

ftänbtgc;  ejpertifieren,  etwad  burcf)  Sacboerßän-  eine  große  Wenge  Safe  entwickln,  beren  Bolmncn 
Dige  untcrjucben  laffen.  burd)  bi«  hohe  Temperatur  bei  ber  3«tfegung  uod)  er* 

Exp6rto  cretlite  (lat.,  »Staubt  ed  bem,  ber  ed  belieb  Bergrößert  wirb, 
ielbft  erfahren*-),  oft  jitierte  Sorte  aud  Bergild  Sie  Hinwendung  bet  E.  griinbet  ftd)  auf  ben  Trud 
»Hinetbe«  (11,  283),  in  »Crede  experto*  umgetoan*  unb  bie  Slrbeit,  bte  fte  entioideln.  Ter  Trud  bängt 
beit,  Bon  Siliud  3talicud  (»Punica*,  7 , 395),  hn  ^auptfäd^tie^  ab  Bon  ber  Slatur  ber  gebilbeten  Saje, 
HRittelaltcr  ju  »Experto  crede  Koberto«  erweitert  Bon  ihrem  Bolumen  unb  ihrer  Temperatur,  bie  ®r» 
('pyiatiou  (lat.),  Sühnung,  Büßung;  ejpiato»  beit  bauptläiblicb  Don  ber  entbunbeucn  Sänne,  bie 
rifth,  aldSüßne,  Bußegeltcnb ; ejpiabel,  füßnbar.  ein  SRaß  für  bie  entwidelte  Energie  ift.  HJlit  anbern 
©jpilicrcu  (lat.),  plünbem,  berauben;  Sjpila*  Sorten,  bad  Vlrbeitdmajimum,  bad  eine  epploßoe 
t i c n , tßlünberung,  namentlich  G ntmenbung  Bon  Erb.  Subftanj  leiften  [amt,  ift  proportional  ber  bur<b  ihre 
fdjaftiSjt ücicn ; Gjpilator,  Erbfdjaftobicb.  3crfegung  entwidelten  Sämtemcngc.  Bejeidjnet  A 

©ppiriertn,  j.  Ejfpirierat.  biefe  Sännemenge,  audgebriidt  in  Kalorien,  fo  ift 

©£p  lauteren  (lat),  audlegcn,  erflären,  erläutern ; bie  entfpred)enbe  Tlrbeit,  in  Rilogramnietem  audge- 
Ejplanation,  Vludlegung,  Erläuterung;  ejpla»  briidt,  =425  A,  nach  bem  mcdjanijd)enSänneäqui* 
natio,  erläutemb.  Balent  Tiefe  3»bl  briidt  bie  potentielle  Energie  ber 

Expllrit  (lat,  ahgefärjt  ftatt  explicitum  cst  vo-  erploiiocn  Subftanj  aud;  fte  wirb  in  ber  B rapid  na* 
lamtai , *bie  SdjrifU'ollc  ift  ganj  abgetoidelt» , b.  b-  türlid)  niemals  erreidjt,  aber  man  muß  fte  (ennen  ald 
bad  8ud)  ift  ju  Enbc),  Schlußformel  in  alten  fjaitb*  bie  einjige  abfolute  Bergleicbungdgrenjo.  Sic  tat- 
idiriften  unb  Srudcu,  Bie  Incipit  (fängt  an)  ®n-  fächlidje  Umwandlung  biefer  Energie  in  Arbeit  ift  ab* 
fangoformel.  i hängig  Bon  bem  Botinnen  ber  Safe  unb  bem  Sefcjj 

Explicite  (lat.),  audbrüdlid)  bargelegt,  audein*  berGjpanfion.  Tiefe Umtoanblung  ift  immerunooll- 
anbergefept  (Seqenfap:  Implicite).  ftänbig,  ja  nur  ein  Teil  berfelbcn  wirb  audgenupt. 

«SPlil  fatiott  (lat.),  Entioidelung,  Erflärung ; ej  - Sei  ben  geuerwaßen  j.  8.  ift  bie  illrbeit,  bie  bem  Sc» 
plilatiB,  ertlärenb.  icbofi  feine  lebenbige  Straft  nerleibt  allein  Don  Hingen, 

(Sjtplijtcren  (lat),  Ilar  barlegcn,  crflärcn.  wäbrenb  bie  auf  Stofien  ber  Saffe  foroie  jur  gort* 
Gpplobicrcn  (lat.),  mit  einem  Stnall  jerfpringen,  fcbleubcrung  ber  Safe  unb  ber  2uft  aufgetuanbte 
plagen , berften ; Dgl.  Erploßon  unb  ®{plofiDfto|fe.  'Slrbeit  Bertoren  ift  Hlußcrbent  bleibt  ein  beträchtlicher 
Exploitation  de  l'homme  pur  rhonune  Bruchteil  ber  Energie  ungenugt  unter  ber  gönn  Bon 
(fronj.),  »Hludbeutung  bed  einen  burd)  ben  oitbeni*. ! in  ben  fflafen  aufgefpeidjerter  ober  bem  Sefcfjoß,  ber 
nannte  ber  Saint-Simoiiift  Bajarb  (f.  b.)  bie  heutige  Saffe  ic.  mitqeteilter  Särme. 

ScfeUfchaftdorbnung,  »eil  bei  biefer  bet  eine  (ftapila*  Sei  aßen  EjploftBfioßen  fpielt  bie  3eitbaucr  ber 
lifti  dem  andern  (Hirbciter)  ent  jiefje,  Wad  ihm  gebühre.  SReaftionen  eine  wcfentlicbc  IKolte.  Einmal  hernor» 
(vpploiticrcn  (franj.,  for. eotsot*),  indSerf  fegen,  gerufen,  Pottjiebt  fidj  bielRealtion  Bonfeibft,  inbemfie 
audnd)tcn ; audbeuten.  ftch  entweber  burd)  einfache,  atlmäbliche  Entjünbung 

('fpioratcur  (franj.,  fw. ,t8r), ®udforfd)er, Stunb*  ober  burd)  faß  augenblcdtidje  Telonation  forlpflanjt. 
fchafter,  Späher.  Tiefen  Beginn  ber  iRealtion  bat  man  3ünbung  ae» 

Gjpioration  (lat.),  ®udforfdnmg,  befonberd  bie  nannt,  wad  eine  erfte  lotale  Erbipung  bebeutet.  Um 
tunftgemäße  Unterfuchung  eined  Uranien  bureß  ben  fid)  ju  entwideln.  bebarf  bie  Sicattion  einer  fie  ein» 
Ülrjt.  Tie  E.  eined  Uranien  jerfäöt  in  1)  bie  Sefid)*  leitenben  Arbeit;  bie  erplofioe  Subftanj  muß  auf  eine 
tigung  Onfpeltion),  2)  bad  löetaftcn,  Süßlen  (^ai*  gewiße  Hlnfangdtemperatur  gebracht  werben,  bad 
pätion),  3)  wenn  anwenbbar,  bnd®cbord)cu(4ludtul-  cdjießpuloer  j.  8.  auf  315°,  bad  Stuaüquediilbcr  auf 
tation)  unb  Sellopfcn  (^crfußlon),  wobei  man  (ich  190°.  Stoß,  Trud,  SHeibung  u.  a.  m.  fiitb  nur  un» 
bed  SteUjoftopd,  bed  ^ammerd  unb  bed  fpiefftmeterä  ter  ber  Storaudfepung  wirtfam,  baß  auch  fte  eine  Io. 
bebiencit  fann.  hieran  fd)ließt  fid)  bie  Beobachtung  faie  Erßigung  ber  erplofioen  Subftanj  bewirten.  $e 
bedBulfed,  bieSiirmemefjungmitteldThcrtuometers  nach  ben  Bebingungen,  unter  benen  biefe  Erbipung 
unb,  je  nach  betn  einjetnen  ffall,  bie  Hlnwenbung  an*  erfolgt,  fann  bie  3eriegung  berfelben  epplofiBen  saub- 
rerer JJnftrumente  unb  SKetbobeit.  Ter3wed  ber  E.  ftanj  bet  fet)r  Berfcbtebenen  Temperaturen  unb  ebenjo 
ift  bie  Tiagnofe  (f.  b.).  mit  fehrBerfchiebenenffiefdjwmbigleiteu erfolgen.  3m 

©pp  lotteren  (lat,  franj.),  audtunbfcbaften.aud»,  3uiamnlcnhang  hiermit  fleht  bie  Senf  ibilctät  ber 
erfondjen , untei  juebenb  prüfen.  ej-plofioen  Subftanjen.  Ein  Subftanj  ift  fenfibel  für 

Gpplofion  (lat),  eine  Bon  mehr  ober  minber  bef*  biegeringfteTeinperaturcrböbung,eiueanbrefür einen 
tigen  mechanifchen  Sirlungen  unb  ftartem  Stnall  be-  Stoß,  eine  anbre  betoniert  bei  ber  leifeften  Hieibung. 
gleitete  plögli^e  Entwidelung  Bon  Safen  unb  Tämp*  Tie  meßr  ober  weniger  lange  Sauet  einet  SRealtion 
fen.  Erreicht  bie  E.  ben  b&d)|len  ©rab  ber  ©efebwin*  änbert  laum  bie'Diengc  ber  burd)  bie  noUftänbige3er* 
begleit,  fo  wirb  ße  Tetonation  genannt.  Ser  ein-  fegurtg  einer  gegebenen  Ejplofioftoffmcnge  entbunbe» 
fahftegall  ift  bieE.  eined Sampflcffeld,  in  bem,  bureb  «ea  Siiänne.  Rönnen  ftch  ^'c  eutwidetten  Safe  aber 
irgenb  welche  Berbälmiße  ocranlaßt,  plögüef)  fo  große  audbebnen,  bann  wirb  ber  Hlnfangdbnid  um  fo  ge- 
Wengen  Tampf  gebilbet  werben,  baß  bie  Scfäßwänbe  ringer  fein,  je  längere3eit  bie3erfegung  ber  betreffen* 
ber  entftebenben  Spannung  nicht  mehr  ju  wiberfteben  ben  Epploßoftoßmenge  bauert.  Bei  feßr  rapiber  3er* 
D erwogen.  Tamit  Bergleicbbar  ift  eine  Sinbbüdjfe,  fepung  ber  gaujen,  in  einem  gefdjloßenen  IRaume  be- 
bie  mit  feßr  ftarl  fomprimiertem  Sad  geloben  ift.  finblidbtn  Gjplofiuftoßmaße  nähert  ftch  ber  Hlnfangd* 
Turd)  einen  Wcdcanidmud  bringt  man  bad  Sad  in  bie  brud  ber  toloßalen  Sröße  feinet  tbeorctifcben  Sren  je. 
Sage,  fid)  plögiid)  febr  ftarl  auejubebnen.  unb  babei  jumal  aud)  bie  Särmeocrluftc,  Weiche  bicEpploßond» 
trabt  ed  bad  ©cfd)oß  fort  3»  ber  Brapid  ruft  man  probufte  bureb  Berührung,  Seitung  unb  Strahlung 
Erplofioncn  jur  Erjeugung  (tarier  niecbanifcber Sir-  erleiben,  unb  bie  ben  Snid  unb  bie  Sefcbwinbigfeit 
hingen  nur  mit  §ilfe  cbemlfcbcr  3«rfegungtn  b«r»or.  ber  Sieaftion  herabfegen,  um  fo  geringer  fein  Werben. 


222 


Gfplofioit  (proftifdje  Vlnwenbung). 


je  fdmefler  bie  ejplofiDe  Subftanj  iid)  jerfegt  unb  je 
enger  ber  SRamn  tft,  in  bem  biefelbe  fid)  emgefdilof* 
fen  befinbet.  VI ber  felbjt  bei  in  fdiraadter  Umhüllung 
ober  unter  einer  Kafjerfd)idjt , ja  fogar  bei  an  freier 
Üiift  befinbltcben  efplofioen  Subftanjen  jeigt  ftdj  baä 
gleicbeSerljalten.  Tenn  wenn  bie  Tau  er  beriReaftion 
tnä  Ungcmejfene  abnimmt,  fo  en  treideln  bieentbtmbe* 
neu  Wale  einen  Trurf,  ber  mit  folcber  ©efcbwinbigfeit 
anmächit,  baji  iogar  bie  m ber  Umgebung  befinbltdien 
feften,  pfiffigen  unb  felbjt  luftförmigen  flörper  nicht 
3*it  finben,  fid)  in  Bewegung  511  fegen  unb  ihnen  all* 
mählich  nathjugeben ; biefe  Körper  fegen  bann  ber 
Vlusbehnung  ber  Wale  Kibcritünbe  entgegen,  bie  be> 
nen,  bie  ein  fefter  Ginfcbluß  bietet,  ju  Dergleichen 
finb.  Ein  Tropfen  Gblorftiditoff  lattn  auf  einem  Uhr- 
gla®  betonieren,  ohne  baSielbe  ju  jerträmmern,  wäf)- 
renb,  wenn  man  ihn  mit  ein  wenig  Kaffer  bebecft, 
baä  ©lag  jcrfcßmettert  wirb.  — 3e  nachbem  fich  mehr 
ober  weniger  große  SDIaifen  einer  ejplofiben  Subftanj 
jerfcften,  lann  bie  Vlrt  ihrer  Verlegung  fleh  Derf (hieben 
geftalten,  ein  ©erhalten,  baä  bei  ben  fpontanen  3er* 
iejjungen  großer  GjpIofiDftoffmenqen  beobachtet  Wirb. 
3uerft  langfam  bei  gewöhnlicher  Temperatur,  Wirb 
bie  3erfejjung  fchncller  unter  bem  Einfluß  ber  Don 
ihr  beroirften  Temperaturerhöhung,  inbem  bie  Kärme 
auf  bie  VlnfangsSreaftion  eine  neue  Sieaftion  folgen 
läßt,  bie  mehr  Körnte  entwidelt;  h'crburch  erhöht 
ftch  bie  Temperatur  noch  Weiter,  fo  baß  bie  DJenflion 
eine  ftiirmif^e  Wirb  unb  fd)licßHdj  eine  allgemeine 
G.  eintritt. 

Tie  Gjplojtonäroitfungen  epploftoer  Subftanjen 
ftnb  auch  abhängig  Don  ber  Vlrt  ihrer  3ünbung.  3* 
nach  ber  Vlrt,  wie  baä  Ttjnamit  gejünbet  wirb,  famt 
eS  fich  ruhig  unb  ohne  flamme  je'rjegen  ober  mitfieb- 
haftigteit  Derbrennen  ober  ejplobieren,  balb  mäßig 
ftarl,  balb  mit  außerorbentlidjcrlpeftigfeit.  Tte  Sub* 
(tarnen,  bie  biefe  legiere  Kirtung  heroot  bringen,  ftnb 
bie  Xetonatoren.  3hre  Kirfungäweife  bat  juerft 
Slobel  (18fi4)  erfannt,  unb  er  hat  baä  Verfahren  ge* 
funben,  9iitroglt)jerin  mittels  einer  Sbiaüqtierfülber- 
fapfel  mit  Sicherheit  }ur  Tetonation  $u  bringen. 
Schießbaumwolle  Derhält  fich  ben  Derfdjiebenen  3ünb* 
mittetn  gegenüber  ebenfo  Derfchieben  wie  Viitrogltj  jerin. 
Tiefe  Berfchiebenheit  ber  epplofioen  Phänomene  hängt 
Don  ber  ©efebwinbigfeit  ab,  mit  ber  ftch  bie  Sealtion 
fortpflanjt,  unb  Don  bem  mehr  ober  weniger  ftavfcn 
Trud.  ber  bie  golge  baPon  ift.  Gin  auä  einer  £>öbe 
oon  0,45 — 0,5  m herabfallenbeä  ©ewicht  fann  freilich 
bie  Temperatur  einer  ejploiioen  Subftan,}  nur  um 
Bruchteile  eines  ©rabeS  erhöh*«.  Wenn  bte  entftan* 
bene  Kärme  ftch  in  ber  ganjen  SBIaffe  Derbreitet;  biefe 
legiere  erreidit  alfo  nicht  eine  getiügenb  hohe  Tempe- 
ratur (j.  S.  100  - 200°  für  baS  Vfltroglt)  jenn),  auf 
bie  plöglid)  bie  ganje  Waffe  gebracht  Werben  muß, 
bamit  ihre  G.  eintritt.  3«be3  erfolgt  ber  Trud,  ber 
infolge  be«  auf  bie  Oberfläche  beS  VfitroglhjerinS  aus* 
geübten  Stoßes  auftritt,  ju  plöglich,  um  ftch  gleich- 
mäßig in  ber  ganjen  SKaffe  ju  Derteiien,  unb  bie  Um* 
fegung  ber  lebenbigen  Kraft  in  ©arme  finbet  nur  m 
ben  erften  son  bem  Stoß  erreichten  Schichten  itatt 
Tiefe  Schichten  fönnen  burd)  binreießenb  heftigen 
Stoß  ebenfo  plöglich  auf  200°  gebracht  werben,  unb 
ihre  3erfegunq  wirb  foglcid)  erfolgen  unter  Entwerte* 
lung  großer  Ufengen  Don  ©afen.  Tiefe  ©aäentwirte- 
lung  erfolgt  fo  plöglid),  baß  ber  Körper,  ber  ben  Stoß 
Derurfacht  bat,  feinen  Blag  noch  nicht  hat  Derlaffen 
fönnen;  bie  rapib  entwidelten  EfplofionSgafe  er* 
jeugen  einen  neuen  Stoß  auf  bie  unter  ber  erften 
Schicht  liegenben  Sd)id)ten,  unb  biefer  Stoß  ift  ohne 


3weifel  heftiger  als  bererfte.  Tie  lebonbige Kraft  biefeS 
neuen  Stoßes  fegt  fich  in  Kärme  um  in  ben  Schichten, 
bie  er  juerft  erreicht,  unb  bringt  biefe  jurE-,  unb 
biefe  Sechielwirfung  jwifchen  einem  Stoß,  ber  eine 
lebenbige  Kraft  entwidelt,  bie  ftch  in  Kärme  umfegt, 
unb  einer  Erzeugung  Don  SSänne,  welche  bie  Xempe* 
ratur  ber  erhtgten  Schichten  erhöht  bis  ju  bemWrabe, 
baß  eine  neue  E.  entftetjt , bie  fähig  tft,  Wieberum 
einen  Stoß  auSjttüben:  biefe  Kedjfclroirfung  pflanjt 
bie  SNeaftion  Don  Schicht  ju  Schicht  burd)  bie  ganje 
SRaffe  fort. 

Tie  3>’ten fitSt  beS  erften  Stoßes  fann  natürlid) 
fehr  Derfchieben  fein,  je  nad)  ber  Vlrt,  wie  er  herDor- 

fiebradjt  wirb.  Gin  unb  biefelbe  erplofiDe  Sub* 
tanj  fann  alfo  fehr  oerfchicbene  Kirfungcn  herDor* 
bringen,  je  nach  ber  Vlrt,  wie  ihre  3erfeguttg  bewirft 
wirb.  Ebenfo  Panieren  bie  Kirfungen , je  nachbem 
bie  Subftanj  für  ftch  aber  im  ©emijd)  mit  einer  an* 
bem  Subftan  j ftch  befinbet,  unb  WelcberVlrtbie  Struf* 
tur  biefer  legtem  ift.  Taä  Tpuamit,  Don  ftiefelgur 
aufgefaugteS  Slitroglt) jerin , ift  gegen  einen  gewöhn* 
liehen  Stoß  wenig  lenfibel,  ejplobfert  aber  burd)  ben 
Vluffchlag  eines  ©efchoffeS  unb  befonberS  burch  ben 
Stoß  Don  ejplobieren  beut  ftnaQquedfilber.  Gingerin* 
gerffufag  Don  Kampfer  fegt  ferne  Senftbilität  für  ben 
Stoß  noch  Weiter  herab.  Tie  Schießbaumwolle,  wenn 
mit  Kaffer  ober  Baraffin  imprägniert,  fann  nur  burd) 
eine  mit  trodner  Schießbaumwolle  aetnbene  3ünb- 
Patrone,  bie  felbft  burd)  ftnaHqucqtlber  gejünbet 
wirb,  jur  Xetonatton  gebracht  Werben,  ©ei  ber  burdi 
Gfftgäther  ober  ein  anbreS  SöfungSmittel  gelatinier* 
ten  nitrierten  3cüuIofe,  bem  Wefentlichen  ©eftanb- 
teil  aller  raudtlofen  neuen  BulDer,  ift  beren  Scnftbi* 
lität  für  ben  Stoß  außerorbenttieß  berabgefegt. 

Son  ber  öeftigfeit  beä  Stoßeä  unb  Don  ber  ©röße 
ber  Vlrbeit , bie  er  leiften  fann , ift  bie  Stenge  ber  in 
Kärme  umgefegten  lebenbigen  Straft  abhängig.  Tiefe 
beiben  ffaftoren  ftnb  Derfchieben  bei  ben  Der)d)iebenen 
Gyploftonäftoft'en.  Tie  geeignetflen  Tetonatoren  ftnb 
nicht  immer  Diejenigen,  beren  G.  augenblidlid)  er* 
folgt.  Ghlorftidftoff  tft  nid)t  feßr  Wirffam,  um  Schieß* 
baummolle  ju  betonieren ; ber  gegen  8ieibung  fo  emp- 
finblidie  3obftidftoff  bleibt  faft  ohne  Kirfung  auf 
Schießbaumwolle,  nur  Weil  beibe  Körper  Weniger 
Kanne  entwideln  aloSlitallquedfilber.  Komprimierte 
Schießbaumwolle  ift  infolge  ihrer  Struftur  Weniger 
bid)t  alä  9titroglt)jerin,  eä  muß  baber  ber  burd)  Stoß 
beroorgerufenc  Trud  burd)  bie  Dorhanbenen  3wifdien- 
räume  merflid)  abgefd)Wäd)t  werben;  baher  ift  and) 
bie  Schießbaumwolle  Diel  fdjwieriger  jurTetonation 
ju  bringen  als  Viitroglhjerin.  Turd)  jur  G.  gebrachte 
Schießbaumwolle  fann  Vtitroglhjerin  betoniert  wer* 
ben,  nicht  aber  Schießbaumwolle  burch  ejplobieren* 
beä  9titrofllt)jenn.  Schießbaumwolle  Derlaitgt  ju 
ihrer  Tetonation  ben  Diel  heftigem  Stoß  beä  reinen 
KnaHquedfilberä , unb  auch  baö  legtere  ift  weniger 
wirffam , wenn  eit  frei  liegenb , al*  wenn  eä  in  einer 
Wetnüfapfel  eingefcßloffen  jur  Serwenbung  gelangt. 
G8  ift  Weniger  wirffam.  Wenn  eä  in  einer  Itapfel  Don 
Bapier  ober  Stanniol  als  in  einer  Slapfel  auä  Kupfer- 
bled)  bettugt  wirb ; eä  ift  noch  weniger  wirffam,  wenn 
bie  Rnallquecffilbcrfapfel  nicht  in  unmittelbarer  ©e- 
rührung  mit  ber  SdjießbaumlDolle  ift ; eä  ift  wirfungä* 
loä,  wenn  eä  fid)  in  einer  elaftiichcn  jfeberpofe  bejin* 
bet.  Ebenfo  ift  unmittelbarer  fiontaft  nötig  jwiichen 
ber  3üttblapfel  unb  ber  burch  biefelbe  ju  betonieren* 
ben  ej plofioen  Subftanj , nnbemfaüä  wirb  ber  bon 
ber  3ünbfapfe(  gelieferte  Stoß  burch  bte  porhanbene 
2uftjd)icht  abgefdjwädjt. 


©jptoftonSgeföofie  — ©jplofioftoffe.  223 

(Sitte  anbrt  9Irt  ber  gortpflanjung  ber  SReaftionen  ! teilten  Sdjwinaungen  betonieren,  fo  Wäre  unoerftänb- 
int  Innern  einer  epptofioen  Subftatu  beftehtin  einer  lid),  warum  bie  umetefefjrte  SBirfung  nicht  flattbat. 
SBirfung  inbiegerneunb  jwarburch'Sennittelungber  Sa«  9}id)toorhanbenfein  Dem  SBccpfdroirfung  erflärt 
fluft  ober  fefter  Körper,  bie  felbft  feine  Aemift^e  Ser«  fiep  leiert  büret)  ben  Strufturuntcrfchieb  ber  beiben 
anberung  crfaf)ren  (Gpplof  ionen  burd)  3n*  Subftanjen,  ber  eine  flmuptrolle  fpielt  bei  ber  Um- 
iluen.i).  Cine  Dpnamitpatrone,  burefj  eine  Sfnall*  fepung  oon  lebenbiger  Straft  in  Arbeit.  3nbeffen  ifl 
qucefftlbcrfapfrl  jur  Detonation  gebraebt,  Irifjt  bie  be- 1 jweifello«,  bafi  bie  gortpflanjung  ber  Gpploftonen 
naebbarten  Dgnamitpatronen  betonieren,  felbft  Wenn  burch  3nfluenj  fict)  infolge  Don  Sefienbewegung  DoU- 
bie  Batronen  fteb  niebt  berühren.  ©efinben  fieb  bie  jiebt,  unb  jwar  ifl  unter  biefer  }U  berfteben  eine  fein. 
Patronen  in  fejte  ®ctaflf)ülfen  eingefcbloffen  unb  auf  piepe  Bewegung,  bie  in  benjenigen  Seilen  ber  pur  ®. 
roiberftanbSfähiger  Unterlage,  fo  teilt  HA  bie  Deto-  gebrachten  Subfianp,  bie  ihre  9Jatur  babei  eeränbem, 
nation  Dott  100  g Dpnamtt  auf  0,8  m Gntfemung  teils  djemifdier,  teils  pbqfifaliidjcr  Strt  ift,  in  benjeni* 
mit.  «uf  weiebem  ©oben  finb  bie  (Entfernungen  ge-  gen  bagegen,  bie  feine  ®er anberung  ibrer  91atur  er- 
ringer.  (Sine  an  einem  gaben  in  freier  fluft  aufge-  fahren,  rein  phpftfalifd)  ift.  Sia«  btefe  Slrt  non  S8el- 
bängte  Dpnamitpatrone  gelangt  nid)t  purDetonation  ienbewegung  Don  ben  Schallwellen  im  engem  Sinn 
burib  3nfluenj,  benn  ba  fte  feproingen  fann,  erfährt  unteridieibet,  ift  ihre  große  3ntenfität.  Über  Staub- 
fte  nutit  bie  ganpe  Straft  be-3  non  ber  betonierten  Dp-  epplofioiten  f.  b. 
namitpatrone  geliefertm  Stoffe«.  9lber  felbft  bie  Sfuft  ©pplofionecgcfdjoffc,  f.  ©eftboffe. 
genügt,  um  bie  Detonation  bureb  gnfluenj  fortju»  (Spplofioncf  roter,  f.  ©utranc. 

pflanpen,  wenn  mit  fepr  großen Kaffen  operiert  Wirb.  (?pplofion«tinie  (Gpplofion«rabiu8),  f. 
3jt  ba8  UmfjüIIung«inateria(  ber  Patronen  wenig  SJfine. 

wtbeqtnnbSfnbig.  fo  ift  bie  Gntferung,  auf  bie  fid)  bie  (Sjrplofionümotor  (Gpplofion«mnfd)ine), 
G.  fortpflangt , ebenfalls  geringer.  Ginfnd)  auf  ben  eine  ltraftmafd)ine,  bie  burd)  epplobierenbc  Stoffe  be- 
Grbboben  geft reute«  Dpnamit  ift  md)t  imftanbe,  trieben  Wirb,  unb  jmarcntwcbcrburd)eppIofible©aS- 
wenn  e«  betoniert  würbe,  in  ber  9?äl)e  befmblidje«  gcmifche,  gcroBf)u!id)au8Acuebtga3unbfluflbefteI)enb 
Dpnamit  ju  betonieren.  (f.  ©a«fraftinafd)ine),  ober  burd)  ein  epplofible«  ©e- 

DieGpploiionen  burd) 3uflucnj erfolgen nitbt bureb  urif A Bon  2uft  mit  jerftäubtem  ober  uerbampftem 
eigentliche  3ünbung,  fonbem  burd)  einen  forigepflanj.  Petroleum  ober  Senjin  (f.  SJSctroleumfraftma(d)ine). 
ten  Stog,  ber  oon  bem  folofjalcn  unb  plöplidjen  Sprengftoffe,  wie  ©uloer  tc.,  haben  nur  oei  jud)«roeife 
Saut,  ben  ba«  Pfitroglpjerin  ober  bie  Sd)icßbaum-  al«  ©etriebäfraft  (5.  8.  Oon  Stammen)  Wnwenbung 
wolle  liefert,  herDorgebrad)t  wirb,  einen  Stof),  beffen  gefunbett. 

lebeubigeJtraftrubinberejploftoenSubftanjiuSBänne  (?jrplofion«n>affcrf)cbcr,  9iortid)tungen  jum 
umfept.  9iad)  flbel  beruht  bie  bieSetonntion  einer  ej-  Rieben  Oon  Kaffer  unmittelbar  burd)  Srurtgafe,  bie 
plofiben3ubftanjbeftimmenbeUrfad)eaufbemSt)n-  burd)  Gpplofion  oon  ©aSgcmifdjeit  erzeugt  finb,  finb 
d)roni8mu«  jwifdicn  ben  Schwingungen,  bie  ähnlid)  eingerichtet  wie  bie  Dampfbrurfwaffcrheber, 
Oon  einem  jWeilenSVBrper,  ber  bie  Detonation  heroor-  nur  wirb  ftatt  be8  Dampfe«  ba«  epplofible  ©a«  ein- 
ruft, erjeugt  werben,  unb  benjenigen  Schwingungen,  geführt  unb  entjünbet. 

bie  ber  erfteSförper,  wenn  erbetonierte,  er  jeugen  würbe;  (Epplofiö  (lat.),  leicht  ejplobiercnb ; crplofioe 

genau  fo  wie  eine  SSiolinfaite  tönt,  wenn  in  einiger  flaute  (auch  Serfd)lußlaute  genannt),  {.  flautleöre. 
Entfernung  eine  gleicpgeftimmte  anbre  Saite  in  ©Jplofibc«  Ol,  Dulong«,  f.  Ghlorftidjtoff 
Schwingungen  berfeptwerb.  gürbiefeSheorie  fpricht,  ©£p(ofit>ftoffc,d)emifd)e9.iräparateoberfD!ifci)un- 
baf)  e«  für  jebe  erplofioe  Subftanj  fpejiclle  Detona-  gen,  bie  burd)  Sdjtag,  Stof),  Drucf,  Sieibung  ober 
toren  ju  geben  fcheint  (f.  oben),  fluch  haben  Gbam-  burd)  einen  gunfen  jur  Gpplofion  gebracht  Werben, 
pion  unb  Bellet  gobftidftoff  auf  einer  Siolincetlfaitc  Die  chemifche  ©efdjaffenheit  berS.  ift  jehr  oerfchieben- 
burd)3Rittönm  ltnb 9fitror)Iti jeriu  in  bemSrennpunft  artig,  bod)  enthalten  faft  ade  reiAIiA  Sauerfioff,  an 
eine«  fliohlfpiegel«  burd)  ejplobierenbe«  9!itroglt)}erin  ein  9)ietatloib  gebunbcit,  unb  Subftanjeu,  bie  bei 
in  bem  ©rennpunft  eine«  jweiten,  bem  erften  juge-  ihrer  gerfepung  große  Sffiengen  oon  ©afen  liefern, 
loenbeteu  fonajialen  flcohlfpiegel«  jur  Detonation  ge-  Sa«  momentane  Auftreten  btefer  Wafe  bei  ber  boljen 
bradjt.  Ji'einerbieferSerfudjeiftinbeffenbeweifenb.  Die  3erKpung«temperatxcr . bie  ba«  Bolumen  ber  ©afe 
beobachteten  Kirfungen  bleiben  aic«  bei  Sutfemun-  noch  bebeutenb  oergrößert,  d)arafteriftert  bie  G.  unb 
gen,  bie  unoergleichlid)  oiel  geringer  fmb  al«  bie,  bei  bebingt  ihreBirfung.  'Han  unterfcheibet  impulfiee 
benen  gleichgeftiinmte  Saiten  mittönen.  Die  Detona-  6.,  bie  bei  hoher  Gnt)unbung«tempci  i!turrelatio  lang 
tionen  finb  oiel  ehergunftionen  bergntenfität  fam  oerbremten  unb  be«halb  jurn  Sreiben  oon  ©e- 
ber  mechanifcheu  Kirfung,  al«  baß  fie  in  bem  fA offen,  auch  jum  Sprengen  ber  ^ohlgefdjoffe  unb 
Kefen  unb  ber  Ülrt  ber  beitimmenben  Sdtwingctngen  ber  äKincn  benupt  Werben.  Sie  Werben  burd)  einen 
ihren  ©ruiib  haben.  Die  Detonation  bleibt  auch  au«,  gunfen  jur  (Erplofion  gebracht.  Die  brifanten  G. 
wenn  bie  SJiaffe  be«  Detonator«  eine  ju  geringe  unb  oetbrennen  bei  hoherGntjünbungStemperaturaußer- 
folglith  bie  lebenbige  Straft  be«  Stofjeö  abgefchwächt  orbentlid)  heftig  unb  Wirten  oiel  ju  jerftörenb,  al« 
ift.  Ser  Ipejififdie  oibratorifdie  Don,  ber  bie  Setona-  bah  fte  in  geuerwaffen  benupt  Werben  tonnten.  Sic 
tionen  heroorrufen  würbe,  müßte  immer berfelbeblei-  bienen  jum  Sprengen  unb  müffen  burd)  hohen  Drud 
ben.  Dpnamitpatronen  betonieren  nicht  burd)  Sfap-  j jur  Gpplofton  gebracht  werben,  ba  fie  in  Berührung 
fein,  bie  weniger  al«  0,s  g Shcallquecfftlber  enthalten ; : mit  einer  glantme  nur  lebhaft  ohne  Grplofion  ab" 
nur  Wenn  biefelbcn  1 g be«  gulminat«  enthalten,  ift ! brennen.  Sei  ben  fulminanten  Gjplofioftoffen  er- 
bie  Detonation  ber  Dpnamitpatronen  gefiebert,  (fq  folgt  bie  Gjplofion  bei  niebriger  Gntjünbungblempe- 
epiftiert  alfo  eine  birefte  Begehung  jwifdien  bem  ratur  mit  ber  größten  §eftigfeit  unb  ©efchwinbigfeit 
Gparafter  ber  Detonation  unb  ber  3ntenfitäi  be«  unb  burch  fo  geringe  mcchiiuijche  Ginwirfung,  bap 
burch  ein  unb  benjclben  Detonator  heroorgebrachten  an  eineSenupung  btcferSubftanjeningröfjemSBJen- 
Stoße«,  fließe  in  ber  Dat  bie  Schießbaumwolle  ba«  gen  gar  nid)t  gebadit  Werben  fann;  fte  bienen  nur  al« 
9fitroglt)}erm  infolge  be«  3t)nd)roni8muS  ber  mitge- ! 3ünbmütel  (Detonator,  ogl.  Gpplofion)  für  anbre  G. 


224 


SjptoftDfloffe  (filiere  unb  neuere,  fflcfaprabwenbung , Strafrechtliches). 


Tie  filtern  ®.  Waren  ©entenge  nacf)  Art  bed  Schiefe- 
piiloerd,  bad  aud  falpeterfaurem  ßali,  Schwefel  unb 
Stöhle  befiehl,  aber  Durch  Anbetung  ber  SSifcpungS« 
Dcrbaltniffe , 3uf^  tJe  ic.  mehrfach  modifiziert  worben 
ift  (»gl.  Scpiefepulucr).  Sine  ©ruppe  fehr  brifanter 
®.  umfaßt  organifche  SiitroDerbinbungen,  ©upftan- 
jen,  bieauscOihjerin,  3etlulofe,  Stfirfe,  3uder,  SRan« 
nit,  Äarbolfäure  :c.  burd)  Bepanblung  mit  fonjen- 
inerter  Salpetcrfäure  entftehen.  hierher  gehören: 
Sitroglhjerin,  bad  beionbetd  in  gorm  Bon  Tpnamit 
Anwenbung  findet,  ©tpiefebaumwolle , Sprenggela- 
tine,  raud)id)lDad|Cä  ScpiefepulDer,  'fjifratpuloer,  and) 
bad  falpeteriaiire  ober  «hromfaurc  35iajobenjoI  ( Stil  all- 
anilin)  unb  bie  (Bieber  aufgegehenen)  Sprengelfcben 
®.,  bie  erft  furj  oor  ihrem  öebraudj  aud  jWei  an  (ich 
nid)t  ejplofibeln  ßomponenten : Saipeterfäure  einer- 
feitd,  Siitrobenjol , Tmitrobenzol , Trinitrophenol, 
Jlitronaphthalin,  SehWefelfopIenftoff  tc.  geinifdjt  wer- 
ben. Sine  britte  ©nippe  umfafet  bie  fogen.  StiiaH- 
Präparate:  Stnatirilber  unb  MitaUauedtilbrr,  höcbft 
fulminante  Slörper,  bie  audfcpliefelid)  als  v*)ütibmittcl 
benupt  werben  tonnen.  S.  finben  audgebepnte  An- 
wenbung  in  ben  geuerwaffen , im  SRinen-  unb  See- 
trieg,  aber  and)  itn  Bergbau,  Strafen*  unb  Tunnel» 
bau,  inSteinbriichcn,  jum  Sprengen  ber  ßidbede  auf 
glüffen,  um  bie  Schiffahrt  frei  ju  machen,  zur  Hode- 
rung  iepr  harten  ßrbbobend (Sprengt ul tur),  jum 
Betrieb  oon  SRafchinen,  im  Stgnalwefen  ic. 

Bei  ber  BerWenbung  beb  ScpwartpulDerd  unb  ber 
oerfd)iebenen  Tpnamitarten  in  Sd)tagmettergruben 
Deranlafet  bie  glamme  ber  Sprengfepüge  häufig  grö- 
feere  ober  fleinere  ©rubtnejplofionen.  3ut  Bcrntei- 
bung  berfelben  Derfudjte  man  junädjft,  bie  üblichen  6. 
in  befonberer  Art  anjuwenben,  bemühte  fid)  bann  aber, 
Sicherpeitdfprengftoffe  perzuftellen,  biebeiiprer 
ßjploftoii  bieScblagwetter  nicht  entzünden.  SJian  tamr 
bie  ßjploftonätemperatur  ber  Sprettgftoffmifcpungen 
nach  thcrmodicmifcpen  ©efeüen  berechnen,  unb  ed 
ergab  fid),  bafe  bei  foldjen  berechneten  ßjploftond- 
temperaturen  Don  weniger  alb  2200“  bie  Schlagwetter 
nicht  entzündet  werben.  Die  ©ntzünbungStetnperatur 
ber  Schlagwetter  liegt  bei  650°.  geboep  tritt  bie  ßnt» 
flammung  nicht  in  bent  Augenblid,  ba  bie  Schlag- 
wetter mit  ®afen  Don  biefer  Temperatur  in  Berührung 
fommen , fonbern  erft  mit  einer  fleinen  Berzögerung 
ein.  Bei  ber  Temperatur  Don  650*  lann  bie  Berjöge- 
rung  bid  ju  10  Scfunben  hetragen.  Sie  berringert  ftd) 
um  fo  mehr,  je  höher  bie  Temperatur  bed  zündenden 
ßörperd  ift.  Bei  1000“  betragt  bie  Berzögerung  etwa 
noch  ISelunbe.  Ta  bießjplofiotiögafe  pioplid)  unter 
hohem  Trud  entftehen  unb  ftd)  burd)  bie  eigne  Aus- 
dehnung unb  burch  Arbeitdleiftung  fofort  in  ftarfem 
SRafe  abfiihlcn,  barf  ip«  Temperatur  weit  über  650“ 
liegen,  ohne  bafe  fie  für  Schlagwetter  zufolge  ber  Ber- 
zögerung ber  Sntfünbung  gefährlich  wirb.  Tie  ffirenze, 
bei  berbicSntjünbungdgefahreintritt.  liegt  bei  2200“. 
Tie  Hoffnungen  auf  Döllige  Sicherheit  ber  Spreng- 
ftoffe  mit  einer  ßjplofiondtemperatur  unter  2200" 
hat  fid)  aber  nicht  bestätigt.  geber  Sprengftoff  wirb 
in  gröfeem Habungdntengen  geföprlid),  unb  man  rnufe 
annehmen,  bafe  unmittelbar  bie  mehr  ober  ntinber 
heftige  ßraftäufeerung  ber  Sprengftojfe  bie  ffünbung 
ber  ceblagmettcr  Derurfaefjeit  fantt.  Tie  Sjplofton 
einer  Sprengftoffpatrone  gefd)ieljt  nämlid)  fo  plöptid), 
bafe  um  bie  Sprengmaffe  herum  eine  ftarfe  Berbid)- 
tung  unb  3ufammenpreffuna  berSiuft  eintreten  mufe. 
Tie  plöfeliche  u iamiircti oreffrmg  bewirft  eine  ftarfe 
SrWärmung  ber  Huft.  Stimmt  man  eine  ffuiammen- 
preffung  auf  100  Atmojppären  an,  fo  fteigt  bie  Tem- 


peratur ber  Hilft  auf  820“,  bei  einer  fßreffung  auf 
200  Atmofppären  gar  auf  1060".  Ta  bie  üblichen 
3id)erpeitäfprengftoffeimBobrlod)ciitgefd>lofJeiieinen 
Trud  Don  rechnungdmäfeig  6 — 8000  Atmofppären 
audüben,  werben  Re  unter  Umftänben  bie  -Schlagwetter 
in  unmittelbarer  Bähe  beäBohrIod)eä  leicht  auf  einige 
hunbert  Atmofpbären  jufamnienpreffeu  föunen.  Tie 
babei  entftehenbe  SBfinne  reicht  für  ftd)  allein  DöIIig 
aud,  bie  Schlagwetter  jur  Entzündung  ju  bringen. 
Aud  biefen  ©rünben  ift  eä  unmöglich,  Sprengftoffe 
perzuftellen,  bie  unter  allen  Umitänben  ficher  find. 

| Sgl.  Sprengen. 

3“r  Bbiuenbung  ber  ©efaferen,  mit  benen  Her- 
Reifung , Aufbewahrung  unb  Transport  ber  6.  Der« 
fnüpft  finb,  ejijiieren  Diele  polizeiliche  unb  gefefehche 
Beftimmungen,  unb  wenn  tropoem  nod)  immer  häu- 
fig genug  Unglüddfälle  ftattfinben,  fo  liegt  bad  j.  T. 
baran,  bafe  bie  Umflättbe,  unter  benen  bie  Sjplofio- 
nen  ber  Derfcpiebenen  ß.  Dorfommen,  noch  fetneöwegä 
DoHftänbig  befannt  finb.  Tie  meiften  ßrplofiunen 
bleiben  unaufgellärt.  weil  ihre^eugen getötet  werben, 
gebenfa  1U  tnüffen  geuer,  ßrhipung,  otüfee.  Sieibun- 
gen,  eleltrifdje  ßntlabungen  auf  bad  forgfälligfte  fern 
gehalten  werben,  fünftlicpe  Belcudjluttg,  bad  ÜHit- 
Dringen  Don3ünbhöljern  uitb  badSiauchett  ift  ju  Der» 
bieten,  bie  Benufeung  Don  ©ifen  unb  Stahl  in  jeher 
gornt  möglid)ft  ju  befchrfinfen.  Tie  Hage  bergabrtfen 
unterliegt  gewiffen  Befd)tänfungen,  ed  wirb  eine  mög- 
lichft  leiste  Bauart  Dorgefchrieben,  unb  burd)  Sdjujj- 
Wölle  Wirb  bie  gfolierung  ber  gattjen  'llnlage  ju  er- 
reichen gefuept.  Sbenio  finb  bie  einzelnen  Haborato» 
rieit  wieber  Doneinattber  ju  trennen.  Tie  gabrif  ift 
mit  Blipablciter  zu  Derfepen . eleltrifcpe  fiabel  unb 
fernzubalten.  H'"t'ä)tltd>  ber  Aufbewahrung  beftepen 
Borfchriften,  bie  namentlich  auch  bie  Quantität  ber 
zu  fiiprenben  ®.  befdjranfen.  Bei  ber  gabrifation 
Der  ®.  werben  aud)  Diele  ben  einzelnen  gäürn  ange- 
pafete  Borftchtdmaferegcln  angewenbet.  fiiteratur  f. 
bei  Artifel  »Sprengen«. 

[etrafreiptliiped.l  Aid  in  ben  1880er  gapren  bie 
anarepiftifepen  Tt)namitattentate,  bie  gruept  ber  Don 
91etfd)ajew,  SRoft  u.  a.  geprebigten  »Bropaganba  ber 
Tat»,  auch  itu  Teutfdfen  9!eid)  um  fiep  gegriffen 
hatten  (28,  Sept.  1883  Attentat  bet  ßinweipung  bed 
Sieberwalbbenfmald,  20.  Oft.  1883  URorbDerfud) 
gegen  Bolizeirat  SRumpf  in  granlfurt  a.  SR.,  gälle  in 
Stuttgart  u.  a.  O.),  entfcplofe  fid)  bie  beutfepe  öefep- 
gebung,  ähnlich  wie  bie  anbrer  fiänber  (Belgien  1881, 
ßnglanb  1883),  bent  gemeingefährlichen  ©ebarett 
mit  Thnamit  unb  ähnlichen  Stoffen  burd)  gewerbe- 
polizeiliche unb  ftrafrecptliipe  Beftimmungen  ent- 
gegenzutreten. Tod  Srgebnid  War  bad  ©efep  Dom 
9. 3uni  1 884  • gegen  ben  oerbreeperiiehen  unb  gemein- 
gefährlichen ©ebraud)  Don  Sprengfioffcn*  (Tpna- 
mitgefep).  Tie  Brajtd  unb  bie  llritil  haben  nicht 
mit  llnrecpt  bad  fflefep  ald  bad  lüdenpaftejte  aller 
Sleicpdgefepe  bezeichnet,  ßd  jepäbigt  ben  ©ewerbe- 
betrieb,  inöbef.  ben  Bergbau,  ift  Diel  zu  ftreng,  bc- 
barf  zu  feiner  Anwettbun^  ber  Srgan^utg  burd) 

gen  unb  fchüpt  tropbem  nurunDotitoiiimcn,  ba  edfiep 
nur  auf  bie  Sprengftoffe  unb  nidjt  aud)  auf  beren  ®in» 
zelbeftanbteile  erftredt.  ßineBegrifföbefiimmung  bed 
SBorted  »Sprengjtotfe-  feplt  im  ©efep,  nach  bettSÄO' 
tiDen  finb  barunter  folcpe  Stoffe zuDec|tchen,  bie  burep 
ihre  ßntzünbung  eine  gewaltfame  Audbepttung  Don 
©afen  ober  Don  glüffigfeiten  perDorrufett. 

©ewerbepoliieilicpe  Beftimmungen.  Tie 
Herftcüung,  ber  Bertrieb  unb  ber  Befip  oon  Spreng- 


Exponent  — ©fponentialfunftion.  225 


floffen  fowie  bis  Einführung  berfelben  au8  btin  WuS- 
lanb  ift  unbefcßabet  ber  befteßenben  fonftigen  SBefc^rnn- 
tungen  nur  mit  polizeilicher  ©eneßmigung  julaffig. 
Ser  ließ  mit  ber  fjierftellung  ober  bemBertriebe  Bon 
Sprengftoffen  befaßt,  ßat  etn  Begifter  ju  führen,  auS 
bem  bie  Bringen  ber  ßergefte  Ilten,  auS  bem  AuSlanb 
eingefußrten  ober  fonft  jum  ^Wect  beS  BertricbeS  an- 
gefißafften  Sprengftotfc  fowie  bie  Bezugsquellen  unb 
ber  Betbleib  berfelben  erfießtlicß  (ein  miijfen.  SiefeS 
Begifter  ift  ber  juftänbigen  Beerbe  auf  Erforbem 
jeberjeit  Dorjulcgen.  Aur  Sprengftoffe,  bie  BorjugS« 
weife  als  Seßießmittet  gebraucht  werben,  finben  Bor- 
ßeßaltließ  abweießenber  lanbeSreeßtließer  Boricßriften 
bie Beftimmungen  bets  erften  unb  beS  «Weiten  AbfaßeS 
feine  Anwenbung.  ®ic  Be;eicßnuug  oiefer  Stoffe  er- 
folgt burd)  Befeßluß  beS  BunbeSrateS.  3nfoweit 
Sprengftoffe  jum  eignen  ffiebraueß  bureß  Seid)«-  ober 
SanbeSbeßörben  Bon  ber  juftänbigen  Bennaltung  ber- 
aeftetlt,  befeffen,  eingefüßrt  ober  Bertrieben  Werben, 
Bleiben  bie  Sorfdjriften  beS  erften  unb  zweiten  Ab- 
iafceS  ebenfalls  auSgefdjloffen  (§  1).  Sie  3*nlral* 
befjorben  ber  BunbeSftaaten  erlafien  bie  jur  Auefüß- 
rung  ber  Sorfdjriften  im  § 1,  Abfabl  unb  2,  erfor- 
beriechen  näßem  Anorbnungen  unb  beftiinmen  bie 
Beßörben,  bie  über  bie  ©efueße  um  ffleftattung  ber 
Verteilung,  beS  BertriebeS,  beS  BefijfeS  unb  ber  Ein- 
führung Bon  esprengftoffen  Entfcßeibuitg  zu  treffen 
haben  (§  2).  ©egen  bie  Berfaaenbe  'Verfügung  ift  nur 
bie  Befdjwerbe  au  bie  AuffidjtSbeßörbe  innerhalb  14 
Jagen  auläffia.  Sicfelbe  ßat  feine  aufftßiebenbe  Sir* 
fung  (§  3).  Sie  Erteilung  ber  nad)  § 1 , Abfaß  1, 
erforberließen  Erlaubnis  erfolgt  in  widerruflicher 
Srife.  Segen  ber  Beftßwerbe  gegen  bieffurüdnaßme 
gilt  baS  eben  fflefagte  (§  4).  Siefe  Sorfdjriften  Wer* 
ben  burd)  Strafbroßungen  fießergeftellt. 

SieStrafbroßungenfinb  ebenfoftrengwieum- 
faffenb,  aber  aud)  ebenfo  unflar.  3m  SJittclpunft 
ließt  § 5:  ©er  Borfäßlicß  burdj  Anwenbung  Bon 
Sprengftoffen  ©cfaßr  für  baS  Eigentum,  bie®efunb- 
ßcit  ober  baS  Sieben  eines  anbent  ßerbeifüßrt,  wirb 
mit  3ud)tßauS  beftraft.  3fl  burd)  bie  £innblung  eine 
fißmere  StörperBerleßung  Berurfaeßt  Worben,  fo  tritt 
3ueßtfjau3itrafe  nießt  unter  5 3aßren,  unb  wenn  ber 
Tob  eines  Brinfcßcn  Berurfaißt  worben  ift,  3ucbtßouS» 
itrafe  nidjt  unter  10  3aßren  ober  lebenslängliche 
efiießtßauäftrafe  ein.  3ft  bureß  bie  Jianblung  bei- Job 
eines  Srinfeßen  ßerbeigefüßrt  worben  unb  ßat  ber 
Jäter  einen  folcßen  Erfolg  BorauSfeßen  löitnen , fo 
ift  auf  lobeSftrafe  zu  erfennen.  Biilbembe  Umflänbe 
fennt  baS  ©efep  nießt. 

Um  biefe  «trafbroßung  reißen  iidi  nun  anbre,  nießt 
minber  ftrengc  Scjltmmungcn.  1)  3>ie  ffierabrebung 
einer  naeß  § 5 ftrafbaren  £>anblung  fowie  bie  Serbin - 
buna  meßrerer  zur  fortgefeßten  Beqeßung  berartiger 
Vaiiblungen  wirb  naeß  § 6 mit  3ucljtßauS  nießt  unter 
5 3aßren  beftraft.  2)  Ser  Sprengftoffe  ßerfleüt,  an- 
fehafft,  befteüt  ober  in  feinem  Befiß  ßat,  in  ber  Ab» 
fießt,  bureß  Anwenbung  berfelben  ©cfaßr  für  baS 
Eigentum,  bie  ©efunbßeit  ober  baS  Sieben  eines  an» 
bem  entweber  felbft  ßerbeirufüßren  ober  anbre  Ser- 
fönen  zur  Begeßung  biefeS  SerbrecßenS  in  beit  Staub 
;u  feßen,  wirb  mit  3ueßtßauS  bis  ;u  10  3aßren  be- 
itraft. Jer  gleichen  Strafe  Berfäüt,  wer  Sprengftoffe, 
wiffenb,  bau  biefelben  zur  Begeßung  eines  in  bem 
§6  oorgefeßenett  SerbrecßenS  beitimmt  finb,  an  anbre 
Serfonen  überläßt  (§  7).  3)  Ser  Sprengftoffe  ßer- 
fleüt,  anfeßafft,  beftedt,  Wiffentlid)  in  feinem  Befiß 
ßat  ober  an  anbre  Serfonen  überläßt  unter  Umflän« 
ben,  bie  nießt  erweifen,  baß  bieS  zu  einem  erlaubten 
Steen«  «temt>.-£c(Uoit.  8.  XufL,  VI.  «M>. 


toeef  gefeßießt,  wirb  mit  3udjtßauSftrafe  bis  )u  5 
aßren  ober  mit  ©efängniS  nießt  unter  1 3aßr  be- 
ftraft. 3>iefe  Seftimmung  finbet  auf  bie  gemäß  § 1, 
Abfaß  3,  Pont  BunbeSrat  bezeießneten  (Stoffe  nießt 
Anwenbung  (§8).  ©er  öffentlich  Bor  einer  Srinfeßen» 
menge,  ober  Wer  bureß  Serbreitung  ober  öffentlichen 
Anfcßlag  ober  öffentliche  AuSfteHung  Bon  Seßriften 
ober  andrer  Uarfteüungen,  ober  Wer  in  Seßriften 
ober  anbem  Jaritellungeu  zur  Begeßung  einer  ber 
in  ben  § 6 unb  6 bezeießneten  ftrafbeiren  Sjanblungen 
ober  zur  Jeilnaßmc  an  benfelben  aufforbert,  wirb 
mit  3udjtßauS  beftraft.  fflleieße  Strafe  trifft  benjeni- 
gen,  ber  auf  bie  Borbejeidjnete  Seife  zur  Begeßung 
ber  im  'Ablaß  1 gebadjten  ftrafbaren  Ipanbluitgen 
inSbef.  baburß  anreizt  ober  Berleitet,  baß  er  biefelben 
anpreift  ober  als  etwas  SRüßmließeS  barfteüt  (§  10). 

5)  3n  ben  gäßen  ber  § 5,  6,  7,  8 unb  10  lanit  auf 
3ulä[figfeit  Bon  Solijeiauffießt  erfannt  werben.  3it 
ben  gälten  ber  § 5,  6,  7,  8 unb  in  bem  gaü  einet 
MInmenbung  ber  Strafnoricßriften  beS  § 9 ift  auf  Ein- 
ziehung ber  zur  3ubereitung  ber  Sprengftoffe  ge- 
brauißten  ober  beftimmten  ©egenftänbe  fowie  ber  tm 
Befiß  beS  Serurtcilteit  Borgefunbenen  Borräte  Bon 
Sprengftoffen  zu  erfennen,  ohne  Unterfdßieb,  ob  bie- 
felben bent  Berurteittcn  geßßren  ober  nießt  (§  11). 

6)  3)ie  Beftiminungen  im  § 4,  'Ab faß  2,  9ir.  1,  beö 
StrafgefeßbueßeS  für  baS  Seutfeße  Dieieß  finben  aud) 
auf  bie  in  ben  § 5,  6,  7,  8 unb  10  beS  ©eieftcS  Bor- 
gefeßenen  Berbreeßoi  BnWenbung;  b.  ß.  aucn  bie  im 
YluSlanbe,  fei  eS  Bon  Ueutfeßen , fei  eS  Bon  VluSlän- 
bem  begangenen  §anblungen  werben  naeß  beutjeßem 
SReeßt  beftraft  (§  12).  7)  $er  in  bem  § 139  beS  Straf- 
gefeßbueßeS  für  baS  5Deut jeße  SRcicß  angebroßten  Strafe 
enbließ  oerfätlt,  wer  oon  bem  Borßaben  eines  im  § 6 
Borgefeßenen  BerbreeßeuS  ober  oon  einer  im  § 6 Bor» 
gefeßenen  Serabrebung  ober  Bon  bem  Jatbeflanb  eine« 
tm  § 7 beSSefebeS  unter  Strafe  gcftcßten  BerbreeßenS 
in  glaubßafter  Seife  ffenntniS  erßält  unb  eS  unter- 
läßt, ber  bureß  baS  Berbreeßen  bebroßten  Setfon  ober 
ber  Beßörbe  reeßtjeitig  Bnzeige  zu  maeßen  (§  13). 

Eine  Beiße  außerbeutfeßer  Staaten,  fo  infonberßeit 
3talien,  ßaben  gleichfalls  Sprengftoffgefefjc  erlaffen, 
bie  fieß  alle  meßr  ober  minber  gegen  ben  'Anarchie!  • 
muS  (f.  b.)  rießten.  Bgl.  außer  ocu  SJeßrbiießem  beS 
StrafrecßtS : Seßeiff,  $aS  Sßnamitgefej  (Ctrl. 
1886);  Cmmelmanu,  $aS2)ßuamitgeicUunbfcine 
golgeit  (Uortni.  1887);  Stenglein  in  »Strafreeßt* 
ließe  Bebengefeße  beS  Sleutfeßen  BeießeS«,  S.  646ff. 
(8.  «ufl.,  Beil.  1902). 

@;ponänt  (lat.,  eigentlich  bie  auSeinanberfeßenbe 
ober  ltiißer  beftimutenbe  [3aßl]),  f-  Sotenz,  Sropor- 
Hon  unb  Beiße  (E.  einer  geometrifeßen  Srogreffton). 

©Jpoiien tiä  If unf tioit  (E  £ p o n e n t i a l g r ö ß e), 
Zunädjft  jebe  gunftion  (f.  b.)  einer  Beriinberlidjen  x, 
weiße  bie  gorm  a*  befijt,  alfo  eine  Sotenz  mit  ber 
fonftanten  BafiS  a unb  bem  Beränberließen  Expo- 
nenten x.  Bberbiefegunftion  ift  nießt  einbeinig,  beim 
Z-  B.  af  = y » fann  pofitiB  ober  negatiB  fein,  unb 
ajf  = s ßat  fogar  brei  Berfeßiebene  Serie.  ES 
gibt  nun  eine  BafiS , bie  3aßl  e,  für  bie  fuß  bie  Bo- 
ten) e1  alS  einbeutige  gunftion  Bon  x befinieren  läßt. 
Jiiefe  3aßl  e ift  bie  örenzc  (f.  b.),  ber  fieß  ber  Aus- 

brud  ^1  4- 1)"  immer  meßr  näßert,  je  größer  n 

Wirb,  fie  Wirb  buriß  bie  unenbließe  Beiße  1 + Vi  +• 
‘/i.i  +•  Vt.«.i  4-  ...  bargefteDt,  ißr  3aßlenwert  ift 
2,7182818 3n  berfelben  Seife  ergibt  fuß,  baß 

ber  AuSbrurf  ^1  + -ij°,  Wenn  n immer  größer  unb 

15 


226  (snjomeren  — ©fportmufteriaaer. 


größer  toirb,  aI8©reit,$tt)ert  bie  uitenb(id)e  9?ei(je(f.b.) 

1 + t + n + •• + ixrb;  +•  ••  6**l*‘> bie  f0' 

jebe  3agl  x Wem  ber  Rortu : x=a  + ßi,  wo  a unb  ß 
beliebige  enblicge  pofitiBe  ober  ncgaliBe  3aglen  be- 
beulen  unb  i=v/— 1 {ft,  unbebingt  fonsergiert  unb 
bnfjer  eine  einbeutigcSunftion  Doni  ift  für  (eben  enb- 
lieben  !ontple;ren  3aglenroert  non  x (f.  Komplexe  3ag- 
Jen).  Sicnnt  man  bicfcgiinftion  f (x),  fo  ergibt  fid),  bag 
bieSlbleitung  f'(x)  Bon  f(x)  (f.  ©hffercntialredjnungi 
luicber  glcid)  f(x)  Wirb,  jjenter  ift  f(l)=e,  unb  c$ 
lügt  ftdi  beweifcit,  bog  für  beliebige  x unb  y bie  ©lei- 
ebung  gilt:  f(x)  f(y)  = f(x  + y),  auü  ber  für  jebe 
ganjt,  pofitiBe  ober  negaline  ^Jati  1 m folgt : f(m) = e" , 

e«  f(xm)  = [f(x)]~  [f(i)]"=  f(x). 

ihirj,  bie  Kunftion  f(x)  fteüt  für  jebe  reelle  3agl  1 
einen  ber  Serie  bar,  bie  fug  aud)  au8  ber  geroftgn 
tilgen  ßrflarung  ber  ©otenj  für  e‘  ergeben;  j.  8.  ift 
f (j)  bie  pofitiBe  OuabratWurjel  aus  e,  f(f)  bie  poft- 
tioe  oierte  Surjel  auä  e ic.  fflan  uerftebt  bober  un- 
ter c*  immer  bie  burd)  jene  SReige  beflimmte  gunflion 
Bon  x unb  nennt®,  im  engem  Sinn  eben  biefe  Sfrige. 
3ugleid)  fegt  man  feft,  baß  unter  (e1)" , alfo  unter 
c*  erhoben  auf  bie  ©otetij  z immer  bcrtluäbnid  e“ 
ju  nerfteben  ift.  ©tan  bat  baburib  ben  Borteil,  bag 
e*  für  alle  reellen  unb  (ouiplejen  Serie  bc8  Expo- 
nenten  x ciubeutig  befiniert  ift,  unb  bag  baäfelbe  aud) 
uon  jeber  ©otenj  Bon  e*  gilt.  ®ie  gunftion  e‘  bat 
für  x = o ben  Sert  1,  für  pofitioeS  x ift  fte  offenbar 
immer  pojitiB  unb  Wäcgft  mit  loadjfenbem  x fdjlieg- 
lid)  über  alle  ©rettjen,  für  negatiueä  x ift  fte,  toie  bie 
©leitguna  e*.e~*  = e”  = 1 jeigt,  ebenfalls  immer 
pofitiu.  SWngläuft  baber  x alle  negatioen  unb  alle 
pojitiBen  SSerte,  fo  burdjläuft  e*  aUe  pofttioen  Serie 
unb  nimmt  [eben  nur  einmal  an,  b.  b-  bie  ffileicguna 
a=e*  bat,  wenn  a pofttiB  ift,  ftet«  eine,  aber  aud) 
nur  eine  reelle  Söfung  x,  bie  für  a < 1 ncgatiB  ift, 
für  a>l  aber  pofttio.  Suter,  Bon  bem  bie  ©e;eidt- 
nung  e unb  überhaupt  biefe  gattje  BetracgtungSweife 
gerrügrt,  bemerlte,  bag  fidj  aus  berSeige  für  e‘  wegen 
i*= — 1,  i*=— i,  i‘=l  bie  widjtige  ©leicgung  ergibt: 
u,»  = cosx  + i sinx,  bie  man  nad)  igm  ©ulerfdje 
©leiigung  nennt,  unb  aus  ber  fofort  folgt,  bag  für 
jebeS  x gilt:  e*+!Äl=e*,  bag  alfo  gerabejo  wie  cos  x 
unb  sin  x bie  reelle  ©eriobe  (f.  b.)  <£»  gaben,  e»  bie 
imaginäre  ©eriobe  2.xi  befigt  3ft  y = e* , fo  nennt 
man  x ben  Sogaritgmud  Bon  y mit  ber  8aft8  e ober 
ben  natürlidjen  (gpperboliidjen)  SogaritgmuS 
uon  y unb  fegt:  x = lgy  ober  turj  x = ly.  ®ie  Borige 
Öleidnutg  jeigt,  bag  jebe  3agl  unenblid)  Biele  foldjer 
Sogaritgmen  gat,  benn  ift  x ein  fionaritgmuS  non  y, 
fo  i)t  offenbar  aud)  febe3agl  Bon  berjfonux  + Üm.ti 
einer,  wo  m eine  beliebige  pofitiBe  ober  negatiue  gan je 
3agl  bebeutet.  ®a  e*  für  ein  reelles  x immer  pofitio 
itt,  fo  ergibt  fteg , bag  bie  natürliegen  Sogaritgmen 
einer  negatiBen  3abt  alle  imaginär  ftnb,  wägrenb 
jebe  pofitiBe  3<rgl  a einen  unb  nur  einen  reellen  So- 
garitgmuS  a gat,  ber  für  a=l  ben  Sert  9tull,  für 
ü > 1 einen  pofitiucn,  für  a<  1 einen  negatiBen  Sert 
befigt.  giir  pofitioeS  a Berftegt  man  unter  lga  ge- 
wögnlid)  biefen  reellen  Sert  beS  SogarilgntuS.  Siitb 
a,  ß in  biefem  Sinne  bie  Sogaritgmen  ber  pofitiuen 
3aglena,  b,  fo  ifta=e«,  b - vß,  ab  = e°e^=e“  r S, 
alfo  lg  (ab)  = lg  a + lg  b,  ferner  Wirb  für  jebe  po- 
fitiBe ober  negatiBe  .jagt  c:  a»  = (e“)e  = e»«,  alfo 
lg  a'=;clga.  fiier  i|t  benugt,  bag  man  für  jebe  pofi- 
line  8afiS  a bielfäotenj  a*  als  einbeutmegunflion Bon 
x befinieren  tann,  inbem  man  a mit  fpilje  beS  Borgin 


erflärten  reellen  natürliigen  Cognritginuä  Bon  a,  ber 
wieber  a fei,  in  ber  gorm  a=c“  barfteüt  unb  a*  = 
(e»)*  = o“1  fegt.  ®uf  biefe  Seife  gelangt  man  aud) 
iu  ben  Sogaritgmen  mit  einer  beliebigen  pofttioen 
©aftS  a.  3ft  y =a*  unb  y pofttiB,  fo  nennt  matt  bie 
reelle  flbfung  x ber  ©leiegung  y=a‘  ober  y=e«< 
ben  tüogaritgmuä  Bon  y mit  ber  ©aftS  a unb  fcgreibt 
ba8 : x = *logy.  ®a  a x ber  natürliege  fiogaritgmuS 
Bon  y ift,  alfo  ax  = lgy,  unb  a = lga,  fo  tommt: 
lga.*logy=lgy  unb  für  y=e,  weil  lge=lift: 
lga. »log  e = 1,  bemiiad)  erforbert  ber  Übergang  non 
beit  natürlichen  Sogaritgmen  ju  benen  mit  beliebiger 
pofttiBer  8afiS  a ober  limgefegrt  nur  bie  ©erebgnuug 
bon  lg  a ober  Bon  »log  e.  iftuS  ben  frügent  ©lei- 
(gungeit  für  bie  natürlitbcn  Sogaritgmen  eines  ©ro- 
buttes  ab  unb  einer  igotciij  ac  ergeben  ftig  jugleid) 
für  bie  Sogaritgmen  mit  ber  pofitinen  8afiS  a bie 
SRedjnungc-regeln: 

‘logi.be)  = »logb  + »löge ; »logb‘= k . *logb. 
Wo  b,  o beliebige  pofitiBe  3nglcn  ftnb,  k eine  beliebige 
pofitioe  ober  negatiue  3agl.  Über  baS  gietgiten  mit 
Sogaritgmen  f.  b.  ©enauereS  über  bie  S.  gilbet  man 
in  icbent  Segrbuig  ber  ®iffercntialrcd)nung  (f.  b.). 

(fjpouiereit  (lat),  ausfegen,  j.  8.  einer  ©efagr; 
aborbnen,  j.  8.  einen  Beamten  jum  ftänbigen  Wuf- 
entgalt  augergalb  beS  illmtäfiges  ber  ©eg&rbe,  ju  ber 
er  gegärt  (t  8-  exponierte  Straffammer  nadg  § 78, 
exponierte  stammem  für  ^tanbelSfacgen  na  eg  S 100 
beS  fflericgtSBerfaffungSgefcgcS);  auScinaitberfegen, 
auSlegen  (erflärettb  ober  überfegenb),  barlegen;  ex- 
penibel,  ertlärbar,  erflärlitg;  Expanibilität, 
Srflärbarfeit. 

(fjport  (lat),  foBiel  Wie  91uSfugr  (f.  b.);  Stiegt- 
jagt : Ür po r te n , Üiusfugrartifel ; exportabel,WaS 
aubgefiigrt  werben  fann  ober  barf;  exportieren, 
Saren  auSfügrett;  ®xP°riation,  ®xPort  ®X” 
porteur,  berjenige,  ber  Saren  auSfiigrt 

©XPortbonigtation  (lat),  ÜtuSfugrBergütuiig; 
f.  Wusfugr. 

©XPortf oitimifftoitär  (fionfignatür),  ein 
Äoinmifftonär,  ber  ffomutiffionägefcgäfte  mit  über- 
feeifdjen  ©lagen  nennittelt  ®ie  Expoctlommif- 
fionSgäufer  gaben  iu  Snglanb,  granfreitg,  9iorb- 
miierifa  unb  in  ber  Sdjwetj  einen  auSgebreitetcu 
SirhutgSfreiS;  in  ®eutfd)tanb  gibt  eS  beten  erft  eine 
Heinere  jagt  befonberS  am  ©gern  unb  in  Seftjalcn. 
Sgl.  JfomniiffionSgcftgäft. 

©jportmufterla(jcr(9luSfugrmufterlager), 
eine  permanente  ’flueitcUuitg  ber  neueften  gabrifate, 
ffiobcHe,  bilblitgen  SJarfteUungen,  ©eftgreibungen, 
©rciSfurante  tc.  Bon  geimifdjen  inbuftricllen  Unter- 
negutungen.  Sie  gaben  ben  jwed,  bie  eiitgeimifcgen 
Exporteure  unb  bte  auSlnitbijtgcn  fjmporteure  über 
bie  ©xPortinbuftrie  beS  SanbeS  ju  unterritglen  unb 
@ejcgäftSabfd)lüfie  ju  Bcrniitteln.  Siandpitat  Wirb 
für  6.  aud)  ber  9iame  fjanbelämufeen  (f.  b.)  ge- 
brautgt  jebotg  ftnb  biefe  niegt  mit  £>anbelsiuuiecn  tin 
engertt  Sinne  ju  oerwedifeln,  b.  g.  Sammlungen,  bie 
einen  Ubcrblid  über  bie  ©egenftänbe  beS  SeltganbelS 
gewagten  unb  bie  ©robufte  ber  Berfd)iebcucn  Sauber 
unb  igre  Sertnenbung  aufjeigen  füllen.  ®aS  erfte  E. 
würbe  1882  in  Stuttgart  auf  Ülttreguttg  be»  ©ro- 
fcfforS  ^mber  gegrünbet.  3njwifd)en  fmb  auch  folcge 
Säger  in  anbertt  bcutfegen  Stabten,  'Diiincgen,  ftartö 
nige,  ftranffurt  a.  SW.,  ftöln,  ©reüben,  Berlin,  Seip- 
jio  tc. , fomie  in  anbem  Sänbent  erridjtct  worben 
(>Musäe  coramorcial«,  -ftanbclsmufeum-  in  ©ans 
unb  in  ©ejl,  -Erportbörfe-  in  Sottbon,  -Export- 
agentur-  in  ©eigrab  tc.).  Sgl.  ^>uber,  ®ie  Vlu8- 


ßfportDereiue 

fteüungcn  unb  unfte  ßjportinbuftrie  (Stultg.  1886); 
3 a n n a f tf) , Dad  bcutfiijc  ß.  ju  Sertin  (Serl.  1896). 

©pportoercinc,  Sereine,  bie  Hebung  bec  Aud» 
fuhr  burdj  Dcrfehiebene  Kittel  anftreben,  (o  burd)  An» 
ieguna  Bon  ßjportmufterlagem  (f.  b.),  Bon  ftänbi» 
gm  ©arenlagem  ober  Audftellung  bfimijd>er  ßr- 
jeugniffe  im  Audlanb,  Bereifung  frember  Länder, 
Aufteilung  Bon  Agenten  an  fremben  '{lägen  ic. 

Exposä  (fron,;.), Darlegung, Audeinanöcrießung, 
namentlich  eine  Schrift,  bie  eine  folcpe  enthalt;  and) 
ber  Sdjlufiuortrng  bed  Sorfißenben  im  Schwurgericht, 
bie  fogen.  Sied)tdbelehrung(f.  SdiiDurgendjt). 
Expositio  (lat),  Auöfeßung  (f.  b.). 
©gpofition(lat),  Auöfeßung,  Audftellung;  Sage 
(j.  S.  eined  öebäubed  nad)  ber  ftimmcldricbtung); 
bann  Audeinanberfeßung,  Darlegung,  ßrtläruttg, 
ßrörterung  (f.  b.).  3uöbcfonbere  nit  Drama  Berflebt 
man  unler  ß.  bie  DarfteHung  ber  Sachlage,  and  ber 
bie  fymblung  bed  Stüded  beruorgebl.  Die  ß.  ift  eins 
ber  brei  $>auptglieber  ber  bramatifdfen  fymblung; 
(te  bat  ben  3wea,  ben  3»f<hauer  mit  bem  Objclt  ber 
fymbtung,  ben  Ipauptpcrfonen,  bie  auftreten  werben, 
unb  beren  Serhältnijfen  belannt  ju  machen  unb  fein 
3ntereffc  für  bad  Komnteubc  ju  erioeden.  3m  ge* 
»ähnlichen  ftjnlbetifdjen  Drama  »erben  bie  tpaupl« 
tatfacben  ber  ß.  in  ber  Siegel  bereild  im  erften  Alte 
raitgeteilt.  Sgl.  Drama. 

Exposition  (franj.,  ler.  «pjlens),  in  granlretd) 
ßunft  ■ unb  3nbuftrieaudftcüung  (ngi.  Exhibition). 

Gppofitur,  auswärtige  Kommanbite,  ftaltorci; 
auch  eine  'Jicbenbebörbe,  bie  Bon  ber  §auptbebi>rbe 
abgeorbnet  ift,  j.  B.  in  Sägern  Segirtdamtdefpofitur, 
ein  ( •exponierter* ) Sejirfdamtdaffeffor,  ber  innerhalb 
bed  Amtdbejirfed  an  einem  anbem  Ort  ald  bem 
Amtöftß  angefteKi  ift.  Sgl.  ßjponieren. 

©ppofituö,  im  latholifchen  Kirchenrecßt  Sejciih» 
nung  für  einen  Kooperator  ([.  b.),  ber  einer  ftilial» 
tirdie  für  ihren  regelmäßigen  (Botteöbienft  ald  eigner 
(ärmlicher  beigegeben  ift. 

Ex  post  (lat.),  nad)  gefebeßener  Dat , hinterher, 
(fppoftnlicren  (lat.),  forbem;  fid)  über  jemanb 
befebwrren,  ihn  jur  Siebe  (teilen ; ßjpoftulation, 
Seidnoerbef übrung.  Streit 
Ggpreß  (lat,  (rang.  exprös,  fm.  «pro),  audbrüd» 
lieh,  eigmd,  ju  befonberui3»ed;  pur  expris  (lat.  per 
expres9um,  abgetürjt  p.  expr.),  burd)  einen  ßj« 
preffen,  b.  h-  befonbem  Solen. 

©ppreßgntbcförbcrung,  bie  mit{erfonenjügen 
erfolgenbe  Beförderung  Bon  (äütrm,  bie  fid)  nad) 
Art,  Umfang  unb  ©ewid)t  jur  Serlabung  in  ben  {ad- 
<fficpäd»)wagcn  eignen,  würbe  1875  Bon  fübbeutfepen 
ßifenbahnoerwaltungen  eingeführt,  um  bem  ©etl- 
bewert  ber  {oft  ju  begegnen,  bie  burd)  bad  billige 
Sorto  für  Safetc  bid  ju  5 kg  einen  großen  Seil  bed 
ßilgutocrfebrd  an  ftd)  jog.  ßine  befünbere  ß.  befiehl 
unter  anberm  bei  ben  babifd)en,  bai)rifd)en  unb  roürt* 
tembergifdjen  Staatdbahnen,  ben  pfaljifdjen  ßifen» 
bahnen  unb  in  ben  Direliiondbejirfen  fjranlfurt  a.  SÄ. 
unb  Kainj.  3nt  übrigm  fönnen  auf  ben  preußifeben 
Staatdbahnen  unb  ben  Sieicbdeifenbahnen  in  ßljaß- 
Lothringen  ®ütcr  aller  Art,  bie  fid}  jur  Seförberung 
im  {aefwagen  eignen . ohne  Löfung  Bon  (fabrfarten 
jur  tarifmäßigen  @epädfrad)t,  nad)  einem  Kinbeft- 
gewicht  Bon  20  kg  unb  ju  einem  Kinbeftfaß  Bon 
60  Sf.  bei  Ser f Ölleitungen,  1 Kl  bet  SdjncUiügen, 
auf  ©epäeffcbcin  beförbert  werben.  Sei  ben  öfterrei* 
eßitchen  Staatdbahnen  befiehl  eine  ähnliche  ß.,  ebenfo 
in  ber  Gd)Wei,j  unb  bei  ben  belgifcpen  Staatdbahnen. 
Die  großen  franjäfifchen  ßifenbahngefeüjchajtcn 


— ©jrfiffator.  227 

haben  eine  ß.  für  fleine  {alete  unter  5 kg,  beren 
S3ert  100  grant  nidjt  überfteigt,  ju  einem  billigen 
Sarif  mit  feftm  Säßen  eingeführt,  bid  ju  3 kg  1 jr., 
bid  ju  5 kg  1,2  Sfr.  3n  ßnglanb  entfpncßt  ber 
{arceloertehr  ber  ß unb  jugleid)  ber  beutjdien  {oft- 
paletbeförberung.  ßrleichlertwirbbieftrSertehrburch 
bie  auf  ben  mciften  englijd)en  ßiienbahnen  beftchenbe 
obligatorifche  bahnfeitige  Sn-  unb  Abfuhr  ber  Öüter. 
Die  Säße  betragen  für  1 engIifchedSfuub(et»a  ’.  ikg) 
bid  ju  50  englifdjen  SReileit  (etwa  80  km)  4 Seme 
(etwa  40  Sf ).  für  mehr  ald  50  UReilen  6 S«uce,  für 
5 cnglijche  Sfunb  bid  50  Sieüen  6 Scnce,  bid  100 
SReilen  9 unb  barüber  10  Sence. 

(Sjrprcffton  (lat),  Vludbrud;  beim  Varinontuiu 
ein  3ug,  ber  ben  Siiinb  ganj  frei  ju  ben  Atngen  jtt- 
ftrömen  läßt  unb  baher  bie  Stärle  ber  Zongebung 
Bon  ber  Seßanblung  ber  Sälge  (burd)  bie  Süße)  ab- 
hängig macht.  [©orten. 

Expressls  verbls  (lat.),  mit  audbriidlichen 
©tpreffil)  (lat),  audbruddBoü,  bejeichnenb. 
<?}rpreßlincr(ciigl.,  fpr.  .laincr), foBiel  wie  SchncU- 
banipfer,  f.  Dampffchiff,  S.  462. 

(?g  p reßfenbungen,  foBiel  wießilfenbunaen  (f.b.). 
ß'gpreßjug  (engl.  u.  franj.  express,  Kurier- 
jug),  f.  ßifenbahnjüge. 
ßgprimiertu  (lat.),  audbrüdett,  befchreiben. 

Ex  professo  (lat),  gefliffentlich,  eigend,  Bon 
Serufd  wegen. 

(Sjcpromifftou  (lat.),  foBiel  wie  Sdjulbüber- 
nähme  (f.  b.). 

©Spromittiereu  (IaL),  jentanb  burd)  Übernahme 
feiner  Schulb  Bon  feiner  Serbittblid)leit  befreien  (}. 
Schulbübemahnte). 

(Sjpropriicren  (lat.),  enteignen;  ßjpropria- 
tion,  f.  ßnteignung. 

Ex  propriis  ober  proprio  (lat),  and  eignen 
Kitteln;  ex  proprio  Marte,  aud  eigner  Kraft. 

(rrpiilfiou (laL),  Sud-, Vertreibung, Sudweijung 
(f.  b.),  Serfagung  (f.Sbmeierung);  auch Serbannung 
aud  ber  ßcnicinbe  jur  Strafe;  ejpulfio,  audtrci- 
benb,  abfübrenb. 

(Sgpungicrcu  (lat),  audjireichen,  audlöfchen,  lü- 
gen ; ßjpunltion,  Sudftretchung,  Dilgung. 

ßppurgicrcn  (lat),  reinigen,  fäubern  (j.  S.  Bon 
tfehlem,  ben  Leib  burd)  Abführmittel);  ßjepurga* 
tion,  Steinigung;  Abführung;  Sieeßtfertigung. 
ß'jrguiftt  (.lat.) , auägefud)t,  auderlefen. 
(Sirotutation  (lat),  im  frühem  Siechte  bie  ßr- 
Öffnung  jurüdgelommener,  bebufd  bed  9iccl)tdfpmchd 
oerfchiiit  gewejener  Allen  burd)  ben  fRiditcr.  Sie  ge« 
id)ah  in  einem  bejonbem  Seratin,  bem  fogen.  ß jro« 
tulationdtermin. 

Ex  schednla  (lat.),  Born  3ct,‘l  (|cien). 
©pfefricreu  (lat),  f.  ßjefneren. 

©pfcquieu  (lat.),  f.  ßjcquien. 

Gpfejicrcn  (lat),  aud-,  Berfcßneiben ; ß j f c 1 1 i o n, 
Aud-,  Scrfd)neibimg. 

Exstrcantia  (lat.),  f.  Audtrocfnenbe  Kittel, 
©pfiffatiou  (lat.),  Audtrodnung;  epfillatiB, 
audtrodnenb. 

©pfiffätot  (lat,  -Audtrodner« i,  Sorridjtung 
jum  Srodnen  oon  Subftanjen  ohne  Anwendung  Bon 
©amte,  befiehl  aud  einem  ©ladgefnß  mit  matt  ge- 
fchliffenem  3tanb  unb  einem  aufgefchliffenen  Ollad« 
Beetei.  Dad  ©efäß  enthält  (onjentrierte  Schwefelfäure 
ober  ßhlorcalcium,  unb  über  biefen  Körpern,  bie 
©affer  mit  großer  Segicrbe  anjiehen,  fleht  auf  einem 
Dreifuß  bie  Schale  mit  ber  abjubampfenben  fclüffig- 
Icit  ober  ber  ju  troefnenben  Subftanj.  Die  Siriung 

16* 


228 


Ex  speciali  gratia  — extemporieren. 

beg  Erfiffatorä  Wirb  bebeutenb  cr^Bfit , wenn  man  ©erjäbrung,  infolge  beren  eine  gorberung  sc.  ertifdjt 
ihn  mit  einer  Sluftpumpe  in  Serbinbuna  6ringl.  3m  (f.  Serjäbntnn). 

E.  läßt  man  auct)  geglühte  obre  in  ber ffiärme  getrod*  ©jftirpation  (tat.),  ©ugrotlung;  d)trurgifd)e 
ncte  l)t)gro[topijct)c  Subftanjen,  bie  gewogen  werben  Operation  jur  Entfernung  franfbafter®ewebe,  ©eu* 
fotten,  erfalten,  oljne  baß  fie  geud)tigfeit  anjie^en  bitbungen  unb  erfrantter  Organe  tc.  Sie  6.  ijt  häufig 
fömtert.  bie  einjige,  immer  aber  bie  ftdjerfte  ?lrt  jur  Ent* 

Exspeeiiill  gratlacfat.),  aug  befonbererfflnabe.  femung  Bon  ©efcßwülften  unb  anbera  franff)aflen 
Ex  »pecläli  mandato  (lat.),  >aug  befonberm  ©eubilbungen.  Sie  E.  muß  ftctg  fo  oodftänbig  wie 
Auftrag«,  ältere  gönnet,  bereit  tid)  bie  oberften  Stet-  irgenb  möglich  Borgenotnmen  Werben,  namentlich  bei 
ten  bei  Erlaßen  nameng  beg  Canbeg^errn  bebienten.  biSgartiaen  ©eubilbungen  barf  burdjaug  nidjtg  su* 
tlnbre  gormeln  ftnb:  ad  inandatuin  Serenissimi,  rüdgetajfen  Werben,  weil  ßcb  fonft  an  ber  ©teile  ber 
auf  bbdiiten  Befehl ; ad  mandatum  Serenissimi  pro-  entfernten  Gleidjwulft  fe£>r  fdjned  eine  Sicubitbung 
prium  ober  speciale,  auf  bödjfteignen  ober  befonbern  berfetben  ttrt,  ein  iHejibi»,  entwidetn  mürbe.  Staber 
l)öd)ften  Befehl.  ber  Srunbfaß,  bei  ber  6.  bie  Sd)nitte  immer  im  ge* 

ßjrfprftant  (tat.),  einer,  ber  Stnwartfdjaft  auf  funben  ©ewebe  tu  führen,  um  ganj  fitber  ju  geben, 
etwas  bat,  Vlnwärter.  baßadegtranfbaftSeränbertemitfortgenommenmirb. 

Gtgfpcftanjen  (lat.  Exspectantiae,  Exspectati-  ©gftirputor,  f.  Stuttioator. 
vae  gratiae),  im  fanonifeben  9ied)t  ©nwartfebaften  ©gftirpirrrn  (tat  ),  mit  ber  SBurjet  wegnebmen, 
tf.  b.)  auf  nod)  unerlebigte  SVirdjenfteden,  tat  engem  augrotten^gänjUd)  befeitigen. 

£imt  bie  Bon  ben  Kapiteln  Bertiebenen  ütnmartfdjaften  ©gfubat  (tat.,  -©uggefdjwißteg,  ©ugfdjwißung«), 
auf  Bafant  werbenbe  ©räbeiiben.  ©ie  gingen  halb  ©ubftanjen,  bie  bei  ffietegenbeit  einer  Entjünbung 
Bom  ©apft,  batb  Bom  Sfaifer  attg.  3)er  Staifer  butte  aug  ben  Blutgefäßen  be-i  Erfranfungät)  erbeg  auf- 
bag  Jus  primae  prccis  (>3fed)t  ber  erften  Bitte«),  treten  unb  fidi  j.  S.  (weiße  Bluttbrpertben)  außer* 
b.  b-  bag  3icd)l,  für  jebe  in  bett  unmittelbaren  3ieid)g<  halb  ber  ®efnße  Weiter  nenuebrett  tünnen.  Sag  E. 
ftiftern  n ad)  feiner  2()ronb(fteigung  juerft  Bafant  befiehl  at[o  aug  gewiffen  Beftanbteilen  beg  Btuteg, 
werbenbe  ©fritnbe  Effpcftanj  ju  Berieten.  3n  ber  imterfdjeibet  fid)  aber,  audj  in  feiner  tbemiftben  3u* 
e B a n g e 1 1 f d)  e n Stirne  begreift  man  unter  tlripcf * fammenfeßung,  Bon  beit  im  Saufe  beg  normalen  Er- 
teil} iowobt  bie  ©nwartfdjaft  oder  geprüften  unb  alb  näbrunggoorgangeg  au3  ben  Blutgefäßen  in  bie  ffie- 
jum  ©rebigtamt  tauglich  befunbetten  Kanbibaten  auf  webe  übertretenben  Säften  (bem  ©ewebgfaft , ber 
bereinftige  ‘Aufteilung  unb  bie  Snwartfcf)aft  ber  an*  Stjinpbe),  Wie  aud)  ooit  bem  ttäfferigen  Xra  ngf  u b a t, 
gefledten  ®eifttid)en  auf  BefBrberung  alg  aud)  fpejied  bag  bei  ber  SBafferfudft  aug  bett  ®efäßen  augtritt  unb 
bie  einem  tßfarrfubftituten  eröffneteSpes  sucocdendi.  fid)  in  ben  ©cwebgtüden  anbäuft.  Ster  Unterßbieb 
Sud)  in  ittancben  Stiftern  tommen  E.,  ©nWartfcbaf-  jloifdjen  6-  uttb  Srangfubaten  ift  ittbeffen  nidjt  fd)arf 
ten  auf  bie  jur  Ertebigung  tommenben  ©teden,  Bor,  ju  jieheit,  ba  ei  fid)  um  quantitatioe  unb  nicht  um 
bie  cbenfadg  febott  mit  einem  gewiffen  Eintommen  wefentticbe  Sißerenjeit  banbeit.  Sie  Befd)affenbeit 
oerbunben  ftnb.  ber  auggefdjwißtengtüffigteit  ift  1)  entweber  rein  Wäf* 

©jefpeftatit)  (lat.),  in  ©ugfidjt  flebettb,  jur  ©n-  ferig  unb  enthält  einige  «atje  unb  mehr  ober  wem* 
wartldjaft  bereebtigenb ; SjfpeftatiBe,  fooiet  wie  ger  Eiweiß  gelöft,  ober  2)  fibrmiig , über  3)  eiterig, 
Eyfpeftam , ©nwartfdjaft.  ober  4)  blutig.  Stag  ®.  wirb  in  bie  IRafdjen  ber  ffle* 

©gfpcftntiuc  33lett)obe,  bag  abwartenbe  93er*  toebe  felbft  abnefeßt,  Wie  bei  btr  Stofe,  bet  eiterigen 
fahren  bet  Stranfbeiten,  wobei  fid)  bie  ärjtlidje  Sätig-  ipaut*  uttb  3eUgewebgent jünbungen,  bei  Blafen*  unb 
feit  barauf  befdjräntt,  benSranten  in  biefenigett  Be*  i!uilelbilbungen,  ober  cg  Wirb  auf  freie  Cbcrf(äd)cn 
bingungett  ju  Berfeßett  unb  in  benfetben  ju  batten,  feröfer  ober  mit  Schleimhaut  auggefleibeter  fcöbieit 
in  benett  er  bie  Krattfbeit  am  beften  überitebt.  Sen  eraoffen,  Wie  bei  ber  Bruftfcd*,  Iperjbeulet*,  ©aud)* 
©egenfaß  3ur  effpettatioen  SHetbobe  bitbet  bie  tln*  fett » unb  ©cljinientjünbung  ober  beim  Strnpp  bed 
wenbung  unb  Surcbfübrnng  einer  befiiminten,  bem  Steh  Kopfe* , bei  fibrinöfen  uttb  d)Oteraäbnticbett  Er* 
gad  angepaßten  ipeitmetbobe.  Sie  e.  3 Ji.  ift  angejeigt  gitffen  auf  bie  freie  Oberfläche  beit  Sarmeg  (ogl.  Ent- 
ern 'ilnfanggjtabium  Bieter  Srantbeiten,  in  benen  eilt  jünbung).  3ebeg  E.  fattn  beim  9lad)laffen  ber  ju* 
beftimmter  IHngriffgpunft  für  bie  Beljanblung  noch  grunbe  liegen  beit  Entjünbuiigaufgcfogen(retorbiert) 
nicht  gegeben  ift,  aud)  nod)  nicht  mit  Sicherheit  eine  werben  unb  fo  jur  Teilung  gelangen;  am  leid)tefteu 
Siagitofe  geftedt  Werben  fann,  ferner  bei  Stranfbeiten,  gefebiebt  bieg  mit  rein  wäfferigett  iltbfdjeibmtgen.  3ft 
bie  erfabrungggemäfi  einen  tt)pifd)cit ©erlauf  nehmen,  bie  Steforption  unBoIljliinotg,  fo  fann  bag  E ju  einer 
lieb  in  biefetu  burd)  ©rjneiett  nicht  beeinftuffen  la[fen  binbegewebigen  £>aut  ober  acbwiele  umgebitbet  wer* 
unb  (fadg  feine  bäfen  Stomplifationen  binjutreten)  beit.  Sie  Bejeichnung  »biptjtberitifche*  ß..  ift  nur 
günftin  enben,  j.  B.  bei  leichtern  gädett  oon  Vungen*  j.  S.  richtig,  ba  bie  bei  biefer  Sbrantbeit  im  Stachen  tc. 
enUünbung,  bei  SJtuiem,  SHötetn  tc.  Sgl.  Sberapie.  aebitbeten  Schorfe  nur  teitweife  aug  @.,  junt  attbem 
(Sgfpcfticreu  (tat.),  etwag  ertuarten,  hoffen,  <ltt*  Seit  aug  ahgeftorbenem  ©eluebe  heftehen. 
loartjchaft  auf  etwag  haben.  ©gfubatton  (lat.),  ©ugfdjwißuitg;  egfubatio, 

©gfpcttiBieren  (lat.),  einem  bie  tlitWartfcbaft  9lujjdiwißungbefätbernb;ejfubieren,augfchwißen. 
auf  etwag  geben,  ihn  auf  etwag  Dertröften.  ©gtafc,  f.  Efftafe. 

©gfpirieren  (lat.),  auäatmcn,  auäbaucheu,  ftcr*  ffigtcmporale(Iat.,9KcbrjabIExtemporaUa1  ®j- 
ben;  juEube  geben,  abtaufen (griff) ; Ejfpiration,  temporaiien),  birg  Born  ©ebner  aug  beut  Stegreif 
bie Ülugatuumg  (f.Vitmung,  S.53),  Sob;  ©erfadjeit.  (ei  tcmpflrc)  ©cfprodieuc;  im  Unterricht  fcbrifttiche 
©gfpoliitren  (lat.),  berauben,  plünbem;  Ej*  ülaffenübung,  bei  welcher  ber  Schüler  Sittierteg  fo* 
fpoliation,  Beraubung,  ©tünberung.  gteid)  in  bie  beilangte  Sprache  iiberfeßen  ober  gcjtedte 

©gftafe  (griccb.),  f.  Efftafe.  gingen  beantworten  muß.  Sgl.  3frtiereu. 

©gftinguieren  (lat.),  augläfchen,  oemiebten.  ©gtcmporicrcn,  etwag  aug  bem  Stegreif  (tat. 
©jrftinttion  (lat.),  9tu815id)ung,  Silguitg;  ep*  I ex  tempSre),  ohne ©orbereitung  reben  ober  ßhreiben; 
ftinttiB,  auglöfdjenb;  SjftintttBBeriäbrung,  ] ogl.  Siuptomriereit. 


Gi'temporierte  Rontöbie  — Gjterritorialität.  229 

©{temperierte  Stomcibie,  fooiel  wie  Stegreif-  Stoffe  geniftet  bahnt  follen ; anbre  leiten  ben  Samen 
lomöbie,  f.  Commedia  dell'  arte.  Don  bent  ber  fflöttm  Goftra  ober  Dftara  her,  wieber 

©{tcnbicrcn  (lat.),  ausbehnen,  auSftredcn ; auS*  anbre  Dom  naben  Bergjug  ber  Egge.  Urfunblid)  fom- 
breiten,  erweitern;  ejtenfibel,  auSbehnbar;  Gj*  men  bie  G.  juerft  1093  Dor,  wo  fie  Don  einer  eblen 
tenfibüität,  01u3behnbarfeit  gamilie im Stppefchen bem Rlofter ribbinghof  gefdfenf  t 

©bteufiou  (lat.),  41uSbehnung,SluSfiredung.  3n  würben.  Bgl  Gloftermeier,  Ter  Gggefterftcin 
ber  (fbirurgie  Derflebt  man  unter  G.  unb  ftont  ra*  (Cemgo  1824;  2.  'Rufi.  Don  Helming,  1848);  SRaß  - 
ejtenfion  3U9  unb  ©egutjug,  bie  Don  ben  äcjt*  mann,  Ter  Gggerftein  in  Eeftjatcn  (Seim.  1846). 
lieben  ®ef)ilfen  am  obcm  unb  untern  Gnbe  eines  bie  Schriften  Don  ©icferS  ($aberb.  1851),  Thor- 
SÜnotbenbrudieS  ober  eines  auSgerenlten  ©etenfeä  bede  (Tehnolb  1882)  unb  Tewt|>  (baf.  1886,  mit 
auägefilbrt  werben,  wäbrenb  ber  'flrjt  feine  Wufmerf-  16  Tafeln). 

iamfeit  auf  bie  8rud)ftelle  richtet,  bie  er,  fobalbftem  ©{territorial  (lat  ),  außerhalb  eine«  Territo- 
bie  gehörige  Sage  gebraut  ift,  bann  in  biefer  burd)  riumS  befmblid);  ben  für  biefeS  geltenben  gefeßtichen 
geeignetenSerbanb  ju  erbalten  fud)L  G.unbftontra-  BefWmmungcnnid)tuntcrworfen(f.®{territorialität). 
ertenftonen  biirfen  me  in  unmittelbarer  31dbe  beS  8ru»  ©{tcrritorialität  (lat.),  ber  Durd)biebütferred)t- 

cpeS  jelbjt  gefebeben,  bainit  bie  ohnehin  gequetfcßten  ließe  Übung  begrünbctc  3uflanb,  baft  gewiffc  Berfo- 
Teile  nid)t  nod)  mehr  Derleßl  werben.  Unter  ber  per-  tien  unb  ©adjen  innerhalb  eines  frcmben  StaatSgc- 
manenten  ®.  Derflebt  man  einen  gleichmäßig  an-  bieteS ber 3wangSgeroalt unb,  forocit nötig, bem Sectjte 
bauernben  3“8.  ber  ohne  gleiebjeitigevlnlegung  eines  beS  leftlcrn  nicht  unterworfen  ftnb  (Dgl.  Grcmticm). 
befonbem  BerbanbcS  burcb  befonbere  me<h'anifd)e  TaS  8ted)tSinftitut  ber  6.  bcmbt  auf  ber  ?ld)tung  ber 
8orrid)tungen  auf  gebrochene,  Derfrümmte  ober  ent-  SouDcränität  beS  frcmben  Staates  unb  ber  wichtigen 
jünbele  ©lieber  ju  Speiljwcden  auSgeübt  Wirb.  Aufgabe  feiner  Sicpräfcntamen  unb  finbet  baßer  auf 
©{tenfität  (lat.),  01uSbel)nung,  Umfang.  folgenbe  Berfonen  unb  Sachen Wnwcnbuitg,  bie  bem- 

©ptenfiD  (lat.),  was  eine  üluSbcbnung  befiel  ober  jufolge  gegebenen  galleS  red)tlid)  fo  bcljanbeü  Wer- 
fäbig  ift,  {ich  auSjubebnen ; ©egenfaj;  intenfiu  (Dgl.  ben,  als  ob  fte  fid)  noch  in  bem  ©ebiet  ihres  Staates 
öröße).  unb  außerhalb  beS  Territoriums  (extra  territorium) 

©{tcnfitic  Sötrtfchaft,  f.  i!aubtoirtfd)aftliet)C  beS  frcmben  befänbcn:  1)  Tic  Souoeräne  auSwär- 
BetriebSipfleme  unb  Üanbwirt[d)aftlid)e  Betriebs*  tiger  Staaten  genießen  biefeS  Brioilegium  in  febent 
erforbemcife.  [lein,  frcmben  Staatsgebiet,  in  bem  fie  fid)  zeitweilig  auf» 

©{teuforen  (lat.),  Stredmuofeln ; f.  BeugemuS-  halten,  ebenfo  il)r  fflefolge  unb  ihre  Gffefien,  j.  8. 
®{teufura(laL),  auSfühtlidjeTarftellung;  in  ex-  Equipagen.  ©leidjeS  gilt  Don  bem  SRegenten  ober 
tenso,  ausführlich,  OoHfiänbig.  SeichSoerwefer,  nicht  aber  Don  ben  übrigen  HXitglie- 

6{tenuiercu(lat.),  Derbümien;  entfräften,abjeh«  bem  eines  regierenben  IpaufeS,  Wofern  fie  fich  nicht 
ren;  DerfUinem;G{tenuation,Berbünnung;Gnt*  perabe  im  ©cfolge  beS  SouDcränS  befinben.  ©benfo 
fröftung;  Extenuantia,  BerbünnungSmittel.  haben  2)  bie  ©efanbten  (f.  b.)  famt  ihrem  ©cfeßäftS- 

©{terteur  (frans-,  fj>r.*tär),baS  Außere,  bie  Mußen*  perfonal,  berTienerfehaft,  ihrer  Sofjnung  unb  ihrem 
feite;  in  ber  üanbwirtfcbaft  bie  Sehre  Don  ber  Be*  ÜSobiliar  baS  3iecht  ber  G.,  wogegen  ben  ßonfuln 
urteilung  unb  Sertbeftimmung  beS  tfSferbeS  unb  ber  baSfelbe  nid)t  juftebt.  Wenn  eS  ihnen  nicht  burd)  £>er- 
anbem  Raubtiere  (f.  Biebjudjt).  fontmen  ober  befonbere  StaatSDerträge  auSbrüdlich 

©{tcrlorität  (lat.),  Rußen  feite,  Oberfläche.  gefiebert  ift,  Wie  j.  B.  in  ber  ScDante,  an  ber  Slorb* 
©{terminieren  (laL),  über  bie ©renje  weifen,  beS  tüfte  MfrifaS,  in  Sb™0,  Berfien  tc.  gür  baS  Tcutfdje 
SanbeS  Derweifen;  auSrotten;  Extermination,  Bcid)  inSbef.  ift  burd)  baS  ©eriebtSoerfaffungSgefeß 
Sertreibung;  Ausrottung,  gerftbruna.  (§  18  ff.)  beftimmt,  bah  hi'  ®bcfä  unb  SJiitgheber 

©jetern  (lat),  braugen  befinblich;  auswärtig,  ber  bei  bem  Teutfchen  Seich  ober  bei  einem  BunbeS* 
fremb;  Ejterne  (®jtrane,  Ejtraneer,  S>6f  pt*  ftaat  beglaubigten  SJiilTtonen  famt  ihrer  gamilie,  ihrem 
ten).  Bngcbbrige  einer  Vlnftalt,  bie  außerhalb  ber*  öefcbäftsperfonal  unb  ihren  Bebienfteten , bie  nicht 
felben  Wohnen,  j.  8.  BnftaltSärjte,  Wumnen,  ftoft-  Teutfche  ftnb,  ber  inlänbifchen  ©eridjlSbarfeit  nicht 
gättger  (©egenfap:  3nleme);  ßjternät,  BilbungS-  unterteilt  finb.  TaSfelbe  güt  Don  ben  Slitgliebern 
anftalt,  berengbglinge®flemefinb;  Grternift,  ein  beS  BunbeSratS,  bie  nicht  Don  bentjenigen  Staat  ab- 
Shanter,  ber  nicht  int  $ofpita!  wohnt  aber  Don  bort  georbnet  ftnb,  in  beffen  ©ebiet  ber  SuiibeSrat  feinen 
auS  ärjtlidj  behanbelt  Wirb.  Sig  hat  Tagegen  erftredt  ftch  bie  ©.  auf  Ron- 

©Xternfteiue(Eggfter*,Egifter*,Eggerfter*  fuln  innerhalb  beS  8Jeid)SgcbieleS  nicht  wofern  nicht 
Öeine),  Sanbfteinfdfen  bei  S>on>  am  Teutoburger  in  biefer  Begebung  befonbere  Sereinbarungen  mit 
Salb,  'ilußtr  mehreren  fleincn  jählt  man  fünf  große  auswärtigen  Stochten  beftehen.  gemer  genießen  baS 
getfen.  Ter  nbrblichfte,  größte,  ift  36  m bod)  unb  31cd)t  ber  ®.  3)  frembe  Truppen! örper , bie  in  frieb* 
unlra  ju  einer  laut  einer  noch  oorhanbenen  ynfehrift  lieber  Seife  unb  mit  ©enebmigung  ber  Siegierung 
1115  eingeweihten  Rapeüe  auSgehbhlt  ®n  ber  nörb-  beS  bieäfeitigen  SlaaleS  baS  ©ebiet  beS  lebtem  paffte- 
liehen  gelfenmanb  ßnbet  ftd)  ein  loloffaleS  Belief,  bie  ren.  TaS  femblidjeipeer  bagegen  wirb  in  geinbeSlanb 
«bnabme  S^rifti  Dom  Rreuj  barilellenb,  baS  wahr-  nach  Rriegärecht  behanbeli,  währenb  Truppenteile 
fcheinlidj  ebenfalls  auä  bem  12.  3ahrlj.  flammt  unb  einer  friegführenben  SHacht,  bie  auf  neutrales  ©ebiet 
trob  arger  3erftbrung  noch  immer  ergreifenb  Wirft  gebränat  werben,  bort  ju  entwaffnen  unb  beS  Siech- 
(f.  Tafel  »Bilbhauerfunft  VH«,  gtg.  1 1).  Tie  untere  teS  ber  ®.  nicht  teilhaftig  ftnb.  ®nbtich  fleht  baS  Siedjt 
fcälfte  ber  Eanb  enthält  eine  fpmbolüche  Tarftellung  ber  ®.  4)  RriegSfchiß'en  in  frembetn  Seegebiel  unb 
beS  SünbenfatleS.  3wei  getfen  fmb  burch  eineeifernc  Schiffen  ju,  bie  jur  Befbrberung  Don  SouDeräncn 
Brüde  Derbunben  unb  gewähren  lohnenbe  gernfich-  ober  Don  ©efanbten  bienen.  Tiefe  müffen  fid)  jeboch 
ten.  Über  bie  Bebeutung  bes  SlamcnS  6.  hrrrfchen  bem  SeejcrcmonicU  unb  ben  polijeilichen  ^afenorb- 
DerfchiebeneBnftchten.Biberit unb ^amelntann (1564)  nungen  fügen,  gür  Öfierrcidj,  wo  ähnliche  Beftim- 
bmmnen  bie  ®.  Bupes  picarum,  b.  h-  gdfen  ber  munaen  gelten,  Dgl.  § 61  ber  öfterreid)ifdjen  Straf* 
Glftem  (bialeftijch  Äfftem  ober  G jtem) , bie  bort  in  projeßorbnung  unb  bie  zahlreichen  (1903  waren  eS 


230  Gjtinfteur  — ßrtraftc. 

beren24)  KonfuIarfonPentionen  (f.b.).  Sgl. bie Sehr- | E.  Strychni,  E.  nuenm  vomicarnm , Krähenaugen- 
büdjer  beä  Sötferrcdjtä  (f.  b.)  unb  6 übler,  SHcSRiv  eptraft ; E.  Taraxaci , Söwen jabneptraft ; E.  Trilolii 
giftraturen  beä  BölfcrreAtliAm  Serfeljtä  unb  bi«  E.  flbrini , gieberflee  eptraft. 

(Serl.  1900);  ©ding,  $ie  ftrafredjtlübe  ©cbeutung  Extra  culpam  (lat.) , aufser  ©tßulb. 
ber  E.  (©rcäl.  1896);  c.  §eqfing,  De  l’exterri-  ©strabitrtu(lat.),auälicfem,auäbänbigen.über« 
torialitä  (Serl.  1889);  Sercamer,  Des  franchisos  antworten ;Eptrabition, Stuätieferung ; batjer 6 p • 
iliplomatiqucs  et  späcialemcnt  de  l’extorritorialitä  trabition  SfAcin,  'SIu-Mieferuitgäidjciu. 
i©oc.  1891);  ©if  tri,  Etüde  eritiqne  sur  lafiction  (äptrabiuibcnbe,  f.  Bttic,  ©.  238. 
irexterritürialitb  (baf.  1895).  ©ptraboö  (franj.,  (pr.  -w),  bie  na<f)  außen  ge» 

(Sptiiiftcur  (franj.,  frr.  .t!r,  »Suätäfdjer«),  f.  febrte,  olfo  fonBcpe  Seite  eine«  Sagen«  ober  ©ewäl- 
geuerfpriße.  beä  (ffiegenfaf : Sntraboä).  Kptraboffiert  Ijeißt  ein 

©ptinrtion,  baä  Serbättniä  ber  Jtntenfität  beä  ffieroblbe  ober  Sogen,  toenn  nidjt  bloß  feine  innere, 
burdj  einen  abforbierenben  Körper  binbitrdjgefjcnbeit  fonbern  auch  bie  äußere  fttädje,  wie  bei  unüberbadj- 
Siebted  ju  ber  beä  auffallcnben.  ©ie  nirnnit  ab  mit  ten  Kuppeln,  glatt  bearbeitet  ift  unb  fiibtbar  bleibt, 
ber  $ide  (d)  ber  ©latte  proportional  bem  Vluäbrurf  Extra  Ecclesiam  nulla  salus  (lat.),  »außer 
e«  ä (e  = 2,71828).  a beißt  Eptinftfonäfoeffi»  ber  Ktrdje  fein  (teil*;  f.  SMeinfeligmacbenbe  Kirdje. 
j i e n t ©ptratjicren  (lab),  auäiieben,  einen  Wuäiug  au8 

©jttfpcj  (lat.),  ®eiäfaget  auä  ben  Eingcweiben  etwaä  macben,  j.  S.  eine  Sicdjnung  auäjidjen;  bie 
berCpfertierc;  Sptifpijium,  folcfje  Eingeweibefdjau.  läältdjen  teile  auä  einem  ©toff  nud geben  (f.  »uätau- 
(Splorauicrctt  t lat.),  auä-,  erpreffen,  erjtoingen;  gen);  Eptrab^nt,  einer,  ber  einen  äluäjug  niaebl ; 
Eptorfion,  Erpreffung,  Erjwingung.  au<b  berjenige,  auf  beffen  Wntrag  eine  Serfflgung  er- 

teptra  (lat.),  außer,  außerhalb;  außer  bem  ®e-  (affen  Wirb,  unb  ber  baber  junädift  arnb  bie  Soften 
Wöbniiiben,  außerorbentlieb,  j.  S.  Eptra-'lluä-  ber  Serfiigung  ju  tragen  bat;  omuia  fiunt  suuipti- 
gabcn,9iebenauägaben;  Ept  rabiat  l,außerorbent  bns  extrahentia. 

iidje  ober  Sonberauägabe  einer  Leitung,  ©onberblatt.  Extraits  (franj.,  ft>r.  -trS),  fobiel  Wie  Efpritä. 
3n  ber  Surffpradje  bebeutet  e.  baä  Segenteil  Bon  er-  ©ptrafubijiäl  (ejtrajubijiär,  lat.),  außerge» 
laubt  (f.  b.);  EptragewiA*  für  ©ferbe,  ein  naeb  ridttlidj. 

tllnjabl  unb  ©reib  ihrer  oorbergegangenen  Siege  ju  ©ptraft  (lat.) , Vtuäjug  auä  Siiebern , Sitten  ic., 
bemeffenbeä  fflewidjt,  baä  fie  »mehr  ju  tragen  ßa-  ebenjo  auä  ©flanjenftoffcn  (f.  Eptrafte);  Eptraft- 
beit«,  alä  fie  nach  ber  ©ewidjtäftala  ober  fonft  eigent-  budj,  in  ber  Kaufmannäfpradje  baä  Sud),  baä  Sluä» 
lieb  ju  tragen  batten.  jüae  auä  anberit  ^anblungSbüdjern  enthalt. 

©ptraanjugiEptrafacben),  eigne ©efleibuna?-  ©ptrofte  (Extracta,  »Sluäjilge«),  ©röparate, 
ober  Sluärüftungäftücfe  ber  ©olbatcn,  im  Wegen|aß  bie  man  bunb  SluSiießen  (Eptrabieren)  Bon  fßffan» 
ju  ben  gelieferten  Stüden  ber  bienftlidfen  ©efleibuna  «enfubftanjen  mit  SBaffer,  Vllfobol,  Silber  ic.  unb  Ein- 
unb  Sluärilftung  (»Kommiß«),  gewoijnlicb  auä  bef»  Dampfen  beä  fUiffigen  Sluäjugä  biä  jur  Wcitbem  ober 
jerm  Stoff  unb  eleganter  gearbeitet.  ftärfem  öonigbicfe  (Eptraftfonftften j)  ober  biä 

(Pptrabuffalc  iSrnätirung  (B.Iat.bucca,  ©ade,  jur  Irodne  erhält.  $ic  E.  entbalten  in  geringerm 
iffiunb),  f.  Emabrungätberapie.  Solumcn  bie  Wirffamen  ©eftanbteite  berSegetabtlien, 

Extraotmn  (lat.),  Sluäjug,  Eytraft  (f.  EftrafteV,  auä  benen  fie  bargeftellt  finb.  iSiefe  Wirffamen  ©e- 
E.  Absinthii,  ädermutertraft;  E.  Aloes,  Silocertratt ; ftanbteile  aber  finb  Bon  febr  Berfdjiebener  9?atur,  unb 
E.  Belladonnae,  toUfirfdjenertraft;  E.  Calami,  Kal»  um  fie  in  Söfung  ju  bringen,  bebarf  man  Berfebiebe» 
muäeptraft ; E.  Cardui  benedicti , Sarbobencbiften-  ner  Sbfungämittel.  ®auad)  unterjtbeibet  man  ätbe» 
ertraft;  E.  carnis,  ffrleifebeftraft . E.  Cascarillae,  Kaä»  rifdje,  alfopoltfefje  unb  Wnfferiae  E.,  Bon  benen  erflere 
fariUeptraft ; E.  catholicum,  f.  E.  Ehei  compositum;  befottberä  ^arjige,  leßtere  wefentlid)  nur  fogen.  Ep- 
E.  O ntaurii , lauienbgülbeneptraft ; E.  Ohelidonii,  traftioftoffe  (f.  b.),  bie  alfobolif^en  neben  tiefere  auch 
Sd)öII(raittertraft ; E öhinae  aqnosum,  mit  Saffer  barjigeStoffe  entbalten.  Stäweilen  werben  auch  auä» 
bereitete®  Ebinaeptraft ; E.  Colocynthidis,  Koloquin»  gepreßte  Säfte  friftber  ©ftanjen  jur  Eptraftfonfiflenj 
teneptraft;  E.  Condurango  fluidum,  Conburango»  Berbampff,  naebbem  burib  geeignete  Sebanblung  un- 
fluibeptraft;  E.  Conii,  SdiierlingSeptraft;  E.  Cu-  wirffame  Seftanbteile,  wie  ©Aleim,  Eiweiß,  tiblo» 
bebarum , Shibebeneptraft ; E.  ferri  pomatnm , auä  ropbPH , abgefdpeben  worben  finb.  Sei  Bereitung 
fauren  Äpfeln  unb  Eifen  bereitet;  E.  Filicis,  Süurm»  beä  Sluäjugä  muß  mit  möglitbft  wenig  glüffigfeit 
farneptraft;  E.  fluidum,  f.  Sluibeptraft ; E.  Frau-  eine  möglidift  fonjentrierte  Sbiung  bargefteüt  unb  bie 
jmlae  fluidum,  Praulbaumfluibeptraft ; E.  öentiatme,  üegetabilifdit  ©ubftanj  bod)  BoUftänbig  crfdjöpft  Wer» 
Enjianeptraft ; E.  Hydrastis  fluidum,  Oßbraftiä»  ben  (Bgl.  Sluälaugen).  ®ie  gewonnenen  Sluäjiige 
fluibeptraft;  E.  Hyoscyami,  Silfenfrauteptraft;  E.  werben  bei  einer  ben  Siebepunlt  beä  ääafferä  nitßt 
Diquiritiaeradiois,  E.  Glycyrrhisae^iißbBlääJ110^-  überfteigenben  lemperatur  mBgÜAft  fdineü  einge» 
and)  Saftigen;  E.  rnalti,  IHaljeptratt ; E.  malti  fer-  bampft,  bamit  Bon  ben  fiüdjtigen  Seftanbteilen  nid)tS 
ratum,  eifenballigeä  Staljeptraft;  E.  nucum  vomi-  Berloren  gebe  unb  bie  Eptraftiuftoffe  burdj  bie  Ein» 
caram , f.  E.  Strychni ; E.  Opii,  Dpiumeptraft;  E.  wirfung  ber  Cuft  foWcnig  Wie  möglid)  Deränbert  Wer» 
panchymagoKumjf.E.HbeicompositumjE.plumbi,  ben.  «uä  benfelben  bilbet  ßA  numlitb  befonberä  in 
s.  Saturni,  Sleiefftg;  E.  Bhei,  !Hbabarbereptroft;E.  IjbbcrcrXemperütur  teidjtein unlöälidteä Optjbattonä- 
Bhci  compositum,  catholicum,  panchymagogum,  probuft,  baä  bie  Säfungen  berE.  trübt (Eptraftabfaß, 
jufnmmengefeßteä  tlibaburbereptraft,  6 Seile  ßilja  Wpotbema).  Son  ben  alfobolifdjen  unb  ätherifdjeii 
barbereptraft,  2_Ictle  älloeeptraft,  1 Seil  Galoppen»  äluäjiigen  befiüliert  man  ben  Slfobot  unb  ®Ujer  ab, 
barj,  4 leile  Seife,  mit  Berbünntcm  Spirituä  be«  ber  jubemfelben  3wedc  (aber  nidjt  ju  jebem  anbem) 
feudjtet  unb  jur  Irodne  Bcrbampft;  E.  Sccalis  cor-  wieber  Berwenbbur  ift.  (Die  wäfferigen  'äuäjüge  wer- 
nuti,  haomostaticum,  SJutterfomeptraft ; E.  Secalis  ben  im  SBafferbab  unter  beftanbigem  Sfiüijren  (mit 
cornnti fluidum,  Wutterfornfluibeptraft ; E. Senegae,  SHübrapparutcn)  auf  ein  (Drittel  eingebampft,  bann 
©cnegaeptraft;  E.  Stramonii,  Ste^apfelfrauteptraft;  juut  tMbfejjen  einige  läge  beifeile  gefteüt  unb  tiaW 


(Sjtrahion 

bem  Zurcbfeihen  weiter  Derbampft.  Altoholifcge  imb 
ätherifcge  ?Iuo jitge  werben  abgegoffen  unb  filtriert 
Ätherijcge  AuSjüge  fallen  unter  60°  oerbampft  wer* 
b«n.  Sehr  enepfehlenSwert  finb  Serbampfapparate 
mit  SugBerbiinnung,  Weil  in  ihnen  bie  fclniblidH* 
ginwirfung  ber  £uft  auf  bie  gjtralibrttljen  faft  t>otl< 
ftSnbig  Bermieben  unb  ein  Setbampfett  bei  meberer 
Zemperatur  (40— 50")  ermöglicht  wirb,  Kan  un* 
terfdjeibet  bünne  g,,  bie  frifcbem  Iponig  gleiten, 
b i de,  bie  edaltet  ficf)  nicht  auSgießen  (affen,  unb 
trodne,  bie  ftdj  jerreiben  laffen,  Zie  tr einen  g. 
werben  bureg  garleS  ginbampfen  unb  AuStrodnen 
ber  in  bitnne  Streifen  ausgewogenen  Kaffe  bei  85— 
40°  erhalten.  Sie  trodnen  narfotifegen  ß.  lägt  baS 
beutfege  Arineibudg  unter  3u(aß  Bon  Sfißgoljwurjtl* 
pul oet  )u  bau  biien  gjtralt  bereiten,  wobei  bann 
jwei  Zeile  beS  trodnen  gytraftS  einem  Zeil  biien 
Sftraft  entfpreiben.  g.  gnben  namentli<b  als  Ar»* 
neimittel  Serroeitbung,  bo<b  werben  aud)  aus  ffrarb* 
göljem  unb  @erbmateria!ien  g.  für  bie  Ztdjnif  bar* 
gefteüt;  ebenfo  bot  man  ffleroilrjej-tvafte  (löelidtc  ge* 
würje),  Knffeeeftraft  unb  als  faft  einjigeS  Präparat 
auS  tierifdjen  Subfianjcn  Strifeferytratt  bargefteUt. 
3m  feanbcl  führen  bisweilen  nicht  eingebampfte  fpi* 
rituofe  AuSjüge  (Zinlturen)  ben  Samen  g.  Sgl. 
Extractum  unb  gluibeptralt. 

Crptraftion  (lat),  AuSjiegung;  in  ber  gehurts* 
bilfe  bas  fcerauSjiegen  ber  3 nicht  mit  ben  §änben 
ober  mit  ber  3anOe  1 &erfunft,  inSbef.  gute;  in  ber 
KatgemaHf,  AuSjiegung  einer  SBurjel  (f.  b.). 

©rtraftionSmchl,  Curd)  SdfungSmittel  entfette* 
te»  Saunewonfamenmegl. 

©jtrafttPftoffc,  lösliche  organifebe  Subftanjen 
Bon  nicht  näher  befannter  ©efegaffengeit , bie  burd) 
Kaffer  aus  Begetabilifcben  unb  ammalifegen  Sub* 
ftanjen  auSgejogen  Werben.  Sie  bilben  bie  gefamt« 
beit  berjenigen  in  einer  glüfftgleit  Borbanbenen  ge- 
löften  organifeben  Subftanjen,  bie  man  noch  nicht 
Boneinmtber  au  trennen  Bermoegte.  AuS  biefer  un- 
beftimmten  Waffe  ber  g.  in  reinem  3nganb  abge* 
febiebene  unb  näher  erforfd)tecbemifcbe  Serbinbungen 
rechnet  man  nicht  mehr  ju  ben  Eflrnttioftoffen.  Sei 
ber  Analgfe  Bon  gulterftoffen  it.  beigen  g.  alle  ftid* 
ftofffreien  organifd)en  Serbinbungen,  bie  nicht  als  (Jett 
ober  feoijfafet,  SHogfafer  berechnet  werben  fönnen. 

©Straf tor,  f.  AuSjieger. 

Extra  llneas  (lat,  > augerbalb  ber  Einten«),  auger 
Rechnung,  auger  DlnfaJ,  ).  ©.  gericgtStoften  e.  1., 
wenn  biefe  Sofien  nicht  berechnet  Werben. 

<£gt**mmbän  (lat.),  augerweltlich. 

Extra  muros  (lat),  außerhalb  ber  Stauern,  b.g. 
ber  Stabt 

Extranius (tat.),  auswärtig, fremb;  in  ber  SRecgtS* 
fpraege  eine  einer  ßaruilie  fiembe,  nicht  Berwanbte 
Serfon.  gjtraneer,  auch  Oppidani  (Stabtfcgüler), 
bie  niegt  in  ber  Angalt  felbft  wognenben  Sdjüler  (f. 
Alumnus) ; auch  Auswärtige,  welche  bie  Seifeprüfung 
(f.  b.)  an  einer  böbem  Segranftalt  ableiffen.  SgLgjteni. 

©Straorbiuär  (lat),  aufsergeWögnlicg. 

Ext  raord  inarla  eognitlo,  f.  fSormiUarprojef). 

©jrtraorbinartum  (lat.),  baS  Außergewöhnliche, 
im  $tnanjWefen  bie  augerorbentlicgen  (einmaligen) 
gtatSpoften  (bie  augerorbentlicgen  ginnagmen,  bcj. 
Ausgaben)  im  gegenfage  ju  benftänbigen  (orbent* 
liegen,  laufenben,  fortbauemben  gtatspofetionen);  f. 
Bat 

©rtraorbinarluS  (lat),  augerorbentlicgerSebrer 
(f.Stofcffot). 

Extra  ordlnem  (lat),  auger  ber  Crbnung. 


— (Sjtreme.  231 

<Sgtvapato<$iS(  (neulal.),  nicht  jutn  Kirdjfpiel 
(Sarocgie)  gehörig. 

©gtrapofit,  Soft,  bie  man  eigens  für  ficf)  nimmt, 
Wirb  nur  auf  ben  non  ber  Saftucrwaltung  befthnm* 


ten  Stragen  gefteüt.  gebühren ; 

1)  “pCftbcgetö  für  jetei  Bf  erb  unb  Ailemcter  . 20  Pf. 

2)  Boflcns*Ib  für  bo«  Äilometw 10  > 

8)  9 Uv  tkleu^tuitg  bie  Ctuube 20  • 

4)  für  baS  Kilometer  . . 10  • 


Augerbem  tommen  SSagenbrged-,  Schmier*,  Säarte-, 
Kege*  ic.  gelb  in  Anrechnung,  gür  eine  g.  auf  eine 
gnlfemung  unter  15  km  werben  bie  gebühren  für 
15  km  erhoben.  3u  Zeutfdjlanb  beträgt  bie  Seför* 
benmgSbauer  auf  gewöhnlicher  Äunftftrage  für  bie 
erflen  10  km  60  Kumten,  in  Ögerreitg-Ungam  im 
Zurcgfcgnitt  1 Slunbe,  bei  ber  auf  beftimmlen  Soft* 
furfen  jugelaffenen  furiermägigeu  Seförberung  46 
Kumten.  SaSfRittgeib  für  iebeo  Sferb  u.  Kljriameter 
beträgt  2—3  Kronen,  baS  Kalefcggelb  V»  ober  ’/t  beS 
SRittgelbcS  für  ein  Sferb,  baS  SofiiüionStrinfgelb  68 
Sieder  für  baS  Sferb  u.  Kt)  ria  nietet;  bei  turiermägi* 
ger  Seförberung  höhere  Satte.  Auf  einjelnen  Slaüe* 
oberSerfonenpofKmfcn  finb  auch  Separatfabrten  in 
befonbem  inerfigigen  Aranaleiiwagen  geftattet. 

©ptraftcucr,  eine  auftergewötmlicb.',  jurZednng 
eines  Borübergehenben  SebarfS  auf« legte  Steuer. 
©gtrafttSmc,  f.  gleftrifcge  3nbu(tion,  S.  622. 
©gtcatmUaciaUtät,foBielwiegpterritoriaIität. 
©ptra-utenic  (iat),  augerbalb  beS  UteruS  begnb* 
lieg,  j.  ©.  egtrauterme  Scgwangerfcgag,  ScgWanger* 
fegaft,  bie  lieg  augergalb  beS  UteruS,  j,  8.  in  ben  gi* 
ieitem,  auSbilbet.  S.  Scgwangerfcgag. 
©gtraBagant  (lat),  auSfdnoeifenb,  ungereimt. 
©gtraMganten  (lat),  ein  Zeit  beS  Corpus  juris 
canonici.  Kan  unterfegeibet  bie  Extravagantes 
Joanuis  XXII.  unb  bie  Extravagantes  commanes, 
beibeS  utfprünglicg  SriBatfammlungcu,  Bon  beneu 
erfiere,  Bon  3«njelinuS  be  gaffaniS  tommentiert,  auS 
20  Zefretalen  beS  SapfieS  3ogann  XXII.,  legiere, 
nach  unb  und)  entganben  unb  m ihrer  heutigen  ge* 
ftall  Pon  3ogann  ggappuiS  (1500)  gerriigrenb,  auS 
Zetretalen  Bon  SonifntiuS  VIII.  bis  SijiuS  IV.  be- 
geht. Sgl.  ©idell,  Über  bie  gntftegung  unb  ben 
gebrauch  ber  beiben  g^traBagantenfammlungen  beS 
Corpus  juris  canonici  (Karb.  1825);  o.  Sdjulie, 
Wejcbidjte  ber  ßuedeit  unb  Siteratur  beS  fanoitifcgcn 
9iedüS,  ©b.  2,  S.  59g.  (Stuttg.  1877). 

©gtratiaganj  (lat.),  AuSfcgweifung,  Ungereimt- 
geil;  eytrauanieren,  ab*,  auSfcgweifen ; ungereimt 
ganbein , geg  albern  benegmen. 

Extravaganza  (nad)  gern  iial.  estravaganza), 
in  gnglanb  neuerbingS  aufgefoenmene  ©ejeiegnung 
für  pgantaftifege  3“uberpoffen,  AuSftattungSftüde. 

©gtraPafation  (lat),  baS  AuStrelen  Bon  ©lut 
auS  Berlettten  gefäfjwanbungen ; ßrtrauafät,  baS 
auS  bem  gefäjj  ausgetretene  unb  im  Körper  liegen 
gebliebene  ©lut(Bgl.  Slutung);  bisweilen  übertragen 
foBicl  Wie  überfprubeinber  Korterguf). 

©gtrajug,  (.  gifenbagnjüge. 

©ptrrm  (iat.),  äufferft,  übertrieben  ().  ©.  ejtrerae 
Sichtung,  eine  foiege,  bie  gewiffe  Angcgten  unb  Seite- 
jipien  auf  bie  Spipe  treibt,  re.);  als  SubgantiB:  et- 
was äugerfteS,  Übertreibung. 

©gtrtmc,  bie  göcgften  unb  Hegten  Serie  ber  me* 
teoroTogifcgen  glemente,  Wie  Cuftbrud,  Zemperatur, 
3eutgtig(eit  re.  2>ie  mittlern  g.  finb  bie  Kittel  auS 
ben  an  Sämtlichen  Zagen  j.  ©.  eines  KonatS  beob- 
achteten höchgen  ober  niebrigften  Kerien ; bie  Ziffe* 
renj  heißt  aperiobifcheSd)Wanfung.  Zie  abfotuten 


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232  ©i-trcmität  — 

6.  finb  btc  Wägrenb  ber  betreffenben  3«*  bireft  be» 
obadjlctcn  gödjften  ober  niebrigften  Berk,  beren  Xif- 
ferenj  bi«  oMolutc  SdjWanfuna  ergibt 
(fjlremitiit  (lat.),  Gnbpunft,  baS  äufjerfle  Enbe; 
aud)  loBiel  mit  äufjerfle  Verlegenheit;  Ejtreinita« 
teil,  bie  ©liebmagen. 

®jtrcmtl)crinoinctcr,  footel  toi«  Majimunt-  u. 
Minimunithermometer,  f.  Xgermometer. 

Extrorsum  (lat.),  nad)  au&en  gewenbet  (j.  8. 
bon  Staubbeuteln,  bie  igre  5äd)er  nad)  äugen  teuren). 

©jrtubericrcn (lat), nnfdjweüen,  auflaufen;  Ej» 
tuberanj,  ©efcgwulft,  WuSWuegS. 

®ptuntcöjicren  (lat.),  anfcgwellen;  EptumeS« 
j<nj,  VlnfdjWellung,  Vuftreibung  (bon  Knochen). 

©guberimn  (lat  ),  reid)Iid) heroorfommen,  in 
üppiger  güde  BorgonDen  fein;„ejuberdnt,  über» 
reichlich,  üppig;  Epuberdnj,  Überfülle. 

®£ubcniätnuö  (gried).),  ©eringidjägunn;  in  bei 
Slljctorif  bie  geringfdjdpige  Veganblung  ber  Einroiirfe 
beS  ©eguerS. 

(Spuliercn  (lat),  im  Epil,  in  ber  Verbannung 
leben;  E p u 1 d n t , Verbannter. 

Exultet  (e.  jam  angclicn  turka  etc.,  lat.,  >eä 
froglodc  ber  ßnijelcgor  ic.«),  ber  nt  ber  gried)tid)en 
Sirene  am  Ofterfomuibenb  bei  ber  Beige  ber  Öfter» 
ferjen  Bon  bem  jelebrierenben  ©riefter  angeftiinmte 
©ejang,  nad)  berXrabitionBom  geil.  VluguftinBerfafit. 

©jiiltietcn  (lat.),  froljloden,  jauchen,  jubeln; 
Epultation,  bas  Srogloden,  ber  3ubel. 

(üpuljcration  (lat.),  Verfcgwärung,  f.  ©efegwür; 
epul  jerieten,  fdjroären  machen;  Berfdjwären. 

Orpumainfeln,  ju  ben  VafjamnS  gehörige  3nfel- 
reibe  (j.  Harte  »Beftinbien«),  jttifdjen  bem  Benbc- 
freiS  bes  KrebfeS  unb  24°  30'  nörbl.  ®r.  unb  jWifcgen 
76  unb  77“  weftl.  2.,  im  O.  burd)  bcnEpumafunb 
Bon  Eleutgera  unb©at3slanb,  im  B.  burd)  bie  Xon- 
gue  of  Dcean  Bon  ÜlnbroS,  im  91.  bur<b  ben  Mibble 
©rounb  bon  9IeW  Vrobibence,  im  S.  burd)  eine  breite 
«trage Bon  Song  3dlanb  getrennt,  beftebt  nusfflroji- 
Epu m a (250  qkm)  mit  Dem  fjauptort  ©corgetown, 
ftlein-Epuma  (13  qkm)  unb  einer  200  km  langen 
Äippenreibe  (Epuma  HebS),  jufantmen  380  qkm 
mit  2300  Einw.,  bieffrudjtniltur  u.  Viebjucpt  treiben. 

(Sgnnbicrcnflat.),  über  biellfcr  treten  (Bonfflüf- 
fen);  G junbatton,  Überfdjwentmung. 

Ex  ungue  leöuem(lat.),  Sprichwort:  »VuS  ber 
Klaue  (erlennt  man)  ben  £öwen*. 

Ex  usu  (lat),  nad)  ber  Sitte,  bem  ©ebraud). 
©jutorium  Hat.),  ein  Sieijmittel  gur  4>erbor* 
rufung  einer  oberflächlichen  Eiterung.  XieVnnagme, 
bajj  hierdurch  firanfgeiten  beteiligt  loerben  fbnnten, 
bat  einer  tBiffenfd)aftlid)en  Hritif  nidjt  flanbgebalten, 
baS  ®.  ift  and  bem  Wnneifdjap  berfdjWunben. 

©rutiicn  (lat.),  abgelegte  Kleiber,  ©etoanbtcile 
unb  «luSrüftungSgegenffänbe,  bie  alb  Reliquien  Ber- 
loabrt  »erben;  abgeftreifte  füllen,  j.  8.  Xierbaut; 
früher  inbbej.  bie  bem  geinb  abgenommene  fHüftung 
aI8  Siegebbeule. 

Ex  voto(lat).  > einem ©elitbbe  gemäft«,  3n[<brift 
auf  infolge  eines  ©elöbniffeS  gemalten  Bcibgcfeben* 
fen,  aud)  SBejeidjnung  für  biefe  felbft.  S.  VatiBtafel. 
©jrjcbcntenBerträgc,  f.  5Rüdoerfid)erung. 
©Sjtbitren  (lat.),  bas  Map  beb  Erlaubten  über» 
febreiien  ; auSfdjweif en , einen  G jjeg  (f.  b.)  begeben. 
Erjebönt,  em  VuSfchweifcnbcr,  fjänbelftifter. 

©pjellcnj  (lat.  excellentia,  »Vortreffliigfcit,  $>err» 
licgleit«),  Xilei,  ben  juerft  bie  !angobarbifd)en  unb 
fränfifeben  Könige,  bann  bie  beutidjen  Kaifer  bis  auf 
^»einritb  VII.  foloie  bie  erloäbltcn  röntifeben  unb  an- 


©i-jclftormüfite. 

bem  Könige,  fobann  bie  faifcrlidjen  unb  töniglidjen 
Stattbaltcr  unb  enblitb  bie  ^erjoge  unb  3ieid)bgrafen 
führten.  Über  biefen  Xitel  beftanben  in  ben  ipätem 
3eiten  be?  ^eiligen  römifdien  Seitheö  unter  ben  für 
fürftlicben  unb  fiirftliiben  ©efanbicit  ein  langwieriger 
ßtifetteftreit,  (djliefilid)  nahmen  alle  ©efanbten  ben 
Xitel  6.  an.  3n  3 1 alten,  too  ihn  früher  aii3jd)Uc|V 
lieb  bie  Siirften  führten , bie  ihn , alö  bie  Harbinäle 
ben  Xitel  Emineiu  (f.  b.)  erhielten,  mit  Altezza  Ber- 
tnufd)ten,  ift  Eccellentissimo  nod)  jeptein  ben  X>of< 
toren  allgemein  jugeftanbene?  Vräbifat,  loäbrenb 
Eccellenza  in®enuaunbSenebig  ehemals  bie  übliche 
Ülnrebe  beS  SlbelS  War  unb  fid)  als  foltb«  auch  im 
übrigen  (Jtaltcn  eingebürgert  bat;  boib  ift  man  in 
3talten  mit  ber  fcbriftlidjen  Clnrebe  »Eccellentissimo 
Signore«  fowie  ber  münblicben  »Eccellenza*  böd)ft 
freigebig,  unb  namentlich  in  Sübitalien  wirb  jeber 
Srentbe  6,  genannt.  3n  Sr  an  fr  eich  gab  man  feit 
1 664  ben  hofften  3«BiI-  unbSJiilitärbeamten  ben  Xitel 
ß.,  unb  biefem  Sicifpiel  folgte  matt  halb  in  Xeutid)- 
lanb,  wo  im  18.  3abrb.  auch  afabemifdie  fiebrer 
(Sdjuiefjcllenjen)  jene  VuSjeiibnung  in  Vnfprud) 
nahmen.  3«  & p)  a n i c lt  ift  Excelencia  ber  Xitel  ber 
©ranben  unb  berer,  bie  ibr  feaupt  Bor  bem  König 
bebeden;  bod)  Würbe  berfelbe  aud)  hoben  Beamten, 
Vijefönigen,  SKiniftem,  ffieneralfapitänen,  ©eneral- 
leutnantS,  ©efanbten  unb  ben  9iittem  oom  ©olbenen 
Vlies  öcrwiHigt.  3n  Eng  lanb  fleht  baS  Vräbifat 
Excellency  bem  Statthalter  ber  Kolonien,  bem  Sorb 
Lieutenant  Bon  3rlanb  unb  ben  löotfdjaftem  unb 
©efanbten  an  fretnben  ^)öfen  ju.  Xen  Xitel  E.  füh- 
ren auch  berffkäflbent  ber  franjöfifchen  Biepublif  unb 
jener  ber  Vereinigten  Staaten  oon  ‘ilmerifa.  3" 
Dfterreich  ift  ber  Xitel  ®.  an  fid)  lebiglicb  mit  ber 
©eheimratSwürbe  Berbunben,  Weshalb  biefelbe  auch 
bogen  3Si!itär8  Berliehen  wirb.  3«boch  ift  eS  nad) 
unb  nach  Sitte  geworben,  bie  hödjften  Militärchargen, 
Bom  Selbnmrfdjanculnant  aufwärts  bis  jum  Selb» 
jeugmeifter  cinfdjliefjltch,  E.  ju  nennen.  Xie  Minifter 
als  folche  führen  im  91mte  ben  Xitel  ®.,  auch  wenn 
fie  nicht  bie  ffleheiraratSWürbe  befipeit.  3n  Xeutfch- 
1 a n b führen  ben  Xitel  E.  ber  5Heid)Sfanjler,  bie 
StaatSfefretäre  ber  oberfien  SieichSämter,  bte  Mini- 
ftcr  unb  bie  Cberpräfibenten  in  Vreuften,  bie  ©ene- 
ralfdbmarfchcille,  ©encrafe  unb  meift  auch  bie  ®e 
neralleutnantS,  bie  oberfien  (nicht  obem)  $>ofcf)argen, 
wie  j.  V.  Obcrfthofmeifter  ic.,  unb  Bon  ben  obem 
§ofd)argcn  in  ber  Siegel  nur  ber  Cbcrhofmarfchall 
unb  bie  Obcrfammer^erron.  3*)  einjelnen  Salten 
Wirb  3nhabem  Bon  ©bargen,  mit  benen  an  fich  ber 
Xitel  E.  nicht  Berbunben  ift,  baS  Siedit  3U  beffen  Süh1 
rung  auöbriidlich  Berliehen,  wie  j.  ©.  in  fßreugen  ge 
Wiffen  Birflichen  ©eheimen  Siäten,  einjelnen  Staats- 
räten  unb  SegierungSpräfibenten  in  Vagem.  3>» 
biplomatifchen  Xienfl  ift  nur  ber  Votfcgafter  (ambas- 
sadaur)  Bon  Vlmts  Wegen  ©.;  bod)  Werben  außer- 
orbentliche  fflefanbte  oft  tut  Verfepr  E.  genannt,  ohne 
eS  ju  fein.  Sehr  »eit  auSgebeljnt  ift  ber  Xitel  ®.  in 
Siuglanb : Offiziere  führen  itjn  fdjon  bom  ©cneral- 
major,  Staatsbeamte  Bont  Birflicgen  StaatSral  an. 
giir  bie  Minifter,  Selbmarfd)äIIe  ic.  gibt  eS  noch  einen 
befonbem  Xitel:  bie  fogen.  hohe  E.  Xie  Wbfürjung 
®W.  E.  in  Vnreben  ift  gegenwärtig  nicht  mehr  üblich, 
man  febreibt  Bielmegr  Eure  E.  Vgl.  Xitel. 

©pjelliercu  (lat.),  fid;  auSjeidinm,  gerbortun; 
cjiellent,  auSaejeicgnet , Borjüglicg. 

Ppjclfiormiitjle,  Vorrichtung  jum  Schroten  Bon 
fflctreibe,  SieiS  ic.,  jum  3erflcinem  Bon  ©erbmate- 
rialien,  Sarbgöljem,  Äorf,  Knochen  fowie  jum  Mag- 


233 


ejjelfität  — gfjcnterprefien. 


len  öon  Kaffee,  3idjorie,  fflewürjen  u.  bgl.,  Wirb  don 
bem  fflrufonwerl  in  flKagbebiirg-Bucfau  gebaut.  Sic 
befiel  alb  arbeitenbe  Seile  jtoei  ringförmige  Scheiben 
(&>9-  1)  »on  80  — 600  mm  Surdjmeffer,  Don  jähem 
^artgufj,  auf  beren  Seitenflächen  fid)  in  lonjeittri- 
fepen  Kreislinien  Bahne  don  breiedigem  Ducrfelfnitt 
erbeben.  3n  ben  gurchen  einer  Scheibe  lönnen  bie 
3<ihne  ber  anbern  Scheibe  um  ben  Sepeibenmittel- 
(mnlt  rotieren.  Sind)  rabiate  ©affen  wirb  baS  im 


^0-  2.  Ondflorma^Ic. 

(Irjielung  öerfdjiebcner  fteinfjeitägrabe  be$  SJtefylautcS 
erfolgt  burebBerfcbicbiing  ber  SBelle  nm.  $>ierjubienl 
ein  (mwingenber  Sattel  o,  ber  über  ein  Kammerlager 
d greift  unb  mittels  einer  Schraube  mit  §anbrai>  c 
bewegt  wirb,  woburch  d unb  fomit  nm  nach  linfS  ju 
derfchieben  ift,  währeitb  eine  Spiralfeber  h eine  Ber* 
fepiebung  nach  rechts  herdorrufi.  'ähnliche  Scheiben* 
müplen  fommen  unter  bem  Stanien  $ i a m a n t m ü h I e 
unb  gortfd)rittSmühle  dor. 


©jcjelfität  (lat),  fcölje,  Erhabenheit. 

©jjctttcr  (Ef  jentrif,  ep  jentrifdjeSeheibe), 
freisförmige  Scheibe,  bie  fiep  um  eine  epjentrilipe, 
b.  h-  nicht  burch  ihren  üjicttelpimft  gehenbe  Slcpfe 
brepl  unb  don  bem  Ef  jenterbügel  umfchloffen 
wirb,  an  bem  bie  Epjenterftange  befeftigt  ift.  E. 
werben  bei  SDtafchinen  häufig  jur  Umwanblung  einer 
rotierenben  Bewegung  in  eine  gerablinig  hi»  unb 
her  gehenbe  ober  in  eineniKreiSbogen  oöjittierenbe  an* 
gewenbet.  3n  ber  Slbbilbung 
ift  K bie  enentrifepe  Scheibe, 
befeftigt  auf  ber  SBetle  A,  B 
ber  Ef  jenterbügel,  S bie  Ef* 
jenterftange,  beren  freies  Enbe 
hier  beifpielSweife  mittels  Rap- 
fen Z burch  ben  um  K breh* 
baren  Schwinghebel  H im 
Kreisbogen  geführt  ift.  Bei 
ber  Srehung  ber  Seile  A be* 
fepreibt  ber  wtittelpunlt  M ber 
epjentrifdjen  Scheibe  einen 
Kreis,  beffenStabiuS  11 N Ef  * 
jentrijität  genannt  Wirb. 
3)enft  man  fid)  im  SJiittelpunlt 
J1  einen  3apfen  W,  ber  burdi 
einen  Vinn  mit  ber  SBetle  A 
derbunben  ift  unb  don  bem 
entjprecpenb  uerfleinerten  Ef  jenterbügel  umfchloffen 
wirb,  bann  hat  man  ein  Kurbelgetriebe.  SJlaiterfennt, 
bafj  ber  E.  binfichtlich  feiner  Beine* 
gungSdcrhältniffe  als  Kurbel  an*  - 
gefehen  Werben  tann,  beren  3“pfen  (0}T 


Sfienter. 

bis  jur  Umfchliefiung  ber  Spelle  erweitert  ift.  E.  ftnb 
ba  mit  Borteil  anjuwenben,  wo  man  don  ber  SDtitte 
einer  SBetle  auS  eine  Bewegung  ableiten  WiH,  unb 
wo  man  fonft  eine  getropfte  Kurbel  auwenben  niiijjte. 
Umgefehrt  aber  don  einer  gerablinig  hin  unb  her 
gehenben  ober  oSjillierenben  Bewegung  bie  rotierenbe 
Bewegung  abjuleiten,  wie  baS  bei  ber  Kurbel  möglich 
unb  j.  B.  bei  Sampfmafdjinen  ber  gaü  ift,  geht  aus  bem 
©nmbe  nicht  an,  Weil  bie  an  bem  Umfang  ber  groffen 
Scheibe  auftrelenbe  Steibung  ju  flarl  hemmenb  wirtt. 

©jrjeuterpreffen  (Kurbelprcffe  n),  SJiafchiiten, 
bie  namentlich  in  ber  SDtaffenprobutlion  don  Bled)*, 
Spielwaren,  Bijouterien,  Kämpen*,  Sdjlofjteileii, 
Befcplägen,  Knöpfen,  Rettengliebem,  Kebcrwaren, 
Rartonnagen  ic.  juin  fiodjen,  SluSfchneiben,  Brägen, 
Stanjen,  3>eheu.  Biegen  ic.  unter  derfepiebenen  Sta- 
mm beimpf  werben.  Sie  befchen  ein  ©eftcll  jur 
Slufnahme  eines  XifcpeS  mit  Einfpanndorrichtung 
für  bie  SJtatrijen,  £od)febeiben  ic.  unb  einen  in  Skis* 
ntmführungen  beweglichen  Schlitlm  für  bie  Sluf* 
nähme  ber  Stempel , Stocpeifeii  ic.  2)ie  SlrbeitSberoe* 
gung  beS  Schlittens  erfolgt  burch  einen  Epjenter 
(Rruinmjapfen,  Kurbel),  beffen  Siing  burch  eine  Senf- 
(lange  mit  bem  Schlitten  derbunben  ift,  unb  beffen 
3)rei)ung  gewöhnlich  don  einer  SranSmiffion  mittels 
Stiemen  unb  9tiemenfd)eibeit  erfolgt,  bie  burch  Stei 
bungSFuppelungett  mit  ber  Efjenterwelle  in  unb 
aufierBcrbinbung  gefegt  werben  tann.  Bei  ber  Slu8* 


gifl.  1.  SRattf$clbe  ber  Sriclftormtlbte. 

3entrum  eingeführte  fOtahlgut  ber  Peripherie  juge* 
idjleuberl  unb  allmählich  jerfleincrt.  3um  3wed  beS 
leichten  EmftreifenS  unb  einer  Borjertleinerung  finb 
bie  gurchen  nach  ber  Scbeibenniilte  dertieft,  fo  bafi 
bie  innem  3ähne  bebeutenb  höher  flehen  als  bie  äu  jjem. 

$ie  Ronftmftion  biefer  Btüple  jeigt  gig.  2.  2>ie  eine 
SJtahlfcheibe  b ift  an  bie  innere  glädje  beS  gufieifenien 
EfehäufeS  G gefepraubt,  wiihrenb  bie  jweite  a an  einer 
Scheibe  s fipt,  bie  (ich  mit  ber  SBetle  um  800—400* 
mal  in  ber  SJIinute  breht.  3>a8  SJtaplgut  fällt  auS 
bem  Stumpf  e burch 
ben  Sieaulierfchieber  f 
in  ben  SJtahlgang  unb 
derläjjt  ben  leptem 
burd)  ben  I lichter  g. 

Sie  Siegulierung  bä 
SchcibenabjlatibeS  jur 


234 


©fjentrifcfi 

fiiljnittg  Bon  3 dj  u d)  ci  r b t unb  Sd)iitte  in  Berlin 
tunt  Biegen  ber  Senfannc  an  gübrräberit  (f.  Slbbil* 
bung)  ift  bev  Schlitten  S,  ber  »on  einer  SRiemenwelle 
mittel«  3abnräberiiberfe|>ung  unb  Kurbel  eine  jioi- 
fdjen  75—180  mm  Bestellbare  Bertifalbewegung  er. 
hält,  mit  jtoei  gormftiiden  A,  A Berfeben,  bie  mit  ben 
Sluflagcit  B,  B be«  Xifd)e«  T jufammenarbeiten.  Xer 
Jijd)  t ift  an  einem  Boljen  be«  ©eftell«  aufgebängt, 
burd)  eine  3tcflfd)raube  D genau  in  ber  Stöbe  einju- 
jlellen  unb  burd)  zwei  ftlemmfdtrauben  feftjubaltcn. 
Xie  Biegung  erfolgt  nun  baburdi,  baß  man  ba«  burib 
SluSgicßen  mit'fied)  gegen  Einlnidcn  gefieberte  Stobr  r 
auf  bie  Sluflagett  B B legt  unb  burib  Einrüden  be« 
Slutriebc«  mit  tpilfe  be«  gußtritte«  t ben  Sdjlittcu  S 


abwärts  bewegt,  fo  baß  fid)  baS  Stobr  um  bie  gönn- 
fttide  A,  A legt,  gür  oerjdjicbcitc  SRobijtärfen  unb 
Biegungen  werben  foWobl  bie  gormftilde  A,  A als 
Eiitfäße  ber  Sluflagcit  B,B  auSgewedilelt,  entere  auib 
burd)  Mollen  erfeßt.  Sie  mit  3patntBorrid)timg  au«, 
aeftattete  SKitlelauflage  C bient  jum  gehalten  be« 
Siobre«  unb  jur  Erzeugung  ber  SJibberbomfonn ; 
ft«  rubt  ju  beut  3wect  auf  einer  ®abel  unb  erhält 
burib  bie  ©ewidjtc  G einen  ftarfen  Wuftrieb  fowie 
burib  bie  Sdjraube  D eine  Begrenzung  be«  ilbwärtä- 
gange«  jur  Beftimmung  ber  Xicfe  ber  Sibbcrbom- 
form,  obwohl  lejjterc  gorut  aud)  häufig  burib  eine 
jweitc  firefjung  jmifd)en  gorntflöben  au«  feartbolj 
ober  ©ußegeit  bcroorgcbrad)t  Wirb.  Xiefe  Sttafdjine 
fann  täglitb  600—800  wibberbomfönnige  ober  800 
bi«  900  gewöhnliche  üentflangen  liefern.  — Über  bie 
6.  Bon  Rncufel  unb  Subwig  Cötoe  u.  Rontp.  f.  Xafel 
»BletboerarbeitungSinafibinen  unb  .Säerfjeune*. 

<?£jentrifcf)  (tat)  nennt  ntanKreife  ober  Kugeln, 
bereit  Biittelpimlle  niibt  jufammenfaHen,  im  ©egen- 


- GSJC&. 

faße  ju  ben  ! o n 5 e n t r i f tb  e n , bie  bm  SJtittelpunft 
gemein  babett.  ©jjentrifd)e  SSinfel  nennt  man 
tut  ©egenfafee  ju  ben  3entritoinfeln  (f.  Rrei«) 
foltbe  ©intet,  bie  Bon  jWei  nidit  im  'JJiittelpunft  ju- 
jammentreffenben  Sehnen  eine«  Rreife«  gebilbet  wer. 
ben.  — Xie  Bezeichnung  e.  gebraucht  man  auib  Bon 
fflebanten  unb  ipanblungen,  bie  gleiibfam  be«  feftcit 
SJtittelpuntteS  entbebrenb,  fid)  in«  Überfpannte  unb 
Bbantaftifcbe  nerlieren;  auib  SKcnfd)en  nennt  man  e., 
bie  ju  fold)en  ©ebanfen  unb  Stanblungcn  (Ejjett. 
trijitäten,  »Uberfpanntbeiteu,  Berftiegenbeiten«) 
Borsugäweife  biuneigen. 

Cf'jcjentrifrfic  'Unomnlic,  f.  Anomalie. 

6'j.jcntrifd)c(Smpfiiibungen,  bie  eigentümliche 
Erfdjeiuuitg,  bafi  man  bie  Urfad>e  Bon  Erregungen, 
bie  an  irgenb  einer  Stelle  feine«  Serlauf«  einen  Stern 
treffen,  an  bie  EnbauSbreitung  be«  Sterne«  neriegt. 
Stöfet  man  ftd)  J.  B.  mit  beut  Ellbogen  an  einem 
barten  ©egenjtanb,  fo  bat  man  bäußg  «ne  unan« 
genehme  Empnnbung  in  berfjaut  be«  fleiuen  ginger« 
unb  be«  ©olbfinger«.  Xaudjt  man  ben  Ellbogen  in 
EiSWaffer,  fo  treten  febr  balb  reibt  heftige  Scbmerj. 
empjtnbungen  in  ben  genannten  giitgem  auf.  Xie« 
bängt  barnit  jufammen,  baß  Bon  beni  Stoße  ber  nabe 
unter  ber  §aut  Berlaufenbe  ßllbogennern  (Nervus 
ulnaris)  getroffen  worben  ift,  ber  fid)  in  ber  S>aut 
ber  genannten  ginger  oerjweigt.  hierher  gehört  aud) 
bie  Xatfadje,  bajj  man  Scbmerjeit  in  Körperteilen 
haben  tann,  bie  man  gar  nicht  niepr  befipt.  Berfoncn, 
benen  ein  Bein  amputiert  worben  ift,  haben,  wenn 
ber  in  ber  Starbe  gelegene  SterBenftumpf  gereijt  Wirb, 
niibt  feiten  baS  (Scfiipl , al«  täte  ihnen  ber  guß  ober 
biefe  ober  jene  3‘b'  be«  ©liebe«  web,  baS  fie  aar 
nid)t  mehr  befißen.  Stan  bcjeiibnet  biefe  Erfdjei- 
nung  wohl  aud)  al«  ba«  .gntegritätägefübl  ber  tim« 
puti  erteil«. 

<?gjtiitrif(f)e  ©cftfiofTe,  S>oblgef<boffe,  beren 
Söblungäinittclpunft  nid)t  mit  bem  fUiittelpunft  ber 
©efißoßoberflätbe,  ober  beren  ©efdboßaibfe  nid)t  mit 
ber  ööblungSaebie  jufammenfällt.  Bgl.  Bomben. 

©jcjeutrijität(laL),Bgl.  EBipfe  unbSegelfibnilte. 
Xcr  Ef  jeutrijitätsf epler  eine«  gnftrument«  bc> 
fleht  bann,  baß  ber  TOttelpunft  ber  Xeilung  nidit 
mit  bem  SÄittelpunft  ber  Xreßung  jufammenfällt. 
Xa  biefer  gebier  felbft  bei  ben  Borjüglid)ften  aftro» 
noniiftben  unb  geobätißben  gnftrumenten  niibt  ganj 
tu  Berntciben  ift,  fo  mad)t  man  ihn  gcwöbnlid)  ba* 
burib  unfd)äblitb,  baß  man  bei  SBinfelmeffungen  ba« 
aritbmetifibeSKittelauSbenSlblefungenan  beit  gegen* 
überitebenben  Stonien  nimmt.  6.  auib  Erjentnfd). 

©jrjeption,  f.  Exceptio. 

©Kjcptionclltlat.),  eineSluSnabme  mad)enb  ober 
cntbaltenb,  auänabntSWeife  ;cj  jeptiu,  aubfdjließettb, 
bebingt. 

©Sjerpierett  (lat.),  einen  SluSjug  au«  einem 
Butb  ic.  madjen ; Sjjerpte,  SluSjüge  au«  gclefeiteit 
Sibriften,  bie  enlweber  ben  galt jen  gnbalt  einer  Sd)rift 
fummariftb  Wieberaebcn  (Er  t r a 1 1 e)  ober  bloße 
Sammlungen  Bon  Sfotijen  (Ko  Ile  (tan  een)  fmb. 

(?jrjef)  (lat. Excessus),  Sluofibmcifung,  SluPfd)iei. 
tung,  überfibreitung  gewiffer  ©renjen,  wirb  oft  al« 
Bezeichnung  gefeßwibriger,  jeboeb  nicht  gerabe  Ber* 
bred)erifiber  Siatiblungen  gebraucht,  nameutliib  Bon 
Überfdjreitungeit  polijeiliiber  tilnorbnungen,  bie  ftd) 
auf  bie  öffentliche  Orbnung  unb  Stube  beziehen,  j.  B. 
Straßen-,  Stubenten«,  Solbaletterjeffe  u.  bgl.  3t» 
Strafrecht  fpridjt  man  junäd)ft  Bon  einem  E.  ber 
Stotwepr  (f.  b.).  Unter  SlmtSejjeffen  Berftebt 
man  SJtißbräucbe  ber  VlmtSgewalt,  beren  fid)  Slb- 


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grjcfj,  iptjuriiclier  — &)d. 


235 


i 


miniftratiö-  itnb  Juffijbeamte  burrf)  wiHfürlidje  Ser« 
höngung,  Serliingerimg  ober  ©rf*wenmg  non  Urt* 
terfu*ungrn,  Serhaftungen  :c.  fdntibig  machen  fBnnen 
(f.  VlmtSoYrbredjen).  Escessns  in  modo,  Jef)!er  in 
bcr  Jo™  einer  Hanbtung. 

fpbärifdict,  f.  Sugei. 

©jrjcfft»  (lat.),  ba#  ©iajj  tiberfdfrcitenb,  über- 
trieben, au8i*wetfcnb;  f.  Sr, eg. 

©pgibicrcn  (lat.), beraub-, entfallen ; au* beraub, 
(tbnetben ; ©gjtfion,  flu#f*neibung. 

©jettpieren  (lat),  au«nehmcn  oon  etwa«,  etwa« 
al#  wuänahm«  binfteßen;  in  her  Sfe*l#fpra*e  etwa« 
als  ISrjeption  (Sinrebc,  (.  b.)  gelte*  niadjen. 
©jejifion  (lat.),  f.  (bjtMerm. 

©jrjifioiidfclb,  f.  Hanbroirtfchaftli*«  ©etriebS« 
fpfteme  8)  (Scbenrotationen). 

©plitabilität  (Int.),  ®rregbarfeit. 

©jeiitat  (lat.),  bcr  nmtlid)  erinnerte,  früher  au* 
ber  ©ememf*ulbiter  im  Sfonfur«. 

©jejifation(Iat),  Erregung,  Aufmunterung;  er- 
itatio,  trregcnb,  antreibenb;  Sjjitatorium,  in 
er  ältem  3icd)l#iprache  ein  obrigfeitli*e#  Erinne- 
rung#-. 3Rabnungbi*reiben. 

©filier«  (lat.),  erinnern,  antreiben,  aufforbent. 
©Da  d|,  jWci  Jlttjfe  im  Württemberg.  3d)»ar;. 
Watbtrei«.  3>et  eint  enlfpringt  im  SRorbmeftranbe  ber 
Wb  bei  ©fSffingcn,  fließt  burtfi  ba#  f*üne  ®i)a*ta( 
unb  münbet  unterhalb  Horb  redil«  in  benSedar.  jer 
nnbre.  bie  S*toar  jtoälber  E.,  fontmt  au#  bem 
Silben  Horn-See,  burebfiiefet  ein  enge*  felfenreieficS 
Seit  unb  münbet  unterhalb  Höfen  l'inf#  in  bie  ®nj. 

©tjb,  1)  Subtuig  Son.  frönt  Sitter,  gcb.  1417, 
geft.  1502,  Oertrautefter  ©erater  unb  jreuub  tcä 
3’iarfgrafcnWlt'rcdjtVlcbinc#  (f. ®lbre*t 7)  unb  feiner 
Söljne  bei  ber  ©ertonltung  feine#  Canbeä,  alb  Jelb- 
hauptmann  unb  bei  btplomatt?*en  Serhanblungen, 
itanb  au*  lange  Jeit  in  amtlicher  Serbinbung  ‘mit 
bem  Stift  ®id)jS8tt.  ®.  oerfaßie  bie  wertooüen  »(Deut» 
Wßrbigfeitenbranbenburgiidierbohenjollertfdier  Jür- 
Ben«  (grig.  von  Hofier  nn  1.  Öanbe  ber  »Quellen, 
fantmlung  für  fräitfif*e  ©ef*i*tc«,  ©apreuib  1849) 
fowie  bie  Wtenfammlung : »(Da#  faiferliche  Such  beb 
Diarfgrafcn  Vllbrc*t  'ltdjilic««  (1.  leil : Oorfurfürft» 
liebe  ©eriob*  1440  — 70,  präg,  oon  Sjöfltr,  ebenba, 
©b.  2,  1860,  unb  2.  teil:  furfürflli*t  ©eriobe  1470 
bi«  I486,  hrdg.  Don  SRinutoli,  Serl.  18150;  Sfa*- 
tröge  ic.  oon  ©Tagner,  1881).  Sgl.  6t).  Sieger,  Vfu# 
bem  ©ebenf6ud)  be#  Stlterb  Subwig  b.  ölt.  oon  ®. 
(2lnöb.  1890);  »HohenjoHerifd)egorf*ungen«,  öb.  7 
(Serl.  1900  1902). 

2)  (Epbe)  Vttbrc*t  oon,  ©dfriftfleHer,  ©ruber 
be#  normen,  geb  24.  ©119.  1420  auf  Sdüoß  ®om» 
meräbort  in  Jranfcn,  gefl.  24.  Juli  1475  in  Eidv- 
fiött,  ftubierte  jit  ©aoia  bielRedite,  mürbe  1419  Slrrfn- 
Bi«fon  ju  Rürjburg,  fpöter  (Domherr  ju  Samberg 
unb  Eiajftött  foloie  Kämmerling  be#  ©apfte«  ©iu#  II. 
«I#  SeftriftileHer  ift  er  beionber#  befannt  burd)  fein 
gei)lret*c«  »®befmnb#6u*<  (»Cb  ainem  manne  fei) 
ju  netnen  ein  Eell*#  22cib  ober  nit«,  picrft  Jiümt. 
1472,  oft  aufgelegt;  fpra*ti*  erneuert  hr#g.  oon  St. 
©Jttller,  Sauber##. 1879 ; hr#g.  oon  H«rnnann,  ©erl. 
1890),  ba#  großen  ©cijatl  fanb  unb  in  ba#  unter 
anbenn  jwei  au«  bem  3lalienif<hen  überfejjte  SfoOel» 
len  eingefügt  finb.  “Bitbre  ISerte  oon  ilim  finb : »Mnr- 
girita  poetica«  (juerft  3iiimb.  14721,  eine  laleinifdie 
äantmtung  poetti*er  unb  profaifchrr  Stellen  au« 
Älafftfera,  unb  eine  erft  nad)  feinem  tob  erfd»enette 
moralifche  Gbreftomathie:  »Spiegel  ber  Sitten« 
(fcugäb.  1511),  bie  burd)  bie  betgefügten  Überfcfjun. 


gen  ilPeier®omi)bienbe#Slnulu«(»S;enäd)tiu'it«  unb 
»SacdjibeS«)  fotoie  ber  »©htlogenia*  be«  Ugoffni 
(biefeilberfe  jungen  hrSg.  oon&errnmnn,  ©erl  1889) 
befonbere#3ntereffe  bat',  ©gl.  ^errmantt,  ©Ibrecbt 
b.  ®.  unb  bie  Jrühiett  be«  beutfdjm  5>umani«ntu« 
(©erl.  1893). 

©t)hd,  Vlbolf,  9Sa!er.  geb.  24.  Jebr.  1806  in 
©erliu,  aeft.  bafelbft  12.  Oft.  1882,  bitbete  öd)  juerft 
auf  ber  Vlfabemie  ber  fiünfte  bafelbft,  bann  bei  itolbe 
unb  ging  1835  nad)  ©ariä,  »0  er  bei  $>elarod)e  flu  • 
bierle.  Diach  feiner  Stürtfrlir  malle  er  ©ortriite  unb 
©enrebilber  unb  führte  184tiem  groged ipiftorienbilb : 
3chla*t  bet  JebrbcUtn  (im  fcmiglidien  Sdjlois  JU 
©erlin),  au«.  1849  mürbe  er  Seiler  ber  ftiertlaffe  an 
ber  Vlfabemie  «nb  1851  ©rofeffor.  Son  feinen  Sil- 
bern ftnb  ferner  «u  nennen:  Spaziergang  au#  ©oethe# 
»Jauft«,  üalienifthe  Jifd)er,bie!8emjed)eunbfRtd)nrb 
SBwenhcrj  imb  Slonbet 

©t)blcr,  Jofeph  i»on),  Slinbenfomponift,  geb. 
8.  Jebr.  1704  in  ®d)loed)at  bei  Säien,  geft.  24.  yuli 
1846  in  SBieti,  mar  1777—79  Sdjüler  UonVllbreibt# 
beiger,  aud)tnitS>al)bn  unb SDiojartbef reimbet,  umrbe 

1792  (Iborbireftor  an  bcr  fiarmeiiterfirdje  in  ©Mat, 

1793  and)  am  Scholtenftif t , 1801  SWuftflehrer  bcr 
faiferlichen  ©rtitjett,  1804  Syehoffapenmcifter  unb 
nad)  Salieri#  llfiidtritt  (1824)  after  fcoffapellmeifler. 
1833  trat  er  in  Suheftanb.  Son  feinen  5al)lrei<hm 
Stirihenfompofitionen  (barunter  39  SDieffen . 2 Ora- 
torien , 80  Offertorien  :c.)  werben  tut*  je(u  einzelne 
in  43ien  aufgeführt;  feine  Orihefter»  unb  Kammer« 
mufif  ift  Oergcffeu. 

®t)rf,6uOerli.öui)bred)l)unb3an  uan,  © nä- 
her, uieberlünb.  TOalcr,  ©egrünber  bet  altflanbrifdjen 
I Sdjule , flammten  na*  oan  Simiber  au«  ®iac«ct)d, 
einem ®täbt*fnanber©(aa#beiSfaaftri*L  Wubert, 
ber  ältere,  mag  um  1370  geboren  fein.  Über  fein 
Heben  ift  feljr  toenig  befannt;  fidjer  Weiß  man  nur, 
bafi  er  fi*  1421  -22  in  ©ent  in  bie  religiöfe  ©enof- 
fenj*aft  ber  ©iaria  mit  ben  Strahlen  einf*reiben 
ließ,  jobofu#  Spbt,  ein  reifer  ©enter,  befieüte  ba- 
mal#  ein  grofee#  Vlltarioerf  mit  ber  Anbetung  be# 
Camme#  bei  ilim,  ba#  oan  Q.  inbe#  unoofleitbet  hin- 
tcrliefi,  ba  *11  18.  Scpt.  142(1  ber  ©ob  megraffte  ; er 
Würbe  in  ber  Sfrßpte  bou  ®1,  ©aoo  m ©ent  ©graben. 

©efannterift  ba#  Heben  feine#  ©ruber«  31'"  - ber 
um  1890  geboren  311  fein  fd)emt.  Son  1422  24  bielt 
er  ft*  a!«  'IHaier  unb  (Diener  (valet  de  chambrc)  an 
bem  fjofe  'Johann#  Oon  Säuern  im  §aag  auf,  unb 
na*  beffeit  ©obe  trat  er  in  bit  (Dienfte  be«  Jjerjog« 
©liiltpp  be#  ©Uten  Oon  ©urgunb,  bcr  ihn  19.  ©tai 
1425  junt  Hofmaler  unb  Kammerbiener  ntü  einem 
Jahroehatt  oon  100  Siore#  ernannte,  worauf  er  fei- 
nen Süofmfiß  in  fiülc  genommen  511  haben  idiciiu. 
©hilipp  ließ  Ihn  Oerf*iebene  Seifen  unternehmen,  fo 
142«,  1428 — 29  unb  1430,  Oon  beiten  nur  bie  jloeile 
näher  befannt  ift.  (Der  Sfüitfilcr  begleitete  bamal# 
00m  Oftober  1428  nn  bie  burgunbif*e  ®efanbtf*aft 
na*  ©ortugal,  rnddje  bie  Beirat  ©hilipp#  mit  ber 
©rinjeffin  Jfabella  juftanbe  bradjte;  er  malte  ihr 
©orträt  unb  f*icfte  e«  na*  ©urgunb.  Vluf  bfefer 
fpanif*en  Sieife  lernte  J.  oan  ®.  bie  fübU*c  Segeta- 
tion  femien,  bie  er  in  ben  lanbf*aftli*en  Wintergrün» 
ben  feiner  Silber  häufig  jur  (Darfledung  Ura*te. 
®nbe  ©ejember  1429  fam  bie  ©efanbtf*nft  wiebei 
uirilcf,  uitb  oan  ffi  nahm  nun  feinen  ©obnfiß  in 
©rilgge,  wo  [eine  Hauptaufgabe  ber  ©enter  Vtltar 
war."  ben  er  6.  ©iai  1432  oollenbete.  1436  f*idte  ihn 
©h’liPP  wieber  auf  »entfernte  unb  frembe  Seifen«. 
6r  flnrb  9.  Juli  1440  in  ©rügge. 


236 


Eyd.  et  Sou.  — Gt;e. 

Bon  $jubert  »an  G.  itt  fein  einjiged  fiebere«  Bert  beren  einjelne  Seile  ebenfalls  »erffreut  tourten  unb 
»orbanbcit  unb  felbft  fein  Vlnteil  an  bem  ©enter  ©Itar  in  bie  Münchener  ©inatotbel,  in  bad  Berliner  Mufeum 
nidjt  bejlimmt  feftjufteBen.  Safe  er  ifen  angefangen,  unb  in  bie  Kapelle  Bon  St.  8a»o  in  ©ent  (amen, 
ift  burd)  bie  alte  ynfdjrift  auf  bem  Bert  felb]t  beginn-  Sem  gleidien  (Seift  entsprungen  ift  ein  ©ilb  im  Mu« 
bigt;  aber  toaä  er  baran  gearbeitet,  bariiber  fd)t»ebt  feum  ju  Mabrib,  bet  ©am  ber  lebenbigen  Baffer, 
BiJUiged  Sunfet.  9!ur  bicGrfinbung  bed®anjeit  Wirb  ba8  früher  ald  ein  Bert  bed  3an  »an  G.  galt,  mat)r» 
man  ifem  mit  einiger  Sicherheit  jufdjreiben  fönnen.  fd)eintid)  aber  nur  eine  Kopie  nad)  einem  »erlornen 
©ero&hnlid)  madjt  man  itjti  aud)  putu  Grfinber  ber  Original  ift.  ©on  3an  finb  aufetrbem  noch  oerfchie- 
Ölmalerei,  wäfercnb  nad)  alten  Berichten  bie«  3an  bene,  j.  S.  burd)  3nfd)riften  beglaubigte  Silber  er- 
getoefen  fein  foB.  SieÖlmalerei  roar  aber  fd)on  früher  t)aI,tn-  finb:  eine  Meine  figenbe  Mabonna  im 
befannt,  unb  bie  ©rüber  »an  G.  haben  nur  bas  ©er-  ©emad)  (»on  1432,  JJnce  $>aH  bei  2i»erpool) ; jmei 
bienft,  bie  Oltedjnif  ju  grBfeerer  2eiftung8fähigleit  männliche  ©ruftbilber,  »on  1432  unb  1433  (flonbon, 
audgebitbet  ju  haben,  tnbem  fte  .nafe  in  nag»  malten,  SRationalgalerie) ; bie  ©ilbttiffe  bed  3ol)ann  ©rnolfini 
bie  Farben  auf  ber  ©alette  mifd)ten  unb  auf  beripolj-  unb  feiner  grau  nad)  ber  ©erlobung  imSimmer,  »on 
tafel  miteinanber  »erfdjiuoljen,  ftatt,  Wie  e«  bi8  ba-  1434  (ebenba),  ein  fcauptmerf  bed  MeifterS;  bad 
fein  üblid)  getoefen,  bie  garbe  nad)  bem  Auftrag  erft  ©ruflbilb  bed  Äanomtud  3an  be  2eeuro  (fcofmufeum 
trodnen  ju  laffen  unb  bann  neue  Sone  baneben-  ober  in  Bien)  unb  bie  Mabonna  bed  ß’anomfud  ©eorg 
barüberjufeben.  Surd) biefeo ©erfahren tuar bie MBg-  »an  ber  ©aele  (Brügge,  ©labemie),  beibe  »on  143«; 
lidjtcit  erreicht,  eine  tiefe,  burc^ftc^tiQe,  leudjlertbe  3-arbe  eine  fthenbe  heil.  Barbara,  »on  1437  (getufefete  ge» 
in  ben  »erfdjiebenen  JRuancen  ju  bereiten,  unb  eine  berjeidpnung  auf  §oIj  im  Mufeum  ju  ©nttuerpen); 
treuere  3iatumad)nfjmung  ald  bei  ben  frühem  9Ra»  Gbrifiudtopf,  »on  1438  (Serlin,  Mufeum);  ©ilbnid 
lem  mar  bie  natürliche  golge  ba»on.  Sie  »an  6.  feiner  grau  (©rügge,  ©labemie)  unb  eine  Meine 
fäumten  aud)  nicht,  burd)  bie  einbringlichften  Statur»  jtehenbe  Mabonna  au  einem  Springbrunnen  (©nt. 
ftubien  bie  »oBen  Stonfequenjen  aud  ihrer  Steuerung  toerpen,  Mufeum),  beibe  »on  1439.  Unter  ben  nicht 
ru  jiehen.  Benn  fie  fid)  aud)  an  ifere  toenig  bclannten  batierten  Berten  bed  Meiflerd  finb  bie  bebeutenbftm : 
flanbnfd)en©orgänger  anfchloffen,  fo  führten  fee  hoch  bie  Mabonna  »on  ilucca  (grantfurt  a.  M.,  Stäbel» 
burd)  bie  tHatumacfeahmung  ein  neue«  ©rinjip  in  bie  fched  3nfl>tut),  bie  Mabonna  bed  Kanjlerd  Stoilin 
Shmft  ein.  Sie  hulbigten  bem  entfd)iebenften  Scatura»  (©arid,  2ou»re),  glügelaltar  mit  ber  thronenben  Ma  - 
lidmud,  Heibeten  bie  giguren  ber  heiligen  ©cfdjihle  bonna  in  einer  itirdje  (Sredben,  ffialcrie),  Sruftbilb 
in  bie  Srad)ten  ihrer  3eit  unb  fegten  fte  in  ©autidj-  eined  Sllten  (Bien,  fcofmufeum),  Maria  ©ertün- 
feiten  unb  2anbfd)aften,  bie  fie  ihrer  Umgebung  nad)-  bigung  (©eterdburg,  Gremitage),  eine  Maria  mit 
nebilbet  hatten.  Sie  führten  bafeer  auch  aUe  ©egen-  bem  Sfmbe  in  ber  Kirche,  ber  Mann  mit  ben  Sielten, 
Jianbe  ntit  peinlicher  Sorgfalt  nach  ben  ©orbilbem  ein  Mciftertoerf  realiftifdfer  ©orträtmalerei,  unb  ein 
ber  Statur  aud:  ber  edige  ©rud)  ber  febmeren  ffiemän»  ©ilbnid  bed  3<>hann  ©molfini  (Berlin,  Mufeum). 
ber,  bie  ©efdjmeibe,  bie  ©ftanjen,  berBedjfel  berÄar»  3«n  »an  G.  hat  auch  ©enrebilber  (ein  grauenbab 
nation,  bie  2inearperfpcMi»c,bcr  §audrat,  bie  Möbel»  unb  eine  2anbfchaft  mit  gifdtem)  gemalt,  bie  jeboeb 
lierung,  bie  2id)tmirfung — aBed  loirb  aufd  forgfäl-  nicht  mehr  erhalten  ftnb.  Sie  unmittelbaren  3iad)< 
tigftenachgebilbet.  3efetfal|  man  erft  bad»oBfle?lbbilb  folger  ber  »an  G.  blieben  h>n|er  ihnen  junief, 
berBirftichfeit:  man  fahbieStäbte  mit  tf)renMaiicm  unb  erft  im  16.,  ja  teiltoeife  17.  3gbrlj-  ha,te  man  ihr 
unb  öebäuben  in  bie  2üfte  ragen,  bad  Spiel  ber  3'£1  mieber  überfchritten.  ©.  (Thriltud,  ©ogier  »an 
Sonne  im  Stimmet  unb  in  ber  2anbfd)aft,  gelfen,  ber  Bei) ben,  §uao  »an  ber  ©oed,  3'iftud  »an  ©ent 
blumeitgefd)mücfte  Biefen,  Bälber,  angebauted  gelb,  gefebren  ju  ihren  Schülern.  Sine  Seprobuftion  ihrer 
öeinäd)er  unb  aBed,  mad  jur  Umgebung  ber  3*>t»  Berte  in402id)tbrudtafelnerfchien^aarlem  1902. — 
genoffen  gehörte.  2uftperfpetti»e  fannten  bie  »an  ®.  3h”  Schmefter  Margarete  mar  ebenfand  Malerin, 
nurunuoUfommen;  jmarbemühtenfiefid),  ben  blauen  boefe  meifeman  nidjld  mit  ©eftimmiheit  »on  ihr.  ©gl. 
2uftton,  herauf  ben gemen liegt,  luieberjugcben,  aber  Baagen,  Über  fcubert  unb  3»hann  »an  G.  (©redl. 
fie  führten  bie  Mittel»  unb  fjintergrünbe  in  ben  ge»  1822);  Groroe  unb  Ga»alcafelle,  ©efd)id)te  ber 
ringftm  Ginjclheitm  ju  fdjarf  aud,  fo  bafe  fie  nicht  altnicbcriänbifdjen  Malerei  (beutfeh  »on©. Springer, 
bie  richtige  Stbftufung  erlangten.  Soldje UnuoBfom»  2eipj.  1875);  Boltmann-Boermann,  ®efd)id)te 
menheiten  finb  aber  mit  jeber  Steuerung  »erbunben,  ber  Malerei,  fflb.  2 (baf.  1889,bortbieältcre2iteratur); 
unb  bie,  welche  fid)  an  bie  ©amen  ber  ©rüber  »an  G 2alaing,  Jean  van  E.,  mventeur  de  lapeinture  i. 
tnüpft:  bie  Bieberenoectung  bed  ©aturgefüpld,  mar  l’huile  (2iBe  1887);  Kämmerer,  Hubert  unb  3“n 
fo  burefegreifenb,  bafe  man  »on  ihr  ben  ©nfang  ber  »an  6.  (Sielef.  1898);  Seecf,  Sie  charatteriftifdjen 
neuem  Jhmft  batiert.  Sie  ganje  norbifefee  Kunft  mht  Unterfd)iebe  ber  ©rüber  »an  G.  (Berl.  1899) ; © o 11, 
auf  ben  Schultern  ber  »an  G. ; aber  auch  bie  italieni»  Sie  Berte  bed  3an  »an  G.  (Strafeb.  1900). 
fd)cn  Schulen  empfanben  ihren  Gmflufe,  »or  allen  bie  Eyd.  et  Sou.,  bei  ben  ©amen  nieberer  Meered- 
»enejianifdje,  in  bie  'flntonello  baMefftna  bieGijctjche  tiere  Vlbfürjung  für  bie3o»logen  gortund  Gfeboup 
Malloeife  unb  ©aturanfdjauung  brachte.  unb  Soulepet. 

Sad  bebeutcnbfteBerf  berörüber  ift  badjmannte  ©Abthtfencn,  gleden  im  preufe.  ©eabej.  ©um- 
©Itarmert,  bad  auf  jroölf  j.  S.  auf  beiden  Seiten  be-  binnen,  Jfrcid  StaBupünen,  an  ber  ruffifci)cn  ©renje. 
malten  Safeln  bad  gange  Mpfterium  bed  djriftlichen  Sbnotcnpunft  berpreufeifchenStaatdbahnlinieftbnigd- 
©laubend  unb  ald  beffen  MittelpunM  bie  ©nbetung  berg-G.  unb  ber  ruffifefeen  Staatdbahnlinie  2anb- 
bed  2ammed  barftellt.  Secfed  Safeln  »on  ben  glü-  maromo-G.  (fflrenjftationBirbaBen),  hat  eine  eoang. 
geln  befinben  fich  im  ©erlincr  Mufeum,  bie  giguren  Kirche,  Stjnagoge,  fjauptjollamt  unbStebenjoBamtl, 
»on  ©baut  unb  G»a  im  ©rüffcler  Mufeum.  'Rur  bad  lebhaften  Spebitiondljanbe! , befonberd  in  ruffifchen 
grofee,  aud  Pier  Safeln  beftehenbe  Mittelbilb  ift  aBein  ©ferbm,  ©änfen,  ®e treibe  ic.,  unb  (noo)  3707  meift 
noch  auf  feinem  alten  ©lag  in  ber  ©hbtfcfeen  ifapeBe  eoang.  Ginmofener. 

ju  St.  ©a»o  in  ©ent.  1559  fertigte  Michael  Kopie  6ije  ((pr.  51,  fotiiel  mie  »3»fel«),  Stabt  (munici- 
jür  ©pilipp  II.  »on  Spanten  eine  Kopie  bed  Berted,  pal  borough)  in  ber  engl,  ©raffhaft  Oft» Suff olt, 


237 


fötje  — 

nörblicp  Bon  gpdmiep,  mit  fdjöner  gotifeperftirche  auS 
bem  12.— 15. gaprp.  (1869  rcjtaunert),  Septoßruine, 
2ateinfd)u(e  unb  <190D  2004  Einm. 

(?pe,  M u g u ft  Bon,  Sunft-  unb  Rulturßiftorifer, 
geb.  24.  SRai  1825  ju  gürftenau  im  $annöBcrf(pen, 
geft.  13. gan.  1896  m Morbpaufen,  ftubiette  in  ®öt» 
fingen  unb  ©erlin  MecptSwiffenfdjaft  unb  ©efcpidjte 
unb  Würbe  1853  Born  greipetm  Bon  Vtuffefj  nn  baS 
©ermanifcpe  SRufeum  in  Müntberg  als  Sorftanb  ber 
Runft-  unb  AltertumSfammlungen  berufen.  hier 
gab  er  mit  gafob  galfe  bie  ©ilberwerie:  »Runft  unb 
öeben  ber  Sorjeit-  (Mümb.  1855—69;  8.  Aufl.  1868, 
3 ©be.)  unb  »©alerie  ber  Weifterwerfe  altbeutfcper 
jjotjfcpneibefunft*  (baf.  1858 — 61)  peraud.  1875 
folgte  er  einem  Muf  an  bie  Runftgeroerbefcpule  in 
SreSben,  fiebette  1879  aber  nad)  ©rafilien  über,  Wo 
er  ftd)  RolonifationSbeftrebungen  Wibinete  (Bgt.  feine 
Sdjrift  »Ser  AttSWanberer« , ©erl.  1885).  Mad) 
einigen  gapren  wieber  nad)  Seutfcplanb  jurüdgefeprt, 
ließ  er  fni)  in  Morbpaufen  nieber.  Son  feinen  Schrif- 
ten ift  bie  betanntefte:  »2e6rn  unb  SBirfen  Atbrecpt 
SürerS«  (Mörbling.  1860;  mit  einem  Anpana  Ber- 
mehrte  neue  AuSg.,  baf.  1869).  Außerbem  oeröffent* 
lichte  er  neben  Bielen  heinern  Arbeiten:  »SaS  Meid) 
beS  Sitten«,  eine  Äftpetif  (9erl.  1878) ; »9t.  SürerS 
2eben  unb  fünftlerifd)e  Sätigfeit«  (28anbSbe?  1893); 
ben  baS  2eben  beS  jcplefifcpen  SicpterS  Epr.  ©iintper 
beljanbchiben  Moman  »(Sine  URenfdjenfeele«  (Jiörb- 
tmgen  1863);  »SeS  MätfelS  2Bfung«,  Sonette  (baf. 
1891);  »Siefen  unb  Slert  beS  SafeinS«  (2.  Auf!., 
©erl.  1886). 

(Slicmoutt)  der.  Simen),  Seeftabt  in  BerWidfpire 
(Scpottlanb),  mit  heringSjifcperei,  Rüflenpanbel  unb 
(1901)  2377  Einro. 

_ (Sniafjatla  güfull  (»gnfelberg«),  Sultan  an  ber 
Sübfiifte  Bongslaitb,  iüblid)  Born  ipefla,  1705  m ^ocf). 

©njnfiotb  (Epjaf  jörbur,  b.lj.  gnfelbucpt),  ein 
SRcerbufeu  an  berMorbfüfte  BongSlanb,  60km  lang, 
an  ber  Mtünbung  15  km  breit,  mit  ber  gnfel&rlSep. 
Sie  Ufer  beS  gjorbS,  ber  fc<h  nad)  ®.  unb  SÄ  noch 
in  brei  tiefen  Seitentälern  fortfeftt,  finb  mit  Mnfiebe- 
hingen  bebedt;  an  feinem  Weltlichen  Ufer  liegt  bie 
tpanbelSftabt  Alreprl  (f.  b.). 

®t)f<  Bon  Oicpgoh),  f.  Eife  Bon  Sepgoro. 

©Blau  (Eilau),  1)  (©reußiftp-E.)  RreiSftabt 
im  preuß.  Megbej.  Königsberg,  an  ber  ©aSmar  unb 
ber  Eiftnbapnlinie  ©illau -©roftfen,  l)at  eine  eoang. 
Sircpe,  eBaug.  Scpulleprerfeminar,  ©roBmjial-Sie» 
dienpauS,  9lmtSgcridjt,  Cbcrförfterei,  Eifengießerei, 
Santpf-  unbSepneibemüple.SRotfcrei  unb  eiooo)  3248 
Ein».  — Sie  Stabt,  1336  Bon  bem  ScutfdwrbenS» 
riiter  9lrnolf  Bon  Silenftem  gegrünbet,  ift  befonberS 
burd)  bie  2d)lad)t  7.  unb  8.  gebt.  1807  merfwiir» 
big.  911S  Mapoleon  9lnfang  gebruar,  bem  geplanten 
rujfijcpen  Eingriff  junortommenb,  baS  ruffifcfie  tpeer 
unter  ©ennigfen  jurüdtrieb , blieb  biefeS  bei  ®.  jum 
Schüße  Bon  Königsberg  flehen.  9lut  9lbenb  beS 
7.  gebr.  entfpann  fid)  ein  blutige«  ©efeept  um  ben 
©efty  ber  Stabt,  bie  Bon  ben  granjofen  genommen, 
non  ben  Muffen  tniebererobert,  juleßt  aber  wieber 
Berlaffen  mürbe.  3U  ©egmn  ber  Sdjlacpt  8.  gebr. 
batten  bie  Muffen  ben  Morboften,  bie  granjofen, 
70,000  SRaim  ftarf,  ben  Sübmeften  Bon  ®.  im  ©efty. 
MapoIeonS  ©lan  toar,  ben  liitfen  glügel  ber  Muffen 
buvdi  SaBout  auf  baS Jfentnim  ju  toerfen,  um  bann 
auf  leptereS  mit  aller  SRadjt  einjubringen ; Met)  follte 
ben  Müdjug  beS  geinbeS  nah  Königsberg  abfdjnei» 
ben,  aber  Saoout,  burd)  beftigeS  Styneegeitöbcr  auf» 
gebalten  unb  Bon  ©ugereau,  ber  Dom  Sieg  abge- 


Eijnarb. 

tommen  war,  nicht  unterflögt,  führte  feinen  Auftrag 
nityt  auS,  bie  Muffen  brangen  im  Zentrum  Bor,  wür- 
ben aHerbingS  burd)  SRu rat  unter  großem  Serluft  ber 
granjofen  aufgebalten  unb  nad)  SaBout«  Eintreffen 
um  Miittag  nad)  Morboften  (Auflappen,  Shitfhitten) 
jurüdgebrftngt.  Styon  fal>en  fte  tyre  MiicfjugSlinie 
bebropt,  als  baS  Erfcbeinen  beS  Jpreufjifchen  SorpS 
unter  2’®jtocq  (6500  SRann)  bie  2age  änberte.  Sie 
ebenfalls  fdjon  erfdjöpften  granjofen  Widjen  wieber 
jurüd,  mit  dRüpe  pielt  SaBout  bie  Orbnung  aufrecht, 
aber  Ermübung  unb  Sunfelpeit  machten  betn  Kampf 
einEnbe.  SineEnlfheibung  war  nicht  perbeigeführt ; 
ba  aber  Mapoleoit  nod)  fnfdje  Kräfte  in  ber  Mähe 
patte,  fo  jog  fiep  ©ennigfen  nach  Königsberg  jurüd, 
boep  opne  «erfolgt  ju  Werben.  Sie  granjofen  fd)riebeu 
fiep  ben  Sieg  ju  ; bie  Serlufte  waren  auf  beiben  Sei- 
ten gleich  ftarf  (etwa  35  ©roj.).  Sgl.  b.  Scpadpt» 
meper.  Sie  Scplacpt  bei  ©reupifcp • Eplau  (©erl. 
1858).  — 2)  S.  Seutfcp-Splau. 

(vi)lert,  Mulemanngriebricp,  nampafter  Kan  ■ 
jelrebner,  geb.  5.  9lpril  1770  ju  hamnt  in  ber  ®raf- 
iepaft  Start,  geft.  3.  gebr.  1852  in  ©otSbnm,  war  erft 
©rebiger  in  pcimm,  Bon  Wo  er  1806,  Bon  Stein  emp- 
foplen,  als  §of»,  fflarbc»  unb  ©amifonprebiger  naep 
©otsbam  berufen  Warb.  1817  Würbe  er  eoangelifdjer 
©ifcpof,  ©titglieb  beS  StaatSratS  unb  beS  wtinifte» 
riutuS  ber  geiftlicpen  unb  UnterricptSangelegenheitcn 
unb  trat  1844  in  ben  Mupcfianb.  Auf  g'riebrid)  Slil- 
pelm  III.  patte  @.  gropen  Ginfluf;.  gm  Aaenben» 
ftreit  (f.  b.)  war  er  fern  2>auptratgeber.  Am  befann» 
teften  unter  gplert«  Scpriften  Würben  feine  »Cparnf- 
terjüge  unb  piftorifepen  gragmente  aus  bem  2eben 
bes  König«  bon  ©rcuften,  griebrity  ©tlpelmS  III.« 
(©erl.  1842  — 46  , 3 ©be.). 

(vt)mcriCHS,  MicolauS,  Ranonifer,  geb.  um 
1320  ju  ®crona  in  Katalonien,  geft.  bafelbft  4.  3an. 
1899,  feit  1334  Sominiraner,  War  feit  1356  ©eneral- 
inquifttor,  Kaplan  unb  Kekerricpter  gnnocenj’  VI. 
unb  ber  fo!genben©äpfte.  Er  ift  ©erfaffer  beS  berüch- 
tigten »Directorium  inquisitorum«  (©arcel.  1503,  mit 
Kommentar  Bon  granj©enna,  Mont  1578  unb  1591, 
Scueb.  1607 ; im  AuSjug  Bon  91.  Storchet,  2iffabon 
1762),  einer  Anwcifung  junt  Betrieb  bergnquifttion. 

©DmoutierS  <[pr.  JmutjO,  Stabt  im  franj.  Separt. 
CberBienne,  Arronb.  2imoge8,  an  ber  Sienne,  über 
bie  eine  fiipne  ©rüde  füprt,  unb  an  ber  DrldanSbapn, 
pat  eine  fepöne  Kircpe  (au«  bem  11.  unb  15.  gaprp.. 
mit  wertuollen  ©laSgemälben),  ein  Kollege  unb  aoon 
2313  (als  ©emeinbe  4213)  EinW.,  bie  Spinnerei, 
Sieberei  unb  gärberei  betreiben. 

©tinarb  (fpt.anär),  gean  ©abriel,  ©pilpehene. 
eb.  1775  in  2t)on,  wo  fein  ©ater  ein$anb(ungSpauS 
cfafi,  geft.  5.  gehr.  1863,  Berteibigte  1793  2pon  mit 
gegen  ben  HonBent,  entflop  bann  mit  feiner  gamilie 
nach  Molle  in  ber  SdjWeij  unb  arünbete  halb  barmtf 
mit  feinem  ©ruber  unter  ber  ginna  »öeb rüber  ®. 
u.  Scpmibt«  ein  feanblungSpauS  in  ©ettua.  Map» 
bem  er  fiep  ein  bebeutenbeS  ©ermögen  erworben, 
fiebette  er  1814  nad)  ®enf  über,  Warb  Bon  ba  als 
Abgeorbneter  ber  Mepublif  ®enf  auf  ben  Kongreß  ju 
Jüien  gefanbt  unb  1816  Bom  ©roßperjog  Bon  SoS- 
fana  berufen,  ipn  in  ber  Einrichtung  ber  Serwattung 
ju  unterftüpen,  ging  audp  1818  als  beffen  Sertreter 
jum  Kongreß  nad)  9lncpen.  Ser  Sacpc  ber  ffiriecpcit 
napm  er  fiep  feit  ©eginn  beS  AufflanbeS  (1821)  eifrig 
an  unb  entfaltete  1825  in  ©arid  als  SRitglieb  beS 
©pilpenenenBereinS  eine  fo  große  Sätigfeit,  baß  er 
Bon  Per  grieeßifepen  Mationaloerfammlung  ju  ArgoS 
naturalificrt  würbe,  fonnte  jeboep  1827  in  2onbon 


238  Gi;nattcn  — 

feine  Anleihe  für  ©ciedjcntanb  auSWirfcn.  AIS  bies 
1829  aud)  in  VaviS  nidjt  gelang,  fanbte  er  700,000 
granf  aus  eignen  Kitteln  nach  ©riedientanb.  Beim 
Aufftanb  in  Sfreta  1841  Wanbte  er  fid)  an  attc  bor- 
maligen  ®ried)enlomiteeS  um  Unterftüpung  beb 
VlancS,  biefe  Jnfel  mit  ©riedjenlanb  ju  bereinigen  , 
bodj  bereitelte  bie  balbige  Unterbrüdung  beb  vluf 
ftanbeS  feine  Senülhungen.  Audi  ber  Schweiz  erwies 
er  fid)  mehrmals  beipolitifd)en  Verwidelungen  burd) 
feine  Vcrbinbungen  nüplidj.  ®eitf  oerbanft  ihm 
mehrere  feiner  brndjtoollfien  ©ebäube.  Sein  Ver- 
mögen, bas  bei  feinem  tobe  60  Kill.  granf  betragen 
haben  foQ.berwenbete  er  überhaupt  ingemeimtüpiger 
Seife.  E-  fdjrieb:  »Lettre*  et  document*  officiel* 
relatife  aux  divers  eveuementa  de  Gröce«  (Var. 
1831);  »Vie  de  la  baronne  Krudener»  (baf.  1849, 

2 Sbe.).  Sgl.  91otbPlep,  3)er  ffienfer  Jean  ©abr. 
6.  als  Vb'lbeüene  (3ür.  1900). 

ßQnattcn,  Auguft  griebricb.greibcrroon, 
geb.  1798,  geft.  7.  Ülärj  1860,  Sprößling  einer  alten 
AbeUfamilie  in  SBIjeinpreußen,  aoancierte  in  üflerrei- 
d)ifd)cn  SriegSbienflen  bis  jum  gelbmarfd)aüeutnant 
unb  fflouoenicur  bon  Verona,  madjle  ftd)  aber  im 
italienifdjen  ilrieg  bon  1859  großer  llnterfd)leife  bei 
ber  Armeeuerwaltung  fdjulbig,  bie  ber  Vrojefj  gegen 
ben  Sanfbircftor  grätig  Siebter  an  ben  tag  brachte, 
unb  enbete  burd)  Sclbflmorb.  Sgl.  »Steuer  Vitahal«, 
Sb.  35  (£cipz-  1872). 

ßQiiern,  iS r n ft  non,  beutfeher  Vblilifer,  geb.  2. 
9lpril  1838  in  Sannen,  Sohn  griebridjS  b.  6.,  ber 
20  Jahre  lang  feine  Saterfiabt  im  Abgeorbnetenbaus 
bertrat.  Warb  nad)  mehrjährigem  Aufenthalt  in  ber 
Sdjiueij,  in  granfreid)  unb  i^nglanb  teilhaber  an 
bem  faufmänitifchen  ©efchdft  feines  SaterS  in  Sar 
men,  Stabtberorbneter,  Kitglieb  beS  Vcooinjial- 
lanbtagS  unb  1879  aud)  beS  9lbgeorbnetcnI)atifeS. 
Jpier  trat  er  ber  nationalliberalen  Vartci  bei  unb  betei- 
ligte ftd)  namentlich  an  ben  Serhanblungen  über  baS 
iStfenbahnwefen,  befämpfte  als  cbangelifdter  9U)ein< 
länber  bie  llltramonlaneit  unb  befürwortete  ftets  bie 
Kinberun«  ber  auf  ben  Stabten  rubenben  Saften  für 
Volijei  unb  höhere  Sdjulen.  1899  unb  1901  war  er 
Sorftpenber  ber  Äanalfommiffton  bes  Abgcorbncten- 
haufes.  irr  fchrieb : »SBiberbieSojialbemofratieunb 
SerwanbteS*  (Sei)).).  1874),  »t)ie  Sleufonferbatioett 
im  ©eiten-  (ßlberf.  1876),  »,'jwau;ig  Jahre  Kanal 
tämpfe«,  1882—1901  (Seil.  1901)  u.  a. 

©t)re  <jpr.  io,  6 b w a r b 3 oh  n , auftral.  gorfebungS- 
reifenber,  geb.ö.Aug.  1815  in  fjorffljire,  geft.  29.  Slot). 

1 901  inftnOiftod($ehonfbire), ging  1833 nad)  Sphnet), 
bann  nach  Sübauftralien,  bereifte  1839  Dom  Spencer 
golf  aus  bie  glinberSfette,  fah  ben  tonensjee  unb 
uerfolgte  ben  Kurrap  bis  jurKünbung.,1840  brang 
er  über  ben  torrenSfee  hinaus  gu  bem  nach  ihm  be- 
nannten Etjrefee  (f.  unten)  oor  unb  umwanbertc  auf 
bem  Sildwcge  ben  opcncergolf.  1841  machte  er  unter 
ben  grünten  Entbehrungen  feine  benlwürbigfte  Seife 
bon  Sübauftralien  längs  ber  Sübfüfte  bis  )um  Bing 
©eorge-Sunb.  1846-  53  war  erSijegoubemcur  bon 
Steufcelanb  unb  1862  66©ouoemeur  bon  Jatnaifa, 
als  welker  er  einen  gefährlichen  Stegeraufftanb  ju  be- 
fäntbfen  hatte.  Er  oeröffcntIid)te:  »Journal  of  ex- 
peditions  of  discovery  into  Ceutral  Australia» 
(Sonb.  1845  , 2 Sbe.). 

©tjrcfce  (Safe  El) re,  fpr.  tu  Sr),  großer  Saljfee 
im  3nnern  SübauftralienS , jWifdjen  27“  50' — 29“ 
ISO'  fübi.  Sr.  unb  136“  52'— 137“  56'  öftL  S.,  9300- 
9900  qkm  groß,  am  Siibenbc  11,»  m unter  bem 
Kecre,  währenb  bie  (üblicher  gelegene  Sichjtation  1 


- (hjtctroem. 

Stuart'S  Ereef  7,8  ui  u.  K.  liegt.  Auf  ber  Dftfeite 
münbet  ber  Eooper  Ereef,  im  91.  ber  fflarburton  mit 
bem  bon  9133-  fommenben  I teuer  (Kaeumba),  ini 
93.  ber  91eaIeS  unb  lougla«,  im  S.  ber  Kargaret 
mit  bem  Stuart  Ereef.  33enn  biefe  faft  immer  roaffer- 
leeren  glujjbetten  burd)  IRegengüffe  gefüllt  werben, 
' fo  ergießen  fie  ihre  fflcwäffer  in  ben  See,  ber  aber  ftets 
fatjig  bleibt  unb  nad)  lurjer  3eit  Wieber  ju  einem 
calsfumpf  auStrodnct, bejfen  größerer nörblidjerVeil 
mit  betn  fieinem  (üblichen  nur  burd)  einen  fdpualcn 
Banal  in  Serbinbung  fleht  Am  Süb*  unb  Seftufcr 
erheben  ftch  zahlreiche  ©rußpen  non  Cueübüqcln  aus 
SinterfaK,  weldje  bie  Viehzucht  in  biefen  fotifl  lj&d)ft 
bürftigm  ©egenben  eniiögluben.  An  feinem  (üblichen 
Seil  führt  bie  große  ilbcrlanbeifenbahn  oorüber. 

®t)ria  <|pt.  Srjc),  balbinfel  an  ber  Büjte  hon  Süb- 
auftralien, bas  große  2>rried,  beffen  SaftS  hon  ber 
©attlerfette  mit  ben  Sal^fümpfen  £a(e®airbncr,  JS- 
lanb  i'agoon  begrenzt  wirb,  Wäljratb  bie  Süboflfeite 
uom  Spencergolf,  bie  Siibweflfeite  hon  ber  ©roßen 
Au[trali[d)en  Sucht  befpült  wirb  unb  bie  füblid)ftc 
Spipe  bas  Bap  Eaiaflrophe  bilbel.  2>aS  faft  nur  hon 
fierbenbcfipern  befepte  £anb  hat  in  Vor t Sine oln 
einen  hortreffliehen  vafen.  S.  Barte  »Australien«. 

(7't)(d)cu , Vaul,  lujremburg.  Staatsmann,  geb. 
1842  in  Slujembttrg,  warb  fpäter  bafelbfl  9lbhotat 
unb  1867  gemäßigtliberales  HJlitglicb  ber  Abgcorb- 
netenfammer.  Seit  1876  ©eneralbireltor  (Kimftcr) 
ber  Suftij  unb  ber  öffentlid)en  Arbeiten,  reformierte 
er  bie  Slcchtspflege  unb  Wirlte  erfolgreich  für  lanb- 
Wirtfchaftliche  Serbefferunaen  wie  für  bie  Serfdiöne» 
nrng  feiner  Saterftabl.  91achbcm  er  1885  bie  Ent- 
laffung  Slod)aufenS  (f.  b.)  bewirft  batte.  Warb  er  im 
September  1888  felbft  StaatSminiiter  unb  führte 
fccrjog  Abolf  bon  91affau  (f.  Abolf  5)  1889  als  Sie- 
genten, 1890  alb  ©roffberjog  ein.  Von  jeher  brntfef)- 
freunblid)  gefinnt,  war  er  in  ben  1870er  unb  1880er 
Jahren  auch  lufcmburgifcberöefcbäftsträger  am  Ser» 
liner  !pof.  Jn  DlarquarbfenS  »Ipaubbud)  beS  öffent- 
lichen 9ted)tS«  fchrieb  er:  »Jas  Staatsrecht  bcsffirojj- 
henogtuntS  fiuremhurg«  (0reib.  t Sr.  1889). 

(itjffenliatbl,  grau},  Vhiloiog,  geb.  6.  Kärj 
1838  in  Serlin,  gefl.  30.  91oo.  1901  tu  tpamhurg. 
ftuhierte  1857 — 61  in  Serlin,  würbe  1863  iiebrer 
am  38erberfd)en  ©htnnafium  bafelbfl,  1876  Vvofeffor 
am  Johanneum  in  Hamburg  unb  1883  lireftor  her 
Hamburger  Stabtbibliolhef.  Er  beröffcnllichte  2crt- 
rejenftonen  beS  KariianuS  Eapeüa  (Scipi.  1866),  beS 
VbäbruS  (Bert  1867),  beS  KncrobiuS  (iieipj.  1868, 
2.Aufl.  1893),  ber.HistoriaMiscella.  (Seil.  1869), 
ber  Kctamorph°ffn  öeS  ApulejuS  (baf.  1869),  beS 
AmmianuS  KarccUinuS  (baf.  1871)  unb  ber  »Scrip- 
toreshistoriae  Augustae«  (mitS>.Jorban,  baf.  1864, 
2 Sbe.).  Sonft  neunen  wir:  »Slömifcb  unb  Vouta- 
nifch-  (SerL  1882);  »Sarth-  ffleorg  9Jiebubr,  ein  bio- 
grapbifcher  Verfud)«  (Öotha  1886);  »Jtalien,  3d)il- 
berungen  alter  unb  neuer  §idjter*  (baf.  1890).  Von 
1884  -94  gab  er  jährlich  bie  »Kittcilungen  auS  ber 
Hamburger  Stabtbibliotbef«  heraus.  Vgl.  Sri t Ich. 
granj  6.  E.  (Cctpz- 1903). 

(Stjtcltvein,  johonn  Albert,  Jngcitieur,  geh. 
31. 3>cz  1764  in  granffurt  a.  911.,  aeft.  18.  Aua.  1848 
in  Serlin,  trat  im  15.  3a!jr  in  Eie  preufjiidpe  Ar- 
tillerie, nahm  als  fieutnant  feinen  Abfdtieb,  warb 
Seichinfpefior  beS  DbcrbnichS  unb  1791  Oberbaurat. 
Unter  feiner  3)ireItion  Würbe  1799  bie  Sauatabemie 
in  Seriin  eröffnet.  1816  zum  CberlanbeSbaubircltor 
ernannt,  trat  er  1830  in  ben  Vuljeftnnb.  Er  leitete 
bie  Slcgulierung  ber  Ober,  SSartbc,  33cichiel  unb  beS 


239 


©tjtlj  — ©Helin  o ba  Slomono. 


Sännen , bie  fjafcnbauten  Bon  SDiemel , Sißou  unb 
Swinemünbc  f omic  bie  ffiren  jregutierimqen  bet3il)cin- 
prooinj  unb  bie  Befhtumung  eiltet  bcfimtieen  SRofjcb 
unb  ©ewiht«  fttr^reuBcn.  Erfhrieb:  -Sratiifhe 
Hnweifung  jur  Konftruftion  ber  gafhinenroerfe  an 
gtüffcn  unb  Strömen«  (Bert  1800,  2.  'Muff.  1818); 
-Scrgleihung  bec  in  ben  föntglid)  preufpfdjen  Staa- 
len  angejahrten  SRajje  unb  öewid)te-  (baf.  1798, 
2.  «ufL  1810,  9!ad)lrag  1817);  »Srattifhe  HnWei- 
fung  jur  SSaffet  luiufimi:  « (mit  jaB.  ©illij,  ba[.  1802 
bi«  1808,  4 fcefte;  (>eft  1 u.  2 in  3.  «ufL  1830  u. 
1836);  »ftanbbudj  berStehanit  fetter  Körper  unb  ber 
(«)braulit«  (baf.  1801;  3.  Hup.,  Ceipj.  1842);  -foaub- 
budi  ber  Statil  fefter  Körper«  (Btrl.  1808,  3 Sbe.; 
2. Hup.  1832);  »(canbbud)berSerfpcftiDe«(baf.  1810, 
2 öbe.);  »©runblehren  ber  !}üf)cn'  HnalpP«-  (baf. 
1824,  2 Sbe.);  -(canbbuh  ber  (üjbroftatif«  (baf. 
1826);  »Huflöfung  ber  hbhern  numerifhen  ©lei- 
d)uitgen*  (baf.  1837). 

Ocijth,  3R aj,  SKafdiineningenieur  unb  Schrift- 
fletler,  geb.  6.  3Rai  1836  in  Rircf)f)ciiu  unter  led, 
Sot)tr  be«  aud)  al«  Siebter  (»Schichte«,  3.  Vlufl., 
Stuttg.  1866)  genannten  Pfarrer«  Ebuarb  8. (gelt. 
1884),  trat  1861  ale  Ingenieur  in  bie  grope  Sanb« 
WirtfhaftSmafhincnfabru  Bon  goroter  ju  fieeb«  ein, 
für  bie  er  bis  1882  bie  meiften  fiänber  Europa«  unb 
bie  fremben  Erbteile  bereifte.  1863—  66  tuar  er  bei 
Einführung  be«  3>ampfpPug8  in  figppten  Epef* 
ingenieur  be«  Bringen  (lalim  ^Safdja.  1882  lief;  er 
ph  in  Sonn  nieber,  War  in  ben  nätbften  gapren  Üiit 
begründet  ber  $eutfhcn  Üanbluirtfd) af to-öf  ic tlfdjaft 
unb  lebt  gegenwärtig  in  Utui.  Ja»  bewegte  iüanber« 
bafein,  ba«  E.  jabrjcbntelang  führte,  fehilberte  er  in 
bem  prächtigen  »SBanberbud)  eine«  Ingenieur«.  3n 
Briefen«  (^eibelb.  1871—84,  6 Sbe.),  ba«  in  brütet 
Vtuflage  in  abgefürjtcr  gönn  unter  bctti  Site!  »3tn 
Strom  unfrer  3^1-  Hu«  Briefen  eine«  Ingenieur«« 
(baf.  1903—1904  , 3 Bbc.)  erfetjien.  Hbgcfebcn  oon 
feinen  tedjnifihen  Schriften  (>2>aS  Hgrifulturmafhi- 
nenwefen  in  Hgppten«,  Stuttg.  1867;  -Xa«  SBaffer 
im  alten  unb  neuen  Sighpteit-,  Bert.  1891,  u.  a.)  ucr- 
öffentliehte  er  noch  ba«  hiüorijdj-romantifhe  ©ebidjt 
«Sottmar-  (3.  Hu«g.,  £eibelb.  1877),  aud>  ein 
Cuftfpiel  »Ser  SBalbfeufcl«  ((eübr.  1878),  »Seiend) 
unb  Canb«fned)t« , Erzählung  au«  bem  Bauenifrieg 
(2  Hup.,  Ipeibelb.  1886),  •t'inter'bflug  unb  Sehraub 
ilod«,  Stmcn  (Stuttg.  1899,  2 Bbe.;  5.  Hup.  1902) 
unb  -Eier  Kampf  um  bie  Ehcopäphramibe*  (§cibetb. 
1902,  2 Bbc.). 

(Styifd , 9e«  ((in.  lä.gtiv),  $orf  im  franj.  Scpart. 
Sorbogne,  Hrronb.  Sarlat,  on  ber  S^jere  unb  ber 
Drtianäbahn,  mit  ©rotten,  in  benen  1862  — 68  be- 
beutenbe  oorgefdiiehttiebe  gunbe  gemacht  würben. 

(Sjctffiel  (lat.  Slamenäform  per  hebr.  3eAe8fel, 
fonft  auch  Bielfad)  t>  e f e ! i e 1 genannt),  jüb.  Sropljct, 
Sohn  be«  Seiefter«  Sup,  limgerer  3'ügeuope  be« 
Seremia«,  Würbe  597  »on  Webutabnejar  mit  König 
Sojaihin  inäEjtl  geführt  unb  toirfte  bort  al«  Stoppet 
Bon  ca.  693  -571.  Seine  Schrift  jerfeillt  in  »icr 
ehronologifch  georbnete  Hbfepnittc:  Kap.  1 — 24  ent- 
halten äSei8fagimgen,  bie  ba«  eigne  Soll  betreffen 
unb  Bor3erufatem«3(>1tbeung  gegeben  Worben  ftub ; 
25  - 32  Seteiagungen,  bie  fid)  aut  frembe,  bem  Sott 
3«tael  feinblid)  gefinnteSötfer  beziehen ; 33— 39  unb 
40  - 48  SSetbfagungcn  über  bie  Scftauration  ber 
Iheofratie  nach  bei  3<ri’lörung  3enifalem«.  E war 
fehon  biet  mehr  Sdjriftfteller  at«  IRebner,  mehc©efcf>- 
aeber  al«  S>»Phri,  Wie  er  audj  im  ©egenfap  gu  bem 
frühem  Srophelentuni  bei  allem  tSringcn  auf  Wahre 


£>crien8befcbrung  grofeen  S!ert  auf  teoitifeben  lern- 
pclbienft  u.  bgl.  (egt.  S3ic  einerfeit«  burch  feine  Bor- 
liebe  für  Biponen  jur  Hpotatpptif,  fo  leitet  er  anber- 
feit«  ju  bem  ©efeheobienft  E«ra«  über,  mit  bem  er 
fid)  in  bie  Ehre,  Sater  be«  eigentlichen  3ubentumc. 
ju  fein,  teilt.  Kommentare  lieferten  Sinetib  (Ceipj 
1880),  EomiÜ  (baf.  1886),  Bertholet  (lübing.  1 897.« 
unb  firägfthmar  OMötting.  1900). 

(Sjedliel  (gräjipert  Ejetieto«),  füb.  Xiiptei 
be«  2.  Jahrh-  u.  Epr-,  fehrieb  in  griechifther  Sprache 
Sragöbien  ober  Biclntehr  biatogifierte  Crjähluitgen 
au«  ber  jübifchen  ®e[d)id)le;  Bon  einer,  bem  »?lu«jug 
au«  Stgppten«  (»Exagögä«),  fmb  belräthtlidjeBrueh- 
ftiide  erhalten  (präg.,  überfegt  unb  fommentiert  oon 
Shtlippfon,  Bert.  1830;  and)  bei  Seligfeh,  >3ur©»' 
fdhichte  ber  jübifehen  Soefte-,  Ceipj.  1836). 

(Sjctiel  (ter.  if\t|*o,9Dtofe83afob,  norbamerifan 
Bilbpauer,  geb.  28.  Oft.  1844  tn  Siichnionb  (Sirginia). 
machte  ben  Krieg  in  ben  Seihen  ber  Sübftaaten  mit, 
nach  beffen  Beenbiguug  er  bejchlojj,  Bilbhauer  ju 
Werben,  ging  1869  nach  Europa,  würbe  Schüler  ber 
Sfabemie  in  Berlin  unb  trat  1871  in  ba«  Hietier  non 
Hlh.  SBotff.  Sort  erlangte  er  1873  ben  Brei«  bei 
3Äicf)ael>Beer<Stiftung  unb  tonnte  fid)  infotgebeffm 
Wei  3at)re  in  Italien  weiter  aubbitben.  Vinci)  in  ben 
otgenben  fahren  erwarb  er  ftd)  ehrennoüe  Hnerftn- 
nungen,  al«  er  feine  Hrbeiten  teil«  in  Berlin  unb 
SRotn,  teil«  in  ber  Sationalatabemie  ju  3ieW  Bort  unb 
in  Eincinnati  auäfteüte.  Sie  ftnb  begrünbet  auf  ba« 
Stubium  SRichelangelo«  unb  feffeln  bejonber«  burch 
bie  läBärme  ber  Emppnbung.  3U  ben  bebeutenbem 
gehören:  bie  ©ruppe  ber  Seligionbfreiheit  für  Shjla 
bclpbia,  3«rael,  bie  pgenbe  ffleftalt  einer  Ena,  Sau 
unb  Hmor,  ein  WäiHjrer,  Kam,  bie  ©nippe  Statur 
unb  Kunft  unb  ein  iReiterbenfmal  be«  ©eneral«  Sec. 
Er  ift  in  SRom  anfäfpg. 

Cijöon  (ileber , alte  fiafenpabt,  nahe  bei  Etatp. 
juerft  bei  bem  3ufl*  ber  järaelilen  nach  Kanaan  ge- 
nannt; Salomon  unb  fpäter  3ofaphat  Iiepen  bott 
Schiffe  für  bie  Bahrt  nad)  Opbir  bauen. 

(Sjjcltno  ba  Stomaao  (Ejelitt),  ba«  ^aupt  ber 
©hibellintn  in  Stalien  jur  3eit  Kaifer  griebrid)«  II., 
geb.  25.  Sprit  1194,  geft.  1259,  flammte  au«  einem 
Hbcl«gefd)led)t,  beffen  Vlfjnherren  unter  Konrab  n. 
au«  Efeutfebtaub  in  3totien  eingewanbert  fein  fotlen. 
Schott  Bon  früher  3ugenb  an  nahm  er  att  bengehben 
feine«  (laufe«  Hnteil,  warb  1226  Sobeftä  Bon  Be- 
rona,  Berlor  bie  (lerrfdjaft  über  bie  Stabt  1227,  ge 
Wann  pe  aber  1230  jurüd  unb  idjtoü  peh  1232feinem 
frübem  ©egner  Katfer  griebrid)  II.  auf«  engflc  an, 
ber  ihm  1236  bie  Sperrfchaft  über  Sicenja,  1237  über 
Sabua  unb  Srcoiio  übertrug  unb  ihm  1238  feine 
natürliche  Joehter  SetBaggia  jur  ©attin  gab.  Bon 
nun  an  Berfotgle  E.  vaftlo«  ba«  3',(-  feinem  (»au« 
im  Kampf  gegen  bie  ©uclfeit  eine  fetbflänbige  8LU' a d) t 
ju  erwerben,  weihe  bie  gan  je  treoifanifhe  (Wart  um- 
faffen  fottte,  beren  BomRaifev  ernannte  ffleneraluitnre 
feiner  Oberleitung  feit  1239  unterpeUt  waren.  Uüe 
gewonnene  (aerrfhap  hielt  er  mit  graufamftrr  Ty- 
rannei feft,  unb  ba«  Shredeuäregiment,  ba«  er  auf  - 
richtete,  hat  feinem  Sfamen  ein  enifeglihe«  Hnbenten 
m ber  ©efdphle  3talien«  »erfhafft.  ©egen  Kaifer 
griebrid)  n.  bewie«  er  fiel«  bie  gröple  Ergebenheit, 
wie  er  aud)  nahmal«  beffen  Sohn  Konrab  IV.  auf« 
eifriafte  unterflügte.  Vlilgemein  gehapt.trogte  er  atten 
geinben  burd)  feine  SSahfamfeit  unb  feine  Siaht, 
gegen  bie  and)  ber  Bamtpudj  be«  Sappe«  niht«  Ber- 
mohte.  Hl«  er  1256  Stantua  angrijf,  jog  ein  Äreuj- 
hecr  unter  Erjbijhof  Sbüipp  Bon  SaBcnna,  bem  ph 


240 


©jjolieb  - 

bie  glüdftlingc  ©abttaS,  9?icc  it  ga«,  JreBifo«  unb  anbrer 
Stdbte  anfd)Ioffen,  gegen  i()n  unb  eroberte  im  3ttm 
©abtta,  Warb  febod)  bei  Jorrtceüa  (1.  Sept.  1258) 
gfin.jtich  geflogen.  9113  er  aber  mit  £iilfe  ber  flbetS  - 
Partei  in  ffiatlanb  and)  biefe  Stabt  fidj  ju  unterwer- 
fen ftrebte,  bitbete  iidi  ein  neuer  ©unb  gegen  il)n,  an 
bem  auch  fiönig  Wanfreb  Bon  Sijitien  tetlnahnt.  6. 
mürbe  27.  Sept.  1269  bei  Soncino  gefdflagen,  fiel  m 
©efangenitfiaft  unb  ftnrb  menige  Jage  barauf.  Sem 
'S  ruber  911  beriet)  mußte  ein  3af)r  fpäter,  25.  9lttg. 
1260,  bunt)  junger  gezwungen,  {ein  Sd)Iof)  San 
3etto  o^ne  ©ebingung  übergeben  unb  Würbe,  nadj» 
bem  man  feine  Sohne  unb  jörftter  Bor  feinen  klugen 
unter  grägltchen  Wärtern  getötet  batte,  an  ben  Sd)weif 
eine«  $ferbeo  gebunben  unb  ju  lobe  gefdfleift.  Wit 


- Saafien. 

ibm  ertofeb  ba«  ©eftblecfit  ber  IRomano.  SjjelinoS 
lieben  unb  6nbe  würbe  mehrfach  poetiid)  bearbeitet, 
fo  Pon  Santü  in  einent  SRoman,  Bon  ©idjenborff  in 
einem  ®rama : »<£.  Bon  Slomano« , unb  non  ©.©fi.icr  in 
einem SRomanjcnfrang.  Sgl. Serci,  Storia degli Ez- 
zelini(©affanol779;  Scneb.  1844,  3©be.);  ©i Her- 
mann, ®.  non  Sontano  (1.  Seit,  bi«  1244  reiebenb, 
Stuttg.  1890);  S.  Witt«,  Storia  d’EzzelinoIV  da 
Komano  (Wabbatoni  1896). 

©pgolieb  (audj  flnegenge),  attbeutfebe«  fflebiept 
non  etwa  1060,  nerfagt  non  einem  ©amberaer  Sd)o- 
lafticuS  (Emo,  bebanbett  bie  $aupKatfad)en  ber  djrift- 
tidjert  §eiUgef<hid)te  (abgebrudt  bei  Wütlcnhoff  unb 
«euerer,  »tDenfmSler  beutfdier  ©oetit  unb  ©rofa  au« 
bem  8. — 12.  3al)rijunbert« , 3.  Sufi.,  ©erl.  1892). 


5?  (ef).  f,  lat.F,  f,Sonfonant,  ber  feepftc  ©udjftabe  j 
un|er«  Slpbabet«.  ja«  berrtfefae  f ift  ein  labialer,  ge- 
nauer tabiobentaler  tontofer  SRcibelaut,  f.  ßautletjre.  | 
®8  ift  in  ber  Sieget  burd)  2autnerfd)iebung  (f.  b.)  ent 
ftanben  unb  gwar  teil«  au«  urfprünglidjem  p,  g.  ©. 
in  »gufj«  (got.  Ritus)  = lat.  pes,  teil«  au«  urfprihtg* 
lidjetn  b,  g.  ©.  in  »$orf«  (nieberlänb.  dorp)  = tit. 
trob«  (ffiebäube),  3>er  ©udfftabe  f (8)  ift  ba«  ber- 
itbergenommene  tat.  F,  biefe«  aber  war  eine  Sblür- 
gung  be«  Soppeljeicfien«  FH,  womit  bie  ©riechen,  unb 
nachweislich  audi  bie  Siömer  fetbft  in  ber  älteften  3eit, 
ben  labialen  {Reibelaut  barftetlten. 

ÜfPffirguitflcn. 

3tt  tümifdien  Sjnftfjriften,  in  £aiibf<f)rifien  unb  auf  Silin- 
jen  tft  F.  ober  f.  = filius,  fecit  k.  ; bann  = folio,  ent- 
Weber  mit  ®egua  auf  irgenb  eine  Seite  eine«  Sn  die«  ober 
auf  bie  ©tIS&e  bc«  Sriidbogcn«.  3m  Siahwefcn  ift  5.  Ht>-- 
türjnng  für  Ruh,  in  ber  6Ieltmt«bnit  [iir  Ratab.  Huf 
beutfdjen  5teid)8mfingeii  bebeutet  F bie  Slflnjftatie  Stutu 
gart,  auf  «Hern  fratijäfiidien  Stüttgen  Hnger«,  auf  «Hera 
preuftifdjen  Siagbebnrg  unb  «Hern  ö[tcneid)ifd)ni  §an  in 
Xitol,  auf  briiiftben  Siüttjen  FD  für  fidei  defensor,  »9?cr» 
teibiger  bt«  ©tauben««,  ein  oom©apft  bem  Äöitig  Perliet)ener 
CEfjnntitet.  Huf  ber  6tettfd)eibc  engliftper  libren  ift  F = 
faster  (geftbwinber,  (Hegen jap : 8.,  b.  b-  slowiv,  langfam); 
bei  Stjcnnometerangaben  = Ragten  (feit.  3n  ben  Stotcii» 
ftintmen  ift  t ~ forte  (ftarf),  ff  = fortissimo  (fetir  ftarf) ; 
baber  «an«  bem  ff.-,  fooie!  wie  In  bobem  ®rabe.  3m  tpau- 
bei  ift  f.  = feilt,  ff.  = fein-fein  ober  fegr  fein.  3n  ber  Spende 
ift  F ober  Fl  geidten  für  1 Htom  glitor.  Huf  Jfejeplett  ftebt 
f.  für  flat,  j.  ©.  f.  emulsio,  t«  »erbe  eine  Smulfton  gemadtt. 
3n  Snglanb  tft  F.  allgemein  gcbtfiutblitbe  Hbtürj'uitg  für 
Fellow,  Siitglieb,  j.  ö.  : 

F.  U S.  — Fellow  of  tlio  Linnean  Society. 

F.  It.  A.  S.  = F.  of  tlic  Royal  Antrooomieal  Soc. 

F.  K.  0.  P.  ober  C.  S.  — Fellow  of  the  Royal  College 
of  Physicians  ober  of  Surgoon*. 

F.  R.  U.  S.  — F.  of  the  Royat  Geographical  Soc. 

F.  R.  S.  (E.)  — F.  of  the  Royal  Society  (Edinburgh). 

F.  R.  S.  h.  — F.  of  [the  Royal  Soc.  of  Literatur.', 

F.  S.  A.  = Fellow  of  the  Society  of  Antiquaries. 

F.  Z,  S.  = Fellow  of  the  Zoological  Society. 

It,  Bot  lat.  Sflanjcnnanteit  = forma  (Rorm  einer  Hrt). 

F. , bei  Sflatijennamcn  Hbfilnung  für  5.  St.  grieS  (f.  b.). 

F.  £ Sch.,  bei  Siemamen  Hbtilrjung  fflrStanA  Güftarb 
Stbulje  (f.  b.). 

F.  et  lf.  aud)  Fitch.  et  tfev.),  bei  üfflatticrtnamtit  H6- 
fürjttng  für  g.  (E.  8.  Bon  güdjer,  geb.  1782  ln  fcaiber- 
ftabt,  aeft.  ale  SrofeRor  ber  öotanit  ln  tßeteriibuig  18M. 
Stuiüidje  unb  norbamerifaniftbe  Sflattjen.  — Hey.,  f.  b. 

t>.  B.  = freiwiüige  öeriibtäbarteit. 

f.  1. ».,  auf  Üiejeptett  = fiat  lege  artis,  e«  Werbe  funft- 
gemäß  bereitet. 


6.  Sb,  ln  Öfterreidi  = gelbmatftball. 

5.  St.  2.,  in  Ofterreitb  = RelbmarftflaHeutttaitt. 
f o b = free  on  boarel  (engt.),  frachtfrei  an  Sorb. 

F.  S.,  in  ber  internationalen  ielegrapbte  = faire  sniTrcl 
nat^gufenbenl 

F.  8.  Lcuck.,  bei  Siemamen  f.  » Leuch. 

S.  8.  St. , in  Ciierretd)  = Selbjengmeiflet. 

F,  in  ber  SRufil  ©ud)fta6enname  eine«  ber  flehen 
Stammtöne  unfer«  Wufifipitem«  (Bgl.  A),  jugleie^ 
ber  ältefte,  ber  at«  Schlüffe!  (clayis  signata)  Bor  eine 
Stotenlinie  gcfe(jt  tnurbc  (ber  ©agjdiliiffcl,  urfprüng- 
lieh  ein  wirflidje«  F).  ®oä  S^Iüffel-F  ift  ba«  ber 
(leinen  OftaBe.  $te  F.fiinie  Würbe  befonber«  in  ben 
(Kotierungen  be«  ®rtgorianifdjen  Gljoral«  lange  ^eit 
mit  roter  garbe  (minium)  gejogen  unb  bie  C-2tnie 
mit  gelber  (crocum).  3n  Stalicn,  Rranfreidi  tc.  jfei&t 
ber  bei  un«  F genannte  Jon  Fa  (ngl.  SDlmifation). 
Jte  Sdjallö^cr  ber  Strcidjinftrumertte  werben  n ad) 
ihrer  ©eftalt  oft  al«  bie  F- 2 B eher  bejcichnet. 

gaaborg  (»r.  foo,  ipafenftabt  auf  ber  Sübfüfte 
ber  bän.  3nfcl ®Unen,  9tmt  Snenbborg,  an  einer  tüud|t 
bc«  kleinen  fflelt  unb  an  ber  Sübfünenfthen  @ifen- 
bahn,  Sig  eine«  beutfd)en  Äonfnlaragentcn , hatein 
ftofpital,  Stfengiegereien,  Spinnereien,  Jabaffabri- 
fen  te.  unb  (imd  4218  6iuW. 
fftiafet  See,  f.  Sitlad). 

K-aamtcc  (fjahamtee),  f.  Angrecum. 
f^tiaffcn,  3ncob«8  ©ieter  (mofiert,  hcüänb. 
Schaufpicler  unb  ®raincnbid)ter,  geb.  9.  Sept.  1833 
im  fjaag,  geft.  bafelbft  1903,  war  nadfeinanber  auf 
ben  Cfthncn  ju  fHmfterbam  nnb  im  feaag  tätig,  feit 
1875  in  Stotterbant,  wo  and)  bie  hauptfädflidjften  fei- 
ner Stüde  aufgeftthrt  würben.  Vtuf  feine  heinertt 
bramatifthen  iSerfe:  »De  werkstaking«  (»$er 
Streif«,  1872),  »Manns  de  snorder«  (»SPtanu«  ber 
Äulfther«,  1878),  »De  ledige  wieg«  (»JtelecreSBicge-, 
1878)  u.  a.,  folgten  bie  großem  Sdhaufpiete:  »Anne- 
mie«  (»Sinne SRarie«,  1878),  ba«  in  einem  intematio» 
nalen  SSettbewerb  ben  ©reiä  erhielt  unb  1881  muh  in 
2onbon  gefpielt  mürbe,  »Zonder  naam«  (»Ohne  91a- 
men«,  1882),  »Zivarte  Griet«  (»®ie  fthwarje  ©ret-, 
1882),  »Hannes«  (1883)  unb  »PlatijneuCo.«  (1885). 
©efaminelt  erfdiienen  feine  Seife  in  28änbctt(Sneef 
1 884).  fj.  ift  itt  feiner nolfdtümltchen  tirt  ein  S IrebenS- 
genoffe  Bon  3uftu«  Ban  Waurif  (f.  b.),  feine  Stauten 
gelten  trog  ihrer  nott  ben  granjofen  henibergettom* 
menen  Rorttt  a!«  bie  getreueften  Sptcgelbilber  be«  hol» 
liinbifchen95ol!8lcben8,  beffen  grtinblidjer  Senner  er  ift. 
Stc  ba«  Altere  ©oifdjtücf  überhaupt,  fttdjen  auch  bie 


241 


Fab.  — 

feinen  orrebelnb  ju  Wirten,  in  iprer  Unmittelbarfeit 
berciieten  fie  bad  mobeme  realijiifdje  Srama  Bor. 

Fab. , 0.  Fahr.,  bei  ©fianjennamcn  ©bfünung 
für  Dtpo  gabrictttd,  acb.  1744  in  Snbfjöbing, 
^forrer  in  Grönlanb,  gcft.  1822  ald  ©i[cpof  in  Ko- 
penhagen; fcfjricb : »Fauna  grot-alandica*  (1780). 

Faba  (lab),  ©opne;  Fabae  albae,  Weiße  Sonnen; 
F.  calabarica,  ßnlabarbohtte;  F.  do  Tonca,  Santa- 
bobne ; F.  Ignatii  (F.  indica , F.  febrifiiga) , 3gna- 
tiudbobne ; F.  Pichuriin , ©iepurimbopne. 

gäbet  (lat.  fabula)  ift  einerfeitd  bie  ©egeiepnung 
für  bie  poetifepe  Jmnblung  einer  erj&ptcnben  ober 
bramatifepen  Sicpiitng  unb  bilbet  in  biefem  Sinne 
ben  Gegenfaß  ju  ben  Eparafterett,  anberfeitd  bie  ©e- 
jeiepnuug  für  ehre  beitimmte  in  Urjeiten  jurüdrei- 
ebenbe  Gattung  ber  ©oefie,  in  ber  bad  erjäplenbe 
unb  bibaftifepe  Element  in  ertgftcr  ©erbinbuug  er- 
(feinen.  Sie  eepte  g.  ift,  loie  HKptpud  unb  Sttircpen, 
ein  Grjeugttid  bed  GefamtbeWufitfeind  unb  reiept  in 
Seiten  jurüd,  in  benen  eine  primitiB  Boltdtümliepe 
Sluifafjuitgawcife  berr(d)t  unb  eine  Trennung  Ber- 
febiebeuer  ©ilbungdfeptd)tcn  nod)  nid|t  eingetreten  ift. 
3n  ber  g.  nuupt  fiep  bie  bcfeelenbe  ober  betfonifijie- 
renbe  ©pperjeptioit  (f.  Siftpetifepe  Hpperjeptiottdfor- 
men)  geltenb.  bie  in  bem  primitiaen  ©iewußtfein  Bor- 
Waltet , unb  fie  crjtredt  ftd)  indbef.  auf  bie  Siere,  bie 
als  Stenfdien  ober  menfepengleicpe  Siefen  angefeben 
werben.  So  ift  bie  urfprüitgficpe  g.  Sierfabe  I;  fie 
wirb  nod)  ihrem  permeintlieben  GrfinberSifopod  auep 
bie  iftfopifepe  g.  genannt.  Sad  bibaltifcb-rcfleltierenbe 
Element  fomnit  in  ber  Sterfabel  um  fo  leichter  unb 
beutlieber  jum  ©udbruel,  nid  mir  bcrgebracptermafieii 
jebent  Sier  eine  beftimmte  beroorfiedfenbe  Gigcnfepaft 
beilegen.  Grjäplung  unb  Sionu  finb  in  ber  g.  nod) 
unlösbar  Berbunben,  unb  ed  ift  niept  notwenbio,  aber 
febon  feit  alter  geit  beliebt,  baß  bie  leßtere  am  Schluß 
(hier  unb  ba  auch  (<pon  }U  ?Infang)in  einer  befonbem 
gonucl  jufammengefafit  wirb,  (jn  ber  ntobemen  g. 
finb  bad  erjäplenbe  unb  refletticrenbe  Element  in  ber 
Siegel  beutlicher  Boneinanber  geichieben,  unb  bie  Gr- 
jäpluttg  bient  nur  jur  überraiepenben  Sarleguttg 
einer  beftimmten  öaprpeit.  Sie  Gntftcbung  ber  g. 
ift  ebenfo  wie  bie  bed  Slptpud  unb  bei  Siärepend  in 
ber  Urgeidjichte  aller  Söller  Boraudjufeßen;  junäepft 
nachweiabar  ift  fie  im  Orient,  unb  Bon  hier  aud  bat 
bie  g.  bie  Säuberung  burep  alle  Stulturlänber  an- 
getreten. ©erübmt  ftnb  bie  mbifdjen  gabeln,  bie  man 
gewöhnlich  bem  ©ibpai  beilegt  (f.  ©antfepatantra), 
unb  bie  gabeln  beä  ülrabcrd  fiofman.  Wueb  bie  Ent- 
ftepung  ber  g.  in  ber  grieepifepen  Literatur  weift  nach 
bem  Orient:  Sfopod  war  ein  SflaBe  aud  ©prBgicn. 
Surep  bie  Griechen  Würbe  fie  ben  SJömem  betannt, 
©päbruS  übertrug  bie  grieepifepen  gabeln  itiä  üatei- 
nifepe.  VUa  bie  alte  fiiteratur  unterging,  erpielt  fiep 
baa  Slnbenfeit  an  bie  Sifopifepen  gabeln  bei  Spaniern 
unb  granjofen  (im  »Maitre  Pathelin«),  3m  Slittcl- 
alter  intercificrtcn  fiep  Borjügliep  bieSeuticpen  bafür; 
beutiepe  gabelnaud  ber  geit  ber  Siinnefmger  gab  ©ob- 
nter  perauä  (güriep  1757).  Ser  ältefte  beutfepe  gäbet» 
bidpter  fepeint  Steider  (um  bieSSitte  bedl3.3aprp.)ju 
fcin;©oner(ju  Anfang  bed  14.3abrp.)ift  ata  treuper» 
jiger  gabelbicpter  buvd)  feinen  »Gbelitein«  belannt. 
(Italiener  unbSpanier  befdjäftigten  fiep  am  menigften 
mit  biefer  Gattung,  ©ei  bengranjofen  patfiafontaine 
burep  bad  äußerit  gelungene  Streben  naep  S3iß  unb 
Glegnnj  ben  tiublidjen  Sou  ber  g.  etwaä  Uerwifcpt. 
Sie  beftett  enalifcpen  gabuliften  ftnb  Gal)  unbSioore. 
Sie  beutfepe  Station  napm  fiep  auep  ferner  mit  fliehe 
biefer  Sidßtungdart  an.  JJm  16. 3aprp.  lebte  ber  treff  ■ 

«e9«ri  Pom>.«2eiifon,  ö.  Hujlw  VL  Sö. 


gabdticre. 

lipe  gabulift  ©urfparbt  Snlbid.  ^ogebont  erjciplte 
gabeln  in  ber  Sinnier  be4©bäbru«  unb  in  ber  Sofern* 
tained;  GeKertä  gabeln  würben  mit  Gntpufiaainua 
aufgenommen.  Gleim,  fiieptroer,  SiBantoo  folgten. 
2ef|ing8  gabeln  finb  in©rofa,  geiftboll,  für j,  treffenb, 
opne  poetifepe  Sudicpmiicfung  unb  bejieben  fiep  tunt 
Seif  auf  litcrarifdtc  ©erpciltnifie.  ©feffeld  gabeln  finb 
teilet  fatirifcp,  teils  fentimental  3«  neuer  geit  warb  bie 
g.  weuig  angebaut,  nur  ber  3cpwc4er  gröptiep  Berbient 
Grwäbt'nutg ; trefftiep  für  bad  Stinbe-.iaüer  finb  Stepd 
gabeln  (mit  O.Spedterdgeicpnungen).  Eine  »gäbet* 
iefe«  gab  Samler  pevaud  (Üeipt.  1783—90,  3 öbc.). 

gabclcpopöc,  fepertpaftee  ,\,tclbcngebtd)t,  in  beut 
bie  Stere  bie  Stelle  ber  Sienfepen  unb  biefe  bie  Steüe 
pöperer  SBefen  entnehmen,  g.  ©.  bie  angeblicb  Bott 
fjottier  perritprenbe  »fflatraepompomaepie«,  »Sfeinclc 
gticpd«,  Stotlenpagend  »grofcpmäudlcr«  u.  a.  S. 
Gpiiepc  Sicptung. 

gabeltiere,  Gefepöpfe  ber  ©pantafie  ber  ©ötfer, 
bie  in  Siptpud  unb  ©olldbicptimg  eine  große  Stolle 
fpiclen,  Bielfacp  auep  an  tatfeidpliepe  ©efuttbc  anfnüp- 
fen,  aber  nteift  burcf)  Übertreibung  unb  Stißbeutung 
lebenber  unb  audgeftorbencrgormeit  entftanben  finb. 
Sepr  bicle  g.  fnüpfeu  angoffilfutibe  an,  nament« 
licp  bie  Sraepen-  itnbflinbwucmfagen.  Obwohl 
bie  foffilen  SSirbeltierreftc  im  flaffifdjen  VUtertume 
tueift  auf  bie  Seiber  menfcblicpet  Stiefctt  bejogen  Wür- 
ben, galten  fie  boep  in  Spina  Oon  jeper  ald  Sraepen- 
fnoepen  (Kung-lu),  auep  meprere  beutfepe  Vofalfagett 
Bon  Sraepcnfämpfen , Wie ©.  bie  Bott  Hlagenfurl, 
fuüpfen  birelt  an  folepegofftlfunbe  an.  Sepmt  Ceuen- 
[lebt  pat  auf  bie  ^Ipnlicplciten  bed  Sradjcnbilbed  ber 
Sübinger  Stabtfircpe  mit  beit  am  Steefar  häufig  ge- 
funbeiten  Steffen  ber  fepwäbifepen  Sinbwünuer  uttb 
Jbrolobile  (Zanclodon  unb  Belodon)  aufmerffant  ge- 
maept.  Üpnlieped  gilt  Bon  ben  E i n p o r n - unb  G r e i • 
fen  jagen,  bie  meift  auf  ben  gunb  fogen.  Greifen- 
[tfluen,bcn!pönicrnBonSipino}ei'ontibeti,  jurüdgepett. 
Ser  Üljbeft  foBte  bad  Ipaar  eined  im  gelier  unoer- 
brennlitpcn  uitterirbifd)  lebenben  Siered,  bed  Sala- 
maitberd,  bieStammudttotpen  biejenigen  einer  riefen- 
paften  Eidratte  (f.  b.)  fein.  Sie  ©afilidfenfage 
gept  auf  Grbgaje  jttrüd,  bie  ©erglcutc  unb  ©ninmit* 
maeper  plößliep  töten  unb  ju  einem  Sier  perfonift* 
jiert  würben,  bad  burep  ben  bloßen  Änpouep  ober 
Vlttblid  tötet.  Seefabrerfagen  finb  bie  Bon  gro* 
fien  Seefeplangcn,  Steerffolopenbern,  Site» 
fenfrafen,  Sieerntöncpen,  Sicerbifepöfen, 
Sirenen  tc.,  bie  j.  S.  auf  bcnStnblid  großer  Steppa- 
lopoben  unb  Sectüpe  juniefgepett,  ^änbterfagcn 
biejentgett  Born  Begetabilifepen  Üamnt  ober  ©ara* 
neß  (f.  b.),  Welepe  bie  ipertunft  bed  iVrimnterd  oer- 
feplciern  foBte.  ?lud  gmt;,  heterogenen  Elementen  ge- 
mifept,  erfepeitten  bie  g.  ber  Sieligiondfpfteme,  betten 
man  auf  altägpptifcpen,  affprifepeit  unb  tnbtiepen 
Sempetbilbcm  begegnet.  Wie  bie  Spintärn,  in  ber 
fiep  fiömenförper,  ©ogelflügel  unb  feuerfpeienbergie» 
gentopf  jtt  einem  Spmbol  für  einen  lplifepen  Gad- 
Bulfan  mifepen;  bie  Siartiepora,  eilt  füreptertieped 
Staubticr  mit  Stenfepenantliß,  Möwentörper,  öirfdt- 
fußen,  Stblerfliigeln  unb  StorpiondfcpWanj ; bie  S e u - 
cocrotta,  Bott  ber  feit  fttejiad  atd  einem  uitBer» 
Wunbbaren  Stifepwcfen  aud  ßrolobtl  unb  Gfel,  ilöwe 
unb  Siirfcp  gefabelt  wirb,  bad  beit  Sienfepen  burep 
Slaepapmuttg  feiner  Stimme  anloden  foBte.  Ed  ift 
merfwürbia,  baß  teoep  ben  2inbwürmern  ber  mittel  * 
alterliepcn  nagelt  jtctd  Gfeldoprett  beigetegt  wurben. 
wäprenb  boep  fein  Sieptil  äußere  Ohren  bepßt.  Stuep 
ber  Stiermenfep  (Siinotaurud,  Sienotpran* 

16 


242 


Faber  — gäbet  bu  gaur. 


n u «)  gehört  mit  ben  Äen tourt it  ju  biefen  Mifh* 
roefen bie  mebt  ber  Sbeologie  unb  Mpfiit  als  btr 
©olf«fage  iljre  Entftebung  Berbanfen ; ben  Urf  prang 
btr  Kentauren  (neben  anbre  in  bem  eriten  ©nblid 
ffptbifher  ©citcruolfer,  bi«  mit  ihren  ©ferben  gleich* 
jnm  oerwahfen  fdjienen. 

Faber  (lat.),  ber  Arbeiter  in  £>ol(,  Stein  unb 
aKetaU.  3n  rßmefhen  feeren  hießen  fabri  bic  £mnb- 
Werfer,  3immerleute.  Stbmiebe,  bie  ein  (eibjtänbigeS 
Storp«  unter  einem  eignen  ©efchl«bober  (praefectus 
fabrum),  befonberäjur  §crfteüung  Bon  ©rüden,  ©e- 
lagerungS*  unb  ©crteibigungäwcrtcn,  ©efhügen, 
Waffen  jc.,  bilbeten. 

g-aber  (iaL  Übertragung  bon  Shmieb),  1)  3a* 
lob  g.  Stapulenfi«,  eigentlich  Sacgue«  Ie  gesre 
b'Sftaple«  (bei  SlmienS),  ®eburt«}eit  unb  *Crt  un- 
ficber,  warb  1523  ©rofeoifar  beim  ©n'hof  ©riconnet 
Bon  SJieauf,  begab  fih  aber,  wegen  feiner  Hinneigung 
reformatori|d)en  ©runbfägen  Bcrfolgt,  1530  ju 
argarete  Bon  Sianarra,  wo  er  1536  ftarb.  Er  über* 
fegte  bie  gefamte  ®ibel  in«  granjöfifhe.  ®gl.  ©raf, 
Essai  sur  lu  vie  et  les  ferits  de  J.Lefivre  d'Estaples 
(Strafeb.  1852). 

2)  ©afiliu«,  beutfdjer  Schulmann,  geb.  1520  in 
Sorau  (Jiicberlauftg),  geft.  um  1576  in  Erfurt,  (tu- 
bierle  in  Wittenberg  2fieologie,  warb  um  1645  ©et* 
tor  in  Üiorbbaufeii,  1660  in  Oueblinburg  unb  1570, 
bort  wegen  feiner  Weigerung.  baS  Corpus  doctrinae 
Melanchthonis  ju  unterfibreiben,  abgejeßt,  Sorfteber 
be«  Sluguftinerfotlegium«  in  Erfurt.  Er  war  Mit- 
arbeiter an  ben  Maqbeburgcr  3enturien  (f.  b.)  unb 
iiberfeßte  mehrere  Schriften  üutberS  in«  Scutfhe. 
Sein  ijjauptwert  ift  ber  »Thesaurus  eruditionis 
scholasticae«  (Scipj.  1571 ; wieber  grög.  Bon  Seid), 
baf.  1749,  2 ©be.). 

3)  3obn,  engl.  Stupf  erfteeber,  geb.  1684  in  flwl* 
lanb,  geft.  2.  Mai  1756  in  ©loombburp,  tarn  fdion 
in  feinem  britten  3abr  mit  feinem  ©ater  Sobtt  g., 
einem  Mejjotintoftecber,  nach  Englanb.  Seine  Stiebe 
in  Sebwarjfunfi  geboren  nt  ben  beften  biefer  9lrt; 
fie  belaufen  fih  auf  165  Summern , jurn  größten 
Seil  ©ilbniffe  beruorragenber  Englänber. 

4) 3obannS!otbardon,  3nbuftrieller,  geb.  12. 
3uni  1817  in  Stein  bei  ©ümberg,  geft.  bafelbfl  26. 
3uli  1896,  übernahm  nad)  einem  breijahrigen  Vtuf* 
enthalt  in  ©ari«  1839  bie  Bon  feinem  lirgroBbater 
1760  in  Stein  begriinbete  ©leiftiftfabrit  (Sl.  29.  ga* 
ber),  bie  bamalä'noch  mit  20  Arbeitern  nah  bem 
alten  ©erfahren  arbeitete  unb.  Wie  bie  gefamte  ©um- 
berget  ©leiftiftinbuftrie,  bureb  bie  Erjinbung  beä 
©arifer  ©leifliftfabritauten  Eontcf  Bon  ber  Stonhir* 
ren(  faft  audgefhloffen  war.  g.  führte  bebeutenbe 
©erbcjferungen  in  ber  ffileiftiftfabnfation  ein  unb 
erhob  feine  gabrif  ju  einer  Mufteranflalt,  an  bie  fih 
bie  gefamte  ©leiftiftfabrilation  Seutfhlanb«  unb 
CfterreiebS,  bie  gegenwärtig  ben  erften  Sana  ein* 
nimmt,  angelebnt  hat.  Seine  ©olBgrabedftifte  fanben 
überall  bei  bienten  ©eifall,  unb  burd)  feine  raftlofe 
taufmännifhe  Sätigfeit  wuftte  er  einen  großen  ©bfaß 
ju  erjielen.  1874  erfanb  er  Sfopierftifte  in  Berfdjie* 
benen  .^örtegraben.  Er  errichtete  3weiggefd)äfte  in 
9iew  ?)orf,  ©ari«,  Sonbon,  ®erlin  unb  ©genturen 
in  Wien,  ©ctersburg,  Hamburg.  Sie  gabrif  liefert 
auch  ©atent*  unb  garbitifte,  ©urcaurequifiten,  Sin» 
ten,  garben  für  ©quareü*  unb  Ölmalerei  ic.  unb 
gewarnt  einen  neuen  ©uffhwung,  al«  g.  1856  burd) 
einen  ©ertrag  ba«  ©echt  auf  alleinige  ©enubung  be« 
in  OftfiMrien  (Sajanifcbe«  ©ebirge)  enibetnen  Bor- 
jüglicben  ©rapbit«  erwarb.  Er  errichtete  aud)  in 


©erolbSgrün  bei  fironad)  eine  gabrif  für  Schiefer, 
tafeln,  eigentümlich  präparierte  Scbieferftifte  unb  bie 
^ol}inbu|trie,  anbregabrifen  in  91eWf)orf,  in  ©oifp» 
le*Sec  bei  ©ariä  für  Sinlen  unb  garben  unb  be* 
fd)äftigt  gegenwärtig  1100  Arbeiter,  für  bic  er  Spar* 
taffen,  Sdjulen,  Wohnungen  unb  Stiftungen  für 
Erhebung«*  unb  ©ilbungäjwede  entrichtete.  1864 
Würbe  er  ätem  lebenslänglichen  Mitglieb  be«  bapri- 
fhen©ei<b«rat«  ernannt,  1881  Würbe  ergreiberr  unb 
1891  erblicher  ©eidjbrat  ber  Krone  ©apem«.  91ah 
bem  am  27.  3an.  1903  erfolgten  Sobe  ber  Witwe 
Pon  3-  fl-  B.  g.  ging  ba«  ©efepäft  an  beten  Enfclin. 
©räftn  Ottilie  B.  gabcr-EafteH.  unb  an  beten  ©emabl, 
fflrafen  Wlejanbcr  B.  gaber-ßaftell,  über,  welche  bie 
gnbrifen  in  feitberiger  Weife  fortfübren. 

5)  Ern  ft,  äRifjiönar  unb  Sinnlog,  geb.  25.  ?lprit 
1839  in  Jloburg,  geft.  26.  Sept  1899  in  Sfintau. 
ging  1864  im  Sienfte  ber  ©betniicben  äRifftonSqefell* 
fcbafl  nach  Shanghai,  Wo  er  1885  in  ben  be«  ©Dge» 
meinen  proieftantifhen  MifftonSBerein«  übertrat. 
Er  fhrieb:  »fiebrbegriff  be«  Äonfujin««  (^onglong 
1872);  ferner  Schriften  über  bie  flehten  ber  ©btlo* 
fopben  SMibtfe  (»Sie  ©runbgebanlen  be«  alten  diine* 
ftfd)en  SojiatiämuS»),  £iebtie  (»Ser  SRaturaliäntu« 
bei  ben  alten Gb'n*fa'‘)  unb  3Renciu«(» Eine  Staat«* 
lehre  auf  ethifher  örunblage«),  alte  brei  1877  in 
Elberfelb  erfhienen;  »Ser  Sauiömuä«  (1884)  u.  a. 
Son  feinem  legten  Werf  über  bie  13  hineftfhen  filaf* 
fiter  ift  nur  bie  erfte  Hälfte  (6  ©be.)  erihienen.  1888 
Bcrlieb  hm  bie  tbeologifh«  gatultät  ber  UniBerfitat 
3ena  bie  $oftorwiirbe. 

6)  ©ntoniu«,  f.  gaure  2). 

7)  3obanneS,  f.  3obanne3  gaber. 

8)  ©eter,  f.  gaüre  1). 

Faber,  bei  Sicmamcn  gr.  gaber,  geb.  1795 
in  Obenfe  auf  günen,  bereifte  1819—21  3«lanb  unb 
tarb  al«  3“rifl  1828  ju  £oorfcn«  in  Sütlanb.  Er 
hrieb:  »©robromu«  ber  islänbifhen  Crnilbologie« 
(Stopenb-  1822);  »Ornithologiske  Notitser  som  Bi- 
drag  tU  Danmarks  Fauna«  (2larf)u«  1824);  »Über 
ba«  Sehen  ber  bohnorbifhen  ©öael  3*lanb««  (Seipj. 
1826 — 26,  2 i>efte);  »'Jialurgefcpicbte  ber  gifh«  3«’ 
lanbS«  (grantf.  1829). 

gfaber bu gfaur,  Otto  Bon,  Maler,  geb. 3.3»ni 
1828  »u  Subwigoburg  in  Württemberg,  geft.  10. 21  ug. 
1901  mMünhen,  war  ber  Sohn  be«  burd)  fein  ©tlb 
be«  Übergänge«  über  bie  ©erefina  unb  burd)  feine 
3eihnungen  au«  bem  gclbjug  Bon  1812  (mit  Seyt 
Bon  Saubier,  Seipj-  1897)  beiannten  ©eiteralS  unb 
Shlahtenmaler«  Ebr'f*>an  Wilhelm  u.  g.  (geft. 
1857).  Ctlo  B.  g.  Wibmete  fid)  bi«  1867  bem  Mili* 
tfirbienft,  obiBobl  er  ftd)  fhon  feit  1851  in  München 
unter  May  B.  fiogebue  unb  1852  unter  ©Bon  ber 
Malerei  beflcifjigt  hotte.  Surd)  ben  gelbjiig  Ban 
1866,  ben  er  al«  wiirttembergijher  ©ittmeijter  mit* 
mähte,  Würbe  er  jur  SarfteUung  be«  ßrcegolebcn« 
fo  angeregt,  bag  er  halb  barauf  ganj  jur  Malerei 
überging,  bie  er  juerft  in  Stuttgart  unb  fpäter  in 
Miinchf n unter  ©üolpä  Seitung  betrieb.  Seine  §aupt» 
bilber  finb:  bie  Sügowfhen  Säger,  bie  ©üdfebr  91a* 
poleon«  au«  ©ufilanb , bie  ©breife  be«  Rurfürften 
griebrih  V.  bon  ber  ©fatj  Bon  ©rag  nah  ber  ah'oht 
am  Weißen  ©erg  (1874),  bie  Übergabe  ber  franj&* 
fifhen  ßaBatlerie  bei  Seban  (1877),  bie  ©ttade  ber 
Ebaffeur«  b ©frigue  bei  gloing,  ©eiterporträt  be« 
beutfhen  Jtronprinjen , Epifobe  au«  bem  Kampf  ber 
©apern  in  Sajcitlcä  (1883),  Spiiobe  au«  ber  ÜUtadc 
ber  7.  Rüraffierc  bei  SlfionBillc  (1886),  ©eneralltul* 
nant  B.  b.  Sann  bei  Crllan«  (1888),  ba«  würtlcnt* 


243 


Eabiana  - 

bergiicbc  ©renabierrcgnnent  Rönigin  CIga  im  Scfcdjt 
am  Barl  Bon  ßoeuiiit)  30.  SKoo.  1870  unb  btt  'Ein- 
griff ber  SBürtiemberger  auf  Sbampignt)  2.  ®cj.  1870 
(beibe  im  fönigl  SRufeum  ju  Stuttgart),  gut  Ham- 
burg führte  er  1882  ein  Panorama  ber  Schlacht  bei 
SBörtl)  au«.  3n  feiner  lebten  3eit  malte  er  meift  Silber 
au?  bem  SHeit erleben  bet  Vtrabcr  in  SRarollo  (gantafia, 
3ug  burd)  bie  'Büße,  ermiibete  RataWanettpferbc, 
Überfall  einer  Stabt  burd)  SBebuincn)  unb  au*  ben 
Snegijügett  Siapoleon*  I.  Seine  malcrifdje  öetjanb. 
tung  mar  breit  unb  flott  unb  auf  glanjenb  farbige 
Bildung  gerichtet,  feine  ‘Xarftellung  lebenbig. 

Fabiaua  Buir  et  Pav.,  ©attung  ber  Solanajeen, 
Heine  Sträubet  mit  fleinen , meift  bicf)t  gebrangten 
Blättern,  einzeln  ftefjenbcn  Weißen  Blüten  unb  jmei* 
Happigen  Rapjeln.  14  fübamenfamidie  fielen,  baBon 
10  in  Ifbilc  unb  Bolioia,  ade  im  $pabitu«  an  Erica- 
ütrten  erinnemb.  F.  imbricata  Ruiz  et  Pav.  (B  i d)  i) 
in  ®bile  enthält  ein.  in  Söfungen  fluoreg jierenbeä 
©tplofib,  ba*  bem  Sielulin  mmbeften«  fette  äf)nlid) 
iftt  ein  tnflatlifierbarea  $arj  unb  ein  BIfaloib  (ga* 
b i a n i n).  3Ran  benujjt  bie  Bflanjo  in  Sink  bei  Sranf ■ 
beiten  be«  Biehe«,  in  Europa  in  gorm  eine«  gluib* 
ejtratl*  aud)  bei  Btafenleiben,  ©ntjünbungen  ber 
fjarnmege  unb  Seberleiben. 

Fabian  Society  (engl.,  for.  f«bjen  Sosaett),  1883 
in  Sonbon  gegrünbete  fojialiftifebe  fflefeflfcbaft  mit 
76  3»eignercinen  (barunter  6 University  F.  soeie- 
ties),  bie  ben  Übergang  ber  gefaulten  Brobuftion  in 
Staatötjünbe  erftrebt  unb  bafür  burd)  Borträge  unb 
in  ben  Bon  if)r  Berbreitcten  »Fabian  Essays-’,  »Fa- 
bian Tracts-  unb  »Fabian  News-  eintritt. 

gabianu«,  gt.,  Bifdjof  Bon  Born  (236—250), 
joU  bie  Siegionen  ber  Stabt  IRom  unter  bie  Biatonen 
nerteilt  unb  Biele  Bauten  in  ben  Ratafontbcn  unter» 
nommen  Ijaben.  ßr  ftarb  alb  SJiärttjrer  in  ber  Ber» 
folgung  be«  Raiier«  Beciu«  20.  3att.  260;  fein  ©rab* 
ftein  ift  in  ber  Ratafombe  beb  ßadiftu«  aufgefunben. 

gabint),  Bheopbil  Bon,  Ungar.  SDJinifter,  geb. 
11.  Oft.  1822  in  Bubapcft,  Bon  ftebcnbürgifd)  • i'äcf)- 
fifefjer  Bbtunft,  ftubierte  bie  9ied|te,  tourbe  1850  bfiictt- 
ter  am  Romitatägericht  3U  Beft,  1873  Bijepräftbent 
bei  ber  föniglidjen  Bafel  unb  1880  Senatopraftbent 
bei  ber  föniglidjcn  Rurie  (oberftem  ©eridjtthof).  Ba- 
neben erwarb  er  fid)  alb  Dberinfpeftor  ber  enange» 
Indien  Rirdie  um  Slircpe  unb  Sdjule  Berbienfte.  Bibja 
übertrug  ibm  in  feinem  flabinett  im  Btoi  1886  ba« 
gujtijmmiilerium,  ba*  er  big  1889  Bertoaltete.  Seit 
1887  ift  er  5ieid)gtag8abqeorbneter. 

ftabiud,  eine  ber  ältejten  unb  jur  3eit  ber  ®rün- 1 
bung  ber  Siepublif  burefi  bie  bebcutcnbe  3ai)l  feiner 
SSitglicber  unb  beren  Rlientcn  ein«  ber  mäd)tigflen 
Batrigicraefdilediter  Bomb,  mit  ben  Beinamen  Bibu* 
lanus,  wmbuftuä,  SRapimuä,  Bictor  u.  a.  Bgl. 
Bu  Situ,  De  gente  Fabia  (Seiben  1866).  Bie 
namfjafteften  unter  ben  ffabiem  finb  folgenbe: 
l)Guintu8  g.  Bibuianu«,  Romul  485  unb 
482  B.  Ehr.;  fiel  480  gegen  bie  mit  ben  übrigen 
ßtruöfem  Berbiinbcten  Bejentcr;  2)  Rä|'o  g.  Bi» 
bulanu«,  Ronful  484,  481  unb  479;  3)  SRarcu« 
3.  Bibutanu«,  Ronful  483  unb  480,  brei  Brüber, 
bie  fieben  fjaljre  lang  bie  eine  Stelle  bceS  Ronfulat« 
naebeinanber  befleibcten.  Sie  Waren  bi«  481  bie  bef» 
tigften  ©tgner  ber  Blebcjer  unb  ftonben  namentlich 
in  erfter  Beilje  in  bem  Rampf  gegen  bie  Berfudfe,  ben 
Blebejem  burd)  ein  Bdergefeß  Bnteil  an  bem  ©e- 
meinlanb  ju  oerf (baffen.  So  War  DuitduS  Roniul 
unbRäfo  emtr  ber  ©Iutrid)ter(qua«8tores  pnrricidii), 
al*  485  Spuriu«  Eafitu«,  ber  im  Borigcn  3aljr  ein  | 


— ga6iu3. 

Brfergcfeb  gegeben  batte,  beSljalb  jum  Job e Berar* 
teilt  würbe.  Ber  bamaiigen  Blüte  be*  ©e[d)led)t« 
machte  bie  Bieberlage  au  bem  gl  ü fiepen  (Xr emem 
(477)  ein  ßnbe;  c«  batlt  479  ben  Rrieg  gegen  Beji 
allein  übernommen,  mar,  306  SRann  ftart,  mit  feinen 
Rlientcn  auSgeriidt  unb  batte  Bon  einem  bort  auf* 
geicblagenen  feften  Säger  au«  bi«  477  glüdlid)  bie 
Bejentcr  ju  befd)aftigcn  gewußt,  fo  ba&  bie  Bbmtr 
ihre  firäfte  ungeteilt  gegen  ihre  übrigen  geinbe  wen* 
ben  tonnten  ; enblid)  aber  liefeen  ficb  bie  gabier  in 
einen  §interbalt  loden.  Würben  Bon  ber  Übermadit 
urnjingett  unb  fanben  nach  tapfevfter  ©egenwebr 
feimtlid)  ben  Bob.  Ber  Bag  ihrer  Slieberlage  jäblte 
fortan  311  ben  Unglüd«tagcn  (dies  atri).  'Jiur  ein 
einiger  SprSjjtingfotlBon  bem  fficfdjlcdjtal«  Stamm* 
balte'r  übriggeblitben  fein,  ber  al«  nod)  nicht  Waffen- 
fähig beim  Vluäsug  ber  übrigen  in  Born  surüdge» 
laffen  war. 

4)  Ouintu«  g.  Bibulanu«,  Sohn  Bon  g.  3), 
Ronful  467  unb  465;  er  War  450  einer  ber  Bewein* 
Bim,  bie  auf  Hppiu«’  SIntrieb  bie  3eit  ihrer  Ulnite 
fühntng  Wiberrechtlich  Bcrlöngerten , unb  ging  nad) 
bem  Slurj  be«  Xc3emBirat«  freiwillig  in«  Spil. 

6)  Duintu«  g.  ÜRapimu«  Bullianu«,  einer 
ber  größten  gelben  (einer  ,-feit,  befonber«  burd)  feine 
Rriegälaten  gegen  (Struöfer  unb  Samnilcr  au«ge* 
jeidmet.  war  325  Magister  equitnm  be«  Biftatorä 
S.  Bapiriu«  Curfor  im  ^weiten)  Rriege  Wiber  bie 
Samniter  unb  würbe  Bon  biefem,  weil  er  gegen  beffen 
Berbot  in  be«  Biltator«  ülbwefenheit  bem  geinb  ein 
Srcffen  geliefert,  sunt  Bobe  Bcrurteilt,  wiewobl  er  fieg» 
reid)  gewefen  War;  nur  ben  ocreinten  Bitten  be«  grei- 
fen Bater«,  be«  Senat«  unb  be«  gefamten  Bolle*  ge- 
lang et,  Baptriu«  3ur  3urüdnabme  be*  Urteil*  ;u 
bewegen.  322  mit  8.  guloiu«  Eurou«  Ron(ut,  trium- 
phierte er  über  bie  Samniter,  unternahm  in  feinem 
Sioeiten  Roufulat  (310)  einen  tulpien  unb  erfolg* 
reichen  3ug  in  ba«  obere  Etrurien,  inbem  er  bei)  al« 
unwegjanc  gefebilberten  riminifchen  Bergwalb  (jept 
©ebirge  Bon  Biterbo)  überflieg,  beftegte  308  (311m 
britienmal  Ronful)  bei  Weoania  bie  Umbrer,  bie  fid) 
barauf  ben  Slömem  unterwarfen,  im  brüten  Sam* 
niterfrieg  mit  B*  Beciu«  al«  fiollegeit  in  feinem  4. 
unb  5.  Ronfulat  297  am  Bifemu«  bie  Samniter  unb 
295  bei  Sentinum  fie  unb  bie  mit  ihnen  Bcrbüubctcn 
©atlier.  “ülucfj  eine  Siieberlage,  bie  jein  Sohn  G.  g. 
@urge«mRaiiipaiiien  erlüt,  nmd)te  er  baburch  Wicber 
gut,  baß  er  al«  fein  Unterfclbherr  einlrat  unb  ihm 
fu  einem  glän3cnbcn  Sieg  über  ben  berühmten  gelb* 
berm  ber  Samnilcr  ©aju«  Bontiu«  Berhalf  (292). 
Jod)  Berbanfle  er  feinen  Seinaiiieii  SKapimu«  (»ber 
©roßte«)  nicht  biefen  SSaffentaten , fonbern  feiner 
3enfur  304 ; benn  nachbent  Vippiii*  (Xlaubiu*  5äcu« 
al«  3*nfor  312  burch  Aufnahme  ber  greigelajfenen 
in  alle  Bribu«  bie  Romitien  in  bie  ©emalt  be«  Bö 
bei«  gebracht  halte,  bcid)ränfte  er  jene  im  Berein  mit 
ieinem  Rottegcn  B*  Beciu«  auf  bie  Bier  fläbtifchen 
Bribu«  unb  machte  fie  baburch  unfchäblich.  g.  (oll 
ein  Bitter  Bon  100  3ah"n  erreicht  haben. 

6)Ouinlu«g.9jiarimu8Bcrrucofu«6unc» 
tator,  neben  feinem  ÖroßBatcr,  bem  g.  SRayimu« 
Sutlianu«,  ber  berühmtefle  feine«  0efd)lcd)t«.  ßr 
war  fünfmal  Ronful,  sweimal  Biltator  unb  lange 
geitPrincepsSenatus  unb  Witrbe  jpälcr  Wegen  feiner 
Rriegfüfjrung  gegen  6atmibal  ber  Schilb  Snoui«  ge* 
nannt,  wie  Biatccüu*  fein  Schwert.  Sd)on  in  feinem 
erften  Ronfulat  (233)  triumphierte  er  über  bie  Sigu* 
rier,  beltcibetc  230  bie  3eufur  unb  228  fein  sweiteS 
i Ronfulat.  3m  3Weiten  Bunifchen  Rriege  würbe  er 

16* 


244  gableau 

nadj  ben  Sfiiebertagen  ber  3!  ottter  an  ber  Drehia  unb 
am  trafhnenifchen  Sec  217  juut  Diftatoc  gewählt 
unb  führte  ben  Stieg  in  ber  batnald  burd)  bie  £ane 
bet  Singe  gebotenen  Seife  fo,  bafj  et  eine  Schlacht 
aufS  forgfältigfte  uennicb  unb  $annibal  nur  burdj 
Abfchnetben  bet  3ufuf)r  unb  bunt)  Beine  ®efed)te  mit 
einjcluen  Abteilungen  Abbruch  ,}u  tun  fudjle,  Wed- 
halb  er  ben  SBeinauten  Eunclatar  (»bet  3aubercr«) 
erhielt.  Dad  ©oll  Derfannte  jebodj  bie  Seidieit  biefet 
Kriegführung  unb  ging  enbtid)  in  feiner  Ungebutb 
fo  weit,  bag  ed  itjm  fernen  Magister  equitum,  SR. 
SHinuciud  SRufud,  ber  in  Abwefenbeit  bed  Diftatord 
über  fjannibal  einen  Vorteil  gewonnen  hatte,  mit 
gleidjerSoämacht  an  bieSeite  fefjte.  Sieg,  erwartet, 
lieg  ruf)  jener  furj  barauf  bau  $>amtibal  ju  einem 
Kampfe  uertoefen  unb  würbe  mit  feinem  ganten  fjeere 
jugrunbe  gegangen  fein,  wenn  g.  nicht  edelmütig 
§ilfe  geiciftet  hätte.  91ad)beui  er  feine  Diftatur  nie« 
bergelcgt  batte,  gab  man  feine  Art  ber  Striegfübrung 
auf;  bie  golge  baPon  aber  War  bie  Siiebertage  bet 
tfannit  3m  weitern  ©erlauf  beb  Krieges  würbe  er, 
jefjt  nadj  Serbienft  gewürbigt,  ttoeb  breimal  jutu 
Sonful  gewählt,  215,  214  unb  209,  unb  erwarb  ftd) 
nod)  im  legten  Sonfulat  burd)  bie  Einnahme  bou 
latent  einen  Xriumph-  Aid  inbeä  Seit) io  ben  Srieg 
nad)Afri(a  hinitberfptelen  Wollte,  oenuotbte  erbiefem 
!iil)nen  ©lan  triebt  ju  folgen  unb  bot,  freilid)  oergeb« 
lieb,  atled  auf,  um  feine  Ausführung  ju  oerbinbern. 
Er  ftarb,  nod)  Dor  Beendigung  bed  S'riegcd,  203. 

7)  Ouintud  g.  ©ictor,  ber ältefte römifdje  An» 
nalift,  nad)  ber  Sdjtadtt  bei  Eatmü  (216)  jur  ©efra« 
gung  bed  bclpljiftben  Cvafcld  gefanbt,  Oerfajtc  eine 
lpäter  oiel  benubte  rDmifdje  ©efd|id)te  in  griediifdjer 
Sprache  bid  auf  feine  3«it,  bie  als  befte  Enteile  für 
attrömifebe  ®efd)id)tc  gilt.  (Die  wenigen  gragntente 
ftnb  abgebrudt  bei  !p.©eter,  »Historirorum  romnno- 
rum  frugmenta«  (Eeipj.  1883). 

gnblcau,  f.  gabliau. 

Fable  conYeuue  (franj.,  (pr.  fw  tra^nl1), 
»Oerabrebete  gäbet»,  atlgeincin  gegtaubted  'Füirdjen. 

gabliau  (tranj.,  (pt.  «ne,  ober  gabteau,  tpr. 
eigentlich  Fablet),  fdjwanfbnfte  Erjählung  in  ©erfen. 
Die  ältefte  ift  Oou  1159  unb  bat  eine  ©arifer  Sur» 
lifane,  'Jiidu'ut,  jur  Spelbitt ; bie  meiften  Unb  im  13. 
unb  im  Anfang  bed  14.  Sabril-  oerfafjt.  Sie  ftnb  oft 
Don  einer  jbniiehenAudgetaffen beit  unb  bienten  offen« 
bar  ber  gcfelligen  Unterhaltung  erft.  Wenn  ftd)  bie 
Damen  jurüdgejogen  hallen.  Sie  werben  baljcr  mit 
Siedjt  ald  bie  ^auptoertreter  bed  fogen.  esprit  gau- 
lois  angefeheu.  Am  ärgften  werben  bie  Säuern  unb 
bieniebcm®eiftlid)en  barin  mitgenommen,  bieSfitter, 
bie  ©ärger  unb  ber  höhere  Sflerud  mehr  Oerfehout. 
Die  Stoffe  ftnb  Diclfath  orientalifdjen  Urfprungd  unb 
teild  burdj  münbliehe  Erjäljlungen  ber  ftreujfaljrer, 
teild  burd)  literarifehe  ©ermittelung  ber  fpanifdjen 
Araber  ind  Abenblanb  gefommen.  Sgl.  ©enfegd  Ein« 
Ieituiigjum»©antfcbatantra«(2ctpj.l859);£anbau, 
Die  Erteilen  bed  De catnerone  (2.  AufI.,Stuttg.  1884); 
©Ibier,  Les  Fabliaux  (2.  Aufl,  ©ar.  1895).  ©oc« 
caccio,  Ehaurcr,  Diabelaid,  SHolicre  unb  Cafontaine 
haben  mehrfach  aud  ben  gabliaud  ober  inbireft  aud 
bereit  Audflüffen  ihre  Stoffe  gefdjüpft.  Einige  ber 
belannteften  ünb  «Es -tu  14«,  »La  houase  partie», 
» La  bourgeoise  d'Orleans« , »Le  meunier  d’Arleux« , 
»Die  lange  9(ad)t«.  Die  Sammlung  Don  be  Sion* 
taigfon  unb  KaOnaub,  »Recueil  gfcneral  et  complet 
des  tabliaux«  (©ar.  1872—90,  6 ©be.),  hat  bie  äl« 
lern  Sammlungen  Oott  ©arbajan  (1756,  3 ©be.), 
ffidon  (1808  — 23,  6 ©be.)  tmb  3ubinal  (1839,  2 


— gabre. 

©be.)  überflüffig  gemacht.  Siele  fittb  Don  beut  3e« 
fuiten  fiegranb  b'Aufft)  in  ©tofa  nadjerjäblt  (»Fa- 
bliaui  et  contea«,  ©ar.  1779,  5 ©be.;  beutfeh  Don 
Sütfenmütter,  £>alle  1795 — 97, 4 ©be.)  unb  in  biefer 
gönn  Don  mobernen  Sehriflftellent  häufig  ald  Stoff« 
que&e  beäugt  worben. 

gethotm  Jjiora,  Sette  unb  fflipfet  bed  ©ouiürer 
©ebirged  (f.  b.  unb  Karpathen). 

Fahr.,  bei  uaturwiffenfdjaftlithcn  Samen  Ab- 
Ktrjung  für  3ot)ann  Ebt'!1'011  gabriciud  (f.  b.  5) 
ober  für  Otho  gabrictud,  f.  Fab. 

gabre  <tpr.  fürt,  1)  grancoid  Sanier,  franj. 
SRater,  geb.  1.  April  1766  in  ©lontpellier,  geft.  16. 
föiürj  1837  in  ©arid,  gewann  ald  Schüler  Daoibd 
1787  ben  erflen  ©reid  ber  Alabentie,  worauf  er  fid) 
nad)  Siout  begab.  1793  ging  er  nad)  SReapcl  unb 
Wirlte  fobanu  bid  1826  in  glorettj  ald  ©rofeffor  an 
ber  Alabentie  ber  bilbenben  Sänfte.  Dann  (ehrte  er 
itad)  SDiontpeUier  suriid  unb  gvünbete  hier  ein  ®iu» 
feum,  eine  fiunftfdjule  unb  eine  öffentliche  ©ibliothel, 
Woju  feine  eignen  Sammlungen  bie  ©runblaae  bil« 
beten,  gabred  ©emälbe,  hiltorifche  Darfleltungen 
unb  Sanbfchaften  mit  gefd)id)tiid)ei'  Staffage,  gehören 
ber  Baffijiftifchen  SKichlung  an.  3hrt  Siebrjahl  6e« 
wahrt  bad  SWufeum  ju  SKontpellier.  3>u  i'ouore  ju 
©arid  befinbet  ftd)  ein  ©hiloBet  auf  Cemnod  mit 
Dbtjffeud  unb  3ieoptolemod. 

2)gerbittanb,  franj.  9!omnnid)riftite[ler , geb. 
1830  in  Söiarieuj  (tpörault),  geft.  11.  gebt.  1898 
itt  ©arid,  Derbrachle  feine  gugenb  bei  einem  Cheine, 
ber  in  ber  Stäbe  S!anbgeiftlid)er  war,  bereitete  ftd) 
felbft  auf  ben  ©riefterftanb  Dar,  wanble  fich  bann 
aber  in  ©arid  juerft  mebijittifchen  Stubien  unb  halb 
ganj  ber  Schriflftellerei  ju.  Seine  erftc  ©ublifation 
war  ein  ©anb  ®cbichte,  betitelt:  »Fcuiücs  de  lierre« 
(1853),  bent  1861  fein  Erfttingdroiunn : »Lea  Cour- 
bezon«  (neue  Audg.  1887),  ein  farbenreiched,  Pott 
ber  Alabentie  gefrönt ed  Sitteugcmälbe  aud  ben  Ee« 
Dennen,  nad)fotgte.  Aud)  fein  jweiter  Jiomaii : »Ju- 
lien Savigttac»  (1863),  fpielt  in  ber  öoimat  bed  Dich« 
terd,  beffen  gugenbiebett  er  gleid)  anbent  entnommen 
ift.  Ed  folgten:  »Matlentoiaclle  de  Malavieille« 
(1865)  unb  bad  im  alten  granjöftfch  bed  Anipot  er« 
ät)Ite  3bt)Il:  »Le  Chevrier«  (1867).  Aber  erft  mit 
ent  burdj  feine  braftifdje  SharaBcrifltf  imponterat» 
ben  ©riefterromou  »L’abbd  Tigraue«  (1873  u.  ö.), 
einer  ber  bebeuimbften  heHetriftifdjen  Erfdjeinungen 
ber  Qfegcnloart,  brang  ber  Autor  ju  allgeniciner  unb 
Poller  Anerlcttnung  burd).  ©on  feinen  fpätem  SJer« 
(ett  nennen  wir:  ben  länblid)en  Sittenroman  »Bar- 
nabd«  (2.  Aujl.  1876),  »Le  roinan  d'un  peintre«, 
bie  poetifierte  ©iographie  bed  'Fiaterd  3ean  ©aul 
t'aurend  (1878);  »L’Hospitalidre«,  eilte  brautatifche 
©earbeiiung  bed  SHomand  »Le  Chevrier«,  bie,  nad)« 
betu  fte  Don  beit  ©arifer  Dheaterbircftionen  abgetehnt 
Worben,  u.  b.  J. : »gAicie«  in  beutfther  ©earbeiiung 
auf  beut  ßoftheater  ju  flaffel  jur  Aufführung  fam 
(1880);  »Mon  oncle  Celestin , nuEUrs  clbricales« 
(1881);  »Le  roi  Kamire«  (1883)  unb  »Lucifer« 
(188-1),  ein  SJomatt  ohne  gtauengeftalt,  ber  itt  ber 
©ewalt  ber  Darfteüung  bed  ßampfcd  jwtfthen  bem 
fflaUtlanidmud  unb  beut  Ultramontanidmud  beit 
»Abb6  Tigrane«  tretet)  übertrifft  unb  ben  fföhepunft 
Don  gabred  Sdjöpfungdlraft  bejeidjnen  bürfte.  Er« 
reifen  be  Schtlberuttgcit  aud  ber  3eit  feined  Aufent« 
altcS  im  ©riefterfeminar  enthalten  feine  u.  b.  X. 
»Mavocation«  1889Deröffenttid)ten  Jaqebuihblätter. 
Bon  beu  legten  Serien  mögen  noch  bie  länblid)en 
3bhtlc  »Monsieur  Jean«  (1886)  unb  »Taillevent« 


245 


gabre  b’Gglantine  — gabriano. 


(1897)  erwähnt  Werben,  91ad)  feintm  lob  erfdiiett 
atd  9fad)traq  ju  »Ma  vocation«  in  einem  ©mibe  ber- 
einigt: »Ma  jeanesse«  unb  »Mon  cas  littäraire« 
(1903).  Sind)  3uled  Sanbcnitd  Job  (1883)  würbe  g. 
jum  erften  9i6!u)thotar  ber  Bibliottieque  SRajarine  er» 
nannt.  ®inÜ)entmal  würbe  ifjni  1903  in  ©arid  gefefjt. 

3)  3oic?b»  fron}-  Schriftfteller,  gcb.  10.  Xej. 
1842  in  SRobej,  Wibntete  [idj  dem  Lehrberuf,  Wirlte 
ald  ©rofeffor  ber  ©fetlofophie  in  ©otbeauj  unb  am 
Sferfe  Saint-Souib  in  ©arid,  würbe  1881  jum  "Äb- 
georbneten  für  SRobej  ernannt  unb  gehörte  1894 — 
1903  bem  Senat  an  (bgL  (eine  Berbffentlidjung  »Les 
neuf  ans  d’un  sbnatenr«,  1903,  2 ©bc.).  Unter  bem 
Titel  »L'Ecole  de  l’homme  et  du  citoyen«  gab  er 
eine  SRei^e  non  Sugenbfcferiftcn  beraub,  ju  benen: 
»Washington,  libirateur  de  l'Ambriqne«  unb 
»Jeanne  d'Arc,  libtratrice  de  la  France«  (1883, 
neue  Budg.  1894)  geboren.  $er  Jungfrau  non  Cr- 
((and  wibmete  ß.  einen  fcfetDännerifcfeen  Jfultud:  tm 
Gbätelet»  Theater  liefe  er  1890  em  fünfaftiged  Tirania 
mit  ©rolog  »Jeanne  d'Arc«  (neue  Wiidg.  1895)  auf» 
führen,  unb  er  fammelte  alle  auf  bie  £>elbin  bejüg. 
lieben  amtlichen  3d)riftftücfe , bie  er  alb  »Procds  et 
condamnation  de  Jeanne  d’Arc«  (1884,  neue  üudg. 
1895)  unb  atd  »Procfes  de  rehabilitation  de  Jeanne 
d’Arc«  (1888  , 2 ©he.)  BeröffenUicfete. 

4)  Emile,  franj.  öübnenbiebter,  gei.  1874  in 
SRarfeille,  madjte  furiftifebe  Studien  unb  würbe  Se* 
(retär  eines  Bbbofaten  feiner  Baterftabt,  beid)äftigte 
fleh  aber  aud)  non  Sugenb  auf  mit  ber  Bül)ne , trat 
mit  Slntoine,  bem  ©riinber  bed  ST^dätre  ■ Sdibre  m 
©arid,  in  Serbinbung  unb  erregte  auf  biefer  Bühne 
grofee^ioffnungen  mit  bem  fefearfcit  mobenien Sitten» 
ftüd  »Largent«  (1895).  $urd)fd)Ingenben  Erfolg 
erjielte  bie  feine  politifdje  Satire  »La  vie  publique« 
(1901);  mit  »La  Kabouilleuse«  (1903),  einer  ton» 
genialen  Tramatifierung  oonBaljacd  »Menage  d’un 
garqon* , (teilte  jid)  g.  m bie  erfte  Sieifee  ber  ©arifer 
Sramatiler. 

gabre  b’Pfllantine  (jpr.  fair»  biutanjiiio,  iß  bi» 
lippe  granjoid  31a  jaire,  franj.  Siebter  unb  Me» 
botutiondmann , geb.  28.  3)ej.  1755  in  Garcaffonne, 
gejt.  5.  ittpnl  1794,  gewann  fefeon  als  Jüngling  bei 
ben  »jeux  floraux«  juTouloufe  ben  ©rcid  ber  Wtlben 
Sofe  (eglantine)  unb  fügte  fortan  biefcd  Säort  feinem 
31amen  bei.  Später  trat  er  auf  ber  Bühne  auf,  wib> 
niete  fid)  jebod)  fobann  in  ©arid  ber  T)idjttunft  unb 
erntete  mit  feinen  fiuftfpielen : »Le  Philinte  de  Jlo- 
licre«  (neue  Sudq.  1878),  »L’intrigue  dpistolaire« 
(beibewieberabgebrudtin»Chefed'oeuVTedesautenrs 
comiqucs«,  Bb. 8, 1847),  »Convalescent  de  qnalite« 
unb  »Les  Preceptcurs«  aufeerorbcntlitben  Seifall. 
Sittliefe  durchaus  berfotnmeit,  fdjlofe  er  fid)  bet  bent 
Sudbrudj  ber  Scbolution  TJanton  an  unb  wufete  ba» 
bei  fid)  fclbft  fcbamlod  ju  bereichern.  Sld  SRitglicb 
bed  ftonoentd  fdjlug  er  bad  ©rottajengefefe  bor.  Gr 
oerfertigte  aud)  ben  neuen  rcpublifnnifefeeit  Salettber. 
g.  würbe  feitSJejember  1793  einer  ber  Ipauptanfläger 
ber  $ebcrtiiten,  warb  aber  auf  Betreiben  SRobedpier» 
red  12.  San.  1794  berfeaftet  unb  bann  mit  TSanton 
guillotiniert.  Seine  Suftfpielc  folgen  ber  SRicfetung 
Xibcrotd  unb  Beaumarchais1  unb  empfehlen  ftd)  durch 
fdpitje  Gharafterjeicfenung  unb  lebenbige  Situatio- 
nen, weniger  burd)  ihre  Spradje.  Sou  g.  ift  aud) 
bad  bolldtümlid)  geworbene  Sieb  >11  pleut,  il  pleut, 
bergäre«  (bon  Simon  fomponiert).  Sud  feinem 
Mad)lafe  eridjienen:  »(Eurres  posthumes  et  meldes« 
(1803,  2 Bbe.). 

gabretti,  1)  Maf aello,  ital.  'llltertumdforfdjer, 


geb.  1619  in  Urbino  aud  einem  alten  Bbeldgefdjledit, 
gefL  7.  3an.  1700  in  SRom,  ftubierte  in  Urbino  imb 
Morn  bie  SRedjte  unb  bie  tlaffifdien  Serie  bed  Silier» 
tuutd,  bie  ihn  ben  Suitflfiubien  jufübrten.  Warb  Ju- 
dex Appellationum  in  Capitolio , begleitete  hierauf 
ben  Sarbinal  Gerri  auf  feinen  ©efanbtfdmftdpoften 
in  Urbino,  trat  bret  Safere  fpäter  in  bie  ®icnfte  bed 
gelehrten  Sarbinald  QSadparo  Gonpegna,  ber  ifeni  bie 
^Ibjaffung  ber  päpftlitfeen  Brebed  übertrug,  unb  warb 
bon  Wleranbcr  VIIL  jum  Sccretario  de’  memoriali 
unb  Sgfeaber  mehrerer  Slanonifate,  bon  Sunocenj  XII. 
jum  Xireltor  ber  Ültdfeibe  in  berGngeldburg  ernannt. 
Bon  feinen  Serien  jtnb  ju  nennen:  »De  aquis  et 
aquaeductibus  vetcris  Komae  dissertationes  tres« 
(Bar.  1680,  2.  Bufl.  1688;  auefe  im  4.  ©anbe  bed 
»Thesanrus«  bon  (Sräoiud);  »De  columna  Trajani 
syntagma«  (SRom  1683,  2.  Bufl.  1790);  »Inscrip- 
ttonum  antiquarum , quae  in  aedibus  pateruis  as- 
servantur,  explicatioetadditamentum«(baf.  1699). 
Sein  Seben  betrieben  ber  fiarbinal  SRioiert  in 
Gredcimbenid  »Vite  degli  Arcadi  iliustri«  unb  311a» 
rotto  in  gabronid  »Vitae  Italorum  etc.«. 

2)  ?I  r t o b a n t e , ital.  ®efd)id)tfd)reiber  unb  Brcfeäo. 
log,  geb.  1.  Ott.  1816  in  ©erugia,  geft.  15.  SepL  1894 
in  £urin,  Wibmete  ftd)  bem  Stubium  ber  Spradp, 
Bltertumd»  unb  Maturwiffenf^aften  unb  Würbe  fpä- 
ter ©rofeffor  ber  Brifeäologie  an  ber  Uniberfität  unb 
®irettor  bed  Bntiquilätennmieumd.  ®r  bat  PS  um 
bie  itaüenifcfee  ®cfd)i(fetefor1(feuitg  bed  SRittclaiterd 
unb  namentliife  um  bie  SBiffenfdjaft  bed  etrudfififeen 
Bltertumd  fefer  berbient  gemaifet.  @r  gab  unter  an  • 
berm  feernuä:  »Biografie  dei  capitaui  ventnrifri 
deU’Umbria«  (SRontepuIciano  1842  — 46,  5 Übe.); 
»Corpus  inscriptionum  italicarum  antiquioris  aevi« 
(lurin  1867,  mit  3 Supplementen  1872 — 78);  »H 
museo  d’antichitÄ  di  Torino«  (baf.  1872);  »Le  an- 
tiche  lingue  italiche«  (baf.  1874);  »Iscrizioni  pe- 
demontane«  (baf.  1885);  »Cronache  della  cittü  di 
Perugia«  (baf.  1887  - 92,  4 ©be.). 

gabri,  1)  griebrid),  ebang.  Jfeeolog  unb  So» 
lonialpolitifer , geb.  12.  3uiti  1821  in  SÄWeinfurt, 
geft.  18.  3uü  1891  in  Siürjburg,  1848  Stabtnifar 
in  SBürjburg,  1851  ©farrer  ju  ©onnlanb  bei  S3ürj* 
bürg,  1857  - 84  Snfpeftor  ber  rfeeinifdfeen  SRiffion  ju 
©armen,  1889^onornrprofeffor  juBonn.  Gr  fcfencb 
unter  anberm:  »©riefe  gegen  ben  ©laterialidmud« 
(Stuttg.  1856,  2.  Bufl.  186-4);  »'Xie  politifdfee  Sage 
unb  bie  fjutunft  ber  enaiigelifcfeen  Stirrije  in  Xeutfd) 
lanb«  (anonfem  ®otfea  1867,  3.  ©udg.  1874)  unb 
»Staat unb Slirtfec«  (3. üiufl.,  baf.  1872,  beibed  wieder» 
feolt  in  ben  »Jtirdfeenpolitiftfeen  Schriften«  (baf.  1874); 
»SBic  Weiter?  Jfirdjenpolttifcbe  Betrachtungen  jum 
Gnbe  bed  Jtulturtampfed«  (baf.  1887).  Seine  Sajrift 
»Bedarf  Xeutfcfelaub  beritolonien?«  (3. Sufi , Wotfea 
1884)  gab  ben  tolonialpolitifdjengrngcn  nmfehaltigcn 
©nflofe,  bie  er  in  feiner  lefeten  Schrift:  »günf  Safere 
beutfefeer  Solonialpolitit«  (baf.  1889),  nod)  einmal 
in  iferen  bidfeer  erjielten  Erfolgen  unb  Eingriffen 
beleuchtete,  ©riefe  aud  feinem  ©adjlafe  erfdjlenen 
u.  b.  i. : »3m  Menj  ber  Siebe«  (ferdg.  oon  ®.  grom» 
mel , Berl.  1895). 

2)3ofeanncd,  ©ifcfeof  oon  33ien,  f.  3ofeanned 
gaber. 

gabriano.  Stabt  in  ber  ital.  ©robm;  unb  lirrciö 
Bncona,  326  m ü.  E.,  am  gufe  bed  römifefeen  ?tpen» 
nin,  am  ®iano  unb  ben  Gifenbafenlinien  ülncona- 
goligno  unb  g.- Urbino,  Sifc  eined  ©ifcfeofd,  feat 
mehrere  Kirchen  mit  ©emälben  non  Mllcgretto  SRuji 
unb  beffen  Scfeiiler  ©entile  ba  g.,  ein  Stabtfeaud  mit 


246  gabriano  - 

Heiner  ©emälbegalerie,  c in  fflqmnaRum , fine  Sei)* 
nifdjc  unb  Adcroaufhule , berühmte  Bapicr«,  auger» 
bem  Bergament«  unb  Seberfabnfcn,  Sieb-  unb  ®e« 
treibe  tianbel  unb  «MD  etwa  8900  (als  fflrmeinbe 
21,090)  Cinw.  58gl.  Alarcoatbi,  Cenw  storici  di 
F.  (gabriatto  1874). 

gabriano,  Alalcr,  f.  ©cntile. 

Fabriea(lnt.), Bearbeitung,  and)  baS Bearbeitete, 
insbef.  ein  ©ebiinbe,  bie  ffierfjtätte;  bie  Kunft  ober 
baS  Hanbwerf.  F.  ecclesiae,  baS  Kirhengebäube, 
aber  aud)  baS  jur  Beftrcilung  ber  Koften  bcs  ÖottcS« 
bienfteS  unb  für  bie  Unterhaltung  beb  Kird)cngebiu« 
bee  beftimmtc  Senuögcn  ( Jabrifgut,  Kirdjenfabrif, 
Stirdjetibaulaffe),  f.Rirhenärar;  in  fabricamscholae, 
ju  Sdtuljweden;  pro  l,  }u  ben  Unterbot  tungStoften. 

gabrtcc  (fpr.  UV),  ®eorg  griebttd)  Alfreb, 
(Straf  Bon,  fädjf.  ©encral  unb  RriegSminifter,  gcb. 
23.  Aiai  1818  in  Cuednotj  fur-iSeule,  too  fein  Sätet 
alb  litnigl.  fäcfjf.  Alajor  bei  ben  Cffupation3truppen 
ftanb,  geft.  25.  llittrj  1891  in  3>reSben,  trat  1834  a!3 
Borteprefähnrih  in  baS  2.  fädififhe  (Reiterregiment 
ein,  tnurbe  1848  SRittmeifter,  nahm  1819  am  fdgeb« 
n>ig-boI)teinifd)cn  Kriege  teil.  Warb  1850  in  ben  ffle* 
neralitab  Berfcpt,  1853  jum  Alajor  unb  1861  jum 
Cberftteutnant  bejbrbert  unb  1863  —64  bemSunbeS» 
erefutioiiätommanbo  in  Sjoiftein  als  Chef  beb  Oette» 
ralftabeS  beigegeben.  3m  Kriege. Bon  1866  in  Bol)« 
men  Weneraijtabsdjef  bcs  Rronprinjen  Bon  Sadjfcn, 
warb  er  nach  bem  SricbettSfhlug  »um  ffleneralleut* 
nant  unb  1.  Olt.  1866  RriegSminifter  mit  ber  Auf« 
nabe,  ber  neuen  politifhen  StedungSahfenS  ent« 
iprchenb,  baS  S>ecr  nah  preugifhem  Aluger  ju  reor* 
ganijteren.  Beim  AuShrud)  beS  beutfh-franjöfifhen 
Krieges  1870  jum  ©eneralgouBtrneur  für  ben  Sejirf 
beS  12.  flnuceforpS,  l.Satt.  1871  aber  junt  ©eneral« 
qouBerneur  Bon  BerfaiüeS  ernannt,  blieb  g.  nad) 
Siüdfehr  beS  grogen  Hauptquartiers  nah  Berlin  als 
Bertrcter  beS  iReihSlanjIcrS  unb  a(8  §öhftfomman« 
bierenber  ber  beutfdfen  OftupationSarmee  in  graut- 
reih  unb  erreichte,  bag  baS  bcutfhe  £>cer,  ohne  am 
Kampf  gegen  bie  Kommune  teiljunebmen,  boh  nidjt 
unwefeutlih  jur  Unterwerfung  beS  AuffianbeS  bei« 
trug.  Cr  erhielt  eine  Sotation  oon  150,000  Saler, 
übernahm  19. 3uni  1871  wieber  bie  Heilung  beS  fäd)« 
tifhen  RriegSminigerurmS,  würbe  1872  ©enerat  ber 
KaBallerie,  1.  9ioo.  1876  nah  B.  griefenS  iHüdtritt 
Sorfipenber  beS  StaatSminifteriumS  unb  1882  auh 
Aftniger  beS  Auswärtigen.  1878  warb  er  perfön« 
tid)  in  ben  Jreil)errenftaub  uerfept;  1884  aber  erhielt 
bie  ganje  gamilie  bie  erblihe  fflrafenwürbe.  Sgl. 
-D i 1 1 r i h . StaatSrainifler  Qteneral  ®raf  g.,  fern 
Heben  ttnb  fein  Streben  (StreSb.  1891). 

gtabriciuä,  ©aiuS  g.  fiuScinuS  (»ber  Sin« 
äugige«),  röm,  gelbgerr,  auSgyeihnet  burh  lapfer« 
(eit,  Baterlanbsliebe  unb  Unbeftehlihfeit.  3tn  3- 
282  Sfonful,  befriegte  er  bie  Sammler,  Sufaner  unb 
Sruttier , entfepte  baS  Bon  ben  fiulanem  belagerte 
Xh»rii,  brotig  btS  SRbegium  uor  unb  uiahte  burh 
Eroberung  Bicler  Stabte  reihe  Beute.  SJadjbem  er 
280  ber  unglitdlihen  Shlaht  bei  iperaftea  am  SiriS 
beigewol)nt  hatte,  unterhanbclte  er  in  ttarent  mit 
BprrhoS  über  bie  Auätöfung  ber  gefangenen  Körner. 
g.erhieltBonbiefemglänjcnbeSeiipt  ehungen, falls  er 
einen  ebreuoodengrieben  oennitteln  Werbe,  wies  aber 
ade  Anerbietungen  jurüd.  Sbenfowenig  lieg  er  tid) 
burh  einen  (Elefanten  fdjreden,  ben,  wie  erjählt  Wirb, 
BBrrpoS  ptöplid)  hinter  einem  Sorgang  hcroortreteu 
unb  ben  g.  mit  feinem  Süffel  bebrotfen  lieg.  279 
lämpfte  er  als  flegat  bei  ASculuut  unb  Würbe  für  baS 


gabriciuS. 

folgenbegahr  (»um  »weitenmal)  jumjtonful  gewählt. 
SamalS  war  cs,  als  berArjt  beS  BgrrboS  Rh  'hm  er« 
bot,  ben  König  ju  nergiften,  g.  aber  ben  Serräter  an 
BgrrhoS  auslieferte  unb  biefer  »unt  Beweis  feiner 
3>an(barfeit  ade  römifdtenöefangenen  entließ-  Bläh« 
renb  ber  Abwefenheit  beS  BbrrgoS  in  Sijitien  fepte 
g.  beit  Krieg  gegen  bie  Hutaner,  Bruttier,  Sarentiner 
uttb  Samniter  fort  unb  jog  im  Sriuntph  in  !Rom  ein. 
3n  ber  römifhen  Xrabition  gilt  er  als  Siufter  ber 
(Enthaltfamleit;  er  fod  arm  geftorben  fein. 

gabririu#,  l)®eorg,  eigentlih öolbfhmieb, 
Shulntann  unb  neulat.  Sbictjter,  geb.  23.  April  1516 
in  epemnij),  geft.  17. 3uli  1571  in  äReigen,  ftubierte 
feit  1535  in  Heipjig,  war  fieljrer  ju  ßhemuip  unb 
greiberg,  lebte  1539 — 43  als  tpofmeifter  eines  »emt 
u.ffiertbent  inStalien,  bcfonberS  in  Babua  unb  SRom, 
ging  1544  in  gleiher  Stellung  nah  Stragburg  unb 
würbe  1546  SReftor  ber  gürftenfhule  ju  Sföcigen ; auf 
bem  SieihStag  »u  Speper  1570  würbe  er  jum  I’oeta 
laureatus  ernannt.  Bon  feinen  lateinifhen  ©ebihten 
nemten  wir:  »Itinerum  über  umts«  (Bafel  1547), 
eine  Befdjreibung  feiner  italientfd)en  SReife,  unb  »Poe- 
matum  sacrorum  libri  XXV«  (am  Bodftänbigften 
baf.  1567).  AIS  Bhil°l°8  lieferte  er  Ausgaben  beS 
£iora»  (Bafel  1555,  2Bbe.,  u.  ö.),  Bergil  (baf.  1551 
u.  ö.)  u.  a.,  Beiträge  »ur  iopograppie  unb  ben  Al- 
tertümern ber  Stabt  Born  fowie  Sdmtbüher.  Auh 
nerfagte  er  mehrere  SSerfe  jur  fähnihen  ©efhidtle. 
Seine  »Epistolae  ad  Meurerum  et  alios  aequales« 
gab  Baumgarten-SrufinS  (2eip».  1845)  heraus,  bie 
»Epistolae  ad  Andream  fratrem«  ^».  Beter  fäRcigen 
1892).  Sgl.  Saumgarten-GrufiuS,  De  G.  Fa- 
bricii  vita  et  aeriptia (baf.  1839);  glathe.  St.  Afra. 
®efhihte  ber  fähgfhen  gürftenfhule  ju  8Keigen 
(Seipj.  1879). 

2)  HteronpmuS  g.  be  Aquapenbente,  ffiebi« 
jiner,  geb.  1537  ju  Aquapenbente  im  Kirhenftaat, 
gejt.  23.  iUiai  1619,  ftubierte  in  Babua  unb  Warb  ba« 
fetbfl  1562i!ehrer  ber  Anatomie  unb  Chirurgie.  3<>h!’ 
reihe  Gntbcdungcn  in  ber  Anatomie  unb'lSntwide» 
lungSgefhihte  unb  eine  Ai  enge  htrurgiiher  Beob- 
ahtungen  hohen  feinen  Barnen  unflerblih  gemäht. 
Seine  »Opera  chirursica«  erfdiienen  Babua  1617 
(beulfh  Bon  Scultet,  Biimh.  1672);  bie  »Opera  om- 
nia  anatomica  et  Physiologie» « gaben  Beim  (fietpj. 
1687)  unb  AlbinuS  (Heiben  1737)  heraus. 

3)  “Baoib,  Aftronom,  geb.  1564  ju  GfettS  im 
Harlingerlanb,  geft.  7.  Aiai  1617,  ftubierte  Xheotogie 
unb  Agronomie,  warb  1684  Bfatrer  »u  sRefterhaaoe 
in  OfifrieSlaitb,  1603  ju  Dfteet  bei  Aurih  unb  hier 
Bon  einem  Bauer  feiner  ©emeinbe,  ben  er  auf  ber 
Kanjel  als  3>icb  bejeihnet  hatte,  erfhlagen.  Befannt 
burh  bie  Cntbcdunq  beS  oeränberlihen  StcrnS  o im 
Söal  pfdj  ( 1 696).  — Seht  Sohn  3 o h a n n , geb.  8.  San. 
1587  in  Seftcrhaaoe,  geft.  um  1615,  ftubierte  oon 
1605  an  inSittenberg  Aicbijin,  bitbete  Rh  aber  bann 
bei  feinem  Batet  in  ber  Agronomie  aus  unb  entbedte 
1610  bie  Sonnengede  fowie  bie  Ahfenbrefjung  ber 
Sonne.  Gr  fdjrieb:  »Narratio  de  inaculia  in  aole 
observatis  et  apparente  carum  cum  eole  conver- 
aione«  (Säittenberg  1611).  1895  würbe  beiben  in 
Ofteel  ein  3)enfmal  errihtet. 

4)  3 o t) a ti n Albert,  Hiterarhiftoiiler , geb.  11. 
9!ou.  1668  in  fietpjig,  geft.  30.  April  1736  in  Ham« 
bürg,  ftubierte  feit  1686  m Sleipjig  Xheologie  uttb 
Bbdclogie,  «ine  3fl,Iart8  auh  Aicbijin,  nahm  1693 
in  Hamburg  eineBriBatftedung  an  unb  War  feit  1699 
Brofeffor  atua!abemi[hcn®tjmnaRumbafclbg,  1708 
bis  1711  auh  Siettor  beS  SohanneumS.  (Burh  @c« 


$afcictuS  $ilbanu$  - 

lefirfamfeit  unb  Sorgfalt  gleich  aubgejeitbne! , ift  er  ! 
brr  ©cgriittber  ber  tlafftfdjen  2Uetüturgefdiid)te. 
hierher  gehören:  »Bibliotheca  latina«  (£>atitb.  1697 ; 
not  br -3g.  »on  Smejii,  2ei»}.  1773—74,  3 8be.); 
»Bibliotheca  graeca«  (Jtamb.  1705  -29,  14  8be.; 
4.  '»tufl.  »on  fcarleß,  baf.  1790  -1809,  12  ©bc.;  mit 
gttber,  2ei»j.  1838)  uttb  •Bibliotheca  latina  mediae 
ct  inüioae  aetatia « ($antb.  1734—36,  5 öbe. ; Don 
Scböiigcn  itt  einem  6.  ©anbe,  baf.  1746,  »ottenbet 
unb  ton  SRanft  neu  aufgelegt,  ©abrnt  1754,  6 ©be.). 
©on  feinen  übrigen  jnhlrcieüen  pbüologifdjen  unb 
ibeologifdjen  3d)rlften  nennen  rotr:  »Bibliograpbia 
antiquam«  (§am6.  1713;  8.  Bug.  »on  -trdjafofiau. 
fen,  baf.  1780);  »Bibliotheca  eccleaiastica«  (baf. 
1718);  bte  Bttbgaben  beb  Sejtub  Empirien«  (2cipj. 
1718 1 unb  $io  Kaffiub  (»otteitbet  »on  Srtmarub, 
2>amb.  1750  — 52).  ©al.  Seintarub,  De  Tita  et 
»criptis  J.  A.  Fabricii  (ipamb.  1787). 

5 1 3 o b a ii  n S b 1 t ft  i a n , Sntomolog,  gcb.  7. 3an . 
1743  in  'Xonbem , geft.  3.  SSärj  1808  in  ftict,  ftu< 
inerte  in  Kopcnbaqen,  Setben,  Ebmburg.  greiberg  itt 
oatbfen  unb  ju  llpfala  unter  Siimf,  beffen  ©ruttb« 
läge  unb  Uietfjpbe  er  fiel)  »Bttig  an  eignete.  Sr  Würbe 
©rofeffor  ber  ßfonomte  itt  Äopenbayen  unb  1775 
©rofeffor  ber  SKaturgefcbitblc  ju  SUci-  3n  feinem 
»Systems  entoinologiae«  (Stopenb-  1775;  umgear- 
beitet  17  <9— 94,  3 ©be.;  Su»»I.  1798)  orbnete  er 
bte  gnfeften  nad)  ber  ©efebaffenbeit  ber  grtßroerf* 
jeuge  unb  wieä  baburd)  ber  Entomologie  eine  ganj 
neue  ©abn  an.  ©ußerbem  fdirieb  er:  »Phüoaophia 
entomologica«  (ftopenb-  1778);  »Species  insecto- 
rnm«(.\ximb.u.  Kiel  1781,  2©be.);  »Generaiusecto- 
rum«  (Stiel  1777);  » System»  Eleatherutoruin*  (baf. 
180 1 , 2 ©De.) ; »Seife  ’nad)  Kocwegen « (§antb.  1779). 

gabrtcütd  $übattub  (ffi  il  b e I nt  8 a b 1 1)),  ßtiir- 
urq,  geb.  25.  §uni  1560  in  gilben  bei  Sfltffdborf, 
aejt.  14.  gebt.  1684,  ftubierte  in  Köln  unb  lebte  als 
Ylrjt  in  2aufanne,  ©aljeme  (Äanion  ©Janbl)  unb 
feit  1614  in  ©ent,  Gr  erwarb  fid)  große  ©erbienfte 
um  bie  Ebtrurgie,  inbem  et  bie  Sotwcnbigfeit  beb 
Stubitimb  ber  Bnatontie  barlegte,  unb  fdirteb:  »De 
gangraena  et  sphacel  « (fiiiln  1593);  »De  comba- 
»tioüibus«  (©afel  1607);  »Sfurje  ©efebretbung  ber 
gßrtrefflttbfett,  Sug  unb  Sotwenbigfeit  ber  Slnato- 
niep«  (©ent  1624);  »Lithotomia  vasicae«  (©afel 
1626);  »Obserratiomun  et  curatienum  chirurgica- 
rum  centuriae«  (2t)0n  1641,  Wieberbolt  ©enf  1869, 
Strnßb.  1713). 

gabrif,  f.  ga6rifen  unb  Fabrica.  — 3m  Hünj. 
roeieti  bie  befonbetc  ®d)ulc  ober  'Hache  ber  ©rägung. 

gabrif,  Seiler  tm  bab.Sh-eibunbBmtCffenburg, 
tnt  romantifdben  Sorbradjtal  intSd)»arj»alb,434  m 
it  H.,  ehejnalb  ©laitbütte,  je^t  Pungenbeilanftalt. 

gabrif  at  (lat ),  gnbriferjeugniä;  g'abrifatiott, 
fceugtmq  bon  gabritaten. 

gabrifationdmüuscn,  junt  Umlaufe  in  2iin- 
bern  obtte  eigne  Staatswalirung  beftimmte  Hilusen, 
bie  aut  ©riuatretbnung  unter  ©erbürgmtg  bcrHßng« 
aniintt  für  Stbroi  unb  Jtom  bergefteilt  werben. 

gabrifationb»  unb  gabrifatftcucrn,  f.  Buf- 
»anbfteuent,  3,  10t. 

gabrifen  (».  lat.  fabrica,  »SSerfftütte«)  ftnb  Bn« 
©alten  für  ben  gewerblitbett  ©roßbetrieb  (gabri!» 
tnbuftrie) , in  betten  unter  Surdtfüijnnig  einer  weit» 
nebenbcii  Brbeitbtcifung  unb  gewüi)n(ta)  autb  unter 
Bnwenbung  Von  Haidjinen  unb  Hotoren,  gleiduei» 
tig  unb  regelmäßig  eine  größere  Bngabl  »on  Arbei- 
tern in  gefmloffenen  Säumen  befdjäftigt  wirb,  ©on 
ber  £>mismbuftrte  (f.  b.)  unterfdfjeiben  fte  ftcb  baburd). 


- gabrifgefetgebimg.  247 

baf;  berat  Arbeiter  in  ihrer  eignen  ffiobmmg  ober 
SSerfftatt  auf  IKedjinmg  be3  UhtemebmerS  bej^äf- 
tigt  werben.  Sagegen  gibt  eä  feine  fdiarfe  ©renje 
gwifdjen  g.  unb  Sianbwerl,  obwohl  biefe  rdtetbtmg 
m reditlidjer  ©egiebung  nid)t  belanglos  ift.  3ttt  a(l- 
atmeinett  unterfdjeiben  fid)  bte  erftertt  »oitt  le(t!ent 
baburd),  bafj  bei  ihnen  bte  ©robultton  auf  grblsenn 
Umfang  ruht,  beiwegen  mehr  unb  foftfpieligere  Ha- 
kbinen  BerWcnbet  Werben  unb  bte  BrbeitSteilung  Wet- 
ter aubgebebnt  ift.  35er  Unternehmer  ober  beffen  ©er» 
tretet  arbeitet  nidjt  wie  ber  ^anbrnerfomeifter  neben 
unb  mit  feinen  Brbeitem,  fonbent  befaßt  fid)  ge* 
Wöbnlicb  nur  mit  ber  fieitung  beb  ©etriebö.  2)er 
Serfebr  jwtffben  Unternehmer  ttnb  Arbeiter  ift  uidit 
Wie  beim  Sjanbwerf  ein  unmittelbar  »erfönlitbcr  unb 
münblttber.  ®er  ©cfeBe  beb  Sxtnbracrfb  Witt  unb 
fann  aud)  meiftenä  fpäter  felbft  Heifter  »erben,  ber 
©rbeiter  ber  gabrif  fann,  fdjon  weil  bie  große  3ahl 
bieb  mit  ftd)  brinqt,  nur  aubnabmb weife  gabritant 
werben.  Jfn  ber  Siegel  finbet  in  ber  gabrif  fern  fefteb, 
bie  gefamte  ©ubbtlbung  ber  juaenblidien  Arbeiter 
tum  felbftänbigen  Setricb  eiiteb  ©efdjäftä  begweden- 
beb  Sebruerbältuib  ftatt.  i?ab  ©cbürfntb  und)  gefeß- 
[über  Siegelung  ber  getoerblicben  unb  ©rbcitboerhält- 
niffe  ift  bei  bem  $)anbwerf  ni^t  bet  gletd)en  Brt  wie 
bei  g.  2113  UnteridKtbunq-Jmerfmol  beiber  bient  ber 
©efeggebung  metft  bie  ©niße  be»  ©etriebb,  mattd)- 
mal  unter  ©eriidfid)tigung  autb  anbrer  Homente. 
Sie  betttitpe  ©ejeggebung  überläßt  ftreitige  giittc 
ber  Gntfdicibung  ber  ©ebörben,  »erlangt  febod)  (®c- 
feß  »om  1.  guli  1891)  bei  g..  bie  minbeftettf  20Br» 
beiter  beftbäftigen,  ben  Erlaß  einer  Brbeitborbmtng. 
3)ab  franjöftfcbe  ©efeg  totti  22.  Härg  1841  über 
bie  SSinbcrarbeit  regnet  alle  Betriebe,  in  betten  mehr 
atä  20  'Arbeiter  jufammen  in  einer  ©erfftatt  befd)äf- 
tigt  Werben,  jubeng.  33ie  Bfterreidjtfcbe  ©ewerbe- 
orbnung  »on  1883,  bej-cin  faiferlicber Erlaß  »om  18. 
2!u(tl883  beftimmen,  baß  nldg.foltbeUntemcbmun- 

fielt  anjufeben  feien,  itt  betten  in  gefdjtoffenen  Serf- 
tatten  gewöbnUdt  mehr  alb  20  Arbeiter  beitbäfligt 
Werben ; bod)  werben  audt  anbreSlcrfntale:  ©cnußmtg 
»on  SDui'tbmcn,  ?IrbeitbteiUtng,  Stellung  beb  Unter- 
nebmerb  in  ©etraißt gezogen.  2id)t»unbSwnttcnfeilen 
ber  gabrifmbuftrie  ftnb  im  allgemeinen  biejenigen 
beb  ©roßbetriebb  überhaupt  (»gt.  ©ewerbebetrieb), 
ffiefeggebung  unb  ©erwaliung  ber  frühem  3C'(  be» 
günftigten  »telfad)  bie  Entflchung  »ong.,  bte  in  bab 
gunftwefen  ni^t  etttgegliebcrt  Werben  fonntett.  Gute 
©eoortugung  ber  g.  gegenüber  bem  2)aubwert  ift 
beule  ffboii  bebwegen  untitnlidi.  Weil,  wo  ©roß-  unb 
Kleinbetrieb  mitemanber  in  Settfam»f  treten,  ber 
erftere  bem  legtcnt  ohnebicb  überlegen  ift.  ©gl.Bott, 
•Sianbbutb  für  tedmifd)e  unb  fnuftnamtifcbeh'eitcr  »on 
gabrifbetvieben  (§amb.  1899);  Sebber,  gabrif- 
attlagen  (2.  Buff.,  2etpg.  1901);  Srillid),  Sl’auf» 
männifdje  unb  tedmiftbe  gabrifbfunbe  (baf.  1900); 
6.  Stbmibt,  $te  gabriforganifatitm  (8.  Buff-, 
Stufig.  1901);  Sobanntng,  Sie Crganifation  ber 
gabrifbetriebe  (2.  ©ujl,  ©ratmfdjw.  1901);  ©lotfe, 
gabrif  unb  2>anbwerf , ihre  Trennung  in  ber  beut- 
fdtett  Scid)bgewerbeorbnung  tc.  (©erl.  1903);  über 
gabrifbudihaltung  bie  Sdirtf  ten  uonSblirtd)  (2.  Aufl-, 
2ei»j.  1900),  ©atbmatnt(3.BufI.,  baf.  1896),  ©üntbei 
(baf.  1901),  geuerftem  (einfa^e  unb  bo»»elte,  bette 
baf.  1901)  u.  a. 

gabrif geriebte,  f.  ©ewerbegeritbte. 
gabrifgefeggebttng  {©rbeiierfbuggefeg. 
gebung),  ber  Snbegritf  aller  auf  größere  gewerb- 
lt<be  Uutemebmungen,  iiibbef.  gabrifin  (f.  b.)  ftd)  bc» 


248  5abrifgefe$gebung  (Engtanb). 


»ithenben  fiaatlidjen  Vlnorbnungen  jum  Schuh  ber 
Arbeiter  gegen  perfönlidje  unb  Wirtjcbaftlid)e  ©ad), 
teile,  bie  ihnen  in  ihrem  VtrbcitßBerbältniß  erwachten 
fönncn.  Sie  erftrcdt  [ich  nufSRegelungberVlrbeitßjeit, 
VI rt  ber©efd)äftigung,  Sof)TtjaI)Iung,  gabriforbnung. 
Streitigfeiten  auß  btm  VlrbeitßDertrag,  bej.  Aber  bic 
©ebingungen  bcßfelben,  Haftpflicht  ber  Unternehmer, 
Soljmmgßncrbältniffe,  ©cftctlung  obrigteitticher  Or> 
gone  jur  Überwachung  bet  Vtrheiterjuftänbc  unb  jur 
Durchführung  ber  g.  ic.  Die  Slotwenbigfeit,  einen 
foldjcn  Schuh  ju  gemähten,  machte  ftd)  jucrft  bei 
gabrifen  geltenb,  in  benen  bie  Siafdiine  bie  Berwcn* 
bung  fd)  wacherer  SUräftc  (grauen,  Jtinber)  ermöglichte 
unb  Dielfad)  eine  übermäßige  Vtuebeljnung  ber  Vir* 
beitßjeit  unb  eine  VJerfchledjtcrung  ber  Sage  ber  Vtr* 
beiter  in  fittlicher  unb  mirtfdjaf (lieber  Schiebung  ftatt* 
fanb.  Vtöc^nbuftrieftaeten  haben  heute  eine  mehr  ober 
weniger  Weitgebenbe  g.  Hierbei  gilt  im  allgemeinen 
alß  ©runbfaß,  einen  gefcglichen  Schuh  nur  ba  ju  ge* 
mähren , wo  bic  eigne  Straft  ber  Arbeiter  nicht  }u* 
reicht,  ihre  Sntereffen  in  einem  bem  ®efomtintereffe 
cntfpredienbcn  Kafje  Wahrjunebmen.  Diefer  Schuf 
befebränft  fielt  beute  jWar  im  mcfentlichen,  aber  nicht 
mehr  außfd)licBlid)  auf  gabrifen.  Daljer  bürgert  pd) 
audi  bie  VJejcichming  VI  r b e i t e r f d)  u f g e f e f g e b u n g 
an  Stette  »on  g.  mehr  unb  mehr  ein. 

[tSnalctnb.]  Die  ältefte  unb  umfanareichfte  g.  hat 
Englaitb.  Hier  Würben  jmar  fchon  feit  Den  feiten  ber 
©lantagenetß  im  Jutcrqfe  ber  Vlrbeiter  gemerbepoli* 
jcilidje  Vlnorbnungen  ertaffen , hoch  flammt  ber  SBc* 
ginn  bet  eigentlichen  g.  erft  auß  ber  3«it , in  ber  bie 
tedjniichen  Umwälzungen  ber  83aumWoHinbuftrie  ein 
Einfcbreiten  jugunften  ber  fd)ttäd)em  Arbeitßfräfte 
erforberlich  machte. 

Daß  erfte  ©efej)  ift  bie  Moral  and  Health  Act  »om 
29.  3uni  1802.  £ß  bej  cm  fidi  nur  auf  fflnumwotl* 
unb  SchafwoUfabriten  unb  auf  ftirdjfptelß*  (©farr») 
Hchrlinge,  b.  h-  jugenbliche  Vlrme,  bic  «rmenuerwal- 
tungen  jur  Erleichterung  ihrer  Saften  in  gabrifen 
außgetan  hatten,  unb  bcjrintmtc,  baß  ihre  Vlrbeitßjcit 
nicht  mehr  alb  12  Stunben  innerhalb  beß  3eitraum8 
Bon  6 Uhr  morgens  biü  9 Uhr  abenbß  betragen  bürfe ; 
auch  würben  Vlnorbnungen  imöntereffe  Bonöefunb* 
heit  unb  Unterricht  getroffen.  3!ad)bcnt  1815  eine 
parlamentarifche  Enquete  über  bie  3uftänbe  ber  ga* 
bnlbcDDlferung  ncranftaltct  Worbenwar,  würbe  burd) 
ein  ©efef  oom  1819  bie  Vlrbeit  Bon  Stinbem  unter 
9 3ahren  in  öaumWoUfpinnereien  überhaupt  Ber* 
boten.  Sin  ©efef  Bon  1831  unterfagte  bie  3!ad)t* 
arbeit  für  alle  jugenblichen  ©erfonen  omt  9—21 
3ahten  unb  fehle  für  ©erfonen  bis  18  3ahren  ein 
SRapimum  ber  VlrbcitSbauer  non  12  Stunben  täglich 
unb  Bon  9 Stunben  Sonnabenbß  feft.  Daß  näifte 
Streben  ging  nun  bahin,  bie  Kajimaiarbcitßjeit  wei- 
ter herabjufefen  unb  bic  g.  auf  bie  gefamte  Septilin* 
buftrie  auSjubehnen.  Madjbem  1832 — 33  eine  um* 
faffenbe  Enquete  über  bie  Sage  ber  gabritarbeiter 
Beranftaltet  worben  war,  mürbe  burd)  ©efcjj  Bom 
29.  Vlug.  1833  in  allen  Sejtilfabrifen  ben  ©erfonen 
unter  18  3al)ren  bic  ©adjtarbeit  unterfagt,  für  SKn* 
ber  Bon  9—13  fahren  eine  Kajrimatarbeitßjeit  Bon 
48  Stunben,  für  junge  ©erfonen  Bon  13—18  3af)ren 
eine  foldjc  uott  69  Stunben  wöchentlich  feftgefeht. 
Da  bic  frühem  ©efefe  nur  imooHfommen  außgcfiibrt 
Worben  waren,  fo  würben  Bier  gabrifinfpeftoren  be* 
ftcllt.  Darauf  folgte  ein  ©efef  Dom  10.  Vlug.  1842, 
baß  für  ©ergwerfe  bie  Vlrbeit  unter  Sag  für  ftinber 
unter  10  3ahren  unb  für  grauen  Derbot  unb  eigne 
3nfpeltorcn  einführte.  Daß  öefcjj  Bon  1833  würbe 


Bictfad)  burch  VlnWenbuug  beb  SSelciiöfqjtemß , b.  p- 
burch  Einftellung  jWeier  eenanber  ablöfcnber  Vtrbci* 
terreihen  umgangen.  Dem  fuchte  bie  gabrifattc  Bom 
6.  3uni  1844  ju  begegnen,  bie  ben  gabrifinfpeftoren 
weiter  gehenbe  Sefugniffe  erteilte  unb  bie  ©crant 
worttidjfeit  ber  gabrifbeftfer,  gabrifleiter  unb  Scrf* 
führer  Derfdjärfte.  3»ar  würbe  baß  SRinbeftafter  für 
Sfinber  Bon  9 auf  8 3ahre  herabgeie jet , bafür  aber 
auch  bie  Höchftbauer  ber  Dageßarbeit  für  Stinber  btß 
13  3abre  auf  8Vi  Stunben  täglich  BerminbcrL  Sie 
für  junge  ©erfonen  erlaffenen  ©orfdjriftcn  würben 
Don  ba  ab  auf  erwad)fene  grauen  ccußgcbebnt.  Sab 
©efejj  Bom  30.  3uni  1845  brachte  ©cjdiränfungcn 
auch  für  bie  in  Siattunbrudcrecen  befdjäftigten  SVcn 
ber,  jungen  ©erfonen  unb  graum.  9!ad)  langem 
Stampf  um  Einführung  eincb  jehnftünbigen  9'or- 
malarbcitStageb  würbe  burd)  bie  *3ebnitunbenbiü* 
bom  8.  3“ni  1847  für  bie  Scjtilinbuftrie  bic  Vliari- 
matarbeitbbauer  für  alle  jungen  ^erfonen  unter  i 8 
3ahren  unb  für  alle  grauen  auf  10  Stunben  ben 
Dag  (58  Stunben  bie  33od)c)  feftgefe(it.  Die  ganje 
33ewegung  erreichte  jeboch,  ba  bie  gabrifanten  burch 
Vlnwcnbung  Bon  SRclaiö  mit  Berfdjiebencn  Vlnfangb* 
unb  Sdjlujyeilcn  bie  Vlrbeitbbauer  über  baS  bem  Sinne 
beä  ffiejcgeä  entfprechenbe  ÜKafi  hinaus  erweiterten, 
erft  mit  bemffiefep  Bom  5.  Vlug.  1850  ihren  ?lb(d)!ufi, 
ba8  Vlnfang  unb  Schluß  beb  SRonualarbeiiölageb 
(6  Uhr  früh  biß  6 Uhr  abenbS)  beftimmte  unb  für 
Shihepaufen  Vlnorbnungen  traf.  Ergänzt  würbe  cec 
burch  «in  weiteres  ©efep  Bom  20.  Vlug.  1853,  baß  bie 
ftinberarbeit  regelte,  unb  burd)  fflefeß  Dom  30.  3uni 
1856,  baß  Vtnbringung  Bon  Sdjußoorfchrunqcn  an 
Sluifchinen  anorbnete.  3n  ben  folgenben  3°bren 
(1860,  1862,  1863  unb  1864)  würben  auch  bic  Stei* 
cbercien,  gärbereien,  Vlppreiuranflalten,  bie  mit  Saf- 
tet ober  Dampf  betriebenen  SpißcnmanufaHumt, 
Vtadeceien , bie  gabrilatioit  Bon  Donwaren,  3ünb- 
hütdjen,  3ilnbhöljchen  unb  hSatronen,  ^apicriapetcn* 
bruiereien,  ©aumwollfamifihercreten  burd)  eine  Seihe 
befonberer  ©efehe  geregelt,  neue  Vlnorbnungen  über 
in  ©ergwerten  ju  treffenbe  SidjcrhcitßBorlebrungeii 
eriaffen,  bie  3a^i  ber  3nipclturcn  für  Stohlenwerte 
Bermchrt  :c.  Durch  bie  gabrifattc  oon  16.  Vlug.  1867 
würben  mit  Dielfachen  Sonberbeftimmungen  für  bie 
einzelnen  3“eige  ber  g.  noch  anbre  inbuftricllc  Eta* 
hlinementß  fowee  alle  Vlnftalten  unterteilt,  in  benen 
luährcnb  eineß  3al)reß  50  unb  mehr  ©erfonen  wenig* 
ftenß  100  Doge  gemeinfchaftlich  befdniftiqt  Werben. 
Vlber  aud)  für  bie  fleincm  ©ctriebe  aller  Vlrt  Würbe 
burch  baSSerfftättenrcqulierungügcfej)  Dom 21. Vlug. 
1867  bie  grauen*  unb  feinberarbeü  befchränft,  nach* 
bem  hereitß  1863  bie  ©eftimmungen  beß  ©efegeß  Bon 
1850  auch  cmf  bie  tn  Hanbbetneb  ftehenbcn  Scrf* 
ftäüen  beß  Vlppreturgewerbeß  außgcbcljnt  worben 
waren.  Durch  ©efeg  Dom  21.  Vlug.  1871  würben  aud) 
bie  fflerffiälten  ber  VIuffid)t  ber  gabrifinfpeftoren 
unterteilt. 

fRadjbem  injwifdjen  nod)  ein  befonbereß  ©efeß  für 
bie  Jeftiljabnten  Bom  30.  3u!i  1874  betreffß  beß 
Unterrichtß  ber  ftinber  in  offiziell  anerfannten  Sdju* 
len  ertaffen  Worben  war,  machte  fid)  baß  ©ebürfniß 
nach  einer  einheitlichen  Stobipfation  ber  befichenben 
buntfehedigen  ©eftimmungen  gettenb,  bic  baß  gabri- 
fen* unb  Öerfitältengeieß  oom  27.  Kai  1878  (»Fac- 
tory  and  Workshop  Act«)  mit  ben  eS  ergänjcnben 
3ufa()gefe|en  Bon  1883  uitb  1889  brachte.  Diefcß 
fflcfeß,  baß  an  Stelle  ber  feitl)eriqen  ©efetic  trat,  un* 
terfcheibet  gabrifen  unb  Serffläiten,  beibe  mfomeit, 
atß  Äinber  (©erfonen  unter  14  Jahren),  junge  ©er* 


Äabrifqefefcgeoung  (Sngianb,  ©chweij).  249 


fonen  (junge  fieute  »o«  H— 18  Jlatjtcu)  unb  grauen 
(alle  weiblichen  Ukrfonm  über  18  3afjrc)  barin  be» 
febäftigt  loerbc«,  fowie  ha  übliche  Mrbeitdftätten,  in 
boten  raedjamjdieSftaft  nidjt  jur  Mn  Wölbung  foiiimt, 
unb  bie  bann  nicht  alb  Serffieitten  im  allgemeinen 
Sinne  gelten.  Setriebdftätten,  in  benett  aub|cf)ließtid) 
SRännec  non  mehr  alb  18  Sauren  arbeiten,  unter* 
liegen  bei«  ©et'eß  nicht,  mit  Mubnahnte  Bott  Säde» 
rcten.  bie  ald »SSerfftätten«  ebenfalls  »reguliert«  finb. 
San  ben  Sorfdjviften  beb  ©efeßed  jinb  ausgenommen 
bfttiäticbe  SBcrfitätten  unb  gabriten  jurn  ©rechen  Bon 
Rladia  mittels  SJiafcbtnen,  fofem  in  ihnen  nurgroucn 
beftbiiftigt  Werben,  iowie  §anbwerfdfd)u!en.  ©ei  ben 
gabriten  unterf (beibet  bab  ©efeß  bie  ber  lejtilin» 
buftrie  unb  bie  ber  ionitigen  Slnbuftrie.  Mm  weite« 
ften  geben  bie  Sdjußbcitimmungen  in  ber  leptilin* 
buftrie,  gür  alle  gcid)iiptcii  ©erfonen  ift  uerboten 
bie  Mrbctt  jur  Maehijeit  (non  9 Ubr  abenbd  bid  6 Uijr 
morgend),  an  ©ounabenb’iJia<bmittagen,  an  Sonn- 
tagen, am  erften  SEeihnadjtäfciettag  unb  am  Star» 
jreitag.  Mu&erbem  tnüffen  ad)!  halbe  geiertagc  jiiftr« 
lief)  gewährt  werben,  gür  junae©erfonen  nnb  grauen 
ifi  bte  SKajimalarbeitSjeit  an  ben  fünf  erften  Sodjen» 
tagen  10  Stunben  (,2  Stunben  ©aufe  für  9Bat)!jet» 
ten),  am  Sonnabenb  6— 6Vs  Stunben.  Dl)  ne  Unter» 
Brechung  Bon  minbeftend  V«  Stunbe  biirfeti  fic  ttitbt 
länger  als  4 V«  Stunben  bintereinanber  befchärtigt 
»erben.  Mbweid) ungen  ftttb  für  gejeßlid)  beflintmte 
Sülle  tuläffig.  stinber  bürfen  erft  uum  10.  3abr  an 
befd)nfrigt  unb  bann  entroeber  nur  naef)  bettt  Sgftcm 
ber  ©efdjäftiguiig  in  ffior»  unb  3iad;;nittagSreifim 
ober  an  iunfd)id)ljgen  Sagen  jur  Mrbett  emgeftellt 
»erben.  Sei  beibeit  Stjftcmen  beträgt  bie  iättgfte  ju» 
läffigc  Sauer  ununterbrochener  Mrbcit  ebenfalls  4 '/« 
Stunben.  gn  jwei  Soeben  betragt  bie  Mr&citdjeit 
cbenfobiel  »ie  für  grauen  in  einer  Sache.  Sericin» 
gerungen  ftttb  aicdnahntdWetfe  juläffig.  gür  bienitbt* 
tcytile  3nbuflrte  unb  bie  SScrfjtiitten  littb  einige  hier» 
Bon  abweirftettbe  ©eftimmungen  getroffen.  Vttte  ge» 
fdjüßten  ©erfonen  bürfen  tsonnabenba  bis  2 Ubr 
unb  6 Stunben  hintertmanber,  jugenblidje  ©erfonett 
nnb  grauen  ott  ben  fünf  erften  ffiod)enlagcn  10 Vi 
Stunben  befd)äftigt  werben.  Rinberorhcit  ift  unbe* 
bingt  unterlagt  in  gabriten  ober  SSerfftätten , wo 
Spiegel  mit  Ctuedfilber  belegt  werben,  bei  ber  Slei* 
Weißerjeugung.  tn  ®la«[d)mcljen,  SRetaüfdjleifereien 
unb  bei  bem  feintaudjen  nott  3ünblid)ten  in  Waffe, 
bebingt  (für  Stinber  unter  1 1 fahren)  bet  ber  SRetall» 
ftbleijerci,  bie  anberd  ald  auf  trodnem  Seg  erfolgt, 
unb  bei  beut  ©arebentfebneibeit.  $ied  Serbot  gilt  mit 
einigen  Mbwetchungen  and)  für  junge  £cute.  3>a8 
©efeg  beftimmt  fenter  ©eginn  unb  Silbe  bed  Mrbeitd* 
tage«,  Sauer  ber  ununterbrochenen  ©efdiäjtiguug, 
Sedeilung  ber  Saufen  unb  Watiljeiten.  Sesügltdi 
ber  Mrbeit  in  häudlichen  Mrbeitdftätten  ohne  Mnwen» 
bung  medjanifdjer  Äraft  enthalt  baa  (Sefejt  noch  be» 
fottbere  Weniger  WeilgebenbeSthußbeftimmungeti  für 
Äinber  unb  junge  ©erionen  fowie  Sorfcbnjicn  übet 
ben  Schulbenid)  ber  in  gabriten  unb  SSerfftätten  be» 
fd)äftiglcn  stinber,  fenter  jum  Schuß  ber  öefunbbeit 
unb  perfiSnlichen  Sicherheit  aller  Arbeiter,  ’ l» ! dr e über 
fflröße,  SReinhaltung,  ©enklation  ber  Mrbeitihäume, 
Über  Einrichtung  Bon  Hiafdjineu  nnb  gefährlichen 
Serfjeugen,  bereu  Ucinigutig  te.  San  Unfällen,  bte 
Mrbetlev  in  gabriten  aber  Serfftiiiten  Ireffcit,  unb 
bte  ben  Job  ober  fehwerere  «uipei  Beilegungen  rur 
golge  haben . ift  bent  gabrifiitjrcllor  unb  fern  Xi 
itriftdarjt  fofort  41tr,cige  ju  erftatten.  ©in  ntued 
gabrit«  unb  SScrfftäUeugefeß  Bon  1901  faßt  bie  be» 


fteljeitbett  Sdjubbefiimmungen  jufamnten,  erweitert 
ben  SdiuJ  in  ben  gefährlidjen  ©ewerben,  Bcrbietet 
bie  Mrbeit  Bon  Äinbcnt  unter  12  Sahrcn  unb  enthaft 
nud)  Seftimmungen  über  bie  Heimarbeit,  wonad) 
biefe  in  ungefun ben  Sfäutiten  unlerfagt  Werben  fann. 

Uie  H a f t » f 1 i dj  t (f.  b.  i ber  Mrbeitgebcr  würbe  burd) 
©efeh  Born  7.  Sept.  1880  geregelt,  eine  (Erweiterung 
berfdbett  burd)  eine  Cnbe  1893  bem  Ißadamcnt  Bor 
gelegteSitl  augeftrebt.  Seiler  finb  noch  jju  erwähnen 
bie  befonbem  ©eftf  e jum  Sthufi  Bon  «rauen  unb 
ürtitbent  beim  Sergbau  Bom  10.  Vlug.  1872  unb  »om 
16.  Sept.  1887,  über  bot  ©ewerbebeirieb  ber  ©img» 
ineiftcr  Pom  20.  Slug.  1867,  über  bie  Seichräntung 
ber  Wrbeitüjeit  Bon  Stiubern  unb  jungen  ©erfonen  in 
Scrfaufäläben  Bom  25.  3imi  1886,  bab  ©ejep  Bom 
6.  Slug.  1872  über  Schtcbsgerichle  in  MrbeitSiireitig» 
teilen,  bie  ©efeje  über  Mrbeiterwohnungen  (f.  b.)  tc. 
Sgl.  B.  Sojanowifi,  ®ie  cngli(d)en  gabrit»  unb 
Sserfftättengeffje  bid  jum  ©efeji  bdu  1874  (Serl. 
1876) ; ®erfelbe,  SaS  ettglijdjc  gabrit»  unb  Scrtftät» 
lengefeü  Bott  1878(3otal882);  Starpeleb,  lic  eng- 
lijthett  gabritgefege  (Serl.  1900). 

lewioci).]  3it  ber  Sthwcij  war  bi4  1874  bie  g. 
Sadjc  ber  tantonalcn  Öefetoebung.  ©inige  Kantone 
halten  jehon  feit  bem  16.  unb  17-3ahrh-  burch gabrit» 
manbate  unb  gabriforbmtngen  (Jo  ^(rtrief)  1674  uttb 
1717)  gefegliihe  Slnorbnungen  getroffen.  3m  19. 
gahrl)-  würben  faft  in  allen  inbufiricllot  Sfantonen 
onuhneibcnt  • Seftimmungen  erlaffen,  fo  in  3ürid) 
unb  Xburgau  überftinberarbeit  1815,  itt  3ünd)  burd) 
baS  allgemeine  gabritgefeg  1853,  in  Morgan  1862, 
öd  an»  1648, 1864  unb  1872,  hier  unter  Einführung 
eines!  gefeblidjen  Slormalarbeitalagce  füriirwadifenc. 
Safellanb  1868,  ©afelftabt  1869,  St.  ©allen  18511. 
Scffin  1873.  31a  burch  bte  Ungleichheit  in  ber  ©efeb» 
gebung  einige  Rantone  anbem  gegenüber  in  ihrer  S’on* 
fummfähiafeit  fid)  gefdjiibigt  fühlten,  jo  wurbebie «. 
burch  bie  SunbedBerfajjung  ald  Suubeöjadte  ertlürt 
unb  ein  cibgenbjftfcheä  gabritgejeh  unterm  23.  UJfdi  j 
1877  crlafjen.  3>urd)  badfelbc  würbe  ein  gefehlidier 
Mrbeilätag  Don  6 (im  Sommer  5)  lltjc  morgend  bta 
8 Uhr  ahenbd  unb  in  biefem  eine  3Ra|imalarbeitdjeit 
Bon  11  Stunben.  an  ben  Sagen  Bor  Sonn*  unb  gef!» 
tagen  Bon  10  Stunben  für  all  e Slrbetler  eingeführt, 
3>ie|"c  3eit  f tun  bet  gciunbbctlc-jchäblichen  ©ewerben 
burch  ben  Sunbedrat  Bcrtürjt,  auänahtndweife  auch 
mit  behürblid)er  ©cnehmigung  Beriängerl  werben. 
Siachl»  unb  Sonntagäarbcit  finb  nur  audnahmSweijc 
juläffig,  ald  regelmäßige  nur  in  Scivteben,  bie  ihrer 
Matur  nach  lerne  Unterbrechung  geftatlen.  Stinber 
unter  14  Sohren  bürfen  in  gähnten  nicht  befdjäftigt 
werben,  für  Rinber  Bott  14—16  3a!)ren  bürfen  litt- 
terridjt  unb  gabrifarbeit  jufantmen  11  Stunben  ben 
lag  nicht  übersteigern  3n  manchen  Betrieben  ift  bie 
Mrbeit  Bon  ftinbent  überhaupt  uerboten.  31,r  Gönn» 
tag«,  unb  Machtarbeit  bürfen  grauen  unter  feinen 
Umftänben,  junge  Seute  unter  18  galjien  nur  aua» 
nahmdweife  Berwenbet  werben.  S3öd)nerinnenbürfen 
Bor  unb  nach  tbrcr  Miebertunft  im  gattjen  währettb 
8 Soeben,  nad)  ihrer  Miebcrfunft  mtnbeftend  6 So* 
dien,  itt  gabriten  nicht  bef*äftigt  werben.  3um 
Schüße  gegen  ©efahren  für  «ben  unb  ©efunbljeit 
würben  befonbere  Sorfehriften  über  Sqerfleltung  unb 
Unterhaltung  Bon  Mrbeitdränmen,  'Uiaidiincn  unb 
Serfgeratfchaftenerlaifen;  gührungBonMrbcttcrBer« 
jeidjntjfen  unbErlaj)  »ongabviforbnungen(f. b.)fmb 
obügatorifd).  Sevhängtc  Süßen  ftttb  im3ntcrejfe  ber 
'Arbeiter  ju  Berwettbett.  Sie  Haftpflicht  ber  gabrit* 
beftßer  würbe  burd)  ein  be  j onbereo  ©e  je  jf  Bom  23. 3unt 


250 


>vabrirgefe&gebung  (Seutfdje*  Sieich). 


1881  geregelt.  Di«  Surdjführung  be*  ©eicßc*  liegt 
bcn  Jtanton*regicrungen  ob,  bie  j.  %.  (befonber* 
©tarn*  burd)  ©cfej>  Dom  8.  üJiai  1893,  3ttricf)  burd) 
ein  fotcf)c*  »om  18.  JJuni  1894)  über  biefe  Bcflim* 
mungen  IjinauSgingen.  3um  3wect  ber  Jtontrotle 
bot  ber  Bunbe*rat  gabrifinfpeftoren  ju  ernennen. 
Sgl.  ©öhmert,  Srbeiteroerl)ältniffe  unb  gabriletn» 
riaitungen  ber  Schwei],  Sb.  1 (^jtlnd)  1873);  D. 
3 d)  e e l , Sie  gabrifgeichgebungen  ber  Kantone  ber 
3d)toei.j  ic.  (in  ben  >3ahrbüchern  für  Sationalöfo- 
nomic»,  Sb. 20, 1873);  »Sa*Sunbe?gefeß,betreffenb 
bie  Srbeit  in  ben  Gabrilen  tom  23.  3Räri  1877,  font» 
mattiert  burd)  feine  Suoführung  in  benäabren  1878 
bi*  1899  I Sern  1900). 

fXcutfrfie*  Stettb.]  .Vier  nnirben  juerjt  in  ©reu» 
11  e n ©eftimmungen  über  Rinbcrarbeit  tn  gabrifen 
getroffen.  Sab  StfegulotiD  Dom  9.  ®ärj  1839  Derbot 
bie  Sufnaf)nte  Don  Stinbern  unter  9 fahren  in  gabri» 
ten.  Sag-  unb  fcüttenmcrfcu,  fegte  für  junge  fieute 
unter  16  Satiren  ben  2>öd)jtbetrag  ber  täglichen  Sr» 
beitdg:it  auf  10  Stunben  feit  unb  Derbot  für  fte  bie 
Sacht-,  Sonntags-  unb  gefttagSarbeit.  Sa*  ©efeg 
P01U  16.  ffiai  1853  lägt  bie  gabrifavbeit  egt  Dom  12. 
2cben*jahr  an  }u,  Dcrfiigt  weitere  9efd)i'änfungcn  für 
bie  Srbeit  junger  Serjonen  unb  nimmt  bicSeitetlung 
Don  gabrifinfpeftoren  in  SuSfidjt.  ©eitere  Sejtim- 
mutigen,  j.  S.  über  ba*  Srudipftem  (f.  b.),  enthielt 
bie  ©eWerbcorbmutg  Don  1845  unb  bie  Serorbnung 
betr.  bie  Errichtung  Don  ©emerberäten  Dom  9.  gebr. 
1 849.  Sgl.  S n t o n , fflcfd)icbte  ber  preujjifchen  g.  (in 
3d)motIer*  »gorfchungen»,  11.  Sb.,  2.  lieft,  2eipJ. 
1891).  3n  Sägern  würbe  1840  unb  1854  bie  reget» 
mäßige  Sefcbäfttgung  Don  WerttanSichulpflicbtiflm 
stinbern  unter  9,  be}.  10  fahren  in  gabrifen,  Serg», 
tptttten»  unb  ©ditagwerfen  unterfagt,  für  Jtinber  un- 
ter 12  3ohrcn  war  bie  91ad)tarbcit  Derboten,  für  bie 
'lagcSarbeit  ein  jjöchftbetrag  Don  10,  be}.  9 Stunben 
feftgefegt.  Such  in  S a b c n würbe  burd)  Serorbnung 
Dom  4.  SDiiirj  1840  über  ben  Schulunterricht  ber  m 
gabrifen  bef  diii  it  i g t en  ffinber  f otoic  burch  bie  ©eWerbe» 
orbnung  Don  1862,  in  S a dj  f * tt  unb  Sürttemberg 
burd)  bie  ffleWerbegefegc  Don  1861  bie  Jhitberarbeit 
bcfchriinft,  ber  Crtajj  Don  gabrif»  unb  Serfftätteorb» 
nungcit  Dorgefchriebcn,  ba*  Srucfftgtcm  Derboten  ic. 

Einheitlich  Würbe  bie  g.  junäebft  für  ben  Siorbbeut» 
täten  Srntb  geregelt,  bann  für  ba3  Seutfd)e  Seich,  feit 
1888  aud)  für  ®lfaß»2otl)ringen  burch  bie  ®e» 
werbcorbnung  Dom  21.  3uni  1869  mit  ben  Sonetten 
Dom  17. 3uli  1878  unb  Dom  1.  3uni  1891  unb  beut 
©efeg  über  bie  Snfertigung  unb  Serfenbung  Don 
3ttubhöljem  Dom  13.  SKat  1884.  Sa*  ©efeg  enthält 
allgemeine  Seftintmungen  jur  Siegelung  ber  Sonn» 
unb  gefttag*arbeit  (Dgl.  Sonntagsruhe) , trifft  Sor* 
febrmtgen  gegen  ba*  Srucffpftem,  erlägt  Seftimnum» 
gen  über  2ohn»  unb  Sbfcbtagäjahtungen  unb  über 
Dertrag*mäfjige  2of)neinbcf)altungen,  bie  bei  gabri» 
ten  für  ben  gart  ber  ced)t*Wibrigen  Suftöfung  be* 
SrbeitäDcrljättniffe*  burch  ben  Srbeiter  bcn  Betrag 
beS  burdhjchiiittiidhen  $iochenlot)nä  nicht  überfteigeu 
bürfen,  Derpfticf)tet  ferner  ben  Unternehmer,  bie  }um 
erd)ug  ber  Srbeiter  gegen  ©cfahren  für  2ehen,  ©e» 
iuitbheit  unb  Sitttid)tcit  bei  ber  Srbeit  nötigen  Sor» 
fehrungen  ju  treffen.  Ser  Sdjug  für  Jtinber  würbe 
1891  erweitert  Jtinber  unter  13  Satiren  bürfen  in 
gabrifen,  Sergwerfen,  Jütten  werfen  unb  einigen  an» 
bent  gewerblichen  Sntagen.  feit  Serorbnung  Dom  31. 
Sun  1897  auch  in  ©ertftätten  mit  Jbonfcftionäarbeit 
überhaupt  nicht,  Jtinber  über  13  Sabre  nur  bcfchäftigt 
Werben,  wenn  fte  nicht  mehr  Dolf*fd)ulpfIichtig  finb. 


Jtinber  unter  14  Satiren  bürfen  nicht  länger  at*  6, 
junge  2eute  Pon  14 — 16  Satiren  nicht  über  10  Stun- 
ben täglid)  unb  an  Sonn-  unb  geittagen  überhaupt 
nicht  hefdjäftigt  werben.  Sie  Srbcit*fmnben  ber  ju» 
genbtichen  Srbeiter  unb  ber  Srbeiterinnen  bürfen  nicht 
uor  5 V«  Uhr  morgen*  beginnen  unb  nicht  über  8V« 
(Sonnabenb*  für  Srbeiterinnen  nicht  über  5'/i)  Uhr 
abenb*  bauern.  Sie  ©efdjäftigung  Don  Srbeiterin- 
nen über  16  Sabre  barf  nicht  über  11  Stunben  täg- 
lich, an  b«i  Sorabenben  ber  Sonn-  unb  geiltage  nicht 
über  10  Stunben  bauern.  ©öd)nerinnen  bürfen  wäb 
renb  4 Soeben  nach  ihrer  StHeberfunft  üherbaupt  nicht 
unb  in  ben  fotgenben  2 Soeben  nur  befdjäftigt  wer- 
ben, Wenn  ein  ar}tlidje*  3tlI9n>*  bie*  für  »utätfifl  er- 
flärt.  Siefc  ©eftimmungen  gelten  aud)  für Sergwcrfe. 
Salinen,  Sufbereilungäanftatten  unb  unterirbifcb  be 
triebene  Srüche  ober  ©ruhen.  311  “Ken  biefeit  Sn- 
tagen bürfen  Srbeiterinnen  unter  Sag  nicht  bcfdjiif- 
tigt  werben.  Ser  BunbcSrat  fann  bie  Sertpenbung 
Pon  Srbeiterinnen  fowie  Pon  fugenblichen  Srbeitem 
für  gewiifegabrifalion*]Wcige,  bie  mit  befonbent  ©e- 
fahren  für  fflefunbheit  unb  Stttlid)feit  oerbunben  finb, 
gängicb  unterlagen  ober  Pon  befonbem ©ebingungen 
abhängig  machen.  St  anbern  gärten,  wo  ununter- 
brochen gearbeitet  Werben  muß  über  ber  ©etrieb  eine 
Einteilung  in  regelmäßige  Srbcit8fd)ichten  bon  gtei» 
eher  Sauer  nicht  geftattet  ober  feiner  91alur  nach  auf 
beftimmte  Saheeojeilen  bejehränft  ift,  fann  er  inner- 
halb ber  gefeßlid)  beftiminten  ©renjen  Su*nal)mcn 
Don  bcn  für  junge  2eute  unb  Srbeiterinnen  angeorb» 
neten  ©efchränfungen  eintreten  taffen.  Son  biefer 
Scfugni*  würbe  für  28al}>  unb tpamnterwetfe,  ©la«- 
hätten,  Spinnereien  1879,  für  Steinfohtenbergwerfe 
1881  unb  1883,  Sraljtjichereien  mit  ©afjerbetricb 
1886,  ffiummiwarenfabrifen  1888©ebraud)  gemacht. 
Surch  fmiertiche  Serorbnung  Dom  9.  Suli  1 900 (gültig 
rom  1.  San.  1901  an)  finb  bie  Sprich riften  ber  $ 134 
bi*  139  ber  ©ewerbcorbnung  auch  auf  bie  großem 
Betriebe  be*  ^anbwerf*  (©ertftätten  mit  SDiotoren» 
betrieb)  au*gebchni  worben.  Sie  SloPcrte  jur  ©ewerbe» 
orbnung  tom  30.  Suni  1900  hat  ©ehilfen,  2chrlin» 
gen  unb  Srbeitem  in  offenen  Serfaufätäben  eine  UHi- 
nimalruhejeit  gebracht.  Ettblid)  hat  ein  ©efejj  Dom 
30.  SJiärj  1903  (gültig  Pom  1.  San.  1904  an)  weitere 
Einfchranfungcn  bejügtid)  berjbinberarbeit  neben  ben 
beftebenben  gebracht.  Sa*  ©efej)  unterfcheibet  5Wi(<hcn 
eignen  unb  fremben  Stinbern.  grembe  Jtinber  bür- 
fen bei  Sauten.  3iegelcten,  in  Sriichen  unb  ©ruhen, 
beim  Steinflopfen,  tm  Sd)om)"tcinfcgergewerbe,  im 
SpebitionSfuhrWerÖbctricb,  bei  ber  garbenbereitung, 
in  Seilereien  unb  in  jahlreicben  befonber*  aufgcfüljr» 
ten  SSerfftntten  überhaupt  nid)t  mehr  befdjäftigt  wer- 
ben. Ser  Sunbe*rat  fann  auch  ttod)  anbre  ungeeig- 
nete Sefcbäftigungen  unterfapen.  Soweit  bie  ©ejehäf» 
tigimg  nicht  überhaupt  Perbolen  ift,  bürfen  frembe 
Jtinber  unter  12  Sah««  in  Serfftättcn,  im  Jjanbcl*- 
unb  Serfehr*gemerbe , SKäbchett  auch  in  ©afi  ■ unb 
sdjantwirtfehaften  nicht  bcfchäftigt  werben,  bie  ©e* 
fchäftigung  barf  3,  in  ben  Schulferien  4 Stunben 
nicht  üher)teigen,  nicht  jWifdfcn  8 Uhr  abenb*  uub 
8 Uhr  morgen*  unb  nicht  Dor  bem  Sonnittagäuntcr» 
rieht  ftattfmben.  ©eitere  ©eftimmungen  regeln  bie 
Seichäftigung  frember  Jtinber  bei  theatratifdjen  unb 
ähnlichen  Sorftcrtungen,  beimSuätragen  Don  ffiaren 
unb  hei  ©olcngängen,  unb  bie  ®onntag*ruf)e  unb 
Ichreiben  Snjeige  her  Jtinber  burch  ben  Vtrbeitgcber 
bei  ber  Ort*polijfibchörbe  fowie  Suäftertung  einer 
Srbeitbfarte  por.  Eigne  Jtinber,  b.  h-  folch«,  bie  mit 
bemSrbeitgeber  ober  beffen  Ehegatten  bi*  jum  brüten 


251 


gabrifgefc^gcoung  (Cflerrcid)»  Ungarn,  gtanfreiih,  Belgien). 


®rab  »erwanbt  iinb,  angenommene  1111b  beoonitun» 
bete  mib  jur  3»ang8erjiehung  übrnoicfene  Stinber 
bürf nt  in  ben  abfolut  »erbotenen  Betrieben , ferner 
in  Betrieben  mit  elementarer  ttriebfrnft  (Wo  Befdjäf* 
tigung  bisher  geftattet  War),  Stäbchen  in  fflaitwirt» 
fdtaften  überhaupt  nicht  metir,  in  allen  anbem  fällen 
biirfen  fie  nicht  »or  jurüefgeiegtem  10.  Sebensjabr  be* 
fchaftigt  Werben.  33ie  Beitimmungen  über  ArbeitS* 
reit  unb  Sonntagsruhe  finben  and)  auf  iie  Auwen» 
btmg.  5)ie  gabritinfpeftion  (f.  b.),  bann  für  größere 
Betriebe  ber  Erlaß  »on  ArbeitSorbmmgcn  (f.  gabrif» 
orbnungtiit  obligatorifch.  Sgl.  Solfi,  Ucrgabrit» 
arbeiter,  fmtematrfdje  ®arfteUung  ber  3ied)tsuert)SIt- 
triff«  (2.  AufL , Seipj.  1902). 

ififtcrretdi-ltiigarn.]  Jn  Öfterreicb  würben  Bor» 
icbnften  über  Setwenbung  unb  Unterricht  ber  gabritä« 
linber  1786  unb  1787  erlaffen.  Umber  füllten  nicht 
ohne  Bot  »or  bem9.,  feit  1842  nicht  »or  bem  12. Jahre 
befchäftigt  werben,  ©eitere  Beühräittungen  brachte 
bie  ®et»erbcorbnung  »om  20.  $ej.  1859,  eine  um» 
faffenbere  Siegelung  aber  bie  Sloueltc  ju  berfelben  »om 
8.  Würg  1885  unb  baB  ®efeß  »om  21.  SJuni  188-1 
über  bie  Befchäftigungbonjugenblichen  Arbeitern  unb 
grauenSperfonen  beim  Bergbau,  gür  ade  geWerb» 
liehen  Unternehmungen  gilt:  Serbot  ber  Sonntags» 
arbeit  (ausgenommen  finb  SäuberungS»  unb  Jn* 
ftanbljaltungSarbeiten;  auch  tönnen  aus  erheblichen 
©rfinbett  Ausnahmen  bewiüigt  werben,  »gl.  Sonn» 
tagSruhc),  baS  Sructoerbot,  obligatorifdie  gütjrung 
»oit  Arbeitsbüchern,  obligatorifdie,  ber  Sefmrbe  »or» 
julegenbe  ArbeitSorbnungen  (»gl.  gabrif orbnung) ; 
für  ade  Arbeiter  fmb  Kuhepaujen  (jufammen  mm» 
bejtenü  lViStunbe)»orgei<hrieben;  Beipflichtung  ber 
©ewerbsinljaber  jur  Serhüttcng  »on  ©cfaßren  für 
Sieben,  ©efunbljeit  unb  Sittlichfeit  ber  Arbeiter;  ju 
regelmäßigen  gewerblichen  Befchäftigungen  biirfen 
fimber  unter  12  3af)ren  gar  nidjt,  jwifdpm  12  unb 
14  gahren  nicht  über  8 Stunben  täglich  unb  nur  »er- 
wenbet  werben,  Wenn  bie  Arbeit  ber  ©cfunbheit  unb 
lörperlichen  Gntwidelung  nicht  naditeilig  ift;  burd) 
Sevorbnung  fanit  bei  gefährlichen  ober  gefunbßeitS» 
fcbäblicßen  Serrichtungen  bie  Bcfdjäftigung  fugenb» 
liehet  (unter  16  Jahren)  unb  Weiblicher  Arbeiter  »er» 
boten  ober  nur  bebingungsweife  geftattet  werben;  für 
jugenbliche  Arbeiter  ift  bie  9!ad)tarbeit  (8  Uhr  abenbS 
biS  5 Ußr  morgenS)  »erboten  (Ausnahmen  tönnen 
»om  SRhufterium  jugelaffen  Werben) ; ©ödjnerimien 
biirfen  erft  4 Soeben  nach  ihrer  Stiebertunft  regel» 
mäßig  befchäftigt  werben ; für  fabritmäßig  betriebene 
WewcrbSuntemehmungcn  barfbieArbeitäbaucr(auch 
für  erwachfenc  Arbeiter)  ohne  Sinrcchnung  ber  Ar. 
beitspaufen  11  Stunben  binnen  24  Stunben  icidjt 
übcrfchreiten  (AormalarbeitStag,  gilt  auch  für  Berg» 
werfe ; bei  nadhgewiefenem  befonbern  BebürfniS  fann 
jeboch  noch  eine  weitere  Stunbe  jugeftanben  werben) ; 
Stinber  unter  14  Jahren  biirfen  ju  regelmäßiger  Be» 
fchäftigung  gar  nicht,  junge  Safonen  »ou  14 — 16 
Jahren  nur  ju  leichtem,  ber  ©efunbljeit  unb  ber  f&r- 
perlidien  ßntwicfelung  nicht  fcf)äMid)eti  Arbeiten  »er* 
Wenbet  Werben;  bie9iad)tnvbeit  ift  für  junge Serionen 
unb  grauen  »erboten,  bod)  tönnen  Ausnahmen  burch 
Serorbncmg  jugelaffen  Werben,  giir  bie  beim  Berg» 
bau  bcfchäftigten  jugenblidten  Arbeiter  unb  grauen 
finb  burch  ®efeß  »om  21.  3uni  1884  befonbere  Be* 
fttnmiungen  getroffen  worben.  JHnber  »on  12 — 14 
Jahren  bürfen  nur  auf  Ansuchen  ber  Eltern  unb  mit 
befonberer  Erlaubnis  berBergbehörbc  ju  leichten  Ar» 
beiten  über  lag , grauen  unb  Stäbchen  überhaupt 
nur  über  tag  »erwenbet  werben;  bie  tägliche  Schicht 


barf  höchftenS  12,  bie  wirtliche  ArbeitSjeit  höchitenS 

10  Stunben  betragen.  StaSöefcß  »om  16.  Jan.  1895 
bat  bie  bisher  nur  burch  Bcrorbnungcii  geregelte 
Sonntagsruhe  (f.  b.)  gcfcßlich  geregelt.  Srns  ©eieß 
»om  11.  3uni  1883  führte  fflewerbeinfpettoren  ein. 
3n  U n g a r n biirfen  nad)  bem  ©emcrDcgefeß  »on  1844, 
bej.  1.  9Io».  1885  Stinber  unter  10  Jahren  gar  nicht, 
folche  bon  10—12  Jahren  nur  mit  bef)örbii<ber  Be» 
widigung,  folche  bon  12 — 14  Jahren  täglich  nur 
höchftenS  8,  folche  »on  14—16  3atjren  ljöebftenS  10 
Stunben  in  gabriten  jur  Arbeit  »erwenbet  werben. 
9!achtarbeit  ift  für  junge  Bcrfoncn  unter  16  gaßren 
»erboten,  hoch  finb  Ausnahmen  jugelaffen.  Sie  Ar 
beitSjcit  erroachienerBtänncr  unb  grauen  ift  geießlid) 
nicht  bcfchränrt.  Ein  ®efeß»oit  1891  regelt  bie  Sonn- 
tagsruhe, ein  foldjeS  »on  1893  ben  Schuß  ber  Arbeiter 
bet  Unfäden  unb  bie  ©eWcrbeinfpeftion. 

lErmtfrcich.)  3n  granfreich  War  jwar  burch  ®e» 
feß  »om  9.  Sept.  1848  ein  SlormalarbcitStag  »on  12 
Stunben  für  Erwachfenc  angeorbnet  worben,  bod) 
Würbe  biefe  Beflimmuug  nie  »erwirflid)i.  ®ic  Jtin» 
berarbeit  würbe  juerft  geregelt  burch  ©efeß  »om  22. 
Biärj  1841.  An  beffen  Siede  gilt  jeßl  baSöefeß  »om 
l9.9Jicii  1874.  BaSfelbebejiehtfid)  auf  bie  inbujtriedc 
Arbeit  »on  Bertolten  unter  16  Jahren  unb  »on  mm» 
berjährigen  Bläbchcn  (16 — 21  Jahren)  in  SWamifat» 
turen,  gabriten,  ftüttenwerfen,  Bergwerten,  Bau» 
höfeu  unb  ©ertfintten.  5DaS  gcringfte  Alter  ber  ju 
befdiäftigenben  Äinber  ift  12  Jahre,  ausnahmsweise 
10,  bie  längfte  Sauer  ber  ArbeitSjeit  für  10— 12jäß» 
rige 6 Stunben,  für  12 — 15jährige  12Stunben,  wenn 
Tie  ben  erften  Elementarunterricht  genoffen  haben, 
ionft  6 Stunben,  für  15jährige  12  Stunben.  Sie 
Aadjtarbeit  ift  »erboten  für  Berfoncn  unter  16  Jab» 
ren,  in  fabrifmüßigen  Betrieben  auch  für  Blütchen 
»on  16 — 21  Jahren.  Sonn»  unbgeiertagS  barf  feine 
biefer  Berfonen  jur  Arbeit  »erwenbet  werben.  Jn 
Bergwerfen,  Stembrüdien  ic.  bürfen  Weber  Suaben 
unter  12  Jahren,  noch  ÄJäbcben  unb  grauen  ju  einer 
unterirbifeben  Arbeit  berangejogen  werben.  Surd) 
Berorbmmg  tönnen  jene  Arbeiten  bejcidjnct  Werben, 
bie  gefäßrlidh  finb,  bie  Straft  »on  JHitbem  überfteigen 
unb  für  junge  £eutc  unter  16  Jahren  als  »erboten 
gelten.  SaSftefcß  enthält  femerBeftimmungen  über 
Sd)uluntcrridht,3'Jcrtftnttenpolijei,gabrifinfpcftionic. 
Ein  neues  ®eieß  bom  2.  Äo».  1892  erweitert  ben 
ffleltungSbereid)  ber  beftebenben  gcfcßlichen  Beftim» 
mungen  mit  gewifftn  Abäitberungcn  auch  auf  Unter» 
nehmungen,  bie  unter  bem  DDctfnumtel  ber  Sohltätig- 
teil  ober  beS  gewerblichen  Unterrichts  jugcnblidje  Ber. 
fönen  unb  grauen  auSbeuten.  3>aS  Aufnahmealler 
ber  Stinber,  bie  UnterrichtSjcrtififate  beftßen , betragt 
12,  jonft  13  Jahre,  bie  ArbeitSjeit  10  Stunben  täg ■ 
tid),  für  B<n1»"fn  bon  16—18  Jahren  60  Stunben 
wöchentlich,  für  über  18jährige  Bläbchcn  unb  grauen 

1 1 Stunben  täglich-  &ür  ade  biefe  Stategorien  ift  bie 
Bacht»,  Sonn»  unb  geicrtagSarbcit  »erboten.  Ein 
®efeß  »om  12.  3uni  1893  »erjdjärft  bicSchußbeftim» 
mungen  in  bejug  auf  ©ciunbljeit  unb  Sicherheit  ber 
Arbeiter.  Sgl.  Ballon,  LoU  de  protection  de  l’en- 
fance  ouvriöre  (3.  Auf!.,  '{im'-  1885);  Eaire,  I»a 
lägislation  sur  le  travail  de»  feiumea  et  des  enfants 
(baf.  1896). 

l'Unbre  Staaten. | Jn  Belgien  mürbe  burdjBer» 
faffuitgSorbnung  oont  28.  Juni  1884  bie  Arbeit  »on 
Knaben  unter  12  Jahren  unb  »on  SDMbdicn  unter 
14  Jahren  in  beit  ®rubcn  »erboten.  1887  würben 
brei  ®eieße  erlaffen  über  fiohmaljtung,  EinigungS» 
ämter  unb  über  Befdjränfung  ber  Übertragung  »on 


252 


Rabritgefeggeoung  (§oßanb,  Xlänentarf,  Schweben  ic.). 


2of)mDrberungenunbberScid)lagnafjme»on2ot)ncn. 
£ad  ®e(ct(  »om  13.  De}.  1889  bcfaftt  fid)  mit  bem 
3<f)uj)  ber  Sinber,  ber  jungen  Arbeiter  untec  16  unb 
ber  weiblichen  unter  213abren(3KinimaIalterbetSe< 
idjäftigung  für  Strnber  12  3abre,  SSarimalarbcitSieit 
für  junge  $erfonen  unter  16  unb  für  weibliche  Ar- 
beiter unter  21  Rubren  12  Stunben,  einfd)lief)li<b  IV* 
Stunbe  'Jiubefmufen,  Serbot  ber  'üadjlarbcit  unb  ber 
Sefdjüftigung  »on  mehr  ald  6 Singen  in  ber  SBoche, 
Schon jeit  »on  4 SBodjen  für  SSödmerinnen,  Gitifüt). 
rung  ber  gabritmfbettion).  Ülm  21.Sept.  1894  Wür- 
ben SBeftimmungen  erlaffen  über  bie  bggieniid|e  ®e* 
idiajfenbeit  ber  ©etriebnitntten , 22.  Oft.  1895  über 
Acuregclung  ber  Arbcitäinfpeftion , 17.  3uni  1896 
über  2obnjablungcn,  15.  Jjuni  1896  über  bie  (nun- 
mehr obligatorifcben) flrbeitgorbnungen.  — 3n  £>ol< 
lanb  batte  ein  ®efep  turnt  19.  3ef)t.  1872  SKaftregetn 
jur  Scrbinberung  iibcnnäfjiger  Arbeit  ber  ifinber 
unb  bereu  Scrwabriofung  anneorbnet.  ®aS  ®e[eg 
»om  5.  'Mai  1889  bebnte  ben  cdiujc  and)  auf  junge 
Stute  unb  tüetblidje  Arbeiter  auS.  Sie  Beftimmun- 
gen  biefeS  ©ciegeS  geben  in  tnebrecen  Begebungen 
weiter  als  biejenigen  beS  bclgifcbcn.  3udbefonbere 
gilt  für  weibliche  Arbeiter  eine  'MajimalarbeitSicit 
oon  11  Stunben  mit  1 Stunbe  i&aufe,  Serbot  ber 
Sonntagg-  unb  Saditarbcit.  ©cfunbbcitoidjäbliebe 
unb  gefährliche  Arbeit  fann  butd)  Serorbmmg  »er- 
boten werben.  Sin  ©ejej)  »om  20.  3uni  1895  fdjüfct 
audj  bie  crwadjfenen  männlichen  Arbeiter,  junätbft 
in  joldjen  gabrilen  unb  ffiertftätten , bie  mit  Straft- 
mafd)ittcn  arbeiten  ober  in  ber  Siegel  wenigfteng  10 
Arbeiter  beftbäftigen.  — 3n  SDänemart  orbitet  bag 
®efefj  »om  23.  3«ai  1873  an  für  flinber : Minimal- 
alter  10  3abre,  SHajimalarbeitSjeit  6V>  Stunben, 
cinfdjlicjjlid)  ‘/«  Stunbe  fäaufe,  Serbot  ber  Siadjt-, 
Sonn-  unb  gefttaggarbeit,  cbenfo  für  junge  Arbeiter 
»on  16—18  3abren,  bod)  ift  für  biefe  bie  'Majrunal- 
arbeitS^eit  12  Stunben,  cmfdjlieblid)  2 Stunben  Saufe, 
ferner  «du®  jur  Serbmberung  ge[unbbeitä(d)äblid)cr 
Arbeit.  Xag  ©efety  »om  14.  gebt.  1874  regelt  bie 
2lrbcitin.3ünbb5l;erfabrilcn,  bag  »om  12.  April  1889 
betrifft  bie  Serf)ütung  »on  Unfällen  beim  ßiebraudj 
»on  Diafdjmcu.  Sin  ©cfejj  »om  30.  SKärj  1901  »er- 
bietet bie  Arbeit  »on  Slinbcm  unter  12  Satiren  in 
gabriten  unb  bringt  einige  ißerjdiärfungen  bed  Ar- 
beiterftbubed.  — 3n  ©d)  weben  waren  bie  Unter- 
nehmer burd)  bie  fflewerbeorbnung  »om  1 8. 3utti  1864 
oerpflid)let,  3iüdiid)i  auf  bieöefunbbeit  ihrer  Arbeiter 
ju  nehmen.  3>ab  @efe(j  »om  18.  3io».  1881  orbnet 
an  f ür  ffinber : SRinimalalter  ber  S)ejd)iiftigung  12 
Satire,  iKajimnlarbeitgjeit  6 Stunben  mit  Sitiljcpaufe, 
Verbot  ber  Arbeit  unterlag,  ber  Badjtarbeit ; für 
jugcnblidje  Arbeiter  unter  18  3abren : Siajimal- 
arbettgjeil  10  Stunben,  Verbot  ber  Sadjtarbeit  Xa3 
©efeg  »om  10.  'Mai  1889  be.jtocrft  SdiuJ  gegen  ®e- 
fahren  im  Schrieb  für  ade  gewerblichen  Unternehmun- 
gen unb  führt  Arbcitginfpetiion  burcböewerbeinfpef- 
toren  ein;  ein  öejej)  »om  13.  $ej.  1895  behm  ben 
Arbeiter)  d)uf)  mit  gewiffen  Ginfdjränhmgcn  auf  jtaat- 
liebe  unb  tommunale betriebe auä. — Norwegen  hat 
erjt  mit  fflefeg  »om  27. 3»ni  1892  ben  Arbeiterfd)uB  be- 
gonnen (Verbot  ber  Arbeit  »on  ftmbcrn  unter  14  3ab- 
ren.  jehnftünbige  Arbeitgjeit  für  14— 18jährige  ic.), 
1897  bie  Arbeitgjeit  in  Sädcreicn  georbnet.  — 3» 
ginnlanb  enthielt  bag  ©ewcrbegefe(t  »om  21.  gebt. 
1868  einige  Sd)u|)beftimmungen , weiter  ging  bag 
©ciejj  »om  Sl.ÜKärj  1879.  3>ad  ®efcp  »om  15.  Ylpril 
1889  orbnet  an:  £diu()»orjdinflcu  für  alle  ‘Arbeiter 
jur  Slerhinberung  gejunbheildfihäblieher  unb  lebend- 


gef iihtlidjer Arbeiten.  iKinimalalterberSefdiäfttgung 
12  3ahre,  für  jugcnblidje  Slrbettcr  big  ju  18  Satiren 
SJerbot  ber  3!ad)tarbeit , für  foltbe  unter  15  3ahren 
IBajimalarbeitg^eit  7 Stunben,  für  fotche  »oit  15 — 
18  3af)ren  14  Stunben,  einfd)licfi!id|  Raufen.  — 3» 
SRuhlanb  gelten  ba3  ©efcjj  eom  1.  3a»i  1882,  bc- 
treffenb  bie  vtrbeit  3tiinberjä()rigcr  (SRinimalalter  12, 
augnahmgmeife  10  3nt)re,  für  ^erfonen  »on  12 — 15 
3at)ren:  SRapmalarbeitgjeit  8 Stunben  mit  'flauje, 
Skrbot  ber  ?iaditarbeit  mit  juläffigett  ?luSnahmcu, 
bet  Sonn-  unb  fjefttagg-  unb  ber  gefunbhettgfehäb- 
!id)en  Strbeit),  bag  ®e[eg  »om  12.  3uni  1884,  betref- 
fen» ben  Sd)ulunterrid)t  SIRinberjiihriger,  bie  in  ga- 
brifen  tc.  arbeiten,  unbbiegabrifinj»cttion,  bagScfeh 
»om  3.  3uni  1885,  betreffenb  bag  SJerbot  bet  Stadit- 
arbeit  bon  Arbeitern  big  ju  17  3ahren  unb  »on  weib- 
lichert  Slrbeitem  in  mehreren  ©ewetbgjWeigcn , bag 
©efeh  »om  3.  3uni  1886,  betreffenb  bie  Dtujnd)t  über 
bag  gabnfwcjen  unb  bie  weehfetfeitigen  Öegichungai 
ber  gabri lauten  unb  Arbeiter  äueinanber,  unb  bad 
©efejf  »om  24.  gebt.  1890  (mit  JfoBeUe  »om  8.  3uni 
1893),  betreffenb  bie  Arbeit  ber  ftinber,  jugcnblid)en 
unb  Weibtithen  Arbeiter,  bag  au  Stelle  ber  feitherigen 
»orübergehenbett  fflejtimmungen  bauernbe  fegt  unb 
biefelbeii  j.  J.  weiter  auäbehnt.  ISin  neues  ©eie»  »om 
14.  3uni  1897  führt  Sonntaggruhe  unb  äSajrintal- 
arbeitgtag  »on  lV/t  Stunben  für  IKanner  ein.  Sgl. 
*®ie  g.  beg  Suffifthen  Scicheg,  überfegt  unb  erläu- 
tert« (2.  Sufi.,  SRiga  1895);  SRofeitberg,  3ur  'ttr- 
beiterfd)ubgefehgebung  in  Sufilartb  (Scipv  1895); 
Sugan-tÖaranowfft),  ®efd)ichtebcr  rujftfdien  ga> 
bril  (beutfd),  Serl.  1900).  — 3n  3talien  würbe 
7.  $ej.  1843  für  Stinb-r  unter  9 Jjahren  bieSlrbeit  in 
mehreren  Sei  rieben,  ebenfo  bie  9iad)tarbeit  »erboten, 
bie  2lrbeitg,teit  befchränft  (für  bie  Smubarbci-Senebig); 
bur<h  bag  Sergwertggefej  »ott  1859,  bej.  1885  ift  bie 
'llrbeit  »on  fiinbem  unter  10  3al)rcn  im  3»nent  »on 
ScrgWerten  unterlagt.  Jiad)  bemölefejj »om  ll.gebr. 
1886  ift  baS  SRinimälalter  ber  Sefdjäftigung  fürttin- 
ber  in  gabrilen,  ©ruben  unb  SeraWertcn  9 3abro, 
bei  unterirbifdher  Srbcit  10  3af)re;  bie  Sefchäftigung 
»on  Serfonen  unter  16  3ahren  ift  »erboten  ober  »on 
bejtimmten  Soraugfehungen  abhängig  gcmad)t  bei 
qewiffen  gefährlichen  unb  ungefunben  Arbeiten.  Sie 
Ülathtarbeil  ift  »erboten  für  ftinber  unter  12  3ahren 
unb  für  fotche  »on  12—  143«hren  auf  6 Stunben  be- 
jehräntt.  SRüjiinalarbeitSäeit  für  Äinber  unter  13 
3ahren  8 Stunben. — 3»  benSereinigtenStaa- 
ten  »on  9J orbamerita  ift  bie  g.  Sadje  ber  Sinjel« 
ftaaten.  ®ie  Union  hat  für  bie  in  ihren  SSertftätten 
bcfchäftigten  Arbeiter  ben  adjtftünbigcn  flrbett-ltag 
biird)  ©efej  »om  25.  ffiai  1868  cingeführt  3u  lieben 
«laalen  bcftcht  ein  gefcglichcr  “Arbeitstag  »on  10,  in 
fcchS  Staaten  »on  8 Stunben,  bod)  gefiaitert  bie  mei- 
ftai  (jehn)  eine  »ertraggntäfiigc  Serfängernng.  gaft 
in  aßen  inbuftvteßen  Staaten  wirb  gefcglxCh  bie  Sir- 
beit  »on  Stinbent  unb  jugenbluhen  Arbeitern,  in  cini- 
cn  aud)  »on  Ütrbeiterinnen  befchränft,  jefjn  Staaten 
oben  befonbere  ©efejje  jum  3d)u|j  »on  SJergwerfd- 
atbeitem.  Sgl.  Xait,  ®ic  'ilrbciterfchuggefeggebung 
in  ben  Bereinigten  Staaten  (Xilbtna.  1884);  otim  • 
fon,  Handbook  to  tha  iabor  law  of  the  United  Sta- 
tes (9!etu  fjorf  1896) ; 2 o h r , Laws  of  the  U.  S.  ( 1896). 

®a  biejenigen2änbcr,  in  benen  bie3nbujtric  burd) 
eineg.  bejdiränlt  wirb,  anbent  gegenüber  in  berfton- 
furrenj  leicht  im  3?ad)teil  finb,  fo  würbe  fdion  mehr- 
fach, juerft  1841  »om  elfäfjtfthen  gabrifanten  Daniel 
2earanb,  ber  ffiebanfe  angeregt,  bie  3»buftrieflaalen 
foulen  auf  ©runb  »on  Sereinbarungen  ihre  g.  nad) 


253 


gabrifijolb  — 

gewiffen  örunbfäßen  einheitlich  regeln,  liefern  ffie- 
banfcn  tral  1890  bie  Arbcilerfchußtonferenj  (f.  b.)  in 
Berlin  näher,  ohne  jebod)  gu  praftiichen  Ergebniffen 
gu  gelangen.  Über  bie  internationale  Bereinigung 
für  gefejjlicpcn  Arbeitend)  itß  f.  Arbeikridjujj. 

Sgl.  außer  ben  bei  ben  eingelnen  Säubern  oben 
angegebenen  Schriften:  fiopmann,  Die  g.  ber 
Staaten  bcS  curopäifcpen  Kontinente  (Serl.  1878); 
o.  3anten,  Sie  Arbeiterfchußgefeßgebung  in  ben 
europäifeßen  Säubern  (3ena  1901);  Eoert,  Jianb- 
bud)  bei  gewerblichen  ArbeiterfchußeS  (Serl.  1900); 
»Sianbbud)  ber  Arbeiterwohlfabrt« , präg.  Bon  0. 
Dämmer  (Stuttg.  1903,  2 Bbe.);  Artitel  »Arbeiter* 
fd)ußgejeßgebung«  im  »fymbwörtecbuch  ber  Staate- 
wiß'enfcpaf  ten« , Sb.  1 (2.  Sufi.,  3ena  1898);  oiel 
Siatertal  in  bem  »SuQetin  best  internationalen  Ar- 
beitsamts« (baf.,  feit  1902). 

brifgolb,  f.  ©olbicplägetei. 
britgnt,  f.  Fabrica. 
brifhttflicuc,  f.  ©ewcrbebpgiene. 
brifinfpeftion,  eine  itaathdje  Sepörbenein« 
ridptung,  bereu  Seamte  (gabrifinfpeftoren,  in 
Sreußen  ® ewerberäte,  in  Österreich  unb  jeht  auch 
in  anbtm  Sänbem  ©eWcrbeinfpettoren)  bie  Ar- 
beitSBerhältniffe  gu  beobachten,  bei  ber  Durchführung 
ber  Arbeiterfchußbeftimmungen  mitguwirfen  unb  gute 
Sc-,iehungen  groifepen  Arbeiter  unb  Unternehmer  an- 
gubapncit  unb  gu  erhalten  haben.  Um  biefer  Auf- 
gabe Soll  genügen  gu  fönnen,  muß  ber  gabrifinfpet» 
tor  unabhängig  gefteHt,  fein  Amt  muß  auSichließlicf) 
SerufStätigfcit  fern.  Seine  Dätigfeit  loirb  um  fo  er- 
folgreicher fein,  je  mehr  eS  ihm  gelingt,  burch  Uttpar- 
teilichfeit  geh  baS  Sertrauen  Bon  Unternehmern  unb 
Arbeitern  gu  fiebern. 

Eine  Aufjid)t  über  gabrifen  tnurbe  in  Eng  tan b 
1802  angeorbnet;  hoch  luurben  erjt  auf  ffirunb  beä 
®efepeS  bom  23.  Vlug.  1833  Bier  gabrifinfpettoren 
ange|lclü  mit  ber  Befugnis,  jebc  gabrif  gu  jeber  3eit, 
wenn  |le  in  Dätigfeit  tft,  ju  betreten,  bie  bariu  bc- 
febäftiaten  Stinber  unb  jungen  Serfonen  gu  unterfuchen 
unb  über  biefcErfunbigungen  eingugiepen.  3hre  3ahl 
mürbe  allmählich  erhöht.  1878  mürbe  bie  g.  rcor- 
ganiftert.  Sn  ber  Spiße  fleht  jeßt  ber  Chief  luepec- 
tor,  ber  bie  ©efdjäfte  leitet,  bie  Sichtung  befonberer 
Erhebungen  burd)  bie  3nfpc(toren  beftimmt,  in  gtoei« 
feltjaften  giiüen  über  bte  Auslegung  beä  ©efeßeS  ent« 
id)eibet  ic.  Unter  ihm  fiepen  mehrere  Superintencling 
IuspectoM , melche  bie  3nfpeltoren  gu  Iontrolticren 
haben,  unb  (1900)  132  3nfpettoren,  barunter  7 weib* 
lidfe.  3«  grattlreich  mar  fchon  1841  bie  SefteQuna 
Bon  gabritinfpeftoren  Borgefeheu,  boch  Würben  erft 
burd)  ©efeß  Born  19.  3«ni  1874:  15  3nfpeftionS- 
bejirfe  mit  fe  einem  Seamten  gebilbet  unb  bie  3apf 
bet  3nfpcftoren  1886  auf  21  erhöht.  DaS  ®cfe|)  Born 
2.  Roo.  1892  unb  Defrete  Bon  1892  unb  1893  haben 
loef entliehe  iiinbentngeit  gebracht.  3m  ganjen  gibt  es 
feßt  103  Slufiiebtäbeamtc  (11  DioiftonSinfpeftoreit 
unb  92  ntännlidje  unb  weibliche  DcparlementSinfpel- 
loren).  3n  ber  Schweig  Wirb  bie  g.  feit  Erlaß  beä 
gabrifgefeßeS  nom  23.  äKärg  1877  burch  brei  3nfpef- 
toren  mit  |e  groei  Affiftenlen  beforgt,  beren  Dätigfeit 
burch  Snftrultion  nom  18.  3nni  1883  geregelt  ift. 
3n  Sreugen  loar  fepon  1849  bie  Seftellung  Bon 
©ewerberälen  angeorbnet,  boch  Würben  ioldie  erft 
1853  in  ben  RcgienmgSbcgirten  Sachen,  Düffelbotf 
unb  AniSberg  angefteflt.  Die  ©eWerbeorbnung  Bott 
1869  ftetllc  bte  Ernennung  Bon  Auffid)töbeamtcn  in 
baS  Enuejfen  ber  Regierungen , boch  machte , nach- 
bem  Borpcr  fepon  in  Sreußen  für  Serlin  unb  einjelne 


gaßriffaffen, 

Srosingen,  bann  1872  in  Sachien  eine  g.  eingerichtet 
worben  war,  bie  Rosette  Bom  11.  3“li  1878  bie  Auf- 
fteüumj  in  Deut fcpl an b für  alle  Sänber  außer  £ü* 
bed,  Streliß  unb  beibe  Seppe  obligatonich.  Siiibed 
ftctlte  1886  ebenfalls  einen  Seamten  an,  cbcitjo  würbe 
bie  g.  in  Elfaß -Sotbringcn  1889  eingerichtet,  nach- 
bem  hier  1888  bie  ©eWerbeorbnung  emgefübrt  wor- 
ben war.  3»ftänbig(eit  unb  ®irfung3freis  bieferSe- 
amten  lourbe  burch  baS  ©efeß  Bom  1.  3«ni  1891 
erpeblid)  erweitert.  Denfclben  ftehrn  bei  Ausübung 
ber  Aufficpt  alle  amtlichen  Sefugniß'e  berOrtSpoligei« 
bepörben,  inäbef.  baä  Recht  gur  icbergeitigert  Rcoifion 
ber  Anlagen  gu.  Sie  ftnb,  oorbepaltlieh  ber  Angeige 
Bon  fflefeßwibrigfcilen,  gur  ©epeimhaltung  ber  amt- 
lich ju  iprer  Kenntnis  aelangenben  ©efcpüftS-  unb 
Setriebeuerhiittniffe  bcrgabritcu  juterpfluhlen.  Über 
ipre  anttlid)e  Däiiglcit  haben  fic  3ahrcöberid)tc  ju 
erjtatten,  bie  bem  Sunbeärat  unb  bem  Jicidmtag  Bor- 
gutegen  ftnb.  Die  Drbnung  ber  3nftnnbigtcttäner« 
pältniffe  gwifepen  ben  gabriiinipettoren  unb  ben  or- 
beiittidjen  Soltgeibepörben  bleibt  ben  einzelnen  Sun- 
beäftaaten  Borbepalten.  ES  gab  in  Deutfcpianb  Sluf- 
fieptäbeamte  1853:  3. 1880  : 46, 1890:  80  unb  1900: 
über  300,  barunter  aud)  meprere  weibliche.  3n^r™’ 
ßen  ift  burch  ben  Erlaß  Bom  27.  April  1891  (Dienft- 
anweifung  Bont  23.  Siärg  1892)  für  feben  Segicrungs« 
begirt  ein  SeaierungägeWetberat  befteüt,  benen  bie 
©ewerbeinfpeitoren  unb  Affiftenten  unterftcUt  finb. 
Diefen  ift  auch  wie  in  Sachten  fett  1880  bie  ReBifton 
ber  Dantpffeffel  übertragen.  Dagu  tommen  noch  40 
Afftftenten.  ®äprcnb  bie  weiften  Sunbeäflaateu  bie 
geeigneten  Serfönlidtteiten  frei  wäpten.  Bedangt  S>  eu 
ßen  nach  berSorbilbungSorbnung  Bont  7.  Sept.  1897 
gur  Erlangung  bet  Befähigung  gur  g.  ein  breijäpri« 
aeä  tcdjnifcpeä  unb  ein  anbertpalbiährigeä  Stubium 
Der  Recptä«  unb  Staatäwiffenfdmften,  einen  anbert- 
palbjaprigen  Sorbercitungäbienf!  bei  ben  ©ewerbe« 
auffteptäbehörben  ttub  Ablegung  einer  Srüfnng. 

3n  Öfterreid)  erfolgte  bie  Seftellung  Bon  ©e« 
werbeinfpeftoren  (17  Aufftd)täbegirfe  mit  48  Se- 
amten unter  einem  3«ntralgewerbeinipc(tor.  bie  aud) 
nach  bem  UnfaüBerftdjerungägcfeß  nom  28.  Deg.  1887 
an  ber  Unfallerhebung  beteiligt  finb)  erft  burd)  ©e- 
feß  Bom  17.  3“ni  1883.  Einzelne  3nbuftricgwcige 
tonnen  unter  bie  Aufftept  Bon  Spegiatgewerbeinfpet- 
loren  geftcHt  Werben  (gefepap  fürbieSd)iffaprt).  \!lud) 
in  3talien,  S>oIlanb,  Üujemburg,  Rußlanb  ( 1 884), 
ginnlanb  (1889),  Selgie)t  (1889),  Schweben  (1890), 
Dänentarf  (neue  Siegelung  1889)  ftnb  gabrit-,  Ar- 
beitä-  obcr3nbuftrietnfpcItoren  beftellt  Sgl. Schön- 
berg, Arbeitäämler  (Serl.  1871);  ffleper.  Die  eng* 
lifche  g.  (Jübing.  1888V,  Ouard,  3«r  äußern  ©e- 
id)id)le  ber  g.  in  Deulfdjlanb  (granff-  a.  SD(.  1889), 
Dcrfelbe,  Die  ©ewerbeinfpetlion  in  Dcutfdüanb, 
Englanb,  grantreieh,  Öfierreieh  tc.  (Rflmb.  1896); 
A n t on,  ©efcpichle  ber  preußifdjen  gabritgefeßgebung 
(2eipg.  1891);  Sahntann,  Der  gabrifenrenifor 
(Dreob.  1893);  Stotte,  Die  ©ewerbeinfpetlion  m 
Deutfchlanb  (Serl.  1899);  bie  Artitel  -Arbeiterjdjufu 
unb  «©eWerbcinfpeftion«  im  «Jianbwörterbuch  ber 
3taatäwiffenfcbaften«,Sb.  1 it.3(2.AufI.,3enal899 
u.  1900)  unb  Cileralur  bei  Art.  »gabrifgefeßgebung*. 

gabriffaficti  (Betriebs«,  ®ert«,  f,iaustai« 
fen),  allgemeine  Sejeiehnung  für  ade  mit  gabrifeit 
ocrbunbeneit  fjilfotaffcn  (f.  b.),  bie  ben  3weden  ber 
in  benfelbcn  befchäftigtenArbeiler  bienen,  wieg  a b r 1 1 » 
f parf  aff  en(f.b.),ga  brittranf  e n f a f i e it  (f.  Kran« 
fen  taffen).  Raffen  fürSöd)ncrinnen,  für®  itwen,  ® ai- 
fen,  für  Segräbniffe,  gut  Unterftüßung  im  Allee  ic. 


254 


gabriffaufmatm  — Sabril = unb  ^anbetejeidjen. 


briffattfmann,  f.  §au£inbuftrie. 
bttffranfhcücit,  fooiel  wie  ©ewerbefranf» 
betten. 

gabrif  rnarfc , f.  gabrif*  unb  !jjanbel«zei®en. 

Sbriföl,  (.  OliDenöl. 

briforbmtitgigabrif-  unb  ©erfftattorb- 
nung,  Arbeitäorbnung),  bie  innerhalb  be«  Sah- 
nten« ber  ffiefefwebung  für  eine  gewerbliche  Unter- 
nebtnung  (gabrif)  getroffene  allgemeine  Crbnung, 
bur®  bie  ba«  Arbeit«Derhültni8  geregelt,  Sfiedtte  unb 
Serbinbiid)feiten  ber  Arbeiter  beftimmt  Werben.  3" 
Deutf®lanb  ijt  bie  g.  bureb  ®cfej  »out  1.  3uni 
1891  obligatorif®  gemacht  für  gabrifen,  5>üttenmerfe, 
aimmerplcige  unb  anbre  Bauhöfe,  ©erften,  3wfl«- 
leien,  über  Sag  betriebene  S) reiche  unb  ®ruben,  Die 
nicht  Hofe  uoriibergeljciiD  aber  in  geringem  Umfang 
betrieben  werben,  fofem  in  ihnen  m ber  Segel  min- 
heften«  20  Arbeiter  befchäftigt  Werben.  Sie  ntufe  Sc- 
ftimmungen  enthalten  über  Einteilung  unb  Sauer 
ber  Arbeit,  über  3eit  unb  Art  ber  Abre®nung  unb 
Sohnjahlung,  über  ftünbigungSfriften  unb  Sülle  fo» 
f eiliger  Entla (jung,  fofem  e8  nicht  bei  ben  gefefeli®en 
Befttmm ungen  bewenben  foH;  Wenn  Strafen  Borge» 
fefeen  ftnb,  au®  fol®e  über  Art,  fjofee  unb  Berwcn- 
bung  berfelben  fowie  über  Serrocnbung  Dcrwirftcr 
Sohnbeträge.  Da«  CWefefe  fefet  §ö®ftbcträge  für  biefe 
Strafen  feit.  Sie  Straf  gelber  müffen  zum'Seften  ber 
Arbeiter  ber  gabrif  uerioenbet  Werben.  Ser  3uhalt 
bet  g.  ift  für  Arbeiter  unb  Arbeitgeber  re®t«oerbinb» 
lid).  Bor  Erlafe  einer  g.  fmb  groftjährige  Arbeiter, 
bej.  ber  ftänbige  Arbeiterau8f®ufe  über  bereu  3nf)nlt 
ju  hören.  Bor  bem  ®efefe  Dom  1.  3uni  1891  hatte 
bie  etwa  Dom  Arbeitgeber  erlnffene  Crbnung  nur  bie 
Bebeutung  einer  Dertragämäfeigen  Abma®ung,  bie 
ber  Arbeiter  bur®  au«brücfli®c  ober  ftiüf®wetgenbe 
Unterwerfung  mit  bem  Arbeitgeber  traf.  Da«  gleiche 
wirb  au®  für  bie  obtigatorif®e  Arbeitäorbnung  feit 
bem  1.  3>mi  1891  behauptet,  wäfjrenb  anbre  ber  leg- 
tem  ben  ßharafter  einer  objeftioen  8fe®t8norm  ju- 
erfennen  wollen.  Sgl.  Sehnt  in  »Annalen  beä  Seiet- 
fchen  9fci®cä«  (1894,  S.  182)  unb  bie  bort  zitierte 
Sitcratur.  3«  ber  S ® W e i j Würbe  bie  g.  Dorgef®rie- 
beit  bur®  ba«  gabritgefefe  Dont  23.  SHärj  1877,  in 
Öfterrei®  bur®  bie®ewerbeorbnung  Don  1859  unb 
bie  HioDellc  Dom  8.  SRärj  1885  für  gabrifen  unb  ®e- 
werbäuntemehmungen  mit  über  20  Jiiifäarbeitem  in 
gemcinf®aftli®en  Solalen,  cbenloin  Ungarn  1884, 
in  Belgien  für  gröfeere  Setriebe  bur®  ®ejeg  bom  15. 
3uni  i896  Corigfcitlicbe  Prüfung  unb  ©enehmi- 
gung  ift,  Wie  früher  in  fßrcu&en,  Sa®fen  unb  ©ürt- 
temberg,  fegt  in  ber  S®weij  Dorgeftferieben.  Sgl. 
Steincrt,  Seite  Sonnen  jur  Bcnufeung  bei  Auf- 
hellung Doitgabriforbnungen  (£>amb.  1892);  D.8W  • 
biger,  ©egroeifer  zur  AuffteHung  Don  Arbeitäorb» 
nungen  (5.  Auf!.,  Berl.  1892);  !pt fee,  9ionnaI-Ar- 
beitäorbnung  (Söin  1 892) ; Op  D e r m a it  n , Anleitung 
jur  Aufhellung  unb  'Prüfung  ber  Arbeitäorbnungen 
(2.  Aufl.,  Berl,  1896);  S®onberg  im  »Ipanbbu® 
ber  politif®cn  Ofonomie«,  8b.  2,  S.  104  ff.  (4.  Aufl., 
Dübing.  1898);  Söhne,  Die  Arbeitäorbnungen  int 
beutf®eu  ®cwerbere®t  (Berl.  1901). 

gabrifpflanzen,  Rulturgewa®fe,  bie  entWeber 
in  gabrifeit  alö  Säcrljeuge  beuujjt  werben  (Sarbe) 
ober  ba«  USatcrial  ju  oerf®iebenartigen  gabrifaten 
liefern,  wie  3>®orie,  Xabat,  Sunlelrübe  ic. 

gabrifrat,!ircf)Ii®erStiftungärateiner©emeinbe; 
Dgl.  Fabriea  unb  ftir®cnrat. 

gabriffcfjulcn,  befonbere  Bollöfchiilen  für  bie 
in  gabrifen  arbeitenben  Sinber,  mcift  Don  gabrif 


befifeem,  zuweilen  auch  Don  ©emeinbe  ober  Staat  un- 
terhalten. Die  ©ewcrbcorbnung  be«  Sorbbeutfdien 
Bunbcä  Dom  21.  3uni  1869  (fpäter  9iei®3gewcrbe* 
orbnung)  Derbot  (§  136)  SerWenbung  Don  kiitbcm 
Dor  jitrüdgelegtent  12.  ScbenSjabr  in  gabrifen  unb 
geftaltete  ft«  Dom  12.— 14.  3aht  in  fc®8  Dageäfiun- 
ben  nur,  Wenn  baneben  ben  jugenbli®en  Arbeitern 
(Gelegenheit  }U  minbeftenä  breiftünbigem  tägli®en 
3®ulunterri®t,  Wo  nötig  in  eigneng.,  geboten  warb. 
'Dur®  'JioDeüe  Dont  1.  yuni  1891  ift  § 135  ber  ©c- 
Werbcorbnuna  bafein  abgeänbert,  bafe  fttnber  unter 
13  3ahrert  überhaupt  nt®t  unb  foI®e  über  13  (bio 
14)  jahreit  nur  bann  6 Stunben  tagli®  in  gabrüm 
bcf®äftigt  Werben  bürfen,  wenn  he  ni®t  mehr  Dollä- 
f®ulpfIiÄtig  hnb  (f.  gabrilgefehgebung,  S.250).  Da- 
bur® ift  im  Deutf®en  3fei®c  ben  g.  Der  Bobcit  ent- 
zogen. ©ef®i®tli®eS  über  g.  gab  S.  A.  $uber, 
SJeifebriefe  aus!  Belgien,  grantrei®  unb  Snglanb 
(4>amb.  1856,  2 Bbe.). 

gfabrif fparf affett  (Arbeiterfpartaffen), 
Sparfaffeit,  bie  ben  Arbeitern  einer  gabrif  ober  über- 
haupt einer  gröfeem  Unternehmung  bienen  fotteit. 
Sie  hnb  meift  Dom  Arbeitgeber  errichtet,  um  bie  Ar- 
beiter jur  Sparfamfeit  aufäitmuntem  unb  ihre  3«- 
tereffen  enger  an  bie  Unternehmung  ju  f eff  ein;  jebo® 
ift  ben  Arbeitern  Anteil  an  ber  Sermaltung  einge- 
räumt. Die  Einlagen  beftehen  nuS  freiwilligen  ober 
obligatorif®en  (in  So®enabgabctt  beftehenben  ober 
na®  ber  Sohnfeöhe  abgeftuften)  Beiträgen  ber  Arbei- 
ter, bann  auä  ben  3uf®üffen  bes  Arbeitgeber«  (bie 
(Selber  ber  g.  bürfen  ui®t  im  ®cf®aft  be«  Unterneh- 
mer« Dermenbet  werben),  bie  in  Dcti®iebenen  geraten 
(fefte  Stimme,  SrojentfaJ  Dom®ef®äfi«geWinn)  unb 
unter  Derf®iebenen  Bebittgungen  gewährt  werben  unb 
eine  Erhöhung  ber  Serginfwtg  ober  bie  Au«fe(tung 
Don  unter  geioiffen  Sorauefeicungeit  jiigeftanbenen 
Prämien  ermögli®en.  ®fan®uial  treten  an  bie  Stelle 
cigentlüfeer  g.  ©inri®tungett,  bie  ben  Arbeitern  bie 
Benufeung  öffentli®er  Sparfaifcn  crlei®tcrn.  Sine 
befonbere  Art  berg.  bilben  biegabrifjuijenbfaficn,  bie 
nur  für  iugenbli®e  Arbeiter  obligatoril®  fmb.  Ein- 
zelne g.  bienen  zu  ganz  befonbem  3wccfeit,  fo  g.  zum 
3wecf  ber  Auäfteuer,  zur  Erwerbung  eine«  eignen 
^aufc«,  zur  Aufbringung  be«  SJiietjinje«,  ber  S®ulb 
zinfen  u.  bgl.  Sgl.  yifee,  Sfli®tcn  unb  Aufgaben 
ber  Arbeitgeber  in  ber  Arbeiterfrage  (Köln  1888); 
SJieininghau«,  Die  fozialen  Aufgaben  ber  inbu- 
ftrieHen  Arbeitgeber  (Jübing.  1890). 

gabrifftempcl,  f.  gabrtf-  unb  !panbelSjei®en. 

gabrif:  unb  $>anbel«jcitficn  (S  a r en  * e i ® e n, 
fDiarf  cn)  fmb  auf  Samt  ober  beten Serpadunn  an- 
gebra®te  3fi®en.  bie  in  ben  fcanbcl  gebra®te  ©aren 
al«  Don  einer  beftimmten  Perlon  (gabrifant,  Serläu 
fer)  herrüferenb  fcnntli®  iita®en  foüen.  Die  Bezci®- 
ming  ber  Perfon  ift  eine  Ddlftänbige,  wermheSanten 
unb  ffiohuort  angibt  (nomiitatiDe  'Jfinrfen,  zu  beren 
gührung  jeber  befugt  ift);  he  fann  aber  au®  eine 
figürli®e  (fhmbo!if®e  'Uiarfenjfein,  inbem  he  in  einer 
Abfürzung  be« Santen«  ober  in  einem 3ei®cn  behebt. 
Solche  3ei®cn  haben  bann  grofee  Bebeutung,  wenn. 
Wie  bei  bem  ^anbel  na®  fremben  Sänbern,  bie  na- 
mentli®e  Be.zeicbmmg  ni®t  Derftanben  Wirb.  Saren 
biefclben  früher  Sepräfcntanten  bergirata,  bie  cbenjo 
Wie  Sappen  unb  3nhgnien  be«  Abel«  au®  zur  Un- 
terf®rift  binbenber  Serträge  betrugt  würben,  fo  hnb 
fte  heute  bazu  beftimmt,  ©aren  be«  einen  ©ewerb- 
tretbenbeit  Doit  benen  eine«  anbera  )u  unteri®eiben. 
S®on  zur  3unftZ*>*'  |D'C  im  16.  3«hrb  im  öerzog- 
tum  Berg , no®  früher  in  Shefhelb,  würbe  bie  güh- 


255 


gabrif--  unb  £<mbel3jeid)en  (beutfAeS  WeiASgefeb  t>om  12.  Siai  1894), 


rtmg  folc^er  SriAtn,  bie  itt  eine  SJeiAenrotte  eilige  - 
trogen  würben , befonberS  bet  TOeffoi'fdjmicbcn  unb 
StaMwarenfabrilanten  (m  fRbemIanb»Keflfalen  tat 
17.  mtb  18.  Jabrb.  burd)  lanbeSbervliAe  ©ribilegien) 
gcfAu^t.  S)en  erilen  Pottfiiinbigern  Karlen  jÄub 
gewährte  granfreiA  burd)  Dom  22.  ffiertuinal 
bcS  3abreä  XI  (neue  ©efe$e  1884,  1857,  1873). 
3>ann  folgten  ©eigien,  Cfterreid)  1857  (iteueä  ©efejj 
Dom  8.  3nn.  1890),  ©aljcrn  (1882),  Jtalien  1888, 
bie  Bereinigten  Staaten,  fRuftlanb,  Engianb,  barouf 
fCeutfAlanb  mit  einem  IReiASgefeft  Dom  30.  WaP. 
1874,  bie  ®A»«J  1879  (nettes  ©efejj  1890).  bie  Wie. 
bertanbe  unb  Sänenutrf  1880,  ©araguoi)  unbWfcrifo 
1889,  $aS  englifAe  4Varlcnfcbiibgefel)(Merchandise 
Slarka  Act)  Dom  23  Rhtg.  1887  fdjreibt  DDr,  bajj 
alle  in  Engianb  anlangctiben  frtmbeti  Karen  mit 
einer  ©ejeiAnung  beb  UrfprungslanbeS  (j.  ©.  modo 
in  Germany)  Oerfe^en  fein  muffen.  (Sitte  n|nliAe 
©eftimmung  befielit  in  ben  Bereinigten  Staaten  unb 
in  granfreiA-  — 3m  ©egenfaft  jur  betitfAen  unb 
franiöftiAen  ©efejgebung , bie  ben  SRarfenfAub  auf 
baS  SlrafreAt  ftütu'n  unb  bei  wiberrcAUichem  Kitten 
neben  ber  bem  Sic  richten  ju  jahlenbeti  Bnifdjäbiaung 
auA  ©elb*  ober  (iftfannmöflrafe  julaffen,  perfniipfen 
Engianb,  Worbamerita  unb  ©eigien  mit  oer  ©er- 
lefumej  bei  ffiartenfAujjeS  nur  piiPatreAtliA*  Sol» 
gen  (©Aabenerfab). 

3n  SeutfAlanb  gilt  gegenwärtig  baS  SleiAd* 
gejeg  junt  SAuge  ber  ffiarenbejei  Anungen 
Dom  12,  Slltat  1894;  nebft RluSfübrungSoerorbnun» 
gen  Dom  30.  3uni  1894  unb  10.  SRat  1903.  WaA 
bemfelben  ift  jur  Eintragung  eine?  SarcnjeiAenS 
jeber  bcreAtigi,  ber  in  feinem  ©efAaftSbetrieb  sur 
UnterfAeibung  feiner  Karen  Don  betten  anbrer  fiA 
rotes  folAen  bebienen  Bill,  alfo  niAt  blofi  'Sott-,  fon- 
bem  audt  SKinberfauflcute  foBie  auA  niAt  faufmän« 
niftfte  ©ewerbireibenbc.  Wiemanb  ift  jur  gührung 
eines  KarenjetdienS  ocrpffiAtet.  ®ic  Eintragung  er- 
folgt  in  eine  bcimWeiAspatentamt  tn  ©erlitt  geführte 
Jcicbcnrotk.  l?tc  3eid)enrot!e  fofl  enthalten  ben 
ycitpunlt  bes  Einganges  berRtnmeibung,  bie©ejeiA« 
nung  beS  CiefAäftSbetricbS,  in  bem  bas  3eiAen  »er« 
Bettbei  loerbcn  ioil,  ein  ©erjeiAniS  ber  Kören,  für 
bie  cd  beftimmt  ift,  unb  eine  beutliAe$arftettiurgunb 
BefAreibung  bei  3c'A<mS,  Warnen  unb  Kobnort  bed 
3eiAenitt6aberd  unb  feines  BerircterS  fowie  Slnbe« 
rungen  in  ©erfon,  Warnen  unb  Kobnort  bevfelben, 
ben  ©ciipunft  ber  Erneuerung  ber  Rlnmelbung  foBie 
ber2md)ung  beS3eiAenS.  gitr  bie  erfte  Eintragung 
ifl  eine  ©ebubr  Pon  30  4SI.,  für  bie  itaA  je  10  ya fi- 
rm jutaffige  (smeuerung  eine  jofAe  Pon  10  SLR f.  ju 
eniriAten.  $te  Stsa1)I  beS  KarenjeiAenS  fiept  bem 
©ewerbtreibenben  frei,  jebodt  barf  er  niAt  ein  für 
einen  onbtm  bereits  für  biefeiben  ober  aleiAartige 
Staren  eingetragenes  3c'Aen  Wählen.  3«  foldiem 
gatte  madjt  baS  ©atentamt  bem  ynpaber  beS  früher 
angemelbeten3eiAonS3Ritteilung  unb  befAliejjt.  falls 
bctfelbe  BibcrfpriAt,  über  bie  (Eintragung;  im  gatte 
ber  Rtbwcifung  fiept  bem  Rlmnclber  bie  '©cf  Atoerbe 
au  bic©efAwcrbüabieilungbcöSl!aifntmutsimb  Benn 
ber  Rinmelber  eine  priPatreAtliAe  ©erpftiAtung  beS 
frühem  3eiAenint)aberS  jur  ©eftattung  ber  neuen 
(Eintragung  behauptet,  ber  WeAtSweg  gegen  ben  ffii» 
berfpreAenbcn  offen.  Sie  Eintragung  ift  ju  Derfagen 
für  greijeiAen  (f.  b.),  für  SäarcngeiAen , bie  aus. 
fAlieftliA  in  3at)len,  ©uAÜabeu  ober  WAen  ®i)r- 
lern  beflepen . bie  Ringaben  über  ?Irt,  3ctt  lm&  Crt 
ber  fterftettung,  über  bie©efAnffenl)eit,  ©cflimmung, 
?reö-,  üRengen«  unb  ©eBiAtsoerhättniS  ber  Karen 


enthalten;  ferner  für  SarenjciAcn,  bie  in-  ober  attc-  - 
länbifAe  StaatSBappen  ober  Sappen  eine#  tnlänbi» 
fAen  CrteS,  einer  ©emeinbe  ober  eines  SVommunal- 
DerbattbeS,  ober  bieärgemiSerregenbeSarflellungcn 
ober  foldte  Eingaben  enthalten,  bte  ben  ©erhältniffen 
nicht  entfpreAen  unb  bie  ©efapr  einer  läufAung  ent- 
halten ; ©hantaficBörter fmb  geftatiet.  ®ie  2 ö f A u n c, 
beS  3£iAenS  erfolgt  entBeber  jebetjeit  auf  Rintrag 
best  Inhabers  ober  Don  RlmtS  Bcaeit , wenn  feit  Rin 
melbung  beS  3fiAenS  ober  feit  ber  Erneuerung  10 
Jahre  Dcrfioffen  fmb,  ober  wenn  bie  Eintragung  halle 
terfagt  Werben  fotlen.  Unter  Umftänben  tarnt  auA 
ein  $ntter  bie  2üfAung  beantragen,  iluf  bie  in  baij 
Segifiet  eingetragenen  unb  Deröffentlidtien  Karen« 
jftd  en  hat  ber  Eingetragene  ein  anSfAliefeliAcd  Der« 
crbltdjeS  unb  mit  bem  ©eidtaft  DcräuficrtuheS  Stecht. 
3um  SAuJie  biefeS  WeAteS  befipt  ber©efAäbigte  eine 
Singe  auf  Unterlaffung  ber  WeAlbDerlehmtg  für  bie 
gutunft,  eine  fl  läge  auf  SAabenerfah  fowie  bas  Dt edtt, 
trimincncSSeftrnjungunb©mtrteilimg  einer  Buße 
ju  oertangen.  Jm  einjeinen  Derhält  eS  fiA  bamit 
folgenberma&fn:  Kec  wiffenifiA  ober  aus  grober 
(5ahvläffigteit  Karen  ober  beren  ©erpndung  ober  Um* 
hüttuttg,  obcrRlnlünbigungm,  Breisltjien,  OJcfAäfiS* 
oriefe,  Empfehlungen,  tReAnungett  ob.  bgi.  mit  bem 
Warnen  ober  ber  girtita  eines  anher:  ober  mit  einem 
nefeiliiA  gefA'Uücti  Karen;cidtett  mibcrrcAtlidi  Der- 
lieht  ober  OeruleiAett  Wiberrcdilltdt  gefemtjeidjnetc 
Karen  in  Sertehr  bringt  ober  feifbStt,  ift  bem  ©er- 
lebten jur  EutfAäbigung  oerpfliAtet.  Jiat  er  bie.Rjanb- 
luttg  wifientlidi  begangen,  fo  wirb  er  aujjerbem  (auf 
Rtutrag  beS  (SefAäbigtm)  mit  ©etbflrafe  Don  150— 
5000  Sif.  ober  mit  ©cfängniS  bis  ju  6 Wt'onaien  be- 
ftraft.  ®er  gleiAeu  ©elbftrafe  Derfnllt  btrjenige,  ber 
Karen  ober  beren  ©erpadung  tc.  fätfAlidi  mit  einem 
Staatswappen  ober  mit  betti  Wanten  unb  Kappen 
eines  DrieS,  eines  ßlemeinbe»  ober  »eitern  ftomrnu» 
nalocrbanbeS  ju  bem  3»f de  »eriit'ht,  üherSeiAaffett- 
fjeit  unb  Kert  ber  Karen  eilten  Jrrtum  ju  erregen, 
ober  wer  jutn  gleiAen  3med  foldjc  Karen  in  Bcvfebr 
bringt  ober  feilbält.  ©er  äunt  3»ei  ber  JSufAung 
in  §änbeluttbStr(ebrKaren  ober  beren Berpatfunatc. 
mit  einer  RluSflattung,  bie  innerhalb  beteiligter  Ser 
febvSlreife  als  Sennjcidien  gletAartiger  Karen  etneS 
anbem  gilt,  ohne  begen  ©enebmigung  oeriiebt,  ober 
Wer  junt  gleiAen  3wed  berartig  getemijeiAnete  Ka- 
ren in  Sertebr  bringt  ober  feilbält,  ift  bem  ©erlebten 
jur  EntfAäbigung  oerpfliAtet  unb  Wirb  (auf  Rintrag 
beSfelben)  mit  Qklbfirafe  oon  100  — 3000  381,  obet 
mit  ©efängnts  bis  ju  3 Konnten  beftraft.  RiuSliin» 
bifAeffiaren,  bie  mit  einer  beuifdjcnginita  unbCrtS- 
bejeiAnung  ober  mit  einem  in  bie  JeiAenrotte  ein- 
getragenen KarcnjeiAen  WibemAtliA  Deticben  finb, 
unterliegen  bei  ihrem  Eingang  naA  SleutfAlanb  jttr 
Einfuhr  ober  ffurdifuhr  auf  Rintrag  bes  ©erlebten 
unb  gegen SiAerftrllung  berSefAlagnabmeunbEin' 
3tcbung.  ffite  Rinwenbung  biefer  ©citimmungen  »irb 
burd)  Rt6weiAungen  niAt  avtSgef Aloffen , mit  benett 
frembe  Wanten,  girmen,  3e'Ae".  Kappen  unb  fonftige 
ScnnjeiAnungen  oon  Karen  Bteberge()eben  Werben, 
iofem  ungeaAtetbiefcrRlbWeiAungen  bte @efabr einer 
ScrweAfelung  im  ©erlebt  Porliegt.  Sinti  jeber  Ent« 
fAäbigung  lann  auf  ©erlangen  beS  ©efAäbigten  ne- 
ben ber  Strafe  auf  eine  an  ihn  ju  erfegettbe  ©ui;c  bis 
jum  ©tirag  oon  10,000  SJlt  erfannt  Werben^  SJantit 
ift  aber  bie  ©eltenbmaAung  eines  weitem  SAabenS 
auSgefAloffen.  Sattehen  iftaufSefeitigung  berwiber- 
rcditiiAen  KmnjeiAnungen,  cDentuelt  fogar  auf  ©er- 
niAtung  ber  bamit  perfebeneu  Karen  ju  crlenncn. 


256 


(jabrifuerleger  — Fabula. 

3n  einigen  glitten  tritt  übrigens  bei  Schuß  beS  1894),  Setigfopn  (Bert.  1894),  KeoeS  (baf.  1894), 
ÖeießcS  niid)  otme  Eintragunaem.  DicS  gilt  einmal  ginger  (baf.  1895),  ausführlicher  Bon  Äent  (baf. 
für  gowiffeAuSftattungcn  oonfflaren.  Bcrpadungm,  1897);  B.  Sdjmib,  Das  ©arenjcichenredjt  (SeiV.4- 
Anfcmbigungcn,  Breisliften,  Empfehlungen,  SRcd)*  1899);  ©eitel,  DieBrapiS  beS®cießeS  Born  12. Kai 
nunacn  ic.  (ngt.  Karenfchußflcieß,  § 15)  foroie  für  1894(SerL  1900);Düring,DieBrariS  beSBatent*, 
bieBe)cichnuiigenBonDrudld)rtften  ().B.  >glicqcnbc  Kufter*  unb  3e>d)enroetens  (baf.  1903 ff.);  Siertc, 
Blätter«)  nach  bem  ®cfcß  über  ben  unlautem  SBctt*  DcutfchcS  Brioalrecbt,  Bb.  1 (Sfcipj.  1895);  Eofad, 
bewerb  Bom  27.  Kai  1896,  § 8.  — Bach  bem  beut*  Sebrbud)  be8^nnbel8retht8,©.74ff.  (6. Auft., Stuttg. 
fihen  unb  ben  nieiften  anbem  Karfenfdjujjgcfcßcn  1903);  S dj  u ( o f f , DaS  neue  öfferreichifcpe  öefeß 
haben  bie  AuSIänber,  bie  im  gntanb  eine  canbetS*  über  ben  Karlenffbuß  (Straßb  1890);  3 cf)  i tun, 
ntebedaffung  befißen,  biefelben  Medite  rücffid)tUdi  ber  Über  bie  neuere  Entwidetung  beSKarfenfchußwefenS 
Eintragung  ihrer  Karten  wie  bie  fjnlänber.  AuS*  in  Ofterreid)  (SBien  1893);  xlöffel,  Made  in  Ger- 
tänber,  bet  benen  bieS  nicht  ber  galt  ift,  haben  ein  many.  DaS  englifche  HanbdSmarfen*Scbußgcifß 
ioIchcS  Siecht  nur.  Wenn  ber  Staat,  in  bau  ihre  31ic*  (Seip).  1892);  Bouiltet,  Trnitö  des  marques  de 
bertaffung  fid)  befinbet,  ben  mlänbifdjnt gntereffenten  fabrique  (3.  Auf!.,  Bar.  1892);  Breitriicf,  Made  in 
gleiche  Siechte  einräumt.  Befonbere  Übereinfommen  Germnny.  DaS  cngli|cbc®efeß  berS3arenbc)cidmun* 
beftehen  unter  anbem  jwifdjen  bem  Deulfcpeit  SKcich  gen  (Hamb.  1895);  Müder,  "Sie  wichtigitm  Beftim* 
unb  Ofterreich ‘Ungarn  nom  6.  Dej.  1891,  Italien  mungen  berSBarengeichenrechte  aller  S«nber(HeibcIb. 
nom  18.  3an.  1892  unb  4.  3uni  1902,  ber  Schwei)  1901).  Die  Entffheibungm  beä  MeicböoberlwnbelS* 
nom  13.  April  1892  unb  26.  Kai  1902.  (Bgl.  bie  gcridjtä  unb  9teid)Sgeri<ht8  finb  überfichtüch  jufant* 
Mufammenftetlung  ber  KonBcntioiicn  bei  Schling,  mengcfldttBongud)8berger(©ießenl885,Supple* 
Sie  jinilre^tlicheii  ®efcße  bti  Deutfdjen  MeicfjeS,  3.  ment  1892). 

AujT..  Seip).  1902,  S.  244. Anm.)  gabrifBcrleger,  f.  HauSinbuftrie. 

Kit  ©eltung  nom  1.  Kai  1903  (Bgl.  Betamit*  ffabriftnnfrfte,  f.  Solle, 

madjung  nom  9.  April  1903)  ift  Deuiicblanb  bem  ffabrifjeidjicn,  f.  gabrit*  unb  HanbelSjeicbcn. 

gnteruationalen  Berbanbe  jum  Schüße  beS  gabritiuO , 1)  Karet,  holtänb.  Kaler,  geb.  um 
gewerblichen  Eigentums  (Barifcr  Uberemfunft  1620,  war  Schüler  MembranbtS  in  Amfterbam  unb 
nom  20.  April  1883,  BrotofoH,  betreffenb  bie  AuS*  non  1652—64  in  Delft  anfäjfig,  Wo  er  12.  Ott.  1654 
ftattung  beä  internationalen  BureauS  beS  BerbanbcS  bei  ber  Erploüon  eines  BulocrturmS  umlam.  Seine 
für  ben  Schuß  bed  gewerblichen  Eigentums,  batiert  Bilber  finb  (ehr  feiten;  boch  feßeint  er  ein  geiilnoltcr 
Kabrib,  15.  Mlpril  1891,  SJufaßafte,  Brüffel,  14,  Der.  Rünftler  geWefcn  ju  fein,  wie  au8  einem  männlichen 
1900)  beigetreten.  3ur)eit  gehören  biefetn  Berbanb  Borträt  non  1 648  in  Motterbam  unb  bergiguremeS 
außer  Deutfddanb  au:  Belgien,  Brasilien,  Dänemarf,  3ägtr8  in  Schwerin  berBorgept. 

Domingo,  Spanien,  bie  Bereinigten  Staaten  non  2)  Karl,  ungarifeper  (ficbenbütq.)  Hiftorifer  unb 
Siorbamerita,  granfreich,  Englanb,  Stnlien,  3apan,  Bolititer,  geb.  6.  Bon.  1826  in  Schäftburg,  ftarb  in* 
bie  ßlieberlanbe , Bortugal,  Serbien,  Schweben  unb  folge  eines  SturjeS  in  ber  UninerfitätSbibliotbc!  ju 
'JiorWegen,  bie  SdjWeO,  DimiS.  (San  Domingo  unb  Bubapeft  2.  gebr.  1881.  Er  entftammte  einer  i dcJjfi - 
Serbien  haben  bie  Brüffeler  3ufaßafte  noch  nicht  fdjen  gamilie,  wie  beim  auch  feine  Arbeiten  größten* 
ratifiziert.)  hiernach  genießen  bie  Untertanen  ber  Ber»  teils  ber  Aufhellung  ber  Wefdiidjte  ber  Siebenbürger 
tragSftaaten  fowie  bie  in  einem  BertragSftaate  bonti*  Sadjfen  gewibmet  ftnb.  3n  Seipjig  jum  Bbeologen 
xiliercuben  Untertanen anbrec  Staaten  in  jebemStaate  unb  ^iftorifer  herangebitbet,  Wirtte  er  nach  1849  als 
Die  gleichen  Siechte  wie  bie  Emßeitnifchen.  Die  Hin»  Erzieher  unb  3oumäiift,  fpäter  nl-i  Sfetiver  am  @pm* 
terlegung  einer  fcanbelSmarfe  bei  einem  Staate  ge*  naftunt  ju  Schäßburg  unb  fehfieftiieh  als  Seelforger 
Wäßrt  eine  Bier  älionate  gültige  'Priorität  audt  in  in  Drappolb.  1865  unb  1872 — 78  gehörte  er  bem 
alten  anbem  BertragSftaaten.  Jfebe  in  einem  Staate  SieidjStag  an,  wo  er  )ur  Deälpartei  unb  jum  SWini* 
hinterlegte  -Karte  foß  fo.  Wie  ft«  ift,  aud)  in  ben  an-  fierium  DiSja  hielt  SeßlereS  würbe  ihm  Born  Äon* 
bem  «Staaten  jut  Hinterlegung  jugelaffen  unb  ge*  jtflortum  unb  feinen  SBählem  Berübelt , worauf  er 
fd)üßt  werben.  Die  Eintragung  tarnt  nur  Berweig'ert  1879  fern  SJlanbat  nieberleate.  Unter  feinen  iSerfen 
werbm,  wenn  ber  ©egenftaub,  für  ben  fie  Bedangt  ftnb  ju  nennen:  bie  im  »MrcpiB  fürftebenbürgifd)e®c* 
Wirb,  atS  ben  guten  Sitten  ober  ber  öffentlichen  Orß*  ßhidfle«  1853— 79erfchtenenen  Arbeiten  jur  ®efd)ich!e 
itung  juwiber  angefehen  wirb.  3tbcS  Wiberrcchtiich  SchnßburgS;  >Urtunbenbuchlur®efcht(htebeSSHsber 
mit  Karten  Berfehene  ErjeugniS  fann  in  febetn  Ber*  Kapitels«  (Scpäßb.  1871);  »Das  Sieben  DeS  3nd)fen* 
tragsftaate  mit  Beidjlag  belegt  Werben.  3eber  ber  grafen  K.  Bempftinger«  (Hiftorifche  Abhanblungen 
Staaten  nerpflicßtet  fid).  eine  3mtrathmtericgungS*  ber  Ungarifcßen  Atabemie,  1875;  AntriitSBortrag); 
fteüe  eilt )urid)tcn.  ES  Wirb  ein  3ntemalionn!cS  Bu*  »Die£anbfarteSiebenbürgenSBon3.6onter«(cbenba 
rcau  eröffnet,  baS  ber  obern  AufftchtSbehörbe  ber  1878).  gemer  gab  er  bie  fiebcnbürgifche  Ehronit  beS 
Schwei)  unterfleUt  wirb  unb  bie  Aufgabe  hat,  alle  ®eorg ÄrauS,  1608— 65(Bb.3u.4bcr»Fontosreram 
auf  ben  Schuß  beS  gewerblichen  Eigentums  bejüg-  Austriacarum«,Scriptores1S3ieitl862— 64)  heraus 
lidie  Kitteiiungen  ju  (ammein,  ftch  mit  Stubien  ju  I gttbri)icren  (tat.),  etwas  Berfertigen,  hefonberS 
beichäftigen,  bie  für  ben  Berbanb  Bon  3ntereffe  finb,  im  großen  (fabrifmäßig)  erjeugen. 
ben  Siegierungen  AuStitnfte  ju  ericilen  :e.  gabrti,  ©ilhelm,  f.  gabriciuS  HitbanuS. 

Bgl.  @.  Kaper,  De  la  concurrence  döloyale  et  Fabula  (int.),  bei  ben  Siömem  gabel  (f.  b.)  unb 
de  la  eontrefac;on  eu  matiöre  de  noms  et  de  mar-  atlgemeineBejeicbnung  jiirDrama.  F.crepidata(Bon 
ques  (Bar.  1879);  Äobler,  DaSSiedjt  beS  Karten*  crepida  — cothurnus),  Dragöbie  mit  gricebiichcm, 
jchußeS  nüt  Berüdfuhtigung  auStänbiicher  ®efeß.  praetextata  ober  praetexta  (bas  römtfehe  AmtStleib), 
gebungen  (Siür)b.  1884  —85);  Saftig,  Kartenrecht  mit römtjdiem, f. pulUata toon pallium, ®rtcd)enmnit 
unb  tjeidjenregifter,  ein  Beitrag  3ur  HanbelereditS  tel),  Äomöbiemit  gried)iid)em,  f.  togata  (Bon  toga) 
ciefchichte  (Haue  1889);  Kommentare  jum  beutfehen  ober  tabernaria  (oon  taberna,  Hftnbwerferbube), 
SteichSgeießBom  12.  Kai  1894  son£anbgraf(Stuttg.  mit  nationalem  Stoff  unb  Koffiim;  über  AteBane  f.b. 


257 


Fabula  docet  — gädjer. 

Fabfila  docet  (tat.),  »bi«  Sabel  lepri«,  b.  p.  bie  mit  her  Sorbcrfeite  gegen  etwas  gerietet  fein.  — gn 
SRoral  Bon  ber  ffleidjicpte  . . . ber  gortififation  beißen  gacen  bic  beibenCinien  (ffie* 

gabultercu  (lat),  fabeln,  erjhplen,  bitten;  ga*  (icptSIinien),  bie  ben  Sinfel  an  bec  Spipe  bei  Sa* 
bulift,  gabelbidjter;  fabulBS,  fabcl-,  märepenpaft,  ftionen,  gortS  ic.  emfdjltefscn  (Bai.  geftuna). 

gabPier  (pw. fraje,  SparleS  Slicolas,  Saron,  Faeces  (lat.),  Erfremcntc,  befonbcrS  ® armtot; 
franj.  öenerat  unb  ©pilpeüene,  geb.  15.  $ej.  1783  auep  Sobenfap,  SRicberfdjIag. 
in  ©ont*a-9Jiouffon,  geft.  15.  Scpt.  1855,  trat  1804  Facetiae,  f.  gajetten. 

in  ein  Hrtilleriercjimcnt,  Würbe  1807  mit  mehreren  gaccttcn  (franj.,  (or.  faj.),  Heine  glädjen,  befon* 

Cffiji eren  Bon  Siapoleon  I.  na<b  ber  Sürfei  gefanbt,  bers  an  ©laB,  Ebetfleincn,  ©erzeugen  ic. ; in  ber 
um  Äonftantinopel  gegen  einen Hnariff  ber  engtifepen  Bucpbruderei  bie  abgefeprägten  Santen  Bon  Stereo* 
glotte  in  SerteibigungSjuftanb  ju  fegen,  unb  beglci*  tpppiatten  ober  SlifcpeeS,  mittels  beren  biefe  auf  bem 
tete  barauf  ben  Qfenerat  ©arbanne  nach  Werften,  wo  »Scpup*  befeftigt  Werben, 
er  ju  gspapan  einen  HrtiHerieparf  gegen  bie  Kaffen  gaceticnauge,  jufammengefegtea  Huge,  f.  Huge, 
enteptete.  1811  begleitete  er  SRarniont  als  Hbjutant  ©.  104.  [rafion. 

nad)Spanien.  gn  ber  Scplacpt an  ber SRopfroa  1812  gaccttcngcriWe,  fobiel  Wie  ®reifanter,  f.  Hb* 
würbe  er  (eproer  üerwunbet  unb  jeidpnete  fid)  auch  in  «facettieren,  mit  gacetten  (f.  b.)  Berfepcn. 
bem  gelbjug  bon  1818  in  ©adjfcn  au8.  1817  warb  gacctticrtc  (itcfdlicbe  ober  «krittle,  mit  glä» 
er  alä  Stabrscijef  unter  ©iarfipatl  ©iarmont  jur  Un*  (pen  (Hgflädfen  ic.)  Ocrfepcne  ©efcpiePe  unb  ©crölle. 
• terbrüdung  ber  Bon  ben  Ultrarotjaliften  angeftifteten  gad)  (Ke fad)),  ber  SRaum  einer  gatpmerfSWanb, 
Unruben  nad)  2pon  gefenbet.  1823 — 29  fämpfte  er  ber,  Bon  ißfoften,  3<pwdlen  unb  fRapnten  ober  Sie* 
ebne  großen  Erfolg  in  ©ricdpenlanb  gegen  bie  lür*  gcln  begrenjt,  auSgcmauert  ober  auSgeftaft  wirb; 
len.  gm  guni  1829  nad)  granfreid)  jurüdaeteprt,  im  Srüdenbau  baä  einjelne  gelb  eines  gaeproerfträ» 
trat  er  alb  Oberft  wieber  in  bie  franjöfifcpe  Hrmec,  gerS,  baS  Bon  einer  obem  unb  einer  untern  ©ur» 
warb  naep  ber  gulirenolution,  an  ber  er  tätigen  Hn»  tung  unb  Bon  jWei  f entrechte»  ober  geneigten  Stäben 
teil  patte,  Epef  beS  ©eneralffabS  ber  ©arifer  Siatio-  ju  beiben  Seiten  begrenjt  Wirb;  auep  fooiel  wie  «ine 
nalgarbe,  jog  fiep  jebotp,  unjufrieben  mit  bem  Sang  einjelne  ©iffenfepaft,  Sunft , ein  l’eprgegenftanb.  — 
ber  Stegicrung,  fepon  1831  mit  bemörab  eineSSBar«  3n  ber  ©eberei  ber  Bon  ben  Sdpäftm  tc.  gebilbete 
(pal  be  Eantp  in  feine  Sßaterftabt  jurüd.  Siacp  ber  Staunt  jwifepen  benßettcnfäben,  burep  ben  baSSipiff« 
KeBolution  Bon  1848  warb  er  Bon  ber  proBiforifdpen  dien  pinburdjgept.  — gn  ber  Sotanit  ber  Kaum  jwi* 
Regierung  alb  ©efanbter  naep  Äonftantinopel  ge*  ftpen  jwei  Scpetbewänben  tu  ßapfeln,  Beeren  unb 
fdfidt  unb  1849  in  bie  2egiSlatioe  gewäplt.  Wo  er  anbemgrücpten;baper  fäeperig,  WaS  burdp  Sipetbe» 
mit  ben  SonferBatiBen  ftimmte.  g.  feprieb:  »Journal  wänbe  in  gäcpcr  geteilt  wirb.  Hud)  baS  SJlarf  man* 
des  op&rations  du  VI.  corps  pendant  la  Campagne  (per  ©flamm , wie  beb  ©alnufjbaumS,  ift  fadperig, 
de  1814  en  France*  (©ar.  1819).  Sgl.  Sebibour,  inbem  eS  bis  auf  bilnne  ©ewcbeplaltcn  in  gewiffen 
Le  gSnSral  F.  (m  ben  »Annalea  de  lvEst*,  1887  f.).  3»iWenräumcn  Berfdpwunben  ift.  — 3"  ber  2anb> 
gafabc  (franj.),  f.  gaffabe.  wirtfipaft  foBiet  Wie  Sanfe,  f.  Stpeune. 

gaed)ino(itat.,itit.fanno),®epädträger,2aftträger.  gatpbaum  (©eprfcpwelle),  im  ©afferbau  ber 
gaccio  (fpr.  fottMo),  granco,  ÄBtuponift,  geb.  8.  oberftc  Sailen  eines  ©epreS.  ®a  Bon  beffen  §5pen« 
'JSärj  1840  ju  Serona,  geft.  21.  guü  1891  in  ber  läge  bie  Staupope  beä  gefpannten  ©affcrS  abpängt, 
grrenauftalt  ju  3Honja,  wirlte  alb  ÄomporitionSlep*  fo  wirb  fte  meift  gefegli(p  feftgclegt  unb  barf  nidjt 
rer  am  JtonferBatorium  unb  RapeUmeifter  am  Scala»  eigenmächtig  Beränbert  werben  (8  274  beS  beutfdten 
tpeater  ju Slaiianb.  ffiie  ber  ipin befreunbete  ©oito,  StrafgcfegbuipeS).  — Hucp  (gad) bogen)  ffierljeug 
war  g.  ein  jpauptoertreter  ber  ben  Hnfiplup  an  bie  beS  ^utinacperS  jum  Huflodern  ber  ©olle, 
beutfdjejnmft  anftrebenben  SRidjlung  unter  ben  3«ng*  gacpbilbung  (SerufSbilbuna),  im  ©egenfag 

italienem.  Stit  feinen  Dpcm  »I  profughi  Fiam-  ju  allgemeiner  Silbung,  Sorbereitung  für 
minghi«  (TOailanb  1863)  unb  »Hamlet*  (»Amleto*,  einen  befonbem  SerufSjWeig.  6S  gilt  feit  ©eftalojji 
Wenua  1865)  ftrebte  er,  fiep  fflagnerS  Keform  anju-  alS  ffirunbjag,  bafi  jebe  g.  auep  tn  ben  nicbcrftcn 
fipliefien.  Stufen  äufterlicpcr  SerufSarbciten  auf  einer  entfpre» 

gaceioläti  Opr.  fattfiSo.),  3acopo,  itaf.  2epilo»  epenben  allgemeinen  Silbung  berupen  muß,  baper 
grapp  unb  latein.  Stilift,  geb.  4.  3an.  1682  in  lor*  ©olilit  unb  ©äbagogif  ber  ®cgenmart  bie  allgemeiiie 
veglia  bei  ©abua,  geft.  27.  Hug.  1769  in  ©abua,  SolfSfdpute  unbebingt  unb  für  pöpere  ©erufSarten 
itübierte  im  Seminar  biefer  Stabt,  Würbe  an  bem*  meift  benfltacpweiS  entfpreepenber  Scputbilbung  for* 
feiben  1704  ©rofeffor,  1707  Uirettoc  unb  War  1723  bern.  Hud)  in  ber  beruflupen  gortbitbung  ntug 
bis  1765  jugleidj  ©rofeffor  ber  2ogi(  an  ber  bortigen  beibeS  J>anb  in  £>attb  gepen.  Sgl.  gacpfdjulcn. 
UninerfitäL  Er  Beranftaltete  mit  fernem  Sdpütcr  gor*  gad)  bogen,  f.  gaepbaum. 
ceüini  neue  HuSgaben  beS  Bon  Hmbr.  Ealepino  ur*  gä(be(,  f.  Slütenftanb,  S.  94. 
iprüngtiep  in  Bier  Spraipen  (SHeggio  1502)  begönne*  gäcpcr,  ®eräte  Berfcpiebener  Sfonftruftion , bie 
uen  »Dictionarium  undecim  linguarum*  (©abua  feit  alter  »Jett  bei  Bieten  ©Blfcrfipaftcn  im  ©ebrauep 
1718.  2 Sbe.)  fowie  bcB  »Thesaurus  Ciceronianus«  finb,  um  ftep  Süplung  jujufäipeln  ober  jufäcpeln  ju 
oon  itario  Stivjoli  (baf.  1734)  unb  ocrantafjte  gor*  taffen.  $ie  einfadfften  g.  beftebeu  auS  einem  Stiel, 
celliniS  (f.  b.)  »Totius  lntinitatis  leiicon«  fowie  eine  an  bem  ein  Saumblatt,  im  Süben  unb  in  ben  %r o» 
HuSgabe  Bon  ScpreoetS  grieipifcpem  2epi(on.  an  bei*  pen  ein  ©almblatt,  auS  bem  ber  fpätcre  galtfädper 
ben  tätig  milwirlenb.  Seine  ialeinifcpcn  Sieben  (brei  enlftanben  ift.  ein  Stüd  ©apier  ober  Scibenjeug  be* 
Sammlungen,  1723—67)  jeiepnen  fid)  burcpEtegaitj  fcftigtift(©ebet,  Slattfäcper.gig.  1.S.258).  $er- 
auS.  Sgl. ®ennari,VitadiJacopoF. (©abua  1818);  artigeg.,  bei  betten  bie  in  einem  lädierten  King  auS* 
Siatufcp.  Narratio  de  Jacobe  F.  (3>reSb.  1836).  gefpanntc  Seite  bemalt  ift,  fmb  nad)  gegenwärtig  in 
Face  (franj.,  (pt.  fif),  ©efidpt,  ©eficplS*  ober  Sor*  Epina  ttttb  3apan  im  ©ebrauep  unb  audp  bei  unS 
berieite;  baber  ©orträt  en  f.,  ein  folcpeS,  baS  ben  eingcfüprt  worben.  3m  Hltertum  fpielten  aber  atup 
Botbemleil  beS  ©ejiiptS  gauj  fepen  lägt ; f. madjen,  g.  auS  gebern,  namentlicp  fol(pe  aus  ©fauenfebevn 
Stcper«  Kono.'&qdton,  ft.  ÄiifL,  VT.  Bb.  17 


258 


{jädjer  (®efd)idjtlid)cS). 


(gig.  2),  eine  groge  Siotte , unb  in  bfn  Tropen  be- 
nnRen  bicGingebornen  glcichiatlägeberf  adicr.  3m 
tDiittelalter  war  ber  g.  befottberä  in  Spanien  unb 
3tatien  im  ©ebraud),  roo  er  auä  einem  Bierecfigen 
aufgefpannten  Stttcf  Stoff,  bemaltem  Pergament  ober 
Wefiecbt  beftnnb,  baS  an  ba8  obere  Gnbe  eines  langen 
Stieled  befestigt  Würbe  (gabnenf  äd)cr,  gig,  3). 
3m  16.  3<if)rb-  fam  er  nad>  granfreid)  unb  Deutfd)- 
lanb,  unb  feit  bem  17.  3<>hrh-  ahmte  man  bic  diinc- 
fifdjen  g.  nach  (f.  Dafcl  »ttf)inefifd)e  Kultur  II«, 


obem  Gnbe  bisweilen  nodj  mit  Pfauen-,  ?lbter-  ober 
Straufsfcbem  ner(ct)cn.  gilt  galtfäcber,  bie  unten 
au8  Staben,  oben  au8  Stoff  beftanben,  bemipte  man 
?lttaS,  Seibe  ober  ganj  feines  Seber  unb  Derjierte  fic 
mit  fflouaebemalereten , bie  im  18.  3af)rh  meift  non 
beroorragenben  Ritnftlem  ober  nad)  Sorbitbem  Boit 
foldjen(S9attcau,©ou<ber)au8gefübrt  würben  (gia.6). 
Sie  Bcrfcbwanben  bann  feit  ber  9ieootution8jeit,  fiub 
aber  jejit  wicber  febr  in  Mufnabme  gefommen.  SSie 
früher  werben  bie  g.  burd)  ba8  3ufammenWirten  Bon 


gio-  1.  Ptnittl<ber.  S.  gebetfiiter  (elru4(i|ibe«  Ba(cnbilb).  8.  gabncittHiter.  4.  gtaltenltcter  gattfä*ci 
(16.  3akib).  5-  grani6ftt<kee  B4lb*r  ,n  tSlfenbetn  (18-  0 gron|6|t|iter  gäcber  C8«tl  £ubroig4  XV 

mit  Waler  eien  nadj  Vou$cr. 


gig.  15),  bei  benen  eine  Slnjat)!  fdjmater,  feilförmig 
gefebnittener  ©lätter  an  bem  einen  Gnbe  burd)  einen 
Draf)t  jufammengebatten  Wirb,  fo  bof)  man  ben  g. 
beliebig  entfalten  unb  Wieber  jufantmenlegen  fann. 
Diefc  g a 1 1 f ä d)  e r (gig.  4)  würben  unter  SubWigXIV. 
ju  einem  beliebten  üujuSgeaenftanb  unb  in  ber  Ber- 
jdjiebenften  unb  toftbarften  SBeife  Berjiert.  1678  würbe 
in  granfreid)  auch  eine3unft  ber  gad)ermad)er  (mai- 
tres  eventailliste8)  begrünbet.  Die  einzelnen  Stäbe 
Würben  au8  ©ertmutter,  Glfenbem,  Sdnlbfrot,  Gbet- 
metaü  je.  gefertigt,  mtt  ©raoierungen,  ÜJintercien,  3»- 
fruftierungen  u.  bgl.  Bcrjiert  (gig.  6)  unb  an  bem 


©Jaterei  unb  ftunftinbuftrie  oft  ju  Kunftwerfen  elften 
SHangeS  erhoben.  3»  neuefter3«itwirb  biefe  gäcber- 
malerei  j.  I.  Bon Spejiatiflen auSgeübt  unb  oicifad) 
Bon  Dilettanten  gepflegt  1891  fanb  in  Karlsruhe  eine 
beutfdje  gätheraubfteltung  mit  ©retSauSfd)  reiben  ftatt, 
an  ber  (ich  bie  erften  beutidjen  Küuftler  beteiligten. 
Gine  Auswahl  barau8  würbe  mit  Sejrt  Bon  2H.  9to> 
fenberg  (fiarlSr.  1892,  69  lafeln)  Beröffentlicbt.  Da- 
neben ftnb  and)  geberfädter,  namentlich  auä  Strauji- 
febern,  im  ©ebraud).  3n  Gbiita  unb  3apan  ftnb 
g.  nod)  heute  bie  beftänbinen  Begleiter  non  SRämtem 
unb  grauen,  giir  ben  Äaffenbebarf  werben  ft«  aus 


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gcidjerfliigler 

buntem  ©apier  (Selben  • ober  geöltem  Rapier)  ge- 
fertigt unb  bemgemäfe  fcpneQ  abgenu ßt.  8gL  Sion- 
bei,  Histoire  des  eventaila  (©ar.  1875);  ff  raubet- 
er,  ©efebiepte  bed  ffäcberd  (fleipj.  1877);  Utanne, 
’dventail  (Bar.  1881);  ffraipont,  L’art  de  Com- 
poser et  de  peindre  l’öveutail  (baf.  1893). 

Jätpcrfliiglcr  (Strepsiptera,  Strepfipteren), 
Orbnung  bor  3nfeften , mit  oerfümmerten  SRunbtei- 
len , bie  Wännchen  (Bbbtlbung  a)  aud)  mit  oerfilm- 
merten  Sorbe  rflügeln,  mäprenb  bie  Hinterflügel  groß 
unb  toie  ein  ffäcper  faltbar  fmb;  bie  SBetbchen  (Sb- 
bilbung  b)  fmb  mabenförmig,  ohne  fflüqel,  Beine 
unb  Bugen;  fte  leben  im  Hinterleib  oon  Bienen,  Sief- 
en unb  Halbflüglern  unb  ftreden  nur  ihren  Bor- 
erförper  aud  bem  Sittt  hervor,  fo  bah  fte  oon  ben 


^mmenbrcme  (X«not  Feckli)*  TOfiimc^ett.  *li.  * ©ie  uer> 
fümnterttn  ©orbt*rfläarL  b fUtibifcen  oon  X«nrm  Rnimll,  oon 
ber  ©auifcfeite. 


(ehr  furjlebigen  Wännchen  nur  fchtoer  begattet  wer- 
ben  fönnen.  Die  aud  ben  oioiparen  Sieibthen  ind 
ffreie  gelangten  Barben  bohren  fiep  in  Waben  oon 
SBefpeit  ic.  ein  unb  machen  nun  jufammett  mit  ihrem 
tSirte  bie  gante  Scrwanblung  burch-  Bon  manchen 
fforfebern  werben  bie  an  Srten  armen  ff.  ald  Familie 
ber  Stylopidae  ju  ben  Seßflüglem  gerechnet  Bgl. 
S i e b o l b , Über  Strepsiptera  (Bert  1843). 
ffncperförinific  Scpicbtcnftclliing,  f.  Scpicf)- 
jviiehergetnölbc,  f.  ©eroölbe.  [tung. 

.fnebcronlmc,  eine  Bahne  mit  hanbförmig  geteil- 
ten, nicht  gefieberten  Blättern,  fpejiell  beftimmle  Sir- 
ten  ber  ©attungen  Borassns  unb  Corypha  (f.  b.). 
(fäebcrtattbc,  f.  ftronentaube. 
pfäcptrtor , f.  Schleufe. 

(vuchcrtraebccn , f.  % racbeen. 

Ucheux  (franp,  (m.  44!),  ärgerlich.  Verbrieft- 
ttcb;  befcfaioerlich  faflenb;  fächieren,  ärgerlich,  un- 
gehalten machen ; aud)  (ich  ärgern. 

•yaehbot}  (Stafpolj),  gefpaltene  H&Ü“  bon 
tt — 8 cm  Dicfe  unb  Breite  jum  Budftafen  ber  Holj- 
wänbe,  wenn  leßtere  mit  Strohlehm  audgefflüt  wer- 
ben fallen;  bie  ffacbhöltcr  werben  ju  biefem  Behuf 
vorher  mitteld  ber  ff  aebgerten,  gefpaltener  Stäbe, 
nach  Brt  gewöhnlicher  Körbe  audgeflocptcn. 

ffaepingen,  Dorf  im  preuh-  Sftegbep  SBiedbaben, 
Unterlahnfreid , jur  ©emeinbe  Birlenbach  gehörig, 
an  ber  Sahn  unbbcrStaatäbabnlinieKoblent-fiodar, 
hat  180  ©11110.  unb  ift  berühmt  burd)  fein  Wineral- 
waifer  (ff  a eb  i n g e r SB  a f f e r),  bad  befonberd  bei  Wa- 
gen. unb  Bronchiallatarrh , gegen  Serfäuerung  bed 
Wagend , bei  ffliept  unb  fatarrhalifcben  Befcpmerben 
ber  ©adenwege  unb  ber  Blafe  angemenbel,  aber  nur 
»erianbt  wirb,  ifufammenfegunq  f.  Dabede  -ffime- 
ralwäffer  I«.  Bgl.  ©feiffer,  Dad  Wineralwaffer 
>u  ff.  (SBiedbab.  1903). 

fffaepteantaiffe,  j.  ffnipbilbung  unb  ffadifcpulcn. 


— ga<f)fcf)uleti. 

ff-acpflaffcn,  gewerbliche,  b.p.  einzelne,  höbern 
Unlerricptdanftallen  angepängte  Klaffen,  bie  unter 
Soraudfeßung  eined  gewiffen  ©rabed  adgem einer  Bil- 
bung ber  unmittelbaren  Borbilbimg  ihrer  Schüler  für 
bad  gewerbliche  Beben  bienen.  Seit  1879  würben 
in  Sreuhen  berartige  ff.  an  Oberreal-  unb  SHeal- 
f cp  ulen  (nach  jeßiaer  Bejeiepnung)  ald  Wittelfonu 
jwifepen  nicbem  (fachfcpulen  unb  teebnifepen  Hoch- 
fchulen  errichtet  Sie  jene  unmittelbar  für  bie  niebem 
Stufen  ber  Srariä  (Borarbeiter,  SBerfineifter  ic.)  unb 
biefe  für  bie  pöchften  technifchen  Stcdungen,  fo  fodten 
bie  ff.  mittlere  technifcpe  Beamte,  Wie  Betriebdauf- 
(eher,  ffabrifleiter  ie.,  oorbilben.  Sie  festen  bie  9ieal- 
fcpule  ober  bementfprecpenb  bie  feepd  untern  (Jahr- 
gänge ber  Oberrealfdbule,  bid  Unterfefunba  einfcpliep» 
iidj,  ald  burcplaufen  boraud,  führten  bie  3&glinge 
burep  jwei  einjährige  Klaffen  ihrem  3iel  entgegen  unb 
icploffen  mit  einer  Bbgangdprüfung  oor  itaatlicper 
Kommiffion.  Spnlicpe  Kombinationen  oon  ff.  mit 
tRealfcpulen  Oerfcpiebener  Stufen  finben  fiep  in  Öfter- 
reich.  Sacpbetn  ber  Berein  beutfeper  (fngmieure  auf 
feiner  Hauptoerfammlung  ju  Karldrupe  1889  ftep 
grunbfäjjlicp  gegen  bie  nngelcpnten  ff.  jugunflen  felb- 
ftänbiger  teepnifeper  Wittelfcpulen  entfepieben  hatte,  ift 
biefe  Slrt  ber  gewerblichen  Wittelfcpulen  in  ©reußen 
(1897)  aufgegeben  u.injWifcpen  überad  eingegangen. 

ffacplchrcrfpftera,  f.  ffaepfpftem. 

fvarlimafcpine,  f.  Hut 

ffaepr  cb  Din  er  SHäfi,  arah.  Dbeolog,  f.  Bra- 
bifepe  Literatur,  S.  661. 

{fticpiipulen,  im  llnterfcpieb  oon  aügememen 
Schulen,  fmb  Bepranftalten , welche  bie  Budbilbung 
iprer  Schiller  für  ein  emjelned  Berufdfacp  bejweden, 
wäprcnb  bie  gewöhnlichen  Schulen  jroar  nach  ben  ad- 
gemeinen  Bebcndftufen  unb  -Stäuben  abgefluft  finb 
in  Hocbfcpulen  (Unioerfitäten) , pöpere  Schulen  (in 
Öfterreich  unb  Sübbeulfcplanb  Wittelfcpulen),  Solid- 
fchulen,  aber  hoch  für  ben  flebendfreid,  bem  fte  bie- 
nen, aUgenteine  Bilbung  ber  Sugenb  anftreben.  ff. 
ober  Beruf dfcpu len  pat  unfer  mobemed Beben  mit 
feiner  weitgepenben  Deilung  ber  Brbeit  in  großer 
3apl  peroorgerufen.  (Sd  gibt  Kriegd-,  Kabetten-  unb 
Unteroffijierfchulen,  fleprerfchulen  ober  Seminare, 
Hanbeldfcpulen,  flanbwirtfdiaftdfchulen,  Seentannd- 
fcpulen,  Bofticpulen,  fforftfcbulen  u.  a.  Befonberd 
japlreicp  finb  bie  ff.  in  neuerer  3e>*  ouf  ©ebiete 
bed  gewerblichen  Bebend  geworben.  Wan  pat  fiep 
gewöhnt,  ben  ©attungdbegriff  ff.  faft  audfchlieplich 
auf  biefe  Brt  ju  befepränfen,  woju  bie  fran.jöfifcpe  Be- 
jeiepming  gerabe  ber  gewerblichen  ff.  ald  Spegalfchu- 
len  (fecolcs  spdciales,  enseignement  spdeial)  bei- 
etragen  pat  (Dgl.  ©ewerblicpe  ffacpfcpulen).  Slnalog 
en  aügemeiiien  Scpulanftalten  oerteilen  fiep  auch  bie 
ff.  auf  brei  Stufen.  Gd  gibt  eine  ganje  Bnjapl  oon 
tfaebafabemim  ober  facplicpen  Hoä)f<hnlen;  ju  ipnen 

gehören  bie  Decpnifipen  Hocpfctmlen  ober  eigentlich 
eren  einzelne,  oerfepiebenen  Berufdjweigen  getoib- 
mete  Bbteilungen ; aufterbem  fforftatabemien,  ©erg» 
afabemien,  lanbiDirt'cbaftliepe,  militänfcpe  Bfabemien, 
Dierarjnei-  ober  Sctcrinärfcpulen,  Shmftalabemien 
unb  jwar  für  bilbenbe  Kunft,  Biufific.,  Hon*,tI** 
afabemien  ic.  Der  mittlern  Stufe  aepören  außer  ben 
gewerblichen  an;  Krieadfcpulen , Habettenanftalten, 
Kunft-  unb  Kunftgemerbefehulen,  fieprerfeminare  unb 
ipre  Borfcpulen,  fianbmirtfcpaftd  • unb  Hanbeldjchu« 
len.  Die  niebere  Stufe  ift  oorwiegenb  oon  ben  ge» 
werblichen  Scpulen  befeßt;  boep  gehören  hierher  auep 
Unteroffijier-  unb  Unteroffiperoorf (pulen,  lanbwirt* 
fcpaftlidhe  SBinter-  unb  Befer baufcpulen  ic.  Der  ad- 

17» 


260 


gäc$fung  — gacfel. 


gemeinen  ©ilbung  gegenüber  Oerpalten  bte  g.  ftd) 
oerfepieben,  inbem  fie  biefe,  ihrer  Stufe  nngetnejfen, 
teils  alb  ber  ^muptfaepe  nach  fchort  erworben  BorauS» 
feßen  (fachliche  gortbilbunqSfchulen),  teil«  fiep  an  aß* 
gemeine  Schulen  ergeinjenb  anfcpließen,  teils  bie  all» 
gemeine  ©ilbung  in  einer  ben  befonbern  beruflichen 
gntereffen  nngeoaßten  Seife  felbft  uennittein.  ©gl. 
$>ol}mül(er,$aS  ledjutfcpe  Scpulroefen  (in  SchmibS 
»©efdjid)te  ber  (Erjtepung« , Bb.  6,  3.  Seil,  Stuttg. 
1902),  Wofelbft  reiche  ütteraturnachwcife;  Simon, 
XaS  gewerbliche  gortbilbungS»  unb  gaebfcpulwefen 
in  Xeutjchlanb  (©cd.  1903);  »Xeutfeplanbg  gaep» 
fcpulmefcn«  (Stegliß»©erl.  1902  —1903  , 3 §efte); 
Boten,  ©efdjicpte  beb  äßilitärergehungS-  unb  ®il» 
bunqSwefenS (in ben  »Monument» Germaniae paeda- 
goglca* , ©cd.  1889  -97,  5 ©be.).  SEBeüercS  f.  im 
Slrtitel  »gortbilbungSfdjulen«. 
ffäepfmcg,  f.  ernte. 

gaepfpfttm,  im  UnterrichtSwefen  Verteilung  bet 
Schüler  in  bejonbere  fieprllaffen  je  nad)  ihren  gort» 
fcpriUcn  unb  Beiftungen  in  ben  einzelnen  Seprgegcn» 
ftänben,  iinöegenfaß  ju  bemKlaffenfpftem,  bei  bem 
bie  Schüler  in  ©emä  (speit  ihreü  allgemeinen  ©ilbungS» 
itanbeS  in  feßflepenbe  Klaffen  eingeteilt  werben.  5) ab 
g.,  im  18.  3ahrb-  Bon  ben  grandefepen  Slnftalten 
ju  $>ntle  auS  Berbreitct,  h°t  in  Seutfchlanb  fpütcr 
bem  Klaff enfbftetn  weichen  müffen.  Slu  ben  preußi» 
fd)en®tjmna|ien  würbe  es  1816  allgemein  abgefepafft. 
3äbcr  halt  man  an  ihm  inSnglanb  fowie  in  manchen 
©rioatinftituten  feft.  3n  fleineni  Slnftalten,  befon» 
bers  3ntematen,  (ann  eS  Borteilhaft  wirfen  unb  felbft 
geboten  fein.  Xagegen  herrfcht  in  Xcutfcplanb  an 
allen  hohem  Schulen  baS  gadjlehrerfhftem,  nach 
bem  jeher  fieprer  bie  feinem  ©ilbungSgang  ent» 
fpreepenben  gächer  in  mehreren  Klaffen  ju  Bertreten 
hat,  Weil  cS  gegenüber  bem  Klaffentehrerftjftem 
bebeutenb  höhere  UnlerridjtSerfolge  ennögiieht-  Bur 
anBoitSfdjulcn  unb  in  ben  UnierflaffenböbererScbu' 
len  ift  weift  (Emern  Cebrer  ber  gefamte  ober  boih  her 
meijte  unb  wichtigfte  Unterricht  einer  Klaffe  anBcr« 
traut.  Um  bie  ©erteile  beiber  Shfteme  (fräftiae  gbr» 
berung  im  Unterricht  einet»,  planmäßiger  unb  nach* 
haltiger  erjiehlid)er  (Einfluß  anberfeitS)  ju  Bereinigen, 
pflegt  man  in  jeher  Schulflaffc  einem  fieprer  (Klaifen» 
leprer,  DrbinartuS)  mit  einer  bebeutenbem  Stunben» 
japl  auch  eine  gewiffe  leitenbe  Steüungimjuweifen. 
ao  namentlich  in  ©reußen  feit  1820.  Sgl.  ffliefe» 
Kiibler,  ©erorbnunaen  unb  ©efeße  für' bie  hohem 
Schulen  in  ©reußen,  ©b.  1,  S.  56  ff.  (3.  Stuf!.,  Bert. 
1886);  ©a ulfen,  ©ejcbid)te  bcS  gelehrten  Unter- 
richts (2.  Slufl.,  fieipj.  1896,  2 ©be.);  ©enber,  ©e» 
fchichte  beS  ©clcbrtcnfchuUuefenS  in  Xeutfcplanb  (in 
ScpmibS  »©efehießte  ber  (Erjiepung«,  ©b.  5,  1.  Xcil, 
Stuttg.  1901);  Keferftein,  gacplebrerfbftem  (in 
©eins  »ßnjhflopäbifchem^anbbuch  ber  ©äbagogil«, 
Öb.  2,  Cangcnfalja  1896). 
gncpOcrtinc,  f.  ©emerfoeteine. 
gachloanb,  f.  gaepwert. 
garhtuerf  (gadjwanb.gach  Wer  [«wan  b,  Sie- 
gel to  an  b),  im  ©egenfaß  jur  maffiBen  SBanb  eine 
aud  einjelncn  Schwellen,  SRapmftfiden  (Säbinen),  SRie» 
gellt,  Streben  unb  Stänbem  (©foften,  Stielen)  be» 
ftehenbe  IpoljBerbinbung,  beren  gelber  auägemauert 
ober  auSgeftalt  unb  eBeut.  Berpußt  werben,  $gl.  öolj» 
bau.  Über  (EifenfacßWerl  f.  Gifenbau  (mit  lafel). 
— g.  im  forfttechnifchen  Sinn,  f.  gorfteinrieptung. 

gachtBiffcitfehaft,  eine  SSiffenfdhnft.  bie  jur  (Er» 
rcidjung  eines  beflimmtenSlmteS  ober  Berufs  unmit- 
telbar nötig  ift  (Wie  Xljeologie,  3uri«pruben$,  HJicbi» 


jin  tc.),  im  ©egenfaß  ju  ben  allgemeinen  SBiffenfcpaf» 
ten,  beren  Stubium  int  3ntereffe  ber  allgemeinen 
©ilbung  liegt  (wie  ©bilofoppie.  ©eftpiepte  tc.).  Xec 
©egenfaß  ift  jeboef),  wie  leicht  erfid)tlid),  ein  fließ  enber, 
inbem  je  nachSBablbeSfflerufS  jebe  allgemeine  Siffcn- 
fdiaft  bem  (Einjelncn  jur  g.  werben  (ann  unb  um» 
gelehrt.  Sgl.  SBiffcnfcpaft  unb  ©rotftubium. 

Faciebat  (lat.,  »er  machte«)  fiept  als  3ufaß  ju 
Künftlentamen  bisweilen  ftatt  bes  gewöhnlichen  fecit 
auf  Öemälbett,  Kttpferfticpen,  fi>oi;(cbniUen.  ©ilbwer» 
(en  ic.  SDian  pat  baS  3niperfeftuin  ftatt  bes  ©erfel- 
tumS  als  SluSbrud  ber©efd)eibenpeit  gebeutet,  luomit 
ber  Künftler  angeblich  fageit  mottte,  baß  fein  Säer!  ber 
SoIIenbung  enuangelte. 
gacies,  f.  güjied. 

Facies  Hippocratioa  (lat.),  ber  ©eftchtdauS» 
brud  bcS  Sterbenben,  f.  Job. 
ffffltil  (franj.,  (ec.  -i«),  leicht  (ju  tun),  umgänglich. 
FaclUs  descensns  Averno  (lat.),  »Seicht  ift 
baS  ^inabfteigen  jur  Unterwelt«,  3<tat  auS  ©ergild 
»Sitteibe«  (VI,  126). 

Faclo  ut  des  ober  Facto  ut  facias  (lat.),  »ich 
tue  (etwas),  bamit  bu  (mir  etwas)  gebcfl«,  ober  »ich 
tue,  bamit  bu  (mir  etwas)  Berridjteft«,  eincKontralts» 
art  beS  römijihen  SeditS,  ju  bm  fogen.  unbenamtlen 
(3nnominat»)Kontrattcn,b.h.  ju  benjenigen  gehörig, 
bie  niept,  wie  Kauf,  Sluftrag,  Seipe,  Xarlepen  rc., 
einen  teepnifepat  Barnen  paben.  ©gl.  Do  ut  des. 
CU,  f.  gajit. 

ctud,  griebriep  Säiipelm,  Stein»  unb  Stern» 
pelfcpneiber,  geb.  1764  in  ©reip  geft.  4.  ®ai  1843  in 
SSeimar,  war  in  SBeimar  tätig,  wo  er  Biele  ©febaillett 
fertigte  unb  unter  anberm  baS  ©odrät  beS  ©roß» 
penogS  Karl  Sluguft  urtb  baS  ©oelpeS  fchnitt.  — 
Seme  ioepter  Singelila,  geb.  14.0(1. 1806  in  Säei» 
mar,  geft.  bafelhft  17.  Slpril  1887,  ebenfalls  Stein» 
unb  Stempelfchneiberin,  war  eine  Schülerin  SiauchS 
in  ©erlin.  3U  'hrm  beflen  Schnitten  gehören:  baS 
©UbniS  beS  ©roßperjogS  Karl  Sluguft  Bon  SBeimar 
in  einem  Karneol,  bie  ©lebaille  jur  geier  beS  3ubcl» 
feftcS  bcS  ©roßperjogS  Kad  Sluguft  Bon  SBeimar 
(1825),  bie  unter  SieiucbS  Leitung  BoUenbcie  SRcbaiHe 
auf  ben  Job  biefeS  gürften.  ßbenjo  auSgejeid)net 
finb  tpre  ©oriräte  in  ©emmenad  unb  ihre  ©üflen  in 
©ips,  ihre  Siegel  unb  Sieliefs. 

gfatfel  (altbocpb.  tacchala,  auS  lat.  facula), 
ein  mit  fiarfer  glammc  brennenbeS  (ünftlicheS  Üidpt, 
baS  befonberS  im  greien  benuht  Wirb.  Oft  bienen 
pierju  mehrere  jufammengebunbeue  parjige  Kiefern» 
ober  gicplenlpäne ; pebräuilidjer  aper  ftnb  © e cp  f a I ■ 
(ein  auS  einem  gewonnenen,  in  gefcpmol jenes  ©eep 
Wieberpolt  eingetauepten  Xocpt  ober  auS  einem  mit 
Säerg  umwidelten  unb  bann  mit  ©cd)  geträndeu 
Stod  Bon  gicptenpolj.  3«  neuerer  3eit  Berfiept  man 
bie  gadeln  auch  mit  bengalifchen  glammcnmiicpun» 
gen,  beren  fieucpKraft  burd)  PeigemifdüeS  SMagnefium» 
pulotr  erpopt  Wirb,  ober  mit  elettrifcpem  ilccpt,  für 
baS  SIBumulatoren  ben  Strom  liefern,  pauptfädüich 
aber  benußt  man  ©etroleumfadein , bie  lampcnadig 
(onftneiert  ftnb,  aber  opne  3hli'iher  brennen,  unb 
beren  Ölbehälter  wobl  auep  in  ©ligcln  hängen,  bamit 
pefletS  in  nonnalcrSlellung  bleiben.  3um  Slufftedeu 
ber  gadeln , befonberS  wenn  fie  fo  weit  abgebrannt 
(mb,  baß  man  fie  mit  ber  £>anb  nicht  bequem  palten 
(ann,  bient  ber  gadelfcpup  ober  gadelleuiter, 
ein  in  piniänglid)  fdjtoerem  guß  rubenber  ^coljftab, 
ber  oben  eine  mit  ©lecp  befcplageue  Sertiefung  jum 
Slufnepmen  ber  g.  befeßt. 

Schon  bie  Sitten  bebienten  ftep  ber  gadeln  bei  feier 


gacfelßaum  — gab. 


261 


lieben  (Gelegenheiten  (^locbgeitdfeierlicbfeiten  j[§t)inend 
ft.,  bie  ein  yünglinn  trug],  2ei(f)enbegängmf|m  tc.  bie 
aufrechte,  brennenbe  ft.  ald  Stjmhol  bcd  fiebernd,  bie 
umgefcbrte,  erlofcbene  ft.  alb  Stjmbol  beb  Xobcd),  auf 
Sehen™  unb  im  ftriege  gu  Signalen.  9113  Attribut 
ber  Gileithbia,  ©erfepbone,  SDemeter  unb  ©tbene  gab 
bie  ft.  einem  breitägigenftefte  ber  Brüchen  ben  Warnen 
ft  ad  elfe  ft.  3U  Ehren  ber  fteuergöttcr  £>epbäftod, 
©romctbcud  ;c.  hielten  bie  ©tbener  etnen  ftadellauf 
(fiampabobromta),  bet  bem  bie  ©dtläufer  in  an  ihren 
©ebilben  angebrachten  ftacfeltaubtem  brennenbe  ftaf- 
{ein  trugen;  ber  Sieger  mußte  ftc  imberlbfdjt  unb 
juerfl  gum  „-fiele  bringen.  Sin  ftadeltan  g,  wie  er 
fcbon  am  Stofe  Sonitantind  b.  (Gr.  unb  an  mittelaiter* 
lieben  Stofen  üblich  war  unb  im  17. — 18. 3af|rf).  am 
preußifd)<n,  bäntfcbm,  englifdjen,  hannöberfcbcn  unb 
n>Arttcmbergifd)fn  Stofe  neu  in  9Iufnabnte  tarn,  eine 
91rt  ©olonäfe,  bei  ber  bie  Herren  eine  fflaebSfadd  in 
ber  S>anb  tragen,  bat  fidj  als  bofifebe  Zeremonie  in 
mehreren  fiänbem  bis  beute  erbalten.  91m  Berliner 
S>of  Wirb  bei  jcber  Scrm8J)limg  eineä  (Gliebeä  ber 
foniglitben  ftamilie  ein  ftadeltangaufgef  iibrt.  Gr  wirb 
f<bon  bei  ber  Scrmntjlmtg  ber  -Tochter  Jgoadjinid  L 
mit  9llbre<bt  Don  'JKcdlcnburg  evwäbnt  unb  würbe 
bann  im  17. 3al?:h  gur  feilen  iftnftihition.  Sein  93er* 
lauf  ift  ber  folgenbe:  Unter  Sortritt  hed  Oberhof* 
marf<ba08  unb  ber  baju  berufenen  ffiirflitben  (üeltet- 
men  Äiäte  unb  ©taatdmmifter,  biepaarWeiic  mit  Weißen 
SSatbdfadeln  unb  unter  entfbredjenber  SRuftf  geben, 
hält  erft  bad  neubermäblte  ©aar  einen  Umgang  im 
©aal,  ben  bann  aud)  bie  ©raut  mit  bem  Steinig  unb 
ben  ©ringen  nad)  ber  Weibe  unter  bemf  eiben  ©organg 
tmb  guleßt  ber  Bräutigam  mit  ber  JtBnigin  unb  mit 
ben  ©rtngefftnnen  in  gleicher  Seife  matben.  (änblich 
folgt  bie  »©udteitung  bedStrumpfbanbed«  ber  ©raut 
buih  bie  Oberbofmetfterin,  wobei  elegante Sopien  ald 
9btbenfen  an  btt  männlichen  ffldjtc  Verteilt  werben 
(Dgl.  Waumer,  ®er  ftadellang  bei  ©ennäblungen 
im  föniglicb  preußifeben  (urbranbenburgiftben  §aufe, 
©erL  1854).  ftade  Igüae  waren  fd|on  in  ber  alt* 
djrißlidien  Stiribe  bei  mehreren  (Gelegenheiten  üblich, 
fa  am  Dfterfonnabenb  al8  „-(rieben,  baß  felbft  in  ber 
titffiat  Xrauer  ba8  cbriilltdte  §offnungdlid)t  nicht 
DbUig  erlofcben  ift.  Wie  auch  bei  fatholifdjen  ©rogefflo* 
neu  unb  nächtlichen  Seicbenbegängniffen.  Sie  finit 
auch  all  ©brenbegeigungen  namentlich  unter  ben  ©tu* 
benten  (eßr  in  Aufnahme  getommen,  wobei  bie  ftadet* 
ftümpfe  am  Schluß  be8  Untgugd  hrennettb  in  bie 
Seihe  geworfen  Werben.  — 3n  ber  Sfonograpbie  ber 
qrtftlccben  ^eiligen  ift  bie  ft.  Sgmbol  bed  Ebrtifcm* 
tbud.  Xommicud,  Xbeobontd  Don  Xt)ra,  Xbeobotud, 
ber  Gntropia  u.  a. 

ftaefclbaum,  foDiel  Wie  Pinus  Taeda,  f.  fiiefer. 

ffacfelbiftcl,  foDiel  wie  Cerens  unb  Opnntia. 

ftnttelfcucr  (ftlnderfeuer,  engl.  Blue  lights), 
Schiffsiign  alfeuer,  bie  mehrere  SJtinuten  mit  Weißem 
fiiibt  brennen  unb  Weber  Dom  ©türm  noch  Dom  We- 
gen audgelöfdit  Werben.  (Der  fieuchtfaß  beilebt  aud 
40  Schwefel,  13  Salpeter,  8 Wteblpulber,  1 Schwefel, 
ginn  unb  Wirb  mit  Xerpentlnfprit  angefeud)tet.  Sie 
bienen  al8  fiotfenfignal.  fttfdjerfabrgeuge  oßne  Sdjtffd* 
latenten  machen  fi<h  burd)  eine  © 1 d f e , einen  m Ser- 
pentin getauchten  unb  entgfinbeten  Baden  an  langer 
©lange,  ber  bläuliche  ftlamme  geigt,  bemerflid). 

üliftHlltCt,  eifemt  ober  brongene,  an  unbeWeg* 
liehen  ©Riten  befinblidje  Singe  (gewöhnlich  gwei),  bte 
im  URittelatter  unb  in  ber  Wenatffancegeit  neben  ben 
©ortalen  ber  ©aläfte  unb  Säufer  angebracht  Würben, 
bamit  brennenbe  ftadeln  gur  ©eleuchtung  wäbrenb 


be8  Wbenbd  unb  ber 9iad)t  bineingeftedt  Werben  tonn- 
ten.  SWit  ber  ©u8bilbung  bed  Griguffed  unb  ber 
Sdpniebehmft  würbe  auf  bte  fünftlcnfcheSfudftattung 
ber  ft.,  mit  benen  bisweilen  auch  bie  Xürflopfer  Der* 
bunben  Waren,  großer  gleiß  oerWenbet  (f.  Xafet 
»Schmiebefunft«,  ftig.  19).  2(n  ben  innern  Säumen 
(Stofen,  Sälen  tc.)  würben  auch  ftanbclaber  old  ft- 
aufgejteDt,  in  Welche  bie  in  ber  Xuntelbeit  ©nfotnnten- 
ben  ißre  ftadeln  bineinfeßten. 

~ cf  elf  raut,  f.  Verbascum. 
cf cl lauf , f.  ftadel. 

cf  ein,  nicht  lange  (b.  a(tbeutfd)At  &clian), 
1 lange  fchwanten  ober  gaubem. 
cfeln  ber  Sonne,  f.  Sonne. 

Ä'lcs«“ 

(Ott  (frang.,  fer.  gw«a  ftoffon),  ftorm,  äußered 
Bnfehen  bon  ettoad,  befonberd  in  ber  3nbuftrie  an- 
gewenbet  (bgl.  bte  folgenben  ©rtifel);  ©rt  unb  Seife, 
Sebendart;  in  ber  Wcebrgabf  (fta;ond)  fobicl  wie 
Uncftänbe,  ftorm  lieb  teilen;  F.  de  parier,  ©rt,  ftcb  aud* 
gubrüden,  Webendart;  Dgl.  Faebion. 

ftafonarraf,  ftafocifognaf,  ftaconrum,  @e> 
milche  aud  Spiritud  mit  Gjjengtn  unb  ftarbftoffen, 
bie  aid  ©rraf,  Stognaf,  Wum  in  ben  Stanbel  tominen, 
aber  oft  feine  Spur  bon  echter  ffiare  enthalten. 
fta(Oicbrcbbanf , f.  Xafel  »®re()ban(-,  S.  JV. 
ftafoucifcti , f.  Satjeifen. 
ftajonfognaf , f.  fta(onarraf. 
ftajonncric  (frang.),  bad  SRobeln  ober  ©lümcln 
ber^eugetc.;  f a{onnieren.  mobetn,muftem,  baber 
fa(onniert,  bon  Stoffen  mit  eingewebten  Whiftem; 
ftajonncur,  3Jhcflermad)er,  bagegen  ftafonnier, 
einet,  ber  Umftänbe  ober  Üompltmente  mäht, 
ftafonnttbcln,  f.  Wubetn. 
fta(oitrmn,  f.  ftaijonarraf. 
ftajonftabl,  Stangen  ober  Sertgeuge  aud  Stahl 
bon  anberm  ald  runbem  unb  oieredigem  Ouerfcbnitt, 
beg.  bon  nicht  gerabliniger  Scbneibe. 
ftcafonftetne,  f.  SRauetfieine. 
ftajontocin,  aud  Spiritud,  Saffer,  3«*r  ober 
Wonnen , Gffengen  unb  ftarbftoffen  bergefteOte  ©e- 
mifdbe,  bie  ald  Sein  (befonberd  ©ortwein,  ffialaga, 
Xofater  tc.)  in  ben  ipanbel  gebracht  werben. 
gKirfimiiCe  f ftaffitnile. 

Faetft  (lat.),  SÖtebrgabt  Don  Factum  (f.  b.). 
Facta  moüeratlone  (lat.),  nach  erfolgter  Sr* 
mäßigung  (ber  Soften). 

Facto  (lat.),  f.  Factum. 

{facto«,  f.  ftaftor. 

Factum  (tat,  URebrgabt  facta),  bad  (Getane,  (Ge* 
feßebene,  Xalfatbe,  ©egebenbeit  ; facto,  burd)  bie  Xnt, 
tätlich  (f.  De  facto) ; ui  facto,  in  ber  Xat,  wirtlich; 
ipso  facto,  tatfäd|uib>  Don  felbft;  F.  culposum,  foDiel 
Wie  Culpa ; F.  dolosum,  fobiel  Wie  Dolus ; F.  naturae, 
natürlidje,  gufäBtge  ©egebenbeit,  3uf«H.  — Facta 
communia,  fymblungen,  bie  mit  gegenfeitiger  Ein- 
willigung Don  ©erfonen,  bie  gegenteilige  3«tereffen 
baben,  borgenommen  werben;  Facta  concludentia, 
Xatfadien  ober  S>anblungen.  woraud  ftd)  etwad  mit 
(Gewißheit  folgern  läßt,  fchlilfftgc  Xatfadien;  Facta 
infecta  reddi  non  possttnt,  ®efd)el)ened  tann  nicht 
ungefebeben  gemacht  werben;  Facta  loquuntur,  Xat* 
fadben  reben. 

Facultas  (lat),  »ftäbigfeit«,  etwad  gu  tun  (bgl. 
ftafultäl);  F.  docendi,  Lehrbefähigung ; Examen  pro 
facultate  docendi,  WiffenfcbaftUdie  Prüfung  für  bad 
Sebramt  an  f|Bbfrn  Schulen  (f.fiebramtdpriifungen). 
ftab  (ftuber),  bän.  Säeinmaß  gu  2 ©ipen. 


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262 


gabaife  — gabenfreuj. 


gabaifc  (ipr.  »bär ; au®  gabeur,  franj.,  |pr.  .b!r), 
SUbembeit,  Slbgef®nuidtb<tt ; f a b e (feit  bem  lB.Jabrb. 
bei  uni  eingefuljrt) , fobiel  wie  f®al,  abgej®madt, 
läppif®. 

gä  befielt  (gäblein),  ein  gerc®te«  3*i®«n  bc« 
ßbell)irj®c«,  bie  obere  »ante  be«  Minnen  ©rb*  ober 
.S®nceftveifcn« , ber  in  bcr  C>irfd)fät)rte  jwif®en  bcn 
3®alcneinbrüdcn  gebilbet  Wirb. 

gfabb,  ©roßgemetnbe  im  Ungar,  Romitat  lolna, 
an  einem  re®ten  Zonauartu,  mit  (not)  5536  magpar. 
©iuwohncrn. 

Jvabbap  ägtjpt  SSünje,  f.  Sara. 

gabcjcni,  Sioftifiaro,  ruff.  äfiilttörf®riftflencr, 
geb.  1826,  geft.  12.  3nn.  1884  in  Obeffa,  trat  1842 
au«  ber  SlrtiHerief®ule  ju  Petersburg  in  bie  Slrmee, 
biente  barauf  16  3abre  im  Rautafu«,  nahm  an  ber 
Selagerung  boit  Sebaftopol  teil , Würbe  1884  junt 
Generalmajor  beforbert  unb  lebte  teil«  in  SHoafau, 
teil«  in  Petersburg.  SScgen  heftiger  Solemil  gegen 
bie  SReformen  bc«  Rriegämimfter«  SKiljutm  unb  einer 
Sympathien  für  granfrei®  unb  S>afj  gegen  Zeutf®* 
lanb  atmenben  panflawiftif®en  S®rift  *Zie  rujiijdje 
ttrieg8ma®t«  (Siobl.  1868;  beutf®  »on  ©darbt, 
üeipj.  1870)  erhielt  er  1870  ben  Slbf®ieb.  Später 
würbe  er,  na®bem  er  in  befonbem  SDtiffionen  ber* 
wenbet  War,  au®  an  ber  Selagerung  bon  Sintibari 
teilqenommcn  hatte,  bur®  3gnatielo  bei  berCber- 
prcjiberwaltung  angeftellL  6r  i®rieb  no®  unter  an* 
benn:  »Se®jtg  Jabrc  au«  ben  RautaiuSlriegen» 
l Iifli«  1860);  »ÜJteine  Slnfi®t  über  bie  orientalif®e 
grage«  (Seteräb.  1870 ; beutf®  in  »gabejem« Sieueften 
S®riften«,  Zei®eu  1871).  Seine  »©efauuneiten 
Stierte«  (PetcrSb.  1890,  2 Bbe.)  enthalten  au®  feine 
Biographie. 

gabcjcltiinfcln,  (.  9icuftbirif®e  3nfeln. 

gab  d = 21  Haft,  mcftfubanif®er  Häuptling,  geb. 
um  1875  al«  ältefter  Sohn  Stabet)«  (f.  b.),  ber  am  22. 
Slpril  1900  bei  ftufferi  an  ber  äRünbung  be«  Cogone 
in  ben  S®ari  gegen  bie  granjofen  fiel,  hielt  ft®,  ob- 
wohl f®on  9.  SÜtärj  1900  burch  Siafor  Sl.g-3-  Samt) 
au«  fiufferi  na®  Rarnad-fiogon  Derbrängt,  bo®  eine 
3eitlang  mit  feilte  be«  einflujjrei®en  Snuffiober* 
baupt«  nebft  feinem  S ruber  Stiebe  am  Xfabiee.  Sita® 
ber  Slbreife  be«  granjofen  ©mile  ©entil  (25.  Slug.) 
fiel  g.  in  Bomu  ein,  »erjagte  Slnfang  1901  ben  bon 
ben  granjofen  eingefebten  Sultan  Zierbai,  ben  jwei* 
ten  Sohn  Slbä  feäf®im«  (1886  — 93)  bon  Sornu, 
warb  aber  tmgrüljjabr  1901  na®  Sergama  in  9)orb> 
nigeria  getrieben,  wo  er  an  ben  Briten  balb  ©butter 
fanb.  3)o®  hei  einem  neuen  SSerfu®,  in«  3®aribelta 
cinjubringen , fiel  er  gegen  ben  franjüfif®en  SHitl- 
meifter  3)angebiüe  23.  Slug.  1901  bei  ©ubjba  (auf 
englit®em  Soben) ; Stiebe  warb  25.  Slug,  gefangen. 
Zur®  biefen  ©rfoig,  ber  beiten  über  Slbb  el  Raber 
unb  eoamort)  nabeju  glei®fommt,  ift  bie  angeftrebte 
Serbinbung  ber  franjoftf®en  Rolonialgebiete  in  ffleft* 
ajrifa  erreicht.  Sgl.  o.  Oppenheim,  8iabeh  unb  ba» 
Zf®abfeegebiet  (Bert.  1902). 

gabcmiite,  Ort  im  Zijtrift  Sanure«  ber  ägypt. 
Brooinj  (Stubirieh)  gayüm,  an  einer  $ügelwanb 
über  bem  Saital  Bahr  ei  Zabuna  inmitten  üppiger 
Vegetation  gelegen , mit  (18«7)  9236  ©inro. 

gaben  (engl  Futhom  [>Rlaftet<],  f®web.  Faurn, 
biin.  Favn,  boüänb.  Vaam),  ein  urjprüngli®  ber 
Rörperlänge  be«  SDianne«  eittfpre®enbe«  unb  gewöhn, 
li®  in  6 gufj  eingeteilte«  Sängcnuiaft,  ba«  bauptfä®- 
li®  ju  Ztefenmcjjungen  unb  im  Scewefen  (f.  ftabel* 
länge)  fowie  al«  ©ammajj  (f.  ©am)  btnujjt  Würbe, 
gär  aubre  3 weife  wirb  ber  g.  ober  ein  ähnii®e« Staff 


•ier,  uoer  oen 

8 


Rlafter,  hej.  Sa®ler  (f.  b.)  genannt.  3n  Cänbem 
franjöfif®er  3»nge  führt-  er  ureigen«  ben  Süamen 
Brasse,  italiemf®  heißt  er  Camta,  fpanif®  Braza, 
portugiefij®  Braga,  in  Stußlanb  Sfafbcn.  Zer  pteujji* 
j®e  g.  enthielt  188,sis  cm.  Sil«  Breunboljmajj 
in9torbheutf®Ianb  gehörte  berg.  ju  benSHaummaßen. 

gaben,  in  ber  feeralbi!  ein  f®mater,  über  ben 
S8appenf®tlb  gejogener  S®rägbal* 
fen,  ber,  f®rägre®t«,  Oom  re®icn 
Cbered  na®  bem  linlen  Urrtered  ge* 
jogen,  eine  füngere  ober  Stehenlinie, 
f®riiglinl«  «uWeilen  einen  uneheli® 

Web  outen  (Saftarb,  bahcr  Saftarb* 
faben,  Baftarbbalten,  franj. 

Batun  siaistre)  au«  bem  ©cf®le®t 
bejei®net  (f.  Slbbilbung).  Keim  ber  gäbe«, 
g.  abgefflrjt  wirb,  heißt  er  ® i n b r u ® 

(re®ter  oberjinfer)  ober  Baftarbitab  unb  hat  al« 
jol®er  feine  Stelle  im  Jierjcii  be«  S®ilbe«. 

Sben,  lünftli®e,  f.  SEunftfeibe. 

bcnalgeu  (Sonferoajcen),  fabenfönnige 
Sllgen,  au«  ber  Crbinuig  ber  ©rünalgen  (®l)loro- 
phbieen;  f.  Sllgen,  S.  316). 

gabenbaltcrien , fabenbübenbe  Baltericn,  wie 
bie  Septothri®een,  bie  einfa®e,  unb  bie  ©la* 
bo  Ihri®  een,  bie  »erjweigte gäben  bilben.  3“  jenen 
gehört  Oreaothrix,  bie  bur®  ibre  SBu®erung  im  Itei* 
tung«maf[er  S®wierigleilen  oemrfa®!,  ferner  ber 
LcptotUrix  buccalis,  her  bei  ber  3ahnlane«  eine 
Stolle  fpielt. 

fjnbenfifd)  (Trichogastcr  Bi,  Culisa  i.Mt'.i,  ®at- 
tung  berSiabyrinihfif®e  au«  berCrbnung  berSta®el* 
floffer,  gif®e  mit  längli®cm,  feitli®  juiammenge* 
brudtem  Rörper,  Riemcnbedd  ohne  Sta®cl  unb  3äb* 
nelung,  (ehr  langgeflredter  Stüden-  unb  Slfterflojfe, 
abgerunbeter  ober  abgefluf)ter  S®wanjfloge  unb  auf 
einen  einjigen  Strahl  rebujierler  Baudglojfe.  ber  in 
einen  fepr  langen  gaben  auägejogen  ift.  Zer  ge» 
bänbertc  g.  (T.  fasciatus  Bl. , f.  Zafet  »Slgua» 
riumll«,  gig.6),  6— 10cm  lang,  erinnert  auffaüenb 
an  junge  ©uranti,  ift  anfpre®eno  gefärbt  unb  lebt  na® 
Slrt  bet  Sfiafropoben  in  gtüffen  unb  anbevn  Süßge» 
rnäffem  in  Bengalen  unb  bena®barten  ©ebieten  Oft» 
tnbieit«.  ©r  laut  juerft  in  ben  8üer  Jahren  be«  19. 
3ahrh-  nad)  ©uropa  unb  Wirb  jept  al«  beliebter 
Slquarttnfif®  ähnli®  wie  bie  SKafropoben  gejü®let. 
grabcngla«,  f.  Stillefiori. 
gabennra«,  fooiel  wie  ©fparto. 
gabeufreuj,  jwei  fi®  meiflen«  unter  einem  re®» 
tenSBinlcl  f®iteibenbe,  fehr  feine  gäben  (Seibenfofon* 
fäben,  Spitmfäben.  Ouarjjäben,  ober  fehr  feine  llfc* 
tallbrähle),  auf  einem  metallenen  Sfting  ober  Nahmen 
in  ber  Bilbebme  eine«  gemrobt«  eingefpannt,  um  in 
ber  Serbinbungälinte  be«  S®nittpuntle«  ber  gäben 
mit  bem  SRitlelpunft  be«  Objelttti«  eine  feftc  Stfier* 
ober  Slbjebenolime  ju  haben.  fUiehrere  eingefpannt« 
gäben  bilben  ein  g a b e n n e p.  3n  ben  aftronomif®cn 
gernrohren  hefinbet  ft®  in  ber  Bilbcbene  meifien« 
no®  ein  jweite«  gabennep,  ba«  fi®  bur®  eine  feine 
3fiifrometerf®raube  gegen  ba«  erfte  berfdjicbeu  läßt 
unb  ju  genauen  Stellungen  bient  (gabenmilro» 
rneter,  f.  äRifrometer).  Um  ba«  g.  bet  nä®lti®en 
Beoba®tungen  ft®tbar  ju  ma®en , wirb  bei  heilem 
Objetten  ba«  ffiefidjteifclb  bc«  gemrohr«  bur®  eine 
feitli®e  Campe  erbellt,  in  Wel®ein  gatle  bie  gäben 
bunlel  auf  hellem  ©runb  erf®eineu,  bei  li®tf®wa®en 
Objelten  aber,  bie  bei  bet  Belcu®lung  bc«  ©efi®t«* 
felbe«  Perf®winbcn,  Werben  bie  gäben  feitli®  beim®* 
iet.  Wobei  biefelben  heü  im  buntein  ©efi®i«felb  er» 


263 


Jabenmaterei  — Jaeb. 


fdjeinen.  großem  £altbar[eit  wegen  BerWenbet 
man  aud)  an  Stelle  bet  Spinnfäden  dünne  ©lab* 
Blättchen  mit  feinen  eingeriffenen  Linien.  Sie  (Ein- 
führung ber  gabenfreuje  beim  gernrohr  flau  ber 
frühem  ®iopter  rül)tt  Don  SBSittiam  ©aöcoigne  (1640) 
her.  Sgl.  Htflronoiuifcpe  gnftrumente  unb  gemrobt. 

gnbcttmalcrci,  fouiel  wie  Stiderei;  aud)  91ad)* 
aßmung  ton  gewebten  Stoffen  ober  ton  Stidereien 
burd)  bie  Slaterei. 

gabcttmif  romctcr,  f.  gabenfreiuu.  SHitrometer. 
gabcitm  üble  (3  p i n n in  ii  ß 1 e) , BorrtdUung  jur 
§erftellung  ton  ©olb*  unb  Silbergefpinfl,  bem  fcaupt* 
material  jur  Hinfertigung  Bon  Wölb*  unb  Silber* 
borien  u.  bgl.,  ba8  burd)  fdjraubenfönnigcä  Um* 
loideln  eitteb  Seibenfabeno  mit  Saßn  (f.  b.)  terfertigt 
wirb.  Sie  g.  enthält  8—20  ©änge,  um  gleichzeitig 
8—20  gaben  ju  erjeugen.  3eber  ©ang  beftebt  nua 
einet  Solle  (Seibenrolle),  Bon  lBeld)er  bet  gaben 
jid)  abwidelt,  einet  Solle,  auf  bie  fid)  baä  ©efpinft 
aufroidelt,  unb  einem  Säufer,  ber  ben  gaben  bei 
jeinet  Bewegung  mit  Sat)n  umwidett.  Siefet  Säufer 
ift  eine  [leine  glügcljpinbel  mit  ajialer  Bohrung  jum 
Suvebiiibren  beo  gabenä  unb  mit  einer  mit  Sabn 
bewtdclten  Spule  auf  einem  glilgclarm  oerjeßen,  Bon 
bet  fid)  bei  ber  Stellung  ber  Spinbet  bet  Saßn  ab* 
unb  auf  ben  bureßgejogenen  tjaben  aufmidelt.  Statt 
ber  Spindel  lägt  man  aud)  Bielfad)  nur  bie  Saßnrolte 
um  ein  feftfteßenbed  3ibl)td)en  |id)  Preßen, 
gabennubelu,  i.  Subetn. 
gabcnpilgc  (Hyphomycetea),  B'lj«  mit  faben- 
iörmigen  3Ht);elien  unb  ÄonibienbUbung,  fmb  meift 
lEntwidelunpefiabien  gelrnfferBOfommeten  ober  Saft* 
biomijeten.  Einige  g.  rufen  auf  Sflanjen , wie  ber 
Sunfetritbe  (mitCercospora  betieola  Sacc.),  ber  Sie* 
lone  (mit  Scolecotrichum  melophthorum  Pri/1.  et 
Ddacr.),  unreifen  ftirfd)enfritd)ten  (mit  Aarosporium 
rieraai  Rl/h.)  u.  a.,  ruft  * ober  branbartige  glede 
berBor;  anbre  ftnb  bie  Urfacbe  Bon  §auttranlljciten 
(Dermatomptofen)  bed  SKenfcßen,  Wie  be8  Kopf* 
grinbed  unb  ber  ©laßflecßte. 

Sbcnplanimetcr,  f.  gtäcßenhefHmmung. 
bcnfdjnccten  («otfbier,  Aeolidiidae),  ga* 
litilie  bev  fiiiüertiemer(OpUthobnuichia,  f.  Seßncden), 
marine  Sndlidjnedcn  mit  zahlreichen  hoplen  gort* 
iapen  am  Süden,  bie  am  Ende  Seffettapfetn  tragen, 
aud  benen  jur  Serteibiguna  Sleffelfdben  heroorfdjie* 
Sen,  3n  bie  gortfäf)f  hinein  erflreden  [ich  HluSftül* 
Bungen  best  SarmtanatS.  ®ie  g.  leben  in  allen  Slee* 
ren  unb  näßren  ftd)  meift  Bon  Solppcn ; manche  fittb 
ießr  idjön  gefärbt ; man  fennt  Biete  ©attungen  unb 
'Ihlen,  j-  B.  Aeolis  papiUosa  aud  ber  Ülorbjee  (bis 
15  cm  lang,  graubraun). 

gabcntuürmcr  (IHunbwürmer,  Nemathel- 
minthe«,  Nematodes),  Klaffe  ber  ©ürmer,  mit  run* 
bem,  langem,  fpul*  ober  fadenförmigem  Körper,  ber 
häufig  eine  geringelte  $raut  befißt,  jebod)  nie  wirflid) 
gegliedert  ift;  frei  im  SDIeer*  unb  Süßwaffer,  m ber 
Erbe  fowie  befonberd  aud)  atd  Sara  fiten  in  Sflanjen, 
Stieren  unb  im  menfcplitben  Körper  lebenb.  3>ie 
baftig  fdjUmgelnbcn  Bewegungen  ber  g.  werben  burd) 
ben  £>auimubfelfd)laud)  bewirft;  biefer  erfcheint  burih 
eme  Süden*  unb  Bauchlinie  fowie  burd)  jWei  breitere 
Seitenlinien  in  Bier  Sängdfelber  geteilt , ein  für  bie 
g.  feßr  d)arafteriftifd)estBerI)aUen.  ®ad31eruenfhftem 
beftept  aud  einem  Sdjlunbring  unb  einigen  burd)  ben 
ganzen  Körper  laufenden  Sängdftiimmen.  Üttmungä* 
unb  ßrei31nuf3wer[jcuge  fehlen;  bie  ©ffretiondftoffe 
Werben  burd)  JWei  in  ben  Seitenlinien  nach  Born  uer* 
laufenbe  unb  ftd)  bort  oereinigenbe  ©efäfte  nach  äugen 


entleert.  ®cr  Darm  Berläuft  geradlinig  Born  äRunb 
bid  junt  Vlfter  am  hintern  Ende.  SUiit  bem  Elfter  ift 
beim  9Jlännchen  bie  ®efd)led)täöffnung  nerbunben, 
während  bie  Weiblichen  Organe  ungefähr  in  ber  Hör* 
permitte  aubmünben.  Sie  innern  ©efthledjtüwerfjeuge 
beftehen  im  wefentliihen  aud  einem  unpaaren  icoben 
ober  einem  paarigen  Eierjtod  unb  ben  Htuöfübrungo* 
aängen.  Die  auä  ben  Eiern  tjerBorgehenben  jungen 
fitib  Bon  den  ßrWadifenen  meift  nur  wenig  Berfchieben, 
zuweilen  machen  fie  jedoch  uod)  eine  SKetamorpbofe 
burd).  Sie  Sarafiten  leben  in  ber  fügend  oft  frei  in 
feuchter  Srbe  aläSRhabbitiben  unb  wandern  bann 
mit  bem  Jrintwajfer  ober  ber  'Jlaprung  in  ben  ®arm 
beb  für  ihre  iBrt  beftimmten  ffiolintiere»  ein;  anbre 
gönnen  wandern  erft  nod)  durch  einen  3wtfd)enmirt, 
in  beffen Organen  fie  fid)  einfapfetn,  unb  cntwideln  ftch 
erft  BöUig,  fobatb  fie  in  bem  ©nbwirt  angelangt  fmb. 
Bei  anbeni  gabenwünnern  wcchfclt  eine  noch  wäh- 
rend ihre«  ScbensS  im  greien  gefditcdjtetreif  werbenbe 
©eneration  mit  einer  fchmaropenben  regelmäßig  ab. 
2Rand)e  fleinere  Hirten  fmb  fo  jäh,  baß  fie  bem  Vlub* 
trodnen  längere 3eit  Wiberftcben  unb  bei  Befeuchtung 
ju  neuem  Sehen  erwachen,  gajt  jede  ber  einzelnen 
gamilien  Weift  einige  für  den  3Kenfd)en  alb  Barafiten 
ober  biotogifch  widuige  Sertreter  auf.  $>ie  Spul* 
wünncr,  Strongpliben , ®rid)otrad)eliben  unb  gila* 
riaben  (f.  bie  einzelnen  Hlrtifel)  werben  bem  SSenfchen 
laftig  ober  felbft  gefährlich ; bie  merfwürbigen  Draljt’ 
ober  Saitenwürmer  (Gordiidae , f.  ffiafferfalb)  unb 
Blermithiben  (f.  Höurmregen)  leben  in  3nfef!en,  wäh= 
renb  bie  HlaUiercpen  (f.  b.)  bie  ©etreibearten,  3l>der* 
rüben  (Heterodera)  :c.  injtjieren  unb  bie  ©nopliben 
enblich  Bielfad)  Bewohner  beb  SKeereb  fmb.  S.  Ja  fei 
• Säitrmerll*.  Sgl.Xieiing,  Systems  Iletmintlium 
(SSien  1850  — 51, 2Bbe.);  S ch n ei b er , HRouograpbic 
der  Slemaloben  (Bert.  1866);  Seudart,  Sie  menfdj* 
liehen  Barafcten,  Bb.  2 (Seipj.  1,876). 

gfabenjähter,  Supe  mit  bei  Öffnung  Bon  1 ober 
2 qcm  (früher  V«  3°ü  franzöfifd)  ober  Vs  3oH  fäch* 
fifch)  junt  3ählen  ber  gäben  im  ©ewebe. 

gäblciii , f.  gäbdjen. 

ffatb  cfpr.  fit),  1)  3ohn.  engt.  Blalet,  geb.  1820 
»u  Burletj  lllill  in  Schottland,  tarn  1841  auf  bie 
Vltabemie  ju  ©binburg  unb  malte  fchon  im  folgenden 
3af)re  [leine  ©enrebilber.  1850  machte  er  ftd)  durch 
ein  Bild:  Shatefpeare  unb  feine  3eitgenoffen , unb 
fpäter  burd)  jWei  tHeiben  non  3Üuftrationen : Sonn* 
tagbabenb  beo  Sanbmanneb  unb  bie  £>eimtehr  beb 
Solbaten,  belaimt.  186-t  fiedelte  er  nach  Sonbon  über. 
Bon  feinen  hier  angeführten  ©enrebilbem  finb  ju 
nennni:  bab  Sdjüpenfeft,  ber  Stcigbügeltrunt,  beb 
görfterb  lochter,  ©olbfmith  in  feinem  Stubierzimmer, 
bie  SKußeftunbc,  ber  alte  K orbflechter,  ber  alte  Krämer 
unb  9iad)  bem  Sieg. 

2)  Ihamab,  engl.  Sinler,  Bruder  unb  Schüler 
beb  Borigen,  geb.  1826  m Burtep  3RiU,  geft.  22.  Hlug. 
1900  in  Sonbon,  lernte  unter  Htllan  in  (ibinburg  unb 
Wurde  fd)on  1849  mit  einem  Bilb;  Scott  unb  feine 
greunbe,  Siitqlieb  ber  fdjottifdjcn  Bfabemie.  1852 
ließ  er  ftd)  in  Sonbon  nieder,  wo  er  1855  mit  feiner 
BBaife  einen  großen  Erfolg  beim  Sublifum  hatte,  ©r 
matte  befonberb  Szenen  aub  bem  Sottbleben  berfdiot* 
tifchen  töochlanbe  unb  ber  Hlrbeitertlaffen,  gewöhnlich 
mit  empfinbfamer  Hluffaffung,  die  ihren  Sieij  auf  da« 
engtifche  Bublifum  nie  Bcrfct)lt.  ®ie  giguren  finb 
meift  trefflich  charaKerifiert,  aber  ju  jahm  unb  glcid)* 
mäßig  in  ber  (Empfindung,  g.  mürbe  1864  SKitglieb 
ber  (öniglidjen  Htlabemie  zu  Sonbon  unb  1875  Ehren- 
mitglied ber  SSiener  Hllabemie. 


264 


3«ei'ja  - 

gafn  ja,  Krei«bauptfiabt  in  her  ital.  Brooinj  Sa- 
Benna,  in  fruchtbarer  Gbene,  amSantone,  turn  bem 
ber  »anal  3<>neIIi  jum  SReno  geht,  an  ber  Bia  finulia 
unb  an  ben  Gifcnbahntiiiien  Bologna-Ancona  unb 
g.-glorenj  gelegen.  Die  Stabt  bat  einen  grofeen, 
Bon  Artabcn  umgebenen  Blarttplafe,  einen  impofan- 
ten  Dom  (1474  begonnen)  mit  febBnem  ©rabbeitfmai 
be«  btil.  SaBinuäBon  B.  ba  URajano,  em  Siatbau« 
mit  hohem  Xurm  (bie  ehemalige  Seftbenj  ber  ilian- 
frebi)  unb  ein  neue«  Xfecatcr.  g.  jäf)Ita9oi)ea.  15,700 
(alä  ©emcinbe  40,870)  Ginw.,  bie  gabrilation  bon 
SRajolifa  (f.  gaenja -SRajolifen)  unb  Steingut  (ehe- 
mal«  fef)r  berühmt  unb  nach  biefer  Stabt  »gajence« 
benannt),  SRöbeln  unb  Sagen,  SdiWefelraffnteric, 
Seigwarenfabrifation,  gärbcrci,  ©erberei,  .fbcuibwcbc- 
rci  imb  öanbel  mit  Sein,  Seibe  unb  fcanf  betreiben. 
Die  Stabt  ift  Sife  eine«  Bifcbof«,  bat  ein  Sfejcum,  ein 
Ottpmnafiiem , eine  ted)nifd)e,  eine  .»(eichen  - unb  SJlo- 
bolliericbule,  eine  reicbbaltige  ftäbtifctie  ©emälbegalerie, 
emcBibliotbef  unb  ift Geburtsort  be«Bhfeidet«Xorn> 
celli , bent  hier  ein  Denfntal  erriebtet  mürbe.  — g.  ift 
baä  antile  Faventia,  eine  Stabt  tn  Gallia  cispadana, 
marb  im  öotenlrieg  böllig  jerftBrt  unb  getjBrte  in  ber 
golae  jum  Gjarcbat  (f.  b.).  griebrid)  II.  eroberte  g. 

14.  April  1241  nad)  achtmonatiger  Belagerung.  Sind) 
feinem  lobe  fam  bie  Stabt  unter  Bologna  unb  1313 
unter  bie  Signorie  be«  AbelSgcfd)led)t«  berSRanfrebi. 
1501  fiel  g.  m bie  $>änbe  Gefäre  Borgia«,  ber  Aitone 
be’ SRanfrebi,  einen  17jiibrigen  Jtüngling,  gegen  bie 
Kapitulation  gefangen  nehmen  unbinSontcrbroffeln 
liefe.  3Jad)  Geiares  Sturj  erhob  g.  granceSco  be’ 
SRanfrcbi  jum  gilrften;  allein  Benebig  eroberte  1503 
bie  Stabt,  nerlor  fte  aber  1509  an  Bapfi  guliuS  II., 
Worauf  g.  mit  bem  Äirtfeenftaat  Bereinigt  würbe. 
Sgl.  Sigpi,  Anuali  della  cittA  diF.  (gaciija  1841). 

gaenja  'Ulajolifen , in  gaenja  feit  ffiitte  be« 

15.  3abrb-  bergcfteUte  SRajoIifen  mit  tfinnalafur. 
Anfangs  Berfertigte  man  Sanb*  unb  Bobenfliefen, 
fpäter  allerlei  ©cfäfee,  bie  bureb  ibre  feböne  Weifee 
giänjenbe  ©lafur  in  ganj  gtalien  berübmt  würben, 
gür  hie  Deforationbcrgacntiner  SRajoIifen  ftitb  blaue 
Ornamente  unterweifeer®lafur,  lichtblaue  auf  bunlel* 
blauem  ©ruub,  febwarje  unb  Weifee  auf  orangefar- 
benem ©nmb  unb  Weifee  auf  gelblicbweifeer  ©lafur 
ebarafteriftifd).  Die  berBorragenbftcn  gabrifen  Waren 
bie  Gafa  Biroti  unb  bie  Gafa  gagaioli,  bie  beften 
SDialcr  Bettini,  Bramo,  SKanara  unb  iliiccolb  ba  gatto. 
Gnbe  be«  16.3aferfe.  geriet  bie  gabrilation  in  SS  erfüll. 
Sgl.  SR  a I a g o 1 a , Memorie  storiche  sulle  maioliche 
di  Faenza  (Bologna  1880);  Argnaiti,  Le  cera- 
miche  e maioliche  fuentine  i gaenja  1889);  Xerielbe, 
II  rinascimento  delle  ceramiche,  etc.  (baf.  1898). 

Sc«  (finr.  fl»),  Bieter  Ban  ber,  URaler , f.  Seife, 
fnir,  nad)  ber  norbifeben  .fjelbenfaae  Bruber 
bcSDtr  (f.b.)  unb  bes  Benin  unb  Sohn  beS  Zauberers 
Öreibmar;  er  geriet  mit  biefrni  nad)  Ctr«  lobe  bureb 
Cbin  über  beffen  Süfjngelb  in  Streit  unb  erfcblug  ifen ; 
feinen  SRitidjulbigen  Stegin  aber,  ber  einen  Teil  be« 
öolbe«  begehrte,  jmang  er  jur  glucbt,  50g  mit  feinem 
Schals  jur  ©nitafeeibe  unb  bewachte  ifen  in  ©eftalt 
eilte«  Drachen.  Slcgin,  ber  injttifefeeit  ber  Grjtefeer 
be«  Sigurb(Siegfrieb)  geworben  war,  überrebete  bie- 
fen,  fiel)  bureb  DBtung  gafnirs  in  ben  Befife  be«  fjor- 
te«  jit  fefeen,  unb  febmiebete  ihm  ba«  Schwert  ©raut. 
Stil  biefent  erftacb  Sigurb  ben  g , ber  ihn  fterbenb  mit 
bem  auf  bem  Sdinfee  rubenben  gludje  betannt  machte 
(f.  Anbwaranaut);  barauf  tötete  Sigurb  auch  ben 
Stegin,  Bor  bem  ifen  WeiSfagenbe  BBgel  gewarnt  bat- 
ten, unb  bemächtigte  fid)  be«  §orte«.  Bon  biefer  Be- 


- gagcl. 

gebenbeit  nennen  bie  Dichter  ba«  ©olb  »gafnirS  Sä- 
ger«, Sigurb  aber  erhielt  ben  Beinamen  gafnir«- 
toter  (gäfniebani).  «bweidjenb  ift  bie  Grjäfelung 
im  feelbenbud).  Bai.  Siegfrieb. 

F»K  (engl.),  f.  gagging ■ Sfeftem. 

frugalen  (lat,  Bon  fagun,  »Buche«).  Steibe  im 
Bflanjenfbftem  Gttgler«,  welche  bie  jurOrbnuitg  ber 
Bmentajeen  (f.b.)  gehörigen  Bctulajeen  unb  gaga- 
jeen  (fiupulif eren , f.  b.)  umfafet. 

Fagara  L.,  Glättung  ber  Stutafeen,  oft  ftachelige 
Sträucber  ober  Bäunte  mit  abweefefeinben,  einfachen, 
gebreiten  ober  gefieberten  Blättern,  (leinen  Blüten  in 
jufammengeiefeten  Stifpen,  feltener  in  Sdjeintrauben 
ober  echten  X rauben  unb  trodnen  ober  fteinfrucht- 
artigen  grüehten.  Über  130  tlrten  in  allen  tropcidien 
Sänbern.  F.  flava  Krug  et  Urb.,  in  SBeftinbien,  liefert 
harte«,  jiemlid)  fd)Were«,  glattfpaltige«,  femmetfarbe- 
ne«  Satinholj  (Seibenholj),  ba«  ju  SMäbcln, 
eingelegter  Wrfaett,  Bürftenbecfeln  unbDrechflerarbei- 
ten  benufet  wirb.  Da«  hefte  fommt  au«  Bortorifo, 
geringere«  au«  San  Domingo  unb  Samaila.  F. 
(Zantiioxylum)  Ptcrotai.,  iii  SSittelamerifa,  SScft- 
inbiett, Holumhten,  liefert  baSGifenholj  oonga- 
maifa,  ba«  fid)  burch  grofee  Brucbfeftigleit  auSjeidi« 
net  unb  in  Gnglanb  alp  Berftholj  gefchäfet  ifl. 

fraget,  nieberlänb.  ganttlie,  au«  ber  eine  Diethe 
bem  .Venire  Oranien  treu  ergebener  Staat«männer 
uub  ©cnerale  herborging: 

1)  Kafpar,  acb.  21.  3uli  1629  im  £>aag  au« 
einer  berannten  Batrijierfamilie,  geft.  16.  De.y  1688, 
Würbe  1663  jum  Benponär  (Stabtrat)  bon  Saarlcm 
erwählt  unb  al«  folchcr  SRitglieb  ber  Staaten  Bon 
IpoUanb.  1670  würbe  er  ©riffier  (Sclrciär)  ber  ®e- 
neralftaaten  unb  1672  nach  he  SBitt«  Bbbanlung  am 
Sage  Bor  beffen  Gnnorbung  SRat«penfionär  Bon  Ipot* 
lanb.  Gr  war  ein  treuer  Berater  SfetUfelmä  III.  Bon 
Cranien  in  beffen  Kampf  gegen  Subwig  XIV.  rtuf 
feinen  Bntrieb  würbe  bem  Brtnjen  1674  bie  erbliche 
SlatthalterWürbe  übertragen.  Gr  war  be«  Brtnjen 
rechte  fpanb  in  ber  Slegierung  ber  Siepubltf.  Vlucb  bie 
enalifche  Gjpebition  1688,  bteSilhelm  auf  beit  eng- 
lifwenDhron  erboh,hat  er  Borbereiten  helfen.  — Sein 
Bruber  ipeinricb  (1617 — 1700)  Würbe  1672  fein 
Siacbfolger  al«  ©riffier,  unb  beffen  Sohn  granj 
(1659 — 1749)  holte  biefeS  wichtige  Slmt  mehr  «le/iO 
yahre  innc;  Heinrich«  Gnfel,  ebenfatl«  Heinrich  "ge- 
nannt (geh.  1706),  War  ©riffier  1744  — 90. 

2)  granj,  Baron,  nieberlänb.  ©eneral,  Sleffe 
Bon  g.  1),  geh.  16+5  in  Slimwegcn,  geft.  23.  gebr. 
1718  in  Stufe«,  jeichnete  fid)  1690  Bor  gleccru«  au«, 
führte  bei  bcrBericibiaung  oon'IÄon«  (1691)  unb  bei 
ber  Belagerung  Bon  Scanner  (1695)  ben  Befehl,  (om< 
ntanbierte  al«  ©eneralleutnanl  bei  ber  Belagerung 
Bon  Bonn  (1703)  unb  focht  bei  ©deren  (30.  3um 
1703).  Der  Armee  in  Bortugal  al«  gelbmarfd)atl 
juaeteilt,  nahm  er  1705  Batencia  unb  Vllbuqueraue 
unb  feste  bie  Belagerung  Bon  Babajoj  burch.  Siad) 
SioQanb  jurüdgefefert , befehligte  er  bei  ber  Belage 
rung  Bon  Doumai  (1709),  fod)t  bei  SRantillieS  unb 
Ulaiplaauet,  belagerte. Böbune,  jwang  1711  bie  ge- 
ftung  Bouchain  jur  Übergabe,  forrierte  1712  ben 
Übergang  über  bie  Scheibe  unb  berannte  2e  C.ue«itofe 
mit  Grfolg.  Auch  anbre  SRitglieber  ber  gamilie  jeich- 
neten  fid)  al«  Offuier«  au«. 

8)  Heinrich,  Gnfel  be«  lefeten  Heinrich  1),  geb. 
1765,  geft.  22.  SRärj  1838  tm  S>aag , würbe  1790 
©riffier,  febtofe  al«  Staatäfefretär  1794  ben  Sunb 
$>odnnb«  mit  Breufeen  mtb  Gnglanb,  folgte  bann 
bem  Grbftatthalter  nad)  Gnglanb,  trat  1809  mit  bem 


265 


gagerliu  — gaguet. 

Prinjen  »oit  Cranien  ald  greiroitliger  in  bad  £>cer  3uli  1742,  erhielt  im  3efuitenfoIIegium  feine  gelehrte 
beä  tlrjRerjogd  fiarl,  lehrte  1813  mit  SUlRelm X.  naef)  Pilbung,  folgt«  bem  »>apfttid)cn  Shmgiiid  Santa  Uroce 
fcoünnb  jurild,  unterjeidmete  in  Sonbon  ben  grit-  nad)  polen,  (ehrte  nad)  mehreren  Sagten  jurürf  unb 
benefdjluR  jwifcRen  öroRbritannien  unb  ben  9i«ber*  mürbe  ju  glorcnj  unter  aitbenti  Plitglieb  ber  91eun, 
lanbctt  unb  mürbe  bis  1824  ©cfanbtcr  in  Sonbon,  einerPcrwnltungäbeRörbefürbadtScbietoonglorcn). 
1822  3Kimfter  ohne  Portefeuille.  1814  Würbe  bas  Seine  meift  burlcSfott  fflebiditc  eridjienen  u.  b.  X.: 
gai^  SefcRlecRt  g.  freiRerrtid).  »Kirne  piacevoli«  (glor.  1729,  2 Pbe.,  u.  5.).  Sie 

ffraflcrIin,tterbina>tb,fd)totbra)iater,geb.5.8«br.  »Commedie»  (glor.  1734  — 36,  7 Pbe.)  enthalten 
1825  in  SlorfRolm , wibmete  fid)  anfangs  in  feiner  22  Siuftfpiele.  3wci  Weitere  gab  Paccini  heraus  im 
Paterftabt  ber  Schiffbau  fünft.  ftubierte  jullpfala  unb  »Teatro  antico  italiano  o raru<  (glor.  1887).  Seine 
trat  bann  ins!  ilKilitär.  KacRbem  er  junScRft  nur  in  Xarfteflung  ber  Sitten  ifi  natürlich,  fein  Xtalog  un- 
feinen SßluReftunben  bie  Porträtmalcrei  getrieben  geswungen  unb  feine  Spraye  forreft;  aber  feinen 
batte,  entfchloR  er  fid)  1854,  ganj  jur  ÜRalerei  über-  Stiiden  jeljlt  Somit  unb  bramatcfched  Sieben. 
jugeRen.  l£r  bejog  bedRalb  bie  Wfabemie  in  Storf-  gagne,  41a  (fnr.  fomtje,  Senn,  Seen),  SanbfcRaft 
bolui  unb  bilbete  fid)  bann  unter  Start  SoRu  in  Xüf*  in  Pelgien,  uiufaRt  ben  fiibweftlicRen  Xeil  ber  Pro. 
felborf  unb  (Räter  unter  Eouture  in  Paris  Weiter  and.  bingjlamur  unb  ben  fiiböftlicRen  bes  ^ennegauS  jfci- 
3n  Xüffelborf,  Wo  er  feinen  SJoRnftj)  naRrn,  wib-  feilen dJiaaS  unbSambre,  befielt  auä  oberbciiontfcbem 
mete  er  fid)  infolge  einer  Seife  nad)  §otlanb  oorjugS-  Schiefer,  auS  bein  ifolierte  SialtllöRe  Reroorragen,  ift 
Weife  ber  ScRilberung  beS  bärtigen  Stranb-  unb  »on  PrucR-  unb  Sseibelanb  erfüllt  unb  enthält  bie 
Sebtfferlebens  unb  fdmf  Seither  bon  groRer  Sehend-  Stäbte  SRimaR,  SWariembourg , PRiiippeoiUe  ic. 
Wahrheit,  tiefer  URaralteriitit  unb  gefunbem  Junior,  Fagonia  Toum.,  fflattung  ber  .ytigopRRlIajeen, 
bie  fid)  aud)  burd)  eine  fräftige,  haniumifchegcirbung  ftarf  »erjwrigte,  niebertiegenbe  ober  aufrechte  Sfräutei' 
audjeicRnen.  Seine  tfijauptwerte  finb:  bie  angcRenbcn  mit  Roljiger  ©runbadiic,  gegenftänbigen,  ungeteilten 
SiaucRer  unb  bietIiferfud)t(bcibenn91ationalmufeum  ober  breiblättcrigen  Plattem,  oft  bomigen  Sieben- 
ju  StodRoIm),  biegifcRerfamilie,  bieSiebederttärung,  blättern,  roten  ober  »ioletlen,  feiten  gelblichen,  lang- 
her SteiratSantrag,  bie  ftranfenftube,  ber  »erfcRmiRte  geftiellen  Plüten  unb  tief  ftlnflappigcr  grucRt  Stwa 
Dreier,  bas  alte  (thepaar,  traulidjcd  Ipnm  unb  Sjeim-  18  Wirten  in  ben  Steppen  unb  Säiiften  bes  9Sittel> 
teRr  Pom  Strnnbe  (beibe  in  ber  Per  Im  er  Sßational-  meergebieted,  in  Sübweflafrifa,  Kalifornien  unb  URile. 
galerie).  1893  würbe  er  jum  Profcffor  ernannt.  F.  arabica  L.lAyul,  f.Xafel  »3i.ttiftenpflan}en«,8ig.2), 

goggingSpftcm  ettrr. fdag-),  ein  auf  engl.  Sdiulcn  mit  langen,  ftarten  Xornen,  lincalifcRen,  fpiRen  Platt- 
(j.  P.  tltoii)  »orlommcnber  (äfabraucR,  ber  bie  Sd)ü-  eben  unb  blaRrotcn  Plüten,  in  t&gtjpten,  'Arabien  bis 
ler  ber  oberften  Staffen  bered)tigt,  bie  Sd)ülec  ber  PfgRaniftan  unb  Porberinbicn,  ifi  eine  SRarafter- 
llntertiaffen  aldgamulanten  ober  Stubenburfdjen  ju  pflanje  ber  StbRfcRen  SBüftc. 
perwenben;  Wogegen  ber  fag  (gamulud)  »on  feinem  Fagopyrum , f.  PmRweijen. 
fag-raaater  Sdjug  imb  gorberung  ju  erwarten  Rat.  gngott  (ital.  Fagotto,  franj.  Basson,  engl.  Baa- 
gnggot  (gagot),  ÜHnfj  in  tlnglanb:  Sieiobtinbel  soon),  ber  yauptoertreter  ber  Paferegion  im  CRor 
»on  3 guft  Sänge  unb  2 gufj  Umfang  am  ©eiben  ber  S)ol)blaSinftrumente  beä  heutigen  SRmpbonie- 
banbe,  50  im  fioab;  alä  Stafjlgewidjt  = 120  pfunb  oriRefterS  (f.  Jafel  »äRuftfinftrumeute  III«,  gig.  7). 
ober  54,431  kg,  wie  ein  alter  Rentner  in  iiuU.  gn  ber  Prt  berXonerjeugung  nod)  jufammengeRbrig 
gagibinc , infelreid)er  See  in  SSeftafrila,  70  km  mit  ber  Oboe  (f.  b.),  burd)  ßntfemung  bcö'fteffcl- 
wejtlidi  »on  Xinibuttu,  in  gönn  eines  länglidjen  munbftiideS  unb  Umlegung  ber  langen  SKöRre  Reroor- 
Xreieds,  über  100  km  lang,  bis  25  km  breit  unb  gegangen  auS  bemalten  PomRarttf.b. unb tlrt.  »35ol» 
ftellenweife  30  m tief.  $er  See  fleht  in  Perbinbung  cian«).  3m  CnRefter  bes  17. — 18. 3aRrR.  War  ebenfo 
mit  bent  SJliger  unb  Wad)ft  mit  beffen  gluRftbwelle  eine  gröflere  VlnjaRI  gagotte  ben  Paffen  btS  Streid)- 
fcRr  bebeutenb.  8r  tritt  bann  in  Perbinbung  mit  onRegerd  jur  Perftiiidung  beigegeben  wie  beti  Pio- 
6cm  naben  See  Ponlor,  unb  bie  SJaffer  reiiRcn  bis  tinen  eine  VlnjaRt  Cboen,  weld)t  bie  Parte  ber  Strei- 
ju  ben  XaRafimbergen ; Weiterhin  beileReit  Pecbin-  (Rer  unifono  mitfpielten.  ßrii  gegen  1750  beginnt  aü- 
bungen  mit  bem  langgeftrcdtcn  Xelefee  im  91.  unb  uiäRlid)  bie  Smamipation  ber  ftoUbtäfer  unb  Wirb 
bem  (üblicher  gelegenen  See  3)auna,  waRrfd)rinli(R  bann  iRre  3aRl  aut  2 Oboen  unb  2 gagotte  rebujiert. 
aud)  no<R  mit  anbern  Seengruppen  im  S.  SHcRrere  SSefentltcRc  Perbcffeninaen  beS  9Hed)aniSmuS  beä 
oberhalb  XtmbuItuS  aud  bem  9!igcr  tretenbe,  nie  Per-  gagottd  Raben  im  19. 3abrR.  S.  Illmenräbcr  unb  XR. 
trodnenbe,  aber  burd)  Pflanjenbarren  gefperrte  Sa*  PöRm  gemacht.  Xer  Umfang  bed  gagottd  reicht  tum 
näle  (nur  ber  bebeutcnbfte,  ber®unbamfanat,ift  Pont  Stontrci  B bid  jum  jweigeftricRenen  c,  ja  es  ",  e",  t"; 
Xejember  bid  SKai  faRrbar)  pereittigen  fid)  bei  bem  bod)  ift  bie  gcm&Rnlidje  lärenje  für  ben  DrcReftergc- 
atd  Station  für  Sanonenboote  wicRitgen  Orte  (Sun-  brauch  h‘-  Xa8  Stontrafagott  fteRt  noch  eine  Polle 
bam  unb  ergieRen  fed)  bann  in  ben  ©übjipfel  bed  DttaPe  tiefer,  bad  Peraltete  Ouartfagott  ftanbeine 
Xelefeed.  Xer  befie  j)afcn  ift  Port  8ubc  an  ber  Äüfte  Duarte  tiefer  atd  bad  g. , bad  ebenfalls  Peraltete 
ber  3nfel  Xagilam.  Um  91orb-  unb  ©eftufer  Raufen  Duintfagott  (Xcnorfagott)  bagegen  eine  Ouinte 
bte  Xuareg  3gellab , wäRrenb  am  Siibufer  fiep  jaRl*  Röber  (tief|tcr  Xon  F). 

reiche  ihnen  hörige  Sflanenbiirfer  RingieRen,  bie  reiche  gagottgeige,  nach  2eop.  Pfo.jartS  »Piolinfd)ute« 
Gtiräge  ernten.  SKan  begreift  unter  bem  91amen  g.  ein  Streid)inftrument,  bad  gröRer  ald  bie  PratfcRe, 
oft  aud)  alle  93afferbeden  am  linlen  91igerufer,  mit  aber  tleiner  atd  bad  Gedo  war. 
benen  ber  groRe  See  in  Perbinbung  fteRt,  wie  bie  be«  gagttet  (fpc.  fand),  Smile,  franj.  S!iternrRiftorifer, 
reitd  genannten  Pontor,  Xele,  Xauna  fowie  bie  ©een  geb.  17.  Xe.j.  1847  in  Sa  PocRe-fur-Pon,  war  anfangs 
gati  unb  fcoro,  ben  Sumpf  Ütuati  unb  bie  ©een  Xa-  ©RnmaftalteRrer  unb  würbe  1890  ald  Profefjor  an 
fabfcRi,  Sompi,  Sabara  unb  Xenba.  bie  Sorbonne  berufen.  Pon  feinen  Serien  nennen 

gagin , f.  PucRe.  Wir:  »La  tragddie  trau^aise  au  XVI.  siöcle«  (1883. 

gagiubli  (Ipr. fabi4u.),  ©iambattifta,  ital.Xid)-  91eubrud  1895);  »Notes  »ur  lc  tbeitre  contempo- 
ter,  geb.  24.  3uni  1660  in  glorenj,  gefi.  bafelbft  12.  rain«  (Sammlung  feiner  PüRnenfritifen  aud  bem 


266 


Fagus  — 

»Soleil«,  1880—91,  in  brei  Serien);  »Dix-septiöme 
siücle,  Dix-huitiöine  siäcle , Dix-neuvieme  sic-cle« 
(12.  «up.  1894,  3 Übe.) ; »Politiques  et  moralistes 
du  XIX.  siöcle«  (1891 — 99  , 3 8be.);  »Seiziöme 
sidcle«  (1893);  »Dramc  ancien,  (lrame  moderne« 
(1898);  »Flauheit«  (1899);  ■Histoire  de  la  ütöra- 
ture  franqaise*  (1900,  2 Bbe.) ; »Probldmes  poli- 
tiques du  teinps  präsent«  (1901);  »La  politique 
comparbe  de  Montesquieu,  Rousseau  et  Voltaire« 
(1902);  »Propos  Iitäraires.  Jules  Simon,  SullyPru- 
dbomme,  de  Vogüä,  E.  Zola,  etc.«  (1902);  »Propos 
de  thä&tre«  (1903);  »Le  libdralisme«  (1903)  u.  a. 
Fagus,  Bftanjengattimg,  f.  ffludje. 

!ät),  Beljwert,  f.  gel). 
aiat,  f.  Rugelfijcb. 
abamtec,  f.  Angrecum. 
äfje  (gäpin,  gebe),  in  manchen  (Segenben 
Weibmänn.  Same  geWtjfer  weiblicher  iHaubtiere,  ind- 
befonbere  ber  ^ilnbin,  güchfin  unb  SJäcbfin. 
grab  hob,  ber  ©eparb. 

{ja  tjicn  (d)inef;,  »beb  fflefeped,  b.  h.  ber  Religion 
©lanj«),  ber  geifllidpe  Same  beb  d)inef.  Bubbbaprie» 
fierb  Stung,  ber  non  399 — 415  n.  SIpr.  ^entralafien 
unb  3nbien  burchpiigerte  unb  große  adjäpe  heiliger 
'Bücher  jurüefbraebte.  Sein  9ieifeberid)t  »gubhiobti« 
(»Bericht  Don  ben  Bubbhalänbem«),  1838  oon  SR«?- 
mufat  überfept,  1886  oon£cgge  überfept  unb  beraub- 
gegeben,  enthält  jwar  bogmatifebe  Unricbtigteiten,  ift 
aber  jur  Äenntnid  beb  bamaligen  Stanbeb  ber  Bubbba- 
lehrt  in  3nbicn  unb  bon  bellen  ©eograpbie  Wichtig 
gahil,  Sfuinenitätte  in  Baläftina,  f.  Bella  2). 
Jjufllbnnbcr  (gallbänber),  banbförntige  Ro- 
nen, in  bcneit  bie  in  bent  normalen  ©eftein  (gewöhn- 
lich IriftaBinifeher  Schiefer)  nur  fpärlid)  oorfommen- 
ben  Grjbeftanbteile,  Wie  j.  8.  SRagnetfieb,  Rupfer-, 
3'nt*,  Rabatt-  unb  3*nncrje,  in  oft  fo  bebentenben 
Siengen  auftreten,  baf|  jte  bauwflrbig  Werben,  g. 
(enitt  man  unter  anbentt  bon  Roitqdberg  unb  Sfut- 
terub  in  Norwegen.  Sgl.  Grjlagcrftätten. 

gfahlbctf,  B'o  ntub,  fchWeb.£>iftoriferunbSRpti0- 
nalöfonom,  geh.  15.  DR.  1850  im  Jtirchfpiel  Dime 
(SSermlanb),  warb  in  Üunb  1880  $ojent  ber  öc» 
fchichte,  1889  Brofeffor  ber  StaatSwiffenfchaften  unb 
gehört  feit  1902  ber  Giften  Rammet  ald  (onferbatib- 
ichup}öltnerifd)e8  SKitglieb  an.  Seine  Hnuptfchriften 
fntb:  »Kritiska  studier  öfver  det  fraukiska  rikets 
äldsta  samfuudsakick«  (Sunb  1880),  ind  granjö- 
fifch*  überfept  bon  Rranter:  »La  royautä  et  lo  droit 
royal  franes  durant  la  premiäre  pöriode  de  l’exis- 
tenee  du  royaume«  (baf.  1883);  »Betünkande 
rüraude  grunderna  für  den  ekouomiska  mellan- 
rikslagstiftningen  mellau  Sverigo  och  Norge« 
(StocR).  1888);  »Sveriges  nationalförmögeuhet, 
dess  storlek  och  tiUväxt«  (1890);  »Stbnd  och 
klasser.  En  socialpolitisk  öfverblick«  (fiunb  1892) ; 
»Det  svenska  jordbrukets  afkastuing«  (mit  fron;. 
Sefumd,  1893);  »Den  statistiska  typen«  (1897); 
•Sveriges  adel.  En  statistisk  undersükning«  (1898 
bid  1902, 28bc.;  beutfd),3cna  1903).  3"  ben  ■ Schrif- 
ten bed  Scrcind  für  Sojialpolitif«  erfdbien  btm  ihm 
ber  Bericht  Uber  bie  (lanbelöpolitit  Schwebend  unb 
Sorwegend(1892).  Siel  Beachtung  bat  auch  ber9luf» 
iap  »Beovulfsqviidet  siisom  külla  für  nordiak  forn- 
historia«  (in  ber  »Antiqvarisk  Tidskrift« , 1884; 
Sonbcrbrucf  1885)  gefunben.  Seit  1899  ift  g.  Her- 
ausgeber ber  1897  bott  ihm  mitbegrünbeten  »Stats- 
vetenskaplig  Tidskrift«. 

gfahlcranh»  1)  Karl  3ohann,  fchweb.  SJtaler, 
geb.  29.  Sob.  1774  im  Sprengel  Stora-Stuna  (Beo- 


^afjnbitttjj. 

binj  galun),  geft.  1.  3“«.  1861  in  Stoetbolm,  bilbete 
fidp  anfangs  nach  ber  3iatur  inberSanbfcbaftomalerei 
au«,  bann  nach  Suidbacl,  (Daube  fiorrain,  Bouffin 
unb  Goerbingen.  3n  Seutfdüanb  würben  am  bt- 
tannteften  feine  TavfieHungen  and  Tegndrd  grülj» 
tafdfqge,  bie,  in  berflemertem  iltapftab  lithographiert, 
Der  iiücrfepung  Biobmfcd  beigeejeben  jinb. 

2)  Ehriltian  Grtf,  ich  Web  ‘dichter,  Bruber  bed 
Übrigen,  geb.  30.  Bug.  1 790,  geft. 6.  Plug.  1866,  Würbe 
1829  Brofcffor  ber  Theologie  in  Upfala,  18498ifchof 
bon  SBefterdd  unb  machte  fid)  burch  iecne  WipigeSüdi- 
hing  »Soaljd  Vlrdje«  (1825—26)  fuwie  burch  bad 
pbantarteboUe  6pud  in  14  ©efängen  »Ansgarius« 
(1846)  befannt.  Beben  einer  Seihe  tbcologifcher  Suf» 
feipe  beröffentiiehte  er  bie  gegen  ben  ftattjolijidmud 
gerichtete  Schrift  »SRom  früher  unb  fept«  (1858  -61, 
5 Ile.).  Sine  Sammlung  feiner  Schriften  erfebien 
in  7 Bänben  (1863—66). 

gfahle,  nach  Sfdpermaf  bie  natürlich  bortouunen* 
ben  Sulfofalje  (gaplcrj,  Boumonit  sc.)  Wegen  ihrer 
meift  grauen , fahlen  garbe. 

galjlcrj  (Setraebrit,  ©raugülbiger j),  SPW» 
neral  bon  fehr  Wechfelnber  3ufammentepung,  im  we. 
fentlichen  ein  SrfenfutfofaTj  ober  Vlntimcmfulfofalj 
bed  ffiipfcrd ; bo<h  ift  ein  Teil  bed  Ihipferd  in  ber  Sie-, 
ael  burch  Gifen  unb  Rint  unb  and)  burch  Silber  unb 
fcucdftlber  erfept.  SRan  betrachtet  bie  gatplerje  auch 
Wohl  ald  ifotnorphe  SKifchunaen  bon  •tM,S-j-Q,S, 
mit  üRS-f-Q.jS,,  worin  M Silber  unb  Rupfer,  auef) 
Duedftlber,  RSifcn  unb3int,  Q Bnlimon  oberSlrfen 
ftnb.  XcrShcpfergebalt  liegt  mentend  äWifd)en  30  unb 
40,ber91ntimon-  wie  aud)berSchwefclgehalt  »Wifchen 
20  unb  30  Broj. ; bie  übrigen  Beftanbteile  finb  ge» 
wöhnlid)  in  geringem  Stangen  uorhanben,  fo  Gifen 
ober  3in!  bid  ju  7 Broj.  3”  manchen  gahlerjen 
finbet  fnh  auch  Blei  (bid  1 Broj.),  auch  Spuren  bon 
s'iicfel  unb  Kobalt  finb  nicht  feiten,  unb  einjelne  Bor» 
tommniffe  (Sehwarjwalbl  enthalten  SSidmut  (bid  ju 
4 Broj  ).  $ie  gahlcr je  hüben  audgejei^nete  regu» 
lär-tetraebrifcbe  Ärcitafle  (gig.  38,  42,  43  unb  63  im 
«rtifel  »RriflaHe«) ; liefinbftahlgrau  bid  eifenfehwarj, 
Härte  3 — 4,  fpej.  ©cm.  4,«— 5,4.  ©ewöhnlich  unter- 
fcheibet  man:l)vlntimonfahIerj,  enthält  nur  fehr 
wenig  ober  gar  (ein  Vlrfen  unb  neben  ben  Serhinbun- 
gen  Cu,Sb,8,  unb  Fe4Sb,S,  noch  Zn4SbjS,  (3in(» 
f a h 1 e r j)  unb  namentlich  Ag,Sb,S, ; ber  Silbergehalt 
beträgt  1 — 17,  felbft  32  Broj.  (bie  baran  reichften 
heipen  buntledSdeipgülbigerj).  2)2lrfcnanti- 
monfahlerj,  enthält  Vlntimon  unbBrfen,  faft  gar 
fein  Silber,  aber  juWeilen  bid  17  Broj.  Ouedfilber 
(Duedfilherfahlerj).  8)  'ilrfenfahterj  (len» 
nantit),  enthält  (ein  Sntimon,  (ein  Silber  unb 
Ouedftlber  unb  ifl  audgejeichnet  burch  b<üere,  graue 
garbe.  3)un(clftahlgrau  unb  eifenfehwarj  ift  inbeffen 
eineShart bed Vtrfenfahlerjed, her  fogen.Binnit,  Der 
(ich  im  ®oloniit  bed  Binnentaied  in  ber  Sdhweij  ju» 
fainmen  mit  Sealgar,  3in(blenbe  unb  Bbrit  finbet.  — 
®ad  g.  ift  ein  fehr  berhreiteled  Rupfer-  unb  Silber» 
erj,  jumal  auf  Grjgängen  in  (riftallmifchen  Schiefem 
unb  in  ben  paliiojoifchen  gomiationen,  unb  fommt 
ier  oft  fowohl  in  berben  Siaffen  ald  in  RriitaHen, 
efoitberd  bon  S^ wefelmeiaüen  begleitet,  Oor.  Haupt- 
funborte:  Rlaudthal,  3'ücrfelb  unb  Snbreadberg, 
greiberg , Xdlenburg  unb  Siüfen,  H°rhauftn- 
Schwap  in  Tirol,  Rapni(  in  Ungarn,  GomwaU, 
Slejifo , Kalifornien , Boiiota.  g.  wirb  auf  Rupfer 
unb  Silber  berarbeitet. 

grahnbung,  amtliche  Siapregeln  jur  Grgreifung 
eined  unbefannlen  ober  flüchtigen  Serbrecherd. 


207 


gafjne  (©eidpepiliipe«). 


gflhnc  (mittelpoebb.  vane,  van;  altpoepb.  tarn», 
- Jüd).  I.  ein  burd)  garbe  otyr  ©ilb  in  bte  öligen 
fallenbe«  ©tüd  3*ug  an  einer  «lange,  biente  fdjon 
ben  (ilteften  Sßlfem  auf  ihren  $Srieg«jilgen  neben  an* 
Bern  gelblichen  jur  Unlerictieibung  ber  §<ere«teile 
unb  ;ur  (Irpaüung  ber  taftifipen  Drbnung.  Sie  3n> 
ber  führten  eme  große  fr.  mit  beut  Silbe  be«  Straeten 
neben  Dielen  bunten  gähnepen.  ®ie  alten  Äqbptec 
batten  nie  gelb;eid)en  Stangen  mit  hi«ogll)pbtici)eii 
Sinnbilbern,  bie  ©ergr  goibene  Vlbler  mit  au«gebrei» 
toten  Sei) «ringen  auf  einer  £an;enfpipt,  bie  Vlffprer 
gähnen  mit  aufgemaltenXaubcu.  Sie  jwblf  Stämme 
ber  Hebräer  unterfebieben  fid)  nndi  ber garbe  unb  bem 
©tlb  ihrer  .freerjeicben.  ®ie  fflrieepen  fiifirtcn  gapnen 
euft  feit  ügfurg;  Sparta  batte  alb  ©ilb  ftaftor  unb 
©otluj  ober  auch  gerades,  Vltben  bieSuIe,  ben  Sogei 
ber  ©alias,  Xbeben  bie  Spptnj  unb  »ortiith  einen 
jjiümcflelfd)enben  ffiolf.  VI  ud)  bie  WiSnier  führten  alb 
rtelbjeidicn  (signa)  lierbilber,  ttiie  ben  Vlbler,  bie 
Vüöljin,  ba«©ferb,  ben  fagenbaften  Winotauru«.  ben 
6ber.  Später  mürbe  ber  Vlbler  ba«  alleinige  gelb, 
seidjen  einer  Sfegion , wäprenb  für  bie  Wanipel  ber 
Wanipuluä.für  bie Sieiterci  baä  SJefillum  bie  g. 
bilbete.  Ücßtereä  beftanb  in  einem  quabratifd)en®tüd 
3>'ug  an  einem  Stab,  ber  quer  an  einer  Sfanje  auf. 
gebangt  war;  baSUnierfepeibungSmerfmal  bilbete  bie 
narbe  Uirtcr  Vlurelian  fani  feiner  ber  Sratfie,  aub 
rotem  3eug  »erfertigt  unb  an  »ergoibeier,  cbelftem- 
beießter  Stange  getragen,  in  Sebraudj.  $a«  £ a b a - 
rum,  em  Stört  purpurfarbene«  3CU8  ä11«  über  bet 
gabnenftange  getragen,  tourbc  fdion  bor  Ü'äfira  3«t 
gefübrt,  trblelt  a6creril  bunpJtonftantm.  ber  ibm  eine 
gähnen  watpe  boit  60  Wann  beigab,  fern  hupe«  VI  n 
leben.  Wad)  Stonftantin«  Steg  über  Walen ttuo  erhielt 
bie  Jtrieg»fal)ne  ba«  Sbriflusmonogrcimm  ober  nur 
baes  gricibiidje  Streuj ; au«  ihr  entftanb  bie  in  ber  fa» 
tPolillpen  Striche  nodi  beuligeäiag«  gebräudüiebc  Sir. 
dienfabne(t«l.$ona«  jewilt,  Xiegabnen  tm  römi- 
leben  twer,  ilten  1886).  Vlucp  ©ermannt  unbßSalliet 
patten  ihre  gelbjeiipen,  aber  bie  eigentlidje  g.  lernten 
fie  erft  burdt  bie  Weimer  tennen.  3nt  Wittelaller  trug 
baä  beutjdie  £>auptfelb;eicben  (Weiebsbaituet)  ben 
lirjengcl  Wicpael  im  Stlb,  unter  Otto  II.  unb  feit 
gricbridi  I.  beit  Vlbtecijebmar,;«  Vlbler  mit  be«  Staifer« 
£nu«mappen  auf  ber  ©ruft  im  gelben  gelb).  Otto  IV, 
lieb  ba«  .veerbilb  auf  einem  gapnenwagen  nadj  Vlrt 
be«  italienifdscn  carroctio  (f.  b.)  führen.  Sie  pur. 
purne  8 1 u t f afb  n e , ba«  3eicpen  be«  »aifertum«  ober 
ber  o bergen  fiepnüberrlicpfeit,  Würbe  bwmäl7.3abrb. 
bei  ber  Serleipung  bet  mit  bem  Slutbann  »erfnüpf- 
ten  Wettp«leben  burd)  ben  ftaifer  neben  bem  Weich«, 
bamter  aufgeftellt.  3>a«  Weid)«banneramt  War 
ein  (prpimt , ba«  öeopolb  I.  ber  neunten  Rur  (ißan- 
notier)  »erlief).  ffniftx  Üubmig  ber  ©aper  belehnte 
1331»  mit  ber  gübnmg  ber  Wctdiofapne  ben  ©reifen 
Ulrid)  tton  ©ürttemberg , bei  meldter  ©elegcnpeit  fie 
tum  erftenntal  in  ben  llrfunbeit  be«  Weid) cS  Sturm- 
i a b ne  genannt  toirb.  ©te  »urbe bem  gelbherrn  in  ber 
Setilndn  Dorangelragen.  Jim  fflegenfap  ;ur  leßtern  gab 
ee  nodteiueSfeitbsrennfahne,  mit  beten  gut)  ruitg 
ba«  Siurbau®  Sadjfen  m ber  SBürbe  be«  3iei<h«erj' 
marfihall«  belehnt  war;  fte  mar  fdtmar.j  unb  Weiß 
auergeftreift,  barin  jmei  qdreu.jte  roie  Sehloerter;  tm 
lb.  3abrl)-  würben  jebod)  auch  bie  gähnen  ber  Siet- 
terei  Wennfahnen  atnannt  VII«  Reichen  ber  Vtercmi- 
guttg  ber  Streitfrafte  ber  Slalion  unter  bem  Weid)«* 
Oberhaupt  galt  bie  ©turmfahne  bi«  ju  ßnbe  be«  16. 
gabrb.  Seilbem  waren  bie  gähnen  ber  (aiferliehen, 
funilicbcn  unb  flänbifdjen  Sr uppen  perjshicben,  ber 


Vlbler  fdimürtte  nur  bte  ber  erftem.  2elu-n«hentn. 
benen  bw  100  flreitbare  Sfänner  folgten,  führten  ein 
Uinglüheä  8anner  unb  hießen  8annerher ren. 
3«  granfreid)  fammelten  bie  ®augrafen  ihre  8a- 
fallen  unb  SBlannen  unter  bem  ®onfanon  ober  ®on» 
falon,  feit  ber  brUieiiftönipäbljnaiiu’  tarnen  $ennou«, 
lange üllimpel,  unböanniere«,  unfern  heutigen  Stan- 
barten  iihnelnbe  gähnen,  in  ©raud).  ’gafi  iediagahr- 
hunberte  lang  biente  bie  Sappe  be«  heil.  SDlartnt  imb 
baneben  ba«  miidüige  peunon  royal,  ba«  auf  einem 
Silagen  in  ber  iUiute  be«  .fjeere«  gefahren  würbe,  al« 
g.  granfreith«.  Unter  2ubwig  VI.  würbe  bie  ori- 
Üainme  (Ori-,  Vluriflamnte) , eine  rote,  fimfjipfclige 
©etbenfahne  mit  grünen  Seilenguaften,  Don  einem 
öuerftab  berabhängenb , granfreieb«  iagcnuinfpon- 
nene«  ireer^eidien.  gbr  folgten  bie  blaue  Sti)nig«f ahne 
mit  toeiheni  Streu,;  unb  bic  lueiße  mit  golbeitcn  Villen 
überfät  (Silienbannu  ber  ©ourbonen).  3)ie  lehlere 
muhte  unter  bet  Siepubltl  berjrifoloreweidien,  Süäh- 
renb  be«  Vfapoleomftben  Äaiferreitpe«  erhob  ftd)  ein 
Vlbler  über  berg.  (ogl.©ouillV,  Lea  drapeaux  frau- 
gais,  2.  Vtufl.,  ©ar.  1674;  ®e«jarbiu«,  Kccher- 
ches  sur  les  drapeaux  franjais,  bni.  1874)  ©ei  ben 
lürfen  gilt  ba«  Vluffterten  ber  g.  be«  ©ropbeten. 
ber  heiligen  g„  am  ©erail  al«  3«d)en,  ftd)  («fort  bem 
Sultan  bewaffnet  ;u  ®ebote  ju  {teilen.  3)!it  ihr  wirb 
häuf»  eine  anbre  alte,  jerriffene  g.  au«  grüner  Selbe 
mit  wolbfranfctt  oertoeihieü,  bie  geloähntid)  mit  in« 
gelb  genommen  unb  auf  einem  Ramel  uor  bem®roß- 
meftr  hergetragen  Wirb,  liine  rote  g.  (ötulfahne) 
feuertt  fiimtltihe  SRoslem«  jum  ®lauben«trieg  auf 
fieben  uub  Job  an.  $en  au«gebehnitt'len  ®ebraud) 
mmhen  bic  tthmeieti  »on  ben  gähnen,  fie  finb  nad) 
®rbßc,  gönn,  garbe  unb  VhiSftmtung  »on  gtoßler 
©erfftiebrnartigteit,  meift  »on  feinem  Seinen-  ober 
Seibenitoff  gefertigt  unb  tragen  3nfd)riften,  Wanten, 
Jierbilber  unb  im)jtifd)e  3rtd)(n. 

Seit  bem  17.  3ahi'b-  Würben  gähnen  bei  ben  iär» 
meen  allgemeiner  unb  tragen  in  ber  Sieget  be«  Can- 
be«  garbe  unb  ©Sappen.  Xa«  feibene  gähnen  lud)  ift 
in  ber  beul  jcheit  Stnuee  auabratijd)  (l.ss  m Seiten- 
länge) ; in  ©reußen  weiße«  gelb  mit  fdjwacjem  Streu; 
ober  umgefehrt,  in  SSüritemberg  rote«,  in  ©atjem 
unb^efieit  blaue«,  inCiaunfihweig  unb  ©ruß  orange- 
farbene«,  m ®achfen*fi:oburg«®olha  unb  Sadjfen- 
Vlltenburg  buntelgrtiue«  gelb.  3n  ber  Wille  befmbet 
fid)  bei  ©rtußen  em  idjioatjer  Vlbler,  »on  einem  2or- 
beeifran;  umgeben,  in  orangefarbenem  gelb.  3n  ben 
wer  ffiden  ift  ein  üovbeertran;  mit  throne,  Warnen«- 
jugob.bgL  (»gl.  -®efdhid)ie  ber ftßniglid) ©reujufdhen 
gähnen  unb  Stanbarten  feit  1807«,  bearbeitet  tm 
föniglidien  Sneg«miniftenum , ©erl.  1888,  2 ©be.; 
Wad) träge  1891  u.  1895).  S?te  neuen  tonigiiih  fnthft- 
f<hen  gopnen  weifen  auf  bet  Siürtfeite  in  gelbem  gelbe 
fünf  fdnoarje  ©allen  mit  fepräg  barüber  gelegtem 
Siautmtraii}  auf.  Sie  gapnen  werben  mit  ftlbernen 
Wägeln  an  einer  pbUemen  Stange  befeftigt.  Sine 
burepbrorbene  Wetallfpiße  trägt  ben  Wnntenägug  be« 
Serieiber«  ober  al«  Vlusjetthnung  für  Xeilnabme  an 
ben  gelbtügcn  »on  1813— 16  u.  1670,71  bao®ifente 
»reu;.  Unter  ber  Spißc  ift  ba«  ©anberole  befefttgt, 
ein  1,»  in  lange«  Sebärpeitbanb  mit  Summe,  ba» 
wegfäUt,  fobalb  ber  g.  für  Vlua.;eiihiiuiig  tm  gelt» 
Ärieg«bänber  mit  ben  Warnen  ber  3d)lad)leii.  an 
benen  bielruppeteilgenommen,  »erliepenftnb.  .'ößiifig 
erpalten  bie  gapnen  audi  geftidie  gapnen  bau  ber 
ai«  Huwtnbuiigeu  fürjtlüper  grauen.  Säfiilar- 
bänber  Werben  nur  für  minbeften«  lOOjöprige 
Xienfte  »erliepot.  ®ie  g.  bien!  in  ben  feeren  ber 


268 


gafjtte  — gafjnettetb. 


91eujeU  ben  einjelnen  Trappenförpent  als  Weithin 
ficptoaeer  Shcptungä-  unb  Sammelpunft,  namentlich 
aber  gilt  fte  alb  fjeUigtum,  helfen  Serluft  Scpanbe 
über  ben  Truppenteil  bringt;  baper  wirb  fte  bei  her 
heutigen  jerftreuten  ©efecbtSart  bet  ben  alb  iHeferoen 
bienenben  gefcploffeiten  Abteilungen,  fpejiett  ber 
gapnenfeftion,  jurüdgepalten.  SMapt  ber  Augen- 
blicf  ber  Entfcpcibung,  fo  befinbet  fid)  bie  g.  in  ber 
Öanbetneb  altem  juüctläffigenUnteroffijierämcrfter 
9ieipe  unter  bent  Schupe  ber  gafjnenfeftiott.  Einige 
Armeen  nehmen  überhaupt  feine  gähnen  mehr  mit 
inb  gelb,  in  ber  beulfthen  nur  bie  Säger  unb  Pioniere 
nidjt.  Ter  ©amt  bcbjenigen,  ber  mit  ber  g.  in  ber 
£anb  Dorm  geinb  gefallen,  Wirb  auf  filbernem,  um 
bie  Stange  gelegten  Dting  eingegraben.  Sbenfo  wer- 
ben ©erlepunaen  ber  g.  im  ©efccht  auf  ftlbcmen 
Singen  bcm  ®ebäd)tniä  überliefert,  bie  häufig  allem 
noch  bie  Stange  jufammenpalten.  SieuBerleipun* 
gen  Bon  gabnen  (mb  mit  feierlidier  gahnenweihe 
»crbunbeu ; ber  Kriegsherr  ober  fein  beftedter  Ser- 
treter  ftplägl  bei  ber  fttagelung  ben  erften  Slagel  ein, 
ber  lud)  unb  Stange  Berbinbet,  bie  'Angehörigen  beS 
TerrftperpaufeS  unb  bie  ©orgefepten  ber  Truppen 
beteiligen  fitf)  an  ber  Sagelung,  worauf  bie  g.  burd) 
ben  ©eijtliipen  geweiht  unb  Bon  bem  Kriegsherrn  mit 
einer  Anfpracpe  ben  Truppen  übergeben  wirb.  Eine 
©arabe  madjt  ben  Seicpluf).  Ser  Treueib,  ben  jeher 
Solbat  nnd)  bem  Eintritt  ablegt,  Wirb  auf  bie  g.  ge- 
ftbworen  (ga  h n en  ei  b,  f.  b.).  Terg.  Werben  aud)  hohe 
mititärifdje  Ehren  erwiefen,  unb  fte  erpält  ju  iljrer 
Bewachung  einen  gapnenpoflett  ober  gähnen- 
wacpe.  Wewöhnlii)  Wirb  bieg,  bet  bem  hödjflenSor- 
qcfepten  ber  ©arntfon,  häufig  in  Sdjlöffern  beä  San» 
beäpemt  untergebracht.  Sie  wirb  gewöhnlich  Bom 
gahnenträger,  tn  fcpttpenbcm  Überjug  ftedenb,  am 
©anbeiter  getragen,  nur  bei  großen  ©araben  unb 
befonberä  feierlichen  Anläffen  fowte  im  Stiege  Wäb- 
renb  beä  ©efeeptä  wirb  fte  enthüllt  ©efenft  wirb  fte 
nur  Bor  bem  Sanbeäpernt  aber  feinem  Stettoertreter 
bei  Abnahme  einer  © (trabe.  Eroberte  gähnen  Werben 
alä  Siegeätroppäen  an  Ehtenpläpen  in  SKrdjen  unb 
3eugl)fiufem  aufbewahrt.  gm  beutfdien  pieer  führt  bie 
ynfanterie,  auch  IRarineinfanterie,  Säger,  Schilpen 
©ioniere  unb  bieEifenbahnrcginteitter  bataidonäweife 
eine  g. , bei  ber  Sfaoaüerie  fiat  iebeä  Siegiment  eine 
Stanbarte  (f.  b.);  bie  gelbartülerie  hat  feit  1900  feine 
g.  mehr,  bagegen  hat  jebcS  gufiartiüeriereginient  feit- 
ber  eineg.,  bie  beim  erften  Bataillon  ju  führen  ift  — 
gähnen  Bon  beftimmter  garbe  haben  internationale 
©ebeutung  gewonnen  ; fo  beben tetbaSAufftecfen  einer 
weiften  g.  bie  ©eneigtpeit  jurllbergabe,  baSSorauf» 
tragen  einer  fold)cn  fünbet  ben  Untcrbänbler an  (©ar- 
lnmentäröfatjne).  Eine  gelbe  g.  (©eftfapne)  oer» 
ftinbete  bie  Ausbreitung  einer  Spibcmie,  eine  Weifte 
g.  mit  rotem  R r e uj  ift  ba8  3c'$fn  ber  ©enfer 
Monuention.  Turd)  eine  f eft  w a rj  e g.  werben  ©uloer- 
tranäporte  fenntlicp  gemacht.  Sie  r o t e g.  würbe  ittt 
19.  Saprb.  bas  St)tubol  ber  Sojialbemofratte.  Sie 
Rird)eiifafmen  haben  bereits  Erwähnung  gefunben; 
aber  aud)  anbre  Korporationen,  wie  fünfte,  Sthüpeit- 
gefetlfchaften,  StiegerBercine,  Schulen,  Uniberfitäten, 
farbentragenbe  SiitbenlenBerbtnbitngen  7C.,  führen 
mit  Emblemen  gefthtnücfte  gähnen.  3"  Sapan  führt 
auch  bie  geuerwepr  eine  »SKaloi»  genannte  g.  Auf 
Sappen  fommengabnen  häufig  Bor,  teils  alä $>elm 
feptnud  ober  Bon  SchtlbpaUem  getragen  (f.  Tafel 
»Teutftper  ©eicpSabtcr  unb  Saiferwappcn«,  ©b.  4, 
G.  799),  teils  hinter  bem  Stpilb  aufgefteüt.  ©eltöpn» 
licp  tragen  bann  bie  gapnen  ettlweber  bie  giguren 


beä  SchilbeS  (mit  bem  Sorberieil  nach  ber  Stange  ju 
liegettb)  ober  befonbure  ©naben, icichen  unb  ftnb  am 
Sattb  eingefaftt  unb  oefranft.  Auf  mittelalterlichen 
Siegeln  ttt  bie  g.  Reichen  filrfllicher  Sverrfchaft  ober 
auch  ber  Sanbesbopeit.  Sgl.  Grol lalanja,  Storia 
delle  bandiere  da  purrra  di  tutti  i popolt  e nazioni 
(im  »Giornale  Araldico-,  1873 — 76). 

gähne,  in  ber  ©otanif  baS  nach  hinten  gerichtete 
©lumenblatt  ber  SdjmetterlingSblüte.  3n  ber  Sud) 
brueferei  ©tjeiepnung  bcSRorrefturabjugS  eines  noch 
nicht  ju  Seiten  (Kolumnen)  Berarbeiteten  (umbroepe- 
nen) Streifens  Sdiriftfap.  Ter  laitgbehaartc  Schwan) 
ber  Sagbpunbe.  Aud)  ein  Teil  ber  ©ogelfeber.  ©ei 
Ebelftetncn  foBiel  wie  Trübung,  Streifen. 

gähne,  Anton,  ÄechtSgelcbrter  unb  »iftorifer, 
gcb.  28.  gehr.  1805  in  ©fünfter,  geft.  12.  San.  1883 
tn  Ttiffelborf,  ftubierte  SSebijitt,  bann  Theologie  unb 
1827 - 28  in  ©onn  bie  ©ed)tc.  3»  ©erlin  fdtrieb  er 
ein  Spftem  ber  ©pilofoppie  unb  ein  Rotnpenbiitnt  bes 
römifepen  ©ecptS  in  lateinifcher  Sprache.  1829  würbe 
er  AuSfuItator  in  ©fünfter,  BettBeilie  aber  1830  brei 
©iotntte  in  Sübfranfrcid),  Wo  er  ben  Stoff  ju  feinen 
•Silbern  auS  granfreid)  Bom  3apr  1831«  (Serl.  1 835 ) 
faminelte.  1 838  warb  er  gricbenSricpter  itt  ScnSberg ; 
feit  1842  patte  er  feinen  SiSopitfip  auf  Srplojt  ©olanb. 
oertaufepte  ipn  aber  1858  mit  ber  gapnenburg  bei 
Tüffelborf,  Wo  ftep  feine  reichen  Sammlungen  Bon 
$>anbfd)riften  unb  Sicnftgegenftänben  befinben.  g. 
fd)rieb  eine  gropegapl  gefd)id)tlicperäüerfe,  Bon  benett 
aber  namentlich  biegenealogif<hen3uBerläfftgfeitoer- 
itiijfen  laffen:  »Tie  Tonarten , greiperren  unb  ©ra- 
fen  Bon  Socpolp«  (Köln  1856  — 62,  4 Sbe.);  »Tie 
Herren  unb  greiperren  Bon  §oeBel«  (baf.  1860  , 3 
©be.)  ; »Wefchicpte  ber  ©rafen,  jept  gflrften  ju  Salm- 
Dfeifferfcpeib,  fowie  iprerSänber  unb  Sipe«  (baf.  1858 
bis  1867,  2©be.);  »Tie  ©raffdpaft  unb  freie  SfeicpS- 
ftobt  Tortmunb*  (baf.  1854  — 69,  4 Sbe.);  »gor- 
fepungen  aus  betn  ©ebiet  ber  rpeintfdjen  unb  weft 
fälifcpen  ©efeptehte«  (baf.  1864 — 76, 6 Sbe.);  »Tent» 
male  unb  Ahnentafeln  in  Sfpetnlanb  unb  SSeitfalen« 
(Tüffelb.  1879—83,  6 Sbe.)  u.  n. 

galtttcttcib,  baS  Bon  bem  in  baS  ftepenbe  .V>cer 
ober  in  bie  Kriegsmarine  Eintretcnbeit  ju  kiftenbe 
eiblitpe  Serfprecpen,  bie  militärifcpen  ©püpten  treu 
erfüflett  ju  wollen.  Ter  Ausbrud  g.  pättgt  mit  ber 
babei  üblichen  geierlichfett  jufammen,  wobei  ber  Etb 
auf  bie  gapne  ober  Stanbarte  gelctftet  wirb.  Sei  ber 
Artillerie  wirb  ber  g.  auf  baS  ©efepüp  geleifiet.  Ter 
g.  Wirb  bettt  Sanbespernt  als  ftrtegäperm  gefcpwo- 
reu.  Tie  notp  bem  Art.  64  ber  SfcicpSuerfaifung  Bom 
llaifer  ernannten  Cf  fijiere,  nämlich  bie  ^öthjltommaii' 
bierettben  iebeä  Kontingents  foloie  alle  Cfpjiere , bie 
Trappen  mepr  alä  eines  KonlingentS  befehligen,  unb 
aUegefiungSloiitmanbanten.bicElfnfi-fiolhringeruttb 
bie  ©farincangehörigen  haben  bem  Kaifer  ben  g.  ju 
triften,  giir  Sapcnt  gilt  ber  Art.  64  ber  ©cicpSBer- 
faffung  nitpl.  SS  ift  Biehnepr  an  feine  Stelle  ber  bttreh 
ben  ©ünbuiSBertrag  Bom  24.  9foO.  1870  folgenbe 
Seftimmung  getreten:  »3ntffrieg  ftnb  bie  baqrifdhctt 
Truppen  Berpfltcplel,  ben  Sefeblett  bes  SunbeSfelb- 
bemt  (beSRaiferS)  unbebingt  golge  ju  triften.«  Tiefe 
Serpflicptung  wirb  in  beit  g.  aufgenommen.  Tev 
Srud)  beS  gapncncibeS  charalteriftert  fid)  nicht  als 
©feitteib,  fottbem  atS  Sficpterfünung  einer  militäri- 
fepen  ©flicpt,  welche  bie  Slrafe  beSicttigeitSerbrechcnS 
ober  ©ergehend  nach  fid)  jiept,  baS  burd)  jene  ©er- 
lepung  ber  mtlitärifcpen  ©flicht  nerübt  loorben  ift. 
©gl.  B.  Eft o r f f , Anleitung  jum  Unterricht  über g.  tc 
(4.  AufL,  Serl.  1902). 


269 


gafjncnftfdj  — gäfcre, 

gabrtcttfifcft,  f.  ©djuppenftoffer.  meift  pocbflatternb  getragen  Würbe  unb  bedpalb  Kraft 

gatjnciiflurbt,  f.  ©efertioit.  tn  Vtniprud)  nabm.  ©er  g„  ber ju ben  Offneren  ber 

gabucnaetffc.metnemgclllagerbtctpauptgaffe.an  Kompagnie gehörte, mugte beSpatb ein fräftigecBuum 
beren  einem  gttbefämtli*e  gähnen  aufgefteltt  werben.  Bon  erprobtet  ©apferfeit  fein,  ber  baS 'gäpntcm 
grtbiuubaitcr,  auf  beut  ©oben  ftetjenbe  ober  an  fdnoingen,  aber  and)  bic  ©rammet  rühren  tonnte, 
berganabe  bon$äufern6efcfKgtttllltergefteße,  (griffe,  Siet  Übernahme  ber  gabne  mugte  ber  g.  einen  frier» 
Brüte  ober  Sftnge  t>on  Metall,  bic  jur  Wu’nahme  pon  liegen  ffitb  oblegen , Setb  unb  Sebett  für  feine  gabne 
gflbnett  bienen,  ©ie  fünjilcrifcp  Poßenbd[ien  g,,  feie  ju  taffen,  jo  im  Slotfaff  fiep  in  biefelbe  eirtsuiutcfelit 
Don  Bteffaitbro  Seoparbo  (1601—1505)  in  ©ronje»  unb  fid)  bem  ©obe  ju  tonten.  ©omit  ber  g.  Don 
gug  auSgefubrt  finb,  brei  an  ber  gabt,  bejinben  ftd)  atten  erfamtt  toerbe.  trug  er  jur  fiubjeidntung  ein 
auf  bem  MatfuSplap  tu  ©enebig.  gmei  ebenfaßs  fdpmmembeS  Kteib;  feine  ©ewaffnung  beftanb  htt 
tünftlerifcpberoorragenbeg.  mitbilbnerifdjfmSronje»  breiten  SanbShtecptSbegcn,  er  erhielt  iectjSfadien  Sotb. 
jepmud  Don  Spier  tourben  1893  in  ©reSben-Sieuftabt  gn  fpätercr  geit  tourbe  g,  bie  ©ejeidjnung  für  ben 
jur  Erinnerung  an  JÜnifer  SBitbetm  I.  errichtet.  jüftgjten  Offijtar  ber  Kompagnie  ober  Sofabron,  bei 
gotincnjunfcr,  feit  1899  ber  auf  ©cfikbenmg  ber  .Infanterie  unb  ben  ©ragottem  g.,  bei  ber  itbti* 
jum  Dffijier  bienenbe  frübere  Cffijierafpirant  ober  ge«  »aoaßerie  Kornett,  bei  ber  Artillerie  Stüd» 
Hoantagcur.  junfcr  genannt,  unb  biefe  ©ejeidjnung  blieb  aud) 

gabiicntcbcii  (gabnteben),  jur  geit  beb  alten  erbalten,  alb  bie  Kompagnien  unb  SSfabron«  feine 
©euticpenlHeidicS  bie  Dom  König  unmittelbar  oertiebc«  gab««  tuebr  führten,  jfn  ©eutfdßanb  War  feit  1807 
nen  unb  mit  ber  perjcMlicben  Amtsgewalt  beb  S>ccr»  ber  g.  ein  Unleroffijier , ber  gleich  hinter  bem  gelb* 
banne«  auSgcfiatieten  Sehen;  bie  Belehnung  erfolgte  webet  rangierte  tutb  baS  fitbeme  Portepee  trug,  mcS» 
burd)  Übergabe  einer  gähne  (hasta  signitera)  als  hialb  er  ©ortepcetäpnridj  genannt  würbe!  gept 
bem  Symbol  beS  Heerbanne«.  Slhtr  bet  fjerrenftanb  erhalten  biefen  ©ienflgrab  nurfotdje  junge  Ernte,  bie 
aalt  non  (Sebutt  als  berechtigt,  g.  ju  empfangen;  bie  auf  ©eförbenmg  jum  Cffijier  bienen  uith  bis  1899 
Inhaber  Don  g.  biegen  urfprungliaj  beS  SieidjeS  gür»  Offijierafpiranten,  StDantageure , genannt  würben, 
ften.  91ad)  beut  ©adbfcn»  unb  «chwabenjpieget  wur»  Sie  beigen  feitbem  int  nttcuen  ©ienftilanb  gähnen» 
ben  alle  geifilibben  giirftentelicn  mit  bemgepter,  äße  j unter,  bie  ©ortepeefäbnricpe  aber  gfibnvtche.  Sind) 
wclttidten  mit  ber  gähne  Pcrlicljen  beftanbenem  CffijierSejnmen,  Pot  tprer  Ernennung 

gahucitpoftcn,  ber  Porten , ber  jum  Sd)ug  ber  jum  Offijier,  geigen  bie  gabnenjunlet  augeibieniUiep 
gabne  aufgefteßt  wirb.  ©egenf äbnricf),  Weit  fie  bann  bie  Erlaubnis  et- 

gat)ncnfcf)mieb  (fo  genannt  nach  ber  gähne,  htt9en,  ben  DfmierSbegcn  ju  tragen.  3n  ber  beut» 
loelihe  biegelbfdjmiebe  berinippen  tcnntlicp  machte),  fegen  ©Sarin«  hießen  bie  Igtihctber  beS  unterften  Dffi» 
llnteroffijier,  ber  unter  Seitung  beS  vogärjtlidien  «erbienftarabeS  in  beu  60er  (fahren  beS  19.  gal)rl). 
©erfottalS  ben  öufbefebtag  auSjuführen  bat.  ©ie  3etfähnrt<he  (fpntcv  ttnterleumantS  jur  See,  jept 
SluSbitbung  erfolgt  auf  ben  §ufbefdilaglehrauftalten  Seutnant«  jur  See),  feit  1899  beigen  bie  ©eetabellcn 
(g  b l.  3«bc  Esfabron,  'Batterie  je.  hat  einen  g.  g.  jur  Sec. 

gafineitfrfjub,  berHidnllbeidilagamuntentiSnbe  gntirbülme , (.  Wufjügc. 
ber  gahnenftanae;  aud)  baS  lebertte  SBiberlager  am  gätirbamt>fer  ober  ©ampfffthre,  f.  giiljre. 
Steigbügel,  in  baS  ber  SReiicr  bie  Stanbarte  fteflt.  gabrbicttil  bet  (Sifeubahueu , j.  Stjenbahn» 
gähncnfthtocufcii , ein  btS  in«  17.  gabrb.  bei  betriel'  unb  IstjenhahnPerwallung. 
bett  Eanbsfnethieu  unb  audj  ben  gnttungen  oicl  ge*  gahre,  bie  gemeine  Kiefer  (Pinns  silTestris). 

pficgteS  Spiel  mit  einer  etwa  eine  SePiertdle  grogen  gnhre,  citte  Slnfialt,  um  mittels  ßadjer  8oole  ben 

gabne  an  einem  nur  wenig  liingent , atu  ©rtffenbe  fBertcir  jroijdien  jwei  Ufent  ju  unterhalten,  galiren 
mit  Sflci  auSgegoffetteit  Stode , mit  bem  bie  gähnt  jum  Überfein  gaitttr  Sifenbahnjüge  (ohne  £o(o* 
aefdiwcnft  ober  tn  bic  Stöbe  geworfen  uttb  wieber  ge»  motioen),  wie  fie  j.  SB.  am  iKbeiit  unb  Öobenfee  Por» 
fangen  würbe.  ES  ift  feitbem  faß  gatij  in  8ergeffen-  hanben  unb  in  Sltnerifa  jtemlid)  htiung  finb,  beigen 
heit  gefommen.  ßin  9ieft  biefer  Ruitfl  war  wohl  baS  ©tafelte.  Cei  Deränberlithen  SBaffcrftänbcn  ober 
biS  weit  in«  Porige  gahrbunbert  iiblidje  ffierfett  ber  wo  fdiwereguhrwerfe  perfehren,  uni«  bereu  Saft  baS 
iogcit.Sambounimiore  mit  ihrem Stod.  ®gl.©eub»  gähthoot  iiterfltd)  itefer  eintaudit,  mug  ber  Übergang 
net,  ©aS  g.,  ein  geftfpiel,  befdfriebeit  unb  auf  16©a»  Pom  Ufer  auf  bas  ©oot  burdt  eine  Happenartige 
fein  in  farbigen  Silbern  bargefteßt  ((jof  1892).  ©rüde  bewerffteßigt  Werben,  bereit  eine«  ßttbe  aut 
gahuenträger,  f.  gäbnridt  unb  gähne.  ber  fefteu  Sanbungöbrüde  um  eme  wagereihte  Vtdiie 

gahuenuntcroffijicrc,  bie  betbenUnteroffijiere,  brehbar  ift,  wiibrenb  ihr  anbreS  6nbc  auf  bett  ©edt» 
bie  rechts  unb  ItttfS  uom  gahnenträger  flehen.  ranbbeSöooteS  gelcatwitb.  greifabrenbegäbren 
gahncntaachc,  tm  ©iwat  ober  Saget  bie  ffiadte,  fommen  baiiptfächli*  bei  flegenben  ©ewäffent  ober 
bie  unmittelbar  bei  ber  gähne  beS  SiegimcntS  ober  bei  fegr  breiten  Strömen  in  Betracht,  ©ie  gährboole 
Bataillon«  fiept  unb  aße  fgofteit  im  gitucnt  beS  Sa»  werben  fortbewegt  burd) Stangen,  Siubcr.  ©eget  ober 
gers  gibt;  bei  ber  Äauaßerie  ©tanbartenwadie,  ©atnpfmafchinen  (©ampffähren).  ©ampfffihr» 
bet  berHrtißeric,  ben'lRuniiionSlolonnen  unbSrainS  boote  finb  fetber  ©ampffchiffe,  ober  fte  Werben  burd) 
Barfwaifce  genannt,  ©ie  gapnenwadjen  ftnb  3it*  ©atupfer  gefchteppt.  gnütmerifafiubemjbtinbrifche 
nettwachen  unb  bienen  uontehmtich  potijetlidfcn  ;Rüd-  ©atnneierbamprmafchiiteit  für  gährbampfer  beliebt, 
gapnentoagen,  f.  Carroccio.  [fisten,  weit  fte  wenig  'plag  btaudien.  gliegettbe  gähten 

gahncntDcihc,  f.  gohne.  (Stromfähren,  fltegenbe  Brüden)  eignen  fidi 

gähttlciu,  im  16.  unb  17.  Ctatirh.  gleid)6ebeut«ib  für  fliegenbe  ©ewäffcr  uon  ntögiger  ©reite,  ©et« 
mit  Kompagnie  gugbplf,  f.  Sanbsfncdjte.  gähvboot  püngt  mittels  btSgaumeS  ober  berBrit» 

gäpnrigl  (gapnenträger,  gahnenjunfer),  tetfetten  an  bent  langen  (Siertau,  beffen  obere« 
int  SBitiidnUer  unb  fpäier  mit  bem  ©ragen  ber  gapne  ßnbe  im  gfuffe  ueranfert  ifi.  ©ttrdj  geeignete  Scpir» 
betrauter  ©olbat.  Bei  ben  beutf^en  Saubsfnediten  rung  ber  ©rittdfdten  wirb  baS  ©oot  fdiief  gegen  bie 
hatte  febe  Kompagnie (gähnletn)  eine  eigne gapne,  bie  Stromricptung  gefießt,  unb  bie  Stromlraft  treibt  e{ 


270 


galten  — go^rhmfL 


feitlicb  fort,  Wobei  cS  um  bin  ScranlenntgSputtll 
einen  ftreiobogen  befdjreibl.  Ja#  ffiiertau  Wirb  burd) 
Bucbtnatben  ober  burdt  Bojen  über  bem  Kaffer 
fdjwebenb  erhalten.  ßäufig  erfejjt  man  ba#  ©tertau 
bunb  ein  quer  über  ben  Rluft  unter  Saffer  gelegte« 
ober  in  ber  fluft  gespannte#  Sau,  Woran  bie  ©rittet» 
tetten  mit  einer  Bolle  laufen.  Bei  ben  eigentlichen 
Seil-  ober  Stettenfähren  ift  ein  Sau  ober  eine 
Stette  quer  über  ben  Rluß  gelegt  unb  bient  bem  gäl)r* 
boot  alb  gübrumj-  Ein  J weite# , jum  Rübmngätau 
gleidblaufenbe#  Seil,  ba#gabrfcil,  gebt  über  Seil* 
|d)eiben,  bie  burtb  eine  auf  bem  Boote  befmblidje 
Sampfmnfcbine  getrieben  werben,  Woburd)  ba#  Boot 
am  gabrfeil  iitb  über  ba#  ©ewäffer  binüberbafpelL 
(San#  oerftbieben  ift  bie  Bauart  ber  fdjwebenben 
gäfjten,  bie  niibt  wie  bie  Borigen fibwimmenb,  fon* 
bem  frei  («bwebenb  über  ba#  ,ju  Ireujenbe  ©ewäffer 
bintoegbewegt  werben.  Sie  fmb  mittel#  eine#  ©e* 
jlänge#  unten  an  einen  Sagen  angebüngt,  ber  über 
eine  eigen#  für  biefen  3wed  erbaute  Brüde  gebt  unb 
mittel#  ©leltrigität  betrieben  Wirb.  Bgl.  Brüden, 
S.  483  (9). 

gahrcu,  beim  Bergbau  f.  b.  (gabntng,  3.  668). 
gabrcitbc  ©alterte,  eine  Batterie  ber  fabrenben 
Artiflerie. 

»Itrcnbc  Babe,  fobiel  wie  Bewegliche  fflüter(f.b.). 
brenbe  Heute,  im  fDüttelaltev  bie  eimeln  ober 
in  Banben  umberwanbemben  fflauller,  Ba|d)enfpie» 
ler.  ©rjäbler,  Sänger,  Spiclleute,  Simen  unb  anbre 
unterbau  jame  Heute,  bie  ailmäblid)  bie  alten  in  höherer 
Schäßung  befinblitbett  Barben,  BollSfänger  unb  spar* 
fenfpteler  auffogen.  Aüerbing#  übten  aud)  bie  ga  b* 
rettbett  gnftrumentalmufxf  unb  führten  im  grüß* 
jabr  Scbroerttänje,  ittt  Kutter  gbmnaftifcbe  Äünfte, 
Buppettfpiele  tc.  auf.  3b1*  Borfüprungen  waren  oft 
fo  bal#bred)erifcber  Statur,  baß  fte  fitb,  Wie  3oint>iüe 
erjablt,  iebe#mal  Borger  bclrcujigten.  Sie  Schloß* 
betTett,  benen  fte  in  ihrer  Sinfamfeit  wiüfomtnette 
Befutber  Waren,  löjten  fte  nachher  au#  ber  Sdjcttfe 
au#,  jeitroeife  batte  auch  bie  ©eiftlicbleit  bie  ©flicht, 
fie  ju  beherbergen.  Bad)  ben  ftreu£)ügeit  erhielten 
fte  großen  Anlauf  au#  fabrenben  Briefteni.  Sfonnen, 
Begbinen,  Scholaren,  wie  ftd)  ihnen  aud)  Bigcuner, 
Sölbner  unb  Hanb#fned)te  anfd)ioffen.  Obgleich  al# 
Berbreiter  tton  Sichtungen,  Sagen,  Seuigfeiten, 
Scbaufpielen  überall  beliebt,  blieben  bie  Sertreler  ber 
beitem  Shinft  (gaya  scienza)  bod)  al#  foaen.  un> 
ehrliche  Seute  anrüchig  unb  Belachtet,  ©efeß  ttnb 
ffirdie  hießen  fie  au#,  fte  waren  red)tlo«,  unb  bie  ftrd)* 
lidjen  Satramente  blieben  ihnen  Borenthalten.  ©leid) 
ben  Hnecbten  burften  fte  nicht  bie  Iracbt  be#  freien 
Sfanne#  anlegen.  Sie  golge  war,  bah  fte  unter  ftcb 
eigentümliche,  j.  S.  ergößltcfje  geraten  unb  Berein* 
barungen  einfübrten,  unb  fo  eutftanben  ba#  •ftiinig* 
tum  ber  fabrenben  Heute  im  Slfaß«,  ba#  »©feifer- 
r e dj  t unb  ber  Bf  eifertag  ($ien«tog  noch  Btariä 
©eburt)  ju  !Happolt#meiler«.  Sie  Sperren  Bon  9tap* 
poltftein  präftbierten  al#  Bfeifertönigebem  Bf  ei« 
fergerid)t.  3m  14.  unb  15.  3abri)-  waren  fie  et- 
wa# gitnftiger  gefüllt,  feit  ber  Siefonnation  aber  be* 
fdtränlteit  polizeiliche  SRaßregeln  ihre  llngebunben* 
beit  unb  3aht-  Süljrenb  be#  Sreißigjäljrigen  Kriege# 
uttb  fpiiter  erhielten  fte  bann  neuen  jjuwadj#  burd) 
Ald)imijlen,  ©eifterbefdjwörer,  Sebaßgräber,  Bären- 
führer, ftomöbianten  unb  anbre  »Sanbjtörßer«,  bie 
namentlich  au#  3talien  juitrömten.  ©in  9iad)flang 
ejriftiert  nod)  beute  in  ben  Orgelbrebem  unb  ben  um» 
hertiebenben  Sünftreitern,  Seiltänzern  unb  Schau* 
fpirie rgejeU jdjaften (fogett. S d) m i e r e n).  Sgl.  Sogt, 


Sehen  unb  Süchten  ber  beutfdjen  Spielteute  im  Büttel* 
alter  (Jialle  1876);  Benefe,  Son  unehrlichen  Senten 
(2.  Sufi.,  Bert.  1888);  Scbaer,  Sie  altbeutfcben 
Rechter  unb  Spielteute  (Straßb.  1901);  öatnpe.  Sie 
fabrenben  Heule  in  ber  bcutfdjen  Bergangenbett 
(Heipj.  1902). 

gahrenbc'Boftämtcr  (in$eutfd)IanbunbCiter* 
reidj  amtlich  Babnpoflen,  frany  Bureaux  ambu- 
lant#, engl.  Traveling  ober  Railway  Post  Offices), 
bie  m ©ifenbabrtjfigrn  untergebraibten  Boffanftalten. 
bie  auf  ben  Spaupümien  Bon  Beamten  in  befonbem 
©ifenbahnpoftwagett,  auf  tttinber  wichtigen  fiinien 
in  bem  Abteil  eine#  ffiifenbabnWaqen#  Bon  Schaff* 
nern(Sch  offner  babnpoflen,  tnufterreidiBabn* 
poftenttiebererCrbnung)  begleitet  Werben.  3>ie 
Bahnpoiten  ber  §auptlmien  fmb  «nein  amßnbpunft 
ber  Surfe  gelegenen  Babnpoftnmt  unterftettL  öeit 
©röjfnung  ber  Stampffäbrc  Samemttnbe  - ©ebier 
(1903)  laufen  beutfehe  Bahnpoftwagen  Bon  Berlin 
bt#  Sopeubagen.  ®ie  gefantle  Bo|tfur#länge  aut 
Sifeiibnlnten  betrag ‘Anfang  1903  im  9teid)8poftgebiet 
45,636  km,  bie  3ai)l  ber  täglich  }ur  Boifbeförbcrung 
bemißten  ©ifenbabnjflge  11.985. 
ffafircnbc  Schüler,  f.  Sagattlett. 
gahrenttrit,  ©abriel  (Daniel,  ber  Serbeffercr 
ber  ihermometer  unb  Barometer,  geh.  14.  Biai  168« 
in  Jianjig,  geft.  16.  Sept.  1736,  wanbte  fich  bem 
Stubium  ber  praftifchen  9taturttiffenfd)aften  ju,  be- 
reifte Bcutfcblanb  uni)  ©nglanb,  ließ  ftd)  in  ^oDanb 
nieber  unb  Berfertigte  hier  Phpftlalifche  3nftmraenle. 
namenUith  aud)  Barometer  unb  Ibemiometer.  Seit 
1716  benußte  er  al#  thennoflopifche  glüfftgleitflucd- 
ftlber , Woburch  bie  jnftmmente  ungemein  an  ®e* 
nauigfeit  gewannen.  2>abei  nahm  er  bie  Äälte  tut 
Sinter  1709  $u  ®anjtg  al#  SHuüpuutt  feiner  Sfala 
an , bie  nad)  tbtu  benannt  wirb  unb  noch  heute  in 
©ttglanb  unb  ben  Bereinigten  Staaten  im  ©ebraudt 
ift. ' gerncr  fonftruierte  er  ba#  erfte  brauchbare  ©e- 
wid)t#aräometer  unb  ein  Jheratobarometer.  ©r  ent* 
bedte  1721 , baß  Saffer  bebcutenb  unter  feinen  ©e» 
frierpuntt  nhqetnlilt  werben  fann,  oßtte  ju  eqtarren. 
gab  rer,  f.  Artillerie,  S.  829. 
gabrgclb,  f.  gahryin#. 
gabrgcfchirr,  f.  ©efchirr. 
galirgcirt)tuinbigfrit,  f.  ©efchwinbigfeit ; g.  ber 
(leien bahnen,  f.  @tienbabnfaf)rgefd)Winbigfeit. 

gahrhabc,  fooiel  wie  fahrenbeipabe,  f.  tüeweglidte 
©üter. 

Shrf arten,  f.  ©ifenbahnfahrfarten. 

hr  f un  ft.  $ ie  an  ein  gubrwert  gefpatmlett  3ug* 
tiere  ;u  letten,  bebingt  befonbere  ©eidjidlichteit.  ju 
ber  außer  genauer  Rentttni#  Bon  ben  ©angarten,  bem 
©harafter  unb  beut  leiuperament  ber  3ugtiere  foWte 
bem  Bau  ber  guhrwerte  unb  ®efd)irre , ünt  biefe  im 
'Jiotfatl  felbft  auäbeffem  ju  Ibnnen,  Buße,  Befonnen* 
heit  unb  ßntfdtloffenbett  notwenbig  ftnb.  3tn  Alter» 
tum.  Wo  matt  ftd)  in  Schlachten  ber  Streitwagen  be* 
biente,  bon  benen  au#  felbft  güriten  fämpfteit,  war 
ba#  ©efdjäft  be«  Saaenlenfen#  befonber#  unter  Afft)* 
rem,  Babhioniem,  Agßptern  unb  ®ried)en  ein  hoch* 
wichtige#,  Bott  bim  nicht  feiten  greiljett  unb  Heben 
be#  gürften  abhingen,  unb  bem  ftd)  in  ber  Segel  bie 
Bomebtuflen  unterjogen.  3m  alten  ©riecbettlanb 
aenoß  ba#  Sagenretmen  bet  ben  geflfpielen  habe« 
^Infeßen.  Al#  aber  fpäter  bie  Streitwagen  abtamen. 
hörte  auch  ba#  gahren  auf,  eine  Befchäftigung  ber 
Somehmen  jn  feilt,  uttb  bei  ben  Siömem  führte  nur 
bei  befoitbcmSeranlaffungcn,  wie  betlriumphtügett 
u.  bgl.,  ber  Briumphator  bie  3ügel  felbft.  ®ennod) 


gaijrfiinft  — gaprrab. 


271 


gaben  bte  Säettfaljrten  in  ben  3’ tu  Sloitt 
imb  üonjtantinopd  ber  fr.  bebcutcnbcn  Slutfdbrouug. 
Sorigcr  öcbeutung  batte  baä  gapren  im  Sfiittclaltcr. 
»o  bas  Meilen  Bor  allem  geftpägt  unb  bab  fruljrwcrf 
bauptfäthticb  infolge  bcr  fehr  fdjtcchteu  Straften  in 
ber  Siegel  niifterorbenttitb  mangelhaft  mar,  unb  nod) 
uiebr  iättf  bas  Stufeben  bicicrltuuitieit  bem]  7.  frahrp., 
alb  t),  namentlid)  unter  Hubroig  XIV.,  TOobe  mürbe, 
ftd)  »on  bcpuberten  Itutfdjem  mit  hoben  perfiden 
unb  gewaltigen  ^aarbeuteln  fahren  *u  taffen,  wap» 
renb  iclbft  ju  fahren  für  hötbft  gemein  galt.  frn  @ng« 
taub  hat  fid)  bie  Sitte,  fetbft  ju  fahren , Borjüglicf) 
unter  bem  Sanbabel  erhalten  unb  non  ba  auS  feit 
(iitbe  beb  18.  frabrp.  auf  bem  Kontinent  berbreitet, 
fo  baft  ei  fegt  für  fafhionahel  gilt,  feinen  3“9  fetbft 
ja  letten,  unb  namentlich  unter  bcr  Striftofratie  in 
Ungarn,  Djterteid)  unb  Seutfdjlanb  fmb  ouägejeieh* 
nete  Stoff  eienter  ju  finben.  Xropbem  ift  bie  5-  im 
Siicbergang  begriffen,  benn  ber  bei  toeitem  gräftere 
Seil  beb  fßerfonalä,  bem  in  erfler  Sinie  bie  Steilung 
bet  gugtiere  ohliegt,  jiebt  auf  einer  febr  nichtigen 
Stufe  ber  ShtBbilbung  bnfilr,  unb  ntan  hatbaberbie 
©md)tungstmfrad)f  cpulen  inSluäfid)t  genommen. 
Sa8  Sagertpferb  ift  ähnlich  Wie  ba?  .Scitpferb  für 
feinen  ©ebraud)  Porjubcreiten , b.  I).  alle  jcme  iüiu«-- 
fetn.  bie  $ur  Opposition  geneigt  fmb,  ntüffen  mittig 
gemacht  Werben.  ©S  ift  baher  nur  fliinftig.  Wenn  je* 
beä  SSagenpfcrb  Bor  ^Ingebrauchnahme  für  bieien 
Xicnft  ttnen  Steitfurfus  bunbgemaept  hat.  Sie  1t n. 
leitung  jum  pichen  fetbft  BoUtief)t  ftd)  Berbäliniä» 
tnäfttg  ant  leichterten,  3ugpfcrbc  bürfen  Weber  ner» 
BBS,  noch  furdjtfam,  nod)  mit  befonbem  Untugenben 
behaftet  fein,  ein  ruhige?  Semperament  mit  genügen» 
ber  öehtuft  ift  mn  geeignetften.  Sab  Stnlcrnen  emeb 
jungen  VferbeS  jum3uge  gefchieht  neben  einem  altem 
BoU|tänbtg  fiepern,  bem  fogen.  Sdhulmeifter.  3« 
früprung  beb  erftern  ifl  neben  berffmtjleine  noch  eine 
beionbere  foUfäleine  e rf orberlid) , auch  bebiertt  man 
fich  jum  ©infapren  eine?  befonbem  Sagen?  mit 
hohem  Sip,  beffen  Vorberteil,  3»gloagc  sc.  mit  Heber 
gepofftert  ift.  «on  htfonbci  et  -Sicptigteit  tfi  bie  Strt 
ber  Slnipannung  unb  bie  Stieb irrung.  Sgl.  ®e- 
ftpirr.  Ser  Heiter  pat  ftdp  bie  'l’ferbe  fo  in  bie  fmnb 
ju  fahren . baft  fte  leicht  am  gugcl  flehen  unb  jebe 
$ilfe  jur  ffienbung  ober  jum  plöhlithen  galten  fofort 
auöjiihreit.  3n  biefer  forrefien,  fcpwer  ju  erlemenben 
ritptigen  güprung  bet  fiferbe  Bennittelfl  bcr  ff  reu*  leine 
beruht  bte  ffunft  beb  SVutfcperä  unb  in  thr  bie  Sicher- 
heit ber  frnfajfen  beb  Sagend.  SJtan  fährt  cinfpänntg, 
AWcifpännin  neben»  unb  Borcinanbet  (Säubern),  bret- 
fpännig  nebeneinanber  (rufftfdj  Sroifa,  fronfefifd) 
bie  fepr  pratlticpe  ltnipanmmg  bcr  Vorder  Ommbuffe) 
ober  jWei  nebeneinanber  unb  ein?  bom,  Bierfpännig 
fettener  nebeneinanber,  mrift  ein  Saar  Bor  bem  an» 
bem.  ffiaä  barüber  hmaubgept,  ift  Hcebpaberei  ober 
für  HujuS  unb  Stufjüge  beftimmt.  2 .;e  Vferbe  Hin« 
nen  Born  Vod  burd)  ben  ffuiftper  ober  burd)  frodeüä 
Bom  Sferbe  ( Sattelpferb)  au?  geleiter  werben  (4  ia 
Saumont),  über  fraprgefchmmbigfeit  ©efepmtubig« 
feit,  übergugleijiungcn  f.  b.  3ur frbrbenmg  bcr 
fr.  unb  ber  fitlgeretplen  Stnfpanmmg  wurben  jüerft 
in  Baris  fogen.  Concours  hippiques  (f.  b.)  abgcbal» 
ten,  b.  p.  BreiSbewerbungen  für  fruprwerfe  jcberStrt, 
eine  ©inritptung,  bie  nt  neuerer  .feit  auch  in  anbern 
Sroftftäbtm  ©ingang  gefunben  pat,  in  Berlin  feit 
Bcgritnbung  beä  £cutid)en  SportBereinä  (f.  b.)  1897. 
Sgt.  $einje,  Sferb  unb  frtbrer  (2.  Stuft.,  Sletpj. 
1886);  'S  Sdtöitbed,  ijahrpanbOudi  (2.  Stuft., 
baf.  1895);  Sberparbt,  Sa?  Sagcnpferb  unb  bte 


fraprfunft  (2.  Stuft.,  fictp^.  1890);  !li.  S tp Sn b cd. 
gahr-St»©  (Seit.  189dl;  Scrfetbe,  Seutf^e  gabt 
funbe  (Seipj.  1900);  o.  ^epbebranb  unb  ber 
Safa.  gaprfport  (Sien  1863j;  Stplcrä,  Sergapr- 
fport  (Ceipj.  1902). 

tfahrfttnff,  f.  Serghau  (gürberung,  fraprung, 

S-  667). 

fraUrtäfitgfcit  (culpa)  ift  SHattgcl  an  rrforbei» 
lieber  Sorgfalt,  grobe  g.  SRanget  an  einer  -org- 
fatt,  wie  fte  Bon  jebem  überhaupt  jurechmmgäfahigcn 
URenftpen  bei  ber  betreffenben  ^anbtuug  enoartet 
Werben  barf;  ber  groben  fr  am  nätpften  ftebt  bet 
Dolns  (f.  b.)  Stufterpatb  eine?  SdhulbBerhältniffe? 
pat  man  regetmäftig  nur  ben  Schaben  ju  crfejjen. 
ben  man  burd)  grobe  fr  Berurfathtc,  innerhalb  eine? 
SdjulbBerbältnitfeä  aber  weiften?  auch  ben  Schaben, 
beit  man  burd)  irgtnbwelcpe  fr.  fowie  burep  Stiifter 
aepttaffung  her  pfiidptmäfttgen  Sorgfalt  (custodia) 
licrurfatple.  Uber  bie  etnjelnen  fralle  ber  jiBilretpt- 
licpen  Haftung  für  fr.  f.  Haftung.  Sa*  öffentliche 
Strnfrccpt  flraft  au?  ober  mit  fr.  begangene  ipanb- 
lungen,  bie,  Wenn  fte  Botfäglidi  begangene Serbteipen 
(f.  b.)  ober  StcrgclKn  (f.  b.)  fein  würben , nur  in  be 
ionbern  unb  befonberfl  genannten  frätten,  fo  bae 
btulftpe  Strafgefefsbud)  (f.  b.)  Befreiung  eine?  ®e* 
fangenen  (§  121  unb  347),  SKeineib  (§  163),  Xötung 
(§  322),  SörperBerlegung  (§  230),  Slranbftiftung  (S 
309),  Überfipwemmung  (§  314),  ©efäbrbunj  eine? 
©iienbapntranäporteä  ober  einer  öffentlichen  tjwcden 
bienenben  Setegrappenanlage  (§  316  unb  818),  be» 
ftimmie  Strien  einer  ©efäprbung  Pott  Safferbauiei!. 
Brüden,  Segen  unb  ber  jum  Sdiup  ber  Schiffer  ober 
Bergarbeiter  beftepenben  SinriÄlungen  (§  326  unb 
321  —823),  gemeingefährliche  Vergiftung  ober  Ster» 
berhung  eft-  ober  trinfbarer  Singe  (§  826  unb  324). 
mangelhafte  ffirfüllung  bet  mit  einer  Bepcübe  ju 
ffriegä»  ober  Motftnnbäjwedcn  abaefcploffenen  Üiefe 
rungeoertröge  (§  329) , SoUftrecfung  nidjt  jtt  Bott- 
ftrecienber  Strafe  (§  347).  ©S  fmb  jeboep  aufterbem 
In  SDeutfcptanb  nod)  ftrafbar  einjelne  faprläffig  be» 
gangene  Vergehen  gegen  anbre  Öefefte,  inäbef.  bie 
jenigen  über  $erlonenftanb,  tgreffe,  Urheberrecht  unb 
Slaprungdmittel,  Ser  Saibefianb  einer  llbertre» 
tung  (f.  b.)  pflegt  bagegen  nteifienS  erfitüt  ju  fein, 
opne  Unlerfcpieb,  ob  bie  ^anblung  Borfä(jli^  ober 
au?  fr.  gefepap.  Vgt.  Vrud,  3uv  &pre  Bon  ber  fr. 
im  heutigen  beutfdien  Strafrecht  (Vrebl.  1885);  Sin» 
giolini,  Dei  delitti  colposi  (Tur.  1901). 

frapr  I eber  ber©erg(eute,foBiel  wieStrfdplcber  (f.  b.). 

frahrlotp  (SRanntodi),  i.  Sampfteffet,  S.  460. 

frahtntb.  fahtcnbe  fjabe,  f.  Bewegliche  ölüter 

fraltrniägeuiciitfehaft,  f.  ©begiiterredit,  S.  403. 

frahrpoftfenbnngen,  in  Seutfcblaitb  Senbungen 
mti  äertangabe  unb  Vatete  im  Öegentajj  ju  Brief» 
fenbungen , bie  früher  burd)  reitenbe  Voftiltione  be» 
färbert  würben. 

fraprrab  (hierju  Snfel  »frahrräber  I u.  II«),  ein 
gewöhnlich  aus  jwet  pintereinanber  laufenben  Mäbent 
hefiebenbe?  fraprjeug  ;ur  Beförbentng  Bon  dSenicben 
unbfleinen  Haften,  bab  uon  einem  auf  bemfelben  fipett» 
ben  SRenfcpcn  burep  Stelen  ober  auch  mit  3“P'lf‘* 
naptne  eine?  Viotocs  fortbewegt  Wirb.  Stad)  Slrt  unb 
3apt  berSiäber  uulerfcbeibet  maitfiochrab  unb  Stic- 
berrab,  3lo«'r“*1  (Bicpcle)  ttitb  Sreitnb  (Sri* 
cpcle).  frn  ber  Sieget  beictdmet  man  heute  furjmeg 
mit  fr.  baä  tiueiräberige  Stieberrab  aus  gwei 
glcithhoben  Stabern,  frebes  fr.  iefet  fttp  ber  fcaupt» 
fa^e  nad)  jufommen  aus  ben  Stäbe  nt.  bem  Stab» 
men  ober  ® eft  eil,  bem  ©etriebe  ober  % rieb  Wert 


272 


gdirrab  (leite,  Überlegung,  Sanbem  ic.). 


unb  ber  Sent*  ober  SteuerBorridjtung.  3ut' 
(Erleichterung  bed  ©anged  laufen  bie  roflenbcn  Seile 
ftctd  in  Jhtgellagem.  Sad  ©eiteil  ift  ber  groben  ffii- 
bcrffanbdfäbigteit  wegen  au«  nalftlofen  5stal)lr5breit 
Bon  treidrunbem  unb  oualem  Guerfdjnilt  jufammen- 
gefegt.  Sie  ©erbinbung  ber  einzelnen  Seile  unterem* 
ernber  gefchicht  burd)  Bcrftärfte  etüde  (ÜRuffen)  mit 
Snnenlötung.  Sie  geige  befielt  bei  ©nburennent 
meift  au-i  amerilanifd)em  ^idorpbolj . bei  Surud- 
räbem  bisweilen  aud  fcolj  mit  Sliummiumemlagc, 
am  beften  unb  häufigften  aud  einfadiem  ober  berei- 
tem enblofen  Statilftreifen  Eon  entfprcdjenber  gomi 
jur  Stufnahme  ber  ©ummircifen  (©neumatitd).. 
Sie  geige  ift  mit  ber  Stabe,  burd)  Speichen  (meift 
86)  Eerbunben , bie  fritier  rabial  Eerliefen , fegt  aber 
tangential  jur  Stabe  angeorbnet  ftnb,  Woburd)  fie  auf 
ljug  beansprucht  werben  unbeinSrud)  au6gefd)Ioffcn 
i)t.  Sas  ©«triebe  befielt  aud  üoei  unglcid)  großen, 
iit  einer  ©ertifalebenc  liegenben  3ahnräbcm,  über  bie 
eine  enbloie  Rette  läuft. ' Sad  größere  3al)»rab  figt 
üoru  auf  ber  Srittfurbelachfe,  auf  ber  aud)  bie  Eon 
bengügen  beSgabrerS  einer  bewegten  ©ebale  befeftigt 
ftnb;  crftcrcd  übertragt  bie  ©eWcgung  mitte  td  Rette 
auf  baS  rieincre  3abnrab,  baS  auf  ber  Jnnterrabnabe 
figt,  rooburd)  bas  $>interrab  in  Stellung  serfegt  unb 
bad  g.fortberocgt  wirb.  Sie  Übertragung  burd)  leiten* 
lofe  Dtedjanidmen  ift  Weiter  unten'  bcfctjrieben.  Sie 
Settenräber  fowie  bie  Retten  beftgen  nach  gier  immer 
nod)  gebräuchlichen  englifeben  Maßen  gan  jjöllige  ober 
*.»<,  bej.  ‘/»jötlige  Seilüng ; bie  beute  wieber  jur  ©or* 
berrfebaft  gelangten  einfachen  Stottenlettcn  finb  auf 
V»-  ober  ‘/«jii tilge  Seilung  gearbeitet.  Sab  Material 
bebgabrrabeb  Ptlegt  (mitSludnabmc  beb  Satlelleberd, 
ber  ©ummireifen,  ber  fiorrbanbgriffe  unb  bibweilcn 
ber  Schmußfänger)  audfd)lief)Iid)  aub  Stabt  ju  be- 
fteben;  §olj  (ipidort)  für  Senfftange,  geigen  unb 
Stabmcu,  für  legtcm  aud)  ffiambud)  wirb  nur  feiten 
Eerwenbet,  unterliegt  aud)  lcitbter  ©rüdjett  unb  Sit. 
terungbeinflüffen.  Sab  ©efamtgcwid)t  eines  guten 
Sourertrabed,  bab  für  febcS  Scrrain  unb  jebe  ©ean* 
tprudjung  bureb  einen  gabrer  Bon  75  kg  auSreicSenb 
jlabil  ift,  betragt  etwa  14—15  kg  (®efeg  beb  günf* 
telb),  für  leichte  gabrer  auf  guten,  ebenen  Straffen 
unb  namentlich  für  bie  Siennbat)n  gebt  bab  ©ewidjt 
auf  11 — 12_unb  fetbft  auf  9— 10  kg  b'rab.  ©on 
ben  frühem  Übertreibungen  in  ber  fflewicbtderjpamid 
ift  man  abaelommen;  bab  Korona -Stab  Siobld,  beb 
febnettften  ifcauerfabrerd  ber  Seit,  wiegt  j.  ©.  18  kg. 

gig.  1 (Safel  I)  geigt  ein  leid>teb  Jourcnrab  ber 
Corona -gabrrabwerte  in  ©ranbenbura  a.  ge- 
brauchsfertig. Ser  Siabmeu  beftebt  aub  bem  Steuer* 
topf,  betn  untern  unb  obem  Stabmenrobr,  bem  Sat- 
telflügrobr,  ben  obem  unb  untern  ^interrabftreben 
mit  ihren  Cnbfittden,  ber  Sattelftügftemmc  unb  bem 
Srittlagergebäufe.  Jln  bet  Sattel)lügfl<mme  ruht, 
feftgejogen  burd)  eine  RIcmmfd) taube,  bie  Sattel- 
jtüge  mit  bem  Sattel.  Oben  gebt  bab  brebbare  ©a- 
betrobr  burd)  ben  Steuert  opf , unten  mit  ben  beiben 
©abetfebeiben  Eerbunben  burd)  ben  ©abettopf,  wäb» 
renb  oben  in  ipm  bie  Senfftange  mit  ben  beiben 
yanbgriffen  eingefenft  unb  befeftigt  ift.  Sie  Srcbiuig 
bes  ©abeirobres  unb  bamit  bie  Mutung  bcS  Stabes 
gefdjicbt  in  einem  obem  unb  einem  untern  Äugel- 
lager, über  bem  Dbem  Säger  ift  ber  Saternenbalter 
burd)  bie  3ierbecfmutter  beteiligt.  Surd)  bad  ©abel- 
robr,  fonft  arid)  häufig  außerhalb  bed  SieuerrobreS, 
gebt  bie  ©rcmSflange  (yrmenbremfe),  bie  burd)  einen 
an  ber  Senfftange  recbtSfeitig  angebrachten  Siebet  be- 
bient  wirb.  Stus  ber  Steige,  bem  Stabengebäuje  unb 


ben  beiberfeitigen  Äuget  lagern  nebft  Äonterrinaen 
fegt  fid)  bie  Sorberrabnabe  jufammen,  bie  mit  ber 
geige  nach  allen  Seiten  burd)  (meift  36)  Sangent- 
ipeicbcrt  nebft  Stippetd  Perbuitben  wirb.  Sie  an  ben 
©nben  umgebogenen  unb  Berbidten  Sangentfpeicben 
Werben  bureb  Sbd)er  in  ben  Siabenfränjen  geftedt  unb 
mittels  ©ewinbe  unb  Stippetd  an  ber  geige  gefpannt. 
Surd)  bie  Süd)er  ber  etwas  auSeinauber  gejogenen 
elaftifcben  ©abctfdbeibe  werben  bie  Slcbfencnben  bcS 
SorberrabeS  geftedt,  unb  biefcsf  Wirb  mit  ben  Sichten- 
muttem  fcftgebaltcu.  Siefelbe  3ufammenfefiung  wie 
beim  ©orberrab  finbet  am  §interrab  flalL  Sie  Stelle 
ber  linten  Stdjfenmutter  oertritt  habet  ber  Slufjticg. 
3n  baS  Srittlagergebäufe  Wirb  nun  baS  (beim  »or- 
Iiegenben  Stabe  beionberS  rationell  in  Äapfelfomt  ge- 
baute) Sretturbettager  einaefübrt  unb  mittels  Stemm- 
febraube  befeftigt.  Stedjtdfeitig  wirb  baS  große  Siet* 
tenrab  burch  Schrauben  mit  ber  Srethirbel  Berbun* 
ben  unb  biefe  mil  ©ebal  auf  ber  einen,  bie  tinleÄurbel 
mit  ©cbal  auf  ber  anbem  Stdjfenfeite  befeftigt,  wor- 
auf bie  Seite  übet  bie  beiben  jatinräber,  oon  benen 
baS  fteinere  redttäfeitig  auf  ber  ^interrabnabe  figt, 
gelegt  unb  burd)  ein  Sdjräubd)en  nebft  Mutter  ge- 
fdilotfm  wirb.  Sie  Stegutierung  ber  Siette  erfolgt 
burch  bie  Äcttenfpanner. 

Ser  Sfabburdjmeffer  beS  SiieberrabeS  ift  Borberr- 
fihcnb  71  cm;  bei  Samenräbem  häufig,  bei  SRotor- 
räbem  faft  ftetS  65  cm.  SluS  ber  3‘ü  ber  Sittein- 
unb  Sorherrfdjaft  bed  (meift  50—  56jäßigen)  engti- 
(eben  \aodirabcd  bat  fid)  bie  llnfittc  erhalten,  aud» 
beim  heutigen  Sfieberrabe  bie  Sänge  bei  Sunbmefferd 
in  3oUen  audjubrüdeu  (7 1 cm  = 28  3oll,  65  cm  =: 
26  3oll).  ©eim  ipoduab  war  bie  fogen.  ©ntfattung, 
b.  b-  ber  bei  einer  ©ebatumbrebung  jurüdgetegte 
SJeg.  gleich  bem  Siabumfang.  ©eim  Stieb  errat)  wirb 
bas  ©erbättnid  jwifd)cn  bem  Stabumfang  unb  bem 
bei  einer  Bolten  ©ebaluiubrcbung  juriidgelegtenSege 
noch  bebeutenb  Bergröfiert  burd)  bie  Über  je  (jung, 
b.t).  bad  ©erl)ältnis  jwifd)en  ben  Umbrebungdjablen 
ber  Srittadjfe  unb  bed  ^interrabed.  ©ei  bem  Set» 
tenrab  beträgt  j.  S.  ber  Bon  einem  g.  mit  Born  20, 
hinten  8 3äbncit,  bei  einem  Surchmeffet  Bon  71  cm, 
auf  eine ©ebulumbrebuug  jurüdgetegte  öeg  in3enti- 
20 

metem  71  X — X Jt  = 5,58  m.  Ser  fubftituierte 
° 20 
Surdjmeffer  in  engtifchen  3oUen  Wäre  28  X — = 

70  3oü,  b.  b-  bie  fflafdjine  würbe  in  ber  3eiteinbcit 
benfclbenSBeg  jurüdlegen  wie  ein  70jötliges  ^odjrab, 
bad  ed  in  ber  ©rapid  natürlich  nicht  gab.  Sie  Über- 
legung ber  Äcttentofcn  ergibt  fleh,  wenn  man  bie  Sta- 
bten ber  beiben Äegeträber  berStdjfen  mit  a unb  dunb 
biefenigen  ber  ©ielle  mit  b unb  c bejcidjnet,  für  ein 

28j5üiged  Stab  aud  ber  gormet  28  x X — . 

b d 

Sie  mehrfigigen  Stieberräber  oerfehwinben 
allmählich  aud  bem  ©ebraud)-  SieSrei-,  ©ier-,  günj* 
unb  Sechdfiger  bienten  ohnehin  (außer  auf  ber  Stenn- 
bahn  atd  Sd)ritttnad)cnuafd)iiien)  überlviegenb  jii 
Stchamejwecfcit,  bagegen  war  ber3weifiger  ober  bad 
Säubern  einige  pjcit  foWohl  als  ^crrenmafdime 
Wie  für  gcmifdjte  ©aare  (meift  faß  bie  Same  Born) 
jiemiid)  beliebt. 

Sagegen  hat  fid)  bad  Samcnrab  (Safet  I,  gig. 
2,  Corona-Samenrab)  bauernb  behaupiet,  wenn  aud) 
bad  Stabfahren  ber  Samen  (Bietfa^  ©iobefache)  nicht 
mehr  bie  auffteigenbe  Sinie  jeigt,  wie  in  ber  jweiten 
^ätfte  bet  1890er  gahre.  Obwohl  bad  fcerrenrab 
leichtem  unb  ftabitem  Siabmenbau  bat,  fo  haben  ftd) 


3.  Gritzners  kettenloses  Rad.  4.  Oritzncrs  kettenloses  Damenrad. 


Fahrräder  I. 


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Meyers  Konv.- Lexikon,  6.  Au/I.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  JFahmut. 


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Fahrräder  II. 


3.  Freilauf  der  Neckarsulmer  Fahrradwerke. 


5.  Preßluftreifen  nach  dem  Zwei- 
kammersystem. 


6.  Wanderemabe  (kettenlos)  mit  Doppel- 
Übersetzung  und  Freilauf. 


7.  Schmitt  - Laterne. 


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- 

8.  Neckarsulmer  Moton-ad  (2*  4 Pferdestärken). 


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273 


gafjrtab  (fcttenlofe  Näber,  greilauf,  »eriinberlidje  Überfepung). 


bocf)  nuv  relati»  Wenige  Samen  entfc^Iieften  fönnen, 
baS  fcofenfoftüm  (Blooraera,  rational-drcss)  attju* 
legen.  Ser  fujj  freie,  tingS  geft^loffene  Nod  bebingt 
aber  einen  abraeidjenben  Nabmenbau  beS  Samen- 
rabeS.  Sab  obere  borijontale  Nobr  fällt  fort,  unb 
baS  untere  Wirb  bafür  »erboppelt  unb  entmeber  ent- 
fad)  ober  hoppelt  gefdjweift.  Sab  fjinterrab  Wirb  »um 
Sdjup  gegen  baS  Verfangen  ber  Kleiber  »U  beibeit 
Seiten  mit  einer  Berfdjnünmg  unb  bab  Kelten*  unb 

bnrabgd riebe  mit  einem  Sraptgeflcdit  ober  (ele- 
ganter) mit  einem  burebflcptigen  3eßulotbfaften  »er- 
leben, ber  bei  fettenlofen  Näbern,  Wo  bab  (betriebe 
ohnehin  »erbeift  ift,  Wegfäflt  (gig.  4,  fettenlofe-S  ®rip> 
ner-Samenrab). 

Sin  (ettenlofen  Stabern  (Acatine,  Chainkss, 
gig.  3 u.  4 ber  Safe!  P erfolgt  ber  SIntrieb  mit  llc- 
gelgibnräbern  nad)  bem  Borgange  ber  amcnfamfcben 
Columbia  unb  ber  franj3fifd)rn  Acatbne  Mötropole 
(ju  Snbe  ber  1890er  Sabre);  fie  erlangen  eine  fietig 
wacbfenbe  Berbreitung.  IroMfireb  etwab  großem 
©ewidjtS  unb  etwab  ftarreren  XritteS  haben  fie  einige 
beachtenswerte  Borjiige,  pauptfädilid)  bie  Unemp- 
fmblidjfcit  beb  ftetb  gefcpflpt  in  gett  laufenben  ©etriebcS 
gegenüber  Scpmup,  Siegen  unb  Staub,  beffen  äufcerft 
geringe  Slbnupung  bei  febörffter  Beanfprurfjuug,  ba 
bie  3äbne  aufsen  glashart,  innen  aber  (gegen  Bruch) 
weich  fmb,  unb  fd)ließlid|  ein  eleganteres  SUiSfepen, 
bab  um  fo  leichter  »u  erhalten  ift,  ba  bei  ihnen  bie 
Seinigung  nur  wenige  Kinuien  in  Slnfprud)  nimmt. 
SieWopl  alb  flujuSräbcr  geltenb,  fuib  bie  ffettenlofen 
hoch  gerabe  auch  alb  ®trapa»iermafehinen  »orjflgfid) 
geeignet,  ».  33.  alb  ©epSdbreiräber.  311b  foldje  be< 
nupt  fie  bie  öfterreidjcfcbe  '(Soft,  alb  3weiraber  bie 
Bfterreichifche  IpeereSoerwaltung.  Sie  Kettcnlofe  hat 
im  übrigen  benfelben  ©au  wie  bie  Kettenmaidjinc  bis 
auf  bab  ©etriebe.  Siefeb  befieht  aub  je  jwei  im  Ein- 
griff ftehenben  fonifdjen  3af)nräbem  am  Irittlager 
unb  an  ber  §interrabnabc , bie  burch  eine  in  Kugel* 
lagern  laufenbe  SBelle  miteinanber  öcrbunben  jtnb. 
Sab  auf  ber  Srittacbfe  flpenbe  fcauplantriebSrab  ift 
entwcber  auf  beren  Kitte  ober  red)tbfeitig  befeftigt, 
in  erftemt  gaß  erteilt  eb  bem  im  Eingriff  ftehenben 
^Weiten  Sab  unb  baburd)  ber  SBelle  eine  redjtäfei- 
tige,  im  anbern  eine  ImlöfeitigeSrebimg,  unb  je  nach- 
bem  ift  »on  ben  hintern  beiben  3ahnräbern  bab  auf 
ber  Siabe  fipenbe  Bor  ober  hinter  bem  »weiten  3apn» 
rabe  ber  Seile  gelagert.  Sie  bewegliche  Seile  felbft 
bref)t  pd)  entweber  aujjen  um  bie  fefte  Stcpfe,  alb 
welche  bie  rcdjtSf  eilige  untere  öinterrabftrebe  bient, 
ober  (unb  bab  ift  bie  häufigere  unb  praftifdjeregorm) 
innerhalb  berfelben.  gig.  2 berSafel  II  »eigt  ein  blofs- 
gelegteb  ©etriebe  eineb  ©Bride-NabeS  (Kittelantrieb). 

Sine  ber  Wichtigften  (um  1899  Bon  Snglanb  her* 
übergelommene  unb  gegenwärtig  Port  an  faft  aßen 
Säbem  angebrachte)  Neuerungen  ift  ber  gr  eil  auf 
(free  wheel,  roue  libre).  Er  ermöglicht,  währenb 
ber  gaprt  nach  Belieben  bab  aanje  ©etriebe,  unab- 
hängig »on  ber  Schwungfraft  ber  Weiterrollenben 
SHafchme,  famt  ben  ©ebalen  unb  ben  barauf  ruhen- 
ben  güßen  in  Stißftanb  »u  fepen  unb  ebenfo  nad) 
Belieben  Wieber  toeiterjutreten.  Bei  öefällen  fann 
beShalb  ein  Kitgepen  ber  güfse  ganj  unterbleiben, 
bei  günftigem  SBtnb  in  ber  Ebene  genügt  eS,  wenige 
Iritte  »u  machen  unb  bann  bie  Kafchme  ein  größeres 
Stiirf  roßen  »u  [affen,  bis  ein  paar  neue  Iritte  nötig 
finb.  Siefe  Befreiung  ber  Beine  »on  bem  gewöhn- 
lichen Kreisläufe  ber  gjebnle  ift  eine  erfjcblidje  Straft- 
erfpamiS  unb  eine  bebeutetibe  Slnnepmticpfeit.  gig.  3 
(Safel  II)  jeigt  einen  gur  Hälfte  blofjgetegtcn  greilauf 

TOfije xi  Äono.  <£«rjifon,  0.  Sufi-,  VL  Cb* 


ber  Nedarfulmer  gaprrabwcrfe.  Ser  3apitfran»  beS 
fleinen  KcttenrabeS  nimmt  bei  ber  normalen  BcWe* 
una  nad)  »om  mittels  Salden  bie  Siabe  mit;  wirb 
aS  ©etriebe  angehalten,  fo  werben  bie  Süaljett  nad» 
hinten,  nach  bent  breiteflen  Seile  ihrer  fchiefen  Ebenen 
ju,  gebrüdt,  unb  bie  Berbinbung  »Wippen  Rettenrab 
unb  Siabe  ift  aufgehoben,  lepteie  fann  fid)  alfo  un- 
abhängig BorWärtä  brepen.  Sie  hinter  bett  Salgen 
befinblicpeu  gebcrcpen  bienen  »um  Borbrilden  ber  er. 
ftern,  bie  fonft  in  iljren  Einbettungen  oerharren  Wür- 
ben. Sa  bei  bem  einfachen  greilaufe  baä  ©egentreten, 
»um  3wede  ber  Hemmung,  auSgefch (offen  ift,  fo  »er- 
langen bie  bamit  auSgcrüfteten  SRafchinen  ganj  be- 
fonberS  Wirffame  Bremfeu  (f.  unten,  @.  275).  Sm 
häufigften  ift  bie  gleich  in  Berbinbung  mit  bem  grei- 
lauf  auftretenbe  Siaben-3nnenbremfe.  Bei  bie* 
fer  fpielt  baS  ©etriebe  unter  bem  ©egentritt  nicht  leer 
nach  hinten,  fonbem  her  Heine  Äettenrablranj  brfldt 
(bei  beit  Siedarfulmer  Serien)  burch  ein  Stjflem  »on 
fd)iefen  Ebenen  eine  otaplfcheibe  gegen  eine  jweite, 
bie  rechts  baoon  auf  ber  Sfabe  ftpt,  Woburd)  ftpon  bei 
leichtem  fflegentritt  bie  SRafcpine  auch  auf  ben  fteilften 
©efäßen  »ouftänbig  gejügelt  wirb.  _Bei  ber  Schwein- 
furter gteilaufnabe  »on  gicplel  u.  Sachs  Wirb  gleich- 
falls burch  fchiefe  Ebenen  ein  Kegel  in  baS  als  §of)l- 
fegel  erweiterte  Siabengehäufe  nach  linlS  hineingeprcfit. 
Ste  beiben  genannten  beutfchen  gabrilate  ftnb  ben 
heften  englifchen  minbeftenä  ebenbürtig. 

fflährenb  ber  greilauf  eine  RrafterfpantiS  burd) 
SluSrupen  an  geeigneten  Steßen  ohne  gahrtunter- 
brccpung  bejWedt,  will  ntgn  burch  bie  währenb  ber 
gaprl  ueränberliche  ilberfepung  nach  Belieben 
mit  gleicher  3at)t  ber  Bebalicmbrcfjunnen  in  ber  3«it- 
einheit  einen  gröfeem  ober  fleinem  Seg  jurüdlegen, 
je  nadjbem  bte  grofje  ober  bie  Beine  ilberfepung  im 
Eingriff  fiept.  Ser  befanntefte  unb  im  Sluelanb  Biel« 
begehrte  Spp  ift  baS  Variant  free  wheel  ber  Siedar* 
fulmer  gaprrabwerle,  bie  ben  SRecpaniSmuS  in  bem 
ben  meiften Saum  bietenbenSrittlager  uuterbringen, 
Woburd)  bie  Eingelteile  in  großen  unb  befonberS  wi* 
berftanbSfäpigen  Shnenfioneit  auSgefüprt  werben 
fönnen.  Sura)  ein  »om  Sattel  auS  letcbt  »u  bebienen« 
beS  feebelgeftänge  Wirb  eine  in  ber  Kitte  beS  Sritt* 
lagerS  befinblii^e  acptfantige  Jtlauenfuppelung  ent- 
weber mit  bem  birett  auf  ber  Slcpfe  ftpenben  linfSfei- 
tigen  ober  mit  bem  imSagergepäufe  feft  eingefd)raub- 
ten  rechtSfeitigen  RuppelungSteit  in  Eingriff  gebraut. 
3m  erftem  gaß  ift  ber  Slntrieb  bireft,  unb  bie  große 
tiberfepung  tritt  in  gunltion,  im  »Weiten  aber  Widelt 
fiep  innerhalb  eines  recptSfeitigen®ehäufcS  »ermittclft 
breier  Blanetenräbcpen  eine  finnreicpe  ijapnrnbüber- 
fepung  ab,  bie  im  Scplufjeffeft  bem  großen  Jlettenrab 
eine  um  etWa85ffSro».  gegenüber  ber31d)fenbewegung 
rebujierte  Srepung  erteilt,  woburep  bei  jeber  Bebal- 
umbrepung  natilrud)  aud)  ber  Seg  um  ben  gleichen 
Bruchteil  »erKlrjt  wirb.  Sie  gig.  1 (Saiel  II)opne  baS 
große  ffettenrab  jeiat  bie  Kuppelung  aujjer  Eingriff, 
alfo  auf  greilauf  ftepenb.  Kit  bem  Variant  free  wheel 
wirb  bie  greilaufbremSnabe  aufs  »orteilpaftefte  »er- 
bunben.  SieSBanberer-gahrrabWerfe(Ehemnip)  »er- 
legen bie  auSwechfelbare  ilberfepung  in  bie  .fjinterrab- 
nabe  unb  »erwenben  baS  gleiche  Spftcm  auch  bei  fetten- 
lofen Kafcpinen  mit  greilauf  unb  Südlrilt-  (jeboch 
niept  Siabeninnen-)  Bremfe.  gig.  6 (lafel  II)  gibt  bie 
Stnfidjt  einer  geöffneten  SBanberernahe,  beren  Kedja- 
niSmuS  trop  feiner  fleinen  Simenftonen  eine  aufjer- 
orbenlliche  SBiberftanbSfraft  beftpt.  31  IS  Souren- 
mafepine  hat  baS  boppeltüberfepte  Nab  einen  popen 
SSBevt,  weil  ber  gaprer  normalerweife  bie  pope  über- 

18 


274  gagrtob  (SRotorräber,  Bneuntatif). 


feßung  benußcn  imb  bei  Steigungen  uub  ftarfem 
©egenwinb  bte  nichtige  einfcpalien , nad)  Belieben 
aud)  bcngrcilauf  funflionieren  taffen  fann.  fRurmuß 
ber  bielfad)  auftvetenbe  gepler  benuieben  Werben,  bic 
Heine  Überfeßung  jcpneQer  treten  ju  Wollen  als  oorper 
bie  große,  fonft  bringt  man  fid)  felbft  um  bie  ©Dpi- 
tat  DiefcS  StjftcmS. 

$ie  Scpwicrigteit,  Welche  Steigungen  unb  ©egen- 
Winb  and)  bei  ben  boUcnbetften  burd)  SRenfcpenlraft 
betriebenen  gahrräbem  bereiten,  haben  bie  Ronftrul- 
tion  Oon(Benjiit-)3Rotorräbern  jur  Böige  gehabt. 
Rlbgefepen  bon  S)aimter6  erftem  jweiräberigen  gabt* 
jeug  (baS  als  RluSgangäpunlt  beb  heutigen  Vluto« 
moiiilwagenS  anjufchenift;  1883)  ift  DaSfuIbcbranb 
u.  SoIfmüUerfchc  äRototjWeirab  (um  1894)  als  baS 
erfte  biefer  ©aitung  ju  betrachten.  Die  erften  brauch' 
baren  SRafdiincn  famen  jeboeb  gegen  6ube  ber  1890er 
3apre  auä  grattlreidj,  namentlich  baS  äRotorbreirab 
»oti  be  Xion  u.  Bouton,  Buteauj- Baris,  unb  baä 
am  Borberrab  angetriebene  äRotorjroeirab  bon  ©er- 
tter  Rrered,  Band.  ErfiereS  ift  jurjeit  faft  bifflig  aus 
bem  öebraud)  gefotttmen,  Daä'IRotorjWeirab  bagegen 
ftebt  im  Beginn  eine«  groften  RlufftpWungeS,  unb  faft 
alle  größent  gahrrabfabriten  Wibmen  [ich  feinem  Bau. 
Es  ijl  ein  ber  9iaumbeanfprud)ung  ber  SRafcpinerie, 
ber  großen  ®d)nelligfeit  unb  bem  großem  ©ewiept 
Sieepmi  ng  tragenbeS  befonbcrS  flarf  gebautes  3®f'rab, 
beffen  SRotor  oon  ben  meiften  gabntanten  bertilal 
bor  bem  Irittlager  eingebaut  Wirb,  wäbrenb  barüber 
ber  Behälter  für  Benzin,  3blmberol  unb  Batterie 
(Irodenelem ente  ober  »ffuntulatoren)  nebft  gunlen« 
inbuftor  angebracht  ift.  3ablreid)e  gabrilen  oerroen- 
ben  auch  bie3ilnbuna  burd)  magneteleltrifcben  Vlp pa- 
rat, ber  bann  in  nädjfter  Släpe  Des  SRotorS  montiert 
Wirb.  3>icfer  befiehl  auä  einem  gußeifemen  3plinber, 
ber  luftbicpt  nach  oben  burd)  einen  Derfel,  nach  unten 
bitrcb  ein  Scproungrab-,  bej.  fturbelgehäufe  abgefcplof- 
fen  ift,  unb  in  beffen  3nnerm  ein  Jtolben  bte  STaft 
ber  Epplofionen  aufnimmt  unb  mittels  Bleuelftange 
auf  bie  2Rotoraißfe  fortpflnnjt.  liefe  überträgt  bte 
Bewegung  burd)  einen  flachen  ober  leilfömtigen  ober 
gebrehlen  JRicmen  auf  eine  an  ben  Speichen  ober  an 
ber  geige  beä  JnnterrabeS  befestigte  IRi  emenfelge  unb 
ießt  fo  Die  gan-,e  äRafcpine  in  ©ang,  bei  ber  baä  üb» 
liehe  3'oeirabgetriebe  nur  jum  Sntreten  unb  allen- 
falls jur  Unterftüßung  beä  'IRotorS  auf  fteilcn  Stei- 
gungen bient.  Statt  ber  SRiemenübertragung  fin- 
bet  neuerbingS  aud)  bte  Übertragung  burd)  Rette 
(Smmber,  Bnmeau),  burd)  Stimräber  (JSuaap)  ober 
WelenftoeHen,  fogen.  EarbanS,  mit  Wugelräbem  biel- 
fadte  Rlnwenbung. 

lie  Wraft  beS  ÜRotorS  ift  abhängig  oon  bem  51  tu  cf 
infolge  ber  Efplofion,  bem  iunern  3pli"berbur<h- 
uteffer  uub  bem  Wolbenwcge.  (im  SRotor  oon  66  mm 
Surdjmeffer  unb  70  mm  Spub  entwiielt  j.  B.  bei  bem 
üblichen  Xrud  uub  notier  lourcnjapl  bon  2000  in  ber 
SKinute  etwa  1*/«  Bfcrbcftärle  (power,  Bferbehaft), 
ein  folcper  oon  70mmBobnmg  unb  75  mm  fjubetwa 
2V»  Bferbeftärlen  tc.  Ia8  in  unfrer  Rlbbilbung  (la- 
fei  II,  gig.  8)  enthaltene  Siecfarfulmer  SRotorrab  ent- 
Widelt  2*/«  Bferbeftärlen  unb  ift  intftanbe,  aud)  bie 
längften  RUpenpäffe  ju  übcrfchreiten , währenb  eS  in 
ber  Ebene  60  km  unb  mehr  ju  entfalten  oennog. 
gür  touriftifchc  unb  BerlcprSjWcde  genügt  jeboih  eine 
URafdmte  oon  IV»  Bferbeftärlc  nollauf,  ba  man  Damit 
eine  ©efcpwinbigleit  bmt  40  km  erreichen  unb  Stei- 
gungen oon  10  Broj.  ohne  Bebalpilfe  nehmen  lann. 
$ie«4ihlunp  biefer  flemenaüotorcn  erfolgt,  im  ©egen- 
faß  ju  Den  itationären  unb  ben  Sagenmotoren,  faft 


immer  burd)  ben  Cuftflrom,  bem  mittels  eines  St)- 
ftemS  non  ffüplrippen  eine  möglichft  grofje  Oberfläche 
geboten  wirb,  feiten  lnirb  leilweife  ffiaffcrlüplung  am 
3l)linberbedel  über  ber  GjpIofionSlammcr , noch  fei- 
lener  ganjcSafferlüpIung  angewenbet  unb  bann  nur 
bei  fd)weren  (Transport-)  Slabern  mit  geringer  ©e 
fcpwinbigleit.  Bisweilen  wirb  bie  SuftHiplung  burd) 
einen  Bentilator  oerftärft.  Einzelne  Serie  (Öpllon, 
Brogreß)  lagern  ben  iRolor  aud)  oberhalb  beS  Bor« 
berrabeS,  unb  biefer  Spp  fepeint  geeignet  namentlich 
für  lamenräber,  Wo  ber  offene  iRahmen  leinen  Blaß 
für  ben  MntriebSapparat  läßt,  unb  lno  Doch  nur  Ileine 
SDlotoren  unb  geringere  ©efdjwinbigfeiten  in  Brage 
fominen.  3Me  renommierteften  beutichen  3weirab- 
motoren  werben  oon  ber  Wachen  er  Staplwarenfabril 
(Bafnir-SRotor)  unb  bon  ben  SRedarfulmer  gapnab- 
Werfen  (?afel  II,  gig.  8)  gebaut  unb  ftnb  ben  heften 
auSlänbifepen  ebenbürtig.  3"  Branfrcid)  genießt  ber 
3>ion-SRotor,  in  Belgien  berSRineroa-  uub  ber  g.  9i.- 
SRotor  (gabrique  Nationale  b'RlrmeS  be©uerre,  per- 
ftal-2üttich),  in  berSchweij  ber  3ürich-£üthi-(3ebel-) 
URctor  bete  beften  itiuf.  S>ie  3uoerläffcgleit  unb 
Sdjnetligleit  biefer  SRafchinen  bat  fiep  unter  anbenn 
bei  ber  infolge  ber  zahlreichen  Unglücfsfänc  febon  in 
Barbeauf  abgebrochenen  gernfahrt  Baris  - ÜRaDrib 
1903  aejeigt,  wo  baS  ftegenbe  breipferbige  Senier- 
Siab  bte  570  km  in  8 Stb.  65  SRin.  juriidlegte.  3n 
ebenem  ober  leidjt  hügeligem  Scrram  faun  ein  ftarleS 
SKotorrab  aud)  ein  leichtes  Rinhänge-  ober  Sorfpann- 
Wägelchen  mit  einer  Berfon  noch  gut  mitnehmcu.  Wie 
fie  oon  äKatheftuS  u.  fiomp.  in  ©autfd)  • fieipjig  ge- 
baut werben. 

©ätircnb  baS  3u,c'ro*>  ’n  fc',!cn  mannigfachen 
Sionftrultionen  pch  bie  Seit  erobert  h“t-  ift  baS 
3)rcirab  als  Sport-  unb  Uourenmaftbine  faft  Ooll- 
ftänbig  OcrfchWunben,  fpielt  bagegen  als  Iransport 
oepifel  in  großen  Stäbten  eine  große  Siolle.  Rlud)  als 
3noalibenfahrjeug  (Spezialität  oon  BouiS  Straufe, 
Leipzig- ©otjltä) für Berfonm,  bie  beS®ebraud)S  eines 
ober  beiber  güße  beraubt  ftnb,  hat  baS  Ireirab  eine 
entfprechcnb  befcpränfic  Berbreitung.  Äonftruttco 
lehnt  eS  Reh  obUig  an  baS  3weirab  an,  eigentümlich 
ift  ihm,  WenigflenS  bei  ben  beften  Exemplaren,  bie  ge- 
teilte lange  ^internchfe,  beren  beibe  Stüde  in  einem 
3ahnrabgetriebe,  bem  fogen.  Differential  Wert, 
jufammentreff en , baS  ihnen  beiben  unb  Damit  ben 
Öinlerrabem  nötigenfalls  Oerfcpiebene  ©efdjwinbig- 
leiten  geftattet,  fo  baß  febe  Suroe  fiepet  befahren  Wer- 
ben lann.  So  bie  £iintcrad)fe  niept  tugleid)  RlntriebS- 
aepfe  ift,  alfo  hei  ben  Dreitäbern , bic  ein  Säbecpaar 
com  haben  unb  hinten  Wie  ein  3weirab  angetrieben 
werben,  fällt  baS  liffcrentialwert  natürlich  weg,  ba 
bie  Borbcrräber  aisbann,  um  ihre  Rldjfe  brepbar,  niept 
mit  ipr  getuppelt  ftnb. 

Rllä  Bereifung  hatberBueumatif(Breßluftreifcn) 
feine  Borgänger,  Den  BoHgunemireifen  unb  ben  Ihf- 
feitreifen  Jowie  bie  fpätenc  Seipenncft-  unb  anbre 
antipneumatifepe  Spfteme,  oöllig  Oerbrängt.  3San 
unteridieibet  baS  6 i n f a mm  er  f p ft  e m mit  bem  aiue- 
rilanifcpen  Schlauchreifen,  ber  zugleich  als  Cuftbe- 
hälter  unb  Saufgummi  bient  uub  in  bie  fjoljfelge 
eingclittet  ift,  fepr  leidjt  im  ©ewiept,  aber  fcpwer  ju 
reparieren  unb  nur  für  bie  iRennbapn  geeignet,  lenb 
baS  3ü,eilammerfhftem,  bei  bem  ein  in  fid)  ge- 
f^Iopener  innererSd)! auch,  bie  eigentliche P'ufttam- 
nter,  unb  ein  ju  beffen  EmHeibuitg  unb  Schuß  bienen* 
ber  SRantel  ju  unterfepeiben  ift  (Xafet  II,  gig.  6). 
Ceßterer  pat  an  beiben  Seiten  Sülfte,  bie  fidi  bei 
luftleerem  3uflanb  beS  äieifenä  leicpt  unter  ben  Bor- 


275 


ga^rrab  (Sremfc,  Sateme  tc.;  $>t)gicnifibeS). 


fpriingen  (Ohren)  ber  geige  ber»orjirl)en  taffen . bei 
»ollem  Beifcn  jebod)  hineinpreffen  unb  eine  aulomati- 
febe  ©efeitiegung  bitben.  Xer  SJlantel  bat  innen  eine 
mehrfache,  wenig  nachgiebige  ©cmebefd)i<?t , um  ber 
Vtu«be(juuna  beb  Schlauches  Schranfen  ju  fefjen, 
äugen  eine  ®ummifci)icht , bie  in  ber  fiaufflädje  jum 
Schube  gegen  fpife  gremblörper  bebeutenb  »erftärlt 
ift.  Xiefe  äußere  ©itmmilane  beft|jt  jurn  Schube  ge- 
gen baS  BuSgleiten  tueijt  SängSrtefen  berfd)iebcner 
gornt.  ®ie  gÜUung  beb  Schtaudjcb  gcfchtef)t  mittels 
Suftpumpe  burch  ein  Bentil,  bab  tlch  nach  jebem 
©umpenfloß  automntifch  Wieber  abbichtet.  ®ie  be- 
[annlejten  Sentile  finb  baS  Xunlopncntil  (Xafel  II, 
gig.  4 a u.  b)  unb  baS  Bücffdjlag-  ober  ©loriaBenttl. 
Xie Berufungen,  bie  ein ©ntroeieijen ber Suft  jur golge 
haben,  fmb  mcifl  fo  geringfügig,  bafi  fie  fd)netl  burd) 
Buffleben  eines  StüacpenSSuimni  auf  bie  betreffenbe 
Stelle  beS  abgenommenen  ober  auch  nuc  teilweife 
herauSgejogenen  Schlauches  geheilt  Werben;  auch 
treten  fie  »eri)ältniSmäßig  fo  feiten  ein,  bah  ftc  gegen 
bie  fonjtigmBnnct)mliebteiten  beSSuftreifenS  nicht  in 
Betracht  tommen.  gut  Vluffinbung  unbefannlcr  »er- 
lebter SehlmiehftcHen  bient  bie  feiffcrprobe.  Xer 
©neumnttf  ift  in  feinem  ©efamtburdimcffer  an  Xou- 
remnafehinen  nteift  lVi  — l*/«,  für  fchwerere  gaßrer 
an  ©lotorräbem  9 3oH  ftarf,  Wobei  bie 
ÜÄaterialftärfe  mit  ben  fteigenben  XintenRonen  mehr 
als  »erljältniSinäßig  junimmt.  Bei  bem  Xunlop- 
fhftem  gefehieht  bie  ©efeftigung  in  ber  geige  ftatt 
burch  ©ummiwülfte  burch  Srahteinlagen. 

Bon  Zubehörteilen,  bie  teils  burch  bie  eigne 
Sicherheit  beS  gabrerS,  teils  burch  allgemeine  polijei- 
lidie  Borfchriften  erforbert  Werben,  ift  ber  wid)tigile 
bie  Bremfe.  Berwerflicb  ift  bie  fogen.  ©olijeibremfe, 
ein  febember  Stahlftreifen,  ber  in  ber  91äf)e  beS  Bor- 
ber-  ober  §intcrrabeS  befeftigt  ift  unb  burch  einen 
»om  ©ebal  entfernten  guß  betätigt  wirb,  gür  ge- 
wöhnliche gällc  genügt  bie  berbreitete  fcanbhcbel- 
bremte,  bie  meift  auf  ben  Borberreifen,  feltener  auf 
bie  Borberfelge  felhft  Wirft.  Bm  beften  finb  bie  91a- 
beninnenbremfen  (f.  born  bei  greilauf)  unb  bie  £>in< 
terrabfelgenbrcmfen , unter  benen  baS  ilarloni- , baS 
Xerrot-  unb  baS  Bomben  fpftent  befonberS  genannt 
feien.  Bon  Saternen  hat  bie  Bcetglenlampe 
burch  ihre  Sicptfülte  immer  mehr  Berbretfttng  gefun- 
ben , unb  bie  heutigen  beften  Stjfleme  funftionieren 
ebeitfo  öfonotuifch  unb  jubertäffiger  (namentlich  floß- 
ftcherer)  als  bie  CI-,  ©etroleum-  unb  Serjenlaternen. 
Xie  einfaebfte  unb  juterläffigfte  Äonftruftion  ift  bie« 
jenige  mit  Schlauchleitung,  wie  fie  1898  juerft  bon  ben 
Cbmheinifchen  'Dietallraerlen  in  SJlannbeim  (Schmitt. 
Sateme,  Xafel  II,  gig.  7)  eingeführt  Worben  ift. 
Sie  befipt  überbieS  einen  leicht  itedbaren  unb  auS- 
wechfelbaren  Brenner  unb  burd)gel)enbeBeintgungS- 
nabet  gegen  Berftopfung  ber  Xropfr&bre.  Bon  fon- 
ftigen  Zubehörteilen  feien  genannt:  Ä o t f dj  ü p e r 
(am  befielt  ausBIed),  fonft  auch  auS  fcols  oberStoff), 
©lode  (im  ftarlett  Berfehr  als  Säuferglode  empfeh- 
lenswert), ff  u fj  h a 1 1 e r gegen  baS  ©leiten  ber  güße 
bont  ©ebal  (jum  Schüfe  ber  Schuhe  mit  Scher  ju 
umwicfcln)  unb  ©epäcfträger  (am  »orteilbafteffen 
als  rechlWinfligeS  Xrabtgeftcll  am  Steuerfopf  übet 
bem  Borberrab  ju  befeftigen).  Xie  befte  6 m a i 1 1 i e - 
rung  ift  bie  fchwarje,  wöhrenb  bie  farbigen  min- 
bere  ipipegrabe  im  Xrodenofen  bertragen  unbbarunt 
leicht  abfpringen. 

«.»flienllcpee,  (Befipiiijic. 

91ac6  bem  cnglifchen  Brjt  ^erfehell  ift  rationelles 
Bobfahren  ein«  gönn  bon  Bevgnügen,  bie  Wohl  am 


meiflett  jur  görberung  ber  fflcfunbheit  beiträgt,  in 
unmäßiger  fficife  ober  unter  ungünfligeu  Bebingun- 
gen  betrieben,  ift  eS  eins  ber  gcfährlicbftcn.  3“  fl«- 
bcihlichem  Bobfahren  ift  eine  rationell  gebaute  9)la- 
fchine  unerläßliche  Borbebingung.  Sec  Sattel  barf 
feine  Xrucfbefdimerben  »erurfadjen,  bie  in  ejtremen 
Sailen  eine  ©ntjünbung  ber  Borfieherbrüfe  (©rofta- 
titiS)  ober  ber  hintern  Jparnröhre  jur  golge  haben 
fönnen,  bie  Senfflange  barf  nicht  fo  lief  fein,  baß 
Blutung,  BluthreiSlauf  unb  Berbauung  beeinträchtigt 
werben,  fonbem  muß  einen  leicht  geneigten,  faft  auf- 
rechten  Sip  geftatten.  Sbanbgriffe  unb  Sattel  foHen 
in  horijontaler  @bene  liegen;.  gerner  barf  bie  Uber- 
fefung  nicht  ju  groß  fein.  Über  77  3ott  (6  m (Int- 
faltung)  im  gladjlanb  unb  653olI  (5  m Sntfaltung) 
in  gebirgigen  ©egenben  follte  man  nicht  hinausgehen, 
für  Xamenräber  fönnen  biefe  ©renjen  um  20  ©roj. 
herabgefeft  Werben.  XurchauS  empfehlenswert  ift 
ber  greilauf,  jebodh  mir  in  Berbinbung  mit  ber  91a- 
beninncitbremfe  ober  einer  fräftigen  gelgeitbremfe. 
Buch  bie  Stjftcme  mit  Xoppelüberfefung  unb  grei- 
lauf haben  fid)  glänjenb  bewährt,  fowohl  an  Retten- 
mafchinen  als  an  ßcttenlofen.  Weil  fte  in  hohem  Blaß 
eine  rationelle  Slrafteinteilung  begünftigen.  Balio- 
nelleS  gabren  beförbert,  als  automatifche  ©auchtnaf- 
fage,  bie  Xnniiperiftaltif  unb  bamit  bie  Berbauung; 
burch  bie  erhöhte  Sauerfloffjufubr  Wirb  ber  gefaulte 
Stoffwechfel  günftig  beeinflußt;  bie  91er» eu  erfahren 
eine  Wohltuenbe  Bblenfung  burch  ben  fchnetl  wed) 
felnben  Beij  ber  lanbfchaftlichcn  Sjetterie.  XeSbalb 
haben  auch  ©ehirnarbeiter  bem  g.  eitthufiaftifdhe  91ei 

Sbefunbet.  Bber  fein  anbrer  Sport  jeigt  auch 
t in  bhgienifcher  ^inpeht  bie  fd)äblid)e  Rehrfeite 
wie  baS  Bobfahren,  beim  bei  ihm  {teilt  Reh  eigentüm- 
lidjerWeife  baS  ©efühl  ber  Snnübung,  ja  ber  »ötligen 
©rßhöpfung.  erft  bann  ein,  wenn  bie  initem  Organe 
fchon  an  ber  ©reu  je  ihrerSeiftunaSfSIjigfeit  angelangt 
finb.  Btn  fchneüften  tritt  eine  nberlaftung  beS  fiier- 


jenS  ein,  namentlid)  bei  ben  forcierten  ©orgfabrten 
ober  bei  anhaltenber  gahrt  gegen  ben  SBmb;  ber 
©ulS  fteigt  bann  rafd)  auf  150  (Schläge,  eS  finb  aber 
aud)  200  unb  250  Schläge  in  ber  SKinule  beobachtet 
worben.  Sie  golge  einer  Solchen,  rechtjeitig  faft  nie 
sunt  ©ewußtfein  fommenben  Überanftrenaüng  fann 
fofortiger  lob  burd)  ©erjlähmung  ober  burch  Zer- 
reißung beS  JierjenS  ober  einer  Brterie  fein  (nament- 
lich bet  »orbanbener  Sflerofe,  alfo  meift  in  reifem 
Sabren).  Solche  gälte  fmb  natürlich  feiten,  aber  bie 
häufige  Überanstrengung  hat  oft  auch  beim  gefunben 
üerjen  ^tjpertrophie,  Rlappenfehler  unb  anbre  &erj- 
franfheiteu  jur  golge.  Wie  j.  ©.  Biele  ber  beften  9!eun< 
fahrer  wegen  S>erjfd)Wäche  »om  SRilitärbienft  befreit 
würben.  Sbenfo  fann  ein  bem  gahrer  »ieüeicht  gar 
ni^t  befanttter  gehler  an  ber  Cunge  bet  Überanflren- 
gimg  bie  Urfache  eines  ©iutfturjeS  Werben,  ©ei 
ffimphhfem  »erbietet  ftd)  baS  Bobfahren  burch  bie 
Btemnot  Wohl  Bon  felbft,  eS  Wirb  bagegen  empfohlen 
bei  SehwinbfudftimBnfangSftabium,  natürlich  mäßig 
unb  in  ftaubfreier  Sufi.  Buch  bei  (Srfratttuugen  ber 
Biere  märe  baS  Bobfahren  »erberblich,  weil  eS  bie 
©robuftion  »on  ^arnfäurc  begünftigt.  Starfe  Bn- 
ftrengungen  haben  fdjon  bei  aefunber  Biere  Siweiß- 
bamen  jur  golge,  baS  aüerbingS  tm  Suhejuftanb 
fdjnett  nachläßt."  Bet  91eurafthenie  leiftet  baS  Bob- 
fahren gute  Xienfte,  wenn  eS  nicht  gerabe  tm  ©ewiihl 
ber  fdiliipfrigen  ©roßftabtftraßen  gepflegt  wirb;  b'n 
märe  bie  BJirfung  nur  eine  icbablidjc.  gür  fieute  mit 
Seiften-,  Sd)enfei-  unb  91abelbrud)  hält  greffel  baS 
Bobfahren  für  erlaubt,  fofertt  fte  ©ruebbaub  tragen 


18* 


27(5  gaffrrab  (SRennfpnrt,  boä  F-  alä  5?cx-ff^r3mittel ; SabfabrerBerbänbe). 


unb  jebe  Anflrengung  Benneiben.  3cbenfaII«  lut  bei 
Sportluftige  8ut>  fu60t  M Bon  feinem  Arjt  genau 
unterfuepen  ju  (af|en;  baä  gilt  namenilid)  aud)  für 
Stinber  uub  für  bie  reifere  Fugenb,  bie  burd)  bie  naioe 
Freube  an  ber  Scbnelligfeit  unb  am  Scttftrcit  mit 
Samevaben  am  teictjtcflcn  ju  Gpjeffen  Berfübrt  Wirb. 
Alä  außerorbentlid)  gefunbbettä!d)äblidj  ift  baä  Tre- 
ten ber  febmeren  unb  fdjwerbcpadtcn  Tranäpoilbrei- 
räber,  nod)  baju  meift  burep  junge,  unreife  SJeute,  ju 
bejeiepnen , unb  ärjtlicpe  gactitcuner  haben  bcöhalb, 
Wenn  nicht  ein  Verbot,  fo  bod)  eine  fanitätäpolijei- 
ließe  Überwachung  geforbert.  Taä  immer  mehr  Bor- 
bringenbe  äRotorfaprjeug  Wirb  aud)  hier  Öanbel 
fdjajfen  ((elfen,  gür  bte  Grmipning  beä  (Rabfaprerä 
finb  nielfach  fpejiette  Borfepriften  gemacht  Worben; 
baä  hefte  ift  jeboci),  auch  auf  großem  (Habtouren  Bon 
ber  gewohnten  Cebenäweife  nicht  aUjufepr  abjuwei- 
chen.  Schwer  Bcrbaulidje  Speifen  finb  ju  meiben, 
ebenfo  reichlicher  Alfopolgenuß,  alä  Anregungämiüel 
hei  leichter  (Srmübung  bient  aut  heften  Bouillon,  unb 
eä  ift  rötnafjme  Bon  Fleifcbeptraft  ju  empfehlen,  am 
bequemften  in  Rapfelform,  in  ber  eä  ftd)  auch  für 
i>od)touriften  bewährt  hat-  Sei  [tarier  Grmübung 
ober  gar  (jtfdjöpfung  ift  bagegen  icbeS  (ünftlidje  Gr- 
regungämittet  ju  unterlaffen  unb  einjig  (Ruße  ge- 
boten; namentlich  in  ber  SKitlagehiße  nach  bem  (äffen 
jotlte  eine  mcljrftünbige  Sicfta  gehalten  werben.  Tie 
Jfleibung  (auch  bei  Tarnen)  barf  feinen  beengenben 
Trud  auäüben,  fie  muß  burepläfitg  fein,  jugleid)  aber 
aud)  eine  ju  rafdje  Sämieabgabe  oerhinbem.  Seim 
Bioiorrabfabrcn,  wo  bie  Gigcnbewegung  fehlt,  Wäp« 
renb  baä  Tempo  hoppelt  fo  |cfjnell  ift,  muff  bie  Rei- 
bung auch  in  Sommertagen  wann  unb  aut  fehliejjenb 
fein,  am  heften  auä  Sebcr,  mäljrenb  bie  Augen  gegen 
Sinb  unb  Srembtörper  burd)  eine  Bride  ju  fdiüßen 
finb.  Für  Tempo  unbTageäleiftung,  bie  bemiBlotor- 
rab  Wefentlich  Bon  ber  straft  ber  Sfafepine  abpän- 
gen,  laffen  fiep  beim  gewöhnlichen  F-  auch  Born  pp- 
gieniftpen  Stanbpunft  auä  nur  fcpwer  Bonnen  an« 
geben,  weil  fubjeftincä  Rönnen,  Übung,  Terrain, 
^üinbricplung  unb  ÜherfeSung  bie  foinpüjierteften 
Sorausfeßungen  fepaffem  Grfte  Autoritäten  empfeh- 
len 12—15  kra  in  ber  Stunbe,  waä  ungeföpr  bem 
Rraftoerbraud)  eineä  nonnal  auäfepreitenben  Fuß- 
gängerä  enlfpiicpt,  80  — 100  km  alä  Tageäleiftung 
werben  auch  auf  mehrwöchigen  Touren  in  günftigetn 
Terrain  Bon  einem  gefunben  Sfenfcpen  ohne  Schaben 
gemocht,  in  einzelnen  Seiden  aud)  120—160  km; 
Darüber  foUte  man  nicht  gehen. 

Tiefe  3aplen  Werben  natürlich  burep  fportlicpe  2ei- 
jhingcn  ber  Berufäfaprec  weit  in  ben  Schatten  ge- 
(teilt,  namentlich  auf  (Rennbahnen.  Tiefe  futb 
ellipfenähnltd)  geformt,  mit  jroei  Sangfeiten  unb  jwei 
am  äußerftenfRanbe  4— 5 m Popen  Rur  Ben  ((urfiom- 
penfation  ber3mtrifugalfraft),  mitgementbelag  Ber- 
fepen  unb  400  (Breälau),  500  (Friebenau,  Cetpjig) 
unb  felfaft  606  m (Barifcr  Brinjenparfbabn)  lang, 
bei  einer  Breite  Bon  6—12  m.  Auf  biefen  Bapnen 
fämpfen  über  furge  Streifen,  in  »Fliegerrennen«,  bie 
Fahret  opne  Führung,  unb  ber  Sieg  wirb  meift  erft 
burd)  einen  herjen,  erbitterten  Gnblampf  (Gnbfpurt, 
Finifp)  Bon  100— 200m  entfd)ieben.  Tagegen  fapren 
bie»Steper*  hinter  fepr  ftarfen,  10 — Upferbigen  ein- 
ober boppclfipigen,  mit  Sinbfnng  Berfehenen  BJiotor- 
jWeiräbern,  Bon  Anfang  in  fcparffler  Öangart  loä, 
unb  eä  finb  auf  biefe  Seife  in  ber  Stunbe  fcpou  87,s» 
km  gefahren  Worben.  Opne  biefe  Führung  ber  Schritt- 
macher würben  bie  Faprcr  wenig  mepr  alä  bie  §älftc 
biefec  enormen  Scpnelligfeit  erreichen.  Fn  24  Stun- 


ben  Würben  Bor  einigen  Fapren  1020,977  km  ge- 
fapren , bod)  finb  biefe  langen  (Rennen  jeßt  überlebt, 
naepbem  biä  Bor  Wenigen  Fahren  noch  tn  Amcrita 
unb  j.  T.  ift  Franfreidj  ber  Unfug  ber  brei-  unb  felbft 
feepätnaigen  (Rennen  größten  patte.  Straßenrennen 
finb  j.  T.  nur  noch  in  Franfreicp  an  ber  Tageäorb* 
nung  (Bariä  - Konen , Bartä-SRoubaij  unb  nament- 
lich oaä  naffifcpe  Borbeauj- Bariä,  feit  1891);  in 
Teutfcplanb  patte  bie  Fernfahrt  Sien- Berlin  1893 
(580km  in  ca.  31  Stunben)  perBorragcnb  jur  Auäbrei» 
tungbeä  (Rabfaprenä  beigetragen.  Weil  fte  (uerft  weite 
Rreife  Bon  ber  Seiftungäfäpigfeit  beä  3wetrabcä  unb 
namentlich  beä  Bneumatitä  überjeugtejeäfolgten SRai- 
lanb-Bfündjen  1894  unb  Bafel-Rleoe  1895;  feitbem 
ift  baä  Fntereffe  an  Straßenbauerfaprten  jiemlid) 
erlofcpen,  ebenfo  Wie  in  ffiroßbritannien  an  ber  tlaj- 
fifcpen  Fernfahrt  fianb’ä  ®nb-3opn  o Oroalä.  Auf 
berStrede  Borbeauj-Bariä  würbe  bie  beite 3eit  1899 
erjielt  (591  km  in  lü  SL  35  fflin.  47  3c(.)  infolge 
ber  Führung  burd)  Automobilwagen ; opne  biefe,  mit 
Führung  burep  meprftpige  Faprraber,  würben  burd}» 
ftpnittlicp  etwa  21  Stunben  gebraucht. 

Alä  Sportmafcpine  pat  baä  F-  in  ben  lepten  Fah- 
ren gang  bebeutenb  an  Berbreüung  eingebüßt  3(id)t 
nur  baß  bie  launifcpe  SSobe  eä  wieber  fallen  ge» 
laffen  pat,  aud)  bie  Spoilbegeiiterung  feiner  Fünger 
in  ben  1880er  unb  1890er  Fopren  ift  erheblich  abge» 
flaut  Tie  Bioniere  Bon  bamaiä  finb  älter  unb  be« 
quemer  geworben,  unb  fie  beBorjugen,  foweit  fie  ben 
Faprfpoil  überhaupt  foitfeßcn,  benBRotorwagcn  ober 
baä  billigere  AJotorrab,  baä  jurjeit  niept  mepr  foftet 
Wie  ein  englif^eä  fjoeprab  Bon  1884  ober  ein  Bneu» 
matif-31iebenrab  Bon  1891,  unb  bem  F-  einen  febr 
großen  Teil  feineä  Befißftanbeä  BöIIig  rauben  wirb. 
Sportleute,  Touriften,  Sanbärjte,  Steifcnbe  ic.  be- 
bienen  fiep  feiner  in  rafcp  jteigenber  3apl , unb  baä 
einfache  F-  (ann  ßcp  in  biefen  weifen  nur  burd)  feine 
Billigfeit  nod)  leiblich  behaupten.  Tagegen  ift  eä  in 
auägebepntefiem  'Afaße,  burep  bie  billige Alaffenfabri- 
fation,  bie  hefige  stonfurrent  unb  baä  enorme  An» 
ebot  gebrauchter  Acaf^inen,  fflemeingut  ber  minber 
emittelten  Beoölferung  geworben,  unb  eä  gibt  faum 
einen  Berufäjweig,  ber  eä  ("icp  niept  bienftbar  gemacht 
hätte.  !f)ierburd)  ift  eä  auep  ein  Wichtiger  fojialpoli- 
tifeper  Faftor  geworben,  weil  eä,  Bon  ber  fjpgiene 
beä  unmittelbaren  (Bebraucpä  abgejepen,  bem  Arbei- 
ter, £>anbmerfer  tc.  ermöglicht,  entfernte  Arbeitä» 
gelegcnpeiten  Wahrjunepmen,  gefünber  unb  biüiger 
ju  wopuen  uub  fo  TJeit  unb  ®e!b  ju  fparen.  Teä- 
palb  finb  aud)  ade  Stnfcpränfungen  unb  Berbote,  bie 
um  einjelner  loilber  Faprer  wiuen  erlaffen  werben, 
alä  furjfidjtige  Sojialpolitif  ju  bebauem.  Sie  im 
Tienfte  beä  einzelnen,  fo  hat  fiep  aud)  baä  F-  im 
Tienfte  ber  Bepörbe  feit  Fapren  bewährt.  SRament» 
lid)  bie  Boft-  unb  Telegrappenboten  in  ben  ©roß» 
ftäbten  finb  junt  großen  Teil  mit  (Reibern  auägerü- 
ftet,  uni)  eä  wäre  ju  münfdpcn,  baß  auch  bie  Sianb- 
briefträger  allgemein  bamit  oerfepen  Würben.  Tie 
Ftuerwepr  benupt  Bielfacp  baä  jdjnelle  unb  bepenbe 
Sepifel,  um  eä  bem  Söfcpjug  Borauäjufenben.  Sie 
in  öden  Sänbem,  fo  pat  auch  im  Teutfcpen  (Reiche 
bie  Jteereäuenoaltung,  namentlich  unter  bem  Ginfluß 
ber  Tifiangfaprt  Sien-Berlin  1893,  bem  F-  eilt  weit- 
gepenbeä  praftifepea  Fntereffe  entgegengehrnd)!,  baä 
(icp  neuerbingä  aud)  auf  bie  Bloiorraber  erftredt  (f. 
SRilitärfapnab). 

Gntfpredicnb  bem  mepr  Wirtfcpaftlidjen  alä  fport- 
liehen  3»ede  beä  heutigen  Faptrabeä  fuepen  aud)  bie 
fHabfaprcrBerbänbe  ipren  Biitgliebern  möglich  ft 


[Zum  Artikel  Fahrradbaumaaehintn.] 

Fahrradbaumaschinen. 


Die  Herstellung  der  Naben  erfolgt  auf  sehr  ver-  I angebrachten  Apparat  mit  Hilfe  der  auf  der  Trommel 
schiedene  Weine,  hauptsächlich  durch  Bearbeitung  I k sitzenden  Anschläge,  durch  Vermittelung  zweier 
massiver  Stahlstangenntiicke  durch  Abdrehen  oder  in  der  Spindel  sitzenden , ineinander  geschobenen 
Fräsen,  Ausbohren  und  Versenken,  Einschneiden  der  hohlen  Wellen.  Die  bei  h sichtbaren  Scheiben  wir- 
Gewinde  und  Bohren  der  Speichenlöcher.  Zu  diesen  ken  auf  den  Hebel  der  Kcihungskuppelung  ahwech- 
Arbeiten  verwendet  man  vorteilhaft  eine  selbsttätige  aelnd  derart  ein,  daß  die  Spindel  SS  wechselseitig  mit 
Revolverdrehbank,  z.  B.  in  der  Ausführung  Fig.  1,  den  Riemenscheiben  nn  gekuppelt  wird.  In  demDop- 


1.  Selbsttätige  Kwolverdrelibank 


von  L.LÖtre  u.Kutnp.  in  Berlin.  Auf  einem  schweren 
Bett  ruht  das  Gestell  GG  mit  der  Drehb&nkspindel 
8S,  dem  Support  T und  dem  Revolverkopf  R.  Die 
Spindel  wird  durch  einen  offenen  und  einen  gesell  ränk- 
ten  Riemen,  also  mit  Drehungswechsel,  angetrieben, 
wobei  die  Riemenacheitan  nn  wechselseitig  mittels 
einer  F riktionskuppelung  O mit  der  Spindel  gekup- 
pelt werden.  Die  letztere  ist  der  Länge  nach  durch- 
bohrt zum  Einschieben  der  zu  bearbei- 
tenden Stahlstange  und  mit  Klemm- 
backen zum  Festhalten  der  letztem 
versehen.  Der  Support  T besteht  aus 
zwei  Teilen,  die  sich  quer  zu  den  Dreh- 
bank wangen  bewegen  lassen.  Der  Re- 
volverkopf R ist  zur  Aufnahme  von 
vier  verschiedenen  Werkzeugen  (Boh- 
rern, Fräsen  und  Schraubenschneid- 
zeugen) eingerichtet,  dreht  sich  ruck- 
weise und  sitzt  auf  einem  längs  der 
Wangen  durch  ein  Gewicht  C ver- 
schiebbaren Schlitten.  Eine  unter  der 
Spindel  gelagerte  Welle  A erhält  Um- 
drehung von  der  Stufenacheibe  d vermittelst  Kegel- 
rades und  Schneckenantriebes  e und  bewirkt  durch 
unrunde  Scheiben  und  Trommeln  mit  Anschlägen 
f g h k die  rechtzeitige  Ein  • und  Ausrückung  der 
Werkzeuge  sowie  den  Vorschub  und  da»  Festhalten 
des  Arbeitsstückes.  Letzteres  ist  eine  Stange  aus 
Stahl,  die  durch  c zuge fuhrt  und  von  Spannbacken  n 
in  der  Spindel  gefaßt,  den  verschiedenen  Werkzeugen 
in  T und  R dargeboten  wird.  Da»  Verschieben  und 
Einklemmen  der  Stange  erfolgt  durch  einen  bei  c 
Meyer»  Kon  v.  - Lexikon , ti.  Au  fl. , Beilage. 


pel support  T befinden  sich  die  Fa^onstähle  zur  Her- 
stellung der  äußern  Form  des  Arbeitsstückes  und  kom- 
men hintereinander  zur  Wirkung,  zu  welchem  Zwecke 
die  Sup|M>rtteile  durch  schwingende  Ilebe.l  ii  ver- 
mittelst der  auf  A sitzenden  unninden  Scheiben  g 
die  euts]> rechende  abwechselnde  Bewegung  erhalten. 
Der  Schlitten,  auf  dem  der  Revolverkopf  sich  befin- 
det, erhält  die  Hin-  und  Herbewegung  von  der  Trom- 


2. SpelobengewinderoMmftschine. 

mel  f,  indem  das  Gewicht  C einen  Stift  dieses  Schlit- 
tens gegen  eine  entsprechend  gekrümmte  Schiene 
preßt,  die  auf  der  Oberfläche  der  Trommel  f sitzt. 
Die  Drehung  de»  Kopfes  geht  ebenfalls  von  Kurven- 
scheiben aus.  Durch  Einsetzen  der  entsprechenden 
Werkzeuge  und  Richten  der  sämtlich  leicht  einstell- 
baren Schaltzeuge  erfolgt  auf  dieser  Drehbank  das 
Abdrehen,  Ausbohren,  Versenken,  Schrnubengewind- 
sehneiden  und  Abstechen  in  bestimmter  Reihenfolge, 
so  daß  die  Naben  fertig  die  Drehbank  verlassen.  Eine 


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Fahrrad  bau  maschinen. 


kleine  ölpumpe  besorgt  unausgesetzt  das  Ölen  der 
Werkzeuge.  Sehr  häufig  wird  vorgezogen,  die  Naben 
erst  auf  Bohrmaschinen  auszubohren,  dann  auf  Rund- 
fräsmaschinen äußerlich  zu  bearbeiten  und  auf  einer 
Drehbank  ubzusch  lichten.  Zur  Vollendung  der  Naben 
gehört  ferner  das  Bohren  der  Speichenlöcher,  wozu 
oft  kleine  einspindclige  oder  Bohrmaschinen  mit 
mehreren  (8  — 10)  Spindeln,  die  beliebig  verstellt 
werden  können,  aber  im  Kreise  herumstehen,  so  daß 
die  Achse  der  zu  bohrenden  und  zentrisch  fcstgehulte- 
nen  Nabe  durch  die  Mitte  dieses  Kreises  geht,  be- 
nutzt werden.  Vereinzelt  erleichtert  man  die  Erzeu- 


sprechendem  Druck  hin  und  her  bewegt  wird.  Wäh- 
rend dieser  Bewegung  wird  dns  freie  Ende  des  Drahtes 
auf  zwei  geraden  Drahten  geführt,  die  in  einem  Bügel 
d zum  Auftangen  der  gewalzten  Speichen  enden. 
Die  Maschine  versieht  in  10  Stunden  20 — 22,000 
Speichen  mit  Gewinden. 

Zum  Bohren  der  Speirhenlöcher  in  den  Felgen 
verwendet  man  am  häufigsten  dreispindelige  Bohr- 
maschinen von  der  Anordnung  (Fig.  3)  von  Rudolf 
j>hi  u.  Krummei.  Zum  Aufspannen  der  Felge  A dienen 
sechs  Klauen  a,  die  zwischen  zwei  runden  Scheiben 
B radial  zu  der  Achse  y,  nach  Art  der  Zentrierfutter 
durch  spiralige  Nuten  oder  ein  Kurbelget riebe  ver- 
mittelst Drehung  der  vordem  Scheibe  gleichmäßig 
und  gleichzeitig  verschoben  werden  und  die  Felge 
mit  dein  Fassen  zugleich  zentrieren.  Auf  der  Achse 
y sitzt  zugleich  eincTeilschcibe  mit  Klinkensperrung, 
so  daß  die  Weiterbewegung  nach  der  vorgeschriebe- 
nen Teilung  durch  Niedertreten  des  Fußhebels  f er- 


3.  Futgenbobrmaschine. 

gung  der  Naben  durch  Vorsehmiodon  in  < «-senken 
oder  Gießen  mit  durchgehender  Öffnung:  auch  wer- 
den sie  aus  Blechrohrstüekcn  durch  Auflöten  oder 
Aufstnuohen  der  Flanschen  angefertigt. 

Die  Bildung  des  Gewindes  an  den  Drahtspeichen 
findet  entweder  auf  kleinen  SehruubenschneidmaKehi- 
nen  statt  oder  in  neuerer  Zeit  wohl  gewöhnlich  durch 
Aufwalzen , also  durch  Stauchen  auf  Gewindewalz- 
werken, weil  dieses  Verfuhren  keine  Schwächung  des 
Drahtes  zur  Folge  hat.  Das  Wesentliche  einer  sol- 
chen Maschine  von  Rudolphi  u.  Krummei  (Fig.  t) 
besteht  aus  zwei  Backen  a und  b,  die  mit  Platten  be- 
deckt sind,  die  Riffeln  von  der  Form  der  Gewinde- 
gänge haben,  und  wovon  die  untere  festliegt  und 
die  obere  von  dem  Schubkurbelgetriebe  c unter  ent- 


folgt. Die  radial  zu  y 
gestdlu-n  Bob  rspindeln 
s erhalten  ihre  Drehung 
von  Schnurrollen,  sind 
achsial  selbsttätig,  übri- 
I gens  naeh  der  Richtung  der 
Speichen  verstellbar.  Diedrittc 
bei  t sichtbare  Spindel  dient 
i zum  Einbohren  der  Ventil - 
löcher. 

Bei  der  weitem  Bearbeitung 
des  Gestelles  bedient  man  sich  4.  Gest  olUchraub- 
zum  gesicherten  Festhalten  u.  stock, 

zum  leichten  Wenden  eines  be- 
sondern  Schraubstockes  (Fig.  4),  der  in  der  Säule  S 
beliebig  hochgestellt,  außerdem  in  senkrechter  und 
wagerechter  Ebene  drehbar,  also  schnell  in  jede  Lage 
zu  bringen  sowie  mit  Holzbacken  B versehen  ist,  die 
4 — 6 Einschnitte  für  verschiedene  Rohrdurchmesser 
bekommen.  Um  die  Räder  aus  Nabe,  Speichen  und 
Felgen  zusam  menzusetzen,  wird  eine  horizontal  auf 
einem  Säulenbock  angeordnete  Aufspannvorrichtung 
in  der  Form  eines  runden  drehbaren  Tisches  ange- 
wendet, der  nach  Art  der  Drehbankplanscheiben  in 
der  Mitte  einen  Bolzen  für  die  Nabe  lind  am  Rand 
eine  größere  Anzahl  (18 — 24)  radial  vorstellbarer 
Backen  zum  Zentrieren  und  Festhalten  der  Felge  tragt. 
Die  Speichen  werden  durch  die  Nabenlöcher  gescho- 
ben, von  den  Nippeln  an  der  Felge  aufgenommen 
und  zugleich  möglichst  gleichmäßig  gespannt.  Nach 
dem  Zusam menfcctzen  der  Räder  werden  dieselben 
auf  einer  Justiermaschine  durch  Anziehen  oder  Los- 
lassen  der  Nippel  noch  auf  die  vollständige  Rundung 
gebracht  und  endlich  auf  einer  Schleifmaschine  von 
etwa  vorstehenden  Teilen  und  Rauhigkeiten  befreit, 
die  den  Gummireifen  verletzen  könnten. 


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gfafirrab  — ga^rrab6au. 


277 


»i«te  Wirif#aft!i#e  ©orteile  ju  Berj#affen,  Wie  foften» 
iofe  JraftpflicbtDeri^erung.  Auäfieduiig  Don  ®renj- 
(arten  jum  joöfreten  ©intiitt  in  Na#bariänber,  freie 
guftedung  Bonga#jeitungen,  foflenlofenNe#t8fd)Up 
in  gälten  oon  pritijipicHcr  ©ti#rigfeit,  ermäfsigte 
greife  für  Sanbfarten  unb  ©djriftm  fotnie  für  Unf  ad- 
Berü#erungen,  Steifteuer  für  Nabfabrerwege  tc.  Sie 
Aufroenbuiigen  für  fportlicbe  Seiftungcn  oon  Kit» 
aliebem  (©fjrenpreife  unb  Kebatllen  für  Sennen, 
©retStouren  ic.)  treten  bafür  in  ben  §intergrunb  ober 
faden  gang  fort,  Sie  bebeutenbften  ©erbaute  finb: 
1)  ©cutfdiev  Nobfaprerbunb  mit  etwa  40,000  Kit» 
gliebern  (öef#äft8fieUc  in  ©ffen  a.  31.),  helfen  fcaupt» 
BerbreitimgSgcbict  Norb«  unb  Kittelbeutfdüanb  ift; 
S)  Aßgememe  Nabfabrerunion  (Sif  in  Slraftburg 
i.  6.),  uorwitgcnb  in  Sübbeutfdjtanb,  17,000  Kit- 
aliebcr ; 8)  ®eutf#er  louritig  Klub  Kün#en,  8000 
Kiiglieber;  4)  Sä#fif#crNobfabrcrbunb,  1300  Kit- 
alieber. ©ine  Anjapl  Ban  meift  deinem  ©erbänben  unb 
©er  einen , barunier  auct)  ber  9000  Kttglieber  ftarfe 
Arbeiter  • NsbfabrOerbanb  »Solibarität«,  bilben  ba8 
Sarted  beutf#er  unb  5fterrei#if#er  Sab»  unb  Ko- 
torfaijreruerbänfce.  Sie  wiebertjoit  (1898  unb  1903) 
jutage  getretenen  Begebungen,  eine  ©erfdjnteljung 
Per  grötiem  Serbänbe,  namentlich  Bon  ©unb  unb 
Union,  beren  3icle  Kpt  bicfclbtn  finb,  feit  ber  8unb 
fi#  »ont  Nennwefen  jurfiefgejogen  fjat,  berbeigufüp» 
ren,  was  bem  Wnfcljen  beS  Nabfaprenä  unb  bem  ©in» 
ftujs  bei  ©epörben,  ©reffe  unb  ©ublihtm  nur  fbrbcr» 
lieb  fein  würbe,  frnb  leibet  feit  bem  Nooember  1903 
alb  cnbgüliig  gef#eitert  ju  betrachten. 

Sie  fflcf#id)te  beä  gaprrabeä  fmlpft  aetoBpnli# 
an  bie  me#anif#  betriebenen  uicrräberigcnSagenbcä 
Nürnberger  girfelfcbmiebeä  Soffann  fyiutf#  unb  beb 
um  bie  gleidie  geil  itt  Aläborf  bei  Nürnberg  lebeitben 
Ubrma#er3  Stephan  gorfler  (beibe  um  bie  Kitte  beb 
17.  Jjabrt).)  an ; richtiger  f#eini  eä  febodi,  bie  ©efdjicple 
beb  gweirabeä  an  bie  erften  jweirfiberigen  Sauf» 
mafchinen  anjufniipfen.  Sie  erfien  berartigen  Ka» 
fd)ineit  (nu3  ber  Kitte  heb  18.  Jlnlirt).  Bon  unbelann* 
ten  ©rfinbent  ftammenb  unb  im  fflermanif#en  Ku* 
feum  ju  Nürnberg  aufbewaf)rt)  haben  jebettiaflä  bem 
alb  ©ater  ber  Nabefei  aeHcnbcn  babifdjeti  Cberforft» 
meifter  B.  ®raiä  Bon  ©auerbrunn  jum  KobeCt  ge- 
bient. ©ein  1817  in  Kannlfcim  werft  uorgefübdeä 
Saufrab  geriet  in  Sergeffenpeit,  bib  Ki#nuj  cd  mit 
©ebalen  Berfab  unb  auf  ber  ©arifer  Settauöftedung 
Bon  1867  Dorf liijrie.  Ster  Bon  Kidjauj  1855  an- 
gebrachte  ©ebalanirteb  foH  freilich  fdjon  Berber  Bon 
bem  SchtBcinfurter  gif  eher  erfunben  worben  fein,  fo 
bajiSteutfcblanb  in  jeber$infi#t  ben  Nubm  ber  ©riori- 
lat  hätte.  ®ie  wenig  [omfortabcln  unb  bebljalb  bone- 
shaker  (»Jfno#enf#üUler«)  genannten  Ki#au{- 
f#en  gatjrjeuge  Bermod)ten  jebödi  feine  Anhänger  ju 
gewinnen,  unb  ber  Stieg  Bon  1870,71  braute  bie 
ßrfmberlujt  in  beiben  Säubern  jum  Stidflanb.  $c» 
für  trat  ©nglanb  in  ben  ffiettfampf  unb  rifj  für  bie 
nädjflcn  aubertbalb3abrjebnte  baS  faftifcbcKonopol 
beb  gabrrabbaueä  an  fiep;  bort  entftanben  bie  ©iaht* 
fpei#en,  Kugellager,  ©oSgummireifen  tc-,  furj  bie 
©bpen  be-S  §o#rabe8  unb  beä  Sreirabcä.  ®ie  ©e- 
fäbrli#feii  beä  erflcni  batte  bie  Grfinbung  ber » Sidjer» 
beitäfabrriiber*  jur  golge,  erft  beä  ©angaroo,  Star, 
Gfiraorbiitart),  'gatile  ic.,  bie  ftch  nid)t  bewährten, 
unb  weiterhin  1884  bei  NoBcrS  burd) Starlet)  u.  3ut 
Ion  in  ©ouentrt),  ber  bem  Nabe  jur  SBellberridjafl 
Berbalf,  befonberc*  als  bie  ©vfinbung  ber  Suftreifcn 
burep  ben  fthoUifdiett  Sierarjl  $unIoo  1885  aud)  bie 
an  ben  deinen  Näbern  febr  ftörenb  empfunbenen  ffir» 


fepütierungen  auf  emKinimum  befdjvänfte.  ©13  Wei- 
tere ©erbefferungett  be3  NieberrabeS  ftnb  bie  ffon» 
ftruftionen  be8  greilaufd,  ber  Beränberiichen  Uber* 
fepung  unb  ber  Stettenlofen  ju  betrachten. 

©gl.  Sdfteff  erbe  der.  Stets  Nabfabcen  unb  feine 
fchgiene  (Stuttg.  1900);  ßoeblith,  ^anbbuch  be3 
nefamten  NabfabrWefenS  (in  >Ket)er3Solf8büd)tm«, 
fieips.  1901);  Sniuinp,  Vinfeiumg  jur  ©ebanblung 
be3  gabrrabe«  (2.  Vlurl,  fflraj  1897);  ffiogel,  ®a3 
ffliotorgweirab  unb  feine  ©ebanblnng  (Sert.  1902); 
öerjj,  ©bilofopbie  be3  gabrrabeb  (®re3b.  1900); 
Schiefferbecfer,  ^nbifationen  unb  Stontrainbifa- 
denen  beä  Nabfabrend  (Seipj.  1901);  Karten  Bon 
Kittelba#  (Seipj.),  Siebenom »Naueuitem  (granff. 
a.  K.),  Sbontaä,  Kraufe  (Seipj,);  3*tif<hriften: 
»Nab-Selt*  (Berlin ; nameutiidjNennwefen),  »®eut» 
fdie  Nabfabrrrgeiiutig«  (®jfen  a.  N.;  amtlich e3  Or- 
gan be8  ®eutfd)en  Nabfabrerbunbed) , »Nabtourift 
unb  fflutomobilift«  (amtlid)e3  Organ  ber  ©dgetnet» 
nen  Nabfabrerunion) , »Oftbeutfche  Nabfabrer-gei» 
tung«  (©redlau) , »Nabmarft»  (©ielefelb) , »©uta* 
mobilmelt«  (Berlin),  »3ta3  Kotorrab*  (Breälau). 

gabrrabbau  (bierju  lafel  »gabrrabbaumafcht» 
nen«  mit  Sejt).  ®ie  ^erftedung  ber  wi#tigften  Seile 
(®efteOe,  Näber,  SEriebwerfe)  ber  gabrraber  unb  be- 
ren gufautmen[e|ung  bilbet  eine  auägebebnte,  eigen- 
artige Snbuftrte,  bie  au#  jur  8ef#affung  neuer 
©pc}talmerfjeugmaf#incn  einrn  bebeuteuben  ©nflog 
gegeben  bat.  Sie  ^erftedung  Bon  Nebenieüen  (Sa- 
lerne,  ©lode,  Bremie)  fowte  Berf#iebener  ©injel* 
beiten  (Stablfugeln,  Suftreifen  tc.)  fädt  in  ber  Negel 
befonbem  jnbujlrien  ju.  S)a3  ©eftell  (Nahmen) 
beä  gweirabeä  befiehl  auS  einem  Spfiem  oon  Nöh- 
ren , nach  bem  ©rinjip  beS  unBerf#iebbaren  Streiectt 
mittels  Kuf  fen  bur#  ffimenlötung  Berbunben,  unb 
au3  jwei  ©abein  jur  ©ufnaptne  ber  Näber,  WoBon 
eine  ©abei  Bon  ber  Senf  jtangeauä  jum  groede  beS 
Senfenä  gebrept  Werben  fawt.  wuBcrbrm  ifi  ber  Nah- 
men eingerichtet  jur  Aufnahme  b<8  S t p e o unb  be3 
Sagerä  für  bie  St  r e t f u r b e 1 a # f e mit  gubeböe  foWie 
jur  Anbringung  ber  ®1ocfe , Sateme  u.  bgl. 

Sie  Kliffen  (gig.  1)  beftehen  and  furjen  Nopr- 
ftücfen  r mit  Stujjen  s,  beren  3apt  unb  ©tdlung  Bon 
ber  gabt  ber  gu  Berbmbcnbcn  Seite  unb  beren  Neigung 
uteinanber  abbängt 
Sie  Werben  entweber, 

Wenn  au#  feiten,  auä 
moffiBeu  Stablftüf» 
fen  bur#  Ausbobren 
U-Abbreben  oberauä 
SIe#flüden  bur# 

©tanjen  u.  gufntn- 
menbiegen  ober  au8 
einem  ©tablrobr 
burdjAuSbeuienunbAufbonienerjeugl.  3t ad  warm* 
gema#te  Nobr  r (gig.  2)  Wirb  auf  einen  fefiliegcnben 
®om  a nttl  einem  Anfap  b gef#obeit  unb  bur#  Nic- 
berpreffen  eines  Stempels  aiiägcbeult.  ®orauf  erpält 
bie  bur#  ©obren 
geöffnete  Beule 
auf  einem  jWeiten 
Sora  c mit  b&* 
bemt  rinfap  ihre 
AuSbilbung  jum  g,a.  2.  «ufbornen  ber  Sitten. 
Stugcn.  Audi 

ftellt  man  iteuerbingä  Kuffen  au8  Nohrfhijen  mit 
bem  $uberf#eu  ©regoerfabren  (f.  ©refjen)  per. 

Um  ba8  ©orbe.rab  juiu  gwede  beä  Senfenä  fei#t 
um  eine  Beriifate  A#fe  breben  ju  fönnen,  ift  beffen 


giä  I.  SSutfeu. 


278 


Aüfjrrabbau. 


Wiibcl  mittels  bcr  ©abclfrone  (©abeltopf)  mit  | Tie  geige  bilbct  bie  fcfte  Stnfaffung  beS  KabeS 
einem  Kobr  als  Trebachfe  Derbunben,  baS  nt  bem  unb  btfommt  eine  gewölbte  goren  jur  Aufnahme 

Derbem  ®rflc(Ifthenfel  in  .'iugellagem  brebbar  ift  unb  bes  ©ummireifcnS.  ©ian  fertigt  fie  auf  gebogenem 

mittels  eine«  T < Stildes  oben  jwei  Ventarme  auf-  lifeben-,  ©(beit-,  Buchen-  ober  jjietornbol)  nacbKrt 
nimmt,  bie  beS  bequemen  Raitens  toegen  gebogen  unb  bcr  gebogenen  fcoljmöbcl , am  bäufigjten  jeboeb  auS 
mit  fcanbgriffcn  aus  ©(etaUbül-  Stahlblech.  unb  jwar  entweber  aus  einfachen  Strei- 
fen unb  einem  Überzug  Don  Hort  fen  (JHcj.  6 I)  ober  jur  (Jrbi'bung  ber  Xragfäbigfeit 

ober  geüufoib  berfehen  finb.  Tie  bolcl  t erig.  8 II),  in  beiben  galten  in  febr  Dcrfd)iebe» 

nen  geraten.  ©nt  cinfabbften  biegt  man  bie  Streifen 
Don  gehöriger  Sänge  unb  ©reite  auf  einer  Treimal- 
jenbiegmafebine  ju  einem  runben  Kinge,  tötet  fte  mit 
bat  ßnben  jufammen  unb  biegt  fobann  biefe  Kinne 
in  einem  Kalibcrwaljwerf  in  ber  Cuere  (gig  7 a,  b, 
c,  d),  ©ei  boppelwan- 
bigen  geigen  wirb  ju« 
ertt  ber  innere  Keifen 
gebogen  unb  jufam» 
mengetötet ; bann  wer- 
ben bie  Kanter  beS 

äußern,  notb  nicht  gefchloffenen  KeifenS  bureb  ©al- 
jen  um  ben  innem  berumgebogen  (gig  7 e,  f)  unb 
mm  bcrlötct.  KeuerbingS  finb  aud)  ©erfahren  auf» 

§cfom men,  bie  Stablreifen  nahtlos  ju  erzeugen,  in- 
alt man  ein  länglich- ooaleS  ©leebftiid  bureb  ©reffen 
in  eine  Schate  Derwanbelt,  auS  biefer  Schate  ben 
©oben  auSfehneibet  unb  bann  ben  iibrigbleibenben 


3rtß.3.  ©abetfronen. 


©abelfrone  ©eftpt  jur  Vlufnabme 
ber  obat  geformten  Sabeln  ent- 
webec  (gig.  31)  jwei  burch  einen 
Steg  Dcrbunbcne  ©latten  ober 
(gig.  3 II)  jwei  oben  gefchtoffene 
ooale  Kammern  an  unb  Wirb  auf 
befonbent  StSafcbinen  erzeugt,  bie 
£.  Söwe  u.  Stomp,  in  ©erlin  nach 
bem  ©rinjip  ber  gräSmafchinen 
baut.  TieauöKöbrenbeftebcnben 
Senfarme  erbaltrnibre  Int  turne 
gorm  auf  befonbent,  in  bcr  Kegel  nach  ©rt  ber  <£(• 
jenterpreftoi  (f.  b.)  lonftruierten  ©iegemafd)inen. 

Xie  K ä b e r brftebeix  aus  Kabe.  Speichen  u.  Kranj 
(geige)  mit  ©ummireifen.  Tie  Kabe  (gig.  4)  ift  ein 
£»biiblinber,  ber  itd)  um  eine  fefle  Slablachfe  in  Ru- 
gctlagem  brebt  unbjwciberumlaufenbeglanfcbcnmit 
Ööchem  o jum  ßinbängen  ber  Trabtipeichen  befept. 
Tie  Kugellager,  welche  iucKci bungearbeit  er» 
beblid)  benntnbem,  finb  außerorbrnttid)  Der- 

fchieben  angeorb»  F T 
net,  beruhen  aber  | 
faft  ausfchlicßlith 
auf  bent  ©rinjip, 
bafjbteRugelnjwi» 

(eben  itadifteUba- 
gt,.  e.  stabnase.  r™  8«gelfM<bcn 
rotten,  ju  welchem 

groeef  m bie  Kaben  fogen.  Konen  emgefeBt  ober  ein- 
gebreljt  Werben,  bie  mit  Äonen  auf  ber  ilchfc  forte» 
fponbieren,  um  bie  fttb  bie  Kaben  brebeit.  über  bie 
$>crftetlun£  ber  Kaben  f.  Tafel,  gig.  t. 

3u  ben  « p e i ch  e n Derwenbet  man  allgemein  Stahl- 
brabt  Don  1 4 mm  Turchmcfier,  ber  auf  Kichtma- 
febinen  gerabe  gerichtet,  bann  in  beftimmten  Sängen 
abgefchnitten , an  einem  ßnbe  mit  einem  angeftauih- 
ten  Kopf  a (gig.  5),  am  anbem  (Snbe  mit  einem 
Scbraubengewinbe  b Derfehcn  wirb,  um  jrbe  Speiche 
in  bie  Kabenfpeichenlöcher  einhängen  unb  mittels  ©fut- 
tern (Kippeln)  c am  Kabfranj  befeftigen  ju  fön- 
nen.  Tiefe  Meinen,  aus  einem  Kopf  unb  emem  Schaft 
beftebenben  Kip- 
CT2  c ^ pelfgig.  5c)  wer- 

IA  w — \ bengemöbnltcbauS 

c^^ipccucllWflMffffff*  ©icffingbrnlct,  fei» 
tencr  aus  Stahl» 


o 


m »• 


Setjen. 


gtS-  5.  3 o e i Op c mit  Stippet. 


brabt  angefertigt, 
unb  jwar  wirb  ber 
Schaft  aus  bem 
©ollen  gebrebt  ober  ber  Stopf  angeftauebt.  ©ußerbem 
erhält  ber  Sdjaft  eine  Bohrung  mit  ©futtergewinbe 
tmb  jwei  ober  Pier  einanber  gegenfiberliegenoe  glä 
eben,  um  an  biefen  mittels  ttneS  SdtlüffelS  gern 
Spannen  ber  Speichen  gefaßt  werben  ju  fönnen.  ©ei 
bem  großen  ©ebarf  act  Kippeln  (ju  jebcin  gahrrab 
ftnb  80  —76  erforderlich)  fertigt  man  fte  auf  Sott« 
benuafchincn,  bie  ununterbrochen  einen  langen  Trabt 
Don  ber  Starte  beg  KippelfopfeS  in  bcr  Schaftlänge 
abbrcbeic,  ausbobren,  mit  ©ewinbe  tmb  Seitenflächen 
Derfebett  unb  abftechen.  Über  bie  ©ilbuctg  bcS  ©e< 
WinbeS  an  ben  Trablfpcichett  f.  Tafel,  gig.  2. 


ü 

Jij.  7.  »lege«  bet  Jelgect 

©lechreifen  auSwaljt  Uber  bie  (um  ©obren  ber  Spei- 
chenlöchcr  in  ben  geigen  biencnbe©obmtaf<bicte  f.Ta» 
fei,  gig.  3,  unb  Über  einen  bei  bcr  weitem  Bearbei- 
tung beS  ©eftcHeS  benupten  Sdjraubftocf  gig.  4. 

TaS  Trieb  wert  beftept  ber  Söauptjacbe  nach  aus 
ben  Tr  et  für  bei  n mil  ben  gufjtritten  (©ebalen) 
unb  bem  SlechaniSntuS  jur  Übertragung  ber  Treb- 
bewegung  auf  baS  Ipinterrab.  Tie  ©ebale  erhalten 
ihre  ©erbinbung  mit  ben  Kurbeln  ebenfalls  mittels 
Kugellagern  a unb  ftnb  bentnad)  mit  Kahm  Perfeben, 


beren  ©norbnung  allgemein 
ber  in  gig.  8 bargcitctltcn 
entfpriebt,  unb  beren  Verfiel» 
luugauSberBctrachtungber 
Kabnabcnerjcugung  per- 
pprgebL  Tie  ©ebaladtfcn 
werben  gewöhnlich  mit  ben 
Tretfurbeln  Perfchraubt.  üegtece  Werben  in  ©efenfen 
gefchmicbct  pbcv  gegoffen,  auf  gräSmafchinen  ober 
Trehbänfcn  PoQcnbet  unb  mit  ber  Kurbelachfe  burch 
Keile  mil  SicherheitSfchrauben  perbunben.  Um  baS 
faft  unmöglich  äu  Dermeibenbe  Sodero  biefer  Teüe  ju 


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Fährten  und  Spuren. 


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I.  Kaninchen.  - 2.  Hase.  - 3.  Katze.  - 4.  Reh.  - 5.  Dachs.  - 6.  Fischotter.  - 7.  Fuchs.  - 8.  Schwarzwild.  - 9.  Marder.  - 10.  Iltis.  -11.  Rotwild.  - 12.  Damwild.  - 13.  Hermelin.  - 14.  Vorstehhund. 
Meyers  Konv.  - Lexikon , 6.  Au/I.  Bibliographisches  Institut  In  Leipzig.  Zum  Artikel  führte1. 


279 


galjrrabfleuev  — gafjrte. 


umgeben,  erjeugt  man  10 of)(  aud)  bie  fturbetn  CD 
(gig.8)  mit  t er  Ad)[e  B «u3  einem  3t  üd  burd)  3d)mic- 
ben  utib  Abbreben.  2 )aä  mit  bem  ©cffcß  Bcrbuttbene 
üugellctger  A muß  babci  lebt  tun  unb  Weit  geballert 
werben,  um  bie  Äurbelacbfe  burdjbri tigert  ,;tt  tonnen. 
2er  SRccbaniämuä  jur  Übertragung  ber  Slürbclbewe* 
gung  auf  baä  Stab  befiehl  entweber  auä  ftettenräbem 
mit  Stetten  ober  aul  ftegehabmäbent  qewöbnlidj  in 
ber  Anorbuung.  baß  baä  Sfnb  boppclt  joBict  Umbre* 
btntgen  mad)t  wie  bie  2retfurbcla<bfe.  2ie  Stetten- 
t ri  ber  werben  burd)  Sebmieben  in  ©efenfen,  burd) 
©reffen  in  Sonnen,  burd)  ©ieffen  unb  auä  Sied)  ber* 
gefteitt,  tnbent  man  bett  SRattb  einer  ruttben  ©lecb* 
i'djeibe  unter  einer  treffe  unt  einen  eingelegten  ®tedj- 
ring  umbörbett  unb  tu  bem  auf  foldjc' Seife  gewon- 
neuen  biden  Staube  bie  3abnlütfen  audfräft  fowie  bie 
Seitenfläsben  bureb  Sinprcffen  Bon  Stippen  gehörig 
Berfteift.  Sie  3äbnc  ber  Jlettenrriber  Werben  ftclä 
bureb  Steifen  brrgeffeßt  ober  Boßenbet,  naebbem  bie 
Stöber  bureb  AuSbobren  ber  Staben  unb  Abbreben 

ober  Stunbfrä» 
fen  bcäfiTanjcä 
genau  jentrifcb 
gentneftt  ffnb. 
gitr  bie  gnbvi- 
tation  Bott  Set- 
tenrnbem  fottt* 
nteu  bauptfäd)* 
lief)  Stint b-  unb 
gt«.  ».  Jtet len.  3abnfrälma* 

fd)inen  in  3Je- 

trad)t,  (Belebe  bie  afeicbjeitige  Bearbeitung  einer  gro- 
ßem Anjabl  Bon  Stöbern  ermöglichen  (f.  gräämaffbi- 
tten).  2ic  gebräucblicbften  Setten  fmb  jweilafdjige 
©eien (fetten,  beren  Safdjen  bureb  ©löde  a (gig.  !i) 
ober  Stollen  rin  beftimmtem Abflanbc Bonemanber 
geballen  werben  (©lodfette,  Siollentette).  2ie 
Saffben  ftellt  man  gewöhnlich  aud  juoor  abgefdffiffe- 
nen  2ta(jlblecbftrcifen  bureb  Auäftanjen  auf  Grjen- 
(erpreßen  (f.  b.)  ber,  bie  jugteid)  aud)  bie  Soijett- 
löeher  aitäftofseu  unb  bureb  9iad)preffcn  mitte!«  etneS 
polierten  Stcmpclpaareä  beren  ©rat  entfernen,  iöiit- 
uiitcr  jicbt  man  baä  ©obren  ber  Söcher  auf  jweifpin* 
beligen  ©obnuafebinen  Bor.  Stoßen  unb  -stifte  er* 
jeugt  mau  auf  einer  felbfttätigen  gapmbrebbanf,  bie 
im  ©rinjip  mit  ber  befdjriebenen  (lafel,  gig.  1)  über* 
einftimmt.  2ie  Srjeuguug  ber  ©löde  erfolgt  auä 
einer  Stablffange  Bom'Ouerfebnitte  ber  ©lüde,  in* 
bem  man  auf  einer  einfachen,  mit  20  Srcidfägen 
iiuägcftattcten  gräämafdffne  20  3tüd  gleidjjeitig  ab* 
febneibet  unb  barauf  bieie  auf  einer  jWeifptnbeligen 
©obnttafd)ine  mit  ben  ©ofjenlöebent  Berffebt  2aä 
©ereinigen  ber  Seitenteile  erfolgt  mit  ©anbarbeit. 

gabrrabftcuer,  eine  Steuer  auf  gabrräber  unb 
Automobile.  Sie  beftebt  in  granfreicb  feit  ©efeg  oom 
23.  April  1893  (ergönjt  burd)  ©efej  oom  14.  April 
1898),  in  3talien  feit  Cdefefj  Born  22.  JJuIt  1897; 
unter  ben  beutfdjen  Staaten  bat  nur  ©eitert  (fflefeß 
Bont  12.  Aug.  1899)  eine  g.;  in  ©reinen  ift  bic  Sin- 
fübt  ung  befcßloffcn.  2ie  Steuer  ift  Staatäfteuer,  boeb 
fmb  an  ihrem  (Ertrag  bic  ©emeinbett  in  granfreicb 
mit  einem  ©iertel,  mgtalien  mit  ber  ©ölfte  beteiligt. 
3n  ©effen  betrögt  bie  Steuer  für  gabrräber  jährlich 
5 SJef.,  fiir  Automobile  6 — 10  SW.  (je  nad)  bereit 
®röße,  Anfaufäprciä  unb  Sciftungäfäbigfcit).  Befreit 
iinb  unter  anbem  SHilitörperfonen  unb  ©eamte  für 
ihre  2ienfträber,  Sobnarbeiter,  bie  baä  gabrrab  alä 
Jranäportmittel  jur  Arbeitäftcfle , unb  ©ewerbtrei- 
benbe  (mit  Oabreäeinfommen  biä  1600  SW  ),  bie  e3 


bei  Ausübung  ibreä  ©eWerbeä  benußen.  3«  granf* 
reid)  beträgt  bie  Steuer  bei  gabrrabem  mit  einem 
SiJ  6 granf,  bei  foleben  mit  mebrereu  Sißen  6 gr. 
für  jeben  Siß,  bei  SHotoren  12  gr.  für  jebett  Sij).  2ie 
2ieuftrnber  ber  ©eatuten  unb  SRilitärperfoncn  fmb 
frei.  3talicn  erbebt  für  jebeä  einffßige  gabrrab  10gr., 
für  jebeä  mebrffjige  15  gr.,  für  jebeä  burd)  SRotor 
betriebene  gabrrab  20  gr.  Steuerfrei  finb  biefetben 
Sategoricn  wie  in  granfreicb  fowie  bie  Stöber  unbe* 
mitteiter  Sranfer. 


gnbrrlnnc,  f.  gabrWaffer. 
gat)rfd)ad)t,  ber  Sebaefjt,  in  bem  ffcf)  ein  Aufjug 
bewegt;  f.  Bergbau  (görbcrung,  gabrung),  S.  667 
geibrfiijctn  unb  gabrfchcütbcftc,  f.Sifenbabn- 
gaßrftcigcv , f.  Bergleute.  [fabrfarten. 

gabritral)!,  f.  Radius. 

gnbr|tut)l,  ein  Siollftubl  äum  Sranäport  Bon 
Ärattfen;  f.  aueb  Aufjflge. 

ffabrt.grofie  ober  tranäatlanttfdjc.bieSdjiff* 
fahrt  über  aße  Slfeere;  (teilte  gabrt,  bie  Scbiffabrt 
beutfd)er  Sebiffe  innerhalb  ber  Oft*  unb  ber  Siorbfee 
unb  beä  Snglifehen  ffianalä;  bgt.  Sehiffäfübrer  unb 
Itüffenfahrt  gahrt  ju  ©erge,  f.  ©ergfahrt. 

gfahrtbällc,  runbe  fehWarje  ©äße,  jeigett  auf 
Sfricgafehiffen,  je  nadb  ber  ©öhe,  in  ber  fie  unter  ber 
Signalrnbe  bangen,  an,  mit  weleber  gabrt,  b.  b-  ©«* 


febwinbigfeit , baä  Schiff  läuft.  2ic  g.  bid)t  unter 
bie8tabegehi6t,bei6tȊuBcrfte9Knfd)inenfraft<.  Sgl. 
Stoppbafl. 


gabrtc  (biergt  lafel  *gäbrten  unb  Spuren*), 
ber  Abbrttd  ber  Sritte,  bie  baä  jur  hoben  3<igb  ge* 
börenbe  ©aarwilb  im  ©oben  ober  im  Schnee  juritd* 
läfjt.  2ie  Abbrüde  beä  jur  nicbmt  3agb  gebörenbett 
©aarwitbeä  beißen  Spur,  beim  geberwitb  ©eläuf. 


Sfalt  nennt  man  bie  gäbrten.  Wenn  ffe  alt,  warm. 


wenn  ffe  frifd)  ffnb.  2er  3«ger,  ber  baä  SBilb  nad) 
ber  g.  anjttfpredjen  (ju  befftmmen)  Berman,  beißt 
fäbrtengerecfit.  2ie  ffd)ere  Jfenutniä  ber  gäbrten 
unb  Spuren  ift  für  ben  3ägcr  jur  Beurteilung  Bon 
©attung,  Alter  unb  Starte,  oft  auch  oom  ®cfd)lcd)te 


beä  iäilbcä  uttentbebrlid).  Wirb  aber  nur  burd)  Übung 
erworben,  ©efonbcrä  bei  unfern  großem  Silbarten 
weicht  bie  Starte  (©röffe)  ber  gäbrten  nach  ©erfdffe- 
benbeit  berSiaffe  in  Bcrfdffebenen  ©egenben  weit  Bon* 
einanber  ab.  So  jeigt  ein  guter  oftpreuffifdjer  ober 
Ungarbirfd)  eine  boppelt  fo  ftarte  g.  alä  ein  ©arj* 
bitfeb.  Slu^  3«breäjrit,  BeWegungäart  unb  ©oben 
bebingen  Unterfcbiebe.  3n  ber  geiftjeit  fpürt  ffch  baä 
Stüd  infolge  größern©ewicbtä  ftärfer  alä  imSJmter, 
auf  ber  glucht,  auf  feuchtem  Sanb  unb  Schnee  ftärfer 
alä  bei  rubigem©ebenunbauf  bartcmSobcn.  genier 
lägt  ffd)  bie  ©ewegungäart  beä  2iereä  auä  ber  g. 
ober  Spur  erlernten.  Stehen  j.  ©.  beim  ©afen  bie 
Abbrüde  ber  einjelnen  Saufe  bidjt  bintereinanber,  fo 
ift  er  (angfam  gehoppelt,  unfre  Slbbilbuna  (2)  jeigt 
ihn  mäßig  flüchtig,  ein  noch  größerer  Abffaub  ber 
auä  ben  Bier  2rittcn  beffebenben  (imeinen  Spuren 
läßt  auf  noch  fdjueßere  ©emegung  fchlieften.  2achä, 
gu^ä,  Stoge , (©flotter  ffnb  auf  ber  lafrl  (5,  7,  3 
u.  6)  langfant  ftd)  fortbewegenb  gebacht,  bei  Sprang 
ffebt  man  nteift  je  jwei  2ritte,  bei  glucht  Bier  Sritte 
mfammenffebettb,  Bon  ber  nächften  Spur  burd)  einen 
Rmiffhenraunt  getrennt,  wie  auf  unfrer  2afel  bet 
Sfiatber  unb  31ti8  (9  u.  10). 

2ie  gäbrten  beä  SdjntenWilbeä  ffnb  an  ©eftalt 
einanber  fefjr  ähnlich,  bureb  ihre  abweiehenbe  Störte 
jebod)  ffnb  Sieb-  unb  Stebwilb  (4)  Bon  Serwechfe* 
tuun  auägefdjloffen.  Slot*  (11)  unb  Sdjwar  j* 
Wilo  (8)  unterfcheiben  ff<h  burd)  bie  Sänge  beä 


280 


gafjrten  — 

Schrittes  (Entfernung  bor  cinjelnen  ©bbriide  ber  3- 
»oneinanbcr),  bie,  entfprethenb  bfn  langem  Cäufen, 
beim  IRotwilb  großer  ift.  Sie  3.  beS  ScßroarjWilbev 
ift  ferner  im  ©erhaltniS  ju  ißrer  Sänge  breiter  unb 
ftuntbfer  alb  bie  beb  SfiottoilbeS.  3“  berwedjfeln  märe 
allenfalls  bie  3-  beb  ftarfcit  fcirfdjeS  mit  ber  Sehwarj- 
Wilbfäßrte,  boef)  ift  bei  erfterer  ber  ©allen  (hinterer 
Sei!  beä  VlbbrucfeS)  biel  (tarier  ßerbortretenb  (f.  auf 
ber  Safel  bie  ©allen  neben  ber  3*0-  11  gegenüber 
benen  bar  ber  3>g-  8)-  ©er  allem  aber  bilben  bie 
fall  immer  fidjtbaren  ©bbriide  ber  ©eäfter  beb 
ScßwarjWilbeS  (ju  beibeit  Seiten  ber  3<*f)'  8),  bie 
länglich  unb  fdiräg  geftellt  finb,  ein  gute«  Unter« 
fcbetbunpSnterfnial  gegen  'Jiottuilb,  bei  bem  bie  Ober* 
rüden,  bie  ftd)  nur  iin  Schnee  ober  Weichem  ©oben 
abbrüden,  hinter  ber  3-  flehen  unb  runb  finb  (f.  bei 
3ig.  8).  Samwilb  (12)  rann  mit  Äotmilb  nur  ber* 
mechfelt  werben,  wenn  ein  ftarfeS  Stild  Samwilb 
unb  ein  geringes  Stüd  SRotWitb  in  Srage  fommen, 
hoch  ift  bei  erfterm  ber  ©allenabbrud  länger  als  bei 
leßtcrm  (Dgl.  bie  3-  jWifdjen  ben  5ig- 10  u- 13  gegen- 
über ber  bei  11). 

ffläfjrenb  beim  Sehwarj-  unb  Sfcßwilb  baS  männ- 
liche Stüd  nad)  ber  3-  bom  weiblichen  nicht  ju  un- 
tcrfcheiben  ift.  beim  Samwilb  nur  fdjwer,  ift  bieS  bei 
guten  ©bbriidm  beb  SJotroilbeS  leicht  möglich.  Sie 
alte  Jägerei  h<*tte  72  3«id)en  für  ba»  fHttfpreehen  beS 
StirfcheS,  bie  aber  nur  j.  S.  juberläffig  finb.  Sie 
Wichtigften  berfelbett  finb:  bie  Stärfe  (©röße)  ber 
3-  ; (djan  ber  Spießer  hat  eine  3-  fo  ftarl  wie  baS 
Üdttier.  3um  ©ergleid»  bürfen  natürlich  nur 
Stüde  bcrtelben  Wegenb  berangejogen  Werben.  Sie 
S t ü m p f e ber  Schalen  ift  beim  £urfd)  Weit  erheblicher 
als  beim  Witter,  ba  Wegen  beb  großem  ©ewidpS 
ftcb  bie  Spieen  ftärfer  abitußen.  3U  beachten  ift  hier, 
baß  im  ©ebtrge  bei  beiben  ©efchledjtern  bie  Vlbnußung 
natürlich  eine  größere  ift  alb  auf  Weihern  Sfiebe- 
rungSboben.  Ser  ©allen  ift  beim  geringen  S»rfd) 
fd)on  ftärfer  unb  tiefer  eingebrüdt  als  beim  Sier  (3ig 
11  jeigt  bic  3-  eines  §irfd)cS).  Ser3wang:  Bäh* 
rettb  baS  Sier  bie  Schalen  beim  3iel)en  (preist,  brüdt 
fie  ber  $>irfd)  feft  aneinanber,  fo  baß  fie  in  ber  3 eng 
fdjließen.  3n  ber  Siudjt  fpreijt  auch  ber  Jnrfd)  bie 
Schalen,  ©ine  3olge  beS  3wingat8  *fl  ber  ©urg- 
ftall,  bie  (Erhöhung  in  ber  3 jWifdjen  ben  ©allen 
unb  ben  Sdialenriutbem , bie  beim  §irfcß  hod)  her- 
bortritt , Währettb  fie  beim  Sier  ganj  flach  ift.  ÜRan 
fprid)t  non  ©eitritt.  Wenn  ber  ipirfdj,  bcfonberS  in 
ber  fccrbfijeit,  ben  ^unterlauf  neben  ben  ©orberlauf 
feßt.  ©eint  Selb  gefeßieht  bieS  nur,  Wenn  eS  befchlagen 
ift,  unb  auch  bann  nicht  ununterbrochen.  Sie  Sette 
beS  Schrittes  ift  heim  $>irfd)  größer  all  beim  Sier. 
Much  berScßranf,  baS  ©bweidjen  ber  einjclnen’ilb- 
briide  bon  ber  geraben  ilinie,  ift  beim  (jirldj  größer 
alS  beim  Sier;  nur  hodjbcfdjlagenc  (bodjirapenbe) 
Siere  feßranfen  cbenfo,  boch  fpreijt  baS  befdjlngene 
Sier  bie  Schalen  fcljr  flarf  unb  ift  f<f)on  baran  bom 
fcirid)  ju  unterfdjeiben. 

Ronincßen  (3ig.  1)  unb  S>afe  (2)  haben  gleiche 
Spuren,  bie  nur  in  ber  ©röße  berfchiebcn  finb;  bie 
Siinterläufe  feßen  nebeneinanber  bor  ben  meift  fdjwä- 
eher  abgebrudten  ©orberläufen  auf.  Sie  Rage,  fo- 
Wohl  roilbe  als  jaßmc  (3),  ift  barait  ju  erlennen,  baß 
bic  ©allen  [cßr  jdjarf  herborlreten,  Währettb  bic  Rral- 
len  botlfonimen  fehlen,  ba  fie  beim  Saufen  eingejogen 
Werben.  Ser  Sad)S  (5),  beffen  Spur,  Wie  bie  beS 
3ifd)otter8  (6),  alle  fünf  3ehen  nadi  bom  gerichtet 
jeigt,  ift  bttrdj  bic  feljr  langen  JVrallen  bon  leßtcrm 
ju  unterfcheiben,  bei  bem  audj  bie  Schwimmhaut  jwi- 


gaf>rtreppe. 

ichen  ben3ehen  abgebrüdt  ifl.  Sie  Spur  eines  flarfen 
ftunbeS  (14)  ifl  nur  mit  ber  beä  SolfeS  ju  ber- 
wcdjfeln.  ©ei  leßtcrm  treten  aber  bie  miitlem  3eh<n 
weiter  bor  ben  Seitcnjetjcn  herbor  unb  finb  enger 
aneinanber  gcfdjloffen,  fo  baß  bie3-geftredi  crfcheint, 
mäljrcnb  fie  beim  £>unbe  runb  ift.  Serfelbe  Unter« 
feßieb  gilt  für  ben  3udjS  (7)  gegenüber  einem  feßwa» 
chett  fjunbe.  Sie  gewöhnliche  öewegungSarl  beS 
fyutbeS,  wenn  er  nicht  jagMich  befchäftigl,  ift  ber 
ruhige  ©ang,  bei  bem  er  bie  £äufe  in  unregelmäßige 
Sünie  feßt,  wie  eS  unfre  Safel  jeigt.  ©eim  3udjä 
finben  wir  mehr  einen  ruhigen  Srab,  bei  bem  bie 
einjelnen  Slbbrilde  gleichmäßig  faft  in  einer  fimie 
flehm,  er  fchnllrt  (7).  ©ei  fd)ärferm  Srabe  jeigen 
fich  bie  fiäufe  »u  je  jioeien,  bei  ber  31ud)t  ju  je  oieren 
jufamnten.  ©eim  SRarber  (9)  hüben  wir  Saum- 
ober (Ebelmarber  unb  Steinmarber,  beren  Spuren 
nur  bei  fehr  guten  ßlbbrilden  ju  unterfdjeiben  futb. 
ßrjlerer  hat  behaarte  Sußfoßlen,  währettb  fie  bei  lcß- 
term  narft  unb  unb  infolgebeffen  ü<h  bie  ©allen  ftärfer 
nbbrüdtn  (wie  bei  3*9-  “)•  ®ei  feiner  gewöhnlichen 
©ewegungSart,  bem  Spmng,  feßt  er  bie  Iritte  fo 
nahe  aneinanber,  baß  matt  häufig  nur  beren  jwei 
ficht,  währenb  and)  brei  ober  alle  oitr  bid)t  neben- 
einanber  flehen  lönntn  (bie  Safel  jeigt  Spningfpur). 
3n  ber  31ud)t  ifl  bic  Stellung  äbnlid)  ber  ber  ipafen* 
fpur.  Ser  3 1 1 i S jeigt  große  'libnlidjloit  mit  bem  Sor- 
bet, bod)  ift  bie  Spur  deiner,  meift  fdjärfer  abgebrüdt 
unb  in  fürjem  Wbftänben,  cntfprechenb  ber  geringem 
Stärfe beSSiereS.  S>erntelin(13)  obergro|jerffltefel 
ift  ben  borgenannten  Spuren  fehr  ähnlich,  aber  gang 
bebeutenb  deiner,  baS  deine  Siefel  hat  nur  bie  halbe 
©röße  beS  ^cnnelinS.  $?äufig  finbet  man  im  Schnee 
bie  Spur  beS  (Eichhörnchens  (f.  b.),  beffen  in  3<>nu 
eines  gleidjfeitigen  SrapejeS  gefeßte  bier  Sriite,  ent- 
fpre^enbbcn  Weiten  Sprüngen,  berbältnismäßig  weit 
uoneinanber  abftchen.  äRäufe  fpüren  fleh  mit  jwei 
ober  brei  deinen  Strichen  im  Schnee.  SaS  ©eläuf  beS 
3eberwilbeS  gleicht  bemjenigen  beS  gleichgroßen 
jahnten  ©eflügel«  berfelben  ©attung,  j.S.  ßluerßuhn 
bem  $uter,  ffafan  bem  ^auShußn,  BilbgauS  unb 
6nte  ber  jahmen  ©anS,  bej.  (Ente.  SaS  ©eläuf  deiner 
©ögel,  j.  8.  ber  Singbögel,  erlaubt  ein  ©eiiimmen 
ber  ©attung  unb  Vlrt  nicht.  Sgl.b.  b.Sofch.Sährten- 
unb  Spurenfuttbe  (2. 9lufl.,  öerl.  1886);  Seuwfen, 
38hrtcn  unb  Spuren  ('Jieubamm  1901). 

3n  ber  Beoloaie  berfteßt  mau  unter  Sährten 
?lbbrüde  bon  3ußltapfcn  borWeltlicher  Siere,  wie  fie 
fid)  j-  ®.  im  ©untfanbftein  unb  in  ber  Serliärfor- 
mation  erhalten  haben,  ©ql.  3ährtenfanbjteitc. 

§hrtcn,  f.  Bergbau  (Äörberung,  3ahrung),  S. 
hrtcngcrcrt)t,  f.  3ährte.  [667. 

hrtenfanbftcin,  bie  mit  3ährtenabbriideu  be* 
1 Schichten  beä  ©untfanbfleinS  in  Sättetbeutfd)- 
lanb  (Stilbburghaufen,  Rifüngtn,  JfartShafen),  Con- 
necticut ic.;  f.Safel  »SriaSformationll«,  3t0-3u.  13. 

3ahrtloS  hierben,  oott  her  3ahrt  (f-  Saßrien) 
abaleiten  unb  in  ben  Schacht  ftürjen. 
fyahrttnefier,  f.  Sog. 

3ahrtmomcitf,  in  ber  Sampffahrfunbe  baSöe- 
harrungSbenttögen  eitteS  SdjiffeS,  infolgebeffen  cS 
gewiffe  3eit  braucht,  um  nach  beut  Stilticgen  bie  ber 
«chraubenumbrehung  entfptcdjenbe  ©efchwinbigfeit 
anjunthmen,  ober  um  beim  Stoppen  ober  Südwärts* 
gehen  ber  Schraube  Weiß  rettb  ber  Saßrt  juut  Still- 
ftanb  gebracht  ju  Werben. 

«ßcißrtrcppc,  bcweglidje  feßiefe  (Ebene  jur  ©cför- 
berung  bon  ©erfotten  in  hößere  Siodwetle.  SaS  ben 
©uf  jttg  erfeßcitbe,  befonberS  für  Raufhaujer,  größere 


281 


Sprung 

2luäfiellungen  tc.  geeignete  neue  ©efbrberungSinitlel 
ift  amerifanifcher  Grftnbung  unb  bat  auch  in  Sari®, 
Honbon,  fleipzig  2lnWenbung  gefunbcn.  5>ie  g.  he- 
ftest in  einem  Hebergurt  ebne  Gnbe  Bon  etwa  1 m 
©reite  unb  15—18  m einfacher  Hänge,  ber  an  beiben 
Enbcn  über  Salzen  gebt,  burd)  jWei  nnbre  Salzen 
angefpamtl  unb  bura)  eine  3>t)rtamomafcbine  in  un* 
unterbroebene  Bewegung  gefegt  wirb.  'Dian  betritt 
ben  ©urt,  ergreift  gleichzeitig  bie  fiel)  mit  berf eiben 
©efd)Winbigfeit  (etwa  0,5  m in  ber  ©efunbe)  bewe» 
genbe  H>anbleifte  unb  Wirb  in  Wenigen  SeHmben  im 
obern  Stocfwerf  abgefegt.  3>ie  Slcigung  beb  ©urtcS 
pflegt  1 :3  ju  fein,  imuptoorjüge  ber  g.  finb  bie  Be 
triebäficbcrbcit  unb  bie  groffc  fieiftungäfäbigfeit,  fie 
forbert  aber  erheblich  mehr  ifiaum  al®  ber  fcnlreditc 
nufjug.  ©ei  ber  berbefferten  g.  bon  SRobccf  (»Rli» 
mar«)  ift  bie  geneigte  gleiche  mit  Stufen  befegt,  bie 
bei  Bewegung  unb  beim  Slillftebm  betrugt  werben 
tonnen  unb  am  Gnbc  eine®  XreppenlaufeS  oben 
fowobl  alb  unten  felbfttätig  au®fd)alien. 

gabrttng,  f.  ©ergbau  (görberung,  gabrung), 
S.  687. 

gahrtoaffer,  bie  Serfebräftrafje  für  Schiffe  in 
Rüjteugewäffem,  glüffen  unb  auf  offener  See. 
greiel  ober  reine®  g.  ift  ohne  ©efabren  (Untiefen, 
Bänfe,  Klippen)  ober  ScbiffabrtSbinbernifie  (Sracfe, 
gtfebnepe,  äRmeiifperren,  Buhnen  unb  Sänttue  unter 
Safjer),  befepte®  g.  wirb  bon  folchen  eingeengt. 
Schmale®  g.  ijeifjt  galjrrinne.  3ebeä  g.  Wirb  mit 
Seejeichen  (f.  b.)  bezeichnet;  Sotfenfabrwaffer 
Ijei&t  ein  g. , bas  nur  mit  Hotfenbilfe  befahren  wer» 
ben  fanu  ober  barf.  Jjn  engem  g.  ntüffen  Stampfer 
geh  an  ber  rechten  Seite  halten. 

gat)rzcng,  Borridjtung  jur  ©efbrberung  bon 
Haften  unb  Berfonen  zu  Hanb  nnb  zu  Saffer,  aud)  in 
ber  Huft,  wie  Sagen,  Schlitten,  Huftfdjiff  tc.,  im 
Seewefen  im  allgemeinen  jebe®  Schiff  (Wie  in  ber 
faiferlichen  Berorbnung  3Ur  Serbütung  non  Schiff®* 
jufammenftöBen),  nach  feemännifchem  Spradjge- 
brauch  ein  Heine®  Schiff  (Hotfen*,  Bermeffuiig®», 
Schlepp*,  gifcbereifalprzeug),  fo  auch  in  ber  beutfdjen 
Stearine  amtliche  Bezeichnung  für  Heine  $ilf®*  unb 
SBerftbampfer  berfdjtebenjier  Strt. 

gahrzind  (gabrpfennige,  gahrgelb),  eine 
auf  gewiffen  ©runbflüdett  laftenbe  Plbgabe,  bie  bei 
©emteibung  be®  Berlujte®  be®  ©runbftüde®  jährlich 
an  einem  beftimmten  Sag  entrichtet  Werben  mufite; 
heutzutage  meiften®  abgelöfl. 

gähtoert,  f.  geh- 

gaiblage  (franz-,  ft».  fawftr).  aefeplich  zugetaffe- 
ner  SWinberWert  bon  ÜKünzen  an  ©etoichlunböehall, 
Wemebium  (f.  b.). 

gaiblc  (franz-,  fee-  W,  febwadj;  at«  Subflanlio 
fooiel  wie  Schwäche,  Heine  fieibenfdjaft  für  etwa®; 
gaibleffe,  Schwäche,  Cbnmacht;  faiblieren, 
fchwächen;  fdjwad),  ohnmächtig  Werben. 

Faida,  f.  gehbe. 

gaibherbe  <fpr.  tatcerto , Houi®  Hcfon  GcSfar, 
franz-  ©eneral,  geb.  3.  3uni  1818  in  Hille,  geft.  28. 
Sept.  1888  in  Bari®,  biente  im  ffienielorp®  in  211* 
aerien  unb  auf  ©uabeloupe.  1852  al®  Unlerbirettor 
be®  ffieniewefen®  nach  bem  Senegal  gefanbt,  würbe 
er  1854  Bataittonädjef  unb  ©oubenteur  ber  Kolonie 
bafelbft.  Gr  unterbriiefte  ben  2lufflanb  mehrerer  tri* 
butpflid)tiger  Stämme  unb  erweiterte  ba®  ©ebiet  ber 
Kolonie  beträchtlich  3>»  3uli  1865  erhielt  er  al® 
Srigabegeneral  ba®  flommaubo  ber  Subbioifion 
©one  in  Algerien,  bi®  et  Gnbe  SloBentber  1870  unter 
©ambetta®  Sittatur  auf  ben  Kricgdfchauplap  nach 


— gdibo. 

granlreich  berufen  warb.  Gr  übernahm  3.  'Sxy  1870 
ba®  Dberiomtuanbo  über  bie  franjöfifcbe  SRorbarmee, 
bie  foeben  unter  Heilung  be®  ©eneral®  garre  bei 
Slntien®  bom  ©eneral  SRanteuffel  besiegt  worben 
War.  Binnen  lurzer  3eit  gelang  c®  g.,  bie  Slrmee 
Wieber  zu  fompletticren.  (er  zog  mit  bem  22.  unb 
23.  fiorp®  nach  Süben,  überfiel  9.  Sez-  bie  (leine 
geflung  H>am  unb  beftanb  23.  Se;.  in  einer  feflett 
Stellung  an  ber  Htaüue  ben  Eingriff  ber  feinblichen 
21rmce  unter  SHanteuffel.  21m  2.  unb  3.  jan.  1871 
griff  g.,  um  Brionne  zu  entfepen,  bie  Seutfchen  mit 
rofeer  Energie  bei  Bapaume  an.  Stabet  errang  er 
urch  feine  bebeutenbe  Übermacht  einige  Erfolge, 
batte  aber  fo  grofie  Berlufte,  bafj  er  ben  Scüdzug  an* 
trat.  211®  er  SKilte  3anuar  bon  neuem  mit  40,000 
Di  amt  auf  brach,  um  über  St.  «Ducntin  unb  Beim® 
itt  ben  Siiidett  ber  beutfdjen  Siorbannee  (32,600 
SRauit)  ju  tommen  unb  ben  beabfiebttgten  2lu®faü 
au®  Bart®  zu  unterftflpen,  Warb  er  19.  3ait.  bet  St.* 
Quentin  bon  ©oeben  angegriffen  unb  mit  Serluft 
eine®  reichlichen  Srittel®  [einer  Streitlräfte  gänzlich 
gefdblagen.  Siach  21bfd)luB  be®  Saffenftiflftanbe®  be- 
teiligte er  [ich  al®  SJiitglieb  ber  Jlationalberfammlung 
eifrig  an  ben  politifcqen  Slngelegenbeiten,  ittbent  er 
ftd)  i>er  Bartei  ©ambetta®  anfcblofj.  Gr  würbe  1879 
Zum  Senator  gewählt,  1880  zum  ©roftfanzler  ber 
Ehrenlegion  ernannt.  1891  Würbe  itt  Bapaume  fein 
Staitbbilb  errichtet,  g.  bat  ftch  auch  um  bie  ®eo* 
grappie  unb  Ethnologie  be®  noibweftlichen  21frita 
berbient  gemacht  Seine  hierauf  bezüglichen  Serie 
ftnb  aufter  mannigfachen  ffleiträgen  zum  Bulletin  ber 
Barifer  ©eograpbiicbenfflefetlfcbaft  unb  bem  bon  ihm 
ZU  3t-«fioui®  am  Senegal  feit  1860  beraubgeqebenen 
»Annuaire  du  Sdnfegal«:  ba®  »Chapltre  de  g6o- 
graphie  sur  leNord-Ouest  de  l’Afrique«  (St.*Houi® 
1864);  »Collection  complite  des  iuseriptions  nunii- 
diqnes*  (Eide  1870);  »Sur  les  tombeautc  mbgalithi- 
ques  ot  sur  les  blouds  de  la  Libye«  (im  öullettn  ber 
Barifer  Plntljropologifcben  ©efeüfchaft,  Bb.4,  1870); 

• Instructions  sur  l’icuthrcjpulopie  de  l'Algerie*  (mit 
Sopinarb,  Bar.  1874);  »Les  dolmetts  d’Afrique« 
(1873);  »fipigraphie  phänicienne«  (1873);  »Gram- 
maire et  vocabulaire  de  la  langue  Poul«  (1875, 
2.21ufl.  1882);  »Lc  Zbnaga  des  tribus  senügalaises« 
(1877);  »Le  Soudan  lrangais*  (1884);  »Laugues 
sbnbgalaises«  (1887);  »Le  Senigal.  La  France  dans 
l'Afrique  Occidental««  (1889).  Über  feine  Krieg* 
fühntng  fud)te  er  fid)  zu  rechtfertigen  in  ber  Schrift 

• Campagnedel'annäeduNord«  (Bar.  1871 ; bcutfd), 
Staffel  1872).  Sgl.  ©runel,  Le  gänCral  F.  (2.  2lufl., 
Bar.  1897);  SeSchaume®,  L’armäednNord.  Cam- 
pagne du  genbral  F.  (baf.  1 894) ; g r o e 1 i d)  e r,  Trois 
colonisatcurs : Bugeaud , F. , Gallieni  (baf.  1903). 

gaib’berbtilei.läMtW,  Huca«,  nieberlänb.Plnhi* 
teil,  geb.  1617  in  ällecheln,  geft.  bafelbft  1697,  war 
anfangs  Bilbljauor  unb  Schüler  bon  Siubeu®,  bei 
bem  er  itt  beffen  leptcn  HebenSjahren  wohnte,  wanble 
fid)  aber  fpäler  ber  91rcf)iteltur  zu  unb  entwarf  unb 
erbaute  in  ben  fpaitifdjcu  Sieb  erlauben  zahlreiche  Kir- 
chen im  ©arodfiil.  Wobei  er  im  Sinne  bon  Buhen® 
ba®  H>auptgewicbt  auf  eine  reiche  plaftifche  Setoration 
legte.  Seine  herborragenbften  Serie  )tnb  bie  SKicbaele* 
lird)e  in  Hbluett,  bie  Segittenlirche  in  Örüffel  unb 
9iotrc  $ame  b'^tanämpd  m Dcedjelu,  für  bie  er  aud) 
al®  ©ilbbauer  tätig  War. 

gaibit,  Sroubabour,  f.  fflaucelm  gaibit 

gaibo  ctpr.  fa-tbo) , 3)orf  unb  Hmubtort  be®  ©e* 
)irt®  Hebeittina  im  fehweizer.  Kanton  Xeffin,  721  m 
ü.  SR.,  Station  ber  ©ottbarbbabu,  bat  eine  falb-  Kirche, 


282 


gaience  — gairfar. 


ein  Jen  (mal  be3  VunbeöratS  granScini,  ©ranit- 
brüh«,  Siiengicfterct,  Alferbau  unb  Viebjuht  unb 
(1900)  885  fatbolifhe  unb  (talienifdj  fpredjenbe  Sin» 
Wobner.  Sommerfrifhe. 

icnce  (Sagnut),  f.  Tontoaren  unb  Rerainif. 
iUe  (franj.,  fpr.  fap),  (in  bie  Schultern  mit  be» 
beefenbeS  Ropftud)  ber  glamänberinncn,  habet  sajurs 
de  la  f.,  JMofterfrauen,  bie  foldye  Ropfbebeefung  tru- 
gen. Wurf)  feingerippter  Seibenftotf  mit 
104  Retten-  unb  22  breifadjen  Schuft- 
fäbeu  auf  1 cm.  g.  9S  o u f f e 1 i n e , Sei* 
benftoff  mit  88  hoppelten  Retten*  unb 
86  boppelten  Shuftfäben  auf  1 cm.  g. 
franjaife,  gerippter  Seibenftoff  mit  120  Retten- 
unb  45  ShuRffiben  auf  1 cm.  Vinbung  Wie  neben- 
ftetjenbe  Abbildung.  — 3«  ber  ©eologie  bebeutet  g. 
jooiel  Wie  Verwerfung. 

i liiere»,  gaillit  (franj.,  (pr.  tat-),  f.  gallimeut. 
tilg  (tpc.faji),  VierrefioutSSbarlcSAhille 
be,  franj  ©eneral,  geb.  21.  gan.  1810  in  SRojotj-fur- 
Serre  (AiSne),  geft.  14.  'JfoO.  1892  in  ßomptegne, 
trat  1826  in  bie  'Armee  ein,  wohnte  1830  ber  Sin- 
nähme  Oon  Algier  bet,  aoaurierte  bis  1851  jum  Ober- 
sten unb  biente  miibrcnb  biefer  3eit  weift  in  Afrifa. 
1854  mad)te  er  als  Vrigabegeneral  ben  Rrimfelbjug 
mit.  1859  befehligte  er  eine  dioiöon  in  JlielS  RorpS. 
1867  beftegte  er  ©anbalbi,  ber  3lom  erobent  Wollte, 
bei  SDicntaua.  1870  erhielt  g.  bae  Rommattbo  beS  5. 
ArmeeforpS,  fpielte  aber  in  bem  Kriege  mit  deulfh- 
lanb  eine  fehr  ungfücflihe  Volle,  inbem  er  6.  Aug. 
Weber  groffarb  nodi  'JSac  'X'inhort  ju  §ilfe  fattt  unb, 
nad)bent  er  öd)  auf  SbSIonS  jurüaqejogen,  bei  bem 
i'iarfd)  nach  Sebent  öh  Ban  bem  gentbe  30.  Aug.  bei 
Veaumont  überrafhen  lieft.  Sr  geriet  2.  Sept.  in 
beutfdie  RriegSgefangenfdiaft.  91ad)  bem  griebcnS- 
ichluft  hat  er  fein  Rommanbo  in  ber  fronjöfifhcn  Ar- 
mee wieber  erhalten.  ®eaen  bie  heftigen  Vorwürfe, 
bie  ihm  Wegen  feiner  gehler  gemäht  würben,  feftrieb 
er:  »Campagne  de  1870.  OpSrations  et  marches 
dn  5»  corps  jusqn’au  31  aoöt«  (Vrüff.  1871). 

gaüstoortb  Opr.  (feiner*),  Stabt  in  Sancafbire 
(Enejlanb),  am  llJanthefter-Ceebd-Ranal,  mit  Vaum- 
woU)pinncrei,Scibenmeberei  unb  oooi)  14,152  SinW. 

gaitt  (fpr.fäna),  AgathonSeangtan^oi«,  Va» 
ron,  erfter©eheimfefretär9iapoleondI.,geb.  ll.gan. 
1778  in  Varid,  geft.  14.  Sept.  1837,  Warb  1793  Se- 
fretär  beS  VlilitärauSfhuffeS  beS  ValionalfonoentS 
unb  1796  dioiponScftcf  ber  Arhioe,  tarn  1806  alb 
Anhibfefretdr  in  baS  geheime  Rabinett  beS  RaiferS, 
Warb  1809  jum  Varon  ttnb  Anfang  1813  jum  ®e* 
heimfefretär  beS  RaiferS  eniannt,  ben  er  auf  allen 
(einen  3ü3cn  bis  jur  Abbanfung  in  gontainebleau 
begleitete,  wo  er  bie  AbbifationSafle  entwarf.  die 
Sieftauration  raubte  ihm  feine  Stelle  als  Vorfteher 
beS  fran jöfifdjett  AreftioS.  1 830  warb  er  elfter  Rabi 
nettShef  Cttbwig  ffhilippd . 1832  ©eneralintenbanl 
ber  3ibillifte,  Staatsrat  unb  fflrcfioffi  jier  ber  Sbren» 
legion,  1834  deputierter.  Vlerfroürbig  für  bie  biplo- 
matifefte  0efd)id)le  ber  bantaligen  3eit  flnb  bie  auch 
ittS  dcutfrtic  übcrfcfjlen  Schriften gainS:  »Mannscrit 
de  l'an  1814,  trouvö  dans  los  voitures  imperiales 
prises  i Waterloo«  (Var.  1823;  beutfd),  Verl.  1823); 
» Mannscrit  de  l’an  1813»  (1824—25, 2 öbe. ; beutfd), 
Stuttg.  1825);  »Manuscrit  de  l’an  1812«  (1827,  2 
Vbc.;  beutfd),  Vcip.j.  1827);  »Mannscrit  de  l'an  III 
(179495)«  (1828;  beutfd),  baf.  1829). 

Fninennt  (franj.,  ipc.  itosns),  Vlüftiggnnger;  les 
rois  fainbants,  bie  Sdjattcnlönige,  farfaftifhe  Ve* 
jeitftuung  ber  legten  Vferowinger  ; namentlich  würbe 


Cubwig  V.  (»ber  gaule«),  ber  lebte  franjöftfdhe  fiönig 
aus  beitt  farolingifhen  fjaufe,  fo  genannt 

Fair  (engl.,  ipr.  (Ir),  Vfarft,  Vfeffe,  befonbevS  ber 
mit  einem  ehemaligen  RirhweihtagOerbunbeneSRarft, 
bann  biefer  felhft  (F.-day)  mit  ben  an  ihm  haftenben 
geftlidifeiten. 

Fair  (engt.,  fpt.  ffc,  »fcfjön«),  in  ber  turffpradje 
angenteffen,  paffettb,  j.  V.  ein  faires  3ngbterrain; 
auch  fooiel  wie  genth  manlike,  b.  h-  ehrenhaft,  j.  V. 
faire  .vanblungSWeife. 

gatrba  irn  (fpr.  (Srs«m),  S i r 93  i 11  i a m,  3ngenieur, 
geb.  19.  gehr.  1789  ju  Rclio  in  Shottlanb,  geft.  18. 
Aug.  1874  in  'l’foor  Varf  bei  gamljam  in  eouiret), 
arbeitete  alsfiebriimt  bei  ben  SRafchinen  berRohfen- 
gruben  oon  Vercft  SKain,  feit  1810  als  Tagelöhner 
an  mehreren  Drten  ßnglanbS.  1816  etablierte  er  öd) 
als  gngenieur  in  'JSand)efter,  Perhanb  öd)  balb  bar- 
auf  mit  Sidie,  6ra(hte  in  Spinnereien  wefentlithe  Ver» 
befferungen  an  ben  SRafchiuen  an  unb  erlangte  ba» 
burth  bie  SJlittel  jur  Grridjtuug  einer  eignen  gabrif. 
6r  wibmetc  fttf)  mm  bem  Sdjnfbau,  baute  in  Dian- 
djefler  1831  eins  ber  erften  eifenten  Schiffe  unb  er- 
öffnete  1835  eine  grofte  Shiffbauanftalt  in  3SiüwaII 
bei  ilonbon,  wo  er  in  14  (fahren  über  120  ciierne 
Schiffe  gebaut  hat.  dabei  oerbefferte  er  bie  ArbcitS» 
mafefainen  unb  lonftruierte  bie  erfte  9Hetntafd)ine  für 
Äeffciblcche  unb  einen  nah  ihm  benannten  dampf- 
feffel.  ©vofte  Aufmerffamfeit  wenbete  er  bem  ßifen- 
bau  ju,  unb  1839  lieferte  er  in  Vlcümall  ein  eifemeS 
©ebäube,  baS  eine  Roncmühle  enthielt,  für  Oalil 
Vafha.  1845  trat  er  mit  Stephenfon  in  Verbinbung 
uteb  ftctlte  für  bie  Ronftntftion  oon  beffen  Vvitanuia- 
brüde  bie  OuerfhnittSfonn  feft.  6r  Oerbefferte  bie 
Ronftntftion  ber  ©afferräber,  lieferte  wihtig«  Unter» 
fuhungeit  über  bie  geftigfeit  ber  Reffelblche  unb 
attbrer  Vfaterialien,  über  bie  3ufammmbrfldbarfeit 
eifemerSiöbren  unb  über  bie  Sonitruftion  ber  dampf- 
feffet.  1869  mürbe  er  gcabelt.  g.  war  einer  bcr®rün» 
ber  ber  British  Association  for  the  advancement  of 
Science  unb  1861  ihr  Vräöbent.  Sr  fheieb;  »Appli- 
cation of  iron  to  building  purposes«  (1854);  »Con- 
struction  of  boilcrs  and  boiler  explosions«  (1851); 
»Construotion  of  the  Conway  and  Britannia  Brid- 
ges«  (1849);  »Iron,  its  history,  propertics  and  ma- 
nufacture«  (1865,  3.  Aufl.  1869);  »Treatise  on  mill 
and  millwork«  (1861—63,  2 Sbe.;  4.  Aufl.  1878); 
»Usefnl  information  for  engineers«  (1856  — 66  , 3 
Serien);  »On  cost  and  wrought  iron  for  building 
purposes«  (1864,  4.  Aufl.  1870);  »Iron  ship  build- 
ing«  (1865).  Seine  Selbftbiograpbie  gab  VJ.  Vale 
(Sonb.  1877,  AuSjug  1878)  heraus. 

gairbnirufeffd,  f.  dafei  »dampffeffell«,  S.III 
(glammrobrfeffel). 

gairfap  (tpr.  (Srfej),  1)  Sbwarb,  engl.  Schrift» 
fteüer,  geb.  in  Sechs,  lebte  jurflefgejogen  in  guifton 
(®orffbire),  Wo  er  feinem  Vrubcr  Sorb  g.  bie  Rinber 
eriicbcn  half,  unb  ftarb  bafetbft  1635.  Sr  oeröffent- 
lihtel600:  »Godfreyof  Bonlogne«,  eine Überfcgung 
beS  Taffo  in  berriihen  Verfen  ('Jleubrucf  oon  Singer, 
1817,  2 Vbe.).  daS  Vud)  Würbe  ber  Rönigin  SUfa- 
beth  gewibucet,  Oon  3afob  I.  überaus  gefhägt  unb 
Ooct  oteltit  dihlent  beniigt;  eS  mähte  g.  berühmter 
als  feine  eignen  Sllogen  unbein»Discourseol  witch- 
craft«  (festerer  brSg.  oonSDlilneS  in  ben  »Miscella- 
nies«  ber  Vhöobiblton  Socictt),  1858 — 59). 

2)  Thomas,  Corb,  engl,  ©eneral,  geb.  17.  3an. 
1612,  geft.  12.  9?00.  1671,  flubierte  in  Sambribge, 
biente  bann  als  greiwilliger  in  ßotlanb,  befehligte 
feit  1642  unter  feinem  Vater,  l!orb  gerbinanb  g„ 


gairftelb 

Me  BariamentStruppen  in  Siorbenglanb  unb  Würbe 
1645  jum  fommaitbiercnben  Senerat  ber  Varianten  16 
beere  ernannt,  roäprcnb  ßtomweü  ipm  als  ©etieral» 
leutnant  beigegeben  würbe.  'J!acp  bem  Siege  bei  9ia» 
febp  (14.  Jluni  1645)  napin  g.  ben  Sioqnlnten  ®rnf- 
febajt  auf  @rafid)aft  nb  unb  jwang  20.  3“ni  1646 
baS  partnädig  »erteibigte  Crforb,  Don  wo  flönig 
Sart.I.  im  April  rnö  fepottifepe  2ager  geflüchtet  War, 
jur  Übergabe.  Xem  Don  ber  fcpottifcben  Armee  1647 
auSgcIieferteit  Sönig  begegnete  er  mit  Dieter  Stellung. 
3n  ben  Jahren  1647  unb  1648  nahm  er  an  ben  ©c 
waltjdjritten  beS  £>ecre8  gegen  bas  'Parlament  teil, 
freilich  mepr  Doit  ber  im  4>ecr  abgebrochenen  iflgita • 
tion  mit  fortgeriffen  alb  fie  teitenb.  An  ber  Ser» 
urteil ung  beb  RönigS  beteiligte  er  fich  nicht,  obwohl  ju 
einem  ber  SHichter  ernannt.  3 nt  SDiärj  1649  würbe 
er  abermale!  jum  CberbefeplSpabrr  aller  Xntppen  in 
ßnglanb  unb  Jrlanb  ernannt,  legte  aber  1650  fein 
Scmmanbo  nicbcr,  ba  er  Scpotttanb  nicht  angreifen 
woUle.  6nbe  1659  trat  er  mit  Uioncf  (f.  b.)  in  Ser» 
biitbung  unb  wirfte  1 660  für  bieSJeftauration  Starts  II. 
Xanacp  joa  er  ftcfi  auf  feine  ®üter  jurürt  unb  f cp  rieb 
• Memorials«  über  feine  gelbjüge  (juerft  prSg.  1699). 
Seinen  Srtefwecpfcl  gab  Qolmfon  (Sonb.  1848 — 49, 
4 Sbe.)  perauS.  Sgl.  DJ  a r t f)  a m , Life  of  the  great 
Lord  F.  (2onb.  1870). 

gairficlb  (fpe.  fSrfUW,  Same  mehrerer  Stäbte  in 
ber  norbamerifan.  Union:  1)  3n  ber  gleichnamigen 
©raffepaft  Don  Connecticut,  nahe  am  Song  33!anb» 
Sunb,  mit  (looo)  4489  ßinw.  — 2)  $auptftabt  ber 
©raffepaft  3«fferfon  in  3owa,  am  Big  ßebar  Siiocr, 
mit  lutherifchem  College  unb  aeoo)  4689  ßinw.  — 
3)  Stabt  in  ber  ©raffepaft  Somerfet  in  Keine,  am 
StennebecjluB,  mit  Sagemühlen  unb  (uoo)38786inW. 

gairforb  (fpr.  flrfät»),  gierten  in  ©toucefterfpire 
(ßnglanb),  am  Colne,  mit  gotifchcr  fiirepe,  bie  Wegen 
ihrer  ©laSmatereien  (irrtümlich  91.  Xürer  jugefdjric» 
ben)  berühmt  ift,  unb  «890  1463  ßinw.  31’  ber  'Jtäpe 
öriiber  mit  Altertümern  auS  angetfäepfifeper  3«it- 

iyatrlwocn  ((pt.fär.seio’n),  Stabt  im  norbamerifan. 
Staat  Sofhington,  ©raffepaft  SBpatcom,  an  ber  Sei» 
lingpatn»Sai  beS  BugetfunbeS  unb  an  ber  Sahn 
Seattle-SancouDer,  mit  $>olj»  unb  gtfcpaiibfupr  unb 
(1900)  4228  ßinw. 

goir  f>ta b ({pr.  f3t  Senmore  !peab),  norb» 
örtliches  Sorgebirge  3rIanbS,  192  m hoch,  auS  Sa» 
faltfäulen  gebilbet  ; 30  km  weftlich  babon  ber  ©iant’S 
Caufewah  (f.  b.). 

gair  gclaitb  (fpr.  'Sr  snänb,  eigentlich  garö,  b.  p. 
Schafinfel),  fteileS,  217  m hohes  3nfelepen  inmitten 
beS  78  km  breiten  SunbeS  jwifepen  ben  Crfnelj»  unb 
Sbetlanbinfeln,  mit  223  ßinw.,  in  beren  Abent  fafti- 
lifche®  Slut  fließen  foH,  perrüprenb  Don  bem  Schiff» 
hrmh  bes  AbmiralfchiffS  ber  fpanifcpen  Armaba  1588. 

Falrm.,  bei  liemamen  Abfürjung  für  2fon 
gairmaire  flpr.  fäimfa’),  franj.  Sntomolog,  gcb.  29. 
3uni  1820  in  Baris. 

Fair  play  (engl.,  fpr.  fJr  pH),  eprlidjeS  Spiel  ober 
Scrfapren. 

8fai6(Aftrolabe,  Xromelin),  3nfel  ber  Alert - 
farolincn,  3,5  qkm  groß  mit  200  ßinw.,  30  m hoch 
gepöbene  ftoratleniniel  mit  fteilen  SBänben  unb  trorten 
gelegtem,  fruchtbarem  Saguncnberteit  in  ber  Kitte. 

Faisances  (franj.,  fpr.  fefänsk),  Meinungen  eine? 
BacptcrS  an  bcnOSutSperrn  (aufjer  bem  baren  Selbe). 

gaifeur  (franj.,  fpr.fifjr,  »Kadier«),  ber  etwas  iitS 
SBerf  fegt  ober  ju  jepen  fiep  bemüpt , auch  in  üblem 
Sinne  ; f.  d’affairos,  ©elegenpeitSmacper,  Vermittler, 
Scpwinbler;  f.  d’esprit,  feipmaiher,  SSipling. 


— gafir.  283 

gnifferie  (franj.,  fpr.  fofrP).  burd)6rochenc  ftorb» 
macherarbeit. 

gflifft,  3">ntanuel,  Organift  unb  Somponift, 
peb.  13.  Oft.  1823  in  ßjjlingen,  geft.  5.  3uni  1894 
m Stuttgart,  ftubierte  anfänglich  Ipeologie,  bilbete 
ftep  paupt|'äd)lich  burep  Selbftftubium  jum  Kuftfer 
auS  unb  machte  nach  einem  langem  Aufenthalt  in 
©erlitt  1846  auf  einer  Sonjertreife  Auffcpen  als  Cr» 
geloirtuoS.  Slodj  in  bemfelben  3apre  ließ  er  fiep  in 
Stuttgart  nicber,  wo  er  fiep  groftc  Serbienfte  burd) 
©rflnbung  beS  SereinS  für  flaffifcpc  ffirepenmufit 
(1847),  beS  Sehwäbifepeit  SängerbunbeS  (1849),  na- 
mentlich aber  burep  ßrrieptung  beS  ÄonferDatoriumS 
(1857)  erwarb,  bem  er  feit  1859al3  Xirefloruorftanb. 
Seit  1865  war  g.  auep  Crganijt  unb  Kufifbireftor 
an  ber  StiftSfircpe.  San  fernen  Sompofitionen  (Or» 
gelftürten,  Hiotetten,  Kännercpören  [mehrere  preiS» 
gefrönt]  ic.)  ift  nur  Wenig  aebmdt.  Seit  2.  Starf  gab 
er  eine  »elementar»  unb  ßporgcfangfcpule«  (Stuttg. 
1880—83, 2 Sbe.)  perauS,  auep  war  er  Kttarbeiter  ber 
SlaDierfcpule  Don  i'ebert  u.  Starf  unb  ber  Cottafcpen 
Ausgaben  flafiifcper  RlaDicnocrfc.  Seine  Stubic: 
»Seitläge  jur  (Sefcpicpte  berfilauiexiomue«  (in  XehnS 
»Cäcilia«  1846),  brachte  ipm  ben  ppilofoppifcpen  Xof» 
torgrab  ber  UniDerfität  Tübingen.  gaigtS  harmonie* 
lepniictpobe  enthält  Berel)  ©oetfepius’  »The  material 
used  in  composition«  (2.  Aufl.  1889). 

Fait  aecompli  (franj.,  fpr.  f,i.i.ofcnap[i),ȟoUenbete 
Xatfacpe« , bie  nicht  mepr  rüdgänaig  ju  mneben  ift. 

gaijabab  (gpjabab),  1)  SlegicrungSbejirf, 
XiDifion  ber  britifdj-inbifdpcn  AorbweftproDinjm, 
31,639  qkm  mit  (1890  6,794,272  ßinw.  (5,882,573 
Öinbu , 907,306  Kopaminebaner) , jerfättt  in  fecbS 
Xiftrifte:  g.  (4374  qkiiMiiit  [18»1J  1,216,959  ßinw.), 
®onbar,  Saprätfcp,  Suitanpur,  Bartabgarp  unb 
Öiara  Sanft.  Xie  gleichnamige  hauptftabt  am 
linfen  Ufer  ber  @ogra,  Sapnfnotenpunft,  3i(j  einer 
eonngclifcpen  unb  fatpoliiipcn  SHitTion,  mit  bebeuten» 
bem  vanbet  in  9feiS,  Süeijen,  KaiS,  Opium  unb 
0900  74,076  ßinw.  Xie  1732  gegrünbete  Stabt  war 
unter  ben  AawabS  unb  Sfönigen  Don  Aubp  bis  jum 
iHegicrungSaiitntt  Don  Afaf  ub  Xaulap  (1775—97) 
fHcfibenj  unb  wäprenb  biefer  3eit  eine  ber  glänjenb» 
fteti  Släbic  !pinboftanS(über  lOO.OOOßinw.j;  banaep 
Derfiet  fie,  blüpte  in  neuerer  3eit  aber  fcpiietl  wieber 
auf.  — 2)  ^auptfiabt  Don  Sabacpfipan  (f.  b.). 

gaja  (fpan.),  in  ber  fpan.  üllalionaltracpt  bie  breite 
rote  SSotlfcpärpe,  bie  jweifaep  um  ben  2eib  gefcplun» 
gen  unb  Dom  Soll  unb  SKililär  getragen  wirb. 

gaiarbo,  befeftigte hafenftabt  an  ber  91orbofp'pi(je 
ber  DereinSfiaatlidj-weftinb.  Stufet  Buerto  Sltco,  Don 
fruchtbaren  ipügcln  umgeben,  pat  3utterfabrifen, 
Sranitlweiitbrennereien  unb  0899)  3414  ßinw. 
gajö,  Snfel,  f.  gfiö- 
gafüm  (gajjüm),  f.  gapflm. 
gäfal  (lat.),  auf  bie  Faeces  (f.  b.)  Pejügtid);  gä» 
fatien^  gäfalftoffe,  foDiei  Wie  ßyfremente  (f.  b ). 

gäf  albiiitgcr,  ßjfremente  (Faeces)  ber  Kenfdien 
als  Xttnger,  f.  Jünger  unb  Xüngung,  S.  277,  ßp» 
frentente  unb  Boubrelte. 

gafir(arab.),  »Armer«,  im  Sinne  etneSKenfcpen, 
ber  weniger  materieller  §ilfe,  als  Dietmepr  beS  Sei» 
ftanbeS  ÖottcS  uub  feiner  Sarmperjigfeit  benötigt. 
XaS  SSort  ift  in  biejeitt  Sinne  gteicpbcbeutcnb  mit 
Xerwifcp  (f.  b.)  unb  bezeichnet  ben  mohammebani» 
fepen  ASfetifer.  Xie  gafirS  jerfaUen  in  jwei  große 
Staffen:  1)  bie  Sä-fcpar’ (»mit  ®cfep«),  bie  naep 
ben  Sorjdinflen  beS  JJStamS  Ic6en  unb  einem  religio» 
fen  XerWifdjorbcn  mit  beftimmtm  Siegeln  unb  reti» 


284 


ftaffimile 

giäfen  Seremonien  (zikr)  angeboren;  unb  2)  bie  8t*  I 
I d) a r’  (»ohne  ©efeg«),  bic,  obgleich  fte  Wobammc« 
baner  finb,  Feint  religiöfen  Ölaubenäfagungen  unb 
3crcmonicn  haben.  Tie  erftem  beigen  aud)  shlik, 
b.  g.  SBanberer  auf  bem  Siege  (tarika)  jutit  §immel, 
bic  legtent  lzi\d  (»greie«)  ober  madsehzüb  (»Ber- 
jüdle«).  Tie  Sagungcn  unb  Seremonien  ber  jagl» 
reifen  galirorben  werben.  Wie  bie  ber  Freimaurer, 
geheim  gebaltcn.  Sie  gaFirä  leben  Bon  Vllmofen.  Sie 
tragen  gewöhnlich  Wäntel  auä  fegwarjetn  ober  Weigern 
gilj,  amt)  wogl  TierfeUe.  3brt  ftopfbebedung  {tadsch, 
Rrone)  ift,  je  na<b  bem  Orben,  bem  fte  angebBren, 
bcrfdjieben  geftaltct;  fo  tragen  bie  Wemleroi-Terwtfcge 
bobe,  j&linbcrföniitgc  33! Ilgen  ober  Turbane  auä  gel- 
bem gilj,  biePufäi  flcine  runbegiljFoppen.  ©ewöf)n- 
lieg  fiibten  fte  noch  folgenbe ©egenftänbe mit  fid):  eine 
Flcine  Stüde  auä  i'olj  ober  Gifen,  auf  bie  ft*  igren 
GUbogen  ober  ihre  Stirn  ftügm,  wenn  fie  in  relipiüfe 
Betrachtungen  »erfunFen  finb,  ober  einen  Fteinrn  «fer- 
nen Stab , ber  in  einer  Fünftlieben  §anb  enbigt  unb 
mit  bem  fie  ihren  ungewafdjenen  Rörpcr  tragen ; einen 
Sad  auä  SammfeH  unb  eine  Scgale  (kaschkül)  juiu 
Sammeln  Bon  Vilmoien;  ferner  einen  iHofenFranj 
(tasbih)  Bon  83,  66  ober  99  Römern,  bic  ber  3abl 
ber  Vltlribute  ©otteä  entfpreeben.  Haupthaar  unb 
Bart  lagen  fte  lang  Watbfen.  Tie  galirä  führen  nteift 
ent  aSlctifcbcS  Seben  unb  bringen  lag  unb  Padjt  mit 
Vlnrufeu  ©otteä  ju.  3«  Guropa  Beritcbt  man  unter 
g.  torwiegenb  ben  fanatifegen  öüfjer  Snbicnä,  ber 
mit  ((ruppigem  f>oar  unb  faft  nadt  eingerjiegt  unb 
fug,  um  fid)  ©ott  wohlgefällig  ju  jeigen,  bie  fegmerj- 
baftcfteSelbftpeinigung  auflegt.  Tcegatirä  finb  jutn 
grojiten  Seil  arbcitäfibcueä  SfolF,  baä  ftd)  unter  ber 
Waöle  ber  §eiligteit  Bon  ber  abergläuinfcgcn  'JJin ff c 
füttern  unb  bewunbem  lägt.  3n  mancgeit  teilen 
'äficnä  ftnb  fie  gerabeju  eine  Beft. 

gaffimite(laL,  eigentlich : facsimile,  »madbe  ähn- 
lich !«),  eine  bem  Urbilb  in  allen  feinen  Sögen  unb 
Giqcntümlicbleiten  BoHFomntcn  ägnlicgeBacgoilbung, 
j.  B.  alter  Wanuftriple,  ber  ipanbfegrifl  berühmter  Ver- 
tonen (f.  bie  10  tafeln  -Vlutograpbeit«),  Winiaturen, 
Sanbjeiegnungen  tc.  Wan  bebient  ftch  baju  beä  ftup- 
ferftiegä,  beä  Steinbrudä  unb  beä  jgoljfegniUeä  (gal- 
fimilefcgiiiU),  neuerbinaä  jumeift  beä  Öicbtbnidä  unb 
nnbrer  pl)otomed)anifd)cr  Trud-  unb  Vlgoerfabren. 
Taä  erfte  größere  Beifpiel,  gaFftmtleä  burd)  ben  Buch» 
brud  ju  bevoiclfättigen,  ift  baä  englifebe  »Doomsday 
Book«  SBilbelntä  I.,  welches  baä  englifebe  C6crlmuä 
1862  mit  ber  Schrift  williger  Siationnlurlunben 
naihgebilbeten  Tüpen  bucgflabcngetreu  berftetlen  lieg. 
Seitbem  ftnb  gatfimiteä  Bott  Torumcntcn  biflorifegen 
ober  wijjenfdjaftlitbcn  3nbaltä  Bielfach  gegeben,  fei  eä 
nlä  felbftänbige Beröffentliebungen  ober  alä  Setgaben 
in  ©efebiebtä-  unb  literarifeben  Serien.  Gtnige  ber 
bauptjäeblid)ft«t  Grfdjammgen  fmb  für  bie  Süieber- 
gäbe  Bon  S>anbfd)riften  bie  »Facsimiles  of  manu- 
scripts  and  inscriptions«  ber  Balaeograpbical  So- 
cietp  (Sonb.  1873 ff.),  »Facsimiles  of  ancient  char- 
ter« in  the  British  Musenm«  (1873ff.),  »Facsimiles 
of  Anglo-Saxon  manuscripts-(Southnmpt.  1878ff.), 
Stjbcl  u.  Sidel,  fiaifentrtunbett  in  Vlbbilbuttgen 
(Berk  1880—91),  »Codices  Graeci  ct  Latini  pho- 
tographice  depicti«  (Selben  1897  ff.),  »llonuuienta 
palacografica  sacra«  (Surin  1899) ; für  bie  SBiebcr- 
gabe  alter  unb  feltener  Trude  bie  »Monuments  de  la 
Xylographie  reproduits  en  fac-simile«  (Blodbücger, 
Bar.  1882  ff.),  »Teulfdje  Trude  älterer  Seit  in  Pach- 
bilbungen«  (.Berl.l883ff.),  »Seltene  Trude  in  Pad)- 
bilbungen*  (Seipj.  1893  ff.),  »Trude  unb  fcoljfcgnitte 


— gaftor. 

| beä  16.  unb  16.  Sagrbunbertä  in  getreuer  Padjbil- 
bung*  (Stragb.  1 899  ff.) , »tnidfihriften  beä  15. — 
18.  3abrbunbert3  in  getreuen  'Jiadjbilbungen«  (Scrl. 
1884 — 87),  »Monuinenta  Germaniae  et  Italiae 
typographica«  (baf.  1892  ff.),  »The  publications  of 
theTypeFacsimileSociety« (Ojf. l&OOff.).  Sgl. aud) 
Bruno  UKeger,  ®ie  bilbcnben  unb  reprobujierenben 
Jbünfte  im  19.  3ahrhunbcrt,  1.  teil  (Bert.  1901). 

gaFfimilieren,  ein  gaffimile  Bon  etwaä  liefern. 

(haften  (lat  facta),  tatfadjen;  f.  Factum. 

gaftion  (lat.),  Partei,  befonberä  politifche,  mit 
Seibenfchaft  aaitierenbe;  galtionär  ober  galtio- 
nift,  Parteigänger;  faFtiBä,  in  berüBeife  einer  g., 
aufrübrerifih;  gaFtiofität,  gaFtionägeift. 

gaFtiä,  Slautfd)uFfurrogate,  bie  burd)  Beganb- 
lung  Bon  trodncnben  Ölen  mit  Gl)lorfd)Wefcl  bärge- 
fieHt  Werben.  SRan  fegt,  um  bie  KeaFtion  ju  milbent, 
Paraffin,  Bafelin  unb  ähnliche  ftfirper  ju  unb  fättigt 
bie  bei  bem  Projeg  gebilbete  Saljföure  mit  Fohlett- 
faurem  Rail.  SBerben  bie  Die  junäihfi  hei  höherer 
Temperatur  ber  Suft  auägefegt,  fo  nehmen  fie  reich- 
Iid)  Sauerjtoff  auf  unb  werben  bamt  burd)  eine  er» 
beblid)  geringere  3J!enge  Gt)lorfd)Wefcl  in  g.  oerwan- 
bett.  TaäProbuFt  enthält  nur  je  4 — 6 Proj.  Schwefel 
unb  Gblor.  Tie  gewonnenen  Irümeligett,  elafiifchen 
Waffen  fmb  in  allen  SBfungämittdn  faft  unlöälich 
unb  werben  Bon  alloholifchen  Kalilaugen  ju  fd)Wefel- 
halligen  gettfänren  Berfeift.  'Wan  hettugt  bie  g.  für 
fid;  ober  mifegt  Re  mit  RautfcguF.  Tie  (djweiel-  unb 
cglotunuen  g.  liefern  mit  RauticguF  eine  ftetä  Weid) 
unb  gefegmeibig  bleibenbe  Wage,  währenb  bie  ältere 
Sorte  brücgig  wirb. 

gaftifeg  (D.  lat.  factum),  tatfäcglid),  auf  Tatfacgen 
gegrflnbet,  babureg  erwiefen. 

gaftitiP  (Iah),  bewtrlenb,  baä  Bewirten  beneid)- 
nenb;  galtitibum,  foBiel  Wie  Raufatiunm  (f.  b.). 

gaftor  (franj.  Facteur , Girant,  engl.  Factor, 
ital.  Fattore,  »Wacger«),  foniel  wie  ©efcgäftäfügcer, 
namentlich  in  Bucg-  unb  Steinbrudereien  (»Ql.  »Ter 
g.,  ein  praFtifcger  Patgeber«,  Seipj.  1903);  bann 
auch  in  gabriFen,  fcüttenwerfen  tc. ; aud)  ber  für  gat« 
ioreiett  (f.  b.)  befteüte  ttomntifitonär.  3n  bec  VauS- 
inbuftrie  in  Teutfd)lanb  bebeutet  g.  foniel  wie  Swi- 
fcgenmeifler,  b.  h-  berfenige,  ber  ben  Berlehr  jwilchett 
bem  Untentehmer  unb  beit  SrauäinbuflrieUcn  (burd) 
Grteilung  Bon  Aufträgen , Sieferung  uon  Watcria- 
lien  tc.)  unterhält-  3«  Gnglanb  überhaupt  foBiel 
Wie  ftonunifftonär.  Taä  beutfege  ^anbclägcfegbud) 
(ettnl  bie  Bejeidjnung  g.  (alä  Bertreter  einer  S>an- 
bclägefeUfcgaft  ober  beä  prinjipatä)  niegt,  eägebrauigt 
ftalt  beffen  ben  Vluäbrud  fymblungäbeBollmäcgtigter 
(f.  b.  unb  »Prolura«). 

gaftor  (lat.),  in  ber  Vlritgmctif  ber  gemeinfattce 
Paine  ber  3aglen,  burd)  beten  Wultiptitation  (f.  b.) 
ein  Probult  entgeht,  j.  B.  in  8x6x7  finb  3,  6,  7 
bie  gaFtoren.  Tahcr  nmnt  man  jebe  Sa!)1-  bur<g 
bie  eine  gegebene  ganje  Sahl  teilbar  ift,  «nett  g.  ober 
Teiler  biefer  Ic jjtem.  Ten  grBgten  gemein« 
fattten  g.  jweier  ganjer  Sohlen  erhält  matt,  wie 
fd)on  Gutiib  gejeigt  hat,  babureg,  bag  matt  mit  ber 
Flcinen  in  bie  grögere  bioibiert,  bamt  mil  bem  er- 
haltenen Pefte  (f.  TiBifton)  in  bie  Deinen  unb  fo 
[ortfährt,  inbem  man  nach  Vluäführung  jeber  Tiui ■ 
fton  immer  mit  bem  Peft  in  ben  eben  beäugten  Ti« 
oifor  biüibiert;  man  tommt  babei  ftetä  fehliefilid)  ju 
einer  TiBifion,  bie  ben  Peft  Pull  liefert,  bereit  Ti- 
Bifor  ift  bann  ber  gefachte  grüßte  gemeinfame  g. 
ginbel  man  für  biefen  g.  ben  Stkrl  1 , fo  grifjen  bie 
beiben  urfprünglichen  S“glen  teilerfremb  ober 


gaftorage  — galaife. 


285 


relatioe  Brimjaßlen,  ba  cS  außer  her  1 feine 
gan^e  3aßl  gibt , burdj  bic  fie  beibe  teilbar  finb. 

„ . 3)ie  nebenfttßmbe  Setßnunq 

.11 — 5 V«.'.  nil  .._v  io  v 


96:18  = 5 90 


18:6 

18 


17:11 = 

n 

11:8-  1 
6 

6-5  = l 
5 


5:1 

5 


jeigt,  baß  96  unb  18  ben 
größten  gemeinfamen  ff.  6 
ßabm,  Wäßrenb  96  unb  17 
teilerfremb  finb.  3m  über* 
tragenen  Sinn  bejeießnet  ff. 
eine  bei  ber  Entfteßung  eines 
ErgebniffeS  (fßrobuftt)  mit* 
Wirfenbe  Urfaeße  ober  etwas, 
baS  man  berüdfidjtigen  muß. 
Wenn  man  ein  bestimmtes 
3ic(  erreitßen  min. 

ffaftoragc  (frans-,  (pr.  *i(*',  audj  Factage),  Sro* 
»ifion,  RommiffionSgebüßr,  Sotlgelb,  Irägerloßn. 

ffaftorcicu  (franj.  Factorcries  ober  Factories, 
itat.  Fattorie),  fcanbclSnieberlaffungen  in  fremben, 
nnnterrtlid)  ilberfteifeßen,  notß  auf  liiebcrer  Kultur* 
itufe  jteßenben  unb  »eilig  redüdfießem  Sfänbent,  bie 
rneift  mit  großen  SJücberlagen  für  ein*  unb  auüjufüß* 
renbe  SSarcn  twrbunben  unb  befonbem,  mit  entfpre* 
tbeiiben  Sonniaeßten  »erfeßenen  Beamten  ©öfteren) 
unterftellt  finb.  71  uS  folcßen  »on  madßtigen  $anbel8* 
gefenßßaften  angelegten  ff.,  bie  fid)  admäßlteß  über 
größert  ©ebiete  auSbeßnten,  finb  mehrfach  größere 
Kolonien  entftanben.  ym  13 — 15.  3aßrß.  befaß  bie 
fjanfa  jaßlreicße  ff.,  bie  fieß  »erfeßiebencr  Borredite 
erfreuten,  in  Snglanb  (Conbon),  Borwegen  (Bergen), 
Siußlanb  (Borogorob)  ic. ; beute  fomm'en  folcße  nur 
noeß  in  Slfrtfa,  im  füblicßen  Seil  TIfienS  (hier  frütjer 
große  ff.  m Dftinbien,  Kanton  bis  1842,  Bagafafi 
bis  1858),  bann  im  Borben  TlmerifaS  (ff.  ber  aub* 
fonbaigefedfeßaft  mit  militärifeßer  TluSrüftung  unb 
ffortS)  oor.  3n  isnglanb  bebeuten  Factories  große 
inbuftrietle  EtablijfementS  mit  weitgeßenber  Arbeits- 
teilung. 

ffnf  torcigctnirbt  (engl.  Factory  weight),  baS 
feit  1787  bet  ben  englifcßcn  £>anbelänieberiaf|ungen 
in  Bengalen  benußte  fflewießt,  beffen  SRBnn  (man, 
maund)  ju  40  SißrS =*/•  cwt.  engl.  £ianbetSgemid)tS 
= 33,868  kg ; gereißnet  Werben  54  ffaftoreimönn = 49 
bcS  3nbian*  ober  BormalgewidjtS  (f.  BafargcWießt), 
11  jener  ==  10  (alte)  Bafarutömt,  3 jener  = 8 Born* 
batimönn  unb  75  jener  = 224  'JNönn  »on  SfabraS. 

ffaftotum  (lat,  »maeß’  alles!«),  ein  Menfcß,  ber 
in  einem  gewijfen  Kreis  alles  in  allem  ift,  alles  be< 
forgt,  »on  bem  alles  abßängt 
ffaftum , f.  Factum. 

tfaftiir  (ffaftura,  fran.j.Facture,  engl.  Invoice, 
itol.  Fattura),  Beeßmmg,  bie  »om  Sertäufer  bem 
Käufer,  »om  Einfaufäfommiffionär  bem  EmfaufS* 
fommittenten  (EinfaufSreeßnung),  »om  SerfaufSfom* 
mittenten  bem  Serfaufsfommifftonär  (KonfignationS* 
fafturen)  bei  ffieferung  ber  SSaren  überfenbet  totrb. 
Sie  gibt  Tluffdüuß  über  bie  Saren,  Parteien,  greife, 
3aßlung8*  unb  SieferungSabreben.  S.  Scßlußnote. 

ffaftnrcnbitcf),  EinfaufSbucß,  Butb,  in  bem  bie 
einqeßenben  ffafluren  fopiert  werben, 
ff-afturicrcn,  bie  ffaftur  aufneßmen,  beretßnen. 
ffnfulctit  (lat.),  ßefig,  trübe;  ffäfulfn j,  Boben* 
faß;  tiefe. 

ffafnlomctcr  (Stärfemeffer),  »on  Blöd)  an* 
gegebenes  3nftrumcnt  ju  Unterfucbimg  beS  Stnrfc- 
meßlS,  beruht  auf  ber  Üatfaebe.  baß  Stärfemeßl  beim 
Beneßcn  mit  Saffer  fein  Bolumen  in  beftimmtem 
ScrßiiltniS  »ergrößert,  eS  befteßt  auS  einem  grabuicr* 
ten  ©laSroßr,  in  bem  man  bie  Bolumen  junaßme 
einer  abgewogenen  SRcnge  SlärfemeßlS  ermittelt. 


fffafultät  (lat.  facultas),  ffäßigfeit,  Semtögm, 
Sodmacßt  ju  etwas ; inSbef.  Bejeießnung  für  bie  ßer- 
fömmlicß  »ter,  jeßt  aueß  fünf  ober  fceßS  Abteilungen 
(ordines),  in  bie  einellnioerfität  naeß  ben  »ier^aupt* 
Wiffenfcbaften:  Ißeologie,  3uriSprubenj  (StaatSwif* 
fenfdiaften),  Sicbijin  unb  Bßilofopßie  (Üinturmiffen* 
febaften;  ©cfdßitßte  unb  Bßilologie)  jerfäHt,  fowie  bie 
©efamtßeit  ber  bagu  gehörigen  ilrpfefforen  unb  3)o* 
genten  (f.  Uniocvfitäten),  ffafultötSerfenntniS, 
ein  nad)  ehemaligem  SRetßtägebraucß  in  befonberS 
ftßwierigen  ffädeii  niißt  »on  einem  ©eritßtsbof  ge* 
fätlteS,  fonbem  »on  einer  ffuriftenfafultät  (Spruiß* 
foüegium)  eingeßolteS  Urteil. 

3n  ber  ÜKatßematit  nennt  man  ff.  einer  pDfitiBcn 
gangen  3«ßl  n baS  Brobuft  1.2.3...n  aller  natür* 
ließen  3aßicn  »on  1 bis  n,  man  fißrcibt  bafür  htrj  n ! 
(gelefen:  n ffafultät).  Seßon  Suler  (teilte  eine  ffunf» 
tion  (f.  b.)  auf,  bie  fogen.  ©ammafunftion,  bie  für 
beliebige  Seite  ißreS  färgumentcS  x befiniert  ift  unb 
bie.fobalbxgleid)  einer  pofltiücn  ganjen3»ßi  n wirb, 
ben  SBert  n ! annimmt,  fo  baß  man  alfo  bem  3citßen 
n!  aueß  für  foltßc  Serie  »on  n,  bie  feine  pofiti»en 
ganjen  3ablen  finb,  einen  Simt  beilegen  fann.  7(H> 
gemeinere  ffunftionen  äßnlidicr  71  rt,  bie  fogen.  ana» 
lßtifeßen ffafultäten,  finb  »on Kramp, Ereile 
unb  Beffel  eiitgefüßrt  worben.  Eine  fießere  ©runb* 
läge  ßat  jeboeß  erftSeierftraß  biefenSpefulationen 
gegeben  burd)  bie  tlbßanblung;  «Über  bie  ftßeorie 
ber  analßtiftben  ffafultäten«  (1854),  Wiebcrabgebrudt 
in  feinen  »71bßanblungen  aus  ber  ffunftionenleßre« 
(Berl.  1886). 

ffafultati»  (lat),  bem  eignen  Belieben,  Enneffen 
überlaffen,  freigeftctlt  (©egenfaß:  obliaatorifd)). 
ff  af  ul  tat  i»e  ober  freigeftelltc  ntünblitßeScr. 
ßanblung,  f.  fDiünblitße Berßanbtung.  ffafulta* 
ti»e  Sterilität,  f.  Unfrucßtbarfeit 

(arab.).  Omen,  Borjeitben,  bei  ben  SÄoßam* 
mebanera  baS  Erforftßen  ber3ufunft  mittels  jufälli* 
ger  3)inge.  Sine  ber  ßäufigften  Tirten  beS  ff.  befteßt 
barin,  ben  Koran  aufjufcßlagen  unb  oßne  ßimufeßen 
mit  bem  ffinger  ober  einer  Babel  auf  ein  S'Jort  ju 
ftedßcn , mit  bem  bie  3«funft  auSgelegt  Wirb.  ®er 
Bropßct  ÜRoßammeb  hatte  »erboten , ben  2auf  ber 
iiere,  fflug  bet  Böael,  Surf  »onfiiefelfteincn  u.bg!., 
wie  cS  bie  ßeibnifißen  Wraber  taten,  als  Cmen  ju 
nehmen.  Sroßbem  finb  biefe  mitten  »on  ff.  unter  ben 
SKoßammcbanem  3nbtenS  nod)  ftarf  im  ©ebraud). 
So  gilt  eS  ißnen  j.B.  als  eine  fcßleeßtc  Borbebeutung, 
wenn  jemanbem,  ber  eine  große  JHeife  unternimmt, 
bei  Äntritt  berfelben  äuerft  ein  Seih  begegnet. 

{Jota  (fraiy.  fa-la),  allgemeine  Bejeitßnung  für 
gelungene  Uanjlieber  mit  langem  Wortlofen  Tlnßan» 
gen,  audj  bebeutungSlofe  Silben  Wie  ffa*S!a*£a  ober 
bcrgleiißen  (IräÜerlieb^en).  Sgl.  Falalella. 

ffnlnifc  (|pr.  .tön,  BrronbifjementSßauptftnbt  im 
franj.  ®epart.  EalnaboS,  in  maleriftßer  Sage.  65  m 
ü.  9R.,  an  ber  »on  Steilufern  (f.  ffalaifen)  eingefcßloffe* 
nen  Tinte  (3ufluß  ber  S)i»eS)  unb  an  bet  Kcftbaßn, 
ßat  6 Kirdien  (barunter  bie  gotifdie  SrinitätS-  unb 
bie  romanifeßc  St.  fficroartuSfiriße),  SRcfte  eines  Stßloj* 
feS  unb  alter  Befeftigungen,  ein  StabtßauS,  ein  91ei* 
terflanbbilb  33ilßelm8  beS  Eroberers  unb  (i90i>  7457 
Einw.,  bie  BaumwoUfpinnerci  unb  -SBeberci,  fflirte* 
ret,  ffarberei  unb  ©lodengießerei  fowie  £>aubel  mit 
Sfcrben  unb  Stßlaeßtnieß  betreiben.  3"  ber  Sorftabt 
©uibraß  Wirb  im  Tluguft  ein  ftarfbefutbter  fDiarft 
abgeßalten.  35ie  Stabt  i)t  Siß  eines  Sribunnls  unb 
eines  fcanbelSgericßtS,  ßat  ein  Eollege,  eincBibliotßel 
unb  eine  ©ewerbetnmmer.  — ff.  ift  Waßrftßeinlicb 


286 


galoifen  — ^atbta^e. 

eint  ©riinbung  ber  Stonnaimen,  bereu  erfte  fcerjoge  | 'Jlntou  Stabjiwiü  (im  8efip  be*  StaiferS),  1891  eilte 
öftere  Ijier  reftbierten.  Slod)  ftc^t  bofclbft  ein  Turm  Elentierjagb.  1892  SUtifer  SJilftelm  II.  nuj  beröirfd)- 
be*  Schlöffe*,  wo  $3ilf)clm  ber  Eroberer  1027  gebo-  jagb  in  ber  Sdjorfbeibe  (im  ©cug  be*  Änöers) , Wo* 
ren  warb,  ju  beffeit  Wnbciitcn  auf  ber  ©lace  be  la  für  er  bie  grofte  golbene  Mebaillc  ber  ©erlitter  Öunil- 
trintif  eine  bronzene  Sieiterftatue  errichtet  ijl.  3»t  au*fleHung  erhielt , licr  ber  ©ärenjagb  (in  ber  ©er* 
franjöfifdpenglifchen  Stiege  behaupteten  bie  Englän-  liner  Siatioualgalerie),  bie  ßabri  jur  S!oIf*jagb  unb 
ber  fidj  hier  bi*  1450.  ©gl.  Meriel,  HistoiredeF.  attbre  Sagbbilber  fowic  1893  ba*  SquareU : iüeirft 
(Salaifc  1890);  Tobb,  F.  the  town  of  tlre  Conque-  in  ©alijieti.  1893  Würbe  er  Mitglieb  ber  ©erliner 
ror  (©ofton  1900).  Sllabcmie,  unb  1900  nabtu  er  feinen  'Boljnfig  inöra* 

Snlaifcit  (fpe.  ,U|*),  junäcbft  biefelfigenStcillüftcn  fau,  wobin  er  al*  Sircflor  ber  Sunftalabemie  beru* 
in  Slorbfranlreid),  }.  ©.  jwifchen  §aure  uitb©oulogne,  fen  worben  war.  ©on  feinen  übrigen  ©übern  finb 
oft  100  — 130  m f)»d),  aber  aud)  auf  [onftige  fteile  uod):  Eldje  in  ben  Sümpfen  unb  Sßapolcon  I.auf  bem 
Äüilen  ber  ©feere  unb  Seen  übertragen.  Sfüdjuge  non  Mo*fau  ju  nennen.  Mit  21.  u.  öoffat 

Salafa , f.  ©aflonnabe.  t)at  er  in  ©crlin  ba*  ©anorama:  Stürfjug  ber  Sinn* 

i'ulnlelln,  ital.  Slam*  für  ©affenbauer,  bie  meift : jofen  über  bie  ©erepna  1812  gemalt, 
mit  bem  Siefrain  falull,  falali,  f.ihili  lla  fcbliefteit.  {falb,  ©cjeicbmmg  für  alle  »erfchoffenen  ober  bie* 
Salanb  (mittelbodjb.  vilaut,  bei  ©oetbe  * Runter  fen  ähnliche  warben,  naiuentlid)  ein  in*  ©raut  fal* 
©olanb*),  b.  b-  ©erführet,  ueralteter  Sfanie  bc*  leu*  lenbe*  ©tlb ; befonber*  bezeichnet  man  fo  ©ferbe 
fei*.  3"1  SRitteHjochbeutfcben fomrnt aud) v&lantiane  (Salben) milgelblid)tn, rötlichen  unb  weiftlidjblaucn 
(»Xeufelin«)  al*  Schimpfname  Bor.  paaren,  f.  ©ferb  (ßarbe). 

Falurioa,  f.  öranbjjfeil.  0falb,  iRubolf,  SchriftfteUer,  geb.  13.  Slpril  1838 

Salafctya,  ju  ben  Vlqau  (f.  b.)  geböriger  ©oll*-  ju  Obbad)  in  Steiennarf,  geft.  29.  Sepl.  1903  in 
flamm  in  ben  nbeffinipben  2anbfd)aftcti  Scntiin,  «chöneberg  bei  ©erlin , ftubierte  in  ©raj  ^T^eologic, 
Sogera,  ©embea , Sgaumeber,  Segemeber,  Safla,  würbe  jum  ©riefter  geweiht,  war  bann  Sichrer  an  ber 
Sdjoa.  3b”  Sprache,  ba*  $maraja  ober  Öuara,  ber*  $>anbel*afabemie  in  ©raj.  ftubierte  in  ©rag  Mathe- 
fällt  ie'pt  in  ®embea,  hält  fub  aber  nod)  in  öuara  uiatil,  ©l)t)iil,  Sfironontie,  feit  1872  in  Säten  ©cologie, 
unb  ähnelt  einem  gewiffen  Slgaubialeft ; Bon  ber  be*  trat  1872  jum  ©roteftantiämu*  über,  bereifte  1877 — 
bräifdjen  Sprache  Wiffeit  unb  betflehen  fte  nicht*.  3br  1880  3üb-  unb  Slorbamcrila,  lebte  barauf  in  Cbbad) 
©otteabienft  ift  ein  ©entifd)  au*  altdjriftlietjen  unb  unb  liebelte  1887  und)  üeipjig  unb  ipäter  nad)  ©erlm 
iäraelitifcben  ®ebräud)cn;  fie  haben  geiftlidte,  aud)  über,  tfienad)  bem  ©organgoon  ©erreg  bon  ihm  auf- 
weiblidje  Orbeii , unter  beti  ftaftration  unb  übertrie-  gcftcllteSbeorie,  nad)  ber  burd)  ba*3ufammenmirfen 
bene*  Saften  Hauptaufgaben  bilben.  3br  Slbuna  uon  Sonne  unb  SKonb  auf  bie  Btmofphäre  unb  auf 
(Cberpriefler)  bat  feinen  si(i  in  Suara.  Sie  bepaup  ba*  feuerflüffige  3nnere  ber  Srbfugel  an  »fritifd)en 
ten,  au*  3*rufalem  ju  flammen,  baher  nennen  fie  ftd)  lagen*  Erbbeben,  SJetterfataitropben  (S-  rechnete 
felber  Salapan  (Serbannte);  in  ©iirilidjfeit  fitib  fte  jeben  ftarfen  Siegen*  ober  Sdptcefall,  iebe*©ewitteric. 
al*  ed)te  Bbeffinier  anjuftben,  non  betten  ft«  fid)  im  al*  Treffer)  unb  ba*  Auftreten  fdjlogenber  Setter 
Stuftet  n aud)  (aum  imterfd)eiben,  unb  bie  nur  iSraeli.  b'rborgebrad)!  werben  follcit,  ift  Bon  ber  Siifcujdiaft 
tifd)e  ©ebräudje  angenommen  haben.  Sie  leben,  wie  abgelebnt  worben  (tagt.  SltmofpbSrifcbe  Ebbe  unb 
bie  Mol)atiimebancr,  ftreng  in  befonbem  Stabibier*  Slul).  1868  jrünbete  er  bie  populäre  aftronomifebe 
tcln  unb  (Dörfern,  treiben  Wderbau,  ©aumwoUwebe-  3etlfthrifl : »oiriu*«  (feit  1882  bon  Ölein  Ijerauage* 
rei , SKaurer* , 3'm,,ll’rtr'  u,ib  Söpfergewcrbo.  Sil*  geben).  S-  fdjrieb:  »©nmbjüge  jurlbeorie  ber  Erb* 
Eifeninbiiftrielle  Slbeffinien*  ftnb  fie  in  ben  Bugen  beben  unb ©ulfanau*brüd)e*(fflrajl870);»©ebanfen 
be*  übrigen  Solle*  mit  unheimlichem  SHinbit*  um*  unb  Stubien  über  ben  SuUaniisiuu*«  (baj.  1875); 
geben.  3b«  Stellung  in  Slbeffinien  ift  gebriidt,  bod)  *©on  ben  Umwälzungen  im  SBellaü*  (Sieti  1881,  3. 
fpietteii  fte  boiit  9.— 13.  3abrb- eine  gtofte  Sioüe  unb  Slip,  1890);  »Sterne  unb  SRenfdjen«  (baf.  1882); 
rijfen  fogar  bie  !pcrrfd)nft  für  einige  3eit  an  fid).  (Die  .®a*  Sanb  bcrjfula  in  feiner  ©ebeutung  für  bie 
3abl  ber  S-  Wirb  Bon  einigen  ou|  nur  80,000,  »on  Urgefdncbtc  ber  (Sprache  unb  Schrift«  (Ceipj.  1883); 
anbem,  wohl  ,ju  hoch,  auf  V«  SRill.  gefiäht.  3bncn  »S^etierbriefe«  (SiJicn  1883);  >3)a*  SSettcr  unb  ber 
BerWanbt  ftttb  bie  uon  Wonbar  bi*  nach  sd)oa  rer*  ÜDionb*  (2.  Stufl.,  baf.  1892);  »Über  Erbbeben*  (baf. 
fprengleit  Santani,  bie  al*  fjeiben  gelten,  ba  fie  1895);  *Sh’itifd)e  Jage,  Sintflut  unb  Eiäjeit*  (baf. 
Weniger  ftcenggläubig  finb.  ©gl  Stern  unbSlab,  1895);  »Sialenber  ber  Iritifdjeu  läge*  (baf.  1892  ff.), 
Wanderings  among  the  Falaahas  (Doub.  1862);  fpälev  al* -Steuer Siktterfalciiber  ic*  erfebienen.  ©gl, 
Slab,  Öurje  Schilberung  ber  abefftnifcbeii  3uben  geller,  Siubolf  S-,  KcbenS*  u.  Ebarallerfli.ye  (Stal, 
(©afel  1869);  ^aU»l),  Le  dialecte  dea  Falachas  1903);  $)örneis,  Sic  Erbbebenlbeorie  3i.  Salb*  unb 
(©ar.  1873).  tljre  wifjenicbaftlidje  ©ruitblage  ()Sien  1881);  (Dar* 

Salai,  3ulfan,  poln.  Maler,  geb.  30.  3uli  1853  nu jjer,  S- unb  bie  Erbbeben  (tpamb.  1892);  ©ent* 
juSuliglowi)  in  ©alijiett,  bilbete  fid)  in  München  bei  ter,  Salb*  Iritifche  Jage  (Öerl.  1892);  Ule,  Salb* 
bem  Supferftecber  Saab  unb  im  Slnfdjluft  an  feinen  Ibcat>fn  im  üicbte  ber  SiOnenjcbaft  (baf.  1897). 
2anb*maitn  3-  »■  fflraitbl  unb  lieft  fid)  nad)  länger»!  Salbei  (ital.  u.  frntij  falbala),  Saltenfaum,  Jal* 
Slufenlball  iit  Siom  unb  nad)  Steifen  in  ©ölen  unb  tenbefah  att  Srauenfleibcm,  jur  3eit  feine*  Sluflom* 
Siuftlanb  1889  in  ©crlin  ttieber.  Seme  Spezialität  men*  (Eitbe  be*  17.  3abrb  ) faft  immer  Bon  atibrcr 
ift  ba*  3ngb'  unb  Sportbilb  unb  bie  tDarfleüung  be*  Sarbe  al*  bet  ©runbfloff  be*  Öleibe*,  aud)  wolil  au* 
polnifdien  ©oltelebeit*,  wobei  er  bieSinlerlaitbfdiaft  Spieen,  golbburcbwirllem  Slor  u.  bgl.  beftebenb  unb 
beBorjugt.  3u,rf*  niad)tc  er  fleh  burdi  einen  3bUu*  in  mehreren  Steibcn  übereinaitber  angebracht;  iefct 
bon  28SlquareUcn  uiib3eid)nlingen  belannt.  bie  eine  ©olant*  genannt. 

BomSürflenSlnlonSfabjiwill  1886  inSiic*wiecj  Ber-  Salbei,  »cralteter  Bu*brud  für  (tropf,  bummer 
anftalleleSärenjapb  mit  ihren  Teilnehmern  fchilbem.  Mcitfch;  al*  Steutrum  foBiel  wie  falleiibc  Sucht  (ju* 
E*  folgten  1889  ba*  ßlgemälbe:  Siiidlehr  be*  fiai  j faiitmetigcjogen  au*  vul  übel,  »SaHübel«). 
fer*  SBilbelui  II.  »on  ber  ©ärenjagb  beim  ßilrfleit ; Salbtat;e,  nubifche  ftape,  f.  Stape. 


287 


gattnjgben 

galbtigbctt,  Gbene,  {.  galföping. 

Falc.,  bei  iiemameu  Mbfürjung  für  fjugpgat* 
coner  (f.  b.  2). 

galcca  (galtfeß,  & a 1 1 a f d>) , Mderntaß  in  ber 
Bolbau  ju  320  Ouabrat-Srafeßtfepiite  = 113,04  Uir, 
bodi  fommen  auep  142,to  unb  141  Mt  uor. 

Ictbifcßc  C.tiart,  f.  fSolcibifdjeS  ©e|eb. 
letbiießc«  (rtcfctf,  röttt.  ©efeß,  40  t>.  (ipr.  auf 
bin  Eintrag  bei  Sotto  tritmnS  galcibiu«  erlaßen,  t»er- 
orbncle,  baß  niemanb  meßr  al«  brei  Viertel  (einer 
Grbfißaft  bttrd)  Sermäißtni«  u.  bgl.  foüe  bergeben 
bürfcit,  bamit  bem  Grben  Wenigften«  ein  Viertel  beb 
Satplaffe«  übrigbleibe,  unb  baß  biefer,  im  gaH  ber 
Grblaffer  jener  SBorfdjrift  juwiberpanble,  berechtigt 
fein  (olle,  jebem Scrmäcptnioncßmec  einen Derßältnid* 
mäßigen  Vlbjug  5U  matßen,  inforoeit  al«  bie«  jur  Gr« 
gänjmtg  beb  bierten  letle«  (galcibifcpe  Ditnrt) 
crforberlieh  fei.  Sab  Bürgern  <pe  ©efeßbutp  fennt  bie 
galcibiftße  Cluart  nicht- 

Falcifer  (lat.),  Sieheltröger ; fateiform,  fupel- 
förmig  jfalciroftrif  cß.mü  iicpelförmigcm  Scpnabet. 

Falcinellus,  (.  ßbiffe. 

gateiu  (galtfcpi),  Stabt  im  gteidjnnmigen  Si- 
(tritt  in  ^Rumänien  (Bolbau),  rechts  am  tßvuttj,  mit 
» Rircpen,  aber  nur  2500  (Stritt».  3n  ber  SRSße  mar 
baS  Säger  Meters  b.  ©r. , in  beut  berfelbe  1711  bon 
ben  lürfen  eingefcploffen  unb  ju  bem  Sertrag  bon 
$>u4i  ((.  b.)  geswungen  würbe. 

(fallt,  Mnton  »feinparb,  nieberlänb.  Staats- 
mann, geb.  19.  Barg  1777  in  Utrecht,  geft.  16.  Barg 
1843,  ftubierie  in  Mmfterbam,  Seiben  unb  ©ötiingen, 
war  bann  im  biptomatifepen  lienft  ber  Bataoiftpen 
tRepublit  in  Spanten,  (pater  int  Separtement  bei 
Muümärtigen  im  tpaag  tätig  unb  biente  autß  unter 
König  Subroig  Sinpoteon  bis  gur  GinDerleibung  fiol- 
lanbs  in  grantreieß.  Üln  ber  Befreiung  ber  Sieber» 
tanbe  (1813)  batte  er  einen  großen  iMnteil,  Domeßm- 
lieh  buvd)  bie  Vorbereitung  beöMufftanbc«  in Mmfter- 
bant.  Unter  König  SBübelm  1.  würbe  er  Binifter  bc« 
Unterricht«  unb  organifierte  ba«  pöpere  Unterrichts* 
Wefen  in  Belgien.  ©eint  belgiftpen  Mufflanb  erttärte 
er  (i<h  fogleid)  für  bie  Trennung  ber  beiben  Sänber. 
Gr  war  1839 — 43  ber  erfte  nieberlnnbifdje  ©eianbte 
in  ©elgien.  Sgl.  »Brieven  van  A.  R.  F.,  1795—1843« 
(2.  Mu4g.,  S>aag  1861)  unb  »Ambtsbrieven  van  A. 
E.  F.«  (ba(.  1878).  [ftein. 

Sraltfcnftcin,  lUigcl  bon,  f.  Sögel  non  golden» 

Falco  (lat),  gölte,  Gbelfalle ; FaJconidae(gallen), 
gamilie  ber  SRaubbögel  ((.  b.);  Falconinae  (Gbelfol- 
ten),  Unterfamilie,  (.  galten. 

gfalcdn,  Staat  ber  Siepublit  Beneguela,  Pegrcngt 
int  SR.  unb  O.  nom  ©olf  bon  Baracaibo  uttb  beut 
Jtaribifdpen  Beer  ((.  Sorte  bei  »$eru«),  beibe  burtp 
bie  Weit  borfpringenbe  £>atbin[el  Saraguana  (f.  b.) 
boneinanber  getrennt,  im  S.  bon  Sara,  im  B.  bon 
^Julio,  29,143  qkm  mit  0894)  141,689  Situt).  ®er 
«Staat  Wirb  bon  B.  ttatp  O.  non  ber  Sierra  be  San 
SuiS  (1253  m)  burepgogen;  bon  ben  glüfjen  ift  nur 
ber  locußo  bebeutenb.  Mderbau  ttnb  Sießgucpt 
überwiegen,  Kaffee,  ftafao,  önumwoUe,  3 oder  uttb 
RoloSnüffe  werben  über  Baracaibo  unb  Goroo  au«- 
geführt.  £>auptort  ift  Gapatririba  (f.  b.),  loicptiger 
aber  Goro  ((.  b.). 

l'ttlcon. , bei  liemanieit  Mbfilrjung  für  fcugp 
galconer  (f.  b.  2). 

galconbribgc,  f.  gauconberg. 

galeöne,  Mniello  (Mngelo),  ital.  Baler  unb 
fiupferfteeper,  geb.  1600  in  Stapel,  geft.  bafelbft  1665. 
war  Scpiiler  Spagnotctto«  uni»  grüubete  bann  felbjt 


— galconct. 

eine  bielbefudjte  Stpule.  MU  bie  SReoolutioit  unter 
BafanteHo  auäbradj,  bilbete  g.  au«  feinen  Scpülern 
unb  einer  '.’lnjnpl  onbrer  Rünftler  bie  fogen.  Com- 
pagnia  della  litorte,  bie  alle  in  ipre  S>nnbc  fadenben 
Spanier  nieberitaep.  9?adp  ber  Unterbrüduna  bc« 
Wttfrußr«  flop  g.  naep  granfreitp , feprte  aber  (pater 
juriid.  g.  malte  befonber«  SVriegbbilber  unb  erwarb 
litp  babttrtp  beit  Siatnen  eine«  Orafel«  ber  Sdjtaditen 
(Oracolo  delle  battaglie);  in  feinen  fepr  feltenen  ©e- 
mälben  perrftpt  grofie  Sebenbigfeit.  SeineÄupfcrfticpc 
finb  leicht  unb  geiftreitp  bepanbelt. 

galconer  ((cr.iaorticrt,  1)  Sgilliam,  fepott.  3>icpter, 
geb.  11.  gebr.  1732  in  Gbinburg  al«  ber  Sopn  eine« 
Sarbler«,  geft.  1769  auf  einer  gaprt  um  ba«  Stap 
ber  ©utenSwffitung.  toibmete  Tnp,  friip  berwaift,  bem 
«eemann«|tnnb  unb  befanb  fidt,  18  gnpre  alt,  an  * 
Sorb  eine«  Seitper  Stauffnprtcifdpiff«,  ba«  auf  ber 
gaprt  non  Mleyanbria  naep  Senebig  itt  ber  Siäpe  be« 
Kap  Golomta  fepeiterte;  nur  er  unb  iloei  anbre  tarnen 
mit  bem  Seben  babon.  $ie«  neranlaftte  fein  ©ebidtt 
»The  sltipwreck«  (Sonb.  1762  u.  ö. ; bon  S.  goftcr 
iüuftriert  1887),  ba«  großen  ©cifalt  fanb  unb  ipm 
eine  VlnfteHung  in  ber  fönigliepen  glotte  berf (paffte. 
6«  ftpilbert  in  wopttlingenbcn  Serfett  bie  Bepeitttniffe 
ber  tiefe,  bie  Scpreden  be«  3Reere«,  ben  SSut  ber 
Seeleute,  bie  ipnen  tropen,  unb  jugleitp  bie  Ginritp- 
tung  bc«  Stpiffe«  mit  folcper  SBaprpeit,  bafj  e«  fetbft 
in  tetpnifiper  Siinfitpt  bon  SSert  ift.  Slufser  nnbern 
©ebidjten  (Oben,  Satiren  ic.,  neuefte  Mu«g.  1870) 
gab  g.  auep  ein  wertboüe«  »Uuiversal  dictiimary  of 
the  marine«  (1771 ; neue  bermeßrte  Mu«o.  bon  Sur- 
nap,  1815)  perau«.  Sgl.  griebriep,  SStlliam  g 
(Bien  1901). 

2)  S>ugb,  ©aläontolog,  geb.  20.  gebr.  1809  ju 
gorre«  in  Scpotilanb,  geft.  31.3an.  1865  in  Sonbon, 
ftubierie  'JRebijin  ju  ?fberbeen  unb  Gbinburg,  ging 
1830  al«  Mffiftenjnrjt  naep  gnbien  unb  würbe  1832 
Superintcnbent  be«  botanifeßen  ©arten«  ju  Sapa- 
runput.  S>ier  6egann  er  eine  pafaontologifcbe  llnter- 
fuepung  ber  Siwatitfette  unb  brachte  mit  Gautlep  eine 
reichhaltige  Sammlung  miocaner  aäugetierrefte  ju- 
fantmen.  Gr  unterfuepte  auep  bie  glora  bcr$>imalaja* 
fette  unb  trug  wefentlitp  jur  Ginfüprung  ber  tee» 
unb  Gpinalultur  bei.  1837  begleitete  er  bie  jweite 
Grpebition  Stirn e«’  naep  Kabul  unb  befuepte  Diele 
©egenben  bertran«inbu«rcgion  unb  Kafcpmir«  fomie 
bie  großen  ©letftper  ber  Buitagpfette.  1842  ging  er 
jur  ^erftedung  feiner  ©efunbpeit  natp  Gnglonb  unb 
ueröffentlidite  pier  meprere  Arbeiten  über  bie  foffilc 
Sauna  berSiwaliffette  uttb  bie  foffilc  Sauna  bcrgttiel 
Serint  galconer«  größte  Mrbeit  ift  bie  mit  Gautlep 
perauägegebenc  »Fauna  antiqua  Sivalenais«  (1846 
bi«  1849  , 9 Ile.,  unooDenbet).  1848  würbe  g.  $i- 
reftor  be«  botnniftpen  ©arten«  jtt  HaKutta  unb  Sro- 
fefior  ber  Sotanit  am  ffiebical  Gollege,  unb  1850 
befuepte  et  jur  Untcrfueßung  ber  lielwälber  bie  Sro< 
bin«  ienafferim.  1855  naep  Gnglanb  jiirtidgelcprt, 
burepforfepte  er  bie  geologifepen  Slufeett  Gttropa«  für 
fein  Siwalifwcrt  unb  wibntete  fleh  bann  befonber« 
bem  Stubiunt  ber  foffilen  Ipöplenfauna.  Muep  bie 
höplen  Stalien«  unb  ©ibraltar«  utt  terfuepte  er  uttb  ent« 
bedte  bie©rottn  biSJiaccagnone  inSijilien.  Gr  feprieb 
noep:  »On  the  species  of  Mastodem  and  Elcphant« 
unb  1860  eine  Wbßanblnng  über  bie  Änoepenpöpleu 
am  ©ower.  Seinen  Slaeßlaß:  »Pulaeontologicnl 
memoirs  and  notes«  (Sonb.  1868,  2Sbe.),  gab  Bur- 
epifon  perau«. 

golconet  (fpr.  .nä),  Baurice  Gtienne,  franj. 
©ilbpatter,  geb.  1716  ju  Sebep  in  ber  Sepweij.  geft. 


288 


galconetto 

4.  San.  1791  in  Bariä,  ging  nap  Sßariö,  Wo  fr  ftp 
unter Semoitie  auäbilbete,  unb  mailte  ftp  jiterft  1739 
burdj  eine  Statue  beäBliloPonßroton  befonnt.  'Kal- 
bern er  nop  meptere  Statuen  für  öffenttiüie  Bläfec, 
ftirdjen  unb  Baläfte  gefpaffen,  erhielt  er  1766  einen 
Kuf  nap  Beter  äburg,  wo  er  fein  ftauptmerf,  bie  fo> 
loffale,  tiitm  unb  cnergifp  tamponierte  Keitcrftatue 
Beterä  b.  ®r.,  in  Erg  auäfüprte.  1778  nad)  Bariä 
gurüdgeleprt,  Wnrbe  er  Bireftor  berSDJalcr«  unbBilb. 
paucralabemie.  3«  ben  lebten  3°^«»  feine«  8eben§ 
befpäftigte  er  fid)  meifl  mit  titerarifpen  Arbeiten.  Sr 
gab  perauä:  »Ebflexions  sur  la  sculptnre«  (Bar. 
1768);  »Observationssurlastatuedellarc-Aiiräle« 
(baf.  1771);  »CEuvres  littbrairea«  (baf.  1781 — 82 
u.  1787). 

' 5valconctto,©ioBanm®iaria,  ital.SRalerunb 
Hlrpitett,  geb.  1458  in  Berona,  geft.  1634,  lernte  bei 
JRctoggo  bajforli  unb  malte  gu  Berona  RreSfcn  in 
ber  Kapelle  San  Biagio  berffirpe  San  Kajaro  ( 1498), 
im  $om  (1503)  unb  in  San  Bietro  SRartiro.  Bcbeu» 
tenber  al8  feine  SBalcreien  ftnb  feine  ard)itc(tonifd)cn 
Spöpfunaen.  Sr  baute  gu  Babua  mehrere  Stabt* 
tore  unb  beit  Balaggo  ffliuftiniani  (1524),  ein  SBerf 
in  eblem  Kcnaiffanccftil. 

Falconidae  (Falconinae),  f.  Falco. 

Falcuncnltis,  f.  Raitenwürger. 

Ralbiftottum  (Ralbiftorium,  mittellat.),  trag« 
barer  Stupi,  beffen  ftdj  ber  Bifpof  bei  tirplipcn 
Staublungen  bebient.  Wenn  er  nipt  auf  ber  Äatpebra 
fept.  S.  Raltftupt. 

Ralcmc,  Unter  Hieben  Flug  beS  Senegal,  entfpringt 
natje  bem  11.°  nörbl.  Br.,  burebfliejit  ba8  ©olblanb 
Bambuf  unb  miinbet  oberhalb  Botel  unter  14°  46'. 
®d)iffbat  ift  ber  Ring  für  Heine  Stampfer  gmei  HKo« 
natc  lnnburcb  200  km  aufwärts.  Hin  feinem  Unter- 
lauf liegt  baä  Rort  Sencbubu. 

Ra  Icrii,  alte  Stabt  ittt  fttblitpen  Strurien,  an  einem 
3uflufe  beä  Biber,  beim  peutigen  Sinita  Saftettana, 
nadi  ben  bort  gefunkenen  3nfprifien  oon  einem  ben 
Eatinem  berwanbten  Stamm  (Raliäfer)  bewohnt, 
ergab  fid)  ben  Körnern  394  1).  Epr.,  nad)  ber  Sage 
freiwillig.  Weil  ber  fie  bclagembe  EamtHuä  ben  Ber- 
rat  eine«  Sdjulmeiftcrd,  brr  bie  ffinber  ber  angefepen- 
ften  Raliäter  in  ba8  römifpc  Säger  gelodt,  gurüd« 
gewiefen  palte.  7118  fie  ftp  aber  293  unb  241  empörte, 
würbe  fie  gerftört  unb  bie  Beoölterung  in  fine  notb* 
wefllip  benapbarte  Ebene,  nad)  Falerii  novi,  per« 
pflangt.  ®ie  Körner  erpoben  biefe  fpäter  gu  einer  ffo- 
lonie,  Juuonia  Falisca  (Kuincn  bei  Santa  SRaria 
biRalleri).  Bgl.Beede,  $ie  Raliäfer,  eine  gefpipt« 
lip-fprnplipe  Unterfudjung  (Strafeb.  1888). 

Ralörner  Söciti  (Falernum  vinum),  beriibmteä 
SProbutt  bc8  Ager  Falernua  im  norbweftlidjen  Stnm« 
panien , nädjft  bem  Sätuber  ber  beliebtefte  Sein  ber 
alten  Körner,  war  pellgelb,  in  ber  Rugenb  etwas  perb, 
im  Hilter  feurig  unb  fo  geiflreip,  baff  er  fiep  anjünben 
liefe.  Um  fein  Reuet  gu  milbem,  mifepte  man  tpn  mit 
Spierwein,  aud)  mit  jionig.  Die  oorgiiglipfte  Sorte 
War  ber  Kiaffifer,  ber  gepriefene  traut  be8  Ber« 
geffenä,  eine  anbte  bopbeliebte  Sorte  ba8  vinum  Faa- 
stianum,  eine  brüte  ba8  vinum  Caucinum.  Bie 
Bipter,  befonberaiQoraj,  finb  Poll  feiue8Sobe8.  9(op 
peute  wirb  R.  gewonnen,  wenn  aud)  oielleicptoonmin« 
berer  ©üte ; man  unterfpeibet  Falcrno  (vino  tazzese), 
F.  di  Caleuo  (nape  ben  Kuinen  beä  alten  Sapua,  ein 
föftliper  roter  Skagenwein),  F.  Faustiano  (auf  ben 
Snigeln  ber  Rauftinifcpcn  Billa  Siccroä,  weife,  bem 
Qreco  fepr  äpnlitp),  F.  imperiale  ober  Massico  (fepr 
feurig,  Würgig,  Woptfcpmedcnb). 


- 

Ratguiere  (fpr.  Klepanbre,  frang.  Bilb- 
pauer  unb  SKaler,  geb.  7.  Sept.  1831  in  Bouloufe, 
geft.  19.  HIpril  1900  in  Baris,  erpielt  als  Spüler 
Rouffropä  1859  ben  BretS  für  Kom  unb  bebütierte 
im  Salon  Pon  1 864  mit  einer  bronzenen  Stnabenfeginr, 
bem  Sieger  im  impnenfampf  (SKufeum  beä  Supern« 
bourg).  Rür  bie  liegenbe  Rigur  beä  non  Steinwürfen 
ber  Reiben  nicbergeftredten  priftlipen  Blärttjrcrä 
Barrifiul  erpielt  er  1868  bie  SprenmebaiHe  beä  Sa« 
lonä.  Hluf  bem  HSeae  beä  Katuraliämuä  in  ber  Ror« 
mengebung  unb  ber  Betonung  geiftigen  unb  feelifcpen 
HUiäbwdä  pier  unb  ba  PonSarpeaup  beeinflufet,  fcpuf 
er  bann  bie  ©eftalt  beä  Brarnaä  für  bie  Keue  Oper 
(1869),  bie  fifjenbe  Rigur  SorneiUcä  für  baä  STpdStre- 
Rran^aiä  (1872),  eine  ägpptifdte  Sängerin  (1873), 
bie  Ktnger  (1874),  eine  äüeqorifcpe  SarfteUung  ber 
ScPmeip  einen  frangöfifcpenSÄobilgarbiften  linterftüt« 
jenb,  ein  ©eftpent  ber  Stabt  Souloufc  an  bie  Stpweij 
(1875),  bie  Statue  Samartineä  für  SRficon  (1878), 
eine  2)iana  (1882;  f.  Sa  fei  »Bilbpauertunft  XX«, 
Rig.  9),  eine  jagenbe  Kttmppe  (1885),  bie  HÄuftf 
(1889),  bie  Rrau  mit  bem  Bfau  (1890)  unb  bie  peroi- 
fepe  Boefie  (1892).  3n  ben  lebten  Rapren  feineä  Se» 
benä  pat  er  gaplreicpe  Statuen  für  SDcntmaler  gefepaf- 
fen,  pon  betten  Hlmbroife  Ipotttaä,  ötget,  Balgac  unb 
Bafteur  (fämtlicp  in  Bartä)  pernorjupeben  jittb.  Rür 
baä  Bantpeon  ftpttf  er  eine  Statue  beä  peiL  Bingcnj 
Pon  Baula  unb  ein  Seit  (mal  ber  Keoofution.  Seit 
1873  tultiPiertc  er  auep  bie  Sialern,  worin  er  fid)  an 
Ipenner  anfcplofe  uttb  wie  biefer  weift  naefte  Riguren 
in  palbent  Sicpte  (bie  Kinger,  Sain  unb  Hlbel,  Su- 
fattne,  öplaä,  Opfer  an  Siana,  Hlfiä  unb  Qialatea) 
malte.  Er  war  auep  alä  Borträtmaler  tätig. 

Ralitri,  Kiarino,  ®oge  Pon  Benebig,  geb.  um 
1280,  auä  altem  @eftpled)t,  war  1846  Sefepläpaber 
ber  Sruppen  ber  Kepublif  bei  ber  Belagerung  non 
3ara,  wo  er  einen  alängenben  Sieg  über  bie  Ungarn 
erfodjt,  Wieberpolt  ffiefanbter  bei  nerftpiebenen  ööfen 
unb  Warb  1364  Soge.  Kap  ber  romantifd)  auä« 
efpmüdten  Überlieferung  fort  ber  Kat  ber  Biergig 
en  Batrijier  SKipele  Steno,  ber  Ralieriä  ©emaplin 
beleibigt  patte,  fepr  milb  beftraft  paben,  Worauf  biefer 
mit  bem  Bürgerftanb  eine  Berftpwörung  angettelte, 
um  16.  HIpril  1355  auf  bent  Biarfuäplap  bie  Kobili 
ju  ermorben  unb  fitb  jum  HHletnperrfper  ju  mapen  ; 
allein  amBorabettb  betHluäfüpntng  würbe  bieSape 
betraten  unb  R.  17.  HIpril  1365  auf  ber  grofeen 
Sreppe  beä  ®ogenpalafleä  pingeripteL  Hin  feinem 
Blnfe  innerpalb  ber  ben  Saal  beä  ©rofeen  Kateä  beä 
jogenpalafteä  fpmüdenben  Keipe  Pon  78  Sogen« 
btlbniffen  ift  eine  fpwarje  Bafel  mit  entfprepenber 
Rnfprift  angebrapt.  ®er  Stoff  ift  bratnatifp  be« 
arbeitet  in  Bpronä  Brauerfpiel  »ffiarino  R «,  aufeer« 
bem  non  Belabigtte,  Biurab  Sfenbi,  Hl.  Einbner,  Strafe 
unb  Swinburne,  in  einer  Oper  non  ®onijetti ; non e!« 
liftifp  non  6.  B.  Hl.  feoffmann  («®oge  uttb  ®oga« 
reffa«).  Bai.  Sajjarini,  Marino  F.  (im  »Nuovo 
Archivio  Veneto«,  Sb.  13,  Bcneb.  1897). 

Rnliäfer,  bie  Bcwopncr  pon  Ralcrii  (f.  b.). 

Ralf,  1)  Ropänneä  Xaniel.  beutfper  Sprift« 
fteüer,  geb.  28.  Olt.  1768  in  3)nn;ig,  geft.  14.  Rtbr. 
1826,  begog  1792  bie  UniPerfitätiiaUe,  umBpeotogie 
gu  ftubieren,  prioatifterte  feit  1798  in  ffieimar  unb 
mürbe  1806  nap  ber  Splapt  bei  Rena  Wegen  feiner 
Berbienfte  um  Stabt  unb  Sanb  Pont  £>ergog  gunt 
Scgationärat  ernannt  unb  mit  einem  3apreägepalt 
bebapt.  1818  ftiftete  er  bie  »©efeüfpaft  ber  Rretmbe 
in  ber  Kat«  gum  3wed  ber  fccranbilbung  perlaffener 
unb  Perwapriofter  Sfinber.  Später  tarn  burp  feine 


289 


galfabe 

Bemühungen  bic  ©rflnbung  einer  Schulanftatt  ju> 
fianbe,  bie  1829  in  eine  öffentliche  Erätebungöanftalt 
für  BerWabrlofte  Sfinber  oerwanbett  würbe  unb  noch 
ben  Barnen  gatlfdjc®  Snftitut  führt.  2113  Schrift- 
fteHer  trat  er  juerft  in  ber  Satire  auf  unb  gehörte 
ber  altern  Bicbtung  an,  bie  eine  gewijfe  gemütliche 
Allgemeinheit  ber  Satire  pflegte  unb  beim  SKangcl 
fontreter  3üge  feiten  fd)arf  unb  treffenb  war.  hierher 
gehört  Bor  allem  fein  » Jafebenbutb  für  gretmbe  be® 
Seberje®  unb  ber  Satire«  (2eipj.,  fpfiter  «Beim.  1797 
bis  1803,  7 3ahrgnnge).  San  feinen  übrigen  Schrif- 
ten Berbient  eine  Bearbeitung  be®  fMautmifchen  • Am- 
phitruo«  (§aHe  1804)  Erwähnung.  Seine  »Stieinen 
flbponblungen,  bie  Bocfie  unb  Shtnft  betreffend 
(Seim.  1803),  feine  öeitfehrift  »Elpftum  unb  Jar- 
tarn®«  (baf.  1806)  unb  fein  nadjgetaffene®  Serf 
» Soethe  au®  näherm  perfönlichen  Umgang  bargefteüt« 
(baf.  1832,  3.  «uff.  1856)  enthalten  mtereffante  '•Mit- 
teilungen über  ba®  literarifche  fleben  in  äöeintar® 
©laimeit  (Bgl.  baju  St.  grande,  3ur  ÄritiT  Bon 
galfa  ©oethc-Eriimcrungcn.in  ber  »5BicrteIfahrfd)rift 
für2iteraturgef<bicbte«,Bb.  5, 1892,  unbS.Sdhuljje, 
g.  unb  ©oetpe,  fjatle  1900).  Seine  »SuSerlefenen 
Schriften«  würben  herauSgegebcnBon23agner(2eipj. 
1819,  3 Bbe.);  feine  »Satirifcben  Serie«  erfdjiencn 
gefammelt  in  7 Bänbcn  (baf.  1817  u.  1826);  fein 
»©cbeimcS  Jagebuch,  ober  Sein  fieben  Bor  fflott« 
Beröffentlichte  S.  Sd)u  jjc  (2>aIIe  1898  — 1900, 2£>efte). 
Bgl.  »Johannes  g.,  GriimerungSblätter  au®  Brie- 
fen unb  Jngcbficbem,  gefammelt  Bon  feiner  Sachter 
Bofatie  g.«  (Seim.  1868);  §ein Jeimann,  Jo- 
hannes g.  unb  bie  ®efen[<haft  ber  gretmbe  in  berBot 
(Erfurt  1879);  W.  Stein  (J>.  Bietfcbmann),  3<>b-  g- 
(§atle  1881);  fffiegler,  3of).  g-  (fconnoo.  1882). 

2)  fSbalbert,  preuff.  Staatsmann,  geb.  10.  Bug. 
1827  ju  SRelichlau  in  Schleften,  geft.  7.  3«li  19C>0 
in  Maliern,  ftubiert«  bieSRechte,  trat  in  ben  3uftijbienft, 
bearbeitete  al®  Staatsanwalt  ba®  für  3uriften  wich- 
tige ®rgän,ptng®roerf  jum  allgemeinen  2anbrcd)t  in 
ber  4.  Auflage,  ba®  fogen.  »gttnfmännerbudj«  (ur- 
fprünglich  hr®cj.  Bon  fflräff,  Stoch,  Senfjcl,  Böitnc 
unb  Heinrich  Simon),  unb  Würbe  beäljalb  in  ba® 
3uitijminiflerium  berufen.  Unter  bent  neuen  3uftij- 
miniflcr  Sippe  1862  jum  9Ippcnation®gerid)t®rat  in 
©logau  ernannt.  Warb  g.  Bon  üccmljarbt  in  ba®  9Jti* 
niflerium  jurüefberufen  unb  jum  oortragenben  Bat 
beförbert  1871  BeooHmächtigtcr  ber  Begientng  im 
Bunbcärat  unb  SRitglieb  ber  Stommlffton  für  bie 
beutfcbe3'Bilproje6orbmmg,  erhieltg. nach  bcrnSüd- 
tritt  be®  SBiinifler®  B.  SRühler  ba®  RuttuÄminiflerium 
(22.  3®u.  1872)  unb  bamit  bie  Aufgabe,  ber  fatl)o. 
liichen  Kirche  gegenüber  bie  unBerciujjerlicben , feit 
Eidiliom  gefchmälerten  frobeitareebte  be®  Staate® 
Wieber  geltenb  ju  machen,  g.  tbfte  bie  SKufgabe  burch 
bie  fogen.  ffiaigefeje  unter  heftigem  Siberfpruci) 
ber  filerifaten,  aüetbingä  ohne  ben  pafftoen  «Biber- 
ftanb  be®  fatholifchen  Stleru®  ju  brechen.  Jurd)  ba® 
Schutaufficht®gefeb  befreite  et  bie  SBoIfefehulc  Pon 
bem  Einfluß  ber  Kirche,  Permebrte  burch  Erhöhung 
ber  ®t halte,  Bermehning  ber  oemmare  unb  twed- 
mäfjiqe  Organifation  bie  3® hl  ber  Seljrer  uni  ber 
Schuiflaffen  fehr  beträchtlich  unb  lepte  ber  Boloni- 
fierung  ber  (athotifehen  Schutfinber  in  Bofen  unb 
Seitpreujjen  ein  3'et-  St'  Unioerütäten  Berinb  er 
mit  reichliehern  TOitteln,  erhöhte  bie  Stluägaben  für  bie 
Bffege  ber  Jtunfl,  aber  ein  UnterriehtSgefeg,  welche®  ba® 
Schulwcfen  fortan  gegen  BcrroaltungawitKür  fuher* 
ftellen  iotlte,  fcheiterte  1876  an  ben  baburcf)  erwachten 
ben  Blehrfoften.  Ser  eoangetifchen  Kirche  Breuficn® 
JRtperi  flono.  »S*ejifort,  ö.  JlufL,  VI.  Cb- 


— gaffe. 

gab  g.  burch  bie  1875  bon  einer  aufterorbcntlichen 
©eneralftjnobe  gebilligte  unb  1876  Bom  2anbtagc  ge- 
nehmigte SpnobalBerfaffung  für  bie  acht  alten  Bro- 
oinjen  eine  felhftänbige  Stellung,  erregte  aber  bamit 
ben  Unwillen  ber  orthobojren  Jiofprebigerpart ei,  bieerft 
ben  Bon  g.  berufenen  Bräfibenten  be®  Obertircbcn- 
rat®,  Sjermtann,  ftürjte,  bann  g.  fetbft  1878  jum 
Ilbichicb-Sgefucb  nötigen  Wollte.  Blich  g.  1878  noch 
im  Amte,  fo  nahm  er  int  3uli  1879  ben  Wbjchieb,  al® 
Sisntard  au®  'Jlttlafj  ber  3oütarifS»erhanblungcn  im 
3tcich®tag  fich  ber  3entrumSpartei  näherte,  unb  be- 
tätigte ftd)  nur  noch  parlamentariid).  Seit  1858  bem 
Sübgeorbnetenhau®  angehörenb.  Warb  er  1867  in  ben 
fonftituierenben  Beicbätag  unb  feit  1873  Wieberum 
gewählt,  jog  jld)  aber  nach  feiner  Ernennung  jurn 
Bräfibenten  be®  Cberlanbeägericht®  in  $amm  1882 
Born  politifchen  Sieben  ganj  jurüd.  Eine  Sammlung 
feiner  »Beben  1872—1879«  (Serl.  1880)  blieb  un- 
tioHenbet.  Sgl.  £>.  B.  gifcher,  ülbalbert B. g.,  Breu- 
gen®  einftiger  Kultuäminifler  (Stamm  1901). 

3)  ®!a£,  h'rBorragcnbcr  Ungar.  Solitder  unb 
Beftor  ber  miganfifien  Bubltjiflen,  geb.  7.  Oft.  1828 
in  B'ft.  machte  feine  Stubicn  bafclbft  unb  in  Sicn 
unb  begann  1844  feine  fchriftfteHerifche  fiaufbahn  al® 
fDfitarbeiicr  be®  »Ungar«  unb  ber  »filetkäpek«  unb 
War  auch  ®I®  Überjeger  tätig.  1847  ftebelte  er  nach 
Sien  über,  Wo  er  1848  heim  rabifaten  »Stubenlen» 
furier«,  beim  »greimütigen«  unb  in  ber  »Ofterreidn- 
fehen  3eitung«  bcfchäftigt  War  unb  feit  1856  a!3  fflil- 
arbeitcr  be®  »Sanberer«  unb  (feit  1852)  be®  in  Bcft 
erfefjeinenben  »Pesti  Naplft«  bie  Sache  Ungarn®  unb 
fpäterhin  ben  3hiali®mu®  bertrat.  Snbe  ber  50er 
3ahre  gewann  er  ba®  Sertrauen  be®  in  Jöbling  in- 
tenrierten  Srafen  3j(chriigi  unb  gr.  Serif®.  i866 
unb  1867  hielt  er  ber  Königin  Glifabeth  Soriräge 
über  bie  ungarifcöe  Citcratur.  Seit  1868  leitet  g.  bie 
Bebaftion  be®  »Befter  Silopb*  unb  ift  feit  1869  ein® 
ber  herBorragcnbften  liberalen  SKilgliebcr  bebungari- 
fchen  Barlantent®.  3®  ber  Jelegation  fungiert  g.  feit 
3nhrjebnten  al®  Bcrichterftatler  für  bie  auswärtigen 
Angelegenheiten,  unb  jahtreiehe  Abreffen  be®  Beidtf- 
tag®  entflammen  feiner  geber;  auch  üxü  er  al®  Be- 
riajterftatter  ber  Dnotenfommiffion  tätig,  öegenwär» 
tig  ift  er  Sorfifjenber  be®  Bubgctauäfcbuffe®.  Jer 
Scretn  ber  ungarifeben  3oumati[ten  wählte  ihn  hei 
ber  ©riinbung  äum  Bräfibenten.  Erfchncb:  »®raf 
Sj<eh<nt)t  unb  feine 3eit«  (1868),  eine  Bcif)e  Bon  Stu- 
bicn «er  ungarischen  ©efchichte  in  ber  »Cfterrcichi« 
fehen  BcBue«,  »Erinnerungen  an  Königin  Elifaheth« 
(1898)  unb  »3eit*  unb  Eharafterbitber«  (in  Ungar. 
Sprache,  1901). 

Kfattabe  (franj.),  f.  galfieren. 

gälte,  Sogei,  f.  galten. 

gölte  (galfaune, ital.  Falcone,  franj.Pancon). 
im  16.3®hrh.  übliche®  Sdlicmgcngeidui (c  (Sänge  über 
2 m),  fchofs  2—4  kg  Eiten,  ba®  galfonett  2 kg 
Eifen  ober  Biet  fie(Uere«  tag  in  einem  ®abelful)r< 
wert , ba«  ga  1 1 0 n e 1 1 1 e t n in  einem  Bodgeftef!  (Bod* 
büchf').  Ser  Barne  galfonett  ging  fpäter  auf  bie 
Begiment8fanonen  über. 

gatte  (ga  Ich),  fosiet  wiegalbc  (htafegelhe®  Bf'rb). 
Befonnt  ift  g. , ba®  Bofs  Jietruh®  Bon  Bent. 

gälte,  l)3obann  Ernft  fiubwig,  Sierarjt. 
geb.  20.  April  1805  in  Bubolflabt,' ge)t.  24.  Sept. 
1880  in  Sora,  ftubierte  1824—27  in  $re®ben  unb 
Berlin,  Würbe  1829  Selber  am  Sierar jnei - 3nfliriü 
ju  $re®bcn,  ging  1832  al®  Jierarjl  nach  Bubolflabt, 
würbe  1840  2anbc®tierarjt  unb  1847  2cf)rer  ber 
Jierheitfunbe  in  3tnt>-  S fdjrieb : »2ehrbuch  über 

19 


290 


Salle  - 

ben  Jmfbcfdtlng  unb  biefntffranrßciten«  (2eip}.  1848. 
2.  Wujl.  1859);  »2ebrbu<h  bcr  gcjamten  Sierarjnei- 
Wiffenfißaft«  (baf.  1855  , 3©be.);  »Sie  ©rimipien 
btt  oergleidjcnbrn  ©atßologie  unb  jßerapie  ber  $)aud- 
fäugetitrt«  (Erlang.  1860);  »Sie  2cßre  Bon  ben 
Rranfbeiten  ber  3ueßt«  unb  btr  jungen  Siete«  (2eipj. 
1867);  »lierärgtlidje  3abrbüd)cr«  (baf.  1878—80). 

2)  Johannes,  fciitorder.  geb.  20.  Vtpril  1823  in 
SRajjeburg , gefi.  2.  SJicirj  1878  in  Sredben,  ftubierte 
juerjt  Sbeoloaie,  wibmete  jld)  aber  bann  ber  ©oefie 
unb  Rulturgetd)icbte,  würbe  1856  crftcr  Sefretär  anx 
©ermanifcßen  2Kufeunt,  fobnnn  1862  Sefretär  unb 
1864  Wrcßioar  am  ßauptftaatdardjin  in  Sredben. 
1856—59  gab  er  im  lierein  mit  3-  DixHIer  bie  »3eit- 
fdjrift  für  bcutfd)eRuIturgefd)id)te«  beraud  unb  fdjrieb 
außer  (ablradjen  Vlbbanblungen  in  3eitfeßriften  eine 
>©efd)id)tc  bei  beutfdjen  fjanbeld«  <2eip}.  1859  —60, 
2 Übe.);  »Sie  fganfa  als  beutfeße  See«  unb  §anbcld« 
niaißt«  (Ctrl.  1862);  »©eiduißte  bed  Rurfürftcn 
Üluguft  »on  Saeßfen  in  BoIfdmirtftßaftUdjer  ©e}ie« 
bung«  (Sei))}.  1868)  unb  »öefeßießte  bed  beulfcßcn 
3oUweienö«  (baf.  1869). 

3)  3a(ob  c on,  Rultur«  unb  Runftßiftorifer,  ©ru- 
ber bed  Porigen,  geb.  21.  Juni  1825  in  iHajjfburg, 
aeit.  9.  3uni  l897  in  SfoBrana  bei  Sbbajia,  wibmete 
ließ  in  Crlangcit  unb  ©Otlingen  pßilofopbücbett  Stu« 
bien  unb  Würbe  1855  Ronferoator  am  ©ermauijeben 
SKufeum  in  SRümberg,  wo  er  mit  91.  Bon  Sge  (f.  b.) 
mebrere  ©ilberwerfe  ßeraudgab.  1858  Born  Surften 
2iecßtenftcin  alb  ©ibliotßefar  unb  Sirettor  feiner  ®e- 
mälbegalerie  naib  SSien  berufen,  erhielt  erlHtlljugleid) 
bie  Eielle  eitted  Ruftod  am  f.  I bflerreictjifcfien  Wu- 
feum  für  Runft  unb  Jnbuftrie  unb  Würbe  1871  jubi 
Slegierungdrat  unb  1885  jum  2)ireflor  bedSRufeumä 
an  eitelbergerb  Stelle  ernannt.  1895  trat  er  in  ben 
SRußeitanb.  g.  ift  Bielfacb  alb  SeßriftftcQer  beb  htltur« 
geftbidjllitben  unb  funftgewerblicßen  gaeßed  mit  gro« 
feem  Srfolg  tätig  geweint,  wobei  ibm  insbef.  eine  fei« 
tenc  ©abe,  bie  Sefultate  ber  rci ffenfdiaftltdjert  gor- 
fdmng  burdt  gebiegene  populäre  Sarftellung  jum 
Wcmcingut  aller  ju  ma<ben,  Sncrfennung  erwarb, 
©on  feinen  Schritten  finb  ju  nennen;  -Sie  beutfeße 
Sratbten-  unb  URobenwclt«  (Sei))}.  1858);  -Sie  rit- 
terliche ffiefetlfdjaft  im  3eftalter  beb  Srauenfultub« 
(®erl.  1862);  »fflefeßießte  beb  mobtrnen  ©efebmaetb« 
<2eipj.  1866,  2.  «uff.  1880);  »©efdmßte  beb  fürft« 
liibcn  §>aitfed  2iecßtenftein«  (SSien  1868 — 83,  SBb.  1 
bib  8);  -Sie  Runft  im  fiaufe«  (baf.  1871,  6.  Slufl. 
1897);  »3urRulturunbRunft.  Stubien«  (baf.  1878); 
»Ipettad  unb  3iont«  (!ulturgefd)id)tlid)eb  ©raeßttoerf, 
®tuttg.  1879);  -Rojlümgcfd)id)tc  ber  Rulturoölfer« 
(baf.  1880);>91ftbetit  bcdRunftgewerbed*(baf.  1883); 
»Ser  ©arten,  feine  Runft  unb  Stunftgefcßicßte«  (baf. 
1886);  »Sie  !.  t.  Sietter  SorjeUnnfabrif«  (SSien 
1886);  »©efeßießte  beb  beutfeben  Runftgcwerbed«  (in 
©roteb  »©efeßießte  bcrbeutjd)en  Jhtnft«,  8erl.  1888); 
»Vlub  bem  Weiten  fReieße  ber  Runft* , audgewäßlte 
Suffäße  (baf.  1889);  »©efeßießte  bed  ©efeßmadd  im 
SKittelalter*  (baf.  1892);  »Sud  alter  unb  neuer  3eit; 
neue  Stubien  ju  Rultur  unb  Runft«  (2.2fufl.,  ©erl. 
1895);  »flebenberinnerungen«  (Seif)}.  1897). 

4)  ©uftao,  Siebter,  9fejfe  ber  beiben  norigen,  geb. 
11.  Jan.  1853  in  2übed  alb  Sobn  eineb  Raufntaitnd, 
Berlor früh  beri  ©ater,  wibmete  fid;  anfangs  bem  Sueß- 
battbel,  feit  1874  berfDtufif  unb  lebt  atd  Rlaoierleßrer 
in  tpamburg.  1903  Würbe  ibm  bei  ©eltgenbeit  feineb 
50.  ©eburtätagd  Bon  bem  bamburgifd)en  Staat  ein 
Sicßtergeßalt  audgefeßt.  g.  bat  fid)  in  feinen  Stoma» 
nen:  »wud  bem  Surcßjcßmtt«  (©erl.  1892  ; 2.  Slufl., 


- fallen. 

1 .fiamb.  1900),  »2anben  unb  ftranben«  (©crL  1895) 
bcr  naturaliitifdien  Siicßtmtg  angefeßtoffen ; in  bem 
Stoman  »Ser  SRann  im  Siebe!«  (vamb.  1699)  ftbil- 
bert  er  einen  Wanfelmiltigen  ©bantaften,  ber  bunfj 
ilberbebung  unb  eigne  Sdjulb  jugrunbe  gebt.  Ser 
Srfolg  biefer  Serie  war  nur  gering,  unb  $alfeb  ©e- 
beutung  liegt  bunbaud  tn  feiner  figril.  Sr  Beräffent» 
litbte  bie  Sammlung:  -Stignbeer,  ber  Job  unb  anbre 
©ebidbte«  (Sredb.  1892);  »Sant  unb  Wnbacbt  ©e- 
bidjte  aud  Sag  unb  Sraum*  (Sliüntb- 1893);  »3wi- 
ftben  jwei  Siärbten«  (Stuttg.  1894);  »Sieue  ®abrt« 
(8er(.1897);  »9Ritbcm2eben«(^antb.l899);  -^>obe 
Sommertage«  (baf.  1902).  WnfangS  Bon  2ilienCTon 
ftarl  beeinflußt,  cntwidelte  fidb®.  ju  einer  eigenartigen 
3nbinibualttät ; beit  emften  ©robltmen  bed  2ebend 
natbftnnenb,  ein  tiefed  unb  ftnniged  Siaturgefübl  Ber- 
ratenb,  fdfilbcrt  er  indbef.  ben  ©iberfprud)  jwtfdfen 
ffittnfd)  unb  Siirllidjteit,  jwifdjen  bid)tenjd)eut  «ebnen 
unb  ber  beflcmmenbtn  ßnge  bed  2ebend ; aber  erringt 
fid ) aud  biefen  ©egenfäben  ju  ftiller  ©ntfagung  uttb 
barmoitifdjent  Sfrieben  brnburtb  unb  feiert  in  toobl- 
flmgenben  Serien  bad  ffllüd  bed  fetimiftben  fjerbed 
unb  ftnnenber  Sinlebr. 

Ralfen  (Gbelfallen,  Falconiaae),  Unterfamilie 
ber  5.  (Falconidae)  aud  bcrOrbnung  berSaubBögel, 
Keine  ober  mittelgroße  Sögel  mit  großem  Roßf,  für- 
jem  ^ald,  relatio  fur.jem , friiftigent,  auf  ber  ffirfte 
itarrgerunbetem,fpijbafigem®ebnabel,  langen,  fpißen 
fylügeltt,  mittellangem,  nteßr  ober  minber  abgerun» 
betem  ScßWan} , lurj-  ober  mäßig  langläufigen  unb 
langjeßigen  fjüßcn.  Sbelfalfen  fenben  fid)  m aßen 
Srbteilen  unb  allen  ©egenben;  fte  wanbem  ober 
ftreidjen  Weit  umber,  Biele  finb  3ugBögel;  fie  leben 
in  Salbungen,  auf  Seifen  unb  alten  ©cBäuben,  felbft 
in  Stabten,  fliegen  ungemein  fdtnelt  anbaltenb  unb 
geftßidt,  unb  bie  wahren  Sbelfalfen  fönnen  fid)  burd) 
jittembe  ©etoegung  (©ütteln)  längere  3*it  auf  ber- 
felben  Stelle  fdtwebenb  erbalten;  auf  bem  ©oben  finb 
fte  febr  ungefdndt.  3bre  ©abrong,  befonberd  Sögel, 
fangen  fte  meift  im  ßluge,  inbem  fie  Bon  oben  berab 
auf  btefelbeit  ftoßen  (wobei  fuß  bie  Sögel  burd)  über« 
fingen  ju  retten  fudjen),  tragen  fie  an  einen  ßaffenben 
Crt  unb  rupfen  unb  enthäuten  fte  aud) },  S.  Bor  betit 
ff  reffen;  niemals  freffett  fte  in  ber  greißeit  2(ad.  Sie 
borften  in  öüblungcn  fteiler  geldwänbe,  auf  hoben 
Säumen  ober  ©ebäuben.  Sad  SSeibtben,  bad  etwas 
größer  ald  bad  Stänndien  ift,  legt  3 — 7 ntnblitbe, 
mehr  ober  minber  raußfcbalige,  blaß  röllidibraune, 
bunfler  punttierte  unb  gefledte  Eier  unb  brütet  fte 
allein  aus.  Ser  3agbfal!e  (®eier-,  ©ierfatfe, 
Sdlänbifdier  gatle,  ffiroßer  ©laufuß,  Falco 
rasticolus  L.,  f.  Safel  »©aubnögel«,  gig.  1),  60  cm 
lang,  126  cm  breit,  ift  auf  ber  Oberfeitc  bunlel  grau- 
blau, fdjwarj  gebänbert,  am  Sdiwatt}  ließt  graublau, 
bunfler  gebänbert,  auf  ben  Seßwingen  braunfdiwar.}. 
Sie  Unterfeite  ift  gräulich«  ober  gclbweiß,  bunfel 
längSgefleeft,  an  ben  Seiten  unb  auf  ben  $>ofen  quer- 
gcrlcdt.  Sr  lebt  im  Sorben  Sfanbinaoiend,  in  ©orb- 
tußlanb  unb  in  Sibirien,  wäbrenb  auf3dlanb,  Oirött- 
lanb , Jiowaia  Semlja  in  ber  ffiröße  unb  gärbuttg 
abtoeicbcnbe  Sögel  woßnen,  non  beiten  bie  ber  ßödi- 
ften  ©reiten  rein  weiß  Werben.  Sr  bcBorjugt  (teile 
Seelüften  in  ber  ©äße  ber  fogen.  Sogeiberge,  unb 
nur  bie  jungen  Sögel  ftreifen  weit  im  Jnnem  bed 
2anbed  umher  unb  nerfliegen  fid)  feßr  feiten  audß  bid 
Seutfd)lanb.  SeeBögel,  Sißncebüßner,  Ipafen  unb 
Sidibömdicn  bilben  bie  Ülaßrung  ber  3agbfalleit.  Sic 
borften  in  einer  fpöble  ber  unjugänglidieit  geldwanb 
unb  legen  Bier  in  ©eftalt  unb  garbe  nielfaeß  weiß- 


291 


gatten  (Arten , ©lt)tboIogifd)eS,  galtenjagb). 


felnbe  Eier.  3n  38Ianb  unb  ©rönlanb  fteüt  man 
bem  3aabfal(en  eifrig  nad),  unb  inKorbafien  toirb  er 
für  bieiöeije  gefangen.  3»  ber©efangenfd)aft  erreicht 
er  feiten  ein  böbereS  Alter.  33er  SBanberfalte 
(©erg*,  SBalb»,  Stein»,  ©ei j-,  ©lei»,  ©lau« 
falle,  Jaubenftöfter.  Kleiner  ©laufuft,  F. 
peregrinus  Tunet  , f.  Safel  »Kauboögcl»,  gig.  2)  ift 
47 — 52  cm  lang,  110—120  cm  breit,  auf  ber  Ober» 
feite  bellgrau,  buntcl  gebiinbert;  bie  Stirn  ift  grau, 
Kehle  unb  bie  Cberbruft  weiftgelblidj,  Unterbruft  unb 
©autb  rötlicbgelb,  erftere  braungelb  geftridjelt  unb 
qefledt,  ber©aucb  ift  bunte!  gebänbert ; bie  3d)wingen 
jtnb  fd)iefcrKbn)arj,  bie  Steuerfebern  bell  aftbgrau 
gebänbert.  Er  bettiobnt  bie  nörblidjc  gemäßigte  jene, 
gebt  im  'Sinter  bis  Sübafrifa,  Sübafien  unb  SBcft* 
tnbien,  übermintert  aber  autb  (namentliib  baS©länn» 
dien)  in  böbern  ©reiten  unb  brütet  in  faft  ganj 
Europa,  ©littelaften  unb  Korbamerifa.  3nßfeit  SKärg, 
Cltober,  KoDember.  Er  lebt  in  groben  ‘Salbungen, 
autb  in  roalblofen  ©ebirgen  unb  (ontrnt  felbft  in  bie 
Stabte;  am  meiften  benorjugt  er  {teile  gelSroänbe;  er 
ift  mutig,  ftarl  unb  geiuanbt,  nälirt  fid)  faft  auSfdjtiefj» 
lid)  Dem  ©iigeln  unb  riditet  unter  inuben,  Kebbüb* 
nein,  KiebiBen  arge  ©erbecrungen  an  ; auch  Stäben, 
Enten,  Silbganfe  finb  Dor  ibm  nid)t  fitfter.  Er  niftet 
in  gelSböbtungen  ober  auf  hoben  Salbbäumen  in 
Heftern  anbrer  ©ögel  unb  legt  im  April  unb  ©lai 
8 — 4ge(brötlid)e,  braun  gefledte  Eier  (f.jafel  »Eierl«, 
gig.  38).  $er  SBanberfalte  überläfjt  anbent  Kaub' 
Dögeln  fofort  feine  ©eute,  menn  fie  berbeifliegen,  um 
fte  ibm  abjunebmen.  3n  ber  ©efangenfehaft  halt  er 
fi(b  red)t  gut,  Wenn  man  ibn  mit  ©öqeln  füttert.  ®er 
©aumfalfe  (S3eiftbüdd)en,  fiertbenftöfter, 
$?ed)t»,  Stbmerl-,  Stofifalte,  F.  subbuteo  L., 
f.  Safel  »SHauboögel» , gig.  3),  35  cm  lang,  83  cm 
breit,  auf  ber  Cbcrjeite  blnufdjmnrj,  am  Kopfe  grau, 
im  Kaden  loeiftfledig,  mit  fibroärjlidten,  roflgelb  ge» 
fanteten  S<b>bingen  unb  ftbiefcrblaucm  Schwang 
beren  fiebern  innen  roftgelbrot  gezeichnet  finb.  ®ie  Un» 
terfeite ift  Weift  ober gelbitdimeift,  fdimar;  längSgejledt, 
£>oien.  Steif;  • unb  Unterfcftroanjbcdfebcm  ftnb  roft» 
rot  Er  beroobnt  faft  ganj  Europa  unb  baS  gemä» 
ftigte  Afien,  lebt  bei  uuS  Don  April  bis  September, 
gebt  im  Sinter  feiten  bis  Korbafrita  unb  3nbien, 
tinbet  fid)  befonberS  in  Saubböljern  ber  Ebene,  lebt 
ftetS  paartocife.  jagt  Sertfien  unb  Stbmalben,  auch 
fceufdjreden , SBafferjungfem  ic-,  borftet  auf  hoben 
Säumen,  (ebener  auf  gclien  ober  auf  bem  ©oben 
unb  legt  im  3uni  unb  3uli  3 — 5 weißliche  ober  rot» 
liehe , gelbrötlid)  unb  rotbrnunlieh  gefledte  Eier.  Er 
bnit  fid)  febr  gut  in  ber  ©efangenfebaft,  wirb  jahnt 
unb  Würbe  friiber  autb  jur  galtenjagb  benuht.  ®er 
Xurmfalte  (©lauer»,  Kot»,  ©läute-,  Küttel» 
falle,  Ccrchneis  tinnnncula  L.,  f.  Xnfcl  »Kaub 
Dögel«,  gig.  4),  35  cm  lang,  74  cm  breit,  am  Kopf, 
Kaden  unb  Sdjwanj  aftbgrau,  legieret  mit  blau» 
fdiwarjen,  tu  cif;  gefäumten  Enbbinben,  mit  roftrotem 
©lantel  , alle  gebern  mit  brciedigen  Spigfledcn,  an 
ber  Kebte  tveifilitbgelb,  an  ©ruft  unb  ©autb  fiftön 
rotgrau  ober  blaftgelb,  ftbroar;  längSgejledt;  bie 
Sdiroungfcbem  finb  ftbwarj,  beller  gefäumL  Sab 
SBeibdjcit  ift  oben  bräunliebrot,  ftbwarj  gefledt,  ber 
Stbtoanj  graurbtlieb,  an  ber  Spifte  breit  unb  itbmal 
gebänbert,  ber  ©ürjel  rein  aftbgrau,  auf  ber  Unter» 
feite  wie  baS  ©länndien  gefärbt.  Ser  Surmfalfe  be- 
wohnt Europa  unb  bau  aentäftigte  Ilgen . weilt  bei 
unb  oorn  Slcir;  ober  Anfang  April  bis  September 
unb  Oftober,  gebt  im  Sinter  bis  Sübafrifa  unb  3n» 
bien,  bo<b  bleiben  einjelne  autb  in  $eutfd)lanb.  Er 


finbet  fid)  befonberS  in  gelbgef)51),  fRuinen,  aud)  in 
Stabten,  lebt  Don  ©läufen,  Kerbtieren,  Eibedgen, 
grofeben  unb  fangt  wohl  autb  Heinere  Sögel,  ift  aber 
jebenfaüS  febr  überwiegenb  nügiieb-  Er  ftreiibt  nteift 
ttiebrig  über  ben  ©oben,  niftet  in  Krähen»  ober  Elfter» 
neitem,  ©lauer»  ober  ©aunilijd)em  unb  bilbet  bis» 
weilen  ©rutanftebelungen.  3>aS  Säeibdjen  legt  im 
April  bis  Enbe  3uni  4—9  weijje  ober  roftgelbe,  braun- 
rot gefledte  unb  punfiierte  Eier  (f.  lajel  »Eier  I«, 
fjfig.  39),  bie  juwcilen  mit  Dom  ©länntben  auSgcbrü» 
tet  werben.  3n  bet  ffiefangenfd)aft  werben  jung  ein- 
gefangene Surntfalfen  feftr  jabm.  Son  aitbern  3f., 
bie  bisweilen  in  Xeutfdftanb  erftbtinen,  finb  nod)  tu 
erwähnen:  berKotfuftfalfe  (Abenbfalte,  Cercn- 
neis  vespertina  L.),  in  Oftbeutfdjlnnbiientlid)  re- 
gelmäßig auf  bem  3u9e  im  April  bis  SRai  unb  im 
September,  ein,,  unregelntüftiger  ©aft  im  übrigen 
SJeutfdftanb,  in  Öfterreid)  unb  ber  Schwei  j,  ©ruloogel 
inDfteuropa.  XerSlerlinfalte  (Stein»,  ©lau», 
3 Werg  falle,  Cerchneis  merilla  Gerini,  F.  aesa- 
lon  Tunst.),  Xurxbjugoogel  im  April  unb  Cltober, 
oereinjelt  autb  im  Öinter,  brütet  in  Sfanbinaoien 
unb  Korbruftlanb.  Xer  Kötelfalte  (C.  Naumanni 
Fleisch.,  F.  cenchrio  Kaum.),  in  Siibeuropa,  Korb» 
afrita,  Sübweft»  unb  ©littelaften,  ift  feltencr  ©aft  in 
®eutfd)lanb.aierS3ürgfalte(Saterfalte,©Iau» 
fuftfalle,  F.  cberrug  Gr.,  lanarius  ,Vaum.) , in 
Sübofteuropa,  Sübweft»  unb  ©littelaften , ein  febr 
feltener  ©aft  im  öftlid)en  ®eutfd)lanb , brütet  in  ber 
llmgegenb  Don  SSiett. 

tPlptbofopifibeS.  SraReniasP. 

®er  Salle  erftbeint  in  ber  ©Itftboiogie  gewöbnlitb 
alS  göttlitb,  nlleiu  Xiaboliitben  feinblid).  3nbra  er- 
ftbeint oft  in  ©eftalt  eines  galten,  er  tötet  bie  feinb» 
iitben  ®ümonen  unb  bringt  ben  ©Icnfcbcit  bie  ©ötter» 
fpeife.  ®cr  gälte  ift  gewöbnlid)  eine  glänjenbe  ©<» 
ftalt  unb  tritt  oft  in  fflegeniafj  ju  bem  büftem  Abler 
(KriembilbenS  Sraum).  SRatp  immer  War  ber  gälte 
ber  fd)ne(le  ©ote  ApoHonS.  31atb  bem  Tobe  bat  er  bie 
gabigteit,  ju  propftejeien ; er  webflagt  über  einen  Seid)» 
nam,  ftbarrt  Unbegrabene  ein,  lebt  700  gaftre  unb 
befijjt  feftr  Diele  .'peilträfte.  3n  Slgbpten  War  er  ein 
heiliger  ©ogel,  ein  Don  einem  Ouabrat  ttmftbloffener 
gälte  war  baB  Stjmbol  ber  Jiatbor;  auf  ägbptiid)en 
KeliefS  unb  ©emmen  finbet  ftd)  CfiriS  mtl  einem 
gallentopf.  Aud)  im  flawifdjen  Altertum  würbe  ber 
gälte  Derebrt  unb  in  ben  ©Btterbainen  gehegt.  3>n 
©Attelalter  galt  ber  gälte  als  eins  ber  unterftbeiben» 
ben  Stiften  bcS  KitterS  (bafter  auf  ©rabmälern). 
Slatb  einem  fflefeft  Dom  3aftr  818  follten  StbWeri  unb 
gälte  im  ©efift  beS  fflcficqten  bleibtn.  Xer  gälte  war 
aud)  baS  geibjeidjen  AtttlaS. 

3ur  galtenjagb  (galtnerei,  galtonerie, 
galfenbeiie,  ©etjjagb)  würben  in  früherer 3*it 
als  »Ebelfaltcn«  bauptiäd)lid)  ber  im  t'lorben  oorfom» 
ntenbe  3agbfalfc  (Falco  niaticolus)  fowie  ber  weit» 
Derbreitete  SBanberfalle  (F.  perecrinns)  unb  ber  ben 
Süboften  Europas  bewobnenbe  SBiirgf  alte  ober  ©lau» 
fuft  (F.  chcrrug)  abgeriditet.  Kitter  unb  Ebelfraueit 
trugen  ihre  SieblingSfalfen  auf  ber  gauft.  ^»ierju  wür- 
ben bie  flügge  geworbenen  3ungen  auS  ben  iiorften 
genommen,  lieber  aber  alteStögel  gefangen  (f.  galten» 
fang),  ©lau  befeftigte  an  ihren  güften  (Ipänben) 
febmale  Seberriemen,  Kurj»  u.  Sangfefjeln,  unb  fefttc 
ihnen  eine  bie  Augen  bebedenbe  Kappe  (iiaubc)  auf. 
Xurd)  junger  unb  Sdftafloftgteit,  Weid)  legiere  man 
bttrd)  unauSgeicftteS  Sdjautctn  beS  ©ogelS  in  einem 
Jonnenreifen  Derurfaebte,  brad)te  man  fie  juerft  babin, 
baft  fte,  an  ber  geffel  gehalten,  ruhig  auf  ber  linten, 

19* 


292 


galfenau  — galfenfeerg. 

mit  einem  ftarfcn  Seberftanbfdjulj  bcfleibeten  gauft  beftielten  aber  Bon  ben  gefangenen  meift  nur  bie  nidjt 
faften  unb  nach  abgehobener  Sappe  Borgehaltcned  über  jtuci  3ai)re  alten  Beiheften.  3m  18.  3abrt).  tarn 
31c ii<b  fröpften (fragen).  Sann würbe ber Ralfe baran  bie  galfcnbeije  affmäftlidj  aud  berSRobe,  unb  nur 
gewöhnt,  baft  er  nad)  ber  Borqehttllenen  'llßung  ge.  nod)  in  Enqlanb  tu  Sebforb  unb  ju  Siblington  $>aU 
{trieben  fam  unb  fid)  jum  Kröpfen  auf  bie  gauft  fcjjte.  in  ber  ©rafiebaft  'Jiortolf  bat  fic  fidj  bis  in  bie  neuefte 
3ur  3agb  mürbe  er  babureb  abgeriefttet,  baß  man  ihn  3C>*  erbalten.  ?lud)  im  2oo,  einem  Sanbgut  be8  ftö« 
an  einem  an  ber  Rurjfeffel  befe|tigten  gaben  auf  eine  nigd  ton  tpoBanb , würbe  bis  1853  mit  [f . getagt, 
an  ben  giügeln  befeftnittene  Saube,  fpater  oftne  ga<  ?lm  groftortigften  ift  bie  galfenjagb  Bon  jetper  in 
ben  frei  auf  eine  ungeftußte  Saube  ftofern  lieft.  S3ar  Sfittelaflm  getrieben  worben,  unb  SKarco  ©olo  er- 
er  fo  weil  gebracht,  baft  er  burd)  oorqebnlteneS  giciicb  jäftlt  Bon  10,000  galfcnieren  unb  Sogelfteflcm,  bie 
ober  burd)  bie  an  eine  Sdjnur  gefiunbenen  glügel  ein  Eftan  Bon  Eftiwa  mit  auf  bie3aab  nahm.  Cbcnfo 
einer  Weiften  Saube  (geberfpiel),  unter  bem  Suf  berichtet  SaBemier  Bon  ben  jaftlreicften  g.  bedRönigd 
»$i!o«  angclocft,  mit  bem  gefangenen  Boge!  auf  bie  Bon  Reiften,  bie  auch  auf  Wilbe  Schweine,  Wilbe  Sfel, 
gaujt  geftridten  fam,  fo  war  er  jur  3agb  fertig  ab-  Antilopen,  gficftfe  brefftert  waren.  Vlucb  neuere  Sei- 
gerichtet  (abgetragen).  fenbe  fanben  in  Werften,  Efjiwa,  bei  ©afeftfiren  unb 

Sie  galfenjagb  hatte  einen  6efonbem  Seij,  Weil  ftirgifen  überall  abgeriefttete  g..  ebenfo  jagen  bie3n- 
bie  Sauten  fid)  baran  mit  Vorliebe  beteiligten.  Bor»  ber  unb  bie  Bebuinen  ber  Sahara  noch  heute  mit  g. 
jugij weife  gebeijt  würbe  ber  Seiher  (gifefireiher),  ber  Bgl.  aufter  ben  alten  3agbbücftem  pon  Süftnfinger 
besljalb  and)  jur  hohen  3agb  gehörtc(Seiberbeije).  (brSg  Bon  £>aftler,  Stuttg.  1863),  Riefelt  (brdg.Bon 
Sie  berittene  3agbgefenfcftaft  lieft  burd)  Stöberhunbe  Sombrowffi,  Säten  1886),  ifloniaq  (mitSbbilbungen 
SBeiljer  unb  ©ewäger  mit  Söftricftt  abfudten.  Säenn  Bon  3oft  Slmtnan,  Stuttg.  1886)  u.  a.:  Schlegel 
biefe  einen  Seiber  auftaten.  Würbe  bem  Jagbfalfen  unb  Berfier  Ban  Sulnerhorft,  Traitä  de  fau- 
bie  Sappe  abgehoben,  unb  fobalb  er  bie  Beute  ge«  connerie  (2eiben  1845—  53); SalBin u. Srobrid, 
Wahrte,  warb  er  non  ber  gauft  auf  biefelbe  geworfen.  Falconry  in  the  British  isles  (2.  Slufl.,  2onb.  1873); 
Ser  Seifter  fuebte  nun  bem  galten  babureft  , tu  ent-  greeman  unb  Salnin,  Falconry,  its  Claims, 
gehen,  baft  er  fid)  feftraubenfurntig  immer  ftöfter  er-  history  etc.  (baf.  1859);  3J!agaub  b’Slttbuffon, 
hob,  bamit  ihn  ber  gatfe  nicht  überßeigen  (önne.  ®e-  LafauconnerieCi(ar.l879);gotefttinger,©efd)id)te 
lang  bieö  bem  leßtem  bemtoch,  fo  itieft  er  auf  ben  ber  galfenjagb  (2eipj.  1878);  ^tartinq,  Hints  on 
Seiher  unb  brachte  ihn  ju  ©oben.  ßfterd  glüdte  ed  the  management  of  hawks  (2.  flufl.,  2onb.  1898). 
aueft  biefem,  ben  herabfdjieftenbcn  galten  auf  ben  iftm  gfalfcnau,  1)  «labt  in  Böhme« . reefttd  an  ber 
entgegengeftreeften  Schnabel  ju  fpieften  Semgebeij-  ®ger,  in  bic  hier  linf*  bie  ^wotau  mlinbct,  Rnolen- 
ten  Seiher  pflegte  man  wohl  um  ben  rechten  Stäuber  punft  ber  ©ufcfttlbrabcr  Eifenbaftn,  Siß  einer  Be- 
iguft)  ein  Silberplättchen  ju  legen,  auf  bem  Sag  unb  jirtdbauptmannfeftaft,  eine»  Bcjirfögcricbtö  unb  eines 
Ort  beS  ganged  einqraoiert  waren,  Sluftcrbem  mur.  SeBierbergamtd,  hat  eine  cifcme©rüde  über  bie  Gger, 
ben  auch  gafanen,  Sebhüfmer  ic.  gebeijt.  Sie  38ger,  ein  gräflich  Softißfcfted  Schlot)  (Bon  1480)  mit  Bier 
bie  baS  Vlbtragen  unb  bie  Säartung  ber  g.  ju  befor-  Sürmen  unb  feftönem  Bari,  Bucftbruderei , Rarton- 
gen hatten,  hießen galfeniere,  galfoniere, gal»  nagen-  unb  Sonwarenfabrif,  SaumwoUfpinnerei, 
fener.  Sie  trugen  ihre  mit  ber  Stoppe  (galten-  Bierbrauerei  unb  (tsoo)  7376  meift  beutfehe  Einmob« 
ftaubc,galfentappe)bebedtenBeijuügelaufeinem  ner.  3n  ber  Umgebung  ffiladbütten,  Sergbau-  unb 
etwa  1,5  m langen,  1 m breiten,  leichten  böljemen  jöfittenunterneftmungen  (Braunfoftlenförberung  im 
Sahnten,  an  bem  biefe  angefeffeit  waren  (galten-  galfenaucr  Beden  1902:  18,5  SKiB.  metr.  3tr-)-  &- 
trage),  unb  führten  am  fflilrtel  baS  gcberipiel.  Sie  hat  1874  burd)  ©ranb  fehr  gelitten.  Sgl.  ©elleter, 
galfenjagb  währte  Born  Sejember  bis  3uni.  Ein  Sentwürbigfeiten  ber  Stabt  g.  (galtenau  1876—82, 
gewiShnltchcr  gälte  biente  faunt  brei  3ah"-  Schon  2 Sie.).  — 2)  Sorf  in  Böhmen , f.  §aiba. 
itnt  400  o.  ®hr.  richteten  bie  3«ber  g.  ab.  75  n.  Ehr-  ffalfenaugc,  faferig-ftangelige,  mit  Ouarj  im- 
jagten bie  Shrafer  mit  g.  Ser  Sohn  be8  römifdien  prägnierte  bläuliche  Bartetut  bed  Krothbolith,  finbet 
Räiferd  flBitud  [oB  bie  galtenbeije  in  Som  eingefiltjrt  fid)  am  Rap  ber  Buten  Hoffnung  unb  wirb  ald  2>alb- 
haben,  Bon  Wo  fle  ftch  fchneB  Weiter  Berbreitete.  ebelftein  benußt. 

Karl  b.  fflr.  regelte  bie  galfenjagb  burd)  ©efeßc  unb  ffalfcnbeijc,  f.  galten,  S.  291. 

Berbot  fte  aßen  Unfreien.  Raifer  griebrich  I.  richtete  galfcnberg,  Berg,  f.  Saufifter  ©ebirge. 
felbft  g.  ab,  unb  griebrich  n.  War  ber  gefchieftefte  ?falfcnbcrg,  1)  gleden  tm  bapr.  Segbej.  Ober- 
galtenier  feiner  3'it  nnb  fd)rieb  barüber -De  arte  pfalj,  BejirtdamtSirfdtenreutlj,  in  einem  thilbroman» 
venamli  cum  avibus«  (Mlugsb.  1596;  mit  anbem  tifchenSal,  an  berffialbttab,  hat  eine  fath- Rtrd)e, 
Schriften  tjrsg.  Bon  Schneiber,  Cetpj.  1788;  beutfeft,  groftartige  Sdjloftruine  auf  einem  g<lfen,  äRtncral* 
mit  Originaljeichnungen  unb  einem  ©örterbuch  Bon  aueBe  (Sauerbrunnen),  gorftamt  unb  (taooi  716  tuth. 
Schöpffer,  Berl.  1896),  bad  Bon  feinem  Sohn,  bem  Einwohner.  SadSd)loftg.fommtfchoniml2.3ahrh 
König  Ulianfreb , mit  'ilnincrfungett  Berfcben  würbe.  Bor  unb  gehörte  früher  ben  Sanbgrafen  Bon  Feuchten- 
Um  i270  fchrieb  Semetriud,  waijricheinlich  Tlrjt  beS  berg. — 2)  Burgruine  im  gürftentum  Sippe,  bei&om, 
gried)ifd)en  ffiaiferd  SHidpael  ©aläologod,  ein  Buch  auf  einem  Serq,  epemald  ein  fefted  Schloft.  Schon 
über  bie  galfnerei  (Bar.  1612).  gran;  I.  Bongrant-  ju  ben  3<<ten  her  Sömer  ftanb  ber  Sage  nach  hier 
reich,  unter  bem  bie  galfenjagb  ihre  ffllanjperiobc  eine  Burg,  bie,  jum  Sd)uß  gegen  bie  römtfd)egeffung 
feierte,  hatte  einen  Cberfalfenmeifter,  unter  bem  15  Mlifo  (f.  it.)  erbaHt,  fpäter  jcr)tört,  1226  burd)  lippc- 
Ebelleute  unb  50  galfoniere  ftanben;  bie  3af)l  feiner  fchefflrafenwieberaufgebautwarb.  fflrafBernharbVT. 
g.  betrug  30«.  3n  ©reuften  errichtete  ber  Stochmeifter  hielt  hier  im  15.  3ahrf).  ben  §erjog  Ipeinrich  oon 
Sfonrab  oon  3ungincten  1 396  beim  Orbendljauä  eine  Süneburg  gefangen,  ©alb  barattf  brannte  bie  Burg 
eigne  3nlfenid)ule.  Sie  beiten  galfeniere  würben  tn  ab  unb  würbe  jurSuine.  — 8)Kreiäf!abt  im  preuft. 
bem  Sorfe  galfenmerth  in  gianbem  gebilbet;  fte  hol-  Segbej.  Oppeln,  am  Steinauer  Baffer  unb  an  ber 
ten  bie  Bögcl  and  Sorwegen  ttnb3dlanb,  früher  auch  Staatebahnlinie  Sihieblow-Seutfch-Scippe,  hat  eine 
aus  ©ommern,  fingen  aud)  Biele  g.  in  ber  Untgegenb,  eBangelifcfte  unb  eine  fatp.  Rircfte,  Spnagoge,  S^Ioft, 


galfettberg  — galfertorben.  293 

eoangelifeped  gopnnniter*  unb  fatpoliftped  Jtranfen-  [ Seutfcplaitbd  unb  bed  angrenjenben  SRitteleuropad 
paud,  Hmtsgeriept,  3'9arrenfQbnlalion,  Süpfcrci,  | (Staffel  1876). 

Sampffägemüple,  3'*’9flbramcrei  unb  «ooo)  2103  galfcnpaubc,  f.  galten,  S.  292. 
mcift  (alb.  Gimoopncr.  Sabei  ber  Sruppenübungd* 1 galtciipaufcn,2ubmig,greiperrbon,pmiB. 
plap  Donfiamdborf  für  bab  6 Hrmeeforpd. — 4)  (grü* ; ffleneral,  geb.  13.  Sept.  1844  in  ®ubm,  trat,  im  Sta» 
ber  fratu.  gaulqucmont)  Stabt  im  beutfdpen  Sie-  bettenlorpd erjagen,  1862atd2eutnantinbad  l.öarbe* 
girt  2uttiringen,  ffreid  ©ofcpen,  an  berSiicb  unb  ber  regintent,bcfud)tel865— 68biejtricg0afabemic,mad)te 
Gifcnbapn  Stieringen -9ioDtant,  263  m ü.  2B.,  bat  benjtrieg  1866 alb Hbjittant  eines  ©arbe-Sefcrocregi* 
cinetatp.  )Krd)c,3miagoge,21iuibgerid)t,Cbcrfürflcrei,  mentd,  ben  Don  1870/71  ald  Hbjutant  beb  1.  ©arbe* 
cin9Ketadmerf,  2$ampfmüplen  unb  0900)  1070mcift  regimentä  mit,  mürbe  1873  alb  ifpauptmann  in  ben 
fatb.  Gtntoopner.  g.  mar  epentald  geftung  unb  taut  ©cneratftab  berfept,  1886  ©ataidondtommanbeur  im 
im  16.  3aprp.  all  2otpringen.  — 6)  Sorf  unb  be«  65.  gnfanterieregunent,  1887  ©cneralftabddiei  beb 
licbter  SommeraufentpaU  ber  ©ertiner,  im  preup.  ©arbetorpd,  1890  Jtommanbeur  beb  HuguftaSHcgi* 
Segbej.Botdbam,  Strcid  Cbcrbamim,  an  ber  Staatb>  ntentb,  1892®cneraimajor  unb  flominanbeur  ber  29. 
bapnlinieGberdmalbc-granffurt  a.D.,  pateineeoang.  gnfantertebrigabe,  1894 Oberquartiermeifter  imöro* 
ftird)e,eineSribatlcpranftalt(Siftoriaftift),eineSapp-  iien  ©eneralfiab,  1896  Jtommanbcur  ber  2.  ©arbe« 
fabrit,  Sägentüble  unb  asoo)  1052  Ginrn.  Sabei  ber  gnfanteriebibifton  unb  ©cnerallcutnant  uitb  mar 
1' a r f B o u Stülpen.  — 6)  Sorf  unb  @ut  im  preup.  Dom  'Dtärj  1899  bid  'JKärj  1902  ßotnmanbeur  beb 
Siegbej.  Sierfeburg,  ftreid  Ciebenmerba,  Snotenpunft  lS.roürttembcrgiiepenHnuecIorpd.  Seitbem  (ebt  er  in 
ber  Slaatdbapntinien  §ade- Stottbud,  ftoplfurt-g.,  Bfiündjen.  Gr  fepricb:  »Wudbilbung  für  ben  Krieg. 
g.-9ioplau  unb  Sütcrbog-JRöberau  (owic  ber  Gijen-  Grfter  Seit:  Sie  ©runblage  für  bie  pöpem  güprcr* 
baim  g.-©ecäfom,  §at  eine  eoang.  Äirdje , Satnpf*  (fflcrl.  1902). 

molferei,  ein  Sampffagetocrf  unb  awx»  2280  Ginm.  galfcnpatw, 3uliud,®rafDon,  Sfterrcid).  3Ri* 
— 7)  fysfenftabt  im  icbmeb.  2än.  £>allaitb , an  ber  ttifter,  geb.  20.  gebr.  1829  in  'Bien,  gefl.  bafclbjt 
Slünbung  ber  ldjiff baren  Titr.m  in  bab  Stattegat,  12.3an.  1899,  Sopn  beb  1853  Dcrflorbeitcn  ®cnerata 
Stnolcnpunft  an  ber  Giienbnbn  Jialmftab - SSarberg,  ber  Sfnoaücrie,  örafen  Eugen  g.,  trat  juerft  in  bie 
mit  2ad)dfifd)erei,  Sepiffaprt,  einigem  vanbel  unb  f.  t.  ilrmee,  and  ber  er  ald  Siittmeifter  fdiieb,  unb 
asm)  2339  Ginm.  ©ei  fljtorna,  in  ber  9täpc  ton  iibemabm  bann  feine  $>crrfd)aft  St.  Solfgang  in 
g.,  20.  Ott.  1565  Sieg  ber  Saiten  über  bie  Sdjmeben.  Oberöflerreid).  $icr  mürbe  er  mieberbolt  in  ben  2anb* 
Sgl.  Sib  an  ber.  Studier  öfver  slagetvid  Axtorna  tag  gemäl)U  unb  1871  jum  2anbedpauptmann  er* 
föalmftab  1888);  21. I.fDJüller,  N igra  antecknin-  nannt.  Gr  gebürte  ber  fübcraliftifcp  • ultramontanen 
gar  tili  Falkenbergs  historia  (galtenb.  1891).  'Partei  an.  1879  ind  Vlbgeorbnetenpaud  gemäplt, 
galtcubcrg,  Sietrieb  Dcn.bcrSerteibigerSIRag*  mürbe  er  12. 2lug.  jum  Hderbauminifler  im  Sliiniftc- 
beburgd  im  Sreipigiäprigen  Jfricge,  geboren  ;u  Iper-  rium  Sanfte  ernannt,  in  bem  er  bie  bcutfdt-fleritale 
ftede  in  SSeftfalen,  Dcrtiep  infolge  ber  ®egenrcfonna*  Sartei  bed  Dleitpdratd  Dcrtrat.  WldSaaffc  im9toDem* 
tion  im  Stift  Saberbora  feine  §eimat,  trat  in  bie  ber  1893  fiel,  gittgg.  aldSertrauendmann  bed  gölten- 
Sienfte  bed  Sanbgrafen  SKorip  Don  feeffett ■ Staffel  martflubd  in  bad  neue  ßoalitiondminifterium  über, 
unb  tarn  in  befjen  '.'luitrag  1615  nad)  StDcftjolm  an  3m  3«ni  1895trat  er  mit  beiuiüiimjtcriumSlinbifd). 
ben  £>of  ©uflao  lflbolfd,  mo  er  £>ofmeijter  ber  ftüni-  grap  Don  feinem  Soften  ald  Kldcrbauminifter  juriiet 
gin*Stulter,  1626  bed  Jbönigd  öofmarfdtall  mürbe,  unb  grünbete  im  2lbgeovbnetenbaud  eine  tleine  den- 
3m  polnifdjcn  firieg  ju  miebtigen  biplontatifdten  fal*feubale  graftion.  1897  beantragte  er  bie  burdt- 
Senbungen  nermenbet  unb  aud)  ald  Cberft  friegerifeb  aud  gefepmibrige  neue  ©eid)äftdorbnung  lexg.,  bureb 
tätig,  füprteg.  nad)  ber2anbung©uftau2lbolfd  1630  mcldie  bie  tlcrital-flamifdje  'JJieprpeit  beit  SJiberftanb 
bie  Serpanblungen  mit  ben  proteflaiitifdten  Sieidid*  ber  Sculfdgen  breepen  modle, 
ftänben  megen  itjrcd  Vlnjd)luffed  an  Scpioeben.  9 ta*  gfalfcnicr  1 , ~ - „Q1  f 

mcntlicp  foule  er  Itiagbeburg  jutn  militärifepenStüp*  galfcitjagb  j 100  ' ■ 

punft  ber  cDangelifdjen  Sad)e  in  Seutfdtlanb  madjcii,  galfcnorbcii,  l)(galtencrbunb)ein  doii  meft- 
übemapm  felbfl  ben  Dberbefept  bort,  ald  ber  flu  griff  fälijd)cn  unb  Snberbomer  Stittcrn  1308  geftifleter 
ber  ftaiferlitpen  bropte,  beftorfte  bie  Bürger  in  iprem  ©unb  jur  Grpaltung  unb  Scrgrüftei-ung  ber  rilter* 
Säiberftanb  unb  in  ber  Hoffnung  auf  fdjmebifcpen  liepen  Sietpte  ben  gürften  unb  Stabten  gegenüber 
Gntfap,  uerpinberte  notp  19.  Siai  1631  eine  ßapitu-  fomie  jur  Sieberermcrbung  Derlomer  ©üter  burtp 
lation,  fiel  aber  20.  Siai  gleid)  ju  Beginn  ber  Gr*  SSaffengemalt,  ntaepte  mit  bem  £)örnerbunb  gc- 
ftürmung  bei  ber  Jiopen  Starte.  ÜSabrfepeinlid)  mar  mcinfdiaftlidte  Saepe,  marb  aber  fepon  1382  roieber 
er  ber  Urpebcr  bed  ©ranbed.  ber  nad)  ber  Ginnapme  aufgelöft.  — 2)  (23  ei  fl  erg.,  auepOrben  ber'Sacp- 
bie  Stabt  jeritörte  unb  iprenSefip  für  bieffaiferlidpen  famfeit  obernom  meipengalfen  genannt)  C'ir  oft- 
mertlod  maepte.  Sgt.23itt  itp,  Sietriep  Dong.  (9Kag*  berjoglicp  meimarifeper  Orben,  Dom  £ierjog  Gnift 
beburg  1892);  Serjelbe,  Sappenpeim  unb  g.  (©eri.  Vluguft  ju  Sacpfen  * SBcimar  2.  flug.  1732  gefliftet 
gulfcnbergc,  f.  giftpbad).  11894).  unb  Don  Start  fluguft  1816  erneuert.  Ser  Crbcn  jer» 

galtcnburg.  Stabt  im  preufe.  SJegbej.  ftödlin,  fadt  jept  in  ©roptreuj«,  Äommanbeurfreuje  mit  Stern 
Sreid  Sratnburg,  an  ber  Srage,  Sbiotcnpunft  ber  unb  opneStem,  Stifter  erfter  unbjmeiterjtlaffe.  Sad 
Stantdbapnlinien  SHupnom  - Seuftcttin  unb  Mied-  Drbendjeitpen  ift  ein  ad)itpipiger  grüner  Stern  mit 
g.,  pat  eine  cDangeliftpe  u.  eine  fatp.  ßirepe,  Spnagoge,  rotetn  ©fern  jmifipen  ben  Vlrmcn,  Dor  bem  ein  meijj 
gaipfcpule  für  Sertilinbuftrie,  gärbereiftpute,  Slmtd*  emaidiertcr  gotbberoeprtcr  gälte  feproebt.  9luf  ber 
geriipt,  Sucpfabritation,  3icgelbrcnncrci,  Santpffäge*  IJtürffeite  ift  ber  grüne  Sleni  meiß,  ber  rote  grün.  Huf 
tnüblen  utib  a»oo)  4371  meijt  eDang.  Ginmopner.  chtemblauen,  auf  ber  Siüdf  eite  befinblicpen  Sdnlb  ftept 

galfcnburgcr  SSölile,  f.  granfentiaufcn.  bet  3Baplfpru(p;  «Vigilando  ascendimus*  (»Surtp 

galtcitfang , jur  Äeit  ber  galtenbcije  ünnreidpe,  Sadjfamleit  (teigen  mir  empor«).  Ser  Sepitb  ift  beim 
aber  fepr  fompujicrleGtnriditunggum  gangen  leben*  Siilitär  mit  vlrmatur,  beim  3'ü't  mit  Corbeer  um* 
ber  gagbfalfcn.  Sgl.  Siiefentpal,  Sie  StaubDügel  geben.  Sie  ©roptreuge  tragen  bad  Orbendjeiepen  an 


294 


galfcitfletn  — galten  Reiner  IqöEjIc. 


rotem  Bank  über  kie  linfe  Sdjulter,  kojii  einen  acht» 
eefigen  Silberftem  mit  aufgetegtemftreu},  beffen  3d)itb 
ben  galten  mit  SBagifprud)  geigt,  bie  ftDinmanbeure 
um  ben  £a(8,  bagu  für  befonbere  ^tuSjeidjming  einen 
Dieritragiigen  Sitberiteni,  bie  Ritter  erfter  ftlaffe  ba« 
Streu},  bie  jweiter  ftlaffe  im  9Rittelfd)ilb  oom  ben 
ffalten , auf  ber  Rüdfeite  ben  9!ameitS}ug  beS  ©roft» 
bcrgogl.  1878  tont  baju  ein  filbeme«  ©erbienft« 
treu},  Dom  mit  bem  Dom  SBahlfprud)  umgebenen 
Ramen«}ug,  hinten  mit  ben  Sotten : »Xtirt  Ster* 
bienft«,  am  lanbeSfacbigcn  ©anb.  ®.  lafel  »Dr» 
ben  I« , gig.  25. 

galfenftein,  1)  Sieden  im  batjr.  Rcgbej.  Ober» 
pfal},  ©e}irf«amt  Robing,  fjal  JHuincti  eilte«  Sdjloffe« 
in  einem  an  lanbfdjaftlidjen  Schönheiten  reidjen 
Start  uub  aooo)  668  ©mW  3>a«  3 dj lo jj  g.  War  ber 
Stammfifeber  abligen  gamilic  blefc«  Rainen«,  würbe 
nun  ben  schweben  1641  Derbrannt  unb  tarn  in  ber 
neuem  3«it  nebft  bem  IRarfle  burd)  Stauf  an  ben 
gürften  oon  Shurn  unb  2ari8  }U  RcgcnSburg.  — 
2)  Xorf  im  batjr.  SRegbeg.  Sfalj.  ©egirfbamt  StoiferS- 
lautem,  am  fttbweftlidjen  Sujic  be«  Sonnerobergeä, 
mit  ben  großartigen  Ruinen  bergletdjnamigeit  8 u r g, 
bie  einft  Stammt©  mäd)tiger  ©rafen  war.  Rad)  bem 
VtuSfterben  berfelbcn  im  16.  3ahrh-  fam  bie  ©raf* 
fdiaft  g.  1579  an  bie  SR^eirt*  unb  Süilbgrafen,  1724 
an  ba«  .fjau«  Sotbringen  unb  bann  an  Ofterreid), 
1801  an  granfrrid)  unb  1814  an  Siatjcm.  — 3)  g. 
am  §ars,  alte®  malerifdje«  Sergfdiloß  im  preuf). 
Regbc,}.  SKerfeburg,  liegt  auf  einem  flogen  ©erg  auf 
ber  rechten  Seite  beS  Seftetalä.  g.  War  feit  bem  12. 
3aljrf|.  ber  Sifj  eine«  ©rafengefdjledjt«,  ba«  eine 
3eitlang  (1173—1237)  bie  SdjinnDogtei  über  baä 
ötift  Oueblinburg  befajj.  ®er  auägejctdjnctfte  unter 
biefen  $gttafien  iftSraf  Ipotjer  Don  g. (1211— 50), 
ber  in  Scrbittbung  mit  Site  Don  Repgotu  ben  »3adj* 
fenfpiegel«  (f.b.)  Deranlafete.  ©raf  ©urdjarb  IV.  Don 
S.,  ber  tepte  feine®  Stamme«,  Derma  d)tc  1332  feine 
©raffdjaft  betn  $omftift  featberftabt , baS  fie  1386 
an  bie  Herren  Don  ber  Slfjcburg  fäuflid)  überließ, 
in  bereit  Sefifc  fie  feitbem  geblieben  ift.  VdS  Slbnig 
ffriebridj  Sitgem  IV.  1840  ben  Oberftjägermciftcr 
greigemt  D.  b.  Slffeburg  in  ben  ©rafenjtanb  erhob, 
legte  er  bem  neugeftifteten SWajorat  ben  'Rainen ÜJiin* 
bergraffdjaft  g.»3Sei«botf  bet.  Sie  ©urg  g., 
Sdtauplag  Don  ©Arger«  ©atlabe  »3)ie  SfarrcrS» 
tod)tcr  Don  Saubenbatn«,  würbe  1832  reftauriert. 
Unweit  befinbet  fid)  bie  ^öblel  i b i a n , Wo  fonft  ©olb* 
fanb  gefunken  worben  fein  fotL  Sgl.  Riemeper, 
galfenftein  (Ipalberit.  1841);  »Sau*  unb  fiunftbent* 
miiler  ber  SroDing  Sachjcn*,  Sjeft  18  (Stalle  1893). 
— 4)  Stabt  in  ber  fächf.  Streisg.  3ll'ic(au,  Wmt«g. 
Sluerbadi,  an  ber  ©ölgfcb,  ftnotenpunft  ber  Staat«* 
bagnlinien3widau-Cl«njg,  g.-$erta«grün  unb  g.- 
ÜRulbenbera , 562  m ü.  Di. , {jat  eine  eoang.  Stircbe, 
ein  neue«  Dintgau«,  Schloß,  Siämarcfbentntal,  tpan, 
beläfdjule,  ilmtägcrüht,  ©arbinenfabriten , Saum- 
Wollweberei,  3titterei,^ol}impriignieranftalt,2!am|)f* 
fngcmügie  unb  (toooi  9536  mcift  ebang.  GinWolmer. 
Ser  nag«  Sdjncdenftein  ift  gunbort  ber  »fäcgft* 
fegen  Xopafc*.  g.  War  bi«  1459  böhmifdjc«  Sehen. — 
6)g.  am  3:  au  tut«,  Xorf  unb  Suftlurort  im  prettfj. 
Rcgbej.  S3icSbaben,  Obcrtauituäfrei«,  in  fdjöncrfiage 
am  Slltfbnig  unb  ©rohen  gelbberg,  hat  eine  fatlj. 
fiirdte,  bie  gleichnamige  Burgruine  (486  m)  mit  herr* 
lidjcr  Sluättdjt,  eilte  aueh  für  SBinterfuren  eingcridj* 
tete  Sungcngeilanftalt  unb  (tooo)  973  Ginw. 

galfenftein,  l)3ohattnSa  ul,  greiberr  Don, 
ßttigitdj  fädjf.  Staaläminifter,  gcb.  15.  3«ni  1801  in 


Degau,  geft.  13.  3an.  1882  m $re«bcn,  ftubierte  bie 
Siebte,  Warb  1824  Oberbofgeriditärat  }u  Sietpjtg  unb 
$0}ent  an  ber  UniDerfitat,  1827  4>ef-  unb  3ufittien* 
rat  in  ber  fianbcSregierung  ju  3)re«ben,  1834  ©eget* 
mer  Segierungbrat  uit  SRintfterium  be«  3”nem  unb 
1835  Sretbbireftor  in  2eip}ig,  SeDoIImätgtigter  bei 
ber  UniDerfitat  unb  fpater  9)egienmg«fommiß'ar  bei 
bem  bagrifdj-fäegfijegen  ©ifenbahnfomitee.  Seit  Sep- 
tember 1844  Dlinifter  be«  3nnem,  bcwiibrte  er  feine 
abminiftratiDe  ©efiigigung  namentlid)  in  ben  3eu- 
rungljabren  1846  unb  1847,  bereitete  em  auf  bem 
Srinjip  ber  3enfurfreigett  beruhenbeo  Srefsgefeg  unb 
anbre  Sorlagen  Dor,  nahm  aber  infolge  ber  Stär}* 
bewegungen  5.  War]  1848  feine  ©ntlaffung.  Seit 
Diär;  1850  al«  Sräfibent  bc«  Sanbeälonftftorium« 
wieber  im  Staatöbienft  ftepenb,  übernahm  g.  1.  gebr. 
1853  ba«  Diittiftcrium  be«  Sultn«  unb  öffeittluhcn 
Unterricht«  unb  wivfte  befottber«  für  ba«  Unterricht«* 
Wefen  aller  Stufen.  1866  TOitgticb  ber  währenb  ber  Slb» 
wefenheit  be«  fibnig«  eingefegten  2nnbc«lommiffton, 
übernahm  g.  nath  bem  grteben  neben  bem  Stalin« 
ben  Sorfig  im  ©efamtminifterium,  führte  bie  Um* 
gcftaltung  ber  Stirdjmberfaffung  bur<h  (StirrfieitDor- 
fteinbe  au«  freier  Sah!  ber  ©emeinben  1868,  erfle 
2anbe«fpnobe  1871),  («hieb  September  1871  wegen 
Dorgerüdten  9llter«  au«  bem  Staatobienft,  behielt  aber 
bie  Stelle  eincäOrbenalanjIcr«  unb  übernahm  l.Oft. 
1871  ba«  Stinifterinm  be«  fönigtidjen  Saufe«,  g.  Der» 
faßte : »3ohann.  Stbnig  Bott  Sadjfcn.  ©in  ©harafter» 
bilb«($rc«b.l878 ; Solf«au«gabe  DonSeßholbt  1879). 
Sgl.  S e g h o 1 b t , 3-  S-  gretherr  Don  g.  (4re«b.  1 882). 

2)  ft  ent  ft  a n t i n ftarl,  Sdiriftfleller  unb  Siblio* 
tgefar,  geb.  12.  SioD.  1801  in  Solotgunr,  geft.  18. 3an. 
1855  geifteäfranf  in  ©inta,  tDarb  }u  Solotgunt  im  3e» 
fuitenfollegium  erlogen,  ftubierte  in  ©enf  unb  SBtett, 
fam  1821  al«  ©r}teger  be«  jungen  ©rafen  fiubienffi 
nadj  SJarfdjau  uttb  warb  1824  Sr}ieger  ber  ftinber 
bc«  fädjftfchen  ftabmettämiitifter«  ©rafen  Xetlcu  DDn 
Sinftebel.  1825  Warb  g.  Sefrelär  bei  ber  foniglidjen 
©ibliotgef  }U  3) re« ben  unb  war  1835  — 62  Ober» 
bibliotgefar  bafelbft.  Son  feinen  Sdjriften  feien  ge- 
nannt: »3:gabbäuäfto«ttu«}fo«  (Seipj.  1827,  2.  'Jlufl. 
1834);  »©efdjidjtc  ber  geographiidjen  Gntbccfung«» 
reifen*  (2>rcSb.  1828 — 29,  6 Sbe.);  »Sefchreibuttg 
ber  lönigl.  öffentlichen  Sibliotgcf  ju  Sreäben*  (baj. 
1839);  »öefdtichle  ber  Sudjbrutferfuitfl  in  ihrer  ©nt» 
ftehungunb'Hu«bilbung*  (2eip}.  1840, 2.  Sufi.  1856). 
g.  gab  amh  ft.  S.Iicbge«  Sieben  unb  DoelifdtcnSadj- 
laß  nebft  ßlifa  Don  ber  Jltecfe«  gciftliehen  Siebern  tc. 
(2eip}.  1841 , 4 ©be.)  herau«. 

3)  3“ltu«,  Wfrifareifenber,  gcb.  1.  3«Ii  1842  in 
©erlitt,  würbe  3Kilitärar}t  unb  beteiligte  ftch  1873 — 
1876  an  ber  beutfehen  Sloanno  • ©fpebition,  Dott  her 
er  ben  crflcn  lebenben  ©orifla  na  dt  Guropa  brachte. 
1881  begrilnbete  erbenSUgcmemeniDeutfcgcnSdjul» 
Dcrein  (f.  b.,  ©b.4.  S.  738).  3l,r}eit  lebt  g.  al«Ober» 
ftab«ar}t  a.  $.  in  ©roßtichterfelbc.  ©r  Deröffcntlidjte : 
»Wfrifanifche«  SUbutit*.  bie  Soangofüftc  in  72  Origt» 
nalphotographien,  ncbftjcrt(©erl.  1876);  »Über  ba« 
Serhaltcn  berftaut  in  ben  Jropen*  (in  Sirdjow«  »Sr» 
chiD*,  1877);  »Sie  Üoango-Gppcbition«,  jweite  Vlb. 
tciluug  (2eipt.  1879);  »'Srjtlidhcr  Ratgeber  für  See- 
leute, ftoloniften  uttb  Reifcnbe*  (Bert.  1882;  10. 
Sufi,  al«  »Ülrgtidjcr  Reifebegleiter  unbtpauSfrcunb«, 
1893);  »Wfnfa«  SBeftfüfte«  (2eip}.  1881);  »Sie  3u* 
hinft  berftongo*  unb  ©uinengebiete*  (SJcirn.  1884). 

galfenftein«  *t>öl)le(ftat'ffteingöbleimwflrttem. 
borg.  3<hWar}WalbfreiS,  Cberamt  Rürtittgen,  }Wi» 
fdu-uUracg  unbRürtingcn,  bilbet  ein  weite«  fflewölbe. 


galfenflofe  — galföping. 


295 


an  manchen  Stellen  ca.  12,  anjmbent  nur  Wenig  über 
1 m pod),  unb  enthält  einen  See,  auä  bcin  bie  Elfadj 
entfielt,  bie  in  ber  £>£>f)le  einen  bebeuienben  'Baffer, 
fall  bilbet.  Obertialb  ber  Höhle  liegt  ber  greifen  g al- 
ten ft  ein,  ber  einft  eine  Burg  getragen  paben  fod 

Slfcnftoft,  j.  Hahidjtätorb. 

Ifcntnürgcr  (Falcanoulus  Vieiil.),  ©attung 
auä  ber  gamiltc  ber  Bürger,  bie  mit  jwei  ober  btei 
?Irten  auf  'äuftralien  befdjranft  ift.  Ser  g.(F.  fron- 
tatus  Lath.),  16  cm  lang,  mit  fetjr  fräftigem,  falten* 
artigem  Sdjnabel,  oberfeitä  olioenfarbig , unterfeitä 
hochgelb,  an  Stirn  unb  Stopffetten  Weife,  glaube  unb 
Siebte  idnuorß  bewohnt  flieufübtualeS,  ift  lebhaft  Wie 
unfre  if)m  ähnliche  Steifen  unb  näljrt  ftd)  Bon  Beeren 
unb  Kerbtieren. 

Ralficren  (o.  franj.  fclquer),  in  ber  Seitfunft 
ein  SJfanDBer,  bei  bem  man  baä  Sferb  in  fdjärffter 
Haitfenbiegung  plöplid)  anfjält.  Sie  Stellung,  bie 
baä  Sferb  Dabei  einnimmt,  inbem  eä  mit  bem  Hinter- 
teil auf  ber  Erbe  ju  fifeen  fdjeint,  fecifet  galfabc. 

Raltirf  (fpr.  fiel-  ober  fJSorf),  Stabt  (municipal 
burgh)  m Stirlingffeire  (Sebottlanb),  nicht  weit  Dom 
Earron  unb  am  gortb*  unb  Eltjbefanal,  füiittelpunlt 
emeä  rcidren  Sderbaugebietä,  Don  ©fenfeiitten  unb 
Sofelengruben  (f.  ©irren  2)  umgeben,  g.  bat  ein  ncueä 
Statpauä,  eine  Runftfchule,  bebeutenbe  Eifeninbuftrie, 
Sfiefebanbel  unb  (t90i)29,271SinW.—  ©eigr.22.3uli 
1298  Sieg  ber  Engländer  unter  ßbuarb  I.  über  bie 
Schotten  unter  SBifiiam  SSntlaee  unb  23.  3on.  1746 
Stieberlage  ber  Schotten,  bie  ftefe  jugunften  beä  Brä- 
tenbenten  Karl  ßbuarb  empört  batten,  burefj  bie  Eng* 
länber. 

Ralf  lanb  (fj>r.  iSSriänk),  Stabt  (royal  burgh)  in  ber 
febott.  ©raffifeaft  gife,  mit  einem  fegt  reftaurierten 
Salaft,  in  bem  ber  ältefte  Sofen  Stöbert«  III.  Der- 
bungerte, unb  (1901)  809  ©nw. 

Ralflanbinfcln  (f«r.  faSriänb.) , brit.  Vlrdjipel  int 
(üblichen  ätlantifchen  Djeatt,  50  km  bftlicb  ber  3Ha- 
galbäeäftrafee,  jwifcfeenSl — 53"tübl.  33r.  unb  57—62° 
weftl.  2.,  beftefet  auä  iwei,  bureb  beit  galtlanbfnttb 
getrennten  großen  fffnfeln  (Seftfalflanb,  200  km 
lang,  unb  Ojtfalflanb)  nebft  200  deinen  unb  bat 
12,532  qkm  gläcfee.  Sie  Stuften  ber  Houptinfetn  finb 
auffaüenb  jerriffen  unb  an  fd)önrn  Häfen  reich-  $aä 
Snnere  ift  torfig  unb  eben  ober  fanft  anfteigenbes 
Hiigellanb,  SWount  Slbam  erreicht  708  m.  ffleologifd) 
fihltcften  ftch  bie  g.  nicht  bem  benachbarten  geftfanb 
an ; fte  6eftefeen  Dielmebr  auä  gefalteten  Sonfdjiefem 
ober  Stfeiefertonen,  SRergcln  unb  Sanbfteinen  Don 
paläoyoifchem  2111er;  bie  beoonifchen  Ablagerungen 
finb  burch  gfofftlien  charatlerirtert,  bie  eine  große 
ffipiliipfeit  mit  Denjenigen  gleicbalteriger  Ablageruii* 
gen  inSübafrifa  befißen.  Sion  TOneralien  fennt  man 
Sifen-  unb  Bteierje  foroie  Stoplen.  3ablreidjc  deine 
Sache  unb  fchbne  Seen  geben  bem  Sattb  reiche  So, 
wäiierung.  Saä  Klima  ift  ein  fepr  gleicbmäfeigeä, 
feucfiteä  acedima.  H'6<  unb  große  Kälte  finb  unbe- 
fannt ; bie  SKitteltemperatur  ift  im  3anuar  9,8°,  im 
3uli  2,5“,  itn  3abr  6,1°  bei  einem  Warinmm  Don 
18,3“,  einem  SRinimum  Don  — l,i“.  Ser  SiegcnfaQ 
(500  mm  im  3abc)  ift  gleichmäßig  Derteilt.  Sie'öinbe, 
namentlich  bie  Don  28.  unb  S. , weben  mit  grofeer 
Heftigfeit.  Sie  glora  ber  g.  fdjliefet  fiefe  eng  att  Die  beä 
geuerlanbeä  an.  Snbemifdje  ©attungen  fehlen  ganj. 
Sie  3nfeln  ftnb  Don  hohem  ©raärafen  biefet  bedcibet, 
ber  fiel)  über  mächtigen  iorflagem  auäbreiteL  Sehr 
harzreich  ift  eine  Xolbe  (Azorella  glebaria).  $aä 
3fuffofgraä(Dactylis  caespitosa)  bilbet  1— 2 m hofee, 
auägebreitete  ©arben  Don  fd)i!fähn(itbem  SBucfeä  unb 


Derleibt  nebft  bem  alä  gutterpflanje  bieneitben  SRobr 
Arundo  pilosa  unb  attbent  ffiräfem  ben  3"feln  ihr 
fanbfehaftltdheS  ©epräge.  $ie  Wenigen  Holfgemächfe 
(Chiliotrichum  amelloides,  Pernettyaempetrifolia) 
bilben  ein  immergrilneä,  niebrigeä  ©ejtrüpp;  bie  d51- 
lige  ©aumlofigfeit,  eine  golge  ber  heftigen  Sinbe, 
unterfefeeibet  bie  g.  Don  bem  antarftifefeen  ©ebiete  beä 
geftlanbeä.  Sie  gauna  gleicht  ber  palagonifchen,  ift 
aber  Diel  ärmer.  $on  Säugetieren  finbet  fed)  noch 
berantarftifcbegu(hä(p8ei»lalopeiantarcticu8),Don 
Stanboögeln  bcrSdjeibenfchnabel  unb  eine  Sntenart, 
3nfetten  unb  3RoHuäfen  fmb  nur  wenig  Dertretcn. 
Sie  Seoölferuttg  befiehl  allein  auä  Roloniften,  1901 
2043 ; in  Sort  atanlet)  refibert  auch  eilt  anglitanifcber 
Söifdjof,  beffen  Siojefe  ganj  Sübamerifa  aufeer  Sri- 
tiid)*ffluahana  umfaßt,  «der-  unb  ©artenbau  (©erfie, 
Hafer,  Kartoffeln,  ©entüfe)  treten  gegen  bie  Sieh}ud)t 
jurtid.  äRait  jäblte  1891 : 3824  Sterbe,  6321  Siinber, 
667,344  Schafe,  Schweincjud)t  ift  gering,  bie  ein* 
geführten  JSanimhen  unb  Hafen  haben  ftch,  wie  Diele 
Derwilberte  Hnuätiere,  fchnell  Dermehrt.  Siegifcherei 
ift  belangloä.  'Bergbau  Wirb  nicht  betrieben,  boch  fmb 
ttifen-  unb  Sleierje  fowie  Stöhle  Dorhanben.  \Huä* 
geführt  werben  Solle,  Schaffelle  unb  Saig,  1892aud) 
gefronie  Sd)aflbrDer;  1900  betrug  bie  wtäfuhr  2,3, 
bie® infuhr  1 ,3 SDtiH. SSt.  Sieg. finb  eineSronfolonie 
unter  einem  ©ouoemeur  unb  einem  ©efeßgebenben 
'Jial.  Hauptort  ift  Sott  Stanlefe  an  ber  Siorbofi- 
füjte  Don  Oftfaldanb  mit  gutem  Hafen  unb  700 
®mw.  — Sie  g.  würben  1592  Don  bem  ©igiänber 
SaDiä  entbedt  unb  1594  Don  Hawlinä  3Jiaiben-2anb 
genannt.  Ein  anbrer  ßnglfinber,  Strong,  gab  1690 
Der  Straße  jWifchen  ben  beiben  Hauptiufeln  Den  31a- 
men  galflanbfunb , ber  fpäter  auf  bie  3nfelgruppe 
felbft  übertragen  würbe.  3U  Anfang  beä  18.  jabrh. 
würben  bie  3" fein  öfters  Don  franjöfifthen  Scefah' 
rem  auä  St.*3)!alo  befucht  unb  erhielten  banach  ben 
Flamen  31'^  iDlalouineS.  Sie  uripttnglich  un- 
bewohnten 3nfeln  würben  suerft  1764  Don  bem  grau- 
jofen  ©ougainoille  jum  ©egenftanb  ettteä  siolontja- 
ttonäDcrfudi»  gemacht,  Währenb  bie  Engtanber  1765 
ftch  in  SSeftfaldanb  feftfeßten.  Sie  Spanier  erwirtten 
DDii  ber  franj&fifdjen  31egierung  bie  9Ibtre_tung  ber 
Sliebertafiung,  unb  bie  Engtanber  jogen  fiep  1774 
Don  ben  3nieln  juriid.  Sie  argentinifche  Regierung 
nahm  1620  alä  Slachfoigerin  ber  ipanijepen  Dott  beit 
3nfeln  ©eftß  unb  Derliep  fie  einem  Hamburger,  2ouiä 
SJcmet,  ber  aber  infolge  eineä  Streiteä  mit  ameri- 
fanifepen  Siobbeitfthlägcm  Dertrieben  würbe.  Ettg* 
lanb  ergriff  1835  aufä  neue  Seftß  Dott  beit  3nfeln 
unb  ift  feitbem  barin  Dcrblieben.  S3gl.  S n 0 w , A two 
y ears  cruise  off  Tierra  del  Fucgo , the  Falkland 
islands  etc.  (2onb.  1857,  2 ®De.). 

gfnlfncrci,  f.  gallcn,  S.  291. 

RalfniS,  Berg,  f.  SJätifon. 

Ralfoncric,  Ralfonicr,  f.  galten,  S.  291. 

Ralfonctt,  altes  fflefdjüß,  f.  gälte. 

Raltöping  (ß>r.  |dt3|<9«iitnj),  Stabt  im  feptoeb.  2ärt 
Sfaraborg  (Be)lgot(anb) , am  gufe  beä  URbffehergä 
(326  m),  jrttotenpunli  an  ber  Stnatäbapntinie  Stod* 
polnt-Öotenburg,  mit  ©ewerbefchule,  ©etreibepanbel 
nnb  0899)  3066  Einw.  Sie  ©eaenb,  in  ber  bie  Stabt 
liegt,  ift  eine  45  km  lange  fruchtbare,  aber  walbtofe 
Ebene,  gatbDgben  genannt. — 3m  Sirepipielfcfe, 
bei  g.,  24.  gehr.  1389  Sieg  ber  febwebijeb-nonoegiid)- 
bänifepen  S nippen  SSargarelenä  (f.  b.)  über  baä 
beutfepe  Heer  beä  Ichwebifipen  Sönigä  Slbrecpt  (f.  b. 
12)  Don  äJiedlenburg,  ber  nebjt  feinem  Sopn  in  ®e* 
fangenfepaft  geriet 


296 


Rail  (gattgefeße). 


ffatl,  bie  Bewegung  eines  Körpers  gegen  bie  Erbe 
hin  infolge  ber  Schwere.  3)a  bie  Saniere  unauS- 
gefegt  mit  gleicfjbleibcnber  Stärfc  auf  ben  fallenben 
Körper  wirft,  fo  nermetjrt  fie  beffen  ©efdjwinbtgfeil 
in  gleiten  3«iten  um  glcid)»iel;  bie  Bewegung  emeS 
frei  fallenben  Körpers  ift  bemnad)  eine  gleichförmig 
beidjleunigte.  $ie©efd)WinbigfeitSjunahme  wäßreno 
einer  Sefunbe  ober  bie  Befcßleunigung  ber 
3 dimere  beträgt  9,8m(genauer  für  Berlin  9,8125  m). 
fingt  man  b.iljer  einen  Stein  fallen,  fo  toädift  feine  ©e< 
feßrombigfeit,  bie  im  Augcnblid  bcS  fioStaß'enS  9?uH 
mar,  gleichmäßig  mit  ber  3cit  «nb  erreicht  am  Enbe 
ber  erflen  gattfefunbe  ben  Betrag  »on  9,8  in,  b.  b-  ber 
Stein  würbe,  wenn  am  Enbe  ber  erften  Sefunbe  bie 
Schwere  aufhörte  auf  ibn  ju  Wirten,  »ermöge  feiner 
Srägßeit  m jeber  f olgenben  Sefunbe  in  gleichförmiger 
Bewegung  einen  Süeg  non  9,8  m jurücflegcn.  ®a 
aber  bie  Sdjwere  in  ber  jweiten  Sefunbe  ebenfo  auf 
ibtt  cinwirft  wie  in  ber  erften,  fo  beträgt  feine  ©c- 
fcßwinbigfect  am  Enbe  ber  jWeitrn  gattfefunbe  2x9,8 
= 19, om  unb  cntipredienb  nad)  10  Sefunben  10x9,8 
= 98m,  ErfteSgallge[eß:biegalIgefd)tuin- 
bigfeiten  waeßfen  in  bemfelben  BerßältniS 
roiebiegalljeiten,  ober  bie  ®eid)toinbigleu  eines 
frei  fattenbeit  Körpers  ift  ber  Derfloffenen  gattjeit  pro- 
portional. ©ejeid)nen  wir  bie  öejdiminbtgfeit  mit  y, 
bie  Befdiletmigung  mit  g unb  bie  'finjabl  ber  feit  Be- 
ginn bes  gattenS  »ergangenen  Sefunben  mit  t,  fo  ift 
y = gt.  Kann  man  bierburd)  bie  öefdjwinbigfcit  bc» 
fallenben  Körpers  fiirfeben  Augenblid  angeben,  b.  ß. 
ben  SBeg,  ben  er  non  btefem  4lugcnblid  an  in  ber  bar- 
auffolgenben  Sefunbe  jnrüdlegen  würbe,  Wenn  non 
ba  an  teine  ©efehwinbigfeit  fid)  nidjt  mebr  änberte, 
fo  fennt  mau  baniit  nod)  nicht  ben  gattraum,  b.  b- 
ben  Sieg,  ben  ber  fallenbe  Körper  mit  feiner  non 
Sugenblid  ju  4Iugenbltd  neränberlicben  fflefeßwinbig- 
feit  wirfltd)  juriidgelcgt  bol-  ®a  nun  aber  bie  ©e- 
fdjwinbigfeit  beS  fallenben  Körpers  gleichmäßig,  b.  ß. 
in  gleichen  3citen  um  gleichniel  roäcßft,  fo  mutt  er  in 
einem  gegebenen  Zeitraum  benfelbcn  SBeg  burdjlau- 
fett , ben  er  in  betreiben  3eit  mit  einer  unneränbert 
gleiihbleibenbcn  ©efehwinbigfeit  juriidlcgen  würbe, 
bie  jwifchen  ben  ©efdiwinbigfeiten,  bie  er  am  tlnfang 
unb  am  Enbe  jenes  3citraumS  fjattt , gerabe  in  ber 
U’iitte  liegt,  ober  mit  ber  ©efehwinbigfeit,  bie  er  in  ber 
Witte  bieieS  Zeitraums  einen  Vlugeiiblid  befaß.  41m 
41nfang  ber  erften  Sefunbe,  als  er  feinen  g.  begann, 
war  feine  ©efehwinbigfeit  Slutt,  am  Enbe  ber  erften 
Sefunbe  betrug  fie  9,3  m;  bie  mittlere  ober  burd)- 
fchnittlicbc  ©eiajwiitbigfeit  ber  erften  gattfefunbe  ift 
bemnad)  4,9  m,  unb  tatfäd)lid)  legt  ber  fallenbe  Kör- 
per in  ber  erften  Sefunbe  einen  Sieg  »on  4.«  m jurüd. 
Ser  gatlraum  ber  erften  Sefunbe  wirb  alfo  angege- 
ben burd)  bie  halbe  Befeßteunigung  (0,5  g).  Betrach- 
ten wir  bie  jtuei  erften  gallfefunben , fo  ift  bie  41n- 
fangSgefchwinbigteit  wieberSRutt,bieEubgcfd)roinbig- 
feit ‘2  x 9,8  = 19,6  m,  bie  mittlere  ©etchmmbigfeit 
alfo  9,8  m;  mit  btefer  2 Sefunben  lang  babineilenb, 
Würbe  ber  Körper  einen  Sieg  oon  8x9,s=  19,8  = 
4x4,ii  burchlaufen,  ber  »iermal  fo  grof)  ift  als 
ber  in  ber  erften  Sefunbe  jurüdgelegte  SBeg.  gür  bie 
brei  erften  gallfefunben  ift  ber  gadraum  44, 1 = 9 x 
4.9  m , alfo  neunmal  fo  groß  als  berjenige  ber  erften 
Sefunbe,  unb  fo  ergibt  fich  baS  jweite  gallgefeß: 
bie  gailräume  »erhalten  fich  toie  bieCua- 
brate  ber  galljeitcn.  Bejcicßnen  wir  ben  in 
t Sefunben  jurüdgelegten  gattraunt  mit  s,  fo  ift,  ba 
ber  gatlraum  in  Der  erften  Sefunbe  V«  g beträgt, 
8= ’/igt*,  b.  b-  man  fiitbet  bengattraum,  wenn  man 


bie  halbe  Beftbleunigung  ber  Schwere  (4,9  m)  mit 
ber  inS  Etuabrat  erhobenen  Tlnjaßl  ber  gallfefunben 
multiplijiert.  fitätte  man  j.  8.  gefunben , baß  ein  in 
einen  Bnumenfcbaeht  fallen  gelaffener  Stein  nach  2,5 
Sefunben  auf  bie  SBafferobe'rflädte  auffcßlägt,  fo  ift 
bie  Biefe  beS  Brunnens  gleich  ber  gallböbe  beS  Steines 
= 4,9  x 2,5  x 2,5  = 4,9  X 6,25  = 30,825  m.  Wan 
fann  baS  jweite  gattgefcß  aud)  noch  etwas  anberä 
auSfprechen,  ittbem  man  bie  gaüräume  angibt,  bie 
in  ben  einjelnen  aufemanber  folgenben  Sefunben 
Durchlaufen  Werben;  biefe  finb  aber  offenbar  Vi  g, 
'/»  gx3,  */•  gx5,  V«  gx7  . . .,  b-b-  biegattraume, 
bie  ber  Körper  in  ben  einjelnen  Sefunben  burdiliiuft, 
»erhalten  (ich  wie  bie  Steiße  ber  ungeraben  3<'ßi*n 
1,  3,  5,  7,  9 . . . Eturd)  biefe  beiben  fflefeße  ift  bie 
gallbewegung  in  erfeböpfenber  Seife  gefennjeichnet. 
gragt  man  j.  B.  nach  ber  ©efehwinbigfeit,  bie  ein  Bon 
gegebener  ^öße  berabgefattener  Körper  beugt,  fo  er* 
gibt  fid).  ba  nach  bem  erften  ©efeß  bie  ©cicßwinbig* 
feiten  fief)  Wie  bie  gattjeiten,  nad)  bem  jwcilen  aber 
bie  gadräume  fid)  wie  bie  Cuabrate  ber  gattjeiten 
»erhalten,  baff  fid)  bie  gatträume  Wie  bie  Öuabrate 
ber  erlangten  ©cfdjwinbigfeiten  »erhalten  müjfen, 
unb  baß  insbef.  baS  Quabrat  ber  ©efehwinbigfeit  (v), 
bie  ein  »on  irgenb  einer  fi>öße  (s)  berabgefattener  Kör- 
per unten  angefommen  bcftßt,  erhalten  wirb,  wenn 
man  bie  hoppelte  Beidjleunigung  mit  ber  gattl)öhe 
multiplijiert,  b.  1).  man  hat  y*  = 2 gs,  ober,  was  baS* 
felbe  ift,  v = ^2 g>.  Umgefebrt  Wirb  bie  fi>öße,  »on 
ber  ein  Körper  berabfatteu  muß,  um  eine  gegebene 
©efehwinbigfeit  ju  erlangen,  gefunben , Wenn  man 
baS  Etuabrat  biefer  ©efehwinbigfeit  burd)  bie  hoppelte 

yl 

Bcfchleunigung  bioibiert,  b.  h,  eS  ift  s = — . 

Eem  freien  g.  gegenüber  fteljt  ber  g.  auf  »o»* 
gefdjriebener  Baßn,  wenn  ber  fallenbe  Körper 
genötigt  ift,  auf  einem  burd)  äußere  Bcbingungen  er- 
jwungenen  Sege  ßcrabjufinfen.  EaS  einfadjtte  Bei- 
spiel bietet  ber  g.  längs  einer  fchiefen  Ebene  (f.b.); 
bie  Bewegung  ift  aud)  hier.  Wie  beim  freien  g„  eine 
gleichmäßig  befdjleunigte,  nur  ift  bie  Bcfchleunigung, 
weil  bie  treebenbe  Kraft  im  SerhältniS  ber  $öije  (h) 
jur  fiänge  (1)  ber  fdjiefen  Ebene  geringer  ift  als  beim 

freien  g.,  nur  g ,y  ober,  wenn  a ben  SJeigungSwin- 

fei  ber  fdjiefen  Ebene  gegen  bie  horijontale  bebeutet, 
g sin  a.  Ein  Körper,  ber  längs  einer  fdjiefen  Ebene 
berabrottt , beiint , unten  angcrommen , biefclbc  ©c* 
fchwinbigfeit  unb  bemnad)  auch  biefelbeöudu  (leben- 
bige  Kraft),  als  wenn  er  bis  ju  berfelben  jiefe  frei 
herabgefatten  Ware,  ba  hart  wie  hier  baS  Ouabrat  ber 
erlangten  ©efehwinbigfeit  burd)  baS  hoppelte  Brobuft 
aus  Befdfleunigung  unb  SBegUinge  bargeftettt  wirb, 
längs  ber  fchiefen  Ebene  aber  bie  SBeglättge  ebenfo- 
»iclmal  größer  als  bie  Bcfchleunigung  Heiner  ift.  3>a 
man  jebe  frumtne  fiinie  als  eine  ilufcinanberfolge 
»on  uncnblid)  »ielen  unenblid)  furjen  geraben  fiinien 
anfehen  fann,  fo  gilt  berfelbe  Saß  auch  für  jebe  be- 
tiebige  frumntlintge  Bahn;  bie  ©efdjwinbigfcit,  bie 
ber  fallenbe  Körper  in  jebemBmtft  feiner  Bahn  benßt. 
ift  immer  biefelbe  Wie  bie,  toelihe  er  burd)  ben  freien 
»ertifaleng.bon  berfelben  §öbe  erlangt  haben  würbe, 
unb  hängt  fonad)  nicht  »on  ber  fiänge  beS  burchlnu* 
fenen  SBegeS,  fonbent  nur  »on  bem  91i»eauunterfd)ieb 
jwifchen  bem  4infang8*  unb  bem  Enbpunrte  ber  Be- 
wegung ab.  41uS  ben  gattgefeßen  längs  ber  fchiefen 
Ebene  folgt  auch  ber  »on  ©atilei  aufgeftettte  Saß, 
baß  alle  Seßnen  beS  KreifeS,  bie  nach  feinem  ticfflen 
Bunft  geßen  ober  »on  feinem  h»d)ften  Bunft  aus- 


297 


gaü  — gafle. 


gehen,  m berfelben  3«it  burdjfaden  »erben.  Obgleich 
bic  gerabe  Cinie  bie  fürjcfte  tft,  bie  swifdjen  s»ei  fünf- 
ten gejogen  werben  fann,  fo  ift  fie  bodj  nidjt  bie  Sinie 
beS  jdjnelljten  gallcä,  bicfe  ift  bielmcfjr,  Wie  fjutjgenS 
Suerfl  gezeigt  Ijat,  bie3hfloibe  (f.  b.).  Stuf  ber  3 h- 
Hotbe  gelangt  auch  ein  faQenber  Körper,  Bon  weldjem 
ihrer  ©unlte  er  auch  auSgeljen  mag,  ftetS  in  berfetben 
3eit  an  ben  tiejjten  ©untt.  Segen  jener  Gigenfcfjaft 


heißt  bie  3htloibe  ©radjiftodjrone (Üinie  türjejter 
gaUjeit),  »egen  bieferXautodjrone  (2inie  gleicher 
Salljcit).  «luf  legiere  Gigenfcfjaft  hat  ^mtjgenS  [ein 
3h(loibenpenbel  gegriinbet,  beffen  Schwingun- 
gen bei  beliebiger  Schwingungsweite  ftetS  Bon  gleicher 
Sauer  [mb,  baS  aber  wegen  technifcherSchWiengfeiten 
feine  praftifdje  Slnwenbung  fanb.  lilud)  baS  gewöhn- 
liche ©enbel  bietet  ein  Setfpiel  beS  gaHen«  längs 
Borgefchriebener  ©ahn  (längs  eines  Kreisbogens). 

3n  ber  £uft  erleibet  jeber  bewegte  Körper  einen 
Siberftanb,  ber  um  fo  größer  ift,  eine  je  größere 
Oberfläche,  (entrecht  jur  ©emegungSridjtung  gerech- 
net, ber  Körper  barbietet,  glaumfebem,  Sdjnceftoden, 
Seifenbtafen  unb  anbre  Körper,  bereu  Oberfläche  im 
©erbältniö  ju  ihrem  (Semidjt  (ehr  groß  ift,  fallen  Biel 
Ianafamer  als  Steine,  Ketaüftüde  u.  bgl.  6 in  Xaler« 
ftüa  erreicht  ben  ©oben  beträchtlich  früher  als  ein 
gleichseitig  faüenbcS,  gleichgroßes  ruitbeS  ©apieiftüd. 
Siegt  man  aber  bie  ©apierfefjeibe  auf  bie  SUiünje  unb 
läßt  beibe  juglcich,  bie  leßtere  ooran,  Ijerabfallen,  fo 
fommen  beibe  gleichseitig  am  ©oben  an,  Weil  jeßt  auf 
baS  ©apierftüd,  Bor  bem  bie  fallenbe  Stünje  bie  £uft 
gleidjfam  hinwegräumt,  berfiuftwiberftanb  nidjt  wir- 
ten (ann.  jn  einem  luftleeren ffllaSrotjr(8alI  röhre) 
fallen  eine  fjlaumfeber,  ©apierfdjnißel  unb  Schrot» 
tömer,  alfo  leidjte  unb  fdjmcre  Körper,  mit  gleicher 
©efdjwinbigteit.  Sa  aber  ein  Kilogrammgewidjtsftüd 
im  luftleeren  Saum  mit  berfelben  ©efdjleunigung 
fällt  Wie  ein  ©rammgewidjt,  obgleich  bie  Straft,  bie 
jenes  $u  ©oben  sieht,  taufenbmal  gröfjer  ift  als  bie 
Straft,  bie  auf  leßlereS  wirft,  fo  mü|fen  wir  fdjließen, 
baß  auch  bie  in  jenem  enthaltene  Kaffe,  bie  oermöge 
ihrer  Xrägbeit  ber  befchleunigenben  Kraft  wiberjteljt, 
taufenbmal  größer  ift  als  in  biefem,  ober  baß  bie 
Staffen  ber  Körper  in  bemfelben  ©erfjältniS  flehen 
Wie  ihre  fflewicfjte  (Bgl.  ©raoitation  unb  Schwere). 

Soll,  im  grammatifchen  Sinne,  f.  KafuS. 

8-nll  (bas),  ein  Xau  sum  Vluf-  unb Stieberbringen 
Bon  Segeln,  Staljenic.;  auch  bie  Steigung  berSdjiifS» 
mailen. 

8faU  (Stoob,  bis  1825  gefcßlidjeS  Stuten» 

maß  in  Sdjottlanb  su  6 G118,  = 5,609  m. 

Fall.,  bei  Xieraamen  Vlbfürjung  für  Karl  8al» 
län,  geh.  1764,  geft.  1830  als  ©rofe|for  ber  SJtinera- ; 
logie  in  £unb  (Gntoniolog). 

8allapparat,  elettromagnetifdjcr,  f.  Gtjro* 
noftop,  S.  133.  Über  ÜltwoobS  8-  nnb  KorinS  8- 
f.  Sallmafdjine. 

8allati,  Johannes,  Stationalötonom,  geh.  lö. 

. Kars  1809  in  Hamburg,  geft.  6.  Ott.  1855  auf  einer 
Steife  in  Slmfterbam,  ftubierte  in  Xübingen  unb  0>ei- 
belberg,  warb  1837  ©rioatbojent  unb  1842©rofcffor 
ber  ©efdjidjte  unb  Statiftif  an  ber  Unioerfität  Xü» 
bhtgen.  1848  gab  er  ben  Vlnjtoß  gu  bem  in  3ena  ab- 
gehaltenen Sicformfongrefj  beutldjer  llninerfitäten, 
würbe  sum  Slbgeorbneten  für  bie  wttrttembergifche 
Kammer  unb  bie  Seanffurter  StationalBerfammlung 
gewählt.  Wo  er  bem  linten  3«ntrum  angchörte,  unb 
im  Sluguft  1848  als  Untei'taatöfcfrctär  beS  IpanbelS 
in  baS  SieidjSminifterium  berufen,  Kit  bem  ©tim- 
fterium  ©agem  surüdgetreten,  fdjieb  er  auö  ber  Sta- 


tionalBerfammlung 24.  Kai  1849,  beteiligte  fiefj  bann 
an  ber  ©otfjaer  guiamntenfunft  fowie  an  ben  fpätem 
©eftrebungen  feiner  ©artei  für  bie  Union  in  SSürt» 
temberg.  Stad)  Xübingen  in  feinen  frühem  SirfungS» 
treiS  surüdgefeljrt,  würbe  er  1850  Oberbibliotlje'far 
ber  Unioerfität.  Grfchrieb:  »Ginleitung  in  bieSSifjen» 
fdjaft  ber  Statiftif«  (Xiibing.  1843),  »Xie  ftatiftifchen 
©ereine  ber  Gnglänbcr«  (baf.  1840)  fowie  oiele  Vlb- 
hanblungen  in  ber  >3eitfdjrift  für  bie  gefamte  Staats» 
ftüllngt,  f.  ©jt.  [»iffenfdjaft«. 

ffdllbacl),  SSafferfall  im  Schwarswalb,  f.  (iSutad). 
ftallbänbcr,  f.  3ohlbänber. 
trallbaum,  f.  Sdjießfjütte. 
trall bäume,  f.  SaUgitter. 
gallbcil,  f.  QtuiUotinc. 

gallböc  (Snllwinb,  Stafalc),  Sünbftofj,  ber 
plößlidj  aus  einer  Xalfdjludjt  an  gebirgiger  Küfte 
fommt  unb  in  bie  Segel  fällt  (f.  8a(lwinbc). 
8fnUbrctnfe,  f.  SangBorridjtungen. 
fyallbriicfc,  bie  Bon  ben  ©elagerungStfirmen  (f. 
KriegSmafchincn)  auf  bie  Stabtmauer  niebergelaffene 
Klappbrüde,  über  welche  bic  Sturmtolonne  oor» 
(türmte.  ©iS  sum  Stieberlaffen  biente  fte  ber  ©e- 
faßuna  beS  XuntieS  als  Xiedung. 

8ailc,  ©orrichtung  sum  Sangen  Bon  SSilb,  be- 
fonberS  Siaubwilb.  GS  gibt  Stillen  sunt  Xot-  unb 
foldje  sumliebenbigfangen.  3“  crjtem  gehört  bic  Bon 


$18-  1.  Sttorb»  ober  btafenfatte. 

jebem  Säger  leicht  IjersufteUenbc  Korb-obcrStafen» 
falle,  bie  auf  bem  Grbboben  hergerichtet  Wirb,  wäh- 
renb  man  für  Karber  am  Xohnenftieg  gern  bie  ähn- 
lich fouflruiertc  ©rügelfade  (©a  um  falle)  in  Kan» 
ncShöße  swifchen  ©äumen  anbringt.  Sie  Korbfatle 
(Sig-  1)  befiehl  aus  einer  auS  berinbeten  Knüppeln 
unb  Ouerhölsem  hergefteltten  ©latte  Bon  125  cm 
Sänge,  bie  mit  Siafenftüden  befdjwert  wirb,  ©tan 
legt  fie  mit  einer  Kante  auf  ben  platten  ©oben,  Ber» 
{jinbert  burd)  eingefdjtagcne  ©flöde  jebe  ©erfchiebung 


gtg.  2.  ttoßenfatte. 

unb  bringt  unter  ber  cutgcgcngcfcßtcn  hodjftehenben 
Kante  eine  einfache  Stellung  an , bic  sufammenfällt, 
fobalb  an  bem  mit  ihr  oerbunbenen  Köber  gesogen 
wirb.  5)ie  nieberfaücnbe  fdjwere  ©latte  erfdjlägt  baS 
Xier.  Sie  tranSportabeln  8atlen  haben  in  neuerer 
3eil  biele  ©eroolllommnungen  erfahren  unb  werben 
non  Oerfdjiebenen  8abriten  in  swedmäßigfter  'Aus- 
führung geliefert.  Sehr  oerbreitet  ftnb  bie  Kaffen» 
fallen  (Big- 2)-  beren  einfach!»  8orm  einen  1 — 2 m 


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298 


gaHe  — gaüiireä. 


langen  föoljfaflen  bitbet,  ber  an  beiben  Seiten  burd) 
§olz-  ober  En'entlappen  gefcploffen  wirb,  (obalb  ein 
burd)  bie  (5-  laufenbe«  Xier  bie  wippenartige  ©rüde 
berührt.  Sehr  empfehlenswert  ift  bie  Beberfcpe,  in 
^olj  oerfleibete  SB  a r b e r f a 1 1 e (gig.  8 u.  4).  Sie  be- 
fiehl au«  einem  Slbjugeifen  mit  (tarfer  3<hiagfeber, 


$lg.  3.  Utarberfaltc. 


ba«,  in  einen  flachen  Kaften  gelagert,  ein  unBerfnng* 
Iicpc«2lu«fehen  hat.  Sobalb  emXier  ben  in  ber  SRitte 
be«  Xedbrette«  liegenben  ft  über  (gewöhnlich  (in  prä- 
parierte« Hühnerei)  berührt,  fchlagen  bie  im  Snnem 
ber  g.  befinblieben  Sügel  be«  Slbzugeifen«  bli (jfdjnell 
jufamnten,  Woburd)  ba«  Xier  gepalten  unb  getötet 
Wirb.  ®er©or}ug  bieferg.  befleiß  in  ber  leichten  ©er* 
Witterung  unb  ©erblenbung  jowie  barin,  bafi  bie 


gig.  4.  Starberfatte. 

Gifenteile  ben  Sitterungäeinflüffen  Weniger  unter- 
liegen. len  gallen  fcplicßen  fidh  bie  Gif  eit  an,  eiferne 
ganaapparate  Berfcptebener  Äonftruftion,  oon  benen 
am  befannteften  finb  ba«  ©erliner  ober  Schwanen- 
halaeijen  ((.  b.),  bas  Ottereifen  unb  Xedereifen  (f.  b.). 
Sgl.  ©oich,  gang  be«  einheimifchen  Saubjeuge« 
(Sierl.  1879);  Strade,  Sie  ftaftenfaüe  (8.  Slufl., 
Sleubamm  1898). 

gfadc,  am  Schlaf),  (.  Sdjloß. 

gra  liehen,  f.  gaügut. 

gfallön,  Karl,  f.  Fall. 

fallen  bei  Schichten  (Gin  fallen  ber  Schich- 
ten), nud)  ber  ©änge,  bie  Steigung  ber  Schichten 
ober  ber  ©iinge  gegen  ben  Sjorijont.  Sie  Schicht  ober 
ber  ®ang  ift  nah  leinet  Sage  iin  Staum  Boüftänbig 
befannt , wenn  baS  Streichen  (f.  b.)  unb  bie  Seite, 
nad)  her  ba«  Einfällen  gerichtet  ift,  ober  ftatt  beffen 
bie  (jur  Streichrichtung  (entrecht  ftehenbe)  gaüinie 
in  ihrer  Steigung  gegen  Den  SBeribian  unb  ferner  ber 
Binlel  (gailwinfel)  beftimmt  ift,  ben  bicgallinie 
mit  ber  feorijontalcbene  bilbet.  3ß  biefer  = 0,  fo  ift 
bie  Schicht  (ber  ©ang)  horizontal  ober  föblijj;  ift  er 
ein  rechter  Säinfel,  fo  fleht  fie  oertifal  ober  |aiger. 
©ewöhnlid)  liegt  ber  Säinfcl  be«  gallen«  jwifdhen  bie* 
fen  'Berten.  Sd)Wach  geneigte  ©änge  ober  Schichten 
bi«  16°  Steigung  heißen  fcp'webenb;  etwa«  ftärfer, 
bi«  ju  30*  geneigte  flach;  folche,  beren  gaümmfel 
jwifchen  30  unb  75°  beträgt,  tonnlägig;  bie  au  76° 
unb  ftciler  geneigten  ft  eil.  galten  zwei  benachbarte 
©änge  nad)  Perid)iebenen  Beltgegenben  ein,  fo  fagt 
man,  ber  eine  ©ang  falle  in  bejug  auf  ben  anbem 
Perfehrt  ober  w i b e rf  i n n i g.  Sabet  nimmt  man  ben 
Jjauptgang  al«  redit finnig  fatlcub  an.  SBan  be- 
ftimmt ben  gailwinfel  mittel«  eine«  ©rabbogen« 


(f.  b.).  gür  geologifche  Slufnapmen  im  gelbe  bebient 
man  (ich  ber  fogen.  Xafcpenfompaffe,  an  benen  ein 
©rabbogen  mit  fleinem  SReffingpenbel  angebracht  ift. 
Tädtn,  einen  3tieberfd)lag  erzeugen, }.  gäUung. 
:.  be«  §ol)e«,  f.  §ol«. 
allenbc  Sucht  (gallfud)t),  f.  Epilepfie. 
adcnBcrfthluß,  f.  Schloß. 

_ allcrPlcben , Sieden  im  preuß.  Stcgbej.  2flne» 
bürg,  ßrei«  ©ifhont,  an  berStaatäbapnlinieBufter» 
marf-2ehrtc-&amm,  hat  eine  eoana.  Kirche,  Schloß, 
Xeitfmal  be«  Sichter«  Slug.  Ipeinr.  $ off  mann,  Slmt«- 
gerid)t,  3u<t(rfabrif  unb  (lttoo)  2100  Einw.  g.  ift 
©cburt«ort  be«  genannten  Siebter«,  ber  fiep  Paper 
»Qoffmann  pon  g.«  nannte. 

Pfallfanafchcre,  f.  Xiefbopren. 
frällforfcn,  Bafferfall,  f.  Urne-Elf. 
»adgefepc,  f-  tfall. 

gallgittcr,  ingeftungen,  ©urgen  ic.  ein  au« ©al- 
ten gefertigte«  Bittertor,  Da«,  mittel«  einer  Rette  unb 
einer  Belle  bewegbar,  leicht  aufgezogen  unb  nieber* 
gelaffen  werben  tonnte.  Sa«  g.  War  fchon  ben  Siö» 
ment  befannt.  Slfitunter  Wenbete  man  ftatt  beffen 
auch  eimeine  ©alfen  (gallbäume)  an.  3ept  Wer- 
ben an  Stelle  ber  g.  meift  eiferne,  zweiflügelige  ober 
Stabilere  gebraucht 

gfadgrubc  (Bitbgrube,  ©ärengrube),  mit 
fReiäbolz,  Siafen  ic.  bebedte  Brube  zum  Einfangen 
Bon  ©ären,  ©antpera,  Xigem,  Elefanten  ic.  Sluf  bie 
3 >ede  legt  man  einen  fiöber,  um  ba«  Xier  atijuloden, 
unb  in  ben  ©oben  ber  g.  fcplägt  nian  fpipe  ©fähle 
ein,  auf  benen  ba«  pineinfadenbe  Xier  fiep  ipießt 
Bill  man  ba«  gefangene  Xier  lebenbig  haben,  fo  fal- 
len bie  ©fable  fort  unb  man  treibt  ba«  Xier  burd) 
einen  mit  einer  gaEtürBericpcncnSluSgann  ber  ©ruhe 
in  einen  Raften,  ber  fiep  burd)  eine  ähnliche  Xür  Bon 
felbft  fcplteßt.  — ©eint SJlilitär  gehören  gnllgruben 
(Bolf«gruben)  zu  ben  fcinbemiffen  (f.  b.).  SBan 
legt  fie  ßhaepbrettförmig  in  mehreren  ©eiben  fo  an, 
baß  ber  Segnet  fie  Weber  überfepreiten  noch  al«  Xe  düng 
benupen  fann.  3n  ber  SRitte  ber  g.  fiept  ein  Auge- 
fpipter  ©faljl , ebenfo  fleine  ©fäple  in  ben  3wif<hen- 
räumen.  3«  ©erbinbung  mit  einem  Xraptpinbenii« 
unb  bei  Überbedung  mit  fHeiftg  ift  ba«  Sjinbemi«  be- 
fonber«  bei  ©acht  wertBod  nor  auäfpringenben  Bin- 
fein,  im  3®if<henfelbe  Bon  Stüppunften,  auf  Braben- 
fohlen  ic. 

gfadgnt  (gallepen.  Sepupflepen),  But,  ba« 
bei  febem  Xobe«faH  be«  ©efiper«  bent  ©utäperm  wie* 
ber  anpeimfäHt,  wenn  er  mept  bie  Erben  auf«  neue 
bamit  belehnt  ©gt  ©auerngut,  S.  462. 
gfadbamtner,  f.  Jammer, 
fralltbcl  (neulat),  ber  Xäufcpung,  bem  3rrtum 
unterworfen,  fcplbar;  gallibilität,  geplbarfeit. 

gradieren  (itat.  fallire;  taillieren,  fran).  fail- 
lir),  banfrott  werben  (namentlich  unberfcpulbeterweife). 

gf a diörcS  dm.  f«®«'),  6 1 i in  e n t Sl  r m a n b , franz- 
©olitifer,  geb.  6.  ©ob.  1841  in  3B<,)in  (2ot-et-Ba- 
ronne),  ließ  fiep  in  ©trac  al«  Slbsolat  nieber  unb  war 
SBaire  biefer  Stabt  bi«  25.  SRai  1873.  3m  3- 1876 
würbe  er  bafclbfl  zum  Xeputierten  gewählt,  fcbloß  fid) 
ber  republifanifchen  2iufen  an  unb  zeichnete  (ich  halb 
al«  guter  ©ebner  au«.  Er  gehörte  zu  ben  eifrigften 
Slnpängcm  ©ambetta«.  Warb  1880 — 82  Unterftaat«- 
felretär  im  SBinifterium  be«  31’1'cm,  al«  welcher  er 
eifrig  zugunflen  feiner  ©artei  tätig  War.  Seit  7.  Slug. 
1882  ift  er  häufig  SRinifter  be«  3nnem,  Unterricht«- 
ober  3uftizminifter  gewefen  unb  pat  eine  gemäßigte 
freiftnnige  unb  republilanifipe  Haltung  gezeigt.  Sa« 
3apr  1892  machte  einftweilen  feiner  SBini]terlaufbapn 


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gäUigteit  einer  gorberung  — gaümafdiine.  299 


300  gaümeifter  — gaflredjt 

Xauer  unb  jeicßnct  auf  baS  fadenbe  Brett  eine  Siel-  fianonifat  in  Mobena,  lehrte  aber  feit  1547  }u  ger- 
lenlinie,  beren  fpätere  SiicUen  immer  mehr  in  bie  rara,  Bifa  unb  Babua  Slmuomie  unb  Chirurgie  unb 
Sänge  gejogen  finb  unb  aus  ihrer  (form  baS  obige  oerroaltcte  an  leßterer  llniDerfität  aud)  ben  bota- 
tiefe (i  ber  (fallräume  ebenfalls  entnehmen  laffen.  nifdjen  ©arten.  Xie  Slnatomte  bereußerte  er  mit 
ffallmciftcr,  f.  Slbbedcr.  Bielen  Cntbedungen,  unb  mehrere  Seile  beS  menfeb- 

g-allmcrat)cr,  Jtalob  Bh'üpP«  fciftorifer  unb  liehen  SlörpcrS  tragen  nod)  Don  ihm  ben  91amen,  wie 
Sietfeuber,  geb.  10.  Xej.  1790  auf  bem  Bantgarter  j.  B.  ber  gallopifcßc  ©ang  ober  ifallopifche 
fcof  bei  Xfdfötid)  funweit  Brijen)  in  Xtrol,  ge)t.  26.  SBafferteitung  im  Schläfenbein  (FaUopiae  cana- 
Slpril  1861  in  München,  Sohn  eine#  XagclöhnerS,  lis),  baS  gallopifche  Seiftenbanb  (Fallopia  li- 
befmhte  bie  Xomfcßule  ju  fflnren,  ftubierte  feit  1809  pmentum).  ber  Sileiter  (Tuba  Fallopiae)  u.  a.  (Sr 
ju  Saljburg  Xljcologie,  femitifeße  Sprachen  unb  ©e-  jdjrieb : -Observationea  anatomicae«  (Beneb.  1561 
fd)id)te,  bann  ju  fianbsßut  SRedüSwiffenfcßaft,  Wen-  u.  5.,  Bor.  1562,  §elmft.  1588).  ©eine  »Opera  ge- 
böte ficb  ober  ber  tlaffifctjcn  Bßilologie  unb  Sprach-  nuina  omnia«  erfeßienen  ju  Bcncbig  1584,  ju  graut- 
funbe  ju.  3m  Sommer  1813  trat  er  als  Seutnant  furt  1600  u.  ö. 

in  ein  bat;nfd)c8  3nfantcriebatailIon,  fod)t  unter  an-  fjalloujr  <tpr.  -ta),  Sllfreb  grlblric  Pierre, 
berm  bei  Sanau,  fegte  abec,  na<S  1815  ju  Sinbau  ©raf  Don,  fron»,  §iftorifer  unb  Staatsmann,  geb. 
in  ©amifon  iteßenb,  feine  frühem  Stubien  fort,  7.  Mai  1811  in  VlngerS,  geft.  bafelbft  6.  3an.  1886, 
nahm  1818  feinen  Slbicßicb  unb  warb  ©t)ntnafial-  bulbigte  ftreng  legitimifhfcßcn  unb  flerifalcn  Sin- 
lehret  unb  1826  ißrofeffor  an  bem  neuerrithteten  St)-  idtauungenunb warb befonberSbegünftijjtoon herein» 
jeum  ju  SfanbSßut.  1831 — 34  bereifleg.  mit  bem  flußreicßen  ruffi  jeßen  JfonDcrtitin  3.  ©miclfebin  (f.  b.), 
rufüfthen  ©cneral  Cftermann -Xolftoi  Sigtjpten,  9lu-  beten  Xagebucß  (»Journal  de  sa  conversion«,  1863) 
bien,  Baläftina,  Spien,  bie  Sporaben,  bte  Spflaben  unb  Briefe  (»Lettre«  intdites*,  5.  Slnfl.  1881,3  Bbe. ; 
unb  baS  griccbifcße  geftlanb  unb  Dcrweilte  längere  Bricfroedjjel  mit  Sacorbaire,  2.  Stuft.  1864,  4 Bbe.) 
3eit  in  .«önftantinopel.  Obwohl  1835  juui  orbent-  er  fpäter  neben  ihrer  Biographie  c »Madame  Swet- 
litßen  Mitglieb  ber  ßiftorifeßen  ftlaffe  ber  SUabemie  chine,  sa  vie  et  «es  oeuvres«,  1859,  28be.;  18.Slujt. 
ber  SBiiienfchaften  in  München  ernannt,  blieb  ihm  bie  1907 ; beultet)  Don  fcal)n,  IRegenSb.  1860)  ßerauSgab. 
llniucrfität  Derfdjloffen.  ©r  Deriieß  1836  München  91ad)bem  er  bureb  feine  »Ilistoire  de  Louis  XVI« 
Wieber,  bereifte  bas  (übliche  grantreidj  unb  gtatien  (1840,  6.  Slnfl.  1881)  feinen  legitim • monanbifd)en, 
unb  hielt  fid)  bann  Dier  3al)re  in©enf  bei  bemörafen  burd)  bie  »IJistoire  de  saint  I’ie  V«  (1846,  4.  Sind. 
Cftermann • Xolfloi  auf.  1840  unternahm  er  eine  1869;  bcutfd).  Begensb.  1873)  feinen  papiftijdjra 
jWeite  Jieife  in  ben  Orient,  fuhr  bie  Xonau  hinab  in  ©runbfäßen  StuSbrucf  gegeben,  aud)  als  Mitarbeiter 
basSeßmarjeMeer,  Dcrwciltc  inXrapejunt  unb  fton-  an  ben  »Aunales  de  la Chariti«  feine  firdjenfreunb- 
ftantinopel,  befueßte  ben  Berg  SUßoS  unb  bcretjteMafe-  liehe  ©efinnung  bejeugt  hatte,  Derteibigte  er  als  Xe» 
boniett,  Xßcffalien  unb  einen  großen  Xeil  ©riechen-  putierter  (feit  1846)  bie  fogen.  2ehnrei!)eit , 1848 
lanbS.  Xie  Brud)t  biefer  Steife  waren  bie  gciftoollen  würbe  er  Mitglieb  ber  ffoit)lituierenben  Berfantm» 
»graamente  auS  beut  Orient«  (Stuttg.  1845,  2 Bbe.;  lang  unb  betrieb  eifrig  bie  ©ppebition  nach  Baut, 
neue  SluSg.  Don  XßomaS,  baf.  1877),  worin  er,  wie  Unter  ber  Bräfibcntfdjafl  Souis  9?apoleonS  jum  Mt» 
febon  in  feiner  »öefdtid)te  ber  »albinfel  Hliorca  im  nifter  beä  Untern d)tS  beförbert  (Xcjetnber  1848), 
äiittelalter«  (baf.  1830  —36,  2 He.)  unb  in  feiner  Derfaßte  er  bas  Dielberufene  dentale UnterrithtSgcfcp, 
»Slbhanblung  über  bie  ©ntftehung  ber  Sccugriedjm*  trat  aber  nod)  oor  beffett  Grlaß  im  Ctlober  1819 
(baf.  1835),  bie  neugriccbifebe  Slationalität  alä  ein  jurüd.  1856  nahm  ihn  bie  SUabemie  unter  ihre  SWit- 
ben  alten  ©rieeßen  ganj  frembeS , flcnmfcfioä  Slolfer-  glieberauf.  Sind)  aI8  ÜKitgtieb  berSialionalUerfamm- 
gemiW  barftellte.  Sluf  einer  britten  Steife,  bie  er  1847  lung  feit  1871  trat  er  für  ben  ftlcrifnliSmuS  ein,  jer» 
iiber  ü onftantinopel,  Bruffa  unb  ben  Clhmp  nadi  fiel  aber  mit  feinen  legitimiflifeben  greunben,  als  er 
Baläftina.  Sprien  unb  ffleinaften  unternahm , traf  fid)  gegen  eine  abfolutiftifdje  SJionarcbie  ertlärte  unb 
ihn  im  SJiärj  1848  bie  Berufung  «um  Brofeffor  ber  ben  ©rafen  ©haml'orb  jur  Slnerfennung  ber  Xrifo» 
©efebiebte  in  SSünchen  au  ©örres’ otatt.  Bon  9)iün- j lore  aufforberte  (1872).  Bon  feinen  Schriften  ftnb 
chen  in baSgrantfurtcrBarlament gewählt,  aher  1849  ’ außer  ben  oben  genannten  noch  ju  erwähnen:  »Sou- 
wegen ber  Beteiligung  an  ben  Stuttgarter  Bcfdjlüffen  t Tenirs  de  charitä«  (XourS  1857,  neue  SluSg.  1893); 
feiner  Brofeffur  wieber  enthoben,  lebte  g.  als  polcti-  • »Dii  ans  d'agrieulture*  (1863);  »La  Convention 
fdjer  giüd)lling  in  SlppenjeU  unb  ®L  ©allen  uttb.  du  15  septemure«  (1864);  »Itinäraire  de  Turin  & 
infolge  bcs  Slmneftiegefehcä  rehabilitiert,  feit  Slpril  Home«  (1865);  »Qucstions  monarebiqaes.  Lettre« 
1850  jurüdgejogen  tn  München.  Slußer  3ournaI«  4 51.  Laurentie«  (1873);  »Augustin  Cocbin«  (1874, 
ariifelit  in  bervlugSburger  »Slligemeinen3eitung«  ic.  4.  Stuft.  1884);  »L'äveqnc  d'Orltens«  (1879);  »DLs- 
unb  einigenllemenitopograpbifcbenSSertcn,  wieü6er  cours  et  mälauge*  politiques«  (1882  , 2 ©bc.); 
(Golgatha  unb  baS  ^eilige  ©rab  (Mund).  1852),  baS  -litudes  et  Souvenirs«  (1885)  unb  bie  nach  feinem 
Jote  Meer  (baf.  1853),  feßrieb  er  nod):  »©efeßießte  Xobe  DcrSffcntlicßtcn  »Mämoires  d un  royaliste« 
beS  Staifertumä  Srapejunt«  (baf.  1827);  »Driginal-  (1888,  2 Bbe.).  Bai.  Xu  SauffoiS,  Le  comte  de 
f ragmenle,  SBroniten  ic.  jur  ©efdjicßte  bcs  IbaifcrtumS  F.  (Bar.  1886)  ;®.BeuilIot,Lc  comte  de  F.  et  ses 
Xrapcjunt«  (baf.  1843— 44,2Slbügn.)  u.  »XaSalba-  memoires  (baf.  1888).  — Sein  ©ruber  gr<b(ric, 
nefifeße  ©lement  in  ©riecbenlanb«  (baf.  1867—  60,  geb.  1815,  War  Rarbinal,  flarb  1884  in  graScati. 

3 Xle.).  Xie  naeß  (einem  Xob  erfeßienenen  »©efam-  gfaUraum,  f.  gaü. 

mellen  Serie- , mit  ©iograpßie  ßerauSgegeben  Don  flfaUrec^)t  (Jus  recadentine  ober  revolutionis)  ift 
XßomoS  (i'eipj.  1861,  3 Bbe.),  enthalten  außer  ben  biejenige  Slrt  ber  gefeßtidjen  Grbfolge,  wonach  beim 
»91cucn  gragmenten  aus  bem  Orient«  jahlreicße  tlei-  Xob  eines  oßne  9?ad)tommen  Derftorbenen  GrblnffciS 
nerc  Stuffäße.  baS  Bermbgcn  nach  feiner  ^erfunft  on  bie  Däterlicße 

gallopia  (galopio),  ©abriel,  Slnatom,  geb.  unb  mütterliche  Bcrwanbtfdiaft  fälli  (paterna  patcr- 
1523  in  Mobena,  geft.  9.  Ott.  1562,  ftubierte  in  ger-  nis,  materna  maternis).  S.  aud)  MutterguL  Xem 
rara  unb  Babua  unter  BcfaliuS,  erhielt  bann  ein  Bürgerlichen  ©efeßbutß  ift  baS  g.  fremb. 


gaüreep  — gätlung. 


301 


t7aKr«t>,  rin  lau  (Sh'eep)  jum  Seit  tigert  ber 
S<piff*manb ; bann  tint  Cffitung  btr  obent  8orb» 
ttranb;  ju  btm  g.  hinauf  leiten  gallreepätreppen. 
'.'Im  g.  empfängt  ber  SSacbtoffijicr  Offt jiere  mit  2 — 6 
gallreep*gäitcn,  clis  Eprenbejeigung  baju  bec 
gallreepäpfiff  beS  SootämannSmaaten. 

Sllrittnc,  f.  gaümaftpine. 

!I  Stiper  ffpr.  laoi  tmratn).  Stabt  in  kerSraffdjaft 
8rijlol  be*  notbamerifan.  Staate*  KaffatpufettS, 
an  ber  Künbung  be*  Saunton  in  bic  'Könnt  £>ope» 
8ai  CAntt  ber  Sfarragnnicltbai) , Sapnfnotenpunft 
nnb  Sampferftation  (natp  9fem  $orf,  Sfcroport  unb 
SrDBibettce),  mit  reichen  SSafierträften,  pat  awxn  785 
gnbuftricbetricbe  mit  32.780  Firbcitern,  bartmtcr  46 
8aummollfabrifen  mit  26,465  Arbeitern,  große  gär» 
bereien,  Seilereien,  fflieftetcien  unb  Kafcpinenfabrifen, 
ftarfen  Jfüftenpanbel  unb  (1900)  104,863  Ein».  3n 
ber  9iäpe  große  ©ranitbrütpe.  XaS  fteucrpflicptige 
(Eigentum  betrug  1900: 74,«  Kill.  Sott.,  bic  ftäbtiftpe 
StPulb  3.8  Kia.  Soll, 
gallriipre,  f.  gaB,  S.  297. 
grallitpirm,  fepirmartige  Sorritptung,  mittel*  ber 
fitp  rinäJienftp  au*  gjrofier  jpüfje.  befonbtr*  au*  einem 
1'uftbaBon,  pcrablatfen  tann.  Ser  g.  war  jebenfall* 
im  'Altertum  befannt;  ben  erften  literariftpen  Ffacp» 
toei*  finbet  man  aber  in  natpgelaffetten  3et<pmtngen 
»on  Seonarbo  ba  Sinei.  Sin  Bon  Senormanb  1783 
fonflruierter  g.  (am  nitpt  jur  Serwenbung ; erft  ©ar* 
nenn,  einem  Stpiiler  Bon  ©parle*,  gelang  bte  feer- 
ftcHung  eine*  braudibaren  gaBfepirmä,  ber  Bon  Sa» 
lanbe  Berbeffert  unb  bann  ju  Bielen  pra(tif<pen  Ser* 
mtben  benupt  mürbe,  ©arncrin  liefe  ftd)  mittel*  eine* 
gnUftpirm*  Bon  7,8  m Surcpmcffcr  au*  einer  §öpe 
Bon  1000  m perab.  Si*  in  bie  1830er  3apre  biente 
ber  g.  Bielfatp  ben  Suftftpijfem  bei  Stpauftenungen, 
bann  geriet  er  in  Scrgeffcnpeit,  um  erft  1886  burtfi 
ben  Ameritaner  Salbuin  Bon  neuem  benupt  ju  mer* 
ben.  Sic  japlreicpen  neuen  Ronftruftionen  meid)en 
niept  mcfcntlicp  Bon  berjenigen  ©amerin*  ab.  Um 
einen  Kcnftpen  ju  tragen,  mufe  ber  g.  einen  Surtp- 
mejfer  Bott  tnenigften*  8 tn  befipen.  Ser  Sieperprit 
toegen  mirb  er  für  eine  Scrion  meift  auf  12  m Sunp» 
nteiter  beretpnet.  SeiBuftjtpiffaprtcn  pängt  berg.  ge* 
fcploffen  am  SaBon  uitb  entfaltet  fiep  erft  toäprenb 
be*  gaBe*.  Kan  mufe  aber  pcinlicpft  bafür  foroen, 
bafe  bie  Entfaltung  nitpt  burtp  irgcnbtneltpe  Ser» 
neftelung  Bon  Seinen  bepinbert  mirb.  g.  prifet  autp 
eine  äpnlitpe  Sorritptung  an  ben  Seuditfugelti  ber 
Siateten , um  ben  gall  berfelben  ju  Berlangfanten. 
SSie  ein  g.  mirft  bie  giugpaut  mantper  Siere  unb  ber 
Sappu*  mantper  griitpte  Bon  Koitipofiten,  5.  8.  be* 
Sömeit,japn*  (Tartiiacttm),  fo  bafe  ber  Born  Siiitb  ge- 
pöbene Same  auf  rneite  Streien  fortgetragen  mirb. 
gfa(lfd)tt>crt,  f.  ffluiUotine. 

Slllutpt,  f.  Epilepfie. 

lltierc,  jiere,  befonber*  Käfer,  bie  fitp  bei  Be- 
fahr oon  iprem  femeiligen  SlufentpaltBort  auf  ben 
8oben  falleii  laffen  uns  fitp  bort  burtp  Sepupfär» 
bung  unb  8emcgung*lofigfrit  ber  SBapmcpniung 
entitepen. 

gälluttg  (FMeberfcptagung,  Praecipitatio), 
ber  Srojefe,  burdt  ben  au*  einer  glüffigrrit  auf  3ufap 
eine*  gasförmigen,  flüfftejen  ober  fcflen  Körper*,  bes 
gätlungämittel*,  bie  Ausitpeibung  eine*  bi* 
bapin  gelöft  gemefetten  ober  fitp  erft  neu  bilbenben 
Körper*  (Ff  1 e be r jdi I ag,  Srä jipitat)  erfolgt  So 
tuirb  jtpmefelfaurer  Kalf  au*  (einet  mäfferigen  Sö» 
fung  burtp  Alfopol  gefönt , meil  er  autp  in  fepr  Ber» 
bünntem  Spiritus  nitpt  IMIitp  ifi,  unb  umgefebrt 


| entftept  em  Ffieberftblag  nt  einer  affopofiftpen  Starj- 
löfung  auf  3uiap  non  Saifer.  Au*  einer  Söfung 
non  'HptaK  (Kalfmajfer)  fäUlRoplcnfäure  unlöslitpcn 
; fppienfauren  Salf,  inbem  ba*  gäBungSmittcl  ben 
'.'ipfnlf  jerfept.  3«  einer  Söfung  Bon  falpcterfaurem 
8arpt  erjeugt  eine  Söfung  Bon  ftpmefeljaurem  91a- 
tron  einen  9iteberftplag  non  unlöSlicpcm  ftpmefeliatt- 
ren  ©artjt,  maprenb  falpeterfaurc*  91alron  gelöft 
bleibt.  8i*meilen  entitept  autp  rin  91icberftp(ag  beim 
Ermannen  einer  glüffigfeit,  meil  ber  bann  gelöfte 
Körper  in  männern  ®affer  meniger  löälitp  ifl  al*  in 
(altem  (Ralftoaffer),  ober  meil  er,  mie  ba*  Eimcife, 
bei  einer  peftimintm  Sempcratur  in  einen  anbent3u* 
ftanb  übergept  (gerinnt),  ober  meil  beim  Erpipen  eine 
3erfepung  eintrtlt,  mie  bei  einer  Söfung  Bott  hoppelt- 
(oplettfauretn  ßal(,  ber  bie  fjälfte  feiner  Sboplenfäure 
Brrliert  unb  uttlö*Iitpen  toplenfaurcnßalt  pinterläfet. 
Sie  Slieberftpläge  ftnb  triftaüiniftp  ober  antorpp  unb 
bamt  oft  gelatinös,  botp  merben  leptere  Pismeilen  bei 
längerm  Stepen  (riflalliniftp  ober  botp  beim  Erroar- 
men  bitpter.  Sie  g.  ift  Bollflänbig,  menn  ber 
91ieber!tplag  BoB(ommen  unlfelitp  ift,  nnb  meint  Oon 
bem  gäüungämittel  eine  pinreitpenbe  Ouantität  an» 
gemenbet  mürbe,  int  anbern  gall  unoonftänbig.  Um 
möglitpft  reine  Sflieberftpläge  ju  erpalten,  müffen  bie 
glüfügleiten  oor  ber  g.  filtriert  merben.  8etm  3«- 
fap  be*  gnBung*mittet*  mufe  bie  Söfung  gerührt 
merben,  unb  Bon  3rit  ju  3rit  filtriert  matt  ©roben 
berju  fäBenbenglüffigleit  ab  unb  Berfcpt  fie  mit  bem 
gäuung*mittei,  um  ju  fepen,  ob  notp  g.  ftattfinbet, 
bamit  BDn  bem  gäUungömittel  nitpt  jttBiel  jugefept 
tperbe.  Kanäle  Sllieberltpläge  merben  burtfi  einen 
Überftpufe  be*  gäBungSmittel*  mieber  gelöft.  Cft  ift 
e*  Bon  ® itptigfeit,  bie  beibenglüfrtg(ritcn  in  beflimnt- 
ter  SBrife  miteinanber  31t  miftpett;  man  gtefel  3.  8. 
rehte*  SSaffer  in  einen  8oltitp  unb  ISfet  nun  beibe 
glüfng(ettett  au«3meifflefäfeeninglcitpilarfemSlrapl 
unter  flarteni  Umrübren  in  ba*  Saffer  fliefeen.  Stier* 
bei  treffen  annäpernb  gleitpe  Kengen  beiber  glüfftg« 
(eiten  sufammen. 

Sen  er3eugten  Sieberftpiag  läfet  man  abfepen  unb 
mäftpt  ipn  natp  bem  2lbgiefeen  bec  Haren  glüffig(eit 
anfattg*  im  fflefäfe,  bamt  auf  bem  gilter  au*  unb 
trodnet  ipn.  3n  ber  Setpnil  merben  91ieberftpläge 
oft  autp  8ri>refet  ober  auf  3entrifugalmafcpinen  ent» 
mäffert.  Kanäle  91ieber(dilägc  itphtfien  Bon  ben  ge» 
iöften  8eftanbteilcn  ber  glüffigfeit  erpeblitpe  Kengctt 
ein,  bie  burtp  SuStoaftpett  fepr  ftpmer  ober  gar  nitpt 
311  entfernen  finb ; anbre  91tebcrfd)läge  reiften  gelöfte 
garbftoffe  mit  fitp  nicber,  fo  bafe  man  burtp  ßr,eu- 
gung  eine*  Slicbcrftblag*  eine  glüffigfeit  entfärben 
(amt.  Sinb  in  einer  glüffigfeit  jtoei  äpnlitpe  Körper 
gelöft,  fo  fann  man  kiefe  btäiorilen  burdt  partielle 
(fraflionicrte)  g.,  äpnlitp  mte  flüchtige  Körper 
burtp  fraftionierte  SefliBation,  Poneinanbcr  trennen. 
SBirb  3.  8.  eine  Söfung  oon  etma  gleitpoiel  Stearin» 
fäure  unb  Salmitinfäure  in  peifeem  SBringeift  mit 
einer  jur  noilflänbigcti  g.  beiber  Säuren  unsureitpen» 
ben  Kcttge  Bott  effigfaurcr  Kogttefia  oerfept,  fo  ent» 
pält  ber  ofieberftplag , ba  Stenrinfäure  ba*  ftpmerer 
löSIitpe  Sal3  mit  Kagnefia  bilbet,  in  Borroiegenbec 
Kenge  Stearinfäure , toäprenb  fpälere  in  gleitper 
Seife  erpaltene  SRieberfdiläge  oorroiegenb  Salniitin» 
fäure  entpalten.  3erfeSl  lnan  kie  erpaltenen  Fitebet» 
ftpläge  mit  Säuren  unb  untermirft  bie  au*geftpie» 
benen  fetten  Säuren  jebe*  rittseinen  Sieberttplag* 
notp  einmal  ber  partiellen  g.,  fo  erpält  man  ftpliefeltdt 
aansreineSrobutte.  Untgefeprt  (ann  man  auep  burep 
g.  jtoei  fefle  Körper  fepr  innig  miteinanber  ntiftpen. 


802  gcülungäjeit  — 

Inbcm  man  fit  gleichseitig  in  bcrfclben  glüfiigltit 
fällt,  ©ibt  j.  8.  fiofimg  A mit  fiöfung  B einen  blauen 
unb  fiöfung  C mit  fiöfung  D einen  gelben  lieber- 
fd)lag.  fo  mtfcftt  man  A mit  C unb  B mit  D (Wobei 
leine  Dheberfchläge  entfielen  bürfen)  unb  gießt  beibe 
Wtfdjungen  jufanunen.  E3  entfielt  bann  fofort  ein 
griincc  9neberfd)lag,  inbtm  ftcb  ber  blaue  mit  bent 
eiben  fi'örper  fetjr  innig  gemijeftt  au3[d)eibet.  Wan 
enußt  gallungen  in  ber  Jeditüf  jur  ®ariteHung 
bc8  bei  ber  ff.  tieft  auSfdjeibenben  Körper«  ober  jur 
Reinigung  ber  glüfftgfciten  Bon  einem  barin  gelöften 
ftörenben  Slörpcr.  3»  ber  djemifdjen  ©nalftfe  erjeugt 
man  cftaraftcriflififte  gallungen  jur  Erfemmng  unb 
Seftimmung  ber  Körper. 
grnUungSjeit,  f.  fiolj. 

galltucrl,  ©orriefttung  jumStanjcn  unb  prägen 
mittel«  Scftläge,  befielt  au«  einem  gußeifemeit  galt* 
flog  (Jammer),  ber  ftcb  $wijcften  jmei  bertifalen 
©lettftangen  bewegt  unb  mit  einem  über  eine  Sloüe 
laufenben  unb  an  einem  guftbebel  ober  Steigbügel 
befeitigten  ©eile  mit  bem  guß  in  bie  fiöfte  gehoben 
Wirb,  um  auf  einen  feften  SBlod  fterabjufaUen.  $er 
Jammer  trögt  ben  Oberftempel,  ber  Slod  ben  Unter* 
ftempel,  jwifdjen  benen  bie  Prägung  ftattfinbet.  ©ad) 
jebem  Scftlag  Wirb  ber  jurüdfpringenbe  Sfloß  Bon 
bemVlrbeiter  ober  ton  einem  Sperrwert  aufgefangen. 
91euerbing«  ift  ftatt  be«  galliaerf«  mebr  ber  gaUharn* 
mer  (f.  Jammer)  in  (»Sebraucft  gefommen. 

galltuilb,  ba3  ©ilb,  ba«  nicht  burd)  ben  3agb* 
betrieb,  fonbem  au«  anbemUrfacften  ben  Job  gefun- 
ben  bat;  f.  ©erenben.  g.  unterliegt  betn  Qagbredjt 
beSfenigen,  auf  beffen  3agbgebict  e«  gefunben  wirb. 

gfalltoinbt,  SBittbc,  bie  au«l)öbem®ri>irg«gegen* 
ben  perabweben  unb  oft  ftürmifd)  finb.  Sie  entfteben 
baburd),  baß  entweber  unten  bie  fiuft  beim  ©orüber- 
gang  einer  Jepreffton  fortgefaugt  ober  burd)  ftarfe 
Erwärmung  unten  ober  große  Wbfüblung  oben  ba« 
®lcid)geroid)t  geftört  wirb.  3n  allen  (fällen  fmit  falte 
fiuft  berab,  bie  fid)  aber  bei  ie  100  m ©bftieg  um  1° 
bftnamifd)  erwärmt.  3ft  bie  gaM)öbe  flcin,  fo  ift  and) 
bie  Erwärmung  gering , unb  bie  fiuft  fomnit  unten 
terbältnidmäßig  falt  an  (Sora,  Wiftral),  bei  großer 
ffallböbe  aber  luann  |5R oterturmwinb , Jerrat). 

Utninfcl,  f.  (fallen  berSdjidjten  unb  Einfalls* 
K jeit , f.  galt.  [winfel. 

II  jünber  (©  u f f d)  1 a g j ii  u b e r),  f.  günbungen. 
Inioutl)  (Irr.  fcWmälß),  1)  Stabt  (municipal  bo- 
rough)  an  ber  Sübfüftc  ber  engl.  ©raffeftaft  Eom- 
wall,  auf  ber  ©eflfeiic  eines  torjüglicbcn  fiafm« 
(Earrid  Sioabo),  ber  ficb  5 km  Weit  in«  fianb  er- 
ftredt,  unb  beffen  Eingang  ba«  Bon  fietnrieft  VTII. 
erbaute  ©enbenni«  Eaftle  berteibigt,  bat  tuebrere 
Jod«,  Sd)ijf«werftcn,  ein  metcorologifd)c«  Cbierta- 
torium  unb  reiche  ©oftltätigfcitäanjtalten.  Jie  ©tabt 
felbft  ift  Wenig  an3iebcnb,  bie  Umgebungen  aber  finb 
reijenb  unb  werben  Biel  befudjt.  g.  bat«90i)  11,789 
Einw  3um  fiafen  gehören  osoi)  128  Schiffe  ton 
21,526  Jon.  Bert  ber  Einfuhr  (1900)  184,100  ©fb. 
Sterl.,  ber  ©uSfuftr  brittfdjer  ©robufte  (bcfonberS 
©affen  unb  Wunition)  218,653  ©fb.  ©terl.  3nS* 
gefault  liefen  1901 : 1832  Schiffe  (baruntcr  1683  Shl* 
ftenfabrer)  ton  406,907  Jon.  ein.  g.  ift  Siß  eine«  beut» 
feften  Si  jefonful«,  (Gegenüber  liegt  S t.  W a tt  e 8 , mit 
einem  Bon ficeinrid)  VIII.  erbauten  Schloß.  Sgl.QSat), 
Old  F.,  Story  of  the  town  (Sonb.  1903).  — 2)  Stabt 
an  ber  9!orbfiifte  ber  britifdpmeftinb.  3nfel  Samaila, 
an  ber  Wünbung  be«  Wartba-Sra,  mit  ßafeme, 
Warinefiofpital,  gort,  fdjwer  jugänglichem  fiafen 
unb  3500  Einw.  — 3)  fiafen  ber  3nfel  ©nligua,  f.  b. 


galfdinefcffügter. 

ffalrct  (fpr.  .rä),  3ean  ©ierre,  3rt™arjt,  geb. 
26.  ©pril  1794  in  Warcilhac  (fiot),  geft.  bafelbft  28. 
Cft.  1870,  ftubierte  feit  1811  ju  ©and,  mar  1831— 
1 867  Jlrjt  an  berSalpetriere  unb  grünbete mitSoifbt 
1822  eine  ©ribatirrcnbeilantlalt  ju  ©ante«  bei  ©arid, 
bie  fid)  eine«  europäifeften  9iufS  erfreute.  Erfcftrieb: 
• Traitb  de  l'hypochondrie  et  du  suicide«  (©ar. 
1822;  beutfeh,  fieipj.  1822);  «Inductions  tirfces  de 
l'ouverture  des  corps  des  alifenfec«  (1826)  u.  a. 

Falsa  causa  (lat.),  »irrtüntlicbc«  Wotio«,  burd) 
ba«  eine  fi»anblung,  inSbef.  ein  Sed)t«gefchäft  h«r* 
Borgerufen  wirb ; ift  für  ben  3?ecf)t8beftanb  ber  fianb* 
lung  regelmäßig  unfdjäbltd)  (falsa  causa  non  nocet). 

Falsa  demonstratio  non  nocet  (lat),  »un* 
richtige  Sejeichnung  ift  unfdjäblich«,  heißt:  bie  irrtüm- 
lich unrichtige  Eingabe  Bon  Üiebcnumftanben  jur  ®e* 
retdmung  be«  Obielt«  ober  Subjelt«,  auf  ba«  lief)  eine 
©erfügung  bejieht,  fleht  ber  SRecbtögültigteit  lebterer 
nid)t  im  ©ege,  loenft  ber  Wirflidje  ©iüe  be«  Erflä* 
renben  erfennbar  ift. 

Falsarius  (lat.  galfär),  gälfeher  Bon  Urtun* 
ben  ic.;  galfation,  gälidjung. 

Slobrunncn,  f.  Oucüentultu«. 

Ifdjc  SMiifchulbigung  untcrfcheibet  fid)  Bon 
ber  Berleumbcrifdien  Seleibigung  (f.  ©elcibi* 
gung)  bnreh  ihre  SKidjtung  gegen  bie  Sicherheit  ber 
mcchtSpflcge.  ®em  heutigen  StrafBerfahren  entfpre* 
djenb,  ba«  auf  ber  ©nmblage  ber  amtlichen  ©erfol* 
gung  beruht,  eri'cheint  fie  nidit  a!«  falf  d)e  Vlnf  läge, 
fonbem  al«  f a I f eh e ©n  jetge  (f.  b.). 
gralfchc  9lu«fagc,  f.  Eibeobelitte. 

{Jalfihe  ®ai  ccngl.  False  Buy),  grofie  Sucht  an 
ber  Sübfpiße  ©frita«,  burd)  ba«  Slcip  ber  ®ulcn  fioff* 
nung  Born  ©tlantifchen  Ojean  getrennt.  ®ie  Cft* 
fpiße  ber  36  km  tief  einbringenben , nach  ®-  fi<h  öff* 
uenben,  31  km  breiten  Einfahrt  ift  Sap  fiaugtltp. 
©uf  ber  ©eftfeite  an  ber  Simonäbat  mit  Seuchtturm 
auf  ben  Eaftor*  unb  ©omanflippen  liegt  Simon«* 
town  (f.  b.)  unb  (üblicher  Kaltbaiftation,  auf 
ber  Oftfeite  Soraerfet  ffleft,  bie  beiben  lefcten  be* 
fuebte  Seebäber. 

gfalfdieib,  im  ©egenfaß  jumTOeineib  (f.  b.), 
ber  fubjeftiB  unb  objettio  falfch  ift,  ber  nur  objettio 
falfche  Ecb,  ben  ber  Sdjwörenbc  aber  entweber  fahr- 
iäffig  (hier  ftrafbar,  § 163  be«  91ei<h«ftrafgefeßbuch8) 
ober  fdmlblo«  (hier  flraffrci)  für  richtig  hält 
ffalfcficr  <>afe,  f.  3gelbraten. 
ffalfd)c3  ©elcnf,  f.  Süochenbrücht 
cfalfdjc«  Sich!»  f.  ©ugenpflege. 
fhalfchmfiitjcrci,  f.  Wilnjoerbrcchen. 
{jalfthnctjflüglcr  (Selbe, ©feuboneuropte* 
ren,  Pseudoneuroptära,  I)>crlu  Safel  »galfdmeß* 
flügler«),  Orbmmg  ber  3nfetten,  umfaßt  eine  Sieipe 
gamilien , bie  man  früher  allgemein  ju  ben  ®erab- 
flüglem  (teilte,  Bon  benen  fie  ft  et)  aber  burd)  ben  Sau 
ihrer  glügcl  (beibe  ©aare  gleich,  neßförmig  geäbert 
unb  baßer  boien  ber  ed)tcu  SReßflügler  ähntidi)  un* 
terfdjeiben.  ©ie  bie  ©erabfliiglcr,  haben  ftc  faft  au«* 
fehließlich  beißenbe  Wunbleile  unb  eine  unBoüfom* 
mene  ©erwanblung.  fiierßer  geboren : 1)  bie  S 1 a f e n - 
füßer  (f.  b.,  Physopoda  obec  Tliysanoptera,  gig.4), 
mit  faugenben  Wunbteilen;  2)  bie  fiel  jläufc  ((.  b., 
Psocidac,  gig,  6 u.  7);  8)  ©cl  jfreffer  (f.  b.,  Mal- 
lophaga,  gig.  6 u.  8);  4)  bie  gefetttg  lebenben  wei- 
ften ©weifen  ober  Jermiten  (f.  b. , Socialia  ober 
Termitidac,  gig.  9);  6)  bie  ©mpftibioten  (Amphi- 
biotica),  bereu  fiaroen  im  ©ajfer  leben  unb  meift 
burd)  Jradtcenliemen  atmen:  a)  ©fterfriiblingä« 
fliegen  (f.  b.,  Perlidae  ober  Plecoptcra,  gig.  2), 


Falschnetzflügler. 


1.  Eintagsfliege  (Ephemer*  vulgata).  2.  U lerbold  (Perla  bicaudata).  1 * 3.  Uleraas  (Palingenia  horaria).  ' i 

a Larve.  (Art.  Kintagifiitgtn .)  a Larve.  (Art  AfUrfrüMingr/tUgrn.)  (Art  Eintag»Al*gen.) 


4 5 6 7 8 

4.  Getreideblasenf uß  (Thrips  cerealium).  Stark  vergr.  (Art  BiaunfüAer.)  — 5.  Pfaufederling  (Goniodes  fal- 
dcornis).  •/».  (Art  Pdtfrt»»tr.)  — 6.  Holz  laus  (Psocus  lineatus).  a natürl.  Größe.  (Art.  Holtläu*.)  — 7.  Staublaus 
(Troctes  divlnatorius).  Stark  vergr.  (Art  Jfo/jfci»««.)  — 8.  Hundehaarling  (Trlchodectes  canis).  Stark  vergr.  (Art  Mafrtstir.) 


c Arbeiter. 


b Königin  in  der  Zelle.  Nat.  Gr. 

9a  — d.  Termite  (Termes  dirus).  (Art  Trrmttm.) 

Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  .Falschnetzflügler. 


d Soldaten.  *,». 


a Mlnnchen.  fliegend  und  sitzend.  *». 


i 10.  Termitenbau  von  Port  Darwin. 
Australien.  6 m hoch. 

Meyers  Konv.  - Lexikon , 6 Au/l. 


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303 


galfd)}cf)mutf  — ftalfett. 

b)grühlingd- oberSintagdfliegen  (f.b.,Ephe-  Staatarat  unb  SRitglieb  ber  interimiftifdjen  3?egie* 
meridae,  gig.  1 u.  3),  c)  SBafferjungfern  ((.  b.,  rungdfommiffioit  in  Norwegen.  ©ein  poetifcfiea  Xa- 
Libelluh(lae).  Neuerbingd  IBft  man  bie  g.  in  mef)-  lont  wandte  fid)  befonberd  bem  SJranta  ,;u,  unb  oer. 
rere  ©nippen  auf,  Wobei  man  2),  3)  unb  4)  ald  Cor-  fdfiebene  feiner  Stüde,  wie  bie  fiuftfpiele:  »$ie  brol- 
rodentia  jufammenfafit  unb  ben  Amphibiotica  (5)  liaen  Settern«,  unb  namentlich  »3Me  ffilüddpuppe« 
aegenüberitent.  Beide  jufammcn  bilben  bie  Ctbnung  (»Dragedukken« , 1797),  erhielten  fid)  lange  in  ber 
bet'  Archiptera,  ba  fie  nod)  befonberd  urfprünglidjc  ®unjt  bei  $ublifumd.  ©eine  Schriften  würben  Bon 
ffijaraftere  tn  Sau  unb  ©ntwidelung  aufmeifen.  ©toub  SlatDu  (©hriftiania  1821,  2 Bbe.)  gefammelt. 

galichfchmucf , Sdwtucffacben  aud  fünftlidjen  2)  ©briftian  Slagnud,  normeg.  ©taatdmann 
Steinen  ober  uneblem  TOetall  ober  einer  Bereinigung  unb  ©cfdjidjiftbrciber,  Sohn  bed  Borigen,  geb.  14. 
bciber.  Sgl.  Bijouterien  (unechte).  ©ept.  1782  in  Ddlo  (bei  ®I)riftiama) , geft.  13.  San. 

gfölfdhüng  (Falsum,  Crimen  falsi),  bie  auf  Xäu-  1830,  warb  1807  Abpofat  am  Ropenhagener  fcöd)- 
fdmnganbrer  berechnete  red)tdmibrige  Nachmachung  flen  ©c rieht,  1808  2anbrid)ter  in  Norwegen,  1814 
ober  Seränberung  emed  ©egenftanbed.  3>ie  g.  Bon  nad)  beffen  Abtretung  an  Schweben  güljrer  ber  Selb- 
Antiquitäten,  Runftgegenftänben,  SNanuffrip-  ftänbigfeitdpartei  und  Berfafite  im  Serein  mit  3.  @. 
ten  ic.  reicht  bereitä  in  bad  Altertum  jurüd,  Wo  ar-  Adler  einen  norwegifchen  Serfaffungdentwurf , btr 
d)aiftifd)e  ©egenftänbe  gottebbienftlid)en  ®)arafterd  bei  ben  Beratungen  ber  Neicpaoerfammlung  in  Eibd- 
(namentlich  in  Ägypten  unb  ©riecfienlanb)  nachge-  Bolb  ([.  b.),  wo  g.  eine  audfchlaggebenbe Solle  fpielte, 
ahmt  unb  alä  echte  oertauft  Würben,  Wofür  bie  And-  jugrunbe  gelegt  Würbe.  Nach  ber  erjwungenen 
grabungen  Beifpiele  ergeben  haben.  3U  einem  Gr-  Union  mit  Schweben  fdjlofi  er  fid)  anfangd  ber  not* 
werbdjweig  Würbe  bie  g.  Bon  Altertümern  ic.  aber  wegifchen  Dppofition  an,  näherte  fich  aber  fpäter  ber 
erft,  feitbem  man  anfing,  Kunftgegenftänbe  ju  fam-  Negierung,  ber  er  feit  1821_im  Storthing  bei  ben 
mein,  b.  h-  feit  bem  Gnbe  bed  15.  3abrb-  Anfangd  ScrhanbUcngen  wegen  ber  Übernahme  eined  Xeild 
Würben  namentlich  SJlünjen,  ffiemmen,  Sronjen  unb  ber  bänifdjen  ©taatdfd)ulb  WcrtBotle  Xüenfte  leiflete. 
Serrafotten  gefällt,  bann  aber  aud)  aanje  Statuen,  1822  jum  norwegifchen  ©eneralprofurator  ernannt, 
bie  jubiefem  gwed  längere  Seit  in  ber  Erbe  Bergraben  warb  er  1825  Stiftdamtmann  Bon  Sergen,  1827 
würben.  Sid  jum  18.  3abrl).  War  Italien , Wo  ftch  Sräfibent  bed  $>öctften  Bericht-? . Sein  JmuptWerf  ift 
bie  Kunitübung  bed  Attertumd  ald  Srabiiion  leben-  bie  »Norges  historie-  (umfafit  bie  3«it  biä  1319, 
big  erhalten  hatte,  ber  §auptfch  btr  gälfeher.  Son  ©hrift-  1823  —24  , 4 Sbe.).  Sein  flehen  betrieben 
ba  aud  nerbreitete  fich  bad  gälfcfiergrroerbe  überall-  $ a a (ffbrift.  1860)  unb  S u 1 1 u m (baf.  1 88 1 ). — Sein 
bin  unb  erftredte  fid)  allmählich  aud)  auf  ©emälbe,  ©ruber  Karl,  geh.  1787,  geft.  1852  ald  Stiftdomt- 
IKanuffripte , Bücher,  Autographen  unb  aüeüweige  mann  non  Gbri|tiandfanb,  war  im  Storthing,  bem 
bed  Runftgewerbed.  Auch  goffilien  unb  BorgeTd)id)t-  er  feit  1818  faft  ununterbrochen  anaehörte,  einer  ber 
liehe  Altertümer  werben  gefälfdjt.  S)ie  g.  ift  ent-  fyuiptwortfübrer  ber  fonfernatioen  Partei. 

Weber  bie  mehr  ober  minber  getreue  Nachahmung  galfct,  Bejirfdbauptftabt  in  ber  fpan.  SroBinj 
eined  echten  ©egenftanbed,  ober  eine  freie  ßrfinbung  iXarragona,  (üblich  Born  3Kont  Sant  (1071  in),  un- 
mit  Benukung  norhanbener  äRufter,  ober  eine  ge-  Weit  ber  Sifenbahn  Noba  be  Bara-Cadpe,  hat  eine 
fdjtttteSerbmbung unbNeftauration alter  graamente.  ©chlofiruine,  Süeinbau  (audgejeiefineter  roter  Srio- 
Gine  Überficht  über  bie  ©efchichtc  unb  ben  Umfang  ratdwein),  Bleibergbau  unb  (wo®  3573  Sinw. 
ber  gälfdjungen  bietet  bad  Such  Bon  S-  ©übel:  -Le  galfctt  (ital-, giftet, giftelftimme),  eine  befon- 

truquage«  (qkir.  1884;  beutjeh  Bon  Sucher:  «Sie  bere  Art  ber  Stimmerjeugunq , bie  namentlich  für 
gälfchertünfte«,  fleipj,  1885;  m erweiterter  Bearbei-  höhere  Sonlagen  geeignet  unb  beren  Klangfarbe  Bon 
tung,  Bar.  1903).  Nüplidje  SBinfe  für  Käufer  gibt  ber  ber  gewöhnlichen  Stimme  erheblich  Berfdfieben  ift. 
bie  -3eitfchrift  für  Antiquitätenfammler«  (f.  Anti-  Beim  g.  fd)Wingen  bie  Stimmbänber  entweber  mit 
quitätenhanbel).  Unter  ben  gälfd)erftüden  aud  neue-  ihrem  innent  Sianb  ober  nur  im  hintern  3weibrittel, 
rer3«tt  find  bie  fl>anbfd)riftenfälfd)ungen  bed  ©riechen  während  bad  borbere  drittel  ber  Stimmnfie  geöffnet 
Simonibed  (1848 — 56),  bie  Sianuftnptcn-  unb  älti-  bleibt.  Auch  bie  Verlegung  bed  Stimmbanbed  durch 
niaturenfälfchungcn  bed  Jftalienerd  flibri,  bie  »Stoa-  eine  längd  berlaufenbe  Rnotenlinie  in  jwei  entgegen- 
biter  Altertümer«  bed  Jfuben  Scfiapira  unb  bie  fogen.  gefehte  Rhwingcnbe  (äufiere  unb  innere!  glädien  mag 
Jiara  bed  ©aitaphemed  (1896  für  200,000  graut  Bortommen.  2)ie  gröftere  Straft  ber  Bruftftimme 
für  bad  fiouBrenmfeum  in  Sand  angelauft,  Bon  bem  gegenüber  ber  giftelftimme  wirb  baburd)  bedingt, 
rulUichen  ©olbfchmieb  Sia^umowffi  gef  blicht)  Jfu  er-  bnfi  fich  bei  jener  bie  Stimmbänber  innig  aneinander 
Wähnen.  Sgl.  noch  fieffina.SSad  ift  .ein  alteä  ftunft-  legen  unb  baburd)  bie  ftart  gefpannte  Suft  plöfilicher 
Wert  wert?  (Berl.  1886);  §agen,  Über  literarifche  unb  energifcher  heraudtreten  laffen.  Auch  finbet  bei 
gälfchungen(5>amb.l689);gurtwängler, Neuere  ben gifteltönen  Wegen  ber  grofieu  ©eite  ber  Stimm- 
gälfehungen  Bon  Antifen  (Ceipj.  1899);  ©rofi,  ripe  leine  Sefonanj  ber  Bruil,  fein  ©rjittent  ber 
®er  Snntätenbetmg  (Berl.  1901).  Sruftwanb  ftatt,  fonbern  ed  überwiegt  hier  bie  Sie- 

galfrblucrbung,  ein  Serbrechen,  beffen  Reh  ber-  fonanj  bed  AnfafirohrS,  nämlich  der  Ikunb - und 
fenige  fcfiulbig  mad)t,  ber  Untertanen,  indbef.  ®ili-  9tachcnhöhIe(baheraud)Ropfftimme  genannt).  Sie 
tärperfonen,  eined  Staated  jur  Annahme  frember  galfettftimme  wurde  früher  in  auäqebcljntcm  'fliafie 
Striegdbienfte  anwirht  ober  ben  fremben  ®erbem  ju-  für  ben  Stunftgefang  audgenufit,  befonberd  im  15.— 
führt.  Sährenb  bed  Striegel  für  ben  geinb  begangen,  16.  3af)ib  jur  Audführung  ber  Sopran  • unb  Alt- 
wirb  bieg,  ald  SanbedBerrat  (f.  Boliti[d)e  Ser-  Partien  ber  firchlidjen  polppfionen  Sonfäfje  durch 
brechen)  Wefentlidj  ftrenger  bef traft  ültanner  (grauen  durften  in  ber  Kirche  nid)t  fingen, 

False  Bay , f.  galjche  Bat.  Stinbcr  tonnten  ed  nicht,  Wegen  ber  jahrelange!  ©tu- 

grülfett,  1)  ©nüolb  be,  bän.  Sinter,  geb.  1765  bium  erforbentben  fchwierigen  Sh'oric  ber  Noten* 
in  Kopenhagen,  geft.  16.  Nob.  1808,  würbe  mit  10  geltungen  in  ber  ®enfuralmufit).  Später  (im  17. 
gatiren  Student,  mit  22  3apren  Affeffor  bed  §of-  bid  18.  Jtahrh  ) Wurden  bie  galfcttiften  (Alti  nato- 
genchtd  unb  1802  wegen  feiner  großen  Beliebtheit  raU)  burd)  bie  Raftraten  (f.  b.)  erfept. 


304 


galfififat  — gätfetung  bet  ©djidjten. 

ffaffififät  (lat.)»  etwa®  ©cfälfcbtc« ; ffalfififo«  Falsum  (lat),  etwa®  ffatfche®,  ff&lfdjuttg  (f.  b.). 
tion,  ffäljd)img;  ff  alfififator,  ffälfdjer;  faljifi*  Falsus  proonrator  (lat.),  berjcnige,  bcr  al® 
gieren.  uerfnltcben.  StellDertreter  eine®  anbem  auftritt,  of)ne  bierju  er« 

thaliiloquium  (lat.),  ftfalfchrebncrec,  2üge.  mädjtigt  ju  [ein,  inbern  er  mtiueber  irrtümlich  [eine 
ffaliimotttc  (Falsimonia,  lat.),  8alfd)l)oit,  Xrug.  Ermächtigung  annimmt  ober  fälfdjlid)  biefelbe  Bor« 
ffaltircdmmig,  f.  Regula  falsi.  gibt  Sie  SSirffamfeit  eines  Bon  einem  f.  p.  abge« 

Falso  bortlöne  (itai.),  f.  Faux-bourdon.  trfiloffenen  ©ertrag®  bängt  Oon  berEeneljmigung  be® 
ffalftaff,  Sir  3 o fj n , ein  bumoriftifdger  Choral« 1 ©ertretenen  ab.  Stefe  ©enebmigung  i[t  auf  Dlujtor« 
tcr,  ber  juerfl  in  Sbatefpearc®  »Rßnig §einrid)  IV.«  berung  be®  anbem  BcrttagicblicBcnbcn  Seils  biefem 
auftritt,  alä  ber  fiele  ©egleiter  be®  ©ringen  fceinj:  gegenüber  fpäteften®  jtoci  ©jochen na<b  Empfang  bie« 
ein  prahlerifdjcr  Solbat,  teig  unb  lüberlid),  alt  unb  fer  ituftorbenmq  ju  erflären,  wibrigenfaü®  fte  al® 
bidmanftig.  aber  Soll  S3iß,  fo  baß  er  jeben  Moralt«  »ertteigert  angefeljen  toirb  (§  177  be®  ©ürgerlirfien 
ften  enttoaffneL  3tl®  Sbcaterjigiir  hat  er  jablreidge  fflefeßbuche®).  8iSjurErflärungbiefer©enebmigung 
©orgänger,  namentlid)bcn©l)rgopoIhnife®be®©lau«  0*  ^cr  anbre  Seil  jum  SSiberruf  fowobl  gegenüber 
tu®.  Urfprüngltdj  biefl  er  bei'  Shafeipeare  unb  in  bem  ©ertretenen  als  bent  'Vertreter  berechtigt,  fall-3  er 
beffen  Duelle  iir  3obn  Olbcaftle ; er  beruht  auf  bem  nicht  bei  Slbfcpluß  be«  ©ertrag®  ben  'Mangel  ber  Ser« 
hifiorifcbcn  Clbcaftle,  einem  SSicliffiten,  bcr  1417  oer«  tragSmadgt  lannte  (§  178).  ©ejiiglid)  ber  Haftung 
brannt  mürbe.  Um  bem  Scrbadgt,  biefen  eblen  »Mär«  beSScrtreterSobneSertragämad)!,  falls  ber  Scrtrelene 
ttjrer«  Berfpottet  ju  haben,  ju  entgehen  (Epilog  ju  ben  ©ertrag  nicht  genehmigt,  macht  ba®  Bürgerliche 
»Heinrich  IV.«,  2.  Seil),  anberte  Sbatefpearc  ben  Dia«  ©efeßbud)  (§  179)  einen  breifadjen  Unterfcbieb.  33er 
men.  Sönigin  Eliiabctb  foH  an  ff.  fo  Biel  ©efatlen  mit  einem  anbem  aläSertreter einen  ©ertrag  fchlteßt, 
gefunben  haben,  baß  fie  Sbalefpeare  ocranlaßte,  ihn  oljne  feine  ©ertretungämadit  nachroeifen  ju  tonnen, 
auch  in  einem  fiuftfpiel  borjufübren;  fo  entftanben  ift  bem  anbem  je  nach  beffen  ©abl  jur  Erfüllung 
bie  > (luftigen  ©eiber  bon  ©inbfor« , mobei  aber  ber  ober jumSihabcnerfaBDerp flid)tet,faHS ber ©ertretenc 
alte  ©ipbolb  mehr  ju  einer  lächerlichen  ffigur  herab«  bie  ©enebmigung  be®  ©ertrag®  Berroeigert.  Dhir  jum 
fanf.  ©gl.  ffaitolf.  Erfaß  beäjehigen  Schaben®,  ben  ber  anbre  baburch 

fyalfccr,  ban.  jjnfel  in  ber  Oftfee,  im  S.  ber  ffnfel  erleibet,  baß  er  ber  ©ertragämadit  be®  anbem  traute, 
Scclanb  (f.  Starte  »Säncmarf«),  jwifeben  bet  ynfel  jebod)  nicht  über  ba®  (fntereffe  binau®,  ba®  ber  Ser« 
Saalanb,  »an  ber  fte  burdj  ben  ©uibborgfunb  ge«  trag  für  ben  anbem  bat,  haftet  ber  ©ertreter,  fall® 
fchicben  mirb,  unb  mit  bcr  jufammen  fte  ba®  3Imt  er  ben  Mangel  ber  Sertretungämacbt  nicht  tennt  ober 
Maribo  bilbet,  unb  bcr  3nfel  Miien,  Bon  ber  fie  ber  nicht  hat  fennen  müffeit.  Söflin  frei  Bon  Haftung  ift 
enge  ©rönfunb  trennt,  hat  bie  ©eftalt  eine®  Sreied®,  er  enblich,  ttenn  er  gefebiiftsbelcbränft  ift  unb  ohne 
Bon  beffen  Sübfpiße  ficb  nach  SO.  ber  fd)tnale,  10  km  ©enebmigung  feine®  gefcßlichen  ©ertreters  banbeite, 
lange  ©jcbjcrreB  m®  Meer  binjiebt.  unb  umfaßt  502  ober  fatt®  fein  ©egner  ben  Mangel  ber  ffierlretungä» 
qkm  (9,t  DM.)  mit  (not)  34,430  Sin».  Sie  3nfel  mad)t  fannte  obertennen  mußte.  Sei  einem  eenfeitigen 
ift  flad)  (höd)[ler  ©unft  ber  SaBnehäj,  44  m),  gut  be«  ohne  ©ollmadjt  etnp jangäbobürftigen  SRechtägefcbäft, 
loäfjert  nnb  enthält  einen  fetten  fiebmboben,  ber©e«  ,v  ©.  Rünbignng,  Mahnung,  ift  Sertretung  ohne  ©er» 
treibe  unb  fjolj  in  Menge  liefert,  ®ie  SrwerbäjtBeigc  tretung®mcid)t  nur  juläffig,  fall®  ber  ©ertrag®geg« 
bcr  Slcroobner  bilben  fiänb«  unbCbftbau,  ftarie  Sucht  ner  bie  behauptete  ©crtrelungbmacht  nicht  beanftan- 
Bon  SlinbBieh,  Schafen,  Schweinen,  ©änfen  unb  ©ie*  bet  ober  ber  ©omabme  beäSechtägcfchäft®  feiten®  be® 
ncn.  Such  ber  Sucferrübenbau  ift  ftarf  enttticfelL  ©ertreter®  aud)  ohne  ©ertretungämaebt  jugeftimmt 
Dauptoct  ift  9it)fjöbing  (f.  b.);  auficrbem  ift  Stubbe«  bat.  ©ei  nicht  empfang®bebürftigen  einfeitigen  ilieebtä* 
fjöbing  am  ©rönfunb  bemcrlenSiucrt.  2>ie  Eifen«  gefchäften,  j.  ©.  Erb|chaft®antritt,  bagegen  ift  Ser« 
bnljnlmie  OreboBeb ■ ffijebfer  burchfchncibet  bie3nfel.  tretuna  ohne  Sertrctungämacht  ftet®  juläffig.  Mit 
3m  frühen  Mittelalter  oft  Einfäüen  bcrSSenben  au®«  fleh  fefbft  ober  at®  ©ertreter  eine®  Srittcn  tann  ber 
gefept,  unter  Hbriftoph  II.  ju  iiolftein  gehörig,  War  ©ertrelcr  nur  bann  ein  SethlSgcfchäft  Bomebmen, 
g.  fpater  (bi®  Mitte  be®  18. 3abrb)  bänifdjeSSVrongut.  roenn  er  auSicbliefilid)  in  ber  Erfüllung  einer  ©erbinb« 
^alftcr,  ßbriftian,  ban.  Sichler,  geb.  1690,  bil«  lidjfeit,  j.  8.  Sablung,  Dlufrcchmtng,  befiehl  (§  181). 
bete  fid)  ,jum  tüchtigen  ©hilologcn  au®  unb  ftarb  1762  Sgl.  Jiupla,  Sie  Haftung  be®  ©ertreter®  oljne  ©er- 
at® SReflor  in  !Hibe.  ff.  war  Jwlbcrg®  3cilgenoffe  unb  tretunaeBollmadjt  (fletpj.  1903). 
hatte,  wie  biefer,  einen  fcf)arfen  ©litt  für  bie  Schwächen  ffaltafcf)  (ffaltofd)),  ©dermafj,  f.  ffalcea. 

feiner 3***«  b'e  ci  tn  feinen  »Satirer«  (hrlg.Bonlbaa«  ffaltboote,  ffahrjeuge  jur  tierflellung  Bon  übet« 

rup,  Sopenb.  1840)  geißelte.  Such  trat  er,  wie  .^ol«  gängenüberfchmalereSäafferläufe.  3ebe®beutf^eSfa« 
berg.  für  bie  ©cbeutung  ber  Mutterfprache  unb  ihre  Baüerieregiment  berfügt  in  feinen  ffaltbootmagen 
literarifeben  SRccbte  ein.  Seine  »Amoenitates  philo-  über  jwei  breiteilige  ff.  alter  31  rt  ober  jwei  jWeileilige 
logicae«  (Smfterb.  1729—32,  3 ©be.)  enthalten  ne«  ff.  neuer  9lrt  nebjt  fecb®  ©retterftegen  al®  ©rüden» 
ben  wiffcnfcbaftlichen  Diotijen  intereffante  unb  hei«  bede  unb  bem  erforberlichen  ffabrgerät,  Womit  e® 
finnige  ©etradjtungcn  über  bie  ©erbältniffe  ber  3eit.  eine  8 m lange  ©rüde  (für  3nfantene  in  Seihen,  Ra« 
fffalftcrbo,  Seeflabt  im  febweb.  £än  Malmöbu®,  Batterie  ju  einem  unb  ffabrjeuge  Bon  jwei  ©ferben 
bie  füblicbfte  Stabt  Schweben®,  auf  einer  fanbigen,  gejogen)  ober  einen  20  m langen  Steg  ober  eine  Diu« 
fid)  in  bie  Cftfee  binauSiltecfcnben  Sanbjunge,  bat  berfäbrc  (für  25  3nfanteriftcn  ober  45  Sättel  ober 
feit  1754  mit  bcr  etwa  2 km  entfernten  Stabt  Sfa«  ein  ©cfdjüjt  mit  ©roßc  unb  4 Mann  [©ferbe  fdjwim» 
nör  einen  gemcinfamen  Magiftrat  unb  jufammen  men])  berftetlen  fann.  Sie  breiteitigen  ff.  befieben 
954  Einw.,  war,  wie  jene,  im  i3.,  14.  unb  15.  3abrf).  au®  je  jWci  Raffen»  (Enb»)  Stüdcn  unb  einem  Mit- 
ein burch  feinen  £>ering®fang  reicher  unb  ncäcbtiger  telftüd,  bie  jweiteiligen  ff.  au®  je  jWci  Raffenftüdcn, 
Drt.  ©ei  ff.  flanb  ehemal®  ba®  Schloß  ffalfter«  bie  mitlel®  ©afen,  Ofen  unb  ©oljen  ju  einem  ©oote 
boßu®.  3n  bcr  Diäbe  ein  fleuchttunn  unb  am  Enbe  oerbunben  Werben  (f.  Sa  fei  »©ionierbienft« , ffig.  6 
be®  gefäbrlidicn  ff.  • Di  i f f ®,  ba®  iich  nodb  1 1 km  Weiter  unb  7). 

in  bie  See  erftred!,  ein  ffeucrfchiff.  ffältelung  bcr  Schichten,  f.  Schiftung. 


305 


galten  füHung  — Falx. 


g-altcitfiüliwg,  ein  im  9Jtittclaltcr  unh  in  ber9te- 
nafjfance  oorfommcnbeä  Sdwipwcrf  gur  Sergienmg 
Dtnt  93anbgctiifel,  3d)rünfcn,  Sru^en  u.  bgl.,  afjmt 
bic  galten  oon  Stoff  nacf),  an  beffen  Stelle  cd  ge» 
treten  ift. 

Faltengebirge,  f.  ©ehtrge.  [oogel. 

gultcnliorubogcl  (3al)rbogeI),  f.  9tadhom- 
Fnltenfapitcll  , im 
anglonoriuannifihcnSItl 
beliebted  Kapitell,  bad 
nach  unten  in  (egelför* 
ntige  Kunbfnltcn  aud» 
läuft  (f.  Abbilbung). 

Faltcnlcgmnfrhinc, 
fobiel  wieScg-  unb91tefg- 
t?attentapitf  i[.  ntaf  cf)ine ; and)  fobiel  Wie 
'Cliifiennnfdjine. 

Faltenmageit  (Süfer),  f.  Stagen. 
Fnltcttmiitjc,  bie  im  16.  3al)tb.  unb  and)  jept 
nodi  bei  ber  protcjtantifehen  ©eiflliebfcit  üblidjc  3JJü^e 
mit  flaihem  Tcdel  unb  einem  Staube,  beffen  Stoff  in 
galten  gezogen  ift. 

galtcnfd)tuamm,  f.CantharellnsunbHeralius. 
gnltcufdilocin  (ütastenf cbioein),  f.  Schwein. 
Faltcnftoric  O^liffee),  namentlich  ju  93lufen 
Derweil  bete  ©eroebc,  Werben  baburd)  hergefteüt,  baff 
wechfelroeife  eine  Aniaf)l  gaben  bon  einer  ftraff  ge 
ipannten  unb  eine  Angahl  gäben  bon  einer  loner 
gejbannten  Kette  bertoebt  werben, 
ga  llcnbcrtocrfung,  f.  93erwerfung. 
Faltcntocfbcn,93eTpenimengemSmn,f.98efpen. 
gnltcutuurf,  f.  ©eroanbuna. 
galtctigahu  (Ptychodus) , f.  tpaififd^e. 
galten  giigbriiete,  f.  93rütfe,  S.  482. 

Falter,  iouiel  wieSdimctterlinge,  im  engem  Sinn 
Tagfalter,  auch  Tümmerungdfalter  oberScbroärmcr, 
Abteilungen  ber  Scbmetterlinge  (f.  b.).  Tad  93ort  g. 
(mittelljocbb.  vivalter,  zwilältcr,  munbartl.  3®eigd' 
faller.  3weifeld[alter  sc.)  würbe  erft  im  19.  ^aljrf)- 
(burdiOten,  >9faturgc(d)id)te>)  in  bieSitcraturfpradjc 
eingeführt. 

Faltcrbtumen,  93lüten,  bie  burrf)  Schmetterlinge 
beitaubt  werben,  f.  93lütenbeftäubung,  S-  91. 

Falterona,9)tonte,  93  erg  im  Etrudfifdjen  Apen- 
nin, in  ber  ital.  Srooing  Arcggo,  1649  m bod).  mit 
ben  Quellen  bed  Amo  unb  bed  SBonco,  wirb  bonStia 
and  beitiegen  unb  gewährt  eine  weite  Audfid)t. 

Fälticcni (g o 1 1 i t j d) e n i),  Jwuptftabt  bcdStrcifed 
Suceaba  (Sutfdjawa)  in  ber  obem  Siolbau  (Stumä* 
nien),  an  ber  Stolbau  unb  an  ber  Staatdbaf)nliuie 
Tolhadca-g.,  Sip  fed  f3  reife  (teil  unb  eiuee  Tnbunald, 
mit  ©t)mnafium,  öemerbcfdjule,  ftarfem  '-Bicljhanbel, 
einem  bebeulenben  3af)rmarft  (im  guli)  unb  (1899) 
9643  Einro.  (gur  Hälfte  3uben). 

Fnltfrf),  Adcrmafj,  f.  galcea. 

Faltfrf)i,  Stabt,  f.  gaiciu. 

Faltftubl,  Sipmöbel  mit  unb  ohne  Sehne,  beffen 
gujigcfleU  gufammcngcflappl  werben  fann ; war  jdimt 
bei  ©riechen  unb  Körnern  im  ©ebraud).  Tad  öeflell 
war  mcift  bon  fcolg,  feltener  bon  Stetatl;  bad  $>o(g 
Würbe  mit  Sehnige  seien,  Ttcrfbpfen  unb  Tierfünen 
bergiert,  ocrgolbet  unb  mit  Elfenbein  eingelegt.  Ter 
Sip  beflanb  aud  3tufl,  Seber  u.  bgl.  ober  aud  Satten, 
bie  (ich  beim  3ufnmmenflappeii  bed  Stuhle»  ebenfarid 
.gufammcnlcgtcn  (f.  Tafel  »StSbel  I«,  gig.  4).  9Seil  er 
leicht  trandportiert  werben  fann,  wirb  ber  g.int  ftriegd* 
lager,  auf  Steifen,  Spagiergängen,  bei  fiinftlerifchcn 
unb  wiffenfehnftlidien  Arbeiten  im  Freien  benupt,  ba» 
her  auch  gelbftuhl  genannt.  3m  mittelalterlid)cn 

3Re9<ri  flouD. » Cepton,  0.  JlufT. , VI.  iöb. 


Satein  hieft  ber  g.  Faldistolinm  (f.  b.),  woraud  galt- 
teuil  (f.  b.)  entftanb.  [birge. 

Faltung  ber  Schichten,  f.  Schichtung  unb  ©e» 

Faltgugbriitfe,  f.  93rüdc,  S.  482. 

Falu  (galba,  Ungar.),  fobiel  wie  Torf;  fommt 
ald  3nfap  bei  ungarifchen  Ortdnamen  häufig  bor. 

FaluSnn,  f.  Kopparberg. 

Fallen,  Sergftabt  unb  Ssauptort  bed  fchweb.  galu« 
ober  Jtopparberg  <Sänd,  in  einem  weiten  Talgrunb 
gwifchen  ben  Seen  SSarpan,  tiefen  unb  Jiunn  am 
glüfgehen  galuä,  Knotenpunkt  bet  Eifenhahnen  fflcfle- 
Siora  unb  g.-©otenburg.  Sie  ift  feit  bem  Sranbe 
bon  1761  neu  unb  regelmäfjiger  aufgebaut  worben, 
hat  2 Kirchen  (bie  alte  Kupferbergdfirchc  Warb  fchon 
1350  erbaut),  eincSlergfchule,  einc'böhere  >a(lgcmeine 
Sehranftalt*,  eine  ©ewerbefchule  fiir  Stäbchen,  Sch* 
rerinnenfeminar,  Taubftummenanftalt,  ein  Stufcum 
(feil  1838),  ein  Kommagagin,  bebeuienbe  giadsd*  unb 
©aumibonfpinnerei,  gabrifen  für  Teefen  unb  gufc- 
teppiehe  aud  Jluhhaar,  labafdpfeifen,  Sebcr  :e.  unb 
069«  9231  Giiiw.  3m  93.,  noch  im  Umfang  ber 
Slabt,  liegt  bad  berühmte,  feit  600  3ahren  bearbei* 
leie  Kupferwerf,  eine  ungeheuere  offene  Ringel  wie 
bei  Tamtcmora.  Seit  1616  ift  badfelbe  im  Seng 
einer  AfticngefeUfcbaft.  Tie  Grgmaffe  lagert  gwifchen 
gwei  and  Talf  unb  ölimmer  bejtehcnben  ©fingen,  bic 
oon  9193.  nach  SO.  führen  unb  in  ber  Tiefe  bo»380m 
Rth  bereinigen.  Tie  grof;e  Tagöifnung  (Stöten  ge- 
nannt), bie  bureh  gwei  furchtbare  Cinfiürgc  25.  April 
unb  24.  3utti  1687  entftanb  unb  befonberd  1833  unb 
1876  bitrcb grofee Grbmtfchc erweitert  würbe,  ift 385m 
lang,  211  m breit  unb  96 m tief.  Tad  Kupfererg  ift 
ein  aud  Eifcn,  Schwefel  nnb  Kupfer  beftrhenber 
Sd)Wefelfied,  ber  Jhcpfergchalt  (ehr  berfchieben  (oon 
V« — 20  'firog.) ; ber  Erlrag  an  ©artupfer,  ber  um 
1650  über  32,000  metr.  3,r-  betrug,  ift  im  legten 
3ahrgehnt  bid  auf  2000  3tr.  gefunfen , Wedljalb  feit 
1899  nur  nod)  Kupferbilriol  hergeftellt  wirb.  Aufter* 
bem  gewinnt  man  elwad  ©olb  (100  kg  jährlich),  Sil- 
ber (370  kg),  SIci,  Schwefel,  Eifenbilriol.  g.  ift 
Sip  bed  Sanbcbfjauptmannd  unb  bed  9)ergmeiilerd 
für  ben  ©efie-Talabifirift  unb  hat  einen  beutichen 
KDnfularagentcn.  Tad  Ereignid,  bajg  man  1719  in 
ber  Tiefe  non  130  m bie  unberfctjrle  Seiche  eined 
3ünglingd  fanb,  ber  1670  bort  ocrungliicfi  war  unb 
nun  oon  einem  alten  Stiilterchen  ald  ihr  9)rüutigam 
ertannt  würbe,  hat  E.  T-  91.  $>offmann  ben  Stoff  gu 
einer  9tobeIle,  g.  SRiieterl  gu  einer  93a Habe  (-Tie 
golbne  Siodjgeit*),  b.  Siolftem  gu  feiner  Oper  »Ter 
!peibefd)ad)t*  gegeben.  93gl.  griebmann,  Tie  93c- 
arbeiluugen  beröefdjichte  oon  bem93ergmann  bong. 
(Werl.  1887). 

Fafuncr  ©rttlantcn  (3innbrillanten),  Ab» 
bricete  bon  facettiert  gefchliffenen  ©lafem  in  einer  Se- 
gierung  aud  3 Teilen  93lci  unb  4 Teilen  3inn,  wer- 
ben erhalten,  inbem  man  bie  gefd)liffenen  ©liifer  in 
bie  geiehmolgene  Segiemng  eintaueht  unb  bad  an 
ihnen  haftende  Stclall  nadj  bem  Erfiarren  abldft. 
Tie  g.  ©.  befipen  lebhaften  ©lang,  ber  ftd)  an  ber 
Sufi  nicht  beriinbert,  aber  beim93eriibren  leibet.  Stan 
bcitupt  fie  ald  Thealerfd)muef  unb  gunt  93crgieren  oon 
98eibmuhtdbaumfonfeft. 

Fa  (mit  t,  3crfepuncjdproburt  bedEorbieritd(f.b.). 

Falitnd,  faiftircidje  Sanbe im frangöfijd)eu untern 
93iiocäu,  g.  93.  in  ber  ffiegenb  Oon  Sorbenuf  unb  in 
ber  Touraine,  oft  fo  reid)  an  Stufd)clfchnlen  (Kalt), 
baft  fie  gum  Tüngcn  benupt  werben  tonnen. 

Falx  (lat.; SKehrjapl Falces),  Sichel. fid)cffi5mii- 
ged  98erfgcug  (g.  93.  F.  muralis , Stange  mit  ftd)el* 

20 


306 


gdj  — gamilie. 


färmig  gebogenem  cifernctt  Ende,  Don  bcn  SKämern 
bet  Belagerungen  junt  Siiebcrreifien  Dem  Mauern, 
Xämntcn  u.  bgl.  angewenbet).  F.  cerebelli  ober 
cerebri,  f.  Wehtnt. 

Ralj,  eine  Saite  ober  in  bie  Sänge  gejoaene  Ser- 
tiefung;  ber  bebufd  Bereinigung  jtoeier  ©lechftijde 
an  beiden  mit  galjwcrfjcugen  ober  auf  einer  Mafchttte 
(8  a 1;  nt  a i d)  i n e)  utugebogene  tmb  ineinanber  ge- 
palte SHattb,  ber  äufammcngcfchlagen,  aebriidt  ober 
gclbtct  Wirb,  Wobei  man  uit- 
terfdjeibet:  einfad)  liegenben 
R.,  hoppelt  liegenben  g.,  bop> 
fseit  flehenden  g.  (f.  Abbilbung 
u.Xafcl  >81rd)Derar6eitung8 
mafdtinen  unb  -Serfjeugc«, 
gig.  5) ; bann  foDiel  wie  Slinnc, 
5.  SB.  bie  SHittne  an  einem  $>uf- 
ctfett , in  Welche  bie  Slagel» 
löcber  gemadit  werben,  recht- 
Winriige  ©ertiefung  am  SRaitb 
eitted  $oljteild , p 8.  an  ©il< 
berralittien  unb  Rcnfterflilgeln 
jum  Einlegen  beb  ffllajcd,  an 
genfterfuttent  unb  Xürrahmcn  :e.  Zum  Anljobcln 
biejer  galjc  bient  ber  Raljhobct  (f.$>obcl).  Such  bie 
Stelle,  an  ber  ©apicr,  j.  83.  beim  ©ud)6inbcn,  ge- 
bogen unb  jufamtnengelegt  ift  (f.  ©uebbinben). 

galten , in  ber  Adcrbcarbcitung  f.  Brache;  auch 
fouicl  wie  Balten,  f.  ©alj. 
gfalitnafriiinc,  t.  galj  unb  Bttcbbinben,  S.  620. 
tpalipiegel,  f.  ®ad)berfung. 

Fama  (.lat.),  Sittf,  ©erhebt;  bei  räntifeben  Xicptent 
©erfonififation  bei  ©eriicbtd  (f.  Cffa),  nach  ©ergil 
Don  ber  Erbe  atto  £iaj;  gegen  bie  ©aller  geboren,  ein 
Weiblieped  Sd)cufal  Don  ungeheurer  Sdmelligfeit,  bad 
bei  feinem  ©Serf  ju  ltncrmcfjlicber  @räfje  wäd)ft,  nach 
Cbib  in  einem  ©alaft  and  tänenbem  Erj  mit  taufend 
Öffnungen  famt  ber  Scid)tgläubigfeit,  bettt  Saturn, 
ber  gurd)t  tc.  hattfenb. 

Fama  ereseit  eundo,  lat.  Sprichwort:  »Xad 
©erüdit  wächit,  inbettt  cd  fich  Derbreitet«,  ein  nad) 
SBerntld  »Ättcibe«  4,  175,  Deränberted  ,-fitat. 

gamagüfta  (tftrl.  Ma’ufa,  bei  ben  Afjt)rcm 
Anitichaclasti , bei  ©tolcmäod  Ammochostos) , cinft 
bebeutenber,  jept  beruntergefommener  Xijtriftdbaupt- 
orl  an  ber  Cjtfitfte  ber  ynfel  Eppem,  fitblidt  Dott 
ber  ©ibiadntünbung,  mit  3367  Einro.  SJärblicb  bie 
Siuinett  bed  alten,  Don  §erafIiod  jerftörten  Sala- 
ntid.  — 8-,  fchon  in  a fftjrifc^er  Zeit  beftehenb , er- 
langte Bedeutung  juerft  unter  ben  bhjantinifchen 
Staifcrn  burdi  feinen  bamald  guten  §afen  (bett  Xaber- 
nier  im  17.  Satjtf).  Derfanbet  Dorfattb).  Siidjarb  Sä- 
Wenherj  nahm  bie  Stabt  1191  bcn  81i)jantincm  ab; 
halb  barattf  Würbe  ©ttibo  Don  Sufigttan  hier  ald 
Stänig  Don  Eppcm  getränt.  1372  Warb  R.  Don  ben 
©emtefen  erobert ; bann  fattt  cd  an  bie  ©enejiancr 
unb  bilbete , Don  biefttt  in  eine  ftarte  geftung  (deren 
©Serie  ttod)  gut  erhalten  finb)  umgewattbcll,  ein  §aupt- 
bolliuert  gegen  bie  Xfirfei.  1570  warb  cd  Don  bem 
Bette  patter  ©ragabino  (f.  b.)  über  elf  Monate  gegen 
bie  überlegene  Ittrlticbe  Macht  Dcrtcibigt;  enblid)  9. 
Aug.  1571  fiel  cd  in  bie  Stäube  ber  X tirfen,  aus  benen 
cd  1878  in  bie  ber  Englänber  überging. 

{vatnardder. .mär),  gierten  im  fron  j.  ®epart.9lorb, 
Artonb.  ©alenticnned,  jWiithcn  ber  trcpelbc  unbiHIio- 
nclle,  mit  Steilen  räntifd)cr  ©efeftigungen,  einem  Sdjlof) 
unb  aswi)  914  Eittw.  — Xer  Ort,  jur  Zeit  ber  Stämer 
Fanum  Martis  (»Xeiiipel  bed  Mord«)  genannt,  war 
tut  Mittelalter  fyiuptort  bed  Pagus  Fanmartensis, 


_n_ 

a GtnfacS  Itcgcnber, 
b hoppelt  lieg  rn  ber, 
c hoppelt  ftc^enber 
gol4 


ber  fiep  an  ber  Sdielbe  bintog.  gm  franjäfifchen  SRe- 
Doluliottdlrieg  erftürmten  bie  Cfterrcicber  unter  bem 
©rtnjen  Don  Sfoburg  bad  befeftigte  Säger  ber  Dom 
©encral  Xantpierre  befehligten  gtan}ofen  bei  g.  am 
6.  Mai  1793. 

gtamatina,  Sierra,  ffiebirgdjug  in  berargentin. 
¥robim  Stioja,  befiehl  aud  einem  Sern  Don©ranit, 
an  bcn  fich  filurifche  Sdiiefer  unb  rätifche  Sanbjleine 
angelagert  haben,  mit  Xrachtjten  unb  Borphpr  unb 
erreicht  unter29°fübl.©r.  im  Stebabo  be  g.6020m. 
Er  fchlieftt  mit  ber  äftlichem,  parallel  jirtfenben  Sierra 
©eladco  bas  ® epar teilten  t g.  mit  bem  gleichnami- 
gen S> a u p t o r t ein  unb  ift  in  feinem  jentralen  Xcil 
reich  an  ©olb  unb  Silber  (San  Xomad  bei  Espino, 
Santo  Xomtngo,  Sa  Mericana),  Supfcr,  ffiidmut. 

gfatnatinit,  Mineral,  tupferrot  unb  grau,  in  Sri- 
ftaüform,  $iärte  unb  fpejififchemSewicht  bemEnargit 
g leich,  aber  ein  81ntimonf  ulf  ofalj  bed  M upferd  Oii^SbS,, 
finbet  (ich  mit  Enargit  jufammen  in  ber  Sierra  be 
gamatina  in  Argentinien  unb  in  Bcru. 

ffamcnnr,  fnichtbarer  Sanbftrich  in  Belgien,  bad 
norbweftlidje  Sujembttrg  unb  bie  angrenjenbe  ®e- 
genb  Don  Siamur  umfaffenb  unb  Don  ber  Ourtbe  burd)- 
tloffen.  Siauptort  ift  Mardie.  ®<r  Staute  wirb  Dott 
bem  alten  ©olt  ber  Paemani  abgeleitet. 

gramed  (lat.,  -ipunger-),  bei  räm.  Xicbtern  weib- 
liche ©erfonifitation  bed  Siungerd,  nad)  Sergil  am 
Eingang  junt  Orfttd  iejihaft,  nad)  Doib  ein  juttt  ©e- 
rippe  abgcmagerteäSScib,  bad  in  ber  Slt|thtfd)en  ©Stifte 
mit  ©auor  tmb  Xrentor  (gurd)t  unb  3ittem)  häuft. 

gfamiliar(gomiliartft,lat.l,Bertrauter,S)nud- 
freunb ; aud)  Tiencr,  namentlich  in  ftläftem  unb  bei 
ber  gnquiftlion;  familiär,  Dertraut,  in  ber  ©Seite 
eines  ;ur  gamilie  ©ehärigen;  gantiliarität.  fa- 
miliäred  ©etiehiiten;  fid)  familiartfieren,  fich  mit 
einer  ©erjon  ober  Sache  Dertraut  machen. 

gfamilir  (lat.  Fantilm),  eine  burd)  Vlbftammung 
ober  ©efcblechtdgemeinfchaft  in  nähere  ober  entfern 
tere  ©etbinbimg  ftepenbe  ©ruppe  Don  Menfdien, 
Xierett  ober  ©flan  jen,  wobei  bie  3ugebürig(cit  nicht 
auf  bie  juigeit  lebenben  ©lieber  bcfdjräntt  wirb.  Diel- 
mehr  auch  beim  Menldtett  Don  jahrhundertelang  ju- 
riid  Derfolgbaren  gantilien  gefprodjen  wirb,  bie  beit 
Stauten  eined  Ahnherrn  weiterführen,  ©ei  ben  Mett- 
fd)en  gchärten  urfprünglid)  aufscr  ben  burd)  Anheirat 
bereiittretenben  nur  bie  burdi  Abstammung  in  nähenn 
©rabc  blutdDerwanbten  gitbiDibuen  ju  einer  g.,  unb 
Diele  Anzeichen  ber  Derfcpicbenftcn  Art  beuten  barattf 
bin,  bau  im  Beginn  ber  3'ftlifation  Dorwiegenb  bie 
Mutter  bad  ^aupt  ber  gamilie  gebildet  hat,  während 
ihr  ber  ©ater  ferner  blieb,  fo  bajj  er  itt  manchen  Ral- 
len gar  nicht  ald  ©lutODerwanbler  feiner  SVinber  be- 
trachtet würbe  (ugl.  Ehe  unb  Efogamie).  Eine  der- 
artige, namentlich  im  Erbredtt  audgebrüdte  Auffaf- 
fung  ber  gamilieitPenDaubtidiaft  Wtrb  ttod)  heute  bei 
lohlrcichcit  auf  nieberer  Stufe  ber  Hioilifation  flehen, 
den  ©älferftämmen  angetroffen.  Erft  nocbbeiti  bad 
Matriarchat  in  ber  Ehe  durch  bad  ©atriarchat  erfept 
ttttb  bad  Rnftitut  ber  monogamifchen  ober  polhghttt- 
fdjen  Eljc  rechtlich  begrünbet  worben  war,  nahmen 
btefe  ©erhältniffe  feftere  Rornten  an,  unb  cd  würbe 
gefeplid)  erlaubt,  aud)  fremde  Stmber  burd)  fogen. 
Aboption  in  bie  R.  aufjunchmen . wobei  chcmalo 
burd)  eigentümliche  Zeremonien  (Schcinentbinbung, 
©ruftreid)en  tc.)  bie  Annahme  junt  eignen  Sinb  ft)m- 
boltfiert  werben  niufite  (f.  Annahme  an  Äittbcd  Statt). 
Auf  biefen  fflrunblagen  erwuchfen  bie  Begriffe  ber 
eigcntlid)cn(©lutä-)  und  ber  fogen.b(irgerlid)cnSer- 
w a tt  b t f ch  a f t (f.  b.).  ®ie  burd)  bcn  RamilicnDcrbanb 


gamutenanroartfcfjaft  — Familienrat  307 


entftchcnben  ©erpflidjtungen  finb  prinatrecbtlich  ge. 
regelt.  So  entftnnb  em  bcionbcied  gamilien  recht, 
her  Snbegrijf  bcr  ©cchtdgrunbfape,  bie  iictj  auf  bie 
5-  unb  auf  bie  Stellung  bcr  gantilienglicber  alb  fol* 
djer  begehen,  baö  bemgemäp  unter  anbcm  bieSHethtd- 
grunbiäpo  über  bie  Epe  <f-  b.),  über  bab  ©crpültuid 
jWifchen  Afjcnbenten  unbXef(cnbenten,  bie  ©erpflicf)» 
tungen  jum  Unterbatt  erwerbdlofer  ©lieber  unb  nn- 
mentlid)  bie  Sehre  von  ber  »BatcrlichenSewalt«  (f.  b.) 
feltfteüt.  giir  biejenigen  inbeb,  bie  beb  Unterlid)«! 
Sd)upcd  entbehren,  greift  bob  SRecptdinftitut  bcrSBor- 
munbfdtaft  (f.  b.)  in  bab  gamilicnrecht  ein,  mäh- 
renb  bab  Erbrcd)t  (f.b.)  bicgnntilienanfprüdje  nadp 
beut  Ableben  einzelner  ©lieber  regelt,  ,-ju  beachten 
ift  übrigenb,  bafs  bie  fBejeicbnung  g.  utelfad)  auih 
noch  in  anberni  Sinn  unb  Umfang  gebraud)t  wirb. 
So  bc, zeichneten  bie  SRömer  mit  familia  oft  alleb,  tuab 
ein  freier  ©ürger  befaß,  unb  toab  feinen  fjauditanb 
aubmad)te,  namentlich  and)  bie  ba.ju  gehörigen  Sila- 
sen. Sehr  oft  bezeichnet  aber  auch  familia  im  altem 
römifchen  ©echt  nur  benKomple;  ber  Agnaten,  b.  p. 
ber  burd)  Bätcrlicpe  ©etoalt  Serbunbenen,  im  ®egeit> 
fafje  ju  ben  Kognaten  unb  Affinen  ober  ©erfd)Wäger> 
ten  (Bgl.  ©erwanblfcpaft  unb  Sdiroagerfcfjaft).  3m 
mittelalterliihen  üe()nb  - unb  gcubalwefcn  Berftanb 
man  unter  familia  nicht  feiten  bie  ©efamtheit  ber 
einem  ©utböerm  unterftellten  hörigen  ober  bie  ®c. 
famtheit  ber  Xienftmannen.  feeutjutage  Berfleht  man 
unter  g.  auch  tuohl  nur  bie  Xcfzenbcnz  cineb  garni* 
lienoaterb.  Xaö  ©fort  hat  fid)  im  Xeutfdfen  crfi  um 
1700  eingebürgert  (bei  Eulper  u.  a.  bafür  >§auö<). 
Sgl.  Sieht,  Xieg.  (11.  Auf!.,  Stuttg.  1897);  Sip- 
pect,  ©efchidjte  ber  g.  (baf.  1881);  gellte  alb,  Xie 
menfd)lidje  g.  (Eeipz-  18S8);  E.  ©roffc,  Xie  gor- 
men  ber  g.  unb  bie  gönnen  ber  SSirtfcpaft  (greib. 
1896);  Schmollet,  Xie  Urgefd)id)te  ber  g.  (im 
>3“hrbuch  für  ©efepaebung,  ©«Wallung  unb©oIld- 
wirtfd)aft< , Sb.  23,  Scipj.  1899),  fotoie  bie  im  Art. 
• ©he«  angeführten  fulturhiflorifchen  Schriften. 

3n  bcr  ,-foologie  unb©otancjBerftct)t  man  un. 
terg.  eine  fflruppe  beb  natürlichen  Spftcmd  ber  Silan, 
jen  unb  Xiere.  Sie  nämlich  naheoerlnanbte  Arten 
(Spejied)  ,ju  einer  ©attung  (Bcnub),  fo  werben  nahe, 
oerwanbte  ©attungen  3u  einer  g.  jufammengefa fit ; 
}.  ®.  bie  g.  ber  SÄiiufc  (Huridne)  enthält  bie  @at> 
tungen  Mus  (mit  ben  Arten  M.  masculua,  taue, 
maud,  II.  decumnnus,  Sanberratle,  M.  rattus,  £>aud- 
ratte  ic.) , Cricetua  (C.  fruineutarius , Ipamfter)  tc. 
3:i  gleicher  Seife  umfaßt  bie  g.  ber  Siltenqcwüchfe 
(LUiaceae)  bie  ©attungen  Lilium  (mit  ben  Arten  L. 
candidum,  L.  bulbiferum  u.  a.),  Tnlipa  (T.  silvoatris, 
T.  gesucriana)  u.  a.  Umfangreiche  gamilien  werben 
aud)  wohl  noch  in  Unterfamilien  (»ulfamiliae)  ge* 
teilt.  Srntif  oerwenbete  benSegriffg.  in  feinem  fünft, 
liehen  Spftcm  nidit,  fonbern  Bereinigte  bie  ©attungen 
bireft  311  einer  Crbnung  (ordo).  3n  ber  mobernen 
Zoologie  ift  ba3SpftembedXierreid)8auf  SIutdBer- 
wanbtfchaft(Ahftaminung)  begrünbet,  baber  fmb  benn 
auch  fämtliehe Abteilungen  bcöfelbcn  natürlich,  nicht 
fünftlicb-  — 3n  ber  mobernen  Sotanif  fucht  man 
ebenfalls  burd;  baö  Spftcm  bie  mutmaßliche  Abftam- 
mung  ber  ©flamenformen  auäjubrüden,  foweit  bied 
nach  ber  gomiähnlicbfeit  unb  bcr  lflcfcnpaftcn  Kennt- 
nid  ber  foffilen  Arten  ntöglid)  ift.  Jnftorifch  hot  ft<h 
bcr  Segrijf  bet  g.  bereitd  im  16.  galjrl).  burd)  bie 
$ fiter  ber  ©otanif,  Wie  hefonberd  Kajpar  ©auhin, 
audgehitbet,  unb  cd  würben  bereitd  natürliche  ©nip- 
pen, wie  Coniferac,  Umbclliferae,  Verticillatae  (Sa- 
biaten)  u.  a.,  untcrfdjiebcn.  3opn  Scat)  (-Uistoria 


plantarum«,  1686 — 1704)  (annte  unter  ben  3wei- 
feimblätterigen  auch  Stellatae,  Pomiferae  (Hnfur* 
bitajeen),  Leguminosae  u.  a.  Sinnf  (teilte  ben  Unter* 
fdjieb  jwifehen  fünftlicher  unb  natürlidter  Einteilung 
auf,  bcjeicbnetc  leptere  audbrüdlich  alö  3iel  ber  Sp- 
flentatif  unb  Beröftcntlidjte  cingragment  zur  Abgren  - 
zung Bon  natürlichen  Aflanjenfamilicit.  Unter  lefi- 
iem  Berftanb  er  im  ©egeniap  gt  fünfllicpen  Biiitei- 
lungen  foldje,  hei  benen  fämtliehe  Merlmale  jurUn- 
terfebeibung  benupt  werben.  Sgl.  Sad)8,  ®eid)id|tc 
ber  ©otanif  (Mündt)-  1875).  — 3n  einem  erweiterten 
unb  übertragenen  Sinn  rebet  man  auch  Wohl  in  ber 
Mineralogie  unb  Petrographie  Bon  Mineral- 
unb  ©efteindfamilien , }.  S.  non  ber  Guarjfamilie, 
Bon  ber  ©ranitfamilie,  wobei  nur  bie  gleichartige  die* 
mifepe,  bej.  mineralogifcpe  3>>fammtnfepung  in  ®e* 
tracht  fonimt.  — Über  bie  cebeutung  ber  g.  in  bcr 
Aiehiueht  f.  b. 

gamilicnantoartfchaft,  foBiel  wie  gibeifommifi 
gamilicnbtcbftnhl,  f.  Xiebftahl.  [ff.  b.). 
gnmilicnchr,  f.  0enteiujd)aftdehe. 
gnniilienfibcifommii),  f.  gtbeifommifj. 
gnmitieuiiaud,  f.  Arbeit«  Wohnungen  (Xafcln). 
gnmilicnmiiit(cit,  rönt.  Silbermünjen  feit  150 
B.  Ehr.  mit  Bollern  Aamen  bcr  Hfünjmeifter  unb  ber 
Xarflcffung  eined  Ereigniffed  aud  ihrem  Sehen;  f. 
ffonfulannünjen. 

gnmilienname,  f.  Siame  unb  Pfamendrecht. 
gamilicitotbrn  (©hulab  ©bäum  Kl'ow),  fta« 
mc)ifd)cr  Crbcn,  gefliftet  Bom  Kaifer  (fl)ulah  Song- 
font  Stl’oW  bei  feiner  Shronbefteigung  16.  Plus.  1873 
ald  Audjeidmung  ber  SRitglieber  Bon  gamilien  bcr 
frühem  34  Könige  jur  Schaffung  eined  hohen  Abeid. 
Xer  Crbcn  hat  brei  Klaffen. 

gramilicnpaft  (gamilienftatut,  gamilien. 
B ertrag)  nennt  mau  einen  Sertrag,  burd)  ben  bie 
©lieber  einer  gamilie  über  ihre  gemcinfamen  Ange- 
legenheiten, über  baö  imbeWegliihe  gamilienBcrmögcn 
unb  beffen  UnBcräufierlid)feit , ©enupung  unb  ©er- 
evbung,  über  ©ormunbfchajt,  über  tpetraten,  über  bie 
AuffteHungeined  gamilienhauptd  ober  Seniordu.  bgl., 
Seftimmungen  treffen.  Xie  Errichtung  Bon  gami- 
lienBertrcigen,  bie  auch  bie  fünftigen  gamiliengliebcr 
binben,  fept  Autonomie  (f.  b.i  soraud;  fie  ftcht 
baper  heutzutage  nur  bem  hohen  Abel  unb  ber  ehe- 
niald  reichdunmittclbaren  iüiiterjdjaft  ju  (f.  Siaud- 
gefehe). 

gamilicnrot  (Conseil  de  famille),  ©crfammlung 
bcr  Mitglicbcr  einer  gamilie  jum  gweef  bcr  Beratung 
über  gamilicnangelegenheiten.  Schon  ben  alten  31  ü 
mem  unb  ©ermanen  befannt,  ift  berg.  erft  burd)  ben 
Code  civil  unb  1875  burd)  bie  preußiiehe  ©ortnunb 
fchaftdorbnung  gefeplich  geregelt  worben.  3">  An« 
fdilufj  an  biefe  hat  aud)  beid  Bürgerliche  ©efepbud)  in 
beit  § 1858—1881  ben  g.  georbnet  unb  ipit  ju  einer 
©onnunbfdjaftbbchörbe  aiidgcftaüet,  inbem  unter  ge- 
wiffen  ©otaudfcpuitgen  bie  Dbliegenhciten  bed  Bor- 
muiibfchafldgericptd  auf  bcnfelbcn  übergehen.  Ein  g. 
foll  Bon  bein  Sormunbfehaftögerid)t  nur  eingefept 
werben,  wenn  ber  ©ater  ober  bie  ehelidte  Mutter  eined 
Münbeld  bied  anorbitet,  ober  wenn  ein  ©erwanbter 
ober  ©erfchwägertcr  eined  Miinbeld  ober  ber  ©or- 
munb  ober  ©egenuormunb  cd  beantragt  unb  baö  Be- 
richt felbft  cd  im  3ül<reffe  bed  Münbeld  für  au- 
gemeffeu  eraditet,  auch  Weber  ©ater  noch  eheliche 
Mutter  bed  Münbclö  cd  unterfagten.  Piicmanb  ift 
Berpflidjtet,  (beiftpenbed)  Mitglieb  eined  gamilien» 
ratd  ui  werben.  Xer  g.  hat  bie  3)ccl)te  unb  ©flicbtcn 
bed  ©ormunbfchaftdgcriihtd.  ©oiiipenber  ift  berAor- 

20» 


308 


Familien  redjt 

munbfd)aftäridjlcr.  3“  einer  SScfdjTufefaffung  fül- 
len aQe  S9cifi|>ec  geloben  Worben;  ei  genügt  311  ber- 
jolbon  aber  bic  Snwcfcnbcit  beä  Sorfigenben  unb 
jweier  Seifiger.  Segle«  tönnm  nur  auänabttiä« 
weife  nnbre  alä  Scrwanbte  ober  Scrfdiwügcrte  beä 
Blütibelä  fein;  ber  Sonuunb  tonn  eä  niemals  fein. 
Xie  Seifiger  finb  ber  Snbung  beä  Sorfigenben  3U 
folgen  ßerpflicblct,  fönnon  aber  Grfag  ihrer 'lluälaqeit 
Bedangen.  3br9lmt  enbigt  loie  baä  eineä  Sormunbeä 
(f.b.V,  jebod)  föitnen  fienur  burd)  baä  bem  Sormunb« 
(djaftägcridit  oorgefegte  Sanbacriebt  entlaffen  werben. 

ft-fimilicnrcrftt,  3nbegriff  ber  auf  bie  gantilie 
(f.  b.)  unb  bie  rechtliche  Stellung  ber  gamilicnglicbet 
als  foleber  bejüglicbcn  9ied)tänormen.  Sgl.  bie  beim 
Srlifcl  »Bürgcrlid)cä  ©efegbud)«(3.626)  genannten 
Kommentare  unb  fqftematiidien  Xarflellutigen  fowie 
gränfei,  $aä  g.  beä  Bürgerlichen  Wciegbudicä 
(Siannoo.  1898);  Blugban,  gantilienreebt  (SBerl. 
1899);  Sernbura,  Xcutfcbeä  g.  (Stalle  1903). 

gamilicnfrf)luf(,  ein  bem  preußtfd)en  SHedite  ber 
gamilienftiflung  (f.  b.)  eigentümlicher  Sluäbrucf  für 
einen  unter  3u|ttmmung  unb  ©enebmigung  beä  ;u> 
flönbigen  ©ettdjlä  in  Üliifeljung  eineä  gumclienfibci« 
fontmiffeä,  einer  gamilienftiflung  ober  eineä  Sebcnä 
Bon  feiten  ber  gamilienmilglieber  gefaxten  Befebluß 
über  Sbanberung  ber  Stiftungäurfunbcit  ober  gättj« 
liebe  ober  teilweile  Slufbebung  ber  Stiftung  felbft. 

iyiimitienftiiub,  f.  Capitis  deminutio  unb  $er> 
fonenftanb. 

Santi lienfta tut,  f.  gamilienpaft. 
gnmilicnftittiing,  jebe  Stiftung  (f.  b.),  bic  nach 
ber  Stiftunge-urfunbc  auäfcbliefelid)  fern  gntereffe  ber 
Bütglicber  einer  ober  mehrerer  beftimmten  gamilien 
bient.  Baä  Bürgerliche  ©cfcgbiicb  bat  bie  g.  ber  San« 
beägefe^gebung  überlaffen.  3"  Breujfen  iit  baä  Siecht 
ber  g.  einheitlich  geregelt  worben  bureb  § 1 ff.  beä  Suä« 
fübtungäqefcgcä  juni  Bürgerlichen  ©efegbud). 
gfninilicitBcrtrag,  f.  gamilienpaft. 
gnmilicnUcrn>anbffit)eift,  f.  Serwanbtfd)aft. 
gamilicittitnppcu,  ein  einer  gantilie  eigentünt« 
licbeä,  erblicbeä  Sappen  (f.  b.). 

Samilicngitdlt,  f.  Sicfijuebt. 
gfainiliörcmcnt  i.franj. , ior.  .tjärmöng),  auf  Ber« 
traulicbe,  ungejwungcne  Seife. 

gramiliftcn,  Sejcid)>tung  ber  Bütglieber  beä  Bon 
S> c i n r 1 d)  Sliclaeä  (geb.  1501  ober  1 502  wabrfebein- 
lieb  ju  'Äünfler  i.  Kaufmann,  geft.  um  1680  utt« 
befannt  wo)  geflifteten  $>aufeä  ber  Siebe  (boUön« 
bifcb : Huis  der  Liefde ; cnglifd) : Family  of love),  einer 
mpftifeben  Äeligionäpartet  in  ^oHanb  unb  Gnglanb. 
Siielaeä  Berbreitele feine Sbeett  inftmfterbam,  Gmbcn, 
Köln  ic.  unb  gewann  feit  ber  3eit  Gbuatbä  VI.  in 
Gnglanb  jnblrciebe  Anhänger.  ©runbjüglid)  inbiffc« 
rent  gegen  ©laubenäfäge  unb  alle  firdilicben  3erc« 
mottien,  Berlegten  bie  g.  bie  Sfeligion  lebiglicb  in  bie 
Siebe,  bie  »eittS  mache  mit  ©ott«.  3b«ä  »oberflen 
Sifebofä*  Sfifolai  Schriften  würben  1 580  auf  Befehl 
ber  Königin  Slifabetb  oerbrannt.  3br  berBorragenb- 
ftcr  öegner  war  Eoornbert.  3m  folgcnbcn  3abr* 
bunbert  Bcrfcbwanbcn  fie  unter  anbem  Selten,  na« 
mentlicb  ben  Wnabapliflcn.  Vlbfömmlinge  Bon  ihnen 
finb  bie  Dfanterä  (f.  b.).  Sgl.  Diippolb,  fccinrid) 
'Jüclaeä  unb  baä  S>auä  ber  Siebe  (in  bet  »3eitfd)rift 
für  biflorifcbe  l^colctgic« , 18ti2). 
getmilittcrc,  f.  Sbalanftere. 

Familie  rose  (franj.,  ipc.  (omtp  rsp,  »rofenfar« 
6ene  gantilie«),  diinci.  Sor  te llanwaren,  ju  bereit  Ser« 
jierung  auf  ber  ©lafttr  Surpurrot  unb  ©olbgelb 
neben  anbem  garben  (feit  1690)  angewenbet  Werben. 


— gämunb. 

Familie  verte  (fran).,  fpr.  (omif  »Sif,  »grüne 
gamilie«),  djtncf.  SorjeUanWaren , bie  mit  Beifd)ic> 
benen  garben  bei  überwiegenbem  Smaragbgrün  auf 
ber  ©lafur  beforiert  iinb.  3brc  gabrifation  begann 

gaminc , f.  Sari  gamine.  [um  1460. 

gainint)iti,  1)  Sitbreaä,  Sotanifer,  geb.  29. 
(17.)  3uni  1835  in  Sofolnifi  bei  Bloolau,  itubierte 
in  St.  Beleräburg,  würbe  1861  SRagifter  unb  Sri- 
Batbotmt,  1867  aufierorbeittlicbcr  unb  1872  orbent« 
lidjer  Srofeffor  bafelbft.  Gr  befebäftigte  fid}  (1865 — 
1880)  befonberä  eingebenb  mit  Untcrfudmngen  über 
bie  ©irhmg  beä  Sicblcä  auf  bie  Begelation.  ?lud) 
fchrieb  er:  Ȇber  bic  Gntwidelung  ber  Wonibicn  unb 
3oofporen  bcrglcdttcn«  (1867);  »3)ie  anorgemijeben 
3al  ;c  alä  auägejeidmeteä  öilfämillel  jum  Stubium 
ber  Gntwidelung  nieberer  diloropbtjtllialtiger  Crga« 
niänten«  (1871);  »Beitrag  jur  Keimblattlcbre  tm 
Sflanjcnreicb«  (1876);  »(fmbtijologifcbe  Stubien« 
(1879);  »Stubien  über  SrtftaBe  unb  ÄriftaUite« 
(1884);  »Beitrag  )ur  Sbntbiofe  Bon  Slgcn  unb  Xic« 
ren«  (1889);  »Überficbt  über  bie  Seiiiungen  auf  bem 
fflebiet  ber  Botanif  in  Siuglanb«  (1892  — 94). 

2)  Blcpanber,  ruff.ftomponift,  Btitber  beäbori« 
gen.  geb.  5.  3foo.  1841  in  Haluga,  geft.  6.  3uli  1896 
tn  Sigorno  bei  St.  Selersburg,  [tubierle  in  Seter-i- 
burc^'Jlaturwiffenfcbaften,  bann  aber  in  Seipjig  unb 
bei  Seifrij  in  Söwenberg  Sitinf,  Wat  1865—72  Seb* 
rer  ant  Koufeiuatorium  in  Sclereburg  unb  feitbem 
alä  Sefrctör  ber  faiferlicb  rufftfeben  Siuntgefellicbaft 
unb  alä  SSufiffritifcr  tätig.  Bon  feinen  Kompofitio« 
ntn  ftnb  jwei  Streicbguartette,  bic  Cpcm  »Sarbana- 
pal«  (Seteräb.  1875)  unb  «llriel  Vlcofta«  (1883),  Sie- 
ber unb  eine  »Diujftfcbe  Dibnpfobte«  für  Biolinc  mit 
Cidjtiler  ju  erwöbnen ; attd)  oerfaßte  et  ein  ruffifebeä 
•Kmbcrlicberbucb«  (Boltälieber)  unb  eine  Sammlung 
mefteuropäifeber  Stelobien  mit  ruifiidtcm  lerl : »Ba« 
jan«.  1869  — 71  rebigicite  er  bie  'JJfoäfauer  Sfitüf« 
ieitung  »äRuftfalifcbe  Saifon«.  Gr  febrieb;  »Sie 
©ötter  ber  alten  Slawen«  (1.  Bb.  1884);  »XieBolfä» 
narren  in  Sußlanb*  (1889);  einige  muftfbiftorifd)e 
Stubien,  wie  »Xie  alte  inbo ■ ebinefifebe  Xonlciter« 
(1889)  unb  eine  SKonograpbiebeä  gnftrumentä  ©uäli; 
batteben  übcrfegle  er  tl)coretifcbe  Silcrfe  Pott  SKarp, 
9fid)lcr,  Srüiefe  u.  a.  inä  SJuffijtbe. 

f^antn  (Uiebrjnbl  gantnar,  »gaben«),  frübereä 
fdjweb.  Sängenmaft  ju  6got,  = 178, 111  cm,  auch  für 
ben  Bergbau  unb  ein  Brcittibolsmajj. 

giimo,  bän. 3nfcl,  )Wifd)en Scelanb  uttbSaalanb, 
Bint  Bfaribo,  11  qkm,  mit  (ltioi)  708  Ginw. 

giamoä  (lat.  fatuosus,  franj.  fameux,  fatttöä), 
Bielbcfprod)cn,  berühmt,  vortrefflich,  aber  and)  6e» 
riitbtigt,  oerrufen;  famosus  libellus,  Scbanb*  ober 
Sdjmäbftbrift ; famosa  actio,  ehrenrührige  Klage; 
fnmusum  jndicium,  entebrenbeä  Urteil;  famosum 
carmen,  Scbmäbgcbicbt. 

gfamülud  (g  am  ul  a nt , lat.),  Xiener,  im  Büttel- 
alter  Xienftmann,  attd)  Sd)ilbfnappe;  fpätcr  ein  Stu» 
bent  ober  junger  IDoftor,  ber  einem  Srofeffor  für 
beffen  Borlcfungen  berfdjicbene  Xieufle  Seiftet,  3.  B. 
ihm  ben  nötigen  Apparat  ju  ben  Sorlefungen  herbei« 
fdiafft.  Stubentcn  im  Ulubtloriutn  bie  Släpe  beforgt, 
bie  teflimonia  febreibt  tc. ; auch  ®cl)ilfe  eineä  Brjteä 
(jept  tneift  Wfftftent  genannt);  fam  tiliercn,  bienen, 
alä  g.  futteiicren.  Sgl.  gagging  • Sl)fletn. 

gämunb,  nädjfl  beut  Bijöjen  ber  gröfete  Sanbfee 
in  siorwegen,  tocientlicb  im  Vliut  fiebematlm  unweit 
ber  febwebifeben  ©renje  gelegen,  670  m ii.  Bl. , in 
raubet  ©ebirgägcgcnb,  Bon  91.  nach  3. 55  km  lang, 
aber  Bon  geringer  Breite,  202  qkm  (3,7  GBl.)  groß. 


gern  — 

Sa  er  nur  (leine  ©eroäffer  aufnimmt,  fo  (nun  er  al« 
ber  Urfprung  beb  ihm  in  feinem  Sübcnbe  juBörberft 
in  ben  jtilerfee  entftrömenben  Ktar-GIB  (f.  b.)  betrach- 
tet werben.  Ser  See  wirb  non  einem  Sampfer  be- 
fahren , hat  aber  Wenig  Serlebr. 

3fan  (Jahn),  Maß  in  Anam  ju  10  Si:  für  Sän- 
gen = Vio  Sal,  alb  öew\d)t  = '/io  Song;  in  China 
fooicl  wie  ffen. 

Sn,  ('lebirgdpajj,  f.  fjanbarja. 

n(Sangwe,Ofd)eba,Saf)uin),SoI(dftamm 
in  Smnjöftid)  - Kongo , »on  ben  umwohnenben  Sat- 
tem butebaub  Berfdjieben,  ben  füblicher  wohnenben 
fanbeh-ähntichenStämmcn  naljeftetjenb.  SeibeSöller 
feilen  bie  Scbneibegähne  fpi(j,  färben  ben  Körper  mit 
9iotf)ol}  unb  Berwenben  große  Mühe  auf  ihren  mit 
Bielen  fföpjen  Berfeheiten  yaarpup.  9Jur  ihreSpradjc 
gleicht  mehr  ber  ber  Santa.  Sie  5.  (f.  Safcl  »Afri- 
(antfehe  Söller  I«,  Sig.  9)  ftnb  große,  (räftige  Seute 
non  eigentümlicher,  (egelförmigcr  Schäbelbilbung, 
mit  emjtem  ©efithtbaudbiud  unb  (affeebrauner  Kör- 
perfarbe.  ©eifrig  nicht  unbegabt,  haben  fte  eb  in  ber 
Söpferei  (ohne  Sreb(d)eibe) , Slechterei,  namentlich 
aber  in  her  ®d)miebefunft , bie  fte  Bon  ihrer  neuen 
Umgebung  lernten,  giemlid)  weit  gebracht.  Sie  ftnb 
gute  3äger,  Schüßen  (mit  Steinfdilojjgewehren)  unb 
Muftfer  itnb  fcheinen  auch  moralijd)  hoher  ju  flehen 
alb  bie  ftüjienbewohner,  babei  aber  Kannibalen.  Senj 
unterfdjeibet  bie  Male -3-  am  Ofue  unb  am  linten 
Ogowe  unb  bie  Mbele-3-  am  ©abun,  SKcmbo  unb 
Conto ; gpumeau  bagegen  bret  0 nippen : 3-  ■ S c t eh  i 
im  g. • 3K a da i im  D.  unb  ff. • S u I c im  91.  Sie 
3-  geben  an,  baß  fte  aub  bent  Sanbe  9!bua  unb  oom 
<set  lern  gefontmen  jinb.  Auf  bem  Ipodjlanb  im 
3nnem  erfchienen  fte  Anfang  beb  19.  3ahrh-  unb 
rüdten  Bon  ba,  200,000  Köpfe  ftarf,  gegen  bie  Küjte 
Bor.  Sgl.  Su  Ghaillu,  Erplorations  aud advt  u- 
tures  iu  Equatorial  Africa  (Sonb.  1861;  beutfd), 
SerL  1862);  Coutpiegne,  L’Afrique  äquatoriale 
tSar.  1875,  2 Sbe.);  2 eng,  Stilen  aud  ©eftafrita 
(Scri.  1878);  fiargeau,  Encyclopädie  pahouine 
(©rammatif  unb  ©örterbuch,  Sar.  1901). 

ffanagorta , Ort  mit  pefte  in  ber  rufftfeh-taufaf. 
Srooittg  Kuban,  auf  ber  Stalbinfel  Saman,  mit  dei- 
nem Jjjafcn  unb  (13»7>  4000  Ginw.  Ser  angeblich 
auj  ben  Srümmern  beb  alten  Shona8oria  (f-  h-) 
erbaute  Crt  mar  im  11.  3af)rE).  Seiibeng  ruffijdier 
Surften,  feit  1349  Sig  eincb  latholifdjen  Grghijd)ojb 
unb  blühte  burd)  ben  .ymitbel  mit  ben  Seitegiancrn 
unb  örnuefen  fdjncll  auf,  geriet  aber  unter  bett  Sür- 
(en  inSerfaü.  3n  berUmgegenb  finben  ftd)  gahlrcitbe 
Kurgane  (f.  b.)  unb  Schlammuultane. 

ffaual  (ital.  fanale,  mittellat.  fanarium,  arab. 
fanlr),  hohe,  mit  in  leer,  Sech  u.  bgl.  getränfteui 
unb  mit  Saud)  er;eugcnbcn  Stoffen  (Sulocr)  bestreu- 
tem Stroh  unb  Seifig  umwunbene  Stangen  ober  mit 
ähnlichen  Stoffen  gefüllte  Sonnen,  bie  auf  hohen 
Stangen  au  Weithin  fichtbaren  Sunden  aufgeftctlt 
werben  (Cä rmftangen).  Sie  bienen  in  bei  beut- 
fchen  Artillerie  alb  Signallörper,  um  am  Sage  burd) 
Aauchentioidelung,  bei  92adjt  burd)  Seuererjcheinung 
weit  entfernten  Sruppen  ic.  öerabrebete  Reichen  gu 
gehen;  auch  fobiel  wie  Scbiffblatemc,  Ceudjtturm. 

$auani,  ojtinb.  Silbergewicht:  in  ber  Jmfenjtabt 
Rorid)in  = O.sis  g unb  alb  (leinftc  9(edjnungdftufe 
V»  Anna,  in  Srantebar  bagegen  bis  1845 = •/•  Supie. 
Sen  Samen  führen  Berfc^iebene  Mutigen:  in  ber 
Sräfibentfchaft  SombaB  (Sanum,  Saundjea)  V» 
Mobur  — 9,M3  M(.,  früher  in  Mgfore  eine  (leine 
©olbmünge  (Salam)  Bon  389  mg  - 0,632  SRI.,  in 


ganc^on.  309 

Kalifat  eine  mit  Silber  unb  Kupfer  ftarf  legierte  Bon 
etwa  ‘/i  M(.  ©ert,  bib  1825  auf  Ceßlon  */n  SibbaUer 
= 4 Stuioerb  ober  Sei«,  bib  1818  ui  99t  abraS  >/it  Ar- 
cotrupie  = 80  Käfd),  teilweife  nod)  in  Sonbitfcherri 
ufanon)  eine  auch  in  Soppclftüdeu  aubgeprägte 
Silbermünte  gu  '/«  Supie  = 24  Sfennig  Sollwert. 

tjanar  (8 anal),  einb  ber  9(euierc(Mat)nIlevs)  uon 
Konftantinopel,  am  ©olbenen  vorn,  im  91©.  ber 
Stabt,  nach  einem  Sanal  ober  2eud)tturm  benannt, 
mit  bem  gried)ifd)en  Satriarchat  unb  ber  großen 
gricd)ifd)eit  91ationa(fchule.  Ser  ff.  ift  meift  Bon 
Griechen  (ganarioten)  bewohnt,  früher  befonber« 
Bon  ben  altabligen  gamilien,  bie  ihren  Urfprung  auf 
bie  Kaifergcit  gurüdf  ütjren , wie  bie  9)lauro(orbatob, 
Monefib,  Spfitantib  tc.  Alb  unter  9Rurab  UI.  (1574 
bib  1595)  ber  gried)i|"d)e  Satriard)  ftd)  im  8.  in  einem 
alten  8rauen(lofter  niebertaffen  mußte,  fiebelten  fid) 
bie  91eftc  ber  alten  gried)ifd)en  Ariftolratie  hier  an. 
Sie  8amilient)äupter  nannten  ftch  Surften;  ihre  ®e- 
mahlinnen  führten  ben  Sitel  Somna  unb  ihre  Jödj- 
ter  Sontnigja.  Sei  bem  'Mißtrauen  ber  Störte  tonn- 
ten fte  lange  (einen  politifdjen  Ginfluß  erlangen,  faib 
eb  enblid)  feit  1669  üblid)  würbe,  bie  Sragomane  ber 
Sforte  aub  ben  Sanarioten  ju  Wählen.  Unb  feit 
1731  würben  fogar  bie  §ofpobare  ber  Molbau  unb 
©aladjei  aub  ben  genannten  abligen  Käufern  genom- 
men. Anbre  fanariotifd)e8amitieii  tarnen  burd)  Weib- 
gefdjäfte  in  bie  $>öt)c.  Ser  Aufftaitb  ber  ©riechen 
(1821)  würbe  Bon  ben  8anarioten  uichi  eben  mit  Se- 
geiflerung  begrübt;  bcunod)  mußten  fit  fdjredlich 
büßen,  unb  manche  ®e[d)lcd)ter  ber  8anarioten  wur- 
ben  faft  gang  aubgerottet.  Sgl.  (j  a 1 1 0 n t) , Essai  sur 
les  Fanariotes  f2.  AujI.,  Marfciüe  1830). 

8anartoten  , f.  8anar. 

ganatibmub  (0.  lat.  fanutu,  Setnpel,  alb  Stätte 
göttlicher  Offenbarungen),  ber  mit  leibenfdiaftticher 
Grregung  beb  ganjen  fflemütb  nerbuitbene  Gifer  in 
ber  Sertretung  0011  3been  unb  Übcrgeugungen,  bie, 
obwohl  fie  ftd)  ohieltio  nicht  beweifen  iafjen,  bod)  fub- 
jedio  für  unbebingt  wahr,  ja  Wohl  gar  alb  Ginaebun- 
gen  einer  hohem  ffieibheit  gelten.  Ser  hefte  Sobcn 
für  bie  Gntwidelung  beb  8-  linbet  ftd)  batjer  auf  bem 
reltgiöfcn  unb  politifdjen  ©ebiet,  weil  hier  eine  Gut* 
(Reibung  aub  rein  logifcheit  ©rünben  jugunflen  ber 
einen  ober  ber  anbem  ©runbanjdjauung  taum  mög- 
lich ift,  unb  {ugleich  bie  tiefften  unb  für  bab  geiamte 
geifttge  unb  materielle  Sieben  bebeutfamflcnfjntereffen 
in  jfrage  flehen,  ©egen  fetneb  leibenichaftlidjen  Cba- 
ralterb  fd|liejjt  ber  8.  bie  ruhige  Grörterung  feittcb 
©egenflattbeb , bie  Srüfung  feiner  Ühctjeugungen 
unb  bie  Sergleichung  berfelben  mit  tntgegengei'eßtcn 
aub,  empfinbet  er  |ebeu  uon  anbent  gcltenb  gemach- 
ten 3>oeifel  ober  ©ibetfpruih  alb  eine  Serlepung, 
bie  er  burd)  peinbfcligfeit  enDtberl.  tiierburd)  wirb 
er  gefährlich,  unb  jwar  um  fo  mehr,  je  größer  bie 
fjatjl  berer  ift,  bie  alb  Anhänger  berfelben  oette  ober 
Sartei  Bon  8-  für  bie  gleichen  Überjeugungcn  erfüllt 
finb,  benn  je  mehr  ©eftmiungbgenofjen  ber  Ginjelne 
finbet,  um  fo  mehr  wirb  er  in  feinen  Überzeugungen 
bejtärft,  unb  um  jo  rüdftd)tbtojcr  wirb  er  gegen  An- 
berbbentenbe  Borgehen.  Sem  8-  gegenüber  geht  ber 
3nbiffercntibmub  (j.  b.),  in  ber  Mtttc  jwifdjen  heiben 
bie  Soleranj  (f.  b.).  8«nati(er,  ein  uon  8-  erfüll- 
tcrMenfd);  fauatifd),  in  ber©cifeeincb8auati(erb, 
meinungb-  ober  glaubenbwütig ; fauatifieren,  in 
8-  Berjepen. 

8a  11  djon  (|pr.  lanjwöna,  franj.  SiminutiB  Bon 
Franpoise),  3rärtjd)en,  Mäbdjenname;  leichte  Kopf- 
hebedung für  3cauen;  auch  ein  ®ejelljd)aft3jpiel. 


310 


gtmci)  — gangfjeufdjredcn. 


flauet)  (engl.,  f?r.  färmn,  B?cf)rjah(  Fanden),  Stban- 
tafte,  8aune,  öefdmtodS-,  Blobcfache;  ganeßarti- 
fei,  Biobeiparcn ; F.  fair,  Btoberoare nmorft,  inSbc' 
ein  ju  ntilbläligen  3wcdcn  Peranftalteter  Slarft 
oon  allerlei  burd)  freiwillige  Beifleucr  jufammenge- 
brachten  BerfaufSgcgenftänben ; F.-net,  gemuftertcr 
Spißengruttb. 

gattet),  gemutterte»,  auch  nur  gctöpertcS  ©ewebe, 
liamentlid)  aus  Bauimoolltctte  unb  Bigogncichuß ; 
ctud)  ein  baumwollener  gutterftoff  mit  22  Stetten* 
unb  lti  Sdjußfäben  auf  1 cm;  aus  Slettengnm  Rr. 
14  unb  Sdjufigam  Sir.  5 — 6 ettgl. 

ganbängo  (aud)  Roitbcna  ober  Bialaguefta 
genannt),  fpan.  Rationaltanj  in  •/•-Salt  Uon  mäßi- 
ger Bewegung,  ju  ©itarre  unb  Siaftagncttcn,  meid) 
ießtere  ben  'Htjgttjmus: 

mattieren,  abtuccbfelnb  mit  gejungenen  Couplets, 
währenb  bereu  ber  San»  ruht. 

ganbnrja,  linier  Rebenftuß  beS  Scraffchan  im 
Sireije  Serafichan  beä  ruffifd) » jcntralafiat.  ©eneral- 
gouperncmcntS  Zurfiftait,  belannt  burd)  ben  Über- 
gang ber  Rujfcn  im  Jiuni  187U  über  ben  25  km 
langen,  1920  m hoben  ganpaß,  in  einem  Dom  g. 
burd)brod)encn  Vlusläuier  bes  Zienjchan. 

gatirga  (§anega),  fpan.  ©elreibe»  unb  baber 
nud)  (j.  ganegaba)  gelbmaß  bis  1858,  im  ehemals 
fpanifeben  Slmerita  j.  Z.  uodj  gcbräud)lid).  Sic  lafti- 
Itfcbe  g.  ju  12  CclcmiueS  batte  ö5,5ui  Sit.,  bas  Blaß 
fdjtranlte  aber  in  ben  Brouinjcn  jroijdicn  21,40  unb 
74,h  8. ; auf  Cuba  = 109,oss  8.  ober  92,028  kg;  in 
Btejifo  bis  186ö  ju  12  VUiuubeS  Pon  300  StubifjoU 
= 90,815  8.,  für  Stafao  — 1 10  Bfunb  ober  50,615  kg, 
in  Clufataii  (ifarga)  = 60,50»8.;  in  Blaracaibo  für 
Jlntao  24  Büllar  = 44, 114  kg;  in  Obile  nad)  einem 
©efepe  Pon  1848  beim  3o|lmef(n  = 97  8.  ober 
69, 02  kg,  fonft  Pon  ungleicher  ©rößc;  in  'Ducnos 
RireS  = 137,20  8.  unb  für  Salj  = 290  — 300  2i 
braä , in  ©arand  jebodj  288  8.  ; in  Uruguat)  bie  g. 
fencilla  (»einfache,  gemeine  g.O,  ’/i  g.  boble,  ju 
4 CuartiUaS  = 137,272  8-,  beim  ©etreibebanbel  aber 
burchioeg  = 140  unb  für  BlaiS  = 280  2.  gefegt. 
3n  Blaroffo  faßt  bie  gcjtricbcne  g.  55 — 56  unb  bie 
gehäufte  72  —74  2. 

ganegaba  (ganegabetierra),  früheres  fpan. 
gelbmaß  mit  prsoin jicll  perjebiebener  Stöße  pon  1200 
bi»  ju  lO.OOODBaras,  in  Btabrib  [clbft4900CBaraS 
==  34,268  tlr ; al»  taftilifebe  g.  b e mirco  real 
12  CelemiueS  Pon  4 CuartiUo»  ju  12  CCftnbaleS  = 
U4,3»5a?lr.  gancaa  be  fembrabura  bc  maij  in  Bierito 
— 356,628  Sir;  ganega  pon  Bcnejuela,  Columbia 
mib  Ccuabor  mit  96  Sara»  Seitenlange  = 64,41 91r; 
in  Berti  unb  Chile  = 59,294  Vtr. 

gaufani,  ffiietro,  ital.  Sflhilolog  unb  Schrift- 
fteUer,  geb.  21.  9lpril  1815  bei  ffjifto'ia,  geft.  4.  i’iiirj 
1879  in  glorcnj,  mibmete  fid),  anfangs  Blcbijmcr, 
halb  bem  Stiibium  ber  Patcrlänbifchen  Sprache  unb 
2iteratur,  iuar  joumaliftifch  tätig  unb  grünbete  1847 
bie  3eitf<hrift  »Ricordi  ülologici«.  1848  nahm  er 
an  ben  kämpfen  bei  Sionlanara  unb  Curtatone  teil. 
Befangen,  aber  halb  uiieber  entlaßen,  erhielt  er  eine 
Vluitetlung  im  UnterrichtSminifterium , 1859  tpurbe 
er  Bibliothefar  an  ber  üfiarucelliana  in  gloreng.  g. 
gab  1851 — 62  bie  BionatSfchrift  »L’Etruria«  her- 
aus unb  grünbete,  nachbem  biefe  eingegangen,  einige 
belletriftifche  Blätter.  1855  Peröffcntlichte  er  baS  hod)- 
pcrbienftlid)e  »Vocabolario  della  liugua  italiana« 


(2  Sbc.),  bem  ein  »Vocabolario  dell’  uso  toscano« 
unb  »Vocabolario  della  pronuncia  toscana«  (beibe 
g!or.  1863),  juleßt  in  Berbinbung  mit  Rigutini  bas 
»Vocabolario  itaiiano  della  liugua  parlata«  (baf. 
1875,  neuefte  9lufl.  1893)  nad)folglen.  3m  »Piovano 
Arlotto«  fchuf  er  ein  gcfdjäfjtcS  Crgan  für  feinen 
immor.  Z)ie  »Scritti  capricciosi«  (1864)  unb  bie 
launige  Satire  »Democritns  ridens,  ricreazioni  lci- 
terarie«  (1872)  finb  intcreffanie  2eiftungen  in  biefer 
'Richtung.  Wuf  noPettiftifchem  ©ebiet  crfct)icuen  Pon 
ihm:  »Cecco  d'Ascoli- (2.  Rufi.  1870),  »La Paoliua« 
(1868),  »Una  bambola«  (1869),  »II  fiaccherajo  e la 
soa  famiglia«  (1874)  unb  »Novelle  e ghiribizzi« 
(1879).  Bgt.  Cerquctti,  Metro  F.  e lc  sue  opere 
(glor.  1879). 

gaufdre  (franj.),  ein  mehr  ober  minber  aitS- 
gebchuteS  feierliches.  fefllicheS  Zrompeicntignal,  baS 
nur  bie  Zone  bes  ZrciflaitgeS  benußt  unb  in  ber 
Regel  auf  ber  Cuinte  fd)ließt;  ein  berühmtes  Beifpiel 
ift  bie  g.  im  jweilen  Vltie  beS  »gibelio*,  tpeldje  bie 
Vlntunft  btS  ©ouoerncur»  uerlünbet.  3"'  graitjb- 
fifchen  ift  g.  auch  ber  gewöhnliche  ÜluSbrud  für  SMcdj» 
mußt  (toornmufif). 

ganfaroii  (fraitj.,  f»r.  tonjfareno),  Prahler,  ©roß- 
fprecher;  ganfaronnabe,  ©roßfprccherci,  9tuf- 
fchneiberei ; fanfaronnieren,  prahlen , auf  * 
fehneiben. 

Fanfrcluche  (franj.,  (w.  tangfr'tOfcti-) , glitier» 
fram ; aud)  Rame  einer  böfen  gce. 

gang,  in  ber  Söeibmannsfpradje  ber  Radien  bcS 
Bolfcs,  guchfeS  unb  Jumbos ; gänge,  bie  langen, 
gefrümmten  Rcißjälme  ber  Raublicrc  unb  beS  Jmn- 
bcS , aud)  bie  giijie  ber  RaubPögel  unb  bie  Ih  allen, 
währenb  bie  güßc  ber  jur  Beijc  abgendjleieit  ©bei* 
fallen  (©eijuügel)  ä u b e heißen,  illud)  eine  Sor- 

richtung  jumgangen  DoitZieren,  Wie  Saufang, 
©nlcnfang ; Pgl.  Raubjeug. 

gangii,  früherZrodenmaß  in  Portugal  uiibBra 
filien,  = 4 Vltqueire»,  bei  ©ctreibe  geflrid)cn,  bei 
Steinlohlen  in  8i|fabon  = 8 gehäufte  fllqueircS. 

gangbänme,  in  Rabelhol'jmalbuitgen  friidj  ge- 
fältle  Bäume,  in  welche  bie  Borfenläfer  mit  Borlicbe 
ihre  ©icr  legen,  fobalb  bas  ftbwclfcn  beginnt.  Sinb 
bie  g.  Pon  ben  Käfern  angenommen,  fo  werben  fie 
entrinbei.  Zie  Rinbe  Wirb  oerbrannt  unb  bamit  bie 
barin  itedenbe  Brut  Pemichtet. 
gangbuhnc,  f.  Buhne. 

gangbauim,  bei  Zurdiftichen  pon  Strömen  bie 
ßrbmapc,  bie  inan,  um  bem  norjeitigen  ©inbringen 
bcS  BiaffcrS  Porjubeugcn,  fo  lange  flehen  läßt,  bi» 
bicRrbcit  pollenbci  ift;  bei  ©cünbungen  im  SSaffer, 
B.  bei  Brüdenpf eilent , eine  mit  Z on , 8chm  ober 
eton  gebichtcte  faften-  ober  bammartige  Umjäunung, 
welche  bie  Baugrube  möglich)!  wafferbicht  umfchlicßt. 
fo  baß  fte  auSgefchöpft  ober  auSgcpumpt  unb  baS 
©runbmauenuett  im  Zrodnen  ausgeführt  Wörben 
gänge,  f.  gan(j.  [lann. 

gangeifett,  f.  Saufeber, 
gangen  bet  ßanbatc,  Untugenb  bcS  BferbeS, 
eine  Stande  bet  ftanbare  feftjubeihcn  (ju  fangen), 
woburd)  bie  ©inwirtung  beS  Reiters  auf  baS  Bfcrb 
lahmgelegt  wirb.  Büttel  bagegen:  ein  Riemen,  ber, 
burd)  einen  Ring  in  ber  Bülte  ber  ßinnlcttc  gejopen, 
beibe  Stangen  Perbinbet;  auch  l«nn  man  fidi,  ßatt 
geraber,  S-förmiger  Stangen  bebienen  (Pgl.  3aum). 

ganggarten,  ein  umjäunter  Raum  juut  gangen 
uon  Sauen,  BJölfcn  :c.  (1.  Saufang). 

gangbcufrfirccfcu  (Mautidae),  3nlcltenfamilie 
aus  ber  Crbnung  ber  ©crabfliigler  (f.  b.). 


311 


gängifcfi  — $anningitifeln. 


fyänqifrh  Reifet  (ine  Sollt,  eilt  Gifen  ober  Hieß, 
bao  jum  gongen  eined  jiereä  fertig  Dorbereitct  i|t. 

gangtlobcu  unb  gaugrinbe,  auf  SiJalbfnItur- 
flädjcn  aufgelegte  fi loben  unb  Siinben  «um  gangen 
beb  großen  braunen  Stiiliieltäferä,  ber  fuf)  gcra  bor- 
unter Derbirgt. 

ganglatcrne,  Porridjtung  jum  gangen  idjeib- 
lieber  ynfeften.  Pci  mafienbajtcm  Vlujfretcn  ber 
Slunne  bat  man  Rampen  juntVlnloden  ber  «et)inetter- 
linge  angewenbet  unb  legiere  burd)  Gphauftoren  in 
©neben  gefdjleubert,  wo  fie  gelötet  Würben.  Unter 
gewöhnlichen  Perhältniffen  fötmen  jahlreidje  Sctjiib- 
lingc,  befottberä  PJintnjaaleulen,  gefangen  Waben, 
beten  Pertilgung  bie  Soften  ber  Einrichtung  reid)Iid) 
beeft.  Sie  g.  be|tcb:  aus  einer  Petroleumlampe  mit 
Sturmlappe  unb  fünf  bar  berfelben  angebraebten 
iHefteftoren,  bie  baäStdit  nadi  ollen  Seiten  oerbreiten. 
Unter  ber  Sampe  befinben  fid)  ©efaße  mit  SKeloijc, 
in  ber  fid)  bie  herbeigeflogenen  gnietten  fangen.  Sic 
g.  wirb  auf  einem  etwa  2 m bobeti  $wljgefletl  auf- 
geftellt  unb  brennt  bei  gutem  Pscttcr  (bei  fdfledftem 
ihJetter  fliegen  bie  JJnfeften  md)t)  biä  Sagcäanbrud). 
Piit  einer  berartigen  Saterne  würben  unter  ungün- 
stigen Perhältniffen  »om  31.  SJiai  biä  8.  Scpt.  4000 
3nfelten  gefangen,  ba- 
uon  lTpro',.  fehr  {(häß- 
liche, 31  proj.  jient- 
lid)  (djablidje,  45  Proj. 
indifferente  u.  7 proj. 
mißliche.  Vluf  freiem 
gelbe  ftetU  man  we- 
nige große  Satcrnen 
auf.  Wenn  bie  Sdjäb- 
linge  allgemein  Der- 
breitet  Dortommeu, 
bagegen  mebrere  Hei- 
ne, wenn  bie  Sd)äb- 
linge  auf  großem  glii- 
eben  ungleichmäßig 
gfanstaierue.  ftart  auftreten,  ober 

wenn  fie  fid)  nur  auf 
einem  Derhättniämäßig  {leinen  IHaunt  finden.  Sic 
Vmiptjangjeit,  in  ber  bie  g.  unbebingt  brennen  muß, 
wäbn  Don  ffiitte  3uli  bib  Gnbc  ftuguft.  Eine  fehr 
einfacbe  g.  mit  V(cett)lcitlid)t  haben  bie  Cberrheini- 
(eben  dJietaüroerfe  in  ÜJlannheim  (onftruiert  ([.  Vlb- 
bilbung).  Sie  enthält  einen  itarbibbebältcr,  ber  für 
eine  ganjc  Sfadjt  mit  etwa  300  g tXalciumlarbib  ge- 
fpcift  wirb,  unb  bent  aub  einem  mit  Säaffer  gcfüRleu 
Seiler  baä  PJafjcr  in  «weetmäßiger  Picitge  juaefübrt 
wirb.  Sab  entwidelte  ©ab  Derbrennt  in  einer  Saterne 
mit  Scheinwerfer.  Sab  Siaffcr  im  Seiler  wirb  mit 
einer  büntteit  6lid)ief)t  bebedt. 

graiiglcinc  (gangftridj,  ftarfe  Seine  jur  güf)- 
rung  bei  fyißhuitbe,  war  meift  aub  paaren  gebrebt, 
bamit  bie  iiunbe  fie  nicht  butd)beißen  foUten.  Vinci) 
ein  ftarfebSau  imPug  eineäPooteä  jumgcfliitad)en. 

grango  (ital.,  »Schlamm«),  ber  Piineralfcblamtu 
aub  ben  beißen  Quellen  Don Pattaglia,  wirb  in  äußer- 
lid)cr  Vlnwcnbung  bei  Sbeumatibmub,  gonorrboif d)en 
©etenfentgünbungen,  Sicht,  Sumbago,  3bd)iab  unb 
anbern  Sieuralgien,  ßieuritiben  unb  Pefdjäftigungä- 
neurofen,  Sedenerfubaten,  grauenleiben  u.  jurßiad)- 
bebanblung  uon  Priidjcn  ic.  benußt.  Pal,  Saoib. 
fobn.  Sie  Srgebttiffe  ber  gaugobeljanbiung  (Perl, 
gaugpflaitjcn,  f.  Diübenbau.  [1898). 

gaiigplat),  ber  plaß,  ber  jum gangen  beb SBilbeb 
beraerichtct  wirb  (f.  ganggarten  unb  Saufang), 
gangrinbe,  f.  gangfloben. 


gangfchlcitfc,  f.  Schlcuie. 

! gangfehnur,  wolleite,  feibene,  filbeme  ober  gol- 
bene  Sdjnur,  bie  bei  i'ufarett  unb  Ulanen  bie  Jfopf- 
bebeduna  mit  ber  Uniform  «erbinbet  ober  um  ben 
$>ald  gcfdjlungeii  wirb.  Seit  1897  ift  fie  bei  ben 
Ulanen  nur  noch  ein  Parabcftücf.  gangfebnüre  ge- 
hören auch  jum  Parabe-,  bej.  Sienftaniug  ber  ©cne- 
rale,  ©enernl-  unb  glügelabjutanten.  yn  Cfterreich, 
früher  aud)  in  Pabem , unb  feit  1894  für  bie  guß- 
truppen  ber  beutfdjcn  Vlnnce  bient  eine  breiteilige, 
fdtwarjrot  weiße,  gebreljte  g.,  bie  Don  ber  rechten 
Vlchfel  nach  ber  Prüft  läuft,  alä  Scbießaudjeid)nung. 
ga ii g it o ii , f.  ged)tfunft  (Pajonettfechlen). 
gaiigDorricfltungcn , Porridjtungen,  bie  bei 
Pufjügen  ober  bei  ber  Seilförberung  in  Pergwetden 
baä  £>erabftürjen  jjer  görberfchale  in  ben  Schacht 
Derhüten  follen,  falle  burd)  einen  3“fall  baä  Vluf- 
jugä-  ober  görberfeil  reißen  follte.  Solche  3“fäHe 
(önnen  eültreten:  wenn  bie  görberfchale  ju  bod)  über 
bie  $ängeban(  gehoben  wirb;  bei  unjuläfiiger  Vlb- 
nuhung  bed  görberfeil«! ; bei  Prüd)en,  bie  irgenbwo 
in  ber  görbcreinricbtung  uorfommen  (Perbinoungd* 
teile  ber  görberfchale  mit  bem  Seil,  Seilidjcibeuadife, 
Schaihtleitunaen  ic.) ; enblid)  wenn  bie  abwärtö- 
fabrenbe  görberfchale  einen  Vlugcnblid  im  Schachte 
hängen  bleibt  unb  bann  bei  fchlaff  geworbenem  Seil 
(fogen.  Ipängefeil)  plößlich  Wicber  in*  Seil  fällt.  Sie 
Wefentlidjften  Peftanbteite  ber  (ehr  mannigfachen 
Vlrtcn  Don  g.  (ffliinjuer,  S>l)pemie,  VBbite  u.  ©rant, 
Seffing,  ^oppe  u.  D.  a.)  gnb  immer  eriteitd  eine  geber 
(Platt-  ober  Spiralfeber),  bie,  mit  bem  görberfeil  in 
Serbinbung  fteßenb,  burd)  baä  ©ewid)t  ber  görber- 
fchale in  gefpanntem  3uftanb  gehalten  wirb,  unb 
AWeitenä  bie  fogen.  ganger,  bie  bet  Prud)  beä  gor- 
berfeile«  burd)  bie  entfpannte  geber  gegen  bie  gilt)« 
rung  ber  görberfdiale  (Sebacbtleitungcnl  angepreßt 
Werben,  Woburch  bie  görberfchale  mehr  ober  weniger 
plößlid)  aufgehalten  werben  fall.  Siefe  gänger  finb 
entweber  e{jentrifd)e,  an  ihren  Umfängen  mit  Jahnen 
Derfehene  Scheiben  (fflhite  u.  Girant)  ober  'JReffer 
(Pcümner)  ober  aud)  glatte  Padeit , bie  burd)  eine 
tniegefentartige  Peioegung  an  bie  Schachtleitungen 
angepreßt  werben  (Voppe,  Seffing).  Sie  6inrid)tung 
ift  m allen  gäden  fo,  baß  bie  entfpannte  geber  bie 
gänger  nur  eben  an  bie  3d)ad)tleitungen  ßernnbringt, 
wäbrcnb  baä  weitere  Eingreifen  burch  bie  SHeibung 
ber  gänger  an  ben  Sebadjtleitungen  unb  baä  ©ewidjt 
ber  görberfchale  erfolgt.  Sie  erftgenannte  itlrt  ber 
gänger  [iid)t  bie  görberfchale  möglichft  rafch  aufju- 
halten,  wäbrcnb  bie  heiben  anbern  Vtrlen  mehr  brem- 
fenb  wirten  (gallbremfen)  unb  baljec  bie  Schale 
erft  auf  ettoaä  längerm  SBegc  jum  StiOftanb  bringen. 
Ser  Porteil  biefer  bremfenb  wirtenben  Porrichtungen 
befiehl  namentlich  barin,  baß,  fatlä  bei  eintretenbem 
Seilbruch  iid)  etwa  Perfoneit  auf  ber  Schale  befinben 
foUten,  eine  ©efährbung  für  Sehen  unb  ©efuttbljeit 
biefer  Perfonen  Weniger  lcid)t  eintritt  alä  bei  ben 
plößlid)  unb  mit  Stoß  wirtenben  Ejjentcr  > g. 
gatigjähnc  i gleifchjähne),  f.  ©ebiß. 
gauutitginfcln  (Pmeri(ainfeln),  Vlrchipel  in- 
mitten beä  stillen  Ojeanä,  jwifdjen  1 — 7°  nörbt.  Pr. 
unb  157—163"  weftt.  S.  (f.  Starte  »Djeanien«),  be- 
fiehl auä  fünf  3nfeln:  Saroiä  (4  qkm),  Ehriftmaä 
(607 qkm),  ganning(40qkm),  S<afhinigton(16qkiii) 
unb  Paluißra  (1  qkm),  nebft  bem  Piff  Sänger,  ju- 
fammen  668  qkm  mit  200  Einw.,  bie  meift  auf  ber 
nebft  Ghrtftmaä  ben  Sngläitbern  gehörigen  gnfel 
ganning  wohnen,  wo  guteäSrinfwafferDorhanben 
ift,  unb  wo  man,  ebenfo  wie  auf  Palmßra,  Stötoeöl 


312 


gantii)  - 

gewinnt.  Hie  3'ifel  ganning  ift  Station  beS  1902 
PoOcnbetcn  aUbritifeßen  Kabels  ©anconBcr-Wiiftra- 
lien,  bej.  9teufeelanb. 

gannß^ülbfürjung  beS  9!amcn8  granjisfa. 

gatto,  Stabt  in  bcr  ital.  ©ropinj©cfaro  ellrbino, 
Kreis  ©cfaro,  an  bcr  äHiinbung  bcs  dt  jilta  unb  beS 
Dom  ÜKctauro  abjwcigcnben  Kanals  in  baS  9lbria- 
tijcßc  SJiccr,  an  bcr  alten  glaminifcßen  Straße  unb 
ber  Giicnbaßn  Bologna  -Tlncona,  oon  TOauern  mit 
altem  Hnjtctt  umgeben,  bat  einen  §afen.  in  bem  1900 : 
365  Scbijfc  Bon  8816  Jon.  eingelaufen  ftnb,  See- 
bäber,  eine  Ratßcbrale  (San  gortunato,  mit  Silbern 
Bon  Homenicbino,  fi.  Garracci  k.),  16  anbre  Kirchen 
(barunter  Santa  SRaria  ÜiuoBa,  mit  Silbern  Bon  ©e» 
rugino,  unb  Santa  Grocc,  mit  einem  ©cmälbe  Bon 
©i'oo.  Santi)  unb  einen  woßterßallcncn  marmornen, 
18  m ßoßen  römifeßen  Hriumpßbogen,  Seihen* 
getoinnung,  Dl-,  SUJnnbcl*  unb  Hanfbau,  gifdjerei  n. 
unb  (looi)  ca.  11.000  (als  ©emcinbe  24,8-18)  Gin». 
Hie  Stabt  ift  ©ifcßoföfig  unb  bat  ein  fißjeum,  ein 
©ßmnafium,  eine  tecßni|cße  unb  Runftgcwerbefcßulc, 
ein  RonoiftSfolIegnmt  unb  ein  Hßcatcr.  — g.,  im 
tilltertum  Fanum  Fortuna«,  muß  feinen  'Jicmcen 
einem  Hempel  ber  ©lücfSgöttin  Berbanteit,  über  ben 
inbeS  nidjtS  91üßercS  betatmt  ift.  Hie  Stabt,  feßon 
inGäfarS3eit  Bon©ebeulung,  lourbe  unter  TlugufiuS 
eine  Kolonie  (Colonia  Julia  Fanestris).  SBäßrcnb 
ber  ©otentriege  jerftörtc  ©itigeS  bie  Stauern.  3m 
URiltelalter  gebürte  j.  jur  3Sart  Ülncona  (f.  b.),  ftanb 
aber  jeitwcilig  unter  pcnejianifcßem  Schuß. 

eifand,  1)  biin.  3nfel  an  ber  Sübmeflfüfte  Bon 
3iitlanb,  ülmt  ©tbe,  53  qkm  groß  mituvoi)  3177 
Ginro.,  beließt  größtenteils  auS  Hünen,  gtugfanb 
unb  Reiben.  Hie  ©cwoßner  (griefen)  näßren  fieß 
Bon  Sdjiffaßrt,  gifeßerei  unb  Sdjiffbau.  Hie  &an* 
beljflotle  .jiißlte  1901:  79  Scßiffc  Bon  30,656  Sieg.- 
Hon.  3-  ift  Siß  eines  beutfeßen  RonfulS.  Hie  3nfel 
enthalt  jmei  Kirdjfpielc,  9torbbß  unb  Sönberßo, 
mit  Rircßbörfcrn  gleichen  9tamen3.  HaS  Bortrefflid) 
auSgeftattete  91  o r b f c e b a b g. , in  ber  91aße  Bon 
91orbbt),  wirb  BonHcutfcßcn  gern  befueßt.  — 2)  Han. 
3nfel  im  Kleinen  ©eit,  ju  ber  3>'fel  günen  (Vliut 
Cbenfe)  geßürig;  Überfahrt  nacßSnogßöj  auf  günen. 

Sfatioit  (franj.,  fpr.  -nenj,  b.  altb.  fano),  {leine 
gähne,  bie,  früßer  nidjt  feiten  in  ben  ©eioeßriauf  ge- 
fledt,  in  ber  franjöfifcßcn  wie  in  anbeni  Wrmeen  jur 
©ejeießnung  ber  DiitßtungSpunfte  beim  Grerjierett 
biente  (autß  3a Ion  genannt,  wie  ißre  Hrager  3a- 
lonneure).  g.  ßeißt  außerbcui  ba3  (leine  Jpanbtud) 
(manipulum)  ber  (ntßolifcßen  ©rieftcr  fowie  ber 
Scßleicr,  unter  bem  bcr  Subbiafon  bie  ©atenc  ßalt, 
befonberS  aber  bet  feine  [eibene  Scßleicr,  ben  fi<ß  bcr 
©apft  naeß  Anlegung  ber  711  ha  unb  beS  ©iirtelS  jur 
Vlbßaltung  einer  feierlichen  SKeffe  über  baS  §aupt 
bängt,  bann  über  bie  Scßultcrn  jießt  unb  Born  ju- 
fammenwictelt  (awß  Orale  genannt),  gemer  ift  g. 
©ejeießuung  ber  3euaftreifen  (aud)  SsJcißel  ober  Su- 
darium  genannt)  an  ben  einwärts  gebogenen  Stäben 
ber  'Übte  fowie  ber  breiten  Sauber,  bie  ju  beiben 
Seiten  ber  Krone  beä  römifcß  * bcutfdßcn  RaiferrcicßS 
(ber  fogen.  Krone  Rar  18  b.  ör.)  ßcrabßiugcn.  — 3» 
ber  Gßirurgie  ift  g.  (ferula)  eine  Tlrt  Stroßlabe  aus 
fHoggenlangftroß,  alfo  eine  21rt  Scßicne,  beren  man 
fieß  früßer  bebiente,  um  bei  Rnoeßcnbrücßcn  bie  ©lieber 
in  rußiger  Sage  ju  erßalten. 

getnon,  l'iiitue,  f.  ganant. 

ganfaga,  Gofimo,  ital.  Ttrcßiteft  unb  Silbßaucr, 
geb.  1591  in  ©ergamo,  geft.  1678  in  91capel,  war 
anfangs  in  Dlont  unb  feit  1626  in  9!capcl  tätig,  wo 


— #anti. 

er  jaßlreicße  Rirdien,  ©aläfte  unb  ©rioatbäufer  in 
einem  maßBollen  ©arodftil  erbaiite  unb  and)  ©mn- 
nen  unb  Elitäre  mit  bilbnerifeßem  Scßmud  aueftattete. 
Seine  areßiteftonifeßen  £>auptwcrfc  finb  bie  Kirche  ber 
heil.  Hßerefa,  bie  gerbinanbätirdfe,  bie  ftinße  Santa 
'Dlaria  fDlaggiore  unb  bcr  SJiabbalonipalaft  (jeßt 
©anca  najionale). 

gant  (o.  ital.  funt«),  junger  SSenfcß,  befonberS 
mit  bem  91cbcnbegriff  beS  Ücicßlfcrtigen  unb  öeden- 
ßaften. 

Fantaisie  (franj.,  [er.  (anatafr),  f.  ©bantafie. 

gnutnngc,  f.  gontange. 

g-antafia,  im  Orient  (9igßpten  unb  Sßrien)  ©e> 
jeießnung  für  RunftoorfteUungen,  feftlicße  Tluf  jüge, 
’ Scßaufpiele  unb  namentlich  mtmifeße,  Bon  9Kufu  be- 
gleitete Hänje  bcr  illwalim  (f.Vtliue);  in  Tllgcrien  unb 
iVarotto  insbef.  für  bie  Scßeinfampfe  jmifdjcn  3)lau- 
ren  unb  Gßriftcn,  bie  bei  geflen  übließ  finb. 
Fantasia  (ital.),  f.  ©ßantafie. 

gantafic,  Scßloß  bei  Honnborf,  6 km  wcftlicß 
Bon  ©aßreutß  gelegen,  früßer  bem  $>erjog  üllcranber 
Bon  SSilrttembcrg  gehörig;  f.  ©aßreutß,  S.  515. 

ganti,  91cgcrBolf  an  ber  ©olbfufte  ScftafrifaS,  ift 
mit  ben  21f<ßanti  gleichen  Stammes  unb  rebet,  wie 
fie,  bie  Obfcßifpradje.  Ginft  baS  ßerrfeßenbe  ©oif  ber 
fflolblüftc,  (amen  bie  g.  bureß  ißre  Kriege  mit  ben 
Vlfcßanti  Tlnfang  be3  19.  3aßrß.  gant  ßmcnler.  Seit 
1864  iteßen  fie  ganj  unter  britifeßer  Cbcrßoßeit.  Hie 
cßrijtlicße  SWiffion  ßatte  biSßcr  nur  geringen  Grfolg. 
©gl.  fflrndcnburß  unb  §ußfße,  F.  and  Ashanti 
(2onb.  1873). 

ganti,  9Hanfrebo,  ital.  fflencral,  geb.  24.  gebr. 
1806  ju  Garpi  im  ©lobenefifcßen,  geft.  5.  Tlpril  1865 
in  glorcnj.  befueßte  bie  ©lilitärfdiule  in  TOobcna  unb 
naßm  im  Februar  183]  an  einem  Tlufftanb  gegen  ben 
Öerjog  graitj  teil,  würbe  aber  Bon  ben  ßflcrreicßmi 
gefangen  genommen  unb  naeß  Snfftein  obgefüßrl. 
vluf  frnn)ö|iicßc ©erwenbungfreigelaffen,  trot  er  1832 
in  franjöfiftße,  1835  in  fpanifeße  Hicnfte,  foeßt  mit 
TluSjcicßnung  gegen  bie  Rartiftcn  unb  warb  jum 
Dbcrften  im  ©cneralftab  beförbert.  91adj  bene  TluS- 
bmeß  ber  italienifcßen  Sieoolulioit  1848  (cßrte  er  itacß 
3talirn  jurüct  unb  warb  Bon  ben  Sombarbcn  jutn 
©eneralmnjor  ernannt.  Ha  er  ben  König  7llbert  Bor 
ber  Diäumung  9)lailanb8  Vlufang  IHuguft  1848  gegen 
bie  ©oKSwut  fcßüßtc,  warb  er  Bon  biefem  jum  Öc- 
neralmajor  in  ber  farbinifeßen  7trmee  ernannt,  bc- 
feßtigte  1849  eine  ©rigabe  unter  SRamorino  unb  er- 
hielt naeß  beffen  (riegSrecßtlicßer  ©erurteitung  baS 
Komntanbo  ber  tombarbifeßen  Hioifion.  3"i  Krim- 
trieg  1855  befeßligte  er  eine  ber  Bier  ©rigaben , bie 
mit  ©uSjcidmung  an  ber  Hfd)cmaja  16.7Iug.  foeßten. 
1859  (ommanbiertc  er  als  ©eneratteutnant  bie  4.pic* 
montefifdie  Hioiüon.  3'H  Oltober  b.  3-  warb  g.  Bon 
ben  prooi[orifd)en91cgicruugcnBonHo8faun,©nrwa, 
i'tobcna  unb  ber  SHomagnn  jum  Oberbefehlshaber 
ihrer  Streitfrage  entannt.  3>n  3anuar  1860  berief 
ißn  ©raf  Gauour  jum  Kriegs  - unb  SKarineminifter. 
3n  biefer  Stellung  entwicfelte  er  bcßufS  ber  Sieorga» 
nifation  beS  italienifcßen  ^eereS  eine  rnftlofc  unb  er- 
folgreiche Hätigfeit.  3m  ^cerbft  1860  leitete  er  bie 
Gjpebilion  bcr  ©iemontefen  in  ben  fiircßenftaat  unb 
naßm,  jum  ©eneral  beförbert,  als  ©cneralftabScßef 
beS  Königs  an  bem  gelbjug  gegen  bie  neapolitanifebe 
Vlrmeo  teil.  2US  aber  naeß  GaoourS  Hob  im  3uui 
1861  ©icafoli  an  baS  ©über  (am,  trat  g.  jurüd  unb 
erßielt  1862  baS  Kommanbo  beS  5.  SHililärbeparte* 
mentS  ju  glorcnj.  Seit  1860  gehörte  er  bem  italie- 
nifeßen  Senat  an.  1872  fegte  ißmglorcnj  einSronjc- 


313 


gantocci  - 

benfmal  »cm  3$.  gebt.  Sgl.  Earanbini,  Vita  di 
Jlanfredo  F.  (©erona  1884);  SRaoa,  Manfredo  F., 
Garibaldi  e Luigi  Fariui  (in  bcr  »Nuova  Antolo- 
gia«,  1.  3e»t.  1903). 

gontocci (ital.. Irr  .tittfctO, fowu-1  wiefDtarione Itcn. 
Fnuum  (lat),  jeber  ber  ©ottfteit  geweiftte  Ort, 
befonberd  Jempcl. 

ganuin,  Silin  je,  f.  gnnam. 
ganum  gortuuä,  Stabt,  f.  gano. 
gao  tgau),  £>afcnplapreebtä  an  ber  Stünbung 
be?  Schott  el  Vlrab  in  ben  Serfiuben  Steerbufen,  Sip 
eine»  Raiinafatn  unb  mehrerer  Sebiffahrtd-  unb  J elc* 
grapbengejeKfcbaftcn.  Ser  Snnbtelegrapf)  nad)  gn- 
bien  ftblteftt  liefe  hier  an  baä  ffobel  ©ufd)ir-8arat)d|i 
an.  SSegcn  ber  Ptadjbarfchaft  beb  graften  täuberifd)cn 
Stamme»  bcr  arabu'tftcn  Sloffareft  befinbet  fiefe  in  g. 
eine  türfiiefte  ©arnifon. 
ga©rcfto,  ftünftlerbcinamc,  f.  ©iorbano. 

Faq,  ein  Budbrud  in  ©örfcntelegrammen,  aud 
ben  Bufangdbucbitaben  ber  cnglifcfecu  SSörter:  fair 
average  qnality  (feine  HRittelforte)  gebilbet. 

gnquin  (fram.,  (pr.  «tSng),  böljcmer  SKann,  nad) 
bem  man  in  ber  9ieitfd)ulc  im  ©stopp  mit  bcr  Snnjc 
ftöftt,  meift  mit  einer  folcften  ©orrid)tung,  baft  bie 
gigur,  ungefeftidt  getroffen,  bem  Stoftenbcn  einen 
Schlag  gibt;  a lieft  footcl  wie  Slump,  SBicftt;  gaqui- 
nerie,  Schelmen-,  Sefturfenftrcieft. 

Für  (lat),  Sintcl,  Spelt, 
gärn , gluft,  f.  Gupftrat. 
garabi  (Blfarabi),  Blut Saftr Siobammeb, 
einer  ber  gröftten  arab.  'litiilofopben,  in  ber  jroeiten 
fcälfte  bed  9.  (taftrft  ju  gäräb  in  lurfiiton  geboren, 
geft.  950  in  t&amadtud,  (am  früft  naeft  ©agbab,  Wo 
er  ftd)  bem  Stubium  beb  Brabiftftcn  unb  bcr  grieefti« 
feften  ©bilofopbtc  wibmete  unb  bann  felbft  ©orlefun- 
gen  hielt,  unb  lebte  fpäter  am  §of  beb  Seif  cb  ISaula 
ju  Blcppo.  Unter  feinen  ntcftr  alb  100  Stummem 
jäblenbeit  Seftriften,  uon  benen  nur  ber  Heinere  Seil 
erftalten  ift,  neftmen  feine  Siontmentare  ju  Briftoleled, 
ftaupijdd)litft  ju  beffen  »Organon« , bie  erfte  Stelle 
ein,  wie  benit  fein  .^auptnerbienft  barin  befteftt,  juerft 
lief  in  bad  Serjtänbnid  ber  grietftiftften  s4>fetlofopfeier 
indbef.  ber  Sogif,  eingebrungen  ju  fein.  2>er  3tad)- 
brud,  mit  bem  er  auf  bie  Übcrcinftimnutng  jmifeften 
©lalon  unb  Vtrijtoteles  ft  in  Weift,  beutet  auf  neupla- 
tonifdie  Ginflüffe.  Buf  iftn  fliipcn  fiefe  alle  Spiitem, 
felbft  bie  tftrifllicften  Briftotelifer.  g.  War  aueft  ein 
grofter  Siufiter  unb  ftat  über  Sluftf  ein  S3ert  oerfaftt, 
bac.  »on  Stofegarten  in  ber  ©orrebe  jum  »KitAb  al- 
agbilui«  (f.  Bgtjäni)  unb  öfter  analftftcrt  worben  ift. 
Bud)  in  perfifefter  ©oefie  »erfudjte  er  fid).  Eine  furje, 
aber  lidUBolle  3>ariteüung  jeinedSiiirtenegabnament- 
Iicf)  Siunt  in  bcn-Melanqes  de  Philosophie  juive  et 
arabe«(©ar,1859);  bibliograpftifd)  wcrtuoll  ift  Stein» 
feftneiberä  umfangreiche  Vlrbeit  über  g.  in  ben  »Mu- 
moiri  s de  l’Acadbmie  de  St-P6terebourg«  (1869). 
garabiö  Bbbanblungen  würben  »eröffentlicftt  bon 
SDielerici  (»Blfarabid  pftilofopftifcftc  Bbftanblungen«, 
Seiten  1890;  beutfefte  Überfepung,  baf.  1892). 

gfararijabab,  »erfatlencr  Jpafenplap  in  ber  perf. 
©rooinj  Sütafenberan,  an  ber  Sübfiiftc  bed  itafpifeften 
Slccrcd,  in  frudjtbarer  Ebene.  Scftaft  Bbhad,  ber  cd 
griinbete  unb  ju  ftofter  ©lüte  brachte,  ftarb  ftier  1628. 

garnb(F.),  Einheit  bcr  clc[trifd)cnRapajitäi,  aud- 
gebritdt  bureft  bie  Rapajität  eine«  ftonbenfatord,  ber 
burd)  1 Eoulomb  auf  1 Soll  geloben  wirb;  f.  Eiet» 
triidje  SKaftcinftciten , S.  642. 

garabat)  ncr.  -w»,  Slicbaet,  Ehemifer  unb  8fth» 
fiter,  geb.  22.  Sepb  1791  in  Stewington  Suttd  bei 


- garaboi;. 

Sonbon,  geft.  25.  Bug.  1867  in  £>amptoncourt,  be- 
feheiftigte  lieft  bid  in  fein  22.  gabt’  mit  ©ucftbinberei, 
ftubierte  aber  baneben  pfefeftfalifafec  u.d)emijche  Serie, 
hörte  fpäter  Sorlcfungen  $aDt)S,  warb  1813  beffen 
©ebilfe,  bann  fein  Sctrelär  unb  1827  flrofeffor  ier 
Ehemie  an  ber  Sioftat  gnftitutiDn  in  Sonbon.  1829 
bid  1842  lehrte  er  auch  an  ber  SJcilitäratabemie  in 
äSootwid).  g-  War  einer  ber  bebeutcnbjtcn  Statur- 
forfcher  aller  3c'ten;  taum  jemald  hat  ein  einjiger 
'Dtcnfch  eine  fo  grafte  Seihe  Wiffcnjcbajtlieber  Eni* 
bedungen  »on  folgenfchwerfter  ©ebeutung  gemacht 
wie  er.  gaft  alle  feine  Gulbedungeu  Waren  überbied 
bcrarl,  baft  fie  auf  bie  Sovftetlungen  »du  bem  SBcfen 
ber  Sräfle  ben  tiefgreifcnbflcn  Giiifluft  audübten.  Er 
arbeitete  über  flegierungen  bed  Gifend,  1820  u.  1822, 
©erflüfftgung  »on  ftohlenfäutc  unb  Efttor,  1823  u. 
1845,  ISnrfteUung  ifomerer  ftoftlenwafferftoffe,  1825 
bid  1826,  Sarftettung  oplifcfecrt  ©lafed,  1825  — 29, 
ihaumatropie  unb  fdiwirtgenbe  ©tatten,  1831  ic. ; 
feit  bem  Enbe  bcr  1820er  gahre  Wanbtc  er  fid)  mehr 
bcr  ©hpftt  JU,  unb  1830  begannen  feine  cleftrifcfeen 
Unterfuchungen , bie  unfre  Renntnid  bcr  Eleftrijiiät 
in  ungeahnter  SBcifc  bercicherlen.  1821  hatte  er  be- 
reit» bie  elcftromagnetifcbc  Sotation  entbedt,  cd  folgten 
1832  bie  Entbedung  ber  cleftrifcfecrt  unb  magnetelcf- 
trifefeen  gnbultion  unb  bed  Gftraffromed,  ber  für  bie 
bamaiige  3eit  wichtige  Sfachweid,  baft  bie  Glcftrijiteit, 
nud  welcher  Hudle  fie  aueft  flammt,  immer  biefelben 
Gigenfdiaftcn  hat,  unb  feit  1833  bie  Unterfuchungen 
über  bie  chemijchen  3erfcpungen  burd)  ben  cleftrifcfeen 
Strom,  aud  benen  bad  garabahfdie  ©ejep  ber  feften 
eleftrolljtifcfeen  SMf tiori  abgeleitet  würbe.  Seine  Unter- 
fudjungen  über  bie  (tätliche  Glettrijitat  führten  ihn 
su  einer  gnnj  neuen  Buffaffung  über  bieBudbreitung 
ber  elettriicben  ®irf ungen ; er  »erlieft  bie  frühere  Buf» 
faifuna,  baft  Glettrijität  bireft  anjiehenb  unb  abftoftcnb 
in  bie  gerne  wirte,  unb  nahm  an,  baft  fie  fich  in  ber 
SJuft,  »on  Acilcheit  ju  Seileheu  wirtenb,  burch  bie 
fogen.  bielettrifehc  ©olarifation  fortpflanje.  Seine 
magnetifchen  Unterfuchungen  führten  ihn  ju  ber  Ent- 
bedung, baft  bad  Sicht  burd;  Scannet idmud  heeinfluftt 
Werbe,  unb  baft  alle  Rörpcr,  nicift  nur  Eifen,  Stobalt 
unb  9tidel,  nnignetiiehe  Gigenfdiaftcn  haben,  baft  aber 
bie  Sürper  teild  magnetifd),  teitd  biamagnetifd)  finb 
(1845—48).  Sieben  biefen  groften  Gntbedungen  ent- 
halten bie  Unterfuchungen  noch  eine  grofte  Stenge  bcr 
wid)tigitenGinjc!beobachtungcn.  g.entbcdtc  aud)  bie 
Sicgelation,  unb  in  feinen  ©orlefungen  »or  ber  Sioftal 
Societp  erläuterte  er  früh  ben  öebanten,  baft  Sicht, 
©ärmc  unb  Glettrijität  jämtlid)  Stantfeftationen  ein 
unb  berfelbcn  Staturfraft  feien.  Seine  lepte  Brbeit 
fcfeeirtt  bie  Seuchtfraft  bed  cleftrifcfeen  Sidjteo  betroffen 
ju  haben.  Gr  feferieb : »Experimental  researches  in 
electricity*  (1832—  55 ; feparat  in  2 ©änben,  Sonb. 
1844—55;  neuer  Bbbrud  1884,  3 Sbe.;  bcutfd)  »on 
Sfalifcher.  ©erl.  1889—91,  3 ©be.);  »Chemical  ma- 
nipulations«  (1843);  »Lectures  an  light  and  Ven- 
tilation« (1843)  ; »Experimental  researches  in  Che- 
mistry« (1859;  neucBudg.  1882,  3 Sbe.) ; »Lectures 
on  the  Chemical  history  of  a candle«  (1862;  3.  Buff. 
1874;  beutfeb,  2.  Bufl. , ©erl.  1883);  »Lectures  on 
non-metallic  clements«  (1853);  »Six  lectures  on 
various  forces  of  matter«  (4.  Bufl.  1874;  beutfeh, 
©erl.  1873).  Seinen  Sricfwcdjfcl  mit  Scftönftein  ga- 
ben (in  englifd)cr  Spradje)  ftaftlbaum  imb®arbtfl)trc 
heraud  (©afcl  tt.  Sonb.  1899).  Sein  ©ilbnid  f.  2afd 
»tfäfmfiter  I«.  ©gl.  Stjnball,  F.  as  a discoverer 
(5.  Bufl.,  Sonb.  1894;  beutjeh  »on  ^)cliuholp,©raun- 
febweig  1870);  goned,  The  life  and  letters  of  F 


314  {jarabaij&ügel  — garbcit. 

(2.9lujl.,£onb.l870,2Bbr.);  SumaS.ftlnee  histo- 


rique  de  M.  F.  (Bar.  1868) ; Glabfl  one,  JlichaelF. 
(2.  Ülufi.,  fiottb.  1873;  beutfcp, Glogau  1882);  3«r- 
rolb,  JlichaelF.  (2onb.  1891);  Xpontpfon,  Michael 
F.,  leis  life  and  work  (baf.  1898;  beutiep  non  Sdjiitte 
utib  Sanneei,  §aUc  1900). 

Fritrabafthügcl,  f.  BUantifeper  Djean,  S.  45. 

Fa  rabatts  ©cf  äft,  f.Gletlrifcpe3nfluenj,  S.  626. 

FarabaltS  ©efetj,  baS  ,j  weite  cleltrolptifcpe  Ge» 
feil,  f.  Gleftrotpfc.  3.  676. 

FarabifationeFitrabifterung,  garabotfje* 
rapie),  f.  Gleltrotperapie,  3.  696. 

jffitrabifdiK  Ströme,  f.  GMtriiipe  Fnbultion, 
3.  623. 

Fnrnbotficrapic  (Farabifation),  f.  Glcftro 
tperapie.  3.  696. 

Faräfrap,  Cafengruppe  tti  her  Sibpfcpen  Suite, 
jur  ägpptifepcn  ^roninj  (äRubiriep)  Fatjenn  gehörig, 
Wcftlicp  non  3iut,  unter  27"nörbl.  Br.  u.  28"öftl.2., 
in  einer  noit  300  m popen,  (teilen  Ptummulitenlalf» 
inänben  cingefa jjten , nur  na*  3.  offenen  Bertic» 
fung,  biä  85  m ii.  'Di. , 3300  qkm  groß,  toooon  250 
qkm  mit  Satteln  bepflanzt  unb  fultiuiert  ftnb.  Ser 
faltige,  ftellenroeife  mit  Cuarjfanb  bebedte  Sonboben 
tnirb  burep  japlreiepe  Sprubclquellen  (bi8  26“)  be< 
frudjtet.  Sic  BcPölferung  in  beit  beiben  Drtfepaftcn 
ftafr»F-  unb  Sdteicp  • SUiurfuf  jäptt  (18»7)  542  nto- 
pammebaniiepe , fepr  ärmliepe  Bewopiter,  bie  unter 
bem  Giitftujj  bet  fanatifepen  Brubcrfdjaft  Gl  Snufft 
fiepen.  3m  fübliepen  Seil  finben  fiepSicfte  ägpptiidicr 
.Slatofontbcn.  Sic  Cafe  würbe  1873 — 74  non  SioplfS, 
3orban  unb  ,3'Uel  unterfudit. 

fyaraglioui  <t|ir..raii8m),  Svlippenfelfen  an  ben  ital. 
Äüjlcn,  misbef.  an  ber  Süboflfcitc  non  Capri  unb  an 
icr  Cftfüfte  non  Sijilieit  bei  Vlcireale  (f.  b.). 

FaralloetcS  (3-  bc  los  Staples,  fpr.  tamiiei«», 

freue#,  »ififeilcrfel jen«),  brei  granitifcfie  SelfeninjeUpen, 
48  km  lncfllid)  oom  Gingang  ber  3an  Francisco* 
budu  in  Kalifornien,  81  2>c(iar  groß,  bie  Diiftftätte 
japllofer  Sögel,  beren  Gier  für  ben  SJfarft  non  «an 
Francisco  geiamntelt  locrbcn.  Suf  brrSpipe  ber  füb* 
Itdu'ltn.gröBlcn  3nfel  (lebt  ein  1 10  m popcr2eueptturm. 

Faraenunb  (Bparamunb),  fagenpafter  König 
(f.  rtranfeitreidt). 

Saranbdtc  (Saranboula),  ein  in  berSrooence 
gebriiudtlicpcr.  paanneifcauSgefüprterSanjnonfröp« 
iupem  Gparafter  unb  raftper  Bewegung  (*/«-Saft). 

Fnranfa  (franjbfifdjcr  Biafter),  auf  Siabagasfar 
bas  filbeme  Fünffranteuitüd,  bem  cinjt  ber  fpanifebe 
unb  ber  mejifaniftpc  ifSitifter  gleiepgcftellt  tnaren.  Sic 
'.!Kalgafd)euijcrfd)neibenbictUiün;euin§äIften(2ogst. 
Bicrtel  (Stirobo),  ')ld]tel  (Sifabft),  Zwölftel  (Bropi 
inöntena),  Scepjebntel  (Solmen),  Bicnmbjwanjiq» 
fiel  (ffiaomena).  Sdftunbnierjigftel  (3la)  unb  3wci» 
unbfiebjigftel  (3ranambatri) ; ben  Seil  bejtimmt  bas 
Gcwiept. 

Farbe,  f.  Farben.  — 3n  ber  Gerberei  bie  Sopbrüpe, 
f.  lieber;  in  ber  3ägeriprad)e  ber  Sepwciß  (bas  Blut) 

Farbe,  blaue,  f.  Sepinalte.  [bei  ftocpwelb. 

Farbcbcetrcn , f.  Ehamnus. 

Färbeflotte  (Flotte),  f.  Färberei,  3.  321. 

Farbegang  eSepergang),  ber  oberftc  u.ftärfjtc 
glatten«  ober  Blanfengang  ber  'iluftenpant  eines 
3ebiffeS  in  vöpe  beS  CbcrbcdS. 

Färbelntf , f.  fiadbpe. 

Färbclappcn,  f.  Scjetten. 

Farben,  Sicptempfinbungcn.bieim  Buge  entftepen, 
lneim  bie  Scpnemen  gereist  werben  burep  einbringenbe 
eleftriftpe  Straplen,  beren  ScHcnlättge  jwifepen  687 


unb  397  SKiÜinnftel  'Kitlimeter  liegt  (Citptitrafilen  i. 
Si'aep  Diclo  ton,  bem  Gittbcder  ber  Farben  jerftreuung 
(f.  Sifperfion),  follte  jeber  biefer  Straplenartcn  eine 
einfaepe  Farbe  entfpretpen,  w«S  fpäter  non  Goetpe 
(»Farbenlehre«)  aufs  fepärffte  beftritten  tnurbe  unb 
mit  Sieept.  Sopl  ftnb  bie  Straplen  felbft  einfach,  Weiter 
niept  mepr  jerlcgbar  unb  peilten  bespalb  auep  mono« 
epromatifepe  Straplen,  fcinestnegS  aber  bie  bon 
ipnen  pernorgerufetten  Farbenentpftnbungen ; benn 
V B.  bie  Gmpfinbung  rot -gelb  tann  cbettfogut  burep 
bie  ettljprecpenben  Straplen  beS  Speftrunii  bernor- 
gerufen  werben  wie  burep  chte  SRifepung  non  Slrap» 
len,  non  benett  bie  einen  für  fiep  allein  rot,  bie  attbeni 
gelb  erfepeinen.  Bei  biefem  Streit  panbelt  cS  ftd)  üb- 
rigens mepr  um  eine  unflarc  Slusbrudsweife  ber  äl« 
lern  ’filipfffer.  Siemton  felbft  befpriept  bie  Gntjlepung 
berSfiefepfarben  im  crilcn  öueb  feiner Optifi^rop  VI. 
ilufg.  2)  in  burepaus  flarcr  Seife,  wenn  er  auep  nod) 
nieptS  Pon  eleftrifepec  Strapluug  Wußte,  fonbern  ber 
SReinung  war,  bie  Farbenempfinbungen  würben  oer- 
anlaßt  burd)  winjige  fortaefepleuberte  ^artifeleben, 
ineldte  bie  Sfieptftraplen  bilben  unb  beim  Sluftreffen 
auf  bie  Guben  ber  Sepneroen  biefe  in  eepwingungen 
oerfepen,  unb  jwar  je  naep  ipreröefepaffenpeit  itt  ner- 
idieebcner Seife.  Um  bieauS  gegebenen  F entftepenbe 
aJitfepfarbe  norauS  ju  beteepnen,  orbnetc  er  bie  fämt» 
liepett  Speftratfarben  auf  einem  ftreife  an,  unb  jwar 
3fot  non  0 —öl“,  Cramje  non  ba  bis  95°,  @elb  bis  150°, 
©rüu  biS  210",  IBIaee  bis  265",  3«bigo  bis  299“  unb 
Siolett  bis  360“  (Sfewtons  FarbcnfrciS).  Siefe 
'Bogenlängen  wählte  er  auf  Wrunb  eines  nerfebllen 
BergleicpS  ber  F-  mit  ben  Sünen  berSonleitcr.  Bom 
Mianbe  gegete  bie  URittc  ber  Sepeibe  würben  bie  F- 
blajfer,  unb  bie  SlRitte  felbft  war  rein  Weiß.  Um  nun 
bie  3)fiftpfarbe  jweier  ober  mehrerer  gegebener  F-  ju 
finben,  baepte  er  ftdp  att  ben  betreffenden  Stellen  beS 
FarbenhcifeS  Getnicple  im  BerpältniS  ber  FntenftlS* 
len  ber  F-  angebrodjt  unb  fudjte  bereu  Scpmerpunft. 
Sie  bort  angemalte  Farbe  mußte  nadj  feiner  Slnftept 
bie  ÜJüicpjarbe  fein.  Vianeipentb  War  bicS  auep  ber 
Fall,  inbeS  niept  genau.  Sa  fomplententäre  F- 
ober  Grgäniungsfarben  (f.  Gefiept)  jufatnmen  weift 
geben,  muftten  tiep  auf  bem  FnrbenfreiS  je  jwei  [ottt> 
plementäre  F biantetralgegenüberliegen,  ba  nur  bann 
ber  genieinfame  Sepwerpunft  in  baS  Zentrum  fallen 
!ann.  SieS  trifft  inbes  niept  genau  ju.  'JRajwell 
fuepte  fpäter  bie  'Eedpobe  ju  Perbeffem,  inbem  er  beit 
fireiö  burep  einSrcied  mit  abgcrunbetenGden  erfepte 
unb  bie  weifte  Stelle  im  3>tnern  eyjcntrifep  legte,  am 
weileflen  entfernt  ooit  ber  roten  Gde,  am  näcpften  bei 
ber  blauen.  Sie  erforberlidtcn  fluSbeftnungen  ber 
einzelnen  F-  würben  bunft'JHifcftungSejrpcrimcnte  mit 
bemFarbenlreif(I(Gpromat  outet  er)  feftgeftcllt 
(Farbenbiagramm),  ©octpe  itapni  an,  baft  bie 
fogen.  Grün bfat ben  ober  Grftfarben  (Slot,  Gelb 
unb  BUeu)  ber  'JRaler  bie  wapreit  cinfadien  F-  feien, 
unb  fepte  auS  ipnen  unb  iprenllieftpfarben,  benjogen. 
^weitfarben:  Crange,  Grün,  Biolctt,  einen  feepS» 
Iciligeit  FarbeufvciS  jufammen,  in  bem  fidp  itt  ber 
SatStomplementiirfarbcn  gegenüberliegen.  Sie  (ton- 
ftruftion  beruht  aber  auf  bem  falfcpcn  Brinjip,  baft 
Griiu  bicPJi'ifdjfarbehon  Gelb  unb  Blau  fei.  Sie  wahre 
üRifepfarbc  Don  Gelb  unb  Blau  ift  Seift.  Surcp  3)fi« 
fd)ung  bcrjetiigcn  Farbftoffe  Ofäigm  ente).  welche  bie 
'.Dinier  gcbraud)cn,  crpnlt  man  aUcrbingS  Grün,  weil 
bie  blauen  Farbftoffleilcpcn  noep  grünes  i’iept  hin- 
bureplaffen,  bas  auep  bie  gelben  ge  burepbringen  oer« 
mag.  SieS  ift  ittbeS  nur  Zufall.  Bei  Sabi'  attbrer 
Farbftoffe  lönntc  3.  B.  ebeufogut  'Jiot  basSiefultat  ber 


gatben  — garomblinbbeit.  315 


3Hifcf)ung  («in,  wenn  Mot  biejcniqe  Sarbe  ift,  bic  fo* 
wohl  bcr  blaue  als  bet  gelbe  Sarbpoff  hinburcßlaffcn. 
Wenau  loniptementäre  garbftojfe  toiirben  fogar  bei 
bet  dKifdjung  Schwur)  geben , ba  reines  ©lau  itidjt 
burd)  bie  gelbe  Sarbe  burdjbringen  lemn.  Seid)« 
bic  wahren  ©runbfarbcit  finb,  lafst  fid)  alfo  nidjt  auf 
biefemJBege,  fonbent  nur  burd)  Stubien  über  Sorben« 
blinbhcit  enuitteln.  Mad)  bcr  © o u n g • % 1 1 tu  b o I (j  < 
idjenXheorie  finb  bie  oben  genannten 3®eitfarben 
bie  wirflid)  einfadjenft.,  bießrgfarben bagegen ÜKifdj« 
färben.  Mad)  S>e  ringS  S^corie  finb  bie  ©runb- 
färben:  Mot  unb©rün,©clb  unb  Stau  unbSBciß  unb 
Schwor,).  Weibe  Xt)eorien  führen  wicber  junt  ®oetl)e* 
fdjen  SarbcntrciS,  ben  man  burd)  Einfügung  weiterer 
3wifd)enfavben  nod)  BcrBotlftänbigeu  tann.  Sur  tedj« 
uifchejjroede  }.©.  wirb  gewöhnlich  eilt  aoteiliaergar» 
bcnfreiS  Uerwenbet.  ©egen  bicäJiilte  bellen  fid)  bie 
5.  auf,  b.  h-  cd  wirb  ihnen  in  fteigenbem  SLRafje  Söeiß 
beigeinifdjt,  bie  Sättigung  Berminbett,  bis  fte  im 
Zentrum  in  reined  SSciß  auelaufcit.  ©ine  foldte  3ar* 
benfdjeibe  enthält  inbeö  nod)  nidil  ade  möglichen  3-, 
cd  fehlten  barin  }.©.  ®raun  unb  ©rau.  3n  23irtlid)< 
feit  finb  bied  feine  neuen  3 , fottbem  nur  Abfdjwä« 
djungen.  Wrau  ift  abgefd) wäd)ted , in  feiner  3nten« 
fität  BerminbertcS  Seit),  ©raun  abgefd)Wäd)teS  Mot- 
gclb.  Um  auch  biete  fogen.  gebrochenen  3-  Su 
erhalten,  famt  man  fid)  etne  jWeite  Sarbenfdieibe  an« 
legen,  bereu  3-  nach  bent  3cntrum  Ijin  in  Scfjwarj 
audlaufen.  9iun  fehlen  nod)  bie  gebrodjenen  unge* 
fftttiglen  3 S>ierju  wären  weitere  Scheiben  erfovber« 
lid),  bereu  3entrum  mehr  ober  minber  intenfiocSörou 
ift.  Schichtet  inan  biefc  Scheiben  uad)  ber  Sntenfität 
beb  ©rau  im  3entrum  ju  einem  3>)linber  aufeinan« 
ber,  fo  fmb  barin  alle  Wirtlid)  möglichen  3.  enthalten. 
MungtSSarbenfugcl  ift  eine  ähnliche  3ufammen« 
jtcllung,  nämlich  eine  Kugel,  am  einen  ©ol  weif),  am 
anbevu  fchwarj  unb  am  Äquator  mit  ben  30  gefättig» 
ten  3-  bebedt,  bie  nad)  ben  Solen  hin  in  bie  ungefät« 
tigten,  bej.  gebrochenen  3-  übergehen.  Solche  3arben« 
jufammenftcUungen  finb  fchr  wcfentlicb  für  benXcd)- 
nifer,  tttSbef.  ben  ®uct)brucfer,  ber  rafch  jufammen« 
paffenbe,  hormonifie  3arbentöne  auffinben  foü 
(f.  Sarbenhnrmonic).  ©gl.  ®oüe,  Xarjteüung  ber 
Sarbenlefjrc  (®erl.  1853) ; 6 e 1 tn  h o 1 g , $>anbbud)  ber 
phhr>ologifchen  Cptil  (2.  2lufL,  Seipj.  1886—96); 
S>  a p v e , Über  ben  hbbfiologifchcn  6nt  widelungdgang 
ber  Sehre  Bon  ben  3-  (baf.  1877);  Moob,  2)ie  nto- 
berne  Sarbenicbre  (baf.  1880);  ®rücfe,  ©bpftologic 
ber  3.  für  bie  3wccfe  ber  Äunftgewerbe  (2.  Vlufl.,  baf. 
Is87);  23.  b.  ©cjolb,  3arbenlebre  im  Jiinbiid  auf 
Hunft  unb  Jhinflgewerbe  i Sraunfdjw.  1874) ; X h i e 1 e , 
Sarbentehre  als  £>ilföwiffenfehaft  für  il'Unftler  unb 
fjnbuftrieüe (Serl.  1873);  Schreiber,  Xie  Sorben« 
lehre  für  Arcbitcftcn,  Mfa  1er,  Xechnitcr  (2.  AuSg.,  Seipj. 
1 874) ; S>  ä u f c 1 tu  a n n , ©opuläre  3arben  lehre  (3ürid) 
1882);  SSouwerman«,  3arbenlchre  für  bie  pral* 
tifebe  Vlitwenbung  in  ben@ewcrben  unb  in  berfiunft« 
inbuftrie  (2.  Vlutl. , SBien  1891);  fc>.  fcoffntann, 
3hftemati|d)e  3arben!et)re  für  bic  Xechnif,  indbefon« 
bere  für  ben  ©ebraudj  in  ®uthbrudereien  (3widau 
1892);  ®erger,  8aicd)ismud  ber  3-  (Seipj.  1898). 

3atbcn,  m ber  ©ialerei,  3ärberei  tc.  BcrWenbete 
Subiianjen,  f.  3orbftoffe. 

(färben,  hcratbifdjc,  f.  spcralbifdic  Serben, 
(färben,  topifchc,  f.  3eugbruderei. 

(färben  (®erfärben),  in  ber  3ägcrfhrad)c  baS 
fjaarwechieln  beim  Sich«,  Mot«,  2)am«  unb  Meßwilb 
jurSrühiahrSjeit  (Snrbejeit).  wenn  cd  bnSääinter« 
haar  uerliert;  auch  fooiel  wie  ®luteu  (Schweigen). 


(farbrnabtucidjung  (chrontatifche  Abcrra» 
tion),  f.  AchromatiSmuS. 

(frttbenafforbc,  f.  Snrtcnhaniionic,  S.  316. 

Sarbcnanpaffung.  Siandje  3arbfloffe,  j.  ®. 
Anilinfarben,  Werben  burd)  Sidjt  jerftört,  inbed  nicht 
in  gleicher  28eife  burch  jebe  Sichtart,  fonbem  natur- 
geinäjj  burd)  biejenigen  Strahlen,  bie  fie  abjorbieren. 
Sine  blaue  3acbe  j.  ®.  wirb  in  blauem  Sicht  unser« 
iinbert  bleiben,  weil  biefeö  burchgelaffen,  nicht  nbfor« 
biert  wirb.  SSirft  blaueö  Sidjt  auf  ein  ©emiid)  Ber« 
fd)iebener3arbftoffe,  fo  wirb  fchlieglid)  bcr  blaue  Bor« 
Ijerrfchenb  werben;  bic  3<trbe  ber  äKifdjung  jwfjt  fid) 
ber  3avbe  bei  Sidjtcd  an,  Bon  bent  fte  beftrahlt  wirb 
(0.  SBiciter).  hierauf  beruht  ein  ®erfat)ren  bcr 
^Photographie  in  natürlichen  3arbcn. 

(farbcnautothpic  (©hcowothpie),  ber  Xrud 
Bon  Äutotgpicn  in  mehreren  3arben,  bie  ^erftcllung 
Bon  Silbern  auf  ber  Sudjbrudpretfe  mittels  autott)* 
pifdjer  6od)brudBlattcn. 

(farbcnblinbhcit  (X>hb<hromatopfte),  bas 
Unuermögen,  3arben  wahrjunehmen,  ift  feiten  total, 
fo  baf)  bcr  Setreffenbe  feine  ganje  Umgebung  grau 
fleht,  häufiger  partiell,  inbem  bao  Auge  nur  für  ge* 
Wiffc  3<wben  blinb  ift.  Oft  befteht  überhaupt  nicht 
ein  gänjiidwr  Ausfaü  einer  3arbenempfinbung,  fon- 
bem cd  fehlt  nur  bie  3cinl)eit  bed  3arbenunterfd)ci- 
bungSBermögcnS,  fo  baß  }.  ®.  Sorbett  nur  in  grollen 
Cbjettcn  erlannt  werben  (u  it  B o 1 1 ft  ä n b i g c 3-«  fd)tua« 
djer  3arbeniinn).  Über  bie  Srllärung  bcr  3-  flehen 

fid)  hauptfäd)lid)  jwei  Anfichten  gegenüber.  Xie  An- 
hänger ber  '))oung«^elmhol|sfd)en  Xljeorie  nehmen  je 
brei  Berfchiebcne  ©runbempfinbungen , entfprcchcnb 
ben  3arben  Mot,  ©riin  unb  Siolett,  an,  alle  übrigen 
Sarben  fallen  burd)  Mfifdjungen  btcfer©runbemptin« 
buttqen  (uflanbe  tommen.  ®ei  ben  partiell  3arben« 
blinoeu  fällt  eine  bcr  ©runbempfinbungen  aus : mau 
unlerfdjeibct  bentnad)  Motblinbheit  (Anernlhrop- 

fie) ,©rünbtiubheit  unbSiolettblinbheil.  Xie 
S>eringfd)e  Sorbcnlheorie  unterfcheibct  aufserSteiü 
unbSehwarj  Bicrönmbfarben:  Stot  unbffirütt,  ©elb 
unb  ®lau,  Bon  benen  je  ,}tuet  als  ©egenfarben  unter« 
fdjieben  Werben,  weil  fie  fid)  in  ber  ©mpfinbung  aus* 
idilie^cn.  'JHan  unterfeheibet  alfo  mich  gering  jwei 
Arten  partieller  3-t  bie  Motgrünblinbheit  (lEantho» 
tpanopie)  unb  ®laugelbblinbl)cit  (ttrpthrochlo« 
ropie,  Äftjanoblepfte,  ®laublinbhcit).  ©ei  bcr 
totalen  3-  (Adjromatopfie)  fällt  jebe  3arben 
Wahrnehmung  aus,  cS  werben  nur  noch  ^eüigteitS« 
unterfd)itbe  erlannt.  Xie  3-  ift  meift  angeboren 
unb  Bcrcrbbar;  bie©rünblinbheit  erbt  oft  Bon  beut 
©rofjBatcr  auf  ben  Sohn  ber  nicht  farbcnblinben  Xod)« 
tcr.  Xic  weitaus  häufegite  3orm  ber  aitgeboracn  3- 
ift  bic  Motblinbheit  (Motgrünblinbheit  nad)  gering). 
Sie  3-  Würbe  juerjt  1777  Bon  £>ubbav!  enoähut  )o« 
Wie  BonXlaltoii,  ber  felbft  rotblinb  war,  1794  genauer 
bejd) rieben  unb  feitbem  Bon  ©rcBojt  als  XaltouiS« 
muS  bcjeichnet.  Seebed  machte  1837  metljobifchc 
llnterfud)ungen,  unb  ^olmgren  fanb,  baf)  Bon  1000 
ÜRänuern  etwa  30,  Bon  1000  3raucn  etwa  3 färben 
blinb  fmb.  ©tan  glaubte  bicS  auffaücnbe  ©erhältuiS 
barauf  jurüdführeu  ju  tonnen,  bau  Bon  ©egimt  bcs 
©JenfchengefchledttS  au  bie  ©efdjäftigung  mit  farbigen 
Objetten  hauptfächlich  ben  3raueit  jugefaQen  ift,  ünb 
Beqtieg  fich  su  ber  ©emmtung,  baß  baS  Auge  ber 
primitiocu  ©tcnfdjcn  für  eine  Mcihe  Bon  Sotten  un* 
empfinblich  gewefen  fei  (ugl.  Sarbenfmn).  öolmqren 
hat  juerft  auf  bie  ©cbeutung  ber  3«  für  bas  pratttfd)e 
Seben  aufmertfam  gemadjt  unb  gejeigt,  wie  notwen- 
big  cS  fei,  baß  fein  ©fenbahnbea mtcr  ober  Schiffs« 


316 


jjarbenbüfdjel  — garbenljannonic. 

(enht  angcftelU  werbe,  ohne  fid)  Oorbct  über  bie  3“'  ] bm,  ift  ber  Ginbrud  ein  toobltuenbcr.  Gine  Sanb 
uerläffiqfcit  feines  garbenfinnä  aubgewiefen  jubnbeu,  I jdjaft,  in  ber  baS  Grün  ber  'Siefen  unb  baS  ©lau  beb 
ba  ein  garbenblinber  unmöglich  rote  unb  grüne  Sig  ; $immel3  bie  foft  einigen  garben  finb,  bie  wir  mapr* 
nallidjtcr  ridjtig  erfennen  fönne.  9?adj  Goljn  unb : nehmen,  Derltcrt  biiäDionotone, Unangenehme  fofot't, 
Magnus  fanben  fiefe  unter  2318  Schülerinnen  nur  wenn  j.  ©.Ülbenb*  ober  Morgenrot  binjufomuit,  ober 
11,  unter  2761  Schülern  76 garbettblinbe.  Unter  ben  gelbliche  unb  rötliche  gärbung  Bon  ©aumblätiem  je. 
Sd)ülern  fanb  fid)  g.  hoppelt  fo  häufig  bei  tluben  wie  3um  Seil  fdjafft  fid)  baä  i'luge  allerbingä  bie  fehlen* 
bei IS^riftcrt.  GSjeigtefid),  ba&g.aud)  norübergebenb  ben  garbeit  als  Äontraftfarben  (f.  Gefiept)  Bon 
nach  arofeer'ilbfpannungober  ftrantheit  ein  treten  fann.  felbft,  ba  bie  Gmpfinbfamfeit  ber  gercijten  Sternen 
Mace’  unb  Slacati  haben  gefunbeu,  baff  ein  iRotblin«  fid)  rnfd)  nerminbert,  fo  bafe  bie  im  Seiß  unb  Grau 
ber  grünes  Sicht  Biel  heller  cmpjinbct  als  cinSiormal*  jtets  oorhanbenen  anbern  garben  ftärferwabrgcnoni* 
ficptigcr,  währenb  beim  Grünbliiiben  eine  übermäßige  men  Werben.  Ölerabe  in  bicferSlnftrengung  beS  SlugeS 
Gmpfinblidbfeit  für  9iot  unb  ©iolctt  oorbauben  ift.  beruht  aber  bie  Urfacpe  ber  SiSbarmonie  ber  garben, 
GS  febeint  alfo,  baß  garbenblinbe  baS,  was  ihnen  für  fte  muß  bem  Singe  iunlichft  erfpart  werben.  Man 
bic  eine  garbe  an  Sabmebnmngöocriiiögcn  abgeht,  fönnte  hiernach  beiden,  baß  Siebeneinanberftetlung 
für  aubre  garben  rcieplidjcr  befipen.  Über  bie  ©rü*  non  gefättigten  Komplementärfarben  über  Gräfin* 
fuug  berSlugen  aufg.  f.SrifeUTlugcnunterfuebung«,  gungsfarben  ben  beften  Ginbrud  machen  würbe.  ?ieS 
S.  iV,  bei  Slrtitcl  »Slugenfranfheitcn*.  Gine  Teilung  ift  iubeS  infofern  nicht  ber  galt,  als  an  ber  ©ren;e 
ber  angebomen  g.  ift  unmöglich-  $ie  erworbene  ber  garben  ber  Kontcaft  in  bcfonberS  hohem  Maß 
g.ift  ein  häufiges  Stymptom  ber  Grfranfung  beS  ner*  auftritt  unb  infolge  ber  fielen  ©emegung  beS  Slugcs 
nöfen  SeljapparatS  i'Jfepbaiit,  Sehncrn,  optifdje  öle*  unb  ber  ftd)  bilbenben  9tad)farben  (i.  Öleficht)  bie 
hirnbahnen).  2)ie  g.  tritt  in  biefen  gältet  ganj  all*  ölreitje  einen  unruhigen,  flimmembenGinbrud  macht, 
mählid)  ein,  unb  jroar  erlifcpt  jueeft  bic  Sahntet)*  2>ieS  läßt  fid)  nerhinbern,  inbem  man  bie  Komplc* 
munq  Bon  Grün,  bann  Bon  Siot,  Gelb  unb  julept  mentärfarben  burep  fcpwarje  ober  weifec  Streifen  ober 
Bon  4)Iau-  Xie  ©cpanblung  ber  erworbenen  g.  rieh*  glänjenbe  ölolblinien  Bonemanber  trennt.  Sobann 
tet  fid)  nach  hem  jugrunbe  liegenben  Seiben.  Sgl.  t)t  ber  Giitbrud  bcshalb  ein  wenn  aud)  nicht  gcrabeju 
Solmgren,  $ie  g.  in  ihren  ©ejiebungen  ju  ben  unangenehmer,  fo  bod),  Wie  man  ju  fagen  pflegt, 
Gifcnbabneu  unb  ber  Marine  (beutfd),  Scipj.  1878);  djaratterlofer,  weil  Wir  bie  ©orftellung  haben, 
MagnuS,  ®ie  g.  (©reSl.  1878);  lEcrfelbc,  3)ie  baß  ba.  Wo iHupe  unb  Orbnuitg  bertfdit,  ein  einziger 
Unterfuchung  ber  optijehen  Sienftfäbigteit  beS  Gifen*  $>errfd)er  gebieten,  nicht  ;roei  felbftänbige  Gewalten 
bahnpcrfonalS  (baf.  1898);  Stilling:  5>ie  Prüfung  unabhängig  Boneinanber  malten  bürfen.  ©on  ben 
beS  garbcnfimiS  beim  Gifenbapn*  unb  Marineper*  beiben  garben  barf  beShalb  nur  bie  eine,  bie  Seil- 
fonal  (2.  Slufl.,  Staff.  1878),  Über  baS  Sehen  ber  gar*  färbe,  gefättigt  fein,  bie  anbre  barf  nur  ungefättigt 
benblinben  (baf.  1880),  ©fcuboi[od)romatifd)e  Safcln  ober  gebrochen  auftreten,  aber  fte  muß,  bamit  btc 
(10.  «ufl.,  Seipj.  1900);  Saae,  2>ie  g.  unb  beren  Sehnemen  burd)  fie  in  gleicher  Seife  in  Vtiiipvud)  ge* 
Grfennung  (beutfef) , 3.  ilufl.,  S3crl.  1898);  ßohn,  nommen  Werben,  entfpredjenb  größere  glächenaus- 
Stubien  über  angebome  g.  (©reSl.  1879);  Kolbe,  bebnung  befipen.  ©eifpielSWeife  eine  Uniform  aus 
öSeometrifd)e  Sarftellung  ber  g.  (©eterSb.  1881);  gleich  großen  Stiidcn  Bon  gelbem  unb  blauem  lud) 
Slggel,  iajeln  jur  ®iagnofe  ber  g.  iSieSb.  1898).  m aefättigter  gärbung  Wäre  uitfchön,  ber  Ginbrud 
garbcnbiifehelÄiaibiu  gerfd)e,f. Ipolarifation  i wirb  aber  ein  guter,  wenn  nur  (leine  Sappen  non 
beS  Siebtes.  gefättigt  gelber  garbe  auf  einer  großen  gläche  non 

garbettbingramm,  f.  garben,  S.  814.  mit  Sd)Warj  ober  Sc  iß  Bentiifiptetn  ©lau  ('Tuufel* 

garbcnbruif , f.  Suntbrud.  [benringe.  graublau,  öcllgraublau)  befefligt  jtitb.  91od)  bejfer 

garben  biinnet  Ülättdlcn,  f.  9lewtonf<he  gar*  luirb  ber  Ginbrud  burd)  inujufügung  Bon  weißen 
garbcncmpfinb(id)e  Ullatten  (ifochroma*  ober  fchwar)en  Streifen,  j.  Ö.  in  gönn  uou  Siicmcn  ic. 
tifepe  ober  orthod)romatifd)e  i)llatten),f.  tfipo*  3n,t^mäßigcr  oerwenbet  man  anSteüc  nonStom* 
tographie.  plententärfarbcn  fogen.  garbenatlorbe  ober 

garbenempftnbung,  bie  Saljmehmung  guali*  Sriaben  aus  brei  garben,  bie  ebenfo  wie  bie  Stom* 
tatin  ncrfchiebener  (b.  h-  eben  farbiger)  Sidjtftrahlen ; plementärfarbcn  jufammengemifdg  Seiß  (bej.  beim 
f.  öleficht  Ubereinanberbrudcn  Schwarj)  geben,  b.  h-  auf  bem 

garbenerfcf)cinungen  in  Kriftaflplattcn,  ge*  gatbenfreiS  um  Sinlel  Bon  12bllauSeinanberfteben 
preßten  unb  gclütjlten  ©läfern  tc.,  f.  ©olarifation  beS  j.  ©.  Gelb,  Mot,  ©lau  ober  Orange,  Ölrün,  ©iolett.  5Dic 
Siebtes.  bem  30  teiligen  garbcnlreiS  ju  entnehmenben  Sriabcn 

garbcrtcr\cugcr  (G h r o m o g e n c),  f.  garbftoffc,  nebft  ben  juqehörigen gebrodhenen garbentönen finbet 
garbenaebung,  f.  Kolorit.  [S.  328.  man  in  Xafeln  qufammengeflcat  in  off  man  ns 

g»rbcnharmonic,bie  bcm9Iuge  wobltuenbe  3u*  »Shftematijd)ergarbenlchre«.  2(m  übrigen  gelten  bie* 
fammcnftellung  Bon  garben.  ©ctrachtet  man  eine  felbcn  Grunbfnpc.  Gine  ber  garben  muß  gefättigt 
Sanbfd)aft  burd)  ein  farbiges  öllaä,  fo  erhält  matt  fein  unb  als  Seitfarbe  Borberrid)en , barf  aber  nur 
wopl  einen  mertwürbigen,  aber  feinen  angenehmen  relatiu  geringe  VluSbchtuing  haben,  ©on  ben  anbem 
Ginbrud,  ber  um  fo  unangenehmer  wirb , je  länger  beiben  ncrinenbet  man  jwedmäßig  bie  eine  alSun* 
baS©orherrfeheitcinergarbeanbauert.  Gbenfoemp*  gefättigte  (mit  Seife  bennifdite),  bce  anbre  als  ge* 
finben  mir  cS  unangenehm,  wenn  bie  Sntenfität  ber  brocheue  (mit  Scpwarj  nermifefete).  ©eint  Vlbgleidjen 
garben,  5. 8.  burch  ©orhalten  non  !)iaud)gläfem,  all*  ber  garben  barf  baS  Singe  bic  garbe  immer  nur  furje 
pfchr  nerminbert  ober  gebrochen  wirb  (,®rau  in  Grau),  3eit  betrachten,  ba  foitft  infolge  ber  Diachfarbcn  Biele 
fornie  wenn  bie  Sättigung  aller  garben  ju  nein  (blaffe,  läufdjungcn  entftehen.  71  us  biefeni  läruitbe  leiftet  bie 
fraftlofe  garben)  ober  311  grofe  wirb  (fchretenbe  gar*  garbeufcheibc,  nach  beren  IKummem  bie  jufammen* 
ben).  9(ur  wenn  alle  farbenempfinbenben  91erben  gehörigen  garben  eines  7ltforbS  fofort  aufgefunben 
gleichmäßig  in  nonnalerSeife.loenii  auchnichtgleidj*  werben  fönnen,  bem  äedjmfcr  fepr  gute  SDienfte.  GS 
qeüig  unb  in  gleicher  Tlrt,  in  Jätigfeit  gehalten  wer*  ift  auch  juläffig,  $wei  garben  einer  Iriabe  gefättigt 


(Jarben^armome.  317 

ju  Bertoenben,  bie  bann  getoiffermaßen  eine  Bon  sfcei  a(8  Schwärs,  wenn  bie  bunfle  gatbe  febr  überwiegt, 
Komplementärfarben  Bertreten,  ber  ©nbrud  Berliert  3.  8.  bei  Crange  uitb  Violett,  bei  ®rün  unb  Violett, 
aber  an  Sfjaratter,  er  wirb  milbe  (Harmonie  ber  Bei  allen  biefen  Berbefferungcn  ber  g.  fornint  ca  je* 
großen  91  b ft ä n b e).  bod)  auf  bie  lonböbe  unb  auf  baä  Berhältniä  ber 

ferner  fann  man  mit  Vorteil  einer  aefätligten  buntein  unb  leuchtenben  garten  an;  fo  ift  j.  9t.  33eift 
garte  Berfebiebene  Schattierungen  unb  lonabwei*  bei  Slot  mit  Crange  um  fo  Weniger  gut,  je  höbet  ber 
«jungen  bcrfelben  garbe  beifügen  (Jparmonie  ber  Ion,  wäbrenb  Sdjwarj  )«  ben  böcbilen  Ionen  gut 
Meinen  91  bftän bet,  j.  8.  ju  gefättigtem  Blau  §ell< ; paßt.  Bei  großer  Jiäbarmonie  ber  ju  trennenben 
blau  ober  Suntelblau,  boeb  muß  crflereä  mehr  inä  garten  ift  eä  immer  bejfer,  jebe  Bon  ber  anbern,  als 
©rünlicpe,  leßtereä  mehr  inä  Violette  geben  nach  bem  je  bie  garbenpaare  bureb  Seift  ober  Schwär)  ju 
Saß:  »Salle  Siebter,  warme  Schatten  ober  warme  trennen;  fo  nimmt  fiel)  3-  8.  Seift-blau-wetfe-Diolett 
£id)tcr, falte Sdjalten-,  Wobei  unter  (alten  garben  beffer  auä  alä  Keift* blau- Biolctt* weife;  Schwär)» 
bie  gegen  baä  blaueGr.be  beb  Spetlrumä,  unter  war*  rot  *fd)war)- orange  beffer  alä  Sdjwarj*  rot  »orange* 
men  bie  gegen  baä  rote  Gnbe  gelegenen  gemeint  finb.  fehwarj.  'liefe  Angaben  belieben  fid)  fämtlieh  auf 
Ginen  angenehmen  Cinbrutf  macht  j.  4).  eine  Steifte  peinlich  gleiche  gläcbcnauäbebnungcn ; finb  bie  glä* 
non garben  tönen,  bie nom  Seift  biä  mäBraunfcftwars  eben  febr  bebeuienb  Ber[d)tcben  groß,  wie  3.  8.  in 
ftufenweife  aufeinanber  folgen,  unb  3War  je  gleicher  ©arten  nerfchieben  große  Blumenrabatten,  fo  tritt 
abgefeßt  unb  je  joljlreidier , befto  angenehmer.  3m  manche  SRobififation  ein. 

beionbent  gellen  noch  folgenbe  praftifdie  Siegeln:  Slot  Slnflatt  gleichseitig  auftretenbe  garten  in  S>armo* 
unb  fflrfin  flehen  fid)  in  ber  £)öfte  ber  garbentöne  nie  3U  bringen,  fann  man  ähnlich  wie  bei  Jönen  and) 
am  nächften ; Blau  unb  Orange  hüben  fdion  einen  barntonifdic  garben  nacheinanber  auftrelcn  laffen, 
gröftem  ©egenfaß;  ©elb  unb  Biolett  finb  nur  er*  gewiifcrmaftm  garbenmelobicn  fterftellen.  Sied 
träglich,  wenn  baä  ©elb  inä  Juntelgriin  fpielt  unb  bejwedcn  bie  iogen.  garbenfpiele  (gftromo* 
baä  Biolctt  bell  ift;  ©rün  unb  Biolctt  paifen  beffer  trope),  Ebamäleonfreifel,  baä  ffaleiboftop 
Sufammen  alä  Blau  unb  Biolett.  Jaä  Seift  erhöht  unb  baä  Bftoneiboff  op.  Gaj'tell  bat  fognr  ein 
in  ben  benadibarten  garben  ben  Jon  unb  flärll  bie  garbentlaBicr  fonflruiert  (1725— 35), baä  fiirbaä 
3ntent"il8t , eä  bient  beäbalb  bauptfiichlich  3U  Son*  9luge  baä  fein  fodte,  loaä  bie  mufifalifeften  gnftru- 
traftharmonien.  Jaä  Schwarj  bilbet  gute  £>armo*  mente  für  ba«  Cftrftnb;  Bon  Sluele  oerbeffert,  befiehl 
nien  mit  bunfeln  unb  gute  Sontrafie  mit  bellen  gar*  eä  auä  (Wei  Scheiben,  bie  fid)  auf  einer  gemeinfdtaft* 
ben.  Blau  unb  Biolett  paffen  febr  gut  ju  Schwärs,  liehen  Slrfp'e  mit  wenig  Berfdjicbener  ©efeftwinbigfeit 
bann  ber  Sleibe  nach:  Slot  unb  Slofa,  Crange,  ©elb  breben.  J)ie  Borbere  Scheibe  bat  ein  ober  srnei  gegen- 
über glänsenbeä)  unb  ©riin;  leßlereä  gibt  jebod)  bei  überitehenbe  9luäjd)nitle,  unb  bie  hintere  ift  in  meft* 
(ehr  überwiegenber  glädje  bem  Schwär;  ein  röllidjeä,  rere,  etwa  swölf,  Settoren  geteilt,  bie  abroecftfelnb  mit 
Berblicbeneä  Slnfeften,  3.  8.  ftßwane  Sptßen  auf  grii*  garbenatforben  Berfeben  unb  febwarj  ober  weiß  ge* 
nent  ©runb.  ©rau  Bermag  im  ©egenfnß  su  Steift  färbt  finb,  fo  baß  bie  garben  ber  Slffotbe  Jeile  Bon 
mebrfad)  and)  analoge  Harmonien  wie  6d)War)  su  ton;entnjd)en  Slingen  bilben,  wäbrenb  bie  anbeni 
bilben,  bod)  ift  eä  neben  Blau  unb  Biolett  weniger  Seftoren  gam  weiß  ober  gan)  fdjwar;  finb.  3nbcm 
angenehm  alä  Scbwars;  mit  Slofa  gibt  eä  einen  fa*  nun  bei  ber  Umbreftung  immer  ein  anbrer  Jeil  ter 
ben  SInblicf,  31t  Crange  paßt  eä  bagegen  gut.  ©e*  hintern  Scheibe  in  baä  eingefchnitlene  gelb  ber  Bor* 
färtteä  ©rau  wählt  man  am  beben  fo,  baß  eä  bie  bem  einrilcft,  fiebt  man  einen  garbenattorb  nach  bem 
Irrgänjung  jur  benachbarten  garbe  enthält,  3.  B.  anbem  halb  auä  bem  gellen,  halb  auä  bomJJuntein 
Crange*  ober  Sarmelitcrgrau  su  hellblau.  Senigcr  auftauchen  unb  wieber  Berfchwinben.  3fi  nun  aud) 
angenehme  garbensufammenflellungen  fönnen  bau*  ber  Ginbrud,  ber  hierburch  bemorgebradit  wirb,  ein 
fig  burd)  ifwifchenfeßung  Bon  Seiß  unb  Schwärs  angenehmer,  fo  ift  er  bod)  nicht  511  Bergleichen  mit 
ieftr  Berbefjert  werben.  So  paffen  Don  ben  gat ben.  bem  eineä  anfprechenben  Jonftilcfeä.  S)ie  Urfache 
bie  fid)  nicht  ju  Seift  ergän;en,  Slot  unb  Orange  nicht  bierton  ift  jebenfallä  barin  ;u  fud)en,  baß  baä  Buge 
gut  sufammen,  weil  fic  ficb  311  nabefteben;  burd)  berjenige Sinn  ift, ber  baä Släumlidie auffaßt.  Schöne 
3wcld)enfeßung  Don  Seift  wirb  aber  baä  Bcrbältniä  garben  ohne  fchöue  gönnen  gewähren  beäftalb  nur 
gebelfert.  Burpur  unb  ©rüngclb  bagegen  uertragen  geringen  ffienuft.  SJIan  hat  aud)  fchon  früh  eine  ge» 
fid)  eher  ohne  Bcrmitlclung.  Slot  unb  Blau  paßen  wiffe  Ubereinftimmung  swifchen  ber  Harmonie  ber 
nur,  wenn  jt«  weit  auäeinanber  geben,  unb  Wenn  garben  unb  ber  Jöne  nachjuiurifen  Bevfucht,  unb 
93eiBba;wild)entrilL  Slud)  swifchen  Blau  unb  Crange  ^offmeifter  feßte  burd)  Derfdiiebene  Slbänbenmg 
wirft  Seift  Bcrbeffemb,  bagegen  nicht  swifchen  ©elb  bergarten  mehrere CftaDcn sufammen, er  fonflruierte 
unb  Biolett.  Crange  unb  ©elb  neben  ©rün  unb  ganje  unb  halbe  garben,  Jersen,  Cuarten  unb  Ouin* 
Blau  nehmen  (ich  nicht  gut  auä,  auch  nicht,  wenn  ten,  ohne  inbeä  mehr  erreichen  ;u  tonnen  alä  feine 
Seift  ba;wifchentritt;  für  ©riin  unb  Blau  allein  ift  Borgänger.  Slabide(1839)jprad)  hingegen  in  feiner 
bie  ifwifehenftelTung  Bon  Seift  notwmbig.  Schwärs  »Cptif«  suerfl  auä,  baß  »beim  Sicht  ein  Jufammen* 
Derbeifert  bie  Iräftarmonie  swifchen  einseinen  gar*  hang  Dortanben  fei  swifchen  ber  garbenempfinbung 
ben  oft  noch  beifer  alä  Seif; ; eä  paßt  febr  gut  ;wi*  unb  einer  einfachen  Broportionalität  ber  Schwin* 
fdjenSlot  unb  Crange  unb  ifi  _;u  empfehlen  mit  Slot  gungen  wie  beim  Jon«,  hierauf  grünbele  Ungcr 
unb  ©olb,  mit  Crange  unb  SjeUgelb,  mit  Orange  (1852)  fein  ©efeß  ber  g.  unb  (teilte  eine  garbenftala 
unb  hellgrün.  Schwär;  paßt  immer  gut  mit  buntein  auf,  bie  mit  ber  Bnorbnung  ber  Jöne  in  ber  Jon* 
garben  unb  gebrochenen  Ihnen  ber  leucbtenben,  me*  leiter  übereinftimmt.  ®ol  bfchmibt  fucht  ebenfalls 
niger,  wenn  eä  neben  eine  buntle  unb  eine  leuchtenbe  beibe  Sitten  Harmonie  burd)  eine  ein;ige  gomtel  auä» 
fommt.  Sluch  ©rau  bient  häufig  sur  Berminbencng  rubrüefen.  Slße  bicfeBerindje  fonimen  baraufhinauä, 
ober  Slufbebung  Don  Jiäbanuonien  swifchen  einjcl*  baß  bie  Scbwingungäsaljlcn  ber  Strahlen  beä  Spet* 
nen  garben.  ifwiicheu  swei  garben  paßt  eä  bann  trumä,  benen  bie  garben  beä  gnrbcntreifeä  entfpre* 
beffa  alä  93eiß,  wenn  bie  eine  buntel,  bie  anbre  djen,  naßesu  eine  Cttaoe  untfaffen,  b.  h bieSchwin* 
leucßtenb  ift  unb  beibe  su  Biel  tontraftieren,  unb  befjer  gungäsaßl  beä  äußerften  Biolett  (800  Billionen  in 


318 


{Jarbenljoljfdjnitt  — garbenfutn. 


ber  gefunbe)  bad  Soppette  berjenigen  bed  äufierften 
3Jot  (400  ©illionen)  ifl,  unb  Wenn  man  biefc  jfacbcn 
nad)  ihren  SSeüenlüngcn  geordnet  auf  ben  garben« 
frei«  aufträgt,  ungefähr  biefetbe  ©norbnung  entlieht, 
wie  fie  auf  ®runb  ber  gleichen  2lbftänbe  btt  ®runb* 
färben  unb  ber  ©cgenüberftellung  ber  Komplemen- 
tärfarben erhalten  Würbe.  3nbed  trifft  bied  ntctjt  ge- 
nau ju.  Äolbe  }.  ©.,  ber  eine  foldtc  garbenfdjetbe 
gejei^net  bat,  finbet  fotgenbe  ©udbebnungen : fRot 
Bon  15—45°,  Drange  bid  105,  ('Mb  bid  185,  ®tiin 
bisäll,  ©lau  bid316,  3nbigo  bid 330  unb  ©iolett  bid 
340°.  3wifd)ett  340  «ot1  15°  Wäre  Purpur  einju- 
fcbalten.  Sgl.  (X f)  c 0 r e u t , Des  coulenrs  et  de  leurs 
applications  aux  arts  industriell  ( 'bar.  1864,  neue 
©udg.  1888);  «garbenlreid  in  15  "ilbftufungen  unb 
203lntt>enbungdtafeln.  9!adj  ©riidcd  ©bpfiologie  ber 
garben«  (StJien  1877);  ®uid)arb,  Harmonie  ber 
garben.  1296  3ufantnienfteUungen  bon  garbenoer» 
binbungen  (heutige  31uäg.  bou  ftrebd,  grantf.  a.  Hi. 
1882,  8 ©be.;  ficinere  'iiudg.  1892);  Hoffman  n, 
Gt)ftematifd)e  garbenlebre  (für  SSncfjbrncfereieti, 
3widau  1892);  ® olbfdjmibt,  Über  Harmonie  unb 
Komputation  (S9«rl.  1901);  Sättnide,  lieg,  (nad) 
®b«breu( , 3.  3lufl.,  Stnttg.  1902). 

garbcnbol.lfdinttt,  ein  mit  uerfebiebenen  unb  ber- 
fdjiebcu  gefärbten  'Platten  gebrudter  Holpdinitt.  S. 
HoUfdincibefunft,  Slair-ooflur  unb  ©untbrud. 
g-ärben  in  bet  (Braut,  f.  lieber, 
g-nrbenfinbicr,  f.  garbenbanttonie,  S.  317. 
fjarbenf reife!,  f.  (fhromatomeler. 
garbcntngcl,  Siunged,  f.  garben,  3.  315. 
garbenlebre,  f.  garben. 
garben(id)tbrutf,  f.  Sidjtbrud. 
gfarbenmclobien,  f.  garbcnbartuonic,  S.  317. 
garbcnrctbmafd)tne  (garbenmüble),  ©or* 
ridjtung  jum  3'rreibcn  bon  garben  unb  junt  ©er- 
inifd)en  berfelben  mit  ©mbemitteln,  namentlich  trod« 
nettbem  Dl.  ©ei  ben  cinfacbiten  garbenreibmafebinen 
loirb  ein  fReibftem  auf  einer  Steibplatte  burd)  einen 
©tccbanidmud  im  Jtreid  berumgefübrt  unb  babei  be- 
ständig um  feine  3ld)ie  gebrebt;  eine  anbre  ©attung 
behebt  aud  einem  rolierenbeit  Segel  unb  einem  an- 
fdilieftenben  SManiel,  nod)  anbre  hefigen  brei  borijon- 
tat  nebeneinanber  gelagerte  ©laljen  aud  Öranit  ober 
öußeifen,  bie  mit  ungleicher  ©efdjiuinbigfeit  rotieren 
unb  fomit  quetfebenb  unb  reibenb  Wirten.  3unt  3er* 
reiben  bed  fytbigod  bienen  SRafdjinen  mit  einer  ring- ' 
förmigen  äiinnc  uon  halbtreidförmigem  Duerfdmitt, 
in  ber  fdnoere  SDIetallluneln  burd)  brebbare  3lrme 
beruingetuäljt  werben  unb  bad  SOiaterial  burd)  Srud 
unb  Sleibung  cerfleinert  wirb.  3lud)  bie  ©ogarbud- 
mübleu  (f.  b. ) bienen  ald  g. 

g-nrbeitringe,  f.  Slewtonfdje  garbenringe,  Sliobi- 
Iid  garbenringe,  ©olarifation  bed  Sidjtcd. 

garbenfeben  (ISboontopfie,  »ertiirjt  Gftrup* 
fie)  ijt,  wenn  mau  uoit  ber  pljljfiologifdien  garben- 
Wabmebmung  abfiebt,  ein  Symptom  qemiffer  Slranf* 
beiten  bed  3lttged  unb  bed  ©ebintd.  SJtan  Tann  bad 
patbologifdje  g.  aud)  ald  fubjetttoed  bejeidmw,  fofent 
ed  nicht,  wie  bad  objeftiue  g.,  burd)  Sidjtftrablen  oer- 
urfadjt  wirb,  Welche  bie  ©erbenbaut  bed3luged  tref- 
fen , uielmebr  burd)  gewiffe  abnonne  ßrregungdju- 
ftänbe  bed  ©ebirad  unb  bed  Gehnemd  bebingt  wirb. 

garbenfinii,  bie  (fmpfinbliditeit  unb  empfang- 
Iid)leit  fiir  bie  ©cije  ber  garben,  fomobl  in  ihrer  ein- 
fachen ISridjeinuug  ald  in  ihrer  3ufammenwirtung. 
3n  ber  altern  ©uffaffung,  nach  ber  man  in  ben 
garben  ber  Slaturbinge  nur  einen  fiir  ben  2Rcnfd)en 
beftintnilen  Sdjmud  fab,  (onnte  ber  g.  faum  ein 


aitbred  ald  bad  äflbetifcbe  3ntereffe  beanfpriuben; 
aber  bie  neuere  SScltanidiauung,  bie  alle  ©rfdjeinun- 
gen  auf  ihren  9!u(jeti  unb  ihre  ©ntftebunndweife  prüft, 
gab,  naebbem  fte  ht  ben  garben  ber  ©flanjen  unb 
Sine  beftimntte©e]iebungen  nadjgewiefen  batte,  aud) 
bergarbcnbetrad)tung  einen  tiefem  Jiinlerarunb.  Xie 
garben  ber  ©lumen  unb  grüebte  würben  ipr  aldSod» 
mittel  für  Ziere,  bie  ju  beren  ©efvudpung  unb  31  ud- 
inung  beitragen,  bie  garben  unb  3etd)mingen  ber 
Ziere  teild  ald  3Injiebungdmitlel  bei  ber  grfd)Ied)t< 
lieben  3ludwabl,  teild  ald  ©erbergungdmiltel  ihren 
geinben  ober  ©euletieren  gegenüber,  leild  ald  (Seien- 
nungdmittel  ber  wegen  Übeln  ©efebmadd  tc.  gemiebe- 
nen  Ziere  öeqtänblid).  9lad)  biefer  Vluffaffung  ber 
Sfaturfarben  mujj  ben  Zieren  ein  g.  in  weiterer  3lud- 
bebuung  pigefd) rieben  werben,  ald  mau  bid  babin 
geglaubt  batte,  unb  bied  würbe  burd)  einfdjliigige 
Unterfudtungen  beftätigL  Sie  ©orliebe  ber  3njef)en 
für  beflimmte  ©lumenfarben  würbe  babei  teild  burd) 
eine  Statiftil  ihrer  ©efud)e,  teild  burd)  ©erfuibe  mit 
farbigen  ©apieren,  auf  betten  öoitigtröpfdjen  uerteilt 
würben,  ermittelt  unb  baburdi  unter  anbentt  bic'Dor- 
liebe  ber  3weiflüg!cr  für  weifte,  gelbe  unb  miftfar- 
bene,  bie  ber  Hautflügler  für  blaue,  Diolette  unb  rote, 
bie  ber  Zagfcbmettcrlmge  für  reinblaue  unb  fartnin- 
rote  ©lütett  bewiesen,  fo  baft  angenommen  werben 
fonnte,  biefe  Slütenfarben  feien  uon  ihnen  gcjücfttet 
worben.  9iid)t  ganj  fo  einwanbfrei  finb  Subbodd 
©erfuebe,  bei  betten  Dieihen  farbiger  fflüifer  über  bie 
©ebälter,  in  benen  fid)  Sajfertiere , gnfellctt  tc.  be* 
fanben,  gelegt  unb  Stftlüjfe  aud  ber  Seoorjugting 
bed  Aufenthalts  unter  bent  einen  ober  anbem  ©lad 
gejogen  Würben.  Senn  hierbei  (ommt  offenbar  aud) 
bad  ungleidie  Sttrdjlaffungdtemtögcu  ber  Dcrftbiebe- 
nen  garbenatäfer  für  bie  Sänneftrablen  in  öetradit, 
wedbolb  j.  ©.  bie  Schlüffe  Subbodd,  nad)  betten  ber 
g.  ber31ntcifen  bon  bem  ber  3Kenfd)en  gatti  berfd)ic- 
ben  fein  foü,  mit  groftcr  ©orftdjt  aufjunebmen  finb. 
Ser  SKangel  an  beftimmt  unterjdjctbenben  garben* 
bejeid)nuttgen  bei  Homer  unb  in  ben  ältefton  Sich* 
giottdfdjrifien  (Sibcl,  SJeba,  3°tbaoefta  tc.)  batte 
©labflone,  Seiger  unb  anbre  Slulturbiftoriler  ju  bem 
Sdjluft  oerfübti,  baft  ber  Sleitfd)  ttod)  nur  Qcit  ber 
9lbfaffuttg  jener  Schriften  nur  Slot  unb  Selb  beutlidj 
AU  unterfebeiben  im  ftanbe  gewefen  fei,  bagegen  ©riin, 
©lau  uttb  Siolett  mehr  ober  weniger  mit  ©rau  uttb 
Scbwarj  »erwediielt  habe.  Uliagnud  fügte  baju  bie 
Hftpotbefe,  baft  bie  Cntwidelung  bed  garbenfinnd  in 
ber  Sieibenfolge  ber  ©peftralfarben  uor  fid)  gegangen 
fei,  baft  nad)  Slot  unb  ©elb  tuerft  fflrütt,  bann  ©lau 
uttb  utleftt  ©iolett  unterfdfieben  worben  fei,  über  bad 
ber  g.  bed  heutigen  SKcnftben  binaudjugreifen  be» 
qinne,  unb  baft  bie  garbcnblinbbeit  beute  lebettbcr 
©crfonen  mithin  ald  3ltaoidmud  attfjufaffen  fei.  Sa* 
gegen  wied  6.  Rrattfe  1877  natb,  baft  bie  ©fntfeben 
|eit  jefter  bie  einjelnen  garben  beutlid)  unterfdiicben 
haben , unb  baft  ber  ©iaitgel  beftimmter  garbettbe- 
jeiebnungen  bei  ben  alten  fhilturoölfcm  einer  Un* 
hoüfommenbeit  ihrer  Spratbe  unb  nicht  iftred  91ttged 
jujuidjreituit  fei,  baft  fid|  bei  beute  lebenbett  ©öllcnt 
niederer  ©ilbungdftufc  ähnliche  Spradfiüden  fänbett, 
ja  baft  ben  Übergnngdfarbett  (Drange,  Sila,  ©iolett 
unb  ©enfee)  aud)  in  ben  mobernen  Sprachen  erft  in 
neuerer  3eit  befonbere  ©amen  beigegebett  worben 
feien.  Stubien  über  ben  g.  ber  ©atuniöller  ergaben, 
baft  biefc  Sffienfcbeit  itteifl  einen  feftr  audgcbilbetcn  g. 
befilten  unb  bie  feinftett  ©uancen  unteridieibcn,  aber 
aüerbingd  häufig  einen  ©cattgel  an  ©ejeieftnungen 
jeigen.  ©ott  bem  elementaren  g.,  beffen  teilwetfer 


garbenfpiel  — garbenfpmbolif. 


319 


ober  »odflänbiger  Blangel  aI8  Sarbenblinbbcit  be- 
reießnet  Wirb,  iil  Wohl  }U  unterießeiben  ber  burd) 
Schulung  unb  Grjicbuttg  beb  Buges  ju  oerbeffembe 
Sinn  für  gcfehmadPotlc  gufammenjtelluna  ber  Sor- 
ben (f.  Sorben lianuome),  welcher  ber  ftleiimng,  Sc- 
forolion  unb  allen  Scßauftiiden  ben  ßödiilen  SHeij 
»erleißt  unb  bebbalb  bem  Waler  unb  anbern  ftünjl- 
lern  unentbehrlich  ifl.  ftleinc  fiinber  bringen  ben 
Sorben  ougenfd)eiulid)  wenig  3ntereffc  entgegen;  ber 
S-  »erlangt  baßer  ebenfo  wie  ber  Sormenfittn  «ine 
befonbere  Schulung.  Slaturmenfcben  jießen  in  ber 
Siegel  grelle  Sorben  unb  feßreienbe  Sontrafte  ben 
ftumpfem  Sorben  unb  gemäßigten  Übergängen  »or, 
bie  bas  gebilbetc  Buge  erfreuen ; bod)  finbet  fid)  fdion 
bei  manchen  nfrifoni|d)en  Baturuöllern  ein  febr  aus- 
gebilbcteböefüßl für  barntonifebeSatben.  Bgl.fflra- 
ber,  ©runblinien  3ur  ©rforfeßung  beb  2>elligteitb- 
unb  Sarbenfinnb  ber  Siere  (Braß  1884);  BiagnuS, 
Sie  gefcbid)tlid)c  Gntwidelung  beb  Sorben  finnb  (Ceipj. 
1877);  Serfelbc,  Sie  metl)0btfd)c  (jrjiebung  bebSar- 
bcnftnnS  (2.  Bufl.,  Brebl.  1902);  ölabflone,  Ser 
S-  (beutfeb,  bof.  1878);  $or,  De  Involution  liisto- 
rii|aedu  sens  des  Couleurs  (Bar.  1878,  gegen  BiagnuS 
unb  ©labftone);  Biartt),  Sie  Sragc  nad)  bei  ge» 
fd)icbtli<ben  Gntwidelung  be»  garbenfinnb  (Säten 
1879) ; B 1 1 e n , Ser  S-  (beutfeb,  Seipj.  1880) ; UH  a u t b * 
ner,  Sorbenlebrc  (2.  Bufl.,  Säiebb.  1894);  Sicht» 
luorf.  Sie  terjicljunq  beb  Sarbettftnnb  (8erl.  1900). 
Srarbenfpicl,  f.  Sorbenbormonie,  S.  317. 
rfa rbenftieß,  f.  Sarbiger  Stieb- 
garbcutuinbolif , bie  Seutung  ber  Sorben  auf 
beftimmte  2ebcnS»crl)ältniffe,  begriffe  unb  ÖemütS» 
jlimmungen  fowie  ibre  Benußung,  unt  in  Slleiber» 
unb  Sebmudtracbt  (Seit  alb  Srauerfcßmud) , burd) 
2 vagen  ber  Sieblingsfarben  einer  Same  beim  Sur- 
nier,  in  ber  Blumenfpradje  tc.  biefe  Stimmung  auS- 
jubrüdett.  Sie  ben  Sorben  boigelegteBebeutunq  wedj- 
|elt  nacb  Stöltem  unb  feiten , j.  8.  binfiebtlid)  ber 
S rauer  (f.b.),  ebne  bof)  fid)  pfpdwiogifcbe  ©rünbe  für 
bie  SSaßl  beftinunter  Sorben  für  befiimmte  Bejießun- 
gen  überall  anfiibren  liegen,  ©oetbe  teilte  bie  Sor- 
ben ein  in  worutc  unb  erregenbe  (©elb  unb  Slot, 
wobei  an  bie  erregenbe  SSirfuna  rotcrSüdjer  bei  Stier 
uttb  Srulbabn  erinnert  werben  bot  f)  unb  in  f a 1 1 e ober 
n i e b e r ft  i nt  nt  e n b e (Blau  u.  Biolett),  jwiicßen  benen 
baS  neutrale  unb  berußigenbe  ©rün  in  ber  Witte 
flehe.  3m  allgemeinen  bot  fuß  bei  ben  JhtllurPöllem 
folgenbe  8-  ßeraubgebilbct:  Slot  gilt  alb  bie  Sorbe 
beb  SebettS,  ber  Siebe  unb  Seibenfcßaft,  bes  Scuers 
unb  ber  Sonnenglut.  So  Würben  bie  Sürpfoften  ber 
3braeliten  rot  angeftrieben,  jutu  Reichen,  baß  ber 
tjäürqeengel  an  biefett  Käufern  »oriibergeben  füllte 
(2.4liof.  12,7), unb Äabab  befeftigt  ju  gleichem  3>»ede 
bod  blutrote  Banb  am  Senftcr  eines  Raufest  (3ofua2, 
12— 18,  unb  (i,  17 — 25).  Bote  Siere,  wieSöwe.gucbS 
uitbGiebbömeben,  gelten  alb  Seuer*  unb  Sonnciiftjm- 
bole,  rote  Blumen  (wie  Sielten,  Siofen,  Brcnnenbe 
Siebe)  als  Siebes, pichen.  Sann  ift  aud)9!ot  alb  Blut- 
forbe  bie  Sarbe  beb  3»™«»  (Pon  ber  91  Ölung  best  Öe» 
fid)t«  bei  3omigen),  ber  31e»oIution  unb  bes  .VtriegeS 
(3alobinerrot,  Biililärrot)  fowie  ber  Branbftiftung 
(»roten  $>abn  oufSSad)  feßen«).  Befonbere  Buanceti, 
wie  ber  ittS  Blaue  jietjenbe  Burpur,  galten  ben  al- 
ten Böllern,  namentlich  Sbricnt  unb  Bötitem,  alb 
3eid)cn  ber  Wajeftät  unb  blieben  ben  Sürften,  boßen 
Beamten  unb  Briejtem  »orbebalten.  ©elbrotcb 
§aar  galt  inbeffen  im  Borbett  (alb  3eid|cn  ber  Ber- 
tuifdjung  mit  bunfeln  Staffen)  alb  3?'d)en  »errateri- 
(eher  ©efinnung  (3ubab);  aud)  bie  agppter  opferten 


I ihrem  Sppßon  rothaarige  Sienfcbeit  unb  Siere.  S3eiß 
gilt  Wopl  überall  alb  Sorbe  ber  Seinbeit  unbUnfcßuIb, 
! baßer  bie  Spmbolif  ber  Silie  auf  ben  Bilbern  »on 
Wartä  ßmpfcingnib,  bie  weiße  Srnebt  gewiffer  Brie» 
j fterfehaften,  Wöndjb-  unb  Slonncnorben.  3m  ©egen- 
faß junt  SRotcn  (weiße  Sofeit  unb  anbre  Blumen)  er- 
fdjeint  Söeif]  aueb  alb  Sarbe  be«  Sobeb,  ber  Süße  unb 
Grtötung  aller  Begierben.  ©elb  (mit  Bubnaßme  beb 
©olbenen)  erfebeint  ben  meiften  Böllern  (mit  Bub- 
nähme  ber  Blongolen  unb  Blalaien)  alb  Sarbe  beb 
i Sleibeb,  ber  Streitfüd)tigleit  unb  beb  $>affeb,  woßl  me« 
j gen  ber  gelben  Hautfarbe  bei  ©aUcnfilebtigen.  unb 
merlwürbig  genug  ift  ©elb  unb  Crange  in  ber  91atur 
bie  beporjugte  -Sruß-  ober  Glelfarbe«  ber  geffird)te« 
len  unb  gemiebenen  Siere  (SBefpen,  gelbe  unb  gelb- 
: rote  Saupen  unb  Schmetterlinge);  ein  reineb  ©olb- 
gelb  feboeb  gilt  aud)  alb  Spmbol  ber  Sonne,  beb  Seid)- 
! tunib,  ber  Sreube,  wie  beim  Ghrpfantbemum-Seft  ber 
3apancr.  ©rün  war  fdjon  ben  Slgpptem  bie  Sarbe 
ber  J-offnung,  beb  Sprießend  unb  WcbeibenS,  ber 
Srüblingbfrcube,  fpäter  aber  aud)  ber  Unreife  (»grü- 
ner 3uitge«)  unb  beS®iftigen(»grüngeäugteS Scheu- 
jfal«),  wopl  Weil  ©rün  im  ©ewanbe  ber  ßibecbfen 
i Sradben)  unb  Schlangen  häufig  nuftritt.  Blau  war 
feit  ältefter  3eit  bie  »erebrtefte  Sarbe,  ber  2apibla,(Uli 
im  Bltertum  ber  gefd)äßlefte  Gbelftcin,  unb  ber  3"' 
bigo,  mit  bem  matt  bei  Beluftum  bie  (nad)  Brugid)) 
bauad)  benannten  tlrbeiterDeiber  ober  Blufen  färbte, 
hieß  Sar  nelen,  ber  »or  »Schaben  bewabrenbe»  Sarb« 
ftoff.  Sen  Blten  galt  Blau,  wie  Gufebiob  jagt,  als 
©ötterfarbe  (in  ber  ftleibung),  befonberb  bei  Stint- 
inelbgöltin  (3uno),  nad)  bem  blauen  fitiintitcl.  Schon 
im  genttanifd)en  BItcrtum  erfebeint  Blau  alb  3t)m 
bol  bcrSreue  unbBeftänbigleit,  baßer  blaue  Blumen 
I Blänncrtreu,  Bergißmeinnicbt,  ©ebenle  mein,  Bett- 
fee)  alb  BeflänbiglcitSfbiuboIe.  Biolett  gilt  in  ber 
Sradjt,  3.  8.  ber  »arbinäle  unb  iiltern  Stauen,  alb 
Sarbe  beb  Ultcrd  unb  alb  3e>d)ctt,  baß  inan  nicht 
jünger  feßeinen  wolle,  alb  man  ift,  ferner  alb  Bus» 
brud  fliller  Sreube  unb  beb  Behagens  an  ©elagcn  unb 
amSSeingenuß  oßneSrunlenßcit,  ja  ber  »ioletteBme- 
tßhft  würbe,  wie  ber  Same  aubbrüdt,  als  Bmuleit 
gegen  Beraujdjung  betrachtet.  Blattgrün  (Warnte- 
blau)  war  Sarbe  ber  Wecrgöttcr  (©laulob)  unb  aller 
nautifcbenBcjtrebungen.  Seßwarj  enblid)  gilt  außer 
ber  Sarbe  ber  Stauer  ßauptfädilid)  nod)  alb  bie  ber 
Unterwelt  uttb  bes  Böfen  fowie  aller  nädjtlicßen  Sä- 
ten unb  ©elüftc  (fcßwar)eS  £>erj,  ftßwarje  ©cbanlett, 
feßwarje  Dpfertiere  für  bie  Untcrirbifchcn).  Buch  mit 
Seucrrot  ober  ©elb  gepaart,  biente  Schwor  j äurSnnt- 
| bolifierung  beb  Seufelb  uttb  feiner  Jtecricbarett.  Siefc 
3ufaiumenftctlungcn  unbBejiebungen  finb  faftinter 
national,  obwohl  freilich  im  eittjelnen  bei  allen  fol- 
chen  3been»crbinbungcn  »iel  JSonoentioncUcd  unb 
Überliefertes  ftedt,  weshalb  man  eigentlich  nur  »on 
einer  übereinftimnienbcn  St)mbolif  ber  geijtig  jufam- 
lneitbängenben  Sulturoöller  rebett  fann.  So  gehört 
beifpielbweife  ©elb,  bie  Sarbe  ber  Bbgunft  bei  ben 
arifeßen  Stätitmen,  bei  allen  ntongolifd)cn  unb  uta- 
laiifcßen,  natucntlicb  ben  Gbincfen,  ju  ben  a llergefdiäß 
teflen,  luoju  freilich  bie  alte  Berwenbuttg  ber  Seiben 
jeuge , bie  biejer  Sarbe  unb  ißrm  Sluancen  ein  hevr- 
lidji’b  Stifter  geben,  beigetragen  haben  mag.  Bei  beit 
alten  Wfftjrem  beftanb  auch  eilte  8-  in  bcjttg  auf  Bla- 
tteten unb  Btoeßentage,  wobei  ©olbfarbe  bte  Sonne, 
Silber  ben  Dionb,  Crange  ben  Blarb.  Blau  ben  Bier» 
tur,  SSeiß  ben  Saturn,  Slot  ben  3upitcr  unb  Schw.irj 
(alb  ülbenbftcm)  bie  Benub  bejeidmete ; ähnlich  iit  auf 
ben  äghptifdjen  Säanbmalereien  Blau  ftetb  bie  Sarbe 


320  garbcntau&en 

be«  Eifcn«  tc.  Jln'foIJisn  gälten  War  Sie  Sorbe  oöllig 
jum  Begriff«gei<hcn  geworben , äfjulid)  wie  bei  ber 
mittelalterlichen  Kappeniitalerei. 

Siarbcntaubcu , f.  Hauben. 

gärben-  unb  Siuienfpicl,  f.  Efjromatrop. 

gatbcntocchfcl,  bor  fficchfci  ber  gärbung  bei  ein 
unb  bcmielben  Hier.  Sehr  häufig  haben  jugenblidje 
Hterc  ein  anbre«  Rleib  als  erwad))ene  (fehwarge  junge 
giidife.geftreifte  junge  Schweine,  gcflcdlo  junge  (jirfdic, 
(cf)t  Biele  Böget  mit  eigentümlichem  Staunen-  unb 
3ugcnblleib) ; ba«  ft  leib  ber  erwaepfenett  Hiere  fann 
fid)  gur  3e't  ber  Begattung  (§od)gcil«tleib,  f.  b.) 
unb  mit  ber  3ahre«geit  ünbem  (tocijje  norbifdje  unb 
alpine  Hiere  im  SBinter).  3*<  fellenecn  Sailen  ijt  bie 
gärbung  aud)  burcf)  bie  Ernährung  gu  beeinflujjen 
(Ranari'citoögcl  werben  burd)  biegiitterung  niitSpa- 
nifdjem  Bfejjer  rötlid)  unb  Simpel  burcf)  giitlerung 
mit  Ipanf  fcpmärglich),  Weiterhin  burd)  Sicht,  Kürmc 
fotuie  burd)  ba«  "älter  (Ergrauen  ber  vaare).  Buch 
91croemeigc  bceinfluffen  bie  gärbung  (Erröten,  Er- 
blaj|>n).BielcHicre(gifd)e,Hinlciifcbucdeii,Rrcbie  ;c.) 
beftpen  bie  gäpigfeit,  ihre  garbe  mehr  ober  weniger 
rafd)  unb  itarl  gu  änbem.  Sie«  gilt  befonber«  für 
ba«  Ebamäleon  (f.  b.),  obwohl  bie  Hinlenfifd)c  noch 
fchneller  unb  intenfioer  einen  g.  erzeugen,  ber  in  we- 
nigen Sefunbett  alle  Bbftufungen  Pon  (pell  gu  Sunfel 
burchläuft;  Bnlaft  gu  biejen  legten  garbcnänbcrun- 
gen  geben  pjom,  gurd)t  unb  anbre  Viffette,  Manche 
Streb  je,  gifehe  unb  Bmppibien  bringen,  aüerbing« 
meijt  erftnad)  Bielen  Minuten  ober  felb|t  Stunben,  ihre 
garbe  mit  berjenigen  ber  Umgebung  (al  jo  be«  Satibo« 
ober  ber  SBajferpjtanjen,  gwi)d)en  benett  fie  leben)  in 
möglichfte  Öbereinflimmung;  hierbei  fpielen  «war  bie 
Bugen  eine  3ioüe,benn  geblenbeteliere  bii  jjen  ba«Ber. 
mögen  bagu  ein,  jebod)  fdjeint  ber  ganje  Borgang  lein 
witttürlidjer  gu  fein,  über  ben  Med)ani«mu«,  burd) 
ben  biejer  g.  guftanbe  lonimt,  ogl.  Epromatophoren. 

Srarbcujcritrt'uung.  9iad)91ewton  füllte  ba« 
Weifie  unb  jebc«  anbre  gufammengefepte  Sid)t  burd) 
ein  Bri«ma  in  bie  einfachen  SKegenbogen-  ober  Spcf* 
tralfarben  jerlegt  werben.  3nS3irflid)feit  finbet  wohl 
eine  Verlegung  ber  gufammengefepten  Strahlen  in 
einfache,  nidjt  mehr  weiter  jerlcgbare  flatt,  bie  garben 
be«  Speftrum«,  b.  h-  bie  Bon  btefen  I)erBorgebrad)tcii 
garbencmpjittbungen,  finb  bagegen,  worauf  © o e t b e 
.(uerft  hiugewicfen  hat.  feinedmeg«  einfad).  Bach  ber 
$ o u n g « $ e 1 nt  p o I p fepett  Hpeorie  wären  Sot,  ©rün 
unb  Biolctt  al«  einfache  Sarbenempfinbungcn  gu  be- 
trachten, bie  übrigen  al«  Mifepfarben;  nad)  gering« 
Hbeorie  wären  einfache  Smpfinbungen  rol  unb  grün, 
gelb  u.  blau,  weiß  u.  fcpwarg.  Bdljerc«  f.  Sifperfcon. 

ffarbcpflangcn , f.  garbpfiangen. 

garberbeu,  Erbfarben,  f.  garbftoffe,  S.  327,  unb 
Mineralfarben. 

gärbcrbiftcl , f.  Carthamus  uub  Sarratula. 

Färberei,  bie  SVunit,  oerfd)icbenctt  Stoffen  eine 
beliebige  giirbuttg  gu  geben,  bie  enlwebernuratt  ber 
Cberflädje  haftet  ober  bie  gange  Subftang  burdibringt. 
3nt  erften  Sali  fann  ptan  mit  einem  Binbemittel  (Seim* 
löfung,  trodnenbe  Cle,girnijfe,93affcrglaä)gemifchlc 
Sarbe  in  gleichmäßiger,  biinner  Sd)td)t  auftragen 
(Bn  ft  reichen),  wobei  bie  Sarbe  nad)  beut  Hroditett 
hinreicfjcnb  feft  haftet,  ober  mau  trägt  bie  Sarbe,  bie 
au«  gepuloevtem,  leicht  fchmelgbarem  ©la«  befteljt, 
mit  einem  borläufigen  Binbemittel  auf  unb  befeftigt 
fie  burd)  ftarfe«  Erhipen,  wobei  ba«  ©la«  «um 
Schmelgen  fommt.  Bibweilen  Wirb  aud)  farblofe« 
©la«  in  gefchmol;cnc«,inlenfio  gefärbte« getaud)t  unb 
Weiter  Beratbeitet.  Sa«  farbige  ©la«  bilbet  bann  eine 


— Jar&tret. 

Minne  oberflächliche  Schicht  auf  hem  ungefärbten 
(il  b e r f a n g g l a 8).  Metalle  werben  angejtrichcn,  ober 
man  erzeugt  auf  ihnen  einen  farbigen  tibergug  burd) 
Einwirkung  nerfdjicbener  Bgengien  (MetalIod)ro< 
ntie).  Buj  Stahl  entftehen  g.  B.  beim  Erfnpcn  burch 
Bilbung  Bon  EiienofljbulofVjb  bie  Bnlauffarben,  bei 
anbrer  Beljanbluttg  entftcht  eine  braune  Schicht  Bon 
Eifcnorpbulonjb  ober  Eifenojpb  (Brünieren),  auf 
Rupfer  ergeugl  man  eine  färbenbe  3d)id)t  Bott  Rupfer- 
ojtjbul  (braune  Bronje),  auf  Silber  eine  foldie  Bon 
Schwefelfilbcr  (*ojt)bierteS«  Silber)  uttb  aut  Rupfer 
unb  Bronje  bie  grüne  Batina.  Hurdi  Berfchiebene 
Bronjienterfahren  unb  namentlich  aud)  burd)  Binnen- 
bung  bc«Öaluaniämu«  ertrugt  man  mannigfad)e  Ef* 
feite.  $>icr  id)licf)t  fid)  ba«Beigoiben,Beriilbern,Ber- 
ginnen  an,  fofem  baburd)  ebenfalls  bie  Sarbe  metal- 
lener unb  nid)tmetallener®egen|tänbe  geänbert  wirb. 
Ccgierungen  laffen  fid)  färben,  inbetn  man  burd)  Be- 
hattbeln  mit  Ehemifalien  ber  oberflächlichen  Sdiidjt 
ben  einen  Beftanbteil  mehr  ober  weniger  noUftänbig 
entgieljt.  So  wirb  Sdjcibemüngenmctall  filberartig. 
Wenn  ntan  au«  ber  oberflächlichen  Sd)id)t  ba«  Rupfer 
entfernt.  $>olg,  Steine,  fpom,  gebem  tc  färbt  man 
mitSarbftofflöfungcn,  bie  mehr  ober  weniger  tief  ein- 
briugen  (Beigen)  unb  bidweilen  erjt  infolge  einer 
3erfeputtg,  wie  beim  gärben  be«  ^olje«  mit  über- 
manganfauretn  Sali,  bie  gewüufdjtc  garbe  heroor- 
brittgen.  Soll  ein  Rörper  itt  feiner  gangen  Maffe  ge- 
färbt werben,  fo  muj)  ihn  eine  Sarbftofflöfung  Boll» 
ftänbig  burdjbringen,  ober  er  mufi  mit  ungclöltcn 
Sarbftoffen  imprägniert  Werben.  Siäfchc  unb  pfudet 
werben  mit  Ultramarin  unb  ba«  Material  gu  allerlei 
plaftijchen  Mafien  burd)  Mi'dten  mit  puloerförntigcn 
Sarbftoffen  gefärbt.  Slüjfigleiten  färbt  man  nur  mit 
Sarbftoffen,  bie  fid)  itt  ihnen  löfen  (fiilöre,  Cie); 
fept  man  gu  gefchmolgenent  ©la«  garbftoffe,  bie  fid) 
in  ber  ©laämaffe  löfen,  fo  bleibt  c«  burehftchtig ; utt- 
lödlidje  Sarbftoffe  machen  e«  opalifierenb,  burd)fd)ei- 
nenb  ober  unburd)ftd)tig , emailartig. 

3)a«  gärben  ber  ©efpinftfafern  bilbet  ben 
©eaenflanb  ber  g.  im  engem  Sinne.  Man  lautt  bie 
Safer  färben,  inbeiu  man  einen  un!ö«lid)en  puloer- 
förmigen  garbftoff  mit  (pilfe  eine«  Binbemittel«  auf 
ihr  befeftigt,  Wie  e«  bi«weilctt  int  3<ugbrud  gefchiept. 
Ergeugt  man  in  einer  Söfung  oott  Bleinitrat  burd) 
3ufap  Pon9!atriumd)romat  einen  gelben  9!ieberfd)lag 
Bott  Bleidjromat  unb  bringt  bann  bie  Safer  in  bie 
glüffigleit,  fo  Wirb  fie  burd)  ben  ittt  Kaffer  »erteilten 
puloerfönuigen  garbftoff  wenig  unb  nid)t  haltbar  ge- 
färbt. Haucht  man  aber  bie  gafer  in  bie  Söfung  oon 
Bleiititrat  uub  fept  nad)  einiger  3eit  9iatriumd)romat 
hingit,  fo  Bcrbinbet  fid)  bie  gafer  febr  feft  mit  bent 
in  ihrer  ©egenwart  gefällten  Bleichromat.  Man  hat 
angenommen,  bafs  bie  fepr  perfchiebenartigen  garb- 
ftoffe,  bie  in  folcper  Keife  an  bie  gafer  gebunbeu  wer- 
ben föntten,  rein  phhfilalifd)  burch  glächenwirfuttg  an 
ihr  haften,  benn  ein  gattg  ähnliche«  Berpalten  wie  bie 
gafem  geigen  auch  manche  tttineralifche  Rörper,  bie 
öem  fid)  au«|dicibenben  Rörper  eine  grofje  Cberflächc 
barbieten.  Bei  ber  gafer  bringt  inbe«  ein  Heil  ber 
erften  Söfung  o«motijd)  in  fte  ein,  ebenfo  folgt  bie 
gweile  Söfung,  unb  beim  3u[atitmen treffen  beibet  wirb 
mithin  ein  Heil  be«  Bleid)roinat8  in  ber  gafer  felbft 
abgefchieben.  Hränft  man  bie  gaier  mit  einer  Söfmtg 
pon  faigfaurem  Bnilin,  bie  eilt  Crt)bation«mittel  ent- 
hält, unb  erwärmt,  fo  »erläuft  ber  Crt)bation«projefi 
«um  Heil  innerhalb  ber  in  bie  gafer  emgebrungenen 
Söfung,  unb  e«  entftebt  unlö«lid)e«  91nilinfd)war,g, 
ba«  fiep  in  ber  gafer  ablagert.  Slbgefeljett  oon  biefett 


321 


görberei  {OTgemetn«*;  ©aumtoott»,  Reinen»,  3ute«,  ©ottfärberei). 


einfachen  Serhöltniffen,  gestaltet  (ich  ber  Särbcprogeft 
fc^r  oerfchieben.  Sie  Sofern  Rnb  teils  bohleSehläucbc, 
wie  bie  ©aummoQe,  teils  mehr  über  Weniger  malfit). 
Die  ©Rangenfafem  befte  ben  auS  bD<bmolefularen  Sfr- 
bmbungen,  bie  alfoboltfche  R)t)brog1)!gruppen  enthal- 
ten, wäbrenb  Soll«  unb  Selb«  ben  Kbarafter  Bon 
‘Hmibofäurcn  beRgen,  alfo  gugleid)  faure  unb  baRfche 
Sigenfd)aftcn  geigen.  $a  nun  auch  bi«  Sarbftoffe 
grofee  ©erfchiebcnbciten  in  ihrer  ehemijd)en  Struftur 
auftoeifen,  fo  erfind  ficb , bajj  eine  einroanbfreie  Er* 
därung  ber  ©orgänge  in  bcr  S-  noch  md)t  gefunben 
i|i.  Eine  rote  2 btung  Bon  falgfaurent  SoSamlin  wirb 
burd)  Rochen  mit  Sötte  ober  öeibe  guleht  Bottftänbig 
entfärbt,  bie  Säfer  färbt  lief)  rot,  inbem  Re  alles  9fos" 
anilin  aufnimmt,  wäffrenb  bie  Salgfiiure  Bottftänbig 
in  ber  Röfung  bleibt,  unb  gwar  gebunben  an  tflmmo- 
niaf,  bas  aus  ber  Subftang  bcr  Safer  entftanben  ift. 
lie  Safer  bat  alfo  Bennöge  ihrer  faurett  Eigenftffaft 
baS  JRoSanilinfalg  gerfeüt.  Sie  färbt  Rd)  baher  aud) 
intenfio  rot  in  einer  farblofen  Röfung  ber  reinen 
©afe.  «ufjerbem  hot  fid)  gegeigt,  baft  beim  ©ehan- 
beln  Bonffiotte  mit  groftem  UbcrfchuiiBon  Sgrbflofien 
biefe  im  ©erbältniS  ihrer  SRolefulargewidjte  ober 
ganger  SRulttpla  berfelben  aufgenommen  werben, 
liefe  iatfadjen  ipreeben  für  bie  Stlbung  d)  e m i f d)  e t 
Serbinbungen  jroifdjen Safer  unb Sarbftoff, afleiit 
wenn  man  bie  mit  DioSanilin  gefärbte  Seibe  in  ?U- 
fobol  legt,  fo  Berliert  fie  fofort  ihren  gangen  Sarb- 
ftoffgehatt,  unb  fie  nimmt  ihn  wieber  auf,  wenn  man 
ben  fllfobot  oerbünnl.  Uian  betrachtet  beSpälb  aud) 
baS  Sorben  als  eine  RöfungSerfebeittung,  wobei 
man  ben  ©egriff  Röfung  bahin  erweitert , baff  aud) 
ein  fefter  Körper  Bon  einem  anbem  feften  Körper 
wie  Bon  einem  RöfungSmittel  aufgenommen  werben 
(ann.  3n  ben  Sailen,  wo  bie  Safer  einem  wäfferigen 
©abe  ben  Sarbftojf  entgieljt,  ift  fie  für  loptem  ein 
befferei  RöfungSmittel  alb  ©affer.  ilfmlid)  entlieht 
©tt)er  beim  Schütteln  mit  einer  wäfferigen  2öfung 
gewiffer  Stoffe  biefe  betn  ©affer,  weil  er  fie  leid)« 
ier  löft  als  ©affer.  IDaS  Sibroitt  ber  Seibe  nimmt 
baS  ©oSanilin  aus  bem  ©affer  auf,  aber  Vtltohol  ent« 
)ieht  ber  Seibe  ben  Sarbftoff,  weil  er  biefen  nod)  beffer 
löft  als  bie  Seibenfubflang.  ©o  bie  Safer  ber  wäjfe« 
rigen  2öfung  ben  Sarbftoff  nicht  Bottftänbig  gu  ent- 
Sieben  Bermog,  befteljt  bei  einem  gewiffen  ©erbältniS 
jwifhen  in  ©affer  unb  in  ber  Safer  gelöftem  Sarb« 
ftoff  ein  fflleid)gewi(ht.  3m  allgemeinen  nehmen  tie« 
rifdhe  Sofern  (©olle,  Seibe)  Sarbftoffe  leichter  auf 
alä  pRangliche  (©aumwotte,  Reinen,  jute  tc).  Sie 
einzelnen  Safent  Berhalten  fleh  aber  aud)  gegen  ber« 
fhiebene  Sarbftoffe  ungleich,  fie  binben  manche  ohne 
Weiteres,  wäljrenb  anbre  Sarbftoffe  nicht  unmittelbar 
auf  ber  Safer  haften,  fonbern  eines  ©inbemtttelS, 
einer  ©ei  je  (f.  ©eigen),  bebürfen.  “Eie  erftem  nennt 
man  (ub)tantiBe,  bie  Untern  abjeftioe  Sorben. 
Eine  Einteilung  ber  Sorbitoffe  nach  biefem  WefichtS» 
punft  ift  aber  nicht  burchfüljrbar,  weil  fich  bie  Sorb« 
ftoffe,  wie  gefagt,  gegen  bie  Berfdjiebenen  Sofern  un- 
gleich Berhalten. 

©aum wolle  Wirb  als  Want  unb  Wewebe,  gur 
herftellung  Bon  Sigogne  and)  im  ungefponnenen 
Auftanbe  gefärbt.  Kur  für  hette  Sorbett  wirb  bie 
©aumwotte  gebleicht,  für  blindere  wirb  baS  ®ara 
lebiglich  entfettet.  3>ie  meiften  Sarbftoffe  haften  nur 
auf  gebeigter  ©aumwotte,  am  hüufigften  beigt  man  in 
einem  ©abe  Bon  ©annin  oberSumad)  (©orbeigen), 
befeftigt  bie  ©eige  in  einem  gweiten  ©abe  mit  ©red) 
weinftein  (©ntintonfalg , ginnchlorib  tc.)  unb  färbt 
bann  mit  bem  bofifchen  Sarbftojf  aus,  wobei  (ich  ein 

Jtano.s&fUoit,  6.  Huf!.,  VT.  Bb. 


toaf<hed)ter  getbfaurer  Slntintonfarblad  auf  ber  Safer 
bilbet.  öeim  Särben  muff  bie  ©aumwolle  in  ber 
Sarbftoff löfuna  (Slotte)  beftänbig  umgegogen  wer- 
ben, bamit  atteSCeile  gtcichmäfjig gefärbt  werben.  Sür 
bieJürtifchrotfärberei  beigt  man  ©aumwotte  mitlon- 
erbefalgen  unb  benupt  als  SisierungSmiltcl  Shreibe, 
arfenfaureS,  phosphorfaureS  SRatron,  ©afferglaS, 
ihihfot  tc.  3n  lettenen  Sätten,  wie  beim  Sdiwargfnr« 
ben  mit  ©lauholg,  wirb  bie  ©eige  (Kupferbitriol)  ber 
Slotte  gugefejt.  3um  Särben  mit  fubftantiBen  ©aunt- 
wollfarben  löft  man  biefe  in  ©affer,  fegt  SKarfeitter 
Seife,  cBentuell  Äochfalg  ober  phoaphorfattreS  Siatron 
gu,  bringt  bte  genepte  Sare  bei  40°  in  bas  Sab  unb 
färbt  unter  Rothen  aus.  Um  ber  ©aumwotte  bie  Eigen» 
(haften  ber  tierifchen  Safer  gu  nerleihen,  hat  man  fie 
mit  2eim  ober  fflelalitte  imprägniert  ('ttnitnalif ir- 
ren), bte  ftidftoffbaltige  Subftaitg  nimmt  bie  Sarb« 
ftoffe  leichter  auf.  — Baumwottgante  werben  als 
Strähne  ober  als  Rette  gefärbt.  $ie  Strähne  bängt 
man  über  Stöde,  bie  auf  ben  gegenüberliegenben  9tätt« 
bem  ber  Särbewanne  ruhen.  3ur  Ergitlung  gleich» 
mäftiger  Särbung  werben  bie  Strähne  Bon  .«feit  gu 
3eit  mit  ber  h«nb  ober  mit  ®iafd)iiten  umgegogen 
(Strangfärbemafchinen).  RumSärben  Bonftet» 
tengarn  bienen  Stafchinen , in  benen  bie  Rette  über 
©atgm  burd)  baS  ©ab  geführt  wirb.  EBentuett  geht 
Re  Borbet  in  gleicher  ©eifc  burd)  bie  ©eige.  paftiert 
brei  Duetfchwalgen,  gelangt  bann  in  bas  Särbebab 
unb  aus  biefem  wieber  gwiithen  ©algen  hinburch  in 
reineS  ©affer,  um  fchliefelid)  gwifdjen  ©alten  entwäf« 
fert  unb  bann  getrodnet  gu  werben,  ©uch  für  baS 
Särben  Bott  Rops  (auf  Heinere  Spulen  aufgewidclteS 
Warn)  Rnb  befonbere  Wafchinen  fonftruiert  Worten. 
®ewebe  werben  gu  einem  enblofen  ©anbe  gufantmen« 
genäht  uttb  in  Särbetnafchinen  über  ©algen  burd)  baS 
©ab  geführt.  Eint  berartige  SRafcRine  ift  g.  ©.  bet 
3igger,  «uch  gum  ©afepen  unbjrocfnen  ber  Warne 
unb  Wemebe  benupt  man  gahlreiche TOafchinen.  Rei- 
nenfärberei ift  nicht  Bon  großer  ©ebeutung,  Re  be« 
itupt  btefelbett  HJicthoben  wte  bie  ©aumwolliärberei. 
©fit  3"bigo  gefärbtes  Seinen  bient  gur  öerftettung  Bon 
©rbeitertleibem  unb  Sdjürgen.  SR  a ttt  i e unb  E h c n a » 
g r a S Be rballen  Reh  Wie  ©aumwotte,  3 u t e aber  nimmt 
alle  bafif  eben  Sorbitoffe  bireft  obneSeige  auf,bie©en» 
gibmfarbftoffe  bireft  auS  bem  Seifenbab,  nur  bie  fau» 
ren  Sarbftoffe  Bedangen  eine  ©orbeige  mit  lonerbe. 
©olle  Wirb  imunoerfponnencnjuftanb.alSSgmm» 
gug  (ein  langes  fchntaleS  ©ollbanb,  baS  ben  Über- 
gang lofer  ©olle  ginn  Kammgarn  bilbet).  als  Warn 
unb  Werncbe  gefärbt.  Seim  Särben  mit  Sarbbölgtnt 
uttb  anbem  natürlichen  beigenfärbenben  Sarbftoff  etc, 
©ligarinfarbftoffen  tc.  wirb  bie  ©olle  mit  einer  ©eige 
(meift  lonerbe»  unb  Ebrombeigett  mit  ©emfnure  unb 
Schwejelfäure  fowie  3'nnfalg)  fochenb  imprägniert 
(Sorbcigen)unb  nach  bemErfalten  imSeigbabioub) 
gefpült,  bann  in  baS  hanbwamte  Särbebab  gebracht, 
auf  100°  erfjijjt  unb  einige  3«ü  bei  biefer  lemocratur 
gehalten  (3weibabmetbobe).  3ft  ber  aus  ©eige 
unb  Sarbftoff  entftehenbe  Sarblad(wie  g.  ©.auiWclb« 
holg  unb  Vllautt  ober  3innfalg . auS  ©laubolg  unb 
Rupferoitriol  unb  Eifen,  auS  Rocheniüc  unb  3tnn- 
chlorib)  in  bcr  beißen  ober  fauem  SlüfRgfeit  bes  ©a« 
beS  teihoeife  löSlidi,  fo  fann  man  ©eigen  unb  Sorben 
in  einem  ©abenoraehmen  (©fitbeigett.Einbab- 
tu  e t h o b e).  $ieS  ©erfahren  eignet  Reh  befonbers  gur 
©erftettung  heller  Särben.  ©eint  Sfachbcigett  wirb  bie 
©olle  guerft  ittS  Sarbbab  unb  bann  in  bie  ©eige  ge- 
bracht.  SJiefe ©fethobe  beS  3iad)bunfelnS  gibt  bis- 
weilen weniger  }ejtftj)enbe  Särbungcn,  aud)  ift  eine 

21 


322  Färberei  (Seibenfärberei;  ©enjtbin- 

beftimntte  Shtancc  fernerer  ju  treffen,  Bei  ber  Srei- 
babmethobe  gibt  man  bie  gebeijte  unb  gefärbte 
SBolle  notf)  einmal  in  ein  Beijbab,  um  nur  abforbier- 
ten . nicht  burdj  bie  erfte  ©eije  gebunbenen  garbftoff 
Au  titrieren,  Biöweilcn  foü  bie  Siad)beljanblung  auch 
bie  auf  ber  gafer  erhaltenen  garben  glanjenber  machen 
(Schönen,  Stornieren)  ober  beranbern  (SKobifi- 
lationöbeijen).  3Kit höflichen unb fauern Jeerfarb- 
jtoffen,  ©enjibinfarbftoffen  tc.  tann  ©olle  auch  ohne 
Beije  gefärbt  tuerben,  iubem  man  fic  bei  25  —30“  in 
bie  2 ö jung  beb  garbftoffe«  bringt  unb  aHmäblicb  jum 
Sieben  erbtet.  Oft  fegt  man  bem  ©abe  gelttiffe  Men- 
gen non  ßotbialj,  ©tauberfalj  tc.  binju,  angeblich  um 
bie  Sbblicbleit  beb  garbftoffe«  ju  oerrmgem,  feinen 
Übergang  auf  bie  Solle  ju  begiinftigen.  3ur  SluS* 
fübntng  be«©rojeffeS,  jum SBafehen unbSrodnen  ber 
SBotte  )tnb  befonbere  Süafcbmen  fonftruiert  tttorben. 

Seibe  oerbält  fttb  im  ntcfentlitben  wie SBotle  unb 
Wirb  auch  äbttlid)  bebanbelL  Um  ben  gefärbten  Sei* 
benfträljnen  einen  beftimmten  ®riff  unb  SBeichheit  ju 
geben,  werben  fte  über  einen  glatten  ©fahl  ((X t) e - 
Bille),  ber  in  ber  SBanb  bef eftigt  ift,  aufgegängt  unb 
mittel«  eines  glatten  ©lode«  geftredt  uitb  gewunben. 
Siefe  Slrbeit  wirb  auch  auf  ber  tlfbeoillierma- 
f cb  i n e auSgef iibrt.  Um  ber  Seibe  hoben  ©lang  ju 
geben  unb  geträufelte  gäben  ju  ftretien,  bcbanbelt 
ittan  fte  auf  berfiüftriermaftbine,  auf  ber  fte  bei 
(tarier  Spannung  unb  unter  föinftrflmen  Bon  Stampf 
über  jwei  Stablwaljen  gebrebt  werben.  — Beim  gär- 
ben  gemifchter®ewebc  au«  SBolle  unb  Baumwolle 
ober  Seibe  unb  Baumwolle  ift  auf  bie  Berfchiebcne 
Statur  ber  gafem  SHüdficljt  ju  nehmen.  SJfan  färbt 
eutweber  beibe  gafem  einjeln,  ober  man  färbt  ba* 
©attntwollgam  unb  färbt  bann  baS  fertige  ®ewebe 
mit  folcben  SSoU-  ober  Seibefarbftoffen,  burtb  welche 
bie  garbe  berSaumWotle  nitht  ober  nur  in  gewünfth- 
ler  Streife  Beränbcrt  wirb.  SJian  tann  aber  attth  un- 
gefärbte ®ame  Berweben  unb  bann  bie  BaumwoU- 
fafem  unb  bie  $3ott<  ober  ©eibenfafem  je  mit  einem 
paffenben  garbftoff  färben. 

Sie  Kongo-  ober  ©enjibinfarbftoffe,  bie 
Baumwolle  ohne  ©ermittelung  einer  Beije  btreft 
Wafcbecfet  färben,  werben  bauptfädjlid)  jum  gärben 
Bon  Baumwolle  in  allaltfthen  ober  neutralen  ©äbern, 
auch  jum  gärben  ber  SBolle  in  febwath  altaliftben, 
neutralen  ober  fauem  ©äbent , feltener  jum  gärben 
ber  Seibe  benugt.  Ser  gefärbten  Baumwolle  tann 
ber  garbftoff  burtb  Wicberbolteö  ©uSlodjen  jum  gro« 
feen  Seil  entjogen  werben,  umgefebrt  Wirb  beim  gär- 
ben fiel«  ein  Seil  bes  garbfloffe«  Bon  ber  glotte 
jurüdgebalten.  Sie  SKengc  biefe«  gelöft  bleibenben 
garbftoffe«  richtet  fteh  nach  bem  2öfuitgSBenitögen 
ber  glotte  unb  ber  SK  enge  ber  bineingebrachten  gafer. 
Sa«  CbfungäBermögeit  ber  glotte  wirb  burtb  „‘{mag 
Bon  ffllauberfalj,  Rodtfalj,  ©ottafege,  Soba,  Seife, 
Boraj,  SJatriumpbosipbat,  Slatdumfiannat,  Slmmo* 
niumfarbonat  berabgebrüdt,  ob  aber  bie  günftige  SBir- 
lung  biefer  Salje  in  ber  Sat,  wie  man  annimmt,  auf 
ber  Bcmtinbemng  ber  2ö«licl)leit  beruht,  bleibt  ju- 
nächft  fraglich.  Sie  meiflen  birefeen  ©attmWollfarb- 
ftDffe  ftnb'auf  Baumwolle  wenig  lid)lbeftänbig,  einige 
aber  geboren  nt  ben  ecbteilen  garbftoffen.  gn  ber 
Siegel  fittb  bie  garbungen  mit  ben  fubftantiben  garb- 
jtoffen  lidit-unb  luftcdjterauf  lierifthenalSaufpflanj* 
licbcn  gafem.  3>nrd)  SBafjer  unb  Seifenlbfuttgen 
Werben  fte  mehr  ober  Weniger  leidit  Bon  ber  gafer, 
befonbet«  Bon  Baumwolle  unb  feinen,  abgejogen, 
auch  färben  ft*  leicht  auf  benachbarte  gafem  unb 
felbjt  auf  anbre  SBare  ab,  mit  ber  fte  in  bentfelben 


, Sntwidelung«  ■ , baftfehe  garbfloffe). 

Bottich  gewafeben  Werben.  Siefe«  StuStaufen  ober 
Bluten  Berfjinbcrt  großenteils  bie  Slnwenbuna  bie- 
fer garben  im  Kattunbrud  unb  in  ber  2einenfärberei. 
Sebocg  oeriieren  bie  garbungen  felbft  bei  Wiebergol 
tem  heifeen  Seifen  Bergleicgäwcife  wenig  an  garbiiefe. 
Stuf  tterifcgm  gafem  Berbalten  fee  ftch  auch  >n  biefer 
Bcjiehung  beffer  al«  auf  pflanjliehen,  unb  manche  he- 
figen fogar  eine  hohe  SBaltetgtheit  Sehr  Biele  Baum* 
WoÜfarbftoffe,  befonber«  bie  roten,  ftnb  mehr  ober 
weniger  erapfmblith  gegen  Berbünnie  Säuren,  manche 
in  fo  hohem  ©rabe,  bafe  fie  fchon  burch  bie  in  ber  fufl 
ftet«  Borbanbenen  fauem ®afe  Beränbert  werben;  bie 
fett  ilbelfiattb  Benneibet  man  bureb  Sränlen  ber  ge- 
färbten gafer  mitSoba  ober  einem  anbemnid)t  flüch- 
tigen SUtali.  (Einige  gärbungen,  meift  gelbe,  werben 
leicht  burch  SUtali  gerötet,  in  biefent  wie  im  Borigen 
gaH  wirb  ber  garbfloff  burch  ein  entgegengefegt  wir- 
tenbe«  SRittel,  auch  burch  Spülen,  in  feiner  urfprüng- 
liehen  Schönheit  WieberhergefietU.  Surd)  naehträg 
luge«  Behanbeln  mit  SKetallfaljlöfungm  (befonber« 
ftupfemitriot,  baber Kupfern)  lönnen  mit  gewiffen 
fubftantinen  garbftoffen  erjeugte  garbungen  Wiber- 
ftanbüfühiger  gegen  Seifenl ö jungen  gemacht  werben; 
hierbei  entlieht  auf  ber  gafer  eine  Shcpfemerbinbung 
beä  garbfloffe«,  bie  nicht  nur  feifenedjter,  fonbem  audi 
tid)t«hter  ift  unb  eine  wcrtbollere  9luance  beftgt.  Sie 
qctupfcrten  gärbungen  Berlicrm  bei  wieberboltem 
i'Jaid)cit  baä  Rupfer  unb  batuit  and)  bie  beffem  (Eigen- 
fdjaftm.  Srnmergin  bat  fldb  ba«  Kupfern,  oft  unter 
3ufag  Pott  Raliumbichrontat,  in  Weiteftem  Umfang 
in  ber  g,  eingebürgert,  ba  tatfätblid)  in  Bielen  gälten 
bie  (Erhöhung  ber  Scifenedjtljeit  genügenb  ift. 

Biele  fubftantin«  Baummonfarbftotfe  fönnen  auf 
ber  gafer  biajotiert  unb  bann  mit  fätninen,  ©beno. 
len  tc.  ju  neuen  Süoförpem  Berfuppelt  werben.  Siefe 
©erbinbunam  (Sngrainfarben,  Siajotier-, 
®ntwtdelung«farbftoffe)  ftnb  im  allgemeinen 
unlöslich,  wall-,  wafdt-,  gut  fäurecd)t  unb  bluten 
nicht.  Sie  eignen  ftch  bat)er  Borjüglid)  für  glatte  unb 
gemufterte  SBare,  bie  leine  hohen  ilnforberungen  an 
Sichtechtheit  ftetlt,  alfo  namentlich  für  Strumpfware. 
3ur  Sarftellung  ber  3ngrainfarben  wirb  bie  SJare 
in  gewöhnlicher  gjeife  gefärbt,  gefpült  unb  in  ein 
mit  Saljfäure  ober  Schwefelfäure  Berfegte«  ©ab  Bon 
Satriumnitrit  gebracht,  itt  bem  bie  freigemadjte  fal 
petrige  Säure  beit  garbftoff  in  ber  Kälte  biajotiert. 
SRach  [urjcmUmjteben  wirb  bieSare  latt  gefpült  unb 
unnttttelbar  barauf  in  ba«  (Entwidelungäbab  gebraut. 
Segtere«  bereitet  man  burch  fiöfen  Bon  Sttninen  unb 
©hettolen  (Jegtere  eBentuell  unter  Sofag  Bott  'Jiatron-- 
lauge)  in  SBaffer.  Sehr  gute  SRefultate  erhält  man 
auch  bei  gewiffen  fubftantiucngavbftoffen,  wenn  man 
bie  gefärbten  gafem  Durch  bie  uerbüctnte  Söfung  eilte« 
biajotierten  Slmin«,  itt  erfter  Sinie  biajotierten  ©ara- 
nitranilin«  jieht.  Sic  Siajotienmg  hcppelt  hierbei 
mit  bem  auf  ber  gafer  befmblichen  garbftoff  unter 
Bilbung  buntterer  unb  wafcbedjterer  Sönc. 

Sie  bafifchen  garbftoffe,  Salje  gewtffer  or- 
ganifcher  garbbafen,  färben  Baumwolle  in  neutra- 
lem ober  fchwadi  fauretn  ©abe,  Wenn  fee  mit  lannin, 
iürftfchrotöl  ober  anbern  fauent  Beijen  oorgebeijt 
ift,  SBolle  unb  Seibe  ebenfo,  aber  ohne  Sorbetje.  Sin 
Seit  biefer  garbftoffe  ift  in  SBaffer,  alle  aber  ftnb  in 
Sillohol  löSlid).  Sie  Säure,  mit  ber  bie  garbbafe  Ber- 
btmben  ift,  übt  auf  bie  SKuance  leinen  (Einftufe  au«, 
ebenfo  ift  e«  für  beit  garbenton  gleichgültig,  mit  wel- 
cher fauem  Beije  bie  Baumwolle  behanbelt  wirb.  ®« 
lammt  nur  barauf  an,  bafe  bie  Beite  imftanbe  ift,  ein 
un!ö«li<heS  Salj  ber  garbbafe  auf  bie  gafer  nieberju- 


gärberri  (faure,  beijenförbenbe,  Rüpettfarbfloffe,  SdjWarj-  u.  Braunfärben).  823 


fdjtagen.  Bei  Bolle  unb  Selbe  ift  bie  3«bi!fenabme 
ber  Beije  niebt  crforberlid),  weil  bieie  geifern  felbft 
faure  ©ruppen  entbalten.  3)ie  bafijthrn  garbftoffe 
befißen  außerorbentlidje  gärbefraft  unb  liefern  meift 
ftbune,  reine  garbentöne.  gßre  2id|t-,  £uft-  unb  Sei- 
fenetbtbcit  ift  bagegen,  mit  Wenigen  WuSnabmcn,  ge- 
ring. 2urd)  ftarfe  Sdjwefelfäure  Wirb  eine  Wnjnbl 
baftfdjer  garbftoffe  ohne  Wef entließe  'ilnbentng  igrer 
Uiuance  in  Sulfojäurc  unb  bamit  in  bie  fRcibe  ber 
fauern  garbftoffe  übergefüfjrt.  $ie  bafifcben  garb- 
ftoffe,  bie  erften  Wnilinfarbftoffe,  bie  in  großem  Wen- 
gen  bergeftetlt  würben,  finb  in  ber  Baumwotifärberci 
burd)  bie  fubftantiDen,  in  ber  Boüfärberci  burd)  bie 
fouem  Soüfarbftoffe  Perbrängt  Worben,  für  bie  Sei- 
benfärberei,  bie  Diel  mehr  auf  bie  Stftönbeit  als  auf 
bie  ber  gärbungen  fiebt , finb  fie  nod)  Don 

fiober  Sebeutung.  Mud)  gute  wirb  Ijaufig  mit  baft- 
f<ben  garbftoffen  gefärbt.  3 um  Beiden  ber  Baumwolle 
benußt  man  jaitnin  unb  ein  Wntimonfalj  (f.  oben). 

2>ie  fauern  garbftoffe  finb  großenteils  Wlfali- 
falje  Don  Sulfofäuren  ber  Bjooerbinbungcn  ober  ber 
bafifd)cn  garbftoffe.  Sie  Derbinben  fitb  mit  ben  bafi- 
ftben  ©nippen  ber  Bode  unb  Selbe  im  faueni  Bab 
ebne  3“biifenabme  einer  Beije.  Wuf  pflanjlid)en 
gajerftoffen  lönnen  fie  im  allgemeinen  nidjt  wafd)« 
etbt  firiert  werben,  nur  bie  Baffer-  ober  BaumWoll* 
blauS,  bie  Erocemfd>arInd)S  unb  berwanbte  Berbin- 
bungen  finb  Don  einiger  Bebeutung  für  bie  Bauni- 
woüförberei.  Wuf  Seinen  fmb  faure  garbftoffe  nie 
in  größerm  Umfang  angemenbet  worben,  hingegen 
befißen  fie  einige  Bebeutung  für  gute  unb  Bapier. 
$>auptfäd)Iid)  Werben  fie  auf  Bolle  angewenbet,  auf 
ber  fie  fiep  leiebt  unb  jiemlid)  etbt  befeftigen  taffen. 
Wuf  Seibe  fmb  Diele  Don  ihnen  nid)t  Wafferedü,  im- 
merhin werben  autb  faure  garbftoffe  in  großen  Bien- 
en jum  gärben  ber  -seibe  Derwenbet.  -Eie  £id)ted)i- 
eit  ber  fauern  garbftoffe  ift  (ehr  Derfd)ieben,  ihre 
S8alI-unbSeifened)tbeit  ift  meift  auf  SoQeamgrößten. 

®ie  meift  febr  editen  beijenfärbenben  garb- 
ftoffe  werben  auf  fäflattjen-  unb  Jierfafent  mit  rne- 
tallifiben  ©eijen  befeftigt.  ge  nad)  ber  nngetoenbeten 
Beije  entfteben  Derftbiebenc  gärbungen,  Wlijarin  j.B. 
gibt  mit  Jonerbefaljen  eine  rote,  mit  ßalpaljen  eine 
rotbraune,  mit  3'ünfaljen  eine  rote,  mit  ©fenfaljen 
eine  bIaufd)War,je  unb  mit  ©bromfaljen  eine  braune 
Berbinbung.  Stefe  Berbinbungen  fmb  unlöSlid)  unb 
mttffen  auf  ber  gafer  erzeugt  werben.  Wan  bringt 
bie  gafer  juerft  in  bie  Beije  unb  bann  in  baS  gärbe- 
bab  ober  umgefebrt,  im  Rattunbrud  Werben  autb 
garbftojf  unb  Wetallfalj  gleitbjeitig  auf  bie  gafer  ge- 
bratbt  unb  hier  bereinigt.  VUtdi  Rupfer,  3n'f  • unb 
Sfiidelfalje  finben  als  Beijen  Berwenbung.  3!a  bie 
auä  garbitoff  unb  Wetaüfalj  auf  ber  gafer  gebilbeten 
garbiade  ben  baftftben  garbftoffen  gegenüber  häufig 
alb  Beijen  wirten,  fo  tiinnen  bie  mit  beijenfärbenben 
garbftoffen  erzeugten  gärbungen  mit  bafiftben  tfiro* 
buften  überfärbt,  gefdjönt  werben.  $ie  bei  Weitem 
Witfitigfte  Wnwetiimng  her  beijenfärbenben  garbftoffe 
auf  BaumwoUe  ift  bie  lürliiebrotfiirberei  (f.  b.),  notb 
größere  Wnroenbtmg  aber  finben  biefe  garbftoffe  auf 
Bolle,  wäbrenb  bet  Seite  ber  ©riff  burtb  bas  Bei« 
jen  leibet. 

BIS  Rüpenfarbftoffe  bejeitbnet  man  gnbigo, 
gnbopbenol,  aßfapbtbolblau.  gnbiqo  wirb  auf  alle 
gaferfioffe  febr  ed)t  mittels  beS  Riipenoerfabreitö 
aufgefärbt , im  ©egenfaß  jutit  gnbigfarmin,  ber  als 
Säurefarbitoff  nur  auf  Der  tieriftben  gafer  ein  weni- 
ger edftesBIau  liefert  gnbigtüpe  (Dgl.  gnbigo)  Wirb 
namentlifb  für  Bolle  unb  Baumwolle,  aud)  für  Sei- 


nen, Weniger  für  Seibe  berwenbet.  2>ie  gärbung  ift 
Dbüig  lidjt-  unb  fäurced)t,  IBft  fitb  aber  mit  ber  3«it 
uietbauifd)  ab  unb  wirb  heller.  «lud) gjnbopbenol  wirb 
Wie  gnbigo  burd;  fHebuhtonSmittcl  in  eine  farblofe 
SeufoDerbinbung,  baS  gnbopbenDlweiß,  übergefübrt 
gn  beffen  Söfung  färbt  man  bie  gaferfioffe  unb  un- 
terwirft fie  bann  einer  fräftigen  Grßbation.  Wan  er- 
hält babei  ein  Blau,  baS  bem  gnbigoblau  äbnlitb  ift, 
jebod)  burtb  Säuren  Ieid)t  in  Braun  DcrWanbelt  wirb. 
Bereitet  man  eine  Riipe  aus  3 Stilen  gnbigo  unb 
1 Seil  gnbopbenol,  fo  erhält  man  in  ber  angegebenen 
Seife  eine  febr  ed)te  gärbung.  WuSgebebnte  Witwen- 
bung  pnbet  bie  ©rjeugung  unlbSIitber  Wjo- 
farbftoffe  auf  Baumwolle.  Wan  imprägniert 
bie  BaumwoUe  mit  einem  Bniin  ober  Bbenol,  meift 
jSSiapbtbol,  unb  erjeugt  bann  burd)  Bebanblung  ber 
geftbleuberten  unb  getrodneten  Bare  mit  ber  Söfung 
eines  biajotierten  WntinS  einen  Bjofarbftoff  auf  unb 
in  ber  gafer.  2>urd)  geeignete  Buswabl  Don  2)iajo- 
Dtrbinbungen  unb  Bminen  ober  ßiapbtbolen  orgelt 
man  bie  mannigfatligflen  Shianctn.  gn  biefe  ftlaffe 
gehört  aud)  Wnilmfdnimrj  (f.  b.),  baS  meift  burd)  Ort)« 
bation  Don  Bnilinfatjen  auf  ber  gafer  erjeugt  wirb. 

Blaubolj  bient  befonberS  jum  Schwär  jj'ärben. 
Bolle  beijt  man  mit  tbromfauremRaii  unb3d)Wefel« 
fäure,  roäfdjt  unb  färbt  ftebenb  mit  gerafpeltcm  unb 
fennentiertem  Blaubolj,  baS  man  in  Säden  bem 
gärbebabe  jufeßt.  Blaubolj  allein  gibt  Blaufibwarg 
Blaubolj  mit  Wenig  ©clbbolj  reines  Stbwarj , mit 
mehr  ©elbbolj  ©riinfdjwarj.  ©fenfdjwarj  wirb  auf 
einer  Beije  mit  ©fenbitriol,  RupferDitriol,  Wlaun 
unb  Beinftein  mit  BlauboU  erjeugt.  3um  ®lau* 
färben  wirb  Blaubolj  mit  Beije  aus  tonerbefulfat 
unb  Beinftein  benußl.  $aS  Sbromftbwarj  ift  waftb- 
unb  feifen-,  autb  jiemfid)  litbt*  unb  fäureeit.  Blau- 
boljblau  bient  als  billiger,  febr  Wenig  ed)tcr  (irfaß 
für  gnbigblau,  für  bimne  Xöne  unb  wirb  häufig  als 
©runb  unter  gnbigblau  gefärbt.  Baumwolle  wirb 
jum  Sdhwarjfärben  mit  ©erbfäure  getränft,  in  efftg- 
faures  Sifenortjbul  (Stbwarjbeije)  ober  eine  anbve 
©fenbeije  gelegt,  burd)  ein  Ralt*  ober  Äreibebab  ge- 
nommen, gewaiiben  unb  mit  Blaubolj  auSgefärbt. 
3fatbb*rigeS  ^affieren  burd)  ffaliumbidjrotnat  mad)t 
bie  gärbung  bunfler  unb  haltbarer.  Seibe  wirb  beim 
Stbwarjfärben  oft  errtjeblid)  beftbwert  (bis  jum  Bier- 
fndjen  beS  ©ewitfjtS).  Wan  legt  fte  in  fonjentrierte 
(alte  Söfung  Dan  baftftbem  gerrifulfat  (SRofibeije), 
bann  in  Setfcnlöfung  unb  wieberljolt  bieS  mehrere- 
mal.  $ann  bringt  man  fie  in  (onjentrierte  warme 
Söfung  Don  Ratedju  unb  feßt  für  ftarteS  Befcbweven 
3innd)lorür  ju.  Beiter  wirb  fie  für  Blaufdjwarj 
nod)  mit  Soncrbefulfat  beßanbelt  unb  fcblicßlttb  mit 
Blaubolj  (eoent.  ctwaS©clbbolj)  auSgefärbL  gn  ber 
Siegel  gibt  man  ber  mit  Ciien  gebeijten  Seibe  junätbft 
einen  ©rimb  Don  Berlinerblau  burtb  Baffiemt  eines 
aitgefäuerlen  BabeS  Don  gerrocpanfaltum  (Blau- 
(effel-,  ftaiferftbwarj).  gür  Rodienillerar- 
mefin  beijt  nunt Bolle  mit  Joncrbefulfat  unbBein- 
ftein  unb  färbt  im  RotbeniUcbab  fiebenb  aus.  3)ic 
gärbung  ift  jiemlid)  litbt-  unb  feifened)!.  gür  baS 
botbrote,  ins  ©elbe  jiebenbe  Stbnriatb  (Wilitärtud)t 
benußt  man  ein  Bab  nuS  3<nntblorür,  Ojalfäure, 
etwas  Saljfäure  unb  Rotbentüe.  3)er  Sd)arlatb  ift 
litbtrot,  baS  Seifen  matbt  ihn  matter. 

3um  Braunfärben  ber  Baumwolle  bient  Ra- 
te®  u.  Wan  tränft  bie  BaumwoUe  mit  einer  Söfung 
Don  Ratedju,  preßt  unb  bebanbelt  mit  Raliumbidivo- 
tuatlöfung.  Beign  ber  BaumwoUe  mit  Btaun  ober 
©fen  nad)  bem  Ratcdjubab  geftattet  baS  glcitbjeilige 

21* 


324 


gfirberei  (Cmbrcä  ic.,  £>ggtenifefieS,  Öefefiieptlirfieä). 


©uffnrben  »on  ©taupol),  ©lijarin  tc.  ©ud)  SBofle 
taten  fateepubraun  gefärbt  »erben.  ©on  ©c  tneral  ■ 
farbeit  benu fit  man  ©fcnppbrojpb  (Softgelb, 
©ifencfiamoiä)  für  ©aumwoRe.  ©Jan  träntt  mit 
CifenBitriollöfung , paffte rt  büret)  Satrontauge  unb 
oppbiert  an  ber  Suft  ober  im  üptorfalfbab.  Jn  ber» 
fetben  SSetfe  »irb  ©ianganbraun  (VI a u g a n * 
bifter)  mit  2Rangamplarür  erjeugt.  3 11111  ©lau« 
färben  benupt  man  ©erlincrblau:  ©!an  färbt 
©aumwoRe  junäepft  roftgetb  ober  tränft  mit  Sifen- 
ojpbfal)  unb  färbt  in  einem  mit  3d)»efelfäure  an« 
gelauerten  ©abe  »on  gerrocpanfalium  auS.  Solle 
»irb  unmittelbar  burct)  Irnnten  mit  einer  fd)»efel* 
faurenSöfung  beS  roten,  audp  beS  gelben  ©tutlaugen« 
faljeS  unb  langfameS  ßrpipen  jum  Sieben  blau  ge« 
färbt,  (jufafc  Bon  ginndjlorür  mncfit  bie  gärbung 
purpurn.  Ober  man  beijt  Solle  mit  gerrifulfat, 
Ztmufilorür  unbffletnftein  unb  färbt  im  fauem©lut- 
laugenfaljbab  aus.  ©crlinerblnu  ift  fepr  fäure«  unb 
jicmlid)  tidjtecfit,  »irb  aber  burd)  tjeifje  Seifenlbfung 
leicpt  gebräunt,  ©uf  Seibe  bient  ©crlinerblau  ato 
®runb  fürStfiwarj.  ßfiromgelb:  ©numwotlewirb 
mit©leinitrnt  ober  «iljetat  getränlt,  burd)  Ratfwaffer, 
©mmoniat  ober  Satriumfulfat  genommen  unb  in 
KaliumbitpromatfieiftauSgefärbt.  ©atpfierige  ©affage 
burd)  Ralfmild)  gibt  Orange.  Xi e Färbungen  finb 
fetjr  ed)t,  aber  giftig. 

©ame  »erben  niept  immer  gteiefimäftfg  gefärbt. 
$ieOmbrd  8 jeigen  nur  eine  garbe,  ober  berfefiiebene 
Suancen  berfelben,  fo  baft  bie  Sträpne ©.  am  Kopf 
bunfeirot  ift  unb  naep  unten  aRmäfiliefi  fieflrofa,  felbft 
weift  wirb.  Um  bies  ju  erreiepen,  tauept  man  bie 
Sträpne  juerft  nur  ein  wenig  in  bie  glmte  ein,  bann 
etwas  tiefer,  naep  einiger  3cit  wieber  etwas  tiefer 
unb  fo  fort,  bis  enbtiep  and)  ber  Kopf  ber  Sträpne  fiep 
in  ber  glotte  befinbet.  Sobalb  biefer  bie  aewünfepte 
Suance  erreicht  pat,  unterbritpt  man  bie  Operalion 
unb  finbet  bann  bie  einzelnen  Steile  ber  Sträpne  um 
fo  bunfler  gefärbt,  je  länger  fie  fid)  in  ber  glotte  be« 
funben  paben.  SDerfelbe  Z1DC(*  wirb  aud)  erreiept, 
wenn  man  baä  ®arn  junäepft  fo  lange  in  ber  glotte 
umjiept,  bis  bie  peUftc  Kuance  erreitpt  ift,  bann  auf 
ben  Stoct  pängt  unb  aRmäpliep  burd)  einen  Ipnpn  bie 
glatte  abjiept.  ßmbräS  meprerer  gärben  auf  einer 
Sträpne  »erben  naepeinanber  in  gleiep  uielen  gärbe« 
flotten  erzeugt.  SHapierteöarne,  auf  benen  Der« 
fdtiebene  gärben  nebeneinanber  ftepen,  färbt  man  mit 
Ipitfe  Bon  Satten,  jwifepen  benen  man  baS  ©ant  be- 
liebig eiitpreffen  fann.  Xicfe  Satten  bilben  ben  ©o» 
ben  eines  RaftenS,  nuS  bem  ber  Seil  beS  (MarneS  per« 
auäpängt,  ber  junäepft  gefärbt  Werben  foR.  SRan  be» 
panbelt  benfclben  wie  gewöpntiep  in  ber  glotte,  fpiilt 
bann,  löft  bie  Satten,  jiept  baS  gefärbte  ©am  in  ben 
Saften  unb  färbt  einen  anbern  Heil  ber  Sträpne  in 
einer  anbemglotte.$aS3ufammenpreffenbeS@arneS 
Bcrpinbert  baS  ©uffteigen  ber  glotte  über  bie  Satten 
pinauS  unb  grenjt  alfo  bie  ein  (einen  gärben  gegen« 
einanber  fdparf  ab.  Unter  bem  ©amen  SJJ  i g n o n bat 
mantRogef-S  eingcfüprt,  auf  benen  ein  Seit  ber  Strähne 
beim  gärben  weif)  gelaffen  unb  fpäter  mit  oerfepie« 
benen  garben  bebrudt  wirb.  Sinbet  man  oor  bem 
gärben  Knoten  in  baS  ©am  unb  färbt,  fo  erpätt  man 
n ad)  bem  ©uffnoten  weifte,  nad)  beiben  Seiten  in  bie 
fcauptfarbe  abfepattierte  Stellen,  ©tan  fann  aud)  baS 
©am  in  einer  beliebigen  garbe  färben,  bann  fnoten 
unb  eine  anbre  garbe  bariiber  färben,  ©uf  foltpc 
SSetfe  erpält  man  bie  iiberrafdptnbflen  ©ffefte. 

[$pg(enif<t)es.|  Sie  Arbeiter  in  ben  gärbereien  finb 
BoraRem  burepbieSinwirfung  giftigcrgarbftofflöfun« 


gen  unb  ©eijen  gefäprbct.  So  erreugt  epromfaureS 
Kali  befonberS  am  Ipanbrüden  ©läSepenauSfipläge 
unb  ©efepwüre,  unb  äpnlid)  wirft  ©ifrininure.  ©ei 
©erarbeitung  Bon  3imt«,  Zmt«  unb  ©teifaljen  finb 
Sergiftungen  niept  fetten.  yebenfaRS  foUten  in  gär- 
bereien genügenbcSafipBorncptungen  unb  befonbere 
Eftrnume  Borpanbcn  fein,  aufterbem  finb  mit  ©iidfiept 
auf  bie  Bielerlei  ftpäblidjeit  $a tupfe,  bie  fid)  bei  ben 
Berjtpiebenen  gärbeprojeffen  entwideln,  pope,  luftige 
unb  gut  oentilierteWrbeitSvnumeju  Bedangen,  öepc 
fepäbliep  wirft  bie  grofte  ©affe  unb  ber  jape  lempe« 
valurwedifcl ; aber  aud)  bei  afppaltierten  guftböben, 
leiftungSfäpigen  ©bjttgen  filr  ben  Safferbantpf  unb 
(Wedmiiftiger  stleibung  treten  Ratarrfie  unb  rpeunta» 
tifdje  Seiben  päufig  genug  auf.  Saft  bie  nötigen  ©or« 
ridptungen  gegen  ©erbriipungen  unb  gegen  bie  @e« 
fapren,  bie  Safdjräber,  Zentrifugen,  ©Jaljen  ic.  per* 
beifüpren,  jur  ©nwenbung  tu  bringen  finb,  ift  felbft« 
Berftänblid).  3)ie  ©adtbarlcpaft  ber  gärbereien  leibet 
unter  ben  Übeln  ifluSbünfiungeit,  bie  freilitp  fepr  [epwer 
ju  befeitigen  finb,  unb  ba  gärbereien  niefit  ju  ben 
fonjeffionSpflidptigen  ©ntagen  gepören,  fo  finb  ©e- 
fcpwerben  meift  auofitptSloS.  ©iet  bebeutenber  ift  bic 
©erunreiniguitg  ber  öffentliepen  SSafferläufe  burd) 
bie  ©bwäffer,  bie  niept  nur  fäulniSfäpigc  Subflanjen, 
fonbem  autp  giftige  ©ietaRfatje  entpallcu.  ©tan  pat 
jur  Steinigung  ber  flbwäjfer  Staff,  giltration  burd) 
isanb  ober  Srbe,  fepr  lauge  ©räbett  mit  eingefcpalte« 
tenSlärbaffinS  unb  ©iejelfetber  angewenbet;  bod)  ift 
eS  niept  immer  mögtiep,  bie  nötigen  6inrid) langen 
ju  treffen. 

(WrfitititilKpeS.l  g.  unb  3rugbruderei  [cpcinen  fiep 
im  ©ufepluft  an  Sförperbemalung  unb  lätowiemng 
entwidelt  ju  paben.  ©ei  StaturBölfern  werben  bie« 
fetben  garbenpulner,  bereu  man  fiep  bei  ber  §aut* 
bemalung  bebimt,  aud)  troden  ober  mit  SBaffer  ober 
Ot  auf  gellen  ober  ©eweben  eingeriebeii.  3)ie  alten 
©ritannier  bemalten  mit  SSaib  ipren  Körper  blau 
ober  ftpioärüiep,  bebor  fie  bie  ©laufärberei  entbedten. 
©ot,  ©elb.  Seift  unb  Scproarj  würben  juerft  Penuftt, 
ba  fie  Bon  ber  Statur  am  päufigften  in  ©ttneralien, 
Ssöljem  unb  Siinben  bargeboten  werben,  fcalb  fultt- 
bierte.  Weit  Boneinanber  entfernt  wopnenbe  ©ötfer 
[ernten  ganj  unabpängig  boneinanber  auS  einpeimi« 
fipen  ©f(an’,en  'gnbigo , ber  in  ben  ©flanjeit  nitpt 
fertig  gebilbetoorfommt,  bereiten, unb  ebenfopatman 
in  ©merita  Bor  Kolumbus  ben  im  alten  ©uropa  poep 
gefepäpten  Sipneden purpur  am  ©olf  Bon  Sticopa 
(Goftarica)  unb  am  gftpmuS  oon  Jepuantepee  berei- 
tet. ©tufiemngen  gefärbter  Stoffe  erreidpte  man  früp 
auf  Berid)iebone  üikiie.  im  Oflinbifepcn  ©repipel  burep 
baS  ©atifBerfafireu,  bie  Sinjaf  auf  Someo  benupten 
ISrudjtempel  jur  Übertragung  Bon  lätowiermufteru 
auf  bielpaul,  unb  bie©oli)uefier  brudten  auf  Jtmben« 
fioffen.  Sepr  alt  ift  aud)  baS  ©bbiubeBerfapren,  bei 
bem  baS  ©ewebe  auf  Sieifien  runber  Stäbe  mit  ge* 
wäd)ften  gäben  abgebunbeu  würbe,  fo  baft  man  pcRe 
Siinge  im  gefärbten  ©ewebe  erpiett,  bie  burep  Sin« 
tauepeu  in  eine  anbre  glotte  Bcrfdjieben  gefärbt  wür- 
ben. einige  Slaturbölfer,  tote  bie  Subanueger,  fär- 
ben nur  bas  ©am  unb  erjeugen  ©fufier  burep  Sc* 
berei  unb  Stideret  Spinefen,  jiuber,  ©erfer,  'Ägypter 
unb  Sprer  fannten  bie  g.  feit  uralter  Zeit,  gefärbte 
Stoffe  waren  äufterft  foftbar  unb  jäpltcn  ju  ben  oor- 
jügliepfteit  Sepmudgegcnftänben.  Sie  ©iieher  ©fofeS 
erwähnen  blau,  purpurn  unb  feparlaep  gefärbte  Zeuge. 
Sie  ©uSfepmiietung  beS  ©Hrrpeiligften  unb  bie  Klei- 
ber beS  IpopenpriefterS  foHten  itaeh  göttliepem  ©efepl 
auS  purpurnen  Stoffen  gefertigt  fein.  ©orjugSweife 


gnrbereidie  - 

Würbe  in  Xproä  bie  3.  unb  ber  Smnbel  mit  gefärbten 
Stoffen  betrieben,  unb  ber  Purpur,  ber  al«  Spmbol 
priefterlicper  unb  fürjtiidtjer  Säürbe  galt,  foH  inlproä 
erfunben  toorben  fein.  3n  ©rieepentanb  Würbe  bie 
3.  wenig  geübt,  um  fo  mepr  aber  bei  ben  SRömem. 
©ei  ben  circenfiftpen  Spielen  unterftpicben  fiep  bie 
Berfepiebenen  ©arteien  burep  bie  3arbe  iprer  ‘Jlnjüge, 
unb  ©IhtiuS  fpritpt  non  ®riin,  Orange,  ©rau  unb 
SBeiß.  SJian  benujjte  im  'illtertum  alb  Särbmate» 
nahen ’illtanna,  oetfebiebene 3led)ten,  ©infter,  Krapp, 
©altäpfel , Silaib , bie  Samen  beb  ©ranaiapfel«  unb 
einer  ägpptifepen  Wagte,  6ifen»  unb  Kupfernitriol 
imb  Wlaun,  fannte  alfo  aud)  ftpon  bie  ©eigen.  Xte 
(Entwidciung  ber  3-  würbe  in  (Europa  im  5.  3oprp. 
erftieft,  blüpte  aber  im  Offen  Weiter  unb  gelangte  im 
12.  ober  13. 3aprp.  nad)  (Europa  gurüd.  Xamalä  War 
namentlich  Sloreng  wegen  ber  Plngapl  unb  ©oüfom« 
ntenpett  feiner  3örbereien  berüpmt.  Sie  Sntbedung 
Vlmerifaä  beförberte  bie  3-  burep  bab  ©efanntwerben 
Bon  Slaitpolg,  Slotpolg,  Ouercitron,  Ortean,  Sfoepe» 
uiHe  ic.  ©orgügliepe«  leijteten  bie  31aliencr  in  ber 
3-',  in  ©eitcbig  erfepien  1640  ba«  erfte  SBerf  über  3- 
Bon  ffiionanni  Sentitra  SHofetti,  ba«  in  gang  (Europa 
bas  3ntereffe  für  bie  3-  anregte.  SJamentliep  bie  31n- 
mänber  luttinierten  unb  nerpflangten  bie  3-  naep 
Seutfeplanb,  3ranfreicp  unb  ßnglanb.  iju  flnfang 
beb  16.  3aprp.  fam  ber  Rrappbatt  aub  bem  Orient 
naep  Scplcfien,  2>oHanb  unb  100  3apre  fpäter  naep 
Sübfranfreiep.  (iomeliuS  Srebbct  filprte  1650  bei 
ber  3-  mit  Äodjeniüe  bab  3'unfalg  ein  unb  lieferte 
bamit  3abri(atc,  bie  ben  alten  ©urpur  au  Sepönpeit 
übertrafen.  3»  ber  URitte  beb  16.  Japrp.  füprte  man 
ben  3ubigo  unb  ba»  ©laupolg  in  (Englanb  ein;  allein 
aufilnfliftenbereinpeimiicpenSäaibfabritanten  Würbe 
bie  Sinfupr  beiber  Srogen  in  mepreren  2änbem  wie» 
ber  Berboten  unb  ber  im  fianbe  befinbliepe  ©orrat 
jerftört.  Sie  tlnwenbung  beb  3nbigob  würbe  mit 
Xobebftrafe  bebropt,  unb  erft  1737  würbe  bie  (Einfuhr 
bebielben  wieber  freigegeben.  Um  1700  entbedtc  man 
in  ©erlin  ba«  ©erlinerblau ; 1740  erfanb  Sartp  bie 
Säcpfifcpblaufärberci  mit3nbigofuIfofäuren.  3n  ber 
SJiilte  ber  legten  ^älfle  beb  18.  3aprfj.  würbe  bie 
Xürfifeprotfärberei  in  3ranfreiep  eingefüprt  unb  gu 
gleieper  Heit  bie  Ouercitronrinbe  nonBancroft.  Sie 
neuefte  ,-icit  pat  bie  3-  burep  bab  Stubium  beb  ©er- 
palten«  ber  ©eigen  gegen  bieftarbftoffc  fepr  geförbert. 
Superbem  päuften  fiep  bie  (Snlbedungcn  neuer  3arb< 
Hoffe  aub  bem  äRineralreicp,  unb  in  neuen  Serbin* 
Bungen  ber  organifepen  (Spemie  lenite  man  bie  wert* 
Bod)ten  SRopmatcrialien  für  glättgenbeSarbenlennen. 
(Erregte  in  biefer  ©ejiepung  jdjon  bab  fflurejib  aub 
Öarnfäure  arofse  Plufmertiamlcu,  fo  würben  boep  alle 
bisherigen  (Erfolge  feit  1859  burep  bie  leerfarben 
weit  übertroffen.  liefe  beperrfepen  jept  Boüflänbig 
bie  3--  unb  einige  ber  wieptigfien  ©flanjenfarbftoffe, 
bab  Wligarin  uno  ber  Snbigo,  Würben  fünftlicp  per- 
gefteüt,  fo  baß  berKrappbau  eingeftettt  Werben  tonnte. 

fiiteratur.  Sgl.  außer  ben  altern  SSerfen  Bon 
Gpeoreul  unb  ©erlog:  Sepüjenbcrger,  Sie 3arb* 
ftoffe,  mit  befonberer  ©erüdticptigung  iprer  Witwen- 
bung  in  ber  3-  unb  Sruderei  (a.  b.  Jranp  Bon  Seprö- 
ber,  ©erl.  1868,  2 Sbe.);  3f  eimann,  3-  ber  Baum- 
wolle ic.  (3.  WufL,  baf.  1897);  fflitt.  Spemifdje  Icd)- 
nologie  ber  ffiefpinftfafem  (SraunfcpW.  1888  — 91); 
löergfelb,  Da«  Serben  unb  Slctepen  oon©aumwoUe, 
Solle,  Seibe  ic.  (baf.  1889—93,  3 Ile. ; 1.  leil:  Sie 
ffllciepmitlel , Beigen  unb  3nrbftoffe,  in  2.  Wufl.  Bon 
Scpneiber  1900);  Sanfone,  l’rinting  of  cotton  fa- 
brics  (neue  Wuag.,  Sonb.  1901 ; beutfdj,  ©erl.  1890) ; 


- garbfjötäer.  825 

Scperf,  Sie  filemfürberei  unb  ipre  SRebeninbuftrien 
(4.  Wufl.,  Seipj.  1899);  pummel,  Sie  3 unb  ©lei- 
eperei  ber  ©efpmftfafent  (beutfep  Bon  Stnecpt,  2.  Wufl., 
©erl.  1891);  Sojplet,  Xie  3-  ber  Baumwolle 
(Stuttg.  1891) ; © in  a n t , TniiW  pratique ile  teinture 
et  impre-siou  (2.  Slufl. , 2t) 011 1891);  £Bwentpal, 
iwnbbucp  ber  3-  ber  öiejpinjtfafem  (beutfepe  WuSg. 
be«  englifepen  2taubbud)e«  non  frneept,  SRawfon  unb 
2Bwentpal,  2.  Wufl.,  ©erl.  1900,  2 ©bc.);  Kpierre, 
Traiti  de  la  teinture  et  de  rimpression  des  matteres 
eolorantes  artificielles  (©ar.  1890  — 93  , 3 ©be ); 
®ar{on,  La  pratique  du  teinturier (baf.  1893—97, 
3 ©be.);  ®an«winbt,  ©nfüprung  in  btemobertte 
3-  (£eipj.  1902);  Xerfelbe,  Ipcorie  unb  ©rari«  ber 
ntobenten  3-  (baf.  1903,  2 ©be.);  $)eermann,  3<tr- 
bereiepemifdte Unterfucbungen  (©erl.  1898);  ffißlff, 
Xte  ©eigen  (ffiien  1885);  ©ipfer,  Apparate,  (Bernte 
unb  ©lafdpnen  ber  ffläfeberei,  Sleitpetei,  3-  unb 
Xruderei  (baf.  1894).  3eitfd)rtf ten:  »©eipgiger 
3(itbergeilititg- (früper-3ärberef3Ruftergeitunn-.|eit 
1850);  -lentjcpe  3ärbergeitung*  (präg.  Bott  ©an«- 
Winbt,  feit  1865,  Sfüncpen);  »Seintamt«  3<irberjei* 
tung*  (feit  1870,  ©erl.);  »3«rbergcituttg<  (präg.  Bon 
2epne,  feit  1889,  baf.);  »3arbengettung*  (präg.  Bon 
Springer,  feit  1896,  Xreäb.);  »geitftprift  für  Sorbett» 
ttttb  lerttltbemte«  (präg.  Bon  ©untrod,  feit  1902, 
©rauntet) tu.) ; *Iejtii-  unb  3ärberei-3eitung*  (präg. 
Bon  ©untrod,  baf.,  feit  1903);  »The  Chemical  tech- 
nologist devote <1  to  the  arts  and  manufaeturers 
rclating  to  dyeing,  calico  printing,  bleaching,  fiui- 
shing,  sizing,  alkali  and  Vitriol  making,  etc.  < (‘Jüan- 
ebefter) ; »Bulletin  de  la  Sociätä  industrielle  de  Mul- 
house« (iRülpoufen  i.  Slf);  »Bulletin  de  la  Sociätä 
industrielle  de  Eouen«  (Souctt).  ©gl.  aud)  bie  2itc- 
ratur  bei  ben  Vlrtifeln  »Vlppretur«  unb  »©leiden«. 

3ärbcrcid)c,  f.  lafel  >3arbpflanjen«  (3ig.  10). 

3ärbcreif  Cpu(en(3  ä r b e r f d)  u 1 e n),  3ad)fcbulen 
für  Sörber,  bie  weift  ntitp  bie  Wppretur  lehren  unb 
tn  ber  Siegel  mit  epemifeben  £aboratorien  nerbunben 
finb.  $ie  nteiften  3-  ftnb  leile  größerer  tetpnifeber 
2epranftalten  unb  in  ipren  Wnfotbenmgen  an  bie 
©orbilbuna  ber  Stpüler  fowie  entfprccpenb  in  ber 
Unterricptäbauer  (1— 33opre)  unb  in  ber ©emeffung 
iprer  3<ele  (Sorarbetler,  Särbereilciier)  febr  uetfepie« 
ben.  Xie  bebeutenbften  3-  beftepen  in  ©iülpaufen 
i.8If.  (bie  ältefte),  Shrefetb,  (Jbemniß,3Rüipeim  a.SRb., 
Sieuttingen,  Sieidienberg  in  ©öptnen,  Sitten  (in  ben 
beiben  legten  Stäbteu  pöpere  unb  niebere  £epr- 
anftatten). 

|ärbcrflcrf)le,  f.  Roccella. 
ärbergiiifler,  f.  Genista. 
ärbmmnilic,  f.  Anthemis, 
ärbcrfndtericp,  f.  Polygonum. 
ärbcrfrotoii,  f.  Crozophora. 
ärbcrmoitlbccrbattm  (3utetba),  f.  Chloro- 
ärberrinbe,  f.  Guercitron.  [phora. 

ärbcrtdtc,  Eubia  tinetorum,  f.  Äxapp. 
ärberfdiarte,  f.  Serratula. 
ärbertnaib,  f.  Isatis. 
ürbcrltmti,  f.  Reseda. 

ar üppiger,  Jtolgarlett,  bie  einen  junt  3ärbcn 
betutpbaren  Jarbftoff  enlbalten.  Wie  ©laupolg  (Kam« 
pcfcpepolj),  3'feüpolg  (Supif).  ©eibpolg,  Siolpolg  mtb 
Sanbelpolg.  Sie  werben  mit  Vluettabme  beä  fjifett- 
polgeä  non  außereuropaifepen  fflepötgen  geliefert  unb 
in  Blöden  Berlaben.  Xie  folget  werben  auf  8orb< 
polgntüplen  in  Späne,  2oden,  Sfabeln  ober  ©uloer 
ncrwanbelt  unb  in  bunlcln,  luftigen  Siäumcn  unter 
häufigem  ©enepen  mit  SBaffer  uttb  jeitweiligem  Um« 


326 


garbfioljntüfflen 

fcßaufeln  mehrere  9?od)en  gelagert  (g  e r in  e n t i e r e n), 
um  ben  garbftoff,  ber  mißt  fertig  gebilbet  im  garb 
ßolj  enthalten  ift,  au<j  bent  Shromogen  ju  cntroicfeln. 
$urd)  WuStocßen  ber  fermentierten  g.  unb  Serbamp- 
fen  be«  ©uSjug«  erhält  man  garbholjeytralte, 
bie  firupartig  (30  — 25“  ©.)  ober  feit  finb  unb  im 
leßtem  gnll  eine  tnmfle,  gläitjenbe  äRaffe  mit  rau- 
fcßeligem  ©rud)  hüben.  3m  Safuum  bereitete  ®j- 
trafte  löfen  fi<ß  Ooüftänbig  in  ©taffer,  an  ber  Suft 
oerbampfte  hinterlaf fen  mehr  ober  Weniger  unlMltdjen 
Südftanb. 

garbboljmiihfcn,  Sorrid)  tungen  jum 
«ent  ber  garblfbljer  bebuf«  ©ewimtung  ber  garb- 
ftoffe,  Wirten  burd)  grobe  Safpelu  ober  V-förmige 
SRefier,  bie  auf  cotierenben  Scheiben  ober  ©taljen 
fißen,  am  bäufigfien  ober  au«  Kreistagen  in  Serbin- 
bung  mit  Scheiben  befteben,  bie  furjeStißjäßnc  haben 
unb  jmiicßen  ben  Kreiöfägen  auf  bev'elben  ©feile  lißen, 
fo  baji  bie  Sägen  Ginfcßnttte  machen  unb  bie  Schei- 
ben bie  bajWifthen  flehen  gebliebenen  Sippen  jerflci- 
nem ; ha«  ju  jerretßenbe  §olj  wirb  burd)  ba«  eigne 
©cwicht  einem  fcbriig  abfaHenben  Kanal  jugefüf)rt. 
Sgl.  Gjjelftormüble. 

garbige,  int  ©egenfaß  ju  ben  > ©eigen* , beren 
iiaut  nur  uom  burcßfdjeinenben  Blut  gefärbt  wirb, 
alle  SKenfchen,  bie  in  ihrer  £>aut  ein  bcjonberc«  ©ig« 
ment  enthalten,  alfo  bie  fchwar  jen,  gelben. braunen  unb 
tupferroten  Sölterraffen ; bann  auch  | olcbcgnbioibuen, 
bie  aitel  ber  Sermifdjimg  biefcr  farbigen  SRenfcßen- 
raffen  unterrinanber  ober  mit  SSeißenherPorgegangen 
finb  unb  fid)  al«g.  burd)  ihre  mehr  oberweniger  fiart 
gefärbte  jiaut  tenntliih  mad)en.  ©cfonber«  unter  ber 
amerifanifchen  ©cböllcncng  haben  bie  garbigen  eine 
gewiffe  ©ebeuhtng  (in  fojialer,  fiolitifiher  ic.  öinfießt) 
gewonnen,  griiher  würbe  bcntÖSrabe  be«3RifdjungS« 
öerßältniffe«  befonberer  ©Jett  beigelegt,  in  Sima  j.  ©. 
unterfdjieb  man  über  20  Klaffen  ber  wüfdjlinge.  ®e< 
aenwärtig  haben  biefe  Unterfd)iebe  nur  ein  Ißeoreti* 
feße«  3ntereffe,  finb  jeboeh  in  Ätfirtlidifeit  taum  mehr 
anwenbbar,  ba  bie  Kreujung  fid)  fo  oft  unb  in  fo 
»erfchiebencn  Sichtungen  wieoerbolt  hat,  baß  e«  un- 
möglich  ift,  ju  fagen,  in  welchem  Scrbältni«  ba«  ©lut 
ber  bret  'Jiafien  (Seiße,  Jnbiancr,  Sieger)  in  ben  ein- 
jelncn  3ubioibucu  enthalten  ift.  Silan  teilt  im  all- 
gemeinen bie  ©lifcßlingc  m jWci  große  ©nippen,  je 
nachbem  fie  au«  ber  Kreujung  oon  SBeißen  mit 
Schwarten  ober  mit  Jfnbianeni  hei  oorgegangen  jinb : 
in  4)1  u 1 a 1 1 e n ober  ©arbo  unb  'IR eft i je n ober 
ßholo«.  $ie  Umber  Pon  SDIulatten  heißen  6a«co«. 
gür  bie  au«  wieberßolter  SIlifdjung  oon  IRulatten 
ober  SReftijen  heroorgegangenen  Sprößlinge  hat  man 
bie  ©ejeidmurtg  Jer  jeronen,  Ouarteroiten, 
üuinteroneiiic.  (jenachbemörabe  berSRifcßung). 
UlUe  atibent  ©barten  biefcr  erften  SRifcßlinge  nennt 
man  inSgefamt  Salta-atra«;  man  unterfeßeibet 
hier  Rambos  (ßhtnoä,  ©riboco«,  ßariboco«, 
6uriboco«,  ßafufo«,  6aturet«)al« 3Rifchlinge 
twifchen  '.'legem  unb  gnbianem,  3amboncgcr  (6a < 
bem,  Subra«)  jwifchen  Siegern  unb  SRulattinnen, 
3ambaigo«  (3antbo<Iaro8)  jWifchcu  3ambo«  unb 
ynbiancrinnen , SReftijoclaro«  jwifchen  3nbianeni 
unb  SRejtijen,  6 am  b ui  o 8 jwifchen  3ambaigo«  unb 
SRutattinncn,  ßoljotcn  jwifchen  Quarteronen  unb 
SReftijen,  6 a fl i je n jmijdjeit  SBeißen  unb  SReftijen 
u.  a.  m.  — ®ie  garbigen  genießen  im  allgemeinen 
nur  geringe  '?ld)tung;  oorjflqlid)  gilt  bie«  für  bie  oon 
Schwarten  (Slcgcrfflaoen)  abftammenben  SRifchlinge. 

garbiger  Stich,  entweber  im  allgemeinen  jeber 
fdjmarje  Jtupfeqtid),  auf  bem  ber  Stecher  burd)  ge- 


— garbpftonjen. 

fdfidte  ©ehanblung  oon  Sicht  unb  Schatten,  burch  ©n- 
weitbung  oon  Schraffierungen  unb  Scßioarjhmft  ic. 
bie  farbige  SSirfung  be«  Driginalgemälbe«  ober  ber 
Criginaljeiehnung  ju  erreichen  fucht,  ober  itn  befon* 
bem  eine  ©attung  Oon  wirtlich  farbigen  Shtpferftichen, 
bie  mit  einer  ober  mehreren  ©latten  aebrudt  würben. 
Solche  mit  6iner©Iatte  würben  juerftoon^.Segher« 
in  Slmfterbam  um  1045,  folche  mit  mehreren  ©latten 
(3 — 6)  omt  3atob  ffihtiflofh  le  ©Ion  (geh.  1887  in 
granffurt  a.  4R.,  geft.  1741  in  ©ari«)  feit  1710  her* 
efteilt.  3e(jt  ift  an  Stelle  ber  farbigen  Stiche  bie  far* 
ige  fieliograoüre  (f.  b.)  unb  ber  3)reifarben* 
bruef  (f.  b.)  getreten.  Sgl.  3an(u,  ®ec  garben- 
ftid)  ic.  (£>alle'  1899). 

garblacfe,  f.  garbfioffe,  S.  328,  unb  fiaeffarben. 

ffarbmalj,  f.  SRalj. 

gnrbmcifcr , f.  Kolorimeter. 

garbpflan  jcn  (hienuSafel  »garbpftanjen.  mit 
Slejt),  ©eloächfe,  beren  SSur  jelit,  £>o!j  (f.  garbhölrer), 
Siitbe,  Stengel,  Blätter,  ©luten  ober  grüchte  einen 
leebnifd)  Oerloertbaren  garbftoff  enthalten  ober  bei 
geeigneter  ©ehanblung  Tiefem.  $ie  g.  gehören  fehr 
oerfehiebeiiengniitilicn  an;  bie  meiften  utib roufitigflen 
loachfen  in  heißem  2änbem,  uitb  nur  Wenige  bei  un«. 
©m  jahlreichflen  finb  ©jlanjen,  bie  rote  unb  gelbe 
garbftoffe  liefern.  ®iefe  garbfioffe  finb  chentifch  oon 
fehr  Oerfchiebener  ©efchaffenheit ; manche  rote  flehen 
in  nächfter  Begebung  ju  oioletten  unb  blauen,  aber 
berartige  blaue  garbftoffe  haben  nur  geringen  praf« 
tifdjen  Sert.  fteeßnifebe  ©ebeutung  be|i|jen  jcjjt  nur 
ba«  gnbigblaii,  ba«  niemal«  fertig  gebilbet  in  ben 
©flanjen  oorfommt,  unb  ber  garbftoff  be«  Blau- 
hol, je«,  ©riineu  garbftoff  enthalten  jWar  bie  bei  wei- 
tem meiften  ©flanjen,  aberba«  fo  allgemein  oerbrei- 
tete  Ehlorophhll  h“i  für  ted)iiifche 3wede  wenig  SBert; 
ein  anbrer  grüner  garbftoff  wirb  nur  au«  gewiffen 
Rhamnas-flrten  erhalten,  ber  ftch  ährilict)  wir3nbigo 
als  3erfe(iungäprobuft  eint«  ©flanjenheftanbteil«  hü- 
bet. GuMich  liefern  mehrere  ©fJaitjen  braune  garb- 
ftoffe,  unb  bie  an  ©erbfäure  reichen  ©ewächfe  gehören 
infofem  ju  ben  g„  al«  bie  ©erbfäure  jur  (Erjeuaung 
fchwarjer  garben  benufst  wirb.  Slote  garbftoffe  lie- 
fern ganj  überwiegenb  ©flanjen  au«  ben  gamilien 
ber  Seguminofen  unb  Subiajeen  unb  jwar  mehrere 
fiibamerifattifche  unb  weftinbifeße  ©rten  ber  ©attung 
Caesalpinia,  ba«  ©emamburholj,  ©rafilienholj.  St 
SRartßen-  uitb  Slicaraguaholj  unb  baö ©rafiliettholj ; 
bie  oftinbifdjc  C.  Snppan  liefert  ba«  Sapanßolj,  ber 
oftinbiieße  Pterocarpioi  santalinus  ba«  Sanbelßolj. 
Bon  Subiajeen  gibt  llubia  tinctorum  ben  Krapp, 
bie  oftinbiieße  R.  Mupjista  ba«  SRunjeetß  unb  bie  oft- 
inbifeße  Oldenlandia  umbellata  bie  6bal)Wurjel.  $ie 
anbem  rote  garbftoffe  liefemben  ©flanjen  finb  oon 
minberer  SSicßtiateit:  oerfeßiebene  glediten  au«  ben 
©attnngenVariolaria.Lecanora.RocceUa,  au«  benen 
Drfeiüe  unb  Sadrnu«  gewonnen  Werben  ; bie©lfanna 
(Alcauna  tinctoria)  au«  ber  gamilie  ber  ©orra- 
ginajeen;  bie  gärberbiftel  (Carthamus  tinotoriua) 
äu«  ber  gamilie  ber  Stompofiten ; bie  Gljifa  (Bigno- 
nia  Chica)  nu«  ber  gamilie  ber  ©ignoniajeen ; ba« 
Sorgßo  (Sorghnm  vulgare)  au«  ber  gamilie  ber©rä- 
fer;  bie  Stoetmaloe  (Malva  arborea)  au«  ber  gamilie 
ber  ©laloa jeen ; Sornnjce  (Morimia  citrifolia)  au« 
ber  gamilie  ber  Subiajeen;  ber  Srachcnblutbaum 
(Dracaena  Draco)  au«  ber  gamilie  ber  fiiliajeen; 
Calamnn  Draco  au«  ber  gamilie  ber  ©almett.  gür 
bie  gelben  garbfioffe  finb  befonber«  wichtig:  bie 
norbamerifanifeße  Quercus  tinctoria  au«  ber  gamilie 
ber  gogajeen , bie  Ouercilronrinbe  liefert ; bann  bie 


[Zum  Artikel  Farbp  fl  unten.] 


Zur  Tafel  ,Farbpflanzen‘. 


Fig.  1.  Caesalpinia  echinuta  Lam.,  ein  Bnum  aus 
der  Familie  der  Leguminosen,  mit  knrzstacheligen 
Ästen,  unpaarig  gefiederten  Blättern,  kurzgesticlten, 
gelb  und  rot  gefleckten,  wohlriechenden  Blüten  in 
fast  rispigen  Trauben  und  dornigen  Hülsen , wächst 
in  Brasilien  und  gilt  als  Stamm  pflanze  des  Fernarn- 
buk-,  Pemambuk-  oder  echten  BrasilienholzeB,  das 
in  armdicken,  außen  rotbraunen  bis  schwärzlichen, 
innen  gelbroten  Knüppeln  in  den  Handel  kommt  und 
die  wertvollste  Sorte  der  westindischen  Rothölzer  dar- 
stellt. Es  wird  als  Farbholx,  aber  auch  in  der  Kunst- 
tischlerei und  Drechslerei  benutzt. 

Fig.  2.  Kubia  tiuctoruui  L.  ( Krapppflame , ge- 
meine  Färberröte) , eine  Staude  aus  der  Familie  der 
Rubiazeen,  mit  60 — 90  cm  hohen  vierkantigen,  dor- 
nig scharfen  Stengeln,  zu  4 — 6 stehenden,  fast  sitzen-  j 
den,  lanzettförmigen , oberseits  glatten , an  den  Rän- 
dern dornig  scharfen  Blättern,  gelben  Blüten  in  einer 
endständigen  beblätterten  Rispe  und  zwei-  oder  ein- 
köpfigen, tiefschwarzen,  kahlen,  glänzenden  Früch- 
ten. Die  Pflanze  wächst  im  Mittel  meergebiet;  ihre 
große  technische  Bedeutung  verdankt  sie  den  unter- 
irdischen Teilen,  die  als  Krapp  eine  große  Rolle  in 
der  Färberei  gespielt  haben.  Sie  bestehen  aus  einem 
meist  kurzen,  etwas  knorrigem  W urzelstock,  aus  dem 
einige  Wurzeln  und  mehr  oder  weniger  zahlreiche 
gegliederte  Ausläufer  entspringen,  die  im  Boden  hori- 
zontal verlaufen  und  reichlich  oberirdische  Sprosse 
treiben.  Die  Färberröte  gedeiht  am  besten  auf  etwas 
feuchtem,  humusreichem  Boden.  Man  benutzt  zur 
Vermehrung  Stücke  der  Ausläufer,  die  man  im  März 
legt.  Im  Herbst  mäht  man  das  Kraut,  das  ein  gutes 
Viehfutter  bildet,  und  bedeckt  die  Stöcke  zum  Schutz 
gegen  die  Winterkälte  mit  Erde.  Die  Ernte  geschieht 
meist  im  Spätherbst  des  zweiten  oder  dritten  Jahres, 
in  der  Levante  erst  im  fünften  bis  sechsten  Jahre. 
Die  Wurzeln  sind  20 — 30  cm  lang,  5—12  mm  dick, 
mit  rotbrauner,  runzeliger  Außenrinde,  innen  gelb- 
rot,  werden  nach  der  Ernte  getrocknet  und  kommen 
zerschnitten  (Krappwurzel),  meist  aber  gemahlen 
(Krupp)  in  den  Handel.  Man  reinigt  die  Wurzeln 
von  der  wenig  wertvollen  Oberhaut  und  den  Saug- 
wurzeln (Mullkmpp)  und  erhält  dann  durch  Mahlen 
den  geschälten  oder  beraubten  Krapp,  der  wertvoller 
ist  als  der  mit  der  Oberhaut  gemahlene  Krapp.  Der 
gemahlene  Krapp  bildet  ein  grobes,  safranfarbiges 
Pulver,  riecht  stark  eigentümlich,  schmeckt  säuer- 
lich-süßlich, zieht  begierig  Feuchtigkeit  an,  backt 
daher  leicht  zusammen  und  muß  sorgfältig  gegen 
Luft  und  Licht  geschützt  werden.  Er  verbessert  sein« 
Qualität  durch  mehrjährige  Aufbewahrung,  geht  aber 
nach  dem  5.  — 6.  Jahr  wieder  zurück.  Der  meiste 
Krapp  wurde  bisher  in  Frankreich  (Avignon»,  in 
Holland  fZeeland,  Süd  holl  and)  und  im  Elsaß  gebaut. 
Große  Quantitäten  Krapp  (bizari,  Alizari)  kommen 
in  Stücken  aus  Kleinasien.  Dieser  Krapp  ist  der 
farbstofl'reichstc  und  geschätzteste;  er  soll  von  Rubia 
peregrina  Z..  abstammen.  Auch  Ägypten,  GrÜM-hen- 
land,  Sizilien,  Ostindien  liefern  Krapp  in  Stücken. 
Diesem  Krapp  steht  am  nächsten  der  französische, 
dem  sich  der  Elsässer  und  der  holländische  anschlie- 
ßen. Der  schlesische  Krapp  (Breslauer  Röte)  gehört 
zu  den  geringsten  Sorten.  Auch  in  Nordamerika  und 
Australien  wird  Krapp  gebaut.  Der  Krapp  enthält 
außer  den  gewöhnlichen  Pflanzenbestandteilen  felsäs- 
siseher  Krapp  bis  16  Proz.  Zucker)  Glykoside,  die 
unter  dem  Einfluß  eigentümlicher  Ferment«  sich  lang- 
sam in  Zucker  und  Farbstoff  zersetzen.  Daher  ge- 


winnt der  Krapp  beim  Aufbewahren.  Der  wichtigste 
Farbstoff  des  Krapps  ist  das  Alizarin,  und  seitdem 
dies  aus  Steinkohlenteer  künstlich  dargestellt  wird, 
hat  der  Krappbau  seine  frühere  Bedeutung  eingebüßt. 
Die  Pflanze  war  als  Farbpflonze  schon  den  alten  Grie- 
chen und  Römern  bekannt,  auch  wurde  ihre  Wurzel 
lange  Zeit  als  Arzneimittel  benutzt.  Dioskorides  er- 
zählt, daß  Erythrodanon  angebaut  werde  und  auch 
wild  vorkommo,  und  daß  die  Wurzeln  zum  Färben 
benutzt  werden;  Plinius  nennt  die  Pflanze  Rnbia;  in 
den  Kapitularien  Karls  d.  Gr.  wird  sie  als  Warentia 
zum  Anbau  empfohlen,  doch  verbreitete  sich  die 
Krappkultur  in  Frankreich  erst  einige  Jahrhunderte 
später  und  erlosch  dann  wieder,  so  daß  sie  gegen  Ende 
des  16.  Jahrh.  fast  nur  noch  in  Holland  betrieben 
wurde.  1760  ließ  der  französische  Minister  Berlin 
Samen  des  levontischen  Krapps  nach  Frankreich 
kommen  and  unter  die  Landleute  verteilen.  In  Avig- 
non soll  ein  gewisser  Althen  1766  den  Krappban  ein- 
gefuhrt  haben,  der  sich  wenig  später  anch  im  Elsaß 
verbreitete.  In  Deutschland  wurde  wohl  zuerst  in 
Schlesien  Krapp  gebaut,  wenigstens  datiert  eine  Bres- 
lauer Röteordnung  von  1574.  In  Böhmen,  wo  im  10. 
ond  17.  Jahrh.  der  Krappbau  ebenfalls  blühte,  wurde 
er  durch  den  Dreißigjährigen  Krieg  zugrunde  ge- 
richtet ; auch  in  Bayern,  Sachsen  und  Baden  ist  er 
ganz  zurückgegangen : in  der  Pfalz  datiert  er  seit  1763. 
In  den  30er  Jahren  des  19.  Jahrh.  nahm  der  Krapp- 
hau einen  großen  Aufschwung,  aber  1868  stellten 
Graebe  u.  Licbormann  das  Alizarin  aus  Anthrazen  dar. 

Fig.  3.  Acaeia  Catechu  Willd.,  ein  Baum  aus  der 
Familie  der  Leguminosen,  mit  sehr  verzweigter  Krone, 
weißlich  behaarten,  dornigen  oder  nnbewehrten 
jüngern  Zweigen,  zerstreut  stehenden,  doppelt  und 
paarig  gefiederten  Blättern,  vieljochigen,  linealischen 
Fiederblättchen, achselständigen,  kurzgestielten,  wal- 
zenförmigen Blütenähren,  gelben  Blüten  mit  langen 
Staubgefäßen  und  geraden,  flachen,  breitlinienförmi- 
gen,  zweiklappigen  Hülsen  mit  3-— 6 fest  kreisförmi- 
gen, zusammengedrückten  dunkelbraunen  Samen. 
Der  Baum  wächst  im  südlichen  Asien , besonders  in 
Hinterindien,  Ostindien  and  auf  Ceylon,  auch  in 
großen  Mengen  im  tropischen  Ostafrika.  Aus  dem 
Kernholz  gewinnt  man  das  Katechu,  indem  man  es 
nach  Entfernung  des  hellgelben  Splints  zerkleinert, 
mit  Wasser  anhaltend  kocht  und  den  Auszug  in  Scha- 
len verdampft.  Der  Rückstand  wird  mit  etwas  Was- 
ser aufgenommen,  in  Tongefäßen , Matten  oder  zwi- 
schen Blättern  zum  völligen  Trocknen  der  Sonne 
ausgesetzt.  In  den  Spalten  dea  Stammes  findet  man 
nicht  selten  Katechin  (Katechusäurc) , den  wichtig- 
sten Bestandteil  des  Katcchu  als  kristallinische  Ab- 
lagerung, die  unter  dem  Namen  Khersal  in  Indien 
arzneilich  benutzt  wird. 

Fig.  4.  Indigofera  tinctoria  L.  (Indigopflanze, 
Anü,  XU),  eine  Stunde  aus  der  Familie  der  Legu- 
minosen, mit  hnlbstrauehigem , verästeltem,  1,5  m 
hohem  Stamm,  zerstreut  stehenden,  vier-  bis  fünf- 
jochig  gefiederten  Blättern  , unterseits  kaum  behaar- 
ten Blättchen , kurzen  Blütentrauben , sehr  kleinen, 
rosenroten  und  weißen  Blüten  und  stielrunder,  wenig 
gekrümmter,  herabgebogener  Hülse,  aus  Ostindien, 
wird  nebst  einigen  andern  Arten  , wie  besonders  die 
sehr  ähnliche  I.  Anil  L.,  überall  in  den  Tropen,  und 
I.  argentea  L .,  mit  ein-  bis  zweijoehigen,  silberweiß 
seidenhaarigen  Blättern,  in  Nordafrika  nnd  Südwest- 
asien zur  Indigogewinn nng  kultiviert.  Die  Indigo- 
pflanze verlangt  ein  heißes,  feuchtes  Klima;  der  in 


liefere  Kon*.-  Lexikon , C.  Auß. , Beilage. 


Farbp- 


G.  Bixa  orcllana  (Orlcan). 


7.  Carthamus  linctorius  (Saflor).  8.  Reseda  luteola  (Wau).  9.  Isatis  til 

Bibliographisches 


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rbpflanzen. 


(JeAflWt« 

Frucht. 


4.  Indigolera  tinctoria 
S (Indigopflanze). 


Frucht. 


«Frucht. 

lllatc,  UnfMchaln.  \ 

5.  Ilacmatoxylon  Catnpcchianum  (Dlauliolzbauin). 


f j Aracia  Catechu 
iKitechuakazie). 


12.  Roccclla  tlncloria 
(Orseilleflechte). 


[Frucht. 


|tjf  tjctoria  (WaidL 


10.  Quercus  tinctoria  (Flrborciclie). 


11.  Oarcinla  Hanburyi  (Qummiguttbaum). 


I 


Institut  in  Leipzig. 


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Zur  Tafel  ,Farbpflanzen 


dem  gut  gedüngten  and  gepflügten  Hoden  in  Reiben 
von  30 — 50  cm  Abstand  gedrillte  Same  wird  leicht 
mit  Erde  bedeckt , and  nach  drei  Monaten  werden 
die  Pflanzen  kurz  vor  Beginn  der  Blüte  etwa  12  cm 
über  dem  Boden  geschnitten.  In  guten  Lagen  erhält 
man  drei,  auch  vier  Ernten  im  Jahr. 

Fig.  5.  Haematexylon  (’ampechianum  L.  (Kam* 
pe^cheholz,  Rlauholzbaum,Rluthohbaum),än  10-12  m 
hoher  Baam  aus  der  Familie  der  Leguminosen,  mit 
meist  krummem  Stamm,  runzeliger,  schwarzbrauncr 
Rinde  und  ausgebreiteten , vielfach  hin  und  her  ge- 
bogenen, wehrlosen  oder  dornigen  Asten  , paarig  ge- 
fiederten Blättern,  verkehrt-eiförmigen,  wenig  jochi- 
gen  Blättchen,  kleinen  hochgelben  Blüten  in  einzelnen 
oder  gebüschelten  achselständigen  Trauben  und  lan- 
zettlicher,  zusammengedrückter,  meist  cinsamiger 
Hülse.  Der  Baum  ist  ursprünglich  in  Mexiko  und 
Mittelamcrika  (vorzüglich  Campcchebai , Honduras) 
heimisch  und  wurde  von  hier  1715  nach  Westindien,  , 
dann  auch  nach  dem  nördlichen  Südamerika  ver-  ! 
pflanzt;  er  liefert  das  Kampeseheholz,  das  meist  von 
wild  wachsenden  Bäumen  gewonnen  wird.  Erst  in  \ 
neuerer  Zeit  hat  inan  angefangen,  ihn  zu  kultivieren 
und  ihn  z.  B.  auch  in  den  niederländischen  Kolonien 
in  Indien  augepflanzt.  Man  benutzt  das  Holz  in  der 
Färberei,  aber  auch  zur  Herstellung  von  Möbeln,  Par- 
ketten und  in  der  Kunsttischlern.  Es  gelangte  bald 
nach  der  Entdeckung  von  Amerika  aus  den  mexika- 
nischen Häfen  durch  die  Spanier  noch  Europa.  Nach 
England  kam  es  zur  Zeit  der  Königin  Elisabeth; 
da  man  aber  damit  nicht  echt  zu  färben  verstand,  so  j 
blieb  es  beinahe  100  Jahre  gesetzlich  verboten. 

Fig.  6.  Bixa  orellana  L.  ( Orkan -,  Urucu-,  Ruu- 
cou -,  Aptfraobaum),  ein  Baum  oder  Strauch  aus  der 
Familie  der  Bixazeen,  mit  langgestielten,  eiförmigen, 
an  der  Basis  herzförmigen,  am  Ende  zugespitzten, 
ganzrandigen  Blättern,  endständigen  Blütenrispen 
und  großen  Blüten.  Die  Blütenstände  und  oft  auch 
die  Blätter,  tragen  vielzellige,  oft  auch  gestielte  Schilp-  j 
pen.  Die  einfächerigen,  zwciklnppigen , braunroten 
Kapseln,  die  außen  meist  dicht  mit  langen,  spröden,  | 
an  der  Spitze  gewöhnlich  hakig  gekrümmten  Stacheln 
besetzt  sind,  enthalten  zahlreiche  umgekehrt- ciför-  [ 
mige,  oben  schief  abgeplattete  Sameu.  Die  innere 
Schicht  der  Samenschale  ist  hart,  die  äuDerc  besteht 
aus  roten,  fleischigen,  zu  einer  einem  Samcnmante! 
ähnlichen  Masse  zusammcnfliefiendcu  Papillen.  Die  | 
Pflanze  ist  im  tropischen  Amerika  heimisch,  aber  1 
schon  seit  langer  Zeit  in  allen  Tropenländern  bis  i 
nach  Polynesien  und  Madagaskar  hin  verbreitet  und 
vielfach  verwildert.  Auch  in  alten  peruanischen  Grä-  ! 
bern  ist  sie  aufgefunden  worden.  Die  äußere  Schicht 
der  Samenschale  enthält  den  als  Annatto  (Arnotto) 
bekannten  Farbstoff,  der  als  Orlean  (s.  d.)  in  den 
Handel  kommt.  Blätter,  Samen  und  Wurzeln  werden 
in  Südamerika  und  Asien  als  Volksheilmittel  benutzt,  j 

Fig.  7.  Carthamus  tinctorius  L.  (Saflor,  wilder 
Safran,  Büntenkrout),  ein  einjähriges,  1 — 1,3  in  I 
hohes  kahles  Kraut  aus  der  Familie  der  Kompositen, 
mit  l&nglich-eifönnigen,  stachelig  gezahnten  Blättern,  , 
von  grünen  Hüllblättern  umgebenen  großen  Blüten- 
köpfchen mit  erst  gelben,  dann  orangeroten  Blüten 
und  pappuslosen  Früchten.  Die  getrockneten  Blüten 
kommen  als  Saflor  in  den  Handel.  Saflor  ist  neben 
Indigo  die  wichtigste  Farbpflanze,  sie  stammt  wohl 
aus  Ostindien,  hat  aber  eine  sehr  weite  Verbreitung 
gewonnen.  Für  den  Welthandel  sind  wichtig  Indien. 
Bengalen,  Persien  und  Ägypten,  außerdem  wird  Saflor  : 
kultiviert  in  China,  Japan,  Süd-  und  Mittelamerika,  j 
Kolumbien,  Keusüdwoles,  in  geringem  Einfang  auch  | 


1 in  Spanien,  Italien,  Frankreich,  L’ngam  und  in  eini- 
gen Gegenden  Deutschlands.  Im  17.  Jahrh.  bauten 
Elsaß  und  Thüringen  so  viel  Saflor,  daß  eine  beträcht- 
liche Ausfuhr  nach  England  stattfünd,  im  18.  Jahrh. 
aber  kam  der  Saflorbau  durch  den  billigen  levan- 
tinischen  Saflor  in  Verfall , zumal  auch  die  deutsche 
Ware  durch  vielfache  Verfälschungen  in  Verruf  ge- 
kommen war.  Aus  den  bittern  Samen  gewinnt  man 
namentlich  in  Ägypten,  Algerien,  Indien  ein  fettes 
| Ol,  das  sich  als  Brennöl,  weniger  als  Speiseöl  eignet. 

Fig.  8.  Reseda  lnteola  L.  (Färbenrau,  Wau,  GUb- 
kraut),  eine  zweijährige  Pflanze  aas  der  Familie  der 
. Resedazeen,  mit  60 — 120  cm  hohem  Stengel,  wech- 
selständigen, lineal-lanzettförmigen,  kahlen  Blättern, 
blaßgelben  Blüten  in  verlängerten  Trauben  and  kuge- 
lig verkehrt -eiförmigen  Kapseln.  Der  Färberwau 
wächst  in  Mittel-  und  Südeuropa  und  wird  in  Eng- 
land, Frankreich,  Thüringen,  Sachsen,  Bayern  und 
J Württemberg  kultiviert.  Man  sät  im  Herbst  und 
i zieht  die  Pflanzen  im  nächsten  Jahr  während  des  Ver- 
blühens  aus  der  Erde.  Wau  wurde  durch  Gelbholz 
| und  Quercitron  stark  znrückgedrängt. 

Fig.  9.  Isafis  tinctoria  L.  (Waid,  Färbenraid), 
eine  zweijährige  Pflanze  aus  der  Familie  der  Kruzi- 
feren, treibt  im  ersten  Jahr  eine  breite  Blattrosette 
von  15  -30  cm  langen,  dunkelgrünen,  länglich-lan- 
xettlichen,  ganzrandigen  oder  gezähnelten  Blättern, 
im  zweiten  Jahr  einen  0,5 — 1 m hohen  Stengel,  der 
kleine  Blätter  mit  pfeilförmiger  Basis  und  an  der 
Spitze  eine  Menge  reich  verzweigter  Blütentrauben 
mit  kleinen,  goldgelben  Blüten  trägt.  Die  fast  ver- 
kehrt dreieckigen,  schwärzlichen  Schötchen  enthalten 
ein  längliches,  gelbes  Samenkorn.  Der  Färberwaid 
wächst  von  Zentralasien  bis  Mittel-  und  Südcuropa 
und  wird  als  Farbepflanze  kultiviert. 

Fig.  10.  Querrus  tinctoria  WilUL  (Fa  rite  reiche), 
ein  30  in  hoher  Baam  aus  der  Familie  der  Fagazeen, 
mit  roötgelblich  sternfilzigen  jungen  Zweigen,  lang- 
gestielten, bald  seicht,  bald  tief  fiederspaltigen,  zu- 
letzt pergamentartigen,  bis  30  cm  langen  Blättern. 
Die  großschuppigen  Bocher,  aus  denen  die  fast  kuge- 
ligen Eicheln  zur  Hälfte  hervorragen,  sind  sehr  kurz- 
gestielt und  stehen  meist  einzeln.  Die  Färbereiche 
tritt  in  mehreren  Varietäten  auf  und  bildet  in  den 
mittlern  Vereinigten  Staaten  große  Waldungen.  Sie 
liefert  die  Quercitronrinde , die  zu  den  wichtigsten 
Farbinaterialien  gehört  und  bei  ihrer  Einführung 
andre  gelbfärbcnde  Drogen  entweder  ganz  verdrängte 
oder  doch,  wie  dem  Wau,  starke  Konkurrenz  machte. 

Fig.  11.  Garcinia  Hunbnrvi  Hook.  iU.(GummiguU- 
bäum),  ein  10— 15  m hoher  Bnum  aus  der  Familie  der 
Guttiferen,  mit  kurzgestielten,  elliptischen  Blättern, 
kleinen  Blüten  und  kirschengroßen  Beeren,  wächst  in 
Kambodscha  u.  liefert  nebst  andern  Arten  das  Gummi- 
gutt,  dasausEinschnitten  in  den  Stamm  gewonnen  wird. 
Es  kam  1603  nach  Europa,  wurde  zunächst  als  ab- 
führendes Mittel,  dann  aber  auch  als  Farbstoff  benutzt. 

Fig.  12.  Roccella  tinctoria  I)C.  (One  Ule  flechte, 
Fürberflechle) , eine  Flöchte  mit  16 — 32  cm  langem, 

1 — 3,5  mm  dickem,  wurmförmigem,  einfach  oder 
gal»el förmig  ästigem,  büschelförmig  wachsendem,  weiß- 
lichem, lederartigem  Thallus  und  schwarzen,  weiß- 
lich bereiften  Apothecien,  wächst  an  Felsen  der  Kana- 
rischen und  Azorischen  Inseln,  des  Mittelmeers,  Sene- 
gnmbicns,  des  Kaps,  Ostindiens,  Südamerikas  etc., 
wird  besonders  auf  den  Kanarischen  Inseln  (jährlich 
ca.  130,000  kg)  gesammelt  und  dient  zur  Darstellung 
der  Orseille.  Eine  andre,  gleich  farbstoffVeiehe  Flechte, 
R.  Montognei  Itil.,  wächst  an  der  ostafrikanischen 
Küste  in  den  Dschungeln  auf  Mangrovebäume!). 


gorbfdjretber  — garbjtojfe. 


weftinbifcbe  Chlorophora  tinctoria  auä  beT  gamilie 
bet  SRorageen,  oon  ber  baä  ©elbfjotj  flammt;  Rhu* 
cotinus  auä  ber  gamilie  ber  Anafarbiateen,  bie  baci 
gifett»  ober  guftifbol(  liefert;  bie  djine|ifdjeri  ©elb- 
fcfjoten  Bon  Gsurdenia  grandiflora  auä  ber  gantilie 
ber  Slubiajeen  unb  ber  Sau  (Reseda  luteola)  auä 
ber  gamilie  ber  Meftbojeen.  Son  geringerer  Sichtig- 
feit  finb:  mehrere  ftreujbom»,  Rhamnus-Arten  aus 
ber  gamilie  ber  SRbamnajeen ; Safran  (Crocus  sati- 
vns)  auä  ber  gamilie  ber  gribajeeit ; Bira  orellana 
auä  ber  gamilie  ber  ©urajeen , bie  Drlean  liefert; 
Curcuma  longa  auä  ber  gamilie  ber  gingiberageen 
unb  Bepdjiebene  Aloe- Arten  auä  ber  gamilie  ber  2i- 
llajeen  ®ie  Sanbfledite  (Parmelia  parietina),  ©er« 
beuge,  ©infter,  ©odähorn,  Sparte,  Salmiß,  Buch- 
weijcn,  Spargel  u.  a.  haben  gegenwärtig  faum  nod) 
irgenb  »eiche  ©ebeutung  alö  ff.  Sen  eitrigen  grü- 
nengarbftoff,  ber  benugt  wirb,  liefernbied)inefi(d)eu 
Rhamnus  utilis  unb  R.  chlorophorus  auä  ber  ga- 
milie ber  SRhamnajeen.  Alä  blaue garbftoffe  famcn 
nanientli<h  in  Betragt  ber  Jlnbigo  unb  baä  ölauholj 
non  Haematoxylon  campechianum  (fleguniütofcn). 
Sic  Wichtigkeit  gnbigblau  liefernben  ©flanken  gehet 
ren  jur  ginnitie  ber  fleguntinofcn  unb  jur  inbtfdjen 
©attunglndigofera.  Aufterbent  fomnten  inBetradjt: 
ber  in  Europa  fultioierte  Saib  (Isatis  tinctoria)  auä 
ber  gamilie  ber  Sbrujifcren ; ber  djmefifdje  gärber- 
fttöteriifj  (Polygonnin  tinctorium)  aus  ber  gamilie 
ber  ©olpgonaieen;  baä  inbifdje  Nerium  tinctorium 
auä  bet  gamilie  ber  Apocpna(een  unb  inbifdje  Hars- 
denia-  unb  Asclepias- Arten  auä  ber  gamilie  bet 
■fläflepiaba(een.  SS  braunen  garbftoff  benupt 
man  baä  ftatechu,  baä  auä  ber  iitbijihen  Äcacia  Ca- 
techu , gamilie  ber  Aeguminojen , ftammt , unb  baä 
öambir  auä  ber  inbifdjen  Uncaria  Gambir,  gamilie 
ber  Sdubiajcen.  ©on  ben  gerbfäurehaltigenSRa* 
terialien  fommen  mSetradjt:  bie©aüäpfel  unb  Ader- 
boppen,  bie  Bon  Eiibenarten  flammen,  bie  djinefifcSjen 
©afläpfel  non  einer  Sumadj-Art,  StBibioi  Bon  ber 
iilbameritanifdjen  Caesalpinia  eoriaria,  bie  Slipro- 
balanen  Bon  ber  inbifdjen  Terminalia  Chebula  auä 
ber  gamilie  berffombretajeen,  ber  fübeuropäifdje  Sit- 
madj(Rhus  eoriaria)  auä  ber  gamilie  ber  Anafarbia» 
(een.  Superbem  werben  au<h,  obwohl feitener,  benupt 
bie  Sinbe  ber  SRoftfaftanie,  ber  eblen  ffaftanie,  ber 
©irle  unb  ©udje,  bie  Sunel  ber  Weiften  Sterofe 
(Nymphaea  alba)  unb  baä  ©ablab,  bie  ipülfen  Ber« 
Idjiebener  Acacia-Wrten.  — San  ben  g.  hatten  ur- 
iprünglid)  faft  nur  bie  heimlichen  ©ebeutung ; fie  wür- 
ben im  graften  SRaßftab  fultioiert,  lieferten  aber  we- 
nig brillante  garben  unb  waren  and)  nicht  (ehr  auä- 
giebig.  ghnen  gegenüber  (onnten  Biele  Sflanjen  in 
ber  garberei  jur  ©ettung  fommen,  bie  man  gegen- 
wärtig nicht  mehr  benupt.  SDJit  ber  Auäbehmtng  beä 
fcanbefä  würben  auch  unfre  wichtigem  g.  in  ben.\)in. 
tergrunb  gebrängt,  ba  fte  mit  ben  auä  ben  tropifchen 
flänbent  emgeführtengarbmaterialien  in  feiner  Seife 
fonfurrieren  fonnien.  ®ie  Entroidelung  ber  Gljcmie 
lehrte  bann  allmählid)  mehrere  auägejcidjnetc  garb* 
floffe  fennen,  bie  wieber  gegen  bie  heften  g.  manche 
Sorteile  boten,  unb  alä  bie®eerfnrben  auftraten,  fanf 
bie  ©ebeutung  berg.  ungemein  febnett.  Alä  fogar  baä 
AHjarirt  beä  Srappä  fünftlidj  auä  Steinfohlenteer 
bargeftellt  worben  war,  oerlor  ber  Krapp  ferne  ®e* 
beutung  faft  ooüftänbig.  fflleidjem  Schidfal  gehen  bie 
gnbigo  liefernben  ©flarnen  entgegen,  ba  audj  baä 
gnbigblau  fünftlidj  bargefleßt  wirb.  Einige  ber  Wich- 
tigfteu  g.  ftnb  auf  bcifolgcuber  ttafel  abgebilbet  unb 
befchrieben.  Sgl.  Jtanbe&pflanjen. 


327 

ftarbfcfjrciber,  f.  Telegraph- 

tjarbftifte,  f.  ©leiftijte. 

garbftoffe  (Segmente),  (ehr  perfchiebenartige 
Subftanjen,  oon  bereu  Gigcnfdjaften  man  befonberä 
bie  garbe  beriicffidjtiaen  will.  Siele  ebentifdje  Ser» 
binbunoen  hefigen  cparafteriftifdje  gätbung,  unb 
biefe  gehört  fo  fehr  jtc  bem  Sefen  ber  fraglichen  Sub* 
j ftanj,  baft  fte  in  gleichem  3uftanb  nientalä  epftieren 
fann,  ohne  jene  garbe  ju  (eigen.  San  bereitet  j.  8. 
Ultramarin  auä  Stoffen,  oon  benen  feiner  eine  blaue 
garbe  beftpt;  aud)  läßt  fi<b  auä  bem  Ultramarin 
nidjtä  abfdjeiben , waä  mau  alä  ben  garbftoff  biefeä 
Siirperä  betrachten  ffinnte.  Senn  man  aber  (ludet 
ober  Stärfemefjl  mit  emer  geringen  Quantität  Ul* 
tramarin  mifcht,  bann  hübet  biefeä  in  ber  bläulichen 
3J!i(d)ung  ben  garbftoff.  gn  ähnlicher  Seife  werben 
Biele  an  fid)  farblofe  SKineralim  unb  ©efteine  burdj 
Seiinifchung  geringe  r Sdlengen  Etfen-,  Slattgan-,  Äup» 
fer»  unb  Ghionioerbinbungm  gefärbt,  währenb  man 
(.©.oon  einem  garbftojf  beäiüottupfererjeämdjtfpre» 
cheit  fann,  ba  biefeä  auä  Sbupferopjbul  befiehl,  bem 
bie  rote  garbe  eigentümlich  ift.  derartige  in  ber  Sa* 
tur  Borfomtnenbe  farbige  Körper,  namentlich  Giien* 
unb  ßupfernerbinbungen  (9Jot-  unbSrautteifenfiein, 
Oder,  SIKalachit,  Äupferlafur),  burdj  ßifenorgb  in* 
tenfto  gefärbte  jotte  (©oluä,  Umbra  tc.),  ©raphit, 
©lciglanj,  ©raunfohie,  fireibe,  ©ipä,  Schwerfpat, 
bilbctt  bie  Erb*  ober  natürlichen  SMineral* 
färben  (f.  SRineralfarben). 

3>ie  g.  beä  S f 1 a n j e n r e i d)  ä ftnb  teilä  birefle  Gr» 
(cugniffebeäSfianjcnlc6enä,  teilä  fünftiidjeUmWanb» 
lungäprobufte  Begelabiltfcher  Subjtan(en.  ®te  mei* 
ften  finb  fchwadje  Säuren,  wenige  ftnb  inbifferent, 
unb  ein(elne  (eigen  baftfdje  Gigenfdiaften.  fflon  fennt 
unter  ihnen  ©lqfofibe,  unb  mehrere  flehen  )u  ben 
öerbfäuren  unb  beten  Sbtömmlingen  in  naljer  ©e* 
(tehung.  ®te  Bon  ber  Satur  fertig  gebilbeten,  un* 
ejemetn  oerbreüelen  unb  retdj  nuancierten  g.  finben 
ltdj  aelöft  ober  in  fömigen  Ablagerungen,  meift  in 
ben  Dem  flicht  auägcfepteii  oberflächlichen  Sflanten» 
»eilen ; anbre  fommen  auch  in  Serbidungen  ber  (feil* 
haut  Bor  ; tedjnifdjc  ©ebeutung  haben  nur  Wenige. 
Saaegen  fittben  fich  in  bett  inttent , Bor  bem  flieptf 
gefajüßlen  ^eUfdlidjicn  bie  Ebromogene  (garben* 
er.jeuger),  bie  an  fid)  feine  g.  ftnb,  aber  (u  folcpen  in 
naher  ©enepung  fiepen.  Ade  Begetabilifdjcn  g.  fdjei- 
nen  auä  ttpromogenen  perBor jinjeheit , Biele  fönnen 
fünftlidj  barauä  bargefleUt  unb  j.  j.  wieber  in  foldje 
jurüdnerwanbelt  Werben.  Sepr  häufig  entflepen  g 
auä  Epromogenen  unter  bem  EiitfluB  beä  Sauer* 
floffeä,  oft  nur  bei  fflegenwart  einer  itarfen  Safe  unb 
biaweilcn  unter  SJfilwtrfung  Bon  Ammoniaf.  ®ie 
Südbilbuug  ift  bagegen  gewöhnlich  ein  Sebuftionä* 
proceft.  ®ie  Gpromogene'  ftnb  in  ihrem  Sorfommm 
att  Die  fpejieüften  OrganifationäBerpältniffe  unb  beä- 
palb  an  einjelneföatlungcn  ober  gar  ArtenoonSflan» 
(en  gebunben.  gür  bie  'Jedjmf  liefern  fte  Wichtige 
garbmaterialien  (gnbigo  tc.).  ®urdj  flicht,  fluft, 
Ojon  unb  bie  meiften  ofpbierenb  wirfenben  Stoffe, 
namentlich  auch  burdj  Eplor,  Werben  bie  meiften 
Sflanjenfarbüoffe  jerftört,  wäprenb  fdjweflige  Säure 
befonberä  bei  mäßiger  Einwirfung  oft  nur  farblofe 
Serbinbungen  mit  bett  garbftoffen  etmugepen  fdjeittt, 
auä  benen  burch  Schwefelfäure,  Schwefelwafferftoff  tc. 
ber  garbftoff  regeneriert  werben  fann.  Sauren  nuan- 
cieren bie  meiften  g.,  machen  blaue  rot  unb  rote  gelh; 
bodj  fann  man  in  ber  Siegel  burdj  SRcutralifation  ber 
Säure  mit  Ammoniaf  bie  urfprünglidje  garbe  wie» 
berperftetlen.  Alfalictt  färben  Biele  rote  g.  blau,  blaue 


328  j^arbftoffc  (pßanjlidje,  tcerifdje,  SRineralfarbfloßc;  Einteilung), 


grün,  gelbe  rot  ober  rotbraun,  unb  aud)  hier  faiin  in  I 
her  Siegel  burd)  fdjrvücn  ^juiag  oeebünnter  Säure 
bie  ursprüngliche  garbe  wiebcrbergcfteM  Werben. 

Sott  ben  tierifdten  garbftoßen  ift  ber  garbftoß 
best  ©luted  allen  SJirbeltiereit  gcmcittfam,  unb  bie 
übrigen  pnb  mabrid)cmlid)  nur  SJiobififationen,  b“u< 
pg  unmittelbare  Umfejungbprobulte  bed  Siutrotc-, 
Sie  pnb  Bielleidp  alle  cßenbaltig,  immer  ftidßoff* 
haltig,  »eigen  fef>r  oerfebiebene  SJiiSlidjfeit  in  ®aßer; 
bie  meiften  IBfen  pd)  in  Hlfalien,  einige  auef)  in  HI« 
tot) ol , 'Htf)er  unb  ötjlorDforrit.  OTandje  IBnnen  tri* 
ftallipert  erbalten  werben,  bie  meiften  pnb  inbijfe* 
rent  unb  werben  burd)  Sblor  jerftört;  manche,  wie 
bie  ©nlleiriarbjtoffe,  pnb  fepr  Dernnberhd)  unb  tön« 
nen  eine  Sieipe  tton  garbcnwanblungen  erleibeu, 
anbre  pnb  ungewöhnlich  beftänbig,  unb  bad  Stein* 
nin  glcidit  in  biefer  Sejiebung  bcr  reinen  Kohle.  ©c< 
Wiffe  ©atterien  erjeugen  burd;  litten  Sebendprojefi 
aud  eimeipartigen  Körpern  fcljr  lebhafte  blaue  unb 
rote  t?.  (©lutenbed  ©rot,  ©lau*  unb  Siotwerben  bcr 
® peilen).  'jlf)itlid)e  rote  unb  »iolette  g.  pnben  pd) 
auch  in  ber  SJlofluSfe  Aplysia  depilans  (Sccbnfe). 
Srattifd)e  ©ebcutung  beppt  oon  ben  tierifdien  garb- 
ftoßen faft  nur  bad  Slod)emllerot  (Karmin). 

Siele  g,  löfen  pd)  in  ÜSaßer,  einige  nur  in  Hlfo- 
pol  unb  'iitl)cr;  anbre  pnb  in  ben  gewöhnlichen  flö* 
fungdmitlcln  unlödlicf).  Vlu3  ihren  Söflingen  Wer* 
ben  ‘manche  burd)  Salje  gefällt,  bie  meiften  burd) 
Sohle  abforbiert,  fo  baß  man  gefärbte  glüfßgfeit  ge* 
wohnlich  mit  Sohle  entfärben' (ann.  5Die  SÄehrjaljI 
ber  g.  bilbet  mit  ben  alfalifeheit  Erben  fjäupg , mit 
beit  Erben,  fdjwcrcit  SRetallopjben  unb  bapidjen  Sie* 
taüfaljen  faft  immer  ftbwer  löblitpe  ober  unlösliche 
Serbinbungett  (garblade,  Cadfarbcn,  Sa  de),  j 
Hub  einer  mit  Hlaunlöfttng  Perfekten  Hbfodjung  Bon 
SRotbol»  wirb  5.  ©.  burd)  3oba  Jonerbebljbrat  ab* 
gefd)ieben,  bad  pd)  mit  bettt  roten  garbftoß  ju  einem 
Sad  Berbinbet.  3>ie  Sade  beppen,  fclbft  wenn  pe  mit 
farblofen  Ojpben,  häupger  aber.  Wenn  pe  mit  farbi- 
gen Oppben  bargefteHt  würben,  eigentümliche  9Juan* 
cen,  woBon  bie  gärbefunß  Bielfad)  ©ebrattd)  maeht. 

3ablreid)er  alb  bie  natürlichen  pttb  bie  fünft li« 
dfeit g.,  fowobl  Slineralfarben  (Ei(en*,  Kupfer*, 
Ehrom*,  Kobalt*,  ©lei*,  3inffarben  jc.),  benen  pch  bie 
Sielaüfarben  (gepuloerte  Sietalle,  ©romefarben)  an* 
fchliepen,  alb  organifeße,  bie  teils  aud  Sflangen,  fel- 
teuer auä  Xierftoffcn , am  jablrcidßten  unb  manttig* 
fad)ften  aber  aud  ©eftanbteilen  beb  Steinfoblentcer« 
bargefteHt  werben.  2)iefe  Xecrfarben,  ausgejeid)* 
net  burd)  Sictdmmt  ttnb  Schönheit  ber  Suancen,  ha* 
ben  bie  natürlichen  g.  um  fo  mehr  jurüdgebrängt, 
alb  cd  gelungen  ift,  einige  ber  mieptigften  Bon  lebtern, 
WieHligarin  (Srapprot)  unb  gnbigo,  aud  leerbeftanb* 
teilen  tilnfllich  barjuftellen. 

5)ic  organifchen  g.  gebären  tum  allergrößten 
Heil  ber  Seihe  ber  aromatijehen  Serbinbungett  an 
unb  laßen  pch  auf  farblofe  Sohlcnwafferftoffe  jutüd* 
führen.  Hub  legtem  gehen  g.  berBor,  inbettt  imiöiole* 
fül  ininbcftend  jwei  ffiafferftoffatome  burch  »Wei  Ber* 
Pbiebcne  Seitenfetten  erfept  werben.  Son  biefen  Sei* 
tenfetten  ift  bie  eine  bad  jur  garbftoffbilbung  befähi* 
aenbe  ©rinjip,  bie  Chromophore  ©ruppe.  Sol* 
djer  Chromophoren  ©ruppen  fennt  ntan  bid  jejjt  17. 
®et  burd)  Eintritt  einer  Chromophoren  ©ruppe  in 
einen  Koblenroaßerftoff  entflehcnbe  Körper  ift  tueifl 
ungefärbt  unb  oerhält  fid)  nie  Wie  ein  garbftoff,  benn 
er  ift  unfähig,  aud  feinen  Söfungen  pch  auf  utt* 
gebeijte  ober  gebeijte  gafem  ju  übertragen.  SRan  be* 
äeießnet  ihn  ald  tthromogen  (garbenerjeuger). 


weil  er  feßr  leicht  in  einen  garhpoff  Übergeher,  fantt. 
Sie  ©ilbung  bed  garbßoffed  erfolgt  erft  burd)  ben 
Eintritt  einer  jtoeiten  Htontgnippe  (aurod)rome 
©ruppe),  bie  an  Pch  unfähig  ift,  aud  einem  Kohlen* 
wafferfloff  einen  garbftoff  ju  bilben.  Vlufodjrome 
©ruppen  Bermanbeln  Kohlenmaffcrftope  in  ©afett 
ober  Säuren,  bod)  ift  ber®rab  ihrer  farbenentwidein* 
ben  ffiirfuna  auf  bad  Ehromogen  feinedweg«  propor 
tional  ber  Energie  biefer  fal.sbilbcnbett  Kraft  Sach 
ihrer  aujodjromen  9iatur  laßen  pch  bie  bidber  be* 
fannten,  jur  Saljbilbung  befäbigettben  Scitenfetten 
Bon  Kohlenwafjerfloffen  etwa  in  (olgenbe  Seihe  ein* 
orbnen, wobei  bie  parier  mirfenben  Borangehen: NH, 
(Hmib),  mit  feinen  Hbfömmlingcn , wie  NHCH,, 
N(CH,),  ic.,  OH  (^rtjbroshl),  NH, OH  (Hmmonium* 
oppb),  SO,H  (Sulfojrpl),  COOH  (Karbojtjl).  3Vu 
brei  legten  ©ruppen  foinrnt  bie  aiifodjrome  Satur 
in  oiel  geringemt  Siaße  ju  ald  ben  beiben  eqten. 
Unter  gugntnbelegung  biefer  Bon  SBitt  juerft  ent* 
widelten  ilttfchatmngen  unterfcheibet  man  nach  ben 
Chromophoren  ©ruppen  folgenbe  garbftoffamilien : 


1)  SRitrofarliftoffe,  enthalten  eint  ober  mehrere  finwenin« 
9tUrogruppen  —NO,. 

2)  «ÄpfarbfiofTe  mit  bet  jmeiioertigen  imet  Äo$IemDofler« 
floffreft«  oerbinhenben  Sjogruppe  — N=N — ; bte  jablreicbfte 

3)  ^qbrfljofötbftoffe  mit  ber  (Sruppe  =0=N— NU— . 

O 

4)  ÄjoibfarbflolTe  mit  ber  Kjofpgruppe  — N-^— — N— . 

5)  Wilrofo-  ober  (SMnottPximfarblloffe  mit  ben  ein« 
wertigen  NO,OH,  ober  iioeiroertigen  0,NOH  Wrnppenpaorcu. 

6)  Aetoitfarbftoffe  mit  einer  ober  mehreren  gweitomignt 
Äetongruppen  GO. 

7)  Äetimibfarbftoffe  mit  ber  iroeimertigen  ©ruppe 

C=N1L 

8)  ^iptiruqlmrtijanfarbftoffe  mit  ber  ©ruppe 

n 


S=,  bie  jwei  aromotifc^e  ‘Rabifnte  oerbinbet, 

9)  Xriptienqimet^aufarbiioffe  mit  einer  ber  brei  mit 
aromatij$en  Äo^lenioaf|erftoffre(ten  oerbunbenen  ©ruppen 

^ c ^ 

/ \N=  / \0-  / \0  — CO-. 

10)  ^tnboplicuole  mit  ber  |n>eiioertigen  ©ruppe  — O— xl_' 

11)  Osa&lnc  entija  ten  ein  mit  jivei  unter  m buccb  ein 
Sauerfloffatom  oerfetteten  aromatifd>en  heften  oerbunbened 
Stitfftoffatom. 

12)  Xftiasiite,  entfpre^en  ben  Oiaginen,  enthalten  aber 
an  6teüe  be»  oer6inbenben  6auerftoffatoml  ein  ©chwefelatom. 

13)  0nbu(ine,  entfpre<hen  ben  Djaginen,  enthalten  aber 
ftatt  be«  txrbinbenben  ßauerftoff*  ein  Sticfftoffatom,  toelibe»  an 
ein  weitere*  aromatifche*  Siabifal  gebunben  ifL 


1*)  «sine,  in  benen  bie  otermertige  ©ruppe  ^S— N^ 

gwei  gweiwertige  aromatifche  9?nbi!ale  oerbinbet 

15)  Cafranine,  in  benen  bie  fe<h*wertige  Bgoniumgruppe 

mit  jwei  iroeiwertigen  unb  einem  einwertigen  aro« 

/ \ 

matifchen  Siabifal  oerbunben  ift. 

16)  Vfribinfarbftoffe  mit  ber  oierwertigen  ©ruppe 

^N— C^-  H,  bie  mit  gwei  gweiwertigen  aromatif<$en  Kabi- 
falen  oerbunben  ift 

17)  3ubLgofarbftoffe  mit  ber  oierwertigen  ©ruppe 


—C' 


VN — 

11 


18)  GTblnoliufarbftofTe,  oerfchiebenartige , gum  leil  ihrer 
ftonftilution  nad)  ungenQgenb  erforf($te  g.,  bie  fi<h  oon  ben 
9afen  ber  ableiten. 


329 


{Jarbfioffe  (Serwenbunfl,  giftig«  g.). 


WH«  8-  mit  gleid>er  chromophovct  ©rappe  bejtßcn  1 
gewiffe  übereinftmimenbe  djeiutfdt«  Stertmale.  Sie 
weitere  Teilung  ber  ©ruppen  erfolgt  auf  ®mnb  bet 
int  üljtomogeu  enthaltenen  Kohlentoafferftoffrefte. 
Seiber  entjiehen  fiep  biefe  wenigen  natürlichen  Sflan- 
5«n-  unb  Tierfartftoffe,  beren  Jtonftitution  bis  jeßt 
ermittelt  ift,  ber  Cinreihung  in  baS  Stjjtem ; fte  fol- 
gen ben  gleichen  fflefeßen  wie  bie  fünftlichcn.  Soweit 
abweidtcnbc  Ifigenjcbaften  ber  natürlichen  8-  Borlie- 
gen, ftnb  fie  lediglich  barauf  jurüdtufübrcn , baß  bie 
natürlichen  ff.  IKjromogene  jur  fflrunblaae  hoben, 
bie  unter  ben  fünftlichen  nicljt  Bertreten  ftnb,  unb 
umgefehrt.  Sie  Behauptung,  baß  bie  natürlichen  g. 
echter  iiub  alb  bie  Kindlichen , ift  falfd) ; eS  gibt  fehr 
unechte  ff.  untern  erftern  unb  fehr  edpte  unter  ben 
ßneugnifjen  ber  garbeninbuftrie. 

Bad)  ihrer  Si  e r w e n b u n g teilt  man  bie  8.  in  meh- 
rere ©nippen.  Sie  'Waler-  ober  iluflricbfar  bert 
»erfallen  je  nad)  bem  Binbemittel,  mit  bem  ber  gart- 
ftoff  gemiieht  ift,  in  SquarcÜ-,  $>onig-  ober  ©untmi- 
färben,  Stufeben,  ©aftellfarten , SBaifer-  ober  Seim- 
färben,  Ol-  unb föafferglabfarben.  Siefinbftörper- 
färben  (Sed-,  ©ouaepefarben),  Wenn  fte  bie 
ff  lache,  auf  bie  fte  aufgetragen  Werben,  mehr  ober 
weniger  ooüflänbig  Berbedcn,  ober  Cafurfarben 
(Saftfarben),  wenn  fte  auf  ber  Unterlage  nur  eine 
burchftchtige  2diid)t  bilben.  Siefe  finb  in  SSaffer  ober 
Blfopol  löblich,  jene  nidjt.  Sou  bett  ®mai  l-  ober 
Sthnteljfarben,  junt  gärten  Bon  ©laSflüffeit,  ©la- 
furen  unb  für  bie  Porzellanmalerei  beftimml,  oerlangt 
man  ein  eigentümlich  cd  Bertolten  in  hoher  Tempera- 
tur (in  ber  gcfdjmoljcnen  ffilaSmaffe  unb  beim  ©in- 
brennen auf  Bor jedan).  3nbergärberei  ltnb^eug- 
br  tt  der  ei  fontitten  bieg,  in  eigentümlicher  Seife  jur 
'Bntoenbung.  Selten  wirb  ber  ffarbftoff  mittels  eins 
ber  gewöhnlichen  ©inbemittel  auf  ber  gafer  befeftigt. 
Oft  Derbinbet  iid)  ber  garbfloff  ohne  weiteres  mit 
ber  Tier-  ober  Sflanjenfafer,  itt  anbrni  gciUen  biettl 
alb  ©efeftigungämittel  eine  Bei  je,  unb  bisweilen  wirb 
ber  ffarbftoff  felbft  erft  auf  ber  garbe  erzeugt,  inbeitt 
tnan  biefe  j.  B.  uacheinanber  in  jroei  Saljlöfiittgen 
bringt,  bie  bei  gegenteiliger  Sinmirfung  aufeinanber 
öerltnerblau  erjeugen.  Sie  Seerfarben  fann  matt 
mit  ftinpept  auf  ihre  Snwcnbuna  in  ber  gärberei  itt 
mehrere  ©ruppen  teilen.  3m  ©egenfaß  ju  ber  gro- 
ßen URehrjahl  färben  einige  g.  Baumwolle  ohne  Ser- 
mittelung  einer  ©eije  birelt  wajtbcdbt  (Kongo-  ober 
Benjibtnf arbftoffe,  f.  b.).  Sie  meiften  biefer 
BaummoUfarbftoffe  rmbSctrajoBerbinbuitgen,  Welche 
bie  ©ruppe  — N=N—  jWeimal  im  3Solefül  enthol- 
ten,  aber  nicht  alle  Tetra, joPerbinbungen  jietjen  gut 
auf  ungeberjte  ©aumwolie.  Beben  bem  boppeliett 
©hromophor  — N=N — enthalten  bie  ©autmooll- 
farbftojfe  alb  aurochronte  ©ruppen  noch  NH,  ober 
OH  ober  ftbfömtnlinge  berfelben.  ©ine  anbre  Klaffe 
Bon  ©aumroottfarbftoffen  werben  aus  gewiffenlh'o- 
bafen  bargefteüt,  bie  man  burcpiSr hißen  aromatifebev 
flmine,  befonbers  beS  SaratotuibinS  unb  URetapili- 
bin«,  mit  Schwefel  erhält,  ©inige  biefer  Icßtern  garb- 
ftoffe  ftnb  ßljonerbinbungen,  boep  ift  bie  tlljogruppe 
nicht  als  wefentliche  ©ebingung  tpreS  gärbeBemiö- 
genS  ju  betrachten.  Siele  ©aumwoUfarbfloffe  ton- 
nen auf  ber  gafer  biajotiert  unb  bann  mit  ftminen, 
Bhenolen  tc.  ju  neuen  Sjoförpem  oertuppelt  werben 
(3n  g r a t n f a r b e n,  Siajotier-,  ©ntwide» 
lung'sfarbftoffe). 

Sie  bafifdjen  garbftoffe,  falgfaurs,  ftpmefel- 
färben  ©auntWoHe  in  neutralem  ober  fdjwadi  faurem 


©abe.  Wenn  fte  mit  Tannin,  Türfifcprotöl  ober  anbern 
fauent  Sei}««  oorgebeijt  ift,  Solle  unb  Seibe  ebettfo, 
aber  ohne  Sorbci je.  ©ei  Solle  unb  Seibe  ift  bie  du- 
hilfenahme  ber  ©eije  nicht  erforberlich,  weil  biefe  ga- 
fern  felbft  faure  ©ruppen  enthalten. 

Sie  fauern  garbftoffe  ftnb  großenteils  ßlltali- 
folge  non  Sulfofäuren  ber  wjoBerbinbungen  ober  ber 
baftfthen  garbftoffe.  Sic  »erbittben  ftch  mit  ben  baft» 
fchen  ©nippen  ber  ©Jolle  unb  Seibe  im  fauent  ©abe 
birelt  oßne  Zuhilfenahme  einer  ©eite.  VUtf  pflan.j- 
liehen  gaferjtoffen  tijnnen  fie  im  allgemeinen  nicht 
maid)cd)t  fifiert  werben. 

Sie  bei jenfärbenben  garbftoffe  jeidmen  fiep 
burd)  mehr  ober  Weniger  hert'orragenbe  Sd)tt)eit  auS; 
fie  werben  auf  Sflan j'en-  uttb  Tierfafern  mit  metalli- 
fepen  ©eijen  befeftigt,  unb  ba  ber  mieptigfte  garbfloff 
ber  ganjen  Klaffe  baS  Slijarin  ift,  fo  nennt  matt  fte 
auch  WoI)l  Vllijarinfarhftoffe.  3e  nach  ber  an- 
gemenbeten  ©eije  entflehen  oerfchiebcne  gärbungen, 
rllijarin  j.  ©.  gibt  mit  Tonertefnljen  eine  rote,  mit 
Roltfaljen  eine  rotbraune,  mit3innfaljen  eine  rote,  mit 
©fenfaljen  eine  blaufchwar.je  unb  mit  l£br°mfaljen 
eine  braune  Serbinbuttg.  Siefe  Serbinbungen  ftnb 
unlöslich  unb  tnüffen  auf  ber  gafer  erjeugt  werben. 

SIS  Küpenfarbftoffe  bejeidmel  matt  gnbigo, 
Snboppenol,  nSaphtpoIblau,  bie  mittels  bei  Küpen* 
uerfaljrenS  (f.  gärberei,  S.  323,  unb  gnbigo)  auf 
ber  gafer  befeftigt  werben. 

Siele  g.  üben  (eine  Süirtung  auf  ben  lebenben  Or- 
ganismus, währenb  anbre  giftig  finb.  hierher  ge- 
hören befonberS  bie  anorganifebeng.,  bie  auS  im'JJia- 
qenfaft  löslichen  Serbiitbungen  Bon  Srfen,  ©aOmm. 
©lei,  tShrotn,  ftabmiuttt , Kupfer.  Guedftlber,  ^ittf, 
Zinn  beftehen.  Son  organifepen  garbftoffen  ftnb  be- 
jonberS  ©ummigutt  unb  ©itrinfäure  giftig.  Blanche 
an  ftep  unfdtäbltche  g.  tonnen  giftig  fein,  wenn  fie 
non  giftigen  Stoffen,  bie  ju  ihrer  Bereitung  benußt 
würben,  einen  9fefl  als  Serunrcinigung  enthalten. 
Sic  folgenbeZufammenfietlung  enthält  bte  gebrauch- 
licpften  giftigen  g. 

Sdtworce  harten:  Äitttmottl^iearj  (Oil<nbton*e , Oijen. 
leftroarp,  Duerflclberfipronrj. 

«raune  trarben : «leibraun,  «reetauerbraun  (gßeimfcb- 
braun),  Terra  siena. 

91ote  ^porbtu:  Zinnober  'BermiCon,  ^3an[fr« 

rot,  ^kitentrot),  9(ntimon)innober,  SWmntge  (Bleirot,  SRinium, 
^ariferrot,  rote*  Bleio^b),  ff^romrot  (Sbrontjinnober,  <bronv 
faure*  Bleiojob),  SRineralrot,  roter  Streuglani,  S^önrot,  glo* 
rentiner  fiat!  (fofern  berfelbe  arfen^atiia  tfi),  rote*  ÄoraUln, 
gewiffe  «rten  oon  gutftfin,  Äupferrot  («upferojpbul). 

Orangefarben:  Cbrontorange , tiJolbftbiuefcl  (Antimon* 
orange). 

Weibe  färben : »aufAg«^  (Auripigment,  Cperment,  ftömg** 
gelb,  fkrfifcbgelb,  Cblnefiftbflelb , 6pamf<bgelb) , flabmiumgrlb, 
«bromgelb  («aifer*,  Weu»,  Aron-,  flölner*,  Barifer-,  fieipiiger*, 
«otbaergelb),  9Uapelergelb,  «affelergelb  (»Ineral*,  Bumer*, 
patent«,  Kontpeütcr*,  Beronefer,  C (<brom* 
faure«  QinfoDb),  Ultramaringelb  (Öelbin,  ©arptgelb),  Antimon« 
gelb,  Stembüblergelb,  ffliimutgelb,  SRafflcot(Bletgelb),  Öummi* 
gutt,  BiWnffiure  (Bitringelb),  Hurantia  (1). 

Wrüne  Farben : ®rünfpan  (Spangrün),  Brcmergrün,  »erg« 
grün  (»raunf4)njeigcr  flupfergrün),  »art)tgrün  (Wang angrün), 
3in!grün  (Ainmann*  ®rün),  «obaltgrün,  grüner  3ittnober  (Cl« 
grün,  Aefebagrün,  SRaigrün,  3Roo*grÜn,  fiaubgrün,  Sleapetgrün), 
Qbromgrün  (®uignet*  ®rün,  grüne*  abmntospb),  ©<betle*  «rün 
f54n>ebif<bgrün,  SWineralgrün),  S<bnHtinfurtergrün  (Äaifergrün, 
«önigfgrün,  jturrerigrün , «ir<$berger*grttu,  S^obergtün, 
3n>i(fauergrün,  «runblergrün,  «nglif<bgrün,  Äaffelergrün,  fietp* 
jigergvün,  3leuwieb«rgrün , Driginalgrün,  »atentgrün, 
grün,  f»tti*gtün,  SRaigrün,  SSoolgrün,  S<b»ei|erflrün,  Bartfer* 
grün,  ©tenergrün,  ffiüriburgergrfln,  Bapaeei«*^"*  »afeler* 
grün),  Caffelmann«  ®rün,  6maragbgrün,  ®elbbol|*  unb  Duer* 
citrongrün,  gobgrün. 


330 


garbjtoffe  (ed)te  unb  unechte,  ©efety  betr.  gcfunbtycitfdjäblidK  fr). 


»laue  Farben : »ergblau  (BHrteralMau,  KalfMau,  Kupfer» 
blau.  Kaffe! « blau,  $am burgerblau,  5nglifs$blau,  Jtauoübcc* 
blau  (Sdnileum,  Kobaltblau  (Ibfnarb*  »lau),  SXolpbbänMau 
(Vlinera(tnbigo),  Stfcmalu  (öjt$el),  «erltnerblau  (unb  jtoar  fpe» 
fieO  Suifenblau  unb  SRineralblau),  blauer  ör  jglan  j,  blauer  Streu» 
glanj,  manlje  Sorten  Aniltnblau. 

»iolette  färben:  20e  au*  giftigen  blauen  ober  roten 
Farben  ^ergefteUten  oioletten  Öemenge,  ferner  manche  Sorten 
Knilinoiolett. 

©eiftc  färben:  »friroelfe  unb  btdrorife&altlge  3Wif<$ungen 
(€<bufrnottfe,  Krcmferaeife,  Öcnejianenoeife,  fyimburgmoctfe, 
£ioüänbtn»eife,  tirolcrrocife,  I^narb*  Steife,  &llc$t)env«ife, 
^framßPf<b»eiB,  Silbarroetfe , qterlrorife),  SW1®««#  (S<bn«aoetfe, 
^infblumen,  3infotpb),  »arptiircife  (®<$rorrfpat,  Spatroetfe,  SRine- 
ralrocife,  Weunxife,  ©Ittweifefurrogat,  ^ßrrmanentn>ei$,  Blanc 
fixe),  eatinnxife,  ©i*mutn>«tfe  (Spantföroeife,  £<$mtnfroeife,  ecfjt 
^krlnxife). 

(Kraue  Farben : «Oe  Wif^ungen,  id*Ic$«  f<$flbti<&e  »eifee 
ober  ftfcroorie  färben  entbalten,  bann  ginfgrau,  3in^tenbe. 

SttctaQ*  ober  »rosefarben : e<$aumgolb,  StyaumfUber, 
uneebte*  SRetaQgolb  unb  Stetadfllber,  unechte*  tWalerfilber, 
Kupferbraun,  ©ronjclatfe  au*  f$dbU<ben  Anilinfarben,  SBolfram« 
bronjen. 

(?tt»te  unb  uuedjte  flfdrbftoff«. 

Sie  iotjen.  «fjteit  g.  meibctt  burd)  bie  EinWirfung 
Bon  2id)t,  2uft,  SBaffer,  Seife  rc.  fti)r  wenig  ober  gar 
nidjt  «eränbert,  wäpreub  unedle  jiemlid)  fipnett  jenen 
Einftüficn  erliegen.  Sie  Unterfcpiebe  finb  inbeä  nur 
grabweife.  Stand)*  g.  finb  gegen  gewiffe  Etnwir- 
fungen  fefjr  wiberftanbOfä^ig.  gegen  önbre  nicht.  Sie 
Ed)tt)eil  wirb  auch  bunt)  bievlrt  bergafem,  aufbenen 
bie  g.  fid)  befinben,  burdj  etwaige  Wnwenbung  Bon 
Seijen , burd)  bie  Störte  ber  gätbung  unb  attertei 
anbre  tßertjältniffc  beeinflufjt.  Sie  Slnforberungen, 
bie  man  an  bie  Ed)tpeit  eine8garbftoffe8  ftetlt,  richten 
fid)  uaef)  Slrt  unb  Slnwmbung  be8  gefärbten  Stoffes 
unb  fmb  b it f)er  febr  Berfcbicben.  Sal)cv  tann  ein  garb* 
ftoff  für  einen  3>»eig  ber  görberei  ganj  brauchbar 
fein,  wiibrenb  er  für  einen  anbem  untauglich  ift.  Oft 
Werben  auch  gefärbte  Stoffe  noch  Operationen  unter* 
jogen,  bie  auf  beu  garbftoff  jerftbrenb  einwirfen 
(innen,  wie  j.  8.  bic  ftarf  altaltfdic  Satte  bei  ber 
luchfabrifation,  bie  Setatur  :c.  gür  legiere  müffen 
bie  g.  Santpf  Bon  110°  au8ha(tcu  tonnen.  Sie  © r ü * 
fung  ber  g.  auf  ber  gafer  auf  Echtheit  wirb  bejon* 
bera  nach  folaenben  Sichtungen  norgenommen  unb 
in  folgenber  Seife  au8gefüt)rt.  2ichtcd)tl)eit  unb 
Seltereditheii.  Man  bebedt  bie  gefärbten  ober 
bebrudten  Mufter  jur  §älfte  mit  !pol}  ober  ©appe 
unb  fegt  fie  aüen  Unbilbcn  ber  SSitterung  auö  ©on 
3eit  ju  3eit  wirb  bab  Sefultat  feftgcfteUt.  Sie  g. 
pflegen  im  grübjahr  am  meiften  ju  leiben,  fflewöhn* 
iid)  flellt  man  fünf  Gchthcitötlafien  auf  unb  rechnet 
ju  ber  erften  fold)c  g. , bie  fclbft  nach  einem  Monat 
nod)  feine  unberung  aufweifen,  jur  5.  Klaffe  folche, 
bie  fchon  nach  einigen  Sagen  fid)  merflid)  änbem  unb 
nach  einem  Monat  oöUig  berblichen  finb.  3lIC  erften 
Klaffe  gepBrU.  8.  SIlijann,  jur  legten  Eofin.  fflafd)* 
echtheit.  Man  oerftiept  baö  gefärbte  ©am  mit  un- 
gefärbtem gebleichten  ©am  unb  briiilt  bie  groben 
einige  Minuten  in  eine  40”  warme  2öfung  Bon  5 g 
Sdj’mierfeife  unb  1 Sit.  beftirtiertemSBaffer  gut  burd), 
läfit  20  Minuten  in  ber  Scifenbrül)e  liegen,  fpütt, 
legt  20  Minuten  in  Spiilwaffcr,  ringt  altes  unb  trod» 
net.  Safdjed)t  ift  ein  garbftoff,  ber  beim  SSafihcn 
bcö  ©ewebcä,  auf  bem  er  befeftigt  ift,  mit  mitber 
Seife,  reichlichem  forgfättigen  Spülen  unb  Sroefnen 
tm  Schatten  nicht  Weienttidj  Peränbert  Wirb;  viel- 
leicht auch  bauet  noch,  wenn  er  nur  baS  ffiafchen  mit 
SeifenWurjel  ober  E-uillaja  Berträgt  Senn  ber^wed 
bcS  Safchenä  ift  bie  Scinigung,  unb  wenn  bieje  mit 
ben  genannten  Stögen  erreicht  werben  tann,  fo  ift 


nicht  afyufehcn,  mit  welchem  9icd)t  man  Bedangen 
Witt,  bafi  ber  garbftoff  auch  ber  Sinwirfung  ber  Seife 
rocberitefie.  Stbcr  allgemein  berfteht  man  unter  Safchen 
bie  Steinigung  ber  ©ewebe  mit  SBaffer  unb  Seife,  unb 
beätjatb  erfdjciitt  bie  ©efdiräntung  auf  bie  genannten 
Srogen  nicht  ganj  einmanbfrei.  3ur  Prüfung  auf 
S ob  a echtheit  unb  Salt  echt  heit  wirb  jweigräbige 
Sobatbfung,  refp.  mit  Soba  Berfegte  SeifenlBfung 
Permenbet.  Säurced)tt)eit.  ©ei  beeil  fogen.  Rarbo- 
nificren  ber  Sode  Wirb  legiere  mit  Berbüniiter  Schwe- 
fetfäure  Bon  4 "8.  getränft,  abaewunben  unb  jwi- 
fchen  ungefärbtem SoHenftoff  2 St un ben  bei 86  - 90” 
getrodnet,  fobann  in  (aller  Sobatbfung  Bon  4”  8. 
umgejogett,  in  Saffcr  gefpütt  unb  getrodnet.  Echt- 
heit gegen  Strafienjchmug.  Sie  Bottjer  mit 
'•Baffer  genegte  'fitobe  wirb  mit  Ralfbrei  betupft,  ge- 
trodnet unb  abgebürftet.  Sie  S de  tu e i fc c cp  t b e 1 1 
eiiied  garbftoffeb  (Wichtig  bei  Strümpfen  unb  Unter« 
fleibent)  Wirb  burd)  ©ehanbetn  ritit  Berbünnter  Effig- 
fäure  geprüft.  Seibccpt  ift  ein  garbftoff.  Wenn  ba« 
batuit  gefärbte  Sfiufier  beim  Siccbcn  auf  weifsem 
©aumWoltenfioff  nid)t  abgerieben  wirb.  Ser  gegen  aüe 
übrigen  Ginflüfjc  (ehr  wiberftanbäfähige  3ttbigo  ift 
nicht  reibed)t.  Sie  6hlared)theit  berg.  wirb  burd) 
baa  ©erhalten  gegen  Berbünntc  Gtfiortaltlbfung  ge- 
prüft. ©gl.  Scpügenbcrger,  Sie  g.  (a.  b.  giaccj. 
Bon  Schröber,  Serl.  1868,  2 ©be.);  Springmühl, 
2ejifon  ber  garbwaren-  unbEbemitalientunbe  (2eipj. 
1876— 81, 2 ©be);  S.Ste  in.  Sie  ©rüfung  beräeug- 
färben  unb  garbmaterialien  (Eutin  1873);  Stiegt), 
Epemie  ber  organifdjen  g.  (4.  Stuft.,  ©erl.  1901); 
2 i n f e , Sie  Malerfarben  (Stuttg.  1904) ; weitere  2ite- 
raturbeibenSlrt.  •Mineralfarben«  unb  -Seerfarbeti«. 

Sie  ©emtgung  gefunbbeitöfd)äblid)er  g.  bei 
ber  JierfieUiitu)  Boit  'JtahrungS-  unb  ©enugmittetn 
unb  ©ebrauepsigegcnftänben  tfi  burd)  ©efeg  Born  5. 
3uli  1887,  betreffenb  bie  ©erwenbung  geftmbgeilB- 
fiäblicher  garbeu  bei  ber  fcerfiellung  Bon  StabrungB- 
mittein,  ©enuBtnitteln  unb  ©cbraudjclgegenfiänben, 
geregelt  worben,  baä  lebiglid)  bicöefdhrbungmenfih- 
liehet  ©efunbheit  uerpüten  will.  Sfa4  bieftm  ©efeg 
bürfen  jur  ^erftctlung  Bon  Stahrung«'  unb  ©emtfs- 
mittein,  bie  jum  ©erfauf  beftimmt  finb,  ju  ©efäfeen, 
Umhüllungen  unb  Sepugbebedungen  nonSiahrungä« 
unb  ©enugmitteln  iowie  jur  2>eifieIIung  Bon  Spiel- 
waren(eiitfd|liefilid)8ilberbogen,©ilbcrbüd)er,Suf<h- 
färben  für  Rinber),  ©lumentopfgitlern  unb  tünft- 
licheu  Shrifibäumen  ge)unbf)eit8f(hüblid)e  garben,  wie 
©ntinton,  Vlrfen,  ©lei,  Ouedfitbcr  )C.,  nicht  Berwenbet 
werben.  3UC  ©erftellunn  ton  Sapeteit,  Mobelftoffen, 
Seppiehen,  Stoffen  ju  ©orpängen  ober  ©ettcibungS» 
gegenftanben,  Maöten,  Kerjen,  tünftlicheu  ©lüttem, 
©turnen,  grüeptm  bürfen  (eine  arfenpaltige  garben 
Pcrwenbet  werben.  Siejelben  ©orid)riften  wie  für 
Sapeten  :c.  gelten  auch  für  Schreibmaterialien,  2am- 
pen-,  2id)tid)inne,  2id)tmanfd)ctten.  gür  Oblaten 
gelten  bie  ©eftimmungen  für  SiahrungSmittel , finb 
fie  aber  nicht  jum  ©einig  beftimmt,  bann  ift  auch 
©arpumfulfat,  Ehcou10?1)^  unb  3innober  geftattet. 
©rfenbaltige  SBaffer-  ober  2cimjnrben  bürfen  jur 
fjerftetUinn  beä  SlnftrichB  Bon  gufjb&ben,  Sedcn, 
Sjäiibeu,  Sürcii,  genftem  ber  SBof)it<  unb  ffiefd)äft8- 
räume,  Bon  Soll-,  3ug<  ober  Rlappläben  ober  ©or* 
hängen,  Bon  MBbeln  unb  fonftigen  Wcbramhbgegen- 
ftänoen  nicht  oerwenbet  werben.  Stuf  bie  ©erwenbung 
Bon  garben,  bie  gefunbbeit8fd;äblid)e  Stoffe  nur  ald 
©erunreimgungen  unb  hBdjüenä  in  einer  Menge  ent- 
balten, bie  fid)  bei  teehntfepen  SarfteHung8Bertahrm 
niipt  Bermeibtn  lägt,  finben  bie  busper  angegebenen 


331 


garbfloffjellm  — garet. 

Seftiimnungen  feine  SnWenbuitg.  Sud)  auf  bie  gär.  garcc  (franj.,  jpt.  («te,  o.  lat.  farcire,  -ein» 
bung  Bon  Scljwarcn  finbel  bad  Mefefc  feine  Snmen-  j legen«, Sartiiip  farsai,  un[rer  brantatifd)en  tgoffe  ent- 
bung.  ^utotbcrbanblungen  »erben  mit  ffletbftrafe  jpvecbenbed  Bütinenftfld.  Xer  Urfprung  ber  g.  ift 
ober ft  behobt,  auch fannauftcrbemaufEmjiebum]  j bieBeid)t  auf  bie  ötefeBfdjaft  ber  Clcrca  de  laBasoche  4 
ber  Dorfcbriftdwibrig  befebaffenen  Waren  erfannt  wer-  m Barid  jurüctyufübren.  Wenigfiend  jeigt  bie  g.  fpii- 
ben.  Xaneben  tommen  aber  bie  [cbwerern  Strafen  ter  juriftilcbe  Emflüffe  unb  bringt  gern  Brojeffe  auf 
bed  Sabrungdmittelgefc&ed  (f.  b.)  jur  Sntten-  bie  Sühne  (mie  ber  berühmte  Batelm).  SRadjanbem 
bung.  gür  bie  Unterfuebung  ber  genannten  Staren  finb  bie  Harten  aud  ben  ßarneBaldauffübrunqen  ber 
ift  in  eriter  Seihe  bie  im  ©efep  angetitnbigte  Sefannt-  Sarrengefellfebaften  berborgeganaen.  Sgl.  5?  t öltet 
madiung  Born  10.  Sprit  1888  mnfmebenb.  Sgl.  leXuc,  Anden  thfaltre  franijau,  Sb.  1—3  (Bar, 
Stenglein,  Xie  ftrafrecbtticben  Sebengefepe  bed  1854);  gournier,  Thd&tre  fran^aiü  avant  la  Ke- 
Xeutfefien  Seid)d.  ©.  362 ff.  (3.  Sufi.,  Bert.  1902ff.).  naiasance (2. Sufi.  1880);  Stabi  I 1 e, Choij.de far.  es, 
garbfloff  feilen,  f.  tSfiroraatopboren.  etc,,desXV.etXVI.8ieeles(Sijial872— 73,2Bbe.); 

garbtnann,  alle  Waren,  bie  juui  Snftreicben,  Bicot  unb  Sprop,  Nouveau  recueil  de  farces 
gärben,  Waten  k.  gebraud)t  Werben,  atfo  namentlich  franpaises  (1880).  Xie  bebeutenbfte  Sammlung  ift 
bie  natiirlid)  porfomntenben  Erbfarben,  bie  Obiger,  ber  »Kccueil  de  farcea«  Bon  Sterouj  be  fiinep  unb 
Slätter,Slütcnie.,biejumgiirbenunb)ur6crfteBung  3.  fflidjet  (1837,  4 SBbe.),  Worin  48  Harten  aud 
Bon  garbftoffen  benupt  werben,  bie  tünjllid)  berge  Soueu  unb  Umgegenb,  bie  jwifdjen  1500  unb  1550 
fteUtenErb-unbStetanfarben.Bflnujcnjarbftoffeunb  aufgeführt  Würben;  bod)  ift  hieb  Wert  fepr  feiten.  Sm 
Xeerfarbftoffc.  9(ad)  ihrer  Serwenbung  unb  3ube<  reitbfton  an  Xid)tungen  biefer  Srt  (feiraaa)  war  bad 
reitung  unterfd; eibet  man  SWater-,  Snftndj-,  Safted*,  fpnnifd)eXI)eater,  Wo  iie  juerftBon bem portugiefifd)en 
Waffer-,  CI-,  Xrudfarbeit  ic.  3n  Xeutfdjlanb  wer- 1 Sichter  ®il  Sicente  (geft.  1557)  eingefiibrt  würben; 
bett  Erbfarben  befonberd  in  Xhüringen  unb  Reffen  äReifterftüde  biefed  öenred  Botl  ©eift  unb  lebend- 
gewonnen, Slaufarben  im  Erjgebirge,  Xeerfarben  m frifcqrrt  tpuntord  lieferte  SerBanted  in  feinen  «Eutrc- 
ber  Umgegenb  Bon  grantfurt  a.  Si. , im  9ti)ein(anb,  me.ses«.  Xad  engltfdje  Xbeatcr  gibt  allen  tteinern 
IpannoDer,  öerlin;  Ultramarin  in  Nürnberg,  6a n-  üuftfpieten,  bie  nicht  auf  ben  Samen  einer  ßomöbie 
nooer,  Sf>«inlanb,  garbholjejtratt  in  ben  Seejtäbten  Snfprud)  machen  tiinnen,  ben  Samen  g.,  ber  eiaent- 
bergefteilt.  3"  bergabrifatioit  ber  leer  färben  unb  bed  lidjen  g.  aber  ben  Samen  Surledfe.  — Über  g.  in 
Uttramarmd  überragt  Xeutfd)(anbaÜecmbem£&nber.  ber  Sothtunft  f.  gnreieren. 

garblucrfe  Bormaid  (Ulrifter,  tfuctud  unb  gfnrccric  t|pr.  («rtw,  Soffenreigerei ; garceur 
«riming  in  6äebft  a.  St. , einb  ber  bebeutenbften  ! (fpc.  fctt*8r),  BofTcnrcipcr. 

inbuftrieuen  Unternehmen  Sübbeutfcblanbd,  entftanb  gar  eieren  (franj.,  fvt.  fatj,),  bad  gittlen  gewiffer 

büret)  Übernahme  ber  feit  1863  beftebenbeit  garben-  gteifdjfpeiien,  namentlich  Bon  ©efliigel,  mit  einer 
fabrif  Steifter,  Cuciud  unb  Stomp.,  bej.  Sieifter,  garce  («gütle,  gütlfet«),  b.  h-  einem  öemeitge  oou 
Cuciud  unb  Sriining  unb  würbe  28.  3>ej.  1879  mit  fein  gebneftem  gleifch,  Semmel,  Eiern,  Xrfiffeln, 

8,?.  Still.  Sit.  flapitat  gegrünbet.  ®te  gobrif,  bie  ur-  Ebampignond,  Sieber,  sarbellen.ßäfe  unb  ffiewilrien. 
fprüngtid)  nur  Snilinfarben  herftetlte,  errichtete  1869  garriert  wirb  in  ber  ftod)tunft  aber  aud)  in  ber  Ste- 
eine  Snitinölfabrif,  führte  1870  bad  'Jiitrobenjotuer-  beutung  »gehadt«  gebraucht,  j.  ®.  farcierte  Sotetettd, 
fahren  ein  unb  hatte  feit  1870  lange  Jtabre  bie  grBgte  Stoteletid  au«  gebadlem  gleifd) , ober  forcierte  Sienbe 
Slijarinprobultion  ber  Seit.  1877  würben  burih  (nachgeabmler  giletbraten,  f.  38elbraten). 
bie  6öcbfter  Slapbtholfavben  bra  gärbereiett  bie  Sjo-  gnrbcl  (P.  ital.  firrdello),  Sürbe,  Saft,  Sünbel, 
farbftoffe  in  gröfterm  Btagfiabe  juganglieh  gemacht.  Sad.  Sailen:  auf  Eeplon  lOOSfunb  avdp.  3>ntmet 
1902  follen  bie  Sabifche  unb  bie  6bd)iter  gnbrif  40  in  SKalten  unb  Baumwolle,  in  Sübbcutfdjlanb  früher 
Sroj.  bed  Öeltbeborjd  an  3nbigo  burd)  ihren  fünft-  ein  Xudmtafe,  = 45  Stüd  Such  ober  Bardient  ;u  24 
lieben  Jtnbigo  gebedt  haben.  Xie  Skrfe  fteden  bie  or-  ober  aud)  22  EBen;  in  Snglanb  fooiel  wie  garthing- 
ganifeben  ,Himjd)enprobutie  unb  feit  1880  auch  Säu-  beal  (f.  b.). 

ren  unb  Slfatien  für  ihre  gabrifation  felbfl  her;  1883  garbierrn  (franj.),  fdpninfen;  befd) einigen, 
braehle  fic  bad  S’airin,  1884  bad  Sntipprin  auf  ben  garebam  efvr.  tat.iilm),  6afenftabt  in  6l'mPil)ire 
Siartt,  unb  1892  errichtete  fte  eine  Salteriologifdje  (Englanb),  im  6inl<rgrunbe  ber  Bucht  bon  Sortd- 
Station,  bie  Xuberluliu,  Diphtherie-Seilferum  ic.  Iie-  mouth,  mit  Riegel- unbXouiuarenjabritation,  Xtampf- 
fert.  Xer  Entwidclungdgang  ber  Wefellfebaft  war  milljle,  6anbei  unb  a»oi)  8246  Simo. 
ein  beftänbig  auffteigenberl  in  ben  lebten  jehn  fahren  göret  (tpr. .«»,  ® u i 1 1 a u m e , Stejormator  ber  ro- 
febwaiilte  bie  Xioibenbe  jwifeben  22  unb  28  Brot,  manifeben  Sebweij,  geb.  1489  ut  @eip  im  Xaupbinf, 

Xabei  würben  bie  Snlagni,  bie  fid)  auf  47gs9RiB. SRI.  geft.  13.  Scpt.  1565  in 'Jieuenbitrg,  Sor- unb 'ifiit- 
bejifferten,  bid  1902  auf  15,7  SXtitl.  SH.  herunterge-  arbeiterEaloind,  manbtertcb  währeitb  feinerStubien- 
fdjrieben.  Xie  ®cfeBfd)aft  befaft  1902:  1,600,000  qm  jeit  in  Sand  bem  EPanatlium  ju  unb  ging  1521  nad) 
Wrunbftüie,  ferner  gabrilgebäube  im  Umfange  uon  SHeauj,  bom  Bifebof  Snjonuet,  einem  greunb  ge* 
245,000  qm,  43  km  Bahnanlagen  ic.  Xad  Sttien«  mäfjiqter  SHeform,  berufen.  Son  ba  1523  bertrieben, 
tapital  betrug  1902 : 17  Stifl.  SH.,  9!eferben  S.sSiill.  begab  er  fid)  nad)  Strafjburg,  3ünd),  Sem  unb  Bafel. 

SH.,  Strebitorcn  4,3  SÜD.  SH.  3>ie  iBohlfahridfltf-  Seine  öffentliche  Xidputation  m Ieptgenannter  Stabt 
tungen  wiefen  1897  einen  Oiefamtbeftanb  uon  2,5  über  bie  llnterfebeibungdlebrcn  ber  römtfebenunbpro* 

SJiU.  SH.  auf.  Son  ben  SftiBen  repräfentierten  bie  teftantifeben  SiirAe  (1524)  enbeie  mit  einem  gliinjen* 
Waren  1902:  15,c  SiiU.  SH.,  Debitoren 8,9 Sfill. SH , ben  Sieg  über  feine  ®egner,  bie  jeboeb  halb  barnuf 
ßnffe,  Wedifel  ic.  8,c  Süll.  SH.  Xie  3a bl  ber  Sr-  feine  Entfernung  erjwangm.  g.  reformierte  feitbem 
beiter  betrug  1902:  5400,  bie  3af)l  ber  Seamten  780.  in  Slömpelgarb  (1525).  Sigle  (1526),  in  ber  fübmeil- 
3weigfabnfen  beftehen  in  Slodfau,  Ereil  bei  Band,  lieben  Sebweij,  borjüglid)  in  Seucnburg,  wo  1530 
Werflbofen  bei  Sugdburg.  Sehr  audgebebnt  )1nb  bie  bie  neue  Sehre  eingeführt  würbe.  3o  fflenf  tonnte  ei 
Sohlfahrtdeinricbtungen,  bie  nielfad)  nid  Stuftet  für  erft  1533  gufi  faifen  unb  Berteiblgte  bei  bem  Seli- 
anbre  Werfe  gebient  haben.  • giondgefpräd)  im  3onuar  1534  bem  9iat  gegenüber 


832 


garedfor  - 

bie  reformierte  2epre  fo  fiegreidj,  baf)  im  Suguft  1535 
bie  Siefonnation  angenommen  Warb.  Sion  poper  Se* 
beutung  für  bad  SRetormationdrocrt  bafelbft  war,  baß 
g.  1536  ben  burdjreifenbot  Ealoin  jum  Siechen  Der* 
mochte.  SU8  1538  ber  SRigoridmud  beiber  Kefornta* 
toren  iijre  ScrWeifung  auä  ©enf  bewirft  patte,  wählte 
g.  Keuenburg  .turn  ipauptort  feiner  Xätigfcit;  aber 
auch  hier  Deranlaßte  fein  rürfjtcbtälofer  Eifer  Unruhen. 
Er  madite  bann  neue  Siifftondreifen  in  grantreid). 
Seine  Schriften  finb  meift  ©elegenbeitdfcpriften  ohne 
theoiogifthe  iBebeutung;  feine  Stärfe  war  bad  münb* 
liebe,  Oon  güUjenbem  Eifer  eingegebene  Säort.  Sgl. 
Äircbhofer,  $a«  2eben  SBilp.  gäreld  (3ür.  1831  — 
1833,  2 Silbe.) ; Sihmibt,  Etudes  snr  F.  (Strafeb. 
1834);  ÜSerfelbe.ffl.g.  unbpcterSiret(Elbcrf.l860); 
©oguel,  Histoire  de  Guill.  F.  (SRonthriiarb  1873); 
Sedan,  William  F.  (4.  Stuft. , £onb.  1893). 

gfaredfor,  Xiftriftbbauptort  in  ber  ägt)pt.  Pro> 
oinj  (SRubirieh)  Ssafalioh,  15  km  fübweftlich  oon 
Xamictte,  mit  0897)  7069  Einw.  Hier  würbe  5.  Slpril 
1250  Subwig  IX.  Oon  grantreid)  mit  feinem  Heer 
gefangen  genommen. 

Farewell  (engl.,  frr.  ifautea),  lebe  wohl;  auch  nid 
Hauptwort:  bas  fiebewohl,  ber  Sbftbieb. 

gfaretoctl  (engl.,  (et.  (States),  Rap,  1)  (bän.  gar- 
oel)  bie  fübtichftc  Spipe  fflrönlanbd,  unter  59°  49' 
nörbl.  Sr.  unb  43"  53'  weftl.  £.,  eine  300  m hohe 
Scrghippc  auf  ber  Eggerinfel.  — 2)  Korböftlicbe 
Spipe  ber  Sübinfel  Oon  Keuiedanb,  unter  40°  30' 
fübl.  Sr.  unb  172“  40'  bftl.  2.,  bie  mitRapEgmont 
auf  ber  Korbinfel  bie  weftliche  Einfahrt  in  bie  Eoot- 
jtrafse  ntarfiert. 

gargo.  ^auptitabt  ber  ©raffdjaft  Safe  im  norb- 
onterilatt.  .Staat  Korbbafola,  an  ber  Korbpacific*Sabn 
unb  am  fthiffbaren  Sieb  SHioer,  mit  ftarfent  Säcijen» 
unb  Siephanbel  unb  (isoo)  9589  Einw. 

gnrgot  (grangot,  let.  ,9o),  in  glattbem  ein 
gradjtballen : in£iHe  runb67,  an  belg. ptäpen 73kg. 

gforia  , Sianoel  ScDerim  be,  portug.  (Sticht* 
ter  unb  Scbriftfieller,  geh.  1583  in  Siffalon,  geft.  25. 
Sept.  1655,  ftubierte  Xhcologie  unb  Pptlpfophie  in 
Eoora,  erhielt  1609  ein  Äanonilat  an  ber  Rathebrale 
bafelbft,  beffen  reiche  Einfönfte  er  jur  Silnfchoffung 
foftbarer  Hanbfebrif  ten , SBünjen  unb  Slntiquitäteu 
aller  Bit  oerwcnbete.  Seine  gelehrten  Unterfucpun* 

Sen  ecftreden  fieb  namentlich  auf  bie  0!c[d)id)te,  bie 
itcratur  unb  bie  berühmten  TOänncr  Portugals,  ju 
welchem  3wcd  er  bie  Sllrchioe  beS  2attbeS  mit  großem 
Eifer  burebforfcbte.  Sefonbers  wichtig  finb  feine 
»Iliscursos  varios  politicos«  (Eoora  1624,  £iffab. 
1791),  welche  bie  Siographien  oon  Joäo  be  Sarrod, 
Xiogo  bo  ßouto  unbSamded  enthalten,  unb  bie  »No- 
tic'icw  de  Portugal«  (baf.  1655,  1740  u.  1791). 

garia  e Soufa,  Wanocl  be,  portug. 'fjolphiftor 
unb  Iprifcber  Siebter,  geh.  18.  ®ärj  1690  ju  Pom* 
beiro  in  Portugal,  geft.  3.  Juni  1649.  warb  1604 
Sctretär  beSStfchofsoonCporto,  prioatifierte  fobann 
bafelbft  bis  1618,  lebte  hierauf,  oon  einem  Slufent* 
halt  in  Äom  (1631—34)  abgefejen,  in  fflabrib.  Son 
feinen  jahlreidjen,  in  fpanifcher  Sprache  gefchriebenen 
Schriften  finb  im  SSrud  erfchienen:  »Discursos  mo- 
rales y politicos«  (®abr.  1623 — 26  u.£iffab.  1674); 
»Epitoine  de  las  historias  portuguezas*  (baf.  1628, 
2Sbe.;  hefte  SIu8g.,8rüff.  1730);  »Asiapurtugueza« 
(£iffab.  1666—76,  3 Sbe. ; baf.  1705) ; »Europa  por- 
tugueza«  (baf.  1667—80,  3 Sbe.);  »Africa  portu- 
gueza*  (baf.  1681).  Rritifcpe  Selbftänbigfeit  gept 
t|nen  ab.  Seine  Schichte,  u.  b.  I.:  »Fuente  deAga- 
nipe,  rimas  variaa«  (SSabr.  1644  — 46,  4 Sbe.)  er- 


- garina. 

fcpienen,  beftepen  au8  Sonetten,  Etlogen,  Ranjonen 
unb  SKabrigaicit  unb  finb  jum  großen  Seil  in  fpa* 
nifcher  Sprache  abgefafst.  Sebcutung  hat  er  alb  Ea* 
inBcbforfcher,  fo  untritifch  er  auch  bei  feinen  Unter* 
iucpungen  unb  ald  Herausgeber  oerfuhr;  hierher  ge* 
hören:  »Lusiadas  de  Luiz  de  Caraoens  eommenta- 
das«  (®abr.  1639,  4 Sbe.)  unb  »Rimas  varias  de  L. 
de  Camoeus  commentadas«  (2tffab.  1685,  5 Sbe.). 

garibautt  (fpr.  (amtsto,  Hauptftabt  ber  ©raffehait 
Micc  im  norbamerifan.  Staat  SKinnefota.  70  km  füb< 
lieh  oon  St.  Saul,  mit  Xaubftummcn-,  Slinben*  unb 
gbiotenanftalt,  epiflopalem  EoIIege,  Sifchofbftp,  Rio 
fter  unb  (1900)  7868  Einw. 

garibpur  (gurrcebpore),  Xiftrift  in  ber  Xioi- 
fion  Xtacca  ber  britifep  ■ inb.  Srooinj  Sengalen,  im 
OangcSbelta,  5871  qkm  mit  (isst)  1,797,320  Einw. 
(1,096,030  SRohatitmebaner,  697,669  Hütbu , 353p 
Ehtiften).  gn  ber  Diegenjcit  gleidht  ber  untere  Xeil 
einem  großen  ®eer,  aua  bem  injelortig  bie  hohen 
glußufer  unb  fünfilid)e  Erhöhungen  heroorragen. 
auf  benen  bie  Bttfiebelungen  ber  hier  Wohnenbcn 
X f d;  a n b a 1 (f.  b.)  liegen.  Hauptprabult  ift  Seid, 
(ehr  ergiebig  bie  gifeherei.  ®ie  Stabi  g.  hat  eine 
proteftantifche  ®i(fton  ttnb  (189 1)  10,774  Einw.  (5711 
Hinbu,  5008  Siohammcbaner). 
gatin  (lab,  »aSehl«),  gariniuder,  f.  3uder. 
Farina  (lat.),  SSebl;  F.  hordei  praeparata,  prä- 
pariertes üSerilenmcljl. 

garina,  Stakt  in  Xunid,  f.  Sorto  garina. 
garina,  1)  gohann®aria,  gabrifant  bedSWI^ 
nijdhen  Sgajfcrö  (Sdhlagwaffer,  Eau  dcCologne)  unb 
angeblich  Erfinber  bediel  ben,  geb.  1685  in  Santa 
SRaria  Siaggiore  im  Xal  Sigej^a  (Xiftritt  Xotuoboi- 
fola),  lieg  ftd)  1709  in  ftöln  nieber,  hanbelte  bafelbft 
mit  fiur(toaren , Jhmfifaeben  unb  Parfümerien,  oer* 
fcbajfte  feinem  Eau  de  Cologne  einen  bebeutenben 
Bbfafc  unb  ftarh  1766.  $aa  Eeheimniä  ber  gabri* 
taiion  ging  auf  feinen  'lieffeu,  mit  bem  er  julept  afjo* 
jiiert  war,  über,  unb  beffen  Entcl  gopann  ®aria  g. 
(geft.  27.  gehr.  1892)  würbe  1841  Ehef  bed  4>aujc3. 
baö  in  ber  ginna  bie  näpere  Sejeicpnung  »gegen- 
über bem  Sülicpdplap«  füprt.  ®ao  gabritat  gewann 
bie  meitefte  Serbreilung  unb  ben  jept  gebräuchiiehiten 
Kamen  burebbiegranjofen  im  Siebenjährigen  Kriege. 
Sieben  bem  erften  gabritat  tauchten  aber  auch  oicle 
anbre  auf,  unb  1819  heftanben  in  Röln  60  gabrilen 
Oon  Röluifcpem  SBaffer,  bie  meift  unter  bem  Kamen 
g.  betrieben  würben,  wäprenb  nur  brei  gahritanten 
biefen  gamiliennamen  befafeen.  Vllö  bied  burd)  bie 
preufjifcpen  ©eriepte  1828  für  ungefefjlid)  erflärl  loor* 
ben  war,  gingen  einige  gabrilen  ein  ober  ankerten 
bie  ginna;  anbre  aber  gingen  nach  Italien  unb 
fd|toffen  bort  mit  £euten,  namens  g. , Serträgc  jur 
©rünbung  Oon  fiölnifchwaffer* gähnten.  Wobei  jene 
nur  ben  Kamen  perjugeben  patten.  Später  töfte  man 
bie  Serträgc  wieber  unb  ftipulierte,  baff  bem  Kölner 
Bffocicfbiegirma  Derbleiben  fodte.  Buch  gegenwärtig 
beftehen  in  Röln  noch  kiele  gabrifen  unter  bem  Kn 
men  g.,  unb  in  japlretchen  Proieffen  ift  bie  Screch* 
tigung  ber  einen  ober  ber  anbeni  girma,  ihr  gabritat 
ald  bad  echte  ju  hejetdbncn,  beflritten  worben.  Kiau 
hat  auch  bie  Erfinbung  burch  einen  g.  geleugnet  unb 
angegeben , bafi  Paul  be  geminid  bad  Parfüm  um 
1690  aud  Kiailaub  nach  Köln  gebracht,  bort  juerft 
unter  bem  Kamen  Eau  admirable  oerfauft  unb  bao 
©eheimnid  Johann  Wnton  g.  (jur  Stabt  ®ailanb) 
hinterlaffen  habe.  Ed  ift  aber  feftgefteüt  Worben,  baß 
uoc  1709  webet  ber  Käme  g.  noch  be  geminid  im 
Stabtarcpio  Oortomcnt. 


garinato  — 

2)  Sntuntorc,  ital.  Schrippen«-,  geh.  10.  3an. 
1846  in  Sorfo  (Brooinj  Saffnri),  ftubierte  bi«  SHedhte 
unb  promenierte  1868,  ging  aber  bann  in  SKailanb 
tut  Itterarifcbeii  Saufhabn  über  unb  errang  fofort 
bie  ©unft  ber  üefer.  San  ihm  pnb  erjebienen : »Du« 
amori«  (1869),  »Un  aegreto«  (1870);  »Fiamma 
vagabonda«  (1872;  neu  überarbeite!  u.  b.I. : -Frutti 
pruibiti«,  1878);  »II  romanzo  diunvedoTo«(1872); 
•II  tesoro  di  Donuina«  (1878);  »Fante  di  picche« 
(1873);  »Amore  bendato«(187ö);  »Baccontieseene« 
(1876);  »Un  tiranno  ai  bagui  di  mare«  (1876); 
»Capelli  biondi*  unb  »Dalla  spuma  del  mare* 
(1876,  mit  anbem  überfeßt  Bon  bordiert : »Siobel» 
len«,  Seipj.  1876,  3 Bbe.);  »Oro  na»co»to«  (bcutfd), 
baj.  1878;  ital.  1881  erfdjicnen);  »Mio  tiglio«  (1879 
bis  1881 ; beutfd)  Bon  S.  Dohm  unb  4».  £>offmann, 
Bert.  1884,  2 Bbe.);  »II  Signor  Io«  (1882);  »Frale 
corde  d'un  contrabasso«  (1882);  »Amore  ha  Cent' 
occhi«  (1882);  »Una  qnaresima«  (1883);  ber  (Wo- 
BeltenpiriuJ  »Simuore«  (1884 — 91);  »Pe'  begli  occhi 
della  gioria«  (1887);  »I  dne  desiderii«  (1889); 
»Don  Chisciottino«  (1890);  »Piü  forte  dell'  amore« 
(1890);  »Percbö  ho  risposto  no«  (1892);  »Amore 
bugiardo«  (1893);  »Che  dir&  il  mondo«  (18931; 
»Carta  bollata*  (1894);  »II  nnmero  13«  (1895); 
»Madonnina  bianca  (Vanitas)«  (1897);  »Fino  alla 
morte«  (1902)  u.  a.  Sluch  non  (einen  neuem  (Wo- 
Beden  tnurben  mebrere  inSdcutfdie  überfeßt.  R.  jeidt» 
net  fid)  aus  bureb  anmutige  unb  tief  gemiitBoUe 
Scbitberung  beS  Stleinleben«;  bieä  unb  em  geroiffer 
ipumor  haben  ihm  mit  (Hecht  ben  Kanten  beS  »italie- 
ttiftben  didenS«  eingebradjt.  Sgl.  fc.  örimm,  gj» 
faps , Bierte  Rolge  (Bert.  1889);  Samofd),  Slriopo 
afS  Satiriler  unb  itatienipbe  ©orträtS  (Biinb.  1891). 

Rarinato,  Santo,  ital.  (Kater,  gcb.  1524  in 
Serona,  gefi.  bafelbft  1606,  (ernte  bei  ©iotfino,  bil- 
bete  ftd)  aber  mehr  nad)  ©aolo  Seronefe  unb  ffliulio 
(Romano.  Seiche  SrpnbungSgabe,  liibne,  roenn  auch 
nicht  lorrette  »jeichnung  unb' ein  barmonifebeS  unb 
mannigfaltiges  Kolorit  jeid)nen  ihn  aus.  3m  Stjor 
Bon  San  Sajaro  ju  Serona  befinben  (Id)  umfang- 
reiche RreSlert  Bon  ihm,  in  San  ©ioBattni  in  Ronte 
bafelbft  bie  Saufe  Etirifli,  in  San  ©ioraio  Sfaggiore 
bie  iBunbevbare  Speifung  (1603),  im  Berliner  dRu* 
feum  bie  darftedung  tttjripi  im  Sempet. 

Rrariuntom , f.  Romprüfer. 

RariueUi,  Carlo,  Sänger,  f.  SroScbi. 

Raringbon  (fpr.fonlnBt'n,  ©reat  R.),  (IRarltpeden 
in  Serfjbire  (gngtanb),  am  obem  Dd,  alte  SReftbenj 
ber  Sacbfenfönige,  mit  alter  gotifcher  Jtircbe  (jeßt 
reftauriert)  unb  «8»l>  3133  Simu.  6 km  jübliib  Bon 
R.,  beim  $orf  llffington,  erhebt  ftd)  ber  Säht  te.'porfe 
§ill  (272  m),  nad)  ber  eingegrabenen,  114  m tan« 
gen  ©ejtalt  eines  gatoppierenben  iHoffeS  benannt; 
auf  bem  ©ipfel  eine  alte  Serfcbanjung  (llffington 
Gaftle),  ähnliche  in  ber  (Hälfe  (§arbwed  Saftle  unb 
Strreb'S  Sa  mp). 

Rarini,  l)iluigi  Carlo,  ital. Staatsmann,  ge6. 
22.  Olt.  1812  ju  Shiffi  in  ber  SRontagna,  geft.  l.Sfug. 
1866.  ftubierte  ju  Bologna  SWebigin  unb  War  Slip 
in  oerfebicbenen  Orlen  ber  Siomagna,  mußte  aber 
wegen  feiner  Seilnabme  an  ber  politifdien  Bewegung 
1841  fein  Saterlanb  oerlaffen.  1846  [ehrte  er  nach 
ber  Bon  SiuS  IX.  Berfünbttcn  Slmneftie  jurild  unb 
übernahm  bie  Berwaltung  beS  RranlenbaufeS  ju 
Cpmo.  SIS  ber  Sapft  feine  liberalen  (Reformen  be- 
gann, warb  R.  18-17  UnteritaatSfefretär  im  SWinipe- 
num  beS  Sunera,  fobann  Slbgcorbncter  für  bie  Stabt 
Raen.ja  unb  unter  bem  SW  Imperium  de  Diofp  3u» 


garmonteter.  333 

fpeltor  beo  SanitätöloefenS.  (Warf)  de  SfoffiS  grmor» 
bung  legte  R.  feine  Siede  nieber  unb  ging  nach  SoS- 
!ana.  Sind)  ber  ginnahme  SHomS  burch  bie  Rrangofen 
«urüdgeMjrt,  mußte  er  auf  Betrieb  ber  reallionäven 
Bartei,  bie  jeßt  am  (Ruber  war,  abermals  baS  Sater- 
lanb oerlaffen;  er  begab  pdj  nach  Surin,  wo  er  baS 
fatirifdjeBtatt  »LaFrusta*  herauSgab  unb  bie  »Storia 
dello  stato  romano  dall'  anno  1814  al  1850«  (2. 
Slip.,  Rlor.  1850,  4 Bbe.)  beröffentiidpe.  3hr  folgte 
als  Rortfeßung  beS  Bottnfchen  SBerfeS  bie  »Storia 
d'ltalia  dall'  anno  1814  al  1850«  (SKail,  2 Bbe.). 
3nfolge  feiner  pubtigipipben  Säliglcit  Würbe  R.  1850 
jum  farbiniieben  SRimper  beS  Unterrichts  unb,  nach- 
bem  er  nach  neun  (Konnten  fein  ©ortefeuide  nieber- 
elegt  batte,  gum  SWilglicbe  ber  oberpen  Sanitäts» 
eporbe  ernannt.  Slts  Stbgeorbneter  Bertrat  er  in 
ber  Sommer  bieBolitif  beSörafenCaoour  unb  grün- 
bete in  bemfelben  Sinne  baS  politifebe  3ouraal  »11 
Piemontc«.  3U  Anfang  beS  ffriegcS  Bon  1859  als 
farbinifcberBcBiidmäcbtigter  nach  bergmiliagefanbt, 
warb  er  jum  Siltator  ausgerufen,  bewertpedigte  mit 
6ilfe  ber  gemäßigten  ßtemente  im  SRärj  1860  bie 
ßinBerleibung  biefer  ©ebiete  fowie  ber  (Romngna  in 
baSRönigreicb3laiicu,  erhielt  hierauf  imSRinifteriunt 
CaBour  (21.  3uli  1860)  baS  (ßortefeuiOe  beS  3nnern 
unb  fungierte  Born  Dftober  1860  bis  jum  3®nuar 
1861  als  Statthalter  Don  (Hcapel.  (Had)  bem  itiiid- 
tritt  KattagjiS  tm  Sejember  1862  übernahm  R.  bie 
Bilbuitg  eines  neuen  Kabinetts,  baS  bie  Bolitif  Sa- 
DourS  fortfeßte.  Doch  Berpel  er  fd)on  im  ffllärg  1863 
in  eine  bebenfliche  9!emenaufregung,  bie  balb  banad) 
iu  unheilbaren  Sabnpnn  überging.  33aS  Barlament 
Dotierte  ihm  bei  feinem  SuSfajeiben  eine  National» 
belohnung  Bon  200,000  unb  eine  jährliche  Benpon 
Don  25.000  Sire.  3U  (Raoenna  feßte  man  ihm  1878 
ein  tüenfmal.  Sgt.  Suffäße  uon  Riuali  unb  91aua  in 
ber  »Nuova  Antologia*,  1.  3uni  unb  1.  Sept.  1903. 

2)  Sontenico,  ital.  Staatsmann,  Sohn  beS  Bo- 
ngen, geh.  2.  3uli  1834,  geft.  18.  3an.  1900,  folgte 
feinem  Sater  1850  in  bie  Serhnnnung  nach  (türm, 
trat  hier  in  bie  (ffiititärfcbute , biente  Bott  1854—86, 
Sutcßt  als  Siauptmaiin,  in  ber  farbinifeben  unb  italie» 
nipben  dlrnicc  unb  gehörte  feit  1864  ber  deputierten- 
fammer  an,  in  ber  er  wieierfjoU  «um  Brnpbentcn 
erwählt  würbe.  1884  legte  er  baS  Bräpbtum  nieber 
unb  würbe  im  3uni  1886  jum  TOtgliebe  beS  Senats 
ernannt,  bem  er  Bon  SfioDember  1887  bis  Sfooember 
1898  präpbierte. 

Rarmomctcr,  Don  ÄuuiS  in  Seidig  angegebenes 
3nprument  jur  Unterfuchung  beS  SRetjtS  auf  feine 
Badfähigleit.  Blau  wägt  30  g SRcf)!  ab  unb  bereitet 
barauS  etnen  mittetfeften  Beig,  iitbent  man  baS  Sai- 
ler aus  einem  IHefiüjIinbcr  grammweife  jufeßl  unb 
fomit  junäcbp  ermittelt,  wieDiel  Säaffet  baS  (Kehl 
aufnimmt.  3«  mehr  ©affer  ein  Bichl  binbet,  um  fo 
größer  wirb  aud)  feine  Badfiibtgfeil  fein.  3ur  ®ef- 
fung  berfelhen  bient  ein  3hl>nöer  A (f.  dlbbilbung, 
3. 334),  ber  aus  einem  Unterteil  a , bem  ffiittclpfld  b, 
bem  Stuffaß  c unb  bem  it'obfftüdd  befteht.  (Kan  fettet 
ben  3hliuöev  unb  bie  Rüdootnditimg  B leicht  ein. 
füdt  mittels  leßterer  baS  (Diittetpüd  beS  3*)ltuberS, 
fdineibet  ben  überguenenben  leig  an  beibeit  gnben 
beSBliltetpüdeS  ab,  feßt  bann  ben  3hlinher  jufammen 
unb  bringt  ihn  in  ben  Reffei  C,  ber  in  bem  S'ebältcr 
D hängt  unb  burd)  bie  Sampe  E erhißt  Wirb,  die 
Rlantmc  muß  fo  geregelt  werben,  boß  ber  leig  in 
20—25  ffiinuten  gebaden  ip.  dann  iit  eine  Jempe» 
ralur  erreicht,  bie  eine  leidppüfpgc  SÄetaUegierung 
in  ber  SäuteDorridpung  F jum  eschmeisen  bringt. 


334 


garino?  ■ 

unb  e?  ertönt  ein  Signal.  SPlan  Iöfd)t  bann  bic 
Siam«,  lägt  ben  Apparat  10  ffimuten  fiepen,  nimmt 
ben  gljlinber  beraub,  läfjt  ihn  nod)  weiter  abfü^len, 
öffnet  il)n  unb 
füllt  ben  Auffaß, 
ber  nun  einen 
Seil  beb  aufge- 
gangenen Xeige? 
enthalt,  mit  gro- 
bem ©rie?.  SÄit- 
tel?rine?Sineat? 
ftrcid)t  man  bic» 
fen  ab  unb  febüt- 
tet  if)n  bann  in 
einen  ©labjtjlin- 
ber  mit  Sfala, 
an  ber  man  bie 
SJienge  be?  ©rie- 
fe? ablieft.  Au? 
biefer  ergibt  fidt 
in  einer  XabeDe 
bie  Steigtraft 
beb  Niepl?  in 
©rojenten.  ©gl. 
fiomonn,  Sie 
©adfäbigteit  beb 
SSeicenmebl?  u. 
ibte©ejtimmung 
(Heibelb.  1901). 

garino?(la- 
tein.),  mehlig, 
melübaltig ; in 
berURalcrei  weift, 
lid),  mattfarbig. 
Fnrinosae  (B.  lat  farina,  STOel)!),  im  natürlichen 
©flanpcnftjfteut  Drbnung  ber  3Kono(ott)lcbonen,  d)a- 
inttenfiert  burd)  brei-  ober  feltener  jtreiglieberige 
©lüten,  gcrabläufige  ober  aueb  umgemeubete  Sauten ■ 
fnofpen  unb  Samen  mit  mehligem  Näbrqewebe.  Sie 
Drbnung  umfaftt  bie  glagcdarinjecn,  Neftionageen, 
„gcntrolepibajeen,  3Rana(agecn,  Xpribajeen,  ßriofau* 
lajeen.  Napateageen,  ©romeliajeen,  Äotnmelinajcen, 
©onteberiajeen  unb  üt)brnjectt . 

garlcigh  6 aftlc  (|pr.  fat»  tajo.  fflurgruine  in 
ber  engl,  ©raffdjaft  Somerjet,  11  km  fdboftlid)  uon 
©atb,  mit  guterbaltenerStapede  unbörabbenfntälern 
ber  gamilie  Huttgerforb. 

garte»)  f|pr.  fsrto,  3ante8  Sewi?,  engl.  3ouma» 
lift  unb  -sd)riftfteder,  geb.  9.  Sept.  1823  in  Sublin, 
geft.  12.  Nou.  1885  in  Sionbon,  ftubierte  am  Xrinitl) 
College  ju  Sublin,  lourbe  1856  erfter  Necpnung?» 
fübrer  an  ber  ,>fweigbant  ber  neugegeünbeten  Otto- 
manifdjen  ©ant  ju  Scirut,  1860  ©eneralredjnung?- 
flibrer  ber  türlifien  Staat?ban(  ju  fionftantinopcl 
unb  1870  jur  Öelopnung  für  feine  ber  Xür(ei  ge* 
leifteten  Iiterarifctjen  Sien)le  Dom  Sultan  junt  Sion- 
ful  in  ©rijlol  ernannt,  lir  fdjrieb  unter  nnbernt:; 
»Two  years'  travel  in  Syria*  (1868);  »The  maa- 
sacres  inSyria«  (1861);  »Tho resourcea  of  Turkey* 
(1862);  »Turkey,  its  rise,  progress  and  present 
condition-  (1866)  unb  »Modern  Turkey*  (1872). 
©eint  Aubbrud)  beOStrieqe?  1875  nabnt  g.  ’Bartci  ge- 
gen bie  Xürlei  unb  febilberte  beren  ©erfaß  in  »Turks 
and  Christians,  a solution  of  the  Eastern  queation* 
(2.  Aufl.  1 876) ; »Decline  of  Turkey«  (2.  Kluft  1878; 
beutftp,  Serl.  1875);  »Egypt,  Cyprus  and  Asiatic 
Turkey«  (1878);  »New  Bulgaria-  (1880). 

garm  (engt),  urfpriinglieb  ein  ©adjtgut,  jeßt  jebe? 
Don  einem  iimbwirt  (Cigcntümer  ober  ©achter)  be- 


— game. 

wirtfepaftete  Wut.  garnter  ift  fobiel  tute  Sanbwirt; 
Farming  tjeijst  fianbwirtfd)aft?betrieb ; High  famtiug, 
ber  intenfioe  ©etrieb  ber  üanbwirtfcpaft;  Home  f, 
felbft  beroirtfepaftete  S3anbwirtld)aft , g.  eine«  ©roß- 
arunbbefißerl.  Ser  Name  flammt  Don  bem  angel- 
fäebfiftben  fearme  ober  feorme,  Sfebenämiltel,  inbent 
ber  ©aeptjin?  urfpriinglieb  in  Naturalien  entriebtet 
tourbe. 

garmerbunb,  f.  National  Farmers’  Alliance. 

gnrmington,  Name  ntebrerer  Stabte  in  bernorb- 
ameritan.  Union:  1)  in  ber  ©raffebaft  fjartforb  in 
Connecticut,  am  gannington  Niner , mit  Seminar, 
gabriten  unb  ü»00>  3331  liinm.  — 2)  fcauptort  ber 
©raffebaft  grantlin  itt  SKaine,  mit  Nonualfchule, 
gabriten,  Sebicferbriltben  unb  etsoo)  3288  Sinnt.  — 
3)  Stabt  in  ber  ©raffebaft  Strafforb  in  New  $>amp- 
fbire,  am  Cod}eco3iiuer,  mit  Stiefclfabritcn  unb  (lsoot 
2265  SinW. 

garnartige  ©ctoäebfc,  f.  gilicinen. 

garnborongb  cinr.  fämiäro),  Stabt  in  Stampfbire 
(Snglanb),  att  ber  ©renje  Don  Surret) , unweit  beb 
Singer?  Don  Albe rfpot,  beit  osot)  1 1,500 Cmw.  Sarin 
g.  Stil,  SBobnfib  her  Crfaiferin  Cugenie,  unb  un- 
weit baDon  bie  (all).  Jfitdie  ju  St.  SKtcbael,  Don  SK- 
tnitteur  im  Sienaiffanceftil  erbaut,  bie  feit  1888  bie 
©ebeine  Napoleons  III.  unb  feine?  Soi)neä  entbält. 

garnbübt,  Sabe»  unb  Suftfurort  im  febweijer. 
Stanton  üujem,  in  einem  Seitental  ber  untern  Smmc 
in  gefebügter  Sage,  704  m ü.  Ni. , mit  eifenbaltiger 
Natronquede  (11,5°),  bie  bei  ©lutannut,  ©leiebfuebt 
unb  Sebwäebejuftänben  benujt  wirb,  unb  usoo)  98 
Sinwobnern. 

gnrnc  (garren,  garrn,  garrenfrüuter,  Fi- 
licca;  bierju  brei  Safeln:  »game . I*,  in  garbenbrue!, 
unb  Safe!  II  unb  III),  trt)ptogamifd)e  ©ewäebfe  au-5 
ber  Abteilung  ber©efäyi-pptogamen(Ptcridophyta), 
(rautartige,  |eltener  baumartige  ©flanjen,  mit  Wenig 
Derjweigtein  Sprofe  unb  großen , mein  mebrfaeb  fic- 
berfönutg  julammengefepten  unb  in  ber  Sugenb  an 
ber  Spipe  fdjnedmförmig  eingerodten  ©lältern  (SBe- 
beln),  an  beren  Unterfeite  bie  gortpf!an,jung?organe 
entfteben.  ©on  ben  etwa  3500  befonnten  Arien  berg. 
gehören  2600  ber  beißen  )}one  an.  Auch  an  ©röße, 
Sdjönbeit  unb  Niannigfaltigfeit  ber  gormen  fteben 
bie  g.  ber  Sropenlänbet  obenan ; hier  erfcbeineit  in  ben 
fcud)ten  ©ebirgöwälbcm  bie  palmät)nlid)cn  ©aum- 
fame  (Safe!  I,  gig.  1—4),  beren  unuerjweigter,  oft 
Diele  Nieter  bober,  Don  ©lattnarben  unb  AbDcntiD- 
wurjeln  bebedter  Stamm  (f.  Sejrtfigur,  S.335)  an  ber 
fortwaebfenben  Spipe  einen  oebopf  riefiger  Slätter 
trägt,  außerbent  aud)  (rautartige  gormen  Don  großer 
SNannigfaltigleit,  teil?  auf  bem  ©oben,  teil?  auf  ben 
©aumftämmen  ber  Urwälber  al?  Sdbeinftbmaropcr 
((fpipbpten)  lebenb.  3n  ben  gemäßigten  unb  (alten 
3onen  begegnen  wir  nur  ganten  mit  unterirbifd)em 
wurjelftodartigen  Stamm;  aud)  hier  lieben  fic  Dor* 
wiegenb  bic  (Wattigen,  feuchten  StanbDrte  in  ben 
ln  albern,  befonber?  ber  ©ebirge  ober  in  ben  Spalten 
feud)ter  gcläwanbe  unb  Niauent. 

Sie  'Bebel  bieler  g.  finb  fdfleimbaltia  unb  ge- 
linb  abftringierenb,  einige  würben  baber  früher  al? 
Heilmittel  benupt.  Sie  unlerirbifdicn  Stämme  (mb 
bagegen  oft  bitter,  abftringierenb,  fcjbft  fdjarf,  ent- 
halten j.  S.  bene?  ober  ätbcrifdjc?  Öl  unb  jeid)iten 
fid)  j.  S.  bureb  ihre  Dorjüglid)  wurmuertreibenbe 
Cigenfdjaft  au?  (ffiurmfartt,  Aspidiura  Filix  maa). 
©et  ntnmbcn  Arten  euthaltbcr  Burjcljtot(aud),-fudor 
neben  ©erbftoff  unb  Apfelfäure  (CngeUtiß , Polypo- 
dium vulgare),  ©ei  einigen  ejottfdieu  ganten  (Cya- 


Far 


I.  C.yalhca  frondosa  - 2 Alsoptdla  mrdidlaric.  - 3.  Cyathra  luenoa  - 4.  Hemilcüa  eKuqatluli-i  Dlcksonla  anlarctlra  -6.  AlsophUa  frlflc 
12.  AdUiiluoi  obllquum.  - II  Hrmlonltlk  palmala.  - 14.  AclUutiun  ruOclIum  - 15  AspiiUuni  Walllchli.  - 16.  Tricboauuic«  m«  nibr anartum  - I 

Mryrrs  Konv.  - Lexikon , 6.  Au/I.  Bibliographisches 


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irr 


dpt*  -V  A'.n{<-ni.ini  n*“t1n  tur»  . * 'iwunrf  . • 

ifcuaidf  Mrtllnrart  - 11  A«ttUuiuA  mW  - 


..  ««jK.iMftuo»  .i  r iairx-rrmrnirrTfrT»yr - rx  | t»om  asrrrrrjT 


Inxitut  in  Leipzig. 


Zum  Artikel  farnr 


I 


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? I. 


. -7.  Asplenlum  n*gl<*ctufli  - i Q>  ninogrjmmc  rrnlforml«  -»  Acmslkhum  tmbatum  - 10  Gymnoitrammr  vrrlkalls.  - II  Pterls  pcdaUi.  1 
Oleamira  neriltormU  - I»  Aipleiiium  nidus  - 19.  Lyvodltim  cxpansum  - ja  PlropcIlH  tiuda.  - II.  Platyrcrium  «rande.  - 22-  Todca  barbara 

k>  Institut  in  Leipzig.  Zum  Artikel  farnr 

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Farne  II. 


Fruktiflzlerende  Fiederabschnitte  verschiedener  Farne.  1.  Hymenophyllum.  — 2.  Oleichenia.  — 
3.  Cyathea.  — 4.  Lygodium.  — 5.  Dsvsllia.  — 6.  Adianturn.  — 7.  Cystopteris.  — 8.  Pteris.  — 9.  Polypodium.  — 
10.  Aspidium.  — II.  Asplenium.  — 12.  Wondsia.  — 13.  Davallia. 

Nervenverlauf  in  Farnfiedern.  14.  Acrostichum  peltatum.  — 15.  Hemitelia  grandifolia.  — 16.  Acrostichum 
villosum.  — 17.  Asplenium  esculentum.  — 18.  Asplenium  falcatum.  — 19.  Oleandra  pilosa.  — 20.  Polypodium 
crassifolium.  — 21.  Onoclea  scnsibills.  — 22.  Polypodium  Swartzli.  — 23.  Polypodium  neriifolium.  — 24.  Menis- 
ci um  reticulatum. 


Meyers  Konv.-  Lexikon , 6.  Au/L  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  , tarne1 . 


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e Eizelle,  s der  Bustretende  Schielmtropfen. 


13.  Sporen  von  Aspidium  Filix  mas. 


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2.  Querschnitt  eines  baumartigen 
Famstammes. 

a b Sklerenchym , c FlbrovasalsUflnge. 


4,  Sporangien  von  Aspidium  Felix  mas. 
a uarelf,  mit  Sporen;  to  reif,  aufgesprungen. 


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12.  Archegonlum  von  Pteris  scrrulata. 


10.  Antherldlum,  die  Spermatozoiden 
entlassend. 


11.  Archegonlum,  geschlossen, 
h Halskanattelle,  e Eiselle. 


3.  Durchschnitt  eines  Fruchthäufchens  von  Aspidium  Filix  mas. 
a Spora  rieten . I Schleier. 


8.  Vorkeim  von  Adlantum 
Capillus  Veneris 
p Prothallium  , b erster  Wedel 


7.  Älteres  Prothallium 


w Wurzeln.  h Wunrlhaare. 


pr  von  der  Unterseite,  ir  Archegonlum 
an  Antherldlum,  w Wurzelhaare. 


5.  Keimende  Sporen  von 
Polypodium, 
a jüngeres,  b etwas  alleres 
Stadium , s p Sporenhaut, 
k erste  Haarwurzel. 


us  der  Spore  hervor- 
angenes  Prothallium 
von  Aspidium. 
lorenhaut,  pr  Zelle«  des 
Prothalilums. 


I.  System  der  Leitbflndel  aus  \ 
dem  Stamm  von  Aspidium. 


9.  Antheridium, 
geschlossen. 


335 


gante  (gortpflanjung). 

theamedollaris,  C.  spinulosa)  bient  baSftärlepaltige  bung  binjufteuem  unb  in  ben  Kanal  ehtjubringen. 
'Mart  beä  Stammes  als  Siaprungämittcl.  ®er  burep  ®aburcp,  bciR  ein  Spermatojoib  mit  ber  Dofppäre 
(eine  golbbraunen  Scpuppenpaare  (paleae)  auSae»  Perfepmiljt,  wirb  bie  Sefruepiuttg  auSgefüprt.  ®aS 
jeiepnete  SBurjelftod  non  Cibotium  Baromez,  bes  be<  befrudjtete  ®i  umgibt  ftep  mit  einer  feiten  SRembran 
rühmten  Agnus  scythiemsff.  Saraiteb),  ftebt  in  Spina  unb  wädjft  unter  gedteilungen  ju  einem  oieljedigen 
wegen  ber  blutflillenbeit  Gigenfchaft  ber  §aare  in  Gmbrpo  peran,  ber  ben  Anfang  ber  ungefcpleeptlicptn 
popem  Knfepen  (»gl.  garnpaar).  Sine  Diel  bebrüten-  (Beneration,  b.  p.  ber  eigentliipen  gampRanje,  bittet 
bere  Sode  aber  (ptelen  bie  g.  als  3'«PfI<*njen.  Siele  Sn  bem  Gmbrpo  (affen  ftep  früpjeitig  Oerfepiebene 
(rautartige g.  werben  in  (Bärten  an  fepattigen  Partien . Organanlagen  erfennen,  unter  benen  bie erfte  ffiurjel, 
an  Kinflliepen  gelfen,  gaätaben  ic.  anqrpflanjt;  bie  baS  erfte  Statt  unb  bie  Slnlaae  ber  Sprofjfpipe  bie 
epoltfepe  rt  Sitten  jiept  man  in  (BemäepSpäufern.  ©ie  Wieptigiten  {mb.  Sine  Weitere  Organanlaqe,  ber  Gm* 
oerlangen  feutpte  iluft,  mäfjigeS  fiiept  unb  leiepten,  brpofup,  unterpält  wäprenb  ber  erften  SebeitSjeit  ber 
bumuS reichen  Soben.  Sie  gräpte  fiiebpaberei  an  ber  jungen  garn- 
gamjuept  perrfept  gegenwärtig  in  Sttglanb.  (Huf  pRanje  bie  Ser- 
vern geftlanbe  Rnb  wegen  ipreS  SleieptumS  an  gam«  binbung  mit 
trautem  bie  botanifepen  (Bärten  in  Seipjig  unb  SRün-  bem  Srotpal- 
epen  imb  bie  Gärtnereien  bei  ©otSbam  bem  trfenSwert.  lium  unb  ber- 
®ie  g.  pRanjen  fiep  burdj  Sporen  fort.  SluSber  mittelt  bie  3u* 
einhelligen,  mit  boppelter  gedwanb  Oerfepenen  Spore  fupr  oon  Diäpr- 
aept  bet  ber  Jteimung  (lafel  III,  gig.  6)  ein  furjer  fioffenauSbem- 
Sedfaben  peroor,  ber  fiep  an  feiner  ©pipe  in  eine  fetten,  bis  bie 
gedRädje  umbilbet  (®afe(  III.  gig.  6)  unb  feplieplicp  junge  RSRanje 
ju  einem  taum  fingemagelaropen,  grünen,  perjfbr-  burep  SluSbil- 
migm  fiaublappen  boranroäcpft,  berntii^marWurjeln  bung  grüner 
(Spejoibcn)  am  Soben  befestigt  ijt  unb  an  ber  bom  SlattRäcpen  in* 

Siept  abgewenbeten  Unterfeite  bie  öefepleeptSorgane  ftanb  gefept  ift, 
trägt  (®afel  III,  gig.  7).  ®iefeS  (Bebilbe,  baS  als  ber  fiep  fdbftänbig 
Sorteim  ober  baS  Srotpallium  ber  g.  bejeiepnet  ju  emäpren. 

Wirb,  fledt  bemnaep  bie  aefepleeptliepe  (Beneration  im  ®aS  fotdperge- 
SntwietelungSgange  berg.  bar.  ®ie  männtiepen  (Be-  ftalt  urfprüng- 
fcpleeptSorgane  (Sintpert  bien)  ftnb  palbtugelige  SluS»  licpmitbemSro- 
Wücpfe  an  ber  Unterfeite  beS  SrotpaUiumS , bie  ein  tpadiunt  Oer« 

Oon  einer  einfepieptigen  SBanb  umpttüteS  fpermato-  bunbeneSflänj* 
geneS  (Bewebe  entpalten,  beffen  gellen  (Spermata-  epen  (®afel  III, 
joibmutterjeden)  je  einer  mftnnliepen  ©tfepleeptsjetle  gig.  8)  wirb 
(Spennatojoib)  ben  Urfprüng  geben  (lafel  IH,  bann  frei  unb 
gig.  9).  ®urep  Sröffnung  ber  SBanb  werben  bie  »ergräfjert  ftep 
Spermatojoiben  auS  bem  fflntperibium  befreit  unb  burdp  SBaepS- 
(teilen  nun  fpiralig  aewunbene  Sänber  bar,  bie  am  (um,  inbem  bie 
Oorbem,  fepmälem  Gnbe  eine  Seipe  feiner,  als  Se>  Sprofjfpipe Oer- 
wegungSorganebientnberSBimpemtragenunbpinten  mittelft  einer 
anfangs  mit  einem  fpäter  oerlorengepertben  SläSepen  Sepeiteljede 
oon  naprftoffreiepem  gedinpalt  Oerbtmben  finb  (®a>  Weiter  Wäcpft 
fei  HI,  gig.  10).  ®ie  Weiblichen  (BefcpIeeptSorgane  unbinregelmä- 
(Slrepegonien)  fipett  auf  bet  einen  bictem  (Bewebe-  piger  Slufetn- 
förper  barfteßonben  mittlem  ©artie  beS  Srotpal-  anberfolge  neue 
liumS.  Sie  (inb  flafepenförmig  unb  berart  in  baS  Slattaniagen 
Skwebe  eingefentt,  bap  nur  ber  meiR  etwas  gefrüntmte  auS  ReP  peroor-  Dtet„  etammftoi  een  ai»oPwi. 
Valsteil  peroorragt,  toäprcnb  ber  Saucpteil  unter  bte  gepen  lapt,  bie 
Cberfläepe  pinabgerüett  ift  (Xafel  III,  gig.  11).  ®ie  ebenfalls  burep 

oon  ber  einjeüfipteptigen  SBanb  utufeploffene  3entral-  ein  tanganbauembeS  SBaipStum  an  ber  überpängen- 
jede  teilt  fiep  bei  ber  Sntwidelung  bcS  SlrepegoniumS  ben  ober  (epnedenfbmtig  eingerollten  Slattfpipe  ju 
m brei  gellen,  beren  äuperfte  fiep  mit  bem  SSaepätum  beträeptlieper  Qtröpe  peranwaepfen.  ®aSSBurjel[pftem 
beSSlrepegonienpalfeSinbieSängefiredlunbjtoifepen  oergrbpert  fiep  entfpreepenb,  inbem  neben  ber  ur- 
ben  Oier  peripperifepen  gedreipen  beS  SpatfeS  bie^alS-  fprüngliep  adein  oorpattbenen  feauptwurjel  an  ber 
(anal  jede  bittet  ®ie  inneijte  gede  ftedt  baS  6i  (O  o - Spropaepfe  Slboentiowurjcln  ouftreten.  ®teSerjWei- 
fppäre)  bar;  jwifepen  beiben  liegt  bie  erft  fpät  oon  gung  ber  Spropaepfe  aept  oon  Seitenfnofpen  auS,  bie 
ber  leptem  abgetrennte  Saueptanaljedc.  Sn  bem  tmSlnfeplup  an  bie  ©tattjtcUung  in  regelmäpigerSln* 
befrueptungSreifen  Slrcpegonium  bffnet  ftep  ber  §al8-  orbnung  angelegt  Werben,  unb  meiftetiS  neben  ober 
lannl  burd)  SluSemanberweiipen  ber  obem  3eden  oor  ber  ©lattaepfel  liegen,  in  einzelnen  giiden  feibft 
beä  öalfeS.  gdr  bie  Grö  jfnuttg  ber  reifen  SIntperibien  auf  bie  SlattbaftS  pinaufgerüdt  ftnb ; Re  ift  mciftenS 
unb  Srepegonien  bilbet  bie  Senepung  burep  ®au-  nur  geringfügig  unb  unterbleibt  päufig  ganp  ®ie 
ober  Siegentropfen  ben  äupem  Slnftop.  3lu8  bem  ge-  (Beftalt  ber  Slätter  ober  SBebel  ijt  fepr  mannigfaltig, 
bffneten  Slrepegonienbalfe  tritt  ein  burep  ®e8organi*  OerpältniSinäpig  feiten  treten  etnfaepe  Slätter  auf, 
fation  ber  Stemaljeden  entftanbener  Sepleimtropfen  meiftenS  Rnb  bie  Slattfläepen  einfaep  ober  mebrfaep 
ouä  (®afel  in,  gig.  12),  ber  Rep  burep  ®iffuRon  in  Reberfbnuig,  feltener  panbförmig  jufammengefepl 
bem  Skffer  perteiit  unb  auf  bie  in  bcmfelben  entpal-  unb  erreichen  }.  %.  rieRge  ®imenftonett. 
tenen  Spermatojoiben  einen  riepienben  Sie«  auSübt,  gut  onatomifepen  Sau  ber  g.  treten  neben  paren- 
burep  ben  biefelben  Oeranlapt  Werben,  jur  ^alSmttn-  eppmatifepen  (Beweben  tppifepe  Üeitbünbel  auf,  bie  im 


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336 


gante  (anatomifd)er  ©au,  Einteilung). 


Stamm  Dieter  Slrten  ju  einem  njlinbrifcfjcH,  innen 
marfftihrenbcn  Siotir  (stela)  ocrbimben  finb.  Siefeä 
SoIjr  ift  an  ben  Stellen,  Wo  bie  ©lätter  cntfpringen, 
Don  SRarfoerbinbungett  maftben artig  burdjfegt  unb 
fenbet  Bon  ben  Siinbem  ber  Cütfen  auä  feinere  Seit- 
bünbel  in  bie  ©lätter  unb  in  bie  itboentiomurjeln 
hinein  (Safel  III,  gig.  1).  Sie  ju  bem  ©üiibelrobr  Ber. 
buttbenen  Veitbünbcl  finb  halb  Bon  mehr  freiäfBrmi. 
gern  Cucrfcbnitt,  batb  inef)r  banbartig  (Safel  III, 
gig.  2).  Sie  werben  Bon  träftigenSQertncbhmplatten 
begleitet,  bie  mit  bem  in  ber  Peripherie  beb  Sproffeä 
gelegenen  SHerend)bmrohr  ein  fe^r  träftigeS  Sfetett" 
lijftem  barftetlen.  Siteine,  einfach  gebaute  gomtcn, 
wie  j.  ©.  manche  £>t)menoptibUnsccn,  haben  nur  ein 
einfaches,  jentralcä  Seitbünbel  in  ber  Sprofiacbje, 
oon  bem  auä  einfache  Stränge  in  SSurjein  unb  Blät- 
ter abjweigen.  Seltener  jtnb,  wie  j.  ©.  in  ben  fnoüigen 
Stämmen  gewiffer  SRarattiageen , mehrere  einanber 
einfehließenbe  trichterförmige  üritbünbelipfteme  Bor- 
tjanben.  Saä©arencht)m  bcrSproßacfjfen  ift  nteiflenS 
als  ein  Speicherndem  entwidelt,  in  bem  plaftifche 
Stoffe,  befotiberS  starte,  Borilbergehenb  abgelagert 
werben.  Sie  Oberhaut  trägt  nteiftenä  befonberä  gegen 
bie  Sproßfpige  hin  einen  bichten  ©cfag  non  trocteif 
häutigen,  bräunlichen  3preufd)uppen(paleae),  welche 
bie  Stammtnoipe  unb  bicBIattanlagen  (chflgeub  um- 
itllen.  Sie  ©erteilung  ber  bie  Seitbünbel  einfcl)lie- 
enben  ©lattnerBen  in  ben  ©eheln  ift  entfprechenb 
ber  äußern  ffleftalt  ber  ©lattflädjen  unb  ihrer  Seile 
entweber  banbförmig  ober  fieberfBrntig.  Sie  feinften 
SluSjweigungen  ber  bte  gtäcf)c  burchjiehenbcn  Stränge 
fmb  entweber  frei,  ober  fte  fmb  burd)  ©noftemofeu 
in  Perfchiebener  ffleife  3U  mehr  ober  ntinber  regel- 
mäßigen  SRafchen  Berbunben  (Safel  II,  gig.  14—24). 
Sieben  ben  fieitbünbeln  unb  ben  mit  ihnen  im  Ser. 
laufe  ber  Sterben  Berbunbenen  Sflerenchhmfträngen 
finb  bie©lattftächen  auä  parendtamatifeben  gellen  gu- 
fammengefegt , bie  bei  einigen  tm  feuchten  UrWalb 
lebenben,  nteiftenä  ber  gamilie  ber  $>t)menopljt)fl«. 
wen  angehorigen  gönnen  eine  einfache  thlorophpH. 
haltige  Z'Q fläche  bitben,  für  gewBhnlich  aber  ju 
einer  mebrfd)i<btigen  ©ewebcplatte  aneinanberfdjtie- 
jjen,  in  ber  wie  bei  ben  ©tättem  ber  ©lütenpflanjcn 
ein  ftautfbftcm  unb  ein  ©ffimitationäfpjtem  unter- 
fd)ieben  werben  fann.  Sie  Oberhaut  ift  befonberä  an 
ber  Unterfeite  ber  ©lätter  Bon  Spaltöffnungen  burch- 
brochen  unb  trägt  m Bielen  gälten  fdbuppenfBrmige, 
feulenförmige  obec  ftemförmig  BerjWeigte  fcaace. 
Saä  Sffimilationägewebe  befiehl  in  ber  Segel  auä 
einem  lodern  Sd)mammparen<bt)m,  nur  bei  wenigen 
höher  bifferenjierten  gornten,  wie  bei  Bielen  Nipho- 
bolus-Wrten,  ift  ein  üwifcheä  Saliiabeugewebe  Bor- 
panben.  Vlußcr  alä  wffimilationSorgane  fotttmen 
bie  fflebel  ber  g.  auch  noch  alä  träger  ber  gort- 
pftanjungäorgane  in  Betracht,  ©ei  Bielen  ganten 
werben  bte  beiben  gunltionen  Bon  benfelben  Slätlem 
erfüllt,  in  anbem  gätlen  finb  neben  ben  affimilierenben 
Saubblättern  befonbere  abweicbettb  geftaltcte  Blätter 
(SporopbhUe)  ober  ©lattabfebnitte  oorhanben,  bie 
auSfcbließlid)  für  bie  Sporenerjeugung  beftimmt  finb. 
Sie  Sporen  oberSeimlömer  entfleben  in  fapfelartigen 
©ehäufen  (Sporangien,  tafel  III,  gig.  4),  bie  tu 
gruchtliaufchen  (sori)  Bereinigt  auf  ber  ©mitunter, 
feite  auftreten.  gebe«  Sporangiuitt  enthält  Bott  einer 
ein-  ober  nie^cfdjichtigert  fflanb  umgeben  einen  Sollt« 
piep  Bon  Spotenmulterpeßeti,  bie  burch  Zellteilung  je 
BicrinBerfchiebencrSieifeaneinanbergeiagerte  Sporen 
tiefem  (Safel  III,  gig.  13).  Sie  fflanb  ber  Sporan- 
gien  enthält  eine  ®ruppe  ftarlwanbigcr,  meift  ju 


einem  Sing  angeorbneter  Zellen  (nnnulas),  bie  baä 
Zerreißen  ber  fflanb  be§  reifen  Sporangiumä  an  einer 
oorgebilbeten  Stelle  (bemStomium)  unb  bie  föerau*. 
fetjleubcrung  ber  Sporen  burch  ^t)fjroffopJticf)c  ©eme- 
gungen  uttb  elaftif^e  geherwirlung  herbeiführen,  Sie 
©eftalt  unb  bie  Änorbnung  ber  grud)thäufd)en  ift  bei 
ben  einzelnen  ©attungen  Berfdjieben.  häufig  finb  bie 
Sori  Bom  umgeroUten  ©tattranb  ober  Bon  einem 
»arten,  auä  ber  ffltattfläcbc  entfpringenben  Häutchen, 
bem  Schleier  (indusium , tafel  III,  gig.  3),  bebeeft, 
beffen  ©eftall  unb  Buäbilbung  gleichfalls  jur  Unter- 
fcheibung  unb  Charatlerifierung  ber  öattungen  Der* 
wenbet  wirb. 

Einteilung:  ®lan  teilt  bieg.tn  jWeiOrbnungeu; 
a)  eufporangiate  g.,  bie  eine  auä  mehreren  Zelt- 
fchid)ten  beftehenbeSporangimwanb^heftgen,  b)  lep- 
tofporangiateg. , beibenen  bie  SporangientBattb 
auä  einer  emjigen  ZeOfd)id)t  befiehl. 

Sie  Orbnuiig  ber  Eujporangiatcn  umfaßt  jWei 
gamilien.  1)  3Karattia»ecn,  meift  ftattlidje , mit 
tnoüigen  Stämmen  unb  fetjr  großen,  am  ©raube 
fleijcf)ige  dicbenblatlfcijuppen  trngenbeu  fflebeln  Der* 
fehene,  itt  ben  tropeit  heimifche  g.,  ju  benen  bie  öat- 
tungen  Marattia  Sic.,  Angiopteris  Hoffm.,  Archan- 
giopteris  Christ  et  Giesenhagen,  Danaern  8m.,  Kaul- 
fussia  Hl.  geßBren.  3hre  Sporangien,  bie  entweber 
frei  nebeneenanber  auf  ben  ©lattnerpen  figen  ober 
miteinanber  ju  einem  mebrfäefjerigen  Behälter  (Spn- 
angium)  perwachfen  finb,  öffnen  fid)  burch  einen 
üängäriß  am  Scheitel  ber  gädjer.  2)  Cphiogloj- 
fa.jeen,  Heine,  frautige  ©ftangen  mit  furjem,  ünter- 
irbifchetit  Stamm,  ber  in  jeber  Seaetationäperiobe 
nur  ein  einjigeä  ©lall  mit  fcfjcibiger  ©afiä  entwiielt, 
an  bem  ein  Ülbfehnitt  laubhtattartig  entwidett  ift, 
Währenb  ein  anbrer  in  ähren-  ober  rifpenartiger  Ütn- 
orbttung  zahlreiche  bidWanbigeSporangien  trägt,  bie 
fid)  burch  einen  Ouerriß  Bffnen.  taä  ©rothallium 
ift  abweichenb  Pon  bem  ber  übrigen  g.  Inotlenförmig 
unb  lebt  unterirbifdj.  hierher  gehören  hie  ©attungen 
Opbioglossum  L.  unb  Botoychium  Sw.,  bie  mit 
Wenigen  ilrtett  m ber  heißen  unb  ben  gemäßigten 
Zonen  perbreitet  finb. 

$ie  Crbnung  ber  Ceptofporangiaten  umfaßt  zahl- 
reiche ilrten  auä  allen  ffleltgegenbcn,  bie  in  fed)ä  ga- 
milicn  geteilt  werben.  3)  Xie  »pmenophgllajeen 
haben  Sporangien  mit  oottftänbigem,  querliegettbem 
Snnutuä,  bie  fid)  burd)  einen  Sängäriß  Bffnen.  Sie 
Sori  figen  auf  einer  über  ben  fflebeiranb  tjwattä- 
ragenbett  Serlängerung  beä  SerPä  unb  werben  ton 
einem  becherfönmgen  Schleier  umhüllt.  Äleine,  jarte 
g.  ber  tropifchen  Segenwälber  mit  einfach  gebauten 
©ebeln  unb  bttmtem,  meift  friechenbem  Stamme, 
bem  in  einigen  gälten  echte  fflurjetn  fehlen.  Siefe 
gamilie  enthält  bie  ©attungen  Hymenophj  llum  Sm. 
(lafelll,  gig.l)  unbTrichomanes  (Infell,  gig.  16). 
4)  ©hatheajeen,  meift  große,  teilä  baumartige  g. 
mit  mehrfach  gefieberten  ©ebeln.  Sie  Sori  ber  mit 
einem  (d)iefen,  ootlftänbigen  itlnnuluä  nerfehenen 
Sporangien  itehen  am  Sanb  ober  auf  ber  Unterfeite 
ber  Blätter  unb  fmb  bei  einigen  ©attungen  Don  einem 
napfförmigen  ober  jweiflappigen  Ignbufium  umhüllt. 
Ipierher  gehören  bie  oorwiegenb  tropifchen  ©attungen 
Cyathea  Sm.  (lafel  I,  gig.  1 u.  3,  u.  Safet  II,  gig.  3), 
Alsophila  R.  Rr.  (Safel  I,  gig.  2 u.  6),  Hcmitclia 
R.  Br.  (Safel  I,  gig.  4,  u.  Safel  II,  gig.  15),  Ci- 
botium  Ka\Af.  unb  Dickaouia  L’Herit.  (Safel  I, 
gig.6).  5)  Sie  ©olhpobiazeen  haben  Sporangien 
mit  einem  Bcrtifalen,  am  Stiel  unterbrochenen  ülnnu- 
luä  unb  querliegenbem  Stomium  (Safel  III,  gig.  4). 


337 


§arne  — gartiefe. 

Jiefe  arintreicpfte  gamtlie  ber  g.,  ju  ber  bie  meiftcn  I Eichw.) ; bie  Jäniopteribeii  (©attung:  Taeniopteris 
europftifcbcit  g.  gehörnt,  jerfüÜt  in  folgcnbe  Unter-  Bgt.)-,  bie  Jiftpoptcriben  (©attungen:  Dictyoptaris 
fantilien:  a)  A t r o ft  i cf)  e e tt , mit  gleichmäßig  über  bie  Gfutb.  Clathropteris  Bgt.).  Son  ben  jeßt  lebenben 
Slattfläcbe  Bcvbreitcteit , feine  biftinften  Sori  bilben-  gatnüien  ber  g.  befaßen  bie  SRarattiajeen  im  Kulm 
ben  Sporangint  opnc  Scpleier.  ©attungen:  Acres-  unb  Karbon  big  jur  String  jatjlreidje  Sertreler  aug 
tichumi.  (jafei  I,  gig.  9,  u.  Jafei  U,  gig.  14  u.  16),  ben  ©nippen  ber  Senftenbergien , ^atoleen,  Aflero- 
Piatyceriunt  Den.  (Jafei  I,  gig.  21).  b)  Soll)-  tbejeen,  Angiopteriben  unb  lanäeen,  auch  bie  als 
p 0 b i e c n , mit  freien,  jcbleierlofen  Sori  auf  bem  Süden  Starfteme  (Psaronius)  bcfdjnebeneit  gamftämme  beg 
ober  ant  (Silbe  beg  flierog.  ©attungen : Polypodinm  SRotlieaenben  gehören  toabrfdieinlicb  ju  bcnWnrattia- 
£.(JafeIII,  gig.9,  20,  22  u.  23),  Pleopeltis  (Jafei  I,  jeen.  (ju  ben "cpljiogloffajeen  toerben  bie  Rhacopte- 
gig.  20),  Niphobolns  Kaulf.,  Gymnogramme  Des r.  ris-,  Noeggerathia-'  unb  Triphylloptcris-Arten  ber 
(Stüfei  I,  gig.  8 u.  10).  c)  Stertbecn,  mit  raub-  Kutmfd)icbten  gerechnet.  Sott  beit  Septofporangiaten 
ftänbigen,  Botn  umgefd)Iagenen  Slattrnnbe  bebeeften  finben  ftch  fojitle  fRcprSfentanten  in  3ura*.  Kreibe- 
Sori.  ©altungen:  Pterin  L.  (Jafei  I,  gig.  11,  unb  unb  Jertiärfcpiebten  (Cyathca,  Alsophila,  Lindsaea, 
lafel  II,  gig.  8),  Hemionitis  L.  (Infel  I,  gig.  13),  Asplenium,  Aspidimu,  Pteris,  Woodwardia,  Glei- 
Adiantum  L.  (jafei  I,  gig.  12  u.  14,  unb  jafei  II,  chenia,  Lygodiutn,  Osmunda  u.  a.).  Jie  unter  bem 
gig.6),  Cheilanthes  Sie.  u.  a.  d)  Afplenteen,  mit  'JiamenCycadofi)icesjufamntengefaßten,BoniKarbon 
feillieb  am  Sero  fipenben,  oft  lang  pingejogenen  big  Sernt  fiep  finbenben  farnähnlichen  Siefie  fchließen 
Sori,  bie  Bon  einem  feitlidjen  3'tbufium  bebedt  ftnb.  fiep  in  Sau  unb  ©eftalt  feiner  ber  jeßt  lebenben  garn- 
©attungen:  Aspleuium  L.  (lofel  I,  gig.  7 u.  18;  gruppen  an  unb  bilben  gewiffermaßen  Übergangg* 
lafe!  II,  gig.  11,  17  u.  18),  Athyriura  Roth,  Blecli-  formen  jWifcpat  ben  garnen  unb  ben  Etjfabajceti. 
nnm  L.,  Scolopendrium  Sm.  tc.  e)  Afpibicen,  mit  Sgl. Sd)tul)r,  Jie  trpptogamifepen  <8cWäd)ft,Sb. 
runblichen,  rücfenftänbigen , Bonjiinem  [cpilb-  ober  1 : Jie  gamfriiuter  (SBittenb.  1809);  ®regl,Tenta- 
nierenjömtigen  Sipleier  bebedten  Sori.  ©attungen:  menptcridographiae(Sragl836);Kunje,  Jiegoni' 
Aspidium  Sw.  (lafel  I,  gig.  15;  lafel  II,  gig.  10),  fräuter  in  toloritrten  Abbildungen  (fieipj.  1840—51, 
Phegnpteris  Brest,  Cystopteris  Bemh.  (jafei  II,  2Sbe.);SB.3$>oofer,  Genera  filicum(2onb.l842) 
gig.  7),  Onoclea  Sw.  (lafel  II,  gig.  21),  Woodsia  unb  Species  filicum  (baf.  1848—  64,  5 Sbe.);  Wet- 
R. Br. (Jafei  II.  gig.  12),  Oleandra (Jafei I,  gig.  17;  teniud,  Filices  horti  botanici  Lipsiensis  (fieipj. 
Jafei  II,  gig.  19).  f)  SDaBalftetii.  Jie  Sori  ftnb  1856);  fflilbe,  Filices  Eumpaean  et  Atlantidis, 
enbftänbig  am  3af)n  ober  im  6infd)nitt  bcs  Statt-  Asiae  minoris  etSibiriae  (baf.  1867);  Kupn,  Fili- 
ranbeä  unb  ftnb  cott  einem  betn  Slattjaljn  aljnlidien  ces  africanae  (baf.  1868);  3-  Smith,  Historia  fili- 
3nburtunt  bebedt.  ©attung:  Davallia  Sm.  (Jafei  II,  cum  (2onb.  1875);  ^oofer,  Filices  cxoticae  (baf. 
gig.  5 u.  13).  6)  Jie  ©leiebeniajeett.  Kraut-  1859);  g(e,  Mömoires  surla  famille  des  fougörcs 
artige  g.  mit  friedienbem  Stbtjom  unb  trangBerfalem  (Straßb.  1844  - 69);  Eaton,  Ferns  of  North  Ame- 
BoHitiinbigen?lnnuIug,  bie  hauptfiichlich  ber  fiiblichen  rica  (Soft.  1879  — 80,  2 Sbe.);  SrnntI,  Unter» 
fjolblugel,  befonberg  bem  Kap  unb  Ücubodaub  an-  fudjungen  jur  fflorphologie  ber  fflcfäßfrt)ptognmen 
gehören,  ©attungen:  Flatyzoma  R.  Br.,  Gleichenia  (fieipj.  1875);  fiürffen,  Jie  garnpflanjen  Jeutfeb* 
Sm.  (Jafei  II,  gig.  2).  7)  Scbijeiajeen.  Jie  lanb«  (in  Sabenboritg  »Krljptognmenflora«,  Sb.  3, 
fi  ben  ben  Sporangien  haben  einen  turbanartigen,  baf.  1885);  ©iefenpagen,  Xie  ^timenophptlajeen 
fcheitelftänbiaen  2mnulug  unb  öffnen  Reh  mit  einem  (in  ber  »glora«,  1890);  Xerfelbe,  Xie  gantgattung 
flänggriß.  hierher  gehören  bie  eigentümlichen,  teil«  Niphobolus  Qena  1902);  Chrift,  Jie  garnfräuter 
tropijchcn,  teils  am  Kap  unb  in  Wuftralien  Bor-  ber  Erbe  (baf.  1897). 

fommenben  ©attungen  Schizaea  Sm.,  Aneimia  Sw.,  f?arnc  (gerninfeln),  3nf«Igruppe  an  ber  Oft» 
Mohria  Sw.  unb  Lygodinm  (Jafei  I,  gig.  19;  Ja*  füfte  ber  engl,  ©raffchaft  SRortpumbertanb,  bem  Xorf 
fei  II,  gig.  4).  8)  Jie  Ogmunbageen  mit  furjge-  Satnburgh  gegenüber;  auf  ber  flippenreichen  Ipaupt« 
ftielten  Sporangien,  beren  Ülnmilug  ju  einer  hodf*  infet  Sjoufe  yöianb  (6,7  tpeftar)  eine  alle  Kapelle 
feitenftänbigen  ^etlgnippe  jufammengeriidt  ift.  @at-  unb  2 Seudjttürme. 

tungen:  Todea  Willd.  (Jafei  I,  gig.  22)  unb  Os-  garnefe,  ital.gürftengefchlecht,  bag  feinen  Samen 
munda  L.  Bon  bem  gleichnamigen  gleden  unb  Schloß  bei  Dr- 

3n  ben  gloreit  früherer  Erbepocpen  hilbeten  bie  Bieto  ablettet  unb  feinen  llrfprung  in  bag  13.  3aprh- 
g.  einen  Bonoiegenben  Seftanbteil  ber  Segetation,  »urüdfilprt  Jiie  ©röße beg  jmufeg  batiert  Bon  ?llef* 
inbeffen  ift  bie  fhftematifcpe  KlafRRjierung  ber  japl-  fanbro  g.,  alg  Sapft  ®aul  III.  (1634  — 49),  ber 
reichen  fofRIen  gunbe  mit  Scplpicrigfeiten'Bcrfnüpft,  feinen  natürlichen  Sopn  ®ietro  Suigi  (geb.  1503) 
ba  bie  jur  llnterfcpeibung  bienenben  grultipfationg-  jum  Iperjog  Bon  ßaftro  unb  Slonciglione  unb  1545 
organe  in  ber  Siegel  niept  erhalten  geblieben  ftnb.  tunt  £>enog  non  ißanua  unb  Siacensa  erpob.  Jiefer 
flua  bem  (anabifepen  JcBon  Rnb  Sieite  jmeifelloo  , fiel  10.  Sept.  1547  alg  Opfer  einer  SerfcptBÖrung  ,tu 
eepter  g.  (Archaeopteris,  Cyclopteris,  Ncphroptc-  'l!iaccn)a,  worauf  getränte  ©onjaga,  KaiferKarlgV. 
ris  :c.)  befeprieben  »erben.  <Iug  ber  Steinfoplenfor-  Statthalter  itiDfailanb,  Siacen.ia  befeßte.  Sgl.® ff b. 
mation  ftnb  etwa  30091rten,  aug  bem  Serin  130,  auä  Vita  di  Pierlaigi  F.  (fflail.  1821).  ®ietro  Suigig 
Keuper  unb  Suntfanbftein  ca.  40®rtcn  befannt,  bie  Sopn  OttaBio,  geb.  1520,  behauptete  fiep  in  ®arma 
Juraformation  lieferte  ca.  200,  bie  Kreibe  60  unb  unb  gelangte  fpfitcr  auch  wieber  in  ben  Sefiß  ffjiacen- 
bie  Jertiärf^icpten  ca.  120  Arten.  Jie  »icptigften,  jag,  bag  er,  burep  feine  ©entaplin  HRargarete  (f.  b.) 
jeßt  auggeftorbenen  gamilien  ber  fofftlen  g.  Rnb  bie  Bon  'Raima,  bie  natürlitpe  Jocpler  Karlg  V.,  mit  bent 
3phenoptcriben(©attiing;SphanoptcrisSy(.,f. Jafei  ®aug  Cfferrcip  Berföpnt,  big  an  feinen  Job  (1586) 
»StemfoplettformationIV«,gig.8),bieS}europleribeti  gut  regierte.  3hm  folgte  fein  Sopn  Aleffanbro, 
(©attungen:  Neuropteris  Bgt.,  ebenba,  gig.  9,  unb  geb.  27.  Aug.  1545,  aeft.  3.  Jej.  1592.  Jiefer  er- 
Odontopteris  Bgt.,  ebenba,  gig.  6);  bie  'ßefopteriben  hielt  eine  (rtegerifepe  ©tjicpung,  forpt  1571  unter 
(©attung:  Pecoptcris,  e6mba, gig.  11,  Alethopteris,  3l,an  b'Auftria  bei  Sepanto  gegen  bie  Jiirfen  unb 
ebenba,  gig.  7,  Gonioptcris  Brest,  Anomopteris  j warb  3uang  Bertrauter  Siatgebcr,  alg  berfclbe  1576 
SU9C1I  «eno.-Sejiton,  0.  Stuß-,  VI.  Sb.  22 


338 


gamefina  - 

bie  Stattbaltcrfdjaft  bet  Bieberlanbc  übernommen 
balle.  Sind)  £tuanb  Höbe  (1578)  mit  ber  Stattbai' 
terfdtaft  betraut,  bewährte  er  fidt)  alb  aubgezcictineten 
ffclbbcrm.  Hurd)  fluge  Bcnupung  beb  religißfm 
.jwicfpattb  z»ifd)en  beit  ltörblichen  proteftantifeben 
imb  ben  (üblichen  fatbolifdien  ^roinnjen  wußte  er 
bie  lebten»  für  Spanien  jurürfjugetomnen.  Gr  nabnt 
1579  3LWaaftrirf)t , 1684  ®ent,  Brügge  tmb  f)pern, 
zwang  Srüffel  burdj  junger  jur  Kapitulation  unb 
nötigte  Antwerpen  (17.  Slug.  1585)  jur  Übergabe. 
1688  toarb  er  fcergog  »an  Banna  unb  Ißiacenja  unb 
eroberte  nod)  Krane,  S-cntoo  unb  Jleuft  unb  1587  bie 
ffeftung  Sluljb.  Bad)  bem  Untergang  ber  Slrmaba 
entjettte  er  1590  bab  burd)  iiemnd)  IV.  belagerte  Ba- 
rib  fotoie  im  folgenben  2>ahrc  bab  bebrangte  Siouen. 
Bgl.Sca,  Aleasandro  F.(tHom  1 88(0  -.Herrier-San- 
tan o,  Campagnes  d1 Alexandre  F.  (Bar.  1888).  — 
SeinSobn  unb Bachfolgcr,  IJiauuccio  1..  geb.  1569, 
gefl.  1622,  ein  finiterer,  babfüd)tiger  Jljrann,  lieb 
1612  bie  Häupter  ber  angefebenftni  ffamüten  tuegen 
angeblicher  Skrfdjwörung  binnef)ten  unb  iljre  ©üter 
cinjicben.  Heften  3ot)n  unb  Baepfolger  Oboarbo, 
aeb.  1612,  geft.  1646,  führte  Stieg  gegen  ben  Bapft 
Urban  VIII.  Hie  legten  Sprößlingc  beb  fcaujcb, 
Sianuccio  II.  (geft.  1694),  ffrancebco(ge)t.  1727) 
unb  21010910  (geft.  1731),  finb  ohne  Bebeutung. 
Bach  beb  legtem  Sobe  fiel  bab  tierjogtum  31  arm a an 
Hon  Garlob,  Sohn  Stönig  Bbdippö  V.  Don  Spanien 
unb  ber  Glifabetp  ff.,  einer  Gntelin  Banucaob  II., 
nacbmaligen  Stönig  Sari  III.  Don  Spanien.  S. 
Burma  (0 efdiidtte  i. 

Her  'S  a I aft  ff.  in  Born,  am  gleichnamigen  Blag,  nabe 
bem  Stber,  ber  ffarnciina  (f.  b.)  gegenüber  gelegen, 
ift  emb  ber  Dorjüglicbften  Saurocrfe  ber  Stabt.  Her 
8)au  lourbe  Don  Blcffanbro  ff.  Dor  feiner  Erhebung 
auf  ben  päpftlicben  Stuhl  nnd)  bem  Ulan  beb  jüngem 
Bnt.baSangalto  1530begonnen,  bann  Unterteilung 
Siichelangelob  fortgefegt  (Don  ihm  namentlich  bab 
herrliche,  reicbDerjierte  Vauptqefime),  fdtlieftlicb  Don 
beüa  Ilona  1580  Dotlenbct.  Sin  Saal  beb  Balafteb, 
bie  logen,  ©alerie,  enthält  umfangreiche  nrebtoge- 
mälbc  mptbologifcben  3nhaltb  Don  Vlnmbale  Sarracci. 
Gr  ift  jegt  Sig  ber  franjöfifeben  Botühaft  unb  feit 
1903  auch  Eigentum  beb  franjöftfd)en  Staateb.  — 
Hie  ff  arnefifdjen  ©arten  auf  ber  Borbfeite  beb 
Balatinb,  Don  Baut  III.  angelegt,  jeigen  jegt  nur 
nod)  Spuren  ihrer  ehemaligen  eracht.  Bapotcon  III., 
ber  1860  in  ihren  Befig  fam,  unternahm  bort  bebcu- 
leiibe  Bubgrabungcn,  bie  feit  1870  oott  ber  italieni- 
fchen  Regierung  fortgefegt  »erben.  Bon  Bitinen  an- 
tiler  BauWerfe  liegen  hier  bie  Baläfte  beb  Hiberiub, 
beb  Galigula , ber  ff laoier  u.  a. 

ffarticfitm,  Billa  mSiont  (IrabteDere),  an  ber  Bia 
Suugara,  bem  Balaft  fiaraefe  gegenüber,  erbaut  Don 
fflaffael  ober  Beruyi  1509  im  Auftrag  beb  Kauf- 
mannb  Bgoftmo  ttpigi  (f.  b.),  ein  ffuloel  ber  Be» 
naiffanccbaufunft  unb  aubgejeidinet  burd)  ben  jfreb- 
lenfchntud  Don  Saffael  (®efcbid)tc  Don  Slmor  unb 
3Bfh<h<  unb  ©alatea),  Sobboma  (^ochjeit  Ulepanbeib 
mit  diorane) , Sebaftiano  bei  Biombo  unb  flerujji. 

ffaritcfifchc  Runfttucrfc,  eine  Beige  antifer 
Sunftwerle,  alb  »ffantefifche*  bezeichnet,  teile«  »eil  fie 
unter  bem  Bapft  Baut  III.  (aus  bem  §aub  ffameie) 
aufgefunben  ober  reftauriert  würben,  teilb  Weil  fie 
lange  eine  fjauptjierbe  ber  Sunftfammlungen  intjfar- 
nefifchen  lp a 1 a ft  ju  Bom  (f.  oben)  waren,  Don  wo 
fie  nach  bem  HuSfterben  beb  $iaufcb  ffamefe  (1790)  in 
ben  Befig  beb  Sönigb  Don  Sieapel  überginqett,  ber  ftc 
bem  Museo  Borbouico  (jegt  Museo  nationale)  in 


gantfytm. 

SeapeleinDerleibte.  Hie oorjiiglichiten finb:  Hieff  ar» 
nefiiebe  fflora,  eine  3,5  m boheiKarmorftatue,  aub 
ben  Baben»  beb  SaracaQa  ftammeub,  naih  neuerer 
Scnuutung  eine  fcebe.  Her  ffarnefifche  $)  erat  leb 
üperfuleb),  eine  Statue  Don  5,s  m JpBhc  aub  pari- 
ichem  TOarmor,  ift  nad)  ber  Jnfchrift  ein  Stert  beb 
Slthenerb  ©ltjton,  bab  ftd)  an  ein  äitereb  Borbilb  aub 
ber  Schule  beb  ÜDfippob  anlehnt,  fceraflcb  ift  bärge- 
ileHt,  wie  er  nach  ber  Grbeutung  ber  fy-fpcribenapfcl. 
bie  er  in  ber  fjanb  hält,  matt  unb  gebeugt  auf  feine 
Meule  geflügt,  aubruht  (f.Xafel  »Bilbhauertunft  VT«, 
ffig.  6).  Hie  Statue  würbe  1540  itt  ben  Spermen 
beb  GaracaHa  gefunben.  Hie  Beftauralioii  ber  Der- 
loren  gewefenen Beine  beforgte  ©.  bclla  Borta  fo  glücf- 
lieh,  baß  man  bie  antifen,  fpäter  ebenfallb  aufgefuu 
benen,  nid)t  einmal  an  ihre  alte  Stelle  ju  bringen  für 
nötig  hielt,  fouöetn  fie  neben  ber  Statue  nieberlegte. 
Her  ffarnefifche  Stier  (Toro  Farnese)  ift  ein 
Stier!  ber  fiünftler  Bpoüoniob  (f.  b.  3)  unb  Sauribfod 
Don  Srafleä,  ben  ttilben  Stier  barftedenb,  an  bejjen 
Sjörncr  Slmphion  unb  tjethod  foebcit  bie  Hirte  bin- 
ben,  bie  ihre  SJIutter  Slntiope  mighanbeit  hatte  (f.  Sa 
fei  »Biibhauerfunft  III-,  ffia.  14).  6«  ift  bie  größte 
aub  bem  SUtertum  übrige  ©ruppe,  aber  burd)  um- 
faffenbe  moberne  Ergänzungen  fepr  entftellt.  Ginft 
flanb  baS  Stert  in  ber  Bibliotpef  beä  Slftniuä  BoUio 
unb  fam  bamt  ht  bie  Bäber  beä  GaracaHa.  Erft 
1540  ober  1547  würbe  eä  loieber  aufgefunben.  1786 
nach  Bcapcl  Derfebt,  ift  bie  ©ruppe  )e(U  ein  Bracht 
ftttd  beb  bortigen  Bationalmufeiinrb.  Bon  genngerer 
Bcbeutung  finb  bie  ffeepter,  ber  Kopf  heb  Gara- 
calla,  Beuub  unb  Vlpollon. 

ff  arne  jtraf  t,  baä  ätberifche  Grtraft  aue  bem  S8ur  ■ 
jelfioct  Don  Aspidiuin  Filix  mas  (f.  Aspidium). 

ffarnhanr,  haarförmigentwictclte,  trocfiie  Schup 
pen  (paleae)  ber  Stämme  unb  SSebelbafen , hej.  ber 
ffiurjelflöde  mehrerer  ffame,  bie  feit  langer  3eit  alb 
blutftiHenbeb  SJiittel  benugt  »erben.  Sdmn  im  3Kit- 
telaltcr  tonten  berartige  behaarte  Sturjclftöcfe  in  ben 
Smubel  unb  würben"  mit  ^ilfe  einiger  anfigenber, 
trodner,  holjiger  SBebclitiele  in  bie  ©eftalt  eine«  Sie 
red  gebracht,  bab  alb  Baraneg  (f.  b.)  ober  Aguus 
scytiiicus  zugleich  ju  allerlei  abergläubifd)en3»edcn 
biente.  Cibotium  Baromctz,  C.  glaucescens  u.  a. 
auf  Sumatra  liefern  jegt  benBennawar-Hjambi. 
fchön  golbgelbe  bi®  bronjebraune,  feibig-WoUige,  fei 
ben-  btb  fa|t  nictaHgläii;cnbc,  nidjt  Derfiljtte,  2—3  cm 
lange,  hople  ^aare  (Pili  ober  Paleae  Cibotii) , bie 
als  blutftiHcnbeö  SRittel  (Paleae  haemostaticae),  alb 
ffüHungSmaterial  für  Bolfter,  Setten,  Biöbel  benugt 
werben"  Sic  Wirten  blutflillenb,  inbem  fie  bem  SHut 
Blabmn  entziehen  unb  baburdj  Be»-ftopfung  ber  btu- 
ieitben  ©efäftöffnungen  herbeiführen.  Einige  jaDa 
nifche  Baumfante,  Wie  Alsophila  lurida,  Cbnoophora 
tomentona,  Balantium  chrysotrichum , liefern  buo 
Bntu-Äibang,  glänzenbe,  bis  5 cm  lange,  pcH* 
gelbe  bib  bunfclbiaunc  i»aarc.  Cibotium  glaucum 
unb  anbre  Slrten  Don  Cibotium  auf  ben  Sonbwid)- 
mjcln,  Dicksonia  Meuzieeii  in  SUi'efilo  unb  Btittel- 
amerita  liefern  ben  ähnlichen  B u I u , ber  wie  B<nna* 
war-Hjambi  benugt  wirb,  üangfaferige  Sorten  (ollen 
auch  gemifcht  mit  aiibem  ffafern  Derfponnm  werben. 

fffarnham.  Stabt  in  bev  engl,  ©raffdiaft  Surreq. 
atu  S8eq,  wefllid)  Don  ©uilbforb,  mit  einer  allen 
Stircfac,  bem  Sd)lojj  ber  Bifchöfe  Don  fflinchefter,  2a 
teinfd)ule,  ©ewerbefchute,  berühmtem  (»opfenbau  unb 
asoi)  6124  Ginw.  ff.  ift  ©eburtbort  SSiHtam  Gob- 
betb.  Habei  SKoor  Bart,  Wo  Swift  fid)  in  Siena 
Derliebte.  1^  km  füböftlich  oon  legierm  bie  fpäritchen 


339 


gamfeimfratifljeit  — gäröer. 


Irömmer  ber  ?3noerlcfi-2(6tei,  be«  Slltflen  ßifter- 
cienfertlofler«  in  Englanb. 

grarnfeimfranffieit,  in  benSorfctmenbcr  game 
(f.  b.)  auftretenbe,  burp  Spmorogerpilje,  wie  befon- 
ber« Vlrtcn  ber  Cofporee  Pythium  unb  ber  Ento- 
mopbtborec  Completorä  complens  Lohdc,  Drnir- 
(ad)te  ®t(ran(unq,  unter  ber  auch  bisweilen  bie  game 
ber  ®ewäp8bäufer  gu  leiben  haben, 
garnfräutcr,  f.  game. 
garnfrauttour jei  (garntraut  in  ännpen, 
3obanni«Wurgel),  f.  Aspidinm. 
g-nrnteite,  Berg , f.  gtptelgcbtrge. 
garnpalmcn,  f.  gqtnbageen. 
garutoortfi,  gabritftabt  in  2ancaffiire(Englanb), 
2 km  füblip  Don  Bolton,  mit  Baumwollfabrilen, 
Papiermühlen,  EiienbUttcn,  Kohlengruben  unb  (not) 
25,927  Einw. 

garo,  ein  befonber«  in  Srüffel  unb  Hingegen b be- 
liebte» Bier  ((.  Bier,  S.  846);  aup  SRante  eine« 
farbfpiel«  (f.  Sfiaro). 

gnro  (paro),  linfer  Nebenfluß  bebSinue  ittSba- 
mnua,  entfpringt  norbweitlip Don Ngaumbere,  nimmt 
Imtä  bei  ©ari-SKaljarba  ben  Don  ben  ®enbercbergen 
fommenben  Mao  Seo  auf  unb  niünbet  mit  reiftenber 
Strömung,  250  m breit,  bei  Satpe  Bftlip  Don  Sola. 

garo,  iüauplftabt  be«  gleichnamigen  Siftnlt«  ber 
portuaief.  ProDinj  ÜUgaroe,  liegt  7 km  Don  ber  Süb- 
(Ufte  Portugals  an  ber  Münbung  be«  Sal  gormofo 
unb  an  ber  ilijenbaljn  2iffabott-g.  Ser  fei  (fite  Jiafen 
wirb  burp  bie  norgelagerte  fanbige  Jjnfel  Santa  Ma- 
ria gefpilßt.  Sie  Stabt  fiat  eine  ipaupKtrpe  im  Ne- 
naiffanceftil,  ein  DerfnUeneb  Sploß,  ein  Seminar  unb 
0900)  11,835  EmW  , bie  lebfiaften  üluefubrfianbel  mit 
Sübfritpten,  Salj,  Suitiap,  ftotf,  01,  fiiparto  unb 
gifpen  betreiben,  g.  ift  Sig  eine®  Bifpof«  unb  mefi« 
rerer  Konfulate,  baruntev  eine«  bcutfpen.  — König 
9lIfonä  Don  Portugal  nafim  g.  1249  nncfi  fiortnädt- 
ger  Belagerung  bem  Miramolin  Don  MaroKo  ab. 
1596  lanbeten  bie  Englönber  fiter  unb  legten  g.  in 
9Ifpe.  3"  ber  Sififie  Nette  be«  alten  Ossonoba. 
garo  bi  SJteffina , f.  Mefftna,  Meerenge  Don. 
garo,  Suiita  bei  (»fleucfitturmfpifcet,  ba-3  Pro- 
montorium Pelorum  ber  eilten),  bie  Norboftfpige  ber 
3njel  Sijilien,  am  nörbltcfien  9lu«gnng  ber  Meer- 
enge  Don  Meffina,  mit  i'cuptturm  unb  bem  gifper« 
borf  Sorte  bigaro  (2069  Einw.);  burtfi  Santpf» 
babn  mit  Mefftna  Derbunben. 

giiräcr  (Scfiaf infein,  bonfaar,  »Spaf-,  ober 
bielleipt  geberinfeln,  Don  flür,  »gebet-,  altnorb. 
gär  et)  er),  eine  Säncinart  gehörige  Jptfelgruppe  im 
Ptlnntifdicn  Cgean,  300  km  Don  ben  Sfietlanbinfeln 
unb  990  km  Don  ber  näpfien  bänifpen  Küfte  ent- 
fernt, gwifpen  61°  26'— 62°  25'  nörbl.  Sr.  unb 
6*  19'— 7“  40'  weftl.  8.,  beftefit  au«  21  gnfcln  (bie 
gang  fleinen  imgerecfinet),  Don  benen  17  bewohnt 
“mb,  im  gangen  1825  qkm  (24,1  OP!.)  groß.  VU8 
3entralinfel  ber  ®nippe  ift  Strömö  gu  betrapten. 
2luf  biejen  gelfeninfcln  Dulfaniftfien  lirfprung«  er- 
heben fitfi  (teile  Sorberge  gu  einer  fcöfie  Don  800— 
700  m,  unb  wegen  ber  Steilheit  ber  Stuften  ntüffen 
an  manchen  Stellen  Perfoncn  unb  ffinren  mefir  al« 
100  m fiocfi  au«  ben  Sooten  an  Sauen  an«  2anb  ge- 
fjiflt  werben.  3m  3nnem  erfiebt  fiifi  ba«  1‘anb  in 
terroffenförmigen  Vlbfäpcn  (fcamre)  unb  enbigt  mit 
fiofien  Spificn  (Sinbur) ; Don  btefen  ftnb  bie  hüpften : 
Släitnretmbur  auf  ßfterö  (882  m)  unb  SfeUingfjclb 
auf  Strömö  (768  m).  Sa«  Meer , ba«  biefe  3nfeln 
mit  tiefen  unb  heftigen  Strömen  trennt , bringt  in 
mehreren  gforben  unb  Sulfiten  in  biefelfien  ein;  biefe 


ftnb  immer  eisfrei.  Sa«  Klima  ift  im  hopften  ®rab 
infular;  ber  Sinter  im  Serfifittni«  gu  ber  nörbtipen 
Sage  äußerft  milb,  mit  einer  mittlem  Semperatur 
Don  ca.  3°,  ber  Sommer  feupt  mit  einer  mittlern 
Semperatur  Don  ca.  10°.  Sie  17  fiewofinten  3nfeln 
ftnb:  Strömö,  Öfterö,  Subcrö,  Saagö,  Sanbö,  Sorbö, 
JfnlSD,  Siberö,  Kuttö,  SRoISö,  guglö,  Piögenö«,  SDinö, 
3fuö,  §eftö,  Kotter  unb  Store  Sinton.  Sie  be- 
tanntefte  ber  (leinen  unbewohnten  3"feln,  SKunfen, 

1 Derfpwanb  1885  im  9Reer.  Sie  Einwohner,  ab- 
ftammenb  Don  Norwegern,  bie  im  9.  3abrfi.  hierher 
übcrfiebcltcn,  fprepen  Sialette  ber  altnortifpen 
Sprape,  obgleip  bie  Sönen  ifire  Sprope  al«  3d)nft 
fprope  eingefüfirt  baben  unb  biefelbe  aup  beim  ®ot 
teäbienfl  unb  Dor  ®eript  gebraupt  Wirb.  Sie  3atj! 
ber  Sewofiner  ift  dsoi)  16,230,  baDon  männlip  7377 
unb  Weiblip  7853.  Sie  JReligion  ift  bie  eDongeliip- 
lutfierifpe.  Sic  2cben«weife  ift  einfap,  ber  SJinjsig- 
reitätrieb  fiart  Derbrcitel.  Sie  Sewofiner  leben  weient- 
lip  Don  ber  Set.  Ser  Wdrrbau  liefert  nur  einen  ge- 
ringen Ertrag.  Sou  öetreibe  Wirb  nur  ®crfte  unb 
ein  wenig  8>afer  angebaut.  Kartoffeln  unb  Siühen  ge» 
beifien  gut.  Einen  bebcutenbcn  Nebenerwerb  gibt 
bie  Bearbeitung  ber  SBoHe,  wie  überhaupt  bie  Spnfe 
ben  größten  fRc'iptum  ber  Sewofiner  bilben.  Sie  ®e 
fanitjafil  ber  Spafc  auf  ben  3nfeln  war  1898: 

! 106,465.  Ser  Scftanb  an  SimbDicfj  War  4516,  au 
Pferbcn  706;  SpWeine  fcfilen  foft  nänjlip.  Sie 
Pf  erbe  finb  fefir  dein,  aber  juDcrläffig  unb  ftar(, 
fie  werben  befonber«  jum  Eafttragen  benupt,  benn 
gafirmege  aibl  e«  auf  bieftn  unebenen  gelfeneilan- 
ben  nipt.  Vln  Sögeln,  befonber«  SSaffcröögeln , ift 
großer  Überfluß.  Sie  gifperei  ift  ergiebig,  befonber« 
ber  Sorfpfang  unb  ber  gong  eine«  (leinen  SSalßfpeS 
(®rinbwat),  ber  in  Raufen  (®rinben)  bießüflen  be- 
fupt.  Ser  gonjlipe  äRangel  an  SBalb  wirb  burp 
Dortreßlipen  Sorf  einigermaßen  auägeglipen;  auch 
2tcin(ohleu  gibt  e«,  bejonber«  auf  Suberö,  auf  bie 
in  ber  legten  3 eit  bie  tSufntcrffamteit  fiart  geriptet 
worben  ift.  Sie  PagerungSDerfiältnifie  ftnb  aber  nipt 
befonber«  gitnftig.  Unter  ben  Mineralien  finb  Cpalt 
ju  erwähnen.  Sie  wipligfte  gnbuftrie  ber  Sewofiner 
beftefit  in  ber  Vtnfertigung  grober  wollener  3«ige- 
Seit  1854  beftefit  eine  Sol(8Dcrtretung  burp  ba« 
2agtfiing.  3U  bemfelben  gefiören:  ber  Ülmtnmnn 
al«  ©ortführenber,  ber  Prop|t  unb  18  auf  bier3afire 
gewählte  Milglieber.  Sa«  Pagthiitg  Derfammell  ftp 
jährltp  am  CIau«tag  (29.  3ul>)  in  Shorähaon  auf 
Strömö.  E«  gibt  öutapten  ah  über  bie  Don  her  Ne- 
gierung Dorgelegten,  bie  g.  betreffenben  Sefegent- 
mürfe  unb  mapt  Sorfptäge  ju  neuen  ©efefien  unb 
öffentlipen  Rlnftatien.  Sa«  8agtfiing  wählt  ein  Mit- 
glich  für  ba«  bänifpe2anb«tbing,  unb  bieSeoöKerung 
wählt  birett  einen  Serireter  für  ba«  golletfiing.  Sie 
3nfcln  werben  Derwaltet  Don  einem  Vlmtmann, 
einem  2anboogt  (Steuereinnehmer  unb  poltjei- 
nteifter)  unb  einem  SorenftriDcr  (»gefpwomer 
Spreiber-),  ber  Niptcr  ift.  Vlußerbem  gibt  e«  nop 
feps  Don  bem  «mtmann  für  jebc«  Safjel  ernannte 
Sfiffelmänb.  untergeorbnete  Beamte,  Die  in  einigen 
Sapen  Sipter  erfter  Snftong  finb.  211«  fjauptgefeg 
gilt  ba«  norwegifpe  be«  König«  Efinftian  V.  3« 
lirpliper  innfipt  bilben  bie  3nfeln  eine  prooftci,  bie 

fi  bem  Stifte  be«  Sifpof«  Don  Seelanb  gehört.  Ser 
ropft  ift  Paftor  auf  ßfterö  (9!ä8);  jeher  Poftor  bat 
5—7  Kiepen  gu  Derwalten.  Sa«  8anb  ift  in  2400 
>3Rar(«  eingeteilt,  Don  benen  beinahe  Die  §älfte 
Staatseigentum  ift.  Sic  StaatSeinlünftc  fließen  teil« 
au«  ben  8anbfteuem , bie  nap  ÜJiarl  8anb  berepnet 

22* 


340 


garquftat  — garl. 

Werben,  teil«  auS  Brannlttemfteuem  (Einfuhrzoll  I ben  goriS  unb  feinblitben  Banjerfhiffen  aus  5.  'Slug, 
unb  ©hanlflcuer)  unb  $janbel8abgaben.  $icfe  j 1864  erjtoang.  Er  warb  bafür  im  ®ejembcr  1864 
StaatSeintünfte  betragen  etwa  37,000  unb  bie  ©taatS- I jurn  Bijeabmiral  unb  1866  jum  Sbmtral  ernannt 
ausgabeii  50,000  Kronen.  ©iS  ber  Beworben  nt  bie  . unb  trat  ata  fold)tr  an  bie  Spipe  ber  geiamten  See« 
Stabt  Xbor6baön  auf  Strumo,  mit  einer  Seal  macht  SiorbamerifaS.  Sgl.  bie  Bon  feinem  Soljn 
td^ule  unb  attal)  1656  EinW.  BgL  Berg,  Bidrng  til  Potjall  g.  berauSgegebene  Biographie:  »Life  ofDa- 
kundskab  um  Fwreerne  (91t)fjtiibing  1889);Snber»  vid  Glasgow  F.«  ('Jleto  $orl  1879) ; Siapan,  Ad- 
fen,Fsei0eruel6OO — 1709 (Kopenp.  1895); Sonne,  miral  F.  (baf.  1892);  Barneä,  David  G.  F.  (ba(. 
Ftcroerne , landet  og  dets  beboere  (baf.  1900);  1899). 

Baumgartner,  3ätanb  unb  bie  g.  (Banb  1 ber  garrar,  greberid  SSilliam,  engl.  Xheotog, 
»Borbiidjen  gabrten«,  3.  Sufi.,  greiburg  1902);  geb.7.Sug.  1831in8ombap.ftubierte  auf  bemSrngA 
3caffref  on,  The  Faröe  Islands  (fioitb.  1897).  Gotlege  in  Bonbon  unb  in  Eanibribge,  Würbe  1857 
gatquhar  ((pt-  fartoär  ob«  fsrtär) , ©eorge,  engl.  Brieftcr,  hielt  bann  Sorlefungcn  in  tlambribge  unb 
üuilfpielbtdjtcr,  geb.  1678  in  Sionbonberrt),  geft.  1707,  Dyforb  unb  würbe  fpäler  Sichrer,  enblidi  ®irel» 
erhielt  feine  Erjiebung  im  Srinitt)  Kollege  juSSublin,  tor  ber  SRarlborough  ©thool  in  Narrow,  1873  j)of> 
fdjlob  jrtfj  bann  einer  Sdjaufpielcrtruppe  an,  hatte  laplatt.  1876  Cberpfarrer  ber  ©t.  'Diargarctenürcbe, 
aber  baS  Ungltid,  einen  SRttfpieler  auf  ber  Bühne  ju  1883  Erjbialon  Pon  ÜSeftminfter,  1895'®ehant  Bon 
erftehen,  was  ihn  fo  erftpütterte,  baff  er  ber  Sepau-  Eanterburp.  San  feinen  jahlreichen  ©diriften  erwäl)» 
ipielerei  entfagte.nathüonbon  ging  unb  Bfihnenftprift,  nen  Wir:  »Life  of  Christ«  (1874,  in  jablrcidjcn  Suf» 
fteUer  würbe.  Später  erhielt  er  eine  BcutnantSfieite  lagen;  beutfd)  Bon  Bialthci',  6.  Sufi.,  Bert.  1899); 
in  einem  irlanbifdjen  Regiment;  bodi  jwangen  ihn  »Life  and  work  of  St  Paul-  (1879,  2 Bbe.,  julefft 
©elbBerlegenheiten,  fte  ju  oerfaufen.  g.  ift  Serfaffcr  1898);  »The  early  days  of  Cliristiamty*  (1882  , 2 
Bon  ad)t  Suftfpielen  (barunter  »Love  and  a bottle»,  Bbe.);  »History  of  interpretation«  (1886);  »Lives 
1698;  »The  constant  couple«,  1699,  mit  bet  gort*  of  the  Fathers«  (1888,  2 Bbe.);  »The  life  of  Christ 
(efyung  »Sir  Harry  Wildair«,  1701;  »The  recruit-  as  represented  in  art<  (1894);  »The  book  of  Da- 
iugofficer«,  1706;  »The  beaux'  stratagem«,  1707;  niel«  (1895);  »The  Bible,  its  meaning  and  supre- 
utit  bem  jweitgenannten  beutfd)  Bon  granfenberg  in  macy»  (1897,  2.  Sufi.  1901);  »True  Religion« 
ber  »Btbliothef  englijeher  Buftfpiele»,  Bb.  2,  Seipj.  (1899);  »Life  of  lives,  further  studies  in  tbe  life 
1839),  bie  Biel  BiUjneneffefte,  lebhafte  fymbümg,  of  Christ«  (1900).  g.  ift  einer  ber  Borfampfcr  ber 
wtfjige  Sprache  unb  glüdlufje  Eharalterjeihnunq  be-  XempercnjbcWegung  in  Englanb. 
filtert,  aber  auch,  ber*  ,'fcitgefchmad  folgcnb,  Biel  Sud-  garte  itpr.  fnr'),  3 c a n 3 o f e p h grebfric 
gelaffenbeit.  Seine  -.Works»,  bie  and)  ©ebichte,  Briefe  Sboiphe,  franj.  ÄriegSminijter,  geb.  5.  9Hai  1816 
nnb  Gjfat)8  enthalten,  erfchienen  in  11.  Suflage,  mit  nt  Balence  (Drflme),  geft.  25.  SR&rj  1887  in  Baris, 
einer  Biographie  Bon  SBilfeS,  ju  ®uhlm  1775  in  2 trat  in  baa  ©enielorpS  ein.  Slachbem  er  feit  1858  bie 
Banben;  feine  bramatifcheit  SBerfe  (mit  benen  Bon  ©entetruppen  beS  OlupationSIorpS  in  SHom  befehligt 
2Bt)d)crleh,  Eongreoe  unb  Banbrugf))  Bonbon  1849.  Ijattf,  Warb  er  1868  gortijifationSbirettor  m SrraS, 
garraginäd  (P.  tat.  farrago,  »3Jfifd)mafdi «),  Ber»  bann  in  Bitte.  3m  Oftober  1870  würbe  er  junt  Bri» 
fehiebenartig  jufammengefept,  SKifhmafd)  bilbenb.  gabegencral  ernannt  unb  ihm  bie  Organifntion  ber 
garragut,  3>aPib  ©laSgow,  Sbmiral  ber  Ber»  im91orben  ju  bilbenbenSrmee  übertragen.  Sn  beren 
einigten  Staaten  Bott  Jlorbamerifa,  geb.  5. 3uli  1801  Spifie  lieferte  er  27.  9iou.  bie  unglüdlidje  Sd)lad)t 
in  EnmpbeU'S  Station (Xenneffee),  geft.  14.Sug.  1870  non  SmienS,  Warb  barauf  junt  ©eneral jlabächcf  gatb- 
in  BortPmouth  (9!ew  fjampfhire),  trat  fchon  cm  35c»  herbe S ernannt  unb  nahm  an  brn  Weitem  Kämpfen 
untber  1810  in  ben  Seebimft,  mahle  ben  Krieg  gegen  Bon  beffen  Srrnce  biß  jum  gricbenSfhlufi  teil.  Bube 
Englanb  mit.  Warb  1814  in  einem  Kampf  bei  Balpa»  1879  burd)  ben  Einflug  ©ambeltaS,  alä  eifriger  SRc» 
raifo  gefangen  genommen,  aber  auf  Ehrenwort  nach  publifancr,  Kriegäminifter,  fehritt  er  mit  rüdfiditc- 
ber  Seimat  entlaffen.  91ad)bent  er  feine  wiffenfehaft»  toferStrenge  gegen  ade  ber  SRepuhlif  feinblichen  Offi* 
liehe  Sorbilbung  nachgefjolt,  trat  er  1821  al8  SehiffS«  jiere  ein  unb  Brachte  mehrere  jWedmfifjige  ©efeje  ju* 
leulnant  wieber  in  Süenft,  warb  1833  Sommanbant  fianbe.  ®och  bewies  er  1881  bei  ber  Borbereitung  ber 
einer  Kriegdfchaluppe  unb  erhielt  1855  ben  Mang  eines  tunefticben  Eppebition  fo  grofee  Unfäbigfeit,  bah  er  int 
glottcnfapiiänS.  Beim  SuSbrud)  beS  BürgertriegS  Mooember  1881  feine  Gntlaffung  nahm. 

1861  begab  fid)  g.  nach  Sßajtiington  unb  ftellte  fich  garrett  (garrenfräuter),  f.  game. 

bem  SWarineminifterium  jur  Beifügung.  Er  organi-  garren,  in  Sübbeutfcblanb  baS  männliche  3ud)t* 
fierte  nun  1862  em  ©cfdjwaber,  fuhr  unter  bem  geuer  riitb. 

heran  bevSRifftfrtppimünbung  liegenbengortS  in  ben  gatrud)t,  gefeierter  ®id)ter  auS  ber  Jafelrunbe 
Strom  hinein,  juchte  bie  femblicbe  glottillc  auf  unb  Sultan 'fflahmubS  Bon  ©baSna,  War  angeblich  föitig» 
jerftörte  fie  24.  Spril  1862.  Sag8  barauf  brang  er  lieber  Sbfunft  unb  ftarb  1037.  ©eine  ©ebidjte  (litbo» 
bis  9lcw  Orleans  Bor,  brachte  bie  Batterien  ber  Stabt  graptpert  Teheran  1884)  werben  ben  arabifdfen  9)iu< 
jum  Schweigen  unb  ermöglichte  cS  bem  ©cnerat  But-  tanabbiS  an  bie  ©eite  geftellt;  and)  hat  er  bie  erfte 
ler,  9iew  Orleans  ju  unterwerfen.  StSbann  fuljr  er  perftfehe  'poctif  Berfaßt. 

noch  weiter  ftromaufwärtS  unb  unternahm  nach  Ber»  gacS  (garfiftan,  baS  alte  Perais),  perf.  Bro» 
einiguna  mit  ber  glottiUe  Bon  E.  £)■  ®aBiS  einen  Sn»  Bin;  Bon  oft  »echfeluber  SuSbehnung,  aber  wenig- 
griff  auf  Bidshurg,  ber  freilich  erfolglos  War.  gür  ftenS  einem  Biertel  Bon  granlrcich  gleicbfommenb, 
bicfcit  lühnen  3ug  ootierte  ihm  ber  Kongreß  1 1.  3uli  grenjt  (üblich  an  ben  Berfifhcn  aficerbufen, norbweft» 

1862  ben  Staut  beS  SanbcS  unb  ernannte  ihn  jum  lid)  unb  norblid)  an  bie  T’roOinjeii  Srabiftan,  3Spa» 
KonterabmiraL  $ie  berühmteftcSat  garragutS  wäh»  hau  unb  3ejb,  oft  lieh  an  Kinuan  ((.Karte  »Berfiett«). 
renb  beS  SürgcrfriegS  War  aher  bie  Einfahrt  in  ben  fiängS  beS  Berfifhen  BufenS  jieht  fid)  ber  aus  Sanb 
!j?afen  oon  Blöbile,  bie  er  mit  9 hßljemen  ©hrnuben»  unb  Xon  beftehenbe  Äüftenftrih  h"1»  ® e f d)  t i ft  a tt 
fregatten,  10  Kanonenbooten  unb  8 Banjerfhiffen  (»SBüftenlanb«)  oberöerntfir  (»wamter  ©trih«) 
trog  ber  XorptboS  unb  ber  heftigen  Stanonabe  Bon  genannt.  Sie  Ernten  ftnb  bort  Bon  ben  perlobifhen 


841 


$arfang  — gafa. 

Segengüffen  abhängig ; bleiben  ft«  au?,  loa?  oft  ftatt»  3 3Rit  = 6201  m.  Sen  oierftünblgen  SKarfcp  eine? 
fmbet,  fo  Berborrt  alle?  bi?  auf  bie  Satteln,  hinter  belabenen  Ramel?,  b.  p. 1 Bartjb  = 4 Jfarfaft),  fcpäpt 
biefer  Süftenjone,  in  mächtigen  Stufen  aufloärt?  man  in  Arabien  auf  18—19  km,  einen  Sagencarfcp 
ftetgenb,  gelangt  man  junaepft  jum  Sengfir  ober  (SRanfil)  Bon  4,5  g.  in  Berfien  auf  30,24  km.  3m 
Sengiflan  (»Sanb  ber  Baffe«,  etwa  1000  m),  Ban  SlUertunt  tnar  ba?  nratnfcpe  unb  perfifepe  g.  = 3 
ba  jum  Serbab  ober  Serbfir  (»Riple?  Sanb»,  arabifcbe3Reilen  ober 5760m,  ba?  armenifebe,  fqrifdie, 
etwa  1500—2000  m),  juleft  Aum  tjotjen  Safellanb  ägpptiicbe  = 3 armenifebe  'Di  eilen  ober  3600  Schritt 
Berfien?.  Sie  einzelnen  Stufen  finb  burdj  habt,  = 6480  m;  ba?  utfprüngjicpe  g.  ber  Brrfcr,  Ep“1’ 
iduoer  iiberfebreitbare  Ralfgebirge  gerieben.  Sie  bäer,  '4Jt)5rtifer  batte  260  Schöbe!  ober  10,000  ägpp» 
^twifdjen  ben  fablen  Retten  Itegenben  Swchcbenen,  30  tifd»e  töniglicpe  feilen  = 6250  m. 
bis  180  km  lang,  aber  feiten  mehr  al?  15  km  breit,  garfahinfcln,  3nfelgruppe  im  Boten  SReer,  an 
ftnb  febön  unb  fruchtbar,  namentlich  an  iüeibelanb,  berRüjle  oon3«men,  enthalt  jweiftauptinfeln:  gar» 
audb  reichlich  betoaffert;  fie  geboren  ju  ben  beften  [an  el  Rebir,  mit  Quellen,  Sattelpalmen  unb  bem 
Seilen  Berfien?.  Slm  berttbmteften  ift  ba?  Sal Schab-  $>auptbafen  (Spor  garfan,  unb  garfane?Segtr, 
beBan  (»Emgang?paft«),  Bon  arabifcpeit  unb  perft-  nebft  Bielen  Tleinern  3nfefn.  Wuf  einer  berfelben, 
icben  Siebtem  al?  ein?  ber  Bier  irbifdjen  Barabiefe  Roundp,  befinbet  fiep  eine  beutfdbe  Roplenftation  in 
gepriefen.  Sie  ®ehirg?pänge  ftnb  gut  betnalbet,  am  gefehlter  Sage. 

gufi  mit  ®ein  unb  grueptbäuraen  bebeeft.  3m  3n-  garfdput.  Stabt  in  ber  ägppt.  Brosin  j (SRubiriep) 
nein  fommen  §öpen  Bon  mehr  al?  4000m  Bor  (Ruh  i Rena,  5 km  trefflich  be?  9W?,  an  einem  in  ben  Hielten 
S8ubt  4320m).  Ein  Seil  ber  Reinem  ffietoaffer  ift  ftarf  Raital  fübrenben  Rattal,  mit  grofjer  3ucferfabrif  be? 
mit  Hiapptpa  ober  Scbtoefel  Berfept.  Hirni  ben  ba?  Rpebise  unb  0897)  11,935  Ein». 

'Di ecr  errciebenben  glüffen  ftnb  bie  nambafteften : ber  gätfc  (gerfe,  Rai  bin),  ba?  meiblicpc  Sinb  nach 
bei  öufcbir  mfinbenbe  Seftb  SRub  unb  ber  fuböftlicf)  bem  Hlbipänen  (.Entwöhnen)  bi?  jur®eburt  be?  erften 
Bon  Scbiraj  al?  Rara  Hlgatfcb  entfpringenbe  HKanb.  gärfcl  (gerfil),  f.  grafftla.  [Halbe?. 

2luf  bem  Safcllanb  ift  ber  bebeutenbfte  glufj  ber  im  garfeug,  f.  garfang. 

Saijfcc  Hiiri?  (Bacptegnn,  f.  b.)  enbenbe  Brnbentir  Farsetiu  7tor.(Surra),®attungberRrujiferen, 
ober  Rur,  ber  jur  fitnftlieben  Bewäffenmg  benupt  aufrechte,  äftige  Rräuter  bi?  Jpalbfträucber  mit  ritten» 
wirb.  SBcftlicb  Bon  ipm  liegt  ber  HKabarlü , ber  bte  förmigen  3>Beigen,  fdjmalen,  ungeteilten  Blattern, 
(üetoäffcr  ber  Ebene  Bon  Scbiraj  aufnimmt.  Sa?  roten  Blüten,  ctuptifdjer,  oBaler  bi?  lineatifeber,  flacher 
Rtima  ift  nach  ber  $öpntlage  nerfdjieben.  Sie  Solls-  gruebt  unb  geflügelten  Samen.  Sieben  Hirten  im  oft* 
bidjte  ift  fepr  gering.  3nnerbalb  be?  Stufenlanbe?  licbftenHRittelmeergebiet.  F.  acgjrptiaca  Turr.  (f. Sa» 
häufen  japlreidtc  Stämme  friegerifeber  Suren,  angeb»  fei  »Süftenptlanjen«,  gig.  10),  Eparaftcrpflanje  ber 
Iicbl8,000gamilienftarf.  Siele  ber  fteinenOrtfcbaften  Sibpfcben  SSüfle. 
beftepen  bort  au?  ber  Bon  hoben  SRauem  unb  Sür-  garfi  (perf.) , bie  neuperfifdje  Spraye, 
men  eingefcploffmen  geftung  eine?  Häuptling?  unb  j garfiftan,  Sanb,  f.  gar?, 
ben  umberliegenbenSBobnungen  feiner Bafallen.  Sie  | garslct)  eiet.  fsrfto,  Stabt  im  SBeftbejirf  Bon  f)ort» 
oorjflglicpften  Stäbte  ftnbt  bie  §auptflabt  Scbiraj,  fpirc  (Englanb),  6 km  norböfllid)  Bon  Brabforb,  mit 
ferner  Sar  unb  bie  Siäfett  Bufcpir  unb  Senber  Hlbba?.  uwi)  5579  Einw. 

Htnbre  fonft  blüpenbe  Stäbte,  wie  gimjabab,  Sarab»  garfuab,  f)afenplap  im  norweg.  Hlmt  Sifter  unb 
bjeberb,  ftnb  jept  oerfallen.  3n  g.,  feit  Rpro?  mehr-  SRattbal,  an  ber  Oftfeite  ber  Jtalbinfel  Sifterlanb  unb 
mal?  HRiitelpunll  be?  perfifepen  Sfeicpes , finben  fiep  am  garfunbf  jorb,  mit  gutem  fjafen,  ©erften  unb 
bie  Stuinen  BiclerSenfmäler,  aufscr  Berfepolt?  (norb-  (woo)  1627 EinW.,  bie  ftd)  non  Schiffahrt,  fpanbel  unb 
öftlicp  non  Stpiraj)  bei  SRurgpab,  bei  Raiferun  (3hti>  gifeperei  näpren.  g.  Würbe  1901  burep  geuer  jer» 
uen  nonStpabpur),  im®ebirge  bei  Sarabbfcperb  unb  fiört.  E?  ift  Sip  eine?  beutfepen  Ronfularagenten. 
in  girujabab.  — g.  ift  bie  eigentliche  Heimat  ber  alten  gnrtping  (fpr.  tan>»tna,  garbing),  engl.  SSünje 
Dcrfer  unb  ba?  Stammlano  be?  Rpro? , ber  burep  Bon  V«  $ennp,  bi?  1860  in  Rupfer  geprägt,  für  Sto- 
Wrünbung  feine?  Sieicpe?  biefe  fprooim  jur  perrfepett-  lonien  auep  in  halben  unb  biertel  Stüden,  feitbem  in 
ben  unb  ihren  Stamen  Bär?  (gned).  Berfi?)  ju  bem  S3ronje^2,83s  g fcpwer.  gür  ©ihraltar  würben  1841 
be?  ganjen  SReicpe?  machte  (ngl.  Berfien).  Hlcbafcbir  ganje  Stüde  (Euarto)  unb  palbe,  für  HRalta  1844 
Babalän  (f.  Wrbafcpir  1)  begrünbete  224  n.  Epr.  bie  bem  fflrano  gleicpftepenb  Srittelftüde  geprägt.  So» 
IRacpt  ber  Safanibenbpnaftie.  646  Würbe g.  Bon  ben  bann  Bejeicpnung  für  Rleingelb  au?  uneblem  SDletaü 
Hlrabem  erobert  ; 934  Derloren  e?  bie  Ralifm  an  bie  überhaupt. 

Sujiben.  Hlacpbem  bie  Bujiben  1055  ben  Selbfcpu»  gartbingbcal(engl.,(pr.f(irHinflHi,  »Biertcil- , auch 
ten  patten  weiepen  utüffen,  wurbm  biefe  wieber  Bon  garbel,garunbel)hieBfrüherba?3ioob— VcHIcre. 
<poWare?mif^en  Scpap?  Berbrängt.  1256  Würbe  g.  garnfhabab,  ^wuptftabt  be?  gleichnamigen  Si- 
beut  perfifepen  Steicp  ber  Sfcpengi?»Epaniben  einBer»  jtrclt?  (4452  qkm  mit  [18»U  858,786  Einw.)  in  ber 
leibt,  benen  e?  jebod)  Sitnur  um  1393  abnapnt  Un» ; SiBifion  Bgra  ber  britijcp»mb.  HiorbloeftproBinjen, 
ter  ben  HJacpfoIgem  Sintur?  blieb  e?,  bi?  c?,  nach  5 km  Born  xäeftufer  be?  ®ange?,  mit  bebeutenbent 
Uoritbergcbenber .Vjerrfcpaft ber Surfm euer, Scpap  3?»  ] ^anbel  (Betreibe,  Baumwolle)  auf  bem  ffianae?  unb 
mael  1502  bem  Sleicpe  berScfeWiben  einoerleibte.  Um  ber  Eifenbapn  unb  «MD  62,878  Einw.,  cinfcplteplicp 
bcedüitlc be?  18. 3aprp. grünbctelrtcrim-Epan inScpi»  be?  mit  ipm  Berwaepfenen  gatipgarp  (f.  b.). 
raj  bieSpnaftie  ber.ifenöiben,  bie  1794  burep  bienoep  garunbel,  idcfermoR,  f.  gartpinqbeat. 
heute  regicrenbe  RabfcbarenbUnaftie  abgelöft  warb.  Fas  (lat,  Bon  fari,  > tagen» ),  Wa?  göttlichem  ?lu?» 

garfang  (fpr.  futenj,  garfeng,  gerfaep),  frühe»  fpruep  gemäfeift,  baper  fosiel  wie  göttliche?  Sieept  (im 
re?  ffieilcnmajs  in  ber  Sürfei  Bon  5001  m (f.  Kgatfcp)  ©egenfaft  ju  Jus,  menfcpltcpe?  SRecpt).  Sa?  Segen- 
unb  noch  gefepltcp  in  Beriten,  aber  Berfcpieben  lang : teil  ift  Ne  fas. 

in  3raf  Hlöfcpmi  ju  6000  ®öfe  = 6401  m,  in  Vifer-  gafa,alteStabtniitgefteinberperf.BroBin}gar?, 
beibfepän  (bte  alte  Barafange)=6705m(ftatt  tpeo»  120  kmfüböftlicp  Bon  Scpiraj,  in  gut  PePauter  Ebene 
retifcp  6720),  ba?  Reine  = 5605  m,  al?  Boftmeile  ju  [ jwifepen  Obftgärten,  Bofengebüfcpen  unb  Blatanen» 


342 


gafan  (Arten,  gafanenjud)t  ic.). 

pflanjungen  1295  m f)od)  gelegen,  mit  4000  Sin».,  »erben  mehrere gnntilien,  je  au-3  einem  £>ahn  unb5— 
bte  berühmte,  mit  ber  Mabel  gearbeitete,  golbgeftidle  Brennen  beitebenb,  oerfeßt,  nachbent  man  beit fcäh- 
3euge  fertigen  unb  fymbel  mit  Xabat  treiben.  nett,  um  fte  am  fjortfliegen  ju  hinbem,  ein  glügel- 
g-afän  (Phasiauus  L.,  hierju  Xafel  -gafanen-),  gelenf  abgeidjmtten  bat.  3"  ben  »itben  gafanerien 
(Haftung  aus  ber  Orbnung  ber  §ühnerBögel  unb  ber  überläßt  man  bie  Xiere  Dbttig  ftd)  [clbft,  läßt  nament- 
gamtlic  ber  gafanen  (Phasianidae),  anfehnlidje  Sö-  lieb  and)  bie  Rennen  ihre  Gier  an  jebem  beliebigen 
gel  mit  lurjcru  .‘palb,  Iteinem  Stopf,  mittellangem,  an  Ort  auäbriiteti,  bie  3ungen  »an  ber  natürlichen  Dlut- 
ber  Spiße  gewölbtem  Schnabel,  furjen,  abgcrunbelen  : ter  führen,  befdjflßm  unb  ernähren  unb  forgt  nur  in 
glügeln,  ntittelhohen,  fräftigen,  betm  Dlänncben  ge-  ftrengen  SJinlent  für  gütterung.  Sei  ber  jahmen 
fpomten  gußen,  dachförmigem,  langem  Sd)Wanj.  gafanenjud)!  wirb  eine  beftintmleAnjahlgajaneneier 
beffen  Diittctfebem  bie  übrigen  um  bas  Sechs-  ober  gefammclt  unb  bunt)  Xrut-  ober  flcirte  ipnuShennen 
Ad)tfad)e  in  ber  Hänge  überragen,  unb  berlängertcn  auSgebrütei,  Worauf  man  bie  jungen  burd)  fünft* 
Chrfebern,  bie  aufgerichtet  jwei  (leine  fcörndteu  bil«  tidicS  gutter  erjieht  unb  fte.  auch  Wenn  fte  böllig  er- 
ben Xer  gemeine  g.  (Gbelf  afan,  P. colchicusL.,  »achfen  ftnb,  ju  einer  beftimmten  3eit unb  an  einem 
j.  Xafel  »fjühneroögel  III«,  gig.  1)  wirb  80  cm  lang,  beftimmten  Orte  täglich  füttert.  Xiefe  DIcthobe  tit 
mit  40  cm  langem  Sdjwaitj,  75  cm  breit,  ift  am  auch  auf  einem  »Dn  '-Mauern  umgebenen  fcof  cmS- 
stopf  unb  Oberhalb  grün,  blau  melaQglänjenb , am  führbar,  Wenn  man  währenb  ber  Hegejeit  bte  gami- 
Untcrhalb,  Sruft,  Saud)  unb  Seiten  rötltchbraun.  Iten  burch  Xraljtgitter  Boneinanber  trennt.  Xie  ga- 
purpurfarbig  fdjtmmentb  unb  fd)Warj  gejeidmet,  auf  fanenhentte  beginnt  m ber  ersten  ^älftc  beb  Diärj  }u 
bem  Dlantel  mit  weißen  fcalbmonbflccfe'n ; bte  langen,  legen  unb  liefert  gegen  20  Eier.  Die  erfte  Mahlung 
jerfchlifienen  Sürjelfcberit  ftnb  bunfel  fupferrot,  bie  ber  gungen  befiehl  tn  einem  Zeig  Bon  Srotfnitnen. 
Schwingen  braun,  roftgelbgebänbert,faftantenbrauii  hart  gelochten,  dein  gewiegten  Stern  unb  frifchett 
gefäuml;  baö  nadte  Augenfelb  ift  rot.  Xa8  ffieibd)en  Ameifeneiem;  nad)  14  lagen  gibt  man  allmählich 
tjt  deiner  unbeinjuchergefärbt.  Xer  Gbelfafan  flammt  auch  SBeijen  unb  nach  jwei  lRonaten  Seiten,  ©erfte, 
oon  ben  RUftenlänbeni  bes  Sbafpifchen  SKeeres  unb  SudtWeijcit.  Xer  g.  begattet  [ich  auch  mit  ber  £>auS- 
wurbe  angeblich  burd)  bie  Argonauten  Born  gluß  hettne  unb  liefert  Sajtarbe,  bie  fräftiger  ftnb  als  ber 
Shafi^  (baher  ber  Marne)  in  ftotcßiö  nad)  ©riechen-  Sater,  mit  bem  übrigen  Hausgeflügel  erjogen  »er- 
laub gebracht;  in  ber  fiiteratur  crfd)eint  er  nicht  Bor  ben  fönnen,  fehr  jatteS  unb  wohlidmtedenbeS  gleifch 
AriftophaneS.  Macbtöghpten  fam  er  aus  SKebiett,  unb  liefern,  aber  nicht  fortpflan jungSfäßig  ftnb.  Xie  mei- 
unter  StolemäuS  Guergctes  H.  würbe  er  bereit«  in  Ben  gafanerien  fhtbeit  fid)  in  Söhnten.  Xen  höehften 
Alejanbria  fernes  gleifthcS  halber  gejüd)tet.  Xie  3tö*  SDohlgefdhmad  erhält  ber  g„  wenn  er  im  Jperbft  ein- 
mer  mäfteten  ihn  in  großer  3al)I,  unb  auf  ben  Sillen  , gefangen  unb  einige 3eit  gefuttert  wirb.  Sgl.  X eget- 
StarlS  b.  ©r.  würbe  er  gleichfalls  gehalten.  Scitbem  meier,  Pheasants,  natural  liiatory  and  practical 
hat  er  ftd)  in  Guropa  mehr  unb  mehr  atdimalifterl,  management  (3.  Auf!.,  2onb.  1897);  Gronau,  Xie 
uttb  namenllid)  in  öfterreich  unb  Söhnten  lebt  er  in  : gafanen,  Sfleac  unb  Aufjudft  (Straßb.  1884);  Xer* 
oollfommettcr  Siiilbheit.  Irr  ift  auch  fehr  häujig  in  felbe,  Xergagofaiait,  feine  Anoerwanblen  unbitreu* 
Ungarn  mtb  Sübrußlanb,  finbet  fid)  noch  in  Süb-  jungen  (Scrl.  1902);  ffiittmann,  Xer  Gbelfafan 
franfreich  unb  3talicn,  geht  aber  in  ©riechenlanb  (SSien  1891);  weitere  Schriften  übergafanenjuebt  Oon 
[einer  Ausrottung  entgegen.  Xer  g.  beBorjugt  £>aine  Woebbe  (3.  AufL,  Serl.  1895),  Möttiger  (2etpj. 
unb  ©ebüfehe  in  ber  Mähe  oon  gelbem  unb  SJicfeit  1893),  Schinfe  (fcamb.  1894)  unb  4>lawcnf[t) 
unb  übernachtet  auf  Säumen  ober  Süfd)en.  6r  läuft  (Meubamm  1899). 

oorjüglid),  fliegt  fdjlecht,  ift  geiftig  wenig  begabt,  fehr  Xer  ftönigsfafan  (Sfeilhuhrt,  P.  Reevesii 
Ieid)t  aus  ber  gafiung  ju  bringen  unb  wirb  nie  recht  Gray,  Xafel,  gig.  4),  50  cm  lang,  mit  l.e  m langem 
»ahm.  Xie  Saljjeit  währt  Oon  üHärj  hi«  ifflai.  3>u  Schwauj,  lebt  in  beit  ©ebirgm  beS  ttötblichen  ßhma, 
greien  tritt  ber  ipalm höchiteus  5—  Brennen,  in  ga-  ber  Suttlfafan  (P. versicolor  Vtcili,  Xafel, gig. 3). 
fancrien  wohl  10  Stüd.  XaS  Seihchen  baut  auf  ber  deiner  als  ber  ßbelfafan,  mit  bem  er  fehr  Idiöne,  fncdil* 
®rbe,  im  ©raS  ober  Strauchwerl  ein  funftlofcS  Meft  bare  Saftarbe  erjeugt,  in  3apan.  Xer  ©olbfafan 
unb  legt  etwa  8 — 15  hell  olioengrüne  6ier,  bie  e«  in  (P.  [Tlmumalca]  pictus  L.,  Xafel,  gig.  2),  86  cm 
24  Xagen  auSbrütet.  Xie  Schon-, eit  ber  fjähne  ift  auf  lang,  65  cm  breit,  mit  60  cm  langem  Sduoanj,  lebt 
3uni,  yuli  unb  Auguft  befdjräntt,  bie  Rennen  babeit  in  oübtaurien,  im  Cflen  ber  SRongolei  unb  in  Stib- 
in Sreußcn  Schotrjctt  Bon  Anfang  gebruar  bis  trübe  ; unb  Sübweftchina , finbet  ftd)  auSfchließlid)  im  ©c- 
Auguft.  Xie  3agb  (ann  auf  ber  «uche  mit  bettt  Sor-  : birge  unb  hält  ftd)  bei  unS  reeht  gut;  bie  itjemte  legi 
ftehhunb  betrieben  werben.  Sei  ber  Xreibjagb  müffen  | im  iffiai  8 — 20  fehr  deine  gelbrote  ®ier,  bie  burch 
bie  Xreibcn  dein  fein  unb  bie  Xreiber,  jWijdjcn  beiten  »ühner  ouSgebrütet  werben  fönnen,  worauf  man  bie 
matt  fcUljnerhunbe  fud)en  läßt,  fehr  bidit  unb  lang-  I gungett  wie  ßbelfafancn  erjieht.  ßuoier  wollte  im 
fam  gehen , weil  ber  g.  fehr  feft  liegt  unb  fid)  leicht  ©olbfafan  ben  Shonij  ber  iVathe  crhltden.  gafl  noch 
brüdt.  — Dian  (amt  ben  g.  wie  anbre«  ©efiügel  f)al-  id)öner  ift  ber  Xiantantfafan  (Amljerftfafan, 
ten,  erjielt  bann  aher  feine  Machjucht,  ba  bie  itennc  P.  [Thaumalea]  Amherstiae  Leadb.,  Xafel,  gig.  1), 
im  engem  ©ewahrfant  wohl  ®ier  legt,  aber  nidjt  brü-  125  cm  lang,  mit  90  cm  langem  Stbwattj,  ber  höhere 
tet.  3U  erfolgreicher  gafanenjud)t  ift  eine  SBalbpar-  öebiraSregionen  tn  ®h>oa  unb  Xtbet  bewohnt,  ßr 
jelle  oon  4 — 6 £>cftar,  am  beiten  Saubholj,  Drittel-  ift  nodh  härter  als  ber  Borige  unb  recht  geeignet,  bei 
walb  mit  einjelnen  alten  Haubholj-  unb  Mabelholj-  unS  ntflnuatificrt  ju  werben.  Gr  erjeugt  mit  bem 
dämmen,  jungen  Mabedjoljbeftänben,  beeren-  unb  ©olbfafan  fruchtbare Slenblinge.  XerSilberf  afan 
früd)tetragcnben  Säumen  unb  Sträud)em,  erforber-  (Gallophaois  nvctliemerua  Gray),  110  cm  lang,  mit 
lieh;  biejelbe  muß  auch  Stößen,  Üppigen  ©ra«wud)S  67  cm  langem  Sdjwanj,  langem,  bidem,  alaitjenb 
unb  Siaffer  enthalten  unb  barf  nicht  in  ju  großer  idiwarjem  geberbufd)  am  £intcr(opf,  fdiarfachroten 
Mäße  eines  Xorfes  ober  einerStabt  liegen.  Xer  gattje  Sangen,  weißer,  fdjwarj  gewellter  Dberfeite,  fchwar- 
Maum  (g  a f a n e r i e)  muß  mit  einer  Dlouer  ober  mit  jer,  fiahlblau  ichimmeraber  Unterfeite  unb  teilförmig 
Salifaben  eingefriebigt  werben.  3n  biefe  gafanerie  1 oerlängertem,  bad)arttgetn  Schtoanj,  beffen  mittlere 


s 

I 


■Jki 


5<lfan  (Briest , gafanenjuifil  x.\ 


ÜW« 


pfjnping«  111*  ■ VA  Qet«a«n . mit  4000  trmuv  ' werben  mehrere  gnmilien.  je  aus  einem  £vifln  unb 5— 
tU  batämte.  neu  bet  Rubel  gearbeitete,  grligeifutte  8 trennen  beflehetib,  Perfekt.  notbbem  man  ben  SjÄb' 
'uHj'B  uni  $*nbel  mU  X»bM  trnötit  neu.  ntu  fit  am  gortfltegen  *u  Umbern,  rin  frlilgrf. 

: ITumüuio»  L..  hier*»  trifrl  .gnf«M«->, , grient  abgefdtmttra  bat  3«  ben  wtlben  gafanenen 
«■etlung  JO«  bei  Ceutmngber  *mit»ert»agel  unb  Nnr  überlist  man  bittirre  ni’Uia  jtdj  felbfi,  läßt  iiament* 
ewnurie  brr  gatätui  <{'kuUnida«/,  au'etralu&e  B»  j ttä  aud)  bii  Rennen  ihre  liier  an  jrbem  beliebigen 


■ 


-.1  mit  tin'/m  fceu*.  Hane*  #u*f  in  tuitangnn.  n Drt  au  «brüten.  bir  Jungen  »an  brr  iuitürtid)cn  SJiut- 
ber  g.mx'liieui  i«n>at*l.  ti.'frn.  ahjrruubele»  gT  ^gg 


; cengen  f.-tnimi  tur  güllrrung.  Bei  ber  ja^men 
b nne  bejthmnleflnfahl? 


tinrb  rine  tiemimute  flir.ahl  gn'anrtieier 
ij*i>.eiest  nnb  bureb  3. tut-  ober  tlnne  ©auSbcnnro 
■ idg-truici.  worauf  man  bie  Jungen  burib  fünft* 
Kj:.-  Auttir  cejtcbl  unb  fie,  and»  wenn  jie  oöllig  er» 
»eifcvu  jin»,  ju  einer  beitimmten  >JeÜ  unb  an  etnem 
br-  *.•  o-i  cSt«  tägltä  futtert.  Siefe  ÜÄethobe  ifr 
auf  etnem  pon  SKauein  umgebenen  isot  au«.- 
un  )twtia  itriit  tttithrnth  her  S'pnttui  Ht*  iVdtni« 


ä • mUi 

r * i 


in  fübien.  betäuben  unb  em&bnn  unb  forgt  nur  in 

gllngeln,’  rad'elpybtr . fcdfitg«» , brät  Wiiutäm  ge- 
(»cuiVn  gnjm>,  teuV  bmwgeni , :«ny*u  <•$»)«* 
teilen  «iSwitebe-.a  bie  übnftt«  mn  tu»  feer 

*4»  iuaic  «i  a*i  l*ing«  iitcrragrn.  imj  w ’ ie.u.ei.*n 
C.e'fibria.  bie  «fnodlM  iiiki  6 tre  itörnpr1.  t ri 
Pen  Tr.  gerne*»*  g.iObel'itifls:  P ee.>«  I. 
f.  Jaiel  V'Ubueruurjd  Ui-,  t«ig.  1 . W«ri>,#>  • * i*v> 

uut  4u  «ui  lamgtM  SAwiwy  98  an  hi«.  A HBI 

>CfVi  unb  Obertmi#  art’i,  blau  mr  'ileltnrnb,  «m  '«Urbar  loenn  man  mubrrnb  ber  liegend  btt  garno 
t.  ttnefc . Solid»  Wb  Set*»  iv  ‘ Wen  burd»  Jwbtgiöer  scneinanber  trennt  Sie  ga, 

eutpurfatbi..  täunuirmh  nah  »dm  fivy- t-nel.  auf ' ianenbenne  beginnt  rit  ber  elften  feätfte  bei  IRitrj  ju 
bem  ttontet  mu  uw-.»ep  i -•«  ’angeu,  j legen  unb  liefert  gegen  SO  ®ier.  SH e erfte  fRabntng 

irrtäliiirnen  P u- jeifeber»  1b«*  »w-t*  fumerii'i,  bie  | ber  3ungen  befreit  tn  einem  Sri«  »on  üroitiutnen. 
gdttuiitgen  brauu.  roftpetu ;*'•  ••  t : --rabnun,  bnrt  gefodtten.  Ilern  gewiegten  feem  unb  fnfdjen 
gefaum'  SaJ  nndte  '‘tupa  J ' ■ ' « '•  ■ e-nNftcn  'Bmritcnetem ; na4  14  Sagen  gibt  man  aUmät)ltd> 
ilt  tt«r.ee  ant>nui5<üagf‘''i1i'  ’>*•  ' ,.;ni  . «ij-amt  aud»  Soeben  unb  nad)  }twt  Wonaten  SDeijen.  Seifte, 
mm  be»  üu'ii-  >t  -t  i?  <w  unb  6ud)|pruett.  Set  if.  begattet  fi<b  aud(  mit  ber  fiaui- 

i»i>ibe  -mgrU  ib  ^ ••  * t"«h  Vufi  bemu  nnb  liefert  Siaitarbe,  bie  fräftiger  Hnb  all  ber 

♦•bafti  (b i r«e  Hi.o  - - Vv  tjrf  rutä  ^a« fien-  -Saler,  mit  bem  übrigen  ^niiirgeilugel  erjogen  »er. 
Icur  . t . a ntät  Bar  ben  tonnen,  febr  lartei  unb  »aliltäinertrnbei  jflritä 

ring  .*  • . fi  . . Ächten,  «mb  liefern,  aber  nid)!  iortgflaniuitaiMbig  finb.  Stemei* 

MNt  fltm»  «t>  A - '•  unV  er  beietti  in  ‘ Hut  ftainnenen  imben  ftärn  ^iMjmen.  Sen  bötbftm 
ttej^lim  tem  f.  .letttälet.  SHe  Sö-  , Sjobljteidjmnd  crbält  ber  ff.,  wenn  er  im  iperbit  «iti* 

■Me  ;i',)t,  unb  auf  ben  Sitten  gefangen  unb  ctntge3<U  gtfüuert  wirb,  fiat  leget- 

Uir ii  t-  4(r  treib.  . t’  • 1 .!  gehalten.  Sritbcm  nteier  Fheaannü,  aataral  -hiatory  «nu  pracüenl 
tat  er  lid)  H.  6 j-.+t  me'  , unb  mehr  alflimatifiert  amnncenicat  13. Stuft,  £anb.  18W); Qronau.  Sie 
unb  «ametultä  j r rerrub  unb  Sühnten  Irin  «c  in  ^atanen,  Stiege  unb  Vlufjudit  (Stragb.  1884);  Ser 


Btttlfatmor'  is  t u iSt  tfl  aud«  ieljr  bAirfig  m ieiK.  Äet  ^agbfaian,  feine  HtnuerwaitSleii  unb  trt  tu  - 

Ungarn  unb  u iaub,  fmbet  ftcb  uod)  ra  r.nb  .um  m ,Serl.  IDOS);  Säiltmann,  Ser  Sbelfafan 

frr.nlr.-KS»  unb  31a lim,  geht  aber  in  (Brieibenl.irt  ftfunJ nu  1);  Wettere 3d)iif len  Über  RotanenguAt  Pim 
fem'i  i. mm  -<!t  entgegen.  S>er  ff.  besoringt  i . .- . «aebbe  (3.  Suft,  BerL  1806),  Sbttiger  (£eit>v 
unb  ff  buidK  n Set  ÄiiV  8mt  gelbem  uuf  !.■  ei  k !*»84i,  SAmfe  (ivuub.  1804)  unb  ^lawcnjtt) 
nnb  übeiimsirt  anf  öäunie«  ober  Öüfdteti.  iJt:  ur.n  J*oubantnt  1800). 

n.v,i,  i.ief.  **•/  tätedbt  tfl  griftig  wenig  b • eia  Ser  Stöntgbfafan  (Sfcilbubn,  P.  Km-rcsti 
U i bri  .’-  .itung  JU  brtngeü  unb  p - eilt  Omy,  Sof ri,  ifig.  4)  50  an  lang,  iml  1 .«  m langem 

n.  > .-.-VH  wahrt  oon  HK.it • k*  ' ,'  u ä-bwan),  lebt  in  ben  OWbiigm  bei  nBrbltäen  ifbtna. 

. r..  ■ m Äa.  i-erStinifaianiP.  vemcolur  Vieilt.  SafeUSig.3). 

■ i ri-!'  ’ Hemer  als  ber  li^-i'.MMtbent  er  febr  fd)jne,fr*h* 

Uj  . «■.  ■»  • tit'uuiMrerf  • «ieft  ' bare  Suftarbe  evieugt,  tn  Jtaban.  Ser  tHolbfafan 

»ne  m.  ■ .•  m)(P.  [Tbaumnlbn)  pictui  /,. , Xafet,  ?rig.  S),  86  an 

J4  So-,-  - me.  -et  i o;ti  i anf  lang,  85  ein  breit  mu  «0  cm  langem  äbwan^  leb! 

3um  . ..  *a  fUgti'f  brf*.  r -U  tus  -uu  babcu  tn  Silbtaurien.  rni  Olten  ber  ütiongole:  unb  in  Silk- 

m fjtrniuv-  Sehun  . n uu*  ‘ ‘ . n •uHut  M t Se  unb  Sübroeild)tna , bubet  ftä  auiid)liefvlid)  im  We. 

Slugni;  Sic  3«gb  fnnc  a.  , “ ue.  u . San  Bor-  bttge  unb  lullt  fld)  bet  uni  red»l  gut;  Me  ©eune  legt 
l'tebaunb  betrüben  mafti  » bet  f mbjag  b mit  frn  tmJEai  8— -SO  febr  flehte  gelbtote  Hier,  bie  bunt» 
btt  i reiben  Item  fein  Mb  • ( uifetr,  gt«<»er  kennt  vilbtif t auigebriltet  werben  lüttncn.  worauf  man  bit 

man  ©ubnerbunbe  fnrfie».  w^t.  fd)r  bubt  nnb  lang.  1 jungen  Wie  ItbetMfanen  erlicht.  Quoier  wollte  itn 
iam  gehen,  weil  btr  j?.  fet«  fefl  liegt  unb  ftä  leid»  fholbfaian  ben  Sbdmj  ber  D.'otbe  etbltden.  gaff  nod) 
brttifi.  - ihan  tann  *tn  g.  wie  aithres  (Dcflügel  haU  fdtönet  ift  ber  Siamantfafan  (Bmberftfafan. 


itn  erhielt  bann  aber  leintT  Sindßufl|t , ba  bie  lernte 
im  engem  Qtasoi  ,'uni  wohl  leier  legt,  aber  nid)!  brfl. 
'et  .tn  erfotgictäer  gafannijucot  ift  ritit  ©albpar- 


P IThnuiOttlen]  Amhcrutine  Leadb^  Safcl,  | 

1S5  cm  lang,  mit  80  cm  langem  Schwang,  btr  t 
IVchirgirciponrn  in  tthina  unb  Sibct  bewohnt  <er 


•Ji'  »an  4 •>  ©«Bar,  am  beiten  Sadbljolg,  lüittel.  ift  r.oi  härter  aXf  ber  »orige  unb  red)t  geeignet,  bei 


c:b  .tut  i feinen  alten  t'aubbol).  unb  Wabilholg 
fte.“*.“''  '-'«'ii  dfabeltwlibeflänben.  beeren«  nnb 

*«  ‘i*i  ••  vn»:<a  üduuien  nnb  Sträudjem,  etfprba'- 


unfl  dtahnatifiert  ju  werben,  fcr  erjeügt  mit  bem 
® olbf<tfawfnid)tbart  Btenbtinge.  Ser  Silbe  rfafftn 
ainUnphtieio  nj'cüicmenu.l'jruyi,  110  cm  lang,  mit 


SmM 


1 u..ä»  f ften,  üppigen  Ofroitoudis  U7  an  tätigem  Sdjwanj,  langem,  bidem,  gtan^enb 
1 i.:  ...  bie*  nicht  m «u  großer f tätoarjem  geberbufd)  am  tennterfopf,  fd)arfadjroten 


m 


r«  . 4 «MW*  ixr  nneT  i-Dtt  timen.  Ser  gange  Höangm.  wrijiet,  fthwor»  gemeUter  Oberfeilc,  fdtwar. 

• «uf  int  «nei  HX.iuer  ober  mit  gtr.  iiahlhlnu  jehimmembce  Unterfeitr  unb  ftilfbnnig 
-<»i  «bsgettlrbigi  tpfft«».  'a'  Nrfe  gafanrtie . perlängertem,  bad)aitigcnt  Sdjwaitj,  beffen  mittlerr 


I 


Digitized  by  Goi 


t 


Diamantfasan  'Phastanus  Amhorstue  — 2 Cloldfnuan  (P  piclus  3 PtmtfaKnn  P versicolon  I Kotutf m fatan -P  Reewmi 


Digilized  by  Google 


asaiien. 


343 


gafatta  — gafdjoba. 


gebem  rein  Weiß  ftnb;  baä  Sluge  ift  pedbroun,  ber 
Stpnabel  bläulitproeiß,  ber  guß  ladrot.  Ser  Stlber- 
fat'an  {lammt  auä  Epina,  wirb  hart,  in  Japan  unb 
feit  beut  17.  3aprp.  in  Europa  Dtelfatp  japm  gehalten 
unb  gebeizt  fepr  gut.  «einer  Einbürgerung  fiepen 
feine  grojse  Siaufluft  unb  bie  für  allen  Staub, jeug  fetjr 
auffäUigcgärbungbcrCbcrfeite  entgegen.  Saä  JBeib* 
djeu  legt  10 — 18  rotgelbe  liier  unb  brütet  fie  in  25 
'Jagen  auä.  Sa3  gleiid)  ift  fepr  woplftpmedenb.  — 
Uber  bie  gamilie  ber  gafanen  i.  .püptterubgel. 

gaiatta,  Sorf  inber  öfterr.  3Rarfgraffcpaft3ftrien, 
©qirtäp.  'Cola,  an  ber  gleitpnamigcn  SKeerenge  jwi« 
fdjen  bentgeftlanb  unb  ben  ©rioniftpen  Jnfelit  (Ea* 
nale  bi  g.),  bie  ala  Slußenpafen  Don  Cola  bient, 
pat  eine  Stecbe,  in  ber  1901 : 874  belabene  ©tpiffe  Don 
90,038  Ion.  anlcgten,  giftperet  unb  usot»  1092  itaL 
gafändten,  f.  Slftrübä.  (Einwopner. 

gafancnpolj,  f.  Brosimum. 
gajaneniufel,  f.  ©ibafjoa. 
gajancric,  f.  gafatt. 

gafatto,  «labt  in  ber  ital.Crobinj  unb  bem  Kreta 
San,  an  ber  liijenbapn  ©ari-©rinbift,  mit  Sein« 
unb  Dlioenbau  unb  osot) 
10,848  Sinn.  3 km  nörb* 
lieb,  nape  bent  ©teere,  bie 
iKumen  berantifcn!£>a|eu> 
ftabt  Egnatia  (©nalpia). 

Fasces  (lat.),  bei  ben 
alten  Stömem  bab  fpmbo* 
ltfdje  Jeicpeit  ber  Umlage* 
toalt,  leftepenb  in  Derniit* 
telft  roter  Stiemen  tufam* 
tuengepaltenen  »Stuten* 
bünbeln«  auä  Ulmen-  ober 
©irfenpolj,  au8  benen  ein 
©eil  peruorragte  (f.Slbb). 
Sie  bienten  urfprünglidt 
ben  oltetruatifcpen  Körn* 
gen  alb  Slbjeitpen  iprer 
Slutorität  unb  nmrbenDon 
Port  fanit  ben  flittoren, 
bie  bieieiben  trugen,  fepon 
inberSUutigSjfitnatpSi'om 
Derpflamt  unb  uon  ben 
böpem  ©eamten  ber  Sie- 
publil  beibepalten. 

Stttor  mit  bem  gäbet*.  g«f^  türt.  Sianie  ber 
rufufcbeuStabt  © o ti(f.b.). 
gaftp,  SKuftferfamilie:  1)  jopann  griebritp, 
gcb.  15.  Slpril  1688  in  ©uttelftebt  bei  SUetmar,  geft. 
5.  Sej.  1768  aläipoflapellmetiier  in  ijerbjt,  loar  einer 
bet  angefepenften  unb  frutptbarften  Momponiften  ber 
3«it  ©atpo.  Crtßefterfuiten(franjöfiid)eOuDcrtüren), 
«pmpponien,  Irioa,  aber  aud)  Steffen  unb  Kanta- 
ten ftnb  in  großer  3apl  panbfdpriftliep  erpalten,  fünj 
Suiten  fogar  in  eigenpänbiger  Kopie  «eb.  ©atpä. 

2)  Karl,  Sopn  beb  Dorigen,  geb.  18.  StoD.  1730  . 
in  Jerbft,  geft.  3.  Slug.  18ü0  tn  ©erlin,  toatb  auf 
Smpfeplung  granj  ©enbab  176«  ale  Kammermuft- 
tua  unb  Eembalift  in  ben  Sienft  griebritpa  b.  @r. 
naep  ©erlin  berufen,  wo  er  aud)  blieb,  ala  er  loäßrenb 
beä  Siebenjährigen  ftriegeä  Dom  König  entlaffen 
mürbe.  Jntenmiltifd)  leitete  er  1 778— 78  bie $>ofoper. 
g.’©ebeutung  in  berSiufitgefcpitpte  berupt  oor  allem 
auf  ber  ©egriinbung  (24.  'Diät  1791)  ber  ©erlittet 
«ingalabemic,  burtp  bie  eine  neue  Slra  ber  ©flege  beä 
ilporgeiangeäinleutftplanbiprenVlnfangnapm.Slutp 
bie  SBieberpinwenbung  beb  Jntereffcb  aut  bieSReifler* 
werte  beä  a cappella- Stilb  int  16.  Japrp.  Würbe 


burtp  g.  juerft  mit  angeregt,  ber  felbft  meprere  Serfe 
im  ©eilte  biefer  3eit  ftprieb  (8ftimmtgeä  Ikiferere, 
16ftimmige  ffleffe).  Seine  ©iograppie  fdjrieb  3elter 
(Serl.  1801),  fein  Stpiiler  unb  'Jiatpjolger  ala  Siri- 
gent  ber  Singalabeittie.  Sgl.  ©lutnner,  ©eftpitpte 
Der  Singafabeniie  ju  ©erlitt  (©erl.  1891). 

gaftptt  (61  gafdjer),  f.  Xar  gur. 

gafrttinru  (D.  lat.  fnacis),  Steifigbünbel,  Don  20— 
30  cm  litte  unb  2 — 6 m Bringe,  Werben  jur  Jierftel* 
lung  Don  Uferjtßupwerfen,  (um  ©upnenbau  unb  tur 
Scfeftigung  beb  ©augrunbea,  beim  SJtilitär  jur  ©c- 
fletbung  Don  Stufen,  jur$?erftedung  gangbarer  Sop* 
len  in  aufgeiueupten  Laufgräben,  jur  'nnlaqe  Don 
Übergängen  in  moraftigem  ©elänbe,  bei  (Einbettun- 
gen tc.  benupt.  ©tan  fertigt  fie  an  auf  ber  gaftpi* 
nenbant,  einer  Sieipe  freujweife  in  bie  Erbe  gejtbla- 
gener  ftarfer  ©fäple,  tnbem  man  bie  Steifer  mit  ©an* 
bent  aua  Xrapt  ober  mit  Stuten  binbet.  Sie  einzelnen 
Steifer  füllen  am  Stammcnbc  pötpflenä  eine  Starte 
Don  4 cm  haben.  Bange,  bünne  gaiepinenreifer  wer- 
ben ju  gaftpinenwürften  Derarbeitet,  b.  p.  lange, 
12  — 18  cm  bitte,  mit  Srapl  ober  ©inbeweiben  ju* 
fammengeftpnürte  ©änber.  ließt  aneinanbergelegte 
g.  tann  man  ju  tafetartigen  ©ebilben  Derbinben,  in 
bent  man  ffliinte  mittels  fleiner  ©fäple («  p i tf  p f ä p le) 
bat  über  nagelt.  ©u3  foltpcn  lafeln,  bie  mit  Stpotter 
boftptuect  unb  Derjenft  werben,  (affen  fttp  bammartige 
Körper  ftpitptenweife  aufbauen,  wie  j.  ©.  ©upnen. 
©roße  mntrapennpnliipe,  auä  g.  jufammengefügte 
Körper,  bieSintftütfe,  toerben  ftpwimmenb  an  bie 
SerwenbungäfleUe  gebradpt  unb  bafelbft  burtp  ©ela- 
ftuna  mit  Steinen,  «tpoller  u.  bgl.  Derfentt.  Sie  S e n t » 
faftpinen  finb  jplinbriftpc  Körper  Don  etwa  90  cm 
Sitte  uitb  beliebiger  Sänge,  beftepenb  auä  einer  Stille 
Don  g.,  bie  im  Jnttem  mit  Steinen  ober  Kteä  gefüllt 
unb  in  Slbflünbcn  Don  30  cm  mit  ftarfem  Srapt  ge* 
bunben  ift.  Saä  befiegajcpinenpol  j liefern  bie  SScibcn. 
Ser  gafepinenbau  fpielt  namentliip  in  ber  SSaffer- 
baufunft  eine  witpiige Stolle  unb  erforbert  fepr  geübte, 
geftputie  'Arbeiter. 

gaftpincubrainä,  i.  Srainage,  S.  165. 

gaftpiuenmeffer,  ein  imu-  unb  «dmeibenteffer 
mit  30  — 40  cm  langer,  etwa  8 cm  breiter  Stiltfen- 
tlinge , mit  natp  ber  Stpneibc  ju  gelrümmter  Spipe 
unb  ^oljgriff  jum  «irautppauen  beim  gaftpinen* 
madjen.  gtüper  pießen  bie  Seitengewepre  ber  Sir* 
lidcrie  unb  ber  ©ioniere  g.;  fte  mürben  burtp  baä 
Slrtillericfeilcngewepr  71,  bq  ©ionicrfaftpinenineifcr 
71erfepl;jept  tritt  admäplitp  baä  Seitengewepr98,02 
an  beren  Siede. 

gtiftpittg  (a.  b.  miUejpotpb.  vaacliauc,  *gafi* 
mußt«),  in  ©apern  unb  ßfierreitp  üblitpe  ©ejeitp- 
nung  für  KameDai  (f.  b.). 

gafdiingäotpä,  f.  Kameoal. 

gafeßn,  Siftrittapauptort  in  ber  ägppt  ©rooinj 
(SRubiriep)  SJtiniep,  an  ber  Sifenbapn  Kairo -Siut, 
mit  (isst)  11,984  Einw. 

gaftpoba,  ^auptftabt  ber  epemaligen  ägppt.  ©ro- 
Dinj  (SKubiriep)  g.,  unter  9°  55'  16“  nörbl.  ©r.,  am 
linten  llfer  beä  Bapr  ei  Slbiab,  1867  entftanben  auä 
ber  alten  Stefibenj  ber  Stpiduftönige,  Seitab,  in  fmnp* 
figer , ungefunber  Sage.  g.  war  feit  10.  (Juli  1898 
burd)  bie  franjörtftpe  Eppebitton  SJiartpanb  beiept; 
biefer  ©orftoß  in  baä  StiUiebiet  fiiprte  ju  potitiftpen 
©erwidclungen  jwiftben  granfreitp  unb  Snglanb 
(gaftpobnfrage),  ba  Kittpener  (f.  b.)  bei  feiner  Eppe 
bition  gegen  ben  Kalifen  Slbbudabi  (f.  b.)  21.  Sepl. 
1898  g‘.  erreitpte;  grantreid)  gab  feine  Slnfprütpe  auf 
unb  räumte  11.  Sej.  b.  3-  bte  Station. 


344 


Fascia  — gafo[)le. 


hhhh 


91  b f a f un  gen. 


Fascia  (lat-).  Oattb,  Sinbe,  würbe  bei  brn  915* 
mem  in  mannigfaltiger  Seife  beim  Snjug  »erwcn* 
bet,  namentlich  »on  ben  Brauen  ald  Sulcnbanb  (F. 
pectoralis).  — 3n  ber  Snatomie  ^eijjt  F.  bie  §aut 
um  einen  ober  mehrere  SRudteln  (f.  Sinke). 

Fasriciilus  (lat.),  f.  Süfdjel  unb  B“äjifel. 

Fasclnum  (lat.),  bei  ben  9iömem  fowobl  Sejau* 
berung  DonScrfonen,  bcfonberä  Jtinbero  unb  Sachen 
kitrd)  »böfen  Blid«  (f.  b.),  Befdjreien  ober  Berufen 
(f.  b.),  als  aud)  bad  SKittct,  um  „Sauber  nicht  nur  ab» 
juwenben,  fonbern  aud)  auf  ben  Urheber  juriictjuwen* 
ben.  Sld  folcheSWittel  bienten Wmulette  berfdiicbenjter 
Srt,  befonberd  bad  fpejiell  F.  genannte  männliche 
©lieb,  bas  eigontlicbe  rbmifdje  Sbmcljrungdmittel  alled 
böfen  SinfluffeS,  bad  aud)  ben  Snliolt  ber  uon  ben 
Stinbem  alb  Vlmulett  getragenen  Bulla  (f.  b.)  bilbele 
unb  jur  Vlbwchr  beb  Sleibed  unter  bem  Sagen  beb 
triunipbiercnben  Belbhcrm  angebradbt  würbe.  Sgl. 
■Kniulett  unb  tßbailod. 

Safe,  bie  Bonn,  welche  bie  fdiarfen  Äanten  eine? 
pnematifchen  ftorperb  bureb  Vlbfchrägung  (®bfa- 
fung)  erbalten  Cilbbilbung  1).  J)ie  B-  gebärt  inbbef. 

ber  mittelalter* 

1 2 s t s liehen  Barmen* 

Welt  an  u.  fpielt 
eine  wichtige 
ffiolle  bei  ber  Se* 
banbtung  frei 
gegen  bie  fiuft 
gegen  ber  ptöljcr 
unb  bei  ber  Sil* 
buttg  »oit  Benftcr*  unb  fonftigen  Öffnungen.  Sei 
Serbinbuttg  mehrerer  abgefafter  Sauglieber  pflegt 
babei  bie  B-  nad)  tflbbilbung  2 —5  ober  burd)  ähnliche 
Söfungen  in  ben  »öden  pridmatifd)en  Ouerfdjnitt 
iibergefilbrt  tu  werben. 

Bafel,  Sganjengattung,  f.  Dolichos. 

Bafel,  Bortpflanjung  bed  ®efd)led)td,  befonberd 
unter  Jicrcn;  baherBafeloielj.  bad  junge  3ucht»ieh 
aller  ilrt,  im  ©egenfafe  jum  SRaftbieh ; 8fa  f e I b en  g ft, 
fouiel  Wie  Sefchälhengft ; 3 a f e l o rt>  d , Bafelftier, 
Sülle,  3ud)tod)ä;  Bafclrinb  ober3afclfuh,nid)t* 
trächtige  Ruh,  bie  jur3ud)t  nod)  benujjt  werben  foU; 
Bafelftbwein,  junged  Schwein  in  bereit  ber  erften 
Siegung  bed  Segattungdtriebed. 

Bafcu  (abfafett),  bie  feharfen  Santen  eined  prid* 
matifeben  Jtärperd  abfebrägen;  f.  Bafe. 

Bafcolen  (Bafiolen,  Baffeln,  ».  lat.  phaseo- 
lus),  in  Öfterrcicb  unb  Sübbeutjdjlanb  gebräueblidje 
Sejciehnungen  ber  Sd)mmfhot)nen. 

Bafer,  lange,  bümte  unb  bieafame  unb  »oneinan* 
ber  trennbare  Elemente  bed  Sflanjengewebed,  Wie 
indbef.  Saft*,  tpoljfafem  tc. ; au<b  faferformige  Ser» 
bidungen  ber  gellbaut  (Pgl.  SeitungSgewebe).  — 3n 
ber  Jcdjnit  »erftebt  tnait  unter  3-  leidet  biegfame, 
bünne,  fabenförtnige  ®ebilbe.  Wie  fie  am  reid)Iid)ften 
unb  mannigfaltigften  bad  Span jenreieh  (Baumwolle, 
3lad)d,  Stanf  tc.),  bann  bad  Jierreid)  (SolIe.Seibe  tc.) 
tmb  im  Wbeft  bad  SDftncralrctd)  liefert.  Sfünftlid)  her* 
gefteüte  Bafem  fittb  bie  Sfirobufte  ber  ®ladfpinnerei 
unb  fünftliebe  Seibc. 

Baferananad,  f.  Karatas. 

Bafcrbartit,  f.  Sdfwerfpat. 

Bafcrgcfebtoulft,  eine  fcbromiibnlicbeSefchwulft. 
~nfcrgctocbe  (Srodenebbm),  f.  SPaujenjelle. 
afcrgipd,  f.  fflipd. 

aictfalf,  SRineral , fobiel  Wie  Slragonit. 
ajerfiefcl,  SKineral,  fouiel  wie  Siüimanit. 

afcrfople,  f.  Slemfohle. 


BaferpRanjcn  (fjierju  Ja  fei  »BaferpRanjen  I 
u.  fi«  mit  Jept),  Sflaruen,  bie  jur  JarfteUung  »on 
©efpinfien,  ®efled)ten,  Seiltrmarcn  unb  ald  Solper* 
material  taugliche  Bafent  liefern,  finben  pd)  in  jahl* 
reichen  Spanjenfantilim  unb  bilben,  foweit  fie  gröbere 
Sidjtigicit  beüpen,  ben  ®egenftanb  audgebebntet  Sful» 
turnt.  ®ie  widjligftcn  3-  gehören  ju  ben  SJaloajeen 
(Gossypium-'ürten  liefern  bieSaumwoDe,  Hibiscus- 
Slrten  ben  ©ambobanf;  aud)  ftnb  Abelmoschus  te- 
trapbylluB,  Sida  retusa,  Thespesia  lampas  tt.  Drona 
ainuata  ju  erwähnen),  ben  SDiorajeen  (§anf  »on  Can- 
nabis sativa),  Üinajeen  (Blad)d,  Linum  usitatissi- 
mum),  Jiliageen  ßute  »on  Corchorus  - i'lrten),  ben 
Urtifajeen  (Stjmagrad  unb  Santiö  »on  Boehmeria- 
Vlrten,  Sleffelfafem  »on  Urtiaa-^lrten),  ben  Saluten 
(Arenga,  Caryota,  Stoffaua  »on  Attalca  fnnfi-ra, 
ftofodfafer  »on  Cocos  nucifera,  SRapbiabaft  »on  Ba- 
pliia  Bnffia  tc.),  ben  SXufajeen  (Ütamtabanf  »on 
Musa-fürten),  ben  Sromeliajeen  (WgaPefafem  »on 
Agave-Srten,  ?lnnnadfafern  »on  Ananaasa  sativa, 
Stlfgrad  »on  Bromelia  karatas,  JiDanbjtafafer  »on 
Tillandsia  usneoides),  benfiiliajeen(neufeelänbifd)er 
Blacpd  »on  Phormium  tenai , ipeneguen  ober  Sa  cd 
»on  Agave  rigida,  SRauritiuebanf  »on  Foarcroya 
foetida),  ben  Seguminofen  (8unn  »on  Crotalaria 
i juncea,  auch  Spartium-Wrten).  ffirwäbnung  »erbie* 
: nen  ferner:  bie  Sombajeen  ntitCeiba  pentendra  unb 
Ochroma  Lagopus,  bie  Jalidfajeen  mit  Datisca  can- 
nabina,  bie  Jtorbiajeen  mit  Cordia  latifolia,  bie  9Id- 
(lepiabajeenmitBeanmontia  grandiflora,Calotropis 
| gigantea.  Asclepias-Slrten  tc.,  bie  fänttlicb  »egetabi* 
I liWe  8eioe  liefern,  bie  SBJorajeen  mit  Bronssonetia- 
Srten,  bie  Sanbanajeen  mit  Pandanus  odoratissi- 
mua  unb  bie  öramineen  mit  bem  ©fpartograö  (Stipa 
tenacissima).  Seitaud  bie  gröfete  Sebeutung  »on 
! allen  haben  aber  Baumwolle,  Bladjö  unb  ftanf,  betten 
fid)  noch  bie  3ute  anfthließt  $ie  übrigen  Spinnfafer* 
»flanjen,  j.  %.  feit  alter  3eit  im  ®ebrauch,  haben  in 
ber  neuem  SJnbuftrie  boeb  erft  angefangen,  einen 
Slop  fid)  ju  erobern,  wad  ber  3ute,  in  gewiifem  ®rab 
aud)  bemlSbtnagrad,  Siamiö,  berSiaffaoa,  berSga»e- 
fafer,  bem  fflanilafjanf,  ber  Äofodfafer  unb  einigen 
anbem  bereits  gelungen  ift  unb  »orauöfidjtiid)  nod) 

! weiter  gelingen  wirb.  Bebcrrfd)t  Sorbamcrifa  burd) 
feine  Baumwolle  bad  ganje  ®ebiet,  fo  wirb  cd  bodt 
an  SRannigfaltigfeit  ber  bargebDtenen  Bafem  weit 
übertroffeu  »on  Sfien,  fpejietl  »on  Sfnbicn,  woher 
Wir  wohl  bie  wid)tigften  Screiebcrungett  aud)  ferner 
noch  ju  erwarten  haben.  Einige  ber  Widjtigften  3- 
finb  auf  beifolgenbenJaf ein  ahgebilbetunb befchric» 
ben.  Sgl. Sohle, The  fibrous pliuts of  India(2onb. 
1855);  Siedner,  Beiträge  jur  Renntnid  ber  in* 
bifchen  Baferpflanjen  (Sigungdberichte  ber  Siener 
SUabentit,  Sb.  62) ; 3>erfe!6e,  mollftoffe  bed  SPanjen* 
rei^d,  Sb.  2 (2.  Sufi.,  Peip}.  1903). 

ifcrftoff,  tierifcher,  fo»iel  wie  B'brin. 

ierftoff  e,  in  berjechnif  fouiel  wie  Spinnfafem. 
crftoff  jhlinbcr,  f.  pmmjhlinber. 
ertsurjcl,  f.  Surjel. 

as  est  et  ab  koste  docSri  (lab),  Spruch  aud 
I Ouib  (Aletam.  4, 428) : >Sd  ift  recht,  auch  »om  Beinbe 
ju  lernen«. 

3«fl)iou  (engt,  fvt.  (swn,  ».  franj.  fagon),  SSobe, 
Jon  ber  »omehmen  Seit.  Bafhionabel  c(pt. 
rtf48neSD,  ber  3-  entfprechenb,  mobifd)-fcin,  ber  feinen 
Seit  unb  Sebendart  gentäfe. 

Bafiolen,  f.  Bnftolen 
Badli,  türf.  Jichter,  f,  Sulbul. 

Bafohle,  f.  Sopne. 


[Zorn  Artikel  Faierpßanirn.) 


Zur  Tafel  .Faserpflanzen  I‘. 


Fig.  1.  Cannabis  sativa  L.  (llanf),  ein  einjähriges, 
aufrechtes,  rauh  kurzhaariges  Kraut  aus  der  Familie 
der  Morazeen,  mit  meist  ästigen,  bis  2 (auch  6 nij 
hohem  Stengel,  unten  gegen-,  oben  wechselständigen, 
langgestielten,  gefingerten,  5 — 7-  (selten  9-)  zäh li gen 
Blättern , grob  gesägten , lanzettlichcn  Blättchen , in 
terminalen,  unterwärts  belaubten  Rispen  stehenden 
männlichen  Blüten  und  bis  fast  zum  Gipfel  laubigen 
weiblichen  Blütenständen,  die  der  weiblichen  Pflanze 
ein  buschigeres,  kräftigeres  Aussehen  als  der  locker  be- 
blätterten männlichen  geben.  Die  Frucht  bildet  eine 
Nuß.  Der  Hanf  riecht  frisch  unangenehm,  betäubend 
und  ist  narkotisch.  Er  stammt  aus  Persien  und  Ostin- 
dien, wurde  aber  als  Spinnfaserpflanze  schon  in  den 
ältesten  Zeiten  in  Europa  verbreitet  und  wird  jetzt  all- 
gemein in  der  gemäßigten  Zone,  auch  in  den  Tropen 
kultiviert.  C.  indica  Lam.,  oft  als  Stammpflanze  von 
C.  saliya  angegeben,  ist  nur  eine  tropische  Kultur- 
form  des  gemeinen  Hanfes,  von  der  vorzüglich  die 
weibliche  Pflanze  reichlich  ein  gelblichgrünes  Gummi- 
harz (Churxu , Chartas , Tuchent)  absondert,  das  der 
europäischen  und  nordameri  konischen  Pflanze  fehlt. 

In  Indien  werden  die  größern  getrockneten  Hanf- 
blättcr  (Bhang)  als  Rauschmittel  geraucht;  auch  das 
Gummiharz  wird  geraucht.  Aus  den  getrockneten 
harzreichen  Blüten/.weigen  (Oxmjah)  wird  das  Ha- 
schisch bereitet,  das  bei  uns  neben  andern  Hanfprä- 
pamten  arzneilich  benutzt  wird.  Eine  besonders 
stark  wüchsige  Form  des  Hanfes  (C.  sntiva  gignntca> 
wird  in  größern  Blattpflanzengruppen  und  als  Einzel- 
pflanze auf  dem  Rasen  kultiviert. 

Fig.  2.  Gossypinm  herbaceum  (Indische  Baum- 
wtlle),  eine  Staude  aus  der  Familio  der  Malvazeen 
mit  drei-  bis  fünf-,  seltener  sicbcnlappigen  Blättern, 
einzeln  stehenden,  ansehnlichen,  gelblichen  Blüten, 
beträchtlichem  Anßenkclch  und  5 — 7 Samen  in  je- 
dem Fach  der  fiinfklappigen  Kapsel.  Die  Samen 
sind  mit  einem  ziemlich  dichten  Filz  von  kurzen, 
grünlichgrauen  Haaren  bedeckt,  tragen  aber  außer-  1 
dem  die  2 — 2,8  cm  langen  weißen  Samenhaare,  die 
heim  Anspringen  der  Kapsel  hervord ringen  und  die 
Baumwolle  bilden.  Die  indische  Baumwolle  ist  die 
niedrigste  der  kultivierten  Arten,  sie  ist  in  Ostindien 
heimisch  und  wird  dort  sowie  in  Vorderasien,  in 
Nordafrika  und  im  Mittel meergehiet  kultiviert.  Als 
Varietät  gehört  hierher  G.  religiosum  L.,  die  Nan-  i 
kinghimm wolle  mit  gelbbraunen  Samenliaaren , die  ^ 
besonders  in  China  angepflanzt  wird.  Obwohl  die  • 
Indische  Baumwolle  kürzere  Samenhaare  besitzt  als 
G.  barbadense,  welche  die  Sea  Island-Baumwolle  lie-  I 
fort,  und  sich  auch  schwerer  als  diese,  deren  Samen  I 
keinen  Filzüberzug  haben,  von  den  Samen  trennen 
läßt,  behauptet  sie  sich  doch  in  der  Kultur,  weil  diese 
außerordentlich  leicht  ist,  und  weil  die  Entwickelung 
der  Früchte  in  sehr  ausgiebiger  Weise  statt  findet.  In 
Ostindien  wird  sie  seit  uralten  Zeiten  kultiviert  nnd 
außerhalb  der  Tropen,  z.  B.  in  Makedonien,  gibt  sie 
allein  noch  nennenswerte  Erträge.  In  Ägypten  hat 
man  G.  barbadense  eingeführt,  nnd  seitdem  hat  die  ' 
ägyptische  Baumwolle  einen  hervorragenden  Platz 
im  Welthandel  gewonnen. 

Fig.  3.  CorchnruM  capsnlarls  L.  (Jute , Indischer  '■ 
Flachs),  eine  einjährige  Pflanze  ans  der  Familie  der  , 

Meyer»  Konv.  - Lexikon  . ti.Auß.,  Beilage. 


I Tiliazeen,  wird  1,5 — 2,5  m hoch,  besitzt  einen  dün- 
nen, kaum  verästelten  Stengel,  lange,  einfache,  zu- 
gespitzte,  gesägte  Blätter,  deren  unterste  Sägezähno 
in  zwei  dünne,  nach  unten  gewendete  Schwänze 
ausgezogen  sind,  kleine,  gelbe  Blüten  und  kleine, 
rundliche  Kapseln.  Sie  ist  in  Indien  heimisch,  wird 
aber  überall  in  den  Tropen,  besonders  in  Vorder- 
indien, aach  in  Ostasien  bis  Japan,  kultiviert  und 
liefert  in  ihren  Bastfasern  die  Jute.  Hauptsächlich 
wird  eine  wciüstcngolige  Varietät:  Uttarija,  angebaut. 
Auch  C.  olitorius  L.  liefert  Jute,  doch  wird  diese 
Pflanze  hauptsächlich  als  Gemüse  kultiviert.  1830 
führte  Bombay  380  Ztr.,  1890  aber  15  Mill.  Ztr. 
Jute  nebst  70 — 80  Mill.  Jutesäcken  im  Werte  von 
zusammen  160  Mill.  Mk.  aus.  Da  nun  die  Jutepro- 
duktion  in  Bengalen  noch  in  beständiger  Steigerung 
begriffen  ist,  so  bemüht  man  sich  auch  in  Deutsch- 
Ostafrika,  die  Jntekultur  einzuführen.  Die  Pflanze 
verlangt  ein  feuchtes,  gleichmäßig  warmes  Tropen- 
klima.  Man  sät  in  Indien  im  März  and  schneidet  die 
Pflanze  nach  vier  Monaten,  verwendet  aber  wenig 
Sorgfalt  auf  den  Anbau,  so  daß  von  einer  rationellen 
Kultnr  sehr  gute  Resultate  zu  erwarten  sind.  Die  ab- 
geachnittencn  Pflanzen  befreit  man  von  Seitentrieben, 
Blättern  und  Kapseln,  legt  die  Stengel  in  lockern 
j Bündeln  in  langsam  fließendes  Wasser  and  zieht 
schon  nach  einigen  Tagen  den  Bast  ab. 

Fig.  4.  Bochtneria  nlvea  Ilook  et  Am.  (Ramie, 
Chinagras),  eine  rasig  wachsende,  1 ra  hohe  Pflanze 
aus  der  Familie  der  Urtikazeen,  ohne  Brennhaare,  mit 
; einjährigen  Stengeln,  oberseits  zerstreut  behaarten, 
unterseits  weißfil/.igen , breit -eiförmigen  oder  ellip- 
tisch - rundlichen,  zugespitzten , am  Grunde  herzför- 
migen, oft  auch  etwas  keilförmig  in  den  Stiel  ver- 
schmälerten Blättern  und  mit  eingeschlechtlichen 
BlütenkniUieln  in  lockern  Rispen.  Eine  der  hervor- 
ragendsten Gespinstpflanzen  im  tropischen  und  ge- 
mäßigten Ostasien,  wird  namentlich  auf  den  Sunda- 
inseln,  in  China  und  Japan  allgemein  angebaut. 
Man  unterscheidet  von  der  , weißen*  eine  , grüne* 
Form  (Rhea,  B.  nive«  var.  candiconsi,  deren  Blätter 
auf  der  Unterseite  nicht  weiß,  sondern  grauweiß  sind. 
Die  weiße  Form  wird  als  Kulturpflanze  fast  allgemein 
vorgezogen.  Der  ans  den  Stengeln  gewonnene  Bast 
führt  auch  den  Nunien  Chinagnu , und  das  daraas 
dargestellte  Gewebe  heißt  Grasleinen  (Gnus -cloth, 
NesseRuch).  Unter  günstigen  Bedingungen  gelangen 
in  den  Tropen  die  aus  dem  W urzelstock  hervorgehen- 
den Stengel  in  3 — 4 Monaten  zur  Schnittreife  und 
können  daher  zwei-  bis  dreimal  im  Jahr  geerntet 
werden.  Dies  maß  gegen  Ende  der  Blütezeit  gesche- 
hen, es  hangt  »ehr  viel  von  dem  richtigen  Zeitpunkt 
ab;  allein  die  einzelnen  Stengel  einer  Pflanzung  bil- 
den sich  nicht  gleichzeitig  aus  und  können  daher 
auch  nicht  gleichzeitig  geschnitten  werden.  Der  Bost 
läßt  sich  mit  andern  Gewebeschichten  in  5 mm  breiten 
Streifen  (Riemen,  Strippen)  von  dem  Holzkörper  des 
Stengels  ahsch&len  und  wird  dann  in  gelblichen, 
papierdünnen,  2 — 5 mm  breiten  Bändern  von  den 
Riemen  abgelöst.  In  dieser  Form  kommt  der  Roh- 
stoff aas  China  in  den  Handel.  Um  nun  die  Faser 
von  nnhängendem  Parenchym  zu  befreien,  muß  sie, 
wie  es  beim  Flachs  geschieht,  einem  Verwesung«- 


Faserpflar 


I 

I 

I 

I 


3.  Corchorus  capsularis  (Jute).  4.  Bm-hmeria  nlvea  S.  Agave  rlglda  6.  A 

(Chinagras^  (SlsalUanfpflanze).  t 


Bibliographisches 


Nno.  hm  In  drr 
UUlWruK'liuldc,^ 
rvrgr. 


Ilur  and  öldrtte«. 


1.  Cannabis  sativa  (Hanf). 

a Weibliche  and  b niHunUcha  IMUnsc. 


Frvchl 


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inzen  I. 


r-alea  funifera  7.  Phormium  tenax  8.  Crotalaria  juncea  (Bengalischer  9.  Linum  usitatissimum 

Pia&sava).  (Neuseeländischer  Flachs).  Hanl,  Süll).  (Flachs). 


o Institut  in  Leipzig. 


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Zur  Tafel  , Faserpflanzen  I‘. 


prozeß  unterworfen  werden.  Dieses  etwas  langwierige 
Verfahren  hat  man  durch  Maschinenarbeit  zu  er* 
setzen  versucht.  In  Ostindien,  im  südlichen  Nord- 
amerika hat  die  Kultur  der  Ramie  größere  Ausdeh- 
nung bisher  nicht  gewonnen,  während  man  in  Algier 
und  im  südlichen  Frankreich  recht  befriedigende 
Erfolge  erzielt  hat.  Man  vermehrt  die  Ramie  fast 
ausschließlich  durch  Rhizomstücke,  die  schon  nach 
wenigen  Monaten  schneidbare  Stengel  liefern. 

Fig.  5.  Agave  rigida  Mül.( A .SisaUina  Perr.,Chelcm, 
Henequen,  Sacci),  eine  meh  rjäh  rige,  hohe,  halbstraueh- 
artige  Staude  aus  der  Familie  der  Amaryllidazeen, 
mit  mächtigem  Rhizom,  grundständigen,  in  eine  Ro- 
sette angeordneten,  faserig  fleischigen,  dornig  gezahn- 
ten Blättern,  mächtigem,  lockerm,  rispigem  Blüten- 
stand auf  riesigem  Schaft,  in  Knäueln  stehenden,  | 
trichterförmigen  Blüten  und  einer  Fruchtkapsel  mit 
zahlreichen  schwarzen  Samen.  Die  Pflanze  ist  hei- 
misch im  tropischen  Amerika,  wird  aber  wegen  der 
in  ihren  Blättern  enthaltenen  Faser  auch  in  andern 
tropischen  Ländern,  in  Westindien  und  Deutsch-Ost- 
afrika  kultiviert. 

Fig.  6.  Attalea  funifera  M<irt.  (Piassara  palme), 
eine  hohe  Palme  mit  breiten,  regelmäßig  gefiederten 
Blättern , deren  Fiedern  fast  rechtwinklig  abstehen, 
großem  Fruehtkolben  und  dicken,  schweren  Früchten, 
wächst  in  Brasilien  und  liefert  in  den  am  Stamm 
freistehenden  oder  hängenden,  dicken,  braunen,  fisch- 
beinartig biegsamen  Gefäßbündeln  der  Blattscheiden 
einen  Teil  der  Piassavafaser  des  Handels.  Die  brasi- 
lische Piassava  wird  aus  Para  und  Bahia  ausge- 
führt;  man  gewinnt  sie  aber  auch  in  andern  Teilen 
Südamerikas  und  exportiert  sie  z.  B.  aus  Venezuela, 
wo  sic  Chiquechique  genannt  wird.  Sie  beißt  auch 
Monkeyijrass  oder  Piragrass. 

Fig.  7.  Phormium  tenax  Font.  (Neuseeländischer 
Flachs),  eine  ausdauernde  Pflanze  aus  der  Familie 
derLiliazecn,  mit  kurzem,  dickem  Rhizom,  zweireihig 
stehenden,  lineal isch- schwertförmigen , lederartigen, 
•ehr  festen,  1 m und  mehr  langen,  40 — 60  cm  brei- 
ten, graugrünen,  an  der  Spitze  sinh  spaltenden  Blät- 
tern, einem  1,5 — 2 m hohen  Schaft  mit  einer  zusam- 
mengesetzten Rispe,  großen,  gelbrötlichen,  in  Bü- 
scheln oberhalb  häutiger  Brakteen  stehenden  Blüten 
und  6 — 10  cm  langer,  1 — 1,5  ern  dicker  Kapsel. 
Die  Pflanze  wächst  auf  Neuseeland , der  Insel  Nor- 
folk und  in  verschiedenen  Teilen  Australiens.  Die 
Blätter  werden  zu  allerlei  Flechtwerk  benutzt,  be- 
sonders aber  gewinnt  man  aus  ihnen  eine  sehr  feste 
Faser,  die  seit  alter  Zeit  zu  Seilen,  Bekleidungs- 
stoffcn  etc.  verarbeitet  wird.  Die  Faser  wurde 
durch  Cook  mach  1769)  bekannt  und  sehr  bald  in 
England  Handclsgegenstand.  Man  versuchte,  die 
Pflanze  in  den  verschiedensten  Ländern  zu  kultivie- 
ren, und  in  Neusüdwales  gelang  dies  so  gut,  duß  ein 
größerer  Bodenertrag  als  in  Neuseeland  erzielt  wurde. 
Auch  in  Ostindien,  auf  Mauritius  und  in  Natal  wird 
die  Flachslilie  im  großen  kultiviert.  In  Neuseeland 
und  Australien  baut  man  verschiedene  Varietäten, 
auch  werden  wild  wachsende  Pflanzen  ansgebeutet, 
die  dort  noch  immer  massenhaft,  besonders  an  Fluß- 
ufern Vorkommen.  Das  Gefäßbündel  ge  webe  ist  in 
den  Blättern  so  reich  entwickelt,  daß  die  Angabe, 
man  könne  daraus  22  Proz.  Rohfaser  erhalten,  nicht 
unwahrscheinlich  ist.  Die  Gewinnung  der  Faser  be- 
steht in  einer  primitiven  Kaltwasserröste,  doch  wird 


auch  Warm  wasser  angewendet,  und  manche  Mängel 

I der  Rohfaser  sind  vielleicht  auf  diese  Gewinnung»- 
methoden  zurückzuflihren,  da  die  Faser  gegen  länger 
andauernde  Einwirkung  des  Wassers  empfindlich  ist. 

. Eine  mechanische  Abscheidung  der  Faser  mit  Ma- 
schinen dürfte  wesentliche  Vorteile  gewähren.  Der 
neuseeländische  Flachs  kommt  zumeist  als  Rohfaser 
nach  Europa  und  wird  gewöhnlich  erst  hier  gereinigt. 
Die  RohfRser  ist  häufig  meterlang  und  auch  etwas 
darüber,  gelblieh  oder,  wenigstens  stellenweise,  weiß- 
lich. Die  sehr  bittern  Wurzeln  der  Pflanze  werden 
in  Neuseeland  ähnlich  wie  Sassapa rille  gegen  Skro- 
feln und  Syphilis  angewendet.  Bei  nns  kultiviert 
man  mehrere  buntblätterigc  Formen  als  sehr  effekt- 
volle Zierpflanzen  in  Gärten. 

Fig.  8.  Crotalaria  juncea  L.  (Bengalischer  Hanf, 
Sun),  ein  Sommergewächs  ans  der  Familie  der  Legu- 
minosen, bis  2 m hoch,  mit  fast  sitzenden,  lanzett- 
förmigen, ganzen,  etwas  seidenhaarigen  Blättern, 
schönen,  großen,  gelben,  eine  Endtraube  bildenden 
Blüten  and  aufgeblasener,  länglicher,  zweiklappiger, 
mit  fuchsroten  Haaren  samtartig  bekleideter  Hülse, 
ist  von  Vorderindien  bis  Australien  verbreitet  nnd 
liefert  ans  seinen  Stengeln  eine  blaßgel bliche,  seiden- 
glänzende Bastfaser,  den  Bengalischen  Hanf, Sunhanf, 
Cocoanadehan f,  Conkancehanf.  Auch  C.  Burhia 
Hamilt.,  C.  retusa  L.  und  C.  tenuifolia  Roxb.  werden 
zur  Gewinnung  von  Fasern  benutzt,  weitaas  am  wich- 
tigsten aber  ist  0.  juncea.  Sie  wird  seit  alter  Zeit 
fast  überall  in  Südasicn,  besonders  aber  in  Indien, 
auf  Java  und  Borneo  kultiviert.  In  den  nordwest- 
lichen Provinzen  Indiens  bedecken  ihre  Kulturen 
eine  Bodenfläche  von  50,000  Acres.  Die  blafigelb- 
liclie,  lebhaft  seidenglänzende  Faser  wird  durch 
Röstung  und  Hechelung  gewonnen  und  erscheint  im 
Handel  in  etwas  verworrenem,  fast  wergartigem 
Zustand. 

Fig.  9.  Linum  usitatissimum  L.  (Flachs,  Lein), 
eine  einjährige  Pflanze  aus  der  Familie  der  Linazeen, 
wird  30 — 60  ein  hoch,  hat  einen  krantnrtigen,  straff 
aufrechten,  kahlen,  oben  trugdoldig  verzweigten  Sten- 
gel, zerstreut  stehende,  sitzende,  schmal  - lanzettför- 
mige, ganz  räudige,  kahle,  sehr  zart  gewimperte 
Blätter,  gestielte,  einzeln  an  der  Spitze  des  Stengels 
und  der  Aste  und  in  den  Winkeln  der  obersten  Blät- 
ter stehende  blaue,  selten  weiße  Blüten,  die  zusam- 
men eine  beblätterte  Trugdoldcntranhe  bilden;  sie 
blühen  nur  einen  Tug,  und  zwar  nur  vormittags. 
Die  Kapsel  ist  fast  kugelrund,  unvollständig  zehn- 
fächerig,  zehnsatnig,  bei  der  Reife  zuerst  fünf-,  später 
durch  Spaltung  der  Klappen  zehnklappig.  Der  Same 
ist  zusain mengedrückt,  eilänglich,  zugespitzt,  glän- 
zend braun , angefeuchtet  schleimig.  Die  Annahme, 
daß  der  Flachs  in  den  zwischen  dem  Persischen  Golf, 
dem  Kaspisee  und  dem  Schwarzen  Meer  gelegenen 
Ländern  wild  vorkomme,  ist  nicht  hinlänglich  ge- 
stützt. Man  muß  vielmehr  annehmen,  daß  L.  usita- 
tissimum  eine  Kulturpflanze  sei,  daß  er  von  einer 
aasdauernden  Art  mit  niederm  Stengel  nnd  aufsprin- 
gender Kapsel  abs  tarn  me  und  zwar  von  L.  angnati- 
foliutn  Huds.  im  Mittelmeergebiet , das  in  mehreren 
Formen  aufiritt,  auf  welche  die  einzelnen  Formen 
von  L.  nsitatissimnm  vielleicht  zurückzuflihren  sind. 
Letzteres  kain  wohl  über  Asien  nach  Europa  nnd  ver- 
drängte L.  angustifolinm,  das  nach  Heer  noch  in  der 
jüngem  Steinzeit  angebaut  wurde. 


Faserpflanzen  II. 


BIBUs. 

2.  Ceiba  pcntandra 
(Wollbaum). 


4.  Raphla  Ruffla  (Raphlabastpalmc). 


5.  Musa  tcxtflls  (Manilahanf). 


ra  (Japanischer 
Maulbeerbaum). 


S'iucht. 


Meyers  Konv.-  Lexikon , 6.  Au  fl.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  ,Faserpflanzerf. 


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[Zorn  Artikel  Faserpflanzen,) 


Zur  Tafel  .Faserpflanzen  II‘. 


Fig.  1.  Broussonetia  papyrifera  Ve nt.  (Japani- 
scher Maulbeerbaum ),  ein  Milchsaft  führender  Baum 
aas  der  Familie  der  Mornzeen,  erreicht  eine  Höhe 
von  9 — 12,5  m,  hat  weichhaarige,  fast  filzige  Zweige, 
breit  eiförmige,  zugespitzte,  fast  filzige,  gezahnte, 
an  demselben  Zweig  oft  einfache  nnd  mehr  oder 
weniger  gelappte,  auch  ungleichseitige  Blätter,  ein- 
zeln stehende  Blütenstände,  von  denen  die  männ- 
lichen in  walzenförmigen  Ähren,  die  weiblichen  auf, 
einer  kugeligen  Spindel  zugleich  mit  behaarten, 
schuppenförmigen  Blättern  stehen.  Die  fleischigen, 
gallertartigen  Beeren  verwachsen  unter  sich  und  mit 
der  Blütenstandsspindel  zu  einer  kugeligen  Schein- 
frucht. Diese  soll  unangenehm  ȟblich  schmecken,  j 
wird  aber  in  Ostasien  gegessen.  Der  Baum  ist  wahr-  1 
scheinlich  in  China  heimisch , wächst  jetzt  auch  in 
Japan,  auf  Formosa,  Timor  und  Java,  in  Südcuropa 
und  Nordamerika.  Bei  gutem  Winterschatz  hält  er 
auch  in  Norddeutschland  aus.  Der  Baum  wird  in 
Japan  und  auf  vielen  Inseln  des  Groben  Ozeans  nach 
Art  der  Weiden  kultiviert;  man  fertigt  aus  der  Innen- 
rinde zweijähriger  Zweige  in  Japan  Papier.  Auch 
von  B.  Kaempferi  Sieb.  etZucc.,  mit  länglich-eiförmi- 
gen oder  lanzettliehen,  nnterseits  etwas  rauhhaarigen 
Blättern  liefert  die  Rinde  in  Japan  Material  zur  Pa- 
pierfabrikation. Der  Bast  des  Papiermaulbeerbaums 
hat  dichtes  Gefüge  und  läfit  »ich  von  Stämmen 
und  ältern  Asten  in  groben  weichen  und  biegsamen 
Stücken  ablösen,  die  wie  Gewebe  benutzt  werden 
können  und  in  einigen  Tropenländern  tatsächlich  als 
Bekleidungsstoff  dienen  »ollen.  Der  Bast  labt  »ich 
aber  auch  in  1 — 2 cra  und  mehr  lange  Fasern  zer- 
legen, und  dieser  Langfascrigkeit  verdankt  das  japa- 
nische Papier  »eine  Eigenart. 

Fig.  2.  Ceiba  peutandra  Gärin.  (Eriodendron  i 
anfractuosum  VC. , Wollbaum , Baumtrollbaum  \ , ein 
Baum  aus  der  Familie  der  Bombakazeen,  mit  kräf- 
tigem, oft  bis  zu  beträchtlicher  Höhe  astlosem  Stamm, 
dessen  Zweige  in  weiten  Abständen  etagenartig  zu- 
s&mmengestellt  sind.  Er  trägt  gefingerte  Blätter,  die  I 
aus  sieben  ganz rnndi gen  Blättchen  zusammengesetzt 
sind.  Die  mäbig  groben  Blüten  sind  weib  und  stehen 
gebüschelt,  die  Kapseln  sind  lederartig,  fachteilig, 
fünfklappig  aufspringend  und  enthalten  reichliche 
Wolle,  in  welche  die  Samen  eingebettet  sind.  Der  : 
Baum  wächst  in  Mexiko,  auf  den  Antillen,  in  Guayana, 
in  Afrika,  ganz  Ostindien  und  auf  dem  Malaiischen  ! 
Archipel.  Er  liefert  den  Kapok,  der  im  deutschen  ! 
Handel  nebst  der  Wolle  von  einigen  Bombax -Arten  | 
als Pßamendaune  vorkommt  und  als  Polstermaterial, 
zur  Füllung  von  Schwimm-  und  Rettungsgürteln  und  ; 
in  der  Chirurgie  statt  Baumwolle  benutzt  wird.  Die  | 
feine  seidige  Wolle  der  Bombakazeen  geht  nicht  wie 
die  Baumwolle  von  den  Samen,  sondern  von  der  j 
inner»  Frucht  wand  aus  und  ist  mithin  keine  Samen- 
wolle,  sondern  den  Geweben  der  Frucht  zuzuzäblen.  j 

Fig.  3.  Fourcroya  gigantea  l>n/.  (F.  foetida  J/air.), 
eine  Amurvllidazce,  die  eine  mächtige  hohe  Staude 
mit  aufrechtem,  einfachem  Schaft,  der  durch  dio  Nar-  , 
ben  der  abgefallenen  Blätter  mehr  oder  weniger  ge-  | 
ringelt  ist,  und  in  eine  Rosette  angeordneten , dicht  I 
gedrängten,  lanzettliehen,  heruhgebogenen  Blättern  l 
bildet.  Der  gesamte  Blutenstand  besteht  aus  einer 
riesigen,  aus  der  Blättcrroselte  herausragenden,  pyra- 


midenförmigen Rispe.  Die  kurzgcstielten  Blüten 
stehen  einzeln  oder  zu  zwei  und  drei  in  den  Achseln 
von  Brakteen  und  sind  von  kleinen  Deckblättchen 
umgeben.  Nicht  selten  wandelt  Bich  eine  Blüte  mit 
ihren  Deckblättern  zu  einer  Adventiv  knospe  um,  dio 
sich  von  der  Mutterpflanze  leicht  loslöst  und  sich 
dann  selbständig  entwickelt.  Die  Fourcroya,  aus 
deren  Blättern  der  Mauritiushanf  gewonnen  wird, 
ist  im  tropischen  Mittclamcrika  heimisch , hat  sich 
seit  Ende  des  18.  Jahrh.  über  zahlreiche  Tropen- 
gebiete der  Alten  Welt  ausgebreitet  und  wini  seit 
1750  auf  Mauritius,  in  neuester  Zeit  auch  in  Ost- 
afrika zur  Fasergewinnung  kultiviert.  Die  bis  2,5  in 
langen  Blätter  werden  vom  dritten  Jahr  an  geerntet 
und  mit  der  Hand  oder  mit  Maschinen  verarbeitet. 

Fig.  4.  Raphia  Ruffla  Mari.  (R.  pedunculata  I\  B., 
Raphuiltastpalme , Bambupalme) , eine  hohe  Palme 
mit  kurzem,  dickem  Stamm,  einer  Krone  gigantischer, 
gefiederter  Blätter  auf  innen  schwammig- weichen, 
dicken  Blattstielen , zwischen  denen  die  massig  ver- 
zweigten, etwa  meterlangen  Blütenkolben  hervor- 
brechen , und  ovalen  oder  kugelförmigen , etwa  hüh- 
nereigroben Panzerfrüchten,  wächst  auf  der  ostafrika- 
nischen Tropenküste  und  auf  Madagaskar  und  liefert 
den  Raphiabast.  Die  Blätter  erreichen  eine  Länge 
von  10-—15  m,  die  Fiedern  werden  oft  2 m lang,  sie 
sind  von  mächtigen,  mit  den  Epidermiszellen  eng 
verwachsenen  Bastrippen  durchzogen,  die  sich  mit 
der  Epidermis  in  Streifen  abziehen  lassen.  Man 
schneidet  die  jungem  Blätter  ab,  wenn  sie  im  Begriff 
stehen,  sich  zu  entfalten,  entfernt  die  Mittelrippen 
der  Fiedern  und  zieht  die  Epidermis  zuerst  von  der 
Unterseite,  dann  von  der  Oberseite  ab.  Die  erhalte- 
nen, sandfarbigen,  7 — 9 mm  breiten  und  1 — 2 m 
langen  Streifen  werden  an  der  Sonne  getrocknet. 
Den  besten  Raphiabast  liefert  Madagaskar,  er  wird 
in  so  groben  Mengen  ausgeführt,  dab  man  sich  genötigt 
sah , die  Ausfuhr  durch  ein  Gesetz  zu  beschränken, 
um  einer  Ausrottung  der  Palmen  vorzubeogen.  Die 
westafrikanischen  Rapliia- Arten,  besonders  R.  vini- 
fera,  liefern  zwar  auch  Raphiabast,  doch  zerfasert 
dieser  leichter  als  der  ostafrikanische. 

Fig.  5.  Musa  textilis  Luis  Nie,  eine  hohe  Staude 
aus  der  Familie  der  Musazecn,  mit  einem  Schein- 
stengel, der  von  den  Blattstielen  gebildet  wird,  mäch- 
tigen Blättern,  einem  vom  Rhizom  ausgehenden  Blü- 
tenstand am  Ende  eines  von  der  Blütenscheidenhülle 
gestützten  Schaftes  und  Beeren  von  länglicher  Form. 
Die  Pflanze  ist  auf  den  Philippinen  heimisch  und 
wächst  in  grober  Menge  in  den  vulkanischen  Gegen- 
den dieser  Inseln.  Die  wild  wachsenden  Pflanzen 
liefern  aber  sehr  wenig  Faserstoff,  der  Manilahanf 
des  Handels  stammt  fast  ausschließlich  von  auf  den 
Philippinen  kultivierten  Pflanzen.  Anbauversuche 
in  andern  tropischen  Gegenden  haben  nur  geringe 
, Erfolge  gehabt.  Auch  andre Musu-Artcn,  wie  M.pora- 
disiacA  in  Guayana,  M.  sapientum  in  Vorderindien, 
M.  Ensete  in  Neusüdwalcs,  liefern  Fasern,  die  sich 
aber  mit  dem  Manilahanf  nicht  vergleichen  lassen. 
Die  Pflanze  wird  im  dritten  Jahr  schnittreif,  sie  hat 
dann  eine  Höhe  von  0 m um!  der  Stamm  eine  Dicke 
von  18  cm.  Man  läßt  die  gefällten  Stämme  einige 
Tage  liegen,  um  sie  saftärmer  zu  machen,  nnd  schei- 
i det  dann  die  Faser  durch  Handarbeit  ab. 


345 


gafofl  — gajj. 


gafofl  (gaffofl,  gajogt),  walbigt  Bcrglanb- 
fdjaft  jüblid)  Bon  Senaar,  am  Blauen  SRI,  jwifthcn 
10  u.  ll°nörbl.8c.,  mit500,000©inw.,  bengunbjd), 
Mifdjliitgen  Bon  Siegern  unb  arabifierten  Rannten, 
ßrjeugniffe  bei  Hanbd  finb:  ©Ultimi,  §onig.  ©olb, 
Senneiblätter,  Saniarinben,  ©tfenbein.  Hai  Horf 
&nmaf<i,  am  rechten  Ufer  bei  Blauen  Süll,  War 
früher  ein  roidjtiger  3Rititftrpoften  ber  Äghpter. 

fpafolb,  in  ber  altbeutfdjen  £>elbenfage  berBruber 
©dd,  ber  nach  bem  »Gdenlieb*  (f.  Eden  Aulfahrt) 
jugleidj  mit  ©de  Bon  2>ietndj  Bon  Bern  befiegt  wirb. 
Si'ad)  ber  ganjenArt  feind  Auftreten!  unbauf®runb 
Boltltümliib er  Überlieferungen  tttufeer  all  alter  SStnb- 
bämon  aufgefafet  loerben. 

Jjfafe  (bierju  Safel  >gafefabntatton8ma!chmm*), 
in  ber  Mitte  etioal  baud)igd  ©ejafe  auä  Siols  ober 
}l)linbrifd)  aul  ©ifenbled).  Sin  häljcme«  g.  befiehl 
aul  Hauben  (laufein,  giafeftäbe),  langen, 
flaehen,  ettoal  gebogenen  $oljftüdcn  unb  Bäben,  bie 
balg,  unten  unb  oben  Berfd)l'cfeen,  inbem  fte  in  einen 
©infd)nitt  ber  Hauben  (Kimme,  ® argel)  eingefaljt 
Werben.  Ser  furje  Seil  ber  Hauben,  ber  über  bie  Bä- 
ben heroorftelit,  pcigt  ber  grofd).  ©ine  ber  Hauben 
enthält  bal  Spunblod)  jum  Süllen,  mit  einem  t)bl» 
jerncn  Stäpfel  (Spunb)  jum  Berfdflufe,  unb  einer 
ber  Bäben  nahe  am  Sianbe  bal  3aPfenlod),  bal 
mit  bem  Bobfe"  Berfd)loffen  tnirb  unb  jum  ©ntleeren 
bient.  Sic  gafebänber  (Steifen)  halten  beit  ganten 
Körper  jufammm  unb  werben  aul  jähem  H>oIj  (©ei- 
ben, tafeln,  Birfen,  gid)ten)  ober  au«  Banbeifen  Ber* 
fertigt.  3ur  fecrfteüung  ber  gäffer  Werben  Stämme 
»u  St  toben  Bon  ber  Sänge  ber  tauben  gleid)  ber  $öbe 
ber  gäjfer  jerfdjnitten  unb  atlbann  bie  Kloben  mit 
ber  Aft  unb  mit  ber  Spaltflinge  in  bünnere  Stüde 
gefpalten  unb  nach  bem  Xroduen  unb  Sortieren  auf 
ber  Sdjneibebant  mit  bem  Sehneibeuteffer  ju  Stauben 
ober  ju  Bobenbrettem  geformt  unb  bann  auf  einem 
langen  $obel,  ber  gugebanf,  geftrithen,  b.  h-  glatt  ge- 
hobelt. .sämtliche  ju  einem  g.  geljörenbcn  Hauben 
Werben  barauf  an  ein  fogen.  Sd)lagbanb  mit  Slam* 
ment  bidjt  aneinanber  ju  einem  ©ebinbe  aufgefegt. 
Mehrere  aufgefdhlagene  Steifen  halten  biel  jufammen. 
3um  3ufammcntreiben  ber  Stauben  in  bie  gafeform 
wirb  bal  ©ebinbe  über  geuet  erwännt,  bann  mitteil 
eine!  burd)  eine  ffiinbe  angcjoqenen  Seile«  jufanr* 
menge jogen  unb  burd)  aufgeithlagene  Steifen  anein- 
anber getrieben.  Stad)bem  fobann  bie  innere  glädje 
unb  bie  Sianber  bei  ©ebinbd  bearbeitet  fmb , reifet 
man  parallel  mit  ben  leptern  mit  einem  hohe  [artigen 
ffierljeug  (ffräfe),  bal  ein  fchmalel  Sd)neibei)en 
führt,  bte  Kimme  ein,  in  Welche  bie  Berjüngt  juge* 
febnipten  Siänber  ber  Bäben  emgefprenqt  Werben, 
über  bie  §erfteUung  ber  gäffer  mit  Mafcpine  f.  bei* 
folaenbe  Safel  mit  Sejt. 

©iferne  gäffer  beftehen  aul  einer  rtlinbnfcben 
3arae  Bon  Blcct)  unb  jdjwad)  gewälbten  Bäben.  Un- 
gefähr um  ein  Sriltel  ber  gafelängc  Bon  iebem  ßnbe 
entfernt  fipt  ein  Steifen  aul  T-ßifen,  auf  benen  bal 
g.  jugleid)  gerollt  wirb.  Man  fertigt  auch  eiferne 
gäffer  aul  Martinftahlbledj,  inbem  man  jwei  Hälften 
bei  gaffe«  ftaiijt  unb  bie  Stänber  fo  miteinanber  Ber* 
fdjnuljt,  bafe  bic9iabt  benfelbenBJiberftanb  befipt  wie 
bal  Stahlblech  felbit.  Bapierf  äffer  bienen  jum 
Aufbewabren  unb  Berfenben  Bon  Srogen,  ©bem>ta’ 
lien,  garben,  ©iern  ic.  3ut  Anfertigung  werben 
Bapptafeln  jblinbrifd)  gebogen  unb  an  ben  abgefd&räg* 
ten  ©nben  ju  einem  Sumpf  jufantntengelemit,  ber 
mit  Bäben  au«  H>olj  ober  Bappc  oerfehen  unb  burd) 
aufgejogene  Steifen  uerfteift  Wirb.  3um  galten  ber 


Bäben  loerben  an  jebem  ©nbe  bei  Stumpfe«  jwei  Stei- 
fen im  3nnem  belfelbcn  angebracht,  ober  ber  Stumpf 
wirb  aul  jwei  Sagen  gebilbet,  Bon  benen  bie  äuftere 
über  bie  innere  um  ein  fetüdnorfpnngt,  balaulreidpt, 
benSedel  unb  einen  Steifen  immunem  aufjunrijmen; 
ein  herumgefd)lagener  Steifen  fdiüpt  bie  Kanten  qegen 
fdpielle  3erftärung.  ©ine  erwünfehte  Ausbauchung 
erhält  ber  fertig  hergefleüte  Stumpf  jmifd)en  entfpre* 
efeenb  geformten  beifeen  SBaljen.  Man  leitet  auch  enb* 
lofel  igapier  Bon  einer  Breite  gleid)  ber  gafelängc 
burd)  einen  Srog  mit  Älebftofflöfung  unb  widelt  el 
unter  ftarfem  Hrud  auf  eine  }l)linbrifd)e  Salje.  ©ine 
Ausbauchung  erhält  ba«  g.  unter  ©rwärmunq  burd) 
hObraulifd)el  Ginpreffen  Bon  Maffer  in  einen  fid)  an- 
fipmiegenben  ff  au  tfd)  uff  ad.  2)al  ©infepen  ber  Bäben 
in  bie  mit  einer  Mafcbine  hergefteüten  Kimmen  unb 
bal  Auffdjlagen  ber  Steifen  BoIIenben  bal  g.,  bal 
jum  Sd)iip  gegen  bie  geudptigfeit  einen  Auftrieb  er* 
pält.  gür  gätfer  jum  Aufbewahren  Bon  glüjfigfeiten 
Werben  bie  Bappen  ober  ba«  Bapier  roafferbidjt  ge- 
mad)t.  All  bie  gräfeten  gäffer  finb  bal  fjeibelberger 
(735  hl)  unb  bal  1790  erbaute  g.  in  Subwiglburg 
(900  hl)  belaiint. 

^inrichtliihbcrBerechnungbelStauminhaltl 
ber  gäffer  ift  ju  bemerfen , bafe  jcbel  g.  annähernb 
all  ein  3plinber  berethnet  Werben  fann,  ber  mit  bem 
g.  gteidic  $>öbe  hat,  unb  beffen  Xurchmefier  gleid)  ift 
bem  brüten  leil  ber  Summe  oon  ber  cinfadjen  Boben* 
weite  unb  ber  hoppelten  Spunbtiefc.  ScrBielfad)t  man 
biefen  mittlern  fafeglei<f)en  $urd)meffer  mit  fiih  felbft, 
baöBrotmft  mit  ber  (jähe  (Hänge)  mal  0,78m  (=  'lut), 
fo  erhält  man  ben  gafeinpalt,  unb  jWar  in  Sitem, 
wenn  $urd)meffer  unb  Ipähe  in  Jejimetern  aulge* 
brildt  finb.  Bejeid)net  h bie  ^äpe  (Hänge)  beigaffe«, 
A bie  Spunbtiefe  (ben  gräfeten  Surdjmcjfer)  unb  a 
bie  BobenWeite  (ben  flcinften  3>ur djttieff er),  fo  ift  ber 

Siauminhalt  bd  gaffd  = — (fiambertl 

Sifierregel).  Siaih  einer  allgemein  gültigen  gor- 
mel  für  gäffer  mit  ftarf  ober  fchwad)  qefrüminten 
unb  geraben  Hauben  (bauchige  gäffer,  Bottiche,  Kü- 
bel ic.)  ift  bei  obiger  Bezeichnung  ber  Siauminhalt 
== '/«har  [(a-^-kp)'  + ,/J(kp),],  worin  p bie  Bogen* 
bähe  ber  gchütmuten  Hauben  ober  bie  halbe  Spipung 
bei  gaffe«  = Vt(A— a)  bebeutet.  Her  ffoeffijient  k 
ift  für  baudjige  gäffer  je  nad)  Aulbauchung  IV« — 
IV«,  für  ©efäfee  mit  geraben  Hauben  ift  k = 1 ju 


nehmen,  ©ine  geometrifche  Konftrultion  jur  Harftel* 
lung  ber  fafegletd)cn3htmbcrburehmeffer!egelftiimpf- 
förmiger  unb  bauchiger  gäffer  ift  folaenbe  (f.  Abbil* 
bung):  Man  trage  bie  Hänge  bei  grö)jteii  Hurd)iiief* 
ferl,  bej.  bie  Spunbtiefe  AC  unb  bie  beS  flcinften  Hurcb* 
mefjer«  ober  ber  Bobenweite  AD  auf  ber  ©eraben  AB 
Bon  A aul  ab,  halbiere  DC  (bie  Spipung)  in  H,  teile 
DH  in  btei  gleiche  Seile,  fd)lagc  mit  jWet  folchen  Sei- 
len DO  all  fealbmeffer  einen  valbfreil  DKE,  jiepe 
in  H unb  E Sentrechte  HK  unb  EF  ; erflere  fchneibet 
ben  öalblreii  in  K,  Berbinbe  A mit  K unb  Berlängere 
bil  F,  fo  ift  AK  ber  mittlere  Surtfemeffer  für  legel* 
ftuinpffämiige  ©efäfee  unb  AF  ber  fafegleidje  3hlinber* 
burdjmeffer  für  bauchige  gäffer.  ^at  ein  g.  ouale 
(eüiptifdjc)  Bäben,  fo  ift  beffen  Siauminhalt  = V«  h* 
(a-f-kp)  (b  + kp,),  worin  a bie  Bobenhöhe,  b bie 
Bobenbreite , h bie  fcöhe  (Hänge)  unb  p uub  p,  bie 


346 


5«6  — ga&fönede. 


halben  Spifyungen  art  bat  Splint»,  feej.  an  bat  Seiten- 1 
bauten  bezeichnen.  Bu«  einer  einzigen  Stntcnfion, 
btra  ©chrägmafi,  b.  6.  bor  innem  fdjrägenSänge  Bon 
ber  Mitle  beb  Spttnblod)e«  bi«  Mir  Sobenede,  tonn 
man  bengajjinbaU  feftv  leid)t  unofthncllfinben,  ttiemi 
man  bie  fedwfadje  itubifja^l  bc«  in  $e)tmetem  au«- 
gebrüdten  Ächrägmaße«  burd)  lOteiit  tUäfttbeiipielS- 
weife  ba«  Sdjrägntafs  90  cm  = 9 dm,  fo  ifi  ber  gajs 
tn|ali  = O,».#5  = 6.9.9.9:10  = 437  1.  §at  iae 
g.  analen  üueridmitt,  fo  ifl  ber  geiuitbeitc  gnljalt 
nach  mit  ber  'Bobenbreite  ja  Bermelfad) en  unb  ba« 
ßrgebni«  burd)  bie  Bobcm)öf)e  ju  teilen.  3llc  Be» 
ftimmung  bei  glüfftgteitämenge  in  nid«  ganj 
Bollen  runben  ober  ouaiett  güffetn  fiftftt  man  emen 
Bfa&fiab  bald)  ba«  Spunblod)  bcS  »ageredjt  liegen' 
ben  gaffeä  unb  mißt  bie  lid)te  Spunbtiefe  unb  glcid), 
jeitig  bie  liefe  ber  glüifigteit  )btc  üiafttiefe) ; bann 
cjamttelt  man,  wieBiel  ¥ro,;ent  bie  Sfaßtiefe  Bon  ber 
Spunbtiefe  beträgt,  inbemmanbie  100fad)e  Siajjtiere 
burth  bie  Spunbtiefe  teilt.  3)tefe  3abl  fudjt  man  in 
nad)ftel)cnber  inbelle  unter  N auf,  bie  zugehörige 
^cojentjabt  beb  ®efamtinf)alteä  unter  F,  Beroielfatfie 
mit  bettt  ganzen  gafjiubait  unb  teile  burd)  100,  fo 
erhält  man  bte  Menge  ber  nod)  im  g.  befiitblid)en 
giüjjtglcit. 

XabeOe  für  lelttuelfe  gefilmt  Sagerfäfler. 

(N  flnb  ‘Prozente  für  bie  Spunbliefe;  ¥ finb  ©rezente  für  ben 
defamlinfiaU.) 


N 

¥ 

N 

¥ 

N 

* 

N 

P 

1 

0,OB 

26 

19,6 

61 

61,  J 

76 

82,7 

2 

0,3« 

27 

20,7 

52 

52,8 

77 

83,8 

3 

0,60 

28 

21,9 

53 

54,0 

78 

84,0 

4 

0,83 

29 

2S,i 

54 

55,3 

79 

85,0 

5 

1,33 

30 

24,3 

55 

66,7 

80 

87,o 

6 

1,60 

3! 

25,6 

56 

57,« 

81 

68,o 

7 

2,18 

32 

26,7 

57 

59,3 

82 

89,o 

8 

2,76 

83 

28,0 

58 

60,6 

83 

89,0 

» 

3,40 

34 

29,3 

59 

01,o 

84 

90,o 

10 

4,00 

35 

30,4 

60 

63,i 

85 

91,8 

11 

4,83 

30 

81,7 

61 

64,6 

86 

92,7 

12 

5,80 

37 

32,9 

62 

65,7 

87 

93,0 

13 

6,44 

38 

34,3 

«8 

87el 

68 

94,4 

“ 

7,»1 

39 

35,6 

64 

68,3 

89 

95,4 

15 

8,io 

40 

36,0 

65 

89,0 

90 

95,0 

16 

9,06 

41 

88,1 

66 

70,8 

91 

96,0 

17 

10,1 

42 

39,5 

67 

72,0 

92 

97,3 

18 

11,0 

43 

40,7 

6S 

73,3 

93 

97,8 

1Ö 

12,0 

44 

42,1 

69 

74,8 

94 

98,4 

20 

13,o 

45 

48,3 

70 

75,8 

95 

98,8 

21 

14,1 

40 

44,7 

71 

76,» 

96 

99,1 

22 

15,1 

47 

46,0 

72 

78,1 

97 

»9,6 

M 

16,3 

48 

47,4 

73 

79,3 

98 

99,7 

24 

17,8 

49 

48,7 

74 

80,4 

09 

99-8 

25 

18,6 

50 

60,0 

75 

81,5 

100 

100 

% 

gl.  Barfufe, 

3>ie  5hmft  be«  Böttcher«  (9.  Slufl.  | 

«Hl.  vuiiup«  uv  11 1 1 1 1 HO?  yu.  C4UU- 

non  Sange, ©eim.  1894)',  VI.  Sebmibl,  $er  ©ruft- 
birUdjer  (’a.Vlufl..  glberf.  1897);  Sauer,  55>ie  rnedja- 


nifdie gafjfabrilation (TOünd).  1891) ; SR 0 m 4 1 orf  e r, 
Stab  öinber»  unb  BBIldjerbud)  (Seipj.  1893;  ßrijän- 
jungdbanb:  Malchinen  unb  ©erfieuge  berffliitberei, 
1895);  B o i fl  1 , gabrifation, Scre4nungunb®tfiercn 
ber  gäffer  (©eint.  1893).  inbellen  jur  Seflimtnung 
be«  gnf)alt3  ber  gäfier  Bon  ßonrabi  (Scrl.  1871), 
§ilbert  (Stutta.  1873),  ©etflenbergl  (Seim. 
1883),  Blum  (Sluttq.  1897)  u.  n, 

älteres  ipofslmaji  unb  nur  jeiiiseife  im  55>eut» 
Wen  SRcid)  eine  Slebenbejeichnung  be«  ^eltoliter«. 
411«  ©ctreibemaf)  Ijatte  ba«  g.  (Stert,  Behrt)  in 
SRedlenburg  »Schwerin  4 SRcgen  = 9,i»t  Sit.,  Bor 
ber  Berorbuung  Bom  7.  gebt.  1883  in  SRojtod  — 
10,oo7  unb  in  ©t*mar  = 9,57t  8. ; m Sübtd  gleid)- 


fall«  V«  Sdjeffel  = 8,67»  S. , für  Sjafer  unb  beim 
MarftBerlehr  = 9,87»  S.;  in  Hamburg  unb  Sltona 
9 finiten  = 52,734  £.,  aber  feit  'Mai  1844  gleich  bent 
preuf)if<ben  Steffel.  Sin  g.  (barrel)  anterilanijcht« 
'Mefll  wirb  = 89  kg  gerechnet-  Sur  SKcffmtg  Bon 
glüiiigteiteit  biente  ba«  g.: 


in 

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I©ranntmettt 

6 Än!er  .... 

218,961 

ßam&urg  . 

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7l/i  Sterfjlonnen  . 

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®a<$f«n  . . 

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2 ©irrtet .... 

392,04t 

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6 Zreöbener  «hawr 

404,17« 

Üeipjifl  bi« 
Oft.  1858 

(Sein  . . 

5 fieipiiger  * 

379,974 

Sptritu*  . . 

3 Zrtibcner  • 

202,0»« 

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2 »teilet .... 

520,14« 

Sägern  . . 

©ier  .... 

25  dtmer  ... 

1710,451 

f©i«  .... 
iiffein .... 

2 « .... 

10 

120,970 
565,#  i»3 

tarnen  . . 

überhaupt  . . 

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244,4«  l 

Cfemngaro 

SJein .... 

176  $albe  ... 

148,877 

drlau.  . . 

'Sein  ... 

3 ^Jre&b.  dtnter 

162,411 

Wttcj 

Sein  .... 

160  gälte  .... 

135,343 

ffflljliinb  . . 

©i«r,  ©ranntto. 

130  Strenter  Stoo)  . 

153,093 

gin  g.  (tonnean)  fron jäft Wen  ©ein«  unb  Brannt- 
wein« in  Hamburg  warb  zu  4 Crboit.  ba«  Seliger 
SpirituSfafi  gleich  bem  franjßfiftbcn  Crtmjt,  ba«  für 
oberungarifthe  ©eine  neben  bem  Üotaier  meift  ge» 
biaud)te©oncjerg.(Criginalfufe)  ju  128  preuj]ifd)en 
Cuart  gercthnel. 

gaffabc  (franj.  fa<;ade,  gronie),  bie  archilefto» 
nifth  geitaltete  Bujjcnfciie,  im  engem  Sinne  Sorbet- 
fette  eine«  ©ebäube«,  befonber«  »eint  biefcS  in  einer 
Slrafeenfluthl  ftebi. 
götiait,  SSineral,  f.  41ugtt,  3.  113. 
gaffatnl  (Bai  bi  gaffa),  oberfle  Stufe  be«  tont 
Bbifio  burdjftrbmtcn  Jäte«  in  ber  Bejirtob.  Sabalefe 
in  Sübtirol,  reidjt  bi«  'Äoena,  wo  baä  gleimfertal 
beginnt,  wirb  »on  bett  fd)roffen  ©»fein  bor  Sübtiro- 
ler  (gaffaner)  Dolomiten,  unb  jwar  nörblith  Born 
Sanglofel,  5ftiid)  uoit  ber  ©rufibe  ber  SRarmolata, 
weftiid)  Bon  ber  be»  Boiengarteu«  emaefthloffen  unb 
bilbet  einen  ®eritht«be}irf  mit  flehen  ©emeinben  unb 
uw)  4182  labtnifchen  gimuohnent,  C>au))tort  ift  ba« 
3>otf  Bigo  bt  g.  (1888  m)  mit  BejirlSgeridit  unb 
74»;  gimp.,  nbrbliih  baBon  liegt  ffamflitello 
(1463  in)  mit  632  gilt».  ®a«  tai  lit  berühmt  »egen 
feine«  SReidjtum«  an  Mineralien  unb  41u«gang«bn'nlt 
tahlteWer  Bergtouren  unb  god)übergitnge.  Bai. 
Brocchi,  MmeralogtWe  Bcfdjreibung  be«  Jalc* 
Bon  gaffa  (a.  b.  gtal. , Iresb.  1817). 
gaftbriitf  eit  (X  o n n e n b r ü d e n).f.  ffriegäbtüdetv 
gaftrijeu,  für  Blech  ein  Stajj  Bon  450  Blatt, 
gaff  ein,  f.  gafeoien. 

gitffcn,  milttär.  Kubbrud  für  Brot,  @e(b,  gu» 
rage  tc.  embfangen. 

gaftgclager,  BobenfaJ  au«  ©einftcm  unb  fieie, 
ber  ftd)  bei  ber  9fad)gftrtmg  m ffleinfäffem  bilbet. 
gaügcfehmact,  f.  ©ein. 
gatjfjl.ifut,  f.  Bed). 
gaffion,  f.  gatieren. 
gaffofl,  nubitche  Sanbfd)aft,  f.  gafofl. 
gait Olt,  f.  gatou. 
gnüpadfmafdiinc,  f.  Sartmafdjine. 
g nnmmBc,  foBiel  wie  Bierbruda»barat  (f.  b.). 
gaftiihRecfe^i  Dolumi  galea),  Borberliemer(Pro- 
sobrancliia,  f.  Sdjnedeu),  eine  bet  gröftten  2d)necfen 
be«  IKtttelmeer«.  mit  langem  Stüffel  unb  bünncm, 
bamhigent  öehiiufe  (f.  Xiflel  »ftquarium  I-,  gig.  6), 
beftjjt  große  Speichel brftfcit , au«  benen  eine  glitffig- 


[Zum  Artikel  Foü.] 


Faßfabrikationsmaschinen 


Mit  dem  Aufblühen  de#  Petroleumhandels  begin- 
nen 1800  in  Nordamerika  die  Versnobe  einer  fabrik- 
mäßigen Herstellung  von  Fässern , und  schon  1873 
fanden  die  für  diesen  Zweck  gehanten  Spezial  masc  hi  - 
nen  anf  der  Wiener  W clt- 
ansstellung  allgemeine 
Bewunderung.  Heute  l>o- 
1.  Daube.  stehen  anoh  in  Dentsch- 

land  viele  Fabriken,  die 
sehr  gute  Maschinen  zur  Krzcugnng  von  Fässern 
Inanen.  Die  im  folgenden  gegebenen  Beschreibungen 
l>eziehen  sich  anf  Konst ruktionstypen  der  Firma  An- 
Iht'u  u.  Söhne  in  Flensburg. 


ben  eine  Maschine,  bei  der  sie  ohne  Biegung  zwischen 
zwei  Schneidewerkzeugen  hindurehgeftihrt  werden, 
welche  die  Fuge  in  der  richtigen  Wölbung,  wie  sie 
dem  zugehörigen  Faßdurchmesser  und  der  jeweiligen 
Breite  der  Daube  entspricht , anschneiden , oder  man 
kocht  die  Danben  vorher  */* — */*  Stunde,  wodurch  sie  so 
geschmeidig  werden,  daß  sie  sich  leicht  biegen  lassen. 

Zur  Herstellung  der  Faßböden  benutzt  inan  ge- 
spaltene oder  gesägte  Bretter,  die  zugeschnitten  und 
auf  allen  vier  Flächen  durch  gewöhnliche  Abrichte* 
mnschinen  sauber  bearbeitet  und  durch  Leimen,  Dü- 
beln, durch  Drahtstifte  oder  durch  Nute  und  Feder 
miteinander  verbunden  werden.  I>iese  so  erhaltene 


2.  Dauben  hobelmaschino. 


Die  rohen,  durch  Spalten  oder  Sägen  aus  Eichen- 
stammen  gewonnenen  Dauben  des  Handels  werden 
zunächst  auf  der  Daubenkürxtäge  von  zwei  v erstell - 
laircn  Krei»sügeblättvru  auf  die  richtige  läinge  ge- 
bracht uud  dann  an  ihren  Breitseiten  glatt 
gehobelt.  Die  Dauben  der  Bierfässer,  oft 
auch  die  der  Wein-  und  Spritfässer,  werden 
iu  der  Mitte  dünner  bearbeitet  als  an  den 
Enden  (Fig.  1 ),  teils  um  das  Biegen  zu  er- 
leichtern und  das  Brechen  tunlichst  zu 
verhüten,  teils  auch  um 
die  Kopfenden  des  Fas- 
ses gegen  Stöße  auf  dem 
Transport  widerstands- 
fähiger zu  machen  und 
um  zum  Einselmeiden 
der  Kimme  mehr  Holz 
zu  behalten.  Auf  der  Dau- 
benhobclniascliiue  (Fig. 

2)  werden  die  Dauben 
durch  zwei  endlose  Ketten  zwischen  zwei  Walzen- 
hobeln durchgeschoben  und  behobelt. 

Die  Bearbeitung  der  beiden  schmalen  Seitenflächen 
der  Dauben,  mit  denen  sie  sich  beim  Zuaammenfügen 
des  Fasses  berühren,  geschieht  auf  der  Daubmßige- 
vuuehine,  bei  der  die  Schneidewerkzeuge,  bez.  die 
Messerschneiden  in  einer  glatt  abgedrehten  rotieren- 
den Scheibe  befestigt  sind.  Die  durch  Hebeldruck 
in  die  richtige  Form  gebogene  Danhc  wird  auf  einem 
um  die  Mittelachse  schwingenden  Bügel  mittels 
Klemmvorrichtung  festgehalten.  Starke  Danben,  z.  B. 
solche  für  Bierfässer,  lassen  sich  nicht  ohne  weiteres 
biegen  und  können  deshalb  nicht  auf  dieser  Maschine 
gefügt  werden.  Man  benntzt  deshalb  für  diese  Dau- 


3.  Bodcnrandschneldemaachlne. 

find  liehe  Konkav  säge,  deren  Form  jener  eines  aufge- 
spannten Schirmes  ähnelt,  sie  rund  sägt  und  eine  ro- 
tierende Fräse  die  Ränder  ahsrhragt. 


I rohe  Bodenplatte  wird  auf  der  Bodenrundschneide- 
nioschinef/'Y^.JJ  zwischen  eine  glatte  und  eine  sogen, 
i Pikenscheibe  eingespannt  und  in  Rotation  versetzt, 
während  eine  ebenfalls  in  drehender  Bewegung  be- 


Mtytr»  Kon v.  - Ltxikon , €■  Anß~ , Btilag «. 


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Fa&fabrikationsmaschinen. 


Pie  eisernen  Reifen  werden  aus  Bandeisen  auf  einer 
ßiegmoschine  gebogen  und  durch  Niete  zusammen- 
gefügt.  Das  Zusammen  setzen  der  genannten  Teile  er- 


folgt unter  Zuhilfenahme  von  Aufsetzfornien  (b  \g  4), 
in  denen  zwei  provisorische  Keifen  die  Dauben  Zu- 
sammenhalten, mittels  einer  Faßtrinde,  welche  die 
durch  Dämpfen  oder  offenes  Feuer 
genügend  geschmeidig  gemachten 
Dauben  zusammcnholt,  sodaD  alle 
Daul>en  dicht  aneinander  schlie- 
ßen. Die  Faßwindc  ist  ein  Arbeits- 
tisch, der  zum  Umschlingen  eines 
Hanfseils  um  das  Gebinde  und  zum 
festen  Anziehen  desselben  entspre- 
chend eingerichtet  ist.  Für  starke 
4.  Aufaetzform.  Fässer  wird  eine  Maschinenwinde 
angewendet,  die  mit  einem  Draht- 
seil arbeitet.  Auf  das  oberste  Ende  des  zusammen- 
gezogenen Fasses  wird  ein  Arbeitsreifen  und,  nach- 
dem das  Seil  abgelegt  worden  ist,  ein  zweiter  als 
Halsreifen  gelegt.  Alsdann  kommt  das  Faß  auf 
die  ReifcnauftreibuMMchiBe.  Diese  Maschine  hat 
sechs  starke  Haken,  die  über  eine  Platte,  auf  die 
das  Faß  gestellt  wird,  hinausragen.  Vermittelst 


&.  Relfenauftrelbmasohioo. 


einer  eigenartigen  Verbindung  unter  sich  kennen 
sämtliche  Haken  gleichmäßig  aus-  oder  gegenein- 
ander gestellt  werden  und  liegen  deshalb  fest  gegen 
den  Faßkörper  an.  Durch  eine  starke,  unter  der 
Platte  befindliche  und  durch  Friktionsgetriebe  ange- 
triebene Schraubenspindel  oder  hydraulische  Presse 
werden  die  Haken  heruntergezogen,  wobei  sie  mit 
ihren  über  den  Arbeitsreifen  greifenden  Klauen  den- 
selben kräftig  über  den  Faßkörper  ziehen.  Fig.  6 
zeigt  eine  derartige  hydraulisch  betriebene  Maschine, 
bei  der  die  Haken,  von  dem  Kopf  der  Maschine  her- 
abhängend, sich  mit  ihren  Klauen  gegen  die  Keifen 


stemmen,  während  das  Faß  gehoben  wird.  Diese 
Maschine  wird  auch  doppeltwirkend  gebaut,  indem 
andre,  von  unten  ansteigende  Haken  gleichzeitig 
gegen  die  untern  Reifen  wirken.  In  größem  Anlagen 
mit  Massenherstellung  dichter  Fässer  benutzt  man 
eine  Iteifcnanziehniaachine,  die  gleichzeitig  die  Ar- 
l>eit  der  Faüwinde  und  der  Itcifenauftreihmaschine 
verrichtet  (Fig.  6).  Der  aufgesetzte  Fußkörper  wird 
dabei  auf  eine  Plattform,  die  durch  starke  Kurbel- 
Übersetzung  oder  durch  hydraulischen  Druck  nach 
ol>en  bewegt  wird,  gestellt  und  preßt  dadurch  das 
Faß  in  eine  ihm  entsprechende  konische  Form,  in 
die  vorher  die  Arbeitsreifen  eingelegt  worden  sind. 
Sobald  die  zweiteilige  Form  geöffnet  ist,  kann  das 
Faß  leicht  herausgenommen  werden.  Nachdem  die 
Arbeitsreifen  mittels  der  beschriebenen  Reifantreiber 
fest  aufgezogen  sind,  muß  in  den  meisten  Fällen,  wenn 
die  Fässer  gekocht  oder  gedämpft  worden  sind , ein 
Nachtrocknen  derselben  vorgenommen  werden. 


G.  Kolfon ansieh  in «iirbi ne. 


Das  so  weit  fertige  Faß  bringt  man  auf  die  Kriiat - 
nuuchinr,  die  den  Faßrand  aushol  >clt  und  in  kurzem 
Abstand  von  demsell»en  im  Faßinnern  eine  rings- 
herum gehende  Nut,  die  Kröse,  Kimme  oderGargcl, 
cindreht,  in  die  dann  der  Boden  eingesetzt  wird. 
Diese  Maschinen  wenlen  auch  doppeltwirkend  gebaut, 
ho  daß  Bie  gleichzeitig  beide  Kimmen  einschneiden. 
Die  Böden  werden  mit  der  Hand  eingesetzt  und 
dann  namentlich  die  aus  gespaltenem  Holz  herge- 
stellten Bier-,  Sprit-  und  Weinfässer  auf  ihrer  Ober- 
Hache  geglättet.  Man  benutzt  dazu  Faßabhobclma- 
achinen,  auf  denen  das  Faß  zwischen  zwei  Klemm- 
schrauben cingespannt  und  in  Rotation  versetzt  wird. 
Der  Arbeiter  hält  dabei  einen  Hobel  mit  hohl  aus- 
gearbeiteter Sohle  gegen  die  Wandung  des  Fasses, 
die  auf  diese  Weise  schnell  und  sauber  abgehobelt 
wird.  Zuletzt  wird  das  Spundloch  mittels  einer 
Bohrmaschine  eingebohrt,  die  eine  der  Größe  des 
Spundloches  entsprechende  Fräse  mit  Zentrumbohrer 
trägt.  Mit  einem  Satz  der  beschriebenen  Maschinen 
ist  man  im  stände,  100 — 120  starke  Fässer  oder  250 
Packfässer  täglich  fertigzustellen.  Die  nützlichsten 
dieser  Maschinen  würden  auch  im  Kleingewerbe  ver- 
wendbar sein  und  dasselbe  im  Konkurrenzkampf  mit 
der  Großindustrie  wesentlich  stärken. 


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347 


gafjfkuer 

(eit  jur  Scrtcibigung  Weit  in  ©irrige  (bi?  100  g)  fort« 
gefpriftt  werben  fann;  biefe  ift  ftarf  äBenber  ©atur, 
benn  fie  foü  freie  Scpwefelfäure  (bteünalflfen  fcpwan» 
ten  jwifepen  2,7  unb  4,bb  ©roj.)  unb  freie  Snljjäure 
(0,26  — 0,4  ©roj.)  enthalten.  Set) wer  oerftänblicp  ift 
babei,  wie  biefe  fo  ftarf  jaure  glüffigfeit  in  ber  trüfe 
ohne  esepaben  Derweilen  tonn,  ilpulid)  uerfjätt  ftd)  ber 
Speichel  »on  Cassis,  Tritonium,  Pleurobranclius  ic. ; 
er  foU  oon  ben  Scpneden  jur  v>]erftbruiig  ber  Kalt» 
teile  ber  ipnen  jur  ©aprung  bienenben  Stachelhäu- 
ter »erwenbet  werben.  2>en  Said)  ber  g.  f.  auf  tafel 
»Sdmeden  I«,  gig.  17. 

graftfteucr,  eine  Sonn  bec  ©ierfteuer  (f.  b.,  3). 

gafjtoune,  f.  Scejeicpen. 

ffafiung,  f.  Ebclfteine,  S.  372. 

gdftage  (Safttage),  f.  Suftage. 

Saftelabcnb,  f.  gaftnadft. 

Soften,  im  allgemeinen  bie  Enthaltung  oon  91ab« 
rungämitteln  wäpreitb  einer  gewiffen  3eit,  im  befon* 
bem  nad)  bem  lird)ltd)en  Sprachgebrauch  entweber 
bie  gänjlicpe  Enthaltung  wäbrenb  eine?  tage?  (jeja- 
niurn  ol  vespera  ad  vesperam)  ober  bie  Enthaltung 
oon  gleifctipcifen  (abstinentia).  $a?  3-  fpielt  in  ber 
(iSefcpicpte  ber  ©cligion  eine  wichtige  ©olle,  teil?  al? 
Übung  ber  Enipaltfainfeil  unb  Entfinnlicpung,  teil? 
al?  görberungämittel  ber  Elftafe  unb  ©egeifterung, 
teil?  al?  'Vorbereitung  ju  großen  Entfcftlüffen  unb 
taten,  teil?  al?  3<t<Pfn  bei  trauer,  teil?  enblith  al? 
ein  an  f«h  gute?  unb  Oerbienfllidje?,  weil  ben  Fimmel 
erweithenbe?  Aoerf.  ©efonber?  im  SRorgenlanb,  wo 
längere  Enthaltung  Oon  Speifen  wegen  be?  Klima? 
weniger  befcpwerlicp  ift  al?  bei  un?,  ftnbet  fuh  ba?  g. 
al?  uralter  ©ebraudi,  ber  ben  ©leuftpen  ben  IBöttent 
näfter  bringt.  ©erjicptleiftung  auf  ben  ©enuft  be? 
gleifcpe?  unb  beraufdjenber  ©etriinle  gehört  al?  ein 
Stüd  ber  ben  SRenfcpen  bem  Ärei?lauf  ber  öeburten 
entreiftenben  unb  oergöttemben2l?fefe  ebenfo  wefent* 
lid)  jur  brahmani|d)en  wie  jur  bubbhiftifihcu 
.'Religion,  tiluep  war,  Wie  fepon  ijerobot  Weift,  ba?  g. 
in  ©gflpten,  bem  Stammlanb  fo  oicler  religiöfer 
©ebräuepe  unb  ©orfteUungen  be?  ©Itertunt?,  im 
Schwange.  Sie  altägflptifcpe  Seligion  felbfl  fleht  frei- 
lich ber  21?fefe  fern,  unb  ooUenb?  für  bie  pofitioe 
Sepäftung  irbifeper  2ebcn?güter  unb  für  ben  nücpter» 
nen  ©eati?mu?  ber  ©eliaion  ^oroafter?  ift  e?  be» 
jeiepnenb , baft  hier  ba?  3.  leine  folche  Stätte  im  re» 
ligiöfen  tun  gewonnen  hat.  3n  ber  Säelt  ber  ® rie» 
dien  unb  ©bin  er  finben  ftd)  nur  ganj  oereinjelte, 
mit  ben  a?!etifd)en  Neigungen  ber  ftelleniftifcben  .»feit 
jufammeuhängenbe  ©ctipielc  bafür,  wie  ba?  ber  ©fl« 
thagoreer,  bie  jWar  ba?  gleifcp  nid)t  ganj  mieben, 
oorjug?weiie  aber  oon  fconig,  ©rot  unb  SSaffer  leb- 
ten. Vlud)  ber  religiöfen  ©raji?  ber3?raeliten  ift 
ba?  3-  trft  im  Saufe  ber  .«feiten  eingeimpft  worben, 
unb  jwar  al?2lu?bcudbcr » Demütigung ■.  SSäf)rcitb 
bie  prieflerlicpe  ©efeftgebung  ba?  3-  nur  für  ben  3aH 
be?  Serföhnungäfefte?  (3.  JJiof.  16,  29.  31 ; 23,  27. 
32)  oorftept,  gewann  e?  im  phanfäifdien  3ubentum, 
ba?  jwei  Safttage  in  ber  33oche  (SÄontag  unb  ton» 
nerbtag) Jennt , halb  neben  ®ebet  unb  tätmofen  ben 
Sert  eine?  guten  unb  Oerbienftticpen  Serie?  (Sul. 
18,  12).  Ser  jübiftpe  Kalenber  fteHle  Safttage  al? 
Erinnerungen  an  nationale  Unglüd?jeitcn  au),  unb 
enblith  brachte  ber  talmub  Sflflem  unb  ©ietpobe  in 
bas  3-  Später  unterfchieb  man  ganje  unb  halbe 
Safttage;  bei  erftem  währt  bie  gänjliebe  Enthaltung 
oon  Speife  unb  trän!  Dom  '.'Inbruch  be?  tage?  bi?  juitt 
rinbrud)  ber  ©acht  (bem  Sicfttbarwerben  ber  Sterne), 
nur  am  ©erföpnungetag  oon  ©benb  bi?  ©benb. 


— gaftett. 

3n  ©nlehnung  an  bie  jübiftpe  Sitte  hat  fiep  trop 
3efu  grunbjäplici)  ablepnenber  Haltung  (ÜJiatttj.  6, 
16—18;  9,  14—17)  ba?  epriftliepe  g.  entwidelt, 
boep  fo,  baft  fdjou  in  ber  älteften  .«feit,  wie  bie  ©or» 
idjrift  ber  »ftpoftelfepre«  (f.  b.)  beweift,  bie  jübifehen 
tage  burch  SRittWoep  unb  greitag  erfept  würben,  täefe 
tage  bejeiebnete  man  fpäter  al?  Btatioues  (»ffiadft» 
tage«)  unb  begrünbete  fie  au?  ber  2eibenSgefd)id)te 
Eprifti  ('IRittwocp:  tag  ber  ©efangennabtne;  grei- 
tag:  tobePtag).  ©efaftet  Würbe  bi?  3 Upr  mittag? 
(semijejumum).  Die  griecpifcpeKircpe  pat  an  biefen 
tagen  feflgepalten,  Wäprenb  bie  römifepe  ben  Sonn» 
abenb  al?  Safttag  aufnapm  unb  ben  URittwocp  fallen 
lieft,  ©eben  bem  ©oepenfaften  ift  bie  fpejiftfdp  eprift» 
liehe  Sitte  be?  gaften?  oot  Oftern  fepon  früpjeitig 
entftanben,  wobei  au?  SBlattp.  9,  15  bie  ©flicht  ab- 
geleitet würbe,  bie  403tunben  ber  StrabeSrupe  Eprifti 
burd)  g.  au?jujeiepnen.  tarau?  wieber  entwidelte 
iiep,  niept  oor  beni4. 3aprp. nad)wei?bar,  imTlnfchiuft 
an  URattp.  4,  2 (2.  SRof.  34,  28;  1.  Sön.  19,  8)  bie 
grofte  40tägige  gaftenjeit  oor  Oftern  (Cuabrage  fi- 
rn a I f a ft  e n ; Jejunium  quadragesiinale),  bereit  ?(n» 
fang  fiep  mbergriccpifcpenf'JRontagnachSejagefimä) 
uub  in  ber  lateiniiepen  (©fdiennittwocp)  Srircpe  Der» 
fepieben  feftftetlte.  ©gl.Sinjenmapr,  Entwidelung 
ber  lircpliipen  gaftenbisjiplin  bi?  jum  Sfonjil  oon 
'Ricäa  (SRiincp.  1877);  gunl,  tie  Entwidelung  be? 
Ofterfaften?  (in  ben  »Ütircpengefipicptlicpen  ©bpanb» 
lungen«,  öb.  1,  ©aberb.  1897). 

3nbergrieepifepen Äirdie bübeten  fiep  fpäter  oier 
grofte  gaftenjeiten  au?:  ba?  Ofterfaften,  ba?  ©e« 
ter?faften,  Dom  Sonntag  nach  trinitati?  bi?  jum 
©eter»©aul?tag  (29.  3uni),  ba?  SRarienfaften  al? 
©orbereitung  auf  ben  tag  ber  ©immelfapi  t 'Ifiunä 
(baper  S)immelfaprt?faften)  Dom  1. — 14.  ©ug. 
unb  ba?  Ilboe ntsfaften,  oom  15.  ©oo.  (bem  tage 
uaep  bem  gefte  be?  ©poftel?  ©pilippu?,  bapet  ©hi» 
Iipp?faften)  bi?  jum  24.  tej.  ©uep  bie  latefnifcpe 
iticdie  fannte  ein  mit  bem  Sonntag  nad)  Siartini 
(11.  ©oo.;  baper  3Rartin?faften)  beginnenbe? dlb» 
oentsfaften,  ba?  fpäter  halb  5,  balb  nur  4 ©üoepen  oor 
'Seipnacpten  wäprte  (f.  Plboent).  t)ie  wieptigften  g. 
ber  heutigen  rö'mifcpenSKrcpermb:  bie  gaftenjeit 
oor  Oftern  (f.  oben),  für  beren  geier  in  ber  ©eget 
einebefonberebifcpöflicpe©erorbiiung(f.gaftenhriefe) 
erlaffen  wirb,  bie  Cuatemberfaften  (f.  Üuatember); 
bie  ©igilien  ober  bie  tage  unmittelbar  oor  ben 
großen  geften  (heilige  Vlbenbe);  aUe  greitage  be? 
gapre?,  wenn  niept  ba?  Epriftfeft  auf  einen  fällt,  tter 
Sonnabenb  wirb  praftifcp  al?  ffafttag  niept  mehr  be- 
obachtet. 

3n  ber  grieepifdpen  Kirche  werben  bie  g.  noep  heute 
mit  grofter  Strenge  gepalten.  SJäprenb  ber  Öfter» 
faften  ftnb  nad)  ber  erften  Soepe  (f.  ©utterwoepe)  nur 
©lepl»  unb  ©flanjenjpeifen,  in  ben  brei  legten  tagen 
berÄartood)enur©rot  unb ©Jaffer  erlaubt,  tagegen 
erfuhr  bie  abcnbliinbifcpe  ©raji?  fepon  im  fpätem 
SRitlelalter  eine  bebeutenbe  fioderung,  inbeut  bie 
eigentlichen  Safttage  ju  bloften  ©bjtinen  (tagen  perüb- 
gebrüdt,  bie  ©bftinenj  (f.  b.)  auf  bie  idbweienpeit  be? 
gleifcpea  befd)räntt  unb  fämtlicpegifcpe  mit  Einfcptuft 
be?  gifepotter?  al?  ©icptfleifcp  bepaubelt  würben.  Slaju 
fam  ba?  jum  ©eepte  ber  3uri?biftion  gepörenbe  Sfl» 
ftempcipftIicperunbbifcpöflicpergaftenbi?penfationen. 
S.  öutterbriefe.  Strenger  unb  häufiger  ftnb  bie  g. 
in  ben  Klöftem,  unb  manepe  Orben,  wie  j.  8.  bie 
Sartäufer,  genießen  ba?  ganje  3»pr  pinburep  bloft 
©egetabilien.  3n  ber  proteftantifepen  .ftirepe  pat 
fup  eine  gewiffe  gaftenpraji?  al?  »feine  äufterliipf 


348 


$aflen6rejel 

3u<ftt«  bis  gegen  beS  183aprper6alten.  Einen 
gewiffen  Erfaß  bieten  bie  ©uß-  unb  ©ettage  (f.  ©uß* 
tage),  obwobt  an  innert  bte  Enthaltung  bon  Peftimm- 
teit  Speifen  unb  ffletränfen  niept  geübt  wirb. 

Wud)  bei  ben  K o b a m nt  e b a n e r n ift  baS  g.  (arab. 
sanm , perf.  roza)  alS  ein  ‘Wittel  jur  Sinbentng  ber 
Sünbc  eine  retigiöfe  Sapung.  SaS  g.  wäprenb  ber 
30  läge  beS  KonatS  Warna  fan  (Pon  Sonnenauf- 
gang bi8  Sonnenuntergang)  ift  im  Storan  (Sure  2, 
180)  fetbft  Dorgefeprieben  unb  bnpet  für  aüeKopam- 
mebaner  obligatorifep.  3«  3nbim  unterfepetben  fiep 
heute  bie  Darf  i bon  ben  ite  umgebenben  Kopamme* 
banern  unb  ipinbu  fepr  bemerfbar  burep  Wicptfaften. 
28ic  bei  ipnen  ber  ©runbfaß  perrfept,  baft  bem  Sleibe 
fein  Weept  werben  ntüffe,  im  übrigen  aber  ber  3üted 
De$  SebenS  in  ber  Arbeit  gefuept  wirb,  fo  fpriept  fiep 
umgeleprt  in  bem  gaftengebot  bon  borperein  ein  be- 
3eiebnenbcSKißtrauen  bejügtiep  ber©ereinbar!eit  ber 
griffigen  unb  ber  leibliepen,  ber  religiöfen  unb  ber 
profanen  3wede  beS  SDafeinS  auS,  unb  iitfofem  bilbet 
bae  g.  einen  fiepent  Kaßftab  für  bie  etpifepe  ®runb- 
anttept  einer  Äieligton. 
graftenbrejet,  f.  ©rejel. 
gaitenbriefe  (Kanbate,  ©atente),  bie  bffent- 
liepen  Ulusfeptetben,  welepe  bie  ©ilcpBfe  bor  ben  Gua- 
bragcfimalfaften  an  bie  ©laubigen  erlaffen,  uni  ben- 
felbeit  bie  jeweilen  geftatteten  Kilberungen  beS  boU- 
tommeiten  gaftenS  anjujeigen. 

gaftenprebigten,  bie  m ber  fatpolifipen  Strebe 
Wäprenb  ber  gaftenjeit  gepaltenen  auperorbentlibpen 
©otteSbicnfte,  in  benen  befonber»  begabte  ©rebiger 
anftreten.  Sielfaep  Werben  auep  in  ber  tutperifepen 
Äirepe  wäprenb  biefer  3eit  befonbere,  ber©etratptung 
ber  CeibenSgefcpicpte  geweipte  ©otteSbicnfte  gepalten. 

gfaftcnratp,  3opanne8,  Scpriftftcller,  geb.  3. 
Kai  1839  in  SRemfcpeib,  ftubierte  in  ©onn,  ipeibel- 
berg,  Küncpen,  Serlin  unb  ©ans  bie  Wccpte,  Würbe 
©uSluttator  infiöln,  gab  oberhalb  bie  juribifcpeSauf- 
bapn  auf  unb  lebt  feitbem  in  Köln  auflltplieplicp  lite- 
rarifepen  Arbeiten.  1864  oerweilte  er  »ier  Konnte  in 
Spanien,  wo  ipn  2anb  unb  ©olf,  ©efipiipte  unb  Site- 
ratur  mit  ©egeifterung  erfüllten.  Er  überfeßte  3>on 
3uan  SianaS  Suitfptel  »Wejept  gegen  Scpwteger- 
mütter«  ins  Seutfcpe  (2.  7tufl.,  ©erl.  1872)  unb  lie- 
ferte in  einer  Wcipe  Pon  ©ebieptfammlungen  frei 
naepbilbenbe  Übertragungen  alt-  unb  neufpanifiper 
Sichtungen:  »Ein  fpanifeperWoman»enftrauß«(Seipj. 
1866),  »Stlänge  aus  ©nbaluften«  (baf.  1866),  *3)te 
Säunber  SeDiünS«  (baf.  1867),  »ipefperifdje  ©tüten« 
(baf.  1869),  »Immortellen  auSSolebo«  (baf.  1869), 
benen  fitpipätcr»S!a«©U(p  meinerfpanifipengreunbe* 
(baf.  1871,  2 ©be.)  unb  »Stimmen  ber  SBeipnacpt«, 
Sieber  natp  S.  SRuij?lguilera  (baf.  1880),  anfdploffen. 
Slicfe  Sieptungen  trugen  g.  bei  feiner  , (Weiten  Weife 
natp  Spanien  1869  große  ßluSjeicpnungm  ein.  1870 
gab  er  STiegS-  unb  Siegeslieber:  -Uten  beutftpen gel- 
ben Pon  1870«  (6.  Stuft. , Seipj.  1871),  perauS.  3n 
fpanifeper  Spraipe  erfepienen  son  ipm  »Pasionarias 
de  un  Aleman-EapaHol«  (1872),  eine  ©eftpreibung 
beS  Oberammcrgauer  ©affionSfpielS,  unb  »La  Wal- 
halla y las  glonaa  de  Alemania«  (1872ff.,  6 8be.), 
eine  ©aterie  peroorragenber  beutfeper  Känner  oon 
Slrmin  bis  Stauer  ffitlpelm.  Woep  oeröffenllidtte  er: 
»Kalberon  be  la  ©arca«  (Seipj.  1881)  unb  • Kälber on 
in  Spanien«  (baf.  1882);  »®on  ipotpjrit  juSoepjeit 
Sieber  aus  fonnigen  Jagen«  (fflien  1883);  »fflrana- 
binifepe  Elegien«  (Seipj.  1886);  »5>ie  jWölf  ©Ifonfos 
Bon  Raftilicn«,  piftonfeper  WomanjenjpfluS  (baf. 
1887);  »Satalanifepe  SrouPaboure  ber  ©egenwart« 


— Fasti. 

(baf.  1890);  »Figurea  de  l’Allemagne  contempo- 
raine«,  gefammelte  ‘Buffäge  in  fremben  3eitfd)riften 
(©ar.  1887);  »Kpriftopp  KoütmbuS.  Stubien  jur4. 
Kentenarfeier  ic.«  (jreSb.  1895).  Enblid)  noep  über- 
feßungen  meprerer  Sramen  natp  Eepegarap;  Sa 
laguerS  Srilogie  -Sie  ©brenäen«  (Setpj-  1892); 
»Sulper  im  Spiegel  fpanifeper  ©oefte.  ©ruber  Kar- 
tinS  ©ifton«  (nadj  ffiaSpar  Jiunej  be  Wrce,  2.  ?lufl., 
baf.  1881);  Sufifpiele  bon  ©reton  be  IoS  SierreroS 
(SreSb.  1897)  unb  3oniHaS  »Son  Jjuan  Senorio« 
(baf.  1898).  2Iuf  feine  Anregung  pin  werben  in  Stbln 
feit  1899  »©lumenfpiele«  gefeiert. 

_ gaftentuip  (^ungertuep),  einjeppiep  ober  ein 
Stiid  bemalter  Seinwanb,  bie  epebem  in  fatpolifepen 
Kirchen  wäprenb  ber  gaftenjeit  als  Erinnerung  an 
benlcmpeluorpaitg  in3entfalem  jurSerpüllung  beS 
JPreujeS  oor  bem  nltar  aufgepäitgi  würben.  Ein  g. 
aus  Dem  3flpre  1472  mit  90  btbliftpen  Silbern  be- 
finbet  ft<p  im  ‘WliertumSmufeum  ju  SreSben,  ein 
ebenfalls  aus  bem  15.  3aprp.  ftannnenbeS  unb  eines 
oon  1530,  beibe  auep  mit  Sarftcllungen  aus  bem  S1 
ten  unb  Weuen  Jeftament  geftpmüdt,  im  Scpweijcri- 
fepen  SanbeSgewerbemufeum  ju  3üritp. 

goftgaUfact  (fefte  ©alione),  fcpneüeS  Scpiff. 

Fasti  (lat-,  Dies  f.),  bei  ben  Wörnern  Diejenigen 
Sage,  an  benen  bie  Somapnte  gericptlicper  unb  über- 
haupt öffentlicher  Serpaitblungen  geftattel  war  (im 
©egenfa p ju  ben  nefasti , an  beiten  Dergleichen  Der* 
boten  War);  bann  baS  ©erjeicpntS  biefer  Sage.  Se|- 
tereS  war  für  baS  gattje  B)fcntlicpe  Beben  bon  fBitp- 
tigfeit,  befanb  fiep  aber  lange  3eit  nur  in  ben  Siänben 
ber  ©atrijier  (als  ©ontiftceS) , bie  borauS  manchen 
©orteil  ju  jiepen  wußten.  3"  ber  golge  würbe  baS 
©erjeicpniS  erweitert , woburep  bie  F.  bie  gornt  unb 
©ebeutung  unfrer  Salcnber  gewarnten.  Seit  Ein- 
führung Der  3ulianifcpcn  3eitrecpnung  würben  fie 
bann  oiclfacp  auf  Stein  emgegraben  unb  öffentlich 
anfgefleüt  Solcpe  in  Stein  gegrabene  F.  papen  fiep 
in  großem  unb  fleinem  ©rucpfiüden  erpatten,  bie 
fämtlicp  im  1.  ©anboon  Wommfcns  »Corpua  inacrip- 
tionum  latinarum«  (©erl.  1863)  aPgebmcft  unb  er- 
läutert finb.  Sie  wieptigften  fhtb:  baS  Calendarium 
Maffeianum  (Don  bem  erfien  Sefipcr  Kaffei  fo  ge- 
nannt), faft  über  aUeSage  beS  3apreS  (auep  in  Dreflis 
■Collectio  inscriptionum«  abgebrurft);  baS  Calen- 
darium Praeneatinum  beS  SerriuS  glaccuS,  bie  Ko 
nate  3anuar  bis  Elprrl  unb  Sejember  entpaltenb  (1770 
ju ©ränefte [©aleftrina]  entbedt,  juerft  prSg.  non  gog- 
gini,  Wom  1779;  auep  bei  Dreüi)  ; baS  Calendarium 
Vaticamim  (Kär  j,  Steril,  ©unuft).  Venuamum  (Kai, 
3uni),  Eaquilinum  (Kai  unb  jjuni) , P’arneaianum 
(gebruar  unb  Kar»)  u.  a.  (fämllicp  auep  bei  Dreüi). 
Vluep  jwei  Doüfiänbige  Äalenber,  ein  amtlieper  aus 
bem  4.  3<^4-  n-  gefeprieben  Don  g.  Sionpßus 
©ptlocaluS,  fowie  eine  ebriftliepe  Umarbeitung  beS 
amtliepen  ftalenberS  Don  ©olemiuS  SplDiuS,  ßnb  er- 
hallen (beibe  bei  Kommfen  abgebrueft).  — Eine  britte 
Slrt  Don  F.  Waren  enbliep  biejenigm , bie  auf  Stein* 
tafeln  eingegrabene  ©erjeiepniffe  Der  pöpem  StaalS- 
beamten  3apr  um  3apr  enipielten,  alfo  beqÄonfuln. 
ber  3enforen,  ber  Siftatoren  unb  her  Magistri  cqui- 
tum  (F.  conaulares),  ferner  ber  in  jebem  3“pre  ge- 
palltnm  Sriumppe  (F.  triumphalea)  unb  ber  jeweili- 
gen ©rieftet  (F.  aacerdotales).  Sluep  Don  F.  biefer 
Vlrt  finb  Sruepftüefe  auf  unS  gcrontmen.  unter  benen 
bie  F.  ewpitolini  (im  16.  unb  19. 3aprp.  ju  Wom  in 
ber  Wäpe  beä  gorumS  auSgearaben  unb  naep  iprem 
jepigen  ‘älufbewapnmgSort , bem  Kapitol,  benannt) 
weitaus  bte  wicptigflenfmb  (prSg.  bon  ©orgpefe,  Kail. 


349 


goftibiöä  — gatate. 

1818ff.,  2 ©be.).  Einen  ©bbrud  berfclbm  beforgten  I formen  wir  im  15.3ahrp.  bie  Sitte  brr  S-  ti  ad)  Weifen, 
©aiter  (3ür-  1838)  unb  §m.jen  im  »Corpus  inscrip-  boep  war  bie  7t  rt  ber  jjnfjottmmg  nicht  überall  bie» 
tionum  latinarum«,  ©b.  1 (2.  Stuft-,  Ctrl.  1893  ff-)-  felbe  Wie  in  Nürnberg , in  manchen  Stählen  Würben 
©gl.  Kaufmann,  33ie  Saften  ber  fpätem  Raiferjeit  bie  ©uffttprungen  auf  bem  SRarttpIafe  oeranftaltet 
(©ötting.  1874);  SBebrmann,  5>ie  F.  praetorii  San  ben  Siübecfer  SafhmcptSjpielen  bat  ficb  noep  ein 
t©erl.  1875);flcBifon,XieF.practorii(©reSl.l892).  ©erjeicpmS  ber  Xitel  erhalten;  bort  fpielte  man  auf 
Sfaftibiitö  (lat.),  (itel  erregettb  ober  hegenb,  ftolf,  fahrbaren  ©erüften,  bie  burd)  bie  Stabt  gejogen  wur» 
wäplerifcp;  Saftibioftlät  (auch  Saftibtum),  Etcl  ben.  (lut  3fttalter  ber  Neformation  hat  man  oft  bie 
oor  etwad;  itolje  ©eraeptung.  religiöfe  ©olcmil  in  baS  Saftnacptsfpiel  eingemifdit; 

Saftigicrcinlat  ),  giebclförmig  jufpipen;  Safti«  mit  grogem  erfolg  tat  bieS  ber  eifrige  ©roteflant  N. 
gation,  folcpe  3ufpipung.  3Ranuel([.b.)in©ern.  Xoep  blieb  aucf)  im  16. 3al)rt). 

Fast!  limpurgenses , f.  fiimburger  ehronif.  Nürnberg  ber  SRittetpunft  biefer  XicplungSart ; in  ben 
Saftuacpt  (Saftelabenb),  ber  ©orabenb  unb  Saftnaditsipieleu  beS  $an8  SachS  (präg.  Bon  Wöge, 
bie  Nad)t  Bor  ©jcpermiltroocp  als  ©eginn  ber  großen  fealle  1880—87,  7 8be.),  bie  junt  größten  Xeil  bra* 
Saften  BorOftem  (f-  Safte«)-  Um  fid)  für  bie  folgenbe  matifiertcVlnetboten  finb,  $eigt  fid)  ber  liebenSroürbige 
embehrungSjeit  im  oorauS  fdjabloS  ju  hallen,  fant  fiuntor  beS  XicptcrS  im  fchönflen  üiepte.  3«  ben 
fepon  im  SRittelalter  bie  Sitte  auf,  bieS- mitScpmaufe»  Stabten  (affen  fiep  bie  S-  «ach  bis  inS  17.  3af)rp.  Ber« 
reienunbXrinfaelagen,  Xänjen,©offen,aRaS(eraben,  folgen.  Wo  fie  allmäplicp  ber  neuen,  funflmafeig  ge» 
©uf  jügett  u.  bgl.  ju  begehen,  woran  fid)  aud)  ©rote-  lehrten  Sichtung  in  ber  ©oefie  jutn  Opfer  fielen.  Xie 
ftanten  beteiligen.  3«  talholifchen  Bänbent  bepnt  man  i S-  aus  bem  15.  3a&rp.  fammelteVI.  B.  Keller  (Siterar. 
bie  SaftnacptSluftbarfeiten  auf  bie  ganje  3«>t  Boni  | Serein,  Stuttg.  1863 — 58,  4 8be.).  Sgl.  (irrige» 
7.  3an.  bis  jur  eigentlichen  S auS  unb  nennt  bieie  n a d) , ©efepiepte  beS  neuem XramaS,  ©b.  l,S.405ff. 
Seit  gewöhnlich  Rarneoal  (f.  b.),  in  ©atjem  unb  ' (§aUe  1894);  Xittmann,  Schaufpiele  auS  bem  18. 
Ofterreid)  auch  Safcpiug  (f.b.).  XaSKortS. lommt ' 3aprpunbert  (Seipg.  1868,  2 ©be.);  Sier,  stubien 
in  alter  3eit  £wie  im  ©olfSmunb  nod)  heute  in  ber  jur  fflefeftiepte  beS  Nürnberger  SaftnachtSfpielS  (baf. 
Schweig,  in  Schwaben  tc.)  nur  in  ber  Sonn  Safe«  1889);  Stichels,  Stubien  ju  ben  älteften  beutfehen 
nacht  (mittelhochbeutfd)  vasenaht)  ober  SaSnad)t  Saftnachtsfpiclen  (Strafib.  1896). 

(Saß naept)  Bor,  was  auf  bas  alte  Serbuut  »fafen*  | Saftnet  SHocf , f.  Elear. 

(fafetn,  b.  h-  ©offen  treiben)  gurüdfüprt,  fo  baß  S 1 Saftolf,  Sir  3opn,  engl.  Selbpert,  nahm  an  ber 
etwa  foBiel  wie  Scpwärmnacpt  bebeutet.  Xie  ie(jige  ©etagerung  BonOrWan«  bis  jur  ©efreiung  berStabt 
Sorm.  mit  Anlehnung  an  faften,  trat  juerjt  inNorb»  burd)  3eanne  b'Src  unb  bemnäepft  an  ber  Nieberlage 
beutfcplanb  auf  unb  tjat  feit  bem  18.  3ahrh-  bie  anbre  teil,  bie  ber  ettglcfcpe  Dberfelbherr  Xal6ot  bei  ©atai) 
aus  ber  Scpriftfpraebe  Berbriingt.  — t>  e r r e rt  f a ft » I 18.  3uni  1429  burd)  bie  Srangofen  erlitt.  S-  rettete 
naept  peifjt  ber  Sonntag  Eftomipi,  Weil  am  folgen-  bie  SRefte  beS  .fjccreS  nach  ©arid,  würbe  aber  bcfdjul» 
ben  Niontag  baS  Saften  6er  »©erreit«  ober  »©faßen«  bigt,  auS  Seigpeit  geflohen  ju  fein.  Er  biente  bis 
anfing;  alle  5-  (8auernfaftnad)t),  ber  Sonntag  1440  in  Srantreicp  unb  jog  fleh  bann  auf  feine  eng» 
3noo(aoit,  Weil  man  anfangs  erft  am  folgenbcnSRor»  liiepen  ©efißungen  jurüd,  ioo  er  5.  Nob.  1469  ftarb. 
gen,  alfo  eine  iöoepe  fpäler,  mit  bem  Saften  begann.  ©(einfach  wirb  angenommen,  baff  er  baS  Urbilb  Bon 

cn .„t.A  ».--•  .ir  . a at -t /f  i <rt-i.ii a <?-•_  fSr.t..  (V.i.’i.K  /f  k \ f.l 


• >t  n:  • im  i \\  nr~-  n ft  r Yin ; rr-  ttu*  in  <>  \ 1 4»  iTZWi  aiPi’T-iG 


Sunfenfomciag)  gefeiert.  Saf*0«1,  Sieden  im  rujf.  ©ono.  Sfiew,  ftreis  SBaf» 

Saftnachtofpielc,  bramatifche  Aufführungen  jur  nl(ow,RnolenpunftberSübweftbahnen(2inienRiem- 
SagnaihlSjeit,  bie  in  beutfehen  Stabten  feit  bem  Sn»  Dbefja  unb  S-  - Snamen(a),  mit  089")  7537  ®inw. 
fang  beS  16.  Safßh-  nachweisbar  finb.  Nut  beutlidj-  (nteijt  3uben). 

ften  fönnett  wir  bie  ISnlwidelung  biefer  Spiele  in  Saftraba , Socpter  beS  oftfranl.  ©rafen  Nabolf, 
Nürnberg  Berfolgen,  Wo  eS  Sitte  war,  baß  jurSaft«  britte  ©emablin  SfarlS  b.  ®r.  feit  783,  Niutter  ber 
nacptSfeit  Berfleibcte  junge  ©urfdjeit  in  ben  Raufern  Xpeobora  unb  .fStlbrub,  reijte  ihren  Stieffopn  ©ippin 
umperjogen,  wo  fröblicpe  ffiefeUfcpaften  Bereinigt  '■  burep  Sierrfcpfucpt , Stolj  unb  ftärte  792  jur  Cmpö» 
Waren,  unb  Xänje  auffüprten.  Xen  XSttjen  gingen  rnna  gegen  ben  ©ater,  wofür  er  als  Niönd)  inS  Rio» 
gereimte  Einleitungen  Boran,  in  benen  bie  Xüiijci  fter  ©rüm  geiperrl  Würbe;  fie  flarb  10.  ©ug.  794. 
einer  nad)  bem  anbent  erläuterten,  waS  für  ©erjön  ; Saftuod  (lat.),  prangenb,  prädjtig,  poffärtig. 
licpfciten  fie  burep  iprc©erlleibung  oorftelien  Wollten.  | Säfitlä,  Stabt,  f.  ScefoU’. 

Xiefe  Einleitungen  nahmen  aümähtidh  einen  brarna» ' Sadjiation  (D.  lat.  fascia,  ©inbe),  Umwidelung 
tifepen  ßparatter  an,  etwa  in  ber  ®rt,  baß  einer  bie  mit  ©inben;  in  ber  ©otanit  fooiel  wie  ©erbänberung 
Srau  ©enuS  barftetlte  unb  bie  anbem  als  SiebeS-  (f.  b.).  SaSjiieren,  mit  Sinbeit  umwideln. 
narren  an  einem  Seile  fjereinfüprte;  fepr  beliebt  War  SaSjtcnbogen (71  r cp i B a 1 1 e n b o g e n) , f. ©ogen, 

auch  bie  Samt  beS  ©rojeffeS  mit  ©nflage,  Serteibi»  S.  138. 

gung  unb  Tlbgabe  beS  ©otumS  ber  einjetnen  Nidjter.  SaSgifcl  (lat.  Fasciculus,  Ximinutiu  oon  faacia), 
Xie  Xramatificrung  Bon  SRotiBen  aus  ber  fotnifdjen  tleineS  ©ünbel,  etwas  3ufam«w«gebunbeneS  ober 
EnäblungSlileratur,  f.  ©.  ber  ©efepiepte  Bom  Raifer  ©epefteteS,  j.  8.  ®lten»g.;  faäjitulieren,  in  S- 
unb  ©bt,  finb  im  16.  3aprp.  BerpättniSmäpig  feiten,  binben,  peften. 

©uS  biefem  3aprpunbert  finb  nur  jloei  Namen  Bon  Sadgifularfambtum,  f.  ©UbungSgeWebe. 
SaftnaeptSfpielbithtem  befannt,  aus  ber  erften  Hälfte  SoSjinitren  (lat,  Bgl.  Fascinum),  begaubem, 
ÖanS Nofenblüt  (f.b.),  auS  berjweiten  Hälfte  2>anS  Berblenben;  SaSjittation,  ©ejauberung. 

Solj  (f.  b.).  Xie  meiften  biefer  Spiele,  jumai  biejeni»  Sat  (fratij.,  fpr.  lau),  ®ed,  SmfaltSpinfel. 

gen,  in  bienen  ©auem  unb  ©äuerinnen  auftreten,  Fata  (lat),  f.  Fatum. 

wimmeln  Bon  [djmuhigen  unb  obfjönen  Späficn,  fo  Satüf  (lat.),  BomScpicffal  6cftimmt,  BerpängniS« 
bap  fiep  ber  Nat  ber  Stabt  Nürnberg  Wieberpolt  Ber»  t>oU,  wiberwärtig;  Satalitat,  Scpiditng,  weiß- 
anlaßt  fap,  emfufepreiten.  ©ud)  in  anbern  Stabten,  gefepid,  unangenehmer  3ufaQ» 
j.  8.  in  Srantfurt,  ©ugSburg,  Eger,  Xortmunb, ; Saialt (lat, ÜJiebrjahl: Sa t a l i e n), Noifrifl f(. b.). 


350 


gatalidmud  — gatipur. 

gatfllidmitd(B.tat.fatnm,»Cerhängnid«;Sd)id- ! . gatifo,  ehemaliger  3Sililärpoften  in  bcr  ägbpt. 
f a I d fl  l o u b e) , bie  ÜKfinung , baß  bie  Settbege  beti  SauatorialproBmj.  unter  3“  1 1'  nörbl.  Sr.,  240  km 
beiten  burd)  eine  unobroenbbare , btinbe  (nicht  nadi  füblidi  Don  Sabo,  1871  oon  Sater  Said)«  angelegt. 
Bemünftigen^wedcn  be  ftinmite)  Cotwenbigfeit,  burd)  gätima,  bie  jüngfte  toebter  äRobammebü.  Bon 

ein  Cerbängnid  erfolgen.  tSerfelbe  ift  alb  ©taube  an  tibabibjdjn  ju  2Retfa  um  610  geboren,  würbe  625 
ein  btinbed  Sdhidfal  bem  Corfepungd«,  ald  ©taube  mit  bent  fpätem  Kalifen  VUi  bemiäblt,  bem  fie  brei 
an  bie  Serbängung  unoerbienten  (unbilligen) ®e<  Sbbne  gebar,  £mfan,  Ipofein  unb  dobaffin;  ber  tep« 
fdtided  bem  ©lauben  an  bad  Salten  gereckter  Ser-  tere  ftarb  altt  Simb,  bdii  ben  beiben  erftern  flammen 
aellung  (Cemefid)  entgegengefept.  Xurd)  bie  Äue  (amtliche  Cacbfommen  bed  Propheten,  bie  fogen.Sd)c* 
|d)lieftüng  jeber  Surebbrecbung  bed  notwendigen  3u«  rifd  unb  Seijibd,  ab.  Sie  mar  bed  ©ropbeten  einji« 
fainmenbanged  bcr  Urfadjen  unb  Sirfungen  bem  ged  itjn  überlebende#  Stinb,  ftarb  aber  bereit#  wenige 
Setenninidmud  (f.  b.)  oerwanbt,  unterfebeibet  fid»  ber  tlRonate  natb  ihrem  Satcr;  Bgl.  gatimiben. 
g.  Bon  biefem  bo<b  febr  Wef  entlieh  baburd),  baß  ber  gatimibrn  (Wliben),  molinmmcb.  Spnaftie,  ge« 
Srlerminidmud  ben  menfcblieben  Sillen  ald  eine  ben  grünbet  Bon  Slbu  Wbballofi  Jiofein,  einem  diffionar 
Wang  ber  Singe  ntitbcilimmenbe  Urfadte  anerfennt  ber  gdmaeliten  (f.  b.).  Siefer  warb  für  Cbcib  SMflab 
unb  tomit  bie  döglicbfeil,  burdt  unfer  Jianbeln  ben  tbn  dopammeb,  einen  angeblichen  Cadjlmttmen  bcr 
Sauf  berEreigniffe  (u  bceinfluffen,  jugeilcbt,  Wäbrenb  gätima,  bcr  toebter  bed  'Propheten  ÜHobammeb,  bcr 
bcr  g.  biefe  Üiögliwfeit  leugnet  unb  beäroegen  ent«  jebod)  in  SirHid)!eit  Bon  einem  perfifdien  Wugeuarjt 
tueber  jur  tallofen  Ergebung  in  bad  Sdjicfial  ober  abftammte,  unter  ben  Serbern  jablreidje  Cnbänger 
aber  aud)  JU  toHfübnem  Sagemut  (man  benfe  an  ben  unb  ftürjte  mit  ihrer  fcilfe  bie  Xbimftic  ber  Cgbla« 
g.bcrdobnmmcbaner)  führt.  Ein  fpe.jififcb  religibfcr  biben  im  jepigen  turrid  (910).  Obeib  Cllab  (010 
g.  ift  in  ber  ©räbejtinationdlebre  (f.  b.)  enthalten,  bid  934)  unterwarf  fid)  gant  Sforbafrifa  Bon  ben 
gatalift.  Slnhänger  bed  g.  ©renjen  daroffoS  bid  an  bie  ©renjen  ägpptend, 

gata  SOIorgaita  (ital.,  fron}.  Fbe  Morgain,  mit-  nahm  ben  Stitel  deihbi , « 3f edjtgeleiteter« , an  unb 
teltjochb.  feimorgin,  f Umorgfm ) , in  ber  bretonifdjen  fdjlug  feine  tRefibenj  in  bem  Bon  ihm  gegriinbeten 
Sage  bie  jauberfunbige  Slieffdhwefter  bed  Könige  dabebia  (an  ber  Riemen  Sprte)  auf.  3nbcm  er  bie 
flrtur,  Sancelotd  Oerfd)mäf)te  (Beliebte,  eine  gte,  bie  Slutorität  ber  Wbbafiben  beflritt  unb  fclbft  ben  Xitel 
ihre  dnd)t  beionberd  in  Suftfpicgelungen  jeigte,  ba«  Kalif  unbEmir«el«mummin  («gürft  berSläubmcn«) 
her  aud)  Sejeicbnimg  für  Suftfpiegctung  (f.  b.)  felbft,  annahm,  würbe  er  ber  Urheber  eined  groben  Schi#- 
wie  fte  namentliib  in  ber  SScerenge  Bon  deffina  fft)r  mad  unter  ben  äKohantmebanern.  Ser  mad)tigfte 
ouffallenb  jutage  tritt.  Sie  Sage  Infit  bort  bie  g.  im  ber  gatimiben-Ralifen  war  fein  Urenfel  do’ijj  (953 
Iriftallcnen  ©aloft  in  ber  tiefe  bed  deered  Wohnen,  bid  975) ; er  eroberte  ged  unb  Sijilien  unb  Ber« 
jurjeitbed®onnenuntergangedmitibren®efpielinnen  legte,  nadjbcm  fein  gefbberr  Sfcbauber  969  Siigppten 
tn  bunbert  bunten  ©cftalten  berauftommen  u.  bgl.  unterworfen  holte,  brei  yabre  fpiiter  feinen  §of  nach 
gateft),  Rreidftabt  im  ruff.  ©oub.  Rurfl,  an  bet  bem  neugearünbeten  Kairo.  Er  befahl,  bap  bcr  'Je  ante 
dünbung  bed  in  bie  Uffofpa  faüenben  gluffed  g.,  ber  Wbbafiben-Ralifen  im  greitagdgebet  burdj  feinen 
mitas»7)4959®inw.,  bie  ^tanbel  mit  ©etreibe,  ^mnf,  eignen  erfept  Werbe;  man  batiert  baber  genic'bnlid) 
Sacpd,  Jionig  tc.  treiben.  Sehr  erbeblid)  ift  bie  ©ar  Bon  biefem  ,'jeitpunlt  ab  bad  Sdiidma  ber  gatinuben- 
tenfultur,  bie'  Bortrefflidje  tlrbufen,  Rantatupen  (Ptri  unb  9lbbafiben»Ralifen.  San  ®gt)pten  aud  eroberte 
UHelonen)  unb  ¥Irtif<boden  liefert.  1 fflo'ij.j  ganj  $aläftina  unb  Spnen  bid  Samadfud. 

Fatbom  (engl.,  fpr.  foHim,  gaben),  engi.  Sängen«  Sein  Sohn  Ülfid  (976—996),  ein  fluger  Siegen!,  er« 
ma|  Bon  2 ffjarbd.  lueiierte  bie  Eroberungen  tn  Sprien.  3bm  folgte  fein 

glatteren  (lat.),  befennen,  angeben  (befonberd  bie  [ Sobn,  ber  burd)  feine  mabnfinnige  tprannei  beriidi 
ju  oerfteuembe  Summe  bei  ber  Sintommend«  ober  i tigte,  rätfelbafte  $iatim  (99>6 — 1021).  Er  erließ  bie 
Sermbgendfteuer  tc.) ; baoon  bad  Hauptwort  gaf  ■ unfinnigfleu  Serorbnungen , Bcrfolgte  Ebriften  unb 
fion  unb  gatierung,  Sefenntnid,  Eingabe.  Silben,  jerfl5rte  1009  bie  Wuferftclmngslndjc  m3e* 
gatigicrcu  (lat.),  ermüben,  erfiböpfen.  langWei  rufalem  (ieine  Serfolgungen  ber  Ebriften  waren  eine 
len;  gntigation  (fran.i.  fatigue,  |(>r.  .HaP),  Ermit  ber  Urjadjen  ber  Rrciijjüge)  unb  bebauptete  idjließ- 
bung . 7lnilrengung , Erfdjöpfung.  \ li<b,  eine  neue  Jlnlamation  ©otted  »u  fein ; jwei  feiner 

gfätipa  (arab.,  bie  »Eröffnenbe«),  bie  erfte  Sure  Wnbänger,  bcr  tttrle  Sdraft  unb  ber  Sfrfer  Ipamfa, 
be«  Roran,  eigentlicb  as-sürat  al-fttika  (bie  eröff«  begrünbeten  bie  Religion  ber  Srufen.  Unter  ben 
nenbe  Sure),  fotifi  aud)  wob!  umm  al-kitib  (bie  fpatern,  oerroeidiliditen  gatimiben  ging  ihre  9Kad)t 
UKutter  bed  ©ucljfd)  genannt.  Sie  uertritt  bie  Stelle  im  Seiten  wie  im  Cften  tmmet  mehr  jurüif.  Sfach 
bed  Saterunferd  unb  ift  bad  imuptgebet  ber  iiiobam-  | bem  tobe  bed  leßtcn,  vlbtb  (1171),  nabnt  Salabtn 
mebaner,  bad  bei  allen  möglidjen  geierlid)feiltn  re-  (f.  b.)  Sefip  Bon  ’ägpBten.  Sie  g. , eifrige  Sdjiiten, 
jitiert  wirb.  Sie  tautet:  «ym  3tamen  ©otted,  bed  grünbeten  SHiffioneauftalten  unb  Stbuleit  jur  Cer« 
atlbannberjigen  Erbarmerd.  (1.)  ffieiobt  fei  ©ott,  ber  Breitung  ihrer  Sehren , bie  inbed,  mit  bem  ejrtremett 
Sperr  bcr  Setten  1 (2.)  Ser  VUlbanntifrjige,  ber  Er«  I gdmaelitidnuid  tbentifcb,  unter  bein  Solle  feine  Cer« 
barmer,  (8.)  Ser  Rönig  bed  ®ericf)tdlagd.  (4.)  Sir  J breitung  fanben.  Cgi.  ©üflenfetb,  ©cfd)id)te  ber 
bienen  wir,  bid)  rufen  wir  um  Spiif  an.  (5.)  gühr'  gatimiben-Ralifen  (©iitting.  1881);  tt. 3R älter,  Ser 
und  ben  Seg,  ben  graben!  (6.)  Sen  Seg  bcrjrnigen,  3dlam  (Sert.  1885  — 87  , 2 Cbe.). 
über  bie  bu  gnnbefi,  (7.)  Serer,  auf  bie  nid)t  wirb  ge-  gatipur  (gutepur),  Siitrift  tn  ber  Sioifion 
jümt,  unb  bercr,  bie  niibt  irrgebn«  (nach  Cüdert).  Vllla6obab  ber  britifeb  tnb.  SlorbweflproBinjen,  4244 
gatibgarb,  früber  felbilänbige  Stahl,  jept  teil  qkmmit(i88i)699,157EinW.(621,923S>mbu,77,061 
Bon  garufpabab  (f.  b.),  m ben  britifd)«inb.  3(orb«  Ucobammebancr),  im  Soab  (f.  b.),  wirb  Bon  ber 
weftproBinjen , Imld  am  ©anged  unb  an  ber  ©abn  CUaba bab -Sebli-Ei’enbahn  burdjfdjnittcn  unb  ift 
Stbanpur-garufbabab,  hat  em  atted  gort,  große  Sir«  mittetd  bed  »untent  ©angedtanatd«  mit  einem  Ce p 
ttttericroerfftättcn  unb  fine  amenlamidje  preöhpleria-  Bon  Cetoaffcningdaräben  oerfeben,  bie  feine  reitben 
nifebe  SRifjion  mit  großer  ^ettfabril.  . 3uder-,  änbigo«,  ©aumwotl«,  SRohn«  unb  ffletreibe* 


351 


gatipur=©ifri  — gaucßer. 


felber  befrachten.  Sic  S I n b t g. , an  bcr  genannten 
Sifenbabn,  bat  nsgii  20.179  Ginw. 

g-nfipur-©ifri,  Stabt  in  bcrSDioiiion  Vigrn  ber 
britijd)-inb.  Borbwefiprotinjen , Weitlid)  ber  Stabt 
ßlgra,  an  beten  Stelle  es  1560 — 84  BeRbeni  Bfbarb 
War,  bcr  g.  mit  Bieten,  jeßt  längft  Beifall cnen  Batäften 
fdnnürtte.  91m  beften  erhalten  finb  bie  große  Sfofcbec 
mit  brei  Kuppeln  aub  weißem  SÄarmor,  ber  ^alafl 
einer  @emal)lm  VllbarS,  bie  ©eridjtd-  unb  9iatbt)a(lc. 
Sie  heutige,  aub  jroci  bureb  Bunten  getrennten  Ort- 
fd)aften  befteßenbe  Stabt  jäljtt  nur  dt»i)  6286  Ginw. 

gfätra,  S»ei  ©chirgbjüge  ber  Karpathen  in  Ober-  I 
Ungarn.  Sie  Steine  g.  beftebt  aub  bem  ©ehirgb* 


im 

jwifeben  ber  Sifucja*  unb  tflrtantünbung  (RriPdn* 
g.  unb  SUeincr  ftriudn,  1711  m)  unb  auit  ben  (üb- 
weftlid)  jwifeben  bcr  SSaag,  Suröcj  unb  Beutra  fid) 
160  kra  lang  erftredenben  ©ebirgstetten,  unb  jwav: 
Siaiecjcrgebirgc  ober  Belcma  tjoia,  bab  im  SWincfoI 
1364  uno  im  Stlaf  1853  m erreicht.  3n  fübweftlieher 
9)id)tung  folgen  bie  Untergruppen  gjianin,  Straüö 
mit  bcr  Siemen  URagura  Sjutgö,  Bofob  unb  bie; 
JnoPecgruppe.  Sie  öftlich  banon  jicbcnbe  ® roße  g.  1 
beginnt  füblid)  Bon  ber  Viiaag  mit  ber  eigentlichen 


Stuität  (lat),  Sbiotie,  BlöbRnn. 

tum  (lat,  »Spruch«),  hei  ben  Bömern  ber  Bon 
ber  ©ottheit  auSgefprodjene  Sitte,  bab  untuiberruf. 
liehe  ffießbid,  bann  auch  foBiel  wie  Berbängnib,  Job. 
JieüSehrjahl  gata  bejeiefanet  bieSdjidialögottbeiten 
($arjen),  welche  bieCebenälofe  berSRenfeben  bei  ihrer 
©eburt  nieberf chrciben , baher  auch  Fata  Scribunda 
genannt  Buch  ein  Fatua  unb  eine  Fata  fowie  in  ber 
iDicbriabl  Fati  unb  Fata«  waren  ©egenftanb  beb 
Bollbglaubenb.  Vtub  leßtem  gingen  biegeen  hcrBor. 


©roßen  g.  (©roße  Rrijfna  1675  tu,  'JSIoffa  1528, 
Slaf  1395,  ©roße  g.  1171,  SradiptbergSaurin  bei 
Sccmniß  1026  m)  unb  breitet  fid»  gegen  SS.  130  km 


weit  JWifchen  ber  Beutra  unb  ©ran  auit  Sic  bilbet 
bie  ffiafferfcheibe  jwifdjen  ber  ©ran  unb  Suröcj  fowie 
jwifeßen  ber  ©ran  unb  Sieulra,  hat  eine  mittlere  fcöße 
oon  1100  m unb  befiehl  aub  ben  Setten,  unb  ©mp» 
pen:  ©roße  g.,  fjfghdrgebirge,  ^Jtdcfnif , Sremnißer 
©rappe,  Sribecs  unb  Beutracr  ©ebirge  (Sobor). 
Sie  g.  befiehl  aub  S rad)l)t,  ißorpljtjr  unb  Bafalt,  ift 
reich  an  eblen  ÜJfetaltcn  unb  ftarf  bewalbet. 

gatrafic,  f.  Coq  A l'Aue. 

gaff chan.  Stabt  in  ber  d)inef.  $roBinj  Swang- 
tung,  15  km  fübweftlid)  Bon  fianton,  an  einem  früher 
wo jjerrcicberu  Seltannn  beb  Sitiang,  an  beffen  Ufern 
Re  fid)  2 km  weit  hin, lieht,  unb  ber  Re  mit  Santon 
oerbinbet,  müi)tenb  anbre  Sandle  birett  jum  iüieer 
führen,  ehemalb  SRittionenftabt,  jeßt  etwa  400,000 
ftinw.,  bie  bebeutenbe  3"buftrie  (SRefferf^miebe-, 
Staßl-,  Surjwaren)  unb  tianbel  treiben. — $>ierfd)lug 
Sontmobore  Seppcl  1847  bie  ©hinefen. 

Fatsia  Dcne.  et  Planch.,  ©attung  ber  Wraliajeen 
mit  ber  einzigen  VI rt  F.  japonioa  Vene,  et  Plnneh., 
< Aralia  Sicboldii),  in  Sapan,  ein  unbewehrter  Heiner 
Baum  mit  großen,  hattbfdrmig  gelappten,  fahlen 
Blättern,  enbftdnbigcn  Blütenftdnben  unb  faft  fugeli- 
gen  griiehten,  wirb  bei  unb  alb  jimmerpflanjc  ful- 
tiniert 

gnttori,  ©iooanni,  ital.  SRaler,  geb.  28.  Sept. 
1825  in  fiiuomo,  bübete  fid)  auf  ber  Vlfnbemie  in  glo» 
renj  unb  machte  Reh  juerft  burch  Sd)lad)tenbilbrr  aub 
bem  italieni[d)en  gelbjug  ton  1859  (Schlacht  bei  ffla- 
genta,  ©eftdjt  bei  Diontebcllo)  befannt,  benen  fpöter 
C=d)itbeningen  aub  bem  gelbjug  Bern  1866  (bab  49. 
Regiment  bei  Guftoja,  in  ber  ©attcria  nationale  in 
Born,  bie  Serwmtbung  beb  ^rinjen  Vtmabeo  bei  Gu- 
(toja,  in  ber  Brera  ju 'Äaitanb)  folgten.  Vlufjerbem 
hat  er  jablrcid)e  ©enrebilber  aub  bem  italienifchen 
Bolfbtebcn  gemalt,  ton  , benen  bie  Vthrenlefcanncn, 
ein  ipferbemarft  in  Serracina,  ein  Bferbemarft  auf 
bem  ^laße  betta  IrinitA  in  9iom  unb  ein  galjrmarft 
in  ben  tobfanifchen  Vlpenninen  hertorjuheben  Rnb. 
Seit  1877  ift  er^rofeffor  an  berflfabemie  juglorenj. 

Fattilra  (ital.),  fooicl  wie  gaftur  (f.  b.). 

gatua,  Beiname  ber  gauna  (f.  gaunub). 


gatub,  f.  gatum. 

gatünb,  Beiname  beb  gaunub  (f.  b.). 
gatjenetli  (fchwäb.,  t.  ital.  faze.oletto,  tgl.  ga- 


»guhfe,  alberner  Spaßmad)er,  Wohl  mit  beut  feit 
bem  16.  gahrt).  Borfomntenben  Viubbrud  faßen,  b.  h- 
(polten,  jufantmenhängenb. 

grau,  Ipafenplaß,  f.  gao. 

gaublad  cipr.  fa.tu),  4>tlb  eincb  fdjlüpfrigeu  3io- 
manb  ton  Siouuel  be  ISouBral)  (f.  b.). 

gaubourg  (franj.,  fpr.  tobar),  Borftabt. 

Fauces  (lat.,  9Rel)rjal)I  ton  faux,  Schlunb),  Ba- 
chen. 

gancher  <fpr.  («(<«),  1)  Slton,  franj.  Bublijift  unb 
Stnatbmann,  geb.  8.  Sept.  1803  in  fiintogeb,  geft. 
15.  ®<j.  1854  in  üliarfntle.  trieb  anfangb  in  Barib 
philologifche  unb  archäologifche  Slubien,  wanbte  Rd) 
aber  noch  ber  Suliretolution  bcr  SJoumaliftil  unb 
9fationaIöfonomieju.©rwar3iebafteurbeb»Tempä«, 
beb  »Courrier  Sangais«  unb  beb  -Constitutionnel- 
bon  1830—42  unb  gab  mehrere  flaatbwirtfdjaftliche 
Schriften  hernub,  worunter  Die  »fitudes  sur  l’Angle- 
terre-  (1845  , 2 Bbe.;  2.  Vlujl.  1856)  bie  Wid)tigfte 
ift.  1846  erhielt  er  einen  Siß  in  ber  Kammer  unb 
itimmte  hier  mit  ber  bpnaftifdien  OppoRtiou;  für  ben 
greihanbcl  unb  bie  Söahlrefonn  trat  er  mit  größtem 
Gifer  ein.  Bad)  ber  gebruarrcBolution  in  bie  Kon« 
ftituante  wie  in  bie  2egiölatioe  gewählt,  ftimmte  er 
mit  ben  gemäßigten  Sficpublifanem,  warb  nach  i'ub- 
wig  Bapoleonb  Sah!  »um  Brafibenten  (10.  ®e».  1848) 
SRmifter  beb  öffentlichen  BauWeienb  unb  beb  Ämtern 
unb  War  für  bie  S>erfiettung  bei  Crbnung  mit  Grfotg 
tätig,  fturj  Bor  bem  Staatbitreich  Born  2.  Sej.  1851 
jog  er  Rd)  Born  politifchen  Schauptaß  ganj  jurüd. 
Seine  RaatbwiffcnfchaRlichenVlbhanblungen  finb  jum 
großen  Seil  gefammelt  in  ben  Bon  feinem  Schwa- 
ger SSoIowffi  heraubgegebenen  -Mblanecs  d'bcono- 
mie  politiqne  et  de  finance«  (1856, 2 Bbe.).  Vlußer 
obigen  -fitudes«  Rnb  noch  ju  nennen  bie  • Recher- 
che« sur  l’or  et  sur  l'argent«  (1843).  Bgl.  -Leon 
F. ; biographie,  correapondance,  vie  parlemeutaire* 
(2.  BuR.,  Bar.  1875,  2 Bbe.). 

2)  3uliub,  beutfcherBollöWirt(grcibänbler),geb. 
18. 3“ni  1820  in  Berlin,  geft.  12. 3«ni  1878  in  9iom, 
ftubierte  in  feiner  Baterftabt,  grün  bete  nach  Beröjfent- 
lidjung  mehrerer  Schriften  über  bicffiohnungbfrageic. 
1846  mit  Brince-Smith.G.  Siß  u.a.  ben  cvften  »grei- 
hanbelettcrein«  in  Berlin  unb  rebigierte  1B47 — 56  bie 
• Cftfeejeitung«  in  Stettin.  1848  alb 'ilbgeorbneter  ton 
Glbing  jum  erften  Kongreß  ber  bcuttchen  §anbelb- 
unb  gnbrifftäbte  nach  granffurt  gefenbet,  War  er  an 
ber  Wbfaffung  beb  äolRonfb  für  bab  SJeutfdje  Sicich 
beteiligt.  1850  warb  er  äliithegrünber  unb  Üiebatteur 
ber  freihänblerifd)cn  Berlinet  -Vtbenbpoft«.  Bad) 
Unterbrüdung  biefer3eitung  wanbte  er  fid)  uad)  Bon- 
bon, wo  er  (1856)  in  ber  Bebaftion  beb  »Morning 
Star-  arbeitete.  1861  jutüdgerehrt,  toirfte  er  burd) 
Sorträge  in  beutfehen  «labten  für  einheitliche  2>ei- 
matb-  unb  ©ewerbegefeßgebung.  3n  bcmfelfaen  3Qbr 


352 


pucigng  — pule,  naffe  unb  trorfne. 

Warb  fr  SRitgtieb  bed  pmif)ifd)ttt  Vtbqeorbneienbaufcd  naturWiffenfdjaftlid)en9Kufeum  in  ©arid.  @r  fdfrteb: 
(gortfcbrittdpartet)  unb  ber  ftänbigenTeputatton  bed  »Recherche»  sur  les  volcaua  üteints  da  Vivaraia  et 
noltdroirtfd)aftltd)en  Kongreffed.  Äuf  b*m  ©redlauer  da  Velay.  (1778);  »Histoire  naturelle  du  Dan- 
uoirdmirtfd)afUid)enKongrefs  1868trat  fr  für  Hebung  phlnü«  (1781 — 82,  4 ©be.);  »Mineralogie  dea  vol- 
berOemad)lnffigten  beutfd)en  ©innm[d)iffabrt  rin  unb  cans*  (1784)  ; »Voyage  en  Angletcrre«  (1797, 
griiitbete  ben  herein  für  gfuß»  unb  Sanalfdiiffnljrt.  2 ©be.;  beutfd)  non  ©Jiebemann,  ©Btting.  1799). 
1870  war  er  auf  bem  Shriegdfd)auplnß8erid)terftatter  gaul,  non  ©effeinen,  fooiel  wie  Weid),  aufgelöft, 
für  bie  Sonboner  »Daily  Newa«.  1872  begab  er  ftd)  gaulaffe,  (.  Sori.  [jerfeft. 

wieber  nacbSonbon  unb  [d)rie&(m englifeberSpradje)  gaul bad},  f.  ©ach,  S.  226. 

Aber  bie  £eibeigenfd)aft  in  ©ufjlanb  unb  über  bie  gaulbaum,  joniel  wie  Rhamnus  Frangula,  aud) 
engliidjeu  ©ranntWeinjoUe.  9Rit  D.  flKicbaelid  be*  Pmnus  Padua,  f.  Padua, 
grflnbete  er  1863  bie  »©tcrteljahrofd)nft  für  Soll?*  gn ulbrnnb,  (.  ©ranbpilje. 
wirti(baftunbSulturgef(bt<bte*,bieerbi81877Ieitete.  gnulbrud),  burd)  ju  großen  Silicmmgebalt  be* 
©ufjer  jablreidjen  Tlbbanblungen  in  tiefer  Reitfcbrift  bingte  ©genfcfiaft  be«  «ebntiebeeifend , ftd)  bei  jeber 
ftbrieb  er  nod) : »Ein  Sinter  in  (Balten , ©riechen*  Temperatur  unter  bem  Jammer  mürbe  unb  non  ge* 
Innb  unb  Sonflantinopel«  (SKagbeb.  1876,  2 ©be.);  ringer  geftigfeit  ju  jeigen.  Soldjed  Sifen  befißt  furj* 
»©ergleidienbeSfulturbüber  au«  ben  niereuropiiifcben  unb  bidfaferiged ©efiige im ©emenge  mit  Jtom, bunttc 
äHinionen[lnbten*($>anuoo.  1877);  »Streifjüge burd)  garbe  unb  wenig  ©lattj,  bei  ftarfent  g.  Sängdriffe 
bie  Süften  unb  (Intel»  be?  ©rtbipelä  unb  best  3oni*  unb  gelbliche  gärbung  ber  ungansen  Stellen, 
ftben  SReercd«  (8erl.  1878).  gaulbrut  (fflrutfäule,  ©rutpeft,  ©ienen* 

gaurignt)  qpr.  foStn|t),  Sanbfchaft  inSanoben,  baS  pefl),  flrantbeit  ber  ©ienenbnit,  bei  ber  junodift  bie 
©rronb.  ©onneBiüe  beit  franj.  Tepart.  Oberfanogen  unbebede lten , balb  aber  and)  bie  fd)on  bebcdclten 
bilbenb,  umfaßt  bad  Tal  ber  firne  im  31.  ber  Sinnt.  Sarnen  nor  ber  ©erpuppung  abfterben,  in  gäulnid 
blanc*Sette  unb  oerbanft  feinen  9iamen  bem  gleidj»  übergeben  unb  ju  bunlelbraunen  Stuften  eiittrodnen. 
namigen  Schloß  aud  bem  10. 3a!)rlj.,  beffen  Siuinen  Befoitberd  d)o rafteriftifd)  ift  bad  gabenjielien  ber 
ftd)  auf  einem  666  m bollert  geifert  am  rechten  Ufer  gäulnidmaffe  fowie  bie  einaefuntenen,  oft  mit  einem 
ber  Itroe  norbwefttid)  Pott  ©ottnenille  erbeben.  Turd)  ((einen  Sod)  nerfel)eum  3*uen&*del.  (jm  VI n fang  ber 
ben  Sliener  Kongreß  1815  finb  bie  Sanbftbaften  g.  Srantbeit  beißen  bie  ©ienen  bin  unb  wieber  bie  3<Hen* 
unb  (Ibablaid  ald  neutrale  ©ebiete  erflärt  worben.  wdnbe  ab,  um  bie  Ärufte,  bie  an  einer  untern  Seite 
gaucille,  Cfol  be  (a  (far.fetW),  1323  m bot|er  ©aß  ber  3eHe  feftfißt,  ju  entfenten;  ift  bie  Kranffjeit  aber 
bed  gura  im  franj.  Tepart.  ©in,  wirb  oott  berStraße  weiter  oorgefebritten,  fo  (offen  fic  bie  Stufte  fteden, 
au«  bem  Tappental  nach  ©eje  überidjritten.  unb  bent  glugtod)  entftrömt  oft  citt  wiberlidjer  ffle* 

gaiicilled, 'Jdlontd (für. mens  fopsi’,  Sid)et berge),  rud).  T ad  ©olf  wirb  immer  i<bmäd)f r, ftcllt  bad ©auen 
tnalbiger  Stöbenjug  im  franj.  Tepart.  ber  ©ogejen,  neuer  3eHen  ein  unb  perläßt  bie  nerpeflete  Säobnung, 
nerbinbet  bie  ©ogefen  mit  bem  ©lateau  non  Sattgred,  ober  gebt  im  itad)jten  Sinter  oberSommer  jugruitbe. 
bilbet  bie  fSafferßhelbc  jlnifchen  ber  3Jlaao  unb  ber  Tie  g.  ift  bödjft  anftedenb  unb  nerbreitet  fid)  oft  über 
SRofel  etnerfriid  unb  ber  Sadne  anberfeitd  unb  er*  alte  ©ienenftiinbe  einer  Drtfd)aft  unb  ©egenb.  ifjonig. 
reiebt  613  m §ötie.  Saben  ober  Bienen  eined  faulbriltigen  ©otted,  einem 

gauconbcrg (galconbribae),  Iljontad,©a*  aefunben  Stod  gegeben,  nerurfatben  fofort  bie  g. 
flarb  non,  ein  illegitimer  9!effe  bed  »KBnigmadjerd«  Ter  alleinige  Kranfbeitderreger  ift  ber  Bacillus  alvei 
BarWid  (f.  b.),  ber  im  «tglifeben  ©ürgerlrieg  1471  Preuss.  3m  ©erbütung  ift  rationelle  Sßartung  unb 
nid  ©nbänger  bed  SBnigd  tpeinrid)  VI.  Eonbott  be*  ©flcge  ber  Söller  bad  be|tc9Kittel.  SrfolgtVlnftedung, 
lagerte,  aber  non  ffibttarb  IV.  non  ©orl  gefangen  ge*  fo  ift  fofortige  ©emiditung  bed  angeftedten  Solled 
nommen  unb,  obgletd)  ibnt  feilt  Seben  jugefidjert  burib  ©ergraben  ober  ©erbrennen  anjuraten,  fowie 
Worben  war,  entbnuptet  würbe.  Tedinfttieren  ber, f)nnbeimb®eidt[d)aftett (Sublimat, 

gaitgörc  (tpr. taß»4rt,  ©rodper,  franj.  Siterar*  gormalbebbb).  Über  &eiluerfud)e , bie  ftetd  unftdber 
biftoritcr.geb.  10. gebt.  1810in©ergerac(Torbogne),  j finb,  ngl.  Steibenbatp,  Tie  g.  ober  ©ienenpeft,  ihre 
geft.  17.  ffliärj  1887  in  ©arid,  Oerttefte  |td)  nament*  (Sntftebung,  ©erbütung  unb tpeilung (SRebbom  1902). 
litb  ingorfdjungen  über  ©adcal,  ald  beten ©rgebntffe  gäulctgautfu^ t, gaulfein),  neralteterSolld* 
er  bftaudgab:  »ßloge  de  Blaise  Pascal«  (1842,  auebrud  für  alle  Tierhantbeiten,  bei  benen  bie  Ob* 
non  berVltabemie  getränt);  »Pensäes,  fragmenta  ct  buftion  ©rweidjung , ©ereiterunn  ober  fonftige  3<r* 
lettrea  de  Blaiae  Paacal*  (1844  , 2 ©be. ; 2.  Vlufl.  ftärung  innerer  Organe  jeigt,  baber  aud)  mit  ©c* 
1897);  »Lettrea,  opusculea  et  mdmoirea  de  Mme.  jiebung  auf  beftimmte  Organe  j.  © Sungenfftule, 
Pürier  et  de  Jacqueline,  smura  de  Pascal,  et  de  Tarmfitule.  3n  ebentaligen  ©iebwiibrfcbaftdgefeßeu 
Marg.  Pürier,  aa  niäce« (1845);  »Lettrea  de  la  märe  finbet  ftd)  ber  Begriff  ebenfalls.  Scberfäule  be. 
Araauld*  (1858)  unb  *(Euvrea  de  Pascal*  (btdber  beutete  fpejieH  Seberegeltrantbcit  (f.  b.). 

Sb.  1 u.  2:  Lea  ProTincialea,  1886—95).  Vlud)  War  gaule  tötete,  fagenbafted  ®efd)fit),  bad  grieb 
ed  g. , ber  old  Hentter  ©adeald  bie  Uned)tb«it  ber  rtdj  I.  Pou  ©ranbeuburg  jur  3eritBrung  ber  Sitter* 
S>nnbf<briften  behauptete,  bie  3S.  Kbasles  1868  ber  : bürgen  ber  Duibotnd  tc.  nont  Sanbgrafen  non  Tbü* 
©labemie  oorleate,  unb  bie  fitf)  in  ber  Tat  (päter  ald  j ringen  geliehen  gaben  foüte,  atd  er  jene,  bie  mit  bem 
bad  Serf  eined  gälicberd  beraudftellten.  gemer  Per-  j l&erjog  non  ©omntern  nerbimbet  waren,  nicht  be* 
Bffentlid|te  er  bie  ©letnoiren  ber  TOabame  Siolanb  ! (toingen  fomtte.  Tie  Sanbteute  nannten  bie  fflrete 
(1864  , 2 ©be.),  »Fragments  do  littcrature  morale  «faul«.  Weil  24  ©ferbe  ju  ihrer  gortßbnffung  nötig 
et  politique*  (1865.  2 ©be.),  SainUSimond  »ßcrits  , waren;  fie  fgü  24  ©fb.  febwere  Steinlugeln  gefdioj 
inüdits«  (1880 — 83,  6 ©be.)  u.  a.  i [en  haben.  Ähnliche,  bnmold  febr  wirtfante  Kanonen, 

gattjad  be  ©aiut-gonb  (fpr.  tst4«  (.'jana-tändi,  wie  bie  fcbarfeSieße  non  ©raunfebweig  u.  a.,  wer* 
© n r t b < 1 c m t) , ©colog  unb  ©aläontolog,  geb.  17.  ben  fn  ber  Sriegdgcfdiicble  erwähnt. 

9Rai  1741  in  'IKontflimar,  geft.  19.  JJuli  1819  in  gäule,  uaffe  unb  troifne,  ©jlanjenfranfbeit, 
St.*gonb  (Taupbinü)  ald  ©rofeffor  ber  ©eologte  am  | f.  ©aßfaule  unb  Trodenfüule. 


353 


gauleu  — gäufate. 


Rauten,  in  ber  ledinif  bad  Sägern  Dort  feuchtem 
Ion,  uni  if)n  burd)  Sinroirtung  Don  Soffer,  Sauer« 
ftoff  unb  Jtoijlenfäure  ber  2uft  plafrifdjer  ju  machen. 


{faulen,  Berg,  f.  ffilämijcf). 

{häuten,  in  ber  Bapievfabrifation  ein  Deralteted 
Serfabren,  biefjafer  burd)  Pfäulniä  mürber  ju  machen. 

{yaufcitfcc,  Sorf  unb  Babeort  im  fdjtuetjer.  Ran- 
ton Bent,  Bejirf  92iebcr«SimmentI)al,  ©emeinbe 
Spie),  boeb  über  bem  Shl>ner  See  reijenb  gelegen, 
bat  ein  mobemed  Rurbaud  (690  m ü.  3)1.)  mtb  (tsoo) 
603  ßinto.  Sie  feit  beui  16.  3abrlj.  befannte,  1874 
mit  neuen  6inrid)tungcii  Derfebene  Quelle  (+  11°) 
enthält  fdjwefel«  unb  tol)Ienfaure  Sllfatirn  unb  Wirb 
Dorjugdwcifc  gegen  (bronifebe  Stbeumatidmen  unb 
fflidit  empfohlen.  Bgl.  »Sad  neue  ffaulenfeebab« 
(Sem  1873). 

Sfanlcnftaif,  Berg,  f.  ffilämifdj. 

{fauler  ®al},  f.  Seuerwerferei. 

Raiilcö  ÜHccr  (ruff.  ©niloje  SRore,  attdjSi» 
Wafeb),  ber  wcftlid)fte  Xeil  bed  Slfowfdjcn  SReereS, 
jwiichen  ber  Rrim  unb  ber  fdjmalen  Sanbjunge  Don 
Slrabat,  erftredt  fid),  110  km  lang,  Don  ber  $>atbinfel 
Rertid)  im  S.  bid  jur  engen  Straffe  Don®enitid)efl  im 
3i.,  ift  3—22  km  breit  unb  bat  2375  qkm  (43  D3R.) 
glädjeninbalt.  Sie  Sanbenge  Don  Beretop  trennt  ed 
Dom  weltlich  liegenben  Rarlinitifdfen  3)ieerbufen.  64 
ift  febr  feitbt  unb  futnpfig  unb  bid)l  mitSdjiti  bewad)« 
feil,  in  bem  jabllofe  SSajjerDögel  bauten.  3m  nörb« 
liehen  Seil  uiufd)liefit  ed  eine  große  Salbinfel  (Ijd)on- 
gar),  bie  größere  3nfel  Ifdiurudtup  unb  jaijireiche 
(leine  Sumpfeilanbe.  Sie  Rüfte  an  ber  Rrim  ift  in 
feltiamer  Seife  gefranft.  Sgl.  Vlfowfdjcd  SRcer. 

{fanlficbcr  (putribed  ffieber),  Sfieber,  bad 
burd)  Vlufnabme  fauliger  Stoffe  in  bad  Blut  entftebt, 
naiiifnllidjSunbneber  unbfiinbbettfieber.  Bgl.Sep» 
tidiamie.  — 3-  bei  Sterben,  f.  Blulfledentrantbeit. 

(faulfifrf),  SRiloIaud  Don,  SMagifter  ju  ®rag 
unb  itubiinger  Don  Qobanneb  i>ud.  3)iit  ihm  Wirb 
öfter«  ber  böbmifdie  Sitter  §ieront)miid  Don  Brag 
(f.b  ),  ber  auf  bemRomit  juRonflanj  1416  Derbrannt 
würbe.  Derwedjfelt  unb  baber  fiilfchlid)  hierongmud 
(Don)  3.  genannt, 
ffaulflicft,  f.  Bad). 

{faulbabcr,  Slnbread,  frfilef.  fatbolifiber  ffleift« 
Iirlicr , gcb.  21.  SJai  1718  in  ©laß,  würbe  nad)  bem 
Slbjug  ber  3efuiten  and  ©lag  im  SRcirj  1737  jum 
Sdfloßprebiger  ernannt  unb  30.  Sej.  b.  3-  auf  Bet- 
anlajfung  bed  ©lafcer  ©ouDerncurd,  ©eiterald  be  la 
SRoite  3otiqu<,  unb  auf  Befehl  QiMbndjd  b.  ©r.  ge- 
fentt.  weil  er  jwei  Seferteure  in  ber  Beichte  jur  3ab« 
nenfludit  verleitet  haben  follte.  Bgl.  8 ad),  Sie  Braf- 
fd)aft  ©lag  unter  bem  ©ouDerueiuent  bed  ©enerald 
be  ia  SRotte  gouqu<  1742 — 1760  (§abelfd|Werbt 
1885);  '-Nürnberger,  Sleue  Sofumente  jur  ©e« 
{(bidite  bed  B-  Slnbread  3-  (SRainj  1900). 

{faull)orn,  ©ebirgdjtod  bed  Berner  Dberlanbed, 
füblid)  Dom  Brienjer  See  (2683  m),  and  Ieicf|t  Der« 
wittemben  juraffifeben  Schiefern  beftebenb,  gewährt 
einen  herrlichen  Sinblid  in  bie  {jinfteraarbomgruppe. 
Saju  fommt,  wie  auf  bem  SRigi,  bie  Sludfteht  auf  ben 
am  Öuß  gelagerten  See,  weiterhin  über  bad  fd)Wei(e- 
rifdje  SRittellnnb  bid  ju  ben  gügen  bed  3ura.  3Ran 
eriteigt  bad  3-  gewöhnlich  Don  ber  ©roßen  Stbeibcd 
ober  Don  fflriitbelwalb  ober  Dom  ffiießbad)  aud.  Seit 
1832ftebt  auf  feinem fflipfel  ein  fteinerned Sirtdbaud. 
{faulige  (öärung,  f.  Säulnid. 
{fanluiami,Rarl,Slcnograpb  unb  Schriftfteller, 
gcb.  24. 3uni  1835  in  tpatle  a.  S.,  geft.  28.  juni  1894 
m Säten,  tarn  ald  Sd)riftfef)er  1855  in  bie  Staatd« 

Mctjcil  Äonp.-fcnitoit,  8.  Äuß.,  VL  9b. 


bruderei  ju  fflien.  Wo  er  1866  Settern  junt  Sruet 
ber  fflabeldbergerfdfen  Stenographie  berfteüte.  1861 
würbe  er  Sehrer  ber  ©abeldbergerfcben  Steiiograpbie, 
1868  Mitglied  ber  ftaatlichen  Brüfungdfommiffton 
für  btefe,  1884  Srofeffor  ber  Stenographie.  6r  ent« 
warf  1866  eine  »Siabifalrefonn«  ber  öabeldberger« 
fdjen  Stenographie  unb  arbeitete  bann  ein  eigned 
einfadjed  Spftem  ber  Stenographie  aud,  bad  1874 
unter  bem  Santen  »Bhonographie«  Don  beut  Bürger« 
fdjullebrer  Braut  in  Süien  Deröjfentlid)t  würbe  unb 
burd)  feine  einheitliche  Sudlautuofalifation  großen 
ßiitfluf)  auf  bie  ßntwidelung  ber  beutfehen  Steno« 
graphie  gewann  (Siahered  mit  Schriftprobe  Dgl.  3lr« 
tilel  »Stenographie«).  1880  trat  3-  felbft  aldSrfin« 
ber  feiner  Sd)rift  auf,  bie  er  »phonetifche  Stenogra« 
Phie«  nannte;  bie  1880  eingeführte  eigne  phonetifche 
Orthographie  Würbe  aber  1884  Wieber  oefeiligt.  Wobei 
bie  Scprift  auch  fonflige  Snberungen  erfuhr.  Sie  hat 
namentlich  in  Ofterreich  Berbreiiuitg  gefunben  unb 
Würbe  1901  Don  17  Bereinen  mit  1351  äRitqliebern 
Dertrcten.  Bon  feinen  ftenographifchen  Schriften 
finb  außer  Dielen  Sehrmitteln  für  ©abeldbcrgerfdie 
Stenographie  (»©abeldbergerd  ftenograpljifd)ed  Seht- 
gebäube«,  SBiett  1860,  35.  Sufi.  1899;  »Stenogra« 
phifche  Unterrichtsbriefe« , 1877,  3.  flufL  1895)  ju 
nennen:  »6it(widelungägefcf)ichte  bed  ©abeldbergcr» 
(dien  Stglcmd  ber  Stenographie«  (SBiett  1868),  »Sie 
Bhonographie  in  ihrem  Berhältnid  jur  Rurrentfthrift 
unb  Stenographie«  (1878),  »Slnleitung  jur  phone« 
tifdien  Stenographie«  (1883,  7.  Stufl.  1899),  »S)i« 
ftorifche  fflrammatil  ber  Stenographie«  (1887),  »®e« 
fthidjte  unb  Siteratur  ber  Stenographie«  (1895).  BgL 
»SBicner  StenographifcheBreffe«,  1894,  Sir.  4 ; »6hra* 
nil  bed  .-fentralDercind  für  3aulntann)che  Stenogra» 
phie  in  SBicn«,  Slpril  1901.  Saneben  befdjäftigte  3- 
ftdh  nttt  eingehenben  loiffenfchaftlichen  Stubien  auf 
ben  nerfdjiebenften  ©ebieten  unb  Deröffentlid)te  unter 
anberm  »Sad  Buch  ber  Sthrift«  (SBien  1878.  2. Slufl. 
1880),  »3nuftrierte  ©efd)id)te  ber  Sdjrift«  (baf.  1880), 
»3üttilrierte  Rulturgefd)id)te«  (1881),  »Jlluftrierte 
©efthidjte  ber  Buchbruderfunft«  (1882),  »Sie  Srfin« 
bimg  ber  Bud)bruderfunft«  (1891),  »6ü)iuoIogifd)ed 
S3örterbuch«  (1893),  »3m  SReidje  bed®eified,  ©e« 
fchichte  ber  SBiffenfdjaften«  (1894). 

{fänlnid  (Butrefattion,  Butredjenj),  burch 
Batterien  herbeigefübrte  3*rfe|jung  ftiditoffhaltiger 
(eiweißartiger)  pflanjtidjcr  ober  tierißher  Stoffe  unter 
Bitbung  fhntenber  Brobutte.  Siefe  gerfeßmtgett,  bet 
benen  bie  organifchen  Stoffe  in  einfachereBcrbinbun* 
egen  unb  juleht  in  Rof)Icnfäure,  Rohlenwafferftoffe, 
33affer[to|f,  SBaifer,  Slmmoniaf  unb  Schwefelwaffer« 
ftoff  jerfallen,  erfolgen  unter  benfelben  Bebingungcn 
wie  bie  analogen 3erfet)ung8projeffe  ftidftofffreier  oc» 
gaitiftherRörper,  bie  matt  ©äntng  nennt.  3.nnb©ä« 
tung  finb  aud  benfelben  Berhöitniffen  ju  erltären, 
unb  man  hat  bedhalbaud)  bte  3-  faulige  öjärung 
genannt.  Q^iulniSfö^ig  finb  Dor  alten  bie  Brotein« 
lubftanjen:  Eiweij),  Äafetn,  3ibrin.  Seguntin,  bann 
Seim,  letmgebenbe  soubftanj  tc.  Siefe  Rörper  gehen 
in  3-  über,  wenn  fie  bent  Stoffwcdpcl  entjogen  finb 
unb  Batterien  Zutritt  erhalten , mtb  bie  3 erfolgt 
bann  ebettfo  wie  bie  ©cirung,  aber  unter  ©ntwide« 
lung  übclrieebenber  ©afe.  Biemald  faulen  Ciwetf;« 
törper,  folange  fie  lebenbenOrganennngehören,  wot)l 
aber,  wenn  fie  Don  biefen  lodgelöft  finb,  wie  bei  man« 
d|ett  ©efchwüren,  in  ber  ©ebeirmutter,  bei  Branb  tc., 
auch  'W  Santi  Dertaufen  Säulnidprojeffc.  Sie  3äul« 
niöprobufte  ftnb  Derfthiebett  bei  ben  ucrfd)iebencn  ffiul« 
nidfähigen  Stoffen  unb  befonberd  je  nach  ber  bie  3- 

23 


354 


gaulniäbofterien  — gaultier. 


bcbiitgcnbcn  Baftcricnnrt;  fie  fmb  ftet«  fe^r  japtreidj 1 
unb  roecpieln  aud)  je  nacf)  bem  Stabium,  in  bent  fidi 
bic  ft.  befinbct.  Sparafteriflifcp  finb  befottbcrei  3nbol 
unb  Statol,  btt  ben  ©erutp  bcr  (Extremente  bcbinpen, 
Sfatoltarbonfäure,  Statolcffigfäure,  ^^ctujtpropton- 
(äure,  Bpcnpirffigiäurc,  Bpenplätpplantin , Crt)ppe< 
nplpropionfäurc,  Ojppbenpleifigiäure,  Krefol.  Bpc- 
nol,  Metpplmatfoptan,  Butredciit,  ftabaoerin,  Scpioc 
fclwaffcrftoff.  Tancben  treten  and)  fette  Säuren  non 
bcr  (Effigfäure  bi«  juv  Kaprottfnure , Bemfteinfäurc, 
ficucin,  Tprofin  ic.  auf.  <110  fttiulnUerreqer  fun- 
gieren au«fd)lieplid)  gewiffe  Batterien  (f.  ftäulniß- 
batterien),  bie  fidt  ungemein  fepncll  Perm  ehren,  fo- 
lange  noch  fäulnidfähigeSubflanj  Oorpaitbcn  ift,  nad) 1 
Vlujjcprunq  berfelbctt  aber  abiterben  ober  in  einen 
fHupcjuftanb  übergepen ; bieftlüffigteit  Hart  ftebbann, 
unb  bte  Batterien  fanttneln  fid)  al«  Bicbctjcplag  auf 
bem  Bobett.  Sicht  feiten  fommt  bie  ft.  auf  einer  ge- 
nügen Stufe  bcr3crfepung  bcr  orgaitifd)cn  Subftang 
jum  Stittftanb,  bann  nämlich,  Wenn  fäulniäwibrige 
Subjtattjcn,  tute  Bbenol.  Sheiol,  3»bol,  Statut  tc., 
in  pinreiepenber  Menge  burd)  bic  ft.  fclbft  gebilbet  ftnb, 
um  bie  Batterien  ju  töten  ober  bodi  ihre  Gntmidciung 
tu  bemnten.  Bieltod)  ftnb  ftäulnidprojeffe  auch  Pon 
I)öl)cr  entwirfetten  Bi^cn  begleitet.  VI it  Körpern,  bic 
im  Sailer  faulen,  toadifen  bte  oerfcpicbenen  Vlrten  ber 
Saprolegniajeen  al«  findige  ober  fabige  Mnjfcn.  Vluf 
ben  au  ber  S!uft  faulenben  Subflanjctt  erfdicinen  ba» 
gegen  bie  im  gcwöbnlid)en  2eben  al«  Sd)immcl  bc- 
geidmctcn  Bilge. 

ftäulnidfäpige  Subftanjen  unterliegen  nidjt  bcr  ft., 
Wenn  man  bie  ihnen  anbaftenben  Batterien  tötet 
unb  ben  3utritt  neuer  Batterien  perbinbert.  Vtlle 
Momente,  bie  ba«  lieben  unb  ©ebeipen  ber  Batterien 
förbent,  begünftigen  attd)  bie  ft.,  untgetebrt  fatttt  bie 
ft.  Perlangfamt  ober  unterbriidt  werben  burd)  Mit- 
tel,  welche  bie  Begetation  unb  Scmtebrung  ber  Bat- 
terien bemnten  ober  biefelben  töten;  baper  ftnb  alle 
Mittel,  bic  bao  Icptere  bewirten,  jugleid)  anlifeptifd) 
Senn  Wufgüfje  auf  attimaliftbe  ober  uegetabilifebe 
Subflangeu  auf  100°  ertn.pt  (ficrilifiert)  werben  unb 
barauf  ba«  ©efäg  mit  Baumwolle  ocrilopft  wirb,  fo 
geigen  fid)  (eine  Batterien,  unb  cd  tritt  aud)  teine  ft. 
ein.  SJirb  in  eine  fo  bepanbelte  ftlüffigteit  ein  Trop- 
fen  Säger  gebracht,  in  bem  fid)  Icbettbige  Batterien 
befinben,  fo  tritt  in  furger  3eit  Trübung  ber  ftlüfiig- 
feit  ein  juttt  3eid|cn  ber  Sermebrung  ber  Batterien, 
unb  bie  ft.  beginnt.  Begflnftigenb  auf  bie  ft.  wirft 
eine  Temperatur  pon  über  10“,  am  mciften  eine  f oltpc 
bon  30 — 40“,  ©egenwart  geWiffer  Säprfatgr  (Gal- 
tium*  unb  Käliumppo-Jppat)  unb  alfalifd>c  Seattion 
beo  ©ennfepe«.  Sdiwadi  faure  iReattion  uergögert  bie 
ft.,  unb  itarf  faure  bebt  fic  auf.  (Eigentliche  ft.  etf  olgt 
nur  bei  Vlbwefenbeit  Pon  Sauerftoff;  bat  bie  2uft 
3utritt,  fo  finbet  ft.  nur  int  Innern  ber  Maffc  ftatt, 
an  ber  Oberfläche  walten  OftjbationOprogejfe  (Ber- 
Wefung)  Por.  — ftäulniöprogeije  fmb  für  ben  ^auä- 
balt  ber  Sahir  pon  ()ßd)fter  Bebeutung,  inbem  fte 
bie  beflänbig  fid)  anbeiufenben  abgejtorbenen  Bflnn- 
gett  unb  Tiere  beledigen  unb  beren  elementare  Be- 
ftanbteile  wieber  in  ben  allgemeinen  Kreislauf  be« 
Stoffe«  gurücffüpren.  ftür  ben  lebenben  Organiomu« 
aber  ftnb  ftäulnisprogeffe  oft  Perberblicb,  unb  c«  ent- 
fleben  töbltdie  Grfranfungen , wenn  faulenbe  Sub 
{langen  in«  Blut  gelangen,  ftaulettbe  Stoffe  bieten 
ben  Boben  für  bie  Gntwidelung  fcbäblicber  (patpo- 
gencr)8a(lcricn,  unb  bc«palb  ift  e«  bringenbnotwen- 
big,  bie  VBopnungen  bcr  Menfthcn  unb  beren  Um- 
gebung Pon  allen  faulenben  Subjtangen  frei  gu  pal- 


ten, gutnal  and)  bie  au«  lejjtent  fid)  cntloidelnbcn 
©afe  bic  fiuft  Perberben  unb  g.  T.  bireft  giftig  Wir- 
ten. Tie  Tetbnif  ntad)t  Pon  ber  ft.  bei  ber  ftlacpöbe- 
reitung,  ber  Bnpierfabrifation,  ber  ©erberei  unb 
bei  ber  Tüngerbereitung  ©ebraucf). 

Sott  ben  Villen,  namentlich  Pon  Vtriflotele«,  Würbe 
bic  ft. (Butrefattion)  al«  ein  gepeimm«uoncr  T;ro- 
gefi  angefepen,  burep  ben  niept  nur  bie  bcjtepenben 
organifepett  Körper  gerfept,  foubem  aud) neue,  lebenbe 
ergeugt  würben.  Maben , ftliegen , ja  fclbft  Bienen 
unb  ftröfepe  foKten  im  faulenben  ftleifcp  ober  gären- 
ben  Schlamm  entftepen,  unb  Pon  bett  jfatroepemifem 
unb  ttrgten  be«  atidgepcitben  Mittelalter«  (Bara- 
celftt«.  Pan  S>clittont  u.  a.)  würben  biefem  Brogeg 
ttoep  attbre  VBunberwirtungen  burd)  ba«  (Entftepen 
ber  natürlichen  Mumie  gugefeprieben , ja  man 
hoffte  mit  £>ilfe  ber  ft.  in  einer  Bpiole  burep  bic  fogen. 
fpagprifepe  Kunft  fogar  einen  (leinen  lebenben 
Menfcbcn  (4>  o nt u n tu l u «)  guwege  gu  bringen.  (Erft 
ftrangiäfu«  SRebi  machte  biefen  BPantaftereien  ein 
Gnbe,  inbem  er  burd)  gaplreicpe  Berfucpe  erwie«,  bafi 
in  fäulnißfäpigcn  otganifipen  Subftangen  niemal« 
Tiere  entftepen.  Wotu  man  burep  forgfältigeit  Vlb- 
ftplujj  oerpinbert,  baft  Keime  ober  Gier  Pon  Tieren 
piitein  gelangen  föttnen.  Tie  Slolle,  welche  bie  Bat- 
terien bei  ber  ft.  fpielen,  pat  guerjt  Bafteur  übergeu- 
genb  uatpgewiefen.  Bgl.  filier,  Tic  fiepte  Pon  bcr 
ft.  (Bert.  1879);  ftlilgge,  Tie  Mitroorganic-iuen 
(3.  Vluf!.,  fieipg.  1896,  2 Bbe.). 

ftäiilniccbnttcricii  (faprogenc  Batterien), 
bie  bei  unooQlomnirnem&uftgutntt  unbpinlängltdier 
ftcucptigfeit  unb  Sänne  bie  3erfcpung  cimeifjpalti- 
ger  Stoffe  in  Vlntmoniaf.  Sepwefelwaffer|trff  unb  gapl- 
reiche  attbre,  oft  übclriecpettbeBerbinbungen  bewirten- 
ben  Batterien.  Tie  3af)l  ber  bei  ber  (Eiwtijsgerfepung 
beteiligten  Batterienarten  ift  fepr  groß ; wiibrenb  aber 
manche  mepr  gelegentlich  auftreten,  Werben  attbre 
regelntäBig  unb  in  orofger  Menge  in  adett  faulenben 
®imeiBilo||cn  gefunben.  3U  biefen  früher  unter  bem 
Barnen  Bacterium  terrnu  gufammcngefaüten  ft.  im 
engem  Sinne  gepören  al«  bie  wicptiqfien  Bacillus 
vulgaris,  B.  mirabiüs,  B.  Zcnkeri,  B.  putxificus. 
Tie  burep  einige  ft.  peroorgebraebten  3erfepung«pro- 
butte,  g.  8.  im  Jütlbbraten  mit  Hautgout,  finb  un- 
fchäblicp.  Vlnbre  ft.  bagegen  erzeugen  au«  Gtweip- 
förpent  giftige  Berbinbungen,  Wte  Seicpengift.Surjt- 
gift,  ©ift  ber  MieJmufcpein  u.  a. 
fpautnidpflanjen,  f.  t>umu«pflnit,(en. 
ftautuicttuibriflc  SOlittcl,  fopiel  wie  antifeptifdje 
Mittel. 

iaitlguentont  (!Pr.  (erminj),  f.  ftaltenberg  4). 
aiilrilbcntourjel , i.  Bryonia. 
auifchitumcl,  f.  Oidiuta. 
aulfein  tftaulfudjt),  f.  ftäute. 
ftniilticr  (Bradypus  £,.),  Säugeticrgaltuug  au« 
bcr  Orbitung  ber  3aPnlüdcr  (Edentata)  unb  bcr 
ftamilie  bcrftaultiere  (Bradypoda),  gebrungen  ge- 
baute Tiere  mit  runbem,  affenäpnlicpem  Kopf,  tlei- 
nein  Maul,  (leinen  Vlugen  unb  Cprcn,  Perpältiti«* 
ntägig  langem  $ial«,  (aum  fieptbarem  Scpwnnjttum- 
mel  unb  gewaltigen  SicpeKraOcn  an  ben  (Extremi- 
täten, Pott  benen  bie  Porbem  bebeutenb  länger  finb 
al«  bie  pintem.  Ta«  ©ebifj  befiehl  au«  fünf  jplin- 
brifepen  Badeit,)äpnm  in  jeber  IReipe,  Scpncibe,)äpne 
feplen  PoDilinbtg.  Ter  Körper  ift  mit  langen,  btirren 
paaren  bebedt,  bie  ben  Stricp  Pon  ber  Baucpfcite 
naep  beut  Süden  ju  paben.  Tie  ftaultiere  leben  al« 
unbepilflicpe  Baumtiere  in  ben  grofien  Urwälbem 
ber  feuepten  Jitebetungen  Sübamerita«,  pötpften«  ju 


355 


gaufoögel 

einer  gamilie  »on  Wenigen  fffiitgliebem  Bereinigt. 
Sie  ftnb  äufterft  träge,  beharren  ftumpfftmtig  in  glei» 
4er  Stellung,  ben  Ceib  nach  unten  gerichtet,  in  ben 
biepteften  ©aumfronen  an  einem  Sl)t  pangenb,  Met» 
tern  tangfam,  aber  jiemlid)  gefepidt,  Wäprenb  fie  fiep 
auf  ber  Erbe  nur  (d)Werfätlig  fortbewegen.  Sie  näht  en 
54  Bon  ©lüttem  unb  grüßten,  lecten  ben  Sau  unb 
Jungem  unter  Umftänben  fcljr  lange;  ihre  Sinne 
|inb  ftumpf,  unb  befonberä  baä  Singe  ift  blöbe  unb 
auäbrudäioä.  3brc  geiftigen  gäpigfetlen  ftnb  gering, 
unb  bie  'Biutter  belämmert  ftrf)  taunt  um  baä  eine 
3unge,  baä  fie  wirft,  ©ei  ber  Scrteibigung  um» 
Hämmern  fie  ben  geinb,  preffen  ihn  mit  grofter  ®e» 
malt  an  fi<h  u"b  galten  ihn  tagelang  feft.  Sie  ftnb 
gegen  Scmmnbungen  fef)r  unempfindlich  unb  befim» 
ben  felbft  gegen  ©feilgift  arofte  Ocbenäjäpigleit.  Saä 
glcifd)  rieht  unb  fepmedt  unangenehm,  wirb  aber 
Bon  ben  ßingebonten  unb  Siegern  gegeffen.  Sa8  fchr 
jähe.  bauerhafte,  ftarfe  gelt  wirb  gegerbt  unb  bient 
ju  Überzügen  unb  Safchen.  Sab  breijebige  g. 
(Sit,  Bradypus  pallidus  Wagn.,  B.  tridactylua  Pr. 
W.),  48  cm  lang,  mit  4 cm  langem  Sdnuan j unb 
brei  oidielfrallcn  an  jebem  gufi,  ift  blaurötlich,  afd)» 
grau,  am  ©aud)  filbergrau,  mit  einem  bunleln  unb 
zwei  weiften  Gängäftreifen  auf  beut  SRüdcn  unb  einer 
breiten  roctftlidjcn©möc  uon  ben  Singen  fli  benScpIä» 
fen;  eä  bewohnt  bie  Dftfüfte  ©rafllienä  biä  Situ  be 
3aneiro;  anbre  Slrtcn  leben  im  Bftliehen  ©rafitien 
unb  ©ent,  eine  SIrt  befonberä  im  norbwe[tlithen©ra» 
filien.  3ur  ©attung  Choloepus  IUig.,  mit  jweijepi» 
gen  ©orberfüften  unb  ohne  Schwant,  gehört  ber 
Ü n a u (Ch.  didactylus  IUig.,  f.Snfel » 3 a het  I li  rf  er  II«, 
gig.  1),  graubraun,  etwa  70  cm  lang,  im  itörblidien 
Sübamerifa.  Sluf  bem  $aar  beä  Sit  lebt  eine  einsei- 
tige grüne  SUgc,  Pleurococcus  bradypi  Kühn,  bie 
bem  Sier  einen  allgenieincn  grünen  (fufternben)  gar» 
benton  Berleiht.  Sluf  bem  .fpaar  beä  Httau  lebt  äpn» 
lith  bie  Sllge  P.  choloepi.  Siegaultiere  flammen  Bon 
ben  ©lanjtäbnern  (Ganodonta)  ab,  bie  nur  auä 
bem  öoenn  Jlorbamerifaä  belannt  ftnb  unb  fdton  Bor 
Stbfchluft  ber  Socänjeit  anfepeinenb  Bollftänbig  auä 
ihrem  Urfpntngälanb  BerfdtWanben.  Slefte  ecplergaul» 
tierefinbenfiep  juerftim  CtigocünSübnmerifaä.  Siefe 
Kiefenfaultier  e(llegatheriidae).gigantifrf)e, 
plumpe  ©efipBpfr,  ju  betten  bie  fflattungen  Megathe- 
riura  (f.  Safel  »SiluBiuntl«,  gig.  3),  Scelidotherium, 
Mylodon  (f.  Safel  ■SiluBiutu  I«,  gig.  12),  Lestodon 
u.a.  gehören,  bepölferten  benßrbteil,  wanbertett  j.S. 
in  ber  ©lioeänjeit  nad)  ©Kittel»  unbKorbamerila  auä, 
unb  grofte  Megalonyx-Slrten  fef)einen  bie  ßiäjeit 
iiberftnnben  tu  haben  unb  geitgenoffen  beä  Borge» 
fd)id)tltd)en  HKcnfdjen  inKorbamertlageWefett  ju  fern. 
3n  bem  (üblichen  Seil  ©atagonienä  hat  ntan  (elfr 
wohl  erhaltene  ftautrefte.  Schöbet  unb  Knochen  ae» 
funben,  bie  einem  Kiefenfaulticr  Grypotheriam  uo- 
mesticum  Roth,  angehören,  baä  anfeheinenb  Born 
SKenfcften  in  $5plen  alä  £>auätier  gehalten  würbe, 
Bielleicht  feit  einigen  gaprhunberten  äuägeftorben  ift, 
oielleiiht  aber  auch  jeftt  noch  lebt 
gaulbitgel,  f.  Sartludude. 
gaultucizcu,  f.  ©ranbpilje. 
gaun,  f.  gaunuä. 

gauna  (neulat. , nach  bem  gelb*  unb  SSaibgott 
gaunuä),  bie  ©efamtheit  ber  in  einem  Ganb  ober 
©ebiet  eiuheimifdben  Stere  unb  baä  ©erjeiepniä  ber» 
felben.  SieSiogelfaunn  eineäSebieteä  wirb  auch  Wohl 
alä  Orniä  bezeichnet.  Sie  g.  eineä  Canbeä  wirb 
Bor  allem  beftimmt  bureb  bie  (limatifchen  unb  oro- 
grapftifepen  ©erpaltnifje,  burep  bie  geologifepe  unb 


— gaure. 

paläontologifebeSergangenljeit  beäCanbeä  unb  burd) 
feine  glora.  Siefe  brei  gaftoren  finb  bei  Seurteilung 
ber  g.  eineä  ©ebieteä  Bor  allem  tu  beriidfteptigen ; in 
fultiuiertcn  Säubern  foinmt  bie  ©eeinfluffung  ber  g. 
burep  ben  fDienfchen  pinju.  Sepr  intereffant  ift  bie 
g,  ber  3nfe(n,  befonberä  ber  in  ber  Käpc  beä  gejt» 
ianbtä  gelegenen,  bei  benen  fie  meift  nur  im  >)ufam» 
mettpang  mit  ber  fontincntalen  g.  berftänbltd)  ift, 
mit  ber  fie  in  Bielen  gälten  butd)  Canbbrüdcn  in 
©erbinbung  geftanben  paben  ntuft.  Sie  g.  größerer 
Seen  tarnt  nocp  auf  eine  frühere  ©erbinbung  mit  bem 
ilieer  pittweifen.  Ein  ©eifpiel  auffälliger  faunijti» 
(eper  Serpältniffe  liegt  int  Oftinbifcpen  Archipel  Bor, 
wo  bie  3nfeln  Sumatra,  öomeo  unb  3“oa  nebft 
©ali  in  ©e.jug  auf  ipre  Sierwelt  ju  3nbiett,  bie  3n» 
fein  Bftlidi  Bon  Gontbof  ju  Sluftralien  gehören,  unb 
wo  bod)  bie  ©rente  nur  Bon  einem  fehmalcn,  aller» 
bingä  fepr  tiefen  ÜReercäarttt  jwifehen  ©ali  unb  Com» 
bol  gebilbet  wirb.  ©gl.  »Siergeograppie«  unb  bie  ein» 
leinen  tiergeograppilepen  Slrtilel,  wie  Slrftifcpe3trfum» 
polarregiott,  Süpioptfcpe,  Stuftralifepe,  Keotropijdje, 
Drientalifepe  Kcgion  (mit  Safeln)  tc. 
galt  na , altit  atifdie  ©ottpeit , f.  gaunuä. 

taunaffc,  f.  KoQfcbwan.jaffe. 
unliniiert,  f.  gaunuä. 

gaunuä  (»ber  Säoplwollenbe«),  altitnlifdicrWott, 
wegen  feineä  ähnlichen  SSefenä  bem  grieehifepen  ©an 
(f.  0.)  gleicpnefeftt,  ein  guter  ©eift  ber  SSälber,  gilt» 
ren  unb  gelber,  ber  namentlich  bem  ©iep  grudttbar» 
feit  unb  Schuft  gegen  bie  SCölfe  Berliep,  baher  aud) 
3nuu8  (©efpringcr)  unb  Gupercuä(SBolfäabweh» 
rer)  pieft;  in  leftterer  ©ejiehung  feierte  ntan  ihm  in 
Sollt  lö.gcbr.  baä  uralte  geft  ber  Cupertalien  (f.  b.). 
Stlä  ein  burd)  feltfame  Stimmen  wciäiagenber  ©ott 
führt  er  ben  ©amen  gatuuä  (SRufer).  ©Sie  anbre 
Salb-  unb  glurgötter  fepredt  unb  ängfligt  er  ge* 
legentlid)  bie  ©ienfcpeti.  befchleicpt  fie  aud)  nncptä  in 
ipren  Ctäufern,  um  fie  burep  Slipbrüden  ju  plagen 
(baper  auch  3ncubuä  genannt;  f.  3nfubuä).  ©e» 
feiert  würben  ipnt  aufter  Den  Cupertalien  bei  ben  Kö- 
rnern (Wei  gefte,  bie  gaunalicn,  13.  gebr.  in  fei- 
nem Sempel  auf  ber  Siberinfel  unb  ö.  Sej.  nuf  bem 
Sanb  im  greien,  wobei  ipnt  bie  ©altem  länblidte 
Opfer  barbrachten  unb  fid)  mit  Sänjen  oergnügten. 
Süie  neben  ©an  bie  ©aniäfen,  fo  nopm  ntan  neben 
ihm  eine  ©ieljapl  Bon  gauneit  an,  bie  man  ben  grie» 
chifepen  Satprn  unb  Silenen  gleicpfeftte.  Sein  weib* 
lidjeä  ©egenbilb  ift  gauna,  feine  Schweiler  ober 
grau,  eine  förbernbe  unb  fegnenbe  glurgöttin.  aud) 
gatua,  meift  ©ona  Sea  (f.  b.)  genannt,  ffleleprte 
SSptpenbeutung  utaepte  g.  ju  einem  alten  König  oott 
Gatium,  ßnfel  beä  Saturnuä,  Sopn  beä  ©ieuä.  oon 
ber  Kpmppc  'lRarica  ©ater  beä  Catinuä,  unb  lieft  iptt 
ttaep  feinem  Sobe  wegen  feiner  Serbienfte  um  Ganb» 
bau  unb  ©iepjucpt  bterep  Soanber  (f.  b.)  jum  Sdjuft» 
gott  beä  Ganbeä  erpebett. 

ganre  dpr.  f»rt,  1)  3ean  ©aptifte,  franj.  San» 
ger  (Sariton),  geh.  15.  3fln.  1830  in  SRoulinä  (Stl» 
lier),  fnni  frühzeitig  alä  Eporfttabe  nad)  ©ariä,  wo 
er  am  ßonferBatorium  auägebilbet  Würbe  unb  1852 
biä  1861  an  her  Komifcpen  Oper,  1861 — 75  aber  att 
ber  ©roftett  Oper  engagiert  war  unb  aufterorbentltcp 
gefeiert  würbe.  Seine  Hauptrollen  waren  Gtocl  (»Si» 
ttorap«),  SReppiflo,  Son  3 11  an,  Hamlet  unb  Seil. 
Sind)  alä  Jfomponift  ift  er  aufgelretcn  mit  einem  »Pie 
Jesu«  unb  mehreren  Gteflett  Gieber;  1888  Beröffent» 
licpte  er  einStubienwerf:  »Lavoix  etle  chant,  traite 
pratiqne«,  1890  einen Sluäjug  barauä:  »Aux  jeunea 
chanteura,  notes  et  conseüs • . — Seine ©nttin  (Sott» 

23* 


356 


gauriel 

ftance  Garotine,  gebomeCefebore,  gcb.21.35fj. 
1828  in  Bari«,  mar  eine  beliebte  Sängerin  erft  her 
ffomifdirn  Oper,  (päter  be«  Sb^ätrc-Sgriquc,  jog 
iid)  aber  1864  Don  ber  Bübnc  jurüd. 

2)  granqoi«  gälij,  Bräftbcnt  ber  franjBftfcben 
SRepubltt,  geb.  30.  Jan.  1841  in  Bari«,  geft.  bafrl bjt 
16.  gebr.  1899,  Sohn  eines  Bapcjierer«,  trat  al«Cebr- 
ling  in  eine  i? oljgcrbcrei  in  Vlmboife  ein,  rnarb  jpäter 
Stommi«  in  Ce  ipaDre  unb  erriebtete  bort  ein  Crber- 
nefebäft.  1870  mar  er  Siommanbant  eine«  TOobilnar- 
benbataitton«  unb  mürbe  Pon  Öambetta  jum  «n* 
tauf  pon  Soffen  unb  SJlunition  naeb  Englnnb  ge« 
idiicft.  Mach  beni  Sbriege  mürbe  er  tßriitibent  ber 
£mnbel«tainmer  unbVIbjunft  bcSBürgcrmciftcr«  Pon 
Ce  itapre.  1881  mürbe  er  in  bie  3>cpulicrtcnfatnincr 
gemäblt.  roo  er  iid)  ben  Opportunsten  nnfdjlojj,  mar 
mieberbott  UntcritaatSfcfrelär  im  SRinijlcrium  für 
Sjanbcl  unb  Stolonien  unb  galt  in  See-  unb  Äolo* 
nialangete^enbf  iten  als  beionber«  fad)Perftänbig.  1894 
übernahm  ie. baS'lRarineminifterium.  Mad) bem Slüd- 
tritt  Gafmiir-Bfrier«  mürbe  er  17.  3an.  1895  in  9'er- 
faiüeS  oom  Stongreft  jum  Bräfibenten  ber  Mcpublif 
gemäblt.  ba  bie  9iabitalen  nicht  ben  Stanbibaten  ber 
Wemäijigtcn  (Sfalbcd-Mouffcau),  biefe  nidjt  ben  ber 
SHobitalcn  (Brijjon)  jutafien  motlten.  SIS  Bräfibent 
neigte  er  ben  Stlerifal -Motionaliften  ju,  umgab  ftd) 
mit  faft  monarebiftbem  Brunf  unb  lieft  bie  BrebfuS- 
Vlngelegenbeit  fid)  ju  gefährlicher  Bebeutung  ent* 
mirfeln.  Sr  fdjrieb:  »Le  Havre  en  1878*  ($>abre 
1878)  unb  »Les  budgets  contemporains : Budgets 
de  la  France  depuis  vingt  aus  et  des  priucipaux 
Etats  d Europe  depuis  1870«  (Bar.  1887),  welche« 
Seif  Pon  ber  Stabende  mit  einem  IftreiS  gefrönt 
mürbe.  Bgl.  Btaillarb,  Le  Präsident  F.,  sa  vie 
commerciale,  administrative  et  politique  ("iänr. 
1897);  SH  lupfen,  Felix  F.  intime  (baf.  1898); 
Saint-Simonin,  Mämoires  aneedotiques.  Pro- 
pos  de  Felix  F.  (baf.  1901,  beutfd),  Sieäb.  1901). 

Raurttl  (|pr.  tontin.  Staube,  franj.  Citcrarbifto- 
ritcr,  geb.  21.  Ott.  1772  in  St.-Etienne,  qeft.  15.3ult 
1844  m flari«,  trat  rnäftrenb  ber  Mepolution  in  bie 
Snuee  unb  lebte  fpätet  auf  feinem  Canbfift  Ca  SJiai- 
fonnette  mic  in  Bari«  in  ber  beften  literarifd)  ge- 
bilbeten  ©efettiebnft , namentlich  mit  grau  n.  Stael 
unb  Benjamin  Souftant,  auch  mit  Baggefen  unb 
HKanjoni  in  literariftbem Berfebr.  1830  mnrb  erBro* 
feffor  ber  auSlänbiicben  Citeratur  an  ber  Facultä  des 
lettrcs  ,ju  Bari«.  Sr  überfeftte  unter  anbenu  neu- 
grietbiitbe  Boirsliebcr  (1824;  beutfeb  Pon  S3.  iüiül- 
ler,  1825).  Sein  £>auptroerf  ift  bie  »Histoire  de  la 
Ganle  märidionale  sous  la  domination  des  conqub- 
rants  germains«  (Bar.  1836,  4 Bbe.),  ba«  Brud)« 
ftüd  einer  geplanten  allgemeinen  Citeratur-  unb  Stul- 
turgefebiebte  granfreich«.  3)ie  nach  feinem  lob  er« 
fd)icnenrti SSerfe:  »Histoire  de  la  poäsieprovenqale« 
('Bar.  1846,  3 Bbe.)  unb  -Dante  et  les  origines  de 
la  langue  et  de  la  littärature  itaüenne«  (baj.  1854, 
2 Sbc.)  beruhen  auf  feinen  Sorieiungen. 

Fansse  (franj..  (pr.  m,  weibliche  gönn  ju  faux), 
falfeb;  f.  alanne,  blinber  Cärnt;  f.  attaque,  3d)ein- 
angriff;  f.  couche,  ftcl)lgcbnrt  (f.b.);  £ fenätre,  blin- 
bc«  genfter;  f.  gorge,  falfifter  Bufen;  1 page  (faux 
titre),  Sehmubtitet. 

gouffebraie  (franj  , ipr.  fest™-),  Miebermatt.  nie- 
briger,  uerteibigungefätiige i ErbroaQ  por  bem  Jtaupt- 
mall,  eine  Stufe  beäiclbcn  bilbenb.  mürbe  baupt- 
fäeblid)  in  ber  meberlänbifdjen  BefefligungSnianier 
angeroenbet,  ncuerbing«  in  ähnlicher  SJeife  al«  Mie» 
bcrroall  ber  norgefebobenen  gort«,  Bgl.  Ortung. 


— Sauft. 

R-auffier«t  (franj.,  (pr.  |o-),  berbiegen,  Perbreben; 
gaufiüre,  Sdpneifung  einer  (SUode. 

Rauft,  ein  frühere«  Cämjenmaft  für  Bf  erbe,  in 
Dflcrrcid)  ju  4 3°U  non  4 Strid)  = 10,537  cm. 

Rauft,  35oftor  @eorq  (nach  anbern  3°ban- 
ne«),  berühmter  Sdnparjtünillcr,  beffen  fagenbaft 
auägefcbmudte  ©efd)icbte,  ein  Brobutt  bei  Mcforma. 
tionäjeitalterS,  in  ber  Citeratur  eine  bcbcutfame  Motte 
fpiclt.  Bie  btflorifcbe  Berfon,  bie  ben  Manien  g.  trug, 
lebte  Pon  ctroa  1480 — 1539  unb  läftt  ftd)  in  ben 
Aeugniffen  ber  ttRitlcbenben  feit  1507  nerfolgcn.  Gr 
flammte,  mie  SRclancbtbon  berichtet,  au«  lintttlingen 
(lUmblingen)  in  Sdiroabcn  unb  ermarb  ficb,  mie  e« 
febeint,  eine  gelehrte  Sitbung  (nietteicbt  in  ffrafau 
ober  in  3ngol}tabt),  Mach  einem  für  g.  febr  ungiin- 
ftig  lauten  ben  Briefe  be«  Vibtcö  % rithemm«  non  Spon- 
heim (20.  Mug.  1507)  befaub  er  iid)  1506  unb  1507 
juerit  in  ©elnbaufen , bann  in  Sürjburg,  julept  in 
Sreujnad),  too  ihm  Pon  grattj  Pon  Siiingen  oor- 
übergebenb  ba«  91mt  eine«  Scbulmeifter«  annertroui 
mürbe,  beffen  ftd)  g.  jebod)  ganj  unmürbig  ermie«. 
1513  mar  er,  mie  ber  Itanonifu«  SRutianu«  Siufuü 
in  ©otba  (8.  Ott.  1513)  mitleilt,  in  Erfurt,  mobin 
er  auf  feinen  Säuberungen  be«  öftem  jurüdgetebrt 
fein  muft:  nach  1520  mürbe  er  auf  Beranlajfung  be« 
Bnrfüftermöncbe«  Ätinge  au«  biefer  Stabt  au«qemie- 
feit.  1520  meilte  er  m Bamberg,  mo  er  Dom  Biicbof 
®eorg  HI.  ein  Belbgefcbent  für  eine  ihm  geftettlc  Ma- 
tipität  erhielt.  3«  Cicibclbcrg  hielt  er  ftd)  fo  lange  auf, 
baft  er  gerabeju  a!«  Faustus  Hcdelbcrgensis  bejeicb- 
net  mürbe;  auch  nad)  Ceipjig  mirb  er  getommen  fein, 
fann  aber  nicht  bereit«  1 525  in  Muerbadi«  Retter  (mie 
bie  Überlieferung  rnitt)  feinen  §otu«pohi8  getrieben 
haben,  ba  Buerbatb«  4>of,  C>au«  unb  Steller  erft  feit 
1530  eyifticren  (ogl.St  r otcr,  Boftor  g.  unb  Buerbacb« 
Steller.  Ceipj.  1903).  11m  bie  i'iitte  ber  1520er  Jahre 
hielt  fid)  g.  in  SBittenberg  auf.  mürbe  ober  auf  Ber- 
anlaffung  be«  Sturfürilen  3obann  Dem  Sacbfen  au« 
ber  Stabt  auSgelrtebcn,  unb  baäfclbe  Scbidfal  ereilte 
ihn  17.  3uni  1528  in  3ngo(itabt,  mie  ein  3iat«proto- 
fott  biefer  Slabt  befagt.  Beifer  erging  e«  g.  in  ben 
1530er3abrcn:  Permutlid)  1532  fanb  cr(mieBgrippa 
Pon  9Jctte«beim)  günilige  Bufnabme  bei  Qennann 
Don  ‘öieb,  bem  Erjluidmf  vonStiiln;  mit  '.'Idituug 
fpriebt  Pon  ihm  13.  Bug.  1536  ber  berühmte  Bbilolog 
3oacf)im  Samerariu«.  unb  ähnlich  in  einem  Briefe 
Dom  16.  3an.  1540  Bbilipp  pon  pulten.  Bagegcn 
lautet  ba«3cugni«  be«Bbiiipp8egarbi  in  beffen  1539 
erfebienenem  »Index  SanitatLs«  rnieber  ungünflig; 
ned)  ihm  toar  g.  bereit«  tot.  Er  ftarb  ju  Staufen  im 
Breisgau  al«  SRann  in  Dorgeriidlen  Jal)vcn , unb 
jroar,  mie  oicle  3cuflniffe  enueiien,  eine«  ptöglicben, 
picllf idit  eine«  geroaltfamen  X obe«.  Biefer  biftorifebe  g. 
mar  allen  SRitleilungen  jufolge  ein  gcmatliger  Brah- 
ler,  ber  fid)  ben  »Bbüßfapben  ber  Bbilofophen«  unb 
»jroeiten  SRagu««  nannte  unb  abemeuernb  at«  Brjt 
unb  Bftrolog.  al«  3auberer  unb  Blcbimift  utnberjog. 
3n  Siirjburg  rühmte  er  ficb  j.  8.,  baft  er  ade  Sta- 
ber Gbrifli  pottbringen  motte,  mann  unb  io  oft  e«  per- 
langt roerbc;  in  Sittenberg : bie  Siege  ber  faiferlidjen 
C)ecrc  in  3lalien  (Schlacht  bei  Bania  1525.  Erobe- 
ninn  Morn«  1527)  habe  er  ihnen  burdj  feine  3auber« 
(unft  porfebnfft  ic.  Bei  bem  groften  Suffeben,  ba«  er 
überall  erregte,  geidjab  e«  bann,  baft  man  Diele  feiner 
Behauptungen  al«  DottfübrteBntfad)cn  binftellte.  baft 
man  aufterbem  feit  alten  3eiten  umlaufenbe  ®cfd)icb- 
ten  Pon  3aubcrfünften , mie  fie  Don  Simon  SSagu«, 
Slbertu«  SRagnu«,  3“banne«  Beutonicu«,  Baraccl» 
f u«  u.  a.  er  ja  I)  1t  mürben , auf  feine  Berfon  übertrug 


857 


yaufl  (ältere  unb  neuere  Bearbeitungen  ber  gauftfage). 


unb  ihm  enblidj  nud)  neucrfunbene,  tm  (Seifte  ber 
3eit  rourjelnbe  3ü0e  anbirfjteie.  ®a  aber  3aubcrci 
nur  mit  .fylfe  beä  ©Öfen  möglich  mar,  fo  ließ  man  dpi 
ein  ©ünbniä  mit  bem  Xeufel  frfjttefjen . ber  ihn  in  ®c* 
ftalt  eineä^unbeS  begleitete  unb  id)lieftlid)  auf  fcf)red> 
Iid)e  Beife  umS  Sieben  brachte.  So  entjianb  baS,  tuaS 
man  bie  gauftfage  nennt.  INcrfmürbig  finb  einige 
3üge,  bie  auf  Grturter  Xrabition  juriidgebcn  unb 
bort  ocrmutlid)  um  bie  Bitte  beä  16.  3a  (pp.  in  einer 
ütjronit  aufgejeidjnet  mürben  (bat.  Sjamatfllffi 
im  »Gupbonon«,  fflb.  2,  S.  39  tf- » ©amb.  1895): 
mcim  bort  g.  bie  berloren  gegangenen  Stomöbien  beä 
©lautus  unb  SCerenj  berbeifcpnfjen  mitl,  toenn  er  $o* 
mcrifttje  gelben,  barunter  ©olppbem,  oorfüljrt.  mcitu 
fid)  fein  bienettber  ffleift  in  ein  ©(erb  mitgliigeln  •toic 
ber  Poeten  ©cgafuS«  oertoanbelt,  fo  finb  baä  3ä$e, 
bie  beutlid)  auf  ben  (ibeenfreib  beb  Humanismus  b111* 
meifen.  3ntereffant  finb  ferner  einige  Nürnberger 
gaujlanelboten,  bie  Gb  'Jloitbirt  um  1576  aufgejeicb* 
net  b»t  (»gl.  B.  SWeper,  Nürnberger  gauftgeiepieb* 
ien.  Wund).  1895). 

2>ie  erfte  literarifcpe  ©ermertung  ber  gauftfage 
ift  baä  1587  ju  grantfurt  a.  SW.  erftbienette  ©olfä* 
budt  »Historia  »on  Dr.  3opann  gauften,  bem  weit* 
befdtreiten  3<ntberer  unb  Scbmarjfünftlet  :c.*.  (er> 
auSgcgcben  »on  Johann  Spieä,  ber  in  ber  Sorrebc 
mitteilt,  baf)  itjm  baä  SRanuffript  »on  einem  ifrcunb 
in  Speper  jugejepidt  ttorben  fei.  XiefeS  ältefte  gauft* 
bud)  (neu  präg,  »on  B.  ©raune,  mit  Bibliographie 
»on  3amde,  Halle  1878;  »on  Sdjerer,  photographische 
Wacpbilbung,  mit  Ginleitung,  ©erl.  1884),  baä  auf 
eine  »crloren  gegangene  lateinifdje  Urfcbrift  jurüd* 
gebt , ift  neuerbingä  in  einer  altern  Raffung  auf* 
efunben  morben  (»feiftoria  Dr.  3°banniä  gaufti 
eä  3aubererä«,  na<b  ber  Bolfenbütteler  Sjanb(d)rift 
bräg.  »on  ®.  fWiIdtfad,  Bolfenb.  1897),  bie  etwa 
au»  bem  Sabr  1575  ftammt,  mehrere  bei  Spieä  fep- 
lenbeScpmänfe  bietet  unb  ju  manchen  Berichtigungen 
beiträgt.  XaSgauftbud)  enthält  neben  ber3ujamtiu'it* 
Peilung  milnblicb  unb  fdjnftlid)  überlieferter3aubcr* 
fdpuänfe  (in  ©etrndp  fomint  babei  inSbef.  ber  »3au* 
bertcufel*  »on  il.  NlilidpuS,  1563)  AuSjflge  unb  Gut* 
lebnungen  auä  beliebten  naturmiffenfdjaftlidjen^anb* 
büdjeni.  ben  fogen.  Glucibarien,  auä  Seb.  SWilnfter, 
Seb.  grand,  §.  Stbebel,  auä  SErnttaten  unb  Gr* 
bauungäbücbcm  je. ; ber  ©nmbjug  beä  Bcrfeä  ift 
ftreng  iutberifd)  unb  gegen  ben  fogen.  Sijnergiämuä 
(f.  b.)  ber  Anhänger  uWelanchtbonS  geriditet  (»gl.  G. 
Scpmibt,  g.  unb  ifuttjer,  töcrl.  1896);  g.  ift  burd)* 
meg  alä  baä  ©egenbilb  Sutberä  gejeidinet  i)iad)  bie* 
fer  Spiftoria  mar  g.  ber  Sol)n  einest  ©aitern  ju  .Wob 
(Woba)  bei  Seinmar« , ber  ju  Bittenberg  erjogen 
mürbe,  Sbeologi*  ftubierte  unb  ben  tbeologifcbenXot* 
torgrab  erlangte,  bann  ein  Beltmcnfdj,  Xoltor  Hie* 
bicinä,  AjtrologuS,  äJtatbcniatifuä  mürbe  unb  fid)  im 
Spcffermalb  bei  BiUettberg  beut  Xeufel  ergab,  mit 
befjen  ©eiftanb  er  allerlei  Sunber  fab  unb  »errichtete, 
biä  er  nad)  24  3abren  im  $orfe  Wimlid)  bei  Bit* 
tenberg  niid)tlid)ermeile  »om  Xeufel  »on  einer  Banb 
}ur  anbem  gefdjleubert  mürbe;  anbem  Borgend  fanb 
man  ibn  mit  jerbroebenen  ©liebem  tot  auf  bem  Stift. 
Xoä  ibudi,  baä  im  ganjen  nur  eine  unbebolfenejfom* 
pilation  ift,  enthält  bo<b  »ereinjelte  3üge,  bie  »on  einer 
bbbem  Vluffaffung  beä  gelben  3eugntä  oblegen  unb 
ibn  mit  einer  gemiffen  örüße  umirctben , ohne  aber 
mit  ber  Grfurter  Überlieferung  übereinjuftimmen.  g. 
begehrt  nicht  nur,  3aubcr(ünfte  auäfitbren  ju  fbnnen, 
er  »erlangt  »out  Teufel  auch,  baf)  er  ibnt  auf  alle  feine 
gragen,  bod)  nie  etmaä  Unmabrbaftigeä  antmorten 


fall,  b.  b-  er  bat  ben  ft  rieb  nach  SSabrbeit.  Sein  Ab- 
fall »on  ©ott  tuirb  mit  ber  9iormejfcn beit  ber  bimmel* 
flünncnben  ©igauten  unb  bem  Hochmut  Sujiferä 
»erglidjen,  unb  felbft  fein  .epitureiftbeä  Sieben«  er* 
hält  eine  ?trt  »on  ("i  bfie  unb  gereicht  ihm  jur  Sc* 
friebigung  feineä  BiffenSbrangeä : baä  fd)i)nfte  SSeib, 
bie  griedpfebe  Helena , bie  er  herauf befebroört.  roirb 
feine  ©enoiTtn,  unb  ber  Rnabe,  ben  fie  ihm  gebiert, 
uertttnbet  ihm  »iele  jutllnftige  Singe,  bie  in  allen 
Slänbera  gefdjeben  füllen. 

Wadjbcm  bie  ®cfd)id)te  gauftä  fo  in  bie  Siteratur 
cingefübrt  mar,  fanb  fie  burd)  Wadjbrude,  neue  Auf- 
lagen unb  ©earbeituitgen  rafd)  bie  aflgemeinfte  ©er» 
breitung.  9lod)  1687  erfebien  baä  Spieäfcbe  gauft* 
buch  (Bon  bent  bis  1592:  14  Saide  uadigemiefen  finb) 
in  jipeiter  Auflage  mit  ad)t  neuen  flapiteln;  1588  in 
britter  Auflage,  bereichert  burd)  3<ngnifie  ber  ^ei- 
ligen Schrift  »onbenöerbotenen3auberfünften.  Auch 
inäWieberbeutfdje  mürbe  cä  übertragen  (üübed  1588). 
Gine  Ausgabe  »on  1589  brachte  bann  abermals  fed)S 
neue  fiapttel,  »on  beiten  eiuä  auf  einer  Sleipgiger 
Srabition  (Auerbad)S  Beller,  f.  oben)  beruht,  bie 
übrigen  bie  in  Grfurt  fpielenben  ©efchichten  mitteilen. 
Gine  Bearbeitung  beä  ©ud)cä  in  Seimen,  »on  Sü* 
binger  Stubcntcn  auägefübrt,  mar  bereits  1588  ju 
ftümngen  u.  b.  \ «Gine  mabrbafte  unb  erfd)röd* 
liebe  ©ejchicht  »on  D. 3oban  gauften«  erfd)ienen,  unb 
burd)  Überlegungen  ins  Gnglifcbe  (o.  3-,  mabrfdjein- 
lieb  1588),  9tieberlänbifd)e  unb  glämifdje  (1592)  unb 
granjöfifd)e  (1698  il  fl.)  fanb  eä  auch  int  AuSlaitb 
©erbreitung.  ©alb  barauf  aber  mürbe  baä  SpieSfcpe 
gauftbueh  »erbrängt  burd)  eine  neue  Bearbeitung  beä 
Stoffcä,  bie  ©.  Wub.  Bibmann  1599  ju  Hamburg 
in  brei  Seilen  erfdjeinen  lieft  (abgebrudt  in  Scpeibleä 
«Slofter«,  ©b.  2,  Stuttg.  1846).  3n  biefent  Beile 
jtnb  bie  großen  3»ge  »enoifeht;  ber  ©erfaffer,  ein 
eifriger  Sfutberaner  ju  Scbmabifcb  * 5>atl , erlaubt  fid) 
tenbemiflfe  ©eränberungen  (roie  er  beim  g.  auf  einer 
lalbolifcbcn  Unioerfltät,  jugngolftabt,  ftubieren  läßt) 
unb  fud)t  m pebantifch-gelebrten  Anmerfungen,  plat- 
ten Grmabnungen  unb  Bamungen,  bie  er  jebeiti  51a- 
pitel  beifügt,  feine  Störte.  ®aä  Bibmannfdje  gauft* 
buch  gab  m ber  golge  ber  Nürnberger  Arjt  Nifol. 
©fiftcr  mit  ©eränberungen  neu  heraus  (Würnb. 
1674;  Wcubrud  »on  A.  ».  Bellet,  Stuttg.,  Vtlerari* 
fdjer  ©ercin,  1880),  unb  auä  biefem  Berte  flcllte  enb» 
lidb  ein  Autor,  ber  fid)  ben  »Cijrifllid)  llepnenben* 
nannte,  unb  ber  mabrfcbeinlidj  Gbriftopb  ©fietben  hieß 
(»gl.  -Kinor  in  ber  >3eit«,  ©b.  3,  S.  38;  1896), 
burd)  Sefeitigung  beä  gelehrten  ©ciroerfeä  unb  (on* 
ftige  Abtürjungen  einen  Auäjug  ber  (erfte  nad)roeiä* 
bare  Ausgabe  granlf.  u.  Sleipu  1725,  Weubrud  »on 
Sjamatot)fi,  Stuttg.  1891),  ber  oft  gebrudt,  aud) 
moberoifiert  mürbe  unb  mehreren  »on  ben  jablreichen 
3abrmarftäbüd)ent  »om  Sottor  g.  jugrunbe  liegt. 
Unter  ben  Neucrjäblungen  ift  9lurbaiperä  (f.  b.)  .©c* 
fepi^te  beä  Xottor  gauftuä«  (im  .©oltäbüd)lein«, 
SWünch.  1839)  auäjujeidjnen. 

Sehr  früh  begannen  aud)  bie  felbftänbigen  poe* 
tif^en  ©earbeitungen  ber  gaufifage.  Nad)  »er* 
breitetet  Annahme,  ber  pd)  auch  Greijenad)  (.©er* 
iuch  einer®efd)icble  bcäBotfSfchaufpielä  »om  Dr.  g.«, 
.^aUc  1878)  anfchließt,  entfprang  auä  ber  engliidjen 
Uberfeftung  beä  ©olläbucheä  SUlarlomeS  Sraaöbie 
•The  tragical  history  of  tbe  life  and  deatu  of 
Doctor  Fauatus« , unb  fie  bilbet  bie  ©ninblage  beS 
beutfepen  Soltäftüdeä;  nach  ©ruinier  («Unter* 
fudjungen  jurGnn»idelungägefdjid)te  beä©olläfd)au* 
fpielä  »om  Dr.  g.« , in  ber  >3eitfcbrift  für  beutfepe 


358 


gaufl  (poctifdjc  Bearbeitungen  ber  goufl(age). 

Bßilologie« , Bb.  29  -81,  &atle  189"  —99)  gab  eS  ! BotfSbueß  unb  baS Buppenfpiel  :c.«,  Bafel  1903)  unb 
bas  BollSftild  bereit«,  bcoor  baS  SpieSfeßc  BolfSbudi  ; E.  'lRenßcl  (»UaS  Buppenfpiel  Bom  Ergjauberer 
crfd)ien,  iiitbSKarloroe  ßätle  biefcd  legiere  unb  {ugleieß  Dr.  3oßantt  8.« , granlf.  1900). 
bai>  beutfd)e3auftfpie(  benuft,  baS  ißut burcßbtcEng»  linier  ben  (patent  Bearbeitern  bcr  Sauftfage  tritt 
lifeßcn  Komöbianten  (f.  b.)  befannt  qeworben  wäre,  und  gunäeßft  Sieffing  entgegen,  ber  bas  BolfSftüd 
Bei  Siarlomc  finbet  lief)  bereits  ber  EingaugSmono»  für  bie  regelmäßige  Biibne  gu  gewinnen  befeßloß;  lei» 
log,  in  bem  8-  ben  ©iffenfeßaften,  bie  ißn  nidjt  be»  ber  ftnb  oon  feinem  »3-« , ju  bem  er  um  1759  gwei 
friebigen,  ben  Bilden  feßrt  unb  fuß  bcr  SJlagie  ergibt.  glätte  entworfen,  nur  einzelne  Sgcnen  Borhanbcn. 
Uicfci'  Eingang  fowic  bie  Befeßwörung  ber  ©ciftcr,  BacßSteffmg  unb  nod)  Barffloetße  (weitigftenS  Bor  ber 
ber  Bertrag  unb  am  Cnie  ber  ßoeßpoctifcßc  Seßluß-  Bublifatton  beS  erften  3rngmen!S  jeiner  in  ben  erften 
monolog  beS  gwifeßen  Uroß  unb  Seelenangft  bin  unb  70er  3aßren  begonnenen  Sauflbidgung)  uerarbeitete 
ber  geworfenen  Reiben  ftnb  glänjenbe  unb  egeftoolle  ein  ©jener,  $.  © e i b nt  a nn,  ben  tfetoff  gu  einem 
ejiige  berSragöbie,  beren  übriger  3>tßalt  guiti  großen  elenben  »aUegoriitben«  Urania:  »3oßann3«(‘.!Ründ). 
Seil  nuS  einem  Raufen  non  Bbenleuertt  ohne  or»  1775;  Beubrud,  Otbenb.  1877),  ntit  Einheit  ber  3eit 
ganifeße  Cßliebentng  beftebt.  UaS  bentfebe  BolfSftüd  unb  beS  Ortes,  worin  er  bem  b&icn  ©cniuS  einen 
würbe  bis  über  bie  Bütte  beS  18.  3nßrß.  non  wan  guten  Seift,  3>ßuriel,  gegenüberfteHt,  ber  enblid)  bem 
bembett  Sdjaufpielent  allenthalben  in  Ueutfeßlanb  3ünber  ©ottcS  Banubcrgigfeit  oeilcßaift.  8aft  gictd)» 
geipielt,  bis  eS  non  ber  Wirtließen  Bübne  ncrbrängi  jeitig  Beröffentlidite  Bütier  Bfüller  Brueßfliicte  aus 
unb  in  bie  Sphäre  ber  $ u p p e n f p i e I e nerbaimt  einem  bramatifierten  Sieben  SauftS:  »Situation  auS 
würbe,  Wo  es  nod)  beute  fein  Unfein  friftet.  Sie  8®uftS  Sieben«  (BJannß.  1776)  unb  »8auftS  Sieben« 
baS  Blarlowefcße  Stild  Weift  eS  ben  (aUerbingS  ftarl  (baf.  1778,  unnollenbet),  wäßrenb  ein  nitbrcr  Urania» 
Berballbornten)  BnfangSmonolog  (ber  fld)  bis  auf  tifer  ber  ©eniegeit,  Sb  1 in g er,  ben  Stoff  nid)t  als 
©octße  Bererble)  unb  bie  BefcbmörungSfgenc  auf  ; Urania,  fonbent  als  Bomait:  »SauftS  Sieben,  jäten 
bod)  flellt  eS  ben  ©iffenSbrang  SauftS,  ber  als  Sil»  unb  fiöllenfabrt«  (BetcrSb.  1791),  bebaiibelte.  Worin 
tenberger  Brofeffor  figuriert , wieber  entießiebener  in  8-  mit  bem  Bfainger  Budjbmder  8u|t  nenitengt  unb 
ben  Borbergrunb.  SÜbweidienb  Bon  Bfarlowc  ftnb  burd)  eine  Beiße  eigner  unb  frember,  beioiißter  unb 
ein  Borfpiel  in  bcr  fiüllr  gwifeßen  Siujifer  uub  Ber»  unbewußter  Seßanbtaten  ber  Völle  jugefüßrt  wirb 
feßiebenen  Siuft»,  Sauf»,  ©cig»  unb  anbem  Ueufetn,  Buf  SVlinger  folgten  3uliuS  ©raf  Bon  Soben  mit 
fobann  in  ber  BefeßwörungSftene  bie  3rage  SauftS  einem  BoltSfißaufpicl  »8.«  (BucgSb.  1797),  in  bem 
iiad)  bem  gefdiwinbeften  ber  Uäntoneit,  wobei  'JJie»  3-  fllS  Ußrannenfeinb  unb  Batnot  auftritt,  fieß  tap» 
pßiftopßeleS  als  fo  gefeßwinb  »Wie  ber  Bienfcßen  Be»  fer gegen  bie aufrüßrerifeßen Bauern  benimmt,  fcßließ» 
bauten«  beit  Sieg  banonträgt  (ein  .Rüg  ber  Erfurter  li<ß  aber  bod)  uom  Ueufel  geßolt  wirb,  unb  Sriebrid) 
Urabition);  enbluß  am  Seßluß  bie  umgeftaltung  bcr  3 iß  in  f,  ein  leibenfcßaftlicßerBntiromantifer,  ber  jid) 
fielcnafgene,  wobureß  baS  tragijdie  ®e|d)id  beS  Ipel»  in  feinem  »3oßaun  8-  ISirte  bramatifdje  Bßantafie« 
ben  eine  tiefere  'IRotiBierung  unb  bas  gange  Stüd  (Berl.  1804)  ber  Buffaffung  ©eibmannS  anftßloß. 
eine  wirffame  Steigerung  erfährt.  Bacßbem  näntlicß  Sine  neue,  tief  in  baS  Bewußtfein  beS  Bottes  über» 
üKepßifto  ben  Bon  Beuegcbaitfen  ergriffenen  8-  bcr»  gegangene  Buffaffung  gewann  bann  bie  Sauftfage 
gebtid)  bureß  bie  BuSfießt  auf  Bfaeßt  unb  irbifeßen  burd)  biemäeßtige  unbticiftnnigeUießtung®  oetßeS, 
©lang  wieber  an  fuß  gu  loden  Berfudjt  ßat,  füßrt  er  bie  ben  Uicßter  fein  ganges  Stehen  ßmburd)  beftßäf» 
ißm  bie  firleiia  gu,  beren  Sißönßeit  S-  überwältigt  tigte.  Ein  Briußftüct  beS  erften  Seils  erfeßien  1790, 
uub  Bon  ber  Buße  abgießt;  als  er  fie  aber  umarmen  bas  galt  ge  1808,  wäßrenb  ber  gweite  erft  nad)  beS 
will,  oerfeßwinbet  ße,  unb  8».  beffen  Srifl  eben  uer»  UidjterS  Uobe  1832  aitS  Sicht  trat,  ©oetße  bat  in 
ftridjeit  ift . Dcrfäüt  bem  Ueufel.  3>u  Saufe  bcr  Seit  biefent  feinem  bcbeutenbften  ©erfe  bie  $erf on  beS  3- 
fpielte  bie  luftige  Berfon  in  bem  Botfejtiid  eine  tut*  in  eine  ßößere  geiftige  Spßate  gerüdt  unb  bie  Ura» 
mer  bebeutenbere  Bolle  unb  trat  in  einen  parobifti»  aöbie  beS  alten  SRagterS  gur  Uragöbie  beS  flrebenben 
(eben Bcgenfaßgu bem Iiimmelanftrebenben Sauft.  Be»  SRcnfcßengeifteS  unb  beSTOenfeßenfeßidfalS  überhaupt 
ionberS  war  bteS  feit  bem  Vlnfang  beS  18.  3aßrh.  auf  gemaeßt;  wie  feßon  Steffin«  Wollte,  läßt  er  beit  nad) 
bent  Büener  Ußeater  ber  galt.  Ausgaben  beS  BoltS»  SrtenntniS  unbSaßrßeit  Bingeuben  nießt  bcntBöfen 
fdßaufpielS,  baS  ltoeß  in  Berfeßiebcncit  gaffungen  Bor»  Berfaden,  fonbent  feßließtid)  Siettung  finben.  Saft 
liegt,  beforgtenB.  SeloW  (anonßm,  »Uottor  3-  ober  glcicßgeitig  mit  bem  ©oetßefcßen  »3.«  (l.Ucil)  erfeßien 
ber  große  Uicgromantift«,  Berl.  1832;  naeß  bem  3Ra»  auf  Brunb  beS  Sblingerfdien  JRomaitS  eine  ftägließe 
nuftript  beS  SSarionettcnfpielerS  Bcißclbreeßt),  ©.  »romantifdieUragöbie«  gleichen SiitmenSBon Sdi  o ne 
flamm  (anonßm,  »UaS  Buppenfptel  Bom  Dr.  3 «<  (Berl.  1808),  ber  fpäter  aud)  baS  ©agtttS  einer  Sort» 
Steipg.  1850;  nad)  bem  fflianuftript  beSSltarioneiten»  [ejjtmg  Bon  BoctbeS  »3-*  (baf.  1823)  unternahm; 
fpielcrS  Bonnefeßtß),  D.  Sdjabe  (©eim.  1856),  Sf.  cbenfo  erinnert  SflingcmannS  »3»«,  eilt  gefeßidt 
Snget(Clbenb.l874;2.?lufl.,baf.l882;BonBrui»  ßergcftcllteS  unb  lange  3c't  beliebtes  Bübiienftüd 
nier,  »3auft  BorWoetije«,  Bb.  1,  tpalle  1894,  als3äl»  (fietpg- 1816),  norgtmSwcifc  an  fitingcr  unb  baS  Bülte» 
fißuttg  erwiefen),  Bielfdßowffß  (»UaS  Schwieger»  feßau)piel.  Seiler  ftnb  angufüßren : baS  Uraucrfpiel 
lingfaieBiit'B.'itwielBontür.S-'.Brieg  1882), Stühle  »3  « uott  3uliu8  B.  Boß  (Bert.  1824),  Wo  bcrfielb 
(»3eilfd)rift  für  beulfdjcS  flltertunt«,  Bb.  31),  Uille  wieber  ibentifeß  mit  3uft,  bent  ÜJiitcrfinber  ber  Budj» 
(Olbettb.  1890),  ffralif  (©ien  1895).  Uie  Borßan»  bruderfunft.  ift,  unb  baS  Sfielobrama  »3-,  ber  wun- 
beiten  Buppeufpiele  berußten  faft  bureßauä  auf  ber  bertätige  9JiaguS  beS  SlorbenS«  Bon  St.  B.  fioltei 
fpätem  (©icner)  Slongcption;  nur  ein  cingigeS,  ein  (ffiicSb.  1832).  Bgl.  ©arfentin,  Siadjflänge  bcr 
Hinter  Stüd (abgebrudu  in  3d)eibleS»fflofier«,Bb.  5),  Sturm»  unb  Urangperiobe  in  3äufibitßtuitgen  beS 
ßat  ben  Eßarafler  beS  17.3abrß.  treubewaßrt.  SRer!»  18.  uttb  19.  SahrßunbcrtS  (SÄüntß.  1896).  UaS  Er» 
Würbig  fiitb  aud)bictftbed)iftbenBcarbeitungcn(ßrSg.  fißcinen  beS  {Wetten  UeileS  uon  @oetßeS»3-«  ßinberte 
Bott  E.  JtrauS,  BreSL  1891)  unb  bie  Umbußtungtn  nießt,  baß  nod)  anbre  3ortfeßungen  ßcrBortraten,  bie 
Bott  Simrod  (»Dr.  3oßanncS  3».  Buppenfpiel  in  4 g.  U.  Unglaubliches  biclctt,  fo  Bon  3-  U.  fioffmann 
Bufgiigcn«,  3rautf.  a.  3R.  1846  ; 8.  Buß.:  »3-  Uai  (fieipg.  1833),  S.  ÜDiofcr  (©eißenb.  1864),  ülbolf 


359 


gauft  — g-aufhnann. 


W fl  II e r (Soipj.  1869).  Wmf)  Kambien  auf  ben 
©oetbefcben «3-* erfdfienen,  »nn  bcnen  fjfcr  Stfcber? 
*3-  ber  Sraaöbie  britierJcü«  (Sluttg.  1862,  4.  um- 
gearbeitete  Wuff.  1 889)  genannt  fei.  Sine  ©ruppc 
anbrer  3>id)tcr  ftrehte  felbjtänbige  pfjitoiopbifdje  Be» 
hanblung  ber  Sage  an,  offne  biefe  Brätcnfion  red) 
fertigen  ja  fBnncn,  j.  S.  Braun  ».  Brauntbal 
[ficipj.  1836),  2Rarloro  (&.  Sifolfram,  baf.  1839), 
Ejilftp  (ipalle  1848),  3-  Stoltc  («3-,  bramatifchc? 
©ebid)t  in  Bier  teilen«,  ficip|.  1860  u.  1869).  S8irf* 
lid)  eigentümliche  SJlotiBe  weilen  bie  Sichtungen  Bon 
©robbe  («Sott  3uan  unbS  •-  '829)  nnb  $>.  .fjeine 
(«Softarfj,  ein  tanjpBem«,  1851)  auf.  trnbliib  tre- 
ten auch  in  epifeber  Sonn  felbftSnbigc,  j.  Z.  Wertvolle 
Sehanblungen  hervor,  au?  bereu  3apl  nur  mir  St. 
Sen au?  «3-«  (1836)ber»orheh«lt  trollen.  escblicßlid) 
fei  auch  noch  flit  bie  Bolfhlieber  Born  Dr.  3.  erinnert, 
beren  eineb  in  »3>e?  Knaben  Säunberbom«  (Sb.  1) 
als  flicgenbe?  Blatt  au?  Köln  mitgetcilt  wirb,  imb 
non  bem  fiep  WnfUhtge  in  mehreren  Serfionen  be? 
8olt?jlüde?  finben  (»gl.  Sille,  Sie  bemühen  Solls- 
liebet  »am  Dr.  3.,  palle  1890).  3tt  Cperntepten 
würbe  bie  gauftfag«  »erarbeitet  »an  Bernarb  (1814, 
foinpaniert  non  Spopr)  unb  ben  granjofen  Barbier 
unb  EnrW  ( 1 859,  (ontponiert  »on  ©o  int  ob ),  uon  Boito 
(1868),  Zöllner  (1887).  Sou  mufilalifchen  Bear« 
beitungen  fiub  neben  ben  JRuüfen  ju  ©oetbe?  Ssvama 
Baut  Sörften  iRabjiwill  unb  Haffen  nod)  bemec« 
fenbloert  ba?  üporwerf  Bon  31ob,  Schumann  (»Sjc* 
nett  au?  ©octpc?  .gmift1«);  ßaujlfmuphonieu  font» 
panierten  Sifjt  mtb  Berlto;,  eine  »tfauftoupertttre« 
Siidi.  SJagncr.  Vlud)  bie  bilbcitbe  Äunit  hat  ftrb  man- 
nigfach mit  3aufl4  Heben  befchäftigt.  BelonntiftSiem* 
brnnbt?  fd)bn  rabierte?  Blatt,  3-  barftellenb  in  feinem 
3immer  wSfjrenb  einer  ©eipererfchemuiig.  Slod)  äl- 
ter ftnb  bie  beibeu  Jfupferfliche  Bon  t£fjriftopt)  »ott 
Sichern,  bie  8-  unb  SRephiflophele?  unb  ben  gamulu? 
Sagnet  nebft  feinem  ©eifte  uotfiibren;  aus  neuerer 
;)eit  Xarflcllungcn  ju  ©oetheS  3-  Bon  Sameliucf, 
Siepfd).  Seiberj,  Haulbacb-Ättling  nnb  fiiejen*3Rapcr. 
Bgl-  Dünpcr,  ®ie  Soge  »am  Soltor  3-  (Stuttg. 
1846);  3aligan,  Histoire  de  la!ögeudedeF.(Bar. 
1888) ; SB it f omf f i,  Ser  hiftorifche  3-  (in  ber  «3)eut- 
ichen3e>tfchriftfur©eftbid)ISwiffeni;d)ait«,iieueSofg<, 
Bb.  1,  1897);  ftuno  glichet,  ©oettjeä  3. , ©b.  1: 
-Sie  3ou[tbid)tung  »ar  Olaeihe«  (4.  VlujI. , Stultg. 
190*2).  6ine  3ufammmftellung  ber  3eugttiffe  über 
bie  3auftfage  enthält  VI  Sille,  Sie  ffnuiiiplitter  itt 
berfiiteratur  be?  16.  - 18. 3abtf)unbcrt?  (Serl.  1 900), 
eine  «3ufnmmcnjteHung  ber  3auftfchriftcn*  gibt  SV. 
Engel  (Cibenb.  1886,  2714  Stummem  enthalten»). 

Sanft,  Bernharb  (X h c i ft o p h , SSebijiner,  geh. 
•23,  SRai  1755  ju  Siotenburg  in  .treffen,  geft.  25.  3cm. 
1842,  fhibierte  inöötlingen  unbShnteln,  wurbe  1788 
Heibarjt  in  Biideburg  imb  fdirieb:  »©efimbpeitäfnte* 
cpiSmu?  jum  ©ebrauch  in  Schulen  tmb  beim  hau?* 
lieben  Unterricht«  (Süifeh.  1794  u.  ö„  Biclfad)  über« 
fefji) ; « Über  bie  Kuppoden  unb  beren  Impfung«  (bai. 
1801);  «Öffentliche  Vlnftalten,  bie  Blattern  burd|Em< 
impfen  ber  .ttuhpoc*™  auSjurotteu«  iBcmuni  1804). 

Sanfta,  plauia  Slapima,  Sachter  bcs  StaiferS 
3Rapimianu6,  »weite  ©emablin  SonftantinS  b.  fflr. 
unb  a!S  folche  aSulter  beb  UonftanS,  ttonftantiub  unb 
Äonftantin.  Sie  fotl  {tonftantin  burch  bad  Berlcunt- 
berifche  Borgeben,  baß  CrifpnS  (f.  b.)  fte  ,jum  She« 
brud)  habe  Berloden  Wollen,  bewogni  haben,  biefeit 
töten  ju  tafien  (326),  wurbe  aber  balb  barauf,  nach« 
beut  ihn  feine  SRutter  $>elena  Bon  ber  Sdjulb  feiner 
©emablin  überzeugt  hatte,  im  heißen  Bab  erftidt. 


ffauftbiichfe  (Sauftrohr,  Säuftling,  Buf- 
fer), im  16.  unb  17.  (tofnb-  «in  meift  mit  tiiabfdjIoH 
»erfeheneS  (urjcS  Schießgewehr  (©iftole). 

gnuftbiigcl,  am  SRitterfcbwert  beS  16.  3ahrl).  ein 
Baricrftange  unb  ftnauf  »erbinbenber  Bügel  jur 
Sethmg  ber  t>anb.  VluS  mehreren  Bügeln  «ntftanb 
ber  Horb.  Sie  3.  an  Brad)!)d)Wcrteni  erhielten  ge* 
äßte  ober  jifelicrte  Ornamente. 

Sfäuftcl  (Schlägel),  Vlrbeitdwerfjcua  ber  Berg« 
lerne,  ein  auf  beiben  Seiten  beS  itarten  Stiel?  (trelm ) 
gteichgepaltetcr  pantmer  au?  ßiien  mit  Berftählten 
©nbpädjen  (Bahnen)  ober  ganj  au?  ©ußftabl,  bient, 
in  ber  rechten  franb  geführt,  vor  Vlrheit  mit  bem 
Bcrgeifen  (Sifen),  einem  ccfemen.  BerftähUen  ober 
ftä hlcm en , in  ber  ffiittc meift  mit  enter  Öffnung  (VI uge) 
behufs  Befeftigung  an  einem  &ol)ftiel  (tielm'i  »er« 
fehenen  Spihfeil,  ferner  jur  Bohrarbeit,  jum  Schei* 
ben  ber  (Srje  tc.  Kit  bem  Bergeifen  gefeeugt,  bitbet 
ba?  8'  ba?  bergniännifche  3>'"6en:  Sdilägel  unb 
©ifen.  $a?  © roßf äuftel  (IreibefSuflcl),  ein  gra- 
ue?, fdjWcrc?  8-  mit  breiten  Sahnen,  befjen  langer 
pelut  mit  beiben  Ssänbcu  geführt  Wttb,  bient  bet  ber 
jtertintreihearbeit  unb  fflruben.jimmentng  iowte  bei 
bem  (neuerb  ing?  mir  nach  feiten  Borfomntenbcn)  jwei« 
lltämiiichen  Sohren. 

8aiutbanbfd)ul|,  an  berffstaltenritflrmg  be? Wit- 
telalter? unb  ber  31enaiffancejcit  ber  mitStulpcn  Ber* 
fehetie  ®i imhaubf djuh , ber  au?  jwei  aber  brei  6ic* 
leutleilen  unb  an  ber  innen)  fvldcfje  au?  ftnrtcm  Heber 
beftanb.  3iur  bet  (Säumen  butt«  eiue  befonbere  Xed- 
platte.  Später  trat  ber  »gejingerte«  ^anbfd)uh  an 
[eine  Stelle. 

tpauftbnbn,  i.  Steppenhuljn. 

Fans) uni  um  viuuiii,  f.  ffalemer  Sein, 
gnuftin  I.,  Haifer  uou  öaiti,  f.  Soulouque. 
thaufHna,  OVImtia  ©alcria,  ©emablin  be? 
Sfaijer?  Vlnioninu?  $iu?,  Baler?[d)Wefter  be?  3)iar- 
tu?  Wurelius,  flarb  halb  nach  bem  SRegierungSantritt 
be?  Bi«?  (141).  — 2)  Vlnnta,  Sachter  be?  Vtnto* 
ninu?  B>u?  unb  ber  »origen  unb  al?  tSrbin  bcoSbro* 
ne?  mit  bem  fpiitem  Sailer  SSarcu?  Vtiireliu?  »er* 
miihlt.  Sie  fiarb  174  in  Vlficn.  3h«  Vlpotheofe  ift 
auf  einem  Sielief  im  SanferBatDrcnpalaft  bnrgejteüt ; 
eine  Statue  würbe  in  Olpmpin  gefunben. 
«hauftita?,  f.  3elicita?. 
thauitCampf , f.  ’fJBgnte  unb  Bojen, 
ffauftfnppe,  gewöifate  Sdjale  ober  ©lode  ü6er 
Bei  Barierjlange  an  Schwertern  be?  18.  3abrf|.<  jum 
Schuhe  ber  3a«ft  bienenb. 

thauftlc,  3 0 fi  a n n B 0 n , hapr.  Suftijmini jicr,  geh. 
28.  Dej.  19-28  in  VIug?burg,  geft.  18.  Vlprit  1887  itt 
3Ründ)en,  fhibierte  bieiHectit'e,  iunr  feit  1862  Boritaub 
be?  Stabtgcritht?  in  SSünchen.  würbe  1865  Sieftrent 
im  SSuftfgmimiterium  unb  SJanbtaqifommiffar.  1871 
würbe  er  an  Sinh’  Stelle  jum  Sufhjminifter  ernannt. 
1872  SRitgtieb  be?  Bunbeärat?  imb  be?  3uftijau?< 
fchuffe?,  al?  welcher  er  an  ber  Bearbeitung  ber  neuen 
beutfdjen  3ujtijgef«h«  bebeutenben  Vluteil  nahm.  Wie 
er  aui  ihre  Einführung  in  Bapern  leitete  unb  bie 
Mefonn  be?  hmiiiicpen  Suftijwefen?  betrieb. 

fffauftleicr  (Bruftleier),  f.  Bohrer  unb  Bohr- 
majehinen,  S.  165. 

fffäuftling,  fo»iel  wie  3aufihanbfihuh  unb  3au(i- 
büdiie  (f.  b.). 

gauftmanti,  VKnrtin,  8orftmann.geb.22.8c6r. 
1822  in  ©icßeii.  ftubierte  bajelbft  feit  1811  juerfl 
Speologie,  bann  iPorftwifjcnfdinft  it.  würbe  1837  groß- 
perjoglicher  Oberförfttr  111  Bahenhaufen  bei  Sarin- 
pabt,  wo  er  1.  gtbr,  1876  fiarb.  3-  hnJ  auf  6em 


360 


gauftpfanb 

O'ebiet  her  SSalbwertreeßnung  burd)  bie  gormet  für 
bcn  Sobcnerwartungdwert  unb  in  ber  Hotjiiiffifunbc 
burd)  Grßnbnng  eines  Baumhößcnmefferd  (Spiegel- 
bt)piontetcrä)  foime  ald  Mitarbeiter  ber  »Allgemeinen 
gorft  - unb  gagbjeitung«  einen  Kamen  erworben, 
gauftpfanb  (lat.  Pignus),  f.  Staub, 
gauftreeßt  (Jus  manuarium),  Selbftßilfe  mit  ge« 
Wajfneter  ,'panb.  3»  Seutfcßlanb  währte  ba«  g.  am 
langften,  Weil  bie  3erftüdclung  beb  Keid)ed  unb  bic 
baburd)  beranlaßte  Schwäche  ber  3entralgewalt  feine 
nad)briidlid)en  unb  Wirffamen  Maßregeln  bagegen 
geftattete.  Ginc  Befcßränfung  beb  gnuftreeßtä  ent- 
hielt ber  fogen.  ©ottedfriebe  (f  b.),  bet  in  Sculfcß- 
lanb  in  ©cflalt  eines  Keidieqefeßed  (juerft  1083)  er« 
fdjien,  aber  Uon  bcr  geijtltdicn  ©ewalt  audging;  cd 
gab  hiernach  befriebete  ißerfonen,  Sachen,  3C',(" 
ober  Sage  (Sonnerdtag  bid  Montag).  Grit  Majimi» 
lian  I.  gelang  cd  1495  auf  bem  Keidjdtag  ju  tSormd, 
bic  Kcicßäftänbe  junt  Berjicßt  auf  bcu  fern  em  ©ebraud) 
bcr  Si)affett  junt  Audtrag  ihrer  Streitigfeiten  ju  be- 
wegen unb  ben  fogtn.  Gangen  flanbfricbett  (f.  b.)  tu 
emd)ten,  nach  bem  jeber  fernere  ©ebraud)  bed  gau|t« 
rechts  ald  Sanbfriebendbrud)  erflärt  unb  beftraft  wer- 
ben foUte.  Sgl.  auch  geßbe. 

ganftriemeu,  Säbellrobbct  mit  Seberricmen  am 
Bügel  ber  Hiebwaffen  berittener  Sotbaten.  Ser  g. 
wirb  über  bad  Hanbgetenf  gcfcßlungen,  bantit  ber 
Säbel  bem  Steiler  nicht  entfalten  ober  ihn  am  ©e« 
brauch  bcr  Schußwaffe  hinbem  fann. 

Suftroßr,  fobiel  wie  gauftbfießfe. 

uftfcßilb  (franj.  Bondache,  »Kunbfcßilb«), 
runber,  juwetlcn  mit  Stabet  »er  jetjener  Sdjilb  oon  nicht 
mehr  ald  0,s  m Surchmcffer,  oom  14. — 16.  3aßrf). 
beionberd  bei  gußfämpfent  üblich.  Gier  g.  war  an 
bcr  Außenfeite  bisweilen  mit  Hafen  berfehett,  um  bad 
Schwert  bed  ©egnerd  feftjuhatten,  unb  hieß  bann 
Segenbrecher  (»gt.  bic  Abbilbung  beim  Artifcl 
»Segen«). 

gauft#  Hatten jtoang,  bad  3aubcrbud),  mit  hof- 
fen Hilfe  fi<h  Dr.  gauft  (f.  b.)  bte  Mächte  ber  Hölle 
untertan  gemacht  haben  foH,  bie  berilhmtefte  jener 
mit  fUrcbtertid)en  Srohungen,  Serwünfd)ungcn  unb 
abfid)tlich  unoerftänblichen  goritteln  gefüllten  utagi« 
fchen  Schriften,  bon  benen  man  fogar  ein  Gjcmplar 
in  ber  alten  giegelftein-Sibliothef  }u  Kinioc  gefun- 
ben  hat.  Angeblich  warb  cd  oon  gauft  felbfl  toerfaßt 
unb  nach  feinem  Sobe  bon  feinem  gamuluä  Säagner 
herausgegeben;  ben  gaßrcdjahlen  ber  Sitclbtättcr  | 
nad)  Würbe  ed  aber  nod)  über  bie  3cit  hinaudfatlen, 
in  ber  gauft  gelebt  hat.  Gd  enthält  3itationen  aller 
möglichen  unb  unmöglichen  ©elfter  in  beutfdjcr  unb 
djalbäijchcr  Spradje  unb  merfwürbige  3nubcrjeid)cn, 
gum  Seit  mit  uncutjifferbarcn  Unterfdiriften  ber« 
tehen.  Sie  berfchiebenen  Ausgaben  unb  Bearbeitun- 
gen bed  [inntofen  ©ucßcä  finben  fid)  berjeießnet  in 
iingctä  »3ufaminenftcUung  ber  gauft  • Schriften* 
(Clbenb.  1885). 

gauftütud,  in  ber  römijehen  Sage  ber  Hirt,  bcr 
bie  audgefeßteu  3wittingdbriiber  Kcmulud  unb  Ke- 
mud  auffanb  mtb  bureß  feine  grau  Acca  fiarentia 
(f.  b.)  aufjießen  ließ. 

gauftud,  1)  angefeßener  Seljrer  unb  ©ifdjof  ber 
Manichäer  (f.  b.),  geh.  um  350  ju  Miteue  in  Korb- 
afrifa,  fpäter  meift  inKom  lebenb,  befannt  burd)  feine 
Sidpulation  mit  Auguftinud  (f.  b.)  in  ftartl)ago. 
Sgt.  Srudner,  g.  bon  Mitcoe  (Bafel  1901). 

2)  Seit  etwa  452  Bifdjof  bon  Kegiunt  (Keji,  jeßt 
Kicj  in  berßjrobence),  geft.nacß  485,  bcr  bebeutcnbfte 
BertrctcrbcdSemipelagianidmud(f.Semipelagianer), 


— Jaoa. 

beffen  Scßrcn  er  in  feiner  Schrift  »De  gratia  dei  et 
humanae  meutis  libero  arbitrio«  entwidelte.  Seine 
Säerle  gab  Gngelbreeßt  (Seen  1891)  ßeraud.  Sgt. 
9t.  St o di , Ser  ßeitige  g.,  Bifchof  bon  Kiej  (Stuttg. 
1895);  ÄJörter,  3ur  Sogmengefcßichte  bed  Semi« 
petagianidmud  (Müufter  1900). 

gfaufttpaffen,  geuerwaß'en  ju  eiitßänbigem  öc» 
braueß.  Seit  Grfinbung  ber  Selbfttabcpiftolen  für 
biefe  unb  Kebolber  ic.  (befonberd  tn  töfterreieß)  ge- 
brauchter Ausbrucf. 

Kaute  (franj.,  (•r.f«’),  geßter,  Serfeßcn,  Mangel; 
f.  d'argent,  aud  Mangel  an  ©etb;  t de  tnicux,  in 
Grmangetung  eines  Beffem. 

gauteuit  (franj.,  (pr.  feiSj , a.  b.  mittettat.  feldi- 
stolium;  bqt.  galiitußt),  Amtfeffel,  Seßnflußl  ; Srä- 
fibentenftußl;  namentlich  aud)  einer  bon  ben40Sißen 
in  ber  franjöfifchen  Afabcmie  (wäbrettb  man  mit  bem 
41.  g.  ben  Blaß  berer  bejeichnet,  bie  troß  ißrer  Ser« 
bienfte  feine  Aufnahme  gefuttben  ßoben). 

gautfraeßttfranj.F’aux-fret,  engt.Dead-freight), 
bie  einem  Schiffer  jufteßenbe  Sergütung , wenn  ber 
Befrachter  bie  bebungene  Sabttng  nidjt  ober  nicht 
ganj  liefert.  Kacß  § 580  bed  Hanbctdgcfeßbucßed  fann 
ber  Befrachter  bor  bem  Eintritt  ber  Keife  oon  bem 
Bcfrncßtungäoertrag  (f.  b.)  unter  ber  Serpflichtung 
jurüdtreten,  bie  Hälfte  ber  bebungenen  graeßt  ald  g. 
ju  jaßten.  gft  bic  Keife  im  Sinne  bed  § 580  an- 
getreten,  fo  ift  bie  bolle  graeßt  old  g.  ju  jaßten  (§  582). 
gn  anbem  gällen  (ogt.  § 583)  beträgt  bic  g.  jwei 
Srittet  ber  holten  graeßt.  gft  nur  ein  Seil  bed  Scßif- 
fed  berfraeßtet,  ober  ßat  ber  gradituertrag  Stüdgüter 
junt  ©egenftanb,  fo  muß  ber  juriidtrelenbe  Befradj- 
ter  in  ber  Kegel  bie  bolle  graebt  Oergüten  (§587 ff.). 
Kad)  englilcßem  Kecbt  ift  im  einjelnen  gall  bie  Höße 
bcr  Oom  Befrachter  ju  jaßtenben  Gntfcßäbigung  feft« 
juftelten. 

Kantor  (lat.),  ©önner,  Begünftiger;  F.  delicti, 
Begttnftiger  eined  SerbrecßenS  ,f.  Begünftigung. 

Faux  (lat.,  »Sdüunb«),  in  ber  Bötantf  ber  obere 
erweiterte  Seil  ber  SRüßre  einer  Blumcnfrone. 

Kaux-bourdon  (franj.,  (pr,  fe  tmcbdng.  ital.  Falso 
bordone,  engt.  F’a-burdeu),  bie  aud  bem  noeß  altem 
norbenglifcßen  jweiftimmigen  Saraüelgefang  in  Ser« 
jen  ober  Sejtcn  (Wßmel)  fpäteftend  im  14.  Jjaßrß.  her« 
audgcbilbele,  fpäter  aud)  nad)  Kont  berpflanjte  eng« 
tifeße  Manier,  ben  Ghorgcfang  mit  Dberterjen  unb 
Obcrfepten  ju  begleiten,  mit  Vlnfnug  uttb  Sdjluß  ber 
Melobieabfdinilte  in  Cuinte  unb  Oftaoe.  Später 
ging  ber  fliamr  auch  auf  fcßlicßte  bierflintmige  Bear- 
beitungen bed  Gtjtwald  über.  Such  nennt  man  bie  um 
cinjelne  Seränberungen  ber  Sonßöße  bei  ben  guter« 
punftiondftellen  macßenbeSortragäweife  bcdSfatnto« 
bicrend  F’also  bordon«. 

Faux-fPct  (franj.,  tot.  f»«fr4),  gautfraebt  (f.  b.). 
Faux  pas  (franj.,  i«.  fe  pa),  Scrftoß;  einen  F. 
machen,  «einen  Socf  feßießen«. 
gaUa,  brauned  fflefeßiebe,  f.  Siatnant,  S.  864. 
gaOa,  Cnorato,  itat.  Sd)riftftetler,  geh.  7.  3uti 
1859  in  GoBobiano  (Biemont),  lebt  ald  Srofeffor  ber 
italienifcßen  Literatur  in  Keapel  ; feßrieb  (j.  S.  für  bie 
3ugenb):  »Prime  follie«  (1881);  »Vita  nostra« 
(1885);  »Grancllini  di  pepe«  (1886);  »Vita  napo- 
tetana«  (1887);  »Storielle  di  Franciuc*  (1887); 
»Uorti,  Capo  d’anno,  versi«,  »Ometti  e donuine« 
(1888);  »Al  paese  detle  stelle«  (1889);  »Ladisceaa 
di  Annibale«  (1891);  »Aquerelli«;  »Serate  inver- 
nali«;  »Trezxadoro«  (1893);  »F'rancolino«  unb  »II 
teatrino  dei  pupi«  (1895);  »Storie  d'ogni  giorno« 
(1896);  »Bliz  c Friz«  (1897);  »I  racconti  deU’anno* 


361 


gatjara  — gaon. 

(1900);  bie  SRomanc:  »Rinascimento«  (1888),  »Con-  biefcr  erftcu Silane  granfrei(pd.  3Pr  Spiel  War  burdj 
tro  i piü«  (1888)  u.  n.  Sorncpmpeit  unb  ©Jiirbe  Wie  burdj  SDätmc  unb  ge- 

gnliarn,  Stabt  in  ber  ital.  ©robim  unb  bnn  Streid  roinuenbe  'Unmut  gleid)  au&gcjeitpnet  unb  trat  in  tra- 
©irgenti  (Sijilicn),  mit  altem  ÄaftcU,  Scpmefclbcrg-  gifdjen  ©ollen  bed  flafftfipen  ©epertoired  unb  in  (dI* 
bau,  9Ranitorbrüd)en  unb  awi)  20,898  EittW.  dien  ber  mobemen  Aiteratur  (Donna  Sol,  Mona 
graPÄro,  ©ntonio,  HRalpcmatifcr  unb  ©ppfifer,  Deforme  u.  a.)  gleid)  vorteilhaft  jutage.  ©ermäplt 
gcb.21.9Rai  1847  in  ©abua,  ftubierte  bafelbft,  in  lu*  ijt  bie  fiünftlerin  mit  bem  Stpaufpieler  fl.  3.  Se- 
rin unb  Rürid)  SRatbematif  unb  fDtapanif  unb  würbe  launag  (f.  b.  3). 

1870  Dojcnt.  1872  ©rofeffor  ber  SRatpematif  an  ber  gaöd,  31beppoitfe,  9Rilitärfd)riftftetler,  geb.  12. 
llninerfttät  ©abua.  Er  fdjrieb:  »La  statica  gTa-  gebt.  1812  in  Dreujr,  geft  15.  SRürj  1894  in' ©arid, 
fica  nell’  insegnamento  tocnico  superiore«  (©eneb.  trat  1836  ju  Jiapoleou  HI.  bei  bem  Strapburger 
1873);  »Lezioni  di  statica  grafica-  (2.  ©ufl.,  baf.  ^Sutfct)  in  ffletiepungen,  würbe  1850  ©bjutant  unb 
1877);  »Galileo Galilei elo stndio di Padova«(glor.  militürifdper  SRitarbciter  bed  ft'aiierd,  namentiid)  bei 
1883,  2 SBbe.);  »Nuovi  studi  Galileiani«  (Setteb.  £eraudgabe  ber  »fltudes  sur  Je  passd  et  l’avciiir  de 
1891);  »Galileo  Galilei  e suor  Maria  Celeste«  l’artillerie«,  üon  benen  ©b.  3 — 6 (©ar.  1862 — 72) 
(glor.  1891);  »Vent’  anni  di  studi  Galileiani«  oort  g.  tierfiigt  fhtb.  ff.  war  big  1869  fleprer  an  ber 
(baf.  1896).  ilud)  gab  er  neben  japlrcicpen  anbem  ©olptcd)nifd|cnSd)ii!em©arid,  würbe  1865©rigabe« 
ötpriften  »Scritti  inediti  di  Galileo  Galilei«  (Jiorn  general  unb Sommaitbant  bcr©o(gtcd)nifd)cn  Scpule, 
1B8-4),  »Miscellanea  Galile-iana  inedita«  (Seneb.  befepligte  1870/71  bei berSelagerung  oon ©arid einen 
1887)  perau«  unb  beforqt  feit  1887  bie  Siational-  Seil  ber  gelbartiüerie  unb  Uat  1874  in  ben  ©upe- 
auSaabe  ber  SSerfe  ©aliletS.  ftanb.  Sr  fdjrieb  notp:  »Nouveau  systdme  d artille- 

gfabart  <(tr.  mir),  1)  Gparfcd  Simon,  fnupt-  rie  de  Campagne  de  Louis  Napolion  Bonaparte« 
barer  fran,j.  Opern-  unbfluftfpicibiepter,  geb.18.31oo.  (1850)  jur  Empfehlung  ber  »Wdlfpfünbigen  öranat- 
1710  in  ©arid,  geft.  bafelbit  12.  3Rärj  1792,  fdjricb  laitone,  fenter;  »Histoire  ae  l artillerie«  (1.  ©b., 
für  bie  Cpcra  Somique  unb  übemapm  1745  bie  Di-  1845—47,  mit  ©adjricptcn  über  bad  griedjiftpe  geucr 
rettion  ber  Sdiaujpielertruppe,  bie  bem  SRarftpall  oon  unb  Scpieppulocr  and  bem  13.  ffaprp.);  »Des  nou- 
Satpfen  noep  fjlanbern  folgte.  Später  nad)  ©arid  veiles  carabines  et  de  leur  emploi«  (1847);  »L'an- 
jurüdgelcprl,  wibmete  er  »cp  wieber  ber  brnmatifepeu  cicnnellome,  sa  grandeur  et  sa  dfecadence«  (1880); 
©oefic  unb  Worb  berStpöpfer  ber  feinem  Oper.  9iad|  »L’empire  des  Francs  depuis  sa  fondation  jnsqn'Ä 
bem  lobe  feiner  öattin  (1772)  berftegte  feine  ©ro-  sou  demeinbrement«  (1888).  Seine  liatp  1871  an 
buftiondfraft.  gaoartd  fluftfpiele  unb  Operetten  (er  ber  ©olptetpniftpen  Scpule  gehaltenen  ©orträge  er 
patte  bereit  ca.  150  geiep rieben)  finb  meift  artige,  nadi  ftpienen  ald  »Cours  d’art  militaire«  (1877). 
ber  9fatur  gewidmete  unb  mit  cept  franjöfifcpcr  §ei-  gaticntin , Stabt  in  ©allia  Gidpabana,  berüpnit 
terfeit  gewürpe  Stpilberungen  länblidjer  Siebe  ober  burep  ipren  ©Sein  unb  Sinnen.  Dort  würben  Garbo 
auep  luilige  Stpwänfe.  ©Id  befonberd  gelungen  finb  unb  Slorbanud  82  o.  Epr.  burtp  Süll  ad  fjelbpcrnt 
peroor jupeben : »Annette  etLubin«,  »L’astrologue  ©letettud  geftplagen;  jept  gaenja. 
de  village«,  »Bastien  et  Bastienne«,  »Ninette  & la  ffaOergce*  (fm.  m (r(47.  Stabt  im  franj.  Dcpart. 
conr«,  »Les  trois  suitanes«  unb  »L’Anglais  4 Bor-  Oberfaoopen,9lrronb.©nneep,  mit  einem  alten  Stpiop, 
deaur«.  Einige  oon  feinen  ©Jetten  foHen  gan,j  ober  Seibeninbuftrie  unb  deot)  1170  (nid  ©emeinbe  2449) 
teilweife  oon  feinet  ©attin  Berfa  pt  fein,  bod)  lä|jt  fiep  EinW.  Dabei  in  maleriftper  ©ebirgSftplinpt  bie  ©ui" 
beren  flinteil  niept  ntepr  beftimmen.  3m  Sntd  er-  nen  ber  1132  gegriinbeten  fllbtci  Xamit. 
ftpienen  Don  ipm:  »Tlift&tre  de  F.«  (©ar.  1763—  ffaPcrdpain  tfjnr.  fammerf^am).  Stabt  (municipal 
1772,  10©be.)  unb  »Thb&tre  choisi«  (1810,  3öbe.);  borough)  in  ber  engl,  ©rafftpaft  Sent,  14  km  welt- 
ferner: »ffiuvres  choisies«  (1813,  3 ©be.);  »(Euvrcs  norbtoejllid)  Oon  Eanterburp,  an  einem  ©rat  ber 
de  M.  et  Mme.  F.<  (präg.  Oon  ©ojlan,  1853)  unb  Swaie,  mit  flmfen  für  Stpiffe  oon  150  Ion.,  pat  eine 
feine  für  bie  fliteraturgejepidjte  midjtigen  »Memoircs  ftattlicpe  goiiftpe  ©farrürtpe  (oon  Scott  reftaurierl), 
et  correspondance«  (1808,  3©be.).  ©gl.  gontfF.,  geringe  Siefte  einer  1147  gegriinbeten  ©enebiftiner- 
1' Opera  comique  et  la  comtdie -vaudeville  aux  nblei,  ein  Siatpauä,  ©uloerinüplen,  ^emenlwerte, 
XVIT.  et  XVIII.  8i6cles  (©ar.  1894).  — Scine®altin  giegcleien  unb  osoi)  11,290  Eittw.,  bie  Jlüftenpanbel 
3ufline  luroncerap,  geb.  15.3unil727in©oig-  unb  ©uftemfang  betreiben.  Die  Stabt  befipt  (tooi) 
non,  geft.  22.  ©pril  1772  in  ©arid,  erntete  ald  Sdjan-  228  Sceftpiffc  oon  18.293  Ion.  ©epalt.  1901  liefen 
fpielerin  unb  länjerin  in  ber  Op(ra»Gomique  groiien  606  Sd)iffe  oon  72,629  I.  ein. 

©eifaU  unb  folgte  1745  iprem  Watten  naep  Rlanbcnt,  Favete  linguis  (lat),  »feib  günftig  mit  euern 
Wo  fie  bem  3Rarjcpan  oon  Sadpfen  eine  peftige  91ei*  Rungen«,  Ruruf , mit  bem  ber  römiftpe  ©rieflcr  bei 
aung  einflöple,  ber  fte  aber  wegen  ipred  SSiber|tanbed  ©egiitn  bed  Cpferd  jum  Sepweigen  aufforberte. 

Part  bepanbelte.  Sie  jeiipnete  fiep  befonberd  and  in  Faveur  (fram.,  ier.  -roHr),  ©unft,  öewogenpeit. 
ber  DarfteHung  oon  Gparalterrollen  unb  Wagte  ed  ffabcurtage,  |.  ©efpetttage. 
juerft,  in  einer  iprer  3foQe  angemeffenen  ftleibung  jaPicrd  Sprengmittel , f.  ©mmonit. 
aufjutreten.  ©n  ben  Stpriflen  ipred  ©allen  pat  fie  9apignana  (für.  -ainis.),  bie  gröpte  ber  'Ägatifdjen 
©nleil  gepabt  (f.  oben).  — ©eibet  Sopit  Eparled  Ritfcln  (f.  b.),  19,85  qkm,  pat  japlreitpe  ©rotten,  ein 
3! i c o 1 a d , geb.  1749,  geft  1806,  Sdjaufpieler  unb  Jrort, Straffolonic  unb  090t)6414Einw.,  bieSafran- 
Ipeatcrbitptec,  oerfapte  bie  Cper  »Lea  trois  folies«  lau  unb  Ipunfifdifatig  betreiben.  Die  gleitpnamige 
(1786); bieRomöbien»Lemariagesingulier*  (1787),  Stabt  pat  einen  $jafen,  in  bem  1900  : 350  5<piffe 
•La  sagesse  humaine«  (1798)  u.  a.  oon  118,367  Ion.  eingeiaufen  finb.  — g.,  im  ©Her- 

2)  3Rarie(eigentI.©ierrcttc3gnace©inaub),  tum  Aegusa  genannt,  gilt  für  bie  3iegeninfcl,  auf 
franj.  «cpaitfpielerin,  geb.  16.  fjebr.  1833  in  ©eaitue,  ber  Cbpjfeud  jagen  ging.  .^>ier  241  o.  6pr.  Seeficg 
Stpülerin  bed  Äonferoatoriumd  ju  ©arid,  trat  pier  ber  Dlilmcr  über  bie  ftartpager. 
jum  crftcnmal  1848  im  Ipifätrc ■ ffrantaid  auf  unb  »pnOn  (»gaben«),  bän.  flängenmap  oon  6 gob. 
war  feitbem  bid  1881  SRitglieb  (feit  1854  Sojietärin)  — 188, sis  cm,  in  31orWcgcn  = 188,258  cm,  auf 


362  gaoontuä 

3«lanb  ju  3 Wen  = 171, 103  cm.  91(8  .'öoljmafj  in 
dänentarf  6 (für  Sorften  6V1)  gufi  find)  unb  breit,  bei 
jweifüftigen  Scheiten  = 2,22«  cbm. 

Qfauoniuö  (lat.),  ftrübling«-,  Sau*,  SBeftwinb; 
rBiitifcber  Same  be«  3cbb9roä  (f-  b.). 

JlfnUonlu«,  SUarcu«,  Bewunberer  unb  3?ach- 
abtner  bc3  jüngent  dato,  leibenfdjaftlidjer  ©egner  ber 
Triumoim ; in  bem  Siirgerfrieg  jWifdjen  ^omi'eju* 
unb  tSäfnr  trat  er  auf  bie  Seite  be«  erftem  unb  (ehrte 
erft  nad)  feinem  lebe  und)  Italien  jurüd,  »0  er  be- 
gnabigt  würbe.  91n  Gäfar«  ßrniorbung  nahm  er 
niefit  teil,  f di  1 oft  fid)  inbeb  gleichwohl  an  Brutu«  unb 
ßaffticä  an,  würbe  bei  Shilippi  gefangen  genommen 
unb  auf  Befehl  Dftaoian«  btngcrid)tet. 

Fävor  (lat.),  @unjt,  Begünftigung ; F.  defensio- 
nis,  im  Strafprojejj  bie  ®egünfligung  ber  9lngeflag. 
tenrolle  gegenüber  ber  beä  Auflager«,  wie  Tie  fid)  au«- 
fpridjt  teilä  in  allgemeinen  Srojefigrunbfähcn,  j.  8. 
bafi  ben  9(ngetlagten  (eine  gefejtlidieSewciälafl  trifft; 
baf),  wenn  er  ein  IHcdjtämittcl  ergreift,  eine  Reforma- 
tio in  pejus  (f.  b.)  au8gefd)loffen  ift;  baf)  im  Zweifel 
für  ben  Angeflagtcn  etttfebieben  werben  muH  (in  du- 
bio pro  reo);  teils  in  befoubem  9led)tS»orfd)riften, 
l ®.  bafj  beim  ^-1  aibofter  bem  9lnge(lagten  ba«  lejte 
Sort  gebührt  (§257,  Vlbf.  2,  StrafprojCRorbnungV, 
baff  ju  einer  jeben  bem  Angeklagten  nachteiligen  Gut- 
febeibung,  welche  bie  Sdjulbfragc  betrifft,  eine  über* 
wiegenbe  (|JmeibritteI  *)  Majorität  erforbertidj  ift 
(§  262  ber  ätrafprojcjjorbnung)  je. 

fcnuorabcl  (lat.),  günftig,  geneigt. 

Fnvoratiilcs  causae  (lat.),  9ied)t«gcfd)äfte,  für 
beren  rcdjtticbe  ®eurteilung  befonbere,  b.  fj-  »on  ber 
9lcd)t8regel  abweidieube  Sorfcpriften  gelten,  um  ben> 
felben  im  ^Weifelefall  bie  fReebtämirfung  ju  erhalten. 
Sohin  gehören  nad)  römifdjem  SRedjte  bie  Seftefliing 
einer  dos  (TRitgift),  bie  (Srrid)tung  eines  Teftament« 
unb  nad)  fanonifdjem  Siechte  bet  tafd)lufj  einer  Gfje. 

fynPorinn«,  Silietor,  au8  91relate  (Arle«),  Sd)(i- 
ler  beS  Sion  ßf)rt)foitomo8,  greunb  be8  ^ilulard) 
utib  ffronlo,  erwarb  fid)  um  150  n.  Gbr.  )u  fRom  alä 
Slebner  unb  'ISbilofoph  bebeutenbcS  Anfeljcn.  Son 
feinen  jahtreidjen,  gried)ifd)  gefd)ricbenen  Sdhriften 
finb  nur  bitrftige  Siebe  erhalten.  ®gl.  2egrf,  Un 
philosophe  prorental.  Favorin  il’ Arles  (SJIarfeiÜe 
11100);  ßolarbcau,  De  Favoriai  Arelatensis  stu- 
diis  et  scriptis  (©renoble  1903). 

{Jnuortt,  ©ünftling,  Siebling;  in  ber  Turffpradje 
bas  Sferb,  ba«  mit  ben  fürjcften  Cbb3  gewettet  wor- 
ben ift,  b.  h-  ba«  bie  größten  Auäfidjten  auf  ben  Sieg 
hat.  Stadfaborit  ift  baä  befte  Sferb  be8  Staüed.  ®a- 
uorite,  fffauoritin,  insbef.  erflärte  ©eliebte  eine® 
Sjürften  (ugl.  gaooritfultaninnen);  faoorifieren, 
begünfligen ; ftaooritiämuä, ©ünftlingäfjerrfifiajt. 

BraPoritfiiltaninncn,  biejenigen  brei  ®einaf)lin. 
nen  be8  Sullanä,  bie  nad)  ber  Ebaffefifultanin  fom* 
men  unb  bereit«  Sbinber  geboren  haben.  Sie  haben 
freien  3utritt  heim  Sultan  unb  eine  bebeutenbe  jähr- 
liche Einnahme. 

f5ra»rnd(fpr.-ro«,Tbonta«be3Rabb,3Rarnui8 
u 0 n , ba3  Opfer  eine«  politifeben  Jfomplottä,  geh.  26. 
'JRätj  1744  in  Sloiä,  geft.  19.  Sehr.  1790,  warb  2eut- 
nant  in  ber  Sdiweijergatbe  be«  ©rufen  »onSrouencc, 
naebherigen  König«  fiubwia  XVIII. , mad)te  grofje 
Seifen,  heiratete  bie  ißrinjefftn  Sfaroline  »on  Anhalt* 
8ernburg  unb  faßte  nad)  bent  Auäbrud)  ber  Slcoolu- 
lion,  burch  feinen  unruhigen  ßhrgeij  bewogen,  ben 
Gntfdjlufs,  mit  §ilfe  einer  Sdjar  geworbener  Heute 
bie  Monftituierenbe  Serfammlung  aufjubeben  unb 
ben  Itönig  mit  beffen  gantilie  nad)  ifSöronne  311  ent- 


— ganre. 

führen.  Son  Spionen  ber  ^Solijei  umgeben  unb  »er- 
raten, würbe  er  im  Sejembcr  1789  »erljafte!  unb  alä 
Öochoerräter  burch  ben  Strang  h'ngeridjtet.  '.Rach 
feinem  Job  erfchien:  »Testament  de  mort«  (1790) 
unb  halb  barauf:  »Oorrespondance  du  marquis  et 
de  la  marquise  de  F.  pendant  leur  dbteution«.  ®gl. 
Stillfricb-SRatcfnic,  Tbomaä  beTOahh,  ffiarqui« 
be  fff.,  unb  feine  ©emahlin  (Asien  1881). 

ffaBrc  ()pr.  faiprt,  1)  Sierre,  aud)  cfaber  unb 
Sefeore  genannt,  einer  ber  Stifter  be«  3efuiten- 
orben«,  geh.  1506  ju  ®iüaret  in  Sa»ot)en,  geft.  1. 
91ujj.  1546  in  Slont,  ftubierte  feit  1627  inißariä,  Wo 
er  )tcb  Cotjola  (f.  b.l  anfdjlofi  unb  1534  mit  ihm  baä 
©elübbe  auf  bem  SJIontmartrc  ablegte.  Später  ®ro- 
feffor  ber  Theologie  in  Slom  unb  ®arma,  wohnte  er 
1541  bem  Sicidjätag  in  Segenäburg  bei  unb  »erbrei- 
tete  fobann  in  Seutfchlanb  ben  neuen  Orbcn;  unter 
anberm  ftiftete  er  1 544  baä  3efuiten(oHegium  ju  Äoln, 
fpäter  bie  Orbenähäufer  ju  ®a(laboIib  unb  Soimbra. 
Sein  Sehen  befdjrieb  Slic.  Orlanbini  in  ber  »Hib- 
toria  Societatis  Jesu«  (Slom  1615;  befonberä  ge- 
brueft,  2t)on  1617). 

2)  Slntoine  f}.,  Freiherr  »on  ®eroheä,  he- 
(aunter  unter  bent  Slanten  9(ntoniuä  ftaber,  be- 
rühmter fron).  fHedjtägelehrter,  ge6.  4.  Oft.  1557  in 
©ourg-en-öreffe,  geft.  22.  gebr.  1624  in  ßbamWtt), 
ftubierte  in  SSariä  unb  Turin, "Würbe  1581  jumCber- 
rid)tcr  »on  ®reffe  unb  1610  jum  fSräftbenten  beä 
Senat«  »on  Sn»ot)en  ernannt.  Seine  »Opera  juri- 
dica*  (»De  erroribus  pragmaticorum«,3Teile,  »Ra- 
tionalia  in  Pandectas*,  »Codex  Fabrianus«  u.  a.) 
crfchienen  gefammelt  2t) an  1658—63,  10  Bbe.  Sgl. 
ÜRugnier,  Histoire  et  correspondance  du  prenuer 
Präsident  F.  (®ar.  1903,  ®b.  1). 

3)  3ule8,  jran). Staatsmann,  geb.21.3Rär}1809 
in  2t)on,  geft.  20. 3an.  1880  in  Serfaille«,  nahm  an 
ber  3ulire»olution  eifrigen  SInteil,  würbe  9Ib»o(at  in 
2hon.  bann,  feit  1836,  in  Sari«  unb  tat  ftd)  burd) 
rcpubliranifchen  ßifer  herbor.  Slad)  her  &ebruar- 
reoolution  »du  1848  würbe  er  jum  ©eneralfetretär 
im  flRinifterium  be«  3»nern,  bann  jum  Unterftaatä- 
fefretär  beä  Vluäwärligen  ernannt.  91n  ben  Arbeiten 
ber  Slationaluerfammlung  nahm  er  al«  Slbgeorbneter 
bebeutenben  Slnteil.  ßr  ftanb  an  ber  Spifte  ber  Dppo- 
fition  gegen  2ubwig  Slapoleon,  beffen  Ätaatäftreidj 
2.  Tcj.  1851  feiner  politifd)en  2aufbahit  für  einige 
3eit  ein  ffinbe  machte.  Seine  Serteibigung  Orftni« 
machte  ihn  »on  neuem  befannt.  911«  deputierter  im 
ffiefehgebenben  Körper  feit  1858  war  jj.  ba«  tpaupt 
ber  Ijppofition  gegen  ba«  Raiferreid),  ber  fogen.  Un* 
»erföhnlichcn ; er  war  ein  uovtrefflicber  iRhetor,  aber 
ohne  wirfli^e  ftaatlmännifche  ßigcnfdjaften.  1867 
würbe  er  jum  SJfijtcjlieb  ber  Wabcmie  erwählt.  3” 
ber  bcn(würbigen  Sipung  »om  15-3uli  1870  gehörte 
3-  ju  ben  wenigen,  bie  ben  Rriegäfall  burch  ben  Ser- 
jidjt  be«  Srinjen  uon$>ohen3oIlern  auf  ben  fpanifihen 
Thron  für  befeitigt  erflärten  unb  ben  »on  CUiuicr 

eforberten  Sftebit  nicht  genehmigten.  Sladjbem  er 

urd)  feinen  Vlntrag  auf  Slbfeßung  ber  Slapoleoni- 
fdjen  Thnaftie  ben  SInjtof)  jur  SHeooIution  »om  4.  Sept. 
gegeben,  würbe  er  SKitglieb  ber  Sfegienmg  ber  natio- 
nalen Serteibigung  unb  übernahm  ba«  SKinifterium 
be«  Auswärtigen.  9lber  er  hewie«  einen  geringen 
Ginblid  in  bie  Serhältniffe.  3»  feinen  jwei  Suitb- 
fchreiben  »om  6.  unb  17.  Sept.  erflärte  er,  nicht  einen 
Jufibreit  2nnbeS,  nid)t  einen  Stein  feiner  Heftungen 
werbe  granfreid)  abtreten.  Unter  folcheit  Umftänben 
fonnte  feine  3uiammenhinft  mit  Sidmarcf  in  ®er- 
riere«  (19.  u.  20.  Sept.),  bie  ben  2lbfd)lufj  eine«  bie 


gaoretto  - 

Somabme  Pon  Salden  jur  Konftituicrcnben  ©er- 
fammlung  ermogtichenbcn  SlaffenfttllfianbeS  jiim 
jfroed  batte,  feinen  Erfolg  hoben.  ©ad)  bcm  Sdfei« 
lern  bet  S8affenfti(lftanbs»crbanblungcn  blieb  g.  in 
Sariä  unb  übernahm  naib  ©ambeltaS  Abreife  auch 
baS  Jnnere.  Er  erhielt  bann  Enbe  Januar  1871  bie 
für  ihn  befonberS  tcbmerjlicfie  Aufgabe,  bie  Äapitu- 
lationboerbanblungen  in  ©erfaillcS  ju  führen,  hier- 
bei beging  er  in  feinem  furjfichtigen  Optimismus 
ben  groiien  gebier,  ben  Saffenflinftanb  nicht  auf  bie 
©ourbafifd)e  Armee  auSjubcbnen  unb  bie  Entwaff- 
nung her  Sarifev'Jlationalgarbc  abzuleljneit.  Sei  ben 
©labten  »am  8.  Jebr.  in  bie  ©atioitaloerjammlung 
gewählt,  warb  g.  19.  gehr,  »on  SjlperS  Wicberunt 
auf  ben  Soften  eines  KinifterS  beS  Auswärtigen  be- 
rufen unb  führte  mit  XbierS  uttbSicarb  bie  ©erhanb- 
lungen  beS  SrälintinarfriebenS  »on  SerfaitteS  unb 
enblicb  gemeinfam  mit  bem  ginanjntinifter  Souper- 
Cnertier  bie  Serbanblungen  beS  befinitioen  gricbenS 
Dun  granffurt.  Seit  ber  Unterzeichnung  biefcS  grie- 
benS,  bcm  fchtoerften  Opfer  feines  glübettben  Satno- 
tiSntuS,  War  er  ein  gebrochener  Kann.  Er  fchieb  halb 
auS  bem  Kinifterium  unb  trat  fowobt  in  ben  Som- 
mern wie  als  Aboofat  nur  feiten  mehr  auf.  g.  »er* 
bffentlichte  in  feinen  Ieptcn  Jahren:  »Rome  et  la 
Itepublique  franqaise*  (1871);  »Le  Gouvernement 
de  la  defense  nationale*  (1872 — 75,  3 Übe.: ; »Con- 
ferences et  discours  litteruires-  (1873);  »De  la  re- 
furme  judiciaire*  (1877).  ©cfammelt  erfdjienen  nach 
feinem  Jobc : »Discours  parlementaires*  (1881, 
4 übe. : . »Plaidoyers  politiqnes  et  judiciaires« 
(1882, 2©be.)uitb  »Plaidoyers  et  discours  du  bäton- 
nat«  (1892, 2 übe.),  berauSgegebcn  »on  feiner  Silitwc, 
fowie  »Melangcs  politiques,  judiciaires  et  Utt6- 
raires*  (brSg.  »on  Karitain,  1882). 

4)  2 o u i S , Jngenieur,  geh.  29.  Jan.  1826  in  (£^fne- 
©ourg  bei  ®cnf,  geft.  19.  Juli  1879,  erlernte  baS 
3immcrbanbwerf  unb  bilbete  fid)  bann  in  granfreich 
a!S  Eifenbabningenieut  aus.  Surd)  bie  Eöfung  eines 
fdtwierigen  pralltfchen  SroblentS  legte  er  in  Egon  ben 
öntnbftcin  für  feine  weitere  2auf bahn,  unb  balb  be- 
teiligte er  fi<h  als  felbftänbiger  Unternehmer  an  ben 
grogen  Eifenbahnbattten  ber  bamatigen  3c*t.  1872 
Hegte  er  bei  ber  üonlurrenj  um  bie  Erbauung  beS 
WottbarbbabntunnelS  unb  übernahm  bie  ©erpflid) 
tung,  ben  Junnel  in  aiht  Jahren  ju  »oUenben.  Kit 
Überwinbung  zahlreicher  tedjnifcher  unb  finanzieller 
Sdfwierigfeilen  führte  er  baS  ffierf  ber  ©otlcnbung 
entgegen,  ftarb  aber  »or  Erreichung  beSStolIenburd) 
fchlagS  im  Eottljarbtunnel.  Jn  ©äfchenen  würbe  ihm 
1889  ein  Senfmal  errichtet. 

gaPrctto,  ffliacomo,  ital.  'Maler,  geb.  1849  in 
©cnebig,  geft.  bafelbft  12.  Juni  1887,  bilbete  fid)  feit 
feinem  10.  Jahr  auf  ber  Afabemie  bafelbft,  befonberS 
bei  Kolamati  unb  Karl  ©laaS,  unb  entwidelte  ftd), 
troßbem  er  ein  Auge  »erlor,  balb  ju  einem Äolorif len, 
ber  Kraft  beS  ntalerifchen  ßfefamteinbrudS  mit  böch- 
fter  geinheit  in  ben  Einzelheiten  »erbanb.  3)ieKoti»e 
ZU  feinen  ©ilbem  wählte  er  mcift  aus  bcm  »enezia* 
nifthen  ©olfSIeben  beS  18.  gabt!).  ®te  zabtreid)en 
giguren  Wufite  er  ebenfo  tebenbig  wie  geiftboll  zu  d)a- 
rafterifieren  unb  zu  tnbisibualifieren,  ohne  fid)  an  ein 
frembcS  ©orbilb  aiuufd)ließen.  Seine  ^auptwerfe 
ftnb:  eine  Straße  in  ©cnebig;  ber  SonnabenbSmartt 
auf  bcm  Carnpo  San  Solo  tn  ©cnebig;  auj  ber  Sro» 
ntenabc  (mit  ber  Eoggetta  im  Snntetgrunb) ; bergrei- 
tagSmarft  auf  ber  Wialtobrüde ; bie  Sanalfäbre  bei 
Santa  Kargbcrita;  öolboni  fudjt  auf  bem  KartuS- 
plaß  Stoff  für  feine  Euftfpiele. 


- garocett  363 

gaPuä (Tinea favosa,  Erbgrinb,  fRafiergrinb, 
SBabenfopfgrinb),  anftedenbe  fSautlranttjeit,  bie 
liere  unb  Kenfd)en  befällt  unb  bei  Icfjtem  ihren 
Hnuptnß  auf  ber  Kopfhaut  bat.  Sie  beruht  auf  bem 
SJachStum  eines  gaben»ilzeS(AchorionSchoenlcinii), 
ber  fid)  in  ben  Sjaarbäigcn  anfiebclt  unb  beren  Ent 
Zünbung  unterhält.  Es  feheiut  jebod).  bah  »tan  »er- 
fdnebene  Wirten  »on  gaouSpilzen  unterfcheiben  muh. 
©eint  AuSbrud)  beS  ErbgrinbeS  entjtcben  auf  ber 
Kopfhaut  gelbe,  fladje  Stlümpcbett,  bie  anfangs  feucht 
ftnb,  fpäter  zu  einer  mehlartigen  'Kaffe  zerbrödcln, 
bie  Haarreite,  Eiterlbrperd)en,  Epiberm isz eilen  unb 
maffettbafte  Silzelemente  enthält.  3>cr  g.  ijt  äufjerft 
bartiiäcfig  unb  führt  gewöhnlich  zuut  Haarfcprounb. 
Kangeltibe  Hautpflege  begiinfligt  feine  Entflebung, 
fo  baß  er  fid)  mehr  bei  armem  unb  unreinlichen  Ser- 
jenen  finbet.  Er  wirb  oft  burch  Anftecfimg,  aud)  »on 
feiten  erlranfter  Xiere  (3.  ©.  'Kaufe)  übertragen.  3)ie 
©ebanblung . bcflebt  im  behutfanten  Entfernen  ber 
»ortjer  mit  01  erweichten  ©orten , möglichft  forgfäl- 
tigem  unb  lange  f ort  tu jeßeubem  Ausziehen  ber  er- 
franlten  Haarfdjäfte  (Epilation)  mit  einer  Sinzclte, 
in  Einreibung  mit  Schmierfeifc  unb  in  SSafd)itngen 
mit  Sublimatlöfungen  (1  ober  1,5  : 1000)  ober  mit 
SeifenfpirituS.  — Unter  ben  Haustieren  werben  »ottt 
g.  befallen:  Sferbe  feiten,  Hunbc  unb  namentlich 
Saßen  (auf  bie  er  Wohl  »on  Käufen  übergebt)  häufig, 
ferner  Kaninchen  unb  Hühner  (H  ü h n e r a r i n b).  ©ei 
Hunben  unb  Steißen  ift  wegen  ber  leisten  übertragbar» 
feit  auf  Kenfchen  ber  g.  befonberS  zu  beachten;  er  ift 
hier  bureb  ©ilbung  bider,  ruttber,  fünfpfennigftüd* 
großer  ©orten  mit  oertieftem  Zentrum  d)arnlterifiert. 

gatucctt  <fpr.  fSottt),  l)Henr»,  engl.  SoltSwirt 
unb  S»titifer,  geb.  26.  Aug.  1833  tn  Salisburß,  geft. 
8. 91cm.  1884  in  Eatitbribge,  befud)te  bafelbft  baS  In- 
nitt)  College  unb  machte  ßdj  frühzeitig  burd)  fein  nta- 
tbenuitifcheS  SSiifcn  bemerfbar.  Jm  September  1858 
warb  er  burd)  einen  Unfall  auf  ber  Jagb  beS  Augen- 
lichtes beraubt.  'Jlad)bcm  er  ftd)  burch  feine  Wiffett» 
fdjaftlichen  Arbeiten  einen  geachteten  ©amen  erwor- 
ben hatte,  würbe  erl863SrofcfforbcrSol(swirtfd)aft 
an  ber  Unincrfttät  Cambribge.  Seit  1865  Mitgiicb 
beS  SartamentS,  betämpfte  er  bie  ^ßolttif  beS  fonfer* 
»atioen  KinifleriumS  unb  würbe  1879  im  Kinifte» 
rium  ffllabflotte  Eeneralpoftmeifter,  als  welcher  er 
WidjtigeSerbefferungen  int  engtiidjen  Softwefenburch- 
geführt  hat.  Er  fdjrieb:  »Manual  of  political  eco- 
nonty*  (1863,  6.  Slufl.  1883);  »The  economic  Po- 
sition ofthe British  labourer*  (1865);  »Pauperism, 
its  canses  and  remedics*  (1871);  »Speeches  on 
some  current  political  questions*  (1873);  »Pro- 
tection and  reciprocity«  (6.  Aufl.  1885;  beutfeh, 
Eeipz-  1878);  »Indian  tinance*  (1880);  »State  so- 
cialism  and  the  nationalisation  ofthe  land*  (1883); 
»Labotirandwages«  (1884).  Sgl. EeSlie Stephen, 
Life  of  Henry  F.  (£onb.  1885).  — Seine  (Saltin 
Killicent,  gebome  öarrelt,  geb.  1847,  hat  ftd) 
gleichfalls  als  fozia(wiffenfd)afttid)e  Sd)riftfteHerin, 
namentlich  in  bezug  auf  bie  grauenfrage  (»Essays 
and  lectures*,  1872;  »Political  economy  for  begin- 
ne!»«, 6.  Aujl.  1887;  beutfeh,  ©etl.  1888;  »Some  emi- 
nent women  ofourtime«,  1889;  »Life  of  queen 
Victoria*,  neue  AuSg.  1901 ; »Life  of  Sir  W.  Moles- 
wortli*,  1901),  unb  als  fRobncrtn  heruorgetan. 

2)  Ebaar,  amerifan.  Scbriftfieller,  geb.  26.  Kat 
1847  in  91ew'J)ort,  [tubierte  im  Columbia  College  ba- 
felbft unb  Wibmete  fid)  bcm  litcrarifcpen  ©eruf.  Seine 
eriten  ©omane;  »Purple  and  fine  linen*  (1875), 
»Ellen  Story*  (1876),  »A  gentleman  of  leisure« 


364 


garofeä  — gagettce. 

(1882)  unb  »An  ambitions  woman«  (1883)  waren  Rriegdmmifierium  gu  organirtereu.  1885  Warb  er 
ald  SJilber  au«  bcr  ©cfeUfcpaft  nitpl  opne  Serbienft;  nint  XiniftonSgeneral  in  fflrenoble  ernannt,  1890 
feine  fpälcrn  Säcrfe  aber  fielen  Pebenllitp  ab.  Seine  iltommanbeur  bed  ll.,8orpdin9lantedunbf<picb  1892 
Xicptnngcn  (»Fantasy  and  passion«,  1878)  finb  Bon  aud  bem  aftiDcn  Xienft.  Sr  ftprieb:  »Souvenirs  de 
gleidjmaiiiqerm  iilert.  la  guerre  de  Crimee«  (1867,  2. ©ufL  1889);  »fttnde 

gatufcd,  öup  (|pr.  gat  faots),  bad  §aupt  ber  fogcit.  ! sur  la  guerre  d’Allemagne  en  1866«  (1867);  »Jfitude 
©ulnerBeridnoörung  inEnglanb,  geb.  1570  alb  Soptt  sur  les  opbrations  militairea  cn  Boheme  en  1866« 
einest  protejtantifcpcn  Polarst,  trat  unter  bem  Einflug  (1867)  ; »Do  la  loimilitaire«(1870);  bad  nfelgelefene 
feined  Stiefnaterd  gum  ftatpoligidmud  über  unb  biente  »Journal  d'un  officier  de  l’armee  du  Rhin « (Srüff. 
feit  1593  bei  ben  fpaniftpen  S rappen  in  ben  Sieber*  1871,  5.  ©ufl.  1890);  »Projet  d’organisation  et  de 
lanben.  1604  lieft  er  ftd)  in  eine  Scrfcpwörung  gegen  mobilisation  de  I’armte  frangaise  ü propos  d’un 
bie  protcfinntifipe  Siegierung  1? nglanbd  ein  unb  über«  ordre  inbdit  de  mobilisation  de  härmte  prussienne  < 
napnt  ed,  bie©ulBennine  nngugünben,  burd)  bie  bad  (1873);  »Marches  des  armfces  allemandes  du  31 
Parlament  bei  feiner  Eröffnung.  6.  Sion.  1605,  famt  juillet  au  1 septembre  1870«  (1889);  »fitude  de 
Stönig  Jjnlob  I.  unb  feinen  SSiniftem  in  bieilufi  ge*  marches.  Itea.  Sedan«  (1889,  2.  ©ufl.  1899). 
fprengt  werben  follte.  ©ber  bie  SBarnung,  bie  einer  gät)  <fpr.  fsp,  ©nbread,  ungar.  Xicpter  unb 
ber  äSitwiffer  an  Corb  SRonteagle  ridjtele,  führte  jur  Stpriftfieüer,  geb.  30.  Hfiai  1786  gu  Reprint;  im3cnip* 
Sntbedung  ber  Serftpwörung ; g.  würbe  nerpaftet  liner  Romitat , geft.  26.  guli  1861  in  ©eft,  war  btd 
unb  31.  3an.  1606  pingeritpteL  3ur  Erinnerung  »u  Xoffutpd  ©uftrctcn(1840)  im  ©efterRomitat  einer 
baran  Würbe  bid  in  bie  neuere  3eit  >n  Sielen  eng-  ber  Süortfüprer  ber  Opposition  unb  wirtte  autp  fpäler 
lifepen  Stabten,  befonberd  in  Sonbon,  5.  Soo.  ein  uielfadp  für  ben  aeiftigen  unb  materiellen ©uffdnuung 
aitgepupter  Stropntann  unter  bem  Jiuf  »No  popery«  feined  Solfed,  g.  8.  aldSSitbegrünber  bed  ungariidjen 
burd;  bie  Straften  getragen  unb  fobann  benglammen  Xhealerd  in  Ofen,  ald  Scpöpfer  ber  Spartaffe  in  ©eft, 
übergeben;  priufig  paben  biefe  puppen  unpopuläre  ald  SKitglieb  bed  Snbuftrieoereind.  bed  Runftnercind, 
©crfönlicpfeiten  bed  3n*  unb  ©udtanbed  bargejtellt.  ber  ©fabfmic,  ber  Ridfalubn*@efeHfdioft  tc.  8egrün* 
Faex  (lat.),  fflobenjap,  £efe;  befonberd  gebrrimp*  bete  er  burd)  feinen  »Fris  bokreta«  (»SReuerStraufi*, 
lieb  in  ber  dSeprjapI : Faeces  (f.  b.,  S.  257).  ©eft  1818)  feinen  Xüptcrrupm.  fo  fanben  bie  oielfacp 

8«S«e.  bummer  Spafj,  grajje,  waprfepeinlitp  Pom  auSgcgettpncten  »Mesbk«  (»gabeln«,  SBien  1820, 
ältern  »fidfaden«  (gauteln);  gajenmadper,  ®c*  2.  ©ufl.  1824;  beutfep  Bon  ©e(t,  baf.  1821)  itotf)  grö* 
fiditerfdineiber,  niebercr  Spaßmaiper.  ftern  Öeifall.  Seine  Ergaplungen  unb  fiuflfpiele 

gajrcfalf , ©bteilung  ber  obem  Rreibefonnation  jeitpnen  fidp  burep  elegante  Spratpe  unb  friiepen  £>u- 
(f.  b.),  befonberd  entwidelt  bei  gare  auf  Seelanb.  mor  aud.  gapd  qefammelte  XBcrfc  ertepienen  gu  ©eft 
Fax  et  tubaflat.),  »gadel  unb  Trompete«,  fpritp*  1843— 44  in  8 lÖänben , bie  »Sämtlichen  9iof  eilen« 
Wörtlid;  foBiel  wie  fjauptperfon , Dläbeldfüprcr.  in  neuefterWiidgabe  bafelbft  1883  in38änbcn.  Seine 
gal),  ^ofepp,  ©later,  geb.  10.21ug.1813  inRöln,  ©ioarappie  feprieb  ©aul  Erbrilpi  (8ubapeft  1890). 
geft.  27.  Jjuli  1875  in  Xilflelborf,  bilbete  fiep  auf  ber  gat)äl,  eine  Snfel  ber  ©goren  (f.  b.),  Sip  eined 
Xüiietborfer  ©tabemie  unb  in  ©arid  gum  ^iftorien*  beutfepen  SiijetDnfuld. 

maler  unb  trat  1810  mit  einem  ©emrilbe:  Simfon  gapatit,  'Mineral  Bon  ber  äufammenfehung 
unb  Xelila,  auf.  Xarauf  erwarb  er  ftd;  befonberd  ber  (iinftlidjen  Eifenfriftpftpladen,  Eifenojpbululitat 
burtp  feine  gredtomalereien  im  iRatpaudfaal  ju  ©ber»  Fe,SiO,,  ^»ärte  6,5,  fpej.  ©ew.  4,s,  findet  ftd;  in 
fetb,  bie  Urgcfepicpte  ber  Seutfdjen  bid  jur^emtannd-  buntelbraunen,  lidjtgelb  burdpfepeinenben , bem  Oli» 
ftplacpt  baiptellenb,  einen  eprennoHen  Mi uf . SSon  fei*  Bin  äpnlitpen  rpombifepen  Rriftaüen  in  ® rufen  Bon 
nen  übrigen  ©emälben  ftnb  nodt  PerBoräupeben;  eine  Eruptiogefteinen  im  ^)e(lowftoire*©art,  auf  Cipati, 
laufepenbe  Tpidbe,  'Jiomeo  unb  3ulie  unb  ©retdjen  Sontoriit  ic.,  fowie  in  grünlidjftpwarjen  herben  9Saf* 
im  ©efängnid.  Später  Wenbete  er  fitp  ber  ©enre-  fen  trümerartig  juweilen  im  Olranit  (grlattb,  SRaffa* 
malereiju.  Er  bepanbelte  S.jencn  aud  bem  Sieben  bed  epufettd).  Sgl.  autp  ©reidlafit. 
italienifien  Solfed,  bad  er  ber  wieberpoltem  ©ufent*  gape  (|i>r.  fai,  ^»erB(  ©ugufte,  ©ftronom , geb. 
palt  in  Stalien  eingepenb  ftubiert  patte.  1.  Ctt.  1814  in  ©enoit*bu*Snult,  geft.  4.  (fuli  1902 

gat;  (for.  f8),  1)  Tpeobore  Sebgtuid,  amerifan.  in  ©arid,  ftubierte  in  ©arid  unter  ©rago  ©jtronomie, 
Stbriftflellcr,  geb.  10.  gebr.  1807  in  9iew  $)orf,  geft.  warb  1836  ©bfunft  ber  bärtigen  Sternwarte,  1854 
1898,  war  non  Beruf  fjurift,  würbe  aber  SRebafteur  ©rofeffor  ber  ©ftronomie  an  ber  ©fabemie  in  Sanel), 
bed  »New  York  Mirror«  unb  befleibete  fpäter  biplo»  1862  'JJiitglieb  bed  Bureau  des  Longitudes,  1873 
matifepe  ©oflen  in  Serlirt,  granffurt  unb  Sern.  Son  ©rofeffor  ber  ©ftronomie  unb  ©eobäfte  au  bcr  ©oll;* 
gröfierm  Siert  ald  feine  befletriftiftpen  ©Serie  (»The  teepnifdpen  Sepule  in  ©arid,  ©uep  war  er  Enbc  1877 
couutcsslda«,  1840,beutfd)  1841;  »Hoboken«,1843;  breiSDocpen  lang  ffultudminifter  unböeneralftubien* 
»RobertRueful«,  1844)rtnbbie  gefd;id)tli(pen:  »His-  birettor.  g.  War  ein  eifriger  öeobaepter  (er  entbedte 
tory  of  Switz erland«  (1870)  unb  »The  three  Qer-  ben  nad;  ipm  benannten  Kometen  22.  Son.  1843)  unb 
manys:  glimpses  into  their  history«  (1889).  aftroitomiicper  Secpner,  Sr  feprieb:  >Le<;ons  de  cos- 

2)  Cparled  11 1 e f a n b r e , frang. ©eneral,  aeb.23.  mographie«  (2.  Wufl.,  ©ar.  1854);  »Cours  d’astro- 
Scpl.  1827  in  ©aind ■ 3can - ©ieb • be • ©ort  (Sieber»  nomie  nautiquo«  (1880);  »Cours  d’astronomie  de 
pprenöen),  in  ©onbitfdperri  ergogen,  wo  fein  Sater  l'ficole  polytechnique«  (1881—83,  2 8be.);  »Sur 
Sfapitän  in  ber  ©farineinfanterie  war,  warb  1847  l’origine  du  monde*  (1888,  3.  Wufl.  1895);  »Surlcs 
Yeutnant  im  ©eneralftab.  Er  biente  in  ©frifa,  be*  tempptes«  (1887);  »Nonveiles  dtude  sur  Ins  tem- 
gleitele  1854  ben  ©eneral  Sodquet  ald  ©bfutant  in  pptes,  cycloues,  tromhes  ou  tornados«  (1897)  unb 
ben  Rrimfricg  unb  warb  1870  Dberflleutnant  in  ber  überfepie  §umbolbtd  »ffodmod«. 

©pemannee.  Xa  er  1868— 69  auf  Berfdjiebenen ©iif*  gapcl,  Xante  non,  f.  Eoucp,  Raflellan  non. 

ftonen  in  Xeulftplanb  gewefen  war  unb  bie  preu&i*  gaticnce  (gaience),  f.  Xoitwaren  unb  Reramif. 

fdjen  'ISilitrirBcrpältniffe  ftubiert  patte,  Warb  er  1874  gniicucc  (\vt.  fajänaS’),  gledett  im  frattg.  Xepart. 

beauftragt,  bie  Sureaud  bed  ©rofecn  ©eneralflabd  im  Sar,  ©rronb.  Xraguignan,  an  ber  Eifenbapn  SKep* 


SJagenceMau  — gajiHetlein. 


365 


rargued-®raffe,  Jot  eine  Kapelle  auö  bcnt  19.3abrp., 
gabencefabrifation  (bie  Waprfcpeinlidi  aud  Italien 
[gaenja]  ptcrber  Derpflanjt  würbe  unb  bem  Orte  ben 
Samen  gab).  Selben  - unb  Ölgewinnung  unb  uwu 
796  (als  öemeinbe  1421)  ©inw. 

gaocitccblau , f.  3nbiqo. 

gattcnccbrucf , (.  Ifeuqbrueferei. 

gat)cnccmalcrci,  f.  ®ajolitantaIerei. 

Fayenres  patriotiques  (jranp,  (er.  jaiinjfc' 
motir.  p « t r i o 1 1 f <b  e g a t)  e n c e n) , Sd)üjjel,  Seiler 
unb  S riutgefepirre  uon  roper,  grober  Vlrbeil,  bie  Don 
1789—95  in  granfreid)  angefertigt  würben  unb  mit 
Semjen , Symbolen  unb  Saigtellungen , bie  für  bad 
Königtum  ober  für  bie  SieDolulion  unb  if)re  gelben 
eintreten,  Derjiert  finb.  häufig  würbe  j.  B.  ber  Sa- 
ftiüenfturm  bargeftellt,  unb  zahlreich  pnb  auef)  bie 
Seiler  jur  Erinnerung  an  ben  Sob  SRirabeaud. 

Annette,  f.  Safayette. 

ffaqcttctiilltder.fcWD,  1)  (ebemaldCampbel- 
town)  iiauptftabt  ber  ©raffchaft  ©umbertanb  im 
norbameritan.  Staat  Jlorbcarolina , am  Cape  gear 
SiDer,  225  km  oberhalb  feiner  SRünbung,  Stapel- 
plag  fürSaupolj,  Scet  unb  Serpentin,  mit<inoo)4670 
©inw.  — 2)  jiauptort  ber  ©raffepaft  SBafbington  im 
norbamerifan.Staat  9Irfanfad,  am  obern  Siifjite  Siiocr, 
mit  ©ewerbcuniDerfität  unb  (ltoo)  4061  ©inw. 

gat)üm  (gajüm,  altägppl.  Sb'om,  »Sumpf. 
Seelanb  • ),  ägypt.  'örouinj  (uKubirieb),  jWifdien  29"  5' 
unb  29"  28'  nörbl.  Sr.,  60  km  lang,  45  km  breit, 
oafmartig.weftlich  Bom9iil,  eingefcplojfen  Don  wüften 
fcbbenjiigai  ber  libyfdjcn  ©ebirgdfette  unb  nur  burd) 
eine  enge  Salfcpluchl,  61  fiabun,  mit  bem  9?iltal  Der- 
bunben,  burd)  bie  ber  3ofcpbsfanaI  (Bahr  f)ufuf)  in 
bie  Oafe  eintritt.  Stcje  bewäffert  er  in  16 'linnen,  Don 
benen  zwei  ibr  überjehüföged  Saffer  bem  54  km  lan- 
aen,  10—  11km  breiten, 40m  ü.'lli. gelegenen, ftbtuaeb 
faljigen  Sirlet  el  Kerfln  (»See  ber  $>ömer«)  zu- 
führen. Sag  biefer  See  nitbt  mit  bem  9Rörid  (f.  b.) 
ibentifcb  ift.wieman  früberoielfaib  meinte,  bat  fiinant 
be  Bellefonbd  natbgemiefen.  Sad  Klima  beä  8-  ift 
Dortrefflid).  fclbft  bie  Seit  ift  feiten  hierher  gefommen. 
Sad  nugbare  91real,  ba»  feit  bem  Altertum  [ich  burd) 
arofse  rjrucfjtbarfeit  austjeidjnet,  Wirb  auf  1317  qkm 
berechnet.  Sie  Einwohnerzahl  betrug  1897:  371,006 
(188,048  männliche,  182,958  Weibliche),  barunter 
60,555  Sebuinen  unb  302  Krembe.  'Huf  ben  bureb 
SebBpfräber  beroäfferten  fluten  gebeiben  SBeijen, 
©erfte,  Surra,  Sieid,  ^ueferrobr,  Saumwotle,  glacbä, 
fcattf  fowic  aefebäpte  griiehte,  Don  benen  Diel  nad) 
Kairo  gebt,  ©egen  feiner  ÜRofen  war  bad  g.  febon  im 
Altertum  bod)beriibmt.  Sie  Sdja je  liefern  feine  Solle, 
ionft  ift  bie  Siebjud)t  unbebeutenb.  3>ie  rege  3nbu» 
ftrie  erzeugt  Ceinmanb.Söoflen-unbBaumroolIenftoffe 
mgrringmertiged 3iofeni)l.  ©ine  ©ifenbabnlinie  zweigt 
Öd)  bei  ©iSafta  Don  ber9iitbabn  ab  unb  burd)jiebt 
bad  g.  ^auptftabt  ift  SRebinet  el  g.  (f.  b.).  Sad  g. 
wirb  bereite  in  ben  äiteften  gnfcbriflen  alö  bad  »See» 
lanb«  Wegen  beä  bann  gelegenen  Seed  Sföörid  er- 
wähnt, ift  aber  atlmäblid),  inbem  Seile  be«  SecS 
troefen  gelegt  würben,  oergröpert  worben.  CeSonbcre 
Sorliebe  für  bad  g.  ballen  bie  Könige  ber  12.  Sy- 
naftie,  Don  benen  namentlich  Vlmenembet  III.  in  ber 
§aupljtabt  Krolobilopolid  grobe  Scmpclbaulen  bor- 
nahm  unb  bei  fiiawära  bad  berühmte  »fiabyrintb« 
(f.  b.)  errichtete.  Ser  Swuptgott  bed  g.  war Sobel  (f.  b.). 
3n  griechifeber  t^eit  piep  bad  g.  fflau  Don  Rrotobilo- 
polid,  fpäter  ar)inoitifcher  ®au.  9ieuerbingd  haben 
an  Derfcpiebcnen  Stätten  bed  g.  erfolgreiche  tlludgra- 
bungen  ftattgefunben,  bie  namentlich  Diele  Sapyn  ju- 


läge  geförbert  haben.  Sgl.  3i.  ,jj.  SroWn,  The  F. 
and  lake  lloeris  (fionb.  1892);  ® r e n f e 1 1 ■ £)  u n t, 
F.  Towus  and  their  papyri  (baf.  1900). 

grajenba  (portug.,  fpr.  fafemuxi;  fpan.  Hacienda), 
fianbgut,  befonberd  in  Srafilien;  F.  real,  (öniglid)ed 
0ut,  Staatäfchag;  gajenbeiro,  Seöger  einer  g. 

gfagetien  (Facetiae,  lat.),  wißige  ©in jäüc,  Sdjer j- 
reben,  Schwiinle.  Ser  öumanifi  Soggio  (f.  b.)  bat 
unter  biefem  Sitel  in  jierlidjem  fiatein  bie  luftigen 
@efd)icblen  wiebererjäblt , mit  benen  bie  pftpjllicijcn 
Sefretäre  ftd)  in  ihren  SRufjeftunben  ju  unterhalten 
pflegten.  Siefe  Sammlung  (»Facetiurum  librilV«, 
gerrara  1471  u.  ö.;  neue  ftudg.,  Siom  1884)  fanb 
arofien  Scifatl  unb  rief  jablreidje  fti'adjabmungen 
berDor.  Unter  ben  beulfdien  ift  bie  ältefle  bie  1486 
(gleichseitig  auch  Iateinifd))  Derfapte  Don  Dluguftin 
Sünger  (präg.  Don  21.  D.  Keller  in  ber  Sibliolbef  bed 
literarifeben  Sereind,  Sb.  118,  Stuttg.  1874);  große 
Seriibmlpeit  erlangten  bie  »Facetiae«  Don  spein- 
rieh  Sebet  (f.  b.,  Strafib.  1506  u.  ö.). 

gfajiat  (lat.),  bad  ©cfidjt  (facies)  betreffenb,  j.  S. 
artcria  facialis,  ®efid)td[chlagaber ; nervus  facialis, 
®e|‘id) tönern , ber  fiebenle  jpimnero;  gajiallnp» 
mung,  fiäbmung  bed  ©efidjIdnerDd  (f.  ©eöehtdläb- 
mung);  gajiallinie,  ©eötbtdlinie. 

gapied  (lat.  facies,  »©röcht,  Slntlig«)  einer  ffie- 
birgöformation  ober  eined  gorntationdgliebed,  ein 
charafteriftifched , Don  anbern  Sofalitäten  abmeicben» 
bed  pelrograpbifched  ober  palnontologiichedSerbalten 
berfelben.  So  jpricht  man  B.  Don  Sanb»,  Son-, 
Kalffajied,  ober  Don  Korallen-,  Schwamm-,  Repba- 
lopobenfajied  u.  bgl.  9)ian  fann  aud  ber  petro* 
grapbifchen  Seicpaflcnbeil  unb  ben  organifeben  ©in- 
fehtaffen  bie  91  rt  ber  Sntftebung  feftfteden  unb  banad) 
unterfeheiben  jwifchen  einer  fi)  o d)  f e e f a j i e d (pela- 
gifepen,  ojeanifipen  g.),  wopin  befonberd  bie  reinem 
Kalte  gehören,  unb  Dcrfcpiebenen  StranbfajieS, 
bie  fid)  in  mergelig-faltige,  tonige  unb  fanbige  teilen. 
Sinb  SRcftc  Don  fianb»  unb  SüBWaffergefdjöpfen  in 
größerer  3abl  Dorf)anben,  fo  bat  man  olrnnbfaped 
(fiitoralfajieä)  im  ftrenaften  Sinn,  bie  in  brgefefebe 
Silbungen  übergeben.  Man  nennt  biefe  auch  'ilfluar- 
bilbungen  unb  bei  etmad  größerer  glaehenaudbebnung 
limnifdie  g.  gehlen  organifepe  SHefte,  bie  auf  ma- 
rinen Urfpncng  beuten,  aanj,  fo  gibt  bied  bie  Süß- 
wafferfajied.  Seifpiel  einer  limnifchen  g.  ift  bie 
©ealbenformation  ©nglanbd  unb  Sorbbeulfchlanbd, 
Waprenb  bie  mit  ipr  gleichjeitigen  Übergänge  Don 
3ura  ju  Streibe  in  ben  911pen  pelagifdi  finb.  91udi  bie 
Stranbbilbungen  bed  norb-  unb  mittelbeutfchen  fiiad 
unb  Äeuperd  Werben  in  ben  91Ipen  burd)  eine  faltige 
fcoebfeefajjied  Dertreten.  Slenig  ©rfolg  bat  mau  bid- 
ber  im  allgemeinen,  wenn  auch  einjelne  bebeulfame 
Satfacbcn  Dorliegen,  pinöchtlicb  ber  geftftellung  fli» 
matifeperg.  aufWrunb  pa!äontologifcher_Scrichie- 
benpeiten  innerhalb  ein  unb  berfeiben  Schichten, 
gruppe  gepabt  — g.  bei  ©ruptiDgefteinen,  fooiel  wie 
SRobififation  ober  Struftur  (tömig,  porphyrifch, 
glaög).  f-  Sorpphrfajied. 

gajflität(lat.),fieid)tigfeit,Umgänglichfcit;faji- 
litieren,  erleichtern,  4)inbemiffe  befeitigen. 

gayllctleiu  (D.  ital.  fazzolctto),  bad  im  16. 
gaprb.  Don  Stalien  unb  granfreiep  in  ©ebraud)  ge- 
fommene  Safcpentud),  bad  fepr  halb  ju  einem  Srunf- 
ftücf  würbe.  Befonberd  würbe  bamit  bei  Braut- 
gefepenfen  großer  fiujud  getrieben,  beit  man  gegen 
bad  ©nbe  bed  1 6. 3abrp.  gefcplicp  ju  befebränfen  judjte 
unb  1695  in  Sresben  ben  untern  otänben  fogar  gänz- 
lich Verbot.  S.  Safd)entücpcr. 


366 


gajil  ffllujlafa  !}5af^a  — gearttfeg. 


gfagil  9J!uftafa©afrf)a,  einer  ber  Segrünber  ber 
jungtürfifcpen  Seformpartei,  geh.  in  %ppten  ald  btr 
britteSobn  3brapim©aihnd,®oiioeniruc'änon'iigt)p» 
ten,  unb  ©ruber  bei  1895  Berflorbenen  ߧebtB«  3d» 
mail  ©afd)a,  geft.  1875  intüludlanb.  3m§aufe  feine® 
©aterd  burd)  curopüifcpe  fieprer  ergogeit , (am  ©ring 
g.  1846  nach  SoiiiiaiUinopcl  unb  Warb  hier  mit  bem 
Sibiirong  eines  Saniel)  ind  ©urcau  bec  Scbattion  im 
©roftroefTrat  aufgenommen.  Segen  gu  freier  SVritif 
ber  türtifdjen  Segierung  toerbnnnt,  aber  halb  wieber 
begnabigt,  ttmrbe  er  1851  ald  Ula  1.  Klaffe  Mitalieb 
beb  Staatdratd.  ©iibauentb  fortfdirittlidi  ncfimit, 
fud)te  er  Wejleuropüifd),  namentlich  fran.jöfifcn  gebil» 
bete  Strafte  in  einflußreiche  Stellungen  gu  bringen. 
1857  gum  93eftr  ernannt,  brachte  er  bic  Seformpartei 
(f.  Jlungtürfcn)  jufammen,  aud  ber  ein  Jaljr  fpäter 
ein  Seformrat  mit  offigiellemGbarafter  gebilbettourbc. 
1861  Miniflerobite©ortefeuinc  unb  1862  Unterrichts-  , 
minifter  geworben,  ftie&  er  bei  feinen  Seorganifatio» 
neu  auf  foldjcn  SSiberftanb  ber  alten  Sichtung,  baft 
cd  feinen  ©egnent  gelang,  ibn  burd)  feine  (Ernennung 
gumginangminifter  (18.  ©ob.  1862)  für  fie  ungefähr» 
lid)  gu  machen;  alb  foldier  gab  ff.  feine  SJentiffion. 
$rei  (Japrc  fpäter  (1865)  ©räfibent  beb  neuen  gi< 
nangratd  gut  Verwaltung  beb  Sdiapcd,  batte  er  fid) 
audi  in  biefer  Stellung  ferner  langem  ffiirffamfeit  gu 
erfreuen.  Satpbem  er  1869  nodjitialb  Minifter  ohne 
©ortefcuiüe  unb  ettoaä  fpäter  3uftigminifter  geioor* 
ben  tuar,  ohne  baft  feine  Seformhcftrebungen  Bon 
Erfolg  gefrönt  getuefen  mären,  warbecburd)®robun* 
gen  unb  gebeinie  Wnfcplägc  gegtoungen,  fid)  inb  Ülud* 
lanb  gu  begeben.  — Seine  Sodjter,  bie  in  Kairo 
lebenbe  ©rittgeffin  ÜRagli  panum,  unterbiclt  enge 
©egiebungen  gur  jungtürfiftben  Seformpartei. 

ffagto  begli  Uberti  (fpr.  »belli»),  ital.  Siebter,  geb. 
um  1300  wabrfd)einlid)  in  ©ifa,  gef!,  balb  und)  1367 
und]  einem  unfteten  Sehen.  gagioo  befanntefteb  ©ert 
ift  bab  in  gönn  unb  Einlage  ber  »Diviaa Commedia« 
nadtgeabmte,  Wahrer  ©oefte  emtangelnbc  Scprgebidü 
»Dittaraondo« , eine  ülrt  Örbbefcbreibung , fachlich 
nad)  Solinud’  ({.  b.)  »Collectanca  rerum  memora- 
bilium«  gearbeitet  (Vicettga  1474,  Sencb.  1501, 1820 
u.  1835,  Mail.  1826).  ©cbeutenber  finb  gagiod  Itj» 
rifdje  ©ebiepte,  in  beiten  gum  evftenmal  ber  .©ebattfe 
eines  national  - italienifcpen  Königtums  poctijdten 
ttubbntd  gefunben  bat  (präg.  Bott  Senicr,  glor.  1883). 

gfagii  (lat.  facit,  »ed  mcidjt,  cd  tut«),  aU  fpaupt. 
Wort  bad  Ergebnis  einer  Secpnung;  Paper  audj  all- 
gemein  foBiel  wie  ßrgetmid,  Sefultat. 
ffaftoal,  f.  ftafofl. 


(fpr.^üf3ame8,  fcfyuctjev.  Staatsmann  unb 
©ubligift,  geb.  12.  Mai  1794  in  ©enf,  geft.  6.  91  ob. 
1878,  erhielt  feine  ßrgiebung  in  'Jleulofeb  unb  bei 
©arid,  roibmete  Heb  anfänglich  bcmfianbeldfneb,  bann 
feit  1814  in  ©arid  beut  Stubium  ber  SReditSwiffen* 
fdjaft  unb  91ationa(öfonomie,  trat  in  Segiepunqen  gu 
üafapettc  unb  anbem  Häuptern  ber  liberalen  Oppo» 
fition  itnbuapm  ald  3oumnlift  unb  Mitglieb  geheimer 
©cfellfdjaften  tätigen  illitteil  am  Kampf  berfelben  ge» 
gen  bie  Scftaurationdregicrung.  1828  grünbetc  er 
in  ©enf  bad  »Journal  de  Genäve«,  begab  fid)  aber 
1827  wieber  nad)  ©arid  unb  untergeiepnete  26.  Jfuli 
1830  bcn'fJroteft  ber  frangöfiftpen  3ourmilijlen  gegen 
bie  3uli-Orbonnan,gen.  Miftuergnügt  über  ben  ©ud» 
gang  ber  SulireBolution,  befämpfte  er  aud)  bie  neue 
Segierung  unb  feprte,  natpbem  er  meprere  Verfolgun- 
gen wegen  ©rcftoergebeit  erlitten,  1833  in  feine  ©ater» 
ftabt  guvüd.  ffier  ließ  er  fid)  mit  fiubmig  ©apoleon 
ein  unbeteiligte  fiep  1836  an  ben  Vorbereitungen 


gum  Strafiburger  Attentat,  ftanb  bei  ber  ©enfer  91c- 
BifionSbewegung  Bon  1841  als  ©gitator  in  eriterSinie 
unb  geünbeie,  als  biefelbe  bad  fonferBatioe  Regiment 
nitpt  befeitigte,  bie  rabifale  »Kevue  de  Genäve«,  in 
ber  er  bie  fantonale  unb  eibgenöfftftpe  ©olitif  ber  ©e< 
pörbeit  lcibenftpafllitp  befämpfte.  1846  gab  ein  Ser- 
paftbefepl  gegen  g.  baä  Signal^gu  bem  illufflaub  som 
6.— B.Dftober.  ®r  tratanbieSpifeeberproBiforifcpen 
unb  hernach  ber  neufonftituierten  Siegierung  unb  Bet- 
focht  ald  ©efanbtcr  ©enfS  an  berlagfafung  1317,48 
mit  ßrfolg  bie  Smfüprung  beS  amcrifanijcpen  ffwei- 
fammerfpftem#  in  bie  neue  fdpweigerifchc  ©unbeduer- 
faffung.  ©on  1846  an,  nur  mit  Unterbrechung  ber 
Saplpcriobe  Bon  1853 — 55,  bad  £>aupt  ber  ©enfer 
Siegierung,  pat  er  mächtig  bagu  beigetragen,  butep 
Schleifung  ber  geftungdwerfc , ßrbauung  non  Kais, 
©rüden  unb  öffentlichen  ©tbüuben,  ©rünbung  non 
©attfett,  Unterftiipung  non  ßiftnhapnen  tc.  bae  alt» 
calBinifcpe®enf  in  eine  moberne  lodmopolitiicpe  Stabt 
umguwanbeln;  aber  fein  fcitieswegS  mafcllofcä  ©ri» 
Balieben  fowie  fein  biftatorifcpeS  Salten  erregten 
ro&Bergnügen,  fo  baft  er  1861  unb  1863  niept  mepr 
in  benStaatärat  gewählt  würbe.  Siacpbent  im  Kugujt 
1864  feine  erneuerte  fi’anbibatur  gu  blutigen  Sirren 
unb  einer  norübergepenben  cibgcnöififcpen  Sefepung 
©ettfä  geführt  hatte.  War  fein  Einflug  gebrochen. 
Vlußer  feinen  Leitungen  unb  gaplreicpeit  politijdpen 
unb  nationalöfonomifcpen  ©rofepüren  fcprich  er  eine 
Iragöbie:  »La  mort  de  Lävrier«  (©enf  1826);  einen 
»Präcis  de  lhiatoire  de  Genöve«  (1838— 40,2©be.) 
unb  einen  »Cours  de  lägislation  constitutionnellc« 
(1874).  Sgl.  £)enrp  gagp,  James  F.,  sa  vie  et 
son  (euere  (®ettf  1887). 

Fb.,  hei  Siemamen  Vlbfürgung  für  Sopann  Epri» 
ftian  gabriciud  (f.  b.  6). 

F.  Cur.,  hei  iiemanten  Sbfürgung  für  grft. 
G u o i e r (f.  b.  2). 

Fdur  (ital. Fa  maggiore,  frang. Fa  majeur,  engl. 
F major),  fooiel  wie  F mit  großer  (patter)  Serg.  $er 
Fdur-Sfforb  = fa  e.  Üher  bie  Fdur-Sonart, 
ein  b Borgegeicpnct,  f.  Xonart. 

Fe,  in  ber  Gpemie  ^eidjen  für  1 9ltom  Gifcn 
(Ferrum). 

. GarIo3)omenicogranceSco3gnagio. 
ital.  ©eleprter  unb  ßunfifettner,  geh.  4.  Juni  1753  in 
©igna  bei  91igga.  geft.  17.3Rärgl836  in  Som,  ftubierte 
in  Sligga  unb  91om  unb  erhielt  bafelbft  bie  ©riefter. 
weil)c  unb  ben  Xoftorgrab.  3n  feiner  fpätem  Siel» 
lung  ald  Comissario  delle  antichitA  unb  Sibliotpe» 
far  bed  gürften  Gpigi  leitete  er  arcpäologifche  91acp» 
grahungen  unb  Beröffentlidjtc  bereu  Siriultatc  in 
gaplreicpcn  ©bpanblungen.  71 1 iß  er  jurifttfepen  unb 
pofitifepen  Schriften  pat  er  unter  anberm  peraud» 
gegeben;  »Miscellanea  filologica,  critica  eantiqna- 
ria«  (Som  1790;  ber  2.  ©b.,  präg.  Bon  Sntonio  g., 
erfepien  baf.  1836);  »L'integritA  del  Panteone  di 
Marco  Agrippa*  (baf.  1801);  »Conclusioni  per  l'iu- 
tegritA  del  Panteone  di  M.  Agrippa«  (baf.  1807, 
2.9fufl.  1820);  »Frammenti  di  fasti  consolari«  (baf. 
1820);  »Descrizione  di  Koma  e dei  contomi  con 
vedute«  Oiaf.  1822,  3 Sbc.;  2.  ©uff.,  Mail.  1823) 
unb  eine  uberfepung  Bon  SincfelmmmS  »©efdjicpte 
ber  ßunft«  (Sont  1783). 

grtar,  f.  Gape  gear. 

gen  rillet)  <[pr.  fetnto,  l)Xpomad,  ttorWeg.  Maler, 
geb.  27.  $cg.  1802  in  greberifdpalb,  geft.  16.  3an. 
1842  in  München,  bilbete  fnp  auf  bei-  ihinftfcpule  in 
Gprifliania  uttb  auf  ber  ©fabentic  in  Sfopenpaqen, 
fepte  bann  1823  —27  feine  Stubien  in  Stodpolm  fort. 


367 


geattjer  Smoer  — geeiter. 


unternahm  Seifen  butdj  BorWegm  unb  Schweben, 
brachte  1829  — 30  anbcrlhalb  3al)re  in  Srelben  ju, 
bafelbfi  feine  fi'unft  unter  Sahli  Seitung  aulübenb, 
unb  nerweilte  hierauf  längere  3eit  im  Saljbmgifchen 
unb  in  München.  Mehrere  feiner  beften  Sanbfchaften 
flammen  aul  jener3eit,  j.  B.  bie  Slnficbt  ber  Metrum- 
Elf,  ber  3uftebalägletfd)er,  eine  Enicnjagb  auf  beut 
KBnigifee  ic.  1832  begab  fict)  3-  nach  Bom,  Wctnblc 
fich  1833  nach  ber  ©d)  Weil  unb  ging  bann  nacbBaril, 
unt  non  hier  aul  über  bte  Bicberlanbe  unb  Sonbott 
nach  feiner  freimat  jurücfjulehrcn.  5?ier  würbe  not- 
jüglich  Bontlbalen  mit  feiner  eigentümlichen  Batur 
©egenftanb  feiner  Stubien.  3“  feinen  gröfjern  Mer- 
ten gehören:  bal  Bomlbalbont,  ber  BabrofaH  bei 
Konglbcrg,  berörinbelwalbgletfdjer,  eine  Partie  auS 
BinbbeOen,  fflubnangen  unb  Sorrenio. 

2)  Karl  Rricbri'd),  Ufitonom,  Bruber  bei  nori- 
gen,  geb.  19.  Sej.1818  in  Steberiflbalb,  geft.22.  Bug. 
1890  in  Gbriftiania,  ftubierte  in  ßhriftiania,  mürbe 
1844  Bfftftent  an  ber  bärtigen  Sternwarte.  1850 — 
1852  arbeitete  S-  an  ben  Sternwarten  in  Bonn  unb 
Königsberg,  1857  Würbe  er  IjSrofeffor  berBitronomie 
unb  1801  Sireftor  ber  Sternwarte  tn  tS^riftianin. 
Er  fchricb:  »Katalog  non  3949  Sternen«  (mit  ffleol» 
munben,  2eipj.  1890).  Buch  lieferte  er  Arbeiten  über 
bie  &öbe  bd  Borblidjtl  unb  bie  terreftrifche  Befraftion. 

fycatbcr  Slibet  flpr.fttitr  üwma),  golbianbfübren- 
brr  glüh  in  Kalifornien,  aul  brei  DuelifIüffen(B  o r t h, 
Mibble  unb  South  Brorf)  ber  Sierra  Beoaba, 
wirb  bei  ffiartjoside,  wo  er  ben  ?)uba  aufnimmt, 
fchiffbar,  empfangt  bet  Btcolal  ben  Bear  Bioer  uitb 
ergiegt  fich  bei  Sacramento  in  ben  Sacramentoftufe. 

ffeatherftone  tfpr.  fe»*erftsn).  Stabt  im  SBeftbegirt 
Don  ^forfihire  (Engtanb),  5 km  Weftlich  bon  fronte« 
fract,  mit  aoot)  12,093  Einw. 

Febrifüga,  Mittel  gegen  Sieber  (f.  b.). 

Srbrtl  (lat.,  febrtltfcb),  fieberhaft. 

Febrls  (lat.),  bal  Sieber  (f.  b.).  F.  Continua, 
fontinuierlidtel,  b.  h-  iu  naheju  gleicher  Störte  fort« 
bauembeö  Sieber;  F.  flava,  gelbeb  Sieber ; F.  gastriea, 
mitSiebemerbunbcneMagenfchleimhautentjünbung; 
F.  gastro-intestinalis,  mit  Sieber  oerbunbene  Magen« 
barmfehteimhautentjünbung ; F.  hectic.n,  3ehrfieber; 
F.  intermittens , Secbfelfieber,  taltel  S'eber;  F.  in- 
termittens  larvata,  ucrühleierteS  falteä  Sieber  (bei 
bem  bie  eigentlichen  Sieberfhmptome  mehc  juriief*, 
anbre  Symptome  *ur  3eit  beb  flnfaßl  [j.  SB.  einteili- 
ger Kopffdniteri]  ftärfer  hemortreten) ; F.  miliaris, 
Schweifif riefet ; F.  puerperalis,  Kinbbettficber ; F.  re- 
currens, BüdfaUfieber;  F.  remittens,  remittierenbeä, 
b.h-  mit  grofien  lagelfchwanfungen  anljaltenbeb  Sic« 
ber;  F.  traumatica,  ffiunbfieber;  F.  typkosa,  Ippbö 
fei,  beimlt)pbul  auftretenbel,  mit  Benommenheit  (ty- 
phös (gried).],  »Betäubung«)  einhergehenbeä  Sieber. 

Srchri#  (»Sieber«),  rötn.  ©öttin,  bie  bal  Sieber 
abwenbctc  ober  oerbängte. 

broniul,  Bfcubomjm,  f.  Hontheim, 
bruar,  ber  (Weite  Monat  bei  3ai)rel,  ber  nach 
bem  julianiidjen  Kalen  ber  28,  im  Schaltjahr  29  Inge 
jählt.  Ser  Bame  bebeutet  Beinigunglmonat,  Weil  m 
ihn  bieSebrua,  bal  große  Bcinigungl-  unb  Sühn« 
fcjt  ber  Börner,  fielen,  jn  bem  altrömilchcn  3abr 
non  jehn  Monaten  fehlte  ber  S-,  unb  all  feit  Buma 
Bompiliul  bie  Einteilung  bei  Sahrel  in  jwölf  Mo- 
nate erfolgte.  Würbe  er  anfang!  all  ber  legte  gejählt, 
baper  auch  in  ihm  bie  Einfügung  bei  Schalttag!  er» 
folgte.  Ser  alte  beutfd)c  Baute  bei  Sebruarl  ift 
£>ornung,  wal  all  »Heiner  Jtorn«  gebeutet  wirb 
(im  ©egenjah  jum  »grofien  4>om« , bem  Januar) 


Sie  Sonne  tritt  im  3-  in  bal  3t'<he"  3er  Siidje.  Sie 
mittlere  Semperatur  unb  Bieberfdjlaglmcugc  (in 
Milltmctcm)  biefel  Monatl  beträgt  in: 


Ort 

Sem* 

Siieber»  ! 

Ort 

ttem-c 

9Kebcr* 

peratur  fc^Iag  1 

peratur  ft^Iag 

SJlabrib  . . . 

6,«a 

2« 

S4ang$at  . . 

4,o° 

69 

^arii  . . . 

3,5 

34 

ft'ataoia.  . . 

25,4 

304 

Conbon  . . . 

i.t 

44 

| Aaltutta  . . 

22,» 

25 

•Jtorbfap  ((9J(4< 

3trufa(ttn  . . 

9,3 

129 

tiacr ) . . . 

57 

1 Aapftabt  . . 

20,8 

16 

Äopenbogen  . 

—0,« 

34 

I Satiflbar  . . 

28,3 

107 

Baltn  . . . 

0,8 

88 

Sijbnep  . . . 

140 

fflien ... 

0,1 

36 

Honolulu  . . 

21,4 

116 

9tom  .... 

8,3 

60 

1 San  (£ranci£co 

10,9 

92 

Äonfsnntinopcl 

61 

Wem  gort  . . 

— 0,8 

96 

St  ^Petersburg  — 8,4 

21 

Cuito  . . . 

13,1 

99 

Xo.fct) fent  . . 

1,1 

4°  I 

SRio  be  Janeiro 

26.» 

110 

©eidjojQnff 

-40,1 

2 1 

Sebruarrcbolution,  bie  Senolulion,  bie  am  24. 
Sehr.  1848  in  IfsariS  aulbrnch  unb  jum  Sturj  ber 
Sulimonardjie  unb  juv  StTidttung  ber  jweiten  Be» 
publit  führte.  S.  Sranfrcid)  (©efd).). 

Fee. , 9th(ürjung  für  Fecit  (f.  b.). 

Sfccamp  (fpr.  .ccui3),  ©labt  im  franj  Separt.  Bie« 
berfeine,  Vlrronb.  fcaore,  in  einem  Uon  fahlen  £ilgcln 
eingefdjloffenen  Snl  an  ber  Münbung  bei  gleidj- 
nnutigen  Küftenfluffel  in  ben  Kanal  uttb  au  ber 
Sciibaljn,  hat  eine  ehemalige  $16tcifirdje(Sle.«Irinit(, 
teilweife  aul  bem  11.  Sga lief).) , eine  goliiehe  Kirche 
(3t.»Eliennc,  16.  ffahrh  ),  eine  SatlfahrtlfapeUc, 
Botre  Same  bu  Salut,  auf  ber  bie  Münbung  bei 
Sluffel  norböfllich  begrenjenben  91uhöhe,  Befte  bei 
Schlofft! ber £ier;oge ber Bormanbic  unbaset)  14,850 
Einw  , bie  Sdjiffbau,  Eifengicßcrei,  Sahrifalion  non 
Ianbwirtichaftli(henMa(d)ineit,  Siför(bön6dictine  do 
F.),  Sfonfernen,  Seilerwaren,  ferner  Brauerei,  ÖSer- 
berci , Baumwotlfpinnerei  tc.  betreiben.  Ser  $>afen, 
ber  fürjlid)  erweitert  unb  oerbeffert  würbe,  ift  bued) 
einen  Pon  jwei  Molen  eingefaßten  Kanal  (tigänglicf) 
unb  hefleht  aul  einem  Borljafen  unb  brei  Bafttnl. 
3n  bemfelben  finb  1901 : 353  Schiffe  non  80,604 
Ion.  ein«  uttb  294  Schiffe  Oon  65,964  I.  aulgelau- 
fen.  Bon  Bcbeutung  ift  aud)  ber  Stodjiich»  unb  !pe« 
vhtglfang,  ber  1901  einen  Erlrag  non  9,iMiH.3wmf 
lieferte.  SieStabt  hat  ein ^anbellgeri^t,  eilte  Jüan- 
bellfatttmer,  eine  lnibrograpl)iid)e  Schule,  eineBiblio» 
thef  Oon  12.000  Bänbett,  ein  Mufeum,  ift  Stp  meh» 
rerer  Konfulate  unb  hat  Mineralquellen  uttb  bcfuchtc 
Seebäber  (mit  ffiaftno).  — 3-  (tat.  Fiscamnum)  war 
ebebem  bebcutenber  all  jojjt.  Bamettllid)  erlangte  bie 
662  gegriinbete  9!btei  Ste.«Irinit<,  bie  Bidjarb  11. 
non  bev  Bomtanbie  1006  benBenebiflincm  übergab, 
große  Borredfle  unb  Beichlümer.  3tt  ber  Bähe  wur« 
beit  auf  einer  gaHorötttifcheti  Begräbnilftiitte  97  ®rä- 
her  aufgefunben,  bie  an  300  irbette  unb  gläferne  ©e» 
fäge  (aul  bem  2.  unb  3.  Dhiptb.)  enthielten.  Bgl. 
Sallue,  lüstoire  de  la  villo  et  de  l’abbaye  de  F. 
(S^camp  1840);  ®ourbon  be  ©enouitlac,  His- 
toire  de  l’abbaye  de  F.  (baf.  1872);  Sarnet),  Mo- 
nographie de  F.  (St.-Balertj-en-Emif  1898). 

Sfedtcnheim,  Sorf  inipreufj.  Beghey  Saffel,  Canb« 
freist  Sanatt,  am  Main,  hat  eine  enangelifche  unb  eine 
fath-  Kirche , eine  hebeutenbe  Vtnilinfabrif  mit  240u 
Erheitern,  2ad-unb3intilfabrifation,  Sipenweberei, 
Kretbemühle,  fjaulinbuftrieinBortcfeuillewaren  unb 
0900)  6402  Einw.  Saju  ber  Babnboj  Mainfur  an 
ber  pmtfjifd)  ■ befpfchen  Staatlbabnlinic  Srantfurt 
a.  M.  - Wldjaf fenburg. 

Sech  »er,  1)  ©uftan  Iheobor,  $bhftfer,  geh. 
19.  Bpril  1801  in  ©rojpSärdjcn  in  ber  Biebertaufip, 


368 


genfer  - 

afft.  18.  Kob.  1887  in  2eipjfg,  flubicrfc  [fit  1817  ju 
2eipjig,  habilitierte  fid)  an  bcr  Üniaerfität  unb  erhielt 
1834  Sie  orbcnttidie  ©rofeffur  ber  ©phfir.  Sr  lieferte 
WertBotte  Unterfucpungen  über  bcn  ©olBonidmud, 
über  elcftrocpemijcpe  ©roieffe  unb  über  bie  fubjeftiBcn 
Komplementärfarben.  Em  Vlugenletben  Berantafite 
ipn  1839,  fid)  her  Kahirphtlofoppte,  Vtntpropotogie 
unb  Viitpetif  jujunxnbm.  35iefer  Kilptung  gehören 
an  feine  Sdjriften:  »Uber  bad  pödjftc  ©ut«  (2eipj. 
1846);  »Kanna,  ober  über badSeelenlebenber©flan* 
jen*  (baf.  1848;  3.  Vlujl.,  2>amb.l903);  »^enbabefta, 
ober  über  bie  Slinge  beb  §immeld  unb  beb  3tnfeitd« 
(2eipj.  1851,  3 ©be. ; 2.  Vlufl.  San  2af|Wip,  1901, 
2 ©be.);  »©rofeffor  socpteiben  unb  ber  SRonb«  (baf. 
1856);  »Über  bie  Scelenfrage«  (baf.  1861);  »Stebrei 
©lotioe  unb  ©rünbe  beb  ©laubend«  (baf.  1863).  Gr 
ueröffentlidjte  ferner:  »Über  bie  pptpifnlifcpe  unb  ppt* 
loioppifcpe  Vttomcnleprc«  (2.  ‘Mult.,  2eipj.  1864)  unb 
»Glemente  ber  ©ipcpopppiil«  (baf.  1860,  2 ©be. ; 2. 
Vlufl.,  milSeneicpmd  oonRedmcrdfämllicpenScprif* 
len,  1889,  2 ©be),  fein  iwuptroerf,  in  beni  bad  ©er* 
pältnid  ber  pfmpifcpfli  ju  ben  pf)t)fifd)en  ®rfd|einun< 
gen  mit  $>ilfe  ber  Erfahrung  unb  bcr  SKatbematif  )u 
erjorfd)enoerfud)troirb;»3n  5a<penber©fpd)0pppfit« 
(baf.  1877);  »Keoifton  ber  ^auptpunfte  ber  ©[pdpo» 
pppiil*  (baf.  1882),  in  wetdicr  Schrift  er  bie  gegen 
feine  V?ft)d)opbt)ftf  gcmaditen  Ginntürfe  ju  Wibcrtegen 
mtb  bie  2cprcn  berfelben  fefter  ju  bcgrünben  fudjte. 
S>ie  Kcfultate  feiner  galoanifd)enllnterfud)ungen  fin» 
ben  iid;  in  ben  »TOaBbeftimmungen  über  bie  galua* 
nifdte  Sette»  (SJeipj.  1831)  unb  in  beut  Bon  ihm  «dein 
bearbeiteten  fünften  ©anb  feiner  Überfettung  Bon 
Siotb  »2eprbucp  ber  Ejrperimentalpppfif«  (2.  Vlufl., 
bni.  1828—29,  5 Bbe.);  baran  reipeu  fiep:  »Über  bie 
Rrage  bed  Väeberfcpcn  ©efeped  unb  ©eriobijitätdge» 
(epco  im©fbiet  bed  3cit[inned«  (baf.  1884);  »übtr  bie 
SRctbobe  bcr  richtigen  unb  falföpen  Rade  in  Vlntoen» 
bung  auf  bie  SlaRbeftimmungen  ber  Reinheit  ober  er* 
teniiucn  Empfinblicpfeit  bedKnumfinned*  (baf.  1884); 
»Über  bie  pfqdjifdjen  ©tajjprimtpicn  unb  bad  Seher* 
fdte  ©eien«  (in  Sunbtd  »©pitDfoppi(d)en  Stubien«, 
Bb.4.baf.  1887).  Cfübcrfegte  aud)  Spdnarbd  »2epr* 
bud)  ber  Chemie«  (2eipj.  1825 — 33,  7 Bbe.)  unb  gab 
heraud:  »Kcfultate  ber  bisherigen  ©flanrenanalpfcn« 
(baf.  1829);  »Kepcrtorium  ber  neuen  Entbcdungcn 
in  ber  Chemie*  (baf.  1830  — 33,  5 Bbe.);  »Kcpcrto* 
rium  ber  Srperimenlalpppfit«  (baf.  1832  , 3 Bbe.); 
»fcaudlefiton«  (baf.  1834  — 38,  8 Bbe.)  ; bis  1835 
rebigierte  er  bad  Bon  ihnt  1830  begrünbete  »©par* 
mn  ;cutiid)e,'fentralblatt«.  Kod)  fdjricb  er  brei  Unter» 
fudiuttgen  über  bie  !poIbeinifd)c31(abonna(2eipj.  1866 
u.  1871);  »Sinige  Rbeen  jur  Scpöpfungd*  unb  Ent« 
tBidcIungdgejd)id)te  ber  Organismen«  (baf.  1873); 
»Erinnerungen  an  bie  legten  Sage  ber  Oblehre  unb 
ibred  Urhebers«  (baf.  1876);  »©orfepute  ber  'Hithetit« 
(baf.  1876,  2 Sie.;  2.  Vlufl.,  baf.  1898);  »Sie  Saged* 
nnficb!  gegenüber  ber  Kadptanfidjt«  (baf.  1879).  — 
Unter  bem  Kamen  Dr.  ffitifeä  gab  er  eine  Sainnt* 
lung  Bortreiflidier  pumoriflifiper  Vtuffäge:  »Stapeli» 
ntixta«  (2cipj.  1824),  unb  mehrere  fleine  Schriften 
heraud:  -©etoeid,  bafjberältonb  aud  Sobine  beftetje« 
(©ermanien  [©enig]  1821;  2.  Vlufl..  2eipj.  1832)'; 

» ©anegpritud  ber  jepigen  SRebi jin  u.  Katurgefcpicpte« 
(bni.  1822);  »©ergleidjenbe  Vlnatomie  ber  Engel« 
(baf.  1825);  »Sad  ©üd)lein  Bom  2eben  nad)  bem 
Sobe*  (baf.  1836;  6.  Vlufl.,  £>amb.  1903);  »Sdjup. 
mittel  für  bie  Cholera«  (2.  Vlufl„  2eipj.  1837);  »Bier 
©araboja*  (baf.  1846).  Eine  Sammlung  ber  unter 
bau  Kamen  Dr.SDtif  cd  oerfapten  altem  Keinen  Scprif* 


- gedjtart. 

ten  erfdtien  1876.  ©eine  ebenfand  unter  biefern 
©feubonpm  erfchienenen  »©ebiepte«  (2eipj.  1841)  fo> 
rote  bad  »Kätfclbücptem«  (baf.  1850,  4.  Vlufl.  1874) 
enthalten  Biele  wahrhaft  poctifd)e  unb  finnige  Stüde. 
Vlud  feinem  KacptaB  erfepien:  »R.  unb  $}.  ©reper, 
wiffenfdjaftlicpe  Briefe.  Kcbjt  einem  ©riefmetpfel  jtpi» 
fepen  ©ierorbt  unb  R.«  (Jmmb.  1890)  unb  »RotlettiP* 
mafilepre«  (prdg.  Bon  2tppd,  2eipj.  1897).  Seine 
Biographie  fdjriebcn  8unpe(2eip5. 1891)  unb  2a f)* 
toib  (2.  Vlufl. , Stuttq.  1902).  ©gl.  aud)88unbt, 
©u)taB  Sp.  R , Siebe  (fieipj.  1901);  2iebe,  Recpnerd 
SSetaphpftf,  im  Unirijj  bargcftellt  (baf.  1903). 

2)  ipannd,  ©ialer,  geh.  7.  3unf  1860  in  Berlin, 
befuepte  Bon  1877 — 83  bie  Berliner  Kunftalabemie 
unb  bilbete  fid)  bann  bei  R.  Sefregger  in  TOündjcn 
weiter.  Kacpbem  er  anfangd  öenrebilber  gemalt, 
wenbete  er  Hd!  fpiiter  ber  ©ilbntdmalerei  »u,  bie  er 
jept  faft  audfdjliejjlid)  pflegt.  ®on  feinen  ©ilbnijfen, 
bie  fiep  burd)  ^nnigfeit  unb  Sieft  ber  Gparafteriflif 
bei  fcplicpterVlutfaffungunbVlnorbnung  audjeiepnen, 
ftnb  bie  hcrBorragenbftcn:  SBilpelm  SRaabe  (im  9Ku* 
feum  )u  ©raunfepmeig),  ©eneral  ©raf  ffirepbad)  (in 
ber  Berliner  Kationalgaleric),  Sh-  Rontane,  3uliud 
SBolff,  3i.  ©irepow,  ffaifer  SStlbelm  II.  unb  Rnebricp 
b.  ®r.  (beibe  fürbadÖ’aifcr®ilhelmd*lRealgt)mnartunt 
infflerlin),  ©roftherjog  Karl  VUejanber  Bon  Sacpfen* 
SSeimar,  2.  ©affini,  E.Curtiud  unb  ^terjog  ©eorg  II. 
oonSad)ftn*3Seiningen.  Er  pat  auep  japlreicpeBilb« 
niffe  auf  Stein  gejeidmet.  Sammlungen  feiner  2itpo» 
grappien  würben  für  bad  fönigliepeSUpferfticpfabinett 
tn  Berlin , für  bad  SRufeum  tn  SBeimar  unb  bie  Vll* 
bertina  inBlien  angefauft.  R.,  ber  perjoglicp  anpalti» 
fcpcr©rofeffor  unbÄonferBator  bed  anpaltifepenstup* 
ferflicplabinettd  ift,  lebt  in  Berlin.  Er  befipt  bie  tleine 
golbene  VRebaiCle  ber  Berliner  VluSfleflung. 

Rccpfcr,  unteriibifcpe  Stamniftüde  jur  Sermep* 
nmg  Bon  Rapfen,  ilieerrelticb,  Krapp  ic.,  aud)  fooiel 
wie  Vlbfenfer,  Vtbleger,  befonberd  bed  VSeinftoded; 
R e cp  f e n , bad  gtehen  Bon  Sämereien  unb  ©artenpro« 
buflen.baper:  Samen  eignerRecpfung, Samen  eig« 
ner3ud)L  Sonft Recpfung  allgemein  fooiel  wteErnte. 

ffeept,  linfer  Kebenflup  ber  RU  im  CberelfaB,  ent» 
fpringt  am  ^)oned  in  ben  Sogefen,  burcpflicBt  baä 
äh‘ün)tertal,  tritt  bei  Sürfpeim  in  bie  Ebene,  wo  aud 
ipr  ber  ©ogtlbad)  nad)  Kalmar  füprt,  unb  münbet 
bei  ^npäicjem  öftlicp  Bon  ©emar. 

Rccptart  (Recptweife),  bie  einem  6eer,  einer 
Smppcngattung  ober  einem  ©olf  eigentümlicpe  Vtrt 
ju  lämpjen,  fotuopl  in  bejug  auf  bie  ©licberung  bed 
loeered  ald  auf  bie  3ufamnienorbnung  ber  cm  (einen 
Streiter  jueinanber  unb  ben  ©ebraud)  ber  SSaffen. 
Rebe  VBajfe  pat  ihre  eigne  R.,  bie  ftep  mit  ber  Bern  oll* 
tommnung  ber  VSaffe  änbert,  unb  überbied  finb  aud) 
ftulturjuftanb  unbCparafter  einedSoltedbeflimmenb 
für  feine  R.  Sie  R.  bilbet  einen  mefenttiepen  Seil  ber 
Saftif,  in  weidie  aud)  bie  Bewegung  ber  Snippen 
auf  bctu  ©cfecptdfelb  inbegriffen  ift.  Sie  ©egriffe  R. 
unb  Salti!  bedien  fid)  alfo  um  fo  ntepr.  je  utepr  bie 
©efeeptdbewegungen  juriiettreten.  SieZruppenbeiue* 
gungen  auf  bem  @efcd)täfelb  finb  aber  junacPit  be« 
hingt  burep  bie  SBirfung  ber  Remwaffen ; je  weiter 
fte  reiepen,  um  fo  fritper  beginnt  ber  ecgentlicpf  Kampf 
atd  Reuergefedjt,  unb  befto  weitere  ©lege  ftnb 
juriidjutegen , um  jum  Kapfampf  ju  fommen.  3e 
gröper  bie  Sreffficperpeit  ber  Reuerwaffen  ift,  um  fo 
mepr  Wirb  man  fiip  gegen  ipre  VBirlung  ju  fepüpen 
fudien  burd)  ©einigen  boh  Sedungen  unb  burd) 
Vlujlodem  ber  Kämpferlinieu,  ©ergröfjerung  berVlb* 
ftänbe  ic.,  in  jerftreuter  R.  Üiiiptd  ift  geföprlicper, 


gedjtart  (fflefchidjUidjed). 


369 


6666a 

Seilred 


al«  in  gefdtloifeiter  Drbnungin  ben  Wirffamen 
Stbußberad)  ber  Artillerie  ober  Infanterie  ju  fom» 
men.  Ke  tiefer unb  je bichtcr bad3ie[,  um  fo  oerheeren» 
ber  Wirb  bie  Birfung  einfdjlagatber  ©eidjoffe  fein. 

0efd)id)tIiiheb.  Benn  auch  bie  Hölter  beb  AI» 
tertnmb  mit  Kernwaffen  rümpften.  fomtte  bereit  Bir» 
fungdtoeiie  bei  bem  Schuß  ber  Streiter  burd)  Sdnlb 
unb  .pantifd)  bod)  nitfet  eine  jerftreute  0.  im  heutigen 
Sinne  berBorrufen,  obgleich  bie  Sd)lad)t  burch  jer- 
ftreute  Kahler  eröffnet  würbe.  Ser  eigentliche  Kampf 
ber  SWaffen  war  ein  8!ahfampf  mit  Spieß  unb  Schwert 
in  gefehiojfener  Drbnung.  Sie  ffintnbform  bet  g rie- 
thifefien  Sehlaehtorbnung  war  bie  ¥ fj a • a » i' i bie 
einzelnen  £eerf)aufen 
ftanbenineinerfiinie 
nebenetnanber,  bie 
Sieiter  unb  bie  iieiept- 
bewaffneten,  Bogen, 

Burffpieß,  Sd)leuber 
fübrenb,  auf  ben  Klü- 
geln; leptere  eröffne» 
ien  jerftreut,  unfern 
Sdiiepatlcmen  Ber 
glciehbar,bad®cfecht; 
ihnen  folgte  bie  fdjwcr 
bewaffnete  öoptitenpljalanp,  bereit  Stoßfraft  bei 
ber  ®eicf)loffenl)eit  ber  großen  äliafien  eine  gewaltige 
war.  Sie  Sieiterei,  im  grted)ifchen®ebirgä!anb  febwer 
uerwenbbar,  blieb  für  ben  Kampf  Bott  untergeorb» 
neter  ©ebcutung,  bi«  ftc  Sleyanber  b.  ®r.  ju  ginn- 
jenber  Entwidelung  führte.  Wlcidjjeitig  erreichte  aber 
a udt  bie  3 1 d ß t a f t i f burd)  ibn  bie  höehfte  Blüte.  Sie 
ttudnußung  günftiger®efed)tdmomente  burdj  erhöhte 
Btwealidifat  lehrte  juerft  Epanianonbad  mit  feiner 
fd)icfenS<blad)torbnung  bcifieutlra  371b.  Ehr- 
Er  teilte  fein  §eer  in  einen  Offen  f io  * uttb  einen 
S e f e n f i B f 1 ü g e 1 . griff  mit  bem  einen  in  tiefer  $ha 
lanr  an  unb  behielt  ben  anbem  ald  SfeferBe  jurüd. 

Sie  ®ricd)en  unterlagen  ben  SHömem,  bie  'phalanr 
ber  Üegion.  Sie  fiegionarftellung,  bie  ®runb- 
läge  ber  römifchen  3d)lad)torbuung  i>cd  2.  unb  1. 
Kahrh-U.Ehr.,  war  einelreffenftellung  (Kig-1)-  Bor 
ber  Krönt  fämpften  bie  Beliten,  mit  Bogen  ober 
Burffpieß  bewaffnetes  Ieid)Ied  KußBolf,  in  zerftreu» 
ter  3.  Sjinter  ihnen  ftattben  in  brei  Ireffen  fehadt- 
brettförmig,  mit  je  30—50  Stritt  Abftanb,  junädjft 
bie  öaftaten,  mit  jWei  Burffpiefseu,  Schwert  unb 
Soldt  bewaffnet  unb  leicht  pebamiid)t,  hinter  ihnen 
bie  fitinctpe«  mit  bettt  IjStlum  (Burffpieß)  uttb  ittt 
britten  Steffen  bie  Iriarier,  bie  Veteranen,  mit  ber 
4 tu  langen  fäite  (öaita)  audgerüftet,  beibe  fchwer  ge» 
harnifd)t.  Sie  §a  jiati  unb  principe«  waren  in  3)1  a » 
nipein  ju  100,  bie  Iriarier  ju  60  äjlantt  geteilt,  3 
illanipeln  bilbetett  eine  Kohorte,  10  Kohorten  eine 
Segion.  Sie  '-Feilten  iogen  frei»  naih  Eröffnung  be« 
Kampfe«  auf  bie  Kidgel  ber  Stellung  jurüd,  bieipa» 
itaten  rüdten  Bor,  warfen  and  naher  Entfernung 
ihr  tfiilum  unb  griffen  zum  Schwert,  bann  folgten 
ihnen  bie  Brinnped.  Sie  Iriarier,  bie  währenb  be« 
Mampfe«  ruhten,  griffen  nur  im  Ji'olfatl  ein,  um  bie 
Entfdjeibung  berbeijufübren.  Sie  Seilerei , in  10 
lurmen  jufeBOSKaint  geteilt,  ftanb  auf  ben  Klügeln 
ber  Segion,  fpäter,  al«  bie  ^ilfdoöller  gute  Seilerei 
(teilten  idlumtbier),  würbe  iie  in  großem  tDlaffen  Ber» 
wenbet.  3)iü  bem  Verfall  be«  ;Hcid)e«  ging  auch  bie 
Kriegdfunft  herab,  unb  bei  beit  Kämpfen  mit  ben  ©er« 
inanen  (onnten  auch  bie  zahlreichen  Katapulten  unb 
Balliflcn  bie  :pcere«(raft  nicht  wefentlich  ftärfen. 

Sie  ®ermanen  fämpften  in  tiefen,  nad)  Stain» 
Mncrt  ttonD-fierifon,  ».  Stuft..  VL  »b. 


medgenoffenfehaften  gcorbiteten  tfjeerhaufen.  Später 
entwidelte  fich  attd  bau  2efwdwefen  bad  Sittertum. 
Sie  gepanzerten  SReiler  in  tiefen  ©efehroabem  liefen 
bem  Anlauf  mit  ber  San  je  ben  Einjeltampf  mit  Schwert 
unb  Streitfolben  folgen.  Sie  aufblühatben  Stäbte 
bed  fcanfebunbcd,  Bor  allem  aber  bie  Schweizer  Eib» 
gnioffenfehaft,  fdjufen  im  14.  unb  lö.  Kapri),  aud 
bem  Bürgertum  heraud  ein  neue«  KußBolf,  bad  mit 
fcellebarbc  unb  tüte  ben  Sitter  Bottt  Bferbe  zwang 
unb,  ald  bie  Jtanbfeucrtoajfen  unb  ©efdjüße  in  immer 
größerer3af)l  auf  ben  3d)lachtfelbcm_erfehienen,  aud) 
ben  ©an;cr  beteiligen  half.  Sie  groffen,  3 —4000 
illiann  ftarfen  ©enierthnufen  ber  Schweizer  Würben 


o o o o o o 


o o o o o o o Bellten 


ÜÜÜäÜÜÜÜÜÜ  So!lol,n 
üdüddüüüüü’!r,,,'i»<* 

ÜÜätlt]  □ Ü Ü Ö Ü Iriarier 
ffine  Cegion 

prig.  1.  SegionarftcKung  ber  9i5iner. 


6 6 5 66 


Keiner  bid  zu  10003)iatm  bei  ben£anbdfned)ten.  Bor 
ihnen  eröffneten  bie  oerlornen  Knechte  mit Arte- 
bufe  unb  iWudfete  bad  ©efcdjt  unb  jogen  fich  Bor  bem 
Angriff  ber  SHeiter  unter  ben  Schuß  ber  Spieße  bed 
hellen  Raufend  jurüd.  Siefer  matbte  gegen  Ka- 
Badcrie  ben  3 ge  1 , ähnlich  bent  fpätern  Karree.  Sie 
juneljmenbe  Birfung  ber  Keuet  waffen  jWaug  jit  fla» 
djcrcr  VluffteUung  unb  ber  Seift  ber  Dffenfioe  ju  be- 
weglicherer Kontiation.  äJloriß  BonCraniengliebertc 
fein  KußBolf  in  ©ataiüone  ju  500 
SKann  (Kig.  2).  ® uitaB  Wbolf  ging  — r.;-, 

noch  water;  bie  sörigabe,  aud 
3 ©atntllonen  ju  4 Kähnlein  be» 
ftehenb,  würbe  feine  eigentliche  ®e- 
fedjtdtinheil.  Sie  ftanb  in  jwei 
Ireffat  ttnb  feehä  ©licbern  formiert 
(Kig-  3),  bie  Dieiterei  in  fleinen  ©efehwabent  auf  bat 
Klügeln  Sie  'Artillerie  jeigte  ftd)  unter  ®uftaB  Abolf 
fchon  ntanöBrierfähiger.  91m  Vlnjang  bed  18.  3ahrh. 
würbe  bie  ©ife  in  bat  großem  feeren  Bon  ben  Keuer» 
Waffen  Berbränat. 

Kriebridf  II.  (teilte  bie  Snfanterie  in  brei  ©liebem 
auf.  Senn  bie  ßiegner  in  langen,  geraben  üiniett 
(baher  Sineartaftif),  Schulter  an  ochulter  ftd)  bid 
auf  200  Schritt  genähert  hatten,  überfdjiittete  mau 


Blt<nirre 


8 P 8 
fttg.  2.  8 Scfiß^n, 
P tUtcniere. 


^g.  8.  Origobe. 


ftd)  mit  Salocn,  bie  jugweife  (f.  ©eloton)  ober  rotten- 
weife (ipedenfeuer)  abgegeben  würben.  Ber  atu  fdjneU» 
ften  feuerte,  hatte  bie  nteiflc  91udfid)t  auf  Erfolg.  Sic 
preußifche  Knfanterie  errcidhte  fünf  Saluen  in  ber 
Diinicte.  Kn  ben  Keuerpaufen  näherte  man  fuh  unb 
futhte  ben  ©egner  bureb  Keuer  jum  Beithen  ju  jWin» 
gen ; gelang  bied  nicht,  fo  folgte  ber  Bajonettangriff. 
300  iachritt  hinter  bem  erften  ftanb  bad  jweite  Iref» 
fen  in  fiirtie.  ©egen  RaBallerieangriffe  würbe  Karret 
formiert.  Sie  31  etter  ei  erhielt  burdj  Kricbrithll.  einen 

24 


370  gedjtbobtn  — geqtttgefeüfdjaften. 


hoben  ©rab  taltifdjer  AuSbtlbung.  Sie  iollle  Bor- 
»ugSwetfe  burd)  bie  Kraft  ibreSAnlaufb  unb  ©(brauch 
bcv  blanfen  ©affe  wirten  unb  burfte  niemals  eine 
Attade  im  SnUlmlton  atmebmen;  fie  uitterflüpte  bie 
Infanterie  im  Aufrollen  feinblidjer  SJinien,  war  mit 
Karabinern  bewaffnet  unb  amt)  im  gufsgefetbt  (jeübt. 
Uut  mit  itjr  gemcinfatn  ju  rümpfen,  fcbuf  griebrnbll. 
1759  bie  reitenbe  Artillerie.  Sie  fvnfiQrtilXerie  eroff- 
nete,  in  Batterien  bereinigt,  baS  fflefed)t.  Stau  be- 
Borgugte  ebenes  ©elänbe,  weil  eS  bie  Bewegung  lan- 
get, gefd)lofjener  fiinien  begünftigte.  3Rit  Sein  Gnbe 
beS  lö.3abrb- beginnt  bie  Epoche  Der  cerftreutcng. 
Sie  tarn  aus  Siorbanterita , wo  bei  Beginn  beS  Be- 
freiungSfriegd  bie  fianbleute  in  naturwüd)iiger  Seife 
baS  ©efecf)t  tn  biefer  gorm  gegen  bie  eitgliftben  Xrup- 
pen  begannen.  ®ieS  Beifptcl  fanb  erfolgreiche  3!ad)» 
nbmung  bei  ben  granjofcit  in  itjrcn  SeBolutionSfrie- 
gen  unb  jwang  beren  ©egner  ju  gleicher  g.  ®ie  mit 
gezogenen  ©ewebren  (Büdjfen)  bewaffnete 3nfanterie 
eröffnete  als  B ottigeure  bas  ©efed)t  in  aufgelöfler 
Sinie  unter  Benufnmn  ber  Sedungrn  im  ©elänbe. 
AIS  Küdbatt  bienten  Kolonnen.  3Kan  fegte  ficb  in 
Siilbem,  Xörferu  jc.  feft.  Somit  erwrnbS  für  bie 
KaBaDerie  bie  Aufgabe,  ben  AufflärungS-  unb  Sid)er- 
beitSbienft  Weiter  auSjubilben. 

teuere  3'it-  ®ie  fortgefegte  Steigerung  ber 
geuerwirfung  feit  Einführung  ber  Jiintertabung,  ber 
SWagagingewebre  tieinften  Kalibers,  beS  raucblofen 
BulüerS,  ber  Stbnellfeuertanonen  ic.,  bajit  bie  Er- 
höhung bcrBeWeglidjteit  unb  SRanöBrierfäbigfeit  ber 
Artillerie  führten  bei  bec3nfantorie  jti  immer  we> 
lerer  AuSbilbung  ber  jcrjtreuten  g.,  ju  immer  wei- 
terer Wuflbfung  Ser  geftbloffetten  Drbnung  in  büntte 
Jüinicn,  bie  ungünfhge  Sictobjefte  bieten,  enbliib  ju 
»ermebrter  Auffud)ung  »on  bedungen.  gür  bie  St  a - 
6 all  er  ie  Würbe  bie  Bewaffnung  mit  Karabinern 
nötig,  um  im  AufflärungS-  unb  SidjerbeilSbienft 
feiöftänbiger  ju  werben , fie  legt  immer  mehr  Sert 
auf  baS  gufjgefecbt;  Autoritäten  berlangen  bei  jebetit 
Stampf  Unter)  tüpung  burd)  geucr.  3brc  ©efecbtB* 
form  ifl  bie  Cinie,  in  ber  Sd)Iad)t  bie  Attade.  Xie 
gelbartitleric  fann  infolge  Erhöhung  ihrer  SBirfung#» 
Weite  baS  geuer  fdion  frübjeitig  eröffnen.  Sirb  fie 
fpäter  burd)  bie  eigne  3nfanteric  bebinbert,  fo  gebt 
ein  Seit  mit  jener  oor,  um  burd)  energifcheS  geuer 
auf  ben  cntjdjeibenben  Bunft  bem  Snfanterieangriff 
Borjuarbeiten.  Sie  tritt  Bon  Bomberein  in  SRafjcn 
auf,  um  möglidjft  halb  geuerüberlegenbeit  ju  gewin- 
nett.  An  ber  Berfolgung  nimmt  fte  burd)  Schnell- 
feuer bis  auf  4 — 5000  m täligften  Anteil. 

Sie  g.  änbert  ftd)  noch  beute  beftänbig  mit  ben 
gortfebritten  in  ber  Bewaffnung,  unb  überall  ireten 
neue  gragen  auf.  Bei  ber  3»tanterie  ift  über  bas 
fteinfte  Staliber  noch  nicht  enbgüttig  entfdjieben,  unb 
fdion  fdjeint  bie  (Einführung  aulomatifeber  ©ewebre 
fidjer.  ©ine  neue  Saffengattung,  bie  berittene  3n- 
fantcrie,  ift  mit  Grfolq  auf  getreten.  Bei  ber  Artillerie 
ift  bieGinf  ülirung  bergclbbaubipen  neben  ben  Sdmeü- 
feuertanonen  unb  bie  HHitfübning  febwerer  Artillerie 
beim  gelbbeer  nod)  nicht  überall  burdigefübrt.  3>a8 
Auftreten  Bon  ®i'afd)inengewebrabteitungen  im  näd)- 
ften  Krieg  ifl  fid)er.  ES  fommt  binju,  baft  alle  Heere 
jept  bemüht  finb,  bie  Erfahrungen  bee  BurenfriegeS 
in  ihren  SteglemeniS  jur  ffleltung  ju  bringen,  ©egen- 
Wärtin  gilt  für  bie  ynfanterie  als  Houpttampf- 
form  Der  SdjüpcnfdjWann,  weil  man  annimmt,  bafs 
bad  ©efeebt  in  3uf»mft  in  ber  Segel  burd)  geuer- 
wirfung entfd)iebcn  Wirb,  gemev  wirb  c8,  ohne  ben 
Angriff  ju  fdjematifieren,  ©runbfap  fein,  nad)  Wohl- 


geplanter unb  grünbticber  Borbereitung  burd)  geuer 
unaufbattfam  BorttärtS  ju  eilen,  ba  3ul>idweid)en 
bieBeraicbtung  burd)  femblicbeS  geucr  m fiebere  AuS- 
ficht  fteHt  4>terju  finb  für  bie  gübrer  größte  Selbft« 
tätigleit  unb  Selbftänbigfeit  unter  eigner  Berant- 
wortung  erforberlid).  *te  febwierigfte  Aufgabe,  bie 
ber  g.  gcflcllt  ift,  beffebt  bei  bem  Angriff  in  bem  3u- 
rüdlegen  ber  lebten  Entfernungen  non  bem  geiube. 

Bgl.  3äbn8,  ©efdiicbte  be§  KriegSwefenS  Bon  ber 
Urjeit  bis  sur  Sfenaiffance  (Seipi.  1 880) ; B.  8 o g u S ■ 
lawfli,  Sie  gedjtweife  alter  3eiten  (Bert.  1880); 
$erfelbe,  Betrachtungen  über  iteerwefen  unb  Sfrieg- 
fübrung  (baf.  1897);  äRedel,  Allgemeine  Sehre  Bon 
ber  Jruppenfübrung  im  Kriege  (8.  Auf!.,  baf.  1890); 
Serfelbe,  ©runbrift  ber  Saftit  (4.  Auf!.,  baf.  1897); 
B.  Sd)lid)ting,  Jattifdje  unb  flrategifcbe©runbfAtie 
ber@egenwarl(bnf.  1897 — 99,  8 He.);  Bald,  Hattet 
(baf.  1897 — 1904,  5 XIc.;  Bb.  1 li.  2 in  3.  Auf!. 
1903);  Scbnöginger,  Sd)Wanulinie  unb  geuer- 
leitung  (SBien  1897);  B.  B<l*t-31ar6onne,  $ie 
Aussichten  ber  ÄaBaUerie  im  Kampfe  gegen  bie  3"- 
fanlerie  unb  bie  Artillerie  (Berl.  1897)';  btc  Sonbcr- 
abbrüde  au8  SöbeüS  »3abre8bericbtfn«  (baf.  1899) 
übet  Xaftit  ber  3nfanteric  (non  Keim),  Kasatlerie 
(non  B.  Brijren)  utib  gelbartillerie  (non  tliobnc); 
B.  Sinbenau,  SSa8  lehrt  un8  ber  Burenlriea  für 
unfern  SnfoBltrifottflt'ff’  (baf.  1902);  Kegler, 
Tactique  des  trois  armes  (Bar.  1903). 

ffed)tboben,  Saal  für gedjtübungen  ber  Stuben- 
ten  unter  fieitung  ber  geebtwarte.' 

§e$ttulibet } ®-  77B- 

gcd)tcn,  militäriid)cr  Sienfljweig  für  Cffijiere 
unb  äJiannid)aften ; 3nfanterie  unb  gugartitlerie  übt 
mit  bem  gccbtgcwebr  (f.  Baionctt).  StannUcrie  mit 
Sanje  unb  Sabel,  bcg.  Baüafcb,  gelbartiüerie  mit 
Säbel.  ®ie  beften  g e d)  t e r werben  bei  ber  KaBallcrie 
bureb  ein  Weißes  V am  (inten  Oberarm  au8gejeid)net. 
Stad)  einer  Borfcbrift  Bon  1903  folt  Dffi,iicren  für 
ba8  g.  auf  §icb  unb  Stid)  baS  gübren  ber  Bor» 
fcbriftSmägigen  SBaffe  (alfo  nur  Säbel  ober,  mit  bem 
gtoretticren  beginnettb,  g.  auf  §ieb  unb  Stoß  mit 
bcmDffijierbeqen)  gelehrt  werben.  Bgl.gccbttnnft. — 
3n  Silbbeutfwlanb  ift  g.  auh  fooiei  wie  Eichen, 
chtet  unb  gcchlcrfpicic,  f.  ©labiqtovcn. 
d)tcr,  EbarleS  Albert,  franjöfifd) • engl. 
Sd)qu|pieler,  geb.  23.  Ott.  1824  in  BellcBitU  bei  Ba- 
ris, geft.  6.  Aug.  1879  auf  feiner  Bcfipung  bei  Bb'la- 
belpqia,  Warb  Bilbbauer,  bann  aber  Sdjaufpieler,  al8 
Welcher  er  in  ber  SaHe  SDtoliere  feine  Satifbabn  be- 
gann. SJadjbem  er  auch  baS  KonferBalorium  befmht 
Salle,  bereifle  er  mit  einer  Säubert  nippe  3talien,  er- 
griff, jurüdgefebrt . feinen  alten  Beruf,  fpiette  bann 
wieber  in  B°ri8  Komöbie  unb  wenbete  fid)  hierauf 
nach  Berlin,  wo  er  1845—46  lebhaften  Beifall  ern- 
tete. $aS  nädiftc  Engagement  führte  ihn  an  baS  Ba- 
rifer  BaubeBitle,  baä  er  febon  im  folgenbcn  3abre  mit 
einem  flonbonerlb'altfbfüaufcbtc.  Seit  1847  nad)< 
einanber  Btitglieb  mehrerer  Barifer  Xbenlcr,  leitete 
g.  Born  Bt«r;  1857  bis  Enbe  1858  mit  be  la  SRounat 
ba8  Cbtfontbcnter,  erfdiien  1860  unb  1861  in  2on- 
bon  auf  bem  Brimeg-Xbeatre  mit  grogem  Stlolg  in 
Sbafefpcarefcben  Hauptrollen  (Hantlet,  Dtbeüo  ic.), 
fpdter  in  m obemen  englifcpen  Xranttn  im  2ujeum, 
beffen  Xiretlion  er  1863—68  inncbatle.  1870  ficbelte 
g.  nach  Anterifa  über  unb  fpielte  in  allen  bebeulen 
ben  Stübten  ber  Bereinigten  Staaten,  junt  legten 
mal  im  Oftober  1878  in  Bofton. 

gcdltcrgcfcilfdiaitcn,  f.  gechtfunft. 


gcdjtgeroefjr  — gedjtfunft. 


871 


ctticpr,  f.  gecpteii  unb  gecptfunft. 
gfctptfmtft,  DoIIenbcte  BnWnibung  bei-  blauten 
®affe,  befonberS  beim  Kampf  ju  jlveien.  Scpou  bie 
ölten  ©rietpett  unb  Sanier  patten  geeptmeifter 
(armnturae  doctorea).  3't  ben  g e d)  t e r f cp  u I e n be8 
ipeitem  Koni  Würben  SflnVen  in  ber  g.  unterrichtet 
(j.  ©labialeren).  Sie  g.  würbe  im  römifdjen  fieer 
betrieben  unb  weiter  auSgebilbet  burep  baS  Kitter- 
unb  Sumiertvefen  feit  ben  erflen  ffreugjflgen;  mit 
bem  ®affenrecpt  fanb  fie  bei  ben  Bürgern  ber  grö- 
Bern  Stabte  Eingang.  Samt  finben  fid)  bürgerliche 
privilegierte  gcdjtcrgetellfdiaften,  fo  in  grant- 
furt  a..3R.  bie  ©ruberfepaft  non  St.  ffiarfuS 
»am  fiöwenberg,  ber  Saifcr  griebrief)  III.  1487 
ben  erften  ©rioilegiumSbrief  erteilte,  ben  gutebt  Ku< 
boif  II.  1579  erneuerte.  Sie  füprten  baS  Scpwert, 
ber  Kettling  mußte  eine  ftparfe  ©robe  beftepen  unb 
burfte  bann,  naep  Empfang  ber  «Heimliipfeit«,  bie 
in  allerlei  Kunftgriffen  bei  ber  güprung  ber  Säaffe 
beftanb,  benüöwen  alöSäappen ber©efetl|<paft fiipren 
unb  felbft  baS  geepten  lepren.  Slpnlicp  oraanifierten 
fiep  unter  nnbernt  bie  ffieitSPriibcr  in  ©rag,  Dort 
SRubolf  II.  1607  pribilegiert , ntit  Sebreibfcber  unb 
Wreifcnpelm  im  Säappen,  baper  ipre  Cbern  »SJIeifter 
beS  langen  Sdjwert ea  über  bie  ©efeUfcpaft  ber  grei* 
feepter  non  ber  geber«  pießen.  St.  ©eit  War  ipr 
Sepuppatron.  ©an  bem  Säappcn,  Vieüeidjt  auep  twn 
berSIuwenbung  beS  biegfaiiten  Segens  font  ipr  Volts- 
tümlidjer  Kante  geberfeepter.  Sieibe  ffleMlfcpaften 
patten  glciepen  geeptbrauep  unb  gleiepe  ©efepe,  ipr 
genteinfamer  Oberpauptmann  vertrat  fie  ftänbig  am 
fniferlidpett Hoflager.  über  bie  S u I b r ti  b e r mangeln 
beftimmte  Kacpridjtcn;  non  ipnen  fallen  bie  Klopf« 
fefpter  abftammen,  bie  auf  3aprmarften  auftraten. 
SaS  »Sapierfccpten-  famerft  um  1560  inSIufnapme; 
gecptwnffen  waren  noep  Scpwert  (and)  ba8  jWeipän- 
bige),  legen,  Solcp,  Spieß,  Heüebarbe  unb  Sufad, 
Siifägge,  Suffid  (griff-  unb  fticpblattlofe,  fdjwertartige 
Saffe).  Sie  Seuifepen  peborjugten  ftetä  bie  Hieb- 
waffe. Ser  leiepte  fpanifepe  Segen  Berbreitete  fiep 
Dom  16.  Saprp.  an  über  Italien  naep  Seutfeplanb 
unb  grantreiep  aI8  bevorzugte  geeptwaffe.  ©fit  ber 
©erbreitung  ber  geuerWaffe  erpielt  fiep  ba8  gelten 
nur  als  ©effanbteil  einer  ritterlicpen  Erjiepung  auf 
Rabetten*  unb  HRilitfirfdjuIcn  unb  ben  beutfepen  Uni- 
»erfiläten,  Wo  ber  Segen  a!8  $cicpen  beS  SibelS  galt. 
GS  war  baS  ber  SHenfontrebegen,  jum  Hieb  unb 
Stop  brauepbar.  ©rivilegierte  geeptfcpulen  für  bie 
beutfepen  Unioerfitnten,  auf  beneu  bie  g.  fortpin  am 
weiften  blüpte.  entftanbrn,  als  Säilpelm  Rreußler  auS 
Kaffau,  ber  1618  SRarfSbruber  geworben  war,  in 
3ena  privilegierter  geeptmeifter  Warb.  Er  ift  ber 
örünber  beS  beutfepen  StoßfciptenS , baS  jebodj  auf 
ben  meiften  beutfdjen  llniverfitäten  bem  H'ebfeepten 
aewiepen  ift.  3n  grantreiep  werben  noep  peute  alle 
Sueüe  ntit  blanferSBaffe (fogar  unter  Unteroffiperen) 
mit  bem  Stoßbegen  auSgef oepten.  SaS  © a j o n e 1 1 * 
fedjten  tarn  im  17.  3aprp.  in  grantreiep  auf  unb 
Würbe  Slnfana  beS  19.  bei  ben  ffiepftfepen  Sruppen 
auSgebiibet,  bann  in  ben  europäifepen  HctMn  ein- 

®.  Slu3  bem  Orient  flammen  ber  frumme 
unb  bie  ©ile  ober  2an,je  als  geeptwnffen. 
Sie  gante  beutfepe  Kavallerie  pat  feit  1888  bie  fianje. 

Uber  geeptiibungen  bei  ben  Sruppen  f.  geepten. 
glorett,  Segen,  Stange  unb  geeptgewepr  bienen  junt 
Stoß',  Kapier  (Sepläger,  lieber , Haurapier)  unb 
Säbel  junt  Hieb-,  Segen-  unb  Säbelrapier,  ber 
boriepriftSm&Biqen  beutfepen  Dffijierwaffe  entfpre- 
«penb,  jum  Hle&ftoflfeepten.  Sie  Klinge  jerfäHt 


Vom  ©efeiß  a6  in  gnnje  unb  palbe  Starte,  gange  unb 
Palpe  Sdtweicpe.  Sie  Scplvitcpe  foll  ben  ©egtter treffen, 
bie  Starte  bie  feinbliepe  Säaffe  abwepren  (parieren). 
91  a<p  ber  neuen ©orßprift  fallt  baSHiebfeepten  ntit 
Kapieren  im  Seprplatt  ber  HRilitärtumanflalt  fort, 
fo  baß  nur  baS  Segenrapier  mit  Sepilfflinge  uttb  ba» 
Säbelrapier  mit  fciiwaep 
gefrümmterKlingcScpr- 
mittel  bilben.  Stop- unb 
Hiebfeepten  Werbctt  itti 
allgemeinen  noip  bettfel- 
ben  geepterrcgelit  erlernt. 

Sem  Scptilfedjlcn 
folgt  grei-  ober  Kon- 
ti' ä f e d)  t e n (©egenfeep- 
ten).  3“r  91  ti 81a  ge  ge- 
pört  Stellung  beo  Kör- 
pers unb  Sage  bcrSäaffc 
(geepterftellung;  f. 

Sippen  unb  SluSfaU).  Sie 
Klingen  6crüpren  fup, 
finb  gcbuitbcn , pabett 
güplung,  finb  enga- 
giert; üben  fie  gegen* 
feitig  einenSnttf  au3,  fo 
finb  fie  belegt,  ftrin» 
giert.  ©eimSegagie» 
ren  weipfelt  matt  uttter- 
palbberfeinbli(pen®affe 
bie  tluSInge.  Siefflegner 
fiepen  auf  ber  © e f e cp  1 8 • 
linie,  im  geepterab* 
ftanb  (ffienfur),  fo 
weit,  baß  fie  fiep  treffen 


gifl,  1.  Srnc nmifiQcn  ber 
piebe.  r b itopf-  ober  prtiu- 
tyieb,  ba  £efuub^i(6,  ©f  C5c« 
fi$titeri,  fe  Qkfic^tfquart,  cd 
SRtttclter},  de  Droflquart,  ph 
fititr  laj,  b g Jicf ■ ober  S3au^» 
quart,  Ik  S^ulterquart,  kl 
Zlefterj. 


tonnen;  Stöße  (Hiebe),  natp  ber  ©löße  gefflprt. 
Werben  burtp  Sedung  (©arabe)  abgeweprt  (f.Slt- 
tadierftoßt ; eitt  fräftiger  Hieb  fann  eine  jpwadje  ©a- 
rabe  burcpfcplogen.  Sie  3"iienblöße  jeigt  ber 
©erteibiger  linfS.  bie  Bußen  bloße  redjto  Von  feiner 
SSaß’e,  b.  p.  ju  feiner  Siecplen,  beg.  hinten,  entweber 
über  ber  H<mb  (poep)  ober 
unter  berfelben  (tief),  ©e-  --  -A- ^ 

nennung  ber  Hiebe  f.  gig.  1 . 

Surcp  ©attieren  (vgl. 

©attuta  [Sattement]  unb  gig.  2.  prlmtagr. 
ScSanuieren)  ober  S t r i n - 
gieren  fdjlögt  man,  um 
©tößeju  fepaßen,  bie  feinb- 
licpe  Säaffe  ftreidjenb,  jur 
Seite.  Ser  © o r * ober  .-f  w i « 
f (p  e n ft  o ß fontmt  beut  f eittb- 
litpenStoßjuvor,  berHRit» 
floß  (a  tempo,  Je  nt  po- 
lt o ß)  trifft  beu©cgner,  wiip- 
renb  er  flößt,  ber  9t  a cp  ft  o ß 
(9iipofte,  ©eprife)  folgt 
auSberScdungBlage.  SaS- 
felbe  gilt  Vom  HiePfed)ten. 

©ei  g t n t e n (ital.  finta,  frj. 
feinte)  wirb  gut  läufcpung 
beS  ©egnerS  ein  Stoß  (Hieb) 
nur  angebeutet,  ©finge,  au8  Stößen  (Hieben)  unb 
Seefungen  beftepenb,  bereiten  baSgrcifediten  vor,  ber 
crfle  Stoß  (Hieb)  peißt  Slnftoß  (Wußtet)  © e w e g* 
licpe  SRettfitr  fehl  in  Sorteil.  gum  Scpuß  bienen 
ÜRaSfen,  ©ruftfepüßen,  Honbfcpupe. 

Stoßfeipten.  ©ei  ben  vier  gaußlagen  (gig.  2 
bis  6)  beim  gedtten  mit  bem  St  oßbegett  (gl  oret  t, 
gleuret,  Stoßrapier)  beßnben  fid)  bie  ginger  in 

24* 


gig.  5.  Duartlag«. 


372 


gedjttneifter  — gebet'. 


Rammlage,  tntttn  fit  naep  oben,  in  SViftlagc, 
wenn  fte  noch  unten  jeigen.  Seitere  Runfigriffe  gttb : 
Statuieren,  Traoerfieren,  2igierett  (2igabe), 
glanfonabe-,  TrontpV-, Xoublf-,  Rroifier- 
flog  ober  SteoerSligabc,  3)oppel^iebc.  ©allafdi 
unb  ffaubafonett  (3atagan)  fmb  für  Stog  unb 
$jieb  beftimmt. 

Sei  bem  beutfdjen  Bajonettfecpteu  (Sajonet- 
tieren,  »gl.  Sajotielt)  Wirb (EinjelauSbilbung,  breite 
gedjtergellung,  furjer  gangftog  (bei  bem  bie  linfe 
isanb  wäprenb  beS  VluöftogenS  loslägt),  bewegliche 
©tenfur  unb  häufiger  Sedifel  ber  ©egtter  empfohlen. 

©eint  geepten  mit  ber  fiattje  liegt  bie  gefällte 
fianje  mit  bem  untern  (Ente  in  ber  Vlepfelpöplc,  bie 
reep te  fianb  hält  fte  wagereept  (VluSIage).  3 11111  @tog 
loirb  fie  erft  clwaS  jurüdgejogen  unb  bann  fräflig 
»orgefcpnetlt,  bie  ©arabeit  fitib  nur  für«  Schläge 
ber  2anje  nach  ber  Säaffe  beb  ©egnerB.  i e l>  f e cp  • 

ten  mirb  mit  Sfapiet  ober  Säbel,  mit  leptenn 
auch  ju  ©ferbe,  geiibl.  3>ie  VluSIage  ift  eine  ae- 
rabe,  PormärtS  (f.  ffpof)  ober  oevpangene  (be- 
fouberS  auf  UntPergtäten).  3Rit  trumntem  Säbel 
mirb  roie  mit  Kapier  gefegten,  ber  §icb  aber  mehr 
fepneibenb  buccpgejogen.  ©eim  fMebftogfecptcn  wer- 
ben §iebe  unb  Stöge  »ufamitten  angeWenbet.  (Über 
gecptauSjeiepuungen  bei  ber  SlauaÜerie  f.  geepten.) 
©gl.  g.  VI.  S.  S.  Siottf : Vlnttcifung  jum  §iebfeepten 
(2.  Vlufl.,  3ena  1849),  Sie  Rreuglerfepe  Stogfecpt- 
fepule  (baf.  1867),  XcutfcpeS  ©aufbiup  (9,  Vlug.,  baf. 
1867);  2ubW.  ßöfar  IRour,  Hie  Öicbfeeptfunjt  (3. 
Vlufl.,  baf.  1901);  §>erafe!I:  Hie  g.  (2.  Vlug.,  Sictt 
1892),  Unterricht  im  Säbelfechten  (baf.  1886)  unb 
Xiegeepltung  im  15.  u.  16.  3aprpunbert  (©rag  1896) ; 
2ion,  XaS  Stogfed)ten(§of  1882);  ©loit  tag,  31euc 
prafttfepe  gecptfcbulc  auf  §ieb  unb  Stog  (3.  Vlug., 
©erl.  188-1);  p.  Hreff p,  Vlnleituitg  jum  geepten  mit 
bemStogbcgen(baf.  1891);  >3)eutf<be$iebfed)tfd)ule« 
(2.  Vlug.,  2ctpr.  1901)  unb  -Heutjipe  Stogfceptfepule 
nach  Rreuglerfcpen  ©ntnbfäfsen«  (baf.  1892,  beibc 
perauSgegeben  »oni  Serein  beutfeper  gechtmeifter); 
©.31  ou jf.HaS Säbelfechten  (3enal899);  g.©feper, 
2eprbuep  beS  StogfceplenS  (Stett  1903);  Seftini, 
Ha-3  geegten  mit  glorett  unb  Säbel  (beutfef),  ©erl. 
1903);  »©ajonettiernorfeprift  für  bie  Infanterie« 
(baf.  1901);  »©orfeprift  für  baS  geepten  auf  £>ieb 
unb  Stog«  (baf.  1901);  Spilling,  HaS  geepten  auf 
fcicb  unb  Stog  auf  ©ruub  ber  ©erorbnunq  »om  11. 
Vlpril  1901  (baf.  1902);  SDJerignac,  Histoire  de 
l’eacrime  (©ar.  1883  — 86,  2 ©be  );  X p i m m , ©i- 
bliograppie  ber  g.  (2onb.  1891  u.  1896). 

fycegtmeifter,  g gedjtfunft. 

gccptfcpulctt,  Bereinigungen,  bie  bei  ihren  ©lit- 
gtiebem  unb  anbem  ©erfonen  ©oben  für  roohltätige 
unb  aemcinnüjjigc  3®ede  fammeln  unb  namentlich 
baS  Vlufpcpen  unb  Sammeln  für  gewöhnlich  weg- 
geworfener  Hinge,  Wie  3iflarrenabfepni|jcl,  ©rief- 
itiarfen  u.  bgl. , jur  ©giept  maepen , um  ge  an  eine 
3entralftcUe  abjuliefem  unb  barattS  einen  (Erlös  ju 
Zielen.  Hie  bebeutenbflen  g.  gnb  bie  Heutfcpe  ffleieps- 
jecptfchule  (f.  b.) , bie  fficneralfeditfcpule  in  2apr  unb 
bie  ©erbänbe  in  2cipjig  unb  (Spcntnip.  Vlpnlicpe 
3wede  »erfolgt  bie  »©rortenfammlung«  (f.  b.). 

Ferit  (iaL,  meift  abgcfürjt:  fec.),  »pat  (eä)  ge- 
macht«, Signatur  nach  einem  Slawen,  bcfonberS  un- 
ter 3ei<pnungen  unb  Stupferfticpcn. 

geifert,  ©ufta»,  ©later  unb  2itb»graph.  geb- 
3 ©lärj  1820  in  SfottbuS,  gejt.  5.  Cft.  1899  in  ©erlin, 
Wibmete  geh  feit  1836  in  Berlin  bet  Steimciepmmg, 
Würbe  Schüler  bet  bärtigen  Vlfabemie  unb  übte  geh 


in  feiner  Rung  anfangs  nach  beit  SSerfen  »on  SegaS, 
SSagnuS , Sinterpalter  u.  o.  3U  feinen  beften  unb 
bclamiteftcn  ©lättern,  bie,  in  bie  ©lüte^eit  ber  2itpo- 
grappie  fallcnb,  einen  Popen  ®rab  Pott  ©olltommen* 
peil  unb  teepnifdter  SDleifterfcpaft  burtp  baS  Singepen 
fowohl  in  ben  ©eift  als  in  bie  foloriftifdien  (Eigen- 
tüntlidjfeiten  beS  Originals  betunben,  gepörett;  bie 
flawifepeit  SRugfanten  nach  ©allait,  baS  ©ortriit  Sa- 
»em’S  nach  RnauiS,  ber  ertrunfene  Sopn  beS  gifcperS 
nnep  2>enrt)  Sitter,  baS  gamilienglücf  nach  ßbuarb 
SReperpeittt , bie  fcplegfcpen  Seher  ttad)  ^übuer , ber 
Sitiue  Hroft  nach  gor  bau,  bie  Übergabe  ber  VlugS« 
burgifcpenRonfejfion  nacpTOarterfteig  unb  einegroge 
3apl  teils  naep  ölbilbero,  teils  nach  ber  Statur  ge- 
zeichneter ©orträte.  SRan  pat  Pon  ipm  auep  »iele  in 
Dl,  ©aftell  unb  VlquarcII  gemalte  ©ilbniffe.  1869 
Würbe  er  VJtitglieb  ber  ©erlmcr  Vlfabemie. 
Fecundatio  (lat.),  Befruchtung, 
gccunbttad,  bei  ben  31  ö ment  ©öttin  ber  gruept. 
barfeit,  befonberS  ber  Raiferinnen  (F.  Augttsta),  auf 
3Jiün;en  bargeftellt  mit  3CPI(C  unb  ftiubem  auf 
bem  VInne. 

gebafapag,  2046  m hoher  ©ag  ber  Sübtiroler 
Holonnten,  an  ber  öfterreicpiiep.italienifd)en  ©renje, 
nörblicp  »on  ber  Sötarmolata,  bie  »on  pier  erfliegen 
wirb,  mit  Saumweg  aus  bem  oberften  gaffa-  mS 
©orbenoletal. 

gcbbdn,ägppt.gelbmag  su24Rirät:  ber  gewöhn- 
liche = 100  grojic  CRaffabep  ober  59,59  Vir  unb  ber 
burep  SRepemeb  Vlli  um  V«  »erringerte  Steuer*g 
= 44.591 , nach  englifeper  OueHe  nur  42,oos  Vir. 
gcbtgojofantcu  (Vlegertaf fee),  f.  Cassia. 
ffcbcp,  f.  ©ajetlengug  2). 
geber,  ein  Stafcpinenteil  aus  elaftifcpem  ©taterial 
(Stapl,  Slefgng,  Jpol j,  Raulfdiuf),  ber  »ermöge  feinet 
©lafHgtät  imftnnoe  ift , Stöge  aufjunepnten  unb  ju 
milberu  (H r a a ■ , ©reit»  ober  ©ufferfebern, 
©uff er)  ober  Bewegungen  peroor jubringen , 8. 

bei  ben  Upren  (Trieb-,  ©angfebern),  fongante 
©reffungen  auSjuüben  (Hrudfebern),  Scpnilre  tc. 
ju  fpannen (Spannfebern),  Hntcf  unb  3ugfröge 
ju  meffen  (bpnamometrifepe  gebern),  Hotte 
perPorjubringen  (Hott-  ober  Sdjlagfebern).  HaS 


gig.  1.  geberformen. 

A 3Baflflonfeb<m#  B,  C,  D au benf ehern. 

©tatcriat  ber  gebern  Wirb  babei  entloeber  auf  Hrud 
ober  3U3  - auf  ©iegung  ober  auf  Hrepung  in  Vln- 
fpruch  genommen  (Hrud-,  3U3*-  ©iegungS- 
unb  Hrcpfebern).  Hie  gebem  auä  geifern  ©täte- 
rial  (nteig  Stapl,  auep  ©fefgng,  2>oIj)  werben  ihrer 
©cftalt  naep  eingeteilt  in  Slattfebern  (gig.  1 , A) 
unb  in  Stpraubcn-  ober  Spiratfebern  mit  ben 
brei  ©ntnbformcn  B,  C,  D.  Statt-  unb  Sepram 
henfebent  fomnten  naep  iprtn  ScrwenbungSjwecfen 
in  japlreidjcn  Vlbweicpungcn  »or. 

Scpraubenfebern  toerben  aus  runben,  feltener 
Pieredigen  Hräpten  ober  Stangen  ober  gadjen  Sepie- 


373 


j^ebcr  (Xrag»,  Xrieb-,  Xrud*,  Spannfebem  ic.). 


Ijärte)-  3ur  Erjeugung  Wirb  ba«  Rohmaterial  ju 
250  mm  breiten  unb  bist  0,t  mm  bannen  Streifen 
auggeroaljt,  jwifeben  rotierenben  3d)mirgelid)eiben 
abgefdftiffen  unb  mittel«  ftrei«fd)eren  in  Streifen  jer- 
iebnitten,  bie  burdb  einen  civte - unb  fhtlafjprojeft 
bie  erf  orberiidje  Elaftilität  erhalten.  3“  bieferngtuede 
benufjt  ft ugler  eine  3Kafd)ine  (gia.  8),  bei  ber  ba« 
auf  eine  Solle  a gewidelte  Stahlbanb  junäcbft  ein 
cifcntc«,  etwa  1 m lange«,  100  mm  breite«  unb  1 2 mm 
botje«  Biereefige«,  im  Ofen  c liegenbe«  Soljrb  paffiert, 
in  bem  e«  ;,um  ölüben  erbißt  mirb.  Xarauf  gelangt 
e«  nocf)  glübenb  unter  ber  Xrucfroalje  e in  ba«  Ol* 
bab  d,  um  bie  nötige  Ipärte  ju  erlangen.  Seim  Xurd)* 


nen  au3  Stabl  in  3b(inber-  aber  ftegclform  berge- 
fteHt.  3U  3)rabtfebern  (Springfebern)  oer- 
»enbet  man  bartgejogenen  ober  geWaljten  Xrabt. 

3ur  §erftcllung  ber  Sebent  tnidelt  man  ba«  Mate- 
rial um  einen  paffenben  eifernen  Xom,  beffen  Ober* 
fläch«  bie  innere  ©ejtalt  ber  g.  unb  {Wertmäßige  Ver- 
tiefungen (Sdjraubennutcn)  befißt,  in  bie  fieft  ber 
Xrabt  tc.  legt , ober  man  biegt  ben  Xraßt  nad)  bem 
ber  Sicgmaldjine  jugrunbe  üegenben  Vrinjip.  3“ 

Xoppeltegclfelbem  beftebt  ber  feidelborn  au«  jtuei 
Siegeln,  bte  mit  ben  fleinen  ©runbfläcben  liwbar  uer- 
bunben  ftnb,  um  jeben  ßegel  au«  ber  genudelten  g. 
berauöbrebett  ju  lönnen.  Xa«  Umwideln  beSXome« 
erfolgt  enttoeber  burdb  2>te* 
bung  be«  leßtem  unter 
Zuführung  be«  Material«, 
ober  auch  bei  ben  großen 
gebem  burdb  llmtdjmie» 
ben.  3ur  Xrebung  bebient 
man  fid)  einer  ipaubturbel, 
ber  Xrel)ban(  ober  befon- 
berer  Mafchinen.  Xie  ge* 
bertoidelmaftbinen  mideln 
Xriibte  Bon  abgepaßten 
Sängen  unter  gehöriger 
Spannung  auf  Xome  ober 
Bolljicben  bie  Sieguttg  mit* 
tel«  breicr  Sollen  tote  bie 

38idelmaf<binc(Sig.2).  XcrXrabt  FF  toirb  Bon  jWei j gang  bureb  bie  burd)  öewid)te  gehörig  belafteten 
Sollen  M,  M gefaßt  unb  bur<b  ba«  SoHenpaar  GM  Sauen  f Bom  Ol  befreit,  mirb  ba«  Sanb  tunt  'Jiadi- 
aefd)oben,  mooon  G an  einem  böber  ober  tiefer  ju 


fteUenben  3<biebcr  NN  breljbar  befeftigt  ift.  Sei 
einer  beftimmten  Stellung  oon  G (nimmt  ftdb  ber 
Xrabt  natb  einem  ftreije  Bon  beftiimntem  Xurd)mef* 
fer,  j.  S.  F':  e«  entfteben  3blinberfebern.  ®itl>  ic" 
bod)  G allmählich  flefenft,  fo  werben  bieftreife  ftetig 
Deiner:  einfache  ftegelfebertt;  allmähliche  Senhtng 
unb  Hebung  Bon  G erjeugen  Xoppcltegel*  ober  Saud)* 
febem.  Xiefe  Hebung  unb  Sentung  Bon  G erfolgt 
Bon  bem  ftreiäejr jenler  E mittel«  be«  um  X brebbaren 
fjebel«  LL  burd;  ben  3wifebcnarm  L‘I*',  bie  Emflell* 
fdjrauben  E'E‘  unb  Molle  G"  mittels  Einwirlung 
auf  ben  3apfen  Y be«  Schieber«  NN.  Xer  'ilntrieb 
ber  Mafcbine  gebt  Bon  ber  'Helle  0 au«  unb  überträgt  | 
fid)  bureb  ba«  3abnrab  I auf 

rinrüber  ber  Sollen  P,  P', 
unb  P",  toäbrcnb  bie  Er* 
jenterroctle  Z Bott  0 au«  mit. 
tel«  einer  Schraube  ohne  Eubc 
Xrebung  erhalt.  Ein  auf  Z 
ftßenbcr  Xauntett  bebt  babei 
einen  Jammer,  ber  bie  ju  jeber 
gtber  nötige  Xrabtlänge  ab* 
baut.  Xie  Xrurfrotle  M‘  Wirb 
Bon  bem  um  Q brebbaren  §e* 
bei  J getragen  unb  mittel«  ber 
Schraube  K angepreßt.  Xie  Clatt febern  haben 
außerorbentlid)  Berfdjicbcne  gönnen  (Sdftoßfebem, 
ftorfettfebera,  U-förmige  gebem  an  Serljcugcn, 
ßutjebenfebem,  Siiaggonjcbern  ic.)  unb  Werben  per- 
geftellt:  1)  au«  Stablbledb  burd)  ilu«fd)neibcn  unb 
Siegen ; 2)  au«  geplättetem  Stablbrabt  (ftorfett*  unb 
ftrmolincnfebem);  3)  bureb  Sdjmieben  in  ©efenfen 
unb  Siegen  nach  Schablonen;  4)  bureb  Salten  auf 
ejjentrifdjcn  Sjaljen (Süaggonfebem).  Xonfebcrn 
werben  au«  hartem  Stablbrabt  (Sdjlagfebem)  ober 
Stablbledb  (3ungenfcbern  in Mufitwerfen ) tjcrgeftcUt. 

Ubrfebcrn  jmb  bünne,  lange,  fpiralförmtg  auf* 
gerollte  Stablbänber  Bon  beftimmtcr  Sparte  (gebet* 


taffen  unter  Xrud  über  bie  Bon  einem  Ofen  h er- 
wärmte gußeifemc  '-Blatte  g geführt  unb  jugleid)  ge* 
lribe  geriebtet.  Enblid)  würbet  e«  fid)  um  fedj«  mit 
acbmirgcl  bebedte  Salden  jumWbfdjIeifen  auf  beiben 
Seiten  imb  j»m  Sufwideln  auf  bie  Solle  i.  Xa«  in 
bem  Sabe  halb  ju  beiß  werbenbe  Dl  wirb  ftetig  au« 
bem  Sebälter  m burd)  frifebe«  erfeßt,  wäbrenb  ba« 
erwänutc  burd)  ein  llberlaufrobr  o in  ben  Sebälter 
p abfliefjt  Xe«gteicbcn  läuft  ba«  gtoifeben  ben  lang- 
fam  bin  unb  her  geführten  Sailen  e abgeftreifte  öl 
in  ben  Sebälter  p jurüd.  Xie  SRa- 
fcf)inc  Bon  üüttge«  befißt  ftatt  be« 


J 

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1*1 

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Ul  J eil  ). 

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TD* 


3.  $eber$ar»mafi$i««* 

ölbabc«  ein  Saar  mit  burdjlaufenbent  SSaifcr  (alt 
gehaltener,  brebenber  Eifentrommeln,  bie  aufein 
anber  preffen,  um  ba«  Serjicfjen  ju  Berbinbem.  Itud) 
erwärmt  man  bie  gebem  jum  Ipärten  ober  jum 
Siadjlaffcn  burd)  Einfcbalten  in  ben  Strondrei«  einer 
Xbnamomaicbine.  Xie  feinen  Ubrfebem  unterliegen 
einer  genauen  guttierung  ihrer  Sreite  unb  Xide,  tn- 
bem  man  fie  }wifd)en  oerfteDbaren  Sdfteifmaljen  ab* 
[Steift  unb  poliert,  gn  eutfpreibenb  lange  Stüde 
rerfebnittm,  werben  bie  Ubrfebem  an  ben  Snben 
burch  Erwärmen  weitb  gemacht,  mit  £öd)em  juut 
Einbängen  Bcrfehett  unb  enblid)  auf  einem  fogen 
geberwinber  fpiralföratig  gewunben. 


374 


lieber  — gcbem. 


gebe»,  beim  fcoIjBerbanb  finf  Iciftenförmige  §er- 
Borragung  auf  ber  Staute  bei  ©rctted,  Sie  tn  eine 
Sängdnute  auf  brr  Staute  eines  anbent  ©rette?  paßt 
(»gl.  Stute).  — grab«'  nannte  man  g.  aud)  einen 
leidjten,  jroei-  ober  mcfjrfrbneibigen  Stoßbcgen  mit 
fcorb,  wicfold)enamentlid)ittgranfreid)im  16.3aljrb- 
gebräutplid)  Waren.  — 3n  ber  38gerfpradje  beißt  g. 
(fflanb)  bad  Sftppenjtüd  bed  ©Jitbed;  aud)  bie  langen 
Platten-  unb  SRüdenboriien  bed  Sepwarjwilbed.  3. 
auch  Saufeber. 

geberalauu  (Eifenalattn,  £>a  lotridjit, 
fcaarfalj),  Winerat,  apfelgrün,  gclblid)weiß,feibett- 
artig -faferig,  Ijat  bie  gleite  ijufammenfepimg  Wie 
ber  tttnftfidje  ©ifettalauit  aber  enthält  etroad  weniger 
Säafjer : finbet  fid)  bei  Wördfelb  in  3if)eiubat)em,  an 
ber  Solfatara  Uun  ©ojjuoli,  in  ginnlanb  u.  ©erften. 
gcberlmromcter,  f.  Safcl  »©arometer«,  3.  XI. 
gebcrbltimeit,  fünftlidje  ©luiiten  aud,  gebem, 
befonberd  ©afmgeifebeni. 
geberborften , f.  gebeut,  S.  376. 
geberborftengrad,  f.  Penuisetum. 
geberbufei),  Scrjierung  ber  ffopfbebedung  ran 
Wititärd  unb  anbern  uniformierten  ©erfonen.  155er 
©ebraueb  ber  geberbUfcbe  fommt  nadj  panier  fdjott 
bor  Xvoja  Bor.  Sie  Waren  gewöhnlid)  rat,  mitunter 
aurf)  weiß  unb  fd)Warj.  ®on  ben  ©rieten  ging  ber 
g.  auf  bie  SKömer  über;  bie  fflermanen  trugen  tiad; 
Siobor  unb  ©lutard)  große  $aarbüfdje.  _3n  ber 
Stiiterjeit  warb  in  ben  jpeuitbüfdjen  eine  befonbere 
Sradjt  entwidelt.  Sie  geberbüfdte  bienten  aud)  ald 
Äennjeitbctt  ber  Snfüßrer,  unb  im  18. 3abrß.  finbet 
man  fte  bet  ben  citropätitben  feeeren  allgemein  int 
©ebraudj.  ©cnenwärtig  ift  ber  §.  eine  flier  ber  Stopf- 
bebedung  ber  ffleneraie.  ©ei  ben  ©arbe-  unb  einigen 
beBorjugten  Smiettinfonterieregimcntern  tritt  ber 
$jaarbitfd)  an  feine  Stelle  unb  gehört  $ur  Uniform. 
Siefen  ßaben  aud)  alle  ftaBaüerieregimentcr,  3äger, 
Sd)ü Jen  unb  Wafdjmengewebrcbteilungeit , bie  rei« 
tenbe  tlriillecie  unb  Sratn,  bie  ijmfareit  ben  weißen 
Sjiaarbttfd).  Weift  werben  bie  Siationatfarben  ge- 
wählt,  für©reußen:  ftßwarj-weiß,  jd)War;  ober  We'iß, 
bie  Wufif  rot.  31'  Öfterreidj  uitb  Stafien  führen, 
außer  ben  ©eneralen,  bie  Wannfeßaften  ber  3üger» 
batnitlone  grüne  S>abncnfeberbüfd)c. 

Scbcrrf)cn,  Seil  bed®mlut)od  im  ©flanjciifamcn. 
cbcrbreB  (Snlcttftoff,  Saunen),  CsSewebe, 
breijdjäftigen  fföpcr  binbenb,  mit  60  gaben  auf  1 cm 
au?  ©aumwoüjwimfctte  Sfr.  100  engl, 
geber  er;,  Witteral,  fostel  wie  Svleromorphit. 
geberfedtter,  f.  gedjtfunft,  3.  371. 
grbcrflurcn,  f.  Sögel. 

gcbcrgciltd)cn  (gebermotten,  Pteropbori- 
<lae),  gnmilte  berSt!emfd)mctterImge,  Heine  Xiere  mit 
feßr  jarient,  laitggefircdlem  Körper,  außerft  bünnen, 
langen  ©einen  mit  Bter  Sporen,  borftenfönitigen 
giifjlcm  unb  feberartig  gefpattenen  gliigelit.  Sie 
lefüßigen  Staupen  leben  oon  ©iitttem  unb  ©löten 
trautartiger  ©flanjen,  auch  im  Warf  Bon  ©eßbljen. 
©ei  ben  eitlen  ber  ©attimg  Pterophorus  Fab.  finb 
bie  ©orberftügel  nur  im  legten  Srittet  gefpalten,  bic 
Snnterfliiget  breilappig;  fte  Werben  red)twmtlig  jum 
bünnen  Seib  getragen.  P.  pentadactylus  f.  Xafel 
»Schmetterlinge  I« , gig.  38.  Bei  Alucita  L.  finb 
Slorber-  unb  $interflügel  btd  auf  ben  ©runb  in  fedjS 
lineare  gefieberte  Strahlen  gefpalten. 

grberßcntidjt,  Xurfauebntrt  für  gan,;  lcithfed 
©ewiiht,  bad  junge,  ungeprüfte  ober  fd)lcd)te  Stenn- 
pferbe  jtt  tragen  haben, 
gebcrgolb,  f.  ©olblegiertmgen. 


gebergtad,  f.  Calnmagrostis  unb  Stipa. 
geberijnargrad,  f.  Stipa. 
gebertjammer,  f.  Jammer, 
geberbannfett,  alte  Krieger,  bie  im  Wittetalter 
Unterricht  int  Saffenbanbwert  erteilten  unb  Sehr- 
briefe auditeUten. 

geberhärte,  Siärtearab  bed  Stahfd,  bei  bent  er 
bie  größte  ©lafti,;ität  betipt  mtb  (ich  baßer  befonbrrd 
ju  gebent  eignet;  f.  gebet,  S.  373. 
geberbar;,  fooiel  wie  Stau!fd;uf. 
geberhobei,  j.  'Jfitte. 

gtbcrici  <|pt.  -two,  Kantilld,  eigentli^  ©iob. 
©attijta  ©iaffolo,  »tat.  Suftipielbtdjter,  geb.  9. 
\Sprii  1749  ;u  ©oggiolo  bi  ©areffio  CJSroDinj  Won* 
buot),  geft.  23.  Sc;.  1802  inXurin,  ftubierte  btetKechte 
unb  würbe  1784  Sliicbter  ju  Wottcalieri,  ging  aber 
aud  Siebe  ju  ber  Sd)aufpte!eriit  iSamtlla  Sieei  junt 
Sbcaler  ttttb  nannte  ftd)  nun  g.  Bon  feinen  Suff* 
fpielen  nennen  Wir:  »L’avvioo  uimariti-,  -Loscul- 
tore  e il  cioco«,  »Enrico  IV  al  passo  della  Mama* 
unb  »La  lugia  vivo  poco«.  Seine  »Opere  teatruli« 
rrfdjiencn  ju  gtorenj  1794  -97,  10  ©bc.,  unb  öfter. 
Sgl.  »Atcnco  Veneto*  (1838). 
grbcrfrafr,  f.  ©taftijitäL 
geberfront,  f.  Pappus. 
geberlapwn,  f.  öugbjeug. 
gebcrlein , Weibmänttifcher  Sudbrud  für  ben 
Sd)Wüiij  bed  SchwartWilbe«. 

gcbcrltinWanb(3nlcttftoff),  ©ewebe  mit  26 
bis  32  gäben  auf  1 cm  aud  ©aumwollgarn  3Ir.  18 
bis  24  engl. 

geberiinge,  f.  ferifreffer. 
gebermotor,  Waftpine,  wel^e  bie  Spannung 
einer  aufgejogenen  geber  ald  Sriebfraft  benuftt, 
hat  faum  eine  praftifdje  SerWenbung  gefunben , ba 
felbit  bei  fleincn  Seiftungen  (.;.  8.  ©etricb  einer  3fäh- 
mafthine)  für  öerbältnidmäßig  fur,;c  3eit  (;.  ©.  eine 
Siuttbe)  bie  tretbenbe  gebet  jtt  große  Simcnftotien 
erhalten  müßte,  mtb  bad  tlutjietieii  bed  Wotord  ju 
Biel  Straft  ober  ju  Biel  3eü  erforberte. 
gebermotten,  f.  gebergeijtdjen. 
gebermttograpltion,  ein  Bon  Su  ©otd-SHetp 
j mottb  erfunbetter  iSpparai  ,;ur  Segiflrtentttg  Bon 
i WuiSfcläudungen. 

gebern,  bic  ^mubebeduttg  ber  Sögel,  fmb  bett 
paaren  ber  Säugetiere  unb  mehr  notp  ben  Sdjttp- 
pen  berSteptilien  uergieid)bnr  ((.  $iaart)unb  entfteben 
and  einer  Serbiduttg  ber  Oberhaut  (ßpibermid)  in 
©efinlt  eines  Heilten  Röders,  in  betten  Bon  innen  ber 
eine  SaptDe  ber  Seberbaut  (Eutid)  mit  ©efäßen  unb 
Sfcroett  embrinat.  Sobann  fenft  fid)  bie  gcberanlage 
ein  unb  bilbet  ben  fönen,  geberbalg  (goUifel).  3m 
©runbe  bedfelben  wächft  unb  Berhomt  bic  Oberhaut 
bod)  bleibt  leplere  ittd)t  eiubeiflid),  fotibent  fafert  ftdt 
beim  aHmfihluhat  ^teraudiritt  and  bem  ©alg  in  niete 
iogen.  Strahlen,  bic  jufammen  bie  g.  bilben.  Sie 
jungen  g.  bebeden  al«  SunenHeib  red)t  gleidiförntig 
ben  gangen  Siörper.  Soth  Wirb  biefed  ©eiieber  vajd) 
but^  bad  befinitioe  erfept.  linier  jebettt  ©alg  bilbet 
üd)  nämlith  ein  aitbrer.  tutb  bie  in  ihm  aufwad)fntbe 
geber  hebt  ben  obem  ©aig  fand  ben  Strahlen  and 
ber  §>aut  herattd.  Sonach  eutftcht  bie  befinitioe  geber 
bireK  aud  einem  ©alg;  ber  §>aiiptunterid)ieb  gwiftpett 
ißr  unb  ber  embrponalen  bcftcht  jebo^  bann,  baß 
ißre  Strahlen  Bon  einem  mtiüent  Sdjaft  atidgeheit, 
ber  att  betben Seiten  biejttitt  ©art  (ober  jttr gähne) 
Bereinigten  Strahlen  trägt.  Siefe  beftpen  (mit  Plttd* 
nähme  ber  Strauße,  f.  b.)  Heine  $ätd)en , bic  inein* 
i anber  greifen  unb  bett  Sufnntmenfdjluß  ber  Strahle» 


875 


gebent  (Bau,  Berwenbung  ber  Sogetfebern). 

ui  einer  feiten  TflädVe  beroirfon.  Sind)  Beenbigung  ber  leiste  g.,  bic  oft  <nt  Stelle  Bon  Saunen  benuft  liier* 
geberbilbung  runbetfid)  ber  Schaft  jur  Spule;  ju*  beit,  ober  Weniger  haltbarfmba(3©än[efebem.  ©hma 
leßt  Bertrorfnct  bit  Bapille  in  Slbjäjjen,  unb  bic  bon  führt  große  Stengen  ©nlettfebem  auä,  bie  ca.  40  Sr  oj. 
ihr  abgcfdjiebenen  Jiäute  bilben  bie  fogett.  Seele  ber  Sdjmujj  unb  Staub  enthalten,  nach  bent  Steinigen 
geber.  Bfeift  ift  neben  beiu  nod)  ein  Sie*  aber  eine  gut  füilcitbc  Biare  liefern  unb  gegenwärtig 

benfdjaft  (Slf  terid)aft)  borljanbcn,  ber  aber  ge»  ben  hauptfächlisbflengüüariifel  für  biuige  Briten  bil- 
wBljntid)  Bein  bleibt,  beim  Sniu  jebodj  unb  bemSPtoa  beu.  SKeb^utjnfeberit  (hauplfächliib  au8  Sibirien) 
fo  groß  wirb  wie  fetter.  Sin  ber  fertigen  gebet  unter*  gleichen  geringen  Sntenjebern.  Jrithnerfebern, 
{cbeibet  man  Siinbe  unb  Uiarf ; fie  ift  non  Huft  erfüllt,  ber  bitligite  Slrtitel,  tommen  auS  Stußlanb,  SImcrifa, 
moburd;  bie  Weiße  garbe  bersorgerufen  wirb;  nur  granfreicfj  unb  Spanien;  fle  ftnb  ohne  güttfraft  unb 
ber  in  ber  §aut  jtedeube  Seit  ber  Spule  ift  Weid;  unb  Ülaftijität,  itjr  SBert  wirb  nad)  ber  {färbe  bemeffen. 
iafiig.  tffür  bie  ßntitebung  ber  Sorben  fommeit  im  BJöwen*  unb  Ui e f r f d) tu a 1 fc e it f e b e c n Werben 
übrigen  jwei  Biögltcßleiten  in  Betracht;  in  benUiarf*  il)rer  fdiönen  gnrbe  »egen  ©änfefeöcra  beigemifd)t, 
jellen  liegt  bor  allem  rin  brauneä  Sigmeni  fowie  rote  ebenfo  I a u b e n f e b e r n,  bie  am  meiften  Bon  SSoiten 
unb  gelbe  garbftoffe,  burd)  beren  Serteilung  bie  be*  angegriffen  werben.  Xruiijahn  febern  fommen 
iteffenben  garbeu  bcrijorgcrufeti  werben,  wfibrenb  nti0«merifa,granftcit6,  Stalien, Ungarn;  bieBaucf)» 
Blau  unb  tcilweife  aud)  ©rün  logen.  Strufturfarben  febern  rangieren  unter  {jülfnerfebent;  Scbwatij*  unb 
ftnb,  b.  b-  burdi  ben  Bau  ber  göer  bebingt  werben,  glügetfebern  werben  alb  ödimudfebem  unb  juStaub» 
tSbennjd)  ftnb  bie  g.  ben  Omaren  jiemlid)  gleich,  aber  befen  benußt,  aud  ben  gdtielen  ttnrb  ein  gifebbein* 
befonberd  reich  an  Sliefelfättre.  Ulan  tmteridjetbel  furrogat  gemad)t  Sn  einzelnen  fflegenben  Xeuifth* 
jweierlei  g.,  nätnlid)  bie  jarten  Saunen  ober  Su*  lanbo  werben  nur  Schleijsfebcrn  Berroenbet,  tiom 
iten  (glaum)  unb  bie  grbfjeni  Äonturfebern;  Siel  abgelöfte  gabneii  tion  ©änfefebem,  beren  beffere 
Icßiere  bebingen  bie  gärbung  beb  ©ejteberd,  unb  ju  Sorten  mit  Saunen  Bermtfdü  werben,  g.  non  fleifdj* 
ihnen  gehören  bie  Schwung»  ober  Stcuerfebera.  Über  freffenben  Bügeln  ricrfjcn  wiberlich , unb  SHbatvo-S* 
ihre  Stnorbnung  f.  Sögel.  — SAbrlidj  werben  burd;  febernjinb  baßer  nid)t  atd  Bettfebern  ju  benujjen. 
einen  beiu  »aariuechfel  ber  Säuqetiere  gleichen  Uro*  3um  Schuß  gegen  Stötten  tann  man  etwael  Siaph» 
jeß  in  ber  fugen.  Ui  au  [er  bie  g.  erneuert,  hierbei  tßalin  ijutjuiutt.  gur  Bemcßung  follen  bte  g.  wenig* 
änbert  ftd)  häufig  bie  gärbung,  unb  ei  bilbet  fid)  ba8  jiencS  1 3ahr  alt  fein , bie  Bon  toten  ober  gemajteten 
meift  prächtige  £>od)äcttSfieib  (f.  b.,  mit  STafel);  ©änfen  flammenben  bürfen  nicht  mit  ben  uon  leben* 
babei  banbeit  ei  fich  nidjt  nur  um  cßemifche  uttb  Straf*  bigen  ©änfen  entnommenen  bemtifcht  Werben.  Sie 
turbifferenäen,  fottbent  e8  werben  auch  bie  Spißnt  boii  ben  gereinigten  ©änfen  entnommenen  g.  fd)fltiet 
mancher  g.  abgrftoßen,  fo  baß  bte  liefern  Hagen  beä  man  in  einen  Korb,  rührt  fte  Unter  auf,  fejtt  fie  ber 
©efieberö  mit  anbent  gnrben  jumBovfcbein  (ommen.  3ug(uft  au3  unb  fehüttet  fie  in  Säcfe,  um  fte  an  ber 
Xurd)  3ufä?«  gewiffer  Stoffe  jum  gutter  taffen  fich  Sonne  unter  wieberboliem  Schütteln  unb  Klopfen 
bie  g.  auch  tüniftich  färben  (fo  j.  B.  bte  beä  Rana»  hängen  äu  laffen,  biss  fie  Weber  Staub  noch  ©eruch 
rienDogelb  mit  (SatjienRepfeffer  rot);  nötig  ifi  babei,  mehr  Verbreiten.  Sn  biefen  Süden  werben  bieg,  an 
baß  ber  garbfloff  in  gett  tö-Slid)  (ein  fogen.  Sipo*  einem  trachten  Ort  cuefbewahrt.  Borteilhafter  läßt 
thront)  fei.  Bgl.  'Ji i ß f d) , ©hflent  ber Utertjlograplne  man  bieg,  in  einer  gebetTehtigimgbanflalt  bäntpfen, 
(&aOe  1840);' JHee,  Bau  unb  ffintwidelung  ber  ge»  auch  empfiehlt  edfich,  längere^eit  iin©ebrauihbefinb. 
ber  (baf.  1886);  fjäcfer,  Siegarben  berSogelfebent  liehe  g.  wieber  aufbäntpfen  ju  laffen,  um  ihre  (Jlnfti* 
(int  »Slrchiu  für  mifi'oifopijcheVluittomie*.  1890,  unb  jität  wieber  herjufteüen.  Stile  g.  erfemtl  man  leidit 
im  >3oo!ogiid)en  3ahrbu<h',  Sept.  1901).  an  ihrer  geringen  tSeiße  unb  namentlich  an  ben  ab» 

tOerwrntsung  Per  gcbcrit.  genußton  Sptßett.  Beimengungen  Bott  Sou,  ©ipis, 

g.  bienen  jum  SluSftopfen  ber  Betten  (Bettfebem),  Hreibe,  bie  bad  ©ewidjl  ber  g.  Denueljren  follen,  jei» 
jtnn  Schmucf  (Schmuttfebem)  unb  jum  Schreiben  gen  fid),  wenn  man  eine  £mtbPotl  g.  auf  fdhwarjctu 
(Sdireibfebern).  SieoorjügltthfieitBettfebern  finb  'papier  flart  fdjüttelt.  Über  Bettfebernreini» 
üiberbunen  ober  -Saunen  (fJSiborente)  unb  bie  gungstutaf^tnen  i.  gebemretnigungämaithitic. 
Saunen  Bon  Bntfi  unb  Bauch  btS  Sdhwon^-'üwhäu*  Seutfehlanb  betreibt  ben  bebeutctibfien  |>anbel  mit 
ngften  ftnb  aber  ©ättfefebertt  im  Jsanbel,  bie  auS  g.,  cd  werben  jährlich  runb  10  SKitl.  k«  in  40  grö» 
lfigam,  Siußlanb.tfhina,  Böhmen  unb  ffialiticn  fom*  ßent  Slnftalten  (Üntertürfheint,  Rannftatt,  Uiann» 
men.  Säeißeg.  finb  teurer,  aber  nicht  beffer  ald  graue.  h{im*  Hannover,  soltau,  SSünd)eit,  Berlin)  Bcrebelt. 
Sie  g.  fmb  um  fo  wcttBotter,  je  mehr  glaum  fte  ent*  Sie  Borsflgiichften  S th  in  u cf  f t b c r tt  finb  bie 
halten.  Sie  befien  g.  liefern  lebenbe  ©ättfe  fetrj  Bor  Strauftfebern  and  ben  gtciaeln  tmb  bem  Schlnanj 
Beginn  ber  URaufer.  Ulan  nimmt  Wiebcrholt  bie  lofe  bed  afrilanffehen  Straufeed  (Struthio  Camelus).  Sie 
üßeubcn  g.  ab  unb  erhält  fo  eine  BoIIfommen  reife,  heften  Straußfebem  fommen  and  ber  —Drifchett 
iehr  elaftifche  unb  haltbare  Wate.  8 ©änfe  liefern  Silüfte  (Slleppofebent) , bann  folgen  bie  Berber», 
etwa  1 kg  gute  g.,  89  ©änfe  1 kg  gute  glaumfebent.  Senegal-,  Stil- , Uiogabor»,  ftap*  unb  3t»>enfebem. 
Sie  mit  ©ewalt  aubgerupften  g.  enthaltcit.  Weil  fte  Sfein  weiße  uttb  fatlfchwarje  g.  finb  am  wertBoüften. 
nod)  unreif  ftnb,  ^autrefle,  bie  fpäter  Staub  ent*  Sn  jebem  glügel  bei  Strauße*  jählt  malt  Bierftaupt» 
wicfeln,  uttb  entbehren  ber  giUlfraft  Stad»  unb  febern  (Slwaßni)  Bon  38  cm  Hänge  unb  10  cm Bretie. 
SRaftgänfe  haben  weniger  gute  g.  alä  bie  auf  ber  Sie  gebem  Bon  gejüchleten  Bügeln  finb  weniger 
Seibe  ober  an  ©ewäffem  trjogenen  Siere;  fte  ftnb  wertBoII  alä  bie  Bon  Wilbm.  Ser  fübamerifa» 
[ehr  fett  unb  rönnen  nur  burd)  Safißen  gehrauchä»  nifcheSlraußliefect  graue  unb  braune,ben®Jara< 
fähig  gemalt  Werben,  Stm  fd)le^teften  finb  g,  Bon  bufebemhhnlid)c Schmurffcbem.  Uned)teStrauß* 
trcüierien Sögeln,  beiten  ein  übler, nicht  }tt  entfernen»  febern  ftnb  ©eierfebem  ober  jugevießtete  ftahneu» 
ber  ©eruch  anhnftet.  SWad)  lättgerat  ©ebrauch  Werben  febent,  bie  and  Stalien  in  ben  Jhtnbel  fommen. 
bie  ftiele  ber g.  gelb  ttnb  bei  großer Srodenheil  brü*  SHeiherfcberit,  Dom  l^mterfopf  ber  Uuimtdicn 
chig.  Ser  glaum  wirb  bann  furg  unb  jetgt  bie  fogen.  Berjchieben«  SKeiijerarlcn,  würben  im  Sitllelalier 
gtffern  (glugftaum).  Sttlnt  geben  jartfiellge,  auf  feinten  getragen.  Sie  fchbnftenSSeiherfebem  ftnb 


376 


gebern  — gebemreimgung8tnaf$ine. 

lief  fcftmarj  unb  gleichen  einem  ©anbe,  baS  oben  ju*  gm  bcrßiberenten  werben  im  nörblieftc n Europa  Biel* 
gefpiftt  unb  an  ben  Miänbcrtt  jart  gcfafert  ift.  Sicjc  fad)  Werfen  mit  farbigen  Kanten  jufammengefeftt. 
0.  tommen  auB  Sibirien,  gnbien,  liom  Senegal,  auB  Sgl.  Stiegtcr,  gärben  unb  SBafcheit  ber  Schmied* 
©ualjana  ic.  ©raue  unb  bläuliche  SReiherfebem  tom*  feberu  (SSeiut.  1888);  Sau,  Unterricht  in  ber  Sog 
men  au«  Ungarn,  Saltttalien  unb  $reuften.  Sie  febemfärberei  (SBien  1890);  ©et)er,  gärben  ber 
fogen.  'iligretteä,  weifte  0.  mit  fcljr  büttnem  Schaft,  Stftmudfebem  (2.  fflufl.,  SJiuncb.  1898). 

Bon  bem  in  fleinen 3wifd)enräumen  feine,  paarweife  S d)  r e i b f e b e r n ( fS  o | e n)  liefern  bie Schwan  j*  unb 

geftellte  giiierdjen  Bon  feibenartigem  ©lanj  unb  fit»  glügelfebem  ber  ©änfe.  SKait  nertnenbet  bic  fünf 
berweifter  garbc  auBlaufen,  flammen  Bom  Silber-  äufterften  SdfWungfebem  jcbeB  glügelS,  Bon  benen 
reifter  (Ardea  Gurzetta),  bieEBpabonfebern  Bon  bie  jweite  unb  britte (Sd)l  ad)  i p ofen)  bie beiten finb. 
bem  in  Siibamerita  fteimifsften  roten  Söffetreifter  (Pia-  Sie  im  ÜRoi  unb  3uni  Bon  felbft  ausgefallenen  finb 
talen  Ajaja).  SHarabufebern  (SRaraboutB)  ftnb  Biet  wertooller  als  bie  gerupften,  ijunt  Scrtauf  »er- 
bie  Stetftfebem  oerfd)iebener  Storcharten  (Ciconia  ben  fie  burd)  Erwärmung  erweicht,  Wieberholt  unter 
Jlarabn  in  Znbien,  C.  Argala  in  jtnnerafnta,  C.  einer  ftumpfen  fKefferflinge  burdjgejogen,  bann  wie* 
Mycteriain  fflrafilicn),  fte  finb  htrj,  blenbenb  toeift  ber  rtcnb  gebrüdt,  getrodnet  unb  nutwoUcncn Sappen 
ober  grau,  fein  jerfdjliffen,  flauniartig  Weid)  unb  jart  geglättet.  Surd)  Erweichen  in  beiftem  Vtlaunwnfjer 
unb  )cljr  loftbar.  Uncdjte  Siarabouts  jtammen  werben  bie  ©ofen  burcftfichtig  ftclt  (©laBfpulen). 
Bom  oftmbifd)en  Storcb  unb  werben  aud)  auB  ben  Sdjreibfebertt  finben  cutd)  naturfarben  unb  gefärbt 
Scftwanjfebcm  bcS  Storches,  ©fauhahnS  unb  Irut-  Sermcnbung  otB  Schmudfebem.  Ser  untere  teil  beB 
babnB  gemacht.  Sorn  © a r a b i e S D o g e I in  9!eu-  StielB  wirb  auf  3aImftDd)er , 3tgarrcnfpijcn,  Stufet 
guinea  fommt  baB  ganje  ©efieber  in  ben  Staubet,  uerarbeitet,  bie  gähne  wirb  abgefthliffen,  unb  au«  bem 
©eierfebern  (Sulturfebern),  aus  bem  geber*  obern  teil  beB  fiielB  werben  geberborften  atB  Er* 
tragen  am  IpalS  beB  ©eierB,  Werben  rob  unb  gefärbt  jap  ber  Sd)WeinSborfien  gemalt, 
bemeftt  Vlufterbcnt  bienen  ju  billigem  geberfebmud  gebern,  bei  ben  Ebelfteinen  foBiel  Wie  feine  Spal* 
Ipahnen- unbjiapaunfebern,  Staben-,  gafan-,  ten  unb  Siiffe,  nad)  benen  bie  Steine  feftr  leidjt  fprict* 
Stranid)*,  Sd)Wan*,  öanB-,  tauben-,  trut-  gen  (Stuten. 

b a b u - u.  ©fauenfebern.  VI u«  ©apageifebern  gebem,  in  ber  gägerfpracbe  bie  bornarttgen  Er- 
werben gcberblumen  bargefteüt.  Döpungen  an  ber  SRitdenroirbcljäuIe  ber  Virfdgarten; 

2)ie  geberfeftmüderei  befdjüftigt  ficb  mit  ber  febern  (alB  3e>tWort),  baB  Scrlefteit  berfclben  ober 
Verrichtung  ber  g.  ju  Schmudgegenjtänbcn.  SSan  bM  Siiirfgrat«  burd)  einen  Schuft;  f.  ©irfthjeiehcit. 
reinigt  fie  burd)  ein  Seifenbab,  legt  fte  in  eine  tau*  gtbcrnclfc,  f.  Diantlms. 

WarmeSöfung  Bon  rotem  ebromfaurem Kali  mit  Sal-  gtbcrnrcimgungBinafibinc,  Sorricbtung  jur 
peterfäure,  fpült  unb  bleibt  fte  mit  fdjwefliger  Säure  Sicinigung,  Serebelung  unb  Sicberbelebung  Bon 
ober  JSafferftofffuperojtjb.  Sic  0. , bic  Weift  bleiben  ©eltfebem.  3ur  trodnen  Verrichtung  ber  ge- 
fotlen,  werben  mit  3nbig(armtn  ftbwach  gebläut  Hin  bem  werben  fte  auf  einer  'ISafcbine  Bon  Staub,  Stein* 
bie  g.  ju  trodnen,  bepanbelt  mau  fie  mit  einer  SRi-  eften,  gutterreflen  tc.  befreit,  bann  in  einem  Sümpf* 
fdnmg  non  (altem  SBaffer  mit  Störte  ober  fein  ge-  ji)lmbcr  mitSjafferbampf  bebanbeltuub  in  bemfelben 
fchlämmter  fireibe,  nimmt  fte  fobann  berauä  unb  ,>ft)linber  Wieber  getrodnet,  wobei  fte  ein  fd)&ncü  noHeB 
fdjlagt  mit  ber  Sjattb,  mit  ber  man  bie  g.  halt,  auf  VluBfebeu  erhalten.  Sdjlieftlid)  paffieren  bie  gebem 
ben  Sorberarm  ber  anbem  S>anb.  hierbei  Werben  eine  Sortienuaidnne,  Welche  bieSSare  in  Sruuaflaum, 
bie  granfen  ber  ©arte  noneinanber  getrennt,  inbent  S>albflaunt,  mittlere  gebem  unb  Sangfebem  jerlegt. 
bie  llteibe*  ober  Starfetcilchen  mit  ©ewalt  auB  ben  ©ei  ber  naffen  Verrichtung  ftarl  Bemnreinigter 
cjwifd)enräumen  heraüBgetrieben  werben,  äumgär-  gebem  werben  biefe in  einer  tBafdjmafdnnegewafdjen, 
ben  ber  g.  bienen  Jeerfarben.  Um  bie  g.  ju  (rau-  auf  einer  Sentrifuge  entwäffert,  im  2/äiiipfjbIinbcr 
fein  ober  ju  frifieren,  jiebt  man  fte  an  aßen  Stellen  getrodnet  unb  fortiert  Sehr  wichtig  ift  bie  Sicinigung 
inehnnalB  jwifdjen  bem  3)aumm  unb  einem  glatten  gebrauchter  Settfebem  auB  Krantenbetten.  Vtccju 
Jponi  ober  einer  ftumpfen  SJiefferllinge  burch.  Siel-  bient  eine  Slafcftine,  welche  bie  gebem  forgfältiq  rei- 
fach  bienen  g.  jur  VerfteQung  Bon  gcberblumen  unb  nigt.mitSBaffcrbanipf  beBinfijiert  unb  bei  hoher  4em* 
auch  ju  anbem  (ünftlichen  ©lumen.  gebermofaif,  peratur  trodccct.  Sie  g.  befiehl  im  wefentlichcn  auB 
Sarftctlungcn  Bon  Sögeln,  wirb  auB  g.  hergeftellt,  jwei  in  ber  SängBrichtung  miteinanber  Berbunbenen 
bie  man  auf  ©apier  (lebt  geberftiderei  Wirb  in  ^ihlmberfteben  non  oerfdjiebeuem  Suvdimeffer.  3» 
Saljburg,  lircl  ic.  alBScrgierung  auf  lebemen©ür*  ben3ftlinbem,  Bon  benen  ber  Heinere  weitere  unb  ber 
teilt  getragen.  SJian  bebieut  fich  bagu  beB  harten  wei»  gröftere  engere  Cffnungen  enthält,  bewegt  ftth  eine 
ften  Süden«  ber  Schäfte  ber  ©fauenfebem  unb  näht  (räftige  Seile  mit  Siührflitgeln,  weiche  bie  gebem  be< 
bancit  wie  mit  eurem  gaben  beliebige  Zeichnungen  ftänbcg  bureftrühren.  ®ie  Zhünber  befiuben  fidi  in 
in  baB  Seber.  V11B  gebcrpeljwcrl  bient  ber  fflalg  einem  Vtdjtoften,  attB  bem  ein  ßjhBuitor  ben  ab* 
einiger  SSaffemögel,  ber  wie  ba«  ©eliwerl  ber  Sauge*  gefchiebencn  Staub  abfaugt.  Ster  ICämpf  * unb 
tiere  benuftt  wirb.  SRact  läftt  ben  ©alg  unBeräctbert  Irodctt  jhlin be r ift  boppelwanbig  unb  wirb  burd) 
ober  entfernt  bie  Sedfebent  unb  laftt  nur  baB  flau*  3>ampf  ober  nbjiehenbe  gctterctngBgafe  geheijt.  Eine 
neige llttterllcib  flehen.  ©efonberB  fchön  finb  bie@re-  rotierenbe  Seile  mit  Siührfchlägcnt  wühlt  bie  gebem 
beit  feile,  bie  Boct  Berfchiebenen  Steiftfiiften , befon*  beftnnbig  auf  unb  bringt  fte  mit  ber  geheijten  3h’ 
ber«  Bom  Vaubentaucher , abftanimen;  fte  ftnb  weift  linberwanb  in  Berührung.  $ie  Sortierniafcht* 
mit  blaugrauer  (am  meiften  gefdjäftter)  ober  rotbrau*  nett,  bie  meift  pneumatijd)  wirten,  beftcheuauB  einem 
iter  ßinfaffuitg ; alB  bic  beften  gelten  bic  italienifchm,  3h'u>bcr  mit  Siebbobect.  3n  ber  Vlchfe  beB  3hl>ttber>3 
fchweijerifchen  unb  hoUänbifdjcn.  Siatt  verarbeitet  fte  rotiert  eine  (räftige  ScplägerWclle,  unb  ber  obere  Seil 
ju  l'Juffeit,  Jfragen.  Barett«.  Sic  ©älgc  ber  ©änfe  beB  3ftlinberB  enbet  in  einen  hohen  Suffteigetaften, 
unb  Sehwöne  in  VoHanb  (bie  beften)  uno  gran(reidh  mit  bem  ein  regulierbarer  Sfljauftor  Berbunben  ift. 
liefern  iiberauB  lueichen  unb  Janen  Befaft  (Schwan)  3e  nad)  ber  Störte  beB  SitftjugcB  werben  ben  in  be- 
für  Samen*  unb  KinbertleibungBftüde.  VluB  ben  Säl.  ftnnbiger  ©ewegung  beftttblichen  gebent  bie  Saunen, 


geberpelsroert  — geeit. 


377 


bie  fl  einem  unb  grobem  gebem  entführt  unk  in  einem 
nngebauten  Steiften  gefummelt  $ieSaftbmafd)ine 
beftet>t  aus  einem  3blmber,  befjeit  untere  Snnb  Rcb- 
artig  geftaltet  ift.  mib  in  beffen  Acbfe  eine  2d)lager- 
Welfe  rotiert.  Reines  Safjcr  jtrömt  in  ben  3blinber, 
unreines  Bcrläftt  it)n  bureb  baS  Sieb,  wäbrenb  bie 
gebem  beftänbig  aufgewühlt  werben, 
gcbcrpcljtocrf , f.  fiebern,  S.  376. 
jfcbcvpfatilt,  f.  Blatinlegierungen. 
geberpofen  (Bofen),  f.  gebem,  S.  376. 
geberraine,  f.  Sögel, 
gcbcrfehmücfcrti,  f.  gebem,  S.  376. 
gcbcrfdpsiugel,  f.  Brachypodium. 
ff  eberfee,  Sec  im  Württemberg.  DonaufreiS, 
577  m ü.  2K.,  nörblid)  bau  Budjau,  bat  etwa  8 km 
im  Umfang  unb  einen  glaebenraum  Bon  256  Jpcttar, 
bebeette  aber  oorjeiten  einen  groRcn  Seit  ber  oberfebwä- 
bifeben  ßbene.  Rod)  1787  lag  bie  Stabt  ©udfau  auf 
einer  3nfel  beS  SeeS,  uub  Bor  100  3abrcn  betrug 
fein  Areal  noeb  100  t Jicltar.  Rad)  unb  nach  Würbe 
er  troeten  gelegt , wobei  bebeutenbe  R efte  Bon  Bfabl* 
bauten  entoedt  würben,  bo<b  ift  baS  gewonnene  £anb 
fumpRg  unb  nicht  fruchtbar.  Sic  größte  Sief e beSSeeS 
beträgt  jept  2,6  m.  2>aS  geberfeerieb,  bie  ebene 
um  ben  g.,  befiehl  meift  aus  SlKoor-  unb  Sorfbobcn. 
geberfpiet,  f.  gallen,  S.  292. 

Sttberftitfcrci,  f.  gebem.  ®.  376. 
geberftoff,  ©ewebe  aus  ©aumwollgam  uub  ge- 
bem bergeftellt,  als  Scfap  ber  grauennmntel  u.  bgl. 
bienenb;  nueb  Herrenüberjieberfloffc,  auS  Sotlgar* 
neu  mit  gebern  bergeftellt. 

gcbcrtapctcn  (geberteppidje),  ©emebe,  in  bie 
bunte  ©ogelfcbemcmgcwcbtRnb.  Ursprünglich Würbe 
biefe  Scebmf  Bon  ben  Jinbianem  SübamenlaS  geübt, 
bie  ©ogeifebem  ju  Silbern  ober  ffluftern  jufammen- 
festen  (ge  be  rm  of  ai  I).  Später  übertrug  Re  ftdj  auf  bie 
etngewanberten  (Europäer,  bie  Re  nodi  ießt  betreiben. 

geberubr,  eine  bureb  eine  gefpannte  gebet,  nicht 
burd)  fflewid)te  betriebene  llpr. 

gtbmtng,  bie  Surcbbiegung  einer  gebet  unter 
bem  ßinftuß  einer  barnuf  cmwirfenben  Straft. 

gtbetuieb,  baS  ber  gebem,  ßier,  beS  gleifcbeS 
fowie  aud)  beS  Vergnügens  wegen  in  Sirtfdmften  ge- 
haltene jabnte  ©eflügel,  wie  Hübner,  ©änfe.  Sanken  ic. 
Räbercs  f.  ©eflügcUucbt  unb  bie  einzelnen  Artifel. 
gebertoage,  f.  Sage, 
gcbcrtuattle,  f.  SWintofarinben. 
gcbcrlocehfcl,  f.  Staufer, 
gcbertocificr,  in  Boiler  ©ärung  bepnblicber 
SecnmoR.  [Sögel. 

~ «btrtnilb,  alle  jur  3anb  gepörenben  eßbaren 
cbcrtuolfc  (ßirruS),  f.  Sölten, 
cbcrjanac,  fooiel  wie  Bin jette, 
cbcrjciriinmtg,  {.  Hanbjeicbnungm. 
ebetjirfel , f.  Jirfel. 
cbcrjtocttfc,  f.  Brachypodium. 

«bi,  Bio,  ital.  Silbbaucr,  geb.  25.  3u!i  1815 
in  Siterbo,  geft.  1. 3uni  1892  in  giorenj,  lernte  bis 
»um  16.  3af)re  bei  einem  ©olbfchntieb  in  giorenj, 
bann  1838  in  Sien  an  ber  Stabende  bie  Stupfer- 
ftccbertunft.  Stach  giorenj  jurüdgcteljrt,  Wenbetc  er 
Reh  ber  Sfulplur  ju,  befudite  bie  bortige  Afabemie 
unb  erwarb  Reh  halb  ein  Stipenbium  jum  Sefud) 
RomS.  1846  nad)  giorenj  jurüdgefebrt , erhielt  er 
Bon  Ücopolb  II.  ben  Auftrag . bie  atanbbilber  beS 
Stic.  Bifano  unb  beS  A.  CiSatpina  für  bie  üoggien 
ber  UfRjien  auSutführcn.  3m  folgeitbeii  3“bce  fer- 
tigte g.  für  bcnfelbcn  gürften  eine  balblcbcnSgroße 
©rappe  ber  Bia  bei  Solomti  unb  beS  Retlo  beüa 


Bietra,  1852  für  ben  rufRfdjen  ffleneral  Smoff  bie 
Iebensgrofic  ©ruppe:  ber  Scbubengel,  ber  bie  Seele 
ber  Berftorbenen  SodRer  bes  ©eneralS  gen  Himmel 
führt.  3ur  geier  bes  AnfdRuffeS  Bon  Soetana  an 
Biemont  (1859—60)  entftanb  bie  Kultur  SostanaS, 
überlebensgroße  grau  in  antitcr  SradR;  bann  bie 
Hoffnung,  bie  Üicbc  nährenb  (1861);  bie  Hiebe,  bie 
Seele  aujricbttnb;  Amor  als  Seherrfcber  3upiterS 
unb  ber  ßrbc ; heilige  SocRe,  eine  grau  mit  beaciftert 
jum  Fimmel  gcWanbtem  Antlip  Bon  hoher  Schön- 
heit,  im  Stufeo  nmnicipale  Btm  Serona.  SaS  Sert, 
woburd)  g.  feinen  Sühnt  begrünbet  hat,  ift  bie  1860 
bis  1865  ht  Stornier  auSgefübrte  Äoloffalgrappe 
bes  StaubeS  ber  Boll)rena  bureb  $t)rrhoS  (f.  Safel 
• Silbhaucrtunft  XIV «,  gig.  8),  bie  Rd)  in  ber  2oggia 
bei  Hanji  ju  giorenj  neben  ben  Serien  ber  Antife 
unb  RenaiRance  jur  ©eltung  ju  bringen  bermag. 
gebia , f.  Valerianella. 

gcbfoUtt  (im.  .tocjutdi),  3 a f e p I)  Jiorobeniuf, 
fleinruff.  Siebter,  geb.  1834  in  ber  ©utowina,  geft.  11. 
3an.  1888  in  ßjemowife,  Sohn  eines  Bauern,  biente 
1 852 — 63  im  öfterreid)ifd)en  £eer  (feit  1859  als  Of ji- 
jier),  War  1867— 72Streisfd)ulinfpettor  in  feiner  £>ei> 
mat  unb  fpäter  Siebalteur  unb  Herausgeber  ber  Hein« 
nifRfeben  3cüung  -Bukovina-,  ®r  febrieb  juerit 
Sichtungen  in  beutfeber  Sprache,  bann  aber  ruthenifd), 
unb  jwar  ©ebiebte  (»Poezii-,  1.  Heft,  k'emberg  1862, 
2.  u.  3.  Heft,  Kotomea  1867)  unb  ßrjählungen  (-Po- 
visti- , SBiew  1876,  mit  Autobiographie),  beibe  un 
mittelbar  bem  Voltsleben  entnommen  unb  burd) 
lebenbige  SarfteUung  unb  ungclünftelten  Stil  auS- 
gebär,  f.  geobor.  [gejeiebnet. 

gebtftbcnfo,  'Hlepef  Bawlowitfd).  ruff.  9ta- 
turforfeber  unb  Steifenber,  geb.  7.  gebr.  1844  in  3r> 
hilft,  geft.  15.  Sept.  1873,  bereifte  1868 — 71  9tui- 
Rfcb-Iurfiftan,  wobei  er  ben  Seraffdjan  bis  jur 
Duelle  oerfolgte,  bie  Alaitetten  erforfd)te  unb  reiche 
naturhiftoriid)e  Sammlungen  anlegte.  Bad)  ber 
Stiidtehr  Rebelte  g.  nach  2eipjig  über,  um  bie  ßrgeb- 
niffe  feiner  SRcife  ju  bearbeiten,  Benmglüdte  aber  bei 
einer  ©efteigung  beS  SRontblanc.  2He  Bon  Beridjio- 
benen  ©elehrteu  auSgeführten  Bearbeitungen  feiner 
Sammlungen  Würben  im  Auftrag  ber  rufRfcben  Re- 
gierung in' bem  Serie  -gebtidicnloS  Reife  in  Jurfi- 
Rau«  (BeterSb.  1873 — 82,  3 ©be.)  Beröffentlicbt. 

geeber  (engl.,  |pc.  «bei),  » 3peifer«,Speifeapparnt, 
inSbef.  Speifeleitung  (f.  ßlettrif  die  Verteilung,  3.659). 

geen,  nad)  rontanifcbec  Boltsfage  geifterbafte, 
aus  feinem  Stoffen  gebiibete  unb  mit  hohem  firiiften 
hegabte  weibliche  Sefen,  beren  ©eariff  unb  9tame 
(ital.  Fata , fpan.  Hada,  franj.  FSe)  ficb  auS  ben  rö- 
mifebenScbidiatSgöttinnen,  bengata  (foBict  wie  Bar- 
jen),  entwidett  bat,  wie  fie  Rcb  auch  in  ber  mittelalter- 
lichen Boefie  ber  tDeutjeheii  mit  bm  fogen.  weifen 
grauen  unb  ben  Romen  (f.  b.)  berühren.  2)ie  auS 
bem  altfranjöRfcben  feie  entlehnte  mittetboebbeutfebe 
gorai  fei  (woher  baS  Verbum  feien)  ift  jept  faft  Ber- 
fcbotlen;  biegorm  gee  bat  Rcb  bafür  teils  unter  fran- 
jöRfdjem  ßinftufi  (fee),  teils  unter  englifd)em  (fay) 
eingebürgert.  Sie  bie  Romen  treten  bie  g.  junäd)ft 
meiit  in  ber  fSreijabl  (Bcreinjelt  in  ber  Sieben-  unb 
3wötfjabl)  auf;  fie  haben  bie  ©abe,  ficb  unRdRbar 
»u  machen,  wohnen  m gelsid)lud)ten,  wo  Re  hinab- 
ReigenbeSinber  mit  ihren  ©aben  beglüden,  crfdjcinen 
bei  Reugeborneit,  beren  Scbidfal  Re  beftintmen;  man 
bittet  Re  auch  »u  Baten , bereitet  ihnen  ben  ßbrenRp 
bei  lifch  ic.  Rad)bem  bie  Äreujjüge  baS  Abenblanb 
mit  ben  im  Orient  bciBerteni  unb  Arabern  berrfchen- 
ben  3been  Bon  BeriS  unb  $fd)inncn  befannt  gemalt 


378 


gecitring 

Ijatlcn,  entwidelte  fid)  bann  eine  literarifdj-bid)» 
terifdhe  Tluffajfung  Dom  geenreid).  bie  im  Saufe  ber 
3eit  bis  ind  eitueln)le  audgebilbct  warb.  Bejonberd 
wichtig  für  bie  Kenntnis  biefer  geenroclt,  bie  idjon  in 
bcr  Sage  Bon  fianceiot  Bom  See  ihre  poetijche  Be- 
glaubigung erballen  batte,  ift  bec  fran,;Bjifd)e  SH  Oman 
»Huon  de  Bordeaux«,  befjen  gabel  SJicianb  ju  fei« 
nein  «Oberon«  benußtc.  tnnfort  gehörten  bie  tf.  »ur 
SRafdjinerie  ber  rotnantifcben  Soefie  bed  d)nftli(f)en 
SRittertumd,  unb  Tajfo  in  feinem  «Befreiten  ^erufa« 
tem«  madjtc  fogar  ben  Berfudj,  biefe  geiftigen  SRittel« 
toefen  bei  ifbriftentumä  unb  beet  jjeibentumd  in  eine 
poetifef)e  tparmonie  ju  bringen.  9iad)  ben  Bon  ben 
Siebtem  audgemalten  Sjenrrien  gab  cd  befoitberd 
brei  geenbereicbe:  Ttoalon,  bie  fagentjafte  3nfel  im 
Djean,  wo  SHorgana  wobnle;  ein  Seid)  im  Innern 
bcr  Grbe  mit  pradjtuollen  Saläften  unb  cin-i  in  23ilb« 
niffen  unb  Selbem,  namentlid)  in  bem  großen,  fagen« 
bcriibmten  SSalb  Srejilian  in  ber  Bretagne.  Spenfer 
Bcrbcrrlidjte  in  feinem  ©ebidit  »Fairy  Queen«  in  ber 
geenfönigin  jugleid)  aüegorifd)  ben'Jiulim Glifabett)d. 
Iler  Stampf  JWtfeben  guten  unb  bofen  g.  biibet  in  bcr 
Siegel  ben  Inhalt  bcr  gcenmird)en,  bie,  meiit 
oricntalifdjen  Urfprungd,  im  legten  Siertel  bed  17. 
3al)rf).  in  Europa  an  bie  Sagcitorbnung  tarnen  unb 
namentlid)  in  granfreid)  feit  1681  beliebt  würben. 
Senaultd  «Contes  de  nur  märe  l’Oye«  (1697)  unb 
UÄab.  SuInoM  »Conto  des  Fees«  (1698)  fanben  fo 
Bielen  Beifall,  baR  ©allanb  auf  ben  (Hebanten  tarn, 
bie  orientalifdjen  'Biufter  berCKattung  (»  Jaufenbunb- 
eine  9tad)t«)  in  bas  granjöfifdje  ju  iiberfegen,  uttb 
eine  Stenge  3!ad)al)mcr  ftd)  itt  biefer  Sidjtungdart 
Berfudjten.  5>ie  Borjttglidjften  ber  gcenmänpen  fin - 
bet  man  gefamntclt  in  bem  »Cabinet  des  Fies«  (Bar. 
1785  — 89,  41  flbe.).  Boileau  unb  feine  Spüler 
eiferten  jwar  fef)r  gegen  biefe  9Riird)en ; bod)  warb  bie 
©iefdjmaddridjtunei  feine  anbre,  bid  bie  ilberfattigung 
Gfel  erregte  unb  flrof  7lnt,  Bon  tpamitton  in  feinen 
bortrefflid)  gcfdjriebencn  »Contes«  bie  ganje  ®id)t« 
gattung  gei|treid)  perfiflicrte.  3n  unfrer  3eit  treten 
bie  g.  nur  nod)  in  Stinbercrjägiungcn  auf.  Sgl. 
Schreibet,  3>ie  g.  in  Guropa  (greiburg  1842); 
SR  a u r t) , Les  fees  dn  moy  en-äge  (Bar.  1 843) ; § a r t • 
taub,  The  Science  of  fairy  tato  (fionb.  1891); 
©röber,  ©runbriß  ber  routanifdjen  Sbdologie 
(StraRb.  1893  ff.), 
gecnriitg,  f.  tiejenring. 
geer  ^cr,(og,  Sari,  ichweijer.  Staatsmann  unb 
Suitionalbtonom,  gcb.  23.  Ott.  1820  ju  tHiffieim  im 
Glfafs,  geft.  16.  3an.  1880  in  flarau,  würbe  auf 
Sdunfd)  feineel  Baierd  in  Via  rau  3nbuflrieder,  War 
feit  1852  SRitglieb  bed  ©rohen  Sated,  16  gatjre  Brä« 
Rbcnt  ber  Staatdrecbnungdlommifjion  unb  jweimal 
Breifibent  beb  ©roßen  SRated  felbft.  1867  leitete  er  ald 
©cncrattommiffar  bie  fd)Weijerifd)e Abteilung  auf  ber 
Barifcr  tSSeltaudftcdung  unb  war  feit  1865  ald  Ser» 
treter  ber  Schwei;  bei  ben  Sonfereiijen  bcr  Staaten 
bei  tateinifehen  SRünjbunbed,  in  betten  er  fiir  beit 
Übergang  jur  ©olbwobruug  eintrat,  herBorragenb 
tätig.  Sem  feinen  Sdtriften  ftnb  hemorjuheben : 
»l.'unitication  monutaire  internationale«  (©enf 
1869);  »La  France  et  Bes  allto  mondtaires  en  prfr- 
seuce  de  l'unihcation  universelle  des  monnaies« 
(Bar.  1870);  »®olb  ober  Silber«  (Waran  1874); 
»Bericht  an  ben  fd)Wcijerifd)cn  fymbeld«  unb  3"' 
buftrieoerein  über  ben  gegenwärtigen  Stanb  bcr 
3Rün.;frage«  (3iiridj  1878). 

gecric  (franj.,  (pr.  fPrt),  ein  Biihnenftüd,  Worin 
Setorationen,  jouberljafte  Serwanblungen  burd)  SRa* 


— gef). 

iehinerie  unb  Badettd  bie  tpauptfadie  bilben,  SRär« 
chen«,  3auberfpiel. 

gegen,  boSTIbreiben  bcdBafled  (f.b.,  3.433)  bon 
ben  audgebilbeten  (Beredten)  ©eweihen  beriöirfcharlen 
an  Bäumen  unb  Str&udjem,  Woju  Red)  bie  einzelnen 
Stilde  einen  ihrer  Starte  entfpred)enben  Stamm  Bom 
fdm>ad)en  Seitei  bid  jur  armjtarfen  Stange  wählen, 
jo  bafi  man  an  ber  Stärfe  ber  Stange  ünb  an  ber 
tpohe,  bid  ju  welcher  ber  ipirfd)  gereicht  hat,  ungefähr 
bie  Starte  bedfelben  anjuiprechen  Benuag.  WUeSülb- 
arten  wählen  gern  junt  g.  feiten  im  SHeoicr  Bortom« 
ntenbe  iioljarten. 

gegfeuer  (Seinigungdfeuer,  Int.  Ignis  pur- 
gatonus,  Purgatoriu  m),  nach  ber  r5mtfd)«fa  tholtfdicn 
fifrchenlehre  ein  3wifchenort,  nach  ber  gcwbhnlichen 
Sor(!cUung  im  3nnern  bcr  (jrbc,  hei  Xante  auf  bcr 
fenfeitigen  Grbhälfte  gelegen , Wo  nach  bem  tobe  bie 
Bon  ßvlahfünben  noch  nicht  gang  gereinigten  ©laubi- 
gen nad)holen  müffen,  Wad  |te  auf  Grben  an  Büftun« 
gen  unb  ©enugtuungen  oerfäumten,  um  fchliefelid) 
tn  benfjimmel  aufjufteigen.  tieSorftcdung  felbft  ift 
altparfifd),  finbet  fid)  aber  auch  int  Drpljidmud  (f.Or« 
pheud)  unb  Blatonidmud  unb  Würbe  bon  ben  alejan« 
brinifchen  Sirchentehrern  ©lernend  unb  Origened  in 
beit  Sreid  ber  dhriftlidjen  ßdchatologie  (f.  b.)  herein« 
qejogen.  71  ber  erft  2luguflin  hat  bie  Hehre  Bon  einem 
jmnfid)  peinigenben  g.  Borgetragen  unb  mit  1.  Sor.  3, 
15  begtiinben  gefacht.  Stic  Beziehung  auf  bad 
SReßopfer  hatöregor  b.@r.  nachgetvagen,  unb  feither 
ift  bad  g.  ein  bie  abenblanbifche  Sirqe  tbarafterifie« 
renber,  auf  bem  Songil  Bon  glorenj  jum  togma  er» 
hobener  ©laubendartifel  geblieben.  S3er  mit  tob» 
ftinben  belaftet  ftirbt,  getjt  in  bie  §öde,  Wogegen 
läRlidje  Sftnben,  Wie  Sd)waghaftigfeit , fiachfuihl, 
fdjlechte  t&audhaltung  ic.,  im  g.  abgebüRt  werben. 
Sind)  7Inalogie  anttter  totenopfer  (2.  SRaff.  12,  40f.) 
reichen  Ginwirfungen  ber  heildmittlerifchcn  Sirdje  aud 
bem  Stiedfeitd  burd)  gilrbitten,  gute  Beerte,  fonberlich 
aber  burd)  bad  SRejfopfer  in  badg.  hinein,  tiefiirchf 
tann  ben  im  g.  fietbenben  alfo  gu^ilfe  fommen,  wel- 
cher ©ebante  bem  Wderfeelenfcft  jugrunbe  liegt  Sie 
pried)ifd)e  Sirdje  hat  bie  Sorftellung  Bom  g.  abge« 
lehnt,  nicht  weil  ji<h  eine  fürbittenbe  tätigfeit  ber 
Rieche  för  bie  Serftorbenen  baran  fnüpfte,  wad  Biel» 
mehr  gutgeheiRen  wirb,  fonbem  Weil  fie  reinigenbe 
Büßungen  unb  fieiftungen  ber  Seelen  auf  bad  3en« 
feitd  überträgt,  wiihrenb  ber  3eitraum  Werttätiger 
Befferung  mit  btefem  Heben  abfd)lie|t.  tie  Diefonna« 
toren  Berwarfen  bie  Hehre  fchon  um  ifjrcd3ufammtn» 
hanged  mit  ben  Hehren  Bon  ber  9Rc(fe,  bent  Ttblaß 
unb  ber  Serbienftlichfeit  guter  SBerle  widen.  Sgt. 
7tnrich,  Clemens  unb  Drigened  ald  Begriinber  bcr 
Hehre  Born  g.  (tübing.  1902). 

gcb(gäb.  ©rauwerf),  bad  ged  bed  europäiiehen 
unb  bed  aRatifchen  Gichhörnchend  (bad  ged  amerila« 
uifcher  Gicblibrnchcn  wirb  feiten  auf  Beljwerf  Berar« 
beitet) , ift  oben  rot,  rotgrau,  grau  bid  fchwarjgrau, 
unten  fdimußig  Weiß  bid  rein  weift ; ber  Schwan  ; i|t  wie 
ber  Süden  gefärbt,  nur  bunfler.  3t  Weniger  SRot  bad 
©rau  bed  Stücfntd  enthält  unb  je  bunfler  ed  ift,  je 
reiner  unb  bienbenber  bad  Säeiß  bed  8aud)ed  unb  je 
bunttcr  ber  Sdponn;  ift,  befto  foilbarer  ift  bad  ged. 
tie  beftcit  gede  flammen  aud  DftRbirien,  bie  gering« 
ften  aud  BRitteleuropa.  tad  3uri<hten  unb  Serarbei« 
ten  wirb  namentlid)  itt  73eißenfetd  audgeführt.  g. 
wirb  hauptfithlich  ju  guttem  benugt,  bie  aud  ganjen 
geden,  Süden  oberöammcn  licrge)tedt  werben.  $ad 
SBammenfutter  ift  Wohl  bad  Berbreilelfte  3)amenpelj« 
futter.  $ie  Röpfd)en  geben,  in  3tifen  ober  Slenie 


379 


ge^ibe  — geßlgeburt. 

jufammengefept,  ebenfnüS  gutter.  Sie  Müden  »er-  bie  biSt)er  erlaubte,  bejeitigt  unb  ber  fernere  ©ebreutd) 
ben  auß  ju  ©eterincn,  älhiffeit,  Seiäpen  tc.  terarbei-  beS  gcpbc  ■ unb  gauftred)tS  für  HanbfriebenS- 
tet.  Sie  Sßwanje  bienen  jur  ^terftettung  ber  ©oaS  brueß  erflärt  würbe.  ©IS  lepter  ©ruß  best  2anb» 
unb  jufßmüdcnben«nßnngfeln  an  allerlei  ©eljwerf.  friebens  ftnb  bie  fogen,  ©rumbaßfßen  Hiinbcl  (f. 
geßwammenfutter  Werben  burß  entfpreßenb  anein>  ©rumbaß)  bemerfenSWcrt.  Sgl.  Sahn,  geßbeäang 
anbergefepte  graue  unb  weiße  Streifen  Slnnincf)enfcU  unb  fRcßtSgang  ber  ©ennanen  (Serl.  1877);  Hu. 
imitiert.  Solße  3mitation  ift  fenntliß  au  ber  auf.  berti,  ©ottcSfrieben  unb  Sanbfrieben  (l.Suß,9ln8- 
fattenben  Segelmaßigfeit  ber  3'ißnung,  bem  geilen  bacb  1892);  Sßröber,2eßrbußberbeutfßeu91cßtS. 
ber  cingenäßteii  Sorber«  unb  Hinterbeine  unb  bem  gefßißte  (4.  Sufi.,  2eipj.  1902);  Herjberg.grän- 
geßlen  beb  geperlten  ©uSfeßenS  beb  geprüdenßaareS.  le  1 , Sie  älteften  2anb«  unb  ©ottedfrieben  in  Sieutfß- 
gehbe  (mittelßoßb.  vehede,  rede,  »geinbfßaft,  lanb  (in  ben  »gorfßungen  jur  beutfßen  ©ejßißte«. 
Streit«),  im  ÜHiltelalter  ber  ©ritatfrieg  im  ©egenfap  ©b.  22,  S.  117 ff. . ©ötting.  1882). 
jum  ©olfstrieg.  ©ei  ben  alten  ©entiancn  war  cd  geßbebrief  (Sbfagebrief),  Sßreiben,  worin 
©nmbfap,  baß  Mocpt  unb  griebc  junädjft  non  bem  man  jemanb  ben  gricben  auf«  unb  bie  gefjbc  (f.  b.) 
©injelnen,  »on  ber  gamilie  unb  bereit  ©ngeßörigen  anliinbigte.  Soldjegeßbebriefe  waren  meiftganjfurj. 
unb  nur  im  Notfall  uon  Staats  wegen,  b.  p.  ton  bem  j.  ©. : »Stifte,  baß  id)  (91.  91.)  bein  (91.  91.8)  geinb  fein 
ganzen  Soll  ober  beffen  Heilem  unb  Sertretern  ju  min« ; juweilen  enthielten  fte  aber  aud)  bie  Urfadje 
fßüpeit  feien.  $em©crleptcn  ftanb  cd  ju,  felbflSiadje  ber  ©efepbung , ober  cd  Würbe  au<ß,  wenn  ber  Sb» 
ju  nepmen  unb  auf  eigne  Haitb  g.  (feida)  iu  begin«  fagenbe  nur  als  ©unbeSgenoffe  eine«  anbem  auftrat, 
»nt,  um  baburß  ben  ©crlepenbeit  jur  Süpnung  ber  Hauptgegner  genannt. 

feines  ©crgcpenS  ju  jroingeit,  unb  fo  erfßemt  bie  g.  gcßbeljatibfcßuß,  ber  Hanbfßup,  ben  man  naß 
im  SKitlelalter  gerabeju  als  ein  ©eßtSinftitut.  Sa  Siitterfitte  bemjenigen  pinjuwerfen  pflegte,  ben  man 
jeboß  burdi  ein  berartigeS  gepberetpt  bie  Sicper-  jum3roeifampf  ober  jurgepbc  perauSforbern  wollte, 
peit  beS  Sdjwacpen  bem  Staden  gegenüber  in  gragc  ZaS  ©ufnepmen  beS  gepbepanbfßupS  war  baS  3ei« 
gefteüt  warb,  io  pflegten  bie  Solfsgcnoffen  jugunften  epen  ber  ©nnapme  ber  HerauSforberung. 
beS  ©erlegten  eimufßreiten,  wenn  biefer  ton  feinem  geße,  f.  giipe. 

gepbereßt  leinen Qebtaud)  maßen  Wotlleoberfonnte.  gebet  (unqar.),  fotiel  Wie  »Weiß«.  211  j ö«g.  (ftc. 
Ser  ©erleper  würbe  »or  ©erißt  gejogen  unb  ge-  diti4>o  fe«r>,  f.  UnterWeißenburg. 
jWungen,  bem  ©erlegten  ©enugtimng  ju  geben.  Siiar  gebet  (fqnßäj  ((irr.  feste  etf.««,  »Steiße  ftirdic«, 
bie  Satisfaltion , bie  in  ber  3aplung  einer  gewiffen  lat.  Alba  Ecclesia  ober  Alba  Maria),  nad)  ber  Über« 
fflelbfumme  an  ben  ©erlegten  fSergelb)  beftanb,  lieferung  bie  tom  peil.  Steppan  über  bent  fflrab  Ar- 
geleiftet , fo  traten  beibe  Seile  in  ipren  torigen  grie-  pribs  in  ©U-Ofen  errichtete  Stirne,  botp  würben  leine 
benSftanb  jurild.  (iinen  folßcn  ton  bem©olf8gerißt  Spuren  baoon  gefunben. 

garantierten  grieben  (corapositio,  ©eilegung)  pflegte  geßergpartitat  (fpr.  f<$er-bj4rmat),  ©roßgemeinbe 
man burep feieriißeSüpnungSformelnjubefräftipcn.  im  Ungar.  Äomitat  Sjatmrir,  naße  bent  reiten  Sja- 
Übrigeng  mußte  ber  ©erlcßcnbe  auep  noep  bem  ©oll,  moSufer,  an  ber  StaatSbapnlinie  Sjatmdr-g.,  mit 
fpater  bem  ftönig  unb  91id)tcc  wegen  beS  ton  ipm  ©ejirtSgerißt  unb  (not)  4220  magpar.  ©inWoßtiem 
gebrochenen  griebenS  ein  griebeitSgelb  (fredus  ober  (Sieformierte). 
fredum)  bejaplen.  Scpon  in  früper  3eit  unterlag  bie  gcpertemplom,  f.  SBeißlirtpen  2). 

91  usübuuq  beS  gcpberedjtS  gewiffen  ©efßränfungen.  gebertb,  ©roßgemeinbe,  f.  Üj*gep9rt6. 

So  foüte  gegen  ben,  ber  fuß  beim  finnig  befanb  ober  gcplbctrag,  f.  Zcjijit. 
ju  ipm  ging  ober  ton  ipm  laut,  bie  g.  rupm  (St ö - gcßtbobcn,  Cinfßubbede,  f.  Zede,  S.  568. 
nigSfriebe);  aud)  tonnte  bcrfiöniqeinemSinjelnen  geplcubcs  ©lieb  (engl,  missing  link),  baS  ter- 
befonbem  ÄönigSfrieben  erteilen,  ©uf  glcicpe  Seife  mißte  ©ertinbungSglieb  jiriftpen  ©ffe  unb  fflenfip, 
jollte  grieben  paben,  wer  in  ber  SSircpe  ober  an  ber  als  baS  man  halb  einen  ©ntpropoiben,  halb  ben  l’i- 
©ericptäflcUe  war,  ober  bapitt  ging,  ober  ton  bortber  tbecantbropus,  oft  muß  einen  umperreijenben  Haar- 
laut  (Stircßcn*,  ©erißtsfrtebe).  Sine  günjliße  ober  Scpwanjmenfcpen  pejeidjncte. 

Sefeitigung  ber  g.  War  ben  bcutidien  fiaijern  noß  geblcrgrcujc,  ber  Spielraum,  innerpalb  bejfen 
im  13,  unb  14.  jiaprp.  niept  möglich-  Sie  mußten  Ullaße , ©Kinjen,  ©ewißte,  Sagen,  öffentliche  ©er- 
baper ben  Seg  einfßlagen,  fogen.  Hanbfriebeit  ju  meffungen  ic.  ton  ber  torgefßriebenen  ©rbße,  ber 
errißten  unb  auf  eine  gewtft'e  Üleipe  uon  3apren,  ge-  abfolulen  ©ennuigteit  abweißen  bürfen,  opne  bean- 
Wöpnliß  auß  nur  für  beftimmte  Zeile  be3  ©eißeS,  ftanbet  ju  werben.  Sie  g.  wirb  gefepliß  feftgeflcül 
terfünbigen  ju  laffeu.  ©uß  würbe  bie  ©uSiibung  unter  anberm  burß  bie  ßißorbnung,  baS  SUiiinj- 
beS  gepbereßtS  au  beftimmte  gönnen  gebunben.  Zer  qefeßte.  3.  auß  91äperungämert.  ©gl.Saumann, 
g.  mußte  eine  beftimmte  ülntünbigung  (©bfage,  g.  ber  eißpflißtigcn  öegenflänbe  (©erl.  1887). 
diffidatio)  torpergepen;  auß  mußten  gewtffc  ©er<  geblcrjcigcnbcS  Zrciccf  (geplerbrcied),  f. 
foiten  unb  Saßen  gefßont  werben.  Eine  anbre©e«  $rcied,  S.  186. 

fßrdnfung  führte  ber  ftleruS  ein,  ben  öotteSfrie-  gcplgcburt  (©bortuS,  fram.  Eausse  coucbe), 
ben  (treuga  Domiui,  trevia  pax  Dei),  wonaß  tier  bie  torjettige  Unterbreßung  ber  Sßwangerfßaft  in 
Zage  in  jeher  Soße,  ton  Slittwoß  abenbä  bis  ©ion-  ben  erften  28  SBoßen,  b.  p.  in  bem  3eitraum,  wo  bie 
lag  früß,  aüe  g.  rußen  foüte.  ©nein  auß  pierburß  jur  Zöelt  tommenbe  gnißt  nDß  nißt  lebensfähig  ift. 
wurben  ber  Sßiütür  ber  ©iiidjtigen  unb  ber  SRoßcit  (Srft  eine  naß  ber  28.  ©Soße  gebome  grüßt  termag 
beS  gauftreßtS  leine  feften  Sdnanten  gefept,  unb  cd  bei  forgfältiqer  ©flege  außerpalb  beS  mütterlißenOr 
war  baßer  ein  ßoßeS  ©erbienft  Saifer  ÜSaptmtlianS  I.,  ganiSmuS  fort  jiilcbcn.  ©ott  biefem  3c'tPunIt  an 
baß  berfetbe  auf  bem  91  ei ßä tag  ju  SBortit»  1495  bie  führt  bie  torjettige  Unterbreßung  ber  Sßwanger- 
WcißSjtänbe  jum  ©erjißt  auf  ben  fentern  ©ebrauß  fßaft  ben  ©amen  grüpgeburt  (f.  b.).  Slic  piiufig 
ber  ©taffen  jur  Sntfßeibung  iprer  Streitigfeiten  unb  ber  ©bortuS  im  ffierpältnis  jur  reßtjeitigcn  ©eburt 
jur  Srrißtung  eines  ewigen  HaubfricbenS  für  uorlommt,  läßt  fiß  nicht  fe]tftcücn,  ba  er  in  einer 
gan j Zeutjßlanb  termoßie,  burß  ben  jebc  g. , auß  großen  3aßl  ber  gäüe  nißt  jur  SenntiiiS  beS  ©r jtes 


380 


0ef)(ge6urt  (llrfaeßen,  fünflließe  Einleitung;  3-  &ei  Haustieren). 


gelangt,  oft  aud)  Bon  btt  Schwangeren  jelbit  nid)t  I 
richtig  gebeult!  wirb.  Am  ßäufigfleit  ift  er  in  beu  ] 
entert  12  Soßen  ber  Scßwangerfchdft.  3«  weiter  | 
lejtere  m ihrer  lauer  oorrüdt,  um  fo  feltcner  wer  j 
beu  bie  fteljlgelmrten.  tSine  Ausnahme  macht  nur 
bie  3eit  um  bie  28.  £d)iüangerfdjajt>?rood)e,  in  ber 
eS  wieber  öfter  jur  Borjeitigen  AuS  jtoßung  berSrucßt 
tommt,  Ti e Urfacßen  ber  3.  ftnb  entweber  auf  Gr- 
tranfungcn  beS  mütterlichen  Organismus  ober  beS 
Eies  felbft  ober  auf  gemiffe  äußere  Entflüffe  jurücf» 
jufüßren.  3U  ben  ftranrbeiten  ber  Siutter,  bie  (eicht 
AbortuS  (ictoorrufen,  gehören  bie  a tuten  3nfettionS- 
frantheiteu  (}.  B.  Scharlach,  Tt)pbuS,  Cungencntjün. 
bung)  wie  bie  cßroniftben  (j.  8.  SßpßiliS),  ferner  ge» 
Wifje  UnterleibSfranrßeiten,  iuSbef.  Sageoeränberun» 
gen  unb  djronifibc  Eutjünbungen  ber  (Gebärmutter. 
Von  anbem  Einflüffeti  ftnb  alle  heftigen  Erfcßtttte» 
rangen  bes  mütterlichen  Körpers  (burd)  Stoß,  Satt, 
Sdjlag  auf  ben  Ceib,  langen,  Veilen  tc.)  gu  nennen, 
törperticßc  llberanftrengungen , fchWereS  Sieben,  ßef» 
tige  (Gemütsbewegungen  unb  fogen.  fruehtabtrei- 
benbe  ober  Abortiomittel.  Ten  abficßlliih  unb 
wiberrechtlich  berbeigefüf)rten  AbortuS  nennt  man 
Abtreibung  (f.b.),  ein  Verbrechen,  baS  bie  Strafgefeß 
gebung  mit  fdßweren  Strafen  belegt.  Vom  Arjte  barf 
ber  (ünftliche  AbortuS  nur  in  jenen  feltenen  Sal- 
len  eingeleitet  Werben,  wo  bie  Borjeitige  Unterbrechung 
ber  Scßwangerfcljaft  baS  eimige  Büttel  ift,  baS  müt- 
terliche Sieben  ju  erhalten.  Von  ben  Erfcßemungen, 
bie  ben  AbortuS  in  ben  erften  TOonaten  fennjeid)iieu, 
finb  bie  Blutungen  bie  Wefentlichfte.  Oft  feßen  fie, 
befonbers  in  ber  früheren  ,‘feit  ber  Sebwangerfebaft, 
ohne  Vorboten  ein  uns  führen  nach  Ablauf  Weniger 
Tage  jur  AuSftoßung  beS  EieS.  3»  ben  fpiitem  3Ro- 
naten  gehen  bent  Eintritt  ber  Blutungen  weift  jießenbe, 
wehenartige  Schmerlen  BorauS,  bie  oom  flveu)  nach 
bem  Unterleib  auSitrahlen.  SBar  bie  Scbwangerfchaft 
fchon  über  bie  Bütte  Borgefdjritten,  fo  laffen  attge- 
meines  Übclbefiiiben,3roilgefübl,<GefübI  ber  Schwere 
unb  ftalte  intfieib  unb  Auf  hören  ber  fimbeSbewcgun» 
gen  auf  ben  erfolgten  lob  ber  3rud)t  f<f) ließen.  Ter 
Verlauf  beS  AbortuS  tann  ein  Berfchicbener  fein.  3"t 
günftiaflen  Satt  wirb  baS  Ei  nach  furjer  Vlutung 
unb  Sehen  tätigfeit  im  gaitren  auSgeftoßen;  inanbem 
Satten  reißt  ber  Snidjtfadf  ein,  unb  ber  SötuS  wirb 
auSgeftoßen,  währenb  bie  Eihäute  jurüctbleiben  (un- 
oollftänbiger AbortuS).  TiefeEirefte fönnen fleh 
im  Verlauf  ber  näcßflen  SBocfje  Bon  felbft  loslöfett 
unb  ftücfwcife  abgehen,  ober  fte  Werben  in  ber  ®e» 
bännutter  jurüdgeßalten  unb  unterhalten  bann  fort» 
Wäbreitbc  Blutungen,  bie  burch  ihre  lauer  unb 
Stärfe  bie  Sranfen  außerorbentlich  feßwächen  unb  fo» 
ar  ihr  Sieben  gefäßrben  fönnen.  Seiner  broht  aber 
eint  unBoUftanbiaen  AbortuS  bie  befonbers  jufüreß- 
tenbe  Erfaßt  ber  Önfeftion.  Unter  bem  Einfluß  Bon 
außen  einbringenber  Batterien  fallen  bie  in  ber  (Gebär- 
mutter juriidgeblicbcneii  Eireftc  leicht  ber  3<rfeßung 
unb  Snulnis  anheim  (feptijd)er  AhortuS)  uiio 
fönnen  bann  jeberjeit  jum  AuSgangSfninft  einer  all» 
gemeinen  Vergiftung  beS  ganjen  Körpers  werben,  bie 
ein  langes  Stranfeiilager,  in  Bielen  Satten  fogar  ben 
lob  jur  unaus-blciblidien  Solgc  hat.  3iibeit'JJüifenttb- 
men,  bie  ber  3-  in  manchen  Süllen  Borjubeugen  itn- 
[lanbe  finb,  gehört  in  erfterSinie  baS  Senißalten  aller 
oen  Eintritt  eines  AhortuS  begünftigenben  äußern 
Einflüffe,  wie  flärfere  Erfcßütterungen  beS  Hör- 
per«,  lörperlicbe  tlberanftrengungen  unb  ®emüiSauf> 
regungen.  Seiner  ift  beim  Beginn  einer  jeben  Blu- 
tung, bie  immer  bie  (Gefaßt  eines  AbortuS  naherüeft, 


I ftrengfte  Bettruhe  unb  eilt  entfprechenbeS  biätetifcheS 
! Verhalten  angejeigt.  Sraucn,  bie  fchon  mehrfach  unb 
j immer  jur  nämlichen  3cit  ber  Scßwangerfcbafi  abor- 
j tiert  haben,  ntüffen  hin  Bor  Eintritt  biefeS  Termins 
1 gleichfalls  längere  Seit  Bettruhe  einbatten.  Auf  folche 
Öeife  Wirb  ber  fritifche  3eitpunft  oft  glüctlich  über- 
wunben,  unb  bie  Scbwangerfchaft  fann  Weiterhin 
einen  ungeftörten  Verlauf  nehmen.  3eigt  eine  Här- 
tere Blutung  an,  baß  bie  S-  bereits  im  (Sang  ift,  fo 
foll  in  febem  Satt  ärjtlicße  Hilfe  in  Anfprud)  genom- 
men werben , ba  nur  bei  fachgemäßer  äeitung  unb 
Vehanblung  beS  AbortuS  bie  bcbroblicßen  golgeju- 
ftänbe  ocrmicben  werben  fönnen.  Bad)  beenbetem 
AbortuS  ntüffen  bie  Stauen  minbeftenS  acht  Jage  ba® 
Bett  hüten  unb  fid)  auch  im  übrigen  gaiij  wie  bei 
einem  Sochenbett  nach  rechtzeitiger  (Geburt  Berhalten. 
— Tie  fitnftliche  Einleitung  ber  3-  burch  ben 
Ar)t  erfolgt  befonbers  burd)  ben  Eibautftid) , burch 
Veijung  bcS  ffiebänmitterhalfeS  mittels  jWifchen  Ei- 
ßäuten  unb  UteruSranb  eingefiihrter  Jjnftrumente 
ober  hier  eingeiprißter  Slüifigfeit,  ferner  burch  Er- 
weiterung beS  Viuttcrmunbcs  burch  eingelegten  Vreß- 
fchmantm  unb  burch  anbre  SSittel.  3nnerlid)e  Sfiittel 
werben,  weil  juunfid)er  ober  burch  ftarfe  (Gift wirhmg 
für  bie  'JHuttcr  gefährlich,  Bon  Anteil  nicht  angewen 
bet,  häufig  ieboeß  Bon  i'aien  bei  ber  Berbrccherifdicn 
Sruchtabtreibung.  hierher  gehörige  SRittel  fmb  SRut» 
terfom,  Sabina,  Sfanthariben,  VhsäPhocunb  anbre 
teil®  feßwer  giftige,  teils  BöUigunWirffameSubftanjen. 
Bei  Ausführung  beS  EibautftidjeS  burch  Sfaien  wer- 
ben oft  SßebenBerleßungen  unb  eiterige  3nfeftionen 
mit  folgenbem  feptifdien  AbortuS  herbeigeführt.  Sem- 
cntfpreienb  ift  bie Sterblid)teit  beiberBerbrecherifd)cn 
Sruchtabtreibung  außerorbentlich  groß  (64  VrDl  )- 
3-  bei  Raubtieren,  bie Srühgeburt,  bei  ber  baS 
3unge  noch  nicht  lebensfähig  jur  Seit  fommt , Wirb 
allgemein  auch  Verwerfen,  bei  ben  einjclnen  Tier- 
arten Verfoßlen,  Verfalben,  Verlanimen, 
V e r f e r f e 1 n genannt.  Bei  Stuten  gibt  eS  faft  lOlgro}. 
Sehlgehurten  {Statiftif  ber  Canbgcftüte) . bei  ftilhen 
etwa  cbenfoBiel.  Urfadjettfinb  iible3ufätte,  Sturp 
SJiißhanblung,  Schläge  unb  Stöße  m bie  Seicßen, 
Aufregung,  auftrengenbeS  'ilnpeheti  bei  Stuten,  un- 
geeignetes Sutter,  iiametitlid)  Aufblähen  unb  Van» 
fenüberlabungbeiftühenffporabifchcrAbortuS); 
inbiBibuctte  Anlage  (habitueller  AbortuS);  enbtich 
ein  3nfeftionSftoff  (f  e u d)  e n fj  a f t e r A b o r t u s).  Ter 
infettiöfe  AbortuS  tommt  bei  Küßen  häufig  not.  Saft 
alle  Tiere  bcS  betr.  StadeS  Bertalßen  im5. — 7. 'Monat 
ber  Trädßtigfeit  unb  eoentuett  mehrere  3aßre  hinter» 
einanber  ; bann  pflegt  ber  AbortuS  Bon  felbft  aufju- 
ßören.  Abfcßaffung  ber  alten  unb  Einftettung  neuer 
Süße  ift  ju  wibeiralen,  Weil  leßtere  wieber  Berfalben, 
ba  ber  3nfe(tionSftoff  fid)  im  Statte  ßält  unb  aud) 
burd)  grünblidje  TeSinfeftioii  feßwer  ju  befeitigen 
ift.  Vorbeugeitbe  Beßanblung  ber  tragenben  Süße 
mit  2pro)entigen  fubtutanen  Sfarboleinfprihungen 
Würbe  oon  Brauer  empfohlen,  aber  Bcrfchieben  be- 
urteilt. TaS  fflefenllicße  ift,  baS  Einitiflen  beS  feu- 
djeitßnften  AbortuS  im  Statte  burd)  Vorbeugung  ju 
Berhinbern.  Ter  3nfeltionsjtoff  ift  in  beu  Srucßt- 
ßütten,  bei.  in  ben  (Genitalien  ber  Stuß  ooißanben 
unb  Wirb  bei  ber  Begattung  burd)  bie  (Genitalien  beS 
Butten  übertragen.  Am  Wießtigften  ift  baßer  TtSin» 
fettion  jebeS  neu  in  ben  Stall  gebrachten  Stieres,  bej. 
beS  alten  SticreS,  fobalb  er  eine  frembe  5’iuh  befprun» 
gen  ßat  (Einlprißung  Bon  ’/tpro».  SßfoUöfung  in  ben 
Schlauch).  Ebeufo  wichtig  ift,  fobalb  im  Statt  eine 
Kuß  au®  uubetannten  Erhüben  abortiert,  ade  natür» 


381 


liehen  Nbgnnge  bei  ber  ©cburt  forgfältig  ,ju  beteiligen 
un£>  ben  Stanb  Dev  «ub  grüublid)  ju  bebinfigeren. 
Sgl.  S>cvter*Burjdicn  in  ben  »Sänften  be*  beut, 
(eben  tmlchmirtfcbafllichen  SBerein««  . Sir.  27  (1901). 

geltUng,  1)  fcermann,  gfiemiler,  geb.  9.  Juni 
1811  in  Sübed,  geil.  2.  Juli  1885,  erlernte  bic  $bnr‘ 
majie,  ftubierte  1835—37  in  fieibelberg,  ©ießen  imb 
Saris  imb  War  1839—82  tßrofeffor  Der  Sliemie  an 
ber  ¥olhtedjnifeheu  Schult  in  Stuttgart.  Seine  Unter* 
fuef)ungen  erftreden  ftrf)  befonber*  auf  bie  tedinifche 
(Sbemte(ffitnerolwäfier,@alineitWcicn,Sörotbercimng, 
©erbmaterialitn).  güt  3udcrbcft  immun  g gab  er  bie 
a Ugemein  benupte  'S  e b 1 i n g f <b  e£  ö f u n g an : 34, m g 
SupferDitriol  in  100  g Kaffer  gelBft,  gemilcht  mit 
einer  fiöfung  bon  2«)  g ©eignettefnlj  in  600  ccm 
Natronlauge  bom  fpe,;.  ®cm . l,is,  »erbünnt  auf  lfiit. 
Kaffer.  lOccm  berCSfung  werben  burdiO.iwg'irau* 
bengirter  gu  flupferojttbul  rebujiert.  gr  bearbeitete 
mehrere  Nbfdfnitte  in  beut  groben  Rolbefchen  »2ebr* 
buch  ber  orgamfchcnSficmie*,  überfepteBahen*  »Pr*- 
eia  de  chimte  industrielle«  (2.  Vtuft-,  Stuttg.  1852) 
unb  rebigierte  bie  neue  Wuflage  bei  «^anbwörter* 
bucbeS  fiir  ghemie«  (Braunfd)W.  1871  ff.). 

2)  & e r m ann , Mebijiner,  Sohn  be*  »origen,  geh. 
14.  Juli  1847  in  Stuttgart,  ftubierte  an  bet  Dortigen 
’Teebmfcben  fjodifduile,  bann  in  Tübingen  ttnb  Seit'* 
jig.  würbe  1872  Vljfiftent  Der  Dortigen  graumHinit 
imier  EreM,  ntadile  Stubtenreifeit  na(5  Kien,  Son* 
boit,  Sbinburg,  habilitierte  fidt  1876  in  üeüqig  al* 
Srinnibojent  unb  mürbe  1877  3)ireftor  ber  SanbeS« 
bcbamuienfcbitle  in  Sluttgnrt,  1887  Srofeffor  unb 
®ireftor  ber  grauenflinit  in  Bafel,  1894  in  £>nüe 
unb  1901  in  Stvafiburg.  gr  arbeitete  über  ben  fö- 
talen Stoffwedifet,  über  ba*  Beden  beä  götuä  unb 
Neugebomen,  über  habituelle*  ftbftcrben  bei  Nephri- 
tis, über  $et(barfeit  ber  Cfieontalacie  burd)  finftra* 
tion  tc.  unb  fiprieb:  •Sehrbud)  ber  ©eburtbbilfe  für 
gebammen«  (3.  Shifl.  »ou  Kalcber,  Slübing.  1895); 
»3>ie  geburtshilflichen  Dperoiionen«  (in  Mütter* 

>^ianbbudb  ber©eburt*bilfe  tc.«. -Stuttg.  1888);  >$bh* 

ftologie  unb  hJailjologie  De*  Kochen  bette*«  (2.  Wuff., 
baf.1897);  »2ebrfmd)bergrauentranfbeiten«  (2.NufI., 
gcblfrtilag,  f.  gluber.  [bof.  1900). 

ftct|lfd)lagcu,  in  ber  Botanif  fobicl  wicülborlu*. 
ffci)(f[t)tUH(i!aval o g i 4m u «2-  fehlerhafter, aber 
im  Untcricbieb  bom  Jrugfdjlufs  (Sopbiäma)  unbor* 
fäjjlid)  fehlerhafter  Schluß  (f.  b.  unb  jrugfdjluB). 

Rebmarn  (gemern),  Oftfecinfcl,  ,;um StreiS CI- 
benburg  ber  preuß.  ^roDinj  Schleswig  * ßolftcin  ge* 
hörig,  gegenüber  ber  Norboftfpipe  bon  Ipolftein  (f. 
Barte  »3d)le*Wig-£>o!ftein«),  ift  rneift  eben,  mir  im 
SD.,  Wo  ber  ßinrich*berg  bis  27  m anfteigt,  hüge- 
lig, »albioS,  febr  fruchtbar,  aber  wegen  De*  ftachen 
Meere*  für  Schiffe  fdfwer  jugfinglidj  imb  Wirb  burdi 
be»  320  m breiten  gebntarnfunb  bom  geftlanb 
getrennt.  Ntcf;  jucht  unb  Schiffahrt  ftnb  beträchtlich. 
Die  gifiierei  nidit  Bon  Belang.  Sie  Jnfcl  enthält 
185  qkm  (3,80  DM.)  mit  10,000  ginW.  linier  ben 
Kohnpläpen  finb  eine  Stabt  (Burg,  f.  b.  3)  unb  ein 
gleden  (BeterSborf).  Huf  ber  Bttfte  befinben  ftd) 
Drei  fieudfttürme,  Darunter  bic  Marienteurfite  im 
0.  - g.  (int  Mittelalter  and)  Jinre  genannt)  ge* 
hörte  fritbjeitig  Den  fflrafen  »on  ßolftcin,  bic  auf  ber 
Sübfcite  ber  Jnfel  bie  geftung  ©lambert  (©labed) 
anleglett,  bie  Bönig  grich  »oit  Sfitteinarf  1420  jer« 
ftörte.  3>urd)  ben  Nenbsfaurger  Beitrag  boit  1580 
fam  g.  an  bie  Stnie  öottorp  unb  fiel  mit  §olftcin- 
©ottorp  1773  an  Dänemart.  Jn  ber  Nach!  uom  15. 
tri*  16.  Märj  1864  Warb  bie  Jnfel  »oit  ben  Bmifjen 


3ef)r&eUii** 

befebi  unb  im  ©jener  grieben  »on  Sciuemart  abge» 
treten.  <5>aS  geljmarnftbc  Sanbredbt  »on  1326 
warb  1558  erneuert;  gegenwärtig  befipt  bie  Jnfel  in 
ber  innem  Sertoaltung  Bern  Sanbratöamt  in  Clbtn* 
bürg  gegenüber  eine  gewiffe  Unabbiingigreit,  unb 
neben  bci-Caiibgemeinbeserfaifimg  »ou  1867  beftebett 
bie  frühem  BirdifpielSgciiieiitben  fort. 

Efttne,  i.  geutgeridite. 

biifolonUit,  f SKoorfolonieit. 

Ijnfultur,  i.  Moor. 

brbcUiu,  Stabt  im  preuß.  3ieg6ej.  Botsbant, 
ftreiü  OftbaSellanb,  ant  9ü;m  imb  an  ber  gifenbabn 
Bautinenaue- Neuruppin,  bat  eine  eoattgelifdie  imb 
eine  (alb.  Sftrdie,  ein  3)enfmal  De*  ©roßen  Jhirfür* 
fteit.  Nmtageridbt,  ©oläpontoffelfabrifation,  Jor-fftid) 
unb  iiiKio)  1602  ginW.  Ber  gebrbeiliner Banal, 
eine  Dlbjweigung  »on  ber  Sifiinwafierftraße  nach  g., 
ift  13  km  lang  u.  1,3  m tief.  — g.  ift  befonber*  nterf« 
Würbig  burdi  ben^iegbe*  ©roßen  Snrfürflengrieb* 
ridb  Sitülielnt  über  Die  Schweben  28.  (18.)  Juni  1675. 
25er  Burfürft  hotte  burdj  ben  Überfall  »on  dfoUifitoru 


25.  Juni  bie  Stellung  Der  bio  jur  untern  ^ra»el  »or* 
gebrungeneit  Schweben  Durchbrochen.  $er  in  Brau* 
benburg  ftebenbe  ©etcernl  K.  ffirangel  jog  fteft  baljer 
ciligft  lmdi  Norben  jurtid,  um  fich  mit  feinem  »on 
6ni)elberg  fommenben  öruber,  bem  gelbmarfdiall 
0.  Krangei , ;u  bereinigen.  Jbn  »ort)cr  «i  ereilen 
unb  itm  allein  ju  »emiebten.  War  nun  ber  3wed  De* 
Rurfürfien.  gr  erreichte  K.  Krangel  aud)  noch  bie*- 
feil  De*  Baffe*  »on  g.  Slerfelbe  hatte  «'ich  mit  4000 
;li eitern,  7000  Mann  (U  gujj  imb  38  Olefthiipen  bei 
fiimmt  flufgefleilt.  iiter  traf  ihn  ber  branbenbur* 
gifdje  Bortrab,  1500  Jieiier  unter  bem  Bvinjen  »on 
Spomburg,  am  frühen  Margen  De*  28.  3uni  unb  er- 
bat unb ‘erhielt  (gegen  ®crfjlmger*  Nai)  »om  Bur* 
fürflen  bie  Erlaubni*,  ihn  anjugmfen  imb  feft Anhal- 
ten, bi*  bie  übrige  Seilerei  (4200  Mann)  imb  bie  13 
©efebüpe  herantämen.  Kränge!  Widi  mich  V’nlenberg 
jurüd;  bie  Branbenburacr  folgten  unb  befeplen  mit 
ihren  Bananen  eine  tSntmiie  auf  bem  rediten  gliigel 
be*  geinbe*,  bic  befielt  Stellung  belienfdjte.  3)iefe 
^öbc  fudfte  Da»  fchwebifdie  gußbolt  wieber  su  erftür- 
men.  ?I1*  jwei  branbenburaifibe  Regimenter  Wichen, 
ficllle  fich  ber  Burfürft  an  bie  Spipe  feiner  Ncitcrci 
imb  warf  ben  Eingriff  lurüd.  hierbei  würbe  fein 
Slanmeijter  groben  (f.  b.)  bicht  neben  ihm  erfdjoffen. 
ÜBrangel  trat  enbhch  noch  großen  Berluften  (2100 
Mann, lOgahnen  unb  Stanborten)  unter  bem3d)up 
feine*  linlen  glüael*  ben  Nüdjug  nad)  g-  an.  ba* 
ber  Burfürft  au*  Mangel  an  gußuott  nicht  anjugrei- 


382 


gt^riiden  — gcigiuarjo. 


fen  wagt«.  Grit  am  29.  Würbe  bie  Stabt  eingenommen, 
unb  bet  iRüdjug  SSranget«  artete  nun  in  wilbe  Rlueht 
au«,  in  bie  nud)  baä  SVorp«  be«  gclbiuarfcbaU«  Ber- 
wicfclt  tnurbe.  Sie  ©ranbenburger  hatten  nur  500 
Mann  Berloren.  3ura  Wnbenfen  an  biefe  Scfeladit 
liefe  1800  Herr  B.  Stocboro  auf  Siefabn  an  ber  fianb- 
ftrafee  Bon  Hinum  ein  Senfmal  errichten ; ein  jweite« 
Monument  auf  bem  ScbUichtfelb  würbe  Bon  beni  Ha- 
Bellänbifchen  Kriegernerein  1867  aufgeftedL  1875 
warb  ber  ©runbftein  ju  einem  neuen  Senfmal  beim 
Sorte  Hafcnberg  gelegt,  ba«  1879  eingeWeifet  würbe; 
baäfclbe  beftett  in  einem  hoben,  Bon  einer  ©iltoria 
gefrönten  Sunn.  Sgl.  B.  äiiifeleben  unb  Raffel, 
3um  200jäferigen  Wcbcnftag  Bon  51.  (Bert.  1875); 
Schottin itller,  gehrbrtlm  (baf.  1875). 
gebrüefen , grbluantmcn,  (.  gefe. 

8f ti,  altertümliche  Siebenform  uon  ge  e,  woher 
feien,  burefe  3nuber  feft  machen. 

geiertage,  ben  gewöhnlichen  ©efcfeüften  be«  bür- 
gerlichen Sieben«  entzogene  unb  BonugSweife  ber  reli- 
giöfen  ßrbauung,  aber  auch  bem  Vergnügen  gewib* 
niete  Inge.  Sinb  fee  Bon  ber  ftirefee  Borgefchrieben, 
f o werben  fte  Born  Solfe  bie  gebotenen  g.  genannt, 
Waferenb  bie  aufgehobenen  in  lirol  ©auernfeier- 
laqe  heifeen.  S.  Kcüe. 

gcifcIgcfcfetBiilft,  f.  Dhripeicfeclbrüfrnenljfln- 
gcigbolmc,  foBiel  Wie  Hupine.  [billig, 

geige  (Feigenbaum),  f.  Ficus;  inbifdje  5-, 
foBiel  wie  Opuntia  vulgaris. 

geige  (geigenblatt,  geuefetölatt).  ba«  Weib- 
liche Stieb  beim  Hälfe»  nttb  SRcferoilb.  gemanb  bie 
g.  weifen  (ital.  far  la  fica),  ihn  bureb  eine  gewife'e 
Wefte : Sorftrecfung  be«  Säumen«  jwifeben  3eige-  unb 
Mittelfinger (ro  e 1 i d)  e g.) Bcrhöhnen  (ugl.Söfer  ©lief) ; ; 
bei  unä  obi}öne  ©anlomime. 

geigenblätter.  Sic  Sitte,  onftöfeige  leite  ttn- 
befleibetcr  antifer  Statuen  burch  g.  au«  ©lech  J» 
Berberfen,  ift  nicht  Bor  ber  Mitte  be«  18.  3aferb.  nach- 
weiäbar.  Sie  ift  ucrmutlich  in  9iom  aufgefommen 
unb  auf  geiftliche  Ginflflife,  wabrfdjeinlidi  bie  ber  3e- 1 
iuiten,  jitrücfjuführen.  Jim  10.  unb  17.  3aferb.  Wür- 
ben , toenn  man  bie  Sfacftfeeit  ben  ©liefen  entjiefeen 
wollte,  umfangreiche  ©crhüHungen(gniijcSeWSnber) 
angewenbet.  So  liefe  }.  ©.  ber  gflrft  ©anifili  ju  ßnbe 
bei  17.  3aferl).  für  bie  Statuen  am  ffafino  in  feiner 
©illa  Hofen  anfertigen.  ©eifpiele  finben  fed)  noefe  jefet 
im  Mujeunt  be«  ©atifan«,  unter  anberni  an  einer 
Kopie  ber  fnibifefeen  Wpferobite  be«  ©rapitele«,  beren 
unterer  leil  mit  einem  öleeiigewanb  Berhüllt  ift. 
geigenbiftef , f.  Opuntia 
gcigcnciabliime , f.  Mescmbriantlieinum. 
geigenf  nicht,  f.  gmebt. 
gcigcugnllnicfpc,  f.  geigenwefpe. 
gcigcufaffcc , f.  Ficus, 
geigentaftu«,  f.  Opuntia, 
geigenf  äfe,  geigenf  liehen,  f.  Ficus, 
gcigcnmittagoblutne,  f.  Mesembriautheiimm. 
geigentBcfpe(geigengallwefpe,Blm>tophaga 
prossorum  Gravenhorst;  f.  lofel  »fjautjlügier  I«, 
gin.  1),  Hautflügler  au«  ber  gamilie  ber  Scfeenfel- 
toefpen  (Chalciilidac) , 2 mm  lang,  baä  ©Seibcfeen 
ift  geflügelt,  glnnjenb  fd)Wnrj,  baä  Männchen  un- 
geflügelt, gelbbraun,  mit  öufeerff  ftarfem  ©rothorap 
unb  weidjem  Hinterleib,  beffen  Segmente  fernrohr- 
artig  ouägefchohen  unb  eingejogeit  werben  fönuen. 
Sa«  Männchen  bohrt  fich  au«  ber  grud)t  ber  geige 
heran«,  frieefet  in  ber  geige  herum,  bohrt  eine  gnid)t 
an,  in  ber  fich  ein  ©leihdjen  befmbet,  unb  begattet  bie- 
feä.  Sa«  33eibd)en  fdjlüpft  bann  au«,  ucrlnfet  bie 


geige  unb  belabel  feil  hierbei  mit  bem  ©olleii  ber  ju- 
uäehft  ber  Öffnung  bet  geige  ftehenben  männlichen 
©lüten.  Sie  wanbert  in  bie  jüngtrn  gruchtftänbe 
ber  folgenbett  geigengeneration  ein,  befmehtei  hier- 
bei bereu  weibliche  ©liilen  unb  legt  ein  Gi  in  ben  an. 
gcjtocfeenen  Qiriffel  einer  weiblichen  ©lüte.  Sie  auä* 
tefelüpfenbe  Sarue  ift  Weife,  fufeloä.  Sa«  ßinlageni 
be«  ßie«  bewirft  ©aUeiibilbung.  ©gl.  flrtifel  »Fi- 
cus« unb  ©.  Mafeer,  3 in:  9laturge|d)id)te  ber  gei- 
qeninfeften  (in  ben  »Mitteilungen  au«  ber  3ooIogi* 
fchen  Station  in  Sleapel«,  1882). 

geig  beit,  habitueller  ßuftanb  beä  ©etnüt«,  in 
bem  fed)  ber  Menfcfe  Bor  ©«fahren  ober  Schmerlen 
in  bem  ffirabc  fcheut,  bafe  baburefe  eineäteil«  feine 
greiheit  unb  latfraft  gelähmt,  anbemteil«  fein  Be- 
fühl für  ßhre  unb  Sefeanbe  abgeftumpft  wirb.  Ser 
©cgciifab  ber  g.  ift  ber  Mut  (f.  b.).  Wlä  inilitä- 
rifebe«  ©erbrechen  ift  g.  bieSerlefiung  berSienft. 
pflid)ten  au«  gurebt  Bor  perionlidjer  Oiefafer.  Sie 
wirb,  wenn  fic  im  ©efeefet  felbft  burd)g(ucbt  unb  Ser* 
leitung  Bon  Äameraben  jur  glud)t  bureb  ©Sorte  ober 
3ci<fecn  Borfontmt,  mit  bem  lobe  beftraft.  greiheit«* 
ftrafen  treten  ein  unb  jwar  3ncblhau«  bei  heimlidiem 
Sanonfcfeleidicn  ober3uriicfbleibenWäbrenbbe«Mnr- 
fdjeä  }um  Öefccfet,  für  obfichtlidie«  Serberben  ber 
SiSoffen  unb  Sorf^iifeen  Bon  Serwunbung,  ftrauf- 
heit  ober  Iriinfcnheit,  um  fiefe  babitrcfe  bem  ®efed)t 
}u  eiitjichen  .©efängni«,  midi  ©eifefeung  in  bie  {Weite 
Klaffe  be«  Solbateuftanbe«  für  ©eweife  Bon  g.  im 
Sienft  oufeerhalb  be«  ©efecbl«  (beutfdjeäMilitärflraf- 
geftfebueb,  § 84  ff.).  3n  Wtbeti  würbe,  wer  fich  ü,fi' 
gerte,  Sienft  ju  nehmen,  Berurteilt,  8 läge  in  weib- 
licher fileibung  auf  bem  Marft  ju  fifeen.  3"  Sparla 
burfte  ben  geigen  feine  Spartanerin  heiraten,  jeber 
©egegnenbe  fonitle  ihn  fchlaaen,  ohne  bafe  er  fich  weh- 
ren burfte ; um  fenntlich  }tt  fein,  mufete  er  [chmufeige 
ober  mit  bunten  Sappen  befefete  Slciber  tragen  unb 
burfte  ben  ©art  nur  halb  fdieren.  Sie  Sföuier  be- 
ftraften  nicht  nur  ßinjelne,  fonbern  ganje  Iruppen- 
teile  mit  Scjimieren  (f.  Sejimation).  ©ei  ben  ©er- 
moneit  Würbe  ber  geige  lebenbig  begraben  ober  in 
einen  Sumpf  oerfenft.  3"  ben  Siitterjeiten  trat  mehr 
bie  fcfeimpflidje  iluSfdjliefeung  au«  bem  ßrei«  ber 
Slaitbe«genoffen,  mit  ber  üanbäfnechtäjeit  wieber 
t'eibeäftrnfen  unb  tob  al«  Strafe  ber  g.  in  ben  Sor- 

Sigmnl- f.  ©artfinne.  [bergninb. 

igum-gofe  (geige-gofe),  ©afferfaü  in9lor* 
Wegen,  üanbfchaft  Sogn,  Smt  Slorbre-Sergenhu«, 
200  in  hoch- 

geigtuarpe  (Condyloma),  Warjcitäbnlidie  uäf* 
fenbe  nautwueberung,  Bon  ber  man  jwei  gönnen  }u 
unterfdieiben  bat.  Sa«  breite  Sonbhlom  fommt 
nur  bei  fouflitutioneller  Sljpbili«  Bor  unb  bat  feinen 
Sife  BorjugSweife  beim  SSeib  an  ben  üitfeern  Wem- 
talien  unb  am  l'lfter,  beim  Mann  an  lehtetni;  feiten 
nn  ben  Hippen,  ö«  ftetlt  fid)  bar  ol«  eine  flacbe,  glatte, 
uteift  runbliihe  Grhcbuiig  ber  Hant,  bie  um  1 — 3 mm 
über  bie  gefunbe  Umgebung  herBortritt  uub  feilen  bie 
©röfee  eine«  3ehnl,'arfitücf«  übertrifft.  Oft  beftefeen 
Biele  breite  ftonbt)lome  nebeneinanber.  WttberMunb 
fd)leimhoul  nennt  man  biefeg.  nud)  Sdjleimpnpel 
(plaque  mnqncnsc);  fie  eifdjcint  hier  al«  milchig- 
triibe,  flacbeGrhnbeubeit.  Sie  breiten Äonbl)loinenäi- 
fen  an  ber  Oberfläche,  bluten  leicht  unb  neigen  }u 
Serfchwärung.  3hre  Vlbjonbening  ift  anfteefenb.  Sie 
©ehnnblung  rid)!et  fleh  gegen  bn«  ©runbleiben , bie 
Snphili«,  unb  befiehl  in  ber  Vlnweitbung  uon  Cuecf- 
ftlber,  3obfalium  ic.  Saneben  ift  e«  jmecfinnftig,  fie 
mit  Saljwaffer  oiijufciichten  unb  bann  mit  ßalomel 


383 


geigioarjentraut 

u bcftreuen  ober  mit  $?BQcnftein  ju  betupfen.  — $ie 
p i g en  geigWarzen  (Ccmdylomata  acumiuata,  Vf ! u » 
m in  a t en)  finb  babnentammförmig,  blumenfoplartig 
ober  bcereuförmig , figen  febnialgefttelt  auf,  lommen 
faft  nur  auf  bcr  äußern  §aut  Dor  unb  haben  mit  brr 
StjpbiliS  nid)t8  3U  fdjaffen.  Sie  entgegen  bei  bauern- 
ber  IReijung  ber  §aut  burd)  reijenbe  Slbfonberungen 
(Iripperciler,  blennorrhoifdjeS  Sf(ret)  unb  beruhen 
auf  einer  ftartcn  S3ud)erung  be#  ©apiQarförperS  bcr 
Seberbaut  gpr  SieblingSfiß  ift  beim  Manne  bie 
furche  hinter  ber  (Sichel  be#  ©eniS  (sulcus  corona- 
rins),  beim  SScibe  ber  Sdjeibeneingang  unb  bie  be- 
nachbarten Schleimhäute.  Seltener  fommcn  fie  an 
anbem  S>autfleflen  Dor.  Sie  lönnen  auSnahinSweife 
bie  Größe  eines  §ü!jnereicS,  fefbft  einer  gauft  er- 
reichen unb  bilben  manchmal  einen  bieten  Säall  um 
©ftcr  unb  Scheibenöffnung.  Teint)  IReinltdjleit  faun 
man  ihre  Gnlftebung  fidier  Derpüten.  Spige  geig- 
War jen  Bon  geringem  Umfang  fdjneibet  man  mit  ber 
Schere  an  ihrer  ©afis  ab  unb  betupft  bie  blutenbe 
gläcpe  mit  $>5tlcnftein.  Sehr  große  geigWarzen  pflegt 
man  mit  ber  galDanofauftifdjen  Schlinge  abzutragen, 
fleine  geben  burd)  ©eftreichen  mit  einer  'Uiijcpung  »an 
Saliztjlfäure  unb  ftouobiunt  oft  jurild.  Eine  innere 
©ehaublung  ift  erfolglod. 

gfcigtoarjcnfraüt,  j.Ranuuculus  unb  Scropliu- 
lana. 

geile,  SSerfjeug  Boit  Stahl,  beffen  mit  zahlreichen 
tleinen  3äl)”d)en  Derfepene  Dberflädje  feine  Späne 
(geilfpäne)  non  bem  mit  ihm  bearbeiteten  SlrbeitS- 
ftild  abnimmt.  ®ie3öf)nd)en  werben  burch  Ginhauen 
ton  Sterben  mittel#  eine#  Meißel#  hcriim'gcbnnht 
(Sei  len  hauen).  Saufen  biefe  Serben  auf  jeher  Sei- 
tenfläche einer  ff.  nur  nad)  einer  8iid)tung  unb  pa- 
raUcl  mitemnnber,  fo  beifit  fie  einpiebige  g.;  bei 
ben  meiften  teilen  laufen  fie  aber  nach  3®«  jid)burd)- 
freuzenben  9fid)tungen  (jweihiebige  geilen).  ®er 
Jiieb  ift  ftet#  fo  geführt,  baß  bie  aufgeworfenen  San- 
ten nach  ber  Spige  ber  5.  hin  (teil  abfatlen,  fo  bnfj 
bie  g.beim©orwärt#ftofsen  angreift  ®ie  geilen  Wer- 
ben auS  beftem  Stahl  in  Gefeilten  nefd)imcbct  ober 
gewalzt,  burch  ©efeilen  unb  Schleifen  auf  Schleif- 
mafchmen  ausgearbeitet  unb  bann  mit  Meißeln  ge- 
hauen, bereu  Sdmeibe  je  nad)  ber  ©eftalt  ber  barju- 
fieflenben  g.  gerablinig.  fonlab  ober  fonbey  fein  inuji ; 
man  legt  bie  leicht  mit  gett  beftrichene  g.  auf  einen 
Slmboß,  hält  fie  mit  einem  Stiemen,  in  ben  bcr  Ar- 
beiter mit  ben  güßen  Wie  in  einen  Steigbügel  tritt, 
feft  unb  bringt  jeben  Ginfcpnitt  mit  einem  einzigen 
£üeb  hernor.  ‘ Gine  (epon  mit  §ieb  uerfehene  gläd)e 
ber  g.  Wirb  burd)  ©leiunterlage  gefepügt.  'Jiadibent 
alle  Seiten  mit  bem  erften  S>ieb  (Unter hieb)  bcr- 
fegen  ftnb,  nimmt  man  auf  bem  Sehleifftcin  ober  mit 
einer  groben  g.  ben  ©rat  ab  unb  bringt  bann  ben 
Cberpieb  an.  Gin  (ehr  aefebidter  geilenhauer  macht 
auf  groben  unb  groben  geilen  70  — 90,  auf  tleinen 
geilen  bis  240  Schläge  in  einer  Minute.  irogbein 
geilenbaumafehinen  feit  1735  in  ungemein  gro- 
ber 3« hl  fonftruiert  ftnb,  ift  bie  ^mnbarbeit  Siegel. 
3)ie geilenbaumafehinen  beruhen,  abgelegen  Don  eini- 
gen Serfuehcn,  [leine  $ampf-  ober  geberhämmer  ju 
Derwenben,  auf  bem  'ftrinyip,  eine  ben  Meißel  tragenbe, 
bertital  geführte  Stange  (Jammer)  mittel#  eine# 
Säumen#  zu  heben  unb  burch  eine  DonberSlufWärtS- 
bcweguitg  gefpannte  gebet  abwärts  fchnellen  zu  laffen, 
fo  baß  ber  Meißel  in  bem  auf  einem  Schlitten  ruhen- 
ben  geilentürper  einen  Ipieb  heroorbringt,  nach  bem 
Darauf  berSeplitten  um  ben  Slbftanb  jWeicr^iebe  bor- 
rüdt.  Siach  bem  flauen  Werben  bie  geilen  mit  einem 


— geilettintifdjef. 

Srei  Don  JtoehfaUlöfung  unb  Stoggenmehl,  Don  ©ier- 
befe,  $>omfoljlc,  Dfeitniß,  ©ferbemift,  Robpfnls.  ®on 
bcftriehcn,  getrodnet,  rotglüpenb  gemacht  unb  burch 
Gintauchen  in  Stegenwaffer  ober  ftochfaijlöfung  ge- 
härtet. Man  reinigt  fie  bann  mit  einer  Sürftc,  «anb 
unb  Sitaffer,  mittels  Sanbaebläfe  ober  mit  Dcrbünn- 
ter  Sebwcfelfäure,  trodnet  fie  fdjnell  auf  einer  erleg- 
ten Gifenplatte,  taucht  fie  warm  in  Saumöl  unb  Der- 
padt  fie  nad)  bem  Abtropfen  in  ©apter,  nachbem  noch 
bie  Angel  burd)  Grpigen  Weid)  gemacht  ift.  Sie  gei- 
len haben  fepr  oerirtiiebene  ®rö|ie,  Don  2,5  — 60  cm 
unb  mehr ; bie  größten  geilen  mit  grobem  §ieb  heißen 
illrni-  unb  Strohfeilen  (in  Stroh  Derpadt),  mit 
10— 27  Ginfchnitten  auf  26  mm  Sänge;  bie  geilen  mit 
Mittelljicb  Saftarb-  ober  Sorfeilen,  bie  feiniten 
Sd)lid)tfeilen,  mit  140  — 230  Ginfchnitten.  $ur 
Bezeichnung  einer  g.  bient  im  $>anbel  aud)  bie  Sänge, 
weil  bcr  $>ieb  bei  tleinen  geilen  feiner  als  bei  großen 
ift.  Saftarbfeilcn  Don  75  mm  Sänge  haben  auf  25  mm 
73,  folcße  Don  18  cm  37,  Don  30  cm  28,  Don  40  cm 
22,  Don  50  cm  19,  Don  56  cm  17  Gmfdjnitte.  $ie 
meiften  geilen  finb  gegen  baS  Dorbere  Gnbe  hin  ftart 
Derjüngt;  bieglächen  finb  ber  Sänge  nad)  teils  gernbe, 
teil#  bauchig-  Sind)  ber  QuerfdjnittSform  untenctieibet 
man  Dierfantige  mit  guabratifchem  Ouerfcpnitt 
unb  £ieb  auf  alten  Dier  gläcpen , beren  gröbfte  bie 
firmfeilen  finb;  flache  (Slnfaß-,  Scanbfeilcn)  mit 
rcdjtedigem  Quevjd)mti  unb  auf  einer  fdmtalen  Seite 
ohne  £>ieb ; fpigf  lache  (Spigfeilen)  mit  rechtedigem 
Ouerichnitt,  jpig  zulaufenb;  SSefferf eilen,  fpig, 
im  duerfdjnitt  mefferförmig ; ©abclfeilen,  ipig- 
flache  geilen  mitabgerunbeten  Schmalfeiten  jumViuä- 
feilen  ber  ©abelrmien ; Gin  ftreichf  eilen (odirau- 
bentopf-,  Schwertfeilen),  beren  Ouerfchnitt  ein 
fepr  ftart  Derfchobene#  gleidjfeitigeS  ©iered  mit  ein 
Wenig  abgeftumpfteu  fcharfen  ffiinteln  bilbet;  brei- 
c dig  e,  beren  Ouerfchnitt  ein  gleichfeitiges  ® reied  ift ; 
Sägefeilen,  ben  nötigen  ähnlich,  aber  mit  ganj 
fdjmalcn,  einfach  gehauenen  glcidjen  ftatt  berRanten ; 
fpige  halbrunbe;  SSälzfeilen,  bünne,  halb- 
runbe,  nicht  fpige  geilen,  beren  runbe  Seite  glatt  ift; 
©ogeljungen,  fpige  geilen  mit  jwei  runben  glä- 
djen;  runbegeilentSlattcnf^wänäe).  3mS>an- 
bel  unlerfd)eibct  man  ©unbf  eilen,  in  ©unben  Don 
3 — 16  unb  mehr  Stüd,  unb  3allf  eilen,  bei  benen 
bie  Sänge  in  3»(lfH  angegeben  wirb. 

©ei  ©carbcituna  eine#  'Metall#  mit  bcr  g.  beginnt 
man  ftetS  mit  groben  geilen  (©eftoßen.  Schrup- 
pen) unb  nimmt  allmählich  feinere  unb  ganz  feine 
(Sd)lid)ten,  Vlb(d)lid)ten).  Segtere  Werben  auf 
Schmiebeeifen  unb  Stahl  mit  01  benugt.  Sinb  bie 
geilen  nach  Iängenn  ©ebrauef)  Derftopft,  fo  reinigt 
man  bie  gröbern  mit  einer  feinen  Staljlfpiße,  feinere 
mit  einer  ftragbürfte  ober  einem  auf  Solz  genapcl- 
tenStiid  einer  ©aumWoUtraße;  Dorteithaft  befeuchtet 
man  babei  bie  geilen  mit  ©etroleum.  Stumpf  ge- 
worbene geilen  werben  Don  neuem  aufgehauen  ober 
mittels  Sanbgebläfe  gefepärft.  3u"i  Grfag  ber  mit 
ber  S>anb  ausjuführenben  Arbeit  beS  geilend  bienen 
befonberSgröS-  uubgeilmafchinen  (f.b.).  ©gl. 
SB  i 1 b n e r , Smnbbuch  ber  geilenfunbe  (®üffelb.  1885). 
^cUenforallcn , f.  ©raptolithen. 
gcitcnmuirhel  (Lima  Brug .),  Gattung  ber  Mo- 
nomtjarier  (f.  Mufcheln),  berWanbt  mit  Pecten,  mit 
gleidhflappigeit,  fehrag-eirunben,  Weißen  Schalen,  bie 
nicht  genau  jufammenfchließen,  mit  fiarfen,  burch 
aufrechte  Schuppen  raupen  '.Rabialrippen  (baper  ber 
9!ame)  ober  nur  mit  zahlreichen  fd)wad)cn  Streifen; 
am  Mantel  lange  güplfäben  unb  am  illanbe  Slugen. 


384 


geifigfd)  — gemblidje  ftanblungcn  jc. 


XaS  Jier  icfiroimmt  mittels  rafchen  3uHappcnS  ber  1 (ich  crweitemb,  mit  unb  ohne  Xach  aufgebaut.  Xie 
Schale  unb  (pinnt  mit  tnlfc  bes  BpffuS  unb  gremb«  hoüänbifchen  öeufeimen  werben  tätlichen  aufrecht 
lörpent  eint  9Irt  9(eft.  ÜJian  fcnnt  etwa  30  Icbenbc  itebenbcn  Bfäplen  mit  auf»  unb  abittpobbarem  Da  cp 
91rtcn ; non  beit  foifiten  finben  fid)  wenige  in  jung-  aufgeichiibtet 
paläojoiiihcn  Schichten,  (cpr  häufig  finb  fie  im  Jura,  ! (gig.  4).  ®e« 
namentlich  in  ber  »reibe,  unb  Werben  bann  fettener.  treibe  u.  gut« 

Lima  striata  Schl.,  häufig  im  beutlet) tn  HRufdjeKalf,  ter  Wirb  ittei« 
f.  Xafcl  »Triasformationi«,  gig.  15.  , (tenS  auf  Un» 

afcüitMrt,  3Knp,  greilterr  Bon,  bat)r.  ÜJiini  tcrlaaen  Pan 
fter,  geb.  12.  Vtug.  1834  in  trogen  bei  Stof,  ftubierte  ; Stroh  ober 
bie  Siechte,  Würbe  1862  baprifcher  Bt,|irl«aml8afie(for  auf  geinten  < 
in  Sieuftabt  a.  S.,  1865  Sefretär,  1867  Siegierunge  ft ii t} len  auf« 
rat  unb  1872  CbcrregierungSrat  ittt  ÜJiinitleriunt  beS  gebaut u. oben 
Innern.  1866  unb  1870  71  War  er  als  „'fioiltom  mit  Stroh  bt* 
miffar  bei  bem  baprifchen  i»eer  tätig,  erhielt  1876  bie  beett,  auch  hier 
Seitung  ber  Bolijeibirefiion  in  Bfüntben,  würbe  1879  unb  ba  nach 
(jjräiibcnt  ber  Siegierung  Pon  Cberbapem  unb  1881  bcrSctterfeite 
SRiniiter  bei!  gnnem.  noch  befon- 

gcilflobctt,  ein  Heiner  Schraubilod,  ber  in  ber  ber«  perwabrt.  gn  Englanb  bat  man  meift  eiferne 
•Ctanb  gehalten  Wirb  (f.  flbbilbung)  grimengerüfte  cgig.  51,  bie  tut  Abhaltung  Pon  Siäu« 
unb  »um  ßinipannen  Heiner  (Pc  ien  auf  gupeifemc  glodenförntige  Unterläge  gelegt 
gettftänbe  bient,  bie  mit  ber  geile!  werben.  Sa« 
bearbeitet  werben  follett.  j aert  man  bie 

grilflttppcn,  bttreh  eine  geber  'Vorräte  auf 
oerbttnbene  hl'l|erne.  fupfernc  ober  ber  (Srbc,  fo 
bleierne  Staden,  bie  junt  Schilp  bes  umgeht  man 
ArbeitSftüdcS  jwifepen  bie  Baden  | bas  (Pan.je  mit 
be?  SdiraubftodcS  gelegt  werben,  j einem  tiefen 
gciltnafcpine  tengl.  Shaping  (Proben  mit 


tfig.  4.  $otlfinbif($e  fleufelme. 


geitftoben.  maethine),  Pon  SJeicbenbach  in  SRütt  > 
eben  (1810)  tum  (Sriag  ber  Arbeit 
mit  ber  geile  erfunbene  SRafcbinc,  aus  ber  üch  bie 
SRetallhobelmafchine  (f.  fcobeltnafchine)  entwidclte. 

geinten  (Xi einen,  Bfietcn,  triften),  regcl« 
mäpig  aufgefegte  Staufen  non  Stroh,  freu,  (betreibe. 
Surtcln  unb  »nollett  tc.,  bie  bei  ber  Gmtc  gleich  auf 
betu  gelbe  jttr  (f  riparung  non  Vlrbeit  in  ber  Slbficht. 


ncg.  5.  CriferneS  geimengerüfl. 


(teilen  Stäu- 
ben u.  bringt 
in  bemfelben 
Sbcher  ober 

töpfe  juttt  gangen  ber  SRäuie  an.  Sgl.  Schubert, 
! tiemenichuppen  uttb  gelbicpeutten  (Seipj.  1900). 

Simcnbof , f.  Sanbtpirticbaftlicbe  Webäube. 
in  bejeichnet  im  früttenmefen  bie  Sfeinpeit  ebler 
I Blot  alle  (geinftlber,  geittgolb)  im  ©egenfag  |u  raub, 
] Wenn  eble  Bictaüe  mit  einem  geringern  Bietall  Per- 
| mifept  fittb  (@olb  mit  Silber  ober  Hupfer,  Silber  mit 
J Hupfer  tc.).  Bgl.  geingcpalt  unb  Btünjwefen.  ta- 
i per  geinen  (geinntaepen),  unreine  Bictalle  non 
ipren  Beimengungen  befreien.  Über  g.  in 
ber  Btehgicpt  (.  b.  (gjterieur). 

S inblau,  f.  Antlinblau. 

inbranb,  burch  wieberpolte  Xeftilla« 
tion  (Bettififation)  geläuterter  Spiritus. 

S inbrennen,  f.  Silber. 

inblicbe  Staublungen  gegen  be« 
freunbete  Staaten.  Sie  bas  BiMIerrcibt 
als  SRecptSfubiefte,  b.  p.  als  träger  non 
Berechtigungen  unb  Beipflichtungen,  nur 
fie  jur  Seit  grünerer  Bube  abjufapren,  ober,  unb  [ bie  Staaten  felbft  unb  niemals  ben  (iinjelnen  leimt, 
bann  auch  in  ber  Bähe  beS  ©ehöftS  in  befottbem  fo  fann  attep  baS  Pöllenecptliche  telilt  nur  noin 
geint  en  piff  en.  ,|um3wed  längerer  Aufbewahrung  Staate  felbft  begangen  werben  unb  nur  für  biefen 
errichtet  werben.  Xie  Xatnpfbrefcpntafchinen  haben  bie  UnrecplSfolgen  nach  fid)  gehen.  Aber  baS  Böl> 
Picl  baju  beigetragen,  bie  g.,  bie  in  (Snglanb  unb  in  ; ferrccht  uerpflicptet  ben  cm  leinen  Staat  auch,  burch 

ben  Bieberlan  feine  nationale  ©cfeggebiutg  feine  Untertanen  non 
ben  fchon  lange  franblungen  abiupalten,  bie  gegen  bie  übrigen  Staa* 
int  ©ebraudt  I ten  unb  ipre  Organe  gerichtet  ftttb.  Xie  moberne 
finb,  aud)  bei  Strafgcfeggcbuitg  pflegt  bentt  auch,  Wenngleich  in 
uns  einjubiir«  recht  linpoulommrncr  Öleitalt,  folcpc  feinblidie  .franb- 
gern;  matt  lungen  gegen  befreunbete  Staaten  unter  Strafe  }U 
brifept  gleich  ouf  bettt  gelb  aus  unb  iegt  baS  Stroh  (teilen.  Unter  «befreunbeten  Staaten«  oerftept  man 
Pon  franb  aus  ober  mit  Glcoatoren  (Iriftenfegcr,  hierbei  alle  biejenigen,  mit  betten  ftd)  ber  betreffenbe 
Stader)  in  g.  Xiefe  werben  entweber  unmittelbar  Staat  nicht  int HriegS|uftanbe  befinbet.  Xabei ift oiel- 
auf bem  Boben  (gig.  1)  ober  auf  eiiemen  unb  höljer«  fach  noch  bie  Strafbarreit  beS  Eingriffs  Pon  ber  Ber« 
tten  WefteUen,  legiere  mit  Steinfodeln  (gig.  2 u.  3),  bürguttg  ber  Wegenfeitigfeit  abhängig  gemacht,  unb 
errichtet  unb,  fpig  julaufenb  ober  nach  ber  Spige  jtt  , bie  Strafe  Wirb  weiettlltcp  ittilber  be|ttmmt,  als  wenn 


u tj  L 


Jtfl.  3.  (Bemauerter  geimenftu^L 


grinbfdjaft 

bie  ipanblung  gegen  bad  Sitlanb  gerichtet  ift.  Da« 
Reid)bitrafge|eßbud)  bebrobt  in  ben  § 102  — 104: 
1)  folcpe  gegen  baS  Vludlanb  gerietet«  fjanbtungen, 
bi«,  wenn  )it  gegen  bad  3nlanb  gerietet  wären, 
alö  )porf)»errat  erf  cp  einen  würben;  2)  bie  ©eleibigung 
bed  audtanbifehen  fianbeöberrn  ober  Regenten,  alfo 
nicht  eine?  fremben  ©olled,  bed  ©räfibenten  einer  iK'e> 
publit,  bed  ©apfted;  3)  bie  ©eleibigung  eines  im  3n< 
lanb  beglaubigten  ©efanbten  ober  fflefchäftdträgcrd ; 
4)  böswillige  fjanblungen  gegen  Vlutoritatd-  ober 
feoljeitSjeid)en  cined  fremben  Staate?,  dagegen  ift 
bet  Reutralitütdbnich  nicht  unterStrafe  gefteUt.  Sgt. 
S.  Sinnet,  Offenscs  et  actes  hostiles  commia  par 
des  particu  Hers  contre  nn  fitat  ötranger  (©nr.  1887). 

gciitbfdfilft,  f.  gtcunbfcpaft. 

gciitcifcitfcncr,  Seinen,  f.  Sifen,  3. 486. 

Seinen,  f.  Sein. 

Seinerbe,  f.  ©oben,  3.  117. 

geingchalt  (geinpeit,  in  Dfterreicf)  Seine; 
franj.  Titre,  Aloi,  Loi;  engl.  Standard),  in  Scgierun- 
gen  oon  eblen  mit  weniger  eblen  ober  uneblen  SRetoI- 
len  bad  Verhältnis  jwifdjen  bem  ©eljalt  an  fflolb  ober 
Silber  (gern  gewicht)  unb  bem  ©eiamt-  (Staub-, 
©rutto-)  ®ewid)t,  bei  SKünjen  früher  als)  Korn 
bejeidjnct  im  ©egenfaß  jum  3 <b  r o t ober  bem  ®e- 
famtgewicht  (Bgl.  ©olblegierungen,  Silberlegimm- 
gen,  Riünjmcfen).  Der  g.  wirb  beute  mcift  in  Jau> 
fenbteilen  audgebrüdt.  So  ift  ber  g.  einer  SBare  ober 
SJlün  je , bie  ju  */»  aud  fflolb  ober  Silber  unb  ju  V» 
and  einem  anbem  SKetatl  beftebt,  = 0,8oo.  grübet 
gebrauchte  man  hierfür  bie  S)ejeid)nung  ftarntig* 
teil  bei  ©olb  unb  SBtigteit  bei  Silber  (f.  Karat 
unb  Silberlegierungen).  Sie  ald  ginbeit  angenom- 
mene ©ewidjtdmenge  nannte  man  bei  SBaren  bei? 
© r o b i e r gt  w t d)  t (f.  b.),  ben  in  berfel  ben  audgebrücf  • 
ten  g.  bie  ©rohe. 

Sion  frübjeitig  Würbe  in  Snglanb,  granlreicp, 
Italien,  SBelgien,  §oßanb,  Cjterreid)  unb  Deutjcb 
lanb,  teils  um  ©etrug  ju  oerbüten  unb  ben  guten  Ruf 
ber  gnbuftrie  aufrecht  ju  erhalten,  teil?  auch  im  fid» 
lalifien  3ntereffe  (©cbübrenerbebung  bei  ber  Stem- 
pelung) bie  Verarbeitung  ebler  SJtetaQe  unb  beren 
Verlauf  gefeßlid)  geregelt.  SJian  tennt  eine  englifdje 
berartige  ©eftimmung  and  bem  3®4CC  1238.  ‘3u 
Deutfcplanb  fanb  eine  Siegelung  burd)  bie  Reidjd- 
polijeiorbnung  non  1677  unb  burd)  Rcid)dgefeß  non 
1667,  fpäter  burdh  Canbedgefeßc  (©aßem  1741,  ©a- 
ben  1827,  Ipannoner  1836)  ftatt.  $jeute  unterliegt  in 
einigen  fidnbem  bie  jdufammeniepuna  non  SBaren 
aud  Edelmetall,  beren  ©ejeichnung  unb  Verlauf  (einer- 
lei ©efdjränfungen.  SKeift  läßt  jedod)  bann  bet  Staat 
auf  SBunfd)  ber  gabrilanten  ober  Verläufer  bie  3“* 
fantinenfeßimg  non  ©olb«  unb  Silberfachen  prüfen 
unb  burd;  einen  Stempel  betätigen  (falultatine 
Stempelung).  3n  anbem  fiänbern  bürfen  nur  ge« 
ftempelte  ©Taren  Oerlauft  Werben  (obligatorische 
Stempelung),  unb  jwar  ift  bann  bie  Stempelung  meift 
eine  amtlidie  (©ränentinfpftem),  feltener  ift  bie  33a re 
Pom  gabrilanten  nur  mit  beffen  eignem  Stempel  ju 
nerfeheu  unb  baneben  bie  amtliche  Stempelung  eine 
falultatine  (Regreffiofnftem  mit  Cegierungdjmang, 
b.  h-  ©eftimmungen  über  bad  juläjftge  ©HfcpungS« 
nerpättnid).  §ier  wie  bort  begütigt  ber  Staat  non 
einer  gewiffen  unterfien  ©renje  ab  feben  g.,  ober  bie 
Stempelung  erfolgt  nur  für  beftimmte  gufainmen- 
feßungen,  bej.  wirb  burd)  Stempelung  nur  ber  nädjft- 
niebrige  julafüge  g.  beftötigt.  3n  mehreren  Cänbern 
ift  burd)  bie  Stempelung  ober  neben  ihr  auch  bie 
gtnna  bemertlid)  ju  machen,  für  welche  bie  Stempe- 

‘JRc^er*  Äono-ffictiloit,  6.  ÄufL,  VL  Cb. 


- geiitge&alt.  385 

lung  erfolgt,  unb  ;war  bei  aßen  ©olb«  unb  Silber- 
fachen  ober  bei  be(timmten  ©attungen.  Vielfach  ift 
bie  Stempelung  obligatorifch  nur  für  ben  heimifepen 
SSarlt,  während  bei  audjufübrenben  SBaren  größere 
greiheiten  gewährt  Werben  ober  überhaupt  leine  ©e- 
fepräntung  in  VlnroenRmg  fommt.  3«  ßnglanb 
müffen  alle  ©olb-  unb  Silberarbeiten  mit  Vludnapme 
foteper  non  febr  deinem  ©ewicht  geprüft  unb  geftem* 
pelt  Werben,  ©efeßlicp  juläffig  find  9-,  12-,  15-,  18- 
unb  22(arätige  ©olbwareit  (alfo  0,375,  O.mo,  0,«2S, 
0,75a  unb  0,917  g.)  unb  Silberwaren  non  1 1 ounees 
10  pennywciglita  unb  11  oauces  2 peunyweighta 
= 0,958  unb  0,995  g.  ©ei  ber  Vluöfutjr  wirb  bie  für 
Stempelung  gejagte  ©ebübr  jurüdnergütet.  3"  ben 
britifepen  Kolonien  befteben  (eine  geingehattdbeftim- 
tnungen.  3«  g r a n ( r e i cf)  (fflefeß  nom  1 9.  ©rumaire 
beß  3abrt8  VI)  haben  bie  ©olbwareti  gefefjlid)  0,750, 
0,840, 0,930,  Silberwaren  0,800  unb  0,950  g„  für  Uhr- 
gebäufe  Würbe  1884  im  3»tereffe  ber  Vubfuhr  ein  g. 
oon  0,583  geftattet.  VI Ile  SBaren  tragen  ben  Stempel 
beb  gabrifanten,  bed  geingchaltö  unb  bed  Konlroll- 
bureaud.  Eingefübrte  SBaren  werben  an  ber  ©renje 
wie  einheimifdje  bebanbelt  unb  befonberd  geftempelt. 
©ei  berVludfubr  geftempelter  SBaren  Wirb  bie  ©ebübr 
jurüderftattet , hoch  werben  gestempelte  SBaren  bei 
der  Sluefubr  abermald  mit  einem  Stempel  nerfehen, 
burd)  ben  ber  erfte  Stempel  ungültig  gemacht  Wirb. 
3m  übrigen  ift  für  bie  Sluofuhr  nie  Vlnfertigung  non 
Scbmuctfaihen  ju  febent  g.  (ohne  Staatd-,  aber  mit 
berSKeifterftempelung  unb  mit  befonbern  Kontrollen) 
geftattet.  3n  ©elgien  ift  feit  1868  jeber  beliebige 
g.  geftattet.  Der  Verläufer  muß  auf  SSunfd)  be-5 
Räuferd  auf  Rechnungen  ben  g.  angeben.  Die  ftaat- 
liehe  Stempelung  ift  eine  fahittatioe,  unb  jwar  wirb 
beftötigt  ein  g.  non  0,750  unb  O.soo  bei  ©olb  unb  oon 
0,800  ober  0,900  bei  Silber.  SBaren  mit  einem  g. 
jwifchen  biefen  Säßen  erhalten  ben  geringem  Stem- 
pel. 3n  beitSiieberlanben  ift  feit  1852  gleichfalls 
biegübri(atum  frei;  ber  gabrilant  hat  aber  bie  SBaren 
mit  feinem  eignen  Stempel  ju  Oerfet)en,  unb  bie  Re- 
gierung beftötigt  (fa(uttatiP)  einen  g.pon  0,583, 0,750, 
0,833  unb  0,91«  hei  ©olb  unb  non  0,833  unb  0,934  hei 
Silber.  3n  3lalien  ift  feit  1873  jeher  g.  juläfftg; 
bie  ftaatlicben  ©rüfungdäntter  beftätigen  auf  SSunfd) 
einen  g.  non  0,500,  0,750  unb  0,900  bet  ©olb  unb  non 
0, 800, 0,9oo  unb  0,#50  hei  Silber.  Spanien  hat  fahil* 
tatine  Stempelung,  für  fflolb*  unb  Silbergeräte  0,917, 
fürfflolbfchmudfadhen  unb  deine  filbeme ©egenftänbe 
0,750.  ©ortugal  läßt  feit  1882  für  ben  hciniifd)en 
Öanbel  nur  ju  bei  ©olb  0,917  unb  0,800,  bei  Silber 
0,917  unb  0,883,  hei  SBaren  für  hie  Vludfubr  bei  ©olb 
minbeftend  0,338,  hei  Silber  minbeftend  ü.aoo.  3n 
Cfterreich  - Ungarn  (fflefeß  nom  19.  Slug.  1865) 
müffen  bie  SBaren  ben  Stempel  bed  gabrilanten  be* 
fißen  unb  an  bie  ©unjierungdämter  jur  Unter- 
fuchung  bed  geingehaltd  eingeliefert  werben.  Saftru- 
mente, mit  Sdpnelj  poüftänbig  überjogene  SBaren, 
gaffungen  non  Steinen  unb  ©eilen,  ©eräte  non  febr 
geringem  ©ewicht,  eingefübrte,  mit  bem  ©robejeicben 
einer  öffentlichen  fflebörbc  neifehene  ©arren  unter- 
liegen nidjt  ber  Kontrolle,  ©efeßtich  feftgefteHt  ift  für 
inläitbifdje  fflolbgcräte  ein  g.  oon  0,s&>~,  0,750,  0,840 
unb  0,920,  für  mlänbifd)e  Silbergeräte  ein  g.  non 
0,750,  0,8oo,  0,9oo  unb  0,950.  Vtueläiibudie  ©olb-  unb 
Silhergeröle  unb  bie  jur  Vludfubr  beftimmten  un- 
punjicrlen  ©eräte  müffen  minbeitenä  den  niebrigfien 
biefergeingehaltiJgrabebcfißen.  gürSilberbraht  wirb 
minbeftend  ein  g.non  0,985,  für  ©olbbraht  0,997  ncr* 
langt.  3"  Rußland  ift  bet  gefeßltcße  g.  für  ©olb 

25 


386 


gemgofb 

0,5«,  0 ,72,  0,89,  0,92  Ullb  0,99,  für  Silber  0,84,  0,88 
uttb  0,91 , fite  ©olb  * unb  Silberbraljt  0,94  unb  0,9«, 
für  ©olbblättdten  0,87 — 0,9«;  in  einigen  ©ouoemc* 
ment®  ifi  bie  ZarftcIIung  golbctter  ©eräte  Berboten. 
3n  ber  Srttweij  regelte  früher  faft  jeher  ft’anlon  ben 
F-  ber  ©olb*  unb  Silberwaren  burd)  Spejialbeftim* 
mungen.  Seit  1880  ift  für  bie  gattje  Sthwetj  bie 
Stempelung  obligatonidi  für  Ubrgebäufe  (für  ©olb 
0,750  unb  barüber,  bej.  0,58s,  für  Silber  0,875  unb 
bnriibcr,  bej.O.soo),  für  attbre  ©olb-  unb  Silbermaren 
ift  fie  fafultati».  3n  Sdi weben  ift  Dorgeitiinebett 
bie  ©erwenbung  oon  Zufatengolb  Bon  20  Karat 
5 ©rän,  ©iftolcngolb  Bon  20  Slarat  4 ©rän  unb 
Kronengolb  Bon  1 8 Samt  4 ©rän  (0,9757,  0,8472  unb 
unb  0,76391  F-  Silberwaren  müffen  13  £ot  4 ©rän 
= 0,8281  fein  enthalten.  Jtit  9! or wegen  ift  Bor* 
gefebrieben  für  ©olbfadjen  Bon  mehr  als  3 2ot  ©e* 
wicht  ein  ff.  oon  18  Slarat,  für  leichtere  Bon  14  Karat. 
Sie  erhalten  ben  '.Weiftet  • unb  FcntgehaltSftempel. 
3n  mehreren  b eu  t f dt  e n Canbern  (©reupen,  ©reuten, 
'•Haben,  Sad)fen*Wolba,  Sd)War,;burg*ä(ubolftabt, 
»SonbcrSpaufen,  Dicup  a.  2.  unb  SieuB  j.  £.,  2ippe 
unb  Sdjattmburg  • 2ippe)  beftnnben  feitber  feine  ge* 
feplithen  Sefcf)rätt  hingen  beS  Feingehalt®,  Währenb 
itiejenigen  SathfcnS  aufier  ©ebrattd)  waren.  Warf) 
beut  3ieid)®qefep  Born  16.  3uli  1884  (feit  1. 3nn. 
1888  in  Kraft)  biirfen  ffiolb*  unb  Silberwaren  ju 
jebetn  F-  angefertigt  imb  feilgebaltcn  werben.  Vluf 
©eraten  unb  Uhrgehäufen  Bott  ©olb  ift  nur  eine  Sin* 
gäbe  in  0,585  ober  mehr,  auf  foldjcn  Bon  Silber  in 
6,800  ober  mehr  $uliiffig;  als  Fehlergrenze  (Sterne* 
bium)  finb  jugelaifen  bet  ©olb  6,  bei  Silber  8 Xaufettb* 
teile.  Sehmudfadtett  bürfen  in  jebem  F-  (aber  nicht 
mit  Slnwcnbung  be®  für  ©eräte  beftimmlen  Stempel* 
jeidjen®)  geftentpelt  werben;  lepterer  ift  itt  Xaufenb* 
teilen  nttjugeben.  Slttf  mit  anbern  metallifdien  Stof* 
fen  «ungefüllten  ©olb*  unb  Silberwaren  barf  ber  F- 
nicht  angegeben  Werben  ©©geführte  Baren , beren 
F.  burd)  eine  jenem  fflefep  ni<ht  entfprechenbe  ©e(eid)* 
nung  angegeben  ift,  bürfen  nur  bann  feilgehalten 
Werben,  wenn  fie  aufterbein  mit  einem  Stempel  jeitpen 
nach  SSapgabe  beS  ©efefccS  Berfehen  ftnb.  3ur  ©c* 
Zeichnung  be®  Feingehalts  auf  golbenen  unb  ftlber* 
tten  ©traten  muH  baS  3tcnipcijeid)eit  für  leptere  ent* 
halten:  bie  SReldtofrone,  bas  Sonnenjeichen  © für 
(Kolb.  SRonbficbeljeicben  (J  für  Silber,  bie  8ugabe 
beS  geingehaito  in  Zaufcnbteilen , bie  Firma  ober 
eingetragene  Schuptttarfe  beS  ©efchnftS,  für  baS  bie 
Stempelung  bewirft  ift.  Zie  Krone  mufj  bei  ©olb* 
geraten  in  bem  Sonnenjeidjcit , bei  Silbergeräten 
reiht®  neben  bem  Sflonbfuhelzeidjen  flehen.  Für  bie 
Sfidjtigfeit  beS  angegebenen  Feingehalts  heftet  ber 
©erfäufer  ber  Bare.  rjtiwiberbanbltmgen  gegen  baS 
©efep  Werben  mit  ©elbftrafe  bi®  1000 SRt.  ober  mit 
©efangiti®  bi®  6 SSonaten  bebropt.  3n  Z ä n e ut  a r f 
würbe  1888  ber  F-  ähnlich  wie  in  Zeutfcplanb  ge* 
regelt  mit  fatultatioer  Stempelung  bet  0,585  für  ©olb 
unb  minbeften®  0,82®  für  Silber.  3n  'Jiorbame* 
rtfa  beftehen  feine  gefeplidtcn  ©efdjrSnhtngen  bc® 
Feingebalt®.  Sgl.  »Za«  SteicpSgefep  über  ben  g.«, 
mit  Erläuterungen  (2.  Suff.,  <3d)Wäbifd|*©iiiünb 
1888);  ©Sbifc'r,  Zie  gcfeplühc  Siegelung  be®  Fein- 
gehalt® ber  ©olb*  uttb  Silberwaren  (2eipj.  1886); 
©ürttcr,  Zer  F-  ber  ©olb*  unb  Silberwaren  (Beim. 
1896);  $>orjepfB,  Zic  FfingehaltäfontroIIe  ber 
Staaten  Europa®  (Bien  1903). 

Fcingotb,  reine«,  nidjt  legierte®  ©olb. 

Feingut,  fefte®  ©orjellan  oon  tabellofer  ©lafur 
imb  Farbe,  ohne  matte  Stellen  ober  ©lafen.  Wad) 


— 5**6- 

F-  uitierfiheibct  man  9SilteIgut,SIu®fd)up  unb©ntdi. 
©gl.  Zonwarett. 

Feinheit,  f.  Feingehalt. 

Ft  ittforn,  Fcinforitnicn , f.  Eifen,  S.  485. 

FcinFimt  nehmen,  fo  jielen,  bap  nur  bie  obere 
Spipe  be®  Korn«  in  ber  Stimme  fid)tbar  wirb.  g.  gibt 

Feinmathen,  f. Fein.  [Murjfdiuft. 

Feinprobe,  bie  ©eftimmung  be®  Feingehalts  Bon 
©olb*  ober  Silbertegierungen  beiSHüntett  (iS ü n; * 
probe).  SDian  beflimmt  ba®  eble  SSetaU  burd)  Slb* 
treiben  (i.  b-,  ©ranbprobe),  ober  auf  naifem  Siege 
in  ber  2bfung  ber  2egierung. 

Fciufilbcr,  reine«,  nidti  legierte®  Silber. 

Feinfprit,  reiner,  fufetfreier  Spiritu®  (f.  b.). 

Feiufe  (franj.,  (w.  fdnjt'),  2ift,  Hu«flud)t,  Finte. 

Feiö  (Fäjb),  bän.  3nfel  jWtfd)en  Seeianb  unb 
£aalanb,  HlmtSIRaribo,  18  qkm  mit  0901)  13011  Einw. 

Fcira,  Stabt  im  portug.  Ziftrift  Hloetro  (©man; 
©eira),  10  km  Bom  ificcr,  hat  eilt  aIte®9Saurenfd)lop 
u.  0900)  2670  EinW.  F-  'fl  ba®  rbmifehe  Lancobrig» 

Frei®,  3«lob,  Zidtter,  gcb.  10.  3uli  1842  inZet- 
beäheim,  geft.  1900  in  2onbott,  « hielt  eine  (auf 
tnännildtc  Sitbung  in  Franff urt  a.  iS.,  benupte  einen 
Sufentbalt  in  SBünchen  1861  — 62,  um  einige  Uni* 
BerfitätoBoriefungen  3U  hären,  befonber®  bet  Karriere, 
uttb  lief]  fid)  1864  in  Sonbon  nieber,  wo  er  ein  Ein- 
fuhrgefdjäft  begrünbete.  Cr  fdjrieb  ba«  Zraueripiel 
»3oh«nna  ®rei)<  (2onb.  1881),  ba®  fojiale  Zranta: 
•The  new  master*  (baf.  1891),  überfepte  lennpfon® 
•2ocf®let)  fcitü  ttadh  (edt)ig  Jaliven«  (ipamb.  1888) 
unb  »In  memoriam«  (18S19),  befonber®  aber  fteben 
Sönbdjen  HluSIefe  au®  9iu®fin®  Schriften  (Strafib. 
1896  ff.),  bie  juerft  beffen  ©efanntwerben  in  Zeutich 
lanb  Bermittelten  3n  einer  titerarifdum  Stubie 
»Shakspere  and  Montaigne*  (£onb.  1884)  Wie®  er 
Einflüffe  be®  erften  Ejiapiften  auf  »feamlet«  nad). 

Ffcifi  (FeijSfi),  berühmter  inbifch»perf.  Zicbter 
unb  ©elehrter,  geb.  1547  in  Bgra,  geft.  bafelbit  1595. 
war  fdton  um  1572  Zidjlertöntg  am  feof  Hlfbar®. 
Hirn  bebeutenbfteit  fmb  feine  Igrijcheti  Erjeugniffe, 
befonber®  feine  »©ierjeiler«,  bie  alle  ben  erbabenfton 
©autbciSmu®  unb  bie  ebelfle  3Sriifd)Iid)feit  atmen. 
Superbem  nerfapte  F-  AWei  hoppelt  gereimte  ©ebidjte 
(Mesnevis) : »Mcrkea-i-edwür«  (»Zentrum  ber  3ir* 
fei*)  unb  »Nal  u Dainan«,  eine  per|tfd)e  Wadtbichtimg 
ber  berühmten  inbifthen  Eriahlung  Bon  9fata  unb 
Zamafanti  (lithogr.,  Ralf.  1831  unb  2aff)nau  1847). 
Hlnbve  epifdje  ©ebichte  blieben  unnotlenbet,  bagegen 
iiberfepte  F-  aud)  mathematifche  unb  philofopbifcbe 
©Serie  au«  bem  Sanäfrit  in«  ©erfi(d?e  unb  berfaple 
einen  Koran 'Kommentar.  Sgl.  War  iSüller,  Ein 
leitung  in  bie  Bergleidtenbe  Seligionäwiffenfdjait 
(beutfd),  Strapb.  1874),  wo  fidt  aud)  eine  Snjabl 
Bon  Feift®  2iebem  in  ntetrifdher  Sfadjbilbung  finbet. 

Ftif),  3oad)im,  fchwei;erifcher  HlrmeeforpSfom- 
manbant,  geb.  1831  in  ftlt-St.  3oh<mtt,  ßanton  St. 
Waden,  geft.16.Sept  1895  in  ©ent,  ftubierte  m ©ent. 
2aufanttc  unb  äSundjeit  bie  9ied)te,  loar  1859  — 73 
erfter  Sefretär  be«  cibgenBfftfchen  SBilitarbeparte* 
ment®,  Würbe  1868  Oberft,  1873  DberjoHbireftor, 
1876  SSaffenepef  ber  Snfanterie,  1885  Äommanbant 
ber  3.  ZiBifion  unb  1891  be«  2.  Vlrmeeforp®.  Er 
nahm  hetwonagenben  SInteil  att  ber  Entwidelung  be® 
fehlt) et  jeriieben  Behrwefen®  unb  fdjrieb : >Zie  fdtwtt* 
terifche  3nfattlerie*  (3ürith  1886);  »üehrbudj  für  bie 
Unteroffijiere  ber  fd)Weijerifdtcn  3nfanterie*  (baf. 
1889);  »Ejeräifrreglenteht  für  bie  fthweijerifihe  3n- 
fanterie«  (baf.  1891) ; »Za«  Säet)rroefen  ber  Sebwei.)* 
(3.  «ufl.,  baf.  1895). 


387 


geifl  — gejerodnj  be  &omIoe=5lcrcBjtc3. 

Stift,  baS  Sett  bet  §irfd)artcn  imb  beB  SeljwitbeB  franjbfifcben  Xrauerfpielen  (©efamtauBg.  Stmftcrb. 
(btirn  SchwatjWilb  SseifseB  genannt);  getftjett,  I 1735),  alle  fprad)rein  unb  in  ihrer  Vitt  formgewanbt. 
bic  3fit  im  Shiguft,  in  bet  baa  Slot,,  unb  im  Scp-  Säeniger  bebeutenb  imb  feine  eignen  Säerfe,  baninter 
tember,  in  ber  baB  XamWilb  »or  ber  Brunft  befon-  baB  Xrauerfpiel  »Fabricius«  (1720)  unb  * Nage- 
berB  frift  ift;  3 e i il  b i r f d) , ein  $trfd)  jur  gcifljeit.  laten  Gedichten«  (gebrudt  1764).  SUB  Slritifer  war 
tfciftmantcI,SRubolf,  SRitterbon,3orflmann,  3-  bet  niebcrlönbifdie  Soltaire.  Seine  Biographie 
geb.  22. 3uli  1 805  in  Ctlafring  bei SBien,  gefi. 7. Sehr,  f chrieb  3-bc  ftrupff  (ficiben  1782) ; neuere SIuBwabl 
1871  in  Säien,  ftubierie  an  ber  Unioerfttüt  bafelbft  feiner  Schriften  oon  Sllbert  ©erweb  in  »Neder- 
unb  1825 — 27  an  ber  <?orftafabemie  ju  Wariabrunn,  landsche  Dichters« , 4.  ©iinbehen. 
ttiurbe  1838  ©rofeffor  ber  gorfttuiitenfdiaft  an  ber  fteith,  StbijnBiB,  nteberlänb.  Sichter,  gcb.  7. 
©erg-  unbftorftafabemie  ju  Scbemnijj,  1847  bergiof-  3ebr.  1758  ju  3wollc  in  Dberpffel,  geil,  bafelbft  8. 
fammer  für  Wünj»  unb  ©ergwefen  jugeteilt,  1818  fjebr.  1824,  ftubierte  ju  fieiben  bie  Siccbte,  lebte  feit 
SeftionBrat,  1861  Winijlerialrat  im  iwerreichijcpcn  1778  in  feiner  ©aterftabt,  erft  alS  ©ürgermeifter, 
Rmanjininifterium  unb  Ebri  ber  ofterreid)ifd)en  bann  atB  Einnehmer  beim  SbrniralitätafoHcgiuin. 
SlaalBforfitierroaltimg.  SUB  folcher  tuar  er  beteiligt  Er  (chrieb  bie  Siotnane  »Julia«  (1783)  unb  »Ferdi- 
an  bem  Quitanbetommen  beB  öfterreidjitchen  gorfl- ! nand  en  Constantia«  (1785),  baa  fiebrgebid)t  -Het 
gefefeB  Som  3.  Xej.  1852.  Er  Würbe  1865  geabell  Graf«  (1792,  beutfeh  1821),  bic  Sramen  »Thirza« 
unb  trat  1869  in  ben  Siuheftanb.  3-  fchrieb:  -Sie  (1784),  »Lady  Johanna  Gray«  (1791),  »Inez  de 
3orftwiffenfchaft  na*  ihrem  gamen  Umfang«  (fflien  Castro«  (1793).  »Mucius  Cordns«  (1795)  unb  -De 
1835— 37,4©be.);»SHIgcmemeSäalbbcftanbStafeIn«  opwekking  van  Lazarus«  (1811);  außerbem  »Oden 
(baf.  1851;  neu  bearbeitet  bon  üiofitanffb,  1878); ' en  Gedichten«  (1796 — 1814,  5 ©be.)  unb  Schriften 
»Sic  polilifche  Öfonomic  mit  SRüdfidjt  auf  baB  forft ■ ntoralifchen  unb  philofophifchen3nhaltB,  theologifche, 
liehe  ©ebttrfniB«  (baf.  1856).  red)tBroiffenfcbaflIiebc  unb  äfthetifche  Slbbanbtungrn. 

fyciftrii),  31ufe  in  Steiermart,  entfpringt  an  ber  i'yeithB  SSerfe  jeiaen  ft*  beeinpufet  bon  ber  beutidjeu 
Siorboftgrcnjc  beB  fianbeS  am  Sechfel,  flieht  anfangs  Siertherjcit  unb  tpiiter  bon  ber  lautlichen  ©h>Mopl)ic, 
gegen  3S8.,  bann  nach  SO.,  nimmt  oberhalb  gilrften»  bie  er  in  Serfe  brachte  (»Brieven  aan  Sophie  over 
fclb  bie  31j  auf  unb  münbet  unterhalb  biefer  Stabt,  den  geest  van  de  Kautiaansche  wijsbcgeerte«, 
95  km  lang,  in  bie  bie  ©renje  gegen  Ungarn  bilbenbe  Slmjterb.  1806).  ©efamtauBgabe  mit  Biographie  oon 
Camif  (Siebenfluh  ber  Siaab).  9(.  ®.  ban  Rampen,  Siotterbam  1824, 1 1 ©be. ; neuere 

ffeiftrit},  Siante  mehrererOrtfchaftcninbenbfteiT.  SluSwabl  bon  Sllbert  ©ertnet)  in  »Nederlandsche 
SUpcnlänbcm,  bnrunier:  1)  Xeutfcb-3.,  Warft»  Dichters«,  6.  ©iinbehen  (SImftcrb.  1896). 
fletfen  in  Steiermart,. ©eprfeh  ©raj,  reditS  an  ber  ffeiji , inbtfeb-pcrf.  dichter,  f.  fteiii. 

Sfiur,  in  bie  hier  ber  Übelbaef)  münbet,  an  ber  Süb-  fyr|cr,  Ungar.  Romitat,  f.  Säeißenburg. 

bahn,  bat  Bergbau  auf  3tnt- unb  filberhaltige  ©lei-  jjrjerpataft),  fiabiBIauB  uon,  Ungar.  ®e» 
erje,  Eifenwarcnfabrif,  ©ich jucht  unb  asioo)  1274  fchichtfchreiber,  geb.  17.  Slug.  1857  in  EpertcB,  ©rn= 
(alB  ©emeinbe  2676)  Ein».  Slm  linfen  Wurufer,  feffor  ber  hiftonfeben  fcilfSwiffenfebaftcn  an  ber  Uni» 
burd)  eine  ©rüde  mit  3.  berbunben,  liegt  ber  Warft  berfitSl  unb  Xireflor  ber  ©ibtiotbef  beB  Siational- 
©eggau  am3u&e  berh5hIe«reichenSannebenn)anb,  mufeumS  in  ©ubapefl.  3n  k«m  1885  erfchienenen 
mit  einem  Schloß  unb  <noo)  806  Ein».  — 2)  3-  am  ©anbe  ber  »Monnmeutn  Vaticana«  gab  er  bie  täe- 
Siecbfel,  XorfinSiicbcröftcrreieb,  ©ejirfBl).  Säiener»  fanbtfchaftäberichte  beB  RarbinalB  ©entiltB  heraus). 
Sieuftabt,  norbßftlich  bom  Säedjiel  gelegen,  hat  ein  Sanft  oerbff entlieh  te  er  noch:  »Xie  StiftungBbriefe 
Schloß  beB  3ürften  Sulfotoffi  mit  mittelalterlichen  ber  WartinBbcrgcr  S16lei«  (1878);  »Xie  lüntglicbc 
Sammlungen  unb  f*5nem©arf,  Sfigemfljslen,  §o4-  Ranjlet  im3eitafter  bcr$rpdben«  (1885);  »SllteSied)» 
hanbel  unb  osoo)  727  (alB  ©emeinbe  1222)  Ein«).  — nungSbiidicr  ungarifdjer  Stäbte*  (1885);  »Urfunbcn 
8)  Sünbifeb-3-  (flotoen.  SIobenBfa  ©iftrica),  Röntg  RalmdnB«  (1892),  »Urfunben  Stepband  EU 
Stabt  in  Steiermart,  ©ejirfBh.  Wnrburg , am  Süb-  (1895);  »Ungarifdte  heralbüdie  Xenfmfiler«  (8b.  1, 
abbang  best  ©achergebirgeB,  an  bem  jur  Xrann  fite»  1901)  unb  eme  3a(ftmiIe*SluBgabe  beB  SlnongmuB 
henben  Seütrißbad)  unb  an  ber  Sübbahn,  hat  ein  beB  RSnigB  ©<la  (1892).  3-  icbigierte  audi  bic  erften 
©ejirfBgeridit,  eine  romonifche  ©farrfirebe,  ein  Schloß  3ahrgänge  ber  aenealogifchen  3ettfd)rift  »Turul«. 
beB  ©rafen  SlttemB,  Beinhalt,  ©etbinnung  bon  War-  ff  ejefroär , «bfürjung  für  Stffe8-3ei<r»dr  (f. 

mor  unb  ©orpHanerbe,  SBattefabrif  unb  0900)  1252  Stuhlweiftenburg). 

meift  beutfdje  Eintoobner.  — 4)  SBodjeiner  3-  8re|frt)drt)  be  RomldB-SlercdjteÖ  (|pr.  Kmttw- 
(flowen.  ©iftrica  ©ohinjBfa),  Xorf  in  Rrain,  Hr«tu[4),  ©<ja,  3reiherr,  Ungar,  fianbeüberteibi- 
©ejirfBh-  SabmannBborf,  607  m fl.  W.,  in  bem  lanb»  gungSminifter , geb.  15.  Wärj  1833  in  Sofepbftabt, 
fdjaftlid)  fd)iinen  Sale  ©Joehein  an  ber  ®o*einer  abfoloierte  bie  SfeuftSbtcr  SJfiliiärafabeinie  unb  trat 
Söbe  gelegen,  mit  Siehjucht,  Räferei  unb  etso«)  586  1851  alB  fieulnant  in  bie  Slrmee,  tourbe  nach  abfol- 
(alB  ©emeinbe  1667)  flotoen.  Einwohnern.  3-  ift  oierter  RricgBfchule  fiiauptmami  im  ©eneratfiab, 
SluBgangepuntt  »on  louren  im  SriglaogebieL  Säeft»  nahm  1859  am  3elbjug  in3lnlien  teil,  warb  für  ferne 
lieh  bon  3-  liegt  ber  romantifd)e,  310  §eftar  grohe  Japferlcit  bei  Solferino  SRtlier  beB  Waria  Xhercfta- 
Sodieiner  See.  OrbenB  unb  1862  tn  ben  3reiherrenftanb  erhoben. 

ffeitdma,  Sijbranb,  nieberlSnb.  Rritifer  unb  1865  Würbe  erWajor  unb31ügelabiutantbeBRatferB, 
Überfcßer,  aeb.  lO.Xej.  1694  in  Slmfierbnm,  gefl.  ba-  18680berftleutnantim32.3''fantericregiment,  1872 
felbft  13.  Juni  1758,  war  baB  Sjaupt  ber  franjö»  | alBOberftjur  ungarifchen fianbwehr  oerfe^l.  hierauf 
fterenben  SRiditung  in  ber  nieberlänbifchen  fiiteratur  1 staatSfefretär  im  ungarifchen  fianbeBBertcibigungS» 
feiner  3<it  Seine  Jiauptwerfe  finb:  bie  freie,  bem  minifterium,  aoancierte  3-  in  biefer  Stellung  1878 
3eftgeijt  angepafete  Sladibichtung  ber  Satiren  ©oi» 1 jum  ©eneralmajor  unb  1.  3°n- 1883  jum  3elbmar- 
leauB,  bie  Uberfeßung  ber  »Hennade«  SoltaireB,  auf  ichalleutnant  1884  erfolgte  an  SRdbapB  Stelle  feine 
bie  er  20  3ahre  oerwenbete  (erfchienen  1753),  beB  Ernennung  »um  ungarifchen  fianbeBOerteibigungB  • 
•TBlBmaqne*  gdirionB  (in  Seifen)  unb  Bon  jwBIf  i minifier  im  Winiftenum  liBja,  eine  Stelle,  bie  er 

25* 


388 


gcfcte  — gelba. 


irojj  aller  ffabfnettSWeepfet  unb  parlamentanfeficn 
Vlnfccptungen  big  27.  3uni  1903  bepielt.  4(18  ©raf 
Bplanbt  oon  btm  ©offen  eine«  NeiepdfricgSminifterS 
3Urildtrat,  fiiilug  er  g.  ju  (einem  Nachfolger  Bor,  ber 
ober  Don  ©idja  atS  unentbehrlich  be;eidmet  tourbe. 
g.  war  eS  gelungen , bie  ungarifepe  fianbweprarmee 
(IponBfbS)  trop  BerpättniSmaflig  geringer  Siittel  auf 
einen  achtenswerten  Stanb  emporjubringen  unb  aI8 
SertrauenSmann  ber  (frone  fe&r  oft  bie  pariamen» 
tarifdien  Sepwicrigfeiten  au8  bem  ©ege  ju  räumen, 
g.  ift  gegenwärtig  getbjeugmeifter  (mit  ©artegehüpr 
beurlaubt)  unb  SRitglieb  be8  ungarifdjen  NeicpStagS. 
Sgl.  Ebm.  S jalap,  ©(ja  Baron  g.  (©regb.  1901). 

'^efctc  (Ungar.),  footel  Wie  .fcpwarj«,  häufiger 
3uiap  in  ungarifepen  DrtS-  unb  glugnanten. 

gefctcpalom,  f.  3f'ben. 

g-efetepegt)  (&*.  i««u$rt| , »SdjWarzer  Berg-),  1) 
©rogqemeinbe  im  Ungar.  Sfomitot  S0dc8-18obrog,  mit 
a«ot)  6145  ungarifdien  unb  beutfdien  Einwohnern. 
Stier  fiegte  ber  fconut'bgeneral  Setter  im  3uli  1849 
über  ben  faiferlidien  ©eneral  Cttinger  unb  furj  bar- 
auf  ©upon  über  3e0ad)id).  — 2)  ©abeort,  f.Sepwar- 
jenberg  2). 

gcfulomctcr,  f.  gäfulometer. 

Fel  (lat.),  ©alle;  F.  carpionum,  fiarpfengatle ; 
F.  tauri,  Ecpfengaüe;  F.  vitri,  ffilaSgatle. 

gfclanitx  ((pt.  ,nitl$>,  Stabt  auf  ber  fpan.  Snfel 
SRallorca,  ©ejirl  SRanacor,  mit  Seinbau  unb  ©ein» 
auäfuhr,  ©ranntweinbrennerei,  gabrifation  oon  po» 
röfen  Safferfühleni  unb  a#oo)  11,294  Einro.  4118 
&afen  bient  ba8  12  km  fübflftlidj  gelegene  ©uerto 
Colon. 

gclafcpa,  8o(!8ftamm,  f.  galafcpa. 

gclbcl  (Seipel,  ©eljfamt),  famtartigeS  ®e- 
Webe  mit  langen,  fiep  umlegenben  paaren,  wirb  be* 
fonberS  ju  ben  fdjwarjen  3plinberpüten  benupt  unb 
wie  Samt  pergcftetlt. 

gclbiflcr,  SohannSgnajBon,  fntpol.  ©rälat 
unb  Schulmann,  geb.  6.  3an.  1724  in  ©logau,  geft. 
17.  9)iai  1788  in  ©regbura,  ftubierte  in  ©reälau 
Ipeologie  unb  Würbe  1746  Ehorperr  im  4luguftiner- 
ftift,  1758  Erjpriefter  unb  balb  barauf  41bt  ju  Sa« 
qan.  Son  bem  SBunfcp  befeelt,  ben  niebrigen  ©tanb 
beS  SoU8f<hulwefen8  im  StiftSgcbiet  ju  heben,  be» 
fuepte  g.  1762  heimlich  bie  41nftalten  4>ederS  in  Ber- 
lin unb  begann  auf  ©runb  ber  bort  gewonnenen  41n- 
fefiauungen  ba8  ©cfiulwefen  feine«  oprengelS  umju* 
acftalten.  Namentlich  führte  er  bie  JabeUar-  ober 
©uepftabenmetpobe  §äpnS,  ben  er  1765  im  Itlofler 
©erge  bei  SRagbeburg  befudjte,  in  feinen  Schulen  ein. 
.yiierburd)  aufmerffam  gemacht,  (teilte  ihn  ber  preu- 
gifepe  SRinifter  ©raf  ©eplabrenborf  an  bie  Spipe  bcS 
taiholifd)en  Schulwefenä  SchlefienS  unb  ber  ©raf- 
fepaft  ©lap.  3n  btefer  Stellung  Wirfte  g.  fegenSreith 
unb  anregenb  in  humanem  unb  tolerantem  Sinne. 
®a3  auf  ©runb  be8  ffienerallanbfcpulreglementS  oon 
1763  auSgearbcitcte  »üanbfcpulreqlement«  non  1765 
für  bie  (alholifchen  Schulen  in  Sepleften  ift  Wefentlieh 
fein  Serf ; ebenfo  bie  gleichzeitige  ffirünbung  beä  fa< 
tpolifcpenÖeprerfeminarS  juSredlau.  1774  folgteg., 
Bon  griebrich  II.  beurlaubt,  bem  NufeTOaria  Iberefiad 
unb  würbe,  nachbem  er  1777  auf  bie  fcblefifcpe  ©ra« 
latur  Berjithtet  patte,  1778  ©ropft  ju  ©rejjburg  unb 
Oberbireltor  beS  NormalfepuIwefenS  für  bie  bfterrei- 
chifchen  Staaten.  ®er  »4lllgemeine  Sdjulplan  für  bie 
beutfepen  Schulen  in  ben  I.  f.  Erblanbern«  Bon  1774 
ift  Bon  ihm  uerfagt.  3°feph  H.  Wied  ipn  1782  an, 
non  ©regburg  au8  auf  baä  ungarifepe  Scpulwefen 
Berbeffernb  eiuju wirten,  fcpob  ipn  aber  balb  beifeite, 


entjog  ipra  fogar  41mt  unb  Eintommen  be8  Cber 
bircftorS.  Neubrude  einiger  feiner  Schriften  erfepie- 
nen  in  mehreren  Sammclwerfcn ; fein  Ipauptwerf: 
»Eigenfcpaftcn  unb  ©ejeigen  reeptfehaffener  ScpuU 
leuto-  (juerft  Sagan  1768),  würbe  peraudgegeben 
Bon  Sfablin  ber  »Sammlung  päbagogifcper  paepnften« 
(©aberb.  1900)  unb  Bon  Sepie!  in  ben  -©äbagogi 
fepen  Rlafftfem*  (Sb.  6,  ©alle  1902).  Sgl.  ©or- 
mann,  35ie  Berliner  Ncalfdmle  unb  bie  fatpolifdien 
Scpulen  ScpIeflenS  unb  Citerreicb«  (Öerl.  1854); 
Solfmer,  g.  unb  feine  Schulreform  (^abclicpwerb! 
1890);  Sanber,  ©efepiepte  ber  Soltäfdpule  (in 
ScpmibS  »©efepiepte  ber  Erziehung«,  ©b.  6,  3.  ©eil, 
Stuttg.  1902);  SSaltper,  $ie  ©runbjüge  ber©äba* 
gogit  y.  B.  gelbigerä  (Seipj.  1903). 
geltpicn,  gifep,  f.  Senfe. 

Selb,  Vieler-  unb  ©radlanb  tm®egenfap  ju  Salb- 
lanb,  im  engem  Sinne  41bteilung  (f.  ©mnbftüd)  be8 
gepflügten  unb  beftellten  UanbeS,  bann  gleich bebeutenb 
mit  Schlag,  glur,  3‘Ige,  Paper  bei  ber  ®reifelber* 
wirtfepaft  (f.  fianbloirtfcpaftliche  Setriebsjpfteme): 
©raep-,  Sinter-,  Sommerfelb.  S.  auep  gelbemtei- 
lung.  — 3m  ©ergbau  peigt  g.  ein  ju  bergtnänni» 
feper  Slfupung  beftimmte«  untcrirbifcped  ©ebiet.  Ein 
freie«  g.  ift  noep  niemanb  Berliepen,  ein  ©ruhen» 
f elb  würbe  bereits  mit  einer  bestimmten  Segrenjung 
Berliepen  (f.  öergreept,  3.  680);  ein  unser ript cd, 
u n e r f cp  ü r f t e 8 g.  ift  noch  niept  bergmännifcp  unter- 
fuept;  Stoplenfelb  ift  ein  Äople  entpaltenbeä  g. ; 41  b - 
baufelb,  ein  jum  Vlbbau  oorgericpleteä  g.  3 n -3  g 
norrüden,  einen  fanalartigen  ©rubenbau  (gelb- 
ftrede,gelbort)in  einer  Weitem 4Iudbepnung  einer 
Cagerftätte  forttreiben.  — 3n  ber  ©aufunft  unb  im 
ftunftgewerbe  ift  g.  ein  beflimmt  begrenzter  gläcpen- 
teil  eine«  baulichen  ober  fonftigen  ©ebübed.  — 3» 
ber  öeralbil  ©lap  für  eine  ©appenfigur;  f.  ^eralbif, 
mit  ®nfel;  in  ber  Jurffpradje  bie  ©efamtpeit  ber  an 
einem  Sennen  teilnepmenbeu  ©fevbe.  — 3m®fü'tür- 
Wefen  foBiel  wie  Sfrieg,  boep  braucht  man  bad  ©ort 
»gelb«  pauptjacplicp  in  Beziehung  ju  ben  auf  bem 
firiegdfcpauplap  ftepenben  iruppeu  (bie  »in8  g.  ge- 
zogen« ftnb) , wäprenb  man  »ilxieg«  im  ©egenfape 
ju  griebenSformationen  brauet. 

gftlb»  eleftrifcpeS,  magitetifcpeS,  eleflro« 
magnetifcpe8,  ein  Saum,  in  bem  be,;.  eleftrifcpe 
ober  magnetifepe  Streifte  ober  beibe  gleichzeitig  auf» 
treten.  Unter  Stärfe  ober  3n  teufet  dt  beS  gelbes 
an  einer  beftimmten  Stelle  Berflept  man  bie  hart  auf 
bieeleltrifdie.bej.  magnetifcpeSJengceinwirfcnbeftraft 
(f.  Eleftrifcpe  gelbinienfität).  SRicptung  bed  gelbe« 
ift  bie  Sichtung  ber  auf  eine  pofitiBe  fOfagc  wirfenben 
Kraft.  3m  gaüe  beS  maanetifepen  geibeS  fann  man 
bie  Rraftridjtungcn  (Kraftlinien)  leicpt  burep  geil- 
fpäne  ficptbar  machen.  3'CPI  man  bie  Kraftlinien  fo, 
bafi  fiep  an  ber  ©aftd  einer  jeben  bie  SSaffe  V«  ,-t  be» 
finbet,  fo  ift  bie  gelbftärfe  gleich  ber  3apl  ber  bitrcp 
bie  giäcpenempeit  nomial  pinburepgepenben  Kraft- 
linien; bcifpiel8weife  bei  einer  ©pnamomafcpiiie  bie 
3apt  ber  auS  ben  ©olfläepen  auStretenben  .Kraftlinien 
bioibiert  burep  bie  ©rüBc  ber  4ludlriit8fläcpe. 

fjtfba  (Seile,  gelbapa),  linfer  Nebenflug  ber 
©erra  in  Sacpfen  • ©eimar , entfprmgt  im  äfllicpen 
Npöngebirge  unb  münbet  oberhalb  Sacpa.  3m 
frühem  Siittelalter  bilbete  bad  gelbatal,  baS  fept 
biegelbabapn  (Kaltennorbpcim-Salsungen)  burep» 
Ziept,  einen  Seil  beä  ©ullifelbed  unb  gehörte  mit  ©u- 
eponia  (©uepen)  zum  ©au  fflrabfelb.  1031  [epenfte 
e8  ffaifer  Sonrab  II.  bem  fflifcpof  Bon  ©ürzburg. 
3m  13.  unb  14.3nprp.  erwarben  bie  Vlbte  Bon  gulba 


389 


gelbafing  — gslbbefeftigung. 


eintn  Stil  be«  Sale«,  ber  1419  an  btc  ©rafcn  Bon 
Stenneberg  überging.  Seit  1816  gehört  eS  juSachfen- 
Seimar. 

tvclbaftttg,  Sorf  unbSuftfurort  im  bapr-fRegbej. 
Cbcrbapem,  BejirfSaint  SDiürdjcn  II,  am  Stam* 
berger  Set  unb  an  ber  Staatäbaijntinie  Sftümpen  - 
ÜSumau,  bat  eine  fall).  Sirctje,  Schwefelquelle,  Heber- 
fabrtf  unb  (i»oo)  632  ©inm.  Sabei  bie  3nfel  Sörtp 
ober  bie  Kofeninfel  im  See  unb  ba«  Sorf  öarat«- 
baufen  am  See,  beibe  mit  Schloff, 
gclbaborn,  {.  Vlljom. 

gribaltar,  tragbarer  Altar,  ber  in  ben  Stieg  ober 
auf  Seefdpffen  ic.  mitgefiiprt  wirb.  S.  Altar  (mit 
Abbilbung). 

gclbapotbcfcr,  bei  ber  SKohümadjung  eiuberu- 
fene  Bbarmajeuten  jum  Sienft  bei  gelb-  unb  JlriegS- 
lajaretten,  Sanitätsfompagnien tc.  ©in  StabSa po- 
tbere  r bei  jebem  Anueclorp«  Derforgt  ba«  Korp« 
mit  Siebifamenten  unb  bat  bie  teebnifcbe  Kontrolle 
btr  Apotpefen.  Sie  g.,  im  grieben  in  ben  ©amifon- 
lajaretten  Dorgebilbet,  finb  SJiilitäroberbcamte  unb 
ben  SanitätSoffijieren  unterteilt.  Bgl.Aiilitärbeamte. 

grclbarmcc,  ber  in«  gelb  rüdenbe,  mobile,  burib 
KefcrDen,  bej.  Hanbwepr  ergänzte  Seil  be«  §eere«,  im 
©egeufag  jurBcfagung«armee,  bieganj  ober  größten» 
teil«  immobil  bleibt. 

ftclbartitl'rit,  f.  Artillerie,  S.  827  u.  828. 
gctbartiUericbrigabe,  ber  einer  Infanterie- 
bioifton  jugeteilte  Artillericoerbanb;  in  'Jfufjlanb  ift 
bie  g.  bem  Sorp«,  ht  grnnfrcidj  j.  S.  ben  SiDijtoncn, 
j.  S.  bem  Korps  unterftellt.  Bql.  Artillerie,  S.  828. 

gclbartillcrfcrcgimcnt,  ein  au«  2—3  Abtei- 
lungen faprenber  Artillerie,  mitunter  unter  3utei- 
lung  einer  reitenben,  bej.  fjaubigabteilung  befteben- 
ber  Artillerieoerbanb.  3n  Dfterreicp  befteben  rcitenbe 
BatteriebiDiftonen  ju  2,  töaubigbattericbiDiHonen  $u 
3 Batterien,  in  Sufjlanb  beftept  bie  Einteilung  tn 
Regimenter  nicht.  [fcpulen. 

gclbartillcricfchicfjfchulc,  f.  ArtiEoncIcpietV 
gclbbarli,  Stabt  in  Steierntarf,  an  ber  Staab  unb 
ber  StaatSbabnlinie  ©raj- gebring,  Sig  einer  ©e« 
jtrfSpauptmannfcbaft  unb  eine«  ©e jirfSgericpt« , mit 
Brauerei  unbosoo)  1781  beutfd)cn©tnwopnern.  8km 
ltörblid)  bie  auf  fteilem  ©afaltfelfen  482  m ft.  Elf.  ge- 
legene SicgerSburg,  großartige  gefte,  1597  Bon 
ftatbarina  ©aller  neu  gebaut  ( Kapere«  barübet  in  ben 
»Einteilungen  ber  f.  L 3entralfommtffton-,  1884). 
©gl.  Steiner-Süfdjenbart,  Sie  Stabt g.(  1904). 

gtlbbncfcrci,  btc  jur  grjeugung  be«  filr  bie 
Sruppcn  im  gelbe  nötigen  ©rote«  auf  geftellte  ©äderet. 
3n  Seutfcblanb  ift  jebem  Arnteeforp«  eine  gelb- 
bädcreitolonne  unb  jeber  ©tappen infpeftion  eine 
Seferoeb  tief  ereitolonne  mit  ©adöfen  beigegeben. 
Siegelbbädereifolonne  bat  aud)  ba«  Pfacptreiben  unb 
Sdjlacbten  be«  lebenben  Siebe«  ju  beforgen.  Sie  »äplt 
fünf  gabrjeuge  unb  neben  bem  militärifdien  unb  Auf- 
fiditSperfonal  100  tmnbmerler,  toonon  78  Bader, 
9 Sd)läd)ier,  aujjcrbem  namentlid)  3Jlaurer  jur  ©r- 
riditung  ber  Badöfen,  unb  »erben  Dom  Srainba- 
taillon  formiert  Sie  gelbbadöfen,  »preujjifcbe 
eiferne«,  Spftemeffllent  (in  Öfterreid)  unb  Sftbbeutfdj- 
lanb) , Bertan  (gnalattb)  unb  franjbfijcbc , werben 
nad)  benfelbenSrunbfägen  wie  gewöhnliche  Badöfen, 
nur  Heiner  unb  leichter,  gebaut.  Sie  g.  ber  neuem 
Arft  brachte  Staifer  Sari  V.  in  Aufnahme,  ber  beim 
Au«brud)  be«  SdjmaUalbifdjen  Kriege«  (1546)  in 
Regensburg  ©etrribemagajine  anlegte  unb  Bäder 
werben  licfi. 

fyribbatmcu,  f.  gelbeifenbabnen. 


gclbbnttcric,  flemfter,  au«  6,  auch  8 ober  4 ©e- 
(einigen  beftepenber  Serbanb  ber  gelbartitlerie , ipre 
taftifebe  ©inbeit.  Sie  fabrenbe  Batterie  wirb  g.  ge- 
nannt, jum  Unterfdiicb  Bon  reitenben  ober  ©ebirg«- 
batterim.  Sgl.  Artillerie,  3.  827. 

f| clbbau,  f.  Sanbwirtfcbaft  u.  Bobenbearbeitung. 

gelbbcantte,  f.  ffrieg«beamte. 

flclbbcfcftigmtg,  ©inridjtung  be«  fflelänbc«  für 
©cfedjKijwede , wirb  meift  in  fur;er  3'it  mit  ben  an 
Crt  unb  Stelle  Dorbanbctten  SRitteln  au«gefilbrt  unb 
ift  uoräugsweife  für  einen  emrelnen  Wefed)t«tag  im 
gelb-,  aber  auch  für  längere  3«'t  im  geftungstrieg, 
ober  für  bie  ganje  Sauer  be«  firiege«  jur  Sedttng 
ber  SerbinbungSlinicn  be«  ^icere«  an  Bahnhöfen, 
©tappenorten  ic.  beftimmt.  Sieg.,  fepon  im  Altertum 
oietfad)  anaewenbet,  Bon  ben  Körnern  bei  ihren  Sa- 
gerbauten Defonber«  DerDollfommt,  erlangte  mit  ©in- 
tiibrung  ber  geuerwaffen  unb  namentlich  feit  bem 
Sreifsigjäli eigen  Äriege  häufiger,  in  ben  S t e 1 1 u n g « - 
friegen  be«  18.  3obrb-  sulegt  übertriebene  Anwcn- 
bung.  Sfapoleon  führte  fie  auf  ihren  wahren  Alert 
al«  !pilf«mittel  ber  Sruppenfübrung  im  ®efed)t  ju- 
rüd  unb  jeigte  1813  bei  SreOben  tpre  Attonugung 
in  au«gebebntem  Sfafe.  3>n  Sriege  1866  waren  bie 
Don  benCiterreidjem  gegen  baöSorbringenberSrcu- 
fim  auf  fflien  bei  glonb«borf  errichteten  Sdjanjen 
bemerfenäwert. 

Bei  ber  SSirfung  ber  heutigen  geuerwaffen  bat  bie 
g.  erhöhte  Bebeutung  gewonnen;  rechtzeitig  am  rich- 
tigen Ort  b<rgeftetlt,'leiftet  fie  Wichtige,  jutueilen  un- 
entbehrliche Sienfte.  Sie  fann  nicht  nur  in  ber  Ser- 
teibiguncr,  fonbem  auch  beim  Angriff  jur  geftbaltung 
unb  Serftiirfung  gewonnener  Abidimtte  Anwenbung 
finben.unb  über  biefe  eutfeheibet  bie  Sruppenfübrung. 
Sie  Kriegslage  ift  beftimtnenb  für  bie  SBabl  einer 
SertcibigungSftellung.  Bei  ber  uorbergeben- 
ben  ©rfunbung  ift  ftet«  bie  gewählte  Stellung  auch 
Dom  Stanbpuntt  be«  Angreifer«  ju  beurteilen  unb 
junächft  feftgufteHen,  ob  man  fie  nur  jcitweilig  palten 
ober  für  einen  EntfcheibungSfampf  einridtten  will. 
Starte  grontbinberniifc  ftnb  meift  Dorteilbaft,  Weil 
fie  ben  geinb  aufbaltcu  ober  jur  Umgebung  jwingcit, 
Woburch  immerhin  3«it  gewonnen  wirb;  fie  finb  ba- 
gegen fflegenangriffen  be«  Serteibiger«  binberlid). 
Sie  AuSbeljnung  ber  Stellung  mufs  im  angemejfeneit 
Berbältni«  ju  ber  jur  Berfügung  ftebcnbenSnippen- 
ftärfe  flehen;  Jiaupterforbenii«  ift  freie«  Scbujjfelb, 
befonber«  für  bie  Artillerie,  glatt)  abfaüenbe  fjopen 
finb  für  bie  geuerwirfung  ber  3nfanterie,  Weilrei- 
chenbe  AuSfuht  für  bie  ArliUerieWirtunq  günftig.  Sie 
Siöglicbtcit  ber  geuerDereinigung  auf  btc  »abrichein- 
liehen  Angriffsrichtungen  unb  be«  3ufammenwirten« 
ber  Soffen  fthert  am  heften  bm  ©rfolg.  Sorteilbaft 
ift  bie  Stellung,  wenn  ba«  Sorgelänbe  filr  bie  Ent« 
toidelung  ber  feinblichen  Artillerie  ungünftig  ift  ;Salb, 
unb  unüberfiebtliehc«  ffielänbe  nabe  ber  Stellung,  bc- 
fonber«  auf  ben  glügeln,  ift  nachteilig,  auch  inner- 
halb berfelbcn  ftnb  Überfidjtliihfeit,  gute  Sege  ic.  Bon 
Borteil,  befonber«  aber  bürf  en  im  IHüden  nicht  [eblecfite 
Sege  ober  gar  fd)Wierige  fcinberuiffe  Dorhanben  fein. 

Bei  ber  Anorbnuttg  ber  g.  empfiehlt  fiep  bie 
Einrichtung  Dorgefthobener  Stellungen  meift  nicht, 
fte  ift  mitunter  fogar  bebenflich,  wenn  bie  Dorgefcho* 
benen  Struppen  jurüdgemorfen  toerben.  llian  richtet 
ftd)  baper  am  heften  auf  nur  einer  Minie  ntöglicpft 
jtarl  ein.  3un“<hft  ift  ba«  Schufifelb  frei  ju  legen, 
bann  erft  ift  für  Secfung  Sorge  ju  tragen,  wobei 
eS  auf  fehncü  perjuftellenbe.  üerteibigungsfäbige  An- 
lagen anlommt.  Sie  Einrichtung  ber  g.  ift  ben  ©e- 


390 


Jetbbefcftijjung  (für  Infanterie  unb  Artillerie). 


länbeformen  fo  onjupaffen,  bafj  fte  ber  3idgt  beg  An- 
greijere  möglidjfl  entjogen  ijt;  Artiltcricftcllungen 
Werben  hinter  ben  JiShr  nt.imrn  jurüdgejogen.  Stuft- 
Wehren  muffen  niebrig  gehalten  werben,  alle  "Jlnfefj tit» 
hingen  ein  möglich?!  wenig  non  bei  Umgebung  ju 
untctfdgcibenbeg  Anfchen  erhalten.  Sei  Dörfern  i[t 
eg  m.ftt  rntjam,  ben  Dlanb  felbft  ju  befefiigen,  beffer 
ift  bie  Stellung  etwag  baoor,  weil  bieg  bem  ®egner 
bas  Einfdgteficn  erfchwert.  SSomögtidg  finb  bie  $n» 
jantericflcüungen  borwärtg  ber  Artillerie  einjuridjten. 


♦ 0,1 


$ig.  1.  Sd&il ®<ngra6en  für  (nieenbe  €^ä|<n. 

» Äbfa|  Cl'erme)  jum  KufflU|en  ber  Sinne  unb  Vaeit  legen  ber 
Patronen,  etiua  SO  cm  breit. 

um  biefe  nicht  bem  feinblichen  IJnfanteriefeiier  aug- 
jufepcn,  auch  bei  einem  ArtiQcriefampf  bie  Infanterie 
nicht  in  SDtitleibenfdgaft  ;u  jiehen ; bau  ifeuer  ber  eig- 
nen Artillerie  barf  aber  feinegfatlg  behinbert  werben. 
Sie  ff.  befiehl  für  bie  Infanterie  aug  Sdgttpen» 
graben  unb  SedungSgräben  für  llntcrftüpungg- 
truppen  unb  Sieferben.  Sofern  eg  bie  Umftänbe  ge- 
flohen , ift  in  beiben  ber  Sau  leichter  Einbettungen 
gegen  Schrapnell-  unb  Spliticrwirfung  borjufefgen. 


+9,6 


fttg.  2.  ® cafl$cttgraben  für  flebenb« 


Sic  'bedungen  für  bie  Infanterie  Werben  am  ftärf» 
ften  ba  fein  müffen,  wo  gute  ArtiOericftcllungen 
gegenüberliegen.  3ft  man  über  bie  Angriffgridgtung 
nicht  im  Karen,  fo  empfiehlt  ftch,  bie  ff  auf  räumlich 
getrennte  ©nippen  ju  befchränfen,  bie  im  Serlauf 
beg  Stampfen  alg  Stfippunlte  bienen  unb  auch 
bann  nod)  gehalten  werben  Kinnen , wenn  bie  etwa 
anfchliegeitbcn  Linien  bttrdgbrodgen  finb.  Siefe  Stflp. 
puntte  ruhtet  man  am  geeignetsten  int  Anfctglufi  an 


3ig.  3.  Scrftdrfter  3$fltengra&en. 
b S4?ii$enflufuitt  Oüßrtfett). 


natürliche  fjinbemiffe  im  ®clänbe,  Einfriebignng 
bon  Sörfcrn  ic.  ein.  Sic  ScrflärfunggmiUct  bestehen 
in  gefdgidt  angelegten  Sch upengräben,  bennehrten 
Scdungggräben  ic. ; gcfdgloffene  Schau, jen  finben  nur 
augnalgmgiocifc  Serwenbung.  Sei  Einrichtung  ber 
Stellung  für  bie  Artillerie  ift  noch  auf  mbglichft 
rechlwinflige  Sage  ber  gronttinie  jur  L>aupt|cf)ujj< 
ridgtung,  ebene  ©efdgüpitänbe,  Alögtidgfcit  ber  Se* 
flrcichung  beg  nädgflen  Sorgcläitbeg  ic.  öebacht  ju 
nehmen.  Sie  Einrichtungen  für  Auffteüung  fdgwe- 
rer  Sattcrien  haben  befonberg  bie  feinMicheu  Ar- 
tilleriestellungen ing  Auge  ju  faffen,  benn  biefe  follen 
| metit mit  Steilfeuer) betdmpft  werben.  Superbem  finb 


oerbedt  aufgefteüte  Sieferben,  bie  Jxmptamuarfeh- 
richtungcn  ic.  bie  3«te  biefer  Satterien,  mitunter  fin- 
ben fte  auf  ben  gliigeln  Oorteilhafte  Serwenbung, 
wenn  fie  ben  ffeinb  jur  weit  aue hotenben  Umgehung 
jwingett  S>*  Serbefferung  beg  SBegenepcg,  $erftc£ 
tunp  bon  Uberbrüdungen,  Anbringung  bon  38cg- 
weifem  (nadgtg  Laternen),  bei  auggebei)tttem  Stel- 
lungen telegraphifche,  optifdie  ic.  Serbmbungen  ftnb 
überall  inSetradgt  ju  jiehen;  für  bie fdjwerc Artillerie 
ift  bie  Sähe  guter  ©ege  wegen  beg  ÜRunitiongeriapeg 
non  befonberm  SBcrt.  0rür  fle  ift  ferner  bie  Verfiel- 
lungfefter©efd)üpflänbe,  bej.  ©ettungen  feauptiache, 
bie  Scdung  gegen  Oftndgbalgnfeucr  finben  bie  Steil- 
bahngefdgfipe  ohne  weitereg  durch  berbedte  Aufstel- 
lung hinter  $ölgcn,  in  Einfchnitten  im  ©etänbe  tc. 

Sie  ff.  (onirnt  im  geftungglrieg  in  ähnlicher 
Seife  wie  fut  SeWegimggfriege  jur  Anwenbung,  nur 
gewinnt  hier  bie  ftorberung,  bie  anfänglichen  Anla- 
gen fd)neü  unb  leicht  ju  fiärtent  aui bauen  ju  tönnen 
(Laufgräben),  befonbere  Scbeutung.  Sie ©iegner  ha- 
ben hier  bgttcmb  Fühlung  miteinanber;  man  muff 
fid)  gegen  Überrafihung  (lagern  unb  beghalb  Ipinber» 
nijfe  (l,  b.)  anbringen,  um  ben  getnb  fo  lange  fcftjii» 
halten,  big  Unterftüpung  heran  ift.  Starte  Sagup- 
ina&regetn  gegen  Artillericfeucr  ftnb  geboten,  ebenfo 
ftnb  Anorbnungen  für  bauemben  Aufenthalt  ju  tref- 
fen, alfo  Sd)up  gegen  Sitterung,  Abführung  ber 
Xagewäffcr,  Latrinen,  Serbefferung  beg  Segenepeg, 
Sliadgridgtcnoerbinbung  tc.  So  eg  ftch  nur  um  Sagup 
bon  Serbinbunggliuien  tc.  hanbclt , mufj  bie  g.  nur 
ben  Schup  gegen  Überrafihung,  nicht  gegen  plan- 
mäßige  Sefdgicjjung  im  Auge  haben;  eg  tornmt  nur 
auf  Sicherung  beg  Ortgbcfipeg  mit  möglicbft  geringen 
Kräften  an.  Sie  Augfüprung  ber  einfachem  Ar- 
beiten gefdgietjt  burch  bie  Infanterie,  Wäprenb  bie 
Sioniere  für  bie  g.  befonberg  auggebilbet  fmb.  Sie 
gelbartiUerie  führt  ihre  Arbeiten  felbft  aug,  bie  gu)V 
artiUerie  erforberlicbenfatlg  mit  frilfgarbeitem.  SDJan 
beginnt  bie  Arbeit  mit  Sefeitigung  ber  Sobrnbe- 
bedung.  Sie  gewonnenen  Stoffe  werben  jur  Ser- 
befferung beg  ®elänbeg  burch  Äugfüücn  non  ®rä- 
hen  tc.  fowie  jur^icrftcllung  bon  ötuberniffen  benupt. 
Slamentlich  ftnb  auch  einjelne  Säume  unb  ®egen> 
Stäube , bie  bem  ®egner  bag  Einfchicfsctt  erleichtern, 
ju  beseitigen.  Abbrennen  beg  ®etänbeg  ifi  nur  feiten 
augfübrbar.  Set  biefem  Aufräumen  ftnb  bie  §aupt- 
ricfüuitgglmien  ju  hcjeichnen  unb  bie  Entfernungen 
nach  IpauptjielpimKen  feftjufletten.  Alghann  finb'bie 
3d)üpengrähen  berart  augjuheben,  bau  auf  jeben 
Schüpen  ein  Schritt  ®raben  tornmt  unb  jwtfchen 
beifchtebenen  Kompagnien  ein  3wiftbcnraum  bleibt 
3e  nach  ber  erforberliiben  Anfchtagöbbhc  unb  nach  ber 
bauemben  Sefepung  für  fürjere  ober  längere  3e't 
Werben  ftch  Sroftl,  Örabcntiefe,  Sruftwehrftärfe  tc. 
richten  (tffig.  1,  2 u.  8).  Smb  Schüpcngräben  in  ein. 
«Inen  Seilen  ber  Länggbeftreichung  aussgefept,  fo  er- 
baut man  Sehulterwehren  (f.  b.)  Sei  hefchränKem 
Saum  Kinnen  bie  ®räben  in  geeignetem  fflelänbe  in 
meheeren  Linien  ühereinanbet  angelegt  werben.  Se!« 
fungggräben  Werben,  burdh  bag  fflelänbe  mög- 
lichst ge|d)üpt,  mit  mairnghoher  Setfimg  hinter  ben 
Schüpcngräben  gebaut.  Sie  ftnb  nicht  jur  Serteibi- 
gung  cmgerichtct.  bagegen  müffen  fie  bag  Sorgepen 
burch  Stampen,  Stufen  tc.  erleichtern  unb  finb  burch 
®räbm  mit  ber  borbem  Linie  in  gefieberte  Serbin- 
bung  ju  bringen.  Einbedungen,  bie  fdgon  bei 
leichten  Einbauten  fdgrapnett-  unb  fplitterfiiher  finb, 
lännen  audg  bei  entfpredgenber  Steigung  ben  Sollttef» 
fern  aug  Stachbahngcfdgüpcii  entjogen  Werben,  unb 


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gdbbereinigimg 

■jivat  bei  12  J bid  einfsblicislich  3000  m,  $augtfadje 
tft,  Mi  man  bis  üagc  ber  (Einbettung  »on  an|en  mit 
ertenncii  tarnt,  audi  barf  man  nidii  ,51t  Biel  an  optier’ 
linie  burtf)  jie  Berlieren.  iSan  »erroenbetSÜMn, Sore, 
Bretter  je. , wenn  nicht  für  folibc  ©autelt  Sfedbaltcii 
ober  Säeßbled)  jur  ©erfügung  gefteUt  werben.  Sie 
Billige  ber  Däume  richtet  fid)  nad)  ber  ber  Salten  ic. 
Sollt  unb  Xicfe  befdjräntt  man  auf  bad  jum  3t  Jett 
notige TOaii,  anbve  Üntcridslugfe  für  einzelne  Seljügtn 
(Scbügennefter)  (ann  mau  burd)  Stiften,  tonnen  ic. 
bilbeit.  Sie  offene  IHiidjciie  fann  mit  umwerfbareu 
©rettero  (filaggbleitben)  gefd)lofftn  unb  baburch 
Sdmg  gegen  junicffliegenbe  ©grengftüde erreicht  wer 
ben.  ©ei  ©udfiUjrung  »on  Seimigen  für  gelbar* 
tillerie  ift  grunbfäglid)  juerft  berSdjug für  ffliann» 
fdjaft  unb  SNunition,  bann  erft  bev  für  @cict|üge, 
©rogen  :c.  herjufteüen.  Sie  ÜRannfchaftdgräben,  in 
2 m stlbftanb  Bon  bet  SRitte  bed  ©cSduigftanbeb,  »er* 
ben  uorctft  0,5  m,  bann  unterStehenlaffen  einerSig» 
jtuic  an  bet  Borbern,  eraed  ©ufftieged  an  ber  hintern 
©öfchmig  bid  1 m liefe  audgegoben.  Ser  Sau  0011 
OSeidjügemfdjnitten  (f.  b.)  wirb  meift  nur  in  Borberei» 
teten  SleUungen  Dorgcuereröffnung  ausführbar  fein. 
2cm  ©cgner  ift  Beobachtung  unb  Üsinidjiefcen  burch 
»ei-fteDcn  Bon  iKaoten  in  liebe.  StraudfWerf  ic.  tun* 
lid)ft  ;,u  erfchweren.  Sei  ben  bedungen  für  fdjwere 
Sonetten  fomnien  bie  befonbernSorfd)nfteu  ber  guff* 
artiüerie  für  ben  ©atteriebau  in  ©nmenbung.  Über  bie 
©ermertung  im  Öeliinbc  BarbanbenerSedungen  gibt 
btegtlbbeWltgunabBoridinftBon  1893  befonbere  rin* 
BKifung.  ©gUgeTbbefeftigimai :: orfegrift«  (.neuer, bie 
©grü  1903  et  gänglet  SbbruerJ  Seil.  1903);  ©rial» 
mont.  Über  Beteiligungen  tut  fjelbtriege  (beutfdf, 
SleiBj-  1870) ; Srunner,  Seitfaben  juiu  Unlerricht 
m ber  g.  (7.  SHuft- , Sicn  1898);  Si rebd,  .ttriego* 
gefehiditlidie  ©eifgieie  ber  g.  (3.  HujL , Serl.  1901). 
g-clbbcrcinigung,  f.  giurrcgclung. 
gclbbcrg,  1)  gi>d)ft«r  ®igfcl_beb  SdnoarjtBatbcd, 
141)4  m I)Od),  liegt  gegen  ben  Sübtoefftanb  bed  ®e* 
birgt»,  in  ber  Stage  ber  Steifant»  unb  SButachqucfle, 
nürblid)  Bon  Xobiitau,  unb  brlbel  ben  3entraitni'ten 
bed  gangen  ©ebtraed.  Sn  fed)d  Xiiler  gegen  Bon  ihm 
au» unb  im  D.  legnt  fug  an  ibn  bad  et»a  lOOo  ra 
bolte  ränge  ©lateau,  über  bad  bie  Strafte  and  bau 
IpöUental  nach  fienjlirch  führt.  Sic  Sochfeen  be*3 
Jgalbed  lagern  an  bem  g. ; fo  am  Oftl)ang  ber  Beine 
gelbfee,  8 km  norbofüich  ber  Xitifee,  9 km  (üblich  ber 
Sebtucgfee.  Suf  bau  ©igfel,  bem  feöebjscn,  ber 
fanft  gewölbt  unb  labt  ift,  jteftt  ein  'Äubfiditäturm 
unb  ein3)tnfmal8idmardd,  ausgclSblöclett  erridüei. 
mit  Stebaitlonbitb.  Sie  ©udftdjt  Bom  g.  jeigt  im  5. 
bie  Sdmeefette  ber  ©tgen,  im  38.  bie  Sogefen,  im  31 
unb  920.  bie  Serge  unb  Säter  beb  Sdhwarjwalbed, 
im  SO.  bie  Segelberge  beb  ftegaueü.  Stoch  malen» 
(eher  aber  ift  bie  ©udficht  Bom  Seebud,  ber  mit  bem 
g.  burd)  einen  Sattel  Berbunben  ift  unb  unmittelbar 
über  bemgelbfce  liegt.  ®ed  nad)  ben  Sagen  beb  ©liefe* 
lald  hier  haufmben  Scngelgctfieäl  getentt  fiebel  in 
feinen  alemannifchen  fficbid)tcu.  — 2)  ©reifer  unb 
S leiner  g.,  bie  betben  büdjfienSergtuggen  bcdXau. 
uns:.,  tut  Storbojtteil  bedfelben.  Ser  ®rojje  g.  ift  ber 
hbehjle  ©und  bed  ganzen  rl)einifd)en  Schief  ergebt  rged, 
880m  hod)  utib  mir  burd)  einen  nichtigen  ©ergrübtcii 
»on  bem  897  m hoben  Steinen  g.  getrennt.  Ser 
©tgfel  bed  ©ergeo  befiehl  aud  einet  mit  $eibetMUit 
unb  Xorfmoafen  bebedten  ISbcnc  unb  bietet  eine  herr- 
liche Stunbfdiau.  Seit  1880  ift  bort  ein  ©aflgaud  et* 
richteL  ©lljährlid)  finben  gier  am  erfien  3u!ifonntag 
groge  Soili-  mtb  Surnfcflc  ftatL  Ser  n tu  bliche  tlb 


— Jelbbiebftafil.  391 

fiut'S  beei  ©ergeh,  ein  4 m höbet  Otauuwdenfelfen, 
heifit  brr  ©runbilbenflein  (and) öeuiihilbiobett), 
nach  ber  friinfifehen  Uönigitt  ©runhilbc  (geft.  813) 
benannt,  bie  ber  Sage  nad?  »on  hier  au*  ihr  !Heid)  jit 
überfchauen  lieble,  urlunbiidi  juerft  812  alb  ®ren,g 
flein  erwähnt.  Über  ben  norbtoeftudjen  ©bbang  bed 
©erged  jiebt  ber  ©fahlgraben  (f.  Slimed)  nod)  beiitlidj 
ertennbar  frineSgureii.  ipier  nmrbe  burd)  bie  g'intes 
forfegung  einSfiömerfajictl  aufgebedk  Süböftlich  »om 
g.  erhebt  fid)  ber  audftchtdretciie  VUttönig,  ein  ftei» 
ler,  abgejtumgflec  Segel  »on  798  m itültc. 

_ grclbbcrg,  gledcu  im  ®toBh«'iogt,  Sfcdlettburg- 
Strelig,  in  ietjoner,  »alb*  u. feen teid)«c©egenb flaues* 
unb  Sucinfee),  hat  eine  enana.  SUrdje,  Wmtdneridjt, 
ftalttuafferheilanftalt,  ©ürflengblMr«  unb^oljleiften» 
fabrifatiott,  Somgffägemiible  unb  aoow  1424  Sin» 
gtlbbittbe,  cm  um  Schulter,  Saide  ober  Ülrtu  ge- 
tragen  er  ochal,  biente  bei  ben  ©ried)en  old  friegeri» 
fdjer  Sdtmucf,  bei  ben  Siötnent  unter  ßafar  als  3lb* 
jeidjen  ber  Dffüiere  unb  im  SKiitelalter  ald  ©eftanS» 
teil  ber  ritterlichen  SÜeibung.  Seil  ber  Deformation 
bicnlcn  fie  in  beit  ifieligionölriegeti  ald  llnleiidjei* 
bungdjeichen  j»ifchen©roteftanlen(geIb),ffaiieilichen 
(roti  unb  Schweben  (grün),  y«™“'3  entwidelte  fid) 
aldbann  bie  Sdiätge  ber  Cffigere  (.franj.  oclmrpe), 
bie  heute  in  ber  beutfdjen  ©nnee  nur  nod;  ©arnbe« 
ftttd  ift,  wdhrenb  für  ben  gelbbienft  ic.  wieber  eine  g. 
Borgefchriebcn  ift  für  bie  Offiziere  ber  Infanterie,  3ä- 
ger,  gugartiHene,  bed  3ngenieurIorgd  unb  ber  ©to* 
niere,  ber  Serfehrdttuggen , bed  ftviegdminifteriumd 
unbfficucralftalve*  :c.  Sie  befiehl  nud  filbcniem  Schär- 
genbanb,  bas  burd)  ©JetollfchloB  in  ber  garbe  ber 
ftnögfe  Born  äugelt  ©«  >hr  Mb  gcrnglad, 
©eooloer  ic.  befeftigt. 

gclbbldttcrfrfiiuamm,  f.  ßhamgignon. 

3c  Ibbohnc,  f.  Vicia. 

gelbbriideit,  aud  an  Ort  unb  Stelle  oorgefun- 
benem  üRaterial  errichtete  Kriegdbrüden  (baber  auch 
©ebelfdbrüdeu).  ©ian  unterfdheibet  ©rüden» 
ftege  bis  1 m breit,  fiaufbrüden  bid  2 m unb  Äo- 
lonnenbrüden  4— 5 m breit.  3c  nach  ber  ©auart 
umerfdjeibet  man  Berfd)itbene 'Jlrten,  tuie©odbrüden, 
gafi-,  Sonnenbrüden  :c.  3cbed  beutfehe  iHrmcclorgd 
iilhrt  an  Slrüdenlrmiiu  im  ganzen  ©iaterial  für  eine 
Srüdenbede  non  122  m Sänge  im  ftorgdbriidentrain 
mit  Sich.  Däljered  f.  ibricqebrfiden. 
gfrlhdtargicrung,  f.  äRunition. 
gclbbia tonen,  lungere  Sliänner,  bie  Bon  ©er 
einer,  in  ber  ©ftege  ©eriuunbeter  unb  ftranlcr  aud» 
gebiibet  unb,  mit  ben  nötigen  wunbärjttichen  t»ilfd» 
milteln  audgerüfiet,  nie*  ©ehilfen  ber  gtlbgrebiger 
nach  ben  ftnegeidfaugtägen  »on  1860  mtb  1870  71 
entfenbet  »urben.  1886  ging  00m  Saugen  Saufe 
bie  ©Übung  einer  ©enofjenfdjaft  freiroilliger 
Sbranlengf leger  im  Stieg  aud.  Über  bie  ®cfd)id)te 
unb  Orgnnifation  brr  legtem  »gl.  bie  Schrift  »on 
Stehern  (2.  \Uufl.,  ©erl.  1891). 

grdbbicbftahl,  Üntmenbung  »on  geringroertigen 
gelb»  unb  ©aoenfrüchten  unb  anöero  ©obenerjeitg* 
niffen  aue  ©artenanlagen,  gelbem,  Siefen  u.  bgl. 
Ser  g.  wirb  »on  ber  ©efegaebung  regelmifjig  nicht 
ald  eigentlicher  Sicbfiagl,  fonbem  ald  ein  ©oltiei 
bclitl  angefeheu  unb  geahnbet.  Strich iirfung  ber 
Strafe  tritt  indbef.  ein  bei  Studfäfligtat,  bei  aRitfith» 
rung  »on  SSaffen , ober  Wenn  er  »on  bem  Buffeger 
in  bem  feiner  ‘iluffieljt  unterftelllen  ©runbftüd  uerübt 
Würbe  ic.  'Ji'acb  öfterreichifchein  3ied)t  Wirb  ber  g. 
ni4t  nur  nicht  milber,  fonbem  fd)on  bei  einem  ©e» 
trage  Bon  5 ®ulben  ald  ©erbrechen  geahnbet. 


392 


gelbbienft  — gelbeinteilung. 


3-clbbiciift,  btc  getarnte  Sätigfcit  bet  2: rupfen  int 
gelbe;  im  Stieben  i)t  ber  3-  al«  ISienftjmeig  int  tßeo- 
vetifdien  Unterridjt  unb  im  ©eläube  angeführt.  Sie 
SricbcnSaubbiUtung  im  3-  iß geregelt  buvcf)  bie  Selb« 
bien|torbnunq(i.b.)-  ©ei  ben  Sei bbienft Übun- 
gen tritt  in  ber  Siegel  noch  cine®cfcebt«übung  ßingu. 

Srclbbicuftbarfcit,  f.  ©runbbienftbarfeit. 

Sclbbicnftotbnmtfl.  Sie  3-  bom  1. 3<w.  1900 
regelt  bie  Satigfeit  ber  Sruppen  im  3elb  unb  enthält 
bie  Bestimmungen  über  bie  großem  iruppenühungen 
im  Sricben.  Sie  3-  faßt  »wedmäßige  Vlnorbnungen 
für  Diarfd)ieren,  'Di eiben,  Sorpoftenbienft,  SRann«- 
Sucht  tc.  fdiarf  in«  Buge  unb  fteHt  überall  ©elbflän* 
bigicit  unb  ©eraniwortlichfeit  ber  Büßrer  in  btn  Sor. 
bergrunb.  Sie  neue  Drganifation  ber  Selbartillerie, 
ißre  Bewaffnung  mit  SchneHfeuerfanoneit  unb  Selb* 
ltaubißcii  iotuie  bie  3ut('Iung  einer  ferneren  Be- 
tiUeric  beim  Selbbeere  mußten  (Anbetungen  nbtig, 
bie  wieber  eine  SHiidmirfung  auf  bie  ©cflimmungen 
über  SKarfd),  Ginrießtung  »um  Silual,  SHunilion«* 
erfaß  tc.  äußerten.  ©cfonber«  rammt  bie«  »um  Bu«- 
brud  in  ber  »ffiricgSgliebrrung«  (trüber  Ordre  de  ba- 
taille),  itocbbem  bie  »orpbartillerie  fortgefallen  ift 


Canbgut  borbanbenen  BderparjeHen  je  nach  ihrer 
©rBßc  unb  Stage  auf  bie  Schlägt  bcrSruditfolge(f.b.), 
bie  für  bie  beftimmte  Bderff  äche  aufgeftcllt  tourbe.  Sic 
Bdericfßäge  werben  au«  einer  ober  mehreren  Vieler* 
parjeHen  jufammengefeßt.  Ser  einjelnc  3rud)tfolge. 
feblog  entbält  bei  dement  unb  arronbiertem  ©egg 
wentgftcns  bie  Größe  einer,  bei  großem  unb  pancl- 
Iiertem  ©epß  bie  ©rBße  Pon  jwei  ober  mehreren,  ben 
CanbgutSoerßäHniffen  angepaßten  Bderfdjlägen  (Be- 
adenmgSfigurcn,  Bdcrftüde,  Bderpläne).  Sie  Biqur 
ber  Bderfcßläge  foH,  nach  Rrafft«  * '-Betriebslehre« 
(7.  Vlufl. , Serl.  1903),  bei  Heilten  Schlägen  ein  ent- 
fpredjenb  geformte«  3ied)ted,  bei  grBßem  cinßuabrat 
bilben,  jebenfaHä  ein  ©iered  mit  gerablinigen  paral- 
lelen ©eiten,  Don  einer  Sänge,  baft  bie  oerjcbiebeneti 
Vlrbeiten  leidü  auägefflßrt  Werben  IBnnen.  SBei  fdjtef . 
Windiger  ©utähegren  jung  fmb  bie  Sebläge  amSRanbc 
al8  Srciede  unb  Srapejoibe  ju  bilben,  um  ira  3nnem 
nur  Duabrate  ober  Diedjtede  ju  erhalten.  Vluftcrbein 
ift  burd)  geftbidteSübrung  OottSBcgen  an  ben  Schlag- 
grenjen  für  leiste  3ugängltd)feit  ju  forgen.  Sie  re- 
intioe  ©rBße  ber  Bderfchlägc,  (eien  fte  nun  ein  ganzer 
ober  nur  ein  Seil  eine«  3rü<*)tf°'8tWfl9c3<  fou  mm* 


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tjtg.  1.  Ungeteilte  fortlaufenbe  ftiß.  2.  Clause  nt$t  fortlaufenbe  ftlß.  3.  Geteilte  grui^tfolg«* 
Stölage.  Sc^l&ge.  f^läge- 

gelbeintcUungen:  H = $of,  1—6  unb  1»— 6b  = gru<$tfolgefc$tfige,  I--XII  s=  Äderfc&läge. 


unb  jebc  Sibifton  eine  SelbartiDeriebrigabe  erhalten 
ljat,  au«  welcher  ber  SiorpSfommattbeur  naih  Um* 
ftänben  eine  ßorpSartideric  auSjufdfeiben  hat.  Sem- 
gemäß  ift  au<h  bie  ShriegSgliebcrung  eine  attbre  ge- 
worben. Sem  Vlmteelorpes,  baS  auS  2—3  Sibiftoncn 
beftebt,  finb  jeßt  nur  eine  ftorpS-Selegraphenabteilung, 
SKunitionSfolonnen  unbSrain«  »ugeteilt.  Unter  Um- 
ftänben  follett  auch  [dimere  Vlrtiücrie  be«  Selbßeerc« 
unb  ein  »Weite«  Pionierbataillon  ßinjutreten.  Siefe 
Vlrtillerie  befiehl  auS  .fiaubißcn  unb  SDtBrfem,  unb 
»war  enthält  ba«  $>aubißbataiHon  oier,  ba«  Dior) er- 
batoillon  »Wei  ©atterien.  3ntwifd)en  bat  bie  3uß* 
artiUerie  bie  10  cm -Kanone,  bie  cbenfatlä  jur  6in- 
fteUung  in  fdjmere  ©atterien  beö  SelbbeereS  geeignet 
ift,  erhalten.  Sitter  Sinfanteriebioifion,  bie  2—3  ©tri« 
gaben  unb  unter  Umftänben  ein  3ägerbatailIoti  ftarf 
ift,  werben  Smtftonofartallerie,  eine  Selbartillene« 
brigabe  nebft  leisten  DlunitiouSloIonncit,  eine  Selb- 
pionierfompagnie,  ein  SiPiftonSbrüdentrain  unb 
1 — 2 Sanitätefompagnien  jugeteitt.  GincfiabaUerie« 
bioifion  befteht  nadi  ber  3-  gewöhnlich  auS  3 ßabaHe- 
riebrigaben,  einer  Vtbteilung  reitenber  Vlrtillerie  unb 
einer  Pionierabteilung,  ©on  ben  neueften  SriegSntit* 
teln,  wie:  Sidhtfcmfprechcr  unb  Signalapparate  (ipe« 
liographu.Semaphoren),Suftichiffe,  ©elbftfahrerntc., 
Wirb  in  ber  3-  nur  gefagt,  baft  fle  gute  Sienfte  Icifien 
fbnnen.  Sie  IRabfalit  er  werben  im  Sienfte  bie  SIHelbe* 
reiter  j.S.obernodftänbig  erfegen  IBnnen  überall,  wo 
ihnen  gute  Straften  jurPerfügung  flehen,  ©gl.  3m* 
manuel,  Ginführung  in  bie  3- (©erl.  1900);  Stop- 
pen fl  e b t , Cfnjicrfelbbicnftübungcn  in  ©eifptclen  auf 
IriegSgefdiid)tltiiher  ©runblage  (2.  Vlufl.,  baf.  1902). 

{frlbbicnftunfähigfcCMSienftunbrnuibarfeit. 

Selbciittcilung  (Vtdereinteilung,  Schlagein* 
teilung,  Vlff oiement),  bie3uWeifung  ber  auf  einem 


beftenS  fo  bemeffen  Werben,  baft  bie  für  bie  jugchBrige 
Sntchifolge  beftimmte  3ahl  bon  ©panniierett  je  nach 
bereit  ViderungStageSIeiftung  minbeften«  für  einett 
halben,  beffer  für  einen  ganzen  Sag  genügenb  Vlrbeit 
fittben.  Vluf  großen  ffiütern  IBnnen  bie  Vlderftgitren 
bei  wenigen  Sruchtfolgefchlägen  leicht  »u  grojt  wer» 
ben;  e«  fonnen  bann  Unfälle:  Siagel,  3nieftenidmben, 
Pflanjenfranlheiten  um  fo  berheerenber  auftreten, 
unb  ittt  ©erlauf  bewahre  Bearbeitung  unb  Siingung 
bejügli^  ber  Gnlferouna  bom  $ofe  fchr  mtgleidimä- 
ftig  werben.  Schlag  1 (3ig.  1),  wirb  }.  ©.  in  einem 
3aljr  auf  Vlderfdjlag I am  näcbfien  jum  Stofe,  nadi 
fecf)8  3“hren  auf  Vlderfcplag  VI  atn  Weiteften  babon 
fld)  befinben.  ©ei  regelmäßiger  Sigttr  be«  Sattbguteo 
unb  feiner  Vldtrfiplägc  IBnnen  biefc  3al)r  für  3ahr  itt 
berfelbenSRcihenfolgc  wiebicSru^tfoIgefchlägcneben- 
einanber  folgen  (Sifl-  1),  fo  baß  SBetbe,  Süngung, 
Vlrbeiten  tc.  gleichmäßig  borrüden.  Sagegen  Wirb  bei 
foldjer  räumlichen  Vlncinanberfd)iießung"  aller  jener 
Pjlanjett,  bie  in  ber  3eit  aufeinanbcrfolgen,  bie  Ser* 
breitung  fchäblidier  Önfeften  unb  Pjlanjcntnmlheiten 
begiintngt,  au«  weitem  ffirunbe  bie  Reihenfolge  ber 
Sruchtfolgcfchläge  au«einanber  gebracht  wirb  (Stg.2). 
Slleinere  Vlderfiguren  entftehen,  Wenn  man  mehrere 
3rud)tfolgefchläge  errichtet  ober  mehrere  Sruihtfolgen 
auffteQL  Gleiche«  erjieii  man.  Wenn  man  bei  weni- 
gen Sruchtfolgefchlägen  Soppeifchläge,  b.  h-  i«ben 
Srudjtfolgefchlag  au«  2,  3 tc.  Bderftüdeit  jufammen* 
fejt,  bie  an  berfchiebcnen  Siellett  be«  üanbgute«  in 
iter  Seife  liegen  (3ig-  3),  baß  eine  mittlere  Gntfer* 
nung  bom  ©ut«hof  unb  näßerungSwcife  gleiche  ©o- 
bengüte  unb  Stage  erreicht  Werben.  3n  biefem  Sinne 
giiebem  ftch  j-  ® brei-,  fünf-,  flebenfehlägige  Srucßt 
folgen  in  (3x3)  9,  (3x4)  12,  (6x2)  10,  (7x2) 
14  Vlderftüde. 


Feldeisenbahnen  I. 


3.  Schwellenprofi!. 


5.  Verlegen  von  2 m langen  Gleisrahmen  mit  Slahlschwcllcn.  1 u.  2.  Schlenenprollle 


4.  Stoßverbindung. 


7.  Ausweichung  mit  Rechts-  und  Linkszungenweichen. 


6.  Doppelschienen. 


8.  Radsatz  mit  einflanschigen 
festen  Rüdem. 


9.  Radsatz  mit  einem  beweg- 
lichen Rade. 


10.  Kastenkippwagen. 


12.  Verlegbare  Drehscheibe  ohne  Schienen. 
12  a.  Dieselbe  nach  Abhebung  der  Drehplatte. 


II.  Verlegbare  Drehscheibe. 


Meyers  Konv.-  Lexikon , 6.  Au/I.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  .Feld  eisen  bahnen' . 


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Feldeisenbahnen  II 


2.  Plattformwagen. 


3.  Rundkipper. 


Stahlmuldenkippwagen. 


4.  Glclskarre. 


6.  Achslager  mit 
Rollen. 


7.  Etagenwagen. 


5.  Kastenaufsatz. 


8.  Unterwagen  mit  DrehschemeL 


9.  Aufladevorrichtung  fflr  Waldbahnbctrieb. 


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393 


'VClbci|enbaf)H(n  (Schienen  unb  ScftWeUen,  ©leife,  Sinienfüftrung,  Seiten). 


ftclbcifcnbahncti  (ftierju  Dafel  »ftclbeifenbaft- 
nen  I u.  II«)  ober  transportable  Eifenbaftnett, 
fliegenbe  Bahnen,  ftörberbaftnen,  Söalb- 
bahnen,  Slrbeitäbabncn,  Eifenbaftnaleife  mit 
ftaftrpart  »on  geringen  Abmeffungen  unb  Derartiger 
ltonftruBion,  baft  ein  Seriegen  unb  SBiebcrbcfeitigen 
ber  Balm  ebne  £>erflellung  eine«  Unterbaue«  leicht 
unb  rafeft  auöfüftrbar  ift.  Die  ft.  ermöglichen . ba« 
©lei«  an  eerfdjiebenen  Stellen  für  bie  jeitmeilig  ju 
beWäiligenben  Iran«porte  ju  »erWertcn  unb  fo  bie 
jur  Ertrag«fäljigfett  notmenbigen  SahreSIeijlungen 
leichter  ju  erjieicn.  ft.  finben,  oft  im  Anfcblul)  an  bie 
Sfetnbaftnen,  Antocnbung  in  ber  Sanbwirtfeftaft  jum 
Transport  non  Dünger,  SRergel,  Sanb  (bei  ber 
Woorlultur),  Ernteprobultm  ic.,  in  ber  ftorftroirt- 
feftaft,  beim  Bergbau  unb  in  ber  ftnbuftrie,  beim 
ÜKilitär  junt  DranSport  non  Sroniaut,  Sffiunition 
unb  in  ben  fteftungSanfagen;  ferner  in  groftcr  Sluä- 
beftnung  für  Saugwecfe  (SoIIbaljn,  Dtenftbaftn, 
Erbbaftn).  Sie  nerringem  bie  Dranbporifoften  er- 
fteblid),  ermöglichen  groge  unb  idnnere  5Ernn«portc 
auf  Selbem  unb  nicht  beteiligten  Straften  unb  bamit 
bie  Ausführung  nicler  Arbeiten,  bie  fonft  an  Iran«- 
portfeftwierigfeiten  fcfteilent  mürben.  Die  juerit  non 
Decauoiüe  ftergefleüten  tranäportabeln  Bahnen  gatten 
eine  Spurweite  non  40  cm,  bod)  Würben  feljr  halb 
breitere  ft.  bergcftellt  (bi«  1 m),  unb  gegenwärtig  gilt 
eine  Spurweite  non  60  cm,  Wie  fie  aud)  matidieStlem- 
baftnen  befiften,  al«  Siegel,  ba  fie  geftattet,  Stippwagen 
bi«  (u  1 cbm  3nbalt  ju  net  wenben,  obne  fürchten  ju 
müffen , baft  bie  SBagcn  beim  Auäfippen  Umfallen. 

lafel  I,  ftig.  1 u.  2 jeiaen  bie  Cucrfcftnitte  ber 
S d)  i c nen , jmmnetrifeftp  Breitfuftfcfticnen  au«  hartem, 
feftr  jähem  Bcffemcrflaf)l  non  65  unb  60  mm  £>ßhc 
fowie  etwa  7 unb  6 kg  ©ewieftt  für  1 m,  wie  fie  fitftfür 
Spurweiten  non  0,6  m bewährt  haben.  Sion  bmujjt 
aber  je  nach  Scharf  auch  jcftWerere  unb  leichtere  Schie- 
nen. ftig.  3 icigt  ein  Schwellenprofil  non  105 — 
130  mm  Breite.  Diefc  Schwellen  finb  au«  ftluftftaftl 
gefertigt  unb  an  ben  ßnben  umgebogen,  bamit  fie 
* ut  in  ben  Boben  eingreifen  unb  feitluhen  Berichte» 
ungen  Wiberftehen.  3hr*  Sänge  wirb  ben  Spur- 
Weiten  nngepafti.  Am  Scfticnenfift  werben  fie  fo 
auf gepreftt,  baft  eine  Beränbcrung  ber  Spurweite 
unmöglich  Wirb.  Diefe  Slufpreffung  hat  an  ber 
Auftenfeite  ber  Sdnoelle  entweber  btc  ftonn  eine« 
Söffel«  ober  Stafcn«  neben  einer  Phramibenartigen 
Erhöhung.  SSbic  Schiene  wirb  fo  gegen  ben  Söffe! 
gefd)oben , baft  fie  nach  bem  Enbe  ber  Schwelle  ju 
nicht  auameieften  fann,  unb  in  biefer  Sage  an  ber  ftn» 
nenfeite  bureb  eine  Siafenfcft  raube  feflgeftalteit,  bie  »on 
oben  bureb  bie  länglichen  Sucher  ber  Bhramibe  ge* 
ftedt  wirb  (ftig.  4).  Smljfcftwellen  faulen,  felbft  wenn 
fie  mit  Jfarbolöl  unb  3infdjlorib  imprägniert  fmb, 
ohne  burchläfftge  Unterbettung  feftr  fcftneU  unb  (teilen 
fid)  bafter  bureb  bie  beim  Auämedjfeln  entfieftenben 
Stoftcu  auf  bie  Dauer  teurer  al«  Staftlfcftwellen.  Ml u f 
£>ol}feftroellcn  werben  bie  Schienen  mit  Siägeln,  fidje- 
rer  mit  SeftWcücnfcbraHben  befeftigt.  ftürleufttbeweg- 
licfte  3ubringergleife  benufjt  man  Slemmplaiten  mit 
Scbraubcnboljen.  Etwa  auf  je  1 m ©leiSlänge  foinmt 
burcftfcftnitllicft  eine  Schwelle.  Die  juläfftgen  Sab» 
laftcn  betragen  aläbann  bei  beit  ftärlern  Schienen 
bi«  1000  kg,  bei  ben  fchwöchem  bi«  700  kg.  ftür 
(Iftauffee-  unb  SSegeübergänge  unb  überhaupt  ba,  wo 
reger  ftuftgänger-  unb  ftul)rmcrls»crlebr  über  ba« 
©iei«  hinweg  ftattfinbet,  werben  Stoppelf eftienen  »er» 
wenbet  (ftig.  6).  Stic  fflleife  fönnen  bann  eingepfla- 
ftert  ober  in  Beton  gebettet  Werben. 


Sfeift  Wirb  bei  Einlage  »on  ft.  eine  gemiffe  ®lei«< 
länge  ein  für  allemal  ober  bod)  für  längere  3eit  al« 
Stammglei«  f e ft  »erlegt,  wäftrenb  anbre  für jere 
ober  längere  3ubringergletfe  ftd)  mittel«  SSeicften 
»on  ben  feften  Smuptfträngcn  abjweigen  unb  je  nach 
Bcbarf  aufgenommen  unb  an  anbrer  stelle  neu  »er- 
legt Werben.  Bei  bem  Stammglei«  werben  Schienen 
»on  6 — 7,5  m ober  meftr  Sänge  »erwenbet.  bureb 
Sanften  »erbunben  unb  uerf eftrauht.  Die  3ubringer» 
leife  Werben  al«  »halb  bewegliche«  ober  al«  »leicftt 
eWeglidje«  ftergefteUt.  Stabei  werben  je  jwei  Sdjic- 
nen  »on  etwa  6 m (bi«  fterab  ju  1,5  m)  Sänge  mit 
ben  nötigen  (j.  B.  fünf)  Schwelten  ju  einem  leicht 
tragbaren  >3od)<  ober  »Sahnten«  feft  »erbunben, 
ber  »on  jwei  ober  einem  ®!amt  getragen  wirb,  fteber 
Schiene  wirb  an  einem  (Tube  (einanber  biagonal  ge» 
genüber)  ein  jur  tpälfte  frei  überfteftenbe«  Stremp- 
lafdienpaar  angefeftraubt,  in  ba«  heim  Seriegen  bie 
Sacftbarfefticnc  einqefeftoben  wirb,  fo  baft  fte  in  fenf- 
unb  wagereefttem  Sinne  gegen  Scrfcftiebung  geficftcrt 
ift.  So  läftt  (ich  bie  Stoftocrbinbung  ftcher  unb  bod) 
leid)t  fterfteilen  unb  löfen;  eine  weitere  Serfcftraubung 
ift  bann  nicht  nötig  (ftig.  4 u.  5).  hierbei  ift  eine 
gute  Anfeftmiegbarfeit  an  ben  Boben  wefentlicfte  Be» 
binaung,  unb  ba  bie  Borbereitung  ber  Bobeitober» 
fläche  jur  Aufnahme  be«  ©leife«  fowie  ein  Unter» 
impfen  bei  ftoftler  Sluflage  in  ber  Segel  unterbleibt, 
fo  werben  bei  3ubrmgergleifen  für  gleidje  Sabuttg 
an  bie  fjaliharteit  gröftere  Bnforberungen  aeftellt  al« 
bei  feften  Strcden.  Bei  biefen  lann  bie  Bcrlegung 
mit  meftr  Sorgfalt  gefcheften,  aud)  finb  ftier  geringe 
Erb  - unb  Stopfarbeiten  nicht  au«gefd)lojfen. 

Beim  Berlegen  be«  ©leife«  Werben  bie  Siaft* 
men  auf  Sagen'  aufgeftapelt , bie  man  immer  naeft 
Berlegen  eine«  Bahnieu«  auf  biefem  weiter  »orfchiebt. 
Die  5 m langen  Siaftmcn  werben  burd)  jwei  Arbei- 
ter, bie  2 unb  1,5  m langen  burd)  einen  Arbeiter  Pom 
Sagen  genommen  unb  aneinanber  gelegt  (ftig.  5). 
Die  leeren  SBagcn  müffen  entweber  auögeieftt  wer- 
ben, um  ben  nacftfolgcnben  Slaf)  ju  machen,  ober  fie 
werben  mittel«  einer  slletterwcidie  auf  turje  3eit  auf 
cm  anjufcftlieftenbe«  nebengelegte« ©lei«fitid  gefahren. 
Da«  Sieberaufneftmen  ^e«  ©leife«  beftuf«  Berwen» 
bung  an  einer  anbern  stelle  erfolgt  in  umgefeftrter 
SSeife,  inbem  man  eine  Seifte  »on  fletnen  SBagcn  gegen 
ba«  aufjuneftmenbe  Enbe  be«  ©leife«  fäftrt,  bie  SBa» 
gen  in  gewiffen  3wif<ftenräunten  neben  ba«  ©lei«  fegt 
imb  nur  ben  legten  Sängen  bi«  an  ba«  Enbe  felbft 
fäftrt.  Auf  biefen  labet  man  bie  legten  Sahnten  unb 
feftiebt  ihn  juriid,  bi«  er  »öllig  belaben  ift.  Dann 
bringt  man  ben  »orleftten  SBagen  auf  ba«  ©lei«,  be- 
lobet ihn  tc. 

Bei  ber  Sinienfüftrung  finb  in  ber  Sichtung 
be«  DranSport«  ber  Sailen  bie  Steigungen  möglicftft 
gering  ju  halten;  bei  SRaffenförbcruttgen  (ollen  grö» 
fterc  Steigungen  al«  1 ; 50  überhaupt  »enitiebcu  Wer- 
ben. Bet  einer  Spurweite  »on  60  cm  unb  bei  S>anb* 
betrieb  ftnb  jur  Umgebung  »on  Ssinbentiffen  Stur» 
»eit  »on  10  m £>a!bmeffer  anftanbblo«  juläfftg.  Bei 
Bferbebetricb  erhalten  Heinere Slurocn  eoettfaU«  10m, 
gröftere  16  -20  m Smlbmcffcr.  ftürSofomotinbetrieb 
fjt  bei  berfelben  Spurweite  ein  ^albnteffer  uon  26  m 
erwünfeftt.  Da«  Stammglei«  tttuft  je  nach  feiner  Sänge 
unb  nach  ber  3a*>l  ber  Darauf  gleicftjcitig  »erfeftren» 
ben  3üge  bie  nötigen  Aueroeichuttgen  haben,  unb  bie 
©egenjüg«  müffen  einanber  immer  mögtieftfi  glticft- 
jcitig  an  ben  betreffenben  Stellen  lreu;cu. 

Die  SB  e i h « n werben  auf  ben  Eifettfd) mellen  fertig 
befeftigt;  für  einflanfchige  Säber  benupt  matt  3“"- 


394  »elbetfenbalinen  (.fflieidfrmgungen  tc.,  gabrgeuge). 


gcnweicben , für  jWciflanfdjige  (f.  unten) , wenn  niefit 
tebembe  Säger  Berwenbet  »erben,  Scbleppweidicn. 
3ur  ßinfiibrung  ber  3ubringcr  in  bae  Stammglcid 
bienen  leichte,  bewegliche  Sllctterweidien.  Sieb  (inb mit- 
tels glacbeifenfd)  wellen  ober  Spurftangen  Berbunbcne 
Shirocnfcbiencn,  bie  an  einem  ober  beiben  (Snben  mit 
rampenförmig  gugefdjärften  Vluflaufgungen  auf  bie 
Seltenen  beb  Hauptftrangei  aufgelegt  »erben  unb  fo 
bad  Vluff  obren  ber  Sagenräber  auf  bie  SUettertteidje 
unb  bao  baran  anfd)licßenbc  Subringergleid  ermög- 
lichen. gig.  7 geigt  eine  oollftiinbige  Vludweidjung 
mit  3ungemoeid)en.  Eer  Sodjumer  Herein  fjat  für 
foltf)e  Vludweidjungen  aud)  logen,  fefte  88 e i d) e n 
fonftruiert,  bei  benen  bie3ungenilü(fe  aua  Stablform- 
guß  bergefteüt  werben  Eie  3u»8en  finb  herbei  feft 
aufgegogen  unb  fo  gefteüt,  baff  ber  eitifabrenbe  3ug 
immer  felbittätig  in  ben  einen,  3.  18.  ben  rechten, 
©leidftrang  geführt  »irb.  Gin  Umfteüen  ber  Seid» 
ift  besbalb  überflüfrtg.  25er  entgegenfabrenbe  3«g 
Wirb  ftctd  Bon  feibft  in  ben  anbern  Strang  hinein» 
geleitet,  ©leidfreugungen  beileben  aua  einer 
tdnniebceifcrnen  glatte,  worauf  bie  erforberlitben 
S «bienen jtüdc  genietet  fmb.  gür  leid)tbeWcglid)e  ffllen'e, 
bie  über  anbre  ©leiie  binweggefübrt  »erben  foflen, 
bemißt  man  bie  ßletterfreugung.  Eiefe  beftebt  aud 
einem  ©leidrabmen  mitVfuflaufjungen  an  bcibenßti- 
ben.  Sei  Steifen,  Wo  3»ei  unb  mehr  ©leife  l’icb  freu- 
gen  unb  ca  an  Stab  für  SSeiedjcn  unb  fiuroen  fehlt, 
»erben  bie  Sagen  Bermittelft  einer  Erebfdieibe  in 
ein  beliebiges  ©leid  eingefiibrt.  gig.  11  geigt  eine  Ber- 
legbare  Erebfdieibe,  bereu  gujtrifeme  Ereijplatte  mit 
aufgegoffenem  Rrcuggleid  auf  Soüen  läuft.  Seuer- 
biitgd  liefert  ber  Sodituner  Sercin  aud;  gang  aud 
Sebutiebeeijen  ober  Stabl  tjercjeftetlte  Erebfdicibcn 
ohne  Schienen,  wobei  bie  geftftcllBorricbtung  erfpart 
»irb.  EieErebplattcrubtauf  einem  ffrangton  Stahl- 
fugein  unb  brebt  iid)  infolgebeffen  febr  leid)t.  Eie 
Säber  laufen  mit  ben  Spurfränjen  auf  bie  Scheibe 
auf  (gig.  12  u.  12a). 

Eic  gabrgeuge  geigen  groffe  ÜRannigf altigleit ; 
weitauä  am  meiften  werben  jeboeb  SKulbenfipper  Ber- 
»enbet,  fo  für  ben  Erandport  Bon  gelbfrüebtcn,  Sän- 
ger, (Erhärten,  Steinen,  Erauitöbren,  jenter  für  allerlei 
ioauiwede  ic.  Säljrcnb  man  früher  bei  ben  g.  wie  bei 
ben  Sollbabnen  nur  cinflanfdiigc  Säber  Berwenbete, 
werben  bergeit,  gunial  bei  ben  gorftbabnen,  aud)  bop- 
pelflanfdjige  üläber  Berweubet.  (Ed  follen  jebod)  in  ber 
Segel  nur  bie  gnnenflanfcbcn  ben  Sdjicnenfopf  be> 
rübren,  wäbreitb  bie  Vlufjenflanfdien  lebiglid)  bicVluf- 
gäbe  haben,  Spurerweitenmgen  unb  Gntgleifungeit 
gu  Berbinbern.  Eie  Säber  werben  am  Seiten  aud 
Eiegclftabl,  bie  Vlcbfen  au«  ffiußftabl  bergcfledL  Sei 
ben  SJiulbenfippwagen  unb  ben  gewöhnlichen  Sagen 
ber  Canbwirtfcbaft  beträgt  ber  Sabburcbmeffer  meift 
30  cm,  bie  Vldjöflärfe  4,5  cm.  gft  bie  Snqcnbclaftung 
größer  alä  1800  kg,  wie  g.  S.  meift  bei  Salbbaijncn, 
aber  auch  bort,  wo  größere Iranäportlängen  ingrage 
fomuien,  fo  nimmt  man  größere  Säber  Bon  etwa 
39  cm  Eurcbmeffer.  Sei  Sofomotiobetrieb  auf  60  cm- 
fpurigem  ©leid  beträgt  ber  Eurcbmeffer  meift  ca. 
45  cm.  gig.  8 geigt  einen  Sabiaß  mit  einflanfcfiigen 
Säbent  unb  runbcnVIcbfett,  Vlcbfen  mit  quabratifdiem 
£uerfd|nitt  werben  ber  Sifligfeit  halber  für  Siegel- 
Wagen  unb  ©leidfarrcn  benußt.  Eie  Vld)dlager  wer- 
ben gwetfmäßigerweife  fo  bergefteüt,  baß  audi  fefte 
Scbmiermittcl  Berwenbet  werben  rönnen  unb  cinVlud- 
laufen  ber  Sdnniermittel  Berbinbert  »irb.  Vlußer  ben 
gewöhnlichen  Vlcbdlagern  werben  aud)  Solle  n 1 a g c r 
iiad)  gig.  12  Berwenbet  (Eafcl  II,  gig.  6).  Eiefe  be- 


gehen aud  einer  gefcbloffenen  Hülfe,  bie  gwifdjcn  fid) 
unb  bem  Vlcbdfcbenfel  eine  Vlngabl  Stablroüen  (ober 
Stablfugeln)  enthält,  ^ierbureb  wirb  bie  3aPf(n’ 
reibungBcrminbert  unb  babureb  bie  gortbewegung  ber 
Sagen  erleichtert.  EieSäber  werben  oft  auch  derartig 
auf  bie  Vldjie  aufgegogen,  baff  eins  berfelben  feft,  bad 
anbre  lofe  fißt,  wäbrenb  bie  Vld)fe  in  Vlchesfagern  dreh- 
bar ift.  Sei  biefer 'Unordnung  »irb  ein  glatte«  Surd)- 
laufen  feibft  febr  fdiarfer  ftrümmungen  ermöglicht 
cgig.  9).  Unerläftlid)  ift  für  g.  bie  'Ueüglidifeit,  allerlei 
Hinbemiffe,  wie  Sobenerbebungen,  örunbftüde,  ©e- 
bäube,  mit  engen  SturBen  (f.  oben),  gu  umfahren,  1:11b 
aQe  Setriebdmittel  ntüffen  hierauf  eingerichtet  fein. 
Eedbatb  muß  bei  ben  Sagen  bie  (Entfernung  ber  feft 
oerbunbenen  Vlcbfen  Boneinanber  gering  fein,  gttr  bie 
Vlbfubr  Bon  Haften  geringem  fpegififeben  ©cwidjtd, 
wie  gelbfrüd)te,  fowie  non  Hangböigem  unb  anbern 
langen  ©egenftänben  Werben  lange  Sagcnfaften  ober 
aud)  Haften,  Wie  Saumftämmc  ü.  bgl.  ohne  Sagen- 
laften  unmittelbar  auf  gtnti  hrrge,  mit  brebbarem 
Ouerbatfen  Berfebene  Sagengefteüe  aufgelegt.  Eiefe 
»erben  tunlicbft  für  alle  Erandportarten  überein- 
ftimmenb  bergeftellt  unb  nur  je  nach  bem  norliegcn* 
ben  3»ed  mit  nerfd)iebcnen  Vluffäßen  nerfeben. 

3Rit  gutem  (Erfolg  würben  aud)  (Einrichtungen  ge* 
fdjaffen,  biegeftalten,  jebed  beliebige  gubnuerf  auf 
folcbe  Heine  ffltcidWagen  gu  (teilen  unb  auf  flüchtig 

Ö teilt  ©lei«  feibft  über  UHoov  unb  naffe  Siefen, 
erted  gelb  ic.  3U  fahren  (gubrwerfdtrand* 
Port).  'Dian  fdjiebt  hierbei  auf  befonbem  Serlabe- 
rampen  unter  jebe  gubrmerfcad)fe  ein  ErcbgefteU  unb 
befeftigt  darauf  bie  Sabnaben  mit  baruuier  befinb- 
lidjen  bölgeraen  Vluflagem  in  geeigneter  Seife.  Eiefe 
(Einriditung  bat  fid)  in  Stcinbrüdien,  gorftbetricben, 
gum  Vlbfabren  Bon  Eorf  auf  unfaßbarem  ©mnb 
unb  befonberd  in  ber  Hanbwirtfd)aft  Bortrefflccb  be- 
währt. 

Eie  SJlulbenfippwagen  (tafel  II,  gig.  1)  wer- 
ben meift  durchweg  aud  Stahl  bergefteüt  unb  mit  auf- 
genieteten ober  abfebraubbaren  Süden  oerfeben.  Sic 
faifen  0,3—2  cbm;  bei  ben  Sagen  oon  0,5  cbm  gn- 
halt  beträgt  bie  Habcböbe  etwa  l,tm.  Siegcftjlcüung 
ber  SRulbe  ge[d)iebt  3.  S.  burd)  gwei  an  ben  Süden 
biagonal  beteiligte  eifeme  Hafcbeit.  Eieie  fmb  mit 
je  gwei  flöcbern  nerfeben,  um  burd)  entfpreebenbe 
Stellung  bie  Habcböbe  ber  Heulte  noch  mehr  Oerriti- 
gent  gu  tömten.  Eite  Slulben  fippect  außerorbeut* 
lieb  leicht,  unb  fic  entleeren  fid)  feibft  bei  feuchtem 
Slaterial  oollftänbig  unb  Weit  genug  ab  Born  ©leife, 
um  biefcd  nicht  gu  oerfchütten.  Häutig  werben  auch, 
namentlich  ingahril-unbStrgweridbetrieben,  Sunb- 
fipper  nach  gig-  3 Berwenbet;  bie  'IKulbe  läßt  iid) 
hierbei  auf  bem  UntcrgefteÜ  fo  breben , baß  fie  nad) 
allen  Bier  Seiten  beS  Sagend  audgeliopt  werben 
lann.  gür  fflegenftänbe,  bie  beim  Untfippen  leicht 
hefchäbigt  Werben  fönnen,  Wie  Sadfteine,  Eorf. 
Erainröhren,  {teilt  man  auf  bad  Untergeftell  bed 
Slulbcnfipperd  einen  ffaflenauffaß  (gig.  5).  flän- 
gcre  Slaftenauffäße  Werben  auf  gwei  mit  Erebgapfcn 
Berfebene  Untenuagcn  gefteüt.  Serben  bie  Seiten- 
Wänbe,  bann  an  etfemen  ötäben  bangenb.  herab* 
gelaffen,  fo  Bergrößert  Heb  bie  Sobenfläd)c  be«  Sa- 
gend um  mehr  ald  bad  Eoppelte.  3ft  ber  Sagen 
mit  gelbfrüdjten  belaben,  fo  wirb  er  burd)  Herab' 
taffen  ber  Seilcnwättbe  naßegu  ooüftänbig  entleert. 
Eiefe  großen  oieraebfipen gabrgeuge  befahren  Shtroeit 
mit  Heidjtigteit,  ba  fub  bie  Untcrwageu  unter  bem 
Haften  bi«  gu  90°  gegenemanber  Berbreben  taffen. 
VUd  Hangbolgwagen  benußt  man  gwei  Unter- 


gelbeifenbal)nen  (©retnfen , Sciftungsfäbigfeit,  eteftrifcper  ©etricb).  395 


jeflftle  mit  Xrebfcbemdböden  (ffig.  8).  XaS  Sang- 
bol)  Wirb  auf  biefe  Schemel  mittels  eines  RranS 
(ffig.  9)  gelaben  unb  mit  Ketten  unb  ©infdflaghaten, 
bie  an  ben  Schemeln  befeftigt  ftnb,  gefiebert.  Stuf 
biefe  Seife  tönnen  auf  jwei  Unlertoagen  bis  ju  3 
ffeftmeter  Stammholj  in  einem  Stamm  ober  meh- 
reren gelaben  werben.  Der  fetjv  einfache  unb  auf  ben 
Sagen  bcrSalbbatjn  felbft  transportable  Xreifu  jj* 
trän  befiehl  aus  gewallten  ftf)tuiebeeifemcn  {Röhren 
mit  ftäblcrucn  beweglichen  XeEerfpijjen.  Seim  Auf- 
itetlcn  hatten  brei  Arbeiter  fe  eine  Säule  unb  iepeit 
fie  mit  nur  einem  ©riff  jufautinen.  Xie  brei  Sauten 
hefigen  an  bem  einen  ©ttbe  $mtcn  unb  Werben  oben 
burd)  einen  eigentümlich  geformten  {Ring  jufammen- 
gehalten.  ©leicpjeiüg  trägt  ber  {Ring  eine  Sehteije, 
m bie  ber  fflafcpenjug  eingehängt  wirb.  Sobatb  ber 
Wenn  aufgefteEt , ift  ein  «Öfen  ber  Säulen  ober  ber 
Schleife  unmöglich ; lägt  man  bie  Säulen  hingegen 
flad)  ju  ©oben,  fo  tarnt  man  bie  Spaten  jweier  Säulen 
mit  Seicbtigfeit  auS  bem  9iing  entfernen,  währenb  ber 
Siing  felbft  oon  ber  brüten  Säule  unlösbar  ift.  Xiefe 
3erlcgbarteit  beS  Krans  ermöglicht  beffen  idjneüen 
unb  leichten  XranSport.  Xie  eigenartige  ©erfuppe- 
lung  ber  Säulen  geftattet  eilte  AuffteKungi beS  Kraus 
bei  Den  größten  Xcrramuncbenbeitcn.  Xie  an  ben 
ffttßen  angebrachten  XeEer  uerhinbern,  baft  bei  ftarfer 
©daftung  unb  weichem  löobett  bie  Stahljpifjen  ju 
tief  in  ben  ©runb  einbringen,  währenb  fie  ein  burd)- 
auS  iidjereS  Stehen  beS  MrranS  felbft  auf  ftart  ge- 
frontem ©oben  ermöglichen.  AIS  Spebejeug  bient  ein 
Schraubenflafchengug , ber  fo  leid)t  arbeitet,  bajj  ein 
Sann  bis  80  3tr.  febwere  Stämme  itt  Wenigen  9Ri« 
nuten  auf  bie  erforberlicf)e  Siöpe  ju  heben  oenttag. 
Ser  Bollftänbige  Krau  wiegt  mit  bem  fflafcbcnjug 
etwa  150  kg,  jebe  Säule  etwa  30  kg,  fo  baß  er  auch 
im  ganjen  uermittelft  ber  an  ben  Stäubern  befinb- 
liehen  Smnbpabcn  Bon  brei  Arbeitern  leicht  transpor- 
tiert werben  tarnt. 

Xer  Kaftenfippwagen  (Xafel  I,  ffig.  10)  faßt 
gewöhnlich  1 — 2 cbm.  XaS  UntergefteE  ift  aus  ®ifen, 
ber  Säften  auS  $>olj ; biefer  ruht  auf  jwei  burchgehen- 
ben  ÄippweEen,  bie  auf  einem  Ouerflüd  gelagert  ftnb. 
Xie  Stimwänbe  ftnb  feft,  bie  Seitenmänbc  aufflapp- 
bar  unb  herausnehmbar.  3um  leichtem  Kippen  beS 
Sagend  Werben  entweber  ©aumhiilfen  ober  eine 
Kniehebeloorricfjtung  angeorbnet. 

©ei  3'egeleien  bient  tum  Auffarven  beS  SeptueS 
auf  bie  Streid)tifchc  unb  jutn  XranSport  frifd)  ge- 
formter unb  gebrannter  Steine  bteöletSfarre 
(Xafel  n,  ffig.  4).  Sie  wirb  burch  einen  SJfann  be- 
wegt, ber  80 — 100  Steine  auf  wagerethter  Sahn  mit 
2cid)tigfeit  transportiert,  Außerbem  werben  jutn 
Xransport  gebrannter  Steine  auch  leichte  ©lattform- 
wagett  ttadt  ffig.  2 oerwenbet.  Xie  Sagen  erhalten 
einen  §anbgriff  unb  Werben  für  eine  Xragfraft  Bon 
150  — 200  Steine  geliefert.  Xer  ©tagenwagen 
(ffig.  7)  bient  hauptuichlich  jum  Xransport  naffer 
Steine,  aud)  Wotjl  für  naffett  ©refjtorf.  Xie  Steine 
liegen  in  Stagen , bie  mit  ©rettem  belegt  finb,  über» 
eütanber,  fo  baft  ©efehäbigungen  Wäprcttb  ber  ffabrt 
nicht  eintreten  tönnen. 

3um  Siegulieren  ber  ©efchwinbigleit  ber  Sagen 
int  ©cfäEe  bienen  ©remfeu.  Xie  üblichen  'Uiitt- 
bentippwagen  Werben  im$anbbetrieb  einfach  baburch 
gebremft,  baff  man  unter  baS  Ouerftücf  beS  Unter- 
gefteES  einen  ©reinstnüppel  Bon  etwa  1,5  m Sänge 
unb  8 — 8 cm  Stärfe  fteeft  uttb  auf  bie  Sauffläche 
eines  iHcibeS  herabbrüeft.  ©ei  manchen  Sagcnarten 
fehlt  jeboch  ber  Staunt  jutn  Cinfteden  beS  Knüp- 


pels, unb  man  beimpf  bann  bei  foanbbctrieb  eine 
Xritthebelbremfe,  bie  feitlich  Dom  SängSträger  an- 
gebracht wirb.  Xer  Arbeiter  fteEt  ftch  auf  baS  per» 
uorfpriitgenbc  ®nbe  beS  SängSträgers , hält  fiep  am 
Oberwagen  feft  unb  tritt  mit  einem  ffuß  auj  ben 
jpebcl,  ber  ju  biefem  3wed  mit  einer  Xrittplalte  oer- 
fepen  ift.  ffür  ©ferbe»  unb  Sofomotiobetrieb  werben 
bcfotibere  ©temfen  angewenbet. 

Um  auf  langem  ©leisftreden  ©etriebsbeamte  ober 
anbre  ©erfoneu  Bon  einem  ©unft  ber  ©ahn  fcpneU 
ju  einem  anbern  ju beförbem,  benujjt  man  Xraifi» 
nen  (f.  b.).  Xiefe  hefigen  jwei  Xreibräber  Bon  0,75  m 
Xurcpmeffer  unb  jwei  Saufräber.  Xie  Kraftüber- 
tragung wirb  burd)  einen  tpebclmechaniSmuS  bewirtt. 
Xie  Xraifine  fann  4 — 6 äRcnfcpen  aufnehmen  unb 
loirb  burep  jwei  Arbeiter  bewegt.  Ginc  Strede  Bon 
7,5  km  (amt  mit  ber  Xraifine  m 20  — 25  ©linuten 
jurüdgelegt  Werben,  fofem  niept  ju  ftarte  Steigungen 
Dortommen. 

SaS  bie  SeiftungSfähigteit  ber  5.  betrifft,  fo 
jiept  erfahrungsgemäß  ein  ©efpaitn  mit  jwei  mittlern 
©ferben  auf  ebener  Strede  300  3lr.  brutto  ohne  An» 
ftrengung  in  ber  Stunbe  t — 5 km  weit , währenb 
auf  Der  (Xbauffce  Don  bemfelben  ©efpaitn  nur  70  - 
80  3©-  auf  3,75  km  weit  gefepafft  werben  (Bgl.  ©e» 
WeguitgSwiberftanb).  {Rechnet  man  33  ©rot.  ber  Saft 
als  Eftartmum  für  baS  (Eigengewicht  ber  ffdbbapn» 
wagen,  bann  beförbert  ein  ©efpann  eine  SJettolaft 
Don  200  Atr.  Senn  bie  Sänge  ber  Strede  etwa  9 km 


beträgt,  braucht  baS  ©efpann  jur  einmaligen  tpin- 
unb  Pliidfahrt  lStunben.  Sinb  nun  täglich  1200 3tr. 
tu  fahren,  bann  jtub  bei  acbtftünbiger'ffabrjeit,  wo- 
bei nur  4 Stunben  auf  jeben  3“3  fommeit.  Drei 
©efpanne  nötig,  unb  ba  ein  Sagen, jug  für  ©ela- 
bung  unb  einer  für  bie  ßntlabung  hin julommt , fo 
braucht  matt  an  Sagenmaterial  fünf  DoEftänbige 
3üge.  3ft  bie  Sirede  Dieüeicht  nur  500  m lang,  bann 
genügen  jwei  3üge  unb  ein  ©efpann.  Ühcrfteigt  bie 
XranSBortlänge  10  km  unb  finb  bie  an  febem  Xnge 
tu  beförbemben  Saften  (ehr  erheblich,  bann  (ommt 
Sofomotiubetrieh  iit  Srage,  unb  bie  gdbbahn  geht  in 
bie  fchmalfpurige  Kleinbahn  (f.  b.)  üher.  Sleuer« 
btngS  fonimt  auch  für  ff.  ber  eteftrifche  ©etrieb 


julettung  ertolgt  burd) 
einen  oberirbifd)cn 
Kupfcrbraht,  ber  an  gi8.  i.  s.ttunjiio«. 
einfachen,  auf  oerlän* 

gertett  ©ahnfdtweBeu  feftgefchrauhten  n-fpraiigcu 
Iragftänbern  befeftigt  wirb  (Xcjtfig.  1);  bie  SRiid» 
leitung  geht  burd)  bie  Schienen.  Xiefe  Xragftänber 
wiegen  nur  etwa  50  kg,  fittb  alfo  leicht  beweglich.  3“r 
?luSlegung  beS  XrapteS  bient  ein  ©ecüftioagen  mit 
SpaimDorriiptung  unb  Xrapthafpel  (Xertfig.  2,  3. 
396).  Xiefer  ©erüutoageit  bient  juglcicp,  auf  ben  Schie- 
nen Berattfert,  am  (Snbe  beS  Berlcgten  ©leifeS  jur 
ffeftpaltung  beS  auSgefpanuten  XraptcS,  fo  lange  baS 


mit  gutem  Grfolg  jur 
©nwenbung,  inbembie 
elcftrifipe  fenergic  in 
einfaepfter  unb  biUig- 
fter  Seife  nach  jebem 
©unft  übertragen  wer- 
ben fann  unb  fiep  beS» 
palh  Dortrefflid)  bafiir 
eignet,  Don  cincrOuelte 
aus  aEe  möglichen  Ar- 
beiten beS  lanbwirt- 
fcpaflliihen  ©etriebes 
ju  leifteit.  Xie  Kraft- 


396 


gelbeifenbapnroeien  — gelbfriidjte. 


©lei*  bemipt  wirb,  tim  Enbe  fefter  (Weife  Wirb  bie 
Sraptleitung  mittel*  eine*  in  her  Elbe  Deranferten 
Bfaplc*  gepalten.  (Die  Bewegung  bei  Sagen  tann 
burd)  untec  biefen  angebrachte  SRotore  aber  auep 


^ftg.  2.  Öerflflroagt  tt  jur  Olciffocrlf gunß. 


burep  befonber*  oorgefpannte  fletne  offene  SJtotor- 
toagen  erfolgen.  Sie  ©troinfpannung  pflegt  nur  110 
bis  220  Soli  >u  betragen. 

gelbeifenbapntoejen  beim  Bilitär,  f.  SKüitär- 
cifenbabmoefcit. 

gclbenuipagc,  f.  gelbgerät. 

gelber  (Ballen),  bei  geuerWaffen  bie  jWifcpen  je 
jtoci  ;{iigen  liegenbett  Seite  ber  ©eelenwanb. 

Selber,  1)  Eajetan,  greiperr  Bon,  Bürger- 
tncijter  oon  Sie»,  gcb.  19.  Sept.  1814  in  Bien,  geft. 
bafelbft  30.  Slot).  1894,  nmrbe  1841  «booten,  ©c- 
ricptSbolntelfep  für  romanifdje  unb  germanifepeSpra- 
eben  unb  Supplent  ber  ©taatengefdjieple,  ber  ©tatiftit 
unb  be*  Sbllerreept*  an  ber  UniBerfität,  1848  Bit- 
glieb  be*  fflemeinberat*  unb  1861  beb  Sanbtagb,  too 
er  ftdj  ber  8erfaffung«partei  attfdilofj.  1868 — 78  alä 
Bnrfifolger  3elinfa*  Bürgeruteijter  Bon  Bien,  madjte 
er  fiep  um  bie  Beugcftaltimg  ber  (lauptftabt,  um 
ÜopqueUenleitung  unb  Sonauregutierung,  Beform 
ber  RommunaloerWallung  u.  a.  poepoerbient.  ©eit 
1869  mar  er  Bitglieb  be*  fjerrenpaufe*  unb  Bon 
1878  — 84  ünnbmarfepall  Bon  Bieberöfterreid).  g. 
toar  Bitglieb  ber  fieopoIbinijdiÄarolinifepen  tltabe- 
ntie  unb  ber  Biener  «fabetnie  ber  Biffenfepaften,  ba 
er  ftd)  burd)  entomologifepe  ©epriften  peroortat.  Sr 
febricb  ferner:  »Sic  ©emeinbeBertoaltung  berBeiep*- 
paupt-  unb SRefibengfiabt  Bien  1867—1877*  (Bien 
1872—77,  8 Bbe.). 

2)  granj  3Jf i d) a e 1 , Baturbiepter  unb  Bornan« 
fepriftfteüer,  geb.  13.  Bai  1839  ju  ©epoppemau  im 
Bregemer  Balb,  geft.  28.  «prn  1869  in  Bregen), 
mitfitc  ftd),  obwopi  früpjeitig  ju  bilbenber  Scttüre 
unb  bicpterifeperSiebcrgabe  ber  eignen  Sinbrüde  bin- 
neigenb  unb  trog  [eine*  Bunfepe«,  au  ftubieren,  bem 
Bauernberuf  Wibmen.  Sr  fepte  jeboep  fein  ©elbft- 
ftubium  unb  feine  litcrarifepen  BerfuCpe  fort  unb  ge- 
wann auf  bie  Bcbblfentng  feiner  $>einiatätäler  burd) 
fein  gemeimtüpige*  Birten  grojjen  Einflug,  fepte  fiep 
aber  baburep  bem  §af|  ber  tlerifalen  Bartei  unb  man- 
(perlei  Befolgungen  au*.  Baepbem  er  nteprere  gapre 


in  Bbüiger  Berborgenpeit  biipterifip  gefebaffen  patte, 
Berbffentliepte  er  1863  feine  elfte  Sr.piplung:  -Ser 
Bümmamütler*  (neue  «u*g.,  Sornbim  1879).  3n 
weitem  Steifen  aber  würbe  er  burd)  bie  fräftig-origi- 
neüen  Büeper:  »Sonberlinge.  BregenjerWÖlbcr  2e< 
ben*-  unb  Sparafterbilber*  (fieipj.  1867  , 2 Bbe.) 
unb  -Beid)  unb  «rm«,  Srjäplung  (baf.  1868;  neue 
«u*g.,  Sornbim  1891)  betanni.  yn  ©regen)  würbe 
1872  feine  Büfte  aufgefteüt.  BgL  §■  Sanber,  Sa* 
Heben  gelber*  (2.  «uft.,  gnnäbr.  1876). 
getberbeefe  (Raffettenbcde),  f.  Raffelte, 
gclbcrfrtc«,  ein  päufig-am  Siupem  Bon  romani- 
fdten  Sirepen  unter  ber  Srtforiengalerie  fowie  in  ber 
gait)en  Benaiffance  an  ©ebäuben,  in  3immerbefora- 
tionen  unb  an  Böbeln  oortommenber  grieS,  ber  in 
qleiepgeftaltete  gelber  ober  in  gelber  Bon  Wecpfelnber 
gorot  eingeteilt  ift.  ©olepe  gelberfriefe  Werben  aud) 
burep  Balerei  nndigeapntt.  [fpfteme. 

ge  Ibcrntirti  epaf  t,  f.  Sanbw  irtf  diaf  tlidje  Betrieb*- 
gclbcäftreefuug,  f.  Bergreept,  ©.  680. 
gctbcotcüung,  f.  Bergreept,  ©.  681. 
gelbe  tat,  ©oUiiärte  ber  Sruppenteile  im  gelbe; 
aud)  bie  yöpe  ber  ©elbnerpjlegung  im  Rriege. 

gclbfaprjeugc,  gaprjeuge,  bte  bon  ber  Sruppe 
in*  gelb  mitgenommen  werben,  wie  j.B.ffatronen-, 
Bad-,  Hcbcnomittcl wagen;  ©epamjeug-,  Berfjeug- 
Wagen,  Bagen  bc*  RorpS*  u.  SiBifionSbrüdentrain*, 
ber  fSroniant-  unb  guprparttolonncn,  ber  Sanität*- 
betaepements,  gelblajarctte,  ber  getbtelegrappie  tc. 

gclbflafepe,  ©efäfj  au*  Smt,  @la*  ober  Betaü 
mit  plattgebrüeftcmBauep  unb  Öfen  )unt  Surcpjiepen 
einer  ©epnur,  an  ber  e*  getragen  würbe,  ©epon  int 
Altertum  in  ©ebrauep,  bebienten  fiep  im  Bittelalter 
bauptfäepliep  bte  ©ilger  ber  g.  (©tlgerflafepe). 
flu*  betn  fran)i)fif(pcn«uSbmdgourdc  würbe  beutfCp 
©urbe  (f.  b.).  Sian  fertigte  bie  g.  auep  wobt  au* 
fjom  ober  Elfenbein  unb  Bertierte  fie  mit  Beliefe, 
©eitbem  fie  jur  «u*rüftung  bc*  ©olbaten  gepört, 
fepiigte  man  bie  g.  bon  ©la*  ober  BelaQ  burep  ©c> 
fledti,  fieberpüde  tc.  gegen  ©töpe,  Erwärmung  tc.  Bei 
ber  beutfepen  «mtee  Würbe  eine  g.  Bon  «lutuiniunt, 
ba*  teiepter  al*  anbre  Betalle  unb  paltbarer  al*  ©la* 
ift,  emgefiiprt. 
gclbflüeptcr,  f.  Sauben. 
gclbformntion,  f.  SVriegäformation. 
gclbftetiel,wiberreepui(pe Eingriffe  in  ba*Sigm> 
tum  eine*  anbem  an  einem  lättbUdienSrunbftüd  unb 
an  feinen  Sr)eugniffen,  bie  noep  Beftanbteile  be* 
©mnbftüd*  ftnb.  Sie  ©efepgebung  fajjt  niept  feben 
berartigen  Eingriff  al*  eine  (trafbare  vanbluttq  auf; 
fie  begnügt  fiep  Bietmepr  in  Bielen  gäüen,  B.  bei 
bent  biogen  Betreten  eine*  frembenSrunbftfid*.  opne 
ba*felbe  ;u  fepäbigen.  tebigliep  bamit,  bem  Berichten 
ba*  Bcfepretien  be*  Betplbwea*  mittel*  einer  3tBtI> 
flage  offen  )u  palten.  Sie  ©ciepgebung  trägt  ferner 
ber  8oIf*anfepauung*meife,  bie  g.  überpaupt  milber 
beurteilt,  infofem  Beepnung,  al«  fie  biefelben  niept 
naep  bem  aUgemetncn  ©trafgefepbuep  beftraft,  fottbem 
mepr  al*  poli)eiliepe  Berfcplungm  anfiept  unb  mit 
eteringem  Strafen  bebropt,  als  fie  bet  bem  eigmtliepcn 
Siebftapl  ober  bei  ber  ©adjbefepäbigung  eintrelen. 
Begelmäpig  beflepen  in  beit  etn)elnen  2änbem  be- 
fonoere  gctbpolijeigcfcpe  unb  gelbpoltjeiorbnungen, 
welepe  bie  Strafen  für  ben  geringfügigen  gelbbieb- 
ftapl  (f.  b.)  unb  für  bie  gelbpolijnoergepen  feftfepen 
([.  gelbBoligei). 

gclbfricbcncibruep,  Bgl.  gelbfrcoel. 
gclbfrüeptc,  im  ©egenfap  ju  ©arten-  unb  Balb- 
früepten  alle  jme  grüepte,  bte  auf  bem  gelb  gebaut 


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397 


gelbfujj  — gelbljerr. 

Werben,  wie  Betreibe»,  hülfen»,  öl»,  Sjad,  £xmbeIS»  j SRaterial,  j.  8.  bic  gtlbfaljrjeuge.  gelbgerätS» 
frücble  fowie  ©efpinft»  uiib  gutierpflanjen.  gelber  finb  jur  friegsbrauebbaren  SBicberherftetlung 

gclbfuf)  (Sejimalfuft),  Cängcnmaft  jurn  Ser»  be3  gelbgerätS  beftimmt. 
metfen  Bon  üänbereien,  meift  = 0,i  IHute.  giclbgcrid)tc,  imgelb  jufammentretenbe  Militär» 

grclbgärtucret,  f.  ©patentultur  unb  SanbWirt»  ftrafgeridjte  (f.  SMegSgeriebte,  TOilitärgeridjtSbarfeit). 
febaftliebe  SetriebSftjfteme.  gfelbgcfd)rci,  ein  GrfennungS*  ober  genteinfameS 

grclbgcmcinfdmft,  ber  3uftanb  be3  ©emeinbe»  Grmutigungsroort  im  gelbe.  Doch  je£t  rufen  beim 
fi|>cS  (im  ©egenfajj  jum  Sonbereigen)  an  ©runb  unb  Sturmemlauf  als  GrmutigungSwort  bie  Süden  »Bl» 
Sieben  mit  periobifeber  ©erteilung  ber  &dcr  (g.  im  labGSmib!*,  bie  granjofeii  »Eu  avant!«,  bie Duffen, 
engem  Sinn)  ober  offne  folrfje , wie  er  fid)  früher  Seutfdjen  unb  nnbre  Söller  »fcurra!».  Slbgefetjen 
wohl  in  allen  Sänbem  ber  Vllteit  unb  Jieucn  SBelt  hicroon  gab  eS  früher  im  gelb  als  GrfennungSroorte 
(3aoa,  Snbten  it),  inSbef.  bei  ber  altgermanifeben  fiofung  ((.©arole)  unb  g.  3m  beutfdjen  fteere  (ommt 
Dlart  ober  Bdmanbe  (f.  b.)  Borfanb  unb  f pater  meift  jept  nur  nod)  im  geftuiigefriege  bie  Bubgabe  eines 
bunb  ©cmcinhcitStcilungen,  Übergang  in  ben  Seng  beliebigen  SBortS  als  Siofung  oor,  wenn  ber  Se* 
ber  politifdjen  ©etnembe  sc.  befeitigt  mürbe  (f.  ®e»  fefjlBhaber  bieS  für  bie  Sunfelbeit  nüplid)  eraditet. 
höferfdjaften).  Sie  g.  fittbet  fief)  beute  nod)  bei  ber  Sann  bat  jeber  fid)  ben  ©orpofien  Däpembe  auf  ben 
ruffifd)cn  ©aucmgemciiibe  (f.  Mir),  in  ber  tjjauStom-  Slnruf  beet  Sofiens  >3Ber  ba?«  bicfeS  SBort  in  ge« 
munion  fübflawijoher  ©ölferfchaften  ic.  Sgl.  Saue»  bämpftem  Ton  JU  antworten,  ©ei  feiner  ober  un* 
lel)e,  SaS  Ureigentum  (beutfdje  Busg.  Bon  ©lieber,  richtiger  Bntmort  tnirb  er  jum  £urd)Iaftpoftcn  ge» 
üeipj.  1879);  Brtifel  »g.«  im  >öanblBörterbud)  ber  fübrt.beiglmbtBcrfmbniebergefeboffcn.  ©gl.Sieltp, 
StaatSroiffenfcbaften« , ©b.  3 (2.  Buff.,  3ena  1900);  Sie  fflaljl»  unb  Sentiprüdje,  gelbgefdjreie,  fiofun» 
Sfebuprow,  Sie  g.  (Strafjb.  1902).  gen  ic.  (granlf.  a.  'Di  1883). 

grclbgcnbarmctt,  bie  nach  bemSorbilb  berfianb»  grclbgcfd)itt)c,  f.  ©efebüp. 
genbarmen  für  ben  lfrieg  organifierten  ©olijeifol-  gfelbgeftänge , f.  ©eilänge, 
baten,  bie  baS  tpeer  begleiten.  Sieg,  fmb  toie  bie  gelbgcfiinblicitstuefen,  f. ÄriegSfanitätSwefen. 

fianbgenbaniten  beileibe!  unb  aitSger üftet , als  Bb»  gclbgcttinltiger,  aud)  ©enera  Iprof  of),  f.  ©e» 

jeidjen  tragen  fie  einen  Singfragen  Bon  weifsem  Sie»  neralgemaltiger. 

taü  an  einer  Sette  um  ben  yals  mit  einer  burd)  bie  gfelbgottcsbieuft,  militärifdjer  ©ottesbienft,  ber 
ganje  gelbgenbarmerie  fortlaufenben  Summer.  Grft  bei  befonbem  ©elegenbeiten  unter  freiem  Fimmel  ab» 
1870  würbe  biete  fietS  für  notwenbig  gehaltene  Gin-  gehalten  tnirb,  wobei  bie  £ nippen  ju  guft  erfibeinen. 
rid)tung  in  muftergültigerSBeife  burdjgefübrt.  Sienft  Sie  fonuieren  fid)  im  Dfedglcd  um  ben  Bltar,  Diu- 
unb  ©efugniffe  ber  g.  finb  burd)  IHeglement  (1872)  fifer  tc.  (teilen  ficb  im  .'palbfreiö  hinter  bem  ©rebiger 
genau  geregelt.  9lad)  biefem  foll  ba«  Storps  ju  V«  auf.  3U  ©eginn  bcS  gelbgottesbienfteS  fdjlagen  bie 
auS  Sahbgeiibarmen,  ju  Vj  auS  Unteroffijieren  unb  Santboure  jum  ©ebet,  ebenfo  nad)  Grteilung  beS 
ju  V»  auS  ©efreiten  unb  fflcmcincn  ber  Stanallerie  ge<  j «egenS  jum  Stblug.  ©ei  ben  ßatbolifen  beifet  ber  g. 
bilbet  werben.  3*bcmBrmeeforp8 unb  jeberGtappen-  gelbmeffe. 
infpeftion  wirb  bei  ber  Mobilmachung  ein  gelb»  grelbgraS , f.  gutterbau. 
genbarmeriebetadiement,  bem  ©rohen  feaupt»  ffclbgraStoittftbaft,  f.  2anbwirtfcbaftli<be  ©e» 
guarlier  unb  jebem  Brmeeoberfommanbo  ein  gelb-  triebSfB|leme. 
genbarmeriefommanbo  jugeteilt  Ser  Sienft  gfclogrenjcn , f.  ©runbftüd. 
ber  g.  befiehl  bauptfäd)tid)  barin,  unnüpeS  ©efinbe!  gelbgrillc,  f.  Veufd) reden, 
non  ber  jnippe  fern  ju  halten  unb  ju  Berbinbem,  »elbbarniftt),  f.  Stüraf). 

bafi  fid)  aus  ben  fdjled)ten  Glementen  ber  Snxppe  gelbl)auptniann,früber  oberfterSef eiltet) aber  in 
felbft  fold)eS©efinbel  bilbe.  Sie  haben  baber  alle  nicht  ben  Brmecn  ber  beutfdjen  ftaiier,  wenn  biefe  felbft 
im  Jiceruerbanb  ftebenben  ©erfonen  ju  überwadjen,  nid|t  mit  ins  gelb  jogen;  auib  ©efeblSbaber  eines 
fonftige  giBilpcrfonen  binfttbllid)  Spionage  ju  be»  Regiments  fianbSfnedjte  (f.  b.). 
obaditcn;  äJiarobeure  unb  Solbaten,  bie  obneöegiti-  gelbbcrr,  ber  CberbefeblSbaber  eines  öeereS  im 
mation  einjeln  betroffen  Werben,  feftjunebmen  unb  gelbe,  ©ei  fieitung  ber  Operationen  fprid)t  bie  poli» 
an  ihren  Truppenteil  ober  bie  nädjfte  Gtappe  abju»  tifdje  fiage  ber  friegfübrenben  Staaten  wefentliib  mit, 
liefern;  ©lünbem,  eigenmäibtigcS  ©eitreiben  (Sequi-  unb  bie  «tetlung  bes  gelbl)erni  ift  beSlfalb  eine  eben» 
rieren),  ©efibäbigungen  fremben  GigentumS  ic.  Bon  fofebr  politifibe  wie  militärifebe.  i'at  ber  g.  freie  Ser» 
feiten  ber  Solbaten  ju  Berbinbem.  Bn  ben  Stblatbt»  fügung  über  ein  tüebtigeS^eer  unb  alle  nötigen  üilfS» 
tagen  haben  fie  bie  Orbnung  auf  ben  Serbanbpläpen  quellen,  fo  liegt  ber  Grfolg  beS  firieneS  we|entli(b  in 
aufreibt  ju  erhalten,  bafür  ju  f orgen,  bafi  bie  Sege  für  feiner  ©erfon.  Gmfid)t  unb  rafdjeS  Grfennen,  ja  in» 
ben  Serfebr  frei  finb  unb  bieSerwunbeten  unb  Solen  ftinttiocS  Grraten  ber  Sage  ber  beiberfeitigen  ^ieere 
nicht  beraubt  werben.  Sie  g.  finb  für  ihren  fdjwie»  laffen  ipn  richtige  Gntfd)luffe  faffen , ein  fefter,  nicht 
rigen  Sienft  mit  grofjcr  Butorität  auSaerüftet  unb  auS  bem  ffllei<bgemid)t  ju  bringenber  Gbarafter  baS 
fönnen  beiSiberftanb  felbft  BonibrerSiajfeWebrqudi  als  richtig  Grfannte  unb  ©etd)loffene  auch  ohne 
machen.  Bud)  Offiziere  nieberer  ©rabe  fowie  täirjte  Scbwanfen  energifd)  burebfübren.  BIS  ©erater  fön» 
unb  ©camte  im  Offijierrang  haben  ihren  Säeifungcn  nen  anbre  ihm  jur  Seite  fteben,  ben  Gntfcblug  faßt 
ju  folgen,  ftnb  ihnen  aber  nicht  untergeovbnet.  9iur  ber  g.  allein.  Sie  Gigcnfcbaften  beS  ffieifleS  unb 
Dfpjiere  Born  StabSoffijier  aufwärts  finb  befugt,  fie  GbaralterS,  ber  fd)netle  Uberblid  über  bie  @efed)t3- 
erforberlicbenfalls  angemeffen  jureebtjuweifen.  ju  läge,  baS  ©efdjid,  bie  Schlacht  ju  lenlen,  müffen  an» 
Öiterreid)  werben  bie  g.  auch  als  Kuriere,  gülner  geborm  fein,  beShalb  nennt  bie  ©efd|id)te  als  gröfite 
unb  jur  Unterftüpung  beS  ©eneralftabs  beim  Sie»  gelbherren  Bleranber,  ©ujtaB  Bbolf,  griebnch  II. 
fognoSjieren  Berwenbet.  ©gl.  gelbpolijei.  unb  Dapoteon  t,  bic,  an  ber  Spipe  ihrer  $jeere  fte» 

gclbgcrät  (gelbequipage),  alle  BuSdiftungS.  henb,  aud)  bie  StaatSleiluna  in  ihrer  fratib  hehielten. 
ftüde  bcS  Solbaten,  auch  baS  gefamte  jur  friegSmäBi»  SaSfelbe  War  auch  bei  Ssilhelm  I.  ber  gall  unb 
gen  BuSrüftung  ganjer  Sruppenlörper  gehörenbe  fieberte  ihm  bie  groften  Grfolge,  ben  ftegreicben  BuS» 


398 


gclbfyetmau  — gelbfunbe. 


gang  bed  Kriege.  Seitbem  cd  rief)  aber  um  grofie 
SRaifenheere  banbeit , bie,  in  mehreren  Armeen  auf 
BeridjicbmmMriegdfibaupiäpen  fäntpfenb,  felbftänbig 
auftrelen  mfiffen,  [ann  ber  Dberfelbberr  nid)!  mehr. 
Wie  früher,  burd)  perfönlidjed  Eingreifen  bie  Schlacht 
lenfen.  Er  fann  nur  burd)  ftraffe  (fufammenfaffung 
ber  oerfebiebenen  Srmcm  in  ber  Oberleitung  imb  ge- 
fdjidte  Snorbnungen  für  biefelben  bm  Erfolg  bed 
gelbjugd  firf)em.  Spmbo!  bed  gelbberrentumd  tft  ber 
ifelbljerrnitab  (f.  Sommanboftab).  Sgl.  B.  b.  ©olp, 
T)ad  Salt  in  ©affen  (5.  Sufi. , Bert.  1899). 
grclbhctman,  f.  Ipclman. 
gclbbcnfchrccfcn  (Acrididae),  gamilie  ber  ®e. 
rabnügler,  f.  peufdjreden. 
gclbbopfcii,  f.  Achillea. 
gclbhut))),  fooiel  Wie  Siebbuhn. 
o'Clbl)iil)ncr  (Perdicinac),  Unterfamilie  berffialb- 
hülmer  (Tetraonidae),  f.  fcüpncrBögel. 

gclbhüte  r (3 1 u r b i e n er),  bie  Bon  einer  ©emeinbe 
ober  einem  ©runbhefiper  jur  Subübung  bed  gelb- 
fchuped  angefteüte  Serion.  (Die  Snfteüung  ber  g.  be- 1 
barf  in  ber  Siegel  ftaatlichcr  Betätigung.  5-  ntüffen 
ein  !®ienftabjeid)en  führen  unb  bei  Subübung  ipred 
Smted  auf  Verlangen  Borjciaen. 
gfelbintcnbaict,  f.  3ntenbantur. 
gclbiiitcnfitat  (gelbftärfe),  f.  gelb  (elcftr.). 
gelb  jägrr.  1 ) Gin  in  V r e u gen  Bon griebrid)  b. ©r. 
(1740)  aubjchlieglich  aud  Söhnen  Bon  gorftbebienfte- 
ten,  gelernten  3ägem  beftepenbed  reitenbed  gelb* 
jägcrlorpd,  befiehl  gegenwärtig  aud  2Dberjägem 
unb  80  gelbjägem  (Oberleutnante  unb  Seutnantd). 
Ebcf  ift  ein  Wcueralabjutant  beb  Königd , Komntan* 
beur  ber  3nfpefteur  ber  Säger  unb  Schilpen.  ®ad 
Korpo  crgänjt  fiep  and  jungen  Seuten,  Welche  bieStu* 
bien  für  bad  höhere  gor'ifncfi  beenbet  haben,  fic  Ber* 
bleiben  im  Korps,  bid  fie  Snfteüung  alb  Dberförfter 
erhalten.  3>er  jsienft  ber  g.  Boüjieht  fich  fo,  bah  ber 
an  ber  Sieihe  befinbliche  g.  unter  Sngabe  bed  SÜeife- 
jielb  ben  Befehl  erhält,  fiep  eine  Stunbe  Bor  Sbgang 
beet  Siaehtfdjneüjugd  im  Sudwärtigen  Snct  emgufin* 
ben.  ®cr  in  feiner  ©egenwart  gefüllte  Koffer,  über 
beffen  3nbn!t  er  quittiert,  Wirb  Derfchloffen  unb  mit 
bem  Botfdjaftdjtfgel  Berfehen,  bamit  er  bie  ©renje 
uneröffnet  unb  jDÜfrei  paffieren  tarnt.  Sie  wichtig- 
ften  (djiffrierten)  Sdjriftjlilrfe , Briefe  bed  fflonar 
eben  :e.,  werben  hefonberd  in  eine  fiebertafepe  getan, 
bie  ber  ald  Kurier  in  3'0tl  reifenbe  Offijier  unter 
Siod  unb  ©efte  trägt  unb  bie  er  Berpftichtet  ift,  mit 
»Ceib  unb  Sehen«  gu  Berteibigen.  Snbre  wichtige 
©cpriflftücfe  nimmt  ber  g.  im  Xepcfdicnfacf  mit  iitd 
Eoupi,  bie  übrigen  Werben  jur  Voftbeförbmmg  ein* 
geliefert.  Seine  Senbung  gibt  ber  g.  fofort  (bet  lag 
ober  Stacht)  im  Botfdiaftdbotcl  gegen  Ouittung  ab 
unb  fragt,  faüd  er  nicht  fogleid)  uerüdgefanbt  Wirb, 
am  nächften  SKorgen  wegen  ber  Siüdreife  an.  Super» 
bem  finb  g.  aud)  bei  ben  ©efanbtfdiaftm  im  Sud* 
laitbc,  im  ©efotge  bed  SKonarchen  auf  Steifen  ald 
Kuriere  tätig.  3»  Kufjlanb  bcftcf)t  eine  ähnliche 
Einrichtung:  baö  gelbfägertorpd  ift  aud  Offijieren 
aller  ©rabe  Bom  Oberfteu  abwärtd  gufammengefept, 
fleht  aber  mit  bem  gorftmefen  in  teiner  Begehung  3n 
C ft  e r r e i d)  bebeutet  g.  fooiel  Wie  bie  38gertruppe,  in 
anbern  ® taaten  foBiel  Wie  ©enharmen.  — 2)  3. 3agb. 
gclbfaulan,  f.  fflilitärgeiftliche. 
gclbfcffcl,  f.  Äochgefchirr. 
gftlbfette,  f.  SRefitetle. 

gclbf irrt) , Stabt  in  Vorarlberg,  455  m ü.  SR., 
fit  reijenber  Sage  an  ber  3ü  unb  ben  Staatdbahn- 
linien  3nndbrucf-g.-®regenj  unb  g.-8ucf)d,  ift  Sip  | 


SJappcn  von  gdb» 

Ctrc*. 


einer  Segirfähauptmannicbaft,  eines  ©ettcralBifard 
bed  Bifcpofd  non  ilrtren , eined  Kreidgcruhtd,  einer 
ginaitjbcjirfdbireftion,  einer  $anbeld*  unb  ©ewerbe* 
tammer,  hat  eine  gotifdir  Vfarrfircpe  (1478)  mit  Sitar* 
gemiilbc  (angeblich  Bon  iwlbcin),  eine  ftapugmerfircpe, 
glcidifaüd  mit  fdj&ncmSltarbitb,  ein  Kricgcrbenfmal, 
ein  Steal*  unb  Oberghmnafium  mit  botanifchem  ©ar- 
ten, eineSehrerbilbungdanftalt,  em3efuiten!oüegium 
mit  Erjirbungdanftnlt  (Stella 
matutina),  Baumwotlfpinne* 
reien  unb  .©ebereien , giirbe* 
reien,  ®rudereien  unb  Sppre* 
turen,  ©lodengiefferci,  ®e- 
treibe*  unb  Sägemühlen,  ^an- 
bei u.(i900)46i6Einw.  Oftlich 
über  ber  Stabt  erhebt  fich  bie 
Schattenburg,  ehemaldSip 
ber  ©rafen  Bon  SJfontfort, 
weftlid)  ber  ©argareten* 
f o p f (557  m) mit  Varlanlagen 
unb  fchöner  Sudficht.  — g. 
würbe  ald  Vcfip  ber  ©rafen 
Bon  VJontfort  mit  bem  SSortircdit  non  Sinbau  1229 
Bon  König  ipeinrid)  (Sohn  Knifer  griebrichd  II.)  be* 
Wibmet  unb  fam  1376  burd)  Kauf  bed  halben  Vor- 
arlberger Sanbed  ober  bed  ©ebieted  Bon  SRontfort-g. 
an  bad  ^iaud  Öfterreich.  ®ie  Stabt  galt  wegen  ihrer 
Sage  für  einen  Schlüffe!  Bonlircl.  1405  erfcheinen 
bie  gelblirdjcr  ald  Seilnebntcr  am  Sppenjeüer  Bilnb- 
nid  unb  betrugen  heftig  ben  mächtigften  Sbclöberm. 
©rafen  ©ilhelnt  Bon  'iKoniforOBrcgenj.  1408  löfte 
lieh  biefer  Bunb  ber  Stäbte  -ob  bem  See«  auf.  £)ier 
fchlugeit  22.  unb  23.  SRärj  1799  bie  öfterreidier  unter 
®cneral3enachich  mithilfe  bed Cartbflunuo  biegran* 
jofen  unter  SRaffdna,  mtb  15.  3(ou.  1805  lapitulierte 
hier  ber  öfterrcid)ifch«  ©enerat  ©olfdlehl  mit  6000 
SJlamt.  Sgl.  dtapp,  Befdjreibung  bed  ©cneralPifa* 
riatd  Sorarlberg,  Bb.  1 : Sclanat  g.  (Briyen  1894). 

gfclbfirtficn , SRarftfledrn  in  Kärnten,  Bejirfdh 
Klagenfurl,  549  m ii.  3R. , an  bem  in  ben  Ofliachcr 
See  fliejenben  Siebetbach  unb  an  ber  Staatdbahn* 
linie  St.  TOd)ael-Siüach,  mit  Bejirldgericht,  glacbd* 
fpinnerei  unb  *®eberei  unb  asoo)  2079  Einw.  16  km 
nörbliA  ber  Slpenhirort  St.  Seonharb  (1102  m 
ü.  9R.)  mit  falter  Cuelle  (8»). 

gdbfoft,  bie  Beföftiaung  berSncppen  im  gelbe, 
befteht  aud  einer  täalidjenBrot»  unb  Billualienportion 
(f.  b ).  Süe  mobilen  Sjeeredangebinigen  baben  Born 
crflen  3»obiImad)ungdtage  bid  jur  (Eeinobilmachung 
ohne  Unterfchieb  bed  SRanged  unb  ber  ICienftftcUung 
Snfpncch  auf  g.  ®iefelbe  wirb  im  ©ege  berCuartier* 
ober SKagajinocrpflegimg, nach  Beftimmimg  bed  tom> 
manbierenben  ©enerald,  gewährt;  f. Kriegdporliou. 

ffelbfräbe,  f.  Sähe. 

gelbfricg,  ber  wechfelBoüe  BeWegungdfrieg  im 
offenen  gelb,  im  ©egenfap  junc  geftungdfrieg. 

gclbfröic,  f.  Kröten. 

gclbfücheii,  Einrichtungen  jur  Bereitung  ber 
Wittagdloft  ber  Gruppen  iiu  gelbe,  jlnb  in  Bcrfchiebe* 
nen  Konftncftionrn  Borhanben.  Sie  werben  für  Df- 
fijiere  unb  SRanufchnftcn  befonberd,  auf  bm  Bagage- 
magen mitgeführt,  baju  trägt  jeber  IKann  fein  Kod)* 
gefdjiiT  auf  bem  lornifter,  bei  ber  gelbartillerie  ic. 
werben  Kochapparate  unter  bm  Bropen  angebracht. 

gftlbfultc,  f.  Sderfitlte. 

gclbfümmcl,  f.  Thymus. 

gtfbfmtbc,  UnterrichtSjmeig  auf  beut  (dien  Kriegd- 
faulen,  umfafjt  bie  eigentliche  g.  (mililärifchcSelänbe 
lehre),  Blanjeichnm  unbSufnehmm.  Sgl.Staoen» 


gclblaffete  — gclbme&funft. 


399 


bagen.  ©rimbriß  ber  g.  (2.  Vtufl. . Seit  1898), 
»Seitfaben  für  ben  Unterricht  in  ber  g.«  (11.  ?lufl., 
gelblaffetc,  f.  Saffete.  [baf.  1902). 

getblajarctt,  «ine  SanitätSformation  bet  beut» 
fchen  rirmee,  bie  fid)  wabrenb  ber  Schlacht  in  mög» 
lichfter  91iil)c  bes  3d)lacf)tfelbeö  aufftellt  imb  bie  wäg- 
renb  ber  Schlacht  Bon  ben  Serbanbptäßen  ober 
unnmtelbnr  Bon  ben  Truppen  fommenben,  nicht 
marfdjfähigcnSevwunbctcn  oetforgl.  Sovübergehenb 
lann  baSBerfonal  bergelblajarette  zurUnterftüpung 
Bes  ^auptoerhanbplapeS  pevangejoqen  »erben.  3)ie 
Unterbringung  ber  Scrrounbetcn  erfolgt  möglidjfi  in 
©ebäuben , mangels  folchor  in  gelten  ober  raftb  ju 
erridjteubcn  Saraden.  Sn  ben  gelblajarctten  iverbeit 
bie  Serrounbeten  nur  Borübergepeitb  iinternobracht, 
ba  fie  ihren  Truppenteilen  möglicpft  fihneu  folgen 
iollen.  Die  gelblajarette  werben  besbalb  Bon  ben 
JtricgSlararetten  (f.  b.)  fcffieutiigfi  übernommen,  ohne 
baß  ber  Sevwunbcte  babei  feine  Sagcrftatt  Wedp’elt. 
3n  Teutfdjlanb  werben  bei  jebeni  VlnucctorpSjwölf 
gclbla\arette  mobil;  fie  führen  auf  je  fed)ä  Sagen 
außer  Mebifamenten , Serbanbmiticln  unb  djirurgi* 
f eitert  3nftrumcnten  Material  jur  Serforgung  Bon  je 
200  ftranfen  mit  unb  jiiljlcn  bei  einem  ©cfamtperfo» 
nal  Bon  je  48  Stopfen  unter  einem  OberfiabSarzt  alS 
Ifljef  noch  weitere  4 'Ärjte , 9 Sanitätelunteroffijiere 
unb  12  SfranfenWärter. 

Rclblapnrcttbcnmtc,  f.  JtricgSbcamte. 
ffelblaparcttbircftor,  ein  Öbermiltlärarjt  bei 
jebem  mobilen  beutfdfen  SlrmecforpS , Welcher,  ber 
Gtappeninfpeltion  unterteilt,  bie  ftricgS-  unb  Gtap- 
pcnlafarette  einriebtet,  bte  Äranlcnnerteilung  im  Be« 
reicb  ber  Gtappcnmfpeftion  regelt,  bie  rechtzeitige  9lb» 
löfung  ber  gelblajarette,  ben  Tienft  bei  ben  Seicht» 
Iranfenfammelfteuen,  CajarettreferBebepotS  tc.  über* 
gclblcrrhc,  (•  Scrdje.  [wacht. 

gcIMölncumaut,  f.  Antirrhinnm. 
gclbmagazinbcamtc,  f.  StrieaSbcamte. 
{frlbma0ncte,betcleftrifd)enMafd)incn  bie  Mag- 
nete oberMagnetfd)enM,  in  beren  magnetcfchem gelbe 
ber  SUibuttionäftrom  juftanbe  fommt 
gelbmann , Seopolb,  Euftfpiclbidjter,  geh.  22. 
Mac  1802  in  München,  erlernte  bie  ^lanblung,  reifte 
feit  1835  in  Sriechenlanb,  wibntetc  fuh  baib  aus- 
idfiießlid)  literarifdjer  Tätigfeit,  fiebelte  1850  nad) 
Sien  über.  Wo  er  bis  1854  Trainaturg  am  Theater 
an  ber  ffiieu.  fpäter  joumaliflifd)  befchäftifli  War  unb 
26.  Märj  1882  ftarb.  Bon  feinen  zahlreichen,  burch 
grifepe  unb  ungejwungette  öeiterfeit  ausgezeichneten 
Sufiipielen  hatten  bie  weiften  entfetjiebenen',  wenn  auch 
nur  Borübergehenben  Grfolg.  Sir  nennen  als  bie 
beliebteren  t »TaS  Borträt  ber  ©cliebten«,  »Tie  freie 
Sapl- , >S)ie  felige  ©räfin»,  »Ter  3ied)nungSrat 
unb  feine  Töchter«.  »Gin  gilj  als  'fBraffer*  liine 
Satmiüung  feiner  Stüde  erfchien  Sicn  1845  — 62, 
« Bbe. ; neue  golge  (Bb.  7 u.  8)  Seil  1855—67. 
grcibmanuStrcu,  f.  Eryngium. 
gtlbmatf , bie  gtädje  fämtlicher  einer  ©emeinbe 
ober  einem  Eanbgut  angehbriger  fflrunbftüde  an  Vlder- 
laitb,  Siefen,  Selben,  Salbungen  cc.,  an  ihrer  ®renge 
mit  Säumen,  Säulen,  öräben,  Siainen  ober  Steinen 
bezeichnet.  Siad)  einer  alten,  noch  in  manchen  ©egen« 
ben  beftehenben  Sitte  wirb  bie  g.  an  einem  beftimm» 
ten  Tag  im  3atjr  umgangen  (©ren  jgang),  Wobei 
man  bie  Marfjeidjcn  befid)tigt  unb  unfcheinbar  ge- 
worbene wieber  Berbeffert  unb  ergänzt  (ugl.  glur» 
Umgang). 

gclbmarf , Teil  ber  Stabt  Hattingen  a.  b.  Siuljr 
(f.  b.),  hat  a*oo>  3144  Ginw. 


gclbmnrf  beiTSWicl,  Teil  ber  StabtSefel  (f.b.). 
gelbmarfrijall,  militärifef)e  Sürbe,  urfprfinglich 
(16.  gaprh.)  Befehlshaber  ber  IReiterei,  ber  unter  bem 
Befehl  beS  ©encralS  obergclboberften  benflufmarfd) 
unb  bieBerpflegung  ber  ganjenVIrmee  ju  leiten  hatte, 
im  Trcißigiäbrigen  Sfricge  ictjon  Befehlshaber  felb» 
itänbiger  Storps,  unter  bem  ©eneralifümuS  unb  bem 
Generalleutnant  ftebcnb,  balbnachheraberats  © e n e » 
ralfelbmarfchall  hbdifte  militarifche  Sürbe  in 
allen  großen  ülnneen.  Bbrncidjenb  IjierBon  befteht  in 
ben  romanifeben  Staaten  nur  ber  ©rab  beS  Marbclial 
I (BgL  ffleneral).  Ter  altem  Bebeutung  beS  gelbmar« 
fdiaUS  entfpricht  bie  frühere  framöfifebe  Ghargenbe» 
‘ Zeichnung  Maröchal  de  camp  für  ben  Gfeneralmaior, 
ber  noch  legt  'n  Spanien  Mariscal  de  campo  (oft  irr- 
tümlich g.  überfept)  heißt  Bgl.  Offizier  u.  «Ibgeicheu. 

gclbmarfchalleutnant  (gMS.),  in  Öfterreich 
fooiel  wie  Generalleutnant, 
gelbninrfchallftnb,  j.  Sommanboftab. 
gelbmarfchmäfiig  ift  eine  Truppe  fo  befleibet, 
bewaffnet  unb  auSgerüftet,  wenn  fie  aüeS  befipt,  was 
baS  BebiirfniS  beS  SriegeS  erforbert. 

gclbinafie  (bfonomifefie  Maße),  bie  zur  ®tü- 
ßenbeftintmung  Bon  ©ruubftüden  bienenben  Sängen» 
unb  glädjenmaße.  3“  erftem  gehbreu  Mute,  Stlafter, 
Ber cfie  ic.,  unb  oftmals  War  für  bie  Breite  ber  tlder* 
einbeit  eine  geringere  3abl  Bon  Sängeneinbeiten  als 
für  bie  Sängenerfiredung  B»rgefchrieben;  gelbmeffer 
oberöeomefer  meffen  unb  fataftrieren  anfteigenbe  unb 
gewölbte  glächen  niefjt  nad)  beren  wirilicber  ©eftalt, 
fonbem  nad)  berißrojeltion  auf  bie  horizontale  Gbene. 
Bis  in  bie  neuefte  3eit  hinein  hielten  tunndie  Sanber, 
unbefdjabet  ber  wirtlichen  ?luSmef)ung  für  bie  ©runb- 
bftdjer,  an  alten  Maßen  feft,  bie  mit  ber  Bobenbe» 
; fchaffenheit  fchwantten,  Weil  fie  auf  bem  Grtrage 
beruhten  unb  bie  ©runblage  für  ben  Saffenbienft 
ober  bie  Steuerleißung  bilbcten.  ^hierbei  wanbte  man 
baS  lanbeSübliche  Hohlmaß  für  bie  £>auptfrucf)t  als 
Ginheit  an  unb  berednietc  bie  artbaren  Sänbcrcien 
nad)  ber  Menge  Bon  Scheffeln,  Tonnen  ic. , bie  zur 
WuSfaat  gemeinhin  nötig  waren.  UlnberSwo  galt  ur» 
fprünglid)  bieTageSIeiftung  eines  ©efpanneS  beim 
Billigen  alSmaßgebenb;biebarauSgebilbeten  Slawen, 
wie  Sudjart,  Tagwert,  Morgemc.,  würben  fpäter  auf 
bie  gefeplid)  genau  beftimmten  g.  übertragen.  So 
baS  metrifche  Spftem  eingeführt  ift,  gilt  baS  ')lr  als 
Ginheit.  3it  ben  Sänbem  englifcher  3nnge  bient  als 
gelbmaß  baS  flcre,  wie  benn  auch  in  manchen  beut» 
fchen  Sanbfcfiaften  fcfilechthtn  »Ülder-  gefagt  würbe, 
in  Siußlanb  bie  Teßiätine.  Sgl.  glächenmaße. 
gclbtnatiS,  f.  SühtmauS. 
gclbmeifter,  fooiel  wie  Tlbbeder. 
gelbmcffe,  f.  gelbgotteSbienft. 
gelbmeffer,  f.  Sanbnteffer. 
gclbmciiftiuft  (Sanbmeffung),  berjenige  Teil 
ber  BenneffungStunft  (ffleobäfie,  f.  b.),  bet  ber  wegen 
ber  engem  Begrenzung  ihrer  BrbeitSräume  bie  Grb* 
Oberfläche  gewöhnlich  als  eben  betrachtet  wirb.  Tie 
felbmefferifchen  Arbeiten  Werben  im  Staate  burch  fle» 
prüfte  unb  fonzeffioniertcSanbmeffer  (gelbmeffer, 
©eometer)  auSgeübt , beren  Befugniffe  unb  ÜlrbeitS» 
fomt  burd)  befonbere  gelbmeffeneglementS  unb  3n- 
ftndtioncn  geregelt  finb.  Ter  Sanbmeffer  Wirb  für 
9tid)tigfeit  feiner  gnftrumente  unb  für  richtige  Vlrbeit 
nach  ben  IMnWeifungcn  ber  Behörbe  Berantwortlich 
gemacht;  Maßftäbe  für  hetzuftellenbe  Bläne  finb  je 
nach  bem  3»cd  unb  bem  Obiette  ber  Senneffung 
oerfdfieben.  Tie  Grenzen  für  bie  Vlrbeit«  • unb  Be- 
redhnungSfehlcr  finbreglementSmäßigfeftgeflelU.  Tie 


400 


gelbmefjfunfl  (Aufgaben,  3»ede). 


Seoifion  ber  Arbeit  burd)  KatafterfontroBeure,  »3n- 
ipeftoren , Seoiioren  ift  ftaatlid)  geregelt.  die  Auf. 
gaben  bcSEanbmefferb  finb  im  allgemeinen  folgenbe : 

o)  die  glurBermeffung  (eigontlidie  gelbmef» 
fung)  gefdjieht  in  tedjnifd)er$infjdjt : 1)  bunt)  (längen 
Biegungen  (Öinearfonftruftionbmethobe)  mit» 
telb  Kette,  Staljlbanb,  daditpietcr,  inbem  nncb  geo» 
metrifdjen  ©eje jen  jebeb  dreied  burd)  bie  brei  Seiten 
beftimmt,  jebe  unregelntä&ige  gigur  aber  in  dreirdc 
(burd)  geftlegung  eine®  dreiedbnejeb)  gerlegbar  ift; 
einen  ©unft  burd;  fiängenmeffungen  beftunmen  nennt 
man  einbinben;  2)  burd)  Sängenmejfung  nebft 
ffätlen  tton  3 entrechten  (Koorbinatenme  Ujobc); 
3nftrument  hierju  oft  ber©ittfelfpiegel;3)  burd)  JHjeo- 
bolitaufnabme,  SBinfelbeftimmung  (©olpgonal» 
fnftem),  entfpredjenb  berlriangulicrung  ber  f)öl)ern 
©eobäjic  (f.  b.) ; 4)  mit  äJJefstiftbaufnnhme  (alb  $ o • 
lar», Abfehneibe», Umfangb.,Koarbinaten» 
unb  jriangulierungbmetbobe).  .'pauptgrunb» 
iajj  bei  ber  glurtcrmejfung  ift  Arbeiten  aub  bern 
©rofjen  inb  Kleine,  b.  1).  geftlegen  Bon  4>aupipunften 
(Benufung  ber  Iriangulalion  beb  Sanbeb),  Auf» 
nähme  ber  Einjclfieiten,  Kartellen  (alb  ©au-,  SBeg», 
glujj»,  deid) »,  gelb»,SBiefen»,  Ader»,  §utungb>,  ©alb. 
par-, eilen).  3»  ber  baraub  ftch  ergebenben  81  ur», 
gelb-,  ©emarfungb»,  aud)  wof)l  ©emeinbe» 
tarte  milffen  bie  ©renjlinien  genau  eingejeidjnet,  bie 
©arjcllen  numeriert,  mit  Budjftaben  ober  Signa» 
turen  Derfetjen  fein,  im  ©elänbe  felbft  werben  bie 
©arjeücn  abgepflodt.  Säljrenb  ber  Abpfloefimg 
luirb  ein  5>  a n b r i (j  angefertigt,  mil  © i n b e 1 i n i e njui 
Kontrolle  ber  Entfernungen  (diagonalen)  oerfeben. 
b)  die  g lachen  ber  ed)tiung  gefd)iebt  entmeberaritf)» 
metifcb,  jebe  frutmue  2inie  gilt  alb  gebrochen,  ober 
geometrijd),  mittelb  Teilung  ber  gläd)e  in  dreiede 
(Wobei  ber  Eingang  beb  ©apterS  ju  beriidTtchtigen). 
Kombinierteb ©erfahren;  burd)  Abgreifen  ber  Sängen 
aub  ber  ©emarfnngblarte  unb  Afeffen  ber  ©reiten 
(glurbreiten)  auf  bem  8etb.  Sein  meebanifebed  ©er» 
fal)ren : Bon  ber  Karte  aub  mittelb  Planimeter  (f.  b.). 
die  Sefultatc  werben  tabettarifdj  in  ein  ©ermef» 
fungbregifter  (8unbbud),  Sagerbud),  glur» 
buch,©al  buch,  ffirunbbuch)  eingetragen:  fflrunb» 
ftild,  Summet,  Beftper,  Kulturart,  81äd)e.  Etwa® 
Berfdjiebcn  baBon  ift  bab  befonberb  (eocntuell  burd) 
anbre  Beljörben)  ju  Berfertiaenbe  Katafter,  in  Wel» 
djem  auger  obigem  noch  Bie  ©efteuerung  eingetragen 
wirb,  c)  dieleilung  Bon  ©runbfiüden  gefdjieht 
geometrifch  ober  algebraifd)  m numnigfaltigen  Auf» 
gaben,  je  nad)  ben  ffiünfchen  ber  Beiiper,  bie  babei 
alle  möglichen  Afldflebten  unb  ©efid)t8pimfte  Bor» 
Walten  taffen;  ift  bei  ©renjregulierungen  Wichtig, 
wo  bie  Bonität  (Ertragbfähigfeit  beb  Bobenb)  in 
Rechnung  geiogen  wirb. 

dab  erfte  8elbmefferreglement  batiert  in  ©reugen 
Bon  1818;  eb  regelte  bie  gönnen  für  Aubübung  beb 
©ermeffungbwefcnb,  fteKte  bie  ©infeleinteilung  unb 
bab  Sfiaf)  (gtlbmefferrute,  decempeba  [jefjnteilig], 
nad)  dircltorialbefehl  Born  28.  Aou.  1773  = 1669,5« 
©ar.  (linien  = 1 rheinlanbifche  Aule,  ber  »Kargen» 
==  180  GSuten)  fowie  bie  Bejahung  feft.  3m  übri» 
gen  aber  Würbe  bab  gelbmejfen  mepr  ober  weniger 
gewerbeartig  unb  banbmertbiiui jag  betrieben,  die 
Einführung  ber  Eifenbahnen,  bie  Benupung  ber 
dampffraff  auch  in  ber  Sanbwirtfchaft  unb  Deren 
Auffchwung  erheifchten  befonbere  ©enneffungbge» 
fdhäfte.  Auf  bab  Reglement  Bon  1813  folgten  bie  Bon 
1831,  1857,  1871  unb  1885. 

Acuere  lanbwirtfchaftliche  Bermeffungbarbeiten 


(Bgl. 0.  K o d> , Auffap  in gorban unb Stepbeb' : »dab 
beutfdje  ©enneffungbweien« , f.  unten)  finb  1)  bie 
ber  fianbeäaubeinanberfepung,  wobei  ber 
fianbmeffer  unter  ber  Sanbeb-Cfonomiefommijfton 
unb  für  biefelbe  eine  Karte  unb  ben  Aachweib  ber 
©arjedeninhaltc  nad)  glädtc  unb  Bonitierung  (©er» 
meffungbbonitienmgbregijtcr)  ju  fchaffen.  bcmnäd)ft 
eine  Aeuteilung  ber  Wemarfung,  Aubwcifung  neuer 
©reuten  (fogen.  ©lanberedmung)  ju  beforgett,  refp. 
oorjubereiten,  enblid)  bie  Übertragung  biefer  ©renjen 
aub  ber  Karte  auf  bie  Cvtlicpfeit  burd)  ©lanab» 
itedung  unb  ©erfteinung  Borjuntfjnten  hat.  2) 
Scrnteffungen  jur  Bobenmelioration,  bie  oft  mit 
glujjregulierungen  Berbunben,  draiitierung  unbBe« 
wäfferung;  baljer  genaue®  AiBeüement  erforberlicb. 

die  g o r ft  B e r m e f f u n g gefd)ieht  gewöhnlich  burd) 
befonbere  gorftbeamte,  bie  bab  Sanbmefferejamen 
abfolBiert  haben. 

die  gelbmefferarbeiten  im  3ntereffe  bcbGifen» 
bahnbaueä  beftefjen  a)  für  ^erfteßung  beä  generel- 
len ©rojeftä  in  Befdjaffung  Bon  Situation® « unb 
AiBeüententbplänen  (1 ; 10,000),  unter  Benupung  ber 
flanbebaufnahme ; b)  für  bab  fpejieHe©rojeft  in  ÜRef- 
fung  unb  Berechnung  eine®  ©olpgonjugb,  Be- 
fiimmungbcm£>ö(jenp'unften,  Konftruttion  ooit  Ouer» 
Profilen,  Smgetd)nung  bon  fjöhenfuroen,  .öerfleüung 
eineb  Sdjiihtenplanb,  auf  bem  ber  Sngenieur  bann 
bie  Iraffe  feftfteHt.  dann  folgen  im  ©elänbe  bab 
Abfteden  unb'lReffen  ber  geraben  Sinien  (dangenten) 
unb  ©infei,  Kurten,  Siodlement  Anfertigung  beb 
bem  SAinifterium  cinjureichenben  (SKuftcr»)  ©lanb. 
Aad)  geftftellung  beb  ©rojeftb:  ©arjellenaufnahme 
1 : 500,  1 : 2000,  für  Anfauf  ber  ©runbfiüde,  An- 
fertigung Bon  ©runberwerbbfarten,  glächenbered)- 
nungen , ©ermefjungbregifter  (unter  ©enufjung  ber 
Katafterfarlen).  SJn  biefe  Karte  werben  bie  Bahn» 
breiten,  Aamen  ber  ffirunbeigentümer  nebft  Katafter» 
bejeichnungen,  Aummem  ber  glurfarten  unb  ©ar» 
je Uen  eingetragen,  dann  Wirb  bie  SehlufjBermeffung 
her  fertigen  ©ahn,  bie  darftellung  berfelben  unb  bie 
glatt)  enberedmung  ber  benujjtcn©runb(tüdebefchafft. 
Allgemein  folgenbe  Arbeiten  ftnb  enblid)  ©erwaltung 
ber  ©läne,  AcparaturBermeffungen  K.  (Bgl.ffiindel, 
bei  Sorban  unb  Steppe®,  f.  unten). 

Sgl.  aufjer  ben  ©erfen  über  Kartcnprojeftion  (f. 
fianbfarten):  Barfuh,  feanbbud)  ber  gelbmefifunbe 
(4.  Aufl.  Bon  3eep,  Seimar  1888);  Streffleur, 
Allgemeine  derrainlehre  (ffiien  1876);  Bauern- 
fein b,  Elemente  ber  SenueffungSfunbe  (7.  Aufl., 
Stuttg.  1890);  3 o r b a n , fjanbbud)  ber  ©ermeffungb» 
funbe  (Bb.  1,  6.  Auf!.,  Stuttg.  1903;  8b.  2,  5.  Aufl. 
1897;  Bb.3,4.  Aufl.  1896);  3orban  u.  Steppe®, 
dab  beutfdje  ©ermeffungbwefen  (baf.  1880,  2 Bb«.); 
©ohn,  die  2anbme)fung  (baf.  1886,  28be.);  ©üft, 
fieicptfahliche  Anleitung  ,jum  gelbmeifen  unb  Ainel» 
Heren  für  praftifcf)«  flanbwirte  (5.  Aufl., Bert.  1901); 
fflörmann  unb  ©obemann,  dab  praftiidje  gelb» 
meffen  unb  feine  AnWcnbung  in  ber  ©ärtnerei  unb 
Canbwirtfchaft  (2. Aufl.,2eipj.  1894);  »diefianbmef» 
fer  in  ©reufjen,  ihre  Aubbilbung,©rüfung  unb  Beftai» 
lung«  (2.  Auf!.,  Berl.  1895);  »AuSbitbung  unb  Prü- 
fung berpreujjifthenSanbmcjfer  unb  Kulturted)mfer« 
(im  Auftrag  beb  SRinifieriumS  ber  2anbwirtfchaft, 
2.  Aufl.,  baf.  1893);  ©ietfd),  li'ated)ibmuä  ber  g. 
(7.  Aufl.,  Seipj.  1903);  Baute,  fiebrbud)  ber  ©er» 
meffungbfunbe  (2.  Aufl.,  baf.  1901);  ©oertl),  ©ärt» 
neniche  gelbntefjfunbe  (©robfau  1899);  gricberb- 
borff,  Anleitung  für  2anbmefferjöglinge  (Berl. 
1900);  ©filier,  die  Sermeffungbfunbe  (2.  Aufl., 


yefbttüneunuagen  — gefbpofl. 


401 


HannoD.  1903);  ©benbtotf),  Xer  Sanbmeffer  im 
stäbtebau(®erl.  1901);  3ajtt  el,  Hehcbud)  berpraf» 
Hüben  ©leftlunft  (2.  'JIull.,  ba[.  1901);  »3«itf<br<ft 
für  ©ermcffungSwefcn*  (IjrSg.  Don  SKeinfjerß  unb 
SteppeS,  Stuttg.,  feit  1872). 

grclbmittcurltmßen , ein  hnuptfäehlidj  Spreng» 
mittel  fühtenberSageiibeiiebergelbpionierfotnpagnie. 
gclbmiitjc,  f.  Saturcia. 
g-clbnclft,  foDiel  wie  Kartäufernelfe,  f.Diantboa. 
gclbobcrft,  im  16.  unb  17.  3aprh-  bet  gilbtet 
größerer  Heere.  Sgl.  SanbSfneehte. 
gclbort,  im  Bergbau,  f.  Ort. 
gclbpolei,  f.  Thymus. 

gc  I b liolijei,  bie  obrigfeitütfie  Xätigfeit  jum  3d)uß 
beS  Üanbbaucä  gegen  red)tSwibrige  ©cfhäbigungen; 
gelbpolijeiorbnung  (in  grantreid)  Code  rural), 
3ufammenfteIIung  ber  hierauf  bejüglidßen  ©orfhrif» 
ten;  geibpotijeibergehen.  Übertretungen  fclb» 
polijetliher  ©orfhriften.  Xaßin  gehören  nomenllid) 
bie  EntWenbung  Don  gelbfrüdflen  in  geringem  Wert» 
betrog,  baS  ©bbreeßen  Do«3weigen,  bieöefd)äbigung 
Don  üeden,  bie  Stodilefe  in  ©ärten,  Seinbergen  ober 
auflirfent,  baSSiöften  ronglahSm©riPatgcwäficm, 
baS  unbeauffichtigte  Umherlauftnlaffen  beS  Siebet*, 
unbefugtes  unb  unbeaufsichtigtes  Selben  bcS  ©ießcS 
u.  bgl.  ©ah  bem  EinführungSgefeß  (§  2)  jum  beut» 
(eben  Strafgefeßbudß  (mb  bie  felbpolijcilihen  Sor» 
feffriften  beS  SlanbesredjtS  neben  bem  SteihSftrafrcdft 
(Dgl.  3feiihSftrafge!ejjburf),  § 368,  370)  in  (Geltung 
geblieben.  Xiefe  ©orfhriften  fmb  für  ©reufien  int 
gelb  • unb  gorftpolijeigefeß  Dom  1 . bjlprit  1880  (frühere 
gelbpolijeiorbnung  Dom  1.  9ioP.  1847),  für  Sägern, 
Württemberg,  Baben  hauptfädjiih  in  ben  ©olijei» 
ftrafgefeßbüthem,  für  Elfajj-Sothringeit  im  gelb» 
polijcigcjeßoom  9. 3uli  1888  enthalten.  Sgl.  3)  a u b e, 
XaS  gelb»  unb  gorftpolijeigefeß  Dom  1.  Vipril  1880 
(4.  Vluft.,  ScrI.  1900).  — 3m  militürifd)en  Sinn 
oerfteht  man  unter  g.  biejenigen  ©laßnaßmen,  bie  in 
geinbeSlanb  jur  Sicherung  ber  eignen  Xruppen  unb 
jur  91ufre<hthnltung  ber  Crbnutig  in  ben  Don  ihnen 
befepten  ©ebieten  getroffen  Werben.  Xie  g.  wirb  aus» 
geübt  Don  ben  gelbgenbnrntcn  (f.  b.). 

gclbpoft,  ülnftalt  jur  Unterhaltung  beS  Soft. 
DerfchrS  ber  int  gelbe  ftehenben  Xruppen  unter  fid) 
unb  mit  ber  Heimat.  XaS  BebürfniS,  gelbpoftein- 
rithtungen  ju  fthnjfen,  war  nach  4>erobot  unb  j'eno» 
Phon  fd)on  im  Altertum  herDorqetretcn,  um  ben  amt* 
liehen  ohriftwehiel  unb  bie  Briefe  ber  Könige  unb 
Heerführer  ju  beförbem.  91ad)  3uftinuS’  »©hilippi» 
fher  Sefhihle«  (12.  Buh)  hatten  währenb  ber  gelb» 
tüge  WejanberS  b.  ®r.  (330  D.  Effr-)  }■  S.  (hon  bie 
Siannfhoften  Gelegenheit , Briefe  in  bie  Heimat  ju 
fenben.  Xie  Wnfänge  beS  gelbpoflwefenS  ber  Sleujeit 
finben  Wir  in  ber  ik'ittc  beS  17.  3ahrh-  in  ben  frait* 
jöfifhen,  am  Cberrhein  liimpfenben  Heeren.  Hier 
würben  an  beftimmten  lagen  Doit  ben  Solbalen 
©riefe  angenommen  unb  burh  Sermittclung  benäh» 
harter  framöfifdjer  Saftämter  weitergefanbt.  XaS 
erfle  prcufjifhe  gelbpoftamt  würbe  1716  im  Dor* 
pomtuerfhen  Krieg  errihtet.  griebrid)  b.  ©r.  legte 
ben  ©runb  ju  ben  gelbpofteinrihtungen  in  ihrer  heu* 
tigen  ©cflalt  1813  hatte  jebeS  preußifhe  Korps  ein 
gelbpoftamt  unb  gelbeypebitioncn  für  ;ebe  Srigabe 
(ber  heutigen  XiPifton  entfpreheitb).  Xie  Beföcbe» 
rung  eines  Briefes  Don  ©artS  bis  Berlin  bauerte 
froöif  Sage.  3m  beuifh-fran  jofifeßen  Kriege 
1870/71  hat  bie  beutfhe  g.  bie  ihr  geiteilte  Aufgabe 
glänjenb  gelöit.  ©iS  auf  bie  Shladftfelber  behüte  fie 
ihre  ääirffaiweit  auS,  wo  ihre  fliegenben  SureauS 
flono.#Üerifoit,  6.  ÄufC.,  VI.  8b. 


©riefe  einfammelten  unb  für  ©erwuubete  Softfarten 
ihrieben.  3n  Xätigfeit  waren : ein  gelboberpoftamt, 
öfflrmeepoftäntter,  lögelbpoflämter  für  bie  cinjelnen 
©rmeeforpS , ferner  je  eine  gelbejpebition  für  jebe 
gnfanterie»,  JÜaua UeriebtDifiou  unb  für  bie  Korps* 
artiüerie  fowie  5 Etappenpoflbireftioiien.  Xie  ©e» 
fanttjolf!  ber  Softanftailen  auf  bem  KriegStfjeater  be- 
trug 411  mit  2140  Beamten  unb  Unterbeamten,  bie 
inSgefnmt  runb  96  fflitl  Soflienbungen  (Briefe,  ©oft» 
Inrten,  3eitungen  unb  ©niete)  einfdjlieftlih  2,5  ©itll. 
©elbfenbungcu  mit  180  ©litt  3Hf.  bearbeitet  haben. 
Xie  ©efnmttoften  für  bie  g.  betrugen  4,5  ffiilL  3111. 
Xem  1900  nah  Oftafien  entfnnbten  beutfhen  ttj» 
pebitionSIorpS  toar  unter  Seitung  eines  ltnncepoji» 
bireltorS  eine  gelbejpebition  beigegeben,  beren  aus 
50  Köpfen  beftehenbes  ©erfonnl  ben  tlimatifhen  ©er» 
hältniffen  entfprchenb  (SKoSIitonegc , Xropenan» 
jiige  ic.)  ouägerüftet  war.  SSiihrenb  ber  Überfahrt 
befolgten  HfiarinefhiffSpoften  ben  Softberfehr  ber 
Xruppen.  in  tlhiun  (tilgten  fih  bie  Serbinbungen  ber 
gelbejpebition  auf  bie  bafelbft  eingerichteten  beutfhen 
i Softanftniten.  Briefe,  ©oftlarteu,  3citungrn,  Selb- 
■ briefe,  Soflanweifungen  fowie  ©alete  würben  teils 
portofrei,  teils  ju  ermäßigten  Saßen  burh  bie  Sam» 
melftcüen  in  ©erlin  (fflarinepoftbureau)  unb  in  Bre- 
men (nur  für  ©alete)  beförbert.  Sn  bie  Xruppen  in 
(Spina  würben  2825  ©oftanweifungen  mit  64,507 
9Äf.  beförbert,  bie  burh  bie  Xruppentaffen  nad)  ben 
llberWeifungSliften  beS  Berliner  fUlarincpojlbureaue 
auSgegahU  würben;  Don  benXruppen  wurbcn3ö,089 
©oftanweifungen  mit  6,773,639  3111.  nah  Xeutfh» 
lanb  abgefanbt.  Super  ben  beutfhen  genoffen  and) 
bie  frantöfifhen  unb  ruffifhen  gclbpoftfcubungen 
innerhalb  beflimmter  ®rcnjen  ©ortofreiheit,  wäh- 
renb bie  englifh«  unb  italienifhe  g.  ferne  ©ortofrei» 
heiten  gewährte,  gür  ben  fttbafrifanifdjen  gelbjug 
1899/1902  war  ein  englifheS  gelbpojllorps  Don  400 
©lann  mobil  gemäht.  Xie  engliidfen  gelbpoftbeam  ■ 
ten  trugen  3Riiitärunifonn  unb  nahmen  am  Kampfe 
teil,  eine  Einrichtung,  bie  fih  in  '.Hgtjpten  unb  in  frü- 
hem Kolonial triegen , nicht  aber  in  Sübafrifa  be- 
währt hat,  woju  aüerbings  auh  bie  erhebliche  91uS- 
behnung  beS  OperationSfelbeS  unb  bie  häufige  Stö- 
rung ber  Serbinbungölinicn  jWifhen  ben  Seitpunftcn 
(Advance  Depot)  unb  ben  gclbpoftämtem  (Field 
Post  Offices)  beigetrageu  haben. 

Xer  Organifation  ber  beutfdjcn  g.  bient  (eine 
: griebenSformaticm  jur  Unterlage.  Xie  ©usrüftung 
ber  g.  unb  bie  Bereithaltung  beS  ©erionatS  werben 
| jebodi  im  grieben  berart  Dorbereitel,  bafi  bie  im  Krieg 
crforberlihengormalionen  nahauSgefprohenerdllo» 
biimahuna  in  (ürjefler  grift  gebilbet  werben  tönnen; 
1870  war  bie  g.  am  10.  ©lobilmadmngStage  marfh» 
bereit  Xie  gelbpoflbehörbcn  gehören  ju  ben  Behör» 
ben  beS  Etappenwefens,  baS  in  feiner  ©efamtheil  bem 
©eneralinfpelteur  beS  Etappen»  unb  EifenbahnwefenS 
unterfteüt  iit.  gür  bie  Heilung  beS  gefaulten  gelb» 
| poftwefenS  ift  ber  gelboberpoflmeifter  uerantwortlih, 
. ber  jum  ©roßen  Hauptquartier  gehört  unb  nad) 
©laßgabe  ber  KricgSetappenorbnung  oom  14.  ©lai 
1902  ben  ©norbnungen  bcSöeneralmfpelteurSgolge 
nt  leiften  hat.  3eber  Etappeninfpeltion,  bie  für  beit 
Bereich  jeber  ©rmee  ober  jeber  felbftänbig  auftreten» 
ben  'ilnneeabteilung  gebilbet  wirb,  ift  ein  llrmee» 
poftbireltor  fowie  ein  ©oft»©ferbe»  unb  »Sagenbepot 
jugcteilt.  Xer  gelboberpoftmeifler  ift  ben  illrmee» 
poftbireftoren  uub  biefe  ftnb  ben’gclbpoflanflalten 
(gelbpoftämtem,  gelbpoilejpebitionen  unb  gelbpoft- 
ftationen  früher  gelbpoflrelats)  Dorgefeßt.  Xie  mo» 

28 


402 


gclöprebiger  — 5elöiPat- 

btlen  ffelbpoftanitnlten  ftelicn  in  alten  teebmfdien  Ce*  id)Bne  ©farrfircpe,  ein  Rtofter  unb  Spital  her  ©arm* 
Ziehungen  unter  bcw  Seid)8poftamt,  in  ihrer  Gigcn-  tjerjiaen  ©rüber,  ein  Sdilofj  beb  dürften  2ied)ienftem 
fdjaft  alct  Siiliiärbcb&rben  finb  fie  ben  jruppenbe»  aus  bon  17.  Qabrt).  mit  fdjijncm  ©art  unb  Tier* 
fcblspabent  uulcrgeorbnet.  Sic  niarfepieren  bei  beut  garten (Ibeintttalb),  SejirlSgericbt,  Vieler-,  Dbft-  unb 
Stab  ipttr  Tibifton  ic.  mit  nnb  haben  ben  ©oftber-  fceinbauidnile,  Jugenbaftjl  unb  (1900)  303«  Gtnw. 
(ebr  für  bie  ihnen  sugewiefenen  Truppenteile  unb  ftclbfibabc,  jebe  Verlegung  bei  ifelbeb  ober  bet 
SDlilitärbepörben  tsaprjunebmen.  3ur  f?erftellung  baraufftepenben  ©ewäd)fe  burdi  ®itb,  Ungeziefer, 
ber  ©oftberbinbungen  werben  in  elfter  i'inie  bie  lapineä  Sieb,  äSenidien  (gelbfrebel , f.  b.),  traget, 
Transportmittel  ber g. berwenbeb  Tie  an  geeigneten  Überfd)Wemmungen,  Striegic.  3m  galt  ©üter  Der* 
fünften  her  ©iappcnfirajjen  erridjteten  getbpoft-  pachtet  Werben,  muft  fontraftmiijsig  feftgejegt  werben, 
ftationen  bilben  3wtfd)enftationen  ber  gelbpoftfurfe  ob  nnb  inwieweit  ber  ©adner  bei  erlittenem  gelb* 
unb  besorgen  tugteid»  ben  ©oftbienft  für  bie  am  Crte  fdjabtn,  namenllid)  burdi  Mitb,  fraget,  Überfebtoem* 
befinblidpen  SruppentommonboJ,  Sajarette  ic.  Stic  mungen,  ftrieg  ic. , Grlag  zu  forbern  bereditigt  ift. 
in  ber  fjeimat  für  bie  Armee  aufgelieferten  getbpoft*  fjeute  wirb  ber  8-  gewölmlid)  burct  ©erfidicrung 
fenbuugen  werben  ©oftfammelftefien  (früper  Depots)  gegen  benietben  gebe«.  Riir  ©apern  beftept  feit  bem 
äugefiitjrt.  Siei'c  ioitbeni  bie  Senbungen  natp  Trup<  6.3Ränl902  bas  fogen.  gelbjepabcngefeg,  bab  Sepug 
pcnteilen  unb  gclbpofmitfiaiicn , wobei  ftc  fid)  ber  gegen  gclbfcpaben  gewiiprt,  ben  $an£tiere  bunp 
»getbpoftüberfidften«  bebienen.  Gs  finb  btcS  3U‘  übertreten  auf  fremben  ©runbftüden  anftcllen. 
fammenjtelliingen  alter  Stäbe,  Regimenter,  Abtei-  jJelbfeftallje , f.  Sdjanje  unb  gelbbefeftigung. 
iungen,  Solennen  unb  ©erWaltungbfteQen  mit  An*  fTdbfdicr  igelMdicrcr),  mToutfdilänb  friipere 
gäbe  ber  zugehörigen  gelbpoftanfialtcn.  $jc  gelb-  ©ejeidjnung  ber  SRilitärärjte,  bie  früper  Rom- 
poftüberfiipten  Waben  nadi  ©ebarf  aufgeftellt  unb  pagniedjirurgen  piepen,  ©egentoärtig  in  ber  ruf» 
nurbmSammcIfteUen  nnb  mobilen  gcibpoftanftalten  iifdien  Armee  ©egciipnung  ber  SanitälSuntcroftigicre. 
überfanbt;  bie  übrigen  peimatlidpcn  ©oftanftatten  {Jtlbfd)tange(ß0lubrinc,franz.  Couleuvrine), 
braudien  feine ©ermerfe  über  TmppenbiSiotationcnK.  altes  ffiejdnig,  beffen  Rohr  bei  gleidpem  fiatiber  länger 
sii  fiipren,  »ad  jur  ©ebeimtialtimg  ber  Truppenauf-  war  als  baS  ber  Rartaunen  (f.  b.  u.  Abbilbimg).  Tie 
jteduugcn  notwenbig  ift.  Tie  ©orfepriften  über  bte  getbidjlangen  erreid|tcn  eine  Sänge  Don  31—  40,  bie 


Ginjelcinricbtung  bc-3  gelbpoftbienited  nnb  über  bie : ©aftarbielbfditaugen  bon  43  fialibern.  Tie 
tjelbboftimbungcn  finb  in  ber  geheim  gehaltenen  Selb'  ganzen  ifrtbfiplangciiliatlrncmenSumbunqSburd)- 
poftbienjtorbnung  entpalten.  Ten  ©oftbienft  bei  ben  meffer  »on  ea.  14,  bie  halben  »oit  12,  bie  Viertel 
SRaniibem  regelt  bie  SRanBberpoftorbnung.  3«  bon  8,  bie  halben  Siertelfelbfdjlangen  ober  bie  Salto- 
granfreid)  haben  feit  1900  mit  gutem  Grfotge  bei  ben  nette  bon  5 cm.  Sie  ((hoffen  cifcntc  ©oUfugetn  bon 
SRanöbem  Sclbfifabrer  (28  km  in  ber  Stunbe)  mit  beziepentlidj  10,  5,  2 unb  0,s  kg  ©ewiipL 
Ginridjliingen  jur  Bearbeitung  ber  ©ojtfad)cn,  äpn-  fydbfdimicbe,  gahrjeug,  bas  berittenen  überSc- 
lidt  ben  beutieben  gelbboflrequifitemuagen , ©erWen*  fpanne  fübrenben  Truppenteilen  beigegeben  ift,  bamit 
bung gefunbeit.  ©gl.  Stephan,  ©efebupte  berpreu*  int  gelbe  tpufbefdjlag  unb  onbre  Sajmiebearbeiten 
&ifd)cn  ©oft  (©erl.  1859);  bie  »Sahrbiicher  für  bie  auägefübrt  Werben  tönnen.  Tics  geidiitpt  unter  Stuf- 
irutidie  Armee  unb  Siarine« , baS  ©eneral(tabSmerf  ftdit  bes  Sapnen(dpmiebeS  (f.  b.). 
über  ben  bcutiib-franzöfifeben  Strieg  1870  71,  S>eft20.  ft-clbfrbiicpfc,  f.  ©radibogel. 
ffelbprebtgcru  gfdbpropft,  j.  iöiüitärgeiftlitbe.  (vclbfit)iipcn  (Scblangeniipüpen),  jur  3«t 
irclbrautc,  f.  Punuiria.  bc»  junftmä§igen  ®efd)Qp»cjcnS  (16.  3aprb)  bie 

Sf  clbrcgulieruiig,  (.  gturregelung.  VlrtiUerijlen,  wcldiebiegclbfiüdebebicutcn,  imGlegen» 

{fclbrittcrfporn,  f.  Delphinium.  fape  }u  öücbfenmeiftern  unb  Seuerwcrt’ern 

ffclbrofc,  f.  9io[e.  (f.  b.). 

ffelbrüflcgeridit,  ein  für  bie  Unterfudnmg  unb  ffctbfetiteainm,  fosid  wie  Gbampigtton. 
Aburteilung  uon  gelbfreoetn  (gelbrügejadjen)  zu-  ffclbfcc  (Syelbberger  See),  See  im  Sdiwarj- 
ftänbigeS  Sonbrrgericpt.  Som  &.  gilt  bad  nämlidje  Walb,  am  Bfltiipen  Sufeoea  gelbbergS,  1110  m ü. St, 
Wie  Dom  8orftrügegerid)t  ((.  b.).  in  einem  enjen,  blog  tiadi  0.  geilffneten  Reffet,  (lebt 

Sclbriiftcr,  f.  Siüfter.  burd)  ben  Seebaib  mit  beut  Titifce  in  Serbinbung. 

clbrutc,  fiaiperes  getbmafj  in  beutttpen  San-  ftclbfcrüitutcii , früper  ©eseiepnung  für  bie» 
bern;  bie 'diweriner 'Jiute  oon  16  mcdtenburgifdien,  jenigen  Glnmbbnmi'ibarteiten  (f.  b.),  bie  sugunften 
fugen.  Sübeder  Selbfuji  ju  291, oo«  mm;  in  Sadifen»  eines  gctbgrunbfiüdä  an  einem  anbem  ©runbftüd 
©otpa  Bon  14  gegenüber  ber  SSatbaite  bon  16  ©au-  begeben , »ic  j.  85.  eine  Söeibcgcreditigfeit. 
fufi ; in  SJaffau  tion  10  gelbfcpup  )u  60 cm  feit  fluguft  fyclbfpat,  eine  ©ruppe  oon  geiteinSbilbenben  Sti- 
1863;  in  granlfurt  ju  10  gelbftpub  ober  121,«  SJert»  neralien,  bie  bei  ihrer  Weiten  Verbreitung,  zumal  in 
fuö,  unterfdjieben  bon  ber  öatbrulc.  ben  mafngett  ©efieinen  unb  friflaUinifdien  Sdiiefent, 

ffclbfalat,  jobiel  wie  Valeriauella  olitoria.  einen  ganz  Iierborragenben  Anteil  an  ber3ufammen- 
gelbfaiiitätctucfcn,  f.  Rriegsfamtätswefcn.  fepung  bei  Grbrinbe  iiepnteu.  (ihre  f>ane  ift  6;  allen 
{fctbeibcrg.  Stabt  in  Riebcroftcrreicp,  SejirBb.  cigentüntlidi  ifi  eine  fepr  gute  Spaltung  uadp  j»ei 
SRifteibadi,  nabe  ber  mäbriftpen  ©renje,  an  ber  Smie  ganj  ober  faft  rdptwindig  uietnanber  geneigten  Gbe< 
Sunbe nburg - 3eOemborj  ber  ätorbbapn,  pat  eine  neu.  Sic  fmb  wefenttieb  Jfalutm-,  Siatrimn»  ober 


403 


ö't'lbjpat. 


QalciuntalunifniumRlif  at  ober  Sendungen  fo!d)erunb 
Werben  folgenbermafien  eingcleilt: 

X)  fl«llfct»l»«t  K.Al.SljO,,,  Botin  K,0:AI,0]:S10I  = 
1:1:6;  Jtitfclf&urrge^aU  64,  t ©roj. ; fptj.  ®no.  2,57.  Tie 
Spaltfliubcn  fielen  gaitj  ober  na^eju  fentrr^t  juemanber: 
Crt&oüa«  (mit  ben  ©arietäten:  gemeiner gelbfpat, 
Kbular  unb  Sanibtn)  unb  SRifrolMn. 

2}  ^lflgtoflflfe,  bie  €paltfia$cn  bilben  miteinanber  einen 
SBtnleC  von  93  — 94°. 

m)  »atronfelbfpatNi^Al^Oift  — «Ibit;  JHefelfflure- 
gebaU  68, t ©roj. ; (pcj.  Öero.  2,5t. 

b)  üalffelbfpat  C«,Al48i40,B  — Hnort$tt;  Äirfel* 
fdurege&alt  43,t  ^roj.;  fpej.  (Sero.  2,75. 

c)  Äallnatronfelbfpote,  homogene  Stiftungen  non 

NasA!3KiBOl6  unb  CajAl4Si40|e;  Äicfelfäurcße^fllt 
66,7  bi*  43,i  fpej.  ®<m.  2,ei  — 2,75. 

Ter  Crthoflaä  (j.  b.)  friftalliRert  in  triflinen 
Sonnen,  bie  ben  monoflinen  (o  ähnlich  Rnb,  baß  man 
fie  gewöhnlich  alä  monoflin  bezeichnet.  Ter  Siifro* 
liin  (f.  b.)  friflatlifierl  triflin,  firtbet  fiefj  aber  feiten 
in  einfachen  Jlrijtallen,  Bielmeßr  in  ©eftalten,  bie  jwar 
ben  Crlbollaö  Inhalten  ganz  ähnlich  Rnb,  aber  fid) 
auä  zahlreichen,  meift  ntifroffopifd)  feinen  3willtngä< 
lamellen  aufbauen.  Taburcp,  baß  Untere enüocbertm 
ganzen  fitifiall  ober  in  teilen  berfelben  fo  fein  wer- 
ben, bafs  fie  felbft  mit  §ilfe  beä  Stitroffopä  nicht  mehr 
wafirgenontitten  werben  tonnen,  gebt  bet  Siifroflin 
ganz  ober  teilweife  in  Ortboflaä  über;  beibe,  Crttjo- 
ilaä  unb  Stifrollin,  erfl  feit  1876  ooneinatiber  ge* 
trennt,  ftnb  beatjalb  ibentiftb;  fie  befißen  auch  in  ben 
gcwöbnlcden  gwiningäBerwacbfungen  unb  im  Stör- 
foimnen  bie  größte  'iltmlid)feit.  Tic  ^lagiollafe 
friftaU ift eren  beutlid)  triflin,  ipe.jicll  ber  'Jllbit  (f.  b.) 
berart.  baf]  tuan  itjn  bei  feiner  bemOrtl)ofloäana!ogen 
dieimfdten  gnfammenfeßung  alb  biefent  iiomorpi)  an- 
(eben  muß.  Vludj  ber  Wnortbit  (j.b.)  gilt  troß  feiner 
abweidjenbett  d)emifd)en  3ufnmmcnfeßung  (er  ift  ein 
SmguloRlifat,  wäprenb  ber  Ortbollas  unb  ber  9llbit 
Triftlifate  ftnb)  alä  bem  Vllbit  (unb  fomit  aud)  bent 
Crthoflaä)  ifomorpb,  weil  bie  trifline  Rriftatlfonn 
unbbieSpaltungbuerljSItniffebei  beiben  ganz  ähnlich 
ftnb,  unb  weil  eine  gerabeju  fontinuierlicbeSRcifje  Bott 
homogenen  Stifdncngm  beiber  in  ben  Slalfnatron- 
felbfpaten  oorliegt.  Tiefe  lcßtent  beugen  nithl  nur 
in  ihrerSriftatlfonu  unb  in  ißrer  Spaltung  bie  größte 
Sbnlicbfcit  mit  ben  beiben  (Snbgliebcnt,  fonbem 
nehmen  aud)  in  ihren  pphRfalifctjcn  uub  befonberS 
oplifdjcn  Sigenfd)aftcn  eineßSittelfletlung  einjwifchen 
bem  9llbit  unb  bent  Vlnorttjit.  SSirb  baä  dfcmifchc 
Stoleftil  beä  Vllbitä  (Na.AljSi^O,,)  mit  Ab,  baS  beä 
7lnortt)U8  (Ca,Al,Si,O10)  mit  An  bejeidjrtot,  fo  fteUt 
ft<h  bie  d)etnifd)e  3u[ammenfeßuttg  ber  am  häufigiten 
Bortoinmenbcn  Stalhiatronfelbfpate  fo  bar,  wie  cä  bie 
folgenbe  Tabelle  jeigt,  auä  ber  zugleid)  erftd)tlid) 
Wirb,  baß  aud)  ba«  fpcjiRfcpe  ©rwiept  unb  ber  Kiefel- 
fäuregepalt,  ebenfo  wie  ber  SSinfel  jwifthen  ben 
Spaltflächen,  fid)  ftetig  änbert: 


sto, 

Al.O, 

Nft,0 

c*o 

®pe». 

Spal* 

tungt* 

tutnld 

SU  btt  . . Ab 

68,7 

19,6 

11,1 



2,61 

93°  84' 

DUgotldi  Ab3An, 

62,0 

24,0 

8,7 

5/3 

2,64 

93°  40' 

Stnbcfin  . Ab1An1 

W,5 

28,1 

5,7 

10,4 

2,6« 

93°  46' 

kiabrobor  AbjAna 

51,4 

81,1 

3,5 

13.7 

2,69 

93°  48' 

Kptoronit  Ab|AoB 

46,« 

34,« 

u 

11,* 

2,71 

— 

Snort^tt.  Ad 

43,1 

36,7 

20,1 

2.75 

94°  10* 

Tie  Serfdjiebenheit  beä  fpejififd)en  ©ewieptä  ift  ein 
gute«  Stittel,  bie  Berfd)iebenen  gelbfpate  ooneinanber 
ju  unterfd)eiben ; man  braucht  fid)  nur  fleine  pomo- 
gene  Körnchen  ber  frifchen  gelbfpate  ju  Berfdjaffen 


uub  bereit  fpejffifdieJ  ©cwidit  mit  £>ilfe  ber  T (jaulet- 
fd)en  Söfung  (f.  ©efteine)  ju  beftimmen.  ttußerbem 
bient  jur  rafdjen  llnterfcheibung  noch  bie  Slofidp- 
fehewtethobe,  nach  ber  fleine  Kömdtcn  beb  ju  utt- 
terfuchenbcn  Selbfpatb  auf  einem  mit  fianababatfam 
überzogenen  Cbjeltträger  (alfo  auf  einer  Born  Blab 
beä  ObjeftträgerS  ifolierten  unangreifbaren  Slädje) 
mit  einem  Tropfen  reiner  Äiefelfluorwafferftofffäure 
behanbelt  werben;  eä  löft  fich  bann  baä  ffelbfpattom 
gattj  ober  teilweife  auf,  unb  beim  ©introdtien  ber 
Söfung  bilben  Ttd),  je  nndibem  ein  Kali-,  l'iatron-, 
Salt-  ober  Kaltnatronfelbfpat  Borliegt,  finftallchen 
Bon  Riefelfluortalium  (regulär),  fi'iefelfluontatrium 
(hejcaaonai)  unb  ftiefclfluotcalriutn  (monotlin),  bie 
auf  (Srunb  ihrer  Sorm  unb  ihrer  opiifchen  ©igen- 
fdiaften  Reh  leicht  Boneinattber  uuterjeheiben  lagen. 
Sluä  ber  rclatioen  ®ienge  Bon  gebilbeten  JHefelfluor- 
natrium-unbÄiefelRuorcalciumfrii'tällthen  tann  matt 
bei  einiger  Übung  jiemlid)  leicht  baä  tUiifebungäBer- 
hölhtiä  uon  Üllbit  unb  IKnorthit  in  bem  jur  llnter- 
fuchung  borliegenbcn  f).  ertennen.  Tie  Slrift alle  ber 
iplagioflafe  jeigen  eine  große  tiihnlidifeit  mit  ben  Cr- 
thotiaäfriftallen;  bod)  ftnb  faft  tonftant,  oft  fdjott 
mit  blofscm  hluge,  3widingäbilbuugen  ju  ertennen, 
bie,  ähnlich  Wie' bei  bem  SMitrofliu,  eine  polt)fBnthe- 
tifdie  3uiam">eu|cßung  ber  anfeheinettb  einfachen 
StriftaUe  auä  ^willingälamellen  bebingen,  unb  zwar 
einmal  eine  3wiUingäbilbung  nach  bem  Örad)t)pina- 
foib  (baä  fogen.  ?llbitgefeß)  unb  bann  eine  foldic 
und)  einem  zweiten,  beftmberä  bei  ber  alä  ißeriflin 
bczeicbucten  Snrietät  beä  Wlbitä  beobadjlcien  ©efeß 
(baä  fogen.  ißeritlingefeß).  Tie  polljfrjntiictifdicti  iMa- 
ioflaähiftalle  ftnb  befoitberä  unter  bem  Sttifrojtop 
ei  polariftedem  Sichte  burd)  ihr  optifcheä  ilerhalten 
Bon  bem  Ortboflaä  uerfd)iebeit  unb  an  ihrer  (oft 
bunten)  Streifung  leidet  fenntlich  (Bgl.  Tafel  «®e- 
Reine«,  Sia.  1 u.  5).  Sieben  bem  iameanren  Slufbau 
zeigen  bw  iilagiotlaätriitalle  aber  aud)  noch  nad)  bem- 
felben  ©efcß.'wie  ber  Crthoflaä,  regelmäßige  3®il' 
lingäBerwachfungen,  bie  man.  Wie  bei  jenem,  a!8 
3widinge  nach  bem  ftarläbabcr,  nach  bem  äJiane- 
bacber  unb  nad)  bem  '-Baoenoer  fflcfeß  bezeichnet. 

(Sine  ifotnorphe  Dlifcbung  Bon  Drtbotlaä-  unb  Wl- 
bitfubftanj  feitni  man  in  bem  bem  Crthoflaä  ober 
fDitfrotlin  in  Sornt  unb  Sau  ganz  gleichen  Siatron- 
ortboflaä  ober  9iatronmifrotlin(ÜRifroflin- 
aibit,  aud)  Slnorthoflaä,  griech-,  fooiel  wieSiicbt- 
orthoflaä).  Tiefer  ift  ein  biä  8 T!roz-  9iatron  (gegen- 
über 3—6  Sroz-  JTali)  entljaltenber  Stalifelbfpat ; 
Zuweilen  befißt  er,  inbent  noch  Slnortbitfubftanz  ifo- 
morph  ciniritt,  auch  einen  geringen  WaltgcljalL  Sr 
finbet  Reh  alä  GSemengteil  Bieler  natrourecdicr  arani- 
njd)cr  unb  ft)enittjef)er  ©efteine,  zUTIIaI  ber_  logen, 
ifihombenporphhre,  unb  in  glafiger,  bem  Satubiit 
ähnlicher  BeRhaffenbeii  befonberä  in  ben  natron- 
reichen  Sipariten  unb  Traehpten  (tfjantelleritcn)  ber 
3nfe!  Santc'tleria  unb  ber  Siparett  bei  Sizilien  fowie 
ber  Ülzorcn.  Son  bem  ffiatronorthoflas  bat  man  alä 
eine  meebanifehe  Serwadjfung  Bon  Crthoflaä  unb 
Sllbit  zu  unterfcheiben  ben  iß  c r t h i t (nach  bem  fjunb- 
ort  Serth  in  ftanaba),  unter  bem  man  einen  oon  an- 
nähernb  parallelen,  oft  fchon  mit  blofjem  Vluge  wahr- 
nehmbaren lillbitlamellcn  burchzogenen  Crthoflaä 
ober  SRifroflin  Berfteßt.  Serben  bie  ttlbitlameden 
fehr  fetn,  fo  baf)  bie  SerthilRruftur  erft  mit  bem  9Hi- 
froftop  wahrgenommen  Werben  fann,  fo  fprietjt  man 
Bon  Stift  op  er  t hi  t (in  ©raniten  u.  in  triftaUinifdjen 
Schiefem);  zuweilen  uerrät  er  Rd)  burd)  ben  für  ißn 
d)aratterifliict)en  bläulichen  Sichtfcpein  (St  o n b ft e i n). 

28* 


404  gelbfpatbafalt 

Ser  Ipbalopfjan  (Varßtfelbfpat)  ift  cm  Sali« 
fclbfpat,  ber  etwa  10  Vroj.  ftali  itnb  bis  16  VrDS- 
Vorig  enthält  unb  alb  eine  ifomorpße  SKifeßung  t>on 
KjAljSijO,,  mit  ber  bem  llnortßit  analogen  Verbitt* 
bung  Hu.AljSijO,,  aufgefaßt  wirb.  ßr  ftnbet  ftdi  in 
ftriftallen , ähnlich  bem  Wbular,  in  Srufenräutitcn 
beb  Solomitä  Dom  Sinnental  (SBadiS)  unb  in  Ijctl- 
rötlicßen  berben  SRaffen  auf  ben  äJtangaugruben  Don 
3atobbberg  in  SSermlanb. 

9!ad)  ißrem  Vorfommen  in  ber  9iatur  finb  bie 
gclbfpate  »um  größten  Seil  au8  ©tbmel.jflufj . auS 
eruptioett  'Jliagmen,  audfriftadifiert,  fo  bie  alb  ge» 
meiner  g.  unb  Sanibitt  bejeießneten  Varietäten  beb 
Crtßoflaä  unb  bie  ftalfnatroitfelbfpate  OomCIigonaü 
bib  junt  üabrabor  unb  Vßtownil;  bagegen  ftnb  nor« 
jugsweife  toäfferiger  ßiitftehung  ber  äbular  unb  ber 
Yllbit,  unb  alb  ftontaftmineral  erfeßeint  befonberb  ber 
Vnortbit.  Sie  (aüßaltigeit  gclbfpate  unb  ißre  3er» 
fetjungöprobufte  ftnb  bei  ihrer  weiten  Verbreitung 
feßr  wichtig  für  ben  Slcferbau;  bei  bet  UmBnnblting 
beb  gelbfpateä  bilbet  ftdj  ftaolin  unb  Wirb  ftali  frei, 
cb  entjteßt  alfo  aub  ben  ftalifelbfpat  enthaltenben  Se- 
ite inen  ein  falißaltiger,  toniger  Vobett,  auf  bem  bie 
Vflanjen  üppig  geheißen.  Sünfllicß  hat  man  biegelb» 
fpate  ßauptfäcßlicß  aub  Eeßmeljflftffen  bargeftedt; 
aueß  oub  wäfferigen  Söfungen  (Pan  Iiefelfaurem  ftali 
ober  Siatron  unb  fiefelfaurer  Sotterbe)  bat  man  bei 
etwa  500“  ftalifelbfpat,  bej.  911bit  erhalten,  ©la- 
figer  g.,  f.  Crthotlab. 

gclbfpatbafalt,  f.  Safalte. 
gclbiperling,  f.  Sperling, 
gclbfpital,  in  öfterreich  9iame  btr  gelblaja- 
gelbfpitjmaitd,  f.  Spißmäufe.  [rette, 

•jtlbftärfe  (gelb inten fität),  f.  gelb  (eleftr.). 
gclbftctßen  ft  r i nt  ft  e cb  e r),  tlcincb  hoüänb.  gern- 
roßr,  häufig  mit  brei  auf  einer  Beinen  Sreßfcßeibe  be- 
finblitpen  Oerfcßieben  flarlen  ftonfaolinfeu  Derfeßen, 
bie  man  beliebig  nor  bie  Cfularöffnung  bringen  Tann, 
um  bie  Starte  ber  Vergrößerung  ju  wecßfeln. 

gelbftcin,  f.  gelfit ; ge  Ibft  ei  tt  e (Cefefteine,  f.  b.), 
in  ber  Seeßmt  auf  bem  gelbe  gefunbene  lofe  Steine, 
in  Siorbbeutfcßlanb  ginblinge,  erratifeße  Slöde. 
gclbftciuporpßßr,  ffieftein,  f.  Vorpßßr. 
ftelbftelje,  f.  Vicper. 

gclbftrccfc,  f.  Vergbau  (Vuffcßtießung),  S.  664. 
gclbftiirfe,  oeralteter  Vusbrucf  für  gelbgefcßfltte. 
gflbftußl,  f.  galtftußl. 

gclbfttftem,  Seil  beä  lanbwirtfcßaftlicfien  8e» 
triebbfpfteupg  (f.  Canbwirtfcßaftließc  Vetriebdfßfteme). 
gclbtaubcn,  f.  Sattheit. 

,'clbldcgrapßie,  f.  Wilitärtelegrapbie. 
gdbtruppen,  biefürbenftrieg  im  gelbe  beflimnt» 
tot  Sruppen;  außer  ben  eigentlichen  g.  gehören 
ßierm  gclbreferpetntppen  unb  mobile  Slanbweßr. 
gelbulme  igclbr  öfter),  f.  Siüfter. 
gdbulmcnculc,  Schmetterling,  f.ßulen,  S.  161. 
gfelbung,  f.  Scputat. 

SjtlbPerpflcflung  ber  Jruppen  finbetbureß  Guar» 
tiergeber,  aub  UKagapnen  ober  bureß  Veitreibung 
(Soguifition)  ftatt,  leßtereS  in  bet  Segel  nur  in  gein» 
gelbPitnr,  f.  SRuitäraeiftlidje.  [bebtanb. 

gdbüineftniijug,  beriilnjitg  auf  gelbtoadicn  unb 
Vo|ten,  ber  im  allgemeinen  fclbmarfcßmäßig  (f.  b.) 
ift,  bod)  tonnen  auf  Vnorbnung  beb  Sacbtßabenben 
Sorniftcr,  hintere  Safcße  tc.  abgelegt  Werben, 
gdbtoacßcil,  f.  Sicßerßeitbbienit. 
gdblonefttmcifter  (fpütcr  ObcrftWacßtmei» 
fter),  oeralteter  Sitcl  für  Viajor;  ©cneralfelb» 
wacßtmeifler,  bcbgleicßen  für  ©eneralmafor. 


— gelbroeiffttt. 

I {fdbhicbel(gelbwnibel),  oberfte  Sangftufe  ber 
Unteroffiziere,  trügt  Offitierfeitengeweßr  mit  Vort» 
epee;  bei  oen  berittenen ufaffen  ßeißt crSacßtmei- 
fter.  ßr  beforgt  ben  SefeblSempfang , bas  Schreib» 
unb  Sedjnungowefcn  ber  ftompagnie  unb  ift  Crgan 
beb  §auptmannb  für  Me  Siegelung  beb  Sicnfted.  ßr 
überwacht  ferner  ben  hiiteni  Singt,  fpegell  auch  bab 
perfönlicße  Verhalten  ber  Unterofßjiere  in  wie  außer 
Sienft.  Ser  VijefelbWebcl(Vijcmacßtmeifter), 
alb  Sienftgrab  in  jeßiger  ©eftalt  1873  neubegrün» 
bet,  wirb  hauptfädfticß  tut  äußern  Sienft  alb  Vorbilb 
unb  jur Einleitung  ber  jungen  Unteroffijiere,  aueß  nö» 
tigenfallb  jur  Vertretung  cineb  OffitierS  oerwenbet. 
Veibe  Stelleu  erforbem  befonbere  Sefäßigung  unb 
große  3ut>cr!äffigfeit,  unb  bie  g.  Werben  hiernach 
aub  ber  3aßl  bet  Unteroffiziere  aubgewäßlt  unb  Pont 
Segimcntbtommanbeur  ernannt.  Unteroffijiere  tön« 
nen  n ad)  oorwurfbfreierl5jährigerSicnftjeit  ;u  Vige» 
felbwebeln  (Vijcwacßtmeiflem),  3™gferi|eanten  ju 
SepotPiiefelbWcbcln  ernannt  Werben,  ßnblicß  werben 
bie  Cffijtcrafpiranten  ber  Seferoe  unb  Slanbweßr,  fo> 
balb  fte  ißre  wiffenfcßaftlidje  unb  bienftlicße  Vefäßi» 
gung  ;um  Cffi}ier  naeßgewiefett  ßabett,  ju  Vijefctb» 
webelu  ernannt,  eine  Stellung,  bie  ber  eineb  Vort- 
epeefaßnricßb  im  fteßenben  4>eer  entfprießt.  Siefe 
Vijefelbwebel  Werben  bei  ßinberufung  junt  mobilen 
6cer,  foweit  nötig,  in  CffiäierflcHen  oerwenbet.  Sie 
g.  müffen  non  allen  Unteroffizieren,  bie  nicht  bab 
CfpjierfeitcngeWeßr  tragen,  militarifcß  gegrüßt  wer- 
ben. Vgl.  Unterofpjier.  3ti  Öfterreid)  ßat  jebe 
ftompagnie  eineng.  für  ben  äußern  Sicnjt  unb  einen 
Dfccßnuttgbfelbwebel,  ber  bie  VermaltungSge» 
fcßäfle  beforgt.  Veibe  ßabett  gleichen  Stang.  — Vei 
beit  beutfeßen  Canbütuecßtcn  ßatte  ber  g.  (gelb» 
Weibel)  für  bie  tattifcßeCrbnung  unb  teeßnifeße 9(tib» 
bilbung  ber  Xruppeit  ju  forgen.  3m  fflerießt  war  er 
gürfpredter  für  bie  VngefcßuSbigten  unb  ßatte  feßiebb» 
richterliche  ©ewalt.  ßr  ßolte  täglich  bie  Slofuitg  beim 
Cbcrftcn  unb  ftellte  bie  Sicßerbeitbwadjen  aub.  9Iud 
ben  gclbwebeltt  würben  gewöhnlich  bie  fieutnantd 
gewäßlt  (ogl.  Sanböfnecßte).  Vgl.  Vucß  ft  einer  unb 
Öoßmaitn,  Ser  g.  ber  gnfatiterie  (Verl.  1899). 

gclblucbcllcittitaitt,cm  1877ge[cßaß'enerSicnft. 
grab  im  Veurlaubtenftanb  jur  Vefeßung  ber  Heut- 
nantbftcUen  bei  ben  ßrfaßtruppcu,  ben  Snnbwcßr» 
gußartideriebatailloneu,  bem  Seebataidon,  ben  Sc- 
potcäfabronS  unb  Sanbftunuformattonen ; befonberb 
Werben  bienfterfaßrenc  inattioe  Unteroffijiere  baju 
beförbert.  Ser  g.  trägt  bie  Vcßfelftüde  her  Seutnantd 
neben  bcnSreffen  ber  Unteroffijiere,  aberfeineScßärpe, 
ßat  ben  SRang  ber  l'eutnanto,  rangiert  aber  ftet-S 
hinter  biefen.  3U111  Sienft  einberufen,  beließt  er  ade 
ftompetenjen  ber  Cffijiere  unb  ßat  bei  3n0atibität, 
wenn  fte  infolge  ber  Sienftleiftung  eintritt,  aud) 
beten  Vcnfiondanfprücßc.  — 3>n  ft abettenio rpd 
ßat  jebe  ftompagnie  für  VerWaltungä»  unb  Vureau» 
bienft  einen  g„  ber,  aud  ber  3aßl  früherer  gelbwebcl 
in  biefe  Stellung  berufen,  bie  Uniform  ber  £cut» 
nantd  trägt. 

gclbtucg,  in  ber  beutfeßen  Vibel  ein  SSegmaß  = 
1 Stabiunt  (f.  b.).  91ur  1.  Viofcä  35,  16;  48,  7 unb 
2.  ftön.  6,  19  entfprießt  ed  oiedeießt  ber  perfi  jeßen  Va» 
rafange  = 30  Stabien  ober  etwa  5,5  kui. 

gelbtoegtuart,  f.  Cichorium. 

gclbtueilicti  (Circinae),  Unterfamilie  bergamilie 
ber  galten  (Falconidae)  aud  ber  Crbnung  berVaub» 
oögel,  mittelgroße,  fcßlaitf  gebaute  Vögel  mit  Beinern, 
feßmäeßtigem  Sörpet,  rclatto  Beinern,  ftarf  getrümm- 
tem,  lattgßaBgctn,  ftumpf  jaßnigeiii  Sdjiiabei,  jtemlicß 


405 


getbroerfe  — geigen. 

fpmalen,  langen  glüacln,  mittellangem,  breitem  grclbjcugmcifterd,  eine  bcm  Rrieggminifterium 
2proaitj,  popen,  (planten  Säufett  uni)  furien  3epen.  unterteilte,  1898  erriptete  SJefjorbe  unter  einem  ffle» 
Der  Rornweip  (Stau-,  Seifjloeip,  ©laufalf,  neraltcutnant  ober  ©encralmajor  (gelbjeuguteiflcr). 
8laupabipt,Kepl»,RornDogel,  Circus  cyatteus  Der  g.  liegt  ob  bie  Bearbeitung  famttidjor  ba«  Saf» 
JO.),  62  ein  long,  122  cm  breit  (Sei beben) , ift  ober-  fen»  unb  Kunition«i»cfen  fotoie  ba«  gelbgerät  ber 
feit«;  b«n  afpblciu,  unterfeit«  weiß,  im  ©enia  braun  Struppen  betreffenben  Witgelcgenpeilett.  Dcmentfpre» 
unb  Weift  geftreift,  ber  Sploanj  ift  aebänbert.  Da«  penb  ftnb  ipr  unterteilt  bie  tepnifpen  3nftitute  ber 
Scibpen  i|t  oberfeit«  fahlbraun,  am  iphtterfopf,  fjin-  3nfanterieunbVIrtiHerie,  bie^lrtilleriebepotinfpeftion 
lerpal«  u.  Oberflügel  roftgelblicp  geränbert,  mit  weift-  unb  bie  Draiitinfpeltion,  benen  bie  bezüglichen  Diref» 
lid)em  Wugenflreifen,  unterteil«  roftgelblicb,  bräun-  tionen  unterfteUt  finb,  aufeerbem  ba«  SOiilitär  - 9Jer» 
lip  geflerft.  Der  Jtornlgeip  finbet  fiep  im  größten  Seil  fup«amt  3"  Sapfen  beitept  eine  3rugmeiftcrei 
Guvopa«  bi«  55°  nörbt.  Sr.  unb  in  Kittelaficn,  weilt  unter  einem  Oberjeugmeifter. 
bei  uit«  Bon  Gnbe  Kiirj  bi«  September  unb  gebt  im  gclbjtrfcl  (Dreb  lalle),  gtlbmeginftrument  für 
Sinter  bi«  Siorbinbien  unb  SJorbafrifa.  Grberoopnt  turje  Strcden,  äpnlid)  einem  gcroöpnlipcn  3irfel. 
bie  gelber,  fliegt  mit  fplnanfenbem  Ringe  fepr  niebrig  gibt  nur  genäherte  SJefultatc. 
über  ben  Srbboben  pin,  läuft  febr  fpiteH,  näprt  ftp  grclbjug  (franj.  Campagne),  bie  öefamtpeit  ber 
uon  Käufen,  gröfpen,  ^cufprcden,  3<efeln.  jungen  auf  einem  beitimmten  Rrieg«fdjaupla|  ober  aup  auf 
Sjajen,  jungen  Sögeln  unb  ©ent.  Rliegenben  So-  Seilen  be«felben  ftattfinbenben  Operationen.  Öei  ber 
geln  fann  er  nipt«  attpaben.  Gr  nijtet  Kitte  Kai  I früpern  Kriegführung  brapte  ber  Sinter  eine  längere 
bi«  Anfang  3uli  auf  bcm  '-Hoben  in  einem  Straud),  Untecbrccpung  ber  Operationen,  unb  ntan  bejeipnete 
im  ©etreibe,  @ra«  ober  3iöpript  unb  legt  4—5  grün-  bann  oft  bie  Grtigniffe  eine«  ganjen  3aprc«  al«  einen 
liptoeifte,  unaefledte  ober  fein  gefiepte  ©er  ().  Da»  felbftänbigen  g.  Sei  ber  rafpent  Kriegführung  ber 
fei  »Gier  I«,  gig.  41).  3n  ber  ©efangenipaft  ift  er  SJeugeit  tritt  neben  ber  Sejeipnuitg  nap  3apren  bie 
iätroer  ju  erpalten.  Der  3i  o p r n>  e i p (S  p i l f»,  örtlipc  unb  jeitlipe  Srennung  ber  Rricg«ereignifje 
Sumpf»,  Sranblreip,  Seijifopf.giipBogel,  mepr  in  ben  Sorbergrunb.  So  ipript  man  »on  bettt 
Sumpf  buffarb,C.aeraginosus/y.,f.Daiel  »9)aub-  grüpjapr«»  unb  bent  fterbfifelbjug  1813  gegen  9ia« 
Sögel»,  gig.  6 u.  7),  69  cm  lang,  146cm  breit  (Seib»  poleon  L 1866  ftanben  räumlip  getrennt  nebenein» 
pett),  mit  träftigerm,  gerabenn  Spnnbel,  ift  auf  anber  ber  g.  in  Söpnten  unb  ber  Kainfelbjug.  3n 
Stint  unb  Speitel  braun  mit  gelben  geberränbem,  ben  gelbjügen  1870/71  gegen  grnnfreip  fpript  man 
am  Oberförper  braun , an  Sange  unb  Sepie  blaff»  son  bent  g.  ber  92orbannec,  bent  g.  an  ber  Soire  ic. 
gelb  mit  bunflem  Späfteu,  an  Sorberpal«  unbOber»  al«  jeitlip  unb  räumlip  ton  beit  übrigen  Krieg«» 
bruft  gelb  mit  braunen  SMngSfledcn,  am  übrigen  begebenpeiten  getrennten,  in  ftp  abgefploffenen  Dpe» 
llnterförper  roftrot  mit  pellern  gtberfpipen.  Die  ratiotten. 

Sbanbfploingcn  |inb  fptoarjbraun.Mrmfptoingcn  unb  grllegppdja  (R  i 8 » S u n » g..  Irr.  feteti»|o) , Stabt 
glügelbeden  afpgtau,  Steuerfebent  pellgrau,  rötlip  mit  georbnetent  Kagiftrat  im  Ungar.  Komitat  ®eft, 
überflogen.  Seim  Scibpen  ift  bie  gärbung  eittlöni»  epental«  Sorort  be«  1876  aufgelbften  freien  Diftrilt« 
ger,  ber  Kopf  gelbliptoeifs,  bunfel  geftripelt.  Spul*  ftleinfumanien,  Knotenpuntt  an  ber  Staatöbapnlinie 
tem  unb  Sinnt  peller,  ber  Sproattj  graubraun.  Der  Bubapeft-Sjegebin,  mit  fatp.  Sirpe,  otabtpau«,  ^ie» 
SRopnoeip  finbet  ftp  im  gemäßigten  ©ilrtel  ber  ®lten  geleien,  Dampfnulplen , persorragenbem  ©etreibe», 
Seit  an  roprberoapfenen  Seen,  Sümpfen  unb  ©rü»  Dabaf»,  Obft»  unb  Seittbau  unb  (lsou  83,408 
pem,  weilt  bei  un«  son  Kärj  bi«  September,  aept  magpar.  (römifp»fatp.)  Ginmopnern.  g.  pat  eine 
im  Sinter  bi«  Wfrifa  unb  3"men,  pält  fip  am  Dag  Seprerpräparanbie,  ©pninaftum,  Jianbelofpule,  Da- 
rin Spilf  berborgen,  jagt  Safjer-  unb  Sumpfsögef,  : bafeinlöfungSamt  unb  ©ejirfägeript.  3m  17.  3aprp. 
frißt  beren  Gier  unb  3unge,  aup  gröfpe,  gifpe,  j tourbe  e«  tion  ben  Dürfen  BDHig  jerftört  unb  erfl 
Spipntäufe  unb  Saff erratten , fann  aber  fliegettben  ■ 1743  mieberpergeftellt. 

©ögeln  nipt«  anpaben.  Gr  ift  übenuiegeitb  fpäblip,  ffcltp  (tpr.  itiafc),  Gparle«  Karie  Dorimonb, 
niftet  im  Kai  unb  3uni  im  SRöpript,  im  Siiebgra«,  Mbbi  be,  franj  Rritiler,  geb.  3.  3“n.  1767  ju  ©ri* 
aup  im  ©etreibe  unb  in  fpmnumenbem  §orft  auf  mont  im  Simouftn,  geft.  11.  gebr.  1850  in  ©ari«, 
bem  Saffcr  unb  legt  4—6  grünliplscifjeGier.  ©afp-  ftubierte  Dpcoloaic,  tourbe  tuäprenb  ber  SUeBolution, 
firen  unb  Rirgifen  ripten  tpn  jur  Gntenjagb  ab.  ba  er  ben  Gib  auf  bie  neue  ©erfaffung  Benoeigerte,  jur 
gclbtucrfc  (gelbfpanjen),  f.  gelbbefefligung.  Deportation  Berurteilt  unb  nap  ©reft  abgefüprt,  iüo 
gclbtoirfc,  f.  Vicia.  er  jtoblf  Konate  auf  einem  ©onton  interniert  toar. 

{vclbtoinbc,  f.  Convolvulus.  tJfap  bem  9.Dpermibor  nap Sainte« gefpafft,  gelang 

frclbrifop,  f.  Helianthemum.  e«  ipm,  ju  entfpringen  unb  ftp  eine  3eitlang  Ber» 

gclbjaplmciftcr,  f.  Kriegsbeamte.  borgen  ju  palten.  Gnblip  1801  taupte  er  toicber  in 

gfclb.jcirttctt,  bieUnterfpetbungSjeipen  fürganje  ©ari«  auf  unb  fprieb  nun  für  ba«  »Journal  des  D fe- 
inere ober  i>eere«teile,  j.  8.  IHrmbinbcn,  Rofarben,  bau«,  fpftter  für  ben  »Mercure  de  France«  elegante 
gabnen  unb  Stanbarten.  unb  geijtreipe  Brtifel  im  Sinne  ber  fiafftfpen  Drabi» 

gclbjcugmciftcr  (non  3eu8-  *>•  P-  ffiefpüp),  in  tionen.  1809  tDurbeerjumRonfcrnatorbcrSibliotpef 
ben  aanbäfnedpläpeeren  unb  bi«  in  bie  neuere  3eit  in  ; Kajarin,  1820  aup  jum  Kitglieb  ber  franjöfiipen 
ßfterreid)  ber  oberftc  ®cfepl«paber  ber  Slrtiflerie,  ge»  i Wfabemie  ernannt.  Gittc  Vludoapl  feiner  geuitleton« 
gentnärtig  ittOilerreip.Ungarn  bie  jtocitpöpfteöene- ! erfpitn  al«  »MÄlanges  de  Philosophie,  d'histoire 
ralgparge  für  bie  au«  ber  3nfanterie  unb  Vlrtilleric  et  de  littferature«  (isar.  1828,  6 ®be.)  unb  »Juge- 
perBorgegangciten  fflenerole , enlfprepenb  bem  beut»  ments  historiques  et  litteraires«  (baf.  1840). 
fpen  (Öcneral  ber  3»fanterie.  3m  beutfpen  £>me  gtlgen,  bie  frummat  polier,  au«  benen  ber  Kranj 

fiept  ein  g.  an  ber  Spijje  ber  gelbjeugmeifterei  (f.  b.).  (gelgenfranj)  eine«  Küpl»  ober  Sagenrabe«  ju» 
— ©encralfelbjeugmeiftcr,  ein  au«  ber  tttrtil-  fammengefept  ift ; bie  einjclneng. werben burp Dübel 
lerie  persorgegangener  ©cneral  mit  bem  Siangc  be«  uerbunben  u.burp  ben'Jiabreifcn  jitfamtnengepalltn. 
ffleneralfelbmarfpall«.  gfclgcn  (gelgpafer),  f.  ®rape. 


406 


gelgenbonnnafdjine  — geUaf). 


gctgciiboprmafepinc,  f.  Xafel  »gaprrabbau- 
mafepincn«  mit  Scrt 
gclgpflug,  f.  RulliBator. 
gdtbrc«l  (ftanj.,  fpr.  fiiibr'),  buntlcr,  einem  Sollä- 
lieb  entlehnter  S?ame,  ben  fiep  neben  junge  Siepter 
(©ubnnel,  3.  ©runct,  ©.  SRatbieu,  SRiftral,  Siou 
maniHe,  Saban  unb  ihr  Hirt  (Bi&a)  beilegten,  bie 
fiep  1.  SRai  1854  in  gontflgugne  (Sauclufe)  tur  Hie- 
berbelebung  ber  proucnjalifdjen  Spradic  unb  filtern- 
tut  Bereinigten,  Seitbem  ijt  biefer  herein,  baS  fogen. 
gdibrige,  in  faft  gnnj  Sübfranlrcicp  organilterl 
worben  unb  palt  aüiährlicp  am  Sage  ber  heiligen 
Stella  (21. SRai)  fern  Stiftungdfeft  ab.  Heitcred  (. 
©robcnjalifepe  Spracht  unb  fiiteratur. 

gclicitad  (auepgauftitad  genannt),  bei  benSRä- 
ment  ©ölttn  ber  gnuhlbarfcit  unb  bei)  glüdlicpenCr- 
jolgb.  bnrgeitellt  alb  Patrone  mit  gitllhorn,  Schale 
ober  ©crolbdjiab. 

gdidtao,  ©eilige:  1)  nach  ber  fiegenbe  eine 
Bornehme  römifdie  Hitwe,  bie  mit  ihren  fieben  Söh- 
nen unter  SRarl  ©urel  baa  SRartprium  erlitten  haben 
unb  im  Cimeterium  S.  gelicitatib  an  ber  Sia  Sa- 
laria  Siuoba  beige je(>t  fein  (oll.  tag:  23.  SloBeittber, 
ber  Söhne:  10.  guli.  3ur  ©uftlärung  ber  fiegenbe 
Bgl.  güprer,  Ein  '.Beitrag  jur  fiöfung  ber  geliatad- 
frage  (Stipp  1890);  bagegen:  Rünftlc,  ©agiogra- 
pbitepe  Stubien  über  bie  Passio  Felicitatis  cum 
filiia  VU  (©aberb.  1894). 

2)  Cprifllicpe  Stlnoin  in  Rartbago,  bie,  wäprcttb 
ber  Serfolgung  bed  SeptimiuS  Seotruä  in  ben  Ret- 
ter geworfen  unb  bott  SRuttcr  geworben , burdt  bie 
©linier  einer  Ruh  ben  SRärtprertob  fanb.  Sh*  Sag: 
11.  3anuar.  S.  ©erpetua. 

Fcliciter  (lat.),  glüdiiefi,  auch:  aliidauf! 
Felulae  (Rapen),  gamilie  ber  Staubtiere  (f.  b.). 
gditt  (ipr.  -lina,  gerlin),  altfranj.  Öeluidjt,  =e  */< 
(Sfterlin,  in  ©elgien  = 1 holt,  ©ierling. 

Felis,  bie  Rapc. 

gdij  (»ber@lildliepe<),  1)  ElaubiuS  ober©n- 
1 0 n i u i,  ber  nierte  ber  römifchen  fianbpfleger,  bie  nach 
beut  lobe  beä  Röttigd  ©erobed  ©grippal.  (44  n.Cpr.) 
©aläftina  nerwalteten,  greigclnffetter  beS  Raifcrd 
Claubiud,  ©ruber  bco  ©allae  (f.  b.),  öentapl  breier 
grauen,  julept  ber  Srufilta,  Soepter  beb  ©erobed 
©ctrippa,  bie  er  ihrem  (Beinaht  ©3(5118  Don  Emeja 
abfpenftig  gemacht  hatte.  Er  banbbabte  nach  Sacitud 
bie  ihm  übertragene  unumfeprÄnlte  (Bemalt  mit  ber 
größten  ©raufantleit,  Woburch  er  ben  politifchen  get- 
natidmud  entfeffelte  unb  bie  guben  511m  ©ufftanb 
gegen  Siom  reifte.  Sein  ©erfahren  gegen  ben  ©pa- 
tte! ©autud,  ben  er  jwei  3al)re  lang  in  ESfarea  ge- 
fangen hielt  (©poftelgefch.  23  u.  24),  bemeift  Hifltür 
unb  ©abfuept. 

2)  SRärttjrer  unb  3ugteich  mit  feiner  Schwefter  Sie» 
gula  Scpupheiliger  ber  Stabt  3üriep  unb  ihrer  beiben 
SRiinfter.  ©uf  ben  3'iricper  Siegeln  erfdjeinen  bie 
(Befchwifter,  ben  abgcidjlagenen  Ropf  in  ber  ©anb, 
Weil  fte,  enthauptet,  )o  felbu  ,(u  ihrem  (Stab  gefeprit- 
ten  fein  follen.  Sag : 11.  September. 

8)  Staute  tnepre  rer  römifeper  © i f cp  ö f e unb  © ä p ft  c : 
»)  St.  g.I.,  ©apft  269-274:  Sobedtoa  30. 2>ep,  ©ei- 
ltgentag  80.  SRai.—  b)  g.JII.],  Serwefer  flatt  bei 365 
oerbannten  Siberiud  gewählt,  warb  358  burepfiiberiud 
Wicber  Bertrieben  unb  ftarb  22.  StoD.  365.  — c)  g.  IH. , 
Sopn  eines  römifepen  ©resbtjtera,  ©apft  483 — 492, 
fpraep  alä  ©aupt  ber  (Segnet  beb  taiferlicpen  ©enoti» 
tond  unb  ber  (Semeinfcpaft  mit  ben  SKonopppftten 
(484)  über  ben©atriard)en©caciu8  DonRonftantino- 
pel  unb  ieine©nhiinger  ben 'Bann  audunboeranlajjte 


fo  baS  crfteScpidma  ber  morgen- unbabenbtänbifepen 
Rirepe.  (Sr  ftarb  1.  Sitar}  492.  — d)  g.  IV.,  burep 
Röntg  Xpeoboricp  626  }um  römifepen  Stfcpof  entannt, 
beftettte  gegen  baa  Sted)t  ©onifatittd  II.  }u  ieinem 
Stadtfolger,  ftarb  im  September  530.  — e)  g.  V.,  f. 
©mabeüa  4). 

4)  g.Salcftud  oberg.  oon  SalotS,  fcpwiirme- 
rifeper  (Sinjicbler  in  einem  'Halbe  ber  Siüjefe  SReatij, 
mit  3°Pann  be  SHatpa  Stifter  beb  Drbena  ber  Sri  - 
nitarier  (f.  b.).  Sag:  20.  SioDember. 

gdip,  Eugen,  Slialer,  geb.27.©prtl  1 836  in  Hien, 
War  Scpitler  SSalbmütlerä,  ftubierte  bann  in  ©arid 
weiter,  wo  er  im  ©telicr  Bon  (logniet  arbeitete,  unb 
lehrte,  naepbem  er  noep  größere  Sieiien  gematpl,  1868 
naep  Hien  (urücf.  ©ttfangÄ  cniwictelte  er  eine  gropc 
grucptbarleit  im  Rircpen-  unb  im  (Benrebiib  (ber  erfte 
greuttb  [im  ©ofmufeum  m 'Hielt ],  bad  SKaleratelier, 
bie  tleinen  (Bratulanten,  ber  galfenier).  Sann  tuen- 
bete  er  fiep  ber  mplpologifcpett  ©talerei  (bie  öaeepan- 
tiitnen,  fieba)  unb  bem  ©ilbniä,  beiottberö  bem  wetb- 
licpra  tu,  baa  er,  unterftüpt  burep  ein  gefäüiged  Ro- 
lorit,  eine  elegante  gormeitgebung  unb  gefepmadboOe 
©norbnung,  mit  befonbernt  CBiiicf  bei  ber  Briftolratic 
unb  ber  hohen  ginantwelt  fuitiBiert. 
gdipbab,  f.  (Brofsmarbein. 
gclipborf,  Sorf  in  Sticberöfterreicp , ©e-,irf8p. 
SSiener-Steuftabt,  an  ber  «übbaptt  unb  ber  iiicti- 
©fpanger  ©apn , pat  eine  ©aumwoQfpinnerei , He- 
beret unb  ©ppretur,  ©uioerfabri!  unb  a»oo)  2568 
Einwohner. 

gdipftotoe  tfpe.  fitlf.iu),  Seebabeort  in  C)t*Sujfol( 
(Englanb),  auf  berfianbjunge  }Wifcpen  OrtBtll  uttb 
Seben,  pat  ein  Soct  unb  mit  bem  benachbarten  Hai- 
ton (i»oi)  6815  EinW. 

gdijitieven  (fran}.  fälidter),  beglüdwünfcpen ; 
gelijitalion,  ©eglüdwünfcpung,  (Blüdmunfcp. 

gclfa  (Söll),  (SroBgcmcinbe  im  Ungar.  Ronti- 
tat  34>d  (epentala  eine  ber  16  3'Pfer  Stabte),  R'no- 
tenpuntt  ber  Rafcpau-Dberbcrget  ©apn  unb  ber 
©oprabtaicr  fiotalbapn,  tlimatifcpfr  Rurort  (681  m 
ü.  SR.),  am  gellabacp,  mit  einem  Sntra-SRufcmn. 
fieinweberei  unb  aoot)  1120  meift  beutfepen  Einwoh- 
nern. Unfern  im  Sdtragebirge  (norbwettlicp  Bon 
ScpmeK)  liegt  bergellaer  See  (1641  m it.  ©!.),  }ti 
bem  ber  geltabad)  über  eine  an  100  tu  pobe  geld- 
wanb  pinabftitrjt;  noch  böper  liegt  ber  gellaer 
fiangfee  (1931  m ü.  SR.). 

gdl,  jebe  mit  ©aaren  bebedte  Sierpaut,  im  ©an- 
bei tu  ber  Siegel  nur  bie  ©aut  Bon  lleinertt  Steren 
(Bon  ©afen,  Riilbcm,  3'egen  K.),  wäprettb  bie  Bon 
Rilpen,  Ctpictt,  ©ferben  :c.  bie  Benennung  ©aut  b<- 
pält.  3m  ©el}Warenpanbel  bebient  man  )tcp  fait  and* 
feplicglich  bea  ©udbrutU  g.  (bgl.  ©alg).  3«  ber  Spin- 
nerei foBiel  Wie  glied. 

gdl  (fepmeb.  Fjäll,  norm.  Fjeld),  in  fRorbmglanb 
unbScpottlanb  fobiel  wie  ©erg,©iigcl, }.  ©.  (BoatfeD. 

gdla,  linier  Slebenflufj  bed  Sagiiamcnto,  eitt- 
fprtngt  bei  Saifnijj  in  Reimten,  burepflieftt  in  Wcft- 
iieper  Siicptung  baa  Ranaltal,  bann,  naepbem  er  bei 
©ontebba  italienifcpcd  ©ebict  betreten  hat,  in  (üb- 
licher Südjtuna  baa  Sal  (ober  Canal)  bei  gerro  unb 
miinbet.  60  km  lang,  oberhalb  Senjone.  Surd) 
baä  malerifcpe  Sal  ber  g.  füprcn  bie  öfterreiepifepe 
StaaldbapnlinicSarbid-©ontnfeI  unb  bie  italienifepe 
Eifenbapn©ontebba-Ubinc  (mit  japlrcicpen  Sunneld 
unb  Siabutten). 

Uacpia,  Stabt  in  ©erfien,  f.  Soral  el  ©tel. 
llap(©lur.ge,IIapin.  o.arab.felaha,  pflügen, 
alfo  -Sauer-),  in  ©gppten  Siante  bcr©derbau  trei- 


407 


geflata  — geHner. 


benben  ©eDölferutig  (f.  Infel  >9Iftifanifd)e  Bölferl«, 
3-ig.  5),  faft  brei  Biertel  bcrfeiben,  bie  Badtfomnten 
ber  alten  Sinter,  wenngleich  Dieifacf)  gemilcht  mit 
ben  SinWanberem  unb  ©roberent,  fmb  ftnrt  unb 
fräftig  gebaut,  l,«o — l,ej  m groß,  überwiegenb  feb> 
nig  unb  mudfulöd.  $aar  unb  Bart  fmb  fchwarj  unb 
leicht  gehäufelt,  ber  Bart  ift  bilitn  unb  jpip.  Sie 
ftf)toar(cu  Bugen  flnb  manbelförmig  gefchnitten,  bau 
ungemein  bidjten  Siittpem  umgeben,  Sie  'Jtnfe  ift 
furp,  ftumpf  unb  breitfliigelig;  bie  Badentnochen 
fpnngen  ftarf  Dor;  graftet  SRunb,  bitte  Sippen,  breite 
3äbne,  große,  nbftebcnbe  Obren  fhtb  bie  Siegel.  Sie 
fflejtihtbiarbc  ift  rötlichbraun,  ber  ©ejübtdaulbrutf 
gutmütig.  Sie  grauen  finb  etwad  heller  unb  Bon 
gutem  lÖucfjS.  Sie  Biämier  fleiben  (ich  in  ein  Weited 
baumwoüencd  $<mb  unb  eine  braune  gilttappe.  Bur 
ber  reichere  Bauer  trägt  einen  fdjroar\en  BoHmait- 
tel,  rote  ober  gelbe  3<bube  unb  einen  roten,  mit  einem 
lurbun  umtsicfelten  ged.  Sie  grauen  fleiben  fid)  in 
ein  (angeb  blaued  ©eroanb,  tätomieren  Sinn,  Slrrne 
unb  Bruft,  auch  iooljl  bie  Stirn,  'JJietaüringe  tragen 
fie  um  Sinti  unb  gu&,  in  Cberägbpten  aud|  Ohr- 
unb  Siafenringe.  Berfcbleiert  geben  fie  nur  in  ben 
Stabten.  Sie  ärmlichen  glitten  aud  Bilfdjlamnt  bie- 
nen 3Rcnfc6en  unb  fleinent  Xicrcn  alb  Cbbad);  bie 
ftattlicbften  Bauten  bet  gellafjbörfer  finb  bie  Sauben* 
bäufer.  '.•Innlid)  Wie  Sfleibung  unb  ©oljnung  ift  auch 
bie  Soft.  3n  Unterägbpten  ftnb  bie  g.  durchweg  eif- 
rige Mobammcbancr , in  Cberägpplett  Kopien.  Sie 
urfpriinglicbe  Sprache,  badRoptifche,  iftmittlnnabme 
beb  3blamb  bem  Slrnbifdien  gewichen,  bab  ftd)  junt 
ägaptifcbenSialeft  bebBulgärarabifchen  entwidelt  bat. 
ge  (lata,  afnfan.  SoU,  f.  gulbe. 
gcllbctd),  gleden  im  Württemberg.  Beda  rfrciä, 
DberamtRamijtatt,  pwifepen  Bedar  uitbÄemd  unb  an 
ber  Staatbbabnlinie  Sfannftatt- Börtlingen,  287  m 
ü.  SW.,  bat  eine  eoang.  .Kirche,  Sagenbau,  gabrifa- 
tion  Don  lanbwirtfchaftlichen  SWafdjincn,  IStfen*  unb 
Xonroaren,8cinbau  (Häinmlerroein)  unb  aooo)  4300 
Sinw.  Wabcbei  ber  Rappelberg  (f.  Scburwalb) 
unb  ber  Kernen  (511  m)  mit  ?ludji(i)tdturm. 
gell  boote,  f.  Schiffbau  ber  'Jfaturuölfer. 
gellcifen  (D.  mitteltat.  valisia,  ital.  valigia,  franv 
valise,  bann  beutfdj  wegen  ber  .yicqledung  aud  Xier- 
feü  umgebeutet  Telia,  fems,  fellisa),  eine  Brt  SReifefad 
ober  iRanpen,  befonberb  ber  ber  wanbernben  ftanb- 
Werfbburtchen  in  frübcm3<iten;  bei  ber  frühem gabr- 
u.  SurierpoftBeseichnung  beb  öcbälterd  für  Briefe  u. 
fonitige  Boftftüae  (Boftfelleifen,  engl.  Mail,  f.  b.). 

geUcttberg,  8 b i I i P P Smanuel  Don,  um  ®r< 
jiebungbtoefen  unb  Hanbwirtfcbaft  bocbDertient,  geb. 
27.  3um  1771  in  Bem  aub  patripifebem  ®cfcbled)t, 
geft.  21.  9!o».  1844  in  £>ofwil,  Schüler  BfeffelS  in 
Kalmar,  ftubierte  in  Xübingen  Siechte  unb  Bpilo- 
iopbie,  reifte  längere  geil  pu  weiterer  Wudbilbung 
unb  hielt  ftch  bann  in  8 arid  auf.  Ipeimgefebrt,  würbe 
er  natheinanber  Dotn  beiittifchen  Batripi’at,  gegen  bef- 
fen  engberjigeä  Regiment  er  gefdirieben  batte,  unb 
Don  beit  granjofeu  bei  beren  Einfall  1798  geächtet, 
aber  batb  purüdgerufen  unb  ald  ©eianbter  nach 
Barid  gefebidt,  wo  er  erfolgreich  für  Erleichterung 
ber  Sdiweti  wtrfte.  Balb  aber  trat  er  freiwillig  Dom 
politifcben  Schauplafj  ab.  um,  früher  im  SUcntljaud 
empfangener  Anregung  folgenb.  Don  ba  an  fein  Heben 
ber  vcüiuig  unb  Berebelitng  b cd  Bolfed  ju  Wibnien. 
Sr  taufte  1799  gemeinjebäftlid)  mit  feinem  Batet 
bad  ®ut  irnfwil  in  ber  Bäbe  Dott  Bem,  bad  er  nad) 
bed  Baterd  lobe  (1801)  ganj  an  itd)  brachte,  unb 
fuebte  bureb  SWujterroirtfcbaft  unb  lanbwirtfdjaftlicbe 


Schriften  belebrettb  auf  feine  Umgebung  pu  Wirten. 
SKit  beut  lanbwirtfchaftlichen  Betrieb  Derbanb  er  nach 
unb  nach  eine  gan  je  Ülii  gibt  D on  Hebt-  unb  Srpiebungd  • 
anftaltcn:  für  DerwabrlofteRinber  (mit8cbrli  1804), 
für  junge  Hanbwirte  (1807),  für  Hehrer  unb  für 
Söhne  höherer  Stänbe  (1808),  eine  'JIrmenfolonie  für 
ifuaben(181«)ic.  Seine ©attin  errichtete  eine  entfpre- 
chettbe^lnftali  für'Uläbchen.  Zweimal  Würbe  Derfudtt, 
biefe  Bnflalten  mit  benen  BtHalojjid  ju  Derfchmehen 
(1804  unb  1817),  allein  bie  ÜHanner  fattben  fid)  nicht 
»ufammen.  1820  trat  g.  in  ben  ©roßen  Bat  feined 
Rantond,  würbe  1831  beffen  Bröübent.  auch  3Sit- 
alieb  bed  Srjielmngobepartementd  unb  bed  Berfaf- 
tungdratd,  1833  Hanbaittmann  Don  Bem,  jag  ürt) 
aber  nach  einigen  teibenfchaftlichen  gebben  wieber 
ganj  in  feine  Bnfiatten  jitriid  unb  ftarb  mitten  in 
leiner  getneinnüpigen  Sätigfeit.  Sie  gctlenbergfcben 
ilnftalten  befteben,  teilweite  atd  Beftp  feiner  'Jiach- 
lontmen,  teilweife  ald  gellenbcrg-Sliftung  (begrün- 
bet  1871),  in  Dcrfleinertem  Umfang  noch  fort.  g.  gab 
beraud:  »Hanbwirtfchaftlicbe  Blätter  Don  ^oftopl» 
(Baratt  1808— 17, 5 tpefte);  -Ser  brciinoitatlidje  Bil- 
bungdfurd « (Bem  1833);  > StaatdwirtfdtaftlicbeBIät- 
ter«  (baf.  1841  ff.);  »Bäbagogifdjc  Blätter  Don-^tof- 
wt)l  ■ (baf.  1843,  2§efte).  Bgl.  bamm,  gtüenbergd 
Heben  unb  Bürten  (Bern  1845) ; S <h  ö n i , Ser  Sttf» 
ter  Don  Stofwpl  (Scbaffb.  1874);  B.  91.  u b e r hi 
©eljerd  -Broteftantifcben  UJionatdblättem« , 1867; 
Sluerd  Bictor  Bim<  .frnber,  8b.  1 (Brent.  1872); 
£) u n) i t e r , Beftaloyi  tmb  g.  (Hangenfalja  1879); 
Bfiget,  Sad  päbagogifcbe  Heben  m i’ofwpl  (im 
»3abrbudi  bed  Bereind  für  wiifenfd)afilicbe  Bäbago« 
git«.  Bb.  11,  12  u.  14,  baf.  1879—82). 

gcllctil!  (für.  fdt'tSng),  Stabt  im  franj.  Separt. 
Sreufe,  Brroitb.  Bubuffon,  587  m ü.  SR.  auf  einer 
Bnböbe  über  bem  ßngtal  berilreufe,  att  ber  Orlöand- 
bahn,  bat  eine  Kirche  mit  bübfebem  ©lodenturm,  ein 
ftäbtifcbed  ttnb  ein  tircblicbed  ©oHege,  eine  ©eroerbe- 
Iammet,®ifenguelIen,gabri(ation  uonScppidjen  (feit 
bent  14.  3abrb.)  unb  SäoIIcnftoffen  unb  oaoo  2915 
Sinwobtter. 

gcUbctmmer,  Sorf  im  preuß.  iiiegbej.  Bredtau, 
Ktcid  ©albenburg,  Knoieitpunft  ber  Staatdbabn- 
liniett  St oplfur t - öla()  unb  Bredtau  -^atbfiabt,  bat 
Bergbau  unb  ümo)  4890  Sinw. 

gell  in  (eftbnifcb  8 i 1 1 a n b i , ruff.  8 e I i a n),Streid» 
ftobt  im  raff.  ©oud.  HiDlanb,  atu  See  gleichen  39a- 
tuend  uttb  an  ber  Scbmalfpurbabn  SRoifetüH-iReDa!, 
bat  3 Kirchen,  Üiuinett  eined  Sdjloifed,  ein  SRufeum 
(für  mittelalterliche  gunbe),  ein  1797  gegriinbeled 
gräuleinflift , ©tjnmafium  unb  (iw7)  7659  6inw., 
mcift  Seulfdie.  — Sie  Stabt  beftanb  fchonjtu'älnfang 
bed  13.  3abrb-  unb  fiel  1710  atiSußlnnb  Bgl.^oljt, 
®ntwidelung  ber  Stabt  g.  (Sorpat  1864). 

geüing,  Stabt  in  ber  engl,  ©raffdjaft  Surbam, 
am  Bpne,  unterhalb  öntedlteab,  bat  eine  Bapierfa- 
brif,  Kohlengruben  unb  owi)  22,467  Sinw. 

gcUmafdiinc  (Bel  jfrempet),  bie  jweite Krem- 
pel in  ber  Streicbgamfpmnerei. 

gdlitct,  gerbinanb,  Srchitcft,  geb.  19.  Bpril 
1847  in  8ien,  war  Schüler  feined  Baierd  gerbi- 
nanb g.  (geb.  1815)  uttb  begann  nach  beffen  lobe 
(1871)  eine  felbfiänbige  liitigtcit,  ju  ber  er  fid)  1873 
mit  Hermann  6 eint  er  (geb.  13.Bpril  1849  itt  Mar- 
burg) Derbanb.  xadjbem  g.  febott  allein  bad  Xbeater 
in  XemedDitr  unb  bad  (fpäter  abgebrannte)  Stabl- 
tbeater  in  Sien  erbaut,  toibmctc  er  ftch  mit  geinter 
in  ben  folgenben  3abren  faft  aitdfcblieBlicb  bent  Xpea- 
terbau,  in  bem  fie  balb  eine  autoriialiDe  ©eltung  er* 


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gcfloro  — gdoberg. 


langton,  (o  bafj  {io  au<i)  all  Preisrichter  bei  gröfjera 
KJcttberoerbungen  Ijinjugejogen  würben  31)rc  be« 
beutenbflen  Stauten  (mb  bio  Xheater  in  Pcft  h874, 
SolfSthcater),Vlug«burg(1876, 3tabttheater),Srünn 
(1881),  SHeichenbcrg  (1881),  Sjegcbin,  Prcftburg. 
KarlSbab  (1882),  Obeffa,  giume(1883),  ©rag  (1886, 
DcutfchcS  Sbeatcr),  Sion  (1889,  Solfetheater,  (. 
Dafcl  •'Eiener  Sauten  1«),  Soli«  (1839,  S d)  1 o[j • 
theater),  3ürich  (1890),  Berlin  (1892,  Sweater  Unter 
bett  Stuben),  Salzburg  (1893),  ©ieäbaben  (1893, 
£ioftbeater),  fflraj  (1899,  StaMtbeater),  fiamburg 
(1900,  DcutfcbeS  Schaufpictbau«)  unb  örof;wnrbciii 
(1900).  Sott  ibrert  übrigen  Sauten  ftnb  bic  Stern- 
warte in  SBätirirtg  bei  ©ien,  ba«  Sonadjer-ßtabliffe. 
ment,  ba«  ©ejdiajwbaub  Dlionct,  ber  3Sargaretent)oi 
unb  ba«  ^ataiS  Sand  oronftc  in  SSien,  ba«  palaiS  beb 
©rafen  Kdrolpi  in  Subapcfl  uttb  bic  Srunnenfolon» 
nabe  unb  ba«  Kaiferbab  in  Kartobab  tjertjnrjutjeben. 
Anfang«  bewegten  fie  fici)  jumeift  in  ben  gönnen  ber 
italieni)cben  £>ochrenaiffance,  fpäter  faft  auSfcbliefslid) 
in  betten  beb  italienifchen  unb  franj3fif$en  Sarod> 
unb  SHotofoftil«,  wobei  fie  ein  §nuptgfroid)t  auf  rei- : 
d)ett  plaftifdjen  unb  malerifd)en  ©dmtitd  legten. 

gcllott)  (engl.,  jpr.  Mo),  ©enoft,  fflitglieb  einer 
©cnofjenfchaft,  ift  bie  inCnglanb  üblicbcSejetchnung 
für  ba-5  noübereebtigte  Siitglieb  eine«  gelehrten  Ser- 
ein«  ober  einer  gelehrten  Körperfcbaft,  wohingegen  bie 
SHitgliebcr  be«  Parlament«,  gefeüiger  Serctne  ober 
itriubS  al«  Members  bejeteftnet  werben.  VluSnabnt«» 
weife  tommt  aber  autb  bie  Sejetthnung  Metnber  für 
bie  nicht  t>oQbercd)tigten  SRitglicber  gelehrter  Körper» 
((haften  oor,  wie  }.  ©.  beim  College  of  Physicians. 
VI tu  weiften  betnmit  im  VluSlanb  ift  ber  ©ebraueb  be« 
Störte«  g.  im  UniBerfitätSlcben.  3n  Dyforb  unb 
Cambribge  Rieften  urfprünglid)  biejenigen  ©tubenlen 
gellow«,  bie  in  einem  College  al«  orbenlltche  2Jiit< 
glieber  Aufnahme  fanden,  wäfjrenb  bie  übrigen  an 
ben  wiffenfebaftlidjen  Übungen  teilnehmenben  ©tu- 
benten  at«  Commoners  bezeichnet  würben.  Sei  bem 
fteigenben  äteiditum  ber  Kollegien  Berfdfob  ftd)  bie« 
Scrpaltni«  allmählich«  inbeiu  bie  gettow«  au«  ben 
SReihett  ber  bereits  ©tabuierten  (bachelors,  mastera, 
doctors)  genommen  ju  werben  pflegten,  roäljrcnb  bie 
eigentlichen  ©tubenten  nt«  Under-graduates  bereich' 
uct  würben,  Vlu«  ber3at)I  bergeHow«  würben  bann 
einzelne  al«  Tutore,  b.  h-  Vlujfetjer  nnb  Stubienleiter, 
am  Kollegium  feflgebalten.  Sie  übrigen  burflen  ihre 
oft  belräd)tlid)fn  (iintiinftc  auSwärt«  Oerjehren  unb 
hatten  nteift  nur  bie  ©flicht  eine«  jährlichen  'Aufent- 
halt« bon  6 — 8 ©ochen  in  ber  Vlnjlalt  (rcsidenco). 
Gie  bilbeten  mit  bem  §>aupt  (master,  wurden,  Pre- 
sident provost,  principal  rector,  dean)  bic  eigent- 
liche Sehörbe  bc«  College.  So  ift  int  wefentlichen  ber 
3uftanb  noch  heute;  böd)  ift  man  auf  bem  ©ege  ber 
©efepgebung  (©efep  über  UniBcrfitälSrefomi  uottt ' 
10.  Ving.  1877)  fotote  ber  Setbftoerwaltung  bemüht, 
bie  idle  fellowships  (untätigen  geUowftellcn)  juaun» 
ften  ber  miffenfdjaftiichen  gorfdjung  unb  einer  Ser- 
tttehrttng  be«  eigentlichen  flehrerftanbe«  allmählich  ein- 
jufdiriinfen.  Stuf  tiefe  Vitt  werben  bie  getloro«  mehr  ] 
uttb  mehr  Wirtliche  Uniuerfitiitäprofefforen.  — F.- 
commoncrs,  b.  h-  ©tubenten  ber  höhertt  Vlriftofratic 
mit  bent  Sinttgo  ber  gellow«,  hatten  et)cbcm  itt  Ojforb 
unb  Cambribge  manche  Sorrechte  wie  bie  Söhne  be« 
hohem  Vlbeto  an  beutfehen  UniBcrfitäten.  Über  bie 
üblichen  Vlbfürgungen  (wie  F.  E.  S.  tc.)  f.  Vlrtifel 
»F«  (S.  240). 

gcllott)«  (ft>r.  feaeo,  Sir  Charte«,  engl.  Vtrchäo- 
log,  geh.  1799  in  SRottingbani,  geft.  bafelbft  8.  SRoo. 


1860,  lief)  (ich  1820  in  Bonbon  nieber,  bereifte  feit 
1832  gtatien,  ©ricchenlanb  unb  bie  Senante  unb  er- 
warb fid)  einen  ©elüuf  burd;  feine  Gntbcdungen  in 
Kleinafien,  befonber«  in  Spflcn,  wo  er  unter  nttbenn 
bic  Siuittett  Bonäatttho«  auifanb.  Seine gorfthungen 
oeröffentlichte  er  in  ben  äderten : »Journal  written 
during  an  exenrsion  in  Asia  Minor«  (Sonb.  1839, 
2.  Vlufl.  1852;  beutfeh,  fieipj.  1853);  »An  account 
of  discoveries  in  Lycia«  0841);  »The  Xanthian 
marbles-  (1843);  »Lycia,  Curia,  Lydia,  illustrated 
by  0.  Scharf«  (1847);  »Account  ofthe  Ionic  trophy 
niouunieut  excavated  at  Xanthus«  (1848);  »Coius 
of  ancient  Lycia  before  the  reign  of  Alexander« 
(1855).  Die  Grgcbniffc  feiner  Ausgrabungen  ftnb  in 
ba«  Sriiifche  SHufeum  ju  Sonbon  übergegangen. 

Fellowship  (engl.,  fi>e.  Mo.föip),  ©cnoffcnfehofl, 
Stelle  eine«  gellow,  namentlich  on  benUniBerfitäien; 
f.  gettow. 

gcllriftfraut,  foBiel  Wie  Altbaea  rosea. 
gcUfdlc«  Stiftern,  Sahn  mit  Klcminfthiene , f. 
Scrghthnen,  ©.  661. 

gcllftrculiug,  f.  Scleroderma. 
gclmcr,  3K  a r t i n , fiebenbürgif<h«fächf.  S>iftorifcr, 
geb.  1.  91oB.  1720  in  ^jermannftabt,  geft.  bafelbft  28. 
Siärj  1767,  wirfte  al«  Sceliorgcr  in  feiner Saterftabt. 
Seine  ^auptwerte  finb : »l’riraae  lineae  Principatns 
Transylvaniae  historiam  illustrantcs« (1780); »Ca- 
talogus  Woyvodorum  Transj'lvaniae«.  Cr  führte 
auch  bie  ©orte  Schmcijcl«  unb  SotemS’  weiter. 

Felo»de-se(cng(.»lat.,  »Serbrecheranftthfelbfi«), 
Selbflntörber. 

getonte  (n.  mittellat.  felo,  »Serräter« ; Sehn«« 
fehler),  Snid)  ber  Sehn«treue.  2>ie  £ehn«treue  Ber» 
pflichtet  ben  Safaüeit  jur  Crweifung  befonberer  ©ho 
furcht  unb  Unterlaffung  aller  ^tanblitngen,  bic  bem 
£ebn«berm  an  Seih,  Cl)rc , ©ütera  3(ad)teil  bringen 
fönnten  (SehnäreBercnj),  fowie  jum  Seiilanb  im  Sc- 
bitrfniSfalle.  Der  Sehn«herr  hat  bie  'Pflicht,  ben  Sa« 
fallen  ju  fchüpen  (Sehnproteftion)  unb  febe  Serie  Jung 
bcäfelben  juunterlaffen.  älianunterfcheibct bie  wahre 
(felonia  vera),  b.  h-  biefenige  Scclepung  ber  Sehn«> 
treue,  bie  burd)  bie  Sehndgefeje  mit  Gntjiehung  bc« 
Sehen«  bebroht  ift,  wie  Sebi-neitacfaftellung  gegenüber 
bem  £cbn«berm,  tätliche  Siifihaitbtung  unb  Seleibi- 
gung  bcsfelben,  Serlaffen  be«  Sterne  in  ber  Schlacht, 
Senat u.bgl.,  utib  bieuneigentliche  ober  üuafi» 
felonie,  worunter  man  anberweitc,  Botu  Safallm 
gegen  anbreSerfoncn  begangene  Scrbrrcbm  begreift, 
bie  nach  ben  Schnggefefien  at«  Strafe  ben  Serluft  be« 
Sehen«  nad)  fi<h  Sieben  (f.  Sel)n«wcfen).  3"  Gnglanb 
bezeichnet  Felony  jebe«  fchwerere  Scrbrechcn,  im  ®e< 
genfap  ju  llisdemeauor , Sergehcn. 

8ftld(gil«, Delila,  URehrjahl  g u 1 u) , maroffan. 
'Piüttje  au«  Kupfer  mit  3i»f  jtt  4 Stirat  = V»  SRu- 
funa,  gefcftlid)  140  Stüd  au«  bem  Sfotal.  aber  Bon 
ben  Sinn  ipächtent  [o  fdjtecht  unb  maffenhaft  geprägt, 
bag  fte  unter  Vi Pfennig  ©ert  gefunlen  ift.  3n  Duni« 
früher  Kupfermünze  zu  6 Surbinen  — '/•  Afper. 

gcldnrtcn,  foBiel  wie  ©ejlein«arten  (f.  ©ejteine). 
©cbräuehlid)  ift  ba«  VBort  »gelS«  in  beröScftcinäletjrc 
befonber«  in  Serbittbung  mit  Vtamen  Bon  SRineraiien, 
Z-  8.  Ouarjfel«,  ^omhienbefel«,  Serpeutinfel«  ic. 

gelob  erg,  Scrg  im  Obenwalb,  in  ber  heff.  Pro- 
Binz  Starfenburg,  öftlich  BomäRelibofu«,  501  m hoch 
utib  burch  feine  gelebilbungcn  (Diorit  mit  ©neiä- 
ftruftur)  höchft  merfwürbig.  Süblidt  unb  füböftlicb 
oom  ©ipfcl  crblidt  man  ba«  gclfenmeer,  ein  ©e« 
wirr  Bott  j.  D.  foloffalcn  Dioritblöden,  baranter  bie 
9 m lange  äiicfcnfäulc,  angeblich  ein  ädert  ber  lllö« 


409 


gelaberg  — gelfing. 


mer.  Sgl.  B.  Gopaufen  unb  SSörner,  Stömifcpe 
Stembriicpe  auf  bcin  g.  (SJarmft.  1875). 

ff  clobcrg,  1)  Stabt  im  ptcuß.  iRcgbej.  Staffel,  Jtceis 
Steifungen,  an  berGbcr,  170m  ii.  St.,  bat  eine  coang. 
irircpe,  ein  StmtSgeridft,  eine  Oberf  örflerei , 
brennerei  unb  (isoo)  897  Ginw.  Sluf  einem  popen 
Bafaltfelfen  über  ber  Stabt  liegt  eine  Burgruine.  — 
8)  (SRontan.  gaougn)  3>orf  tm  fiproeijcr.  Kanton 
ffiraubflnben,  Sejirl  3m  Boi™,  590  m ü.  St.,  Sta- 
tion  ber  fiinie  Gpur-33)u|l8,  jroifepen  bem  Slpein  unb 
bem  Gatanba  eingeneiuint  unb  burtb  bie  JJetöftürje 
bts  I extern  fortwäprenb  bebropt.  35eSpnlb  tft  in  ber 
Stäpe,  aber  in  fidlerer  Sage,  eine  neue  SInfiebelung, 
3ieu<g.,  feit  1844  entflanben.  $ie©emeinieg.jäplt 
0900)  633  beutfepe  unb  übertoiegeitb  prot.  Ginwopner. 
Relabufcf),  f.  Epacris. 

Steifen,  jcbeS  fefte  anftebenbe  fflefiein,  (»mal 
fibroffe  ©cjtcinSpartien;  aud)  fouiel  wie  gelsarten, 
{lelfcnbein,  f.  Scbäbel.  [f.  ©efteine, 

ffelf  cn  bi  Iber,  borgef  rf)  irpi  lirpe  (g  e l f e n j e i d)  » 
nungen,  gelfenffulpturen,  ffanbinao.  jtall- 
riftntngar),  eigentümliche SJnrfteHungen  oon  lier- 
figuren,  Üäobnbauten,  Vlderbau-,  3agb-  unb  Kampf« 
(jenen,  ScpiffSfämpfcnunbgeometrifcpcngiguren,  bie 
Bon  ber  ältem  Steinjeit  an  BonbenBemopnem  tieler 
©egenben  GuropaS  mcift  an  benSänbeit  berfcöplcn« 
Woljnungen,  aber  aud)  an  freiftebenben  gelfcnRäcpen 
unb  an  Swlmen  unb  StenpirS  angebracht  toorben 
finb.  Sie  fmb  enttueber  mittels  Steininftrumente 
reliefartig  in  ben  Stein  bineingearbeitet  ober  mit  gar» 
ben  aufgemalt.  ®ie  bebeutenbtten BerbreilungSbe^irfe 
finb  in  Slanbinaoien  bieBfo»injenBopu81im,  Dfter» 
götlanb,  ©dfonen  unb  bie  angmi jenben  Beile  beS  filb» 
ofllidpen  Norwegen,  an  ber  Diiuiera  bie  gelSroiinbe 
an  ben  Sagbi  belle  Steraoiglic,  im  nörblicpen  Spa« 
nien  bie  ©ratte  oon  Slltamira  bei  Santanber,  im  füb* 
lieben  granfreieb  enblid)  bie  pöplenreiipen  ©ejirfe  ber 
S'orbogne,  Bor  aüem  baS  Sejeretal  unb  ferne  Um- 
gebung. §ier  ftnb  in  ber  neucflen  3eit  gelfenjeicp- 
nungen  in  Bielen  $i>öplen  (ber  Bon  Sa  SWoutbe,  ber 
©rotte  Bair-non-Bair  beiSt&pampS,  berörotte  Gpa» 
bot,  ber  Bon  GombareHeS  unb  ber  ©rotte  gont  be 
©aume)  aufgefunben  tuorben.  Sgl.  Balger  u.Sipb- 
bera,  Hai  Iris  tningar  (©otenb.  1881  ff.);  be  San- 
luola,  Breves  apuntes  sob  alcunos  objetos  pre- 
hiatoricos  de  la  provincia  de  Santander  (1880); 
Siffaucr  in  ben  Berpanblungen  ber  Berliner  ©e- 
feüfcpaft  für  Slntpropologie,  Gtpnograppie  unb  Ur« 
gefepiepte  (1898—1900);  §oerne8,  Urgefdjicbte  ber 
bilbenben  Kunft  in  Guropa  (Säien  1898);  S3oer» 
mann,  ©efepiipte  ber  Kunft,  Bb.  1 (Seipj.  1900); 
Klaat(d),  Gntftepung  unb  Gntroideluug  beb  Sien- 
(cpengeicpleipts  (in  »Sjeltad  unb  Stenfcppeit«,  Bb.  2, 
Berl.  1902);  Gapitan  u.  Breuil  in  ben  -Comptea 
rendus*  ber  Barifer  UKabemie,  1901;  §oerneä, 
$«r  bilubiale  Stcnjcp  in  Guropn  (Braunfcpw.  1903). 
tjrclfcnbirnc,  f.  Amelanckior. 
jicIfrnbrunncniTt  am  an  t brun  ne  nXmilX'ia« 
maiitboprem  in  Urgeftein  gebohrte  Brunnen  (auä- 
gepöbener  3*ntralfem  65  mm  Surtpmeffer),  bie  in 
Siefen  Bon  30 — 35  m regelmäßig  reicpiicpeS  3 üf j « 
Wäger  liefern.  Sluf  ©runb  ber  (Erwägung,  baß  bie 
jährlichen  unb  fiilularen  Bariationen  ber  XageStem- 
peratur  Berfcpiebungen  ber  obem  Seile  ber  gelfen 
über  bie  untent  unb  bamit  porijontale  Spalten  in 
lonfianten  Siefen  erzeugt  paben  müffen,  unb  ber  Gr- 
fapning,  baß  bat  SBujter,  bas  in  fepwebifcpe  ttifrn- 
bergwerfe  einbringt,  niemals  fnljpaltig  ift,  felbft  Wenn 
biefe  Simen  auf  fleinen  Unfein  beb  offenen  SieereS 


belegen  ftnb  unb  fiep  100  —200  m unter  bie  StecreS- 
fläepe  erftreden,  fiplug  Storbenffiölb  folcpe  Bohrungen 
Bor,  um  ber  Siißroaffemot  ber  fleinen  um  Sfanbi« 
naoien  jerftreuten  gel(cninfeln  abjupelfett.  1894  er- 
gab ein  erfterBerfud)  auf  berOftfeeinfeiSlrfö  in  33  m 
liefe  reicpiicpeS  unb  gute«  Srinfwaffer,  obwohl  80  m 
bedSdjaepte«  unter  berBiceresfläcpe  liegen.  Bis  1897 
würben  30  Weitere  Boprungen  in  Wranit,  ©neis, 
Diorii,  .fjomblenbefcpiefer  tc.  auSgefüprt,  bie  fäntt« 
litp  reidtlidies  Irinfioaffer  lieferten. 

f|elfcnburg(>$ie3nfel  g.«), Sütel  eines Siomanä 
Bon  3-  ©-  Sdtnabcl  (f.  b.). 
flclfcuacbirgc,  f.  SRodp  9RountainS. 
ffclfeiiftciben,  f.  Xeropppten. 

* clfcnpupn,  (.  Steinpupn. 
elicnfättgurnh,  f.  Kängurub. 
ilfcnträpe  (Blpeitfräpe),  f.  Sllpenbople. 
liculorbccr , f.  Ocotea. 

'((enmeere,  «npaufungen  Bon  unregelmägig 
übereinanber  geftürjtcn  Blöden,  bie  bei  ber  Bei  Wit- 
terung Bon  fe)ten  ©efteitten,  wie  ©ranit,  ®iorit, 
Spemt,  Borpppr,  Bafalt,  Sanbflein,  Dolomit  tc., 
betonberSburtpben3ttfammenftur(grofiergelsmänbe 
entftepen;  im  Cbenwalb  (gelsberg),  un^arj(Broden) 
unb  in  allen  großem  fflebirgen. 
pfclfcnmifpcl,  f.  Amelauchier. 
gelfcttpfcffcr,  f.  Sedum. 
ttfeUciipflaujcn,  ©ewadtfe,  bie  Wegen  ihres  pol- 
fter-  unb  rnfenbilbenben  SSudtfeS  jur  raaleriftpcn  Be- 
pflanjun^fünftliiper  getSpartien  benujit  werben  unb, 
wie  Biele  ©tauben  ber  ©ebirge,  für  ipr  ©ebeipen  foltpe 
©runblage  nötig  paben.  Biele  Saxifraga,  Aubrietia, 
Sempervtvum,  Sedum  flebeipen  opne  weiteres  auf 
jeöer  gelSanlage,  wenn  auSreitpmb  für  ipre  geringen 
SebenSbebiirfniffc  geforgt  ift ; fte  iieben  mei(t  bie  Sonne, 
forbem  eine  geringeföumuSfcpitpt  unb  Bertragen  feine 
übemtäffige  3fäffe.  Erft  bie  g.  ber  ^odtgebirge  oer- 
langen  eine  genaue  Berildfidttigung  iprer  fpcjießcn 
5>einiat8Berpältniffe,  beS  ©cfteineS,  be«  StanborteS 
gegen  bie  Sonne  ic.  Bgl.  Säode,  ®ie  Sllpenpflanjen 
m b^cr  ffiartenfultur  ber  Sicflänbtr  (Berl.  1898). 
clfenfegler  (Sllpenfegler),  f.  Segler, 
elfenfprcngung,  f.  3-clsfprengungcn. 
clfenftciiifraut,  f.  Aljssum. 
ifcuitrniirp,  f.  Azulea. 

Ifctitaubc,  (.  tauben. 

„ ((entempd,  in  ben  natür!id)en  g«lS  einge- 
pauene,  innen  fünfilerif^  auSgeftattete  Stempel , bie 
oereinjelt  in  ffieinafien,  am  päufigftcn  ober  in  Bor- 
berinbien  Borlommen.  Sgl.  bie  Strtifel ; GBora,  Stöp- 
lentempet,  3ni>ifd)c  Kun|t  (nebft  Stafel)  unb  Stafel 
•Slripiteftur  I«,  Orig.  6. 

ffclfinfl,  1)  fjopann  Rottrab,  Kupfcrfledtcr, 
geb.  1766  in  ©iefjen,  erlernte  in  Slarmftabt  bie  Sln- 
fangSgrünbe  feiner  Kunft  unb  ftarb  bafelbft  1819 
als  $>offupferfted)et.  Gr  pat  befonbers  topogra- 
ppifipe  Säerfe  unb  Biete  Sorträte  in  Bunttiermanier 
geliefert.  $en  $rud  feiner  Blatten  bejorgte  er  felbft. 

2)  3opann  fbeinriip,  Kupf erftedber , Sopn  beS 
norigen,  geb.  1800  in  $armftabt,  geft.  bafelbft  29. 
Btärj  1875,  ging  ju  feiner  te<pnifd)cn  SluSbitbung  naip 
BariS  unb  erpob  fpiiier  bie  Born  Bater  überfommene 
iruderei  ju  einer  iit  Stalien.  granfreitp  u.  Steuiftp- 
lanb  anerfannten  Kunft-  unb  3nbuftrieanitalt.  g.  pat 
iidj  baneben  aud)  um  bieSIuSbreitung  berSurn- 
fünft  in  fjeffen  grofee  Serbienftc  erworben  unb  )1(t 
tft  ber  Grfinber  beS  allgemeinen  SumerjcitpcnS 
(f.  gigur).  — Seine  (söpne  Otto  unb  Sriebricp 
ctricpleten  in  Berlin  unb  Stümpen  Kupferbrudereien. 


410 


geint  — gclefprengungcn  unter  äöaffer. 


31 3a! 06, Stupferfteper,  ©ruber  be-3 »origen,  geb. 
22.  3uli  1802  in  Sarmftabt,  gcft.  bofelbft  9.  3“ni 
1883,  war  junäcpft  Spüler  feinem  ©ater«  unb  ging 
bann  1820  auf  bic  «Habende  ber  Äünfte  ju  Diailanb, 
Wo  er  ftp  bei  Congbi  audbilbete.  1828  erwarb  er  ftp 
mit  einem  Epriftii«  am  Clberg  nadi  ffi.  Solei  ben 
großen  ©rei«  ber  Hlailänbcr  wabemie.  SHap  iebn- 
jährigem  ©ufenthalt  in  3talien  feljrte  er  ltap  Samt* 
ftabt  jurild,  Wo  er  nantentlip  'Serie  ber  Silffelborfer 
Spule  flap.  Unter  feinen  Stieben,  bie  fieb  burp  ftor- 
reöpeit  ber  3eipnung  unb  d)ara!ter»oIle  Siebergabe 
auäjripnen,  finb  ju  nennen:  SRabonna  bei  Jrono, 
nap  21.  bei  Sarto  (1830);  ber  ©iolinfpieler,  nad) 
SHaffael  (1833);  SRäbpen  am  ©runnen,  nab  ©enbe* 
mann  (1835);  ®enoocoa,  nad)  Stcinbrüd  (1839); 
©oefte,  nad)  Rößler  (1840);  heil.  Katharina,  nach 
9Wüde(1845);$)ngarunö3«macl,napRöhIer(l848); 
Vlusfegung  ©(oft«,  naeh  Rößler  (1849);  üorelei,  nach 
Sohn  (1854);  ©efangennefjmung  (S^rifti  (18Ö1)  unb 
heil.  (läcilia  (1868),  ita<b  ©ofmann. 

gelftt  (gelfitfet«,  gelbftein),  ntifro-  bi« 
Irpptofrijtallinijpe«  ®emcnge  Bon  Crthofta«  mit 
ßuarj,  bilbet  bie  ©runbmafje  Bieter  ©orpßnrgefieine 
(f.  ©orpppr),  erfeheint  and)  für  fid)  allein  al«  ©efiein 
am  Saibanb  Bon  ©orppprgängen  ober  au  ben  ranb‘ 
liehen  Seilen  größerer  ©orpbprmaffen  foroie  gan; 
felbftänbig  fotoohl  in  Sängen  al«  in  Sedcn.  Siel* 
fad)  ift  ber  gelfH  burib  UmbiUtung  (bei  SBafferauf- 
nähme)  au«©epftein,  bej.Sla«  ent|lanben  unb  fomit 
ein  fefunbärc«  ©robult.  ßin  (SntglafungSprobuft 
ber  glafigen  ©runbmaffc  ift  {ebenfalls  bet  Uiilro- 
felfit,  eine  au«  fleinilen  gafent,  Sdßipppen  unb 
Rampen (ohne ©tnmiriung  auf  ba«  polanfterteüiehi) 
jujammengefefjte  Subflanj,  bic  in  Bielen  ©orphpr* 
geiieinen,  jurnal  in  benfogett.  gelfopppren,  Boriommt. 
ffclfitfcia,  ©eftein,  f.  gclfit. 
gelfitfugcln,  f.  ©epftein. 
gcliitpccpftciit , foBiel  wie  ©orppprpepftcin , f. 
©epftein. 

gelfitporpbttr,  Seftein,  f.  ©otpßpr. 
gelfö  (lue-  and)  gel),  in  inagpar.  Crtd> 

namen,  bebeutet  »Ober«. 

lfö  = 4)aiom,  Ungar.  ©ab,  f.  ©aaften. 
IföbÄnlta  (|pt.  teai.BSbäuja),  tönigl.  greittabt  mit 
georbnetem  dJiaaiftrat  im  ungar.  Ramitat  Sfatmär, 
mit  früher  ergiebigen  fflolb-,  Silber*  unb  Öleiberg* 
Werfen,  löergamt,  ©ergfpule  unb  (1901)4584  magpar. 
(Einwohnern.  ipier  finbet  ftp  ber  Bon  Ipauer  fo  be- 
nannte gelföbdnpit. 
gfclfophUr,  Oleftein,  f.  ©orpßpr. 

(ycifofphäritc,  runblipe,  bioergentftrahlige,  bii* 
fpelförmige  ober  eidblumenartige  Sppärolitpe  (f.  b.), 
bie  au«  gclfit  ober  ©üfrofelflt  (f.  gcljlt)  beftehen ; fte 
fommrn,  j.  S.  mifroffopifih  Dein,  in  ber  ©runbmaffe 
Pieler  ©orpppre  Bor. 

Icfcpmäßcr,  f.  Steinbroffel. 

Idfprcnguugcn  unter  SüafTer  (hierju  bie 
gleichnamigen  tafeln  I u.It)  ftnb  in  großem  Umfang 
erft  nad)  Grfinbung  be«  Sptiamit«  al«  Sprengmittel 
jur  ‘Hudführung  gefommen.  SpießpulBcrlabungen 
linb  Bor  bem  91a|swerben  ju  fpügen.  ©ewöhnlidic 
Spnamite  fmb  wenig,  gewiffe  ftarfe  Spnamite  fmb 
gar  nicht  gegen  UJäffe  empfinblip.  3m  allgemeinen 
oerwenbet  man  {tariere  fiabungen  al«  im  Jrodncn, 
um  ben  Seifen  in  möglipft  fleme  Stüde  ju  jerfpie* 
gen,  bie  fiep  leiert  auäbaggem  taffen.  Scharf  Bor* 
fpringenbe  gelSföpfe  in  ttetem  Baffer  jerftört  man, 
inbem  an  ihrer  Oberfläche  ffitroglprerin*  ober  Spna* 
mitlabungen  in  3innflafpen  burp  Sleltrijitiu  ent* 


jünbet  Werben,  ©ei  Selbbänfen  Bon  grögerer  SIS* 
dienaubbehnung,  Wo  folche  Oberflädien'fdjüife  ju  We- 
nig wirten,  fteut  man  mittel«  SaucperBorrichlungen 
obermit©ohi'mafhinenau«gerüfteter  3d)iffe{©  0 1)  r > 
f d)  i f f e)  deine  SRinen  per.  ©roßartige  unb  fiimreicpe 
ßcnridjtungen  fanben  fid)  bei  ber  Siegelung  ber  Strom* 
fcpncllcn  in  ber  untern  Sonau  (Wifcpen  Stenfa  unb 
Orfowa.  Sie  SelSbrecper  (lafol  I,  gig.  1)  finb 
eifeme  SReiftel  (E)  mit  Staplfcpneibe,  9 m lang  unb 
10  Jon.  fdjwcr,  bie  man  burep  Sampfwinben  pebt 
unb  bann  frei  fallen  läftt.  Sa«  Sepiff,  ba«  bie  gange 
©nriefjtung  trägt,  liegt  an  einem  ipauptanfer,  einem 
rüdwärtigen  unDBierSlebenanfent,  fo  baß  e«  beliebig 
Bon  ber  «teile  bewegt  werben  tann.  Sie  ©otjrjcpijfe 
(gig.  2)  haben  fedt«  rtnfer,  jwei  icpwcre  Born  unb  je 
jrnei  leiepte  ju  beiben  Seiten.  Sie  ©ohrungett  fan- 
ben ftatt  bi«  ju  9 m Baffertiefe,  bie  Cöcper  waren  bi« 
u 6 m tief.  Sie  ©obrer  finb  Ihreujbohrer  an  Jnger* 
oüfepen  ©oprmaicpinen  mit  Sampfbetricb.  Sa«  ®e< 
ftänge  ift  13  m lang,  4 cm  bid,  bie  ©ofjrirone  hat 
6,0 — 7,5  cm  Surcpmcjfcr,  ber  ©ohrioepabflanb  betrug 
1,5  m,  bie  ©orgabe  2 m.  Slacpbetu  ba«  ©oprfepiff 
genau  an  bie  gehörige  Stelle  gebracht  ift,  wirb  e«  feft* 
gefteDt,  inbem  man  Bier  al«  güße  bienenbe  Säulen 
auf  ben  Rlufsgrunb  pinabläftt  unb  an  ihnen  mittel« 
hpbraulifcper©reffen  ba«  Sepiff  ein  wenig  hebt.  Sfocp* 
bem  mit  Jpilfe  eigner  Slöpren  bie  Sptiffe  gelaben  unb 
mit  ben  deftrifepen  (fiinblabeln  Berfepen  finb , wirb 
ba«  Sepiff  flott  gemaepl,  unter  Borficptigem  Spießen* 
laffen  ber  stabein  etwa  100  m Weit  Bon  bet  Spreng* 
fteüe  wegbewegt,  unb  bann  erfolgt  bie  sfünbung  un- 
ter ©enupung'  ber  Spnamomafcbine,  bie  aup  tur 
©eleuptung  bient.  Surpjpnittlip  wirb  auf  1 cbm 
gel«  1 ku  Spnamit  Berbraupt.  3Ö  bergel«  jerflüftet 
unb  ungieip  hart,  unb  wirb  babei  auf  ^erftcHung 
einer  glciptnäfeigen  Soplc  ©ewipt  gelegt,  fo  müffen 
Sauperfpäcbtc  mit  Srudluftbctrieo  üerwenbet 
werben  (Jafel  II.  gig.  3 u.  4).  Sie  Jaupcrfpäpte 
Würben  Bor  120  3abren  burp  Eoulomb  erfunben. 
Sie  ©orriptungbeftept  in  ber  ^auptfape  au«  ber  fiuft* 
fpleufe  A,  ber  Jauperglode  F unb  ber  jur  Serbin- 
bung  beiber  bienenben  Spaptröpre.  Sie  Cufttam* 
mer(6aiffon)  ift  oon  berfclben  21  rt  wie  bet  ben  Srud- 
luflgrünbungen  (f.  ©nmbbau).  Ser  Spapt  beftept 
entweber  au«  einer  einfapen  ©Öhre  ober,  wie  bei  ber 
in  ©ola  Berwenbcten  ©orriptung,  au«  brei  Stöpren, 
bic  ftp,  wie  bie  8u«jüge  eine«  gemtopr«,  ineinanber 
Berfpieben  laffen,  fo  baß  man  mit  ber  Jaucbcrglode 
Jicfcn  bi«  ju  12  m erreipen  (ann.  Ser  Spapt  tfl 
entweber,  wie  auf  ber  Ülbbilbung,  in  ber  Hütte  ober. 
Wie  in  ©ola,  am  einen  ßnbe  be«  Spiffc«  angebrapt. 
®r  h«agt  an  Retten  unb  wirb  mittel«  einer  Sampf* 
Winbe  gehoben  ober  gefenlt.  Um  bem  '«luftrieb  ent* 
gegenjüwirfen,  ben  bic  Uuftmaffe  imSdiapte  herBor- 
bringt,  wenn  er  fip  nipt  genau  in  ber  Hütte  befinbet, 
muß  für  SBafferbaDaft  J geforgt  fein,  ffl roßege  1«- 
riffe  in  ftarler  Strömung  pat  man  befeitigt,  inbem 
man  an  ber  pöpften  Stelle  ber  ©anf  einen  cjefploffe* 
nen  gangbantm  erriptete,  ba«  gnnere  auöpumpte 
unb  bann  einen  Spadtt  Bon  gehöriger  Jicfe  abteufte, 
©on  ber  Sohle  be«  Spapte«  au«  unterpöplte  man 
bcrgniännifp  bie  geldban!  mittel«  eine«  ©ege«  ftrap- 
lenförmiger  unb  (onjentrifper  Stollen,  bergeftalt, 
baß  julept  nur  uop  eine oerpältniämäßig bünne Sede 
auf  möglipft  fplanfett  Säulen  übrigblieb.  Samt 
würbe  burp  Sprengung  ber  ganje  ©au  in  Sputt 
Berwanbelt,  ben  mau  hrrau«bagger!c.  Seim  fjaUett« 
©oint  Siiff  am  *ücll  fflate«  näpft  ©ew  ©ort  reipte 
ber  geräumige  Spapt  bi«  10  m unter  ©ieberwaffer. 


Meyers  Konv.~  Lexikon , 6.  Au/I.  Bibliograph  Ische*  Institut  In  Leipzig.  Zum  Artikel  .Frlssprengung*. 


Bahnvagen 


»C>ns> 

2 = 2 < rr 


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Felssprengung  unter  Wasser  1. 


Felssprengung  unter  Wasser  11, 


I 


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I.  Grundriß  des  Taucherschachtes. 


411 


gelaflurj  — geimjeridjte. 

Jic ftraglcnförmigen Stollen »arm  jufammen  1480, : gerne,  Bucpeder-  unb  Sicbelmaft;  fernen,  bie 

bie  tonscnlriichcn  780  ui  lang.  Jet  bcrgtuänniicb  i Schweine  in  bie  Suchen*  unb  Sidjelmaft  treiben. 
bergefteOic  BuSbrucg  betrug  ungefähr  47,000  cbm.  ! gerne!  (Simmel),  f.  Hanf. 

I«  juleht  übrige,  im  SRittel  3 m bitte  Sette  famt  gcmclbctrieb,  f.  Blcnterbetrieb  u.  gorftbetriebS- 
ben  172  Pfeilern,  worauf  fte  rügte,  mag  nod)  etwa  arten. 

23,000  cbm.  3n  ber  Sette  unb  namentlich  in  ben  gcuiclfcplagbctricb,  forftlicpe  Betriebsart,  bei 
Steilem  mürben  über  4000  Sogrlödjer  angebracht  ber  ber  3tmgwuchS  burd)  natürliche  Becfüttgung, 
unb  jufamnten  mit  24,000  kg  Stjnamit  geloben.  Sie  alfo  butdi  ben  auf  ber  gläcge  j.  X.  nod)  ftegenben 
Sdjüffe  würben  gruppenweise  unter  fiep  unb  bie  ©rup-  flltbcftanb  (ben  Biutterbcftanb)  erjeugt  wirb.  Ser 
pen  mit  ben  jur  Batterie  fügrenben  Hauptleitungen  «uSbrud  ift  oonÄ.fcegcr  cingcfügrt.  gn  neuerer  deit 
mittels  ifolierter  Sräpte  Berbuuben.  Sann  fegte  man,  wirb  unterftbieben : fjocbwalD  mit  natürlicher  '$er> 
burtp  einen  auf  ben  Boben  beS  SdjadjteS  reitpenben,  füngung  unb  3.  Bei  biefent  werben  bie  gungbeftänbe 
30  cm  weiten,  gußeifernen  Heber,  ber  bei  ber  naepftett  grunbfäglid)  ungteidjalterig,  bie  Berjiingung  wirb  ju 
gtut  jur  Ssäirfung  tarn,  ben  jan^en  Bau  Dorftcgtig  beut  3wede  nur  (angfam  geförbert ; bei  jenem  fuebt 
unter  Saffer,  um  baburep  bie  otgüjfe  ju  oerbämmen.  man  bie  einmal  eingeleitete  Berjüngung  möglich)'! 
300  m oon  ber  Sprengflclle  war  in  einem  bomben'  raiti)  burehtufügren.  dfian  tarnt  alfo  tu  gleicpnlteri* 
feften  Sau  eine  auS  960  Elementen  beftepenbe  Bat-  gen  Seftäiiocn  tommen  unb  wirb  in  Der  Siegel  nur 
tcrie  untergebradjt,  Womit  bte^ünbung  erfolgte.  Sie  geringe  BlterSunterfcgicbe  erbalten. 

BJirfung  äußerte  fitf»  burtb  eine  mäfjtg  bod)  04  er-  gcmcltualb  (Slenterwalb),  f.  Blenterbetrieb. 
bebenbe  Sette.  Ser  Bau  würbe  oollftänbig  in  Schutt  Semem,  Snfel,  f.  gegmam. 

»erwanbelL  Bgl.  Reagier,  Sie  Sprengtecpnit  (8.  gemgeriepte  (gegme,  Segnte,  greigeriepte, 
«ufl.,  SBicn  1879);  Siupiit,  Sie  g.  in  ber  Sonau-  geimlt4c@ericpte,3tubl-ober3tilIgerid)te), 
ftretfe  Slenla-ßiferited  Xor  (Sraunfcpw.  1897);  Br  ■ im  SKittelnlter  gewiffe  in  Xeutfeplanb  unb  nament* 
nolb,  Regulierung  ber  Sonautataratte  (»3eitfd)rift  lid»  in  Siieflfalcn  beftebenbe  ©erlegte,  bie  Dom  Säger 
beutfd)er Ingenieure*  1895);  Uitger,  gelefprengiin-  mit  bem Blutbann  belieben  waren  unb  in  beffen  Sta- 
gen im  Sibeinjtrom  (Beil.  1896);  flauer,  g.  bei  ben  men  überSerbrecben  aburteilten,  bie SobeSftrafe  nad) 
SiegulierungSarbeiten  in  ber  Sonau  ic.  (Sien  1900).  ftib  jogen.  Sie  Ableitung  beS  SäorteS  gern  ift  ftrei- 
gcldfturj,  foniel  wie  Sergfturj  (f.  b.).  tig.  Sind)  ber  einen  Rnficpt  fott  baSfelbe  mit  bem  la« 

gcltoroug ((at.fiUocoiti, beiin'd) Halbturm), ©rofj-  tetnifdjen  famn,  »©erüeht*,  jufammen  hängen;  anbre, 
gemeinbe  im  Ungar.  Sloitutat  Säiefelburg,  mit  (not)  wie  3.  ©rimin,  Wollen  eS  Dom  altbeutfepen  ferne  ober 
2429  beuljdjen  unb  maggar.  ßinwobnern,  üieblingS»  feime,  b.g.  ©eridjt,  ableiten.  Sie  Bejeicpitung  grei» 
fommerftg  Karls  VI.;  jegt  im  Selig  beS  grjgerjogS  geriepte  begiegt  fiep  barauf,  baff  alle  greigebornen 
griebrid),  ber  hier  grofje  3agben  abgält.  jur  Seilnabme  an  benfelben  berechtigt  Waren,  and) 

gcltrc,  SiftriftSgauptftttbt  in  ber  ital.  SroB|nj  wog!  auf  gewiffe  greibeiten,  rneldje  bie  g.  für  fiep  in 
Belluno,  260  m ü.  SR.,  unfern  beS  BiaDe,  an  ber  Rnfprucg  nabmen.  Sie  Bejeidjnungen  heimliches 
ßifenbagnXrebifo-Scttuno,  bat  einen  Hauptplag  mit  fflerid)t,  Stillgericht  (nad)3üpfl  richtiger  -Stugl* 
Senlmnlem  Don  Sanfilo  ßaftalbi (laut  3nfd)rift  (Ir-  gcrid)t«),  heimliche  R cf)  t,  geint  1 id)  befd) (offene 
finberS  beS  Suebbruds)  unb  Bittorino  Rambolbini,  Regt  beuten  barauf  bin,  baß  bie  Sergattblungcn  ber 
ein  alteSKaftett,  eine  ffatgebrale,  einen  fdjönenSalaft  g.  jumeift  niept  öffentlich  Waren,  unb  ber  Raute  Der* 
(©uamiert)  mit  Banbgeniälben,  ein  Xijeater  u.(isoi)  botene  ©eridjte  eitblid),  baß  ben  Ricpteingcmeigten 
ca.  4600  (als  ©emeinbe  14,494)  ßittw.,  bießifen-  unb  ber  ffutrilt  tu  ben  heimlichen  Sigungen  bet  lobcS* 
Äorbwaren  Derfertigen.  g.  ift  3ig  eines ©eneralDitarS  ftrafe  unterfagt  war.  S8aS  über  bas  brimlitpe  unb 
(baS  feit  1819  Dereinigte  Bistum  g.  unb  Belluno  bat  unheimliche  Sefen  ber  g.  in  Sage  unb  Sidjtung  be- 
ieinen 3ig  in  ber  legtgenannten  Stabt)  unb  bat  ein  richtet  wirb,  beruht  Dielfach  auf  Übertreibung.  Steuere 
bijdmflicbeS 3entinar,  ein  ©bmnaftum,  eine©ewerbc*  llttterfuchungen  über  bie  g.  haben  im  ©egenteil  bar- 
ichule  unb  ein  fleibbauS  (baS  ältefte  in  (iuropa).  Bon  getan,  baft  es  ftch  hier  um  ein  ehrwiirbigeS  altgerma» 
g.  wirb  ber  ÜRottle  BaDiotte  (2336  in)  befliegen.  Ser  ttifcheS  RechtSinjtitut  banbeit,  baß  biefe  ©triihte  nie 
frantpftfehe  Biarf^att  ßlarfe  erhielt  Don  bieier  Stabt  Don  ber  göltet  gebrauch  gemadjt  gaben,  baß  ihre 
ben  Xitel  eines  HerjogS  Pott  g.  Sigungen  nur  j.  X.  geheim,  unb  bafj  bie  Salftät* 

Scltriiff raut,  fooiel  wie  Althaca  rosea.  ten,  auf  betten  fie  ftattfanben,  allgemein  betannt 

gclutfc,  lateinifch  getalelleS  itüftenfahrjeug  beS  waren.  Saä  gemgericht  flammt  aus  ber  farolingi- 
SitttelmeerS,  früher  and)  KriegSfabrjeug  mit  letdjten  fdjen  3eit.  9!ad)  iilterm  beutjepen  Recht  tonnte  nur 
Kanonen  intb  Srcbbaffen.  ! berSaifer  ben  Blulbattn,  b.  b-  baS  Recht,  ©eridjt  über 

gelup  (g  u 1 u p) , ©cfamtname  für  eine  Bn  jagt  Don  Seben  unb  Xob  ju  galten,  Derleigett.  BJabrcnb  nun 
Regeruölfem  (Bimat  ober  Biamat,  3ala,  Sfcgugut,  j in  ben  übrigen  beutfehen  Xerritorien  bieS  Recht  nach 
Baca  u.  a.)  an  ber  ajrifan.  SBefttttfte,  Don  13°  30'  bis  unb  nach  auf  bie  SattbeSberrcn  überging,  ergielt  ftd) 
12°  30'  n.  Su,  jwifegenfflambia  uttbßacheo,  bie  einen  jener  ©runbfag  in  Xlcjtfalcn,  »auf  ber  roten  ßrbe-, 
mit  bettt  berserer  DerwanbtenSialett  fpreegen  unb  in  eine  SuSbrucfSweife,  bte  eben  mit  bem  Blutbann  ju- 
neucrer  >lcit  ben  3Slam  annabmen.  f(f.  b.).  fammengängt.  Sie  halb  anaregifegen  ijuftänbe  DeS 

geluftett  (gulit,  gluS),  'JÄebrjabl  Don  >gelS*  Wittelalters  waren  ber  BuSbegnung  ber  ©ericgtSbar- 
gclDinej  (fpr.  ftDu-inj,  bculfcg  Dbcrwinj),  Stabt  feit  ber  weftfälifehen  greigeriegte  Weit  über  bie  ©reit* 
mit  georbnetcmBlagiftrat  im  Ungar.  Äomitat  Xorba-  jen  33cftfalcnS  gittauS  bcfonberS  förberlicg.  Sorg 
BrangoS  (Siebenbürgen),  an  ber  SWaroS  unb  an  ber  mag  eS  wogt  niegt  allein  baS  Bcrtrauen  auf  igre  ©e- 
StaatSbagnlinieSflnufcnburg-XöDiS,  mitftajteH  auS  recgtigleit,  fonbern  aud)  bet  llmftanb,  baß  Dott  ber 
ber  3eit  beS  ttRartinujji,  fatbolijcger  unb  refontt.  ÜRittebcS  ld.gagrg.an  ganj  Seutjcglanb  mit  Scgjf- 
Kirche,  Bejirtsgericgt  unb  ason  1840  maggar.  tritt  feit  beS  heimlichen  ©ericgtS  ober  foacn.  Blif- 
mognem.  — g.  war  früger  ber  tpauptort  beS  Slftlcr  fenben  überföt  War,  bie,  fiep  untereinanber  an  ge 
StuplS  BrangoS;  am  19.  Rou.  1848  würbe  eS  Durch  i geinten  flöfuttgen  unb  3ci<ben  ertennenb,  ftctS  bereit 
bie  aufftänbifcgcit  Rumänen  faft  ganj  jerftört.  j waren,  bie  Sabiingen  bes  heimlichen  ©ericgtS  jugan- 


412 


Femina  — gcminiSmiiS. 


ben  beä  Belabeucn  311  bringen  unb  bic  Urteile  ju  Bott« 
jieben.  3n  bieien  Bunb  tonnte  jeber  frei  unb  eljclid) 
gebotene  Seutjcbc  Bon  unbefdjoltmem  iliuf  aufgenora- 
men  »erben.  Buch  Biele  Surften  gehörten  bemfelben 
on,  unb  1429  lieft  fid)  fogar  ber  Jtaifer  Sicgmunb 
unter  bie  «SBiffenbra*  aufneftmen.  »SJiffenb*(8citus 
ober  vemenotus)  ober  «gewift*.  ein  »cdjter , rechter 
greifchöffe  best  heiligen  rßinifcften  Keidjii-,  ftieft  jebcä 
Biitglicb  beä  Bunbeä;  jeber  nnbre  war  »untoijfenb«, 
»ungewiß* ; ber  Käme  gern  rietet  fomntt  nur  im  Kö- 
lnern Bor.  Ser  greiftuhl  ober  «freie  Stuhl«,  bie 
Stätte,  wo  baä  Bericht  gehegt  würbe,  war  gewöhn- 
lich ein  fjügel  ober  ein  anbrer  offener,  jebermann  be- 
tannter  unb  jitgänglidjer  Crt;  ber  angefehenfte  be- 
fanb  fid)  in  Sorttnunb.  Stuhlherr  hieft  ber  tstgen- 
tümer  beä  Srei]  tufjlä  unb  $atronatäherr  bcäBcridjtä, 
unb  jwar  fonimen  geiftliche  unb  weltliche  Sürjten, 
nicht  feiten  auch  einzelne  Stabtgemeinben  alä  Önftaber 
ber  Stuhlljerrfcftafl  uor.  Unter  ihnen  ftanben  mehrere 
greigrafett,  bie  auä  becSSitte  ber greifchöffen  00m 
Stuhlherrn  auf  Scbenäjeit  gewählt  werben  muftten. 
Cberftublherr  unb Stelluertreter  beä ©aiferä  felbft 
War  ber  ©rjbifchof  Bon  Stöln  alb  fcerjog  Bon  SUeft- 
falen.  Sie  Aufnahme  unter  bie  ffiiffeitben  (Sr ei* 
j d)  Bf  f en)  erfolgte  Bor  einem  Srciftuhl  auf  roterßrbe 
unter  feicrltd)cn3tremomen.  Vluf  ber  unterften  Stufe 
unter  ben  Siffenben  ftanben  bie  Sreifroneit  ober 
gronboten,  welche  bie  Aufträge  ber  Sreigrafen  ju 
Bottjiehen  unb  namentlich  bie  Vlufrodctliaitung  ber 
Drbnung  Wahrjunehmen  hatten,  Bud)  fie  Berpftid)* 
tete  baä  ftrengftc  Bebot  jur  Bcrfd)Wicgcnbett  ben  Siicftt- 
Wiffenbcn  gegenüber.  Sie  befonbern  'Jlecftte  beä  grei* 
fchöffen  beftanben  barin,  baft  er  nur  unter  »eftfäli* 
feften  (Berichten  ftanb,  baft  er  einer  ftöhem  Btaub* 
Würbigleit  genoft  alb  ber  Kicfttwiffenbe,  unb  baft  er, 
alä  Wäger  ober  Bcflagter,  alä  Urteiler  ober  alä  Btt- 
Walt,  3utritt  jur  heimlichen  Vlcftt  hatte  fowie  }u  ben 
ftabiteltagen,  an  benen  ber  Bunb  feine  Ungelegen* 
heilen  beriet. 

Sie  innere  Einrichtung  unb  baä  Verfahren  ber  g. 
Waren  im  wefentlicften  biefelben  wie  bei  allen  übrigen 
altbeutfchcn  Berichten.  Sie  grciftüfjte  unb  bie  Be- 
ridpätage  waren  allgemein  befannt,  bie  Sifjungen 
fanben  nur  bei  Sage  ftatt , jeber  freie  'Uiauit  fonnte 
neben  ben  Schöffen  babei  erfefteineu;  biefe  mit  bem 
Sreigrafen  befehlen  bie  Banf,  Bor  ihnen  ftanb  ein 
Sifdi.  worauf  ein  Schwert  unb  ber  Weibengeflocfttenc 
Strii,  hinter  ihnen  ber  SronBogt.  Kur  Wenn  fid)  baä 
offene  Bericht  in  ein  hetmlicfteä  uerwanbelte,  muftten 
ftch  alle  Kidjtttiffenben  entfernen ; hoch  lieft  bie  grofte 
3aftl  ber  greifdjöffen  aud)  biefe  fogen.  heimlichen  Be* 
rid)te  alä  Bffentlidic  erfdjeinen.  Saä  ffierfahren  war 
ber  alte  beutfefte  Vlntlageprojeft.  Blä  Wäger  burfte 
nur  ein  Sreifchöffe  auftreten.  3uerft  warb  untcrfud)t, 
ob  bie  Bnltage  eine  Sache  betreffe,  bie  Bor  baä  grei- 
gcridjt  gehöre,  »femBroge«  fei.  Sied  waren  aber  alle 
mit  bem  Sobe  ju  beftrafenben  Serbrcd)tn.  3n  fol- 
d)en  gallen  warb  an  ben  Bcllagten  eine  Sorlabung 
auägefertigt  unb  Bon  einem  Sreigrafen  beftcgelt.  Sie 
Srift  Warbie  gewöhnliche fachfifche Stift  Bon  6 S3od)en 
unb  8 Sagen,  ber  SBiffenb«  hatte  aber  ein  Siecht  auf 
breimalinc  Slabung.  Kur  ber  Kijfenbe  Würbe  fofort 
bor  baä  heimlid)e  Bericht  geforbert,  ber  9fid)twiffenbe 
bagegen  mnächft  Bor  baä  öffentliche  Sing,  unb  nur 
für  ben  galt,  baft  er  ber  Sabung  nicht  golge  leiftete, 
trat  baä  heimliche 'Berfahren  ein.  Serfiabcbrief  würbe 
gewöhnlich  bem  Borjulabenbeu  nieftt  pcrfönlid)  Uber* 
geben,  fonbem  an  feiner  öeftaufung  ober  einem  bie- 
(er  nahegclegencn  Ort  angcljeftct.  hierbei  würben 


brei  auägehaucne  Späne  alä  SSahrjcidjen  ber  Sem 
gebraucht,  gür  bie  @erid)täuerl)anblung  felbft  be* 
ftanben  althergebrachte  unb  ftreng  beobad)tete  gor- 
malitäten,  6rtd)ien  ber  Bngetlagte,  unb  geftanb  er 
bie  Sat,  fo  warb  baä  Sobeäurtcü  gcfprochen  unb  er 
fofort  aufgefnüpft  (leugnete  berWngellagte,  fomuftte 
ein  OeWetäBerfahren  cintreten.  Grfd)ien  ber  .©läget 
nicht,  fo  Warb  ber  Bngeflagte  ohne  weitereä  frei- 
gefprodjen.  Blieb  ber  Bngeflagtc  auä,  fo  Würbe  er 
oerfemt,  b.  h-  bie  Dbcrad)t  auägefprochen,  unb  bem 
Bnfläger  baä  gefprochenc  Urteil  fdjnftlidi  nuägefertigt 
3n  bemfelben  war  bic  Mahnung  an  alle  greifchöffen 
enthalten,  bem  Wäger  bei  Boüjieljung  beä  Urteils 
gefällig  ju  fein,  SJleift  würbe  baä  Urteil  geheimgehal- 
ten.  Bufterbem  galt  noch  ber  im  altfäd)ftSd)en  Solfä- 
recht  begrünbete  Saft,  baft  bei  »hanbhafter  Sat*  bie 
fofortigeSeftrafung  bcäSäterö  erfolgen  fonnte.  Man 
oerftanb  baruntcr  fowohl  ben  gall,  baft  ber  Berbrc* 
dter  auf  ber  Sat  felbft  (»hebenbe  .\ianb-)  ober  unter 
Umftänben  ergriffen  würbe,  biefeineSäterfchaft  ficber 
crfennen  liegen  («blidenber  Sdjein«),  alä  aud)  ben 
Soll,  baft  ber  Säter  feine  Sd)ulb  unumwunben  ein- 
räumte l - gichtiger  SKunb*).  Karen  in  einem  folcften 
gall  brei  Schöffen  jugegen,  fo  tonnten  fie  ohne  wei- 
tere $ro  jebur  ben  'Verbrecher  ergreifen  unb  hinrichten. 
Sie  gewöhnliche  Brt  ber  Sobeäftrafe  war  ber  Strang, 
ber  nöthfte  Baum  ber  Balgen.  Sieben  ben  ©rbenften 
fteetten  bie  Schöffen  ihren  mit  ben  Buthftaben  S.S.G.Ö., 
b.  h-  Strid,  Stein,  ©raä,  Brün,  bie  geheime  üofung 
ber  greifchöffen,  bejeiebneten  Solch-  Ser  Berfaü  beä 
gemwefenä  erflärt  fid)  febr  natürlich  au«  betn  Um- 
ftanbe,  baft  mit  ber  erftarfenben  fianbeähoheit  ber 
Serritorialherren  aud)  aüentftalben  beffere  Kechtä- 
pfleae  eingeführt  würbe,  wäj)renb  fid)  in  bie  g.  mit 
ber3eit  manche  5Düftbräitd)e  etngefchlid)en  hatten.  Sie 
3uiti(anorbnungenRaifer3Rajtmilianäunbbicftren- 
gen  Maftregeln  ber  nun  immer  mächtiger  werbenben 
ÖcmbeJf)crren  gegen  bie  g.  trugen  ebcnfaüä  baä  3hrige 
baju  bei,  unb  fo  fchen  Wir  jehon  wiihrcnb  beä  16. 
gahrh-  bie  Weitfälifchen  greigeridite  auf  ffleftfalen  he- 
fchrüntt,  halb  aud)  ben  (.'anbeägcridjten  untergeorbnet 
unb  auf  blofte  Boli.ieijäüe  Berwieicn.  3it  biefer  ®c- 
ftatt  bauerten  fie  mit  ben  alten,  nun  lächerlichen  gor- 
men  hier  unb  ba  fort,  bis  ftönig  3<röme  ihnen  Boüenbä 
ein  ©ttbe  mad)te.  Ser  legte  greigraf  tSngelharbt) 
ftarb  1835  in  Sörl. 

SBgl.  8 e r d , ©efchichte  beä  Weftfälif^en  gemgeridjtä 
(Brcm.  1815);  Siganb,  SaäSemgerichtS8e|tfalenä 
(Sjamnt  1825;  2.  'ilufl. , (patle  1893);  Ufetter,  Sie 
grei*  unb  heimlichen  Berichte  SBeftfalenä  (grantf. 
1832);  fflädjter,  Beiträge  jur  beutfehen  Befdjidjte, 
inäbefonbere  jur  Be[(hid)te  beä  beitlfchcn  Strafred] tä 
fSübing.  1845);  Baupp.  Bon  gcutgerichten  mit  be* 
fonberer Küdfidit auf  Sthleficn (Breäl.  1857);  ftamp- 
f d)  u 1 1 e,  3urBf(dnd)te  beä  SJtitlelalterä  (Bonn  1864) ; 
Sl|.  Cinbtier,  Sie  Beute  (SÜinfter  1887);  Shu- 
b i d)  u m , gcmgericht  unb  guguifition  (Bieftett  1 889) ; 
Sh-  fiinbner,  Ser  angebliche  Urfprung  ber  Berne- 
ijeridjte  auä  ber  3nquifttion.  ©ine  Vlntwort  an  Shu- 
öichmit  (Baberb.  1890). 

Femina  (lat.),  SBeib,  grau. 

gfemiutitum  (lat),  Kort  weiblichen  Bcfdjled)tä 
(Bgl.  Genus). 

gtmiutäntuä  (u.  lat.  femina,  33cib;  fram.  fö- 
miuiüue) , ein  Bott  Blejanbrc  Sumaä  fils  (in  feiner 
Schrift  »L’hotnme-feinme«,  1872,  S.  91)  neugebil- 
beteä  Kort  für  »grauenemanjipation« ; geminift, 
grauenred)tier  (Schriftfteller,  ber  für  Erweiterung 
ber  Siechte  ber  grauen  cintritt).  S.  grauenfrage. 


Femme  - 

Femme  (fron, j. , fpr.  famm’),  grau,  Bcib;  £ de 
chambre,  Kammerfrau.  Über  bic  AcbenSart  »Ott  est 
la  f.?  f.  biefen  Artilcl. 

gemmcln,  Ausraufen  ber  männlichen  Ipanfpflan- 
jen  bei  forgfaltiger  Kultur,  jobalb  fic  abgeblüljt  (laben 
unb  gelb  ju  loevben  beginnen,  um  eine  feinere  gafer 
ju  gewinnen,  f.  £>anf.  [fenb. 

gtmoral  (tat.),  ben  Obcrfdjenlcl  ifemur)  betref- 
gemuroge,  f.  Belegend) te,  S.  412. 

Ben  (engl.),  Sumpf,  ÜKoor,  j.  gen«, 
gen  (gän,  engl.  Fun),  inllbinaalaijafiluiort'/io; 
als  Sängen  maft  = 0,i  2fun,  als  Adermaft  0,i  SReu 
= 24  V» ; alb  (Mewicbf  0,i  2fien  = 10  üi,  für  Baren 
auch  Änil)u  unb  für  GbelmctaH  ober  alb  Selb  and) 
Ganbarin  genannt 

genuin  ( fpr. fnänfl).  Stabt  im  franj.  Tepart.  ?lorb, 
Arronb.  Xouai,  an  ber  Jlovbba^n,  mit  Bierbrauerei 
unb  Oöoi)  2437  Gin», 
jycnrficl , f.  Foeniculum. 
geiict)clbolg,  f.  Sassafras, 
gcutiidlioiiig , mit  etWaS  gencbelöl  gemixter 
S>onig,  wirb  bei  Kranlheiten  ber  Atmungsorgane 
benuftt. 

gcridjclöl,  bab  burd)  TeftiÜation  mit  'Baffer  aus 
£ii  (jener  (jadnifrfjem),  galijijdjem,  mäbrifebem,  rumä- 
niiebem  gencbelfamen  gewonnene  ätberifdie  Öl  (Aus- 
beute etwa  6 tfjrov),  ift  farblos  ober  gelblich,  riedjt 
aromatifcb,  fdimedt  juerft  bitter,  (ampferartig,  bann 
iüftlid)  gewürjpaft,  fpe(.  I3e».  O.sos — 0,975,  löft  fid) 
in  gleiten  2ctlcn  Vlltotjol  oon  9ü  Vro). , wenig  in 
Bager,  erftarrt  bei  3 — 6°.  GS  befiehl  aub  Ülnelljol 
(50 — 60Vroj.),Vtnen,2)ipenten  unb  bitter,  (ampfer- 
artig  fdimetfeubem  gen  cf)  cm  0,„Hie0.  Gb  bient  ju 
Siförcn,  SeifenparjümS,  alä  blähungtreibenbeS  SRit 
tel  unb  jur  Veförberung  ber  3RiId)abjonberung.  3>aS 
bei  ber  XeftiHation  Bon  gcnd)clfamen  mit  Bager  er- 
haltene wäifcrigeXeftiBat,  genebelwafftr  (30  £cilc 
Don  1 (teil  Samen),  enthält  wenig  g.  gelöft  unb  Wirb 
als  Augenwaffer  benuftt.  XaS  3i  o m e r s h a u f e n f d)  e 
Augenwaffer  beftelft  im  wefentlichen  auS  einem  an 
otbcrifdjem  £>l  reichen,  mit  Baffer  uerbiinnlem  AuS» 
äug  Don  gencbelfamen.  2)ie  XeftiBationSrücIftänbe 
enthalten  getrodnet  14—22  'fSro;.  Vrotetn  unb  12 — 
18,5  Vwj.  gett.  2aS  Öl  ber  in  Siibfrantreich  an- 
gebauten Varietät  beS  gendielS  (fiifjer,  rBmiieber'gcn- 
chcl)  enthält  Biel  Anelhol,  (ein  genchon,  cbenfo  baS 
Öl  beS  malebonifd)en  gendjetS,  baS  an  Koblenwaffer- 
itoffen  Vhetlaubren  unb  Simonen  enthält.  XaS  Öl 
beS  »ilb  machfenben  VittcrfendjelS  enthält  (jauptfäd)« 
lieh  i;hellaubrcn  unb  (ein  ober  fehr  wenig  Anethol. 
gpurf)clluaijcr,  f.  genchelbl. 
gcnciblcSietigl.,  fpr.|inTiSitu),Stüftenmehnuänner, 
f.  Wrofjbritannicn  (^jeerwefen). 

genbet  (greil) alter),  Aeibböljer  jum  Schuft  ber 
SdjiffSWanb  beim  Anlegen  an  Kaimauern  ober  an- 
bere  Schiffe;  auch  mit  Berg  ober  Kort  gefüllte  ge- 
flochtene Jauwerffärfc  ober  furje  laubiinbel  ju  glei- 
chem 3wcde.  öootfenber,  eine  Xauwulft  (bei 
AettungSbooten  mit  Kort  gefüllt),  ber  um  Arbetts- 
boote  jutn  Schufte  gegen  Stöße  herumgelegt  wirb, 
genbijtrift  in  Gnglanb,  f.  genS. 
genef  (ßerba  ,BüilenfttchS,Vrulpes  zerdo  L.), 
jierlidjeS,  fuchSartigeS  Aaubtier,  45  cm  lang,  20  cm 
boch,  mit  20  cm  langem,  bidem,  bufdjigem  Sebwanj, 
ftar(  jugefpijjtem  Kopf,  fehr  groften  Augen  unb  Cftren, 
jarten , jierltdjen  gügen,  oben  fanbfarbenem,  unten 
weiftem  Balg,  einem  weiften  gled  über  unb  einem 
bunllem  Streifen  Bor  bem  Auge,  faft  odergelbem 
Schwan)  mit  fd)loar}er  Blume  unb  fdjWarjem  gled 


- (J&icloit.  413 

an  ber  Burjel.  Xer  g.  finbet  fich  in  ben  loafferrcichen 
Siieberungen  ber  norbafritanifchen  Biiften;  er  be- 
wohnt einen  röljrenreieften,  nicht  lief  liegenben  mtter- 
irbifeften  Sau,  in  bem  er  bei  Sage  fcbläft;  mit  finlen- 
ber  Sonne  geht  er  auf  bie  3ogb  unb  fteUt  Sögeln, 
aud)  Gibechfen,  Käfern,  §cufchredeit  unb  SRäuftn  nach ; 
aufterbem  friftt  er  Xalteln  unb  Bafferntclonen.  Gr 
ift  fehr  »oifichtig  unb  flüchtig  unb  Dcrgräbt  fid)  oft 
Bor  ben  Augen  beS  SerfolgerS.  3n  ber  (gefangen- 
fdiaft  Wirb  er  fehr  halb  jaljiii  unb  bauert  lange  auS. 
Xie  güchfin  foH  im  SRärj  3 — 4 3ungc  Werfen. 

genelon  cfpr.  fwtinj),  grancjoiS  be  Saligttac 
be  la  SJiotfte,  franj.  Schriftfteller,  geb.  6.  Aug. 
1651  auf  bem  Schloß  g.  in  Wrigorb,  geft.  7.  3an. 
1715  in  Gambrai,  warb  1675  öeiftlichcr  tm  Slirdifpiel 
St.-Sulpice  ju  SariS.  Sotn  König  1686  nach  Sain- 
tonge  unb  AuniS  jur  Setelirung  ber  bortigen  Huge- 
notten gefanbt,  unterjog  er  fid)  biefer  Aufgabe  in  ber 
gönn,  baft  Xragotter  ihm  überall  Dorarbeiteten,  er 
aber  biefe  Grbfchoft  mit  Pollem  Sewufttfein  antrat 
(Dgt.  Xouen,  Lintolöranco  de  F.,  2.  Auft,  Sar. 
1875;  GrouSIS,  F.  et  Bossuet,  baf.  1894 — 95, 
2 Sbe.).  Solche  Grfolge,  feine  einbringliche  Srebigt- 
weife  fowie  fein  »Tratte  sur  le  ministöre  des  pns- 
tenrs«  hatten  feinen  Samen  fchon  belannt  gemacht, 
als  er  (1889)  junt  SJefjrcr  ber  Gn(el  SubwigS  XIV., 
ber§erjogc  Bon  Surgunb,  Anjou  unb  Serri,  ernannt 
würbe.  1693  Warb  er  Äiitglieb  ber  Atabemie  unb 
1695  Grjbifdjof  Bon  Gambrai.  Gilten  Benbepunlt 
in  feinem  fieben  bejeidjnet  feine  Serteibigung  bergrau 
Wufton  (f.  b.)  in  ber  »Explication  des  maximes  des 
Saints  sur  la  vie  intörieure«  (Bnr.  1697),  worauf 
er  burch  Sojfueis  Ginfluft  in  fein  Bistum  nerwiefen, 
fein  Bud)  jur  Stcrbammung  nach  9?om  gefanbt  warb. 
Grft  nadjbem  g.  wegen  beS  1699  ohne  fein  Biffett 
erfd)ienenen  gilrftenfpiegelS  »Aventnres  de  T616- 
maque»  DollenbS  bem  iöofe  Berbäd)tigt  worben  War, 
weil  man  in  AientorS  Aatfdjlägen  eine  Shitit  ber  Ae- 
gierungSweife  SubwigS  XIV.  erblidte,  erlieft  3t'"0- 
jenj  XII.  ein  SreBe  (12,'JRär)  1699),  Worin  23  Säfte 
Der  »Explication-  Berwovfen  würben,  g.  DerlaS  biefe 
Verurteilung  felbft  auf  feiner  ffanjel,  ennahnte  feine 
©emcinbe,  fid)  banad)  ju  richten,  unb  nahm  jette  Säfte 
jurüd.  AuS  ben  Bon  Tonen  in  bem  genannten  Berl 
mitgcteiltenXofumenten  erhellt,  baft  er  nid)t  bloft  mit 
ber  Be(ehrungSarbeit  ber  Xragoner,  foitbem  aud) 
mit  ben  cntfeftlidjen  SRaftnaftmen,  benen  bie  jungen 
^ugenottinnen  in  bem  Afft!  ber  neuen  fiathoiifinnen 
auSgefeftt  Waren , einoeritanben  war  unb  aud)  fonft 
ju  Quälereien  gegen  bie  ftanbljaft  bleibenben  Siefor* 
mierten  aufgemuntert  hat-  Später  ift  eS  feinem  An- 
beuten jugute  getommen  (wie  in  GI)(nicrS  Iragöbie 
•Fänelon-),  baft  feine  Schrift  »Directions  poitr  la 
conscience  d'un  roi«  (Amfterb.  1734),  bie  3bec  eilte« 
jwifchen  gürft  unb  Volt  befteftcuben  Vertrag«  au« 
jübrenb,  Dom  Starbinal  gleurt)  unterbriidt  unb  erit 
1774  Bon  Subwig  XVI.  wieber  freigegeben  warb. 
Ter  »Teltmaquc-,  ber,  fogleid)  nach  bem  Grfcheinen 
Derbolen,  erft  nad)  bem  jobe  g<nel ans  wieber  gebrudt 
werben  tonnte  (ber  befinitioe  2ejt  erfchien  1 7 1 7,  AuSg. 
mit  Varianten,  Bon  Abrft,  1811),  Würbe  bis  in  bie 
neuefle3<it  in  jaftllofen  Ausgaben  werbreitet  unb  in 
faft  alle  lebenben Sprachen  überfeftt  (beutichDon.il oll. 
mann,  AugSb.  1878;  doii  Aiidert  in  AeclamS  Uni- 
Dcrfal-Vibliothel;  Bon  Stehle,  Vabetb.  1891).  Unter 
ben  öcfamtauSgabcn  ber  Schriften  gänelons,  bereu 
leftle  Bon  A.  äKarlitt  (Var.  1874,  3 Vbe.l  beforgt 
würbe,  ift  (eine  einzige  ganj  Dotlftänbig;  berborju 
heben  ift  bie  Bon  Vauffet  bejorgte  in  22  Vänben  (baj. 


414 


geiieration 

1820 — 24),  ju  Welch«  bie  »Correspondance  de  F.< 
(prüg.  »on  Garon,  1827—29,  11  Sbe.)  eine  Grgän» 
jung  feiltet,  Eine  beutfefee  Überlegung  erfepien  Seipjig 
1781  in  5 ©aitben.  Sie  Schriften  reXigiBfert  3npaItS 
überfepten  GlaubiuS  (Jmmb.  1800—1809  , 2 Sbe.; 
neue  AuSg.  in  3 Sben.  1823;  3.  Aufl.,  £eipj.  1878), 
Silbert  (»Sämtliche  geijtlicfie  Schriften«,  KegenSb. 
1837—39,  4 ©be.)  unb  AmM  (2.  Vluft. , Kegenöb. 
1887,  3 Sbe.).  ©gl.  8t  a m ( a t) , Histoire  de  la  yie 
et  des  ouvrages  de  F.  (üonb,  1723  n.  öfter,  2 ©be.); 
©auf  f et,  Histoire  de  F.  (©ar.  1808;  neue  VluSg. 
1856, 4©be.,  unb  1862 ; beutid)  Hott  3R.  geber,  ffiürjb. 
1 81 1 — 13, 3 Sbe.) ; § u n n i u S , Sehen  gfnelonS  (®o- 
tfea  1873) ; Sä  u n b e r 1 i tp , 5-,  Grjbilepof  »on  Gambrai 
(§amb.  1873);  ©aul  3 a n e t , Föneion  (2.  Vlufl.,  ©ar. 
1903);  SRahrenholg,  5-,  ein  Scbcnöbilb  (Seipj. 
1896);  Boutiö,  Fönclon  (©ar.  1900);  SanberS, 
F.,  bis  friends  and  bis  enemies  (Sonb.  1901); 
St.-GpreS,  Francois  de  F.  (bof.  1901);  Gagnac, 
Föneion  directeur  de  conscience  (©ar.  1901).  3» 
©f  rigueup  unb  in  Gambrai  ftnb  g.  Scntntäler  errichtet. 
Generation  (lat.),  Sucher,  Sucpergefdiaft. 
Feneetella,  f.  ©iooSticrcpcn.  [f.  Dpr. 

Fencstrn  (lat.,  »gcnfler»),  ein  Seil  bei  CljrS, 
Gmeftrelle,  Sorf  in  ber  ital.  ©ro»inj  Surin, 
{treiö  ©incrolo , 954  m it.  2Ti. , am  Gptfonc , an  ber 
»on  ©incrolo  über  ben  SWont  ©eneore  nach  Srianpon 
fübrenben  Strafte  unb  ber  Sampfftrafjenbahn  ©me- 
rolo-g.,  mit  «90D  ca.  740  (alb  ©enteinbe  1359)  Ginnt. 
3n  ber  Küpe  finb  bie  Seiler  ber  SBalbenfer.  — g. 
nebörtc  früher  jutn  Sauppinö,  Würbe  1708  »on  ben 
Ofterrcicpern  u.3arbiniem  genommen  unb  fnm  burd) 
ben  Utreebter  grieben  1713  an  Sa»ol)en.  Siegeflung 
Würbe  1796  »on  ben  granjofen  gejddeift,  ift  ober  in 
neuerer  3eit  burd)  mehrere  gorte  erfept  worben, 
genötrangc  cfpr.  .träns»').  f.  ginftingen. 
geng  ■ fritui  (djin. , »Sinbwaffer* . »on  feng, 
»Sinb»,  ben  man  nid)t  greifen,  scliui,  »Soffer*,  bas 
man  nidjt  faffen  fann,  alfo  foBiel  wie  bas  Unfaßbare), 
in  Gpina  eine  ffleomatttie,  bie  auo  ber  3u(amntenlage 
»on  glüffen,  Säumen,  bügeln  ben  geeigneten  ©lap 
für  ©räber,  Raufer  ober  Stabte  fotiiie  auch  bie  @e< 
fd)ide  einer  ©enteinbe,  gamilie  ober  eines  Ginjelnen 
»orauSbcfthnmt.  Sa  nun  Gifenbapnen,  Selcgraphen 
unb  anbre  Kelterungen  biefe  ijufantmenwirlung  fein« 
bern,  benGlementareinflüffen  benSSeg  »erlegen  wür- 
ben, fo  wirb  biefer  Aberglaube  in  neuerer  3*it  oft 
»on  ben  thineftfehen  Seamten  als  WirtfaitteS  Streit* 
mittel  gegen  europäifthe  ffultureinflüffe  gebraucht. 
Fenian  fire  cfpr.  (Titjen  tau),  f.  geuer,  fliiiTtfleS. 
Gen  ianidmud,  baS  Siefen  unb  Sreiben  ber  genier. 
Genier  (ge  n i a nS),  Käme  eines  über  ©ropbritan» 
ttieit  unb  Korbantcrita  »erbreiteten  SunbeS , ber  Reh 
bie  SoSrcipung  JrlanbS  »on  Gnglanb  unb  feine  Um* 
toanblung  in  eine  unabhängige  SRepublif  jum  3'de 
l’epte.  Ser  Kante  ift  einem  gelben  ber  irifdjen  Sage, 
gtonu  ober  ginn,  entlehnt,  ber  am  Gitbe  beS  3. 3ahrh- 
n.  Ehe-  große  feelbentaten  »errichtet  haben  foü  unb 
in  ben  irifchen  SolISliebern  pod)  gepriefen  Wirb;  fein 
31uhm  war  fo  grofj,  bafj  bie  Slricgcr  3danb3  in  fpä- 
lerer  3eit  Rep  gern  ginna  (ober  gtanna),  b.  h-  ginttS 
Klanner.  neunen  hörten.  3»t  Gnglifchen  Würbe  auS 
ginna  »genianS«.  Ser  ©unb  Würbe  1858  in  Korb* 
amerila  gegriinbet,  begann  1863  feine  Sätigfeit  in 
3rlanb  unb  würbe  feit  1864  »on  ber  Kegierung  un* 
terbrüit  ((.  gdattb).  ©gl.  3-  Kutperf  orb,  Secret 
liintory  of  the  Fenian  conspiracy  (Sonb.  1877, 
2®be.);  O’Seart),  Recollections  of  Feninns  and 
Fenianiütn  (baf.  1896,  2 ©be.). 


— g-enrnd). 

Gcnnfgenne,  nieberbeulfd)  Seen),  ein  ftcfeenbeS 
©ewäffer,  auf  beffen Oberfläche  eineSede  »on  Soffer- 
linfeu,  Ki liefert  unb  anbern  ©ftanjen  entfielt,  anfäng- 
lich «och  nicht  bict  genug,  um  einen  feften  ©ruitb  (u 
bilben,  fpäter  aber  ftärfer,  fo  baf)  fiep  bann  auch  bol- 
jige  ffiewächfe,  wie  Vaccinium  oxycoccos,  Ledum 
palustre,  Salir  rosmarinifolia  unb  julept  fogar  Sit- 
ten, Sdjmar, jeden,  Siccfern  unb  Siaffenoeibcu,  anfte- 
beln  tonnen.  3>n  Saufe  her  3eit  Wanbelt  fid)  ein  g. 
allmählich  ju  einem  Sorfmoor  um. 

fenu,  baS  £ope,  f.  Senn, 
ettn , ©eorge  Siannille,  engl.  Scpriftftrfler, 
geb.  3.  3an.  1831  in  Sonbott,  Wanbte  Reh  nach  forg- 
faltiger  Grjicpung  bem  3oumaliSmuS  }u,  würbe 
'Kitarbeiter,  bann  ( 187  l)£>erausgeber  Bon  - Cassel  l's 
Magazine*  unb  ber  Slochcnfchrift  »Once  a Week«. 
1868  trat  er  mit  feinem  erften  Siotnan:  »Featlcer- 
land« , auf  unb  entfaltet  feitbrm  eine  erftaunliche 
griuhtbarleit.  Gin  befonbereb  Salent  jeigt  g.  in  ber 
fdiatfen  ©cobadjtung  unb  Sepanblung  beS  SebenS 
ber  ©eiftlichcn , fo  im  meifterlichen  »Eli’s  children« 
(1882).  3u  feinen  neuern  Berten  gehören:  -The 
king  of  the  Beach*  (1899),  »Uncle  Bart*  (1900), 
• A Crimean  crime*  (1900),  »The  Canker  worin* 
(1901),  »The  Kopje  gnrriaon«  (1902). 

Gcnncr  3iigcrtorpd,  f.  3ägcr. 

Gcnncr  »on  Gcnnebcr8,l)3obann$ieinri<b 
Ghriftoph  KiatthäuS,  Kiebijincr,  geb.  26.  Scj. 
1 1774  ju  jtirchhain  tn  Äurbeffcn,  oeft.  16.  Scj  1849, 
ftuhierte  ju'JSarburg,  hohilitterte  ftd)  hafelbft  als  So- 
teut,  Warb  fpäter  Sabearjt  in  Schwalbadj,  beffen  in 
SerfaU  geratene  ©aber  burd)  ipn  wieber  Berühmtheit 
erlangten,  unb  fpäter  ©hhRfuS  ju  Kaftätten.  AuRer 
»ielen  Schriften  über  Sdjwalbacb,  Scplangenbab, 
SelterS  gab  er  baä  »Safd)enbuch  für  ©efunbbrunnen 
unb  Säber«  (Sarmft.  1816  — 18,  3 Sbe.)  unb  mit 
Söring  u.a.bie  *3ahrbücher  bfriicilguellen  Seutich- 
laitbS*  (SBieSU.  1821 — 22,  2 Sbe.)  heraus,  ©on  poe* 
tifchen  Arbeiten  »eröffentlichte  g.  unter  anbern : »Sae 
©ebet  beS  frernt  in  »ter  ©efiingen«  (SBieSb.  1819) 
uttb  »Sinterblumen*  (baf.  1819). 

2)gerbinanb,  gübrer  ber  pfäljifthen  Snfuvret» 
tion  »on  1849,  geb.  1820  in  Srient,  geft.  15.  gebr 
1863  in  Sregenj,  Sopn  beS  öfterreichiichrn  gclbmar 
idmlleutnaniS  greipemt  gvanj  ©pilipp  g.  (geb. 
1762  ju  Salum  in  Süblirol,  geft.  19.  Ott.  1824  ju 
garoflaw  in  ©alijien),  fepieb  1843  als  OfRjier  auS 
bem  öfterreicpifihen  £>eer  unb  lebte,  wegen  feiner 
Scprift  »Dfterreich  unb  feine  Armee*  (1847  ) angefein» 
bei,  in  Sübbeulfdjlanb.  1848  nad)  Sten  jurüctge» 
(ehrt,  wäprenb  ber  Sicner  Cftobercreigniffe  Gpef  ber 
gelbabjutantur  bet  ben  3nfurgenlcn  unb  julept  ©t< 
feplspaber  ber  Kationalgarbe  neben  Kieijenpaufer, 
flop  g.  naep  ber  Ginnapme  StenS  burep  bie  taifer- 
lid)en  Sruppcn  unb  würbe  Anfang  Siai  1849  Ober- 
befehlshaber unb  Gpef  beb  ©eneralftabS  beS  pfälji* 
(epen  SolfSpeerS,  Warb  aber  naep  bem  unglüdlicpcn 
Serfucp  einer  Überrumpelung  ber  geftung  Sanbau 
enllaRen  unb  ging  in  bie  Scpweij.  ©on  3iiri<h  auj» 
ewiefen,  lebte  er  tn  Korbamcrita , julepl  als  Gifen* 
apnbirettor,  teprle  1858,  Wegen  ®ci)tcStranthett  jutn 
Aufgeben  biefer  Stellung  genötigt,  naep  Hamburg 
jurild,  »on  wo  au -3  bie  Wattin  feine  Amneftierung 
unb  bie  GrlaubniS  jum  Aufenthalt  in  Sregenj  er- 
wirlte.  g.  feprieb:  »©cfcpidite  ber  Sicner  Cttober» 
tage«  (Seipj.  1849)  unb  »3ur  ©efehiepie  ber  rpein» 
pfäliifcpen  3ie»olulion  unb  beS  babifepen  AufftanbeS* 
(2.  Aufl. , 3ür.  1850). 

Gctmich  (genep),  f. Setaria. 


415 


gennomanen  — genfter. 


gcnuomanrn,  Partei  im  ©roßfitrftentum  ginn, 
lanb  (f-  b.),  bereit  Programm  (eit  1810,  Wo  bei  Au3» 
brud  g.  jum  erftenntal  oorfommt,  Biele  SBanblungen 
erfahren  hat.  Solange  SneHman  (f.  b.)  an  ißrer 
Spijje  ftanb,  eritrebten  bie  g.  nur  bie  ©Iciebbered). 
ligung  ber  Rnnifdjen  Sprache  neben  bei  fehwebifeben. 
ßr|t  unter  |lrjö  ffoSlinenb  (f.  b.)  gührung  nahm 
biefe  Iiterarilche  Bewegung  (feit  1863)  einen  politi» 
fchen , gegen  alles  SchWebtRhe  gerichteten  ßharalter 
an,  was  fchließlidj  bie  Bilbung  einer  ©egenpartei, 
ber  Soecomanen  (f.  b.),  jiir  golge  hatte.  Sic  Bon  ben 
Banflnroiften  in  ginnlanb  betriebene  StufRfijierungä» 
politif  hat  neuerbingS  ju  einer  Spaltung  ber  g.  ge* 
führt  Sie  ruffcnfreunblichen  Slltfennomanen, 
bie  feit  1894  über  bie  Mehrheit,  feit  1900  über  fümt» 
liehe  oiße  im  Rnnlänbifchen  Senat  oerfügen  unb 
1902  baS  ginnifeße  (neben  bemSiufRfchen)  jurlpaupt» 
BerwaltungSfpradje  erhoben  haben.  Werben  Bon  3.91. 
Sanielfon,  f)rjö  StoSfinen,  A.  Mcurman,  6.  ®.  Pal» 
m<n  u.  a.,  bie  BerfaffungStreuen  3ungfenno ina- 
nen Bon  3-  «ho,  ©.  ©rotenfelt,  ü.  39>'atiuS,  So. 
berhielnt  (f.  bie  betreffenben  Artilel)  u.  a.  geleitet. 
SaS  altfennomanifche  Parteiorgan  ift  »Uttsi  Suome- 
tar«,  baS  jungfennomanifche  »Päivilehti« 
gennt)  Stratforb  <|pr.  -ftrattfärb).  Stabt  in  Bud» 
inghamfhire  (Englanb),  int  Sal  beS  Cufel  (jur  Oufc) 
unb  am  ©ranb  3uttction»ffianaI,  an  ber  alten  Straße 
nach  Sonbott  (SBatling  Street)  mit  (t*ot)  4799  Einw. 
g.  liegt  an  ber  Stelle  beS  römifeßen  Magiovinium. 

genrir,  ict  bernorb. Mythologie ber  grimme Säolf, 
ber  beim  SBeltunlergang  Öbitt  Berfchlingt  uttb  bann 
Bon  bejfen  Sohn  Sätbar  getötet  Wirb,  war  ber  Sohn 
CotiS  u.  Bruber  ber  £>el.  Bgl,  91orbiiche  Mythologie. 

genä  (»Sümpfe«),  SRattte  einer  Marfchgegenb'an 
ber  »bie  SSafh*  genannten  (eichten  ®ud)t  an  Der  Oft» 
füfte  EnglanW,  3100  qkm  (46, s DM.)  groß,  burch 
Aahf, reiche  SJanäle  entwäffert  unb  burch  Seidte  gegen 
bie  Ubcrfchwemmmtgen  ber  glüffe  Dufe,  Sien,  Sellanb 
unb  9Sitbant  gefeßüßt  uttb  jept  eine  ber  fruchtbarften 
©egettben  ffittglanbS.  Sie  (Römer  bereits  bauten  hier 
bie  erften  Seiche,  aber  bie  größern  ßanalbauten 
batteren  nom  Anfang  beS  17.  3ahrlj  unb  würben 
burch  eine  Bom  §erjog  Bon  Bebforb  gegrünbete  ©e» 
fedfdjaft  auSgeführt  (baßer  eine  Strede  ber  g.  Beb» 
f o r b 2 e B e I heißt).  Später  (1652)  arbeiteten  hoüän» 
bifche  ÄriegSgefangene,  unb  ihnen  Berbantt  matt  ben 
»§ot!anb«  genannten  Seil  ber  g.  3»  bem  Sorf,  ber 
hier  ben  Sott  überlagert,  ftitb  Siefte  Bon  SSülbertt  unb 
auSgeftorbenen  Sierett  eutbedt  worben.  Sie  Stabte 
unb  Sörfer  ftttb  auf  Soithöbcn  gebaut,  bie  über  ber 
flachen  Ebene  hernorragett.  «nt  wichtigften  ftnb  Eli), 
fflfard),  ©hittlefea,  Spalbing  u.  Boflon.  Bgl.  § e a t h • 
cote,  Reminiscences  ofFcn  and  mere(2onb.  1876); 
Miller  unb  Stcrtcplet),  The  Feuland  past  and 
present(1878);  Miller,  Ilandbookto  the  Feuland 
(2.  «ufl.  1898). 

genftcr  (B.  lat.  fencstra),  Öffnungen  in  ben  Um» 
fanggwönben  ber  ©ebäube,  burch  bie  ben  Siäumen 
2ießt  unb  2uft  jugeführt  Werben,  unb  bie  in  ber  Siegel 
ScrichlußBorriditungen  erhalten;  bann  auch  biefe 
Berfd)lußnornchtungen  felbft.  SieSröße  bergenfter» 
Öffnungen  richtet  ffd)  nach  ber  ©röße  unb  3,Ded- 
beftimntung  beS  3U  erteudjtenben!Raume£.  Sie  gönn» 
gebung  hangt  Bon  praftifch-lonfirutti&en  unb  ftilifti» 
Rhen  Anforberungen  ab.  SRad)  ber  gornt  ber  Öffnung 
unterfcheibet  man  bcr^tauplfache  nach  Bieredigeg-, 
beren  oberes  BegrenjuitgSftüd  wagerecht  liegt,  Bo» 
enfenfter,  bie  oben  bogenförmig  gefd)Ioffen  ftnb, 
reiSrunbe  unb  ouate  g.  ((Eils  de  bceuf,  f.  b.). 


SieBeftanbteile  beSgenfterS  im  erftgenannten  Sitme, 
b.  h ber  genfteröffnung  in  ber  Mauer,  ftnb  ber  untere 
Abicßluß  ober  bie  genfterbanf  (Sof)lban[),  baS 
feitli<he®ewänbe  u.  ber  obere  Abftßluß  oberStur  j. 
an  beffen  Stehe  beim  Bogenfenfter  ber  genfterbo» 
gen  tritt;  alle  brei  Seile  bilben  jufammen  baS  gen» 
ftergerüft  ober  genftergeftell  (bei  fcoljbaulen 
befiehl  baS ©erüft  aus  feitlidjen  Pfoften  uttb  obernt 
uttb  unterm  Sliegcl).  SSeitere  Seile  ftnb  bie  gen» 
fterbrüftung.bte  fieibungen,  berAnfcßlag,  bei 
gefuppelten  genfteröffnungen  noch  bie  3 w i f cp  en  p f o ■ 
tten  unb  3ürifd)enfturje,  an  bereit  Stelle  auch 
Soppelbogen  auf  3wifthenftfi{)en  treten,  enblich  bie 
geitfternifche,  b.  h-  bie  jur  Anbringung  ber  Per» 
fd)Iuftöorrid)timg  Ijergejtonte  (Erweiterung  ber  Qtenftcr» 
Öffnung  im  innem  Seil  ber  'Mauer,  bie  bei  ftarlen 
Mauern  Wohl  mit  Sijjen  Berfehen  wirb,  fowie  bie  au« 
formalen  ©rünbett  hinjugefilgten  genfterumrah» 
mungen  ober  »Entfaltungen.  Hindi  bem  3wede 
taffen  ftdj  bie  g.  junächft  in  ßircfjenfenfter  uttb 
Profanfenfter  fonbern.  Sie  erftern  haben  feiten 
BerfdRuß  unb  ftnb  hödjftenS  mit  (leinen  2uftflügelit 
Berfehen.  Sie  finb  meiftenS  Bogenfenfter,  beftpen  bei 
größerer  Breite  Pfoftenteilungen  unb  im  Bogenteil 
oft  Maß  wert  (f.b.).  Sie  Profanfenfter  haben  beweg- 
lichen Berfthluf).  ©ewöhnlich  Wirb  ißnen  beofjalb  ge» 
raberSturj  geneben;  auch  profane  Bogenfenfter  wer- 
ben jur  guten  Anbringung  ber  ÖffnungSoorrichtung 
rationell  gerabfturjig,  b.  h-  berart  behanbelt,  baß  ber 
obere(Bogen»)SeilnurBienbe  ift  ober  bod)  feftftehenb 
Berfchloffen  wirb.  Sie  profanen  g.Iaffenftch  bann  wei- 
ter fe  nach  ber  Stelle,  Wo  fie  am  ©ebäube  fißen,  in  ©e» 
fchojj»,  Steller»,  Sreppett»,  Sach»(Srettipel») 
unb  Öberliditfenfter  (Oberlichter)  tc.  einteilen. 

Sie  genfterfteliuna,  b.  h-  bie  Vlnorbnung  ber 
g.  an  ber  gaffabe  eines  ©ebäubeS,  unterliegt  pralti» 
feßen  unb  ftiliftifchen  Erwägungen.  Bei  ben  antiten 
unb  beit  Bon  ihnen  abgeleiteten  Bauweifen  pflegen 
ipmmetritchc,  rl)t)tl)mifche  Prinjipien  objuwaltnt,  oft 
fo  weit  geßenb,  baß  man  jur  Anlage  Bon  Blittb» 
fenftern  (Blenben,  f.  Blinb)  fchreitet.  3m  Mittel» 
aller  paßte  man  ft<h  mehr  bem  praltifcheit  Bebürfniä 
an  unb  gelangte  bamit  oft  >u  einer  malerifch-jwnng» 
lofemgenfterttellung.  Stiliftifch  befteht  bann  noch  ein 
fehr  WefentlicherUnterfchieb  berBeltanblung  ber  anti- 
len  unb  mittelalterlichen  genfteröffnung  iniofem,  als 
nach  antifer  Auffaffung  bie  Öffnung  einen  (Rahmen, 
eine  Sittfaffung  erhält,  bie  um  fie  herum  auf  bie  Säattb 
gelegt  unb  oft  ju  großem  (Reichtum  (fäulrngctragcne 
©iebcloerbachungeii  u.  bgl.)  enttoidelt  wirb,  mäbtettb 
bie  mittelalterlidten  Bauweifen  baS  g.  nur  burch  Ab» 
fchrägung  ber  Ceibungen,  bie  Reh  bann  in  mehr  ober 
Weniger  reiche  ©iieberung  umwaitbelt,  aubbilben. 

Bei  ber  PerfchlußBorriihtuttg  ber  g.,  bem  g. 
im  engem  Sinn,  ift  jtoifchen  fefler  uttb  beweg- 
licher ju  unterfdjeiben,  bie  Reh  nach  obigem  etwa 
mit  ben  Begriffen  beb  (irthlicheit,  bej.  profanen  gett» 
fterS  beden.  Ser  fefte  SerfdRuß  ift  faft  immer  Blei« 
uerglafung.  Sie  auä  (leinen,  in  Blei  gefaßten 
Scheiben  beftehenbe  ©laSflädje  wirb  in  einen  SVitt- 
falj,  ber  an  bie  Stelle  beS  AnfdRagS  tritt,  gelegt 
uttb  an  SSinbeifen  unb  Sturmftangen  befefligt. 
Sie  ©laSfläche  ift  in  ber  Siegel  gemuftert  ober  bemalt 
(Bgl.  ©laSmalerci).  Sie  beweglichen  PerfchlußBor» 
nchtungen  Rnb  faft  immer  ©laSfenftcr,  unb  jwar 
höljemc  ober  eifeme.  Sie  beftehen  aufs  beut  im  An» 
fchlag  feft  mit  ber  Mauer  Berbunbenett  gutterrah» 
men,  in  ben  bei  großem  Öffnungen  ein  auöPf  often 
unb  Üobholj  beftehenbeä  genfterlreuj  eingefept 


416 


fünfter,  ooaleä 

Wirb,  unb  ben  an  biefcn  mil  Gifenbänbern  beweglich 
angefcplagenen,  mit  Safferfdjenfeln  Derfepenen 
gtügeln,  beren  SJrcitc  76  cm  mcpt  iu  überfd)  reiten 
pflogt,  unb  bie,  wenn  feint  größere  Scpeiben  (Spie* 
gelfcpeiben)  angewenbet  werben,  burep 3p raffen  ge* 
teilt  »erben.  »n  bem  glüget  wirb  bie  Scheibe  San 
außen  mit  Sittfatj  befeftigt.  Sie  Vlbbecfung  ber  gen* 
fterbrüftung  bilbet  int  Innern  ein  mit  bem  gutier* 
rabmen  Dcibunbened  genfter*  ober  Satt eibrett. 
SSüfjen  bieg,  meprflügetig  werben  unb  foH  bocp  beim 
ßjfnen  bic  ganje  Sicptöffining  frei  bleiben,  fo  rietet 
man  bie  glüget  mit  beweglichem  Vfoften  (S  cp  1 a g ■ 
leifte)  ein.  3um  Schuß  gegen  bie  Vlußentemperatur 
legt  man  Soppel*  (Sinter*)  genfter  an.  Statt 
ber  befdjriebenen  Stappfenfter  bemißt  mau  auch 
Srepfenfter,  bie  namentlich  Süftungdjwecfen  (in 
Stiitlen  tc.)  bienen,  ober  lotrecht  ober  wagerecht  he* 
»egliche  Schiebefenfter,  bie  bureb  Gegengewidttc 
bewegt  Werben,  bej.  auf  SioHen  laufen  unb  nament- 
lich in  Gnglanb  üblich  imb.  Berfcploffcn  »erben  bie 
glügel  mitteld  bed  aud  ben  erwähnten  Bänbcm 
unb  ber  ScpließDorricptung  beflehettben  genfter* 
befcplagd.  Sic  Bänber  pnb  Scpippenbünbcr, 
ßreujbanber,  Sinfelbänber  ober,  Wie  heut- 
zutage jumeift  bei  beffem  genftem,  g i f d) b ä n b e r. 
Sie  Sd)lteßDorrid)tung  befteht  aud  Vorreibern, 
Überwürfen,  Ginreibern  mit  Srepfnauf 
(OliDe),  aud  Srepftangenoerfcplüffen,  unter 
beiten  ber  SHuberftangen*  ober  Gfpagnolett- 
fl an g eitoer f dj lug  ber  gebvüucblicbjle  ift,  ober  aud 
Sriebitangenberfcplüffen,  unter  benen  fi<h  ber 
B a o 1 ü l D e r f d)  t lt  ß am  uteiften  eingebürgert  hat. 
Statt  mit  genftem  ober  außer  ihnen  werben  bie  gen* 
fterbffnumjen  audSicperßeUdgrüitbenunb  jurSlbbal* 
tung  bed  äonnenlicptd  aud)  mitSäben  »erfchlofien, 
bie  äußere  ober  innere  Sblnppläbcn  mit  ober  ohne 
3alou[ieen  ([.  b.),  ferner  ütoll&ben  (Mollja- 
toufieen).  Wie  fie  namentlich  bei  Scbaufenftern 
gebräuchlich  finb,  ober  Stabftelläben  (3ug* 
jatoufieen)  fein  lüttnen. 

Ge(d)id|tlicpcd.  Sen  ätleften  mcnfdjticpen  SSotj* 
nttngeit  (tpütten)  fehlten  bie  g.  Sie  3eit  ihrer  Gin- 
führung ift  unbefannt  unb  wirb  bei  ben  einzelnen  Söt- 
fern  fepr  oerfchieben  fein.  Sie  im  Orient  metfad)  noch 
jeßt,  fo  tagen  bei  ben  Hebräern  bie  g.  nicht  nach  ber 
Straße,  ionbem  nach  bem  innere  $>ofe  ju  unb  waren 
Dergittert  ober  mit  Säben  Derfcbcn.  Ser  Sahen  mit 
einer  [leinen  Pergitterten  äüittelöffnung  ift  aud)  int 
frühen  europäifchen  äRittelalter  ber  perrfdjenbe  Vor- 
fchtuß  ber  g.  Bei  ben  Gpincfm  bienten  ju  genfter* 
fd)eiben  feine,  mit  glänjenbemSnd  überjogeite  Stoffe, 
front,  bad  fie  in  biinne  Vlatten  ju  ucrar beiten  Der* 
itanben,  fowie  gefd)liffene  Vtufterefcpalcn,  wäprenb 
bie  Siönter  biefetben  aud  Spicgelftein  (blätterigem 
grauen-  ober  Biariennlad),  büun  gefcpliffenem  Vldjat 
ober  ilianuor  unb  (fepon  int  2.  3aprp.  n.  Gpr.)  aud 
front  fertigten.  frat  inan  auch  bei  ben  Vtudgrabun- 
gen  in  Vompeji  Brudpftüdc  Donölaätafctn  aufgefun- 
ben,  fo  läßt  ftch  hieraud  hoch  noch  nicht  mit  Beftimmt* 
heit  ableiten,  baß  baitiald  fd)on  Gladfenfter  im  Ge- 
brauch waren.  Grft  im  4.  3aprp.  Werben  Don  Gregor 
Don  2aurd  Rirchenfenfter  doii  gefärbtem  Glad  er- 
wähnt, fowie  674  ber  ilbt  Benebilt  Gtadmacpcr  aud 
grantreieß  iiad)Gngtanb  tommen  ließ,  um  burth  biefe 
eine  Don  ißm  erbaute  flireße  mit  Glaäfenftern  Der* 
fehen  ju  lajfen;  726  gefeßnß  badfelbe  Dont  Bißßof  Don 
Sorcefter.  3U  Gilbe  bed  8.  3«ßrp.  ließ  Vapft  Seo  III. 
Gladfenfter  tn  bieSateranfircpe  einfeßen.  3nSeutfcß« 
lanb  patte  badfitoflerSegernfee  bereites  im  10.3aprp. 


— gmfterredjt. 

g.  mit  bunten  GladfcßeiPen ; bie  nlleften  ©tadfeufter 
in  granfreid)  itamnten  pöcßflend  aud  bem  12.  gaprp.. 
unb  erft  im  14.  3aßrb.  würben  bergteiepen  in  Sofjn- 
päufem  angebracht.  Gin  erhaltenem  Beijpiel  aud  bem 
14.  3ahrp.  bepnbet  ftdj  für  Scutfcßlanb  im  9Jlarb ar- 
ger Sditoß.  3n  Gnglanb  hatte  man  fepoit  1180  in 
Dielen  Vrioatbäufem  Gladfenfter.  Siod)  1458  fanb  ed 
Sinead  SptDiud  auffaHenb,  in  SBieit  Diele  fräufer  mit 
Gladfenftcm  ju  fepen.  SReift  würben  bid  jum  all- 
gemeinen  Gebrauch  bed  genfterglafcd  bie  Öffnungen 
burep  Seppidje  argen  Siitb  unb  Setter  gefcplofjen. 
Säprenb  man  fid)  int  frühen  SRittelalter  rautenför- 
mig ober  fonftwie  gemufterter  Bleioerglafung  mit 
etwa  12  cm  großen  Sdjeiben  bebicnle,  würben  im 
fpätern  SRittelalter  unb  in  berSienaiffance  bieBußen- 
f cp  e i b e n (f.  b.)  Diel  angewenbet.  Später  erhalten  bie 
größer  wevbenben  g.  Dielfacpe  Sproffenteitung  mit 
meift  reeptedigen  Sdjeiben,  bie  bann  mit  ber  VerDotl- 
tomntnung  ber  Gtadtecpnif  Derfcpminbet  unb,  Wenig- 
flend  für  Domebmcre  Bauten,  ber  Serglafung  mit 
großer  Spiegctfcpeibe  Vlaß  ntaept. 

genfter,  oDalcd  unb  ruubed,  leite  bed  tnnem 
Oh  cd,  f.  Ohr. 

genftcrblumen,  mehr  ober  Weniger  gefcploffene 
3nie(tenb!umen,  namentlich  fogen.  Keffclfatlen  (f. 
Btütcnbeftäubung,  S.  91),  bic  in  ber  SBanbung  ber 
Btutnenpülle  ein  ober  mehrere  trandparente  Stetten 
befißen,  burch  bie  Sicht  in  ben  gefcploffenen  Siaum 
fäßt,  beffen  Junletljeit  oft  nod)  burd)  Viginente  in 
ber  übrigen  Sianbung  erhöht  wirb.  Sie  iit  bem  §obt- 
raunt  ber  Blüte  eingefcploffenen  3nfeften,  bie  bem 
Sicpte  juftreben  unb  in  ber  SHicptung  biefer  genfter 
ben  Vudgang  Denuutcn,  Werben  baburep  Deranlaßt, 
immer  wteber  naep  biefen  pellen  gledeit  hinjufrieepen 
unb  babei  ben  mitgebraepten  Volten  auf  ber  Siarbe  ab- 
juftreifen,  bie  in  ber  SUäpe  ber  genfter  liegt,  unb  fo  bie 
Befruchtung  ju  bewirten.  Gin  Beifpict  bietet  in  ber 
einpeintifepen  gtora  ber  ju  ben  Crcpibeen  gehörige 
grauenfepuh  (Cypripcdium  Calceolus),  ber  an  ber 
Band  ber  fadarttgen  Unterlippe  jwei  Sicptöffnungen 

gcnftcrcmait,  f.  Email  A jour  [befißt. 

geiiftcrfitt,  f.  Glaferfitt. 

geufterln , f.  Sliltgang. 

gentterrerpt  (Siditrecpt),  Jnbegnff  ber  noch* 
barreepttiepen  Borfchriften,  bie  bei  ber  iiintage  Don 
genftern  unb  Sicptöffnungen  ju  beobachten  finb.  Sad 
Bürgerliche  ©efeßbud)  pat  leine  befoubern  Beftiin- 
mungen  hierüber  erlaffen,  ed  gelten  Dielmepr  bie  all- 
gemeinen Borfdjriften  über  bad  Gigentum  (Sfacpbar- 
reept,  f.  b.).  SJian  (ann  atfo  in  feinem  feaud,  um  ipm 
Sicpt  unb  Suft  ju,jufüpren . beliebig  Diel  genfter  an- 
bringen,  nur  bürfen  biefetben,  fattd  bad  Gcbäube  auf 
ber  Grcnje  fiept,  nicht  nach  außen  ju  öffnen  fein. 
SanbedrecptlidieBorfcpriften,  foweit  fotepe  niept  fcpär* 
fer  ald  bie  bieäbcjügticben  bed  Bürgerlichen  Gefeß- 
bueped  finb,  blichen  bcjtepen.  Vreufien  pat  feboep  m 
feinem  Ütndführungdgefeß  jum  Bürgerlichen  Gefeß- 
buep  bie  Bejtimmungen  feined  Sanbrecpted  über  bad 
g.  wefentlicp  eingefcpränlt,  Bapern  in  ben  V! riefeln 
62  mit  67  badfelbe  eingepenb  geregelt.  Sad  öfter* 
reiepifepe  Bürgerliche  Gefeßbucp  gibt  in  § 488  nur 
Dlnfpnicp  auf  Sid)t  unb  Sutt;  bienen  genfter  nur  ber 
Vliwficpt , fo  muß  bied  befonberd  bewilligt  fein.  VI uj 
bem  gleichen  Staubpunft  fiept  ber  Code  civil,  VI  rt.  676, 
677.  Bgt.  Varid,  Siritif  ber  perrfepenben  Sepre  Don 
Sicht*  unb  genfterreept,  in  Groucpotd  »Beiträgen  jur 
Grtäuterung  bed  beutfepen  Sied)td< , Bb.  24,  S.  67  ff. ; 
®ente  u.  Scpneiber,  Sie  bapnfdien Vliiäfüpruiigä- 
gefeße  jum  Bürgerlichen  Gcfcßbicd)  (ilRüncp.  1900). 


genfterrofe  — geobofta. 


417 


gcnfterrofc  (Siofenfen ficr),  Me  ©uSfülIung 
eines  runben  ftmiterS  mit  SRaftroerf.  baS  beim  Über- 
gang beS  romamjd)cn  in  ben  golifebett  ©auilil  aus 
geraben  Speichen 
(Siabfenfter,  ftig. 

1),  fpäter  reidjer 
auögebilbet  unb  in 
feiner  höehftenlSnt- 
WidelungauSBlät. 
tem,  SDreipäffen, 
ftifd)blafen  u.  bgl. 
jufammengefeßt 
»üurbc ; qcwötjnlid) 
an  ber  ©ortalfeite 
ber  Stirdien  unter 
bent  ©iebel , na- 
mentlich ber  fran* 
jöfifeben  Ratbebra» 
Ien(ftig.2),feltener 
in  $eutfd)Ianb  (Soren, (tirche  in  Nürnberg);  eine  ber 
fdjöttften  an  ber  Scjifcite  beS  Straßburger  aRünfterö. 


gtfj.  1.  MabfenRer. 


gif).  2.  genfterrofe  een  ber  ftatbebrate  (»  Stouen. 

ftcuftcrftciicr,  f.  ©ebäubefteuer. 

ftcuftcrurucu,  f.  ©efäfje,  Dorgefdiicbtliche. 

ftcutoti,  Stabt  in  Stafforbfbire  (Snglanb),  bid)t 
bei  Store  upon  5Erent,  mit  2 gab  Ringen , neuem 
Stabtliau-3  unb  (teot)  22,742  (Sinw. , bie  bebeutenbe 
Söpfercien  unterhalten. 

ftcuiico  (fpr.  fenjefcb»,  ©le  jiuS,  ungar.  ©eograph 
unb  Statiftifer,  geb.  7. 3uü  1807  ju  ßfoldlj  im  fto- 
mitat  tütbar,  geft.  23.  3uli  1870  in  Sieupeft,  warb 
1828  Vlbuolat  unb  wohnte  1835  in  ©eft,  wo  er  baS 
preiSgefrönte  SSerf -Ungarns  unb  feiner  9?ebenl8nber 
gegenwärtiger  3uftanb  tn  geograpbifcher  unb  ftatifti» 
tcher  ©Mießung«  (©eit  1830—39,  6 tübe.)  Deröffent» 
lichte.  (Bleicher  ffluttfl  erfreuten  fid)  feine  »Slatiftif 
Ungarns«  ('lieft  1842—43,  8 tübe.;  aud)  beutfdi) 
unb  fein  »VlUgemeiner  Vanb-  unb  ScbulatlaS«  (baf. 
1845),  fämtlii;  in  magßarifcber  Sprache.  3n  feiner 
»Brfchreibung  Ungarns«  (©eft  1847  , 2 ©bc.)  gab 
5-  einen  VluSjug  aus  ben  genannten  großem  'Serien, 
ben  .Vorn  (»Ungarn  im  Sonnärj«,  Seipj.  1851) 
beutftb  bearbeitete.  1848  warb  ft.  (Sbef  ber  ftatifti- 
iehen  Seftion  im  9Rinifterium  beS  Tonern,  1849 
©räfeS  beS  Hefter  3Rilitärgerid)t8. 

Shell  J (o.  engl,  fcnce),  IS in friebigung , namentlich 
in  Siorbamerila;  fenjen,  mit  einer  ft.  umgeben. 

Shcobäl,  foPiel  wie  feubal;  ugl.  Cbal. 

3Rrp«r4  Ä om>.  * i'rrif  on , 6.  SufT  , VL  Cb. 


ftcobot  (ftebor.  Irr.  fjibor,  ruff.  ftontt  für  Xfjro- 
bor),  9!ame  breier  3aren  Don  Shtßlanb : 

1)  ft.1. 3wanoWitfcb,  geb.  11.  3Rai  1557,  folgte 
1584  feinem  ©ater  3 man  IV.,  bem  Sehrecflitben. 
©eijlig  unb  förperlicb  febwaeb,  überließ  er  bie  Siegie« 
rung  ganj  feinem  Scbtoager  SoriS  ©obunow  (f.  o.). 
SRit  fteoborS  7.  3an.  1598  erfolgter,  fd)toerlid)  burd) 
Boris  (Sobunow  Deranla&ter  ßmtorbung  erlofd)  Siu- 
ri(8  Stamm.  ®S  folgte  Boris  felbft  nach  Beteiligung 
Don  fteoborS  ©ruber  SemetriuS  (f.  b.  5). 

2)  ft.  n.  warb  nach  bem  Jobe  feines  ©aterS,  beS 
3aren  ©oriS  (Sobunow,  1605  burd)  ben  ©atriarchen 
unb  eine  9ln;at)l  ©ojaren  jum  3ar<,n  auSgerufen, 
aber  balb  barauf  beim  Srfdjeinen  beS  falfcben  Steine- 
triuS  umgebracht. 

3)  ft.  UI.  VUejejewitfd),  Sohn  beS  3aren  Slle- 
jei  SKidiailowitfcb,  regierte  als  ntilberftürft  feit  1676, 
geft.  16.  ftebr.  1682.  9!ad)bem  fein  ©ater  um  ben 
©eft|)RlcinruB[anbS  mit  ©ölen  gelänipft  hatte,  muhte 
ft.  um  baSfelbe  mit  ben  lürfen  rümpfen  (1677—81), 
bie  namentlich  unter  ben  Rofafen  Diele  Wnbänger 
wählten,  ©nt  heftigsten  wogte  ber  Stampf  um  bie  fte- 
ftung  Sfdtigirin.  3 nt  ftrieben  Don  Siabjin  (1081) 
erhielt  Siußlanb  Rijero  unb  Umgegenb.  3"  ben  ftrie» 
benSjahren  förberte  ft.  SSiffenfchaftcn  unb  Rünfte, 
grilnbetc  geiftliche  Schulen  unb  Seminare  unb  ge- 
jtattete  ber  abenblnnbifd)cn  Shtltur  großen  Ginfluß, 
inSbef.  polnifcher  Sitte  unb  Rleibuna.  3>en  ©ntprü- 
cheit  beS  VlbelS  auf  ben  erblichen  ©cfiß  ber  hohem 
fflürben  (Dgl.  aRjeftnitfcheftmo)  machte  er  baburch  ein 
Snbe,  baß  er  bie  ®efd)led)tSrcgifter  beSVtbclö,  bie 
SiaSrjäbbüchcr,  1682  öffentlich  Derbrennen  lieh-  3hm 
folgte  fein  Stiefbruber  ©eter  I. 

ftcobofia  (fpr.  fjobö-,  baS  alte  Theodosia,  tatarifd) 
Raff,  bei  ben  ©enuefen  Raffa),  RreiSftabt  unbSee- 
banbelöplaß  int  ruff.  fflouD.  laurien,  an  ber  Sflb- 
oftfüftc  ber  Valbinfel  Rrim,  an  ben  öftlidien  ©uSlnu- 
fern  beS  3atlagebirgeS  unb  an  ber  ©al)nlinie®fd)an- 
toi-ft.,  eine  ber  febünften  Stabte  ber  Shiut,  ift  weit- 
läufig gebaut  unb  mit  einer  ftarten,  burchlüntte  unb 
einen  (Srabcn  befeftigtenaRauer  umgeben.  Vln  beiben 
Seiten  ber  Stabt  Waren  DormalS  Raftetle,  unb  am 
SRorbenbe  ift  ein  hoher  SEumi  (©enuefentunn)  nod) 
erhalten.  3'tnerhalb  ber  Stabt  liegt  eine  mit  hier- 
edigen  Sümten  befehle  3jtabelle.  Vln  ber  Seftfeite 
beS  VafenS  jieht  ftd)  ein  ©ouleDarb  hin;  höher  liegt 
bie  ruffifebe  Stabt,  auf  ber  £u'l)e  bie  tatarifdje  ©or- 
ftabt.  j)ie  withtigften  Übcrbleibfcl  auS  ber  altei^3e>t 
ftnb : bie  Dom  2Reer  aus  über  bie  Berge  um  bie  Stabt 
iaufenbe  Siingmauer,  bie  große  Vauptmofchee  mit 
einem  3Rinarett  unb  10  Ruppein,  2 anbre  aRofchecn 
(Don  benen  eine  in  eine  ruffifebe  Rirebc  Denonnbclt 
ift),  bie  öffentlichen  ©aber  (jejjt  aRagajin  unb  3CU9’ 
hauS),  bie  (jeßt  trodne)  ©eorgenfontäne  mit  großen 
unterirbifdjen  ©ewölben,  ber  ©alafi  beS  ShanS  ic. 
3u  bm  öffentlichen  (Sebäuben  gehören  außerbem: 
eine  griechifch  ■ latholif^e  Ratljebrale,  2 aRofdjeen,  2 
Shnngogen,  wooon  bie  eine  ben  Raröem  gehört,  ft. 
hat  ein  Zollamt,  einen  botanifehen  ©arten,  eine  ©i 
bliotfjcf,  ein  ftabtifcheS  Vofpital,  eine  jübifd)e  unb  eine 
taraimifcheRreiSfchule  fowie8Seebabeanftalten.  fter 
ner  befiehl  ein  aRufeunt  für  ©Itertümer  unb  eine  ©e- 
ntülbefammlung  im  Vaufc  beS  aRarinentalerS  ©jroa- 
fowflij  (geft.  1900);  auf  bem  ©afarplaß  ein  mober* 
ner  Springbrunnen  unb  in  ber  SRäbe  ein  ©roitje- 
ftcgibbilb  VUejanberS  HI.  (feit  1896).  Sehenswert 
ift  in  ber  SJähe  ber  Stabt  baS  1442  gegrünbete  arme- 
nifchc  RIoftcr  St.  ©eorg.  (Die  ßinwohner,  bereit 
3al)l  (1897}  27,238  beträgt,  finb  Sinnen,  ®cutfd)e, 

27 


418  Feodum  — 

Tataren,  ©riechen,  Armenier  u.  3uben,  unter  bencn  I 
ftd)  mehrere  fjunbert  Karner  befinben.  Tic  ©cwetbe 
finb  Ocrtrctm  burd)  Seifenftebercien,  Ralf-  uitb  3'e- 
gelbrennercien  unb  eine  grofce  3®^  »on  SJiitbIcn. 
Kein  unb  Dbft  werben  ftarf  gebaut.  Ter  fjanbel  ift 
trofi  beet  uort reff! idjrn  unb  geräumigen  fcajen«  un- 
bebeutenb.  3UC  Ausfuhr  gelangen  fajt  nur  ©etreibc, 
aefatjcne  {laute  unb  Ölfaatcn.  Kit  beit  £>äfen  beb 
Afowfchen  unb  Schwarten  SWcerc«  ftctjt  g.  in  Tarnp- 
feroerbinbung.  g.  War  früfjergreibafen.  SeinerSee« 
bnber  unb  fdjönen  Sage  Wegen  ift  eit  in  her  Saifou 
feljr  befugt.  — Tab  alte  Theodoaia  (Theudoeia) 
war  eine  Kolonie  ber  SRileiter,  bie  Dan  bem  boSpora- 
midien  König  Seufon  erobert  unb  ju  einer  wichtigen 
§anbel«flabt  erhoben,  aber  fd)on  131  n.  tXt)r.  ber* 
wüftet  Warb.  Au«  ihren  Trümmern  erhob  firf)  bie 
Burg  JSafa,  Welche  bie  &h<rfonefter  350  ben  bo«po< 
ranifdien  Königen  entriffen.  Um  1262  legte  ber  ©e» 
nuefe  Balbo  Toria  in  ber  ©egenb  ber  Burg  bie  Stabt 
an,  bie  er  Raffa  nannte,  unb  bie  burd)  ihren  au«- 
gebreiteten  $?anbel  balb  blilbenb  unb  ntädjtig  Warb. 
1320  würbe  hier  ein  fatholifdjcr  Biicpof  eingelegt  unb 
balb  barauf  and)  ein  arntenifdter.  1344  unb  1345 
belagerte  Tfdtjnnibeg-Ebo"  bie  Stabt  Oergcblicf).  Ta 
biele  Einwohner  ber  benachbarten  Sänberfid)  bor  ben 
Csmanen  hierher  flüchteten,  fo  würbe  Staffa  groß  unb 
veid).  55-  würbe  4.  3uni  1475  burd)  Betrat  oon  ben 
Tinten  eingenommen  unb  oerwiiiteL  Tennoch  er- 
holte cd  ftd)  auth  oon  biefern  Sdtjtag.  1771  Würbe 
g.  oon  ben  Sluffen  erobert  uttb  1774  an  SRujjlanb 
abgetreten.  — Ter  Rrci«  g.  enthalt  Oiele  Saljfeen. 
Am  Ruß  beb  710  m hohen  Telijer  Berge«  liegen  bie 
bentfdben  Kolonien  {icilbronn,  3üricf)tbal  u.  a. 
Feodum,  f.  Feudum. 

her.,  bei  Tiernamen  Abfflrjung  für  91.  Eitenne 
b’Aubebarb  beg(ruffoc(f.  b.). 
fvera , f.  iRenfe. 

gernbab  igerababab),  f.  garadtabab. 

Fer  ii  cbeval  (franj.,  |pr.  fir  a Idn-as),  {mfeifen; 
en  £,  hufeifenfbrmig. 

Feralla  (ge  r a 1 i cn),  bei  benSiömem  ber  legte  Tag 
beb  oom  13. — 21.  gebt,  gefeierten  TotenfefteS  (f.  Bo- 
rentalien);  am  nüdbiten  Tage  fanb  ba«  EicbeSfcft  ber 
lebenben  BerWanbten  ftatt,  bie  Caristi»  (f.  ft'ariftien). 
gcrojitrit  (lat.),  grud)ibarfeit. 
gerbertt,  wlineral,  ein  EifcnWolframat  mit  nur 
69,5  Broj.  SBolfrnmfäure,  mithin  oon  anbrer  3“- 
fammenfe(ung  als  ber  iHeinit  unb  Kolframit,  finbet 
fidj  in  fdjwarjm  tiSmigen  Aggregaten  in  bet  Siena 
Almagrera  in  Spanien, 
grrrdier,  fooicl  Wie  gaftor;  f.  fmuSmbuftrie. 

Fer  de  Berlin  (franj.,  fjr.  (Sr  bi  btrrtnu) , gili- 
granarbeiten  au«  Eifenbraljt;  f.  Bijouterien. 

ffttbinanbltpan.  Fernando,  Hernondo,  althodib. 
Herinand,  ber  .{icertühne«),  SRame  jal)lreid)er  gür- 
ften  unb  fürftlidjer  ferfonen. 

Überfttbt  natb  ben  fifinbern. 

srcntfefM:  flaller  1—3.  ßfterreitb  16—19. 

tlitpalt  4.  Portugal  20  — 22. 

(Tlragonten,  f.  Spanien  30. 81.)  Preußen  28. 

Kauern  5.  Dtumtlnten  24. 

(Kötjmen,  f.  Cflerrtub  16.)  Satbfen  - Jtoburg  25. 

KraunlAroeig  6,  7.  (6l|tüen,  1.  '5,'rapet  14,  15.) 

Kutgarien  8.  Spanten  26—34. 

£effen  9.  tZtrot,  f.  ßfterreitp  16.) 

(Aafti)ien,  f.  Spanien  26,28, 29.)  Zoltana  35  — 38. 

A3In  10.  (Ungarn,  f.  Citcrrcitö  16.) 

IReapc)  unb  Stillten  11 — 15.  Württemberg  39. 

Ilcutfdic  «aitrr.l  1)  g.  I.,  geb.  10.  SRärj  1503 
ju  Alcala  be  {tenareO  in  Beulaftdicn,  geft.  25.  3uli 


gerbinanb. 

1564  in  Kien,  Sohn  BWippä  be«  Sdjönett  oon 
Cflerreich  unb  Jjohanna«,  berTochtergerbmanb«  be« 
Katholifd)en,  jüngerer  Brubtr  Kaifer  Karl«  V.,  warb 
nad)  bem  Tobe  feine«  Bater«  (1506)  in  Spanien  er- 
jogett.  Sein  mütterlicher  ©roßDatcr,  gerbinanb  ber 
RathoIifd)e  Pon  Spanien,  hatte  bie  Abfid)t  gehabt,  bie 
große  fpanifch  • hab«bttrgifd)e  Erbfdiaft  jwifd&en  ben 
Brübem  Karl  unb  g.  ju  teilen.  Ter  Ehrgefj  Star!« 
bereitelte  biefen  Blan;  oieltitehr  Warb  g.  bet  Start« 
Anloejenhcit  m Spanien  1517  nach  ben  Söeberlnnbeu 
geidjidt  unb  erhielt  im  Teilungeocrtrag  ju  SSortn« 
28.  April  1521.  nur  bie  iifterreidjifd)en  Sanbe  (ba« 
Srjherjogtum  Öfterreich,  Steienuarl,  ftämten,  firaiu 
unb  Tirol)  fowie  im  Auftrag  feilte«  Bruber«  bie  Sei- 
tung  ber  beulfchcn  Angelegenheiten  wäljrenb  beffen 
AbweienheiL  1521  Dennäblte  er  ftd)  mit  Anna  (ge jt. 
1547),  ber  Tochter  be«  König«  ffi!abi«Iam  oon  Un- 
garn unb  Böhmen,  unb  warb  nad)  betn  Tobe  feine« 
Schwager«,  be«  König«  Subwig  II.,  burd)  S8ai)l  ber 
Stänbe  König  biefer  Sönber.  3n  Ungarn  erhob  jith 
3ohann3dpoli)a  al«©egcu!önig,  beffen Berbünbeter, 
Sultan  Soliman,  1529  Kien  bebrängte.  Warb  aber 
imBertrag  juSrofjWarbein  1538  mit  bemTilel  eine« 
König«  Oon  Ungarn  nebft  einem  Teil  be«  Sanbe«  ab- 
gefunben.  Stach  3dpott)a«  Tobe  1540  erhob  feint 
Kitwe  3fabtQn,  untcrflüßt  Oon  ber  Bforte,  für  ihren 
unmünbigen  Sohn  3ohaitn  Sicgnnmb  Anfprüdte  auf 
ba«  aanje  oäterlicbeErbe,  unbbWtumgriebctwfdhIui 
mit  Den  Türfen  1562  fam  g.  nicht  jum  ungeftörten 
Beftjj  Ungarn«.  3”  Böhmen  erhoben  nd)  gegen  g. 
bie  jahlrcithen  Anhänger  ber  SRefonnation,  bie  g.  je- 
bod)  nach  ber  Sdjladii  bei  3Rühiberg  (1547)  unter« 
brlidle.  1530  erwarb  g.  ba«  {lerjogtunt  Kürttem- 
berq,  ba«  ber  Sd)Wäbifd)e  Bunb  1519  bem  {terjog 
Ulrich  entriffen  unb  an  Cfterreid)  oerfauft  hatte;  al« 
1534  Ulrich  fein  Sanb  wiebererobcrle,  behielt  g.  im 
Bertrag  oon  Staaben  Kürttemberg  al«  lKeidi«lehcn, 
weihrenb  Ulrich  t«  al«  öfterreichifche«,  alfo  al«  After- 
lehen jurüderhielt  Ulrich«  Teilnahme  am  Schmal- 
talbifchm  Kriege  machte  ihn  beäAfterlehen«  Oerluftig, 
unb  ber  barüber  entftehenbe  Streit  würbe  erft  1552 
unter  {lerjog  Ehnftopb  ju  beffen  gunften  beigelegt, 
g.  hatte  5.  3an.  1531  ju  Aachen  bie  beutfehe  König«- 
frone  erhalten,  leitete  feitbent  al«  SteUocrtreter  feine« 
Bruber«  bie  weiften  SReidwtagc  unb  fchlofe  1652  ben 
Baffautr  Bertrag  unb  1565  ben  AugSburgcr  SJeli- 
gionäfrieben  ab.  9?a<h  Karl«  V.  Abhanfung  1558 
jum  römifchen  Kaifer  gewählt,  behauptete  er  ftd)  auch 
gegen  ben  Eiufprud)  be«  Bapfte«  Bau)  IV.  g.  war 
perfönlid)  eifriger  Katholif,  hatte  jebodj  früh  bie  Un- 
ntöglichfeit  erfannt,  ben  BroteftantiSmu«  ju  unter- 
briiden,  war  au«  politifchen  31iicffid)ten  für  Tulbung 
ber  ^ßrotcftariten  unb  oerfolgte  al«  StellDertrelfr 
Karl«  V.  Wie  al«  Kaifer  eine  Bölitif  berKompromiffe. 
Ta  er  namentlich  bie  Einfdjränfung  be«  pöpfllicben 
AbfoIuti«mu«  unb  einige  SHejormen  inberfathotifdjen 
Kirche  für  nolwenbig  hielt,  befriebigten  ihn  bie  Be- 
fthlüffe  be«  Trienter  jfonjil«  burcpau«  nicht  91ad>- 
bem  er  15ti2  bie  Kahl  feine«  Sohne«  SRnyimilian  II. 
jum  römifchen  König  juftanbe  gebracht  hotte,  teilte 
er  bei  feinem  Tobe  feine  Sänber  unter  feine  brei  über 
lebenben  Söhne  Biajimilian,  gerbinanb  unb  Kart, 
aufierbem  überlebten  tbn  oon  feinen  16Kittbem  9Töd)- 
tcr.  Bai.  Budiolj),  ©efdhichte  ber  Sleqicnmg  gerbi- 
nanb« I.  (Kien  1831 — 38,  9 Bbe.);  Oberleitner, 
Öfterreid)«  ginanjen  itnb  £iecrwefen  unter  g.  I.  (baf. 
1859);  IRofcntbal,  Tic  Bebörbenorganifation  Kai- 
fer gerbinanb«  I.  Ta«  Borbilb  ber  Berwnltung«- 
organifalion  in  ben  beuifd)en  Territorien  (baf.  1887). 


419 


getbtnanb  (beutfd)er  Malier , flnljali,  ©apent). 


2)  g.  II-,  geb.  9.  3uli  1578  in  öccij,  geft.  15.  gehr. 
1637  in  SBicn,  (Intel  bei  Bungen,  Sohn  be«  Grjher* 
gog«  Sari  Bcm  Kärnten  unb  Steiermart  unb  ©(aria« 
Don  ©apera.  Siacö  bcm  lobt  feine«  ©ater«  (1590) 
Bon  bcn  3cfuiten  in  2>ngotftabt,  bie  if)tn  einen  un» 
neriohnlithen  $)afs  gegen  ben  ©roteftantiämu«  ein* 
ftöfiten.  ergogen,  rotteteermfemenßrblanben,  Steter* 
mnrt,  Säritten  unb  Rrain.ben  ©rotcftanti«mu«  au«, 
BerfudRe  gleiche«  auch  in  Öfterreid)  unb  ©übmen,  ba 
er  und)  bet  Scbgeiten  be«  tinbertofen  RatfcrS  fIRatthia« 
1617  jum  Sättig  Bon  ©Binnen  unb  1618  Bon  Un- 
garn erwählt  worben  war.  unb  Berantaftte  hterburd) 
ben  ©usbruch  bcs  Srei&igjährtgen  Krieg«  (f.  b.). 
3iad)  'IKatibiaä’  ©obe  (20.  UKärj  161«)  26.  «ug. 
1619  gu  granffurt  gunt  sVaifer  gewählt,  batte  er  m» 
gmiiehen  ©ahnten  Berlorctt  mtb  begann,  itad)  ber 
SdtladR  am  Scigen  ©erge  8.  ©ob.  '1620  mifber  int 
Befig  be«  Sanbe«,  eme  furchtbare  falboliftlie  (Gegen- 
reformation in  aßen  feinen  Sänberu  mit  iflusütalmie 
Ungarn«  unb  eine«  Seile«  Bon  SdReften.  Sem  äj?er- 
jog'fflarimiliau  »oit  ©apern  gab  g.  für  bie  ibm  ae* 
leplete  £ilfe  bie  RurfürftmWttrbe  nebft  berCberpjalg. 
nadibcin  er  g-riebrid)  tut  ©tiberiprud)  mit  ber  ©cidi«- 
Berfaffung  feiner  ©Jürbe  unb  Öanbe  Bertuftig  crtlürt 
unb  geäditet  batte.  *jur  ©ollftredung  ber  2ld)t  rüd* 
ten  fpanijd)e  unb  Iigijiijcbe  I nippen  in  bie  Sifjeinpfalj 
ein  unb  unterbriidieit  in  ben  belebten  ©ebieten  ben 
©roteftanli«mu«.  Sie  rüdjtd)täto|«  St:  tjfiiljruiig 
be«  -geifthdien  ©orbehalt«*  (f.  b.)  unb  bie  Öiebciber* 
Rettung  ber  taU)olifd)ei»  Stifter  burd)  Stilg  riet  ben 
nieberfätbftidj-bäitifdjen  Steg  beroor,  für  ben  3.  ein 
eigne«  taiferüdje«  jjeet  unter  ©SaHenftem  auffleUte. 
Sie  ^erjagt  oon  SRedtenburg,  btc  ben  König  Ofiri* 
ftiatt  IV.  son  Sänemart  gegen  Silit)  unb  ©tatlcuflem 
unterftüfcten , entfette  er  ihrer  fiänber  unb  belehnte 
bamit  ffiaUenftein.  Swar  fdjeiterte  fein  ©tan,  fit!)  ber 
See  berrfd)aft  auf  berCftfee  ju  betnädjtigen,  an  bem  bet* 
benmßligen  SSiberfiattb  ©tralfunb«,  aber  in  Seutfdj* 
lanb  war  er  (xrr  bcri'age.  fo  bafi  er  gut  ©emidRung 
be«  ©rotcftantiSmuS  6.  Ütiiirj  1629  ba«  ©eftitutionS* 
ebift  (f.  b.)  erlieg.  Grit  bei  bau  ©erfud),  eine  SKiU» 
tärtnonardjie  mit  SSaBcnftein«  ßilfe  aufgurid)ten,  er* 
hoben  fid)  bie  in  ihrer  Ünabbängigleit  aejäljrbcien 
gürften  ber  Stga  gegen  g.,  erzwangen  163Ö  in  Sie* 
aenäburg  ääaüenjtein«  Gnllnffung  u.  Slicrminberung 
Ser  fatferlid)en  Iruppcn.  Sie  alcidijcitige  Canbung 
©uftaB  ©botfo  brachte  neue  ©efapren,  jelbft  für  feine 
GrbüutDe,  uttb  fcblieglicb  laut  c«  untec  3ugeftänb* 
ntffen  an  bie  eBangeliftben  gürjtcn  1635  gutn  ©rager 
grteben.  ©or  feinem  lob  errctd)le  g.  nodt  bie  Siaf)l 
feine«  Sohne«  jum  Stonig.  g.  mar  Bon  {feiner,  ge* 
brungener  ©cftalt,  heiter  unb  freunbiub  gegen  feilte 
Umgebung.  Seine  ©Utmüiiatetl artete  oft  in  Sd)Wäd)e, 
namentlid)  gegenüber  gewtjfenlofen  ©camten,  au«; 
burdi  feine  maftlDfee  'gteigebigteit  jeniitlete  et  trofj 
einfiidier  Vebaunoetfe  feine  gmanjen.  Sr  War  fieifeig 
mtb  gewiffenhaft  ut  ber  Srfilüung  feiner  Stegenten* 
pfliduen,  aber  in  feinen  Weinungen  gan ; abhängig 
Boit  feinen  Siätett  unb  ©eiehtoätern.  Bat.  ÄheBt“' 
hüllet,  Stnnaten  gerbittnnb«  II.  (2.  Stuft.,  fieipj. 
1716  — 26,  12  ©be.);  ©urtcr,  ©efdjieble  gerbi- 
nanb«  II.  (2d»ffh.  1850  - 64,  1 1 ©be.),  unb  bie  2i» 
teratur  inner  »SSwiftigiabrigce  Jtricgt. 

3)  gJII  , geb.  13.3'tlt  1608  in  ©rag,  geft.  2.Stpril 
1657,  Soh«  uttbSladtfolger  be«borigcn,  erhielt,  1625 
jnnt  König  Bon  Ungarn,  1627  jum  Röntg  Bon  ©öh* 
men  gefrönt,  nad»  SöuBenfleitt«  ‘fvmorbung  (1634) 
ba«  Cberfomtnanbo  über  bte  fatferlidjen  £ieere  unter 
bem  ©etrat  ber  fflenirate  ©aüa«  unb  ©ictolomini, 


eroberte Itmiaumörttj  mtb  Scgeiröburg,  fiegte  im  rep* 
tember  1684  bei  Siörblingen  unb  Beitrieb  bie  Sthiue* 
bcn  au«  ©iibbeutf^lanb.  1636  no<h  bei  fiebjeiten 
feine«  ©ater«  ju  befien  Sladhfolger  erwählt,  folgte  er 
ihm  1637,  ohne  SBiberftanb  ju  ftnben.  Seitbcm  ar» 
beitete  er  ununterbrochen  auf  griebenSunterhanb» 
lungen  hin,  bie,  1644 eröffnet,  erft  1648  (umStbfdhluf) 
{amen  (f.  ©Seftfält!'d)er  griebe).  Di*  entWiebcne  Sei- 
gerung  gerbinanb«,  m feinen  Srbtanbra  bie  Sieü* 
gionätretheit  ju  gewähren  unb  biegcflohenenSiebetten 
mteber  aufjunehmen,  trug  wefer.iltch  jurSenögerung 
be«  griebeti«  bei.  g.  betuirfte  nodi  auf  bem  »leididiag 
|uSfegcn«burg(1653)  bie  römifd)eSönig«wahI  feine« 
Sohne«  gerbinanb  IV.,  ber  inbe«  1654  Bor  bem  ©ater 
ftarb.  g.  war  eine  große,  ftatttidjc  ©erfonttd){eit,  eben* 
fall«  fromm,  aber  weniger  fanaiifdj  at«  fein  ©ater 
unb  gut  beutfdj  gefimit,  babei  ein  görberer  berStiinftc 
unb  SBiffenfdhaften,  feljr  mufifaltidi  uttb  felbit  Sout* 
ponift.  Son  feinen  ionfägen  tiefi  ffiotfgami  ffibner 
eine  ©rie  mit  36  Sariaiionen  in  ©rag  1648  bruden; 
einen  Bierfiimmigen  ©efang  mit  begiffertem  Saft, 
»Melothtsia  Caesarea* , gab  S’irdier  im  1.  Seil  fei* 
1er  »SSusurgic«,  uttb  einen  einfachen,  Bierftumnigen 
©horgefang  Uber  bett  ©falm  Miserere  fiitbei  ntau  im 
28.  Jahrgang  bet  Scipjiger  »IKltgememen  muütali* 
fdjen  Leitung«  (1826).  Sine  ©efamtauägabe  feiner 
mufifatifihen  Berte  mit  betten  ber  Sfaifer  Veopolb  1. 
unb  Sofeph  I-  beiorgte  @.  Stbter  (8b.  1 u.  2,  Stielt 
1892  u.  1893).  ©gl.  Mod),  «cfdmhte  bee-  2eutiihen 
Sfeitbe«  unter  ber  SRegtenutg  gerbinanb«  HI.  (©stm 
1865,  2 ©be.). 

| «Inhalt.]  4Vg.gr iebricb.gürft Bon 'Hnhatt* 
Köthen,  geb.  25. 3uni  1769  in ©lefp  geft.  23.  Ütug. 
1830,  nltcfter  Sohn  bc«  gürfteti  griebtid)  Srbmann 
Bon  4lnhait*©lefi  unb  ber  ©räfin  fiuife  gerbmanbe 
Bon  Stotberg*®ernigerobe,  trat  1786  in  ba«  preu- 
fjtfdje  §ecr,  würbe  ©'eneralmajor  unb  beteiligte  fid) 
an  ben  getbgiigen  am  Siljcm  Bott  1792—94.  Sindt 
feint«  ©ater«  Xob  (1797)  gu  ©lefj  unb  auf  Seifen 
lebenb,  trat  g.  1806  wicber  in  bie  ©rmee,  fdilug  öd) 
nach  ber  Sdjladit  bei  genn  an  ber  Sp’.pc  feine«  Sie* 
giment«  bei  .*}ehbmid  bttrCh  bie  feinbluhen  tiimni. 
Würbe  aber  iit  ©öhmen  Boit  ben  Oflcrreid)em  ent* 
waffnet.  Salb  barauf  nahm  er  feinen  ©bfthicb, 
warb  aber  1813  Sefehlähdber  be«  fd)lefifd)ett  fianb* 
itumt«.  Seine  erfte  Ghe  mit  Vuife,  ©rinjefftn  bou 
Schleswig  * feolftein  * Sonberburg  * Sed,  warb  1803 
nadi  (urjer  3>auer  burdh  ben  lob  gelöfi.  1816  mit 
mit  ber  ©räfin  gulie  Bon  ©canbcnbimg  (geft.  1848), 
ber  'Sodjter  griebrid)  dStlhelm«  II.  unb  ber  ©räfiit 
Bon  ©önhoff,  Bermählt,  gelangte  er  1818  nach  bcm 
Jobc  feine«  unmünbigen  ©etter«,  5?erjog«  Subwig, 
jum  Sefib  be«  löerjogtum«  fflnhatt-Röthen , woranr 
er  feinem  ©ruber  Vemrtd)  bie  ©tanbe«herrfd)aft  ©lei) 
überlicf).  $ie  mit  ©reußen  Wegen  be«  neuen  ©renj* 
joü*  unb  Serbraudjäfteuerfhftem«  jehwebenben  Sirei- 
tigleiten  brachte  er  1821  BorbieSunbeSBerfammlung, 
btcfclbeit  warben  aber  erft  1828  burdi  eine  Überein* 
htnfl  swifchen  ©reufien,  Köthen  unb  5Deffau  gefthticb 
tet.  «uf  einer  Sietfe  nadh  ©arii  trat  g.  bafd'bft  1825 
mit  feiner  ©entahlin  Jur  {atholtfdteii  Kirdie  Über  unb 
fuchte  feitbem  and)  ber  rOangelifd)en  Kirche  )tine« 
Sanbe«  einen  hierarchifd)en  £l)aratltr  ju  geben.  Sr 
ftarb  tinberla«;  ihm  folgte  fein  ©ruber  V>cmrid). 

[«ntitrii.)  5)g.äNarta,Rurf ürftBou©at)ern. 
geb.  31.  Elt.  1636,  geft.  26.  SRai  1679  in  ©chteiR* 
heim,  Sohn ®ta|iinittan«  I.,  folgte  jeinem ©ater  1651 
erft  unter  Sorniunbfchaft  feiner  ©lütter,  Stariaftnna 
oon  Öfterreich,  feit  1654felbftätibig.  jtattbaberimniei: 

27* 


420 


gerbmaitb  (Braunfchweig,  Bulgarien,  Reffen). 


unter  bem  EiuRup  anbrer,  halb  (einer  SRutter,  halb 
•einer  ©cmablin,  einer  [aromjcfjen  ©rimeifm,  balb 
•einer  Diäte.  Er  regierte  im  Ämtern  im  ©eifle  feine« 
©ater«  alb  greunb  ber  Kirche,  beobachtete  m ben  ba- 
maligen  St  liegen  mit  flubwig  XIV.  eine  granfreieh 
freunblicbe  Sieulralität,  erhielt  baburd)  feinem  ünnbe 
ben  gricben  unb  lieb  bie  feunben  be«  Drcipigiäbri- 
gen  Kriege«  ht'ltn  Sgl.  Üipowftl).  De«  g.  SR., 
inBahcrnfcerjogä  unbRurfürflen«,  Mebettä-  unb  Sie- 
giening«gcid)id)te  (SRiindj.  1831) ; Söberl,  Baljem 
unb  grnii(reid),  eomel)m(id)  unter  Kurfürft  g.  SÄ. 
t,baf.  1900). 

IBraunübwtlg.]  6)  g.  Blhrccht  II.,  fcerjog 
ton  Braunfchweig,  geh.  2».  SRni  1680,  geft.  3. 
3cpt.  1735  in  Saljbalflum,  Sohn  gerbin  aubBl- 
b r e dt)  1 81.  (1636—87),  beb  erften  £>er}og«  bon  Braun- 
•ehweig-BeDem  unb  ber  Sianbgräfiu  Etjnüme  oon 
Veffen-Efdiwege,  folgte  feinem Ssater  1687  inBcDent, 
fodjt  im  epamfdjcn  Erbfolgefrieg  mit  ber  faiferlidjen 
Brmee  in  Schwaben  unb  Baljcm,  würbe  uor  Canbau 
[tbtoer  berwunbet,  1707  ©eneralmaior  unb  1711 
gclbmarfd)al!eutnnnt.  Unter  bem  ©ringen  Eugen 
Inmpfte  er  gegen  bie  Dürfen  . erhielt  ben  Oberbefehl 
in  ber  geflung  Kontant  unb  jeidjnele  ftd)  bei  ©der- 
warbeiti,  bei  ber  Belagerung  »on  Jemeenrir  unb  bei 
ülclgrab  au«.  1723  faiferlid)er  gelbmarfdiaü,  1727 
Dieiäogeneralfclbjrugineiftcr  unb  1733  3ieid)«gene- 
ralfclbmatfd)att  geworben,  jog  g.  1734  bie  Inifer- 
liehen  Rriegöoölfer  bei  Riffen  gufammen , ging  mit 
ihnen  an  ben  flihem  unb  führte  bi«  gu  Eugen«  Sin- 
tunft  ben  Oberbefehl  im&ter.  2Vr2ob  feine«  SdjWie- 
gcroater«,  be«  fcergog«  Subwig  Dittbolj  Son  ©raun- 
Idiweig-Stjolfenbüttcl,  rief  ihn  1.  ©iärg  1735  auf  ben 
crlebigten  §crgog«ftuf)l ; both  ftarb  er  wenige  SDio- 
nate  barauf.  Er  loar  mit  Bntoniette  Bmalie  non 
Braunfchweig  (1696—1762)  bermählt.  3hm  folgte 
icin  öltefter  Sohn,  Karl.  Der  gweile  Sohn,  Bnton 
Ulriih,  ©ater  be«  Haren  3wan  VI.,  enbete  elenb  in 
Dtuplanb;  Slbert  fiel  at«  preupifcfjer  ©eneral  1745 
bei  Soor,  griebrid)  granj  1768  bei  2>od)firch.  ©on 
ben  iödjtem  heiratete  bie  ältefte,  Elifabeth  Kljriftine, 
griebridl  b.  ®r. 

7)©ring($jcijog)oon©raunfd)Weig,  preup. 
©eneralfelbmarfdniU,  geb.  12.  San.  1721  in  Solfen- 
bütlel,  geft.  3.  jjuli  1792  in  ©raunfehweig,  niertcr 
Sohn  be«  Porigen,  trat  1740  alb  Obcrft  in  preupifdje 
Dienfte,  nahm  am  elften  Sd)Iefifehen  Krieg  in  beb 
König«  ©efolge  teil,  blieb  beffen  ©cienjchafter  unb 
warb  ©eneralmajor  ber  Sitfanlcric.  Beim  VUibbnid) 
be«  groeiten  Sd)leftfdjen  Kriege«  ging  er  mit  feinem 
Dicgiment  unter  bem  Vllten  Deffauer  naih  Böhmen, 
warb  itad)  feiner  Diüdfebr  Ehef  ber  gupgarbc  unb 
begleitete  1745  ben  König  jum  tpecr  nad)  Sd)Ieften. 
Bei  £iof)enfriebberg  (4.  Sunt)  unb  bei  Soor  (30. 
Sept.)  herborragenb  am  Sieg  beteiligt,  genug  g.  bie 
befonbere  ®unft  be«  König«,  ber  ihn  nad)  ©otsbain 
in  Wamüon  legte  unb  ihn  auf  feinen  Snfpeltion«- 
reifen  mitnahm.  1750  ©eneralleutnant,  1752  @ou- 
nemeur  ber  geftung  ©cip  in  ber  fttufip,  1765  nadi 
SXagbeburg  Dcrfept , führte  er  beim  Bubbrud)  be« 
Siebenjährigen  Siege«  (Buguft  1756)  ein«  ber  brei 
in  Sadjjen  einrüdenben  fceere,  befepte  Seimig  unb 
bradt  13.  ©ept.  nad;  Böhmen  auf,  wo  er  beificbofip 
(1.  Olt.)  ben  rechten  gliigel  befehligte.  Bei  bem  Ein. 
rüden  in  Böhmen  im  Bpril  1757  führte  er  bie  Bor- 
but  unb  trug  Diel  guni  Siege  bei  ©rag  (6.  SRat)  bei, 
leitete  aud)  fpätcr  an  ber  Stelle  be«  gürflen  SHorip 
Don  Dcffau  bie  Belagerung  biefer  Stabt.  Bei  3Iofi- 
baep  befehligte  er  ben  rcdjten  glügel,  erhielt  im  Sio- 


Dember  nadj  Aufhebung  ber  Sonoention  oon  Klofter* 
Heben  ben  Oberbefehl  über  ba«  Derbünbete  §eer  in 
VannoDer,  brängte  im  Degcmber  ben  SRarfchaU  b.  Si- 
djelieu  naih  Eeüe  guriid,  trieb  beffen  91adifolger@ra< 
fen  Elennont  im  grübjaljr  1758  auf  ba«  linle  SRbem- 
ufer  guriid  unb  fehlug  ipn  bei  Srefelb  23.  Jiuni; 
13.  Wpril  1759  würbe  er  bei  Bergen  gefehlagen, 
brachte  aber  1.  Bug.  bem  franjöftfehen gelbherrn  Eon- 
tabe«  bei  SJlinben  eine  entfeheibenbe  Sliebcrlage  bei. 
3war  fonnte  er  nieht  berhinbem,  bag  bie  grangoien 
1760  Reffen  wieber  einnahmen;  bod)  hielt  er  fie  im 
fotgenben  Sohr  burd)  bie  ihnen  beigebraebte  Bieber- 
läge  bet  Seüingbaufen  (16.  3uli)  tm  Sebaeb.  ®eti 
gelb.iug  bon  1762  eröffnete  er  mit  bem  Überfall 
bei  SilhelmSthal  (24.  3uni).  9Jad)  bem  gricbene- 
f^Iup  Warb  er  al«  gelbmarfdjaU  wieber  ©ouoemeur 
bon  SRagbeburg  unb  Ehef  eine«  gupregiment«.  Ste- 
gen einer  Spannung  mit  bem  reizbaren  König  nahm 
er  1766  feine  Entlaffung,  lebte  feitbem  in  Braun- 
fchweig  ober  auf  feinem  £uflfd)lo&  ©eehelbe  unb  war 
Künftlem  unb  ©clcbrten  ein  gropmütiger  ©önner. 
Sn  ber  lepten  3fü  feine«  Sebon«  liep  er  Reh  burd) 
feine  freimaurerifehen  Beftrebungen  unb  bureh  ©ünft- 
linge  unb  Betrüger,  bie  fid)  mfotge  berfelben  an  itm 
brängten,  gu  ntandien  SRipgriffen  Derteiten.  1889  er- 
hielt ba«  8.  Weftfälifdje  Sufantericregimcnt  Sir.  57 
feinen  Slamen.  Seine  16  Bänbe  Xagcbiicber  (1751 
bi«  1766)  famen  in  beit  Befip  feine«  frühem  ©eite- 
ralabfutanten  Burggrafen  griebrid)  SBlernnber  oon 
$ohna  (f.  Dohna  13);  non  ihm  oevjapte  -Reflexion» 
et  aneedotes  vraies,  mais  hardie»  sur  la  Campagne 
de  1756«  erftbienen  im  4.  fcefte  ber  »Urfunbliihcn 
Beiträge  unb  gorfdjungen  jur  ©efehidjte  be«  preupi* 
fehen  $eereS-  (Berl.  1902).  Sein  ©ünftling  SKau- 
DiUon  erriditele  ihm  ein  Dentmal  in  feiner  »©efehidjte 
gerbinanbä«  (Seipj.  1794,  2 Bbe  ).  Sgl.  Sdtaper, 
Via  militairedu  maröcbal  prince  F.  (iilagbeb.  1796, 
2 Bbe.V,  bon  bem  Snefebed,  g.,  S>erjog  bon 
Braunfchweig  unb  Süneburg,  währenb  be«  Sieben- 
jährigen Kriege«  (£>annoo.  1857, 2Bbe.);  Säeftpha- 
len,  ©efehiebte  bet  gelbjüge  Sterjog  gerbinanbe  bott 
©raunfehweig-fiüneburg  (Berl.  1859—73,  6 Bbe.). 

(•Bulgarien. j 8)  g.  I.,  gttrft  bon  Bulgarien, 
geb.  26.  gebr.  1861  in  SiUen  al«  ©ttitj  g.  wlaptmi- 
lianKarlSeopolbSSaria  juSad)fen  Stobutg,  jttngfter 
Sohn  be«  ©rinjett  Buguft  (geil.  26.  Snli  1881)  oon 
ber  latbolifdhen,  in  Ungarn  begüterten  Minie  Koburg- 
Kobärt)  unb  ber  ©rinjrfjln  Klementine  bon  Crlöan«, 
‘4od)ter  be«  König«  Subwig  ©hilipp.  trat  früh  'u  ein 
öftcnei^ifche«  ^ufarmregtment  ein  unb  ging  1886 
jur  ungarifthen  .VonDifbaniice  über.  Bm  7.  Suli 
1887  bom  Sobranjc  jum  gürfiett  bon  Bulgarien  ge- 
wählt, leiftete  er  14.  Bug  in  Dmowo  ben  Eib  auf 
bieSerfaffung  unb  hielt  28.  Bug.  iitSofia  feinen  Ein. 
jug.  Obwohl  er  infolge  bon  Shiplatibo  Eiitfpntd) 
Don  ben  'JSäehlen  anfang«  nicht  al«  gilrft  anerfannl 
Würbe,  behauptete  er  ftd)  boeb  in  ber  £>errfd)aft  unb 
würbe  al«  gilrft  mit  bem  ©räbifat  Königliche  Roheit 
2.  Slärj  1896  auch  Don  ber  ©forte  bc|tätigt.  Bm 
20.  Bpril  1893  bcrmählte  er  fid)  mit  ber  ©rinjcffin 
DJarie  2ui[c  bon  ©anua  (geft  31.  Sau.  1899),  bie 
ihm  30.  Sou-  1894  einen  Sohn  Bon«  (14.  gebr. 
1896  grieebifch-orthobos  getauft)  unb  1895,  1898 
unb  1899  brei  weitere  Kinber  gebar. 

[^effrn.]  9)  g.  Heinrich  griebrid),  2anb* 
graf  oon  Steffen-Homburg,  geb. 26. Bpril  1783, 
geft.  24.  Slärj  1866,  jüngiler  Sohn  be«  1820  0er- 
{lorbcnett  Sanbgrafeii  griebrid)  Mubwig,  öflerreid»- 
jeher  ©cncral  ber  KaoaBerie,  gelangte  nach  bem  Dobc 


421 


gerbtnanb  (Rölr 

feined  Sniberd,  bedSanbgrafen  SuflaP,  8. Sept.  1848 
jur  Regierung,  berief  auf  bad  Verlangen  bed  lianbed 
im  Sipril  1849  einen  fonftituierenben  üanbtag  unb 
publizierte  im  Januar  1850  eine  mit  biefem  Oerein- 
barteVerfaffung,  bieaber  1852wicber6efeitigt  wurde. 
Stil  ifjnt  crl  ofc£)  bie  t)°mburgifd)e  Siinie,  tsorauf 
föeffen  ■ Homburg  an  Reifen  ■ jarmftabt,  nad)  bem 
Kriege  oon  1868  aber  an  tßreuijcn  fiel. 

[Köln.)  10)  fjerjog  oon  Säuern,  Rurfürft 
tjoii  Köln,  geb.  7.  Oft.  1577,  ge)t.  13.  Sept.  1850 
in  Slmdberg,  @oljn  bed  fjerjogd  SilhclmV.  unb  jun- 
gem V ruber  bed  fpätem  Rurfttrften  Siajimilian, 
auf  ber  Uniuerfität  jngolftabt  oon  Jeiuiten  erjogen, 
1595  oon  feinem  Oheim,  bem  Kurfürften  Ernjt  Oon 
Köln,  ju  feinem  Koadjutor  ernannt,  warb  1612  nach 
Emftd  Zobe  Erjbifd)of  unb  Rurfürft  oon  Köln,  ju- 
gteid)  Sifchof  oon  Üüttidj,  Stünfter  unb  Ipitbcdheim, 
1618  aud)  oon  'fjaberbum.  SRü  Eifer  oertifgte  g. 
bie  Kefterei  in  feinen  Stiftern  unb  beförderte  bie  SJtif- 
fitmen  ber  Jefuiten.  9tad)  Wudbrud)  bed  Zrciftigfäf)- 
eigen  Kriege?  1818  ftbloji  fiep  g.  ber  Sifja  an,  fieberte 
aber  mit  §ilfe  Spantend  längere  3*it  tein  Stift  oor 
Kriegsgefahr,  feit  Slnfunft  ber  Sdgueben  in  Zeutfd)- 
tanb  warb  eä  bis  jum  Ende  bed  Rrieged  ber  Zum« 
melplaj)  fdjloebifdier,  franjöfifdjer,  fatfcrltdjcr  unb 
fpanifeper  ftriegdbaufen. 

[itttapel  unb  Sijlfirn.|  11)  g.  I.  (getraute). 
Röntg  pon  Steapel,  natürlicher  Sotjn  Sllfond'  V. 
Don  «ragonien  unb  Neapel,  geft,  25.  Jan.  1494, 
mürbe  1443  jum  £>crjog  oon  Kalabrien  unb  t^ron- 
fotger  in  Steapel  erfliirt  unb  Dom  Vapft  beftätigt.  Er 
jolgte  1458  feinem  Vater  in  ber  Regierung,  batte  aber 
bi?  1465  gegen  ben  §erjog  Jobamt  oon  Kalabrien, 
Sobn  Stendd  oon  Vtnjou.  um  bie  Krone  ju  fäittpfen. 
Er  befeftigte  ftd)  in  ber  ^errfdjaft,  inbem  er  feine 
natürliche  todjter  mit  bem  Steffen  bed  Vapfled  Si^- 
tud  IV.,  öeonbarb  be  la  Stöbere,  unb  feinen  Sotju 
Sllfond  mit  ber  toebter  bed  §erjogd  grnnj  Sforja 
o an  Stailanb  oennäblte.  g.  toar  ein  ftaatdftuger  unb 
energifeber  gürft,  ber  bie  Rönigdmadjt  burd)  Sdjraä* 
<bung  bed  Slbeld  ftärfte  unb  amb  bem  Vapft  Juno- 
zenj  VILI.  gegenüber  feine  Stellung  behauptete.  Slud) 
für  bie  materiellen  Jntereffcn  (namentlich  die  Seiden- 
raupenjuebt)  forgte  er  eifrig , ebenfo  für  bie  ffliffen- 
fibaften,  befonberd  bie  9fted)tdwificnfd)aft.  Rurj  Por 
feinem  tobe  oerbanb  iid)  §erjog  Sobooico  SRoro  oon 
Stailanb  mit  Karl  VIII.  oon  grnntreidj  jur  (stellend- 
madjung  ber  Sfcrtjte  bed  §aufed  Slnjou  auf  ben  nea- 
politanifdien  tbron. 

12)  g.  II.,  König  oon  Steapel,  geb.  26.  Juli 
1469,  geft.  7.  Oft.  1496,  älterer  Sobn Sltfond’  II.  unb 
Enfel  bed  Oorigcn,  ein  begabter  unb  energifeber  gürit, 
folgte  24.  Jan.  1495  feinem  Vater,  ber,  Don  Hart  VIII. 
oon  grantreid)  bedroht,  bie  Krone  nicbcrgelegt  batte. 
Hart  VIII.  fegte  fid)  zwar  1495  mit  feilfe  bed  lteapo- 
titanifdjen  Slbeld  in  beit  SefiJ  bed  3teid)cd  unb  tourbe 
12.  Stai  in  Steapel  gefrönt,  toäbrenb  g.  nad)  Sizi- 
lien flüibtete;  aber  und)  bem  Slbjug  Karld  fefjrte  g. 
idton  Enbe  Stai  jurüd.  Er  würbe  zwar  oon  ben 
granzofen  gefdilagen  unb  no(b  einmal  oertriebeit,  er« 
febien  aber  halb  micber  unb  zwang,  nanientlid)  mit 
§ilfe  bed  »großen  Kapitand«  QtonfalOo  be  Eorbooa, 
ben  Sijetönig,  ©rafen  Oon  Stontpenftcr,  20.  Juli 
1496  jur  Kapitulation  oon  Sltella,  bie  bad  Sieid)  Wie- 
der in  feine  GSeroalt  brachte. 

13)  g.  HI.,  f.  gerbinanb  31). 

14)  g.  I.,  König  beiber  Sizilien,  geb.  12.  Jan. 
1751,  geft.  4.  Jan.  1825,  britter  sobn  fiarld  HI.,  S(b- 
nigd  oon  Spanien,  folgte  feinem  Vater,  ald  biefer 


, Steapel- Sijilien). 

1759  ben  fpanifdjen  tbron  beftieg,  in  Steapel  ald 
König  g.  IV.  unter  Leitung  eined  Stegentfcbaftdratd, 
in  bem  ber  Stardjefe  tanucci  ben  Votftft  führte, 
tiefer  behielt  and),  nadjbein  Der  mangelhaft  erjogene 
unb  Wenig  gebildete  g.  üoDjährig  geworben  War  (12. 
Jan.  1767),  einen  entfdjeibenben  EmguJ  unb  regierte 
im  Seifte  ber  Sluffläntng.  Stach  tanuccid  Stüdlritt 
1777  führte  gerbinanbd  witlendfräftige  Otemahlin 
Karotine  Stade,  toebter  berKaiferinSiariatherefia. 
bie  Stegierung,  berief  Slcton  (f.  b.)  jum  erften  SRini- 
fter,  errichtete  aud  §afe  gegen  bie  franjöfcfcbe  Seoo 
iution  ein  ftrenged  Ißpli.teiregimcnt,  oerfolgte  alle 
fitbcralen  unb  trat  1793  ber  Koalition  gegen  graut- 
reich  bei.  turd)  bad  Vorbringen  ber  republifanffcben 
Stnnee  in  Jtatien  genötigt,  1796  mit  granfreicb  grie- 
ben  ju  fcbließen,  fejile  g.  bennpdj  feine  Müftungen 
fort,  oerbünbete  ftd)  1798  mit  Dftn-reid),  Stuftlanb 
unb  England  unb  lieft  feilt  $ieer  bid  Stom  oorrüden. 
tie  gofge  War  ber  Einntarfcb  eined  franjöftftben 
Öcer«  unter  Gbampionnet  in  Steapel  unb , nachdem 
ber  König  22.  2>ej.  1798  nach  Palermo  geflohen  war, 
bie  Vroflaniation  ber  Vartbenopeifeben  Stepublif  23. 
Jan.  1799.  Jnbeffen  erhoben  ftd)  bie  neapolitani- 
fdjen  Vrooingen  für  g.,  unb  bie  jiauptftabt  fiel  im 
Juni  1799  Wieber  in  bie  Semait  ber  SRopaliften  unter 
Kardinal  Stuffo,  Worauf  im  Januar  1800  ber  f)of 
nach  Steapel  jurüdtehrte  unb  alle  Slbtrünnigen  blutig 
beftraftc.  Stach  bet  Stieberlage  ber  jweiten  Koalition 
muftte  g.  im  grieben  oon  glorenj  mit  granfreicb 
Dom  18.  SRärz  1801  ben  Stato  degli  Presidi  ab- 
treten  unb  franjöfifdfe  Intppen  in  ferne  Staaten  auf- 
nehmen,  auch  in  bem  Steutralitätdoertrag  Oou  1805 
oerfpreeben,  ben  truppen  ber  gegen  granfreicb  frieg- 
führenben  SRäcbte  bie  Sanbung  ju  üerweigeni.  Stld 
bennoeb  im  Stooencber  1805  ein  englifcb-ruffifcbed 
Öeer  in  Steapel  lanbete,  Oerfügte  Stapoleou  27.  tej 
1805  bie  Stbiefiung  ber  Souroonen , unb  g.  muftte 
im  Januar  1806  abenuatd  nad)  Sijilien  üüdjtcn. 
'Bäbteitb  barauf  Jofepb  Sonaparte  jum  König  bei- 
ber Sijilien  erhoben  warb,  behauptete  ftd)  g.  mit 
engüfdjer  Sptlfe  in  Sijilien,  übergab  feboeb,  ald  zmi- 
(eben  ber  Königin  und  bem  englildjen  Kabinett  SJtitV 
bedigfeiten  eingetreten  waren,  1812  feinem  Soljit 
granj  bie  Stegierung.  turd)  ben  SBiener  Kongreß 
wieber  eingefe&t,  hob  er  bie  1812  gegebene  ffjiltfdie 
Verfaffung  auf,  zog  nach  SJfuratd  glucbt  im  Juni 
1815  wieber  in  Steapel  ein,  pereinigte  8.  t)cj.  1816 
feine  Staaten  biedfeit  unb  jenfeit  ber  SRecrenge  ju 
einem  Königreich  Seiber  Sijilien  unb  nannte  fid)  Pon 
nun  an  g.  I.  Er  fcfiloft  16.  gebr.  1818  ein  Kon- 
forbat  mit  bem  römifeben  Stuhl.  Jnfolne  ber  StePo- 
Iution  non  1820  muftte  er  bie  fpanifd)e  Koniiitution 
non  1812  befebwören,  begab  fid)  jebod)  1821  nad) 
Saibad)  unb  unterwarf  fiep  gern  ben  Sefdjlüffen  be? 
Kongreffed,  infolge  bereit  bie  Serfaffung  burd)  öfter- 
reidpfebe  Sajoncttejoieberum  befectigt  würbe,  worauf 
eine  grauenhafte  Schredendherrfchoft  in  Steapel  er- 
richtet warb.  Seine  ©ematjlin  war  8.  Scpt.  1814  ge- 
worben; noch  in  bemfeiben  Jahr  hotte  er  ftd)  morga« 
natifcb  mit  ber  Derwitmeten  Vnn  jefftn  pon  Vartnna 
Oermählt,  bie  er  1815  jur  Herzogen  »ob  gioribia  er- 
hob. Sgl.Sinieri,  Deila  rovina  di  una  monarchiii. 
Relazicmi  storiche  fra  Pio  VI.  e la  corte  di  Napoli 
1776—1799  (Zurin  1901). 

15)  g.  II.  Karl,  König  beiberSijiliett,  geb. 
12.  Jan.  1810,  geft.  22.  Stai  1859,  Enfel  bed  Pori- 
gen. Soijn  König?  granz  I.  aud  feiner  jweiten  Ehe 
mit  ber  Jnfantin  JfabrilaStaria  Pon  Spanien,  über- 
fam  8.  Stob.  1830  pon  feinem  Sater  ein  durch  Äbeld* 


422  gtrMnanb 

unb  ©riefterberrfdjaft,  ©crfdtWcnbung  beS  f ofeS  unb 
SufftanbäBerfucbe  jcrrüttctcs  'JJctd).  Sr  begann  (eine 
Regierung  mit  einer  Smneftie  fowie  mit  einer  (Rege- 
lung  bei  Jinanjmefenä,  bc|eitigte  mißliebige  Beamte, 
bob'brüdcnbe  SagbpriBilcgicn  auf,  gab  bie  Betreibe- 
auSfubr  frei,  Berbefferte  bais  feerwejen  unb  tuanbte 
ben  öffentlichen  Sauten  befoitbcre  Sufmerffamfeit  ju. 
Xagegen  mürben  alle  liberalen  ©eftrebungen  mit  ber 
größten  forte  niebergebatten,  unb  8.  organinerte  eine 
foftfpielige  Siilitärmadjt.  S2id)t8beftoWeniger  tarn  öS 
}u  einer  Seitie  Bon  ©erfdbwörungcn , in  beren  Solge 
ein  raffinierte«  Spionier-  unb  ©olizeifbftem  ringe- 
nd)tet  mürbe.  SIS  ftd)  Snfang  Sanitär  1848  'Sizi- 
lien erhob,  fab  fitb  8-  29.  San.  jur  Erteilung  einer 
fonftitutionctlen  Serfaffung  für  beibe  Xeile  beS  Sei- 
dies,  halb  barauf  fogar  zur  Xcilnabnte  am  Stampfe 
gegen  Cjterrcid)  in  Dbentalien  genötigt.  $ie  Siji- 
lianer  mißtrauten  inbeffen  beitt  SVönig  unb  erflärten 
ibn  unb  feine  Xt)naftic  13.  Sprit  1848  beS  fijilifdjen 
XbroneS  uertuftig.  3n  ber  lat  toar  eö  bem  König 
trog  feierlicher  ©cfdjwörung  ber  Serfaffung  nicht 
Emft  bamit.  Sie  Sitfang  1848  jufammenberufenen 
Kammern  lüfte  er  alebalb  »ieber  auf.  Siad)  ber  im 
UKai  1849  beenbeten  Unterwerfung  Sizilien«,  bei  ber 
fitb  8-  burd)  baS  graufame  Sombarbement  Bon  SHef- 
fina  im  September  1848  ben  Sauten  Se  Somba 
erwarb,  beeilte  er  fid),  bie  neue  Serfaffung  gänjlid) 
jn  befeitigen,  waprenb  alle,  bie  jur  (Reform  beS  Staa- 
tes ihre  fanb  geboten  batten,  ben  barteften  Serfol- 
gütigen  unterlagen.  22,000  SRcnfdjen  würben  Wegen 
politiftber  Sergebcit  beftraft;  feine  frühem  (Diini|ter 
ließ  8-  Bat  feinen  Suaen  Zwangsarbeit  alsöaleeren- 
fftaBen  Berrid)ten.  SIS  1856  8ranfretd)  unb  Eng« 
lanb  infolge  ber  Sorfieüungcn  SarbiitienS  bem  Kö- 
nig eine  Snberung  feiner  ©olitil  empfahlen,  Berbat 
er  fitb  iebe  Einmijd)ung  in  feine  (Regierung  fo  ent- 
((hieben,  baß  jene  ben  biplomatifdien  Scrlebr  mit 
Sleapel  abbradjm.  3>aS  gegen  8-  8.  $ej.  1856  ge* 
richtete  Sttentat  beS  Sgefilao  SRilano  fowie  Berfd)ie* 
bene  Sufftänbe  beftärlten  ihn  nur  in  ber  eingcfdjla- 
genen  (Richtung.  Er  joa  fid)  juleßt  nad)  Eafcrta  ju- 
rüd  unb  ließ  Sieapel  in  SelagerungSjuftanb  ertlären. 
8-  batte  fid)  20.  Sob.  1882  mit  Ebnftme  tlRarie  Bon 
Sarbinien,  bie  ihm  16.  3an.  1836  ben  Kronprinzen 
8ran  j SJlaria  ileopolb  gebar,  unb  nad)  bereu  lobe 
9.  3an.  1837  mit  Xbereje,  Xod)tec  beS  Erzherzogs 
Sari  Bon  Öflerreid),  Bermäf)lt,  bie  ihm  neun  Söhne 
unb  Bier  Xödjter  gebar.  ©on  erftem  leben  nod): 
SlfonS,  ®raf  Bon  Eaferta,geb.  28.  SJiärz  1841 , unb 
©aScal  iltaria,  fflraf  Bon  ©ari,  geh.  15.  Sept.  1852; 
f.  bie  Stammtafel  beim  Srtifcl  »Sourbon«  (S.  IV). 
Sgl.  SiiSco,  Ferdinand«  n.  ed  il  sno  regno  (Siea- 
pel  1884);  2>e  ßefare,  La  fine  di  un  regno,  Sb. 
1 : Hegno  di  Ferdinando  II.  (Eitlä  bi  EaftcUo  1900). 

(tficrrdd).|  16)  8- 1-  (als  König  Bon  Böhmen 
unb  Ungarn  8-  V.)Sarl  fieopolb  3ofepb  8 rang 
SJtarccllin,  Kaifer  Bon  Cfterreid),  ältcftcrSohn 
beS  Kaifer«  8ranz  I.  unb  ber  SHaria  3U) erefia,  ©rin* 
jefjin  beiber  Sizilien,  Würbe  19.  Spril  1793  in  Sien 
geboren,  ftarb  29.  Suni  1875  in  ©rag.  Son  früher 
yugenb  an  Bon  (chrfd)Wäd)lid)er)ionftitution,  erhielt 
er  eine  (einer  fünftigen  ©eftimmuiig  Wenig  entfpre- 
(henbe  Erziehung,  zeichnete  fidj  aber  burd)  SÖtcnfehen- 
freunblidjfcit  unb  ferzcnSgüte  auS.  Seine  üieblingS- 
ftubien  Waren  heralbifthe  unb  tedjnologiftße , außer 
bem  zog  ißn  bie  Sanbroirtfdjaft  an.  Erft  feit  1829 
wohnte  er  ben  Sißungen  be«  StaatSratS  bei  unb  Würbe 
Bom  Kaifer  mit  bei  ttnterfdjrift  unb  mit  ber  Erlebi- 
gung  bcjtintmtcr  ©efdjäfte  beauftragt.  Snt  28.  Sept. 


(Öfterreich). 

1830  würbe  er  (als  8-  V.)  zu  Stoßburg  jum  König 
Bon  Ungarn  gelrönt.  Sin  12.  8ebr.  1831  Benniihltc 
er  fid)  mit  SJiaria  Snna  Earolina  Sia  (geb.  19.  Sept. 
1803,  geft.  4.  SJiai  1884),  einer  21  achter  König  Siftor 
EmamtelS  non  Sarbinien.  Sin  9.  Sug.  1832  entging 
er  glüeflid)  einem  Sttentat  burd)  ben  penfionierteit 
fauptmann  8ran.z  SReinbl,  Beifiel  aber  in  lange  Kran!« 
heiL  Sm  2.  SJlärj  1835  folgte  er  feinem  SSJater  auf 
bem  Raifertljron.  ®te  Seiler  ber  Regierung  (»Staats- 
fonfereni«)  Waren  fein  Oheim  Erzherzog  Subwig,  fein 
©ruber  Erzherzog  8ranz  Sari,  8ürft  SRettemid)  unb 
®raf  Rolowrat  Sm  7.  Sept.  1836  empfing  er  in 
©rag  bie  Krone  non  ©Öhmen,  unb  6.  Sept.  1838 
würbe  er  zum  SVönig  ber  Siombarbei  getränt,  ©ei 
biefer  ©elegenßeit  erteilte  er  eine  allgemeine  Sntncitie 
für  alle  bisher  ftattgehabten politifdjen  ©ergehen  (einer 
Untertanen  in  ben  italienifdien  ©roBinjcn.  ©ei  SuS» 
hntd)  ber  Unruhen  im  8riiWaßr  1848  begab  fid)  8- 
mit  feinem  f of  juerft  nach  onwSbrucf,  lehrte  SJiitte 
Suguft  1848  nad)  SJien  zurüd,  um  bann  beim  SuS» 
bnid)  beS  Cttoberaufflanbeö  nach  DtmüJ  zu  gcl)™. 
unb  hier  legte  er,  ba  feine  ©he  finberloS  war,  2.  Xc). 
1848  zugunften  fernes  Steffen  8ranz  3ofeph  bie  Se- 
gieruug  nieber.  Seitbem  lebte  er  in  nöüiger  3urüd- 
gezogenheit  meift  in  ©rag.  Sgl.  Schimmer,  8-  L 
(Spien  1849). 

17)  Erzherzog  Bon  Öfterreich,  geh.  14.  3uni 
1529  in  8tnz,  geft.  24. 3an.  1595,  zweiter  Sohn  be-5 
llaiferS  8trbinanb  I.,  ©ntber  beS  beutjihen  SbaiferS 
tütajimilian  n..  Warb  1547  Bon  feinem  ©ater  an  bie 
Spiße  ber  ScrWaltung  Böhmens  gefteUl  unb  leitete 

1556  ben  8'lbzug  gegen  bie  Xürfen  in  Ungarn.  Seit 

1557  War  er  heimlich  mit ©pilippine SBelfer,  berXod)- 
ter  eined  ©otrizierS  aus  SugSburg,  BermähIL  Xie 
Ehe  Würbe  Bon  fiaifer  8ccbinanb  I.  1559  unter  ber 
©ebingung  ber  Serfcbmicgenhcit  genehmigt  imb  ben 
Mrinbem  eine  ©erforgung  in  Subficht  gefteHL  Stach 
bem  lobe  feineS  ©aterS  (1564)  erhielt  8-  bie  (Regie- 
rung Bon  Xirol,  Wo  er  bie  fattioIifd)e  ©egenreforma- 
tion  eifrig  betrieb,  (ncr  legte  er  ben  ®runb  zu  ber 
berühmten  S tu  b r a [ e r S a tit  m I u n g.  Siad)  ©hilip- 
ptncnö  lobe  (1580)  Bermählte  er  ftd)  1582  mit  Snna 
Katharina,  einer  Xod)tcr  beS  hrrzogS  Siithelm  oon 
SXantua,  bie  ihm  nur  Xödjtcr  gebär,  ©gl.  firn, 
Erzherzog  8-  Bon  Xirol  (3nn8br!  1885 — 87,  2©be.). 

18)  8-  Karl  3ofeph  »on  Efte,  öfterreich.  3clb- 
tnarfthall  unb  SenerotgouBcnieur  Bon  ®alizien  unb 
Siebenbürgen,  geb.  25.  Spril  1781  in  Hiailaitb,  geft. 
6.  StoB.  1850  auf  Schloß  Ebcuzweier  bei  ®mtmbcn, 
zweiter  Sohn  beS  Erzherzog«  8trbinanb  Karl  Snton 
3ofeph  (geft.  1806)  unb  ©ruber  be«  forjogS  grau,;  IV. 
Bon  iUiutictia  (geft.  1846),  trat  1799  in  bie  Snnec, 
erbielt  im  Kriege  gegen  8ranfreid)  1805  ben  Ober- 
befebt  beä  3.  öftcrrei^ifdjen  Snncetorp«,  baa  fid)  in 
Schwaben  aufftettte,  würbe  9.  Oft  Bom  SJiai  fdjatl 
Steh  bei®ünzburg  gefchlagen,  enttarn  jebod),  währenb 
ber  ihm  mit  auSgebebnten  ©oDmachten  beigegehene 
SelbmarfchaUeutnant  SRad  eingefdjloffen  Würbe  unb 
fid)  ergeben  mußte,  mit  2 ©ataittonen  unb  11  Eö- 
iabronä  nad)  ©ahmen,  währenb  anbre  3nfanterie 
unb  fd)Were«  ©cfd)üp  ber  Bcrfolgenbcn  Seilerei  ®in 
rat«  an  ber  Sltmüljl  in  bie  färbe  fielen,  ficrauf 
erhielt  er  ben  Oberbefehl  über  bie  faiferlidjcn  Xrup- 

en  in  ©Öhmen,  organifierte  ben  Satibflurm  unb 

cdte  ben  rechten  gliigel  ber  großen  oerbünbeten  Srmce 
bi«  zur  Sd)!ad)t  bet  Sufterlip.  1809  rüdte  er  al« 
Dberbefehlahaber  bei  7.  Snueelorpärnit  36,000  SJiann 
in«  f erzogtum  ffiarfd)au  ein,  fachte  umfonft  bie  So- 
len zum  Sufilanb  qeqen  Siapoleon  I.  unb  ben  ®roß- 


gerbinanb  (©ortugal,  ©reujjen,  Siumämen,  Saufen,  Spanien).  428 


berjog  Bon  Sarftbau  ju  bewegen  unb  mürbe  fcbliejj* 
lieh  burd)  ben  Übergang  Xombrowfli«  über  bicSjura 
genötigt,  2. 3uni  SSarfchau  ju  räumen  unb  nueb  einen 
Xeit  Btm  ©alijien  mit  Kralau  bem  itadirii  cf  neben 
©oniatomfli  iu  überlaffen.  1815  übernahm  g.  ben 
Cberbefebl  über  bie  öftcrreid)ifdje  Kieferne  unb  ging 
mit  jroei  Abteilungen  berfelben  über  ben  iRf)ein.  1816 
erfiielt  er  baä  ©eneralfommanba  in  Ungarn,  1830 
ba«  ffieneral«  unb3iDilgouBentement  möralijiett  unb 
Borübergebeitb  bas  Amt  eine«  Kommiffar«  in  ©alijicn 
unb  Siebenbürgen.  3n  feiner  fdjroierigen  Stellung 
in  fiembetg,  tto  er,  Btm  bem  galijcfchen  Abel  getäufdjt 
unb  in  Sorgloftgfeil  gewiegt,  oon  bem  Au«brud)  ber 
Resolution  beb  yafjKä  13t«  überrafebt  mürbe,  Der- 
jidjtete  er  halb  auf  feinen  ©ojten  unb  lebte  feitbem 
meift  in  3talien. 

19)  g.  SRapimilian  3<>[eph,  Srjherjog  Bott 
üiterreid) , alb  ff aifer  Bon  'JRejifo  SRajtimilian  I. , f. 
SRajtmilian. 

lÄortngal.]  20)  g.  I.,  ber  Artige,  ff  önig  Bon 
©ortugal,  gcb.  31.  Olt.  1345,  geft.  22.  Ott.  1385, 
Sohn  Meters  L,  bei  ©raufameit,  gelangte  im3anuar 
1367  jur  Regierung.  ©leid)  nach  feiner  Ihronbeftei- 

O begann  er  im  ©unbe  mit  Aragonien  unb  Eng- 
einen  Krieg  gegen  König  Heinrich  II.  Bon  Ra- 
itilien,  bem  er  bie  taftilifche  Krone  ftreitig  machte;  ber 
Krieg  enbigte  aber  137 1 burd)  ben  grieben  Bon  AI* 
coutim  opne  ©eroinn  für  g.  And;  ein  jweiter  fftieg, 
ben  er  nad)  König  Heinrich«  lobe  1381  in  gleicher 
Abficht  unternahm , führte  nur  bie  ©emidjtung  ber 
portugiefijeben  Seemacht  in  ber  Schlacht  Bon  Saltcä 
17.  3nli  1381  herbei  unb  muhte  1383  ohne  erfolg 
bcenbigt  werben.  $ie  golge  biefer  Kriege  mar  innere 
3errüttung  unb  Bötlige  fmanjieHe  Erfdjöpfung  ©or* 
tugalS,  unb  bie  Unjufricbenheit  mürbe  noch  ge|teigert 
burdt  bie  3ntrigen  ber  beim  ©oll  oerbaftteu  üeonore 
lellej  be  SReneje«,  mit  ber  fleh  8*  Benttählt  hatte. 
Auch  bie  Unbeftanbigfeit,  mit  ber  g.  Berfchccbene  $>ci- 
rat«projelte  jwifchen  feiner  lochtet  ©catrip  unb  nteb‘ 
reren  fremben  ©rinjen  einging  unb  wieber  auflöfte, 
brachte  ihn  in  Sermidetungen.  Stiit  ihm  enbete  ber 
echte  burgunbifdhc  3Hanneö|tamni ; um  ben  öemahl 
feiner  Iod)ter  ©eatrir,  3ohann  Bon  ffaftitien,  nom 
Thron  fern  ju  hatten,  mürbe  nach  faft  jweijährigem 
3miichenreich  gerbinanb«  fcalbbruber  Johann  jum 
König  erhoben. 

21)  g.  II.,  Augujt  granj  Anton,  König  Bon 
© o r 1 u g a l , äliefler  Soßn  be«  j>er  jog«  gerbinanb  Bon 
Sathfen  Koburg  (f.  gerbinanb  25),  geb.  29.01t.  1816 
tn  SBien,  geft.  16.  Xe  j.  1885.  Er  warb  9.  April  1836 
mit  SRaria  II.  ba  öloria,  Königin  Bon  ©ortugal, 
SSitwe  be«  Sserjog«  Auguft  oon  ©eudüenberg,  Ber* 
mahlt,  erhielt  al«  ©eniabl  ber  Königin  ben  Ittel 
»tperjog  Bon  ©raganja,  fönigliche  Roheit«,  nach  ber 
©eburt  feine«  ätteften  Sohne«,  be«  3nfantcu  Xora 
©ebro  be  Alcantara  (September  1837),  fonftitution« 
mäßig  ben  ttönigdtitet  unb  Warb  15.  3ioB.  1853  nad) 
bem  lobe  feiner  ©emabtin  SH  egen  I be«  fianbe«  bi« 
jur  ©rofjjährigfeit  be«  Rronprinjen,  bie  atu  16.  Sepl 
1856  eintrat.  Am  10.  3uni  1869  Bennähttc  er  ftd) 
»um  jweitenmal  unb  jroar  mit  Elife  $>cn«ler,  bie  jur 
OSräfin  Bon  Ebla  erhoben  würbe.  Er  wußte  burch  ein 
finge«  ©erhalten  bie  anfängliche  Unpopularität , an 
ber  feine  beutfehe  Abftammung  fchulb  mar,  in  ba« 
©egenteil  ju  perwanbeln.  Xic  1869  ihm  jugebadjte 
ipanifche  Krone  lehnte  er  ab. 

22)  g.  ber  ^eilige,  ber  ftanbljafte  ©rin», 
3nfant  Bon  ©ortugal,  feehfter  Sohn  3ohann«  I. 
Bon  ©ortugat,  geb.  29.  Sept.  1402,  geft.  5.  3uni 


1443,  jeigte  fchon  at«  Knabe  eine  feltenc  SBittenSfraft. 
3(1«  Örojjmeifter  be«  3loi«orben«  ging  er  1437  mit 
feinem  ©ruber  itentrid)  nach  3Ifrifa,  um  ben  SKauren 
langer  ju  entreißen;  ber  Angriff  würbe  jebod)  tu« 
riidgefdjlagen,  bie  ©ortugiefen  erlagen  ber  feinblichen 
Übermacht  unb  mußten  Derfprechen'Geuta  abjutreten. 
g.  blieb  mit  jwölf  ©eiährten  at«  ©eifei  jurüd,  wäh* 
renb  Heinrich  nach  ©ortugal  »urüdfehrte.  Xa  inbe« 
bie  Sorte«  ben  ©ertrag  Berwarfen,  würbe  g.  bem  Sul- 
tan Bon  ge«  auägeliefert,  ber  ihn  at«  Silanen  behan- 
belle,  g.  ertrug  fein  So«  mit  ber  größten  ©ebulb,  bi« 
er  ben  fDtifrhanblungen  erlag.  Er  warb  1470  heilig 
gefprochen  unb  fein'  Seichnam  1471  nach  ©ortugal 
gebracht  unb  in  ©ataUja  beigefept.  Sein  Ücben  be* 
ichrieb  ber  ßhronift  3oam  Aluare«  (beutfeh  ©erl.  u. 
Stettin  1827);  fein  'iRarthrium  wirb  Bott  Galberon 
oetherrlicht  in  bem  Drama  »Der  flanbljafte  ©riitj* 
[tpreuhen.]  23)  3luguft  g.,  ©rinj  Bon  ©reu- 
ften,  iüngfler  Sohn  König  griebrid)  SSilhelm«  I.  Bon 
©reußen  unb  ber  Königin  Sophia  Dorothea,  gcb.  23. 
Atai  1730,  geft.  2.  3Rat  1813  in  ©erlitt,  feit  27.  Sept. 

1755  mit  ber  ©rinjeffin  Anna  Elifabctt)  Suite  oon 
Sranbenburg-SchwebtBennahlt.begleileteimCltober 

1756  ben  König  nad)  Sachfen  unb  ©öbnten,  nahm 

1757  amgelbjug  in  Söhnten  unb  Sehleften  teil,  fepieb 
aber  1758  wegen  tunelimenber  KränDidhlctt  au«  bem 
Öeere.  Sollt  12.  Sept.  1763  bi«  ju  beren  Auflösung 
1811  ^eermeifter  ber  ©aüei  ©ranbenburg  be«  3o- 
banniterorben«,  warb  er,  al«  griebrich  ©Silhelut  IIT. 
23.  ©lai  1812  ben  preufcifeben  3ohanniterorben  ftif- 
tete,  beffen  ©roßmciiler, 

ItRnniänieR.l  24)  ©rinj  unb  Ibronfolger 
Bon  Siumänien,  eigentlid)  g.  Siltor  Ulbert 
ÜHeinrab,  ©rinj  non  vobenjoflern . geb.  24.  Aug. 
1865  in  Sigmaringen,  jweiter  Sohn  be«  bamaligen 
Brbprinjen  Seopolb  unb  ber  Erbprinjcfftn  Rtnlonia, 
3nfantin  Bon  ©ortugal,  trat  in  ba«  1.  ®arberegi* 
ment  in  ©oläbatn,  flubierte  in  lübingen  unb  ©eipjig 
unb  warb  burch  hie  Iljronfotgcorbnung  Bott  1880 
burd)  König  Karl  jum  Ihroncrhen  Bon  Rumänien 
proflamtert  unb  burd)  bie  rumänifchen  Kammern  an- 
erlannt.  1889  liebelte  g.  nach  SRumänten  über,  hielt 
1.  3Rai  feinen  feierlichen  Einjug  in  ©ularejt,  trat  in 
ba«  ntmänifche  §ecr  unb  21.  Afai  in  ben  Senat  ein 
unb  oermählte  ftd)  10.  3an.  1893  mit  ber  ©rinjeffht 
Aiarie  Bon  Ebinburg,  bie  ibm  16.  Oft.  1893  einen 
Sohn,  Karl,  unb  1894  unb  1900  jwei  lödjter  gebar. 

[eac4fen.l  25)  g.  ®eorg  2(uguft,  §>erjog  ju 
Sachfen-Roburg-Saalfelb-Kohärt),  geb.  28. 
©iärj  1785  in  Koburg,  geft.  27.  Aug.  1851  in  ffiicn, 
»Weiter  Sohn  be«  Sjerjog«  granj  Bon  Sachfen-Ko» 
bürg,  focht  al«  gelbmarfchalleumant  unb  Jnhaber 
eine«  Jmfarcnregiment«  in  ben  Schlachten  Bon  1809 
unb  1812—13  befonbcrS  bei  Kulm,  erhielt,  feit  1817 
mit  ber  reichen  ungarifdjen  ©rinjefftn  SHarie  Anlonie 
®abricle  Bon  Kohärü  (geb.  2.  Juli  1797),  lochter 
be«  lepten  gürjtcn  btefe«  Slamen«,  Bennahlt,  1827 
ba«  ungarifche  Snbigenat.  Sein  ällefler  Sohn  (feine 
Kinber  waren  fatbolifch),  gerbinanb  Auguit  granj 
31nton  (f.  gerbinanb  21),  warb  König  oon  ©ortugal, 
fein  jWcitcr,  Auguft  (geb.  1818,  geft.  1881),  War  ber 
Saler  gerbinanb«,  be«  gürften  oon  ©ulgarien. 

lepanicn!  26)  g.  I.,  ber  ®rofje,  König  oon 
Kaftilien,  jweiter  Sohn  be«  König«  Sancho  III. 
oon  SRaOarra,  erbiclt  bei  beffen  lobe  1035  bie  ©raf< 
fchaft  Kaftilien.  ©on  feinem  Schwager,  ©ermubo 
Bon  SJeon , angegriffen , ichlug  er  biefett  am  ttarrion 
1037,  eroberte  üeon,  3lflurten  unb  ®alicien  unb 
grünbete  au«  allen  biefen  ©rooinjen  ba«  Königreich 


424  gerbinanb 

Kaftilien.  Er  tat  Biet  jur  Orbnung  ber  3uflänbe, 
befonberS  burd)  Sammlung  bet  alten  ©echte  unb 
burd)  Hebung  ber  SBctjrfraft.  Seinen  ©ruber  ®ar- 
cia  IV.  Bon  'Jiaoarra , ber  mit  maurifdjen  §ilf8- 
Bölfem  1054  in  Kaflilien  entbrach,  fdjlug  er  unweit 
©urgoS  in  einer  Sdjladjt,  bieöarria  baö  Sieben  loftete, 
unb  Berleibte  ben  rechts  Bom  Sbro  liegenben  Xeii 
©aBarraS  feinem  Seid)  ein.  Seit  1058  unternahm 
er  eine  fReiije  glüdlidjer  ftelbjüge  gegen  bie  Mauren, 
©or  feinem  Tobe  teilte  er  ferne  Staaten  unter  feine 
brei  Söhne  fo,  baß  Saneho  Kaftilien,  SllfonS  Seon 
unb  Elfturicn,  ©arcia  ©alicien  unb  Portugal  erhal- 
ten fällte.  ©ad|  einem  abermaligen  3uge  gegen  bie 
Mauten  ftarb  er  27.  ®eg.  1065  in  Seott. 

27)  ft.  II.,  König  Bon  Seon,  jüngerer  Sohn  beS 
Königs  EllfonS  VII.  Bon  Kaflilien,  folgte  feinem  ©a< 
ter  1157  in  ben  Königreichen  Seon,  Elfturicn  tmb 
©alicien,  wäfjrenb  fein  älterer  S ruber,  Saneho  m., 
Kaflilien  erhielt.  Er  erwehrte  fi<h  mit  Erfolg  ber  Vin- 
griffe ber  Mauren  unb  beftegte  1168  ben  St önig  EU- 
fonS  I.  Bon  Portugal  unb  ben  König  Bon  Maroßo, 
Elbu  Jinhib,  ber  1173  Giubab  ©obrigo  eingefdjloffen 
hatte.  Ein  mit  ben  Königen  Bon  Kaftilien  unb  Por- 
tugal gegen  bie  Maroßaner  unternommener  ftelbjug 
enbete  mit  ber  Eluflöfung  beS  maroßanifdjen  fjeereS 
11184).  ft.  ftarb  28.  3a  n.  1188. 

28)  ft.  III.,  ber  ^eilige,  König  Bon  Kafti- 
lien, geb.  1199,  geft.  31.  Mai  1252,  Sohn  beS  Kö- 
nigs EllfonS  IX.  tion  Seon,  würbe  nach  bem  Tobe 
feines  CheimS  Heinrich  I.  1217  König  Bon  Kaflilien 
unb  nach  bem  Xobe  feines  ©alerS  1230  auch  Bon 
Seon,  bas  nun  mit  Kaflilien  ju  einem  einigen,  unteil- 
baren Königreich  Bereinigt  Warb,  woburch  ber  ©runb 
,)u  ber  ©röne  Kaftiliens  gelegt  unb  bie  Vernichtung 
ber  maurifchen  Madjt  in  Spanien  entfliehen  würbe, 
ft.  fchlug  bie  Mauren  bei  3ereS  am  ©uabalete  1231, 
eroberte  Eorboba  1236,  3aen  1246,  ScBtda  1248, 
Gabi)  1250  unb  anbre  Stabte,  fo  bah  bie  faftilifdje 
i>cmchaft  bis  an  baS  (übliche  SKeer  reichte.  ’Jlur  baS 
Königreich  ©ranaba  blieb  ben  Mauren,  aber  unter 
faftilcfdjer  Dberberrlid)feit.  (Die  ftolge  war  eine  maf- 
fenbafte  ElttSmanbcrung  ber  Mauren;  bie  3»riid- 
bleibenben  würben  auf  harte  SBeife  bebrürtt.  3m 
3nnem  ftiftete  ft.  mehrere  ©iSlümer,  griinbete  ben 
2>om  Bon  jolebo  fowie  bie  UniBerfität  Salamanca, 
erwarb  (ich  um  bte3ioilgefeßgebuttg  großes  ©erbienft 
burd]  ben  Bon  feinem  Sohn  Bollcnbeten  Codex  de  las 
Partidos  unb  bie  romantfehe  Überfettung  beS  für  bie 
Mauren  Bon  Eorboba  geltenben  ©efefwud)eS  unb 
Würbe  für  feine  ©erbiettfle  um  ben  falbolijchen  ©lau» 
ben  1671  Bon  Bapft  Clemens  X.  (anonifievt.  Sein 
Seben  beidjricb  fein  Miniftcr,  ber  Erjbifdtof  SRobrigo 
3intentS  Bon  Xolebo,  in  ber  »Cronica  del  Santo  rey 
Don  Fernando  III.« 

29)  ft.  IV.,  König  non  Kaflilien,  geb.  6.  $ej. 
1285,  geft.  17.Sept.  1312,  ältefter  SohnSanchoSlV., 
Würbe  1295  König  Bon  Kaftilien  unb  Seon,  ftanb 
anfangs  unter  ber  ©ormunbfd)aft  feiner  Mutter  Ma- 
ria be  Molina,  bie  ben  Vlnfprüd)en  anbrer  ftnfanten 
mit  Erfolg  entgegentrat , regierte  nach  feiner  Sod- 
jährigfeit  ohne  ©Uld  unb  Sühnt  unb  unternahm 
einen  erfolalofen  ftelbjug  gegen  ©ranaba.  Er  hin- 
terließ  baS  ©eich  iw  3ullanb  grober  ©erwirrung,  ba 
fein  Sohn  unb  ©atßfolger  VllfonS  XI.  erft  2 Sabre 
alt  war.  Sgl.  ©eitaoibeS,  Memorias  de  Don  Fer- 
nando IV.  de  Caatilia«  (Mabr.  1860  , 2 ©be.). 

30)  ft.  I.,  ber  ©erechte,  König  Bon  Elrago- 
nien,  geh  27.  ©OB.  1380,  geft.  2.  Elpril  1416,  jluei- 
ter  Sohn  SohannS  I.  Bon  Kaftilien,  empfing  1386 


(Spanien). 

Bon  feinem  ©ater  bie  ©raffehaft  Mallorca,  übernahm 
nach  feines  ©ruberS  Spetnrtd)  m.  Job«  (1406)  mit 
ber  Königin -Sitwe  Katharina  bie  ©onitunbfchaft 
über  feinen  Steffen  3ohann  H ftn  biefer  Stellung 
erhielt  et  bie  ©uh«  im  3nnem,  fäntpfte  glüdlid)  ge- 
gen bie  Mauren,  benen  er  1410  bie  fte]tung  Einte- 
nuera  abnahm,  unb  brachte  Kaftilien  ju  großem  Ein- 
fehen.  ©ad)  beS  Königs  Martin  OonElragonien  Sobe 
nach  jWeijahrigem  Snterreanum  1412  burd)  ©eeßtS- 
ertcnntniS  einer  Bon  ben  CorteS  aufgefteHten  Korn« 
miffion  auf  ben  Thron  erhoben,  fd&Iug  er  ben  Prä- 
tenbenteu  ©rafett  Bon  Urgel,  ben  ein  englifcheS  i>cer 
unterftüjjte  (1413),  unb  ließ  ftdh  15.  3an.  1414  in 
Saragojfa  tränen.  SDurdj  ftrömmigteit,  ©eredjtigteit 
unb  Klugheit  War  er  einer  ber  trefflidjften  ftüriten 
ElragotttenS.  ©gl.  © a 1 1 a , Historismen  Ferdinandi 
regia  Aragoniae  libri  III  (Par.  1521). 

31)  ft.  II.,  ber  Äatholifche,  König  Bon  Elra- 
aonten,  als  König  ber  Bereinigten  ipanifd)en 
Monarchie  ft.  V.,  geb.  10.  Märj  1452  in  Soj,  geft. 
23. 3an.  1616  in  Mabrigalejo,  Sohn  3ohannS  II.  Bon 
Elragonien,  warb  bereits  1466  jutn  Mitregenten  Bon 
Elragonien  unb  1468  jum  König  Bon  Sijilien  er- 
nannt unb  Bcnncihtte  fleh  1469  mit  ber  3nfantin  3 f a ■ 
b e 1 1 a B o n K a ft  i 1 i e n.  ©ad)  bem  Sobe  Heinrich»  IV. 
Bon  Kaftilien  (1474)  übernahmen  ft.  unb  3iabella 
bie  ©egierung,  bie  fle  burd)  bie  Stßlad)t  Bon  Xoro 
1476  gegen  bie  Erbanfprüdje  beS  Königs  Bon  Por- 
tugal oerteibigten.  EUS  fterbmanbS  ©ater  3ohann 
1479  ftarb,  Warb  Elragonien  mit  Kaftilien  ju  bem 
fpanifchen  Seich  bereintgt,  baS  ft.  unb  3faheda  ge* 
mcittfam  regierten,  ft.  war  ein  echter  Surft  ber  Ke- 
naiffancejeit:  felbflherrifch,  treulos,  nur  ben  eignen 
Sorteil  imEluge,  gewanbt,  reich  an  Hilfsmitteln.  ®«r 
Kirche  leigte  er  fleh  ergehen,  um  ftdh  ihrer  ju  feinen 
3werfen  ju  hebienen.  3n  Elnerlenmmg  beffen  erhiel- 
ten bie  fpanifchen  ^>errjd)er  1495  Bon  vlleranber  VI. 
ben  Xitel  ber  »Katholiidjen«.  3n  ben  Innern  Elnge- 
legenhciten  War  baS  Hauptftreben  fterbmanbS  unb 
3(abeHaS  auf  Serflürfung  ber  föntglidjen  ©ewalt 
gegenüber  bem  ©bei  unb  ber  ©eiftlichleit  unb  auf 
©tebererwerbung  ber  in  bie  J)änbe  ber  großen  ©a- 
fallen  gelommencnKronbeflftungen  gerichtet;tnt  übri- 
gen warb  firenge  fiuftij  geßanbljabt  unb  bie  ©olijei 
namentlich  burd)  Einführung  ber  »heiligen  ^erntan- 
bab«  Bcrbeffert.  ©roßen  3uwa^S  an  ©eoenucn  unb 
Einfluß  gewährte  bie  Sereiniguna  ber  ©roßmeifter- 
tümer  ber  brei  geifllicßen  ©itterorben  mit  ber  Krone, 
ft.  unb  3fabetta  erwirften  fleh  Bom  papfte  baS  ©ed)t, 
bie  Schaber  aller  fpanifchen  Bistümer  unb  Elbtcien 
ju  ernennen,  woburch  ber  Klerus  gänjlid)  in  bie  ©e- 
malt  ber  Krone  geriet.  Sie  erneuerten  ferner  baS 
Snftitut  ber  3nquifltion,  unb  auch  hier  erhielten  fle 
Bon  SijtuS  IV.  bie  Befugnis,  fänttliche  Stellen  ju 
beferen;  nur  ber  ©rDßinquifltor  mußte  Bom  Papfl 
beftatigt  werben.  Xaburch  Würbe  baS  Tribunal  Bott 
ber  Krone  abhängig  unb  biente  gleichzeitig  firchlidjeu 
wie  politifchen  3»eden.  Seinem  Einfluß  ifl  baS  Ebift 
Bott  1492  jujufchreibcn,  baS  ade  3 üben  aus  Spanien 
oerbannte.  5)ie  langen  Kriege  mitben Mauren  würben 
banutlS  glüdlid)  ju  Enbe  geführt,  ©ranaba  fiel  1492 
ben  fatholifdien  Königen  in  bieHänbe.  Seit  Kolumba  ? 
bieEleueSBelt  für  Spanien  entbedt  hatte,  übte  bieS  bie 
^crrfchaft  ju  iianbe  unb  jur  See  an  ben  öftlidjen  unb 
weitlidienKüiten  bo-5  Eltlcinttfcf)en  CjeattS  aus.  3)urd) 
Xeilnahme  an  ber  ndgemeinenPolitif  Bon  Europa,  in 
ber  er  fleh  als  meiftertjafter  (Diplomat  bewährte,  er- 
rang ft.  für  Spanien  bie  größten  Erfolge  unb  machte 
bicfeS  ©eich  3 um  überlegenen  ©ebenbuljler  ftranl« 


gftbinanb 

tcttftS.  1493  (am  er  in  ben  ber  ©raf ftftcftort 
fKouffiUon  mtb  Serbagnc,  1495  bilbete  er  bic  grofte 
nntifran}öfifd)c  fiifla ; burd)  gef  dudle  Serbonblungen 
bewog  er  ftranfreich  ju  einer  leitimg  beb  Königreich* 
9feapel,  bag  bie  beibert  iKädite  1501  gemeinfam  lie- 
fejiten,  fe^on  1503  aber  bemädjligte  fid)' ft.  bc*  ganzen 
iHeidje«  (al*  König  t>oit  Kcapcl  ft.  III.) ; 1512  cnblid) 
eroberte  er  aud)  baS  lange  fd)on  umworbene  9iabarra. 
So  war  auf  ber  Shrenaifdjen  fjalbinfel  eine  Staat** 
einbeit  geichaffen  unb  nad)  allen  Seiten  abgerunbet, 
zugleich  aber  aud)  ber  Süben  Italien*  bem  Dieidje 
biitjugefilgt.  ft.  unb  ftiabetla  batten  einen  Sohn  unb 
liier  Jodi t er ; ber  ®of)n  ftarb  jung,  bie  ältefte  iod)ter 
war  mit  bem  portugiefijcbeu  Xbronfolgcr  »erheiratet 
unb  nad)  feinem  Sobe  mit  bent  portugtefifd)en  König 
Smanuel.  3)ie  gehoffte  Bereinigung  Spaniens  unb 
Portugals  aber  fdiluq  fehl,  weil  fowobl  bie  ©rittjeffin 
als  ihr  einjigeSftinb  halb  ftarben.  91 un  war  biej  Weite 
Softer,  ftobanua,  bie  ßrbin  Spanieng;  fie  war 
permäblt  mit  bem  baltSburgif  dien  Gt'zherjog © h i l i p P- 
9?adjbem  bie  JBttigin  ftfabefln  1504  gejlotben,  »et* 
mäblte  fitb  ft.  junt  zweitenmal  mit  ber  ßSräfin  ®er< 
ntainebeftoij,  einer  SdjtteftertoAtcr  S?g  König*  SJub« 
Wig  XII.  »on  ftr uitreid).  ®a  Philipp,  ber  1504  bie 
Siegieruna  Bon  Rajtilien  angetreten  uatte,  fd)on  1506 
ftarb  unbjfobanna  umured)nunggfäl)ig  War,  tarn  bie 
siegienmn  über  Raitilten  noch  einmal  an  ft.  ftljm 
folgte  in  Spanien  Kart  I.,  als  beutfdfcr  Jfaifer  Sari  V. 
Sgl.  Ifurita,  Hist,  del  rey  Don  Fernando  el  Catü- 
lico  (Sarogoffa  1580  u.  B );  ©regeott,  ®<fd)id)te 
ber  Siegicrimg  fterbinnnbS  unb  ftfabellaS  Oon  Spa- 
nien (beutfeb,  fieip,;. 1842,  2 Bbe.). 

32)  ft.  VI.,  König  »on  Spanien,  geb.  23.  Sept. 
1712.  geft.  tinberiog  10.  9Iug.  1759,  britter  Sobn 
©hiiippg  V.,  folgte  feinem  Sater  10. 91ug.  1746.  SBof)t* 
WoHenb,  aber  febwad),  überließ  er  bie  megienuta  bem 
aufgeflSrten  unb  aeiftBoIIen,  aber  leichtfertigen  3Rar* 
<|tt«  Bon  Snfenaba  unb  bem  herben,  lonfcrnatiB- 
reformatoriftben  Earbajal,  bie  beit  fpanifeben  ©der* 
bau  Bon  feinen  fdjroeren  Haften  befreiten,  ftmanjen, 
Öeer  unb  Marine  ttefent(id)  t trbefferleu.  Sie  Kiffen* 
fdjaft  begünftigten  unb  bie  ftnguifition  im  gaume 
hielten.  1754  würbe  ßntenaba  gejtürjt  unb  burtb 
ben  unfähigen  ÜJreu  Sali  erfept.  91ad>  bem  Xobe 
feiner  (Senta  bim  äliaria  Barbara  »on  Portugal  (1758) 
jag  fid)  ft.  tm<b  Billa  Siciofa  jurftef  unb  gab  fid) 
enter  trüben SReiattdiolie  bin,  bie  nur  burtb  ben  italie* 
itiftben  Sänger  ftarinellt  etwa*  aufgebeitert  Würbe 
unb  enblid)  iit  Blöbfimt  auSartete. 

33)  ft.  VII.,  König  »ou  Spanien,  geb.  14.0ft. 
17(U,  geft.  29.  Sept.  1833,  »erlebte  an  bem  DoKTom- 
men  »on ®obot)  (i.  b.)  beljerrftblen  §ofe  feine*  ©ater* 
Karl  IV.  eine  traurige  ftugenb.  ®r  erhielt  burtb  ben 
RtmonifugSgcoiqutj  eine  burd)auSim;uIüngltd)cßr* 
äiebtmg.  unb  bic  ffanbalöfen  Bnhiltnifie  bc*  öofcS 
taten  baS  übrige,  feinen  Glincalter  ju  uerberbett.  Bott 
91atur  gutmütig,  aber  baitlog,  mürbe  er  burd)  bie 
gurüdiepungen  unb  Kränbmgen,  bic  er  »on  feinen 
®item  unb  beren  ©ünflling  «bulben  muhte,  feig 
unb  unnufridttig.  Bott  allen  Staatsangelegenheiten 
würbe  er  gefliffentlicf)  fern  gehalten , trat  aber  bafiir 
burd)  ©Scoiquy  inggebeim  itt  ©erbinbung  mit  ben 
©egnern  WobotpS.  ©ttf  beren  Diät  erbat  er  uh  nadt 
bcmXobe  feiner  erften  ©attin,  ©ntmtia  Xbfrefe,Xod) 
tcr  fterbinanbg  I.  Bon  Sijilien,  »on  9!«poleon  bie 
§anb  einer  fcmtgöfifchcn  ©rinjeffin.  ‘I'icfcKorrefpott* 
benj  würbe  aber  »erraten,  ttnb  ©obot)  »emtoebte 
Karl  IV.bicBngetegenbeit  ju  einem Kapitnluert>rcd)cn 
aufiitbauf^en , burd)  baS  ft.  »ottenbS  biSlrcbitiert 


(Spanien).  425 

werben  fällte.  ?lnfünglid)  ju  tgvaft  Bon  unbcflimnttcr 
Sauer  Berurteilt,  würbe  er  erft  auf  feine  beittiitige 
'Jlbbilte  begnabtgt.  '.‘l'Jem,  alg  halb  barauf  bas  (Sin. 
bringen  ber  ftremgofen  in  Spanien  ben^tof  jttrftlud)t 
nad)  bem  Silben  nötigte  unb  bag  ganze  Bolf  in 
fieberhafte  Unruhe  »erlebte,  brach  in  KtanjiK}  ein 
Wufitanb  gegen  ©obob  ans.  in  beffenBerfolgltarllV. 
auf  btc  Ärotte  jugunflen  ftetbmanbä  »erjitbtete.  ftttt 
Sertrauen  auf  3fapoleonS  ftveunbf<bnft  jog  ft.  in  bas 
oon  ftranjofen  befehle  SJfabrib  citt  uttb  folgte  fognr 
einer  Ginlnbung  bee  ÄaifetS  nach  Baponne,  wohin 
ihm  feine  Klient  mit  ©obop  wenige  läge  fpäter  folg- 
ten. Sot  t erzwang  Siapoleon  juerft  »on  ft.  ben  Ber* 
jidtt  auf  bic  Strone  jugunften  feitteg  ©aterg,  ber  üe 
bamt  femerfeit*  an  Slapoleon  nbtrat.  ft.  wanberte 
ttad)  Sdtlofi  Baletqat),  Wo  er  big  ßnbe  1813  feftge* 
halten  mürbe.  ®rft  bann  fdtlofe  9!apoleon  einen  Ser* 
trag  mit  ibm,  worin  er  ihm  bie  ftreibeit  unb  ben 
fpanifdjen  Jljron  jiiriidgab.  ()n,jwtfd)en  batten  bie 
Shriegc  nnb  baS  liberale  Berfaffungowetf  »on  1812 
bie  ©erhältitiffe  bernrttg  Bevwirrt,  Safe  alle  Siegte* 
rungggewalt  nufgehilrt  halte,  ft.  führte  beShalb  bie 
®ingc' einfach  auf  ben  Stanbpuntt  jurüct . auf  beut 
er  ftc  1808  »etlaffen  hatte,  ©dem  aud)  fo  Würben 
bie  ©erbättniffe  halb  nnhalt6ar.  3)te  freijhmige  ffli* 
norität  begann  auf  bem  ffiege  ber  ©erithwörungen 
bie  StaalSgewait  ju  untergraben,  unb  Siectoä  (f.  b.) 
SRiliiäraufitemb  gab  ihr  btc  erwüniebte  ©clegenheit, 
noch  einmal  bie  Berfaffung  oon  1812  aufleben  z« 
laffen.  ft.  war  anfangg  bereit,  fid)  ben  liberalen 
cbrlidt  an.juichlieftcn.  'Äflein  beren  ltnffihigtett,  eine 
lebengfcihige  SRegterung  ju  fchaffeit.  unb  bie  Äritn* 
fitngen,  bie  fie  bem  Könige  jufügten,  liefien  ihn  halb 
bie  Ünmöglichfeit  eines  erfpnefilichen  gufammenwir* 
lenS  ertcntteit.  Seitbem  bemühte  fid)  ft.,  bie  ftntcr* 
»ention  ber  heiligen  ÜUlianj  ju  befcbleunigen,  unb 
ffanb,  alS  baS  franjöfifche  $«er  in  Spanien  cmgerildt 
war,  mit  biefem  in  geheimem  SinBcrilänbnig.  St  op- 
bem  mujjtc  er  ber  reoolutionären  iSegierung  ttad) 
Seoitla  unb  ßabij  folgen;  erft  bort  erlangte  er  feine 
ftreibeit  juriief,  burch  bie  er  abermals  m btc  itiinbe 
ber  abfolutiftifdh*ultramontanen  Siealiiott  »erfiel.  ft. 
war  nodt  bteimal  »erbe tratet ; jeine  jmetfc  Wattin, 
®!aria  3fabeüa  ftranzisla,  Socpter  ftolianttS  VL  Bott 
Portugal,  ftarb  1818,  feine  brittc,  ftofepha,  lochtet 
Seg  ©rmzen  SUapimilian  »on  ©athfen,  1829  (ogl. 
beren  Biographie  »on  tpäbler,  ®resb.  1892);  juin 
»ierienmal  »ennahlte  er  fid)  mit  SRarie  tStjriftine, 
Sochter  beg  SSönigS  beiber  -iizilien,  ftranj’  I.,  bic  ihm 
Zwei  Xödttcr  fchenlte,  3fabcHa  H.,  geb.  10.  Oft.  1830, 
unb  fiuiie,  fpater  fienogtn  oon  Stontpcnfier,  geb. 
1832.  ®ur4  ben  Sinflufi  ieiner  Bicviett  ©eniahtin 
beftimmt,  Benoirflichte  er  bie  Bim  beit  ßorteg  1822 
beantragte  Aufhebung  beg  faliidiett  CSefepeS  29.  Uiärj 
1830  burd)  eine  fogen.  praz)matiid)cSanttion.  Welche 
Sie  alte  laitilifcbc  tognatifcheSrbfolge  wieberljerftellte. 
Schwer  erfranlt,  übertrug  ber  König  im  Oft  ober  1 832 
feiner  ©cmal)lin  bie  üeitung  ber  Stant«gefd)äfte, 
worauf  fid)  ein  fretfinnigereS  SRegterunggftjflem  gel* 
tenb  machte,  ©gl.  Baumgarten,  ('iefchtd)te  Spa* 
nteng  »om  ©uSbruch  ber  franjöfifthen  Beoolution 
(aeipj.  1865 — 71,  3 Bbe.);  ®.$ubbarb,  Histoire 
contemporaine  de  l'Espagne,  1.  Serie:  Kögue  de 
F.  VII  (Bar.  1869,  2 Sbe.j. 

34)  Karbinalinfant,  geb.  I«.  2Sai  1609,  geft. 
9.  9io».  1641,  britter  Sohn  bes  König*  ©DiUpp  UI. 
oon  Spanien,  erhielt  1619  bic  beftänbiae  ©bminiftra» 
tion  bea  KrjbtStumg  Jolebo  unb  halb  barauj  ben 
Sarbinalghut  unb  fam  1634  bem  Kader  in  Neulich* 


42(3 


gerbittanbea  — 

Innb  mit  einem  £>ccr  ;u  öilfe.  Er  Bereinigte  jid)  im 
September  1634  mit  ber  ©rmee  beb  König®  »on  Un- 
garn unb  wohnte  ber  Sd)Iad)t  bei  SiörMingen  bei, 
worauf  er  fid)  im  2l»ril  1035  nach  ben  Slicberlanben 
wanbte.  §ier  wujjie  et  burd)  flcinen  Krieg  bie  3ort» 
jdiritte  ber  übermächtigen  fran{öfifd)-hoIlänbijrf)en 
Ülnttce  aufzuhalten.  1637  fudjte  er  »ergeblieb,  ba® 
»on  bem  ©rin{en  »on  Cranien  belagerte  ©reba  zu 
entfern ; bagegen  erfocht  er  22.  3uni  1688  ben  gtän- 
zcnbenSieg  bei  Kaüoo  über  ben  ©rnfen$stlt)e!m  »on 
'Jiaft'ou  unb  erzwang  bie  ©ufhebung  ber  ©clagerung 
»on  (Seibern,  jn  beit  folgettben  «elbjügtn  »on  1639 
unb  1610  mußte  fi<b  8- auf  bie  Sefcnjtbe  bcfd)ränlcn. 
Xengelbjug  »on  1641  eröjfnete  er  mit  bcrSegnaljme 
»on  Iden®,  ftarb  aber  am  «über  in  ©rüffel. 

IXobtana.]  35)  8- 1.,  ©rojtberjog  »on  So®» 
tana,  gcb.  1549,  geft.  6.  8«br.  1609,  »ierter  Sohn 
Eofimo®  I.  »on  Stiebtet,  würbe  1563  ffarbinal  unb 
erlangte  am  pttpftlidjen  tpof  bebcutenben  (Einfluß, 
©ad)  bem  Sobe  feine®  ©ruber®  3ran$  (1587)  über- 
nahm er  bie  ©egierung  be®  ©rofjlieqogtuiues;  er  be- 
lebte ben  »anbei,  bureb  ben  er  felbft  große  ©eid)tü- 
nter  erwarb,  betrieb  bie  Slrbeiten  jur  Srodoitlegimg 
be®  Ebianatat®  unb  ber  SRaremmcn  unb  führte  bie 
»on  doft mol.  begonnenen  tpafenbauten  bon  üioomo 
weiter,  ©egen  Spanien  jurüifljaltenb , lebnte  er  fub 
im  Slnfang  feiner  Regierung  an  fceinrid)  IV.  »on 
Sranfreicb  an;  erft  feit  1604  bewerten  iid)  feine  ©e* 
Ziehungen  zum  SJiabriber  Jpofe.  31ad)bem  er  feiner 
geiftliehen  Süürbe  entfagt,  »ermäbUe  er  ftib  1589  mit 
Ebriftine  »on  Sotljringen,  bie  ibm  einen  Sobn,  Eo* 
finto  II. , gebar. 

36)  8-  &•,  ®to6bct5°J  »on  Soälana,  geb. 
1610,  geft.  24.  SJiai  1670,  sobn  Eofimo®  II.,  folgte 
1621  feinem  ©ater  unfer  Sormunbfebaft  feiner  SJiut- 
ter,  ber  Erzherzogin  SÄagbalene,  unb  feiner  fflroji- 
mutter  unb  ergriff  erft  1628  bie  .«füget  berSiegierung, 
geriet  aber  halb  in  ©bbängigteit  »on  ber  fpanifibeit 
©olitif.  1643  — 44  führte  er  mit  ©enebig . ©arma 
unb  SJlobena  einen  Strieg  gegen  ben  Kirchcnitaat,  ber 
bem  2anbe  febwere  Opfer  auferlegte.  Er  taufte  1633 
bie  öraffdjaft  Santa  8iora  »on  einer  Siinie  ber  Sforja 
unb  1650  ©ontremoli  »on  Spanien. 

37)  8-  DI.,  Sofepb  3obann  ©aptift,  (Srofs- 
ber jog  »on  Soäfana,  geb.  6.  SJiai  1769,  geft.  17. 
'mm  1824,  {Weiter  Sobn  be®  ©roftberjog®  iieopolb, 
erhielt  unter  ber  Leitung  beäSJiardjefeSJianfrebini  eine 
ausgezeichnete  Erziehung  unb  warb,  al®  nach  beut 
Sobe  jlofepb®  II.  fein  ©ater  Staifer  würbe,  21.  fjuli 
1790  örofiberjog.  Sie  franjöftfcbe  ©cpublit  erfannte 
er  1792  an  unb  fuibte  fieb  in  ben  SfoaliliunStriegen 
neutral  ju  holten.  Würbe  {War  1793  burd)  englifdje 
Srobungen  gezwungen,  ber  Sfoalition  gegen  8rant- 
reid)  beizutreten,  fcblofj  feboeb  nad)  ben  Siieberlagen 
ber  ©erbünbeten  id)on  9.  8ebr-  1795  mit  grantreidj 
8riebcn.  Sodj  War  bie  Sieutralität  auf  bie  Sauer 
nicht  aufrecht  {it  erhalten;  1796  befehlen  bie  8ran- 
{ofeit  Siuorno,  bie Englänber Elba,  uitb  beibe  würben 
erft  1797  wieber  geräumt;  1799  riidte  eine  fran{5- 
fifche  Sittifion  in  Xotlana  ein  unb  {Wang  ben  ©roß- 
her{og  {ur  81ucbt  nad)  SJien.  8-  mußte  im  2üne- 
Biller  8rieben  (1801)  auf  Soäfana  »erziebten  unb  er- 
hielt bafür  burd)  ben  ©ertrag  »on  ©aris  26.  Se{. 
1802  ba®  neugefebaffene  Kurfürftenüim  Salzburg, 
ba®  er  im  ©refiburgcv  3riebcn  »on  1805  mit  Kürz 
lucrg  »ertaujd)cn  muhte,  ba®  {um  Shirfürftentunt  unb 
1806  {um  @roftb<r{ogtum  erhoben  würbe.  ©ad)  91a» 
poleon®  Sturz  erhielt  er  1814  Soefana  mit  einigen 
©ergrößerungen  wieber,  mußte  ttod)  einmal  feine  9te- 


3crbinanb®orben. 

Üben{  »erlajfen,  al®  SRurat  im  ©pril  1815  in  So®» 
tana  einfiel,  lehrte  jebod)  febon  uadi  wenigen  Soeben 
bahin  {uriid.  8.  war  in  erfier  Ehe  »ennählt  mit 
Cuife,  Sochter  be®  König®  8erbinanb  »on  ©eapel,  in 
{Weiter,  feit  1821 , mit  SRarie,  Sod)ter  be®  ©rinzen 
©larimiliait  »on  Sadjfen.  ©gl.  Emmer,  Erzherzog 
8-  UI.,  @rojjher{og  »on  So®lana,  al®  fiurfürft  »on 
Salzburg  tc  (Satz».  1878). 

38)  8-  IV.,  ®rofzber{og  »on  Soälana,  geb. 
10.  3uni  1835,  ältefter  Sohn  be®  tSroji  »erzog®  2eo* 
polb  n.  »on  Soälana  unb  ber  ©rinzefftit  SJtarie  ©n- 
tonie  »on  Steapel,  warb  nad)  liberalen  (Srunbfäßen 
erzogen  unb  »ermählte  ft<h  24.  3iou.  1856  mit  ber 
©rinzefftn  ©nna  »ott  Sacbfen,  bie  aber,  nad)bem  ffe 
ihm  eine  Sechter,  SJtarie  ©ntonia,  geboren,  jdjon 
10.  8ebr.  1859  ftarb.  9tad)  bem  Ülusbrucb  her  Sie- 
»olution  in  Slorett}  27.  ©pril  1859  floh  8-  mit  ber 
ganzen  grofsberzogluhcn  8amilie  nad)  ©ologna  unb 
»on  ba  nach  Cfterreid).  illacb  ber  ©bbantung  feine® 
©ater®,  21-3ulil859,  nahm  er  ben  litel  eine®  ©roß- 
her{og®  an  unb  protejtiertc  gegen  bie  Einoerleibung 
iosfana«  in  bie  SRouard)ie  König  Sittor  Emanucl®. 
Er  lebt,  feit  1868  mit  ber  Erzherzogin  'lllice,  lodjter 
be®  Herzog®  Sfart HL  »on ©anna,  »ennählt,  gewöhn- 
lich auf  einer  ©iüa  am  ©obenfee  in  ber  9tähe  »on 
Sinbau  ober  in  Salzburg. 

igoärtttmbrro.)  39)8- 3® i I h e I tu , &er{og  »on 
28ürttemberg-9ieuenftabt,  geb.  12.Sept  1659, 
geft.7.3nnil701  inSlup®,  Sohn  be®  Sjerzog®  Srieb- 
rill)  »oii33ürttemberg-9ieuenjtabt,  trat,  in  berSRathe- 
matit  unb  Strieg®fun]t  grünblid)  gefcbult,  früh  in  bä» 
nifihe  KriegSbienfte,  focht  1683  — 87  in  faiferlidjen 
Sienften  gegen  Siirfcn  unb  3ran{ofen  unb  würbe  bei 
9teuhäufel  1685  fd)Wer  »erwunbet.  1690  befehligte 
3-  bie  bänifdjen  »ilfstruppen  für  ©Jilhelm  III.  in  (ir- 
laitb,  zog  1692  mit  benfelben  Sru»»cn  nad)  ben  9?ie- 
berlanben  gegen  bie  Srangofen,  zeichnete  ftd)  befonber® 
bei  Stecntertcn  (3.  ©ug.  1692)  unb  Sleenoinben  (29. 
3uli  1693)  au®  unb  würbe  (Setter al  ber  boUäiibijd)en 
Infanterie  unb  Dberjt  in  ber  löniglidjen  fieibgarbe, 
nad)  bem  «rieben  (Souuemeur  »on  «sluh®  unb  be® 
ganzen  boUänbifiben  31<utbern.  1698  führte  er  im 
Iienftc  König  ©uguft®  H.  »on  ©ölen  al®  (Beneral- 
felbmarfiball  bie  »olnif dj  - fädjfif djen  I nippen  in  ber 
Utraine  gegen  bie  dürfen  unb  erzwang  bie  Abtretung 
eine®  Slüd®  »on  ©obolien;  1700  befehligte  er  inifjol« 
ftein  gegen  bie  Schweben. 

ffferbinanbea  (9!erita,  3ulia),  eine  1831  im 
SJiitteIlänbifd)en  SJccer,  60  km  »on  ber  Sübwefltüfte 
Sizilien® , {Wifdjen  ber  3nfet  ©antelleria  (f.  b.)  uttb 
ber  fi{üifd)cn  Slabt  Sciacca  burd)  einen  »ultanijchen 
'.’lusörudj  entftanbene,  aber  balb  barauf  Wieber  »er- 
fd)Wunbene  3nfel,  gegenwärtig  eine  Untiefe  »on  34  m. 

Sfcrbinaubdorben  (föntgliiher  unb  nuli- 
tärifdher  San  3ernaubo»Drben),  »on  ben  fpa- 
nifihen  Eortc®  31.  Klug.  1811  gegifteter,  »on  König 
3erbinanbVII.  19.  3an.  1815  erneuerter  Drben  zur 
©etolfnung  nu«sgcteichneter  militärifiber  laten.  Xcr 
Orbcu,  ber  am  18.  SJiai  1862  neue  Statuten  erhielt,  hat 
fünf  Klaffen,  »on  benen  bie  erfte  unb  {Weile  ait  Offi- 
ziere bi®  {um  Sange  ber  Oberften,  bie  brüte  unb  oierte 
an  Oenerale,  bie  fünfte  (tSroßlreuz)  anStrommanbeurc 
en  chcf  »erlichen  werben  unb  {War  bie  erfte  unb  brüte 
für  au®gezeid)nete  »ipanblungcn« , bie  {Weite  unb 
uicrte  für  »heroifchc  Säten« , je  in  bem  betreffeuben 
©ange.  Sie  »erfd)iebeiten  Klaffen  werben  {u  gleicher 
3eit  angelegt,  unb  biefelbe  Klage  laitn  mchnttal®  »er- 
liehen  werben.  Sie  ©cnfionen  fteigen  »on  400  — 
40,000  ©ealen  unb  gehen  teilweife  auf©3itwen,Kinber 


427 


gerbing  - 

unb  filtern  über.  Sic  Seforation  befielt  für  bie  crfle 
unb  britte  Älaife  auä  einem  golbenen,  weiß  emaillier- 
ten  aiptfpißigen  Streu}  mit  golbenen  Kugeln,  im  ©iit» 
telfcbilb  ber  peil.  gerbinanb,  umgeben  non  blauem 
Steifen  mit  ber  ScDife:  »Al  merito  militar«  (»Sent 
niilitärifcbcn  ©erbienft«).  Ser  Jlieuera  ;eigt  bie  got- 
benen  getränten  Säeltfugeln.  Sie  jWeite  unb  Dierte 
Waffe  haben  ba»  gleiche  Streu),  nur  liegt  eä  auf  einem 
Sorbecrfranj  unb  bängt  an  einem  fottpen.  Sem  ent» 
ipretpenb  (mb  bie  ftlberncn  Sruftfrcuje  mit  unb  ohne 
Lorbeer.  Solbaten  unb  Unteroffijiere  Werben  A ln 
suite  beb  Orbettä  aufgcnotitmcn  unb  tragen  baä 
Streuj  in  Silber.  Sab  Örbenäbanb  ift  rot  tntt  gelben 
tHanbftreifcn.  6m  Orbcnälapitel,  mit  bem  Slönig 
ober  bem  älteften  ©roßfreuj  an  berSpiße,  entfepeibet 
über  bie  ©erleipung  beb  Orbettä,  um  ben  aud)  nad). 
gefuept  »erben  tann.  OrbcnStag  ift  ber  SL  gerbi- 
nanbstag. 

gtrbtng,  liulänbifcpe  SRünge,  im  16.  gaprp., 
= '/«Wart  ober  6 Stbüling,  julcßt  ’/soSaler  Sturant. 

Stfirc  n>t.  tlr),  1)  S!  a g.,  Stabt  im  franj.  Separt. 
Biene,  Sltronb.  fiaon,  an  ber  Dife,  bie  hier  bie  Serre 
aufnimmt  unb  ftcb  in  mehreren  Firmen  aubbreitet, 
an  ber  Slorbbapn,  gefluttg  jrociter  Klaffe  mit  mehreren 
Bußcnjortä,  hat  «me  ftirebc  aub  bem  16.  gaprp., 
eine  BctiUcriefcpuIe,  ein  Vlrfenal,  ein  Kollege,  ein 
Xpeatcr,  em  SJiufcum,  Wafepiitcnbau,  Ölfabrifätion  u. 
(Idol)  4962  fiin».  g.  Wttrbe  27.  gebr.  1814  Bon  ben 
©teußen  unter  ©üloW  eingenommen,  1815  jeboeb  Der- 
geblid)  befdjoffen  unb  eingeicbloffen ; 1870  mußte  cb 
lieh  nad)  jiueitägiger  ©efdpicßung  unb  einem  bergeb» 
licpen  BuofaU  ber  ©efaßung  ben  Scutid)en  ergeben. 
— 2)  g.-fipantpenoife  <tpr.  |4«nap'nän|'),  Stabt  im 
front-  ®epart.  Warne,  Brronb.  fipemai),  in  einför- 
miger fibene  (ber  fogen.  Champagne  pouilleufe),  Rtto» 
tenpunft  ber  Dftbapn,  mit  SBirlerei,  Rafebereitung 
unb  0901)  2185  fiin».  £>ier  würben  bie  franjüfifcpen 
Waridjäfle  Warmont  unb  Worticr  25.  War}  1814 
burd)  bie  Keilerei  beb  ©rafen  ©.  ©ah len  unb  beb 
Stroiipriiisen  SSUpeltn  Bon  ©ürttemberg  befiegt;  bie 
SiBitton  ©acthob  mußte  fid)  ergeben.  Stefeä  Soppel- 
ireffcn  eräffnete  ben  Serbünbeten  bie  Straße  auf  ©a- 
riä.  — 3)  g.»  e n » X a r b e n o i ä qpt.  -anj  tark'ntuo,  gierten 
im  franj.  Separt  Biäne,  Brronb.  fipäleau»Xpierrh. 
aut  Durcq  unb  an  ber  Ofibapn,  mit  Kuinett  ciitcb 
Scploifcä  aub  bem  13.  gaprp.,  ©oUfpinnerei , SBii 
terei  unb  oaoti  2159  fitnw. 

g-errbö  Wttogti  »«.  b|jbi>,  f.  Sllgnögh-Blfalu. 
gcrcbfrtlc  (arab.),  langea  Cbertleib  ber  tür(ifd)en 
grauen  unbWäbipen,  bao  nur  auf  ber  (Paffe  getragen 
tuirb  unb  Born  §alä  biä  jutn  guße  reicht , um  ben 
Säudjs  ju  Berbergen.  Sie  g.  läßt  nieptä  fühlbar  ala 
ben  Born  gaiipmaf  (f.  b.)  nur  wenig  BerhüUtcn  Kopf 
unb  ben  früher  Dom  lebemen  Strumpf  (Weft)  he» 
beetten,  jeßt  meift  elegant  befepupten  guß. 

gerebfehif , Stabt  im  tiirt.  Säilajet  fibime,  un- 
weit beä  reihten  Uferä  ber  Warißa,  20  kinjjott  ihrer 
Ihünbunfl  au  einem  3»eige  berfiiienbapnSalonüpi- 
Konftantmopel,  mit  4000  fiinw.  (Biel  ©riechen),  gn 
ber  Käpe  Shennen.  [grau}, 

gcrctic}  ßpr.  ftmnj),  Ungar,  ©omame.  fosiel  wie 
g-crcntino.  Stabt  in  ber  ital. ©roDittjlRom,  Kreiä 
groftnone,  an  berfiifenbahn  Sfont-Sleapel,  Siß  einea 
©ifdjofa,  mit  antiten  ©aureften  (ßtjtlopenmauern 
u.  a.),  einem  Som,  aotifeper  Kircpc,  ©ifchofapalaff, 
Seminar  unb ©hntnajtum,  ©ein-  mtb  Oliucnbau  unb 
(190t)  ca.  9500  (alb  ©enteinbe  12,398)  fiinw.  6a  ift 
baä  alte  Ferentinuin,  eine  Stabt  ber  Berniter,  bie 
aber  fepon  im  jwctlen  ©uttifdicn  ftriege  Dcrlaffen  war. 


gerg^atti. 

gcreiitimim,  1)  im  Bltertum  Stabt  im  füblidjcn 
fitruricit,®eburtaort  beb  römifrhen  IVaifcraOtpo,  mit 
berühmtem  gortunatempel,  würbe  fpäter  ©ifdioiafiß, 
im  ll-gahrp.  aber  Don  ben  ©ewopnent  ffiiterboa  rer- 
ftärt;  feht  Stuinen  g(rento  bei  ©iterbo,  mit  Siejten 
ber  Stabtntauern,  Sore  unb  einea  großen  Speatcra. 
— 2)  Stabt  ber  £>crntfer  in  Satium,  f.  gcrentino. 
rcobaf,  arab.  Siebter,  j.  Brab.  fiiteratur,  S668. 
rctriuO,  ©einatne gupiterä,  Don  feretrum,  ber 
Irage,  auf  ber  bie  spolia  opima  (f.  Spolicn)  beim 
Sriumpb  in  ben  Sempel  geiragen  würbe,  ben  ber 
©ott  unter  biefem  Diamcn  auf  bem  Kapitol  patte. 

gerge  (mittelhod)b.Terge,  altcpo^b.  ferjo),  ©oota» 
mann,  gaprinann. 

gcrgpäita,  ©roBinj  beä  ruff.  ©eneralgouu.  Sur* 
fiitait  ().  Starte  »3entralafien«),  grenzt  im  S.  an  baa 
dpinefif^e  Oftturnftan,  baa  ©amirplateau  unb  ©o- 
ipara,  im  übrigen  an  bie  ©rotungen  Seraffcpan,  Sir 
Sarja  unb  Semiretfcpinff,  92,342  qkm  mit  ass?) 
1,560,414  fiinw.  (Sorten,  Sabfdpif,  SVarafirgifen, 
Sfuffen , bie  leßiem  meift  um  bie  $jauptftabt  SJlarge* 
tan).  Sen  Süben  burdjjiepen  ber  Blai  (©if  ©aba 
6000  m)  unb  ber  Sranaafai(©if  Kaufmann  7000  m) ; 
jwifepen  ipnen  fließt  in  engem  Sat  ber  Jtifil-fu  (Cber- 
lauf  beä  Surcpab),  bie  Siorbgrenje  bilbet  baä  Sfdiot» 
fatgebirge;  bie  Witte  nimmt  baä  breite  Xal  beä  Sir 
Sarja  ein;  ganj  im  S.  liegt  ber  400  qkm  große  See 
Starahil  (3840  m).  Ser  größte  Seil  beä  ©ebicteä  ijt 
(apleä  ©erglanb  ober  Steppe,  nur  12,500  qkm  int 
Xal  beä  Sir  Sarja  finb  bebaut,  4000  qkm  Säalb.  Saä 
Stlima  jeigt  große  fijtreme;  im  Xal  beträgt  bie  mitt- 
lere gapreatemperatur  16,5°,  SKai  biä  September 
43 — 45°,  im  Säinter  biä  — 20“.  Siegen  feplt  im 
Sommer  faß  ganj,  borp  ift  ber  Sößboben  unter  fünft» 
lieper  Sewäjferung,  ju  ber  bie  glüffe  auägicbigft 
peraiigejogen  werben,  fepr  fruchtbar.  Bngebaut  wer- 
ben Säeijen,  Sieiä,  ©erfte,  Sufuruj,  ^irfe,  ©auiu- 
»olle,  Cbft,  ©ein,  Waulbeerbäume  für  bie  mit  Un- 
terftüßuug  boidiegierungaufblüpenbe  Seibeuraupcii- 
jud)t.  Sic  ©ebirge  ftnb  reich  an  fiifen,  ©lei,  Stein» 
Kopien,  ©rappit,  ifeapptpa,  boep  wirb  nur  baä  legiere 
gewonnen.  Sie  gnbuftrie  (meift  $>auäinbuftrie)  er» 
seugt  in  73  grbßcrn  ©etriebett  lieber,  ©apicr,  Sleffer, 
Sättel,  bie  nebft  ©aumwoDe,  Seibe,  gctrochictcn 
griiepten  unb  Softiten  jur  Buäfupr  fommen.  fiin» 
geführt  werben  Sfianujafturen,  Xucp,  Seibenfloffe, 
tupfcnie  ©träte,  Xee,3ucfer,garben.  fiin»  unb  Slua- 
fupr  betragen  jufantmen  an  32  SJliU.  31ubel.  Seit 
1899  führt  eine  fiifenbapn  Bon  Samarfanb  überfipo- 
fanb,  Wargelan  naep  Bnbibfcpan;  auf  g.  entfalten  ba- 
Don  215  km.  Über  ben  Blai  führt  ber  3721  m pope 
©aß  Xcref  SaBatt,  (üblich  Don  Ktjofanb  liegt  ber 5800m 
habe  Sfdjiptptpaß,  Jjftlicper  füprt  ber  3660  ui  bope 
gafairampaß  jum  Surcpabtal,  baneben  ber  3960  in 
pope  Staoutpaß  über  ben  Kleinen  Sllai.  Über  beit 
Xranbatai  fiiprt  ein  ©aß  naep  bem  Sarilol  auf  bem 
©amirplateau  unb  öftüdjer  ber  Xau » ©laurun  naep 
ftafepgar.  Sic  ©roBinj  jerfäUt  in  bie  Streife  fipo- 
fanb,  Bnbibfcpan,  ©iargclan.  ©amangati,  Djd)  unb 
©antir.  £auptftabt  ift  Wargelan  mit  36,592  fiinw. 
Über  bie  Wefipicpte  gerghanaä  unb  feine  firoberung 
burep  bie  Stuijen  f.  fipotanb. 

grrgpäni  (Blfraganub).  Bpmeb  ibn  ©lo» 
pammeb  ibnKetpir,  arab.  Slftronom,  geft.  gegen 
830,  naep  anbern  bagegen  noep  861  in  Bgßptcn  an- 
»efenb,  wo  er  einen  neuen  Siilineffer  gebaut  paben 
fotl;  feprieb  aftronomifepe  filemente  (»Elementa 
astronomica,  arab.  et  lat.,  opera  J.  Golii«,  Bmjlerb. 
1669)  u.  a. 


428 


gcrguä  JaHa  — gerib  $üf<f)a. 


ffrcrgitd  ftfatld,  2>nuptort  ber  fflrafidwft  Otter* 
tail  im  ttorbnmerikn.  Staat  SRinnefota,  Bahnfnoteit* 
punft  am  Sieb  Miner,  mit  guter  fflafferfraft,  (betreibe- 
unb  Sagemühlen,  ®ifenbal)nwerrftätten,  tjbtjeni  3d)u- 
lett  unb  (1900)  6072  Stil  tu . 

fjerguf  on  ([pr.'dr  jSffm),  1)3  a meS,  9TCed)ani(er  unb 
ttjtronom,  geb.  1710  »u  Reith  in  ber  fdbottifdjenSraf* 
fcbaftüanjf,  geft.16.SioD.  1776inEbtnburg,  anfangs 
Schäfer,  bann  Porträtmaler.  loibtnete  fichfpäter  tuij* 
fenfdjafttidjen  Stubien  unb  lebte  feit  1743  inSionbon, 
wo  er  naturwiffenfd)aftli(hc  Üorlcfunqen  t)ielt.  Er 
fdjrieb : »Astronumy  expluiued  upon  Sirlsaac  New- 
ton’s  principles«  (2onb.  1756;  13.  Stuft.  Don  Brew* 
fter,  1811,  2 SQbe. ; beutfd)  Don  Siirdjtjoff,  üerl.  1783 
bid  1785);  »Leotures  on  mechanics,  bydrostatics, 
pneumatieg,  and  optica«  (1760,  neue  Studg.  Don 
Ürewftcr  1805).  Sgl.  Öenberfon,  Life  of  James 
F.  (2.  Stuft.,  2onb.  1870). 

2)  Slbam,  engl.  ©efd)id)t6forfcbcr  unb  TOoralpbt* 
tofopf),  geb.  20.  yuni  1723,  geft.  22.  Syebr.  1816,  ftu- 
bierte  Ideologie,  loar  1745 — 54  SJelbprebiper  eined 
fd)Ottifd)en  (Regiments  unb  mürbe  175t)  Brofeffor  ber 
Bbhfif  unb  1764  Brofcffor  ber  3RoraIpbilofopl)ie  an 
ber  Unioerfitüt  ju  ßbinburg.  1773  unb  1774  bereifte 
er  bad  Seftlanb,  unb  1778  begleitete  er  alb  Sefrctär 
bie  jum  Behuf  Don  Unterhandlungen  nad)  Slmeritn 
aefenbeten  britifdjcit  Rommiffare.  Siad)betn  er  1785 
feine  Brofeffur  aufgegeben,  bereifte  er  3tolien  unb 
lebte  nad)  feiner  Siiicttegr  in  Sdjottlanb  auf  bem  2anbe. 
Seinem  -Essay  on  the  history  of  civil  society« 
(2onb.  1767;  beutfd)  Don  3ünger,  1768),  ber  feinen 
Stuf  begrtinbete,  folgten:  »Institutes  of  moral  philo- 
sopliy«  (1769;  beutid)  Don®arDe,  2etpj.  1772) ; »Ob- 
servations  on  civil  and  political  liberty«  (1776); 
»Historyof  the  progress  and  termination ofthe Ro- 
man republic*  (1783,  3 übe.;  neue  Stuäg.  1805, 

5 ©bc. , lt.  öfter;  beutlet)  bon  ®ed,  2eipj.  1784  — 
1786,  3 Übe.),  lange  ein  fymptwerf  in  England; 

» Principles  of  morai  and  political  Science«  (1792, 

2 übe.;  beutfd)  Don  Streiter,  3ilr-  1795,  2 Übe.). 
Sgl.  Small,  Memoir  of  Adam  F.  (2onb.  1864). 

SfrcrgufTon,emcber3>’Sntrccafteaus-3n[fln(].b.). 

fycrgnffon  (fpr.  f5ra6flao,  1)  Stöbert,  fdjott.  Ticb» 
ter,  geb.  5.  Sept.  1750  in  Ebin6urg,  geft.  bafelbft 
16.  Ölt.  1774,  flubierte  in  St.  Slnbrelo«  Theologie, 
gab  biefen  Beruf  aber  auf,  um  eilte  Sdjrciberftette 
tu  einer  Sanjtei  anjimebnten.  Seine  ©ebidjte  brach* 
len  itjrn  halb  Statuen  unb  anregettbe  Serbinbungen; 
bod)  mehrten  ftd)  bei  ihm  21n»eid)cn  bed  3rrftnnd, 
bem  er  nach  einem  Stur;  über  bie  Treppe  ootlenbd 
erlag.  Seine  Öcbidjte  idjliefjeit  ftd)  häufig  au  alte 
Solfdntelobien  att  ; er  ift  ber  unmittelbare  Sorläufer 
Don  Bumd.  Tieerfte  Sludgabe  feiner  »Poems«  erfehien 
1773,  bann  1789  (Berti),  2 Bbe.)  u.  ö.;  bie  hefte  I 
Sammlung  feiner  »Works«  ift  bie  Don  SI.  B.  örofad 
(1851,  mit  Biographie).  Einjelned  überfehle  ßb. 
Riebler  in  feiner  »©efehiebte  ber  uolfdlümltctten  fdjot 
tifchen  2ieberbi<htimg«  (3erhft  1846).  Sin  Steubrud 
ber  ©rofartfdjcn  Biographie  erfthien  in  ber  »Farnous 
Scots  Serics«  (2onb.  1898). 

2)  3anted,  engl.  Slrd)iteft  unb  Sihriftfteller,  geh. 
1808  jur  Sltjr  in  Sthottlanb,  geft.  9.  3an.  1886  in 
2onbon,  Wibmete  fid)  juerft  bem  Raufmanndftanb 
unb  lebte  mehrere  3abre  in  3nbieu.  3»m  Stubium 
ber  altem  Bautunft  machte  er  bann  Steifen  im  Drient, 
ald  bereit  ffnicht  fein  Serf  »Illnstrations  of  the 
rock-cut  tcmples  of  India«  (2onb.  1845,  Don  ihm 
felbft  itluftricrt)  erithien.  Später  folgten:  »Essay 
ou  the  ancient  topograpby  of  Jerusalem«  (1847) ; 


»Picturesque  illnstrations  of  ancient  architecture 
in  Hindostan«  (1848)  unb  »Historical  inquiry  into 
the  trae  principles  of  an«  (1849).  Tod  pierju  ge* 
faitimelle  SRaterial  hat  er  fpäter  au<h  ju  bem  »lüu- 
strated  handbook  of  arcliitectnre«  (1855  , 2 Bbe.) 
bmujjt  unb  biefed  in  ber  iyolge  »u  ber  »History  of 
architecture  in  all  countries«  (3-  Vlufl.  1 894,  5 Bbe.) 
erweitert.  Ed  folgten:  »ThepalacesofNinivchand 
Persepolis  restored«  (1851);  »History  of  the  mo- 
dern styles  of  architecture«  (1862;  3.  Sufi.  Don 
Rerr,  1891,  2 Bbe.);  »The  mausoleum  at  Halicar- 
nassns«  (1862);  »Rade  stone  monuments  in  all 
countries«  (1872);  »Cave  temples  in  India«  (mit 
Bürge)),  1880);  »The  Parthenon«  (1883);  »The 
temple  of  Diana  at  Ephesus«  (1883);  »Tao  ©rech 
theion  unb  ber  Tempel  ber  'Mtbcne  Boliad  in  Sttben* 
(hrdg.  Don  Sdjlieiuamt,  2eip».  1880)  u.  a. 

3)  Sir  Silliam,  Cl)intrg  unb  Slnatom,  geh.  20. 
SJtärj  1808  ju  Bteftonpcmd  tu  Scholtlnnb,  geft.  10. 
ftebr.  1877  in  2onboit,  flubierte  »u  ßbinburg,  begann 
1831  Borlefungen  über  tlnalomie,  würbe  1836  Cbtr* 
ttrg  an  ber  bortigen  Stopal  Oufiratarh , 18-10  Sro- 
feffor  ber  Chirurgie  am  Ring'd  College  unb  Chirurg 
am  2>ofpüaI  biefed  3nftitutd  in  2onbon.  1870  würbe 
er  junt  Sraftbenten  bed  Stopal  College  of  Surgeond 
erwählt,  unb  eine  3eitlang  fungierte  er  bort  ald  Svo- 
feffor  ber  Ehimrgte  unb  Snalomie.  Er  arbeitete 
über  Sneurtjdmen,  Stefeltion,  2itholomie  unb  2itho- 
tritie  unb  erfanb  jahlreiche  (hirurgifthe  3uftrumcnte. 
Erfdhrieh:  »System  ofpracticalsurgerj  « (5.  Sufi.. 
2onb.  1870);  »Lcctures  on  the  progress  of  anatomy 
and  surgery«  (1867).  Seine  Biographie  jthrieb  2>- 
Smith  (2onb.  1877). 

4)  Sir  3amed,  Baronet,  hrit.  Slantdinann. 
geb.  1832,  flubierte  in  Offorb,  biente  Don  1851 — 55 
ald  Dffijier  bei  ben  ©arbegrenabieren,  würbe  in  ber 
3d)!ad)t  Don  Sufertuan  Derwunbet  unb  trat  1855 
aud  ber  Sinnet  Er  gehörte  feit  1854  ber  fonferoati« 
Den  Bartet  int  Unlertjaud  an,  War  Don  1866—67 
Unterftaatdfefretär  für  3ubten  unb  1867—68  Unter» 
ftaatdfclretär  im  SRinifterium  bed  3nnern.  1868— 
1873  War  er  SouDerneur  Don  Sitbauftralien , 187;) 
bid  1874  ®ouDemeur  Don  Steufeetanb  unb  1880—85 
©ouoemeur  oon  Üombap.  3m  Stooember  1885 
Würbe  er  wicbcr  ind  Parlament  gewählt  unb  war 
1886—91  Unterfiaatdfefretär  bedSiudwarttgen,  bamt 
bid  junt  Sluguft  1892  ©eneratpoftmeifter. 

Feriae  (lat.),  f.  (Jenen. 

fycriatta,  Torf  im  fiibltihcn  Tunid,  mit  Obft-  unb 
Batmengärten  unb  600  EinW.  3m  91.  liegt  bad  Siui- 
nenfetb  (SRebinct  et  Rebima)  bet  römtfdjcn  ffotonie 
Thelepte  unb  30  km  füböftlith  bie  Stutnert  Don  Rad» 
rin , bem  alten  ScilUum  (Scillitana  Colouia). 

Ferlätus  (tat),  frei  Don  ®efd)äften;  tempus  fe- 
riatum,  gefdjloffene  Reit  in  bejug  auf  Trauungen, 
nach  fatbölifebem  Rirqenreiht  bie  3eit  Dom  erften  Wb* 
oentfonntag  bid  jum  fjeftc  ber  Erfihcinung^Chrifti, 
fowie  Dom  Slfihennittwod}  bid  »um  erften  oonntag 
nach  Dftem,  luährenb  ber  (eine  feiertidjen  Ehen  unb 
amh  unfeierlidje  (fülle)  Ehen  rneift  nur  mit  bifdjöf« 
lidjer  Erlaubnis  gefchtoffen  werben  bitrfen. 

fhcrib  'Bafdja,  tür(.  ©rojswefir,  geb.  um  1848  ju 
Balona  in  Vllbamen.  mathte  bie  Beamtenlaufbahn  m 
«onftantinopel  burth,  lernte  gratyöfiid)  in  Blort  unb 
Schrift  behenichen  unb  eignete  ftd)  itberhaupt  weit- 
europäifche  Bilbung  an.  SRchrcre  3°hrc  lang  9fitt» 
glieb  bed  Staatdratd  oon  audgefproien  liberaler  ®e- 
finnung,  pflegte  er  offenfichtlich  gute  Begebungen  jur 
biplomatifchen  Seit.  Seine  Serwaltungdtatente  »eig« 


429 


gcrtb  ub  ®ln  - 

tcn  fiep,  ald  er©ouocrnem  bed  fleinafiatifipcn  SSila* 
jet«  ftonta  War,_wo  er  Mi  burd)  ©au  uon  Straften, 
ISrriditunf)  bau  Schulen,  görberung  ber  §eimtnbuftrie 
unb  gewijienpaftc  ©eaufrieptiaung  (einer  ©eantlen- 
(ebnft  «inen  ©amen  mmtite.  Son  hier  au«  warb  er 
1902  jum  ©räfibenlen  ber  jhmtroUtommiffton  für 
bte  Überwacbuug  ber  ©udfüprung  Don  Sirformen  m 
ben  curopüiicpen  SSilajetd  brr  Xürfei  unb  furj  banaet) 
(Anfang  Januar  1903)  an  Stell«  Rutjdnif  Saib 
©afepai  511m  ©rojjwefir  ernannt, 
gertb  ub  !Tin,  f.  Vntör, 

Serien  (Feriae),  bet  ben  (Römern  allgemeiner 
Slam«  ber  geierfage,  ber  »an  Staate  wegen  angeotb- 
neten  tferiacpnbltcae)  wie  ber  nurEmjelneangepen* 
ben  (f.  privatae),  ©on  erftem  gab  cd  brei  Arten: 
ftsriae  »tatlvae.  bieflepenbcu,  an  beftimmten  ÜRonatd* 
tagen  wteberfebrenben ; f.  conceptlvae,  bic  beweg* 
Sieben,  bie  jwat  jäprlid),  aber  nicht  an  beftimmten 
Ingen,  (ottbern  nach  jedesmaliger  obrigteittieber  (Rn* 
orbnung  gefeiert  würben,  wie  bie  f.  Latinae  (f.  La- 
tiaria)  uns  semeutlvae  (bas  caatfeft),  tmb  f.  impera- 
tlvao,  bie  bei  befonbentÄnlnffen  angeorbnet  würben, 
j.  ffl.  bic  Supplifationcn  (f,  b.).  Sie  ferne  privatae 
waren  teils  Dpferfefte,  biegeroiffen®cfd)leiptemanbe* 
(timmten  lagen  bed3aPred  oblagen,  teil«  gatnUien* 
feiern,  3.  ©.'für  ©erftorbene  (f.  dc-nicales).  Feriae 
forense3(®erid)tbferien)  waren  bei  ben  alten (Römern 
bie  Dies festi  unb  nefasti,  fpäter  befonberä  je  30  läge 
im  Sommer  «nb  S»erbft,  ber  Anfang  bed  bürgerlichen 
3apred,  bie  ©riinbungdtagc  SRomd  (81.  April)  unb 
Ron(tantmopel8(ll.  uSai),' bic  läge  berScburt  tmb 
bes  (Regierungsantritts  bed  datier®,  bie  fteben  läge 
Bor  unb  na<b  Oftem,  alle  Sonn*  unb  cpriftliepen  Seit- 
tage (weiteres  f. ©erieptdferien).  3uberJKrcpen[pracf)e 
tu- jetebnete  baS  SSort  junäepft  läge,  bic  jur  Ehre 
GSottcd  ober  cilteä  £>eiiigeit  gefeiert  Würben  tbalier 
teriales  libri,  bie  ©fieper,  in  betten  bic  Seite  ber 
RRSrtprer  Bcrjcidmct  waren),  fpäter  alle  läge  ber 
Säocpe.  weil  bie  Gpriflctt  aufter  bem  Sonntag  noch 
ben  äRittwod)  unb  greitag  ald  Sage  bed  ©cbetü  ju 
frient  pflegten  (f.  Saiten)  unb,  um  betbc  SBocpcntage 
3U  unterftpeibm , ben  einen  f'cria  quarta,  b,  p.  ben 
geiertag,  Welcher  ber  oiertc  (Sodjentag  war,  uttb  ben 
anbem  f.  sexta,  b.  p.  ben  geiertag,  Welcher  ber  fechfte 
SSodjentag  War,  nannten.  liefe  betbeit  ©enennuu* 
geit  jogen  bie  f.  secunda  für  SRonlag,  f.  tertia  fiir 
iienjiag  tc.  nad)  ftd).  Sonntag  unb  Sonnabenb  je- 
boep  behielten  meift  bie  ©amen  Dominica  ((.  b.)  uttb 
Sabbatum  (f.b.).  (Daher  feriale  officium  (loftjeüen), 
bie  ttt  ben  ©rebiereit  beit  fatpolifcpen  (öcifftüpcn  für 
beitimmtc  Stunben  ber  einjelnen  ©Jodle n tage  Bor- 
gefepriebenen  ©ebete.  — flbcr  bie  an  Sepranftalten 
unb  UniBerfitäten  eingefiiprten  g.,  b.  p,  bie  fjeit- 
räume,  in  benen  feine  Untern  eptäftunbru  ober  ©ot> 
leiungen  ftatlfinben,  f.  Sdjulferien  unb  UniBerfitäten. 
Rericitfammcr,  f.  ©cridjtsferien. 
gericnfolonicn,  ©crauftaltungen , um  fchwndt- 
liehen  Schulfinbem  iebürftiger Eltern  in  ben  estäbten 
Ȋprettb  ber  Sommermonate , befouberd  in  ber  ge* 
rienjeit,  juträglicpen  Aufenthalt  auf  bem  2anb  ober 
an  ber  See  ju  gewäpron.  $tc  erften  g.  begrfmbeten 
ber  3üritper  ©fairer  ©um,  ber  187«  napeju  70  arme 
ffinber  in  rin  Sippen  teil t-r  SBalbtal  fanbte,  unb  ber 
Siamburger  s^uloerein,  ber  in  betnfclben SJapr fiepen 
Änbern'Sanbaufcmpott  Berfcpaffte.  1878  folgte 
granlfurt  a.  SDJ.  mit  97  Rinbent.  Seitbem  paben  ftd) 
bie  g.  über  bie  gattje  gcbilbete  S9ett  nerbreitet  unb 
namentlich  in  Englnnb  tmb  Slorbamcrifa  fepr  ftarf 
entwitfclt.  gnleutjcptanb  pietlen  bie  ftomitccd  fürg. 


- gerienfolonien. 

1881  eine  erfie  Sioit'erenj  ab  (bamald  Würben  3070 
Itmber  Berpflegt),  1885  würbe  itt  ©remen  eine  c n * 
tralftelle  ber  ©eretnigungen  für  Sommer» 
pflege  gefipaffen,  bereit  gefd)äftliipe2ettungber8er* 
littet  ©erein  für  päuSli^  e ©efunbpeitdpflege  übernom- 
men pat,  unb  bie  regeliitaftig«  ©eridite  erstattet.  Sluf 
einer  britten  Konferenj  in  grauffurt  a.  4)1.  würben 
1887  gememfame  Önmbfäpc  für  bie  görberunn  ber 
g.  Bereinbart  1888  fanb  ein  intemationaler  Sion* 
greft  für  g.  tn  3urtcp  ftatt.  äBäprenb  man  anfäng- 
lich bic  ©j lege ,3 eit  auf  bie  lauer  ber  Sepulferien 
befipränfte,  beginnt  man  jeftt  an  einigen  Orten  ftpott 
111t  \'lpn(  unb  fcptieftt  erft  gegen  (Silbe  Dftober.  3" 
tiefer  Tlubbepnung  Beranlaftte  fowopt  bic  waepfenbe 
Slnjapl  ber  ©fleglinge  ald  amp  bie  Crfaprung,  baft 
bie  SBitterungäjuftänbe  hu  3)lai,  Sfuni  unb  Septem* 
ber  günftigem  Einflug  audüben  als  bie  Bielfad)  gc< 
witterreidicn  läge  bedguli  unbOluguft,  pauptfäiplicp 
aber  bicSefcpaffung  eigner2>äuferimbGinrid)titngtn 
(gerienpeime)  feilend  inaniper  ©eretnigungen.  bie 
man  nun  aud)  beffer  audjuwerten  hraeptete.  Scpr 
Wichtig  für  bao  ©ebeipen  beb  Somruerpflegcwefenä 
war  aticp  bie  ©efcpränlung  auf  franfe,  (cpwäcpiicpf 
ftinber  ber  armem  ©cBölfenmg  unb  auf  bie  freiwillig 
bargebraepten  (Kittel.  SRan  pat  bidpet  ntepr  ald 300,000 
©fleglinge  aufgenommen  unb  über  12  ©litt. (Ulf.  aue- 
gegeben.  las  ganje  Äinbcrpflegewcfen  gliebert  fiep 
in'$eutjd)lanb  in  brei  ^PMigc,  beten  grüftter  jeftt 
noip  bad  gericnfolonieWefen  im  engem  Sinn 
ift,  wäprenb  bie  Sntwufelung  neuerbings  Bonoiegetib 
in  ben  Solbäberpf legeftätten  liegt.  3»  Dicfe 
Sjeilftätten  werben  im  allgemeinen  lotdje  Stabet  ge* 
ichicft,  bei  benen  ein  Wirflicper  fbranfbeitdguftanb  uor- 
liegt,  ber  fo  weit  oorgefd) ritten  ift,  baft  ärjllicpe  ©e» 
panblung  unb  ©fiepe  alb  notwenbig  erfdjeint.  Sde 
eigentlichen  gerienlolontflen  werben  tn  gerienpeimen 
aber  in  gamtlten  untergebraept , fepr  Bielen  ftinbem 
aber  famt  man  bied  niept  gewähren,  muft  fidjbtelmepr 
auf  bic  Einrichtung  Bon  Stabtfolonien  (tpalb* 
lolonten,  URilcpftationen)  befepränfen.  ite  Slin- 
ber  bleiben  im  elterlichen  ffaud  unb  werben  nur  tags- 
über an  beftimmten  Stellen  ber  Stabt  oerfammelt, 
um  ©litcp  ju  trinfen  unb  ju  Spajiergängen , Spiel* 
unb©abcptäpen  geführt  ju  Werben.  RRanbeftimmtju 
biefen  Stabtlolonien  Sltnber,  bet  benen  ber  Scbwäcpe- 
juftanb  noep  in  ben  Vlnfangdftabien  beftept,  aber  auep 
folcpe , bic  wegen  bejepränfier  förperiieper  Seifningd* 
fiipigfeit  für  g.  fiep  niept  eignen,  aber  bereit  längere 
Slbwefeupeit  aud  ber  elterlichen  ©fopnung  aud  irgenb  * 
einem  Önmb  auSgefdiloncn  ift.  Sie  Stabtfolonien 
beftpen  ben  ©orjup,  baft  bie  ffiaucr  ber  ©liege  naip 
©cbürfnid  abgeturjt  ober  Bcrlätigcrt  werben  lann. 
giir  fräftigere  fttiiber  pat  man  auep  ffianberfolo- 
uien  gegrünbet,  juerft  in  granfjuvt  a.  SR„  Bon  wo 
bie  Äinbcv  unter  giibrung  Bon  Öeprern  unb  Sepre- 
rinuen  burd)  benachbarte  fflebirge  wanbern,  bann 
auep  in  ©erltn,  Wo  auep  Spiclf  ’ol  outen  eingerich- 
tet worben  finb.  bereit  Zögling«  in  ben  Serien  auf 
Scpulpöfen  unb  in  ftäbtifepen  ©arfett  bie Slacpmiftage 
unter  Leitung  geeigneter  ©erfonen  bei  ©ejang  uttb 
Spiel  jubringen. 

$ie  g.  fallen  aud)  eine  crjteplidjc  SBirffam- 
feit  entfalten,  unb  es  pat  fiep  gejeigt,  baft  itt  biefer 
Sötnfupt  getneinfante  Unterbringung  Bonftuaben  unb 
sIRa beben,  gewöhnlich  foldie  bid  ,31t  in  3abren,  bei 
forgfältigcr  ©itdwabl  ber  Ktnbet  günftig  Wirft.  (Mm 
uoüfonimenften  werben  bie  Zweite  ber  g.  in  eignen 

Reimen  erreid)l,bieBbnigbeit©ebürfntffcnnngepaftt 

werben  löitnett.  Emiietete  Üolale  bleiben  Olotbepelfe, 


430  gerienfolonien 

unb  bei  her  Unterbringung  ber  Pfleglinge  in  Bamt* ' 
lien  ift  man  mehr  ober  weniger  bem  3ufaü  preis 
egeben.  SebenfaUS  ift  bie  gamilienpf lege  mu 
et  ft  einen  Kolonien  anroenbbar,  unb  bie  ©elcgenbei 
ten,  and)  nur  für  ein  paar  Kinber  Unterfunft  in  beffer 
fituicrten  Bamiiien  »u  finben.  werben  feltener.  33as 
Pflegepersonal  bejtept  in  ber  Segel  au«  Hehrem  unb 
Hcjjrcrinnm,  bod»  haben  fich  aud)  Brauen  biefem 
Sienft  gewibmet  unb  pielfacb  3>iatoniffen. 

$ie  Xiät  ift  in  ben  eignen  Berienljeimen  unb  ben 
gefcfjloffmen  Kolonien  unter  är)lltd)ec  Überwachung 
geregelt.  3m  allgemeinen  erhält  ein  Kinb  täglidi 
1 Sit.  Stild),  500  g Prot,  125  g gutes  Bleifeß,  30  g 
Putter  unb  nach  ©efaHen  Öernitfe  unb  Startoffeln. 
Pbenb«  wirb  eine  nahrhafte  Suppe  ober  etwas  Pelag 
junt  Prot  gereicht.  3"  Solbäbem  tritt  bie  Stildjbifit 
in  ben  Porbergrunb,  in  ben  Scebäbem  erhalten  8 — 
15jährige  Pfleglinge  burcbfdmiltlid)  täglich  190,85  g 
SiWeiß,  81,s«  g Bett  unb  365,12  g Stöhlet)  tjbrate.  3)ie 
Stild)  ift  hierin  mit  0,5  Sit. , üäetjenbrot  mit  210,  | 
Soggenbrot  mit  300,  Putter  mit  30  g,  Piermit  0,25  Sit. 
beteiligt,  liinjelne  Pereinigungen  nehmen  Stinber 
Sou  5 3ahren  an  unb  Sfnaben  bis  jum  oollenbeten 
9.  ober  10.,  Stäbchen  bis  }um  oollenbeten  12.  Sebeno 
fahr,  anbre  auäfd|ließlid)  Stinber  Don  11— 143ahren. 
HUgemein  überwiegen  unter  ben  Pfleglingen  bie  Stäb- 
chen unb  unter  biefett  bie  filtern.  Statt  fürchtet  bie 
großem  Vlufprüdie,  bie  jüngere  Stinber  an  bie  pflege- 
tcitigfeit  flellen,  unb  legt  Kerl  barauf,  baß  namentlich 
Stäbchen  für}  bor  bem  Gintritt  in«  praftifche  Sehen 
bei  Kräftigung  unb  eine«  Stüde«  guter  Grjiebuttg 
am  meifien  bebürfen.  Kleine  Kolonien  enthalten  12 
bis  20,  größere  bis  25,  feiten  30  Pfleglinge.  Unter 
günftigen  Perbaltniffen  (antt  man  auf  40  gehen,  hoch 
ftnb  bann  1 ober  2 S’iilfSfriifte  erf orbeclidj , bie  fid) 
ber  Pefchnftigung  ber  Rinber  fpejieUer  wtbmen.  Bür 
bie  bei  weitem  meiften  S-  fallen  bie  Pflegejeiten 
in  ben  3ult,  Puauit  unb  September.  3«  einielnen 
Solbäbem,  auf  Sorbemet;  unb  Sqlt,  wirb  bie  Pflege 
baS  gan}e  3ahr  binburcf)  fortgefeßt.  fjalbfolonien 
haben  Dielfad)  SSinterpflege,  b.  h.  Perabreichung 
fräftiqer  Koft  an  foldte  Stinber,  bie  einer  Sachpflege 
bebürfen.  Steift  gewährt  man  in  ben  B-  nur  21,  Der* 
einjelt  bi«  30  Sage.  3n  befonbem  Bällen  behält  man 
einjelnc  Kinber  währenb  }Wei  unmittelbar  aufeinan- 
ber  jolgettben  fturjeiten  in  Pflege.  ®ä|renb  her 
Soifon  haben  bie  Kolonien  3 — 6 pflegejetten.  Bür 
bie  S u f n a hme  finbet  am  beften  eine  borläufigc'tluä- 
wahl  burd)  bie  Sebrer  ftatt,  bie  enbgültige  6ntfd)ei* 
buttg  gebührt  bem  Prjtc,  ber  bie  Kinber  4-6  Kochen 
unb  bann  8 Sage  Dor  ber  Seife  befid)tigt,  juerft  um 
eine  engere  unb  bann  um  eine  befinitiDe  Pu«roal)l)U 
treffen.  211«  fehr  erwünfeht  jeigt  fid)  ba«  3«iammen. 
Wirten  mehrerer  Pereinigungen,  um  Roloniften  au«» 
«utaufchen,  barnU  jeber  an  bie  für  ihn  geeignetjte 
Stelle  (©ebirge,  See)  fomtnt. 

Pei  ber  Pbreife  finb  bie  Kinber  burchgehenbd  }u 
leicht,  bie  jüngem  um  etwa  10  pro).,  bie  ältem  nahe- 
tu  um  18  proj.  Pi«  jum  Plter  Don  11  3ahren  Wer- 
ben bie  Kinber  in  ber  Pflege  bureßfehmtilid)  1,5  kg, 
bie  12 — 14  jährigen  burd)ld)nittlid)  2 kg  fdjwercr, 
hoch  ift  bei  ben  jüngem  SHnbern  bie  ijimntime  relatiD 
rößer  al«  bei  ben  ältem.  3>"  allgemeinen  wirb 
urd)  Sontnterpflege  in  gefcßloffenen  Kolonien  bas 
Kinb  um  V«— */»  3ahr  in  feiner  Körperentwidclung 
geförbert.  ®abei  wirb  bie  ©ewiebtäjunabme  ber 
Pfleglinge  burd)  Perlängerang  ber  pflegebauer  Don 
3 auf  4 Kochen  nicht  merHidj  beeinflußt.  Über  bie 
Erfolge  ber  Stileßflationen  fprechen  fich  bie  Perid)te 


— gerienfurfe. 

I fehr  günftig  au«.  3n  ben  33intermonaten  fommen 
ScßulOerfäummffe  Wegen  Kranfhcit  bei  ben  Derpflegt 
gewefenen  Rinbem  in  weit  minberer  3aßl  Dor  al«  bei 
Kinbem  Don  gleichem  ©efunbßeit«)uflanb , bie  nicht 
in  Sommerpflege  geWefen  Warm.  Pei  gepflegten 
Kmbern  würbe  in  ben  Stonaten  September,  Oftober. 
Sooember  m Stainj  bei  40,5  Pro),  ein  Südgang,  bei 
17,2  Pro),  ein  Stiüftanb  unb  bei  42, s Pro».  ein  Bort* 
fchreiten  tn  ber  @ewid)!djunahme  feftgefteüL  Heßterc* 
war  nur  bei  ältem  Kinbem  eingetreten  unb  bet  Stäb- 
chen erheblich  ftärfer  alä  bei  Knaben.  Pnt  banfbar- 
ftm  erweift  fid)  bie  Pjlege  bet  burch  erbliche  Petaftung 
unb  äußern  ,V>abitu3  ber  Einlage  )ur  Hungenfeßwinb 
fueßt  Perbäd)tiqen.  Spißcn*  unb  Proneßialfatarrhe 
Derfchwinben  leicht.  Stauche  Pfleglinge  jeigen  ipäter 
große  Kiberflanbefraft  gegen  oielfacße  3nfcttions> 
gefabr.  Sic  auägiebigflm  Erfolge  haben  SefonDaleä- 
jenlen  Don  feßweren  afnten  Ktranftjccten , geringe  ba- 
gegen Kinber  mit  Scßulfopfweß  unb  Stängel  an  Pp* 
Petit  utrb  bie  an  Gntwidelungbeßlorofe  Seibenbett. 
Sie  ffiefaßr,  baß  ber  Grfolg  ber  mrjeit  Sommerpflege 
nicht  audreießt  ober  balb  wieber  uerloren  geht,  hat 
mehrere  Pereinigungcn  Deranlaßt,  eine  Sacßpflege 
tu  organifteren.  3n  Branffurt  a.  St.  behält  nenn  bie 
Pfleglinge  noch  2—3  Stonate  in  Stilcßfumaehpflfge, 
3m  allgemeinen  bleibt  hier  noch  Diel  )u  tun  iihng. 
Sach  bem  Pericßt  ber  »3entralftelle  ber  Pereinigun- 
gen für  Sommerpflege«  Würben  1902:  39,004  Stinber 
uerpilegt  unb  bafiir  teraubgobt  1,118,116  Sil , unb 
)War  a)  in  gefcßloffenen  Kolonien:  in  Peremspflcge- 
haufern  7075,  in  frentben  Käufern  9858,  b)  in  Bann- 
tet auf  bem  Haube:  gegen  Pejahluitg  2636,  in  Biet- 
quartieren  705,  c)  in  §eil|tötten : ber  Solbäber 
4559,  ber  Sethäbev  1474,  d)  inStabtloloncm  12,697. 
Pgl.  Srttfel  >Kinberheilftätten«  unb  Püfing,  Xie 
erfim  20  3aßre  beä  Sommerpflegewefen«  in  Jcutfch- 
lanb(>§t)gienifche  Sunbfchau«,  1897);  Pcrgtnecht. 
B-  (tpeft  2 ber  Schriften  beä  foiialwiffcnfchaftlicßen 
Pereinä  in  Perlin,  Btanff.  a.  St.  1902). 

Bftrienfurfc  (Coura  de  vacances,  Summer-wett- 
ings),  befonberd  an  ipochfchulen  ober  unter  Stil- 
wirfung  atabemifdjer  Hehrer,  finb  in  beit  leßten3abi- 
jehnten  ein  beliebtes  Stitlel  geworbenjurlDtlfenjcßoft' 
iiißen  Bortbilbung  unb  Anregung,  jur  gemeinnüßigett 
Perwertung  Pon  Sammlungen,  aufibreilung  neuer 
Siethoben  ic.  Gtnjelne  berartige  Peranftaltungcn  in 
unb  außer  beit  afabemifdjen  Berten,  }.  P.  für  Sicbi- 
jiner,  fonben  an  beutfehen  Uniocrfttäten  feßon  früher 
Itatt;  in  Scßwang  laut  aber  bie  Pewcgung  befouberis 
burd)  bie  Don  ©n'glanb  unb  Sorbänterifa  auägehenbe 
llniDerfith-Grtenfion.  3uecf*  >n  Cfforb  (1888),  balb 
authtnteambribgc  richtete  man  fogen.  Summt-r-meat- 
inga  ein,  bereit  reichhaltiges  Programm  alljährlich 
int  Dorauä  burd)  bas  Uniuciim)-G{tenfiou>3ournal 
DerSffmtließl  wirb.  Sie  Seilnabme,  aud)  Dom  Pu« 
lanbe,  flieg  rajeß  bi«  auf  1000  (Ojforb  1900).  Pui 
bem  Bri’tlanbe  befißränlt  mau  bie  B-  meift  auf  ein  jelne 
Kiffenfcßaften  ober  beruflich  jitfammcngchörige  ©tu* 
biengebiete.  Pon  berartigen  auSlänbtfcßcn  Shirfen 
ftnb  in  $eutfcßlanb  befonber«  befannt  unb  beliebt  ge- 
worben bie  Coura  de  yacancea  de  Iran^aia  moderne 
ber  UniDerfität  fflenf  (fett  1892),  bie  ber  Alliance 
franfaiae  pour  la  propagation  de  la  laugue  fran- 
c;aise  dana  lea  coloniea  ct  4 I’btranger  in  Pari« 
(feit  1894),  bieS-  juförenohle  tc.  Pn  beutfehen  unb 
beutfdj*öftcrretd)tfd)m  UniDctfitäten  breitet  fich  bao 
3nftitut  ber  B-  Don  3ahr  )u  3ahr  mehr  au«.  Peion- 
ber«  jahlreid)  befuebt  pflegen  bie  für  Hehrer  unb  Hehre* 
rinnen  beftimmlen  (3ena,  ©reifdwalb,  Starburg  tc.) 


gerienfadjen  — germente. 


431 


jtt  fein.  ?iad)  Steuer  (1 — 4 JSothen)  unb  ganjem 
3ufd)nitt  ftnb  bie  g.  fe^r  Derfdjiebcn , je  nach  ihrem 
befonbem  3m<cf I unb  gcrabe  in  ber  Sebnbarfeit  unb 
SRannigfaltigfeit  bnrf  utan  «inen  befonbem  Sorjug 
biefeS  mobemen  ©ilbungSmitttlS  (eben. 


jsaasii— — 


8-rtf,  in  ber  titrf.  8mtee  Eb«f  einer  grirfa,  b.  b- 
SÜPtfiim , XibifionSgeneral. 

gcnüafc  <|pr.  fenasaf«,  Stabt  int  peruan.  SDepart. 
Sambabague,  am  roeft[id)en  guß  ber  Sorbiflcre,  Ijot 
Sieiäbmt,  etwa  7000  Ein».  unb  eine  Eifenbabn  nad) 
bem  $afenort  Eten. 

Sfcrfcl,  Schwein  Don  ber  ©eburt  bis  jum  Sb- 
fterfcltäbme,  f.  Säbme.  [jpänen. ! 

RrerfclmauS,  fobicl  rote  SReerfchWeincbett. 
»erfcltt  (f  rifeben),  ber  ©eburtSaft  berSdjWeine. 
ivcrfdratlc  (Capromy sDesm.),  Siagetiergattung 
aus  ber  Samitie  ber  Xragrattrn,  Xierc  mit  rurjeut, 
birtem  2etb  unb  £>aI3,  mittelgroßen,  faft  nadten  Obren, 
ftarten  ©einen,  fdjarffranigett  3eb'n  uttb  mittellan- 
gem, bcfchtcpplcm,  ipärlid)  behaartem  Schwanj.  SDie ' 
»utia-Songa  (C.  pilorides  Denn.) , 45  — 60  cm 
lang,  mit  15  cm  langem  Sebwanj,  ift  gelbgrau  unb 
braun,  an  ©ruft  unb  ©and)  fdjmußig  bräungrau, 
an  ber  ©ruftgrau  unb  an  ben  ©foten  fdiwarj.  Sie 
l’ctuobnt  bie  Kälber  EubaS,  lebt  in  ben  ©autttfronen, 
benußt  ben  ScbWanj,  um  fid)  feftjubalten,  unb  fommt 
nur  nachts  berbor,  um  ftd)  Don  R rächten , ©lättern 
unb  Slinben  ju  ernähren.  9!amentlid>  bie  Sieger  jagen 
fie  beS  gteifdicS  halber. 

gftriaef)  (C b e r < tyer  1 a cb),  2)orf  in  Rdrnten, ! 
©ejirtSb-  Älagenfurt,  im  Diofental  am  rechten  Ufer 
ber  ®rau,  mitSejirfSgericbt,  gadtfcbule  unb©robier- 
anftalt  für  bie  hier  ftarf  betriebene  Wetucbrcrjeugung, 
Eifeubrahtfabnf  unb  (looo)  1173  (als  ©emeinbe  2543) 
beutfdjen  unb  flowen.  Einwohnern. 

Verleiten  , f.  ftufdjer  Xal. 
gcrltno  (gorlino).  früheres  ital.  ©ewidjt  ju 
Vi»  Cncio  = 10  Earati:  in  ©ologna  = 1,885  unb 
beim  3uwelengewi«bt  = 1,M2»,  in  gerrara  = 1,80  g. 
{berm  (franj.,  lat.  firmus),  fejt,  fitber. 

Ferma  ln  posta,  f.  Feruio  in  posta. 
gfermän  (perf.,  »©efebl«),  SEefret  ober  Erlaß  ber 
ntoSlcminiftben  dürften.  3n  berSCfirfei  S’abinettSDrber 
beS  Sultan«,  auch  3 rabe  genannt.  SpejitB  Derftebl 
man  unter  gf.  einen  mit  ber  Xugra  (bem  arabeSfen* 
artig  nn  jdjltmgenen  SiantenSjug  beS  Sultans)  ge» 
fdmiüdten,  in  einer  befonbem  nerfd)lungenen  Schrift 
(Xtiwäni)  gefdjriebenen,  im  Siamen  beS  Sultan® 
ausgefertigten  Erlaß  ber  Roheit  ©forte.  $er  g.  Wirb 
int  gattjen  tfirfifeben  Sleidt  refpeftiert,  ja  Dom  Emp- 
fänger, bepor  er  ihn  lieft,  ftetS  cbrfurdjtSboB  an  bie 
Stirn  gebrildt.  Sabt«5ermani,  ber  g.,  burdb  ben 
in  ber  Xfirfei  bem  frentben  Stonful  baS  Ejequatur 
Perlieben  unb  ber  jugleid)  mit  feinem  Sitplom  (8e- 
rät)  erteilt  tsirb. 

gfermauagl)  (tut.  fermdrao,  ©innengraffebaft  in  ber 
irifeßen  ©roDittj  Ulfter,  grenjt  im  9c.  an  bie  ©raf- 
ftbaften  ionegal  unb  jtjrone,  im  D.  an  SUonagban, 
int  S.  an  Eauan,  im  38.  an  Seitrim  uttb  umfaßt 
1950,8  qkm  (33,8  G3R.)  mit  <1901)  65,243  Eint».  (35 
auf  1 qkm),  barunter  36,066  Ratbolifen.  §auptftabt 
ift  SnntSIiilen. 

Qftrmntdpr.femuS),  ©ierre,  SRatbematifer,  geb.  17. 
Slug.  1601  in  Senumont-be-Somagne  bei  9Rontau< 
ban,  geft.  12.  3an.  1665  als  ©arlamnttSrat  in  Sou- 
Ioufe.  ©on  feinen  jablreidten,  meift  biicbft  bebeuten- 
ben  Unterfuchungen  bat  er  felbft  faft  nichts  beröffent- 


liebt;  bod;  enthalten  DielcS  hierher  ©ebBrige  bie©riefe 
non  SieScarteS  fowie  bie  Stierte  Don  Stall  iS  (©b.  2) 
unb  bott  ©aScal.  Er  befebäftigte  ftcb  befonberS  er- 
folgreich mit  ber  Xtjeone  ber  gan;en  3at)Ien,  neben 
©aScal  ift  er  einer  ber  ©egrünber  ber  Süabrfcheinlidi- 
feitäreefmung,  bur<h  feine  'JMetbobe  ber  SKarinta  unb 
SKininta  ift  er  ein  ©orläufer  ber  Erftnbung  ber  Diffe- 
rentialrechnung. Sein  Sohn  gab  1670  Die  »Aritli- 
metica«  beS  EtiopbanluS  lateinifeh  mit  ben  Slnttter- 
fungen  feine»  SalerS  [otnie  1679  -Varia  opera  ma- 
thematica*  beäfelben  heraus.  Eine  neue  Sammlung 
ber  leßtern  haben  Staunen}  unb  CborleS  fceitrn  ßer- 
ausgegeben  (©ar.  1891 — 96,  3 ©be.).  ©gl.  Stau- 
piac,  F.,  notice  biographique  (URotttauban  1879); 
ßantor,  ©orlefungen  über  ®ej«bid)te  ber  fflalbc- 
matif,  Sb.  2(2.  9lujl,  Seipj.  1900);  3eutben,  0e- 
fd)id)tc  ber  SRatbematif  im  16.  u.  17.  3abrbunbert 
(beutfeh  Don  ÜÄeDer,  ©eipj.  1903). 

fferntate  (ital.  fermata,  früher  aud)  CoroDa),  bnS 
mufitalifd)«  •.‘öalte.jeidicn-  (-^).  3)ie  g.  Deriängert 
bie  Stauer  einer  Diotc  ober  ©aufe  in  unbeftimmtem 
©laß.  9fid)t  feiten  ßnbet  fie  fid)  aud)  über  bem  Xalt- 
ftrid);  bann  wirb  eine  längere  ©aufe  einaefchaltet. 
3n  fanonifchenSlotierungcn  werben  häufig  oic  Stint- 
mmenben  burtb  eine  R.  angebeutet.  3»  Ron.jerten, 
■fltien  :c.  jeigt  bie  g.  über  einer  Slote  turj  Dor  einem 
flbfthluß  an,  baß  eine  ftabenj  eingelegt  werben  foU. 

fffermatfehed  ©roblcm,  bereletnentare  ©e- 
weis  De»  SafccS,  baß  bie  ©ieithung  x“  + yu  =:z“ 
für  u>2  nicht  in  gan;ctt  3af)len  lösbar  ift.  gennat 
idirieb  biefen  Saß  licbft  elf  anbem  an  beit  3Janb  einer 
XiopbantauSgabc  unb  fügte  btnju,  er  habe  bafür 
einen  wahrhaft  Wunbcrbarcn  ScweiS,  eä  ift  aber  bis 
jeßt  nod)  nicht  gelungen,  biefen  ©eiueis  micbcnurm- 
beit,  ja  and;  nur  bie  Viagcmeingültigfeit  beS  SaßeS 
(u  beweifen.  Euler  hat  bte  gälle  n = 3 unb  5 jitnt» 
lieh  einfach  erlebigt,  fpäter  hat  Summer  bie  Süchtig* 
feit  beS  SaßeS  für  eine  ganje  Sfcihe  Don  Serien  Don 
n baraeiatt,  aber  burd)  IpilfSmittel,  bie  gennat  noch 
nicht  befaß,  fo  baß  alfo  baS  SHätfel  noch  ungelBft  ift. 

Ferme  (franj.,  fpr.  ferm’).  SReierei,  ©adjtung,  ©ad)t- 
Dcrtrag;  Fermes  (dn  roi),  in  Rranf reich  e hebern  bie 
tBniglichen  ginanjpacbtcn,  baS  ginanjpad)lamt. 

fffcrmcntarfcriu  lat. fermentum,  -Sauerleig*), 
in  ber  lateitufchenftirdje Spottname  für  bte$Inbänqer 
ber  gried)if«ben  Jhirche,  Wegen  ber  geier  beS  ©benb* 
mahtS  mit  gefoltertem  ©rot.  Sgl.  Sjbmitcn. 

g-ertnentation  (lat.),  ©drang;  fermentatip, 
bie  ©ärang  befärbemb;  fermentieren,  gären,  in 
©ärung  bringen;  ferntcntabel,  gärungSfäbig. 

gcrineiitc  (lat.  Fermenta,  »©ärangserreger«), 
otganifche  Subftanjen,  bie  imftanbe  rtnb.  bie  3«* 
feßting  DcrhältniSmäßig  großer SRengen  anbrer  orga- 
nifeber  Subftanjen  ju  Deranlaffett,  ohne  an  berat  3er- 
feßung  felbft  taljuneßmen.  Die  3lrt  unb  Seife,  wie 
btefe3erießmtgen  juftnnbe  fomnten,  ift  nitht  befamit. 
31He  g.  werben  Don  lebettben  3eHen  erjeugt  unb  haf- 
ten meßr  oberminber  feft  an  biefen  3<Hcn;  tbre  S8ir- 
hing  ift  aber  nicht  an  ben  SiebettSprojeß  als  ioldicn 
aebuttben.  3Ran  bat  beobachtet,  baß  tebeube  einjeBige 
©flan}en,Spaltpitje(Sebijombceten,©aflcrien),$iejc* 
piije  ic.  germetttwirfungeu  auSüben  (a.  ©■  ©ärung, 
gäulnis,  ©erWefung  berDorrufen)  unb  fpriebt  Daher 
Don  organifierten  germenten;  aus  biefen  Crgn* 
niStncn  fann  matt  aber  j.  X.  baS  gennent  abfdjeibeit, 
anbre  g.  werben  Don  Xriifen  ber  Xiere  abgefonbert, 
unb  biete  Don  beit  Organismen  getrennten  g.  itettnt 
man  niebtorganifierte  g.  ober  Enjptne  (f.  b.). 
3)ie  (ejcrnicrenben  3cHen  enthalten  unwtrlfame  Sub- 


432 


germentintopfation  — ftermor. 


ftanjen  (Profermenie,  ^tjtnogcric),  bit  «rft  bei 
Berührung  mit  } t)  nt  o p I aft  t i d)  e n Subfianjen,  na» 
mentlid)  »erbiltmten  Säuren,  uteüeidu  büret)  eine 
Spaltung,  g.  bilben.  SJitnimale  Sffiengen  ber  genann- 
ten mifröffopifehen  Organismen  finb  imftanbe,  ger» 
mentwirfimgen  in  einer  glüffigfeit  bert'orjuiufen, 
Wenn  fte  barin  bie  Bebingungen  ihrer  Gnlroidelung 
imb  ©ermebrung  finben.  ßo'd)t  man  bie  glüffigfeit 
anljaltcnb,  fo  luerben  barin  enthaltene  als  g.  roirteitbe 
Organismen  getötet,  bie  gliiifigfeit  wirb  fleriliftert, 
unb  fte  hält  fiih  fortan  unoeränbert,  Wenn  burd)  ge 
eignete  SBittel  ber  gutritt  »on  ÜKtfroorgantSmen  auS 
ber  üuft  uerbinbert  toirb.  ©eftatlet  matt  ber  Saft  gu» 
tritt,  ober  führt  man  bireft  ettte  Heine  Sienae  jener 
Organismen  ja,  bann  beginnt  fofort  bie  3tti!eßung, 
bte  aber  aud)  an  bettmtmte  Temperaturen  gebtntbeit 
tit  unb  burd)  gufaj  gewiffer  (antifeptiidier)  Stoffe 
aufgehalten  werben  tann.  Sen  einjelnen  gerntenten 
fomint  eilte  eigentümliche  SSirfung  ju,  gewiffe  öefc 
piljje  rufen  aIfof)olifd)e  ©ärung  h«oor,  manche  Bol 
tenen  erjeugett  Hitlch»,  anbreButlcrfSuregänmg  unb 
loieber  anbre  gcittlntS  ober  Serwelung  tc.  (»gl.  Kn- 
jtjnte).  3m  Kreislauf  ber  Stoffe  unb  ber  Energie  fpie» 
len  bie  g.  eine  fetir  große  Sofie.  Überall,  Wo  fid)  £c» 
ben  regt,  finben  fith  auch  g.  SJfit  ihrer  $>ilfe  btreiien 
bie  Organismen  bie  ihnen bargtbolcnendiwetfeförper, 
Sloiilcinbrate  unb  geile  fo  »or,  fcafj  fte  ju  afftmilier- 
havtn  Stoffen  werben.  Bei  ben  SpaltitnaSprojeftm 
unb  g.  lehr  mirtfam  beteiligt;  aber  attd)  ftjrrtbctifcbe 
projeffe,  bei  benett  auS  einfachen  ffierbittbungen  font- 
plijiertere  herborgehen,  »erlaufen  wohl  juni  großen 
T eil  unter  ßintoirfung  Bon  gertnenlen.  SSiebeimÄuf- 
bau  finb  bie  g.  aud)  bei  ber  Setftörung  beteiligt;  or- 
ganifsf)c  Subftangen  abgcflorbcner  Organismen  Wer» 
bett  burd)  gättlniS  unb  SSerWefung  unter  beut  Einfluß 
»tut  geraunten  jeritört  (»gL  Bnftericn).  SSatnhe  Sie» 
aflionett,  bie  burd)  g.  beittorgerafen  werben,  fönnen 
in  gleicher  SSeife  burd)  bie  Srontaflwirfung  feinBet 
teilter  Biclalle,  Ojrhbe  tc.  juftaitbe  fomtnen.  ao  wirb 
bieOjhbationbeS^llfoholS  burchSuftfauerftoffebmfo. 
wohl  burd)  bie  ©egenwart  »on  piotinmobr  Wie  burdi 
baS  ©fjigfennent  bewtrfl.  BefottberS  geigt  fith  biefe 
Vthnlidjfeit  bei  foltoibalen  Söflingen  ber  SRetaHe 
tSoIe),  bie  fith  Botin  wie  Emjt)utlöiuitgen  »erhaltett, 
bereit  SBirfung  namenilid)  auch  burd)  gattj  geringe 
Blcngen  eines  OifteS  beeinträchtigt  (gelähmt)  wirb. 
3n  biefem  Sinne  fpridjt  man  umt  anorganifdien 
germentett  unb  betrachtet  bie  foBoibaleit  fiüfitngcn 
ber  SRetaUcald » anorganifdje  'IRobeHe  berornanifchen 
Enjhme*.  Sgl.  Wäger,  Sehre  »on  ben  <Semifd)en 
germettlen  (peibelb.  1882);  Stetmer,  Pflanjen» 
»ht)iiologif<he  Unterfudnmgcn  über  germentbilbung 
(3enal884);  B a r a n e p f i , Tie  ftärfcunibilbenben  g. 
in  ben  Bflan;en  (Seim.  1878);  gled,  Sic  g.  ttt  ihrer 
©ebeutung  für  bie  ©efunbbeitspfleg»  (TreSb.  1876); 
Oppenheimer,  Sieg,  unb  ihre  ©irfungen  (Seipj. 
1800);  Brebig,  Bitorganifcbe  g.  (baf.  1901). 

gcrnicutintosifation,  eine  ©utomtogifation 
bttrdt  Aufnahme  »on  gerntenten  in  bie  Blutbahn, 
j.  B.  infolge  ber  Vluffaugung  größerer  Blutergüße 
int  Körper. 

gcrmeittölc,  aromatifd)  ober  wiberlid)  riethenbe, 
flüditige,  faucrftoffhallipe  glüffinfeiten,  bie  hei  Wajc- 
ratioit  oon  Pflanjenteüen  mit  feafier  gebilbet  Wer- 
ben, tu  ber  lebenbenPftanje  aber  ttidjt  enthalten  finb. 
Sie  htlbett  ftdt  namentlich  im  §erbfl.  toentt  baS  Smtb 
»on  ben  Bäumen  fftOt  unb,  am  Soben  befeuchtet, 
fid)  allmählich  jerfept.  Ter  erfriiehenbe  ©ertub  im 
herbftlidjen  Gidtioalb  wirb  »ott  beut  gcnncntöl  ber 


Gichenblättcr  her»orgebmd)t.  hierher  geboren  aud) 
bie  ftarf  ried)enben  Subflanjen,  bie  ftdt  bei  ber  gäul- 
nis  ber  Spfet  unb  anbrer  grüdtte,  ber  Wattbclfiidicn, 
ber  ©erberlohe  tc.  bitben,  ferner  baS  älhertfdjc  Senföt 
unb  Biltentianbelöl,  bie  man  aber  iu  ben  älheriicheu 
Ölen  ju  rechnen  pflegt.  SJatur  uub  GntftelnmgSWcife 
ber  g.  ftnb  noch  wenig  befannt.  Tie  Bilbtmg  beS 
BittermanbelölS  unb  SenfölS  gibt  »iellcid)t  einige 
Ütnbeutuugen  über  bie  betveffenben  Projeffe. 

8f*tment«rfe,?UiSfcbeibung»on  genuentettbureb 
ben  |tarn.  SX’an  l;at  bisher  im  $>nrn  Sepfttt,  ein 
juderbübenbeS  unbeinSabfermentiiachgewiejen,  uttb 
ittiar  tritt  baS  SepRn  am  rctcblicbjten  nach  mehrftün» 
biget  9itid)ttml)i’it,  baS  juderhilbenbc  genneut  nad) 
bct^auptmahljcit  auf.  Eine  biagnofitfd)e  ©ebeutung 
fommt  ber  g.  nicht  jit- 

gmucrdlcbcu,  Torf  im  »reujj.  iRegbe;.  SRagbe» 
hurg,  ßreiS  ffianjleben,  hat  eine  eoattg.  Kirche,  3'** 
gelbrennerei  unb  0900)  4245  Einro. 

Fermiep (franj.,  fte. («mH);  Biichier;  F.  gönöral, 
WeneralpSchter.mSbef.  ber  frühere  fran;&rt)d)f  Steuer, 
Pächter. 

gfcPmignnRO'fw.-miiiiSiu,),  Torf  bei  Urbmofl.b.). 

gcrmo,  ftreiSbauptftaht  in  ber  ital.  ©rootn ; 21S 
coli-Bu'eno,  liegt  7 km  »om  flbnaitfchen  SKeer,  auf 
einer  2lnhö6e  810  m ii.  ÜK.,  hat  alte  Bia  nein , eine 
Kathcbrale  (auf  bau  Unterbau  eines  antifett  ginnt - 
tempels),  ein  Stahthauä  mit  römifthen  gtiidnifieit 
unb  ailertümern,  ein  Theater,  Seibenraupenjucht 
uttb  (woi)  en.  17,100  (als  ©emcittbe  80,703)  Emir, 
g.  ift  feit  1589  Sip  eines  ErjbijchofS  unb  lwt  ein 
Snjeuut,  ®hmnaftum,  Äonoift  uttb  eine  ©enterbe» 
fd)ule.  fflm  Bleer  unb  att  ber  Eifettbahn  Sncona- 
Brinbift  liegt  ber  fleine  Jtafeu  »on  g.,  Sorto  Satt 
Wiorgio,  mit  n«t)  4544  ®inw.,  einem  Seebab. 
$auptjjoKatnt  unb  KluSfuhr  »on  ©eireibe,  Seibc  uub 
SBoüc.  — g.  ift  baS  alte  Firmuni,  in  ber  SJnnbfcha't 
©iccnunt,  baS  als  römifchc  Kolonie  ju  Einfang  beS 
erften  ©unifchen  Krieges  gegriinbet  unb  544  n.  ®hr- 
»on  Totila  erobert  würbe.  3nt  Biittelatter  warb 
eine  3Ji«rf  ttad)  g.  (ober  Eatttertno)  benannt,  bie  uicl- 
fad)  mit  batt  &erjogtum  ©polet»  (f.  b.)  »erbunben 
war.  Tic  alte  UniDerfUät  »on  g.  mar  nie  »on  Bebcu» 
tung  unb  ift  itt  neuerer3eil  ganj  attrgehoben  worben. 

Fermo  ln  post»  (ital.,  auf  Briefen;  Fern»  iu 
postn),  poftlagentb. 

5?crmolr  (franj.  ,fpr.  .tnMr),fBüdier)3d)lieBhütcn ; 
Stechbeitel,  »geratoor«  ber  3immcrlcute. 

germor,  Silhelm  fflrnf  »ott.  ruff.  ©ettcral, 
geh.  28.  Sept.  1704  itt  SifoW  auS  einer  urfprilng- 
lieh  englifd)en  gamtlit,  geft.  8.  gehr.  1771,  trat  1720 
in  rufftfihc  ShlegSbienfte,  jeidjnete  ftdt  bei  ber  ©ela- 
geruttg  »on  Tanjig  unb  1736- gegen  bie  Türfen  auS, 
warb  1740Sommanbant  in  SBlborg.  174«  leitete  er 
ben  Batt  beS  faiferffahett  ©alafteS  tu  SeterSburg. 
1751  erhielt  er  ba»  Weiteralfomntaitbo  für  Peters- 
burg, ginnlanb  unb  baS  nowgorobifche  Öouoente» 
ment ; 1756  führte  er  ber  $jaupfnrmec  unter  21pvapn 
ein  UnterftüpunaSforp#  ju,  nahm  1758  Sltont  unb 
Gibina  unb  warb  ©eneralgouoenteur  »on  Preußen. 
6r  belagerte  Äilftrin,  als  i’bu  griebrith  25.  fing,  bei 
gontborf  befiegte  unb  jumSlüdfjug  jwang.  g.fd)ricb 
lieh  aber  ben  Sieg  ju  unb  Würbe  in  ben  ©rafen» 
jlonb  erhoben.  Tarauf  legte  er  bett  Oberbefehl  nieber 
unb  fodjt  als  KorpSgetternl  ttnier  Soit))fott  in  ber 
3d)tad)i  6ei  ÄtmerSborf.  31ad|  bem  Tobe  berSaiferin 
Glifabeth  (1762)  Warb  er  bott  Katharina  II.  jutu 
©eneralgouDerneur  »on  Smolenff  unb  Senator  et 
nannt,  jog  fid)  aber  1768  auf  fein  ©ut  Sfitou  jurüd. 


gerntofeüe  — gernonbo. 


433 


Sgl.  fflabebufdj,  ©erfucf)  einer fiehenäbefchrctbung 
be«  ©reifen  non  g.  (Sienal  1773);  9K a (f  1 o w f f t, 
Der  Siebenjährige  Jfrieg  nach  rufftfeber  DarfleÜung, 
2.  teil:  »Der  gelbjua  be«  fflrafeng.,  1757—1759» 
(beutfd)  Bon  Drtmaljfi,  ©erL  1891). 

grcrmofcllc,  Stabt  in  ber  fpan.©roBmj3amora, 
Bejirf  ©ermillo  be  Sagago,  7 km  Bon  her  portu- 
gieitichcn  ffirenje,  auf  einer  ©nfjöbe  jWifcben  Duero 
unbXorme«,  mit  Scblofjruinen  unb  ü900)4624©inw. 

gfermot),  Stabt  in  ber  irifdben  fflraffcbaft  Kort, 
am  fdjiffbaren  ©ladloater,  hot  jwei  große  Safernen, 
ein  tathotifcheb  ©riefterfeminar,  ein  Kollege,  eine 
Shitfd)enfabrif,  lebhaften  ©robuftenbanbel  unb  awu 
6469  Kinto.  g.  Oerbanft  fein  Smportommeit  bem 
fdjottifcben  Jtauftnann  3ohn  ©nberfon  (1791). 
ffermuntgruppe,  !■  ©ipen,  S.  363  (©atifdje  %). 
gern  (gernpafj),  1204  m hoher  ©afj,  ber  bie 
Korbtiroler  ffaltalpen  gegen  bie  'älgäuer  tltpen  be» 
grenjt  unb  bieBafferftheibe  jroiicben  3nn  unbüoifatf) 
(3far)  bilbet,  mit  fünf  tteinen  Seen  (in  einem  ba« 
ehemalige  Sagbfcbloß  Siegmunböburg)  unb  bem  alten 
Sd)lDfs  gemfiein.  über  ben  ©aß  führt  bie  Straße 
Bon  Slrutte  in«  3nntal,  bie  fid)  bei  Kaffereit  öftticb 
nad)  Seifst , fübtoejllid)  nad)  3mfl  teilt  Der  ©e.jirt 
Keutte  heißt  im  Soltemunb  »©ußerfent«. 

Kern,  gannp,  ©feubonüm,  f.  ©arton. 
grttnambuco,  Stabt,  f.  ©ematnbuco. 
ffernambufljotj,  f.  Kothob. 
fjernanbep  iiuca«,  fpait.  Sdjaufpielbichter,  geb. 
in  Salamanca  ju  Bnfang  be«  16.  3ahrh-,  turj  Bor 
bem  Spanier  ©.  be  Xorre«  Kaharro  unb  gleicfijeitig 
mit  bem  ©ortugiefen  ®il  Sicente,  ntar  em  Schüler 
unb  Kacfjabtuer  be«  3uan  bei  ©netna.  Seine  Kerfe 
»Farsas  y eglogas  ul  modo  y estilo  pastoril»  (Sala- 
manca 1514  u.  'JKabr.  1867)  beftehen  au«  fechiS  bra» 
matifchen  Schäferfpielen  im  faftilifd)en  Diaiett  feiner 
Heimat,  wooon  brei  geifttiefjen  Inhalt«,  bie  übrigen 
toeltliihe  $jirtenge[priicf)e  in  freiem,  ooifäraäfjtgcm 
ton  fmb,  unb  einem  »Diftlogo  para  cantar*. 
grcrmmbc)  be  Porbobn,  f.  Korboba,  S.  282  f. 
Sernaubcg  be  lo«  SRioö,  Wngel,  fpan.  ©oli» 
tifer  unb  Schnftftetler,  geb.  27,  3uli  1821,  geft.  1879, 
mußte  1866  Spanien  Berlaffen  unb  lebte  bi«  jum 
Sturj  ber  ÄiSnigm  3fabella  1868  in  grantreicb  im 
ßjil.  31ad)  Spanien  jurildgetehrt , trat  er  tuieber  in 
bie  polittfebe  £aufbaf|n  ein,  würbe  1869  junt  Senator 
ernannt,  fungierte  bann  alb  [panifdjer  ©ejanbter  in 
Ciffabon,  machte  für  bie  iberifdje  Union  ©ropaganba, 
mußte  jeboch  1876,  al«  fllfon«  ben  thron  beflieg, 
Bon  neuem  bie  fjalbinfel  nteiben  imb  lebte  feitbem 
toieber  in  granfreid).  ©ine  SJieifje  fpanifcher  3our» 
nate  (»Las  Novedadcs«,  »La  Soberania  nacional«, 
»Los  Sucesos«  u.  a.)  oerbanfeit  ihm  ihre  ©ntftehung. 
Unter  feinen  Schriften  Berbtenen  tpccBortjebung: 
»Tesoro  de  cuentos»,  eine  Sammlung  Bon  ©ijäl) 
lungen;  »Guia  de  Madrid«,  eine  ©cfdjidjte  ber  Stabt 
SHabrtb  (1876);  »El  futuro  Madrid»;  »<J  todo  6 
uada«,  eine  artti bljmifttfcfje  Streitfchrift ; »Mi  mixion 
en  Portugal«  (1877);  »La  ezposicion  de  1878« 
(©ar.  1879);  »Luchas  politicas«  (1880).  [rete. 
(Icrnanbcj  be  9iaoct  trete,  SKartin,  f.  Kanar» 
grcrimubc-,  (Huerta  t)  Crbe  (fpr.  1)  flu» 
teliano.  fpan.  ©elehrter  unb  Sdtriftfteller,  geb.  16. 
3uni  1817  in  ©ranaba,  geft.  7.  Sept.  1894,  uturbe 
©rofeffor  ber  ffiefdjiehtt  unb  Siteratur  ju  ©ranaba 
unb  fpäter  an  ber  Unioerfität  ju  SKabrib,  befteibete 
gleichzeitig  hohe  Stellen  im  3uftu«  unb  Suttuämini- 
jterium,  Würbe  1856  }um  ©iitgliebe  ber  Academia 
de  la  Uistoria  ernannt,  1857  auch  in  bie  fpanifche 

Steycr*  Jtono.-Äepten,  6.  Äiitt. , VL  6t. 


flfabemie  aufgenommen  unb  fchließtich  tu  beren 
lebenslänglichem  Sefretar  ertoählt.  g.  zählt  ju  ben 
fruchtbarften  fritifd)en  Schnftfteüern  Spanien«,  auch 
at«  Signier,  £>iflorifer  unb  Dramalifer  hat  er  ©ebeu» 
tenbe«  geleiftet.  ©an  feinen  bramatifchen  Dichtungen 
zeichnen  fich  burch  friiftige  Kharaftenftif,  bramatifche 
fiebhaftigfeit  unb  fdjöne  Sprache  au«:  »La  pefia  de 
los  euamorados«,  »La  hija  de  Cervantes»,  »Alonso 
Cano«.  Unter  feinen  lpnfchcn  Dichtungen  ftnb  her» 
Borjuheben  bie  »Oben  unb  3ioman,)en«  (1842—68)  ; 
Bon  feinen  Seijtungen  auf  gefdjichtltchem  unb  ardfäo» 
Iogifd)em  fflebict:  »Sobre  la  conjuracion  deVenecia 
en  1618«  (ÜJinbr.  1856);  »Vida  y obras  de  P.  de 
la  Torre«  (baf.  1857) ; »Itiaerarios  de  la  EspaSa  ro- 
marta»  (1862) ; »Uistoria  de  la  orden  de  Calatr&va« 
(1864);  »Mundo  Pompeyano«  (1866);  »ElreyDon 
Pedio  de  GastiUa«  (1868);  »El  fuero  de  AvUäs- 
(1870);  »Don  Kodrigo  y la  Cava«  (1877,  2.  flufl. 
1883);  »Cantabria«  (1878);  »Primer  drarna  histä- 
rico  espaüol  de  asunto  nacional«  (1882);  »Cer- 
vantes eselavo  y cantor  del  Sacramento«  (Satla» 
bolib  1882)  u.  a.  ©eionber«  Berbicnt  machte  er  fid) 
burch  feine  fritifdje  2lu«aabe  ber  ©rofamerfe  non 
grancidco  be  OueBebo  (f.  b.). 

2)  CuiS,  fpan.  Schiiftfieflcr,  ©ruber  be«  Borinen, 
geb.  11.  flpril  1818  in  ©ranaba,  hat  fid)  al«  Iprifcher 
inie  al«  brnmatifcherSchriftfteQer  auÄgej.ichnet.  ©on 
feinen  Stüden  ftnb  »Un  juramento«,  »llerecerpara 
alcanzar«,  »El  peluquero  de  su  alteza*  unb  »La 
novia  de  eucargo«  befoitber«  befannt,  flußerbem 
fihrieb  er  bei«  biographifch-fulturhiitorifche,  Bon  ber 
fpnnifehen  flfabemie  gefronte  ©uch  »Don  Juan  Ruiz 
do  Alarcon  y Mendoza«  (1872)  unb  beforgte  eine 
flu«gabe  Bon  ©iorcto«  Slomilbicn  (in  ber  »Biblioteca 
de  autores  espafioles« , fflb.  39).  Seit  1872  ift  g. 
SKitglieb  ber  fpanifeben  flfabetnie. 

gfcrnanbcj  t)  (Hontalej  (fpr.  soniraten),  SKa» 
nuel,  fpan.  Dichter  unb  SHomanfehriftitener,  geh. 
1830  in  Senida,  geft.  6.  3an.  1888  in  Blabrib,  Ber» 
lebte  feine  3ugenb  in  ©ranaba,  fhibierte  bafelhft  bie 
©echte,  biente  fieben  3ahtt  iu  ber  ftnnce  unb  fanb 
babei  ©elegenheit,  Sanb  unb  Seute  grünblich  fennen 
ju  lernen.  Seit  1846  fid)  ganj  ber  Schriftflellerei 
roibmenb.  War  er  befoitber«  auf  bramatifchrni  ©ebietc 
tätig  unb  emletc  mit  feinen  jabüeicben  Stüden,  bie 
teil«  tnipig,  jumeilen  auch  farcenl>aft  ftnb,  teil«  tra» 
gifd)e  (meift  nationale)  Stoffe  in  braftifcher  SScife  be* 
hanbein,  allgemeinen  unb  reichen  Beifall,  flm  he» 
fanntefieit  tourben:  »Luchar  contra  el  sino«  (1848), 
»El  Cid»  (1858),  »Un  dnelo  u tiempo«  (1856i, 
»Padre  y rey«  (1860),  »Don  Lais  Osorio«  (1863), 
»Aventaras  imperiales«  (1861).  flußerbem  fdjrieb 
g.  jahlreiche  Kooetlen  unb  jenfationetle  hiftoniche 
Jiomane,  bie  einer  feinem  Kharatlcriflil  recht  oft  ent- 
behren unb  hinter  ben  Schöpfungen  eine«  ©alera, 
©ereba,  ©albo«  weit  jurüctblciben,  troßbem  ober  Biel 
gelefen  Würben,  p©.:  »Don  Juan  Tenorio«  (1851), 
»Los  siete  infantes  de  Lara«  (1862),  »La  virgen 
de  la  Palma«  (1867),  »El  montero  de  Espinosa« 
(1869),  »Toros  y CaBas«  (1885).  211«  Signier  trat 
er  auf  mit  »Poesias«  unb  »Poeslas  varias«  (1858). 
Sine  ©tt«mabl  au«  feinen  ÜBerfen  erf cltcert  1888. 

gfernanbina,  ^mfenftabt  in  ber©raffchaftKaffau 
be«  norbamerifan.  Staate«  gloriba,  auf  ber  ©utelia» 
infcl  unb  an  ber  ©iünbuttg  be«  2!meliafluffc« , all 
©Jinteraiifenthalt  hefuefjt,  mit  fchönem  öafen,  Dnncp» 
ferBerhinbung  nach  Kein  ©orf,  Kharlebton  :c.,  flnrfer 
$olt»  unb  ©boepfjatauc'fulir  unb  cisoo)  3245  ©inw. 
gfcritnitbo  (fpan.),  fobiel  Wie  gerbinanb. 

28 


434  gtmattbo  Sioroufja  — gerulcttung. 

gferttcutbo  9foronha  (\pt-  norcmnjci,  portug.  ge r*  BroDittj  Eorboba,  ?W;irf  Sa  Siambla,  in  fruchtbarer 
uno  bc  'Ji o r o n !) a , (w.  fetnämt«),  jptfel  im  (Htlan*  ©egcnb,  6 km  Weftiid)  bott  ber  Station  g.  ber  Eiien- 
tifdicn  Djean,  jur  brnfilifdjcit  (ßrobinj  Semambuco  bahn  Sorboba-ffinlaga  gelegen,  mit  Schloß  b«  £>rr< 
flcljörig,  unter  3“  60'  f übt.  Br.  unb  32°  ‘25'  »eftl.  S.,  jage  »an  g.  unb  a»o)  5499  Ent», 
iit  1 1 km  lang  unb  2,oktn  breit,  eine  über  100m  auf*  grrnau  <U(tJ,  Sagune  in  gmn}8fifd)«Sbcmgo, 
(teigenbe  Hochebene  au«  Bafalt,  Sraehfti,  'Bhonolitl),  nimmt  ben  Ooantpo  fotnie  mehrere  Dgomennne  auf 
mit  bem  332  m hoben  Sulfanlegel  El  $ico.  Sab  rtnb  öffnet  jtd)  31«)  m breit  jur  fRegenteil  in  idtm« 
St'Iima  ift  gefunb,  bie  Siegcnjeit  bauert  bont  3anuar  lern  {banal  jum  Stlnniifdjcn  Ojean.  Sie  llferlanb* 
biä  3»"’-  bie  (Diitteltemperatur  beträgt  26°.  Ser  fchaft,  Santa  genannt,  ift  äiifterft  ttngejmib. 
überaus  fruchtbare,  gut  nngebmite  rote  Stoben  ergibt  grernbrüriter,  f.  Bruch,  S.  471. 
mehrere  Eratm  ((BidiS,  SKaniot,  Söhnen,  Sii ,5(11118)  (fernborf,  li  rechter  (Beben  ftuft  her  Sieg  im  »eit' 

im  3 (ihr.  Sem  Siorboftenbe  fdtlieften  fuh  bie  Ctlanbe  fälifehen  Streife  Siegen,  burdjftrömt  ein  )iemti<6  bret* 
Siata,  SReio,  Seda-ffieneta  an,  bieSübffljte  gefä^rben  te«,  feftr  inbuftricrciehe«  tat.  burch  ba«  bie  SHuljr- 
Süffe.  Sie  braftiifdje  Regierung  b «111511  3-  alb  ©traf*  Siegbahn  führt,  iiimmtben  (LBüfencr  Bad)  auf  unb 
anftalt.  Unter  beit  MOOBeWohttem  befmben  fid)160  miinbet  3 km  nörblidj  non  Siegen  bet  SScibenau.  — 
Sotbaten  unb  ca.  1400  bepDrticrte  Berbrecher.  SKit  2)  Sorf  im  preuft.  Siegbej.  WrnSberg,  StreüS  Stegen, 
'pcrnamhuco  berfehrt  einmal  imSRonat  ein  Stampfer,  am  gluffe  3- unb  an  ber  StaatSoaljnlinie  JPreuj- 

grcriianbo  ^}o  (ober  '$oo),  fpan.  Jitfel  an  ber  tljal-SfntaUenhiitic,  ntit  Eifeninbuftric,  Ccimfabrifn 
Iueiiafritani((htn  Stifte  (f.  bie  Starten  bei  >®uinea*  tion  unb  ci»oo)  1250  Sin», 
unb  ■Sameruu«)  in  ber  Bai  Don  Biafra,  ft’amentn  ffernbrutfer,  f.  Börfenbntder.  Sie  erfte  g.*gen> 
gegenüber,  unter  3°  12'-  3°  47'nörbl.Br.,  1998  qkm  Irale  ift  19.  Oft.  1903  im  ffiebäube  ber  Th.-iMp) cflfdtaf t 
proft.  Ste  bulfonifchc  gnfel  hübet  ein  43  km  langes,  in  Berlin  eröffnet;  ba«  Berliner  ^aupttelegrapben- 
27  km  breite«  Siered.  baS  (teil  Dom  SWeer  auffte’igt.  amt  ift  gleichfalls  angefdjlitffcn ; Rettungen  taffen  ftdt 
Sie  wirb  Don  jwei  oon  nieten  Bächen  tief  jerfthmt*  bereit«  Jladirichtcii,  namentlich  biejenigen  be«  SSolff* 
lenen  Bergfelten  burch  jogen,  einer  nördlichen  mit  fetten  SelcgraphenlmreauS.  regelmäftig  jubruden. 
bem  ffraterberg  Slarencepif  ober  ^Jico  Santa  3'abcl  {ferne,  bei  ©emälben,  f.  fcintergrunb. 

(2850  m)  uttb  einer  »eit  nichtigem  (üblichen,  unb  ftcrnemefftt  (Selemcter),  f.  Siftanjmeffer. 
ift  nuift  mit  bichtem  Urtealb  (Ebenhoij,  Lignum  {ferner,  f.  {firn  unb  ffiletfeher. 
vitae,  Stampeichebog)  bebeeft.  Sa«  SViimn  ift  äufterft  {ferncti  (!*t.tcä.,ieftt  gcritct).Boltaire),g!edeu 
ungefunb;  3a£  «temperatur  25,6°,  3)(ajintum  (3a*  im  fratt j.  Schart.  Bin,  Slrronb.QSej,  auf  einem  tpUael. 
ttuar)  25,7°.  SRintmum  (September)  23,»*.  3n  bem  459  m ii.  9)1.,  nahe  ber  Schweizer  Örcnje.  3.5  km 
nteift  fehr  fruchtbaren  Boten  »erben  3Sai«,  (Hei«,  Dom  ©enfer  See,  mit  ©ettf  burch  elcftrifcbe  Bai»  ber 
Bananen,  (UJamof,  J)amS,  in  ben  'Plantagen  Rafao,  bunben,  mit  u*au  1 103  Eint». , ift  hefonber«  burdt 
Maffce,  guderrohr,  BaunnuoHe,  ffihümrinbf.  3itbigo,  Boltnire,  ben  >vBbilofopften  non  g.* , berühmt,  bei 
Snbaf  gebaut,  E«  gibt  fchone,  t»n  Europäern  cm*  1758  bie  fjeri’chaft  Taufte  uttb  ba«  Schtofs,  ba«  noch 
geführte  SRinberlicrben , ba«  äk’ecr  ift  fehr  fifchreich-  einige  Vtnbcnlen  an  ihn  bewahrt,  bi3  311  feinem  tobe 
3)cr  einzige  2iuc-fuhrartifel  ift  Balmöl.  J3ic  ®in-  (1778)  bewohnte,  gebrachte  in  3-  bcc  lliirenfabrifa 
»ohner,  cd.  25,000  ftöpfe,  finit  außer  Wenigen  @uro*  tion  in  fliifnahme  unb  lieft  fine  SVapelle  erbauen  mil 
päem  tmb  5)lifchltngeit  eingewanberte  Banhtneger  ber  Snfchrift:  »Deo  erexit  Voltaire,  1781*.  1890 
Pom  Stamme  ber  Bube  (BubieS).  bie  ftd)  burch  Würbe  ihm  in  3.  ein  ®enftnal  erridtlet. 
gelbe  ^tauifarbc,  leicht  geträufelte«  ®aar  unb  neu« * {ferngcfcitlt,  fosiel  »ic  ‘Jeuergefecht,  i &euer. 
fulöfen,  wohlgebilbeten  Sbrperbau  au«3cichncn.  9luf  {ferngefühi,  f.  Selepnthie.  [S  494, 

bem Sopfe  tragen  fie  ein  iitScarben  beftebeube«  wtam*  {f  ern glas,  [Obiel  wie  gemrohr. 
metabieichen.  Sie  leben  völlig  unabhängig  unter  {femhürer,  f.  gemfprecher. 

§äuplfmgeri  im  bergigen,  frhwer  umänglichcn  Bin*  {fernilfcllt,  f.  game,  g.  337. 
netclanb.  Sie  bilben  ben  norbloefiiichfien  gweig  be8  SferRfvim,  Änton  ®ominifu8,BiIbbaucrunb 
aroften  BantttfpradhfiainmeS.  Ohrijnanifienm  ser*  grjgieftet,  geb.  17.3Rär3 1813  in  (Erfurt,  peft.16.9fi». 
tuipc  hatten  geringen  Erfolg.  $er  Spauptort  Santa  1878  infflten,  bitbete  fuh  in  SRünchen  beiStiglmaper 
Sfahel  (früher  Elarencctown),  Sihbe«  Oouoer*  unb  Sd)Wantha(ec,  fiebette  1840  nach  ®in»  über  unb 
neurS,  Jäh«  1300  Ein».,  barunler  50  «Seifte.  — $ic  betunbete  hier  burch  bie  überlebensgroße  Statue  St. 
Jtnfel  Würbe  1469,  nach  anbem  1471  ober  1486  Don  @eorgä  (für  ben  ©rafen  äüontcmioro,  f.  Safel  »Bilb* 
bem  Boriugiefm  3criiäo  bo  enlbedt,  ber  fie  hauerfunft  XV*,  3ig-  4)  fein  bebeulenbe«  Jalent  für 
Sortnofa  (bie  Schöne)  nannte;  Bort  legal  grilnbete  bie  Blaftit.  3nfo!gebeffen  erhielt  er  ben  Auftrag  ju 
auf  ber  Ofltüfte  eine  flnfiebelting,  trat  bie  3'ifel  aber  einem  foloffalen  Sieilerbenhiml  be«  Erjher^ogä  Sari, 
1778  au  Spanien  ab.  Stoch  fchon  nach  brei  yahren  ba«  feit  1860  bett  Burgptaf  ju  Säten  jtert,  Sa3 
nerlieften  bie  legten  fpantfdteit  Slolottiflen  bie  3nfcl,  Seitetiflitd  baju,  ba«  fRciterbilb  be«  (Printen  Eugen, 
bie  gant  in  Bergeffenhett  geriet,  bi«  Englanb  1827  Dodenbele  g.  186-t.  Er  fertigte  auch  bie  äBobetle  511 
mit  guftimmung  Spanictt«  bie  Siieberlajfung  61a<  fech«  ben  ben  acht  Sanbfleinbilbem  ber  im  Som  51t 
renceiown  jur  Bewachung  ber  Sflabenftifte  unb  be«  Spefet  begrabenen  beutfehen  Äaifet,  ben  fiöwen  Don 
Sligerbeita«  fowie  a(«  ^anbelä*  unb  3){ifftoit«ilation  Sljpent,  ba«  Seüaciisd) ■ liionument  für  Slgrattt,  bie 
cmdjtete,  ficb  aber  1845,  al«  Spanien  bie  Sftcfel  re-  jierlidimgigurenfiirbenBrtcnnenamBöriettgebäubc 
üamterie,  wieber  turüdjog.  Englanb  unb  bie  Ser*  ,)tt  XStctt  unb  ba«  Senfmal  3otepp  Sejiel«,  be«  Er- 
einigten  Staaten  haben  Sfohlenttationen  in  Santa  fittbet«  ber  Schifföfihraube,  bafclbft  (1863).  Sie  «um 
3fabel;  1882  erwarb  auch  Seutfchlanb  ba«  Äed)t  jur  öuft  bc«  Äarl  äRtmuntent«  in  SSien  eingeridftete  fai< 
Einlage  einer  folthen  an  ber  Bucht  Earhonera«  ober  ferlidic  Erjgiefterei  leitete  3 längere  Saftre,  bt«  er 
©raDtna«.  SgL  San  3abier,  Trcs  aütn*  an  Fer-  bem  3rrftmt  uerfiel.  gemtom«  Schöpfungen  flnfc 
nando  P60  (SÜnbr.  1875);  Stattmann,  Eine  afri*  genial  erfunben,  übctfihrcüfn  inbe«  oft  bie  ©renje 
fanifche  tropf ninfel:  g.  unb  bie  Bube  (93icn  1888)  plafttfcher  gormcnbilbung. 

gcritän  Jliincj  <tpr,  mimt \tu),  Slabl  in  ber  fpan.  grnclcitung,  f,  gerntvieb. 


gemmelbeapparcit  (eiettrifcber). 


435 


SFcrttmclbeapparat  (Sernntelber),  ©orricb« 
tunq,  burd)  bjf  ein  ©organg  an  einer  entfernten  Stelle 
erfennbar  gemacht  toerben  fann,  in  ber  Segel  unter 
©enupung  beä  ekftriicben  Stromeä  (eleftrildjerSern« 
melbcr).  S9o  ber  3uruf  »ber  bie  ©efte  nief)t  mehr 
auürcidit,  benupt  man  in  inbuftriellen  Vlnlagen , bei 
©erfefjreanlagen,  im  £ieer  unb  Seeroeien  baü  Signal, 
befonber«  bae  optiicho  Seichen,  baä  metboniid)  Dber 
eleftrifd)  geftellt  wirb.  ©ei  beut  fefir  praftifdjen  eiet« 
trifdjen’ücrnjeigcr  »on  Siemens  u.  tpaläfe 


1.  Sc&cmatlf Ziarftef  (ung  bei  cleTtrifcben 
^ernjeigeri. 

ift  eine  Vlnjabl  Stellungen  ant  Senber  mit  einer  glei« 
eben  Vlngabl  Stellungen  am  Empfänger  berart  »er« 
bunben,  baft  jeber  Stellung  am  eriten  eine  unb  nur 
eine  Stellung  am  anbern  enlfpridjt,  unb  bafi  bie  £er« 

Itellung  einer  Senbeii'lellung  unbebingt  auch  bie  ent« 
preepenbe  Empfängerftellung  beroerruft.  VIIP  Sen« 
ier  bient  ein  ftommutator  in  Der  {form  eineä  Sturbel« 
Icmtaftä  K (ffig.  1),  beffen  fiurbel  d mit  bem  einen 
©ol  einer  Stromquelle  B in  ©erbinbung  fleht,  unb  ein 
beliebige^  ber  brei  iVontattftiide  a,  b,  c.  1er  Empfän- 
ger M beiteptau« 


Drei  Elcftrontag 
neten  a. , b, , c, 
bereu  Slicfeluii 
gen  burtb  eine 
gemeinfnmc  Sei- 
tuiiganbenjmci. 
ten  ©ol  ber  Sat« 
terie  B geführt 
Uierben.  Siebtet 
äufierften  Enben 
ber  Eleflromag* 
netfpulen  finb  je 
burd)  eine  Sei» 
tung  mit  je  einem 
ttontaltftüd  be« 
Senberaoerbun. 
ben.  38irb  nun 
ber  Senber  auf 
ein  Sfontaftftiid 
eingefleUt , fo 
Wirb  ber  Strom 
über  bie  mit  bie« 
fern  Stile!  »er« 
bunbencEIeftro« 
tnagnetfpule  ge* 
leitet,  fo  bafi  ber  betreffenbe  Elettromagnet  unb  nur 
biefer  erregt  wirb.  Ein  über  bem  Elettromagnet  fid) 
brebenber  tleiner  eiferner  feiger  toirb  burtb  bie  Vln« 
giepung  beb  erregten  Eleftromagnetb  mit  biefetn  pa 
raüel  geftellt  unb  baburtb  bie  Einftellung  beb  Sen« 
berö  am  Empfänger  fenntlidj  gemad)t.  Somit  bab 
Signal  itid)t  nur  »on  ber  einen  jur  anbern  Stelle, 
fonbent  aud)  »on  ber  Icptent  jur  erftem  gegeben  Wer- 
ben fann , um  «.  ©.  ben  richtigen  Empfang  beb  *)ei» 
djenb  ober  bie  Vlubfübrung  beb  Auftrag«  ju  befläti« 


tPfl.  2.  G(eCtrif$er  gernjcisec. 
Orunbrift. 


(rlcltromaßnetc  mit 
Snter. 


gen,  werben  jwei  VInorbnungen  ber  betriebenen  VI rt 
jufammengelegt,  fo  baf)  eine  jebe  für  eine  ber  beiben 
Sichtungen  bient.  3n  bie  Südleitung  werben  an  bei« 
ben  Stellen  elettrifdfe  filingeln  W,,  W,  eingefcbaltet, 
bie  bei  ©etätigung  beb  Apparat«  anfpreeben  unb  bem 
Vlbfenber  anjei« 
gen,  bafi  Strom 
»orpanben  ift,  ben 
Empfänger  aber 
anrufen. 

©ei  ber  Vlubfüb- 
rung beb  befpro« 
ebenen  ©ringpb 
Wirb  eine  Anorb« 
nung  benupt,  bie 
einen  »otltomme« 
nem  magnetifeben 
Sreiblauj  berfteHt. 

Vluf  einer  ©runb« 
platte  (Sig.  2 u.  3) 
finb  bie  Elettro« 
magnctfpulcn  E, 
bib  E„  int  St  reib 
aufaejtellt  unb  mit  rabialen,  nach  innen  jeigenben 
©olfcbupen  aubgerüftet.  3n  bem  freibleibenben  SRit« 
telraum  brebt  fid)  ein  tleiner  Vinter,  ein  gleicbanniget 
fcebel,  um  eine  ju  ben  URagnetfemen  parallele  Vldtfe. 
Sie  untern  Eitben  ber  Eletlromagnetc  ftnb  in  gleicher 
VSeife  gefcbaltet  unb  umfaffen  einen  jweiten  gleichen 
Vinter,  ber  mit  bem  ober»  burd)  eine  ©teile  »erbun« 
ben  ift.  3e  3Wei  biatnetral  gegenüberflebenbe  Eiet« 
tromagnetfpulen  ftnb  berart  m eine  Seihe  gefcbaltet, 
baf)  fie  einanber  oben  unb  unten  entgegengcfepte©ole 
.jutebren.  ©ebt  nun  ein  Strom  burd)  ein  folche«  Spu- 
lenpaar, fo  enthebt  jmifchen  ihren  ©oliebuben  oben 
unb  unten  ein  ftartcä  magnctifd)eä  Selb,  unb  bie 
brepbaren  Vinter 
fteUen  ficb  in  bie 
©olocrbinbungä- 
linie  ein.  Stirb  mit- 
hin ber  Murbelum« 
fcbalter  betätigt,  fo 
erregt  er  reiben« 
weife  bie  Spulen- 
paare, unb  ber  Vin- 
ter folgt  feiner  ©e« 

Wegung,  inbetn  er 
ftd)  fiel«  für  jebe 
Sontaftgebung 
iwifcben  bie  betref« 
fenben  ©ole  ftellt. 

VlufbiefeSeiie  wer- 
ben fed)ä  Anferftel« 
lungen  crjielt,  be« 
nen  fecb«  Signale 
entfpredjen.  Um 
nun  aber,  wie  eä 
meift  erforberlid) 
ift,  mehr  Signale 
geben  ju  tönnen,  läßt  man  jebe  Vlnferfteüung  nicht 
nur  einer,  fonbem  mehreren  Stellungen  auf  bet 
Stala,  »on  betten  jebe  einer  befonbem  ©nippe  ange 
hört , entfpreeben,  fo  baß  alfo  bie  Vlnterftcüung  1 nid)t 
nur  ber  Stalaftellung  1,  fonbent  auch  7,  13,  19  tc. 
entfpriebt.  Sie  Stellung  7 erfebeint  erft  bann,  wenn 
ber  Vtnter  einen  »ollen  Umgang  gemacht  bat  unb 
ben  neuen  Umgang  mit  7 beginnt.  Sach  biefem 
©rinjip  läßt  fid)  bie  Stala  ber  Stellungen  beliebig 
groj)  machen,  benn  einer  jeben  Stellung  entfprid)t 

28» 


$ig.  4.  3<6tff4f ommanbo* 
apparat. 


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436 


gemmejjinbuftor  — gcmpffotograpl). 


eine  beflimmte  ® rappe  unb  in  ber  fflruppe  eine  be- 
ftimmte  Slnferftetlung. 

©ei  ber  bielfadjat  ©erwenbung,  beren  ba«  gtftpil- 
berte©rinjip  in  ber©raji«  fäftigtft,  wirb  fitp  bie  jewei- 
lige gönn  be«  Senber«  wie  beb  Empfänger«  fepr  der. 
ftpiebengeflalten.  3mmerpin  fannmanben  Sctjif  f 8* 
tommanboapparat  Wegen  feiner  pratliftpen  Sin 
orbnung  unb  feiner  aebrungenen  gönn  in  gewiffer 
)pinfid)t'aI8  tppiftp  anfepen.  gig. 4(S. 435)  jeigt einen 
SSanbapparat  bieferSlrt;  man  erlennt  baran  ben  Ein» 
jtellbebel,  burd)  ben  ber  Kommutator  betätigt  wirb, 
unb  ben  Seiger  be»  Empfänger«,  ber  pinter  ber  ®la«- 
fdjeibe  über  ber  Slala  mit  ben  Signalangaben  jpielt. 
Senber  unb  Empfänger  finb  alfo  pier  ju  einem  Slp- 
parat  bereinigt.  3um  betrieb  De«  gernjeiger«  !ann 
man  ©atterie»  ober  ©Jaftpinenftrom  anwenben.  ©ei 
lepterm  tft  bie  pope  Spannung  burtp  Sorftpallen  Don 
SSiberftänben  ju  Derminbern.  3ur  ©eleutptung  be« 
©pparat«  bienen  bei  Ülntoenbung  oon  ©iaftpinenftrom 
jwei  ©liiplampen , bie  metpfelweife  eingejtpallet  wer< 
ben  Rinnen , bamit  ftetis  ein  Südpalt  Dorpanben  ift. 
©gl.  gemmeftinbuDor. 

grernnteftinbuftor,  Don  ©Jimnid)  angegebene« 
gnftrument  jur  eleftriftpengernübertragung  bet  Ein- 
gaben Don  äKeftmftntmenten,  mit  brepenber  3eiger< 
bewegung.  Stuf  ber  Station,  wo  ba«  ©ieftinitrumenl 
(©letalltpcnuomcter.Öaromeieric.)  aufgeftetlt  ift,  be» 
finben  fid)  jwei  mit  bünnen  2)rapten  bewidelte  Spu- 
len, eine  gr öftere,  feftftepenbe  ringförmige,  in  beren 
3nnerm  bie  Deine  um  ipre  Sltpfe  leicpt  gebrept  werben 
fann.  ÜJiit  ber  fteinen  Spule  ift  ein  §ebel  unb  ein 
3eiaer  feft  Derbunben,  unb  auf  ben  §ebel  wirft  ba« 
3Kei)inftrument,  fo  baft  bem  Stanbe  be«  leUem  fiel« 
eine  beftimmte  Stellung  ber  Spule  enlfpritpl,  bie  ber 
Seiger  auf  einer  Sfala  marfiert.  Stpidt  man  burtp 
bie  gröftere  Spule  einen  intermitticrenben  Strom,  fo 
werben  in  ber  Deinem  Ströme  mbugiert,  beren  Stärfe 
Don  ber  Stellung  beiher  Spulen  jueinanber  abpängt 
unb  am  gröfeten  ift,  wenn  fid)  bie  fleine  Spule  dou- 
ftänbig  in  ber  großen  befinbet,  am  fleinften  bagegen, 
wenn  bie  S8inbung«ebenen  beiberSpuIen  jueinanber 
fenfreept  fiepen.  Stuf  ber  jweiten  Station  befinbet  fitp 
ein  ganj  äpiilitper  Slpparat,  unb  wenn  man  Don  ftier 
au«  mittel«  einer  mit  eleltromagnetifcpem  Strom- 
unlerbretper  oerfepoien  ©atterie  einen  intermittieren- 
ben  Strom  burd)  bie  beiben  mittel«  einer  gut  ifolier» 
tenDraptleitung  pintereinanber  Derbutibencn  groften 
Spiralen  fenbet , fo  mttffen  bie  inbujierenben  Strafte 
beiber  Spulen  jeberjeit  einanber  genau  gleitp  fein. 
©Jarau«  folgt,  baft  bie  3nbuftion«ftröme  tn  ben  Dei- 
nen brepbaren  Soßen  bie  gleitpe  3ntenfität  befipen 
müffen,  wenn  ipre  relatiDen  Stellungen  biefelben  finb, 
b.  tj.  wenn  bie  3fi8<c  an  beiben  Stationen  auf  bie 
glcitpen  Sfalenteile  weifen.  E«  panbelt  fiep  alfo  lebig- 
It<p  Darum , auf  ber  jweiten  Station  biejenige  Stel- 
lung be«  3ciger8  ju  ftnben , bei  tueltper  ber  in  ber 
Deinen  Spule  entftepenbe  3nbuftion«ftrom  mit  bem 
an  ber  erften  Station  erjeugten  genau  gleicpe  3nten- 
fität  bcfipt-  Sie«  gefebiebt  in  folgenber  Seife : ©Jan 
Derbinbet  bie  beiben  Deinen  Spulen  miteinanber  burd) 
eine  gut  ifolierte  ©oppelleituug,  unb  jwar  in  ber  Slrt, 
baft  bie  beiben  3nbuItion«fti  öme  bie  Leitung  in  ent 
gegengefepterSiidjtung  Durtplaufen  müffen.  Sinb  bie 
Ströme  einanber  gleitp,  fo  peben  fte  fid)  gegenteilig 
auf,  bie  Heilung  erftpeint  al«bann  ftrontlo«,  unb  ein 
in  biefelbe  cingeftbaltete«  ©eleppon  ift  ftitl,  wäprenb 
e«  bei  Derftiiltniömäftig  geringen  Unterftpiebcn  in  ber 
Stromftärfe  ein  beutlid)  pörbare«  ®eräufd)  gibt,  ©ian 
brautpt  alfo  nur,  um  eine  Slblefung  ju  matpen,  ben 


Strom  burd)  bie  groften  Spiralen  ju  fenben,  ba« 
©eleppon  anä  Opr  ju  palten  unb  bie  Deine  Spirale 
ui  brepen,  bi«  jebe«  ©eräuftp  DerfdjWunbm  ift.  Ster 
3eiger  weift  bann  genau  auf  Denjenigen  Sfalenteü, 
ber  bem  jeweiligen  Stanbe  be«  ©ieftinftrument«  auf 
ber  anbem  Station  entfpridpt.  2>er  g.  pat  fiep  unter 
anbenn  bei  groften  3entralbeijanlageii  bewäprt,  wo 
ber  $eijer  ben  Stanb  ber  Ipermometer  in  ben  ein- 
jelnen  Säumen  ablefen  fanit. 

gcrttolu,  Karl  Hubwig,  Runflftpriftfieller,  geb. 
19.  So«.  1763  juSlumenpagen  in  ber  Ufermarl,  geft. 
4.  Xej.  1808  in  SBeimar,  war  erft  Stpreiber  in  ©afe- 
walf,  bann  Heprling  in  einer  Slpotpefe  ju  Ünflant 
unb  begab  fid)  Don  ba  natp  Hübed,  wo  er  fitp  neben 
feinen  pparmajeutiftpen  ®eftpäften  ber  ©Jalerei  unb 
S)id)tfunft  wibmete  unb  bie  öefanntfd)aft  Don  Ear- 
ften«  madite,  mit  bem  er  fpäter  in  Som  innige  greunb - 
ftpaft  ftploft.  3m  grüpjapr  1788  begab  er  fitp  natp 
Safteburg,  wo  er  fid)  burtp  ©orträt jettpnen  unb  Un- 
terridit  im  3eitptten  jeinen  Unterpalt  erwarb,  fobann 
natp  SSeimar  unb  3ma,  Don  wo  ipn  ©aggefen  mit 
natp  3talien  napm.  3n  Som  begann  er  feit  1794  bie 
Speorie  unb  ©eftpitpte  ber  fhinft  fowie  bie  Spratpe 
unb  bie  Stitpter  3talien«  ju  jtubieren.  Earften«  Der. 
matpte  ipm  feinen  Dlnftlerijtpen  Satplaft,  ben  g.  fpä- 
ter auf  ilntrieb  ©oetpe«  an  ben  §erjog  Rarl  iluguft 
Don  Satpfen  - SSeimar  Derlaufte.  1802  natp  Xeutfcp- 
lanb  jurütfgefeprt , warb  er  aufterorbentlitper  ©ro- 
feffor  ber  ©pilofoppie  in  3m a unb  1804  ©ibliotpelar 
bei  ber  Derwitweten  Iperjogin  in  SBeimar.  Er  ftprieb 
unter  anberm:  »Sömiftpe  Stubien«  (3ür.  1806 — 
1808, 3 ©be.) ; » Seben  be«  Ifünftler«  Earften« « (fieipj. 
1806;  neu,  präg,  unb  ergänjt  Don  Siegel,  §annoD. 
1867);  »Über  ben  ©ilbpauer  Eanoba  unb  beffert 
SSerfe-  (3ür.  1806);  -grance«eo  ©etrarca«  (pr«g. 
Don  ^ain,  fieipj.  1808);  »Slriofto«,  be«  göttlidien, 
S!eben«lauf«  (3ür.  1809).  Slutp  begann  er  eine  ®u«- 
gabe  Don  SStndelmann«  SSerfen(©b.  l,S>re«b.  1808). 
©gl.  3»panna  Stpopenpauer,  gemowÄ  Heben 
(Sübing.  1810,  unb  in  ben  »Sämllitpen  Stpriften«, 
©b.  1 u.2,  Heipj.  1834). 
fftruprtft,  f.  gern- 

gcriiphotograpp(Xelcppotograpp).  Slpparat 
jur  Übertragung  Don  ©itbem  Don  Ort  ju  Ort  unter 
©enupung  Don  Selegrappenleituiigeu  berart,  baft  bie 
©über  am  Smpfangäapparat  aÖ  ppotograppiftpe 
Slufnapmen  erftpeinen  ober  autp  unmittelbar  für  ba« 
Buge  fitptbar  werben.  Ser  g.  Don  ©erortnoVl879) 
unb  ber  Don  Sjqopanif  paben  (eineprattifdpen  Erfolge 
gepabt.  E)ie  1903  Don  Sepneiber  unb  Don  Se  Dor- 
geftplaaenen  gemfeper  weifen  einige  neue  3üge  auf, 
ebenfo  ber  Don  ftorn  in  ©liluipen  lonftruierte  g.  ©ei 
allen  brei  Spftemen  bat  man  fid)  ba«  urfpt  üitglitpe 
auf  einer  ®la«platte  befinblitpe  ©ilb  au«  japlrettpen 
gleitparoften,  möglitpft  Deinen  ©eilen  jufammengefept 
Dorjufteüen.  ®iefe  ©eile  (©unDe  ober  gelber)  Wer- 
ben emjeln  natpeinanber  burtpleutptet.  ©ieauätreten* 
ben  £id)tftraplen  fallen  auf  eine  Selen  jede,  bie  in 
einen  ©atterieftromlrei«  eingeftpaltet  ift.  ®a  fitp  ber 
eleltriftpe  SBibcrftanb  be«  Selen«  ber  gntenfität  ber 
©elitptung  enlfprctpenb  änbert,  entftepen,  ben  Der- 
ftpieben  ftarfen  Stpallen  be«  ©übe«  cntjprecpenb,  in 
DcmStromfrei«  autp  Slttberungen  in  bcrStromflörle, 
bie  entweber  unmittelbar  ober  burtp  3nbu!lion«über- 
trager  (©e«larotleu)  natp  bem  fenien  Ort  fortgeleitet 
werben.  Wo  fte  auf  bie  Empfang«apparate  wirten. 
Stpneiber  lägt  ben  Sitplftrapl  auf  einen  burtp  jwei 
©eleppone  in  Stpwingung  terfepten  Spiegel  uub 
burtp  ein  Sinfenfpftem  auf  ba«  ©ilb  faüen,  fo  baft 


gempunft  — gentroljr.  437 

biefeäBunft  fürBunft  burepleucptet  Wirb.  ©ie  Selen-  ?trten,  baä  ffeplerlipe  unb baäQtalileifcpe  g.  ®aä 
jede  ift  mit  timt  am  Empfangäort  befinblipen  (fpre-  Replerfcpe  ober  aflronomifebeg.  behebt  nuS  jwei 
djenben)  Bogenlampe  naep  ber  Simonfcpen  Spal*  fonDejen  Sinfen,  einer  großem  (oco,  gig.  1),  bie  am 
tung  Derbunben  ([.  Cupttelegtaphie),  beren  Sicht  nun-  DorbetnSnbe  oine3$ot)rcä,  unb  einer  deinem  (vmv) 
nteljr  ben  Schattierungen  beä  llrjprungäbilbeä  ent-  Bon  fiirjerer  Brennweite,  bie  in  einer  engen  Bßprc 
fprecpenb  fdjwanft.  ©n  Sieptftrapl  ber  Bogenlampe  am  pintem  ©ibe  beä  Bopreä  ftep  berfpieben  tagt, 
wirb  Don  einem  Jelepponfpiegel,  ber  mit  bem  Spiegel  3>ie  erfte  Sinfe,  bie  bem  ju  betradjtenben  Segen- 
am  Senbeort  ftjnchron  fdjwtnat,  auf  eine  äRattataä-  ftanb (Objeft) jugewenbet  Wirb  unb  barum  Obie  f tiP 
platte  rcfleftied,  wo  baä  Bilb  alä  ©angeä  fieptbar  beifjt,  entwirft  Don  einem  nicit  entfernten  Segen* 
wirb,  fofem  bie  Spiegclfcpwingungcn  fo  fcfjneU  jinb,  ftanb  AB  in  ber  Bäbe  ibreä  Brennpunfteä  ein  um- 
bag  baä  Bilb  jepnntat  in  ber  Selunbe  jicp  Wieber-  gelehrtest  Bitb  ab  (Dgl.  fiinfe),  baä  burtp  bie  jtteite 
bolt,  ba  ber  fiictjtreij  0,1  Selunbe  auf  bie  Bebaut  Öinfe.  Dfular  (KlugenglaS)  genannt,  wie  burip 
beb  Buge«  naepwirft.  SHe  jerlegt  baä  Bilb  mittels  ein  Bergrßfirningägfaä  (Supe)  betrachtet  unb  alb 
einer  burcplßcherten  ©epeihe,  bie  er  Por  bem  auf  bem  Pirtuefleä  Bilb  in  a'b'  bergrogert  gefeben  wirb. 


f$i0.  l-  SBirfung  bei  aflronom  tfc$en  fternroftrl. 


SRattglaä  einer  $unlcffammer  befmblitben  Bilb  fpn-  ler  Umftanb,  bap  alle  ©egenfiänbe  umgefebrt  ge- 
<6ron  mit  einer  gleichartigen  Scheibe  am  Empfangä*  fepen  werben,  ift  für  Beobachtungen  am  jpimmel  fo- 
ort  rt<b  breben  läßt.  SUI  Empfänger  für  bie  Strom*  wie  btim  ßelbmeffen  ic.  ohne  Bebeutung ; gemBpnlicp 
fcpwanfungen  bient  ein  Xeleppon,  beffen  SRembran  ift  für  biefe3wede  im  Brennpuntt  beb  Objeftibä  ein 
eine  mit  Seucptgaä  gefüllte  Kammer  abfchliefjt.  ©ureh  gabenfreuj  (f.  b.)  angeorbnet.  ©rfcpeinl  baä  Bilb 
bie  Bewegungen  ber  Sfembran  önbert  fitb  berSrud  eineä  entfernten  Bunlteä,  j.  B.  eineä  Sterneä,  am 
beb  ®afeä,  WaS 2id)tfipmanfungen  eiuerDon  bemfelbeit  RreujungSpunft  ber  gäben,  fo  ift  bie  Wcpfe  beä  gern- 
gefpeiften  glömme  bewirft.  SSit  §tlfe  eineä  fpbäri-  robrä  genau  auf  jenen  Bund  gerichtet,  unb  ihre  Stel- 
}d)en  Spiegelä  unb  ber  jWeiten  Sucpfpeibe  wirb  baä  lung  gibt  bie  Dom  Buge  nach  bem  Bund  gezogene 
Strahlenbüfcpel  Wiebet  in  nebeneinanber  erfdjeinenbe  Btfierltnie  an.  ©aSRepIerfcfjeg.  ift  Paper alb  «ifter- 
Sicptpunfte  aufgclöft,  Waä  bem  ©efdjauer  alä  Bilb  roljr  an  allen  SBinlelmejjinftntmcnten  angebracht 
erfctiemt.  Korn  (ilpcl  baä  Bilb  jeilenweife  Dor  bem  3)ie  grojjen  aftronomifepen  gemropre  bejeiepnet  man 
deinen  genfter  einer®unfelfammer  Dorbei,  ip  ber  fid)  fpcjied  alä  Befraftoren  (Dgl.  Bflronomifcpe  3n» 
bie  ©elenjede  befinbet.  ®ie  Stromfcbwanfungen  Wir«  ftrumente  unb  Äquatorial).  Um  mit  bem  Kepler- 
fen  auf  ein  ©aluanometer,  jttnfcpen  beffen  Babel  unb  fepen  g.  ein  aufrechte«  Bilb  ju  fepen,  Derwenbet  man 
einer  gegenüberliegenben  Bteiadfpipe  in  einem  fiofal*  ftatt  beä  alä  iiupe  wirfenben  aitronomifpen  Ofularä 
ftromtreiä  ein  ununterbrodiener  gunfenflront  über-  ein  »terreftrifcpcä«  Dfular,  ein  fpmap  uergröBem- 
geht.  Die  ben  Babelbewegungen  entfprepenben  Än-  beä,  auä  Bier  KonDejlinfen  jufammennefej)teä  Blifro- 
beritngen  biefeä  Suntenflromeä  werben  burep  Jtnbuf-  ffop  (f.  b.),  loelcpeä  baä  umgefetirte  Bilb  nochmals 
tion  auf  bie  Sei  tung  übertragen  unb  erzeugen  am  umleprt  unb  baburd)  Wieber  aufndjtet;  fo  erljäll  man 


g4g.  2.  ©irfurtg  bei  CSalilcife^cn  ^«rncobt#. 


Empfangäort  in  einer  Brt  Böntgenrbpre  Strahlen ; baä  terreflrifcpe  g.  ©n  terreftrifdjeä  fff.  Don  mitt- 
biefe  treten  auä  einem  mbglidjft  (leinen  ffenfter  auä  lerer  ®röf)e  nennt  man  aud)  luoljl  Jubuä,  ein  fiei* 
berBbpre  unb  wirfen  auf  eine  ppotograppifcpeBlatte,  neä  BerfpeftfD.  ®aä  fflaliletfcpe  ober  pollän- 
bie  ruf)  fpnepron  mit  bem  Urfpntngäbilb  Dor  bem  b i i cp  e f?.  gibt  nur  aufrcdjte  fflilber.  ,‘picr  fommt  bao 
Senfter  Dorbeibemegt.  Bdmitioe  flufnapmen  ftnb  im  Bilb  ba  (gig.  2),  baä  bie  fonBejce  ObjeftiDlinfe  o c o 
Experimentier, ptnrner  mit  biefem  Apparat  bereitä  ge»  Don  bem  ©egenftanb  AB  entwerfen  würbe,  gar  nicht 
Scrnpunft,  f.  ©efidjt.  [lungert,  juftanbe,  benn  bie  bapin  fonDergierenben  Straplen 

SrtntoljrtSernglaä,  leleffop),  oplifcpeäyn-  treffen  bereitä  Dor  ihrer  Bereinigung  bie  alä  Dfular 
ftrument,  mit  bem  man  entfernte  fflegenftänbe  unter  bienenbe  KonfaBlinfe  vmv,  bie  fte  Derart  bioergent 
grbBerm  ®efid)täwinfel  alä  mit  freiem  Buge  unb  macht , ba&  fte  Don  bem  aufrechten  Bilb  a'b'  peeju- 
Darum  gleicpfam  näher  gerüdt  fleht  Bian  unter-  fommen  fdjeiiten.  Vlud)  beim  SalileifchenS- ift,  ebenfo 
fepeibet  bioptrifehe  gernrohre  ober  Befrafto»  Wie  bei  bem Keplerfcpen g.,  bie  Brennweite  beä  Ofu- 
ren,  bie  auf  ber  Brechung  beä  Si^teä  burep  ® laälinfen  larä  deiner  alä  biejenige  beä  ObjeftiDä.  Beim  ©alilei- 
beruhen, unbfatDptrif^egernropre.Spiegel-  fepen  g.  jlnb  beibe  Cinfett  etwa  um  ben  Unterfcpieb 
teleffope  obtr  Befleftoren,  beren  Konftruftion  iprer  Brennweiten,  beim  Keplerfcpen  um  bie  Summe 
auf  bem  Bnnjip  ber  Beflejion  beä  fiicpteä  an  §opl«  iprer  Brennweiten  Soneinnnberentfernt.infolgebeffen 
fpiegeln  fiep  aufbaut.  jeiepnet  fiep  baä  Solileifdje  g.  burep  feine  geringe  Sänge 

Bon  ben  bioptrifepen  gernropren  gibt  eS  jwei  auä  unb  eignet  fiep  Dorjügltcp  ju  fdpwacp  Dergröjjem* 


438 


gemroljr  (bioptrifcped  unb  [atoptrifeped). 


bcn  Xafdjcnfcntroßren,  bic,  ju  jWei  ald  Xoppel* 
fcrnrobr  (Stinolel)  ocreintgt.  ald  Cpcrngudcr 
(mit  «oei  * bid  dreimaliger  Stcrgrößerung)  unb  ala 
3clbfied)er  (4 — 12fad)e  Stergrößcrung)  allgemein 
befanntfinb.  Xie 
ftigur  3 jcigt  bie 
Üiimdjtung  ei- 
nedgcwöpnlicben 
Xpcater  p e r* 
iBcltind;  in  ein 
itiopr,  bad  nn  fei- 
nem erweiterten 
(Silbe  bie  Cbjef* 
tiulinfeoo  trägt, 
ifi  anberfeitd  eine 


Jig.  3.  ZQeaterperfpettiB. 


ipülfc  b b gefepraubt,  in  ber  bad  SJopr  c mit  ber  Cfu 
larlinfe  aa  Bcrfepobcn  luerben  fann.  3e  näper  ber 
betrachtete  (Scgcnfianb  bem  Stefcpauer  ift,  befio  weiter 


gig.  4.  ^orroftftc«  Xoppetfernropr,  TuttMcftiütt. 

muß  man  bad  Ctularropr  pcraudjicpcn,  um  ein  beut- 
lid)ed  Stilb  ju  erhallen. 

töei  ftarlen  Stergrößcrungen  werben febad) bieöali* 
leiden  Xoppelfernrobrc  übertroffen  Bon  ben  neuen 
Storrofchen  Xoppelfernrop* 
ren  Bon  $cifi  u.  öörj  (J  rieb  er* 
Stinolel),  bie  and  jwei  Kepler* 


um  90°  gegeneinander  gebrebten  S>ridmen  p,p,  riet)' 
ten  bad  Stilb  Inieber  auf.  Xad  Bon  p,  reflettierle  ilidjt 
gept  neben  bem  Stridmn  p,  Borbei  unb  gibt  ein  Stilb 
in  ber  ütinpe  bed  Clulard  Oc.  Sluf  biefe  Steife  wirb 
nud)  bie  üiinge  be«  ifemroprd  luefentlicb  Bcrfiir  jt.  unb 
bad  fi.  ift  in  ber  optifdten  üeijlung  gleichwertig  einem 
aud  benfelben  tlinjen  (onftruierten  (umgdeprt  feigen* 
ben)  uon  ber  dreifachen  Stange.  (Sin  roefentlidjer  Vor- 
teil ber  ^eißfepen  3nfirumcnte,  bei  benen  ber  Slbflanb 
ber  Objettioc  größer  ift  ald  ber  ber  Ctulare,  befiehl 
barin,  baß  fie  bie  Stüber  mehr  «clief  artig  jeigen, 
ihnen  größere  liefe  geben  unb  jwar  um  jo  mehr,  je 
weiter  bie  Cbjeltiulmien  noneinnnber  entfernt  find. 
(Sine  fetjr  ftarfe  Steliefwirtung  geben  feemrobre,  bie 
attgeorbnet  finb,  wie  gig.  ti  fepematifep  jcigt.  Xie 
Striemen  p,  fenbeit 
bie  Strahlen  in  bie 
Cbjettioc,  Wäpreub 
bie  'ffridmen  pä  bic 
Aufrichtung  bed 
Stilbcd  beforgen, 

0,  unb  0,  finb  bie 
Cfulare,  in  bie  man 
bineinfiebt.  Xie 
beibeit  gernropre 
finb  in  Scharnieren 
brepbar.  gig.  7 jcigt  fie  in  aeßredter  Stellung,  ber 
'■üeobaditer  fann  bann  j.  St.  hinter  einem  Staunte 
itepen  unb  gemiff ermaßen  um  benfelben  berumfepen. 
Sfierben  bie  ge  rurobre  jufanimengellappt , fo  baß  fie 
birett  nebeneinander  liegen  (gig.  8),  fo  fann  man 
ebenfo,  in  Xcdung  liegenb,  j.Si.  über  cineSKaucr  pin* 
weg  beobachten.  Xie  Striemen  fönnen  endlich  gleich* 
zeitig  ald  Stinfen  bienen,  wenn  ipre  Sorberfläcpen 
fugelförmig  angcfcpliffen  werben. 

Sei  ben  Intoptrifdjen  gernroljren  ober  Sc* 
fleftor  en  finb  brei  Ippeu  ju  unterfcheiben.  gig.  9 
jeigt  ein  Jfemtonfcpcd  Spicgeltcleff  op.  Xer  in 
ben  Stoben  eined  entfprecpenb  weiten,  oom  offenen 
Sopred  eingefeßte Jpoplfpiegel  ss  würbe  bic  Bon  einem 
entfernten  Wegenftaub  fommenben  Sfichtflraplcn  ju 
einem  umgefeprten  Stilb  bei  a Bereinigen;  epe  jedoch 
bied  ßattfmbct,  Werben  fie  burd)  einen  unter  4S°jur 
'Siebte  bed  Siopred  geneigten  ebenen 
Spiegel  p jur  Seite  reflelliert,  fo  baß 
bad  Stilb  nad)  b ju  liegen  (ommt,  wo  ; 


Dorroiaet  g«Ufu$«r. 


fepen  gernroprett  beßepen,  Welche 
bei  berfelben  Stcrgrößerung  ein 

ärößered  (Bcfidfidfelb  geben  ald  bie 
lalileifepcn  gemropre.  Xie  Sfiie- 
beraufridßung  bed  oom  ObjettiB 
entworfenen  umgeleprten  Stilbed 

gefdjiept  jeboep  niept  burd)  ein  ter* 

{-'•„i.,  [„„x,™  y„rM  Sie-  d-  hrUracnanotknnna  un 
reftnfehed  Ctular,  fonbem  burd)  3,ral)lc„gani!  im  seiieffem 
Sieflerton  an  jWei  total  reßeflic*  ro^r 

renbeu  Striemen.  gig.  4 jcigt  ben 
Xurdjfchnitt  eined  folcpen  Storrofcpcn  Xoppelfem 
roprd  fowie  bie  'JJridmenanorbnung  unb  ben  Strap 
lengang,  ftig.  6 badfelbe  non  außen  gefepen.  Ob  ifi  Stilb  nnpe  an  ben  ttianb  bed  Spiegelroprd  ru  liegen 
die  CbjeltiBlmfe  bed  Jemroprd ; bie  mit  ipren  Kanten  fommt  unb  bafelbft  burep  eine  Cfutartinfe  o betrachtet 


ed  mit  einem  Cfular  wie  burep  eine 
Supe  betrachtet  werben  tann.  Xie 
Sleflepion  bed  ®ilbed  nach  feitwitrtd 
ifi  notwenbig,  weil,  wenn  man 
bad  Stilb  a unmittelbar  Bon  Oom 
ju  betrachten  Berfucpte,  ber  Stopf 
bed  Steobacpterd  bem  Spiegel  ss 
Sficpt  entstehen  würbe.  Xad§er» 
jcpelfcpeSpiegeltcleflop  Ber* 
meibet  ben  (Weiten  (leinen  Spiegel 
baburep,  baß  ber  iioplfpiegel  (ss,  f>ig.  10)  gegen  bie 
Slchie  bed  Stopred  ein  wenig  geneigt  ift,  fo  baß  bad 


Die 


Jcrnroljr  (aplanatifd>eS,  bialptifcheS  sc.). 


439 


werben  (ann.  Ter  Stopf  b<4  Beobachters  tritt  bahei 
teilweife  audj  oor  bie  Crfitung  bei  Siotues,  bod)  ift 
bieS  bei  einem  großen  Spiegelburchmeffer  nicht  oon 
Belang.  Beibe  Xppen  hoben  ben  9Iad)teil,  baß  ber  Be- 
obachter  ben  betrachteten  ©egenftanb  »ur  Seite  hat 
ober  ihm  gar  ben  dulden  juroenbet.  Bei  bem  Öre- 


Jig  7.  »«lief fernro^r. 


gor^fchen  Spiegel 
ieteftop  tFrig.  11)  ift 
biejer  Ubeljtanb  oeraric- 
ben.  Ter  $joblipiig*I 
ift  nämlich  in  ber  'lKitio 
treibförmig  burchbohrt 
unb  hob  Omlar  in  einer 
'■Reib«  hinter  biefec  Öffnung  angebracht.  Tab  um 
gefebrte  Sammelbitb  eenes  entfernten  ÖSegenftanbei 
entüebt  bei  &,  etnias  außerhalb  ber  Brennweite  eines 
Meinen  $oplfpiege!S  v ; biefer  entwirft  in  b ein  noch' 
mals  umgelehrtes,  alfo  in  Eichung  auf  ben  (Segen* 
flanb  aufrechtes!  Bilb,  bas  nun 
burch  bas  Ofular  betrachtet 
Wirb;  bie  febarje  SiniteUung 
wirb  burch  Berfdjiebung  bei 
Meinen  Spiegelei  v mittels  ber 
Stange  m n bewirft.  TaS 
Saffegrainfche  Spiegel* 
teleftop  unterfcheibet  fich  non 
bem  Wregorpfepen  nur  burch 
ben  Meinen  Spiegel , ber  nicht 
(OitbtP,  fonbem  fonOej  unb  fo 
geftedt  ift,  baß  bie  Strahlen 
uon  bem  Cbjetliufpiegcl  auf 
ihn  fallen,  ehe  fie  ju  einem  ©ilb 
bereinigt  werben.  TaSBra* 
cppteleftop  (Bracppt)  bon 
3.  (forfeer  unb  Ä.  Srilfcp  ift 
bem  (Xaffegrainlcpen  ähnlich, 
nur  befinbet  fiep  ber  große 
Spiegel  feitwärtS  Pom  Ctu 
larropr  in  geneigter  Stellung, 
woburch  bie  Abbletibung  ber  3Rilte  bcS  großen  Spie* 
gelS  bermieben  Wirb. 

Tie  Rrage,  welche  bon  beiben  ffemrohrarten , bie 
Sefraftoren  ober  JReflcttoren,  größere  Vorteile  bieten, 
ift  noch  unentfehieben.  Tie  {feinem  Spiegelteleflope 
waren  namentlich  früher,  alb  man  Cbjeftwlinfm  bon 


I betulich  niacpt,  befonberS  ftörenb  Wirft.  ®ine  einfache 
ObjeftiPlinfe  ift  Pon  Jfarbenabmeicpung  niemals  frei; 
alS  Cbjeftib  eines  bioptrifepen  ftemrobvS  muft  biel- 
mehr eine  auS  einer  fonoeren  CroWnglaSIinfe  u.  einer 
: fontaben  glintglaölinfe  jufammengeicpte  a cp r o ma- 
lt t f cp  e Sinfe  (f.  Acpromatiömuö)  genommen  Werben, 
außerbem  muß  baS  ObjeftiP 
aplanatifcp,  b.p.für  ein  Mei* 
ues  gelb  frei  oon  fpbärifcper 
'Aberration  fein.  Cbjeftioe  aus 
gewöhnlichem  (Sroron  ■ unb 
rtlinlglaS  (eigen  noch  geringe 
fjarbenrefte  (fefunbäreS  Spef* 
trum),  bie  nnmcntlicp  bie  Seiftung  ber  großen  SRe* 
fraftoren  beeinträchtigen.  Grft  mit  Ipilfe  ber  Jenen- 
fer  (Bläfer  oon  erepott  War  eS  möglich,  OoHfommen 
adjromalifepe,  iogen.  apochromatifche  CbjeHiöe  gu 
fonftruiereu.  in  Spiegel  ift  fdjon  Oon  bomperetu 


frig.  10.  $erf$clft  Zp  iegcdelcf  lop. 


bon  bem  Schier  bet  epromatifepen  Aberration  frei, 
ba  burep  iRcflejion  feine  Farben, (crftreuung  eintritt. 
Tarin  liegt  ber  ©ruttb,  warum  man  oor  ber  15  r- 
finbung  ber  acpromatifipen  üinfen  burch  ToUonb 
y758)  unb  beren  Berbcffcrung  burch  ffraunpofer  bie 
Spiegelteleflope  oor  jog.  Seit  JraunpoferS^eitmjtnb 


»tu  ii. 


crp<  cpiegelttltf Cop. 


gig.  8.  Wetteifern 
io^r,  jufammen 
getUppt. 


ber  wünfchenSwerten  BoMommenpcit  itocp  nicht  per* 
(uitellcn  Pcrftanb,  allgemeiner  Perbreitet  als  jeßt.  Tie 
CbielliPlmfe  eines  Jernroprs  muß  nämlich,  um  fcharfe 
Silber  ju  liefern,  Pon  ben  fehlem  ber  ippärifepen 
(f.  öinie)  unb  ber  epromatifepen  Aberration  (f. 
AchromatiSmuS)  möglicpft  frei  fein,  Pon  benen  ber 
teßtere,  inbem  er  bie  Bilbertiurep  farbige  fRänbcr  un 


fie  jeboep  Wefentticp  (urüdgetreten,  unb  erft  in  neuefter 
■■feit,  wo  man  ftatt  ber  leiept  matt  Werbenben  SRetaH- 
fpieget  auf  ber  Borberfläcpe  epemifep  oerfilberte  ©las- 
fpiegel  oerwenbet,  fommen  fie  namcntltcp  für  aftro* 
pppfifalifcpe  Arbeiten  (ogl.  Aflropppfcf)  wieber  mepr 
(uv  Anwenbung.  Bei  ben  bta* 

1 p t i f cp  e n ffemrobrent  T i a l p t e ) 
befinbet  fiep  bie  glintglaSlinfe 
etwa  in  palber  Brennweite  Pon 
ber  (XrownglaSlinfc  unb  ift  beS- 
patb  Weit  Meiner  als  biefe.  TaS 
5-  wirb  baburep  beträchtlich  für jer 
unb  gibt  babei  aber  boep  große 
Tcutficpfeit  unb  Sichtflärfe.  Apn* 
liep  finb  Scpupmaitnb  IRebial 
fernropre,  ein  ^mifcptnglieb 
(Wippen  SRefraftorcn  icnb  iReflel- 
toren.  Beim  Braehpmebial 
(gig.  12)  ift  bie  glinlglaSlinfe  F 
oon  berSrownglaslinfcCgctrennt 
unb  in  großem  Abftanb  Pon  ipr 
näper  am  BrcnnpimM  auf  gcitcllt. 
hinter  ber  glintglaölinfe  ift  ein 
^oplfpiegel  11  berart  angebradtt. 
baß  bie  Sicptftraplen  nach  ber  Meflejion  bie  glmtglaS- 
linfe  F juni  .fWcitrnmal  paifteren  unb  jWifcpen  beiben 
2infen  ein  reedeS  Bilb  erjeugen,  baS  burd)  einen  un- 
ter 45*  gegen  bie  Acpfe  geneigten  Spiegel  S ber  Beob- 
achtung burd)  baS  fcitlid)  angebrachte  Ctular  0 ju- 


12. 

mtbial. 


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440  Jemrofjr  (Bergröperung,  @efidjt«felb  tc.;  QSefdjic^tlidjt-e). 


geführt  Wirb,  in  ähnlicher  SBcife  wie  beim  Sewton- 
fdjen  Spiegeltelcffop.  Sri  bem  SSebifll  (gig.  13)  ift 
bic  gtintgla«lmfe  tiebft  E>of)Ifpieget  fogar  hinter  bcm 
©rennpunftc  btt  Krowngla81infe  C angebracht  3m 
©rermpunfte  berfelben  fiept  ein  total  refleftierenbc« 
©ri«ma  P,  (o  bap  btt  Adjfenftrabl  redjlwinflig  ab« 
gelenft  Wirb;  bie  2i<f)tftrat)Ien  fallen  bann  auf  bie 
glintglabtmje  F unb  ben  .t>of)Ifpiege( , [ehren  wieber 
jurün  unb  bereinigen  fidj  neben  bem  ©ribma  P ju 
einem  reellen  ©ilbe,  ba«  nun  ber  Ohilarbeobadjtuna 
jugängtid)  ift.  ©ei  Sdjupmnnnfchen  gemrobren  ift 
bie  Aufhebung  be«  fefunbiiren  Spettrum«  aucp  mit 
gewöhnlichem  Crown  - unb  glintgla«  möglich,  ©gl. 

©cpupuiann,  Oie 
©febialfentropre 
(Eeipj.  1899).  über 
©eugunaäfern- 
rop re  f-  Beugung 
be«  Eichte«,  S.  780. 

Aucp  ba«  Ofu- 
1 a r be«  aftronomi- 
fepen  gernropr«  ift 
in  SBirflicpfeil  nicht 
fo  einfach,  Wie  oben 
angenommen  Wür- 
be, fonbem  heftet)! 
au8  jwei  in  gewif- 
fern  nbftanb  hinter- 
einanber  in  eine 


fen.  ©eint  Kam 
panifepen  Ofutar 
(f.  ©iifroffop)  fmb 
biefelben  fo  ange- 
orbnet,  bap  ba« 
reelle  ©itb  jwifepen 
ihnen  entftept;  ba« 
SamSbenfcpe 
Ofular  bagegen  ift 
im  Wef entliehen  eine 
au8  jweiEinfen  ju- 
fammcngeiejjte  flu- 
pe,  mit  ber  ba«  Dom 
Dhjeftib  entwor- 
fene reelle  ©ilb  be» 
traebtet  wirb;  wäp» 
renb  bei  jenem  baS  gabenfreuj  jwifepen  bie  beiben  Dfu- 
larlinfen  ju  flehen  fommt,  mup  e8  bei  bicfein  auperbaib 
in  ber  ©rennebene  be8  Objehib«  angebraebt  werben. 

Unter  Bergröperung  eine«  gernropr«  berfteht 
man  bie  3opl,  bie  angibt,  unter  Wiebielmal  gröfienn 
Sepwinfcl  ein  ®egenftanb  burep  ba8  g.  al8  mit  blofjem 
Auge  gefepen  Wirb  (ftrenger  auSgcbrüdt:  ba«  ©er» 
hältni«  ber  Xangenten  ber  beiben  Sepminfel).  Oer 
Sepminfel  beim  Sehen  mit  blopem  Auge  aber  ift  gleich 
bem  SBinfel  AcB  (gig.  1,  ©.  487),  unter  bem  ber 
fflegenftanb  AB  Dom  iÖlittclpunft  c be8  Dbjeltib«  au8 
gefepen  würbe,  ober  gleich  bem  SSinfelacb,  unter  bem 
fein  reelle«  ©ilb  Don  bemfelben  Sßunft  au8  erfcheint; 
ber  Sehwinfel  bagegen,  unter  bem  man  ben  ©egen- 
flanb  burch  ba8g.  crblidft,  ift  am b;  biefer  berljält  ftch 
aber  ju  jenem  Wie  bie  Kntfernung  be«  Öilbe«  ab  Dom 
©unfte  C ju  berfenigen  Dom  ©unfte  m,  baS  ift  wie 
bie  Brennweite  be«  Objeftib«  ju  ber  ©rennweite  be« 
Dfutar«.  Oie  ©ergröperung  ift  alfo  gleich  ber  ©renn* 
Weite  be8  Objeftio«,  bibibiert  burch  bie  Brennweite 
be«  Ofular«.  3ur  genauem  SKeffung  ber  ©ergrope- 
rung  bienen  ba«  Slujometer  unb  SHam«ben3  optifepe« 
Opnamomcter.  Oa  bie  ftfirfften  Ofulare  eine  Brenn- 


weite Don  4 mm  hoben,  fo  mürben  mit  ben  größten 
epiftierenben  9fef  raftoren,  bem  f)erfe«refraftor  ( 102  cm 
Öffnung,  19,4 m Brennweite)  unb  bemSicf  Sfefraftor 
(90  cm  Öffnung,  16,8m  ©rennmeite),  4200— 4800- 
faepe  ©ergröfjerungen  theoretifch  ju  erjielen  fein ; in- 
folge ber  Unruhe  ber  Euft  fmb  jebod)  bei  fo  ftarfen 
©ergröfjerungen  feine  gutm  ©über  mehr  ju  erjielen, 
fo  bap  auch  bei  biefen  Sfiefenteleffopen  bte  juläffige 
SRajimatbergröperung  böepften«  2600  — 8500  be- 
tragt,  ©ei  biefer  ©ergrbfjerung  fiept  man  in  biefen 
SRiefenfemropren  bie  llRonboberfläepe  in  einer  Oeut- 
licpfeit,  al8  memt  man  fie  in  einer  Sntfemung  Don 
110 — 150  km  mit  blofjem  Buge  betrachten  tonnte. 

Oa«  ® e f i ch  1 8 f e 1 b eine«  aftronomifepen  gernropr« 
ift  bearenjt  burch  ben  SRantel  be«  Regel«,  beffen  Spipe 
bie  SSitte  be«  Objeftib«  unb  beffen  Bafi«  ba«  Ofular 
ift.  Oa«  ®eftcht«felb  be«  ®a!ileifeben  gernropr«  ift 
bei  ben  fcpwacpen  ©crgrBfjerungen , für  bic  e«  ge- 
braucht wirb,  um  fo  gröper,  je  größer  ber  nicht  ab« 
geblenbeteObjeftiDburchmefferunb  je  fürjer  basfRopv 
i|t.  (£8  hat  fteinereS  fflefieptbfelb  aI8  bie  terreftnfehen 
unb  bie  ©riSmenfernropre  bei  gleicher  ©ergröBcrung. 
jeicpnel  fiep  aber  burep  einfache  Jfonftruftion  unb  faft 
immer  grope  Eicptftärfe  au«.  Oie  Oeutlicp  feit  be« 
gernropr«  prüft  man  burep  ffleobaeptung  ber  ©laue- 
tenränber,  ber  Streifen  be«  Saturn  unb  be«  Jupiter, 
ber  Ooppelfteme,  entfernter  Orudfcpriften  ic.  Oie 
©über  rnüffen  feparf  begrenjt  u.  farblo«  peroortreten. 
3ur©rüfung  ber  Öicptftärfc  fuept  man  im  Sunfeln 
nad)  entfernten  fflegenftünben , bie  mit  blofjem  Wage 
niept  mepr  Waprgenommen  werben,  ©ei  grober  Eicht- 
ftärfe  be«  gernropr«  erblidt  man  mit  bemfelben  gi{- 
fteme,  bie  bem  PIopenAuge  unflcptbar  bleiben.  Saum, 
burepbringenbe  ffraft  ift  ba« ©erwögen  einebOele. 
ffop«,  £>immel«föruer  au«  Siefen  be«  Saume«  fieptbar 
ju  mähen,  bi«  wopm  ber  gewöhnliche  ©lief  nicht  bringt. 

|(0efibi<t)t!t<be8.]  Über  bie  iSrfinbung  be«  gern- 
ropr«  perrfept  noch  einige  Unftcherpeit.  31De'  Optifer, 
3acparia«  3anfen  unb'S»an«  Eipperbpep,  bie  ju  ©n- 
fang  be«  17.  tgahrp-äu  HSibbelburg  in  Ewtlnnb  leb- 
ten, haben,  wie  ihre  Sacpfommen,  lange  um  bie  ©rio- 
rität  geftritten,  unb  erft  neuere  gorjepungen  paben 
für  £ipper«peb  entfepieben,  ber  aber  bieUcicpt  nur  ben 
Anregungen  De«  ©fatpematifer«  Abrian  SKeliu«  ge- 
folgt war.  3ebenfatl8  legte  EipperShep  2.  Oft.  1608 
ben  ©eneralftaaten  ein  g.  bor  unb  lieferte  balb  barauf 
amp  ein  für  bie  Benujjung  beiber  Augen  geeignete« 
©mofularfemropr.  OieStfinbung  Würbe  fepr  fd)neH 
in  Weitem  Streifen  befannt.  ©epon  im  April  1609 
berfaufte  man  gemropre  in  ©ari«,  unb  al«  im  3Rai 
®alilei  in  ©abua  bon  ber  Srfinbung  pörte,  gelang  e« 
ipm  al«balb,ein3nftrument  ju  fonftniieren,  ba«  ba«- 
felbe  leiftete  Wie  ba«  potlänbifdje,  unb  mit  bem  er  gleich 
in  ber  erften  SHadjt  (7.  3an.  1610)  brei  3upitermonbe 
entbedte.  SerSrfmbet  be«  aftronomifepen  gernropr« 
ift  Stepler  (161 1),  ber  }War  ein  berartige«  3nftrument 
niept  felbft  auäfüprte,  aber  bie  ftonftruftion  be«fel6m 
in  feiner  »Oioptrif«  beröffentlicpte.  Oa«  erfte  ber- 
artige 3nftrument  lieferte  waprfcpeinlicp  Scpeiner  um 
1613,  unb  1645  erfanb  ber  Äapujiner  be  Kfjeita  ba« 
tcrrefirifcpe  g.  Oie  erftera  gröfeern  gemropre  fon- 
ftruierle  Empgen«.  Oie  ©rennweitm  feiner  Ohjeftibe 
betrugen  12 — 34  gufj,  unb  bie  angewenbeten  ©er- 
gröfjcrungen  gingen  bi«  etwa  100  mal.  Kampani 
lieferte  etwa«  fpäter  gemropre  bon  17  gup  Sänge 
mit  150ntaliger  Sergröperung , unb  Aujout«  Objef- 
tib  mit  einer  Brennweite  bon  300  gup  bergröperte 
600mal.  Oiefe  foloffalen  Brennweiten  bereiteten  fepr 
grope  Scpwierigfeiten,  ba  e«  unmöglich  War,  fo  lange 


Fernsprecher  I. 


5.  Klinken. 


!.  Querschnitt  von  Beils 
Fernsprecher. 


2.  Fernhörer  der  deutschen 
RcichsposL  Modell  1900. 


6.  Stöpsel. 


7.  Femsprcchgehlusc. 

W .mdgehiiu.se  in  Schrankform. 


4.\Kohlenkömcrmikrophon  von  Mix  u.  Genest 


8.  Femsprechgehäuse. 
WandgehAusc  in  Pultform. 


18.  Einzelverteiler  für  Fern- 
sprcchkabel. 


i Mikrophon  von  Hughes. 


9.  Tischgehluse. 


Meyers  Konv.- Lexikon , 6.  Au/I.  Bibliograph.  Institut.  Leipzig. 


Zurrt  Artikel  .Fernsprecher . 


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Fernsprecher  II 


15.  Strowger*ches  Teil- 
nehmergehäuse  für  auto- 
matischen Fernsprechbe- 
trieb. 


13.  Vielfachuinschalter  in  Tlschform. 


10.  Klappenschrank  für  50  Doppelleitungen  mit  ein-  17.  Hauptverteiler  lür  FemsprechkabeL 

gebauten  Femleitungssystcmen.  Mix  u.  Genest 


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gernrofjrbuffote  — gentfpredjer. 


441 


Sto^  3»  fonftruieren  unb  ju  bcmige  n ; ü6erbieä  hut- 
bcrtebiegarbenjerftreuung  bie  beutlicbe  Beobachtung. 
3ucd)iuä  empfahl  beäbalb  1616  bie  ftnwenbung  son 
§obLfptcgdn,  unb  Newton  tonftruierte  1671  baä  erfte 
topiegdtdcflop.  Stefe  3nftrumente  würben  nament- 
lich nun  ftngiänbem  (©rcgort),  Stiocl)  m grober 
8oUIomraenl)rit  gebraut,  unb  fcerfcbel,  fttoffe  unb 
Caffel  (onftruie  den  Spiegelteleftopeoon  riefigerSrBge. 
©egen  bie  SRitte  beä  18. 3ahrh-  gab  Euler  bie  HRitlcI 
jurEtjielung  eineä  ad)romatifd|cn  ge  mrofjrä  an,  unb 
1768  tonftruierte  Soüonb  baä  erfte  berartige  Snftru* 
ment,  SBefentlid)  oerootlfommt  tmirbe  baä  adjroma* 
tifd)e  g.  burtb  graunljofer  um  1820,  ber  halb  Dbjet- 
tioe  unb  Nefraftoren  in  einer  SBoHenbung  unb  mit 
einer  opiifcben  Kraft  barfteütc,  wie  fie  biä  baf)in  nie 
gefeben  worben  Waren.  DaS  bialptifdje  g.  erfanb 
Simon  Blügl  (1794 — 1868).  Bgl.  Brecbtl,  Bmf- 
tifdj«  Sioptril  (Sien  1828);  Steinbeil  u.  Soit, 
fcanbhud)berangewanbtenDpttf  (fieipj.  1890,8b.  1); 
SerOuä,  ©efdmhte  beä  gernrofjrS  (8erl.  1886); 
S t r eb  1 , Sbeorie beä gemrobrä (1.  Jeil,  fieipj.  1894) ; 
iäolf,  ®<|d)id|te  ber  9Iftronomie  (SRünd).  1877). 
Mtobirbnffolt,  f.  8uffo(e.  [Photograph- 
(lieber,  f.  Sleftrifdjeä  gemfeben  unb  gern- 
■fidltigfcit,  f.  Settfiditigleit. 
nfignale  auf  ©kbiffen , f.  Signal, 
afprcrtjer  (jelepbon,  bierju  Jafel  »gern* 
fprnber  I u.  II«),  Apparat  jur  eleftrifd)en  Übermitte« 
lang  non  Jonen  unb  ©eräufd)en,  tnäbef.  gefprotbenen 
Sorten  in  bie  gerne.  8b<i*W  SReiä  in  griebritbäborf 
bei  $omburg  0.  b.  §5be  tonftniierte  1861  ben  erften 

«pmbopparat,  ber  auä  einem  ©eher  unb  einem 
anger  beftanb,  unb  ben  er  Jelepbon  nannte. 
Eine  Ireiäförmige  Öffnung  im  Sedel  eines  bBljemen 
Käftdjenä  war  burd)  eine  äRembran  geühloffen,  in 
beren  SKitte  ein  Biatinplättchen  aufgehttet  war;  auf 
biefem  rubte  ein  81atm)tiftcben , baä  an  einem  leidjt 
jd)Wingenben  ffllecbitüdefacn  fag.  Ser  Empfänger  be- 
ftanb auä  einem  mit  ifoiiertem  Sfupferbrabt  bemittel- 
ten ßijcuftabcben,  baä  auf  einem  Stefonanjboben  be> 
feftigt  War.  Sie  Enben  beä  Kupferbrabteä  waren 
unter  8wifd)enfd)altung  einer  galoanifiben  Batterie 
mit  ben  Satinteilen  Perbunben.  Ein  in  ben  ©eher  ge- 
fangener Jon  fegte  bie  SRembran  in  Schwingungen, 
u.  triefe  erzeugten  an  ber  Berübrungäftelle  ber  beiben 
Blatinteiie  Stromunterbreihungen ; in  gleicher  gabt 
entftanben  im  Eifenftäbdjen  Entmannetifierungen  u. 
SRagnetifterungen,  fo  bafj  baä  Stäbtfien  inSongitubi* 
nalfdjBtngungen  geriet,  bie,  burd)  benStefonanjboben 
»erftärtt,  als  JBne, wenn  auch  mit  einer  oom  urfprihtg* 
lieben  Jon  abweicbenben  Klangfarbe,  b örbar  würben. 
Sie  Übertragung  ber  gefprotbenen  Sorte  gelang  nur 
unPolUontmen,  eine  Befferung  würbe  erjieit,  alä 
Beates  in  Subitn  baä  Eifenftiiboben  burd)  einen  Eiet- 
tromagneten  mit  regulierbarer  ftnferplatte  erfegte. 
I.  Seleppon  unb  RUnHo». 

Jen  erften  prattifd)  brauchbaren  g.  (teilte  1875  ber 
Wmeritaner  Bett  (f.  b.  7)  ber.  Sie  öauptteile  beä  Bett* 
fd)en  Apparats  (Jafel  I,  gig.  1)  ftnb:  ein  Stabmag- 
net A mit  aufgeftbraubtem  Bolfdjub  a auä  weichem 
Etfen,  eine  ben  $o(fd)ub  umgebenbe  Stolle  B,  bie  auä 
vielen  Smbungen  eines  mit  Setbe  ifolierten  feinen 
Kupferbrabteä  befiehl,  unb  beren  Srabtenben  an  ben 
Klemmen  DD  mbigen,  enblitb  eine  bilmte,  böcbftenS 
0,5  mm  ftarte  Blatte  pp  auä  weidfem  Eilen.  Stefe 
Jeile  ftnb  in  einem  bBUemen  ©ebäufe  untergebraCbt, 
baä  bunb  bie  bbljeme  Spretb*  ober  itörmufcpd  J ab- 
gefdjloffen  ift.  8on  ben  Klemmen  DD  führen  bie  Sei- 
tamgäbrdbte  nach  ebenfotdjen  Klemmen  oeä  entfern- 


ten gleitbartigen  gernfpretberä.  Ser  8etlfd|e  Appa- 
rat unb  feine  jabireitben  91  barten  mit  Einf^lug  ber 
neueften  gebräudjlitben  Jelepbone  beruhen  auf  ber- 
felben  pfipnialtfcben  Erfcbemung : bie  Eifenplatte  wirb 
bunb  bie  Schallwellen,  $.8.  ber  menfdflicben  Stimme, 
in  Schwingungen  Perfegt,  beim  Iperanfcbmingen  ber 
Blatte  an  ben  SRagnet  wirb  beffendRagnetiämuä  Per- 
ftörft,  beim  gurüdftbwmgen  gefibwäcbt;  biefe  mag* 
netifdten  Änbentngen  erjeugen  in  ber  3nbuftionä» 
fpule  3nbuttionäftrbme  (Sedbfelftrbme),  bie  fl<b  natb 
ber  3nbuftionäfpu!e  beä  fernen  flpparatä  burcb  bie 
Seitung  fortpflanjen  unb  ba  gleichfalls  iftnberungen 
ber  Stärte  beä  Sagnetiämuä  berpomifen,  fo  bag  bie 

Wirb  unb  eiaftifcb  jurü^ebtoingt,  unb  jWarebenfo, 
wenn  auch  fd|W8d)er,  wie  bie  Blatte  beä  Senbertelc- 
pbonä.  Sie  Sebwingungen  ber  Blatte  beä  gembbrerä 
übertragen  fid)  auf  bie  Suft  unb  werben  bbrbar. 

Sie  gabl  ber  Jelepbonarten  ift  faft  unübtrfebbar, 
botb  unterfebeiben  fid)  bie  meiften  nur  ber  gorm  nach 
Pon  bem  ©eUfcben  g.  g.  mit  wefentiieben  Neuerun- 
gen ftnb  Pon  Jbomaä  91.  Ebifon  in  'JScnlo  Bart, 
Solbear  in  8ofton,  Jbomfon  u.  $>oufton,  JrouPd, 
Siemens,  ©ower,  91  ber,  b'BtfonPal  u.  a.  fonftruiert 
warben,  bo<b  haben  91pparate  wie  baäjitjbrotelepbon, 
baä  Eleftropbon  ic.  nur  gefcbtditlicbe,  leine  praltifcbe 
©ebeutung.  Einen  wirfliqen  gortfdiritt  bebeutete  ber 
Übergang  uom  urfprünglicb  einpoligen  8eDfcben  g. 
)u  bem  zweipoligen  g.,  bei  bem  beibe  Bote  beä  Sag- 
netä,  j.  8.  m vufeifenfonn  Wie  bei  bem  Sientettä« 
fepen  g.,  auf  bie  SRembran  Wirten  unb  fie  baburd) 
gletCbmäbiger  magneitfieren , autb  ben  magnetifdjen 
Siberftanb  beä  ganjen  SPftemä  oerrtngem. 

Som  ber  g.  nur  alä  Empfänger  bient,  wirb  er 
gernparer  genannt.  Bei  bem  Pon  ber  8teid)äpoft 
ctngcfübrten  gembörer  (SRobell  1900)  mit  feitlicber 
Sdjallöffnung  (gig.  2)  beftebt  baä  SRagnetfbftem  auä 
jwei  balbfreiäfBrntigen  magnetifiben  Stmnfcbeiben  M, 
auf  Welche  bie  in  Pier  Jeile  gehaltenen  Bolfd)ube  P 
aufgefegt  ftnb;  bie  Umwinbungen  auä  0,1  mm  ftar- 
fem  Stnpferbrabt  haben  200  Olim  Siberftanb.  3 um 
grnede  ber  EhtfieOung  auf  befte  Saulwirtung  tann 
baä  SRagnetfPftem  burcb  Sreben  einer  Schraube  ber 
0,26  mm  flarten  EtfenbleCbmembrane  genähert  ober 
non  ibrentfemtwerben.  Ser  ganje gembörer  mit  fiöl- 
jemem  ©riff  unb  9lufbätmeBfe  wiegt  nur  466  g.  Ser 
g.  wirb  alä  eigentlicher  Spredfapparat  (©eber  ober 
Senbrr)  nur  noch  Pereinjelt  benugt,  in  biefer  S)infid)t 
ift  er  burCb  baä  1878  Pon  $mgbeä  erfunbene  Wirf- 
famere  Sitropbon  erfegt  worbm.  3"  feiner  erften 
gorm  (gig.  3)  beftebt  baä  SRitropbon  auä  brei  Kob- 
lenftüdcben;  jwei  oerfelben,  C,C’,  finbanbemfentre^* 
ten,  Pon  jwei  recptwintlig  aneinanber  geleimten  Ste- 
fonangbretteben  A,  B befeitigt,  wäbreitb  baä  britte,  an 
beiben  Enben  jugefpigte  siobienftäbiben  d tserart  lofe 
in  Bertiefungen  Pon  0 unb  C'  eingdagert  ifl,  bag  bie 
Berührung  an  ben  Koitiaftfieaen  jwijdjen  d unb  C 
ober  d unb  C'  unpoüfommen  ift  unb  bur<b  Srud 
mehr  ober  Weniger  innig  geftaltd  werben  tann.  Ser 
Wttlfame  Beflanbteil  beä  SRitropbonä  ift  bie  Kobten- 
KontattfteDe:  wirb  über  biefe  ein  galoanifcber  Strom, 
j.  8.  auä  Batterie  e,  gefanbt,  fo  nimmt  beffen  Stärte 
ju  ober  ab,  je  nad)bem  ber  auf  bie  Kontattftctle  auä- 
geübte  Srud  ab*  ober  junimmt;  bie  Sb051**  hierüber 
ift  noch  nicht  oBIItg  abgcfibloffen ; man  tann  anneb- 
men,  bag  bei  waebfenbem  Srud  mehr  KohlenteiICben 
in  ber  Kontattfteüe  in  Berührung  tommen  unb  ber 
elettrifcbe  Siberftanb  fiib  Perrmgert  Bei  abnebmen- 
bem  Srud  tritt  bie  entgegengefegte  Erfd)einung  auf. 


442  ftemfpredjer  (SRilroppon;  BermittelungSämter,  SprecpfteHen). 


Turd)  Spreizen  gegen  baS  SRefonanjbrcttehen  B ent* 
(teilen  in  beit  ßontattftetlen  ben  Sdjatlfcpmingungen 
cntjpreehcnbe  ffiiberfianbäänbenmgcn  unb  bement* 
fprcehcnb  iw  Stromfreiä  Änderungen  berStromftärfe 
unb  in  einem  cingefd)alteten  gernbörer  ein  An*  unb 
AbfchWeHen  beS  SRagnetiSmuä,  woburep  (ct)!ie(iltct) 
bie  Membrane  beä  gernpörerä  m Schwingungen  Der* 
Kpl  wirb,  bie  denjenigen  beä  iRefonanjbrettcpenä  im 
matpematifcpeit  Sinn  ähnlich  finb  unb  burch  Uber» 
gang  in  bie  £uft  hörbar  werben.  3>aS  Mifroppon 
pt  aufeerorbentlicp  empfinbliep  unb  überträgt  fepon 
ganj  geringfügige, ,}.  ©.  bie  burch  baS  Streichen  mit 
einer  Bogelfebet  erzeugten  ®eräu(die.  Um  bie  Strom* 
jepwanluttgen  im  Mifropponflromfceiä  ju  Serftärten 
unb  Bon  bem  jeweiligen  S!eitung8wiberftanb  unab- 
hängig ju  machen,  ift  eS  üblich,  felbft  wenn  eä  (ich 
um  geringe  Entfernungen  panbelt,  baS  SRifroppon 
in  einen  CrtSftromtreiS  ju  (chatten,  ber  bie  primäre 
AJinbung  einer  gnbultiondrolle  enthält,  währenb  bie 
fetunbäre  SSinbung  in  ber  Seitung  liegt.  Sie  Strom- 
(chwanfungen  im  DrtdjtromfreiS  erzeugen  in  ber  £ei» 
nmg  burch  gnbultion  ffiecpfelftröme.  Tie  3apl  ber 
SRifropbonarten  ift  aufeerorbentlicp  grafe:  in  rnannig* 
faepfter  Seife  finb  bie  Sohlen,  ba8  Siefonanjbrettdien 
(Membran),  bem  ein  Scpalltricpter  oorgefept  mürbe, 
fomie  bie  jurSegulierung  beSTruieS  inbcnÄontalt* 
(teilen  bienenbe  TäinpferBorricptung  geformt  unb 
angeorbnet,  auch  bie  Stontaltftellen  Bermeprt  worben. 
Man  unlerfcheibet  Stontatl»  unb  Buloermifroppone. 
3u  ben  leptern  gehören  baS  fehr  cmpfinbliche  Ebi* 
jon»  unb  ba8  CarboneHefche  Mifroppon.  3»  Öen  eil* 
tem  Stontafiniifropponen  gehören:  baä  früher  Biel 
benupte  Mifroppon  oon  ffllafe  mit  einem  Sfontaft 
au8  einem  SjSlatin»  unb  einem  Jfoplcnftüdcpcn , bie  je 
an  einer  Blattfcber  fipen;  baS  gleichfalls  einfontaf- 
tige  Mifroppon  Bon  Berliner,  bei  bem  ein  penbelartig 
aufgepängterffoplenfegel  fiep  auf  ein  ßohlenfd)eibchen 
legt;  baä  Aberfdje  Mifroppon  mit  brei  auf  einer  pöl* 
Jemen  Sprecpjilattc  befeftigten  Sfoblenbalfen , in  bie 
fünf  parallele  SReipcn  non  je  *Wei  ftofilcnwaljcn  ein» 
gelagert  fmb,  Öowerä  Mifroppon  mitftemfönuig  an* 
geordneten  fioplenwaljtn,  baä  früher  Bon  ber  Slicicpä* 
poft  benupte  ßoplenwaljenmitrophcm  mit  gebtrbämp* 
fung  unb  baä  ffohtenfepeibenmifroppon  mit  auf  Äop* 
lenwaljen  aufgereihten  ftoplcnfcpctben,  bie  fich  gegen 
eine  ßoplenniembran  legen.  Seitbent  ber  Sprecp* 
uerfepr  auf  fepr  weite  Entfernungen  ausSgebepnt  ift, 
haben  bie  TclepbonBerwaltungen  faft  auänapmäto» 
Jtoplenfümer*  (ßoplentlein*)  Mifroppone  eingefüprt. 
Gebräuchliche  Tppen  tiefer  itlrt  ftnb:  baS  Stoplcntör* 
nermilroppon  Bon  Siemenei  u.  .(ja Idle,  SRij  u.  ®e* 
neft,  Stod  u.  Stomp.,  3.  berliner,  £ucning,  Tcefert  u. 
fjomoffa,  Ejeija  u.  (Riffel,  fctpp,  ber  American  Seil 
Teteppon  Eomp.  unb  ber  Soiib  Bad  ber  Seftcrn 
Electric  Sontp.  Tie  ßopientömer  finb  jur  Auäfül* 
lung  ber  fleinften  Borcit  mit  einem  Stoff  geträntt 
ober  auch  noch  poliert.  Allen  ftoplenfömermifroppo* 
nen  ift  gemeinfam,  bafe  jwifepen  iitoplenfcpeiben, 
•Satten,  »itlöpcpen  ober  »3plinbcm,  bie  in  ber  man* 
nigfaepften  Stärfe  ntit8ertiefungen,!Reifeliingen  ober 
ipipeii  Keinen  Bpramiben  pergcftellt  Werben,  Äop» 
lenfömer  gelagert  ftnb,  bie  burep  einen  Keinen  Sei* 
benbeutel,  Stoff*  (g.  8.  SSoU*)ring,  gilgring  ober 
burep  8anb  jufantmengepalten  werben.  Seltener 
beftept  bie  Membran  auä  bünnem  Satin  * ober  Ber* 
golbetem  Meffingblecp.  3«  gig.  4 ift  als  8eifpiel 
eines  ftoplentörnermifropbonä  baS  Bon  Mij 
u.  Gencft  bargcfteHt.  3wi!dien  ber  ßoplenmembran 
m unb  bem  ftopltiillöpepctt  k werben  bie  Sioplenför- 


ner  g burch  ben  Stoffring  f jufantmengepalten.  Tie 
ijepraube  S wird  auf  bie  §eber  n unb  brüdt  ben 
SBollpfropfen  p'  gegen  m,  um  bieEigenfchwmginigen 
ber  IRembran  ju  bäntpfen.  SRach  Vlbfcpraubcn  Mi 
SchalltridjterS  T (ann  bie  Siapjel  M mit  ben  wirffa* 
menleilen  leidjtaudgewedifelt werben.  Jurch$rehen 
ber  SRetaÜfapfel  K m ber  £>oljrofette  II  lägt  fidp  bie 
gegenfeitige  Sage  ber  Körner  änbern,  woburd)  ein 
3ufaninienbaden  berfelben  Bcrpfltet  wirb  unb  im» 
mer  Wicber  neue  Sfontafte  entftepen.  Serben  an  a 
unb  a'  bie  $ole  einer  8atterie  angelegt,  fo  geht  ber 
Strom  Bon  a über  e,  ben  Soüen  0,  n',  n,  k,  g.  m,  M 
unb  K nad)  ber  Stemme  a'.  Erwähnenswert  ift  ber 
»Electrophonc  Transmitter*,  ein  ÜRifroppon,  baä 
fo  eingerichtet  ift,  bafe  eine  Siebe  ben  3ournaIiften  in 
ben  3citung8reba(tionen  unmittelbar  ju  ©epör  gc* 
braept  Wirb;  ber  Ylpparat  bat  jWifchen  Äpeffielb  unb 
Sonbon  auf  340  km  ben  Erwartungen  entfprochen. 

11.  3ernfpcecpt>mntttelung#ämter,  CUrertjCtrlCrn. 

SRit  bet  praftifepen  Ülnwenbung  be8  gern- 
fprecperS  als  öffentliches  SerfeprSmittel  ging  jwar 
bie  beutfepe  SieicbSooft  juerft  Bor,  inbem  fie  ipu  al3 
Ülpparat  jur  Beförberuna  Bon  Telegrammen  in  ben 
Tienft  ber  Allgemeinheit  (teilte;  bie  gerabeju  erftarm* 
lief)  fcpnelle  unb  umfangreiche  Serbreituna  be8  (fern* 
fprciperS  begann  jeboep  erft,  al8  ipn  bie  Ameritaner 
bem  großen  fiublilum  jum  unmittelbaren  Außtaufcp 
Bon  Öefpräcpen  jur  Berfügung  (teilten.  Tie  3apl  ber 
auf  ber  Erbe  Berbreiteten  g.  wirb  auf  Biele  Millio- 
nen gefepäpt,  oon  henen  ,'üuuberttaufenbe  auf  Teultcp* 
lanb  entfallen.  SRitte  CKober  1877  würbe  bet  Bellfcpe 
g.  in  Teutfchlanb  belannt  unb  auf  SteppanS  8er 
anlaffung  fofort  bei  folcpen  Keinem  8ertepr8anftal* 
ten  eingefüprt,  wo  ber  Aufhellung  beä  SRorfeappa* 
rat8  tecpnifdie  ober  wirtfcpaftlicpe  isrünbe  entgegen* 
ftanben.  Anfang  1902  gab  e8  11,271  berartige 
Anftalten,  öeute  tonnen  biefeAnftaItenaucpBom8u‘ 
blifum  alä  öffentliche  Spred)fteHen  meift  jum  Berfepr 
mit  ber  näcpiten  SreiSfiabt,  häufig  auch  ju  Befprä* 
djen  mit  Teilnehmern  an  benachbarten  CrtSfern* 
fprecpeinridilungeit  benufet  werben.  Orts  fern» 
fprecheinricptungen  finb  in  ben  Bereinigten 
Staaten  Bon  SJorbamerifa  fdjon  1878  in  Betrieb  ge* 
nommen;  im  September  1877  follen  in  Slowetl  bei 
Bofton  bie  erften  Teilnehmer  an  einer  folcpen  Ein- 
richtung jufammengebraept  worben  fein,  unb  1879 
beftanben  in  ttiepr  alä  20  Stabten  ber  Union  Ber* 
mittelungSämter  mit  Taufcnben  Bon  Anfdilüffen, 
wäprenb  baä  erfte  beutfepe  gemfprecpneb  1881  m 
Berlin  mit  94  Teilnehmern  eröffnet  würbe.  3cber 
Teilnehmer  an  einer  Ortäfemfprecbeinricptung  er- 
hält minbeftend  einen  Anfcptufe,  b.  p.  in  einem  Bon 
ipm  bejeicpnetenSlaum  Wirb  eine  Sprecpftelle  mit  ben 
erforberlidjen  Apparaten  eingerichtet  unb  burep  eint 
Anfcplufeleitung,  meift  eine  Toppelleitung,  mit  einer 
3entrale,  bem  BermittelungSamt  (engl,  tele- 
phone  exchange),  Berbunbeit.  ®on  ber  Sprecpftelle 
(ftauptnnfcplufe)  tönnen  Weitere  Anfeplüffe  (Sieben* 
anfeplüffe),  in  Teutfcplanb  pöcpficnS  fünf,  abge- 
jWeigt  werben.  3w>f<P(n  mehreren  in  einem  Ort 
bcfmblicpen  Senmttelungäämtem  befinben  fiep  Ser* 
binbungäleitungen,  jur  Berbinbung  ber  Crtäfem* 
fpreepnepe  Berfcpiebener  Orte  bienen  bie  gemleitungen 
(in  Enalanb  trunk  lines,  in  Amcrifa  toll  lines),  Bon 
benen  bie  fieitungen  jwifepen  benachbarten  Orten  al8 
SiacpbarortS-  ober  Borortöleitungen  bejeiepnet  Wer- 
ben. AuS  früherer  3eit  beftepen  noep  einige  Bejirfä* 
femipreepnepe,  bie  meprere  benachbarte,  burep  gern* 
ieitungen  Berbunbene  OrtSfernfpreepcinricptungen 


443 


Semfprcdjer  (Einridjtung  ber  Sermittelungdfimter). 

umf affen,  unb  bereit  Xeilnepmer  m bejug  auf  ©e<  ein  SRitroteleppon,  eine  Serbinbung  »on  ff.  unb  Sti* 
büpren  Erlciiptmmgen  genießen.  fropßon  berart,  baß,  wenn  bad  leptere  Bor  beit  9Sunb 

(Die  ffemfpredjanlagcn  muffen  pauptfütplid)  fot-  gepalten  wirb,  berffenipörer  amOpr  liegt;  aucf)  bie 
genbett  Snfotberungcn  genügen : ieberSnftpluß  muß  ffernfpreipautomaten,  bei  benen  not p eine  KaffierUor* 
mit  iebem  anbern  Snfd)lnß,  gleitptiel,  ob  bie  Sn*  ridjtung  pimutritt,  gehören  ju  bcn  ©epäufen.  Xad 
fcplüffeju  ein  unb  bemfeiben  Smt  ober  ju  uerfdjie«  Umfepaltefpftem,  b.  p.  bie  ©efamtpeit  ber  Sppa- 
benen  Sintern  gepilren,  fipnetl,  bequem,  burd)  mög*  rate  bed  Sermittelungdamted,  beftept  bei  Wenigen 
litpft  Wenig  Beamte  unb  gefiebert  gegen  Blip*  unb  Snfdjlüffen  audGinfad) umfcpaltern,  bei  punbert 
Öotpfpanmmgdgefapr  Berounben,  unb  Berbunbene  unb  mehr  Snfdjlüffen  aud  Sielfadjumfipaltcni.  3m 
Bnftplüffe  müfjen  ebcnfo  getrennt  werben  tonnen  ; erftern  ffalle  füprt  jebc  Snfiptußleitung  nur  an  einen 
aud)  muß  cd  möglid)  fein,  ju  tontroQieren , ob  fid)  Sdjranf , wo  in  febe  Doppelleitung  eine  Klappe  unb 
bie  Xeilnepmer  uerftebcn  unb  wie  lange  fie  fpredien  minbefien«  eineSiinfe,  injafelll,  ffig.  10,  jWei  Jtlin- 
(f.  Calcutegraph).  Set  iebcm  Xeilnepnter  ift  erfor*  ten  eingefdjaltet  finb.  (DerSBcdftrom  bed  Xcilnepmerd 
bcrlidj:  minbeftend  ein  SJiifropljon,  ein  Xelepljon  unb  wirft  bie  Klappe  ab,  ber  Beamte  bringt  ben  Abfrage» 
ein  Seifer,  außerbcm,  Wenn  md)t  eine  für  ade  Sn*  apparatburd) 
fd)!üiie  gemeinfante  SRifroppon*  unb  ffiedbatterie  auf  StiJpfeluiig  _ 
bcm8ermitte(ungdamtC3entralbatterieft)ftem)benu|)t  mit  ber  ftlitt* 
wirb,  eine  SKifropponbatteric  mtb  juitt  SBetfen  eine  fe  in  Serbin- 

Stromquelle,  bie  jeßt  allgemein  aud  einer  tleineu  bung,  fragt 

magnetelettrifdjen  ÜRaftpinc , beut  mit  ber  £>anb  ju  ab  u.  fcßt  ben 

betatigenben  Kurbelinbuttor,  bejtept.  Suf  btm  Stute  einen  StSpfel 

finb  notWenbig:  Klinten  (ffig.  5),  bad  finb  in  ober  einer  Serbin*  c - 

au  bie  Ceitungen  gefdjaltete  febettibe  SReffiitgbleipe,  bungdfdtnur 
um  burd)  Einführung  eined  Stopfcld  in  bad  Stopfet-  in  eine  Klinte  „ , 

lod)  ber  Klinte  mit  ber  Leitung  in  mctatlifipen  Ron*  bed  rufenbeit  •-  - - 

taft  treten  ju  I Butten ; Stuf jeiipen , j.  B.  Klappen,  unb  bcn  an* 

Springseidjen,  ©lüplantpen,  bie  ber  Xeilneptuer,  um  bern  Stopfet 

bad  Smt  ju  rufen,  burd)  Stromentfenbung  entweber  in  eine  Kirnte  bed  Berlangten  Xeilnepmerd , fo  baf) 
unmittelbar  ober  burd)  bie  bcn  fRufjeitben  uorgefipal*  nur  eine  Klappe  atd  SdjTußgeidjen  in  ber  Ceitung 
teteu  fHelaid  betätigt ; Sbfrageapparate,  beftepenb  bleibt.  3e  r>,  10,  20,  40  unb  50  Klappen  werben 
j.  B.  aud  einem  auf  ber  Bruft  getragenen  SRifroppon  ju  einem  Klappen  jd)ran(  Bereinigt.  (Die  fleinem 
unb  einem  mitteld  Bügel  gegen  bad  Dpr  gelegten  Sdjriinte  bienen  aud)  jur  Serbinbuitg  ber  Sieben* 
RopffernpBrer;  Serbinbungdapparate,  j.  B.  Schnüre  anfdjlüffe mitben&auptänfcplüffen.  Statt  bec  Schnüre 
mit  metaüifcpen  Seilern  im  jfnnem  unb  Stöpfeln  werben  in  mandjeSdjränfe  feftetDriibte  gelegt,  fo  baß 
(ffig.  *>)  an  ben  Enben,  bie  in  bie  Klinten  eingcfcpt  bie  Serbinbungen  burdi  fd)nurIofe  Stopfet  erfolgen, 
roerbeit;  Stplußicicpenapparate,  3.  8.  Klappen,  ©al*  Bei  jaf)lreicben  Snfcplüffen  würben  Serbinbungen 
Banoffope,  ©lüplantpen,  bie  bad  Snbe  eined  ©e*  guifdictt  weit  Boneinanber  entfernten  Scpränfen  nur 
fprätpd  anseigen  unb  eine  Bon  ben  SRufjeidicn  abwei*  unnftanblid),  j.B.  unter  Benupung  feprlangerSdjnüre 
ipenbe  Bauart  erpalten;  Blißfcbußoorridjtimgcn,  j.B.  unb  unter  3nanfprud)napmc  mehrerer  Beamten,  er* 
Kopien*,  Spipen-,  Slattcnblipableiter;  Sdjmolsficpe*  folgen  fonneu.  (DedpalbiftPennSielfadju  mfdjalte* 
rungen,  bie  beim  (Durchgang  Härterer  Slriime  bie  Sei*  ft)  ft  ent  febe  Snfcplußletlung  in  jebem  Sdiranf  auf 
tuitg  fofort  unterbrechen,  j.  8.  ©robfidjerungen  and  einet  Scrbinbungbflitife,  jebod)  nur  in  einem  Scpranf 
Minnen  Sipeotanbräbten  u. 
ffeinfiiperungen  aud  Söoob* 
f ipem  Sictnll;  PBedtaften 
ober  Spred)fd)liiffei,  an  be< 
nen  Stromquellen  (galBani* 
idie  Batterien  ober  Samm- 
ler) liegen,  um  bie, Jeifnep* 
mer  ober  anbre  Sinter  ju 
wcden;^>ebelumfipatter  jiim 
Ein*  unb  Sudfipaltcn  ber 
Sbfrageapparatc  in  bie  2ci* 
tung  unb  jum  SKitpßren;  gia.  12.  Hidnjie  t>ec  Ol«If<xb|t)attun4.  e<trcm!  11  unb  rv  finb  uuM«(<iffeit. 
Sriifbräpte,  bei  bereu  Be- 
rührung mit  einem  Stopfe!  eine  cingefipaltete  'Prüf*  auf  Sbfragcttinte  unb  SRufäeitpen  aefipaltet,  bamit  bie 
batteric  (Kontrotlefemcnt)  ein  Rnadett  im  Kopffern*  Vtnfiplufilcitung  an  bem  Stprant,  Wo  fie  auf  3iuf* 
pörer  Bcrurfatpt,  wad  an;eigt,  baft  bie  gewttnftptefiei*  jeitpen  liegt,  mit  allen  übrigen  Snftplufiieiluugen  bed 
tung  fd)on  anbenveit  pefept  ift;  Stromqueflen  (gal*  rlmted  an  biefem  Sipranf  Berbunben  werben  tann. 
Bamfipe  Batterien  ober  Sammler)  jum  Betrieb  ber  Ed  ift  peutjutage  möglitp,  in  jebem  Sielfatpjtbranf, 
SKitroppone;  ffnbuftiondübertrager,  um  namentlid)  ber  in  ber  diegel  brei  Srbeitdplape  umfaßt,  bid  311 
im  ffentoerfepr  ©efpriiipe  aud  einer  Einjelleitung  in  20,000 Serbinbungdflinfen,  31t einer Ktintentafel  ober 
eine  IDoppetleitung  unb  umgefepri  31t  übertragen,  einem  Klintenfelb  Bereinigt,  untersubringen  unb  Bon 
Son  ben  japlrcidpen  felbfttätigcu  ©cfpräd)d3äplertt  I jebem  ber  brei  Beamten  bid  3U  240  Xetlnepmn  be- 
pat  fid)  feiner  audreidjeub  bewäprt.  j bienen  3U  laffen.  Sinb  3.  8.  in  ein  'Amt  4500  Xeit* 

Xie  beim  Xeilncpmer  erforberliipen  Apparate  Wer*  | nepmerleitnngen  eingefüprt  unb  fallen  an  jebetu  Sr* 
beit  311  einem  ff ernfpred)gepaufe  Bereinigt,  unb  | bcitdpiap  150,  am  Sdirmtl  alfo  450  Xeilitebmer  be 
3War  3U  ©anbgepiiufen  in  Stprant  * ober  Suttform  , bient  werben,  fo  finb  10  Scpränte  u.  an  jebem  Sdjrant 
unb  311  Xiftpgepäufen  (ffig.  7, 8 u.  9) ; auf  lepterm  liegt  I eine  Klinfenlafel  mit  4500  Serbinbungoflinfen  erfor* 


444 


gemfprec^er  (Einrichtung  ber  BermittehmgSämter). 


berlid|.  Oie  StlinTen  ftnb  rntrocber  auf  Unterbrechung 
gefd)altet  (Oeptfig.  11,  S.  443)  ober  in  Brürte  gelegt 
(K,  in  Oejtfig.  12).  OaS  Brtnjip  ber  Sielftirfiftiial- 
tung  ift  in  bem  Sdjema  (Oejtfig.  12)  am  burchfichtig- 
fttn.  Oie  Vlufchlußboppclleitung  2100  liegt  in  jebem 
Sdjranf  auf  SM  inte  K,,  jebodj  in  Sdjranf  V auci)  auf 
berVIbfrageflinfe  K,  unb  auf  SHufjeidjen,  baS,  wie  alle 
fonft  erforberlicbenVlpparnto,  ber  übcrfubtliifiteit  hal- 
ber meggelaffen  ift;  ber?lnfebluß30  liegt  tm  Sdjranf  I 
auf  'ilbfrageflinfeK1  unb  außerbem  in  jebem  Sdjranf 


bingS  wirb  befonberS  folgenbeb  angeftrebt : Serroen- 
bung  Bonffllüßlampen  als  ?Inruf-  unb  Sdjlußjcicfjcn, 
bie  lelbfttätig  arbeiten,  b.  b-  beim  Wbnefjmen  ober 
Anhängen  beS  2cilnef)merfernf)BrerS  auf  leuchten; 
Benußung  einer  einjigen  3entralbatterie  auf  bem 
Smt,  »eiche  bie  Wifropfjon.  unb  SBecfbatterien  ber 
Zeitnehmer  erfejjt;  ferner  wirb  angeftrebt,  bie  Itapa. 
jität  ber  fflinfenfelber  ju  fteigern,  um  bie  Smter  für 
eine  möglichl't  große  3®hl  Bon  Wnfdjlttffen  aufnahme- 
fähig ju  machen ; eitblid)  bie  3ahl  ber  fymbgriffe  ber 


B,  ßcntrolbauertm.  - C, , Gj,  C.,  C’ft  Sl 
Ponbtnfatoren.-  Ds  fita^fclftrombpnamo.  I 
— G,,  Os  polariflme  ö«der.  — H,,  Hj,  * 

U4  gtm^öicr.  — KJf  K4  ©erbinbungi« 

(»t«[fa4»)  Pltnfcn.  — K3,  Kft  »bfrage» 
f Einf«n.  — Lj  Änruf»,  L,  Äontroll-- , Lv 
L5  Überwachung«  lampe.  — M,.  Mj,  M4 
®hfrophonc.  — Pj,  P,  Prüfleitung.  — 

It|,  Kj  Zrennung«»,  Rv  K8  »nruf»,  R4 
Äontroll*,  Rv  Ra  ftberroa(hung«relat«.  — rty  ras.  ru,  r ** 

r79,  rH,  Pontafte  fchlicftenbe  Sinter.  — S,.  6S  Ccrbinbuug«»  < ju» 
gletcb  äbfrage»  unb  Prüfung*»)  StöpfeL  — Tt  €pred>fc&lüffel 
(nach  Ts  umgetegt : SlbfragefteOung ; na$  T4  umgelegt : Sieden 
be*  geroünfebten  Teilnehmer«  aul  D,).  — Uj,  Uj  £afenumf<$aU 
ter.  — W8  Snbuftionlübertrager  ntit  ben  oier  St) »de lungert  wM, 
wa„  wtl.  wM.  — W8,  w„,  Wjj  Hnbuttiontübertrager.  — 
W1#  Wj,  W4.  Wft,  Wn,  Wjj  »tberftünbe. 


^nipft«y» 


I : 


fiA/mr 


flu 


Mt 


w»  fVi 

-MV-MF 


$ig.  14.  etromlauf  be8  3entralbatterlefijfUm#  von  $etf<h,  3n>letuf<$  u.  Pomp.  Bermlttelunglamt 


auf  K,.  Soll  Wnfdjluß  30  im  Schrant  I mit  'ütifdjluß 
2100  terbunben  werben,  fo  Wirb  ber  eine  Stöpfel 
einer  jweibräfjtigen  Schnur  in  Kt  unb  ber  anbre 
in  bie  ftlinfe  K,  beS  SdjranfeS  1 gefeht.  Hießet  in 
Sdjranff  Drm  werben  bie  Bielfafhumfdjalter  auch 
inlifdjform  (Safelll,  Örig.  13)  fjergeftellt,  um  Silin, 
fen  ju  erfparen,  ba  baSfelbe  Stlinfcnfelb  Bon  beiben 
Seiten  benußt  Werben  fann.  Hin  ber  Vluäbilbung  ber 
Bielfadjumfdjalter,  bie  juerft  Bon  ben  Hmerifanem 
al8  Einfdjnur-  unb  3wei)djnurfhftem  entworfen  wor- 
ben finb,  haben  Biele  große  elcftrotcchnifche  ginnen 
gearbeitet.  SS  gibt  Spfteme  Bon  2Rij  u.  öeneft,  na. 
mentlich  für  fleine  unb  mittlere  Sinter,  Bon  Stocf 
u.  Stomp,  in  Zifdjform,  Siemens  u.  jähste,  Bon  ber 
SBeftern  Electric  Co.,  SteUog  in  Chicago  ic.  Jieuer- 


Beamten  ju  Bereinf achen , bamit  fie  möglicpft  Biel 
■flnfchlüffe  bebienen  fönnen. 

Sie  Irjtfig.  14  ftellt  baS  neuefte  3mlralbatterie> 
fhftem  ber  ffieftern  Electric  Co.,  wie  eS  Bon  Betfd), 
3wietufch  u.  Stomp,  in  Berlin  gebaut  Wirb  unb  in  jaljl- 
reichen  Stabten  SmerifaS  jowie  in  Conbon,  Brüffel, 
Bubapeft,  SKannpeim  ic.  cingefüprt  ift,  fchematifd) 
bar.  jpängt  H4  an  U,  (Stelle  B),  fo  ift  nur  G,  unb 
C,  beim  Teilnehmer  cingefchaltet.  C,  läßt  SBcchfel- 
ftröme  auS  D,  burch,  Berhütet  aber  einen  Jturjfchluß 
Bon  B,.  SBirb  H3  (Stelle  A)  abgenommen,  fo  fließt 
Strom  auS  B,  burch  Rj.  bejfen  Snfer  r„  angejogen 
wirb.  Oie  Campe  L,,  bie  in  ffiirtlicpfcit  unmittelbar 
über  K,  liegt,  leuchtet  auf,  beSgleicpen  bie  für  einen 
BrbeitSpIaß  gemeinfchaftlichc  Campe  L4.  Diadj  Ein- 


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445 


gemfprediet  (atmen  unb  £eitungen). 


füprung  Bern  8,  m K,  unb  bet  Stellung  T,  wirb  mit 
H,  unb  M,  abgefragt,  währenb  gteiebgeitig  baS  Ke« 
lau)  R,  feinen  wnftr  artjietjt,  R,  unb  B,  Bon  ber  Zeit' 
nebmcrleetuitgabgefchnltet  »erben  unb  B,  über  w,„ 
Rj,  Stöpfel,  Anfajlufsleitung,  wMeingefütaUct  wirb. 
L,  unb  Lj  etlöfcpen,  aud)  L4  wegen  beb  Siebenfdftuf- 
feS  W,.  gft  beim  Berühren  Bon  P,  mit  ber  Sptjje 
Bott  3j  in  H,  (ein  Snaden  pöröar,  fo  ift  bie  geWünjdfte 
Zeilnehmerieitung  frei,  unb S, wirb  inK4geftedt,  unb 
berZetlnehmer  burd)  Umlegen  DonT.nadiT.geraedt, 
Lj  teuftet  auf  unb  ertiftbt  erft,  Wenn  bei  Stelle  B ber 
fjörer  H4  abgenontmen  Wiro.  iSad)  beenbetem  ©e- 
fpriidj,  wenn  beibe$örerH,  unb  H,  wieber  angebängt 
ftnb,  leudjten  L4  unb  L4  alb  Sd)lu|geid)en  auf.  Zer 
Beamte  erfennt  atfo  auS  beut  Aufleuchten  unb  Sr- 
löfchen  ber  Campen  genau  ben  Stanb  beb  ©eipräetjü. 

Sin  äf)ntid)eS  Sutern  ift  Bon  3Rij  u.  öeneft  in 
£ubwtgbbafen  (SUjetn)  unb  Bon  Siemenb  u.  ^albte 
für  Berlin-ffharlottenburg,  jeboef)  ohne  genieinfame 
Anrufbatterie,  gebaut  Worben.  3n  ben  automatifchen 
ober  eteftromed)anifd)en  BermittelungS- 
ämtern,  Bon  benen  nad)  bem  Spftem  Strowger  feit 
1893  tn  Amerita  etwa  40  unb  fett  1900  etttb  in  Ber- 
lin befteljen,  ftnb  Beamte  gur  §eriteUung  ber  Serbin* 
bungen  nitbt  erforberlid).  Zer  Zeitnehmer  itpictl  mit- 
tels einer  Kummemfcbeibe  (Za fei  II,  »tq.  16)  eine  ber 
Berlanglett  Xeitnebmemummer  ettlfprecheitbe  Mngahl 
Stromftöfie  in  bieZoppelteituuq,  rooburd)  fi.lt  bab  im 
Amt  if)m  gugeteitteScWtwert  (Wähler)  unb  bei  mehr 
atb  100  Anfchlüffen  mehrere  tiuai)  ler  auf  biegewünftbte 
Kummer  emfteQen.  Spridjt  beim  Beden  ber  eigne 
Beder  an,  fo  ift  bie  Berbinbung  ljergeftcQt,  anbevn- 
fattä  wirb  im  $örer  ein  Summen  semebmbar.  3" 
Chicago  ift  1903  ein  berartigeb  Amt  für  10,000  Zeit- 
nehmer mit  1000  primären  unb  280  fefunbärenSBäb» 
fern,  100,000  Slettromagneten  unb  SRelatä  in  brei  je 
260  qm  großen  Sälen  errichtet.  3ur$erfte(lung  einet! 
unmittelbaren  unb  ungejtbrten  Berichts  gwtfthen 
einem  Kebenanfd)lug  unb  bem  Amt  opne  Bermitte- 
lung  einer  $erfon  am  ^auptanfdjluh  unb  ohne  Stö- 
rung ber  übrigen  Kebenanfchlüffe  bient  ber  automa- 
tifdje  Siebenftcilenumfeftatter  »on  3-  Beft  unb  baS 
nutomatiidie  KcbenftcHenfpflem  Bon  3Rip  u.  öeneft, 
Wäbrenb  bie  3anuSfd)altung  Bon  3Rw  u.  ©eneft 
bie  SKitbenupung  ber  Apparate  eines  Brioatfern- 
fpredmcpeä  gum  Bericht  mit  bem  öffentlichen  9!ep 
Borfd)riftSmä^ig  ficherftent. 

Zie  Apparatfhfteme  gur  Berbinbung  berAnfchlüffe 
mit  ben  gitrnleitungen  werben  in  bie  Siappenfd)rän(e 
eingebaut  ober  ju  befonbem  ffemfd)rän(en  Bereinigt. 
3n  Stabten  mtt  gatjlreidjen  ffernleitungen  werben 
Fernämter  mit  fjfernfdiränten  ober  -Zeichen  unb 
SRelbetifdjen  eingerichtet  An  ben  leptern  werben  bie 
©efprächdanntelbungen  ber  Zeilnehmer  behufs  fpäte* 
rer  Ausführung  ber  Berbinbung  entgegengenommen. 
Sine  beffere  AuSnupung  ber  Sentleitungen  wirb  bttreh 
bie  Xoppelfpredgfthaltung  ergielt,  tnbem  jwei  Zoppel- 
leitungen  tu  einer  britten  Beitunq  berart  (ombiniert 
Werben,  bah  gleiducitig  brei  ©efprädje  ohne  gegen- 
feitige  Störung  geführt  werben  [öntten.  Auch  fanit 
auf  einer  ^Doppelleitung  gleid)geiticj_ gejproehcn  imb 
buplep  ober  biplep  telegraphiert  (»imultanbctrieh) 
Werben.  Ziefer  Betrieb  ift  beionberS  nad)  bettt  $riu- 
gip  ber  Bheatflonefchen  Brüden  Dielfach  in  Mitwelt- 
oung.  Aud)  finb  Zelegrnphen-Sinretleitungen  (g.  B. 
Zunn-BerceDi)  nach  beut  Stiftern  Brune-Zurchi,  baS 
ftdi  an  baS  8it)ffelbergbef<b<  Berfahren  anlehnt,  für 
gleichjeitigeS  Zelegraphieren  unb  Zelephonieren  mit 
fylfe  einer  Zifferentialfpule  hergerichtet. 


UI.  gfernflnecflinlm  unb  -Seitwigen. 

Zer  gut  $erftetlung  oberirbifcher  £eitungen  Ber- 
wenbete  Brongebraht  (Sifen  ift  wegen  feiner  magne- 
tifchen  Eigctifdjaften  fürgernfprechgwede  ungeeignet) 
befiehl  aui  faft  metaüifd)  reinem,  hartgegogenem  Rup- 
fer, bas  mnr  geringe  Stengen  non  Silicium  tc.  ent- 
hält. Zer  Zraht  für  Anfd|lugleitungen  ift  1,5  mm, 
ber  für  BerbinbungS-  unb  Sremleitungen  2,  8,  4,  4,5 
unb  6mmftar(.  AlSSfolatoren  bienen  bie  auf  eijeme 
Stüpen  aufgeblähten  Borgetlanboppetgtoden  Berfchie- 
better  ©rüge.  Zie  3fotatoren  Werben  entweber  un- 
mittelbar in  $o[gftangen  ober  gu  2,  4,  6 unb  mehr 
Stüd  in  eifert»,  feltener  hölgente  Ouerträger  ge- 
fdiraubt,  non  benen  bie  fürgem  an  Singelftangen,  bie 
langem  an  mehreren  nebeneinanber  gefieüten  Stan- 
gen mittels  Schellen  unbBorlegeplatten  befeftigt  »er- 
ben. Kamentlicb  inStäbten  mit  gasreichen  Anfdjluh  ■ 
leitungetc  werben  auf  ben  Zäd)em  Zoppel-  unbBehr- 
fadtgeftänge  auS  fchmiebeeifemen  Stohren  mit  Quer- 
trägern für  20  unb  80  3fo!atoren  errichtet,  fo  baj) 
(ich  mehrere  hunbert  £eitungen  in  einem  £inienguge 
führen  taffen,  Zie  Stangen  mit  ihren  BerftärfutcgS- 
unb  Sicherungsmitteln,  Die  3fBiatoren  unb  bie  (Tei- 
lungen bilben  gufammen  bie  &ertifpred)littie.  Auch 
anZelegraphenlinien  werben  5emfpred)bopp«tIeitun- 
gen  angebracht,  beren  beibe  3>Beige  fo  ettg  nebenein- 
anber Bertaufen,  bah  inbuftorifdje  Störung  auSge- 
f^toffen  ift  (f.  Sleftrifche  £eituna). 

Zie  ungeheure  3unahme  ber  Anfchlüffe  in  ben  gro- 
hen  Stäbten,  bie  auS  ben  Bahrbrähtcn  ber  eleltrifcben 
Bahnen  tc.  brohenben  Starfflromgefahren  unb  bie 
Kotwenbigteit,  bie  fieitun- 
gen  alS  Doppelleitungen 
hergufteüen,  machten  eS  un- 
möglich, bauemb  mit  ober« 
irbifdjcrx  fieitungen  allein 
auSgufommen.  wtit  ber  Ber- 
menbimg  Bon  unterirbifchen 
Sabeln  tonnte  burdjgreifenb 
erft  Borgegangen  werben, 
atS  in  ben  £pred)!abetn  mit 
£uftraumifolation,  gu  be- 
ten §erfteQung  ber  0^  mm 
ftarte  Shipferbraljt  mit  ge- 
falteten Bapierftreifen  hohl 
umwidelt  wirb,  untenrbi- 
fche£eitunaen  mit  genüge nb 
geringer  Rapajität  (unter 
0,a»  afetrofarab  für  1 km) 
bei  Borgttgiicher  3fo(alion  (600  Siegohm  für  1 km) 
aefunben  waren,  fo  bah  unterirbifd)  wentgftenS  auf 
fürgere  Entfernungen  (etwa  20  km)  gute  Berftänbi- 
gung  ergieit  würbe  unb  bie  £ritungen  ganger  Stabt- 
nepe  mit  Sinfd)tuh  ber  Sinführungen  m bie  Käufer 
unterirbifd)  angelegt  Werben  tonnten.  3e  eine  ()in- 
unb  Dtüdleitung  bilben  im  Sabel  ein  Aberttpaar,  bie 
Baare  finb  gruppen-  ober  tagenweife  Berfeilt.  Sie  er- 
halte» nur  einen  Bteimantet,  wenn  jebeS  Sabel  tn  ein 
befonbereS  Kohr  citigegogen  werben  fod,  fonft  noch 
etfeme  Schupbrähte.  ,‘fur  $>erfteQung  ber  Stopre  wer- 
ben meift  1 m lange  3*mentplatten  mit  2 — 4 Stüd 
10  cm  Weiten  Öffnungen  oonebtanber  gefolgt,  auch 
übereinatiber  gelegt  (Zeptfig.  16).  Bom  BermittelungS  - 
aml  taufm  200-  2öOpaarige  ^aupttabel  nach  einem 
^äuferblod,  wo  fie  an  bem  Schaltbrett  eines  $>aupt- 
DerteilerS  (Zafel  II,  f}ig.  17)  mit  ben  um  ben  Blöd 
herumgeführten  60-,  20-,  10*  unb  6paarigen  Sertei- 
lungStabetn  Dtrbuitben  Werben.  Entweber  werben  lep- 
tere  gang  ober  nur  Abgweigungen  berfetben  an  ben  im 


gi».  1«.  gtmentbtod 
für  gtmlpre^  Ctituu- 
gen. 


446 


gerttfprecfjer  (Gefeftgebung  unb  ©erroattmtg). 

S>au?aufgefteIItenGin  jclDerlciter(Taf.I,gig.  18)  fpredjwffcn  DerWaltet,  ift  e?,  Wie  in  Xeiitfchtanb,  ge- 
gelegt,  Wo  ihre  ©erbinbung  mit  ben  und)  ben  Spi-crt)-  wohnlich  ber  TelegraphenDerwaltimg  mit  untcrftcUi. 
apparaten  füljrmben  tBlcitabeln  erfolgt,  ©ei  ober*  Um  ftd)  bie  ©enujung  ber  öffentlichen  Straften  unb 
irbifdjer  tperfletlung  ber3uftihrung?leitiingen  ju  ben  ©fege,  ber  Gtjenbahnen  unb  ff  Kiffe,  inöbef.  aber  be? 
Spredptellen  oerbenbet  man  bie  an  ben  Stnbctauffüfi*  ©viDatcigentum?  jtcr  ^lerftellung  ober*  unb  unter* 
rung?punften  poch  geführten  S>auptfabel  in  ben  unter  irbifdjet  gcmfprccblmien  ju  fuftem,  finb  in  ben  niei* 
ober  über  Xacp  angebrachten  überfüprungbfaflen  mit  ften  Staaten  befonbere  Gefefte,  für  ba?  Xeutfcpc  Seid» 
ben  oberirbifeften  Seitungen.  Sängere  ftabetleitungen  ba?  Tclegraphenrocgegefcft  Dom  18.  ®ej.  1899,  er* 
taffen  ftd)  nach  bem  ©upinfepen  ©erfahren  für  ben  taffen  worben.  Süäprenb  ein  ©riDater  bie  Übcrfcprei* 
SprediDcrfepr  perriepten,  inbem  bie  Sntenfttät  ber  bie  tung  feine?  Grunbftücf?  mit  Seitungen  in  ber  Suft* 
SpreepDcrflänbigung  beeinträeptigenben  Sabung?*  tinic  geftatten  muft,  wenn  er  in  bei  ©enuftung  be? 
ftröme  burd)  ©ergröftcrung  ber  Selbftinbuftion,  b ft.  Grunbitiid?  baburep  niept  wefentticb  beeinträchtigt 
burch  Ginfcpaltung  bon  Trapt*  (gnbuttan)  ) Sotten  wirb,  ift  bie  Anbringung  Don  Seitungäftüften  non 
in  mathemntifd)  ermittelten  Abmeffungcn  unb  VI  b einer  Vereinbarung  mit  bem  Gigentünier  abhängig, 
ftänben  oermmbert  wirb,  woburch  auf  einer  Habet- 1 3n  biefer  ©Seife  ftiib  g.  ©.  im  Xeutfcpen  Seid)  unb 
leitung  über  eine  etwa  Oiermal  fo  weile  Gnlfemung  ber  Schwei)  bie  ©ctbäUniffe  geregelt,  Wäljrenb  in  Un* 
gejproipcn  werben  lann  nt?  ohne  Snbuttanjrolten.  aarn  ber  Staat  ohne  Weitere?  jur  Anbringung  bon 
S)ur<h  Anrocnbung  be?  ©upintdien  ©erfahren?  auf  Seiluugen  an  ©riDatbäufcrit,  unter  Umflänben  gegen 
eine  5 mm  Jtarfe  oberivbifepe  ©ronjeleitung  würbe  Gnlfchäbigung,  berechtigt  ift. 
ftd)  eine  Serftänbigung  auf  6000 km  erreichen  taffen.  3ur  ©ebienung  ber  ieilnepmer  in  ben  ©ermitte* 
©oit  ben  Wenigen  unterfeeifeften  gcmfprecptabcln  ift  lungäämtern  Werben  faft  allgemein  Weibliche  ©erfo 
ba?  oieraberige  Sabel  St.3Jlargarct’?©ap(GngIanb)  | neu  berWenbet,  teil?  au?  finanjietlen,  woftt  auch  au? 
bi?  Sa  ©amte  (Belgien)  in  ber  Sinie  £onbon-©rüffet  i fogiatpolitifdjenGrünben,  teil?  weit  bie  böpereStintme 
ba?  langfie  (88  km).  (Scftwerberftänbliche  Söörter  Wcibticpcr©crfonen  burd)  ben  g.beutlictcr  übertragen 
bucftflabiert  man  lelcpbonifcp  am  heften,  inbem  man  wirb.  Auch  bie  VI u flicht  wirb  bon  weiblichen  ©erio 
bie  einzelnen  ©udjftaben  burch  Gigennamen  erfeftt,  nen,  in  lefttcr  Sinie  jebod)  bon  männlichem  ©erfonat 
j.  ©,  © non  ©erta.)  geführt,  bem  aufterbem  bie  ©ornahmc  ber  elettrifchen 

IV.  (Btfrligcfciiiig  nnb  fBrrtvaltung.  ilheffungen , bie  Gingrenjung  unb  öefeitigung  bon 

Xa?  Secht,  gemfprechantagen,  inöbef.  Crlsfem*  j Störungen  obliegt. 
fprcdhncjjeunb©erbinbung?Ieitungenherjuftefleuunb  Gin  gemfpreepanfeptuft  ift  bie  fünftlicpe  Grweite- 
gu  betreeben,  fleht  in  ben  meijten  Sänbent  au?f<pticft  rung  be?  natürlichen  Spred)-  unb  S>örbercid>?  unb 
lieh)  bem  Staate  *u  unb  bitbet  ba,  Wo  unter  Tctcgra-  tarnt  bemgemäft  auf  faft  allen  Gebieten  ittcrvfdjiidjen 
Phenanlagen  bie  gemfprecpanlagen  milbegriffen  i»er<  ©Sirten?  mit  Suften  bermenbet  werben.  Xabei  liegt 
ben,  einen  Seit  be?  Setegraphenregat?.  ©on  bem  ber  SutturWert  be?  getnfpreeper?  weniger  in  ber  ©e* 
Staate  wirb  biefe? Secht  entweber  fetbft  au?geiibt  unb  guemlichleit  ber  Gefpräd)?übemtittelung , at?  harrpt* 
befjen  Ausübung  an  ©ribnte  nur  berein)ett  für  für*  fachlich  barin,  baft  bie  Sacbriebteneinjicbung  unb  bie 
jere  Streifen  berliehen,  ober  ber  Staat  berleiht  in  barauf  aufgebaute  Gntfchlieftung,  fetbft  im  Sergteich 
groftem  Umfange  bie  Au?übuttg  be?  Segal?  an  ©ri-  mit  ber  ©oft*  unb  Tctegrammbeförbcning,  gang  er- 
bäte, unb  )War  geigen  eine  beftimmte  Abgabe  unb  mit  fjebtich  befdjteunigt  wirb,  woburch  ber  gernfprccptetl- 
bem  ©orbehalte,  bie  Anlagen  jebergeit  ober  nach  be-  nepmer  bem  Sid)tangefd)toffenen  gegenüber  ju  einer 
ftimmter  griff  gegen  Gntfcpabtgung  fetbft  gu  über-  überlegeneren  Auötuibung  feiner  Sräftc  gelangt.  3« 
nehmen ; bem  Staat  bleibt  inbe?  unbenommen,  gleich*  ber  Grfenntni?  biefer  Tatiacpe  ftnb  bie  xulturftaaten 
jeitig  neben  ben  ©rioatneften  auch  Staat?nehe  gu  er*  mit  gernfprccprcgal  beftrebt  gemefen,  aud)  ben  Wirt 
richten.  Xte  ©rioatnefte  fmb  in  mehreren  Säubern,  fcbaftlicl) Schwachem  bieSenuftung  be?  gemfpreeper? 
wie  in  Gngtanb,  unter  Aufwenbmtg  arofter  Opfer  auf  alle  tedmifcp  erreichbaren  Gntfemungen  gu  er* 
Dom  Staat  angetauft  Worben.  3n  Säubern  ohne  möglichen.  Wo  tebiglid)  auf  Grrnerb  gerichtete  Gefell* 
gemfprccbregal  beforgt  bie  ©ribatinbuflrie  ben  ©au  (haften  ba?  gcnifprecpwcieit  in  ber  Smnb  haben,  re* 
unb  Setrieb  ber  get  nfprccpantagen.  3m  Xcutfcprn  gelt  ftd)  bie  £>öpe  ber  Gcbüprenfäfte  burd)  ben 
Seid)  ift  ba?  öffentliche  gemfprecpwcfen  Oon  Born-  ©etlbewerb  ber  ©rfeüfchaften  untercinanber.  3n 
herein  at?  ftantlicbc  ©er!ehr?anftalt  eingerichtet  unb  Sorbamerita  gibt  e?  feine  befiimmten  Ginbeitofäge 
ba?  Segal  burd)  ba?  @efe()  über  ba?  letegraphen-  für  bie  Gebühren ; bie  Teilnehmer  werben  nach  Sei* 
wefen  be?  Xeutfhcn  Seiche?  Dom  6.  April  1892  enb»  tungSlänge  unb  öefpräeh?umfang  emgcfd)ä()t.  3" 
gültig  geftdjert  Worben.  3n  Cflerreich  Würbe  ba?  91ew  ©ort  fdjroanten  bie  Säfte  für  einen  Anfdjtuft 
ifemfprcdjrcgal  burch  bic  Telephonocrorbuung  Dom  jWifcben  26  unb  600  Xotl.  fiir  ba?  3at)r.  Gine  Weit 
7.  CK.  1887  unb  in  Ungarn  burch  Gefcft  Dom  8 Aug.  gehenbe  S’erabfeftung  ber  Gebühren  fanb  namentlich 
1888  feftgeftellt.  Aufter  in  biefen  Säubern  übt  ber  ftatt,  at?  ba?  Don  ber  ©etl  > Gcfetlfchgft  erworbene 
Staat  ba?  genifprechregnl  allein  au?  in:  Belgien,  6auptpnlent,  ba?  bie  gange  ffnnft  ber  Übermittelung 
Bulgarien,  granfreid),  Sujcmburg,  Sumätticn,  ber  uienfd)lid)en  Sprache  burch  Gleflrigitäl  jam  ©e 
Schweig,  Sotfcpinchina,  3apan,  Senegal,  Satal  unb  genftanb  patte,  im  grüpjapr  1893  abgelaufen  unb 
im  auftralifehen  Slaatenbunb.  ©riDatc  unb  ftaattiepe  Damit  ba?  cinjig  baftehenbe  SSonopot  biefer  Geffü- 
hlntagcn  beftehen  in  Großbritannien,  Snfttanb,  Spa*  fcpnft  gebrochen  war.  3it  ber  eriten  Gntwidetung?* 
nien  unb  Schweben  nebeneinanber.  31’  Xänemart,  periobebeigemfprecpWefen?ift,  namentlich  inScpwe- 
3tatien,  SieberlanbeunbSorwegenbetreibtberStaat  ben,  Deridiiebemlich  Derfucht  worben,  bie  burd)  ben 
nur  Scrbinbung?antagen,  Wäprenb  bic  Crt?fem*  ©au  nnb  ©ctricb  einer  Ortofemfprecpeinricbtung  ent* 
fpreepnefte  ftd)  in  ^änbcit  Don  ©riDatgefctlfcpaften  be*  flanbenen  Stoften  anteitmäftig  auf  bie  3nterefien 
finben.  3"  Spanien  ftetlt  ber  Staat  nur  für  feine  ten  gu  Bertcitcn.  Sdtou  Wegen  ber  Scpwicrigteit  ber 
eignen  3wccte  gemfprecpanlagen  per.  AuSfdüieftlid)  HoftenDerteilung  beim  Siingutritt  neuer  Teilnehmer 
©riDatbetricb  herrfdit  in  Braftlien,  Sicbcrlänbifd)-  j hat  biefe?  ©Bftem  (eine  ©erbreitung  gefunben.  3fftl 
Onbien  unb  Sorbamerita.  SBo  ber  Staat  ba?  gern*  I werben  in  alten  Sänbem  fürgernfpreepanfebtüffe  unb 


(Sfmfpredjev  (©ebaijrenwcfen,  SJcchHübeS,  Slatiftifdjeö). 


für  bie  ©cnujung  ber  gernleitungen  teils  einmalige, 
teil?  fBrflaufcnbeÜSebühren  erhoben,  bie  hauptfäd)lid) 
nuS  folgenben  Elementen  in  bei-  Berfd)iebenartigften 
SSeife  jufamrncngcfejt  Werben:  1)  feftftehcnbe,  in  be» 
ftimmten  griffen  ;u  jafjlenbe  ©aufdjgebühr  für  einen 
Anfdjlufj,  beren  S>öt je  abhängig  ifl  bon  ber  ©röjje  ber 
Stabt  unb  beS©pre<hbereidiS.  ber  Sänge  unb  Vtrt  ber 
Seitung  (ober«  ober  unterirbifd),  Toppelleitung),  ber 
VI rt  beb  Ylnfef)tufi«S  (®efd)äftS-,  Swtd»  ober  Klub-, 
Sfühnung«anfd)Uifö  mit  Ermäßigung  für  weitere  An» 
fiblüfie  beSfelben  Teilnehmers  unb  für  Beerben- 
cmfdjilüffe,  forote  mit  über  otjne  Siecht  bet  freien  Bo- 
nn jung  ber  öffentlichen  Sprediftellen,  femerabhängig 
bon  ber  BcrtragSbauer,  ber  ©eipräd)8jaf)i  mit  Slad)- 
jablung  für  übcr[d)iefsenbe  ©cfprädje ; 2)  ®runb» 
gebühr  für  bie  Überlafümg  ber  Apparate  unb  ber 
Anfchlujjlcttung;  8)  Ort»gefpräcpSgebii()r  für  ®c» 
fpräcbe  mit  begrenjter  ober  unbegrenzter  Stauer;  4) 
ftemgefprächSgebühr  für  bie  Beim  jung  ber  gemlci» 
tungen,  beren  Jpbje  abhängig  ift  Bon  ber  Entfernung, 
ber  lauer  unb  Triitglid)uU  ber  ©efprächc  mit  (Sr- 
mäftigungen  an  Sonn-  unb  geiertagen  fowie  im  Be» 
jirfeoerfehr;  8)  Saufdjgebüjr  für  Benujung  ber 
Fernleitungen  in  beftimniten  Slacptilunben  ober  Bon 
ber  Bbtfc  auS  mit  Ermäßigungen  wie  unter  4) ; außer- 
bem  6)  einmalige  3ufd)üf(e  ju  ben  Soften  für  bieder- 

Stellung.  mitunter  aud)  bie  Unterhaltung  ber  Spred)- 
teile  u.  Seitung;  7)  laufenbe  HufqlSge  jur  Anfdjluß» 
'aufebgebütjr  ftir  bie  in  berfolben  nid  i berüdfiditigte 
SeitungSlängeunb8)Eiftaltungfämtiid>erBautoften 
für  bie  Awßhlußteituug  ober  für  Die  Apparate. 

3m  allgememen  wirb  banad)  gefirebt,  Seifiung  unb 
öegenleiftungmEinllaug  ju  bringen,  WaS  nur  burd) 
eine  Ahftufung  ber  feften  ©cbührenfäje  ober  burdi 
©ezajiung  jebeb  einzelnen  ©efpräcpä,  nicht  aber  burd) 
allgemein  gültige  Abonnement-Käßc  ju  erreichen  «ft. 

gür  baS  Teuticpe  Sieiat,  mit  AuSfcpluß  beet  initern 
Berfehr«  Bon  Batjem  unb  SBürttemberg.  ift  baS  ©e» 
bührenwefen  burd)  bie  Bom  1.  April  1900  in  Kraft 
getretene  Femfprecbgcbührenorbnung  uemt  20.  Tcj. 
1899  gefejlidj  geregelt,  gür  jeben  Anfdjluß  In«  ju 
6 km  Sänge  wirb  nai)  ber  ant  Anfang  eines  Sälen» 
berjabreä  uorpanbenen  Anja  bi  Anfdjlitffe  entweber 
eine  Baufdjgebüljr  ober  auf  Antrag,  jeboch  nur  in 
Siefen  mit  über  60  Anfdjlüffcn,  eine  ©runbgebQbr 
für  Apparate  unb  Seitung  fowie  SefpräcbSgebftbren 
für  minbeftenS  400  Trri»:faiimitengefpräcbe  ju  6 Bf. 
erhoben,  eine  jciJnlidx  Baufdjgcbühr  betragt  tn  Siefen 
Bon  nidü  übet  50  Anfd)Iüffen  80  SRI,;  bei  51  - 100 
«nfchlüffen  100  3Kf.;  bi«  200:  120  SRI.;  bi«  500: 
140  SRI.  ; biS  1000:  150  SDif.;  bis  5000:  160  Sir.; 
bi«  20,000:  170  SRf.;  bei  mehr  als  20,000  Anßblüf» 
fen  180  SRf.  unb  für  Anfdjlüjfe  anBoflanftalten  ohne 
ßernfprechnef  80  'Hit.  Tie  ötunbgebübr  beträgt  in 
Siefen  Bon  nicht  über  1000  Anfeblüffen  60  SRI. ; bet 
1001— öOOOAnfchlüffen  76  SRf. ; bis  20,000: 90  Bit.; 
barüber  100  SRf.  jäbrlid)  bi«  6 km  Anfchlußlänge. 
Anid)Iüffe  gegen  Bnuicbgebübr  bilrfen  innerhalb  be«. 
leiben  Sie jcS  uan  Tritten  unenlgeitHd)  bcmcjt  wer- 
ben; überhaupt  aber  borf  fi*  ein  Teilnehmer  bie  für 
©efprädje  eine«  Tritten  fälligen  Einjelgebiibrcn  er» 
Italien  laffen.  3m  geniberleljr  Werben  bis  25  kin 
Entfernung  20  Bf-,  bis  50  km  25  Bf-,  bis  100  km 
60  $f-,  bi«  500  km  100  ®f„  b»  1000  km  150  Bf- 
unb  über  1000  km  200  Bf-  für  ein  Tni»SRmutnt> 
gefpräd)  erhoben.  Sie  Entfernungen  Werben  nach 
§ 2 beS  ScfcüeS  über  ba«  Bofttafttfien  bom  28.  Oft. 
1871  unter  3ugrunbe(cgtmg  Bon  Tayquabraten  be* 
regnet.  Tringenbe  öefpriiebe  foften  ba«  Treifacbe. 


447 


Tic  fonftigen©cbübren  für  Siebemmicblüffe,  für  Auf* 
nehmen  unb  3ufprechen  Bon  Telegrammen,  Slacbt- 
Berbinbungen,  Bmujung  öffentlicher  Sprechftelleit 
unb  gemfprcdjautomaten  (im  OrtSBerfchr  10  Bf.  für 
baS  ffiefpräd)),  Berbinbungen  im  Bororts.,  Siachbar- 
ortS-  u.  Bejirfäuerfehr  fowie  nad)  bem  Au«lanbc,  für 
befonbere  u.  Siebentelegraphen  fittb  burd)  bie  AuSfülj* 
ningSbtftimnumgenjiirgernfpredbgebübrenorbnung 
Bom  26.  SÄärj  1900  Bom  Rcid)£fanjlcr  frftgefeft. 

Tie  Sieucegelunn  ber®ebübren  hat  namentlich  au? 
bem  Beftreben,  Anfdüuß  an  bie  Fernleitungen  ju  er« 
fallen,  eine  ftarfe  Zunahme  ber  Ortsfemfpretbncfe 
auf  bem  flachen  Sanbe  fowie  eine  Bcrmebrun«  ber 
Siebenanfchlüffc  jurgolge gehabt.  Tie  im  evftm^abr 
na^  ber  Sieuregelung  emgetretene  Sliinbereinnahme 
Bon  4,7  SRiH,  Bif.  ifribauptfädilid)  burd)  bie  biUigert 
SlitfchUiffe  gegen  ®runb>  unb  OSefprächSgebiihren  ent 
ftanben.  I roj  ber  3unahme  bergemgefpriiebe  ntüft- 
len  bie  gernleitungen  nodj  ftärfer  auSgenujt  werben. 
Wenn  bie  auf  1 km  entfaHenbe  Einnahme  nicht  noch 
Weiter  ft  «fen  füll. 

3nS8ien  werben  für  einen  Anfdblitft  auf  2km  fahr 
(ich  200  Sr-,  für  jebe-S, weitere  Kilometer  60  Sr.  mehr 
«hohen ; im  übrigen  Cjferreid)  ift  für  einen  Anfehluft 
jährlich  jujahlen:  eine  Baugehühr  (bis  500m  lOOSr.) 
nlS 3ujd)lag  ju  bm  Selbftbaufojten  ber  BerWaltung, 
eine  SlationSgebüh*  (60  Sr.)  für  bie  ^ergäbe  unb 
Unterhaltung  ber  Apparate  unb  cmeUmTdjciltegebühr 
(40  &r.)  für  bie  Sebienung  be«  Slnfdjluifes  im  Amt. 
3n  ©ubapeft  füllet  ein  2tribtanfd)lufj  300  Sr.  Ent- 
fprecbenb  ben  billigen  SebenSbebingunaen  in  Sfan 
binnmon  fmb  bafelhjt  auch  bie®ebül)ren  für  AnidjUiijc 
am  niebrigfteit,  in  Sforwegen  gibt  eS  fdjon  Anfwliiffe 
für  25  Sit.  jährlich.  3n  BnrtS  baf  ber  Teilnehmer 
für  einen  Anjd)lufj  innerhalb  ber  Guccintc  400  fvr. 
jährlich  ju  johlen  unb  futjjcibem  bie  Apparate  fclbft 
ju  befchaffen,  in  Conbon  17  Bfb.  Sterl.  für  einen 
AnjchlufjmitunbcfchränfierBenujimg,  inbeS  werben 
in  granfreid)  unb  Gnglanb  aucij  Anfcplüffe  gegen 
®runb-  unb  fflefprädjSgetüiljr  tibcrlaffen. 

Stach  bem  beutfdjen  Bürgerlichen  ©efejbuäh,  § 147, 
gilt  eine  burch  ben  g.  gemachte  Offerte  al-S  ein  bem 
AnWefenben  gemadjter  Antrag,  unb  ein  foldjcr  fann 
nur  foforl  angencimnten  Werben ; ber  Offerent  ift  alfo 
nicht  langer  gebunben  (ogt.  Sleiti  in  ber  »Teutfchen 
3uriftenjeitung< , 1898,  ©.  467).  Bei  öefdjäftSab» 
fchlüffen  mittels  gernfprediev«  foü  fcch  bie  AnStegimg 
im  SweifelSfaüe  gegen  benjenigen  riebten,  ber  biefe 
BerfehrSfonn  gewählt  hat-  3)ie  Folgen  einer  Ber» 
i ftümmett  (ingegangenen  Antwort  fünnen  nid)!  auf 
I ben  Antmortenben  abgewiiljt  werben.  TerAuffor 
bembc  erllärt  ftiUfchweigenb,  haß  er  bie  Antwort  audi 
bann  als  Berbinblich  gelten  laffen  wolle , wenn  erfie 
nur  teiiweife  ober  Bcrftümmelt  erfjalten  bat-  Tie  öf- 
fentlid)en3wcdenbienenben  gernfprecbanlagen  (Sim- 
ter,  £inien  uttb  ©precbftellen)  flehen  unter  bem 
Schuje  her  § 3 1 7 ff.  bes  ifteidjSftrafgcfejbucheS. 

T.  6taHBU<J)«S. 

Tie  gernfprechBerwattungeu  finb  fortgefejt  be* 
müht,  ben  ©pred)hcreicb  jebeS  TeUnehnterS  im  eignen 
Sanbe  burd)  fcerfteHiing  neuer  gentfpred)Bevbin- 
bungSIeitungen  unb  burch  Bertragf^lieftung  and)  auf 
baS  AuSlanii,  namentlich  bie  9Jad)barlänber,  attSju- 
bohrten.  3n  ber  SluSführungSßbereinlunft  jum  inter» 
nationalen  TelegraphcnBcrtrag  ift  bie  fcerftdlung 
intemationaler  gernfprechBerbtnbimgen  nur  im  all 
gemeinen  »orgefefjen  unb  bie  ©efprächSeinbeit  auf 
3 SRinuten  fe|tgefejt.  3n  ber  Sünbaner  Sienifion 
(1903)  fenb  auch  einige  BetriehSoorfchriftcn  nllgeinein 


448 


gernfprecf)er  (Statiftifdjeä;  g.  für  tefonbrre 


Ö,  nametülidj  baff  bie  ©efprädjSjeit  tum  bem 
lief  an  gered)itet  werben  foH,  tt)o  bie  Serbin* 
buifg  ,)roi(d)en  bem  SRufenben  imb  bem  Verlangten 
tjergefletlt  ift,  na<f)bem  lefiterergeantwortct  bat.  Wobei 
bie  ütnrufjeit,  toaS  1 äliinute,  narf)t8  3 SRinutcn, 
reicht  beredjnet  Wirb.  9Kit  ömmflarfenSronjebräbtcn 
fann  man  Entfernungen  tue  gegen  2000  km  tele* 
bboniftb  gut  Überbrüden.  $ie  ®ejamtjal)l  ber  Seil* 
nebmerankt)lüffe  auf  ber  ganzen  Erbe  beträgt  (i»02) 
gegen  4 SRiUtonen.  $er  3 tont)  beä  gemiprediwefenä 
ut  ben  mid)tigften  Siinbern  unb  beffen  Eniwidciung 
ira  Seid)8poitgebiet  ift  auä  Tabelle  I u.  II  er)id)tlid). 
1.  etanb  beb  Sernfprtibtoefen*  tu  ben  »oidjttgften 
Stabern. 


Säuber 

gern* 

ipteeb* 

ne|e> 

teil* 

neftnter* 

anftftlüffe 

Xnftftluft* 

leitungen 

km 

F«n' 

leitungen 

km 

Sern* 
gefpräifte 
in  tauf. 

Belgien  .*S 

17 

18422 

50320 

15846 

720 

, I8 







5531 

362 

tänemarf . jp 

79 

33781 

93670 

20471 

8705 

a*utf$ib.3  s 

8295 

337  629 

882126 

177  574 

101  620 

Franfreuft.  8 

1552 

*— 

322368 

131  057 

7 408 

»roftbrit.  . S 

— 

79536 

— 

67  064 

10139 

. ffnbe  1902  P 

1055 

246092 

726876 

— 

— 

Sujemburg  8 

88 

1960 

109« 

2657 

1219 

(S 

— 

— 

— 

15709 

918 

SRieberl.  . O 

12 

9237 

29947 

— 

— 

Ip 

40 

10284 

» 

— 

— 

f8 

25 

14  550 

50838 

26449 

1723 

9JontKgen.jp 

200 

19488 

81985 

19374 

1950 

ßflerreitft  . S 

278 

34  651 

182  542 

18456 

1911 

{Rumänien . s 

6 

2391 

«250 

17  939 

278 

m er,,  t.  /S 

91 

21273 

4548« 

2692 

1186 

11 

18206 

36708 

224 

! io 

|8 

153 

55374 

63810 

58227 

4873 

Stftroeben  . {P 

5 

30069 

87  445 

18072 

? 

b 

21 

1 256 

4974 

456 

? 

Stftroeij  . 8 

324 

43314 

149798 

18711 

4 778 

Ungarn  . 8 

56 

17019 

59197 

36084 

610 

3apan  . . 8 

21 

25603 

128  387 

10047 

892 

Söerctn.  St.  P 

4800* 

2278  000* 

1627  000 

1 142 4705 

603005 

* ftnfang  1902.  — * 8 = Staat# »,  P = privat«,  ö = &c* 
meinbebetrie 6,  J = ®efeBf<$aft  auf  Öegenfeitigfeit.  — * ffin* 
f$  lieft  tieft  Samern  unb  ©ürttemberg.  — 4 S<ftä|ung  für  1902.  — 
• Wur  ber  »efl»Öefeflf<ftaften. 


II.  <£nttt>i(felung  betf  FfernftJrcdjtvefenS  im  9tct$4- 
lioftg  tbltt. 


1891 

1901 

1902 

Orte  mit  §emfpre4et«» 

j 

ritfttungen 

295 

2024  j 

2369 

Orte  mit  Umftftaltefteüen 

— 

928 

914 

Crte  mit  öff.  SpredjfteHen 

130 

12203 

12934 

teilneftmeranfcftlüPe  . . 

61914 

291835 

»37255 

darunter  Nebenan» 

fcftlüffe 

ettoa  600t) 

57899 

72122 

Sänge  bet  Drt«fernfpre«ft* 

linien  (km)  .... 

9679 

50392 

59105 

t>aoon  unterirbifeft  * 

56 

967 

1443 

Sänge  ber  Drt4fentfpre^ 

leitungen  (km)  . . . 

102982 

772507 

955331 

taoon  unterirbiftft  1 

8876 

425  788 

578504 

SaftI  ber  (ükfprätfte  . . 

244  SRiB. 

700  3Ria. 

758  3WB. 

Taoon  Ferngefpräcfte 

18,1  2)liU. 

92,4  ®liU. 

tot,«  sma. 

ßaftl  ber  Fernleitungen . 

811 

3303 

»B17 

Sänge  ber  Anleitungen1 

22  849 

254  124 

812984 

Qefamtanlagetapital  Slm 

fang  1901  

— 

120S»ia.38f 

FernfPrc4>0*büftrenein* 

naljme 

— | 

39,1  «UB.»!. 

45,3WiB.Wf. 

ffieiblic^e  »tarnte  . . . 

— ! 

5391 

5725 

ff«  entfiel  1 SprectftcQc 

auf  Simpoliner  . . . i 

075 

165  1 

1 142 

1 3n  Jhlometetn. 


»ergleicft  jtoiftften  gernfpre<$* 
einrictitungen  ln 

»erlin 

(Änfang 

1902) 

1 5terp?)art 
(Änfang 
1903) 

Cinroo(>ncr  in  taufenbett 

1889 

1850 

teilnetyneranft$lüffe 

56368 

63975 

Sänge  ber  £nf<$luftleitungen  (km)  . . 

162654 

236600 

taoon  unterirbifc^  (km)  .... 

125115 

232900 

$eutfd)lanb8  internationaler  grni[pred)l)rrfel)r  er- 
ftredt  fid)  jurjeit  (1803)  auf  Öfterreid)  * Ungarn , bie 
©tfyoeij,  Belgien,  bie  Sieberlanbe,  Mnemarf,  Sdjwe* 
ben , grantreid)  unb  fiujemburg.  Son  Berlin  fann 
mit  über  1730  beutfdjen  unb  über  430  auslänbifdjen 
Crten  gefprodien  werben.  Überbieinbenserfdiiebenen 
fiänbern  unb  Orten  rugelafji-nen  Spredibe  jicbungcn, 
Bon  benen  einige  in  ber  Jabelle  III  aufgefiibrt  tmb, 
geben  bie  für  bie  einzelnen  Snible  unb  Segirfe  (»er* 
abgegebenen  Seilnel)iuerlicrjeid)niffe  UuStunft. 


Ul.  gternfbreibberfcbr  tn  einigen  üänbern. 


ter  Gpttdfvcxltlfx  ift  jugelaffen 
(1903) 

jtpifeften  | unb 

Seitung#« 

länge 

km 

(gebühr  für  ein  ge* 
wöbnlube«  tret* 
miuuten  * öef  prätft 

»erlin 

Min 

635 

100  Pfennig 

Siemel 

949 

150 

SJlüncben 

652 

100  * 

Stuttgart 

650 

150  * 

©ien 

070 

300  * 

»ubapeft 

970 

400  * 

»afel 

923 

300  * 

Äopen^ageit 

S32 1 

300 

»ari4 

1186 

500  » 

IRarfciUe,  üb.  »ari« 

2056 

650  * 

Wreälau 

JtKtmburg,  üb.»er(tn 

647 

150  « 

• 

Franffurta.VL  » 

938 

150  * 

Ruin 

tanjig  * 

1113 

150  » 

G^emnil 

Stuttgart  * 

920 

100  * 

Sflagbeburg 

$ari4  * 

1367 

500  * 

©ien 

Rarlebab 

460 

300  geller 

* 

»ubapeft 

270 

200  * 

0 

trieft 

570 

300  * 

ytifl 

»ubapeft 

620 

400  * 

Jtopenbagcn 

ffftriftianta 

690 

200  ßn 

0 

Ärcnbal 

1000 

300  - 

m 

Stocflfolm 

650 

150  * 

• 

fHoflocf  (Wcctlcnbg.) 

240 

225  * 

fati« 

Starfei  Be 

870 

225  Sentimc# 

0 

Soubon 

480 

1000  * 

0 

»tüffel 

320 

300 

0 

SSatlanb 3 

940 

850  * 

0 

iKom 

1593 

400  * 

0 

Sujemburg 

380 

250  * 

0 

»ent 

650 

400 

Surcmburg 

S^on,  über  ^)ari# 

900 

500  • 

»riiffel 

Sonbon 

360 3 

1000  * 

0 

Slntfterbam 

220 

300  * 

Sobj 

©arf^au 

145 

75  ftopefen 

Robe 

totio 

610 

160  Cent« 

Clltcago 

fRero  f)orf 

1520 

4 

* SO  km 

Äabcl.  * turtft  Wont  Cent«. 

9 88  km  PaSeL 

4 3m  «ebiet  uoifipen  her  atlantiffSen  Pape  eincifcite  unb 
SRinneapoitf,  PanfaA  Citq  uni)  31.ro  Oricanl  anberfeite  ISrtaen 
imtfcben  allen  bebeutenbern  t tabten  gegen  bm<Bf($nitiU$ 
0,*  Cent  ffle  bie  amentanif4<  GlrnninutengciprAiSAnieite  gern* 
geipräc&e  geführt  rneeben.  - $ie  guiaffung  bei  Spre<bnerlebe4 
i'eriin  -3iom,  Steettn-ipetrrlburg  unb  Uonbon-flani  ift  im  SSert 
TI.  3ernfurrd>er  (iir  befonbere  (Jturtfe. 

Ser  g.  finbel  für  jablreidje  befonbere  3wede  in 
Saud-  unb  Siioatlelepfyonanlagcn  Serwenbung.  Er 
beroiibrt  fid)  alb  ein  Borjügltdjcä  §i!f«mittei  jur 
Seidjlcunigung  beb  ©eidjäftoganged  inner!) nlb  in* 
buflrieller  Anlagen,  ber^ianbetobäufer,  ber  öotelä,  ber 
J Bureaud  Bon  Bcbürben,  ber  Sdjiffe  ic.  Sei  foldjen 
; Anlagen , namcntluf)  nidjt  ju  unifangreidjen,  fann 


Diaitized  bv  Go< 


gerntrieb  — 

man  bie  gcntraiflelk  unb  bad  fcurd)  eilte  befcmbcre 
©crfon  ju  bebicnenbe  Umichaltefbftem  durch  Sennen* 
billig  non  i!  i n i e n ln  ä 1)  1 e r u entbehrlich  machen ; baä 
iinb  bei  bcn  einzelnen  Spred)fteUcn  aufjuftellenbe 
3töp[ctumfd)alter,  bie  fo  burcf)  Seitungen  mitein« 
anbev  nerbunben  ftnb.  baß  bcr  ©ufenbe  (ich  fetbft 
mit  ber  gcwünfchten  Sielte  neibinben  fann.  Saut* 
fpred)entc  g.  roerben  in  ©erbinbmtg  mit  beut  fogcn. 
Kommando  • Stcntor  > ©ictropiiou  im  Seewefen  unb 
bei  ber  EtrtiHerie  für  ß’ommanboDerteilungen  benupt. 
Ser  g.  ilebt  bem  Bergmann  im  Schadjte,  bem  Tau- 
cher in  ber  Saud)erfappe,  bem  beobadilcnbcn  Offijier 
im  geffelbatlou  jur  Verfügung;  er  bient  jur  Serbin« 
bung  ber  ©olijei*  unb  ber  gcucrwebrftationen,  ber 
öutdgebäube  mtb  ©orwerfe,  ber  görftereien,  ber  ttiif- 
fenfchaftlichen  3nftitute  auf  ©ergfpijjen  mit  ben  Sn« 
ftebclungen  im  Sale ; baä  5Kitropi)cm  überträgt  ben 
©efang  and  ben  Cpernhäuiern  unb  bie  ©rebigtcn 
aus  bcn  Kirdjen  in  Die  ©riüatwohnungen  ic.  gern* 
fpred)anlagen  jur  Scrbinbintg  bon  pnnaten  ©e* 
id)äftd[teUcn,  fügen,  befonbere  Einlagen,  flellt 
and)  bie  ©eichspoft  bcr;  j.  ©.  beträgt  bie  ©ebütjr  für 
jmei  SprecbfteAen,  bie  burd)  eine  einfache,  5 km  lange 
Leitung  am  Jpoljgejläuge  nerbunben  ftnb,  nad)  bcn 
Muäjübrungsbeftimmungen  jur  gemfprcchgebühren* 
Ordnung  jährlich  (8  x 20  4-  6 x 80) = 190  3JM.  31  c • 
ben  an  lagen  mit  Einfd)lufs  an  eine  Selegrnpfjcn- 
anftalt  jur  Übermittelung  non  Sclegramnteii  bürfen 
nur  in  Drten  ohne  Crtateni'pred)einrid|tuitg  mit  g. 
betrieben  »erben.  3ut  Sicherung  bed  Eifen- 
babnbelriebed  bienen  Stredenfernfprccber  in  ben 
Säärterbuben  unb  in  ben  3ügtn  tragbare  gemfpredj« 
jtjilcine ; tepterc  tonnen  in  bie  Leitungen,  burdi  welche 
bie  Stredenfemjpredjer  ncibunben  unb,  überall  Icidjt 
einge[d)altet  »erben.  Selbft  jur  Ermöglichung  bed 
Spredjoertebrä  }»ijd)en  ä»ei  fahrenden  Gifcnbahn* 
jiigen  finb  Schaltungen  praltijd)  erprobt  »prben, 
namentlich  in  ©erbinbung  mit  $Jedcrcinrid)tuugcii 
jur  ©erljütung  Don  Eifrnbabnjufantmeniibjsm.  Elu|jer 
jum  ©crfeljr  innerhalb  ber  Eifenbahnjüge  führen 
oiefe  (g.  Ö.  jttifd)en  Efiicago  unb  San  grancidco) 
genifpreehgchäujc  mit,  bie  »äljrenb  bed  ülufenlljalttS 
auf  ben  toubtigften  Stationen  an  bie  Ortdfentfpred)* 
emrichtung  angefchloffen  »erben  unb  Bon  beu  ©ei* 
fenben  gegen  Entgelt  benujjt  »erben  bürfen;  auch 
Schiffe,  bie  im  .'pa|en  liegen,  »erben  in  biefer  EBeife 
angefdjloffen.  gut  Einfd)altung  in  Klingelanla- 
gen ber  ©riDatioobnungeit  fmb  gang  einfache 
viprechihfteine  im  Raubet  ju  haben. 

3>'  Seutfdjlanb  beliebt  feit  1887  jugutiftcn  ber 
öeroohner  Heiner  fianborte,  bie  bei  Unglüdäfäden 
meift  auf  bie  Jpilfe  aud  benachbarten  Orten  angeroic* 
fen  ftnb,  ein  befonberer  U n f a 1 1 m e l b e b i e n ft  (f.  b.). 

Sine  eigenartige  Einrichtung  ift  bie  Telephon* 
3eitung  (Telephon  Hirmondb)  in  ©ubapeft.  S>en 
an  eine  ^entralftede  angefchlojfenen  8000  Xeilnetj* 
mem  »erben  intereffante  Sageäneuigleiten , öörfen* 
nad)richten,  Kongertaufführungen  ic.  Don  morgend 
bid  abettbd  nach  einem  beftimmten  ©rogramm  tele* 
Pbonifd)  ju  ®el)Br  gebrad)t ; auf  befonberd  wichtige 
Siadirichten,  ben  ©eginn  ber  Sorftedungen  unb  Elfte 
macht  ein  laut  tönenber  Eflarmapparat  aufmertfam. 

Sie  brahtlofe  Selephonie  (Sichttelephonic, 
©hototelephonie)  hat  für  bie  ©erftntibigung  auf 
fürjere  Entfernungen,  namentlich  im  geftungd*  unb 
ftü|tenbeobachtunqäbicnft,  prallijdie  ©ebeutung  ge- 
wonnen, feitbem  E.  ©uhmer  in  ©erlin  an  SteUe  bed 
©Cllichen  ©hotophond  (f.  b.),  bad  hbchfleitä  auf  200  m 
ttirftc,  bie  Sprechende  ©ogenlampe  Don  Simon  (®öt« 
SReqert  Äono.«fiettfoit4  8.  tflufl.,  VI.  ©b. 


gtnranrfung.  449 

tingen)  DerWenbet  unb  bie  Selenjede  fowie  bie  Schal* 
tung  »cfentlich  Derbeffert  hat,  fo  baf)  ein  ©efprädj  bid 
über  10  km  brahtlod  geführt  »erben  lann.  Sie  hier- 
nach Don  Siemen**Sd)udert  1903fonftruiertenElppa* 
rate  für  Sidjttelephome  ftnb  derart  mit  Einriditungcn 
für  Sidjttelegraphie  (f.  b.)  Bereinigt,  bah  gleich* 
jeilig  bad  ©eben  unb  ©bhbren  Don  Telegrammen 
nad)SRorfejeid)en  möglich  ift.  SadSpflem  ber  braht- 
lofen  Selephonie  Don  g.  $1.  Eodind  tommt  darauf 
juriief,  bie  Erbe  unb  bad  SBaffer  ald  üeiter  jür  lange 
eleltrifchc  Steden  ju  benutwn;  bei  ©erfudjen  in  ©oef* 
lanb  Safe  31.  *£).  1902  joU  auf  5 km  eine  laute  unb 
deutliche  ©crftäitbigung  erjielt  »orben  fein. 

©gl.  »®efd)id)te  unb  Entwidelunq  bed  eleftrifchen 
: gem|prech»efend«  (Serl.  1880);  «d)enf.  ©hilipp 
iHeiä,  der  Erfinder  bed  Selephond  (granff.a.TO.  1878) ; 
bu  SKoncel,  Le  Telephone  (5.  ©ufL,  ©ar.  1880); 
©redcott,  Bell's  electricspeakingtelephonefüteiu 
fljorl  1884) ; 33  i e 1 1 1 ä b « d) , .'paitbburfi  ber  Selephonie 
ibearb.  Don  ©ober,  SSien  1899);  ©fij  u.  ©eneft, 
Einleitung  jum  ©au  eleltrifcher  ^jaudtelegraphen  unb 
Selepponanlagen  (5.  Elufl. , ©erf.  1899);  «©efchrei* 
bung  ber  in  der  SHeichdtelegrapheiiDemialtung  ge- 
bräuchlichen Apparate-  (baf.,  ©cicpdpoftamt  1899, 
mit  Nachträgen  bid  1903);  Eanter,  Sccbnif  bed 
gem[predh»e|end  (3.  Eluft.,  Slredl.  1901);  öerberl, 
Telephone  System  of  the  British  Post  Office  (2. 
El  u fl.,  2onb.  1901);  § op  lind,  Telephoneiines  and 
their  properties  (6.  Slufl.,  New  ©ortl  90 1 ) ; 3 d) » a i g . 
hofer,  ©runblagen  bcr  ©rcidbitbuiig  im  cleltrifd)cn 
Slachrichtenberfclir  (Üßünd).  1902) ; fR u h m er , Sad 
Selen  ic.  mit  ©crüctfichtigung  ber  brabtlofen  Sele* 
phonie  (©erl.  1902);  üfteili,  Sad  Sclephonrecht 
(Sleipi-  1885).  3citfd)riften:  >Cleltiotfd)iitfd)e  TJcit- 
fchrift*  (Berlin,  feit  1880,  redigiert  bou  Stapp);  -Elr- 
chiu  für  ©oft  unb  Sclcgraphie-  (baf.,  ©eichepoftami); 
*3eitfchrift  für  Eleftroicdjnif«  (SBien,  feit  1883,  re- 
biaiert  Don  3mntr)  1 'Journal  Tdlbgraphigue« 
(©em);  »Electrician.  (Sonbon);  Streifer,  gort* 
fd)ritte  bcr  Eleltrolechnif  (Selepbonie),  ein  fortlaufcn* 
beu  OneüennadilDeid  (Berlin,  feil  1888l_. 

gerntrieb  (gerntriebwerf).  bie  Übertragung 
bon  medjanifeber  Energie  ober  Sriebfraft  Don  bem 
Orte  ber  Entftebung  nad)  »eit  entfeniten  ©erbraudjd* 
(teilen  büret)  ©eftänge,  Srandmiffiondwellen,  Seil*, 
©ienten*  ober  fietteniriebe,  Srudwaf|er,  Srucftuft 
ober  burd)  bcn  eleftrifchen  Strom.  Sie  bei  ben  brei 
lebten  Eitlen  ber  Übertragung  hemmten  fieitungen 
hetfien  gernleitungen.  SBeitercd  f.  Srandhiiffion. 

gerntoaffen,  Säajfenjum  gemtampf : bie  Rriegd* 
maichinen,  Bogen,  Elnubruft  unb  bie  geuermajfen. 

gerntoirtung.  1)  Surch  unfre  ©iuofclfraft  ton- 
nen wir  einen-  Korner  nur  in  Bewegung  fepen,  inbem 
wir  ihn  birett  berühren  ober  uiiterBermittelung  einer 
Stange,  Schnur,  tpebeDorridjtung  u.  bgl.  llnber- 
mütettc  Sbrnftwirfung  in  bie  gerne  ift  und  unmöglich 
unb  bedbalb  unbegreiflich.  Samit  ift  nicht  bewieien, 
bah  fie  überhaupt  unmöglich  fei.  So  betrachtet  man 
j.  ©.  bie  fflrabitation,  bie  eleftroftatifdjc  unb  magne* 
tifd)eftraftge»öhnticf)atdunDermitteItegcrnwirfung. 
Seit  inbed  Iperp  bewiefen  hat,  baf)  bie  le|)lcrn  Ktäfie 
ftd)  nicht  momentan  in  jeber  Entfernung  gclteiib 
mad)en,  fonbem  eine  gewiffe  3eit  ocrfliefjt,  bid  bie 
Sirfung  an  einer  beftimmten  Stelle  bed  ©aumed  an- 
gelangt ift,  »ad  nur  Derftänblid)  erfdteint  unter  ber 
Einnahme,  bafe  bie  Slirfung  burch  ein  bcn  ©aum  er- 
füttenbed  ERebium  i'Äther)  übertragen  werbe,  mebren 
iid)  bie  ©erfuche,  ju  beweifen,  bahaud)bie©raDitation 
(eine  birette  g.  fei. 


29 


450 


gemroirfung  — gerrara. 

2)  Ebemifcbc  gernwirtung.  Vlmatgamierteä  I eittjigen  Vlrt  F.  gaianensis  AM.,  einem  Saum  in 
3'nl  wirb  Bon  oerbünnten  Säuren  nicht  angegriffen,  i ©uatjana  unk  auf  beit  ©mitten,  ntit  12 — 15m  hohem 
umroidelt  man  es  bagegen  mit  einem  ©latinbrabl,  fo  Stamm,  fetjr  lurj  geftielten,  elUotifcb  augefpißtcn. 
erfolgt  in  ber  Säur«  alsbalb  Vluflöfung  unter  6ni-  ganjranbigen,  unten  weißlichen  ©tattern  unb  runb- 
wirfelung  BonSäafierftoff.  3nHöiungen  BcmSieutral-  lidicn.grünlidiengrücbten  mit  beinhartem,  böderigein, 
faljen  wirb  aud)  mit  ©lalin  armiertes  3<nf  nicht  gelöfi,  jmeifamigem  Stern.  Xaä  barte,  fcbroere,  gelb  unS  rot 
feilt  man  aber  einige  Xropfcn  einer  Säure,  j.  SB.  , geflcctten>oli  (Wtlaäbolj,  Königäbolj,  gicatin- 
Scbtoefcljäure,  |u  ber  gfüffigleit,  fo  erfolgt  tmeber  ' i)  o t j)  macht  einen  beboutcnbtn  H»anbetsartifct  ©uaßa- 
Höjung.  Xaä  Platin  wirft  bereits,  wenn  cä  nur  an  naä  aus  unb  bient  juSWBbelnunbiharfeteriearbeiten. 
einem  ©unlte  mit  bcni3in[  in  ©crüf)nmg  fteljt.  ©il-  Feronia  Corr.,  tüaitung  ber  SHutajeen,  mit  ber 
bet  matt  aus  3 ml  unb  'Platin  einen  ©ügcl,  beffen  , einzigen  VI rt  F.  elephantum  Coir.  (Elefanten- 
beibe  Sinne  fo  in  eine  Höjung  Bon  Kaliumfulfat  ge-  apfclbaum),  einem  großen  Saum  in  Oftinbien  biä 
taucht  toerben  tonnen,  baft  ine  glfiifiglcitäteile,  bie  lleplon,  mit  hartem,  fduoerem,  gelblichem,  aber  nicht 
beibe  Slrnte  umgeben,  burrb  eine  poröje  Scbeibewanb  bauerbaftem  i>olj,  anieartig  buftenben,  unpaarig  ge 
boneinanber  getrennt  finb,  fo  IBft  fub  baä  3*n*  nur  fieberten  ©tattern,  rötlicbgrünen  ©lilten  in  acbfel- 
bann  merltid),  toenn  bie  baä  ©latin  umgebenbe  HB-  ftänbigen  Xrauben  ober  an«  Xrauben  jufammenge- 
fung  jauer  gemacht  wirb;  bas  Vlnfäuem  ber  baä  3'n*  feptenmiipen  unb  Diel  mittigen,  apf  elapnlidien  ffriiebten 
umgebenben  SaliumfutfatlBfung  bat  feine  Säirfung ; mit  harter,  rauher,  boljiger  ifimbe  unb  genießbarem 
her  Bafferfloff  erfdheint  am  ©latin.  ähnliches  Ser-  gleiid).  Vluä  bem  Bcrwunbeten  Stamm  fließt  bas 
halten  jeigeet  Knbuüum,  3'm>-  VUuminium  unb  aud)  ger oniagu mmi  (ed)t es  ofiinbti d)«ä  ©um  mi), 
bie  wiberitaubsfähigern  SJietaUe.  $iefe  Erfcbeinun-  baäunregelmäf)ige,grofceSUumpcnbitbet,burtbficbttg, 
gen  fiellen  fi<b  fo  bar,  alb  übe  hob  fpejifijcbe  Stuf-  topasfarbig,  ftart  glänjenb,  bisweilen  etwas  trüb«. 
IBfungämittel  ber  SHclatte,  wenn  eä  beim  ©lattn  ap-  gelb  bis  braun,  fcttglänienb  bis  matt  ift  unb  fich  leicht 
plijiert  wirb,  feine VBirfung  in  bie  Seme  auf  baS  frag-  unb  PoUftänbig  in  Baffer  löft.  Sä  Hebt  ftart.  Wirb 
liebe  SHetatt  auä.  3’n*  Benitag  nur  auf  bie  SScife  in  wie  nrabiidtes  öummi  benußt  unb  ift  biefem  für 
Höfling  ju  geben,  baß  feine  Vltom«  als  fernen  mit  po-  Safferfarbcn  Porju gehen. 

titiser  elettrifdier  Habung  fich  Born  äJietnü  loslöien.  gcronta,  altitalifd)c©egetationägöttin  fabinifchen 
3>urtb  ben  Vluätritt  pofitiner  3onen  Wirb  bas  ur<  llrfprungä,  berjttan  ©turnen  unb  CrfilingSfrüdfie 
iprünglich  neutrale  3inf  negatio  geloben  unb  bie  HB-  barbraebte,  aud)Sd)ußg&ltin  bcr&rcigelaffcneu.  3bK 
jung  pofitiD.  Xieä  bauert,  biä  fich  eine  gewiffe  ©o<  tpauptfultftättcn  waren  im  fabinifchen  Xrebula  SMu- 
tenfiaibifferenj  jtuifdieti  fffietall  unb  Cöiiing  berge-  tueSca,  wo  bei  ihrem  fifeft  eine  ber  befuefiteften  VKeffen 
itcllt  hat;  bann  jieht  baä  negatioc  SHetatt  fo  Biel  po-  : Bon  aanj  3talien  flattfanb,  in  Xerracina,  am  guße 
fitine  3onen  an,  als  burch  bie  HBfimgäipannmig  bes  beS  ©erg cs  Soracte  unb  in 'bvänefte.  Stach  pränefimi- 
3infä  in  biefe  übergeben;  cS  tritt  Wleidtgewicbt  ein,  [eher  Sage  hatte  fie  ihrem  Sohn  SruluS  brei  Seelen 
eine  weitere  Hütung  erfolgt  nicht.  $ie  bierju  erfor.  gegeben,  fo  bajj  ihn  Suanber  breimal  töten  mufite. 
berlicben  SRctaOmengen  finb  aber  fo  gering,  baß  fie  grerojepur  tfpr.  firofpOr),  Stobt,  f.  girojpur. 
fich  bem  anall)tifchen  Stacbweiä  entjiehen.  ©erbinbet  , fferorität  (lat.),  SBilbbeit,  Stoheit,  ©rauiainteit. 
man  jeßt  ©latin  mit  bem  3m(,  fo  nimmt  cs  biefelbe  j gerperle  (fpr.  ,p «m,  Öleticber,  f.  Soolena. 
negatioc  Habung  an  wie  baä  3'"*-  J>cbt  bie  pofi-  I frcrrnillicrcu  n'ranj.,  lor.  Cataß.),  mit  betu  Xegen 
tinen  3onen  aus  ber  HBfung  an,  unb  fo  wirb  bas  raffeln ; ipänbel  juchen,  heftig  ftreiten;  fjerraillcur 
©leichgewicht  am  3'uf  wieber  aufgehoben,  feine  fiö-  (fpr.  -rajJc),  Staufer,  Staufboib. 
fungäfpannung  lammt  jur  (Seltung.  3>aä  3int  wirb  flrerranbina.  Stabt  in  ber  ital.  ©roBin»  ©üten;a, 
fich  immer  weiter  löfen,  folange  bie  pofiliDeit  3oneu  Slreis  SJtatera,  über  bem  ©afentotal,  an  ocr  Eifen- 
ber  Höfung  Bon  bem  gleichfalls  ncgatiBen  ©latin  an-  bahn  ©otenja-SKelapont,  hat  trefflichen  ©ein-  unb 
gejogen  werben.  Son  ber  Statur  beä  pofitioen  3onS  ] ßlbau  unb  (not)  7401  ©nw. 
ntib  oon  ber  beä  HietaHS  wirb  eä  abbängen,  ob  bas  i ffferrara,  ital.  ©robiitj  in  ber  Hanbfchaft  Gntilia, 
Icßtere  bie  ihm  hier  jugefchriebene  VBirfung  äußern  grenjt  an  baä  Vlbriatifche  SKeer  unb  bie  ©rooinjen 
lann,  ob  baä  3on  feine  ©eftrifität  an  bas  StietaH  Stouigo,  Stabenna,  ©ologna  unb  SJtobena  unb  um- 
abgeben  lann.  3ft  baä  3°»  baä  Kalium  beä  Kalium-  fafttbreifireife(g.,ßomaccbiounbt£ento)mit2625qkm 
fulfatä,  baä  bie  ßleltrijität  febr  feft  hält,  fo  Wirb  lein  (47,70SJi.)  unbenoi)271,7766inw.(103  auf  lqktn). 
Übergang  ber  Elcltrijität  fiatlfinben.  Grfeßt  man  pfarrära,  fyraptftabt  ber  gleichnamigen  ital.  ©ro- 
aber  bas  Kaliumfulfat  am  ©latinbraht  burd)  Scbwe-  uinj  (j.  oben),  in  jumpfiger,  aber  fruchtbarer  Ebene, 
felfiiure,  fo  ift  bie  Borhanbene  ©otenfialbiffercnj  auä-  nur  2,e  m über  bem  50kin  entfernten SJteer,  an  einem 
reicbenb,  um  bie  SBafferftoff -3onen  ber  Säure  ju  Vlnue  beä  ©o,  an  ben  Gifenbahnlinien  ©abua-8o- 
jwingen,  ihre  eleltrifchen  Habungen  abjugeben,  Wor-  logna^,  g.-9timini  unb  g.-Suyara,  hat  breite,  ge- 
auf  biefe  in  ber  ©eftalt  Bon  gewöhnlichem  Safferftoff  rabe  Straßen  unb  große,  aber  öbe  ©läße,  unter  benen 
entweichen.  lurd)  bie  ©ereinigung  ihrer  pofitißen  fich  bie  ©iajja  Vlrioflea  mit  einer  Statue  beä  Sßdjterä 
ßleltrijität  mit  ber  negatioen  bei  ©latinä  wirb  biefeä  auäjeidjnet.  Xie  ©efeftigungen  nebft  ber  3>tabeUe 
unb  fomit  aud)  baä  3>ul  enttabeu,  unb  cä  Bermag  finb  jeßt  ohne  ©ebeutung.  luttcr  ben  Kirchen  finb 
infolge  feines  oerminberten  negatioen  ©otcntialä  neue  bie  bemerlenäwerteften:  bertSom  (auä bem  12.3«hrh.). 
pofitiue  3onen  ju  entfenben,  fich  auf  jutöfen,  unb  ber  teils  im  romanifeben,  teils  im  gotifiben  Stil  (mit  fpä- 
©organg  feßt  fich  fort,  folange  nod)  metaUiicbeä  3ml  tem  Umbauten  im  Senaiffanceftil),  reich  an  ©ilbern 
ober  Saffcnloff  - 3onen  jur  ©erfügung  flehen.  unb  greälen  Bon  ©arofalo,  grancia  tc.  unb  anbern 
^ernfcichncr,  f.  Xelegraph-  Stunftwerlen  fowie  einem  febönen  ©lodenturm  im 

fftrnjeiger,  f.  gernmelbeapparat.  Sienaiffanceftil  auä  bem  16.  3ahrh-;  ferner  bie  brei- 

gern.iünbcr,  f.  Heucffigaä.  fchiffig«  Kirche  San  granceäco  (im  Stcnaiffanceflil, 

Feroce  lilal.,  tor.  ferotf®i),  wilb,  ungeftüm.  1494 — 1630);  bie  Kirche  San  ©enebetto,  mit  goliidjcr 
gcrcilcbolj,  f.  VUIaäholj.  gaffabe,  Bon  1500,  innen  eine ©feilertirche  mit  flacher 

Ferolta  Aubl , ©attung  ber  SJofajeen,  mit  ber  j jede;  bie  prächtige  Säulenbafilila  Santa  SRaria  in 


gerrara  — gerran. 


451 


Sfabo;  bi<  Friebhofotircb»,  etjema!«  Kartäuferflofter  1796  »cm  bcn  grcm^oftn  eingenommen,  bilbete  g. 
San  Gciftoforo,  ein  fdjöner  Menaiffancebau  »on  1498  einen  Teil  ber  3'«atpinifchen  fRepuhlit,  bann  beb 
bi«  1663,  unb  bie  alte,  jcpt  mobemifterte  Kirche  San  Königreich«  Statten,  tarn  aber  burch  ben  SienerM'on- 
©iorgio  »or  ber  ^Soria  SHomana,  bie  bis  1 1 36  Käthe  grtfj  bi«  auf  ben  im  ffiorbcn  be«  f>o  liegenbcn , mit 
brate  toar.  Unter  ben  Weltlichen  ©ehäuben  be-  bem  Sombarbiftb»8cnejianifd)en  Königreich  Bereinig- 
hauptct  ba«  GaftcUo,  ber  alte  berjoglicbe  ifalaft,  jept  len  Seil  wieber  unter  bie  £>eiriehaft  beb  Zapfte«.  Tie 
Sip  ber  Sebörbcn,  hn  gotifdien  Stil  (au«  bem  14.  u.  Öfterrcidjer  erhielten  ba«  8efapung«recht  in  ber  3i* 
16.  Sahib)-  mit  Bier  gewaltigen  Gdtüraten  befept  tabelte  »an  g.;  alb  fie  und)  ber  cdjlaebt  bei  fflagenta 
unb  »on  einem  breiten  unb  tiefen  ©raben  umjogen,  abjogcn,  rifj  fid)  g.  1859  »am  ftirdjcnfiaat  tos  unb 
ben  erften  ^lap.  Gr  würbe  »on  Jiifolau«  »on  ffifte  Würbe  nebft  ber  Siontagna  mit  bem  Königreich  3ta* 
erbaut,  fpäter,  nathbent  1654  eine  geueräbrunfi  ben  tien  Bereinigt.  SBgl.  grijji,  Memorie  per  serrire 
größten  Teil  be«  Snnern  »erjebrt  batte,  burdj  ©ior-  alla  Btoria  di  F.  (2.  Sufi.,  Ferrara  1847—60  , 5 
bano  ba  Garpi  erneuert  unb  enthält  mehrere  Säte  '-SbeJ;  9tgnetti,  F.  e Pomposa  (öergamo  1902); 
mit  Teefcnfreütcn  »on  Toffo  Tofjt.  Sor  bem  KaiteU  0,  ©ruher,  L’art  ferrarais  4 l’bpoque  des  princes 
erhebt  fid)  ba«  StKarmorftanbbilb  Sa»onarotaS  (1875  d'Este  ($or.  1897,  2 Sbe.);  Sntolini,  F.  negli 
errietet).  2tnbre  hertorragenbe  ©ebäube  finb:  ber  Ultimi  anni  del  secolo  XVIII.  (Ferrara  1900). 
Salajjo  Gomunale,  ber  erfte  Sip  ber  Gfte;  ber  ao-  Ferrara,  ftonjit  »on,  f.  Florentiner  Konjil. 
tifebe  Salayo  belta  Staqione  (Suftijpalaft),  bie  Sa-  Ferrara, g r a n c e « c o,  ital. Siationalöfonom,  geb. 

lajji  Scrofa,  Schifanoja,  SoBeretta,  ba«  Stubio  7.  Tr,;.  1810  in  $alermo,  geft.  22.  San.  1900  in 
Subbüco  ober  Unioerütätbgebäube,  ber  Salayo  bei  Sencbtg,  würbe  1834  Gt)ef  bes  Statiflijchrn  Surcait« 
Tiamanti  (1493—1567),  mit  ber®emälbefammtung  »on  Sizilien  unb  griinbete  bet«  »Giornale  di  Statis- 
be«  Stenco  GiBico,  unb  ba«  Theater.  3m  St. 'Annen,  tica«.  Ta  er  fid)  1847  an  her  ©ewegung  für  bie 
hofpitat  ift  bie  Seile,  in  ber  Taffo  7 Sabre  lang  at«  Unabhängigleit  Sizilien«  beteiligt  hatte,  würbe  er  in 
angeblich Sahnfinnigcr  gefangen  faß;  auch  ba« $>au«  bie 3itabette  ju  hialermo  gefperrt,  im  folgcnbcn  Satfr 
tftrioft«  unb  bas  be«  Ticbter«  ©uarini  fmb  noch  er»  aber  befreit  unb  }um  SRitglieb  ber  pro»i)orifchen  Sie» 
hatten.  g.,  baö  im  16.  Sabrl).  über  100,000  Ginro.  gierung  erwählt.  Siad)  Turin  gefanbt,  um  bem  .yier- 
jäfjlte,  hatte  1901  ca.  33,600,  at«  ©emeinbe  87,648  jog  »on  ©enua  bie  Krone  SUilten«  anjubietru,  über 
Ginro.  Son  hohem  SitbungSanftatten  befipt  e«  eine  nahm  er  hier  auf  Anregung  Ga»our«  1849  bcn  Sehr- 
UniBcrfität  (f.  unten),  ein  Sttjeum,  ©hntnaftum,  ein  l'lupl  für  Siationatötonoime  an  ber  UniBerfität  unb 
Technifdje«  Suftitut,  eine  Tedjniidje,  eine  Kunfi-  unb  würbe  fpäter  Srofejjor  in  Sifa.  1865  trat  er  in« 
eine  2Rufiffd)ute.  Tie  1391  geftiftete,  1824  wieber*  Parlament  ein;  unter  Katari  war  er  SWai  bi«  Suü 
hergeftellte  freie  UniBerfität  mit  t tsoe)  79  ©tu»  1867  ginanjminifter  unb  nalun  bann  auch  o!«  'illct- 
benten  umfapt  brei  gafultäten  (juriftifche , inebiji-  gtieb  ber  ginanjlommiffion  ber  Hammer , feit  1881 
mfch'chincrgifdie.mathematifchmaturwiffenfihaftliehe)  be«  Senat«  regen  Snteii  an  ber  ©eitaltung  ber  italie» 
unb  eine  pbarmajeutdehe  Schute.  Tie  baju  gehörige  mfepen  ginanjen.  1868  tourbe  er  Tireftor  ber  Ober- 
löibliolhef  enthält  gegen  100.000  Sänbe,  fettene  Sn*  hanbetsfehute  in  Senebig.  Ston  feinen  Sdjriften  finb 
funabetn uub ca. 2000 ®lanuffripte.  Sie Sala Strio*  ju  nennen:  -Importanaa  dell’ economia  politica« 
ftea  enthält  ba«  ©rabbenlntal  ‘illrioitoS  unb  anbre  (Turin  1849);  Memorie  di  statistica«,  gefammelte 
'ilrioftretiquien.  ftf.  ift  ber  Sip  be«  tßräfelten,  eine«  Hbhanblungen  (Som  1890),  unb  »Esame  storico- 
Grjbifchof«  .eine«  3'bit  • unb  Sorreftionätribunal«,  critico  degli  economisti  o delle  dottrine  econo- 
eine«  ?If jifenhof«,  eine«  ^tanbclägericht«,  emerFuianj»  miche«  (Tur.  1889  — 90,  2 58be.),  bie  Ginleitungen 
intenban.i  unb  einer fpanbeläfammer.  G«  hatUtiüblen  ju  ber  »on  ihm  1856—68  herausgegebenen  »Bibiio- 
unb  gabrifen  für  Teigwaren , SSirfWaren,  §>anfge-  teca  degli  economisti«  enthaltenb. 
fpinfte,  Seilerwareit  unb  Seife.  Slufterhalb  ber  Stabt  gerrära : Wafolifcn , Tonwaren  »on  milch* 
liegt  bie$iIIa©eIriguarbo,  bei  ©oethe  ber  Schau-  weifter  Farbe,  bie  im  15.  unb  16.  Satirf).  in  Ferrara 
plap  ber  Siebe  Taffo«  ju  Sconore  »on  Gfte.  g.  ift  augefertigt  unb  nteift  mit  ©rote« len,  aber  aud)  mit 
©eburtSort  be«  SHeformator«  Sabonarola,  be«  Sich-  Figuren  Eetoriert  würben. 

ter«  ©uarini  u.  a.  Ferrari,  1)  ©aubenjio,  ital.  3Kaler,  geb.  um 

©ef^ichte.  g.  wirb  erft  feit  bem SKittelalter  ftcher  1481  in  Satbeggia  im  Sepatal  (tpiemont),  aeft.  31. 
erwähnt.  767  trat  ber  Sangobarbenlönig  Tefiberiu«  San.  1546  in  ÜHaitanb,  bilbete  fieh  nad)  Stefano 
F-  an  bie  römifche  sticche  ab , unb  »on  ben  ^äpflen  Scotto,  ©.  Suini  unb  Seonarbo  ba  'Sinei,  war  in  Sja* 
trugen  im  11.  Sahrh-  bie  SDiarlgrafen  au«  bene  Staufe  raüo,  tßercclli,  91o»ara  (1514  — 18),  Saronno  unb 
GanoffaStabtunb©raffchaftiuSeben.3ml2.3ahrh.  feit  1536  in  SKailanb  tätige  SBährenb  feine  frühem 
gewann  bie  Stabt  muni)ipale  Selbftänbigfeit  unb  Serie  noch  an  bie  ältere  Schule  erinnern,  jeigt  ftd) 
gehörte  unter  Friebrid)  I.  bem  Sombarbitcljen  8unb  in  feinen  fpätem  ba«  Stubium  Seonarbo«;  babei 
an,  hoch  hielten  bie  '(lüpfte  ihre  alten  Slnfprüche  auf-  mad)t  ftd)  immer  ein  energischer  91aturali«mu«  gel- 
recht. 1208  würbe  Wohl  mit  3uflimmung  ber  ftinhe  tenb.  Seine  Farbe  ift  fehr  Iräftig,  obwohl  häufig 
ber  aüarfgraf  91(to  »on  Gfte  jum  Iperrn  ber  Stabt  bunt,  feine  Jtompofition  nteift  iiberlabcn  ober  bod) 
erhoben;  fpäter  trat  Währenb  ber  Stampfe  Friebrid)«  II-  unhamtonifch.  Unter  feinen  Serien  finb  ju  nennen: 
mit  ber  Stirche  F-  auf  Seite  be«  Slaifcr«  unb  »ertrieb  ein  Tafelbilb  ber  fircu priiguttg  auf  bem  .fiocbaltar 
fHjjo,  Würbe  aber  »on  biefeml240  wieber  erobert  unb  berSirchcSWabomta  betlafBcetä  jicGanobbioancSago 
feetbene  ftänbig  »on  ben  G|te  behauptet,  bie  »on  beit  SWaggiore,  ein  prächtige« Tafetwcr!  in  SanWaubengo 
'Cäpften  ba«  Silariat  in  F.  ju  Sehen  erhielten  unb  ! ju  älooara  (1514  — 15),  ein  anbre«  in  töufio  Tlrfijio 
hier  ihre  SSefiben  j anffchlugen,  inbem  fie  F.  tu  einem  bei  fBiailanb.  3nt  Sefeftoriunc  »on  San  ^aolo  in 
alämenben Fürftenfip umf^ufen.  1471  erhobifauin  i Serceüi  malte  er  ein  ?lbcnbmabl , ba«  ben  Ginflujj 
ben  SWartgrafeu  8or)o  jum  erblichen  $>erjog  »on  »on  Seonarbo«  belannler  Tarftellung  jeigt.  Sn  ber 
F.(f.Gfte,S.  126).  8eimGrlöfchenbe«S>aicptitamme«  SVitche  ju  Saronno  fehmüdte  er  bie  Kuppel  ntil  einer 
ber  G[te(1597)  jog  Giemen«  VIII.  ba« Sjerjoglum  al«  Gngelpglorie.  3ahtrciche  bebeutenbe  Serie  »on  ihm 
erlebigtc«  Sehen  ein  unb  fchlug  e«  junt  Stirdjenfiaat  hefinben  ftch  ju  SlaraUo  in  Piemont.  Tie  früheren 

29* 


452 


gcrran. 


in  ben  flircpen  Santa  SRaria  in  2oreto  unb  3an 
Dlarco  oerraten  norf)  bie  alle  lombarbtfebe  Schule.  ©e 
beutenber  finb  bie  greifen  in  ber  granjilfanerfirepc 
Santa  3Karia  belle  ®ra ge  baielbft  (bic  Saffion,  bie 
XarftcIIung  im  Xempel,  Ehnjlul  unter  ben  'Sdfjrift* 
gelehrten  u.  a.).  Sentälbe  non  g.  befinben  fid)  aud) 
in  ben  40  stnpcllen  bei  Sacromonte  in  SaraDo. 
Sußerpatb  Jtalien!  fommeit  feljr  (eilen  SBevfe  Don 
g.  nor;  in  Sari!  befinbet  fid)  ein  Beil.  Saulul,  in 
Berlin  eine  Serfünbigung  'hiariä.  Sgl.  Eolontbo, 
Vit»  ed  opere  di  Gaudenzio  F.  (Xurin  1881);  §al« 
(el),  Gaudenzio  F.  (2onb.  1904). 

2)  2oboBico,  SRatbematifer,  geb.  2.  gebe.  1522 
in  Bologna,  ge(t.  bofeibft  1565,  war  Smfeifor  ber 
ÜJiattjematif  in  Siailanb  unb  Bologna,  fanb  auf  Sn» 
regung  (eines!  2eprerl  Earbano  bie  Suflöfung  ber 
Wicicpungen  Bierten  ®rabel  unb  führte  große  geobä* 
tifdje  Senneffungen  in  Cberiialien  aul.  Sgl.  ßan* 
tor,  Sorlefungen  über  öcfdjidite  ber  SWatpematif, 
©b. 2(2. Sufi.,  2cip3-  1900);3<utf)en,  ®efd)idjte  ber 
Slatbcmatif  im  16.  u.  17.  japr!).  (bculfd),  ba(.  1903). 

3)  ©enebetto,  Siebter  unb  ftomponift,  geb.  1597 
in  Reggio,  ge(t.  22.  Oft.  1681  in  ÜHobenä,  erhielt 
(eine  mufifalifcpe  Sulbilbung  ju  Rom,  wo  er  Wohl 
aud)  feine  erfte  Snjtettung  fanb.  Radjbent  er  fobann 
minbcftenl  (eit  1633  in  Senebig  gewirrt  batte,  er- 
hielt er  1645  eine  SnfteUung  in  ber  iwffapelle  ju 
'JWobcna,  Dcrtaufcpte  biefe  aber  1651  mit  einer  bef» 
(ent  all  Xpeorbift  ber  Jpoffapette  in  SSien  unb  bradjtc 
aud)  bort  fowie  in  Regcneburg  Cpcrn  pcraul.  1653 
würbe  er  all  ^ojfapeUmeifter  nad)  SRobena  jurtld- 
berufen,  erhielt  1662  beim  Regierunglioediiel  feinen 
Sbfdjieb,  Würbe  aber  erft  1674,  all  gratis  II.  bie  Re- 
gierung übernahm,  Wieber  allfiapeHmeifler  eingefept. 
Sie  Bong.  gcbicptctc  Oper  »Andromeda*,  (oniponiert 
uon  SiaucUi , gegeben  im  Xpeater  San  Eafftano  ju 
Senebig  1637,  warbie  erfte  in  einem  öffentlichen Xpea» 
ter  aufgefüprteDper  (bie  Sofien  ber  Suffübrung  trug 
g.);  alle  frühem  Cpeniauffüprungen  waren  prioater 
'Jiatur.  Sie  erfte  Don  g.  fomponierte  (unb  aebieptete) 
Cper  War  »Armida«  (1639).  Son  ber  ÜÄufit  Bon 
gecraril  Opern  ift  bil  jept  mdjtl  aufgefunben;  fed)l 
Cpernteyte  erfebienen  unter  bent  Xitel  -Poesie  dram- 
matiche«  (Rom  1644  u.  1651).  Sie  Jnftrumental» 
einleitung  einel  ©allettl : »Dafne*  unb  ein  Orato- 
rium »Samson«  [tub  banbfdjriftlid)  ju  SlSobena  er- 
hallen. Jui  Xrucf  erfepienen  brei  Biid)er  -Mu siche 
varie«  für  eine  Singftimme  mit  ®eneralbof)  (Seneb. 
1636,  1637,  1641).' 

4)  2uigi,  ital.  Silbhauer,  Sohn  bei  ©ilbhauerl 
©artolontmeo  g.  (1780 — 1844),  geb.  1810  in 
Senebig,  geft.  bafelbft  12.  Sfai  1894,  bitbele  fid)  nad) 
bcn  'Sei  ten  SanoBal.  1840  fdjuf  er  bie  gigur  mit 
ber  Urne  an  bem  Orabmal  ßanoBal  (in  Santa  Dia- 
na bei  grari  ju  Senebig)  unb  führte  in  ben  folgen- 
ben  Jahren  eine  Reihe  non  Srbeiten  Berfd)iebencn 
Jnpaltl  aul,  bie  feinen  Ruf  begrünbeten  unb  1851 
feine  Ernennung  jum  ©rofeffor  au  ber  Sfabemie  in 
Senebig  Beranlajjtcn.  Sahin  gehören  eine  im  Diotio 
uon  ber  befannten  antifen  (ehr  abwcid)enbe  lüruppe 
bei  flaotoon,  ein  Enbpmion,  eine  SJiarmorgeftalt  ber 
'JJiclanepoIie,  eine  Statue  bei  Siarco  Solo,  ein  SaBib 
all  Sefieger  Woliatpl  (Salayo  Emo  in  Senebig), 
ein  am  ®rabe  feine!  Saterl  bctcnbcl  SRnbd)en,  bie 
Sögel  fütlembe  Unfdjulb  u.  a. 

5)  ®iufcppe,  ®efd)id)!Sphi!ofop6,  geb.  1812  in 
SHaitanb,  geft.  1.  Juli  1876  in  Rom.  itubierte  in  Sa- 
Dia,  lebte  bann  unabhängig  feinen  Stubien  unb  be- 
gann feine  Sdiriftftctlerlaujbahn  mit  einer  Sbpanb- 


lung  über  feinen  Seprer,  ben  Shilofopheu  Romngtiofl 
(f.  b.) , ber  eine  Suegabe  ber  (amtlichen  äderte  SicoS 
(1835)  unb  einige  Schriften  in  fransöjifcper  Sprache: 
»Vico  et  ritalie*  (Sar.  1839),  -De  l’erreur«  (baf. 
1840)unb  »De  rcliiriosisCampanellae  opinionibus. 
(baf.  1840),  nadffolgten.  Rad)beut  er  feit  1840  furje 
,'jeü  all  Srofeffor  ber  fiiteratur  in  Rocpe fort  gemutt. 
feiner  freifmnigm  Ridttung  Wegen  aber  patte  jurüd 
treten  müjfen,  warb  iptit  1842  auf  ttoufinl  Bertren- 
bung  ber  ppilofophifcheSehrftupl  anber  UniDerfitätyu 
Straßburg  übertragen;  aber  jepon  nad)  18  Sagen 
warb  er  auch  hier  auf  Betreiben  ber  Ultramontanen 
abgefept.  Seine  Sorlefungen  Deröffentlicpte  er  all 
»lates  sur  ln  poütiqne  de  Platon  et  d'Aristote- 
(Sar.  1842).  Rach  ber  gebruarreoolution  1848  Don 
ßamot  wieber  tn  fein  Smt  cingefept,  wirtte  er  barauf 
in  Sourgel.  würbe  aber  hier  cbcnfaül  balb  fulpen 
biert  unb  teprte  1859  nach  Jtalien  äurücf,  wo  er  nad) 
cinanber  Srofeffor  in  Suriit  unb  Stailanb  würbe. 
Sil  SRilglieb  bei  piemontenfehen  Sarlamentl  mar  er 
ein  heftiger  Scgner  Don  ßabourl  Snnerionlpolitit. 
Süßer  ben  genannten  Serien  feprieb  er  unter  anbtrm; 
-Filosolia  della  rivoluzione«  (Sapolago  1851;  2. 
Sufi.,  SHail.  1873,  2 öbe.);  -Histoire  de  la  raison 
d'fitat«  (Eapolago  1860);  .Storia  della  rivoluzione 
d’Italia- (Slail.  1870-  73,  3©be.).  Eine  Darlegung 
feiner  Sprotte  ber  freien  SöltcrBerbrüberung,  ah  ber 
er  mit  boftrmärem  Starrfmn  feftpielt,  gab  er  in: 
»La  federazionc  repubblicana«  (ßapolago  1851). 
3)ie  2epre  aul  bcn  »Sntinomien«  pielt  er  für  »un 
iiberwinblicp-  unb  Wollte  ben  Sulweg  finben  in  bie 
Unmittclbarfcit  bei  realen  Sebenl.  Eine  Siograppie 
Bon  ipm  oerfaßte  SJatjoleni  (SRail.  1876). 

6)  Saolo,  ital.  2uft|pielbiepter,  geb. 5. Sprit  1822 
in  Siobena,  geft.  9.  'dJiürj  1889  in  wiailaub.  ftubierte 
bie  Rechte,  mit  größemt  Eifer  aber  ©cfcbidite  unb 
Literatur  unb  feprieb  ju  HPaffa,  wohin  fein  Satei 
übergcpebclt  War,  1847  feine  erfte  ßomöbie:  »Bar- 
tolomineo  il  calzolajo- , (pater  >11  codicillo  dello 
zio  Venanzio«  betitelt.  1852  feprieb  er  fein  SRcifter- 
wert:  »Goldoni  e le  sue  sedici  commedic«,  ba!1854 
beim  Sublifum  unb  bei  ber  ftritit  einen  großen 
Xriumpp  errang.  Raum  geringer  war  ber  Erfolg  ber 
ßomöbie  »La  satira  e Parini«  (1857).  El  folgte 
eine  Reihe  niipt  gany  fo  trefflicher  Xrameit  unb  2uft- 
fpiele:  »Prosa«  (urfprünglid)  »IlTartuffomoderno«); 
• Dante  a Verona, ; -Poltrona  storica«;  »Lamedi 
cina  d’una  ragazza ammalata«  (1862);  »Gliuoinini 
serii«  (1869);  »L’attrice  cameriera*  (1871);  »Nes- 
suii  va  al  campo«(1871);  »Causeedeffetti«(1872); 
»II  duello« ; »II  suicidio»  (1875);  »Un  ballo  in  pro- 
vincia«;  »Vecchie  storie» ; »Gli  amici  rivali» ; »Le 
due  donne«;  »II  ridicolo«  (1878);  »II  perdono« 
(1879);  »Per  vendetta«;  »Un  giovane  ufliciale«; 
»L'Antonietta«  (1880)  u.  a.  Spante  Stoße,  em|"te 
Xenbenjen,  pointierter  Xialog,  geicbiclte  SRadpe  unb 

I.  auip  grelle  Effefte  erinnern  in  gerraril  neuem 
Stüden  an  franjöfi)d)c  SRuftcr,  opne  feboep  ipre  Ori- 
ginalität ;u  beeinträchtigen.  1860  würbe  g.  Srofeß'or 
ber  ©efehupte  in  RJobena,  fpäter  an  ber  Sfabemie  ju 
SWailanb.  Seine  »Opere  drammatichc«  erfepietten 
ui  äRailanb  (1877—80,  14  Bbe.).  Sgl.  2.  gortil, 
Paolo  F.,  ricordi  e note  (äKail.  1889)  unb  bie  oon 
feinem  Sohn  Sittorio  g.  ocröffentlicpte  Biographie: 
»Paolo  F.  La  vita,  il  teatro«  (baf.  1899). 

7)  Eugenio,  ital.  Sbilolog,  geb.  22.  gebr.  1832 
in  Srejjo,  itubierte  in  Süa,  War  1858—59  Srof eiirr 
bei  ©nechifepm  in  glorenj,  1859  — 66  an  ber  Uni» 
uerfität  Siena  unb  feit  1866  an  ber  3U  Sabua.  Er 


453 


gerrarid  — gcrreirct  be  SBaäcoitcelloS. 


ermarb  fid)  btfonbered  üerbieitft  um  bit  Sieberbele« 
buna  btt  llaffifcßen  Stubitn  in  Italien,  namentlich 
öurcß  feine  ilberjeßung  Bon  Otfr.äKülIerd  »fflefcßicßte 
ber  griccßiftßen  Siteratur«  (Slot.  1858—69,  2 Sb«.), 
überfeßte  Slaton  (ßlabun  1873  — 82)  unb  bcjotgtc 
jaßlreicße  Rlaffiferaudgaben.  Mud)  gab  et  »I  fram- 
menti  della  Politica  di  Aristotele  nel  Papiro  C. 
L.  XTTT  del  Museo  egiziaco  di  Berlino«  (flabua 
1888)  heraus. 

8)  Seoerino,  ital.  Xicßter  utib  ©elender,  geb. 
1856  in  fllberino  bei  üologna,  itubierte  in  glorenj 
unb  mürbe  firofeffor  ju  gaenja.  St  Deröffentlidjte 
bie  Ißrifcßen  Sammlungen:  »Sibi  et  snis«  (1876), 
»Bordatini*  (1886),  »Secondo  libro  dei  Bordatini« 
(1886),  bie  Xicßtung  -II  Mago«  (1884),  »Nuovi 
verei«  Vl888)  unb  «Primavera  fiorentiaa*  (1900), 
gab  2 ©anbe  einet  »Biblioteca  di  letteratura  popo- 
lare«  (1882  — 83)  beraud  unb  Beräffentlidjte  Biele 
liierarßiftorifcße  Ml u if d (j e unb  Xeytaudgaben. 

gerratiö,  1)  3ofeph.  ®raf  Bon,  öfierrtid|. 
gelbmarjeßall,  gtb.  20.  Sprit  1726  in  fiunftnQ«,  geft. 
1.  Slprtl  1814  tn  Säten,  naßm  am  Öfterreiebiftfjen  Srb- 
folgelrieg  tmb  am  Siebenjährigen  Kriege  teil  unb 
inurbe  1761  ©eneralmajor.  Später  leitete  er  bie  erfte 
topograpßifcße  Vlufnaßnte  ber  öfterreießifeßen  Sieber« 
lanbe.  Xte  nach  ißm  benannte  Karte  Bon  Belgien  in 
26  ©latt , bie  fteß  an  Cafftnid  Karte  Bon  giartlreicß 
anfeßließt,  tuarb  1777  beenbet.  St  fodjt  noch  in  ben 
Senotutiondlriegen,  Derließ  aber  bie  Armee  int  Oftober 
1793,  marbüijepräftbent  becf^ioffriegSratd  unb  1807 
®e  beimtat  unb  gelbntarfcßatl. 

2)  ©altleo,  ©69ftfec , geb.  81.  Oft.  1847  in  fii« 
oomo  Oßietnont),  geft.  7.  gebr.  1897  in  Xurin,  mürbe 
1869  3'Bilingenieur,  1879  flrofeffor  ber  am 
JJnbuftrienmfeum  unb  an  ber  Kricgäfeßule  in  Xurin, 
errichtete  bafelbft  bad  erfte  italienifcße  eicftrotccßnifcßc 
3nftitut  unb  mar  ©räfibent  bet  3lalicntfd)en  Sleftro« 
teeßnifeßen  öefellfcßaft  St  arbeitete  über  elettrifcße 
©eleucßtung  unb  Straft  Übertragung,  über  Secßfel« 
ttrorn-  unb  SRebrpbafenftromtecßmf,  über  Irans« 
formatoren  unb  jeßrieb:  «Le  proprieti  cardinali 
degli  Btrumeuti  diottrici,  teoria  di  Gauas«  (Xurin 
1877 ; beutfd)  mit  Anhang  Bon  Bippicß,  Ceipj.  1879) ; 
»Sulla  iUuminazioneelettrica«  (Xurin  1879).  Seine 
©orlefungen : »Lezioni  di  elettrotecnica*  (Xurin 
1898,  2.  Aufl.  1903)  mürben  beutfeß  berauSgegeben 
oongtnji:  »ffiiffenfcßaftlicßefflrunblagen  ber  Sleftro« 
teeßnif«  (Ücipj.  1901).  Sine  ©efatntaudgabe  feiner 
Serie  erfepeint  feit  1902  in  SJailanb.  3n  Xurin 
mürbe  ihm  1903  ein  Xenlmal  errichtet. 

3)  Carlo,  ital.  Station  alötanom  unb  Statiftifer, 
geb.  lö.Vlug.  1850  infRoncaloa  (Aleffanbria),  mürbe 
1878  außerordentlicher  ©rofeffor  an  ber  Unioerfttät 
ju  Ißaoia , 1883  Xireltor  im  SKinijlcrium  für  Ader« 
baute.  juSom,  1885©rofeffor  ber  Statiftif  inflabua. 
Cr  fthrieb:  »La  atatistica  e la  scienza  dell’  ammi- 
nistrazione  nelle  facoltAgiuridiche«  cflabua  1878); 
»Moneta  e corso  forzoso«  (äJtatl.  1879);  »Saggi  di 
economia  statistica  e scienza  dell’  auimiuistra- 
zione« (Xur.  1880);  «Lastatiäticadelmovimentodei 
metalli  preziosi  fra  l'Italia  e l’estero«  (SRom  1886) ; 
•Principi  di  scienza  bancaria«  (Weil.  1892);  »La 
questione  sociale  e la  trasfortnazione  del  sistema 
tributario  in  Italia«  (Conto  1893) ; »II  materialismo 
storico  e lo  Stato«  (Palermo  1897);  »La  teoria  del 
dicentramento  amministrativo«  (baf.  1899)  u.  a. 

gtrräftß  (arab.,  »XeppicßauSbreiter«),  Kammer« 
biener,  in  Werften  bie  (ehr  jahlreitben  Xiener  ber 
©roßen,  bie  beim  öffentlichen  Srfcheinen  itjred  fperrn 


mit  aufgepflanjten  Stäben  in  jtnei  Seihen  Bor  bent« 
ieiben  einßerfcßreiten.  ff.  beißen  auch  bie  Xentpel* 
biener,  benen  bie  Seinbaltung  ber  Xeppicße  in  ber 
©rabfapelle  SMohamntcbä  ju  IKebina  obliegt,  g.« 
Saftßi  (Oberhaupt  ber  g),  oberfter  Kammerbiener 
bed  Schatjo  Bon  ©erften. 

gerratfn  (gerrtalbuminfäure)  mirb  auS 
fmlinereiineiH  unb  meinfauremSifenojhbnatronbar* 
gefteUt,  enthält  6—  lOflroj.  Sifen.  Cme  fiöfung  bee 
gerratmd  (gerratofe),  eine  bttnfelbraune  glüffig- 
feit  Bon  angenehmem  ©efeßmad,  mirb  gegen  ©lut« 
amtut  unb  ocßmäcßejuftänbe  empfohlen. 

gtrrajji,  ©iufeppe  Sacopo,  ital.  ©ibliograpß 
unb  Scßriftfteller,  geb.  20.  fflärj  1813  in  Cartigliano 
bei  öaffano , geft  3.  Mai  1887,  ftubierte  in  Sicenja 
Xhcoloaie,  befleibete  eine  Slefjrcrftelfe  ju  öaffano,  bie 
ihm  Sabeßfß  1849  megen  feiner  nntnotifeßen  ©efttt« 
uung  entjog , unb  luibmcle  fieß  Darauf  mit  großem 
Srfola  ber geiftlicßen Serebfamfeit,  bie  il)inl852aud) 
biefe  Xätigfcit  Bon  ber  öfterreießifhen  Segierung  un 
terfagt  mürbe.  9taeß  ber  Cinigung  Italien«  erßtelt 
er  eine  ©rofrffur  ju  Söaifano.  Sein  fiauptmerf  ift 
bast  untfaffenbe  »Manuale  Dautesco«  (öaijano  1865 
biä  1877,  5 ©be. ).  Son  feinen  übrigen  Schriften  feien 
genannt:  »Di  Bassano  e dei  Bassancsi  illustri« 
(töaffano  1847);  »Bibliografla  Petrarchesca«  (8a[« 
latto  1877);  »Torquato  Tasso.  Studi  biografici- 
critici-bibliografici«  (baf.  1880);.»Bibliografia  Ario- 
stesca«  (baf.  1882)  fomie  eine  Überfeßung  Stergilb 
mit  Kommentar  (SSaffano  1853 — 65,  3 8be.). 

gerrcita,  21ntonto,  portug.  Xicßter,  geb.  1628 
in  Scffabon,  geft  1569  an  ber  fielt,  ftubierte  inCoim* 
bra  bie  Secßte,  ßauplfiicßlich  aber  bie  Xicßter  beä 
tlafrtfcßen  Vlltertumd  unb  aßmte  biefelben  in  portu« 
giefifeßer  Sprache  naeß.  So  tuarb  er,  mit  feinem 
©orbilb  Sd  be  SKiranba.  ber  ©egrünber  ber  fogeu. 
flafrifcß-Baterlänbifcßen  Xidjterfcßule  unb  nerooll« 
fomrnte  bie  feßon  Bon  biefettt  mit  Srfolg  bearbeiteten 
©attungen  (Clegie,  Spiftel,  Sonett  Cpitßalamium), 
mie  er  aueß  bad  (Epigramm,  bie  Obe  unb  bieXragöbie 
in  bie  portugieHfct)'  fiiteratur  Berpflanjte.  Xaneben 
ßielt  er  ju  Cointbra  Sorlefungen  über  bie  Secßtd« 
mißenfeßaften.  3n  feine  Slaterftabt  jurüdgefehrt,  marb 
er  junt  Sat  bed  Obertribunald  ernannt  Seine  ®e« 
dichte : Poemas  lusitanos«,  bit  fteß  bureß  ©ebanfen« 
fülle,  lebeitbigen  flucbrucf  unb  bießterifeße  ©egeifte» 
rung  audjeießnen,  erfeßienen  Bon  feinentSoßn  2R  cg  u e I 
Beite  g.  gefamncelt  (Siffab.  1698).  Seine  fofort  Bon 
bem  Spanier  Semtubej  in  einem  »Nise  lastimosa« 
betitelten  Stüd  nacßgeaßmte  Xragöbie  »Inez  de  Cas- 
tro« (1687,  unb  im  2.  üb.  biefer  Sammlung),  nad) 
Xrifftnod  »Sofonisba«  bie  jmeite  regelmäßige  Xra» 
göbie  feit  äBieberßerfteHung  ber  Üätffenfhaften  in 
Suropa,  mirb  noeß  feßt  gefdqäßt;  Bon  feinen  flrofa« 
fuftfpielen:  »Comedia  do  Bristo«  unb  »Comedia  do 
Cioso«  (mit  ber  gigur  bed  miles  gloriosus;  mit  ben 
Sccfttpielen  bed  3d  be  Sliranba  jufammengebrudt, 
Siffab.  1622)  gilt  bad  jmeite  (»Xer  Siferfücßtige«) 
für  bad  ältefte  neueuropaifeße  Charaftcrluftjpiet.  So 
mürbe  1782  Bon  %>.  B.  3-  ins  Xeutfcße,  1825  Bon 
SfudgraBe  ind  Snglifcße.  1835  Bon  g.  Xenid  int 
»Thfeatrecuropden«  mcgranjiiHjcbe  überfeht.  Seine 
Serie  erfeßienen  ju  Btffabon  1771  in  2 Öiinben  (mit« 
berßolt  baf.  1829  u.  1876).  Sgl.  Caftilßo,  A.  F., 
poeta  quinhentista  (SJtabr.  1874,  3 übe.). 

gerreiru  bc  Xtadconccllod  cfpr.  mauongseaüW), 
3orge,  einer  ber  altem bramatifeßen Xicßter ber flot« 
tugiefen,  geft.  1585,  geßörte  junt  ^lofftaat  bed  ©rin« 
jen  X.  Xuarte  unb  mar  Sdjreiber  im  ginanj»  unb 


454 


gerrel  - 

Rolonialboliartemcnt.  Seme©ro(afomöbien:  »Eufro- 
sina«  (gefcfiricbcn  1527;  gebrudt  Goimbra  1660, 
Siijfab. 1786,  (pan.  uon  ©alfcjteroä),  »Ulyssipo«  (ge- 
fchricben  1547;  gebrudt  baf.  1616  u.  1787),  »Aule- 
graphin*  (baf.  1619  u.  1787)  finb  etwaä  mühfnrn 
unb  breit  auägeführte  Sitten-  unb  Gfytrafternemiitbe, 
boef)  ecf)t  national  unb  ipradfiid)  tute  tulturbiftorifd) 
tton  großem  3ntcreffe,  befonberä  burd)  bie  gütle  tton 
Sprichwörtern,  bie  in  3!ad)af)mung  ber  fpaniichen  Ge- 
leftina  in  bie  Sieben  gewiffer  ©erfonen  eingefügt  finb. 
Vlufierbem  jdjricb  g.  einen  Sütterroman ; »Triuinpho 
de  Sagramor*  ober  »Memorial  das  proezas  da  se- 
gunda  tavola  redonda«  (Ipanbfchrift.Goimbra  1554; 
gebnidt  baf.  1567;  neue  Vluäg.,  Slijjab.  1867)  für  beit 
Stronprinjcn  3).  3odo  unb  feinen  Sotjn,  ben  ungliid- 
lidten  König  Sebnftian. 

Sycrttl,  Ö i 1 1 i a m,  TOetcorolog,  geb.  29. 3nn.  1817 
auf  einet  Samt  in  Virginia,  geft.  18.  Sept.  1891  in 
TOapwoob  (SVanfaä),  war  juerft  Sichrer  in  Xcnneffec, 
trat  1857  in  bie  Sebaltion  beb  »Nantical  Almanac«, 
Würbe  1867  in  bie  SfüjtenBermeffungäbebörbc  juSBafb» 
ington  unb  1882  jum  ©rofeffor  am  Signalamt  be- 
rufen. 51™  großem  Serie  waren  feine  goridiungen 
über  bett  allgemeinen  StrciSlnuf  berüuft  unt  bicGrbe, 
feine  S^eorie  ber  SBirbelftürnte  unb  Xomaboä,  feine 
ridttige  Sdjfißung  ber  ablentenben  Straft,  BenttSge 
beren  über  ber  Grbe  fiel)  bcwegenbeflbrper  infolge  ber 
Streuung  ber  ®rbe  bie  Slcigting  haben,  Bon  gcrab- 
tinigen  Sahnen  abjuwcidicn,  unb  Welche  ©ebeutung 
biefe  Straft  für  bie  TOetcmologie  £)at , feine  Unter- 
fudjungen  über  Slut  unb  Ebbe  u.  n.ttt.  Sud)  erfanber 
einen 'lipparat,  ber  ben  Eintritt  ber  ©ejeiten  oorfjer  an- 
gibt.  Sr  f<brie6 : »Populär  treatise  on  the  winds,  mon- 
soons,  cyclones  etc.*  (9feW|)orf  1889,  2-Vlufl.  1893). 

gfetten,  glüffigteitämafi  in  fflaäfat,  = 30  Süter. 

gcrrcra  (»Sifenbüttental«),  ber  untere,  bem 
Sd)ant«  ju  gelegene  teil  beb  VlBerä  (f.  b.)  im  fchroei» 
jer.  Kanton  ÜSrattbünben,  eine  Seihe  wilber,  Walb- 
bebcdtergeläfcblud)ten  unb  enger  lalfeffel,  auä  betten 
ber  VlBcrfet  Sfiein  heroovbrid)t,  um  bem  tünterrhem 
jugueilcn.  Sic  romonifdjen  Bewohner  ber  beiben 
fleinen  SBrfer  3uner*g.  ober  Ganicül,  1480  m 
ü.  TO.,  mit  55  prot.  Sinwoftnern,  unb  VIufier»g., 
1321  in  ü.  TO.,  mit  107  prot.  Einwohnern,  nähren  fid) 
pauptföebtid)  uon  ?llpemoirtfd)uft ; uerlaffene  Jütten* 
werte  unb  $od)öfcn  erinnern  an  bie  früher  erl)cblid)c 
görberung  Bon  Sifen,  aud)  Bon  Silber  unb  Kupfer, 
bie  auä  TOaitgel  an  ©rcitnholj  aufgegeben  werben 
mußte.  Sine  aafjrftroße  erleichtert  tn  neuefter  3e>* 
bie  ©erbinbung  tton  Vlnbeer  über  g.  mit  VlBerä. 

fycrrcraä,  3 u a n b e,  fpan.  ®efdiid)tfdireilicr,  geb. 
7.  3uni  1652  in  Sabafieja,  geft.  8.  Jstttii  1735,  Warb 
©{.irrer  in  TOabrib,  JHatgcber  beä  Starbinalä  ©orto- 
carrero,  ©eiftßerbeäStaatäratä  unbCbcrbibliotfiefar. 
Seine  Sjaiiptteitigfeit  aber  gehörte  bem  Stubium  ber 
Baterlänbifdicn  (Pefdfichtc.  35urd)  feine  »Historia  de 
Espaila«  (TOabr.  1700—1727,  16  SBbe. ; neue  Vlufl. 
1775  —91,  17  fflbe. ; beutfeh  Bon  S.  3-  ©aumgarten, 
Spalte  1764—72,  13  ©be.)  mad)te  er  jid)  um  bieVluf- 
hcllung  ber  ®ef<hid)te  Spnnienä  feßr  Bcrbient,  91  od) 
finb  »u  erwähnen  fcine»Variaspoesias*  (1726).  Sgl. 
ilinffnrre,  Elogio  historico  de  D.  Juan  de  P. 
(TOabr.  1735). 

gcrrcriuä,  Sincentiuä,  geb.  um  1350  in  Sa* 
lenaa,  geft.  5.  Sprit  1419  ju  Snitneä  in  ber  Bretagne, 
1455  fononifiert,  trat  1374  in  ben  Slominifanerorbcn 
unb  burdi jog  feit  1391  alä  Sichrer  unb  ©rebiger  einen 
großen  leil  granfreidjä,  worauf  er  3Jat  beim  König 
Bon  Sragoniett  unb  1395  Magister  sacri  palatii  atu 


- gern. 

pnpftlichen  $of  ju  Sofgnon  Warb;  er  unternahm  feit 
1397,  oft  Bon  einer  großen  ©cißlergetneinbe  begleitet, 
Sefehrungäreifen  burdi  Spanien,  granfreich,  3talicn, 
©ro&britanmen  unb  3r!anb.  g.  foU  8000  <oara- 
jenen  unb  35,000  3uben  befehrt  unb  über  100,000 
Steßer  ber  Äirdje  wiebergewonnen  haben.  Sgl.  gel- 
ler, S-  g.  noch  feinem  Sieben  unb  SSirfen  (Serl. 
1830);  gageä,  Hietoire  de  saint  Vincent  Ferner, 
apütre  de  l'Europe  (©ar.  1894.  2 ©be.). 

grerrero,  Sitnibalc,  tßcobnt,  geb.  8.  3)ej.  1839 
in  iurin,  geft.  7.  Vlug.  1902  in  9fom,  beiud)te  feit 
1859  bie  9)!iiitärafabemie  in  Xunn , nahm  an  ben 
italienifcfien  ßriegen  Bon  1859,  1860—  61  unb  1866 
teil,  trat  1864  in  ben  ©eneralftab  unb  übernahm  bie 
Sfcitung  ber  geobätifdjeu  Arbeiten  3tni<en8,  bie  er  in 
muftergültiger  93eije  burchführte.  1872  würbe  er 
Gbef  ber  geDbntifchen  Abteilung  beä  militärgeographi* 
leben  3n|titutä  in  glorenj,  1885  3)ircltor  oiefeä  3n- 
ftitutä,  1893  ®iBifionägencral  in  ©ologna,  1895 
italienifiher  ©efanbter  in  Sonbon,  1899  fommon- 
bicrcnber  ®eneral  in  TOailanb.  1897  Würbe  er  Sije- 
präfibent  ber  internationalen  Srbmeffung.  Sr  Ber- 
iiffentlichte  fehr  umfangreiche ©eridjte  über  bie  Sirian- 
gulation  in  ben  »Serlianblungeit  ber  internationalen 
Srbmeffung«  unb  Biele  anbre  geobätifche  Arbeiten  in 
ben  »©ublifationen  beä  TOilitär-geographifchen  3n* 
ftitutä  in  glorenj«. 

gftrrti»  Sol  bu  Stranb  npr.  ton  w 0mns  jm«:.,  ein 
ipodjalptnpaß  jwifchen  SSnltiä  unb  ©iemont.  2536  m 
hoch,  ber  bie  beiben  Snlgerret,  baä  fchweijerifdie, 
ein  Seitental  beä  Sal  b'Sntremont  (f.  b.),  unb  baä 
piemontefifche , eine  Obcrftufe  beä  Sal  b 'Sofia , oer- 

gtrtetn,  f.  ©firt.  [binbet. 

gerretti,  1)  3acopo,  ttol.  Cperntertbiditcr,  geb. 
6.  3uli  1784  in  9fom,  geft.  bnfelbft  im  TOnrj  1852, 
würbe  3urift,  befchäftigte  fid)  aber  nebenbei  Biel  mit 
Süterahir  unb  grünbete  ein  »Gabinetto  letterario«, 
baä  ber  Santmelplag  ber  jungen  SdiriftfteHer  SRomä 
würbe.  1812 — 13  lehrte  er  italienifibe  öiteratur  im 
GoHegio  Soinano;  1814  übernahm  er  ein  VI mt  in  ber 
«alj*  unb  XabafäBenualtung.  Sr  fthrieb  fürSoffini, 
iEonijettt,  ©nrini,  SJicci,  Jioffi  u.  a.  Unter  feinen 
Sibretti  befinben  fid) ; »La  Cenerentola«,  »Olivo  e 
Pasqnale«,  »II  Torquato«,  »11  nuovo  Figaro«,  »Gli 
esposti«,  »I  Pirati«  tc.  g.  war  auch  giubromiator 
unb  gefürdjtetecStritifcr  u.  fdirieb  fchcrjhaftc®ebid)te. 

2)  Siuigi,  röm.  Xialellbidjter,  geb.  26.gebr.  1836 
in  Som,  ftubierte  TOathcntatif  unb  TOedjaitif  unb  ift 
feit  1871  3nfpeftor  ber  Stabtfchulcn  in  Som.  Sr 
oeröffentliihte:  »La  duttrinella«  (glor.  1877)  unb 
-Centorenti  sonetti  in  dialetto  romanesco«  (baf. 
1878,  mit  Snmerfungen  Bon  TOoranbi). 

gftrri,  1)  Giro,  ital.  TOnler,  geb.  1634  in  8Som, 
geft.  bafelbft  1689.  Schüler  oon  ©ictro  ba  Gortona 
in  glorenj,  Botlenbete  noch  beä  TOeiflerä  gorlgang 
Bon  glorenj  bejfen  greären  im  ©alajjo  ©ilti.  Später 
(ehrte  er  nnd)  Siom  jurüd,  wo  er  alä  TOaler  unb  Vir- 
dfilett  tätig  war.  Seine  TOnnict  ift  ber  beä  Gortona 
Bertnanbt.  Sein  umfangreichfteä  SJerf  finb  bie  bibli- 
idicn  SarfteUungen  in  Santa  TOaria  TOaggiore  311 
©ergamo. 

2)  Snrico,  Striminalift,  geb.  25.  gebt.  1856  ju 
San  ©enebetto  ©0  in  ber  ©roBinj  TOantua,  babili* 
ticrle  fich  1880  on  ber  Uniüerfität  Surm  unb  war 
1881—94  naeficiitanber  ©rofeffor  in  Bologna.  Siena 
unb  ©ifa , warb  jeboch  nach  feinem  offenen  ©eitritt 
jur  fojialiftifchen  ©artei  feineä  SJehramteä  entfeßt. 
1895—96  hitlt  tr  Sortrüge  an  bem  neubegrünbelen 
Institut  des  hautes  ätudes  in  ©rilffcl.  ffiegenwärtig 


gerriacetat  - 

lebt  er  ald  Slboofat  in  3! um  unb  ift  jugleidj  Bei  uni« 
bojcnt  on  bfr  bortigen  Uninerfität.  ff.  tft  mit  ßefare 
2o  mb  rof  o Begrünber  ber  neuern  (riminologijdjcn 
Schute  in  Italien,  beren  (pejicd  fojiologifche  Sluh« 
tung  er  fjauptfadjiid)  oertritt.  ©eine  tjjnuptfehriften 
mürben  j.  Z.  aud)  in  bad  Spani(dje  unb  bad  ®ng« 
lifdje  iiberfept.  SEStr  nennen  liier:  »Stndi  stilla  cn- 
minalit A in  Francia  da  1826  fin  a 1878«  (Siont 
1881);  »Zad  Berbrechen  in  [einer  Slbpängigfeit  Pont 
jährlichen  Jcuiperaturwcehfei«  (Berl.  1882,  guerft  in 
bet  >3cdtd)rift  für  bie  gefamle  otrafred)tdwiffen« 
fc^aft“  i;  «I  nuovi  orizzonti  del  diritto  e deUa  pro- 
cedura penale«  (Bologna  1881;  8.  VlufI-  n.  b.  I.: 
•Sociologia criminale«, Zarin  1892, 4.  Wnff.  1900; 
beutid)  ton  Slureda  u.  b.  X. : -inö  Berbrccbett  ald 
(ojialc  grfdteinung«,  2eipt.  1897);  »La  scuola  po- 
sitiva di  diritto  criminale*  (Siena  1883;  beutfd) 
oon  e.  BiiiÜer-iHöbcr,  ffranlf.  a.  Bl.  1902);  »Pole- 
mica in  (lifesa  della  scuola  criminale  positiva«  (au* 
iamrnen  mit  fiontbrofo,  ©arofalo  unb  ffioretti,  Bo» 
logna  1886);  »L’omicidio -suicidio • (juerft  in  betu 
Don  ff.  mit  beraudgegebenen  »Archivio  di  Psichia- 
tria«,  4.  «ufL . Zurin  1895);  »Socialismo  e crimi- 
nalitä, appunti»  (baf.  1883,  nmeBufi.  1897) ; ferner : 
»L'omicidio  nell’  antropologia  criminale«  (2  Bbc. 
mit  antbropologifd)»ftntiilifd|cm  Btlad,  baf.  1895); 
»Socialismo  e scienza  positiva.  Darwin  Spencer, 
Marx«  (SRom  1894 ; beutfd)  non  Shiredn,  fietpj.  1 895) ; 
»Difese  penali  e studi  di  giurisprutlenza«  (Zurin 
1899);  »Delingnenti  nell’  arte«  (®enua  1901); 
•Studi  snlla  criminalitA  ed  altri  saggi«  (Zurin 
1901).  ff.  ift  feit  1886  Blitglicb  ber  italienijdKn  Zc» 
putiertenfommer  unb  gehört  hier  ju  bell  S3ortjiif) rem 
ber  nujjerften  2infen. 

rriacetnt,  i.  gffigfaured  gifen. 
ncibromib,  f.  gifenbromib. 
rrichlorib,  f.  Eifendjlorib. 
rrirbrenuat,  f.  Ölfromfaureä  gifenojgb. 

ffrcrrictian  (fferribegan)  Fe(CN),,  im  freien 
3uftanb  nicht  befannted  brcirocrtigcdSiabifal,  bad  fid) 
tnie  ein  Halogen  nerijält  unb  mit  feafferftoff  bieget» 
r i cg  a n w a | f e r ft  of  ff  ä u r e HsFe(CN)»  bilbet.  Bon 
ben  jablreid)en  Serbinbungen  beb  ff.,  in  benen  bad 
gifen  burd)  bie  gewöhnlichen  3Set()oben  nidit  oon 
bem  Ctjan  getrennt  unb  nndigewiefen  Werben  fann, 
ift  bad  rote  Blullaugenfali  (ff  e r r i c g a n t a I i u m 
K.jFefCN’)«)  unb  Zurnbnlld  Blau  (f.  Berlinerblau) 
am  befannteften. 

ffcrricpaufalium  (Jfaliuitieifencgaitib,  ro> 
tcoBIiillaugeitfala.rotcdßgancifcnfalium) 
K, Fe(CN)t  enthebt  bei  Emnmtung  oftjbierenber  3ub- 
ftanjen  auf  fferrocganfaliunt  unb  wirb  bargeftedt, 
inbent  man  (X^lortrt  eine  2öfungoon  fferrocganfaliunt 
leitet,  bis  gifendjlorib  nicht  mehr  blau  gefällt,  fonbern 
nur  noch  braun  gefärbt  wirb.  Süäbrenb  ber  Opera« 
tion  neutraliflert  man  bie  ftd)  bilbenbe  Saljfäure  all» 
mählich  mit  Stali,  oerbantpfl  bann  [chitell  bei  Siebe  ■ 
bitte  unb  bringt  jur  ffriftadijation.  Dian  leitet  auch 
bnS  ßhlor  in  ein  mit  gepuloertem  fferrocganfalium 
befchidteS  roiierenbeS  Sag,  folange  eä  noch  abforbiert 
wirb,  unb  bringt  bad  Btobuft(Blaupuloer)  in  ben 
(janbel  ober  triftalliftert  eS  um.  Statt  beS  ffh101»1 
tann  man  aud)  Brom  ober  iibermanganfaurcS  Stali 
anwenbeit  ober  bie  Djgbation  mit  bem  eleftrifdjen 
Strom  burdtführeu.  ff.  bilbet  wafferfreie,  ftart  glän» 
jenbe,  bunfelroteStriftalle  nom  fpej.  ©ew.  1,8t,  fd)mecft 
äufammengiehenb»  faltig  unb  gibt  ein  gelbes  Bulocr. 
100  Zeile  Blaffer  löfen  bei  10°:  36  Zeile,  bei  100°: 
77,5  Zeile,  in  Vllfohol  ift  eS  nicht  ganj  unlöslich;  in 


— gervignt.  455 

Cöfung  fcheibet  eS  im  Sonnenlicht  einen  blauen  Stör» 
per  ab  unb  oerwanbelt  ftd)  in  fferrocganfalium ; bon 
rebujierenben  ©ubftangen  wirb  eS  befonberS  in  alfa» 
lifcher  üofung  leicht  jerfeht  unb  wirft  hoher  atä  frnf- 
tigeS  Cjrgbattonömittel.  wnS  Eiienorgbuljaljcn  fällt 
es  einen  blauen  Stieberfcplag  (ZuntbullS  Blau, 
f.  Berlinerblau),  Wältrenb  eS  bie  Stillungen  non  gifen- 
ojtjbfal  jen  mtr  braun  färbt ; oerbünittejtärfere  Säuren 
fdjeiben  fferriehanwafferftofffnure  H3Fe(CN), 
ab.  Ziefe  friftauifiert  in  braunen  Siabeln , ift  leicht 
löSIidt  in  33aifer  unb  idlfobol,  reagiert  ftart  fauer 
unb  bilbet  meift  unlöSlidfe  Salje.  ff.  bient  jur  Zar» 
ftettung  non  Berlinerblau,  jum  Blnufärbcit  non 
Sode  unb  als  Ügmittel  (SlKcrcerä  Siouor),  um 
auf  inbigblau  gefärbten  Stoffen  Weifte  SDtufter  htc» 
norjubrittgen,  ferner  jur  ZarfleUung  non  VInilin« 
fdituarj  unb  Vlnilinoiolett,  unb  um  Blau«  unb  SHot- 
holjfarben  lebhafter  fu  nuancieren,  fferriegatt« 
ammonium  (NH,f,Fe(CN),  Wirb  aus  fferroepan» 
amntonium  burch  ginwirfung  non  Chlor  unb  für 
tcchnif<he3t®ede  burd)3erfegung  beS  aus  fferroegan» 
falium  mit  gifennitriol  gefällten  Siteberfchlagd  mittels 
SlmmoniaB  unb  Bchaiiblung  bcs  ffiltratS  mit  6I;lor 
baraefleHt.  Ed  bilbet  fchöne  rubinrote  Striftade  mit 
8 iDcoiefölen  ffrijtadwajfer  unb  wirb  beim  3eugbntd 
mit  Bniiinfchwarj  benupt.  ff.  würbe  non  gmeiin 
entbedt. 

fffcrtUrt  (fpt.  ferrtif) , 1)  (2  a ff.)  Zorj  im  franj. 
Zepart.  3fere,  Slrronb.  ©renobie,  950  m ü.  Bi. , im 
Brebatal,  hat  gifengruben , eine  Sd)Wefelauede  unb 
aoot)  724  ginln.  Zabei  fchöncc  SBafferfad  beS  Breba 
unb  (üblich,  2200m  ii.  SR.,  mehrere  (leine  Sectt  (Scpt 
2au;).  — 2)  (ff.«la«©ranbe)  Stabt  im  franj. 
Zepart.  Siorb,  Slrronb.  SlneSneS,  {htotenpunft  ber 
Siorbbabn,  hol  Steinbrüche,  gifenwerfflätten  unb 
(1901)  3872  gittw. 

_ fferriircd  dpr.  terriär’),  Zorf  im  fr  an;.  Zepart. 
Seinc»et«SRame,  Slrronb.  SReauj,  unfeni  2agng.  hat 
eine  Strebe  auS  bem  13. 3<>brb-  c>n  prächiiges,  1860 
erbauteä  Schloft  beS  Barond  SllfonS  iHott)fcf)iIb  mit 
oielen  ßuuftwerfen  unb  fchönem  Baif  unb  a»oi)  952 
ginW.  — ff. war  Doml9. Sept.bid5.Cft.  1870,\jaupt> 
quartier  bed  SönigS  non  Breujjen:  19.  uttb  20.  Sept. 
1870  fanbett  hier  refuitatlofe  ffriebendoerhanblungen 
jtnifcfaeu  Bidmarcf  unb  3uled  ffaore  fiatt. 

ffferrigni (fpr.tminio,  Bier ffrancedco (genannt 
^)oricf),  ttal.ffeuidetonijt  unb  Sritifer,  geb.  15. Sion. 
1836  tn  2tnorno,  geft.  im  Zejember  1895  infflorenj, 
flubierte  bie  Siechte  in  Bifo  unb  Siena  unb  protno- 
oierie  hier.  2ileratur  unb  Boiitif  jogen  ihn  halb  oon 
feinem  Beruf  ab;  er  fehricb  unter  bent  'hieubongm 
Boticf  ffeuidetond,  bie  ihn  jum  2iebling  bed  todfa» 
nifdjen  Bublilums  machten,  unb  er  nahm  am  Vluf» 
flanb  non  1859  teil,  juerft  ald  Sefrelär  im  renolu» 
tionären  todfanifehen  SRinifterium , bann  ald  ffrei» 
lntdiger  in  ber  franjöfifch'itaiienifehen  Sinti ee.  Siad) 
bem  ffrieben  non  Sidafranca  ging  er  in  ©aribalbid 
Auftrag  junt  S einig  Biftor  gmanucl  nach  Zurin  unb 
fchrte  bann  ,fur  Sdjriftftcderei  juriicf.  gr  nahm  fei- 
nen SSohnftp  in  fflorent,  wo  er  für  eine  Sicthe  3.ei‘ 
lunaen  fchrieh  unb  ald  Slbnofat  lnirftc.  Ungemeine 
Berbreiiung  fanben  feine  ffiugfchrifien.  3n  Buch* 
fonn  erfehienen : »Viaggio  attraverso  l’esposizione 
itaüana  del  1861«  (fflor  1861);  »Fra  i|uadri  e 
Statue«  (SRail.  1872);  »Cronache  dei  bagnidi  mare» 
(1873),  »La  festa  do’ flori<  (1874);  »Vedi  Napoli 
e poi  . . .«;  »Su  o giü  per  Firenze«  (1877);  »II  Ho 
ö morto«  (1878);  »La  veritA  intorno  al  progetto 
di  legge  per  la  tassa  sni  teatri«  (1879);  »Pas- 


456 


gerrifjpbtat  — gerrocpanfalium. 


seggiate«  (1879);  »Lungo  l'Arno«  (1882);  »Giostre 
e turnei«  (1883);  »Vent’  anni  al  teatro«  (1884); 
»Dove  ai  va?  Domande  c rispostc*  (1886);  «Teatro 
e Govemo*  (1888)  u.  o.  Sie  gefammeltcn  »Con- 
ferenze«  (Borlcfungen)  erfdjienen  1903  in  Sioorno. 
gcrril)t)brät,gcrribt)bro£t)b,j.Ei!onbt)t>rojpb. 
gerrtjobib, ).  Eifenjobür. 

Ferrl-kalium  cyandtum,  roteS  Blutlaugen* 
fal),  gerricpanfalium. 

gerrinitrat,  fooiel  wie  falpcterfaureS  Eifenoppb. 
gcrrioptjb,  fooiel  wie  Siiertopbb. 
gcrripprtn,  Berbinbung  Bon  Eifen  chlorib  mit 
2Intippriu  Fe,Cl<(0,iHllN|0)t,  ein  organgerotes, 
leicht  löslich  i‘S  $ulwr,  wirb  äufjerlid)  jur  !Ö lutftit • 
lung,  innerlid;  bei  ebronifebfn  Sintrpöen,  IHnämie, 
Ehlorofe,  Migräne  unb  9ieura!gien  benujt. 
gerrifalje  (gerribfalje),  (Sifenoygbfalje. 
gcrrifulfat,  f.  SdjtoefelfaureS  Eifenojpb. 
gcrrifulftb,  foniel  wie  Vlnbertbalbfad)id)Wefel- 
eifen,  f.  ©fenfulfibc. 
gerrtt,  f.  Eifenfarbibe. 

Gerrite,  1)  faltartige  Serbinbungen  bes  Eifern 
ortjbs  mit  jiorfett  Bafen,  in  benen  bas*  Eifenoppb  bie 
Bode  her  Säure  fpielt.  — 2)  Bräunliche  unb  rötliche, 
in  bünnen  ilamellcn  burdifcbeinenbe,  auS  Gi'cnofgb 
unb  Eifenfftbroppb  beftebenbe  Kriüaditen  (f.  b.). 

gerro  (ipicvro),  Wc[llid)fle  unb  lleinfte  ber  fieben 
Smuptinfeln  ber  ju  Spanien  gehörigen  Ranarifcpen 
3nfeht  (f.  b.(  mit  Kärtchen)  unter  27"  37'  nörbl.  Sr., 
29  km  lang,  276  qkm  groß,  mit  0887)  5897  ©nW. 
Sie  3nfet  i]t  ein  balbmonbförmtgeS  OulfanifcheS  ©c* 
birge,  Seil  eines  KtaterS,  faft  Durchweg  bafaltifdj, 
mit  frtfehen  Üluöbmdj'Slegeln  unb  SäBaflrömcn,  bas 
nach  bem  non  9138.  einbringenben  ©olf  (teil  nbfädt 
unb  im  «Ito  bei  mal  Bafo  1416  m erreicht,  gliefeenbe 
©ewäffcr  fehlen,  auch  gibt  eS  wenig  Ouetlen;  baljcr 
finb  9lderbau  unb  Segetotion  befef»rnnft.  3m  ©•  ge* 
beifjt  jeboeb  bie  (anarijebe  Kiefer,  Erica  acoparia 
fommt  bufdjförmig  Bor,  unb  baS  £>ochp!ateau  wirb 
alb  3Beibegnmb  benupt.  ©ebaut  Werben  gerealien, 
98eiit  unb  oiel  auSgefüprte  geigen.  £>auptort  ift  B a I * 
nerbe,  7 km  Pom  Meer  im  91S.  ber  3niel  malerifcb 
an  einer  ©ergroanb  gelegen,  aber  unfauber  unb  Ber* 
faden.  Surd)  g.  würbe  nadj  SubwigS  XIII.  Bon 
granfreicbSeftimmung  als  burib  ben  äujjerftenffieft* 
punft  ber  31lten  38elt  ber  erfte  Meribian  gezogen. 

gerro,  Scipionc  bal,  Mattjemattfer,  1496  — 
1526  ^Jrofeffor  ber  Writbmetif  unb  ©eometric  in  Bo- 
logna, ift  ber  erfte  Entbeder  ber  Äuflbfung  bet  ©lei* 
jungen  brüten  ©rabeö.  Sa  g.  feine  Buflöfung  nicht 
öffentlich  belonnt  machte,  fo  würbe  fie  fpäter  Bon 
lartaglia  (f.  b.)  Bonjtänbig  Wiebergcfunben,  aber 
auch  biefer  würbe  burd)  Earbano  (f.  b.),  bem  er  jte 
mitgeteilt  hatte,  um  bie  Ehre  ber  erben  Serßffent* 
tiepung  gebracht,  unb  baher  beiftt  bie  Buflöfung  noch 
heutzutage  bie  Sarbanifdje  gonnel  (f.  ©leidjungen). 
Sgl.  3euthen,  ®cfcbid)te  ber  Matpematif  im  16. 
unb  17.  3abrfunberi  (beulfcb,  Seip}.  1903). 
gcrroacctat,  f.  EffigfaureS  Eifen. 
gcrroaluminiiim,  ©fenaluminiuntlegienntg,  f. 
Mtuminiumlegierungcn. 
gerro  brontib,  f.  Eifenbromflr, 
gerrorptorib,  f.  Eifencplorür. 
gerrorprom,  f.  ßifenlegierungen. 
gerroepan  Fe(CN )j,  im  freien  jjuflanb  nicht  be* 
famües  BicrwerttgeS  Slabifal,  baS  fidj  wie  ein  Halo- 
gen Berhält  unb  mit  SJatierftoff  bie  gerroepanwaffer* 
(lofffäure  H,Fe(CN),  bilbet  Bon  ben  zahlreichen 
Berbinbungett  beb  gerrocpanS  ift  baä  gelbe  Blut* 


laugenfalt  (gerrocijanfalium  K,Fe(CN),)  unb  baS 
Berlinerblau  am  belannteften.  Siefe  Berbinbungen 
fann  man  nicht  ald  Soppelcpanüre  betradjten,  fie 
finb  nicht  giftig,  geben  mit  uerbünnten  Säuren  gerro. 
cpanwajferftofffäure  (nicht  Spanwa{ferftofffäure),unb 
bac  Eifen  wirb  nicht  burdi  Sdjwefelamuionium  ober 
Äalihpbrat  gefädt.  'Mit  Metallfaijen  geben  fie  nteift 
unlösliche  9fieberfd)!äge.  Beim  ßrhifjen  mit  fonjen* 
trierter  Schwefelfäure  Wirb  gerroojanfalium  unter 
Siibung  BonÄaliuntfulfat,  91mmonmmfuIfat,  Eiien* 
fulfat  unb  fiohlenofpb  jerftört:  K.FefCNJj-f-öHjSO, 
+6H,0  = K,SO,  + 3(NHJ,SU,  + FeSO,  + bCO. 

gcrroctjaucifcu,  foBiel  wie  Öerlinerblau. 

gtrroctjanfaliitm  (Staliumeifencpanür, 
gelbes  Blutlaugenfalj,  gelbes  Epancifen* 
Talium,  61a ufaureSEifcnojh bulfali,  Blau* 
jalj)  K,Fe(CN)4  entfleht  bei  ©nwirfung  Bon  Epan* 
taliumlöfung  auf  Sifenofpbulfalje,  SchWefeleifen, 
Staliumeifenfulfuret,  and)  beim  Kochen  Bon  Berliner* 
I blau  mit  Kalilauge.  Sur  Sarftedung  fchmeljt  man 
in  einer  gufseifernen  Sdjale,  welche  bie  Sohle  eines 
glammofenS  bilbet,  fohlenfaureS  Sali  unb  fefjt  ftid* 
ftoffhaltige  tierifche  Vlbjäde  (öom,  Klauen,  gettod* 
neteS  Blut,  SBodc,  gebent,  Seberabfäde,  ©erberei* 
abfäde  ic.)  unb  Elfen  hinju.  Ser  Stidftoff  ber  tieri* 
fdjen  91bfade  Berbmbet  itdj  mit  Kohlenftoff  unb  Kalium 
ju  ßpanfalium,  währenb  ber  barin  enthaltene  Sdjwe* 
fei  mit  Kalium  unb  ©feit  SchWefeleifenfalium  bilbet, 
ein  Seil  beS  SticfftoffS  aber  entweicht  in  ber  gorm 
Bon  9lmmoniaf,  baä  im  ÄofSturm  Berbichtet  wirb. 
Beim  WuSlaugen  ber  Schmelje  hüben  fidj  aus  Epan- 
falittm  unb  SchWefeleifenfalium  g.,  Sdjwefelfalium 
unb  Sdjwefelcpanfalmm;  aufjerbem  aber  enthält  bie 
gewonnene  Sauge  (Blutlauge)  fohlenfaureS  Kali 
unb  anbre  löSlidje  Kalifalje.  Ser  auäaelaugte  SHiid- 
ftanb  (Schwär je,  Sap)  bient  alb  Säuger  unb  we- 
gen feines  ©ebaltS  an  ftidftoffhaltiger  Kohle  jum®nt* 
färben  Bon  Baraffin  unb  ©refin.  Sie  Sauge  wirb 
jur  Kriftallijation  Berbampft  unb  baS  gewonnene 
Salj  burd)  llmfrifiadifteren  gereinigt  Sie  Mutter* 
lauge  gibt  noch  eine  jweite  Rri|tadifation  (Schmier* 
falj)  unb  wirb  fchUegliih  jur  Srocfne  gebradht,  um 
ben Diücfftanb  (Blaufalj,  Blaufali)  bei  bernädj* 
ften  Operation  wie  fohlenfaureS  Kali  ju  benupen. 
Siefe  Methobe  oerwertet  nur  20  Bro».  beS  StidfftoffS 
ber  itlbfäde  unb  bebingt  auch  grofie  Berlufte  an  Kali. 
©aSremigungSmaffc  wirb  burch  Behanbeln  mit  SBaf* 
fer  Born  Bmmoniaf,  burd)  Schwefrlfphlenftoff  Born 
Schwefel  befreit , bann  mit  troefnem  Sisfalf  gemifcht 
unb  auSgelaugt.  Sie  erhaltene  ammoniatalifd)e  gtrro* 
cpancalaumlaugc  Wirb  neutraliftert  unb  ertjipt,  baS 
fidj  auSfchetbenbe  gerrochancatdumammonium  wirb 
mit  Sijfalf  jerfejt  (unter  ©ewmnung  beS  3tmmo> 
niafS)  unb  bie  Sauge  mit  ßblortalium  oerfebt.  SaS 
auSgefcbicbene  gerrocpancalaumfalium  Wirb  auSgc* 
Wafdjen  unb  burd)  Stoßen  mit  foblenfaurtm  Kali  in 
g.  übergeführt.  3lucb  aus  8hihenmelaffe  Wirb  g. 
bargefteUt. 

g.  befleht  in  100  Seilen  auS  87,03  Kalium,  13,85 
Eifen,  36,03  Eljan  unb  12,7»  SBaffer;  eS  bilbet  grohe, 
jitronengelbe,  feljr  weiche  Kriftadc  mit  3 ÜSoIefülen 
Kriftadwaffer,  fepmedt  bitterlichfüg , fatjig,  ift  ntdjt 
giftig,  befrgt  bas  fpej.Wcw.  1,83,  wirb  bei  100"  waffer* 
frei  unb  farblos,  Iö|t  fich  in  2 Seilen  fod)enbem  unb 
4 Seilen  faltem  Säaffer,  nicht  in  'Älfohot,  fchmiljt 
nach  ber  ßntwäfferung  unter  3crfefung  unb  gibt 
beim  Schmelzen  mit  foblenfaurcm  Kali  Epanfalium, 
cpanfaureS  Kali  unb  Eifen,  mit  Schwefel  gcfchmoljen 
ScpwcfelcpanfaUum  (Bpobanfalium)  unb  Schwefel* 


gerroctjanjinf  — gtrrg. 


457 


cpaneifen.  ßfttor.  Crom,  Blei • unb  SRangonfupcr* 
oppb  unb  nnbre  oppbierenbe  Körper  »erwaubein  g, 
in  gerricpanfolium;  mäßig  fonjentrierte  Salpeter- 
fäure  bilbet  Nitrot>ruffibIaIium,  »erbünnte  ©tbwefd* 
faure  jerfeßt  g.  jdicm  in  ber  Kälte  in  fcßwefeliaiirc« 
Sbali  unb  gerroepanwafferftofffäure  (Eifen- 
blaufciure)  H4Fe(CN)4.  Siefe  bilbet  farblofe  Sri« 
ftaüe,  ijt  lö«lid)  in  Soffer  unb  VUtoßoI,  reagiert  jtarf 
janer,  bilbet  meift  unlö«lid)e  Sähe  unb  jerrällt  beim 
©hißen  in  S^aixtBafferffof|fnure(löIaHffiiira>,  Saffer 
unb  ©fenepanür.  gnfolge  biefe«  ScrpaltcnS  gibt  g., 
mit  »erbünuter  Sdjwcfelfiiure  crtji^l,  Spanmaffer- 
ftoffföure  unb  eine  griinliefac  Berbinbung  »on  Span 
mit  Eifen.  Beim  Gvl)ißen  mit  fonäentriertcrSdjwefd* 
t'äure  entoitfelt  g.  S?ol)latoppb.  g.  fällt  Gtfenoppb* 
falye  blau  (Beriinerblau) , JnipferorDbfalyc  braun« 
rot.  E«  bient  jur  SarjtcEung  ber  meiiten  Gpan»cr« 
binbungen,  namenllidi  »on  rotem  Blutlaugenfaly 
(gerriepanfatium),  SdjWefelcpantaltum  (Npoban- 
talium),  Epanwafferftoffjäurc  (Blauftiure),  ©an- 
falium,  Nitropruffiblaltum.  Berlinerblau,  junt  ober« 
fläcblidjen  Serfiäblen  bc«  Eifen«  unb  ju  Sprengpul- 
»er  (©emifdi  »on  g.  mit  Stobryuder  unb  djlorfaurem 
Sali),  bauptf&plid)  aber  in  ber  gärberci  jur  Eryeu- 
gung  blauer  unb  brauner  garben.  — gerroepan- 
na  tri  um  bietet  trog  beä  niebriacro  Srriieä  berSoba 
gegenüber  ber  Sottafdje  (auttt  Borteile  bar;  Natrium 
»cranlaßt  Weniger  leitet  bie  Gpanbilbunn  al«Saliunt, 
ba«  Saig  friftallifiert  fdnoerer  unb  enthält  41  ißrog 
Sfriftatltoaffcr,  woburd)  bieSrankportloften  »ermebrt 
werben,  G«  ift  leidjt  lbslid),  tenoittert  unb  »erhält 
fid)  im  otlgemcmen  Wie  g.  — Sippe!  in  Berlin  er- 
biet! um  1700  burd)  ©bitten  »on  Blut  mit  fohlen- 
fauretn  Kali  einen  Körper,  ber  mit  Gifenfaljen  Berit- 
nerblau  lieferte.  9tub  leßterm  ftellte  äRacquer  1750 
reine«  g.  bar,  unbBertboHet  erfannte  ben  Gtfcngebalt 
beb  Blutlaugenfnlge«.  Bgl.gled,  Sie  gabrilation 
djemifdjer  Brobufte  aui  tierifdjen  VibfäUen  (Braun- 
fdjWcig  1862). 

gftrrocpanjiiifi  Eifen  jinfcßanüi)Zii,F<.tCN), 
+3H,C!  wirb  burtb  gerroepanfalium  au«  »finlfulfat 
gefällt  unb  bitbet  ein  färb-,  gentd)«  unb  gefdfmad* 
lofe«  ipulucr,  bn«  in  SBafjtr  unl&SIid),  injuanuer 
Natronlauge  IBSlid)  ift,  beim  Kothen  mit  SaUfaure 
Blaufäurc  unb  Berlinerblou  gibt  unb  beim  ©tül)en 
Gifenoppb  unb  Smfoppb  tjinterläftt  Sb  wirb  alb 
frampfftillmbe«  Sättel  benußt 

gerrobbbrät,  gertoppbroppb,  fouicl  wie 
Eifetibpbroppbul. 

gerrofobtb,  f.  Eifenjobür. 

Ferro  -kali  tartarirum,  ßifenwemfietn,  f. 
©fenpröparate. 

Ferro-kalium  ey  anatum , gelbe«  Blutlaugen« 
falg,  gerroepanfalium. 

gerrofarbonat,  f.  ftoblenfaureb  ©fettoppbul. 

gertofarbonfjl,  f.  Etfeitlnblenoppb. 

gtrrol,  ©I,  Be}itf«bauptilaM  in  ber  fpan.  Bro- 
»injfiaSoruno,  einer  ber  bm!pau»tfrieg«i)äfenSpa< 
niettb,  am  nörblidjen  Ufer  ber  gleitbnanugen  Bat  beb 
Ätiantiftben  üSeercb  gelegen,  ift  im  neuem  leite  re- 
gelmäßig gebaut  unb  »on  itarfengefiungSwerlen  um- 
geben. Sie  gufabrt  jur  Bai  »on  g.  bilbet  ein  6 km 
langer,  fdjmaler,  burtb  yWei  gortb  (San  gelipe  unb 
Balma)  gefdjftßter  Kanal.  Ser  §afcn  fefbft  ift  ein 
regelmäßige«  Biered  unb  ftebt  mit  einem  großen  See» 
arfcnal  mit  Sod«,  fflerften,  SKagajinen' unb  SScrf« 
ftätten  in  Berbinbung.  bie  2000  Arbeiter  befdiäftigen 
unb  fitS  tcilwetfe  aud)  in  bera  toeftlitb  gegenüber« 
liegenben  Sorf  Sa  ©raiia  befmben.  g.  bat  eine  nto- 


berne  Bfarrtirdje,  eine  ®ariHeafabcmtc,  ein  Kjcater, 
1 eine  Btbltotljer,  ein  SRilitarfpital  unb  ü»ow  25,281 
Ginw.,  bie  gtftberei,  ©erberei,  Seberet  unb  lebhaften 
Kiiftenbanbel  (1900  ©infubr  10,4  Süll.  Bubfußr  3,4 
'JKia.  BefetaB)  betreiben,  g.  iit  ®iß  eine«  ©eneraf- 
laptlanat«  ber  Biarine  unb  mehrerer  Sonfuln,  bar  - 
unler  eine«  beutjeben.  — Bei  g. , ba«  bi«  1752  ein 
elenbe«  gifdterbovf  War,  mußte  ficb  4.  31  on.  1805  ber 
| franj&ititbc  Äonterabmiral  SuBianoir  le Bellet)  na^ 
I ber  Sdßadit  bei  Srafalgar  mit  bicr  £inien[d)iffen 
bem  engliftßen  ftbmiral  Sicß.  Stvadtan  ergeben.  71  m 
27.  gan.  1809  bemädjttgtcn  ftdt  bie  granjofen  ber 
Stabt,  mußten  fte  aber  fdion  22,  guni  b.  9.  ben  Bri- 
ten einräumen 

gerrolaftdt,  ä-uicl  wie  mildifaureä  ©icnoj'tjbul. 
gcrrotttagiu 1 1 «mit«  (S a r a m a g n c t i « m u »), 

f.  ffiagnetiftbc  gnfluenp  feptratt. 

gcrromolät, fo»iel  wie  apfelfaure«  Gifen,  f.  (iifeu 
gerromangatt,  f.  ©fenlegterungen. 
gcrromctcr,Snftrument,jurtolonmetriid)enBe- 

ftimmung  bc«  r ifengeljalt«  be«  Blute«.  Sa«  Ct'cn 
wirb  in  bie  Nbobanserbhtbung  übetgefübrt  unb  tue 
garbenintenfitäi  einer  £öfung  beafeiben  burd)  Ber* 
gteiib  mit  ber  gntenfität  eine«  farbigen  ffilaäfeil«  be- 
ftimmt. 

gerto«iträt,fo»ielwiefalpeterfaure«Gifenoibbut 
getrottttiere  (£a  belle  g.),  bie  ftpöite  ©attin 
einebEifenbänbler«  oberSlbtofatcngerron  inBari« 
unb  äJlailrcffe  be«  König«  granj  I.  »on  granfreid). 
Hia^  ibr  foH  ein  metallene«  Stimbanb  al«  Samen- 
idjiimd  g.  genannt  Worben  fein,  gßren  Namen  füßrl 
ferner  ein  Borträt  »on  Ceonarbo  ba  Binci  intSouDre. 
gerroojbb,  fooiel  wie  ßifenopt)but. 
gerrofnlje,  foBiel  wie  EifenM-pbulfalje. 
gen  utiiieium,  f.  ©ifenftlicibe. 
gerrofof,  eine  Berbinbung  »on  ©ifenopßbfae- 
diarat  uuUSblon!al,7umfacd)arat,  eine  braunftbwarge 
glüfftgleit  »on  nid)t  abftrittgiewnbem  ©efdwtacf,  wirb 
gegen  Bleitbfudjl,  Blutarmut  tc.  empfohlen. 

gcrrofulfat,  foniel  wie  ftbwefelfaure«  Eifenopp- 
bul,  f.  Eifennitriol. 

gcrrofulftb,  fo»iel  Wie  ®mfad)fd)wcfeletfen,  f. 
Eifenfulftbe. 

gerrotppte  (latetnifcb-grieeb-).  Bbotograpbic  auf 
idmmrjladtertcm  Etfenbletp.  Sgl.  ffiercator.  Sie 

g.  (ßialle  1902). 

gerrtteei  (irr.  .atpitu . Plnbrea,  ital.  Btlbbauer, 
geb.  1465  in  giefolc,  geft.  30.  gutti  1526  in  glorenu 
mb tller  »on  granccoco  bi  Simone  gerrucci  unb  Bi. 
Biaini,  war  um  1490  für  gerbinanb  L tu  Ncaoel 
tätig.  1493  in  glorenjSd)iebsrid)tet  über  bte  SSobelle 
jutti  gaffabenbau  bc«  Sonic«  unb  arbeitete  1495  für 
Santa  illmtunjiata  bafelbff.  gn  biefer  3eit  entftan- 
ben:  imSom  juSiftojn  basSaufbeden  mit  ber  Saufe 
Gbrifit  unb  »ier  Sidief«  au«  ber  ®e(d)id)tc  gotjannds 
bc«  Säufer«;  iitt  Sont  ju  gicfole  neben  bem  Gljor- 
aufgang  eine  marmorne  Bltarlafd  mit  Neüef«  unb 
ftanficrenben  grciflaüien.  Bor  1508  trat  g.  in  ben 
Sicnft  ber  glorenlinerSombütte,  1512—18  war  er 
Oberbaunteifter  be«  Some«  unb  fertigte  bantal«  bie 
überlebensgroße  äRannorftqur  bc«  beil.  71itbrea«. 
1521  fdjuf  er  bie  äRarmorfuifle  be«  SRarftlio  gicino 
im  glorentiner  Som, 

gcrrugiiiö«  {».  lat.  ferrngo,  »Eifenrofti),  eifen* 
ballig;  Ferrngrnosa,  eifenbalttge  Heilmittel. 

Ferrum,  Eifen;  F.  aindeus,  ba«  ©lüßeifen,  f. 
Brennapparate;  F.  oivdiittim  je. . f.  Eifenpritparate. 

Sktrp,  1)  gute«,  frattj.  Bolitifer,  geh.  6.  Bpril 
1832  in  St.-S«  (Sogefeiii,  geft.  17.  SRärj  1893  m 


458 


gerrt^'port  on  (iraig  — gerfil 


Bari« , warb  1851  tHbnofat  in  Baris,  trat  1865  in 
bie  (Rcbaftion  be«  »Temps«  ein  unb  »erBffentlidjte 
1865  bie  burd)  Schärfe  unb  greimut  auSgegcithnelen 
Srtifei  gegen  bie  fchlecpte  fDtunijipalBermaltung  Bon 
Bari«:  »Comptesfantastiquesd’Haussmnnn*.  1869 
in  beit  ©efeßqebenben  Körper  gewählt,  gehörte  er  hier 
ju  ben  heftigjten  DppofilionSimtgliebem.  <ltu4.  Sept. 
1870  würbe  er  äRitglieb  her  3iegierung  ber  nationa- 
len Scrteibigung  unb  15.  JioB.  3Saire  oon  Bari«. 
3m  gebruar  1871  würbe  er  jum  SRitglieb  ber  9!a- 
tionalPeriammlung  erwählt,  gehörte  feitbem  ju  ben 
gührern  ber  republitanifchen  Stufen  unb  übernahm 
1879  baS  Bortefeuille  bc«  Unterricht«;  er  Bemmltele 
e«  mit  ©efdjid  unb  führte  Wichtige  Reformen  ein. 
Seine  bebeutenbfte,  ober  auch  mühePoDfle  fieiftung 
war  bie  Siirdjbringung  ber  antiflerifalen  Unterithl«- 
gefepc,  bie  ihm  erft  1880  gelang.  1880  —81  fowie 
1883  War  et  Bräiibent  opportumiiifcher  Dünnterien 
fflährcnb  g.  im  Qnncrn  bie  Siepublit  ju  befeftigen 
Rupie  unb  ju  btefent  jrocd  auch  bie  Bon  ben  Cppor- 
tuniften  unb  Kapitalen  gewünjchte  ScrfaifungSreBi* 
fton  nebft  her  üiftenloabl  burcfjführte,  fteüte  er  nad) 
außen  hin  ein  fteunblicpercS  Verhältnis  ju  ®eutfcp- 
lanb  her,  mit  bem  er  Rep  jur  SSabntng  ber  europäi» 
fchen  3ntereffen  in  Sigtjptcn  unb  Siejtafrifa  Bcrbanb, 
unb  wenbete  bie  ganze  Straft  granfreiipS  nach  hinter- 
inbien  zur  Unterwerfung  SnamS  unb  jur  Eroberung 
XoitgfinnS.  Er  begann  )ogar  1884  einen  Krieg  gegen 
Epina.  Schon  hatte  er  einen  im  ganjen  gängigen 
gncben  mit  £ptna  eingeleitet,  als  er  infolge  eine« 
URißgcichid«  ber  franzöRftpen  Jruppen  ht  Songltng 
burch  bie  plößlid)  aufwallenbe  Entrüitunaber  öffent- 
lichen SReinung  unb  ber  Kammer  30.  SRiirj  1885 
gcftürjt  würbe.  Unbeirrt  Bon  feiner  großen  Uupoptt- 
larität.  Wagte  er  eS,  als  erfter  gegen  tBouInnger  auf- 
lutretcn,  ben  er  in  einer  im  3uli  1887  ju  Epmal  ge- 
haltenen Siebe  auf  baä  bitterfte  Berfpottcte.  Ein  halb- 
Berrücfter  iRenfd),  namens  ftubertin,  unternahm  auf 
g.,  ben  »lougfinefen«,  1887  fogar  ein  Tttientnt  unb 
oerwunbete  ihn,  wenn  auch  nur  leicht,  fl  her  ber  un- 
erfchroctene  Wann  fegte  ben  Kampf  gegen  ben  Sou- 
langismuä  mutig  fort,  gegen  beit  er  1888  ben  Sie* 
publilanifdjen  Salionalneretn  grünbete.  1891  Würbe 
er  in  Epinal  jutn  Senator  gewählt.  Sie  glämenbfte 
©enugtuung  warb  ihm  jebod)  juteil,  als  ipn  ber 
Senat,  nach  bem  Küdtritt  SeroperS,  24.  gc6r.  1893 
jurSäürbe  feine«  BriiRbenten,  bem  jmeitpöchRen  flmt 
tm  Staat,  erhob.  1894  erhielt  er  eine  Silbfäule  in 
St.*SeniS.  Sgl.  «Digcoura  et  opinions  de  Jules  F.« 
(präg.  Bon  Kobiquet,  Bob-  1893— 98, 7 Sbe.) ; SRarn- 
baub,  Jules  F.  1832—1893  (baf.  1903). 

2)  ©nbriel,  Bieubonpnt,  f.  Sellemarre. 

gcrrt)-Bort  on  (fraig  cwr.-wg),  f.  lapport. 

{jcrrtjRbe  (tw.  -tat«.  Sabeort  in  Earmartpcnfbire 
(fBaleS),  am  3Rünbung8bu[en  beS  Zowp,  mit  auS- 
gebehnter  Slufehelpiiperei. 

gtrfad)  (perf..  Barafange),  f.  garfang. 

gcrinfti  - ä djart),  türf.  feegmaß,  = 1 ÜRpria- 
meter  (10  km). 

gerfan,  ein  Eifen  unb  BhoSppor  in  Serhinbung 
mit  Eiweißfubftanien  entpaltcnbeS  braunes  Suloer. 
bejfen  üöfung  tn  33a  ff  er  nicht  foaguliert,  ben  üRagen 
unoeränbert  pafftert  unb  im  Sarm  reforbiert  wirb, 
finbet  bei  ©lutarmut,  StbWäcpejuftänben  unb  Stadji- 
tiS  SerWenbung. 

gerfc,  weibliche«  Smb,  f.  gärfe. 

gerfe  (Cali),  ber  hintere  herBortretcnbe  Teil  be« 
gußeS,  auf  bem  im  Stepen  bie  Saft  beS  Körper« 
bauptfäd)tich  rupt ; f.  guß. 


gerft,  linier  Sieben fluß  ber  Süeicpfel  im  preuß. 
SRegbej.  Sanjig,  fommt  auS  einem  See  öfllicfi  bon 
Scrent,  fließt  in  fUböftlicper  Sichtung  unb  münbet 
bei  9Reroe  im  Megbej.  SRarienwerber  nach  112  km 
langem  flaufe. 

gerfen,  1)  grebril  Spei,  ®raf  Bon,  Rpmeb. 
SRilitär  unb  Barteifüprer,  geh.  18.  Sprit  1719  in 
otocftjolm,  geft.  bafelbft  24.  «Iprit  1794,  ftanb  1740 
bi«  1748,  wo  er juiu  (Generalmajor  abanrierte,  ju- 
meift  in  fraiijölifcpen  Sienften,  jeidpnete  fiep  tat 
Siebenjährigen  firrieg  auf  fchwebifeper  Seite  al«  @e- 
neralleutnant  (feil  1757)  gegen  Breußen  aus  unb 
Warb  1770  gelbmarfchall.  «eit  1751  güprer  ber 
»hüte«  (f.  b.ji,  fpielte  er  im  politifchen  Beben  Schwe- 
ben« lange  eine  perBorragcnbe  Solle,  erft  (befonberS 
1756)  al«  ©egner  ber  Bla^terweitcnmgSpläne  ber 
Königin  fluifeUtrife  (f.b  ),  bann  (feit  1765)  imSunbe 
mit  ber&ofpartei  bei  bereu  Kampf  gegen  bie  »TOüften* 
(f.  b.).  Sind)  bem  Staatsflrcid)  öuftaBS  III.  (f.  b.) 

I 1772  junt  KeicpStat  ernannt,  napm  er  bereits  1773 
(einen  SbfdReb  unb  tcat  fpäter,  al«  bie  SouBeräni* 
tätSbeftrebungen  be«  Königs  bcutlicper  perBortraten, 
an  bieSpipe  berarifto(rati[cpenSei^Stag«oppoRtion, 
weSpalb  er  1789  Borübei  gepenb  Berpaftet  Würbe. 
Seine  »Historiska  skriitcr«  (prSg.  non  S.  SR. 
B.  Klindowftröm,  Stodp.  1867 — 72,  8 8be.)  fmb  ten- 
benjiöS  gcfdjrieben,  enthalten  aber  Biele  wichtige  Bei- 
lagen, fo  bie  SRemoiren  ber  Königin  ilutfe  llirife. 

2)  §an«  fljel,  ©raf  Bon,  fepmeb. SRilitär,  ipof- 
mann  unbSiplomat,  Sopn  be«  norigen,  geh.  4.  Sept. 
1755ju Storfliolm,  geft.  bafelbft  20.3uni  1810,  warb, 
burep  Biele  Seifen  gebilbet,  1775  fdjroebifcper  Offizier, 
ging  aber  1778  nach  Bari«,  wo  fein  häufiger  Verfepr 
mit  bcc  Königin  SRaria  Sntoinctte  (f.  b.)  fepon  ba- 
mal«  Verbacbt  erregte,  unb  machte  feit  1780  als  fran- 
jöRfcper  flbjutant  ben  Siorbamerifanifdjtn  greipeitS* 
triea  mit.  1783  jum  Dberft  be«  Segunent«  Sopal 
Sueboi«  ernannt , erfreute  er  Rep  fortan  ber  unbe- 
fcpränltcn  ©unjt  be«  KönigSpaareS  mtb  gehörte,  be< 
fonberS  feit  1789,  }u  beffen  nertrauteften  Satgebem. 
Ser  Königin  in  fchwärmeriftper  (Bennutlid)  platoni- 
feper)  Siebe  jugetan.  War  er  1791  am  glucptBerfucp 
nach  VarenneS  peroorragenb  beteiligt  unb  machte 
fpäter  Born  VtuSlanbe  per  mehrere  Bergeblüpc  Ser- 
fuepe  jur  Befreiung  ber  franjöRfcpen  KöitigSfamtlie. 

j 3njwijcpen  in  Schweben  jum  ©encralmajor  beför- 
bert,  reprte  er  1794  bortpin  (uriief  unb  warb  hier  Bon 
bem  ipm  fepr  gemogenen  König  ffiuitao  IV.  Sbolf 
(f.  b ),  ber  ipn  mit  mehreren  biplontatifcpen  Senbun- 
gen  betraute,  unb  beffen  'Begleiter  er  1805—1807 
Wäprenb  beS  fdiwebiftpen  Kriege«  gegen  Sapoleon  I. 
mar,  1799  jutn  UniBerfitätSfanjler  Bon  Upfala,  1801 
jum  SeitpSmarfcpall  ernannt.  Siegen  feiner  Sicht- 
beleiligung  an  ber  Spronreuolution  non  1809  beim 
Soll  unbeliebt,  Warb  er  (nebft  ber  ©räpn  Btper, 
feinerSdjwefter)  1810  öffentlich  befcpulbigt,  ben  plöp- 
licp  oerftorbenen,  BoKStümlicpen  fcpwebifchen  Kron- 
prinzen Karl  Suguft  Bon  Schleswig  • Ipoiflein  (f.  b.) 
nergiftet  ju  haben,  unb  Bon  bem  erbitterten  Böbel  im 
Stoctpolmer  Slatpau«  ermorbet.  Sie  fpätere  Unter- 
fuipung  ergab  feine  nöllige  Uuftpulb.  Sgl.  S.  3R. 
B.  Klindowftröm,  Le  comte  de  F.  et  la  conr  de 
France  (Bar.  1878,  2 Sbe.);  B ©aulot,  Un  ami 
de  la  reine.  Marie  Antoinette.  M.  de  F.  (baf.  1892; 
jepweb.,  Stodp.  1893);  glacp,  Grefve  Hans  Axel 
v.  F.  (baf.  1896). 

gerfenbrin,  f.  Sein  unb  guß. 

gerfentat  (gerfinatal),  f.  Bergine. 

fterfil , f.  graifila. 


459 


gerftel  — Ferala. 


Hcinridj,  greifjerr  Bon,  Strcßitcft,  I 
geh.  7. 3uli  1828  inSBieit,  geil.  14.3>*lil883  inlSrin- 
jing  bn  Bjien,  machte  (eine  Stubien  1847—61  in  ber 
Brchitefturfßule  ber  Kiener  Slfabemie,  too  er  fiel)  be- 
fonberb  an  »an  ber  Bütt  unb  SicearbSburg  anfeßtoß, 
unb  betätigte  (ein latent  unter Heilung  feines  Cheim» 
Stacße  juerft  burd)  mehrere  Scßlofibauten  unb  Beftau- 
rationra  in  Bößmen.  3in  Begriff,  eine  Steife  naef) 
Italien  an  jutreten,  beteiligte  er  fid)  1853  an  ber  Ran- 
turrenj  um  bie  Botiolircße  für  Sien.  (Rad)  Bott- 
enbung  ber  Slrbeit  trat  er  (eine  Steife  muß  gtatien  an, 
wo  ihn  in  Beapel  bie Bacßridit  beä Sieacä  traf;  Wci 
tere  Steifen  führten  ißn  nad)  granfreteß.  Gnntaiib  unb 
ben  Sticbertanben.  Stad)  (einer  BütReßr  begann  er 
lH36benBau  ber  gotifcßen.an  bie  beften  fremjößfeßen 
SRufter  beä  13.  Saßrt),  fid)  anfeßliefsenben  ftirdie,  bie 
1876Bottenbet  würbe.  Sabrenbbcr'ilitäfübnmgbieieS 
Baues  cntflanben  baS  Ocbnubc  für  bie  öiterreußifd)- 
ungarijebe  Bant  in  Seien , bie  Studie  in  Schönau  bei 
Iepli(t,  bie  protcjiantijrt)c5tir(f)e  in  Brünn,  berBalait 
beS  ©jherjogS  Subwig  Biftor  in  Sich,  baS  Djterrei 
d)ifd)e  Biufeum  für  ßunft  unb  gnbuftrie  (f.  ©nfcl 
-Siener  Bauten  III <),  bas  eßemifeße  gnftitut,  ber 
Siecßtenfieinfcßc  Balait  in  ber  Boßau  ju  fflien.  get 
ftelS  ßerBorragenb(tcS  ffiert  näcßft  ber  Botiofirdie  tjl 
bie  Ilniocrfität  in  Sien,  im  Stile  ber  itatienifdjen 
Stenaifjance  mit  einem  ^aUenpof  Bon  großartiger 
monumentaler  Sirtung.  1866  mürbe  er  als  Bro< 
feffor  ber  Baufunft  au  bie  ©ecßitifeßc  fcod)(d)u!e  ju 
ffiien  berufen,  1869  geabett  unb  1871  jum  Ober- 
baurat ernannt  g.  bat  burd)  (eine  (Entwürfe  unb 
Schöpfungen  ber  niobemen  Siener  Htrcßitettur  ißre 
cßaralteriftifdje  Sfidjtung  fm  (Seifte  ber  itatienifdjen 
S)odircnai((ance  gegeben.  Seit  ©telbcrgcr  fdjrieb  er 
bie  Brofdjüre  «©aS  bürgerliche  SopnfiauS  unb  bas 
SBiener  3mSf)auS«  (Situ  1860).  Bon  feinen  (pätem 
Schöpfungen  finb  noch  S“  nennen:  ba3_Batl)auS  in 
XifliS,  baS  BerwaltungSgebäube  beS  Öficrrridjißß- 
Ungarifcßen  21opb  in  ©rieft  unb  ber  öoehattar  für 
bie  ihr  die  beä  SdiottcnftißS  in  Sälen.  Sgl.  »£>.  grei- 
herr  B.  g.« , geftfdjrift  jur  Sntfjüttung  feine»  Senf- 
matS  (Stien  1884). 

gferte  8a  (tat.  Firmitas,  »gefte«),  Stame  Bieter 
franj.  Orte,  barunter:  1)  (8a  g.-Bernarb)  Stabt 
im  ©epart.  Sartße.Hlrronb.  SKamerS,  lintS  am  ^miSne, 
Änotenpunft  an  ber  Seit  bahn,  mit  einer  fdiönen  Äirdje 
(auä  beni  15.  unb  16.3aßrß.),  einem  StabtßauS  (ehe- 
maliges geftungStor  auS  bem  15. 3abrß.),  HeinWanb 
unb  £eberfabrifation,  Bichbanbet  unb  aeoi)  4445 
Gin».  — 2)  (£a  g.  • ®i  a c f)  Stabt  im  ©epart.  Dntt, 
tlvronb.  Som front , an  ber  Süeftbabn , t)at  eine  (Se. 
roerbefammer,  ein  fpanbetämufeum,  Siäeberei,  gabri 
tation  Bon  3toim  unb  Boiamcnticrroarcn  ic.  unb 
(1901)  4401  (als  ©emeinbe  6467)  Einlo.  — 8)  (8a 
g.-SRilon)  gledctt  im  ©epart.  VliSne,  Brronb.  (üßa- 
teau-Ihitrrß,  amCurcq,  Rnotenpuntt  ber  Siorb-  unb 
Cftbahn,  mit  jroet UtrdjenauSbem  15. unb  16. gaßrb, 
ben  Stuinen  eines  fefien  Schloff  eS  (auS  bem  14.  gaßrh) 
unb  0901)  1577  ©nt».;  bcnlmürbig  als  SlacincS  ffic- 
burtSort,  bem  ein  ©cnfmal  (Bon  ©a»ib  b’VIngerS) 
erriebtet  warb.  —4)  (£a  g.«fouS<3ouarre)  Stabl 
im  ©epart.  Seinc-etSianir,  Vtrronb.  SReaur,  an  her 
Siame,  bie  hier  ben  Betit-SRorin  aufnimmt,  Sfnoten- 
puntt  ber  Cftbaßn,  hat  gabritatian  Bon  SRiißlfteinen, 
bie  einen  ftaden  BuSfußrartifel  bilben,  ©fenroaren, 
Bapier,  3'cgcln,  Biehßanbel  unb  (1901>  8869  ©nto. 
1562  mürbe  bie  Stabt  Bon  ben  Hugenotten  jerjtört; 
9.  gebr.  1814  leifteten  hier  bie  granjofen  unter  SRac- 
bonatb  ben  Bluffen  erfolgreich Siberflanb.  — 6) (Sa 


g.  ■ f u r-St  u h t)  gteden  im  franv  3)epatt.  Cbermame, 
Brronb.  ©jaumont.  mit  (i«oi)  769  ßinro.  Hier  fieg. 
teit  bie  Cflcrreidjer  unter  ®raf  3gn.  Öitjulm  28.  gebr. 
1814  über  bie  granjofen  unter  SRacbonalb. 

grtrtig  bejeidmet  ben  3uiinnb  einer  äikffe,  mmn 
fte  «geloben  unb  mtficherl*  ift,  fo  bafi  ber  Schüfie 
nur  anjufebtagm  unb  ju  fchieften  braucht,  ©aber 
bient  «fertig!-  auch  als  Stommanbo. 
gcrtigmarttmaicfluic,  f.  Schriftgießerei, 
gertigjünber,  f.  3ünbungcn. 
gertit  (lat),  frud)tbar;  f er  t il  i ft  er  eit , fruchtbar 
machen;  gertilität,  gruditbadeit. 
gcrtilitätStheorie,  f.  Bobenrente. 
gertit,  afritan.  Bott,  f.  ftrebfefj. 
gertö,  ungar.  Siame  beS  Sieufiebler  SeeS  (f.  b.). 
Ferüla  L.  (Sieden (raut),  (Sattung  ber  Um- 
bcUifercn,  (ahte,  häufig  blaugriin  bereifte  Sttäuter  mit 
oft  feßr  großen.  Bielfad)  fieberteilig  jufammmgefepten 
Blättern,  großen,  meijt  »ielftraljitgen  ©olben,  polp. 
gnntifd)en,  in  ber  Hauptbolbc  mctblicfjen  Blüten  mit 
qelbra  ober  grünlichen  Blumenblättern  unb  »om 
Siiiden  her  find  nbgefladjtcn  grüchten.  Biele  Brten 
finb  auSgejcicßnet  bureß  großen  lüetjalt  an  ®ummi> 
hart  in  (Sängen  ber  SSurjel  unb  beS  Stengels,  ©roa 
50  Beim  im  mebiterran.orientalifcßen  ®ebiet,  je  brei 
Brten  nt  Spanien  unb  Jtaicßmir,  fethS  in  Blgeritn, 
eine  m Kljina.  F.  galbauittua  Boiss.  ctBulum,  mit 
hohem,  obertoärts  »erjmeigtem  Stengel,  hirj  meid)- 
haarigen  Blättern,  Bon  benen  bie  oberften  auf  bie 
oblongen  Scheiben  rebujierl  finb,  unb  hiillentofcn 
©otben,Bom©cmamenb  bisttfgßaniftan,  liefert  nebft 
einigen  anbem  Hirten  ffialbanum.  F.  tinsntana  L. 
in  Borbaftifa,  aud)  (Sh*oS,  SißoboS,  in  Stjrien  unb 
Baläftina,  etwa  1,5  m hoch,  mit  botbenrifpig  »erjmeig- 
tem  Stengel  unb  großen,  bläuticßgriiiien,  Bierfad)  ße- 
berteüigcn  Blättern,  liefert  bas  afrifanifche  Htmmo- 
niatgummi.  F.  Sumbul  Hook.  fil. , etwa  2 m hoch, 


mit  bcfdjopfterSBurjel,  blaugrau  fcßimmembeit  Blät- 
tern unb  wenigen,  ganj  ober  faft  ganj  auf  bie  Seßci* 
ben  rebujiertcn  Steugclblättcrn,  in  ©urfiftan  unb  im 
jentratafiatifeßcn  Steppengebiet,  liefert,  roie  auch  F 
suaYeolens4itcA.  etI/n«t.,biemofd)uSartig  rieeßenbe, 
aromatifcß  bittere Siimbulmurjet,bicelroa9 Brot, 
roeießen,  blaßgetben  Balfatn,  Vlngetifafäure  unb  Bai 
brianfäure  entbält  unb  als  nemcnftärfenbeS  SRittcl 
benußt  wirb.  F.  Asa  foetida  L.  (Scorodosma  foe- 
tidum  Bunge),  mit  rübenartiger,  bis  fdjentclbider, 
fehrßeifeßiger,  faferig  befeßopftcr SSurjel,  großen,  furj 
flaumhaarigen,  blaugrünen  Blättern,  einem  erft  nad) 
fünf  3nßten,  bann  aber  fel)r  fdhneft  ßcß  entmidclnben 
unb  in  40—50  ©agen,  nad)  ber  gnichtreife,  mit  ber 
SBurjet  abfterbcnbeit,  2 m hohem,  wenig  beblättertem, 
oben  bolbentraubigBer;mcigtcmSlengel,ttäd)it,  förm- 
lich SBälbeßcn  bitbenb,  in  ben  Steppen  jwifeben  bem 
Htralfee  unb  bem  Berßfcßen  SReerhufen,  wirb  aueß  bei 


Herat  fultioiert  unb  liefert  Asa  foetida.  Gbcnfo  F. 
Narthei  Boise.,  bis  3 m ßoeb.  mit  mächtiger,  mit 
faferigen  Blattßbeibenrcßcn  beichopßer  Stjnrjel,  feßr 
großen,  aufgeblafenen  Btattfcßcibcn,  bie  oberften  Blät- 
ter ohne  Blattfpreite,  in  ©ibet.  F.  communis  L., 
auSbauernb,  mit  fein  jerteilten  Blättern,  3 — 4 m 
hoßen  Blütcnftengeln  uitb  gelben  Blüten,  oodenbet 
ihre  Gntwidclung  in  wenigen  SRonatcn  unb  ift  gegen 
ßnbe  beS  HoißfommerS  BoUftänbig  oerfchwunbcit. 
Sie  Wädhft  gefetlig  in  ©riecbenlanb,  oilbitalien,  Sttb- 
fpanien,  Bortugat,  Storbafrifa  unb  lVleinaßen,  befon- 
bcrS  in  ber  Bäbe  beS  ÜKcereS.  Bei  ben  Sitten  fpielte 
bie  Bßmije  unter  bem  Barnen  Narthei  eine  große 
Botte,  ©er  Stengel  ber  Staube  ift  mit  bid)tew 


460 


gerutafäurc  — geS. 

weiften  'Stad  gefüllt , ba§  Icidbt  geuer  fangt  unb  «6  34°  6'  n&rbt.  ® r.  unb  4°  52'  toeitl.  2. , 195  km  fftb- 
glimmenb erhält  XeSbatb  barg©rometbeuS  baS  bem  ' öitlid)  Bon  Xanger,  350  m ii.  TO. , am  ttaffcrrcidicn 
Scu3  mtroenbctc  geuer  in  einem  gerulaftcngel.  Xie  lieb  geS,  auf  einer  !pod)ebene  jwifdjen  ben  norblicben 
©flanjc  war  bcm5)acd)u8  heilig,  bcrXl)t|rio3  war  ein  Ausläufern  beS  AtlaS  unb  einem  bie  weite,  frudjt- 
mit  SJcinranten  unb  Sfeu  unmuinbencr  gerutaftab,  ; bare  ©bene  el  ©barb  im  O.  bcgrcrtjenbenlSebirgSjug, 
unb  bie  ©acd)antcn  Rieften  aud)  9iartl)efopboren  jerfätU  in  baS  gröftcre  AU-g.  (g.el©äli)  unb  Aeu« 
(Xbbrfopboren).  Au8getj5I)lte  geruiaftengel  bienten  I g.  (g.  cl  Xfdjebib),  beibe  Bon  einer  hoppelten,  10  m 
,jur  Aufbewahrung  BonWanuftriptenu.  bgl.  gaft  alle 1 hoben  Wauer  mit  Btcredigen  Xiirmen  umgeben  unb 
teile  berSßflanje  benagte  mau  als  Heilmittel,  unb  bie  I in  ihrem  nörbtidjen  Xeil  burd)  bie  gewaltige,  aber 
©lätter  würben  in 3al}raaffcrcingemad)tunbgegeffen.  teilweife  in  SRuinen  liegenbe  ÄaSbab,  mit  bent  Aalaft 
gerütafäure  (Wctboroparaofhjimtfäurc) ! beS  Sultans  Berbunbeit.  Aeu-g.  enthalt  baS  Cuar- 
C,»H,0O4  ober  C,H,  (CH„j O.OH.CH  .CH.COOH, 1 tier  ber  3uben,  baS  Weitab-  Sie ©läge  finb  japlreid), 
ber  Welbt)lätljcr  ber  Staffecfäure,  finbet  fid)  in  ber  Asa  aber  flcin,  bie  Straften  eng,  fruntnt,  fd)mugig.  Xer 
foetida,  entfielt  beim  Stoßen  Bon  Sanittin  mit  ttfjtg-  Ueb  geS  wirb  in  jafjlreitfycn  Äanälen  burd)  bie  §5u> 
[äureanbpbrib  unb  efftgfaurem  Aatron  unb  fann  aud)  fer  unb  ©arten  geführt.  An  lejjtern  finb  alle  hoher 
aut  3imtfäure  bargeftetlt  werben.  Sie  hübet  Siabeln,  gelegenen  Xeile  reid),  mäbrenb  (ich  außerhalb  her 
löft  fid)  in  ftebenbem  SSaifer,  Alfohoi  unb  Äther,  Wauem  Biele  auSgebehnteOlioen-  unb  Drangenbaine 
fdjmiljt  bei  169°  unb  gibt  mit  fdjmeljenbem  Ägfali  finben.  Sie  Stabt,  bie  im  Wittclalter  400,000  6inm. 
eiftgfäure  unb  ©rotolaledbufäure.  Xie  ifomere  3 f o * gehabt  haben  foü,  jählt  gegenwärtig  150,000,  nad) 
ferulajäure  (^eSperibinfäure)  entfteht  bei  ber  anbern  nur  40,000  (Wauren,  Araber, ©erber,  Aeger), 
Spaltung  beS  .WSperibinS  unb  auS  Jfaffeefäure  beim  wonon  10,000  guben  fein  fotlen.  Eine  fflamifon  Bon 
©ehanbem  mit  Sobmethgl,  3Kett)t)lnltohol  unb  Jtali*  5000  Wann  fleht  unler  bem  ©ounemeur  ber  Stabl 
lauge;  fihmiljt  bei  228“.  Aon  ihrem  SJerfaQ  jeugt,  baß  Bon  785  SSofdjeen  ber 

gdruffac  ifw.  .nga»,  Anbei  Etienne  gufte  ©lütyeit  nur  nod)  130  Doi'hanben  finb,  barunter  bie 
®aScal3ofephgran?oi8b’Aubebarb,©aron  beS  Wuta SbriS, bie Xfdjama ffarubin (»Wofcbee ber 
be,  tfoolog,  geh.  30.  Xe).  1786  in  Chartron.  geft  als  Eberubim«),  bie  größte  unb  berithmtefte  Wofdjce  in 
©rofeffor  her  ©eographie  u.  Statiftif  an  ber  General-  ganj  Aorbafrtfa.  Wit  btefer  iit  eine  an  .{lanbjihnften 
ftabsfihule  in  ©ariä  21.  gan.  1836,  Bolleitbete  bie  Bon  reiche  ©ibliotbcf  unb  eine  einft  berühmte,  heute  ganj 
feinem  ©ater  (geft.  1815)  begonnene  »Histoire  natu-  gefuntene  §od)fd)ule  Berbunben.  an  bie  fid)  einc  An. 
relle,  gänSrale  et  particulisre  des  mollusques  ter-  japl  ebenfo  Berfommener®lemcntarfd)ulen  anfd)lieftt 
restres  et  fluviatiles«  (fortgefegt  Bon  XcShatjeS,  Xie  gnbuftrie,  bie  hier  ihren  2>auptfig  in  Waroffo 
©ar.  1821 — 51,  4 ©be.).  Auw  bearbeitete  er  für  bie  hat,  er, jeugt  wollene  Xeeten  unb  ©ebuincnmäntel, 
non  ihm  unb  anbem  3oologen  hcrauSgegebene  »His-  Saffian,  Sattel,  Riffen  unb  feibene  Xüdjer,  ferner 
toire  naturelle  des  mollusques,  pubfibe  par  mono-  Xeppid)e,Sdjie&pulBcr,fd)led)te  gaqence,  rote  Rappen 
graphies«  bie  Sepbalopoben  ( 1834  —43)  unb  lieferte  (baher  geS  genannt,  jej)t  im  ©erfüll),  grobes  ®e- 
mehrere  palaontoiogifdje  Arbeiten.  1824— 31  gab  er  jdjmeibe  (in  ben  §änbcn  berauben).  3fod)  immer 
bas  »Bulletin  universel  des  Sciences  et  de  l’indus-  ifi  g.  bie  bebeutenbfte  ^anbclSfiabt  Aorbweftafri* 
trie«  (©ariS)  heraus.  laS.  AuS  ®uropa  fommen  Seibe,  ©aumwollenftoffc, 

gcroollgruppc,  f.  Alpen,  S.  363  (Sintifdje  A.).  Xud),  ©apicr,  Saffen,  ©uloer,  Xce,  Xroacn,  3uder 
gement  (lat.) , heifs , glühenb , inbrünfiig.  unb  ©ewilrje,  bie  non  hier  über  ganj  Aorbweftafrita 

gerbet  Om  ©lural  gerBcrbin,  altperf.  gra»  bis  Ximbufiu  gehen,  g.  ift  Sig  eines  beutftpen  Ron- 
BarttS,  im3enbaBeftagraBaihi),  ©ejeid)nung  ber  fuls.  Xaft  an  Stelle  beS  heutigen  g.  f^on  eine  r5» 
Sthuggeifler  in  ber  3oronftrifiheit  ätetigion.  3bre  mifdhc  Stabt  geftanben  hat,  alS  bic  Üanbfdjaft  Man- 
©erehrung  ift  uralt  unb  fdjeint  urfprünglich  mit  bem  retania  Tingitana  einen  Xeil  ber  römifdjen  ©roBinj 
Ahnen tultufl  jufammenuihängen.  3«  bem  fegigen  Hispania  bilbete,  ift  auS  äiuinen  in  ber  Umgebung 
Rntcnbcr  ber  SKobammebaner  tn  ©erfien  ift  ber  Wo-  ju  (fliegen.  SBahr(d)eintid)  Würbe  bie  römiftpe  Stabt 
nat  geroerbin,  mit  bem  20.  Slärj  beginnenb,  ber  oon  ben  Sanbalen  jerftSrt,  als  fte  ftdh  AorbafritaS 
erjte  beS  3“hreS,  unb  auf  ben  erften  Xag  beSfelben  bemäihtigten  (429  ff.) , unb  wäljrcnb  ber  barauf  fol- 
fällt  baS  AeujahrSfeft.  genben200jahrigen  veiTfihaft  beS  oftrömifdjen  AciihS 

gcrBcö jicrcn  (lat),  fi<berhigen;  jontig  Werben,  nidjt  Wieber  aufgebaut.  AIS  bie  Araber  auf  ihrem 
Fes  (ital.  Fa  bemoUe,  franj.  Fa  bbmol,  engl.  F.  EroherungSjug  im  7.  gahrh-  aud)  hierher  tarnen 
flat),  haS  hurih  :>  emiebrigte  g.  Xer  Fes  dur-Attorb  unb  Aorhtoeftafrita  unter  bem  Aamen  Wagreh  el 
= fes  as  ces;  ber  Fes  moll-ARorh  = fes  asas  ces.  Affa  ober  SuS  beherrf thieii , grünbete  @hriS,  ber 
ge«  (gej),  bie  bet  ©rieten,  Xürfen,  Albanefen,  ftücbtige  Ente!  ^affanS,  beS  SohneS  AUS,  788  bie 
Arabern  unb  fonft  im  Orient  üblid)e  Äopfbcbedung  Stabt  äSaltjlt)  als  Acitbcnj,  an  beren  Stelle  fein 
non  ©Solle,  eine  eng  antiegenberoteWügc  (bei  grauen  Sohn  @bris  n.  793  baS  Bon  ihm  erbaute  g.  fegte, 
unb  Wäbicn mit  fflolb  ober ©erlengcftidt) mit  id)War*  91ad)  wecbfclnoden  Sihidialen , in  benen  Stabt  unb 
«r  ober  blauer  Ouafte.  ©ei  ben  ©rieihen  gehört  bet  2attb  einige  3eit  Bon  ben  Kalifen  Spaniens  abhängig 
g.  jur  Aationaltradjt  ber  Wänner  Wie  ber  grauen.  Waren,ftiftetcitad)berfflrünbungnonäRaroffo(1062) 
Seit  Sultan  Wabmub  würbe  er  ftatt  beSXurbanS  alS  burd)  ben  AlntoraBiben  Abu  ©ehr  fein  Aathfolgev 
Jfopfbebcrfung  für  bie  SlaatSbeamtcn  Borgefdbrieben  gniuf  ibnXafihfin  1086  baSAeidtg.  unb  Warotfo. 
unb  felhft  beim  §ecr  eingefübrt.  Xer  Aame  ftammt  1202  itmd)te  fid)  bie  Sanbftbaft  g.  unabhängig  unb 
Bon  ber  Stabt  geS  in  Afrita.  Xie  heften  geffe  tom*  aelattgle  banad)  fcbnetl  ju  fo  hoher  ©liile,  bafj  bie 
uten  gegenwärtig  auS  XuniS;  boib  finb  aud)  bic  in  Stabt  g.  785  Wofdieen  unb  Rapcden,  93  Bffenttiihe 
Xeutfdilanb,  ©&bmen,  Währen,  grantreid)  unb  ber  ©über  unb  allein  innerhalb  ber  Atngmauevn  472 
Sihweij  fabrijierten  gefudbt.  Xie  Araber  nennen  ben  'Wühlen  jäljlte.  Um  bie  Witte  beS  16.  gahrb-  würbe 
g.  Xa  r b Ü f d).  baS  Seid)  g.  abermals  mit  Waroffo  Bereinigt,  bei  bem 

ge«  (gej,  arab.  gäS),  eine  ber  beiben  ipaupt-  eS  feitbem  Berblieb;  bie  Stabt  g.  aber  teilte  fortan 
unb  Scfibenjftäbtc  beS  Sultanats  in  WaroBo  unter  ben  Sang  einer  $aupt-  unb  Seftbenjftabt  mit  Wo» 


461 


geSca  — ge§(cr. 

roffo,  bent  g.  jebocb  burd)  benjiuf  großer Jpciltgfeit  (in  oberung  Aleftaä  burd^  Säfar  (1533),  bie  filr  §erjog 
Säeflafrita  gleich  Ijinlft  Meffa)  weit  Doranfteht.  Seit  SSiltielm  IV.  gemalt  worben  finb,  bie  Sammlung  bei 
biefer  3eit  Datiert  aber  aud)  ber  Serfall  Don  g.  Sgl.  S>iftorifd)en  Bereinä  in  Scgenoburg  eine  Maria  Mag« 
Sohlfä,  Mein  erfter  Aufenthalt  in  fflaroffo  (Brcm.  batena,  bas  ©ermanifche  Mufcunt  in  Nürnberg  eine 
1873);  Moulieraä,  Fez  (Sar.  1902)  unb  bie  unter  Anbetung  ber  heiligen  brei  Könige. 

»Marofto*  angegebene  Siteralur.  geffäu,  f.  geyan. 

gcdca,  1)  gttebrich  ßrnft,  Siolinfpieler  unb  getfd,  ber  unb  bie,  beim  Sferbe  bie  3ehc  Dom 
Stomponift,  geb.  15.  gebt.  1789  in  Magbeburg,  geft.  §uf  biä  jum  Mittelfußtnochen  (ocraltet  Sepien 
24.  Mai  1826  in  Äarläruhe,  würbe  1804  Mitglieb  i bein)  uarf)  bem  ihre  fnödjeme  ©runblage  bilbenben 
beäXheaterorcheftcrä  jufieipjig,  1806  ber  perjoglichcn  geffcI6ein  ((.  b.)  benannt  3hrc  Hintere  glätte  Reifst 
Kapelle  }u  Olbenburcj,  1808  SoloDiolmifi  ju  Staffel  gef  felbeuge  oberslöte  (f.  b.).  <5.  Xafel  »Sferb  I«. 
unb  1815ftonjertmei|ter  ,;u  Karlsruhe.  g.  War  feiner-  gia.  1 unb  Xafel  ET,  giq.  1. 

Seit  befonberä  burd;  feine  in  einem  gefälligen  Stil  ge-  gcffclballon,  f.  fiuftfehiffaprt. 
fchri  ebenen  Streichquartette  unb  Duintette  gefchä&t,  geffdbein,  baä  erfte  unb  größte  3ch*n9'>c,>  ber 
hat  aber  auch  Symphonien,  Opern  unb  fircfjlictje  So-  $uftiere,  bilbet  mit  bem  Mittelfujjfnod)en  (jäljthlicb 
talwerte  gefeprieben.  , -Schienbein«)  baä  geffelaelettl,  mit  bem  jtociten 

2)  Alejanber  ßrnft,  Klaoierfpieler  unb  SVom-  j ^fhenglieb  (ftronbein)  baä  Jtconqelrnt.  Seim  Stehen 
pontft,  Sopn  be8  porigen,  geb.  22.  Mai  1820  in  Sarlä-  bilbet  baä  geffelgelenf  einen  ffimtel,  burch  ben  bie 
ruhe.  geft.  22.  gebr.  18-19  in  Braunfcpmeig,  Schüler  \ gange  3fPe  eine  idjräge  Stellung  »um  ßrbboben  er» 
Don  Sungenhagen  unb  A.  SB.  Bad;  in  Berlin,  unter»  hält,  roäprenb  ber  SJiittelfufi  (entrecht  fiept-  Seim 
nahm  Sonjertreifcn  alä  Sianift,  brachte  auch  Dier  ©eben  Deränbert  ft*  biefer  SBinfel,  inbem  bei  febem 
Opern  jur  Aufführung,  wuebe  aber  befonberä  be»  Auftreten  baä  geffelgelent  (ich  fenft  (Surd)  treten) 
fannt  burd)  Sieber  Don  anfpredjenber,  babei  einer  ge-  unb  gleich  barauf  wieber  aufrichtet,  worauf  bie  ßla- 
wiffen  Nobleffe  nicht  entbeprenben  gattur.  2)ie  legten  ftijitnt  bc-3  ©angeS  beruht.  Namentlich  beim  Sfcrbe 
3abre  Derlebte  er  in  Braunfcpwcig.  pat  baffer  gorm  unb  Stellung  beb  gejfelbeinb,  bej. 

gcäccnntnen  (geäcenninifche  Serfe,  Fes-  -fflelcnteä  große  Bebcutung.  Man-unterfcpeibet  lange 
cennini  versus),  eine  ber  älteftenöattungenitalifcber  unb  für  je,  (teile  unb  weiche  (b.p.  fchräge)  geffel.  fiep« 
Solfopoepe,  SBechfelgefänge  unb -©efpräche  Donfianb«  tere  macht  ben  ©ang  bejonberss  elaftifch,  ftrengt  aber 
leuten  mit  gegenfetttgen  Sticheleien,  DolUtümlith«  bie  Seugefepnen  (f.  b.)  an.  ßine  tranthafte  geffel« 
berben  SJipen  tc.  bei  beitem  Anläffen,  inbbef.  auch  fteilpeit  ift  ber  Steljfuß  (f.  b.).  Sie  gcffclbeme  ber 
bei ^od)}eitcn,fpäter überhaupt  fd)erjhaftefiieber  beim  beiberfeitigen  ©liebncagen  foüen  beim  Sferbe  parallel 
ßinfplen  ber  Braut.  ftel)rn.  Sipergenj  wirb  als  framöfifche  ober  Xattj» 

g-cict),  3ofeph,  SVarbinal,  geh.  3.  3an.  1763  in  meifterftel1ung,MonDergenjatä3t9tl'tretcnbejeid)net. 
Ajaccio  aufjt'orfifa,  geft.  13.  Mat  1839  in  Som,Sopn  Sgl.  Staub  (ber  Xiere). 

eineä  jehroeijer.  Kapitän«  in  fremjöfifdjem  Sienft,  ber  gcffelfroicp,  bie  ©cburtäpelferfrüte,  f.  gröfche. 
1757  bie  SBitWe  Samolini,  bie  ©roßmuttcr  Napo«  geffdhülft,  f.  Desmodium. 
leond  I.  mütterlich erjectä,  geheiratet  patte,  alfoStief«  geffclräitbc,  f.  gugräube. 
bruber  Sätitiad,  ber  ®uttev  'Jc'apoleonS  1.  Sr  würbe  geffclung  ber  (befangenen  ift  nach  betn  in 
1791  Archibiafon,  trat  aber  währenb  ber  fron  jöftfehen  Xeutfdjlonb  geltcnben  DiePht  nur  alb  Sidjerungb-  unb 
Seoolution  in  bieftriegbDerwaltung,  erhielt  1796 beim  Siinbigunqämittel  erlaubt,  indbef.  um  babßntwcidicn 
erften  ttalienifchen  gelbjua  feines  Neffen  Bonaparte  ober  ben  Selbftmorb  beb  ©efangenen  ju  uerhinbent, 
eine  Aufteilung  alb  Kriegbfommiffar,  mußte  aber  in«  ober  um  anbre  einem  al«  gefährlich  betannten  ©e- 
folge  picler  gegen  ihn  laut  geworbener  Klagen  bieä  fangenen  gegenüber  ju  fchüpen,  ober  um  tätlicher 
Amt  halb  wieber  nieberleaen.  ßr  (ehrte  1799  junt  öibcrfeplichfeit,  bej.  einem  Xoben  unb  Schreien  beb 
geiftlichen  Stanb  jurüd  unb  toarb  Xomfanonifuä  ;,u  ©efangenen  ju  begegnen,  gür  bie  Unterjuchungö« 
iöaftia,  im  April  1802  ßrjbifchof  Don  fiijon,  1803  gefangenen  gilt  § 116,  Abf.  4,  ber  Strafprojefto'rb- 
Karbinal  unb  fran jöfifdjcr  ©efanbter  am  päpftlichen  iiung.  wo  bepimmt  ift,  baß  jcbenfallä  bei  ber  fiiaupt« 
$of.  1804  begleitete  er  ben  Sapft  jur  Krönung  Na-  Derpanblung  ber  Serhaftete  ungcfefjelt  fein  foll;  be- 
poleonh  I.nach  Sarid  unb  würbe  Wrofealmofenier  beg  piglid)  ber  Strafgefangenen  gelten  bie  lanbeorecht- 
&niferreid)S,  ©raf  unb  Senator,  ßr  präftbierte  1810  liehen  Sorfcpriften.  311  neuefter  3*'*  würben  biefe 
ju  Sarib  einem  Koitjil  beb  franjönfehen  Slerud  unb  lanbedgefeßlichenSorfchriften  Dielfallabgeänbertunb 


beffen  SWißhanblung  burch  Napoleon  auä,  baß  er  geiler,  1)  3gna3  Aureliuä,  ©eiftlicper  unb 
fortan  jufitjon  in  einer  Art  Serbannung  leben  mußte,  greimaurer,  geb.  18.  Siai  1756  jit  3ur,tborf  im 
Bei  Annäherung  ber  Öfterreicher  (1814)  floh  er  mit  SÜJiefelburger  Somitat,  geft.  15. 2>ej.  1839  in  St.  Se« 
fiätitia,  ber  SJfutter  beb  Staiferd,  nach  Nom  unb  lebte  terdburg,  trat  1773  in  ben  fiapujinerorben  unb  emp- 
hicr  in  Döüiget  3uriidge(ogen(icit  ben  Künften  unb  iing  1779  bie  Srieflerweihe.  3Jiit  Ncönchtum  unb 
feiffenfhaften.  Seine  weltberühmte  ©emälbefamm«  Mailioliiidmug  innerlich jerfallen, erhielt  eroonfiaifer 
lung  fotl  mepr  alb  20,0Ü0Bilber  gejählt  haben.  Sein  Jlofeph  ü.  bie  Aufteilung  alä  Srofeffor  ber  orienta- 
Briefwechfel  mit  Napoleon  I.  würbe  oon  Xu  ßaffe  lifchcn  Sprachen  unb  ber  altteftamentlichen  ßpegefe 
hcrautJgegeben  (Sar.  1855).  Sgl.  SRicarb,  Le  car-  an  ber  Unioerfitüt  fiemberg.  Stier  trat  er  in  ben  grei- 
dinal  F.  (Sar.  1893).  maurerorben.  1787  mußte  er  fein  Amt  nicberlegen, 

grt'clcn,  Melchior,  Maler,  geboren  wahrfdjein-  jog  nach  Breblau,  trat  1791  jum  Sroteftantidmug 
lieh  in  Saffau,  War  Port  unb  in  3ngolftabt  tätig,  wo  Uber,  heiratete  unb  lebte  feit  1796,  literarifch  befchäf 
er  10.  April  1638  ftarb.  ßr  bilbete  fid)  nach  Altborfcr,  tigt,  in  Berlin.  3nt  Aufträge  ber  fioge  Nopal  'fjorf 
führte  feine  ©emälbe  jmar  fehr  fleißig  aud,  tonnte  bearbeitete  er  mit  Sichte  bereit  Statuten,  fefaieb  aber 
fid)  aber  Don  einer  gcWtffen  Steifheit  nidjt  freimachen.  1802  auä  bem  Buub  unb  würbe  1809  alä  Srofeffor 
5>ie  Münchener  Smafotbct  befipt  Don  ipm  bie  Sc-  ber  orientaliiehen  Sprachen  unb  ber  Sbitofoppie  an 
lagerung  Nontä  burch  Sorfr^a  (1529)  unb  bie  ßr»  c bie  Alejanber  Newftij-Atabemie  m Seteräburg  be- 


462 


gcfta  — gefte. 


rufen.  'Tri?  KanliattiSmuS  unb  VttbeiSnuw  Bedäch- 
tig, »erlor  er  bicfeS  Vlmt  fdtoit  1810,  Warb  balb  bar* 
auf  3BiiD»rftel)er  einer  SrjiebungSanftalt  ju  Säolff 
unb  1815  in  Sarepta,  wo  er  mit  S)crmf)utem  in  ©er- 
binbung  trat  unb  loieber  ftrenggläubig  würbe.  1820 
würbe  er  Supeuntcnbcnt  unb  Konfiitorialpräfibent 
ber  e»angeliid)cn  ©emeinbm  in  Saratow,  1833  ©e< 
neralfupcrintcnbent  unb  ftircfjenrat  ber  lulberifcben 
©emeinbe  in  St.  ©elersburg.  Sein  bebeutcnbfteS,  in 
Saratow  gefchriebeneS  Serf  ift  bie  »fflefcbtdjte  ber 
Ungarn  unb  bereu  Slanbfajfcn«  (Sripj.  1812  — 26, 
10  lobe. ; 2.  Vlufl.,  IjrSg.  oon  G.  Klein,  baf.  1867 — 
1883,  6 übe.),  Vfufterbem  fthricb  er  »ieigelefene  bifto* 
rifdje  SRomane  (»SKarf  Vlurcl«,  »VlrijtibfS  unb  21je- 
miffotleS« , »Vlttila*  u.  a.),  manches  über  greimau« 
rcrei  unb  eine  oelbflbiographie : »Sfiicfblicfe  auf  meine 
70jät)rige  ©ilgcrfaf)rt-  (©reSI.  1826  ; 2.  Vlufl.,  i’eipj. 
1851),  ergänjt  bind)  bie  »Siefultatc  meinet  Xknfcttc. 
unb  Erfahrend*  (©reSI.  1825).  Sein  Sieben  befdjrieb 
Vlbafi  (Vligttcr)  in  ben  »Szizadok*  1878  (ungar.). 

2)  Sofepfy,  ©tjd)of  boit  St.  gölten,  geb.  2.  Xej. 
1813  in  Codiau  am  ©obeniee,  geft.  25.  Vlpril  1872, 
Warb  1841  jojent,  (pater  orbentlidjer  ©rofeffor  ber 
Kird)engeid)id)tc  unb  bes  Slirdjenredjts  in  ©tiren  unb 
erwarb  ftd)  balb  burd)  (einen  ©laubenSeifer  grofteä 
Vlnjef)en  unter  bem  Ultramontanen.  1852  alö  ©ro- 
fefjor  ber  Kirdjengefchichte  tiad)  Kien  berufen,  erhielt 
er  b'er  ben  Vluftrag,  bie  ©erarbeiten  jum  Konforbat 
ju  ntadjen.  VI  uf  bie  gegen  bicfeS  geridjteten  Vingriffe 
antwortete  er  in  mehreren  3 treittd)  triften.  Sfadibem 
er  in  Sachen  beSKonforbatS  alsllntertjänbler  tnjfont 
gewirft  hatte,  würbe  er  nad)  feiner  Siüdfehr  tum  fflt- 
fcfaof  »an  St.  ©ölten  ernannt,  Beim  »atitani(djen 
Roitjil  1870  fungierte  er  als  ©encralfefretär  unb  »er* 
teibigte  cS  fpäter  in  ber  gegen  ©rofeffor  u.  Sihulte 
gerichteten  Schrift  - 37 io  wahre  unb  bie  falfdje  Unfehl* 
barfeit  ber  ©äpfle«  (Seien  1871).  ©on  feinen  Sthrif* 
ten  finb  bie  »Institutione»  patrologicae*  (tjnnsbr. 
1850 — 52  , 2 ©be.,  2.  Vlufl.  hrSg.  »on  3ungmatm, 
1890  —96)  unb  bie  »Sammlung  wnniiebter Schriften 
über  Rird)engcfd)id)te  unb  Sfuchenred)t*  (greiburg 
1869)  ju  erwähnen.  ©gl.  ©rbinger,  Dr.  3ofeph 
g.  (©nren  1874). 

geftri,  (io  fl  au  jo.  ßomponift,  auS  glorenj  ge- 
bürtig, trat  1517  alb  Sänger  in  bie  papftlicbe  Ka- 
pelle, ber  er  bis  ju  feinem  lobe  10.  Vlpril  1545  an- 
gehörte. g.  ift  einer  ber  etilen  3taliener,  bie  ftd)  neben 
bot  barnals  bie  gefamte  VRufif  beberrfebenben  Sieber, 
länbem  ©eltung  »erfchaffett  fonnten,  unb  gilt  mit  ©echt 
als  ein  bebeutenber©orl«ufcr©aleftrinaiS.  ©on  feinen 
Rompofilioiten  finb  gebrudt  breiftimmige  ©iotetten 
(Seneb.  1543),  breiftimmige  fflabrigale  (1537  u.  ö.), 
»ierftimmige  ©fagnififatS  (8eneb.  1554)  unb  Sita* 
ncien  (VRtittd).  1583)  fowic  PielcS  ein  teilte  »erftreut 
in  Sammelweiien  ber  tjeit;  Steffen,  VKotetten  tc.  in 
größerer  3al)l  finb  auftnbent  hanbfdjriftlid)  erhalten. 

gtfthlume,  f.  llibiscua. 

geftbrüber,  f.  RalanbSbriiber. 

gcitbcforcitioit,  im  niobemen  Sinne  bie  in 
'Xeutfcblanb  beionberS  nad)  ben  Kriegen  lwn  1864, 
1866  unb  1870/71  allgemein  üblich  geworbene,  fünft- 
lerifcheVlusfchmiicfung  oon  Straften  unb  ©lägen  beim 
Gintuge  fiegreicher  ^Verführer  unb  Sruppen,  bei  (Ein- 
holung »on  färftlichen  Brautpaaren,  bei  ber  geier  ge- 
fd)i^tltd)er  3ubiläm,  bet  Schilpen-,  Sänger-,  Xurn- 
unb  anbent  geften.  Solche geflbeforationett,  bei  benen 
bie  bilbenben  Stünde  anfangs  bie  gührung  übemom- 
men  hatten,  ftttb  febon  im  ©littelalter  unb  in  ber  9fe- 
naiffancejeit,  bcfonbcrS  in  gtalien,  üblich  gewefen,  Wo 


oft  ber»orragenbe  Rünftler  (j.  S.  Seonarbo  ba  ©inci 
in  HKailanb)  baran  tätig  waren,  unb  haben  Hd)  »on 
ba  nach  Xeuticblanb  unb  ben  Slieberlanben  übertra- 
gen. SSan  errichtete  Ghrcnpforten  unbüriumphbogen, 
bie  oft  mitlebenbenSRenfchett  in  ftatuarifd)er  Stellung 
beiegt  würben  (Sinjug  Karl«  V.  in  Vlntwcrpen  1520), 
behängte  bie  gafjaben  ber  Käufer  mit  Xcppicbcn  unb 
belegte  aud)  bie  Straften  bantit.  Sine  ber  glänjettb 
ften  geflbeforationen  biefer  türt  war  bie  »on  SH u bene 
unb  feinen  Schülern  auSgeführte  bei  bem  Sinjuge  bes 
Siarbinaltnfanten  gerbmanb  1635  in  Antwerpen. 
3)ieferfeflIicheGrnjug  ift  auch  burd)  ein  »onoanJhul- 
ben  u.  a.  auSgeführteS  Kupfer wert  (Vfntwcrpen  1642) 
»erclDigt  Worben.  3»  $eutfd)lanb,  wo  neben  ben  bil- 
benben Künften  aud)  bie  ©ärtnerfunft  ftarf  heran- 
gejogen  wirb,  finb  aus  neuerer  (feit  beionberS  biegeft- 
beforationen  beim  Sinjuge  ber  ftegreid)  heintfebrenben 
Xruppen  in  Berlin  1866  uttb  1871  (legiere  heraus- 
gegeben  mit  begleitcnbem  Xeyt  »on  g.  EggerS),  bei 
ber  Sinftolung  ber  ©rinjeftin  VBilbelm  (jepigen  Kai- 
tcrin  ©ugufte  ©iftoria)  1881,  bei  bem  (Empfang  beS 
König?  »ott  3tatien  1889  unb  bem  Smpfattg  Kaifcr 
grattj  3»fephS  oonCflerreid)  im  ©tai  1900  in  ©erlin, 
bei  einem  Empfang  Kaifer  ffiilbelmS  1.  in  Ccipjig 
(1876,  »on  Konft.  SipftuS  geleitet),  bei  ber  Siüdfehr 
ber  ficgreiiften  X nippen  in  Xreöbcn  (1871)  unb  bei 
ber  geter  ber  filbemen  fjochjeit  beS  öfterreichifchen 
KaiferpaarS  in  VBien  (1879,  »on  SRafart  geleitet)  her- 
»orjuheben.  ©gl.  ©ifeftoff  unb  Di c g e r , ®ie  g.  in 
SBort  unb  ©ilb  (Seipj.  1897);  Schwtnghammer, 
geflbeforationen  (SiaBenSburg  1893 — 95,  2©be.).  S. 
aud)  Xraucrbeforation. 

grftc  (Sefte),  foBiel  Wie  fefier  ©lag,  geftung; 
beionberS  biblif4:  ^imntelSfeftc  (»giratnment  ). 

gefte  (».  lat.  festum,  dies  festua),  läge,  bie  jur 
Sbre  einer  ©ottheit  ober  ©erfon  ober  jum  ®ebäd|t- 
ni«  wichtiger  Begebenheiten  unter  Sinflellung  ber 
aütäglichen  ©efd)äfte  mit  gewiffen  geierlidjfeiten  be- 
gangen werben.  Xie  erften  religiöfen  g.  galten  ben 
©Ottern  als  ben  in  ber  Viatur  waltenben  ÜKädjten. 
»on  benen  ©echfel  ber3ahreSjeiten  unb  Söilterungen, 
aöeS  ©ebeihen  ober  ©itftratcn,  furj  alle  wohltätigen 
ober  nachteiligen  ©aturereigniffe  herrührteit.  “Saju 
famen  bann  g.,  bie  ihnen  als  Urhebern  unb  ©efthüftem 
gcfeflfthaftlicher  unb  fitllicher  Orbnungen  unb  Sin- 
ndjtunqen  galten.  3*  »ach  bem  Vlnlaß,  ber  oft  in 
bem  ShtybuS  ber  ©ottbeiten  gegeben  war,  ergaben 
ftch  grettben-  ober  ®anffefte  unb  öuft-  ober 
SerföhnungSfefte.  Sicht  immer  hatten  biefe  baS 
©epräge  ber  Xrattcr.  3war  fuchte  man  burd)  gaften. 
Kafteiungen  u.  bgl.  ben  fjont  bet  ©ottheit  ju  beichwich  ■ 
tigen.  meinte  aber  auch  burd)  allerlei  Suilbnrfeit  unb 
San«  fie  heitrer  unb  günftiger  ju  ftimmen.  Selbft  bei 
entfdjieben  Iranrigen  ©cbäditnisjcften  mifchten  (ich  in 
2eib  unb  ©ehflage  juweilen  greube  unb  SKutwiUe. 
©ei  ©riechen  unb  SRöntent  waren  g.,  bie  ihren 
Vlnlaft  im  ©ri»at-  ober  öffentlichen  Sieben  hatten,  ge- 
wöhnlich and)  mit  gotteöbien[tlid)cu  ^unblutigen  »et- 
bunben.  ©on  ben  eigentlich  religiöfen  geften  tour- 
ben  bie  gröftem,  abgeiehen  Pon  Cpfent  unb  Siahl- 
Seiten,  ptelfach  mit  ©ro, jefftonen  unb  Schaufpiclen, 
Wefang,  SSuftf  unb  Xanj  begangen,  ©ei  ben  totalen 
©erfcptebenbeilen  ber  Kulte  gab  eS  unter  ben  ©riechen 
nur  wenig  allgemeine  g..  unb  aud)  biefe  würben  »iel> 
fach  i»  »erfd)iebener  ©Jcife  gefeiert.  2>urd)  3nhl  unb 
©lanj  ber  g.,  wenigftrnS  in  ber  ©lütejeit,  war  Vlthen 
berühmt,  ton  beffen  geften  Wir  auch  bte  meide  ffunbe 
haben.  Über  bie  g.  ber  SRötner  (f.  gerien),  bie  im 
©erlauf  ber  ftetig  an  3ahl  »nb  ©rad)t  jugenom* 


463 


gelte  (altgermanifdje,  jilbifdjt,  djriflltdjc). 


mm  geben  gennue  Renntnib  bie  auS  Berichte 

benen  feiten  erhaltenen  ffatenbarim  ([.  Kasti).  Sgl. 
Sauiter,  gamilienfefte  ber  ©ncdien  unb  (Römer 
(©erl.  1901);  A.  ©tommfen,  g.  ber  Stabt  Silben 
(fieibo  1898) ; gc  roler, The roman festivals of the 
republic  (Conb.  1899). 

Über  bit  g.  ber  peibnifepen  ©ermatten  geben  fo(t 
nur  bie  norbifepen  öueüen,  unb  auch  biefe  nur  fpär- 
licpenAufitpluß.  Tai  böebjte  barunter  war  baS  große 
SBinterfeft,  im  (Rorben  2t u t f e ft  (f.  b.)  genannt,  baS 
in  Stibbeutiehlanb  Snbe  S&tjcmber,  in  Siorbbeutfcp- 
lanb  unb  Stanbinaoien  Anfang  Jtanuar  gefeiert  warb 
(f.3»ötften);  es  war  urfprünglid)  Wobt  bem&ebäd)t< 
nie  ber  Serftorbenen  geweiht,  beren  ©eelen  um  biefe 
3eit  tmSBinterfturm  bureh  bieüüfte  jagten,  unb  beren 
Umjug  man  burd)  allerlei  SHummereien  fgmbolifcp 
barfteUte.  3m  gebruar  warb  fobann  bab  geft  ber 
roieberfeprenben  Sonnt  bureh  tSntjünbung  heiliger 
gtuer  ober  ScrPrennung  eine«  mit  Stroh  umwind- 
ten  (Rabcö  (eine«  Spmbold  ber  Sonne)  feierlich  be- 
gangen. Tie  Sommerfefte  (int  grüpling  unb  fjerbft) 
fielen  mit  ben  ungebotenen  ©olfbocrfammlungen  ju- 
fammen,  bie  mit' feierlichem  Opfer  eröffnet  mürben; 
bei  bem  grüplingbopfer  galt  ed  wohl,  für  gelbfrücpte 
unb  Sich  ben  Segne  ber  ©ötter  ju  erflehen  unb  ben 
febäblicpcn  (Einfluß  böferTämonen  abjuwehren,  beim 
fccrbftopfer,  für  bie  gejpcnbctc  (Ernte  ju  banten.  'Jinda 
ber  (Einführung  bei  (Epriftentumd  (lichte  bie  Öeifllidj- 
(eit  mit  fluger  ©credjnung  ben  gcftfultud  ben  peibni- 
fepen Anfehauungen  unb  ben  Sitten  ber  hergebrach- 
ten g.  mögliehft  aitgtipaffen,  fo  baß  nicht  nur  diriftHebc 
g.  unmittelbar  auf  allpeibnifepc  oerlegt  würben  (wie 
j.  SB.  SBeipnadjten  auf  bad  große  Sintcrfeft),  fonbem 
auch  althertömmliche  ©ebräticpe  fid)  als  ©eftanbteile 
ber  ftreplicpen  g.  in  großer  3al)l  erhielten. 

Tie  fübifchen  g.  (3.  ü)iof.  23,  4,  »g.  beb  fiemi- 
genannt)  ftnb  oom  mofaifchen  ©efeß  beftimmte  3ei- 
ten  ber  religiöfen  (Erhebung,  welche  bie  oon  ©ott  ge- 
forberte  Heiligung  ber  3?raeltten  bureh  törperlidie 
(Rupe  unb  geiftiges  Stehen,  bureh  ©crfammlung  unb 
©otteSbienft  in  ben  Spnagogcn  bewirten  fallen.  (Der 
geftjhtlud  bewegt  fiep  mit  geringen  Abweichungen 
nad)  ber  fhntboli (eben 3apl  »Sieben*  nom  tage  bureh 
SBocpe,  Sfionat , 3abr  bis  jur  (Epoche.  So  beftimmt 
ber©entateudj  ben  7.  Süocpenlng  alb  (Ruhetag,  fiebern 
tägige  g.,  feßt  7 SBoepen  nad)  bem  grüplingbfeft  ein 
Cmtefeft  an,  legt  bie  roicptigflen  g.  in  ben  7.  ©tonal 
beb3“hreb  unb  uerorbnet  bie  ©eobaeptung  beb  7. 3ap< 
red  alb  ©raep-  ober  Sabbatjahr,  nad)  7x7  3ahren 
bie  geicr  beb  50.  alb  gobdjahr.  — Ter  ©ebeutung 
nach  jerfaUen  bie  jübifepen  g.  in  brei  Blaffen : 1)  in 
folepe,  bie  nur  ber  ©fiepe  ber  Stube  unb  .fxiligleit  gel- 
ten, alb  Sabbat,  Sabbatjahr  unb  Sobcljapr;  2)  in 
foldje,  bie  neben  biefent  3wcd  auch  ben  ber  fittliep- 
religiöjen  ©iebergeburt  enthalten:  (Meujaltrdfeft  unb 
©erföbmmgbtag , unb  8)  in  folepe,  beren  ©ebeutung 
aub  ber  Statur  unb  ®e[d)ichte  peröorgegcmgen  ijt:  bie 
brei  burd)  bie  frühem ©atlfaprten  aus  ©aläitina  nach 
Serufalem  aubgejeichneten  Sallfahrtbfefte  (Sclmlosch 
r’galim:  ©affntßScpabuotb.SguRolp).  Sab  geitjapr 
ber  3uben  beginnt  im  grüpling,  im  ©tonat  (Hiffan, 
Wogegen  bie  bürgerliche  3eitred)nung  im  fjerbft,  mit 
bem  'IRonat  Tifepri  anbebt.  Stad)  ben  feepd  Suchen- 
tagen  beginnt,  wie  alle  jübifepen  gefttage  mit  bem 
©orabenb  beginnen,  ber  Sabbat  (f.b.)  ober  (Ruhetag 
am  greitag  Abenb  ungefähr  eine  Stunbe  nor  9iacpt- 
beginn  unb  fod  bis  Sonnabenb  Abenb  burep  förper- 
liehe  Stupe  unb  geijtige  Seipe  in  gamilie  unb  ©ottes- 
haub  gefeiert  werben.  Tab  S a b b a t j a p r (f.  b.)  unb 


3obeljapr  (f.  Jubeljapr)  beruhten  »orwiegenb  aut 
ben  (oktalen  3ntereffen  beb  jübifepen  Solfeb  jur  3eit 
feiner  nationalen  Seibflänbigleit  unb  werben  non  ben 
jeßigen  3ubcn  nid)t  mepr  beobachtet.  Tie  fünf  im 
©entateud)  gebotenen  g.  ftnb  iprer  3eitfoIge  nach: 
1)  ©affap  (f.  b.),  am  14.  Stiffan  abenbb  beginnen!), 
bad  grüplingbfeft,  bas  gleicpjeitig  an  ben  um  biefe  3eit 
erfolgten  AuS3ug  aud  Agpptcn  erinnert  (auch  bas  »geft 
ber  ungeläuerten  ©rote  * genannt) ; 2)  bab  S o dj  e n > 
feft  (f.  b.),  bebr.  Schabuotp  (8.  ©tof.  23,  15),  am 
6.  unb  7.  Siwan  gefeiert,  einft  in  ©aläftina  bab  geft 
ber  ©etreibeemte,  non  berGrftlingSgaben  (baperauep 
»Sag  ber  Erftlinge*  genannt)  im  Tempel  bargebraept 
Würben,  jeßt  ber  (Erinnerung  an  bie  ©efeßgebung  auf 
Sinai  geweipt;8)  b ab  SReuiaprbfeft,  beim.  Siofcp» 
hafepana  (3.  'Uiof.  23,  24),  am  1.  unb  2.  Tifepri  ge- 
feiert, ber  Sag  bes  ©cbeufenb  (Jom  hassikkaron), 
beb  ©otteb-  unb  SelbftgericptS  (Jom  haddin),  ber  per 
©rüfung  unb  ©effenmg  beb  ©ebenbwanbelb  alb  jag 
beb  ©ofaunenblafenb  (Jom  teraa)  mapnen  fall ; 4)  ber 
©erfBpnungbtag  (f.  b.),  pebr.  3om  patfippu« 
rim,  am  10.  jifepri  gefeiert, ber  peiligfte  unb  ftrcngftc 
(Ruhetag,  mit  beut  SWcujaprsfeft  burd)  ©ußtage  ner- 
bunben;  6)  bab  Jütten-  ober  üaubpüttenfeft 
(f.  b.),  pebr.  Sjutlotp,  oom  15. — 28.  Tifcpri  ge- 
feiert, bab  Tantfejt  für  ben  göttlichen  Schuß  wäprenb 
berSüftenwanberung  ber3sraetiten,  jugteid) ^wrbft 
ßnilcbantfeft.  Tiefen  ^auptfeften  fcbließen  fiep  noch 
jwei  i’albfcfte  an:  bab  achttägige  SB eipe-  ober  fiiep- 
terfeft  (CpanuRa),  am  25.  Slibleo,  jum  Slnbenlen 
an  ben  Sieg  ber  ÜRaffabäer  über  bie  Sprer  unb  bie 
SSiebereinweipung  beb  entweihten  Tempels  (164 
o.  ßpr.)  gefeiert,  unb  bab  flobfeft  (©urim),  am  14. 
Abar  (in  einem  Schaltjahr  im  eingefd)alteten  13.  SSo- 
nat,  Slbar  II),  jur  (Erinnerung  an  bie  im  ©uep  (Sftper 
erjäplte  Stellung  ber  3ubm  oon  bem  ipnen  burep 
.fiantan  gebropten  Untergang.  3>u  ©ottebbienft  wer- 
ben nod)  bie  Steumonbbtage,  bann  ber  18.  3jar,  15. 
Slb  unblö.Scp’wat  befonberb  aubgejeiepnet ; oon  ben 
gafltagen  beb  JnbreS  ift  neben  bem  ©erföpnungbtag 
ber  Tag  ber  3<rftörung  3erujalemb  (9.  Ab)  ber  wich- 
tigfte,  ber  aud)  oon  ber  ÜSehrjapl  ber  3uben  atb 
Trauertaafeftlich  begangen  wirb.  ©gl.  ©reen,  Tie 
g.  ber  Hebräer  (beutfep  oon  ©eeper,  ©üterbl.  1894). 

Hie  rffrifeltcßen  geftc. 

Tie  älteften  cpriftlicpen  Öentcinben  famtten  (eine 
befonbent  gefttage;  ftc  ju  palten,  aalt  alb  oorfeprte  jlt- 
bifcpeSefeßlicpfeit;  im  Sinne  beb©aulu«(3iöm.  1 4,  5 ; 
öal.  4,  10;  Sol.  2, 16)  unb  ber  ©äter  ber  allen  Siircpc 
joüte  oielmepr  jcberTag  ein  goltgeweibter  fein  unb  in 
biefent  Sinne  begangen  werben.  Tennotp  leßte  man 
fepon  frilp  einen  Tag  feft,  ber  nor  anbem  ein  Tag  ge- 
meinfamenSottesbienjteb  fein  foille,  unb  wnplle  baju 
ben  Sonntag  (f.  b.)  alb  ben  Tag  ber  Aufevftepung 
beb  Jperm.  ¥on  pier  aub  lag  eb  nabe,  ipn  am  Öfter- 
feft  alljährlich  befonberb  31t  feiern,  jiimnt  bnburep 
3ugleid).wab  namentlich  für  bieSubencpriften  inbffle- 
widjt  fiel,  bab  jübifepe  ©affap  cpriftlicpen  gnpalt  er- 
hielt  (f.  Oftern.).  3n  ähnlicher  SBeife  trat  wohl  fepon 
im  2.  3aprp.  ©f  ingften  (f.  b.)  an  bie  Stelle  beb  jü- 
bifepen SBocpenfefteb  (f.  oben).  Tagegen  ift  bie  Gut- 
ftepung  beb  Öeibnacptbfefteb,  bab  oor  354  nicht 
nachweisbar  ift,  bib  heute  nicht  aufgetlärt  (f.  SBeip- 
naepten).  Tiefe  brei  $>auptfefle  bilben  bie  ©runblage 
beS  Srrd)CttjahreS ; um  fie  gruppieren  fiep  brei  geft- 
jptlen,  bie  jufammen  bie  fe)tliepe  $>ätftc  beb  ftircben- 
lapreb  (Semestre  domini)  nusmatpen,  ber  bie  feftlofe 
ipälfte  gegenüberftept.  TerSBeibnad)tS3pnub  beginnt 
mit  ber  VI  b 0 e n t ä 3 e i t , bie  bab  SBeipnacptbfefl  oor- 


4Ö4 


gefie  (djrifiiid)«). 


bereitet ; Sem  Sefte  folgen  bie  ®ebäd|tni8tage  bed  SRär- 
Ipn-id  Stephanud  (26.,  gried). 27. Tcg.),  bcdEDan- 
geliften  Sol) anned  unb  ber  linfebulbigen  ffinb- 
lein,  (»bann  bad  3<ft  ber  SSefebneibung  3e{u 
am  1.  jan.,  unb  6.  3an.  bad  JJcft  ber  E r f d)  e trt  u n g 
(£brHti  (EDiphaniciefcft) , nad)  bem  hid  gut  fflrenge 
beb  Oftcrgpftud  bie  Sonntage  gegäblt  Werben  (f.  Epe- 
pliania.).  Sen  Dftergßtlud  eröffnen  bie  3eit  ber 
(ßorfaften  (bie  Sonntage  Scptuagcfimä,  3e ja ■ 
geiimä  unb  duinquageftmä  ober  6 ft o m i tj i) 
unb  bie  eigentliche  bem  Wchäditnid  an  fieiben 
gcroibmetc  Saften-  ober  ¥ a f f i o n d je i t , bie  Sonn- 
tage S’röolanit,  SReminidgcre,  Dluti,  fiätarc 
unb  3nbita  (nach  ben  Anfängen  ber  an  ihnen  einft 
üblichen  Sntroitud  [f.  b.f  genannt)  unb  bie  mit  bem 
Sonntag 8 a t m a r u in  beginnenbe 8:  a r ro  o d)  e (heb- 
domas  magna)  uinlehtie jjenb , in  Welcher  ber  ©rün* 
bonneratag  (dies  viridium)  uitb  ber  Starfreitag 
(pascha  stauraaimon , Strcugcepaffab)  ljcrbortreten  ; 
nadi  bem  Dfterfeft  (pascha  anastasimon)  beginnt 
bie  logen. Sreubengcit,  welche  bie  50  läge  bis  gum 
'fjjingitfeit  umfaßt,  unb  »on  ber  bie  40  Sage  bis  gum 
^immeifabrtdfejt  mit  ben  Sonntagen:  Duafi- 
mobogeniti  (ber  fogen.  weifte  Sonntag,  dominien 
in  ulbis),  'IRifericorbiad  Tornini,  3n6ilate, 
St  antat  e,  SKogate  noch  bem  Ofterghltud  angc 
büren.  Sie  übrigen  gehn  Sage  mit  bem  Sonntag  j 
Eiaubi  bereiten  bad  tßfingftfeft  bor  unb  bilbcii 
mit  biefent  gufammen  ben  iüfingftgt)flu8.  91m 
Sonntag  nad)  tßfingften  fcfjltefjt  in  ber  eDangetifdjen 
SVirdic  bad  gejt  ber  Sretcinigfeit  (trinitatis)  bie 
feftlief)e  3eit  ab;  bie  römifdje  )lird)e  feiert  am  Ton- 
nerütag  barauf  nod)  bad  3ronlcid)namdfeft  (fes- 
tum  corporis  Christi).  Über  bie  Sonntage  ber  feft- 
lofen  3eit  f.  Post  Trinitatis. 

Sieben  ben  mit  genannten  3b^cn  >"  Serbinbung 
ftebenben  bilbeten  |id)  im  Caufe  ber  3at)rhunberte 
nod;  niete  Dereingelte  3- , beren  3at)l  am  Enbe  bed 
iüiittetalterä  bia  indSRafjlofeoitgewacbfenwar.  Sdjon 
an  fi<b  waren  fie  ein  fDgialeräRißftanb,  befonberdaber 
baburd),  bat)  bei  ihrer  Sei«  bie  weltliche  Seite  mehr 
unb  mehr  bie  tirdjlichc  überwog.  So  war  eine 'herein 
fachung  gulcßt  unahweiafaar,  nnb  bon  ber  3iefonna- 
tione (eit  an  lägt  fic  ftd)  beobadjten.  9lud)  fd)on  in  ber 
fatbo!ifd)cnSirdjc.  infolge  berSefchwerbcn  ber  baul- 
ichen Station  auf  beni  tReidjdtagc  gu  Nürnberg  (1522) 
bewirfte  bereita  ber  Karbinal  Sorengo  ISampcagi 
(1524)  einige  SRittbcnmg  ber  gefttage.  Weitere  Sc- 
buftionen  würben  für  bie  gange  SVitdie  namentlich  oon 
Urban  VIII.  (1642),  für  einzelne  SJtbgefen  non  Sene- 
biftXIV.(1742ff.)  unb  nod)  mehr  non  ElcmenaXIV. 
(1773)  genehmigt.  Serbnnblungcn  einzelner  Segie 
nengen,  befonbera  beutfeher,  mit  ber  fturie  führten 
nodf  giinitigere  Sefultate  herbei.  fecute  feiert  man 
an  Emgelfe|ten  in  ber  latbolticben  ftitdie  namentlich  | 
bie  3)ia  riertf efte  (f.  b.),  bie  Sobannidtagc  (Emp- 
fängnis 24.  Scpt.,  ©eburt  24.  3uni,  Enthauptung 
29.  'itug.,  non  benen  bie  gried)ifd)e  Stirche  ben  leptecc 
ata  öaupitcjttag  feiert),  bcc  VI p d ft c l f efte  (f.  b.),  baa 
«5eft  bea  Erjcngcld  SJiichael  (29.  Scpt.,  gricd)ifch 
9.  9ion.),  bie  ftreugedfcjte  (Äreugeaerfinbung, 
Streu.jeäerhühung  unb,  jebod)  nur  bei  ben  ©rie- 
chen, Sfreugtjolgentftebung,  1. 9(ug.),  bie  Stär- 
tßrertage  (g.  8.  ber  SDiaHabäer,  1.  2lug.),  bad  ffeft  j 
2111er heiligen  (1.  91on.,  nriedjifdj  am  Sonntag  I 
noch  ® jingften)  unb  bad  3eft  9t  Her  fee  len  (2.  Son. . 
gnechiid)  an  brei  Sonnabenben  bed  3abred). 

Siel  Weiter  ift  bie  enangelifibe  Studie  gegangen 
Wnfangd  behielt  fie  gwar,  mit  9iudnat|me  ber  bem  I 


$ringip  bed  Sfsroteftantidmud  miberfpred)fnbcn,  bie 
meiften  ber  bidbahinflhlidien  8- bei,  unb  gwar  ging  bie 
tutherifche  Partei  mit  9tbfd)affung  bed  tlltherfümm- 
lid)en  weit  langfamer  gu  Serie  atd  bie  reformierte, 
beren  Stifter,  eigentlid)  bie  3bcc  bed  Sürchenjahrcd 
aufgebenb,  nur  beu  Sonntag  unb  für  bie  Sjauptfefte 
einen  Srühgottedbienft  beibehatten  wi jfen  wotUen.  3n 
Sflranbenbnig  fudite  fchon  eine  Serorbnung  nmn  30. 
ffiat  1598  bie  3ahl  ber  3Harien»,  Wpoftet-  unb  fjeili- 
genfefte  gu  minbern;  hoch  würbe  fie  erft  1608  teil- 
weife unb  bann  1696  noch  weiter  in  8oD;ug  gefefst 
'IBeitere  Einfdjränlungcu  erfolgten  burd)  bie  8eroib- 
nungen  Dom  28.  San.  1752  unb  Dom  12. Siärg  1754, 
Wonad)  in  ben  beiben  in  ^renfjen  ancrlannten  eSan- 
getifchen  2anbedtird)cn  nur  nod)  bie  brei  großen  8-, 
[ebed  mit  breitägiger  Seier,  ber  ©rünbonnerdtap.  Kar- 
freitag, Fimmel  (ahrt  unb  Seujafjr  fortbeftehen  fottten. 
Vlm  28.  San.  1773  Derfügte  Sricbnd)  II.  and)  noch 
bie  ütbfchaffung  ber  brüten  Seiertage  bei  ben  großen 
Seften,  beaörünbonnerdtagä  unb  bed  Jiimmeltahrtd» 
fefted ; bad  tehtere  ftetlte  inbed  gricbrid)  SBithetm  II. 
1789  wieber  per.  ®leid)e  Sejchränhingen  traten  feit 
ber  URitte  bed  18.  Sahrh-  in  anbem  beutfdfen  Terri- 
torien ein ; namenttid)  würben  bie  f leinen  3-,  indhef. 
bie  2tpoftet-  unb  Warienfcftc,  falls  fie  in  bie  Süothc 
falten,  auf  ben  nädfjtliegenbcn  Sonntag  Derlegt  $och 
eutftanben  bei  ben  Eoangelifchen  and)  neue  3-,  fo  bad 
iReformationdfeft  (f.o.),  bad  Totenfeft  (am  leb- 
ten Sonntage  bed  Slird)eniahred  anftatt  bed  fathoti- 
fd)en  Sfftcü  ^üerfeelen)  unb  namentlich  bie  Buß- 
tage, bie  anfangd  alte  SSiertetjahrc  gefeiert,  atlmählid) 
rebugiert  würben , fo  bah  je^t  bie  meiften  Sanbedlir- 
ihen  nur  einen  feiern,  bie  SUiehrjaht  ben  feit  1852  Don 
ber  Eifcnather  SSoitfcreng  geforberten  gemeinfamen 
8ußtag  amiüiittwod)  Dor  bem  Totenfonntag  (f.  Quß- 
tage).  Vielfach  werben  iBihelfefte,  2R iffiortS- 
f efte  unb  3.  bed  ©uftaD-2lboIf-8ereind  ober 
ähnlid)er8eretne  Dernnftaltet,  unb  aud)  potitifihe  Stn- 
läffe  rufen  lirdjtiibe  3-  hen)or,  fo  in  Preußen  bad 
Strönungäfeft  (18.  San.).  Stange  hat  man  and) 
ben  3abreatag  ber  fleipgiger  Sihlad)t  (18.  Clt.» 
unb  berSchladjt  Don  Scban  (2. Scpt.)  gum  ©cbiid)t 
nid  ber  Sreihcitdtriege,  heg.  bed  Sfriegcd  mit  5rant< 
reich  1870/71  ald  Slationalfefte  firdüid)  begemgen; 
elfterer  wirb  je|t  gar  nicht  mehr,  festerer  nur  noch 
Dereingett  gefeiert. 

Eingctalt  werben  bie  8-  in  Wöch  ent  liehe  (hebdo- 
m&dani),  g.  8.  bie  Sonntage,  unb  alljährliche 
(anniversarii) ; tehtere  Wieber'in3lüdiid)t  auf  ibrc®e< 
beutung  in  große  ober  hohe  (majorea), g. B. Dfieni, 
®fingften,  SSeihnaditen,  unb  Iteine  (minores);  in 
'Jiiicfiidjt  auf  ihre  SSicberlehr  in  bewegliche  (mobi- 
les, feriae  conceptivae),  bie  alljährlich  gwar  an  be* 
ftimmten  Soeben-,  aher  nidit  an  beftimmtenäRonatd- 
tagen  begangen  Werben,  alfo  Oftern  unb  bie  3-,  bie 
fid)  nad)  Cftcrn  richten,  unbunbewegliche  (immo- 
biles, feriae  stativae),  bie  olljährlid)  auf  biejelben 
SJIonatdtage  fallen,  g.  ®.  Weihnachten ; ferner  in  SRüd- 
fidjt  auf  ihre  Sauer  in  gange  (integri),  bie  mit  or- 
betulichem  8or>  unb  Sla^mittagdgoltedbienft,  unb 
halbe  (intercisi),  bie  nur  mit  einem  ©ottedbienft  be- 
gangen werben,  g.  8.  ©rünbonnerdtag.  itud)  teilt 
man  bie  3-  in  orb  ent  liehe  (feriae  statutae),  bie 
nad)  ber  allgemeinen  8orfd)rift  jährlich  gu  heftimmter 
3eü  Wicbertehren,  unb  in  a u [i  e r o r b e n 1 1 i d)  c (f.  in- 
dictae),  bie  burd)  befonbere  llmflönbe  Derantaßt  nnb 
befonberd  angefagt  werben.  Toppelf  efte  (duplicia) 
im  ©egeniaj!  gu  ben  einfachen  itnb  biejenigen,  bie 
auf  grnei  retigiüfen Tatfachen  beruhen,  Wad  namenttid) 


465 


gefle  (Sourbicrc  — gcfier. 

burdj  bie  Serlegung  eitteä  gefitaneä  auf  beit  nädjft«  I nannl,  Wirb  am  erften  Sage  beä  SMonatä  SdjnWWül, 
liegenbert  Sonntag  eintrilt,  ober  Dem  Anbenfen  non  b.  f).  unmittelbar  und)  Ablauf  beä  gaftenmonatä  So 
jWei  ©erfonen  bebijiert  ftnb,  wie  bie  Sage  Simouiä  maban,gefeiert;bieSürfenncmicnbiefe3geft©iürnm 
unb  3ub«,  ©etri  unb  ©aulL  3«  ber  fatholifchen  Kir>  (f.  b.),  fpe^ieH  (junt  Untcrfcbieb  non  Kurban  ©nimm) 
djenfpradje  heilen  befonbecä  bie  Festa  dupiicia,  bei  Scfjccfer  ©airant,  »3uder»©airam«,  Weil  man  fiel)  an 
benen  bie  beim  §od)amt  üblichen  ©efänge  (3iejpon>  biefent  Sage  mit  3ucferwerf  unb  anbem  ©efdjenfen 
foriett  unb  Antiphonien)  Perboppelt  non  jWei  San-  beldjenft.  2)  Ual  - adhn , b.  h-  baä  Dpferfeft,  titrt. 
toren  wieberbolt  abgefungen  Werben,  iumUnterfd)ieb  Snrbatt  ©airant  (b.  t).  Opfer  »©airam),  auch  wohl 
non  bettgefien,  bet  benen  nur  teilweife  ober  gar  feine  junt  Unterfdjieb  non  bettt  erftgenannten  geft  al-'ld 
SSieberljolungen  ftattfinben  (Festa  simplicia).  Eine  al-kebir,  »baä  große  geft» , genannt.  Ca  wirb  am 
niefft  unwichtige  Einteilung  ber  g.  ift  enbltch  noch  bie  10.  Sage  beb  SRonatä  Sfu'lffibbfdie  (beä  ÜRouatb  ber 
in  Festa  chon  et  fori,  g.,  bie  bent©olfe  blofj  ange-  ffiaUfahrt)  burth  Schlachtung  eincä  Cpfertiercb,  ge. 
seigt  utib  nur  non  ber  ffleifllichfeit  begangen,  unb  g.,  Wöhnlid)  eineb  3d)afeä,  gefeiert  unb  bilbet  einen  Seil 
Sie  allgemein  begangen  Werben,  ober  in  Feriae  mere  beb  non  ben  ©ilgern  inäHeffa  iu  bcfolgenbenSilualä. 
ecclesiasticae,  g.  mit  rein  firchlichcm  Eharalter,  uitb  Siefcä  Dpferfeft  mürbe  non  wfohantmeb , nach  bem 
Feriae  publicae,  Weltliche g.  ohne  eigentlich  ftrthüdjen  ©orbilbe  beb  jübifdjen  Scrföf)nungäfcfteä , bab  er  bie 
Charalter.  fjuben  in  Siebina  am  10.  Sage  beb  SRonatä  Sifchri 

Sab  Seiht,  ©eftimmungen  über  g.  ju  erlaffcn,  ge-  feiern  iah,  eingeführt  (bgl.  Koran,  Sure  22,  83 — 38). 
|ört  jur  ftirchengewalt  unb  wirb  in  ber  fatholifchen  Obgleich  im  Koran  biefcb  geft  in  feinen  3ufammen» 
Kirche  entweber  nont  ©apft,  Wenn  neimitch  bab  ju  hang  mit  ber  ®efd)id)te  3bmaelb  gebraut  wirb,  fo 
feiembe  geft  bie  gange  Kira)e  berührt,  ober  non  bem  glauben  boch  bieSÄohmumebaner,  bag  eb  gut  Erinne» 
Siöjefanbifchof,  Wenn  eb  fid)  nur  auf  ein  beftimmteb  rang  an  Abrahamä  Opfer  eingefeüt  fei;  fie  behatip* 
©ibtum  bejieljt,  in  ben  enangelifd)en  i'anbeäfirdjen  ten  nümlief),  bah  ber  ©ohn,  ben  Abraham  ju  opfern 
bagegen  Pom  Cmtbeähemt  geübt.  Soll  ein  geft  ju»  bereit  mar,  nicht  gfaaf,  fonbem  gbmael , unb  bafi 
gleich  auf  bab  bürgerliche  Sieben  Einfluß  haben,  j.  ©.  ber  ©erg  Slina  bei  SRcffa  bie  Dpfcrftcitte  gemefen  fei. 
mfofern  ju  beffen  ©egehuttg  öffentliche  Sulje  nötig  Aufjer  biefen  beiben  größten  gefielt,  bie  je  brei  Sage 
erfcbeint.fo  nut|j  bie  ©euchntigung  ber  Staatbbehörbc  bauent.  Werben  bon  Den  ©iohammebaneni  nod)  fol- 
eingeholt  Werben,  Anbre  Koitfefftonäberroanble  bür*  genbe  g.  gefeiert:  3)  Lailatal-Berüat  (»bie  Sacht 
feit  jroar  jur  SJlitfeier  irgenbemeb  non  ben  Itirchen.  Der  Urfunbe«)  am  15.  Sage  beb  fflonatä  ©djabdn, 
obern  angeorbneten  gefteb  nicht  gejwungcn,  mol)l  bie  Sad)t,  in  ber  nad)  äRohammeb  (bgl.  Koran,  Sure 
aber  jur  Auofeßimg  jeher  Anftojf  erregenden  Arbeit  44,  2)  (Bott  ade  fjanblungen  ber  äRenfchcn,  bie  in 
angeljalten  werben.  AU  bab  Ehrtftentuut  Staatäreti»  einem  gafjre  ju  noQführen  finb,  regiftriert  unb  alle 
gion  würbe,  würbe  halb  barauf  gebrungen,  baß  ber  in  biefem  3ahre  jur  ©eburt  ober  jum  Sobe  be» 
gewöhnliche  weltliche  ©erfebr,  ittbbef.  bie  Sechtbpflege,  ftimmten  SMcnfdjenfinber  auffchrcibt;  4)  Lailatnl- 
an  ben  geften  ruhe,  öffentliche  ftörenbe  Arbeiten  un*  kadr  (»bie  Sacht  ber  Wahl« ; ngl.  Koran,  Sure  97), 
terbleiben,  Herren»  unb^wangbbienfte  nicht  geforbert  bie  Sacht,  in  ber  gebeitunibuolle  Singe  gefdjehen,  iu 
Werben  loUteti.  Saran  wirb  auch  heule  noch  feftge»  ber  alle  Siere  ber  Schöpfung  ftch  Por  ®oit  in  An» 
halten.  Sie  enangelifdje  Kirche  will  bie  g.  babei  alä  betung  neigen;  5)  Lailat  ar-raghüib  (»bie  Sadjt  ber 
eine  ber  guten  3ucgt  Wegen  gemachte  menfehliche  Sin-  höchften®üter«)  am  1.  greitag  beö  SDJonatö  Sabfdjab, 
ridjtung  betrachtet  wijfen,  fiel)t  aber  nicht  in  ihrer  ein  geft,  bab  aber  nicht  non  allen  orthobojen  Sun» 
geier,  wie  bie  fatholifdje,  ein  befonbere  (Knabe  Oon  niten  anerfannt  ift;  6)  Maulüd  (türf.  Mewlüt)  ober 
®ott  erwirfenbeö  'Kittel,  ©ei  nielen  reformierten  ©c-  Uaulidu  ’n-nabl,  bet  ®cburtätag  beä  ©ropbeten,  ber 
meinfchaften6ngIanbäunbSorbmnerifaä,namentlid)  12.  Sag  be«  Sionatä  Sabi’-ul-awwal;  7)  Nauröz, 
in  ber  onplitaniicben  unb  fchottifchen  Kirche,  l)errfd)t  baS  Seujahrbfefi  ber  ©erfer,  bab  nicht  im  gälant  be- 
noch  altteftamenilühe  Strenge  in  ber  geier  beä  Sonn»  grünbet  ift;  eä  wirb  non  ben  ©er fern  aut  Sage  beä 
tngä.  3n  ber  alten  ftird)e  begannen  bie  g.  mit  ber  grühlingäciquinoftiumä  gefeiert,  ber  im  alten  perft» 
©efper  beä  norhergehenbenSageä,  feit  beml2.3ahrh-  fdfert  Kalenber  Scufahrätag  war.  — fcinftehtlicf)  ber 
befolgte  man  inbeä  bie  aflronomifche  Serechnung  non  g.  anbrer  Kulturnölfer,  Wie  ber  ßinbu,  ber  ©erfer  sc., 
SRittcmaebt  ju  äüittentadjt.  Spuren  beä  alten  ffie*  terweifen  mir  auf  bie  ihnen  gewidmeten  Artifel ; über 
braucheä  ftnb  nod)  baä  öinläuten  ber  g.  am  norher»  Solfäfefte  f.  b. 

gehenden  Abeub,  bie  geier  ber  ©igilien,  ber  Anfang  gefte  (Sourbibre,  ©utäbejirf,  gebilbet  auä  ber 
ber  gaften  u.  bgl.  ©gl.  Augufti,  Sie  g.  ber  alten  »gefluttg  ®raubenj«  (f.  ©raubenj),  fjat  am)  1942 
lihriften  (2eip,j.  1817 — 20,  3 ©be);  Serfetbe,  ^anb»  Einwohner. 

buch  ber  chrifllidjen  Archäologie,  ©b.  1 (baf.  1836);  geftenberg.  Stabt  im  preufj.  Segbej.  ©reälatt, 
Sief  el,  Sie  heiligen  feiten  unb  g.  in  ber  fatholifchen  ffreiä  ®ro|V43nrtenbcrg,  am  griffe  ber  Schönwalber 
Kirche  (Stainj  1836—  38,  3Sle.);  ©öhmer,  ffhrift»  ©erge  unb  (mit  Station  ©rofjproben-g.)  an  ber 
lich-fir^liche  Altertumäwif|'enfihaft(öreäl.  1836 — 39,  Staatäbabnlinie  Dlä- ©liefen,  fiat  eine  enangelifche 
2 ©De.);  ©iper,  Kird)curechnung  (Serl.  1841);  unb  eine  fatb.  Sirdje,  ein  alteä  Schlofi,  Amtägeridjt, 
Srüll,  Ehriflliche  Altertumsfunbe  (Kenenäb.  1858,  bebeutenbe Siübeltifd)Iereiuttb 0900)23 15 meift  euang. 
2©be.);  ©interim,  SieuorjüglichftenSenfwürbig*  Einwohner.  — g.  hat  feit  1293  Stabtrechte  unb  ge» 
feiten  ber chriftfatholifdjcn Kirche, ©b. 5 (SJaing  1829);  härte  biä  jur  Einführung  ber  Stäbteorbnuitg  jur 
Kellner,  .^eortologie  ober  baä  Kirchenjahr  unb  bie  ctniibeäherrfchaft  beä  ©rafeit  Seichenbach  auf  öo» 
^ciligenfefleinihrergefchi^tlidjenEntwirfelungfgrei» , fchüp. 

bürg  1901);  ©röljle.  Kirchliche  Sitten  (Serl.  1858);  gefter,  S i ch a r b , ©efchichtfdire iber,  geb.20.Sept. 
n.  'Jleinäberg,  Saä  feftliche  3ohc  (Seipj.  1863);  I 1860  in  granffurt  a.  Dl.,  habilitierte  pd)  1893  iu 
Sippe rt,  Seutfcpe  geftbräuche  (©rag  1884).  'K(ünd)cn,  Würbe  1896  aufjerorbentlidjer,  1869  or» 
Sie  iälamifchen  g.  ftnb : 1)  'Iclal-titr  (b.  (j.  geft  j beittlicher  ©rofeffor  in  Erlangen.  Er  oeröff entlid)te : 
beä  gajtenbrecheitä),  and)  Samabanfeft  ("Id  Kama- 1 »Sie  armierten  Stänbe  unb  bie  Scidiöfriegänerfaf» 
dhlu)  ober  »baä  fleine  geft«  (al-'ld-  as-saghir)  ge«  ] fung  1681—1697«  (granff.  1886);  »Souffeau  nnb 
Utcq<rft  Aono.«£(|;ilon,  6.  Sufi»,  VL  Sb.  30 


466 


gcftc  Stellungen  — geftigfeit. 


bic  beutfdie  fflefchithtSphilofophie«  (Stutlg.  1890); 
»Sie©ugSburger2tÜian}  Bon  1886*  (©tünch-  1893); 
»ältarfgraf  ©erttharb  unb  bie  ©nfättge  beB  babi» 
[dien  ierritorialftaateS  (KarlBr.  1896) ; »Regefleit  ber 
Rtarfgrafen  Bon  Silben  unb  §ochbcrg  1050 — 1515* 
(Sb.  1,  biä  1431,  3nn9br.  1900);  >9Kad)iaBeHi* 
(Stutlg.  1900);  *Stc  ©ngreuther  Sd)ine[ler  grieb- 
riefte  beB  ©rofien«  (©tri.  1902). 

ffefte  Stellungen,  im  ©egenfah  ju  ben  geftun- 
gen  Stellungen,  in  benen  fid)  $>ecre3abteilungen,  felbft 
gclbamtccn,  bie  btn  Kampf  nicht  Bennciben  fönnett 
ober  toollen,  feftfefjcn,  um  burd)  bie  hinter  ben  Sedan- 
gen  tc.  für  bic  ©erteibigung  getoonnenen  ©orteite  ber 
Überlegenheit  beB  geinbeS  baB  Gegengewicht  ju  bie« 
lett,  feinen  Angriffen  nlfo  erfolgreicher  toiberfteben  ju 
fBnnen.  Solche  Stellungen  bebiirfen  ftarter  taliifdjer 
Stfltypunfte  (fcöhen.  jur  ©erteibigung  eingerichtete 
Ortltd)feiten),  mitunter  aud)  §mbemif|e  im  ©orfelb. 
S8o  cS  nötig,  fomnten  flelbbefeftigungen  m auBge- 
betjnler  ©nroenbung.  Sabei  muß  aber  baB  ©orncljen 
iltrn Eingriff  ober  ©cgenflofjbegünftigt  werben.  Schon 
un  ©ltertum  hoben  f.  S.  eine  Rolle  gefpielt,  aud) 
fester,  befonberä  toeun  fte  burd)  ©efeftiqungen  ringt! 
umfd)toffen  tnaren,  alb  Berfdjanjte  S?ager,  }.  ©. 
bao  bei  ©unjeltoig  1761  unb  bie  ber  ßfterrcidtcr  im 
Siebenjährigen  Stieg.  Vtud)  bie  Sinicn  Bon  SorreS 
©cbraB  1810  bei  Siffabon  würben  berühmt,  ©ine 
rofje  Rolle  fpietten  m neuerer  3eit  bie  Stellungen 
er  Sänen  1864  (SaneWerf,  Stippet)  unb  1877/78 
biejenigen  bcrSürten  (©tewna.Ijebatulbfeha  tc.)  unb 
Ruffen  (Schiptapafj  tc.). 

fftftcticB  ((pr.  .titwi,  be  Sotna,  Ungar,  ©rafett- 
familie,  beren  ©tjnen  im  17.  3<tl)rb.  auS  Slawonien 
(turopothe)  nach  Ungarn  einwanberten.  Ser  ältere 
3meig  ber  gomilie  würbe  1766  in  ben  ffirafenflanb 
erhoben,  ber  jüngere  1867.  RennenSmert  fmb: 

1)  Sofeph,  ®raf  Bon,  1694—1757,  faiferlidher 
Steilergeneral,  ber  fid;  befonber*  1742  Bor  ©rag  unb 
1745  in  Sd)lcfien  auBjeidjnete  unb  für  bie  Einnahme 
Bon  Sofel  bie  fflrafenmütbe  erhielt.  — 2)  ©aut, 
®raf  bon,  1725—82,  einflußreicher  Rat  äJiaria 
IbereftaS,  ©ijepräfeB  ber  ^offammer.  — 3)  ©corg 
Bon,  1755—1819,  biente  juerft  in  faiferlidjen  Sim- 
flen.  Würbe  aber  1790,  alt  er  in  feiner  Stellung  atB 
Oberft-StellBertreter  eincB  ^tufarenregimenlB  ein  ®e> 
fuch  an  ben  Reichstag  richtete,  wonach  in  ungarifdten 
Regimentern  atB  Offiziere  nur  Ungarn  uerwenbet 
Werben  füllten , längere  3eit  gefangen  gehalten  unb 
jog  Heh  bann,  in  Ungttabe  gefallen,  ttadt  ffefjthelh  ju* 
rild,  wo  er  1797  im  ®eifle  SljaerS  unb  geQen6ergS 
bie  erfte  ungarifche  lanbroiilfd)aftlid)e  Schute,  baB 
©eorgiton , grünbete.  1902  würbe  ihm  in  Sefjthelt) 
ein  Senfmat  gefegt.  — 4)  ®eorg  Bon,  1815—79, 
©olitifer,  War  Bon  1867  — 71  ÜJttnifter  um  bie  ©er- 
fon  beSKöntgS. — 6)  © n b o r (©nbreaS),  ®raf  Bon, 
geb.  1843,  loirfte  als  StRinifler  für  Sonbmirlfdjaft  Bon 
1894—95.  — 6)  Ihaffito  II.,  ®raf,  geb.  1850, 
Sohn  beB  gleichnamigen  ©eneralS  ber  RaBaüerie 
(geft.  1883),  jebiger  Seliger  ber  Rtufterwirtfdtaft  unb 
beB  ®efiüte8  KefRhelt);  feine  ffientahtin,  Sabq  SUJnrt ) 
SoiiglaS- fcamilton,  War  in  elfter  (burd)  päpfttiche 
©ntfdjeibiutg  getrennter)  ©Ije  mit  bem  ©rbprinjen 
(jegigen  gürfieu)  ©Ibcrt  Bon  Stonaco  Bermählt.  — 

7)  ©nbor  Bon,  geb.  1857,  Scbriftfletlcr  unb  Bon 
1887—1902  Sireftor  beB  RationaltheaterB  in©uba* 
peft;  gegenwärtig  Jtnfpcttor  ber  ©roBinjtheater.  — 

8)  3)i a r i a , ®räfin,  geb.  1839,  war  feit  1870  $of- 
baute,  ftetc  Begleiterin  unb  Sertraute  ber  Raiferin 
©tifabeth  Bon  Oflerreich  auf  ihren  Reifen. 


geftigfeit,  ber  SBibcrftanb,  ben  fefte  Rörper  ber 
geifiorung  (Trennung  obcr©erfchiebung  ihrerTeile) 
burd)  äußere  Kräfte  (Selaft ungen)  rntgegenfegen 
(tropfbar  ftüffige  unb  gasförmige  Rörper  hefigen 
[eine  g).  Unter  ber  Ginwirtung  äußerer  Kräfte  er» 
leibet  ein  Körper  ftetS  gormänbcrutigcn,  bie  oorüber- 
gepenb  ober  bleibenb  fein  fijnnen.  Sie  (burch  fteincre 
Kräfte  erjeugten)  Borüberaehenben  gormänberungcit 
fmb  ben  wirfenben  Kräften  proportional;  fte  Ber* 
fehwinben  Wieber,  fobalb  bic  Shräfte  ju  wirten  aufhören, 
tutb  ber  Körper  nimmt  Bennöge  ber  Glafti jität 
(f.b.)  beS  aSaterialB  feine  urfprüngliche  Sonn  wieber 
an.  ©ei  nümähticher  unb  genügenber  ©ergröfienmg 
ber  Kräfte  wirb  bie  ©laftiiiitätSgren  je  erreicht, 
nach  beren  Überfchreitung  biegormänberunaen  (}.  8 
Sehnung  unb  glcichjeitige  fiontraftion  bei  3ugbean» 
fprud)ung)bteibenb  werben,  bis  fchtiefel ich  burd)  weitere 
Steigencng  ber  äußern  Kräfte  bis  jur©ruchgrcnje 
bie3fiftöruug  beB  SBnterialS  erfolgt.  Surchbiehierju 
gerabe  erforbcr!id)e  ©elaftung  (©rucübelaftung) 
wirb  bie  ©reiche  ber  Sf.  beS  Körpers  beftlmntt.  ©öit 
grojjeni  Einfluß  auf  bie  g.  ift  bie  SBärme,  befonber! 
hohe  Semperaturen  (ölühhige),  bei  benen  baB  fflate* 
rial,  j.  ©.  Schmiebeeifen,  ermeid)t  unb  feine  g.  bann 
grögtenteilB  Berliert.  Siefer  SSarmeeinfluf’,  macht  fed) 
).©.geltenb  bciSampflcffeln  (Grgtithen  berKeffelbteche 
bei  feaffermangel),  ©ebäuben  (Ginfturj  nid)t  um- 
mantelter Gifenfonjtncttioneu  bei  gcuerBbrünften)  ir. 
Sen  burd)  bie  äußern  Kräfte  in  einem  Rörper  heroor* 
gebrachten  gormänberungen  wirten  nun  innere  Kräfte 
alBSSiberftänbe  entgegen,  bie  ben  äußern  ©elaflungB- 
träften  baB  ®Ieithgewicht  halten.  Siefe  ffiiberftänbe 
finb  abhängig  bon  ber  ©rt  unb  SSeifc,  in  ber  bie 
äußern  KTäfte  auf  ben  Körper  einwirfen,  unb  eB 
laffert  ftch  nach  her  ©rt  ber  ©eanfprudjung  fotgenbe 
gälle  unterfdjeiben:  1)  Su9f efli9*eit  (abfolute 
g ),  Siberftanb  gegen  3eiTecfjen,  j.  ©.  bei  am  obera 
©nbe  befefligten  Srähten,  Seilen,  Ketten  burd)  un- 
ten angehängte  Saften.  2)  Srudfeftigfeit,  SBiber- 
flanb  gegen  3erbriiden  (3erquetfd)en);  ©eifpieletUn* 
terlagBquaber  ober  ©latten  für  betaftete  Singer,  Un* 
terftiigungBquaber  für  Säulen,  Steine  in  einer  tOiauer, 
auf  bie  baB  ©eiuicht  beB  barüber  befinblichen  äRauer» 
wertes  brüdt.  8)  ©iegungBfeftigteit  (relatiue 
g.),  öiberftanb  gegen  3erbred)img  burch  Kräfte,  bie 
fenfredjt  jur  SängBachl*  (Stabachfe)  gerichtet  finb ; 
irittj.  ©.auf  bet  einem  einfeitigeingefpannten  ober  an 
benlrnben  unterftügten  beiafleten ©alten. 4) Schub«, 
Scher-,  ©leitungSfeftigfeit,  ber  SBiberftanb 
gegen  baB  ©bfchereit  (©bfchieben)  in  einem  Duerfchnilt. 
in  beffett  ©bene  bie  aitgreifenbe  Kraft  Wirft ; }.  ©. 
Werben  bie  Riete  bei  ÖlechBerbinbungen  auf  ©bfche 
rung  beanfprucht.  6)3ertnidung§-  ober  Streb* 
feftegfeit,  ber  SBiberftanb  gegen  feitliche  ©uSbiegung 
bei  Körpern,  beren  0uerfd)uitt  ftein  im  ©ergleid)  }u 
ihrer  Sänge  ift,  unb  bie  in  Richtung  ihrer  SöngSadije 
Sructträflen  auBgefegt  fmb,  Wie  bieS }.  ©.  beiestüpen 
unb  Säulen  in  ©ebäuben,  bei  ben  gebrüdten  Slie- 
bem  bergachwertsträger,  bei  ben  Kolben*  unb  Schub- 
(langen  ber  Sampfma|d)inen  ic.  ber  gaK  ift.  6)  Sre- 
hungB-  oberSorfionSfeftigfeit,  ber  Siberftanb 
gegen  ©erbrehung  eines  (meijt  ftabförmigen)  Kör- 
pers um  feilte  geometrifd)e©cbfe,  heroorgentfen  burd) 
entgegengefebt  gerichtete  Kräftepaare,  j ©.  bei  }tj* 
linbrifeben  Säetlen.  7)  3ufamiuengcfcgte  g Ser- 
fchiebene  SBiberftänbc  treten  hierbei  }ugteid)  auf,  j.  ö. 
wirb  ber  ©alten  eines  Berfteiften  SrägerB  gteidueitig 
auf  ©iegung  unb  auf  Srud  beanfprucht,  eine  Sleüe 
gleichseitig  auf  ©iegung  unb  auf  ©erbrehung. 


467 


Jcftigfeit  (3U9  ■ unb  3>rudfeftigleit). 


Sen  bei  Sinwirtung  äugerer  Sfrnfte  aufiretenben, 
auf  die  glädfeneinbeit  wirfenben  mnern  BJiber- 
flanb  begcid)iiet  man  a!«  Spannung.  ge  nad)  ber 
tftröße  nennt  man:  Sragfef’tigleit  biejenige  Span* 
nung,  bie  ber  Elaftigitälägrenge  entfpncbt,  Brud)- 
feftigfeit  biejenige  Spannung,  bei  bet  eine  3eritö- 
nxng  bei  üiateriaM  eintritt  Bei  ben  geftigfeitobe* 
redjnungen  fpielt  außerdem  itod)  ber  G laftigität«- 
utobut  beb  äüaterial«  eine  böd)|t  wichtige  Stalle,  für 
ben  biel fad)  folgcnbe  Erflarung  gegeben  luirb : Ela- 
fti  gitätämobul  ift  biejenige  in  ber  Vldjjenridjtung 
wirtende  Spannung,  bei  ber  ein  Stab  um  feine  eigne 
Sänge  auagebepnt  ober  gufammengebriidt  würbe, 
Borau«gefeßt,  baji  bie  ElajttgitätSgrenge  babei  nicht 
überjdjritten  würbe,  unb  baß  ba«  SSaterial  eine  foldje 
gormänberuna  überhaupt  guliefje.  Sieie  BotauS* 
ießung  trifft  aflerbing«  in  Sirflidjfeit  bei  ben  meiften 
Staffen  md)t  gu  (nur  bei  öummi),  baber  ift  obige 
Grftarung  nidit  gang  einwanbfrei.  inbejfen  leicht  faß* 
iid)  (öenauere  jtreng  wiffenfdbaftlicbe  Erftärung  be« 
Glaftigitiit«mobulfl  (.unten  1)  u.2),  3ug-,  beg.  Srud- 
feftigteit.) 

Stotiid)e5onftru[tioneu(Ü)ebäube,Srüden,3ibiffe, 
Sampfteffel,  9Wafd)inen  tc.)  müjfen  bie  nötige  3.  be- 
ftßcn,  b.  b.  ihre  Seile  ntüffen  beit  auf  Re  mirlenben 
äußern  Straften  (Belüftungen , Stöfje,  fflaffer-  unb 
Sampfbrud)  bauernb  Siiberflanb  leiften  [önnen.  6b 
mufi  alfo  in  aUen  foldjcn  gälten  bie  Beanfprudjung 
bcaSRaterial«  nidit  nur  weit  unter  berBrudjfcftigfeit, 
ionbem  auch  nad)  unterhalb  ber  Sragfeftigfcit  blei- 
ben (bie  Elaitigität«grenge  barf  alfo  nidjt  erreicht  wer- 
ben), ba  bei  Etntritt  bleibenber  gormänberungen  ein 
Störper  feine  urfprünglidje  SBefdjaffenbeit  nidjt  mebr 
bcftßt,  »ielntebr  fdion  alb  teilweife  gerjtört  angefeben 
werben  fattn.  diejenige  Spannung,  bie  bei  Bainmä- 
fübrungen  auf  bie  Sauer  unb  mit  Sicherheit  bent 
SJialerial  gugemutet  Werben  fann,  nennt  man  biegu- 
läf  jigeSpannungoberguläffigegnanjprud). 
nabme.  Sa«Serbältni« berfclben guberBrucbfeftig- 
(eit  beißt  ber  SicherbeitSgrab,  ber  bei  ben  Bau- 
fonjtrultionen  gu  etwa  V«  biä  V«  für  Eifen,  gu  V«  bi« 
Vi«  für  fjolg  unb  Stein  angenommen  wirb.  Über 
bie  guläffige  2Jiatcrialbeanfprud)ung  bei  SJiafdjinen- 
fonftrutlionen  fmb  eingebenbe  geftigfcitäBerfucbe  an* 
ucftcIU  Bon  ffi&bler,  Spangenberg,  St.  B.  Bad)  u.  a. 
SieSB&bleridjcn3>erfud)e  ergaben  toIgenbeSatfadjcn: 
Ser  Bruch  be«  Eijcn«  läßt  jid)  bei  wiederholter  Be- 
anfprudjung  burd)  eine  weit  geringere  Straftwirlunn 
erreichen,  al«  bei  einmaliger  ©eanfpruebung  möglich 
ift.  Sie  Sragfäbigleit  nimmt  alfo  ab,  wenn  bie  Be- 
lüftung (eine  rubenbe,  fonbern  eine  oft  Wcdjfetnbe  ift. 
Sic  Slbnabme  ber  Sragfäbigfeit  ift  um  fo  größer,  je 
größer  ber  Unterfdjieb  ber  obern  unb  untern  Span* 
nungdgrenge  ift.  Selbft  bei  fetjr  oft  Wieberbolter  Be* 
laftung  wirb  ba«  Eifen  nicht  gerftört,  wenn  bie  Be- 
anfpruebung  auf  ein  gewifje«  Hfiaß  befcbränlt  bleibt, 
gär  bie  ®röße  ber  guläfftgen  gnanfprudjnaljme  finb 
alfo  bie  Belaftungäfädc  gugrunbe  gu  legen: 

1)  Sie  Belaftung  ift  eine  rubenbe,  unuerünbertidje. 

2)  Sie  Belüftung  wed)felt  beliebig  oft  gwifeßen  ben 
Strengen  Siull  unb  einem  gröjjtcn  SSert  (g.  6.  bei 
wieberbolter  Sludbebnung,  beg.  3ufantmenbrüdung, 
Wieberbolter  Biegung,  wieberbolter  Srcbung  nad) 
einer  Siidjtung  bin),  gür  bie  guläfftge  gtianiprud)- 
nähme  fmb  hier  nur  gwei  Snttel  ber  für  rubenbe  Be- 
laftung  gültigen  Serie  gu  fegen. 

3)  Sie  Belüftung  luedpclt  beliebig  oft  gwifeben  einem 
größten  poülioen  unb  einem  in  abfoluter  Begießung 
gleichgroßen  negatiuen  Seit  (g.  B.  bei  wieberbolter 


Biegung  unb  wieberbolter Sreßung nach  entgegen- 
gefegten IKid; Hingen,  fowie  bei  wieberbolter  Bu«- 
Sehnung  unb  barauffolgeuber  3u[ammenbrüdung). 
Bei  biefein  BelaftungSjaU  barf  für  bie  guläffige  gn- 
anfprudjnabme  nur  ein  Sritlel  ber  für  rubenbe  Be- 
lajtung  gültigen  Serie  eingefegt  werben. 

gn  folchengäQen,  wo  bieflblichluorliegt,  bie  gönn 
Bon  ftörpem  bauernb  gu  oeränbem , wie  beim  Brä- 
gen, Schmieben,  Saljcn,  Srabtgieben,  muß  bie  Bon 
ben  betreffenden  Blafdiinen  auoguübenbe  Straft  über 
ber  Elajtigitätägrenge  liegen,  ohne  jebodj  bie  Bruch- 
belaftung  gu  erreichen,  tflnbre  ?lrtou  Bon  3Rafd)incn 
haben  gerabegu  ben  bie  g.  Bon  Störpern  gu 

überwinden,  Bon  biefen  Störpern  eingelnc  Seile  abgu- 
trennen  ober  fie  gang  gu  gertleinern ; ba«  ftnb  bie  uer- 
fchiebenen  93erfgcugmafd)inen  (Ipobel-,  Stoß-,  Srcb- 
bänfe,  Boßr-  unb  grä3mafd)inen)  unb  bie  3trflei- 
nerungdmafchinen  (Steinbrecher,  ißocbmcrle).  gier 
muß  bie  Belaftung  ber  Störper,  b.  b-  bie  gerftörenbe 
Straft  ber  3Kafd)incn,  größer  fein  al«  bie  Brud)be- 
laftung  ber  Störper. 

1)  u.  2)  Sie  3 ug feftigfeit  (abfolute  g.)  unb  bie 
Srudfeftigleit.  Ein  Störper  wirb  auf  3«g  beait- 
fprucht , wenn  er  ber  Sirtung  gweier  enlgegengefegt 
nad)  äugen  gerichteter  Strafte  au«- 
gefegt  ift,  g.  B.  in  der  Wrt . baß 
etn  priäinatifcher  Stab  A(gig.  1) 
oben  feftgebalten  unb  unten  burdj 
ein  fflcuud)t  belüftet  ift.  Scan* 
fpruchuug  auf  Srud  findet  ftatt, 
wenn  bie  beibenenlgcgcngefcpten 
Sträfte  non  ben  Enden  bc«  Stör- 
per« nach  ber  SWttte  gu  gerichtet  gia.i.  3u8-,  gij  t 
ftnb;  g.B.ein  pridmatifcbrrSlod  3>ru<tfcfitgtett. 
B (gig.  2)  liegt  auf  eincc  Unter- 
lage unb  bat  ein  Gtewidjt  ju  tragen.  S>at  ber  burd) 
eine  Straft  P auf  3ug  beanipruebte  Stab  einen  Clucr* 
fd)nilt  Bon  Pqcm,  fo  lärm  berfelbe  angefeben  werben 
al«  begehend  au«  P eingeltien  Stäben  Bon  je  1 qcm. 
3ft  nun  k bie  guläffige  Spannung  be«  fKaterial«, 
fo  taim  jeber  Eingelftab  mit  k,  ber  gange  Stab  Born 
üuerfdmitt  P baßer  mit  kF  kg  belüftet  werben,  alfo: 
P=ki'.  gier  lann  man  eine  ber  drei  (Drögen  berech- 
nen, fobalb  bie  andern  beiden  gegeben,  beg.  bclannt 
finb.  SSenn  g.  ®.  bie  Belaftung  P gegeben  tft,  bie  ein 
Stab  gu  tragen  bat,  außerdem  bie  guläffige  Spannung 
k be«  Siütcnalo  bclannt  ift  (ogl.  Snbctle  I u.  II,  S. 
468),  fo  findet  man  für  ben  erforderlichen  üuerfdjuitt: 
F = P:  k.  Surch  die  3ugbelaftung  erfährt  ber  Stab 
eine  Scrlängerung  -l , bie  ftch  erfabrungbgemäß  über 
bie  gange  Stablänge  1 tierteilt,  unb  gugleid)  ciueCuer- 
gufammengiebung  (Sfontraltion).  Sie  Erfahrung 
leljrt  ferner,  baß  innerhalb  ber  Elaftigitätägrenge  bie 
Serlängerung  in  bemfelben  Berhältm«  gu-  ober  ab- 
nimmt al«  bie  Belaftung  felbft,  fo  baß  g.  B.  bei  ein 
unb  bemfelben  Stabe  2P  bie  doppelte  Verlängerung, 
*/i  P nur  ben  brüten  Seil  ber  Berlängerung  ergeugeu 
würbe  al«  P.  Sic  Serlängerung  ift  banadi  propor- 
tional ber  Stablänge  unb  der  Belaftung.  Sa«  Ver- 
hältnis ber  Serlängerung  m ber  urfprünglid)rn  Stab- 
länge begeidmet  man  al«  Sehnung  unb  brüdt  bie- 
fclbe  entweder  al«  Brud)  mit  bent  3äbl«r  1 ober  in 
Brogenten  ber  urfprünglichen  Sänge  au«  (alfo  g.  B. 
bie  Segnung  beträgt  Vu  ober  4 ©rog.).  Sie  Seh- 
nung t wirb  beroorgebradü  burd)  bie  Spannung  k, 
unb  man  nennt  ba«  Serlfältni«: 

S)e$mui8  * 1 * fi 

6pannung  k k 1 Pi 

ben  Sehnungäfoeffigient,  ben  umgetebrten  (re- 

HO* 


4G8 


gcftigfeit  (Sicguitga-  ober  relntioe  geftigfeit). 


jiprofen)  Sert  ober  ben  (StnftijitfitSmobu!  E.  ; F = 4 qcm  Guerfcbnitt,  bi«  burd)  P = 4000  kg  6«. 
San«ubift:E  = £ober-l  = |i.  8. 8.  erfährt  eh»  j la',ct  # (btl  ®“Iftng«™ng: 

fd)iniebfcifeme  Stange  Bon  1 = 200  cm  Sänge  unb  j * — 4.2000000  ®'*  cm‘ 


I.  ^{ulrifflfle  Spannungen  für  ©anfonftruFtionen  (in  HUogramtntn  auf  1 Cuabratjentimeler). 

Borf<$rifi  ber  Berliner  Saupolijei  (21.  ge&r.  1887)  unb  ber  Bauabtetlung  beb  preufjif$en  SRintftertumÄ  ber  öffentlichen  Arbeiten 

(16.  SRai  1890). 


Ulatmal 

3“o 

SDrud 

6<$ub 

SRatcrial 

Xruct 

* unb  ’glufcriftn  . . . 

750—1000 

750—1000 

600—750 

©anbftein,  j«  nac^  $firte 

15—30 

©croölbte«  (hfenrofübte^  . . 

500 

500 

— 

WübfTflborter  Äalfftcin 

25 

5ifenbra(>t 

1200 

— 

— 

Halfflrinmauertoerf  in  ÄalfmSrid  . . . 

5 

ßu^eifen 

250 

500 

200 

3i*8etJnauerro<rff  0cn>öbnlk$«4  .... 

7 

Gti^ett«  unb  Sluc^cit^olj  . . 

100 

so 

20 

3i<8(Iinauenoet(  in  Scmentmörtel . . . 

11—12 

Jttcf  entroll 

100 

60 

10 

üefttfl  fllinfcrmaurrrocrl 

12—14 

Zanncn^oEj 

60 

50 

— 

3Hauerro«r!  aufi  poröfen  Steinen  . . . 

3-6 

0 van  it 

45 

— 

(Suter  SBaugrunb 

2,3-5 

II.  3*i(äffl0e  Spannungen  bei  2ftaf<fjinctiFonftrnFtio»ien  (na<$  t>.  Ba$). 
3rt  Äilogratnmcn  auf  1 Cuabratjentimeter. 


Material 

3»ct 

®ncd 

Biegung 

6$ub 

Drehung 

a 

>• 

o 

t> 

. 

t> 

« 

« 

« 

a 

B 

0 

6<bu)ei|eifett  .... 

900 

600 

300 

900 

600 

900 

600 

800 

720 

480 

240 

360 

240 

120 

loon 

900 

600 

300 

900 

600 

900 

600 

300 

720 

480 

240 

600 

400 

200 

■ \biS 

1200 

800 

400 

1200 

800 

1200 

800 

400 

960 

640 

320 

840 

560 

280 

gtu^fta^l 

pon 

1200 

800 

400 

1200 

800 

1200 

800 

400 

960 

640 

820 

900 

600 

300 

■ ibi« 

1500 

1000 

500 

1500 

1000 

1500 

1000 

500 

1200 

800 

400 

1200 

800 

400 

©tablgiiß 

fnon 

600 

400 

200 

900 

600 

750 

500 

250 

480 

320 

160 

480 

320 

ieo 

’ Ibtfl 

900 

600 

300 

1200 

900 

1050 

700 

350 

840 

560 

280 

840 

560 

280 

©u&fifcn 

300 

200 

100 

900 

600 

— 

— 

— 

300 

200 

100 

— 

— 

— 

^^^yboibronje  . . 

750 

500 

250 

— 

— 

750 

500 

250 

— 

— 

— 

300 

200 

100 

®efdjtl$bro»äe  . . . 

300 

200 

100 

— 

300 

200 

100 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

hierbei  flnb  ju  roaljlfn  bie  ‘Berte  unter  a bei  ru^enber  Beladung;  unter  b bei  toeibfelnber  Bclaftung  unb  ChUlaftung; 
unter  c bei  Rtcbtunglwecbfel  ber  Belüftung  (j.  B.  3U8»  ®racf,  3ufl*  Jtucf). 


®anj  ähnliche  Serhältmffe  finbeit  bei  ber  Snccfbe- 
laftung  ftatt.  Sic  Srudfraft  P erjeugt  in  einem 
Körper  bie  Srudfpannung  k unb  bie  Serlür- 
(ung  (ncgatiBe  ©crlängerung)  V.  Senn  jeboch  ber 
Körper  bei  einer  beftinmiten  Srudbelaftung  im  8er- 
hältniS  ju  ben  Ducrbimenftcmen  eine  ju  arojje  Sänge 
Ijnt,  (o  mürbe  bie  8cred)nung  auf  einfachen  Srud 
nidjt  genügen,  »eil  ber  Körper  jeitlid)  auöbiegen 
»iirbc.  Sann  muff  bie  gerfnidungöfeftigfeit  (f.  ün« 
ter  6)  berudfichtigt  Werben, 

Surd)  21u4glü5en  ober  ’üttlaffen  wirb  bie  abfoiute 
Jf.  ber  tuei jien  UKetaDe  Oermmbert.  Seile  Bon  bcrfclbcn 
Side  Jinb  im  allgemeineit  um  fo  feftcr,  je  feiner  bie 
Sräßte,  bie  $janf-  ober  bie  glachbfäben,  auä  benen  ftc 
gefertigt,  u.  je  weniger  fie  jufammengebreht  ftnb.  Surd) 
baü  3ufäntmenbre|en  geraten  bie  Sräljtc  unb  gäben 
fdton  in  einen  gefpannten  pjuftanb,  ber  ihre  g.  beein« 
trächtig!.  ?lud)  burd)  ba8  Seerett  unb  ftiagwerben 
werben  bie  laue  unb  Stride  unb  burd)  baS  SHoften 
ber  Srahtfeilc  wirb  bie  g.  biefer  Körper  Berminbert. 

3)Sie8iegung8feftigfeit(relatioeg.)fommt 
jur  ffleltung.  Wenn  ein  Körper  ber  Sirtung  Bon 

entgegengefept 
gend)tctcn'f!a- 
radclträften 
auägcfefjt  ift. 
Siefcr  gatl 
liegt  j.  8.  Bor 
bei  allen  beta- 
fielen  Salten 
föifl-  3 


v — 

l — — 

— * 

d 

;i 

S 


gtg  s» 


S<8-  3b. 


cöiCflHiigifefttgteU. 


u.  4). 
Cer  an  feinem 
einen  Gnbc  fcjt  eingefpannte  Salten  (gig.  3a)  wirb 
burcb  bie  am  nnbem  Gilbe  angebängle  Saft  P gebogen. 
Sa  bet  werben  jwei  benachbarte  (uor  ber  Siegung  pa- 


rallele) DuerfdjnittSebenen  in  eine  gegeneinanberge» 
neigte  Sage  gebraut.  Sie  obent  Staterialfafem  beä 
SBalfenS  werben  burcb  bie  Siegung  Berlängcrt,  bie 
untern  Berfürjt.  tjtvifdxn  beiben  ntuf)  ftd)  baber  eine 
(mittlere)  gaferfdiiebt  NN  befinben,  bie  Weber  Ber- 
länger!  nod)  oertürjt,  fonbem  nur  gebogen  wirb. 
Siele  beißt  bie  neutrale  gaferfdjidjt.  Sie  Ser« 
iängerungen,  beg.  Sertürjungen  unb  folglich  nud)  bie 
bicfenproportionalen  Span- 
nungen aller  übrigen  ga- 
fern  nebmeu  Bon  ber  neu- 
traten  ab  nach  außen  bin  ju. 
gebe  biefer  Spannungen  bil- 
bel  mit  bent  jlbflanb  oer  ju- 

SÄIS  ÄS 

SRoment,  unb  bie  Summe 
aller  biefer  äJfomentdjcn  muß  gleich  bem  Kraftmoment 
| M fein.  b.  b-  gleich  bem  ^robutt  ber  Kraft  P unb 
bed  ?lbfianbeä  x berfelben  Bon  ber  bclreffenben  ©at- 
tcnfletle.  Sie  Spannungen  ber  einzelnen  gafern  Oer- 
ballen  ftd)  nun  wie  ihre  Slbftäuöc  Bott  ber  neutra- 
len gaferftbidjl,  alfo  nad)  gig.  3b  s:k  = y:e  ober 

s = k — . Sa8  Sfiomcntdjen  ber  Spannung  einer 

gafer  Born  Üuerfdjnitt  f ift  baber  = f k ‘-  y = - f y1 

unb  bie  Summe  berfelben  = — — f y*.  Sen  WuJ» 

brud  2fy‘,  b.  b-  Summe  aller  gläd)en!ei!d)en  mul- 
tipliziert mit  bem  Quabrat  iltrer  Ülbflänbc  von  ber 
neutralen  gafer,  nennt  man  ba8  Srägbeitömo. 

ment  J.  Sanad)  ift:  JI=  — J = k SerSruch 

J 8 • 

— , b.  1).  Irägbeitämonicnt,  biBibiert  burcb  ben  ?lb- 


fJefHgfeit  (©iegung#.  ob«  relatibe  gffKgfeit).  469 

GOanminflrn  brrfdjtcöener  Materialien  an  Oer  StaftijUälfgrense,  SlaRijilnlbntobule  unb  Xtbnungen. 


Kilogramm  auf  1 Duabratyemimeter 

Tehnunfl  bei  ber 
3(aftijität*grenjc 
(in  flrojcnten  ber 
urfprUngLEdnge) 

SRaterialien 

dlafUjUatlmobul 

»ruchmobul  (»rud>* 
fpannung) 

Tragmobul  (ölafhjitätl* 
grenje) 

für  3“fl  u.  Trucf 

für  6<$ub 

3u8 

Trurf  | Schub 

8“s 

Jlrutf 

Schub 

Sluminium  .... 

675000 

253100 

£000 

— 

_ 

1000 





1 ?roj. 

»Ui 

50000 

18  750 

130 

500 

100 

100 

— 

— 

O.tioo 

»ronje 

690000 

2 300 

— 

1840 

440 

— 

— 

0,06t9 

dtfen,  gegofftn.  . . 

1000000 

400000 

1300 

7 000 

1040 

500 

1400 

400 

1 3U8  • • 0,016« 
1 Tnuf  . 0,t  3 jo 

Cifen,  gefchmiebet.  . 

2000  000 

710000 

4000 

4000 

8200 

1400 

1400 

1100 

0,0690 

(hfcnblech 

2000  000 

770000 

3000 

— 

2400 

1400 

1400 

1100 

O,0600 

dtfenbraht  .... 

2100000 

— 

6000 

— 

— 

2200 

— 



O.i  ooo 

§o(|,  Verrichtung  - 

100000 

10000 

800 

600 

70 

200 

180 

20 

0,1 600 

£olj,  quer  .... 

1000 

— 

120 

270 

100 

— 

— 

_ 

— 

Kupfer,  gedämmert  . 

1100000 

440  000 

2380 

4100 

1900 

270 

— 

200 

0,01  JO 

Kupferblech  .... 

1100000 

— 

2100 

— 

1680 

300 

— 

240 

0,03  74 

Kupfcrbraht .... 

1200000 

— 

4 200 

— 

— 

1200 

— 

— 

0,1  ooo 

Platin 

1600000 

3400 

— 

2700 

2660 

— 

— 

0,1667 

Silber 

730  000 

— 

2000 

— 

— 

1100 

— 

— 

0,1616 

Stahl,  ungehärtet  . 

2046780 

850000 

5000 

5000 

4000 

2500 

2500 

2000 

0,0667 

StahU  geartet  . . 

2250000 

850000 

7500 

7500 

6000 

2700 

2700 

2160 

0,1*06 

öufjttahlbraht  . . . 

— 

— 

8000 

10000 

6400 

6660 

6660 

8200 

_ 

ßint,  ((gaffen  . . . 

050000 

356200 

526 

— 

— 

230 

— 

— 

| 0,0*41 

3int,  geuxxljt  . . . 

150000 

— 

480 

— 

— 

230 

— 

— 

3“" 

400000 

150000 

800 

— 

— 

440 

— 

0,1111 

$anffcil,  neu  . . . 

12  500 

— 

1200 

— 

— 

500 

— 

— 

— 

Treibriemen .... 

1500 

— 

290 

— 

_ 

160 

— 

— 

— 

Kofonfaben  .... 

— 

— 

75000 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

»afalt 

— 

— 

— 

1200 

— 

— 

— 



— 

OtatÜ , (Bratitt  . . 

— 

— 

30 

800 

100 

— 

_ 

— 



Kallftetn 

— 

— 

27 

300 

70 

— 

— 

— 

— 

€unbftein 

— 

— 

17 

200 

80 

— 

— 

— 

— 

Siegelftein  .... 

— 

— 

12 

100 

40 

— 

— 

— 

— 

Wörtel 

— 

— 

— 

40 

5 

— 

— 

— 

— 

Kalffteinmauer  . . . 

_ 

— 

— 

500 

— 

— 

— 

— 

— 

©anbfieinmauer  . . 

— 

— 

200 

— 

— 

— 

— 

— 

3»«flclmauer .... 

— 

— 

— 

40 

— 

— 

— 

— 

— 

ftanb  btr  am  roeitcften  »on  b«  neutralen  entfernten 
Kater,  heiftt  ba#  Siberftanbämoment  W.  Sie 
Srägheit#.  unb  Siberftanb#momentc  ftnb  abhängig 
»on  ber  Konti  unb  ®rö(je  ber  ßuerftbnitte,  bie  Serie 
berfelbcn  finbet  man  in  jebem  3ngenieur-i>anb-  ober 
Saftftenbuch.  Kür  ein  Siechtet!  oott  ber  £u>he  h unb 
ber  ©reite  b ift  in  bejug  auf  bie  ber  Seite  b parallele 
Sdjwcrpunft#acf)fe  (neutrale  itlcbfe) : J= bh1 : 12  unb 
\V=bh*:6.  Wit  Scnußung  ber  obigen  ©cjeichnung 
lautet  bie  allgemeine  ©icgungSgleichung:  M = kw 
ob«  ßraftmoment  = kxStberftanbStno. 
ment.  Sie  Spannung  k,  bie  größte  bon  allen  im 
ßuerfthnitt  uorfommenben,  barf  fürKeftigleiibberech- 
nunaen  bie  für  ba#  Waterial  juläffige  örettje  nicht 
iiberf (beeilen  unb  «war  in  feinem  einjigen  ber  Sal- 
fenquerfcbnitle.  Wan  muff  baber  bie  gefährlichen 
ßucrfdhnitte  auffueben , unb  ba#  ftnb  bicicnigen,  für 
welche  bie  Jfraftmomente  am  größten  ftnb  (alfo  für 
Kig.  3a  ber  ßuerfthnitt  bidft  an  ber  IStnfpannung#« 
ftctlc);  bie  für  biefe  genügenb  befunbenen  tilbmcffun- 
gen  reichen  auch  für  bie  anbern  ßuerfthnitte  au8. 
3ft  ber  ©allen  priamatifch.  b.  h-  »on  überall  gleichem 
ßuerfthnitt,  fo  wirb  ba#  Waterial  nur  in  bcu  ciufjer« 
ften  Kafem  ber  gefährlichen  ßuerfthnitte  »oll  au#gc- 
mißt,  an  aücn  übrigen  Stellen  be#  ©allen#  bleibt 
bie  Spannung  unterhalb  ber  juläfftgenfflrenge.  Sirb 
bagegen  ber  Salten  nicht  priömatijcb  au#geführt, 
fonbent  werben  alle  ßuerfthnitte  be#jclben  fo  berech- 
net, baß  bie  in  ihnen  auftretenben  Wdjimalfpannun- 
gen  gleich  ftnb,  fo  belommt  man  einen  Irager  »on 
gleichem  ©icgungSwiberftanb.  ©ei  biefem  »erhalten 
lieb  bie  ftraftmomente  wie  bie  Sibcrftanb#momcnte. 
3ft  bie  3ug-  unb  Sruifeftigfeit  ein  unb  beßfelben : 


Waterial# , j.  ©.  be#  Police,  beb  Oufjeifen#  tc.,  »er- 
fchieben,  fo  muß  bie  Sragfftliiqfeit  eine#  ©allen#  mit- 
tel# be#  tleincm  jener  betben  Serie  berechnet  werben. 
Sie  Sragfähigfcit  eine#  ©allen#  »om  redjteüigen 
Guerfchnitt  ift  feiner  ©reite  (Vlbmeffung  X jurflraft- 
ridhtung)  unb  bentßuabrat  feiner flöße  (9Ibmeffung|| 
ju  Sraftricbtunq)  birett,  feiner  Sänge  inbireft  pro- 
portional, wirb  alfo  bargeftedt  burd)  bie  gormcl: 
P = mbh1 : 1,  in  ber  m einen  »om  Waterial  unb  »on 
bem  ©eiafiungSfaü  abhängigen  fjalftenwert  bebeu» 
tet.  3»  betreff  be#  ©elaftungSfaüeS,  alfo  ber  Vlrt, 
wie  ber  ©allen  befeftigt,  bej.  aufgelagert  ift,  unb  wie 
bie  Saft  eiumirlt,  gelten  bei  gleicher  ©allenlänge  unb 
gleichem  ©allcnqucrfdjnitt  folgcnbe  Säße:  3ft  ber 
©allen  an  einem  Gnbe  horijouta!  feft  eingefpannt, 
am  anbern  freien  (Snbe  burch  eine  Sin, jettrott  befallet 
©ig.  3a),  fo  ift  bie  Iragfraft  = 1.  3|t  bie  Saft  über 
ben  ganjen  Satten  gleichmäßig  »erteilt,  fo  ift  bie 
Iraglraft  = 2.  Sinb  beibe  Snben  unterftiißt  unb 
hangt  bie  Saft  in  ber  Witte  ©ig.  4),  fo  ift  bie  2 rag- 
froft  = 4.  Sinb  beibe  Snben  unterftüßt  unb  ift  bte 
Saft  gleichmäßig  über  bie  gante  ©allenlänge  »erteilt, 
fo  ift  bie  Sraglraft  = 3.  Siefelbe  Sraglraft  hat 
ber  an  beiben  Snben  eingemauerte  ©allen,  wenn  bie 
Saft  in  ber  Witte  hangt  ; ift  fie  aber  in  biefem  Kalle 
gteicbmäfjig  »erteilt,  fo  ift  bie  Sraglraft  = 12,  b.  h- 
biefer  leßtere  ©allen  Würbe  eine  ffiefaintlaft  = 12  P 
tragen,  mäljrenb  ber  inK<8-  3a  fixierte  ©allen  nur  P 
tragen  lann.  3»  betreff  ber  C'tröße  be#  ßucrfdjnitle# 
bei  fonft  gleichen  Serhiiltniffen  gilt  ber  -saß:  Sie 
Sragoermögeu  goeier  ©allen  »on  gleicher  Sänge, 
aber  »on  oerfchieben  großen  quabrattichen  ober  run- 
i ben  £tu«ftbniltcn  »erhalten  ficb  jueinattber  wie  bie 


470 


gefligfeit  (Schub-,  3erfnidung8-,  3Torftoii3feftigfeit)- 


ü 


Ihibcn  btr  Seiten  ober  ber  Surebmeffer  biefer  Quer- 
[djnittc.  Gin  Salten  Bon  quabratifcbem  Gucrfcbiiitt 
trägt  mehr,  wenn  er  auf  eine  Seite,  a!8  wenn  er  auf 
eine  Kante  geftcHt  wirb,  bei  reebtedigem  Guerfdmitt 
ntebr,  wenn  er  auf  bie  fcbmale,  al-3  wenn  er  auf  bie 
breite  Seite  gelegt  wirb,  unb  jwar  trägt  er,  Wenn  bie 
eine  Seite  boppctt  fo  breit  ift  wie  bie  attbte,  eine  bofj' 
pell  fo  große  üaft,  wenn  man  ißn  auf  bie  idjmale,  «IS 
Wenn  man  ißn  auf  bie  breite  Seite  legt.  Sott  ein  I)öl- 
jemer  Salten  Bon  reebtedigem  Guerfdjnitt  unb  größt, 
möglicher  Sragfäßigfeit  auü  einem  ainben  Saum- 
ftamm  gejimmert  Werben,  fo  muß  ba8  SerßältniS  fei- 
nei  Si eite  ju  feinerfcöbe  wie  6:7  fein,  gürbieSrag- 
fäbigfeit  fcbmicbeeifcmer  Sräger  ift  ein  I-förmiger, 
für  biejcnige  gußcifemer  Salien  ift  ein  T-förmiger 
Oucrfebnilt  giinjtig.  Sie  fflejtnlt  beö  Duerfebnittest 
bei  gleitber  ©röße  bedfelben  ift  ebenfalls  Bon  Einfluß, 
unb  jwar  ift  bie  Sragtraft  eine®  Salfend  mit  qua» 
bratifebem  Cuerfdjnitt  geringer  als  bie  eines  foldien 
mit  retbledigem  Guerfdmitt,  wenn  leßtcrer  Salten 
auf  feiner  fcbmalen  Seite  rußt  Sin  bobler  Salten 
trägt  bei  gleichem  Guerfdmitt  ntebr  als  ein  Boiler. 

•i)  Sie  Sdjubf  eftiqfeit  ober  ber  SSiberftanb  gegen 
Wbftberen  bat  ben  Kräften  entgegenjuwirfen.  welche 
bie  gegenteilige  Serftbiebung  ber  Seile  eines 
ip  Rörperd  ju  bewirten  ftreben,  j.  S.  in  ber 
Seife,  baß  auf  ben  Borjpringcnben  Seil 
eines  feft  cingefpannten  Jtörperö  C (gig.  6) 
■J— , ein  anbrer  jct)crblattartiger  Körper  eine 
Kraft  P auäübt.  Sei  genügenber  Straft- 
wirtung  finbet  ein  flbfchieben  ober  Wifdje- 
ren  bcSRörperä  C längs  beS  über  ber  Kante 
g4ub.  ^ liegenben  OuerfcbnüteS  ftatt.  Cbenfo 
1,(11, , fommt  bie  Sd)ubfefligfeit  in  grage  bei  bem 
teit.  Stangen  ober  Surdjpuitjcn  Bon  Sterben 
beljufS  fberfteliung  ber  Jtietlöcber.  Sie  Bor 
bem  Wbftberen  entftetienben  Spannungen  liegen  fehl 
in  ber  Siidjtung  best  SrennunjjSquerfdjnitteS,  Wcip- 
renb  fte  bei  bering-  unb  Srudfeftiafeit  (entrecht  baju 
ftanben.  SteSejiepungen  jwifd)en  Selaftung,  Span* 
nung  unb  uuerfcbniU  finb  bei  ber  S<bubfefligteit  ge« 
nau  biefelben  wie  bei  ber  3“fl*  nnb  Srudfejtigleit. 
Sie  juläffige  Sdjubfpannung  i|t  bei  bomogetiem  (nid)t 
(palt barem)  Staterial  etwa  */»  ber  juläffigenäug«  unb 
Srudipatmung  angunebmen,  wenn  man  Bon  biefen 
ben  Ileinern  Sert  einfübrt  (bei  Jiolg  tn  ber  Spalt« 
ridjtung  nur  V»  k bis  '/«  k).  Sie  Sebubträfte  treten 
in  jebent  auf  Stegung  inAnfprueb  Benommenen  Sal« 
(en  auf,  inbeiti  )ie  Die  gafern  beSfelbeit  fowopl  pa- 
rallel alS  reebtwiutlig  ju  feiner  neutralen  illdife  über* 
einanber  ju  Berftbicben  fudjen.  Sie  horizontalen 
Sebubträfte  finb  ben  Bertitalen  birclt  proportional, 
erreid)en  in  ben  äußerften  gafern  ber  gefährlichen 
Ouerfdmitte  (alfo  an  ben  Stellen,  wo  M„„  entfielt) 
ihr  ßHinimum  unb  in  ber  neutralen  f?orijontalfchid)t 
an  ben  Stellen,  wo  M = 0 ift  (alfo  beim  Srägcr 
auf  jwei  Stüßcn  über  ben  Auflagern),  ihrSDJajimum. 
Sie  uertifalen  Sebubträfte  eines!  beliebigen  Sertifal« 
fdjnitteS  ergeben  fid)  aus  ber  Sijferenj  beS  lotredtt 
nad)  oben  gerichteten  Auflagerbrudcä  unb  beS  lotrecht 
nad)  unten  wirfenben  fflewitbtS,  beg.  ber  Sclaftung 
beS  jWifdjeti  bem  Auflager  unb  jenem  3d)nitt  gelege- 
nen SrägerftüdeS. 

5)  Sie  Kerfnidungd-  ober  Strebcfejtigfeit 
tommt  in  Setradjt  bei  längern  flabförmigeii  Körpern, 
Die  ein  gewijfcä  SerbältniS  ibrcrüänge  ju  ihrer  flein- 
ftcnOucrfcbnittSabmeffung  überfdjrctten  unb  bei  bin« 
reitbonber  Sclaftung  feitlid)  auSbiegcn  würben.  Sie 
Ausbiegung  ift  Berftbicben,  je  nadjbent  ber  belaftete 


Stab  1)  an  einem  Gnbc  fcftgebalten,  am  anbem  frei 
(gig.  6 a)  ober  2)  an  beiberi  ßnben  brebbar  befeftigt 
(gig.  6 b)  ober  3)  an  beiben  Gnben  fcftgebalten  ift 
(gig.  6c).  Sei  gleichen  Sängen,  Gucrfcbmtten  unb 
Stoffen  nerbatten  ftrf)  bie  möglichen  Selaftungen  bie- 
fer Stäbe  wie  V«:l  :4.  SReijtcnä  liegt  ber gaügtg. 6b 

Bor.  gür  biefen  ift  bie  Sragtraft:  P = ~ E J. 

hierin  bezeichnet  V.  ben  Sid)erbeitSgrab,  ben  man 
bei  Stbmtebeeifen  =*/»,  bei  ffiußeifcn  = '/7,s,  bei 
£ol}  unb  Stein  = ’/i*,» 
annebmenfann.  Sie  Sänge 
1 ift  in  3tn*>raelern  ein- 
jufeßeti,  ber  GlaftijitätS- 
mobul  E ift  auä  ber  Sa- 
belle  (S-  469)  ju  entneh- 
men. ffiewöfjntid)  ift  P 
unb  1 gegeben,  Wäbrenbber 
Guerfcbnitt  beä  Stabed 
(Säuie,  Sleueljtange,  ftol- 
benflange,  Srutfftrebe  bei 
gad)wertbträgern  it)  ge- 
fudjt  wirb.  Surcb  Tluflö- 

jung  ber  obigen  Bleichung  für  J erhält  man  bann 
(jrt=  ~ lOgefeßt)  fürScbmiebeeifen,  Bußeifen,  S»olj 

P|S  PI  3 pil 

unb  Stein:  J = j — , bej.  , bej.  = J — . 

J ift  baä  erforberlidte  SrägbeitSntoment  ber  Ducr- 
fcbnitl8f!äd)e.  Sei  quabratifebem  Ouerfcbuitt  mit  ber 
Seitenlänge  a ift  J = a4 : 12,  bei  rutibem  mafftDen 
Duerfchnitt  mit  bem  Surdjmeffer  D ift  J = D1* : 64, 
bei  runbent  bohlen  Dueridjnitt  (D  äußerer,  d innerer 
Surcbmeffer)  ift  J = (D*  — d‘)  n : 64.  gm  leßtern 
gatl  ift  d anjunehmen  unb  D banad)  ju  berech- 
nen, j.  S.  für  eine  gujjeifcme  runbe  ^oßlfäule  fei 
P = 30,000  kg,  1 = 400  cm.  @8  wirb  bann: 


gig.  8 a. 
3cvfni(fungifcfligteit 


J = 


9 . 30000 . 400* 


^ + d*  = 


= 3600  unb  bei  d = 16  cm : D = 


+ 164  = 19,4  cm. 
Sie  SSanbftärfc  ber  Säule  wirb:  d = l/i  (19,4 — 16) 
= 1,7  cm.  'ilußer  ber  Serecbnung  auf  3ertniden  ift 
immer  nod)  eine  Serecbnung  auf  Srud  Borjunehmen, 
um  feft juftellen , ob  bie  Sriidipaniiutig  bie  juliijfige 
fflrenje  nid)t  überfd) reitet,  j.  S.  ift  ber  Guerfcbnitt  ber 
obigen  Säule:  F = (19,4* — 16  “)  .t  : 4 = 94,5  qcm, 
folglich : k = P : F = 30000  : 94^  = 817  kg  qcm. 

6)  SieSorfiouSfeftigteit  ober  ber  SSiberftanb 
gegen  Serbrebcn  (oitimt  namentlich  bei  SJJafctniicn- 
teilen,  j.  S.  iqlinbrifchen  SSellcn,  in  Sctracbt-  gig.  7 
oeranjdiaulicbt  bie 
Seanfpruchung 
auf  Sorfion.  Gin 
runber  Stab  A ift 
an  feinem  einen 
®nbe  feftgehaltcn, 
am  anbern  freien 
Cnbe  wirft  bat»  Ber. 
brehenbe  Kraft- 
moment  PK.  Sa- 
burch  fommt  bie 
Borher  gerabe,  bei 


— 


( 


d — I 


> 


gig.  7.  Z otfton4f eftigfeit. 


geometnfeben  Stabadffe  parallele,  äußere  gafer  ab 
tn  bie  Sage  ab'  unb  ber  SRabiud  cb  ber  Gnbfläcbe  in 
bie  Sage  c b'.  Ser  Sinlel  b c b',  b.  h-  ber  SBinfcl.  ber 
bie  Sabrehung  ber  äußerften  gafern  mißt,  heißt  ber 
Sorfionäwiiitel  <p.  Sei  ber  Serbreßung  Werben 
bie  einjelnen  Ouerfchnittoflächen  beä  Stabes  gegen- 
einanber  Bcrfcboben,  bie  hierbei  auftretenben  Span- 


gefiigfeit,  eleftrifdjc  — gefttanb. 


471 


nnngen  finb  batjer  3d)ub[panmmgeit.  ©ebnetet  t bic 
Sd)ub|pamtung  tn  bcn  äußerften  gafent,  K,  bcn 
Sd)ub«Elnfli}itätämobul  (f.  jabette  3. 469),  [o  i)t  btt 
©crbrehuttgäwmfel : rp = 2 1 1 : E,cL  ®aä®  o rftonä- 
m ome  n t PR  tfl  proportional  btm  auf  bie  geometrifehe 
Stabadjfe  bejogcntrt  2rägl)eitämoment  J0  unb  um« 
gefebrt  proportional  brm  ®urd)meffer  d,  unb  Wirb 
Dnrgeftettt  burd)  bie  Sonnet : PR  = 2 t J0  : d , unb 
wenn  für  Jo  ber  Sert  d‘;i : 32  etnnefefjl  wirb:  PR= 
d’jrt:  16.  $ierauä  ergibt  fid)  ber  ®urdjmeffcr  d einer 
ft^miebeeifcmcn  Sette  (bei  t = 366  kgqcm)  ju: 
d = 0,24  Vph. 

3ft  bei  einer  Sette  baä  oerbrchenbeSRoment  PR  nid)t 
birelt  jegeben,  fonbcrn  bie  ©mahl  ber  ju  übertragen« 
ben  ©ferbefräfte  = N unb  bie  vlngatjl  bet  Umbrelfun- 
gen  in  ber  'IJimute  = n,  fo  wirb: 

d = 10V?« 

Sange  bilnne  Setten  (fogen.  Iranämiffionäwellen) 
werben  beregnet  unter  ber  Kmtahme,  baß  ber  ©er» 
brehungäwintel  rp  für  1 m Sänge  '/«“  betragen  fott. 
®er  ®urd)meffer  d ergibt  fid)  bann  ju: 

d = 12^^. 

®iefe  legte  gormel  ift  anjutoenben  bei  Setten  biä  ju 
20  am  ®urd)meffer,  für  ftärfere  Setten  ift  bie  Por« 
bergebenbe  gönnet  mafsgebenb. 

7)  3 u f a m m e n g e f e jj  t e g.  fonnnt  häufig  por,  ift 
aber  redjnerifd)  oft  fdjwer  ju  berüdfichtigen.  Seljr 
üewötjnlidje  gatte  finb  baä  gleichzeitige  Auftreten  oon 
Wiegung  unb  3»(J  ober  ®rud,  Biegung  unb  ©er« 
breijung.  7ludj  bet  ber  ©eredjnung  Pon  ©efäßwän» 
bcn  fpielt  bie  jufammengefegte  g.  eine  3iotte. 

$crrfd)t  in  einem  ©efäß  ber  innere  ®rucf  p auf 
1 qcm,  fo  ift  eä  juläf» 
jig,  wenn  p ocrljalt- 
niäntäßig  tlcin  ift  unb 
f olgtidj  b'te  Sanbftär» 
fe  int  Serßältniä  jttr 
Sichtweite  beä  ©efäßeä 
nicl)t  bebeutenb  wirb, 
gleichförmige  Span» 
nungdoertellung  an» 
Aunetjmen.  Unter  bie* 
fer  ©Itnabme  ift  3.  ©. 
bei  einem  3hlinbrifehen  ©efäß  mit  gewölbtem  ©oben 
(gig.  8)  bie  Sanbftärfe  <S  ju  berechnen  nach : 

» = ±1, 

2 k' 

wobeik  bie  3Uläffige3nanfpntd)nahme  beäSRaleriatä 
bebeutet  ®er  SRabiuä  beä  getoölbten  Öobenä  muß 
gleich  bent  ®urdjmcffer  beb  jtjlinbrifdjen  Seileä  feilt, 
bamit  gleiche  Sicherheit  norbanben  ift. 

Bei  ©efäß«  mit  feljr  ftarfem  ittnem  ®rud,  bei 
benen  bie  Sanbftärfe  im  ©erijältnid  sur  Sicbtweitt 
groß  audfättt,  trifft  bie  ©nnahme  ber  gleichmäßigen 
Spannungöucrtcilung  nicht  mebr  3U.  ®icä  ift  unter 
anberm  ber  gatt  bei  jtilinbrifcben  ftäblernen  ©efäßen 
für  flüfftge  Safe,  bei  Kanonenrobren  tc.  ®ie  Sanb« 
jtärfe  ift  aldbamt  ju  berechnen  nadj  ber  Pott  E.O.  ©ad) 
aufgeftettten  gormel: 

3.  ©.  Wirb  für  d = 20  cm,  k = 1000  kg  auf  1 qcm, 
p = 200  kg  auf  1 qcm 


Stet.  8. 


innerer  2r u d in  ( 


100U  + °-<-800-  l)-4/ 

2\  V 1000—  lj. 200  ) 


®ie  Spannung  an  ber  3nnenwanbung  ift  bei  fotdjen 
©efäßen,  beg.  Stohren  ftetä  bebeutenb  größer  alä  außen, 


unb  eä  Würben  fid)  unter  ©orauäfejjuna  homogenen 
SRaterialä  bei  Übcranitrenqung  suerft  SHiffe  an  ber 
SSnnenfeite  jeigen.  ®iefem  ubel|tanbe  tann  man  eini« 
germaßen  baburd)  oorbeugen,  baß  man,  wie  eä  bei» 
tpieläweife  bei  bcn  Sfruppfdjen  Stingfaitonen  gefd)icljt, 
bic  Siofire  auä  einjetnen  leiten  jufammenfeßt  unb 
auf  baä  innere  burdjgeljcnbe  SVentroIjr  befonbere  Stinge 
mit  Scßrinfmaß  warm  aufjieht,  fo  baß  fte  nach  bet 
erfolgten  ©btütjlung  einen  Pon  außen  nah  innen  ge» 
rihleten  ®ntd  auf  baä  Staurohr  auäüben. 

Sgt.  i£  I e b f cß , ®heorie  ber  ©laitijität  fefter  Körper 
(Seip3-  1862);  Sinder,  ®ie  Sehre  Pon  ber  Glafli» 
Äität  unb  g.  (©rag  1868);  ffiraätjof,  ®h'orie  Der 
Glaftijität  unb  g.  g2.  Slufl.,  ©crl.  1878);  p.  ©ad), 
Elafüjität  unb  g.  (4.  ©ufL,  baf.  1902);  Shirt,  ia* 
[cßenbuch  berge[tigfeitälet)re(baf.  1877);  Sied,  Glafti- 
titätälehre  (^jamtoo.  189.-1);  fj. SJiütler,  Stemcntar« 
hanbbuch  bet  geftigfeitätehre  (©eri.  1876);  Sauen» 
ftein,  $ie  Seftigtettöletjre,  elementarem  Schrbuth  (8. 
Stuft.,  Stuttg.  1904);  SBlinipert,  Staftüität  unbg. 
(baf.  1888);  ©linger,  ©runbriß  ber  geftigfeitätehre 
(2.  «ufl.,  ®reäb.  1898);  Sirnerla,  (Elemente  ber 
geftigfeitätehre  (2.  Stuft,  ©itfen  1891);  Glauffcn, 
Statif  uttb  geftigfeitätehre  (Bert.  1893) ; 3?  e b b e r.  Sie 
geftigfeitätehre  unb  ihre  Stnwenbung  auf  ben  SRafdji» 
ttenbau  (4.  Stuft,  pon  Summet,  wiiltwetba  1900). 

Tfeftigfeit,  clcftrifrtic,  f.  (Steftrifche  Gntlabung, 
S.  609. 

gcftigfcitämafrfjinen , f.  SlHateriatprüfuitg. 
g-cititüg  (lat.),  ©erjeidjuiä  ber  fceiligenfefte. 
Festln  (frattj. , ler.  .ftlnj),  geft,  geftmahl. 
Festiualente,  lat.  Sprichwort : »<£ite  mit  Seite« 
gfeftinieren  (tat.),  eilen,  befhteunigen. 
fjeftiiiiog  (Staenau  g.).  Stabt  in  ©ierionetfj« 
fhire  (31orbwnteä),  am  obem  Siuqnjb,  mit  Tupfer» 
gruben,  berühmten  Sdjieferbrüchen  01500  arbeitet) 
uttb  (not)  1 1,435  6inm.  3n  ber  Siähe  baä  ® 0 r f g-, 
an  ber  äRünbung  ber  burd)  ihre  Safferfätle  berühm» 
ten  Stntfacl. 

Svcftiitingett,  f.  haupriaaen. 

Festlno  (ital.),  geft,  befoitberä  Roftümbatt. 
Festival  (engt.,  (pr.  fffctioit) , gefttag. 
ftfcftilntät  (tat.),  gefttichfeit. 

Festivo  (ital.),  in  Jet  3Kuftf:  fefttich,  feierlich, 
gcftfommen.jm  Seewefen  fooiel  wie  auflaufen 
ober  ftranben  (f.  Stranbung). 

gfeftlanb  (Kontinent),  eine  gang  ober  faft  gati3 
Pon  Saffer  untfloffcne,  »mfammenfjängenbe«  Sanb» 
ntaffe,  bie  man  ihrer  ©rose  wegen  nicht  atä  3nfet  be» 
Zeichnet,  ©on  bcn  Sttbpolarläubcm  abaefehen,  gibt 
eö  auf  ber  Erbe  3Wei  hauptfächttche  Sanbmaffett,  bie 
ber  öftlichen  Jpatbfugel  ober  Sitten  Seit,  uttb  bie  Jet 
WefUidjett  ,‘palbfugcl  ober  3!euett  Seit.  ®iefe  befteht 
auä  bcn  betben  tofe  aneittanber  gefnüpftcu  gefttän» 
bem  9!orbatuerifa  unb  Sübatuerifa,  jene  auä  bem 
afiatifch'europäifdjeng.,  bem  halbinfelartig  bamit  au» 

fammenhängenbenSitrifa  unb  bem  burd)  3«felbrüacn 

perbunbenen  htfelartigen ©uflralien.  SJfan  fann  auch 
3Wifd)en  ben  nörbtichen  gefllättbern  (Europa  ■ Slfiett 
ober  Eurafien  unb  3iorbamerifa)  unb  ben  (üblichen 
geftliinbent  (Sifrtfa,  ©uftralien  unb  Sübamerifa)  tut» 
lerfcheibett;  fte  Werben  burch  eine  3on*  Bon  ©fittel« 
meeren  (baä  SRittellänbifche  SReer,  baä  auftral»afia« 
tifdje  SRittcImeer  unb  baä  attterifanifche  3Rittelmeer), 
bie  fogen.  ©rud)3onc  ber  Kontinente,  Poneinanber 
getrennt  _ ®ie  füblidjen  gefttänber  befißen  eine  auf» 
fattenbe  'ithnlidjfeit  ber  ©eftalt;  fte  finb,  Wenn  man 
bei  ©uftralien  bie  3”i'i  Saämania  hittjurechnet,  alle 
brei  nad)  ®-  iugefpißt  unb  haben  an  ber  Seftfeite 


472  gfftmadjen  - 

einen  einfpringenben  Sufen.  Hin  Bielen  Stellen  fallen 
bie  geftlänber  fofort  (teil  ju  ben  tiefen  ber  Djeane 
ab,  an  anbero  Stellen  ftbltcjjt  fiep  an  fte  ein  ieicpteä 
Meer  (j.  8.  Cftfee,  Sorbfee,  Meer  jwifepen  Sübame* 
rifa  unb  ben  galflanbinfeln)  an , unb  erft  in  einigem 
Hlbftaub  »an  ber  Stifte  erfolgt  ber  HIbfturj  jur  tiefe. 
SDJan  pflegt  biefe  feüpten  McereBteile , bie  innerhalb 
bertiefenlinie  non  100 gaben  ober  Don  200  m liegen, 
jum  gefllanbGfodel  ju  rechnen. 

Unter  ©lieberung  ber  Kontinente  Betflept 
inan  ben  Hlufbau  ber  Kontinente,  Wie  er  jid)  eines- 
teilet  in  ber  oerfcpicbcncn  Hirt  beS  Verlaufs  ber  ®rcnj- 
linicn  jwifepen  g.unb  Meer  (horizontale  ©liebe- 
ritng,  Küftenciitmidelung),  anbemteiU  in  ber 
Derfd)iebeiten  Sage  einzelner  $un[te  ber  Kontinente 
nach  ihrer  Jibhe  über  bem  MeereBfpiegel  (Bertifale 
©lieberung)  nuöbrücf t.  gilt  bie  horizontale  ©liebe- 
vung  bieten  bie  gewöhnlichen  topograppifepen  Karten 
alb  bieHorijontalproieltioiien  ber  Kontinente  ein  auS- 
rcidjenb  guteb  Silb.  3<ffentmähig  tuirb  bie  Horijon- 
talglieberung  am  beiten  bttrep  bce  SöcrhfittniiSjaljlen 
jwifepen  gläcpeninpalt  unb  Hänge  ber  Meereslüften 
(leptere  gleich  1 gefegt)  (parafteriftert,  fahlen,  Wetdie 
(bie  Küflenlänge  in  geograppifepen  Meilen,  ben  glä» 
djeninhalt  in  uuabratmeilen  angenommen)  für  bie 
einzelnen  Kontinente,  mit  bem  am  toenigften  geglie- 
berien  begittnenb,  folgenbe  SBerte  ergeben: 

Slfrifa  . . . . 152 : 1 j üuftralten  . . . 73 : t 
vtfien  ....  105 : 1 Rorbammfa  . . 56 : 1 
Sftbamerifa  . . 94 : 1 | (Suropa  . ...  ff  1 1 

Sie  Bertifale  ©lieberung  ift  am  beften  auS  Höpen- 
fcpiebtenlarten  ober  auS  einer  Hlnjaljl  Bon  Surep- 
fchnitlen  (Profilen)  erfennbar;  für  fic  fehlt  eine  fo 
d)arafteriftifche3ahlenangabe,  lote  für  bie  horizontale 
©lieberung,  beim  bie  Hingabe  ber  mittlem  Erhebung 
ber  Kontinente  über  bem  Meer  (Hlfien  950  in,  Hlfrita 
630  in,  Hlnterifa  410  m,  Europa  300  m,  Hluftralien 
250  m)  enth&lt  nicptB  über  bie  'Verteilung  Bon  Hoch- 
unb  ticflanb  (ob  häufig  Wctpfelnb,  ob  in  grofjcn 
Stredeu  auftretenb).  Sgl.  Sred)t,  Unterjuepungen 
über  horizontale  ©lieberung  (in  ber  »3eitfcprift  für 
roiffenfd)aftliepe  ©eograppie« , Ei  gänjungSpeft  1,  Säei- 
mar  1889);  Ebtenbcrg,  Stubien  jur Meffung  ber 
horizontalen  ©lieberung  Bon  Erbräumen  (ffiürjb. 
1891).  — SJährenb  inan  früher  Biel  fad)  annahm,  bafi 
bie  geftlänber  im  ganjen  unueränberlicp  feien  unb 
nur  in  DerSläpc  ber  SeftlanbBränber  burd)  Hebungen 
unb  Senfungcn  beb  MecreSfpiegelS  im  Saufe  ber  Qeit 
iintergeorbncteSeriinbenmgen  eintretenfönuten.toeifi 
man  [egt  auS  ber  Serbreitung  ber  MecrcSablagentn- 
gen  in  ben  uerfchicbenen  Epochen  ber  Erbbilbung,  wie 
fie  burd)  bie  geologifcpc  gorfepung  berannt  geworben 
ift,  ba&  bie  gc|tlänbcr  nach  unb  nad)  ihre  ©cftalt  uoü- 
fommen  geänbert  haben,  unb  baß  Biele  teile  beSgefl- 
lanbeS  einmal  ober  ju  Wicberholten  Malen  Meer  unb 
jeber  teil  beb  Meerei)  g.  gewefeit  ift.  Sie  giguren 
auf  beit  tafeln  »©eologifcpe  gomiaiionen  111— VI« 
Zeigen  beutlich,  loie  bie  Verteilung  Bon  SJaffcr  unb 
Sanb  feit  bem  Seginn  beb  Kambri)d)en  3eitalterS  fid) 
allmählich  Beränbert  hat,  unb  wie  j.  8.  in  ber  3eit  beb 
3ura,  ja  felbft  noch  in  ber  tertiärjeit  bie  ©eftalt  ber 
geftlänber  eine  ganj  anbre  War  alb  heute.  So  hing 
jur  Surajeit  Slorbamerifa  mit  Europa,  Sübamerita 
mitHlfrilajufammen,  währenb  fleh  jroifchen ben  nörb- 
liehen  unb  ben  (üblichen  geftlänbem  ein  zentrales 
Mittelmeer  um  bie  Erbe  fpannte.  SBäprenb  berfireibe. 
unb  befonberS  ber  tertiärjeit  bib  in  bie  Duartärjcit 
hinein  finb  burch  flioftc  Einbrüche,  wahrfcpcinlieb  in- 
folge bet  Erfaltung  unb3ufammenjiehung  ber  Erbe, 


- geftiiafime. 

ber  Httlantifcpe  unb  ber  Snbijche  Djean  entftanben, 
bie  banach  Biel  jüngerer  Entftepung  alb  ber  ©roge 
Djean  finb. 

geftmadjen,  bie  Hlnroenbung  geheimer  Mittel,  um 
fiep  angeblich  gegen  Hieb,  Stich  unb  3d)uji  ju  ftchcm 
ober  auch  uut  anbre  Serfonen,  j-8.  Siebe,  Angreifer, 
ju  jwingen,  fiepen  zu  bleiben,  ohne  fiep  rühren  ju  Fin- 
nen. Sie  leptere  Kunft  (Bannen)  beftept  in  ehicin 
Sannfprud),  beffen  Kraft  Bon  Sämmenmg  ju 
Sämmerung,  entweber  einen  Sag  ober  eine31ad)t  pin« 
burd),  Währen  foü,  Wenn  nicht  Borper  ein  Höjefpnicp 
fte  aufhebt;  bie  erftere  (Hartntaipen)  fam  befonberb 
unter  ben  ©olbaten  bei  ber  Serbreitung  ber  Sdjiefj- 
Waffen  jum  KriegSgebraucp  auf.  Hlm  ftärfften  graf- 
Vierte  biefer  Hlbergiaube  im  Sreihigjährigen  Krieg, 
unb  ©rimmelShatlfenS  »SimplieiuB ShnpticiffintuS« 
Weife  tutete  Seifpiele  Bom  g.  ju  erjählen.  ES  Würben 
pierju  auf;er  ben  fdjon  aus  bem  qriecpifcpni  unb  ger* 
tnanifcpen  Hlltertuni  (HltpilleitS,  Siegfrieb)  befanuten 
Manipulationen,  Sprüchen  unb  Salbungen,  Derfdjie- 
bene  Zeremonien  (j.S.  Scpicficn  nad)  eineniKrujifif) 
uorgenommeti  ober  beftimmte  taliSmaiie,  nament- 
lich bie  HHIenuann8haniifd)-SJurjel  (Radix  victo- 
rialia)  ober  ©t.  ©eorgs-  unb  Diothemben  (f.  b.), 
angewenbet.  Sdjon  Säolfbietrid)  in  bem  gleichnami- 
gen alten  fflebiept  empfing  Bon  grau  Sigeminne  ein 
(eiben  ©eorgähemb,  baS  ipn  fepügte.  K)en  Samen 
Saffauerstunft  erpielt  biefcS  g.,  Weil  ein  Scparf 
riepter  ju  Sa  ff  au  1611  Borgab,  ein  Mittet  ju  hefigen, 
um  jemanb  fo  part  ju  nmepen,  bah  Kugel  unb  Säbel 
Bon  ipm  abpraüen  mühten,  unb  ben  Dortigen  Sol- 
baten  talergrohe  unb  mit  allerlei  Wuitberlid)en  gigu- 
ren bejeiepnete  Ißapicrblättcpen  Berfaufte,  bie  fte  unter 
gewiffen  gepeim  gehaltenen  Srojeburen  Berfeplingen 
muhten.  Siocp  in  ben  legten  Kriegen  faub  man  bei 
fepr  Bielen  tierfifepen,  italtenifcpen,  franjöfifcpen  unb 
baprifepen  ©olbaten  berartige  auf  blohem  Seihe  ge- 
tragene Scpugmittct.  Sgl.  beit  Hlbfdjuitt  über  »g. 
unb  Säaffenjauber  aus  bem  Sreihigjaprigen  Kriege« 
in  ffl.  greptagei  »Silbern  aus  ber  beutfdjeti  Ser- 
gangenpeit«,  ÖD.  2.  — 3"  her  3ägerfprad)e  bebrütet 
g.:  Die  Spur  eineS  Säilbcb  fo  lange  Berfolgen,  bis 
man  ben  ilufcntpaUbort  Weijj. 

gcftmadictoniie,  eine  im  §afeit  ftarf  Beranfetle 
gioße  eiferne  fdjwimmenbe  tonne  mit  Sing,  woran 
Scpiffe  fiep  mit  Staplleinen  ober  Ketten  befeftigen. 

geftmaepung  (Bon  SBertpapieren),  f.  Hluherfurb- 
fepung. 

gefluteter  (fm),  forftwirtfcpaftlicpeb  Sinummah, 
befonberb  für  Siaitgitugpilljer,  = 1 cbm  feflcr  §olj> 
maffe,  ju  unterfcpeiben  Dom  Slaummetcr  (rm),  bas 
1 cbm  gcfcpidjtelen  SioljeS  (alfo  fcoljtuaffe)  mit  ben 
unBenueibli(peit3wilchenräumenbebeutct : bei  Scpeit- 
poU  0,1 — 0,8,  bei  Stodpolg  burcpfepiiittlid)  0,45  fy. 

geftnahme  (geftnepmung),  fobiel  wie  Serpaf- 
tung  (f.  i>iift),  iuäbef.  bie  Borläufige  Verhaftung 
Berbäd)tiger  Serfotten  (Borläufige  g.).  ffiiprenb  eine 
Verhaftung  in  ber  9?egel  nur  aufiSnuib  eines  fcpvift- 
lidiett  ridjterlicpen  Sefeplä  (tpaftbefeplb)  l'tatt- 
finben  barf,  tarnt  nad)  ber  beutfepen  Strafprojehorb- 
uung  (§  127)  unb  ber  öfterreiepifpen  (§  177)  Bon  ber 
StaatSanwaltfcpaft  unb  DonSoIijei-  unb  Siperpeitb* 
beamten  aud)  bann  jur  Borläufigen  g,  gefdiritten 
Werben,  Wenn  bie  Soraubfepungen  eines  Haftbefehls 
uorliegen  unb  ©cfapr  im  Verjag  obwaltet.  Siäirb  je- 
nmnb  auf  fnfdjcr  tat  betrof)en,  fo  ift  jeberntann 
befugt,  ipn  uorläufigfeftjunehmen,  Wenn  erberglupt 
Berbäptig  ift,  ober  wenn  feine  Verfbnlicpfeit  nipt  fo- 
fort  feftge|tetlt  werben  fann.  Ser  geftgenoinmene  muh 


473 


geftonS  — 

unnerjüglidj  bem  WmtSricfeter  beb  BejirtS,  in  bem  bie 
8.  erfolgte,  jugefüfert  toerbeti,  unb  biefer  bot  ibn  fpä» 
teftens  am  Sage  nad)  her  Borfüljrung  ju  Bemehmen, 
um,  je  nad)  bem  Ergebnis  biefer  Semefemung,  ent- 
webet  bie  Sreilaffung  ju  üerorbnen  ober  burd)  Er- 
laffung  eines  Haftbefehls  bie  borläufige  8.  in  befini» 
tibe  §aft  urajuwanbeln. 

SfcftonS  (fraiij.,  Irr.  .(t4n8),  ©ehänge  bon  Blumen 
(Blumenfdjnur),  Saubwerf  (2aubfd)nur),  Snidjten 
( 3md)tfd)nur)  unb  anbent  natürlichen  oberfünftlid)en 
©egenflnnben , wie  SRufdjetn,  3nftrumenten  u.  bgl., 
bie  entmeber  in  natura  aufge()ängt  ober,  in  ©tpS 
unb  Stein  nachgeabmt,  «um  Scbmucf  bon  Bauwerfen 
Berwcnbet  Werben.  Solche  8-  fommen  febün  an  fpät» 
grieebifeben  unb  rötuifeben  Bauroerlen,  an  «Hären, 
Urnen,  ©rabmäfem  tc.  bor  unb  würben  bann  in  ber 
italienifcben  fRenaiffance  ein  beliebtes  Element  in  ber 
Stforation  berSaffaben  unb  ber ^nnenräume  (f.  3'g- 
1 bei  »ÜUtar«  unb  Safe!  »Bftatijenomamente  II«, 
8ig.  27).  'Hon  berBrdjiteftur  unb  berBlaftif  würben 
bie  8-  auch  auf  bie  $>oljbilbbaucrei,  ben  SKetaUgufe  ic. 
übertragen.  3n  ©arten  benagt  man  jur  Btlbung 
bon  8-  impfen,  SJalbrebe,  wtlben  SBcin,  Aristo- 
lochiaSipho  unb  anbre ScblinggeWächfe.  3ür  Heinere 
SJerbältniffe  eignen  ftd)  befonbersBaffifloren,  manche 
Clematis -Brten,  Cobaea  scaudens  tc.  Seftonnie» 
ren,  mit  8-  Berjieren. 

Scftpunft,  f.  Sifpunft. 

eine  fflattung  bon  Scbaufpielen,  bie  im 
15.  3ahrh-  auflamen,  aber  befouberd  in  ber  lebten 
Hälfte  bcS  17.  unb  Währenb  bcS  18.  3af)rl).  im  @e* 
brauch  waren  unb  uamentlicb  bei  fpoffeierlidjfeiten 
aufgcfüt)rt  würben.  Sie  waren  in  Brofa  ober  in  ge» 
fün|tcltenBerSarten  abgefafet  unb  fteHten  ben  ©egen» 
ftaub  mcift  in  allegorifcber  Sorm  ohne  eigentliches 
bramatifdjcS  Sehen  bar ; befottberS  häufig  würben  fte 
in  baS  bielheliebte  Schafergewanb  geflelbet  (fo  auch 
S.  b.  Bittens  1650  aufgeführtes  8-  »SRargeniS,  ober 
baS  nergnügte,  befriegte  unb  Wieber  befreite  Seutfcb» 
lanb«).  hin  ben  ijöfcu  arteten  fte  halb  in  gcfdjmad» 
lofe  Schmeicheleien  auS,  bis  fie  allmählich  wieber  ber» 
febmanben  ober  fünftlerifdje  ffonn  unb  poetifeben  ffle» 
halt erhielten,  wicburcb®octl)c,  bcrjablreicbeScftfpiele 
ju  S'ofjWccfcu  biebtete;  aud)  Schillers  »fjulbigung  her 
»iinfte«  gehört  hierher. 

SFcftftellung  ber  St  onfurSfoiberungen  unb 
bamit  ber  Schulbenmaffe  erfolgt  nach  ber  Seutfcbcn 
KonfurSorbnung  (§  138—148)  regclmäfeig  im  Brü* 
fungStenuin  (f.  b.).  Sie  8-  gilt  als  erfolgt,  wenn  hier 
entmeber  gegen  Betrag  unb  Borrecht  boii  feiner  Seite 
einSBiberfprud)  erhoben  wirb,  ober  ein  erhobener  Si» 
berfprueb  begütigt  worben ift.  StieErbebungunb'äuf» 
red)terhaltung  eines  öiberjprud)8  macht  bie  Sorbe- 
rung  ju  einer  heftrittenen.  Eine  foltbc  ftreitig  ge- 
bliebene Sorberung  muff  bann  außerhalb  beS  flon» 
furfeS  im  orbentlicbcn  3iBilprogefe  feftgefteUt  werben, 
iei  cS,  bajj  ber  ©läubiger  nun  SeftjteÜungStlage  er* 
hebt  ober  einen  jur  3eit  ber  Er  öffnung  beS  itonlurfcS 
über  bie  Sorberung  bereits  anhängig  geWcieneit, 
burd)  bie  KonturScroffnung  aber  unterbrochenen 
Sicdjtsflreit  aufnimmt.  Unter  Umftänben  ift  auch  bei 
Siberfpredjcnbc  felbft  Berpflid)tet,  feinen  SSiberjprud) 
ju  Berfolgen.  SSaren  gegen  eine  Sorberung  mehrere 
'Siberiprüche  erhoben  Worben,  fo  ift  fie  erft  bann  alS 
feftgefteUt  anjufclfen , wenn  alle  Siberfpriicbc  bc- 
feittgt  ftnb.  Sie  erfolgte  3-  Wirb  auf  S8cd)jeln  unb 
fottftigen  Sdjulburlunben  oom  ©eridjtsfdjreiber  Ber» 
merft  unb  in  bie  JlonfurStabelle  eingetragen. 
Siefe  Eintragung  gilt  bann  wie  ein  rccbtsfräfttgeS  | 


- Festuca. 

Urteil  gegenüber  allen  JtonfurSgläubigem  unb,  fofern 
fte  nicht  tm  BrflfungSlermin  notn  ©emeiitfdjulbner 
auSbrüdlicb  befhritten  worben,  aud)  gegenüber biefem. 
9iur  Sorbenmgen,  bie  bereits  feftgeilellt  fmb,  ober 
bezüglich  beren  ber  ©läubiger  ben  9iad)Wei8  führt, 
bag  er  baS  Seinige  getan  habe,  um  fie  im  orbentlicbcn 
©erfahren  feftftellen  ju  (offen.  Werben  bei  ber  Ber» 
teilung  ber  fflaffe  berütffid)tigt;  bei  ben  leptern  Sor» 
bentngen  wirb  aber  ber  auf  ben  ©laubiger  treffenbe 
Betrag  bis  jur  enbgültipen  Entfcbeibung  über  bie 
Seftftcllungöflage  junäd)ft  noch  juriidgeballm.  — 
Sie 3-  Bon  Beiträgen,  Barteiertlörungen  unb  an» 
bern  Sntfacben  erfolgt  im  -jimlprcjef)  teils  burd)  baS 
©rotofoll  (f.  b.),  teils  im  Urteil  befonberS  im  Salbe» 
ftanb.  Satfäcblicbe  3-  nennt  man  bie  in  ben  Entfdjei* 
bungSgrünbcn  erfolgenbe  3-  ber  für  bie  «uffaffung 
beS  ©ericbtS  erheblichen  Satfadfen.  Eine  8 bes  Be» 
ftehenS  ober  fRid)tbefiebenb  Bon  fRccbtSBerbäitniffen  tc. 
wirb  (in  ber  Urteilöfonnel)  bewirft.  Wenn  ber  Kläger 
eine  SeftftettungStlage  (f.  b.)  erhoben  hat.  Sie  8-  ber 
Stonfuroforberungen  (f.  b.)  erfolgt  im  ffonturSoer- 
fahren  felbft  (in  ber  ÄonfurStabeUc)  ober  außerhalb 
biefeS  BerfahrenS  bureb  3fitfteüungSurteilc. 

geftftcUungSanfprucb  nennt  man  ben  befon» 
bem  Bnfpnub  auf  SeftfteUung,  beffen  Beftehen  manche 
BecbtSlehrer  unter  Bejugnahme  auf  ben  fogen.  SHedjtS» 
icbupanfpruch  (f.  b.)  annehmen  (Bgl.  8>:itjtellungä- 
flage). 

Scftftclluiigoflagc  Ijeifjt  bie  in  ber  Seutfd)en  3i» 
Bilprojefeorbnung  (§  256)  jugelaffene  Silage  auf  3eft> 
fteüung  eines  !Hed)tSjuftnnbeS.  3m  ©egenfap  ju  ben 
gewöhnlichen  Silagen,  ben  fogen.  SieiitungesHagen, 
hanbelt  eS  (ich  bei  ber  8-  nicht  um  bie  Berurteilung 
beS  BeHagten  ju  einem  Sun  ober  Unterlaffen  ober 
ju  einet  Sendung,  fonbent  lebiglicb  umbieSeftftellung 
beS  BeflebcnS  ober  9iid)tbeflehenä  eine«  DiechtSBcr» 
hältniffeS  ober  um  bie  SeftfleHuncj  ber  Echtheit  ober 
Unecbtheit  einer  Urfuitbe.  3nläffig  ift  bie  3-  nur, 
foweit  eS  ftd)  um  eine  Seftfteüung  ber  erwähnten  Vlrt 
(nicht  um  SeflfteBung  Bon  biofeen  Satfacfeen  ober  non 
SiecbtSfäfeenl  hanbelt,  unb  ferner  ber  Kläger  ein  recht- 
liches 3ntereffc  au  ber  atsbalbigen  Seftitetlung  hat. 
3e  nad)beut  baS  Beftehen  ober  baS  9!id)tbeftehen  eines 
'JiechtöuerhältniffeS  in  8rage  ftcht,  Wirb  jwifdjen 
bejahenber  unb  Bemeiitenber  ober  jwifdjen  pofitiBer 
unb  negatioer8-  unter[d)icbcn.  2ef)tere  erfefet  bie  Bro» 
Bofationollage  (f.  b.)  beS  frühem  gemeinrechtlichen 
BrojeffcS.burd)  bie  berBerflagte  genötigt  würbe,  feine 
oermcintlicbcn  Vlnfprüche  Ilagmb  gcltenb  ju  matbtn. 
Sie  entfpri^t  ber  Klage,  bie  im  frühem  Siecht  Brä» 
jubijialHage  genannt  würbe,  unb  fommt  aud)  als 
SdiberHage  wtc  als  3wiid)cnflnge  (f.  b.)  Bor.  Eine 
3-  ift  auch  bie  Klage  auf  SeftfteQung  einer  Konturö» 
forberang  (f.  b.).  Sas  auf  bie  3-  ergebenbe  Urteil 
begrünbet  bie  Einrebe  ber  recbtSträftig  cntfd)iebcnen 
Sache  (f.  iRechtsfraft),  bilbet  aber  feinen  Boll» 
ftrecfungStitel,  ber  bie  3wang8ooüftreefung  (f.  b.)  er» 
möglid)t.  Sie  öfterrcichijehe  3ioilprojefeorbnung  lägt 
in  S 228  gleichfalls  eine  3-  ju. 

yfcftftcllungstoibcrfiagc,  bie  als  Blibcrflage 
erhobene  SefefteüungSflage  (f.  b.) ; Bgl.  3njibentfeft* 
fteHunaSHage. 

SrftftcllungSjtuifibcnflagc,  bie  im  Kaufe  beä 
BrojeffeS  erhobene  Scftjtcllungsflagc  (f.  b.),  bie  auch 
3n}tbentfcftftcllungänagc  ober  Bräjubijial-3njibent» 
[läge  genannt  wirb. 

Festuca(aud)  Vindicta,  lat.),  §alm, Strohhalm; 
bann  bie  Stute  ober  ber  Stab,  mit  bent  nach  römifd)em 
| ©ebraud)  ber  Brätor  ben  SHaoen  berührte , ber  für 


474 


Festuca  — gcflung. 


frei  erfläri  »erben  follte.  Später  Würbe  barauS  ein 
©adenftreicp,  ben  ber  greijulaffenbe  empfing.  Sgl. 
Exfestucatio. 

Festüca  L.  (SdjwingelgraS),  ©attung  ber 
©rammten,  ein  - ober  meprjäprige  ©räfer  mit  jtoei* 
bi8  Dielbliitigen,  meifl  lanjettlicpen  ©ptepen  in  tfiif- 
pen  ober  Srauben,  bog  rannten,  papierartigen  bi« 
häutigen  Sedfpelgcn  unb  laitgaeftredter,  auf  ber 
gnnenfcitc  mcift  gefurchter  Öructjt.  (Stwa  80  Hrten 
in  allen fiinbem,  befonberS  ben  geutäfiigten.  F.ovina 
£.(Scpaffcpwingel,©erggraS),mit  eingerofiten, 
meift  fäblitpen,  mehr  ober  weniger  blau  bebufteten 
Stättcm,  aufrechten  iRifpen  unb  brci-biSfütt  (blutigen, 
furjbegrannten  äprdjen,  bitbet  gebrungene  Siafen* 
büfepel  auf  SanbbDben  unb  trodnen  Sergabpängen, 
ift  für  bürre  Stiften  ber  gemäfiigten  Sänber  ber  norb- 
ticpcii  ,‘öalbfugel,  wo  fein  beffereS  fflraSgebeipt,  fcfjr 
Wertooll  unb  bietet  Stpafen  Dortrefflicpe  Seibe.  SKan 
fät  eS  auf  bürren , troctnen  ©oben  mit  Poa  praten- 
sis, Avena  pratensis  unb  fieguminofen ; für  Sepnitt- 
ttieiett  pafjt eis nicEit.  F.  rubra L (roter  Schwingel, 
f.  Safel  *®räier  IH*,  gig.  4)  bilbet  burcp  ©uSläufer 
einen  lodern  Safen,  pat  borftenfönnige  Surjclblätter, 
lange,  bis  jur  ©lütejeit  flacpe  Sjalinblätter,  oier*  btS 
fed)Sblütige,  oiolettrötliepe,  bläulid)  behaftete,  be» 
grannteSprcpen  in  loderet  ©bre,  finbet  fid)  aufguten, 
trodnen  unb  auf  frififten  Siefen,  feplt  nur  bem 
ftrengcn  ©oben,  bilbet  int  Sanblanb  einen  Seil  beb 
IpauptbeftanbeS  »icler  Siefen  umb  gilt  alb  Siefen- 
grab erfter  ©iite  für  Scibe  unb  Sepnitt  F.  gigan- 
tea  L.  (g  u 1 1 e r t r e i p e) , 0,« — 1,4  m poep,  mit  utt* 
bepaartcm  §atm  unb  ftpon  oor  ber  ©lüte  übergebo- 
gener iRifpe,  wäcpft  an  Ufern,  bilbet  ein  Scpnittgrab 
erfter  Klaffe,  gibt  aber  unbebeulenben  9ladiwud)b.  F. 
elatior  L.  (F.  pratensis  Huds.,  Siefen fcpwingel, 
f.  Safel  »©räfer  HI«,  gig.  1),  mit  burcp  Diele  feitlicpe 
SriebeaubgebreitetemSurjelflod,  flacpen,  breitlinea- 
lifepen  ©läitcm,  einfeilbwenbiger,  jufammengejoge- 
ner,  bis  ßnbe  ber  ©lüte  aufrecptflepenber  Slcjpe  unb 
fünf-bib  jepnblütigen, grünen oberoiolettbunlen,  mt- 
begrannten  flprcpen,  ift  ctnS  ber  gemeinfien  unb 
wicpligften  Siefengräfer,  überall  auf  guten,  trodnen, 
befonberb  aber  auf  feuepten  unb  fvijcpcn  Siefen,  im 
fanbigen,  faltigen  unb  tonigen  ©oben,  bilbet  auf  be- 
waffnten Sie|en  niept  feiten  ben  §auptbcftanb  unb 
gibt  »iel  Si>eu  unb  guteb  Brummet,  wohlfcpmedenbeö 
unb  fräftigeb  gut! er.  ßb  barf  bei  Siefen*  unb  bei 
Seibenanlagen  niemalb  feplen,  fobalb  ber  ©oben 
niept  biirr  liegt;  ©ebrauepSiuert  ber  Samen  26  ©roj. 
F.  flubellata  Lam.  (Suifodgrab),  f.  Poa.  ©gl. 
.fändet,  Monograpbia  Festucarum  curopacarum 
(Raffet  1882). 

l'estuni  stultorum,  f.  SRarrcnfeft. 
fl  nnb  offen,  (.  ©rämicngefcpäfte. 
ft«ng(pierjuSafet  *geftungbhau  I - III«), eine 
Drtbbcfeftigung,  bie  ringsum  jolcpe  Stärfe  beftßt, 
baß  fte  optie  äugere^üfe  sott  außen  gegen  Überlegen- 
heit behauptet  werben  tann.  Ser  ©cfip  beb  Ortes  ift 
•Vauptfacpe,  man  Witt  aber  an  ©eiapung  fparen,  beb- 
halb  muß  bie  g.  §ilfe  bieten.  Stefe  bejtept  in  ber 
Sturmfrcipeit,  burcp  luetdic  bie  ©lögiicpfeit  jeben  ©n- 
griffS  über  baS  geuerfetb  [idier  abgewiefen  wirb.  Sa- 
ju  gepbrt:  tüdjtige  geuerwirtung  nnep  allen  Seiten, 
(Injugängliepfeit  gegen  Hnlauf,  Stdjcruttg  gegen 
Überrafcptwerbcn  wie  gegen  ©emieptung  aub  ber 
gerne  unb  £>altbarfeit  ber  noep  befepten  Seite,  Wenn 
eb  bem  geinbe  gelingt,  an  einer  Stelle  ciiijubringen, 
um  ipn  fepnea  wieber  hinaus  ju  werfen.  2>ie  tauf- 
gaben  ber  geftungen  paben  fiep  mit  ber  3eit  geänbert, 


ein  .fiauptjwed  beftept  jept  barin,  Wichtige  §eereS- 
ftraßen  unb  SanbeSgrettjen  beim  Übergang  über 
Ströme  ober  ©ebirge  ju  ftepern  ober  ju  fperreii.  Sie- 
fen ©renjfeftungen,  bej.  Sperrptäpen,  ju 
benen  aud)  bie  Sperrfortb  ber  Sefenfiopläße 
gehören,  fiepen  gegenüber  bie  g o r t f e ft  u n g e n (©feß, 
©erbun , Sporn,  Sarfdinu  !C.),  bie  man  auep  alb 
Offen[ib*,  ©rmee-,  Jdagerfeflung  ober  Der* 
fcpanjte  Singer  bejcieptiel,  weil  ©rnteen  unter 
iprem  Sepup  lagern  tönnen.  gut  Sicherung  gamer 
Canbebteile,  eines  Rriegbfcpauplapeb  bebient  man  fiep 
auch  ber  geftungbgruppen  (f.  b.),  bie  bem  gan  jen 
Kriege  bann  ben  Sparafter  ber  SefenftDe  geben.  Säter 
Wirb  noch  mepr  alb  bei  großen  ober  japlreicben 
©ISßen  bab  ©ebenfen  gettenb  gemacht,  baß  ber  gelb* 
armee  ju  Diel  Kämpfer  entzogen  werben.  Sie  ©n» 
fiepten  über  bie  für  bie  Setteibigung  eines  Sianbca  er* 
forberlicpe  ©njnpl  geftungen  ftitb  Derfepieben.  Säp- 
renb  Seutfcptanb  fiep  für  bie  ©nlaae  weniger , aber 
großer  geftungen,  beren  ftrategiieße  ©ebeutung  burcp 
tpre  örenjlage  gegen  granfreiep  unb  ©ußlanb  augen- 
fällig ift,  unb  bte  für  bie  CffenfiDpeteegungen  ber 
gelbanuee  ftepernbe  unb  förbernbe  ©ubgangS*  unb 
Stüppunde  bilben,  entfepieb,  pat  granfreiep  ein  Doll- 
ftänoigeb  ©biperrungbfpftem  burcp  bie  ©ulage  gapl- 
reidjer  SperrfortS  unb  großer  geftungen  längs  feiner 
Oftgreme  unb  burcp  eine  jweite  Seipe  großer  gelungen 
in  bem  Siaum  jwiidpen  berSrenje  unb©aris  mit  bem 
Softenaufwano  Don  etwa  einet  palten  ÜRtUiaibe  jur 
VluSfüpnmg  aebraept,  in  bem  ©ariS,  baS  gentnim 
beS  SpftemS,  für  fid)  ein  Rompiep  Don  geftungen  ift. 
©bgefepen  Don  ben  Ungeheuern  ©au*  unb  Hnierpal- 
tungätoften  eiiteS  fotcpenfianbeSoerteibigungSftjflemä 
erforbert  bie  Iräftige  Serteibigung  fo  Dieter  gcjlungeu 
auep  enlfprecpenb  große  Streilfräfte  (in  granfreiep 
egen  600,000  Kann),  bie  ben  gelbarmeen  ,fum  gro- 
en  Seil  Dertoren  gepen.  SicfeS  Spftem  jwiugt  aljo 
jur  güprung  eines  SefenftofriegeS.  ®in  ©olf,  in 
bem  offenfiDcr  ©eifi  lebt,  wirb  tn  ber  ©uSbepmmg 
ber  SefefrigungSanlagen,  bie  immer  einem  gewijfen 
©efiipi  ber  Scpwäcpe  entfpringen,  ©faß  ballen.  Ser 
frühere  ffinmbiap,  baß  bie  SanbeSpanptftabt  jeben* 
fattä  befeftigt  fein  müffe,  pat  niept  mehr  allgemeine 
©eltung.  SieS  |lnb  bie  politifiß-ftrategifcpfn  öefichts- 
punfle,  bie  auep  jum  ©au  neuer  unb  jum  Singepen 
fleiner  geftungen  gefüprt  haben.  Sie  teepnifepe  Seile, 
ber  geflungsbau  (fianb*  uub  Rüjtenfeftungen) , trilt 
in  bem  ffieidiicpilicpen  jutage.  SaS  SRecpt  beS  ge* 
ftungSPaueS  fleht  bem  Souuerän  ja,  in  Scutfcptanb, 
abgefepen  Don  ©apem,  bem  Kaifcr,  ber  aud)  bie  Rom* 
manbanten  ernennt. 

<Berd)id)IIi4e6. 

?IuS  ber  Sfcpfclaiirfung  ber  jeweiligen  9lrt  ber 
SerteibigungS*  unb  ©agripwaffen  gingen  naep  unb 
na^  bie  Dielen  ÖefeftiguiigS*  ober  geftunaÄ* 
(oft eine  perbor.  Sen  einfachen  ©faplwerfen , ben 
Srb*  unb  SteinWäHen  folgten  bie  ©lauem,  bie  an 
Side  unb  vöpe  mit  bergerf!örung8fraftber©ngrip- 
mafepinen  junapnien.  Sie  Krone  ber  ©lauer  biente 
als  ©ufitetlungSraum  für  bie  ©erteibiger,  auf 
©feil[cpußweite  Dorfpriiigeube  Sürme  ju  iprer  gtan* 
fierung.  Sine  ©riljtungSmauer  am  Dorbem  ©anbe, 
fpäter  mit  Sdjießfdjlipett,  3 • 11  n nt , berfepeu, 
bedte  bie  ©erteibiger.  Um  auep  bie  äußere  ©lauer* 
fUicpc  beftreiepen,  ben  an  ipr  aufflimmenbcn  getttb 
befämpfen  ,ju  fünnen,  ließ  man  auf  ber  Rroite  große 
fpaufteinc  Dorfragen  unb  feßte  auf  bieje  bte  ©rüftung, 
fo  baß  man  jWifeßen  ipr  unb  ben  Kragfteinen  piti- 
burep  bie  ©lauerflud)t  beftreiepen  fonttle;  fo  entftau- 


6.  Profi I nach  Coehoorn. 


A Hauptwall,  B Nieder»-« II  tFausscbralc),  C Couvrcfact  (*-  Kontergardc) , Q Hauptgraben,  nn  nasse  Qrllben, 

W gedeckter  Weg. 


Meyers  Konv.  - Lexikon , 6.  Au  fl 


Zum  Artikel  Festung1. 


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Festung 


20.  Orundriß  eines  Sperrforts. 

a Graben,  b Hauptwall,  c Traversen,  d Saillantlraversen , e Kaponnleren, 
f Kasematten,  g llofraum,  li  Poterncn. 


22.  Schnitt  von  C nach  D eines  Sperrforts  (Fig. 
a Hauptgraben,  b llauptwall,  c Traversen. 


20). 


18.  Querschnitt  von  J nach 
eines  detachierten  Fo 

r Erdanschüttung , s Kapitalpoterne. 


1 15 

14  u.  15.  Polygonale 

a Hauptwall,  b Graben,  c Eckkavall 
kaponnleren  (•Galerien), 


29.  Panzerdrehturm  für 


" ■ 

~ jß. 

Karr  matt  i*n  I 

TI 

* n 

21.  Schnitt  von  A nach  B eines  Sperrforts  (Fig.  20). 


a Vorpanzer  aut  Hartguß,  b Panxcrk 
aus  Walzelsen,  d D 


■rimüfnin 

iä  mmg  u i ujjT- 

Mftltvtab  1:3000.  "J, 

t « Ü U'il  II  i j§| 


25.  Grundriß  der  Kehle  eines  bclgis 
a Kasematten , b Panzerturm  , c Unterbau  fi 
e Reverskapo 


23.  Querschnitt  eines  Walles 
a Tür,  b Obe 


Bibliographisches 


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sbau  II 


K durch  die  Kapitaltraverse 
*ts  (Tafel  IU.  Fig.  16). 
c Vorratsriume  oder  Pulvermagazine. 


• Kernumwailungen. 
rrc  d Mlttrlkavatlcrc  . c Revers- 
f Satllantkaponniere. 


26.  Offene  Küstenbatterie. 


a Munltlonirtumc,  b Schutzhohlraum , c Mauerwerk,  d Traversen,  e OeschQtzstlnde 
tBetonbctlung),  ( Schwenkschlenen  lür  die  Rahmenrader  der  Lafetten,  g Schtcnen- 
glelse  für  den  Oeschoflwagen , p Pivot 


...J  L.._. 

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Jr.  : -l 

ST»  ( 

28.  Gepanzerte  Küstenbatterie. 


c Wagerechter  Querschnitt  des  Stirnpanzers  aus  IfartguS,  d Hanzerdcckc,  e Schwenk- 
schienen für  die  RahmcnrAdcr  der  Lafette,  f Treppe. 


I 

I 


: Küstenbefestigungen, 
iippel  aus  llartgufi,  c Deckplatte 
:-ehvorrlctitung. 


eschen  dreieckigen  Panzerforts. 

den  Panzerturm , d Pulvermagazin, 
paniere. 


27.  Gepanzerte  Küstenbatterie. 


I 


Profil  durch  einen  OeschCtzstand  nach  ab  In  Flg.  28. 


i Institut  in  Leipzig. 


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Festungsbau  III. 


11.  Front  des  neupreußischen  Systems. 

A Hauptwall,  B kasemattlerte  Batterien  , E freistehende  Eskarpcnmaucr , H llohltraversen  . K Kaponnlere,  M kasemattlerte 
Mörserbattcrlen  . P Blockhäuser,  R Ravelin,  Deck  werk  (PI  esc  he). 


16.  Detachiertes  Fort. 

a Kriegspulvennagarln , b OeschoSladestelle , c Verbrauchspulvermagazin , d Speilallaboratorlum,  e Vorratsriume  oder  Krlegs- 
pulverniagailn  , f Kehlkasemc,  g Salllantkaponnlerc , h Schulter kaponnlercn , I Flankenbatterie,  k Reversgalcrie , I Kapital- 
oder Mlttcltraverse,  m Traversen,  n Dechargen-Kontereskarpe,  o freistehende  Eskarpenmauer,  p Rondengang,  q Kehlwaffenplatz, 
r Blockhaus  (s.  d.),  s Mlttelpoterne , I Qeschütztrtnke.  — Vor  g,  h,  I oft  Dtamants  (Trennungsgrlben).  Querschnitt  nach  JK 

s.  Flg.  18  (Tafel  II). 


+ 8,50 


17.  Querschnitt  von  A nach  B durch  die  rechte  Facc  eines  Forts  (Flg.  16). 


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475 


gefhtng  (©efdpdpiccbe«). 


fcm  bie  Senffd)arten  ober  TOafcfeifuliä.  Örtliche 
^linbemtjfe  unb  ber  ©rabeit  waren  bie  natürliche  Er- 
giinjung  gegen  Annäherung  an  beliebiger  Stelle.  Ser 
©eWacbung  ber  3ugängc  unb  ber  glanficrung  beä 
Umjugä  bienten  oorfpringenbe  unb  überragenbe 
Xünne,  bie  jugleid)  Abfdjnttte  bilbeten.  Abfdjnittä- 
Weife  ©erteibigung  Würbe  burd)  mehrere  Umf aff ungen 
(3ingel)  hinteremanber  ober  butd)  ©urgen  (3ita* 
betten)  ermöglicht.  Sie  Sore  waren  burd)  befonbere 
Sauten  gefidjert.  Sie  ©urgen  außerhalb  ber  Stabte 
Waren  gewöhnlich  für  eine  feljr  geringe  ©efagimg  be- 
meffen,  nur  auf  einem  fdjmaten,  mehrfach gefperrten 
Scne  jugänglicb  unb  jur  tjartnädigften , abfdfjnittS- 
Weifen  ©erteibigung  eingerichtet.  Au3  ben  grog- 
artigen,  bem  ©elänbe  ftug  angepafetert  ©efeftigungen 
ber  ferner  entwidetten  fieb  in  Seutfdjtanb  bie  S t ä b t e* 
bef  eftigun  g unb  bie  Ritterburg  (f.Curg).  hatte 
idjon  früher  bie  Erfinbung  beb  fflibberä  jur  ©erjtär« 
fung  ber  3Rauer  burd)  Strebepfeiler  (Xafel  I,  gig.  1) 
unb  mit  beim  Überwölbitng  ju  Kafematten  geführt, 
fo  forberte  baä  erfte  ‘Auftreten  Bon  fflefchügcn  erheb- 
liche Umgeftattuna  ber  g.  hinter  ber  SRauer  würbe 
eine  ©ruftrocljr,  hinter  btefer  ein  SSatlgang  für  ®c- 
fd)üge  angefebüttet  Sie  erweiterten  Xfinuc  nannte 
man  Safteten  (fRonbcüe),  auä  benen  fpäter  bie 
©aftione  würben.  3"  ber  itatienifdien  Stabte* 
befeftigung  baute  man  nach  ber  attitalienifdhen 
Sinnier  (gig.  2)  unb  barauf  nach  ber  neuitatie- 
nifdjen  Spanier  (gig.  8);  bort  War  bie  {entrecht 
jum  SRittelroatl  (Sturtine)  ftehenbe  gtanfe  c beb 
©aftionä  a jur  niebem  ©rabenbejtrcidpmg  halb  ju- 
rücfgejogm  ; baä  Heine  HJJittelbaftion  b becß  bie  lange 
Äurtine.  biefe  flanfierenb.  Xurd)oieRad)folgfr  Würbe 
biefe  SIRnnicr  baburd)  Wefentlicb  Berbeffert,  bafe  fic  bie 
©aftimte  erheblich  Bergröfeertett , jur  hauptgefebüg- 
aufftellung  in  bicfelben  cinm  ilberhbhc"b<n  Sfana- 
tier  c (gig.  3),  Bor  bie  Sturtine  baä  biefe  bedenbe 
SRaBetin  o unb  Bor  bie  Rontereäfarpe  ben  ge- 
bedten  SSeg  g mit  ben  Saffenplägen  w legten, 
uor  benen  baä  2 m hohe  © I a c i 8 fid)  gletdjmäfeig  ab* 
böfdjte. 

hiermit  war  baä  ©aftionärffeftem  hergeftellt,  aber 
aud)  in  Seutfdjlanb  legte  fdton  Wibrecht  Sürer 
(f.  b.,  S.  805)  1527  bie  ©runbfage  feft,  nach  benen 
jtd)  bie  beutfebe  ©efeftigung  in  langem  3eitraum  ent- 
Widelte.  Sein  hauptwaü  Bon  polljgonalem  ®cunbrifj 
würbe  bunb  fafemattierte  ©aftione  flanfiert,  wie  er 
benn  auch  bombenficbere  ©efdjüg-  unb  Sobnfafemat- 
ten  in  auägebehntefter  ©Seife,  fogar  fafemattierte  jurnt- 
fortä  (gig.  4 u.  5)  anwenbet,  beren  ©räben  burch 
ffialerien  a unb  Jfaponnieren  b beftridjen  werben. 

Sie  nieberlünbifcbe  ©efeftigungämanier  mufete 
oon  ben  bisherigen  abwcicben,  weif  bie  Sbriegätagc 
eine  febnette  herftettung  Bon  Saffergräben  unb  bie 
Ratur  be8  SaubeS  bie  ©enugung  norijanbener  Saf- 
ferläufe  jum  Sdpcg  ftatt  ber  feinem  geboten.  SWan 
baute  Etbwäde  unb  breite  Saffergräben , bie  burd) 
einen  Bor  bem  hauptgraben  gelegenen  Rieberroall 
(gauffebraBe)  beftrid)en  würben;  im  hauptgraben 
lagen  jablreidje  Aufeen  werfe.  Eine  fotdje  g.  würbe 
oon  greitaa  1630  befdjricben  unb  Bon  Eoehorn 
Wefentlicb  Berbeffert  (gig. 6).  3"  granfreid)  erhielt 
ftcb  bie  itatienifebe  ©efeftigungSart  wäprenb  beä  16. 
ÜJahrf).,  entwidclte  fich  aber  im  17.  gcifpb-  beeinflußt 
burd)  bie  niebertänbifche,  wührenb  ber  ftriege  2ub 
Wigä  XIV.  ju  einer  befonbem  franjöfifdjen.  Reben 
ber  ©enugung  beä  SBafferfpiegelä  jog  man  auä  ber 
SJiinenmirfung  ©orieit.  Sauban  machte  mehrere 
Sorfcbläge,  mit  baftionierten  gronlen  (gig.  7),  betei- 


ligte aber  burch  fein  noch  bi8 1870  übliches  Angriffä- 
febema  bie  Überlegenheit  ber  g.  über  ben  Angriff. 
Eormontaigne  unb  bie  Schule  Bon  HRtjceveä 
(1750)  Berbeffcrten  baä  ©aftionörtrnrf  burch  Sdjaf- 
fen  Bon  Rebuitä,  hohlbauten  ic.  SR  ontalembcrt 
aber  Wanbte  fich  ber  ©olggonalbefeftigung  au3  bent 
Xenaiüenfnftem  ju.  Er  empfahl  febon  Sefcnfionä- 
fafemen,  Detachierte  gortä  jur  ©erftärfung  bet  g., 
Bereinigung  grofeer  ©efebügmaff eit  tc.  ßarnot  bc- 
jwedte,  jagt  reihe  Ausfälle  burd)  Anlage  eineä  ram- 
penartig auffteigenben  ®Iaci8  en  contrepente  ju  er- 
ieichtem,  auch  baute  er  fafemattierte  SÄSrferbatterieu. 
Sie  granjofm  hielten  am  Baftionärfbftem  (b  a ft  i o * 
nierte  ©efeftigungämanier)  noch  bis  1870  feft 
unb  blieben  entfdjiebcne  fflegner  beä  neupreufjifdim 
Spftcmä,  baä  fich  in  ber  erften  hälfte  beä  19.  änf)rb- 
entwidclt  hatte. 

3n  ©r engen  wurbm  fd)on  1748  bureb  Sali« 
rawe  tenaitlierte  Serfe  mit  flanfierten  Stäben,  SRe- 
Oerägalerim,  ffiobnfafemattcn  ic.  angewenbet.  Rach 
beffen  Sobe  gab  grfebridj  b.  ffir.  felbft  bie  Anwei* 
funaen  jur  ©efeftigung  oon  Reifee,  ®lafe,  ®raubem  ic., 
bei  benen  febon  betadperte  gortä,  fafemattierte  Bat- 
terien im  ©orfelb,  ebenfolcbe  ©rabenflanficrungen, 
llnterfunftäräume  in  ben  Serfm  ic.  Borfontmen. 
Riitunter  finb  felbftänbige  gort*  (gig.  8 u.  9),  bei 
©efeweibnij  ca.  1300  m ooncinanber,  in  bie  fcaupt* 
umfaffung  gelegt,  jwifchen  jenen  bei  langen  fiinien 
in  bie  RJitte  Heine  Rebouten  jur  ©eftreiefeung.  3"t 
auäfpringenben  Sinfel  beä  ©laciä,  in  bem  Der  ge- 
bedte  Seg  jur  aftiDen  ©erteibigung  eingerichtet  War, 
biente  ein  2Rinenft)ftem  (gig.  10)  jur  Abwehr. 
Siefe  3been  foWie  Die  ©orfd)läge  ber  Borgenannten 
ffriegäbaumeifter  führten  jur  Entwideluncj  ber  neu- 
preufeifchen  ©ef eftigun g(SafelUU,gig.  llu.  12) 
burch  bie  ©eiterale  B.  Vliler,  o.  ©refe  unb  B.  ©ritt- 
Mit),  ©runbgebanfe  biefeä  ©hftemä,  nach  bem  ju 
biefer  3«it  aüe  Reu-,  bej.  Umbauten  erfolgten,  War: 
SKogticbfeit  ber  ©erteibigung  burd)  geringe  ©efahung 
unb  ©egünftigung  ber  Offenfioc  jur  Serwenbung 
grofeerer  Iruppenmaffm  auf  Borbcrcitetcm  Sfampf- 
felb.  hi'rju  bimte  ein  ©ürtel  Bon  500 — 800  m Bor* 
gefchobenen  gort*,  hinter  biefem  bie  ftunufreie  Um* 
Wallung  nad)  ©olfegonal-  ober  baftioniertem  Srac(. 
Ser  Srunbrife  ber  gortä  bilbet  eine  ftumpfe  fiünette 
(Safel  III,  gig.  12)  mit  ®rabenfaponnieren  unb  Re- 
buit*.  3m  ©rofil  War  bei  aüm  Serien  BöUige  Scdung 
bc-3  SRauerwerleä  gegen  Sicht,  aber  nicht  gegen  in- 
bireften  Sdmfe  erreicht,  aud)  war  bie  Eetarpc  fturni- 
frei.  Sie  Äaponnieren  geftatteten  bie  ©rnbeiiBerteibi- 
qung  burd)  ©cidjübe  unb  fflewef)vfeuer.  Siefe  ©runb- 
icige  Würben  burch  ©rialmont  ber  nieberläubifdien 
DOanier  angepafet  unb,  wicbcr  unter  Anwenbung  beä 
Erbbaueä,  breiter  ffiaffergräben,  ©enugung  ber 
3nunbationen  ic.  auf  bie  g.  Antwerpen  übertragen. 
Rlaicerwerf  fanb  nur  bei  ffapotmicicii  unb  Rafemat* 
ten  Anwenbung,  bagegen  finbet  fid)  hier  juerft  Eifen- 
bau  in  ©aujerbrebtiirmen  bei  ber  fianbbefrftigung. 
Sie  in  biefeu  aufgefteHten  fflefd)üge  bebenfd)en  ba* 
©orfelb  ber  betadperten  gortä  (gig.  13). 

Reuere  Sntwidelung.  Sic  Erfolge  ber  beut- 
(eben  ©etagcningäartittcrie  1870/71  bahnten  eine 
neue  Epoche  für  ben  geftungäbau  an.  hal(cn  6'cr 
fhon  bie  gr&feere  Sirlungäfpbärc,  irefffid)ec()eit, 
Surcbfcblagäfraft  unb  ©eidfofewirfung  gejogenerSc- 
fchüge  bie  Unjulänglid)feit  ber  befteijenben  Öefefti- 
gumgen  geseigt.io  entftanb  nun  emScltflreit  jwifchen 
ber  jortgefegt  fieigenben  Artitlcricwirlung  unb  ben 
paffiBen  ©crteioigungämitieln.  Alä  nad)  betu  ffrieg 


476 


geflung  (Sanbbefeftigungen  ber  Gegenwart). 

überallgcftungSbmitenuntcmommenmurben.toeldie  j ©egenwart.  ®ie  natp  bem  Krieg  entftanbenen 
bie  Sicherung  ber  Sanbeggrenjen  ober  ben  9teu-,  ©efeftigungen  jeigten  fitp  halb  btn  Vlngriffönutteln 
bej.  Umbau  großer  ©läpe  bcjwedten,  »erfuhr  man  nic^t  titcpr  geWatpfen.  SDie  minenartige  ©efepofetoit' 
überall  nad)  benfelben  öruttbfäfeen : Wan  pielt  an  futtg  ftpmercr  Steübapngeftpüfee,  bereit  ©cmeglitpteit 
einer  meift  polpgonalenpjaupt*  oberSernumWal*  überbieg  toefentlitp  erhobt  würbe,  bie  pope  Vlugbil* 
lung  (Xafel  II,  gig.  14  u.  15;  (fnceinte)  feft,  ftpob  bung  beg  Steilfeuer«,  bte  ©infüprung  Don  Sepnell. 
aber  bie  fjortä  auf  4 — 7 km  pinaug,  um  ein  ©ontbar«  feuerlanonen  »erftpicbcner  Kaliber  tc.  famen  bem 
bement  ber  Stabt  mbglitpft  ju  »erpinbem,  SReprfatp  Eingriff  aufeerorbentlid)  ju  ftatten.  3>a8  äSattertoerf 
liefe  man  biellmmallung  fallen,  j.  41.  in  SR  out,  $i*  patte  man  ftpon  längft  ben  ©eftpofetreffem  entjiepen 
jon,  ääarftpau  ic.  Xen  Slpwerpuntt  ber  Sertcibigung  müffen,  aber  autp  Grbbedungen  ftpüpton  nitpt  opne 
legte  man  in  bie  gort*(®flrteI*)Iinie,  beren  3wi*  eine  3m  ftarfe  ©etonfipiept,  Weltpe  bte  ©eftpoffe  an 
ftpenrüume  erfi  bei  ber  ©erteibiaung  burtp  3wifcpen-  ©unften  junt  Springen  bratpte,  Wo  fie  ipre  jerfiii* 
unb  ©rmierunggbatterien  geftploffeit  Werben,  foweit  renbe  Kraft  nitpt  boU  augüben  fömten.  SBäprenb 
fttp  bort  niept  ftpon  3wii<penwerle  befinben.  gür  bie  man  teilweife  noep  bie  früpem  ßinrieptungen  (Sa* 
gort«  würbe  bie  Ciinettcnform  (Stafel  III,  gig.  16)  fei  II,  gig.  30—  24)  beg  4Ba  lieg  (gig.  21)  beibepielt, 
beibepalten,  mit  einem  Sebllafernement  fanb  ber  ber*  entftpieb  man  fttp  bei  Sicuanlagen  für  auggebepii* 
teibigimgSfäpigeWbldjlufe berÄepIeftatp  fo bafe  ringö-  teften  ©anjerftpuj,  j.  8.  in  ©elgien  (Waagbefefli* 
um  Slunnfretpeit  beftepL  ©efafeung  unb  ©erteibi-  gung)  unb  Rumänien  (©u(arcft).  2>a  aufeerbem  bie 
guitggmaterial  tnüffen  geftpoftfttpere  Unterfunfl  finben  VluffteQung  bon  fiampfgeftpüken  jept  nur  notp  in 
itttb  bag  ÜJiauerWerf  unter  einem  SBintel  bon  min*  ?lnftplu&*  unb  ben  im  3wifd)engeldnbe  liegenben 
befteng  20°  gegen  ffleftpoffe  gebet»  fein  (gig.  17).  ©atterien  ftattfinbet,  fo  mufeten  pier  Wunitiongjwi* 
35ie©ulbenttagajme  liegen  meift  unter  berftapital»  ftpenbepotä  unb  41rtiHerie*,  bej.  Snfanterieuiiter« 
traoerfe  (lafet  II,  gig.  18),  fiaboratorium,  9Irtil*  ftänbe  fepon  im  grieben  ober  in  flüdptigerftriegg* 
Icriematerial  tc.  im  SaiUantfafemattentorpä.  ©igju  arbeit  ober  alg  oerftärlte  ©epelfäbauten  bei  ber 
biefem  füprt  eine  ©oterne,  in  bie  man  bont  Kepltor  ; Armierung  pergefteUt  Werben,  gitr  ©eftrettpung  ber 
au8,  beffen  boppeltcr  ©erftplufe  burtp  einen3win*  ©räben  fontnten  bielfadj  SRebergfaponnieren  (gig.  25) 
ger  (lautiert  wirb,  eintritt  Xurtp  bie  ©otemc,  bie  in  ©nwenbuna,  für  Grpüpung  ber  Sturmfreipeit 
bttrep  bie  liapilaltraberfe  füprt,  gelangt  man  jur  bringt  man  Siiengitter  auf  ber  ©tauerfrone  ber  2>< 
Saillantfaponniere.  Xtefe  wie  bie  glanlen*  tpargenfonteregfarpeunbauf  ber®rabenfople(gig.  23 
batterien  ber  Sepie  erpielten  bepuf«  ©rabenbeftrei*  u.  24)  am  gufee  ber  Gstarpe  an.  ©ei  benSepelfg* 
tpungleitpieöeftpüpe,  SieDoloerlanonett tc.,  bieStpul*  werten  werben  ju  biefem  3®etf  Sunberniffe  angc< 
tertaponnieren  Snfantericöerteibigung;  ba  fte  bratpt.  $urcp bie Scmumwallung  füprenSBege burtp 
leitpt  au«  ber  gtme  burtp  ffleftpüpfeuer  jerftört  Wer*  . Krieggtore,  griebeng*(£anbeg*)tore  unb  Sie- 
ben tonnten,  traten  fpäter  SHebergtaponnicren  in  ber  1 bentriegg*  ober  ©ugfalltore.  Xie  griebengtore 
ftontercgfnrpe  an  ipre  Stelle.  Xag  Slcrf  felbft  rüftete  i werben  im  Kriege  geftploffen,  bie  anbem,  wie  bei  btn 
man  mit  24—36  gortgeftpüpen  aug,für  bie  auf  gortg  oerftploffen,  miinben  auf  ber  ©rabenfoplc,  bej. 
bemSBatl  $opItraberfen  mit  baruntcrliegcnbem  bidjt  über  bem  Säaffcrfpiegel  unb  füpren  natp  bem 
©eitpofemagajin  erbaut  würben ; ©an  jertürme  fiepen  gebedten  S3egc , ber  pier  ju  bergitterten  SBaffcnpläpen 
meift  in  ben  3tpulterpunftenbe823erfeg.  ®ie91bftd;t,  | erweitert  ift.  ©ute  SRabuil-  unb  SJingftrafecn,  oft  mit 
bie  ©eftpüfee  auf  offenem  JSatl  alb  ffampfgeftpüpc  gelbbapnen  berfepen,  giirberbapnen  für  SKunition, 
p braudpen,  ntufete  man  aber  aufgeben,  fie  erpielten  j öcftpttfe  ic.,  auf  turje  Strcden  mitunter  untcrirbiftp. 
tpren  ©lap  in  ben  Snftplufebaiterien,  bie  man  erleiipteni  ben  ©eriepr,  geftatten  autp  jwiftpen  ben 
mit  btn  nötigen  fUfunitiongräumen  berfap.  3prc  gortg  ben  ©ebrautp  bon  ffleftpühcn  in  faprbarer 
ÜXunitiongberforgung  geftpiept  auf  einem  non  ber  ©anjerlafette.  Ser  Umftanb,  bafe  bie  gort«  iprent 
StepUafeme  auägcpenben  görberglcifc.  Xiefe  Satte*  ynuptjWed,  ber  fflcftpilpaufftcllung,  nitpt  mepr  ent* 
rien  liegen  in  bem  Wnftplufeglaci«,  ba8  fttp  bor  ben  fpradjen,  bafe  ipr  poper  flufjug  ein  günftigeg  3‘tl* 
glanlcit  in  ber  Sitptung  ber  Sepie  befinbet.  Sie  obfeft  bot  unb  bag  feinblitpe  geuer  aerabc  pierper 
3wiftpenwerte  finb Heute,  abgeftumpfte  gleftpen  lentte,  Wo  bie  fampffapige  Grpaltung  Per  SSerte  bon 
(gig.  19),  fturmfrei  alg  Stüppunlte  ber  3nfantcrie  pötpjtcr  SSitptigfeit  ift,  füprtcn  in  granfreitp  (9Eou* 
eingeridjtet;  man  gibt  ipnen  2 — 4 leiste  ©eftpüpe,  gin,  Sanbier  u.  a.)  unbSiufelanb  (Slelitfepto)  bapht, 
SSaftpincngewepre  ic.  bie  gortg  in  3utunft  nur  alg  Stilppuntie  für  bie 

Xie  franjofiftpen  Sperrfortg  (gig.  20  — 22)  ©ttrtellinie  ansufepen  (gnfanteriewerfe)  unbjur 
foUcn  berpinbem,  bafe  beulftpc  £>eere  wteberSRobil*  Grjielung  einer  hoppelten  geuerlinie  mit  einem  9iie* 
utadpung  unb  ?lufmarftp  ber  franjäfiftpen  ftören,  unb  berwall  ju  berfepen.  Gbettfo  {am  man  ju  ber  ülnfitpt, 
Seigeit  bcmentfpreipenb  eigcntümlitpenGparafter.  2)ie  bafe  bie  ciligft  erbauten  franjöfiicpen  Sperrfortg  an 
gorto  liegen  lättgg  ber  ©reme  in  ©bftänben  bon  SBert  berlorett  paben  uttb  nur  grilfeere  ©Idpc  an  ber 
7—9  km  unb  finb  auf  fttp  felbft  angewiefen,  begpalb  Üanbcbgrenje  alg  £>auptflüppu!tHe  ber  ©erteibiaung 
gefdiloffcne  Sdjanjett  bon  fcdjbcdiger  gornt.  Xie  ber  ©rettje  angefepett  werben  fötmen.  SSarett  fouut 
©räben  fink  ftptual  uttb  tief,  um  bag  äKauerwerf  grofee  Summen  auf  3wede  berwenbet,  bie  nidpt  er* 
mBglitpft  gegen  inbiretten  Sdjufe  au  fitpem,  ber  £)of  reiept  würben,  fo  (teilte  ber  nunnteprige  ©au  bon 
ift  eng  unb  bott  bombenfitpem  Untcrtunftgräumen  ©anjerfeftungenwicberumemcnenonuenSoitciiauf* 
umgeben;  auf  gefäprbcten  Stpulterpunflen  finbet  fttp  manb  in  Vluätidil.  £iierju  famen  anbre  Sebtnfen  bon 
ein  ©anjerbrepturm.  3)ic  »einem  gortg  fmb  für  | gaeptnännem,  bie  (d)lieglitp  ju  einem  ettergiftpen  41  n. 
400  Sfficmt  beftimmt  unb  erpalten  aufeer  ©titrail*  griff  auf  bag  beftepenbe  Sankegberteibigungg*  unb 
leufen  tc.  30 — 40  Sampfgeftpüpe,  bie  an  witptigen  geftunggfpftem  füprten.  Sie  nur  geringen  iieijtungen 
©unften  angelegten  grbfeem  paben  1000  Wann  Se*  ber  franjofiftpen  geilungett  im  Kriege  1870/71,  ipre 
fafeung  unb  60  ©ejtpüpe,  bie  aud)4lnnci- (2lnfd)lufe>)  ] Ginflufeloftgfeit  auf  ben  ftegreiepen  gortgang  beg 
©atterien  erpalten.  35tc3finb  alfoWilitärfcftun*  Sriegeg,  bag  ©ebenflitpe,  wag  in  ber  geffelung  ftarfer 
g e n opne  GinWopner.  ] Sräfte  ber  gelbannee  in  ben  Sefaputigen  grofeer©läpe 


477 


gefällig  (Rfiftenbefeftigungen). 

liegt,  bie  ©ngießungSlrnft,  bie  leitete  auf  bie  im  gelbe  [ ©ürtellinie  Rtßem  faitn,  ©ruppen  in  ben  gnterDaÜcn 
gcfd)lagene  ©ntict  gu  beren  ©erbcrben  auSübten,  Wur-  gu  bilbcn,  bie  fuß  an  bie  dwaDorßanbeneit  Stüßpunlte 
ben  geltenb  gemaißt.  §icrgu  gefeilten  fiel)  notß  BollS*  anftßlifßen  würben,  ©et  beut  jeßt  ju  erwartenden 
wirtjtßaftlitße  tJfadjteilc;  bie  großen  geftungSftäbte,  fdEjnellcn  ©erlauf  bet  friegerifdjen  ipanblunnen  muß 
meift  an  Strömen  unb  KreujungSpunlten  nmt  fcaupt*  baßer  jebe  g.  über  einen  großen  Sorrat  an  ÜKalerinl 
BcrleßrSwegen  gelegen,  Würben  in  ihrer  ©ntwidelung  für  ©eßelfSbcfefiigungen  Derfügen.  ©ei  biefen  wie 
burtß  bie  alten  Serie  geßinbert  unb  brängten  auf  autß  gur  ©erftärlung  ber  ©uSrüftung  permanenter 
beren  Slieberleguitg , guittal  baBor  große,  einer  ©er-  Serie  Werben  bie  gaßrpangcr  Dorgüglitße  Sienfte  lei* 
teibigung  ßinberlitße_  Sorftäbte  entftanben  Waren,  ften.  Säßrettb  SReßitt  an  ber  ©uffteüung  ftßwerer  ge* 
Sein  Sunber  atfo,  baß,  ba  bie  Keinen  gelungen,  ab*  pangerter  ©eftßüße  in  ber  SitßcrßciiSantiierung  feft* 
gefeßen  »on  ©aßfperren,  atlgemem  fcßoit  als  Wertlos  ßält,  ober  Rtß  nur  für  öürtelftüßpunlte  entfeßeibet, 
augefeßen  Würben,  bie  ©egner  ber  für  große  ©läße  traten  ©runner  unb  Seguife  mit  ©orftßläqen  für 
in©uSfüßntng  begriff enen Sieubauten  mtßrcnäußer-  ©ruppenbilbung  ßcroor,  wie  jie  mit  ber  ©orauS- 
ften  Ronfequcngen,  weltße  bie  fogen.  neue  Sdfule  feßung  eines  fturmfreien  KemwcrlcS  j.  S.  ftßon  bei 
oertrat,  alle  permanenten  Sefeftigungen  oerwarfen,  ©erbun,  Soul  unb  ©ariS  gur  ©uSfüßrung  lamen. 
Slntß  biefer  SJicinung  foüten  bie  geftungen  ba  impro-  ©Ugement  erlennt  man  an,  baß  bie  biSßerige  g.  ber 
oifiert  werben,  wo  bie  Kriegslage  Re  etforberte  unb  befeftigten  2anb[tßaft  toeidßen,  alio  in  gruppen- 
Re  ben  groetfett  beS  gelbtriegeS  bienen  tonnten , unb  weife  angeorbneten  ©rtiüerieftellungen  befteßen  muß, 
einem  foleßen  Untemeßmen  fam  aUerbittgS  gu  ftatten,  unb  baß  cS  barauf  antommt,  9faß-  unb  gemwirfung 
baß  berartige  SeßelfSbefeftigungen  (f.  b.)  ßeut-  möglitßfl  gu  Bereinigen.  Sie  ©norbnung  ift  fo  ju 
gutage  wegen  ber  burtß  bie  fortgeftßriiicne  Setßnil  ge-  treffen,  baß  mit  SRüdRcßt  auf  gute  SeßrapneHwirfung 
botenen  JnlfSmittel  bebeutenb  leiditer  unbfeßnetler  ßer*  bie  ©ruppen  nitßt  Weiter  als  4 — 6000  m auSeinatt- 
juftellcnfinbwieinfrüßerer3eit.  Scrartigc  Ströimm*  ber  liegen  bürfen.  Sie  ©aßtampfanlagen  ber 
gen  erfuhren  inbeffen  mit  ber  3eit  energgeßen  ©über-  Borbem  Siinie  in  ben  ©ruppen,  für  bie  gute  UberRcßt 
iprucß,  unb  naeßbem  ißnen  ftßon  anfangs  3ngenienre  gewäßrenbe,  mäßige  $5ßm  gu  wäßlen  finb.  Werben 
unb  ©rtilleriften  in  großer  |jaßt  entgegengetrelen  wa-  Bon  ber  Infanterie  befeßt,  bte  aber  bureß  leitßte  Ra- 
ren,  ßaben  befonberS  SSagner  unb  Stießet  (Dgl.  üitera-  nonen-  unb  ©teilfeuerbatterien  unterftüßt  Wirb,  ©ei 
tur,  S.  480)  grünblitße  ©efpredßungctt  bieier  grage  ben  gepanzerten  gernfampfbatterienber  ©nippe 
Berbffcntlitßt.  ©ber  aueß  baS  ©uSlattb  ßat  ftßon  ba-  finb  ebenfalls  Jiaßlantpfanlagen,  Stßflßengraben  mit 
burtß,  baß  eS  in  bem ©uS- unbSicubau  feinergeftun-  SereitftßaftSräumen,  fturmfreie  3nfanteriewerfe  ic. 
gen  natß  ben  ©runbfäßen,  Wie  fie  fitß  geftßitßlütß  ent-  su  ftßaffeu.  3"  ben  ©angerbaticrieit  gu  2 — 6 öe- 
widelt  ßaben,  fortfußr,  ben  Beweis  geliefert,  baß  eS  ftßüßen  fotltn  glatßbaßn»  unb  Steilfeuergeftßüße 
an  biefen  feftbalten  WiD.  Sbenfo  gingen  autß  bie  (10  cm-Kanonen,  16  cm-tpaubißen)  ©erroenbung  Rn« 
auStänbifißen  Autoritäten,  wirSrialmont,S8cli!ftßIo,  ben.  öiergu  lommcn  ^inberniSanlagen  um  bie 
©aumer,  2eitßner,Sanbier,  SJiougin  ic.,  in  ber  Sßeorie  gange  ©nippe  unb  bie  etn, (einen  ©lieber,  enblitß  b o tu  • 
anbre  SSege  als  bie  neue  Scßule.  ©utß  Re  lommcn  benfitßere  Rafernen,  getrennt  Bon  ber  Kampf- 
gu  ben  Qauptgrunbfäßcn,  baß  1)  eine  rationelle  2ait»  fteKting.  Saß  jebe  g.  ßeute  über  bie  BoHfommenften 
beSBerteibigung  immer  anbaS©orßanbeneanfnüpfen  fonritßtungen,  bcj.  beS  Siatßritßten-  unb  ©efeßlSBer* 
unb  nitßt  mit  großen  fflefeftigungSumwälguiigen  ej-  teßrS,  Selegrapßen,  gemfpretßcr,  SignalDomtßtun- 
perimentiereit  muß, unb  baß  2)  gegenüber  bemSBertc,  gen,  Siabfaßrer,  2uRbaDonS  mib  ©rieftauben  Der- 
ben bie  RriegSIunft  aller  ©eiten  oen  geftungen  bet*  fügen  muß,  ift  ftlbflDerflänblitß.  Snblitß  ift  autß  an* 
gelegt  ßat,  man  troß  einiger  bagegen  an jufüßrenben  errannt,  baß  eine  g.  burtß  ein  woßloorbereitcteS,  allen 
©eifpiele  notß  nitßt  beteiligt  fei,  eine  neue  ©ra  pro-  tetßniftßcngortftßnttcn  Jietßnung  tragenbeS  Minen- 
oiforiftßer  ©efeftigungeit  eingufüßren.  Ser  SSert  ber  fßftcm  auf  ben  teßten  Kampf  Dorbereüet  fein  muß. 
gortfeftungen  liegt  autß  ßauptfätßlicß  in  ber  ©bWeßr  RiiftenBeleftlaungen. 

nitßt  belagerungSntäßiger  ©ngriffe  mtb  ©rftßwcrung  Sine  befonbere  ©rt  beßänbiger  Sefeftigung  bilben 
Bon  ©elagerungSDorbercitungen.  gür  ben  Sieubau  bie  Rüftenbefeftiaungen,  bie  gegen  bie  eee  Wir- 
Don  geftungen  ßält  ©rialmont  an  feinen  im  ©b-  (en  unb  Don  ßriegSftßijfen  mit  ben  feß  Werften  ©efdiüßen 
ftanb  Doit  3 — 3,a  km  gelegenen  gortS  mit  panjer-  angegriffen  Werben,  Baßer  Rtß  nid)l  gegen  ©elage- 
geftßüßiett  Rampfgeftßüßeii  feft.  3”  ber  ©eftßiihauS*  rungeii  mit  allmäßlitß  näßer  rütfenbem  ©ngriff,  wie 
rüftung  ßat  er  Rtß  ber  allgemeinen,  ben  Steilfeuer-  2anbfeftunqen,  gu  oerteibigen  ßaben  (f.  Rüftenfrieg). 
gefcßüßeit  günftigenSlrömungangef^loffen  unb  Will  ©IS  befeft'igteRüftenpunlte  fonen  Re  feinblitben 
bie  ftßwerften  in  ben  ßiofraum  beS  SSerleS  Berweifen.  StßiReii  bie  Senußung  Bon  föäfen,  SReeben,  baS  Sin- 
Übcrwiegen  bie  ©anjer  für  ©teüfeuer,  fD  Derlegt  er  laufen  in glußmünbungen,  SJ(eerengcn  ic.  BerWeßren ; 
ben  Kern  1 munter,  bei  gladjbaßngeftßüijtii  in  grSltcrer  ba  fte  nur  eine  Scftßießung  Bon  ©djiffen,  leine  Se- 
3aßl  1 m über  bie  geuerlinie  ber  mit  niebrigem  ©uf-  lagerung  ju  erwarten  ßaben,  fo  werben  Re  alS  offene 
gug  ßergeftentcn©iioeIoppe.  Slur  bie  15  cm-Sanonen  Serie,  Straub»  ober  Rüjten6atterien  ober  alS 
will  er  ßittler  ber  ©ruftweßr  ber  3nfanttriefteKung  geftßloffene  RüflcnfortS,  aber  grunbfäßlitß  nur  für 
ßaben,  bamit  Re  baS  ©orgelätibe  mit  bireltem  Stßuj!  ttßwere  ©eftßüße,  Rüfiengejtßü ße,  beren  IleinfleS 
beßerrf^en  töimen.  gür  bie  leitßiern  gur  ©bWeßr  Kaliber  bie  15  cm-Ranonen  Rnb,  Derart  erbaut,  baß 
beS  SturmeS  beftimmten  Stßnenfeucrgcitßüßc  ßält  er,  jebeS  ffleftßüß  gwiftßen  gwei  SraDerfen  fteßl  (gig.  26). 
wo  cS  nitßt  angängig  ift.  Re  in  ^oßltraoerfcn  beS  SSo  aber  ein  enges  gaßrwaffer  mit  geringfter  @e- 
offenen  ©JaUeS  bereit  gu  ßaben,  ben  Senfpanger  für  ftßüßgaßl  unb  fflefaßung  beßerrfeßt  Werben  fott  unb 
gWedmäßig.wäßrenbmtbrcbenSreßpangerDorgießen.  nur  ein  beftßränlier  ©auplaß  gur  ©erfiigtmg  fteßt, 
3n  biefer  ©ürtellinie  ßätt  man  bann  allgemein  baS  loimiten  ©angerWerle  (©angerbatlcrien)  gur 
SorßanbeitfcinBonpermanentßergeftentcnStüßpuiil-  ©erwenbung.  Sie  auf  SJiaucrbauten  rußenben  ©an* 
ten  in  beit  Snleroattcn  für  notwenbig,  bie  anbern-  gerungen  (in  ©nglanb  auS  SBatgeifen,  in  Seuiftßlanb 
faHS  ber  SeßeliSbefeftigung  gur  ©ufgabe  gefteUl  wer-  auS  Hartguß)  finb  entweber  ©alter iepanger  (gig. 
benmüffen.  2eitßuer  ciupjicßtt,  ba  man  nitßt  bie  gange  27  u.  28)  ober  ©angerbreßtürme  (gig.  29).  Sie 


478 


gefhmg  (befcftigte  fiinien,  Beifpiclc  mobemer  gcjtungeanlagen). 


fficfdjüße  hinter  Banjerungen  liegen  in  Minimal- 
fcpartcnlafctten.  Sie  BJerfe  müffcn  fo  angelegt  fein, 
baß  fie  gegen  Hodiflut,  Seiten*  unb  SRiidenfeuer  ge 
fiebert  fmb.  Al*  »ricgSpäfcn  fallen  bic  Stüftcn- 
befeftigungen  mit  einer  Bor  ber  Hafeneinfahrt  liegen- 
ben  feinblid)cn  gl  alte  ben  Stampf  auf  nehmen,  um 
entroeber  bas  Auslaufen  ber  eignen  Schiffe  iu  be* 
günjligen,  ober  eine  Annäherung  bes  ©egner*  beljufä 
Be(d)icßung  be*  Hafens  unb  ber  Marineanlagen,  roic 
Arfenalc,  BScrften,  Sott*,  Magajine  ic.,  ju  Berpin- 
bern.  Stieie  H a f e it  b e f c ft  i g u ng  c n locrben , ba  fie 
aud)  gegen  einen  Angriff  oom  Sanbc  gefidiert  fein 
miiffcn,  gefd)loffcn,  als  Siüfleuforto,  erbaut.  3ah' 


i Batterie  1.  Male: 

5 fahrbar*  3, t cm-SehnsUfeuarpanter. 

b Batterie  2.  Linie: 

6 hebbar*  6, ■ m- Schnell- 
{euer- Pan  tertürmchm. 

c Batterie  3.  Linie: 

1 12  cm-  Kanonen- /“anerr  tum 

2 12  cm-Kugelmtrtar. 


Prvftl  nach  x-j  1 : 1070.  » 

: 

ßtfl.  1«.  Sietmale  öruppc  bet  gotl«  een  gocqani. 

unb  finge  berfclben  ridjten  fidj  nach  berßrttichfeit,  bie 
cd  aud),  wenn  in  ber  9iäpe  beä  Hafen*  größere  San* 
bungen  ausführbar  finb,  erforbem  fann.  an  bie  Jtü- 
jlenbefcftigungen  eine  Sanbfeftung,  j.B.  Jtopenpagen 
(j.Safel  »geftungdfriegll*),  Kiel  finbfianb-unb  acc- 
feftungen,  anjufdjlicßen.  Aach  ber  Scefeite  bcbilrfen 
fie  einer  Abfperrung  bed gaprwaffer*  burd|®ee» 
tuinen,  Stoß*  ober  Bcobacl)tung*mincn  jur 
3erflörung  ober  tote  Sperren  (fefte  ober  fdfiuim* 
m e n b e B a r r i f a b e n),  j.  B.  Berfenfte  Schiffe,  fehwim- 
menbe  Salten,  Aeßwcrl,  Sl'ctteu  ic.,  bie  innerhalb  bes 
SäirtungsbereidjeS  ber  ©efepüße  liegen  müffen,  jum 
ülufhalleu  ber  jeinblidfcn  Schiffe.  Seefront  wie  bie 
neue  fianbfront  finb  nad)  neuejten  ©runbfäßen  bei 
Bcfcfliguiigdfunft  umgewanbell,  bej.  pergcfleUt.  Be 
ton  unb  Sanierung  fomieSehnellfcucrfanoncn  haben 
nudgebepnte  Beriocnbung  gefunben;  Selon  fiir  bont- 
bcniidiere  Hohlriiume  uns  ©c|d)üßftänbe  t©efdiüp< 
p latlf or men),  Bongerung  als  pcb-  unb  fenfbarc 
Banjcrfuppelii.Ban  jcrtürme,-SebiIbe,*fia- 


fetten  fowie  gepanzerte  Beobachtung**  unb  Beleudj* 
lungsflänbe.  Stünjtliebc  Überfcproenimung  Qnun* 
bation)  bient  ber  Abfpcming  ber  fianbfront,  bie 
mit  ben  oben  für  bie  g.  angegebenen  Einrichtungen 
fürBerfepr  ic.  in  mobemer  Steife  oerfchenift.  Sie  in* 
Meer  gebauten  Serie  ber  Seefront  follen  ba*  gahr* 
waffer  unter  geuer  nehmen  unb  bie  Befcpicßung  ber 
Stabt  Berhinbern,  aud)  intSerein  mit  ben  Stinten- unb 
Hafenbefe)ligungen  ben  Schuß  be*  SÜriegdpafend 
übernehmen,  clettrifd)e  fiieht*  ober  Scheinwerfer 
('firojcltoren)  feinblidje  Annäherung  ju  fflafjcr 
ober  ju  fianbe  aud)  bei  9iad)tjeit  erlennen  laffen. 

Eine  ähnliche  Bolle  wie  bei  ber  g.  fpielt  jeßt  ber 
Banjerfdjuß,  wenn  c*  fid)  um  befeftigtefiinien 
handelt,  bie  einen  gangen  ©elänbeabfdjnitt  fiebern 
tollen.  Ein  Beifpiel  Solcher  ©anjerfront  ift  j.  B.  bie 
Seretljlinie,  bereu  Mitte  rtroagocßanifSejtpg.l  u.  la) 
bilbet.  Sie  bejtel)t  au*  Batteriegruppen,  bie  normal 
auf  brei  bintereinanber  liegenben  fiinien  erbaut  finb. 
Sie  oorberjte  fiinie  enthält  mehrere  Batterien  a in 
Abftänben  Bon  hotbftenS  500  m.  Sie  Batterien  ju  je 
3 — 5 gahrpanjem  finb  in  niebrige  Erbbrujtweljren 
mit  Unterftänben  eingebaut  Einige  bunbert  Bieter 
bahintcr  finbet  fid)  eine  jweite  fiinie  mit  ähnlichen  Bat- 
terien b auf  ben  Jtnteroaüen  ber  erflen,  auägerüftet 
mit  je  8 — 6 Senf-  ober  gaptpangem.  Enblich  ift 
etwa  1000  m hinter  ber  erften  bie  britte  fiinie  c er- 
baut, bie  für  12  cm-Sd)neIIfcuertnnonen  unb  15  cm- 
Stanonen,  ade  in  Ißanjerlafette,  eingerichtet  ift.  3n 
biefer  fiinie  fönnen  auf  ber  gront,  gegen  bie  fiep  ein 
Angriff  richtet,  aud)  gewöhnliche  Batterien  für  ge- 
ftungdgefdjüße  hergerichtet  werben. 

Xte  „ßiifuufl  be*  grfiunodtmuc*. 

Sie  fiierrfchaft  ber  gortfeflungen  im  geftungSbau 
auf  ©runb  ber  Brialmontfd)en  3been  fdjien  boü- 
ftänbig  gefiebert,  benn  nadjbem  fchon  Bor  1870  mäch- 
tige gort*  bei  Meß,  Bari*,  Antwerpen  ic.  enlftanben 
Waren,  baute  man  in  ben  1870er  3al)ren  Straßburg, 
Slöln,  Bofen,  Slönigdberg,  Sporn,  3ngotflabt,  Soul, 
Berbun,  Epinal,  Beifort,  ba*  neue  Bari*  u.  a.,  in 
ben  1880er  Saprcn  bie  ruffifchen  Bloße  ©arfebau. 
'JloBo-ffleorgieiuff,  3Bangotob,  Brcft-fiitcwff  nad) 
biefem  Stjftem.  Sod)  fdjon  forberte  man,  nadtbem 
bie  Angriffe  auf  bie  beflänbige  Befefligung  juriief- 
gefchlagen  waren,  non  biefer  um  fo  mehr;  man  fabelte 
an  ber  g.  bie  großen  3wifef)enräumc  ber  gort*  unb 
ihre  nicht  genügenbe  SSirfung  in*  Bor-  unb  3.wi- 
fd)engeläitbe,  wenn  fie  fclbft  auch  gegen  planmäßige 
Bcfdjicßmig  wiberftanbsfähig  genug  waren.  $aju 
fameii  bie  überrafdjenben  gorttchritte,  bie  man  na- 
mentlich in  ten  1880er3aljren  in  ber  Artillerie  machte, 
unb  bic  Eittfdjeibung,  bie  in  aücn  Heeren  bapin  ge- 
troffen würbe,  baß  für  bie  fianbbefeftigung  öefdjilß- 
panjer  unenlbehrlid)  fmb.  Aber  ob  man  bie  gepan- 
zerten gcnipanjergefcpüße  in  ben  gort*  felbft  ober  in 
befonbem  fjwifcpen-  ober  auf  etwa*  jurüdgejogetien 
fiinien  aufgellt,  ob  man  nur  Batteriegruppen  mit 
Slappanjergefchüßen  ben  Borjug  gibt,  gehen  bie  Mei- 
nungen noch  weit  audeinanber,  auch  barüber,  ob  bie 
3ufunft*fcftung  eine  ßemumwallung  erhalten  foü. 
ober  wie  man  beren  unbebingteBorleile  auäjugleidien 
gebeult;  bedpalb  bringt  [d)on  heute  ber  Bau  einer  g. 
oerfepiebene  Bilber,  bie  in3ufunft  noch  mepr  Bonein* 
anber  abweiipcn  werben.  S)ie  juteßt  erbauten  ober 
umgebauten  Bläße  werben,  abgefepen  Bon  goeßani, 
folgeitbe*  Bilb  geben: 

1)  Sie  fianbbefeftigung  Bon  St  o p e n p a a e n (f.  Safcl 
»gcflungäfricg  II«)  ift  Ireiäförmig  mit  bem  fflabiu* 
Bon  1 1 .sinn  unb  nimmt  BomShrciSumfang  ein  Stritte! 


479 


geftmig  (Seifpiele  mobemer  gejtungäanlagen). 


in  bcr  Sänge  Don  25, s km  in  VInfprud).  Vtnf  bcr  er- ' 
l'ten  Sinie  liegen  mit  2 kin  gwiidjenraum  fünf  San- 
jerfort®,  mit  Sem  - unb  Sialjlampfpnnjent  8«id)ic< 
benftcr  VI rt  aubgeftattet.  Sic  jweite  Sinie  liegt  0,5 — 
2 km  babintcr  unb  befiel)!  au®  ferfifl  gemfampfpan* 
jerbatterien,  non  benen  nur  bie  Bftlicfjfte  al®  flumt- 
freieä  ^nnjerroerf  wie  bie  gort®  ber  erften  Sinie  Ion* 
fintiert  ift.  Siefe  Serie  bcr  jweiten  Sinie  bilben  fiir 
bie  VIrtillerielampfflellung  bie  Stüßpuntte,  n»äl)rtnb 
bie  S3crle  ber  erften  Sinie  fte  ju  fiebern  fotoic  jur  ar- 
tilleri[tifd)cngcrnocrtcibigung}ubiciicu  bejtimmtfmb. 


B<8-  2-  Satt!«. 

2)  Sie  Waa®feftung  Eüttid)  (Sertfig.  2)  ift  nncb 
ben  uon  Srialmont  no<b  in  feinem  1896  erftbienenen 
Seit  fcftgcbaltenen  ©runbfäßen,  bodj  unter  einigen 
Vlbroeidningen,  erbnut,  brrSerteibigungäumjug,  7 km 
Bon  ber  Witte  ber  Stabt,  4—6  km  Bon  ben  Snrftnbten, 
mißt  48  km.  Sie  3t»tftbtnräume  ber  jloDlf  ©ürtel- 
locrle.  ber  fed)3  groften  (gort®)  unb  fed)8  Meinen 
(gortin®,  Sejtfig.8),  finb  bem  Öelänbe  angepafst  unb 

betragen  2 — 
6 km.  Sie 
gort«  unter- 
fibciben  ftd) 
Bon  ben  gor- 
tin®  nur 
burd)  ihre 
@röf|c  unb 
(tariere  Vluä- 1 
rilftung  mit ! 
Sanjerartil- 
lene;  d)araf- 
teriftifd)  ift  j 
bie  JJnfante- 
riebrufliuebv 
mit  hebbaren 
Sanjcrtünii- 
eben. 

8)  Serbun  tuurbe  als  linier  glügelftüppunlt  brr 
Sperrfortfette  unb  alte  franjbftidie  ©renjfefte  mober- 
nifiert,  inbem  man  auf  betbrn  3Raa®ufcm  jwifd)cn 
bie  älteni  Scfcftigungcn  gort®  einfibob,  woburd)  ein 
innerer  Würfel  entftanb,  befonber®  aber  burd)  S>er- 
flcüung  eines  äußern  ffiürtet®  Bon  48  km  Urnjug 
(innerer  23  km)  bei  größtem  Stabiu®  Bon  10  km. 
Sie  bei  ben  Sauten  nad)  bem  finege  fotoobl  in  grant- 


4 Panter  turnt 
für  1 12  an- 
Kanone. 
m deponierter 
Beobachtung  t- 
und  Beleuch- 
fangt- 


Srhnellfeuer- 
Ihntertünncken. 
b 21  em-XIBrter- 

l'nnzertvrm. 


für  » IS 


■ MM 


gifl.  3.  gortin.  9 la<$  Orialmont. 


reiib  als  in  Seulfddanb  ic.  juin  VluSbnid  fontmenben 
Örunbfäfje:  gute  Scftreidjung  ber  Vlnmarfcbfirafien, 
beb  toeitem  unb  nägem  Sorgelänbe®  tc.,  treten  bei 
biefer  g.  beutlid)  fjeroor. 

4)  Straßburg  nuifete  al®  völlig  Beraltete  g.  fofort 
nad)  bem  grieben®fd)(ufj  mit  nad)  bamaligem  ®e- 
braud)  Weit  Borgefdjobcnen  gort®  nad)  ber  franjö* 
fifd)en  Seite  umgeben  werben  unb  nmrbc  erft  im 
Saufe  ber3eit  BoIIftänbig  utobernifiert,  6®  gibt  ba® 
Silb  ber  gröfjlcn  bcutfdjcn  g.,  fann  aber  nidjt  mefjr 
al®  SUiufler  tvic  Bor  einer  9?eilje  Bon  Saljrcn,  foitbem 
nur  nod)  jum  Scrglcid)  mit  ben  nad)  neuem  Wrintb- 
fäfen  cnt)tanbcnen  großen  geflungen  bienen.  Sic 
Sage  ber  gort®,  3tBifd)cnlBcrle  ic.,  ift  in  Sertfig.  4 
nad)  aublänbifdjer  Duelle  beftimmt,  unb  ber  weitere 
Umbau  ber  gort®,  VluSbau  be®  3wifdjcngelänbe®, 
Sau  Iltincrer  Stiljjpunlte  tc.  erfolgte  naef)  ben  mit 


giß.  4.  Gtrofiburg. 


bcr  3*it  fortfdjreitenbcn  ®runbfä|)en.  Sanad)  erhielt 
bie  g.  einen  Umfang  Bon  einigen  40  km  bei  einem 
Siabiu®  non  7—8  km ; bcr  3wifd)cnraum  ber  grofsen 
gort®  fd)tuau!t  jmifdjen  1,5 — 6 km. 

5)  Sie  nu®gebcl)ntcftc  moberne  g.,  Sari®,  jeigt 
einen  Umfang  non  120  km,  ber  in  erfter  Einie  brei 
ScfciligungSgruppen  (Berfdjanjte  Säger)  jeigt,  bie, 
abgefct)cn  Bon  (leincm  Vlnlagen,  einige  80  felbflän- 
bige  Serie  entballen ; bcr  innere  fflürtel,  ben  bie  alten 
gort®  bilben,  miBt  56  km.  bie  Stabtumioallung  32  km. 

6)  vibnlid)  wie  Sari®  fott  VI nt n>e rpen  burd)  einm 
uorgefd)obcncn  ©Urtel , einfd)licßlici)  ber  gnunba- 
tion,  auf  einen  Umfang  Bon  90  km  bei  einem  9)abiu® 
non  17  km  erweitert  werben,  Er  foll  jur  £>aupt- 
lampfflellung  bienen.  Ser  alle  gortgürtcl  beträgt 
einfdiliefelid)  bcr  gnunbation  45,  bcr  Umfang  ber 
Stabtummadung  45  km.  Erfterer  (öd  burd)  Ser- 
binbungälinien  gcfdjloffen  Werben  unb  bafür  bie  Stern* 
umwallung  fallen.  Srialmont  meinte,  baß  für  bie 
erfte  Sinie  bie  perfoneQen  Wittel  nid)t  au®irid)en 
werben,  unb  trat  bcäbalb  bem  neuen  Entwurf  (Ban 
ber  Scercboont)  fd)arf  entgegen. 

Vlu®  biefen  Vluäfüfjruugen  gef)t  bernor,  bafi  aud) 
bie  ntobemen  geflungen  nod)  nidjt  allen  Ttntpriidjen 
genügen,  ba&  man  ftd)  erft  nod)  über  ba®  Sßftem  ju 
entfebeiben  bat.  ob  man  ganje  Vlbjdmitte,  bej.  Sinien 
burd)  Sanjerfrouten  ftd)em  ober  bie  Srunbjüge  ber 
bibberigen  Sefcftigungen  beibebalten  foll.  Irbcnfo 


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480 


gefhmgSarreft  — geftungSgruppe. 

barü6er,  ob  man  eine  gröftere  3«^  won  gorts  ober  geftungäbanpcrfonal,  ba8  ©erfonal,  ba8  ben 
Bon  gortinä  anlegen  ober  aber  majfenljafte,  bem  ©urcnuBciron(tunn3*unb©aubienflinbengeftungcn, 
gcinbe  [o  ungiin[lige  3irie  bietenbe  ©anjcrbaiterien  fowcct  er  nid)t  in  ben  fjänben  beä  3ngenieuroffi}ter3 
auffteden  fotl.  So  wirb  bie  3ufunft,  lote  eä  jept  (eben  Bom  ©lap  unb  ber  ihm  jugeleilten  Offiziere  liegt, 
in  ber  öegenwart  gefdiiebt,  oljtte  feite  Spfteme bauen;  Wahtjuncbmcn  bat.  68  gliebert  fiefj  in  ©anbeamte, 
jebe  g.  Wirb,  bem  ©elänbe,  ihrer  Üage,  ben  ©erteibi*  geftungäoberbau-  unb  -Sauwarte  erfter  unb  zweiter 
gungSmitteln  ic.  angcpajst,  ein  anbre8  ©ilb  erhalten.  Klaffe,  Die  ju  ben  obern  fDKUtftrbecmiten  mit  Offijierä* 
IgeftuRSäperfeitnl.]  Xen  militdrifeben  Sienft  in  rang  geboren,  unb  in  SSadnteiftcr,  Slngehörige  beä 
jeber  g.  leitet  im  Krieg  unb  grieben  ein  Komma n»  Solbatenftanbeä  mit  gelbwebelvang  (Grjap  aus  ©io* 
baut,  bem  in  grbfjem  geftungen  ein  ® o u o er  n e u r uierunteroffijieren , Welche  bie  geftung8baufd|ule  be- 
übergeorbnet  i|t.  Sem  ©efcbläführcr  im  Kriege  bei-  fuefjt  haben). 

gegeben  ift  ein  gcftungSftab,  beftebenb  au8  einem  gcftnngäbaufcf)ule,  1886  in  ©erlin  erridjtete, 
Artillerie*  unb  einem  Jitgenieuroftijier  #om  ©lag,  1897  nach  GI)arIottcuburg  berlegte  Sehranftalt  jur 
bie  aläbann  Epef  beä  Stabe8  beim  ffommanbeur  ber  Sluäbilbung  ber  Slndmeijler  al8  ©auauffefjer  beim 
©rtiderie  unb  ber  Ingenieure  werben.  Sem  Rom-  ' gejtungSbau.  Komntanbiert  werben  ©ionierunter- 
ntanbanturbureau  liegt  ein  ©labmajor  bor.  Sie  Offiziere  Bon  6— 6 3af>ren  Sienftjcit;  KurfuS  1 3abr 
®ouBemeure  Bon  Strafjburg,  Biejj,  Königsberg,  9V4SRonate;  ber  Unterricht  umfaßt  bie  bautcdjnifcben 
Ibor»-  SBaing  unb  ©ofen  haben  einen  fflcneralftabä-  gädjer  mit  §iIf8Wiffenfchafteu,  Selegraphie,  Senatn- 
offijiet;  ihnen  fiitb  alle  Kommanbo*  unb  ©erwal-  (®elänbe*)?lufnabme,  JJlobelliet'übuugeitiamSdiluB 
lungdbehörben  (f.  fflamifon)  unterftellt.  ©rüfung  jum  SSallmeifter.  Sieg.,  unter  Seitung 

ISiteratnr.]  Slfter,  Unterricht  in  ber  geftungä*  eine«  Ingenieur- Stabäoffijierä,  ift  bem  3nnenienr- 
baufunft  (Sreäb.  1787—93,  2 ©be  );  $jotjer,  Sehr-  fomitee  unterteilt;  Unterricht  erteilen  3ngemeuroffi- 
6uch  ber  Kriegäbaufunft  (8erl.  1816  — 18);  ©lef-  jiere  unb  3>Billef)rec.  3n  Sahern  befiel)!  eineg.  feit 
fon,  ©efd)id)te  ber  groficn  ©efeftinungäfunft  (baf.  1893  in  3ngolftabt. 

1830);Briingin,2lbbanblungüber©olt)gona(befefti-  fycftu ngeibautucfcn,  bte  i>crftedung  unb  Unter- 
guugälunft  in  Scutfd)Ianb  (bcutfef),  Seipj.  1855),  bnju  haltung  aber  gortifilationS-  unb  StrtiKeriebauten  fo- 
bie  ©Überlegung  SRanginä  Bon  $).  Ul ü 1 1 e r (öerl.  loie  Sienftwohnungen  filr  ba8  ©erfonal  ber  gortifi- 
1856);  ©rialmont,  fitudes  sur  In  dhfense  des  fationä- unb  SlrtidericbepotS.  gottififatorifd)e  Bauten 
Etats  et  sur  la  fortifiention  (©riiffel  1863,  3 ©be. ) finb  außer  geftungä  werfen , RriegSpuIoermagajinen 
mit  Sltlaä)  unb  Les  rfcgions  fortiliees  (baf.  1890,  mit  unb  Caboratorien  eine  grofjc  Sa©  in  unmiltelbarem 
Sltlaä);  B.  ©rittwifj  unb  ©affron,  Seljrlmd)  ber  Sufamittcnhang  mit  erftem  ftehenben  Rrieg8*  unb 
©cfeftigungSfunft  (Seil  1865);  Set) eibett,  SieSe-  SBafferbauten  für  militdrifdje  3wede;  aufjerbem  ge* 
feftigungdfunft  (baf.  1880  — 88,  4 ©be.);  Henning,  hären  bajuauthbiejurgriebenäbenugungbeflimmlen 
Uujre  geftungen  (baf.  1890);StaBenhagen,®runb-  WrtiderieBermabrungSrdume  unb  Sabocatorien.  Sie 
rifi  ber  ©efeftigungSIehre  (3.  Slufl.,  baf.  1900);  Se-  Sluäführung  ber  ©auten  liegt  ber  gortififation  ob,  an 
guife,  Cours  de  la  fortification  permanente  (Srüf-  beten  Sptpc  ber  3ngenieuroffijicr  Bom  ©lnp  fleht, 
fei  1896);  Sagner,  Über  proBiforifche  ©efeftigun-  3um  ©erfonal  gebären  gngenieuroffi jiere,  bie  mit 
gen  ic.  (©erl.  1897);  3d)roeter,  Sie  g.  in  ber  heu-  Bearbeitung  Bon  (Sntwürfen,  Bauausführung  unb 
tigen  Kriegführung  (2.  Slufl.,  baf.  1903);  Ul  et)  er,  3«  Überwachung  beftimmter  Slbfchnitte  ber  geftung  be* 
grage  ber  Sanbebocfeftigung  (baf.  1898);  B.  3t e 1) nt,  auftragt  werben,  ferner  ©eamte  be8  geftungbbauper- 
©ofirfitüpunlte  für  bie  weitere  Sntwidelung  ber  gor*  fonalS  (geftungboberbauwart  ober  -Sauwart 
tififalion  (SSien  1899);  B.  ©runner.  Sie  bejtän-  in  ber  Stellung  eines  gortififatiouäfefrctärä),  btnen 
bige  Sefeftigung  (6.  Slufl. , baf.  1901);  bie  *3ahre8<  Bauausführungen  entweber  felbflänbig  ober  unter 
berid)te  über  bie  ©eränbenengen  unb  gortfd|ritte  im  einem  3ngeniruroffUier  übertragen  Werben,  unb  bie 
Uiilitärwefen«  (Serl.,  feit  1874).  Sgl.  auth  tlrtifel  an  ber  Spipe  ber  Stenbantur  unb  Sertoaltung  ber 
»geftungbfrieg«.  geftungbbaufaffe  flehen.  3m  ©ureau- unb  ©erwal* 

g'cftungonrreft,  fooiel  Wiegeflungähaft;  im  frtt*  tungSbienft,  wie  int  untern  ©aupoftenbienft  werben 
hem  preujjifthen  Stilitärftrafenfhftem  biegorttt,  in  S3aumeifterunbju91rbeilenber®elänbeaufna()mege» 
ber  bie  geftungSftrafe  (f.  b.)  gegen  Offiziere  jur  Soll-  ftungSbauwarte  unb  SSallmeifter,  je  nach  Befähigung, 
ftreefung  fam.  Sie  beftanb  in  einfacher  greifjettS-  oerwenbet.  gür  aröfiece  Um-  unb  Steubauten  wirb 
entjiehung;  Selbftbetäftigung  unb  ©efchäftigung  cm  ßntwurf  auf  bem  3tt(lenitnr-3nftanjenweg  (ge* 
mannigfa^fterSlrt  waren  geflattet;  Offeriere oerlortn  ftungdingenieur«  unb®enieinfpe(tion)  eingereicht  unb 
babei  ben  halben  Schalt,  unb  bei  einjähriger  Sauer  gelangt  nadh  Surdjarbeitung  im  gngenieurlomitee 
jählte  bie  Strafzeit  nicht  als  Sienftjeit.  Such  gegen  al8  Borläufiger  6ntwurf  an  baä  ©[(gemeine  SfriegS* 
©ortepdeunteroifijiere,  Dffijiei'äafpiranten  unb  ein  bepartement,  baä  eBentuell  ben  3ngenteuroffi jier  Bom 
jährig  -greiwiHige  war  biefe  Strafe  juläffig  burd) ; ©lab  mit  Sluäarbeitung  beä  ©auentwurfä  beauftragt. 
Strafumwanblung  an  Stelle  ber  geftungäftrafe,  geftungdbienftiibung,  f.  geftungärnanöBer. 
wo  nicht  bie  Segrabatioit  ber  Slrt  beä  ©ergehettä  gcftungecbrciecf , f.  gcftungägruppe. 

Wegen  nDtwenbig  war.  Sie  fiirjefte  juläffige  Sauer  geftungöfubrparf , f.  guhrparl. 
bev  Strafe  war  fe d)8  SSochen.  geftunfldgcfciitguiä,  ©nftalt,  in  ber  ®efängni8» 

gcftungdartillcric,  f.  Slrtidcrie,  S.  828.  ftrafe  oon  Cffijieren  ftetä,  Bon  Unteroffijieren  unb 
geftungäbau,  f.  geftung.  fflemeineit  nur  bei  einer  Sauer  non  mehr  alä  fedjs 

geftungäbnuhof,  in  geftungen  eine  ©ieberlage  SSochen  Bcrbüftt  wirb,  ©gl.  SJtUitörgerichtäwefcn  unb 
non  3ng<ni*nrinaterial  für  ©crteibigungäarbeiten,  öamifongefängniä. 
wie  fit  für  ben  Singriff  in  beet  3ngemeurbcpot3  bec-  geftucigdgcfcfiutjc,  f.  fflefdiüh. 
©elagerungäparfd  (f.  b.)  befiehl.  gcftungägruppe,  eine  Slnjabl  nicht  ju  Weit  Bon* 

gcftungäbauorbnuug  umfafit  baä  eigentliche  einanber  liegenbcr  geftungen,  bie  einen  Krirgäfd)au* 
gcjtungäbauwefen,  bie  Rajfengefdj&fte  unb  bie  per  plag  nerteibigen  unb  ihm  höhere  ©ebeutung  oer- 
fbnlichen  ffierhältniffe  beä  geftungäbauperfonalä.  leihen.  Sie  finbet  junteift  bort  Slnwenbung,  iuo  ein 


Fkstungskriei;  I 


HF.LAUKRUNU 

STlLVSSBlllC 

1»«n  Ei. Auf  -7!  Srpi  1«». 
MuRatab  1 40UU0 


Tontade* 


i'»uiy,sln>r«*n 


KRÖNUNG 

ORR 

GLACIS. 

r-Anvrifr  niif  d.Vfrrlir1 

.. — ■ k'i «k i 


Aur  .OHM  , FotynfsMry 


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Biblk»gVn|tli  Institut.  I.eipng 


Festtxoskrieo  II. 


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gejlungSfiaft  — gefhingßfrieg.  481 

Pngriff  au3  BerfdjiebenenSRichtungen  ju  ermarten  if(,  fpater  Bon  bcn  Deutfdjm  übernommen  unb  hat  etwa 
unb  jitmt  alß  e flungflbreied  unb  g e ft  u n g 3 * jtict  fjabrtautcnbt  überbauen, 
nieredfbaß  ruififch«  gcitungßbrcied  SKarfchau-Slo«  Eine  Umgeftaltung  beb  gcftungßlriegß  trat  erft 
roogeorgietufl-Sierod.baßitaltenifchegeftungßBiercd:  ein  mit  Vmoenbung  ber  gcuergefdjüpe  unb  ber 
Wantua«Peßthiera«Serona«Kegnago,  bat)  18-18, 1859,  burd)  ibre  PerBenbung  beöingteii  EntBidelung  bet 
1869  eine  bcbeutfante  Volle  (gleite,  unb  baß  oflbul«  gcftungabnucß.  Sobalb  ber  gcftungßmall  mit  ffie« 
gartjdjc:  3itiftria«2i>arna«  Stimmen  «äRufd)tfd)ut).  (dulden  belegt  mar,  mufjte  man  bab  Velagerungß- 

grftungObaft,  (.  gcftungßftrafe.  material  in  größerer  Emjcntung  über  gebedt  unter« 

freftungoinfpeftion , (.  3ngcnieurinfpeftion.  bringen.  Um  1450  toarf  man  311  biefem  3»cd  (d)on 
geftungßfrieg  (bterju  bie  Dafein  »geftungßlricg  einen  Kaufgraben  auf  unb  plajierte  balb  barauf  bie 
I — 111«),  bte  Kricgabanbluiigen,  Belebe  hlngnff  unb  ©e(d)üße  im  Sbftanb  Bon  400  — 600  m ber  Ihtrtine 
Verteibigung beftänbig  befejligterpiäße  mit  ftd)  hrin«  gegenüber  hinter  einer  Sruftmehr.  Diefe  ©eneral« 
gen.  Solange  gelungen  begeben,  haben  Selagerun*  batterie  Bon  20  — 40  unb  mehr  ®efd|üßen  mar 
gen  flattgefunben;  ba  erjlere  bib  in  bab  frübeite'illter-  demontier-  unb  bann  Srefdibatterie.  211b  jpä* 
tum  jurudreidhen,  fo  erhalten  toir  audi  fchon  burd)  ter  fid)  bie  Saftione  aud)  an  ber  Perteibigung  beteilig« 
bie  ülteflen  Schriften  unb  Pilbmerle  9facbnd)ten  Bon  ten,  erhielt  bie  ®cneralbatterie  ju  beren  Setämpfung 
Stümpfen  Bor  unb  um  (Leitungen.  Wan  brang  mit  jurüdgebogene  tjlügel.  Um  bie  Witte  beb  17.  3abrl). 
§ilfe  Bon  Keitem  ober  burd)  eine  in  ber  Wauer  her-  jerlegte  man  bie  ®eneralhatterie  in  mehrere  Heinere, 
geji.  te  Öffnung  (Srefdje)  in  bie  gtflung  ein.  Eß  baute  auf  benglügeln  beb  Vlngriffß  Enfilicrbatte- 
haubelte  fidh  liulbtn  ftetb  nur  um  einen  91 ah la mp f,  rien  unb  auf  beut  ©tarib  Konter«  unb  Brefd)« 
bie  heutige  Wcthobe  beginnt  aber  3unäd)ft  mit  einem  Batterien.  Der  Sappen«  unb  Hirnen  bau,  foiuobi 
oft  fdjon  entjdjeibenben  gernlampf.  Die  alten  beim  Angriff  alb  bei  ber  Perteibigung , toar  bereitb 
Sulturoölfer  bebienten  iid)  faft  alle  ber  gleichen  Wittel  Witte  beb  16.  flahrh.  in  hohem  ®rab  entioidelt.  3m» 
unb  beb  gleichen  Verfahrend.  Die  2lngreifer  über«  Hierhin  toar  ber  Wngrifj  im  allgemeinen  nod)  ohne 
fd)ütteten  bie  Verteibiger  auf  ber  Wauer  mit  einem  Shftem,  bie  Kaufgraben  (f.  b.)  unb  @egenbalterien 
$>agel  oon  Pfeilen,  um  bcn  Stürmenben,  bie  fich  (Vpprofdjeu-  unbKonterbatterien)  Baren  noch  toenig, 
gegen  oben  burd)  Sdjilbe  bedien,  ihr  SBerf  ju  erleid)-  bie  parallelen  (trandjeen)  nur  in  ihren  Anfängen 
lern.  Wußte  man  bie  Wauer  öffnen,  fo  mürbe  fie  enttoidelt.  Sauban  brachte  erft  in  ben  förmlichen 
untergraben  unb  mit  Pallen,  bie  fpäter  abgebrannt  IBngriff  ein  fo  feite«  Stjflem,  baß  biefeß  bis  in  bie 
mürben,  unterftüßt,  ober  man  bebietile  fid)  ber  Wauer«  neuefle  3cct  maßgebenb  blieb.  91ad)bem  bie  Einid)lie« 
breeher  ic.  (f.  Knegemafdjuten).  Die  perfer  jeigten  ßutig  beß  plage«  burch  bie  Serennung  mit  Kanal« 
juerjt  große  gortjehritte  in  ber  Poliorfetil  (Sela-  ierie  eingeleitet  toar,  tnurben  bie3irtum«  unb  Kontra« 
gerungßtunft),  hatten  jehon  SSanbeltümte  unb  @e»  oallalionßlinien,  fobann  auf  500  — 600  m non  ber 
febüße,  auch  bie  ©riechen  enttoideltcn  fchon  im  5.  gtftung  bie  erfte  Parallele  jur  3urüdmeifung  ber 
3al)rh-  0.  Ehr-  (plataä,  Sßraluß)  biefe  Kunft  burch  VtuSfäUe,  Serbmbung  ber  getrennten  21pprofd)eiijügc 
Erbauungnonftontraoaltationßlinien  inErbe,  unb  Anlegung  bft  fRifoichettbatterien  erbaut; 
Pahfaben,  Sadflemen  ic.,  bie,  in  einer  bcn  gern*  auf  halber  Entfernung  tuurbe  bann  bie  jtneitc  pa- 
Baffen  angentejfenen  Entfernung  aufgeführt,  ben  rallele  mit  bcn  Demontierbatterien  unb  am 
Belagerern jur Dedung  unb  junt rluägaiig  beb  förm*  gufic  beb  ©lacib  bie  brilte  Parallele  angelegt,  in 
lieben  Vlngrtjfß  mit  ben  Vclagerungomafcbmcn  bien«  ber  WBrfer  in  Slurfbatterien  ihre  Vuffteüung 
ten.  Von  biefen  lameii  fahrbare  Sd)ußbäd|er,  fanben.  Die  Krönung  beb  ©lacib  ober  bab  Hott« 
Stbüttfd)ilblr&ten  für  Vußfüüung  beb  ©rnbenß,  ronnement  (Dafel  I)  bilbete  bann  bie  leßte  3nfan« 
JSiböer«  unb  Srefcbfebilblr&ten,  unter  benen  teriepofttion  unb  nahm  bie  Konter«  unb  Srefd)» 
ber  Sturmbod  an  bie  Wauer  herangefahren  ober  batterien  auf,  Bon  benen  bann  ber  fflrabennieber* 
aud)  beren  Untergrabung  begonnen  loerben  (oimte,  gang  burd)  bte  Soiitreßlarpe  in  ben  ©rabcnjurVrefdK 
inDätigleit.  3l'C  geberften  rüdtoärtigen  Serbinbung  führte.  Paubanb  Ungriff  bejmedte:  umfaffenbeb  unb 
hatte  man  Kaufhallen,  bann  aber,  um  fchneüer  überrafdjenbebürtillertefeuer  gegen  bieflngnffb«  unb 
jum  3tele  ju  lommen,  SBanbellürme  (f.  Siriegb-  91ebenfronten,  um  fidjer  unb  rafd),  gebedt,  mit  gerin« 
mafebmen),  aub  benen  eine  g a 1 1 b r ü d e auf  bie  gern  Peerluft  »um  Einbruch  ju  lommen ; man  glaubte 
Wauer  berabgelaffen  tuurbe;  bei  nichtigen  Wauent  nach  biefem  ödjema  ben  Dag  beftimmen  »u  (ftnnen, 
genügte  eine  fahrbare  gaübrüde.  Der'  Perteibmer  an  bem  bie  geftung  fallen  müffe.  Diefe  Wetbobe  er« 
lämpite  non  ber  Wauer  burd)  gemiuaffen  unb  fühle  fpelt  ftch  jtoar  bis  auf  bie  neuere  3eit,  aber  fchon  bie 
namentlich  bie  hölzernen  Selagerungsmafd)incn  in  öelagerung  non  Sebaftopol  bal)nte2lbiueid)ungen  an 
Vranb  au  feßen.  Dte  Wauern  fchüßte  er  burch  Sanb*  unb  noch  mehr  baß  21  uf treten  ber  fiinterlabelanonen 
fäde,  Wallen  ic.  gegen  biePngnffe  beß  Slunnbodcß  gegen  bie  gortb  oon  Düppel.  Bo  bie  Koßlöfung  ber 
ober  Benbete  gegen  biefen  ben  Wegentoibber  an.  Batterien  oon  ben  Parallelen  Begen  ber  grbßem 
Die  üanbeltürme  juchte  er  burd)  Unterminierung  ju  Schujiioeiten  nBtig  Burbe.  2lber  aud)  bie  Celagerung 
flürjcn.  ®or  allen  Dingen  aber  Bar  man  barauf  oon  otrajjburg  1870  (Dafel  I)  jfigt  nod)  engen  2ln 
bebndji,  burch  jahlreidje  31uefii[Ie  baß  gortfdjreiten  fchlußanbaß  btßh«rige Schema  beß  f Brmlccheu  2tn- 
ber  21ngriffßarbeiten  311  Berljinbcm,  unb  belampfte  griffß.  Diefemju  folgen,  ift  mau  jeßl  nicht  mehr  be« 
bie  fid)  ungebedt  nahenben  Angreifer  mit  ben  fcanb-  nötigt,  Beil  bie  Perteibcgungßiuitlel  fdjon  auß  großer 
femmajfen  unb  bcn  ähnlich  tuie  b*ut3utage  hinter  Entlernung  «rftört  Bcrben  (önneti,  feitbem  Wörfev 
Wauerjd)arten  aufgeftcllten  ©efdiüßen  (Katapul«  mit  großen  SchufeBeiten  unb  Pnfarwgef (hoffen  31U 
ten  ic.).  SiJar  baß  ©dingen  ber  B r e i d| e 31t  ertoar«  Beifügung  flehen,  baß  Steil«  unb  Sdjrapneüfeuer 
ten,  fo  Burbe  hinter  berfelben  burch  VlaU  unböraben  große  Vlußbilbung  erlangte  unb  bie  SchußBeiie  unb 
mit  Balifabierung  unb  hölßernen  Dürmen  ein  91b«  geuergefchwinbigteit  ber  Kanonen  gefteigert  Burben. 
fchnitt  hergeftcllt,  ber  oft  burch  bartnädige  Perteibi«  ler  msBerne  Erfniitgßfrlea. 

gung  3U  neuer  Selagerung  3mang.  Diefe  21  rt  beß  Die  Verhärtung  ber  Vngriffßmittel,  befonberß  ber 
geftungßlriegß  Burbe  auch  oon  ben  iRömem  unb  artiHeriftifchen,  unb  bie  hierburd)  oeranlaßten  wn- 
Äon».  «Sejtfon,  6.  Stuft  , VI.  9b.  81 


482  gefhingäfrieg  (Angriff). 


bcntngen  im  ©au  b<r  geftungen,  wie  j.  ©.  baS  8or- 
ftbiebcn  ttott  gort«  Bor  bie  Kemfeftung,  führte  ju 
einem  »an  bem  frühem  nodj  bei  ber  ©elagenmg  fern 
Slrajjburg  (lafel  I)  1870  in  Anwendung  gebrauten 
feßr  abweichenden  Angriff  Soerfahren.  Steif«  Wirb  auf 
Safel  III  oeranfdjaulid)t.  E«  ergab  fid)  bie  Slotwen» 
btgleit,  eine  ber  ©erjtärfung  imb  ©ermebrung  ber 
materiellen  Slittel  ent  jprcdicnbe  llmgeftaltungberpcr- 
[onellen,  b.  t).  ber  gußartillerie  folgen  ju  taffen  u.  ber 
J nippe  eine  erhöhte  Sd)ießau«bilbung  ju  geben.  Sie 
inftit  bee  gejlungstrie  g«  ober  bie  Hehre  bom 
©ebrauet)  ber  Jilaffett,  befottberS  ber  Artillerie  im  ff., 
mußte  dadurch  eine  crbcblid)f  Erweiterung  erfahren 
I.  Ter  »Ingrid. 

Schon  früher  burfle  man  nur  bei  fleincn  ©lügen 
Älterer  ©aunrt  mit  nadjläffiger  ©efaßung,  ungenü- 
gender Armierung  tc.  durch  einen  gcwaltfamcn  An- 
griff, Überrumpelung  ober  Hanbftrcicb  Erfolg  erwar- 
ten, jeßt  ift  ein  Überfall  tuolgl  nur  nod)  bet  oereinjelten 
feftett  ©often  möglich-  Ausnahmen  fönnen  trog  ber 
mobfrnen©erteibigungSmittel  wofjl  nortominen,  aber 
es  toerben  niete  günjttge  fflebingungen  ttnb  ihre  gute 
Auonußung  bu  cd)  einen  füfincn  Anführer  jujammen- 
treffen  müßen,  toeitn  bas  Unterncbmcn  gegen  eine 
uerftarfte  Stellung  ober  gar  gegen  eine  ff ortfeftung 
gelingen  foü.  ©egen  elftere  toirb  man  ju  einem  ge- 
planten Eingriff,  gegen  leßtere  jur  ©elagcrung  (erret- 
ten müffen. 

1)  ©ei  einem  Überfall  mu&  bem  Entfchluß  jur 
lat  bie  »luSfiibrung  fofort,  and)  ben  eignen  jruppen 
überraicbenb , erfolgen.  ©Sie  bei  Ojfenfiountcmeb- 
mutigen  im  freien  Selbe  toirb  nad)  gehöriger  Erfun- 
bung  ber  Anntarfcf)  in  mebreren  Kolonnen,  bie  jum 
beftimmten3eitpunft  jufamntentreffen,  erfolgen.  Ser 
©ortntpp  jeber  Sturmlolonne  ift  mit  Hilfsmitteln 
jum  Überidtreitcn  bei  ®raben8,  Überflcigcit  bon 
©Jauern,  mit  Sprengmitteln  tc.  Perfeben,  einige  Vir» 
tiBeriften  toerben  beigegeben,  um  ©efebüße  unbraudj- 
bar  ju  machen,  bej.  ju  bebienen.  Ein  Seil  berSJeferoe, 
bem  nad»  Umftänben  ©ioniere  {»geteilt  toerben,  folgt 
ben  Kolonnen,  ein  weiterer  Seil  nimmt  mit  ber  ber 
©larfchlolonue  folgenben  Artillerie  eine  feuerbereite 
Aufnabmefteüung.  Sie  KaoaUerie  forgt  für  bie  ©er 
binbung  jloiidten  ben  Kolonnen  untereinanber.  Sie 
pünttlid)  antretenben  Sturmfolonnen  müffen  bie 
EmbcudiSfteUe  mögtidjft  fdtnell  ju  erreichen  fudten, 
jeber  Aufenthalt  oor  Htnbemiffen  ober  im  ®rabcn 
ift  oerberbenbringenb,  eS  gibt,  wie  beim  ^Infanterie- 
angnff  im  freien  Selbe,  nur  ein  ©or!  ober  tfuriid! 
©ei  Erfolg  ift  fofortige  ©cnaibrid)tigung  ber  außen 
befindlichen  jruppen  wichtig,  ebenfo  ba8  .-jufammen. 
Wirten  etwa  cingebrungencr  Abteilungen  unterem- 
anber  ober  mit  jenen.  Snjjcn  bie  Kolonnen  guß  in  bem 
SBerfe,  fo  müffen  bie  nodt  nicht  genommenen  Seile  fo- 
glcicb,  womöglich  mit  öeichüß,  befdjoffen  werben. 

2)  Honbelt  es  fith  um  einen  geplanten  Angriff 
auf  eine  oerftärtte  Stellung,  fo  werben  Cffi- 
jiere  beS  ©eueralftabü , ber  Artillerie  unb  ber  ©io- 
ttierc  junäcbft  eine  Ertunbung  ber  feinblidjett  Stel- 
lung, beb  ©elünbes  tc.  nornebmen.  SBährenb  ber 
Oberbefehlshaber  biefeS  Ergebnis,  bie  Meldung  ber 
©ortruppen , ber  ©eobachter  auf  Siirtnen , bej.  beä 
üuftbaüonS  jur  Kenntnis  nimmt,  müffen  bieSUarfd)- 
lolonncn  aufjd)ließen,  um  fofort  bahin  abjumarfchte- 
ren,  Wohin  eS  bie  Etitwidelung  jum  Angriff  erfor* 
bert,  befonberS  muß  fogleid)  eine  ftarte  Artillerie 
bereit  fein  ; locittragenbe,  loirtfame  Kanonen,  befon- 
berS aber  3tcilbabngcfd)üße,  finb  erforderlich-  Ser 
Siegel  nach  wirb  bem  3urüdtreiben  her  ©ortruppen 


bie  ©eftßnabme  günftiger  Artillcrieftellungcn  unter 
Schuß  oorgefchobener  Infanterie  folgen.  SieS  ge- 
fd)iebt  Borteilbaft  gegen  Abend,  bamit  bie  3Jad)t  jum 
Ausbau  ber  Sdjüßengräben  unb  ©orbereitung  ber 
ÄrtiHerieaufileHung  benußt  werben  fann.  Obwohl 
man  burd)  ©orflößc  Heiner  ^nfanterieahteUungen 
bie  Aufmerffamfeit  beS  geinbee  ablenfen  unb  fid»  gut 
gebedte  geuerftetlungen  fdjaffen  tann,  wirb  man  meift 
erft  nach  einem  ©efebüßtampf  an  bie  SturmfteUung 
benfen  tonnen.  Sa  biefer  oft  tagelang  wahren  fann, 
wirb  ber  ©au  rilcfwärtiger  Saufgräben  jur  Siche- 
rung beS  ©Jiinitionänadjfcbub«  tc.  nicht  ju  umgehen 
fein.  Ser  ®efd)iißfampf  muß  hier  erft  bie  geuer- 
Überlegenheit  bewirten,  bann  burch  jjjerftörung  ber 
Sedmigcn  unb  Sitebcrjchmettem  bei  geuerä  bie  Sill- 
berftandötraft  ber  ©efaßung  brechen.  Ser  Sturm 
Wirb  altsbann  in  ber  unter  1)  gegebenen  SSeife  au«- 
geführt,  immerhin  Wirb  er  heutjutage  ein  (ehr  fdjwte» 
rige«  Untentebmen  bleiben. 

©efonbere  Sdjwierigteitcn  Wirb  her  Angriff  auf 
Sperr-  unb  ifolierte  gortS  bilben,  bereu  Über- 
windung bie  fräftigfte  Artilleriewirfung  erforbert. 
Siefe  Wirb  ittbeS  non  ben  ichweren  ©atterien  beS 
gelbbeered  geleiftet,  ohne  baß  Heranziehung  fdjwerfler 
©efdjüße  au«  bem  ©elagerungStrain  erforderlich  ift. 
Stier  noch  mehr  als  bei  bem  Angriff  auf  etne  gort- 
feftung  hängt  ba«  ©elingen  nach  forgfaltiger  Ertun- 
bung, Bon  bem  womöglich  auf  mehreren  Straßen 
unbemertt  bewerffteüiglen  Erreichen  ber  geplanten 
Artillerieftellung  ab , au«  ber  ein  überwältigende«, 
übcrrafdjenbeS  geuer  jum  3>ele  führen  wirb.  Ste 
Aufgabe  wirb  jeßt  wcjrntlid)  baburd)  erleichtert,  baß 
Steilbabngefdtüße  mit  größter  ©efchoßwirfung  (15 
tt.  21  cin-Kalibcr)  felbtnäßig  auSgerüftct  ju  idmellcr 
Aufhellung  befähigt  find.  Sie  werben  nach  Utnfiän- 
ben  burd)  bie  Sd)nellfeuergefd)üßc  leichter  unb  iebwerer 
gelbbatterien  fowie  burd)  bie  leichten  unb  fdjwcrcn 
gelbbaubißen  unterftüßt  werben.  ©Jitunter  wirb  {War 
nur  ein  ßfieberhalten  ber  geuertraft  be«  Süerte«  nötig 
fein,  meift  wirb  eS  aber  darauf  antomnten,  ei  (turnt- 
reif  ju  madjen,  bamit  nach  ©efeitigung  ber  paffwen 
Stinberniffe  bie  Infanterie  jum  Sturm  id) reiten  fann. 
Sa«  Artitteriefeuer  ntuß  besbalb  lebhaft  fein  unb 
barf  nicht  erlahmen.  Weshalb  für  reichliche  ©tunition 
ju  forgen  ift. 

8)  Honbclt  eS  fuh  um  einegortfeftung,  fo  wirb 
bie  Babl  bcS  AngriffberfahrettS  Bon  ber  jur  ©er- 
fügungftehenbenSruppcnjahl  unb  ben  Kampfmitteln, 
namentltd)  ber  Starte  an  Artillerie,  anberieitS  non 
ber  foctifitatorifchen  Stärfe,  Armierung  unb  ©efaßung 
unb  aud)  non  ber  Kriegslage  beeinflußt  werben,  ©ei 
einer  gefhtng  mit  jablreidjer  Einwohnerfehaft  führt 
mitunter  fdjoit  eine  Einfchlteßunq  (3crnierung, 
ffllocfabe)  Bon  langer  Sauer  burd)  Au  «hungern 
)um3<el.  EineSetihießung,  bej.  ©ombarbement  bec 
nicht  burch  gort«  genügend  gcidiitßten  Stabt,  bäuftge 
fflorftöße  gegen  etmclne  SBerfe  werden  durch  materielle 
unb  ntoraltfche  SBirfung  baS  Unternehmen  unter- 
ftüßen.  Am  fchwierigilen  werben  bie  erften  Slufgaben 
bei  einer  gcjtuitg,  oie  gleichjeitig  £anb-  unb  öee- 
feftung  ift,  wie  Kopenhagen  (Jafcl  U).  Sie  Sureh- 
füßrung  einer  planmäßigen  öelagerung 
(teilt  bcm  Oberbefehlshaber  junäcbft  bie  Aufgabe,  alle 
©elagerungSbebürfniffe  beranjutihaffcn.  SBäbtenb 
felbft  beim  Angriff  auf  oerftärtte  Stellungen  die  ©littet 
ber  gelbartiüerie  genügten,  ift  hier  bie  Heranjiebung 
beS  ©elagerungSpart«  erforberlid).  Sie  wirfiamften. 
alfo  fdjwerften  Wefchüße,  ber  erfte  ©JunitionSbebarf 
bafür  unb  beffen  fortgefeßte  Ergänjting,  ßicrju  bie 


FKS'ITNGSKRIEU 


FinscMiiiiungsstellung 

* Schuft  Stellung  fhr  die  Art illtnt 

/ » tschcnstellung  der  Festung 

.......... Schütten  graben  «uum  l/tndcrtussc 

~~ TT\  üji  Haid , Gehöfte  wur  Verteidigung  ein 

* ‘ gerichtet  w%»r'w  Rtitteriegruppe 

% Annäherungswege 

■ //',■  .</'  * //i/’-  Ar-x  .W  ^ 'ntrrtreO unmc 
s CS3  \f.ZD  Munt  Hans  Zwuihendrpot 
O LZ.  D.“  Ingenieur  Znrl.ichendepot 


,^A  ÖrtOtHi'U 

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Ztetsx/im 

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Sttb/f/i/ 


YATV 


U/MU9 


Teil  eines  Angriffs  u Veileidigiingsverfahrens  einer  Fortfeslune 


Mtrrrj  JCtmr  MuUnn . 6 Au/T 


Zürn  Art  Hel  J^ßtungrlneg' 


Bibliograph  v Institut.  Lripalg 


ftefhingSfrieg 

ungf^eucm  ©cWidjtämcngen  an  anbent  Belage» 
rung®*(3ngenieurpar()  unbSebcn®bcbfirfniffen(jßro» 
niant  je.)  machen  bieflufgabe  ju  einer  febricbwierigen. 
'flbgeicfjen  Don  ben  erjlen  Xranäporten  (Öefipüßen  ic.), 
bei  benen  e®  auf  3eitgeroimt  antommt,  wirb  bießifen» 
bahn  ju  benußrit,  für  ben  Batbfdjub  großer  SKaffen 
wirb  mimet  Der  Safferweg  Vorteilhaft  fein.  gür 
SranSport  Don  ben  fluÄIabcfteden  bis  jum  Barl  finb 
görberbahnen  anzulegen.  gür  ba®  herangefipaffte 
Belngerungämatcrial  ifl  bie  Sicherung  ber  rfidmär* 
tigenBerbinbungenfSlappcntinien)  wichtig.  Sie  Be» 
lagerung  beginnt  mit  bem  Bbfdjneiben  bcrBanb»unb 
SafferDcrbinbungen  ber  geftung  na<h  außen  Durch 
DorauScilcnbe  Staoaderie,  tueitn  nicht  gemifepte  Xmp* 
penDerbänbe  jur  Berennung  atler  ober  einiger 
grollten  berfiigbar  finb.  hierauf  folgt  bie  möglicbft 
enge,  wenn  auch  außer  geuerbereich  gelegene  ©in* 
fdil  ieftung,  biemit  Derzeit  immer ftärter  auägcbaut 
wirb.  Sie  Siuifionen  riiefen  baut  in  ben  natürlichen 
Ütbidinitlen  Dor  unb  lagern  ftd)  in  ber  Sfähe  ber 
Hauptfragen,  befonbere  Umftänbe  lönnen  Deranlaf* 
fen,  bait  bie  6infd)Iicßung®truppen  hier  unb  ba  ftd) 
nicht  außerhalb  be®  fetnblidien  geuer®  halten  (bnnen, 
bann  ift  eine  befonber®  ftarfe  Berbautmq  nötig ; ebenfo 
ba,  wo  Bubfälle  ju  erwarten  finb.  Scr  Stenft  ber 
Borpoflcn  Wirb  gemäß  ber  gelbbienftorbnung  ein» 
gerichtet;  mgwifeben  würben  bie  ßrtunbungen  been» 
bet  unb  bemgemäft  ber  Bngriffd plan  gemacht 
Buä  biefem  ergibt  fich  bie  Sage  beb  9lrtiflericpnr(®, 
ber  Qngcnienrbauptbcpot®  ic.  nahe  ber  ©ntlabeftcde, 
etwa  7 — 10  km  Don  ben  gort®,  unb  e®  mirb  bem* 
entlprcthenb  bie  Heranziehung  beb  Artillerie  - unb 
3ngenicurbclogerunq8train®  angeorbnet.  Slabebiefen 
Olafen  werben  Dlicberlagen  Don  Batteriebauftofjcn 
unb  anbent  Belogeningöbebfirfniffen  eingerichtet, 
görberbahnen,  Segebaulen,  Xelegrapbenleitungen  tc. 
Werben  nidjt  nur  innerhalb  ber  Bartanlagen,  fonbern 
namentlich  aud)  nach  ben  Batterien  hin  angeorbnet. 
Butt  fomnit  e®  barauf  an,  bieSchußftellunq  für  bie 
BrtiUerie  in  Befiß  ,)U  nehmen,  Wad  ein  energifcpcrBer» 
teibiger  nidit  ohne  roiebcrhoIleStäntpfe  gejlatten  wirb. 
Ser  Angreifer  wirb  ftd)  nicht  nur  auf  bie  gewählte 
Bngriffdfront  befcpräiiten,  fonbern.  Wo  er  feiten  guft 
faffen  tann,  fich  fofort  Stüßpunde  mit  Schüßen* 
gräben,  bedungen  für  gelbgcichüße,  Saufgräben  ic. 
entrichten.  SHit  biefem  Bft  beginnt  bie  Xätigleit  ber 
gufanterie  be®  BelagerungStorp®  (Xafcl  III). 
SRatt  fucht  in  jmei  9iäd)ten  Damit  fertig  ju  werben, 
uni  bann  fofort  mit  bem  Batteriebau  beginnen  ju 
lönnen.  Xicfer  ift  aud»  möglidift  ju  befdjleunigen, 
fo  baß  bie  Batterien  in  einer  Stacht  fertig  Werben  unb 
am  näehiten SJtorgen  bao  geuer  eröffnet  werben  (amt. 
©runbfaß  ift,  mit  ben  Batterien  möglicbft  weil  Dor* 
jugehen,  unb  in  ber  Segel  wirb  fich  eine  mittlere 
©ntfemuna  Don  2500  m juläfftg  zeigen , Dorhanbene 
Xctfung,  Benußung  langer  9cäd)te,  Sunfetheit  tc. 
lönnen  Vluänahmen  herbeifilhren.  Sie  Batterien 
Werben  in  ®ruppen  (Dier  Batterien)  angelegt  unb 
mit  ben  wirtfamflen  ®efd)üßcn,  befonber®  iß  unb 
21  cm-Steilbabngefd)flßm,  armiert,  Don  benen  bie 
fdiwerften  in  bcrSiähe  guter SegeBufftellung  finben. 
Sie  Artillerie,  bieHauptwaffe  im  g.,  bat  hier  al®  elfte 
91  ii f gäbe  ba®  9(ieberlämpfen  ber  BerteibigungSgc» 
jdjüße,  alflbann  wirb  fte  ba®  geftfeßen  unb  gort* 
fchreiten  ber  gnfanterie  auf  bem  Bngriffdfelbe  ju 
febüßen  haben.  Hierbei  Werben  außer  ben  Dorge* 
nannten  bie  weitreidienbrn  15  unb  12  cm -Schnell* 
feuertanonen  unb  bie  gelbgcfchüße  in  Söirffanilcit 
treten;  ber  21  cm-SJiürfer  wirb  Doraehmlich  mit 


(Berteibigung).  483 

Sprenggranaten  gegen  UnterfunftSorte,  Straften  unb 
Bahnanlagen  wirten.  Die  Infanterie  bat  fich  in» 
ZWifcften  in  ber  erften  Snfanterieftellung,  bie 
etwa,  wo  früher  bie  elfte  Baradele  lag,  auf  700  ra 
Dor  ben  gort®  feftgefeßt  unb  rüctwärtige  Berbinbung 
Durch  Saufgräben  hergeftedb  Sie  geht  bann  mit 
foldjen  Wie  früher  int  Sutjacf  jur  zweiten  3 ttfan» 
terieftellung  Dor  unb  richtet  fich  fpäter  in  ber 
S t u r m ft  e 1 1 u n g ein.  Wenn  ber  geinb  fic  nicht 

Öt,  noch  eine  3wifd)enfteflung  zu  nehmen.  Sic 
erie  fud)t  inbeffen  bie  Sturmfreiheit  ber  Serte 
Dödig  ju  Dentichten,  alfo  bie  glantierungSanlagen 
unb  Hiübcrniffe  zu  zerftören  unb  ben  HauptwaU  zu 
öffnen;  hierbei  werben  Sanggranaten  be®  21  cm- 
SKBrfer®  bie  heften  Sienftc  leijten.  Unter  aden  Um» 
ftänben  bleibt  ba®  geuer  ber  Slrtiderieftedung  bi® 
Zum  Sturm  ununterbrochen  inXatiqlcit.  Siegeuer» 
leitung  forgt  für  planmäftige®  SiieDcrtämpien  ber 
Batterien,  gibt  Mnwcifung  über  geuereröffuung, 
Saljl  ber  3'tk  lf-  Sia®  SdjieftDerfahren  ift  äftnlid) 
bem  Der  gelbarliderie,  befonbere  Sorge  wirb  bem 
Sienft  für  Beobachtung,  SRunitionduerforgung  ic. 
gewibmet.  Sie  Slufgaben  Werben  hier  burct)  Vlnwen* 
bung  teebnifeber  Hi>I®mittel;  Badon®,  Scheinwerfer, 
gelbbahnen  tc.,  erleichtert  3ft  bie  3erilörung  ber 
glan(ierung®anlage  nicht  geniigenb  erfolgt,  fo  ittuft 
bie  SKinicrwirtung  (Schadjlntinen)  in  Slnwen' 
bung  (ommrn.  flu®  ber  Beobachtung  be®  ©riolge® 
ber  größem  ober  geringem  Sätigteit  b’e®  Berteibiger® 
wirb  ber  flngreiier  fchlieften  rönnen,  wann  er  bie 
legte  gnfanterieftedung  (nicht  weiter  al®  200  m)  zur 
Sturmfteüung  einriditen  unb  ben  Sturm  unternehmen 
lann.  Bei  biefem  jucht  man  bie  gort®  Don  gront 
unb  ffeftle  unb  gleichzeitig  bie  3wifd)enftellimg  an 
mehreren  für  BelUinahme  unb  fofortigen  Berbauun» 
gen  günftigen  Stellen  zu  faffen.  Sind)  ber  gejticßmig 
muß  fofort  mit  bem  Bortreiben  Don  Saufgräbeu  unb 
Bnlnge  Don  Batterien  gegen  bie  fegt  erft  zu  faffenben 
Batterien  Dorgegangen  werben. 

II.  Xie  VcrteiDtgung. 

1)  Sin  Dereinjelter  fefler  Boflen  Darf  fich  Dor 
aden  Singen  nicht  überrafefjen  lafien.  Ser  Komnian» 
bant  läßt  be®halb  Womöglich  Slbtcilungen  im  Bor 
qclänbe  flreifen,  um  bie  Slnnäbcning  be®  geinbe® 
frühzeitig  z»  erfahren,  fluftenwachen  unb  Sumt» 
pDftcn  beobachten  alle  3ugänge.  3>t  ber  Sladil  wirb 
womöglich  eine  zufammenhängenbe  Boftcnfelte  ge- 
bilbet.  3ebe®  ©eichüg  fteht  ba,  wo  e®  feuern  fod, 
jeher  ÜRann  fchläft,  wo  er  bei  Vllarm  bereit  fein  fod. 
Ser  ©rab  ber  Boificht  unb  Bereilfchaft  muß  nach 
Umflänben  angeorbnet  Werben.  (Huf  fllarnt  befaßen 
bie  Sereitichaft  unb  Seile  ber  Beferoe  bie  geuerlinien 
unb  ©efdiüße.  Sie  Bebienung  ber  Beleuchtung«* 
mittel  für  gortägeläiibe  unb  bie  ju  flanlierenben  Si- 
nien  ic.  ntuft  geregelt  fein ; ebenfo  ba«  geuer  bebuf® 
glan(ierung.  So  ber  geinb  ben  Berfud)  be®  ©rftei* 
gen®  macht,  werben  bie  Seilern  umgefioften.  Schuft- 
unb  blan(e  Saffen  gebraucht,  an  bebroftten  Bunden 
greift  bie  Beferte  ein.  Bei  Sperrfort®  hat  Der  Ber- 
teibiger bie  meift  burdj  fd)wierigeä®elänbe  filhrenben 
Sege  fd)arf  unb  weithin  zu  überwachen,  um  ba®  Bor* 
gehen  be®  Angreifer®  möglicbft  zu  binbem.  Senit 
hat  biefer  erft  feine  Brtidcric  in  Sledung  gebradit. 
fo  wirb  ba®  gort  ber  heutigen  ©efchoftwirtung  nicht 
lange  Wiberftehen.  ©rwilnfeht  ift  Daher  ba®  rcd)t 
Zeitige  Herbeirufen  einer  Unterftilßung,  bie  Stedung 
aufterhalb  nehmen  (ann. 

2)Seiti  Berteibiger  einer  Dcrftärften  Stellung 
gegen  geplanten  Eingriff  werben  mehr  Sittel  al®  bem 

81* 


484  gsfhtnggfrieg 

eines  tiitsclntn  VoftcnS  ju  Wobole  flehen,  um  bic  An- 
nühening  tmcö  geinbee  ju  erfahren.  SerRontman- 
beur  fchiett  Vortrupp«!  auf  ben  Atimarjthßraßen  jur 
Sicherung  ber  Stellung  »or,  bie  jeöocf)  nicht  uor  Un- 
terer fechten  foUen.  Sobalb  bie  Vortruppen  jurüd- 
eworfen  finb,  wirb  ber  böebite  (Mrab  ber  fflcfcebtS' 
creißcpaft  angeorbnet.  Sic  Abfdinitte  ber  Stel- 
lung »erben  beftimmten  Abteilungen  jugewiefen, 
ebenfo  bie  S t ii  ß p u tt  1 1 e tn  benfelben,  »äprenb  bie 
3»iidicnlinien  nur  mit  Stadien  unb  Rollen  beießt 
»erben.  Sie  Artillerie  (teilt  i l) re  fflefdiüße  ba  auf, 
wo  fie  bie  wiebtigften  Anmarid)linicn  unb  Zugänge 
befeßießen  fönnen.  Sie  3iiditung  bcS  Aitmarfd)cS 
»irb  and)  tneifl  auf  bie  Angriß'Sricbtung  ßßlicßcn  laf- 
feit,  gür  bie  fd)  tue  reit  unb  auch  für  3teilbai)ngcidiüge 
luerben  bie  ihnen  ertoadßcnben  Aufgaben  in  jebent 
SintelfaH  burd)  bie  AufjtcllungSorte  beßimmt.  Sie 
SRaffe  ber  Infanterie,  Kat>allerie  unb  gclbartillerie 
wirb  man  für  Cffcnfinuntemebmungen  teils  als  Ab- 
fdjnittS-,  letlS  als  ^auptrejeruen  jurüdhalten.  Sie 
AngrijfSpunfte  tuerben  oft  erjt  im  i'aufe  beS  ©efcdjtS 
erfettnbar.  SS  lammt  baßer  barauf  an,  bie  VaupO 
referoen  redit zeitig  hart  ju  tterfammeln  unb  bie  bolle 
ArtiUerieroirlung  bahitt  ju  bereinigen.  Sa  bie  An- 
griffe nid)t  immer  auf  berftiirlte  fünfte  gerithtet  finb, 
niuft  ber  Verteibigcr,  fobalb  bie  Angnfjoridttung  er- 
fannt  ift,  bemüht  fein,  in  biefer  bte  §inbcmiffe  ju 
ber jtärlen,  neue  Sdjügengräben  ju  bauen,  befdüibigte 
Sedungen  unb  Verbauungen  toiebcrberjufteHen  tc. 
Aluß  eübltd)  ein  Saum  preisgegeben  »erben,  fo  »er- 
ben neue  gront-  unb  flanfierenbe  Anlagen  herjurid)* 
ten  fein,  ©ennue  Beobachtung  nad)  allen  »eiten, 
[dmelleS  Übermitteln  non  SKelbmtgcn  unb  Befehlen 
(inb  befottberS  tunhtig. 

8)  Sine  gortfcjlung  fann  mit  ben  crforberlicßcn 
Kampfmitteln  unb  Vorräten  aller  Art  im  grieben 
auSreichettb  berfehen , unb  für  bie  gegen  Artillerie, 
teuer  gefieberte  Untertunft  fann  geforgt  »erben.  Sie 
Überführung  biefer Ausrüflung,  bieumerSfeitung  ber 
Kommanbantur  unb  ber  betretfenben  Beßörbcn  (teht, 
auS  bem  griebenS«  in  benfiriegSjuflanb,  bieArmie- 
rung,  »irb  nach  bem  ArmterungSplan  burd)- 
geführt,  bem  ein  ©efeßüßaufftellungSplan  bei- 
gefügt  ift-  Sin  VefefjungSplan  gltebert  unb  re- 
gelt bie  aus  allen  Stlajfengattungen  bepebenbe  Kriegs- 
beiaßung,  große  geßungen  erhalten  gefdjloffene  Si- 
bifionen  ic.  gür  jeben  Abfcßnitt  »irb  bie  Befnßung 
einem  Kommanbcur,  bej.  gortfommanbanten  unter- 
teilt. Sie  Außenabidjnittc  (Safel  III)  beftiin- 
men  ftd)  nad)  ben  natürlichen  Abfcßnittcn  beS  ©clätt- 
beS.  Außer  ben  Abfdjnittsbefaßungcn  »erben  eine 
innere  Vereitfdjaft  unb  eine  $>auptre|erue,  ebenfo  eine 
ArtiUerie--  unb  Vionierrefertte  unter  eignen  Romman* 
beuren  gebilbet.  Sie  Ipauptreferbe,  metft  gefdjloffene 
Sruppetiocrbanbe,  ftehen  bem  ©ouberneur  für  au- 
ßerhalb ber  gcjtuug  tiegenbe  Aufgaben,  Ausfälle  tc., 
jur  Verfügung.  $n  bett  Außenabfcbnitten  gliebem 
fieß  bieSruppcn  ingortbefaßungu.  AbfdinittS- 
referue,  bcrSeft  (teilt  bie  Vorpoitcn.  SerSienftfür 
bie  A bießnttte  ber  V a u p t u m » a 1 1 u n g Wirb  fo  lange 
bon  VJadjen  unb  Voten  oerfehen,  bis  ber  Verluft  ber 
erflen  VerteibigungSlinie  ju  beforgen  ift,  alSbann 
»erben  bie  Sicherheitsmaßregeln  Perftärft.  Sie  in- 
nere Bereißcßaft  hat  für  Crbnung  innerhalb  ber 
Stabt  ju  forgen. 

Sie  f ortifilatorifche  Armierung  begreift  bic 
Verbollflänbigung  ber  Sturmfreiheit,  ber  geheberten 
Unterfunft  ber  Vefaßuttg  unb  ihrer  Vorräte,  Ver- 
teilung ton  Vefeftigungen  im  Vorfelbe,  Stauung 


(Verteibigung). 

ber  ©e»äffer  jur  Jlnunbatian  (f.  b.)  beefelben,  Vor- 
bereitung bes  fflittenlriegS :c.  Sie  artilleriftifche 
Armierung  ftellt  fficjtßüße  mit  AuSrfiftung  unb 
SBJunition  bereit.  Sunädßl  i(t  für  bie  erfte©eid)üß- 
a u f jte 1 1 u na  in Säcrlen,  Anießluß. unb  ArmierungS» 
batterien  ju  forgen,  bie  ©cfdjüßflänbe  berjurichtcn  tc 
Semnächll  ift  bie  ©eießüßre ferne  bereit, jufteDen, 
ebenfo  Batleriebauftoße  unb  ber  erfte  SRuntüonSbe- 
barf.  Sie  blonotnifche  Armierung  foH  bie  SJe. 
benS-  unb  Duartierbebürfniffe  ber  Bejahung  bereit 
(teilen  unb  unterbringen  unb  bie  S a n i t ä t S a r m i e • 
rung  alle  SUittel  jur  Vanbßabung  beS  SanilätS» 
bienfteS  in  Bereitfeßaft  flellen.  Als  ©runbjaß  für 
eine  attinc  Verteibigung  gilt,  baß  bem  Angreifer  baS 
Vorfelb  folange  »ie  möglich  ftreitig  gemacht  unb  baS 
geßfeßen  in  bemfelben  erfdjroert  werben  muß-  3U 
btefem  3»cd  mäßen  folche  Vuntte,  bie  ber  Verteibi- 
gung  günftig  unb  beren  Vefiß  bem  Angreifer  Vor* 
teile  bnngen  würbe,  burd)  Vehelfsbefejtigungen  ter* 
ftärlt  »erben  (SriegSarbeit).  3m  UntcrjtüpungS» 
bereid)  ber  gortS  btlben  fte  bie  Stüßpuntlc  für  bie 
VorpoftenfteUungen,  bie  bis  6000  m tor  bie  geßung 
torrufdneben  ftnb.  SSäßrenb  fdiwere  ©euluige  ton 
großer  Sragmeite,  bie  baS  Vorfelb  btS  10  km  »eit 
unter  geuer  nehmen  lönnen,  fo»ie  biejenigen  in 
Vanjerttirmen  aufgejlellt  ßnb, »erben  bieAnfchluß- 
batterien  auf  beit  glanleit  bergortS,  fomeit  notig, 
ausgebaut,  fojern  nidit  hierfür  bie  Anlage  ber  An- 
rißsbatterien  abgewartet  »erben  muß,  um  ihnen  bie 
eftimntte  grontriditung  geben  ju  lönnen.  3n  ben 
3»iid)ent ciunten  ber  gortS  aber  werben,  fobalb  bie 
AngrißSrid)tungerlannti)t,  bie3>o'fd)en  batterien 
erbaut,  mit  ben  öefchüßen  ber  ©cichüßreferoe  ber  ge- 
ftung  armiert  unb,  wo  es  erforberltch,  Al  u tt  i t i o n S » 
3»>id)enbepotS  für  bieSlunitionSDcrforgung  bie» 
fer  Balterien  angelegt.  Bringt  ber  Aitgrctjer  feine 
Batterien  gegen  bte  Vervbaniitngen  im  Votielb  inS 
geuer,  fo  »erben  beren  ©efchiiße  jurüdge^ogen,  ba 
fie  ju  einem  ©efchüßlampf  nicht  befähigt  ltnb.  Ser 
Sehiuerpunlt  ber  Verteibigung  muß  in  bie  in  Völ)e 
ber  gortS  eingeridjlcte  VauptücrteibigungSitcl- 
lung  gelegt  »erben,  »eSbalb  für  bte  Sage  ber  3>°i‘ 
fthenbotlertcn  in  erfler  2mie  bie  Slirluttg,  bem- 
nädjß  erft  bie  Sedung  bejtimmenb  ift.  ©ruppen* 
weife  ebenfo  »ie  bie  AngrijfSbalterien  erbaut,  bilbcn 
fte  mit  ben  gortS,  j»tfd)cn  benen  fit  liegen,  gewifier« 
maßen  eine  äußere  Umwallung,  bereit  üüden  man 
burd)  Kriegsarbeit  ju  fchließett  fuchl-  Überhaupt  barf 
ber  ©ebraud)  Pon  Spaten  tc.  ebettfowenig  ruhen  »ie 
ber  ber  SBaßctt.  Sobalb  ber  ©ottnerneur  burd)  Ver- 
fenbett  uon  Ableilungett  gemiiebter  SJaßen  ßch  übet 
ben  Anmarfd)  bcS  geittbeS  Dergewijjert,  bcnjelben 
möglidjft  Pcrjägert  unb  bie  Sinfchlicßung  ju  hin* 
bern  gcind)l  hat,  wirb  er,  fobalb  bie  Stab lie rung 
bcS  BelagerungSparlS  bentcrlt  wirb,  biefe  ©e- 
genb  unter  geuer  nehmen  unb  bem  Angreifer  leinen 
illugenblid  mehr  ih’uhe  laßen.  Sin  forgfälliger  Be- 
obadjlungSbienfi  tnuß  eingerichtet.  Die  Stationen 
Sag  unb  9lad)t  befeßt  bleiben,  tocil  ber  Angreifer  bei 
feinen  Arbeiten  meiß  bie  Sunlelheil  ju  Viße  nimmt. 
9lid)t  eingefcl)ene®elänbcfoltcn  ntüfien  burd)  Bcobatfj* 
tungSpo)tcn  überwacht  unb  etwaiges  gejtfeßen  bcS 
gembcS  iogleid)  gemelbcl  »erben,  bamit  er  oertrieben 
wirb.  3ft  ber  Verteibiger  auS  bem  Vorfelbe  jueüd- 
gewichen,  fo  Wirb  halb  ber  entfeheibenbe  Artillerie« 
iantpf  folgen.  Bei  richtiger  Vorbereitung,  reehtjeiti- 
ger  gcrtigftellung  ber  3»ifd)enbatterien  unb  Sjcrait* 
riehung  ber  C"ejd)üßreferue  fo»ie  ber  auf  anbent 
gronten  entbehrlichen  öefchiiße  lann  eS  bem  Vertei- 


485 


gefhtnggfriegäfpiel  — gefhmgSratjon. 

biger  gelingen,  mit  überlegener  ©efcpüpjapl  berate»  Bon  ber  Berteibigung  feftcr  Bläpe  (a.  b.  Staig., 
tillcricftcllung  bcö SMugreiferÄ  gtgenüberjutretett.  Stuttg.  1820);  VI ft e r , Die  fiepte  »am  g.  (3.  Vlujl., 
güpvt  bet  Bertcibiacr  pier  bett  Stampf  mit  Energie.  Dreäb.  1835);  gaftrolD,  ©efepiepte  ber  btflänbigcn 
iiberfepüttet  er  bengeinb  mit ©efepoffen,  woju  aller*  Befcftigung  (3.  Vlufl. , 2eipj.  1854);  Brialmonp 
bingä  Diel  Munition  gebart,  fo  roitb  er  ben  Angreifer  ßtudes  sar  la  däfense  des  Etats  et  sur  la  fortiflea- 
ttopt  jroingen,  beit  Kampf  ein  jWeiteä  SRal  ju  unter,  tiou  (Brüjfel  1833,  3 Bbe.,  mit  Vltlaä);  Derjclbc,  La 
nehmen,  tftir  ben  Berteibiger  ift  biefe  Bertobe  bie  dbfeuse  des  Etats  et  les  camps  retranebbs  (Bar. 
Rriflä,  in  bet  eü  barauf  nntommt,  bie  Vlrtlngc  ber  1877);  3 d) m ö 1 ; [ , Die  artiUeriftifdjc  Berteibigung 
er  jtett3nf  ante  riefte  ll  ung  ,ju  oerpiitbern,  ba  ber  bet  Leitungen  (9er!.  1873);  ».  9onin,  Die  2eprc 
angreifet  betreiben  bebarf,  um  fiep  ber  geftung  ju  »om  g.  (baf.  1881);  Solf,  Set  g.  in  feinen  örunb« 
neipem.  Mit  9arteil  wirb  er  jrpt  oom  elrftrifepen  tilgen  (ffibln  1879  — 80,  2 Ile.);  ».  Sauer,  Über 
2id)t  junt  Abjucpen  beä  'Jlngriffafelbcä  unb  Sntbeden  Vingriff  unb  Berteibigung  feftet  fßtä&e  (Bert.  1885); 
»an  arbeiten  an  ber  3nfanteriefte(luiig  Anroenbung  Derfdbe,  Über  ben  abgetiirpeii  Vlngriff  geqen  fefte 
machen  unb  bann  bie  arbeitet  burd)  Scprapnetlä  unb  Blage  unb  feine  Vlbroepr  (baf.  1889) ; §.  ».  M ii  1 1 e r, 
Scpneüfeucrgeicpüje  ober  (Auäfäüe  ju  oertreiben  fu«  ©efepiepte  beä  gejtungäfriegä  (2.  auf!.,  bai.  1892); 
epen.  Bie  beut  Angreifer,  wirb  auep  bent  Berleibiger  Serfelbc,  Dielätiateit  ber  beutfcpengeftungäartiDerie 
baä  inbirefte  geuet  auä  furjeti  Kanonen  unb  Mbr*  im  beutfeb -fraigöfifeben  Krieg  1870/71  (baf.  1898 — 
fern  namentlich  gegen  folcpe  'Batterien  beit  gröftent  1901, 49be.);  Beiitfepfo,  DieBerteibigungämittet 
Erfolg  »erfpreepen,  bie  hinter ©elänbebeduttgen  liegen.  ber  geftungen  gegen  forcierte  Vlttacfcn  (ruff.,  Betcräb. 
Wäbrenb  gegen  bie  fieptbare  ©efcpüpanfftdlung  beä  1892);  Sattbter,  Organisatio»;  attaque  ctdefense 
Vlngrcijerä  feproere  iRtnqfanonen  »om  Baügang  ober  des  places  ('Bar.  1898);  Degutfe,  Tactiqne  de  la 
Bon  fjaigertünncn  ber  gortä  ober  beit  3wii<penbatte,  guerre  de  sißge.  Attaque  et  aefense  des  fortcresses 
rien  au»  beit  Kampf  übernehmen.  3um  9eobacpten  (baf.  1898);  ».  Seitpner  unb  anbre,  Sie  beilitn- 
fetner 'Artiüeriewirfung  fteüt  ber  Berteibiger  im  Bor«  biac  Befcftigung  unb  ber  g.  (2.  Vlufl. , Säten  1894, 
felbe  Bcobacptungäpoftcn  in  9eobacptung8ioar,  2 Bbe.;  ©b.  3:  Sieuefte  Slnjepauungeii,  1899);  Wer« 
teil  auS,  bie  ben  gortä  ober  ben  Batterien  mittels  beä  Wien,  Derg.(2.  Stuft.,  Berl.  1902);3ta»cnpagen, 
elettrifcpcn  Borpoften-  ober  optifepen  lelegrappen  ©runbrijj  beä  geftungätriegä  (Sonbcräp.  1901); 
(3emapporen  unb  Signaltafeln)  ipre  Beobachtungen  3äpit8,  ©efepiepte  beä  Kriegäwcfenä  (ficipj.  188(1, 
mitteüen.  lelcpponiicpe  Mitteilungen  flnb  häufig  mit  Slttaä) ; grobeniuä,  Slricgägeicpieptliepe  Bei- 
ferner  »erftänbtiep.  Ünter  fiep  unb  mit  ber  Stabt  fpicle  auS  bem  .Kriege  187071,  Spcft  6 — 8 (Berl. 
finb  bie  gortä  butep  lelegraphenfahel  »erbunben.  1902 — 1904);  Scpröter,  Die  geftung  in  ber  heu« 
3ebe  Stngriparbeit  ift  »om  Berteibiger  mägtiepft  tigen  Kriegführung  (2.  (Aufl. , baf.  1903ff.). 
balb  ju  entbeden  unb  foglcid)  ju  befcpieiten.  wetl  bieä  gcftungbfricgofpicl,  f.  Srtegäfpiel. 

bei  »orgerüdtem  Bau  fepmienger  wirb,  ©dingt  eä  gcftungälnjnrcttc,  bie  SKtltlär  lagt  rette  in  ge- 

beut Slugreifer  niept,  ber  Sertcibigungägefepüpc  $jcrr  ftungen  ober  gortä  bei  (Armierung  ber  geftung,  unter 
ju  Werben,  fo  Wirb  ipm  ber  Vluäbau  ber  erften  3u-  ber  Leitung  beä  ©amifonarjteä.  Sie  erhalten  ipr 
fantericjtellung nur  unter  fepr  grogen Opfern ntöqlicp  Material  auä  bem  geftungälajarettbepot  unb 
werben.  3.ut  Vlbroepr  beä  Sturmeä  pölt  ber  Ber«  bienen  grunbfäplicp  nur  jurBjlcge  ber  Kraulen  unb 
teibiger  feine  glanlierungägejcpüge  unb  bie  Berwunbeten  auä  ber  geftung. 
gortbeiapuitg  in  PomPenfitpem  §opträumen  bereit,  gcftuiigäinanüBcr,  übitttgctt  Pergeftungägarm* 
um  beim  Sturm  alleä  barangufepen , ben  Singreifer  fonen,  bie  ihnen  ein  Bilb  Don  ihren  DienftDcrricptun, 
jurürfjurocrfcn.  ölewinnt  er  aber  auä  ber  äunepmen«  gen  im  gaü  eineä  Bngriffä  geben  unb  fte  mit  bem 
ben  Übermacht  beä  Slttgreiferä  bie  Überjeugung,  bafi  Borgelänbe  befannt  litacpcit  (ollen,  gilt  bie  Stift- 
er bie  gortä  nid)!  wirb  behaupten  tünnen,  to  gebt  er  artillcrie  traten  umfangreiche  Vlrutierungä,  unb 
bie  pierju  ocrfiigbacen ©efepupe  auä  ber  eriten Bertei«  Belageruttgä Übungen  pinju.  Später  ging  man 
bigungälinie  ttt  bie  fepon  mbglicpft  »orberettele,  bej.  ju  gemeinfcpafllicpen  Übungen  »oit  spionieren  unb 
armierte  3t»if<penftellung,  »orwärtä  ber  Ssaupt,  guBartillerie  über,  bei  benett  Scpieffoerfucpe,  Minen, 
untwaBuitg,  fo  rechtzeitig  jurtid,  bap  (ampjfäpige  öe-  fprengungen  tc.  ftattfanben  (Öraubcnj  1873,  Hoblenj 
fepüpe  ntept  jurüdbleiben.  ®elingt  bieä  bem  Berteibi-  1880).  Suup  getrennt  füprten  biefe  Peiben  Baffen  in 
ger,  fo  wirb  bem  (Angreifer  bte  Beftpergreifung  in  beit  gefiungäbtenfliibungen  bie  ipnen  fpejicll 
ber  gortlinie  erfepwert  Werben  uttb  er  nur  langlam  .jufaUeitben  Sfriegäarbetten  auä.  Solcpe  g.  fanbeit  in 
»orwärtä  tommen  töniten.  Vlüerbmgä  wirb  aber  bie  allen  feeren  um  fo  ntepr  Beacptung,  je  utepr  neue 
Berteibigung,  wenn  fte  energifcp  gefüprt  würbe,  eine  Jhriegämittel  erfunben  würben ; man  »erfuepte  babei 
grofte  ©inbujte  an  Kampfmitteln  gepabt  haben  unb  Suftfcpiffe,  neue  Sprengmittel,  lorpebogranaten  tc. 
fornit  jejjt  in  ungttnfiiger  Sage  fein.  Der  “Angreifer  oepr  bemcrfenäwert  Waren  bie  g.  bei  'partä  unb 
(ann  ISrtap  an  Material  tc.  perangejogen  paben,  in  Ipom  1894,  “Antwerpen,  Brnfterbam , 2üneburgcr 
turjem  wirb  er  mit  überlegener  Vlrtiderie  bie  3t»iWen-  ^eibe  unb  3ngoIftubt  1895,  Brjempfl  1896.  3« 
ftdlung  angreifen,  mitunter  aud)  bie  Stabt  bombar«  neuefter  3«t  wirb  autp  auf  biefeitt  ©cbicte  baä  3“' 
bicren  tonnen,  fo  bafi  baä  ®nbe  ber  Berteibigung,  fammenwtrfen  »on  (peer  unb  glolte  geübt,  inbem 
wenn  ipr  niept  §itfe  »on  aupett  fommt,  ab jufepen  ift.  gufanterie,  gufiartillene  tc.  an  Ä ü fl  e n b e f e ft  i g u n ■ 
|2iteratur.|  Bgt.  Bauban:  Tratte  de  l’attnque  gen  perange.jogen  werben,  um  bie  VtPwepr  »on  2an- 
et  de  la  däfense  des  places  (^laag  1737,  2 Bbe.;  bungen  tc.  barjuftcUcn. 

2eib.  1740;  beutfep,  Berl.  1744,  unb  »on  ».  tSIair,  gcftungärapoit,  bie  Umgebung  »on  gefiungä, 
1770),  Tratte  de  sifeges  (1742;  beutfep,  ©otäb.  1747)  werfen,  fofent  fte  gewiffen  baulichen  Bcfcpräntungen 
unb  Traite  de  la  defense  des  places  (präg,  »on  unterworfen  ift.  Diefe  Bcfeprnnfiingen  finb  auä  mtli« 
goiffac  1769,  1795);  De  B.  (Bouämarb),  Essai  iärtfcpenörünbctt  erforbcrlicp, um  bie 'Aufräumungä- 
general  de  la  fortiiieation , l'attaque  et  la  defense  arbeiten  jur  Erjietung  freien  Scpuftfelbeä  bei  ber  Br« 
des  places  (Berl.  1798,  1803,  4 Bbe.,  mit  (Atlaä;  tttientng  ju  erleichtern.  Durcp  baä  (Hopongcfep 
beutfep  »on  Äoäntann,  2>of  1805,  2 Bbe.);  Earnot,  oom  21.  Dej  1871wirb  bie  Bebauung  berörunbftüde 


486  gefhtngäflaft 

im  griebcn  innerhalb  be«  öefamtfeftungSrabon« 
(2250  m Born  gebcdlen  fflege)  geregelt.  Er  jerfiillt 
in  brei  Sinnen«.  3m  crften  Singen  (bi«  600  m nont 
gebcdlen  ©ege)  bilrfen  (eint  maffinen  Soljngebäube 
nufgefübrt  werben,  im  jtteiten  Singon  (weitere  375  m) 
finb  gemcrbli(i)cn  ^werfen  bienenbe  gröftere  Anlagen 
(3iegeleien,  gabri(en)  unjuläffig,  im  brüten  Singen 
(weitere  1275  m)  bürfen  (eine  we[entlicf)en  ©eränbe» 
rangen  ber  Erdoberfläche  »orgenommen  werben,  bie 
Bnlage  () o £)e r , turmnrtigec  ©nuten  unb  greiserer  Bn* 
pflanjungen  bedarf  ber  Oleneljmigung  ber  SVemman- 
bnntur,  gegen  bereu  Sntfdjcibung  binnen  Dier Soeben 
Sicfur«  juläfpg  ift.  Entfd)eibung  erfolgt  enbgültig 
burd)  bie  Sieid)ärngon(ommi|ifion,  ber  nud)  bie 
©rüfung  benbiid)tigterSieunnlngen  nonEifenbnbnen, 
Sbaujfcen,  ©rüden,  Xcid)c  ic.  unterliegt.  — gär  bie 
Seid)rnn(ungen  in  ber  ©enujjung  beä  ®runbeigen* 
tum«  wirb  bei  Sieunnlngc  non  geftungen  ober  Er» 
Weiterung  beftefjenber  ©efefligungcn  naef)  SRaftgabc 
ber  ©erminberung  be«  ©emipungdwcrt«  Enlfd)äbi* 
gung  in  gönn  non  Sientcn  nuf  bie  3*ü  non  87  Soh- 
ren gewährt*  ©ei  ber  Brmterung  finbet  bie  Bbfebät* 
jung  ber  ju  befeitigenben  bnulidjeit  Bn  lagen,  ©flan* 
jungen  tc.  unb  barnuftjin  bie  EnlfcbäbigungäOennU* 
telung  itndt  Bufftebung  beä  Brmieraug«juftanbc« 
ftntt;  bn«  Sieid)  nerjinjt  bie  ju  gewährende  Entfd)ä* 
bigung  non  ber  3c<t  ber  3erftBrung  ober  Entjiebung 
ber  ©enuftung  ob  mit  jährlich  5 ©roj. 
gcituugdfMb,  f.  gef  hing,  S.  480. 
gcjtungdftrajc  (gcftung«arrcft,  geftuitgä* 
Ijaft),  nod;  bem  bcutfdjen  Strafgefeftbud)  eine  min* 
ber  jdtmere  unb  nicht  entehrende  greif)eit«jtrafe  ([ogen. 
custodia  honesta,  Sgrenbaft,  f.  Strafe),  bie  tn  grei* 
geitdentjiebung  mit  ©cauffid)tigung  ber  ©efdjSftigung 
unb  ber  2ebcn«rocife  ber  ©cfangenen  befiehl  unb  in 
gelungen  ober  anbern  baju  be|timmten  Siäumen  ju 
oerbüjsen  ift.  3»  ©reuften  toar  bie  g.  bi«  jur  Ein- 
fühntng  be«  beutfdten  UKilitärftrafgcfc^budjeS  nom 
20.  3»nt  1871  militärifdje  greigeitäftrafe  für  ®e» 
meine,  gilr  Unteroffijiere  war  mit  Serhüngung  bie* 
fer  Strafe  ftet«  Stegrabation  ncrbuitbcn.  Sie  g.  be* 
ftanb  in  Einfd)liefttmg  unb  ©efdjäftigung  mit  mili* 
tiirifdten  Arbeiten  unter  Bewachung.  Sie  in  eine 
Strafabteilung  aufgenommenen  geftungSfträflinge 
blieben  Solbaten,  ber  Si«jiplinarftrafgeioaIt  unter* 
Wotfen  unb  mufften  bie  Sauer  ber  Strafjeit  fpätcr 
nadtbienen.  Sie  geringfte  Sauer  ber  Strafe  war 
3 Sonate.  3ctt  ijt  an  ihre  Stelle  Sefängni«  ge- 
treten. Sie  härtefle  gorm  ber  g.  War  ehedem  bie 
geitung Bbauftrafe  (f.  ©augefangene). 

gcftiutgdfhftcm  (©efcftigungäfgftem),  bie 
Anlage,  ©auart  ber  geftung  (f.  b.). 
gcftungdtclegraphic,  f.  SKititärtelegraphie. 
g-cftuttgdtriippcn,  für  ben  Sienft  in  geftungen 
beflimmte  I rappen,  in  ber  Siegel  au«  gelb*  unb  ©e* 
faj)ung«truppen  jufaminengefcftt  unb  erft  bei  ber  Br* 
mterung  ben  geftungen  jugeleilt(f.  gc[tung«(ricg).  Sie 
iur  Sefafjung  bestimmten  Sruppen  müf|en  fiel)  rafd) 
mit  bettt  Sienft  m ber  betreffettben  geftung  belanut 
utadten.  Siujjlanb  hat  befonbere  g.  fdjon  im  grieben. 
grcftimgotiicrccf , f.  gcftung«gnippe. 
gcftuel,  1)  'Di.  ©orciu«,  tönt.  üanbpflcger  nott 
©aUiftina,  60—  62  tt.  (Ihr-,  9iad)folger  be«  geitp,  ner* 
fudjtc  wiebec  gut  ju  machen , wa«  biefer  ncrfd)ulbct. 
(Ir  oerhörte,  faum  in  ber  ©roninj  angelangt,  ben 
Bpoftcl  ©aulu«  unb  ließ  ihn,  ber  an  ben  ffiatfer  ap- 
pelliert unb  feine  Übcrjcugung  mannhaft  nor  ber  Sie* 
gierung  nertreten  hatte,  ttadj  Slom  abfiiprcn  (Bpoftcl» 
gefd)id)te  21 — 27). 


— geföüge. 

2)  Sejtn«  ©ompeju«,  röitt.  ®rammati(er,  niel- 
leicht  im  2.  3al)rh-  n.  (Ihr. , machte  nud  be«  ©erriu« 
glaccu«  (f.  b.)  grofjent  grammatiid)*  anliquarifeben 
Sammelwerl  *De  verbornm  siguificatu*  einen  wie 
ba«  Original  alphabelifd;  georbueten  Bu«jug  in  20 
Suchern,  non  bem  wir  letber  nur  nod)  bie  jweite 
tpälfte  (M — V)  in  trümmerhafler  öeftait  unb  einen 
bürftigen  BuSjug  be«  fflanjen  non  einem  ©rieüer 
©aulu«  au«  Sfarl«  b.  ®r.  3«it  beft peit.  Sraftbem  ftitb 
biefe  Überrefle  non  hobtm  Scrt  burd)  ben  Sieidttum 
an  grammatifchen  unb  amiquarifd)en  Slotijen.  Stäupt» 
audgaben  non  St  0.  SKüdcr  (Seip  j.  1838)  unb  Xbero» 
rcwl  be  ©onor  (©ubapeft  1889 ft-),  ber  auch  einen 
pf)otograpt)ifd)en  Bbbrart  ber  emjtgcn  franbiebrift 
heraudgah  (»Codex  Festi  Farnesiauus  XUI  tabulis 
expressus*,  baf.  1893). 

3)  g.,  röm.  §iftoriter,  fd)rieb  um  370  n.  Ehr.  für 
ffiaifer  ©alend  ein  bürfiiaed  »Breviarium  rentm  ges- 
tarum  populi  romani*  (hr«g.  nongörfter.SSien  1874, 
unb  non  Sagner,  ©rag  1886). 

geftjüge,  feftliche  Schauftellungen  ju  Ehr«*  hon 
®öttern,  tperrfdjern  unb  fiegreidicn  Sielbon,  waren, 
Wie  bie  äghptifchen  unb  babtjlonifcb-affbnfcben  Sen(» 
ntäler  bejeugen,  fdion  im  früheften  Bltertum,  befon* 
ber«  im  Orient,  üblid).  Sen  gottedbienftlidien  gefl- 
jügen  bienten  befonbere,  auf  bie  Sernpcl  fiibrenbc 
Straßen,  bie  in  Ägypten  non  Sphinpen  unb  ©Jtbbem 
eingefaßt  Waren,  einer  ber  benihtnleiten  g.  bed  Blter* 
tum«  war  ber  ju  Ehren  ber  Btljcna  non  ber  gefam* 
ten  ©eoölterang  Bthen«  am  lebten  Sage  ber  grofeen 
©anmhenäen  (f.  b.)  neranftaltete  (am  EeHafnc«  be« 
©arthenon  bargeftcllt,  f.  Safel  »©ilbhauerlunfl  III«, 
gtg.  7).  3Kit  größter  ©rndit  würben  bie  g.  unter 
Btepanber  b.  ®r.  (Einjug  in  ©abglon,  bargefteltt  nott 
Sljorwalbfen,  f.  Safel  »©ilbhauerlunfl  XIV *,  gia.  3) 
unb  unter  ben  ©tolcmäeru  au«geflottct,  bie  jur  ©er* 
herrlichung  ihrer  eignen  ©erfonen  bienten.  3hr(1" 
'üiufter  Würben  fpätcr  bie  Sriutnphjüge  nachgebilbet, 
mit  benen  bie  Siömerihre  ftegreid)  hetmtehrenben  gelb- 
herren  ehrten  (Sarjtettungett  auf  bem  ©ogen  bed  Si* 
tu«  [f. Safel  »fflübhauerfunfl  VI«,  gtg. 7],  Septimiu« 
Seucru«  u. Sfonftantin  in'Jiom  j'Ilähere«  f.Sriumph). 
Buch  ju  ©cginn  gewiffer  Spiele  im  ßircu«  SRapimu« 
ju  Siom  fanden  g.  flatt,  bie  fid)  nom  Stapitol  burd)  bie 
Stabt  jum  3<r(ud  bewegten.  3«  ®h)anj  würben  g. 
mit  hefonber«  großem  ©rauf  oeranjtaltet , unb  auch 
Währenb  be«  ganjen  HJtittelalterd  bi«  in  bie  neuere 
3eil  Waren  fte 'fefjr  beliebt,  bie  (irdjlichen  foWohl,  bie 
fid)  an  ben  gefttagen  jwifchen  ben  einjclnen  öotted. 
häufern  bewegten,  al«  bie  weltlichen,  non  benen  fid) 
namentlich  bie  junt  Empfang  ber  beutfdien  ffiaifer 
non  graften  unb  deinen  Stiibten  neranilallcten  oft 
burd)  böd)fte  ©radjtentfaltung  au«jeid)ueten  (Einjug 
Sfarl«  V.  in  Bntwerpen,  non  Sürer  in  feinen  Sage* 
büchem  erwähnt  fngl.  geftbeloration],  Einjug  tmb 
Srönungdjug  Jtai|er  3ofepl)d  II.  in  gnmlfurt  a.  SK., 
non  Woethe  in  »Sichtung  uttb  SBahrhcit«  gefd)i(bevt). 
greie  Schöpfungen  (ün|tlerifd)cr  ©fjantafte  finb  ba* 
gegen  ber  Sriumphjug  Eäfard  non  SKaniegna  (f.  b.) 
unb  ber  Sriumphjug  Kaifer  SRapimitian«,  auf  beifen 

ScfteBung  jur©erherrlid)ung  fcincr©erfon  nod)  3eid|* 

nungcu  non  Sürer,  ©urglmaier  u.  a.  in S)olj  gefchnit* 
ten.  Buch  in  3talien  fpielten  g.  im  15.  u.  16.  gafjrh- 
eine  arofte  Siolie,  in  elfter  Sieihc  bie  gronteidinam«» 
projeifionen  unb  bie  g.  beim  Einjug  unb  hei  wod)* 
jetten  fürftlicher  ©erf  onen,  aber  auch  bei  Ceichenfeient. 
E«  gab  befonbere geftfünftler,  bie  non  Stabt  ju  Stabt 
henemreiften.  Bu«  bem  1 7. 3afjrf)-  ift  burd)  feine  (iinft* 
lerifche,  non  Buben«  geleitete  Buöftattung  berühmt 


487 


geftäpttuä 

btt  Smjug  bed  Rarbinalinfanten  {jtrbiitnnb  in  Sint- 
mcrpen  ( 1635,  Dgl.  Scflbeforatiou).  3m  19-  3aljif). 
[amen  btt  5-  befonberd  butd)  bit  in  btn  1850er  unb 
1860er  Jahren  Dcranflalteten  luraer»,  Sänger-  unb 
Sdjüpenfefte  Bieber  in  Aufnahme,  unb  feil  1870 
haben  Re  aümäblid)  einen  foldjen  Siaum  im  öffent- 
lidien  Leben  eingenommen,  bafs  [ein  bijrrnft ifcfjeß  ober 
patriotifebed  S‘P , (ein  Stabtjubilaum , (ein  (Erntne- 
nmgdjejt  an  ein  bcbeulfameb  gefd)id)tlid)ed  Greigmd 
ohne  Seftjug  Dorübergebt.  ®d  gibt  fogar  Sefdjiifle, 
bie  fid)  lebiglidj  mit  ber  Lieferung  aller  ju  Seftjügcn 
nötigen  Kopuine,  Säaffen,  Lüftungen,  $jcrbtgcjcl)ir- 
reu  unb  fonftigeuSiequiftien  befaffen  (S-  u.  Sl.SDirin- 
ger  in  Kündjen).  (Eine  alte  Spejiaiilät  ber  S-  finb 
bie  ftameBaldfeftjflge  (mit  befonbenn  ffllan)  in  Köln 
unb  SRainj  Beranftaltct).  Sion  ben  (jiftorifdien  fjeft- 
jügen  ber  neuem  ,»Jeit  Baren  Bon  berBorrngenbcr 
tünjtlcrijcbcr  Sicbeulung  ber  jur  SioQmbung  bed 
Somd  16.  3>ej.  1880  in  Köln  Beranftaltetc  uub  ber 
junt  SOOjäbrigen  Jubiläum  ber  Uniberfität  Deibel- 
berg  (Sluguft  1886).  Siicie  ber  neuem  S-  (mb  au<b 
in  (il)Otograpl)i|d)tn  unb  anbem  Siadjbilbungtn  für 
bie  (Erinnerung  aufbemabrt  Borben.  Sigl.  j.  S). 
3audlin  u.  Sit) u f , Sllbum  bed  bifloriidjen  3ugcd 
jur  400jäbrigcn  Jubelfeier  ber  Sd)tad)t  bei  'IRurtcn 
1876  (S)cm  1877);  Stablin,  SRafartd  Seftjug  ber 
Stabt  Kien  (Säien  1879);  fculbigungdfeftjug  ber 
Stabt  Säien  jur  freier  ber  filbemen  üoiieit  bed  Rai- 
ferpaared  (baf.  1881);  § et)  berget  u,  Sü&len,  5eft- 
jug  jur  Siolienbung  bed  Ulmer  SRünfterS  (111m 
1890) ; 0öp,  Jubiläumdfeftpg  jum  70.  öeburld- 
tagc  bed  ©roj)b*rjogd  gricbrid)  Bon  Siaben  (Sarlär. 
1866);  Säiefe  u.  Scf) u I fj , fciftorifdjer  Seftjug  jur 
300jäl)rincn  Subelfcicr  ber  SReuftabt  $janau  (ifjanau 
1897).  S.  aud)  Skojefjion. 

Stell, Jhfluä,  in  ber  d)rifllid)en  SVirtije  eine  8Reil)e 
Bou  Sonn-  unb  gefttaijen,  bie  fid]  an  bie  brei  grofsen 
Sefte  (Säeif)nad)ten , Ditem  unb  ilijingfien)  atifdjlie- 
Ren;  f.  Seite , S.  463 f. 

Set,  Sl.,  Slfeubomjm  bed  ruff.  3}id)terd  SIfanafftj 
Slfanadjcmilfd)  Sebenfdiin  (f.  b.). 

Sctaii  (gt an),  Cufthirort  im  (cfjwcijer.  Kanton 
©raubünben,  im  Unterengabin,  Siejirf  3nn,  1648  m 
ü.  SR.,  400  m über  bem  3nn  unb  bem  Rurfimid 
larafp  gelegen,  mit  asoo)  399  mcift  protefiantifeben 
unb  roman.  Ginmofmem. 

Fdte  (franj.),  Seft;  F.-Dieu,  Sronlciebnamdfeft. 

Setcfei  (Setcfdjti),  Ort  im  rumin.  Streife  3«lo- 
mija,  an  ber  Siorcea,  Rnotenpunft  ber  Staatdbabn* 
linien  S)ufareft  - S ■-  Sidjemawoba  - Gonftanja  unb 
S.-Saurei;  bie  SBerbiitbung  jmifd)en  S-  unb  2fd)er- 
naBoba  Birb  but  d)  cineSiriitte  über  bie  Siorcea,  einen 
Hamm  unb  Siiabult  über  bie  3ufel  Sialta  unb  eine 
grofiartige  3)onaubriidc  bei  JfcbemaBoba  bergefteHt. 

Scti,  $ outcnico,  ital.SRaler,  geb.  1589  iti  Siom, 
geft.  1621  in  Sienebig.  ftubierte  bei  Gigoli  unb  begab 
lief;  bann  auf  Seranlaffung  bed  $erjogd  Serbinaub 
©onjaga  und)  SSantua,  Bo  feine  $>auptBerfe  entflan- 
ben,  baljer  SRantuano  genannt.  S-  Bär  ein  Slatu- 
ralift,  ber  fid)  in  ber  SX'rbfjeit  ber  Sluffaffung  an  Ga- 
raoaggio  nnleljnte;  in  SRantua  fudjle  er  ©iulio  ilio- 
mano  nad)jualjmcn,  mäbrcnb  er  in  Sienebig  ben  Sic- 
nejianem  uad)eifertc.  Seine  Siebanblung  bat  etBad 
Säaflofeä  unb  copeiiged;  fein  Kolorit  i|t  bidmeilen 
triftig,  häufig  aber  burd)  fcbBarje  Schatten  unan- 
genehm.  3"  SRantua  (befonberd  im  ®om)  befinbett 
fid)  feine  fcauptBerfe,  teiid  in  Öl,  teild  in  Sreäfo; 
anbred  beioaliren  bie  Valerien  ju  Sielerdburg,  Säien, 
Siarid,  SRtindjen  unb  Siredben. 


— 

Srctlalcn  (Fetiales),  bei  ben  Kömmt  ein  aud  20 
lebendlänglieben  SRitgliebem  bohlten  Stanbed  be* 
jtebenbed,  bureb  Kooptation  fid)  ergänjcnbcd  ilolle- 
giutn  mit  ber  Aufgabe,  bei  Sonfliften  mit  anbem 
Siöltem  ®utaditen  über  Krieg  unb  Stieben  ju  ertei- 
len, perfönlid)  Wemigtuunq  ju  forbern  ober  ju  geben 
burd)  Sludlieferung  bed  Sdjulbiaen,  im  Stamm  bed 
Staated  Krieg  ju  ertlären  ober  Verträge  unb  Stieben 
ju  fdiliefeen.  tjur  Sorberung  Bon  ©enugluung  gingen 
gcBöbnlid)  Bier  S-  an  bie  Brenje  bed  belreftenben 
Siolfed,  Bon  benen  einer,  ber  pater  patratus,  ber 
Spretber  Bor,  ein  onbrer,  verbeuarius,  auf  bem 
Kapitol  gepfliicfte  unb  bie  (SScfanbtftbaft  unBcrieRlid) 
madjenbe  heilige  Kräuter  (verbeuaei  auf  bem  Stopfe 
trug.  Gefolgte  bie  ISenugtuung  nach  einer  beftimm- 
ten  Stift  nidjt,  fo  erflärtc  ber  pater  patratus  ben  Krieg, 
Bobei  er  über  bie  ®renje  einen  blutigen  Speer  ind 
feinblitbe  ffiebiet  Barf.  (seit  bem  Kriege  mit  SJijnbud 
faub  biefe  Zeremonie  am  Stempel  ber  SMloita  (f.  b.) 
ftatt;  ber  [ommanbierenbe  Selbberr  überbradite  bie 
Kriegdertlärung.  ©ei  SJerträgen  unb  Sriebendidjtüf- 
fen  tötete  ber  pater  patratus  ein  Sduoein  mit  einem 
im  Sempet  bed  Jupiter  Seretriud  nufbeBabrten  Stie- 
fel, inbem  er  Jupiter  anrief,  bad  römifdje  Sfolf  ebenfo 
ju  fd)lagen,  falld  ed  treubrüchig  merbe. 

Scticren  (franj.),  jemanb  feiern,  einem  ju  (Ehren 
Sefllid)lciten  (Selen)  oeranftalten. 

Sctid  ((pr. .«*1,  Sran(oid3ofeph,  Hin fi (gelehr- 
ter, geb.  25.  'JRiirj  1784  ju  ÜKond  m SJelgien  ald 
cohn  eined  Organi|ten,  geft.  26.  SRärj  1871  in  S)rüf- 
fei,  Bar  1800 — 1803  3d)üler  bed  SSanfer  Konferoa» 
toriumd  (9iet),  ©oielbieu,  Sirabtjer),  unternahm  bann 
Slubicnteifen  in  Seutfdjlanb  unb  Italien,  ntad)ie  eine 
reicht  Beirat  (1806),  bie  ihm  erlaubte,  ganj  feinen 
Stubien  ju  leben , oerlor  aber  fein  SSermögeu  burd) 
ben  8)aiurott  feiued  Slanlicrd  unb  jog  fid)  infolge* 
befien  aufdfianb  (ind  Scpartemcnt  bei  vlrbcnntn)  ju- 
riid,  bid  erl813jumOrganifteit  unb  SSrofcffor  ait  ber 
3Ruft(fchuleju$ouai  berufen  »arb.  1818begaberftch 
Bieber  nad)  SJarid,  Burbe  1821  jum  Kompofiliond- 
lehret  unb  1827  baneben  jum  SJibliothefar  bed  Kon- 
feroatoriumd  ernannt  unb  entfaltete  mm  eine  auffer- 
orbentlid)  fruchtbare  Siitigfeit  ald  Sehrer  unb  Sor* 
fcher,  hielt  öffentliche  SSorle)  ungen  über  SRuftf,  oeran- 
ftaltete  h>|torifd)e  Ronjertc  unb  begriinbete  1826  bie 
»Eevue  musicale« , bie  halb  burd)  ihre  (öebicgenljcit 
bie  einjlu^reichfle  SRufttjcitung  Burbe.  Sanebeu 
fchrieb S- nod)  bieSRufifreferate  für  ben»Temps«  unb 
• National«  unb  f!iegj<hnell  ju  hödjilem  Slnuhen,  jo 
baff  er  1833  an  bie  Spijje  bed  ju  rcorganifierenben 
©rüffeler  Konfernatoriumd  berufen  Burbe , bad  un- 
ter ihm  (ich  jum  Üiiualen  bed  SJarijcr  auf|d)Bang. 
©Icichjeitig  würbe  ihm  ber  Sfang  emed  lönigiidjcn 
^offapedmeifterd  Berliehen.  Sie  5-’  SRuljm  bauernb 
Bahrcnben  ^aupimetfe  finb  feine  »Biographie  uni- 
verselle des  musiciens  et  bibliographie  geudrale  de 
lamusique«  (SJrüffel  1837—44, 8 S)be.;  2.  umgearbei- 
tete Sluflage,  baf.  1860—65;  Supplement  Bou  SJou« 
gin,  Ssar.  1878 — 80,  2 ©be.),  bad  umfaffenbjte  bio- 
graphifd)e  Xonlünftlerlepifon  bid  auf  ben  heutigen 
itag,  unb  feine  Iciber  nicht  bcenbele  »Histoire  gtnö- 
rale  de  la  musique«  (©b.  1 — 4,  SJrfiffel  1868  75; 
©b.  5,  SSar.  1876,  bid  jum  15. 3abrbunbcr!  rcidienb). 
^ohed  Slnfehcn  gmiefjen  auch  feine  theoretifchen  Lehr- 
bücher, befonberd  ber  »Traitä  complet  de  la  theorie 
et  de  la  pratique  de  l’harmonie«  (©rüffel  1844, 
11.  Siufl.  1876)  unb  ber  »Traitd  du  coutre-point 
et  de  la  fugue«  (ißar.  1825,  2.  Stuft.  1846),  fomie 
bie  praftifdjen  Lehrbücher  ber  Harmonie  (baf.  1824, 


488 


gctifd)i$muä  — gelte. 

oft  aufgelegt)  unb  beS  BartiturfpicIS  (1829).  Sffocf)  Schulde,  Ter  g.  (Seipg.  1871);  StoSfoff,  TaS 
febrieb  er  lind)  eine  Glcmeittargefanglepre,  eine  Ber*  i)leligion8roclcnbcrnieberftcn9laturnöIfer(baf.  1880); 
gleiipenbc  SUnDicriebule  (»Methode  des  methodes«,  Baftian,  Ter  gctitd)  an  brr  Stifte  ©uineaS  (Bert. 
Brüffel  1837),  eine  Bergleicpenbe  öefangfcpule  1884);  Baubin,  Fbtichisme  et  f'eticheure  (Sqon 
(1840)  !C.,  ein  Sehrbuch  beS  ©rcgorianifchcn  ©efangS  1884);  ©.  SBagner,  Tic  peibnifepen  ffulturreligio* 
fotoie  eine  Beenge  Heiner  piftori)cher  unb  äftpctifcher  uen  unb  ber  g.  (iieibelb.  1899).  — 3m  pfpchintrtfd)cn 
Stubien.  BIS  Sfomponift  bewies  er  auf  allen  ©ebieten  Sinn  ifl  ff.  ein  abnormer  Trieb  bei  jerualpattiologiict) 
©efdjirf  unb  Soutine  (7  Opern,  8 Spmpponicn,  Slam*  Beranlagten  Wenidien,  ber  eine  llrt  Umwanblung  beS 
luenuuiifiocrle  aücrllrt.  Manierfonaten.  Sfieffcn,  3te>  ©efcpleeptStriebeS  norjleUt,  iufofent  fid)  ein  baS  3»' 
quiem  ic.),  fam  aber  bamit  (tbcrWdjlungcscrfolge  nicht  ftanbefontmen  bergefchleebtliebcn  Erregung  urfprüng* 
hinaus.  — Bon  feinen  beiben  Söpneu  hat  |td)  ber  lid)  nuruntcrjlügenberBorgang  fchlieBlicbgurSiaupt- 
ältere,  Ebouarb  SouiS  gran(oiS  ff.  (geb.  12.  fache  umgeftaltet  unb  ohne  Bcrbinbung  mit  eigent* 
'JHai  1816),  feit  1838  Äonferoator  ber  tömglicpcn  liehem  ©cftplecbtSnerfehr  Befriebigung  herbcijujüp* 
Bibliotpef  ;u  ©nlfjel,  als  Schriftfleller  (»Les  musi-  reit  oermag.  3»  ber  Siegel  finb  Stiefel  unb  Schuhe, 
cieus  beiges«,  Brüffel  1849,  2 Bbe.;  »Les  artistes  Tafcpentficper  unb  3öpfe,  »ab  groar  meift  gang  ohne 
beiges  & l'etranger«,  baf.  1857— 65, 2 übe.,  u.  a.),  Beziehung  gu  einer  beftimmten  Berfon,  imftanbe. 
ber  jüngere,  Eugene  ff.  (geb.  20.  Bug.  1820  in  berartigen  Seibenben  eine  höhere  Befriebigung  gu  ge* 
Brüffel,  geft.  20.  B(ärg  1873  in  Baris),  als  ftlaoier*  wahren  als  eine  Icbenbe  Berfon.  GS  werben  infolge* 
fpicler  unb  Slompouiit  befannt  gemacht.  beffen  unb  gmar  oft  in  arojjer  SWengc  berartige  ®e* 

gctiftpiSmuS,  Verehrung  iopcr,  für  bcfeelt  gel*  genftänbe  non  ben  ff  etilchiften  geftoplen,  bie  meift 
tenber Stunjtgebilbe.  TaS SBort  ff etifcp,  butd) ©ui*  bem  männlichen  ®efchled)t  angeboren.  Bgl.  Bert* 
neafahrer  nutgcbrndtt  unb  feit  bem  17.  u.  18.  Snprp.  ppantor,  Ter  ff.  (Bert.  1903). 
in  ben  (formen  Fitiso  (in  Rappels  »SSunberbarer  gctifipmann,  f.  ffetifchiSmuS  u.  SchamaniSntuS. 
ÜBelt«,  1706) unb  Fttisso  gebraucht,  flammt  non  bem  ffclidläm,  gef  lang,  f.  Stlabowo. 

fiortuaiefijchcii  feitifo  (»Qauber«)  her,  nout  lateini*  F.  et  M.  (aud)  Fisch,  et  ilcy.),  bei  Bungen- 
epen  facticiua  (»fünjttid)  gemacht«)  abjulciten,  wo*  namen  Ulbfürgung  für  ff.  E.  S.  non  ff  i f d| e r , geb. 
mit  bie  tßortugiefen  bie  ©ö'jen  ber  Sieger  am  Senegal  1782  m fyilberftabt,  geft.  1 854  als  Brofeffor  ber  Bo* 
begeiepneten , bie  fie  fcf)r  treffenb  mit  Ütmuletten  ner*  tanif  in  BeterSburg.  imtffifcpe  unb  norbamerifanifchc 
glichen.  Seit  bem  Erfcpeinen  non  Te  BroffeS  »Culte  Bflangen.  — Mcy.,  f.  b. 

des  dieux  fätiches«  (Bar.  1760)  aber  nannte  man  ffett  peifjen  Settern  unb  Siitien  mit  breitem  Trud* 
alte  in  ben  Balurrcligioncn  nergötterten,  ftitnlirf)  an*  flächen  als  bie  gewöhnliche  Sdjrift,  wie  bie  Settern  beS 
fd)oulichen  ©egenftänbe  ffctifdje  unb  oerftept  bemnad)  Stichwortes  »ffett«  inbiefcm?trtitei.Bgl. Schriftarten, 
unter  ff.  eine  niebere  ftulturfornt  (UnhitiSmuS,  gettapi  Cgapja),  perf.  Tichter,  auS  Biftpapur 
f.  b.),  bie  an  ein  Sopnungnepmen  übcrfinnlicpcr  SBe*  gebürtig,  ftarb  1448.  3art  unb  finnig  ift  fein  Heiner 
fen  in  bagu  bereiteten  B»ppe><  »•  bgl.  fotoie  fchü(ien*  allegorischer  Siotnan  »Husn  u Dil«  (»Schönheit  unb 
beS  fflirten  für  ben  Bcfipcr  biefer  ©ebilbe  glaubte.  §erg*,UonToorcif  herausgegeben  unb  überfept, SBicn 
Tie  ffettfdje  werben  non  ff  etifchmännern,  b.  p.  1889, SipungSbericpte  ber Ültabemie).  Tagegen  leijtet 
Schamanen,  gemacht,  unb  bie  £>aupltunft  befiehl  alfo  ber  Wulor  baS  llnglaublipfte  in  Sortfünilelei  in  fei* 
in  ber  §ineinlorfung  beS  SdjupgeifteS.  ffnibet  ber  nein  »Schebist&n-i  chnjM«  (»Sd)Iafgemadj ber Bh‘1n' 
3nhaber,  baß  berffetifd)  nicht  ben  non  iptn  gehegten  tafic«),  einer  illrt  non  Gngtjllopäbic  beS  menjchltChen 
Erwartungen  entfprid)t,fo  gibt  er  ipn  jugunften  eines  SebcnS,  beffen  erfteS  Slapilel;  »Born  (Mlauben  unb 
itärtern  ffetifd)es  wieber  auf.  Tapcr  bc|ipt  mancher  3Slam*.  bon  Gtpö  ncröffentlicht  mib  überiept  würbe 
fetlbe  Scharen  non  ffetifepen,  bie  er  unb  feine  Bor*  (Scipj.  1868).  ff.  pinterliefs  auch  einen  »Tiwan«. 
fahren  gcfaminett, non  benen  jeher irgmb einen Tienft  ffrcttamincr  (Ortolan),  f.  Vlmmem. 
geleiftet haben foü, unb  benen  allen  er  feineBereprung  gettauetjer  (ff  etttaucher),  f.  Bmguin. 
bejeigt.  Tie  ffctifdje  finb  oft  bie  unfdiembnrjteu  Stiei*  ffettbaum,  oftafrifanifchcr,  f.  Allaublackia. 
nigtciten,  wie  mit  ©am  umtounbene  9lägel,  rote  Ba*  ffcttbilbuug,  f.  Ernährung,  befonberS  5.  57. 
pageienfebem,  'dKenfchenpaare,  ein  Topf  mit  Erbe,  in  ftcttblumc,  f.  Caltha. 
ber  eine  Srapnenfeber  ftedt,  u.  bgl.  (»gl.  Tafel  » Slfri»  ffettbniic  (Clbrüfe),  f.  Bürgel, 
tanifdie  Stultur  I«,  ffig.  24  u.  25).  Trohbem  ift  in  {fette,  eine  ©ruppc  non  ßörpern,  bie  bitrcp  ipre 
ber  jtütleeineSffetifdianbcterSberTifch  unb  baS  Säger  pppfifalifcpen  unb  (pcmifiben  Eigenfcpaften  fdjarf  epa* 
für  benffettiep  bie  tf>auptfad)c.  Mlud)  werben  ipm  oft  rattcrifiert  finb,  ca.  76,s  Brog.  Koblenjtojf,  12  Bto.v 
morgens  unb  abenbS  Opfer,  in  Sitlcp.TabahiRum  ic.  Safferftoff  unb  11,5  Brog.  Sauerftoff  enthalten  unb 
beflepenb,  bargebracht;  man  fpriept  mit  ipm  wie  mit  tu  ben  nerbreitetften  unb  wicptigftenBeflanbteilen  ber 
einem  ffreunb,  fteüt  ipn  alS  idäcpter  auf  bie  ffelber  Bflangen  unb  Tiere  gepören.  Sicrtnb,  wenigftenS  in 
unb  ruft  ipn  in  ber  ©efapr  laut  unb  emitlicp  Spuren,  tnopl  in  jebeui  Bflanjengewebe  unb  in  aQcn 
an.  Tem  eigentlichen  ff.  tiape  nerwanbt  ift  bie  Ber*  tierifepen  Organen  enthalten  unb  finben  fiep  auch,  mit 
epruitg  nonTieren  unb Bflangen.beren  fcpäblicpe  ober  ‘iluSnapme  beS  normalen  JiamS,  in  allen  tierifepen 
nüplidje  SSirfung  ber  Baturmenfd)  pöpem  fie  beperr*  fflüfftgleiten.  TaS  Bflanjenfett  finbet  fiep  im  3»ncm 
fepenben  unb  bewopnenben  ©elftem  jufepreibt,  welcpe  ber  3eKe  unb  lommt  faft  ftetS  im  ©ewebe  eingefcplof* 
bie  Sieger  SBongS  nennen.  Bei  ben  norbatnerifani*  fennor.  3»  größerer  Bicnge  tritt  eS  in  Samenlappen 
fepen  3nbianem  wäplt  fiep  jeber  ein  ipm  wäpreitb  ber  unb  Samen,  bei  ben  Dlioen  im  ffrucptfleijeh  auf.  3m 
BubertiitSgeremonieh  (f.  Bubertät)  im  Traum  er*  tierifepen  Organismus  geigt  fid)  baS  Seit  gewöhnlich 
fepeinenbes  Tier  als  ffetifcp  ober  Totem  (f.  b.),  baS  in  eignen  3eUen  einaefcploffen,  in  größerer  ®enge  im 
er  pinfort  niemals  töten  ober  oerfpeifen  barf,  wieber  Bmbeqewebe,  im  llntci  pautgeügewebe , im  Sieg  ber 
Vigpptcr  beS  BltertnmS  baS  für  feinen  Tijtrift  gebet-  Baudtpöple.in  ber  Umgebung  ber  Bieren,  imjtnocpen- 
ligte  Tier.  Taft  fid)  auch  ■»  bie  monotpeiftifepen  Sie*  unb  Slernenmart,  im  ©epint,  tn  ber  Seher  unb  in  ber 
ligioncn,  fclbft  in  baS  Gpriftentum,  g.  alS  Süeft  Biilcp , patpologifcp  in  ber  fogen.  gcttgefcpwulft  unb 
oberjRüdfall  eingefcplicpen  pat,  ift  befannt.  Bgl.gr.  bei  ber  fettigen  Tegeneration  ber  nerfepiebenen  ©ewebe. 


489 


Jette  (pflanglidje  unb  tierifche). 


ÜJtan  gewinnt  bieSflangfnfette  aug  bem  will  filterten, 
bisweilen  erwärmten  Siolimaterial  burd)  'greifen,  audt 
bunt)  'ilusfodjen  mit  ©aifer  ober  burd)  Extrahieren 
mit  flöfungsmitteln  beS  getteä,  wie  Sdtmefelfolilen- 
ftoff,  Bengm,  Äther.  TaS  ertraf)ierte  gett  ift  oft  fel)r 
rein,  baS  gepreßte  enthält  meift  Euoeißlörper  uitb 
Schleim  unb  wirb  burd)  Vlbfcßenlaffen  unb  Beßan» 
beln  mit  einer  geringen  SKenge  longentrierter  Sdjwe- 
felfaure  gereinigt  (raffiniert),  and)  burd)  Sonnenlicht, 
Tierlohle,  SBänite,  djromfaureS  Sali  k.  entfärbt  (ge- 
bleidjt).  lierifdjc  g.  gewinnt  man  burd)  Sreffcn, 
meift  aber  burd)  AuSfchutelgen  and  ben  ©ewebcit,  mit 
ober  ohne  3ufaß  »on  Säaffer.  Sgl.  Sette  unb  Öle 
liefembe  Sjlattgen  unb  Tiere. 

Sie  g.  ltnb  bei  gewöhnlicher  Temperatur  ftarr 
(Talg),  Weid)  (Butter,  Scpmalj)  ober  ftfiffig  (Öle) ; 
reine  g.  ftnb  färb-,  gerud)-  unb  gefdjmadloä,  bie  tn 
ber  Statur  oorfommenben  g.  finb  aber  oft  burd)  Bei- 
mengungen gefärbt  unb  befißen  cigentümlicben  (Se- 
md) unb  (Sefdjmact  SHeitic  g.  reagieren  neutral,  finb 
leidjter  alb  Baffer,  triftollifieren  meift  in  Schuppen, 
löfeit  fich  nicht  in  Baffer  unb  Werben  Don  bemfeiben 
nicht  beneßt,  lönnen  aber  barin  bei  (Segenwart  fd)Iei- 
miger  Stoffe  äußerft  fein  »erteilt  werben  unb  hüben 
bann  eine  Emulfion  (f.  b.).  Sie  ftnb  läetlid)  in  ')l!!)er, 
Schwefeltohlenftoff,  Bengin,  manche  auch  in  SUfotjol ; 
fte  geben  auf  Sapiet  einen  bleibenben  gtttfled;  alle 
fdjmelgen  unter  100Q,  erftarren  bei  einer  unter  bem 
Schmeljpunft  liegenbeit  Temperatur,  nehmen  biswei- 
len nur  fehr  langfam  ihre  urfprüngliche  $>ärte  wieber 
an  unb  fdmtelgen , folange_  fte  weid)  finb , fehr  »icl 
leichter.  Sie  ftiiffigen  g.  (Öle)  erftarren  meijt  unter 
0°,  fleinöl  erft  bei  — 27“.  Alle  g.  fmb  nicht  flüchtig, 
fte  beginnen  bei  etwa  300°  unter  3erfcßung  gu  fteben 
unb  gebot  bei  höherer  Temperatur  flüfftge  unb  gas- 
förmige 3erfeßungsprobutte,  »on  betten  baS  bie  Bugen 
ju  Tränen  reijenbe  Atrolem  befonbcrS  d]arafterijltfd) 
ift.  Bei  (tarier  Erßißung  an  ber  fluft  entgiinben  ftd) 
bie  g.  unb  »erbrcntten  mit  leuchlenber,  rujjcnber 
glamme.  Seine  g.  halten  (ich  on  ber  fluft  mehr  ober 
weniger  lange  unoeränbert  ober  »trodneu«  unter  Auf* 
nähme  »on  Sauerftoff  ein  (troefnenbe  Öle),  unb  gwar 
erfolgt  baS  AuStrodncn  um  fo  fchnetlcr,  je  uodflän- 
biger  Schleim  unb  (Simeiftftoffe  abgefchiebcn  worben 
waren,  wdbrenb  bie  nicht  Irodnenben  g.  an  ber  fluft 
unb  am  flicht  (d)nell  Sauerftoff  aufnehmen  unb  unter 
Bilbung  flüchtiger  fetter  Säuren  rangig,  übelriechenb 
unb  übcljchinecfenb  werben.  Tag  lliangigwerben 
erfolgt  niemals  bet  8bfd)lufj  ber  fluft,  bei  Zutritt  ber 
fluft  aber,  wie  cS  fd)eint,  auch  nur  unter  ber  Entroir- 
luiig  beS  flicßteS.  Verunreinigung  beS  gettcS  mit  Ei- 
weißförpern  begiinftigt  baSSRangigwerbcn.  Bei  feiner 
Verteilung  ber  g.,  Wenn  g.  B.  ffiewebe  bamit  getränft 
ftnb,  fann  bie  Saucrftoffabforption  fo  energtfd)  »er- 
laufen, bafs  bie  babei  entwidelte  Bärme  gur  Selbft- 
enlgünbuttg  hinreicht 

Tte  in  ber  'Jicttur  oorfommenben  g.ftnb,  abgefehen 
»on  Verunreinigungen,  wie  garb(ioffe, Eiweißtürper, 
riechenbe  Subftangctt  :c.,  ©emifetje  »on  einfachen  get- 
tett,  unb  bie(e  verfallen  beim  Behattbeln  mit  Äßtali 
in  eine  fette  Säure  (bie  ftd)  mit  bem  Sali  »erbinbet) 
unb  in  einen  Tlllobot,  baS  ©Ißgerin.  1 'IRoIctül  Stea- 
rin C,H5(C|,HJ5Ot),  gibt  mit  3 Stol.  fißlali  KOH 
©Ibjerin  C,Hs(OH)s  unb  3 3J!ol.  (tearinfaureS  Stali 
KC^HjjO,.  Benn  man  ©Ihgerin  mit  fetten  Säuren 
crt)ißt,  fo  »erbinbet  cS  fich  mit  benfelben,  unb  fo  lann 
matt  auS  Stearinfäure,  Sßalnütinfäurc , Dleinfäure 
uitb  ölßjerin  bie  einfachen  g.  Stearin,  Snlmitin  unb 
Olein  tünftlid)  erzeugen.  Tiefe  einfachen  g.  nennt 


man  ©Ißgerinefter  ober  ©Ißgeribe.  TaS  ®lq- 
gerirt  ift  aber  ein  breiatomiger  Wltohol  unb  lann  ftd) 
tn  brei  Scrhältnijfen  mit  Säuren  »erbinben;  cS  gibt 
g.  8.  mit  Stearinfäure: 

tSonofteartn  . . . 

JWtearltt  ....  C,H,(0H).<C1,H,50,)J 

Xnfttarlrt.  . . . C,IC6 . 

IDJan  unterfcheibet  bnnach  SKotto»,  Ti-  unb  Tri  gißte- 
ribe ; m ber  Satur  lomtnen  aber  nur  Xriglßgeribe  »or 
unbnientalS  ringeln, fonbemjtet§in53!iicbuitgen.  Tie 
meiften  g.  befteben  aus  Triftearin  C1Hs.(CISII,j01'),, 
Tripalmitin  C,H, . (C,,HalO,)3  unb  auS  Triolem 
CjH^.fCjjHjjO,),  (»gl.  ©Iqgeribe);anjserbem  lomtnen 
häufiger  »or  Triglßgeribe  ber  Butterfäure,  Jfaprott- 
fäure,  Belargonfäure,  flauroftearinfäure,  Sfqriftin« 
fäure,  Krotonfäure,  flippogaafäure,  Erucafäure. 
Biele  g.  enthalten  gemtfehte  Triglßgeribe , g.  B.  Ti- 
ftearopalmitin,  Tiftearoolein  tc.  Tie  trodnenben  Öle 
enthalten  ©lngeribe  wafferftoff  ärmerer  Säuren,  fleinöl 
g.  8.  baS  Triglßgerib  ber  fleinölfäure  ChHjjO,.  Taä 
iUJifcbungSüerbültniS bergenanntcnSlpgeribe  bebingt 
bie  Sfonfiilcttg  berg.:  bie  ftarren  finb  rcid)  an  Stearin 
unb  ®almitin,  bie  flüfftgen  an  Oletn.  Tieg.ttun  »er* 
fdjiebenen  Körperteilen  beSfelben  TicrcS  bifferierot 
in  ihrer 3ufniitmenfe^ung  nur  um  0,5  ®rüj.  Stot)Ien- 
ftoff  unb  0,s  ®tDg.  Söafferjtoff,  aber  troßbem  ift  ipr 
©eljalt  an  flilffigem  unb  ftarrem  gett  lehr  oerid)ieben. 
Sfierenfctl  ift  int  allgemeinen  am  fefteflcn.  Tie  3er- 
feßung  ber  g.  burch  «Hali  nennt  man  Berfeifung, 
baS  bei  berfelben  erhaltene  ©einifd)  »on  fettjauren 
Slllalien  bilbet  bie  Seife,  unb  wenn  man  gett  mit 
Bleiojßb  »erfeift,  fo  eniftebt  ein  ©emifch  entfprechen- 
ber  Bleifalge,  baS  Bletpflafter;  in  beiben  gällen 
tritt  als  SNcbenprobutt  ©Ihjeritt  auf.  Sind)  butd) 
Sdjwef  eljäure  unb  überhißten  BSafferbampf  lann  man 
bie  g.  in  gettfäuren  unb  ©Iqgeritt  gerlegcn.  Über  bie 
Ent  fte  ßu  ng  ber  g.  in  ben  Bflangen  ift  wenig  be- 
fannt,  auch  bie  gettbilbung  int  Tierlörper  bietet  noch 
»iele  buntlc  Stellen  bar.  hierüber  unb  über  bie  Stolle 
beS  getteS  bei  ber  Ernährung  f.  b.  (S.  57).  SRait  benußt 
bieg.alS  wid)tige9iahrungSutiltel  (f.b.),  manche  auch 
als  Vlrgneimittel;  in  ber  Technit  bienen  fie  als  fleucht- 
materialien,  gur  Tarflcllung  »on  Seifen,  fetten  Säu- 
ren, Salben,  Bflaftem,  gimijfcn , Ölfarben , fleucht- 
aaS,  alSSchmiermittel,  in  ber  öerberei  u. gärberei  tc. 
Bei  ber  Unterfuchuna  berg.  beftimmt  man  ben 
©eßolt  an  reinem  gett  burd)  Ejtraltion,  bas  fpegi- 
fifd)c ©ewicht,  ben  Sdnnclgpuntt,  bie ffobgaßl  (fllliblidie 
3at)l),  bie  angibt,  wieuiel  jlob  ein  gett  abforbiert,  bie 
BerfeifungSgahl  (Sbottötorff erfdje  3fli>0-  bie  angibt, 
wieDiei  BitUtgramm  Salihqbrat  gur  Scrfeifung  »on 
l ggett  crforbcrlid)  ftnb,  bte  ©äuregaßl,  bie  ben  ©c- 
halt  ber  g.  an  freier  Saure  angibt,  bie  Vlthcrgahl 
(®tah  für  ben  ©eßalt  att  Trigltjjeriben  unb  anbertt 
gettfäureeflem),  bie  Seid)ert-i)iei6lfd)e  3Qhl  (öehalt 
an  flüchtigen  gettfäuren),  bie  4)ehnerfd)e  3ah*  (Aus- 
beute an  unlöslichen  gettfäuren).  Sgl.  Ehateau, 
Traitä  coinplot  des  corjis  gras  (2.  Au  fl.,  Bar.  18Ö4) ; 
Teile,  3nbuftrie  berg.(Brattufchw.  1878);  Sdjäb 
ler,  Technologie  ber  g.  uttb  Öle  beS  Bflangen  ■ unb 
Tierreichs  (2.  «ufl.,  fleipg.  1892);  Tetlelbe,  Unter- 
fttchungen  berg.  unb  Öle  (baf.  1889);  Bor  nem  amt, 
Tie  fetten  Öle  beS  Sflattgen  - unb  Tierreichs  (Seim. 
1889);  Bcnebilt,  Vlnalufc  ber  g.  unb  SflachSarten 
(4.  Vlufl.  »on  Ulgcr,  Berl.  1903);  flewtowilfeh, 
flaboraloriuntäbuth  für  bie  gett-  uttb  Ölinbuftrie 
(BraunfdjW.  1902);  «Ehentifdie  SHeotte  über  bie  gett- 
uttb  fliarginbuftrie«  CSien  u.  fleipg.  1893ff.,  feßt  in 
Hamburg  erfeßeinenb). 


490 


gette  unb  Cie  liefembe  SpfTanjen  je.  — gette  Säuren. 


Sette  unb  61c  liefembe  ©Ranzen  unb  Tiere  1 

(hierzu  bie  Tafel  »Sett  unb  Dl  licfcrnbe  ©jlanjen«). 
Seile  finb  im  ©flanzenreid)  ganj  allgemein  »er. 
breitet  unb  namentlich  in  Staubten  unb  Samen  in 
gröberer  Rlenge  aufgefpeiehert , fo  baß  . bie  »egetabi« 
iiieben  Sette,  bie  feiten  fowopl  alb  bie  Die,  faft  au«. 
fcpUchlüh  aub  jenen  gewonnen  »erben.  Sum  3i»cd 
ber  ßlqeroimuing  werben  bei  unb  namentlid)  Struji. 
feren  (Rap«,  Rübfcn  ic.)  gebaut.  Son  Biel  geringerer 
©ebcictung  finb  Rcttid)  (Raphanus),  Senf  (Sinapis) 
unb  Ceinbottcr  (Camelina).  Hub  ber  Samilie  ber  Hi- 
nir,ecn  baut  man  in  grünerer  ©enge  ben  Sein  (Li- 
num), »on  ben  Urtilajeen  ben  fcnnf  (Cannabis)  unb 
»on  ben  ©apanerazeen  ben  2Roi)u  (Papaver).  Tie 
Samilie  ber  Stompofiten  liefert  an  Dlpitanjen  nur  bie 
Sonnenblume  (Helianthus),  bie  fiir  Ghile  wichtigere 
Diabi  (Madia)  unb  bie  afrifanijd)en  Polymenia  abya- 
sinica,  Guizotia  oleifcra  fowte  ben  Safflorfamen 
(Cartlmmus).  Hl«  wichtigere  Dl  liefembe  ©jlan}en 
(ommen  bann  ferner  nod)  in  ©clracpt  ber  ©alnufs- 
bäum  (Juglans)  aub  ber  Smuitie  ber  Sugtanbajeen. 
bie  ©ud)e  (Fagus)  unb  ber  ^afelftraucp  (Corylus) 
aub  ber  Samilie  ber  Sn9a)«n.  ber  'Kanbelbaum 
(Amygdalus)  unb  ber  tfj(irjid)baum  (Peraica)  aub 
ber  Samilie  ber  Diofajeen,  ailcnfatlb  nod)  ber  ffi'aib 
(Zea)  aub  bec  Samilie  ber  (Gramineen  unb  ber  ©ein- 
ftoef  (Vitis)  aub  ber  Samilie  ber  ©itajeen.  Tie  Sa- 
mtlie  ber  Oleajectt  liefert  ben  für  Sübeuropa  fo  wich 
tigen  Dlbauin  (Olea),  bie  Samilie  ber  ©gnoniajeen 
ben  Sefam  (Sesamum)  unb  bie  Samilie  ber  Cegumi. 
nofen  bie  Grbnuf;  (Arachis).  Hub  ber  Samilie  ber 
dJcorinpaicm  ift  Jloringa  ptery gosperma , bie  bab 
©ebenöl  liefert , ju  nennen,  ferner  non  ben©t)rtajeen 
bie  Herthollctin,  Bon  ben  Surferajeen  Irvingia  llar- 
teri,  oon  ben  Xerebinthajeen  Bhus  succedauea  (ja- 
pattiicheb  ©ad)«),  non  ben  Xipterofarpajccn  bie  ®at- 
hingen Vateria  unb  Hopea,  non  ben  Guphorbinjeen 
Ricinus,  Aleurites  triloba,  Croton  Tiglium  unb 
Stilliugia  seliifera,  bie  ben  d)ineft{djen  Saig  liefert, 
non  ben  Waluajeen  bie  ©aumwoOe  (Gossypium), 
non  ben  Sapinbajeen  bie  (Gattung  Sapindus,  non 
ben  Xemftrömiajeeit  mehrere  Carapa-Hrlen,  Bon 
ben  Slaurajeen  ber  Slorbcer.  »on  ben  SÄJriftifajeen 
ber  ®u«(atbaum  (Myristica) , »on  ben  Sapotajeen 
bie  Illipe-Hrten,  »on  ben  Slerfuliajeen  ber  fialao 
(Theobroma),  Sterculia  foetida,  Bon  ben  hRprilajeen 
ber  ©ad)«gagel  (Myrica)  ic.  Sepr  reich  an  Seit  lie> 
femben  ©Ranzen  ift  bie  Santüie  ber  ©almen,  »on 
benen  bie  Jfofo«palme  (Cocos),  bie  Dipalme  (Elaeis), 
bie  ©ad)äpalnte  (Copemicia)  unb  bie  Hnbeäpaltiie 
(Ccroxylon)  fiauptfäd)lid)  ju  nennen  finb.  Sehr  zahl- 
reiche anbre  ©flau}en  enthalten  Sette  in  großer  ©lenge. 
unb  e«  ift  »oraubjufehen,  baß  noch  Biele  berfelbett  für 
bie  3nbuflrie  ©ebeutung  gewinnen  werben,  ©e* 
fepreibung  unb  Hbbilbuitg  ber  wichtigften  ©flanjen 
f.  auf  beifolgenber  Tafel.  — 3m  Tierreich  liefern 
bie  ülinber  »erfchiebene  Settarten : Suttcr,  Talg,  fhto- 
chenmartfett  unb  Älauenfett , bie  Schafe  namentlid) 
Talg,  Klauenfett  unbffloflfctt,  bie 3d)Weiue Schmalz; 
Bon  geringerer©ebeutttng  finb  ©ferb  unb  3*c9e  fowie 
einige  ©ögcl.  Hühnereier  geben  Gieröl,  unb  aud)  aub 
Schilbfrötcneieni  wirb  Dl  gewonnen.  Sür  bie  Ted)- 
nif  tommen  aufjerbem  namentlich  bie  Trane  in  8e- 
tracht:  ©alfiichtran  Born  Wrönlanbdwal , Telppin- 
Iran  Pom  ©rinbwal  imb  Töglingtran  nom  3®erg. 
Wal,  aufserbem  ©ottfifcplran  unb  Robbentran  »on 
Ohrenrobben,  Seeljunben,  ©airoffen,  ©on  bcnSifd)* 
tränen  ift  ber  Stodfiicp-  ober  Torfcptran  aub  ber 
Sieber  biefer  Sifdyc  (Lebertran)  am  widjtigften.  j 


aufserbem  ift  im  Ipanbel  ber  Tran  »on  Heringen, 
Rochen , £aijifcben , Xhunfitcp  unb  SReerpricfe.  ein 
eigenartige«  tierifdie«  Sott  ift  baS  ©alrat  (Cctaceum) 
»om  ©ottjRcf).  Sgl.bieliiteratur  beimHrtitel  »Sette«. 

Sette  in  ber  ©aulunft,  f.  ©fette. 

Scttcmbultc,  Hnfüttunq  ber  feinflen  ©lutgefähe 
mit  flüffigemSett,  bo«  beiJtnod)enbrü(pcn  oberDuet* 
fepung  fetter  ©eichteilt  au«  bem  Mnocpenmart  ober 
au«  bem  Unterhautfettgewebe  in«  ©lut  gelangt,  ©il- 
bet  fid)  eine  hinreidjenb  auögebepute  S-  tn  ber  Sunge. 
fo  tarnt  unter  rafd)  fiep  fletgember  Htemnot  ber  Tob 
eintret  en. 

Jfettcntartung,  f.  ©erfettung. 

Setter,  Hbolf  oon,  preufj. (General, geh. 27. 3u(i 
1846  in  Köln,  Würbe  1865Sieutnant,  befuchte  1889 — 
1873  mit  Unterbrechung  burd)  ben  Striea  bie  Krieg«, 
afabemie,  mar  jur  Xiengleiitirng  beim  ©rohen  ©me- 
ralftab  befehligt,  wirfte  al«  Sleprcr  an  berStrieg«fd)ule 
in  Grfurt  unb  a!«  Tireltor  feit  1887  in  Reihe,  würbe 
1890  geabelt,  übemabnt  1891  bie  Seitung  ber  neu 
gegrünbeten  Sbriegbicpule  tu  Heräfelb.  1894  würbe  er 
Oberft,  1897  (Sencraimajor  unb  im.Süiai  1901  nad)  ber 
Smennung  jum  Setbjcugmeifter  (Generalleutnant. 

tycttc Säuren,  einbafifdje  organifd)e  Säuren  »cm 
ber  Sormel  CnH,uO,,  entftepen  au«  Hineifenfäure 
HCOOH,  inbem  ba«  am  Sfoplenftoffatom  befinblicbc 
©afferftoffatom  burd)  Hltopolrabifal  erfept  wirb,}.  ©. 
GjrigfäureCHj.COOH.  Tie  fetten  Säuren  bilben  eine 
homologe  Sieipe,  au«  ber  folgenbe  ©lieber  am  Wich- 
tigften  finb : 


9(mrif<nf&ure  . 0 Ht  Os 

Cfftglfture  . . C,  H4  Oa 

$rop(onjaure  . C3  1I0  Os 

»uttcifaiue.  . C4  U8  02 

Salbrtattfdurc  . C6  ll10O8 


^«j9lfäi«e  . j0^ 


H.aOa 


Äapronffiure 
Pemvliame  • .. 

CnanUjuIfdure  . 

Dfugfäure  . 

Äopnjtfdure . 

Stim5I[äur« 
petaiSöEil'äiire  . “isui 


C,  H„0, 


Äapdnfdur« . . CI0H#0O< 
Unbfcqtjdurc  . CnllajO_. 
«aurinfäure . . CuUjjOj 
»pri^Hnfäu«  . Ct4HM02 
ValmitiRfdurc  . C,sH8s02 
vJDtar0arin{durc . C,7H»403 
ctcarinfäure  . CieHM02 
Sradjinfduie  . CVÜH40Di 
©ebenfdure  . . Ct9U44Oa 
$9dnafdure  . . C^HftoOj 
ff«ottn|durc  . C94H&aü2 
Vteltfftnjdur«  . 


©on  ber  ©utterfäure  an  finb  ifomere  Säuren  mög- 
lich, unb  zwar  für  jebe«  CfHieb  ber  homologen  Reipe 
um  fo  mepr,  je  höher  bie  Hnjapl  bertfoplenftoffatome 
ift.  Tie  fetten  Säuren  finben  fiep  j.  T.  weitoerbreitet 
im  ©flanjen ■ unb  Tierreich,  teil«  frei,  teil«  in  Sal* 
Zeit,  Silent  (Dbft)  unb  ®lt);eribcn  (Sette)  unb  fönnen 
tiad)  mehreren  ffiethoben  fhnetpifd)  bargefteüt  wer- 
ben.  Tie  loplenftoffämiem  bi«  jur  ©clargonfäure 
in(lun»e  peifjen  flüchtige  f.®.;  jic  ftnb  bei  gewöhn« 
lieber  Temperatur  fiüfftg,  riechen  fteepenb.  fepmeden 
brennenb,  beftiüieren  unjerfept,  ftnb  j.  T.  enljünb- 
licp  unb  töfen  fid)  in  Hltopol  tmb  Sitper.  Tic  erften 
ÖMieber  ber  Reipe  tnifdjtn  ftep  mit  ©ajfer,  aber  bie 
Söälicpfeit  nimmt  mit  fteigenbem  ftohlenftoffgepalt 
ftarf  ab.  Sie  reagieren  ftarf  fauer  unb  bilben  meift 
iöätiepe,  fifftallificrbare  Sai}e.  Tie  foplenfloffreicpen 
©lieber  ber  Reipe,  bie  eigentlichen  fetten  Säuren, 
ftnb  bei  gewöhnlicher  Temperatur  ftarr,  geruep«  unb 
gejcputndlo«,  nur  im  ©ahtum  beftiüierbar,  brennen 
mit  leudjtcnber  Slamme,  fmb  uniöälicp  in  ©gffer, 
lö«lich  in  ftebenbem  HKopol,  leicpt  löölicp  in  Htper, 
reagieren  fauer  unb  bilben  Saljc,  Bon  benen  nur  bie 
ber  HIfalien  (bie  Seifen)  in  Saffer  löölicp  finb.  Tie 
Scpmelzpunfte  unb  bie  Sicbepunfte  ber  fetten  Säuren 
fteigen  mit  bem  ftopienfloffgchait  3Ran  gewinnt  bie 
fetten  Säuren  au«  ben  natürlichen  Setten,  inbent  man 
biefe  mit  Kalilauge  }erfept  (Bcrfeift),  wobei  ölpzerin 


[Zum  Artikel  Fett  und  öt  liefernde  Pflanzen.] 

Zur  Tafel  ,Fett  und  öl  liefernde  Pflanzen*. 


Fig.  1.  Arachis  hypogaea  L.  (Erdnuß,  Erdmandel , 
Erdeichel,  Erdbohne , Erdpistarie , Mandubibohne), 
ein  einjähriges,  bis  50cnl  hohes,  krautartiges  Gewächs 
aus  der  Familie  der  Leguminosen,  mit  kantigem,  be- 
haartem Stengel , paarig  gefiederten  Blättern , zwei- 
jochigen  Blättchen  und  zwei-  bis  drciblütigcn  Ähren. 
Die  Blütenährenspindel,  die  während  der  Blüte 
kaum  entwickelt  ist,  streckt  sich  nach  dem  Abblühen 
zu  einem  5 — 15  cm  langen,  an  seinem  Ende  den 
Fruchtknoten  tragenden  Stiel,  der  sieh  bald  umbiegt 
und  in  die  Erde  eindringt,  wo  dann  die  Früchte  rei- 
fen. In  Indien  wurde  beobachtet,  daü  die  Pflanze 
während  der  Blüte  eine  große  Menge  roter  Ameisen 
anlockt,  die  den  Boden  lockern  und  dadurch  das  Ein- 
dringen des  Fruchtknotens  erleichtern.  Die  Frucht 
ist  eine  ein-  bis  drei-,  meist  zwei  sämige  Hülse  mit 
einem  charakteristischen  Netz  von  Längs-  und  Quer- 
rippen auf  der  kräftigen  Fruchtschale.  Sie  ist  in  der 
Regel  zwischen  den  Samen  etwas  eingeschnürt  nnd 
springt  nicht  auf.  Die  Samen  besitzen  eine  dünne, 
rötlichbraune  Samenschale  und  große,  öl  reiche  Keim- 
blätter. Die  Erdnuß  ist  wohl  brasilischen  Ur- 
sprungs, aber  im  wilden  Zustand  nicht  bekannt; 
wahrscheinlich  ist  sic  eine  uralte  Kulturform  der 
brasilischen  A.  prost  rata  Benth.  Man  unterschei- 
det zwei  Formen,  eine  aufrechte,  etwas  mehr  behaarte 
(A.  asiatica  Lour.)  und  eine  niederliegende  weniger 
behaarte  (A.  africunn  Ixtur.).  Gegenwärtig  ist  die 
Kultur  der  Erdnufi  überall  in  den  Tropen , auch  in 
außertropischen  Ländern  (Italien,  Frankreich,  Spa- 
nien) weit  verbreitet.  Sie  ist  aber  eine  echte  Tropen- 
pflanze und  gedeiht  daher  in  den  Tropen  weitaus  am 
besten.  Man  sät  sie  dort  kurz  vor  oder  bei  Beginn 
der  Regenzeit  und  erntet  am  Ende  der  darauffolgen- 
den Trockenperiode,  wenn  sämtliche  Blätter  abge- 
storben sind,  indem  man  den  Boden  mit  der  Hacke 
lockert.  Die  Pflanze  bedarf  des  Kalkes  und  bringt 
bei  Mangel  an  Kalk  ihre  Früchte  kaum  zur  Reife. 
Die  Samen  besitzen  durch  ihren  hohen  Gehalt  an  Ei- 
weifistoflen,  Kohlehydraten  und  Fett  einen  großen 
Nährwert  und  werden  in  den  Tropen  teils  roh , teils 
in  gekochtem  Zustand  gegessen.  In  neuerer  Zeit  wer- 
den die  Samen  zur  Gewinnung  von  fettem  Öl  (a.  Erd- 
nußöl), wovon  sie  30 — 55  Proz.  enthalten,  in  großen 
Mengen  auch  nach  Europa  gebracht,  nach  Marseille 
allein  jährlich  70—80  Mill.  kg.  Die  Preßkuchen  werden 
wie  andre  Ölkuchen  in  der  Landwirtschaft  benutzt  (a. 
Ölkuchen),  finden  aber  auch  für  die  Ernährung  des 
Menschen  mannigfache  Verwendung  (s.  Erdnußmehl). 

Fig.  2.  Senanium  in  die  um  DC.  (Sesam),  eine  ein- 
jährige, krautartige,  aufrechte  Pflunze  aus  der  Familie 
der  Pedal iazeen,  mit  kurzgestielten,  ungeteilten,  ganz- 
randigen  oder  gezahnten,  ander  Basis  gegenständigen, 
am  Stengel  abwechselnden  Blättern,  einzeln  in  den 
Blattachseln  stehenden  röhrenförmigen  Blüten  und 
länglichen,  stumpf  vierkantigen  Kapseln,  die  von 
oben  nach  unten  aufspringen  und  in  jedem  Fach  eine 
Anzahl  Samen  tragen.  Die  Samen  sind  glatt,  etwa 
3 mm  lang  und  1,5  mm  breit,  beiderseits  abgeplattet, 
braun,  braunschwarz  oder  sandfarbig.  Die  violtausend- 
jährige,  schon  im  Papyrus  Ebers  erwähnte  und  den 
Völkern  des  klassischen  Altertums  wohlbekannte 
Kultur  dieser  höchst  wertvollen  Ölpflanze  hat  zur 
Bildung  zahlloser  Abarten  und  Rassen  geführt,  die 
rieh  hauptsächlich  durch  die  Form  des  Rlattrandcs 
und  die  Farbe  der  Samen  unterscheiden  fLinne  unter- 
schied hellsamigcs  S.  indicum  und  dunkelsamigcs  S. 
orientale).  In  Indien  baut  rann  weißsnmlgen,  rotsnmi- 
Meyert  FTonv.  • Lexikon , ff.  Aiifl, , Pc  Haffe. 


1 gen  und  sehwarzsaraigen  Sesam.  Ersterer  liefert  das 
I feinste,  letzterer  das  meiste  Öl,  raufi  aber  vor  dem 
Pressen  mit  Wasser  gekocht  werden,  nm  den  größten 
Teil  des  Farbstoffes  zu  entfernen,  weil  da»  Öl  sonst 
dunkelfarbig  und  weniger  brauchbar  wird.  Gegen- 
wärtig kommt  auch  Same  von  dem  afrikanischen 
j S.  radiatum  Schum,  et  Thonn.  in  den  Handel,  teils 
; für  sich,  teils  der  gewöhnlichen  Ware  beigemischt. 
Das  Vaterland  des  Sesam  ist  nicht  bekannt,  nach  A. 
De  Condolle  stammt  er  von  den  Sundainseln  und  ist 
vor  2000  oder  3000  Jahren  nach  Indien  und  in  die 
! Euphrat region  eingeführt  worden , von  wo  er  nach 
Ägypten  kam.  Watt  hält  Behar  nnd  das  nordwest- 
liche Himalajagebiet  für  die  Heimat  des  Sesam,  Ascher- 
son  nimmt  Afrika  als  diese  an,  und  in  der  Tat  gehören 
von  den  zwölf  Arten  der  Gattung  Sesamum  zehn 
diesem  Erdteil  an.  Gegenwärtig  wird  Sesam  im  gan- 
zen Tropengürtel,  in  China  und  Japan  und  in  den 
I Mittclmeerländern  (Griechenland,  Vorderarien,  Ägyp- 
ten, Algerien)  angebaut.  Am  ausgedehntesten  ist  dio 
Kultur  in  Indien  und  anf  Java.  Die  Samen  in  Form 
von  Mehl,  dos  daraus  gewonnene  fette  Öl  nnd  selbst 
i die  Ölkuchen  bilden  die  tägliche  Nahrung  für  die 
große  Mehrzahl  der  indischen  Bevölkerung.  Auch 
Hinterindien,  besonders  Tongking  und  Siam,  produ- 
zieren gewaltige  Mengen,  nicht  minder  China  nnd 
Japan,  wo  aber  der  eigne  Bedarf  so  groß  ist,  daß  nur 
eine  belanglose  Ausfuhr  stattfindet.  Palästina  baut 
den  feinsten  Sesam,  hier  wie  in  Ägypten  ist  er  mehr 
Brot-  als  Ölfrucht,  dient  zur  Bereitung  täglicher 
Gerichte  und  zum  Würzen  von  Gebäck,  wie  l>ei  uns 
Kümmel  und  Mohn.  In  Südamerika  bauen  Brasilien 
und  Venezuela  Sesam,  ln  letzte rm  Lande  heißt  er 
Ajonjoli  und  dient  auch  zur  Bereitung  eines  Ge- 
tränkes. In  den  Südstaaten  Nordamerikas,  auf  ein- 
zelnen westindischen  Inseln,  namentlich  aber  in  den 
i französischen  Kolonien  der  Westküste  Afrikas,  im 
Togogebiet,  in  Sansibar  und  Mosambik  ist  der 
Sesambau  im  Aufschwung  begriffen.  Die  Kultur  ist 
sehr  einfnch,  der  Ölgehalt  der  Samen  beträgt  bis 
56,75  Proz.  Das  meiste  Sesamöl  wird  in  Europa  aus 
ostindischen  Samen  in  Marseille  gepreßt. 

Fig.  3.  Copernicia  cerifera.Vart.  (Kanuxubapalme), 
ein  6 — 12  m hoher  Baum  mit  kugelrunder  Krone 
und  blaugrün  bereiften  Blättern,  wächst  einzeln  oder 
ausgedehnte  Waldungen  bildend  auf  fcuchtgründi- 
gem  Boden  der  brasilischen  Provinzen  Pernambuco, 
Rio  Grande  und  Ceara.  Das  Holz  ist  sehr  dauerhaft 
und  wird  als  Nutzholz  verwendet;  dio  Blätter  dienen 
als  Dachstroh,  zu  Packsätteln,  Hüten  etc.,  diejüngern, 
dio  als  Viehfutter  verwertet  werden  können,  liefern 
| ein  gelbes  Wachs,  das  beide  Blattflächen  bedeckt  und 
sich  beim  Schütteln  der  Blätter  an  der  Oberseite  der- 
selben in  feinen  Schüppchen  ablöst.  Auf  der  Unter- 
seite der  Blätter  ist  die  Wachsschieht  dünner,  sitzt 
fester  und  kann  nur  durch  Abschaben  gewonnen  wer- 
den. Man  trocknet  die  Blätter  und  klopft  sie  dann 
so  lange  mit  einem  Stock,  bis  sie  völlig  wachsfrei  ge- 
worden sind.  Das  erhaltene  grauweiße  Pulver  wird 
über  freiem  Feuer  geschmolzen.  Nach  einer  Andern 
Methode  taucht  man  die  Blätter  in  heißes  Wasser  nnd 
sammelt  das  auf  der  Oberfläche  sich  abscheidonde 
Wachs.  Es  wird  als  A "amnuba-  oder  Cereatcachs  noch 
Europa  gebracht  und  zu  Kerzen,  Firnissen,  zürn 
Glänzendmachen  des  Sohlleders  etc.  benutzt.  Die 
Faser  verarbeitet  man  zu  Tauen , Matten,  die  bittere 
Frucht  wird  roh  nmlgokoeht  von  den  Indianern  geges- 
sen, und  aus  dem  Mark  des  Stammes  gewinnt  man  Mehl. 


I 

I 


Fett  und  öl  lie 


I 


(irJlffurtt 

Frucht. 


1.  Arachi*  hypogaca 
(Erdnuss). 


w-ibL  niat«. 


Zwitterblüte. 


3.  Copemlcla  ccrlfera  (Karnaubapalme). 

• Mannlicher  UIQUlICtMld  , b Teil  .Jr..rlben, 


2.  Sesam  um  ludlcum  (Sesam). 


4.  Or^KvIon  andknla  fW»i 


a Same«,  rwirObert,  b Uop>«l«lu. 

Bibliographisches  I 


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ernde  Pflanzen. 


III UU-. 


Fracht  Kracht,  UofMchnlH 


Frucht. 


Frarhik  nuten, 
l.tll|iaclialU. 


lilnnL 

UlttU»n»t*uii. 


7.  Olea  europaea  (Ölbaum). 


Frucht. 


htpMimeY  5.  niirifrni  Fi»«u  tniinrpn«*«  fl.  Sapium  aebiferum  (Talgbaum j. 


istitut  in  Leipzig. 


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Znr  Tafel  ,Fett  und  Öl  liefernde  Pflanzen1. 


Fig.  4.  Ceroxylon  andicola  II.  et  II.  (AnJenpalme, 
Wachspalme),  eine  Palme  mit  geringeltem,  bi»  70  m 
hohem  Stamm  von  mehr  als  30  cm  Durchmesser,  der 
in  der  halben  Höhe  onschwillt,  weiter  oben  aber  wie- 
der zu  der  untern  Stärke  schwindet  und  vollständig 
in  ö mm  starker  Schicht  mit  einem  weißen  Wachs 
bedeckt  ist,  das  ihm  ein  marmorartiges  Ansehen  ver- 
leiht. Die  gefiederten  Blätter  werden  8 m lang  and 
sind  oben  dunkelgrün,  unten  silberweiß.  Die  Palme 
wächst  auf  den  Anden  Südamerika»  in  Columbia, 
Ecuador,  Neugranada  in  einer  Höhe  von  2000  — 
3000  m.  Man  gewinnt  das  Wachs,  das  einen  nam- 
haften Handelsartikel  bildet,  durch  Abschaben  der  ge- 
fällten Stämmen,  erhält  von  jedem  ca.  12kg;  es  liefert, 
mit  Talg  zusammengeschmolzen,  eine  gute  Kerzen- 
masse. Das  Holz  ist  sehr  dauerhaft  und  besonders  als 
Rau  holz  geschätzt ; mit  den  Blättern  deckt  man  Dächer. 

Fig.  5.  Cocos  nucifera  L.  (Kokospalme) , ein  bis 
30  m hoher  Baum  mit  schlankem,  etwas  gebogenem, 
ungleichmäßig  geringeltem  Stamm,  10 — 12  nach  allen 
Seiten  hin  ausgebreiteten,  gefiederten  Blättern  von 
4 — 6 m Länge,  deren  Stiele  am  Grunde  von  einem 
zähen,  braunen  Geflecht  umgeben  sind,  und  1 m 
langer  Blütenscheide.  Der  Baum  trägt  vom  8.  Jahr 
an  fast  das  ganze  Jahr  hindurch  an  jedem  Kolben 
10 — 30  Früchte,  unter  günstigen  Umstünden  150  und 
mehr.  Sie  erreichen  die  Größe  eine»  Menaehenkopfes 
und  sind  von  mclonenähnlicher,  undeutlich  dreikan- 
tiger Gestalt,  Unter  der  anfangs  gelben , dann  sich 
bräunenden  Oberhaut  liegt  eine  dicke  Bastsehicht, 
die  den  Steinkem  umhüllt.  Die  Schale  des  letztem 
ist  braun  und  beinhart.  Sie  enthält  anfangs  einen 
milchig-flüssigen  Saft  (Kokosmilch),  der  sich  mit  der 
Keife  zu  einem  festen  weißen  Kern  verdickt.  Der 
Baum  wächst  sehr  schnell  und  erreicht  ein  Alter  von 
90 — 100  Jahren.  Seine  wehende  Blätterkrone  bildet 
einen  der  schönsten  und  charakteristischsten  Züge 
tropischer  Landsohaftshilder.  In  seiner  Vollkraft  ist 
er  vom  20. — 00.  Jahr.  Die  un  reifen  Kokosnüsse  geben 
in  der  erwähnten  Milch  ein  sehr  erfrischendes,  süß 
und  etwns  zusammenziehend  schmeckendes  Getränk, 
das  gegoren  Branntwein  liefert  und  auf  Ceylon  wegen 
seiner  bindenden  Kraft  auch  zum  Tünchen  benutzt 
wird;  die  reifem  Nüsse  enthalten  einen  anfangs  sehr 
zarten,  hascl nußartig  schmeckenden,  nahrhaften  Kern, 
der  in  vielerlei  Zubereitungen  genossen  wird.  Die 
reife  Nuß  dient  zur  Gewinnung  des  Kokosöls  (s.  d.), 
das  auch  in  Europa  aus  den  eingeführten  Kernen 
( Koperah , Kopra,  B.d.)  bereitet  wird.  Die  Preßkuchen 
sind  ein  wertvolle«  Viehfuttcr.  Auf  manchen  Inseln 
des  Stillen  Ozeans  parfümiert  man  da»  öl  mit  Sandel- 
holz und  benutzt  es  als  wohlriechende  llautsallie. 

Fig.  ß.  Klaeis  guineensis  L.  (Ölpalme),  eine  6 — 
9 m hohe  Palme  mit  tief  geringeltem  Stamm,  der  im 
obern  Teil  meist  noch  mit  den  Kesten  abgestorbener 
Blattstiele  bedeckt  ist,  3 — 5 m langen,  gefiederten 
Blättern  und  G0  em  langen  Fruchtständcn,  die  einen 
Umfang  von  60- — 90  cm  erreichen  nnd  oft  000 — 800 
Früchte  enthalten.  Die  einzelnen  Früchte  besitzen 
die  Größe  einer  Walnuß  und  sind  gelblichrot  geflockt. 
Die  ölpalme  bewohnt  das  äquatoriale  Westafrika 
rings  um  den  Busen  von  Guinea  und  weit  hinein  in 
dos  feuchtlieiße  Innere  des  Kontinents,  sie  wächst 
nl>er  auch  scheinbar  wild  an  der  Mündung  des  Ama- 
zonas in  Guayana  (ob  verwildert?!  und  wird  auch  in 
Westindien  kultiviert.  Ans  dem  Fruchtfleisch  ge- 
winnt man  in  Westafrika  da»  Palmöl,  die  Steinkeme 
werden  nach  Europa  ausgeführt  und  hier  zur  Öl- 
gewinnung gepreßt.  Die  Preßrückstände  ( Palmkuchen ) 
dienen  als  Viehfuttcr.  Der  Handel  mit  diesem  öl  ist 


seit  Unterdrückung  de»  Sklavenhandels  in  Westafrika 
zu  großer  Bedeutung  gelangt.  Die  Neger  gewinnen 
aus  dem  Saft  der  I'ulme  Palmwein.  Bei  uns  wird  die 
Palme  als  Zierpflanze  im  Warmhaus  kultiviert. 

Fig.  7.  Olea  europaea  L.  (Ölbaum),  ein  ß — 10  ra 
hoher  Baum  aus  der  Familie  der  Oleazeen,  mit  stark 
verästelter,  immergrüner  Krone,  grüngrauer,  glatter, 
im  Alter  rissiger  Kinde,  weißgrauen  Ästchen,  »ehr 
kurz  gestielten,  lanzettliehen  oder  elliptischen,  ober- 
seits  graugrünen,  zerstreut  »chelferigen , unterseit» 
dicht  schelferigen  und  daher  silberweißen,  grauen, 
goldfarbenen  oder  selbst  rostbraunen  Blättern,  achsel- 
ständigen,  schelferigen  Blütentrauben , kleinen  wei- 
ßen Blüten , rundlich  - länglicher,  schwarzer , in  der 
Kultur  kugelrunder,  umgekehrt-eirunder  oder  ovaler, 
grüner,  weißlicher,  rötlicher,  blaner  oder  schwarzer 
Steinfrucht  (Olive)  von  2,5 — 4 cm  Länge , mit  grün- 
lichweißem , Ölreichem  Fleisch  und  keulenförmiger, 
knochenharter,  einfächeriger,  einsamiger  Steinschale. 
Der  Ölbanm  stammt  aus  dem  Orient,  wächst  wild  an 
der  Ostküste  Afrika»  unter  22°  nördl.  Br.,  findet  sich 
jetzt  verwildert  als  .wilder  Ölbanm*  (Oleaster)  mit 
dornigen , mehr  oder  weniger  vierkantigen  Zweigen, 
länglichen  oder  eiförmigen  Blättern  und  kleinern 
Früchten  in  den  Mittelmeerländern,  oft  bestandbil- 
dend , besonders  in  Griechenland , und  wird  im  gan- 
zen Mittelmeergebiet,  in  der  Krim , auch  in  Mexiko, 
Kalifornien,  Chile  und  Peru,  wohin  ihn  schon  1500 
Antonio  Ribero  brachte,  in  etwa  40  Varietäten  kul- 
tiviert, die  aber  leicht  in  die  Urform  Zurückschlagen. 
Der  Ölbaum  gedeiht  auch  in  Südcarolina , Florida, 
auf  den  Bermudas,  Jamaika,  Im  Kapland,  bei  Sydney. 
Er  ist  der  vorzüglichste  Repräsentant  der  immer- 
grünen Region  und  steigt  in  der  Sierra  Nevada  bis 
950  m,  bei  Nizza  bi»  750  m,  am  Ätna  bis  090  m.  Er 
erreicht  ein  sehr  hohes  Alter  (1000  Jahre),  leidet  aber 
leicht  durch  Frost  in  kalten  Wintern,  wodurch  nicht 
nur  die  Ernte  einzelner  Jahre,  sondern  der  Bestand 
ganzer  Plantagen  bedroht  ist.  Man  pflanzt  ihn  durch 
Samen,  Stecklinge,  Wnrzelaoswüchse  und  Wild- 
linge, die  wie  die  Sämlinge  veredelt  werden  müssen, 
fort.  Die  Früchte  werden  gegessen  und  liefern  das 
Olivenöl,  das  Holz  wird  zu  Möbeln,  Stöcken  etc. 
benutzt. 

Fig.  8.  Sapium  sebiferum  Roib.  (Chinesischer 
Talgbaum) , ein  kahler  Baum  aus  der  Familie  der 
Euphorbiazeen,  mit  abwechselnden,  gestielten,  zu- 
gespitzten, ganzrandigen  Blättern,  zweigeschlecht- 
lichcn  Blütenähren  und  anfangs  beerenförraigen,  spä- 
ter trocknen,  etwa  haselnußgroßcn  Kapseln,  die  drei 
eiförmige,  von  einer  harten,  weißen  Talgschicht  be- 
deckte Samen  enthalten,  deren  Endosperm  ebenfalls 
fetthaltig  ist.  Der  Talghaum  ist  in  China  und  Japan 
heimisch  und  wird  dort  seit  alter  Zeit  kultiviert.  Er 
wurde  aber  auch  nach  Ostindien  und  allen  wärmern 
Lindern  beider  Erdhälften  verpflanzt  und  gedeiht 
vielfach  sehr  gut.  Die  reifen,  im  November  und  De- 
zember gesammelten  Samen  werden  in  große,  mit 
Löchern  versehene  Holzzylinder  gebracht  und  mit 
heißem  W aase rdampf  behandelt,  wobei  das  Fett  völlig 
abfließt,  das  nach  dem  Erstarren  noch  einmal  ge- 
schmolzen und  filtriert  wird.  Die  zurückgebliebenen 
Samen  werden  in  Steinmörsern  zerkleinert,  mit  Was- 
sererhitzt nnd  gepreßt,  wobei  ein  flüssiges  Fctt(7Vny- 
yu  der  Chinesen)  crhnlten  wird,  das  man  zurFirnis- 
fahrikution  nnd  als  Brennöl  benutzt.  Nach  einer 
andern  Methode  werden  die  Samen  mit  der  Talg- 
schicht  zerkleinert,  die  Masse  mit  Wasserdämpfen  er- 
hitzt und  gepreßt.  Die  erstarrte  Masse  wird  aber- 
mals gtechmolzen  und  durch  Stroh  geseiht. 


gette  Sdjriften  — 

unb  bieKatifalge  ber  fetten  Säuren  entfielen,  bercn 
©lijgeribe  in  bem  gelt  enthalten  finb.  Slub  ben  Kali« 
folgen  fdjeibet  man  bie  fetten  Säuren  burd)  eine  ÜKi 
neralfäure  ab.  3n  bet  Stecbnif  werben  Stearin«,  'fiat- 
mitin-  unb  Otcinfäure  auch  burd)3erfeßung  bergette 
mit  Schwefclfäure  ober  über()ißtem  SBafferbantpf  ge« 
Wonnen,  2)urd)  Siebuftion  erhält  man  aud  ben  fetten 
Säuren  Sllfohole,  bie  eine  entfprcdjenbe  Steilje  homo- 
loger Körper  bilben.  ®er  Slmeifcnfäuje  entfpridjt  ber 
'l'fetl)t)lalfol)ol,  ber  Effigfäure  ber  8lll)t)talIoI)ol  :c. 
SJiefe  Sllfohole  tonnen  burd)  Ojt)bation  roieber  in 

f.  S.  oerwanbelt  werben.  Sie  Portieren  babei  guerft 
SBafferitoff  unb  geben  8Ilbe[jt)be,  bie  bann  Sauerjioff 
aufnet)iuerr  SJfit  Sllfoholen  gufammengefeßt  bitben 
bie  fetten  Säuren  ijUljer  (Öfter),  wie  ben  Eliigfäurc« 
äthljlcjler  (Ejiigätber)  unb  oiete  nnbre,  bie  g.  X.  att 
3iud)tätf)cr  eine  Siotle  fpicten.  3)ie  'filier  bet  drei- 
atomigen ©Ingerint,  bie  ©ltjgeribe,  bitben  bie  natür- 
lichen gelte.  SKandje  fette Säurcnfinben  audgebetjnte 
ted)niftbe  SSerwenbung,  befonberb  ©fftgfäure,  Stearin- 
unb  Palmitin jäure,  bann  auch  Vlmetfenfäure,  SSal« 
brianfäure  unb  SSuttcrfiiure. 

?fct»c  erfjriftcu,  f.  gett  unb  Sebriftarten. 
gcttfcll,  i.  fiibipaltenfled. 
gcttflccfcntranfhcit,  f.  SSohncnfrantheit. 
gcltfloffcn,  deine  diudcnfloffen  ohne  fn&dferne 
Strahlen  bei  gifefjen  aud  ber  gamilie  ber  2ad)fe, 
ettgand,  f.  Pinguin.  [Seife  ic. 

ettgad,  aud  gettabfätten  ober  Siüefjtänbcn  ber 
Erböloerarbeitung  bereitetet  fleud)tgad. 
Settgrrberei,  f.  Sieber. 

Settgcfd)ttmlft(Upoma),  eine  häufige  ®efd)Wutft, 
Bom  SJau  bei  gettgewebed,  bat  fid)  bet  gut  genähr- 
ten ®enfd)en  normal  unter  ber  £>aut  findet.  $ie  3- 
wäd)fi  febr  langfam,  tritt  mehrfach,  aud)  Bietfad)  bei 
(Einem  Snbioibuuin  auf,  bitbet  litt)  aber  niemalt  ^u- 
rild.  Zuweilen  wirb  bie  3-  >n  >brem  SBadjdtum  fta- 
tionfir,  unter  Sprengung  ber  eingetnen  gettgellen 
(ann  bann  bat  gett  fid)  int  3nnern  ber  ©efdjwutft 
nerfltiffigen,  während  gtcidigeitig  unter  SSilbung  fett« 
faurcr  Kalffalge,  bie  ud)  fchalenjörmig  um  bie  ©e« 
fd)Wutft  abtagem,  eine  Serfatfung  ftattjinbcL  Sieg, 
fann  bie  ©röße  einet  TKanndfopfed  unb  bariiber  er- 
reichen (bit  10,  20,  ja  bit30kg®emidjt).  SJfeift  ijt  fte 
fd)arf  umfd)rieben  unb  leidit  auöfd)älbar;  guweilen 
aber  [teilt  He  nur  eine  biffufe  gettgeroebtanhäufung 
Bor,  bie  fid)  Bon  ber  Umgebung  nicht  abgrenjen  läßt, 
fo  g.  83.  am  £>ald  (getltjald).  gm  erjlem  gatle  ift 
fte  gewöhnlich  runblid),  größere  geltgefchwülfle  rön- 
nen1 aber  and)  gelappt  ober  grob  pöderig  fein.  Sit 

g.  tommt  meift  unter  ber  äußern  §aut  unb  gwifd)en 
ben  'Uiuofetn , ferner  in  ber  Stauch  f)üf)le,  im  Sarin, 
feiten  an  anbem  Orten  Bor,  am  fjäufigften  att  Stet- 
ten, wo  fd)on  normal  bat  gett  bejonbert  reichlich  an- 
gehäuft  ift,  g.  S).  auf  bem  ©efäfj,  am  Cberfdjcnfet, 
am  SOauaje  ic.  Sic  g.  erjeugl  außer  etwa  bei  befon« 
berer  ©röße  feinerlei  Störung;  fie  tommt  am  häufig- 
ften  in  mittlem  Sebentjahren,  bodj  amh  alt  angebor- 
net  Übel  oor.  Sie  lehrt  nicht  wieder.  Wenn  fie  einmal 
Boüftänbig  mit  bem  SJteffer  entfernt  worben  ift.  — 
Echte  gettgefchwütfte  finb  auch  bei  lieren  nicht  feiten. 

gtttgetoebe,  f.  ©ewebe  (Tula), 
getlglanj,  befonbere  Slrt  bet  ©langet,  f.  ©lang, 
getthald,  f.  gettgefdjwutft. 
getthaut  (Piumiculus  adiposus),  f.  Sjaut. 
gettbenne  (gelte  henite),  fopiel  wie  Sedum. 
S$ettljer},  f.  verjBerfettung. 
gettförpet  (Wtcthanberiuate,  (ettenför- 
mige  ober  agt)fnfebc  ffof)lcnftoffBcrbinbun« 


fSjettmetamorpfjofe.  491 

gen,  SSerbinbungen  ber  gettreihe,  ber  ali- 
Phatifihen  Sieitje),  urfpritngtid)  themifche  SSerbin- 
bungen, welche  bie  Skftanbteile  ber  natlirlid)en  gelte 
bilben  ober  ju  benfelben  in  einfadjen  genetifd)en  Sie« 
jiehungen  ftetjen,  wie  ».  83.  bie  fetten  Säuren,  bie 
bauon  fidi  ableitenben  Vllbeht)be,  Sttfohote,  Kohlen- 
wafferftoffe  ic.  Sie  SSerbinbungen  ber  aliphatiieben 
Seihe  enthalten  tat  ©egenfaß  gu  ben  aromatifd)en 
Körpern  (gntlifche  fiohlcnftofjoerbinbungen)  bie  em- 
gelnen  Kohlenftoffatome  in  einer  offenen , einfadjen 
ober  Beräfteltcn  (nidjt  in  gefd)loffcner  ringförniiger) 
SSerfettung.  3wä‘dien  beiden  ©ruppen  gibt  et  Über- 
gänge, bie  Sninethglen-,  Setramett)t)len-  unb  flenta- 
metl)i)Ienberiuate,  bie  einen  aut  8,  4 ober  6 Kohlen- 
ftoffatomen  beftehenben  Sting  enthalten,  aber  tat  ehe« 
mifchen  ©harätter  ben  aliplnitifd)en  SSerbinbungen 
naheftehen.  Sie  bitben  ben  Übergang  gu  ben  htjb'ro- 
aromatifchen  SSerbinbungen,  bie  lieh  an  bie  aromati« 
fdjen  anjchließen.  Sie  g.  laffen  fnh  Born  SMethan  CH, 
ableiten,  beffen  Süafferftoffatome  burd)  andre  Sltomc 
ober  Vltomgruppen  erfeßt  tuerben.  8)ei  aromatifd)cn 
Körpern  tintnen  SBafferitoff atome  bet  8)en|olringct 
burd)  Sltomgruppen  erfeßt  werben,  Welche  bie  Kohlen« 
ftoffatome  in  offener  Sinbung  enthalten.  Solche  Sei- 
ten fetten,  bie  ber  gettreihe  angehören,  bedingen  ein 
eigentllmlid)et  SSerhatlen  ber  aromatifchen  Körper. 
Sie  g.  fmb  im  allgemeinen  Weniger  beftänbig  att  bie 
aromatifchen  SSerbinbungen,  fie  werben  leichter  burd) 
$>iße  gerftört  und  leichter  ofpbiert,  die  2>alogenfubfti- 
tutiontprobulte  halten  bab£ialogenatum  Weniger feft, 
bie  ^hbrophlbenuate  (Sllfohole)  find  weniger  jaucr 
alt  bie  ber  aromatifchen  Körper  (SShenote),  auch  ift 
für  leßtere  den  gettförpem  gegenüber  bie  leichte  S3I1« 
bung  uon  Sutfofäuren  unb  Sfitrotörpeni  djarafteri« 
ftifd).  SiagoBerbiitbnngen  ber  gettreihe  weidjen  Bon 
benen  ber  aromatifdjen  dieihe  ab. 
gettfärprr  (Corpus  adiposum),  f.  Jfnielten. 
gcltfraut,  SSflangengattung,  f.  Pingnicula. 
gcttfräulcr,  f.  ücntibulariagecn. 
gtttlcbcr  (Hepar  adiposum)  entfteht  burd)  über- 
mäßige Slblagerung  Bon  gelt  im  3micm  ber  lieber- 
gellen  in  ©eftalt  großer getttropfen,  währenb  bie  nor* 
male  Sieber  geittropfen  nur  in  ben  benSSfortaberäjlen 
benachbarten  3cücu  enlhält.  Sie  g.  ift  größer  alt 
normal,  Weid),  blutarm  unb  blaß ; fie  fommt  bei  all- 
gemeiner gettfud)t  (f.  b.)  burd)  gu  reiche  3uful)r  uon 
gelt,  aber  auch  bei  fonft  magerm  Körper  Bor,  wenn, 
wie  g.  SS.  bei  Sd)winbfild)ligen,  bat  geit  infolge  einer 
3d)Wäd)ung  ber  Stoffwedjjeloorgänge  nicht  gerfeßt 
werben  fanit.  Slud)  bei  Säufern  jitibct  fid)  niwciten 
g.  Sie  SSeßanblung  fällt  mit  ber  ®et)anbtung  bet 
örunbteibent  gufammeii.  SBamentlid)  werben  neben 
entfpred)enbcr  $iät  bie  Duellen  Bon  Karttbab,  3Ha- 
rienbab,  Kiffingen  ic.  mit  Erfolg  gegen  g.  angemeit* 
beL  Siieht  mit  ber  g.  gu  Benued)fcln  ift  bie  gett- 
entartung  ber  2eber,  bei  ber  man  ftatt  ber  gro- 
ßen getttropfen  nur  gettftäubchen  in  ben  Sicher- 
gellen  fieht;  fte  wirb  bei  SSergiftiingen  mit  SShoophor, 
Slrfenit  unb  einigen  organifchen  öiften,  bei  iduoeren 
Entährungtjiörungen  unb  bei  gewiffen  3"fettiont« 
tranfheiten  beobadjtet. 

Rtltlcbcr,  f.  2ebcr. 
gcttlcibigfcit,  f.  gettfudjt. 
gcttmngen  (Labmagen),  bie  Piertc  SIbteilung 
bet  SRagent  ber  SBieberläuer  (f.  b.). 

gettmännihtn,  tßln.Hupjcrmünge,  = Vi  Slüber. 
gcttmäund)cii,  Sßflange,  f.  Valerianclla. 
jfettmaft,  f.  SJIaft. 

gettmclnmorphofc,  foPiet  wie  SSerfeltung. 


492 


gettöle  — gettfudjt. 

Scttölc,  ißrobufit  ber  Braunfoglenteermbuftrie,  bem  Eintritt  beet  Rtimafteriumb  beginnt;  bcijs  ferner 
gelbe  unb  gctbrote  Barnffinöle  »mn  fpeg.  ©et».  0,88  geroiffe  ©ewerbe  (Stgläcgter,  Brauer)  beionberb  bie 
oib  0,üo  für  beffcrc  Stgmicrmittel.  g.  begiinftigen.  Slud)  geroiffe  eigitologiftge  unb  fit* 

Settopf  Oet t topf),  f.  $)au3entwäffentng.  matijdie  Bergältniffe  (feutgtet  Rlima)  tpielcn  eine  ge* 
grttpflan)cn,  f.  Rraffulagcen.  3"  ber  ©ärtnerei  tuiffe  Stolle.  Xcr  übermäßigen  Slbtagenntg  Don  gelt 
Bcrjtegt  man  unter  g.  auef)  oerftgiebenc  ©(langen  mit  bienen  gunätgfi  bie  Rörperjteflen,  an  benen  ftd)  nor- 
fleiftgigen  Blättern  ober  blattlofen,  fleiftgigen,  grünen  ntalerroeife  gettgeroebe  befinbet,  bei  Ijöfjem  ©raten 
Slammgebilbett , wie  SIgaßen,  Vltoe , bie  Rafteen  tc.,  Bon  g.  aud)  f ölige,  bie  normal  wenig  ober  fein  gett 
bie  man  alb  Suf f ulenten  (f.  b.)  gufammenfajjt.  enthalten.  Xewgemäjs  ftnbet  ftd)  bab  gett  unter  ber 

tettrcitie,  f.  getttörper.  ^>aut(Pannioulus  adiposus),  befonberö  unter  ber  beb 

ettricfcln,  f.  ©ewiijierung,  S.  795.  Baudjeg,  beb  fflefäfjeb,  ber  lüften  (befonberb  bet 

ettfäuren , f.  gelte  Säuren.  grauen),  m großer  Süfenge,  ferner  im  ©efröfe,  im 

cttfdjabe,  f.  Künbler.  Steh,  im  Xidbarm  unb  um  bie  Stieren  gerum ; felbft 

cttfdjtunHgfrfjaf , f.  Stgaf.  auf  bem  ^erjbeutel  unb  bem^erjen  fctbjt,  immunem 

cttfighicif),  [.  Sdjafgutgt  unb  ®oIIe.  ber  Seberjetlen  (f.  gettleber),  gwifegen  ben  SKubfeln 

ettfurgt  (Obesitas,  Adipositas,  Lipomatosis  unb  in  anbern  Organen  gäuft  ei  ftd) an.  Xer  gett* 
nniversalis,  Polysarcia),  übennägige  Slngäufung  anfap  erfolgt  l)aubgu  großem  gettrciigtiim  ber  Slag* 
Bon  gett  im  Körper.  Xie  leidjtcru  ©rabe  ber  g-.  rung,  2)  burd)  überfdjufj  Bon  gett,  baS  auä  gerfeptem 
(EmbonpDint,  Rorpuleng)  Berurfad)eu  faum  einige  Eimeifs  abgefpalten  (ft,  3)  auS  ungerftört  gebliebenem 
Befcgroerbc.  Selbft  bei  fdion  bcträdjttidjem  Umfang  gett,  ba«  burd)  Rogleggbrate  geftgüpt  ober  auä  itjnen 
erfreuen  fid)  bie  Seute  oft  nocg  Bortreffltdjen  ®ogt-  gebiibetift,  unb4)enbti(g  babureb,  bagbiegdgigteit  ber 
feinb,  Wie  cd  benn  überhaupt  eine  fdjarfe  fflrengegroi*  3cUl'U  gurStoffgerfepungburtgeinenotgunflarefton* 
fdjen  gefuttber  ®oglbeteibtgeit  unb  franfgafter  g.  jtitutionäanomatie  Bernngert  ift.  Xer  jebebmatigen 
nid)t  gibt.  3™  allgemeinen  nimmt  man  an,  baff  g.  mbiBibueüenUrfadiebergettcntftebungmu^biegett* 
bei  ffl'ännern  etwa  bei  einem  Rörpcrgewidjt  Bon  95  entjiegungbfur  enlfpredjen.  ®o  ein  Überfcguft 
gib  100,  bei  grauen  Bon  80  kg  beginnt.  Xie  gett*  gewtffer  Slagnmgbftoffe  bie  llrfadje  ber  gettleibigfeit 
menge  eiueb  gefunben  enuadjfenen  SJtcnfdjen  foü  etwa  ift,  mufj  biefer  gefertigt  werben,  meift  aber  genügt 
ein  Wfwangigftel,  bie  beb  Sleugebomen  ein  gegntel  beb  ei,  alle  Slagrungbjtoffe  bib  gu  einem  gewiffen  iVage 
ftörpcrgcwid)tb  betragen.  Rranfgaft  ift  bie  gettleibig*  gu  Berringem,  ba  ja  bie  meiften  gäüc  Bon  g.  nur 
feit,  wenn  fid)  Störungen  ber  ffiejunbbeit  einftcüen,  auf  gu  reiegluger  Slufnagme  aüer  Staprungbbeftanb- 
g.B.3Jtubfelfd)WÄd)o,BcrbaHungbbefd)Werben,  Stiem*  leite  berufen.  SKan  wirb  bager,  otjne  ©euorjugung 
not,  Störungen  ber  §ergbewegung , Stgwinbel  tc.  beftimmter  Slagrungbmittel,  bie  ©cfamtaufnagme  fo 
3n  begua  auf  bab  ©ewiegt  unb  ben  Umfang  beb  Rör«  weit  ehtfdjränfen,  bafj  ftc  bie  Ergaltungbfojt  cineb 
perb  fcttfüdjtiger  ©crioncn  finbeit  fid)  unglaubiid)  Sörperb  barftettt,  ber  bab  Slormalgeroitgt  beb  ©len* 
ftgeinenbe  Slngaben.  So  foücn  Rinbcr  Bon  4,  beg.  fegen  Bon  bem  gegebenen  Sitter  unb  ber  gegebenen 
10  gagren  fdjou  41,  68,  ja  128,  bcj.  109  kg.  Er*  Störperlänge  aufweift.  Xie  ©ewid)tbabnat)mc  wirb 
madjfene  250—490  kg  gewogen  gaben.  — Unter  ben  bann  eine  jwar  langfame,  aber  fngere  unb  unfdjäblidje 
präbibponierenben  Urfadien  ift  am  Widjtigften  bie  fein.  8iaf^ere  ©emid)t3abnat)men  crjielen  beftimmte 
Srblicbteit,  bie  nad)  ffloudjarb  für  46  ©roj.  ber  gäüe  Rurmetgoben,  Bon  benen  bie©  antingfurbefonberb 
gilt.  3n  gewiffen  gamitien  werben  alle  SKitglieber  befannt  ift.  Bei  berfelben  wirb  unter  relatio  reitg* 
fegr  fettleibig,  unb  »gettfinber*  finb  nitgt  aüju  feiten.  liegerSiweigtufugr  bieVlufnagmc  Bon  gett  unbRoglc. 
Xie  g.  tritt  (eiten  Bor  ber  ©ubertät,  nod)  feltener  an-  ggbrat  auf  Bab  äuperfte  beftgränft.  Eine  ägnlicgc 
geboren  auf,  Berliert  fid)  autg  im  leftem  gaü  oft  Roftorbnung  Berbanb  törtel  mit  ftarfer  Einfdjrän* 
wägrenb  ber  Sciterentwidetung ; fie  tritt  am  gäufig*  fung  ber  glüffigfeitöaufnagme,  ber  er  eine  befonbere 
ften  bei  'Diänncrn  um  bab  40.,  bei  grauen  um  bab  ©ivtfamteit  gintngtlid)  ber  Einfdjmeljung  beb  getteb 
45. — 60.  Sebcnbjagr  auf . Sieben  ber  erblitgen  Slnlage  jufegrieb , ogne  ba&  eine  foldje  jebotg  erwiefen  wäre, 
ift  eine  gu  reiegliege  Slagrungbjufugr,  namentlid)  über*  Beiben  Slctgoben  gememfam  ift.  bag  fte  eine  ritgtige 
mä6ige'ltufnagmeBonRogteggbraten(3ucfer, Störte)  ^ungerfur  barftetten,  inbem  fie  nur  etwa  bie  Ssätfte 
ber  gäufigfte  ©runb  jur  gettleibigfeit,  bie  in  biefen  ober  nur  ein  Xrittcl  beb  Ergaltungbfojtmageb  ,iu* 
gäücn  Bötlig  ber  SRajt  bei  Xieren  aleicgjufleüen  ift.  fügten,  ©ewiffe  Slaigteite  beiber  Ruren,  groge  Be* 
Bud)  Sltfogolgenug  wirft,  inbem  er  bitrcg  feine  leidite  figwerben  burtg^iungergefügl,Sd)mäd)eju[tänbe  unb 
unb  Boüitänbige  Berbrennlicgfeit  anbre  Slägrftojfe  Sleroofität  burd)  Einfcgmcijung  beb  Eiweigbeftanbeb 
Bor  btr  Verbrennung  id)ü(jt,  begünftigeub  auf  ben  (alfo  tebenben  ^ettmateriatb) werben  Bermieben  burtg 
gettanfap;  beiBiertnnfeni  ift  baueben  nod)  ber  groge  Ebfteinb  älictgobe,  bei  berEiweigftoffcunbnamcnt* 
Slägrwcrt  beb  Biereä  (Rogleggbrate)  bebeutungbBott.  tid)  Äogteggbrate  ftart  befrgränft,  bagegen  jiem(id) 
häufig  ift  bie  Slagnmgbaiifnagme  jwar  niegt  eine  reiigluge  gettmengen  gegeben  werben,  im  gangen  aber 
abfotut  fegr  rciigticge,  jebod)  retatiB  ju  grog  in  Stn*  ebcnfaüb  eine  ftarte  Untercmägrung  erjielt  wirb. 
bctrad)t  cincb  geringen  Stojfumfapeb.  Xieb  trifft  be*  Sitte  Entfettungbfuren  werben  gwedmiigig  unterftüpt 
fonbcrS  gu  bei  SJIangel  an  förpecticger  Bewegung,  burd)  reiegliege  Bewegung,  furgen  Sdjlaf,  Sdjwip* 
angaltenber  Untätigteit  unb  pglegmntiftgcm  Xempe-  bäber,  fügle  Biiber  uno  leirgtc  Befleibung.  Beim  ©e- 
rament.  SBärme  begünftigt  ben  gettanfap.Rälte  wirft  braud)  Bon  Rurorten  (Rartbbab,  SRanenbab) ift  bie 
igm  entgegen  burd)  Sinreguug  ber  ^erfcgimgbnor*  gwedmafiige  Slebenbwcife  wohl  bab  Stubfdjlaggebeube, 
gänge.  Slubfcgaltung  ber ©efcglergUbrfifen,  etwa  bung  bie  Xrinffur  bagegen  nebenjädjtid).  Slaicge  Entfet* 
Raftration  (bei  Eumugcit)  ober  in  ben  SBecgfeljagren  tung  fann  ergielt  werben  bureg  ben  ©ebraud)  Bon 
bei  grauen,  foU  burcgEinfdjränfung  ber3crfepungg*  Stgilbbrüfcnfubftang  in  ©eftalt  frifrger  Xrüfen 
Borgänge  im  ifirotaplaema  g.  begiinftigen,  wab  je.  ober  Bon  Xauerpräparatcn.  Xabei  loirb  ber  Stoff- 
bod)  Bon  anbrer  Seite  bejtritten  wirb.  Stubbem  ©e«  weegfet  gefteigert;  jebotg  ijt  Wegen  ftgäblitger  Sieben- 
jagten  erftärt  cb  fitg,  bag  g.  um  bab  40. — 60.  3agr  wirtungetr  Borüd)t  nötig.  Bgl.  Banting,  Letter 
am  gäufigften  auftritt,  bag  fte  bei  grauen  oft  mit  on  corpulence  addressea  to  the  public  (Conb.  1864 


getttaii^er  — geubijt. 


498 


u.  ».); Vogel,  Sorpulenj,  ifire  tlrfaipen,  Serpiitung 
unb  S'clluug  (23.  Stufl. , Werl.  1903);  Stifip:  gclt- 
leibigfeit  ber  grauen  im  gufantmenpang  mit  ben 
Sfranfpeiten  ber  Smuilorgatif  (©rag  1872),  Siegctt* 
leibigleit  (Stufig.  1888)  unb  Entfettungälurcn  (Werl. 
1900) ; ß b jl  e i n , Sic  gettteibiafeit  unb  ihre  ©epanb* 
lung  (7.  Stuft.,  Siceb.  1887);  SRaaä,  Sie  Siproen* 
ningcr-fiur  (18.  VI u fl. , ©erl.  1895);  Örtel,  Sic  ßb- 
fteinjepe  gtugfdjrift  über  ffiaffcrcntjiepung  (Seipj. 
1885);  o.  Sioorben,  Sie  g.  (in  Siotpnagclä  »2pe- 
sielte  ©atpologie  unb  Spcrapte« , ©ien  1900) ; £ e b e r, 
Sie  g.  ('IRiind).  1903). 
getttaueper,  f.  ©ingum. 
gclttopf,  f.  §auäentwäff(rung. 
gcttuogcl,  [.  ©uadiaro. 
gctmiaipä,  (.  üeidjcnfett. 
gettwaten,  alle  fettigen. . fjanbcläartifel,  alä: 
Butter,  Spcd,  Saig,  Sran,  Öle  ic. 
gcttjiinälcr,  f.  3ünäler. 
getton  (arab.),  baä  9icd)tägutad)ten  eines  SRufti 
2lus  ben  getwaä  fefst  fid)  baä  liirfijipe  ©emopnpeitä- 
r«pt  jufaminen.  Sab  g.  beä  Scpeid)  ul  gblam  ift  in 
ber  Sürtei  jur  ©ültigteit  jebes  neuen  Staatägefepcä 
ober  fonftiger  funbamentaler  Weiterungen  ber  Sicgic* 
rung  erjorberlid).  — g .tpane  (»geluiapauä«)  beij;t 
in  itonjlantinopel  bie  ©cpörbe,  meleper  ber  Scpeiep 
ul  3älatit  oorflept. 
gcpciibäuinc,  f.  Sappenbäutue. 
geurpöreä  i|pr.  tiiipärj,  Soppie,  Baronin,  f. 
Eon  bi  7). 

gempt,  gleden  im  bapr.  Segbej.  SRittelfranfen, 
©cjirfäaitit  Slüntberg,  Knotenpunft  ber  StaatSbapn- 
linien  ©affau-ffiflrjburg,  g.-Stltborf  unb  g.-©en> 
belftein,  342  m ü.  'IR.,  beliebter  Sluäflugäort  ber 
Shlmberger,  pal  eine  euangchidie  unb  eine  taUj.fiirdie, 
gorftamt,  £>oljbred)flcrei , Bierbrauerei,  eine  Sage« 
milple,  Bienen  juipt  unb  (lKow  1095  Einw.  g.  gepörle 
bis  1797  jum  ©einet  oon  Stümberg. 

gcmptblatt  (geige,  geigenblatt),  baä  Weib* 
lidie  ©lieb  beim  £>od)  > unb  SicbWitb. 

__  gcuiptcn,  baä  tarnen  bei  SHot-,  bann  fRep«  unb 
SÄwarjroitb. 

gcuiptcrälcbcn,  Ernit,  greiperrbon,  SKebi- 
jincr  unb  Supler.  geb.  29.  Vlprit  180«  in  ©ien,  geft. 
bafelbil  3.  Sept.  1849,  ftubierte  feit  1826  in  ©ien, 
pielt  fei!  1844  an  ber  ©lener  £>od)fcpule  Vorträge 
jur  Vorbilbung  pfpdiifiper  ©rjte,  mürbe  1847  Vije< 
bireftor  bermebijinijep-epirurgijcpenStubienunbtDar 
1848  furje  3«it  Unlerftaatäfefretär  im  UmerriiptS* 
miniiterium  g.war  niept  nur  ein  fdiarft’innigerVIrjt, 
fonbern  auep  ein  Siipter  Oon  feinem  äflpctiicpen  Sinn 
unb  ppilojoppiieper  Sellbilbnng  unb  entfaltete  auep 
eine  reupe  tritifipe  Siitigteit,  bie  fid)  polemifd)  jur 
2iteratur  beä  «jungen Scutfeplatib«  fteDte.  Er  fdmeb: 
»Über  bas  2>gppofratiftpe  erfte  ©uep  oon  ber  Siät« 
(©ien  1835);  «Über  bie  ©croifjpcit  unb  ©ilrbe  ber 
fceilfunft«  (baf.  1839;  neue  Ausgabe  u.  b,  S.:  »?irjte 
unb  ©ublifunt« , 1848);  «Seprbuip  ber  ärjtlicpcn 
Seelenfunbe«  (baf.  1845).  Ungemeine  Verbreitung 
fanb  baä  für  baä  größere  ©ublifum  beftimmte  Stprift- 
ipeit  «3ur  Siätetif  ber  Seele«  (©ien  1838,46  Ülufl. 
1896).  Er  leprte  im  ©egenfap  ju  ^mfelanbä  »SRa- 
frobiotif«,  b.  p.  ber ftunft,  baä  Sieben  gu  oerlängcm, 
eine  «flalobiotif«,  b.  p.  bie  ftunft,  fid)  bie  $janttonie 
beä  2ebenä  ju  bemapren,  im  Sinne  ©oetpes,  f iir  ben 
er  aud)  fonft  bei  jeber  ©elegenpeit  cintrat.  ffiertoolt 
ftnb  auip  feine  »©eiträge  jur  2iteratur-,  Äunfl-  unb 
Slebenstpeurie*  (©ien  1837—41,  2 ©bc.)  unb  bie  mit 
©efepmad  auSgcjüpiteTlntpoIogie  »ffletjt  berbcutjcpen 


Klaffifer«  (3.  Hnfl. , baf.  1866).  Seine  »©ebidjtc« 
erfipienen  Stuttgart  1836  (barin  baä  oon  IHeitbelä« 
fopn-Barlpolbp  oertonte  unb  jum  ©oUälieb  gewor* 
bene:  »ES ift be|tintmt in ©otteä Sat«),  Seine • oiimt* 
litpen  ©erte«  (mit  Sluäicptuf)  ber  rein  mebijinijipen) 
Würben  oon  gr.  Hebbel  (©ien  1851  —63,  7 ©be.) 
mit  ©iograppie  perauägegeben.  ©gl.  3JL  Sieder, 
Ernft  o.  g.,  ber  greunb  ©rillparjerä,  im  »3abrbucp 
ber  ®rinparjer»®efeUf(paft*,  ©b.  3 ('Bien  1893). 

§fen<f)t(jlicb,  baä  miimtiiepe  ©lieb  beä  ©iibeä. 
reueptigfeit,  ber  ©epatt  eineä  Sfbrperä  an  glüf« 
figleil,  geroöpntid)  ©affer.  Ein  feudjter  jefter  S'örpcr, 
auep  wenn  er  troden  ju  fein  fdjeint,  oerliert  beim  flie- 
gen an  troefner  Sluft,  im  abgefdjloifenen  Siaum  über 
ppgrolfopifipen  Körpern,  im  luftleeren  Siaum  unb 
beim  Erwärmen  einen  Seil  ober  feine  gange  g.  3ft 
baä  ©ewiept  eineä  feutpten  Körperä  an  ber  2uft  fon« 
ftant  geworben,  fo  peißt  er  lufttroden;  er  (ann 
bann  aber  immer  noch,  je  naep  feiner  Slatur,  einen 
popen  ©rab  oong.  beftpen.  SKan  erfäprt  biefen  burep 
beparrliepeä  Srodncn  einer  abgewogenen  Süienge,  biä 
baä  ©eioicpt  tonftant  bleibt.  S)er  fflewicptaoei  tujt  er- 
gibt bie  g.  ©ei  ©afen  unter) ipeibet  man  abfolute 
unb  retatioeg.  ßrflere  ermittelt  man  burtp  ©e- 
ftimntung  ber  ©eroidjtämcnge  ©affer,  bie  in  einem 
abgemejjenen  Volumen  ber  2uft  entpalten  ift.  Saä 
Verpältniä  biefer  SRcnge  ju  berjenignt,  welcbe  bie 
2uft  unter  bem  perrfdicnbeti  Srud  unb  bei  ber  perr- 
fiprnben  Semperatur  pöipftenä  aufnepmen  fönnte, 
bejeiipnet  bie  relatioe  g. 
gcinlitiflfcitämcficr,  f Jipgronteler. 
ffeuepttoangen,  Vejtrföamtäjtabt  im  bapr.  Sieg* 
bej.  SRittetjrantcn,  an  ber  Suljad)  unb  ber  Staats- 
bapntinie  Sombüpt  - Slörbtingen,  452  m ü.  SR.,  pat 
3 eoang.  fiirepen,  barunter  bie  altertümliepe  ©farr- 
firipe  (urfprünglid)  römifipeSafilila,  um  HOOgotiiip 
umgebaut),  eine  futb.  Kirdic,  Spnagoge,  einen  jdpönen 
SMarttbrunnen,  Slmtägeridtt , gorpamt,  Seimfabrif, 
Sanipfjiegelei  unb  aMW  2335  meijt  eoang.  Einwop* 
ner.  S)aä  noep  ouä  ber  Karolingerjeit  itammenbe 
©enebittinertlojler  würbe  1663  aujgepoben.  g.  fam 
1376  an  ben  Burggrafen  Oon  Siümberg. 
grcudlttuarje,  looiel  wie  geigwarje. 
tpenbal  (oon  feuilum,  f.  b.j,  baä  Sepnäwefcn  bc- 
treffenb,  auf  baä  £epnäwefen  bejügtid);  beul  mittel- 
alterliipen  SlepnS-  unbSlänbewefen  juneigenb;  baper 
geubale  biejenigen,  bie  im  mobernen  Staatäwefcn 
getoiffe  Stanbeäoorrccpte  in  'ilufprudt  nepmen,  bie  mit 
bcmfclbcn  im  ©iberforuip  fiepen,  geubatpartep 
realtionäreSlbcläpartei;  geuballpjtem,  baäSepnä- 
Wefen  (f.  b.).  geubaljtaat,  2epii«itaat;  geubal» 
toefen,  2cpnstocfen;  geubalflänbe,  2anb)tänbe, 
bie  nur  fid)  felbft  unb  ipre  eignen  Stanbcäintercfien 
oertreten. 

Feudalia  (tat.),  Cepnäfaipen. 
gcubaliämus,  geubalwefen,  gcubalfpftem ; bie 
politifcpe  Siicptung,  bie  ber  ©eburtäariflotratie  unb 
inäbef.  bem  öritttbabel  eine  mögtiipft  beoorjugte 
Stellung  eingeräumt  wipen  luiQ. 

greubalift  (geubift),  Kenner  unb  Bearbeitet  beä 
fiehiiredjt«;  and)  Wnpänget  beä  geubatismuä. 
geubätftänbe,  f.  Stänbe  unb  Votfäoertretung. 
geubättorien , f.  2epnäwefcn. 
geubtnpeim,  Sanbgemeinbe  im  bab.  Äreiä  unb 
Vmt  SJiannpeim,  an  ber  Eifenbapti  ^»eibelberg-SRann- 
peim,  pat  eine  coangetifcpe  unb  eine  latp.  ftiicpe,  Spn- 
agoge,  Sabatbau,  3'0arrenfal)r'fation  unb  awco 
4489  Einw. 

geubift,  f.  geubalijt. 


494 


Feudum 

Feudum  (mittcllat.,  entflanben  au«  Feodmn), 
baö  Sehen,  unb  jwar  foiuoljl  ba«  Sebnredjt  al«  bie 
2ebn«fad)f  (f.  ScbnäWefen).  Sa«  SBort  feodum  Wirb 
jumeift  Dom  altbodjbcuticbcn  feo  (Viel),  bnmi  Out, 
Vermögen)  abgeleitet,  Wäljrenb  anbrc  cd  auf  ba«  la- 
teinifd)e  fidcs  (Sreue)  ober  foedua  (SBünbniS)  juriief- 
führen. 

ferner,  eine  au«  glcirfjjeittger  2icf)t>  unb  Sänne- 
entwidelung  gcbilbeteErfcbcinung.  Stritt  fle  an  feften 
ober  flüffigeu  Sl’örpern  auf,  fo  nennt  man  fie  ©lut, 
bei  ©afengiamme.  SBo  Sicht  ohne  nathmeiäbare 
SBänne  entiuiefett  loirb,  fpridjt  mau  nidjt  Don  g.,  wie 
j.  B.  beim  ©boSphoresrieren.  3m  Altertum  hielt 
man  ba«  ff.  für  etwa«  Materielle«,  unb  Ariftotele« 
nennt  eä  eilt«  ber  Dier  Elemente.  S.  geuerjeuge 
unb  fjreuer,  flüffige«.  ©gl.  2 i n b n e r,  Sa«  g.,  fultur* 
hiftorifche  Stubie  (Brünn  1881);  Reumann,  $a« 
3-  (Bafel  1883).  Uber  bie  Umftänbe,  unter  benen 
^euerer) Meinungen  auftrelen,  Dgl.  Sicht  unb  Sääratc. 
— g.  beißen  auch  bie  bei  ber  Sarfielltmg  unb  Ver- 
arbeitung Don  £d)tniebeeifen  benugten  geuerflätlen, 
bie,  mit  holjlol)len,  Stotö  ober®tein[ohlengehei,it, 
jur  ^ctDorbringung  oftjbicrenbcr  Sir  tun  g (griid)« 
feuer,  gemeifenjeuer,  geuergrube),  jur  iftebuftion 
(Sennfeuer)  ober  jum  Erljige»  (Sänne-,  Schmiebe-, 
Schweift -,  ©ärhfcucr  ic.)  bienen. 

tfeuer,  militärifth  ba«  Schiefem  au«  gouertoaffen. 
Von  (jeuerarten  war  im  18.  jjabrb.  bei  ber  3nfan- 
terie  baä  ©clotonfeucr  (f.  ©eloton)  in  brei  ©liebem 
in  öebrnuch.  jegt  liegt  ber  hauptwert  im  Schüfe n- 
feuer  mjcrflrcuterobergc[dilofjcncrCvbnung.aufeer- 
beut  gibt  ed  bie  S a 1 D e in  cjefctil offenen  ober  gefd)Wänn* 
ten  Abteilungen,  ©ei  betben  (feuerarten  wirb  baä  ff. 
nteiit  im  Knien  ober  Siegen , feiten  im  Stehen  abge- 
geben. ©eim  Sdjügenfcuer  unterfcheibct  man  lang- 
tarne«,  lebhafte«  unb  Schnellfeuer,  ebenfo  bei  ber  Ar- 
tillerie langfame«,  gewöbniidic«  unb  Schnellfeuer,  ba« 
bei  fott  au|ier  bei  leRterm  bie  Sirfuitg  jebe«  Schuffeä 
beobachtet  werben,  ©ei  Schnellfeuer  feuert  jebe«  Be- 
fehlig, fobalb  ca  geloben  unb  geridttet  ift.  Schnelle 
geuerbereitfebaft  wirb  Don  beiben  Soffen  ange« 
ftrebt.  3i’a<h  fchnellem  Aufmarfd)  in  bie  geueriinte 
jur  (feuerentwidelung  ift  gleichzeitige , überra- 
»etjenbe  (feuererbffnung  fletä  Don  Vorteil,  bie 
gclbartiUcrie  nimmt  ju  biefem  3wed  nahe  ber  geuer- 
ftellung  eine  mbglidtft  gebeefte  ©ereitfchaftäftcllung. 
Sür  baägeuergefedtt  (gemgefeebt)  ift  c«  wichtig, 
bie  geuerfraft  auf  bie  gröfete  juläffige  h öge  ju 
bringen,  babei  ift  biegeuergefebwinbigfeit  jweef- 
mäßig  anjuorbnen ; fie  richtet  fich  nach  hem  ©cfechtä- 
jwed  unb  ber  Sebeutung  be«  ifielä.  Sie  Artillerie 
macht  im  biuhnltenben  ®efcd)t  längere  geuerpaufen, 
int  Augenblid  ber  Eitlfdtetbung  möglichft  für  je. 
Ebenfo  febiefet  bie  3nfanterie  auf  weitere  Entfemun- 
en  wenig  unb  fteigert  auf  nähere  bie  geuerwirfung 
iä  jum  Schnellfeuer  au«  mbglidtft  Dielen  ©ewehren. 
Straffe  geuerbiäjiplin  ift  für  gute  geuerwirfung 
unerläßlich.  Sie  erforbert  peinlidple  Aufmerffamfeit 
auf  alle  Sefeble  unb  SBinte  im  fflefecht,  genaue  Be- 
achtung ber  ©orfchriften  für  ba«  ©erhalten  in  bem- 
felben,  ruhige«  Ausbarren  im  feinblichen  g , auch 
wenn  e«  nicht  ettoibert  wirb,  fofortiae«  Einftellen  be« 
geuer«  auf  Befehl  ober  wenn  ba«  3tel  Dcrfchwinbet. 
Sie  geuerbiäjiplin  mu&  fo  anerjogen  fein,  bah  fie 
auch  ftnnbhält,  wenn  burd)  ©erlufl  an  güljrem  ober 
anbte  Umftänbe  bie  geuerleitung  mehr  ober  Weniger 
Derloren  geht. 

Ser  Erfolg  beä  geuer«  hängt  jutn  großen  3>il  Don 
ber  geuerleitung  ab.  Sic  Dcrmetbel  Diele«  3iel« 


— geuer. 

Wechfeln,  cntwicfelt  enlfprechenbe  geuerfraft  gegen 
tattifdj  Wichtige  ©unftc  unb  beobachtet  bie  geuerwir- 
fung an  fflefd)ofeauffd)lägm  unb  bem  ©erhalten  be« 
©egner«.  Sie  hohem  gübrer  ber  3nfanterie  beftim- 
men  ba«  ©orgelten  unb  forgen  für  ©atronenerfag, 
ber  ßompagniefübrer  trifft  bte  Anorbnungen  für  bie 
Bewegungen, Stellung  belüge,  Bntfcmung«cnuitte* 
lung,  Eröffnung  be«  geuer«,  Verteilung  ber  Muni- 
tion, gibt  folange  wie  möglich  ha«  3ict  an  unb  beob- 
achtet ben  ©egner  unb  bie  eigne  geuerwirfung,  ber 
3ugfübrer  leitet  ha«  Einrid)ten  itt  ber  Stellung , be- 
nimmt 3iel,  ©ifier,  Beginn  unb  Art  be«  geuer«  unb 
ba«  Stopfen , er  beobachtet  hie  SSirfung , ben  geinb, 
forgt  für  fparfamen  ©atrcmenDcibraud)  unb  banbeit 
im  Eintlang  mit  ben  anbem  3 eigen.  Ser  ©ruppen- 
(Seftioitä*)  giibicr  überwadtt  baä  Einriebteit  (Ein- 
niften)  feiner  Schügen,  Einftellen  ber  ©ifiere,  hanb- 
batmng  ber  Safte,  ©atrcmenDerb  rauch,  wieberholt 
ben  ©fiff  be«  3l*flfüf)rer«  unb  gibt  Befehle  Weiler. 
Bei  ber  Artillerie  Derteilt  ber  ftommanbeur,  nachbem 
er  ©efed)t8jweef  unb  ba«  3'*l  tut  allgemeinen  erfah- 
ren, bie  3'de  an  bie  Batterien,  bcjtimmt  Art  unb 
©ana  ber  Befanipfung,  eimaigen  Skchjel  be«  3>fIe«; 
ber  SÖatteriejührcr  befiehlt  ba«  SinfchieBen,  biegeuer- 
orbnung,  ©efchoBart  unb  änbert  in  bringenben  gäl- 
ten bas  3iel.  Bei  ber  Belagerung«-  unb  geftung«- 
artillerie  bejwecft  bie  geuerleitung,  bie  feinblidien 
Batterim  nach  ihrerSidjtigfeit  einzeln  nicberjufämp- 
fcn.bie  anbcmnurjubefchäjtigen.  Überall  mnf)  fie  fo- 
lange  wie  möglichaufrechterhnlten  werben.  Soridjnf- 
Im  im  cinjelnen  gibt  ba«  »Ejerjier-IHeglement  für 
bie  gelbartiflerie  unb geucrlcilung  berguBartiUerie«. 

geuerltnie  ift  bie  Sinte  ber  bem  geinbe  junädjfl 
6efiublid)en  feueniben  Sdjiigen  ober  g(fd)lof|cneit  Ab- 
teilungen; fie  wirb  in  ber  Sieget  burch  Sfachfenben 
Don  Abteilungen  oerftärft.  3it  ber  9iähe  ber  geucr- 
linie  Wirb  bm  ©orfchriften  gemäj)  ftet«  au«reichenber 
3Kunition«Dorrat  in  Saften,  Sagen  ic.  bereit  fein, 
befonber«  ift  in  Dorbereitctcn  Stellungen  hierfür  ju 
forgm.  Sie  geuerorbnung  wirb  Dom  Batlerie- 
führer  nadf  taftijehen  unb  SutemngdDerhältiiiifen 
beftimmt,  bei  ber  guBariillerie  Wirb  täglid)  feftgefegt, 
WieDiel  Schüffe  abjugehtn  pnb  tc.  geuerpaufett 
treten  beim  Batteriefeuer  nach  iebeni  Schuß  «in,  heim 
geuem  einer  ffiontpagnie  ober  eine«  3u8c8  erfolgen 
fie  auf  ©fiff  ober  Befehl,  je  nach  ber  ®efed)l«lage, 
ober  uni  geuerleitung  unb  • Siäjiplin  ju  erhalten. 
Beim  Schnellfeuer  fatlm  fie  fort,  geuerftellung 
heifit  bie  Stellung,  au«  ber  bie  Artillerie  fdjicfjt.  häu- 
figer Sechfel  ift  nachteilig,  habet  nur  Don  bem  Be 
fchl«haber,  bem  bie  Artillerie  jugeteilt  ift,  anjuorbnen 
ober  ju  genehmigen,  hei  fflcfabr  im  ©erjuge  Don  Un 
terführem  ju  befehlen  unb  barüber  ju  mclbcn.  Sic 
Aufftellung  ber  Batterien  ober  Abteilungen  in  glci 
djer  höhe  nehenemanber  ober  geftaffelt,  wirb  burd) 
ba«  ©clänbe,  ben  Dorau8fid)t!id)en  ®efcd)t«Derlaui 
iowie  bie  Südficht  auf  bie  jeinbliehe  ArtiUcriewirfung 
bebingt.  Sie  artillcriftiid)e  geuerttherlegenheit 
tritt  etn,  wenn  ba«  feinblidhe  Arlilleriefeuer  merlbar 
gebämpft  worben,  bann  erft  fann  ber  3nfanlerte 
angriff  erfolgen;  Dor  bem  Sturm  mufi  btefe  Säaffe 
ibrerfeit«  bie  geuerüberleaenheit,  am  Icidjtefteu  burd) 
Uinfaffung,  erlangt  unb  ben  geinb  mejentlid)  erfreut 
tert  haben. 

Eine  Sruppe,  bie  jum  erflenmal  ein  ©efecht  beftan- 
bm,  bat  bie  geuertaufe  erhalten.  Saju  gehört  ein 
Sfauipf  mit  geuerwaffen  (Schufiwaffcn).  Beion 
ber«  bei  her  ©erteibigitng  lommt  c«  auf  auägiehigc 
Verwertung  berfclhenan.  Auch  jelbjlänbige  fiauällenc, 


495 


Feuer,  bcngalifdpeä  — Feueralarm. 


Wenn  fic  aud)  nicht  bie  Wittel  bat,  baS  g.  fo  Wirffam 
ju  uerroe nben  tuic  bie  3nfanterie , muß  bod)  tn  ber 
Dunfetbeit  bie  unmittelbare  Sicherung  in  AuSnußung 
bei  geucrS  fudicn.  Die  Taflif  ber  3»fanterie  i)t  be- 
einflußt Bonibrergeiteigcrlengcucrwirfung.  Diefe 
fährt  in  ber  Siegel  (d)on  bie  Entfcheibung  herbei  unb 
wirb  ant  Pottftänbigjten  in  ber  jerftreuten  Drbnung 
auSgenußt.  Sie  tätigt  ab  Bmn  3d)äßen  ber  Entfer- 
nung, ©ejchajfenbeit  be8  3>fleS,  beffen  Dicbtigteit, 
Bon  ber  Dauer  beS  geucrS  , geuerbiäjiplin , geuer- 
leitung,  Beunruhigung  bureb  ben  ©egtter  tc.  ©gl. 
gcdilart.  — Seemannifd)  fosiel  tote  Üeuditfeuer, 
uet,  bcugnlifebcS,  f.  geuermerrerei,  S.  629. 
ncr,  flüffiges,  eine  int  amerifaniieben  Kriege 
1861 — 65  jur  güllung  oon  8rnnbgc[d)offen  attge» 
Wenbetc  lonjentrierleliönitigBon  ©ßoSpborin  Sdiroe- 
fettoblenftojf  (©b&nijifebeS  geuer,  Feniern  flre), 
hciBirtt.  tno  fic  auSgegofien  wirb,  eine  geueröbrunjt, 
inbeni  beim  ©erbampfen  beb  SehwefelfoblenftoffS  fein 
»erteilter  ©boopbor  juriidblcibt,  ber  M<b  an  ber  üuft 
entjünbet  unb  uaeb  oorläufigcm  £5fd)eu  abermalige 
Entjünbung  berbeifübren  tatm.  SotbtingifcbeS 
g.,  eine  Wifdtung  oon  Eblorftbwefel  mtt  pboSpbor- 
balligem  Sdimefelfoblenftoff,  entjünbet  ftd)  fofort  bei 
3utritt  non  Aminoniafflüffigfeit.  2—3  ccm  berWi- 
fdjung  erjeugeu  bei  ber  anfänglichen  Entjünbung 
einen  glamntenftrabl  Bon  1 m Jpöbe.  Audi  ein  ©e- 
utifd)  non  übermanganfaurem  Mali  unb  fonjentrier* 
tcr  Sdtwefeliäure  würbe  jur  güüung  Bon  ©ranb- 
gefdtofjen  benußt.  Als  neues  ©rieehifeheS  g.  (f.  b.) 
würbe  empfohlen,  etwa  300  g ©enjin  mit  0,5  g ßa- 
iiurn  auf  Sa  ff  er  ju  werfen.  Kalium  jerfeßt  Saffcr 
febr  energifd)  unb  entwickelt  babei  fo  höbe  Tempera- 
tur,  baß  |id)  ber  frei  werbenbe  Safferftoff  entjünbet. 
Wobei  aud)  baS  auf  bemSajfer  fictj  auSbreitcnbe  ©en- 
jin in  ©ranb  gerät  unb  eine  mächtige  glnmme  gibt, 
iwoeb  wirffamer  fod  eine  Wifdjuttg  aud  3 Xcilen  ©cn- 
jin  mit  1 Seit  pbospborbaltigem  Sd)wefcltol)lcn> 
ftoff  fein. 

gcucrafarm  (©ronbalarm),  ber  Aufruf  ju 
rafdiefter  tpilfeleiftung  bei  ©ebabenfeuem.  An  ben 
meijten  Orten  bitbet  baS  Säulen  ber  Kirehengloden 
noch  ben  einjinen  ober  bod)  ben  größten  Seil  beS 
gcueralnmtS.  yn  Stabten  unb  größeru  Dörfern  bat 
man  eigne  Säutwerle  auSfcbliejjlid)  für  g.,  bie  meift 
in  eignen  ©loden jtüblen  auf  ben  Dächern  Bon  öffent- 
lichen ©ebauben  aufgehängt  finb  unb  in  ber  Siegel 
aus  jwei  ©loden  ober  ©cbaUbedcit  mit  Berfcbiebencnt 
Illange  bejteben.  Steift  gefebiebt  bie  Bewegung  ber 
an  fotebe  od)aübeden  anidjlagenben  ftämmer  Durd) 
ein  Ubnuert,  baS  unmittelbar  bureb  einen  $>anbjug 
ober  auf  elettrifcbem  Soge  Bon  einer  Dünn-,  geuer- 
ober©olijeiwaebc,  bej.  fonfligengeuermelbeftelle  auS 
auSgelöjt  wirb  Seiten  Alarmarien  finb : ©tafeu 
oon  Iroiupeten  unb  geuerbörnem,  Trommelwirbel 
in  ben  ©trajten,  bei  Einjelgeböften,  ifoliert  gelegenen 
gabrifen,  großem  ©utsböfen  tc.,  wenn  fotebe  Dampf- 
betrieb haben,  Dampfpfeifen  unb  Stebelbömem, 
ScbaOfirenen  unb  Alannfehiiffe  auS  Scballfauonen 
mit  bereit  gehaltenen  ©atronen.  Solche  Schnltlano- 
nen  finb  öfter  mit  geuemielbeftationen  auf  jiemlidje 
Entfernung  Berbunben  unb  bie  Sebußauslöfung  er- 
folgt mittels  eleftrifcber  ileitung.  Die  befte  Art  ber 
Alarmierung  ifl  bie  mittels  Telegraph  unb  Telephon. 
Die  erfte  Telegrapbenanlage  für  geuerlöfcbwefen 
würbe  1848  jion  Steinbeil  in  Wümbcn  eingerichtet 
1851  fchufeii  Siemens  u.tpalSIeeinegeuertelegrapben- 
anlage  in  ©erlin.  unb  1853  ftellten  fie,  bent  ©orbilbe 
Bon  ©ofton  folgenb,  automatifebe  Signalgeber 


auf.  ©ei  biefeit  wirb  bunb  einen  $anbgriff  (3ug  an 
einer  Schnur,  Drehen  einer  Kurbel,  Etnbriiden  emeS 
Knopfes  tc.)  ein  Ubrwerl  (geuermeiber)  inSewegung 
gebracht,  baS  mit  bem  Worfefefircibapparat  einer 
geuerwacbtftube  Berbunben  ift.  Sießtcrer  fettreibt  bie 
Stummer  beS  gcuenttelberS  auf  einen  ©apierftreifen, 
unb  jugleicb  ertönen,  um  bie  Aufmertjamleit  ber 
Sache  ju  erregen,  fortgefeßte  ©loden jeiehen.  ©tan 
bat  and)  in  ben  automatifdien  Wdbeapparatcn  Kon* 
taltfcblüffel  angebracht,  mittels  bereu  Odii  ber  fflranb- 
ftätte  aus  an  bie  betreffenbe  geuetmodie  telegraphiert 
unb  nötige  ©erftärfuttg  an  Wannfcßaft  unb  ©ernten 
berbeigemfen  werben  fann.  Weift  finb  biegeuennelber 
unbebinnt  ber  ©ctiußung  beS  ©ublifumS  überlaffen 
unb  bie  ben  Apparat  entbaltenben  Kaften  an  ©ebäu- 
ben  aufgebängt,  als  eigne  Säulen  an  ben  Stänbem 
beröürgerfleige  aufgeftellt  ober  in  öffentliche  WaStan- 
belaber  ober  ©runnenfäulen  eingefügt.  Wißbräud)- 
liehe  ©enußungen  ber  Apparate,  Wenngleich  mit  (dime- 
ren Strafen  bebrobt.  finb  in  folcpen  gäüen  nid)t  auS- 
gefdjloffen.  Wan  bängt  bcSIjalb  aud)  bie  Apparate  in 
Sad)tftuben  ober  ©ortierSjimmem  öffentlidier  We» 
bäube  auf,  wobei  bann  bie  Anjeige  eines  ©ranbeS 
juerft  bem  mit  ©ebienuttg  beS  Appa alles  Beauftrag- 
ten erftatlet  unb  Bon  leßterm  ber  Welbeapparat  in 
©ewegnng  gefeßt  toerben  muß.  An  ©ebauben  mit 
Einrichtungen  biefer  Alt  finb  auffällige  Tafeln  unb 
für  bie  9iad)t  rote  fiatemen  angebraebb  Diefe  Ein* 
riditungen  genügen  für  Stäbte  mit  fajemierten  ©c- 
rufsfeuermeinen,  wo  aber  gemifcbteS  Stjitem  in  ©e* 
jug  auf  bie  geuermebren  (f.  geuerfehußi  beftebt,  ober 
wo  lebiglicb  freiwillige  ober  ©fliditteuerweljren  Bor 
banben  finb,  bebarfeSnodi  ber  perfön  lieb  en  Alar- 
mierung. ©ei  biefer  werben  in  bie  Sobnungen  ber 
Ebargierten  unb  ber  Scbrlcute  mit  ftabilem  So  Im 
fiß  Vllannglodenwerfe  Berlegt,  bie  bureb  Drabtlei- 
tungen  mit  ber  geuer-,  einer  ©olijeiwaebe  ober  einer 
Tunumadie  Berbunben  finb.  Wan  fann  bann  (amt- 
liche mit  ioleben  Alnrmmerfcn  Perfebene  geuerwebr- 
ntänner  ober  nurbiejenigen  aufmfen,  in  bcrenSoßn 
bejirfen  eS  brennt.  Selbfttätige  geuermeiber, 
bie  ohne  EinWirfung  bureb  Wenfcbenbanb  in  Tätig- 
feit  geraten,  pnb  für  gabrifen,  Sagerräume,  ©iblio- 
tljefen,  Theater  u.  bgl.  oon  großem  ©orteil.  ©ei  ißnen 
geraten  leicht  fcbmeljbare  «tone  (Sad|8,  £tarj,  aud) 
gewiffe  Wetallegierungen)  bei  Eintritt  höherer  Tem- 
peratur inS  Abtropfen,  Woburef)  ein  eleftriicber  Hon- 
iaft  berbeigefiibrt  unb  ein  ftarttönenbeS  Klingelwerf 
in  Tätigfeit  geleßt  wirb.  Aud;  benußt  man  tbenno- 
meterartige  Einrichtungen,  bei  benen  bie  fteigenbe 
Cuedfilberfäule  ben  Kontaft  bewerfftelligt.  — ©ei 
©ränben  in  fleincru  Stiibten,  Sanbgemeinbcn,  Dör- 
fern ie. ruft  man$)iljcauSSlaebbarorlenburib  Alarm- 
febüffe,  Sfebelbörner,  Dampfpfeifen  ic.  ober  bureb 
geuerboten  (mit  gabrrab),  geuerreiter,  am 
beften  aber  burd)  Telegraph  unb  aci  Sprecher  herbei. 
So  ©oft-,  Eifenbalfn-  unbTclegraPbenjtatiotten  Bor- 
banben  finb,  ift  beren  unentgeltliche  ©enußung  bei 
geuerS-.SSaffergefabr  unb  fonitigengrößern  Unfällen 
allgemeiner  Statur  jur  ©eirufung  nachbarlicher  öilfe 
rugelaffen.  Da  aber  Telegraphen-  unb  gemfprecb* 
ftationen  meift  nur  wäbrenb  ber  TagcSjtunben  De* 
pefd)en  empfangen  ober  meitergeben  fönnen,  würben 
faft  allenthalben  Unfallmelbeftellen  eingerichtet, 
bei  benen  an  ober  auf  bem  £wufe  ber  Telegraphen- 
ftation  ein  Alannwerf  mit  jwei  oerfdjtebcn  tönenben 
©loden  angebracht  ift,  baS  in  benStunbenberDienft- 
ruhe  mit  ber  Telegrapbenleitung  Berbunben  wirb. 
Sirb  nun  baS  Alarmwett  in  Tättgfcit  gefeßt,  (o  er- 


496  Feueranbeter  — geuerba^. 

regt  bieb  bie  allgemeine  Wufmerffamleit,  unb  ber  be»  tfonbgericptS  für  ben  fRegalfreib  in  tlnabacp,  1821 
trcffenbe  ©eamte  fann  gut  Entgegennahme  ber  55t-  gum  Sirdicpen  Staatbrat  befBrbert,  naipbem  er  be- 
pcjd)e  berbeigerufcn  Werben.  3m  rficicbapoftgebiet  bt-  rcitS  früher  (1808)  aeabelt  worben  war.  gfuerbacpS 
itanben  Eitbe  1900  niepr  alb  12,500,  in  Sapem  986  friibefle  felbjtänbige  ieprift  ifl:  »Über  bie  eingig  mög- 
tlnfaümelbeffetlen ; um  (amtlichen  in  bitfen  Bcbic-  lieben  ©eroetbgrünbe  gegen  bab  Daffin  unb  bie  Sül- 
len rorpanbenen  lelegrapbenanilallen  finb  g.  ©.  Iigleit  ber  natürlidjcn  Siechte«  (Seipg  u.  Bern  1795). 
76,5  ©rog.  in  ber  Sage,  Ünfallmclbungen  gu  jeber  6«  folgten ; »ftritiC  beb  natürlidien  Scecptb-  (©Ilona 
lagebgeit  gur  SöefBrberung  in  Empfang  gu  nehmen.  1796);  >©nti»$>obbeS,  ober  über  bie  Brengen  ber 
Feueranbeter,  f.  geuerbienft.  bürgerlichen  ©ciualt  unb  bab  3wane)6red)t  ber  Un- 

Fcueraiigüitbcr,  ftörper  gum  Slngflnben  ton  tertänen  gegen  ihre  Dberherren«  (Bieg.  1798).  Jn 
©rennmaterialien.  Wan  hat  »obelfpiine  mit  leer  feiner  »Stemfion  ber  Brunbfäpe  unb  ©runbbegriffe 
unb  ©ed|  geträntt  unb  gu  deinen  3pli*>bera  gufam-  beb  pofniutn  peinlichen  Stedüb»  (Erfurt  1799  unb 
mengerolli,  £>olgftäbd)«i  in  ©elroleum  ober  Serpen-  ßhemnip  1800,  2Ile.),  wie  fepon  in  ber  Schrift  »Über 
tin  getaucht,  gu  ©ünbcln  oereinigl  unb  biefe  mit  fjarj  bie  Strafe  alb  Sitherungbmittel  uor  tiinfligen  Se- 
überzogen  ic.  Vorteilhafter  ftnb  auS  Sägefpänen,  leibigungen  beb  Verbrechers«  (baf.  1799)  unb  in  ber 
Moblcn(lein  re.  burch  flarten  Drud  hergeiteüte  g„  ton  thm  mit  ©rolman  unb  p.  SUmenbingen  beraub- 
bie  gur  Erhöhung  ihrer  ©rennharteit  Salpeter  unb  gegebenen  »©ibliolhef  für  bie  peinliche  Sedjtbmijjen- 
ähnliche  Subftangen  enthalten,  fluch  tränft  man  (epaft  unb  Befepfunbe»  (©ötting.  1800  u.Siejj.  1803, 
äugeril  poröfc  unb  ‘tielfadj  burchlöcherte  Sjoplfugeln  ©b.  2 u.  3)  be  geid)nete  er  im  Öegcnfap  gur  Äantfdicn 
ober  jJhitnber  aub  gebranntem  Ion  mit  ©elroleum.  Ib,onf  alb  3wed  ber  Strafe  bie  Vlblcprcdung  (71  b- 
Scptereb  uerbrennt  lehr  intenfiu , unb  bie  Sontörper  fdjredungbtheorte,  auch  ieitbem  geuerbaebidje  Ipeorie 
rönnen  immer  ton  neuem  beimpf  werben.  genannt);  fijftematifd)  führte  er  biefe  Ipeorie  aub  in 

Fcurraffefurang,  f.  geueruerftcherung.  Dem  »Sebrbucp  beb  gemeinen,  in  Deutjcplanb  gelten- 

tfeucrauge,  ©ogel,  f.  Bmeifenuögel.  ben  peinlichen  Siecptd«  (Bieg.  1801;  14.  flurf-  ton 

Feuerbad),  Dorf  im  Württemberg.  Siedartreiö,  Wittermaier,  baf.  1847).  Seinen  »3itiliitiidien  ©er- 
Cberamt  Stuttgart,  an  berStaatbbahnlinie  ©retten-  Indien-  (Bieft.  1803,  1.  Heil)  folgte  eine  aubführltche 
griebrtchbhafen , hat  eine  euangelifche  unb  eine  tatp.  »Mritif  beb  Mleinfthrobfdien  Entmurfd  gu  einem  pein» 
Mircpc,  Sicalfcpule,  d)emifd)e  gabrilen , Wafdjmen-,  liehen  Bejcpbucb  für  bie  lurpfalg-baprtfdieit  Staaten« 
Wetallwaren ■ unb  Irifotwarenfabrifation,  Stein-  (baf.  1804,  3 ©be.).  Durch  feine  Sammlung  »Wert* 
brtidje,  Seinbaii  unb  asex»  9052  meifi  euang.  Sinw.  »ürbige  Äriminalred)tdfätle«  (Bieg.  1808  u.  1811, 
Fcitcrbacf),  l)©aul  Johann  7lnjelm,  Siittjer  2 ©be. ; 3.  Ülufl.,  baf.  1839)  würbe  guerft  einer  tiefem 
ton,  berühmter  beutfeper Mnmmalift,  geh.  14.  9tob.  pfpcbologifcben  Sebanblung  foldier  gcille  ©apn  ge- 
1775  in  ^ainicpen  bei  Jena , gejt.  29.  SRai  1833  in  brodien.  ffleinere  Schriften  aub  biefer  ©enobe  finb: 
granffurt  a.  3Jt. , warb  in  grantfurt,  wo  fein  ©ater  »Über  ©pilofoppie  unb  Empirie  in  ihrem  Verhältnis 
flbuotat  War,  ergogen,  ftubierte  feit  1792  in  Jena  gur  pofitioen  Siedjtbwiffemchaft«  (Sianbap.  1804); 
©pilojoppie,  bann  bie  SRechte,  habilitierte  fid)  bafelbjl  »©lid  auf  bie  beutfepe  pieeptbwiffenfehaft-  (Wund) 
auf  Brunb  ber  Schrift:  »Unterfucpung  über  bab  ©er-  1810);  »ipemiS,  ober  ©etträge  gur  Befepgebung- 
bredttn  beb  £wd)Derratd»  (Erfurt  1798),  warb  aufeer-  (fiaubbp.  1812).  Tin  feine  -©cuadjtungen  Uber  bie 
orbentlicper  ©rofeffor,  ©tilglicb  beb  Schöppcnjiuljtb,  ©eid)Worncngcrid)te«  (Sanbbp.  1813)  id)lof)en  fiep 
bann  orbentlicper  ©rofefjor  beb  £epnred)tb,  folgte  bie  »Erdärung  über  meine  angeblich  geänberte  Über- 
1802  einem  Stuf  nad)  Miel,  1804  nad)  Canbbbut,  geugung  inflnfehungberBejchwornengendjte-  (Jena 
1805  warb  er  gum  3wcd  ber  flubarbeituna  beb  Ent»  1819)  unb  »Über  ßifentlicpleit  unb  Wünblnhteit  ber 
wurjb  gu  einem  baprijepen  Strofgejepbu^  alb  Be-  gerichtlichen  Serpanblungen»  (Bieg.  1821)  fowie  alb 
peimer  SReferenbar  in  bab  Winiftenaljuflcg-  unb©o-  gweiter  ©anb  piergu  bie  Scpnft  »über  bie  Bcrubtb- 
ligcibepartcment  nad)  Wümpcn  berufen  unb  bort  uerfaff ung  und  bau  gencptliche ©erfahren  grantr cicpb- 
1808  gum  ©jirflidjcn  Bepcimen  Slat  ernannt.  Stach-  (baf.  1825).  Später  lieferte  er  nod)  bie  »flttenmägige 
bem  er  bereitb  1806  burepjeinen  Entwurf  gur  Slbfipaf.  DarfleUung  mertwürbiger  ©erbredien-  (Bieg.  1828 
fung  ber  goltcr  ben  crjleu  Schritt  gur  ©efeitigung  bto  1829,  2 ©be,;  3.  tilufl-,  granff.  a.  St.  18-19)  unb 
ber  Wigbräudie  in  ber  baprifepen  Rriminaljuftig  ge-  »Steine  Schriften  uermijcplen  Jupaltb-  (Siumb.  1833, 
lan  palte,  eriepien  1813  baa  »on  ipm  entworfene,  eine  2 Wbtlgn.).  Enblid)  ijl  Don  ipm  gu  erwähnen ; »ft. 
weienllicpeVerbefferung  berSted)lbpjIegebegrünbenbe  Raufer,  Seifpiel  tineb  ©erbred)cnb  ant  Seelenleben 
»Strofgefepbucp  für  bab  Mönigreici)  ©apetn«,  bab  beb  Wenjcpen«  (Vlnbb.  1832).  jn  feinen  SUiugeilun- 
mit  einigen  ©nberungen  16.  ©tat  1813  bie  föniglicpe  ben  befepäftigte  er  fid)  mit  eincrmetriiiheu  Überfepung 
Benepmigung  empfing  unb  in  Dielen  anbem  Staaten  unb  einem  ftommentar  beb  inbijipeii  Bebicplb  »Bila 
bei  ber  Bearbeitung  neuer  ifanbebgcfcpbücper  gu-  Bouinba«.  ©on  popem  Jnterejfe  ifl  bab  uon  feinem 
grunbe  gelegt  luurbr.  Bleicpgeitig  arbeitete  er  |eit  Sopn  fiubwig  g.  bearbeitete  »Heben  unb  SStrtcn 
1807  auf  löniglidjen  ©efepl  ben  Code  Napoläon  in  71.  u.  geuerbadje«  (fieipj,  1852,  2 ©be.).  ©gl.  aud) 
ein  bürgerlicpeb  Befepbud)  für  ©apem  um,  bab  1808  »Biber,  Saoianp  unb  g.,  bie  ftorpppäen  ber  beut« 
unb  1809  leilweife  im  Drud  erfepien,  aber  niept  in  fdjen  9?ed)tbwif)en|chaft  (©erl.  1881).  g.  pinlcrlieg 
SJirliamteit  getreten  ift.  Die  ipm  1812  gugewiefene  fünf  SBpne,  bie  fid)  fämtlicp  burd)  fdjriftjtcUeriftpe 
Stcbalüon  bea  Codex  Maximilianeua  beforgte  er  ge-  täligteit  naep  Derfcpiebenen  StiCptungen  pin  auage- 
meinfipaftlid)  mit  bem  greiperrn  b.  SIrelin  itnb  bem  geidmet  paben. 

Staaiarat  u.  BBnner.  ©ei  ber  öieberpcrfietlung  ber  2)  Tlnfelm,  Slrcpäolog,  ältefterSopn  beb  uorigen. 
beuljcpfn  llnabpängigfeit  betätigte  g.  feinen  Stalional-  geh.  9.  SepL  1798,  geft.  8.  Sept.  1851  alb  ©rofcjfor 
finit  burep  mehrere  odjrijteii,  unter  anbem  burd)  bie  ber  ©pilologie  in  greiburg,  hat  fid)  befonbevb  butep 
»Über  beutfepe  greipeit  unb  Vertretung  beutfdjer©Bl-  bae  SBerl  »Der  uatifonijcpe  Vlpollo«  (Stümb.  1833; 
fer  burd)  fianbftänbe«  (ficipg.  1814).  1814  warb  er  2.  IHufl. , Slultg.  1855)  einen  geadjtelen  Stauten  er- 
gum  gweiteii  ©räfibenten  bea  Slppellntionsgericptb  in  worben.  Seine  »Stadjgelaffencn  Schriften«  (©raun- 
©amberg,  1817  gum  erften  ©rägbenten  bea  ©ppella-  jeptueig  1853,  4 ©be.)  enthalten  im  1.  ©anb:  »Sehen, 


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(Veucrbad)  (Sari  Silbelm,  ßbuttrb  Auguft,  2ubwig  Anbrea®). 


©riefe  unb  Schichte*  (br®g.  Bon  Henriette  g.),  im 
2.  unb  3.  ©anb  bie  »®efd)itbte  ber  griediifdjen  ©laftif« 
unb  im  4.  ©anb  .Shmjtgef<bid)tlid)e  Abbanbluitgen« 
i beibe  hr®g.  Bon  Lettner). 

3)  Sari  Stlbelm,  TOatbematifer,  ©ruber  bei 
oorigen,  geb.  30.  3Rai  1800  in  3eita,  geft.  12.  SRärj 
1834  at®  ©tofeffor  ber  SRatbemalif  am  ©tjmnafium 
in  Erlangen.  (fr  fetirieb : »Eigenfcbaften  einiger  merf. 
inürbigen  ©unftc  be®  gerabljnigen  Treied®«  (Kttmb. 
1822)  unb  »©nmbrifs  juanalt)ttfd)cn  Unlerfutbungen 
ber  breieefigen  ©brainibe*  (baf.  1827).  Ter  Jfrei®, 
ber  burd)  bteSKittelpunfte  ber  Seiten  be®  Treied®  unb 
jugteid)  burtb  bie  gujjpunfte  ber  Jiöben  jc.  gebt,  beißt 
noch  ibm  gcucrbad)fd)er  Srei®. 

4)  Ebuarb  Auguft,  Sccbtägelebrter,  ©ruber  be® 
oorigen,  geb.  1.  Jan.  1803,  geft.  26.  April  1843  al® 
orbenttid)cr  ©rofeffor  an  ber  UniBerfität  m Erlangen, 
ertoarb  ftdj  ouf  bem  ©ebiete  be®  gemtanifdjen  Sedjt® 
einen  Kanten  burtb  feine  Schrift  »TteLer  salica  unb 
ihre  oerftbiebenen  ’Jiejenfionett*  (Erlang.  1831). 

5) 2ubWigAnbre  a 3, 6eriibmtcr  ©b'ilofopb,  Sru. 
ber  be®  oorigen,  geb.28.3uli  1804  in  fianbSbut,  geft. 
13.  Sept.  1872  auf  bem  Kctbenberg  bei  Nürnberg, 
batte  »tibrenb  feiner  ©tjmnnfialjeit  in  Anöbad)  eine 
entftbiebcu  religiöfe  Kidjtang,  ftubierte  in  ^eibelbcrg 
Theologie,  warb  burtb  Taub®  ©ortefungen  für  bie 
©bilofopbie  Regelst  gewonnen,  ging,  um  legtenyu 
hören,  1824  naeb  Öerlin,  babilitterle  fid)  1828  )U  Er* 
langen  alä©riBatbo,jcnt  ber  ©bilofopbie,  maebtejeboeb 
al®  Tojent  ioenig  ©lütt  unb  würbe  al®  entfdjiebener 
Öegelianer  angefeinbet.  Seine  anonhm  crfd)ienene 
Schrift  *@ebanfen  über  lob  unb  Unfterblitbfeit* 
(Kümb.  1830;  3.  Aufl.,  Seipj.  1876;  neu  br®g.  Bon 
3obI,  Stuttg.  1903),  in  ber  er  eine  Keligion,  bie  fitb 
ein  3enfeit®  al®  3’fl  fege,  einen  Küdftbritt  nannte 
unb  ben  ©tauben  an  bie  Unfterblitbfeit  pft)d)ologiftb 
erflärtc,  nntrbe  fonfidjiert,  fein®eiutb  um  eine  außer- 
orbentlid)e  ©rofeffur  n>ieberijolt  (julejt  1836)  abge 
itblagcn,  Au®fid)ten  auf  eine  ©rofeffur  an  anbern 
Uniucriitnten  erfüllten  fitb  autb  ntdit , fo  baf)  er  bie 
afabemiftbe  2aufbabn  ocrliefj,  um  fttb  nad)  An®bad) 
unb  (feit  1836)  auf  ba®  brei  Stuttben  Bon  biefem 
entfernte  Sd)lofl  ©rutfberg  in  litcrariftbe  Emfamfeit 
juriitfiujieben.  6ier,  loo  er  1837  mit  feiner  treuen 
2eben®gefnbrtm  ©erla  2oeW,  bie  bafelbft  Siitbefigc- 
rin  einer  gabrif  mar,  eine  glütflitbe  Ehe  fd)loß,  ftnb 
in  Itinblitber  ©htfje  bi®  jum  3afjr  1860,  too  et  auf 
ben  bei  Kümberg  gelegenen  Secpenberg  überfiebelte, 
faft  alle  feine  $aupt)oerft  entftanben.  Katbbem  er 
bereit®  unter  bem  unpaffenben  Xitel : »Abalorb  unb 
Ijjeloife*  (AnSb.  1833;  4.  Aufl.,  2eipj.  1889)  in  bu- 
morijtiftb'pbtlofopbiftben  Aphorismen  eine  ©aratfele 
ttoiftbeit  ber  realen  unb  ibealen  Seite  be®  2eben®  ber. 
öffmttid)t  batte,  begann  er  mit  feiner  »Tariteflung  bet 
©efebitbte  ber  neuem  ©bilofopbie«  (Attäb.  1833— 
1837,  2 ©be.),  bie  fitb,  tote  feine  »firitifen  auf  bem 
©ebicte  ber  ©biloiopbic«  (baf.  1835),  burtb  öafjiftbe 
Schärfe  ber  ttbarafteriftif  auäjeitbnele,  ben  Stampf 
ber  ©emunft  gegen  bie  Theologie,  be®  Siffen®  gegen 
ben  ©lauben,  bett  er  im  britten  ©anb:  »©ierre  ©atjle 
natb  feinen  für  bie  ©eftbitbte  ber  ©bilofopbie  unb  ber 
SSenfd)beil  inlereffanteften  Klomentcn*  (baf.  1838)  in 
Pifanter  Seife  fortjegte,  unb  wobei  biejer  felbjt  wie 
bie  Borgenannten  Teufer  feinen  perfönlidjen  Anfid)ten 
;ur  golie  bienlcn.  Seit  1837  trat  er  in  ©erbinbung 
mit  Kugc  unb  beit  >.f}nllefd)m  3abrbütbem«,  fpälet 
»Teutftbcn  3abrbüthem«,  tooburtb  fttb  fein  ©rutb 
nitbt  nur  mit  ber  Theologie,  fonbem  autb  mit  ber 
.fjegelftben  ©bilofopbie  ooUpog,  bie  er  in  KaturaliS- 

Wtyexi  Äono.afcejtfon,  0.  *ufl.,  VL  ©b. 


mu®  umbilbetc,  obgleitb  er  Riegel  nod)  in  ber  Schrift 
•Über  ©bilofopbie  unb  Sbriftentam«  (VlnOb.  1839) 
gegen  bie  »fanatifd)en  ©ertefeerer  aller  ©entunft. 
tatigfeit«  in  Stbup  nabm.  3n  ber  Sd)rift  *3ur 
SEritif_  ber  ^ege(fd)en  ©bilofopbie«  (1839)  erfliirte  er 
äße  Spehilalton,  bie  über  bie  'Katar  unb  ben  Kien- 
ftben  binau®  toill,  mit  bürrenSÜorten  für  »Sttelfeit«, 
ben  abfoluicn  ©eift  für  eine  »Stböpfung  be®  fubjefti. 
Ben  SffienfcbcngeiflcS*  ; in  berSKüdlebr  jurSHatut  fanb 
er  bie  ein.jigc  •Duelle  be®  ipeil®«.  3n  feinem  ipaupt- 
merf:  »35a®  ©Jefen  be®  llbriftentum®*  (2eipj.  1841, 
4.  Vlufl.  1883;  neu  br®g.  non  ©olin,  Stuttg.  1903), 
leigte  fttb  ber3erfaß  mit  ber  ganjen  tbriftlitben©bilO' 
fopbte.  3)er  Sag,  ben  aud)  stbleiemtatber  gclegent» 
iid)  auffteßt,  bag  ber  angeblich  nad)  Sötte®  Ebenbtlb 
gefdjaffene  Sienfd)  Bielmcbr  untgelebrt  ba®  ©bttlitbe 
nach  feinem  eignen  Sbenbiib  fdjäffe,  wirb  hier  jum 
4lu®gangäpunit  berKaturgefcbitbte  beäGbdftentam®. 
Tie  Theologie  wirb  jur  lilntbcopologie,  bie  J.  aß- 
mtiblid)  für  sie  Unioerfalpbilojopbie  nnfab-  f).  erflärt 
bie  Sieligion  für  einen  Traum  be®  SJlenftbcngcifte®, 
fflott,  Fimmel,  Scligieit  für  burtb  bie  SDladit  ber©ban» 
iajfe  realificrte  .fjer )enätuünf<be ; wo®  berSRmftb  Sott 
neune,  fei  ba®  ©jefen  be®  ©tenfdjen  in®  Unenblitbe 
gefteigert  unb  al®  felbftänbig  gegenübergefteßt;  homo 
horaini  dens!  3ur  ®rflä''äul'9  ließ  er  bem  »SBefen 
be®  EbrififBiBBtd«  bie  Schrift  »T)a®  Seien  ber  Sie- 
ligion«  (2eipj.  1848),  mehrere  Suffüge  in  ben  »3>eut* 
ftben  3abrbütbcm«,  ba®  Sd)riftibcn  »Ta®  Sefen  be® 
©lauben®  im  Sinn  2utber®«  (2eipj.  1844  , 2.  9iufl. 
1855)  unb  bie  »©orlefungen  über  ba®  ©efett  ber  Sie« 
ligion«  (juerft  im  35rud  erftbienen  baf.  1861 , neue 
©u®g.  1892)  folgen,  bie  fämßid)  »bie  Aufgabe  ber 
neuem  3eit , bie  ©erwanblung  unb  ©uflöfung  ber 
Theologie  in  bie  Anthropologie«,  ju  fbrbem  bcftmtntt 
Waren.  3>ie  »©orlefungen«  würben  urfprünglid)  im 
Sinter  1848/49  ju  Jjcibelbcrg  infolge  einer  an  g.  Bon 
feitm  ber  bortigen  Stabentenfdjaft  ergangenen  Ein« 
labung  gehalten  unb  bejeitbneten , Wie  ba®  »tafle 
gabt«  felbjt,  einen  Settbepunft  in  geuerbatb®  2eben. 
Er  joa  fid)  Bon  nun  an  Bon  bent  öffentlichen  2ebcn 
in  phtlofopbiftbe  Einfamfeit  juriitl  unb  manbelte  fei- 
nen antbropolooiftben  Katarali®mu®  m äJlaterialt®, 
ntu®  um.  S!a®Serf  »Tbeogonie,  ober  ton  bem  Ur» 
fprang  ber  ©öfter  nach  ben  Duellen  be®  flafitftben, 
bebräiftben  unb  d)rijllid)en  Altertum®«  (2eipj.  1857, 
2.  Aufl.  1866),  ba®  bm  ©ntnbgebanlcn  ber  Sor» 
lefungm  über  ba®  Sefen  ber  Seligion,  baß  bicSötter 
»perfonifijierte  Sünfdjc«  feien,  wieberbolt,  erregte 
nitbt  entfernt  mehr  ba®  Auffebcn  feiner  (iterariieben 
©ortäufer.  Ter  3Rateriali®ntu«  bat  bei  ihm  feinen 
ftärfften  Au®brud  erhalten  in  einer  befannten  Sejen» 
fion  Bon  ®iolefd)ott«  »2ebre  ber  SabrungSmittel  für 
ba®  ©olf«  (1850)  mit  bem  Sorte;  »Ter  SBenfd)  ift, 
wa®  er  ißt«.  Tiefe  legte  ©eftalt  feiner  ©bilofopbie 
enthält  geuerbatb®  fegte®  Serf,  beffen  Titel  unb  Sc* 
fultat  ienent  feine®  erften  perwanbt,  beffen  pbilofopbi’ 
ftber  Stanbpunft  aber  ba®  gerabe  fflegenteil  jene®  be® 
erften  ift,  bie  Sdjrift  »ffiottljeit,  greibeit  unb  Unflerb» 
litbfeit  Bora  Stanbpunft  ber  Anthropologie«  (2eipj. 
1866,  2.  Aufl.  1890).  3»  feinen  legten  2eben®jabren 
(1868  unb  1869)  ftbrieb  er  etbific  ©ctrad)tungm 
nieber,  bie  unBoßenbet  gebliebm  unb  trfl  au®  jehtent 
Satblafe  bctaüdgegeben  Worben  finb.  geuerbatb® 
äutjert  Serbältniffe  batten  fid)  trübe  geflaltet ; 1860 
Berlor  er  burtb  unBerfcbulbetc  Unglüddfäße  feine  lieb« 
geworbene  Heimat  auf  bem  ©rutfberger  Stbloft  fowie 
bie  bejtbeibene  Sente,  bie  bi®  babin  bem  ©hilofo« 
pben  ein  befdjränfte®,  aber  unabhängige®  Einfommcn 

32 


498 


gcucrbadjfdjer  fttcLJ  — Jeuerbeipvedjeu. 

gefiebert  batte.  Xic  Epitten;  auf  bem  Stedjcnberg  bet  landjolie  geneigtes  ©emüt  b«ariigtticbetbriidtm.baß 
Sfüntberg  (1860 — 72)  würbe  burd)  jabtreiebe  Bewcifc  er  Bor  ber  3«t  aufgerieben  würbe.  Sie  gliidlidjfte 
»on  gre unbfdjaft , bie  ihm  aus  allen  Cänbcrn  unb  3e**  feines  Hebens  war  bie  ©enobe  feines  rümifdben 
auS  ollen  Stänbcn  (aud)  aus  bem  Baueraftanb)  ju-  SlufcntljaltS  »on  1857 — 72,  Wäbrcnbber  er  im  Örafen 
ramen,»erfd)imert.  $aß  ber  alb  SKaterialift  »errufene  »an  Sdjad  einen  bodiherjigen  Bcfdiiiger  janb,  ber  ben 
©bilofopb  beS  Humanismus  als  'Hienidj  reiner  3bea*  größten  Seil  feiner  Serie  anfaufte.  3n  biefer  3*0 
lift,  buman  im  beften  Sinne  beS  33orteS  war,  bafiir  cntflanben:  Xante  unb  bie  eblen  grauen  in  SRaOenna 
legen  fein  eebt  beulfdjeS  gamilicnleben,  feine  riibrenbe  (1858),  granceSca  ba  Siimini  unb  ©aolo  SHalatefta. 
Hiebe  juröattin  unb(ciii5igcn)Xoebter  Eleonore  unb  Haura  unb  Petrarca,  HafiS  am  Brunnen,  bie  ©ieta 
feine  SBabcheitS«  unb  3Kenfd)enlicbe  atmenbe  St arre-  (1863)  unb  bie  Sinberbilber : 3bt)R  aus  jiboli,  be 
fponben.j  3*»9titS  ab.  gcuerbaeßS  (amtliche  Serie  laufdjteS  Stinberfonjert  unbSfuttcrglüd.  Sarin  bie* 
finb  (fieipj.  1846-  66)  in  10  Bänben  erfeßienen.  neu  fen  ©emälben  neben  ber  flaffifcßeit  gormengebutta 
berauSgegebcn  »on  öcilin  u.3»bl  (Sb.  1 u.  6,  Sluttg.  nod)  ein  romanliftber  3»g  gu  finben,  fo  menbete  fief) 
1903).  BefonberS  in  beit  1810er  3abren  bat  g.  gro  g.  »on  ba  ab  faft  auejcbltegücb  ber  XarfteEung  an* 
ßen  Einfluß  auSgeiibl;  feine  Vlitfcßniutngen  über  Die*  tifer  ©egenftänbe  int  ©ewanbe  beS  ittobenien,  aber 
ligion  unb  ibrenllrfprung  ftnbaud)  jegtiioeßBon  Be*  burd)  eine  nöRig  plaftifdje  gonncnbcljanblung  ge 
beutung.  Sgl.  ß.  ©rün,  ßubmig  g.,tn feinem 'Briej-  bämpften  unb  gebunbenen  ßoloriSmuS  ju.  Xiefcm 
Wetbfel  unb  Sfadjlaß  bargcfteRt  (ßeip;.  1874, 2 Bbe.) ; Jbcal  ift  er  am  nätbflen  gclommen  in  ber  gpbigenta 
»Snefwedifel iwifdjcnH.g.unbSbriflianSapp,  1832  (1871,  ©alerie  ju  Stuttgart),  bie  man  als  bie  uofl* 
bis  1848«  (baf.  1876);  Starrte,  Hubwig  g.  (Stutlg.  enbetflc 35er jd)mel jung  beS  flafftfehen  unb  beS  roinan 
1885);  Engels,  ß.g.  uitb  ber  ViuSgaitg  ber  flaffifd)-  tifcben  Stils  bejenßnen  barf,  unb  in  bem  ©aftmabl 
bcutfdien  ©bilofopbie  (baf.  1888);  Botin,  fi.  g.,  fein  bcs  ©lata  (1873,  berliner  Slationalgnlerie).  SRmber 
Sirten  unb  feine  3c<tgenoffen  (baf.  1891).  gelungen,  namentlich  Weil  bie  ßompofition  nid)t  ein* 

6)  g r i e b r i di , 31  ruber  beS  »origen,  gcb.  29.  Sept.  beitlid)  genug  unb  ber  ©uSbrud  ber  giguren  ju  über* 

1806  in  HanbShut,  gefl.  24.  gan.  1880  in  9!iirnbcrg,  trieben  ift,  fiub  bie  Vlina.;onenfd)ladit,  baS  Urteil  beS 
flubierte  ©l)il»logie,  wanbte  fitb  aber  fpäter  alS  ©bi  ©ariS  unb  mehrere  Bilber  aus  ber  Sage  ber  SJIebea 
lofoph  ber  hiidjtung  feines  BrubcrS  Hubwig  ju,  um,  (SKebea  jur  glucht  gerilftet,  in  ber  Sicucn  ©i»atott)et 
nad)  [einer  eignen  Äußerung,  »juprebigen,  WaS  biefer  tu  lBiünd)en).  1873  Würbe  g.  als  ©rofeffor  an  bie 
lehrte«,  ©on  ,il)m  erfeßien:  »Sie  Sicltgion  ber  3u>  Vtfabemie  itadjSBim  berufen  unb  erhielt  bort  ben 3luf* 
hmft« , 1.  Heft  (3ürid)  u.  Sinterth-  1843),  2.  Heft:  trag,  bie  Sflula  ber  Vlfabemie  mit  ©lafonbmalercieit 
»3>ie  ©eftimmung  beS  ©fenfeßen«  (Sfiirnb.  1844),  ju  beforieren.  SS  gelang  ibm  nur,  baS  Hauptbilb, 
3.  Heft:  »©fenfd)  ober  Shrift?«  (baf.  1845) ; »ffieban*  ben  Stur}  ber  Xitanen  (bie  Slijje  baju  in  ber  Sieuen 
fen  unb  latfadjen«  (Hamb.  1862)  u.  a.  ©innlotbef  ju  ©füneßen),  unb  einige  'Jiebeitbilber  ju 

7)  ©nfelrn,  ©Rater,  Soßn  »on  g.2),  geh.  12.Sept.  »oRenben.  ®ie  übrigen  Würben,  j.  %.  nach  feinen 
1829  in  Spetjer,  geft.  4.gan.  1880  in  ©cnebig,  begab  Sntwürfen,  »on  Shr.  ©riepenferl  unb  H-  Jentfd)ert 
fidi.alSfidi  iBahrenb  feiner©hmnafialftubien  ingrei-  ausgeführt,  unb  bie  ganje  ®eforation  1892  an  ber 
bürg  fein  ftiinftlerberuf  unjweibeutig  bargetan,  1846  Hetfe  ber  9iula  angebradjt.  Seine  geniale  Siatur  war 
für  iwei  gahrc  nach  Süffelborf,  wo  er  fuh  anfangs  für  eine  Hehrtätigfeit  nidjt  gefchaffen,  unb  et  fd)icb 
an  SB.  Sdiabom,  bann  an  Siethel  anfdhlofe,  beffen  bereits  1876  aus  feiner  Steflung  auS.  3»  ben  legten 
großartige  2luffaffung  feinem  33cfen  mehr  entgegen*  Jahren  ieineS  Hebens  führte  er  ein  ©emälbe  für  ben 
fam.  Siad)  furtent  Vlufentfjalt  in  ber  Heimat  (1848)  jaftijpalait  in  Siüntberg,  Hat^BaaB  HubWigS  beS 
ging  g.  itad)  SKünthen , wo  iljn  Stahl  eine  3eitlang  ©apern , neben  bem  Xilanenfhtn  auS.  X)ie  (djarfe 
feffelle.  Sßodi  War  fein  Streben  bereits  bamalS  auf  ©eurteilung  beS  legtern  auf  ber  SWümbciter  Slusftcl* 
eine  größere  DIuSbilbung  im  ßolorismuS  gerichtet,  luiig  Pon  1879  fdjeint  feinen  Job  bcfthleunigt  ju 
unb  er  begab  ftd)  baher  1850  nad)  'Antwerpen  unb  haben.  Sein  legieS,  unPollcnbet  gebliebenes  ®erf, 
1851  nad)  ©ans,  wo  er  noch  bie  moberuen  SRcifter  ein  ßoitjert,  beftgt  bie  Berliner  Siationalgalerie.  ©gl. 
ftubierte  unb  in  SoutureS  VUelter  einlrat,  bem  er  nad)  »Sin  SermädjtniS  »on  3lnfelm  g.«  (5.  Vlufl. , SBien 
feinem  ffleflänbniS  eine  große  gürbenmg  feiner  Slial  1902,  autobiograpljifd)«  3lufjei$nungen  ic.  entbal* 
lecßnif  »erbanfte.  3wct  ioun-r  erften  fflcmnlbe:  Hafis  tenb);  O.  Berggruen,  $ic  ©alerie  Sdjad  (baf. 
in  ber  Sdienle  unb  ber  lob  ©ietro  ©relinoS,  jeigen  1883);  3-  ©llgeper,  Vlnfelm  g. (2.  ?luß.,  »oit  Sieu« 
ben  Sinfluß  ßoulurcS,  weifen  aber  and)  bereits  auf  mann,  Stuttg.  1904  , 2 Bbe.).  Eine  Sammlung 
baS  Sorbüb  ber  Senejianer  hin , benen  er  fid)  fpäter  feiner  Hanbjeidimmgen  (33)  erfchien  Kiütidictt  1888. 
noät  enger  anfdjloß  1854  nad)  StarlSruhe  jurüd*  gciierbarf)fd)cr  StrciS,  f.  geuerbadh  3). 
gelehrt,  «hielt  er  1855  bie  SRittel  ju  einer  Slubien*  gtucrballcn,  3t»ild)beulel , mit  grauem  Sag  (f. 
reife  nach  Jtalien,  bie  ihn  junädjft  nach  Senebig,  wo  geucrwerlerei)  gcfüRt,  ber  mit  SpintuS  angefeuch* 
er  XijianS  Himmelfahrt  fopiertc,  unb  »on  ba  nad)  tet  war,  Wirb  util  Binbfaben  beftridt  unb  mit  Sag* 
glorenj  unb  IHom  führte,  wo  ftd)  'm  Stubium  »on  röhrd)en  behufs  3ünbung  »erfehett,  bann  in  ©cd)  ge- 
©itchclangelo  unb  Saffacl  aüinähltch  feine  eigentüm»  taueßt.  g.  bienten  früher  jur  Erleuchtung  her  ©lactS 
lidieSiichtung  auSbilbete.  Er  ftrebte  banad),bie@rößc  freie,  Serteibigung  ber  Btefdhe,  aud)  als  Stanffugelu 
unb  Erhabenheit  beS  hiftorifch« monumentalen  SlitS  in  SRinengalerien. 

mit  bem  Sleichtum  beS  »enejianiichen  ÄoloritS  ju  per-  gcticrbaum , f.  Metrosideros  unb  SSadiotber. 
binben,  geriet  aber  hei  biefent  Streben  infofem  auf  jjcucrbcrcitfrf)aft,  f.  geuer  (ntilitärifd)). 

einen  Slbweg,  als  er  bie  fieuchtfraft  ber  Hofalfarben  gcucrbcfprccßcn,  ©olfSaberglaube,  nad)  bem 

burd)  graue  3t»>fchcntöne  abbätnpfeu  ju  miiffen  gewijfe  ©icnfdjm  im  fflcßg  ber  gebeimen  ftunft  finb, 
glaubte,  woburd)  er  ben  Erfolg  feiner  bebeutenbitcu  eine  geuerSbrunft  burd)  »orgeblidie  3auberfprüd)c 
unb  genialften  Sotupofilionen  beeinträchtigte,  gafl  unb  Zauberformeln  (geuerfegen)  ju  bewältigen, 
alle  feine  Schöpfungen  waren  baher  bis  ju  feinem  welch  legiere,  namentlich  bie  Sator  t'lrepo-gor* 
Xobc  heftigen  ?lngriffen  auSgefegt,  unb  eS  fdbeint,  baß  ntel  (f.  b.),  auf  böljeme  XcHcr  gcidiriebcn  Würben, 
feine  bitteni  ßebenSerfal)rungcn  fein  ohnehin  ju  Ule-  beren  ©orrätigbalten  noch  ein  jäd)fifd)cS  Ebift  »on 


gfuerbeftathmg  — geuerbienft 


499 


1742  Borfchrieb,  um  fie  in  ben  Sranb  ju  Werfen.  3>ie 
böljemen  Srotteüer  Waren  an  bie  Stelle  be«  Srote« 
getreten,  ba«  man  früher  ju  bemfelbeit  Zwed  in  bie 
»hungrigen-  Slammen  warf.  So  jotl  'Jiaffaelb  be- 
(amtteS  ©cmälbe:  ber  Sranb  im  Sorqo  (im  Satifan) 
bie  ©efebwiebtigung  beb  entfeffelten  Element«  burd) 
ben  Sapfl  üeo  XV.  borfteücn.  S.  Serfprccpen. 
greuerbeftattung,  f.  SleicbenBerbrcitnung. 
Setter blettbc  (Sproftilpnit),  Mineral,  non 
gleicher  3uinmmcitfc()uiiq  wie  baä  bunfte  Siotgillbig» 
erj,  aber  immer  in  ntonotlinen  jarten  Sriftatlen  non 
orangeroter  bi«  rBtlicbbrauner  garbe,  al«  Seltenheit 
ju  Anbreaäberg,  greiberg,  Sribram  unb  Cbanarciflo. 
gcucrblunte , f.  Papaver. 
geuerborf  (geuerpunb,  Staminftänber),  ein 
au«  poei  burd)  eine  Sette  ober  eine  Ouerjtaiige  ner- 
bunbenen  güjsen  ober  Worten  heftehettbe«  ©ejteü,  ba« 
hör  bem  Kamin  jitm  Auflegen  be«  fjolje«  bient.  6« 
gibt  italienifdje  (befoitbcrS  bcnejianifehe),  fratijöfifdje 
uttb  beutfd)e  geuerböde  au«  ber  Kcnaiffanccjeit,  bie 
mit  Ornamenten  unb  gigurtn  Berjiert  jinb. 
i'ycucrbohuc,  f.  Phasnolus. 
g-cuctboprcr,  (.  geuerjeuge. 
getterbranb  (engl.  Firebrand),  Sorb,  f.  Sal» 
merfton. 

Srcucrbriiifc,  eine  Erhöhung  hinter  bcmSioftcber 
geucrungen;  f.  gcuerungäanlagcn,  S.  516. 

greucrbücbic  (geuerboj,  geuerfifte),  ber  bie 
gettennig  enthaltenbe  Saum  ber  Sotomotiolejfel,  j. 
bie  Artitel  »StampfTeffel«  unb  »Üoloiitotioe«. 
geuerbarre , f.  Samenbarre. 

Setter  be«  Sitar«,  f.  ^eilige«  geuer. 
gtuerbienft  (g  e tt  e r B c r c p r u n g ,S  t)  r o l a t r i e), 
bie  Verehrung  bc«  geuer«  al«  einer  gebeimniSnolIcn 
Macht  (Urelement,  XafeinSprinjip)  an  (ich  ober  al« 
Stpnbol  unbErfcbcinungSfonn  überfinnlicper  Siefen. 
Xie  erpeHenbe,  bie  gin|temi«  unb  ihre  Mochte  her» 
treibenbe  Kraft  ber  glatnme,  ihr  Siacbobcnftreben, 
ihre  reinigenbe,  nernid)teube  Macht  erhoben  fte  ju 
einem  Sqmbol  be«  ©ältlichen.  3n  niebrigfter,  an 
ben  getifchbienjt  ftreifenber  ©eftalt,  bei  ber  fte  al«  ein 
lebenbige«,  halb  wohltätige«,  halb  jerftörenbe«  Siefen 
betrachtet  Wirb,  fanb  fid)  biefe  Sereprung  bei  bat 
mciften  dlaturnöllern.  Man  fud)t  ba«  DeVjeljrenbe 
Element,  bantit  e«  nicht  bie  SBofmungett  jerftorc,  ju 
nerfbpnen  unb  bei  guter  Saune  }tt  erhalten,  inbem 
man  ihm  gettftoffe  tc.  jur  Siaprung  bietet.  Eine  mehr 
hcrebclte  gönn  (teilt  ber  auf  bie  nteiften  inbogernta» 
nifchen  Söder  übergegangene  g.  ber  alten  Arier  bar: 
hier  ift  bie  glatnme  Der  ©oft  Vlgni  (3gni8)  felbft, 
ber,  burd)  Reiben  unb  Duirlen  jWeitr  fcöljer  jur 
Erbe  berabqcriifen,  in  ber  ,'pütte  ber  Wirten  erfipeint, 
mit  tiefer  Verehrung  empfangen  wirb  unb,  naepbem 
er  mit  Satter  erquidt,  bie  ©ebetc  ber  grommen  ent- 
gegennimmt, um  fie  al«  Mittler  jwifeben  Mcnfcpen 
unb  ©Ottern,  alsgreunb  beiber,  emporjutragen.  Sin- 
ber  werben  bei  ber  ©ehurt  um  ba«  fjerbfeuer  getra» 
gen  Cilntphibromien  ber  ©riechen)  ober,  in  Alt- 
trlanb,  burch  ba«  geuer  gereicht;  ebenfo  umWanbelt 
ba«  junge  Ehepaar  breimal  ben  §erb ; hei  ben  römi» 
fchen  'Ealilien  unb  ben  norbifchen  Öfter-  unb  3ohan» 
mSfeuem  bunhfehritt  Menfd)  unb  Sieb  bie  reinigen» 
btn,  gefuttb  unb  fruchtbar  mochettbtn  geuer.  gmwer 
noch  an  bie  §erbflamme,  ber  auch  bei  ben  ©riechen 
ftet«  ba«  erfte  Opfer  galt,  wenbet  fiep  ber  griechifd)» 
romifctie  »ult  be«  geuer«  al«  be«  WeltfcpDpferifchen 
unb  fulturbringenben  Element«,  bie  Serehning  ber 
©ott heit  be«  häuslichen  §erbe«  unb  be«  Erbfeuer« 
(§  e ft  i a ober  S e ft  a) , be«  göttcrglcid)cn  Srometheu«, 


ber  ba«  geuer  bem  Menfcpen  hotn  Stimmet  gebraut, 
b.  h-  ba«  Scuererjeugen  gelehrt  batte.  Al«  weitere«, 
fcfunbiire«  Erjeugni«  ber  mcnfd)iidjen  Shantafie  tre- 
ten utt«  bann  bie  im  State  bei-  übrigen  ©Otter  figen» 
ben  Serfonififntionen  be«  geuer«  al«  allgemeinen 
Staturprinjip«  entgegen.  Wobei  halb  bie  eine  Erschei- 
nungsform, halb  bie  anbre  in  ben  Sorbergrunb  tritt, 
fo  j.  ©.  ber  SulfaniSmu«  uttb  ba«  Sd)miebegewerbe 
beim  Jtephäfto«  unb  Sudan,  bie  Sonnenglut  im 
3>ienfte  bc«  altmeptanifdjen  unb  peruatiijchcn  geuer» 
aotte«,  ba«  Slipfeuer  im  |jeu« » unb  Xonarfult  tc. 
•Vicrper  gehören  ber  ägbpUfepe  Sptl)a,  ber  Saal  ju 
2t)ruS,  ber  Molod)  ber  Kanaaniter  tc.,  bie  oft  al«  bie 
älteften  ober  fjauptgötlcr  bejeichnet  Würben,  wie  man 
fid)  bei  ben  Aino  in  allen  Angelegenheiten  juerit  an 
ben  geuergott  wenbet,  ber  geucr-Manitu  ber  Sela» 
waren  über  allen  anbem  Manitu«  fleht  tc.  SBenii 
baljer  aud)  bem  geuergott  al«  bem  furchtbariten  meift 
bie  wertnollften  Opfer  bargebracht  Warben  (bent  Mo» 
loch  Menfcpenopfer)  unb  er  bei  ber  Stefomiation  ber 
meiften  ältent  Kulte  in  einen  feinbfeligen,  au«  bem 
Simmel  geworfenen  uttb  banun  ptnleitben,  in  ber 
Erbe  angefcpmicbetcn  Dnnion  hcrwanbelt  würbe,  wie 
Ahrintau  ber  Serfer,  Api  ber  3nbcr,  Siofi  ber  Slait» 
binanier,  fiujifer  ber  Epriften,  fo  hafteten  aud)  in 
ben  Stcligioncn,  bie  fid)  jum  niepr  ober  weniger  rei- 
nen Mouptbeiäntu«  aufgefepwungen  haben,  bempöch» 
ften  ©ott  faft  |let«  einige  3>lge  be«  alten  geuergotte« 
an.  So  erfepemt  Ortnujb  al«  geuer  unb  fpriept  au« 
ber  glömme  wie  3epoba,  al«  er  bie  jepn  ©ebote  gab  ; 
Supiter  erfepeint  auf  Sitten  ber  Settiele  al«  nerjep» 
renbe«  geuer  tc.  $ic  ewigen  geuer  ber  Serfer,  Ägtip- 
ter,  ßhalbäer,  Spöniler,  gubett  tc.  in  ben  lempeln 
ihrer  pötpften  ©ötter  erflären  ftep  hiernach  hon  felbft. 
Auch  im  SarfiSmu«  (f.  b.)  wirb  bie  glatnme  au«» 
brüdlicp  nur  al«  Spntbol  be«  Orntu  jb  angefepen  unb 
nur  al«  folcpeS  boit  ben  geueranbeteni  Oereprt.  3« 
allen  Stilen  ber  Erbe,  in  Merdo  wie  in  Seru,  in 
3nbien  Wie  in  IDeutfcplanb  unb  ©aUien,  in  ©riechen- 
lanb  unb  Som,  überall  ging  ber  g.  in  gleichen,  für 
feinen  Urfprung  tief  bebeutfatuen  gönnen  Bor  ftep; 
überall  nämlich  burfte  ba«  heilige  geuer  be«  Altar« 
niept  bon  anberm  geuer  genommen  Werben,  fonbem 
Würbe  burch  Ouirlett  trodnerfjiSljer,  im  fpätenilRom 
au^  mit  fjilfe  Bott  Srenngläfcm,  al«  »jungfräuliche« 
Urfeuer«  erjeugt,  unb  biefe  glatnme  muftte  bann  mit 
leufcpen  fjanbett  gepflegt  werben,  bamit  fie  niept  er» 
löfdje  bi«  junt  nädijten yapreSfeft,  wo  unter benfelben 
Zeremonien  bie  Erneuerung  Borgenommen  würbe. 
SDieSarfen  benupen  brennbare  ©afe  unb  Erböibünfte. 
bie  bent  Sobcn  cntjteigen,  al«  Borjugäweife  heilige« 
Material  für  folcpe  ewige  geuer  unb  haben  an  Stät- 
ten, wo  berartiger  Srcmtjtoff  bent  Sobcn  entquillt, 
Xempel  errichtet,  wie  j.  8.  gi  Saht  auf  ber  fjalbinfel 
Apfcperon,  Wo  bie  ewigen  geuer.  Weithin  leucptenb, 
au«  ben  Kuppeln  ber  ©ebäubc  perBorbredicn.  Mit 
ber  gröjjten  Sorgfalt  wirb  biefe«  geuer  Bor  Serutt» 
reinigung  gehütet ; eS  barf  j.  S.  nicht  mit  bem  Mtittbe 
angeblafen  werben , unb  ber  Sriefter  nähert  fid)  ihm 
nur  mit  einem  Jucp  not  bem  Muttbe.  Sei  beit  So» 
ntem  würbe  ba«  Serlöfdjcnlaffen  be«  Seftafeucr«, 
ba«  angeblich  bie  Unfeufeppeit  iprer  Hüterin  bejeuate, 
fogar  bitrcp  Sebenbbegrabenwerben  beitraft  (ngl.  Se< 
ftalinnctt).  3n  Xeutfdjlanb  haben  ftet)  Spuren  ber 
jährlichen  Erneuerung  be«  Dpferfeuer«  in  bem  burch 
Sieibung  Bon  Ipoljent  entjünbeten  Öfter»  unb  3o» 
hanniSfcuer  fornie  bent  fogett.  peilenben  Sotfeuer  (f.  b.), 
einer  an  beit  uralten  g.  ber  3nber  erinnemben 
remotiie , bi«  in  unfer  Sahrpunbert  erpalten.  Sgl. 

32* 


500 


geucrbiSjiplin  — geuerlanb. 


auch  Scblangenbtenft;  ©rcuner,  ßeftia-Befta  (lü- 
hingen  18(54);  ft u p n , 55ie  Serabfunft  bei)  geuerd 
unb  bed  ©öttertrantd  bei  beit  gnbogermanen  (2.  8h» 
bruef,  ©erl.  1886). 

gc'ucrbidjiplin,  f.  geuer  (militärifdj). 
gtuerborn , f.  Cotoneaster. 
gcuercimtr,  ©efäfle  Don  10 — 16  Sil.  gnbalt  and 
DerjchiebencmiRaterial,  befonberd  audftanf  mit  Seil- 
einlage , mfamntenlegbar  (§  a n f f I app  ei  m e r),  oft 
aucf>  mit  Stobrftegm,  unb  mit  Ölfarbe  geftridjen,  bie- 
nen beim  geuerlofcben , jur  ©eifepaffung  Bon  Süfch« 
loaffer,  jum  güEen  Don$nufipri(jen  (f.  gtuerfprihe). 

geuerfahne (Suntenfpiejj), Suntcnhalter  (auch 
SBaffe)  ber  alten  ©üdflenmeifter,  ein  2—3  m langer 
Spieß  mit  j»et  ald  Schlangen  ober  Sogelbiilie  aud* 
gebilbelen  binnen  unterhalb  her  ©pifc«  jum  geftflem- 
men  ber  Sunte. 

_ geucrfaUer  (geuerüng,  Polynmmatms 
Sehmetterlingdgattung  aua  ber  gamilie  ber  Bläu- 
linge, über  300  Ärten,  auf  ber  Cberfeitc  her  glügel 
golbig-  ober  bräunlichrot,  oft  mit  gelben  Sieden,  auf 
ber  Unterfeite  meift  grau,  mit  fdnuarjen  ober  toeifjen 
Sieden.  5Der®olbrutenfalter (®utatenfalter, 
D u t a t en B o a e 1 , P.  virganreao  L.,\. lafel  »Schmet- 
terlinge I«,  gig.  5),  2,5  cm  breit,  ginget  bed  tUiänn» 
d)cnd  glängenb  feuerrot , }<t))oarj  gefäumt,  beb  S'öcib 
cbend  matter  rot,  biibt  fdjwarjflecrig , ift  überall  häu- 
fig. 3)ie  grünen,  gelb  geseirfmeten  Staupen  leben  im 
griibjaht  auf  Ampfer,  Oiolbrute  ic.  tthus. 

geuerfartu,  ©arieiät  ber  ©artennetfe,  f.  Dian- 
geuerfeft,  ©eieichnung  Don  Stoffen,  bie  potjen 
temperaturen  Wtoerfleljen , m folgen  Wenigftend 
ntd)t  für  einen  befhmmten  Stted  untauglich  toerben. 
ge  nad)  btefen  $wedeit  Berftebt  man  unter  f.  nicht 
flüchtig  (feuerbeftiinbig),  nicht  fdmteljbar,  nicht 
Derbrennlich  gür  geuerungdanlagen  benupt  man 
feuerfefte  Steine  and  aewiffen  Tonarten  unb  Scha- 
mottefteine;  biefelbenSiiatertalien,  aucb®rapbit,  ©la* 
tin,  Salt,  ©tagnefia  ic.,  bienen  ju  feuerfeften  Siegeln, 
geuerfeite  ylnftriche  föttnen  nur  bie  leichte  Bnt« 
jünbüdjfett,  nicht  aber  anbre  ©erünbenmacn  ber  an- 
geftrichenen  ftbrper,  Wie  Schmelzung,  ©erloblung  ic., 
oerhinbem  ff.  glammenfd)upmiUel).  geuerfeftc 
Schränte.  f.  ©clbfdirant. 
geuerfinf , f.  ©JeberS&gel. 
gcuerflafrfnu . ©ulDerflafdjen  mit  Sunteniün- 
bunq,  würben  friifterauf  feinblich«  Schiffe gefchleubert. 
geuerflcrhtc,  f.  ©apeln. 
geuerfliege  ( Pyrophoras  Hl.),  ©attung  aud  ber 
gamilie  ber  SchneEtafcr  (Elateridae).  große  ober 
nuttelgrofie,  meift  bttiler  braune  unb  bidjt  graugelb 
beftljte  ftäfer  mit  abgeflu  Wer  ober  abgerunbete r 3hm, 
iehr  groflen  Äugen  unb  am  Jhoraj  jeberieiid  am 
tHanb'c  Bor  ben  ^imtertBtnleln  mit  einer  wadidgelben, 
blafenartigen  ©uftreibung,  bie  im  Sebeu  b«U  grün, 
gelb  leuchtet.  Sie  bewohnen  bie  beiflern  3onen  Vtme 
rilad  unb  fliegen  bed  9}ad)ld  feuehtenb  umher.  6tn 
ßjemplar  reicht  bin,  um  an  einer  lafehennhr  bie  3eü 
ju  ertennen , unb  mehrere  «flammen , lebenb  in  ein 
©lad  gefperrt,  geben  ein  fo  befled  Sicht,  bafs  man 
babei  lefen  tnnn.  ®tr  Suc  ufo  (P.  noctilucus  L.. 
f.  'Jnfcl  »SSfer  II<,  gig.  14),  2,6— 8,4  cm  lang,  mit 
graubraunen  glügelbeden,  in  SBeftinbien,  ift  feljr 
gemein  aui  Cuba,  wo  feine  Sorte  auf  3utfecp!anta- 
gen  im  üliart  bed  SRohrcd  lebt.  Ser  gefangene  Reifer 
bitbet  einen  {mnbeldartifel;  bie  Saiuen  tragen  ihn 
abenbd  in  Siicfdjen  Bon  feinem  SüE  ald  Schumdl. 
gtuerflunber,  f.  Slodien. 
gtuergaffe,  f.  ©ranbgaffe. 


ucrgcfcdjt,  f geuer  (nttlünnfch)  unb  gechlort 
uergeifler,  f.  fllementargeifter- 
uergcidiräut , f.  Sampfitflel,  S.  450. 
uerqeithwiubigfcit,  f.  geuer  fmtlitftrifch). 
uetboh»,  f.  2>q&rant. 
gfurrhafeu , bad  Sduireifcn  jum  ©ebienen  ber 
geucrungen. 

gi  uerpauo,  ein  ©ebäube  ober  auch  nur  ein  grö- 
ßerer Saunt  in  einem  öffcnlluien  Scbäube,  in  bem 
bie  bet  geuerWepr  ;ur  Sranblbfchung  unb  Settung 
bienenben  ©erStfchaften  untergebradit  finb.  gn 
Stäbten  mit  ©erufä*  unb  auch  gemifehten  geuerweh- 
ren  ftnb  mit  bem  geuerhaufe  Sofale  für  bie  geuer» 
wache  unb  ben  geuertelegrapbeu  Derbunben.  3Sit  bem 
g.  fottte,  wo  immer  angängig,  auch  ein  ©lap  jur 
Äbljaltung  ber  geuerwebrübungen  Derbunben  unb 
auf  biefem  ein  Steigerturm  Dorpnben  fein,  ber 
riditige  Übungen  ber  ■steiget  unb  bergeuermebr  felbjt 
ju  aUen  ihren  Übungdarteit  cniibglidit.  HRanctimal 
werben  ju  Steigerübungen  einfache  bblseme  ©erüfte 
(Steigerwanbe)  errichtet,  in  ber  Siegel  aber  ben 
örtlirium  ©ebürfniffen  entfprechcnb  Bollftänbige  turm- 
artige @cbäulid)feiten,  teils  ganj  Bon  Spolj,  teil«  Sie- 
gel bau  unb  auch  Steingebäube.  Sa  gewafdhene 
Schläuche  ihrer  ganzen  Sange  nad)  ober  bad)  nur  ein  ■ 
mal  abgebogen  jum  i fochten  aeflgehängt  »erben  fei- 
len, bienen'  iolcpe  Sleigertürme  Dielfach  ;u  Ülnlageit 
jum  Schfauchwafdten  unb  ©chlauchtrodnen.  ©gl. 
S3  e fl  p h a 1 e n , Sammlung  Don  Stilen  neuerer 
gtuerwad)cn  (grantf.  a.  Di.  1897). 

geuethemb.  mit  Schwefel  unb©u(Berühersogene 
Semwanb,  bie  früher  Bom  Boot  aud  an  feinbliche 
Schiffe  genagelt  unb  txran  mit  einem  ©iftolenfdjuft 
entiünhet  wurbe. 
geucrbdhe,  f.  Saffete. 
geuerhunb,  f.  geucrboct 
geucrfanal  (ffiauebfanat),  f.  Sampffeffe! , S. 
449 , unb  geuerungdaniagen. 

""'uerfifte,  foraiel  Wie  geuerbüchfe  (f.  b.). 

erfraut,  f.  Cladnnia,  Clematis  u.  Ohamae- 
erfrötc,  f.  gröfche.  fnerinm. 

urrfugcln  (©oliben),  f.  SReteore. 
erlaub  (fpau.  Tierra  del  Puego,  engl.  Fue- 
gia;  f.  Ratte  »Sitbanierifa«),  gnfelgruppe  an  ber 
Sübfpihe  bau  Sübamerifa,  Dom  gefllanbc  burd)  bie 
ÜJiagnlbäedftraftc  getrennt,  iwifchcn  52"  28'  u.  Sö^Sh' 
fflbl.  ©r„  umfaßt  73,746  qkm  unb  befteht  aud  einer 
qro&enSnuptinfcl,  bem  eigentliiheng.(Bon  bemiätng- 
tänber  'JJavborough  ftönig  ftarld- süblanb  ge- 
nannt), 48,114  qkm  groß;  ferner  aud  fcdjd  gröjjetn 
3nfeln.'®efolatton.61arence  ,$amfon,Siofte, 
9{ a B a r i n , 3 1 a t e nt n f e 1 ; cnblid)  aud  Bielen  flecnen 
Silanben  CJiego  SamireySJnfeln.  öermiten  ;c.),  be- 
reu fübliehfle  im  Rap  &oom  audlnuft  $ie  gröftcie 
gnfel  SBollailon  unfrer  Harten  beitest  and  brei  gn- 
feln:  ©reBp,  ©aplq  unb  SBoEafton.  31a8  fflan^e  iit 
ein  äuflerft  jerriifened,  abfchrednibed  gnfelchaod,  im 
D.  meift  WeBenjormige  ®bene,  im  85.  ©ebirgdlanb. 
Scptered  bilbet  bad  Don  ber  tüiagalhSedftraBe  burch- 
fdinittenc  füblidjfle  Stilrf  hed  Rorbinertnfhftemd,  atd 
beffen  äuflerfted  Gnbe  bad  ald  nadle,  febwarfe  gel- 
fenphramibe  565  m fiod)  aud  ben  gluten  aufjietgenbe 
ftap  2>oom  nn;uichen  ift,  ift  eine  jiemlid)  fompafte 
3Kaffe  unb  hat  eine  niebrige,  einförmig  Dcrlmflenbe 
Dftlüfie,  in  bie  mtr  bie  San  Sebaftian-Sai  tiefer 
embrinat,  bie  3!orbfüfle  nehmen  bie  Somad-  unb 
San  ©hüip-Bai  ein,  in  bie  mehr  geglieberte  SBeft - 
lüfte fchneiben  bie Ufelefebai  unb  ber  Äbmiratthfuiib  tief 
ind  Sanb  ein.  SRehrere  wefiöitlich  flreid)enbe  Retten 


2«tt erlaub  (fttbamerifaniftpe  3nf*lgntppe).  501 

burdfjiepen  bie  3nfel : hn  Sufterften  9f  orbcn  bieSierra  ris  für  bcti  Trecbfler.  Ribcs  mageUanica  unb  Ber- 
Salmnceba,  Bftlid)  non  bcr  Ufeltfebai  bie  Sierra  dar-  beris  ilicifolia  tragen  eftbare  ©cercn. 
mm  SqlBa  unb  bie  Biel  bebeutenbcrn  nulfanifipen  Tie  Tierwelt  jäblt  unter  ben  Säugetieren  eine 
(Sebirge  an  ber  Sübtoeftfüfte  mit  bent  Sarmiento  SBilblafte  (Felis  Geoffroyi),  einen  Sjunb  (Canis  ma- 
(207ü'm)  unb  Tnrroin  (2100  m),  beibe  mit  graften  gdlanicus),  einen  guip«,  cinen'gi(d)otter  (Lutra  chi- 
©letfiftem.  Tie  fteinern  Snfetn  erbeben  ftd)  bi*  ju  iensis).  Sine  ©boicnart,  Macrorhinus,  erfdjeint  fei» 
1000  m !pBftc.  Ter  geologififte  Sou  fdjlieftt  fid)  ten,  bagegen  ijt  Otaria  jubata  fepr  päuftg.  Audi 
eng  an  ben  be«  (üblichen  Patagonien  (f.  b.)  an.  Tie  Sale  erfcpeinen  oft.  einige  SRager  (Herperomys 
Morbitlere  beftcht  in  tprcm  tneftlicben,  her.  (üblichen  Edwarilii  u.  a.)  leben  nbrbtidi  Born  ©eaglelanal  unb 
Teil  au«  gramtifdjen  ©efleinen , an  bie  ftd)  nad)  O.  auf  ber  fyiuptinfel  ber  Xulo-Xuto  (Ctenomys)  unb 
bin  eine  ^ane  friftaUmiftper  Stpiefer  unb  eine  folcfte  ba«  ©uanafo  (Auchenia).  Son  204  Arten  ber  ant» 
tretajeifeper  Tonfcpiefer  mit  pornblcnberetiftcn  Crup»  arfttfdjen  ©ogelfauna  gepBren  75  bem  g.  befonber« 
tiogefteiuen  anleftnt.  Ter  91orbabftang  beS  ©ebirae«  an,  barunter  nurcin£anbnogel(Antbus  comndera). 
fdieint  fid)faftau«fd)lieftlid)au8ftarfgcfalteten®reibe=  Taneben  unb  einige  SanbBögel  Bon  9?.  per  einge 
febimenten  jufammenjufeften.  Tie  Porberge  unb  bie  wanbert;  41  $roj.  gepBren  ju  ben  SeeBögeln.  Tie 
natp  O.  pin  gelegenen  ftacpem  Canbitndie  tnerben  gifdje  teigen  meprSeriuatibtfdjafl  mit  ber  cbilenifepen 
oon  tertiären 'Ablagerungen  gebilbet,  bie  größtenteils  alä  mit  ber  argentiniftpen  ober  braütifepen  Sauna 
non  quartären  globalen  ©erödtiiaffen  bebeeft  ftnb.  iReptilicn  unb  Amppibien  finb  fpärlid)  nertreten,  im 
©raunfople  ift  filblitp  nont  Siap  Sfpiritu  Santo  ge<  S.  feplen  fte.  Tie  Sfnfeften  jeigen  eine  bemerfenS- 
funben  tnorben,  Stcinfople  an  ber  Sloggetbai  unb  werte  Serwanbtfdjafl  mit  benen  9forbeuropa«,  non 
auf  SBnig  Silpetm«  IV.-i'cmb,  norbwejtlid)  non  ber  ben  MoHuätcn  ftnb  bie  eftbaren  Mieämufcpciit  unb 
tpalbinfel  Sraunfcpweig,  alle  aber  Bon  nitpt  abbau»  Scpüffelfepneden  am  japlreidpften. 
tnürbiger  Seftpajfenpeit.  Tocp  entbedte  SforbenjfiBlb  Tie  Singebornen  geporen  jur  amerifanifepen 
1896  ein  Kohlenlager  Bon  befferer  Scftpaffenpeit  et-  SRaffe.  Ten  Bftliepen  Teil  bcr  $jauptinfcl  bewoptten 
tonet  füblid)  ber  Ujcleftbai.  ©olb  finbet  man  überall  bie  Ona  ober  Safana,  grofte,  gutgemaepfene  Men» 
auf  ber  §auptinfel.  baep  nur  in  geringen  Mengen  au«  ftpen  (im  Mittel  1,8  m),  bradjpfcppal  mit  Heiner 
bem  Sanbc  bergtüfje,  au«  bem  es  teiltneife  ba«  Meer  Ülafe  unb  längliepem  ©eftept,  in  apraepe  unb  Sitten 
peraubwäfept,  wobei  auch  gunbe  Bon  Sifen,  ©ranat  ben  Tepueltfcpen  an  ber  Porbhifte  ber  MagalpäcS- 
unb  Oliotn  in  grofter  Menge  gematpt  Werben,  Aud)  ftraftenerwanbt,  Weder  fübtid)  bie  eigentlicpen  Jf  e u e r • 
pat  man  am  Sübabpang  be«  Mount  Tarwtn  ©ranat  iänber  (guegier),  bie  man  ftiüpcr  ©efepäräp 
gefunben.  Aber  ba«  fflolbfieber,  ba«  1882—92  Biele  nannte,  ju  benen  auf  ben  itocft  füblitpent  3nfeln  bie 
©olbfudicr  pierper  >og,  pat  längft  natpgelaffen,  ba  Sapgatt  unb  Atacaluf  geporen.  Tiefe  finb  1,5 — 
Biele  Slagerftätten  erftpBpft  ftnb.  Siel  auefteptoreieper  1,6  m groß,  gelblid)  ober  rötlieft  (f.  Tafel  »Amerita» 
erfepeint  bie  Ausbeutung  ber  Sifen»  unb  Jfoptenlager  nifepe  ©Blferll»,  gig.  16),  mit  groben  Bügen,  langer 
unb  nod)  mepr  bie  ber  SsJälber.  — {für  ba«  St  lim  a Safe,  runbem  ©eftept  unb  langem,  ftraffem  haar  (bie 
ber  3nfeln  ntaftgebenb  fmb  bie  mit  geueptigleit  über-  ©nrtpaare  nertilgen  fie  forgfältig).  Tie  Kleibung 
labenen  ffleft»  unb  Siibweftwinbe , bie  wegen  bc«  beftept  au«  umgepängten  ^fluten;  ipre  peufepober. 
nadj  @.  pin  rafep  abnepmenben  Suftbrude«  peftig  äpnüipen  Jütten  beden  fie  mit  Seepunbbjellen  ober 
auftreten,  in  allen  3apre«geiten  entfepieben  borperr*  bauen  fte  nur  auS  3®eigen  auf.  3pre  Slaprung  be» 
fepen  unb  namentliep  im  weftliepen  Teil  päufig  SSe»  ftept  au«  Sepaltieren  unb  gifeften,  ergänjt  burd)  See» 

Sen,  Sepnec  unb  aitep  Jtagel  bringen.  SRegcnntengen : punbe,  Cttem,  angetriebene  SSalfiftpe,  ©eeren, 
ifdtuaia  52  cm;  Temperatur:  Smtta  Arena«,  3ab<  Sipwäntme  u.  a.  AI«  Säaffen  bienen  ©feil  unb 
ceSmittel  6,2,  mittlere  3apre«ertreme  24,6"  unb  — 2";  Sogen,  Speer,  Sdtleuber  unb  St'eule  au«  £>oh,  S3al 
Ufepuaia  3apre«tnittel  5,4,  fältefter  äRonat  — 0,6,  fiftpfnodien  ober  Stein  (f.  Tafel  »Snbianiftpe  Shit» 
Wärntfter(3anuar)  11a  mittlere 3apre«eytreme 25,6°  tur  n«,  gig.  7—9).  3n  groften  Stapnen  (au«  Saum» 
unb  —9,3  '.  Tie  9iegenfätle  finb  jwar  wenig  ergie»  ftämmen  ober  Slinbe),  bie  6 - 8 Mann  fafjen,  wagen 
big,  aber  päufig  unb  jiemlid)  gleitpntäftig  auf  alle  fte  jtdp  bi«  ju  entferntem  Klippen,  um  Secpunbe  ju 
Monate  be«  3<tpre8  nerteilt.  jagen,  geuer  erzeugen  fie  mit  Sifenfie«  unb  3unber. 

Tie  Sfl«11  jettwelt  Weift  jwei  ©utpen:  Fagns  Sie  leben  opne £iäuptlinge  in  Bötligcr  fflleicpftellung; 
betnloides  (bi«  300  m)  unbF.  antarctica  (bis  400  m),  ipre  Sfeligion  ift  ein  büfterer  ©ciftcrglaube.  Tic 
eine  fflagnoliajee,  Drimys  Wintcri,  auf  ber  £iaupt<  Spratpe  ber  geuerlänber,  bie  in  nteprere  Tialeftc 
infel  auaj  eine  Tpufa  (Libocedrus  tetragonus) , ba«  »erfäHt , beftpt  einpeimiftpe  BcplennuSbrüde  nur  bi« 
§eibelanb  am  guft  unb  an  ben  Abhängen  ber^üael  Drei,  ift  aber  in  lautlicher  unb  graramatiftper  Se» 
namentlitp  Eibes  magellanica,  Myrtus  uumeraua  tiepung  reiip  entwidelt.  So  gibt  e«  am  ©erbum  bret 
unb  befouber«  Berberis  ilicifolia  auf.  Auf  ben  Betten,  brei  Slonjunttioformen,  einen  3'nperatin,  eine 
©leibelanbfcpaften  pnben  fttp  namentlich  Poa  unb  grageform,  eine  negatine  gomt,  eine  gorm  ber  Un» 
Festuca,  in  ben  Sdjlucpten  baäTuffofgra«  (Dactylis  mBglicpfeit,  Bier  Bablfomien  be«  Sfomcn«,  nämlitp 
glomemla),  bann  Arrhenaterum  avenaceum  u.  a.  Singular,  Tual,  Trial  unb  ©luraft  unb  anbregor» 
Vluf  ben  weftliepen  3nfeln  Wirb  Fagus  betuloldes  er»  men.  Tiefe  Spraefte  ift  mit  berjenigen  bcr  Ona  nicht 
feftt  bunp  F.  obliqua,  ber  Rep  pier  in  ben  Säälbem  nerwanbt.  ©cibe  ©nippen  fterben  langfam  au«.  Tie 
eine  Art  Spinbetbaum,  Maytenus  magellanica,  fei»  Ona  ftnb  non  91.  per  cingewanberte  ©atagonier,  bie 
lener  Libocedrus  tetragonus,  jugefellen.  Sluf  grö»  geuerlänber  Waren  wopl  epebem  Piel  Weiter  Ber» 
ftem  Srpebungen  erfipeint  Fagus  antarctica  ocr»  breitet.  3“  beiben  Solfäelementen  treten  bie  Ko» 
rriippelt  (bi«  0,i  ml.  Unter  ben  Sfrautgewäepfen  Rnb  loniften,  nor  bmen  jene  jurüdweitpen.  Tie  Ona, 
bemertenbwert  Fuchsia  magellanica , nteprere  Col-  jept  pöipften«  nop  300—500  Seelen,  paben  ftd)  in  bie 
letia-Arten  u.a.  'Jiuftbnr  ift  ba«  öolj  Bon  Fagus  ant-  unjugängliipften  Teile  be«  geuerlanbc«  juriidgep)» 
arcticaal«Bortiefftiie«8rennpolj,  bie  beiben  anbera  gen.  Tiejabgan,  jcjjt  burd)  ©oefen  unb  Sd)imub!ud)t 
Fagus- Arten  (F.  obliqua  unb  betuloldes)  Rnb  nielfei»  auf  250—300  3"binibuen  tufammengcfcpmoljen, 
tig  Berwenbbar,  Maytenus  magellanica  unb  Berbe-  leben  eigentlich  nur  burdp  bie  Koioniften:  Re  beRnben 


Feuerleitern. 

Kid)  net,  in  ber  ein  auSgebrodjeneS  Schabenfeuer  ju 
juchen  ifi.  3ur  SageSjeit  bient  bem  gleiten  3wed 
eine  grofje  rote  Sollte. 

Feuertet,  im  Seegeftdjte  bie  botnfteinb  abgemen* 
bete  ©eite  beS  Schiffes  im  ©egenfah  ju  fteuerluö. 
_ Feuerleitern,  Weitem,  bie  bei  ©elämpiung  non 
£djabenfeuem  jur  ©efteigung  Bon  SmuSbächcrn  unb 
Stodwerlrn  bienen.  Sie  ällefien  ft.  waren  ungemein 
fdjwcrfällig,  batten  brei  S>olme,  fo  bafj  iwei  ©tarnt 
nebeneinanberftehen  tonnten,  am  untern  Stibe  eifeme 
Spifien  ober  Sptplappen,  unb  um  fie  aufridjten  ju 
fönnen,  oben  an  ben  (jolnten  fleine  Stollen  ober  Stäb« 
eben.  Ser  SBagner © i rner  in  ©tünchen  erfanb  1761 
eineSdjublecter,  bei  berjweigleidj breite  unb  gleid) 
lange  Seilern  aufeinanber  lagen  unb  burdj  eifeme 


hülfen  oerbunben  waren;  ber  ©tanb  biefer  Soppel* 
leiter  war  bureb  rfletwärtige  UnterftübungSffangen 
gefiebert  Sie  Serlängerung  gefdjal)  burdj  Sutpor* 
fdjieben  ber  obem  Eeiter  auf  cntfpredjenbeS>öhe,  wor- 
auf burdj  einen  einfndjeti  Stalen  bie  obere  Seiter  an 
ber  untern  feffgeljalten  würbe.  ©uf  gleichem  ©runb* 
fafj  beruben  Die  jetjt  gebriiudjlidjen  Sdjubleitem  mit 
bem  Unterfdjiebe,  baff  bie  obere  ober  ©erlängerungö* 
leiter  mittels  eines  SeileS  (ober  einer  Kette)  m bie 
Siölje  gejogen  wirb,  baS  über  eine  Stolle  am  obcrjten 
Seil  ber  untern,  feftfieljcnben  Seiter  läuft.  Solche 
©djubleitem  Würben  anfänglich  auf  eignen  Karren 
an  ben  ©ranbplap  gefahren.  Später  oerbanb  man 
ben  Karren  feff  mit  ber  Seiter  unb  benupte  ihn  als 
Siebei  unb  ^ebelflüppunlt  beim  ©ufridjten  ber  Seiter. 


502  geuerlanje  — 

fidjauSfchliefilich  auf  ben  englifchenStiffionSftntionen 
Ujdjuaia  unb  Xelenila,  wo  fie  europäifd)  gefleibet, 
fafi  nur  englifcb  fpreehenb  unb  burdj  Sdjuluntcrricbt 
ben  weiften  Arbeitern  faft  gleidjffeljenb,  fidj  Bon  biejen 
taum  unterfdjeiben.  Sie  ©lacaluf,  150—200  Kopfe, 
leben  als  ftiiger,  ftifrfjer,  SootSleute  ober  als  Arbeiter 
für  bie  Schiffer  unb  Koloniflen.  Ortfdjaften  gab 
eS  1895  im  argentinifdjen  ft.  (21,048  qkm,  nadj 
Xrognifj  20,819)  fcdjS,  nämlich  Ufdjuaia  am  ©eagle* 
fanal,  Smuptort  be«  ©ebieteS,  mit  ber  erwähnten 
©liffionSftation,  einem  Xampfjägeroerl,  einer  Kon- 
fetBenfabril  unb  300  Sinw.,  barunter  eine  jiemlidj 
große  ©njaljl  Bon  Kaufleuten,  bie  mit  ben  umwoh- 
nenben  Koloniften  S>anbel  treiben.  Sie  anbem  Orte 
finb:  Sapataia,  §erbeffon,  XfjetiS,  ©an  Sebaftian 
ober  ©1  ©dramo  unb  ©uerto  San  3uan  auf  ber 
Stateninfel  mit  Seucbtturm.  Sie  ©cfamtjahl  aller 
im  araentinifchen  ft.  lebenben  ©nfiebler  betrug  1897 ; 
477.  Jim  djilenifdjen  ft.  (52,698  qkm)  ifi  ber  be* 
beutenbfic  Ort  ©ort  ©rooenir  an  ber  ©lagalljäeS* 
(trage , gegenüber  bem  £>afen  ©unta  ©venaS.  Stier 
würbe  1884  bureb  einen  Chilenen  bie  erfte  Schäferei 
angelegt,  ber  halb  anbre  folgten,  fo  an  ber  fflai  ©ente 
©ranbe,  wo  eine  ©lufterfarm  befieht.  ©ei  Xelenila 
an  ber  gleichnamigen  8ai  liegt  eine  ©tiffionSfiation. 
Sie  ©eoöllerung  im  djilenifcben  ft.  wirb  auf  1500 
Köpfe  berechnet,  woju  noch  150—200  ©lacaluf  lont- 
men,  fo  bafj  man  bie  ©efamtbeBöIlerung  beS  fteuer- 
lanbcS  auf  höchfienä  2700  Seelen  fdjäfjen  barf. 

SaS  ft.  würbe  1520  Bon  ©lagalljäeS  entbeeft  unb 
fo  benannt,  weil  er  nachts  große  fteuer  an  ber  Küftc 
bemertte;  eine  genauere  Kenntnis  beSSanbeS  brachten 
bie  Unterfudjungen  beS  Spaniers  Corbooa  unb  ber 
Snglänber  King,  StofeS,  ftifjrotj  1825 — 26  unb 
SarwinS.  ©ber  erft  feit  ber  polittfdjen  Teilung  beS 
SanbeS  (1881)  pal  man  eingcljcnbere  ftorfefjungen 
gemacht.  1882—83  war  an  ber  Drangebai  eine  fran- 
jöfifdje  ©olarftation  auch  geograpfjifd)  heruorragenb 
tätig,  ©offi  unterfuchte  1881  bie  Siibfritc  ber  Stäupt* 
infei,  ©oBe  1882  ben  öeaglefanal,  bie  Staten*  unb 
Clarence-ftnfel  unb  jog  1884  mit  Sloguera  bis  jum 
©bmiralttjfunb ; Siarnon  Sifta  unb 
©opper  erforfdjten  1886  baS  3it- 
nere.  3m  djilenifchen  Seil  entbedte 
Scheine  reiche  Säger  BonCbelmetal* 
len ; 1890  — 92  forfdjten  hier  ©op* 
per,  Siouffon  unb  BiHem,  1895 — 

1896  O.  Slorbenfliölb , SufSn  unb 
Cplin;  auch  hat  eine  chilenifch  ■ ar* 


jungen auSgefütjrt.  ®gl.©tufterS, 

Unter  ben  ©atagonicm  (beutich, 

3ena  1873);  ©labmann,  ©loffar 
ber  fcuerlänbijdjen Sprache  (Eeipj.  1882);  ©ose,  Pa- 
tagonia,  Terra  del  Fuoco,  etc.  (®enua  1883);  Sia» 
mon  Sifta,  Viaje  al  Pais  de  losOnas  (©uenoSSlircS 
1887);  »Mission  seien tifique  du  Cap  Horn«,  ©b.  7 ; 
Anthropologie  et  EthnogTaphie,  Bon  ©.  StpabeS  u. 
3-  Seniler  (©ar.  1891);  C.  Slorbenfliölb,  SaS 
ft.  unb  feine  ©ewofjner  (in  StettnerS  »©eoarapfjifcber 
Seitfdjrift«,  Seipj.  1896);  Serfelbe,  Frin  Eldslandet 
4®eridht  über  bie  fihmebifche  Sjpebition  1895 — 97, 
Stocflj.  1898);  Slabot,  La  Terre  de  Feu  (nach  Slot- 
benftiölb,  ©ar.  1902);  ft.  ©.  Cool,  Sie  erfte  Süb* 
polamacht  1898 — 1899  (beutfdj,  Kempten  1903). 

Fcncrlanjc,  f.  ©ranbpfcil. 

Frucrlatcrnc  (Sranblaterne),  eine  Satcme, 
bie  bei  Sladjt  Bon  einem  Surm  aus  bie  Stiftung  be* 


Sa  hierbei  (bei  }Wei*  unb  Bierräberigen  Seiterwagen) 
mehr  ober  minber  medjanifche  ober  mafdjincUe  Bor* 
richtungen  ju  tunlichfi  rafdjer  ©ufridjtung  unb  Ser- 
längerungberSeitem©nwenbungfinben,  nennt  man 
berartifje  Seilern  medjanifdje  ober  auch  ©tafefji* 
nenleitern  (f.Safel  >fteuerlöfdjgeräte«,ftig.4  u. 8). 
Sine  wefentlidje  ©erbefferung  erhielten  bie  medjaiti- 
fdjen  Seilern  1878  burdj  Beinhart  in  SRündjen.  ©ei 
feinen  Balanceleitern  (ftig.  1)  hängen  bie  Schieb* 
leitem  oerlehrt,  b.  h-  mit  bem  Borberteile  nach  unten, 
unter  ber  ©abadjfe  unb  befifjen  auf  ihrem  ftufjteile 
ein  entfpred)enbeS®ewidjt,  baS  gerabe  grofi  genug  ifi, 
um  bie  Seiter  im  fflleidjgcmidjt  ju  halten.  SS  bebarf 
nur  ganj  geringer  Sladjljilfe  (burch  einen  cinjigen 
©lann),  um  bann  mit  ©njieljen  an  ben  Stüfjflangen 


gcuerleituiuj  — 

baS  ©eroictt  nncf)  unten  ju  gingen  unb  bie  Setter 
aufjuricptcn.  'Sneumatiiche  ober  Sujtbrudlei- 
tcrit  naep  betit  3t)ftem  ©otfter-Scpapler  (gig.  2) 
befielen  aus  einem  uierräberigen , für  S-'ferbebefpan- 
nuttg  eingerichteten  'Sagen  mit  eifernein  Untergefted. 
Stuf  oiefem  befinbet  fid)  ein  jtepenber  Reffet,  ber  mit 
(bis  tu  10S(tmofppärcn)fompninierterSuft  gefüllt  ift. 
®ie  fomprimierte  Stift  ftrbnxt  beim  Öffnen  eines  trab  ■ 
nes  inben^cbejplinber  unb  treibt  baburd)  niept  allein 
bie  porijoittal  (iegenbe  Seiler  in  (entrechte  ober  iebräge 
Stellung,  fonbem  auch  ein  teleitopartigeS  Säötjrcn 
fpftem  auSeinanber , an  bem  bie  eifemen  Seitem  be- 
feftigt  finb  (Jelefto pleiter).  Sin e ©remS-  unb 
3perrborrid)tung  ermöglicht  geftpaltung  ber  Seitem 
in  gewünfepter  .pöbe.  SSogiruS  in  Ulm  pat  tine  äpn- 
liebe,  ganj  aus  tjot 5 gefertigte  Seiler  pergcfteUt,  bie 
billiger  unb  leichter  ift  unb,  fofem  ber  SuftmcepaniS- 
muS  Störungen  erlciben  foUte,  fid)  auf  gewöhnlichem 
Sege  nerlängern  unb  Perfürjen  lägt.  $a  fid)  biefe 
Seitcr  fuliffenartig  ineinanber  fdjiebt,  Wirb  fie  auch 
Siuliffenleiter  genannt.  Mn  weitem  g.  finb  ju 
nennen:  bie  Mn  jie  Heitern,  gewöhnliche  einfache, 
aber  eigeng  für  geuertoeprjWede  gefertigte  Seitem. 
Ohne  rüdwärtige  Stügftangen  ftnb  fie  6 —8  m , mit 
rüdwärtigen  Stüg- 
ftangen  bis  11  m 
lang,  fönnett  aber 
auch  noch  mit  einer 
Mufftedteiteröer- 
(eben  werben,  b.  p. 
mit  einer  2 — 2.5  m 
hohen  (leinen  Sciter, 
bie  unten  Eifen« 
blechhülfen  befipt, 
bie  in  bie  Enben  ber 
irauptleitcrpoime 
eingeftedt  u.  bortbe* 
feftigt  locrbm.  Ein  - 
ftealeitern  finb 
turje,  2 — 2,5  m 
lange  Seitem,  bie 
burd)  3nemanber> 
8i».S.  Sin»,  ober  StetaeSoi.  fteefen  (llieift  4,  hßc^' 
ftenS  5 einzelne 
Stüde)  eine  ©efamtleiter  Oon  10—12  m $>öpe  bilbeit. 
®eS  leichtem  jranSportS  roegen  ftnb  bie  einjelnen 
Sei terftiicte  in  biefem  turjen  MuSma&e  bergefteUt. 
Stlappleitern  entfprangen  auch  bem  SJeburfniS, 
längere  Seitem  burch  Übereittanberlegen  unb  baburd) 
entftanbene  Siertürjung  leichter  transportierbar  ju 
machen.  Sie  beftepen  auS  jroei  gleichlangen  Seiter- 
jtüden,  bie  miieinaitber  burd)  Scharniere  oerbmtben 
ltnb.  3nt  ©ebarfsfatle  wirb  bie  Seiler  auf  ben  ©oben 
elegt,  bie  obere  Seiler  im  Scharnier  aufgefcplagen, 
urdp  jWei  Stiegel  an  bie  untere  Seiler  befeftigt  unbbil- 
bet  bann  eine  12 — 16  tu  lange  Mnftelleiter.  )p  a I e n ■ 
ober  öängoleitern  (f.  Jafel  ogeuertBfepgeräte«, 
gig-5),  fd)onl?83  ermähnt,  haben  jtoei, bisweilen  nur 
einen  jpolnt,  burd)  ben  bie  Sproffen  pinburchgeitedi 
finb.  Mm  obern  Seil  (Ropf)  haben  bie  fydettlcitern 
einen  ((arten,  mit  Sägcjäpnctt  oerfehetten  S>afcn,  ber 
in  ein  genfter  eingehängt  toirb,  Worauf  ber  Steiger 
ptnauffteigt,  fid)  mit  feinem  mit®urt  befefttgten  SVara- 
bmerpafen  in  eine  Sproffe  einpängt,  um  beibe  .fjänbe 
freijubeloramen,  unb  fid)  bann  Pon  unten  eine  tuet 
tere  äängeleiter  reichen  läßt,  bie  er  in  baS  genfter  bc8 
nriepjlpäpern  StodwerfcS  einhängt,  unb  fo  fort,  bis  er 
tut  oberftcnStodioert  angelangt  ift.  Um  mittels  biefer 
V>atenleitem  auf  ba8  lad)  eines  Kaufes  gelangm  ju 


■ geuerlöfcfmuttel.  503 

tonnen,  bebarf  ber  Steiger  nod)  eineä  ffi e f i m 8 
SimS-  oberSteigcbodeS(gig.3),  b.  h-  eines  trän- 
artigen  ©efteüeS,  baS  in  ein  genfter  be8  oberften  Stod. 
wertes  eingehängt,  unb  auf  baS  bie  über  bie  ®acp- 
(raufe  hinaufragenbe  ©efimSleiter  aufgeftellt  wirb. 
Stuf  bem  $ad)e  felbft  »ertoenbet  man,  um  jum  girft 
hinan  ju  gelangen,®  ach  lei  tern;  biefe  ftnb  jehroaepe, 
bünne  Seitem,  bie  auf  baS$acp  gelegt,  mittels  eifemer 
hülfen  iiieinanbergejtedt  unb  burd)  S-förmige  ®acp- 
Paten  an  ben  ®ad)latten  feflgepalten  werben.  ©ei 
Slecp-,  Schiefer-,  tDacppappen-  u.  bgl.  ®äd)em  per« 
»enbet  man  pierju  Siotpaten,  ftarte  eifeme,  unten 
fpipe  unb  mit  SBibetpafen  oerfepene,  oben  in  red)tem 
SSinfet  abgebogene  Stifte,  bie  in  baS  2)ad)  eingefcpla* 
gen  »erben,  um  bie  Sacpleitem  barauf  ju  ftüpen. 

icucrlcitung,  f.  gelter  (militärifd)). 
cucrlilie,  f.  Lilium. 
cncrling,  f.  geuerfalter. 
euer  time,  f.  geuer  (militärifd)). 
cuerlofdibofctt,  f.  gcucrlöfcpmittel. 
cuerlöfdfcr  (Spareimer,  feanbfeuer- 
1 ö f cp  e r),  ein  oon  Scpwarp  fonftmierteS  (egelfömti- 
geS  ,'jmfgefäfi  mit  einem  20  cm  langen  unb  5 mm 
breiten  Sdjlip,  burch  ben  man  baS  im  ©efäfe  enthal- 
tene SSaffer  in  3—4  ©üffen  fächerartig  4— 6 in  pod) 
unb  weit  fepr  wirtfam  gegen  brennenbe  ©egenftänbe 
fcpleubem  (amt. 

jjrtuerlöfthgcrätc,  Xafel , f.  getterfepup. 
jvcncrlöfiligrnnatcn,  f.  geuerlöfcpmittel. 
gciicrlöfdiuiittel,  djemifebe,  werben  bei  allen 
gcuerlöfchmetpoben  in  flmuenbung  gebracht,  bei  betten 
baSSöfcpen  optte  Gaffer  ober  nur  mit  folcpent  SSaffer 
gefepiept,  in  bem  »eridjiebene  Stoffe  (Epetttilalien)  auf« 
gelöft  ober  beigemifdit  finb.  Ser'Scrt  biefer  g.,  beren 
’fioed  rnfepere  2lblöfd)ung  unter  Sermeibung  fogen. 
'3S afferfrf)abettS  fein  foü,  wirb,  namentlich  aud)  bei 
iprem  popen  'greife,  Pon  ber  geucrwcprteihttit  fepr 
gering  ehtgefchäpt.  Schon  83  0.  ßpr.  lauten  fllaun- 
löfungen  beim  geuetlöftpgefcpäft  in  Serwettbung. 
Um  1791  empfahl 'älten  ein SöfcppulBer  auS  fcpwefet- 
faurettt  Eifen,  Vllaun,  rotem  Siicnomb  unb  puiperi- 
fiertem  Sepnt,  baS  in  bie  Söfchmafcpinen  gefepüttet 
unb  im  SSaffer  aufgerüprt  Würbe.  Ser  Ettglänber 
tKanbp  cutpfapl  Seifenftcberlaugc  jum  Söfcpen  ftatt 
beSSSafferS.  ©lafer  in  Supl  (geft.  1818)  nahm  ju 
einem  in  SSaffer  einjurüprcitbctt  SBfchpuloer  Eifen- 
Pitriol,  SicringSlate  uttb  gefcplämmten  Son.  gud)8 
fertigte  1734  Rugeln,  bie,  inS  ßeuer  geworfen,  plap- 
ten  unb  burep  Etttwidelung  ftidenber  ©afe  löfdten 
foüten.  Rüptt  in  TOeifiett  erfanb  1846  bie  als  S)u- 
tperftpeSöfihbofen  betannten  tfiräparate,  bie  auS 
einer  fflifepung  Pott  Salpeter,  Schwefel  unb  Sohle 
beftanben  unb  in  rtmbe  Scpacpteln  nerpadt  Würben. 
SKittelS  einer  ^ünbfcpimr  entjünbet,  warf  man  biefe 
Scpacpteltt  in  beit  btettnenben  Sfaunt,  unb  bie  gewal- 
tigen Staffen  nicht  brennbarer  ©afe,  bie  fiep  beim 
SSerbrenneit  bcS  ftuluerS  bübeten,  follten  baS  getter 
löfipen.  Söfcpgranaten  ftnb  mit  Saljlöfungen 
(tneift  Eplorcalctum,  Eplormagnertuttt,  Eploramnto- 
nium  tc.)  gefüllte  glafcpcn,  bie  tut  geuer  plagen  unb 
baS  geuer  löfcpen.  Ein  beffereS  Stefultat  erjielten  bte 
fogen.  flaiitmenficpern  VInitridje,  bie  fiep  Pie!- 
fah  fepon  fepr  gut  bewäprt  paben.  ©eiben  3»eden, 
nämiidj  ber  Setmifcpung  jum  Söfcpwaffer  unb  bem 
flantmenftcpem  Slnftricpe,  bient  bas  Pon  ©ufic  in 
Sramtoocr-Shtben  pergefteUte  Ealcibunt,  eine  glüf- 
ftgteit,  bie  erft  bei  etwa  —65°  gefriert.  Mud)  Söfcp- 
pulPer  unb  Söfcpmaffen  in  groiier  fflenge  unb  per- 
jepieben  jter  ^ufammenfegung  finb  fepon  auf  ben  SJtartt 


504  geuetlöfdjpufoer  — geuerhiftmafdjinen. 


gebraut  Worben,  famen  aber  in  ber  Segel,  mit  Au?* 
uabme  oon  Borbereiteten  groben , faft  nirgenb?  jur 
Anfflcnbung.  Sgl.  © a u t f cf) , Xa?  chemtfebe  geuer* 
löfd)Wefen  C'JRünch.  18911. 

geucrlofcftpulber , f.  geuerlö[d)mittel. 
Pfcucrloirtnuig,  (.  g*uerfchu|). 
gencrluftmafcftincn,  äJiotoren,  toetdje  bie  es* 
panbierenben  Berbrcunung?gafe  fefter  Brennmate- 
rialien bireft  jur  Arbeitboerricbtung  benußen.  Sic 
Werben  aud)  al?  offene  Jßeißluftmafchinen  mit 
gefebtoffenergeuerung  bezeichnet.  3bre§aupt* 
beftanbteile  ftnb  ein  gegen  bie  äußere  2uft  bermetifd) 
BerfchloffenerOfen,  ein  Arbeit?jt)lmbcr  unb  eine  2uft* 
B*rbid)tung?pumpe.  Xie  nt  bent  erflern  mit  jpilfe  ber 
burib  bie  xompreffum?pumpe  jugefübrten  2uft  ent* 
ftel)cnbenSerbrcnnung?gnfe  ejrpaiibieren  burd)  geeig* 
nete  3üfl*  unb  Bcntile  in  ben  Ärbeit?jt)Iinbcr  binein, 
treiben  beffen  Kolben  Bormciri-3  unb  gehen  undi  ocr- 
ndjtcter  Arbeit  burd)  anbre  3>ige  unb  Bcntile  in  ben 


fotben  P mittet?  ber  ©lange  E,  be?  an  ber  Säule  B 
gelagerten  Balancier?  Z unb  ber  Stange  D,  auf  bte 
iturbel  D , bej.  bie  SSede  be?  Sebwungrabe?  V unb 
ber  triebfd)*ibe  V,  Wirft.  Bon  ber  Kurbel  au?  Wirb 
mittet?  ber  Stange  F,  be?  §ebel?  F,  unb  ber  Stange 
0,  ber  Selben  ber  im  Snnent  be?  ©eftcll?  A ange* 
brachten  2uftpumpe  G betrieben.  Bon  ber  Schwung- 
rabwetle  au?  Wirb  ferner  ber  Segulator  L unb  bie 
8efd)idung?Oorricbtung  1 1,  betrieben.  3n  bem  int 
untern  3hl' uberteil  C,  befinbtichen,  burd)  fflrapbit- 
au?ftltterung  X gefchüßten  geuerramn  (Ofen)  Ber* 
brennen  bie'Kof?  auf  bem  Soite  r unter  3utritt  ber 
oon  ber  2uftpumpe  G gelieferten  Bteftluft  Xer  Sang 
ber  SKafcbine  erfolgt  in  ber  SBeife,  bah  bie  Berbren 
nung?gafe  ber  ffof?  eirpanbicrenb  ben  Xreibfotben  P 
aufwärt?  brüden  unb  Arbeit  an  ba?  Schwungrab 


gtfl.  2.  Ouctft&nUi. 


gtg.  1.  Cflng4|AmU. 

geuerluftmafcßine  Den  Qcbrßbct  tUnter. 


Sd)omjtem.  Bon  bent  Kolben  wirb  bann  bte  Arbeit 
burd)  Kolben*  unb  Bleuelftangen  auf  eine  Schwung* 
rabwetle  übertragen.  Xie  Ipauplidnoierigtciten  liegen 
bei  biefen  Slafebincn  in  ber  3ufübrung  be?  Brenn* 
material?  (Kof?)  in  ben  gefd)loffenen  Ofen  unb  in  ber 
Xidjtbaltung  ber  beweglichen  jede,  bie  bet  Sirfung 
ber  feljr  heißen  BerbrennungSgafe  au?gefcßt  fmb. 
SBäljrenb  bie  altem  Stjfteme  (Bon  Soßer,  Xoillon, 
Bodborff  u.  Brüdner  tc.)  ftd)  bamit  begnügten , ba? 
Brennmaterial  burch  eine  einfache  Iuftbid)tc  türftiinb* 
lieh  bem  Ofen  gujufüfjren,  wobei  jebe?ntal  ber  (Dang 
berSDiafchinc  unterbrochen  werben  muhte,  gingen  fpä'- 
tereüonfiniltioncn  barauf  hinau?,  burd)  flnrocnbung 
Bon  Xoppcloerfcblüffen  biefe  ben  Betrieb  ftbrenben 
Unterbrechungen  ju  oermeiben  unb  bie  3ufüfjrung 
womöglich  felbfttätig  ju  machen.  Sobattn  ift  man 
beftrebt  gewefen,  bie  Berbrennung?gafe  oon  ben  rci- 
benben  glüchen  fern  ju  haltm.  Am  befannteften  futb 
brei  g.,  eine  beutfehe  non  £>od  (Sparmotor),  eine 
ameritanifche  non  Brown  unb  eine  franjöfifdj*  Bon 
Bfnier.  Xie  brei  fmuptteile:  Ofen,  3))linber  unb 
Bumpe,  finb  bei$oa  übcreiitanber,  bei  Brown  neben* 
cinanber  angeorbnet,  Xie  gcuerluftmafchine  Bon  86 
itier  (Bfnier?  SKotor)  geigt  gig.  1 u.  2.  An  bem 
©eftell  A ift  ber3hlinberCC,  angebracht,  helfen  Jauch* 


abgeben,  beim  Sicbcrgang  be?  Kolben?  bagegen,  bet 
unter  Abfd)Iuß  berBrefjluft  burd)  ba?  im  Schwung* 
rab  aufgefpcicherte  Arbeit?Bermögen  erfolgt,  in  einen 
Schont  (lein  entweichen.  Xie  erforberliajen  Steuc 
rung?organe  beftehen  in  einem  Schieber  b,  (in  gig.  2 
im  Ouerfchnitt  fühlbar),  ber,  oon  ber  Sdjwungrab- 
welle  au?  mittel?  unrunber  Scheibe  angetrieben,  ben 
3utritt  ber  2uft  jur  Buntpe  G,  wie  auch  ben  Übertritt 
ber  Brefsluft  gum  treibjijlinbcr  bewirft,  unb  in  bent 
Au?|trömung?Bcntil  h,  welche? , gleichfall?  Bon  ber 
Schwungrabmede  au?  bewegt,  bie  oerbraud)ten  (Safe 
in  ben  Scbomftein  entläßt.  Xie  Bon  ber  Bu"'pe  ge- 
lieferte 2uft  tritt  nur  jum  teil  burch  ben  Kanal  »unter 
ben  Soft  r unb  bient  jur  Berbreimung,  ber  anbre 
teil  tritt  oben  in  ben  3htinber  ein.  3iur  ber  obere 
teil  be?  trcibfolben?  P ift  genau  in  ben  3bünber  C 
cingepaftt,  ber  unter*  teil  ein  Wenig  bünner  gebreht. 
Xie  in  ben  Singraum  jwifchen  Kolben  unb  3blinber 
burd)  Kanal  b eintretenbe  2uft  fod  Berhinbem,  bah 
bieheihen.mit  Staubteilen  Bermifchten  Berbrennung?  * 
gafe  ju  ben  Xid)tung?f[äd)en  gelangen.  3ut  Sertei* 
iung  ber  Breßluft  nad)  oben  unb  untm  bient  eine  Art 
Xrchfchieber  n,,  ber  Bon  bem  Segulator  L berart  be- 
einflußt wirb , bah  bei  ju  fchned  laufenber  Siaichine 
ber2uftjufluh  jum  Soft  Berminbert,  bei  ju  langt'am 


Feuerlöschgeräte. 


Meyers  Konv.- Lexikon , 6.  Au/I.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  .Feuerschutz“ . 


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Feuerspritzen. 


Zum  Artikel  Feuerspritze'. 


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geuerlufl  — geuerfdjufc. 


505 


gepenber  D?afd)ine  Oenneprt  Wirb.  3)ic  ©efcbidung 
beS  geuerS  gefcpiepl  Dom  Jricpter  I aus  felbfttätig 
burctj  bas  Sdjöpfrab  I,,  baS  bie  Rots  ftüifroeift  aut 
ben  Stumpf  J wirft,  San  bem  auä  fte  bitrcfj  einen  bin 
unb  brr  bewegten  Schieber  S m ben  SerbremtungS- 
raum  gelangen.  3«  bem  Slugenblid,  wo  bie  Öffnung 
0 beS  öchicberd  über  beit  Kanal  K tritt,  geftattet  ein 
Sdiautod)  U bie  Beobachtung  bei  geueiÜ.  2>ie  er- 
forbcrliche  Rüplung  bei  ^glinberi  wirb,  wie  bei  ben 
öaölraftmafd)inen,  burd)  einen  ffiaffcnnanlel  W be- 
wirft. g.  haben  ftd)  burdjweg  nicht  gut  bewahrt  unb 
bcibalb  wenig  Wnwenbung  gefunben.  @.  aud)  »eijj- 
luftinafdjinen  unbRlemfraftiiinfd)incn.  Sgl.  SKufil, 
$ie  Di oto reit  für  ©ewerbc  unb  Snbuftrie  (3.  Sufi., 
©raunfcpW.  1897);  Rn  of  e,  Rraftmafchiiien  bei  Klein, 
getuerbei  (2.  flufl. , ©erl.  1899);  ffilauffen,  $ie 
Kleinmotoren  (2.  Sufi-,  baf.  1903). 
geuertttft  (geuertrieb),  f.  ©ranbftiftungStrieb. 
geuertub , f.  gcuerlee. 

gcucrmaltBrnnbmal,  griech-Xeleangiefta- 
fie,  lat.  Naevus  purpureus  ober  flammeus,  Knpil» 
largef  äfjgefchwulft,©efSfjmaI),  bunteirote,  oft 
an-  unb  nbftbwellbare  (erettile)  ©cjcproulft,  ift  ein 
cd?le8  etnfadiei  ftngioma  (f.  b.)  unb  beftept  fomit  aus 
(leinen,  unregelmäßig  erweiterten ©lutgefäßen.;i>a8g. 
tomrnt  itieift  angeboren  Sor,  ober  ei  erfdteint  in  ben 
erften  lagen  oberDionaten  bei  fiebeni.  SemSsJacbS* 
tum  ift  befepräntt  unb  tjält  weiften*  fdbon  frübjeitig 
inne,  fo  baß  ei  feiten  bie  ©röfje  einer  SBalnujj  über- 
trifft ; in  ber  glädje  breitet  ei  fttb  bis  jur  $>anbteUer* 
größe  unb  barüber  aui.  Mm  bäufigften  ift  baS  g.  auf 
ber  »aut  bei  ©efid)tS,  fcatfeS  unb  Staden*,  b.  b-  on 
ben  Orten , wo  fid)  im  götatteben  Spalten  (Riemen- 
(palten,  Diunb -Siafenfpalte,  Sagen  (palte,  Stritten* 
fpalle)  ftblieften  (baper  »pffurale  Sngiome*).  fDie 
8 e b a n b 1 tt  n g bei  angebomen  gtuermalS  be(tept  am 
beften  infrübjeitigemSuSiebneiben  oberSlusbrenncn. 

gtucrmann,beimStcinfobtenbergbau,f.®ruben- 

cfplofionen. 

gcucrmciftcc,  Dedoffijiereber^ieijtrtompagnien 
bei  ben  SBerftbimiionen;  geueriiieifterSiuaate  u. 
Oberfeuer meiiterimaate,  bieUnteroffijiere,  auä 
benen  bie  g.  unb  Cberfeuermeijtcr  perborgepen. 
geucrmclbclocfen,  f.  geueralann. 
gcurrmctcorc,  fooiel  Wie  Sternfcbnuppat  unb 
geuerfugeltt , f.  Bteteore. 
gcitcrnattcr , fooiel  Wie  Rreujotier. 
gcutrnelfc,  f.  Lychnis. 
geurrorbming,  f.  geuer  (militärifd)). 
gcucrortöjciger  (Crtfdjauer),  ©orrieptung 
auf  einem  SHriptunn  jur  Orientierung  über  ben  Orl, 
an  bem  eine  geuerSbrunft  beobachtet  wirb,  derartige 
Apparate  lonftruicrten  ©auSner  m 3ena  (©  b o 1 o f 1 op, 
1799)  unb  Sleinbeil  in  Diümhcn  (©pro  jtop,  1842). 
gtncrpauftn,  f.  geuer  (militärifd^). 
gtuerpfeil,  f.  ©ranbpfeit. 
geuerpifett,  Seil  ber  ©amifon,  ber  bei  geiterS- 
brunft  bie  Umgebung  ber  ©ranbftatte  abjuiperren  bat. 

geutrpolijei,  Spanbpabung  ber  ©orfepriften  jur 
Scrpütung  bon  Sepabeiifcuem.  3)ie  g.  ift  ein  Steil  ber 
©aupolijet,  tnfofem  ei  fidj  um  ©orfepriften  über  bie 
feuerfidjere  2>erileltung  bon  ©ebäuben,  iitSbef.  bon 
geuenmgäanlagen  u.bgl.,panbelt.  Staju  lommen  bie 
©eftimmungen  über  feuergefährliche  »aitblungen, 
ftufbewaprung  feuergefährlicher  ©egenitänbe,  Steini- 
gung  bergeuerflätten,  geuerfcbauu.bgl.  ( f.gcuerfepub). 

geuerprobe,  Unterfucpung  ber  Gdjtpeit  eines 
KörpeiS  burd)  geuer;  bann  eine  tflrt  beröottesurteile 
(f.  Orbalien). 


ZZT\' 

nerrabc,  f.  ©tpenbopte. 
euerrcitcr,  f.  geueralann.  [3.  449. 

utrrohtc  (geuertanätc),  f.  Sampfltifel. 
_ uerroprfeff  ei  (3 1 a m m r o b r 1 e f f e 1) , f.  Stafel 
•2)ampffeifel  I«,  S.  III. 

geuerrollc,  bie  Stolle  (f.  b.),  nadj  ber  bie  Schiff*- 
mannfthafl  bei  geucrägefal)t  oerteilt  ift. 
euerrofe  (türfifepe  iHofe),  f.  Slofe. 

etroft  (Sf  oft),  f.  geuerungöanlagcn,  S.  615. 
euer  läge,  f.  geuerjeuge. 
crfalamanbcr,  f.  Diolcbe. 

,,cucrfäulc,  Stenfmal  in  Sonbon jur  Erinnerung 
an  ben  gropen  ©ranb  1666,  bon  S.  ®ren  1671 — 77 
in  gönn  einer  61  m bobtn  borifepm  Säule  erbaut, 
auf  bereu  ©ipfcl  eine  bergolbete  glatitmenlugel  ange< 
bracht  ift,  mit  ©aärelief*  bon  (Sibber.  Sie  ffialeric 
ber  g.  ift  ein  berühmter  SuSfidjtepunlt. 

geuerfäute  ber  3*raeliten,  f.  Sollen-  unb 
geuerfäule. 

geuerfehan(geuerbcfchau),  einSteit  bergeuer- 
poltjei,  wirb  burd)  bie  Ortspolijei  periobifch  oorge- 
nontmen,  inbetn  bie  bamit  betraute  R'ommiffton  alle 
in  einem  Citsbejirle  oorhanbenenSebäube  unb  beren 
Sfäumlichtciien  genauer  ©eticbtigmig  unterwirft,  um 
ju  erfehen,  ob  aue  ben  gcueifdiüp  (f.  b.)  betreffenben 
gefcptidien  ober  burch  ©olijeioerorbnungen  bor* 
gefihriebenen  ©eftimmungen  ciicgeballen  |tnb.  3n 
oerfchiebetten  Sänbent  nehmen  an  biefen  ©eftcfitiguu- 
gen  auch  bie  Stommanbanten  ber  geuerwehr  teil. 

geuerfepiff,  lurjeä,  ftarfes,  meift  rotes  gabrjeug 
mit  ftchtbarent  'Juimett , 1—3  Signalmaftcn,  bie  als 
; ISrlennungdjeichen  große  runbe  Rörbgeflechte  unb 
: nacht*  Slaternen  tragen.  Sie  finb  in  glußncflnbun- 
gen  ober  in  ber  Släb«  brr  Rüfte  berantert  unb  bie- 
nen Wie  bie  Seuchttürme  ben  Schiffern  als  ffiegweifer. 
®aä  g.  enthält  Sobnräume  für  bie  Dfamiiehaft, 
auch  oft  SfettungSgeräte  für  Schiffe  in  Seenot.  SBäb- 
renb  (Eisganges  werben  bie  meiflcn  geuerfdjiffe  ein- 
gejogen,  b.  b-  in  ben  §afcn  gefebteppt  3U  ben  be- 
tamtieftengeuerfibiffen  gehören  bie  bon©attoper  unb 
ben  ©obwin  SanbS  im  Kanal  unb  bor  ber  Stbemfe. 
SSie  beutf^e  Siorbioetüjle  jäbtt  18  geuerfebiffe,  meift 
oor  unb  in  ben  Dtünbungen  ber  ©lbe,  Säefer  unb 
ßiber.  $ie  beulfd)e  Ojtfeetüfte  pal  nur  7 geuerfebiffe. 
Sgl.  »fieueptfeuer  aller  SÄeere«,  fjeft  1 u.  2 (©erl. 
1904).  Über  bie  Wrt  ber  ©eleucbtung  f.  2eucpttunn. 
Scucrfcprölrr,  fobiel  wte  öitidjfäfer. 
generfetmt!  (pierju  bie  lafcl  -geuerlöfcpgeräle« 
unb  ■geucrjprißen«),  bie  fflefamtpeit  aller Sorfebrun- 
gen  unb  gofebücben  ©eftimmungen  jur  Serbitlung 
o on  Scpabenf  eueru  (eigen  t licpcr  g.),  bann  baSgeuer- 
löfcpwefen,  b.  p.  tiinricp hingen  jur  Cöfcpung  bon 
©ränben,  unb  fcpliefjlieb  jene  jur  größtmöglithen  ßr* 
fajjleiftung  für  burd)  ©ränbe  unb  beren  ©etämp 
fung  berurfnepte  Schaben.  3>aS  erfle  ©ebiet  begreift 
in  fiep  alte  ©efepe  unb  Serorbnungen  über  Bauart 
unb  Saepung  bon  ©ebäuben  unb  beren  Ronftruftion, 
ja  aud)  über  bie  ©reite  neu  anjutegenber  Straßen, 
über  gcuerungS-,  &eij*  unb  ©elcmptungSanlngen, 
über  Sicherheit  in  ©epanblung,  Cagerunij,  gabrita- 
tion,  Transport  unb  ©erlauf  (euer-  unb  cjplofiouS« 
gefäprtiiher  Stoffe  unb  ©egenftänbe,  über  baS  Um» 
geben  mit  geuer  unb  2iept,  bie  3nftanbpaUung  unb 
Steinigung  bon  ßffen,  S^löten  unb  geuerftätten, 
bann  über  »anbpabung  biefer  geuerpolijei  unb 
über  ütufftettung  unb  Kontrolle  ber  mit  ipr  betrauten 
©erjonen.  Das  jweite  ©ebiet,  baS  geuerlöfdjwetcn. 


506  gcuerfqiuj  (Feuerwehren,  Aügemeincd). 


umfaßt  btc  Einrichtungen  für  fdmeüfte  frcrbeinifttng 
bererforbcrüdwn  9ranbl)tlfc(f.  Feueralarm),  ©cichaf* 
fung,  ©creitfteüung  uub  3t'ilanbhaltung  ancrSRittel 
unb’  ®erate  jur  rafdjeften  ©efämpfung  audgehrod)c< 
ner  Schabenfeuer.  Oazu  gehört  aud)  bei  >3  ©orhanben* 
fein  aut  organifierter  Feuerwehren.  Feuerwehren 
ftnb  Bereinigungen  männlicher  Orldberoofmer,  Der- 
»flicktet,  jum  3mccfe  georbncter  frilfeleiftung  bei 
Fcuerdgcfahr  (unb  auch  bei  femftigen  Unglflddiätlen, 
gemeiner  ©efaljr  unb  Slot)  lief)  militärifd)er  Eintci- 
lang,  Einrichtung  (Crganifation),  Audrüftung  unb 
Einübung  ju  unterziehen.  SRan  unterfefteibet  im  ad* 
gemeinen’ freiwillige,  ©flicht*  unb  ©erujdfeuerwel)- 
ren.  3>ie  freiwilligen  Feuerwehren  firtb  Ser* 
eine  unb  untergeben  ald  foldje  ben  ©ereindgefeßen 
mit  einigen  burcf)  ihren  ,>fwect  unb  ibre  Eigenfcbaft 
als!  Crgane  öffentlicher  Ctbnung  bebinglen  Aud« 
nahmen,  Siechten  unb  Pflichten.  Ster  Eintritt  ift 
freiwillig,  ebenfo  ber  Audtritt,  ber  jeboch  oft  an  eine 
längere  unb  fürjere  Künbigungdfrift  gebunben  ift. 
Sie  orbnen  ihre  innern  Angelegenheiten  felbft  unb 
wählen  auch  >bre  Verwaltung**  unb  ted)mfd)cu<if)ar- 
gen,  legiere  auf  einen  burch  bie  Sagungen  beflintm- 
len  3ritraum  mit  3ulniiung  »an  Sieberwaf)l.  Oie 
Angehörigen  ber  ©flicht-,  ©enteinbe*  unb  ©ür- 
gerfeuerwehren  genannten  Körperfchaften  finb 
burch  gcfcglichcn  ober  auf  Serorbnung  beruhenben 
3wang  oerpfliditet , FeuerWchrbienft  ju  leiften  unb 
ftd)  ben  notwenbigen  Übungen  ju  unterziehen.  Oicfe 
Verpflichtung  erftreeft  fuh  in  ber  Siegel  auönabmdlod 
auf  alle  bienfttauglidien  männlichen  OrideinWobncr 
(nicht  blofj  bie  ©emcinbebürger)  innerhalb  gewiffer 
Altersgrenzen,  meiit  uom  18. — 55.  Cebendjabr.  Oie 
Siegelung  ber  innern  Angelegenheiten  biefer  Sehren, 
bie  Aufhellung  ber  Chargen  ic.,  gcfchieht  burch  bie 
©enteinbeoerwallunqen  nach  SJlaftgabe  ber  Cöfcborb- 
nungen.  3U  beit  Ssflid)lfeucrwel)ren  gehören  aud) 
jene,  bereit  SRilgtieber  infolge  eine*  gemeinbliehen 
Oicnft*  ober  ArheitdBerbältniffe*  jum  Feuerwehr- 
bienft  oerpflichlet  ftnb  (alä  ftäblifcheSlegiehaitbwerfer, 
Straßen*  unb  Flußbauarbeiter  u.  bgl.).  Oiefc  Ein- 
richtung trifft  man  faft  audfchließiid)  in  Stabten, 
weähalb  berartige  Sehren  auch  ftäbtifdje  Feuer* 
wehren  genannt  werben  unb  eine  SReferoeabteilung 
für  bieSerufd-  unb  freiwilligen  Sehren  bilben.  Frei- 
Wiflige  unb  ©flid)tf  euerwehren  erhalten  für  ihre  Feuer- 
wehrbienftleiftung  (einerlei  Entlohnung,  ©erufd- 
feucrWehren  ftnb  Sehren,  beten  SRitglieber,  Offi- 
ziere iowohl  ald  SRannfdjaftcn,  berufomäfjig  unb 
auejchliefelich  Feuerwehrbienfte  leiften  unb  hierfür  be- 
zahlt werben.  Kommanbo  unb  Chargen  werben  Bon 
ben  ©cmeiitbeBerwaltungcn  angeflellt,  für  bie  Unter- 
diargen(Felbwehc!,Führer,Oberfeuerwehrmänneric) 
iftberVorfchlag  bedKommanbanten(©ranbbireftord) 
maßgebenb.  Ser  Eintritt  wie  ber  Austritt  bei  fol- 
eben  Korpd  ift  freiwillig,  beruht  aber  auf  Oienft- 
oertraa  unb  Sartezeit,  her  Audtritt  (amt  erfl  nach 
'üblauf  einer  beftimmten  Sfutbigungdfrift  ftatlfinben. 
3n  Bielen  großem  Serlftättcn,’  Fabrifen,  Unflotten, 
3rren*  unb  Kranfenbäufem  u.  bgl.  Werben  auch 
Feuerwehren  itn  Bollen  Sinne  bed  Sorteei  auä  Hin- 
gehörigen  bed  bezüglichen  ©erfonald  gebildet.  Solche 
Anftaltd-  unb  FabritfeuerWehrcn  ftnb  meifl 
©flicht*,  aber  aud)  oft  freiwillige  unb  ©erufdfeuer- 
wehren,  ober  cd  finbet  ba  unb  bort  SJltfcbung  aller 
breiShfteme  ftatt.  Seldjed  Bon  ben  hieraufgefübrten 
Shflemeit  bad  fa<hbieitlid)fte  ift,  unterliegt  auenahmd- 
lod  ber  SRaßgabe  örtlicher  SJcrhältniffe  unb  befonberd 
ber  fröfjc  ber  ©elbmittel,  bie  für  bad  FeucrlöfdjWcfen 


aufgebracht  werben  fönnen.  Beruf 3 unb  ©flicht* 
fetterwehren  genießen  in  leutidilanb  hie  Siechte  Bon 
Sditijwehren  im  Sinne  bed  § 113  bed  JHeidjtSftraf- 
neiegbud)ed ; in©at)cnt  unb  noch  einigen anbem  beut* 
(eben  Staaten  bebnt  ftd)  biefed  31ed)i  aud)  auf  bie  frei- 
willigen Feuerwehren  aud.  ©ei  freiwilligen  uttb  bei 
©flicbtfeticrw ehren  finbet  innerhalb  ber  ftorpd  felbft 
eine  3erglieberung  in  brei  Abteilungen  (3üge)  ftatt, 
nämlich  tn  Steiger.  Sprißenntänner  unb  Crbmtngd- 
männer.  Oie  Steiger  haben  bie  Seilern  unb  Siet- 
timgdgeräle  zu  bebienen,  bie  eriten  Angriffe  auf  bad 
Feuer  (ald  KobrfüDrer ) zu  betätigen,  bie  Slcttung  oon 
SÄenfchett  unb  auch  Effeften  zu  beforgen,  wenn  beren 
Slcttung  unb  ©erguttg  auf  gemöhnlidjem  Seg  (über 
©äuge  unb  Stiegen)  nicht  mehr  möglich  ift.  Ebenfo 
liegt  ben  Steigern  bad  Entreißen  Bon  ©ebäubett  unb 
©ebäubeleilett  ob.  Oie  Spri  jjenmänner  bebienen 
bie  Sprißcn  unb  alle  ©erätc  unb  Einrichtungen  zur 
Safjerbefchaffuttg  im  ©ranbfaü,  alfo  aud)  bie  frt)- 
branten  unb  Wad  bamit  im  3nfammenl)ang  fleht. 
Oie  Orbnungdmannfdjaf t (Setter,  ©erger) 
forgen  für  Orbnung  auf  ber  öranbftätte,  für  ent* 
fprechenbe  Abfpemmg,  für  Slcttung  unb  ©erubigung 
bon  3Renfd)ctt,  bann  für  ©ergung  oon  ©egenftänben, 
wenn  eittd  ober  bad  anbre  fiep  nod)  auf  gewöhnlichem 
Seg,  über  ©äuge  unb  atiegen  herab  ohne  AnWen* 
bung  Bon  Steige-  unb  Slettungdgerätcn  betätigen  läfjt, 
unb  fdüießlid)  Tür©cwad)ung  Bon  geretteten  Cb  jetten. 
Oie  Sanitätdabteilung  beflebt  aud  einer  Anjabt 
oon  SRännern,  audgerüflct  unb  eingeübt  für  erfte 
frilfeleiftung  bei  ©ctunglücfuiiqen  im  Feuerwehr- 
bienfte.  ©ei  freiwilligen  unb  © flieh  ifeuerto  ehren  ift 
biefe  Einteilung  unerläßlich,  bei  ©entfäfeuerwebren 
finb  fämlliche  SKannfchaften  im  Oienfte  biefer  brei 
Abteilungen,  ehtfehließlid)  bed  Sattiläldbienfted,  ein- 
geübt.  3«  gröfeent  Släbtcn  teilt  man  bie  Feuer- 
wehren in  flofehbezirre,  wobei  bie  gefamte  Vlantu 
f djaft  nacb  SJlafjgabe  ihrer  Sobttbezirfe  in  entfpreehenbe 
Unterabteilungen,  Kompagnien  unb  Söfchziige, 
cingeteilt  wirb,  beren  jebe  aud  Steigern,  oprißett- 
unb  Crbnungdmänncra  mit  ben  bazu  notwenbtgen 
©eräten  unb  Audrüftungen  befteht-  3*ber  folchen 
Kompagnie  ift  ein  eigned  Feuerhaud  (©ranb* 
wache)  mit  entfpreehettber  Einrichtung  zugemiefen. 
Oiefe  Einteilung  ermöglicht  rafchefte  ©etätigung  ber 
©ranbhilfe  in  bem  jeber  Koutpagnie  zugewiefenen 
Stabtleil  (C & f ch be.ji r f) , bi*  nötigenfalld  aud  ben 
weitem  Stabtteilen  SKannfchaften  mit  ©eräten  ein* 
treffen  tönnen.  3"  Stabten  mit  ©cmfdfeuerwehren 
Werben  aud  gleichen  ©rünben  in  oom  Stabtjentmm 
entfernter  liegenden  Sierteln  giiialwad)en  mit  ent- 
fpredjenber  Audrüftung  Berlegt  uttb  burch  Oelegraph 
utth  Fentfprecher  mit  ber  Feucrmadjtzentrale  Berbun- 
ben.  3n  flcinem  Stabten  werben  aud)  Ouarti er- 
wachen unb Quartierfeuerwebren  eingerichtet, 
b.  h-  in  Berfd)iebenen  StabtBierteln  in  geeigneten 
Sofalen  einige  für  ben  erfien  Angriff  beftiimnte  ©e» 
rate  (fjanbfahrbare  Sprißeit,  ^gbrantenfarren , (lei* 
nere  Unincrfalgerüte  tc.)  aufgefteUt,  aud  bem  fie  uon 
bm  zuuöchft  wohnenben  Feuerwehrleuten  hei  ©ranb- 
audbrüehen  im  bezüglichen  Siabtniertel  entnommen 
unb  benußt  Werben.  Unerläßlich  für  georbneted  Feuer* 
löfchweien  ift  ein  einheitliched  Obertom ittattbo. 
3n  Stabten  mit  Serufdfeuerwcbren  wirb  bied  nom 
©ranbbireftor  audgeübt.  3"  Stabten  mit  freiwiüigcn 
unb  ©flid)tfeucrwebten  ober  folchen  gemachten  St)- 
fternd  liegt  bad  Obertontmanbo  in  ben  frönten  eined 
eigend  hierzu  gewählten  Kommanbatitctt.  Auf  bem 
2anbc  ober  wo  bei  einem©ranbc  mehr  ald  eine  Feuer- 


507 


gcuerfdjuß  (geuerwebren  2)cutfd)lanbS  unb  beö  VlucSIanbeä). 


wehr  ober  ffompagnie  arbeitet,  führt  ber  Romntan- 
bont  beb  ©ranborteö  bob  Dberfommanbo.  Stetö  aber 
befielt  nod)  bei  ©riinben  eine  auä  IRitgliebem  ber 
Crtbpotijei  * unb  ScrWaltungöbebörbe  jufamntenge* 
fegte  2öfd)bireftion,  in  Welcher  ber Dbertontman- 
bant  mit  einer  Stimme  Bertreten  ift.  $icfc  £i>fd)- 
bireftionBerbanbcltnufbcrBrnnbflättc  überfcpwierige 
©ortontmniffe,  ganj  befonberb  bann,  wenn  fragen 
auftaud)en,  bi*  in  bnb  iHecbtbgebiet  bercinragen.  ®ie 
Leitung  ber  tcd)nifd)en  Wubbilbung  ber  geuer- 
webren liegt  betn  Sommanbnnten  ob  unb  gefdiietjt 
burd)  bic  liutercbargen  nad)  SMajjgabe  eineb  einbeit- 
lieb gestalteten  iSierjierregteraent« , bab  jwai  atb 
'Rorm  für  bie  fämtlid)cn  geuerwebren  wenigftenb 
eineb  ©crbanbcS  gelten  fall,  ftd)  aber  bod)  in  rieten 
gälten  ben  örtlichen  Serbältniffcn,  befonberb  mit  Be- 
äug auf  bie  oorbanbenen  ©eräte  unb  fonftigen  geuer- 
löfebeinriebtungen  anpaffen  mujj.  Xie  ©nfdjaffung 
ber  ©eräte  unb  .^crftellung  aller  auf  bab  geuerlöfdi- 
loefen  bejügticben  ©nriebtungen  ift  Sache  ber  ©c- 
meinben.  3n  Bcrfdjiebcnen  Staaten  werben  aber  aub 
öffentlichen  gonbb,  aubStaatb-,  fiteib-  unbfDiftriltb- 
mitteln  reichliche  3ufd)üffe  jur  görberunq  beb  geuer* 
löfeb*  unb  geuerwebrwcfenb  geteiftet,  <oo  finb  bei* 
fpielbweife  in  Sapem  aub  ben  ©ruttoeinnabmen  ber 
flaatlicb  monopolisierten  Stmmobtltarfeueroerfidie 
rung  7 ©roj.  jur  görberung  beb  geuerwebrweienb 
(Unterhaltung  einer  Unterftügungolaffe  für  Benin- 
gtitdte  geuerwebrteute  uitb  3ufchüffe  jur  ©nfcpaf- 
fung  »on  ©eräten)  beftimmt  unb  müffen  bie  (um  ©e- 
fchäftbbetriebe  in  ©apem  jugetaffenenüRobiliarfeuer* 
Berfieberungb-fflefellfibaften  ju  gleichem  3wed  3 ©ro< 
(ent  ihrer  ©nettoprämieneinnabmen  ablaffen.  fftefe 
Summen  flieficn  in  einen  gonbb  jur  görberung  beo 
geucrlöfchwefcnb,  ber  unter  Serwattuna  beb  Staate 
minifteriumb  beb  3nnem  fiept.  Sie  ©erteitung  ber 
an  bic  ©emeinben  gelangenben  3ufchüffe  aub  biefen 
gonbb  gefchiebt  unter  ©eirat  ber  geuerwebruerlxin* 
bebaubfebüffe. 

$ie  erflen  wirtlichen  geuerwebren  (mit  ©uänopme 
ber  1851  gegrünbeten  Berliner  ©erufbfcuerwcbr)  wa- 
ren burdiweg  freiwillige,  unb  bie  weitere  flujbit* 
bungunbBerBotlfommnungbebgeuerwebrwefenelag 
aud)  befonberb  in  fDeutfcptanb  burchweg  in  ben  Stäu- 
ben ber  freiwilligen  geuerwebren  unb  beroorragenber 
©litglieber  berfelhen.  SUb  mit  ber  3eit  ftd|  bte  frei- 
willigen geuerwebren  mehrten  unb  ftnatlicpe  Unter- 
ftüpung  erftrehten,  gingen  auch  bie  ©egicruii  <cn 
baran,  eine  gewiffe  allgemeine  Orbnung  unter  SKit- 
Wirtung  ber  frciwiüigen  geuerwebren  unb  beren 
©erbänbe  unb  Serbanbbaubfdjüffc  in  bab  geuerlöfdi- 
wefen  ju  bringen.  So  würben  einpeittidie  £öfcb* 
orbnungen  für  ©rooinjen  unb  SSijtrifte  (®i- 
ftriftblöfchorbnungen)  erlaffen,  in  benen  unter 
anbermbiegenerwebrbienftpflichtfürbie  männ- 
lichen Drtbeinwohner  aubgefprochen  unb  beftimmt 
mar,  bau  biefer  ©flicht  fomopt  in  einer  freiwilligen 
alb  auch  in  einer  ©ftccptfeuermepr  ©enüge  geleiftet 
werben  (ann.  3)a  ben  freiwilligen  geuerwebren  in 
Bielen  '.Richtungen  bebeutenbe  ©orteile  gegenüber  ben 
©ftichtfeucrwebren  jugefidjert  fmb  (befonberb  auf  bem 
©ebiete  beb  Untcrflübungbmefenb) , fo  war  burdi  bic 
Sinfübruna  gefe(jticher  geuerwebrbienftpflicht  eine 
erhebliche  görberung  beb  freiwilligen  geuerwebr 
mefenb  geboten.  $ie  erfte  freiwillige  geuerwebr  mürbe 
1841  ju  ©f e i fj e n gegriinbet,  bib  1851  erfolgte  bie 
©rünbung  Bon  jufammen  29  freiwilligen  unb  einer 
©crufbfeuermebr,  unb  1853  beftanben  in  fDeutfcptanb 
48  geuerwebren.  3n  biefem  3apre  fanb  ju  © 1 o d)  i n - 


gen  in  ®ürttcmberg  ber  erfte  beutfdte  geuerwebr- 
tag  ftatt,  an  beut  ftd)  jepn  geuerwebren  beteiligten. 
Sectbem  haben  15  beutfene  geuerwebrtage  (ber  legte 
ju  ©bnrlottenburg  1898)  mit  immer  regerer  ')tn- 
tcilnabme  unb  immer  Weiter  tragenber  ©ebeutung 
ftattgefunben.  Beim  fünften  beutfepen  geuerwebr- 
tage ju  ©ugbburg  (1862)  würbe  bie  ©ilbung  non 
2anbcb-unb©roBin3ialfcucrwebrBerbänben  alb  nflg- 
lid)  unb  ba8  geuermehnoefen  förbentb  ertlärt,  unb  mit 
bem  ju  Seipjig  1865  ftattgebabten  fechften  geuer- 
webrtage war  jum  erftenmal  eine  ©uöftcllung  non 
geuerlöfch-  unb  ©ettungbgeräten  Berbunben.  Solche 
VtuSftedungen  wicberbolten  fub  nun  bei  jebem  wei- 
tem geuermebrtag.  3)ie  ©ilbung  Bon  Serbän- 
ben  ging  rafd)  Bor  ftd),  unb  jur.jeit  befteben  im  Xeut- 
fdjen  ©eiche  82,£anbcit-  unb  ©roBinjialfeuerwebr* 
oerbänbe.  3n  Öfterreich  befteben  acht  ©roninjial- 
feuerwebruerbänbe,  bie  fiep  2.  2)ej.  1900  in  SJien  ju 
einem  Cflerreicpifchen  geuerwebrreicpbnerbanb  ju- 
fammenfdjloffen.  ©äbereb  über  bie  einjelnen  beutfepen 
unb  ö jterreicb tfepen  ©erbänbe  gibt  bie  folgcnbe  Tabelle, 
iiberfiefit  Ber  Beulfctfen  unb  öfterretrfitfipen  geuer« 
luelirberbfinBr  1.  gciituar  1908. 


91  am«  bei 
£anbei 

«er» 

geuerwebren 

SRannfcbafteja^l 

bin. 

b< 

fcrei. 

will. 

©e* 

rufi» 

grei* 

ictll 

Pflictl- 

©e- 

ruf 

I.  SrtttfdK* 
Weid). 

Ireuften  . . . 

14 

3181 

3602 

35 

149496 

171212 

1966 

Ravern,  rectytirb* 

1 

7102 

4 823 

4 

303  942 

219  742 

216 

• 9il)<t»pfalj 

1 

— 

726 

— 

63413 

— 

3a$fen  . . . 

1 

622 i 128 

5 

18  746 

8467 

436 

ifBQrttemberg  . 

1 

60 

1861 

1 

16  250 

204  047 

59 

'öaben.  . 

1 

403 

21 

1 

34  457 

1 619' 

20 

Öelfcn .... 

1 

2*%8 

694 

2 

14  494 

45880 

19 

SNcdl.»  S<$roerinl 
üHfcfl.«  €trc(i|  J 

i 

25 

- 

3 

1038 

- 

132 

Clbenburf)  . . 

1 

lfl|  — 

— 

1557 

— | 

— 

6.»  SBetmar  - .» 

I &|  640 

— - 

150 

17  980 

Sc^iDtujbHrfl»  | 
Sonberi^f.  j 

1 

1 

l i 

92 

_ 

126 

6933 

•Subolftabt 

V 9 »8 

— 

578 

5416 

— 

9raun(4weifl  . 

1 

301 

148 

2 

11018 

5887 

52 

S.'SRdninflrn  . 

1 

30 

388 

— 

2011 

28117] 

S.*  SUenburg  . 

1 

19 

4 

— 

1374 

458 

— 

€.*Pob.e  Wotba 

I 

4 

281 

— 

302 

8655 

9ln&aU  . . . 

1 

44 

234 

— 

3259 

16430i 

— 

Wo ä.  8.  . 

( 0 

9 

— 

627 

1015 

— 

iNcufc  J.  il.  . .1 

l 34 

55 

— 

1667 

2 846! 

— 

iüalbccf  . . 

1 

11 

— 

— 

513 

— 



S^aumbutg  * 
tippt  . . . 

2 

1 

224 

158 

_ 

Sippe  .... 

— 

10 

1 

— 

571 

SS 

— 

fiübeef  .... 

1 

11 

39 

1 

236 

9241 

142 

Cremen  . . 

— 

2 

1 

2 

126 

69; 

153 

$amburfl  . . 

— 

14 

31 

1 

446 

558 

504 

1 

489 

IS 

2 

15489 

473! 

37 

jufammen : 

32 

12671)13890 

TO 

638697 

79934713790 

II.  öftnrcitti. 

Cöbntcn  . . . 

1 

1654 

26620 

55 

1 

1 

90524 

441770 

3306' 

12 

Harnten  . . . 

1 

256 

— 

— 

6400 

— I 

— 

IWabren  unb 

€<$leften  . . 

1 

408 



_ 

18570 

J 

9?icbcröfterrei4 

1 

1039 

— 

1 

37  308 

350 

Cber  oft  erteil  . 

1 

430 

— 

— 

25591 

— 

— 

Saljburg . . . 

1 

72 

— 

— 

4 473 

— 

— 

Steicrmarf  . . 

1 

330 

— 

— 

14  535 

— 

— 

Ztrol,  bcutf4  . 

1 

232 

— 

— 

14242 

— 

jufammen: 

8 

4431 

55 

2 |2tl  643 

3306| 

362 

44,8 


-16311 


508  «euerfd&Ufc  (mobeme  gcuerlöfd)tattif). 


1899  erfolgte  ju  Stettin  bie  ©rünbung  eine«  ©er- 
banbe«  beutfcher  ©cruföf euerrocljren.  3m 
Seutfcben  Striche  bebienen  bie  geuerwehren,  über  bie 
©wäfuitit  erlangt  »erben  tonnte,  233  Sampfipriben, 
45,417  SwnMrarlfpriben  oon  über  HO  mm  Sjplinber- 
weite  mit  jufamntcn  3,752,319  m Tructieiläudieii 
3it  2391  Stabten,  Siärften  unb  micb  Sörfem  jinb 
Vocbbrudwafierleitungen  »orljanben,  an  bie  im  gan- 
jeu  112,513  ögbranten  anqefdjloffen  fmb.  3"  fteben 
beutidicn  Staaten  unb  in  granfreid)  ftnb  burtt)  bie 
Vanbeäregenten  Ehrtnjeidjtn  für  langjährige,  in  ber 
Siegel  25  jährige,  ununterbrochene  gcucrwehtbienft 
leiftung  gcftiftet  unb  jwar  (bie  eingetlammerte  3°© 
bejeidmet  bas  Stiftungljaljr) : ©oben  (1877),  ©roß- 
berjogtunt  Reffen  (1883),  ©apern  (1884),  Röntg- 
reid)  catbfen  (1885),  Württemberg  (1885),  iünbalt 
(1888),  Sncbfcn-ÜUtenburg  (1900),  granfreid)  für 
30  3>ienftjatjre  (1900).  ?tufjcrbein  wirb  in  Saben 
für  »ierjigjährige  pflichttreue  geuenoehrbienftleiftiuig 
jeit  1898  eine  filbeme  SKebaiüe  unb  in  ©atjern 
(1901)  ein  golbenc«  geuerwehrPerbienfttreuj  für  her- 
»orragenbe  iätigfeil  auf  bem  ©«biete  beb  geuerwebr« 
wefen«  »erheben.  3n  granfreid)  fmb  natb  bem  (Be- 
leg »om  7.  Vlprii  1902  alle  (Ungehörigen  ber  fran- 
jöfifeben  Sanbannee,  bie  minbeöen«  fünf  gabre  einer 
organifterten  geuerwebv  angeboren,  »on  ben  regel- 
mäßigen Übungen  ber  Stefcrpe  unb  »on  ben  Storni. 
Dem  befreit. 

©on  ben  außer  beutfd)cn  Staaten  (ßfterreidj  f. 
oben)  ftebt  bie  Sd)Wcij  mit  einem  aubgejeidjnelen 
geuerwebrwefen  obenan,  beffen  PoBtommene  Einheit- 
liebteit  bis  in  bie  fleinften  Detail«  berab  wefentlid) 
bureb  bie  atljobrlid)  abgcbaltenen  Übung«-  unb  gad)- 
furfe  berbeigefttbrt  unb  aufreebt  erbalten  ift.  3n 
g r a n ( r e i dj  haben  bie  gröfem  Stabte  teil«  ©eruf«« 
feuerwehren , PoUftänbig  und)  ©arifer  Siufter  Drga- 
nifiert,  teil«  fmb,  »o  fflarnifonen  »orbanben,  bie  3n- 
fanlerieregimenter  gehalten , lief)  mit  bem  SJöfdjWejcn 
ju  befaffen  unb  auf  biefen  Dienft  einjuüben.  3n  ber 
neuem  3rit  aber  cntwidelt  fidb  aud)  bort  mehr  unb 
mehr  ba«  freiwillige  geuertoehrwefen.  Bleiche«  ift 
aud}  mit  9}uß  lanb  ber  gaQ,  wo  »orbem  nur  in  ben 
Sanbeäteilen  an  ber  Dftfee  unb  einigen  Stabten  am 
Sd)War»eit  Sieere  freiwillige  geuerwehren  nad)  beut* 
fdjem  Siufter  beftanben.  3cgt  bat  jebod)  bie  rufftfehe 
Siegierung  bie  görberung  bc«  geuerwehrwefen«  emft- 
lieb  in  bie  tpanb  genommen,  3"  Englanb  ftnb  faft 
burehweg  »orjüglithe  ©erufsfeuenoehren  mit  (ehr 
guter 2lu«rüftung  »orbanben.  3nSd)ioeben,  9ior- 
wegen  unb  Sunemar!  ift  ba«  freiwillige  geuer- 
WehrWefen  überhaupt  unbefannl;  in  ben  größern 
Stabten  beftehen  ©eritf«wehren,  in  tleinem  «stabten 
unb  fianbgemeinben  ©flidttfeuerwehrcn.  §ollanb 
unb  ©elgien,  bie  febon  (ehr  früh  auf  bent  ©ebiete 
be«  geuerlS[d)Wefenä  ©orjüglidje«  leifteten,  haben  in 
ben  grbfern  Stabten  ©erufewchren , fonft  aber  frei- 
willige unb  ©fttdjtfeuerwebren.  3«  ber  Dürfe!  hat 
ber  ungarifche  ®raf  3j(djntbi-©afdin  juerft  ein  be- 
jaljltc«  unb  bebeutenbe« Storp«  eingerichtet,  nad)  beffen 
Sorbilb  nunmehr  in  elf  weitern  Stabten  geuerwehren 
aebilbet  ftnb,  bie  aber  fümtlidj  ©eftanbteile  ber  tür* 
fifdjen  Strmee  finb.  3»  Worbamerifa,  wofelbft  ju 
■Anfang  ber  50er  3ahre  be«  19.  3ahrb-  in  jahlreicben 
Stabten  freiwillige  fi'orp«  entftanben  waren,  bie  fid) 
aber  nid)t  bewährten,  finb  fehl  naheju  burehweg 
©erufawehren,  mit  jahlreicben  Wachen  unb  faft  au«- 
fcblicßlid)  mit  Datitpjipriben  auegeriiftet,  »orbanben. 
3n  ©rafilien  hat  bie  ^auptftabt  unb  einige  grft 
feere  fonftige  Stabte  gut  eingerichtete,  jebod)  J I-  ber 


Armee  angehörige  ©erufdfeuerwebren.  3»  3'alien 
wirb  bem  lange  jiemlich  »emachläffigten  geuerlöfd) 
wefen  nunmehr  auch  gröfeere  ©ead)tung  getvibmet, 
unb  neben  ben  Berufbfcucrwcljren  in  ben  großem 
Stabten,  bie  jebod)  mehr  fogen.  ftabtifche  ober  Siegle- 
arbeiterforp«  finb , entfleben  aud)  freiwillige  Storp« ; 
©flid)tfeuettpei)ren  in  beutfehem  Sinne  laffen  öd)  bort 
nicht  Wohl  burchführcn.  gaft  glcichjeitig  würben  »on 
Englanb  unb  granfreid)  internationale  geuer- 
webrfongreffe  angeregt,  um  bem  ©ebiirfni«  ge- 
enfeitigen  Auötaufdic«  gemachter  Erfahrungen  unb 
em  ©Uinfdje  ju  genügen,  3eugni«  »on  ber  gufam- 
mengehörigleit  ber  geuerwehren  in  allen  Erbteilen 
abjulegen.  Ülnfänglid)  »erhielten  fid)  Xcutichianbe 
geuerwehren,  bie  wenig  ©ewinn  au«  jolchcn  3ufam- 
menlünften  haben  lonnten.  jiemlich  lübl  gegenüber 
bem  ftongref . ©ei  ber  Sipung  be«  beutfehen  geuer- 
mebrau«jd)ufje«  ju  Ebarlottenburg  5.  gutu  1901 
trat  jebod)  ber  leistete  bem  intemationalen  ftongrefi 
bet  ©i«  jejjt  haben  fieben  folcbe  SCongreffe  ftattgetun- 
ben,  nämlich  1889  ju  ©ari«,  1893  ju  Suremburg, 
1894  ju  Antwerpen,  1895  ju  Ülmfterbam,  1898  ju 
Sonboit,  1897  ju  ©riifjel  unb  1901  ju  ©crlin,  aufter 
bem  1902  in  Bonbon  ein  internationaler  StongreR 
für  geuerocrbüuing. 

3)ie  mobeme  geuerlöfchtaltit  beruft  in  erfter 
2mie  barauf,  jebe«  audgebrodjene  Schabenfeuer  in 
tunlichft  tiirjefter  3eit  bei  ben  jur  organifierten  .fiilfe- 
leiftung  beftunmten  Siörperfdhaften  melben  ju  tonnen 
(f.  geueralarm).  Kommt  bie  geuenoehr  jur  ©ranb- 
ftelle,  fo  hat  ftc  öd)  oor  aBem  über  Staub  unb  9lu«* 
breitung  be«  geuer«  genauefte  Slenntni«  ju  ucritfaf- 
fen,  bemgemäfi  entfprechenbe  ©iafnahmen  ju  treffen 
unb  banach  ju  bemeffen,  ob  bie  am  ©ranbplape  »or* 
hanbene,  bej.  aufgebotene  ®annfd)aft  mit  ©eräten 
)ur  Dämpfung  genügt  ober  ob  weitere  fcilfe  beigtjo- 
gen  Werben  muß.  $ce  befonber«  in  Storbbeutfchlanb 
gebräuchliche  Einteilung  ber  Schabenfeuer  in  ftlent-, 
'lRittel-  unb  fflroßfeuer  hat  nur  Wert  für  bie  fpäter 
ju  erftattenben  ©eridhte.  3 nt  Sranbfatte  felbft  be* 
Itimmt  ber  Cbertommanbant,  wie  Weit  bie  ©eirufung 
»on  ^ilfafraften  (Vllarnt)  3U  flehen,  welche  SJefetoen 
noch  außer  Xicnjt,  aber  in  ©ercilfchaft  ju  bleiben 
haben,  welche  entbehrlichen  Slhleilungeit  mieber  ab- 
rüden,  unb  welche  ©rattbwachen  fd)ließlich  jur  SleBe 
bleiben.  $ie  erfle  ©ufgabe  ber  geuenoehr  ift,  gefiibr* 
bete  Sienfchen  ju  retten;  ber  ©runbfap,  ba«  befte 
Siettung«gefd)äft  fei  ba«  ©blöfd)cn  be«  geuer«,  ift  ein 
UiiHig  »erfebttcr,  Weil  niemat«  abjufeben  ift,  ob  c« 
wirtlich  gelingt,  bie  21u«bel)nung  be«  ©raube«  jeitig 
genug  hemmen  ju  tönnen,  unb  »b  nicht  Uinftänbc 
eintreten,  bie  fpäterljin  eine  SRenfchenretnmg  über- 
haupt unmöglich  machen.  3m  größten  Seil  ber  Sdja* 
benfeuer  werben  übrigen«  beibe  ©efehäfte,  S(eitfd)en- 
rettung  unb  ©ranbablöfdjunp , ju  gleicher  3eü  be- 
tätigt; gehridjt  e«  aber  bei  einem  ©ranbe , bei  bem 
Sienfdftn  in  ©efafr  erfdjeinen,  im  erften  Stugenblict 
noch  an  genügcitbcr  Stonuicbaft  für  beibe  flirten  ber 
geuerwehrtatigfeit,  fo  erfolgt  bie  Sienicheurtttuiig 
juerft.  5>er  Sienimmtt  be«  geuer«  muß  aufgefucht 
unb  »on  biejem  au«  bie  Selämpfung  be«  [epteni  auä* 
geführt  werben.  3 e nach  Sage  biefe«  Slernpunfte« 
gejeficht  ber  Eingriff  im  3nnem  eine«  fpaufe«  ober 
oon  außen  herein,  wobei  legieret  Eingriff  ben  ©orteil 
geringem  Safferfchaben«  mit  fief)  bringt.  Ser  Rom- 
manbierenbe  muh  in  ber  Sage  fein,  rafajeft  ju  erten- 
nen,  welche  ©rt  be«  Eingriff«  für  ben  gegebenen  gaB 
bie  günftigfte,  ben  richtigen  Erfolg  »criprcdfcnbe  ift. 
gür  Einübung  ber  SRannfchaft  aber  gilt  ber  ®runb- 


Seuerfdjuß  (©efdjithtlicheS,  2iteratur).  509 

faß,  baß  jeber  ©purgierte  unb  jeber  ein, \e Int  Wann  fo  Stellen  unb©epörben,  ©emeinben,  Reuerwepren  unb 
eingeübt  tuirb,  um  jeben  'iltigenblid  unb  in  jeber  Enge  ©rioatcn  unentgeltliche  Wuolunft  in  Reuerjd)u  pangc» 
felbfi  unb  ohne  auSbrüdliepeS  Rommanbo  bad  31idj»  legenbeiten  gibt. 

tige  ju  treffen.  Sie  SRcnfipenrettung  unb  aud>  bic  ©eftbicbtlicpea.  Sie  ätteitcn  Spuren  eines  ge» 
Kettung  Bonfiffelten  wirb,  wenn  berScgfibetöänge  orbneten  2&fd)bienfte3  reichen  bis  in  baS  jweite  3abr» 
unb  Steppen  unpaffierbar  geworben  ift,  über  Set»  taufenb  0.  Spr.  jurüd  unb  finben  ficb  in  einem  agpp» 
lern  (f.Snfel,  Rig,4,  6, 8,  unb  Wrtifel  »Reuerleitem«)  tifcpen  ©appruS.  Korn  btjaß  unter  WuguftuS  neben 
berab  ober  mittel«  ber  SRettungSgeräte  (f.  Safel,  einigen  ©rioatfeuerWehren,  bie  fidt)  reiche  Sports» 
Rig.  2,  3,  6,  7,  unb  Wrtifel  »KettungSgeräte«)  aud»  mfinner  hielten,  eine  faiiertiche  ©erufsfeuerwehr  Bon 
geführt;  baS  Eöfchen  gefcpieht  mittels  £i)fd)iitnfthi»  7000 'Kann  (cohortes  vigiluut,  betten  ber  preefectu* 
nen  (f.  Sujet,  Rig.  1,  unb  Wrttlel  »Reucrfpriße«)  vigilum  Borfianb)  mit  eignen  ©erbten  unb  Reuer» 
unb  Schläuchen  unb  aud)  bei  $odjbruttwaffertei»  wachen.  Ser  »Spphonarius»,  ber  bei  jebem  ber  fieben 
tungen  mittels  !ph brauten  (f.b.).  3n  Bielen  öffent»  SBataillone  ber  romifdten  Rciierwepr  Borfommt,  ift 
liehen  ©ebiiuben,  Xhcntern,Ronjertfälen,Rabri(en  tc.,  Wohl  faiim  anberS  als  mit  »Spripcmneifter«  ju  über» 
finb  ©riBatlofepcinricbtungen  itt  ber  Segel  nur  für  feßen.  Sie  JiBHerwanberung  Warf  auch  biefen  3wetg 
erfte  Sämpfung  entjtanbener  Sränbe  eingerichtet;  brr  slultiir  nieber,  unb  erjt  tm  13.  3abrl).  finben  wir 
bahin  gehören  bie  Segetiapparate  (Sprinflcr»  in  Seutfchlanb  fehwaepe  Anfänge  Bon  Rcuerlofdjorb» 
a n l a g e n)  in  ben  Sfjeatcm,  beren  Borjüglicpjler  nungen.  Sion  hier  aus  batiert  man  Bier  ©erioben  in 
Bon  bent  Hoftheaterinfpcttor  Stehle  in  SRtinchen  er*  ber  ©efehiipte  beS  beutfepen  SijfdjtBt fenS ; bie  erfte 
tunben  unb  bann  in  feindlichen  Siütt ebener  Sheatem  reicht  bis  jut  jWeiten  (Srfinbung  unb  ginfitprung  ber 
eingeführt  unb  Bielfach  nacpgeapint  würbe.  Sr  be-  Reuerfpripe  im  ßhtfang  beS  15. 3abrb.  (f-  Reuerfpripe), 
fiept  in  einem  Piept  unter  bem  Sach  über  bem  ©tip»  bie  jWeitc  Bon  bort  bis  ju  ben  brei  großen  Srfinbutt* 
ncnpnttS  angebrachten  Spftem  Bon  Sifenrohren,  bie  gen  oan  ber  HepbenS  (1655)  tn  Slmjterbam : Srud» 
auf  allen  Seiten  Bott  japllofen  Eöepern  burdibohrt  fcplaud),  Saugcfchlaudt,  JBinbtefiel;  bie  britte  ©eriobe 
finb  unb  mit  einer  Saffcrleitung  Bon  ftarfem  Srud  enbet  1841  mit  ber  ©rünbung  ber  erften  Reuerwehr 
in  Scrbinbung  flehen.  Surch  eine  einfache  tpebel»  tu  äReißen.  Sie  erften  militnrifd)  organifierten  unb 
überfeßung,  bie  eoentueH  auch  eleftrifcf)  auSgclBft  wer-  Daher  als  Reuerwehr  ju  bejeiebnenben  2of<hförper 
ben  lann,  fomnten  biefe  Sopre  unter  SBafferftrom,  entftanben  etwa  1846,  wo  bie  in  Surlad)  eingerichtete 
unb  eS  ergießt  ftcfj  alSbann  ein  molfcnbruchartiger  ©flidfifeuerwepr  burd)  (Carl  9Reß  richtig  organifiert 
öuß  nadj  allen  Seiten,  ber  auch  ein  febon  jiemlid)  würbe  unb  bei  bem  großen  Xpeaterhranb  in  RarlS» 
entwidelteS  Reuer  ju  IBfcpen  Berntag.  3"  Rabrif-  ruhe  Wuffepen  erregte  unb  fJladtahntung  fanb.  Heute 
pebäuben  u.  bgl.  werben  gleichfalls  foldie  SiBpren»  ift  faß  jebe  Stabt  unb  im  Sübett  Seutfcplnnbs  aud) 
fnfterae  auSgeführt,  bie  aber  in  gewiffen  Wbßänben  febeS  Sorf  mit  einer  teils  freiwilligen,  teils  ©fließt- 
©raufen,  b.  h-  Öffnungen  befißen,  beren  ©erfcphiß  feuerwehr  Berfehen.  Sie  ©roßfiabte  finb  auSnabutS» 
burd)  leicht  fdmieijbarc  Stoffe  (SSacpS,  SRctnllcgie»  loS  mit  ©crufSfcucrWchren  ober  biefen  ähnlichen  Sin» 
ntngen  u.  bgl.)  gepalten  wirb,  ©ei  enttpreepenber  richtungen  Berfehen , neben  benen  oft  nod)  freiwillige 
Semperaturo'rpoluinn  fihmiljt  bie  Bcrtepließcnbe  Sub»  ober  aud)  ©ürgerfeuerwehren  Borhanben  finb. 
itanj,  unb  aus  bett  ©raufen  ergießt  fiep  bann  Söaffer  Sie  2 i t e r a t u r beS  ReucrweprwefenS  ift  un- 
unter  freiftigem  Srud.  Siefc  Einrichtungen  haben  gemein  umfangreich.  Sin  mogliepft  Botlftfinbiger 
fid)  inbefjen  nur  junt  Seil  bewährt.  ©cfamtfataloa  würbe  burth  ben  öfterreiipifehen  Reuer» 

Sie  Uniformierung  unb  WuSrüßung  ber  WcprreitpSBecoanb  unb  ben  baprifepen  Reuetwehr» 
Rcuermehnnattnfchnften  ift  int  ganjen  jiemlid)  bie  ausfehuß  in  Eingriff  genommen;  baS  bis  1002  per» 
gleiche.  Berufs  unb  freiwillige  Reuennepren  finb  gefteUtc  proBiforifcpc  SerjeichniS  enthält  1622  Shun» 
uniformiert,  feiten  er  bie  ^flichtfeuerwcpren,  bie  nteift  mem  aus  Erfcheimtngen  in  Seulfcplanb,  Cfterreicp 
nur  Berfchiebenfarbige  rirtitbinbnr  als  'Jlbjeidjen  tra-  unb  ber  Schweig,  ©on  ben  wicptigflen  Schriften  ad» 
gen.  Sie  Uniformen  beftepen  aus  bunlelfarbigen©lu-  gemeinen  Rabatts  Bgl.  3uttg,  Rür  Reuerwepren 
fen,  ba  unb  bort  auch  aus  Uniforntröden,  bic  Slopf»  (bisher  27  ffefte,  Siitncp.  1870 — 1901);  Serfclbe, 
bebedtmgen  finb  Seime.  Sie  Steiger  tragen  ©eile,  libungSbitd)  für  CanbfeuerWepren  (16.  Slufl. , baf. 
Seinen  unb  ftarfe ileber»  ober  gewirfte  Jinnfgurte,  in  1903);  Jtönig,  2öfchen  unb  Ketten  (fiöln  1894); 
bie  ein  Steigerpalen  (Jfarabinerpaten)  für  ben  Seiler»  SJiagiruS,  SaS  Rcuerlöfchwefen  in  allen  feinen 
bienjt  befeftigt  loirb;  außerbettt  finb  aud)  bie  Steiger  Seilen  (UInrl877);  Siihring,  2>anbbucp  bes Reuer» 
noch  mit  Rettungsleinen  Berfepen.  9llS  Signalinftru-  löfch»  unb  KettungSwefenS  (©erl.  1881 , 2 ©be.  unb 
mente  bienen  boppeltünige pfeifen,  bei  ben  ßpargier»  MltlaS) ; Rranieher,  Sie  ©elämpfung  ber  Schaben» 
ten  boppeltönige puppen.  — 3nt  UnterftüpungS»  fetter  (baf.  1891);  ©autfd),  SaS  chcmtfdje  Reuer» 
tuefen,  b.  p.  Der  Errichtung  Bon  Raffen,  um  Berum  löfihwefen  (SRüttcp.  1891);  Rrieb,  SatecpiSmuS  be3 
glüdte  Reuerwehnttänner  unb  beren  Ipinterbliebene  Reuerlöfcp  ■ unb  ReuermcptwefenS  (2eipj.  1899); 
entfprecpenb  unterftilpen  gu  IBmten,  waren  bie  Reuer»  »Reucr»Sd)uß  unb  »Srup.  'Siefen  unb  SBirfen  un» 
tuepren  anfänglid)  auf  Selbftbefteuerung  angewiefen,  ferer  Reuenoepren.  ©in  fpanbbud)  fiir  ©entfS » unb 
bic  aber  bann  erjt  einigen  bauerttben  Srfolg  fieberte,  freiwillige  Reuerwepren,  Bon  HKolitor«  (2.  Wufl., 
alS  nicht  mehr  bloß  örtli^e  Raffen  ipre  rafcp  erfdjöpf  Stuttg.  1902);  »R.  unbReucaettungSwefen  beimSe» 
ten  Hilfsmittel  boten,  fonbent  weit  auSaebeptite  ©er-  ginn  beS  20.3ahrhunbertS«,  herausgegeben  im  Wut» 
bänbe  Raffen  errichteten.  3”  Sielen  beutfepen  Staaten  trag  beS  preußifepen  SRinifteriumS  bes  3mtem  (©erl. 
werben  aus  Staatsmitteln  entfpretpenbe  3llf(P''ifc  1902);  Riebler,  ©efepiepte ber  beutfepett Reuerlöjcp» 
geleiftet,  in  ©apern  befteht  eine  UnterftüpunaStaffe,  unb KettungSanftalten  (baf.  1873).  3 e i 1 1 cp r i f t e tt : 
bie  auSfcpließlicp  aus  SRitteln  ber  Reuerocrticherung  »Wrdtiu  für  R.,  SettungS»  unb  ReuerlBfcpWefen« 
unterhalten  wirb,  ©apern  hat  baS  eittjige  ftaatlicp  (Eeipjig);  »3eilung  fürReuerloftpwefen«  (SRüncpeu); 
unterhaltene  ©ureau,  baS  baprifepe  EanbeS»  »Retter  unb  SSaffer»,  Crgan  ber  ©crufSfeuermebren 
feuerweprbureau,  baS  unter  Cberaufficpt  bes  (Rranff.  a.  SJR);  »Sie Rcuerfpripe«,  Organ  beS  2an» 
StaatSminifteriumS  beS  3nr|ern  allen  roniglicpen  beSBerbanbeS  fachfifcper  Reuerwepren  (Eetpjig). 


510 


geuerjd)toamm  — geuerftdjere  Saufonflruftioncn. 

itcrfrfttuatitin , f.  Polyporus.  1 SHengen  trennbarer  Stoffe  ift  eine  glutficbcre  Um- 

licricflcn,  f.  Seucrbeiprectjcn.  | tuantelung  bcr  eifemen  Säulen  unb  Unterjüge  baper 

geucricucu , eine  uralte,  burd)  bic  Sopr-  unb  launt  ju  umgeben.  Sjicrju  berwenbet  man  in  )!tme- 
Sprengarbeit  faft  Böllig  Dcrbrängte  bcrgtttänniicpc  rifa  meift  gebrannte  Tonplatten,  m Xciilfcplaitb  Um 
®eromnungöiirbcit,  bei  ber  ba«®cjtcin  burdtVlbbrctt-  mauerung  mit  Scpamottc-  ober  poritfen Steinen,  Sa 
nen  aufgefdjicpteter  gebürrter  $?oljfcpcttc  erläßt,  piev.  bißpuß,  SRonierpup,  Sfbeftpup  auf  Xraptcinlage  tc. 
burd)  auegebepnt  unb  bureb  bie  barauffolgcnbe  Sb-  c)  Xcden  unb  gufebiSbcn.  ®ewölbte  Xcden 
liiptung  unb  3uf<tmmenjicpung  jerflüftet  wirb;  bie  mit  mafftben  SSiberlagern,  Wie  folcpe  feit^apr 
eigentliche  öewimtung  geicpicpt  aldbann  mittels  $>er-  f)“nbertcn  SerWenbung  gefunben  paben,  bieten  nicht 
eintreibcarbeit  Sgl.  «Bergbau  (Semmnung),  S.  «64.  nur  große  geuerfieperpeit,  fonbem  geftatten  auch  bic 
gcuerfid)crc®aufonftruftioiicn,fionttruttio-  wünfep  endwerte  arepiteftonifepe  flubbilbung  be«  3n< 
nett,  bie  ben  bei  einem  Scpabenfeuer  fid)  enttoidelnbeu  nettraume.  Sic  toerben  immer  ba  borjujiepen  fein, 
$?tpegraben  ju  wiberftepen  bermögen.  a)  ÜKauern  wo  bie SSibcrlager  leicht  gefepaffen  werben fönnen unb 
unb  Türen.  Xer  SJlaffibbau  ift  an  geuerfieperpeit  bie  Soften  berfügbar  ftnb.  ®ewölbe  jwifepen 
bem  gaeproerf«  unb  ipoltbau  überlegen.  Wutee  3te-  eifernen  Trägern,  bon  benen  nur  bie  eifemen 
geimauertbcrf  wiberftept  bem  geuer  beffer  al«  Sanb-  Unterflanfcpen  freiliegen,  ftnb  genügenb  feuerfeft. 
unb  Salfftetn.  fflranit  berpält  fid)  am  ungünftigften,  3pre  Snwenbung  eignet  fiep  für  gabrifen , Säger» 
er  fprmgt,  befottbere  wenn  er  geueptigfeit  enthält  päufer  u.  bgl.  Eifernc  Unterjüge  milffen  glutftcper 
ober  angeipript  wirb,  leicpt  im  geuer.  Xie  Säibcr.  ummantelt  Werben.  SBellblecpbeden  müffen,  um 
ftaiibSfnpigfeü  bon  Selonntauem  pängt  Wefentlicp  fcuerficper  ju  fein,  in  ben  Sellen  oben  mit  Selon 
bon  ber  @üte  ber  §erftellung  unb  bc«  uerwenbeten  nuägefiiHt  werben  unb  noch  minbeflenä  eine  5 cm 
‘jementä  ab.  Über  Sranbntaucrn  f.  b.  Xie  in  ftarfe Setonüberbcdung  erhalten.  ©ipSgußbcden 
tpnen anjulegenben  Öffnungen müffen  feuerfiepere  ttaep  franjbfifcptn  Soroilbcm  mit  Stfeneittlage  ftnb 
Türen  erpatten.  Xie  bisper  übliche  SttSfüprung  jurjeit  burcp  bicStampfbetonbeden  faft bodjtän 
folcpcr  au«  Eifenblecp  ift  uiijmecfnuifiig.  Xa«  Seien-  big  uerbrangt.  Xiefe  paben  ebenfo  wie  bie  3 ent  ent» 
bteep  wirb  glüpettb  unb  Wirft  fiep,  fo  baß  bie  Sticp»  eifenbeden  aufser  ber  geuerfieperpeit  noep  ben  Sor- 
flamme  pinburcpledt.  Siel  beffer  ftnb  einfache  tpolj*  juq , aud)  für  ba«  Sbfcpwaffer  unburepläffia  ju  fein, 
türcit,  beiberfeilig  mit  SIcep  bejeptagen.  .^oljtüren  Set  ben  diabipbeden  ift  bie  geuerfieperpeit  jroar 
mit  burepgepenber  EiFen-  oberStaplblcepetnlage  tucr  geringer  al«  bei  oorgenannten  Sauweifen,  bafür  ift 
ben  juglctep  Wegen  ipreS  guten  Suefepen«  nnb  ber  Sie  §crftedung  bequemer  unb  billiger;  biefe  jtonftntf- 
Siepcrpeit  gegen  Einbruch  in  ©cfebäftdpäufenr  be-  tion  eignet  fid)  befottber«  jur  Überbedung  Weit  gc> 
borjugt.  Starte  Soplentüren  Oerptitbern  bic  ffieiter-  fpannter  Säume  mit  einer  leichten,  unBcrbrennlidicn 
Oerbreiiung  eine«  geuer«  auf  längere  3eit.  HIS  3U'  $edc.  ® ipSbieten  werben  al«  Erfap  bcr  geroöpn» 
werfoorrieptung  für  feuerfiepere  Türen  pabett  fiep  gc<  liepen  fiepmftafuitg  in  Salfenbeden  unb  aud)  nt« Ein- 
bent  wenig  beloäprt.  Sefferfinbfeptägeiilufpängung,  fepubbede  jwifepen  Eifenträgern  berwenbet.  Sie  über- 
fo  bnfi  bie  Tür  burcp  ba«  eigne  ®ewicpt  jufäHt,  unb  treffen  bie  Sjotj-  unb  Sepmftafung  [ebenfalls  an  geuer 
ähnliche  Stonftruftionen.  Eifenfaepwerfwänbe  fieperpeit,  befonber«  wenn  bie  Xielen  bünbig  mit  bet 
o.  Eijettbau)  fittb  um  fo  feuerfieperer,  je  ntepr  ba«  Untertante  ber  Sailen  berlegt  Werben.  3 *e0 e 1 ' obet 
Elfen  gegen  ben  unmittelbaren  Eingriff  ber  Sticp-  Scptocmmfleine  mit  Eifeneinlage  naep  bem 
flamme  gefcpnpt  wirb.  Son  ben  ftolj»  unb  Sret-  | Sljflem  fileitte  unb  berwanbtejfonftncrtioncn  ISnnen 
terwänben  ift  bie  ungehobelte  Sattenlnanb  am  aucpalSfeuerftcper  gelten.  ^öljerneSalfeitbeden 
teicptejten  entflammbar,  eine  bolle  Srettwanb  wirb  mit  Einfcpubbede  uttb  Xcdenpup  leiftett  bei  guter 
burcp  Sepobeln  etwa«  gcfdjiipt.  Xie  gepupte  Srett  ?lu«füprung  betn  geuer  immerhin  längere3citSiber- 
wanb  wtberflept  bem  geuer  längere  3eit,  befottber«  ftanb  unb  genügen  bei  gewBpnticpcn  Sopnpäufcnt 
wenn  entfpreepenbe  ^upberfapren,  j.  S.  ber  XSring* ' fepr  Wopl  ben  Sttforbcnmgen  an  geuerfieperpeit.  $113 
fepe feuerfiepere Sateittpup.angeWcnbet  Werben.  SRd-  feuerfiepere  gupböben  berwenbet  man  Sflaftcr 
nier»  unb  3ementbral)tpupmänbe,  Ütfbeft-  auä  gebrannten glieiett,  auä  natürli^en Steinen,  au« 
jement  mit  Eileneinlage,  auch  Sänbe  auä  3cment’  3cmentfI>efcn  - ©laäfliefeit  tc.,  ferner  Sfiricpe  au« 
platten  opne  Eifeneintage  Wibeijtcpen  bem  geuer  ®ip8,  ftalt,  3entent,  Sippalt,  Terrajjo  tc. 
länger  a(3  foldje  au«  ftatf-  unb  fflipentörtel  (f.  ©ipä-  d)  Xädjcr.  gür  Xäeper  ift  bie  geuerfteperpeit  ein- 
braptbau).  Sie  Werben  baper  auep  Wopl  ju  Sufjett»  mal  erforberlicp,  um  ba«  imu«  bon  aupen  gegen 
Wänben  in EifenfatpWerfgebäuben  berwenbet.  ®ipjj*  Übertragung  be«  geuer«  ju  fepüpen,  auperbeni  um 
bieten,  Scpilfbretter  unb  Sprculafeln  (f.  b.)  ba«  Xmd)brentteit  eine«  geuer«  bon  innen  tttBgUtpf) 
brennen  niept  unb  werben  bedbalb  gecignetenfallä  ju  lange  aufjupalleit.  Siebt  ieuerfuperfinb^ioljjcpinbfi  , 
Scpeibewänben,  bei  probiforifepen  Sauten  nuep  ju  Strop-,  Sopr-  unb  Sepilfbiicpcr.  9118  feuerpeper  gel- 
yu pett wänben  benupL  Xa« öleiepe gilt uon 3Ji a g n e - fett  alle  fogen.  patten  Sebatpungen:  3iegd,  Sepie- 
fit  p I a 1 1 e n (f.  b.).  fer,  ^oljjentent  unb  alle  TOetaübecfungeu.  Ein  ®la«» 

b)  ißfeiler  unb  Säulen  Pnb  am  bauerpafteften  bacp_  gilt  attep  al«  feuerfteper,  lutberltept  jeboep  ben 
im  geuer,  wenn  fte  au«  St  Im  lern  in  3ementiiiüdel  gröpern  \jipenraben  einer  Stichflamme  niept.  Xa- 
aemauert  Werben.  Son  Sjaufteinert  bewährt  ftep  bcr  gegen  leiflett  Platten  au«  fogen.  Xraptgla«  (f.  b.) 
Tuffflein  am  befielt.  Säulen  au«  Sanbitein,  Stall-  and)  ben  ftiirlften  bei  Sränben  Botlotumenben  ^tipe 
ftein  unböranit  finb  am  wenigften  Wiberfianbäfäpig.  graben  ffliberftanb.  Eiferne  Xocpftüple  paben 
fibljerneStüpen  brennen  jwar,  bleibenabertrag-  pinfteptliep  ber  geucifnperpeit  mir  ffiert,  wenn  fte 
fäpig^bi«  bcr  innerfte  Stern  berbrannt  ift.  Sefonbev«  optte  3upilfenapttte  pöljertter  Stonflrultion«tcile  aue- 
feuerfteper  futb  ftarfe  cicpcne  Sfoftcn.  Eifertte  geführt  Werben. 

Stüpcit  paben  niept  bic  große  SBiberftanbefäpiqleit  e)  Treppen.  Xie  Treppenpäujer  finb  bie  natürli« 
gegen  geuer,  bie  man  früher  attnapm.  3n  Eilen  Ion-  dien Siiidjiigewcge  ber tiau«bcwohiicr  bei  audbreepen- 
ftruierte  Käufer  ftnb  btclfacp  burd)  geuer  faft  boü-  bem  geuer  unb  biejenigen  Steden  be«  ©cbättbeS,  oon 
jtänbtg  bemieptet  Worben.  3ttfflebättben  mitgrößent  bem  au«  bic  geuerwepe  meiften«  ipren  Sngriff  gegen 


geiicrfidjere  ©cbäube.  • 511 


ba»  geuer  riditet.  gür  erftgenannlen  3'oed  ift  bis 
treppe  nur  fo  lange  biaudjbar,  alä  fie  nicht  oon  Saud) 
unb  Clualm  erfüllt  ift.  taper  ift  eigentlich  mehr  ffle> 
Wicht  auf  einen  rauchficbem  VIbfct)fufj  eine«  treppen- 
hauie»  gegen  bie  Sacljbarräunic  unb  befonberä  ben 
Seiler  al»  auf  bie  feuerfefte  ©uäfübrung  bertreppen« 
ftufen  felbft  ju  legen,  unb  e»  [leben  höljctne  trep- 
Bett,  betonter»  Wenn  fic  auf  ber  Unterfeitc  gehupl 
fmb,  ben  maffiben  unb  eifernen  treppen  binftdjtlid) 
ber  geuerfieherbeit  wenig  nach.  greitragenbe 
Steintreppen  aus  ©ranit  ftnb  wenig  feuerfidjer, 
bie  ©ranitftufe  Wirb  burd»  bie  Ipige  tmb  bie  nadj- 
folgenbe  ©bfühlung  bei  2öf<hmaiicrä  jum  Springen 
gebracht  unb  fann  im  §ierabfatlen  nod)  gefäbrliib 
werben,  ©effer  hält  ftd)  in  biefem  [falle  Sanbitein. 
tie  int  geuer  am  beflcn  bewährte  freitragenbe  Stufe 
ift  bie  au»  Sf  unftfanbftein  Zementbeton  mit  einer 
Eifeneinlage).  ©e wölbte  treppen  mit  Bon  ©obeft 
ju  ©obefl  reidjenbeit  fteigenben  Sappen  unb  auf- 
emauerten,  mit  Sjolj  belegten  Slufen  bewähren  ftd), 
a hier  nur  bie  Unterflanfdicn  ber  ©obeftträger  frei- 
liegen,  im  geuer  gut.  Seidjere  unb  größere  trep- 
penanlagen  Berlangen  Unterwölbung  mit  barüber 
oerlegten  Stemftufen.  Eifern  e treppen  Werben  jepl 
Bomehmlid)  au»  Scbmiebeeifen  gearbeitet  unb  gelten, 
Wenn  fie  unburcbbroiben  fmb,  alä  feuerfteber,  aud) 
Wenn  bie  trittftufen  au8  Ipoljbclag  b<rgcftetlt  Wer- 
ben. tatfad)lid)  haben  fie  Bor  hötjemen  treppen 
jebod)  nur  ben  ©orteil,  baft  fie  felbft  nidjt  brennen.  3n 
neuerer  3eit  ba*  man  and)  feuerfefte  treppen  auä 
©ctonplatten  jwiid)en  Eifenträgem  unb  in  SRonier- 
bauweife  bergeftellt. 

gtucrfitfjcrc  (Schaube  werben  Käufer  aller  ¥lrt 
baim  genannt,  wenn  fie  beim  ©uäbrud)  einebgeuerS 
ihren  ynfaffen  bie  Settung  emtöglidien,  bie  tn  ipnen 
lagembeit  ©Jaren  Bor  3etftörung  idjüpen  unb  naeb 
bem  Siüidjen  bei  ©ranbeb  obne  Erneuerung  ibrer 

tauptteile  benfelben  3®eden  weiter  bienen  Können. 

ie  Eigenfdiafteit  folget  ©ebäube  müffen  bem  ©ub- 
bru<b  eine«  ©ranbeb  tun!id)ft  Borbeugen,  bie  Seiter- 
Berbreitung  beb  geuerS  erftbweren  unb  feine  ©elämp- 
fung  burd)  bie  geuerwebr  erleiebtem.  3“  ben  f euer« 
fiebern  ©autonftruttionen  (f.  b.),  mittels  bereu 
ine»  errcid)t  wirb,  treten,  ie  nad)  ber  ©eftimmung  beb 
©ebäube»,  befoitbcre  ©orfidjtämafiregcln  in  ber  Ein- 
richtung unb  im  ©etrieb.  gilr  S8  o h n b ä u f e r wäebft 
baä  ©ebürfni»  nad)  geuerfidjerlieit  mit  ber  3Qbl  ber 
©emobner.  gür  ftäbtifd)e  3Hiet»häufer  pflegen  baher 
bie  ©ebäubehöbe  unb  bie  3a bl  ber  ©cicboffe  burd) 
polijeilicbe  ©eftimmungen  auf  ein  gewificä  llcnf)  bc- 
fchräntt  ju  Werben,  ©ei  aefdjloffcner  ©ebauttng  fmb 
Sranbmauem  an  ber  (Srenic  anjulcgen,  bie  naeb 
rheinifibent  Sedjt  für  beibe  ®äu[er  geiueinfebaftlid), 
fonft  mciflenb  gefonbert  für  jebe»  2>au8  auägefüljrt 
Werben  müffen.  ©usgcbclmte  ©ebäubcanlagen  erhal- 
len auch  im  gnnern  Wbfdieibungen  burd)  ©ranb- 
mauern.  SRafftobau  ift  in  Stabten  bie  Segel.  Unter 
Umfiänben,  j.  ©.  bei  offener  ©ebauung,  ift  in  ge- 
Wiffen  ©rennen  gadimerlbau  erlaubt.  Sicht  tranenbe 
®d)eibewänbe  int  gitnern  bürfen  auBIgolj  bergeftellt, 
müffen  aber,  ebenfo  wie  ©alfenbeden,  gepufft  werben. 
Sie  ©mahl  unb  feuerfefte  Sfonftrultion  ber  treppen 
richtet  fleh  nad)  ber  ©uäbeljnung  beä  fflebäubeS  unb 
©n  jabl  ber  Stocfwerfc.  3>ie  Sdjornfteinc  fmb  gegen 
baä^oljwerf  ber  ©alfenlagen  51t  ifolieren.  tieteden 
unterhalb  bon  geucrutigäanlagen  ftnb  entweber  ganj 
unnerbreiinlid)  berjufteüen  ober  bo<b  burd)  eine  ntaf- 
fioe  3joIifrfd)id)t  ju  fdjüpen.  gür  gewerblidioMI n« 
lagen,  gabrifen,  Sagergebäube,  @efdjäft8- 


häufer  lt.  bgl.  ftnb  nteiff  Berfcßärf tc geueifuberheits- 
Borfdiriften  crforberlicb,  namcntlid)  wenn  fie  nicht 
auf  ©runb  anberweiter  lanbeäpolijeilidjer  ©eflitit« 
lttungen  Bereinjelt  flehen.  So  foHen  Stodwerlsirep* 
pen  tunlicbft  nicht  nad)  Sagerfellem  berunterführen, 
legiere  Bielutehr  befonberc  3ugänge  erhalten,  tic 
türen  ber  gabrifräunte  nad)  ben  treppen  fmb  nad) 
äugen  auffdjlagcnb.  feuerfteber  unb  jmedniägiginSi- 
(dien  fo  anjulegcn,  bajj  bie  offenen  gltigel  bie  ©obefte 
nicht  Berfpcrrcn.  treppen  uiib'äuogängeftnbingenü- 
genber3nhl  hcrjuflellen,  für  ben  Notfall  Stejgen’cn  an 
ben  Vlujjenfronten  anjubringen.  tragenbe  Eifenlon» 
ftruftionen  ftnb  glutfidjerju  ummanteln.  2uftfebädjtc, 
welche  bie  Stichflamme  aitjieben,  finbmöglicbit  jitüct- 
nteibrn,  9Iufjugfd)äd)te  feuerftcher  511  umfcblieficn. 
Öaupttreibriemen  ftnb  in  befonbem  gemauerten 
Sduidjten  unterjubringen , tranSmiffioncn  ba,  wo 
fte  ©ranbntauem  burepbretöen , ju  bidjten.  ©ranb 
mauern  in  Speichern  Werben  bis  1 m über  tad)  ge- 
führt. ©efonberd  feuergefährliche  Lagerräume  be- 
bürfen  nod)  weitergehenber  ©orft^tömaficegeln,  j.  ©. 
aüfeitig  freier  Sage,  ^eijuna,  ©eleuchtung  von  auften 
m bgl.  3“  ben  feuergefährlichen  ©cwe'rbebctricben 
ehören  auch  bie  tifd)!erwerfftätten.  gft  ihre  llnter- 
ringung  in  ber  Sähe  Bon  Säoljnräumcu  unBermeib- 
lieh,  io  ift  Wcnigftenä  für  einen  feuerfeften  ©bfdjluj) 
non  leptcm  Sorge  ju  tragen,  ©aämeffer  müffen  in 
feuerfidjent  Säumen  unb  bürfen  nidjt  unter  treppen 
aufgefteüt  Werben ; bie  einjelnen  glommen  ftnb  burch 
Slaterbleche , trabtförbe  tc.  ju  idiüpen.  ©ei  eleftri- 
fd)er  ©eleuchtung  ift  neben  gcfahrlofer  ©ufftellung 
ber  ttjiiamomafchinen  branbftchcre  gnftallation 
ber  Seitungsbrähte  unb  Schaltuorrichtungcn  nötig. 
Sdilieftlich  ift  für  fachgemäjie  iMnlage  boii  ©litiab- 
lcitent  unb  für  enttpreepenbe  CöfchBorlehrungen  (iip- 
branten,  Sdilauchhähne,  SBafferbehälter  nttt  ^anb« 
jpripen  unb  Eiment  ic.)  Sorge  ju  tragen. 

3n  ©nterifa  haben  fich  ©efeufchaften  auf  ©egen- 
feitigfeit  gebübet,  bie  für  ihre  gabrifen  Bon  abfolut 
feuerfidjem  ©aulonftruftionen  abfepen,  bagegen  ben 
fiauptiuert  auf  gute  ©elriebSborfehriften , Sicherheit 
bet  ©eleuchtung,  gute  i!öfd)üorrid)tungen,  geregelten 
SSachtbienft  unb  felbfttätige  Spreng  - unb  CBfcpBor- 
richtungen  legen. 

SBieber  befonbere  SidjerheitSinajjregeln  Werben  bei 
tljeatern,  3trlü8gebäuben  unb  ©erfantm» 
lungSfälen  getroffen  Sie Schutmtafjregeln  fotlen 
hier  nicht  nur  bie  unmittelbare  ©efaljr  eine«  ©ran- 
beä,  Erftiden  unb  Serbrcnnen,  fonbetn  auch  bie  gol« 
gen  einer  begrünbeten  ober  unbegrünbeten  ©antf  ms 
?lttge  faffen.  teSpalb  ftnb  bie  üRöglichfeit  jchneller 
unb  gcfahrlofer  Entleerung  unb  ber  Sdjufj  ber  men- 
fchenerfünten  Säume,  ©uigänge  unb  treppen  gegen 
©erqualmung  baä  nächiteSrtorbcrniöj;  ber  Sdjupbeä 
©auwerfeä  felbft  ift  nebenfächlich.  Selbfttätige  Löid)* 
unb  Sicherheitänorfehrungen  haben  Wenig  Söert.  S3eit- 
gehenbe©erbefferungen  fiirtheater enthält  baä  fogen. 
YlfPhaleiafhftent  (f.  tbcater).  Eine  bebeutfame 
©erbefftrung  liegt  in  bei  Einführung  beä  eleftriitheit 
ÄiditeS.  gilt  ben  Schnürboben  beä  tbeaterä  unb 
feine  Stile  wirb  jejjt  unoerbrcnnlidieä  Sialcrial  Ber- 
Wenbet,  bie  SKallctiiwanb  ber  Ruliffen  burch  Sfbeft* 
gewebe  erfefjt.  SJie  ©erqualmung  berSühne  ober  beä 
3uf(hauerraumeä  fotlen  grofteSüftungäöffnungen  in 
benteden  bieferSäunic  üerbinbern,  bereit ©erfdjlüffe 
Bon  Btrfd)iebenen  Stellen  beä  öaufeS  ju  bewegen  fein 
müffen.  gür  ben  ©ühncnfdm(jBorbang  wirb  SSell- 
tilccf)  BerWenbet.  gür  auägiebige  SSafferBerforgung 
(2)l)branten,  Segeuapparate)  fmb  meift  §nuorefet' 


512  ‘ 


geuerfidjere  Schräme  — geuerfprige. 


ooire  erforberlich.  Ungemein  Wichtig  ift  bie  jwed- 
mäßigt  Anlage  ber  Büßgänge  unb  Irenen  eine« 
Ibeultr*.  Sie  ©efamtbreiten  beiher  jino  nad)  ber 
3ufd)auertabl  ju  bemeffen;  bie  Xüren  mflifen  nad) 
außen  auffdjlagen  »mb  fid)  mit  einem  ©riff  öffnen 
(affen.  Sine  fpftematifihe  3ufammenftellung  aller 
ScßugDorricbtungen  in  Ibeatern  enthält  für  ©reußen 
bie  1889  in  Kraft  getreteneBolijeiDerorbnung  für  ben 
Neubau  non  Xljeatem.  Aad)  ihr  werben  Xbenter  mit 
über 800  ©rfonen  al«  große,  mit  unter 8003ufd|auero 
al«  (leine  angefeßen.  Ürftere  bürfen  nur  noch  mit 
elettrifd)em£id)t  beleuchtet  werben.  3m  übrigen  wer* 
ben  außer  ben  bereit«  erwähnten  Siche rbeitsmaßregeln 
noch  gef  orbert : aüfeitig  freie  Sage  bc«  Xbeater«,  ober 
bod)  Wenigften#  &öfe  neben  bem  .‘juithauerboufe,  Slip« 
ableiter,  äfeinbeftmaße  hinficbtlid)  berSig-  unb®ang- 
breiten,  breite  Umgänge  ring«  um  bie  Sühne,  ba« 
Bartett  »mb  bie  Sänge,  für  bie  Bühne  »mb  bie  Sänge 
befonbere,  unmittelbar  in«  »freie  fübrenbe  Xreppen, 
unserbrettnlid)e  ober  fdiwer  entflammbare  Stoffe  für 
bie  Knüffen,  Sof fiten,  AuSßängen  ber  ©runbriffe  be« 
fcauje«  in  ben  Borräumen  »c.  3'  r(u«nnla  gen  bie- 
tat  geringere  ©efahren  nie  Xbeater.  ©er  ftnb  neben 
ber  Schaffung  reichlicher  AuSgänge  für  ba«  Subli< 
(um  unb  einer  befonbem  3ufahrt  für  bie  Stallun- 
gen nur  geeignete  Borteljrungen  für  ben  Abfcßluß  ber 
©arberoben,  SetorationSmagajine  unb  ffutterlager- 
räume  ju  treffen.  Sie  Sorfdgriften  für  ben  Betrieb, 
bie  Beleuchtung  ic.  ftnb  Weniger  ftreng. 

¥113  öffentliche  Berfammlunggfäte  gelten 
ade  baulichen  Anlagen,  bie  jur  gleidjjeitigen  Auf- 
nähme  einer  großen  rinfahl  bon  ©rfonen  ju  öffent- 
lichen Suftbarfeiten,  Berfammlungcn  unb  ähnlichen 
3meden  bienen,  j.  8.  Kon jertfäle,  Xanjfälc , Brauerei« 
fäle  u.  bat.  fviir  fte  ftnb  »or  allem  genügenbe  Au3* 
gänge  unb  Xreppen  erf orberlich;  ihre  Anlage  unter- 
liegt iuBreußen  gleichfall«  ben  befonbem  Borfchriften 
ber  BolijeiDerorbnung  Bon  1889.  (für  öffentliche 
©ebäube  enthalten  bie  in  Breußen  geltenben  Bor- 
fchriften  oom  Sabre  1892,  betreffenb  bie  Berfebr«> 
f idierbeit  in  benfelben , auch  Beftimmungen  über  bie 
tfeuerficherbeit.  So  finb  SRufeen,  Bibliothe(en  unb 
ArtfjiDe  burchweg  ju  überwölben.  Kaffen,  Sepoftten- 
räume,  3immer  jur  Aufbewahrung  ton  ©runbbü- 
ehern,  Katafter-  unb  StanbeäamtSregiftem,  jflur- 
(arten  ic.  finb  aüfeitig  ntaffiD  ju  umidüießen  unb  fo- 
wohl  tu  überwölben  al«  ju  unterwölben.  3»  Kir- 
chen, schulen  unb  §örfaa(gebäuben  erhalten  bie  Xü« 
ren,  AuSgänge  »mb  Xreppen  Don  ber  Befucberjabt 
abhängige  Breitemnaße;  bie  Xüren  fallen  tunlichft 
nach  außen  auffchlagen.  3n  großem  ©ebauben  finb 
nahe  ben  AuSgängen  ©runbnffe  »mb  Sagepläne  auf- 
juf)ängen . um  ber  Feuerwehr  eine  fchneüe  Ühcrfidjt 
ju  ermöglichen , u.  bat.  m. 

thcuerfichcrc  Sd)räu(c,  f.  ©elbfcfjranf. 

3cncrtojictät , f.  SJeuerDerftcherung. 

Prcucrfpcincbc  Serge,  f.  Sultane. 

Sfeucrf pripe  (Söfchmafchine;  Dgl.  ßierju  Xa- 
fei  -Scuerfpnpen-  bei  S.  606),  eine  tran«portable 
Srudpumpe  jur  £öfd)ungbon  Schabenfeuem.  Sie 
3--  eine  Srfinbung  be«  SxedjaniferS  Ktefibio«  (160 
d.  Ehr-),  burch  ©ton  Derbeffert  unb  mit  bem  ©mb- 
(effel  Dcrfeben,  Würbe  im  Böntifchen  Seich  allgemein 
benufst,  (am  aber  Wieber  in  Bergeffenbeil.  1439  Wirb 
fie  in  Nürnberg  erwähnt,  1440 (amen  elfSeuerfprigen 
Don  Nürnberg  nach  Sranlfurt,  1518  febeint  fich  ber 
Augöburger  ©olbfchmieb  ©atner  Serbienfte  um  bie 
3.  erworben  ju  haben,  1665  würbe  fie  Don  bem  Hie 
chanifer  unb  Sotgießer  baulich  in  Slümberg  Derbef- 


fert unb  bann  Don  bem  $oüänber  3a»  Dan  ber  fiel)- 
ben  in  Amfterbam  Wieber  mit  bem  ©inbteffel  unb  mit 
Srucffchläuchen  Derfehen  (etwa  1670).  Seitbem  bat 
biefe  Sfafchine  noch  Dielfache  Berbefferungen  unb  Um- 
geftaltungen  erfahren . Sa«  ©erf  bef örbert  ba«  ©aff er 
au«  bem  saugropr  G ( 3ig  ■ 1 ),  in  ba«  eS  au«  bem  Sauge- 
fdjlaudiober  beut  ©afferfaften,  je  nach  berSteüungbe« 
Saughahn«,  einftrömt,  in  bie  untere  ©urgelrößre  F, 
bie  ju  bem  SaugDentil  A (in  ber  BentiKammer  B,  unb 
B,  mit  Bügel  C jur  Befeftigung  unb  leichten  Entfer- 
nung be«  Sc  de!«  D)  führt,  unb  Don  bort  bei  hochgehen- 
bem  Kolben  in  ben3btinber.  Beim  Kolbenniebergang 
[fließt  fich  ba«  SaugDentil,  unb  ber  3>)lmbetinbalt 
ftrömt  Durch  ba«  fid)  hehenbe  SrudDentil  burch  bie 
obere  ©urgelröhrt  E in  ben  Srudftußen  Bi  unb  Don 
bort  in  bie  Schläuche.  Ser  über  H,  beg.  E befhtblicbe 
Srucfminblejfel  Derbinbert  ba«  ftoßweife  Abfeßen  be« 
Strahle«  beim  §ubwechfel,  ber  in  ber  3<SUC  nicht 
fiebtbare  Saugwmbteffel  Derfteht  für  bie  Saugleitung 


Rts.  1.  Wert  einer  geuerfnrfge  ton  Vtagirut;  linte 
int  £ur$f$nitt. 


ben  gleichen  Sienit.  Am  ©erf  barf  mit  Au«nahme 
ber  ©mbfeffel  nicht«  gelötet  fein.  Am  Derbreitetiten 
finb  bie$anb(raftfprihen,  Don  benen  man  fahr- 
bare, Zrag-  unb  ^anbfprißen  unterfcheibeL  Auf  ben 
oierräberigen  ober ©agenfprihen  finben ftet« 4 — 
6 Bebienung«inannfd)aften  Blaß.  Sie  gweiräberigen 
Sprißen  finb  in  ber  Segel  Abpropfpri^en,  b.  h- 
bie  gange  äRafdjine  famtbem  ©afferfaften  ift  auf  eine 
Art  Schlitten  montiert,  ber  im  ©ebrauib«falle  Don 
bem  Karren,  auf  bem  er  tran«porticrt  tourt»,  herab- 
gelaffen  (abgeproßt)  wirb.  Siefe  au«3ran(rei<h  ftam- 
menben  Bompieräfprihcn,  befonber«  Pon  Karl 
Bteb  in$)eibelberg  gebaut,  würben  Dielfach  Derwenbet, 
Weil  fie  burch  ®annid)aft  transportiert  Werben  Gin- 
nen unb  früher  nur  aüguoft  Befpannung  für  geuer- 
löfchgeräte fehlte;  feitbem in  leßtere r Beziehung  aüent- 
halben  bebeutenb  Berbefferung  eingetreten  ift,  Der- 
fdhwinben  auch  bie  VUipropfpriöcn  mehr  unb  mehr. 
Soüen  biefelben  burch  Sferbe  beförbert  werben,  fo 
hängt  man  fie  an  einen  Borberwagen.  auf  bem  4 — 6 
SRann  bet  Bebiemmg  Blaß  finben.  Sie  DntnibuS- 
fprißen  (Safel,  Jta.  1 u.  2)  enthalten  außer  her 
Söfchmafchine  noef)  Seitem,  gcuerhcifen  ic.  für  bat 
erften  Angriff  auf  ba«  gctier  unb  ©ap  für  10  unb 
12  Staun.  Oft  wirb  an  bie  Sprige  noch  ein  jwei- 
räberigerSchlaudhWagen  jur  Aufnahme  Don  SeferDe- 
fchlcuidicrt , feltener  eine  Siäbertcene  Don  150 — 800 
Sit  ©afferinhalt  angeloppelt  SKeift  bringen  hefon- 
bere  tierwagen  mtt  1600  —2000  Sit.  gnlmlt  ben 
nötigen  Bcbarf  an  ffiaffer.  Siefe  ©afferfaften  ober 
©aßerwagen  finb  entweber  jtjlinbrifche  ober  auch 
laftenähnluhe  Keffel  au«  jufammenaenietetem  ffiifen- 
blech  unb  ruhen  auf  einem  Dierraberigen  ©agat- 
gefteü. — Kleinere  Sprigen  finb  bie  Keffel-,  Kübel-, 
Kruden-  unb  Buttenfprigen;  fie  befigen  in  ber 
Siegel  nur  e i n e n 3>)!inber  unb  bienen  jur  Sämpfung 
Pon  3>mmerbränbcn  fowie  auch  ju  aüererflem  Angrift 


geuerfprifje  (Dampffgrigen). 


513 


auf  ba3  Stuft,  ©ei  lunnbränben  finbcn  ftiirfer  ge*  1 
baute  Drage*  unb  Reifetfprigen  in  beit  obent 
Seiten  ber  Dünne  beähalb  erfprie Blicfjo  ©erwenbung. 
Vtjbronetlen  finb  bie  fleinften  £üfd)mafd)inen , (Tf 
beiteten  nur  auä  tinem  3!of)C,  an  baS  ein  Saug- 
fdjtaud)  angefchrauht  unb  in  btnt  baä  ©entitwerf  ein* 
gelajfen  nt.  Durch  S>in*  unb  iperbewegen  beS  Sfohrä 
wirb  her  Kolben  in  Dntigfeit  gebracht,  unb  baSBaffer 
fprigt,  Weil  fein  Binbfeffet  Dortfanben  ift,  ftoßweifc 
auä.  Die  VI  n n i b i 1 a t o r e n (gcucreemicfjter)  befteben 
auä  einem  ©lcd)fef[el  mit  barin  enthaltenem  fdjräg* 
geftelllen  ©umpenmechaniämuä.  Sie  werben  bon 
einem  SRoune  bebient,  ber  mit  ber  linfctt  £>anb  baä  ! 
©untptoerf  in  Bewegung  fegt  unb  mit  ber  rechten  j 
jumb  ba3  Strahlrohr  birigiert.  31jre  Birffamfcit 
wirb  erhöht,  WennbemflBfchmnfierEbemifalien  (SJ&fcb- 
putoev ic.) beigefügt  Werben,  ©ei  ben  Drucfi p r i g e n 
wirb  baä  Baffer  in  ben  Baffertaften  cingcfchilttct. 


Vtnfunft  auf  ber  ©ranbfteHe  ift  bann  Dampf  auf.  Die 
)Wei  bi3  brei  boppeltwirfenbcn  ©umpen  werben  mcift 
bireft  Don  ben  Dampfjt)Iinbern  getrieben.  Die  fon* 
füge  VInorbnung  ift  auä  Dejtfig.  2 ju  erfeheit,  bie 
ben  Schnitt  burct)  eine  Dampffeuerfprige  Don  gleur 
u.  Komp,  in  ©arid  jeigL  A eifemer  Sabinen,  ber 
mittetet  Sehern  Don  Dier  Siäbent  getragen  wirb  unb 
tut  Vtufftedung  be3  KeffeI3  unb  ber  Sflafchine  bient. 
B Dampffeffel  mit  ben  in  bie  geuerbücbfc  C hinein* 
ragenben  gielbfchen  Stohren  D (f.  Dafel  »Dampf* 
(effel  n«,  9).  E geuertür,  F Stoft,  Q Schomftein,  H 
Stanbbrctt  für  ben  $>eijer,  J DampfjufübrungSrobr 
mit  ber  jur  Dampftroctnung  bienenben  Rappe  K,  L 
einer  ber  beiben  Dampf  jDlinber  im  Eluerfchnitt,  M 
Schtcbcrfieucruttg,  N ßolbenftange,  in  ber  SJtitte  mit 


fjlfl.  2.  ®ampffeuerfpri|e  (Turcftfc^nUt). 


WStfrcnb  bieSaug*  unb  Drudiprigcn  Denuittelft 
angestaubter  Saugfchtäuche  ba3  'Kaffer  unmittel- 
bar einem  außerhalb  liegenben  ©esugdorte  (Sach, 
See,  Beiher,  ©runncnfchacht  :c.)  entnehmen.  Einige 
Vlrten  biefer  Saugfprigen  haben  überhaupt  feinen 
VBafferfaften , fonbem  finb  nur  ju  unmittelbarem 
Saugen  mittelä  ber  Saugfchtäuche  eingerichtet.  1a 
biefe  Sprigeit  in  ber  Bieget  baju  Derwcnbct  werben, 
anbem  2&|chmafebmen  Baffer  (ujubringen , werben 
fie  tphbrophore  ober3ubringer  genannt  (f.Da* 
fei  »geuerlofehgeräte«,  gig.  U.  Dantpffpripen,  bie 
namentlich  in  Vtmerifa  unb  Englanb  bie  jianbiprifjen 
faft  gänzlich  Derbrängt  haben,  (inben  in  Deutfcf)lanb 
im  augemeinen  jum  erften  Vingriff  feine  ©erwenbung. 
Eine  ber  beften  beutfehen  Ronftruftionen  ift  bie  bret- 
jt)ltnbrifd)e  Dampffprige  Don  Rnauft  in  Bien  (Dafel 
»geuerfprigen*,  gig.  8),  bie  ohne  geringfte  Erfdtütfe* 
rung  jebeä  Ouantutn  Don  100  - 2000  2it.  liefert. 
Daäftauptprinjip  berDampffpripenfonftruftion  liegt 
in  bem  Sage : mbgtichft  große  fpeijflädte  bei  fteinftem 
Baiferraum.  Um  bie  3eit  äwifepen  Vlnbeijen  unb 
Baffergebcn  abjufilr  jen,  tft  eine  ©orrichtung,  befrei- 
ter, eingeführt  worben,  bie  baä  ftete 3'rfulieren  beä 
Jtcffclwatfcrä  über  einer  glamnte  ermöglicht.  Öi3  jur 

3Rcg«r$  Äoiti'.  * Ütjifou,  6.  äufl.,  VI.  »P. 


ber  jum  Setricb  ber  um  90°  hoppelt  gefrDpfteit  Kur* 
betwelte  0 erforbertid)en  Sreugfchleife,  an  ben  Enben 
mit  bettt  Dampf*  unb  ©umpenfolben  Derfehen,  P VIb* 
bampfrohr  mit  ©taäroljr  Q,  It  eine  ber  beiben  hop- 
pelt wirfenben  ©umpen  mit  Sauguentiten  S unb 
DrudDentiten  S,,  T Binbfeffct,  U einä  ber  beiben 
Dntdrohre  jum  Vlnfchrauben  ber  Schlauche  (bie  Saug* 
rohre  finb  in  ber  gigur  Dcrbedt),  V Si(>  für  ben  Rut- 
fdjer  unb  einige  geucrwebrleute. 

1888  lieferte  bie  Daimler -SRotorengefelt* 
fd)aft  in  Ranuftatt  einen  Dierpferbefräftigen  ©enjin* 
motor,  ber  eine  große  Staiibfraflfpriße  in  Sewegung 
fegte.  1893fonftruierte  SJfagiruä  inlltmeine©etro* 
leummotorfprige,  bie  fehr  gttnflige  Siefuttate  lieferte, 
unb  ® retfjer  u.  Komp.  in  grct’burg  i.  ©r.  fertigen 
jeßt  Dolltommen  leiflungSfähige  Senjinmotor* 
fprigen(Dafel,gig.4).  SeieleftrifchenSpripen 
erfolgt  ber  Vlntrieb  burch  eteftrifdfen  Strom  etner 
Starfftromleitung.  Vtuf  einem  flarfen  fchmiebeeifer* 
nen  Stabmen  ruht  ber  Drandfonnator,  gefebiigt  bnreh 
ein  ©teebbaeh,  unb  fegt,  fobalb  er  eingefdjaltct  Wirb, 
ben  Sprigenmed)ani3mu3  in  Bewegung.  Eine  folche 
3Rafd)ine  tann  felbftDerftänblid)  nur  ba  Derwenbet 
Werben,  wo  elettrijche  Vlntagcn  Dorhanben  unb  für 

33 


514 


geuerfiaf)I  — geuerftein. 

entfpreeßenbe  «nfeßlußjtellen  in  ben  Straften  eine?  j bet  Wirb,  Wo  eS  fuß  um  rafeße  unb  gleichmäßige  Surd). 
CrteS  Sorge  getragen  ift.  $it  neuefler  Beit  würben  näjjung  größerer  glätßen  honbett,  grbefießt  in  einem 
jeboeß  aud)  eleflrifcße  Sprijjen  mit  AKumulatoren  ae< ! auf  ba8  Straßlroßr  aufqefeßten  Sricßter,  in  bem  eine 
baut,  bie  audj  bie  Straft  jur  gortbewegung  ber  g. 1 $>artqummifugel  liegt,  bte  bunt)  einen  SBiigct  am  Sa- 
liefern.  1864  fonftrnierle  Gtjarlicr  u.  Sßigiton  m ©ariS  < oonfltegen  Bcrßiiibert  ift.  ©ei  Slerwcitbung  jerftäubt 
beit  ß jtinf  teur,  ein  fiarfe«  jßlmbrifcßeS  ®efäß  aus  ba8  Baffer  an  biefer  Shigel  (ball),  unb  eS  bitbet  fiel» 
ßifcnbletß,  in  bo8  man  burd)  ein  furjeS  Anfaßroßr  ein  fräftiger  Sprühregen.  3>gt.  ©ad),  SieRonflntf- 
im  obent  ©oben  boppelttoßlcufaurcS  'Jtalron  unb  tion  ber  g.  (Stuttg.  1883);  Seit»,  SaS  Sprihen« 
Baffer  unb  nad)  bem ©erfcßluß  be8  SioßreS Schwefel-  titeifterejamen  (Saitj.  1891);  Scrfelbe,  Sie  Schule 
fnure  einfßHt.  Siefe  bepnbet  ftd)  in  einem  fleinen,  im  be8  SprtßenmanneS  (baf.  1889);  ®ut8m utßö  u. 
Gjtintteur  angebrad|ten  ©laSjßlinber,  ben  man  Bon  Sen},  SpriJcnreBiftonen  (baf.  1891);  grteb,  Sale’ 
aujien  umflttlpt,  fobalb  ber  'Apparat  in  Säligleit  tre*  cßiSinuS  für  bie  Sprißenmamtfchaft  (Wund).  1893). 
ten  fofl,  unb  entwidelt  au8  bem  boppetttobtenfaurm  geucrftabl,  f.  geuerjeuge,  S.  630. 

SRatroit  fo  Biel  RoßlenfäuregaS,  baß  ein  Srud  non  gcucrfteßlcr,  f.  Sauftäfer. 

4—7  Atmofpßaren  entfleßt,  ber  nach  bem  Offnen  eines  gcucrftciit  (glint),  Bineral,  frtjptofriftallinifchcr 

fcaßnroßrS  am  untern  Seil  beS  Bßlinberä  etnen  Baf-  Stuart,  gelbbraun  ober  gelbgrau  bi8  fdiwarj,  juroci 
ferflraßl  10  — 12  m weit  treibt.  Sie  Birfung  biefeS  ten  gefledt,  lootfig,  geftreift,  mit  inufcßeligem,  äußerfl 
StraßleS  ift  um  fo  größer,  als  er  nic^t  aus  reinem  jeßarffantigem  ©rud),  finbet  fidj  meiftcnS  in  unregel- 
mäßig geftaltc- 
tenRnoDen.bie 
oftreidjanSet- 
fteinerungen 
Bon  Seeigeln, 
Sdjwäntnten, 
©rgojoen,  go- 
raminiferen  je. 
Unb,  feltener  in 
weit  fortfejen- 
ben  glatten  ob. 
Sägern  ober  als 
Ausfüllung 
Bon  Spalten, 
nnmentlid)  in 
ber  Weißen  Rrci* 
be  be8  nörbli- 
dien  granfreid) 
unb  in  ben 
Rretbefelfen  ber 
Sübfiifte  Bon 

gtfl.  3.  Jto^lenfAurefp ripe  von  Small  in  ftaftrtn.  ßnglanb,  ber 

bänifdjen  Jtn- 

Baffer,  fonbem  aus  einer  toßlenfäurereicßen  Satj-  fein  unb  StiigenS.  Audj  fommt  ber  g.  im  norbbeut- 
löfung  befiel)!,  bie  Biet  energifdjer  löjcßt  als  Baffer  (dien  SiluBiallanb,  in  Sd)Ierien,  ©ölen.  ©ali.jien, 
SRan  tonftruiert  biefe  Apparate  fo,  baß  fte  leicht  auf  ©obolien  unb  Bolljßnicn  in  gönn  Bon  ©efeßiebett 
bem  Jiüdeu  getragen  werben  fönnen,  unb  gibt  ißnen  feßr  häufig  Bor.  genter  enthalten  ber  obere  weiße 
10 — 86  Sit.  gnßalt.  Sie  größten  werben  in  6 — 8 gurafalt  SübbeutfcßlanbS  unb  ber  Schwei}  fowie 
Ui; muten  entleert,  ©rößere  ßflintleuve  werben  fnßr*  manche  tertiäre  Ablagerungen  ebenfalls  geuerftein- 
bar  lonftruiert.  Auf  gleidicm  ©runbfaße  berußen  bie  InoOen.  Stiegen  feiner  §ärte  unb  feßarffantigen  ©c- 
Sloßlenfäurefprigcn.bci  benen  feboeß bie ftoßlen-  fdjo jf enfjoit  ift  ber  g.  jum  geueranjeßlagen  oorjüglicß 
fäure  in  gußftäßlernen  glafdien  in  tropfbarflüfftgem  geeignet,  unb  bie  gabrifation  ber  glintenfteine  bitbete 
Bufianbe  nutgeführt  wirb  (gig.  3).  Sie  Spriße'be-  | Bor  Einführung  beS  ©erfufjionSgeWehrS  einen  blit- 
fteßt  auS  einem  aufred)  tfichenbiii  ober  aud)  liegenben  ßenben  gnbuftrie}Weig  in  ber  ßpampagne  unb  ©i< 
eifemen  Reffet  Bon  500—600  Sit.  Bafferinßalt , ber  carbic,  in  Sirol,  ®alt}ien,  Säitcmarf,  ßnglanb  tc. 
mit  SJtanomeler,  SitßerßeitSBentil  unb  einem  Abfluß-  i Ser  friftß  gegrabene,  nod)  feudite  g.,  am  meiften  ber 
ßaßn  für  bie  Roßlcnfäure  Berfeben  ift;  leßterer  biem  gelblid)braune,  läßt  ftd)  burd)  §mtunerfd)läge  leicht 
aud)  a!8  Überlaufßabn  für  ben  Reffet.  Unten  am  Reffet  beliebig  fpalten,  uttb  Streitärte,  Cpfemieffer  unb 
iftberStnfaßfürben  Snididjlaudimitbem  Straßlrotir.  ©feilfptßen  finbet  man  fd)on  in  örabßilgeln  au8  ber 
SobalbmanbenRoßlenfäurebeßälter  mit  bemSBaffer,  Steinzeit  (f.  b.,  mit  SafcO.  Ban  fdgleift  aus  bem 
raum  in  SJcrbinbung  bringt,  wirb  ba8  Baffer  mit  g.  ©olierfteine,  Scßalen,  'Äörfer  fiir  Saboratorien, 
mäeßtigem  Straßl  auägetneben.  Ser  Roßlcnfäure-  Sd)mudind)ett  unb  alleriei  fleinc  ©eräte  (wie  nu8 
britd  läßt  fteß  bureß  DlieberfcßraubBeutile  regeln.  Ale  Slcßat),  beimßt  ißn  gepulBert  }unt  Sdjteifen  (aud)  in 
befonbever  Sortei!  erfeßeint  bei  biefen Sprißeu,  baß  fte  gorm  Bon  gc  uerfieinpapier,  auf  einer  Seite  mit 
fofort  m Sätigteit  tontmen,  unb  baß  an  biefelben  mit-  geuerfletnpulBer  überjogeiteS  ©apier)  unb  BerWcnbet 
tetSScßtäucßen  Bott  ben  Vißbrantcn  wegBafferteitun-  größere  Sllöde  fogar  a!8  'Bftüftcrflcine.  ßnblitß  bient 
genmit  fcßwacßemSrudangcfcßloffen  werben  tönnen,  ber  g.,  ber  geatü^t,  gentaßlen  unb  gefcßlemmt  faft 
berenSntd  bannbebeutenbcßiliötiungerßält.  — Ser  djentifcß  reine  Riefelfäure  barftellt,  jur  Sarftellung 
Ball  nozzlc,  eine  ameritanifeße  ßrfinbung,  bejwedt  beS  eitglifdicn  glinlglafeS,  bc3  grittcporjeHanS  unb 
bie  ßrjeugung  eines  fogen.  SprilßftraßlS,  ber  bei  ®c  beS  Bafferatafel.  Ser  ^lubbingft t ijt  (gl in t ton- 
treibe-, ^>eu-  unb  anbern  folcßen  öränbcit  attgeWen-  glomerat),  nuß-  bi8  fauftgroßeöerötle  Bon  f^mar- 


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Feuerungsanlagen  I. 


2 3 

1—3.  Gewöhnliche  Roststäbe 


4 u.  5.  Champagne  - Roststab. 


6.  Polygonal  - Roststäbe. 


11.  Plinrost- Regulierfeuerung  von  Topf  u.  Söhne,  Erfurt 


7.  Schrägrost. 


15.  Cariosche  Feuerung. 


18.  Halbgasfeuerung  von  Reich. 


9.  Adamsche  Feuerung. 


10.  Feuerung  von  Kowltzke. 


14.  Kuhnsche  Feuerung. 


8.  Treppenrost. 


Meyers  Konv.- Lexikon , 6.  Au/L  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  ,Feuerungsanlagen‘. 


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13.  Feuerung  von  Topf  u.  Söhne. 


12.  Schüttfeuerung  von  Topf  u.  Söhne. 


16  u.  17.  Feuerung  mit  Unterbeschickung. 


19.  Mechanischer  Feuerungsapparat  von  Leach. 


20.  Kettenrostfeuerung. 


. 

1 ' i ' ’ H * il- 

EJmp 

Feuerungsanlagen  II. 


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Feuerungsarilagen  III. 


21.  Walzenrostfeuerung.  Patent  Piontek. 


24  a.  Vordere  Ansicht 


22.  Kohlenstaubfeuerung  von  Wegner. 


23.  Kohlenstaubfeuerung 
von  Schwartzkopff. 


Schnitt 

24.  Zerstluber  für  dünnflüssige  Brennstoffe. 


26.  Feuerung  für  einen  Lokomobil- 
kesse  l. 


Meyers  Konv.-  Lexikon , 6.  Au/l.  Bibliograph.  Institut.  Leipzig.  Zum  Artikel  J-'euerungsanlagen" , 


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515 


geuer|ieinfd)fofj  — 

Afnt,  braunem  unb  gelbem  F-.  oft  mit  fonjentrifdjer 
Farbenbänbcrung,  burd)  einliefelige«8inbenüttel  jeft 
Derfittet,  ift  im  fcocän  ©nglanb«  loeitoerbreitet  unb 
wirb,  ba  er  fdiöne  Politur  annimmt,  häufig  Oer- 
fd)liffen  (j. Xafel  »Mineralien  unb®cflcme«,  gig-21). 

Feucrftcinidjlof/,  f.  fymbfeuerwaffcn. 

«jfcucrftcUuag,  j.  treuer  (militaritcb). 

Feuertaufe  cntfpridjt,  tuo  ber  Märttjrertob  burd) 
Berbrcnnen  erfolgte,  ber  Blutlaufe  (j.  Märtyrer).  — 
3m  militarifdicn  Sinn  f.  Seuer,  S.  494. 

Frcucrtclcgraphic,  f.  Feueralarm. 

Feuertob,  f.  Xobeäftrafe. 

Feuertopf  (Sturmtopf,  Spreng  ton  ne),  mit 
3ünb*  unb  Brennjtoffen  gefütlte  ©efäge,  bie  früher 
bei  Belagerungen  gebraucht  mürben. 

Fcucrtricb,  f.  8ranbfliftung«trieb. 

Feuertür,  f.  Feuerungbanlagen,  S.  516. 

Feuerturin,  fooiet  toie  SeuchtUmn. 

FcucruugOautngcn  (hierju  Xafel  -Feuerung«- 
antagen  I— ÜI<),  8orrid)tungen  jur  Berbrennung 
oon  Brennftoffen  (Brennmaterialien)  unb  jur  9hx|, 
barmadbung  ber  bei  ber  Serbrcnmmg  entwidelten 
®ämie.  jebe  Feuerungbanlage  befiebt  aub  brei 
Xeilen:  1)  ber  eigentlichen  Feuerung,  ber  Bor- 
richtung  jum  Berbrcnnen  beb  Brennstoffe«  unb  ©nt- 
toideln  Der  in  bemfelben  gebunbenen  Slärme  ; 2)  ben 
^eijfanälen,  Feuerfanälen,  Feuerjügen, 
b.  b-  ben  ffimridbtunneu,  bej.  Bäumen,  in  benen  bie 
entwictelte  SSänue,  Die  in  ben  bei  ber  Serbrennung 
entftanbenen  Oafen,  ben  2>eij-  ober  Feuergafen, 
enthalten  ift,  nugbar  gemacht  toirb  (jum  Sebtneljen 
bon  Metallen,  ©rammten  unb  Berbampfen  oon  Flüf* 
figteiten  ic.);  3)ben3ugerjeugung8oorrichtun- 
gen,  b.  h-  ben  Borricbtungen  jur  ©inführung  ber 
jur  Berbrennung  erforberIid)cn  Suft  in  bie  Feuerung 
unb  jur  Vlblcitung  ber  ou«genflJ)ten , abgefüblteu 
Feuergafc,  ber  91  b g a f e , in  bie  Btmofphäre  (Sdjom- 
jicine,  ©ebtäfe,  ©phaujloren). 

I.  Feuerungen  für  fefte  WrennfCoffe 
finb  entweberBoftfeuerungen  ober  Staubfeue- 
rungen. Bei  erftern  wirb  ba«  Brennmaterial  in 
gröfjern  ober  fleinern  Sliiden,  ale  Staub  (natürlicher, 
nicht  gcmablener)  ober  als  Schlamm  (Stüdtohte, 
Buhfople,  Sohlen-  unb  Äotegm?,  Staubfohle,  Stob- 
lenfcblamnc,  ^oljabf eilte , Sägefpäne  rc.)  oerbrannt. 
Bei  leidem  mirb  ber  Brennftoff  fünftlid)  ju  Staub 
oemtahlen  unb  in  biefem  3uftnnb  mit  ber  jur  Ber- 
brennung  erforberlicben  Suft  in  bie  Feuerung  ein- 
geführt.  Bei  jeber  B Oftfeuerung  finb  jroei  Bäume, 
ein  BerbrenrtungSraum  (Feuerstätte,  Iperb)  unb 
ein  Bfcbenrnum,  Oorhanbeit.  Beibe  Bäume  finb 
bureb  ben  jur  Vlufnahme  be«  Brennmaterial«  bienen- 
ben  Soft  getrennt.  Bei  ben  Staubfeuerungen  ift  ein 
Boft  nicht  erforberlid) , fonbern  meift  nur  ein  Ber- 
brennungbraum  Oorf)onben,in  Dem  geh  aud)  bie91[d)e 
ablagert.  2)er  Boft  befteht  au«  einjelnen,  leicht  au« 
loecbtelbaren,  guh- ober  febmiebeeifemen  B o [t  ft  ä b e u, 
bie  fo  angeorbnet  unb  geilatlet  ftnb,  baj)  jmifeben 
ihnen  bie  Boftfpattcn,  Spielräume  für  ben  Durch- 
tritt ber  Suft  jum  Brennmaterial,  bleiben.  2>ie  ganje 
Fläche,  bie  ber  Boft  (Stäbe  unb  Spalten  jufammen) 
einnimmt,  mirb  totale  Boftflacbe  genannt.  Xie  Fläche 
ber  Stäbe  allein  bitbet  bie  tote  Boftflädie,  bie  Flüche 
ber  Boftipalten  bie  freie  Boftfläche.  Xie  Äonftruf- 
tion  bcäBofte«  ift  hauplfädjlid)  oon  berVlrt  unb  Form 
be«  Brennmaterial«  unb  beffenBerbalten  bei  ber  Bcr- 
brennung abhängig.  X-te  freie  Boitflädie  fod  babei 
immer  ntöglichft  groß  unb  gleichmäßig  über  ben  gan- 
jen  Boft  Dcrteilt  (ein,  Damit  bie  Suft  überall  leicht  ju 


geumtng-Sanlagen. 

bent Brennmaterial  treten  fann.  Xie  Boftipalten  bür- 
feit  Weber  burd)  }u  große  SBeite  einen  Berluft  unoer- 
brannten Brennftofteä  oerurfadien,  ttod)  fo  eng  fein, 
bah  fte  burch  Vlfctje  unb  Schladen  oerftopft  werben. 
Xie  ©röjjc  ber  totalen  Boftfläche  richtet  fid)  nad)  ber 
in  einer  Stunbc  ju  oerbrennenben  Brennmaterial- 
menge.  Xabei  foQen  Sänge  unb  Breite  eine«  Bofteo 
mit  Biidfidjt  auf  gute  BeDienung  unb  Überficbllich- 
feit  böchften«  2 m betragen.  Bei  gröherm  Boftflächen* 
bebarf  finb  mehrere  Bo|te,  bej  Feuerungen  anjulegen. 

3e  nach  feiner  Sfonftruftion  bejeichnet  man  ben  Boft 
al«  Blan-,  Xreppen-,  Stufenroft  ic.  Beim  Blau- 
roft  ftnb  bie  Boftftäbe  je  nach  ber  Sänge  be«  Bofte« 
in  einer  ober  mehreren  Beiben  ljoehlantig  fo  neben- 
einanber  gelegt,  bah  fi<  nach  obenhin  eine  ebene 
(plane)  Flache  bilben.  Bei  horijontaler  ober  nur  gan  j 
Wenig  geneigter  Sage  ber  Boftftäbe  mirb  ber  Blanroft 
auch  al«  $ori  jontal roft,  bei  aröfjererBeigting  ber 
Boftftäbe  (ca. 25 — 36°)  auch  al«  3 d)  r ä g - ober  Sch  ii  1 1 • 
roft  bejeichnet.  Vf u f beiben  Boftarten  fönnen  faft  alle 
feflen  Brennftoffe  oerfeuert  werben,  ber  Schrägroft 
eignet  fid)abernid)t  furftarf  badenbe«  Brennmaterial, 
weil  biefe«  ein  Sachrutfchen  be«  am  obem  ©nbe  be« 
Bofte«  aufjugebenben  frifchen  Brennmaterial«  Oer- 
hinbert.  ©inen  ftorijontalroft  hefigen  j.  B.  bie  Feue- 
rungen oon  2lbam  u.  .ttoroigfe  (Xafel  I.  Fig.  ö u.  10), 
einen  Schrägroft  bie  Feuerungen  oon  ten  Brinf  (f. 
Xafel  »Xampffeffel  I- , 8)  unb  oon  Sühn  (Fig.  14). 
Fig- 1.  2 u. 3 jeigen  bie  gewöhnliche  einfache  Form  ber 
Boftftäbe  eine«  .»orijontalrofle«.  Xie  Stäbe  finb  in 
ber  Mitte  höher  al«  an  Den©nben  unbhaben  bei  n u.b 
Ttnfäjc,  fo  bah  jwifdien  ihnen  bie  oertifalen  Bojijpal- 
ten  c entftehen.  Xurch  biefe  fällt  bie  Bfdje  felbfttätig  in 
ben  Bjchenraum.  Mit  ben  Köpfen  b liegen  bie  Stäbe 
auf  ben  Boftftabträgem  cl  mit  Spielraum  in  ber 
2äng«rid)tung  auf,  fo  bafj  fie  {ich  ungebinbert  au«- 
Dehnen  fönnen.  Xie  Boftftabträger  ftnb  in  ober  an 
ben  Umfaffungäwänben  ber  Feuerung  gelagert.  Biel- 
fach  werben  aud),  Wie  FifJ-  4 unb  6 jeigen,  mehrere 
bünneBoftftäbe  ju  einem  BiinDcI  jufammengegoffen 
ober  - genietet.  Um  bie  freie  Boftfläche  möglich)!  groh 
mtb  gleichmäßig  »erteilt  ju  erhalten,  gibt  man  ben 
Boflftäben  oft  fomplijierte  Formen.  So  ftellt  j.  B. 
Fig-  t>  mehrere  Bolhgonroftftäbe  bar.  Um  bie  Boft- 
ftäbe fühl  ju  halten  unb  oor  Berbrenncn  ju  fd)üj)en. 
finb  fte  bei  Mehrten«  Untlaufroft  hohl  ausgebil- 
bet  unb  werben  oon  ffiaffer  burcbfloffen.  Bei  Borne- 
mann« Xunfelfeuerung  Wirb  jwifeben  Boft  unb 
Brennmaterial  ju  biefem  3wecf  ahfidjtlirii  eine  luft- 
Durcbläffige  Scblarfenfcbicbt  gebilbet.  Xer9l)d)enraum 
erfcheint  babei  fteU  bunfel.  Für  Schrägrofle  erhalten 
bie  Boftftäbe  bie  in  Fig-  " aereigte  ober  eine  ähnlidtc 
Form.  91ud)  Boftftäbe  ähnttcb  ben  in  Fig-  6 gezeigten 
finben  Berweitbung.  Xie  ©röge  eine«  Splanrofte«  ift 
au«reichenb,  wenn  feine  Beanfpruchung,  b.  h-  in 
einer  Slunbe  auf  1 qm  totaler  Boftfläche  uerfeuerte 
Brennftojfmenge  bei  natürlichem  Schomfleinjuge 
8.  für  Steinfohle  ca.  75—100  kg,  für  böhmifche 
raunfohle  ca.  100 — 130  kg,  für  geringwertige 
Braunfohle  ca.  200—250  kg,  für  Itof«  ca.  40 — 60kg 
beträgt.  Bei  fünftlidjcm  3“ge  fann  ba«  Xoppeltc  bi« 
Xreifadie  biefer  Breunftotfmengen  oerfeuert  werben. 

Xcr  Xrcppenroft,  Fig-  8,  befiehl  °u«  platten 
förmigen,  fladjliegenben  Boflftäben  a,  bie  mit  3wi- 
fd)enräumen  treppenartig  übereinanber  auf  ben  um 
ca.  25— 40°  geneigten  Bo|lftabträgem  b gelagert  finb. 
Seziere  (fügen  (ich  auf  bie  Boflbalfen  c.  3*  «ad)  bet 
Boftbreite  orbnet  man  3 — 4 Boftftabträger,  alfo  2 — 
3 Boftfelber  an.  Xie  Soflfpaiten  finb  hier  nicht  Oer- 

33* 


516  geuerungftmlagen 

tifal,  fonbent  horizontal.  3c«halb  füllt  bic  Sljche  nicht 
Don  fclbft  burd)  biefelben,  fonbent  mufe  jumXfil  »om 
Jptijtr  entfernt  werben.  3a3  Brennmaterial  wirb 
oben  burd)  ben  Irisier  d aufgegeben  unb  gleitet,  ber 
ftattjinbenben  Berbrennung  cntiprcdienb,  allmählich 
nadi  unten.  Bm  untern  Gnbe  be«  Ireppenrofte«  ift 
meiit  nod)  ein  Heiner  ^orijontalroft  f angejdjloffcn, 
auf  bem  ba8  Brennmaterial  »oüftänbig  auäbrennt. 
3er  Ireppenroft  eignet  jid)  »orzügtich  zur  Berbren» 
niittg  »on  Harem  (feinfbmigem,  faft  ftaubförntigrtn) 
Brennmaterial  (Braunfof)le,  gein  unb  3taubfol)Ie, 
lorf,  £of)e,  Sägejpaue  tc.),  ba«  leidjt  burd)  bie  Spal- 
ten eined  tfilanrofleä  faden  würbe.  Sadenbe«  Brenn» 
tnaterial  fann  auf  ihm  nidjt  »erbrannt  werben,  ba  c« 
fid)  in  ben  «spalten  feftfept  tntb  ba«  9cad)rutfdjen  be« 
frijeheit  ©rcnnntalerial«  uerbinbert.  Sluf  1 qm  tota- 
ler Stoftjläche  tonnen  ca.  160  - 200  kg  ber  genannten 
Srennftojfe  in  einer  Slunbe  uerbrannt  werben.  3er 
Münchener  ober  Giirbedet  Stuf enroft  ift  ein  3rcp» 
penroft,  befjen  Stoftftäbe  nidjt  horizontal  unb  paraUel 
Zueinanbcr.  fonbent  in  »om  obetn  nach  bem  untern 
Gnbe  be«  Sioftc«  juneljuteiiber  Steigung  liegen.  3er 
SBärter  fann  baburcf)  gut  in  ade  Sioftfpalten  hinein» 
fehen  unb  biefelben  leidjt  reinigen.  3er  2 a n gen- 
fdte  Gtagenroft  ift  ein  Jreppenroft  mit  nur  brei 
Stufen,  bie  au«  einzelnen  Sioftftäben  zufammengefept 
finb  unb  Wegen  ihrer  gröfeem  .‘ööhe  alb  Gtagen  be- 
zeichnet werben.  3a3  frifihe  Brennmaterial  wirb 
nidtt  »on  oben,  fonbent  puijdien  ben  einzelnen  Gtagen 
aufgegeben  unb  unter  ba«  alte,  glühenbe  gcfchobcn. 

3er  B e r b r e n n u n g 8 r a u m Wirb  burd)  (euerfefte« 
Maucrmerf,  bunhMetadwanbc  (beijteffelfeuerungen) 
ober  burd)  beibeS  gleichzeitig  begrenzt.  \Hn  ber  Bor» 
berwanb  ift  ba«  geuergcfdjränf  (»  in  gig.  9)  be» 
feftigt.  Bei  manchen  geuerungen  (;.  B.  Qnncnfcuc» 
rungen  ber  glamnirobrteffel)  bifbet  baägeuergefcferänf 
felbft  bie  Borberwaitb.  G«  befleht  au«  einer  guji  ober 
fchmicbecifemen  Blatte,  bej.  einem  Staljmcn  mit  einer 
Öffnung  zum  Ginbringen  beb  Brennmaterials  in  bie 
Neuerung.  3iefe  Öffnung  ift  entweber  (beim  ljori» 
zontalen  Bianroft)  bttreh  eine  boppelwanbige  ober 
feuerfeft  »crftcibete§eij»  ob.  geuertür(bingig.9) 
oerfchliefebor . ober  »or  ihr  ift  (beim  Sdjrcig»,  Jrep- 
pen  - unb  Stufenroft)  eilt  Iridjter  (d  in  gig.  8)  zum 
Ginfiiücn  beb  Brennmaterials  angebracht , ber  nad) 
bem  BerbrcnnungSraum  bin  meift  burd)  einen  Schie- 
ber mehr  ober  weniger  gefd)Ioffen  Werben  fann.  Bad) 
hinten  ift  ber  Berbrcitnungöraum  teilweife  burdi  eine 
Erhöhung  au«  feuerfeftein  Maucrwerf  obcrEufeeifett, 
biege  ti  e r b r ü de  (a  in  gig.  10,  h in  gig.  1 9 berlafcl  II), 
abgefchloffen,  über  ber  eine  engere  Öffnung  zunt  Slb- 
Zug  ber  geuergafe  in  bie  geuerzüge,  bie  geuerluie, 
frei  bleibt,  gn  ber  Berengeruttg  ber  SlbzugSöffnung 
müffen  biegeuergafe  eine  größere  ffiefchwinbigteit  an- 
nehmen.  3a  ftc  aber  gleid)  hinter  ber  geuerbrüde  in 
bie  weitem  3ii8f  treten , nimmt  ihre  Sefdjwinbigleit 
Wieber  ab.  3urch  biefe  ©efd)Winbigfeit«änbertingen 
wirb  eine  3urd)einanben»irbelung  unb  BerSoUflait* 
bigung  ber  Berbrennung  bergeuergafe  herbeigeführt, 
fofent  in  ihnen  noch  unoorbranntc  Jede  unb  Sauer» 
ftoff  enthalten  finb.  3ie  geuerbrüde  »erhinbert  fer- 
ner ba«  Ipineingelnngcn  »on  Brennmaterial  unb 
Schladen  in  bie  geuerzüge.  Bon  ihrer  gönn,  bej. 
Slnorbnung  hängt  bie  Ccbenäbauer  ber  fie  überfpan- 
nenben  ©ewölbe  unb  fieffeltafeln  ab,  ba  leptcrc  bei 
Gntftchung  »on  Slid)-  oberSpipflaiitmen  febr  leiben. 
Um  ein  Stieberfchmelzen  ber  geuerbrüde  zu  Beratet» 
ben.  Wirb  fie  »iclfad)  (bei  Bubbel-  unb  Sdjweifeöfctt) 
h»hl  aubgefiihrt  unb  burch  Suft  ober  SBaffer  gefühlt 


(jür  fefte  ©rennftoffc). 

3er  B fehen  raum  ift  »on  untergeorbneter  Be» 
beutung.  Gr  ift  tnt  adgemeinen  möglidjft  grofi  zu 
nchmeit.  bamit  »iel  Slictic  in  ihm  ©Iap  finbet  unb  bie 
2uft  möglichft  unbehinbert  an  alle  Stellm  bei  Stofte« 
gelangen  fann.  3ie  »orbere  Öffnung  fann  gewöhn- 
lich burch  eine  Jür  ober  ftedbare  Klappe,  bie  meift 
mit  betn  geuergefd)ränl  Bereinigt,  bej.  an  bemfelben 
befeftigt  ift,  mehr  ober  Weniger  gcfdjloffen  werben. 

Bon  ben  »erfdjiebenen  Brennftojfen  ftnb  bie  feften 
atu  Wiefetinften.  Sie  befteljen  im  wefentlichen  au« 
Rofelenflojf,  SBaffcrfloff  unb  Sauerftoff  unb  enthalten 
auch  Mineral jloffc,  bic  nah  bem  Berbrcmicn  al« 
2lfcf)e  jurfldbleiben.  .(jolz  befiehl  im  wefentlichen  nuS 
3enulofe  C,jHmO,0,  bie  zu  ben  Äohlel)t)bratcn  gehört, 
alfo  fo  »iel  eaucrfloff  enthält,  wie  nötig  ift,  um  mit 
bem  barin  enthaltenen  SBajfcrftoff  SBaffer  zu  bilben. 
Braun*  unb  Steinfohlen  enthalten  »iel  weniger  Sauer» 
ftoff,  aufeerbent  etwas  Schwefel,  Slidftolf  tc.  Ssie 
biefe  Elemente  in  ben  Stöhlen  miteinanber  »erbuttben 
ftnb,  welche  nahem  Seftanbtcilc  bie  Kohlen  enthalten, 
weiß  man  nicht  Bet  »odfontmener  Berbrennung 
liefern  bie  Brennstoffe  wcfctitlich  nuc  ftofjlenfäure 
unb  SBafjcr  (unb  Slfd)c),  bie  Berbrennungögafe  finb 
nahezu  farblos.  Set  uttBodfommencr  Berbrennung 
entweichen  unöerbramttc  ®afe  aus  ber  geucrung. 
SBafferftoffanue  ©rennftoffe,  wie  Slntljrajit.  Stof 3 tc., 
liefern  zwar  auch  bann  nahezu  farblo)e  Berbrett» 
nuitgbgafe,  bei  Wafferftoffrcichcm  aber,  bie  beim  Gr» 
hipeit  kohlenwaffcrftoffe  citlwideln,  fomntt  eb  zur 
Sluöfcheibuitg  »on  Stoblenftoff  (Stufe)  auö  biefen  Roh» 
lenwajferftoffen,  unb  es  entweichen  idjwarz  gefärbte 
©afe  (Staudi).  Man  ift  ftetö  beftrebt,  eine  »odfont» 
niene,  rauchfreie  Berbrennung  herbeizuführen,  ba 
mit  feber  unDodfommenen  Berbrennung  SBarmeber» 
lüfte  unb  Siad)!eile  für  bie  Umgebung  ber  g.  (Ber» 
uttrcittigung  ber  £uft,  fchäblidie  tSirfung  auf  bie  SU» 
utungäorgane  unb  baa  SBohlbefinben , Sdfäbigung 
be3  BflanzeitwuchfeS  tc.)  »erbunben  ftnb.  3ie  SBärme» 
»erlufte  rühren  z- 1.  baher,  bafe  bei  ber  Berbrennung 
»on  Jrohlenftoff  zu  ffohjenojhb  (bei  ber  unBodtom- 
litcneit  Berbrennung)  »iel  Weniger  Säartne  entwidclt 
Wirb  ald  bei  ber  Berbrennung  zu  ßohleitfäure  (ca. 
2470  gegen  ca.  8080  Säärmeeintjeiten  auf  1 kg  »er» 
brannten  RohlenftoffS).  Leiter  werben  folcbcSerlufle 
burd)  baöSlbziehen  unöerbranntcrSfohlenWaiferftojfe 
»erurfacht  3iejenigen  burch  Sluefdieiben  »on  Stufe 
betragen  nur  ca.  2—3  ©roz-  »omfceizwert  beö  Brenn» 
floffel.  Jic  9!nd)tcile  werben  hauptfächlid)  burd)  bie 
lutDerbrannt  abzichenben  teerartigen  Sfohlenwaffer» 
ftoffe  unb  ben  Stufe  herbeigeführt,  gadä  ba«  au«  ben 
hohen  Sdjontftemen  entweicbenbe  Rohlenorrjb  (fpezi» 
fifd)  leichter  al«  bie  £uft)  überhaupt  in  bic  untern 
2uft[d)id)ten  gelangt,  ift  e«  iebenfattä  fehon  fo  ftarf 
»erbünnt,  bafe  eine  nachteilige  SBirfung  beöjelben  fautit 
anzunchmcn  ift. 

3ic  Bilbuttg  »on  fiohlenofpb  fann  »crhältni«- 
mäfeig  leid)!  »erhinbert,  bej.  einmal  entftanbene«  Roh» 
lenortjb  fann  leicht  zu  Rofelenjäure  »erbrannt  werben. 
G3  ift  hierzu  in  her  tpauptfad)c  bic  Einführung  einer 
genügenben  Suftmenge  in  bie  geuerung  crforberlid), 
wiihrenb  bie  Oertjältnwmäfeig  niebrige  Gnlziinbung«» 
lempetatur  be«  SVohlenoppbe«  (ca.  300°)  in  ben  mci» 
flen  geuerungen  erreicht  wirb.  Schwieriger  ift  ba» 
gegen  bie  Berljinbcning  ber  Stauch»  unb  Sirtfebilbung, 
b.  h-  alfo  bic  Erzielung  einer  »odfommenen  Berbren- 
nung aller  Äohlenwafferftoffe,  bie  nach  bem  jebe«» 
maligen  Slufwerfcn  »on  frifchetn  Brcnnftoff  eine3eit» 
lang  fich  entwideln.  3U  biefem  3wed  mufe  bafür  ge» 
forgt  werben,  bafe  1)  bie  Roijlenwaffcrftoffe  ntöglidpft 


517 


gtuerungdaniagen 

raicf)  auf  iljre  jiemlidj  ^od^ltegenbe  Gnljünbungd- 
tempcratur  erwärmt  unb  Bor  jeber  Abfühlung  wäl)- 
rcnb  bcr  Serbrcnnung  gefcfjüfjt  werben,  2)  Suft,  bcj. 
Sauerftoff  in  audrcicbcnber  unb  richtiger  9Jiengc  aden 
®afen  jcugeführt  unb  3)eine  tnüglidjft  innige  Wifdjuttg 
bitfer  Suft  mit  bcn  Olafen  fjabcigefüljrt  wirb.  Ter 
Gintritt  aller  mehr  ald  prattifd)  jur  Serbremtung 
nötigen  Suft  ift  jebod)  möglidjft  ,pt  uermeiben,  ba 
ionft  bie  Wenge  ber  geuergafc  unb  bamit  bie  in  ben 
Abgafcn  unbenujjt  fortgeführt*  Wärmemenge  un- 
nötig ocrgröfjcrt  wirb.  Vlbflciebcn  Bon  ber  Serbtc- 
tung,  bej.  Bcjchränfung  ber  i)inud)bilbung  burd)  Ser* 
Wendung  Bon  Brennmaterialien,  bie  Wenig  ober  feine 
ftohlenwaffcrftoffe  in  bcn  g.  entwideln,  fudjt  man  bie 
genannten  brei  Sjauptbebingungen  jur  Grjielung 
einer  raudtfreien  Serbremtung  bei  ben  Sojtfeucrun- 
gen  bauptfächiid)  burd)  folgenbe  Wittel  ju  erfüllen : 
1)  Ginbau  Bon  Wänbeit  unb  ©ewölben  attd  feuer- 
fejten  Steinen  in  benSerbrcnnungdraum.  Tiefe  wer- 
ben glilljenb  unb  erwärmen  bie  mit  if)nen  in  Be- 
rührung fontmenben  fflafe;  2)  langfame  fontinuier* 
liehe  ober  in  für  jenSwifehenräuineit  unb  Heinen  Wen- 
gen erfotgenbe  GinfUhcung  bed  Brcrmmateriald  in 
bie  geucruna.  Ga  bilden  fid)  bann  immer  nur  Meine 
Wengen  Soglenwafferitoff,  für  welche  bie  im  Ser- 
brennungäraum  hcrrfdjeitbe  Temperatur  unb  bie  ber 
geucrung  jugeführte  Suft  bei  guter SKijdjung  mit  ben 
©ajen  metft  jur  oodfommeuen  Serbrcnnung  aud- 
rciefjt;  3)  Wijcpung  ber  aud  bent  frifdjen  Brennmate- 
rial entwidcltenfiof)lenwafferflo|fe  mit  ben  ©afen  beb 
in  Boiler  Serbremtung  begriffenen  alten  Brennfloffed. 
Tie  ©ofe  bed  lejjtem  [öden  babei  bie  Äohlemuafjer- 
itoffe  erwärmen  unb  i()ren  überfchüfftgen  Sauerftoff 
an  fie  abgeben;  4)  3ufül)rung  fogen.  fefunbärer  Suft 
über  bent  Soft  wäfjrettb  ber  Gntgafung  bed  frifdjen 
Brennftoffed.  Bei  gleidjmäjtiger  Siiftjuf tipr  mufi  aud) 
bie  Gntgafung  bed  Srcmijtoffed  gleicpmäpig  erfolgen, 
bej.  bei  ungleidjm&ftiger  Gntgafung  tuuji  bie  Sufi- 
menge  bcr  ©admenge  itetd  angepafjt  Waben.  ©efun- 
bare  Suft  mitft  möglid)ft  hoch  Borgewärmt  unb  mit 
ben  RoblenWafferftotfen  gut  gemifdjt  werben. 

Bei  ben  Staubfeuerungen  fann  bad  Brenn- 
material infolge  feined  [taubförmigen  3uftanbed  beim 
Gintritt  in  ben  Serbrennungdraunt  ober  Borfjer  mit 
ber  jur  Serbremtung  gerabe  nudrcid)enbcn  Suftmengc 
innig  gcmifdjt  werben.  Tad©emifdj  wirb  in  bem  pet- 
freu  Scrbrennungdraum  rafdj  auf  bie  Gntjünbungd- 
temperntur  bed  Brennftoffed  erwärmt  unb  baburd) 
unmittelbar  bie  PoUtommene  unb  raudjfreieSerbren- 
nung  bed  leptcni  fowie  bie  günftigfte  Wärmeentwicfe- 
luttg  erhielt.  Aid  Brennfiojf  wirb  uorerft  nur  gemah- 
lene Stcmfohle  benujjt.  Obwohl  bie  Staubfeuerungen 
ewijfe  Sorteile,  wie  leiste  3nbetrieb[c(iung  unb  Be- 
iemtug,  gute  Anpaffung  an  ben  jeweiligen  Wärme- 
bebarf  ic.,  bieten,  haben  fie  bid  jc|)t  infolge  ber  noch 
jicinlid)  tjofjen  llntoflen  für  bte  Bennablung  bed 
Brennftojfed  fowie  mandjer  Unbequemlid)feitcn  bei 
ber  Aufbewahrung  bed  Staubcd  noch  feine  (ehr  grofec 
Serbreitung  gefunben. 

Tic  Sonftruftion  ber  geucrungen  für  feite  Brcmx- 
ftoffe,  bcj.  bie  Art  unb  Weife  bcr  Anwendung  ber  ge- 
nannten Wittel  jur  Grjiclung  einer  PoUfommenen 
unb  rauchfreien  Serbrcnnung  ift  augerorbcntlid)  Ber- 
fdjieben.  Gd  fann  fiefj  bei  ad  biefen  geucrungen  jebod) 
niemnld  um  eine  »SHaudiocrbrenmtng*  ober  -Saud)- 
nerjebrung«  hQnbctn , jonbent  ed  tritt  jtetd  bad  Be- 
ftreben  jutage,  überhaupt  feinen  Saud)  enijtehen  ju 
taffen.  Tie  Serbremtung  einmal  entjtnnbencn  Sau- 
d)ed  ober  Sujjed  ift  fo  jdjwierig  ju  erreithen  unb  führt 


(für  fefte  Brennftoffe). 

j u [oldhen Umftänbtichfeiten,  bafj  fte  ernftlid)  gar  nidjt 
in  grage  rammen  fann.  gerner  müffen  felbft  bie 
beften  Einrichtungen  pon  iüthligen  £>cijcnc  bauemb 
gut  gehanbhabt  unb  überwacht  werben,  wenn  fie  wirf- 
(am  bleiben  fotteit. 

Bei  geucrungen  mit  einfachem,  horizontalem 
Stnnro  jt  fann  eine  rauchfreie  Serbrcnnung  burd) 
Aufgeben  Meiner  Wengen  bed  frifdjen  Brennftoffed 
in  furjen  3toi[d)enräumen  unb  gleithmägiged  Ser- 
iellen über  bcn  ganzen  Soft,  bcj.  burd)  Aufgeben  bed 
frifdjen  Brennftoffed  auf  bcn  Berbern  Teil  bedSofted, 
nadjbem  bad  alte,  gtühenbe  Brennmaterial  auf  ben 
hintern  Teil  bedfefben  gefchobcn  ift,  anaeftrebt  werben. 
3n  beiben  gäden  mifd)ett  fid)  bie  ffohlenwafierftoffe 
mit  ben  heifien  ®afen  bed  in  Boder  Serbremtung  be- 
griffenen alten  Brennftojfed.  Ter  Grfola  beider  Sc- 
ichiefungdartcu  hängt  aubfdjlicfjltd)  oon  her  ©efdjirf- 
lidjfeit  bed  Steijerd  ab  unb  wirb  baburd)  m graae 
gejtent,  bajj  beim  Offnen  bergeuertür  jebedmai  große 
Wengen  falter  Suft  in  ben  Serbrennungdraum  tre- 
ten. Sion  bmupt  bcdhalb  oft  Sorrichtmtgen,  burd) 
bie  beim  Offnen  bergeuertür  bcrSaudhfdjiebcr  felbft- 
tätig  gefchloffen  ober  bod)  ber  fgeijer  oeranlajjt  Wirb, 
bied  ju  tim. 

Tie  Abamfchegeuerung(TafelI,  gtg.9)  Wirb  auf 
bie  lebtgenanntc  Weife  beidjidt.  Tod  ben  hintern  Teil 
bed  So)ted  überbedenbe  ®ewölbe  g jWingt  bie  Olafe 
bed  alten  Brennntateriald,  nach  Born  ju  ftreidjen  unb 
fleh  in  ber  engen  geuerludc  h mit  ben  S’ohlenwaffcr- 
ftoffen,  bie  fid)  and  bem  Bom  aufgegebenen  frifdjen 
Brennfloff  entwideln,  ju  ntifdjen.  Tie  Slanroft- 
feucrung  oon  SVowiite  (gig.  10)  befifit  fefunbäre 
Suftjufuljr  durch  bie  hohle  guBeiferne  geuerbriide  a. 
Tiefe  ift  oben  mit  einem  fchmalen  Sd)IiJ  für  ben 
Turdjgattg  bcr  Suft,  unten  mit  einer  jaloufieartigcn 
Klappe  Perjeheit,  bie  mittels  einer  3ugjtangc  Bom 
©eijer  fo  eingeftedt  werben  fann,  wie  ed  bie  mehr  ober 
weniger  oorgefdjrittcne  Serbrennung  erforbert.  3ur 
beffem  Grwiirmung  ber  Suft  enthält  bie  geuerbriide 
eine  Anjahl  bünner  ticijrippen.  Sefttnbäre  Suftju- 
führung  über  bem  Siojt  mit  automatifcher  Segulie- 
rung  ber  Suftmenge  befiht  bie  S lau roit-Senu- 
lierfeiterung  Bott  3-  A.  Topf  u.  Sül)nc<  Gt* 
furt  (gig.  11).  Beim  Offnen  ber  geuertür  d wirb 
durch  btefc  bie  mit  einem  Suftwibcrftanb  a Berbunbene 
Suftflappe  b geöffnet  unb  baburd)  der  Gintritt  ber 
Sefunbärluft  burd)  Sanol  c eingeleitet.  Beim  Sdjlic- 
| ßen  ber  geuertür  nach  8efd)idmtg  bed  Softed  wirb 
bie  Klappe  b burd)  ben  Suftwibcrftanb  a junäd)ft 
offen  gehalten  unb  fchlieBt  ftch  i*  nach  Ginftedung  ber- 
icibcn  erft  aUmählid),  enljprechenb  der  Abnahme  bcr 
®adentwidclung  bed  aufgeworfenen  Brennntateriald. 
Tie  Suft  wirb  int  Sanaf  c Porgewämit 

Schräg-  ober  Sdjüttrofte  [owte  Treppen*  unb  ©tu- 
fenrofte  finben  bei  rauchfreien  geuerungen  pietfad) 
Anwendung,  ba  bei  richtiger  Wahl  ih«d  Seigungd- 
winfeld  bad  Brennmaterial  felbfltätig  nach  abwärtd 
gleitet,  alfo  eine  langtamc  foutinuicrlidbe  Ginführung 
bcdfelben  in  bie  gcueritng  ftattfinbet.  "Auf  bem  obent 
Teile  bed  Softed  wirb  baa  Brennntalcrial  aldbamt 
entgaft,  auf  bem  unteni  Teile  bed  Softed  gelangt  cd 
jur  podftänbigeit  Serbremtung.  Bei  der  ©chiitt- 
feueruna  mit  jwei  feittichen  ©chrägroften  Bon 3.  VI. 
Topf  u.  Söhne,  Grfurt  (Tafel  if,  gig.  12),  findet 
bie  Gntgafung  beim  Sicbergleiten  bed  Brcnmnatcriald 
auf  ben  fd)raaen  Soften  a jtatt  Tie  Sohlenwaffcr- 
jtoffc  ntifdjen  fid)  mit  bete  heilten  ©afen  bed  auf  bem 
mildern  horijontalen  Soft  b in  poder ®lut  befinbiidjeit 
Brennfloffed.  Ter  Gintritt  falter  unerwfinidjtcr  Suft 


518 


gtuerungSanlagen  i 

wirb  burd)  ba«  in  ben  gütlfebäebten  obefinblidjc  SB  renn«  | 
material  »erf)inbert.  Sei  ber  (Neuerung  (gig.  13)  »on 
3-  Ä.  Sopf  u.  Söhne,  Erfurt,  ift  ber  Stoft  teil- 
weife  »ott  bem  ©ewölbe  a überbedt.  Sei  ber  Serüb- 
rung  mit  biefent  unb  ber  »orfpringenben  geuerbrüde  b 
(»wie  intrd)D;ifd)ung  mit  benöafen  be«  alten  Stenn- 
tnateriabä  werben  bie  Robtenroafferfloffe  erwärmt. 
Surch  bie  Kanäle  c unb  d wirb  »orgewiirmte  fehin- 
bare  2uft  jugefiihrt  Sei  ber  Rubnfdjen  geuerung 
(Safel  I,  gig.  14)  ift  bem  Scbrägroft  ein  Querfieber  A 
Dorgetagert,  ber  bie  auf  bem  untern  Seit  best  Stofte«  fich 
bitbenben  ©afe  zwingt,  fid)  nad)  oben  an  bem  frifd)cn 
Srennmateriat  »orbei  ju  bewegen.  Saburd)  wirb 
eine  gute  SRifcfjung  biefer  ©afe  mit  ben  Rol)!enwaffer< 
hoffen  erzielt.  Serunbäre  2uft  fann  bei  a jugefül)rt 
Werben.  3n  gleicher  'Seife  finbet  bie  'Verbrennung 
in  ber  ten  Sr  inf -geuerung  (f.  Safel  »Stampf- 
feffel  I-,gig.3)  ftatt.  Gin  zweiteilig  geneigter  Schräg- 
ober  Schüttroft  Wirb  bei  ber  Gario- geuerung  (gig. 
15)  »ermenbet.  $a«  Srennmateriat  wirb  mit  einer 
»ont  feilförmig  juaefpißten  Hfiulbe  K burd)  bie  jwei* 
teitige,  um  einen  Rapfen  penbelnbe  Sür  B,  bie  fid) 
beim  Ginfebiebeti,  bej.  i'vernu«zieben  berSÄulbe  felbft- 
tätig  öffnet  unb  fdfliefjt,  eingebracht.  Süc  Diulbe  füllt 
bie  Türöffnung  annäbemb  au«,  fo  ba&  ber  Eintritt 
faltet  2ufi  »ennieben  wirb.  Seim  Einfd)ieben  ber 
SRulbe  wirb  ba«  enlgafte  Srennmaterial  nad)  beiben 
Seiten  abwärt«  gebrängt  unb  ba«  frifdje  burd)  Um- 
Wenben  berSRuIbe  in  bie  cntftanbenegurdje  gefebüttet. 
E«  gelangt  alfo  jtaifd)en  entgafte«  SRalerial,  Woburd) 
fid)  bie Äoljlenmafferftoffe  langfam  entwideln  unb  mit 
ben  ©afcti  be«  alten  glübettben  Srennmaterial«  ge* 
hörig  mijd)en  tönnen.  Sie  Suren  DD  bienen  jum 
Entfernen  ber  Schladen. 

Seim  Gtagenroft  tnüffen  bie  Sfol)lenroafferftoffe 
be«  f rifd)en  Srennmaterial« , ba«  unter  ba«  alte  in 
»oller  Verbrennung  bcfinblidfe  gcfdjoben  wirb,  burd) 
legiere«  hinburd)ftrcid)cn  unb  mifdfen  fid)  gut  mit 
beti  beiden  ©afen  berfelbcn.  Sie  werben  babei  genü- 
genb  erwärmt  unb  finben  auSreidjenb  Sauerftoff  jur 
Verbrennung.  Ster  gleidie  Vorgang  fpiett  ftd)  bei  ber 
geuerung  nntUnterbefdjidung  ber  *3gni«*,  3n- 
buftriegefellfdiaft  in  Verl  in  (Safel  fl, gig.  16  u. 
17),  ab.  Unterhalb  be«  mit  ben  Stoffen  RE  »erfefjenen 
Verbrennungöraume«  F ift  ein  um  eine  horizontale 
Vdjfe  breljbarerftoblenfaftcnK  angeorbitet.  Ster  leere 
Mafien  K wirb  nad)  »orn  unter  ben  mit  Kohlen  ge* 
füllten  Sricfjter  T gebreht  (gig.  17).  Seim  £>erab- 
laffen  be«  Soben«  B mittel«  ,'fabnftnngengetriebc« 
fallen  bießoblen  au«  bemSrid)ter  T in  ben  Haften  K. 
Stiefer  wirb  bann  Wieber  unter  ben  Verbrennung«* 
raum  F (gig.  16)  jurüdgebreht  unb  bie  Kohlen,  bem 
Sebarf  entfpredjenb,  burd)  ilufwärtöbewegeit  be«So- 
ben«  B in  bie  geuerung  unter  ba«  alte  glühenbe 
Srennmaterial  gebriidt.  Sie  beiberfeit«  an  "bem  Ra* 
ften  K angebraihten  gebogenen  Steche  DD  »erljinbem 
ein  Sjerabjallen  be«  Srennmaterial«  au«  bem  Seich- 
ter T,  bej.  bem  VerbrennungSraum. 

Sei  ben  fogen.  §albga«feuerungen  finben 
Gnlgafung  unb  Verbrennung  örtlid)  unb  zeitlich  mehr 
»oneinanber  getrennt,  b.  h-  jebe  in  einem  befonbem 
Seite  beäVerbrennungbraume«,  ftatt.  gig.  18  ber  Sa- 
fe! I jeigt  eine  foldje  geuerung  »on  G.  Sic  ich,  fian- 
nouer.  Sa«  Srennmaterial  wirb  burd)  bie  Süröff- 
nungT  ober  burd)  bieStedelöffnung  D in  benSchad)t 
A eingefüllt,  in  biefent  burd)  bie  itrahlenbe  '.Bärme 
be«  auf  bem  Stoft  in  Sranb  befinblichcn  SÄaterial« 
fowie  burd)  bie  Viärmeabgnbe  feiten«  ber  im  Setricbe 
glühenb  Werbenben  Slanb  W entgaft,  rutfdjt  auf  bem 


(für  fefte  Srennftoffe). 

| Stoft  nach  unten  unb  gelangt  auf  bem  untern  Seile 
berfelben  jur  »oUflänbigen  Verbrennung.  Sie  ju 
biefer  nötige  2uft  tritt  burd)  bie  Klappe  K unb  ben 
Slfdhenraum  jum  Srennmaterial.  Ssie  in  A entwidel- 
ten  iiohlenwafjerftoffe  treten  burdj  ben  Kanal  X,  ber 
burd)  ben  Schieber  S mehr  ober  weniger  gefd)loffen 
werben  fann , in  ben  Staunt  B unb  mtfdfen  fid)  bort 
mit  ben  beißen,  auf  bem  unlem  Seil  be«  Siofte«  )"id) 
bitbenben  ©afen.  Sturch  bie  Spalten  0 be«  Sremter« 
R Wirb  bem  ©a«gemifd)  fetunbäre  2uft  jugefübrt, 
bie  auf  ihrem  Siege  burch  ba«  Ventil  V unb  ben  im 
hei&on  SRauerwerf  liegenden  Kanal  L,  M (teilweife 
punftiert  gezeichnet)  »orgewärmt  wirb. 

geinfömige  uitb  minberwertige  Srennftoffe  Wer- 
ben »orteilhaft  in  geuenmgen  mit  Unterwinb  »er* 
brannt.  Sei  biefem  wirb  bie  jur  Verbrennung  erfor- 
berliche  2uft  burch  ein  fflebläfe  unter  geringem  Strud 
jugefübrt , ba  burch  bie  für  biefe  Srennmatcrialien 
(KoI)tenfd)!amm , natürlicher,  nicht  gemahlener  Koh* 
lenftaub,  Kofitgru«,  2ohe  K.)  erforberlid)cn  engen 
Stoftfpalten  mittel«  be«  natürlichen  Sd)omfteinjuge« 
nidjt  mehr  genügenb  2uft  jugefübrt  werben  fann. 

infolge  ber  innigen  Stiftung  ber  2uft  mit  bem 
etwa«  aufgeloderten,  über  bem  Stoft  fehwebenb  erhal* 
tenen  Srennmaterial  wirb  eine  ziemlich  gute  Ser* 
brennung  bei  hoher  Semperatur  erzielt.  Eine  ber  be* 
(annteftengeuerungen  biefer  Hirt  ift  bie  »on  ßublicj. 
Ser  Stoft  berfelben  ift  eine  Statte  mit  einer  großen 
Vngahl  »on  2öd)em,  bie  nach  unten  fonifch  erweitert 
ftnb.  Sie  bilbet  ben  Stedel  eine«  Haften«,  in  ben  bie 
2uft  burch  ba«  ©ebläfe  eingefüljtt  wirb.  Sei  Ver- 
Wenbung  gewöhnlicher  Stoftftäbe  wirb  bie  2uft  in  ben 
gefchloffcnen  Afcbenraum  eingeführt,  SBiebenbrüd 
u.  Sülm«,  Röln-Ehrenfelb,  leiten  bie  2uft  burd) 
bie  hohlen  Stoftftäbe.  Siefe  Werben  baburd)  gefühlt, 
unb  bie  2uft  Wirb  »orgewärmt. 

3ur  Grfparung  »on  Arbeiläfrüften,  jur  Erleidjte- 
rung  ber  Arbeit  be«  feiger«,  jur  Erjiclung  größerer 
Unabhängigfeit  »on  ber  ®efd)idlid)feit  be«felben  unb 
einer  möglichft  »oüfoimnenen , rauchfreien  Verbren- 
nung wenbet  man  mcd)anifd)e  Scfd)idungS* 
»orrichtungcn  an,  b.  h-  bon  einer  Sran«mif|ion 
ober  einem  befonbem  SUtotor  angetriebene  Vorrich- 
tungen jur  langfamen  fontinuierlichen  ober  in  furjen 
3wifd)enräumen  unb  fleinen  Stengen  eifolgenben 
Einfiihmng  be«  Srennmaterial«  in  bie  geuerung. 
Sie  mit  folchen  auSgeftatteten  geuenmgen  werben 
aud)  furjweg  al«  mechanifd)e  geuerungen  be- 
zeichnet. 

gig.  19  (Safel  13)  jeigt  ben  meehanifdfen  geue» 
rungSapparat  »on  2ead),  au«geführt  »on  ber 
Sächfifdben  SSafchinenfabrif  »onn.  Siid).  S>art* 
ntann  in  Ehemnig.  S>cr  tlpparat  ift  an  btr  Statte 
a montiert.  Ser  Srich'er  b bient  jur  Slufnahmc  ber 
Kohle  unb  führt  biefelbe  ber  Speifeanlagc  c ju.  Sei 
ber  Strebung  ber  SBalje  fällt  bie  Kohle  au«  ben  einzel- 
nen Abteilungen  in  bie  S8urfrabget)äufc  d unb  wirb 
bur4  bie  SSurfräber  e in  bengeuerraum  gefchleubert 
SieKoblenftüde  fliegen  babei  teilweife  gegen  bieSreü- 
flappe  f,  bie  ftetig  auf  unb  nieber  bewegt  Wirb  unb 
baburd)  eine  gleichmäßige  Verteilung  ber  Kohle  über 
ben  ganjen  Sioit  bewirft.  Siird)  bie  geuertür  g fann 
eBentueü  eine  Sefdjidung  be«  Siofte«  »on  §anb  unb 
ba«  Entfernen  ber  Schladen  gejdjehcn. 

Sei  ber  »on  benbeutfd)enSabcodunbS3ill* 
coj-SJautpffeffelmcrfen  in  Oberhaufen  ge- 
bauten medjanifeben  Ketten roflfeue rung  (gig. 
20)  Wirb  ba«  Srennmaterial  in  ben  Sridjter  a auf- 
gegeben  unb  fällt  au«  biefem  auf  ben  »orbern  Seil 


519 


geuerunßSanltujeit  (für  ftflffige  Brennftoffe). 

beS  SRofteS  b.  Cepterer  ift  in  gönn  cintr  enblofen  Reite  Xceröie  jäplen,  (ommen  nur  ba  in  ginge,  tno  fte  be* 
auS  furjen  JWoflffäben  jufammengefept  unb  überjwci  jüglitp  best  ^Breifeä  mit  bot  feften  Srennftoffen  Ion» 
gejapnte  Saljcn  c gefüprt.  Die  »orbere  biefer  Mal*  turrieren  (önneit  (in  bcc  Sinpe  bcc  gunb*  ober  Er* 
jen  wirb  burdj  einStpaltwertd  in  langfameDrepung  jeugungSfteden),  ober  bort,  wo  fic(wie  j.B.aufSdjif* 
oerfept,  tooburd)  ber  Rettenroji  mit  bem  barauf  tie»  fett  unb  fiofomotioen)  ber  bequemem  Unterbringbar» 
genben  Brennmaterial  in  ber  tßfeilricptung  langfant  feit  unb  beS  gröftem  ^eigluerteS  (ca.  10,000 — 12,000 
burd)  ben  BerbrennungSraum  geführt  wirb.  DaS  ©ärmeeinpeiten)  wegen  befonbere  Borteile  bieten. 
Brennmaterial  wirb  aut  bem  ooibenilcil  beä  SRofteä  2Ran  unterfdjeibet  bic  Neuerungen  für  flüfjige  Brenn« 
entgaft,  unb  bie  entmidelten  Roptenwnfferftoffc  müf»  ftoffe  in  §crb  •,  ®aS  • unb  Staubfeucr. 
fen  über  baS  in  »oller  ©lut  befinblicpe  Brennmaterial  Die  fjerbfeuer  (old  Skalen«,  Xreppen*,  Iropf» 

ftreiepen,  wobei  eine  gute  SJtifdjung  mit  ben  peifien  unb  Siderfeucr  auSacbilbet) , bei  benen  baS  Bremt* 
©afen  beS  leptern  erjielt  Wirb.  Scpladen  unb  2l[cpe  material  in  bünner  Sdjicpt  ober  in  Impfen  juftiept, 
fallen  am  pinlern  Silbe  beä  StofteS  felbfttätig  in  ben  fowie  bie  öaSfeuer,  bei  benen  baS  Brennmaterial 
Haften  e,  woraus  fie  burd)  Öffnen  ber  Bobendappc  »erbampft  wirb  unb  in  Dampf fonn  jurBerbrennung 
f entfernt  Werben  fBnnen.  Die  ganje  Sorridjtung  ift  gelangt,  werben  ber  Weniger  guten  ©ärmeauSnupung, 
in  einem  auf  Siäbem  g laufenben  ©efted  montiert  beS  unfidjem  unb  oft  gefäprlidjen  Betriebes  wegen 
unb  lann  ans  ber  genenmq  perauSgefapren  Werben,  peute  faum  nod)  Penupt.  Bei  ben  jept  faft  auSftpliep» 
3ngig.21(Xafel  III)  ift  bie  ©al  jenroft-geue*  licf)infflebraud)  befinblidjenSt au b feuern  wirb  baS 
rnngSatcntSionte(,auSgefüprt  »an  bcrBraun»  Brennmaterial  mittels  fogen.  gorfunten,  b.  1). 
fd)Weigifd)en  SJlaftpinenbauanftall,  Braun*  äfcfiöubungäapparatc,  burd)  einen  Dampf* 
fdjweig,  bargefteUt.  Durd)  bie  Einfcputtöffnung  a ge*  ober  fiuftftrapl  fein  jerftäubt  unb  in  ben  Scrbren* 
langt  bte  ßople  junäepft  auf  ben  Stprägrofl  b.  So-  nungSraum  e ittgef üfjxt , Wo  er  infolge  ber  innigen 
halb  ber  Saljcnroft  c in  ber  Sfeilriiptung  gebrept  SRifdpungmit  berBerbremumgSluftoofllommenunb 
wirb , bewegt  fid)  bie  ganje  untere  Soplenfdjicpt  in  raudjfrei  ohne  Stüdftanbc  »erbreimt.  gig.  24  u.  24a 
ber  9iid)tung  beS  geuerS  bem  bintera  BerbrennungS-  teigen  einen  3erftüuber  für  bünnflüffige  Brennftoffe. 
raum  ju,  wäfjreub  frifdjeS  Brennmaterial  auf  bem  Durd)  bie  innere,  einftedbare  Diiie  tritt  ber  Dampf* 
Sdjrägroft  naeprutfept.  Buf  bem  Sdjrägroft  finbet  ftrap!,  ber  baS  burd)  ben  miltlem  Stingraum  jugtlei» 
bie  Entgafung  ber  Rople  unb  auf  bem  ©aljenroft  tete  Brennmaterial  jerftaubt.  Durd)  ben  äupem 
ber  etgentlidje  SerPrenmmgSproMp  ftatt.  Die  ßop-  Stingraum  Wirb  £uft  jugefüprt. 
lenWaiferfloffe  mifepen  fid)  mit  ben  ©afen  beS  auf  Der  ganje  Apparat  wirb  am  geuergcfcpränl  be» 
bem  ©aljenroft  liegenben  BrennftoffeS.  Wfipe  unb  feftigt.  Diinnflüjfige  Brennftoffe  fönnen  aud)  mittels 
Scpladen  faden  burd)  bießffnung  e jroifdjenfflaljen« 
roft  c unb  geuerbriide  f in  ben  elfdjenraum. 

gig.  22  jeigt  bie  RopIcnftauPfeuerung  »on  ©eg» 
ner,  bie  fid)  »on  ben  übrigen  RopIenftaiiPfeuenm» 
aen  baburd)  unterfd)eibet , baß  fie  (eines  motorifdjen 
BntriebS  bebarf.  Die  SerbrennungSluft  Wirb  »om 
Scpornfteimug  am  untern  Enbe  beSgefrümmten  Bol)- 
reS  zo  burd)  einen  mittels  Stingfcpieber  einftedbaren 
Stinqfeplip  angefaugt  unb  »erurfatpt  beim  Buffteigen  j 
bie  Drepung  emeS  ScpraubenrabeS  w,  beffen  ©eile  a 
ein  Scpiittelfieb  s bewegt  unb  nufierbeut  einen  mit* 
rotierenbenDoppeKegel  k trägt  Derffopleuftaubfädt 
»on  bem  güdtridjter  t burd)  baS  Sieb  s,  gleitet  über 
ben  Reget  k unb  wirb  »on  bem  auffteigenben  fiuft*  gig.  25.  gerpäuber  »on  jtDrttng. 

ftrom  inbenBerbrennungSraum  geriffelt,  bem  außer» 

bem  nod)  nadj  Bebarf  Suft  burci)  bie  Stöpre  r juge»  3c,ririfugaljerftäubern  (Riirtingfdjen  Streu» 
füprt  wirb.  Bei  ber  Sd)loarJ(opfffd)en  Roplen*  büfen)  jerftäubt  werben,  benen  fte  unter  gröfsenit 
ftaubfeuerung (gig. 23)  fällt  berfioplenfiaub  aus  bem  Drud  jugefüprt  Werben.  Der  äerftäuber  »on  Hör» 
Irid)ter  a burd)  ben  Sdjlijj  iwifepen  bem  febernben  ting,  .f>anno»er(Ic{tfig.  25).  eignet  fid)  fürbidflüf* 
Sied)  d unb  bem  burd)  eine  Sdiraube  h einftedbaren  ftge  Brennftoffe  (leer  tc.).  Der  Dampf  tritt  burd)  bie 
Sied)  c auf  eine  fidi  brepenbe  Staplbraptbürfte  unb  brei  (leinen  Öffnungen  a auS  unb  trifft  ben  burd)  bie 
Wirb  bureb  fte  in  ben  BerbrennungSraunt  gefepleubert.  Ö jfitung  b auStretenben  Brennftoff,  ben  ec  babei  fein 
Bei  jeher  Untbrepung  ber  ©ürfte  loirb  baS  Bletp  d jerftäubt.  Didflüffige  Brennftoffe  tiiiinen  burd)  Sn* 
»on  bent  Stamnter  g etwas  jurüdgebogeit  unb  fdpnedt  wärmen  bünnflüfftger  gemad)t  werben.  3n  gig.  26 
nad)  bem  Borbeigang  beS  Jammers  jurüd,  Woburep  (lafel  HI)  ift  einegeueruna  für  einenfio(omobil(effel 
ber  gnpalt  beS  XritpterS  jwedS  Berpütung  »on  Ber*  bargeftedt.  Um  ben  Brennftoff  »orjuwännen,  ift  ber 
ftopfungen  erfdjilttert  wirb  DaS  Bletp  e fod  baS  Bepälter  V für  benfelben  auf  bent  Reffei  aufgeftedt. 
febembe  Bletp  d entlaften.  Die  BerbrennungSluft  Der  Brennftoff  gelangt  bur^  baS  BoprB,  ber  Dampf 
Wirb  burtp  bie  »eränbevlitpen  Öffnungen  1,  m unb  n burdj  Siopr  D jum  HcrftäuberZ.  Die  BerbrennungS* 
»om  Stpomftein  angefaugt.  ©eitere  Soplenftaub*  luft  tritt  burip  ben  5ioft  ein.  Der  Sioft,  auf  bem  pir 
feucrungenfinb  bie  »ongreitag,  griebeberg,  beßatnp,  ^nbetriebfepung  beä  ReffelS  ein  Jiolj*  ober  Roplen» 
Siupt  ic.  feuer  entgünbet  werben  (ann,  fowie  bie  geuerbutpS. 

II.  genecungen  für  flüffige  Brennftoffe.  ritdwanb  fmb  j.  I.  burd)  feuerfefleit  Belag  gegen  bie 
Die  Pfiffigen,  faft  nur  auS  Roplenwafferitoffen  be*  febr  peipen  geuergafe  gcjtpüpt.  Die  geucningeit  für 
ftepenben  Brennftoffe,  ju  benen  pauptfätplid)  ffJapptpa,  flüffige  Brennftoffe  erforbem  eine  febr  geringe  Be» 
Petroleum,  bie  bei  ber  BetroleumbeftiUation  gewon*  bienung,  ba  ber  SlrbeitSaufwanb  jum  Einbringen  beS 
nenen,  als  Bftatli,  'Biajut,  Gaucafin,  SRefibuunt  tc.  Brennmaterials  in  biefelben  fowie  für  bie  ©artung 
bejeitpneten,  bidfliiffigem  Büdftänbe  fowie  leer  unb  unb  Steinigung  betreiben  3Utn  grbpten  leil  fortfädt. 


520  geueningSanlagen  (©asfeuerungen) 


©eitere  Vorteile  berfelben  ftnb  bic  SMögticplcit  Iciditcr 
3n*  unbVufjerbetriebfepung  fomie  guter  Regulierung 
entfpretpenb  bem  jeweiligen  SBärmebebarf. 

UI.  KeurrURarR  für  gaSflmtgr  <BrtnnfIofft  (tta(> 
frurruugrn) 

fbtb  niciftenS  auf  §üttenwer(en  ju  finben,  ba  ftd)  bort 
brennbare  ©afe  atS  Rebcnprobulte  anbrer  'fkojcjfe 
bilben,  bcj.  bic  Verwenbung  gasförmiger  Brennftoffe 
geWiffe  Vorteile  bietet  (bobejemperatur,  ©öglicpteit, 
S^Wefel,  Slfdjc  je.  »an  ben  ju  erpipenben  Körpern 
femjupaiten).  Sie  pauptfächlid)  in  »rage  tommen* 
benSafcfinb:  ©ieptgafe,  ©eneratorgaS,  ffiaf* 
fergaS  unb  SRifebgab.  ©icbtgafe  entftrömen  ber 
©idjt  ber§od)öfen  jurSifengewiimung  fotoie Jütten* 
Öfen  anbrer  2Irt.  Sie  enthalten  als  brennbare  Ve* 
(tanbteitc  Kopleitof  pb,  Kobienwafferftoffe  unb  ©aff  er» 
(taff,  au&erbem  eine  ©enge  nicht  brennbare  Beftanb* 
teile,  loie  Stietftoff,  ©afferbampf,  Kopleitfäure  it. 
(geijWert  ca.  460  —700  ©ärmeeinbeiten  auf  1 kg 
(Safe).  Sie  ©ieptgafe  tnerben  üielfadj  jur  Neigung 
non  Sampffeffeln  tc.  benupt. 

Sie  ©eneratorgafe  tnerben  in  fepaeptfönnigen 
ßfen,  ben  ©aSgencratoren,  aus  feften  Brenn- 
materialien, bie  in  pober  Schiebt  eingetragen  tnerben, 
burd)  unooDtommene  Verbrennung,  alfo  bei  mangel* 
haftcr  Duft  jufubr,  bergcftetlt.  Sie  erjeugten  ©afe 
ioürn  aufter  betn  Stidftoff  ber  jugefübrten  Suft  mög* 
lidbtt  nur  aus  Koblenojijb  unb  Kohlenwafferftoffen 
bcftcljen,  enthalten  aber  gewöhnlich  noch  Kotjlmfäure 
unb  ©afferbampf  (Ipeijwert  ca.  600—1100  W.  E. 
auf  1 kg  ©afe).  ©eneratorgafe  tönnen  aud)  aus 
minberwertigen  feften  Brennmaterialien,  WieKoptm* 
gruS,  lorf,  $oljabfä(len  tc-,  beren  birette  Serbren* 
ttung  nur  fdhtnierig  ober  unoorteilffaft  erfolgen  lann, 
ItergefteOt  Werben,  woburdj  eine  beffere  wuSnupung 
biefer  Brennftoffe  erjielbat  ift.  Sehr  häufig  wirb  ber 
©enerator  non  Siemens  nerwenbet.  Sici  bent  91a* 
men  themifche  Regenerierung  hat  Siemens  ein 
Verfahren  bejeidpnet,  bei  bem  jur  ©rjeugung  non©e* 
neratorgaS  nicht  atmofphärifebe  Suft,  fonbem  ein  Seil 
ber  VerbrennungSgafe  benupt  Werben  foü.  ©inen 
prattifchen  ©rfolg  bärfte  biefcS  Verfahren  wohl  tauin 
auf  juweifen  haben.  Verwenbung  finiten  bie  ©enera* 
torgaSfeuerungen  hauptfächtich  bei  Ofen  jum  Scptncl* 
jen  oon©faS,<£ifen,  Stahl  unb  anbemSKetallen,  jum 
©Ittheu  non  ©etaden,  jum  Brennen  non  Sonwarm, 
weniger  jur  fpeijung  non  Sampffeffeln. 

ffiaffergaS  unb  ©ifcpflaS  finben  bei  Neuerun- 
gen feltener  Verwenbung.  3h«  brennbaren  Beftanb* 
teile  finb  hauptfächlich  SSafferftoff  unb  RopienojDb. 

Sie  Vorrichtungen  jur  Verbrennung  bon  ©afen 
ftnb  fehr  einfach.  Sie  beftehen  auS  einem  Verbren* 
nungSrautn,  bem  bie  ©afe  mit  Suft  gcmifcht  ober 
©afe  unb  Suft  getrennt  burdj  Kanäle  ober  Röhren 
jugeführt  Werben,  unb  in  bem  fie,  einmal  entjitnbet, 
wetterbrennen. 

ftig.  27  u.  28  jeigen  eine  @aSfeucrungSeinrid)tung 
für  einen  Nlammrohrfeffel.  SaS  ©ab  ftrömt  burep 
baS  Ropr  A unb  ben  Saften  B in  ben  VerbrennungS- 
raum,  währenb  bie  Suft  burd;  bie  Süfen  C in  ben 
teptem  gelangt.  ScrSuftjutrittfann  burch  ben  Schie- 
ber 8 reguliert  Werben.  Ser  Verbrennungsraum  ift. 
um  eine  ftbKiplung  unb  ein  ©rlöfcpen  ber  Nlamme 
burd)  Berührung  mit  ben  (alten  .(icfielwänben  ju  ber* 
hüten,  boüftänbtg  mit  feuerfeften  Steinen  bertleibet. 
Um  bei  Stodungen  in  ber  ©aSjufupr  ben  Betrieb 
aufrecht  erhalten  ju  (önnen,  ift  ein  deiner  Soft,  auf 
bem  ein  Roplenfeuer  angelegt  Werben  (ann,  eingebaut. 
3ur  Vermetbung  oonSäiintieDerluften  ift  eS  erforber- 


lidi.  bie  ©afe  auf  bem  ©ege  bon  ber  SrjeugungSfteOe 
nach  ber  Neuerung  bor  wbfüljlung  ju  fepüpen.  3n* 
folge  ber  innigen  ©ifd)ung  ber  ©afe  mit  ber  Ver* 
brennungSluft  ift  bie  Verbrennung  meift  boQlotttmen 
unb  rauÄfrei.  $>o1)eVerbrfnnungSteniperaturen[ön. 
nen  bei  ©asfeucnmgen  burd)  Zuführung  ber  Suft 
mittels  ©ebläfeS,  bauptfäcplid)  aber  burd;  Vormär* 
men  beS  ©afeS  ober  ber  Suft,  bej.  beiber  erreicht  wer» 
ben.  ©an  lann  ju  biefem  Behuf  bie  ©afe,  bej.  bie 
Suft  bor  bem  ©intritt  in  ben  VerbrennungSraum  ge* 
fonbert  burd;  Kanäle  in  ben  Seitenwänben  beS  Neue* 
rungSrauntS  ober  burep  Schlangenröhren  unb  K anäle 
leiten,  bie  auf  ber  äu gern  Seite  bon  ben  tlbgafen  ber 
NcuerungSanlage  erpipt  Werben.  Serartige  Vorwärm- 
oorrieptungen  peifien  Retuperatoren,  baS  Verfah- 
ren Retuperaiion. 

©in  anbreS  Verfahren  ber  ©iebergewinmmg  ber 
©arme  ber  Vbgafe  ift  bie  SiemenSfcpe  ©arme* 
regeneration.  Bet  einer  RegenerationSfeue* 
rung  mit  Vorwärmung  beS  ©afeS  unb  ber  Suft  finb. 


frig.  29.  €ta^lj<Sinchoftn  mit  9tCgencratiB« 
gatfeuerung. 


Wie  inleytfig.29  bei  einem  Staplfcpmeljofen,  bier  mit 
gitterförmig  ge[tellten3iegeln  gefüllte  Kammern,  31  e * 
generatoren,  ©ärmefpeieper  AA’BB1  berartig 
angeorbnet,  bafj  fie  oben  beftänbig  mit  bem  Ofen* 
innemC,  unten  abwecpfelnb  mit  ben  jum  Scpomftein 
führen  ben  Slaucplanälen  DD1  ober  mit  ben  ©aSfanä* 
len  EE‘  unb  ben  Suftlanälen  FF1  (omnumijieren. 
Sie  fehr  hei^ru  Vbgafe  (Weichen  einige  3<tt  burep  bie 
Kammern  A unb  B,  erljipen  bereit  3i'fl't  unb  gelan* 
gen  burd)  bie  8taud)lanäle  P naep  bent  Scpomftein. 
Sarauf  Werben  A unb  B Dom  Scpomftein  ifoliert  unb 
A1  unb  B1  mit  ipnt,  A mit  bem  ©aSIanal  E,  B mit 
bem  Sufttanal  F uerbunben.  ©afe  unb  Suft  erpipen 
fiep  nun  in  A unb  B,  mifepen  fiep  über  a unb  b.  Der* 
brennen  im  Ofen  unb  fliehen  burep  a>  b1  A1  B1  unb 
D‘  jum  S^omftein,  bie  3'rfl(|  in  A1  B1  erpipenb. 
Sind;  einiger  3eit  werben  ©ÖS  unb  Suft  Wieber  Durch 
A‘B‘  unb  bie  VerbrennungSgafe  burdh  AB  geleitet  K. 
Suft  unb©aS  treten  auf  etwa  800°  erpipt  in  ben  Ofen, 
unb  bie  VerbrennungStemperatur  (ann  auf  1500— 
2000°  unb  poper  gebracht  werben. 

SaS  1884  juerft  Don  N-  Siemens  Deröffentlichte 
VerbrennungS-  unb  ^eijungSfpftem  mit 
freier  Nlammenentfaltung  bat,  befoitberS  bei 
metaüurgifchen  Öfen,  eine  grofie  Verbreitung  gefun* 
ben.  Vei  bent  gewöhnlichen  Jiciflocrfahren  bringt  man 
bie  Steijfiamme  mit  bem  ju  trpipenben  Körper  in  bi* 
rette  Verührung.  hierbei  leibet  ber  leptere  auficr  burd) 
bie^ipe  audp  burd)  bie  mecpanifche  unb  chemifdietiin* 
wirtung  berfvlammo,  Wäprenb  anberfeitS  bieNlamme 
in  iprer  ©ntwidelung  geftört  Wirb,  fo  bajj  eine  un< 
Doüfommene  Verbrennung  ftattfinbet  ober  (eine  fehr 
pope  Semperatur  erjiclt  Wirb,  Ubelftänbe,  bie  nad) 
Siemens  baburep  Dermieben  werben,  bafs  man  bie 
Ntamme  in  einen  weiten  SRaunt  frei  pinfinfepiagen 
lägt,  fo  bap  fie  Dor  her  ooUftänbigen  Verbrennung 


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gciienrngbamagen  (3u8frseugung).  521 


nirgciibd  einen  feflen  ©egenftanb  berührt.  JBifjrtnb 
ber  Cntwicfelungdperiobe  Wirft  bann  bie  glamme  auf 
i^re  Umgebung  nur  burd)  SBänneaudff  raljlung , bie 
aber  gerabe  in  biefer  $eriobc  hefonberd  flarf  ift.  Erft 
in  jWeitcr  Sinie  werben  bie  fertigen  SBerbrennungd* 
gaie  mit  ben  SSänben  engerer  ^eijfanäte  ober  ben  ju 
crfjibenben  Körpern  in  Berührung  gebraut,  um  wei- 
tere SSärme  burcf)  Scitung  abjugeben. 

*itu8  bem  Serbrennungdraum  gelangen  bie  $>eij- 
ober  geuergafe  in  Eirtrid)tungen,  bej.  Saume 
sut  Supbarmachung  berSarme.  Sic  bei  ber 
SJerbrennung  entwicfelte  Sanne  tuirb  ben  Olafen  tjier 
jebotb  nicht  Dolütänbig  entjogen,  bej.  nur  j.  I.  aud- 
genügt,  ba  Don  ben  abjicljenben  audgenupten  ©afeit, 
ben  fogen.  Sbgafen,  eine  gettriffe  SSärmemenge  mit 
fortgenommen  roirb  unb  ein  anbrerXcil  burd)  Strah- 
lung unb  Leitung  Derloren  geht.  Sic  ©eftalt  biefer 
Säume  unb  ber  ©rab  ber  SBärmeaudnubung  ift  je 
nach  bem  3®ed  btr  g,  (ehr  Derid)ieben.  Kommt  cd, 
Wie  bei  allen  $>üttenöfen,  jum  Sttiineljen  unbffllüljcn 
non  'üietallen  ic.  weniger  auf  giinflige  Sudtiupung 
ber  Sänne  als  auf  Erjiehutg  einer  hoben  Xcmpera- 
tur  an,  fo  werben  bie  geuergafe  in  ben  aläban»  jiem- 
lid)  furjen  iwtjtanälen  nur  wenig  abgelilhlt,  haben 
alfo  beim  Sudtritt  aud  biefen  Säumen  eine  noch  »er- 
bältm-Jmäfiig  hohe  Xemperatur.  Sie  in  biefen  Sb- 

Änod)  enthaltene  Sänne  wirb  jeboih  neuerbingd 
ihre  Serwenbung  gum  Sorwänuen  ber  Ser* 
brcnnungdluft,  berSreun)loffe(Xeftfig.29:  Sd)inelj* 
ofen),  jum  $>cijrn  Don  Sampfteffeln  te.  nod)  weiter 
nupbar  gemacht.  3ft  man  jebod)  Don  bomberein  be* 
ftrebt,  bie  SSärme  müglichft  weitgehend  auSjunuhen, 
wie  j.S.  bei  Sorridjtungen  jum  Erwärmen  unb  Ser* 
bauipfen  Don  glüffigfeiten , fo  müffen  bie  geuerjüge 
mögiid)ft  lang  fein.  Sei  Sampffeffelfeuerungen 
fährt  man  j.  1Ö.  bie  §eijgafe  in  Ianggeftredten  Bügen 
mehmtald  um  ben  Keffcl,  fo  baß  beim  Übertritt'  in 
ben  Scponiftcin  bie  Sbgafe  gerabe  nod)  bie  jur  3ug- 
erjeugtmg  nötige  Xemperatur  hoben.  Sei  Snwcn- 
bung  tünftlichen  3uged  fönnen  bie  geuergafe,  foweit 
bied  überhaupt  ju.erreidjen  ift,  abgertihlt  werben,  ba 
bie  Sbgafe  beim  Übertritt  in  ben  Schomftein  feine 
höhere  Xemperatur  mehr  ju  hefigen  brauchen.  3ur 
Erjielungmöglid)ftgünjttgcr53änieeauänuf)ungmüf* 
fen  bie  geuerjüge  eine  fold)«  gönn  unb  Seite  hoben, 
bafi  bie  §eijgafe  möglichft  an  beit  ju  erwämtenben 
©egenftanb  (3.  S.  Xampffeffel)  herangebrangt  wer- 
ben , unb  baß  alle  Xeile  ber  ©afe  mit  biefem  Körper 
in  (Berührung  tommen.  Über  eine  gewiffe  ©renje 
hinaus  hülfen  bic3üae  jeboch  niefit  Derengcrt  Werben, 
ba  fonft  bie  Seibung  ber  ©afe  an  ben  Kanatwänbcn 
ju  groß  unb  baburd)  ber  3«g  Deniünbert  wirb.  3n 
guten  g.  fönnett  bid  ju  76  $roj.  ber  im  Srcnnjtoff 
enthaltenen  Sänne  nujjbar  gemacht  werben. 

Sie  BugerjeugungäDorrtditungeii. 

Sie  haben  ben  3wed,  bie  jur  Serbrennung  erfor* 
berlicpe  Suftmcnge  in  bie  geuerung  einjufüljren,  bie 
öeijgafe  mit  ber  nötigen  ©efdjwinbigfeit  burch  bie 
Büge  ju  bewegen  unb  Die  nudgemibten  Jieijgafe,  bie 
Sbgafe,  in  bie  Stmofpfjäre  abjufüljren.  Sie  ge* 
bräudilidpte  biefer  Sorrichtungcn  ift  ber  Schorn- 
ftein  (Schlot,  Kamin).  Er  ift  ein  fenfrechler  Ka- 
nal aus  SWauerwerf  ober  Sifen.  fln  feinem  gufje 
mimbet  ber  Serbinbuugdfanal  guijdjen  ben  Sauch* 
(analen  unb  ipm,  ber  gucf)d,  em;  berfelbe  wirb  ge* 
Wohnlich  unterirbifd)  gelegt,  um  Sbfut)lung  ju  Der- 
metben  unb  bie  Kommumfation  nicht  ju  ftören.  Er 
foU  möglichft  furj  unb  fanft  anfteigenb,  gerabe  ober 
nur  fdjmad)  gefrümmt  fein  unb  flcöglidjlt  luftbichtc 


SBänbe  haben,  um  ben  Effert  btS  Sd) omiteind  nicht 
burd)  unnötig  angefauate  Suft  ju  fdjroäcben.  ger* 
ner  ift  er  mit  einer  btcqt  abfd)Iießbnren  Einfteig* 
Öffnung  unb  mit  einem  Schieber  jur  Seguiierunq 
beä 3uged,  bem  Saud)fcf)icber,  üerfehett,  ber  meift 
Dom  $cuerft<mb  au«  mittels  Kcttenjuged  eingestellt 
werben  toi.  äSaprenb  bed  Setriebcd  treten  bie 
heißen  Sbgafe  bnrih  ben  gudjd  unten  in  ben  Sd)orn- 
ftein  ein  unb  füllen  ihn  bid  jum  ohem  Enbe  aud. 
Sicfe  ffiadfäulc  im  Sdjomftem  übt  an  helfen  guß 
infolge  ihre«  bur<b  bie  hohe  Temperatur  bebingten 
deinen  fpejififcben  ©ewid)td  einen  geringem  Srucf 
auf  bie  glächeneinheit  aud,  ald  bie  ben  odjomftein 
aujcit  utngebenbe  lalle  fehwere  Sluft.  Sie  fann  baper 
ber  Vhifjenluft  bad  ©lcitbgcwicbt  nicht  halten  unb 
fteigt  imSd)omftein  in  biejcöhe,  währenb  bie  Süßen* 
luft  burch  hen  Soft  jum  Srennmaterial  nachftrömt, 
fuh  h>er  neue  geuergafe  hüben , bie  nad)  ihrer  Sud» 
nujjung  wieber  burd)  ben  Schom  ftein  abjieben  ic. 
Sie  Stärfe  ber  fo  erjeugten  fiuftftrömung  ift  Don 
ber  Xempcraturbifferenj  ber  Suft  1111b  ber  Sbgafe 
unb  Don  ber  ^öhe  ber  warmen  ©adfäule  abhängig. 
Ed  barf  alfo  jur  Erjeugung  eined  guten  3uged  einer- 
feitd  bie  Xemperatur  ber  Sbgafe  nicht  ju  gering,  an- 
berfeitd  ber  Scpomflcin  nicht  ju  niebrig  fern.  Sie  ge- 
mauerten Schoraftcine  erhalten  meift  fretdföraiigm 
Querichnut.  Solche  mit  ad)t , f«hd*  ober  Diered igem 
Ouerfchnitt  finb  in  ihrer  SBirfimg  Weniger  gün)tig. 
Sie  Sianbitärfe  freiflehenber  Sd)omfteine  Wirb  eta- 
genweife  Dom  gufje  bid  jur  obem  SRünbuna  Der* 
minbert,  fo  bafjiieobetinochlK—  25cm(‘/i— iSicin) 
beträgt.  Ser  Schornftein  itel)t  auf  einem  hreitengun 
baraent.  Eifeme  Schomftcine  Werben  in  gorm  Don 
jUlinbrifchcn  ober  fchwach  fonifd)eit  Slechröhren 
(SSanbfiärte  oben  etwa  3—4,  unten  etwa  6—6  mm) 
audgefüljrt,  fte  fmb  unten  mit  einem  berhreiterten 
gufe  Derfehen  unb  mit  biefem  auf  bem  gunbament 
oeranfert.  Um  ihre  Stabilität  ju  erhöhen,  finb  fte  in 
ber  Segel  in  jwei  Sritlel  ber  S>öbe  mit  einem  Sing 
umgeben,  an  hem  gut  im  Sobeu  Deranlertc  3ugflan- 
gen  angreifen.  Eifente  Schomfleine  finb  billiger  in 
ber  fccrfteüung,  aher  weniger  bauerhaft  atd  ge- 
mauerte. 3n  ihnen  fühlen  fid)  bie  öafe  rafcher  ab, 
woburd)  ber 3ugDerid)lcchtcrt wirb.  Sgl.Sihomftein. 

Statt  ber  3d)ornfteine  öerwenbet  man  Ditlfad)  aud) 
©ebläfe,  mitteld  bcncn  man  Sufi  (Slinb)  unter  ge- 
ringem Srucf  in  bie  geuerung  bläit  (geuerungen 
mit  UnterWinb  ober  Srudjug).  ^ier  leitet  man 
ben  SBinb  entweber  in  ben  gefchloffenen  ^eUraum 
(Saum,  in  bem  fid)  ber  S>eijer  auf  hält,  j.  S.  auf 
Schiffen),  in  ben  gefchloffenen  Sfdienraum,  bej.  in 
einen  unter  bem  Soft  angebrachten  ffiinbfaflcn  (Kuh- 
äicj),  Don  wo  aud  er  burd)  bie  Softfpallen  jumSrenn- 
material  bringt.  ScimctallurgifcbenSpparaieti  (Siod)- 
Öfen,  grifchfeuem  rc.)  führt  man  ihn  burd)  Süfen 
ober  gönnen  in  ben  Serbrennungdraum.  3n  fielen 
gäUcn  faugt  man  auch  mitteld  Ej'hauflorcn  bie  ©afe 
aud  ben  Bügen  hcraud.  hierher  gehört  badSladrohr 
ber  Sofomotioen  unb  Sd)iffdma[d)inen,  hei  bcncit 
man  einen  Sebontfiein  Don  einer  jur  3ugcrjeugung 
audrcicbenben  Völje  nicht  DcrWcnben  fann. 

Such  feftflchenbe  g.  werben  ueuerbingd  öfters  ald 
Sauge uga  11  lagen  audgeführt  (Don  ber  Sbtrte- 
Dant-SSentilatorenfahrif,  ®crlin),  bei  benen  bie  Sb- 
gafe meift  burch  3CIüvifugalejhoufloren  (feiten  burd) 
Sainpfftrahlejhouftoren)  aus  ben  geuerjilgen  abge- 
faugt  unb  burd)  lurjc,  faum  über  Sadj  rageube 
Ölechfchomfleitte  abgefübrt  werben,  hierbei  i|t  jur 
Bugerjcuguitg  feineXemperatmbiffcrenj  jwifdjen  ber 


522  geueroere^ruiuj  — 

©uftntluft  unb  ben  ©bgafen  trforberlih,  leßtcre  fön* 
nett  baher  noc^  weiter  nlo  bei  Shornftemrug  mibgc. 
mipt  Werben  (i.  ©.  burh  ©ortoärmen  bed  Segel* 
fpttfewafferb).  ©augjuganiageniinb  billiger albfolhe 
mit  ©hornfteinjug.  Xtcfem  ©orteit  gegenüber  ift  je* 
bod)  ju  beachten,  baf)  jum  Schrieb  bei.  ßibaujtorä 
flct3  motorijdje  Straft,  bcj.  Stampf  erforberlid)  ift. 

Sann  man  eS  juerft  »erftanben  fjat,  jyeucr  ju  er- 
trugen mib  gu  »erwerten,  ift  unbefannt.  Urfprüng- 
Ith  tegte  man  Wahrihemlih  bie  ju  Berbrcmtenbcn 
(ööijcv  bi  «ft  auf  benßrbboben.  Später  bereitete  man 
bab  gelter  auf  einer  ßrljofumg  rott  ßrbreih  ober 
SRituenoerf,  betn  Sjecbe.  Xic  älteften  gefh<htüh«n 
©älter:  ©fjl)rer,  ftghpt  er,  Hebräer,  »erwenbeten  fd)on 
babgeuerju  allen  möglichen  häuslichen  unbtehnifheu 
3roerfen,  mab  ebne  eine  gemiffe  SerBolfomntnung 
ber  g.  nicht  möglich  neWefen  wäre.  ©Infebäige  bei 
g.  jttr  ßrtrugung  größerer  fji&e  mürben  fd)on  in  ber 
araueften  Sorjeit  benußt.  Ssagegen  haben  biefe  alte- 
ften  ©ölfer,  felbft  (Kriechen  ititb  JRömer,  Softe  unb 
Sdjomjteine  nod)  nicht  gehabt.  Xer  Saud)  ber  in 
ben  Käufern  auf  einfachen  Wauerflößen  brettnenben 
geucr  fuct)tc  firf)  einen  ©ttsgang  aub  Öffnungen  im 
Xactj.  Um  int  'Sinter  ben  läftieren  Saud)  ber  ©arm* 
fetter  einiqermaijen  ,(u  »ermeiben,  »erwenbete  man 
tragbare  Jeuertuibe,  bie  mau  im  ©ortjofe  füllte,  an. 
utnbete  unb  erft  bann  in®  innere  tmg,  menn  baS 
Brennmaterial  nur  noch  gtiihte.  ©eftimnite  Sad)< 
tuftten  Bon  ben  Sdjomffetnen  liegen  erft  aub  beut 
3ahre  1 847  Bor.  Sie  erften  ©homfietne  waren  un- 
ter ben  bibtj«r  üblichen  Saud)tixbern  im  Sah  an* 
ebrachte  weite  Sauhfänge,  unter  benen  offene®  geuer 
rannte.  Sie  würben  erft  attntüblid)  ettger,  ata  man 
fah,  baff  baburdh  ber  3ug  erhöht  mürbe.  fCergug 
beb  Shomftcmb  gab  ©cratilafftmg  gut  ßrfmbung 
ber  Softe  imb  ber  geuerfanäte.  timen  außerotbent' 
liehen  ©uffhwung  befam  bicßntwtrfelung  berg.  nach 
ber  ßrfinbung  ber  Xantpfmafhine , metl  für  berrn 
Betrieb  eine  möglichst  noUfommcite  ©ubnußung  ber 
©rennftoffe  »on  größter  SBic^tigfeit  mar.  Watt  er< 
mittelte  Bon  ba  ab  phrotehnifebe  ©runbfäße  auf 
Wnmbtage  praftifher  ürfahrungen  unb  theoretifcher 
öefeße.  1814  benußte  ©uberto!  ,511m  crftenmal  £wh' 
ofengiebtgafe  ,511m  Soften  Bon  ©fenergen,  Ralfbren- 
nen  tc. ; eine  allgemeinere  ©erwenbung  ber  ffiithtgafe 
ju  ßrbißunqSjwedcn  begann  aber  erft,  feitbem  gabre 
btt  gour  1887  mit  ihnen  ©ubbetöfen  gebeijt  hatte. 
Xie  babei  erjtclte  ©ubnußttng  ber  ©iehtgafc  hat  bie 
nußbare  ©erwenbung  einer  ungchcucm  Wenge  fonft 
Bertonter  ©farme  herbeigeführt.  Sitten  ©aberjeu* 
gunndapparat  für  ^eijjmecfe  fcenußte  turnt  1839  ©t«, 
fdjof  in  Stfägbeiprung  am  fjarj.  um  biefetbe  3eit  be- 
gannen and)  büerflen©erfmhemitfelbfiänbigcn©a&> 
feuerimgen  ju  ©enbaeb  in  Xirof.  ®rof)e  ©erbienfte 
um  bie  uubbilbung  ber  ©abfeuerung  erwarben  ftd) 
Xhotna,  Scheuch enjtuht,  odjin}  unb  befonberb  grieb. 
tid)  Siemenb.  Xic  erften  namhaften  ©erfuhr  ber 
getterung  mit  fltiffigem  ©rennftoff  nahmen  1862 
Cibte,  ©tjam  unh  Sinton  itt  ©merifa  uor.  fflegai- 
märtig  bcrfolgt  man  in  ber  geucrungbtcebmf  ßaupt* 
faehliih  bie  Gr,iietung  einer  uotlfontmencn  imb  rauet), 
freien  ©erbreiniuttg  ber  fefteit  ©rennftoffe  fowie  bie 
©erbeffertmg  ber  eine  foldteanftrcbenben,  berettäBor. 
hanbeneu  Ginrichtungeit.  ©gl.  ©beiet,  Traitft  de  la 
chaleur  ( i.  ?(ufl.,  ©ar.  1878,  3 8be.;  beutfdj,  2eipj. 
1860  — 62);  gerrini,  Sechnotogie  ber  Sä  ritte 
(beutfeh,  3ena  1878);  ©teinmann,  ffontpenbium 
ber  ©abfeuerung  (3.  ©uft.,  Seipg.  1900);  ©ambohr. 


- geueroerfidjerung. 

Xie  ®aSfcuenmg  (baf.  1861 , 2 Sie.);  9feidu\  ©n- 
tage  unb  ffletrieb  ber  jiampffefjel  (3.  Äufl.,  boi.  1886 
biä  1888,  2 ©be.);  'lSeib  in  ge  r,  geuenmgbftubien 
(ftarlbr.  1878) ; gi  f ch  e r,  g.  für  6äubliihe  unb  gcnwrh« 
titheQwede  (baf.  1889);  ©iitfeti,  ©eite  ©abjeuerun- 
gen  (8erl.  1888  tt.  1899);  2ebebur,©abfeuerungcn 
für  metaHitrgi|<h«  ;]wede  (Seipj.  1890);  2ew,  Sie 
geueruttgen  mit  jlüffigen  ©rcitnmatertalien  (Stuttg. 
1890);  Staate,  gctterungbanlagen  (2eip,5.  1893); 
S>ater,  ©atnpffeffelfcuerungen  jur  (erjielung  einer 
möglithil  rauchfreien  Setbrenmtng  i©erl.  1899); 

S 0 1 b t , Segeneratiogaböfen  (Seipj.  1898) ; g i f h er, 
Xafhcnbud)  für  geucrungbtehniter  (5.  ‘Stuft.,  ©tuttg. 
1903).  Über  9Raud)Ber6rennung  bie  ©hrfften  0™ 
©etjferth  ($rcbb.  1860),  gt  immer  (Seipj.  1883), 
©rahau ($annoB.1883);  Siemenb,  ©erichtüber* 
bie  Smoke  Aliatement  Kvhibitiou  in  Sonbott  (9erL 
1882)  ttttb  bie  Xcnffhrift  beb  ©erboitbcb  beutfher 
©rehitetten  * unb  gttgeniettrBereine  (baf.  1893). 
gciicrBctehrintg,  f geuerbienft. 
gcitcrBcrgolbung,  f.  ©ergolben. 
gciieilterfirttcrun.i  (©ranbBerfiherung,  auch 
<5 euer-  ober  »ranbaffeturaitj),  Serftcherung 
gegen  geuerbgefahr,  be; werft,  gegen  bare  ©egeitlei- 
Itu'ng  (©rämte)  ben  ©haben  ju  erfeßen,  ber  an  bem 
uerftherten  ©egenftanb  bttrd)  geuerbbrunft  (3ha* 
benfeuer),  Blijjfdilap,  unter  Uutflänben  auch  burd) 
ß|pto)'ionenunmtttf!barDberntittelbat(©efd5äbtgung 
bcimSctteii.jtueifmäfiigaufgeumnbteSettuttgöIoitcn. 
fowett  fie  bem  Serftherten  jurSaft  faden,  Xicbitahi 
beim  ©raub  ic.)  ohne  böbmiOige  ober  auch  moht  fahr* 
(äfftge  ©erfhulbungbeb©efiherbmtfteht.  ©tan  unter* 
fheibet,  fe  nachbem  eb  ftd)  um  btc  ©erfiherung  »tm 
b(Wegltheu(©(obitien)  oberBott  imberocglihenSahen 
(fjmmobiiieu,  ©ebäuben)  hanbelt,  jutiidjen  3mmo< 
biliarBerfthcntng  unb  ©tobitiar*  (in  berähmeij 
gafuhabe*)  ©erfiherung.  $ie  g.  fann  ftd)  auf  ade 
jerftorbaren  ©ermögenbbeftanbteite,  auch  auf  gemiffe 
gorberungbrehte  britter  erftrerfeu,  bie  au-i  bem 
Öranbfad  gegen  ben  ©trfidierlen  trmahfen.  wie  5.©. 
bem  ©tietcr  511  gabtenbe  ßntfhäbtgungen  (risqae  lo- 
catif  in  granfreih).  ©cmöhttlih  werben  ffidb  unb 
SSertpopiert,  bann  Shäben  aub  ©ufrupr,  Sanbfrte* 
benbbnth,  burh  mititärifhe  mährenb  eine«  Mriegeb 
auf  ©norbnung  eine«  ©eiefjlebabcrä  junt^werf  uott 
StricgSopcratioucn  getroffene ©fafjregeln  in  bie  g.ntc&t 

geuerbbrunft,  itibbef'  infolge  ber  burh  bicfelbe*ange» 
richteten  Störung  int  ©ewerbebetrieb,  ßntgang  an 
Wiele,  ©aht  tc.  wirb  in  Xeittichlanb  feiten,  oft  ba* 
gegen  in  granfreih,  gtalien  tc.  Berfthert  (f.  Shömngt* 
iterftherung).  ©efonberbgefahrbeteffiegenftänbe  wer- 
ben nteifl  nur  bann  in  Xccfung  genommen,  wenn  ber 
©eftper  aud)  fein  WertBodercS  ßtgentum  bei  berfelben 
©nftalt  Berfthert.  ©egenftänbe  mit  fhwer  feftjuftcl* 
(enbem  ®ert  werben  je' fperied  (niht  nahSattungen) 
Berfthert ; ©etftheruitg  aujBaufh  uttbBogen  fommt 
nur  aubnahmbweife  Bor.  ©ewegühe  ©egenftänbe 
werben  in  ber  Segel  nur  am  ©tage  Berftdtert,  boh 
fann  eine  ©erbrittgung  nah  anbern  Orten  burh  ben 
©eriittbetung  S |d)e  i n(®cnehmigungbtH,rmerf)  jtt- 
getaffen  Werben',  Wenn  bie  Sefapr  fth  niht  citjötit  (f. 
©uBeuBerrthertmg),  inbbef.  Wirb  Bietfah  her  Sanb- 
wtrtfhaft  bad  Seht  jur  ©lapSnbertmg  ber  Betfiher* 
ten  ©egenitänbe  im  ganjen  ©ehöfle  jugeftanben.  3u 
anbern  gallcn  ift  9fah»erRh«utui  burh  einen  ©n* 
hang  jUtn  ©erfidterungaBcrtrag  (©otice)  ju  nehme» ; 
boh  hat  bcc  ©erftherle  bei  ©efaljt  beb  ©ertufted  fei- 
ner ©nfprühe  rchtjeitig  ©»geige  »on  fiattgehabten 


raUCrOffftQeniNg  (uottdtoirtfdjaftt.  SJebcutung,  $räimctitarif,  Sc^abcnücrfliituna  ic.).  523 


Anbetungen  in  ber  ©efährbung  ju  rrftatten.  Icr 
auf  gefeßlitheSSnforbem  l'cEjrif tlid)  abjufaffenbe  Ber- 
ficbcrungSDertrag  wirb  auf  beftimmte  3«t.  mctft  ein 
3abr  ober  auch  auf  mehrere  3af)re,  abgc[d)loffen. 

3>ie  fj.  h«t  eine  hohe  oolIStoirlfd)äftliche  8 e» 
beutung,  »eil  ohne  fie  Diele  Wirtfdjaftiiche  Epiftcnjcn 
nHjahrlief)  burd)  8ranb  äugrunbe  geridjtct  würben. 
Sie  bewirft  bei  guter  Einrichtung  unter  Schub  gegen 
Uber-  unb  ®oppelDerficherung  Siebung  beS  RrebitS, 
Serringcrung  beb  BranbbetteiS,  Berbefferung  beb 
geuerlöfcbwejenS  unb  Erhöhung  ber  geuerficberljeit 
ber  ©ebäube  burch  Sluberung  ber  Bauart  tc. 

®ie  regelmäßige  ©egenleiftung  beb  SerTidjerungS- 
neljmerS  für  bie  Übernahme  beb  ScrluftrififoS  fcitenS 
beb  Serfid)eccrS  ift  bie'firämif,  bieinBromiriefäßcn 
(V* — 10  pro  Dielte)  ber  SerficherungSfumme  feftgeftellt 
Wirb.  $er  ®rämientarif  ift  baS  BerjcichmS  ber 
Deridjiebenen  Brämienfäße,  bie  ber  Serud)erer  für 
Sififen  oerfchiebener  ©efahrenflaffen  forbert.  3)ie 
Srämienbemeffung  ift  bei  ber  g.  nicht  fo  einfaih  Wie 
bei  ber  2ebenSDcrßd)crung ; fie  hangt  Dielmehr  außer 
Don  ber  SerftthermtgSfumme  auch  Don  Jialur  unb 
©efährbung  beb  Derfuherten  fflegenftanbeb  ab  (Bau- 
art, Art  ber  Benußung,  Siachbaridiaftbgefabr,  Bor- 
banbenfein  Don  2öfd)ung6*  unb  BergungSmöqüd)- 
feiten  ic.).  3m  übrigen  läßt  fid)  nicht  genau  jWifchen 
Siififo-  (91etto-)  imb  Sarifprämie  unterfcheiben.  Bei 
höhernt  Sitfifo  ftnb  bie  Stofienjufchläge  gewöhnlich  m 
her  hohem  Srämie  eingefchloffen.  ym  allgemeinen 
richten  fich  hie  Bramicnfäjfe  nach  bem  aufgeftellten 
Barif,  boch  fönnen  ftc  in  BuSnaljmcfäHen  (große 
Sicherheit,  ungewöhnliche  ©efährbung  :c)  auch  burd) 
befonbere  Sereinbarung  geregelt  werben.  ®er  ißrä- 
mientarif  beruht  alfo  nicht  Wie  bei  ber  CebenbDer- 
jtd)erung  auf  mathematifchen  unb  rechncrifchenSrunb- 
lagen,  ftmbem  auf  ben  nie  ganj  juoerläfiigen  Erfaß- 
rungStatfadjen.  3Jlan  fann  baßer  cntwebcr  nur  Darauf 
0erjid)ten,  bem  JRiftfo  möglichft  genau  enlfpredjcnbc 
Beiträge  Don  ben  Serficßerten  ju  jorbem,  inbem  man 
Darauf  rechnet,  bafi  bie  einfach  abgeftuften  Wenigen 
Säge  beS  SarifS  in  ber  Blaffe  ber  ©efchäfte  ftd)  ein» 
anber  übertragen  unb  im  ganjen  auäreidjen  Werben, 
Wie  bieS  bei  öjtentlichenBn|talten  nicht  feiten  gefd)ieht, 
ober  man  fann  auf  ©runb  auSgebeßntefter  Erfah- 
rungen eine  betaiflicrte  Bififenflaffififation  auSarbei- 
feit,  bie  wenigfleitS  für  gewiffe  ©egenben  unb  »feit- 
räume  bei  erheblicher  Befeßung  aller  Bifilenflaffen 
mit  Serftcßerungcn  Dorauümhllich  äur  ®edung  beS 
SififoS  unb  ber  Berwaltungäfoften  auSreidjen,  Wie 
bieS  Don  ben  ®riDatfcuerDerfid)erungöinftituten  ge» 
fdjieht.  ES  ift  Sache  beS  ©efd)äftStatteS,  wie  weit  in 
fonfreten  güUen  an  ben  lariffäjen  feftgehalten,  bej. 
baran  nachgeiaffen  ober  über  fie  ljinauSgegangeu 
Werben  foH.  3n  einjelnen  gäflen , nämlich  bei  un- 
gewöhnlich großer  ©efährbung  unb  fcbwer  erfcßbarcn 
Sachen,  muß  Dermittelft  ber  fogcn.SelbftDerfidje» 
r u n g her  Berfuherte,  ie  nach  bem  Sortlante  beS  Ber» 
|ieherunge[d)ein>J,  ber  Police,  in  einem  im  oorßer  bc- 
ftcmmten  SerbällniS  ben  Schaben  im  BranbfaH  tragen 
helfen.  Sie  Srämie  jerfällt  tedmiid)  in  bie  reine  3ti< 
fifoprämie,  b.  h-  bie  jur  Sdjabcnbectung  erforbcrliche, 
unb  ben  ijufchlag  für  bie  SerwaitungSfofien,  bm 
Ilntemehmergewmn  (bei  Srwerbäanflaltcn). 

gür  bie  Schabenoergütung  gilt  auch  bei  ber 
g.  her  allgemeine,  Dielfach  auch  gefeßlidj  feftgeftellte 
©runbfaß,  baß  her  Scrfichcrungänebmer  aus  ber 
Serftcherung  niemals  ©ewinu  jiehen  foIL  EkSßaib 
wirb,  aud)  wenn  ber  SBert  ber  Derfuherten  ©egen- 
flänbe  jur  3eit  beö  SdjabenSfaÜeS  bie  BcrfidjenmgS» 


fumme  überfteigt,  boch  nur  bie  legiere,  anberfeit» 
bann, wenn  berDerficherte®egenftanb  beim  StßabenS- 
fall  einen  geringem  Säert  als  bie  BerficßerungSfummc 
hatte,  nur  nad)  bem  geringem  'Berte  Dergütet.  3f* 
baS  BcrfidjerungSobjeft,  baS  ju  10,000  Derfichcrt 
war,  beim  Sdjabenöfall  20,000  Wert,  fo  Werben  bei 
Sotalfchaben  boch  nur  10,000  oergütet ; war  eö  9000 
Wert,  fo  werben  bei  SEotalfd)aben  9000,  bei  teilweifem 
Serluft,  j.  8.  bei  ^albDerluft , nur  bie  Derhällniä» 
mäßigen  Beträge,  bort  mit  6000,  hier  mit  4500,  Der- 
gütet; jebod)  fann  bei  Bartialfchaben  ftd)  ber  Ber» 
(idjerte  burch  3ahlung  einer  böhem  Brämie  für  ben 
jogen.  »premier  risque«  ben  Erfah  beb  ganjen  ®ar» 
tialfhabcnS  in  Doller  $öf|e  bisS  ju  ber  burd;  bie  Ber- 
ficherangbfumme  gezogenen  Ören, je  fichem.  ®ie  Er- 
mittelung beb  wirtlichen  Schabend  unb  bie  geftftel» 
lung  ber  Bergütung  ift  oft  fefjr  feßwer.  Wenn  eb  an 
ben  nötigen  Behelfen,  Urfunben,  Büchern,  3eugen  ic. 
fehlt  ;fte  muß  bann  burd)  Übereinfunft erfolgen.  Sinb 
mehrere  Beificherer  an  hem  Schaben  (f.  3iücfoeriid)c- 
mng)  beteiligt,  fo  hat  feber  Don  ihnen  nach  Behält- 
nis leiner  Berfidjerungöfumme  einjutreien. 

Bei  allen  Bnftalten , bie  ©ebäubc  Derfichem,  fann 
fich  ber  fjhpotljefgläubiger  burch  einen  befon» 
bem  Sicherungdfchein  feine  SRedjte  an  bem  ab- 
ebrannten  fflebäube  fichem.  fpat  nämlich  her  ©läu- 
iger  feine  gorbemngen  bei  bemBerfnherer  augemel- 
bet,  fo  erfolgt.  Wenn  jener  nidjt  aubbrücflid)  hierauf 
Derjichtet,  bie  Entfdjäbigung  nur  behufb  ber  S8iber» 
herfteHung  unb  nachbetn  biefe  gefichcrt  worben.  3ut 
Sidhemng  Don  Bfanbrechten  an  Derfuherten  beweg- 
lichen Sachen  bient  tS,  baß  ber  Berfidjcrer  fid)  ge- 
wöhnlich im  Berftd)erung8uertrag  bie  Berechtigung 
aubbebingt,  Bfanhgläubigem,  bie  ihr  Bfanbrccht  Dor 
bemS^abenäfnd  bei  ihm  angemelbet  haben,  bieSlnä« 
jahlung  ber  Enlfd)äbigung  bis  jur  ^töhe  ihrer  gorbe- 
rung  gegen  Bbiretung  ihrer  Scd)tc  auch  für  ben  gaü 
jujufichem,  baß  ber  Entfdiübigte  felbft  ben  Bufpruch 
auf  Entfchäbigung  burd)  feine  Schulh  Derloren  hat. 

gür  SicherfteUung  beS  ^DpothelengiäubigerS  im 
SchabenSfaü  war  bisher  nicht  überall  burd)  bie  @e- 
feßgebung  geforgt.  ffiit  bem  3nfrafUrelen  beS  Bür- 
gerlichen ©efeßbucheS  1. 3an.  1900  ift  bieS  nunmehr 
burd)  bie  § 1127—1130  in  gleichmäßiger  Seife  ge- 
fächen. § 1127  fagt:  Sinb  ©egenflänbe,  bie  ber 
$bpot!jef  unterliegen , für  ben  Eigentüncer  ober  ben 
Eigenbefißer  beS  fflrunbftücfeS  unter  8crfid)crung 
gebracht,  fo  erftredt  ftd)  bie  §Dpothef  auf  bie  gor- 
benmg  gegen  ben  Berftcßerer.  Sic  Haftung  ber  gor- 
bemng  gegen  ben  Bcrftcherer  erlifd)t.  Wenn  ber  Der« 
ficßerte  ©egenfianb  wiebcrhergeftcllt  ober  Erfaß  für 
ißn  befchafft  ift.  § 1128:  3ft  em  ©ebäubc  Derftdjert, 
fo  fann  ber  Berfi^erer  bie  BerfidjcrungSfuuime  mit 
Birlung  gegen  ben  Sjßpothefetigläubiger  an  ben  Ber- 
fuherten  erft  jahlen,  wenn  er  ober  ber  Berficherte  ben 
Eintritt  beS  SdjabenS  bem  ^ßpothefengläubiger  an- 
gejeigt  hat  unb  feit  bem  Empfang  ber  Bnjccge  ein 
SSonat  Perftridjen  ift.  2)ie  Bn.jeige  barf  unterbleiben, 
Wenn  ße  untunlich  ift ; in  biefem  galle  wirb  ber  "Mo- 
nat Don  bem  3eitpunlt  an  berechnet,  in  bem  bie  Ser- 
ftdjemngSfumme  fällig  Wirb.  3nt  übrigen  finben 
bie  für  eine  Derpfänbcle  gorberung  gellenben  Bor- 
fdhriften  Bnwenbung ; ber  Berficherer  f amt  ftd)  jebod) 
md)t  barauf  berufen,  baß  er  eine  aus  bem  ©ructb» 
buch  erfichtliche  fjl)pot()e(  nicht  gelaunt  habe.  § 1129: 
3ft  ein  anbrer  ©egenfianb  als  ein  ©ebäube  Deifichert, 
fo  beftimmt  fleh  bie  Haftung  ber  gorberung  gegen 
ben  Beriicherer  nad)  ben  Borfdjriften  beS  § 1123, 
Bbf.  2,  Saß  1,  unb  beS  § 1124,  Wbf.  1,  3.  § 1130: 


524 


(jenen) erliqcntng  (©ertrag,  ®efebid)tliheä,  öffentliche  unb  priBate  Anftalten). 


3ft  bet  ©erftherer  nad)  bcn©erftherungSbeftimmun- : 
gen  mir  oerpflichtet , bie  SerfieherungSjumme  jur  j 
feicberherftellung  beS  Berftherten  ©egcitftanbeS  ju 
jahlen,  fo  ift  eine  biefen  ©eftimmungen  entfprehenbe 
3at)lung  cm  ben  ©erfiherten  bem  $}l)potl)c(engläubi- 
gor  gegenüber  wirffam. 

öeitergebenbe  ©eftimmungen  über  bie  Sicherung 
beS  vnjpotbcfengläubigerS  enthalten  bie  lanbeoherr- 
lieh  genehmigten  SReglementS  ber  öffentlichen  geuer- 
BerfidjerungSanftalten.  ®ie  öffentlichen  unb  prioaten 
öcfcllihaften  übernehmen  auhmittclSbeSBorerWähn- 
ten  SttperungSfcheinS  bie  ©erpflid)tung , unoerän- 
berte  Sortierung  ber  ©erfthevung  ju  bewirten  unb 
ben  Sgl)potl)efengläubiger  ju  benachrichtigen,  faU8  her 
©erfidjerte  bie  ©rämic  nicht  entrichtet,  um  ihm  burch 
3af)lung  ber  Prämie  bie  gortbauer  ber  ©erfidierung 
tu  fiebern;  fte  benachrichtigen  auch  ben  ©laubiger, 
falle  fte  bie  ©erftepf  t ung  nicht  mehr  )U  ben  bisherigen 
Scbingungeii  fortfeBen,  ober  fte  aufheben  ober  Ber- 
minbern  wollen,  unb  gewähren  auch  nad)  einem  bie 
hälfte  ber  Seiftcherungefumme  überfteigenben  Scha- 
ben auf  ©erlangen  für  eine  gewiffe  3rit  nad)  bem 
Shabcnöfall  noch  ©erftcherung  für  ben  ©eft. 

Stiaftgcbenb  für  baö  ©ehtäucrhültniS  jwi|chen  ©er* 
fidjerer  unb  ©crfidjertem,  ben  SerfiherungSBer» 
trag.  ftnb  bie  in  jeber©olice  enthaltenen  »allgemei- 
nen ©etfiherungSbebingungen«,  bann  bie  allenfalls 
binjugefügten  bejonbemSlauieln.  Elftere  regeln  bas 
©erhalten  bes  ©erftcherten  bei  Stellung  beb  Antrags, 
beim  Sranbfaü  ic.  fowie  bas  bei  ©emeffung  unb  Er- 
lag (»Regulierung«)  Bon  Stäben,  bei  Streitigfeiten, 
Regrefianfprüchen  ic.  ju  beobachtcnbe  ©erfahren.  ®er 
©crfiipcrte  ift  Bcrpflid)tet,  bie  Berftherten  ©egenftänbe 
richtig  ju  beflarieren,  bei  geuersbrunft  nach  Kräften 
ju  helfen,  balbigft  Anjeige  ju  erftatten,  nach  lunlid)- 
feit  AuSfunft  ju  geben  ic.  Er  Bertoirft  feinen  An- 
fpruch  auf  Shabenerfap,  wenn  er  ftch  Weigert,  biefe 
AuSfunft  ju  geben  ober  bie  jur  Sd)abenfeftfteUung 
crjorberlichen  SemciSmittel  3U  liefent , wenn  er  ab» 
fihtlid)  faljch  beflarierte,  feine  ©erpflid)tung  ju  mög- 
iichftcm  Sdiug  Bor  Schabenfeuer  Berfäumtc,  abficpt» 
lid)  ben  Schaben  ju  hoch  berechnete,  gerettete  Sachen 
Berheimlichte  ic.  gerner  erlifcht  auch  “er  ©ertrag  unb 
mit  ihm  bie  ©flicht  beS  ©erftcf)ererS  jur  Schabenoer- 
gütung,  wenn  bie  ©ränticniablung  nicht  rechtzeitig 
erfolgt.  Sie  (Häufeln  t>erpflid)ten  ben  ©erfiherten 
ju  einer  befottberS  uorftihtigeu  Sehanblung  beä  Ber- 
fidfcrten  ©egenftanbeS , ober  fte  bejmeien  eine  Sc 
fchränfung  ber  Erfagpfüdjt,  ©ereinfadjung  unb  Er- 
leichterung ber  Schabenregulierung  ic. 

j)ic  ©echte  unb  ©flihten  be8  ©erfiherten  ftnb  in 
ber  ©egcl  an  ©cf©  ober  Eigentum  ber  Berfihcrtcit 
Sähe  nicht  gebunben.  Sei  einer ©eränberung  in  bem 
Eigentumsrecht  an  ©ebäuben  ift  int  3weifel  anju- 
nehmen,  bafi  ber  laufenbe  ©crfid)crungSBertrag  Bon 
bem  neuen  Erwerber  fortgefeht  Wirb,  l&r  ©etlichem 
ift  $ur  AuSjapIung  ber  ©erfiherungSfumme  erft  nad) 
ooQftänbiger  Klar»  unb  geflflellung  bes  Shabene 
Berpflihtet,  baher  auh  erft  uon  biefetn  3eitpunft  an 
©crjugSjinfen  geforbert  werben  fötmen. 

Sie  © e i h i <h  t c ber  g.  reicht  bis  311  ben  öilben  be-S 
ffiittelallcrS  jurücf,  bereu  ÜKitglieber  bei  UnglüdSfäl 
len  folibarifh  fiircinanber  eintraten.  Eigne  -Sranb 
gilben«  gab  e8  fhon  im  13.  3ahrh-  auf  3«lanb. 
Solche  gilbenartige,  auf  genoffenfhaftlidjerSelbfthilfe 
berubenbe  Sranbfaffen (©emeinbeoercine,  ©emeinbe- 
branbfaffen)  finben  fth  feit  bem  15.  unb  16.  Sabril- 
m großer  3«bl-  ®ie[elben  toaren  meift  fleine  ©egen- 
feitigfeilSanflalten.  $oh  hatte  Schleswig -^olftein 


bereits  im  17.  3abrl).  eine  große  UanbeSbranbfaffe, 
wie  auh  in  Hamburg  mehrere  fleine  Staffen  ju  einer 
grojjen  Bereinigt  würben.  SeitSeginn  beS  18. 3at)rt. 
mürben  in  ®eutfd)lanb  jur  Abwehr  bes  SranbbettelS 
(Bewährung  freien  SauholjeS,  ©elbfhenrungen),  jur 
ftebung  beS  SfrebitS  unb  bes  ©olfSwohlftanbeS  Biel- 
fah  öffentliche  gcueroerfiherungSanjtalten (SJ an- 
beSbranbfaffen,  geuerfojietäten  ober  Sozie- 
täten in  ©reuten)  Born  Staate  felbft  ober  auf  helfen 
•Anregung  Bon  ©rooinjial*  ober  ©emeinbeoerbänben 
errihtet  unb  mit  uerfdjiebenen  ©rioilegien  auSaeftat» 
tet,  fo  1701  unb  1705  für  ®orfid)afto!rcife  in  ©ran- 
bettbitrg,  1706  in  ©crlin,  1729  in  Äurfadjfett  te. 
A18  erfte  prioate  ErwerbSnefeÜfhaft  würbe  1710  in 
Englanb  bie  Sun-Fire-Office  gegrünbet,  bie,  m bem 
Hamburger  3“>ciggefhäft  beS  ©bönij  1786  nadi 
Xeutfhlanb  übertragen,  hier  ©oben  gewann  unb  jur 
ffiriinbung  einheimifher  großer  ©efeUfhaften  führte. 
1812  würbe  bie  Serlinifhe,  1819  biefieipjigcr  geuer- 
BerftherunaSgefeUfhaft  auf  Attien,  1820  bie  Öoit)aer 
gcuerBerfiherungSbanf  für  Xeutfhlanb  auf  ©egenfei- 
ligfeit,  1825  biefladien  ©iünhener  Anftalt  unb  bann 
in  rafher  golge  noch  Biele  anbre  errihtet.  ®iefe  ©ri- 
Batgefeüfcfanften  haben  bie ©fobiliarucrftherung  fowie 
eine  Bollftänbigere  Slaffififation  ber  ©iftfen,  mit  ent- 
ipredjenber  Jarifierung  ber  ©rämien  je  nah  ber  ©er» 
ihiebenheit  berElcfahr,  eingeführt  unb  bametaud)  jur 
©erbefferung  beSgcuerlöfd)-  u. ©ettungSwefenä fowie 
jur  Erhöhung  ber  geuerftdierheit  beigetragen.  $ann 
würbe  burd)  Ite  auh  bie©üdoerfiherung  auägebilbeL 
©egenwärtig  beftehen  in  ®eutfhlattb  brei  @at 
tunneu  Bon  geuerBcifiherungSanftalten:  1)  ®ie  öf- 
feutlihen  Anftalten  (folhe  gibt  c8  auh  in  Öfterreid). 
SfanbinaBien  ic.) ; 2)  bie  prioaten  fflegenfeitigfeite 
gefeUfhaften.  ©ei  biefen  tragen  alle  ©erfiherten  ge* 
meinfhaftlih  ben  Schoben,  unb  jwar  wirb  entweber 
bie  aufjubringenbe  Summe  unter  bie  SKitglieber  Ber- 
teilt  unb  pofmumeranbo  Bon  biefen  gejahtt,  ober  es 
wirb  eine  beftimmte  ©rärnie  pränumeranbo  erhoben 
unb  nah  Ablauf  berSerphcrungSjeit  ber  Berbliebene 
Uberfhu j)  juriidaejahlt , bej.  Wenn  größere  Shäben 
eingetreten  ftnb,  ©adjjahlung  biS  ju  einem  feflgefeß- 
ten  ©ielfadien  ber  ©rämie  geforbert.  3)  ®ie  prioaten 
Afticngefellfhaften  alä  ErwerbSgefetlfhaften.  ©ei  bie 
fen  übernehmen  Kapitaliften  (Attionäre)  bie  ©crftche- 
rung  gegen 3ahlung  einer  Bonoomheremfeftgefeltten 
©rämte.  S3ie  ber  ©ewinit  beS  ©efhäftS  ber  öefeü- 
jhnft  jufliefjt,  fo  hat  fte  auh  ©erlujte  ju  tragen. 

3war  beruhen  bie  öffentlihen  Anftalten  auh  auf 
©egenfeitigfeit,  boh  unteifheiben  fte  fih  Bon  ben  pri- 
Baten  ©egcufeitigfeitSgefcllfhaften  baburh,  baß  fie 
burd)  öffentlihe  ©eamte  auf  ©runb  Bon  ©efepen  unb 
©erorbnungen  Berwaltet  toerben.  Sie  genießen  oft 
wichtige  ©rioücgien.  3“m  Seil  befiehl  ju  ihren  ©un- 
ften  ein  unmittelbarer  ©crfiherungajwang.in- 
bettt  alle  Bon  ber  betreffenden  Anftalt  für  Berfihe- 
rungSfähig  gehaltenen  ©ebaube  bei  ihr  oerfidjert  wer- 
ben müffen , ober  c8  ift  ber  3wang  ein  mittelbarer, 
inbem  ber  Änftalt  baS  ScrfiherungSmonopol 
eingeräumt,  im  übrigen  aber  c8  ber  freien  Ent- 
fhliefeung  ber  Sntereffenlen  überlaffen  Würbe,  ihre 
l'lebäube  überhaupt  oerftheni  ju  laffen.  Ein  folhe« 
fflonopol  befteht  im  Königreich  Sahfen,  in  Sägern, 
Sürttemberg,  ©aben,  töcffen  ic.  3uroetlen  wirb  ben 
3ntercffcntengeftattet,®ebäube,  weihe  bie  Sojietäten 
nicht  Berftdhern  wollen,  fowie  23ertebcr©erfihcrung8- 
objette,  bie  überbieben  Sojietäten  juIontmenbeiiSJaji- 
malbcträge  hinausgehen,  bei  ©rioatgefellfhafteii  ju 
nerfthern.  ®ann  haben  bie  öffentlihen  Anftalten  für 


SfUerocriiqH’ritng  (gefe(jlid)e  Siegelung,  StatiftifdjeS).  525 


3.  nach  ber  beutjdjen  ffonfurSorbitung  ihrem  3d)ulb> 
11er  gegenüber  wegen  rüdftänbiger  Vlbgabcn  unb 
Stiftungen  ein  Voriug8red)t  im  ilcmlurä.  'JJionopplc 
füritiobüiaruerfidieriiiigbejleben  in  Dcutichianb  nicht 
$ie  grage,  ob  V e r ff a a 1 1 i d)  u it  g ber  3.,  ober  ob 
p r i p a t e Vcrfid)erung  unb  im  lejjtem  gnll.  ob  ®cgen 
jeitigteitS»  ober  ob  Vltticngefefliebaft  am  Vla^e  fet,  ijt 
nod)  nicht  gumWbfd)(uB  getommen.  Wnguerf ernten  aber 
ift,  baft  bas  Slebeneinanbcrbefteben  oerfd)iebencr  Sitten 
oon  Wnftalten  auf  bie  Einrichtung  beS  VerfidierungS- 
wefeits  unb  auf  bie  tfJrämienbemcffung  einen  güniti. 
gen  Einfluß  ausgeübt  bat,  3n  ben  Verbänben,  b.  b. 
Vereinen  gurSerftcberungbcrSiififen  gleicher  (Sattung 
Bon  Jlubutiric.jtBeigtn  bei  einer  öefefffebaft,  bat  man 
bie  Vorteile  ber  W[üengcjeüjd)aft  (feile  Prämien  ohne 
9!ad)fd)ußpftid)t)mit  benen  ber  WegenfeiiigteitSan jtal- 
teil  (Ülnteil  an  Verwaltung  unbÖcwinn)gu  Bcrbinben 
gefuebt.  Sine  jureicbenbe  gefe|}liebeStegeIung  ber 
3,  fehlte  bisher.  Sothanbene  ©eftimmungen  attge« 
meinet  Sefejbtubcr  ober  Bon  cingclnen®efeßen  waren 
teils  tüetcnbnft,  teils  Berattet.  SJJeift  ift  unter  $rä> 
Bentiolontrolte  (ortSpoli}etlid)cr  Prüfung  ber 
Vcrfid|erungSanfräge)bieVcrft(bcrung  über  befummle 
Vrogente  berlaje  hinaus,  g.  V.  Baben  über  80  Vrog., 
um  öranbfiiftungen  oorjubeugen,  Uerbotcn.roäbrenb 
anberfeitS  in  Hamburg  ©ebiiube  mit  10  ©ro.j.  über 
ben  lajfwcrt  btnauS  oerftebert  gu  Werben  pflegen, 
libenfo  wie  bie  ii  b c r B e r ( 1 dj  e r u 11  g (Verfldjerung 
über  ben  lagwetl)  ift  and)  bie  DoppetBerf  iebe- 
rung  (Verfidjerung  eines  SegenjlanbeS  bei  Beridjic* 
benen 'tlnjtalten)  meift  Bcrboten  unb  als  Betrug  ftraf- 
bar.  3ür  bie  tücbäubeuerfidierung  befiehl  in  mandjen 
Säubern  bieVorjd)rift,  baßbieBranbentfcbäbigungS. 
gelber  in  ber  Sieget  nur  jum  3®ede  beS  ffiieberauf. 
baueS  unb  ber  SSicbcrbcrfletlung  ber  abgebrannten 
ober  befebäbigten  ®ebäube  BerWenbet  Werben  hülfen. 
Sine  embeulidje  Siegelung  nicht  nurbeSgeueruerfldje- 
rungS-,  jonbem  bei  gefaulten  VerfidjerungSred)tS  ift 
nunmehr  für  baSSteutjebeSteid)  burdi  baS  am  1.  San. 
1002  in  Straft  getretene  SieiebSgefeß  über  bie  priBaten 
BerfidberungSuntemebmungen  uom  12.  SJiai  1901 
(f.  Verfidieiitng)  erfolgt.  3ür  gteidjartige  Bebanblung 
bei  ®efd)äftS  unb  gu  gemeinfamer W bmebr  unlautem 
ftonturrengtreibenS  haben  18  beutfcbeWnftaltcn  1873 
einen  befonbem  Verbanb  mit  juriftifeber  Vcrfönlid|feit 
gebilbet.  Sine  ähnliche  Sinricbtung  bcfteljt  in  Öfter» 
reich.  Sbenfo  haben  bie  beuliebeit  öffentlichen  geuer- 
BerfteberungSanftalten  ftd)  1872  ju  einem  Ver6anbgu» 
jammengef^loffen,  ber  bie  görberung  ihrer  gntereffen 
begwedt  unb  in  einer  SiüdueriiehcrungSabteilung  bie 
gegen(citige9iiirfuerfid)erung  biefer  Wnftalten  betreibt. 

3n  S)eutfd)lanb  gab  eS  Silbe  1901:  54  öffent- 
liche Wnftalten,  bamnter  30  ifwangSanftallen  unb 
24  ohne  SRonopol.  Bon  ben  Vrinat  * geiiertoerftche- 
nmgögefellfcbajten  auf  ötegeiifeitigfeit  Würben 
mehrere  bereits  in  ber  elften  Daljte  beS  17.  gabrij. 
negrünbet.  Sie  ätteften  berfelben  fiub  bie  liegen* 
bofjd)e  Branborbming  Bon  1623,  bie  Sleuenfirihener 
®ilbe  oon  1637  unb  bie  Secjtennüberßatbncr.  Vranb* 
gilbe  oon  1641.  Slüein  in  Vreujjen  arbeiten  242  fol» 
eher  (hier  unb  ba  auch  Wobt  Branbgilben  genannter) 
©efcüfchäften , ju  benen  bann  noeb  etwa  20  nicht  in 
Vreußcit  fongeflionierte,  im  Deutidbcn  Sieich  bontigi 
Iiercnbc  tommen.  3brc  Berteilung  über  $eutfd)lanb 
ift  eine  [ehr  ucrftbicbcnartigc.  Wut  bidjtcften  finb  fie 
in  SebtcSroig-holftein.  Sin  3>ritiel  jener  ®efeüfebaf. 
ten  Berfieberii  nur  gmmobilien  unb  bieje  meift  nur  in 
Einer  ©rooing,  gegen  gwei  $ rittet  nur  SRobilicn, 
baBon  nur  wenige  in  mehr  als  Einer  'fhoBing.  Wit 


größem  ©cgenfeitigfeilSanftatten  befteben  gurgeit  17, 
uon  benen  bte  größte,  bie  geuerBerfidjermtgabanf  für 
®eutfd)lanb  in  ®otba,  in  gang  35eutjd)lanb  arbeitet 
unb  ebeufo  Wie  ber  Sübedcr  geucrBerficherungänerein 
ber  Sanbbcwobncr  fowobt  Immobilien  als  auch  SKo» 
bilien  Berfidiert.  3br  Stanb  war  Snbe  1902: 


rcutfrti«  ÖCflfn» 
feitiflfcitfl» 
Oefcdf^aftrn 
{•  Oef^lt) 

®rün* 

buugfs 

Oerfu^e« 

rung#» 

fumme 

iprämten« 

U.®CbÜfle 

renetn» 

nabmen 

Sc&äben 
u.  Gx  be« 
bung«» 
loftrn 

ÖotJjafr  . . .. 

1821 

5864  925  400 

18543966 

2111 169 

Sübcder  .... 

1826 

103  428  292 

107  249 

53  843 

6(^a>cbtcr .... 

1826 

1029670590 

1880744 

1292  561 

floftoefer  .... 

1827 

53S87  265 

115247 

22  726 

9Utonafr  .... 

1830 

442  142  492 

532607 

264  075 

fflttrttcmbfrger 

1837 

1 161209140 

2 078  395 

661694 

ÜKccrinituitgcv  . 

1837 

388252256 

10W08K 

760142 

®reif«walbet 

1840 

2910450ÖO 

719  219 

642500 

SÄaricnroetber  . 

1840 

148473550 

570  747 

742374 

Sraitbmburge?  . 

1845 

309328477 

408882 

185858 

dfubfufudeciö.  . 

1845 

314  656351 

85502 

85767 

Goncorbia .... 

1865 

249210172 

368767 

188157 

^midaucr ... 

1869 

317  378  076 

451119 

315514 

i.'anbn>.  . 

1873 

709896970 

"06100 

303200 

^preu^.  gorflbfamic 

1880 

• 65000000 

74  399 

82949 

* Staatsbeamte 

1890 

537  665400 

327  575 

192526 

SQedlenb.  (®Qftroio) 

? 

64258512 

179788 

159  788 

©egenf.  Änftültnt  . 

jl2lM9DSJW3  jS88l4Suj  »U14SS7 

Von  bcutfihen  gcueroerficberungSgetetticbaften  auf 
Slttien  gab  eS  1902:  30  bireft  arbeitenbe  unb  26 
3iü<f0eritd)erungSgefellfd)aften.  Viele  biefer  ffiefett- 
febaften  betreiben  aud)  außerhalb  SeutjehlanbS  ®c» 
febäfte.  Wäbrenb  umgetebrt  frenibe,  inSbef.  cnglifebc 
®efettf<haften  in  ®eut[d)lanb  arbeiten.  Über  ben  ber» 
maligen  Stanb  her  beutfihen  geuerBerftcberungS» 
gefcUfd)aftcn,  inSbef.  ber  WftiengefrDfdjaften,  gibt  bie 
labctle.auf  3.  526  fluffdjluf}. 

3n  Öfterreiib-Ungarit  betrieben  1902,  abgc» 
(eben  BOH  258  totalen  3eueruerrubenmgSoereinei!, 
32  ©efeUfdjaften  bie  g.  birett.  'Die  ®efd)äftSergebniife 
biefer  ®cfcllf(i)aftcn  in  ö jierreicb-Ungant  toiefeit  1902 
auS  in  IOOO  Sfronen : 


11  «Men» 
4 

12  ®<gen»|9  fianbe#» 
feitigfett#*|  anftalten 
4efeDf  haften 

3“» 

(am» 

men 

Prämien  u.  Ötbü$rcn 

104  977 

22472 

0536 

140881 

91etto  prämien  . . . 

53880 

12857 

5564 

74  209 

ftettofcfcäben  . . . 

412G1 

6771  | 

2540 

50572 

Wußerbent  arbeiten  in  Cfterreicb  3 auSlänbifcbe  ®e» 
fettfehaften,  bie  1902  : 3,»  Heilt-  Str.  Bruttopramien, 
1 ,9  Sicttoprämicn  unb  1 ,3  Sdjabeiigahliingcn  für  eigne 
Steihnuiig  hotten.  Die  ffiegenfeitigfeitSgeieniebaften 
Beifid)ern  ooniebmlidiSobnhäuier  unbiöiobilten  uub 
geben  gefährlichere  Stififen  gum  größten  leil  an  fHilcf- 
Berficbcrer  ab.  1902  mar  ber  Stanb  ber  9 größten 
®efcllfd)aften  (in  1000  Sfronen) : 


®efc(lf($af  ten 

31.  = Ältiengefellfcftaft 
©.  = ®egenfeitigfdt#»®ef. 

ei* 

r* 

c H. 
cs 

£> 

|g 

li 
2 *2 

s> 

4 

.2.5 
2 e 

$ 

2(((lcura{ione  ®<neralt  (21.) . 

Zrtefi 

1831 

10564 

6660 

Siiunione  Äbriatica  (21.) . . 

Zricfl 

1838 

10186 

6516 

tfrfie  Ungart(4«  (Ä.)  . . - 

fä*i» 

1358 

8285 

4478 

Öftcrreu^tfcber  ®^öntf  (9.) . 

Sien 

1860 

4 661 

3193 

Äiafaucr  2)frflt()CT.»®.  (®  ) 

Äiafau 

1862 

6800 

5180* 

Hefter  gonciere  (31.)  . . . 

m 

1864 

2768 

1668 

fonau  (21.)  

ÜB  ten 

1869 

3365 

üngarift$ » granj6flfc(>e  (21.) . 

Peß 

1379 

1172 

tv.5 

Wiener  Cerfl^cr.»®.  (Ä.)  . 

fflltn 

1831 

4104 

2715 

• IMl. 


526 


geuerocrfidjenttig  (Statiftiföe«). 


Staub  bcr  brntfdien  (IcurrOrrftrtjrrnnaO  * (Bftrnfrfjnftrn  t'  nbc  101)9. 


1.  $eutf$e  fetter* 
pcrfidjcrungf-Mltien* 
gefellf  «haften 

6 

JO 

„ a 

f 

Berfithmwg** 
fu  mnten 

Bräunen» 
unb  (Bebüh* 
renetn* 
nahmen 
(Brutto) 

Warf 

Bertoenbung  ber  'pcü« 
mieneinnahmen  für  eigne 
Wechnuitg  in  Warf 

Brutto* 

3n  ^rojent  ber 
Sietioprämicn  toaren 

Staub  am 
6<$(uft  be« 
fahret 
War» 

BlettofchAben 

unb 

<£rhebung4« 

fpefen 

Sonftige 
Aoften,  Ab» 
jdjretbun* 
gen  tc. 

überf<hüffe 

War» 

Cigne 

Stäben 

über* 
f4)üffe  auf 
ben 

Prämien 

Berlinifche 

1812 

2975030381 

4511022 

1255  294 

992510 

796378 

46,4 

25.7 

fceipjiger 

1818 

3 271  604  309 

5913114 

1064  268 

615873 

1 129525 

44,5 

28,  T 

Baterlänbtf«he  (Ölberfelb)  . . 

1822 

5087  287  998 

8882  005 

2 51083t 

1489587 

1034  002 

55,& 

16,1 

Äatbencr  unb  Wilwhener . 

1820 

9415204  649 

19759607 

5027  889 

3670  372 

2 849  508 

55,t 

14.« 

Baqerifehc  (Diüwhen)  .... 

1838 

8496182393 

6881096 

1505413 

85^1 711 

1034507 

48,» 

21,7 

Golontn  (ftiJln) 

183» 

5 077  797  941 

6898052 

1090981 

837  085 

1428070 

49,1 

25,7 

!£eutfcher  fgranlf.  o.  SH.) 

1841 

4064)172470 

7 095550 

1594  035 

1542  553 

1047  330 

46,0 

2U 

SRagbcburger 

1845 

10633500120 

24522  723 

7 973935 

3501012 

2098209 

61,4 

13,5 

^rcujsifdje  National  (Stettin)  . 

1845 

3072  099  605 

7 539851 

2452000 

2092039 

907  901 

49,0 

15,0 

Sctilefifcb«  (Breflau)  .... 

1847 

3107  903  492 

5509305 

1117120 

1315451 

831616 

44,t 

22,5 

I^unugia  (örfurt) 

1853 

2870005  213 

11767  097 

3 381722 

2152090 

839113 

55,0 

8,o 

Hamburg  • Bremer 

1855 

3312926  010 

11832  879 

4 049  665 

3435209 

' 683  046 

59,1 

8.« 

fprootbentia  (granlfurt  a.  SD.) 

185« 

2952973357 

3 545  785 

870539 

821 979 

544516 

41.1 

22,« 

Clbcnburger 

1857 

823233480 

1 101»  047 

256396 

368944 

276209 

34,« 

23,0 

Tcutjcif  (Berlin)  ... 

1860 

845159632 

1659737 

292  745 

370554 

135004 

40,4 

6,9 

Ölabbad&er 

1861 

3568155795 

6 466  302 

2103084 

1441759 

224  458 

63.« 

3,4 

fiieftbeutfche  (Gffro)  .... 

1800 

2347888033 

4689913 

1683  635 

801641 

448  605 

58,0 

11,9 

$reufcif(h<  (Berlin) 

1867 

1390802902 

•iseosoo 

689884 

577  014 

382226 

*8,0 

20,1 

9iorbbcutf$e  (Hamburg)  . . ■ 

1868 

1952  995876 

5253  636 

1 377  791 

651  013 

21976 

63,5 

1.5 

tranbatlanttfcbe  (Hamburg) 

1671 

1883525100 

6 401785 

1507  915 

1062582 

20S680 

59,5 

2.« 

Union  (Berlin) 

1873 

2 120  842  893 

2 709670 

579476 

589633 

295285 

44.« 

15,1 

£anfcatif«he  (Hamburg)  . . . 

1874 

589005260 

1900500 

388873 

258055 

158294 

52.« 

12,1 

Siaibttt»  Xicipiiger  B.*Ö.  . . . 

1870 

902429993 

2182300 

695458 

221067 

238509 

58,« 

16,5 

Jlffcfur.*flomp.p.l877  <§aniburg) 

1S77 

317  908  777 

1214  460 

424  754 

168383 

27125 

70,5 

1.« 

SHbctnlaub  (‘JJtufc.) 

1880 

1200  946  285 

1546590 

360598 

290254 

170243 

52,1 

7,? 

91  Ifatia  (Strasburg)  ... 

1881 

546  870  094 

679640 

312891 

190304 

121  894 

60,i 

11.4 

SMiem  unb  Wofel  (Strafiburg) 

1881 

1642290008 

2358450 

747  123 

588147 

580591 

46,5 

22,7 

Sübb.  geuen>.*B.  (Wüncbeu)  . 

1823 

925  992251 

3592440 

769  484 

95  994 

63  044 

38,4 

1,9 

Bab.  gtuero.*».  (ÄarlfruhO  . 

1808 

298310801 

468360 

142575 

128881 

495 

88,. 

16,3 

Wu<hbriuf«‘g.*B.*<Sen.  (fieipj.) 

1809 

12417630 

15050 

50 

8177 

10682 

0,4 

45,5 

Bftiengcfellfchaften : 

80007080629 

ICH  267  576 

48025090 

31033505  j 1.  «34  300 

M,t 

13,« 

3«»i 

°ho  ber  B.*Sutnme 

1L.  (Befellf<haften  überh-: 

Prämien 

S «hoben 

Öffentliche  Souctfiten  t.  Breufctn 

32 

28246  353125 

41501019 

25085792 

8511709 

6 455  588 

1,41 

0,94 

• im  übrigen  Beutf<hlanb 

20 

25  634568016 

80787  204 

21577  779 

5528360 

5 062  842 

l,ii 

0,99 

(Begenfeittg!eit«gefcQicbaftcn(btc 

oben,  S.  525,  angeführten)  . 

17 

12  049  027  943 

30835  083 

8014  837 

5 423722 

16868542 

2,57 

0,71 

geuerüerf.  • Slttiengefeüfchaften 

(bie  oben  unter  L angeführten) 

SO 

80657  089629 

168267  576 

48025990 

31083585 

17931 300 

2,0« 

0,5» 

AI.  preuftifche  lelale  Betbüitbe  . 

242 

1240  000000 

2317  023 

1984  590 

252500 

229933 

1.8« 

1,91 

tfkfamtfummc: 

M7827WB.U 

stsioosuo 

uxassttt« 

50  7195;«  | 43051205 

1,85 

1,01 

3n  Sranfreidj  Würbe  1745  in  ©arid  eine  3m* 
mobitientaffe,  1819  bie  erfte  91fticngefetUd)aft , bie 
Compagnie  li'Assurances  gfinirales  gcgriliibet.  ©e- 
gettwiiriig  befielen  neben  Bielen  fleincti  ©egcnfeitig. 
feit8geicll(d)aftm  12  größere  Wedjfelfcitige  unb  19 
tfltticngcfctlfdwftcn.  Sür  1901  ergab  fid)  folgenber 
Sianb  bcr  Wlticngefenidjaften,  bcj.  ber  grüßcrn  un- 
ter iljncit  (in  1000  Sranf): 


OcfeUfchaften 

Sletto* 

prämiert 

Schoben 

flfctWffc 

19  Qefellfchaften . . . . j 

112715 

! 01030 

1 22311 

darunter  bie  grhpten: 
Union 

16830 

1 

10224 

1912 

Aflurance  ffienlrale  . , 

10965 

6049 

2586 

Affurance  Nationale  . . 1 

9299 

5034 

2 254 

Solcil 

9429 

4910 

2537 

Wn*I 

10184 

5187 

3133 

Urbaine ....... 

8383 

4 973 

900 

Trance 

7 082  | 

4 382  ' 

881 

Laterne  Eie 

5899 

2545  ! 

059 

3"  ber  ScfiWeij  bc(teiien  18  monopoliücrie Stau  ] 
tonalbranbfaiien,  bie  nteiil  Wnfang  biefcb  3abrbuti 
bcrtä  unter  Vluflöfung  einer  großem  SMnjaßl  Bon  . 


©riBalgegcnfeitigfeitSqefellfdiaftcn  bon  ben  Segierun- 
gen  in«  Sieben  geru/ctt  würben,  außer  ibnett  eine 
182B  gegrünbete  ©egenfeitigteitSgeiellfdiaft  (Seywei- 
ler SDiobiliarBerftdicriing  in  ©ent),  feit  1874  bie  Heine 
wnftalt  liinmenttial  (Sigten)  unb  2 tltlicngefeüfdiaf. 
ten,  bie  ©afelcr  unb  bie  .yeluctia  ju  St.  ©äfleu  (jene 
1902  mit  7,i  SUiitl.  Sr.  ©rSmienemnafimen  unb  4,o 
lliitt.  Sr.  £d)abenjabluugcn,  biefe  mit  6,8  ©rütnien- 
einnaljnten  unb  4.5  Sd)aben,jaljlungfn).  fiußerbem 
arbeiten  nod)  14au8täubifd)c(barunter5bcut[<ye  unb 
7 framSftfdje)  ©efeQfd)nften  in  ber  Sdjwcij. 

3«  ©etgien,  Wo  jjatilreidjc  SeucrBeifiehentng«- 
fflefeUfdjaften  befteben,  batten  1901  über  1 3Ki(L  Sr. 
©rämieneinnabitien  (in  1000  Sranf): 


(BefeQfchaften 

Sleitoprämien 

9tettof«h<lbcn 

Bropnltairef  Silunief  .... 

6458 

3494 

Stffurance  (Binäre  le  Beige  . . . 

4982 

8230 

Sccuritaf 

2328 

1410 

dompagnic  t*  BrureHe«  . . . 

2344 

1191 

üleipb  Beige 

2423 

2277 

Belgigue 

2111 

1254 

Gfcaut  

1381 

675 

Union  Beige 

1300 

721 

527 


SiCtierDei'ftcgenmg  (bie  großem  QVefctlfdjaftcn  beä  VtuSlanbeS). 


Sie  9!  i t b o v I a u b c haben  eint  große  Vlnjal)!  (metft 
(leine)  ©cf  rltfcßaf  len;  bie  älteite  ju  Vlntftcrbam  (ett 
1771.  3*oii  bcn  großem  Hub  ju  erwähnen  bic  9!cber< 
ianb  mtb  bie  9ieberlanbiche  Maatfd)appij  oon  fflcniib« 
perjetcring.  3n3talicn  betreiben  19  öefefljdjnften. 
barunter  mehrere  auälcinbifche  (inäbef.  bic  ©encrali 
unb  bic  Siiumone  in  X rieft),  bie  S-  liefe  hatte  1901 
eine  Brämicneiimahme  Bon  30,5  unb  Sehabenjahtun« 
gen  «on  17,4  Still.  Sire,  bie  Sriefter  Öefellfdjaften 
allein  11,8  unb  6,8  9Rilt  Sr.  3n  Spanien  finb 
neben  6 rinljcimtfthtn  uiele  auälnnbifehc  Weieflidjaften 
tätig  Sie  größte  ift  bie  Uniön  y El  Fan  ix  Espanol. 
SHußlanb  befißt  144  Weiellfdjnften , barunler  69 
ftäbtifd)e,  34  lanbfd)aftlid)e,  29  ftaatlid)e  unb  15  Vll« 
tiengejcUichaften , leßtcre  1901  (mit  VluSnabme  einer 
©cfellfchaft,  über  bie  (eine Mitteilungen  Borliegen)  mit 
84,e  Milt.  Siubet  Bräntieneinnahmen  unb  31,2  SRitt. 
Sub.  Schabenjahlungen.  3n  S ( a n b i n a B i e n haben 
frttnbe  ©efedfehaften  ohne  befonbtre  ßonjeffion  Zu- 
tritt. Set)  web  eil  bat  6 91flicn-,  13  fflegenfeiligteitb- 
gefettfehaften.  ©S  hätten  1901  (in  1000  Kronen): 


^rärmendnna^tnen  €<$abenja^lungen 

Stanbia  (*.) 0544  4031 

Suea  («.)  . 9169  6741 

Sfane  (H.) 2422  1778 

fcenij  fäL) 1164  739 

Korrlanb  (*.)  ....  2392  1224 

Biftoria 374  85 


13  ©egenfeitigfeitf  • ®ef.  . 8125  1360 

Sie  Vtttiengefetlfdiaften  betreiben  BerhältniSmößig 
bicle  ©efdiäfte  im  Vluälanb.  3n  9Jonoegen  bätten 
6 ©efellfehaften  1901:  2,98  ä)itH.  Kronen  Prämien- 
einnabmen  unb  2,n  Mi  11.  Kr.  Sebabenjablungcn. 
$ ä n e m a r Ibat mehrere  gut geleiteteWnftalten.insbef. 
Heinere  fficgcnfeitigieitSanftalten.  Sie  größten  finb 
bic  flügemetne  Söranbuerfidienuig  für  Saitbgebäube, 
bie  9!i)e-  Sanöte  unb  bie  ftjobenhaunäte.  3n  9i  u nt  ä » 
nien  befiehl  ber  Sacia  SHomama  unb  bic  9iationala, 
1901  jener  mit  4.68'Uiitl.  Sr.  ^tämieneiniialiiueti  unb 
0,»7  37ii(l.  Sr.  Sdiabcnjablungen,  biefe  mit  4,87  unb 
0,30  MilL  Sr.  3n  © ried)e nlaub  befiehl  jejjt  bic 
J.n  Nationale,  in  ber  Silrtei,  wo  etwa  20  frembc 
©efellftbaften  arbeiten,  würbe  mit  ber  Socibtö  gänö- 
rule  Ottomane  d'assurance  ein  Serfud)  gemacht. 

3n  ® roßbritannien  ift  bie  S-  (ehr  entwidelt 
3m  17.  3obrb-  würben  öffentliche  Branbhilfälaffen 
fiirSmiuobilien,  bann  für  Mobilien  gegrünoet,  fpäter 
traten  an  beren  Stelle  Briuatanflaltm,  beute  ift  ber 
Betrieb  faft  ausfchlicßlidj  gewerblicher  9!atur.  Sie 
erften  mobemen  Vlnftalten  finb  bie  1696  auf  ©egen« 
feitigfeit  gegrünbete  Hand  in  liand  unb  bie  1710  er« 
richtete  Sun-Fire-Oflice  in  Sonboit.  1901  war  bei 
ben  ©efeüfchaften  mit  über  500,000  ffSfb.  Sterl.  Brä> 
mieneinnabmen  (in  1000  Bfb-  Sterl.): 


flkfeQffi^öften 

«1 

•I 

SPrimicn» 

einnabmen 

€<$abcn* 

la^Iungcit 

Kopal 

£ioerpoo( 

1845 

2510 

1485 

Üioerpool,  fi.  u.  ©l. 

1836 

1788 

1149 

Itort^  «ritifl  «.Rer* 
canttU  .... 

fionbon 

1809 

1623 

1116 



178« 

1380 

947 

tommercial  Union  . 

1803 

1664 

990 

6un 

1710 

1105 

670 

Sonbon  u.Sancaf^ire 

Üocrpool 

1862 

1134 

585 

9lotTDttti»  Union  . . 

•JJoriui^ 

1797 

1036 

744 

.... 

£onbon 

1836 

653 

526 

ÄUtance 

* 

1824 

549 

281 

2Kan«5<fier  .... 

2Ran<Vrfter 

1824 

830 

758 

3m  ganjen  hatten  bie  englifdjen 

Kompanien  1901: 

' 20,27  MitL  Bfb.  Stert.  Bräntieneinnahmen  unb  12,8« 
Mia.  Bfb.  Sterl.  Schöben.  Sie  haben  in  ber  lebten 
3cit  namentlich  wegen  beS  Bielfad)  öerluftrcidjen  We 
jdheiftä  in  bcn  Bereinigten  Staaten  unb  in  ftanaba 
ungilnftig  nbgefthloffcn. 

SieSereinigtcn  Staaten  Bon9!orbamerita 
batten  fd)on  1737  eine  eigne  ©efettjehaft,  bieKuicker- 
bocker- Company  in  9!eW  |!or(.  fjeute  arbeitet  ba 
felbft  neben  Bielen  einbeimifeben  eine  große  Vtnjabt 
frember  ®efeafd)aften.  3m  ganjen  1901:  115  grü 
ßcrcSeuerüerfidienmgSgefcIIfchaftcn,  Bon  benen  jcbodi 
1901  nur  17  (barunler  6,  bie  jugleid)  Iraneporl- 
Derficherung  betreiben)  mit  deinem  ©ewinn,  98  mit 
Berluft  arbeiteten,  hauptfächtidj  infolge  ber  burchauä 
ungcnügenbeit  Brnmientarife.  SJären  nicht  bic  Kn. 
pitaterträge  ber  Vlnftalten  Borhanben  gewefen,  fo 
würbe  bie  3ahtung  ber  SiBibenben,  bie  Senteffen  an 
bie  3entralbureaus  unb  ber  Vtuäfatl  im  Bcrfidierung« 
gefdjäft  einen  Serfuft  im  Betrag  Bon  15,:,  MitL  Sott, 
ergeben  häbeit.  ©o  fteQten  ftd)  für  1901  in  1000 
Sonar: 


©efellf  haften 

i'iämien«  1 
einnabmen  | 

Stäben 

jablungen 

flero  9)orf«  gtuar»  (u.  tron4port*> 
Ikrft4)erung6*211tiengcf(afc^aft  . 

40317 

22431 

Jltn?  gorfer  gegenseitige  geucroer» 
fl^erunglgefeüfcbflft 

48 

40 

geuer«(u.Xran5port»»erfld^ening**) 
©efellf(5aft  in  anbern  Staaten  . 

67438 

38695 

©egenfeitiflc  ^euwucifihberung«* 
gefellfdjaft  anbrer  Staaten  . . 

385 

252 

äu«länbi|4ic  geuemerfi(^<rung6gef.  | 

49845 

32014 

gufammen:  j 

158033 

«343C 

Sie  in  Seutfchlanb,  Srantreich  ic.  in  Singriff  ge- 
nommene S-  gegen  VBalbbränbe  (SotflBetfidie« 
rung)  hat  (eine  größere  Vtuebehming  gewonnen. 

Sgl.  ®eö(amp  Bon  Siebenburg,  Sianbbudt 
jur  Sornahme  Bon  Sdiäßungen  an  ©ebäuben 
unb  lanbwirtfchafllichen  ©ütem  bei  Vinnahme  Bott 
Berfieherungen  unb  Branbfdjabenerbebungen  (®icn 
1876);  Seuthe,  feilfebud)  für  ©ebänbetapation  ju 
SeuerBerfidjerungSjWeden  (3<ma  1894);  3-  £>opf, 
Vlufgaben  ber  ©efeßgebung  im  öebiete  ber  S-  (öeri. 
1880);  Vt.Sagner,  Serftchcrungäwcfen,  in.Sdjön« 
bergS  feaiibbud)  ber  potitifchen  Dfonomic«,  Sb.  2 
(4.  Wuft.,  Sitbing.  1 894) ; K u m m c r , Sie  fflefeßgebung 
ber  europäifchen  Staaten,  betreffenbbieStaataaufficht 
über  bie  priBaten  Berfidjerungdanftalten  (Bern  1883) ; 
53.  Sd)äfer,  Sie  SerftaaHicpung  beö  Stllcrt,erfiche- 
rungewefenö  (^annoB.  1884);  Äaßner,  Bedjlä-  unb 
Berwattungogrunbfaße  in  ScucrncrfuberungSangc« 
legenheiten (BerU  1885) ;©m minghaub, im  «Staub' 
Wörterbuch  fürStaatäwiffenfchaften.,  Sb. 3 (2. Vlufl , 
3ena  1900);  Bafch,  3ul  Stage  beä  Berfidjerungö. 
wertes  in  ber  S-  (baf.  1892);  Brange,  Sie  Jtieone 
beä  BcrfidienimvJioerteä  in  ber  S-  (baf.  1895—1902, 
Seit  1 u.  2);  Silberberg,  Jianbbiiih  für  bieSeitung 
unb  Braftü  ber  beutfehen  unb  ber  in  Seutfchlanb  ar- 
beitcnbennichtbeutfchenSeuerBerficherungägefetlfchaf. 
ten  (Vlttona  1895);  Uhlemann,  Sie  preußischen 
Sfüertcrftcherungägefeße  :c.  (Sönigäb.  1899);  Sä- 
ger, Sie  öffentlich  «restliche  Regelung  beä  Bruifit- 
iterTichentngäwefcnä  in  Seulfdiluub  (Bert.  1900); 
4».  unb  ft.  Br  am  er,  Saä  Berficherungöiuefcn  (Scipj. 
1894);  B.  Suebel-Soeberiß.  Saä  Seucrt,t'rftdie. 
rungowefen  in  Breußen  (Berl.  1903).  Statiftiicbeä 
in  Sliicii;Weigä  »VIi'fe(uran,j«3ahrbuih*  (Biien)  unb 
in  ®anmann3  «Scutfcbcm  Berftdicmngöfaienbcr« 

I (Berlin).  Bgi.  SüdBcrftchcncng  unb  Serfuhcrung. 


528  gcuerroaffen  — 

gcncrtonffai , f.  ©efdjüß  unb  ißanbfeutrwaffen. 
gcuertoalje  (PyrosOma),  f.  Seefcßeiben. 
gcucrttmttjc,  f.  SBanjen. 
gcucrntcbcr  (geuerfinf),  f.  ®eberoöge!. 
gcucrtuctir,  f.  geuerfcßuß. 
gcuertocißc,  im  tatholifdjen  ffultebie  Einweihung 
beb  geltet«  amSonnabenb  BorCftem;  bie3eremome 
befielt  barin,  baß  au*  einem  Siefelitein  geuer  gefdjla* 
gen,  außerhalb  bet  Sirene  ein  ftoljftoß  unb  baran  un- 
ter betn  breimaligcn  Suf  »Lumen  Christi!«,  ben  ba« 
Bolf  mit  ben  Sorten:  »Deo  gratias!«  beantwortet, 
eine  ff  er  je  ungebrannt  wirb;  biefe  läuft  in  brei  Spißen 
au«,  Womit  bann  bie  übrigen  Sichter  ber  Stircße  an- 
gejünbet  werben, 
geuertoerf , f.  geuerwerferei. 
if  euertoer f er , jur  be«  jünftigen  Artillerie» 

Weimä  bie  Artilleristen  jur  Bebtenung  be«  Surf  ge 
feßüße«  (tigl.  Bücßfennieifter  unb  golbtcßüßen),  feit 
bem  18.  ffafirf).  tjarge  int  Unteroffijierftanb  ber  Ar- 
tillerie. Sie  g.  ber  beutfetjen  Armee  geben  au*  Unter» 
offijicren  ber  Artillerie  beruor  unb  erhalten  auf  ber 
Dberfeuerwerterfcßulc  (f.  b.)  in  Berlin,  refp. 
in  3J!üncßen  ißre  tbeorctifdjc  unb  prattifeße  Auäbil- 
bung.  Sliefe  foü  beit  g.  befähigen,  bie  Anfertigung 
Bon  wlunition,  ffriegäfeuem  tc.  ju  leiten,  bieSeBtjton 
unb  Abnahme  oon  (»eießüßen  unb  SBuiiitionSgcgcn- 
itanben  aubjufüfjren  fotoie  atä  Sekret  an  SBilitür* 
fcßulen  ju  fungieren.  Slacß  beftanbener  erfter  Berufs- 
Prüfung  werben  bie  Unterofjijiere  ju  geuermertern 
iSang  be«  Sergeanten),  ttaeß  jweiiäljriger  Sienfilei- 
jtung  bei  einem  Artitteriebepot,  Bef ueß  bedobemCehr- 
gange«  unb  Ablegung  ber  jweiten  Berufsprüfung 
»um  Cberf  euer  liierter  (Sann  be«  gelbwebel«)  be- 
förbert.  9iacß  erfüllter  SienftpRicbt  finben  g.  Ser- 
wenbung  in  ber  tngonometnidien  unb  topograpßi- 
fdjett  Abteilung  be«  ©eneralflab«.  ®eeignete  Cber- 
feuerwerfer  werben  ju  geuerwerlSoffijieren 
(geuerwerfäleutnantS,  Oberleutnant«  u.  §auptleute) 
beförbert,  bie  ben  Stäben  ber  Arttüeriebrigaben,  Ar* 
tiHeriebepotbireftionen  unb  ben  teeßnifeßen  ynftituten 
jugeteilt  finb.  Sie  bilben,  wie  ba«  3tug°nMcerforpss, 
ein  in  firtj  rangierettbe«  Dffijierforp«  unb  tragen  mit 
jenem  bieielbe  Uniform,  nur  mit  einem  F auf  ben 
Adjfelftttden.  Sie  g.  ber  Alarme,  bie  atttf|  auf  ber 
Cbcrfeuerwerfrrfcßule  ihre  AuSbilbung  erhalten,  ftnb 
Sedoffijiere  jweiter  Jtlaffe,  bie  Dberfeuermerler  $ed» 
offijiere  erfter  fflaffe.  ßflcrreicß  hat  g.  unb  Secß- 
nungSfeuerwerler.  Sgl.  geucrWertolaborato- 
rium.  g.  (Sprotedjnifer)  nennt  man  aud)  bie 
Scrfertiger  non  ffunft*  unb  Suftfcuem. 

gcttcrtucrfcrci  (Bßrotechnif),  Anfertigung  unb 
fflebraudi  oon  fflegenftänben,  bie  au«  nteljr  ober  min- 
ber  heftig  brennenbett  HRaterialicn  in  Berftßiebcnen 
gormen  pergefteltt  Werben  unb  nerntöge  ißrer  geuer» 
wirfttng  entweber  jtt  ffriegSjweden  Serwenbung  fin- 
ben folleit  (RtiegSfeuer),  ober  jur  Belüftigung  bie- 
nen (Suft»  ober  Jhtnflfeuerwerf). 

1)  ®ie  ffrieg«fcuerwerferei  umfaßt  bie  An- 
fertigung unb  Aufbewahrung  fäintlicßer  in  ber  Ar- 
mee jur  Anwcnbung  lommenben  Rriegäfeuer,  bie 
SKunition  für  fflejebuße  unb  fymbfeuerwaffen,  bie 
3ünbungen  unb  beiottbere  geuerroerfäförper.  Sie 
Anfertigung  ber  ffrieg«fcuer  gefthießt  teil«  in  ben  Ca* 
boratorien,  teil«  in  teebnifdjen  gnftituten  (Staats- 
Wcrfftätten) , Wenn  fte  befonbere  gabntcinrid)tungen 
unb  geübte«  Berfonal  erfotbem,  wie  j.  B.  bie  An- 
fertigung ber  Saleten,  3ünber,  Stßlagröhren  tc. 

2)  Cujt»  ober  ffunftfeuerwerferei.  (Sin geuer- 
Werl  befleiß  au«  einer  Anjabl  einjelner  geuer,  bie 


geuerroerferei. 

j einjeln  naeßeinanber  ober  ihrer  ntebrere  jugteicb  ab- 
gebrannt werben.  Sine  jWedmüjiige  berartige  3u» 
I iammenfieüung  Berntag  roefentlid)  jur  Srfjöbung  be« 
1 Sffett«,  ben  ba«  ganje  geuerWerf  beroorbringen  foü, 
beijutragen.  gebe«  in  ber  g.  benuüte  brennbare  (Ge- 
menge nennt  ntan  einen  Saß.  ffian  unterfeßeibet 
glammettfeuerfäße,  bie  fdjöne«  intenfine*  üid)t 
unb  tief  gefärbte  glantnte  geben,  unb  guntenfeuer» 
fäße.  bte  nur  einen  funlenreidjett  gcucrftrabl  erjeu» 
gen  foüett.  Gritcre  ftnb  g 1 a m nt e nfä ß e jur  Beleucß ■ 
tung  non  ©cbäubett,  lebenben  Bilbent  tc.,  Sichter» 
fäße  ober  Santen  mit  lattgfam  Perbrennenbett 
weißen  ober  farbigen  Säßen  jur  §er[tetlung  bott 
SRantenSjügen,  anSite(tonifd)en  ©egenftänben , $c» 
forationentc.  mit  ruhiger,  intenfio  gefärblerglamnte, 
Ceuebtfugelfäße,  bie  währenb  ihre*  ginge*  burdt 
bie  Cuft  perbrenuen.  ®ie  gimfenfeuerfäßc  geben  nur 
einen  fd)Bnen  guittenftrahl (S tillfeuert ajje.  Bril- 
(antfäße,  Brillantfeuer),  ober  fie entwideln  ju- 
gleid)  fo  biel  ®a«,  baß  fte  rüdwirfenbe  Straft  auf 
bie  $ülfe  auSüben  fbnnen,  uttb  bienen  bann  ju  geuer* 
wertsftiiden,  benen  matt  eine  Bewegung  erteilen  will. 
9lad)  ber  £>eftigtcit,  mit  ber  bie  Serbrennuitg  erfolgt, 
unterfeheibet  man  rafthe  unb  faule  Säße,  bod) 
hängt  bie  Bejeidjnung  wefentlid)  mit  Bon  Der  Ser» 
Wenbung  ab:  ein  rafdjer  glamntenfaß  brennt  lang- 
famer  al«  ein  fauler  Safetenfaß.  Um  ritten  faulen 
Saß  in  einen  rafeßen  ober  umgelehrt  ju  Betwan- 
beln,  genügt  eS  meift,  ba«  Serhältni«  feiner  Bcftanb» 
teile  ju  änbent.  gunbamentalfäße  ber  g.  ftnb  ber 
Salpeterfd)Wefcl(3  Seile  Salpeter,  1 Seil  Schwe- 
fel), (L^lorfalifdituefel  (125  Seile  cßlorfaurc« 
Slali,  35  Seile  Schwefel)  unb  $ulBerfaß,  ju  Aießl 
jerriebene«  SdjieHpulüer.  ©rauer  Saß  ift  Sal- 
peterfcßwefel  mit  8 Sroj.  'Dlelilpuluer.  Sie  fd) Duften 
jtrahienben  gunfen  geben  Gifeit-  ober  Stahlfeilfpäne, 
bann  Aiefjtng-,  ffupfer-  unb  3infipäne  fowie  St»'* 
jeüattpulBer;  glüßenbe  gunfen  erhält  man  bureß  3U* 
faß  gefiepter  grober  ffoßle  (©olbregen).  Alle  biefe 
Säße  werben  in  bie  Sapierhülfcn  mit  Stempel  unb 
Schlägel  feft  unb  gleichmäßig  eingefcßlagen , mir 
Schwärmer  (hülfen  non  1 cm  Surcßmeffer)  werben 
am  heften  möglichft  ungleichmäßig  gefcßlagen.  Sie 
Säßrcn  (hülfen)  ftnb  am  Sranbcitbe  gewürgt,  b.  ß. 
bi«  auf  eine  jenlrale  Öffnung  (bie  ffeßle)  Bon  V» — V« 
be«  ßaliber*  ber  §ülfe  jufammengefißnürt,  gebttn- 
ben  unb  geleimt.  Beim  Schlagen  fteßt  bie«  Gnbe 
unten.  Auf  bie  lebte  Schießt  Saß  bringt  ntan  in  ber 
Segel  einen  Schlag  non  ffornpulner  uttb  fdtlief-.t 
bann  bie  Sichre  bureß  eine  Sonfcßicßt.  Söhren , bie 
naeßeinanber  brennen  foüen,  werben  in  entfpreeßen- 
ber  Seißenfolge  mittel«  3ünbftßnur  jur  Übertragung 
be*  geuer«  Bcrbunben.  Siie  gänbfehnur  beflcßt 
au«  gäben  non  Baumwollgarn,  in  Anfeuerung  ge- 
träntt.  Ceitfeuer,  juttt  ffierbinben  entfernter  Sößten 
bienenb,  ift  eine  3ünbfcßnur,  bureß  etwa  0,5— 0,7  cm 
weite  Sapierßülfen  gejogeu.  3änblicßte  finb  bünne 
Sapierßülfen , mit  Jüuolicßtcriaß  (grauer  Saß  unb 
ffolopßott)  gefcßlagen,  bie  jum  Attjünben  be«  geuer- 
Wert« bienen.  Cunte  befteßt  au«  Cianffcßnüren , in 
falpelerfaurem  Blei  getränlt  unb  mit  Schwefel,  Sal- 
peter ober  falpeterfaurcm  Strontian  überjogen;  bient 
jur  Sarftellung  non  9cameit«jügen  u.  bgl.  3>rei-  ober 
meßrrohrige  Säber,  1 — 1,5  m lange,  gerabe  ober  S- 
förmig  gebogene  Arme  u.  bgl.  nt.  brcßcit  fieß  Bennöge 
ber  bureß  bie  auäftrömenbcu  ®afe  ßernorgerufenen 
Seaftion  um  eine  Acßfe:  Sreßfeuer,  wie  bie  B“ftil- 
len  mit  fpiralförmig  auf  eine  breßbare  Acßfe  aufge- 
widelten  hülfen,  ber  11  ttt  1 ä u f e r mit  funtengebenbent 


529 


gcuertDerfsfieuegatt  — gcuerseuge. 


Xreibfag,  bic  Xafelrafeten  (XourbilloitS),  bie 
fich  bomontnl  um  ihre  Adbfe  brepen  unb  babci  auj» 
fieigcn,  ber  3)  räche  ober  bas  Scbnurfeuer,  ber  an 
einem  3)raf)t  bin  unb  ber  gleitet  tc.  Stebenbe  Jener 
ftnb  Sonnen  ober  Sterne,  beren  Strablenjabl 
mehrfach  nacbeinanber  wecpfeln  fann.  'Xte  Sonnen, 
unb  SRabfdjeiben  werben  tncift  nod)  mit  farbigen  2id)t» 
djen  belegt.  Jnt  übrigen  fönnen  bie  ©obren,  je  itad) 
ber  ©bemtafie  beS  ©erfertigerS,  ju  bat  mannigfach- 
ften  Jiguren  jufammengefteHt  werben  , in  beten  ge- 
fdjmadBoOen  Jormcn  unb  SBecbfeln  oft  ber  Sjfeft  beS 
JeuerwerlS  unb  ber  (Erfolg  mancher  2uftfeuerWerfe 
berupt.  öerBoräUpcben  finb  bie  HaSfaben,  ber 
©almenbaum,  ber  ©lumenftrauf)  (Jontäne 
oon  Juntenfeuer).  ®cr  Jeuertopf  ipot  tl  feu)  ift 
eine  in  einer  ©üepfe  [teljenbc  ©riflantri)t)re,  bie  junt 
Schluß  eine  ©Jeitge  2eud)ttugeln  ober  Sebwämter 
auswirft;  beim  ©ienenfebmarm  gejdiietü  bieS  ein- 
jetn  nad)  unb  nad).  Banonenfcpläge  finb  ruitbe 
ober  edige , mit  ©uluer  gefüllte  unb  einem  3ünber 
pcrfchenc  fförper  and  ©appc  ober  mit  geleimter 
Umwidelung  oon  ©inbfaben  ober  3eug;  je  fefter  bie 
Snnbung,  befto  ftärfer  ber  ßnatt.  S d)  w ä r m e r finb 
fleine  ©apierröpren , mit  Junfenfeucrfag  gefüllt,  bie 
beim  tflnjiinben  in  fdjlangenfbrmigen  2inien  bin  unb 
ber  fahren  unb  mit  einem  St n all  Oerlöftben.  Jröfcbe 
finb  ©npicrpülfen,  burdi  bie  3ünbfcpnur  gezogen  ift. 
Sie  werben  mebrfatb  febarf  .sufammengemijfen  unb 
■gebunben,  ®ie  brennenbe  3ünb(d)nur  jerreißt  mit 
etnent  ßnall  bie  (Eden,  wobei  ber  Jrofcb  bin  unb  ber 
hüpft.  Salden  (f.b.)  finb  übereinen  tonifcbenXom 
mit  Sag  in  ber  SSeife  ooHgefdjlagene  ©apierbülfen, 
baß  fic  eine  jentrale  £ib()lung,  Seele,  erhalten.  An 
ihrem  Borgern  Sttbe  befeftigt  man  eine  mit  Stern» 
(euer,  Schwärmern  ober  einem  SVanottenidilag  gefüllte 
©apierbülfe,  auf  bie  eine  fonifd)e  Spigfappe  gefegt 
wirb.  3>icfe  Scrfegung  Wirb  im  ÄulminationSpuntt 
brr  Jlugbabn  entjüubet  unb  auSgeftoßen  unb  fällt 
brennenb  tur  ©rbe.  ©ei  Jalllchirmrafctcn  ift  an  ein 
lud)  Bon  Bünnem  3eua  burdi  Jüben  ein  mit  Heuchl- 
ing gefüllter  ©lediüjliubcr  befeftigt,  ber,  entjünbet, 
burefi  ben  auSgeftoßencn  unb  auggebreiteten  Jall» 
febinn  getragen , leuditenb  in  ber  2uft  fdtwebt.  ©ei 
3immerfeiterwerfen  werben  nur  fleine  hülfen 
oerwenbet,  beren  Sag  bei  ber  Verbrennung  feine  gif- 
tigen Sümpfe auSftoßen  barf.  S3afferfeuer werfe 
ftnb  im  allgemeinen  ben  erflbefehriebenen  gleich;  bie 
einzelnen  Jener  Werben  auf  fd)Wimmenben  ©rettem 
befeftigt;  foflen  fle  aber  im  iiäaff er  felbft  [djwimmcn, 
Wie  bie  lamper,  Schnarcher,  fo  werben  bie  hülfen 
mit  einem  loafferbichten  JirniS  überzogen. 

Sfachftcbenb  geben  wir  einige  3ufammenfejjungen 
oon  Sägen,  bemerfen  aber,  baß  eS  Stegei  i|t,  alte 
Säge  Bor  ihrer  Anwenbung  fit  probieren.  Xreib» 
füge:  4SM)lpulPer,  1 grobeStoble,  ©ietadfpäne  ober 
©orfellanpulper.  Sialetenfag:  83Jfeblpuloer,  3 gut 
gefiebte  grobe  Stöhle.  Jaule  Säge:  8 ©leblpulper 
unb  6 Hoble , TOetallfpäne  ic.  ©ei  ben  Jlammen» 
feuern  fomntt  ©leblpulper  nur  feiten  für  Anwenbung ; 
an  feine  Stelle  tritt  baS  chlorfaurc  Hali,  unb  man  be- 
reitet fid),  ähnlich  Wie  ben  Salpeterfchwefel , aus  80 
dilorfaurem  Sali  unb  20  Schwefel  ben  Ublortali 
fdiwefel  als  Junbamenlalfag.  3U  farbigen  (benga- 
lifdjen)  Jlammen  bienen  folgenbe  SKifchungcn: 
Steiß:  20  Schwefel,  60  Saliumnitrat,  6 Schwefel» 
antimon.  lSWeblpulDer;  ©lau:  .94,5 Saliumchlorat, 
18,i  $ol;foble,  27,i  ttupferammonfulfat;  9t  o t : 29,? 
Slaliumdilorat,  17,2  Schwefel,  1.7  Holffoble,  4ö,7 
Strontiumnitrat,  5,7  Schwefelantimon;  (grün:  32,7 
Steierl  Äono. »Periton,  6.  Stuft-,  VI-  Sb. 


Haliumdilorat,  9,«  Schwefel,  5,2  §ol, (fohle,  52,3  ©a* 
rhumnitrat;  @eib:  23,6  Schwefel,  3,8  $oljtob(e,  9,8 
©atriumnitrat,  62,8  Staliumnitrat.  20  Salpeter,  5 
Schwefel,  4 Schwefelfabmium , 1 Hoble  geben  eine 
praebtBoüc  weiße,  blau  gefäumte  Jlanime.  Jürnicht 
geftopfte  Jlammen : 3i  o t : 9 falpeterfaurer  Strontian, 

3 Schellad,  1,5  djlorfaureS  Sali;  ©rttn:  9 falpeter» 
faurer©arpt,  3 Schellad,  l^djlorfaureSftali ; ©lau: 

8 fdiwefeliaures  Rupferoppbammoniaf,  3 Schellad, 

6 d)loriaureS  Sali,  AuSgejeicpnete  Siefultate  würben 
burch  öenugung  oon  ©iagnefmmpulPer  erjielt.  Jür 
weißes  Jener  fdjmeljt  man  1 Schellad  mit  6 fal» 
peterfaurem  ©art)t  jufammen,  mahlt  bieS  unb  fegt 
2,5 ©roj.  ©iagnefiumpulner  ju.  Siotes  Jeu  er  geben 
1 Schellad,  5 falpeterfaurer  Strontian  unb  2,5  ©roj. 
ailagnefiumpnloer.  Xcr  JriftionSfagfür ben 9tcib- 
apparat  ber  JriltionS  jdilagrübren  (f.  3«nbiingen)  be- 
geht auS  20  djlorfaurem  Hali,  18  Schwefelantimon, 

12  fflehlpulocr,  10  ©laspulBer,  1 ffiummiarabifum, 

30  fflaffer;  ber  für  3ünbfpiegcl,  3dnbpiüen  in  ben 
Schrapnell, jeitjünbem  aus  einer  äijntidien  SKijcpung 
ohne  (BlaSpulocr.  ©gl.  fioben,  fiuitfeuerwerferei 
(10.  MufL,  fieipj.  1898);  0.  9iiba,  Satcd)iomu8  ber 
Huflfeuerwerferei  (baf.  1883);  ©fcpenbacher,  Xie 
J.  (3.  Slufl. , SBien  1897);  ©irfer,  $ic  Pomehme 
Hunflfeuerwerterci(ßlagenfurt  1892);  J.S.  Sie  per, 
$ie  J.  ald  2iebhaberfunft  (2eipi.  1898);  ©ujarb, 
2eitfaben  ber  ©protechnif,  nebft  ©efpreepung  ber  ein- 
fdjlägigcn  ©oliietPerorbnungen  ic.  (Stuttg.  1899). 

Jrucrlpcrtshcllcgatt,  j.  £«Uegatt. 

jeuertoerf  Staboratorium,  Dluitalt, iutSliaiien- 
anfertigung  0on3ünbent,  Schtagröbren , Saleten, 
3ünbbütchen  ic.,  ber  ©räjifionSmeßinftrumente  unb 
feinem  2aboriergeräte  für  bieVtrtiüerie.  JeuerwerlS- 
lnboratorien  befieheu  in  Xeutichlnnb  ju  Spanbau, 
Siegburg  (SibeinproPinj),  Jngolftabt ; fte  fteben  unter 
mititärifcher  2eitung,  haben  aber  nur  bürgerliche  tlr* 
beiter.  3)er  fteigenbe  ©ebatf  unb  bie  Jortfdiritte  ber 
Sprengted)ni(  führten  jur  ßrmeiterung  bes  2abora- 
toriumS  in  Spanbau,  jur  (Errichtung  einer  SerfucpS- 
ftelle  für  Sprengftoffe  fowie  eines  JnftitutS  (Ser- 
fucbSamt)  in  tegel. 

Jcncrturrfsmaat,  ©iarineunteroffijier  opne 
©ortepee. 

Jcucrüjcrf smeiftcr , fooicl  Wie  ©üchienmeifter 
(f.  b.).  J.  ber  Artillerie,  im  19.  Japrp.  im  preufti- 
iepen  Speer  ein  ber  ©eneralinfpettion  ber  Artillerie 
ungeteilter  Artillerieoffipcr,  ber  bie  Angelegenheiten 
beS  JeucrwerfSperf ouals  ju  erlebigen,  auep  bieOber- 
feuerwerlerfchule  ,(u  leiten  patte. 

uertoerfSof fixiere,  f.  JeuerWerfcr. 
ucrtuirfuiig,  f.  Jener  (militärifcp). 

JcticrlBOlf,  plogliches.  gewattfameS  AuShrecpen 
ber  Jtamme  auS  einem  Ojentoch. 

Jcucrjcicficu , weithin  ficptbareS  2icptrtgnat  jur 
fcpnctlen  Benachrichtigung  ober  Alarmierung  ber 
Xruppen  im  Jetb»  unb  JeftungSfrieg.  ©fan  ftedte 
früher  ju  biefem  3»cde  ©Jinbinüpten  in  ©ranb  unb 
jünbete  Janale  (f.  b.)  an,  benugt  aber  jegt  Schein- 
werfer, Heliographen  ic.  J.  ftnb  auch  bie  jur  Jüp- 
rung  ber  Schiffahrt  benagten  2ichtjignale,  bie2eucpt- 
tünue,  Jeuerfcpiffe  ic. 

Jfcucrjcugc,  Apparate  terfepiebener  Art  jur  (Er* 
jeugung  pon  glhnmenbem  ober  flammenbent  Jcuer. 
ajic  ©efanntfehaft  mit  bem  Jeuer  bürfte  ber  ©icnfcp 
auf  fepr  niebriger  Hulturftufe  bei  ber  ©earheitung 
bes  £>ol(eS  unb  ber  Steine  gemacht  haben.  Slerben  m 
trodne  &i3l«r  febr  heftig  (jegeneinanber  gerieben,  fo 
erbigen  fte  fid)  fo  ftarf,  baß  babei  fid)  bdbeitbeS  fcolj- 

34 


530 


geuerjcuge  (©efchicbtiicbeö). 


me^t  ju  glimmen  beginnt.  9iocb  fegt  bcnugen  manche 
91aturt>öl(er  ein  Stiid  $>olj  mit  einer  ticinen  Ver- 
tiefung , in  welche  bie  ©pige  eine?  ^oljflnbeä  gefegt 
Wirb.  Öegtere  Derfegt  man  mit  beiben  fränben  m 
quirlenbe  Seroegung,  wobei  auf  fein  obereif  Snbe  ein 
Drud  auifgeilbt  werben  ntujj.  Sei  entfpn'dienber 
Au«wahl  ber  Stößer  (ein  partes  unb  ein  weiche«)  ge- 
lingt e«,  in  Wenigen  Minuten,  ja  in  wenigen  Sefun- 
ben  ©limmfeuer  ju  erzeugen.  Diefer  geuerbohrer 
(g  e u er  q uir  l)  wirb  Derbeffert  burch Hknuhung  einer 
Sd)nur  jurfoeroorbringung  ber  brebenben  Bewegung 
unb  burd)  Anbringung  einer  ©ebiuungfdjeibe  au« 
Stein  ober  £>olj,  bie  jugleid)  briidenb  wirft,  befon- 
ber«  ober  burch  Auffmbung  eine«  geeigneten  3un« 
bcr«.  ebenfalls  au«  ber  fcoljteebml  bcruoigcgaiigcn 
ift  bie  geuerjäge,  bie  in  ganj  3nbien,  gnbonefien 
bis  gegen  Auflralien  Derbreitet  ift.  Sie  beflept  aus 
einem  ©tuet  Sambu«  mit  fdjarfer  Haute  unb  einem 
Stiid  Sambu«roljr  mit  einem  ßuerfcbmtt,  ber  bis 
in«  gtmere  reicht,  wo  über  bem  Cuerfdjnitt  3unber 
angebäuft  wirb.  Man  fegt  ben  Ouerjipnitt  auf  bie 
febarfe  Kante  be«  anbem  Stüde«  unb  jiet)t  unter  ftar- 
fern  Drud  hin  unb  her,  bi«  ber  3unbet  geuer  fängt. 
Audi  3nber,  ©riechen,  SRönter  unb  Deutjdie  benugten 
ben  geuerquirl.  Sind)  Xheophrajt  beitanb  ba«  geuer- 
jeug au«  jwei  tgoljftüden,  ber  esciiara  (am  befreit 
Don  ber  Athragene,  wahrfcheinlich  Clematis  cirrosa) 
unb  bem  trypänon  (Sohrer),  am  beften  Dom  Sorbeer, 
nud)  Dom  Dom  (Khamnos),  ©feu  ( Kittos)  ober  einer 
tSidbe  (Qnercus  Ilex,  Prinos  unb  Philyrca).  3n  her 
>Cbbffee<  Wirb  ba«  trypänon  mittel«  eine«  Stiemen«, 
bei  ben  3'ibem  ber  Stab,  eingeflemmt  jwtid)en  jwei 
anbern  iicMjem,  burd)  einen  Strid  bewegt.  Du 
Montier«  pneumatifebe«  geuerjeug  (Korn- 
preffion«-,£uftfeuerjeug,  Mottet«  'Pumpe, 
geuerpumpe,  Xacbopprion)  befiehl  au«  einem 
an  einem  Silbe  Dcrid)lojjencn  $ohljl)lmbcr,  in  ben 
man  einen  luftbiebt  febtiegenben  Kolben  mittel«  eine« 
Stabe«  nieberftöjjt  unb  fcbnell  wieber  jurüdjiet)t. 
Dabei  entjünbet  jidi  ein  unter  bem  Kolben  an  einem 
§ätd)en  befeftigte«  Stüdcben  3ünbf(bwantm  burd)  bie 
bei  ber  Rompreifion  crjeuqte  Sänne.  Derartige  g. 
fmb  bei  un«  nie  in  allgemeinen  ©ebraud)  gefommen, 
aber  Sohle  fanb  fie  bei  ben  Dajaf  auf  Someo  unb 
Saftian  in  Sinua.  Sie  entflammen  Wohl  ber  Sech- 
nit  ber  fjerftellung  Don  Sla«rohrcn  burd)  fjerau«- 
ft  oben  be«  weitben  Marie«  au«  einer  £>olj)tange.  Sei 
ber  Serarbeitung  Don  Steinen  würbe  bie  ixntiletjung 
Don  gunten  beim  Aneinanberfhlagcn  harter  Steine 
jeben falls  fef)r  früh  beobachtet,  unb  fo  entflanb  ba« 
Scblagfeuerjeug.  ba«  fid)  in  fel)r  Derfdiiebenen, 
juweilen  h6d)ft^ierlicben  unb  auch  fojibdren  gormen 
bei  SiaturDölfem  finbet.  9fad)  gried)ifcber  Sage  er- 
fanb  SbrobeS,  Sohn  be«  ffiilij,  bie  ftunft,  geucr  au« 
einem  Hiefel  ju  gewinnen.  3um  Auffangen  be«  gun- 
fen«  foll  Srometheu«  ba«  Mart  ber  Ferula  benugt 
haben,  ba«  nach  Sltniu«  aud)  in  Agbpten  ongewenbet 
würbe.  3«  Oftfibirien  benugt  man  'pulocr  au«  ben 
getroditeten  Slättem  doii  Cirsium  discolor,  in  An- 
balufien  folcbe«  au«  ben  Slättem  Don  C.  eriophorum. 
tptiniu«  fpriebt  boit  trodnen  Schwämmen  (fuugi), 
erwähnt  aber  aud)  ben  ©ebraud)  Don  Slättem.  Sollt 
14.  ober  15.  bi«  «um  Anfang  be«  19.  3nhrh-  beitanb 
ba«  geuerjeug  au«  einem  Stahl  (geucrftahO,  bem 
geueritem  unb  fjmbelfpänen ; ju  Snbe  be«  17.  3at)rt). 
tarn  ba«  thüringifebe  geuerjeug  mit  3unb«r  unb 
„ Sebwefelfäben  in  ©ebraud).  g..  bie  man  in  berXafdjc 
bei  ftd)  trug , erhielten  mannigfache  Konftruflionen, 
V S.  bie  eine«  franjöfifcben  glintenfd)loffe« , wobei 


ber  3»nber  in  bie  etwa«  uertiefte  Pfanne  gelegt  unb 
burd)  ba«  Abbriiden  be«  fcahne«  entjünbet  würbe. 
Seim  Suntenfeuerjeug  erfegt  ein  gefebliffener 
Adjat  ben  geuerftein , unb  ber  gunfe  fällt  auf  eine 
mit  chromfaurcm  Hali  getränfte  Sunle.  Aud)  wirb 
ein  deine«,  am  Umfang  geriefte«  Stohlräbcben  burch 
AnWenbuug  mehrerer  .jcctinräber  in  fehr  fcbnell«  So 
tation  Derfegt  unb  gibt  hierbei  an  einem  Stüdcben 
feinfömigen  Sanbftein«,  ba«  gegen  bie  Peripherie 
be«  tfiabe«  gebriidt  wirb, 
lebhaft  gunten,  bie  auf  eine 
Sunte  fallen.  Der  Appa- 
rat befinbet  fid)  in  einer 
Rapfel  Don  bcröröfjc  einer 
Dafchenuhr  unb  ift  befon- 
ber«  bequem  jum  Anma- 
chen Don  ©iimmfeuer  im 
greien.  Srennqläfer 
würben  feit  bem  18. 3ahrl). 
gebraucht  unb  im  legten 
Viertel  be«  18. 3abrb.  burch 
biHiqere  unb  häufigere 
Probultion  populär.  Sie 
würben  aber  Derbrängt 
burd)  bie  d)emifd)en  g. 
gürftenberger  erfanb  1780 
ba«  «Iettrifd)e  geuer- 
jeug, bei  bem  au«  3mf 
unb  oerbiinnter  Schwefel-  gc,.i.  D8Ktein«t(i»c« 
fäure  SBafferftoffga«  ent-  gtuerjeuq. 

widelt  wirb,  ba«  im  Mo- 
ment, Wo  e«  burch  Umbreben  eine«  Vapne«  an«  einer 
feinen  Öffnung  im  8nlwidelung«gcfäjj  entweicht, 
burch  ben  gunten  eine«  Gleltrophor«  entjünbet  wirb. 
Die  gebilbete  glamme  überträgt  fid)  auf  ben  Docht 
eine«  an  ber  Maftbine  angebrachten  S8ad)«ftode«. 
Sei  Dbbereiner«  1823  erfunbener  Sünbmafdjine 
hängt  in  einem  mit  Derbünnter  Sehwefetfäure  gefüll- 
ten ©efäg  a(gig.  1)  ein  ©Ia«jt)Iinber  b unb  in  biefem 
an  einem  Draht  c ber  3inftolben  d.  Sei  Öffnung 
be«  Sühne«  e tritt  bie  Säure  in  ben  3h1|nber  b unb 
entwcctelt  in  Serühruug  mit 
bem  3inf  SBafferjlojfga«  Die- 
feS  eiitmcid)t  au«  f unb  ftrömt 
auf  ben  in  ber  §ül[e  g enthal- 
tenen ^latinfchwamm.  burch 
ben  e«  entjünbet  wirb.  So- 
balb  man  e febtieftt,  treibt  ba« 
ftch  weiter  cntwidelnbc  Siaffcr- 
itojjga«  bie  Säure  au«  c,  bi« 
ber  3inffolben  entblei j)t  ift  unb 
bamitbie®a«entmideiung  auf- 
härt. 8«  wirb  alfo  nicht  mehr 
Material  Dcrbraud)t,  al«  ab- 
folut  notwenbig  ift.  Sei  ber  er- 
ften  6inrid)tung  biefeS  geuer- 
jeug« muß  man  jur  Sennei- 
billig  einer  Knaüga«e{plofion  ?)9.  2. 
ba«  SJafferftojfga«  eine  Seile  gtuerteuj. 
auojtröuien  lafjen,  ohne  e«  auf 
flatmfchwamm  ju  leiten,  bamil  junächit  bie  Cuft  au« 
c Dollftänbig  Derbrängt  wirb.  83  i f cf)  o f S geuerjeug 
(gig.  2)  befteht  au«  einem  mit  Derbünnter  Schwefel« 
fäure  gefüllten  ©efäß  a mit  Sbonitbcdel  b,  Metall- 
hülfe  c,  ©lode  d unb  3'tfblod  e,  ber  burch  bie  Me- 
tallftangc  f mit  ber  Vulie  c unb  bem  MetaOftäbcben  g 
Derbunben  ift.  Sin  Stüd  Kohle  h hängt  an  bem  Me 
lallftab  i unb  ift  burd)  ben  Draht  k mit  bem  Metall- 
ftäbdjen  1 Derbunben.  Durch  ben  geöffneten  tpahn  w 


geuerjüge  — Feuilleton. 


531 


ftrömt  ba8  SSafferftoffgaä  aul  unb  entjünbet  fid) 
an  bem  ©latinbrabt  n,  bcr  burdj  bcu  elelt  rifeben  Strom 
glübenb  wirb,  fobalb  bic  Sebwefelfäure  ben  3infblod 
berührt  3)ie  ©enjinlämpdten  unb ©enjintcudjter 
enthalten  einen  Schwamm  unb  einen  Xocht,  bie  mit 
©engin  getränft  werben,  unb  eine  ©leebfapfel  mit 
Smnbgri(f,  bei  befielt  Umbrebung  ein?  ber  in  ber 
.Stapfet  enthaltenen  3ünbblätlcbcn  crplobiert,  ttoburd) 
bal  ©en  jin  entjünbet  Wirb,  ^Derartige  Sämpehen  bat 
man  aud)  bieht  über  bem  ®od)t  mit  einer  jartcn  ©la» 
tinbrabtfpirate  perjeben,  bie  in  ben  Strom  eine?  gal* 
üanitchcn  Elements  (etwa  bd  Ipauliclegrapben)  ein* 
geidjaltet  wirb,  ©eint  33 nid  auf  einen  Knopf  toirb 
ber  Strom  gcfcbtoffen  unb  ber  ©latinbrabt  gliibenb, 
Worauf  fid)  bal  ©enjin  entjünbet.  'Jiacb  SertboIIctS 
Entberfung  (1806),  bafi  fid)  bei  3«rfef)ung  Pon  d)lor- 
faurem  Kali  burd)  Sebwefelfäure  brennbare  Körper 
ieid)t  entjünben,  entftanben  1812  bie  33unl*  ober 
lautbfeuerjeuge,  bünne,  an  einem  ßnbe  mit 
Schwefel  unb  mit  einer  Mifdjung  aul  eblorfaurem 
Kali,  3uder  unb  3'nuober  überzogene  §öljd)en,  bie 
alfo  äußerlich  unfern  Sleibjünbltöijcm  glichen  unb 
auf  mit  tonjentrierter  Sebwefelfäure  getrönlten  ©I* 
beft  gebrüdt  Würben.  $iefe  S>oljd)en , bie  feit  1820 
allgemein  belannt  würben  unb  bi«  1 843  Porberrfdjenb 
im  ®ebraudj  blieben,  Waren  ebenfo  unfidjer  unb  teil* 
weife  felbft  gefährlich  wie  bie  ©boSpborfeuer* 
»enge,  bei  benen  man  ein  mit  Schwefel  überjogencl 
Siöljdtcn  in  eine  fein  Perteilten  ©boöpbor  entbaltenbe 
4)!ifd)ung  ober  einen Jpoljfpan  in  eine  aus  gleichen 
Steilen  ©poSphorunb  ecbwcfcl  jufammengefehmol  jene 
Mcidueng  tauchte.  ©n  ber  Sufi  entjünbelen  fid)  biefe 
S>öljd)en  bann  Pon  felbft.  Über  fRcibjünbbötjer 
f . 3dnbböl jd)en.  ©gl.  S trief  er,  3>ieg.  (©erl.  1874); 
®agner,  Sicht  unb  geuer  (SBeim.  1869). 

gfruerjüge,  f.  geuerunglanlagen. 

«jtuiüagc  (franj.,  [pr.  fejäw).  ©lütter*,  Saubwerf. 

gcuillanten  (Feuiilants,  fpr.  fäjsng,  lat.  Fulien- 
ses),  Kongregation  ber  Eiftercienfer,  bie,  uml580oon 
3ean  be  la  ©arriere  (geft.  1600)  ju  geuitlanl  in  San- 
guebot,  um  ber  bamaligen'-Berweltlicbung  beeOrbenl 
entgegenjuarbeiten,  geftiflet  unb  1589  Pon  SiptuS  V. 
beftätigt  würbe,  33er  ©bt  Pon  geuillanl  warb  Pon 
ber  OericbtSbartcit  beS  Mutlertioiierl  Eiteaup  befreit. 
Urban  VEU.  teilte  1630  bie  franjöfifdicn  unb  italie* 
nifchen  geuillnntenllöfter  in  jroei  Kongregationen,  bie 
CongTügation  de  Notre  Dame  de  Fenillaiu,  bie  fid) 
bis  pur  3'it  ber  Seoolution  blübenb  erhielt,  unb  bic 
Biformati  di  San  Bernardo  (»©erbefferte  ©ernbar- 
biner*).  3«be  batte  ihr  eignes  ©eneralfapitet  unb 
ihren bcfonbeni ffleneral.  Kleibung:  Weifjeftutte  ohne 
Slapulier,  grobe,  ebenfalls  Weibe  Kapuze  unb  Weiber 
öürtel,  bei  ben  Saienbrübem  ein  Strid,  ben  fie  auch 
im  ©jor  nicht  ablegten,  $ut  nur  auf  Seifen.  9!acb 
einer  nicht  minber  [trengen  Segel  batte  ©arriere  aud) 
eine  Kongregation  bon  Sonnen,  geuillantinnen 
ober  gulienferinnen,  gefliftet  3)aS  ehemalige 
ßlofter  ber  g.  ju  ©ari«  war  wäbrenb  ber  Sepolution 
©erfammlungSort  beS  nad)  ihm  benannten  politifchen 
Klubs  ber  g.,  ber  bie  ^erfteHung  einer  ©erfaffung 
nach  bem  Mufter  ber  englifchen  erftrebte,  aber  28. 
Miirj  1791  non  bem  ©öbel  gefprengt  würbe. 

Feuille  (frattj.,  fpr.  far),  ©latt;  f.-morte,  hell- 
braune gatbe. 

Fcuillet  cfpr.  tsjö,  Octane,  franj.  Schriftfteller, 
geb.  11.  ©ug.  1821  in  St.»S8  (Sa  Manche),  geft. 
29. 3>ej.  1890  in  ©ariS,  lieb  in  ber  »Revue  nouvelle« 
unb  »Revue  des  Deux  Mondes«  eine  Seihe  Somane 
erfd)einen,  bon  benen  »Le  roman  d’un  jeune  bommc 


pauvre*  (1858,  balb  barauf  auch  bramntifiert)  juerft 
burchgriff  itnb  feinen  Samen  in  weiteren  Streifen  be- 
famtt  machte.  3)ie  ©orjüge  unb  Mängel  ber  geuillct» 
fd)en  Mufe  treten  fchon  iit  biefem  SScrte  flar  jutage: 
einerfeilS  attSgefprochene  Ebrbarfeit  bcr  ©efittnung 
unb  bei  Stils  nebft  techniidjer  Sicherheit,  anberfeitS 
etwas  Unmännliches  utib  UnentfchiebeneS,  eine  über- 
triebene 33iStretion,  bie  ihm  aber  gerabe  ben  befonbem 
©eifall  bcr  gebilbeten  grauenwclt  erwarb.  3"  fpä« 
tem  Serien  fuebte  g.  aüerbingl  biefe  Schwäche  ab» 
jufchütteln,  oerfiel  aber  babei  in  baS  anbre  Ertrem 
unb  behanbette  (ehr  gewagte  ©robletne,  benen  feine 
©eftaltungSlrafl  nicht  geWachfen  war.  SBir  nennen 
Pon  feinen  Serien  nod):  baS  Schaufpiel  »DaUla« 
(1857);  ben  Pon  Mbftijilmul  getrönlten  Soman 
»Histoire  de  SibyUe«  (1862),  ben  ®.  Sanb  mit  ber 
freigeiftigen  »Mademoiselle  de  la  Quintinic«  beant- 
wortete; bie  mirhmgSooüe  Komöbie  »Montjoye« 
(1863),  worin  er  bcr  rourrnftidjigen Storni  ber  (Üefell- 
fchaft  beS  zweiten  SfaiferreichS  ben  Spiegel  porbielt; 
ben  im  ©itelbelben  ben  §erjog  Pon  SRomp  febilbem 
ben  Siotnan  »Monsieur  de  Carnors«  (1867);  baS 
Schaufpiel  »Julie«  (1869)  unb  ben  SRoman  »Julia 
de  Trecceur«  (1872),  ber  als  33rama  (»Le  Sphinx«, 
1874)  auf  bem  Sb^ätre  • granpaiS  ©ufieben  erregte; 
ferner  ben  ©inalter  »L’ Aerobste«  (1873);  baS  Buft* 
fpiel  »Les  portraits  de  la  marguise«  (1882)  unb  alä 
bie  lebten  Somane;  »Un  iri.criage  dans  le  munde« 
(1875),  »Les  amours  de  Philippe«  (1877),  »Le  Jour- 
nal d’une  femme«  (1878),  »Histoire  d'une  Pari- 
sienne« (1881)  unb  »La  Morte«  (1886).  ©ujjcrbem 
pflegte  g.  mit  Pielem  Erfolg  baä  f ogen.  ©rooerbe  (f.  b.) : 
»Le  Pour  et  le  Contre«  (1849),  ein  SRufter  ber  ®at- 
tung,  tt.  a.  Seit  1863  war  er  Mitglieb  ber  ©labentie. 
Seilt  »ThSütrc  complet«  erfebien  tn  6©änben  (1892 
biö  1893).  Seine  SBitwe  gab  unter  anbenu  berauo: 
»Quelques  annfees  de  ma  vio«  (©ar.  1894)  unb 
»Souvenirs  et  corTespondancc«  (baf.  1896).  ©ud) 
fein  Sohn  ©aul,  geb.  1860,  ift  Schriftftetler. 

grcuillct  be  (Soiuhcd  (|pr.  fo)3  fionaiiy),  gblip 
S^baftien,©aron,  franj.  Schriftfteller,  geb.  4.  $ej. 
1798  in  ©arid.  geft.  bafelbft7.gebr.1887,  warb  1820 
jum  Unterbireftor  im  Minijterium  ber  auswärtigen 
©ngelegenbciten  unb  unter  bem  zweiten  ftaiferreid) 
»um  üereüWüienmeifter  unb  gntrobulteur  ber  ©e- 
ianbtjcbaften  ernannt.  1874  nahm  er  feinen  ©bfebieb. 
g.  bat  fleh  befonberd  burch  literarifebe  Stubien  einen 
Siamengemacht.  ^erPorjubeben ftnb:  »Mbditations 
mbtaphysiques  etcorrespondance  de  Malebranche« 
(1841);  »Leopold  Robert,  sa  vie,  ses  Oeuvres  et  sa 
correspondance«  (1849) ; »Contesd’un  vieil  enfant« 
(1860);  »Cauaeries  d’un  curieux«  (©utograpben, 
3cidmungen  te.,  1862  — 68  , 4 ©be.)  unb  »Histoire 
de  l’öcole  anglaise  de  peinture«  (1883).  ©ud)  gab 
er  »Correspondance  de  Mad.  Elisabeth  de  France« 
(1867)  heraus,  dagegen  fmb  bie  in  bem  ©Serie 
»Louis  XVI,  Marie-Antoinette  et  Mme.  Elisabeth, 
lettres  et  doenments  inödits«  (1864 — 73  , 6 ©be.) 
Oeröffentlid)ten©ricfe,  namentlich  bie  Pon  Marie  ©n- 
toinetle,  ttad)  ben  ©aebmeifungen  P.  St)6eld  gröftten- 
teils  gäljd)itnqen.  Eine  Selbflbiograpbie  enlbalten 
bie  anongm  erjd)ienenen  »Souvenirs  dejcunessed'uu 
curieux  septuagbnaire«  (1877,  nid)t  im  Staube!). 

gcuiüctiercn  (franj..  fpr.ftpt»),  burd)blättern ; ftcb 
blättern , in  ©lättem  ablöfett. 

Feuilleton  (franj.,  (pr.  föftong,  »Blättchen«),  aul 
ber  franjöfifcben  3oumatliteratur  in  bie  beutfebe  über- 
gegangene ©ejeid)nung  bei  leilel  einer  politifchen 
3eüung,  ber  für  nid)tpo[itijd)e  Slacbrichten,  Rritilen, 


532  geuiUette 

belletriftifhe  Mitteilungen,  Somane,  SoBellen.GfiabS, 
©laubcreien  u.  bgl.  bejtimmt  iit  unb  in  bet  Segel  Don 
bctn  iwuptteri  burd)  einen  Strih  getrennt  wirb.  Dae 
g.  Warb  »ucrft  im  »Journal  des  Dfibats«  1800  burd) 
bcn  Sbbe  ©eoffrot)  eingcfßfjrt  unb  mar  hier  lebiglid) 
für  Sbeaterfritifen  beftmimt.  Später  tarnen  ©lieber- 
rejenftonen , Sendjlc  über  Sißungcn  ber  Vtfabemie, 
über  Seifen,  Äunftroerfe  u.bgl..  Sollten  über  Woben, 
intereffante  SageSereigniffe  unb  gefetlfhaftlihe  $u« 
itänbe  :c.  f)inju.  Sdjltejtlub  fanb  and)  bie  ©eüetriftif 
'Aufnahme  barin  unb  jwar  halb  in  fo  auögebeljntem 
Wage,  baf|  ganje  umfangreiche  Somane  (wie  j.  ©. 
im  »Constitiitionnel«  bie  fojialen  Somane  öon  G. 
3ue)  juerft  im  g.  erfhtenen.  (inglitdje  unb  beutfdic 
Leitungen  ahmten  bie  fran.tbfiidjc  Simidjtung,  j.  S. 
unter  anbcnu  Samen,  halb  nad);  inbeffen  würbe  hier 
ber  Sou  be3  ed)ten  geuiürton«,  wie  er  namentlid)  burd) 
3u(e«  Stanin  (1804—  69),  Sb.  ©auticr  (1808  —72) 
unb  Saintt-Seiioe  (1819—55)  feine  tünjtlerifdie  Ce» 
gitimation  erbatten  batte:  leichte  unb  gefällige  3>ar» 
ttellung  bei  aller  ©ebiegenbeit  be«  SnbaltS,  nicht  im- 
mer gliidlid)  getroffen.  Sa«  g.  ber  meiften  beutfdien 
Leitungen  befhriintt  fi<b  auf  bteSeröffcntlihung  non 
Somanen  unb  SoDeüen,  auf  populärroiffenfhafttihe 
Vluffäßc,  auf  literarijdie , Shrnft»  unb  Sfjeatertritifeii 
unb  auf  .«unftnotiteit.  SJiefeBortDiegenbfritifhcSih- 
tung,  biaweilen  mit  buntoriftijeber  ober  farfajtifdter 
gärbimg,  Würbe  bem  beutfdien  g.  nornebmlitb  burd) 
G.  ttoifaf  (1814—76)  unb  VI.  ©lafjbrenncr  (1810— 
1880)  gegeben.  Unter  bcn  beutfhen  geuilletoni- 
ften  (b.  b.  Shriftftclleni,  bie  bauptfähltd)  für  ba«  g. 
einer  3eituna  fhreiben)  ber  neuem  ,»jcit  haben  fidi 
befonber«  Sb.  gren.iel,  ©.  Cinbau.  C.  ©ictfh-  D.  ©amt 
unb  bie  fcumoriften  Gdjtein,  Stettenbeim.  Irojan, 
Sobm  einen  Samen  gemacht.  Sei  ber  j.  S.  wiffen» 
idiaftlid)en  gärbung  ber  fritifdfen  Vluffähe  ftreift  bafl 
g.  oft  an  bcn  Gffat)  (f.  b.).  Größere  pflege  ale  in 
Seulid)lanb  wirb  bem  g.  im  eigentiidtcn  Sinne,  b.  b. 
ber  leichtert,  gciftreidjen  ©lauberei  über  SageSereig- 
niffe  auf  allen  Gebieten  beb  geiftigen  Sehen«,  m Öfter 
reich  (SSien)  »uteil,  wo  beroorragenbe  Salente,  wie 
$.  Spißer,  Speibel,  SBtttmaitn,  U()(,  Äümberger, 
».  G.  granjo«,  ffi.  ©olbbaum,  g.  ©roß,  Schlögl, 
3.  Sdjicfingcr,  3.  Sorbmann,  G.  Jönnelid,  5.  S.  tn 
Vlnfhluß  an  bie  Ibeater»  unb  Mufiffritif.  biefeS  fflc» 
biet  mit  Gifer  fultiniert  haben.  3«  neuefter  3eit  bat 
ba«  g.  im  alten  fiinftlerifcben  Sinn  in  ber  auf  bcn 
Vluqenblictäbcbarf  ber  Sagedjeitungen  berechneten 
'IKaifenprobuftion  feine  Sebeittung  uerloren.  ©gl. 
G.  Gef  ft  ein,  ©eitrige  }ttr  ©efdjicbte  bce  gcuilletoiie 
(Ceipt.  1878);  g.  ©roß,  Sa«  ©Jiener  g.(in  »Sidjtig 
unb  flüchtig,  fflefdjiditen  unb  Stijjen« , baf.  1880). 

gruiltcttc  ((er.  ferne),  altfranj.  Sfcinmaß  »u  18 
Seite«,  im  ©rofjbanbel  = 136,97  Cit,  in  ©orbeaur 
nodt  gebräuchlich  ju  15  Seite«  = 114  2. 

gritquibre«  <tw,  fMiar-i,  1)  TOanaffe«  be  ©a«, 
©Jarqui«  »on,  fran;. gelbberr  unter CitbmigXiri., 
geb.  1.  3uni  1590  in  Saumur,  geft.  18.  Wat  1640, 
trat  in  feinem  18.  3abr  m SrieqSbienft,  machte  acht 
gclbiüge  mit  unb  würbe  ©encralteutnant.  Sad)  bem 
Sobc  ©uftao  Vtbolf«  1632  ging  er  a!«  ©efanbter  nad) 
Scutfchlanb  unb  brachte  em  engere«  ©ünbni«  iroifhen 
Sdjweben  unb  gtanfreth  juftanbe.  1637  führte  er 
mit  bem  fcerjog  Semharb  Bon  ©etmar  bcn  Ober- 
befehl über  bie  gegen  bie  ffaifcrlihen  oporierenben 
fron  jöfifhenSruppen.  1639  belagerte  erSiebenbofen, 
geriet  aber  in  ©efnngenfdjaft  unb  darb  an  feinen  »Sun* 
ben.  Gr  febrieb:  »Lettres  et  n&rociations  d’Allc- 
mntme  en  1633  et  1634«  (©ar.  1753,  3 ©be.). 


— geoal. 

2)  3 f 0 a c be,  franj.  General,  Sohn  be«  »origen, 
biente  erft  in  berVtrmec,  warb  bann  511  biplomatifhen 
Senbungen  Benoenbet  unb  bewirfte  1674  ben  Ginialt 
ber  Schweben  in  bie  Surmarf  jugunften  granfreidi«. 
Gr  ftarb  6.  SRärj  1680  als  ©efanbter  in  SKabrib. 
6.  ©aüoi«  »eröffentlidjte  »Lettres  inbdites«  (©ar. 
1846- -47  , 5 ©be.). 

3) Sntoinebe©a«,Waraui8Bon,  Sahn  be« 
»origen,  geb.  16.  ©pril  1648  in  ©ari«,  geft.  27.  3<m. 
1711,  trat  in  feinem  18,  3abr  in  ba«  Segiment  be« 
König«,  machte  bie  gelblüge  Bon  1687  unb  1672—73 
mit,  )eid)nete  fid)  unter  Curembourg,  lurcnne  unb 
ttrtgui,  namentlich  bei  ber  Groberung  »on  ©oud)atn, 
au«  unb  »erteibigte  in  ber  Sdjtacbt  bet  St.  -2>entS 
1678  ba«  föniglicbe  ^auptquartiev  gegen  bie  Gnglän* 
ber.  1689  betämpftcerin©iemontbieaufrübrertfehen 
Satbenfer,  »erteibigte  1691  in  S>eutfd)taub  3pet)er- 
bath  gegen  eine  große  Übermacht,  Würbe  1698  ©eiterab- 
leutnanl  unb  tntg  wcfcntlich  ju  bem  Siege  bei  Seer- 
wtnben  (29.  3»ti  1693)  bei.  S)a  er  burdb  feine  Sn« 
mafiung  unb  Selbfifud)!  fi<b  Biele  geiitbc  gemäht  batte, 
blieb  er  feit  bem  Sb«wj)tcr  gricben(1697)  »bne  Äom* 
manbo.  Seine  -Märnoires  sur  la  guerre«  (©ar.  1770, 
4 ©be.;  bcutfd),  ©ert.  1786)  ftnb  für  bie  Jtriegä- 
gefhid)te  jener  3eit  Wichtig. 

gelinge  ütohten  auf  icmanbe«  $>aupt  fam- 
mcln,  alte,  febon  in  ben  Sprühen  Salomo«  (25,  22) 
Sowie  Bon  ©nutu«  im  Sömcrbrief  (12,  20)  gebrauhte 
Sebenäart,  bie  nadi  Sobfchüß  wabriheinlsd)  »on  ber 
in  altäghptifhen  Somanen  »ortommenben  Strafe 
berrührt,  mit  einem  ©abelftocf  in  berioanb  unb  einem 
©ecten  Boü  feuriger  Sohlen  auf  bem  i>.uiple  ©uße  ju 

geuriger  gtüfj,  f.  gtufi  (glußmittel).  [tun. 

gfeur«  c(pr.  tSr),  Stabt  im  franj.  Separt.  Soire, 
Vlrroiib.  SRontbrifon,  an  ber  Coire,  bie  bter  bie  Cife 
aufnimmt,  unb  an  ber  Ctjoner  8af)n,  bat  eine  eifen* 
haltige  Cueüe  (17°),  ein  Senfmal  be«  1837  »or 
ßonftantine  gefallenen  Oberften  Eombc«,  gabrifation 
»on  Gifenwaren,  Sägcmüblc  unbO90i)3211GinW.  — 
g„  ba«  römifheFonitnSagusiavorura,  war  bi«  1441 
Ciauptftabt  ber  Wraffhaft  gorej.  3»  g-  würbe  1452 
ber  griebe  jwifhen  Jfarl  VII.  unb  bem  C>cr}og  »on 
SaBoßen  ncfhloffen. 

gcuftSbcrg,  f.  JiBfe. 

geon  1 ((«.  fcraain,  © a u 1 , fron).  Somanfhriftftener, 
geb.  27.  Sept.  1817  in  Senne«,  geft.  8.  Sicirj  1887  in 
©ari«,  wibmete  fth  bem  VlbBofnienberut,  gab  biefen 
aber  nah  bem  erften  ©rojeß,  bcn  er  geführt  batte,  auf 
unb  ging  nah  ©ari«,  um  hier  auf  lilerarifhcm  gelbe 
fcmöStüd luoerfuhen.  Sah  lnanherleiGnttäufhun- 
gen  unb  Shwierigfeiten  »eröffentlihte  er  1841  in  ber 
»Revue  de  Paris«  feinen  elften  Sonmn:  »Le  club 
des  Phoqnes«,  auf  bcn  halb  bie  »Chevaliers  du  fir- 
mament«,  barm  im  »Courrier  Franqaia«  ber  »Lonp 
blanc«  (1843)  unb  unter  bcm©feubont)m  granci« 
SrolBpp  bie  »Mystäres  deLoudres«  (1814) folgten, 
bie  burd)  ihren  fpannenben  unb  aufregenben  3ubalt 
bie  Cefewelt  faum  minber  alSSue«  »©ebeintniffc  »on 
©ari««  in  ©ewegung  feßten.  G«  folgten  junähft: 
»Los  amours  de  Paris«  (1845),  »Le  fils  du  diable« 
unb  »Qnittance  de  minuit«  (1846);  bann,  nahbem 
erl848at«  guter  ©rctone  gegen  bieScpublifgefämpft 
batte,  eine  wahre  glitt  oonSomanen  (gewöbnlih  Bier 
jugleih  in  Bier  »crihicbenen  Leitungen),  Grjeugniffe 
einer  überreichen  ©banlafie  unb  leichten  SarfteDung«» 
gäbe,  bie  wohl  bbufig  in«  glühtige,  aber  nur  feilen 
in«  ©anale  unb  Seihte  auSartelen.  SBir  nennen  ba« 
Bon:  »Frbre  Tranquille«,  »Le  Bossn«,  »Le*  nuits 
de  Paris«,  »Lcs  pnritains  d'ficosse«,  »Los  mous- 


533 


gc£  — 

quetaires  du  roi«,  »Le  bonhomme  Jacques«,  »Co- 
tilion  III«,  »Mauvais  c®ur«  (fämttid)  audj  branta« 
lifiert  unb  aufgcjiiprt,  barunter  bcr  »Bossu«  mit  un- 
gepeuenn  (Erfolg);  ferner:  »Alizia  Pauli«,  »Mad. 
Gilblas«,  »Lestueuradetigres«,  »Lesbabitsuoirs«, 
»BogerBonteinps«,  »LecapitoineFant&me«,  »Con- 
tes  bretons«,  »L'hötel  Caruavalet«  u.  a.  (burdjgän« 
gig  nud;  in  bie  meiften  fremben  Spradjcn  iiberfeft). 
®er  bid  bapin  jiemlid)  weülid)  gefmnte  3>id)ter  warf 
fid)  1876  bem  UltramontaniSmuS  in  bie  7lnue  unb 
arbeitete  feine  frühem  iRomane  enlfpretpenb  um. 
Schriften  aus  biefer  Beriobe  finb:  »Les  JSsuites* 
(1877),  »Les  Stapes  düne  conversion«  (1877),  »Les 
merreilles  du  Mont  St-Jliehel«  (1880),  «Pas  de 
divorce!«  (1880),  »La  premiSrecommnnion«  (1880) 
u.  a.  Seine  »(Euvres«  erfd)ienen  1895  in  Baris  in 
38Sänben.  Bgl.Buct,  PaulF.,  souveuirsd  uu  ami 
(Bar.  1888).  — Sein  Sofjn  B a u I,  geb.  1860in  Baris, 
fepreibt  fRomane  (toie  »Les  jumeaux  de  Nevers«, 
gortf.  bei  »Bossu« , B“r.  1895, 2 Bbe.)  u.  Staunen,  bar- 
unter 3)ramatijierungen  ber  Dlomanc  feines  SaterS. 

fttg  (früper  aud)  geiy,  geuy),  'Jlarr,  febon  im 
16.  3abrp.  °(S  füarrifey  Borfommenb,  feßt  in  3ufant» 
menfehungen,  toie  Scrgfey,  SWufiffcy,  Ballett« 
fey  ic. ; in  Cfterreicp  ^robinjialiSmuS  für  Kretin. 

grehbean  (fj>r.  lebe),  ffirneft,  frang.  SdjriftfteHer, 
geb.  16.  SHärg  1821  in  ißariS,  geft.  bafclbft  29.  Ott. 
1873,  War  Bon  fjnuS  auS  Kaufmann  unb  eine  3*'t« 
lang  als  Börfenmäfler  tätig,  beteiligte  fid)  bann 
(feit  1856)  als  Mitarbeiter  an  ucrfd)iebenen  3our< 
nalen  ber  Jmuptftabt  unb  Berbffentlidjte  1858  feinen 
berüd|tigteii  Koman  »Fanny«,  ber  in  furger  3eit  30 
Tiuftagen  erlebte  unb  eine  ber  cparafleriftifchiten  Sr« 
fdjeinungen  in  ber  fiiteratur  beS  gWeitcn  StaijerreidjS 
bilbet.  Später  folgten  bieMoniane:  »Daniel«  (1859), 
»Catherine  d’Overmeire«  (1860),  »Sylvie«  (1861), 
»Un  debut  ä l’opfera«  (1863),  lejjtcrer  mit  einem 
BorWort,  worin  fidj  berScrfaffcr  gegen  ben  BorWurf 
unmoraliicpcr  Icnbcngen  ju  wahren  fudjt;  ferner: 
»Le  roman  d’une  jeune  mariSe«  (1867)  unb  »Du 
luxe  des  femmes,  des  mesurs,  de  la  littirnturc  et 
de  la  vertu«  (1866).  Stadjbem  er  eine  3e>tlang  ein 
gouBentementalcS 'Blatt:  »L’£poque«,rebigierl  hatte, 
crgiclte  er  nur  nodh  einmal  einen  bucppänblcrifcpen 
(Erfolg  mit  bem  SRomau  »La  comtesse  de  Chalis,  ou 
les  mcstira  du  jour«  (1867),  Worin  er  fidj  ben  21n« 
fdiein  gibt,  felbft  unter  bie  SRoroliflen  gegangen  ju 
fein,  in  Baprpeit  aber  burdj  feine  eingehenben,  fttn]t« 
iid)  berechneten  Scpilberungen  Bon  Bcrimutgen  ber 
abfonberliihiten  71  rt  nur  gur  Unfittlidjteit  anreigt. 
Seine  legten  Bublitationen  ftnb  bie  Schmäpfdjrift 
»L'Allemagne  en  1871.  Impressions  de  voyage« 
(1872)  unb  ein  Sud)  ber  greunbfipaft : »Theophile 
Gautier.  Souvenirs  intimes«  (1874).  Vlud)  hat  man 
Bon  ihm  eine  »Histoire  des  usages  funäbres  et  des 
säpultnres  des  peuples  anciens«  (Bar.  1857 — 61, 
unooUenbet).  2>ie  meiften  feiner  SJomane  Würben 
ins  leutidje  überfept.  - Sein  Sohn  (DeorgeS,  geb. 
1862,  ift  als  bramatiftber  Siebter  tätig. 

grepenoorb  (gpenoorb),  (leine  nieberläub.Snfel 
am  linlcn  Ufer  ber  Ulan«,  Slotterbam  gegenüber,  Bon 
Weither  Stabt  ftc  feit  1869  einen  Seil  bilbet,  unb  mit 
ber  fte  burd)  Jtoei  Brüden  Berbunben  Wirb.  ?ln  ihrer 
Sübweftieite  liegen  jWei  §äfen  (ber  Binnen  ■ imben 
uitbber  Spoonncg-^iaBen),  biebengröfitcnSecfepiffen 
gugänglicb  fmb.  71  uf  3-  befinben  fid)  bie  TOaicpinen* 
fabri(ber31ieberlänbifd)en  2>ampffd)iffgefttl[d)aft(niit 
über  1000  Arbeitern)  unb  mehrere  Stabliffements  ber 
Äotterbamfcpe  §anbelSBereeniging. 


dnm- 

tvehen  - Betritt  «w.  fsinnj.perrSitfl),  71  u g u ft  i n, 
f rang.  Maler,  geb.  1829  gu  Beij-iur-SeiHe  in  Lothrin- 
gen, geft.  14.  Ott.  1888  in  Baris,  begann  feine  Stu* 
bien  auf  ber  3ei<benfcpulc  in  Sand)  unb  bilbete  fid) 
bann  ju  Baris  in  ben  7lteIierS  Bon  Sogniet,  Sclarodic 
unb  BBon  weiter  aus.  TInfangS  fd)Wantte  er  gtoiiepen 
aüegorifdj«poetifdjen  DarjteHungen,  ethnographifchen 
©enrebilbem  unb  hiftorifd)en  ©emalbcn.  Seit  1864 
wenbete  er  fid)  jebod)  BorgugSweife  ber  Sd)ilberung 
beS  flebenä  unb  bcr  Xätigfcu  ber  Sirnnbbemobner, 
befonberS  in  ber  Bretagne,  gu,  mit  ber  er,  unterftiipt 
burep  eine  poetifthe  Tluffaffung,  eine  feine  Hparatteri« 
ftit  unb  flarc  gärbung,  große  (Erfolge  errang.  Seine 
Öauptmerfc  biefeS  ©enreS  ftnb:  bie  3>ünc  (1865); 
Stauen  ber  3nfel  Bap , baS  Boot  jur  Übtrfahrt  er« 
Wartenb  (1866);  SRäbthen  Bon  Gancale  am  Brunnen 
unb  bie  fSüdfepr  Born  Blarft  (1873);  bie  SHüdfchr 
Born  71uftemfang  (1874,  in  ber  Dmeinbourggalerie) ; 
Striderinnen  am  SMeereSufer  (1879). 

tffcpcrubcnb  (authgetjerabent),  Siegmunb, 
fffonnfthnciber  unb  berühmter  Buthhänbler  feiner 3eit. 
geb.  1528  in  §cibelberg,  geft.  22.  Tlpril  1590in  ffrant» 
furt  a.  3J1.,  hatte  bafelbft  einen  auSgehreiteten  Buch« 
hanbel  unb  Bcrlegte  jahlreithe  TluSgaben  ber  alten 
Rlaffifer  unb  illuftrierte  SiJerfe,  namentlid)  mehrere 
BibelauSgabett.  Siie  meiften  bieferSerte  hoben fjoL- 
fthnitte  Bon  B.  SoliS,  3oft  Tlmman,  Boyberger,  (£b 
unb  I.  Stimmer,  Sh.  Slaurer  u.  a.  J.  hat  aud)  felbft 
einigeSaefdinitten,  j.  8-  bie  mit  SFbejeithneten  Blätter 
in  ber Btlberbibel ( jrantf.  1564)  unb  ein  Blatt:  Spri» 
ftuSaniSreuj,  Worauf  fein  Slame  unb  ber  beS  SRalerS 
3of.Saloiati  Borfommt.  g.  gehört  ju  benBerlegem, 
Bon  benen  bie  jahlreichften  Signete  brfannt  ftnb  (ge« 
yeithnet  Bon  Tlutman,  SoliS,  3».  2ord)  u.  a.).  Sgl. 
Ballmann,  Siegmunb  g.  (grantf.  a.  3R.  1881). 

gfebido  t)  Sloiitencgro,  grap  Benito  ©erä« 
nimo  be,  berühmter  fpan.  ©elebrter  unb  jbritifer, 
geb.  16.  gebr.  1701  in  Sompoftela,  geft.  26.  Sept. 
1764,  wibmete  fiep  ber  geiftlidien  flaufbahti,  fhibierte 
baneben  aber  Slaturwiijenfthaften  unb  IRebijin  unb 
trat  1717  in  baS  Benebittinerflofter  ju  Oniebo,  wo  er 
47  3“hre  lang  in  ftrengfter  .«juriidgejogenheit,  mit 
WiffenfChaftlicpen  Arbeiten  beidjäftigt,  lebte,  julept 
alS'llbt  beS  JtlofterS.  Dbftpon  ein  gläubiger  Katholif, 
wibmete  g.  bod)  fein  aanjeS  Streben  ber  Tlufflänmg 
feiner  2anb«31eute,  inbem  er  fte  mit  ben  wiffenfdjaft« 
litpen  2lrbeiten  eines  ©alilei,  Bacon  Bon  Bcrulant, 
Slewton,  fleibnij,  BaScal  u.  a.  be(annt  madjte  unb 
japllofe  3rrtümer,  Sorurteile  unb  SKipbräuche  feiner 
ejeit  bclämpjte.  Sr  Oeräffcntlidite  feine Ttbpanblungen 
in  bem  »Teatro  critico  universal  para  dosengaüo 
de  errores  comunea«  (2Rabr.  1726 — 39,  8 Bbe.), 
einer  7lrt  3citfd)rift,  bie  er  fpäter  u.  b.  S. : »Cartas 
eruditas  y curiosas«  (baf.  1742  — 60,  5 Bbe.)  fort« 
fepte.  35aS  Säert  erlebte  trofc  aller  21nfeinbungen  unb 
©egenfdjriften  15  ?luflagen  unb  warb  in  mehrere 
Sprachen  überfeht.  Sine  VluSwapl  erftpien  mit  bem 
fieben  beS  BerfafferS  Bon  B.  fiafuente  (IRabr.  1863, 
alS  56.  Banb  ber  Biblioteca  de  autores  espaüo- 
les).  'Jicue  SonberauSgaben  erftpieiten  in  Barcelona 
1884  unb  in  Btabrib  1887.  Bgl.  Smilia  B a r b o 
Batan,  Estudio  critico  sobre  las  obras  dcl  P. 
Feyroo  (1877). 

Ä*j,  St  opf bebedung,  f.  geS. 

»ftj,  Staat  unb  Stabt,  f.  geS. 

gcyyan  (geffän),  ein  ju  Tripolis  gepörenbeS 
SSaimalamat,  am  'Jiorbranbc  ber  Sapara  (f.  Barte 
>3llgericn  :c.«),  erftredt  fid)  Bon  Bu  Bbjcpeim  (30‘,i0 
inirbL  Br.)  etwa  1180  km  weit  natp  3.  bis  junt 


534 


gejjanrounn 

Xüntmo-  ober  SBargebirge  (840  m)  unter  25°  5' | 
itbrbl.  8r.;  btc  grüßt«  ©reite  mag  gegen  500  km,  bas 
©efanttarcal  350,000  qkm  betragen.  SaS  Sanb  hü- 
bet eine  roüfte  S>od)fläd)e,  300-  500  m ii.  501. , über 
bie  nadle  Serajüge,  J.  ©.  Xid)ebe!  e«  Soba  (Sthwarje 
©erge),  Sjcpebel  Scpergija  im  9f.,  bie  VllatuSlettc  im 
SS).,  emporrageu;  ben  Sübmeitcn  erfüllen  bie  ftei- 
nige  fjamaba  Bon  ©Jurfuf  unb  bie  Sanbbüncn  Bon 
Gbepcn.  Säe  ©erge  beftepen  au£  Sanbftein,  ber  auf 
ffalfjtein  gelagert  ift.  unb  toerben  burd)  5bc,  enge 
lälcr  getrennt.  3m  9J.  treten  Sreibefcpicbtcn,  napeju 
horizontal  gelagert,  zutage;  fie  erftreden  fid)  bi«  jum 
Sübranbc  ber  großen  $>aniäba  el  §omra  unb  nod) 
weit  über  bie  Schwarzen  ©erge  füblidj  Bon  Sofna, 
wo  üe  Bon  jüngern  Gruptiogefteinen  (©afalten,  ©ho- 
nolitben,  Xracbpten)  burchbrocpen  ftnb,  hinaus.  Un- 
ter ben  Kreibefd)id)ten  treten  weiter  im  S.  fdjwarje 
beoomfdje  Sanbfleine  hcroor,  bie  mehrfach,  äuttiol  bei 
Diuriuf,  Berfteinerungführenbe  Stalffteine  unb  Sou 
mit  Steinfalz  einfehtießen.  'Buch  Ablagerungen  mit 
djarafteriftifd)en  Steintohlenpflanjen  ftnb  au«  bem 
Amfalgebirge  jWifchen  SJiurju!  unb  ©hat  burdh  Oser- 
Weg  belaimt  geworben.  Xurcp  ©ertmtterung  ber  fan- 
bigen  ©efteine  entfteht  ber  SBüftenfanb,  ber,  Born  ffiinbe 
jutammengetrieben,  bieSünen  in  bentrodnen,  heifeen 
IgamSbaS  bilbet  (f.  (Sahara),  glieffenbe  ©emäffer  feh- 
len burcpciuö,  bie  großen  SSabiS  (el  Scherli,  el  Sdiatt) 
ftnb  breite  lälcr,  in  betten  ÜBaffcr  burd)  Stadtgraben 
in  geringer  liefe  ju  erlangen  ift,  unb  bie,  toie  ein- 
zelne Oafen,  ben  allein  bewohnbaren  Seil  b«3  SanbeS 
auSmachen.  SaS  ftlima  ift  warnt,  aber  gefunb;  bie 
'Kinteltempcratur  beträgt  21°  (Gftreme  — 5°  unb  45°). 
(Hegen  ftnb  feiten;  zur  ©cluäfjcrung  ber  gelber  bienen 
©nennen  bon  geringer  liefe.  Unter  ben  wilb  Wadf- 
fenben  ©flanjen  ftnb  ein  lamarijftraud)  unb  eine 
jtad)lige  ©apilionajee,  bon  wilbett  Xicren  öpüne, 
Stbalal,  SPJüftenfucbS,  ©ajellc,  fflähnenfthaf,  Strauß 
erwähnenswert.  Sie  ©eoällerung  wirb  auf  nur 
50,000  gefchäßt,  baBon  30,000  Seßhafte  in  90  Drt- 
fchaften.  (iS  ftnb  fWifdjlinge  ber  umWohnenben  tibbu-, 
©ontu-,  luareg-,  ©erber-  unbAraberoüller.  Sie  im 
91.  notnabifterenben  (Riah,  Sjotmän  unbSBegärha  ftnb 
Araber.  ^jerrfdjenbe  Religion  ift  ber  3Slam.  3Ran 
fpriipt  Ramm  (©ornufpradte),  bann  Arabifd)  unb  bie 
Sprachen  ber  luareg  unb  (tibbu.  3n  ben  Oafen  Wirb 
etwas  äSeiten,  öerfte,  Surra,  fjirfc,  SHelonen,  ©ur* 
fen,  Sabal,  ©aumwotle,  ßlbäume,  geigen,  SRanbeln 
gebaut;  §auptiiaf)rungSqucüe  ift  bie  Sattelpalme, 
i>on  ber  man  bei  SJiurjuf  37  Arten  hat.  Sinber  jieht 
man  faft  nur  im  Siabi  el  Scpati,  3'egen  unb  Kamele 
aber  überall,  (ehr  gefchäßt  ift  bas  gettfehwanzfehaf; 
im  5.  Wirb  baS  behaarte  od)af  beb  Suban  gepalten, 
6fel  unb  ©ferbe  ftnb  feiten,  Außer  tauben  unb  §üp> 
item  bient  als  Kaljrung  ber  in  ben  Slatronfeen  ge- 
jüdjtete  ffezjanwuntt.  Ser  ©ewerbefleiß  befdptänlt 
fid)  auf  bie  Urzeugung  grober  (öoll-  unb  ©auiitwoUcn- 
gewebe  unb  Bon  SSatien  auS  ©almenblättorn.  Ser 
Spanbel  ift  mit  bem  9tad)laffen  beS  cinjt  blühenben 
SfiaoenljanbelS  fepr  jurürlgegangen.  g.  ift  eingeteilt  in 
fteben  'IPubinebs;  zum  Ginlommen  beS  Staate«  trägt 
c«  fahl  lieb  800,000  ©iaftcr  (1 50,000  9RI.)  bei ; §aupl- 
ftabt  ift  SRurfuI  (f.  b.).  — g.  ift  baS  alte  Phazania, 
baS  Sanb  ber  fflarantanten,  über  befftn  ©cBölle 
ruttg  unb  Stähle  ber  (Triumph  beS  ©rolonjul«  2. 
Gomcliu«  ©albuS  19  B.  (ihr-  eine  lange  Sifie  gibt. 
Schon  öerobot  (450  o.  (ihr.)  erwähnt  bie  berühmte 
alte  Stabt  ®arama(Sfd)erma);  noch  für  3eit  berßr- 
oberung  ber  filraber  beftanb  fie,  mäprenb  heute  nur 
einige  Oiuinen  au«  bcr!Rbmerz«it  Borhanben  ftnb.  3m 


— giafen, 

Cftteil  ber  Jintronfeen  befinben  fief»  ebenfalls  einige 
Ruinen  unb  50  flemcfghramibengräber.SaSßbrtiten- 
tum  nahmen  bie  ©arantanten  587  an ; hoch  Snbe  be« 
7.  3ahrh-  würbe  baS  Sanb  Bon  beit  (Umbern  erobert 
unb  ber  3S!am  einaeführt.  GS  herrfchten  hier  nun 
eigne  ffürften  unter  ber  Cberherrfdtaft  ber  aufeinan- 
ber  folgenben  ©ghlabibcn,  ffatitniben,  Gjiubibm,  bis 
; 1811  Öet  SRohamnteb  el  SRuhti  ftd)  beS  SanbeS  im 
Slanten  beS  ©afchaS  Bon  IripoliS  bemäthtigte.  Gine 
intereffante  Gpifobe  in  ber  neuem  ©efchichtc  RezjanS 
bilbet  baS  helbeninütige  Auftreten  SHbb  cl<  Sfd)eliS, 
ber  1837—42  eine  unabhängig«  Jierrfchaft  über  g. 
auSübte,  aber  fdjliefjlid)  Bon  bem  türfifdhen  gelbherm 
Asiat  Alt  burd)  ©errat  übcrwältigl  warb.  Über  bie 
SrorfcbungSreifcn  in  g.  f.  Afrita,  SÜ  148.  ©gl.  Stör- 
et c nt  a n n , Sagebuch  einer  Seife  Bon  Kairo  nad)3)lur- 
fut  (SSeimar  1802);  3(  n cp  t i g a 1 , Sapara  unb  Su- 
bän,  ©b.  1 (©erl.  1879). 
fteZZautvurm,  f.  Kiemenfug. 
ff.  Sie  HiebcnSart  aus  bem  ff  flammt  aus  ber  ita- 
licnifchcn  Oifchtstpraebe  be«  HRittelalterS,  in  ber  flf  als 
Ablürjung  für  Corpus  juris  civilis  gebraucht  würbe. 
Sie  Ablürjung  ift  eilte  burd)  ungebilbcte  (Mbfd)reiber 
eingeführte  ©crbaUhomung  bc«  griechifchen  ©uth- 
ftabenS  77 (P),  womit  ©anbetten  beginnt,  oietteicht 
auch  eines  burchftriihenen  D,  beS  AnfangäbucpftabenS 
beS  anbem  SlamenS  ber  ©anbeiten : Digesta. 

0f  iaf  er  (franj.Fiacre),  SJiiettutfche,  fo  genannt  nad) 
bem  peil,  giacriu«,  einem  SJiönch  auS  bem  6. 3ohrp., 
ber  nach  ber  Segenbe  ein  Sopn  GugenS  IV.,  Königs 
oon  Scpoltlanb,  War,  im  SJalbe  non  gorbiüe  tn  ber 
©rie  alS  Ginfiebler  lebte  unb  nach  feinem  Sobe  Schuß, 
patron  ber  Gärtner  würbe.  Sein  fflitb  biente  als  Sd)ilb 
an  einem  $>au3  ber  Sine  3t. ■ ÜJiartin  in  ©ariS,  wo 
ber  Grfmber  ber  HBietlutfdfen,  ein  gewiffer  SauBage, 
Gnbe  beS  17. 3aprp  Wopnte.  Sie|e  DJicttutidien,  für 
bie  man,  befonberS  in  9!orbbeutfchIanb,  auch  ben  auS 
bem  Sufftfeben  cntlepnlcn  31amen  Srofcpfe  (f  b.) 
braucht,  ftnb  |eßt  in  je- 
her großem  Slabt  ju 
finben;  fte  ftehen  un- 
ter polizeilicher  Auf- 
ficht,  tragen  beftimmte 
©umntem,  führen  feite 
©reife unb  ftnb  hinfid)t, 
lid)  ihrer  gahrien  auf 
bie  Stahl  unb  bereu 
nädjfte  Umgebung  be- 
fdjräntt.  3n3Sien,  bef- 
fen  g.  infolge  ihrer  gu- 
ten AuSftattung  unb 
beS  gefchidtcn  güffrenS 
eine  gewiffe  ©erühmt- 
heit  erlangt  haben,  Ber- 
fleht  man  fpeziefl  unter 
ber  ©«Zeichnung  g.  ein 
ZWeifpännigeS , nume- 
riertes SRietfuhrtoert 
itn ©egenfaß  zu  Kom- 
fortabel ober  »Gin- 
fpänner«.  Ser  ©ameg. 
ift  bort  auch.  Wenig- 
ftenS  in  ber  populären 
Sprache,  auf  ben  SBn* 
genführer  übergegan- 
gen. ©gl.  gupe  tuften. 

gialcic  (©hialen,  gricch  ),  im  gotifdxn  Sauftil 
fchlantc  Spißtürmd)en,  Die  entweber  bie  giebdfBrmi- 
gen  geuftetBerbacpungeu  (SJtmperge)  ju  beiben  Sei- 


a bajrDifcbcn  btc 

SBtmpcroe. 


535 


giammetta 

ten  begrenzen  (|.  Wbbilbung,  Bom  Sölitcr  Bom),  ober 
aud)  bie  Mrönung  Bon  Strebepfeilern  bitben.  Sie  be- 
lieben and  einem  untern  lotretqten  Beile  (Seib),  beffen 
Bier  Seitenflächen  oben  bureb  Wirbel  abgcfcbloffen  finb, 
unb  einem  pbramibaten  Seil  (SRiefe),  beijen  Bier  San- 
ten mit  einzelnen  Blättern  (Strabben)befegt  finb,  Wäb- 
renb  bejfcn  Spifte  (bie  gtalenfrone)  burd)  eine 
Äreujblume  geziert  ift. 

giammetta,  f.  Boccaccio. 

giammingo  (ital.,  »Blaming«),  Beiname  ber 
nicberlänbijcben  Stünfiler.  bie  in  Italien  lernten  unb 
lebten  unb  Bon  ben  Italienern  nad)  ihrem  Saterlanb 
jo  genannt  mürben,  weil  ber  Italiener  ben  Sauf, 
namen  bent  gamiliennamen  Borjiebt;  inbbef.  ftnb 
unter  biefem  Zunamen  befannt  Bionbä  ßaloaert  unb 
grnn;  bu  Cucänol). 

giauarautfoa,  gauplitabt  ber  Brooinz  Betfileo 
int  jentralenBeil  ber  gnicl 'IRabagaöfar,  untcr21“57' 
fühl.  Br.,  1146  m ii.  'SK.,  mit  6000  ffiinw.  Sie  Stabt 
liegt  auf  einem  gügel  bat  enge  Straften  mit  Breppen 
unb  entbiilt  eine  fatbolifthe  SRiffion  (3efuiten),  bie 
normegiiebe  proteftantifefte  SKiffion  unb  geben  Str- 
eben. g.  ift  burd?  eine  gute  Strafte  mit  BntananariOo 
Berbunben  unb  Sifc  bei  franjoftfeben  Bcrwaltungä* 
beamten  für  bie  ©rosinj  Betfileo.  ©ne  ©amifon 
befinbet  fid)  in  g.  mir  in  einigen  ©läften  ber  Betfileo. 

gianona  fferbofroat.  © 1 o min) , Ufarflfledett  in 
ber  ilfterreid).  'JRarfgraffchaft  3ftrien,  Bezirfäb-  SRit» 
terburg,  an  einer  tief  eingefiftnittenen  Bucht  beb 
Ouarnero,  mit  einem  tpafeit  unb  usoo)  1679  (alb  ©e- 
meinbe  5434)  fer6otroatiftben  unb  ital.  Einwohnern, 
g.  ift  baS  alte  Flanona,  toonaef)  ber  Ouarnero  Sinus 
Flanaticus  bieg. 

giadco  (SRebrjabl  Fiaschi,  »glafdje«),  alb  ©ein» 
maft  in  Boäfana  früher  2 Boccali  = 2,219  unb  in 
SKobena = 2,oss  Sit.  — g.  machen  (ital.  £nr  f.),  fobicl 
Wie  gänzlichen  SRifterfoIa  haben,  buribfatlen,  anfangs 
nur  bei  tbeatroltfdjen  ©robuftionen , jeftt  altgemem 
bei  icbemöffcntlidbcnSluftretcn  ge6raud)t.  Bie  (Hebens» 
art  foH  Bon  bett  fteinenien  Branger»  ober  Sefjanb» 
ilafcben  beb  SKittelaltcrb  benrübrtn,  bie  bänbeljüdjtige 
Seiber  an  halbfetten  Oefeftigt  tragen  muftten. 

Flat  (lat.),  eb  »erbe!  eb  fei!  F.  lux,  eb  merbe 
Sicht;  f.  justitia,  et  pereat  mundus!  ©ereehtigfeit 
muft  fein,  unb  Sollte  bie  Seit  baritber  jugrunbe  geben 
(angeblich  Sahlfpruehftaifergerbittanbb  I.) ; f.  appli- 
catio,  man  mache  bie  'Anwendung;  f.  insinuatio,  eb 
»erbe  eingebeinbigt;  f.  lege  artis  (auf  {Rezepten),  eb 
merbe  [uitftgemäft  bereitet. 

gtbel,  eriteb  Scfebucf)  für  Anfänger,  SlBSbucf).  Bie 
gerlunjt  beb  ©orteä  ift  zweifelhaft.  3-  ©riinnt  faftt 
eb  alb  SRebenform  Bon  Bibel  mit  bem  Sinn  Sfinbcr- 
bibel  auf;  in  ber  lat  enthalten  bie  älteften  gibcln 
Bortoiegenb  religiöfe  Sefeftüdc.  ©eiganb  u.  a.  leiten 
eb  bom  lateinifajen  Fibula  (Spange)  ab.  Bie  Ein» 
riefttung  ber  gibcln  richtet  fidj  nach  ber  SJJetbobe  ber 
Sefelebre  (f.  Sefen). 

gftMl(iat.  Fibula),  gaftel,  metallene  Spange  jum 
3ubefteln  ber  ©emänber,  ähnlich  unfern  Brofchen 
oberSieberbeitbnabeln,  aub  einem  Bügel,  einem  King 
ober  einer  Scheibe  unb  einer  claftifdjen  ober  burd) 
ein  Scharnier  befefligten  Kabel  beitebenb , bibroeilen 
auch  fchnaHenförmig.  3brem  Alter  nach  gebt  bie  g. 
bib  in  bie  Bronjejcit  jurücf ; in  'JRftfene,  ben  Sdjwei- 
jer  Bfablbauten  unb  in  Oberitalien  finbet  fte  fid) 
nur  feiten  unb  in  einfachster  ©eftalt,  in  einer  gemiffen 
Auäbilbuim  bagegen  bereitb  in  Ungarn,  Korbbeutfd)- 
lanb  unb  Stanbinaoien.  gauptentwidelungäpcriobe 
ber  g.  ift  bie  Sifenjeit,  in  befehränfterm  feafte  bie 


— gibiger. 

gailflattjeit,  in  auägebebnteftem  bie  Sa  Bcne-Beriobe 
mit  ihren  naebchriftlichen  mittel*  unb  norbeuropäi- 
fegen  Entwidelungtftufen.  3*  nad)  bene  Alter,  ber 
herfunft  unb  bergomt  unterfcheibet  man  gatlffatt», 
Sa  leite-,  Sangobarben-  unb  anbre  gibeln,  ßertofa, 
unb  Beächierafibeln,  Armbruft»,  Bogen-,  Briden», 
Buefel-,  Brachen».  Breiroflcn«,  gafen-,  fialm-,  Sap- 
pen», Jtröten»,  Blatten-,  Schlangen-,  Schnallen-, 
Sproffen»,  ^meirotlenfibcln  (f.  bie  betr.  Abbilbungen 
auf  ben  Bafeln  »äRetaUjeit«),  9iad)  Almgren  geben 
alle  norbeuropäifchen  Bogenfibeln  römtfeber  ,‘fat 
(Bom  Beginn  ber  transalpinen  ftalonifationätätigfeit 
an)  bezüglich  ihrer  ©ntftebung  auf  bie  Sa  Jene -Be» 
riobe  jurücf.  Aufterbcm  fegt  er  eine  ältere  rbmifdje, 
biä  ca.  200  n.  ßbr.  bauembe  Sulturepoche  einer  jüngem 
gegenüber.  Biefe  tritt  mit  ganj  neuen  gönnen  auf, 
bie  jtoeifelloä  auf  germanifd)cn,  aub  Sübruftlanb  foin- 
menben  Sinfluft  jurüefgeben.  gibeln  Bon  ©olb,  Sil» 
ber  ober  Bron.;c  waren  bei  ben  (Körnern  in  adgentei- 
nemöebraucfi  unb  ftnb  überall  gefunben  worben,  wo 
Körner  gewohnt  haben  (f.  Bafel  »Sehntudfacben  I«, 
gig.  3).  3n  ber  romifchen  unb  bhjantiniidjen  ftaifer* 
jeit  würben  bie  gibeln  mit  Sinatl,  Sbelfteinen,  ®ra- 
Bierungen  ic.  reich  Berjiert.  iilud)  bie  gallifchen  unb 
germanifchen  Bölferfchaften  Berjiert en  Sie  gibeln  mit 
©mail  unb  gaben  ihnen  eine  eigenartige  Drnamentif 
(f.  Bafel  »Sthmudlachen  X«.  gig.  14  u.  19).  Bgl. 
Agraffe.  Bgl.  Wlntgren,  Stubten  über  norbeuro- 
päiiche  gibelforineu  ber  erften  nnct)cf)rift liegen  3<tbr* 
bunberte  (Stoefb.  1897);  Bi  fehler,  über  bie  gor» 
men  ber  fflcwanbnabeln  (gibeln)  nach  ibrtr  b'ftori» 
fegen  Bebeutung  (»Beiträge  jur  Bntbropologie  unb 
Urgefchichte  BaBcniä«,  Bb.  4,  HRiiiid).  1881—89). 

Fiber,  bie  Bifamratte. 

gfihcrn  (Int.),  feine  gäben  unb  gafent,  welche  bie 
formellen  ©runbbeftänblcile  zahlreicher  pflanzlicher 
unb  tieriicherSewebe  aubmachen  (Binbegewebäfa  fern, 
iRuöfelfalem  ic.). 

fgibiig,  3benfo,  Sfomponifl,  geb.  21.  Be;.  1850 
unweit  Snelau,  geft.  15.  Oft.  19()0  in  Brag,  erhielt 
feine  Buäbilbung  in  (Inelau  fowie  am  Sonfernato» 
rium  ju  Seipjtg  (feit  1865),  in  Bariä  unb  in  Kiann* 
beim  burd)  Binjeng  Sacbner.  Kadi  einem  Borüber* 
gebenben  Slufentbalt  m Silna  würbe  g.  1876  jum 
jmeiten  Sapollmeiiter  am  Kationallbcaler  unb  1878 
jum  Eborbtrigenicn  an  ber  rufjifchen  Xtircgc  in  Bmg 
ernannt,  g.  war  einer  ber  fruditbarileii  böbrnifchen 
Stomp emiften,  bod)  fehlte  feinen  ©erfen  Straffheit  unb 
Stoii;cntration.  ©r  fegrieb  fbmpbonifcbe  Bichtungen 
(»Othello« . »3aboj  unb  Slaooj»,  »Boman  unb  bie 
Siljiupbe  , »3m  grübling»,_-21m?lbenb«,  »Bigilien«), 
Suite  >3m  greien»,  brei  Sbmpbonien,  CuBertüren, 
Streichquartelie,  je  cinSlaoierauartctt  unb  »Ouintctt, 
mehrere  (Xgarroerfe  mit  Orchefter,  ß()orl(eber,  Sieber, 
bie  Opern  »Bufowin»  (1870),  »Blanff«  (1877),  »Bie 
Braui  Bon  SKeffina« (1884),  »BerStunn«.  »gebbft« 
(1896),  »Sarfa«  (1898)  unb  »Ber  gall  tfrcoiiaü», 
bie  murtfbramatifebe  Brilogie  »gippobantia*  (1890 
biä  1891),  Bfelobramen  u.  a.  Bgl.  fRidjter,  3benfo 
g. , eine  mufifalifche  Silhouette  (Braq  1899). 

gribiger,  1)  3 ob  a n n e 6 , bän.  Bichter  unb  Bfteo- 
Iog,  geb.  27.  3an.  1821,  geft.  13.  3Joo.  1897,  trat 
junäcbft  mit  biblifchen  Bramen  (»3epbta«  Bod)ter«, 
1849,  unb  »3obanneä  bcrBäufer«,  1857)  heroor, 
benen  er  poetiiebe  ®rjiif)Iungcn  (»Ber  ewige  Streit», 
1878)  unb  Igdfche  ffiebidble(»Bie  ©enien  ber  Sorge«, 
1884)  folgen  lieft,  ©ebanfentiefe,  äRtjfitf,  fetlfam  mit 
rationellen  ßlemenlen  oereint,  unb  eine  gewiffc 
ScbwerfäUigleit  ber  gönn  fennjeichnen  feine  Stunjt, 


536 


gibonacci  — gicfjto. 


bie  nie  populär  würbe.  Seine  interefiante  Selbft» 
biographic  »Mit  Liv  og  Levned«  hat  (ein  ©flegefohn 
©jeüenip  IStopenf).  1898)  bcrauägcgeben. 

2)  Wathilbe,  bän.  SdjriftfteQerin,  geb.  13.  $ej. 
1830,  geft  17. 3uni  1872,  rief  burdi  ihre  an  ftd)  uu- 
bebcutcnbc  Schrift  »ftlaraScipl)ael,  12  SJricfe«  (1850), 
in  bcc  in  Xänemarf  jum  erjten  Wale  bic  grauenfrage 
aufgerollt  würbe,  eine  lebhafte  liierarifdie  gebbe  b'r' 
»or.  Spätere  Vlrbeitcn  blieben  jiemlid)  unbeachtet 
Obrer  3bee  getreu  wirfte  fte  praftifd)  a!8  erite  bäniftbe 
ielegrapbifiin  unb  Witbegrünberin  be«  grauenber- 
einS(1871).  ©gl.  Margarethe  gibiger,  Klara Ha- 
phacl-Mathilde  F.  (Sopenh.  1891). 

gibonacci  gm.  -nduicw,  fieonarbo,  auch  Seo» 
narbo  ©ifano  genannt,  Matbematifer,  geb.  um 
1180roabrjd)einlid|  in©ifa,  geft  etwa  um  1228,  lernte 
bei  feinem  in  ber  arabifdien  Stabt  SBugia  alb  ftonful 
weilcnben  ©ater  bie  arabifche  Spradie  unb  Sechen» 
funft,  bilbcte  fitb  burtb  Seifen  auS  unb  überbradjte 
»ucrft  benVlbenblänbem  bab  inbiitb-arabif(be3ablfn’ 
Ipftent.  ßr  ftanb  in  naher  ©ejiehuna  gum  Äaifer 
griebritb  II  Seine  §auptwerfe  )tnb:  »Liber  abaci« 
(1202  u.  1228)  unb  »Practica  geometriae«  (1220). 
Sr  oerPoDfommtc  bie  allgemeine  Viril  bmetif,  gab  einen 
Kiewetb  für  bie  $)eronfd)e  gormel  für  ben  Jreiedä» 
inbalt  tc.  Seine  ©crfe  finb  gefammelt  Pan  18.  Suon- 
compagni  (Som  1857— 62);  Bgl.  auch  befien  Schrift: 
»Intorno  ad  alcune  opere  di  Leonardo  Pisano « (baf. 
1854)  unb  Eantor,  Sorleiungcn  über  ®efd)i<hte  ber 
HKatbematil,  ©b.  2 (2.  «uff , fieipj.  1900). 
gibragra#  (ebinagraä),  f.  Sanne. 
Fihriliae  (lat.),  fomel  wie  SBurjelfafem. 
gibrin  (Clutfibrin,  ©lutfaferftoff),  ein  ei» 
Wcigfbrper,  ber  ftd)  auS  einem  im  ©lut  gelöft  enthal- 
tenen ©iweißförper,  bem  gibrinogen,  burd)  Ein» 
tnirfung  beb  im  ©lut  enthaltenen  gibrinfermentet  bil« 
bet,  fobalb  bab  ©lut  bab  ©efnpigjtcm  Derläßt,  unter 
Iranthaften  ©erhältniffen  auch  |d)on  im  ©efägfqftem. 
Vlub  ben  jerfallenben  weiften  unb  roten  ©lutf&rpcr» 
then  geht  ein  (it)iaogen  (©rothrombin)  hcrBor,  b ab 
im  ©labma  (bei  ©egenwart  Bon  Sialtfaljen)  ftd)  in 
bab  germent  (Ihrom*>in)  Berwanbelt.  gibrinogen 
behebt  oub  62,93  Sfohlenfioff,  6,s  SBaf jeijtoff , 16, m 
Stidftoff,  1 ,25  Schwefel  unb  22,26  Saucrftoff , eb  ge- 
rinnt bei  66°,  jeigt  bie  allgemeinen  6igcnfd)aften  ber 
Wlobuline,  ift  itnlöblidj  in  ©affet,  löblich  in  Salj» 
löfungen,  in  «Italien  unb  (ohlenfaurenVtlfalien.  Vlub 
feinen  fiöfungen  wirb  eb  burd)  fchwcfelfaureb  Vlnt» 
rnoniaf,  öhlomatriitm  tc.  gefällt,  ber  gefällte  ftörper 
hat  aber  mit  bem  g.  nichtb  ju  tun.  ©ei  ber  (Serin- 
nung  beb  gelöflcn  gibrinogenS  unb  bei  feiner  Um» 
Wanblung  in  g.  bleibt  ein  Seil  (gibringiobulin) 
in  fidfung.  g.  ift  ein  jäher,  berb  elaftifdjer,  gaUert» 
artiger,  äugerft  Boluminöfer  ftorper,  in  Saljlüfun» 
gen  relatio  leid)!  ibblid),  noch  leister  in  Säuren  ; fefjr 
leid)t  Wirb  eb  burd)  ©epjtn  unb  Saljfäure  unb  burd) 
Srnpnn  gelbft. 
gibriiiogcn,  f.  gibrin. 

gibrin, jijlinbcr,  ungeeignete  ©ejeidmnng  ber 

S>am,jt)linber  (f.  b.). 

gibrotb  (lat,  gafergefchwulft,  Sebtttoib, 
Steatom,  gibrotn,  gibtomhom),  eine  ftbrom» 
ähnliche  ©cfdjroulft 
gibroin,  f.  Seibe. 
gibrolitß,  Mineral,  f.  Sittimanit 
gibrolithgneib,  ein  gibrolilh  führenber  ©neib. 
gibrom  (lat),  aub  leinene  ©inbegewebe  beftehenbe 
@ejd)wulit  Bon  halb  weicherer  (Fibroma  molle),  halb 
feflerer  (F.dnrum)  fton)iftenj.  3"  ben  Weid)ern  gor- 


tuen,  ju  benen  bie  SchlcimpolBpen  ber  Safe , bie  gi- 
brome  ber  äußern  fiiant  ( j.  ©.  bae  oft  mehrfach  ouftre» 
tenbe,  aub  ber  fieberhaut  herBormadjfcnbe  Fibroma 
molluscam)  ju  rechnen  finb,  finb  bie  ©inbegewebbfa- 
fern  Inder  burebeinanber  geflochten,  in  ben  berben,  bie 
uorwiegenb  aub  ben  Sehnen,  gabjien,  bem  ©erioft 
heroorgeben.finb  biegofent  bidit  jufammengcbriincjt. 
j)ie  Sqnitt fläche  ber  gibromc  ift  weißlid),  ihre  ®rö|e 
feljr  ncrfchieben,  tann  ben  Umfang  eineb  Mannes* 
fopfeb  übertrejfen.  Sie  machen  feine  Wetaftafen,  ftnb 
baber  alb  gutartig  ju  bezeichnen,  fSnnen  aber  gelegent» 
lid)  burd)  ihre  ©löge  lä)tig  fallen,  ©ritt  ju  ber  btnbe- 
gewebigen  38ud)cning  eine  farfomatbfe,  fo  entjtehl 
oabböbartigegibrofarfont. 
gibrorapom,  f.  'Dip  om. 
gibrofartom,  f.  gibrom. 
gibrobalfalftrang,  f.  fieilbünbel. 

Fibnla  (lat),  Spange,  f.  gibel.  3n  ber  Vlnatomie 
foPiel  wie  SBabenbein,  f.  ©ein. 

Flrarla,  f.  Ranunculus. 
gicatinhoij,  f.  Ferolia. 
gicctlc  (frnnj.,  far.  fatr) , ©inbfaben;  ficellie» 
reit , mit  ©inbfaben  umwideln. 

Flehe  (franj.,  (pr.  gw) , Vlbfted-,  ©tartierpfabl  ; 
Spielmarfe  (gifch). 

gitftcl  (fpt.  .(dito,  ©ugene,  franj.  SWaler,  geb.  30. 
Ving.  1826  in  ©arib,  geft.  bafelbft  16.  gebt.  1895,  war 
Schiller  ©.  Selarod) ca,  fd)log  ftd)  aber  mehr  an  Hieb- 
fonier  an,  in  beffen  eleganter  VSanier  er  jahlreicbe, 
meiii  Reine  ©über  malte,  bie  ftd)  burch  feine  ßharat 
teriftif  unb  ungejwungene  ltompofition  aubjeidmen. 
Seine  ßauptmerfe  ftnb:  bie  Vlnlunft  im  SiUrlbhaub 
(1863,  Sujembourggalerie  in  ©arib),  bie  IRümlenner, 
ber  Sioloncellfpielcr,  ein  geft  im3abrel776,  Sie  ©er 
baftung  emeb  Spionb,  ber  3d)ut))fider  unb  ber  ©an» 
fier,  bie  idiouc  Srämerin,  bie  Scbachfpieler,  bie  wan» 
bemben  Sänger,  ber  ©apport  beim  ©eneral  unb  bie 
hiitorifd>en@cnrcbilber:  bie  Sacht  bom24.Vlug.  1572, 
bie  ©rünbung  ber  franjbfifdien  Vlfabcmie.  ©onaparte 
unb  Eugen  ©eauhamaib,  fiac(pebe  bie  öefd|id)le  ber 
gifd)e  iepreibenb. 

Fichet  (franj.,  for.  .i*S),  Warfe,  Steder  (imörett- 
fpiel);  fidiieren  dar.  einrammen,  feftmacben. 

gichte(S  o 1 1 a n n e , Picea  Lk.,  Abies  Don.,  hierju 
Safel » gichte  I u.  n«),  ffiattung  ber Soniferen,  immer- 
grüne Bäume  mit  quirligen  $<uipt»  unb  ntebr  ober 
weniger  jweijeiligen  Siebenäften,  fpiralig  gefteUten, 
aUfeitSwenbigen  ober  an  ben  testen  gweigen  unBoil- 
fontmen  gefcheilelten,  Bierfantigen  Sabeln,  männlichen 
Sliiten  befonberb  im  untern.  Weiblichen  im  obemjeil 
beb  Saunteb  u.  herabgebogenen  ober  hängenben  ,'  jap> 
feit.  3ioöIfVlrten  in  ber  nörblidjen  gemagigtcn3one, 
$ie  gemeine  g.  (Sottanne,  Schwarjtanne, 
©cehbaum,  ©ecbtnnne,  P.  eicelsa  Link,  Pinns 
Abies  L.,  Pinus  Picea  Dur.,  f.  lafel),  einer  ber 
fchBnften  Sialbbnume,  Bon  Phramibcnförmigem 
©uebb,  mit  rfttlidjbcaunem  Stamm,  ber  fd)lieiilid> 
unregelmäßig,  aber  nie  tief  gefurcht  ift,  44—48,  felbft 
64  m l)od)  wirb  unb  2 m ®urd)meffer  eneiebt.  3)ie 
untern  fiiauptäfte  hängen  oft  über,  bie  15—25  mm 
langen,  geraben  ober  ficbelförmipp gefrümmten,  fpißen 
Sabeln  bleiben bibjumfiebentenyahrefieben.  TioPor 
bem  VLiffpringen  ber  Staubbeutel  erbbceräbnlichen, 
roten,  obiongen  männlichen  ©tütentäpdjen  flehen  ju 
2—6  an  Boifährigen  ©rieben  jwifeben  ben  Sabeln, 
bie  Weiblichen  fanninroten,  bis  5 cm  langen  ©Hüten» 
jäpfchen  an  ben  Spifien  ber  Borjährigen  triebe.  Sie 
3apfen  finb  iänglidj-waljenfBrmig , bis  16  cm  lang, 
Bor  ber  Seife  bunfeloiolett  ober  liedgrün,  bei  ber 


Fichte  I 


Fichte  (Picea  excelsa). 


Meyers  Konv.-  Lexikon , 6.  Au/t,  Bibliograph.  Institut,  Leipzig. 


Zum  Artikel  fickte'. 


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Fichte  II 


Fichte  (Picea  excelsa). 


1.  Zweig  mit  männlichen  Blütenkätzchen.  — 2.  Triebspitze  mit  einem  weiblichen  Blutenkätzchen.  — 3.  Detgl. 
mit  einem  männlichen  Blütenkätzchen.  — 4.  Reifer  Zapfen.  — 5,  6.  Fruchtblatt  von  außen  und  von  innen  mit 
dem  aufliegenden  Samenpaar.  — 7.  Wie  6 mit  den  Abdrücken  der  entfernten  Samen.  — 8.  Same  mit  und  ohne 
Flügel.  — 9.  Aufgesprungenes  Staubblatt  von  zwei  Seiten.  — 10.  Nadel  und  Querschnitt  derselben.  — 11.  Keim- 
pflänzchen mit  der  noch  aufsitzenden  Samenschale.  — 12.  Dasselbe  ohne  diese.  — 13  (an  Fig.  I).  Eine  Qalte 
der  Rinden-  oder  Tannenlaus  (Chermes).  Nat  QrÖße. 


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537 


gtd)te  (fflainu). 

Seif«  traun ; ber  gcpügette  Same  reift  im  Cftoter,  metes  radiciperda,  T.  pini,  Polyporns  borealis  unb 
piegt  ober  meift  er)t  im  nädiften  3npr  auS,  worauf  Hysterium  macrosporum  (f.  Snfel  «©jlanjentranr« 
im  folgenben  3apre  bie  3°)JKn  oW  ÖanjeS  abfntlcn.  feiten  II« , gig.  6 u.  8).  — gicplenbeftänbe  werben 
Sie  g.  treibt  nur  porijontale,  m fepr  geringer  liefe  meift  im  70  — 120jatirigcn  Umtrieb  bewirtfcpaftet. 
ftrcicPcnbc'Burjeln.  Sie  fteimpflnnje  bat  6—9  lange  3»  ©ocbbeutfcplanb  »erjüngt  man  in  Reinen  Rapl» 
Reimnabeln  unb  wädpft  erft  natb  bem  4» — 6.  3apr  fcplägen,  mit  beneit  matt  ber  pcrtfcpcnben  Sinbricb» 
auffaQenb  in  bie  Sänge ; im  Stangenalter  roäepft  bie  tung  entgegen  jortfepreitet.  3»  SJiettcl « unb  Süb- 
g.  langfam,  unb  erfi  nach  bem  20.— 30.  3»pre  fdjncl-  beutfcplanb  finbet  man  noep  giepten  • Sunlelfcplag» 
ler;  fte  trägt  feiten  Bor  bem  60.,  oft  erft  im  60.  bis  mirtidtnft  old  Siegel.  Sie  Scpläge  bebaut  man  ge- 
80.  3alne  «amen.  Snmenjabre  lehren  burepfepnitt-  Wöpnliep  und)  einjähriger  Seplagrupe (beS  iHüffedäferS 
li<b  nadt  5 3°pre»  wieber.  Ser  Same  bleibt  3 — 5 Wegen)  burd)  ©flanjung.  Sie  ©rjiepung  ber  erfor« 
3apre  teimfäbig.  Sie  g.  erreidit  ein  Ster  »on  600  berliepen  ©flanjen  erfolgt  m Saatbeeten.  91  us  bem 
gapren,  gelangt  inbeS,  wie  bie  Särtbe,  nie  ju  einer  Saatfamp  »erpflanjt  man  entmeber  bie  brei  - ober 
eigentlichen  Rronenabwölbung.  Sie  »erlangt  frifepen,  »icrjäbrigen  SRitlenpflanjen  in  fcpwaepen  ©iifcpcln  (3 
Reinigen,  puuiuSreiepen,  niept  ju  fiaepgrunbigen  ©o»  bis  4 ©flanjen  jufammen)  inS  greie,  ober  »erfdmlt 
ben  unb  »iel  Suftfeucbtigfeit.  3«  ber'libene  (ontmt  bie  jungen  ein- ober  jmcijäprigcn'fjfiänjcpen  inlöcm- 
fte  erft  in9iorbo[tbeutfcplanb,be{onberS  in  berSüebcr-  Guabratucrbanb  unb  pflanjt  )tc  oietfäbrig  (in  pöpern 
läufig,  Scplefien,  Oftprcuficn  unb  jenfeit  ber  Seicpfel,  ©ebirgSlagen  audi  5 — 7jäprig)  alb  Sinjelpflanjcn  ins 
»or;  mehr  füblid)  unb  weftliib  ift  fie  ©cbirgSbaum,  greie.  Sie  g.  lägt  fidj  jwedmäfiig  mit  ©uepen  unb 
unb  in  ben  beulfepen  SBiittelgebirgen  ift  fie  ber  perr»  Sonnen  mifepen. 

fepenbe  ©aum.  Slud)  int  beutfep-öRerrcicpifepen  ©erg-  Ser  9i  u p to  e r t ber  g.  ift  überaus  groR,  ber  finan» 
ionb  pat  fie  bebeutenbeäRoffenCerbreitungunb  bringt  jieHe  Rbfeplufi  ber  gieptentoirtfepaften  wirb  taum  »on 
bis  in  bie  italienifcpen  9llpen  unb  in  granfreiep  bis  einer  anbern  Söoljart  erreicht.  Sie  ©laffenerjeugung 
ju  ben  $b renäen  »or;  im  Dften  erreicht  Rein  Serbien  reiner  gieptenbeftänbe  bewegt  Rep  bei  lOOjäbrtgem 
etwa  bei  43"  nörbl.  ©r.  ipre  Sttbgrenje.  3»  ben  211«  Umtrieb  jwifepen  4 unb  10  geftmeter  auf  1 iiettar 
pen  fteigt  bie  g.  »iel  pöper  olS  bie  Kiefer,  auf  ben  unbgapr  unb  beträgt  auf  ben  mittlern  gieptenftanb« 
gjelben  beS  flibliepen  Norwegen  fommen  bagegen  orten  gewöhnlich  6 geftmeter.  Sie  in  ben  Surcpfor» 
beibe  bis  ju  gleichem  Sttoeau  »or,  unb  in  Sapplanb  Rungen  ju  gewinnenben  fepmaepen  Sortimente  Rnb 
gept  bie  g.  nur  bis  67  ober  69“,  wäprenb  bie  Kiefer  als  ©opiienRanaen,  fjedenftöde,  §opfenftangen  ab» 
»iS  jum  äufierflen  Saum  ber  Sälber  reiept.  Sie  g.  fepbor  unb  erhöben  ben  SReinertrag  ber  gidRenWirt« 
gept  im  fpnrj  bis  1000  m,  im  Siefengebirge  bis  1200,  fepaften.  Sie  g.ift  auep  eine  gute  fcedenpRanje,  wenn 
im  ©a»rifepen  Salbe  bis  1470,  in  ben  ©aprifepen  man  bie  fepr  biept nebeneinanber  gepfianjten  Stamm« 
IHlpen  bis  1800,  im  Unterengabin  bis  2100  tutb  in  epen  gut  unter  Schnitt  pält.  Sie  »ielen  Seitcnfnof» 
ben  ©prenäen  bis  1625  m ü.  'Di.  Vtn  iprer  »bem  pen  forgen  gut  für  groRe  Serbicptung  ber  ipede. 
©tenje,  bie  in  bie  ShticpoI;region  pineinretdit,  Rnben  gicptenpolj  ift  Weifjer  als  Riefernpolj.  opne  eigent» 
Rep  in  ben  Vllpen  oft  halb  ober  ganj  abgeftorbene,  licpeitfiem,  weiep,  grob,  glänjenb,  leicht  fpaltbar;  eS 
tnorrige,  gebleicpte  unb  Reeptenbepangene  Stämme  ift  etwa  fo  bauerhaft  wie  Sannenpolj,  fiept  aber  bem 
(Settertannen).  Sie  g.  erfepeint  ungemein  ge«  Kiefern»  unb  fiärepenpolj  weit  nach;  eS  Rnbet  auS» 
eignet,  »ecöbeten  unb  »erwilberten  ©oben  rafdf  <u  gebepnte  SerWenbung  als  ©renn»  unb  91uppolj,  ju 
beeten  unb  ju  berbejfem.  3Pre  tief  pinabreiepenbe  SRaftbäumen , ©rettem,  SRefonanjböben,  Satten, 
©eaftung  unb  bebeutcnbeJtabclmaffe,  bie  ppramibale  Scpacpteln,  Spielwaren,  Künbpölicpen,  SiogwoEe, 
gonn.iprer  Krone,  bie  felbft  im  pöpem  'älter  ben  un«  violjftoff,3eüuiofe  ec.  SieStinbe  niept  ju  alter ©äutne 
lern  Sitten  noch  Sicpt  juflieBen  lägt , ipre  gäpigteit,  bient  jum  ©erben,  ber  ganj  junge  Splint  wirb  in 
Rep  felbft  ben  gujj  äu  beden,  ein  weitoerjWeigteS  Sapplanb  unb  Sepweben  gegeffen;  er  enthält  Koni- 
Surjclgeflecpt,  bas  bem  Stamm  einen  weiten,  wenn  ferin,  auS  bem  baS  ©auiüearoma  (Saniüin)  bärge« 
auep  nicht  eben  tiefen  Surjelraum  «t  fdtaRen  geeignet  (teilt  werben  fann.  Sielfacp  Werben  £>ar.j  unb  ler« 
ift,  ipre  gäpigteit  enblicp,  langen  iscpirmbntd,  piölc«  pentin,  ©eep  unb  Seer  auS  ber  g.  gewonnen,  aus  ben 
liepe  greiftetlung,  ganj  freien  Sa^Sraum,  biefe  fo  Stabein  Saibwotle,  gicptennabelejlraft  unb  giepten« 
»erfduebeuen  Emwtrhmgen  jum  mmbeften  ju  ertra«  nabelöl.  SKit  bem ©lütenftaub  »erfäliept  manSpfopo- 
gen,  laffen  Re  als  eine  ber  jäpcften  Salbbaumarten,  bium,  unb  mit  gieptenipr  offen  bereitet  man  in  ©nglanb 
ganj  befonberS  aber  als  geeignet  erfcpeineii.  auf  film-  ein  bieräpnlicpcS®etränf(Sproffenbier,Sannenbier). 
merlidpen  Stanborten  ju  Wacpfen  unb  ber  nädjften  Sieg.ift  fepr  fonuenreiep,  »iele©nrietäten  fom- 
©eneration  »on  ©äuiucn  eine  belfere  Stätte  ju  be«  men  wilb  »or,  unb  eine  groRe  Vlnjapl  wirb  als  3ier« 
reiten.  Sie  g.  bebarf,  fotl  fie  Rep  überhaupt  rräftig  gcpölje  fultibiert.  9iad)  bemSucpfe  Werben  unter- 
ctttwideln,  nur  feuepter  Suft  nnb  eines  frifeben  ©o-  icpiebeit  bie  löängef  iepte  (lasus  Timinali«  Gispnn/, 
benS.  Sapec  pat  Re  in  neuerer  3«it  ein  groReS  ©e«  gig.  1 [S.538],  mit  ftarf  überpängenben,  fepnurbün- 
biet  atlmäplicp  erobert.  2luSgebepiite  CbfUicpen  im  nen3weigen,  mit  ben  Übergangsfonnen  ber3»ttel« 
nörblicpen  unb  weftlicpen  Seutfcplanb , in  ©elgien,  fiepte,  Scpinbeltanne,  ^afelfiepte,  im  ©apri- 
Sänentarf,  ISnglaitb  unb  Sepottlanb  Rnb  mit  giepten  f^cn  unbSöpmcrwalb,  bereu  fjolj  alS  3argenpolj 
wieberin©cftanbgebrad)tworben.— Stürme, Sepnee,  für Stcfonanjböben  fepr gefepäpt  ift),  S rauerfiepte 
©iS,  Staupreif  unb  Spntfröfte  fdjäbigen  bie  g.  unb  (1.  peudula  Jacques  et  Hcrincq,  gig.  3 u.  4),  ©er« 
erlciebtem  bie  »erberblieben  Angriffe  beS  gieptenbor«  tifalficpte  (1. erecta Schröter),  Seplangenfiepte 
fentäferS  (Bostrichus  typographus),  beS  giepten»  (1.  virgata  Jacques  et  Cwqxiry,  gig.  2),  mit  fepr 
rüffelfäferS  (Hylobius  abietis)  unb  ber  9tonne(Lipa-  langen,  wenig  ober  launt  »eräftelten  unb  jum  Seil 
ris  monaeba).  Vtuf  fepr  frueptbarent  ©oben  in  fepr  überpängenben  3weigen  mit  etwas  anliegenben  Sä- 
männer Sage  erfranft  bieg,  an  Kern-  unb  Stotfäule,  beln,  aftlofe  g.  (1.  monstrosa  Loudon),  Säulen« 
auf  äRoorboben  Wirb  fie  wipfelbürr,  unb  auf  fepr  f ich te  (1. colunmaria  t<jrriä-e). Kugel«  ober iicjen« 
trodnem  ©oben  fterben  felbft  30jäprige  ©eiunte  ab.  befenfiepte  (1.  globosa  Link),  3wergfid)te  (1. 
Sie  fepäblicpften  ©ilje  Rnb  Agaricus  melleus , Tra-  naua  Carriere) ; mich  ber  ©inbe  bie  bidrinbige  g. 


538 


A-id)te  (Johann  ©ottlicb). 


(1. corticata Schröter)  unb  3>g'nf*<*)tt  (1.  tubercu- 
lata  Schröter)-,  ttad)  ben  Nabeln:  bie  (urgnabelige 
g.  (1.  brevifulia  Cripps),  Soppcltanne  (1.  nigra 
Willkomm),  ©olbfid)te  (1.  aurca  Carrürc),  Bunt- 
fickte  (1.  variegata  Carriire). 

Sie  ©d)Warjfid)te  (P.nigra  Lk.,  BlackSprncc, 
Double  Spruce),  etwa  25  m l)od),  mit  fdjwärdieber 
Ninbe,  bunfclgrünen,  bunt)  bie  weißlichen  ©palt- 
öffimngoccitjen  blaugrän  erfebeinenben  Nabeln  unb 
3 cm  langen,  in  berjugenb  febön  bioletten  3“t>fcn« 
tnÄdjit  im  öft  lieben  Norbamerifa  gwifeben  44  unb  63“ 
nörbl.  Sv.,  audgebel)ntc  SBälbcr  bilbenb,  unb  laut  um 
1700  uad)  Europa.  Sie  liefert  febr  gutes  Nugbolj; 


$l<$tenformen. 

1 £flngefic$te  (Picea  axcelsa  IJ:.  liuua  rimintUis  Catp.).  — 

2 2<$langenfic$te  (P.  excclaa  /Jk.  ltunu  virgata  Jacquts  et 
Ctup.y.  - 8 u.  4 2rauerfi<$te  (P.  cxcelaa  Lk.  ltutu  pendula 

Jacqut*  et  Hirincq). 

in  Jtanaba  bereitet  man  auS  jungen  3weigen  baS 
gidjtenbier  (spruce  beer).  Notfid)te  (P.  rubra 
Lk.,  Ked  Spruce),  bis  20  m bod),  mit  rötlichem  Holj 
unb  frifebgrünen  Nabeln,  wäcbft  im  norböftlicben 
Norbamerila  unb  erreicht  an  ber  Hubfonbai  in  bufd)i- 
gen3wergformen  bie  ©renje  beS  SaumWud)fe8.  ©eit 
1755  in  Europa.  Sie  SBeifjfid)te  (Schimmel- 
fiebte,  P.  alba  Lk.,  White  Spruce),  bi8  25  (50)  m 
bod),  mit  graugrünen,  blaugrün  erfebeinenben  Na- 
beln unb  3 — 4 cm  langen  Japfen,  fd)eibet  [eljr  niel 
Har}  aus , Wäebft  im  bjllidjen  Norbamerifa  uon  Jta- 
naba bis  (Carolina,  gebeibt  auch  an  ben  ©eetüften,  an 
ber  Norbfeite  ber  Simen;  ibrlpoli  ift  minber  bauet- 
baft  als  baS  ber  ©djwarjfiebte.  Sie  (am  1700  nacb 
Europa.  P.  pungens  Engdm.,  non  febr  regclmöfei- 
gern  SBudjS,  mit  ftarfen,  bornig  gefpigten  Nabeln, 
wecbfelt  in  ber  garbe  febr  ftarf,  unb  bie  blauen  (P. 
p.  glauca)  unb  filbergrauen  (P.  p.  argentea)  gormen 
finb  wobt  bie  fel)önften  unb  auifatlenbften  Koniferen. 


Sic  wiicbft  imgelfengebirge  jwifeben  2000  u.  2800  m, 
aber  nie  in  ganjen  löeftänben.  unb  (am  1863  naeb 
Europa.  Sie  Nltaifichte  (fibirifebe  g.,  P.  obo- 
vata  Ledeb.),  in  SfanbinaDien , Norb-  unb  Dftruß- 
tanb  unb  in  ganj  Norbaften  bis  über  69°  nörbl.  Sr., 
gilt  Diclfad)  als  flimatifcbe  Barietät  unfrer  g.  Sie 
morqenlänbifebeg.(3apinbu3fiebte,P.  orien- 
talis  Lk.),  30  m Ijoeb,  mit  bitter,  feiner  Serjweigung, 
(ebr  bid)t  ftebenben,  (urjen,  glämenb  bunfclgrünen 
Nabeln  unb  febr  bar}reief)em  Hol},  bilbet  auf  bem 
XauruS  unb  ÄautafuS  biebte  Jäälbcr.  Sie  an  ben 
3weigen  fieb  auSfebeibenben  (jarjtropfen  beiden  Sa« 
pinbuStränen.  P.  Alcockiana  Girr.,  in  Japan, 
feit  1861  in  Europa,  40  m boeb.  mit  bunteigrünen, 
unterfeitS  bläulicbgriinen  Nabeln,  eine  unfrer  fd)ön- 
ften  giebten,  liefert  febr  gutes  Nugbol}.  Sie  Cmo« 
rifafict)te  (P.  ümorica  l'ancic),  über  40  m boeb, 
Bon  febr  feblantent  S3ud)8,  mit  filbcrroeiften  Streifen 
auf  ben  glänjenb  bun(elgrünen  Stabein.  wäebft  in 
Serbien,  Bosnien,  Montenegro,  Bulgarien,  bilbele 
früher  große  SBälber,  ift  fegt  auf  wenige  Stanborte 
bef<brän(t.  Sgl.  Saur,  Sie  g.  in  bejua  auf  Ertrag, 
3uwaebS  unb  gorm  (Berl.  1877);  Serfelbe,  gorm« 
jablen  unb  Maffentafcln  für  bie  g.  (baf.  1890); 
Sdfiffcl,  gorm  unb  Jnbalt  ber  g.  (fflien  1899); 
B o r e t) , Ertragstafeln  für  bie  g.  (gran(f . a.  Ui.  1899) ; 
Runge,  Sie  äbfoluten  gormgablen  ber  g.  (SreSb. 
1899);  Sebröter,  Über  bie  Bielneftaltigfeit  ber  g. 
(3ürieb  1898);  Set)  War},  Sbbnologifcbe  Unter* 
fuebungen  überSidenwaebStum  unb  Ipoljgualität  ber 
g.  (Berl.  1899).  — Jnt  BolfSmunb,  bejonberS  im 
norböftlieben  Scutfeblanb,  ift  g.  häufig  fobiel  Wie  ge- 
meine  Kiefer  (Pinus  silvestris). 

giebte,  1)  Jof)ann©ottlieb,  berühmter Sb'lo- 
fopb,  geb.  19.  Mai  1762  gu  Nammenau  in  ber  Ober« 
läufig  als  ber  Sohn  eines  BanbweberS,  geft.27.Jan. 
1814  in  Berlin , geiebnete  fieb  als  Knabe  bureb  regen 
(Seift  unb  felteneS  ©cbäcbtniS  auS,  (am,  12  Jahre  alt, 
auf  bieStabtfehule  naeb  Meißen  unb  halb  naebbernad) 
Sdjulpforta,  begogl780  bie  Uniberfität,  juerjt  Jena, 
bann  Beipgig,  um  lbeotogie  gu  ftubieren.  Würbe  aber 
halb  gur  Bbüofopbie  geführt  unb  neigte  ft<b  bem  ent« 
febicbenen  SeterntiniSmuS  ju.  SBäbrenb  feiner  ©tu- 
biengeit  in  Seipjig  batte  ernut  bitterer 9iot  ju  (ämpfen. 
Son  1788—90  öauslebrer  in3ürieb,  Wo  erfeine  naeb« 
berige  ©attin  (feit  1793),  Johanna  Kahn,  eine  Stiebte 
KlopftodS,  fennen  lernte,  feit  1790  wieber  in  Bcipiig, 
bann  für  (urje  3eit  Hauslehrer  in  SBarf^au,  Warf  er 
ft  eh  Wäbrenb  mehrerer  Jahre  mit  grobem  Eifer  auf 
baS  Stubium  Kants,  ging,  um  beffen  perfönliebe  8e< 
(anntfebaft  ju  machen,  i792  nach  Königsberg  unb 
febrieb,  um  fieb  bei  bemfelben  würbig  emjuführen, 
binnen  hier  Soeben  feinen  -Serfud)  einer  Kritit  aller 
Offenbarung«  (RöitigSb.  1792,  2.  9IufI.  1793).  Siefe 
Sebrift  war  fo  gang  im  ©eifte  ber  (ritifebenSbilofophie, 
baß  fee  für  ein  Serf  Kants  gehalten  würbe,  bis  biefer 
jelbft  ben  Serfaffer  nannte,  empfahl  unb  babureb  mit 
einentmal  gum  berühmten  Mann  maibte.  g.  prinati- 
fierte  hierauf  einige  3*it  in  3üricb , Berheiratete  fieb, 
hielt  Sorlefungen,  würbe  mit  Seftaloggi  genauer  be- 
tannt  unb  beteiligte  fieb  unter  bem  Einbrud  beS  be- 
noebbarten  grantreid)  u.  ber  rcpubli(anifehen  SebWeij 
lebhaft  (obgleich  nur  theoretiftb)  an  ber  Solitit  Jn 
ben  anontjm  erfehienenen  Schriften : »Beitrag  juröe- 
riebligung  ber  Urteile  beS  BublituntS  über  Die  fron- 
jöfifebe  Steoolulion«  (Jena  1793)  unb  bie  -3urüd- 
forberung  ber  Sentfreibeit,  an  bie  gürften  Europas* 
(baf.  1794)  beurteilte  er  auS  bem  greibeitsbegriff  ber 
Kantfeben  Bbitofopbie  ben  gegebenen  Staat  unb  trat 


539 


Aidlte  (Johann  Sottlicb). 


für  bic  Becfetmäfeigfeit  ber  frantöfifd)m  llmWälrung 
ein.  3m  SHai  1794  trat  3-  eine  Brofeffur  in  Jena 
an.  <Jür  feine  (überaus  erfolgreichen)  Borlefungen 
liefe  er  jtoei  Cehrbüdjer  bauten,  ba«  eine,  in  Sonn 
eine»  BrograutmS,  war  bie  Sd)rift  »Über  ben  Söegriff 
ber  Siffenf(haftblef)re  ober  ber  fogen.  Bh*l°f°Ph'«‘ 
(©eint.  1794,  9.  Buff.  1798),  baS  anbre  enthielt  ba« 
neue  Stjftem  felbft:  »Orunblage  tmb  fflrunbrife  ber 
gefamten  Siffentdiaftilehre«  (3ena  1794,  2 Xle. ; 
3.  Buff.  1802).  Um  auf  bic  moralifibe  Bilbung 
ber  Stubiercnbm  nod)  birefter  eintuwirfen,  eröffnete 
er  im  BJinterfmtefter  1794/96  Borleiungen  ȟber 
bie  SRoral  für  ©clehrte«  unb  oeröffcntlicfete  eine 
Schrift:  »Gütige  Borlefungen  über  bie  Befiimmung 
b ei  ©elebctm«  (3ena  1794).  Bl«  er  aber  aud)  ba« 
atabemiidic  Cebcn  ber  Stubenten  reformieren  wollte, 
nerwanbelte  fid)  bie  ursprüngliche  Begeiferung  ber 
Stubenten  für  3-  in  folefen  pafe  gegen  ifen , bafe  er, 
Bon  ber  Begierung  ohne  Scbujj  gelaffen,  Qena  im 
Sommer  1795  oerlaffen  mufetc  unb  iieb  einige  3«ü 
in  Oümannfiäbt  bei  SBeimar  aufbielt.  Bufecr  Bielen 
einjelnenWbbanblungen  in  Soumalen  erfdiienen  Bon 
ibm  batnaU  bie  »Srunblage  beit  Baturrcdü««  (3«na 
1796, 2 53e.)  unb  bas  »Sbftem  ber  Sittenictjre-  (baf. 
1798),  ba«  als  fflcgmftüd  be«  BaturrecfetS  ju  betrat))' 
tenift.  3"bem  »Bbilofopbifd>en  Journal«  oon  Biet« 
bammer  unb  3-  (8b.  8,  i'eft  1,  Jena  1798)  erfebien 
ein  Buffafe  Bon  3orberg : »Gntwidclung  beb  Begriff« 
Religion« , wonach  bie  Beliaion  nur  ein  praftifefjor 
©laube  an  eine  moralifibe  feeltotbnuna  fein  (güte. 
3-  batte  bemfetben  einccinleitenbe  Bbljanblung : > Über 
bim  ®runb  unfer«  ©lauben«  an  eine  göttliche  Seit« 
crqi«cung*,Oorauägefchieft,  bereu  ©mnbgcbanfe  war: 
»Unfer  fittliibe«  tianbcln  fei  unmittelbar  ®laube 
an  eine  Orbnung  ber  Singe , in  ber  ba«  @ute  nur 
au«  bent  ®uten  bcrBorgebeit  rönne,  b.  b-  an  eine 
moralifibe  Scltorbnung , unb  biefe  fei  ba«  Göttliche 
felbft«.  Balb  nad)  bem  BcfanntWerbm  jener  Buffäfee 
erfdiien  ein  anonyme«  Sdjriftcben  u.  b.  »Schrei« 
ben  eine«  BaterS  an  feinen  3of)ti  über  ben  3id)tcfchcn 
unb  3orbergfiben  BttyciSmuS«,  infolgebefien  bic  für» 
iäd|fifd)e  Siegierung  ju  Sre«ben  ba«  »Bb'lofopb>f<b< 
3oumol«  Oerbot  unb  in  einem  BequifitionSfcbreibm 
an  ben  meintarifdicn  §of  bie  Beftrafung  ber  perauS« 
geber  bc«  Journal«  Berlangte,  jugieid)  aber  brofjte, 
anbemfatt«  ihren  Untertanen  ben  Befud)  ber  UniBer» 
tität  Jena  ju  Berbieteit.  3-.  überjeugt,  ber  Angriff 
fei  nidit  fo  fefjr  gegen  ben  Btbei«ntu«  al«  Bielmebr 
gegen  ben  fretm  Menjchengeift  geriditet,  fefirieb  bie 
»Bppeöation  an  bae  Bublilum.  Gute  Schrift,  bie  man 
erft  tu  lefen  bittet,  elje  man  fte  fonpjiert*  (3ma  u. 
Ceipj.  1799).  Xer  $erjog  Bon  SBeimar,  bem  3 biefe 
Schrift  überreichte,  wollte  3-  fdjonen  unb  bic  Sadie 
bamit  nbmadjen,  baß  er  3-  einen  BerweiS  burd)  bm 
alabemifdieii  ©mal  erteilen  laffen  wollte.  3-.  banon 
in  ftenntni«  gefcjt,  ertlärte  in  einem  Brief  an  bm 
Kurator  berUnioerfität,  ben ©ebeimrat  Soigt  in  SSei« 
mar,  ben  Berwei«  md|t  binnetjmen  ju  tünncii,  inbem 
er  tugleid)  anjeigte,  bafe  er  einen  ioldjeu  mit  ®m« 
reidntng  feiner  Simifiion  beantworten  werbe.  Sdion 
29.  SJJärt  gelangte  ein  Beffript  an  bm  afabemiftben 
Smat,  ba«  biefm  beauftragte,  3’  unb  Bietfjammer 
einen  BerweiS  ju  erteilen,  unb  jugleidi  bcutertte,  bafe 
man  3idite«  Ximiffton  annebme.  3«  ber  biefe  SSen- 
bung  nicht  erwartet  batte,  berfudjtc  cine3urüdnabme 
ber  feodptenSntfibliefeung  tu  Beranlaffen,  erhielt  aber 
eine  abfdjlägigeSlntwort.  Jnt  3unil799ging  er  nad) 
Berlin,  wo  man  ifjn  auf  bie  Gntfchcibung  be«  König« 
bin  bulbete.  3n  bie  3<it  biefe«  erftm  Berliner  Buf» 


mtbalt«,  wafermb  beifen  er  Biel  mit  3riebr.  Schlegel, 
Sibleicnnaiber,  Xicrf  Berfcbrtc,  fällt  bie  Seröffent» 
lidbung  ber  Sdtrtftm:  »Über  bie  Beftintmung  be« 
Dientet) m«  (Berl.  18(X)),  »Ser  gefdiloficne  $anb<lS» 
ftaat« . worin  er  bie  BuSführung  feiner  allgemeinen 
Staatslehre  barjutun  furzte,  unb  »©runbtitge  be« 
gegenwärtigen  Zeitalter«« , bargeftellt  in  Borlcfun« 
gen,  gebgtten  tu  Berlin  1804—1806  (baf.  1806), 
benm  »Über  ba«  Siefen  be«  Gelehrten«  (baf.  1806) 
folgte.  G«  waren  bic«  öffentliche  Borlefungen,  bie  er 
im  Sommer  1805  m erlangen  (bantal«  prcufeifib) 
gehalten  batte,  wohin  er  al«  Beofcjfor  bentfen  war, 
mit  ber  Beftintmung,  nur  im  Sommer  bafelbft  ju 
lefm.  SK«  halb  barauf  jene  Jfataftropbe  einlrat.  Die 
Breufem«  2Rad)t  gant  tu  Bemiditen  brobte,  ging  3., 
um  nicht  unter  frantüjiftfee  .perrfebaft  ju  lomutm, 
nad)  fiönigäberg  unb  1807  über  Slopenbngcn  Inieber 
nach  Berlin.  Bl«  bie  Siegierung  ben  (SntfdjliiB  fafete. 
in  Berlin  eine  UniBerfität  tu  erridüen,  würbe  3- 
mit  ber  Bearbeitung  eine«  Blanc«  beauftragt,  ber 
fpäter  u.  b.  I.:  »Xebutierler  Blau  einer  tu  Berlin 
tu  erridjtmben  hohem  £ebranftalt«  (Stuttg.  1817) 
gebrudt  erfdjim,  aber  auf  ffi.  P.  pumbolbtS  unb 
ad)ietennad)er«  Bat  al«unpra(tif4turüdgelegt  warb. 
$)ö<bft  einpufereid)  bagegm  wirlle  3-  bureb  feine  »Be- 
ben an  bie  beutfd)e  Siation,  gebalim  im  SBmter  1807 
bi«  1808«  (Berl.  1808),  in  benm  er  barauf  binwie«, 
bafe  be  gefunfene  beutfdjt  Bolfstum  nur  burd)  eine 
ant  neuc®niebung  Wicberbertufiellen  fei.  Seit  1810 
iclt  3-  al«  Brofeffor  an  ber  neuen  Unioerfttät  Bor« 
träge,  al«  bereu  3rtidjte  bie  Schriften:  »Xie  Säijfen- 
fcbaft«lebre  in  ihrem  ganjen  Umfang*  (Berl.  1810) 
unb  »Sie  Xatfachcn  bc«  Bcwufetfeie«  (Xübing.  1817) 
tu  betrad)ten  fmb.  Beim  Beginn  be«  Befreiung«» 
friege«,  in  ben  eritm  SJionaten  be«  Jahre«  1813,  er- 
bot |tdj  3-,  ba«  pauptquarticr  al«  religiöfer  Bebner 
tu  begleiten.  Würbe  aber  abfd)lägig  bcjdiieben.  3m 
SBinterfemefter  1813/14  balle  er  feine  Borlefungen 
Wieber  ongefangm,  al«  feine  Portreffliebe  3rau  nah 
fünfmonatiger  aufopfernber  sfranfenppege  Potn  Ca« 
tarcilpeber  Befallen  würbe.  Sie  genas ; aber  3 , Bon 
bcrfelbm  Kraufheit  ergrijfen,  erlag  ifer. 

3-  war  ein  fefler,  unbeuqtam«  i£t)arafter  oon  ftärf« 
fter  SillenS  • unb  Satfraft,  Boll  be«  ebelften  Gntbu» 
rta«mu«,  fonfequmt  in  feinen  Bnfid)tm,  auf  beren 
Botte  Ginbeit  er  brang,  babri  nicht  frei  Bon  Übertrei« 
bungm;  bamit  bängt  eätufantmen,  bafe  er  eigenwillig 
unb  intolerant  gegen  fventbe  Übertcugungen,  jaBbne 
Berftänbni«  für  foldj«  war,  aud)  bie  Xaliadjen  nidjt 
genügeitb  berüdfihtigte.  Sein3«unb  unbBrjtfmfe« 
lanb  bcjcietjnete  fein  Sefen  trcfjcnb  mit  ben  Morten: 
»Sein  ®runbd)arafter  war  bie  ilberfraft«.  Sein 
anbrer  beutfcbcrBbilofopb  bat  für  bie  nationale®rofee 
unb  ffliebergeburt  bc«  beuiftben  Bolfc«  eine  fo  Opfer« 
mutige  Begeiftenmg  felbfi  gehegt  unb  bei  anbent  ge« 
wedt'wie  3-  ««in  Bitbui«  f.  Safel  »Scutfefee  Bb'lo* 
fopbm  I«. 

igtcbte«  (OPiiofopbte  | fnüpfte  an  Kant,  unb  twar 
an  beffm  ibealiftifhen  3aftor  an.  Sant  batte  bie  Gr» 
fafertoig  für  rin  Brobult  au«  tmei  Saltoreu,  einem 
ibealifufdjen  unb  einem  realiftifdjen,  ertlärt  3«uen, 
ba«  erfennenbe  Subjeft,  betrachtete  er  al«  bm  Urheber 
ber  3orm,  biefm.  ba«  fogen.  Stng  an  fteb,  al«  bie 
Urfadje  ber  Dfaterie  ber  Grfabrung«erfenntni«.  Ohne 
bie  a priori  hn  Grfenntniänermögen  aetegmen  reinen 
Bnfcbauungäformm  be«  Beben«  unb  Bacfeeinanber 
(be«  Baumes  unb  ber  3eit)  würben  wir  Sant  tufolgc 
feine  räumlich  unb  teitlid)  angeorbneten  SinneSentp« 
pnbungen,  ohne  ba«  feiner  fcualität  nach  übrigen« 


540 


gidito  (gobarat  öottlieb). 


unbefannt  bleibenbe  Xing  on  fi4  überhaupt  ttine 
Empfinbungcn  haben.  XaöXafein  beSfelben  erlernten 
Wir  (beit  mittels  beS  XafcinS  ber  Empßnbunaen  in 
un8.  $a  wir  unS  nicht  bewußt  finb,  bicfe  felbft  in 
unSber»orgebra4t  zubaben.fo f4ließen  wir  nach  bem 
J)  aufalgefeß,  baß  fie  non  irqenb  einer  Don  unS  felbfl  »er  • 
feßiebenen  Urjaeße,  einem  Xing  an  fuß,  ßer»orgcbra4t 
feien,  ein  folcbeS  bemnacb  mirllicb  eytfticre.  g.  bejeicb* 
netc  biefe  golgerung  als  einen  gcbiühluß.  gfint  aber 
fo  ber  »onSant  feftgeßaltene  rcaliftif4egaftorberEr» 
fnbrunqSerfeitntniS  weg,  fo  bleibt  nur  ber  ibealiftifdje 
übrig,  b.  b-  bie  Entpfinbungen  (als  HRatcrie  ber  Er- 
fabn,nfl)  ftnb  ebenfogutfubjefti»cnUrfpnmgS  Wie  bie 
Scrfnüpfung  berfelben  int  Sieben,  unb  ©aeßeinanber 
(als  gontt  unb  Erfahrung).  XaS  einzige  baber,  auS 
bem  bie  tatfä4Ii4  im  ©ciuußtfcin  »orßanbene  ©or» 
fteüungSwelt  wirtlicb  erflärt  werben  fann  unb  baber 
auch  muß,  ift  baS  Subjeft,  baS,  ba  außer  ibm  nichts 
epifliert,  notmenbig  ber  Erzeuger  feiner  gefamten  ©or* 
fteüungSwelt  fein  muß.  g.  glaubte  fo  StantS  ©nfi4« 
ten  in  helfen  eignem  Sinne  weiter  ju  büben,  baß  bie 
Untericbcibung  iroif4«n2Ding  an  fiep  unb  Erf4einung 
geroifi  nur  »orläufig  gelte,  Kant  crflarte  bicS  17‘IH 
für  einen  3rrtum  unb  gicbteS  Siffcnf4aftSlcbre  für 
ein  ganz  Perfektes  Spftem,  worauf  g.  in  feiner  Selbft» 
Überhöhung  erwiberte:  »ber  beiligeöeift  in  Stant  habe 
Wahrer  als  Kants  mbi»ibuelle©erfönli4feit  gebaebt«. 

Sie  Aufgabe,  bie  llautS  ©ßilofopbie  |id)  geftedt 
batte,  bie  gegebene  Erfahrung  auS  zwei  gehören  ju 
tonftruieren,  würbe  »on  g.  infofern  befdjräntt,  als  er 
fie  auf  einem  einigen , bem  Subjeft  ober  bem  34. 
lonftruierte.  mglcich  aber  bahin  beftimmte,  bajj  ©ßi> 
lofopbie  in  SSiifenfcbaft,  b.  b-  in  ein  fonfequentes,  auf 
einem  bureb  ficb  felbit  gewiffen  gunbament  aufgebau- 
teS  Spftem,  in  bem  ein  Sab  ben  anbent  unb  baS 
gunbament  alle  trägt,  »crwanbeln  fei.  Erfterer 
Ümftanb  gab  gicbteS  'pfjüofopfue  ben  i b e a 1 i ft  i f 4 e n, 
leßterer  ben  Ebaratter  einer  Siffenf4aftälehre, 
b.  b-  einer  ©nweifuna , wie  ein  bur4auS  unb  flreng 
Wiffenf4aftli4e«  Siffen  juftanbe  ju  bringen  fei.  Saß 
unter  bem  Subjeft,  nlfo  bem  34.  fein  eignes  per« 
fünli4cS  (baS  34  beS  3nbi»ibuum8  g.)  gemeint  fein 
fällte,  als  fpiegele  er  felbft  fi4  bie  Seit  nur  »or  unb 
fei  eigentlich  mit  feiner  ©banlaSmagorie  allein  im 
©eltraum  »orbanben,  crflarte  g.  felbft  für  einen  »utt» 
finnigen  unb  bobenlofen  gbealiSmuS  unb  EgoioutuS« , 
ben  ihm  »befeibigte  Höflinge  unb  ärgerliche  ©bilofo- 
ppen«  angebi4tet  hätten.  $aS34  Wirb  »on  ihm  (wie 
baS  ErfcnntniS»crmögen  »on  Staut)  ni4t  im  inbi»i> 
buellcn,  fonbem  im  allgemeinen  Sinne  gefaßt,  umbe. 
greif Ii4  Z“  ma4en,  wie  in  einem  foI4en  unb  bur4 
ein  foldieS  cm  Stffen  überhaupt  juftanbe  fontme ; es 
ift  baS  abfolute  34  ober  bie  34h'it-  ®ie  ©orftellun- 
gen,  »on  bereu  Erzeugung  baS  34  ni4tS  weiß,  ftnb 
ebenfogut  bur4  baifelbe  felbft  ber»orgebra4t  wie  bie. 
jenigeii,  bei  betten  eS  fi<b  feines  fjemorbringenS  be- 
wußt  ift.  ES  finbet  baßer  jmar  na4  Wie  »or  ein 
Untcrfdjieb  ftatt  jwif4en  ©orftellungen , bie  im  ©e» 
Wußtiein  angetroffen  werben,  aber  fdteinbar  ni4t  »out 
Subjeft  berrüßren,  unb  foI4en,  »on  benen  baS  Sub- 
jeft  f<4  bewußt  ift,  fie  ber»orgebra4t  ju  haben;  aber 
au4  bie  febeinbar  ni4t  »om  34  becriibrenben  ©or« 
fteHungen  rühren  »on  biefem  ebenfogut  her  Wie  bie 
»on  ihm  felbft  als  »on  ihm  berrübrenb  gewußten. 
SaS  überhaupt  im  Subjeft  »orbanben  ift,  ift  bur4 
biefcS  gefegt;  baSjenige,  bei  bem  baSSubjcft(baS34) 
biefer  Seßmtg  fuß  mißt  bewußt  ift,  betra4tet  eS  jwar 
als  bur4  ein  anbreS  (ein  9Ji4t»Subjeft.  ©id)t>34) 
gefeßt,  aber  nur,  um  eS  (41ießli4  als  feine  Seßung 


(bur4  baS  Subjeft  gefeßt)  wieber  }urücfjunebmen. 
Sie  brei  Stufen  biefeS  ©rojeßeS,  baS  Seßen  beS34S, 
baS  Soßen  beS  9ii4t.34s  unb  bcr  gegenteiligen  Ein« 
f4ränfung  beS  34S  unb  ©i4t-3<bS,  bie  g.  al«  X he • 
fie,  ©ntitßcfib  unb SßntbefiS bezeichnet,  bilben 
baS  gnftrument,  bur4  baS  g.  bie  ganze  ErfaßrungS« 
weit  in  Säten  beS  34$  unb  bie  fögen.  Xranfzenben- 
talphilofophie,  als  Seifen  »on  bem  3uftanbcfotnmm 
ber  Erfahrung,  in  Selbftbewußtfein  beS  34S,  als 
Siffen  »on  biefen  taten  als  ben  {einigen,  auflöft. 
Sie  Kaum  unb  Seit,  bie  gönnen  ber  Empfinbungen, 
mttffen  biefe  felbft  als  taten  beS  34e  aufgezeigt  Wer» 
ben.  gür  g.  War  eS  bie  eigentümlüße  Aufgabe  ber 
SiffenßbaftSIeßre,  ju  jeigen,  wie  bie  unwillfürlühen 
©orjtcHuugen,  baS  «eben,  flöten  tc.,  auS  eigner,  jmar 
m4t  gefeßlofer,  aber  bureb  ni4tS  anbreS  als  bureb 
bie  üiatur  beS  tätigen  SubjeftS  felbft  gebunbener  tä« 
tigfeit  her»orgeben.  Sicfe,  bie  banbelnbe  3nleDigent 
pnbet  »4  bet  ißrer  ©robuttion  jwar  in  »unbegreif 
liebe  S4ranfen«  eingef 41off en ; biefelben  finb  aber 
nichts  weiter  als  bie  golgen  ißreS  eignen  ©efeitS,  ®e« 
feße  ber  gntcüigenz,  unb  inbeni  biefe  bie  ©ötigung, 
»on  ber  ißre  beftimmten  ©orftellungen  begleitet  ftnb, 
fühlt,  empfinbet  fie  ni4t  einen  Einbruef  »on  außen, 
fonbem  ißr  eignes  ®efeß. 

Sur4  biefe  öefeße  ift  bie  ©eftalt  biefer  Seit  als 
baS  notmenbige  ©robuft  beS  in » unbegreifli4e  34ran» 
fen«  ißreS  ffiefenS  eingef41ofienen  fjanbelnS  ber  3“* 
teUigenj  begrünbet,  b.  ß.  bie  ©eit  unfrer  ©orftcllun 
gen  fann  ferne  anbre  fein,  als  bie  Katar  ber  3ntelli« 
genj  eS  gejtattct.  Keineswegs  aber  ftnb  babunb  jene 
S4ranfen  felbft  unb  baS  in  ihnen  ß4  bewegenbe 
4>anbeln  ber  3ntetligen}  begreifli4  gcma4L  Soll 
biefeS  fein  jWeiflofeS  unb  bie  bcrt'orgcbrachtc  ©eit 
fein  unbegreifli4ei  unb  trügerif4eS  Spiel  fein,  fo 
mußihmunbbabur4au4ber|tnnlichenErf4emungS. 
Welt  irgenb  ein  ^weef,  eine  »ernünftige  Klbftcbt,  aller» 
bingS  ni4t  außerhalb  beS  SubjeftS , ba  außer  bem 
34  nt4tS  ejifttert , fonbem  innerhalb  beSfclben,  ju« 
gmnbc  liegen,  tiefer  ,>f weef , beffen  Erweis  g.  in 
ber  Sittcnlehre  bcrfu4t,  liegt  barin,  baß  baS  3<b 
Selbftjwecf  unb  bie  Erf4cinung  einer  ©eit  baS  ein- 
zige 3Sittcl,  b.  h-  bie  ©ebingung  jur  Erreichung  beS- 
feiben  ift.  Smnbeln,  baS  ffiefen  beS  34®.  ift  zugleich 
beffen  abfolute  ©eftimmung,  unb  ba  cS  ohne  Erf4ei< 
ttung  einer  beftimmten  Seit  zu  einem  beftimmten 
fjanbeln  nt4t  fommen  fönnte,  fo  liegt  bie  ©robuftion 
berErf4einungSwelt  auf  bem  Sege  zwif4en  bem  34. 
wie  eS  (potentialiter,  ber  Uiögli4lcit  na4)  an  ßeb 
unb  (actualiter,  ber  Sirfli4feit  na4)  infolge  feiner 
eignen  Selbft»erwirfli4ung  für  ft4  ift-  Äonn  ©irf« 
famfeit  überhaupt,  alfo  auch  jene  beS  34S.  gar  nübt 
gcba4t  Werben  oßne  ben  ©egenfaß  »on  3nnen  unb 
nußen,  Subjeft  unb  Ob  jeft,  »on  etwas,  wooon  fic 
ausgeben,  unb  etwas,  auf  baS  fic  bingeben  muß:  fo 
bilbet  bcr  abfolut  bur4  baS  34  felbft  gefeßte  Ijwecf 
baS  eine , ber  rohe  Stoff  ber  Seit  baS  anbre  Enbe ; 
bie  Seßung  unb  Bewältigung  beS  leßtcm  zur  SReali« 
fierung  unb  Bewährung  beS  erftein  macht  bie  Be- 
ftimnmng  beS34SauS.  »Unfrt  Seit«,  lehrt  g..  »ift 
baS  »eriinnli4te  ©iaterial  unfrer  ©ßi4t;  btcSiftbaS 
eigentli4e  SeeUc  in  ben  ®ingen,  ber  wahre  öranb« 
ftoff  aller  Erfcbcinunq.«  Xie  Kealität  ber  Seit  be« 
ruht  ni4t  auf  einem  ©men,  fonbem  (cibnli4  wienadi 
fiantS©oftulicrungSmctbobe  berpraftif4cn  ©entunft 
für  biefe  baS  laicm  WottcS  unb  bie  Unfterbli4feit 
ber  Seele)  auf  einem  bloßen  ©lauben,  ber  feinerfeitb 
in  ber  ©otwenbigfeit  wurzelt.  bas©fli4tgebot  zurcali. 
fieren . baS  ß4  oßne  eine  Seit  nicht  realifteren  läßt. 


541 


gidjte  Qmmanuel  fcermaitn). 


©ie  aus  ber  urfpriimjlicfjtn  Ginricfttung  unfrcr  (fuf>*  | 
jeftioen)  ©atur  auSgebome  (ibealiftifcfje  i Seit  tu  baljcr 
;roar  nur  bah  Spiegelbilb  bieder , bie  Offenbarung 
unfrcr  fclbft;  baS  (Marne  aber  ift  eine  burchauS  mo 
raliiihe  Anorbnung  unb  bient  moralifchm  gwedeit. 
»3>iefe  lebmbige  moraliftf)«  Drbnung  ift  ®ott« ; einte' 
anbem  bebürfen  wir  rticEit  unb  fönnen  feinen  anbern 
faffen,  benn  ber  Sehluft,  bafi,  wo  Drbnung  fief)  hmb» 
gebe,  ein  Crbner  Borauhjufeften  fei,  «wirb  burch  ben 
©erftanb  gemalt  unb  mit  nur  auf  bem  fflebiet  ber 
finnlicben  Erfahrung«.  3bm  ©eroufttfein  jufdjreibra, 
biefte  ifin  in  Sdjranfen  einfchlieften , b.  b-  Bermenfdj« 
liefern ; ein  ©eroufttiein  ohne  Schranfen  wäre  ein  »für 
un«  aanj  unbegreiflich  Söiffen« ; »jeber  Begriff  con 
ber©ottbeit  Würbe  ein  Abgott«.  ©ah  cinjige  wahr* 
baft  Abfolute,  bah  erfte  unb  einjige  An.ficq,  bah  bem 
tUJenfchen  gegeben  ift,  ift  »bah  ©oflulat  einer  über» 
finnlicben  feeltorbnung«. 

3n  ber  erften  ©eriobe  (ficptcS,  ber  bie  Scbriften 
bis  jum  3abr  1800  angchören , bilbet  bah  ©oftulat 
ber  übcrfinnlichen  SBeltorbnung  ben  Gnbpunft,  in 
ben  Schriften  ber  jWeiten  ©eriobe  (1800—1814),  na. 
m entlieh  in  ber  Schrift  Bon  ber  ©eftimmung  beS 
©lenfchen,  ben  Ausgang,  Kirb  jene,  »bah  cinjige 
wahre  Abfolute«,  »®ott«,  Bon  ben  unbegreiflichen 
Schranfen,  in  benen  bah  menfd)lid)e  3eh  als  banbelnbe 
Jntetligenj  fiefe  »gefangen«  finbet,  auffleigenb  nur 
eiTeicht,  wenn  bie  Schranfc  Bon  biefem  fcbledübin 
weggebacht.  bie  enblidjc  3ntcIIigeni  jur  unenblifeen 
(ebenbarum  »für  nah  unbegreiflichen«)  erweitert 
wirb,  fo  fann  umgefeljrt,  Born  Abfoluten  auSgeljenb, 
(um  SRenfcblühcn  nur  herabgeftieqen  werben,  wenn 
bah  an  ftd)  Sdiranfenloie  in  bteSchranfeti  beh  menfeb 
liehen  BeroufttfeinS  gefaftt,  bah  unenbüehe  3<h  jum 
enblicftcn  (ebenbarum  »begriffenen«)  Berengert  wirb, 
©amit  ift  jugleich  auSgcfprocfuu,  baft  bah  unmblicbe 
3fe  nicht  in  einem,  foribem  nur  in  einer  unenbliehen 
iPengr  enblidier  3d)S  ©erwirflid)ung  finben  fann, 
beren  jebeh  für  ficti  ebenfofehr  ein  (in  ftefe  ferfcfeloffe- 
neh)  3th  wie  im  ©erbältniS  iu  ben  übrigen  ein  (für 
biefe  abgefchloffeneh)  3?icfet»yfcfe  barftedl  unb  burch 
Erfüllung  feiner  befonbern  ben  auf  bahfelbe  entfal« 
lenben  ©eil  ber  allgemeinen  ©eftimmung,  ber  Selbft- 
Berwirflicfeung  beh  Abfoluten  (ber  mnralifdjen  Deh- 
nung, ®otteB),  realinert  unb  babureh  (auf  feinem 
ntanbpunft)  bie  »überfmnliche  'Seil« , bah  »einjige 
Abfolute«,  mit  Berwirflicht.  Eie  auf  bem  Stanb« 
punft  ber  Sittenlehre  jwiichen  bem  3<b  nlh  Selbft« 
jwed  unb  beffen  Serwirflidiung  bie  finnlidie  Schein« 
weit  alh  TOttel  unb  ©ebingung  ju  biefer,  fo  liegt 
jWifchen  bem  ©bioluten  (ber  ju  realifterenbcn  ntora« 
lifchen  Drbnung)  unb  beffen  ©ermirflidnmg  bie  Seit 
ber  enblichen  3feh,  b.  h-  bie  in  einer  ©ielbeit  leiblich 
getrennter  ©emunftwefen  Botljogme  ©erfumliebung 
ber  Überftnnlichen  alh  ©iittel  unb  ©ebingung  feiner 
Selbftrcalificrung.  ©ie  ©bafen.  Welche  bie  legiere 
nacheinanber  burchläuft,  gaben  ff.  ben  'ilnhalte-punft 
ju  einer  ebenfo  großartigen  wie  tief  etfeifefeen  ©hito- 
tophic  ber  Seidjichte,  beren  ©runblage  bie  Sin« 
heit  beh  ©fenfchengcffelecfath  in  ©ott , beren  ßnbiiel 
bie  SieberBeretnigimq  behfelben  in  biefem  ift.  3"  ber 
»Anwcifung  jum  feltgen  Sehen«  (Bom  3afer  1806) 
werben  Bon  ihm  brei  ©erioben  unlerfdjieben.  ©aft 
biefe  feine  fpälere  ©hilofopbie,  bie  Siegel  oerhöhnte, 
Bon  feiner  anfänglichen  nur  bem  AuSbrud  nach  Ber« 
ichieben  fei,  hat  ff.  auSbriidlicb  (gegen  Scheding)  be- 
hauptet. Sine  eigentliche  Schule  hat  ff.  nicht  gehilbet, 
fonbem  eh  haben  nur  einjelne,  namentlich  Schab, 
SKeljmel,  Kramer,  Sdjmibt,  SRidjaeliS  u.  a.,  feine 


Sehre  aboptiert.  ©IcidjWohl  ift  ffichteh  Giitflufj  auf 
bie  folgcnbe  Gntwidclung  ber  beutfehen  ©h'lofophie 
fo  bebcutenb,  baft  in  ihm  allein  ber  Schlüffel  ju  allem 
©erftänbnih  ber  Steuern  liegt,  mbem  nicht  nur  Seftel« 
ling  unb  §egel  auf  ber  Bon  ihm  juerft  eingefchtage« 
neu  ©ahn  ber  Spelulation  Weiterjchritten,  fonbem 
felbft  beren  Antipobe  ^»erhärt  burch  bah  im  ffiefete« 
id)en  »3<h«  liegenbe  ©roblent  auf  bie  ©runbaufgabe 
feiner  SSetaphqttf  feingcleitet  worben  ju  fein  fclbft  bc« 
fennt , Schopenhauer  aber  in  ber  elften  ©älfte  feiner 
SSettanfchammg,  in  ber  »Seit  alhSorflellung«,  ganj 
mit  ff.  flbereinftimmt.  Auch  neuerbingh  gewinnt  §id)* 
teh  Sehre  Wieber  ßinfluft. 

ffichteh  »Sämtliche  ©Serie«  würben  Bon  feinem  ein« 
jigenSohn,  3mm.  $<rm.  ff.  (f.  unten),  perauhgegeben 
(Cerl.  1845  — 46  , 8 ©bc.),  ber  aud)  »3.  ®.  ffichteh 
Seben  unb  literarifcfeert  ©ricfwechfel«  (Suljh.  1830, 
2 ©be.  | 2.  Aufl. , Seipj.  1862)  beröffentliehte  unb  in 
feiner  » ffifearaftcriftf f ber  neuem  ©bilofophie«  (2. 
Aufl.,  Suljb.  1841)  ffichteh  St)flem  Har  barftetlte. 
Sehr  aucführlid)  ift  ff.  bchanbclt  in  W.  ffifcherh  »®c« 
fchichte  ber  neuem  ©htlofophte« , ©b.  6 (3.  Sfluf!., 
S»eibelb.  1900).  ©gl.  auftcrbetn  ©uffe,  ff-  unb  feine 
©ejicftungen  jut  ©egenwart  beh  beutfehen  ©olfeh 
(fealle  1848  — 49,  2 ©be.);  Söwe,  ©ie  ©hilofopbie 
ffichteh  nach  bem  ©efamtergcbnih  ihrer  Sntwidelung 
unb  in  ihrem  ©erhältnih  ju  Kant  unb  Spinoja  (Stuttcj. 
1862);  Jtoad,  3.  ®.  j.  nach  feinem  Seben,  Sehren 
unbSBirlen  (Seipj.  1862);  ff.  3i  mm  er,  3-®.3idlteh 
SteligionhphilDfDphie  (Berl.  1878) ; 9lba mf on,  J. G. 
F. (Sonb.  1881) ; ff  ä rb er,  3. ®. ff. (©b.  12 ber  »ftlaf« 
fiter  bet  ©nbaqogit«,  Sangeitfalja  1891);  Stabip, 
Stubien  jur  Sntwidelunghgefd)id|tc  ber  ffiditcfcficn 
SSiifenfchafthlchre  auh  ber  Stantiichen  ©hilofopbie 
(©erl.  1902);  Sah! , ffichteh  3bealihmuh  unb  bie  ®e» 
fehieftte  (lübing.  1902). 

2)  3'u in a n uel  Hermann  n on , theiftifcher  ©hi« 
lofoph.  Softn  beh  norigen,  geb.  18. 3“''  1797  in3ena. 
geft.  8.  ®ug.  1879  in  tolultgart,  war  feit  1822  ©qm. 
imftalprofeffor,  juerftinSaarbriiden,  hierauf  in©üf« 
felborf,  feit  183«  aufterorbentlifeer,  feit  1840  orbent» 
iiefter  ©rofeffor  ber  ©hilofopbie  an  ber  Unincrfität  ju 
Bonn,  folgte  1842  einem  Stuf  in  gleicher  Gigenfebaft 
nach  ©übingen  unb  lieft  fid),  nachbem  er  1867  geabelt 
Worben  unb  in  ben  SRufjefttinb  getreten  war,  in  Stutt- 
gart nieber.  Seine  bauptiädilidiften  Schriften  finb : 
»Säfte  jur  ©oricfiule  jur  ©heologie*  (Stuttcj.  1826); 
»Beiträge  jur  (jfearaf teriitif  ber  neuem  ©biloiophie« 
(Suljb.  I829,2.Bo(lftänbigumgearbeitete©ufl.  1841); 
»Über  ®egenfaft,  Eeubepimlt  unb, »fiel  heutiger  ©fttlo 
fopljie«  (jieibelb.  1832—36,  3 ©le.);  »iHeligion  unb 
©bilofophie  in  ihrem  gegenwärtigen  ©erhältnih«  (baf. 
1 834) ; »©ie  3b*e  ber  ©erfönlicftfcit  unb  ber  inbioibuet« 
len  ff  ortbauer«  (ßlberf.  1834;  2.  91ufl.,  Seipj.  1855); 
»©ie  fpefulatine  ©heologie«  (feeibelb.  1846 — 47,  3 
©le.);  »Sqftem  ber  Sthrf«  (baf.  1850-  53,  2 ©bc.); 
»Anthropologie«  (baf.  185«,  3.  «ufl.  1876);  »©fq« 
chologie«  (baf.  1881 -73,2©be.);  »IBcnuifcfete Scferif« 
len«  (baf.  1869,  2Sbc.);  »©ie  then'tifche  Seltanficht 
unb  iftre  Berechtigung«  (baf.  1873);  »©er  neuere 
Spiritualismus«  (baf.  1878);  aufterbem  jafelreicfec 
ülbbanblungen  in  ber  Bon  ihm  feit  1837  berauhge 
gebenen  »^eitfdjrift  für  ©hilofopbie  unb  fpefulatioe 
©heologie«  (lübing.  1837-48,  20  ©be.;  fortgrjeftt 
mit  Ulriri  unb  Sirtp,  Siatte  1852  ff.).  Auch  gab  er 
bie  Serie  feines  ©aterh  unb  beffen  Biographie  unb 
©riefwediict  (f.  oben)  heraus.  3n  ber  ©bilofophie 
nimmt  ff.  eine  BcrmittlerftcHimg  jwifehen  entgegen« 
gefeftten  Sichtungen  ein,  bafter  auch  ber  ©orfchlag 


542 


gidjtelberg  — 

regelmäßig  wieberfeprenber  Vpilofoppenoerfamm. 
lungen  jum  3»ede  gegcnfeitiger  Veritänbigung  Bon 
ipnt  auägegangen,  unb  tut  erfte  lti-17  in  ©otpa  and) 
ttirtliep  juftanbe  gebracht  unb  mit  einem  Vortrag: 
-Über  bie  3ufunft  btt  ^Bl)ilo)opl)te«  (Stuttg.  1847), 
begrüßt  worben  ift.  Er  betrachtet  alb  fo!d>e  Wegen- 
fäße  bie  ftreng  moniftifepe  'Utetapljtjfif , bie  nur  (Sin 
Seicnbc«,  unb  bie  ftreng  inbioibualiflifepe,  bie  nur 
Biele  Seienbe  fennt;  alb  beren  9iepräfentantcn  er- 
fepeinen  ibm  unter  ben  Sieuem  Hegel  unb  £>erbart, 
bie  ben  fßantpeifimu«  unb  ben  Sei«muS  Bertreten. 
3pncn  fept  er  HcibniV  Xpei«muä  alb  SRepriifentantcn 
ber  Einheit  in  ber  Vielheit  unb  ber  Vielheit  in  ber 
Einheit  (Urmonaä  unb  Konaben)  entgegen,  Säb- 
renb  er  in  (einen  frühem  Schriften  bas  Hauptpro- 
blem biefeb  feine«  Bennittelnben  Stnnbpunftc«,  bie 
Erhaltung  be«  Enblicpen  bem  Unenblicbcn  unb  bicfeö 
jenem  gegenüber,  auf  (pefulatiBem  Sege  ju  löten 
juchte,  betrat  er  in  feinen  fpötcm,  Borzug«rocife  pft)- 
<f)ologifcben  Schriften  ben  cmpirijdpen  Seg.  Sie  Epi- 
ffenj  beb  ööttlicben  foll  alb  bem  menfchlicben  ©eift 
immanent  unb  trnnfjenbent  (in  ipm  unb  über  ipm 
fei.enb)  ertoiefen  werben  burch  bie  »Satjachc«  eine« 
. Überempirifchen  im  Smpirifcpen- , einer  -pöbern«, 
geiftigen  Sfnbioibualitnt  im  Kenfcpen  neben  beffen 
nieberer,  irbifeber,  bie  Bon  ihm  alb  -©enius«  bezeich- 
net unb  alb  ba«  unmittelbare  Binbeglieb  zwifepen 
©ott  unb  bem  Kenfcpen  betrachtet  wirb.  Sab  meta- 
phhfifchc 'ßroblem.  wie  bicWefamtheit  biefer -Wernen  < 
fiep  ju  ©ott  alb  ber  Urperfönlicpfeit  Berhalte,  wirb 
bamtt  in  bie  höhere  ttberfinnlicpeSelt,  in  bob  ©elfter- 
reidt,  Berlegt,  bie  ©triften)  beb  ©eniub  im  finnlicpcn 
Kenfcpen  aber  bunt)  »Xaiiacpen*  einer  böhern  Er- 
fahrung, burch  bie  Erfcpcinungen  beb  HeQfepen«,  ber 
Erleuchtung  erwieftn.  Sie  Berufung  auf  nicht  ju 
erweifenbe  Xatfacpcn  hat  geepte«  Vpilofoppie  in  ben 
JRuf  ber  Kl)ftif  unb  ber  Xpeofoppie,  feine  Vermittler» 
rolle  bei  betben  Parteien  in  ben  Sitif  ber  Halbheit  ge- 
bracht, bagegen  jinb  bie  SaprpeitSliebc  unb  bie  nur- 
lellofe  Keinpeit  feine«  Ebcuafter«.  Woburdh  er  an  fei- 
nen Vater  erinnert,  auch  Bon  feinen  ©egnent  an- 
erfannt  worben. 

gicptclbcrg,  ber  höchfte  Berg  beb  Erzgebirges 
innerhalb  bco  »önigreidj«  Sachfen,  1213  m poch,  mit 
tfu«fid)t«turm  u.  weiter  gemfiept,  enthält  bie  Duellen 
ber  ©roßen  KittWeiba,  ber  3)d)Opau  unb  ber  Steißen 
Scpma  unb  liegt  in  ber  91fipe  ber  fädjftfcheit  Stabte 
Ober-  unb  UntcnoiefenthaL  Sfahebei  im  S , bereits 
tn  Böhmen,  ber  Seilberg  (f.  b.),  ber  p&epfte  ©ipfel 
beS  Erzgebirge«,  unb  bie  Stabt  Böpmifcp-Siefentpal. 

girf)tclbcrgcr  ffllnfcr,  meift  grünliche,  mit 
Emailfarben  beforierte,  humpenartige  Irinfgläfer, 
bie  befonber«  im  17.  3«P>b-  in  Bifcpoffigrün  unb 
anbem  Orten  bes  Fichtelgebirges  fabriziert  würben 
(f.  Xafel  »©laäfunftinbuftrie  I«,  gig.  11).  Sn  He  an- 
berwärt«  nachgemacht  würben,  ftedten  bie  gicptelber- 
gcrWlaSmacpcr  aufiprenErzcugniffengeWiffermaßen 
alsgnbrifmarte  ben  zweitpöepften  Berg  ihre«  ©ebirge«, 
ben  Ochfentopf,  bar. 

Fichtelgebirge  (laLMonspintfer.  im  Voffämunb 
g i cp  l c 1 b e r g).  ©ebirge  in  Kitlelbeut|d)lanb,  nach  fei- 
ner einft  bicptengicptenbcroalbung  benannt,  Warfchon 
ben  filtern  ©eograppen  mertroürbig  alS  Hauptwaffer- 
fcheibe  Seutfchlanbs.  91acp  Bier  Söeltgegcnben , brei 
großen  Strömen  unb  zwei  Sieeren  entfenbet  bn«  g. 
feine  ©ewäffer.  Vom  Umfang  eine«  einzigen  Berg- 
ftode«,  be«  Sepneeberge«,  fließt  (üblich  bie  91ab  burch 
bie  Sonau  in«  Schwarze  Keer,  roefiroeirtS  ber  Seiße 
'Kain  burch  Öen  Sipein  zur  Korbfee,  oftrocirtb  bie 


Mittelgebirge. 

Eger  burch  öie  Elbe  ebenbapin,  währenb  bie  Cueüe 
ber  Xpüringifcßen  Saale  nur  7 km  weiter  nörblicp 
entfpringt.  Ebenfo  Wichtig  ift  bas  g.  burch  feine  Stel- 
lung jwtfchcn  bent  Böbmenoalb  im  SO.,  bem  gran- 
fen-  unb  Spüringer  Kalb  im  91S.,  bem  Erzgebirge 
im  910.  unb  bem  Seutjcpen  3ura  im  SS.  Sa«  g. 
im  engem  Sinne  pat  bie  ©eftalt  eine«  Viered«  unb 
liegt  jwifepen  Salbed  bei  Keinnatp  im  5.,  Scmcd 
im  S. , Kehau  im  91.  unb  Eger  im  O.  3n  biefer 
SuSbepnung  mißt  baS  ©ebirge  Bon  SS.  nach  910. 
unb  Bon  SD.  nach  91©.  38  km;  bie  ©runbfläcbe  be- 
trägt gegen  »90  qkm  (18  03)1.).  91acfa  SS.  ift  bie 
Begrenzung  feparf , Port  fallt  ba«  ©ebirge  rajd)  zu 
faftigen  Siefengrünben  ab,  bie  Bon  Bcmed  bis  Sem- 
natp  ben  ©ebirgSfuß  Born  Hügellanb  im  S.  trennen, 
jenfeit  beffen  ftch)  bae  franfifepe  3uraplateau  erpebt. 
3m  SO.  bilbet  bie  9lab-Sonbreb-Ebene  (}Wi- 
fepen  Sirfcpenreutp  unb  SKilterteicp),  burep  weite  bie 
Sonbreb  nach  9t.  jurEger,  bie  Salbnab  in  entgegne 
gefepterSHicptung  abfließt,  bieSreme  gegen  ben  nörb* 
liten  Xeil  bes  BöpmerwalbeS,  ben  fogen.  Cberpfälzer 
Salb.  Ser  guß  bes  ©ebirge«  wechfelt  zwifepe»  342 
unb  653  m.  Sa«  OlSniptal,  ftredenweife  auch  ba« 
Saaltal  uerlaufen  Icing«  einer  nterfwürbigen  91atur> 
grenze,  bie  ba«  eigentliche  g.  non  bem  norbwefllicpen 
niebrigen  SSüncpberger  ©neiäplateau  trennt. 
Siefe«,  oft  noch  zumg.  gerechnet,  aber  äußerlich  mepr 
mit  bemgranfenwalb  zufantmenpfingenb,  ift  ein  wel- 
lenförmige« Hotplanb  Bon  nur  550  m mittlerer  Höpe 
unb  mit  wenigen  Suppen  nape  an  700  m (Haibberg 
bei  3efl  693,  Seipenftem  bei  Stambach  668  ml.  Sie 
einft  bie  £eipzig-9!untberger  Straße  über  biefe  falte 
Hochebene  füprte,  fo  füprt  fept  eine  Eifenbalm  au« 
bem  Saaltat  Bon  Hof  nach  9ieuenmarft  ins  Kain- 
ebiet.  3luf  biefer  Etfenbapnlinie,  Bon  Schwarzen- 
au hi«  Karft-Scporgaft,  erblidt  ber  Sleifenbe  zu 
feiner  Hinten,  im  SO.,  eine  pope,  walbige  ©ebirg«- 
fette  mit  einzelnen  pöpern  Bergen ; e«  fmo  bie  Höpen 
bc«  ©roßen  (825  m)  unb  Sileincn  Äornberg«, 
bann  ber  3ufl  be«  Eppreeptftein«  (799  m),  De« 
Kleinen  unb  be«  in  feiner  pöcpfien  Klippe  880  m 
erreiepenben  ©roßen  Salbftein«.  Ser  lange 
SJüden  ber  H°P«u  Heibe,  bie  ba«  Sübweflenbc  be« 
3uge«  bilbel,  legt  (ich  Bor  bie  pöcpfien  Höpen  be«  ©e- 
birge«,  ben  Scpneeberg  im  91.  (1051  in)  unb  ben 
Ocpfenfopf  (1023  m)  im  S.,  unb  feßt  fie  in  Ver- 
bietbung  mit  jener  Bon  910.  nach  SS.  ftreiepenben 
©ebirgsfette  be«  Salbftein«.  öeßtere  bilbet  bie  91orb- 
weflfeite  eine«  ©ebirg«oiered« , welche«  ba«  Duell- 
gebiet  ber  Eger  im  jmiem  umfcpließt  Scpneeberg 
unb  Ocpfenfopf  gehören  ber  Sübwejtbcgrenzung  bie- 
fc«  innent  Äejfel«  an;  bie  tiefe  Scplucpt  ber  See- 
1 o p e , bie  beibe  Hocpgipfel  Boneinanber  fepeibet , ent* 
peilt  ben  gicptel fee  (779m),  ein  Xocjmoor,  au«  bem 
l'lain  unb  gicplelnab  Saffer  empfangen.  9tn  ber 
fübwefiliihen  3nnenfeite  jene«  Kejfel«  feßt  ft«*>  ber 
3ug  öe«  Scpneeberg«  in  einer  SRctbe  fleif  in«  91abtal 
abfatlenber  granitifd)er,  auf  ipren  Höpen  Hippen-  unb 
trümmerrcicper  Salbbetge,  be«  91ußparbt  ober 
31  o f f e r t (972  m),  ber  g a r n I e i t e (970  mi,  ber  V 1 a 1 1 e 
(883  m)  unb  ber  Hobtu  Kaizen  (813  m),  fort; 
burep  einen  flachen  Bergfattel  mit  ber  Hopen  Kaizen 
Ocrbunben,  ipringt  bie  köf fein  (938  in)  in  ba«  3n- 
nere  Bor,  bie  mit  ber  Sud)«-  ober  fiutfenhurg 
(789  m)  zu  Vlejanberöbab  bei  Sunftebel  abffitli, 
wäprenb  ber  91  u bol  f ft  ein  (866  m)  im  91.  al«  für- 
Zer  Vorfpnmg  gegen  Setßenftabt  abftürjt  91acp 
außen  aber,  Bom  Ocpfenfopfgipfel  weflwcirt«,  ftufen 
fiep  bie  Salbpöpen  rafcp  zum  guß  ab.  91  n ber  Oft- 


543 


gidjtcigclunje  (©cotogifdc®,  Rliina,  Bflanjenmelt,  BeBölfenmg). 


feit«  bei  S(f)Iu<f)l,  burd  Wcltic  bic  gidtelnnb  au® 
bem  ©ebirge  tritt,  erbebt  ftdj  al®  fübtidjer  Gelpfeiler 
ber  Steinwalb,  ber  im  Raßentröqel  nod  bi®  ju 
940  m aitfteigt.  Sie  gortfeßung  al®  oilboftranb  hü- 
ben bie  £>öbeitjüge  be4  jHcidjäforfte®  unb  Roßl- 
walbe®  (nur  gegen  650  m ßod)).  SJIil  bem  £ le- 
ben ft  einer  SBalb  jum  Ggerlaub  abfoücnb,  folgt 
nörblid  bon  bem  felftgen  Egerburdbnid  bei  Sjoßen- 
berg  ber  §engftberg  (646  m),  ba®  Süboftenbc  beb 
Selber  Salbe®,  ber  nod)  910.  bin  ben  Sdluß 
beb  innem  Rcffedanbe®  Oottenbet,  beffen  ßödfte  Stoße 
684  m erreicht,  toäf)renb  fein  mittlere®  SSioeau  foft 
600  m betrügt  (Seißenftabt  liegt  630  m,  Sunftebel 
635  m hodi). 

©eologifde®.  Sa®  g.  beftebt,  abgefeßett  bon 
ben  ibm  am  Seffraitb  angelagerten  Snaägebitben, 
Borjugäweife  au®  Urgebirgbgefteinen,  ©nei®,  ©lim- 
merfdiefer  unb  Bhf)  Dü,  unb  au®  cingelagertcm  ©ra* 
nit,  ber,  weil  er  bei  ©efree«  bie  anftoßenben  faitibri 
(dien  unb  füurifden  Städten  j.  %.  in  $>orafel®  unb 
Gbiaftolitbfdiefcr  umgewanbelt  bat,  jünger  al®  biefe 
iit.  Ser  ©ranit  tritt  tn  jWei  ©ebieten  auf:  ba®  tinc, 
im  Aufdluß  an  ben  ©ranit  be®  Cberpfäljer  Salbe®, 
umfaßt  ben  Sleinronlb  unb  9ieid)®forft  unb  ift  Biel- 
fad  Bon  SBafalt  burdjbrodett ; ba®  anbre  erftredt  ftdi 
Bon  Selb  bi®  jur  ßger  unb  nad  Seißenftabt  unb 
umfaßt  aud  ben  iübtue  jtliden  ©ebirq®  jug  Bom  Sdnee. 
berg  bi®  jur  Röffern.  Ser  ©ranit  be®  Salbftein®, 
auggejeitbnet  burd  feine  grofiplattige  Abfonberung, 
luirb  (bei  6pprcd)tftein  u.  a.  0.)  ebenfo  tuie  ber 
©ranit  Bon  ©efree®  Bielfad  ju  äRonumentalbautcn 
gewonnen  unb  in  Seißenftabt  unb  Sdtwarjenbad 
Berfdüffen.  Ser  ©nei®,  ba®  gunbament  aller  anbem 
am  ©ebirgSbau  beteiligten  ©efteine,  tritt  jwifden 
Brambern  unb  Selb  unter  bem  ©ranit  ßeruor  unb 
füllt  ba®  Beeten  Bon  Sunfiebel  bi®  Seißenftabt  au®. 
Aud  an  ber  Slorbfeite  bei  SRündberg  liegt  ein  au®- 
gebebnte®  ©ebiet  Bon  ©[immer-  unb  iiornblenbe* 
gnei®,  begleitet  Bon  Gflogit,  ba®  fid  Weitlid  bi®  jur 
Steinad  unb  norböftlieb  beinahe  bi®  Stof  ßimiebt. 
Ser  ©linnnerfdiefer  ßerrfdt  jwifden  Afd  unb  Sei- 
ßenflabt,  ber  Stjlorit-  unb  Salffdicfcr,  begleitet  Bon 
Serpentin,  in  einem  fdmalen  Streifen  iwifdenöolb- 
tronad  unb  Sdwarjenbad;  ber  Bbl)Hit,  ba®  jüngfte 
©Heb  ber  Urgebirgägefteine,  mit  Einlagerungen  non 
fümigem  Stall  (bcionbers  bei  öunfiebc!) , Soloniit, 
Speet]tetn  (©öpferögrün)  fowie  ©rapßit-  unb  fcont* 
blenbefdicfer,  aud  Serpentin,  tjat  eine  betriict)llide 
Au®  boßtiung , fowofjl  im  Süboffen  an  ber  Sonbreb 
unb  bei  Gger,  hier  teilweise  Bon  Xertiärfdidten  (Dli- 
goeän)  unb  Ouartär  bebedt,  al®  norböftlid  Bon  Aid, 
non  wo  er  nad  bem  Grjacbirge  binjiebt,  unb  befon- 
ber®  in  bem  innem  Beeten  bei  Sunfiebel , Bon  wo 
er  fid  burd  bie  Süde  jwifden  Stemwalb  unb  Koffein 
jurgidtelnab  unb  in  norbweftlicberüiidtunej  bi®  jum 
Odfentopf  unbBemcef  bin  erftreeft.  RambnfdeSon- 
fdiefer  (j.  S.  mit  Beloben)  unb  Quarjite,  filurifde 
Rtefelfdtefer,  Sad-  unb  ©riffelfdiefer  unb  beBonifcße 
SJereitenfdidten  unb  ©rauwaden  fmb  befonbet®  in 
einem  langen^uge  jwifden ©olbtronad.  Bemed  unb 
Sießau  befannt;  ihnen  geböten  al®  Einlagerungen 
biabaäartige  EruptiBgefleine  an.  Seßtere  finben  fid 
aber  aud,  ebenfo  wie  Borpßßr  (am  Siomberg),  gang- 
artig im  ©ranit  (fo  am  Odfentopf).  Karbon  unb  Slot- 
liegenbe®  in  fdmaler3one  begleitet  baäg.  im  ffl.,Ba- 
faltburdbrüde  gibt  e®  jaßlieidj  in  bem  füböfttiden 
Seil,  Sertiärfdidten  (Oligocän)  ftnben  fid)  ju  beiben 
Seiten  ber  Gger  bei  Gger,  in  einem  Beden  bei  Sleb- 
wiß, am  Banbe  ber  Stab- Sonbreb-  Ebene  ic.  Bon 


nußbaren  SÄineralien  fmb  erwäbncnSWert  Braun- 
eifenftein  in  Begleitung  be®  föniiaen  Ralfe«  (bei  ittrj- 
berg,  Sfebwiß.  Bultenreut  ic.),  ferner  Wntimonerje 
unb  ©olb  in  ben  paläojoifden  Sdicfem  bei  ©olb- 
fronad  (früßer  bergmdnnifd  gewonnen),  Steinfoßlen 
bei  Srbenborf,  Brauntoßlcn  im  Sertiiir  bei  Gger  unb 
Sebmiß.  Sorf  gibt  e®  in  großen  Sägern,  namentlid 
in  ben  gorftämtem  SKarltleutßen  unb  SBunficbel. 
Unter  ben  SRineralquellen  fiub  bie  Eifenfäutrlinge  ju 
?tlejanbcr®bab  am  betannieften. 

Slima,  BflanjenWelt.  Sie  ßoßc  Sage  be® 
gidtelgebirge®  bringt  ein  rauße®  © e b i r g 8 1 1 im  a mit 
fid;  in  ben  bößern  Seilen  ftellcn  fid  fdon  Gnbe 
?lugufl  bie  elften  Steife  ein,  unb  oft  fallt  jdon  Gnbe 
September  Sdnee.  Selten  fdmiljt  biefer  Bor  An- 
fang SBlai  Bon  ben  gelbem  weg , unb  im  Salb  unb 
jwifden  ben  gel®tlippen  ballen  fid  Sdneeweßen  woßl 
bi®  Gnbe  3itni.  Stod  uni  3oßanni®  {teilen  fid  ju- 
Weilen  Siadlfröfle  ein;  nur  Wugufl  unb  September 
bringen  fdöne,  warnte  Sage.  Bei  bem  SReidtum  be® 
©ebirge®  an  SBalb  unb  Sümpfen  (teigen  häufige  Sie- 
bei  auf.  3m  g.  fmb  bie  Slabelßöljer  bie  norßerr- 
fdenbe  Jioljart,  wäßrenb  bie  Saubßöljer  meßr  Ber- 
teilt  auftreten.  Vluf  ber  3<ntrallctte  nimmt  bie  gidte 
bie  ßößem  Sagen  faft  ganj  ein,  in  ben  nieberrt  Siegio- 
nen wirb  fie  meßr  Bon  ber  Kiefer  Bcrbrängt,  bie  feiten 
über  bie  S>öße  Bon  650  m einporfteigt.  3U  biefen 
beiben  gefeilt  ft*  bic  Sanne,  bie  bi®  ju  einer  §öße 
Bon  800  m nod)  in  einjelnen  fdönen  Beflänben,  be* 
fonber®  im  norbWeftlidenSeil  be®  ©ebirge®,  auftritt. 
Sie  Särdße  ift  nidt  m iprünglid)  einbeimifd  unb  ge- 
beißt  nur  al®  untergeorbueter  SBalbbaum  au  ein  sei- 
nen Buntten.  Sie  Gide  unb  bie  Bude  finben  fid  eben- 
fall®  nur  Btreinjelt,  leßtere  tritt  nur  feiten  in  reinen, 
gefdloffenett  Bcjtänben  auf.  gür  ben  §otjmud®  fmb 
im  allgemeinen  bie  nörbliden  Sagen  bie  günfligflcn, 
wäßrenb  auf  ben  füblidien  unb  weilliißen  Vtbßängcn 
in  ber  Siegel  bie  fdiedUcften  Beftänbe  oorlontmen. 

(öegenmärtig  ift  bie  ganje  Benöllerung  be® 
gidtelgebirge®  germanifiert ; jaßlreide  Crt®>,  gluß-, 
glur- unb  Bergnamen  beweifen  aber  bie  frühere  Weite 
Berbrcitung  wenbifder  Stämme  unb  Sprade  im  g. 
(Slebwiß,  Cloniß,  Samiß,  Selbiß  u.  a.).  Ser  polt» 
tifden  Einteilung  nad  gehört  ber  größte  Seil  jum 
batjrifden  SlegierangbbcjtrI  Cberfranten,  ein  Heine- 
rer  jum  iticgierungabejirl  Cberpfalj,  ber  äußerfte 
Oiten  ju  Bößmen.  Sie  Beoöllcmnq  ift  bidt  fflenn 
aud  Bietfad  eme  rege  inbuftrieQe  Sätigfeit  ßerridt, 
Spinnerei  unb  S3ebcrei,  Berarbeitung  be®  Gn'en®, 
aud  Rnopf-  unb  ©laSfabrifatioii , Spicgelglabfdlei- 
ferci,  fo  ift  ba®  g.  bod  nitßl  in  bem  Ullali  gabrif- 
ianb  wie  ba®  bcnadbnrte  Grjgebirge.  Stele  SRenfden 
emäßrt  bie  Arbeit  im  ©albe  (Sjoljßauen,  Sohlen- 
brennen),  bie  Aiiöbeutung  ber  SJIarmor-  unb  Ralf« 
lagcr,  im  fflranitgebict  ber  Rnolingmben  unb  bie  Be- 
arbeitung be®  ©ranit®  (SBeißenitabt)  fowie  be®  Ser- 
pentin® (Siarft  Seugaft).  Ser  Berg-  unb  ^iittenbau 
befdränli  fid  faft  ganj  auf  Gifen.  San  SJntereffc  ift 
bie  Berbrcitung  ber  beutiden  Berleitmuidel  int 
Quedgcbiet  be®  S3eißen  SRain®,  befonber®  in  ber 
Clbitiß  unb  in  mehreren  Scitcnbädcn  ber  Saale,  fo 
in  berSdwebniß  öftlid  Bon  Sleßau, Samiß  ic.  Sling« 
um  ba®  ©ebirge  herum  führen  Giienbabnen;  bod 
überfdreiten  e®  aud  jwei  Sinien  (Sliimberg-Gger 
unb  Slegenbburg-Cberloßau),  bie  ftd  faft  im  3«t‘ 
trum  be®  ©ebirge®  bei  Slebwiß  freuten,  wiißrenb  meh- 
rere 3weigbaßiicn  anbre  Seile  be®  ©ebirge®  mit 
jenen  imuptlmicn  ucrbinbeit.  Siefer  Umftanb  trägt 
Wefentlid  baju  bei,  baß  ba®  g.  feit  neuerer  Seit 


544 


gi^telit  — Jidjtenrinbe. 

einen  regenTouriftenoerlepr  nufweift,  obgleid)  »egen  incc^t  eigentümlich  terpentinartig,  fdomedfl  bitter.  gri- 
ber 'älrmut  an  cigentlupen  »Partien«  berSetfepr  bin«  ftpe«  g.  pat  ba«  fpej.  ©ew.  0,1»  ~1,W3,  e«  befiehl 
ter  bem  Bieter  attbrer  beutfdjer  ©ePirae  jurüdbleibt.  au«  einer  pomogenen  ©runbmaffe,  bie  reiddidi  mit 
Sgl.  >8aDaria«,  SBb.  3,  1.  Äbt.  (Münd).  1885);  rnftaDifterier  Subftanj  (Stbietinfaure)  burdjfept  iii. 
8‘ümbei.  ©eognoftifdje  Sefdirtibung  be«  gtditel«  Tfdurcp  unter)  tpteb  im  g.  mehrere  &ar}iautcn  (h> 
gebiraeä  unbgranfenmalbeäfmit'atla«,  OJotpa  1879) ; ftaHinifipe  unb  amorppe)  unb  Kcfene.  Tie  ^iuiar» 
3 a p f , Ter Sagenfreib be«  gicptelgebirge«  (Siof  1874) ; fdurc  and  franjBfifcpem  ©nlipot  ift  ein  Wcmengc  »on 
Terfelbe,  gid)telgebirg«aibum  (bnf.  1894);  ©rabl,  brei  ifomeren  Säuren.  Jab  je.  bienl  gut  Bereitung  »on 
Tie  Ortenamen  amg.  (Sger  1899—93, 2.y>efie);«.  Satten,  gimiffen,  Ritten,  ^flaftem,  Becp.  gum  Der« 
Stpmibt,  güpver  burd)  ba«g,  (2.  Vlufl..  Ssltmftebel  pidpen  oon  gäifero  unb  glajdjen , gum  Seimen  be« 
1899);  TettclPc,  ®ie  Mineralien  be«  gicptelgebirge«  Bapier«,  gum  'appretieren,  gufcargfcife  unbMafdti' 
(8apr.  1903);  ©.  Sdimibt,  Änd  bem  g..  Sagen  nenfdimiere,  gur  Tarftetlung  Oon  Eeutptaa«  unb 
unb  Sitten  {ijjof  1 897,  8b.  1 ) ; 91  ü d)  1 c r , Ja«  g.  in  SeudnSlen  ic.  — fjarg  »urbe  uon  ben  allen  ©riechen 
ieiner  Stebeutung  für  ben  mittcleuropäifcpen  Sertepr  unb  Körnern  gewerblich  unb  argneilid)  Penupt.  Ser 
(in  ben  Mitteilungen  bc«  Serem«  für  ©rbtunbe  tu  auf  ein  §arg  bc  (»gliche  Sluäbrud  Koloplila  (nad|  ber 
XYdpgig , 1889);  Äpejialfarte  Pom  topograppifdprn  ionifdjen  Stabt  R'oloppon)  hübet  fiep  juerft  bei  TioS« 
Bureau  be«  baprifepen  Öeneralftab«  nad>  Angabe  beb  lottbed,  boep  ift  unjidper,  ob  barunter  unter  Roloppo» 
gidptelgebirgjoerein«,  1;50,«X)0  (SSunficbcl).  nium  gu  ocrilepen  ift.  TerpentinBl  Würbe  juerft  im 

giiptclit , Mineral,  unb  »War  ein  SloplenWaffer«  Anfang  be«  1«.  gaprp.  bargeitellt. 
ftoff  C(,  H„  ober  C,,  HSJ,  bilbet  bidiafelige  Rriflaüe,  gidjteninid  (gele  bc«  Bin«,  Ronie),  frnnj. 
trtituUimicpe  Sameücu,  biinne  Uriniert  unb  Anflüge,  gpifel  füböfilicti  bon  Keuralcbanictt,  gu  bem  fie  ab' 
ift  weifj.  perlmuHnnlängeiib,  geruep  • unb  gefdmmd  mimftratio  gepört,  f.  Sieufalebtmieit. 

Io«,  leidjter  al«  Wnffer,  IBft  fiep  in  ©per,  fcpmilgt  bei  igid)tcitfreiigfchnabcl,  f.  Äreugjcpnabel. 

46°.  g.  finbet  fiep  in  p^oltflüdert  in  einem  xorflagcr  gicptenniarber,  f.  ;{oPcl. 

bei  Siebwip  unb  im  Roloennooc  bei  Koicnpeint  in  j|i[t)tcnmotte,  f.  Riefernfipwärmfr. 

8apem,  auep  im  'Torfmoor  Oon  fjoltegaarb  in  Töne»  jficptcnnabelatpcr,  i.  gicplcnnabclöl. 

marf.  ©n  oerwanbted  Mineral  ift  ber  ^artit  (C,H4  ffiefitcnuabclbab,  i 8ab,  S.240. 

ober  ('„H,,,)  oon  ©loggnib  in  öiierreidj  u.  a.  O.  rfirfltennabdol  (SS a 1 b 1U  o 1 1 B I) , atperijcpfo  Ol 
ff'idltclnab . fiuji,  f.  Üiab.  baä  burdp  Seftillaticm  oon  friftpen  Siabcln  uitb  jun- 

Riefltelfec,  Bnmpf  im Sid)telgebirge(f-  b-, S. 542).  gen  ffiocigen  fowie  au«  einjährigen  3“Pf<n  oon  Tan- 
triditcnabfprtfnge,  f.  Abhilfe.  non,  §iipten,  Rieiem,  üärtptn  mit  Tampf  gewonnen 

u-iitltcnbiit-,  Sdmiettevling,  f.  lionne.  Wirb.  (SbettannenBl  and  9Jabe!n  unb  fiioeigipieen 

ftidltcnborfcnfäfer,  f.  »ortenfäfer.  ber  ©bellnnne  wirb  in  ber  Scpweij  unb  Tirol  (fju 

Uiebtrneulc,  i ie  Stiefem-  ober  govlcule,  f.  ©ulen,  ftertot)  bereitet,  ift  farbtoä,  Pom  fpej.  ®ew.  0,8öe — 
^i(f)tcugluifc , f.  Riefemfpinncr.  [5. 161.  O.bis  unb  befteht  nu«  '{men , ilimonen  unb  8ompl. 
uirhtcniintftt,  f.  ^alengimpel.  acelat.  Ülui  einjährigen  fjapfen  Per  ©beltanne  ge 

fiepten  Pari  (gemeine«  $arj).  au«  ilt'abolpbl  winnt  man  in  ber  Sipweij  uub  im  Tpütinacr  SBalb 
jeni  freiwillig  obc.  umpbemülnbopreiioberiaitfipnei-  bab  TemplinBI,  ba«  befouberb  reidp  an limonen 
ben  auSgefloffeitC  ' .^iar,j,  ba«„nu«  Terpentin  burd»  ift  flu«  (fid)tennnbdn  ober  -ffapten  wirb  fein  Dl  für 
8erfliid)tigung  be«  ätperifcpenDle«  entflept.  aberaitcp  ben  ^anbef  bargeflctlt.  7lua  frifdien  Kabeln  unb 
ein  bunp  üüjteftillieren  be«  Cled  bargejteDte«  Runfl-  jüngem  ^fweiafpipen  ber  Segföpre  gewinnt  man  in 
probult.  Über  VUiftammung  unb  ©ewinnung  f.  Ter,  ben  Bfterreidpifdicn  iälpenlänbem  unb  in  Tirol  (f?u> 
pcitiiii.  ff  n öalnsen  iammelt  man  ba«  au«  fretwillig  ftertal),  aud)  in  Ungarn  unb  Siebenbürgen  baä  li  n t ■ 
au«flte|enbem  Terpentin  entftanbene  !parg  (SBeifs<  i d) e n 1 i e t e r • ober  Rrummpol jiil  bom  fpej.  ©em. 
föprenporj),  in  8opmcn  bie  jdiroefflgclben  £ku('  0,8«5  — 0,875,  baäauoSmeit.Bbenanbrcn,  Sploeftren, 
plalien,  bie  fid)  äWifdien  ^iolg  uub  3Jinbe  bidcrSur«  Bornplacetat  unb  Sabinen  beflcpl.  Riefcrn nobel« 
(eläile  ber  Jicpie  anfommeln  (Sjurtelpedp).  fjier.  ö 1 wirb  nur  in  Sdjweben  bargefteHl  unb  lontmt  al« 
per gepört aud) ber Balbioei pro u tp.  bereonjungen  fthwebifdpe«  if.  in  ben  .feanbel,  [pep  ©en>.  0,87*,  be- 
giipten»  «mb wefemjweigen  perabtropf t unb  oom  8o-  fiept  an«  timen,  Sploeftren  unb  Boniplacctat.  tlu« 
ben  onfgelefcn  Wirb;  er  oerbrennt  mit  angenehmem  ben  Kabeln  oon  Abies  sibirica  wirb  im  ©ouo. 
©ermp.  Tie  bei  Weitem  grBfjte  Menge  Oon  g.  wirb  Sjätla  bn«  fibiriftbe  g.  bargcftellt,  ba«  »egen  fei« 
burd)  tünitliipe  fcarjung  gewonnen,  inbem  ein  bebeu*  ne«  (räftigen  balfamijcpen  Weriuic«  gu  billigen  tar- 
tcuber  Teil  beä  Te  cpentiit«  am  Stamm  erflarrt  (beut-  film«  benupt  wirb.  Ter  flüffige,  wäfferige  Küdftanb 
fipe«  Sopparj,  fraiMBuftpe«  fflalipot  ober  8at-  oon  ber  TefltUation  be«  gidpennabelBlä  gibt  beim 
rn«,  öifcrreiduiipeä  Sdinrrparg.  amertfaniftpe«  Serbampfen  ba«  gieptennabeleytrnlt  unb  wirb 
Sarape).  8luä  Terpenlin  unb  Siopparj  erpält  man  juSäbeni  benupt,  bie  extrahierten  Kabeln  berarbeitei 
ferner  mannigfache  fcanbeldforten.  Teftilliert  man  mau  auf  SBalbwotle.  Man  Penupt  g.  wegen  feine« 
ben  Terpentin  mit  SBaffer  jur  ©ewimtung  Oon  Ter«  balfamiftpen  unb  erfriidjenben  Tamiettbufie«  ju  ©- 
pentiniM.  fo  erhält  man  ba«  Beifspedj  (Baffer«  'cnjcn  (gicptcnitabelaiper  ir),  bie  in  Sopn-  unb 
barg,  Burguuberpar  j ober  8urgnnberped),  Rranleujimntem  jerftiiu6t  werben,  ju  aromaiiidjen 
geloipter  Terpentin).  Tie«  ift  weip  ober  blap*  ©iibern,  in  ber  Batfümerie  unb  Scifcninbuftrie. 
gelb,  porii«.  opaf  unb  beberft  fiep  bei  längerm  Siegen  giditcnnabclrütc,  f.  Lopliodarmium. 
mit  einer  bilnnen,  bunpfiepiigen,  bitnfcln  fiütle.  Skt  giiptcnope,  glufi,  f.  $egnip. 

Slnwenbung  ftärterer  Siipe  entflept  barau«  ba«  gelbe  giiptcnrinbe,  bie  Sünbe  mehrerer  Pions  - Slrlen, 
Spar  j al«  jerbrecpliipe  Maffe.  tilirb  eS  bi«  junt  Jilar-  bie  gum  ©erben  benupt  wirb.  Tie  Stammrinbe  Per 
werben,  b.  p.  bi«  jur  oolligenSntwäfferung  gejtpmol«  giiptc  (Picea  oacelsa)  ift  für  Cik'nciip*Ungani, 
gen,  io  erpält  man  Rol  oppontum  (f.  b.).  Ta«  na«  Teutfcptanb.  Sdpweben, Kortoegen,  gimilanb,  für  bie 
türtiepe  g-  ober  göprenparj  bilbet  palbweiipe  ober  ?llpen,  ben  gura  unb  einen  gropen  Teil  Kuplanb« 
parte,  gelbliihe  ober  bräunlidp«,  feiten  rot! upe  Mafien,  ba«  Wicptigfte  ©erbuiatevial.  Sage,  Stanbort  unb 


545 


gu§tenri(5enfd)orf  — gitf. 

WIter  her  gidjte  üben  ben  grbjjten  Einfluß  auf  bie  gictnnd,  9J!  a t f i I i u S,  ital.  PIrgt  unb  ^J^tlDfopF», 
©üte  bed  Brobuftd.  Sie  alpinen  Slinben  finb  befjer  geb.  19.  Oft.  1433  in  gloreng,  geft.  1.  Clt.  1499  in 
ald  bie  ber  Ebene,  unb  etwa  60 jährige  Säume  liefern  Sarreggi  hei  gloreng,  lehrte  an  ber  nonCoümo(1440) 
beffere  JRmbe  alb  jüngere  Säume.  Starte  Sorte,  bie  gelüfteten  flfabemie  ijilatomfche  ^^tlofop^ie,  erhielt 
oft  faft  ebenfouiel  ©erbftoff  wie  bad  gleifcf)  ber  Siinbe  1478  bie  gciftlicben  Setzen  unb  bad  Jiettorat  gweier 
enthält,  mtnbert  beren  fflert  burd)  ben  reichen  ®ef)alt  Kirchen  gu  gloreng,  fpäter  auch  ein  ffanonifat  au  ber 
an  rotbraunem  garbftoff.  Ser  burehfthnittlidje©erb*  bärtigen  Kathebrale.  Mlb  Setämpfer  bor  Vlriftote- 
ftoffgehalt  betrügt  8 Brog.  (hefte  Slütbe  aub  ben  VUpen  lifcheit  unb  greunb  ber  Btatonifcpen  (aUerbmgd  noch 
enthalt  bib  über  14  Brog.),  unb  bie  SRinbe  eignet  fid)  mehr  ber  neuplatonifepen)  Bpilofophie  ift  er  befon- 
baper  nur  sunt  Schwellen,  nicht  jum  Budgerben  ber  berb  burch  feine  Überfettungen  beb  ißlaton  unb  ber 
bläute.  Sie  befte  fRinbe  erhält  man,  wo  in  pBpem  Sleuplatonifer  Biotin,  yamblidtob  unb  ißrotlob  ins 
iagen  bie  Stämme  jur  Saftgeit  gefällt  unb  fofort  Sateinifcpe  fomie  burch  feine  »Theologin  Platonica 
gefepält  werben.  £ ä r cp  e n r i n b e Oon Larix europaea  sen  de  im mortalitate  animorum  ac  aeterna  felici- 
mit  9 — 10  fjroj.  ©erbftoff  eignet  fiep  fehr  gut  gunt  täte  libri  XVI1I«  (glor.  1482  u.  Bar.  1578)  be* 
©erben,  wirb  aber  Wegen  ber  relatiBen  Seltenheit  ber  tannt,  in  ber  er  ben  Blaionidntud  für  bad  Ebnüen* 
£ärepe  wenig  Oerwenbet.  Sannenrinbe  Bon  Abies  tum  gu  benupen  fuchte.  Sie  befte  Ülubgabe  feiner 
pectimcta  mit  5 $roj.  fflerbftoff  ift  mit  3ufap  »on  SBerfe  erfchien  gu  Bafel  1561,  2 Bbe.  Uber  ff.  alb 
Sioibiui,  äRprobalanen  ic.  ein  tortrefflieped  ©erb»  Rlrgt  unb  fein  aftrologifd)*biätetifipeä  ffierf,  bad  auf 
material  unb  wirb  in  Dfterreiep,  ber  Schweig  unb  in  Bntacdfud  unb  Ttgnppa  Bon  Sleltedpeim  nicht  ohne 
Sujilanb  Berwenbet  Sie  Sllcppofiefer  (Pinus  Einfluß  blieb,  Bgl.  Seitenweber,  über  bed  SR.  g. 
halepensis)  liefert  jwei  für  bie  SRittelmeerlänber  Sert : De  vita  studioaorum  (Brag  1855). 
wichtige  SRmben.  2fn  'illgerien  unb  lunid  fällt  man  Brief,  1)  §einriep,  Sieeptdgelebrter,  geb.  12. 3uli 
bie  Stämme,  entfernt  bie  'Sorte  unb  jehält  bie  faftige  1822  in  Kaffel,  geft.  22.  Sept.  1895  in  Rötlingen  bei 
3nnenrmbe  ab(3nobarrinbe,Snoubartinbe).  3i*r'cp,  Würbe  1851  außcrorbentlieper,  1804  orbent* 
§n  Sübitalien,  ©riedjenlanb,  Salmatien,  in  berSür*  lieber  fßrofeffor  in  3ün<p.  Seit  1862  wirfte  er  er* 
fei  tc.  nimmt  man  nur  bie  ©orte  (Scorza-rossa)  Bon  folgreich  an  ber  fflefepgebung  über  fcpweigerifeped  £>an* 
ben  lebcnben  Stämmen  ab  unb  lägt  bie  faftige  firnen-  bell*  unbSechfelreeht,  Eifenbapntran8port*,Serfiepc* 
nnbe  unberührt,  fo  bafj  fie  wieber  neue  Sorte  bilbet.  rungd  < unb  Dbligationenredjt  mit  unb  würbe  1879 
Sie  Scor.jarojfannbe  enthält  13 — 15,  bie  Snottbar*  SMitglieb  beb  Äaffationdgerieptd.  Er  fdjrieb  unter  an* 
rinbe  biä  25  Brog-  ©erbftoff.  '21nd|  in  granfreiep  bentt:  »Ser  träniert  eigene  Seepiel«  (Serl.  1853), 
fpielt  bie  Siinbe  ber  VUeppofiefer  eine  große  Siolle.  «Kritifcpe  ftberfiept  ber  fepweigerticpen  $anbetd*  unb 
Sad  bamit  gewonnene  lieber  heißt  cuir  d’Alger.  fflecbfelgefe^gebung«  (Erlang.  1862),  »Über  börien* 
Übrigend  foll  fd)on  gur  3'it  Sheophrafls  mit  biefer  mäßige  iüefetungöuerträge«  (3üri<h  1872),  »Uber 
Siinbe  in  ©riecpenlanb  gegerbt  worben  fein.  3Rit  ber  intemationaled  Secpfelrcept  in  Segiepung  auf  Brift* 
norbameritanifchen  §emloefrinbe  Bon  Abies  cana-  befümmungentc.«  (Elberf.  1872),  »Siefcbweigerijchen 
densis  (ollen  in  ben  Bereinigten  Staaten  80  Brog.  Siechtäeinbeiiäbeftrebungen  auf  bent  fflebiet  bed  Eilen* 
fämtlichen  £eberd  gegerbt  werben.  SRan  bereitet  aub  babnrecbtä*  (Erlang.  1874).  Sud)  war  er  Dcitarbeiter 
ber  Sorte,  bie  gerbftoffreicfjer  ift  ald  bad  gleifd),  ben  an  <1.  Sebitciberd  »Sihweigeriflhem  Obligationen* 
§emloet«traft  (SRitterd  Tannin)  unb  bringt  ihn  in  recht«  (3iir.  1893;  2.  Ülufl.  1898,  2 Sbe  ). 
großen  SRengen  nach  Europa.  2)  Slbolf,  Shhfldlog,  geb.  3.  Sept.  1829  in  ffaf* 

iidjtcnrittcnfriiorf , f.  Lophodermium,  fei,  geft.  21.  Vlug.  1901  in  Slanfenberghe,  jtubierte 

id)tcn ro|t,  f.  Sioftpiige.  in  Siarburg  unb  Berlin,  habilitierte  fid)  1852  ald 

iditcufchütte,  f.  Lophodermium.  SriBatbogeüt  in  3ürid) , würbe  bafelbjt  1862 

id)lenfct)inamm,  f.  Polyporns.  feffor  ber  l'bhüologic,  1868  in  Süvgburg,  wo  er  bid 

iditcnfchloärmcr,  f.  ßiefernfehwärmer.  1899  lehrte,  g.  arbeitete  befonberd  über  allgemeine 

id)tcnjpargct,  f.  Mouotropa.  Shhfiologie  ber  SRudteln  unb  Sieroen  unb  über  bie 

utin  uipiniicr,  f.  Riefemfpinner  unb  Sionne.  'fifjijiiologie  bet  Sinnesorgane,  fpegiell  über  phnnolo» 
idttner,  Karl,  Schaufpieler,  geb.  7.  2juni  1805  aifcheOptif,  wo  er  bieStubicnBonftelmholßergängte. 
tn  Koburg  aud  einer  Schaufpielerfamilie,  geft  19.  Er  ichncb:  »Sie  mebiginifdje  Shhfit*  (Sraunfchw. 
Rlug.  1878  in  ©aftein,  betrat  fepon  mit  fünf  fahren  1857,  8.  ?lufl.  1885);  »Sfehrbucb  ber  Änatomie  unb 
in  Kinberroüen  bie  Sühne,  bebütierte  1820  gu  grei*  Shpfiologie  ber  Sinnesorgane*  (8ahr  1862);  »Unter* 
bürg  in  ber  Schweig  unb  tarn  1822  an  bad  Theater  [udjungen  über  elettrifche  'Reroetireigung*  (Braun* 
an  ber  ffiien  unb  1824  an  bad  ^ofburgtßeater  gu  fepmeig'  1864);  »Kompenbium  bec  Sbhliologie  bed 
Sien,  wo  er  bid  gu  feiner  Benftonierung  (1865)  tn  SRenfehen*  (Sien  1860  , 4.  Vlufl.  1891);  »Sie  91a* 
460  Stilcten  unb  513  Slollen  auftrat.  g.  gaflierte  turträfte  in  ihrer  ©echfelbegiehung«  (Sürgb.  1869); 
Wenig  außerhalb  öjterreid)d;  erft  feine  Bail|piele  in  »SHediamfdie  flrbeit  unb  Särmeentwictclung  bei  ber 
Brcdlau  1858  unbSerlin  1861 — 63  brachten  ihn  auch  SRudfeltätigfeit«  (fieipg.  1882);  »Urfache  unb  Sir* 
in  Seutieplanb  gu  ber  oerbienten  ©ettung.  g.  fpielte  tuna«  (Kaifel  1882);  »Sad  ©röiiengcbiet  bet  Bier 
Borgugeweife  guerft  jugenblidje,  fpäter  gejepte  Sieb*  Siechnungdarten«  (i.'eipg.l880);»Bh>1ofophifcherScr* 
paber  unb  Sebcmänner.  Seine,  aber  BeiebellcSlatur,  fud)  über  bie  Sabrfd)emli<hleiten*  (Sürgb.  1883); 
iliebendwürbigfeit  unb  eine  ewige  Sugenb  Waren  bie  »3Rt)olhermi[<be  gragen  unb  Serfucpc*  (baf.  1884); 
Eigenfdjaften,  bie  feinen  Slollen,  Porgugoweife  in  ber  »lRt|othermi(cheUntetfuchungen<(Siedb.l889).iHuch 
gweiten  Hälfte  feined  40jährigen  ffiirlend  am  ©urg*  bearbeitete  er  für  fccrmannd  »fcanbbucb  ber  Bhhüo* 
tpeater,  bie  allgemeine  Sewunberung  fieberten.  logie*  bie  (pendle  ©ewegungdlehre,  bie  Sioplril  bed 
fhicpu  (frang.,  fw.  445),  Sjaletud),  Srufltuch,  Tail>  Vluged  u.  biefiehre  Bon  ben£ichtempfinbungen(2eipg 
leneinfap;  gegen  Enbc  bed  18.  üahrh-  würbe  bad  g.  1879)  unb  gab  fjerauä:  »Arbeiten  aud  bem  Phßfio* 
ald  breieetig  gelegted  $ald<  ober  Sufentuch  in  giemlid)  logifdjcn  SJaboratorium  ber  Siirgbnrger  Jiochnhule« 
umfangreicher gorm  getragen  unb  auf  bem Stüdengu  (Sürgb.  1872— 78,  4 §eftc).  Seine  »©efamtnclten 
einer  Schleife  gebunben,  beren  Enben  frei  berabfielcn.  Schriften*  erfepeinen  in  4 ©änben  (Silrgb.  1903  ff.), 
flono.  *2«jifoti,  ö.  Sufi.,  VI.  Sb.  35 


546 


gicfer  — gicquelmont. 


8)  Vluguft,  Sprachforfchcr,  geb.  5.  fDtni  1838  in 
SeterSpagen  bei  SÖfinbien,  ftubicrte  1852 — 56  in  ®öt* 
fingen,  wcrfte  (fit  1858  alS  Sichrer  am  bortigen  ©am- 
naftum  unb  würbe  1876  jum  aufserorbentlidjen,  fpä- 
ter  mm  orbrntUchen  Srofefiorber  SpriKboergletebung 
in  © ötlingcn  ernannt,  Bon  Wo  er  1887  in  gleicher 
Eigenjebaft  nach  BrcSlau  ging.  Segen  ßränfliditeit 
ließ  er  fid)  1891  in  ben  Siutjeftanb  Berfchen  unb  lebt 
jurjeit  in  SBalbpaufen  ($>atmouer).  «ein  §aupt- 
Werl  ift  baS  »Serglcicpenbe  VBörterbud)  ber  inbogcr- 
manifeben  Sprayen«  (©ötting.  1870;  3.  Vlufl. 
1874  -76,  4 Übe.;  4.  Vlufl  , 1.  u.  2.  Sb.  1890  u. 
1894);  eS  enthält  eine  3ufnmmenf(cttung  beb  ben  in- 
bogermamfdjen  Spradien  gemcinjamen  SJortfcpajieS. 
Wußerbent  [inb  ju  nennen:  »Die  grieditjdien  'per- 
jonennamen«  (©ötting.  1874,  2,  Vlufl.  1894);  »Xie 
ehemalige  Spradjeinheit  ber  Jnbogcrmancn  Euro- 
pas« (baf.  1875);  »3)icf?omerifd)eCbt)ffee  unb  JliaS, 
nad)  ihrer  Enthebung  betrachtet  unb  in  ber  urfprilng- 
liehen  «praebform  mieberhergeftettt«  (baf.  1883  u. 
1886)  unb  »XaS  alte  Sieb  Bom^onie  VldiillS,  auS  ber 
JliaSauSgefd)iebenunbmrtrifcbübcrfcgt«(baf.  1902). 

dritter,  1)  Vlbolf,  Statifttfer,  geb.  13.  Juni  1816 
in  Olmilg,  geft.  12.  SRärj  1880  in  Seien,  loirite 
1840  — 53  alb  Sehrer  am  St);cum  ju  Saibaih,  an 
ber  UniBerfität  ju  Oltnüg  unb  am  ©ymnafium  ju 
Ejernowig,  würbe  1853  fflinifterialfefretär  in  ber 
Xirettion  für  abminiftratiae  Statiftif  in  SSicn,  1864 
beren  Xireftor,  1870  Different  für  ©tjmnafien  unb 
Sicalfthulen  im  UnterriebtSminiflerium  unb  1873 
Sräfibcnt  ber  ftatiftijdjen  3cntralfommijfion.  San 
feinen  tciffenfchattlichen  Vlrbeiten  Berbiencn  §erBor< 
hebung:  »Xarftcllung  ber  Sanbwirtfdjaft  unb  Sfon- 
taninbuflrie  ber  Su(oinina«  (Siett  1854)  ; »Xie  Sc* 
Bölterung  ber  öfterreidtifchen  SJionarcbie«  (©otlia 
1860);  -Xie  ScBölfermtg  Böhmens*  (Sicn  1864); 
»Sölferitämme  bet  öfte rreidjtfd)  ■ ungarifdien  fflion- 
ardjie«  (baf.  1869);  »©efepitbte,  Organifation  unb 
Statiftif  beb  öflerrcithifthen  UnterricptSwefenS«  (baf. 
1871,  2 Sie.)  unb  bie  > Jahresberichte  beb  Unterrichte- 
minifterium«  für  1870— 1872«  (baf.  1871—73).  1875 
begrünbete  er  bie  jegt  Bon  ber  tf.  fialifiifehen  Zentral« 
fommijfion  in  Säten  perauSgegebcne  »StatiftippcWo- 
natsfeprift«.  Sgl.  Sepwab,  Vlbolf  R.  (SBien  1880). 

2)  Julius  (eigentlich  ßafpar),Oic[cpid)tSforfcper, 
geb.  30.  Vlpril  1826  in  Saberborn,  geft.  10.  Juli  1902 
in  JitnSbrud,  flubiertc  feit  1844  bie  Siechte  unb  ©e- 
fepiepte,  lebte  1848  — 49  in  Rranffurt  a.  SR.,  wo  er 
in  nähere  Begebungen  }u  J.  0.  Böhmer  (f.  Söhuter  4) 
lral,  habilitierte  fid)  Cftem  1851  in  Sonn,  würbe 
1852  alS  orbentlicher  Srofeffor  für  bie  allgemeine 
®cfd)ichte  nach  JnnSbrud  berufen,  trat  aber  1863  in 
bie  |unftifd)e  Jafultät  bafelbfl  über  unb  lehrte  beutfehe 
SfeicpS-  unb  3ied)tögcfd)i<btc.  Seit  1866  SKitglieb  ber 
Steuer  Vlfabetnie,  trat  er  1879  in  ben  IRubeftanb. 
«einen  gro&beutfiben  Stanbpunft  in  ber  Vluffaffung 
ber  beutfdjcn  öcfchichte  Berteibigte  er  in  ben  beiben 
Schriften  »XaS  beutfepe  ßniferreicb  in  feinen  uniBcr* 
falcn  unb  nationalen  Bejahungen«  (JitnSbr.  1861) 
unb  *$cutfd)cö  Königtum  unbftaifertum«  (baf.  1862) 
gegen  £>.  B.  Spbcl  (f.  b.).  Unter  RiderS  fonfiigen 
Schriften  rtnbbie bebeutcnbftcn:  »JimnalbBonXaffel, 
!Rcid)Sfanjler  unb  ®rjbifd)of  non  Köln*  (Köln  1850); 
»Engelbert  ber  ^eilige,  Erjbifcpof  Bon  Sollt  unb 
3fcid)SBerwefer«  (baf.  1853);  »Sie  überreffe  beä  beut- 
fehen SfeicpsarcpioS  tu  Sifa«  (Seen  1855);  »Über  bie 
Entftcljungs.jcit  beS  «nchfenfpiegelS«  (JnnSbr.  1869); 
»Som  Sfeicpsfürftenftanbc«  (baf.  1860—61,  2 Sbe.); 
»Sollt  ^eetfcpilbc«  (baf.  1862);  »Rorfdjungen  jur 


SfeicpS-  unb  SiecptSgejepicpte  JtalicnS«  (baf.  1868— 
1874,  4 Sbe.);  »Über  ba§  Eigentum  beS  SfeicpeS  am 
Sieicpsfircpcngut«  (SBiett  1873);  »Seiträge  jur  Ur- 
hmbenlepre«  (JnnSbr.  1877 — 78,  2 Sbe.);  »Unter- 
fuepungen  jur3fecptSgrfcpiipte*(baf.l891— 99,4Sbe.). 
VluS  bem  3facplafeSäpmerS  gab  er  infolge  teftamenta- 
riiepen  VluftragS  bie  »Acta  imperii selecta-  (JnnSbr. 
1870)  unb  bie  »Kegesta  imperii  1198 — 1272*  (baf. 
1879 — - 82)  heraus.  Sgl.  Jung,  3ur  Erinnerung 
an  Julius  ff.  (Beilage  jur  »Vlflgemeinen  3eilung* 
1902,  8fr.  293  295). 

Rfftflcr,  Jofeph,  bemofrat.  SolfSfftprcr  in  Sil- 
ben, geb.  1808  in  Konftanj.  geft.  bafelbft  26.  9fon. 
1865,  (uerft  ßaufmann,  grünbete  1830  ein  Soeben- 
blatt  im  Sinne  ber  bamaligen  liberalen  Cppofition 
unb  Würbe  Obmann  beS  8ürgerauSfd)uffcS.  Seim 
VlitSbruch  ber  SReBolution  Bon  1848  agitierte  J.  für 
eine  Siepublit,  Wurbe  unter  bem  Scrbacbt,  mit  ber 
franjöfifcheit  prooiforifchen  Regierung  inSerbinbung 
M flehen,  8.  Vlpril  in  ÜarlSrube  Berhaftct,  aber  im 
ÜRai  1849  freigefprochen.  Xurd)  bie  Offenburger 
SoirSoerfammlung  (13.  3Rai  1849)  in  ben  CanbeS- 
auSid)UB  gewählt,  ju  beffen  talentBottften  unb  ent- 
fchiebenften  IRitgliebem  er  gehörte,  warb  er  1.  Juni 
in  bie  babifepe  prooiforifebe  otegientng  gewählt,  aber 
bereits  3.  Juni  in  Stuttgart,  wo  er  eine  Serbinbung 
bcö  würtlembergiichen  SolteS  unb  SfilitärS  mit  bei 
babifchen  JicnolutionSpartei  erwirfen  Wollte,  berpaf- 
tet  unb  auf  ben  Ipobenasperg  gebracht,  ©egen  eine 
Kaution  in  Freiheit  gefegt,  begab  er  fid)  tn  bie  «chweij, 
bann  nad)  Englanb  unb  Bon  ba  nach  Slorbamerifa, 
wo  er  alS  heftiger  Scrfecbtcr  ber  Sflaoerei  auftral, 
unb  feprlc  nad)  ber  Siieberiage  ber  Sonföbcrierten  in 
feine  Saterftabt  ßonftanj  jiirücf. 

Sif  oroiiifrfK  P ifta,  antife  ßifta  (f.b.)BonSron.;e, 
im  Sltrcherfcheit  VRufeum  (Eollegio  SRomano)  ju  Sollt 
befinblidh,  wurbe  1745  bei  Saleftrina  aufgefunben 
unb  Bon  bem  römifchen©elehrten5icoroni  erworben, 
ber  fte  bent  genannten  Siufeum  fchenfte.  Sie  ift  ,(h* 
linberfönuig,  etwa  50  cm  poch  bei  42  cm  Xurcpmefjer 
unb  ragt  Bor  allen  nntilen  Elften  burep  bie  Schönheit 
iprer  mit  bem  ©rabfticpel  in  bie  glatte  ffleiatlplattc 
cingraoierteit  Umri&jeidjnung  hersor;  biefe  Beran- 
fcpaulicht  bie  Beilegung  beSVtmpfoS  bunhSolpbeuteS 
auS  ber  Vlrgonautenfage.  Vlud)  ber  Xedel  ber  Eifla 
ift  mit  eingraBicrten  Stauren  gefepmüeft,  bie  Jagb- 
[jenen  barftelten.  8!ap  Der  Jn|d)rift  auf  bem  Xedel 
tjat  SfoBiuS  SlautiuS  (wopl  ein  Eampaner)  baS  öe- 
fäß  in  SRom  gearbeitet,  ben  Jormen  ber  Sudiftaben 
nad)  etwa  260  B.  ßpr.  Xic  befielt  Vibbilbungcn  ent- 
halten bie  befonbem  Schriften  über  bie  8-  S,  Bon 
Srönbfleb  (fiopenh.  1847),  E.  Sraun  (Seipj.  1849) 
unb  Otto  Japn  (baf.  1852). 

ffirq  u elm  o n t tfpr.  fttlimeng),  ß a r I £ u b W i g . © r a f 
Bon,  öfterreiep.  Staatsmann  unb  ©eneral,  geh.  23. 
SRärj  1777  ju  Xieujein  Lothringen,  geft.  6.  Vlpt  il  1857 
in  Senebig,  trat  1793  in  öfterrrichifepe  SriegSbienfte, 
nahm  an  allen fjelbjiigen  gegen  Jranfreid)  teü,  wurbe 
1809  Oherft  unb  ©eiteralflabScpef  beS  Erjpcrjogö 
5erbtnanb  unb  im  Februar  1814  ©eneralmajor.  Jtt 
ben  folgcttben  Japreu  wirfie  er  a!S  aufjerorbenilicper 
©efanbter  an  ben  $>öfen  Bon  Schweben,  XoStana, 
Lucca  unb  Sfeapel.  1829  erhielt  er  eine  aufjerorbenl- 
liehe  Senbuttg  an  bm  rufftfehen  ^of,  wo  er  als  Ser* 
treler  ber  Sfcttemiehidien  Solitil  großen  Einflufi  hatte. 
1839  wurbe  er  nach  SSien  jurüefberufen,  um  wäprenb 
einer  Seife  beS  dürften  Stetternich  bie  auswärtigen 
©efepäfte  ju  leiten.  1840  warb  R.  Staats-  unb  Äon- 
ferenjmimfter  unb  Epef  ber  JhiegSfeition  tut  Xcpar* 


547 


Fieta  possessio  — Ficus. 


tement  bc«  Auswärtigen  unb  3.  üliirj  1843  ©eneral 
ber  ffabaderie.  Sind)  bcr  BJärjreoolution  bon  1848 
trat  er  in  ba«  uerantroortliche  'Diimiterium  ein  (21. 
SJlär})  unb  leitete  bie  auswärtigen  Angelegenheiten. 
Holororat«  SKüdtritt  braute  ihn  prooiforifd)  an  bie 
Spipe  beb  Sabinctte ; bod)  bewog  ihn  eine  feinbliebe 
Xemonftration  bc 8 Bolte«,  ba«  m ibm  ben  Staffen- 
freunb  unb  Xräger  beb  3Kettcmid)fd)ra  Spftem«  fab, 
4.  3)iai  jum  Aufgeben  feiner  öffentlichen  Stellung. 
Bon  ba  ab  lebte  er  in  Sien  unb  Benebig.  Sgl.  feine 
Sebriftcn:  »Aufflärungen  über  bie  3f>*  bom  20. 
HJiärj  bi«  jum  4.  ÜJiai  1848<  (2.  Auf!.,  2eipj.  1850); 
»Xeutldjlanb.  Oficrreicb  unb  Breufeen<(Sien  1851); 
»Siorbfjatmerfton,  Snglanb  unb  ber  Kontinent- (baf. 
1852,  2 Bbe.);  »Xie  religiöfe  Seite  ber  orientatifeben 
grage«  (2.  Stuft.,  baf.  1854);  »Stufelanb«  ^Jolitif  unb 
bie  Xonaufürflentümer«  (baf.  1854) ; »3um  fünftigen 
grieben-  (baf.  1856). 

Fieta  possessio  (tat),  »fingierter  SBeftfe»,  Be- 
jeiepnung  für  bie  gäde,  in  benen  nad)  gemeinem  Stecht 
ein  auf  Veronägobe  einer  Sad)e  Beflagter,  ber  bie 
Sad)e  gar  nicht  beftf)t , gerabe  fo  bepanbelt  werben 
foü,  ai«  ob  er  biefelbe  befige.  Xa«  bürgerliche  öe. 
fefebud)  bat  biefe  Beftimmunnen  nicht  übernommen, 
ba  für  bie  in  grage  iiebenben  Sülle  bicBeflimmungen 
über  unerlaubte  .yanbhmgen  § 823  ff.  genügen. 

Ficus  lj.  (geigenbaum),  ©attung  ber  SKora* 
een,  SJJildjfaft  fübrenbe  Bäume  ober  aufrechte  ober 
timmenbe,  auch  epiphptifepe  Strändjer  mit  meift  ab» 
wedjfetnben,  ganjranbigen  ober  gejapnien  ober  ne- 
lappten,  bleibenben  ober  abfadenben  Blättern,  bie 
Por  bcrSntroirfclung  in  oft  penoadjfenen,  fpäter  meift 
abfadenben  '.Nebenblättern  eingerollt  liegen.  XieBlü* 
tenjlanbe  flehen  einzeln  ober  ju  jroeien  in  ben  Blatt» 
adjfetn  ober  an  entblätterten  Knoten  älterer  3weigc, 
mitunter  au<h  an  befonbem  blatttofen  3®cigen  auf 
furjem,  mit  brei  Blättern  berf  ebenem  ober  nadtem 
Stiel.  Xie  Blüten  flehen  japlreid)  in  einem  hohlen, 
fugeligen  bi«  bimförmigen,  auf  bem  Scheitel  mit 
enger  SJJünbung  Berfebenen  SReceplaculum  (unb  jroar 
männliche  unb  Weibliche  in  bemfetben  Steceptaeulum 
ober  getrennt),  ba«  ju  einer  fleifcbigen,  Piele  A ebenen 
einfchliefienben  Scheinfrucht  nuäwächft.  Sichrere  'Ar- 
ten entwideln  jahlreidje  fiuftwurjein,  bie  biäweilen 
ber  mächtigen  Krone  al«  Stüfee  bienen.  Xie  Dom 
Stamm  flctteraber  Arten  auggehenbett  ^nftmurjeln 
bilben  oft  um  ben  ftüpenben  Baumftamm  einen  nep» 
förmigen  SKantel  (f.  Infel  -Epiphpten«,  gig.  6). 
Ein  ähnliche«  ©ilterwerf  bilben  bie  Uber  Seifen  flet» 
temben  Arten,  bie  bann  fpäter  über  bem  gelfen  einen 
aufrechten  Stamm  entwideln.  Xie3weige  be«  lepteni 
haben  oft  ganj  anber«  geftaltete  Blätter  al«  bie  trie- 
ctenben  3lueige.  Spippptifche  Arten  leimen  in  ber 
Siegel  auf  beu  Zweigen  anbrer  Bäume,  ipr  2aub» 
Wert  unterbrüdt  fcbliefelief)  ben  ftüpenben  Stamm. 
Xiefelbe  Art  wächl't  btäweilen  jelbjtänbig,  bi«weilen 
epiphptifd).  tttnm  600  Arien  in  ben  Sropen,  meift 
auf  ben  ffnfeln  be«  3nbifchen  Archipel«  unb  be« 
Stillen  Ojean«,  in  Cftafien,  im  SSittelmeergebiet  unb 
in  Sübafrila,  wenige  Allen  außerhalb  ber  Xropen. 
F.  Carica  L.  (gemeiner  geigenbaum,  f.  tafel 
»Slahrungäpflanjen  III«,  gig.  6),  «in  Baum  ober 
Strauch  mit  tnorrigem,  hin  unb  her  gebogenem,  in 
Afien  bi«  l,s  m bidem  Stamm,  hellgrauen  Aften,  ge» 
ftielten,  herjförarigen,  hanbförmig  brei»  ober  fünf- 
lappigen  ober  ungeteilten,  rauhhaarigen,  abfadenben 
Biätiern,  blüht  int  Ipcrbft  ober  grühjahr  unb  trägt 
gewöhnlich  einzeln  ftef)enbe,  bimfönitige  Scheinfrüchte 
(tfeigen)  in  brei  (formen,  ©egen  Snbe  be«  ©intcr« 


1 entftehen  am  obem  Seil  ber  oorjährigen&fte  bie  Omi 
(profichi,  bei  ben  efebaren  geigen  ©roffi)  mit  nur 
Weiblichen  Blüten.  Ade  übrigen  geigen  entfpringen 
au«  benBlattwinfeln  ber  in  bemfelbe*  3af)r  cntwidel» 
ten  Zweige;  am  unlern  Seil  fiepen  bie  gornite« 
(manimoni),  bi«  Por  bemBlattfad  reifen  unb  nur  (epr 
feiten  einjelne(unb  bann  monftröfe)  männliche  Blüten 
enthalten,  aber  hoch  feimfäpige  Samen  pernorbringen ; 
am  obem  bie  Sratilire«  (mamme),  bie  nad)  bem 
Blattfad  ben  Bmter  pinburd)  bleiben  unb  feine  männ- 
lichen Blüten  enthalten.  Sie  ©roffi  be«  fultioierten 
Baume«  bleiben  ftet«  fteril.  Sieben  jabdofen  Baric- 
täten  bc«  lultibierten  geigmbaum«  lomrnt  noch  ber 
fogen.  wilbe  geigenbauinfCaprificus)  bor,  beffert 
grüdjte  ungenießbar  finb  unb  neben  weiblichen  auch 
männliche  Blüten  enthalten,  bie  fiep  aber  erft  für} 
bor  ber  grueptreife  entwideln.  155er  geigenbaum  ift 
waprfchcinlid)  urfprünglid)  im  öftlidjen  ÜKittelmeer- 
gebiet  beintifd)  gewefen,  epiftierte  aber  atn  ßitbe  ber 
Bliocänperiobe  aud)  in  beffen  Weftlicpem  Beil.  Ipomer 
unb  £>efiob  fmnen  ipu  nicht;  erft  Arcpilocpo«  (700 
b.  Spr.)  erwäpnt  bie  geigen  al«  Brobuft  feiner  hei- 
matlichen 3ni«l  Baro«.  später  hatten  Slipon  unb 
Attifa  bie  heften  geigen,  fpier  liefe  3)etneter  bem  Bhp- 
talo«,  ber  fie  gnftlicp  aufgenommen,  ben  geigen  bauut 
al«  ©efepenf  au«  ber  t£rbe  fpriefeen.  Xie  Kultur  be« 
geigenbauut«  würbe  güprerin  }u  eblerer  Sitte  unb 
bie  geige  balb  adgememe«  Sebenäbebilrfni«.  Sin 
©efeft  Perbot  ihre  Auäfupr  au«  Attifa.  Xie  Xcnun- 
}ianten  berjenigen,  bie  gegen  bie«  ©efefe  nach  au«- 
wärt«  2>anbel  mit  geigen  trieben,  würben  al«  3l)fo- 
pbanten  gebranbmarft,  ein  Sort,  ba«  erft  fpäter  eine 
anbre  Bebeutung  erhielt  (f.  Spfoppant).  Sdfit  ber 
griechifchen  Kolonifation  fam  bie  geige  nad)  3talicn. 
Sfomulu«  unb  Slemus  würben  ber  Sage  nad)  unter 
einem  geigenbaum  oon  einer  Sölfin  gefnugt.  3ur 
Sfaiferjeit  gab  e«  jabllofe  Kulturbarietäten,  unb  wie 
nod)  heute,  war  bie  geige  befonber«  im  Süben  Bolf«- 
naprungümittel.  ©egenwärtig  finbet  ftd)  ber  geigen- 
baum an  oiclen  Crten  Suropa«  berwilbert;  er  ge- 
best in  granfreid).  an  ber  Sübfüfte  Snglanb«  unb 
noch  in  ben  füblidien  Mpeinlänbcm,  wirb  aber  in  Dtarb- 
beutfdjlanb  meift  al«  KaltpauSpflan}«  bepanbelt.  3nt 
Süben  wirb  er  hocpflämmig  gezogen ; bei  un«  gebeipt 
er  ambejteninSpalierformanfüblichenBfauem,  oer- 
langt aber  im  SSmter  fepr  gute  Xedung.  'D!an  ocr- 
mehrt  ipn  burd)  Ableger  unb  Sur}elnu81äufcr.  Xa« 
'Seifen  ber  grüepte  wirb  fepr  befcbleunigt,  wenn  man, 
fobalb  fte  auägewadjfen  finb  unb  ftd)  }u  nerfärben 
beginnen,  in  ba«  Auge  berielben  einen  tropfen  Oli* 
oenöl  bringt.  3n  ben  (üblichem  fiänbem  fpielt  bie 
geigenwefpe  (Blastopliaga  grossorum  Grur.)  an 
iiiandjm  Orlen  eine  große  Bode  bei  ber  geigentultur. 
Sie  entwidelt  ftd)  tn  ben  Blüten,  ba«  Biänttdicn 
fdjlüpft  au«,  befruchtet  ba«  Seibcpen,  unb  biefe« 
nimmt  au«  ber  faft  reifen  geige  Blütenftaub  mit.  um 
in  eine  geige  ber  folgenben,  palb  perangewachfenen 
©eneration  }u  gelangen,  Wo  e«  feine  Sier  in  weibliche 
Blüten  legt.  Xtefe  berwaitbeln  ftd)  baburd)  in  Waden 
mit  tauben  Samen.  Sföan  pflanjt  nun  wilbe  geigen- 
bäume in  bie  geigengärlen  ober  hängt  beffen  mit 
geigenwefpen  erfüllte  reife  grüepte  auf  bie  31Df'Ot 
be«  fultioierten  geigenbaum«,  wenn  beffen  grildjte 
noch  jung  finb.  3n  Icfelem  gelingt  ba«  Anbopreit 
ber  weiblichen  Blüte  unb  ba«  Ablegen  ber  Sier  bent 
3nfcft  nidjt,  Wopl  aber  beftäubt  e«  bie  Weiblichen 
Blüten  mit  bem  mitgebrachten  Boden  unb  bewirft 
baburd)  bie  Sntwidclung  feimfäpiger  Samen  in  bod- 
tommen  auägebilbeten  geigen.  Xiefe  SKnnipuIation 

35« 


548 


Ficus  (bet  gemeine  Feigenbaum  unb  anbre  Arten). 


(Sla|)rifiIation)  war  urfprünglich  oieHeicht  uitab*  gen,  ©fjaraofeinen,  AbamSfeigen,  fi at| t> t i - 
weisiid),  folange  nodj  bic  nicht  Born  3n|etl  bemdjten  | rfjc  geigen),  Siele  finb  2—3  cm  lang,  bimförmig. 
Frudüftänbe  Bor  ber  Weife  abfielen  (wie  nod)  beule  fdjmugig  weife  uitb  grün  geftreift,  mit  Bielen  lanjctt* 
beim  (laprificus),  gegenwärtig  aber  wirb  fie  nicfjt  lieben,  blafiroten  Schuppen  belegt,  fdbmedcn  füg  unb 
überall  auSgeübt.  unb  cS  febeint,  alS  habe  ber  tulti-  gewürjbaft  unb  Werben  t>öufi<£  gegefjen , finb  aber 
Bicrte  Feigenbaum  nielfad)  bi«  Fäljigteit  erworben,  tdjwer  oerbaulieb.  SaS^oIj  (f.Safel»9iugbölifr II«. 
auch  ogne  ©citäubunq  ber  ©tüten  unb  ebne  ßnt<  gig.  10)  ift  fet)r  bauergoft,  faft  unBergnnglid) , unb 
roidelunq  feimfäbigereianten  faftige  unb  füge  Früchte  biente  pur  Anfertigung  ber  ffiumienfärge.  F.  reli- 
ju  probufieren.  giosa  L.  (heiliger  Feigenbaum,  ©appelfet» 

Sie  geige  betommt  bei  uitS  nur  feiten  ben  rechten  gen  bau  m,  ©ipat,  A S o a t b a , f.  Safcl  >6pipbh* 
?3o!)lgelct)macf.  ©Jan  unteridicibet  gelbliche , grün*  ien«,Fig-6)  ift  ein  hoher  ©aum  OftinbienS  mit  gro* 
liehe,  purpurrote,  braune  unb  faft  fehroarje;  Tie  finb  ger,  hoher  SJaubfrone,  langgcftielten,  runblidh-eiför* 
bimförmig,  fchr  jartfchaltg  unb  enthalten  gallert*  migen,  in  eine  ImeaManjcttiiehe  Spige  oerlängerten, 
artiges,  burchfcheincnbeS,  golbgelbeS,  rötliches  ober  beftänbig  im  Sinbe  fpielenben  ®lättem  unb  Reinen 
purpunoteS  Fleifch-  An  luftigen,  fepattigen  Orten  efebaren  Früchten.  Siefer  ©ntitn  ift  beimifcf)  in  ber 
ober  in  Öfen  getroefnete  Feigen  hüben  einen  bebeuten-  untem  Salbregion  am  Himalaja,  in  Bengalen,  3en* 
ben  $)anbelSartifel ; fie  finb  bell  gelbbraun,  oft  mit  tralinbien,  er  wirb  bejonberö  häufig  in  jnbira  unb 
einem  garten  Beigen,  mehligen  Übergug,  ber  auS  auf  Seplon  angepganjt  unb  ift  ben  ©ubbbeften  heilig. 
Stauben  juder  befteht,  innen  fleifcpig  troden  ober  weil  unter  ihm  bie  Jinlamation  ©ubbhas  erfolgte, 
burcbfdietnenb  muSartig.  Sie  heften  finb  bie  Sm^r*  AuS  feinem  SWiltpfaft  bereitet  man  Rautfibuf,  auch 
naer  Safelfeigen,  Die  in  Sdiachteln  ober  Sitten  liefert  er  ©aftfajem  ju  ©eilen,  unb  eine  SdjilblauS, 
jufantmengebrüdt  in  ben  $anbel  fommen  unb  fief)  Coccns  laccae  Ker.,  Beranlafit  burch  Stiche  in  bie 
burdt  feinen,  honigartigen ffleldnnadauSjeiehnen.  Sie  jungen  faftigert  Sriebe  bie  ©ilbung  Bon  ffiumnulad. 
griechiiehm Feigen,  befonberSbicBonftorfu(Fracca-  F.  elastica  Roxb.  (fflummibaum,  f.  lafel  »Sau* 
gani)  unb  bie  Kran  jf eigen,  biemeift  ju  lOOStücf  tfehufpfinnjen  II»,  F'g-  4).  6c  wirb  bei  uns  als  faft 
auf  ©aftfehnüre  gejogen  unb  babei  platt  gebrüett  unuerwüftliche  Rimmerpflanje  tuliiBieit  (f.  Safel 
Werben,  finb  bidfcgaliger,  Weniger  füg,  aber  haltbarer  »Slattpfianjcn  II«,  F>9-  10).  F.  bcngalensia  L.  (F. 
als  bie  Smtjraacr  Sie  beffem  Bon  biefer  Sorte  hei*  indicaijori.,©ant)an.  fäl(d)lid)Baiuan  e n bäum, 
gen  Salamata.  Sie  falabrefifchen  Feigen  (otnmen  ©aniane),  ein ©aum OflinbienS  in  benSälbern  am 
meift  in  Körben  ju  unS  (Siorb feigen).  3hnfn  ägn*  Fuge  beS  Himalaja  unb  in  ben  niebrigen  fflebitgen 
lieh  finb  bie  mit  ©fehl  befiäubtm  $ftrianer  unb  Sal*  beS  fübliehen  3nbicn,  mit  fehr  bidem  Stamm,  grofier, 
matiner  Fugfeigen.  Sic  forgfältig  gepadten  Feigen  breiter,  flacher  Krone  mit  länglichen,  ftumpfen,  am 
auS  Sübtirol,  Franfreid)  unb  Spanien  fommen  we*  ©runbe  faft  herjförmigen  tiefgrünen , glängenben 
nig  ju  unS.  3Kan  benugt  Feigen  meift  als  ©eftanb-  ©lättem  unb  in  ben©lattachfeln  paarweife  ftehenben, 
teil  beS  SeffertS,  Wenig  ju  erweidjenben  Umfchlägen,  fugeligen,  weichhaarigen  ©lütenfuchen.  Ser  ©aum 
ju  ©rufitee  unb  als  Sirup,  hier  unb  ba  auch  jur  ©e*  wächft  anfangs  gewöhnlich  epipbptifeh  auf  anbem 
Teilung  non  Spiritus,  ©ctrodnet  unb  braun  geröftet  Säumen,  bie  er  aber  balb  jerftört.  Bon  ben  hon* 
liefern  fie  ben  Feigenfaffee,  ber  etwa  74  iferoj.  in  jontal  nerlaufenben  Aften  gehen  Cuftwurjeln  herab, 
Soffer  lösliche  ©eftanbteiie  (34  ©roj.  3uder)  unb  greifen  in  ben  ©oben  ein  unb  werben  balb  ju  neuen 
nidjt  über  20  ©roj.  Saffer  entbalten  foll.  6r  erteilt  totämmen.  So  wächft  ber  ©aum  nach  allen  Seiten 
echtem  Kaffee,  in  mäfiiger  SofiS  heigemifcht,  fdjöne  hin  burd)  3aljrtauienbe  fort  unb  hübet  einen  Salb, 
Farbe  unb  einen  Bielfad)  beliebten  (Meidimad.  Ser  ber  Saufenbe  Bon  ©ienjeben  aufnimttiL  6r  ift  ben 
Siener  Kaffee  fofl  feinen  Siuhm  biefer  ©eimifegung  ©rahmanen  heilig.  Ser  ©anhau  liefert  Sautfchuf, 
oerbnnfm.  Sie  Feigen  enthalten  bie  gewöhnlichen  ©ummilad  unb  Saftfaiem.  Sie  Früchte  finb  geniefi* 
Fruchtheitanbteile  unb  in  bem  gewöhnlichen  halb*  bar.  Auch  mehrere  anbre  Arten  liefern  Sautfchuf, 
(rechten  3ufianb  etwa  60—70  ©roj.  3uder  Sie  unb  Bon  F.  ceriflua  Jungk.,  auf  3noa  (unb  Suma* 
baltenjid)  wenig  länger  als  ein  3af)r  unb  unterliegen  tra),  flammt  BeactabilifiheS  Sachs.  F.  australis  H'., 
bem  Schincntel,  ben  ©lilben  unb  bem  JSnfeftenfrag ; aus  Weuhoüanb,  F.  macrophylla  Roxb.,  auS  Oft* 
auch  entwidelt  ftch  in  ihnen  ein  fäuerlidjer  fcharfer  inbien,  u.  a.  Werben  als  fchöne  ©eroachSbauSpfianjen 
®crud)  unb  ©efdpnad.  Feigenfäfe  aus  Spanien  bei  uns  fulriotert,  befonberS  auch  F. stipnlata  Thunb. 
unb  ©ortuqal  wirb  auS  ben  auSerlefenflen  Feigen,  (f.  Safel  »ffllattpflanjen  II«,  F'g-  6).  auS  llpina  unb 
gcfdjälten  ©ianbeln , Jiafelitüffen , ©miete , ©iftajeen,  3ahan,  mit  fleincn  herjfönuicjcn  Slättern,  fehr  üppig 
feinen  Kräutern  unb  ©emürjen  bereitet  unb  in  Form  wadiicnb,  an  Sänben  unb  Stämmen  emporrtettemb, 
eines  KäfeS  jufaiumengcpregt.  Ähnlich  ift  ber  griedfi-  im  Alter  aher  wie  unferEfeu  einen  aufreiten  Stamm 
fcheFeige nfuchen  auS  halb  getrodneten Feigen  unb  bilbenb.  F.  domestica  Roxb.  (traubiger  Feigen* 
Sbh'uinn,  Wohl  auch  mit  ©fanbeln  unb  Wüffen  ju*  baunt),  ein  ungeheurer  ©aum  mit  einem  Stamm, 
fammengeprefit  unb  im  Ofen  getrodnet.  SaS^olj  ber  auS  mehreren  ju  begehen  (ebeint  unb  an  ben 
beS  Feigenbaums  ift  leicht,  jart  unb  fchwamimg.  Sie  Surjeln  fo  große  Kammern  hübet,  bafi  man  fiep 
alten  gricchifchen  Arjte  brauchten  bie©Iätter,  bic  einen  barin  Berbergen  fann.  Wirb  in  3«bien  auf  ben  TOärflen 
fdjar'en  ©iildiiaft  enthalten,  ju  Uutfihlägcn  bei  ©e*  gepflanjt  Wegen  beS  grofien  ©crbraucbS  ber  jungen 
fchwülfien,  Sarjen  unb  Fetgwarjen.  IeS  Stic  Id)-  ©lättcr,  bic  Born  gemeinen  ©olfrohjuFifchcngegeti'en 
iafteS  beS  Feigenbaums  hebienten  fich  bie  alten  ©ca.  werben.  F.  Roxbnrghii  Wall , ein  inbifeper  Salb- 
tet als  ©inbemittels  ber  Farben.  F.  Sycomorus  bäum,  bej’fen  ©lütenftänbe  nabe  am  ©runbe  beS 
(©Jaulbeerfeigenbaum,  äghptifcherFeigen-  StammeS  beroortreten  (f.  Safel  »Stammfriiditter«, 
bäum),  in  Ägypten  unb  im  ganjen  Orient,  bat  12  Fig-5)-  Sgl. ©aSparrint, Nova genera, quaesuper 
bis  15m  hoben,  bisweilen  10m  biden  Stamm,  groge,  noniuillis  Fici  speciebus  struebat  (Weapel  1844); 
Weite,  fchlaffe  Krone,  eirunbe,  herjförmig-edige,  auf  Serfelbe.  Ricerche  sulla  natura  dcl  caprifico  e del 
beiben  Seiten  glatte  ©lätter  unb  in  Solbentrauhen  fico  e sulla  caprificazione  (baf.  1845);  D.  SoImS* 
jufammenftehenbe , fleine  Früchte  (©! aulbeerfei*  Caubach,  5>erfunft,  ©erbreitung  unb  Somejtifatiou 


gib  — gibejuffioiu 


549 


be«  gewöhnlichen  geigcnbaum«  (©öttingen  1882); 
ilHaijer,  Saturgcfdjid)te  ber  geigeninfcften  (in 
ben  »URittrilungen  aus!  ber  joologifef)en  Station  $u 
Seapel-,  1882). 

gib,  fcoljfegel  jum  Aufweüen  Bon  Xaufrärtjen 
unb  ^tugfpliffungen. 

gib«  Igo  (portug.),  ein  9Ritglicb  beb  niebem  Abel« 
in  Portugal.  SKan  untericheibet  P.  de  linhagem, 
©beimann  au«  altem  ©efchlecbt,  unb  F.  de  carta  ober 
de  inerce,  neuer  ober  Sriefabel.  Sgl.  ^ibalgo. 

gibanja,  1)  grranceSco,  itnl.  fflialer,  geb.  1749 
in  'Uiailanb . Schüler  »on  2a  Groij,  lebte  fpäter  in 
Sari«  unb  ftarb  1819  in  Ptailanb.  Silber  ber  See- 
häfen Stalien«  für  ben  Sijctönig  ©ugen , jeßt  ».  %. 
in  ber  Srera  ju  SRailanb , finb  feine  hebeutenbflen 
Schöpfungen.  — Sein  Sruber  ©regorio  war  eben* 
fall«  2anbfd)aft«malcr  unb  Sdjüler  »on  2a  IXroij, 
bann  glüeflid)er  Sadjaljmer  Bon  Glaube  2orrain  unb 
Saln.  Sofa,  fo  baji  er  gute  ©efehäfte  in  angeblieben 
Originalen  ber  beiben  Pleifter  nad)  ©nglanb  machte, 
©r  jtarb  um  1820. 

2)  2(obann  Bon,  f.  SonaBentura. 

eibari«,  glufj,  f.  Pbibari«. 
ibbidjotn.  Stabt  im  preufj.  Segbej.  Stettin, 
Strei«  öreifenbagen , an  ber  Ober  unb  (mit  Station 
SBiUjelmSfelbc-g.)  an  ber  Staatöbafjnlinie  Seppen- 
Stettin,  bat  eine  eoang.  Jfird)e,  Amtsgericht,  ,'fuder- 
fabnf,  Sobrgeroebefabrifen,  Sägewerle,  Sampftifd)- 
lerei,  Sd)iffaf)rt,  gtidjerei  (befonberäSeunaugenfang) 
unb  u«oo)  2780  ©im»,  g.  erhielt  1847  Slabtredjt. 

gribeitommiö  (Fidöicomiiiissum) , nach  tönt. 
8ied)t  urfprilngliet)  jebe  fonnlofe  leßtroinige  'Verfü- 
gung, beren  ©rfüHung  bloß  bem  öewiffen  (fidei)  be« 
Erben  überlaffen  unb  beren  Sottjug  nicht  erjwing- 
bar  mar.  Sad)  gemeinem  Seiht  »erflattb  man  unter 
g.  bic  leßtwillige  Verfügung  eine«  Grblajfer«  (fldei- 
committena),  moburch  berfelbe  feinen  ©rben  ober 
mer  fonft  etiua«  mit  feinem  Stilen  auf  Sofien  be« 
Sadjlaffe«  jugewenbet  erhält,  Berpflidjtet,  einem  Srit- 
ten  (g  i b e i t o in  m i f f a r)  eine  oermBgenärechtlidje 
2ciftung  ju  machen. 

Sa«  Siefen  be«  gamtlienfibeilommiffe«,  in 
Sachfen  gamilienanroartfd)af  1 genannt,  befiehl 
im  beutfd)enSed)te  barin,  baß  ein  BermögenSinbe» 
griff,  inSbef.  ©rundbefiß,  burd)  Befdjränfung  bcrSer* 
iuifierung  unb  ©elaftung  uni)  burd)  bie  Aufhellung 
enter  ben  4Ranne«ftammbeBorjugenben3lachfolgeDrb* 
uung  ber  Seitimmung  jugefübrt  mirb,  einer  gamilie 
in  berPerfon  be«  jeweiligen  gibeifommifjbefißcr«  eine 
mirtfchaftlidj  ftdjere  unb  Damit  jugleid)  eine  in  ber©e* 
jeUfihaft  herBorragcnbe  Stellung  ju  oerfchaffen.  Ser 
Sadjfolger  tritt  ex  pacto  et  provideutia  maiorum 
ein;  ber  Anwärter  leitet  fein  Sucht  nicht  Bon  bem 
Vorgänger,  fonbern  Bon  bem  Stifter  unb  au«  ber 
Stiftung  ab.  Sie  ©rrichtung  be«  gibeitommiffe« 
erfolgt  lomohl  burd)  Sed)t«gefd)äjt  unter  2ebenben 
at«  burd)  Serfiigung  Bon  Solle«  wegen ; gemeinrecht- 
lich bebarf  fte  ber  obrigfeitlidien  Seftäligung  nicht, 
bagegen  ift  partifularreditlid)  Bielfad)  richterliche, 
aud)  Ianbe«bcrrlid)e  Seftäligung  geforbert  (Preuficn, 
©apem,  eaad)fen,  Öiterreich).  4er  jeweilige  3nt)aber 
be«  gibeitommiffe«  hat  bie  »oHe  Sußung  be«  ©ule« 
mit  ber  Verpflichtung,  ba«felbe  in  gehörigem  Stanbe 
tu  erhalten.  Sa«  g.  haftet  feiner  Subftauj  nad)  nur 
für  bie  fogen.  gibeifontmijifihulben , b.  h-  )ol<he , bie 
ber  Stifter  felbft  auf  baS  g.  gelegt  hat,  unb  fotdje, 
bie  jur  ©rhaltung  ober  SSieberberjtettung  be«  ©ule« 
tontrahiert  mürben.  Ser  futjeffionetähige  Anwärter 
hat  mit  feiner  ©eburt  ein  unentjiebbare«  golgcred)! 


in  ba«  g.  Sad)  bem  fäd)fifd)cn  gamilienanmart- 
fehaftengefeß  (§  74)  fann  jebod)  ber  AnwartfdjaftS- 
beftßer  Den  Sohn  au«  benfclben  ©riinben  Bon  ber 
Sadhfolge  ansfchliefjen.  au«  benen  er  ihm  beit  Pflicht- 
teil entjiehen  tann.  Sie  SufjeffionSfäbigfett  ift  in 
Den  einjclnen  ©cfeficn  »erfdjieben  geregelt.  Sie  ©rb  » 
folge  in  ba«  g.  tft  Smgularfufjefiion;  ber  gibei- 
fominiBfoIger  braucht  nicht  Wllobialerbe  be«  frühem 
Inhaber«  ju  fein;  ift  ber  gibeitommißfolger  nicht 
ober  nicht  aüein  Büobialerbe,  fo  jinbet  eine  ©onbe* 
rung  nach  Analogie  ber  2ehn«fonberung  ftatt.  Sie 
3utjefiton«orbiiung  beftimmt  fiih  pmadiii  nad)  Ser- 
fügung  be«  Stifter«,  ebeiitueH  nach  ben  Seftimmun- 
gen  be«  bürgerlichen  Sedjt« ; partifularrechtlid)  ift  mit 
bem  g.  Dielfach  eine  befonbere  ©rbfolgeorbnung,  na- 
mentiid)  eine  foldje  nach  ben  ©rutibfäjjen  ber  Primo- 
genitur (f.  b.)  ober  be«  äKajorat«,  ©eniorat«  Berbun* 
Den.  ©ine  Aufhebung  be«  gibeifommiffe«  tritt  ein 
mit  bem  Sobe  be«  legten  fufjefftonSfäbigen  Anwär- 
ter«, mit  bem  ba«  betreffende  ©ut  freie«  Eigentum 
mirb.  Parti(ularred)tlich  (j.  S.  in  Preußen,  Öfter- 
reich,  Satjeni,  Sadjfen)  mirb  ba«  g.  auch  aufgehoben 
burd)  übereinftintmenDen  Sefchluß  ber  gegenwärtigen 
2fntereffenten  unter  tfuftiminiing  eine«  Kurator«  für 
bie  noch  ungebomen  golger.  3n  granfreich  mürben 
bie  gamilicnfibeifommiffe  burd)  bie  Seootution  be- 
teiligt. Surd)  bie  Einführung  be«  Code  Napoläon 
in  Berfehiebcnen  beutfehen  2änbem  trat  ba«  bann 
enthaltene  Serbot  ber  gibeifommiffe  and)  bort  in 
Straft.  Außerbem  hefteht  e«  aud)  j.  S.  in  Otbenburg. 
Surch  Art.  59  be«  Sinfübrung«gefcheS  jum  Sürger* 
liehen  ©efeßbueh  bleiben  bie  lanbcorecbllidjen  por- 
fdjnften  übet  beulfchrechtliche  gamilienfibeifommiffe 
unberührt.  Sie  einfehtägigen  gefeßlid)en  Scflimtmm- 
gen  finben  fidj  für  a)  P reu  Ben:  Allgemeine«  2anb» 
red)t  II,  4,  § 47—226.  fflefcß  über  gamilienfehlüffe 
Born  15.  gebr.  1840;  ©efeh,  bic  ffiompetenj  ber  ©e- 
rid)t«behörben  in  gamilienfibeifommifjfadjen  betref- 
fenb,  Bom  6.  SRärj  1856;  hannßBerfche«  fflefeß 
über  bie  Errichtung  Bon  gamilienfibeifommiffen  Born 
13.  April  1836.  ©in  neue«  ©ejeß  ift  in  Sorbereitung 
unb  ber  »Vorläufige  ©nlmurf  eine«  ©efeße«  über 
gamilienftbeilommiffe«  ©nbe  1903  bereit«  ber  Öffcnt- 
lid)feit  übergeben  morben.  b)  Sapern:  ©bift  über 
bie  gamilienfibeifommiffe  Bont  26.  3Rai  1818  (Sei» 
läge  VII  jum  litcl  V ber  Serfaffungäurfunbe) ; ®e« 
feß,  bie  Anmenbung  unb  SoKjiehung  einiger  Se- 
ftimmungen  über  gamilienfibeifommiffe  betreffcitb, 
Bom  11.  ©ept.  1825;  c)  Sadifcn:  ©efeß  über  ga- 
milienantoartfchaften  Bom  7. 3uli  1900;  a)  Saben: 
2anbred)t,  Saß  577  ca  bi«  cv ; e)  Reffen:  ©efeß, 
bie  gamilienfibeifommiffe  betreffend,  Bom  13.  ©ept. 
1858,  AuÄfühnmgSgcfeß  jum  Siirgerlid)en  ©efeß, 
bud)  Bom  17.  3uli  1899,  Art.  277 ff.;  f)  'Jfiedleit» 
burg»  Sihmertn:  Serorbuung  jur  Ausführung  be« 
Sürgerlidjen  fflcfeßbudje«  Bom  9.  Vlpril  1899,  § 125 — 
145;  g)  Saehfen-'Seimar:  ©efeß  über  bie  bei  ßr» 
ridjtung  Bon  gamilienfibeifommiffen  unb  ähnlichen 
Stiftungen  ju  heobaehtenbe  gornt  Bom  22.  April 
1833;  h)  Sraunfchmeig:  ©efeß,  bie  Errichtung 
Bon  gamilienftammgütem  betreffenb,  Bom  20.  SHac 
1858.  Sa«  in  fürftlidjen  Käufern  Borhanhene  ga- 
milienfibeifontmißgut  wirb  Rroitfibeifommiß  ge- 
nannt (f. Somäne).  Sgl.  2emi«,  Sa«  Seiht  de« 
gamilienfibeifommiffe«  (Serl.  1868);  £ager,  ga- 
milienfibeifommiffe (3ena  1897). 
gibejubieren  (lat.),  für  einen  bürgen,  gutfagen. 
gibc  j u f fion  (lat.),  Sürgfdjaft  (f.b.) ; g i b e j u f f o r, 
Bürge;  fibejufforifd),  auf  Sürgfdjaft  heruhenb. 


550 


gibel  — gibfdjiinfelu. 


gib«!  (burfdjifo«,  n.  lat.  Addis),  fotiicl  wie  mun- 
ter, luftig;  gibelitäl  (fefjerjhaft : gibulität),  SRun» 
terfeit,  Suftigfeit. 

Fldeles  (lat,  »©laubige«),  Benennung  ber  Gfjri- 
ftm  im  allgemeinen  imöcqenfaft  ju  ben  Ungläubigen 
(inAdeles);  in  ber  alten  H trdic  m«bef.  Bejeidmung 
ber  bued)  bic  lauf«  in  bie  ©emeinbe  Aufgenommenen 
im  ©egeninft  ju  beti  >6l)riften»  im  allgemeinen,  ju 
benen  and)  bie  Ratechumenen  gehörten. 

gibcli*  uan  Sifltnaringcii,  eigentlich  SRarfu* 
Siot),  SRärtftrer  bec  römifdjen  unb  öfterreidiifdicn 
(SroberungBpläne,  geb.  1577  in  Sigmaringen,  flu» 
bierte  in  greiburg  i.  Sir.  bie  Sed)tc,  bereifte  non  1604 
bid  1610  bic  S>auplftäbte  Guropa«,  trat  1611  in  ben 
Kapujineroiben,  wobei  er  ben  Stauten  g.  erhielt,  unb 
warb  alb  Brcbiger  unb  SJeiditoater  nad)  Altorf  in 
Uri,  1619  alb  Cluarbian  nad)  Stheinfelben,  1620  nad) 
greiburg  im  lld)tlanb  unb  1621  nad)  gelbfird)  in 
Borarlberg  gefanbt.  1622  würbe  er  jum  Borftanb 
ber  bunt)  bie  tiimifd)e  Bropaganba  für  Siätien  errich- 
teten Slliffton  beftrilt , bie,  burd)  TOtlitür  unterftüftl, 
bie  non  Cfterretd)  ben  fflraubilnbnern  entriffenen 
üanbebteile,  ba«  untere  Gngabin  unb  ben  Brätigau, 
belehren  füllte , aber  [d)on  24.  April  b.  3-  JWiicben 
Seewib  unböriiid)  non  ben  Bauern  erfchlagett.  Bapft 
BenebiltXIV.  fpraebg.  heilig.  Bgl.3imntermann, 
Ser  heil-  g-  »•  S.  (3nnbbr.  1863);  Schnell,  Dr. 
ilKarlu*  9ioq  (greiburg  1877). 

gibcliftlmn*  (lat.),  AHergläubigftcr , f.  Alter» 
gläubigfter  Sohn  ber  Kircf)e. 

Fidelltas  (lat),  Sreue;  burfdiirob  aud)  fonielwie 
gibelitäl  (f.  gibcl);  f.  feudalis,  Scbnktrcue. 

Fidelltcr  et  constauter  (lat.,  »treu  unb  be» 
harrlid)- ).  Senife  bebGvneftinifchen  Jiauborbenb  (f.b.). 

gibcmicrcn  (lat.,  nibimieren),  beglaubigen,). 
Beglaubigung. 

gibcud , berühmte  Stabt  im  alten  Latium,  etwa 
8 km  nörblid)  non  Siom  am  Sibcr  unb  ber  Bia  Sa* 
laria  gelegen.  Sie  Ginroohner  (gibenaten),  fdjon 
in  ber  ifönigbjeit  ntchrfadi  non  ben  Sfoment  beitegt, 
finb  fpäter  uod)  öfter«  mit  Seji  gegen  9fom  nerbünbet. 
Giibtid)  126  oomSiflatorDiiinaiu«B<mmc*  erobert, 
fanf  bic  Stabt  ju  einem  unbebeutenben  gledcn  herab. 
Unter  Sibcriu*  ftürjtc  bort  ein  IjBIjcme*  flmpbithea- 
ter  ein,  wobei  50,000  Sicnfdjcn  umlamen  ober  fdjwer 
uerloftt  würben,  g.  ejijtierte  noch  bi*  in*  7.  (fahrt), 
hinein;  e*  lag  jwifd)cii  bem  heutigen  Gaftel  ©in- 
bileo  unb  ber  Billa  Spaba. 

giberid,  Sorf  be*  Brätigau*  im  idjWeijer.  Kan- 
ton  ©raubünben,  Bejirf  Ober  • Sanbquart , 903  m 
Ü.3J1.,  an  ber  Bahn  ßanbguart-Sano*,  mit  < i aoo)  356 
Ginw.  Sa*  befuchte  Bab  g.  liegt  1,5  km  füblid)  ba» 
»on,  1091  m ü.  11t.  Sie  Duelle,  ein  cifcnhaltiaer 
Slatronfäuerling  non  7°,  ift  feil  bem  15.  3af)rt).  be* 
tannt  unb  genoft  fchon  3U  Anfang  be*  17.  3“bnh- 
eine«  Weiten  Siufe«. 

Fides  (lat.) , Bertrauen,  Sreue,  ©ewiffenhaftig- 
leit;  bei  ben  Süjmern  perfonifijiert  bic  ©Bttin  ber 
Sreue  (im  galten  ber  Beripredjungen  unb  Gibe),  bie 
als  F.  publica  ober  populi  Romani  feit  alter  3cit  im 
hBchften  Slnfehen  ftanb.  SerSempelauf  bem  Kapitol 
würbe  auf  Uiuma  jurüdgeführt;  bort  opferten  ihr  1. 
Ott  bie  glainine*  be«  3upiter,  IDlar*  unb  Duirinu«, 
bic  91ed)te  bi«  ju  ben  gingern  in  eine  Weifte  Binbe 
gehüllt,  ba*  St)mbol  ber  lautem  Sreue.  21  uf  SDiün- 
jen  erfcheint  fie  al«  SKatrone,  gewöhnlich  mit  grueftt* 
forb  unb  Afjrcn ; aud)  nertreten  fie  al«  Sftntbol  jtoci 
nerbuubene  fpänbe.  Bai.  ©raefe,  De  Concordiae 
ct  Fidei  imaginibus  ($etcr«b.  1858).  — F.  punica, 


punifdje  Sreue,  ironifch  für  SBortbritdrigtcit.  weil  bie 
Bumer  al*  meincibtg  galten.  F.  publica  ift  bn«  non 
feilen  be«  Staate*  gegebene  Berfprecbcn  be*  Schufte«, 
ber  Sicherheit  ber  ificiion,  alfo  bn«  nom  Staate  ner- 
bürgte  fuhercSeleit,  infofem  berStaat  bic  Bürgfchaft 
bafür  übernimmt;  bann  überhaupt  ba*  öffentliche 
Zutrauen,  ba«  bem  Staat,  feinen  Behörben  unb  Be- 
amten, feinen  3nftituten,  öffentlichen  llrfunben  ic. 
gcfd)entt  werben  füll.  F.  implicita,  unbebingteä  Ber- 
trauen, blinber  ®laube ; f.  juridica,  rechtliche  ©taub» 
würbiglett;  f.  pastoralis,  amtliche  ffilaubroiirbigfcil 
ejne*  ©eiftiidien ; f.  sponaalitia,  Sreue  ber  Berlobtcn. 
Über  Bona  Ades  f.  ©uler  ©taube. 

Fides  etiam  hostl  servanda  est  (lat.;  Buch 
bem  geinbe  [im  Kriege]  gegenüber  ift  Sreu  unb  ©laubc 
ju  Wahren),  uralter  ©rutibfaft  be«  Kriegäreehtä,  na* 
bem  ba«  nom  geinbe  gewährte  Bertraum  nicht  miß- 
braucht werben  barf,  in«bei.  alfo  währenb  ober  be- 
züglich be«  iririege*  abgefcbtojfcne  Beiträge  unb  Bet- 
tinbaruugen,  ».  B.  über  21u«meet>felung  oon  ©efan- 
geneii,Bel)anblungnonSerwunbetcn,ftfid)tbenuftung 
gewiffer  Kricg«mtttel,  Rapilulalionen , Baffenftiü- 
flanb,  ftdjere«  ©eleite  u.  bg!.,  gewiffenhaft  gehalten 
werben  müffm  unb  auch  bie  für  griebenajwecfe  ge- 
fchloffenen  Berträge  nicht  mehr  al«  unumgänglich 
notweabig  aufter  Kraft  treten. 

tyiMbtid,  gefalteter  Bapierftreifm  )um  Bfeifen- 
anjüitbcn  )C.  Sie  Gntftehung  be«  urfprünglid)  ftu- 
bentifchen  21u*bnid«  foH  non  Fid[elibus  fratr]ibus 
(für  nergnügte  Brüber)  herrflhren,  Weil  man  früher 
mit  fo  befdjuebenen  3eltein  ju  bennerpöntenSabaf«- 
gefeüfchaften  etngelabcn  unb  bann  biefclben  jum  2tn- 
jünben  ber  Bfeifen  gebraucht  h«^-  Wnbre  leiten  ihn 
non  Al  de  bois  (§oljfpan)  ab. 
gfibicrcn  (ital.),  auf  Strcbit  (gibo)  geben, 
iftibiu«,  röm.  ©oll,  f.  Siu«  gibiu«. 
ffiblomatfchfa  (ticbcd).),  ba«  Sdufterglättholj; 
banach  Sfame  be*  Sdjufterfefte*  in  Brag  am  Öfter- 
montag  jum  Slnbenlen  an  ftäifer  jofepb , ber  ba« 
Schufterhanbwcrf  erlernt,  in  Brag  feine  imnbwerl«- 
genoffen  um  fid)  nerianunelt  unb  fie  mit  ben  filber- 
nen  3nftgnien  ihre*  iianbwert*  bcfdjenlt  haben  foü. 
Fidonia,  f.  Spanner. 

Shibfch><>udfcf)lag,  f.  gramböfie. 
gibfchiiufclic  (B 1 1 i , engl,  g i j i 3 « l a n b 8).  grofte 
3nfelgruppeDjcanien8,  jwifchen  lö"48'— 2 1“  !'  iiibt. 
Br.  unb  176“  51'—  181“  38'  öfil.  £.  (f.  Kärtchen), 
beftehl  au«  255  3«feln  unb3nfeld)cn,  non  benen  aber 
nur  80  bewohnt  ftnb,  bie  übrigen  faunt  ben  AJieereS- 
fpiegel  überragen , unb  hat  mit  ßinidjluft  non  9io* 
tumah  (f.  b.)  20,837  qkm  glädje.  Sanon  fommen 
auf  bie  S>auptiiifcln  Bili  2c nu  (f.  b.)  11,600  qkm 
unb  Banua  Senu  6406  qkm,  auf  bie3nfeln  jwei- 
ien  Siange«:  Saniuni  (Buna)  663,  fiabaou  535, 
Onalau  125,  ©au  149  qkm.  Sie  leftle  gebärt  ju 
ber  jentralm,  füböjtlichen  ©ruppe  Biti-i-loma, 
mit  ber  weiter  öfllid)  bie  2 a u < © r u p p e parallel  jiehh 
welche  bie  fiafeba-  unb  Grploringinfeln  ein* 
fd)lieftt;  örtlich  »on  Bauua  fienu  liegen  bicBing* 
g o l b i n f c 1 n , norbwefllich  non  Bili  ffeOu  bie  ?)  a f a - 
wagruppe.  Sie  ganje  ©ruppe  ift  Pon  Korallen- 
riffen umgeben . welche  bie  Annäherung  an  fie  felfr 
erfchweren  ; auch  ftnb  bie  jahlrcichcn  flciiien  unb  nie* 
brigm  3nfeln  au*fchlieftlid)  foratlinifcbenUripcung*. 
Sie  meiften  übrigen  3«feln  ftnb  mit  Ausnahme  non 
Bili  Senu  (niclletd)t  auch  non  Banua  Senu)  nur  au* 
nulfanifchen  ©efteinen  unbSuffen  aufgehaut  unb  tra- 
gen bi*  1200  m hohe  Bergfpiften.  Alte  erlofchene  Kra- 
ter ftnb  am  beullichflen  auf  Saniuni  erfennbar;  h<ut* 


gibfd£)iinfeln  (Sobenbefdfreibung,  8etnof)ner). 


551 


jeigen  nur  nod)  Grbftöße  unb  .jablreitbc  heiße  Duellen 
an  brr  SaBu  Samt  - unb  ber  Sateoabai  auf  Saturn 
SieBu,  auf  Siti  ilcuu,  KabaBu  u.  a.  0.  bie  fort- 
bauernbe  Säirffamfeit  untcrirbifdjer  Strafte  an.  Son 
ben  jat)lreid)en  flcinon  glüffenaufbcn  beiben  fjaupt- 
infetn  ftnb  nur  ber  Sewa  unb  bie  ©igatofa  auf  Siti 
2cnu  ncnnensiuert.  Selbe  lönnen  in  ihrem  Unterlauf 
auf  eine  furje  Strede  befahren  Werben,  ber  erftere 
60  km  Bon  ber  Alüitbung  mit  Schiffen  Bon  15  Ion. 
Schalt.  Sie  3nfeln  liegen  im  Süboftpaffat,  ber  Bon 
April  hib  Sooember  am  fräftigften  weht;  tropifeße 
Kraitfbeitcn  ftnb  baher  unbefannt.  Ser  Segenfad  ift 
reichlich;  Sahvebtempcratur  26,2°,  fiiltefter  Slonat 
3uli  25,  roännjler  SDionat  f^ebniar  27.3°.  Sou  lejem- 
ber  biä  SKiirj  treten  juwcilcn  Sirbeljlünue  auf.  Sie 


bomen  bauernber  Arbeit  abgeneigt  ftnb,  hat  man  ftd) 
nad)  Erfaß  umfehen  müffen  unb  bafiir  in  immer 
größern  fahlen  3nbier  cingeführt,  toährenb  man  non 
ben  Solbnefiem  immer  mehr  ahfiebt.  Sie  Singebor- 
nen, bie  1859  nod)  200,000  Köpfe  ftarf  geroefen  fein 
folten,  nehmen  antbropoloaifch  unb  fprad)lid)  eine 
Slittelfietlung  jwifdjeit  ben  Sfclanefiem  unb  Solijne- 
fiem  etn  (f.  lafel  »Auftralier  unb  Cjeanifdje  Söller  I«, 
tfig.  10u.ll).  3m  regen  Sertehr  mit  longa  eigneten 
jte  [ich  Biele  poltjnefif dje  Srfiitbungen  unb  Soßungen 
an.  SBenn  fte  fidj  aber  burd)  jierl idjen  unb  bauerhaf- 
ten Sau  ihrer  Käufer,  in  Anfertigung  non  großen 
Soppelläßnen  (f.  lafel  »Sdnjföfahrjeuge  ber  Satur- 
Böller  II«,  ffig.  8),  bie  bil  300 Krieger  tragen  tonnten, 
non  fd)öngejärbten3eugen,  SKatten,  irbenen  Erfaßen 


Harte  ber  ßlbf^tinfetn. 


ijlora  geigt  bie  größten  ‘Unflätige  an  ba«  inbifrfie 
geftlanb.  Siö  ju  ipren  bafaltifthcn  ©ipfcln  ftnb  bie  Br- 
illit üppiger  Iropennegetntion  befleibet,  barunter  eine 
Salme  mit  25  m hohem  Stamm,  eine  Dammara,  ein 
l’odocarpus  unb  ein  Dacrydium.  Sie  tnidjtigflen 
Sahrungöpflanjen  finb  außer  ber  Koloäpalme  ber 
Brotfruchtbaum,  ber  Stfana,  auf  ben  Aderfelbem 
laro  (Colocasia),  f)ant8  (Dioscorea  alata),  tflia 
(Tacca)  unb  Sataten  (Ipomoea  Batatas).  Sie  ein- 
jigen  ben  g.  eigentümlichen  Säugetiere  finb  fflebcr- 
inäufe  unb  Säger;  bie  Sogelwelt  umfaßt  etwa  ein 
halbes  Sjunbert  Arten,  Bon  benen  S“pageien  unb 
lauben  am  beinerfenäwcrteften  finb.  Son  SReptilicn 
finben  fidj  außer  ben  über  Soltjnefien  Berbreitetcn 
©finlen  unb  ©edoS  auf  ben  Bf-  eine  3guanibengat- 
tung  unb  eine  charafteriftifihe  ©iftfd)tange.  Sie  Se- 
Böllerung  geht  feit  einigen  3“drm  gurüd;  fte  be- 
trug (ohne  Sotumalj)  1901;  116,684,  baBon  2447 
SSeiße  (Snglänber,  Seutfdie,  Ameritaner),  1604 
SKifcßlinge,  91,019  Gingebome,  17,105  3nbier,  1950 
Solpnefier,  2192  Sotumaljner  u.  a.  Sa  bie  Ginge* 


(f.  lafel  »Auftratifdj-o}canifd)e  Kultur  I«,  Sig.  1 u. 
18)  u.  a.  fotoie  burd)  Ihre  mpthologifdien  Sichtungen 
in  gebunbener  Siebe  Bor  ihren  Stammeägenoffen  fehr 
auägeidjneten,  fo  waten  fie  anberfeitS bie  blutgierigflcn 
Kannibalen,  Slenfehenfreffer  au«  reiner  ©enufifucht. 
3bre  Seligion  war  gum  großen  leil  Aßnenbienft, 
wobei  bie  Sriefter  eine  einflußreiche  Solle  (hielten, 
©eit  1835  ift  ba«  (E^riftcntum  burch  engliicße  Wc«< 
Iel)anijd)e  TOiffionare,  feit  1887  burdj  fati)olifd)e  ein- 
geführt worben.  Sie  3ttdl  ber  Ratholifen  beträgt 
0901)  9200,  bie  ber  Sroteftanten  bagegen  91,447. 
Schulen  finb  an  Bielen  Orten  burd)  proteftantifeße  unb 
fatholifdje  SRijfionarc,  in  ben  legten  3abrcn  auch  fei- 
ten« ber  Segierung  errichtet  worben,  eine  höhere  Schule 
befiehl  gu  Saouloa,  eine  Sj>anbwerterfd)u[e  hei  Suoa. 
G«  erfdieinen  fedj«  Leitungen,  brei  in  englifcher,  brei 
in  ber  Sprache  ber  Gingebomcn.  fyiuptbcfcbäftigung 
ift  Slantagenwirtfchaft;  man  baut  in  erfter  2inie 
3uderrohr,  bann  Sananen,  Orangen,  Roloöpalmen, 
HJlaiS,  labal  u.  a.  Sagtgen  ift  bie  frühere  Saumwotl- 
(ultur  beträchtlich  guriidgegangen.  Ser  Siehheftanb 


552 


gibfd)i  £cou  — gieber. 

betrug  1900:  2413Sferbe,  16,9308!inber,973©d)afe  faßt  batte,  übertrat.  Seit  1880  bilbet  bie  Snfel  Wo* 
uub  1 1,070  3'egen ; SRengen  Bon  ©ehmetnen  taufen  t u m a b eine  Sepenbenr  ber  g.  Sgl.  außer  bem  Steife* 
wilb  im  ®alo  umbet.  Ser  IWmeratreidjtum  febeint  bend)t  Bon  ©barleS  SjillcS  (f.  b.):  SJUIiantS  unb 
nid)!  unbebeutenb  ;u  fein;  bisher  bot  man  oorjflg«  (Ealoert,  Fiji  and  the  Fjjatis  (2onb.  1858);  Se 
lidjcä  Gifenerj,  ©olb,  Rupfer  unb  fflrnpbit  gefunben.  Siicci,  Fiji , our  new  province  in  the  South  Seaa 
SerHanbel  ift  mit  bem  fintenbm®oblilanbbcr3n*  (bof.  1875);  gorbefi,  Two  yeters  in  Fiji  (baf.  1875); 
fein  febr  bebeutenb  benmtergegnngen,  bat  ficb  abtr  in  Weinide,  Sie  3nfeln  beb  ©tiütn  Djeanfi,  Sb.  2 
legterjjeit  Wiebcr  gehoben.  1900  betrug  bie  (Einfuhr  (2eipj.  1876);  Gumming,  At  homeinFiji(6.SufI., 
349,890,  bie  fhtSfubr  619,838  Sfb.  ©terl.  Sie  Sin*  2onb.  1901);  2>orne,  A year  in  Fiji  (baf.  1881); 
fuhr  beftebt  Bomebntliib  in  ©ebnitttnaren,  Srotftof-  SBeule  im  2.  Sartbc  non  Helmoltä  »SBeltgefdjiebte« 
fen,  ©«blaibtnieb,  Saubolj,  Oien,  gleifd),  (Eiicn  unb  (Ueipj.  1902);  ©uppt),  Observations  of  & natura- 
(Eifenwaren,  Kohlen,  ©eilen  u.  a.,  bie  Sufifubr  in  list  in  tho  Pacific,  Sb.  1 (Sionb.  1903). 

3uder  (1900  für  393,897  'ßfb.  ©terl.).  Sopra,  Sunt,  gtbfd)i  2e»u,  f.  Siti  2cbu. 
geeichten  (Bananen  unb  SnaitaS),  Rolofinüffen,  (Erb*  gibfebinnft,  f.  (Elfenbein,  S.  706. 
nüjfen,  Sanille,  Irepang.  3"  bie  Häfen  Bon  Suna  Fiducia  (lat.,  Sertrauen),  im  filtern  römiftben 
unb  fienula  liefen  ein  113  ©djiffe  Bott  98,909  Ion.,  Siecht  ein  Sertrag  (baber  aud)  pactum  fiduciae), 
barunter  92  englifebe  Bon  85,288  I.,  aber  nur  1 burd)  ben  eiet  Kontrahent  bie  Beipflichtung  übernahm, 
bcutfcbeS  non  777 1.  Sie  Regierung  jablt  ©ubftbien  über  ein  ibm  Bon  bem  anbem  eingeräumtefi  Sied)t 
an  Sampfer,  bie  iWtfdjen  ben  g.  unb  Sieulcelanb  in  einer  Bott  btelem  beftimmten  21  rt  tu  Berjügen. 
unb  Sictoria  laufen.  Sanfett  befteben  in  Suoa  unb  gibBj(tat.,  Fiducia),  Sertrauen,  3uBerfcd)t ; fldu- 
fienufa.  (Ein  beutfrber  Ronful  bat  feinen  ©ig  in  £e*  cialiter,  mit  3UDen’id)t;  gibujitöt,  Sertrauen; 
Bula.  Sic  Kolonie  (lebt  unter  einem  ©ounemeur.  gibujit,  in  ber  Stubenlenfpracbe  Sntroort  auf  ben 
bem  ein  fflefeggebenber  Kat  Bon  12  SKitgliebem  jur  Irintgruß  ©cpmotliS  (f.  b.). 

Seite  ftebt;  bie  18  Siftrifte  Werben  non  12  einbeimi*  gibttfliarerbe,  nad)  früberm  3icd)te  ber  (Erbe, 
ftbett  Häuptlingen  (3ioto  lui)  unb  6 europäiidten  bem  ein  gibeclommtß  (f.  b.)  auferlegt  ift. 

Beamten  oerwaltet.  Sie  (Einnahmen  betrugen  1900:  gibujiarifebe  Wcfcbäf te,  Bon  ©tbeingeiebfiften 

111,569,  bie  Sufigaben  100,022,  bie  öffentliche  Stbulb  frbarf  ju  unterfdjeibenbe  Sereinbarungen,  nad)  benen 
200,638  Sfb-  ©terl.  Sig  ber  Siegierung  ift  feit  1880  ber  auf  örunb  befi  ftbujiartftben  ©efchäfteS  Seredp 
Suoa  auf  ber  ©üblüfte  bon  Siti  SeBu,  mit  gutem  tigte  gegenüber  bem  ein  Sicebläufgebenbcnoon  feinem 
Hafen;  oorber  War  eS  flenula  auf  Dnalau.  Siedjt  [einen  ober  bod)  nidjt  ben  Bollen  ffiebraud) 

Sie  3nfelgruppe  mar  jwar  fdton  1643  Bon  lafi«  macht.  Siefelbenwerben  Bor  allem  Borgenommen,  um 
man  gefeben  worben,  ber  fte  »Srinfi  SiHbemS  (Ei*  einem  ©laubiger  ©id)erbeit  für  feine  gorberuttg  ju 
lanben«  nannte,  1778  Bon  (Eool  teilmeife  wieber  auf*  fdjaffen.  Sie  bäufigfte  gönn  ift  bte  befi  Sidjerungfi* 
gefunben  unb  1789  unb  1792  Bon  Bligb  burcbfegelt,  iaufefi  (f.  b.). 

würbe  aber  erft  1827  burdtSumontb'Uruillebetann*  Fleh.,  bei  Sflanjen*  unb  liernamen  'ttblürrung 
ter;  1840  Würbe  fte  Bon  SBilfeS  unb  1857  Bott  Sen*  für granj  Saoer  gieber,  geb.  l.SKärj  1807 inSrag, 
haut  tarlograpbifcb  aufgenommen.  Eine  Snyaljl  Bon  (Entomolog  uttb  Sotanifer. 

Slorfoll  entflohener  Sträflinge  gelangte  1804  hierher,  gicbelgefrbtuutft  (geifelgefcbwulft),  f.  Cbr* 
unb  feit  1835  fudjtcn  wefilet)anifd)e  URifflonare  Ber*  fpeicbelbrüjenentrünbung. 

gebenfi  bafi  wilbe  Soll  für  ntilbe  Sitten  unb  bafi  ©bei-  gieber , ein  Begriff , unter  bem  man  eine  Siet  he 
ftentum  ;u  gewinnen,  ©inen  (Erfolg  batten  fie  erft  Bon  ©Ijmptomcn  }u|ammenfaf|t,  bie  oorjugSrotife  bei 
1854,  atfi  ber  mädjtigfte  Häuptling  ber  fflruppe,  Iba-  Snfeltionfitranlbciten,  aberaucbbeiSergiftungenunb 
lontbau  (1852 — 74),  jum  ©briftentum  übertrat.  uieQcicbt  auch  bei  primären  (Ertranhmgen  befi  31er* 
Slacpbem  er  fid)  im  Serlebr  mit  ben  fdjon  numerifcb  Bcnftjftemfi  beobachtet  werben.  SaSg.  ift  Jeine  Kran!* 
nicht  unbebeutenben  weiten Snfieblem  eine  brüdenbe  beit  an  unb  für  ficb,  fonbent  nur  eine  oumnteBon 
Sd)ulbentaft  aufgtbürbet  batte,  bot  er  1868  ber  bri*  KrantbeitSeridiemungen.  Siefe  befteben  in  einerStei* 
tifeben  Siegierung  fein  2anb  an.  Safi  Vtnerbieten  aerung  ber  (Eigenwarme,  in  Storungen  ber  fireifi* 
Würbe  abgelcfmt  unb  1871  Bon  Ibatombau,  ber  in*  lauforgane,  be«  Vierten ipftemfi,  ber  Serbauung  unb 
»wifeben  mit  (Europäern  atfi  SKinijtern  eine  Sri  par»  befi  ge|amten  ©toffwccbfclfi.  Sie  fönnen  fe  nach  ber 
lamentarifdjer  Siegierung  einpefüfirt  batte,  unb  ben  gicbcrurfadje  oerfdjieben  ftarf  ausgeprägt  fein  unb 
übrigen  Häuptlingen  ber  Wruppe  mit  gleichem  SKifi-  einen  Pcrfd)iebeneit  Serlauf  jeigen. 
erfolg  wieberbolt,  aber  1874  angenommen.  (Englanb  SKan  bat  neuerbingfi  Wegen  ber  llnbcftimmtbeil  befi 
Berpflid)lete  fid)  jur3ablung  eines, 3abreSgebnltfi  an  Begriffes  g-.  unb  namentlich  Weil  ntan  bie  gieber* 
ben  Äfinig  (geft.  1883)  unb  jur  Übernahme  feiner  fbmptöme  im  einzelnen  gaü  fdbwer  Pon  ben  bereiten 
©djutben  (80,000  Sfb.  ©terl.);  bieg.  Würben  eine  ©iftwirfungen  ber  3afeltionen  trennen  tann,  ben 
Kronlolonie  ßngtanbfi.  Sie  Bor  ber  britifd)en  Sn-  Sorid)tag  gemacht,  ben  Sufibrud  g.  überhaupt  nicht 
nerion  feilend  ber  Häuptlinge  erfolgten  £anbBerläufe  mehr  ju  gebrauchen  unb  nur  noch  Bon  lemperatur* 
erlannte  bie  Kßlonialregiening  großenteils  nicht  an  ; ileigerung  ju  reben,  allein  ber  Umftanb,  bag  bie  Ber* 
bod)  würbe  ben  beul  (eben  3ntercf|entcn  nach  einer  Srii*  jchicbenartigflen  3i>fettionen  Bom  Körper  mit  einem 
fung  ihrer  Snfprücbe  burd)  eine  aufi  beutfehen  unb  in  febr  weientlicben  3ügen  gleichen  ©bmptomenbilb, 
englifchen  SiegicrungSbenoümächtigten  jufammenge*  eben  ben  giebecerfcljcinungen,  beantwortet  werben, 
fegte SommifjTon  1885  enahfcberfeitS  bie  geringetEnt*  lägt  cfi  jwedmäfiig  erfdjemen,  biefe  ©bmptomen* 
febabigung  non  10,620  Sfb.  ©terl.  gejablt.  ©ouBer*  reibe  nod)  als  einheitliche  ffiruppe  anjuerlennen,  be* 
neur  non  g.  ift  feit  1902  Henri)  SÄoore  3«dfon.  fonberfi  ba  einfache  lemperaturfteigerungen.  Wie  fie 
Snfang  SRarj  1903  fudjte  ein  großer  Seit  ber  einge*  j.  8.  burch  Überbigung  erreicht  Werben  Kinnen,  mit 
bomen  SeBiillerung  oon  ©HBa  auf  Siti  Denn  bafi  bielem  Silbe  g.  wenig  genteinfam  haben, 
ihm  brüdenb  erfcheinenbe  3o<h  ber  wefilenanifchen  Sie  Wohl  auSgeiprocbcncn  g.  beginnen  nteift  mit 
Herridcaft  ju  brechen,  inbem  er  junc  latbolifchen  Se*  ©efüblen  Bote  grüftein,  bie  fid)  befi  ruut  Schüttei* 
lermtniB,  bafi  feit  1844  ebenfalls  auf  ben  g.  gujj  ge*  froft  fingern  tonnen.  ®äbrenb  biefeS  grofteS  ift  bie 


553 


gießet  (Spmptomenbüb,  Theorie  be«  gieber«). 


«aut  fühl.  blaß  unb  Welf,  burd)  ba8  SjerDorfpringen 
ber  £>aarbälge  ift  fie  nad)  Wrt  ber  ©änfepaut  uneben, 
Dielfad)  fictjt  man  PtuSfeljittem,  unb  oft  (labbern  bic 
{tränten  Bor  groß  mit  ben  3äpnen,  felbft  Wenn  fte 
»arm  bebettt  ftnb.  Tie  Temperatur  fteigt  wäpreub 
be«  Sröfteln«  an.  Wuf  biefe«  Stabium  folgt  bie  3eit 
ber  gieberpi  ße,  beren  gintreten  burd)  ben  Nach- 
laß be«  im  groftftabium  beftepenben  Krampfe«  ber 
§autgcfäße  bebingt  wirb.  Tie  «aut  fühlt  fiep  nun 
»arm,  felbft  brennenb  peiß  (calor  mordax)  an,  bie 
Sangen  bei»  Patienten  gliiljen.  Tao  gnbe  biefe« 
Stabium«  wirb  entweber  plößliep  erreicht,  inbem  un- 
ter ftarfem  Sd)Weißnu«bruif)  Die  Temperatur  biäjur 
normalen  $>öpe  ober  felbft  unter  biefe  abftntt(JhifÖ), 
ober  bie  Temperatur  unb  mit  ihr  bie  grfepetnungen 
ber  gieberpiße  finten  allmählich  (Iptiftper  gieberabfalll. 
San  ben  einzelnen  gieberipmptomen  ift  junädjft  bie 
Temperaturßeigerang  ba«  midjtigite,  unb  jwar  »eil 
bie  Prt  unb  Seife  it)re«  ©erlauf«  djaratteriflifd)  für  bie 
einzelnen  Srfrantungen  ift.  Ta  man  nun  bie  Tem- 
peratur mittel«  in  bie  Nthfelpöplen  ober  in  ben  Elfter 
eingelegter  Thermometer  leicht  unb  ejatt  meffenfann, 
fo  i)t  ihre  Beobachtung  ein«  ber  »ichtigften  biagno- 
ftifepen  SKittel  geworben.  Tie  normale  Sänne  be« 
SWmfcpen  rechnet  man  Bon  36,5-37,5“  in  ber  Pd)fel- 
höhle  (um  0,5°  mehr  im  SSaftbarm)  gemeffen.  Sie 
fd)»an(tje  nach  ber  Tagedjeit,  wirb  aber  gegenüber 
äußern  Sinflüffen  fehr  }äh  feflgcpalten.  Tie  fieber- 
hafte Temperaturftcigenmg  hat  biefe  leßtere  Eigen- 
fchaft  nicht , fonbern  lägt  (ich  leidster  beeinfiulfen. 
SJian  bejeichnet  biefelbe  je  nach  ihrer  £>öpe  bi«  38,5° 
al«  genngc  ober  fubfebrile,  Bon  38,5  - 41°  al«  fieber- 
hafte bi«  pothfieberpafte.  Uber  41°  hinau«  fpricht 
man  Bon  ppperphretifepen  gormen  be«  Sieber«, 
g«  »erben  fold)e  pope  Temperaturen  bi«  43,5"  unb 
noch  barüber  nur  auSnapitt«wcife  Wäpreub  be«  Sehen« 
beobachtet,  fo  bei  ©erleßungen  be«  fcalömarle«  unb 
bei  jepweren  Sonnen  be«  ©elcnfrpeumati«mu«.  9Rit- 
unter  tommen  fte  nach  bem  Tobe  al«  poftmortale 
Temperaturfteigerung  Bor  unb  crtlären  ftch 
burch  fortgefeftte  Sänuebilbung  bei  ftarf  Berntinber- 
ler  Abgabe.  Tie  §öpe  ber  erreichten  Temperatur  ift 
nicht  für  bie  einzelnen  firaurpeiten  gleich  emjufepäßen. 
Sährcnb  j.  8.  im  Nüdfaüfieber  fehr  pope  Tempera- 
turen leicht  ertragen  »erben , ftnb  fte  beim  Tpppu« 
mit  febweren  Sügemeinftörungen  Berfnüpft.  tilud) 
ba«  ?lltcr  unb  ber  Sträftejuftanb  ber  Krnnfen  fommen 
für  bie  $>öpe  be«  Sieber«  in  Betracht,  fttnber  unb  (räf- 
tige  Seute  fiebern  hoch,  bei  alten,  fcpwäcplicpen  Patien- 
ten Berlaufen  häufig  fonft  fchwer  fieberhafte  grfran» 
hingen  Böüig  fieberto«. 

3e  nochbent  ba«  S-  eine  gleichmäßige  £>öpe  hat  ober 
Bon  niebern  Temperaiuren  unterbrochen  wirb,  unter- 
feheibet  man  1)  anpaltcnbe«  g.,  febris  continua,  bei 
bem  ber  höchfle  unb  tieffte  Stanb  ber  Körperwärme 
Wenig  (0« — 1")  bifferieren,  2)  nachlaffcnbcs  g.,  febris 
remittens,  bei  bem  bie  Blorgentemperatur  (Stabium 
ber  Nemiffion)  1—2“  niebriger  al«  bie  Vlbenbtempe- 
ratur  (Stabium  ber  gjaccrbation)  ift,  8)  Sechfelfie- 
ber, febris  intermittens,  bei  bem  furje  Sieberanjälle 
(parojQSmm)  burch  eine  fieberfreie  3«it  CHpprejie) 
uon  beflimmler  Tauer  unterbrochen  finb  (wie  bei 
SKalaria),  4)  Nüdfaüfieber,  febris  recurrens,  bei  bem 
ZWifcpen  j»ei  ober  brei  gieberanfäHen  Bon  meprtägi- 
er  Tauer  eine  fieberfreie  längere  Periobe  liegt.  Sinb 
ei  remittierenben  Stehern  bte  SRorgentemperaturen 
höher  al«  bie  Wbenbtemperaturen,  fo  fpricht  man  Don 
einem  tjpus  inrersus.  gm  folcper  ift  häufig  bei 
fieuten,  bie  nacht«  arbeiten,  }.  ©.  bei  ©ädern,  Bor- 


hanben,  bei  benen  auch  bie  Schwanhingen  ber  nor- 
malen Temperaturen  umgefehrt  Wie  bei  Tageöarbei- 
tem  Berlaufen. 

Tic  grfepeinungen  Don  feiten  ber  Kreislauf. 
Organe  beftehen  in  einem  Nafcperwerben  ber  ©Ulfe; 
auf  ber  §öpe  be«  Sieber«  pflegt  ber  ©ul«  auch  weicher 
iu  fein  unb  ift  öfter  boppelfchlügig  (bifrot).  Sie  Weit 
biefe  Seränberuugen  Dom  Werten  felbft  ober  bon  bem 
©erhalten  ber  ©efäße  bebingt  ftnb,  ift  nicht  genügen!» 
erferfept.  gür  einige  unter  bem  Bilbe  be«  SfoUapfe« 
töblicpe  g.  wiffen  wir,  baß  e«  fiep  um  Säpmungen  ber 
großen  Baudjgefäße  hanbelt,  infolgebeffen  fantmelt 
Itcß  ein  großer  Teil  be«  Blute«  in  ben  erweiterten 
Bauchgefäßen,  unb  ba«  fcerj  Dcrntag,  wie  eine  leer 
geßenbe  Pumpe,  ben  Blutuiulauf  mdjt  aufrech t^u- 
erhalten.  Puch  bie  Pul«befd)letutigung  ift  in  ben  ein- 
jelnen  Kranfpeiten  berfepieben  unb  nur  im  allgemei- 
nen ber  Temperaturhöhe  proportional;  j.  B.  ift  im 
Tpppu«  ber  pul«  Derhältniömäßig  Wenig  befcpleunigt. 
©erabe  für  bie  3irhrlation  ift  bie  Vtbgrenjung  ber 
Störungen,  bie  tnan  al«  golge  be«  gieberS  einerfeit«, 
al«  birette  ©iftwirfung  anberfeit«  bezeichnen  foü, 
nicht  leicht  ju  treffen.  Tie  Störungen  Don  feiten  be« 
NerDenfpftem«  beftehen  in  leichtem  gäüen  in  bem 
©efüßl  bon  Unbehagen,  Vlbgefcplagenfein,  Kopffcpmer- 
jen,  bei  ftarfem,  fogen.  tpppöjen  giebern  fteigem  ftd) 
bie  grfcheittungen  bi«  tu  fchwercr  Benommenheit 
ober  großer  Unruhe  unb  (Erregung,  bie  fiep  in  gieber» 
Phantaften,  gluchttrieb  unb  enbtidt»  in  auagefprochen 
beliranten  3ufinnben  äußern.  Bon  ben  übrigen  Stö- 
rungen ift  junachft  bie  Serringerung  be«  Slah« 
rttngSbebürfniffe«  auffaüenb.  giebembe  effen 
fepr  wenig,  haben  aber  ftarfen  Turft.  Tie  aufgenom- 
metic  Siaprung  wirb  übrigen«  nicht  wcfentlid)  fcp[ech- 
ter  auägenußt  al«  in  gefunben  Tagen.  Tie  3un8e 
pflegt  ftarf  belegt  ju  fein,  bie  üippen  finb  troden, 
öfter«  mit  ©orten  belegt,  Weil  wegen  leichter  Be- 
nommenheit Dielfacp  burd)  ben  Ufiunb  unb  nicht  burd) 
bie  9iaie  geatmet  wirb,  gnblicp  ift  ber  gefamte  Stoff- 
wecpfel  im  S-  Dcränbert.  g«  wirb  junächft  bei  Weitem 
mehr  giweiß  jerfeßt.  gin  Teil  biefe«  HJfetjrjcrfallä 
Bon  giweiß  fommt  auf  Stecpnung  ber  Unterem  Sprung, 
ba  »egen  ber  geringen  Nahrungsaufnahme  ber  Körper 
eigne«  ©ewebe  angreifen  muß,  ein  Teil  ftammt  biel« 
leid)t  au«  ber  3erfeßung  abgeftorbener  burd)  ben  3n- 
fett  Deraifleter  3eden.  Ulber  nicht  nur  ber  giweiß- 
ftoffwecpfel  ift  erpöpt,  fonbera  bie  gefamtmUmfcßun- 
gen , bie  man  gleich  ber  gefaulten  Sänneprobuttioii 
leßett  fantt,  finb  Dermeprt. 

Tie«  fflprt  ju  einer  Betrachtung  be«  ©runbe«  ber 
fieberhaften  Temperaturfteigerang,  jur  Theoriebe« 
Sieber«,  g«  ift  flar,  baß  biefe  Don  ber  Särmc* 
probuftion  einerfeit«,  Don  ber  Särmcabgabe  anber- 
feit«  abhängig  fein  muß.  riu«  falorimetnichcn  Unter« 
Buchungen  ergibt  ftet»,  baß  bie  Sämieprobuftion  jwar 
gefleigert  ift,  aber  mept  in  bem  ÜSaße,  wie  man  früher 
annaptti,  baß  bie  Sämieabgabe  im  Wnfang  be«  Sic- 
her« fiepfr  Berringert  ift,  fpäter  famt  fie  gefteigert 
fein,  bleibt  aber  immer,  folange  g.  beftept,  hinter  ber 
©emteprung  berProbuftion  turüd.  Nur  gegen  gnbe 
be«  gieber«  feprt  fiep  biefe«  Serpältni«  unt.  Tie  Ur« 
fachen  be«  gieber«  finb  fepr  mannigfaltig.  3ablreid)e 
Subftanjen,  fowopl  foldje,  bic  unter  gimuiiTung  Bott 
©afteriett  eittfiepen,  al«  einfache  djemifcpe  Körper,  er- 
zeugen, in  ben  Kreislauf  gebracht,  g.  Unter  ihrer 
gimoirfung  Wirb  ber  gimeißjerfaU  im  Drganiäntu« 
niipt  nur  Quantität»  gefteigert,  fonbern  and)  guali* 
tatiu  Beränbert.  g«  treten  nämlich  ppbrolptifche 
SpaltungSprobuße  be«  giweißmoletül«  (ÜUbuntofen) 


554 


giebcrbniitn  — Fiebermittel. 


auf.  bie  bei  nicht  fieberhaften  Tempera  turfieigerun- 
gen  fehlen.  Da  nun  biefe  Spaltungbprobulte  felbft 
ejquifit  fiebererregenb  wirten,  fo  liegt  bie  Mitnahme 
nabe,  in  einer  qualitatioen  Beränberung  beb  Eiweiß- 
,;crfaUd  bie  alten  gtebrrtt  genieinfame  Urfacpe  ju 
Suchen.  Diefe  Subftanjen  Wirten  wabrf  (peinlich  burd) 
Bermittclung  beb  (Seljimä.  SSenigftend  tann  man 
burd)  Berleßung  gcroijfer  fcirafteüen,  j.B.  beb  Strci. 
fenbügelö,  hohe  Temperaturfteigerungen  crjielen.  Ed 
ift  natürlid)  311  gigeben,  baß  aud)  primäre  Erlranfung 
biefer  ©cbiele  g.  erjeugen  fönnen,  allein  biefe  groge 
ift  fct)r  fdjroer  ju  beantworten.  Bür  wiifen  beute 
nicht,  ob  man  bte  burd)  ben  öebimitid)  und  ähnliche 
Beilegungen  erjeugten  Xemperaturjieigerungen  bem 
edjtcn  ff.  juredmen  barf.  Ebeniorocnig  find  wir  über 
bte  fogen.  reflettorifchen  ff.,  j.  SB.  8-  nach  Statbeterid* 
mud  ober  bei  ©aüenftcinfolifen,  genügenb  unterrichtet. 

Sitte  furje  Beantwortung  bat  fchließlich  biegrage 
ju  finben,  ob  bad  g.  eine  nüßlicbe  Sieattion  beb  Stör« 
perb  auf  eine  gnfeftion  ift  ober  fdjäbtid)  auf  ben  Or- 
ganidmud  wirft  unb  befämpft  werben  muß.  Ed  liegen 
iioar  einige  Berfuctje  t>or,  bie  ergeben,  baß  manche  3n- 
feftionen  bei  (j.  8.  burd)  Jpimftich)  erhöhter  ftörper- 
temperatur  leichter  Dertaufen.  3">  allgemeinen  Wirb 
man  flugeben  müffen,  baß  ber  fieberhafte  3uftanb  an 
fid)  Schaben  bringt.  Die  8 e b a n b 1 u n g bed  gieberö 
befteht  beute  faft  audfchtießlid)  in  ber  Slnwcnbung 
füijler  Bäber  ober  ähnlicher  Btärmeentjiebungen,  bie 
aber  feinedwegd  altem  auf  bie  Xemperaturfteigerung 
Wirten,  fonbem  in  nieten  anbem  Siubtungen  bei  in- 
feftiöfen  Srranfbeiten  nußbringenb  fmb,  namentlich 
burd)  giinflige  Beeinfluffung  bed  Sfreidlaufd.  Ed  ift 
aber  nicht  ihre  Aufgabe,  bad  g.  ju  unterbriiden,  fon- 
bem nur  feine  fchäblichen  Efjeffe  ju  milbero.  Die 
arjneilichen  giebermittet  (f.  b.)  werben  mit  9? echt 
gur  Befäittpfung  bed  gieberd  wenig  mehr  terwenbet. 


abgefehm  natürlich  noit  folchen,  bie  fpejififcb  auf  bie 
3nfeftiouald  fofebe  Wirten,  wie  a.  B.  Sbinin  bei  ffia- 
laria , Saligjljäure  bei  ©elcnfibeumatiamud.  Über 
bie  für  giebembc  geeignete  Stabrung  ngl.  Diätetif. 
®aß  giebernben  endlich  eine  forgfame  Stranfenpflege 
juteil  werben  muß,  ift  ielbilaerilänblid).  giebembc 
ttnb  mit  Bettruhe  ju  behanbeln,  ed  müffen  benfelben 
förperliche  Bnftrengungnt  jeber  Brt  erfpart  werben. 
Sie  müffen  tu  ber  Stabrungdaufnabme  angebalten 
unb  bei  berfelben  unterftüjjt  werben.  Ed  ift  mit 
Sorgfalt  auf  bie  Stegelmäßigtcit  ber  Entleerung  ju 
achten  tc.  Bgl.  SSunberlid),  Dad  Berljalten  ber 
Eigenwärme  tn  Jhantbeilen  (2.  Stuft.,  Steipj.  1870); 


Sieb  ernte  ift  er,  $anbbu<h  ber  Pathologie  unb  The- 
rapie  bed  gieberd  (baf.  1876);  Senator,  Unter* 
iudjungen  über  ben  fieberhaften  Projeß  unb  feine 
Behandlung  (Bert.  1873);  Stabe,  Die  modernen 
giebertbeorten(baf.  1893);  Ugbetti, Dad  g.  (beutfd), 
jena  1895);  Strebt,  Patbologifcbe  Pbtjfiologie  (2. 
«ufl. , Strip}.  1898). 

Buch  bei  ben  fpaudtieren  tritt  g.  ald  Symptom 
fehr  jahlrcicherftranfheilen  auf.  Seine  Erfchcinungen 
finb  denen  beim  SKeiifcpen  im  allgemeinen  ähnlich- 
Stur  SSechfetfieber  wirb  bei  Tieren  nicht  beobachtet. 
Steue  Beobad)tungen  beuten  auf  eine  Bcrroanbtfchaft 
ber  Pferbejterbe  (f.  b.)  mit  ber  menfeblichm  SHalaria. 
Die  normale  SKuftbanntcmperatur  beträgt  bei  Pfer» 
ben37,5— 38,5,  bei  Siinbcm  38—39,5,  bet  Schweinen 
38,5 — 40,  bei  Schafen  38,5 — 41,  bei  §unben  37,5— 
39,5°.  Die  fieberhafte  Steigerung  gebt  ber  Siegel  nach 
nicht  über  42°,  bei  Pferden  bebeuten  40°  fchon  ein  er* 
hebltched  g.  SJtit  bem  g.  ift  ebenfalld  erhebliche  Puld. 
ftetgerung  oerbunbett.  $ur  Behandlung  bed  gieberd 
bienen  anhaltende  Bercefelungen  bed  Sförperd  mit 
foltern  SBaffer,  ferner  Eh>nt,',®I'tif<brin,Stntiphrin!t. 
Steift  ift  eine  befonbere  Behanblung  bed  gieberd  ent- 
behrlich. 

gfiebcrbtttnn,  Dorf  in  Tirol,  BejirfSh  flihbübel, 
783  m ü.  SK.,  an  ber  Staatäbahnlinie  Bifdjofdhofen- 
Säörgl,  mit  einer  fchon  im  SKittelalter  beäugten  eifen* 
haltigen  Duelle  unb  Sd)Wefelbab  unb  aootu  1777 
Einw.  3tn  ber  Stäbe  liegen  bad  Etfenbüttenwert 
piüerfee  unb  ((üblich)  ber  audfid)tdreiche  SBilbfeelober 
(2119  m)  mit  bem  SJilbalpenfee. 
gfieberbcilbaum,  fobiel  wie  Eucalyptus  globu- 
gicbcrflce,  f.  Menyantbes.  [lus. 

fficbcrfrnut,  f.  Ervthraea. 
gicbcrfitröe,  ein  mathematifchedunb  jwarortbo- 
gonalcd(berßoorbinatenwinfc!  ift  ein  redtter)ftoorbi* 
natenfhftem  jur  Er* 
leiehterung  ber  gie* 
berbeobaeptung.  Da 
man  in  ber  Siegel  bad 
gicber  morgend  twi* 
(eben  7 unb  8 Uhr 
(Xagedtemperatur- 
SRim  mum)  u.abenbd 
jloifcben  5 unb  8 Uhr 
(Xagedtemperatur- 
SKartntum)  mißt,  fo 
trägt  manaufbieSlb- 
fjiffenachfe  bie  gtei* 
eben  jwölfftünbtgen 
3eitabfchnitte , auf 
bie  Drbmatenaehie 
bagegen  bie  beobach- 
tetejemperatur  unb 
erhält  fomit  eine 
burchaud  feflfteben* 
be,  unPerättberliche  JfurBe,  bie  ben  Berlauf  bed  gie- 
berd nach  täglich  jWeimaligcr  ober  häufigerer  Beob- 
achtung baqteüt.  3eber  Punft  ber  St  ne  ue  wirb  unoer- 
änbertich  fejtgelegt  burch  bad  auf  bie  Slbfjiffenachfe, 
bej.  bad  auf  bie  Crbinatenaehfc  gefällte  Slot  (ngl.  in 
ber  gigur  bie  Punfte  y,,  y,,  für  welche  bie  i’ote  an- 
gebeutet  ftttb).  Die  abgebtlbete  SVurue  ift  bie  eined 
leichten,  in  8 Tagen  ablaufenben  gaftrifchcn  gieberd. 
gfiebcrmilj,  f.  SRilj. 

Fiebermittel  (Antipyretica,  Antifebril ia),  Brj- 
neimittel,  bie  gegen  gieber  benußt  werben.  Seit  ber 
Entbeefung  ber  Ebinnriube  unb  befonberd  bed  aud 
ihr  bargefteüten  Ehinind  fant  faft  audfchltcßltch  leg- 


555 


giebermooS  — gietb. 


tercS  jur  AnWcnbung.  CS  fe{jt  btt  Temperatur  beä 
giebembcn  ftart  herab,  itibtm  es  bic  OppbationSoor- 
gänge , bie  SBärmeprobuftion , int  Körper  befcpränlt 
unb  bie  ©Järtueabgabe tcljöljt.  3iuc burd)  ©ermehrung 
btr  Sänneabgabe  wirten  bic  an>matifd)en  Wittel, 
Bon  betten  bic  erften  nad)  1880  in  ben  ArjneifchaH 
angeführt  Würben.  Weitere  berartige  Wittel,  Wie 
Rairtn,  Xhatlin,  ftnb  bereits  wieber  aufgegeben,  roäh- 
renb  Antipprin,  ©henacetin,  Antifebrin  u.  a.  häufig 
benugt  werben.  'Sgl.  “Hrtifel  »gieber»  unb  © u n j e 1, 
2)ie  fünitlicben  g.  (Stuttg.  1898). 
iebcrntooö,  f.  Cladonia. 
icbcrrinbcii  (Cortices  Chinae),  f.  ßhinarinben. 
3amaitanifd)e  gteberrinbe,  f.  Exoatema. 
gicbcrrinbcnbaum,  f.  Cinchona. 
gicbcrtcmpcratur,  f.  gieber  unb  gieberturne. 
gicbcrtticrmometcr,  f.  Thermometer, 
gicbcrtropfcn,  f.  Ehinoibin. 
giebcrücrfcf)rcibcti,  (.  ©crfprcd)en. 
gtebcmnirjd,  f.  Gentiana. 
gicef)t(8i  edft),  (Dorf  in  Tirol,  SejirfSf).  SdjWa.j, 
bat  ein  1 1 38  qegriinbeteS,  nad)  bent  ©ranbe  1868  neu 
aufgebautett  ©enebiltinerftift  mit  ©tbliotbef,  Knaben- 
erjiebungSinftitut  unb  usoo)  289  Einw.  ©gl.  »Ef)ro- 
nil  ber  ©enebiftinerablei  g.«  (3nnSbr.  1874). 

gictttl  (D.  lat.  fides,  bie  Saite),  alter  beutftber 
9fameberStreid)inftrumente(fidulafd)onint9.3nbrb. 
bei  Dtfrieb),  jegt  nur  nod)  im  gerinpfd)ägigcn  ober 
{dfenbaften  Sinne  für  ©ioline  unb  fie  D e ln  für  geigen, 
gicberforallcn,  f.  RoraUpolppcn. 
gicbertt,  f.  ©latt,  3.  26. 
gicbcrpnlmeit,  ©almen  mit  gefieberten  SBebeln, 
Wie  bie  Dattelpalme,  Keutia  tt. 

giebfer,  1)  Scrnbarb,  Waler,  geb.  28.  ©ob. 
1816  in  ©erlin,  ftubierte  an  ber  bortigen  Atabemie, 
bann  bei  bem  jeforationSmaler  ®erft  unb  bei  bem 
Warinemaler  ©ilbelm  Rraufe.  9!ad)bem  er  1843 
Senebig  unb  1847  Cberitalicn  unb  Dalmatien  befudjt 
balle,  lieg  er  ftd)  auf  SBunfd)  beä  SrjhcrjagS  Wapi- 
utilian,  bcS  fpätem  RaiforS  bon  Wepifo,  in  Trieft 
nieber.  Er  malte  bamalS  Bortrefflidie  fianbftbaften 
auS  Italien.  1853  ging  er  nad)  Konftantinopri,  wo 
er  unter  anberm  für  ben  Sultan  baS  Arfenal  malle. 
Aufträge  gtiebrid)  S8ilt)eImS  IV.  beftimmten  ibn, 
Spriem  ©aläitina,  tflgppten  unb  einen  Seil  Bon  ©u» 
bien  ju  bereifen,  non  wo  er  1854  mit  jablreichen 
Stubien  natb  X rieft  jurüeffcbrte.  1855  begleitete  er 
ben  Sinnig  Sleopolb  II.  Bon  Belgien  auf  einer  Seife 
nad)  (ägppten,  ©aläftina,  Sprien,  Sriecfjenlanb  unb 
3laiien , unb  1865  — 66  hielt  er  ftd)  gum  brittenmal 
in  iSgpptcn  auf  unb  fteüte  nad)  feiner  Sfüdlebr  bie 
grüdjte  feiner  Säuberungen : ßlgemälbe,  Aquarelle 
unb  ) Jeidjnungen , in  Trieft  auS.  bie  groge  Anetten- 
nung  fanben.  g.  wobnl  in  X rieft. 

2)  C 1 1 o 33  i I b e I m , Watbeiitatifer , geb.  3.  April 
1832  in  Sgemnig,  ftubierte  auf  ber  ©ergatabemie  in 
greiberg,  mar  1853  — 64  Sichrer  an  ber  böbem  ©e- 
merbefcbule  ht  Ebemnig,  bann  ©rofeffar  ber  barftel- 
lenbett  ®cometrie  an  ber  Tedmifchen  fcodifttmle  ju 
©rag  unb  feit  1867  am  eibgenöfftfeben  ©oltjteebnitum 
in  ifürid).  Er  lieferte  freie  ©earbeitungen  ber  ntatbe- 
matiid)en  Sebrbüdjer  Bon®eorgeSalmon  in  Dublin: 
»Analgtiicbf  öeometrieberffegelfdjnitte«  (Ceipj.  1860, 
2 ©be.;  6.  Aufl.  1898  tt.  1903),  »Analptifdje  ®eo- 
titelrie  beä  ©aumeS*  (baf.  1863  - 65,  2©be.;  ©b.  1 
in  4.  Aufl.  1898),  »Algebra  ber  linearen  Transfer» 
mntionen«  (baf.  1863,  2.  Aufl.  1877)  unb  »Analp» 
ti)d)eöcometrie  berböbern  ebenen  Kursen»  (baf.  1873, 
2.  Aufl.  1882).  Audi  febrieb  er:  »Die  barftetlenbe 


®eometrie  in  orgattiftber  ©erbinbung  mit  ber  ®eo- 
metrie  ber  Slage«  (fieipj.  1871;  3.  Aufl.  1883  — 88, 
3 ©be.),  »Eptlonrnpbie  ober  Ronfiruftion  ber  Auf- 
gaben über  Steife  unb  Kugeln»  (baf.  1882).  g.  bat 
juerft  (1868)  ben  allgemeinen  ©egriff  ber  fogen.  pro- 
jeftiBcn,  burcbXoppelBcrbältniffe  beftimmten  Roorbi» 
naten  aufgeftellt. 

3)  £einrid|,  Scbulmann  unbWineralog,  geb.  10 
gebt.  1833  in  Diethe,  geft.  22.  3an.  1899,‘  ftubierte 
inSreSlau  9ialurwiffenf<baft , war  feit  Cficrn  1854 
bafelbit  Siebter  am Slealgpmnafiumgutn. peiligen  Seift 
unb  feit  1876  Direttor  berOberrealfdiule  (früher  ©c- 
Werbeftbule),  ber  batitü  Bcrbunbenen  gatbflaffen  für 
Waftbinenbau  unb  d)emifd)-tcd)nifd)e  ©ewerbe  jowie 
ber  ©auqemerfidmle  ju  ©reälau.  ©ielfad)  Berbient 
um  baS  gewerblitbe  ©ereinS-  unb  ©djulmefen  Sd)le- 
ftettS,  Würbe  er  1891  Witglieb  ber  flänbigen  ftottt- 
miffion  für  baS  tedtntfdje  llnterrid)t«wefen  im  preu- 
Bifcben  4)anbelSmtttiiterium  unb  war  1890/91  Wil- 
glich  ber  ©erliner  Sejemberlonferenj  unb  ber  aus 
ihr  berBorgcbenben  Siebcnertommifrton  jur  Anbah- 
nung einer  JRefonn  im  bäb*m  preuBifiben  Sdjul- 
wefett.  ßr  jebritb  auger  jablreitben  Xenljdjriften  tc. 
über  gatb-  unb  gortbilbungSfd)ulwefen:  »®ie  ®H> 
neralien  SdjlefienS«  (öreSl.  1866);  »®ie  fofftlen 
grüd)le  ber  «teinloblenformation«  (©reSl.  u.  ©onn 
1857);  »SDie  bilunialen  ©ebilbe  SdjlcjtcnS-,  »SinigeS 
über  fdilefiftbe  Wineralien*  (©rogrnmmarbciten). 

gficlb  <ls>r.  (ttt),  1)  3 o b n , SlaBterfpieler  unb  Rom- 
pontft,  geb.  26.  3uli  1782  in  Dublin,  geft.  11.  3an. 
1837  in  Wörtern,  ftebclte  als  Sfinb  mit  feinen  Eltern 
nach  fiottbon  über,  wo  er  ElementiS  Unterricht  genoß. 
Er  begleitete  Elementi  auf  feinen  SHeifen  unb  blieb 
1804  m ©etersburg , wo  er  al«  Sichrer  unb  als  Sir- 
tuoS  ju  hohem  Anfcben  gelangte.  1823  uerlegte  er 
feinen  Slohnpj)  nad)  Woofau.  Seit  1831  reifte  er 
wieber  burd)  Snglanb , granfreicb , bie  Schweig  unb 
3talien,  lehrte  aber  Ettbe  1836  fehwer  tränt  nach 
WoSfau  jttrüd.  gielbS  Spiel  jeiepnete  fid)  burch  na- 
türliche jnnigfeit  unb  maBBolIe  Strenge  auS ; Bon 
feinen  ftompofitionen  ftnb  einige  Hafftfd)  ju  nennenbe 
Songerlc  fowie  namentlich  feine  SholtumoS,  bie  als 
bic  Wufler  ber  Eh°Pinf<hen  geUen  lönnen,  bis  jur 
®egenwart  beliebt  geblieben. 

2)  Xnoib  Xublei),  norbamerifan.  9ied)t8!eljrcr 
unb  ©efefgeber,  geb.  13.  gebr.  1805  ju  Rabbani  in 
Eonnecticut,  gefi.  tm  April  1894  in  9iew  f)ort,  Ber- 
offentlichte  1839  feine  erften  ©orfchläge  jur  SRcform 
beä  fd)leppenben  ©rojeftnerfahrenS  unb  würbe  1847 
in  ben  ©rojeftgefehgebungS-AuSfchug  für  9!ew  ©ort 
berufen,  ber  1849  einen  3'Bil-  unb  Strafprojeg  ju- 
nächft  für  91eW  gort  Berfagte,  ber  bann  Bon  23  Staa- 
ten angenommen  warb.  1867  entwarf  g.  ben  ©lau 
eines  internationalen  Sd)iebSgerid)t«bofS  jur  Schlich- 
tung aller  Streitigfeilen  gwifepen  Staaten  unb  führte 
biefen  feitbem  näher  auS  in  ben  »Outlincs  of  an  in- 
ternational code-  (2.  AuSg.,  91ew  gort  1878;  über- 
fegt  inS  granjSftfche  unb  3talienifd)e).  Seine  »Spee- 
ches, argumenta  and  miscellaneous  papers»  gab 
Spraguc  heraus  (9iew  gort  1884  — 91,  3 ©be.). 

3)  EpruSSBeft,  Kaufmann,  ©ruber  beS Borigen, 
geb.  30.  SUob.  1819  ju  Stocfbribge  in  Waffachujelle, 
geft.  12. 3u!i  1892  ju  ArbSlep  im  Staate  31eW  gort, 
mibmete  fid)  in  Jfetogorf  bem  önnbelSflanb,  gelangte 
in  furjer  3eit  ju  grogent  SSohlftanb,  ndjleie  feit  1853 
feine  Aufmerffamfeit  auf  traneojeanijebe  Xclearaphie 
unb  erwarb  Bon  ber  SlegiSlatur  ©eufuitblanoS  baS 
auSfd)lieglid)c  31ed)l,  ein  Kabel  Bott  ben  Bereinigten 
Staaten  bortgin  u.  bann  wtiter  nach  Europa  ju  legen. 


556 


gielbing  — gteddji. 

Sou  biefer  3eit  an  mibmete  er  her  Sache  ieine  ganjt  | (Trebb.  1895);  M.  Soob,  gielbingd  Einfluß  auf  bie 
Straft,  unb  bie  erften  auf  biefcm  ®ebiet  errungenen  beuttebe  Üiterntur  (3ofobama  1895) ; C I a r f e , g.unb 
erfolgeOerbanftmangroBenteilü  feiner  unbeugfameu  ber  beutfehe  Sturm  unb Trang (greib. i. Br.  1897).— 
Energie.  ®r  oerbanb  )id)  mit  feinemöruber  unb  Bier  Mud)  gielbingd  Sebwefler  Sara  (1714  - 68)  madjte 
Rapitaliften,  unb  biefe  feebb  SKänner  wagten  fi<b,  auf  iid)  alb  Tiehtfrici  befannt  mil  »The  adventures  of 
ihre  eignen  dRittel  befcbriinlt,  an  bad  ungeheure  Unter-  Itarid  Simple«  (neue  Mudg.  1756,  2 Bbe.);  »The 
nehmen.  2f- begleitete  bie  gjpebilioneit  »on  1857  unb  Cry«(1754,  3 Bbe.)  unb  »The  livesof  Cleopatra  and 
1858,  nahm  aud)  tätigften  vtnteil  an  ben  ßjpebitio»  üctavia« ; -History  of  Ophelia«, 
nen  Don  1865  unb  1868  unb  trug  (ehr  mefentlid)  bei  _ 2)  Mntbonl)  Banbpte  ßopleö,  engl.  SWaler, 
jum  enblidjen  öfelmgen  beb  Unternehmend.  1876  be«  Sohn  beb  Sßortrötmalerd  Tljeobore  Siathan  g.,  gcb. 
tctligle  er  fid)  an  berSrricbtung  ber BeW Dörfer  §ocb-  1787,  geft.  3.  dRärj  1855  in  Brighton,  jeidmetc  fuh 
bahnen,  ben  XelcgrapbenleitungenPonSangrancidco  befonberd  m ber  Mquaredmaleret  aub;  er  galt  lange 
nad)  ben  Sanbroicbinfeln  sc.,  bei  »eichen  Untemeh-  3eit  für  hm  ^auptDertreter  biefer  Shinft  unb  »ar  feit 
mungen  er  ben  größten  Teil  femed  rieftgen  Bennögend  1831  bib  an  feinen  Tob  Bräfibent  ber  SSaler-ßolour- 
einbüjjte.  Sgl.  »The  Atlantic  Telegraph«  (2.  nufl.,  Societn.  Ungemein  probuftis,  »enn  auch  nicht  frei 
2onb.  1866);  3fabeHa  gielb  3ubfon,  Oyrua  W.  Bon  Samieriertheit , leiftete  er  namentlich  in  2actb* 
F. , hia  lile  and  work  (Sie»  ®orf  1896).  fchaften  unb  Seeftüden  Trefflicheb. 

gidbing  (fpr.w,),  1)  ^enrtj,  engl.Bomanbid)ter,  gidbfcffcl,  f.  Tafel  »Tampffeffel  n«,  S.  I. 
geb.  22.  Mprit  1707  ju  Sbarpbam  Bart  in  Somer-  giemme,  41al  bi,  f.  gleimfer  Tal. 

fetfhire,  geft.  8.  Oft.  1754  in  fiiffabon,  wohin  ihn  bie  $tepeu,  in  ber  3ägerfprad)e,  f.  Blatten. 

'Hr.jte  gefehidt  hatten,  »ar  Don  Dornehmer  Bbfunft  Fiera  (lat.),  ÜHeffe,  3ahnnarft;  gierant,  ein 
(mtt  bem  £aufe  $>abdburg  Ber»anbt),  aber  Don  ar-  Kaufmann,  ber  bie  SReffe  bejiehL 
men  Eltern.  (Sr  »urbe  ju  (Ston  erjogen,  begann  ju  gierabrab,  einer  ber  ritterlichen  Brofaromane 
Seihen  b ab  Stubium  ber  Siechte,  tonnte  ed  aber  aub  aubbeml6.  3ahrh-,  beljanbelt  nach  einer franjöfifchen 
öelbmangel  nicht  DoHenben  unb  erwarb  fid)  hoher  Duette  bie  ®efd)id)te  beb  Biefen  g.  aub  bem  «agen* 
feinen  Unterhalt  ju  Sonbon  burch  Schriftftellerei  für  treib  Jfarld  b.  ör.  (erftcr  Trud,  Simmern  1533). 
bie  Bühne.  Bon  feinen  22  2uftfpielen  unb  Boifen  FiCramente  (ital.),  muftfalifcheSortragbbeäeich- 
aub  ber  3eit  Don  1728 — 37  fmb  ju  nennen  »Tom  ratng:  itolj,  trobig;  Fierczza,  Stolg. 

Thumb«,  eine  Barobte  auf  bie  Tragöbie,  unb  »Don  Flbrasfer,  f.  ©eegurfen. 

Quixote  in  England  < . Tie  Einführung  einer  Theater-  girren,  Iperablaffen  Don  Stengen,  Segeln  »c.  aub 

jenfur  bewog  ihn  1737,  bie  Bccbtdftubten  wieber  auf»  ber  Täfelung  mit  Tauen  ober  Taljen.  Huffieren, 
junehmen;  er  würbe  1740  MbDotat,  bann  griebenb-  bad  2 ödem  eineb  ftraffen  Taueb. 
achter  Don  Seftminfter  (feit  1748).  3um  Boman-  giefrf),  giefchcr  ©Ictfrt)«,  f.  Biefd). 
fchreiben  trieb  ihn  Bicharbfond  »Pamela«,  befonberd  giedefji  cfpr.  ftrttü,  1)  ©toDanui  fiuigi  be'  g., 
burch  ihren  falfchen  Dptimidntud;  in  feinem  erften  ®raf  Don  Canagna,  gewöhnlich  giebco  genannt. 
Berfucfjc  biefer  Mrt,  in  »Joseph  Andrew«  (Sonb.  1742,  geb.  1524  aub  einer  berühmten  genueftfeben  gamtlie, 
2 Bbe. ; beutfd),  Braunfchw.  1848),  hat  er  Bidjarbfon  aub  ber  brei  Böbfl«  herDorginqen,  tarn  burch  ben  frt« 
glüdlich  parobiert  unb  ihm  aub  jtafe  gegen  alle  Tu-  hen  lob  feineb  Baterd  in  ben  Befip  einer  bebeutenben 
genbheuchelei  ein  faft  ju  rcaliftifched  Seltbilb  gegen-  Erbfdjaft.  Eiferfücbtig  auf  bie  auf  feiten  ftarld  V. 
übergeftedt.  Bidbarbfon  hat  beit  fentimentalen  Boman  ftehenben  Toria,  befchloB  er  mit  feinen  Brübent  ®i* 
in Etiglanb begrünbet,  g.  ben  humoriftifchen.  3>tber  rolamo  unb  Ottobuono  unb  anbem  unjufriebe» 
gigur  bed  reblichen,  aber  ungefchidten  unb  baher  oft  nen  Ebelleuten  ben  Stur,}  jened  ©efd)led)td,  an  beffen 
fd)led)t  bcbanbelten  Bfarrerä  Mbamb  hat  er  ben  Ton  Spike  ber  Tage  Mnbread  Toria  unb  fein  übeanüti- 
Cuijote  ine ßnglifche  umgcwanbelt.  Tann Dcröffent»  ger 'Jleffe  ©ianettino  Toria,  Don  bem  g.  perfönltd) 
lichte  g.  3 Bänbe  -Mutcollanies«  (1743),  barunler  gefräntt  War,  ftanben.  Tab  Unternehmen,  bad  ju- 
»A  journey  from  this  world  to  the  uext«  (beutfef),  gleich  ®tnua  Dont  Bunb  mit  bem  Jfaifer  lobreißen 
3ena  1842)  unb  bie  Spijibubengefihichte  »History  of  follte,  würbe  im  geheimen  Don  bem  Baff1  unb  Don 
Jonathan  Wild«.  Sein  btrühmteited  fflerl  aber  mar:  grantreich  unterftüjtt.  g.  fammelte  unter  bem  Bor- 
»Tom  Jones,  or  the  history  of  a foundling«  (1749;  manb  Don  Büftungen  gegen  bie  Tttrfen  mehrere  hun» 
beutfeh,  Braunfchw  1848),  hinter  bem  fein  leffter  Bo-  bcrtSölbner,  befepte  in  brr  Bad)  t Dom  1.  jum  2-3an. 
man:  »Amelia«  (1752;  beutfeh,  Seipj.  1797),  ctmaö  1547  bab  Tor  Don  St  Thomab,  überrumpelte  ben 
jurüdtritL  ©utheriia  bib  jumieiehtfmn,  wie  g.  feine  ^afen  unb  bemächtigte  fid)  ber  ©aleeren  unb  ber 
i!tebling-j figuren  fdjilbert,  war  er  auch  felbft ; er  brachte  iiauptpläpe  ber  Stabt.  Öianettino  Toria  Würbe  nie« 
balb  bad  Bennögen  feiner  erftengrau  burch,  heiratete  bergeftofien,  Mnbrea  flüchtete,  g.  aber  Derunglüdte, 
bann  ihre  Rödjin,  War  aber  mit  beiben  glüdlid).  Mid  inbem  er  burch  bab  Umfcblagen  eineb  ju  ben  ©aleeren 
ihn  bie  Eicht  nach  l'cffabon  trieb , befditieb  et  noch  führenben  Bretteb  ind  IReer  ftürjte  unb  burch  feine 
alled  Bergnügliche  biefer  Tobedreifc  in  einem  unooll-  fchwere  Büftung  auf  ben  Erunb  gejogen  würbe.  Tie 
enbeten  »Journal«.  Oefamtaudgaben  Don  gielbittgb  Bewegung  enbete  hiermit,  unb  Torta  fehrte  jurüct 
Bomanen  erfchienen:  l'oitbon  1762, 4 Bbe.,  mit  Bio»  gieddjid  gamtlie  unb  bie  übrigen  Serfchwomen  wur- 
graphie  Don  Diurphhfauch  in  ber'.’ludgabe  Don  Brown,  ben  aub  ®enua  Derbannt;  ®irolatno  g.  würbe  hm* 
lulept  1902ff.,  11  Bbe.),  in  Ballanttjned  »Novelist’s  gerichtet.  Ottobuono  entfam  nach  grantreich,  geriet 
library«(1821,10Bbe.)mitBiographieDonB). Scott  aber83ahre  fpäter  infpanifd)e@efangenfchaft,  würbe 
(biefe  beutfeh  Don  Tiiring,  2eipj.  1826),  in  einem  an  ®emia  audgeliefert  unb  ertränft.  Turd) Bouffeau 
Banb.  hrdg.  Don  Bodcoe,  1840  (neue  Mudg.  1871);  ift  Schiller  auf  biefen  Stoff  Ijinqewiefen  worben  unb 
bieneuefteMuägnbebeforgte2.Stcpben(1882,  lOBbe.,  bat  g.  jum  gelben  feiner  Tragöbie  »giedco«  gemadiL 
mit  Biographie).  Bgl.  ferner  Thadcrap,  English  Bgl.  Brea,  Sulla  congiura  del  conto  G.  Luigi  F. 
humourists,  Stap.  5;  2a»rence,  Life  and  times  cCJettua  1863);  Eelefia,  La  congiura  del  conte  G. 
of  II.  F.  (2ottb.  1855);  Tobfon,  F.  (2.  Mufl.,  baf.  Luigi  F.  (baf.  1864);  (I anale,  Storia  della  repub- 
1889);  g.  2inbner,  ^.gielbingb  bratnalifche  BJerfe  blica  di  Genova  1538—1550,  ossia  le  congiura  di 


557 


gteäco  - 

F.  e Giulio  Cibö  (baf.  1874);  ®aBajjo,  Nnovi 
docnmenti  sulla  conginra  del  conte  F.  (baf.  1886); 
ßallcgari,  La  congiura  del  F.  (Seneb.  1892). 

2)  Jofepb  (aud)  Jofepb  ®<rarb  Marco),  be» 
(armt  burd)  bad  'Attentat  auf  bad  Scben  bed  Rönigd 
Subroig  ©ijilipp  Bon  grantreid),  geb.  13.  Dcj.  1790 
in  Murato  auf  Rorfita  ald  Sol)n  cined  armen  Scbä- 
ferd,  geft.  19.  fjebr.  1836,  machte  ben  getbjug  Bon 
1812  tn  SRujjlanb  mit,  trat  bann  in  imipolctamfcbe 
Dienfte  unb  lehrte  nad)  bem  gricbm  1814  nad)  Ror» 
jtfa  jurild.  1815  nahm  er  an  ber  Cfr ticbitton  teil, 
burdi  bic  grancedebeHi  IKurat  wieber  auf  ben  I$ron 
non  Slcapel  ergeben  wollte.  Wacb  feiner  Stüdlebr  natb 
Rorfila  batte  er  wegen  mehrerer  Diebjtäble  eine  jebn- 
jährige  greibeitdflraf«  ju  Berbüften  unb  ging  beim 
Ausbruch  ber  Julircoolution  (1830)  nad)  ©arid.  Der 
äufjerften  Slot  preidgegeben,  fafjte  ber  Abenteurer  ben 
©lan  eined  Attentate  auf  ben  Röntg.  ßr  erbad)te  fid) 
ju  biefem  ,>)roed  eine  aud  24  glintenläufen  beftebenbe 
2>öUemnafd|ine,  beren  ßpplofion  28.  Juli  1835  auf 
bem  Bouleoarb  bu  Remple  ftattfanb.  Der  Mnrfehatl 
Mortier  unb  elf  ©erjonen  aud  bem  ©cfolge  bed  Rö- 
nigd  würben  getötet,  ber  Röntg  felbft  nur  !eid)t  Ber» 
leht.  g.  Würbe  mit  feinen  Milldmlbigcn  ©epin  unb 
Morel)  guillotiniert.  Sgl.  SW.  3)  u ca  mp.  Le«  an- 
cetres  de  la  Commune;  l attentat  F.  (©ar.  1877). 
iedeo  (für.  tieeto),  f.  giedtbi  1). 
itfer,  ßrnil,  beutteber  ©olitifer,  geb.  8.  April 
1835,  geft.  27.  Jan.  1904,  jtubierte  in  Sieibelberg  unb 
greiburg  biejtlcdite,  warb  186-1  Amtdriebter  in  Seifen» 
bürg,  1868  cstaatdanroalt  in  SiQingen,  1870  in  Ron» 
fianj,  1879  2anbgcrid)terat  tnRarterube.  1882  erfter 
Staatsanwalt  u.  1890  8anbgerid)tdpräflbent  bafelbft. 
Seit  1873  nationolliberated  Mitglicb  ber  babijeben 
Rammer,  belämpfte  er  ald  AUlatfioItt  befonberd  bie 
Rlcritalcn.  1887—90  war  crMitglieb  bed3ieid)dtagd. 

Siefoie  ftpr.fi«,),  Stabt  in  ber  ital.  ©rooinj  unb  bem 
Rtciö  glorenj,  295  m ii.  M.,  mit  glorenj  burd)  elef» 
trifdje  ßifenbahn  Berbunben,  bat  eine  1028  gegrün* 
beteRatbcbrale(1256  unb  1883  reftauriert),  mitBilb« 
bauerwerten  Bon  Mino  ba  giefole,  bie  Rird)e  Sant’ 
Aleffanbro  (mit  15  antiten  Marmorfäulen),  einen 
©alajjo  ©retorio  and  bem  13.  Jabri).,  mit  fleinetn 
Altertumdmufeum,  ein  granjiäfanertlofler(oon  1350, 
an  ber  Stelle  ber  antiten  Surg,  mit  herrlicher  Aud* 
Rd)t),  jablreicbe  Siüen  unb  (i«oi)  ca.  6800  (ald  ©e* 
meinbe  17,176)  6m®,  bie  Saubbau  unb  Strobflecb» 
terei  betreiben,  g.  ifl  Bifd)ofdfig  unb  2ij)  bed  Je)  luten- 
generale  unb  bat  ein  Seminar.  Süblidj  Bon  ber  Stabt 
iiegen  bie  ehemaligen  RI  öfter  San  'Domenico  bi  g„ 

1406  gegriinbet,  in  bem  eine  jfeitlang  ber  SKaler 
gra  Angelico  ba  g.  atd  Mond)  lebte,  unb  Sabta  bi 
g.  (iept  ablige  Orpebungdanitalt),  1028  gegriinbet, 
1462  oon  BnmeUedco  neu  erbaut,  mit  febönent  Rio* 
fterbof  unbSoggia. — S-ftebt  auf  ber  Stelle  bed  alten 
etrurifeben  Fnesulae,  Bon  bem  nod)  SRefte  ber  fpflopi» 
feben  Mauer  fowie  eined  Amphitheaters  übrig  finb. 
Jn  ber  Sähe  Würben  bie  St&mer  oon  ben  Watliern 
225  B.  Cbr.  befiegt.  Unter  Sutla  würbe  g.  eine  Ro» 
lonie,  unb  ßatilma  orgamfterte  hier  nach  ber  glucbt 
aud  Wottt  feine  Streitfrage.  ©ei  g.  fcblug  Stilidjo 
405  n.  6br-  bad  £>eer  bed  Slabagaifud  (f.  b.).  1125 
würbe  bie  Stabt  Bon  ben  glorentinem  jerftört. 

gicfolc  (fpr.  fg»),  1)  gra  ffitoBanni  ba,  audj 
gra  ©eato  Angelico  genannt,  eigentlich  ®uibo 
bi  ©ietro,  ital.  Maler,  geb.  1387  ju  Stccbio  in  ber 
©rooinj  Mugetto,  geft.  18.  Mürj  1455  in  Siom,  trat 

1407  in  bad  Dominifonerflojtcr  Bon  giefole  unb  bil» 
bete  ftcb  nad)  ©berarbo  Starnina,  Mafolino  unb  Or» 


- giefote. 

cagna  m ber  Malerei  aud.  Seine  friibefien  Arbeiten 
beftnben  ftcb  jti  dortona,  barunter  ein  Altargemälbe, 
bie  tbronenbe  Jungfrau  jimfcben  ^eiligen,  in  San 
Domenico.  Aid  1436  — 42  bad  JMofter  San  Marco 
in  glorcnj  für  bie  Dominitaneroon  giefole  bergeriebtet 
Warb,  febmücfte  ed  gra  Angelico  mit  Bielen  greoten. 
Um  1446  berief  ibn  Sugett  IV.  nad)  SHom.  Son  ba 
ging  g.  1447  nad)  CrBieto,  Wo  er  bie  Dccfe  ber  Bon 
Siifolaud  V.  erbauten  Sappetla  ShioBa  im  Dom  aud- 
malte,  unb  1450  in  fein  Rlofter  nach  giefole.  Dar« 
auf  natb  SHom  jurüdgetebrt,  fiattete  er  hier  für  Sapft 
Martin  V.  bie  St  9hlolaudfapeHc  bed  Satiland  mit 
Malereien  aud.  giefoled  tief  religiöfer  Sinn,  fein 
Bon  allem  Jrbifcben  abgewenbeted,  audicbliefelicb  bem 
$immlifd)en  jugewenbeted  fflemül  fpriebt  ftcb  in  allen 
feinen  SBcrten  beutlid)  aud.  Wamentlid)  ift  feinem 
Maler  ber  Audbrud  bed  überirbifeben,  Bon  göttlicher 
Siebe  erfüllten  (Jbarafterd  ber  6ngel  unb  ber  bimni» 
lifeben  ßonne  ber  Seligen  fo  Bollfommtn  gelungen 
Wie  ibm,  Wedbalb  er  ben  Beinamen  Angelico  erhielt 
unb  nad)  feinem  Job«  felig  gefproeben  warb,  ßr  fotl 
nie,  ohne  juBor  ju  beten,  ben  ißinfel  ergrijfen  haben. 
Der  Audbrud  mächtiger  Seibenfcbaften  gelang  ibm 
nicht  unb  er  ftebt  m biefer  Sejiebung  Mafaccio  nach, 
ben  er  in  ber  feinen  ©efeelung  ber  ©ertcbtdjüge  wie» 
ber  ttbertriffL  Son  giefoled  gredfen  finb  neben  benen 
im  Rlofter  San  Marco  bie  m ber  Wifotaudfapelle  ju 
Wom  bie  betBorragenbften.  Unterfeinen  Altargemäl» 
ben  jeiebnen  ftcb  aud : bie  Mabonna  mit  Bier  ^eiligen, 
in  San  Domenico  ju  ©erugia;  bad  Driptpcbon  mit 
ber  tbronenben  Mabonna,  in  ben  Uffijien  juglorenj; 
bie  Anbetung  ber  heiligen  Jungfrau  burd)  bie  feilt- 
en Rodmad  unb  Damian,  bad  Jüngfte  ®erid)t  unb 
fe  Rreujabnabme,  in  ber  Afabetnic  bafelbft;  bi«  Rrö- 
nung  Mariä,  int  Couore  ju  Sarid  (geftodjert  auf  15 
Blättern,  mit  ßrflnrung  Bott  A.  23.  n.  Schlegel,  1817), 
unb  bad  Jüngfte  ©eriebt,  im  Berliner  Mufeum.  Jtt 
ber  Rircbe  Santa  Maria  fopraMineroa  iniHom  würbe 
ihm  ein  Denfmal  gefegt.  Sgl.  görfter,  Scben  uttb 
Serie  bed  graöioo.  ba  g.  Oiegcnöb.  1859);  Beiffel, 
gra ®ioB. ba g. (greib.  1 895) ; Set).  F.  (Sonb.  1886) ; 
Supitto,  Biuto  Angelico  (glor.  1898);  SRotbed, 
Die  Darftellitngen  bed  gra  ®ioo.  Angelico  aud  bent 
Seben  ßbriiti  unb  Mariä  (StTafib.  1902). 

2)  Mino  ba  g.,  eigentlich  Mino  bi  ®ioBanni 
bi  Mino,  ital.  Bilbbauer,  geb.  1431  ju  ©oppi  int 
cafenlintjcben  ödebiet , geft.  11.  Juli  1484  in  glorcnj, 
toar  anfangd  ald  Stetnmeg  in  glorenj  tätig  unb  bil» 
bete  fid)  bann  unter Seitung  bed  nur  brei  Jahre  altem 
Defibcrio  baSettinnano  juni  Bilbbauer  aud.  ßr  ent» 
faltete  batb  eine  febr  umfangreiche  lätigfeit,  beren 
ßrgebniffe,  foweit  ite  monumentale  unb  beforatioe 
Arbeiten  betreffen,  fid)  in  glorenj,  Wottt  unb  giefole 
beftnben.  Sääbrenb  biefe  jeboeb  bureb  Mangel  an 
Originalität  ber  ßrfinbung  unb  burtb  flüchtige  Aud» 
fübrung  leiben,  bejeidmen  feine  Sorträtbüjlen  ben 
S>öt)cpu»ft  ber  naturaliftifeben  Sorträlbilbnerei  im 
15.  Jabri).,  Wedbalb  ft«  («br  gefndlt  fl"b  unb  mit  ho- 
ben ©reifen  bejafllt  Werben.  Jn  bie  erfte  prüfte  feiner 
Däligfeit  fallen  bie  nteiften  feiner  lebendBollen,  bid  in 
bie  fleinflen  ßinjelbeiten  ber  SJiatur  nacbgebilbeten 
©orträtbüflen  in  Marmor:  bie  bed  ©iero  be’  Mebici 
(1463),  bed  ®iuliano  be’  Mebici  unb  bed  ®rafen  9)i< 
nalbo  belta  Suna  (1461)  int  Mufeo  Jlajionale  ju 
glorenj,  bed  glorentinerd  Alero  bi  Suca  (1456)  ju 
Berlin  (in  ©rioalbefif),  bed3ficcolö3irojji(uml454) 
im  Berliner  Mufeum  unb  bed  Bifchofd  Sionarbo  Sa» 
lutati  (Bon  1466)  an  feinem  ebenfalls  Bon  g.  an- 
geführten ©rabntal  im  Dom  ju  giefole,  bad  tn  mo» 


558 


Fiesta  — gigeac. 


numcntaler  unb  beforatiBer  Sjtnfifüt  gicfDled  Haupt« 
Wert  ift.  ©on  ietnen  anbent  Schöpfungen  finb  ju 
nennen:  bie  Auljcbtmlrfung  ber  ©abia  ju  gloren,) 
mit  Altären  unb  fflrabbenfmätem.  bad  ©rabmal  bed 
©apfled  ©aul  II.  in  ben  ©rotte  ©aticane  unter  ber 
©eterdfirepe  ju  Siam  imb  bas  ©rabmal  bedßarbinald 
gorteguerra  in  Santo  Secilia  ju  Sotn. 

3)  SilBio  ©ofini  ba,  ital.  ©ilbpauer,  geb.  1602 
in  gloren j,  gejt.  bafelbft  1647,  rourbe  Stüter  bed 
Anbrea  gerrucci  unb  war  Borjugdweife  auf  bem  ffle« 
bicte  ber  betoratioen  ©laftif,  fo  an  ben  Kebiceergräbcm 
in  gieren»,  in  ©enua  unb  Kailanb,  tätig.  Selbftän- 
bige  Serie  ftnb:  eine  Kabonna  für  bad  ©rabmal 
Don  Ant.  Strojji  in  Santa  Kana  SioBetla  ju  glo- 
ren,), bad  ©rabmal  ber  Kincrbetti  ebenba,  jWei  ©ngel 
für  ben  Hauptaltar  beb  Doma  ju  'fitfa  unb  bas  ©rab- 
mal für  SRaffaele  Kaffeo  in  San  2ino  ju  ©olterra. 
Fiesta  (fpan.),  gejt,  geftlüpfeiL 
gieiicc  fl«r.  fieroc),  gofepp,  franj.  ^ublijift,  geb. 
10.  April  1767  in  ©arid,  geft.  7.  Kai  1839,  War  oor 
ber  SHenolution  ©uepbruder,  erregte  aber  balb  burtp 
feine  ©erebfamfeit  Aufmerffamfeit  unb  gewann  alb 
Sßrafibent  beb  Spifätre-gran^aid  großen  Smflujj.  Önp- 
renb  ber  Sieoolution  wagte  erber  off  eri  tl  irtjen  Kcmung 
mit  einer  ©rofepüre : -Sur  lanöcessitd  d'une  religion  * 
(©ar.  1795),  entgegenjutreten,  unb  nad)  bem  9. 4 per- 
mibor  warb  er  einer  ber  Ijeftigften  ©egner  beb  ßon- 
Bentd.  'Jtacp  bem  18.  gructibor  (4.  Sept.  1797)  würbe 
er  oerbaftet  unb  muftte  ein  gapr  im  stemple  fepinad) 
ten.  91aep  einer  SKeife  nach  Sonbon  im  Auftrag  bed 
©rften  Konfuld  fdirieb  er  ju  beffen  ©unften  feine 
»Lettren  sur  l'Angleterre  et  rbflexions  sur  laphilo- 
sophie«  (1802).  warb  1805  genfer  unbSfcbafteur  beb 
»Journal  de  l'Empire«  unb  in  ber  golge  ©räfeft  bei 
Separt.  'Jltcore.  Später  pulbigte  er  ber  iHeftauration, 
fd)lug  fid)  aber,  naipbem  erl818Wegen  feiner  »Corre- 
spondance  politique  et  administrative«  (©ar.  1817) 
brei  Konate  im  ©efängnid  jugebrad)!,  ,)ur  Cppofilion 
unb  warb 'Kitarbeiter  am  »Journal  des  üebata*  unb 
am  »National«.  Außer  einer  Sleipe  politifd)er  öe- 
legenpeitdicprijten  bat  er  noch  »Correspondance  et 
relations  de  J.  F.  avee  Bonaparte*  (1837,  15  ©be.) 
Beröffentlidjt.  Aud)  fdirieb  er  jWei  Siomane:  »La  dot 
de  Snzette«  unb  -Frederic-,  unb  Slooellen  (mit  je- 
nen präg,  non  g.  ganin,  1842). 

gfife  <(pr.  teuf i , ©raffdfaft  in  Sdjottlanb , an  ber 
Dlorbjee,  umfaßt  ben  grüfjcrn  Seil  ber  Halbinfel  jwi* 
fepen  ben  girtpd  of  gortp  unb  of  Ictq,  grenjt  auf  ber 
Sanbfeite  an  bie  ©raffepaften  ©ladmannan,  Kinroß 
unb  ©ertp  unb  pat  einen  Umfang  non  1329  qkm 
(24,1  DK.)  mit  (1901t  2 18,843  Sinw.(  164  auf  1 qkm). 
Sie Hauptftabt  ift  ©upar.  bie  bebeutenbften  Stäbte 
aber  finb  Sunfermline  u.  St.  Anbrewd.  ©gl.  K a d a p, 
History  of  F.  and  Kinross  (2.  Audg.,  2onb.  1896). 

griff  (fpr.  loif),  f<pott.  Abeldgcfeplecpt,  bad  feinen  Ur- 
fprung  ableitet  Bon  bem  fagenberüpmten  Span  Kac« 
buff,  bem  ©egner  Kacbetpd,  ben  König  Kalcolm  tum 
©arl  of  g.  ernannte.  'Sie  Soöpter  bei  12.  ©arid,  gfa- 
bella,  bie  feine  Slacpfommcn  patte,  legte  bie  ©rafen- 
Würbe  in  bie  §anb  bed  König!  nieber ; burtp  ein  er- 
neuerte! ©atent  warb  bem  Herzog  SRobert  non  Albanp, 
©ruber  ipred  »weiten  ©emapld  unb  Sopn  König  So- 
bertd  I. , bie  ©mpfolge  tugefiepert.  Süd)  crlofcp  ber 
Sitel  1425  butrp  bie  Serurteilung  Kurbodjd,  bed 
Sopned  jened  iHobert  Bon  Albanp,  Wegen  $sod)Ber* 
ratd,  obwohl  noep  männiiepe  Smpfotmncn  etned  jiln- 
gern  Sopned  bed  4.  ©arid  non  g.  ejriftieren  (ed  finb 
bie  heutigen  ©arid  of  Sempß).  1759  Würbe  ber  litel 
erneuert  jugunften  eine!  fcpottifdpen  Canbebelmanned, 


SBilliam  Suff,  ber  feit  1735  Saron  ©raco  in  ber 
iriftpen  ©oirie  war  unb,  nad) bem  tr  feine  Abfunft 
Bon  ben  alten  ©arid  erwiejen  patte,  jum  ©arl  of  g. 
unb©idcountKacbuff  ebenfaüä  in  ber  iriftpen  ©airie 
ernannt  Würbe;  er  ftarb  8.  cept  1763.  ©eaeitwärti- 
aer  unb  6.  ©arl  of  g.  ift  Alejanber  Silliam 
©eorge  Suff,  geb.  10. Stob.  1849,  Sorb-Cicutenant 
Bon  ßlginfpire,  einer  ber  reidpften  englifdjen  ©runb- 
beftber,  1 874—79  liberale!  Kitglieb  bed  Untcrpaufed, 
ber  fid)  27.  guli  1889  mit  ber  am  20.  gebr.  1867  ge- 
bornen  ©rinjefftn  Couifa  Sagmar,  älteften  Socpter 
bed  König!  ©buarb  VII.,  Bermäplte  unb  jum  ^erjog 
Bon  g.  unb  Karquid  Bon  Kacbujf  ernannt  würbe. 

gigäro  (eine  Abänberung  bed  fpan.  ©icaro,  f.  b.), 
branuitifdjer  ©parafter,  warb  Bon  Seaumardiaid  (in 
bem  »Barbier de Sdville«  unb  bem  »Mariage  deF.«) 


juerft  auf  bie  ©üpne  gebracht  unb  ift  jeßt  ald  ber  fpa- 
nifepe  ©arbier  Ippud  ber  ©erfcpmißtpeit,  ber  gntrige 
unbWewanbtpeit.  Sic  Cpern : »Ste  ^oepgeit  bed  g.« 
Bon  Kojart  unb  »Ser  ©arbier  non  SemQa«  Bon 
Sioffmi  paben  ben  ©amen  g.  über  bie  ganje  gebilbete 
Sielt  nerbreitet.  SReuerbingä  ift  g.  aud)  ber  Same 
Bon  3<itungcn  geworben  (in  SJien,  ©arid,  f.  unten), 
bie  weniger  politifepe  ©eleprung  iprer  2efer  begwedeu 
ald  ©cfriebigung  iprer  Sleugier. 

Figaro,  Le,  ©arifer  Sagedjeitung,  1854  Bon  §. 
be  ©illemeffant  (f.  b.)  gegrünbet,  ber  fie  bi!  ju  feinem 
1878  erfolgten  lobe  leitete,  erfepien  bid  1865  anfangd 
einmal,  fpäter  tweimal  wötpentlicp  unb  fcpwang  fiep 
in  ben  leßten  gapren  bed  (weiten  Kaiierreicpd  burtp 
bie  ©ifanterie  unb  fieitptfertigfeit  ipredSoned  unb  bie 
©eicppaltigfeit  ipred  gnpaltd  ju  bem  beliebteften  ber 
fogen.  ©ouleoarbblätter  auf.  bie  pauptfätplitp  ben 


politiftpen,  gefellitpaftlicpen  unb  literarijtpeu  Klatfcp 
pflegen,  ©on  feinem  Urfprung  an  immer  fonfcrnatiB 
unb  flerifal  geftimmt,  bepielt  ber  F.  aud)  nad)  1870 
feine  £>altung,  bie  bei  aller  Siüdjtdttnapme  inKleinig- 
feiten  immer  gegen  bie  republifanifepe  öerrfepaft  gc- 
ritptet  ift,  Woburd)  fiep  F.  feinen  ©influß  in  ben  Krei- 
fen  bed  fraiuöfiftpen  Abeid  erpalten  pat.  91ur  furje 
3eit  wäprenb  feine!  ©intretend  für  bte  SRcBifiou  bed 
Srcpfudprojeffed,  ift  ber  F.  liberal  gemcien.  Ste  ©er« 
Wallung  bed  F.  gibt  autp  eme  mit'  farbigen  ©übern 
Berfepene  Konatdjcprift:  »Le  F.  illusträ«,  unb  eine 
ntufifalifdje  Konatdfcprift:  »F.  musioal«,  mit  Sloten 
peraud.  91aip  ©lüemeffanld  lobe  würbe  ber  F.  Bon 


Kaanarb,  be  Sobapd  unb  ©örioier  geleitet,  naepbem 
ber  F.  [epon  Borper  in  eine  AftiengefcUftpaft  umge« 
wanbeit  Worben  war.  91atp  Kagnarbd  iobe  (1894) 
würbe  be  fRobapd  Sjauptrebafteur,  ber  1901  auäjtpieb. 
©egenwartig  (1904)  wirb  ber  F.  non  fflafton  Eal- 
mette  geleitet. 

Srigeac  ffpr.  phdmf),  Arronbiffcmentdbauptftabt  im 
franj.  Separt.  2ot,  am  Sfl(,  Knotenpunftber  Orlfand- 
bapn,  pat  2 ftpöne  Kirtpen  aud  bem  12.— 14.  gaprp., 
ein  Scplofi  (jeht  ffleritptdgebäube) , meprere  anbre 
mittelalterliche  ©ebäube,  ein  ©oll ege,  ©ibtiotpef.  Ku- 
feum,  gabrifation  Bon  SBolI-  unb  »oljwaren,  Acfer- 
geraten  ic.,  bebeutenben  fymbel  unb  09ou  4480  (ald 
fflemeinbe  5861)  ©inw.  — g.  Berbanft  feine  ©nt- 


ftepung  einer  öenebiftinerabtei,  bie  755  BDn  ©ippin 
bem  Kleinen  gegrünbet  unb  im  16.  gaprp.  fäfulari« 
fiert  Würbe.  Ste  Hugenotten  eroberten  unb  Berwü- 
fielen  g.  1576,  unb  erft  unter  König  Subwig  XIII. 
würbe  ed  1622  non  bem  fflouBerneur  Suüp  wieber 
unter  bie  Herrfipaft  ber  Krone  gebracht,  worauf  bie 
geftungdwerfe  gejcpleift  würben,  g.  ift  ©eburtdort 
bed  Ägqptologen  ©pampoUion,  bent  pier  ein  Senfmal 
erriiptet  würbe. 


559 


gigieren  ■ 

ffigicrctt  (lat.),  fiflüffiged  »erb i den. 
jfigig,  Cafe  im  öftiicfeen  Seile  ber  maroffan. 
Sahara,  an  ber  ©renje  gegen  Algerien,  unter  82"  19' 
nBrbl.  SBr.  unb  1°  5’  meill.  8.,  14  qkm  grafe,  enthält 
iefm  befeftigte  lörfer  (fiiur,  loalion  acht  in  gemein« 
famer  Ummallung)  mit  13,000  berberifdjen  unb  ara> 
büchen  Ginmohncrn.  3m  $auptort  Snaga,  mit 
4000  Gin».,  taufeben  Arabernontaben  Satteln,  $ul- 
»er,  Kleiber,  SSaffen  gegen  ©utter,  fJeQe,  S8otle,  Schafe 
unb  3i(fltn  ein.  — £>ter  mürbe  31.  Mai  1903  ber 
frnnj.  ©eneralpouBerneur  »an  Algerien,  3annart, 
bunt)  uubotmäfetge@rengmaroffancr  überfallen ; acht 
Inge  fpäter  (8.  Juni)  erfolgte  bie  Strafbefcfeiefeung 
Snaqad  burcfi  fran.iöfifcbe  fielanialnrtiHerie. 

?f  igliuc  »yalbdriia  cfpr.  fujind,  Sieden  in  ber  itnl. 
flromn)  unb  bem  Streik  Rlorenj,  am  Amo  unb  an 
ber  Gifenbafen  glorenj-Siom,  hat  Seibengeminnung. 
Strobflechterei,  Mefjerfabritation  unb  (woi)  ca.  6300 
(ald  ©enteinbe  11,376)  Gült», 
tfeigmciit  (lat.).  Abbilbung;  ©rbicfetung. 
(vigm-irn  ba  ffoj  um.  ftgftra  b«  Stabt  im 
portug.  ©e  (irf  ßointbra  (©rooinj  ©eira),  an  ber  Mün- 
bung  beet  Monbego,  Snotenpunft  ber  Gifenbabncn 
nach  Stffabon  unb  ©Klar  gomtofo,  (ehr  befuefetcr 
©abeort,  Siß  mehrerer  Äonfulate,  hat  einen  guten,  aber 
»egen  ber  Surre  icferoer  jugännlicfeen  $nfen  unb  eiooo) 
7890  Ginm.,  bie  Ipanbel  mit  ©ein,  £>olj,  Sieid,  Salj, 
Sohle  unb  Sifchen  treiben.  2,3  km  norbmeitlid)  her 
Sieden  ©uarcod,  mit  altem  Stnjlell , Sifdlhanbel, 
Sraunfohlengruben  unb  ctsoo)  5033  Ginm. 

fyigiicrnd  (tue.  faeo.  ©ejirfSfeauptitabt  in  ber  fpan. 
©rouinj  ©erona,  in  ber  fruchtbaren  Gbene  Ampur- 
ban, an  ber  Gifenbahn  ©arcetona-'fiortbou  gelegen, 
hat  ein  3nftituto,  ein  Mufeum,  eine  Jhmftfcbule,  Sei- 
fenfobrifation  unboooo)  10,714  Ginm.  ÜberberStabt 
(146  m)  erhebt  fich  bie  untei^Serbinanb  VI.  erbaute 
rofee^itabetleGafiillo  beSanSernanbo,  bie  für 
ie  flärffte  Seftung  Spaniens  gilt  unb  20,000  Mann 
©ciafeung  nebft  500  ©ferben  faffen  fann.  — S marb 
(nach  b*r  3etflörung  burd)  bie  Sanbalen)  1267  »am 
König  3a!ab  I.  »an  Aragonien  neu  nufgebaut.  Am 
27.  wo».  1794  mürbe  S-  »an  ben  Sranjofen  erobert, 
bie  bann  14.  3u»i  1795  hier  eine  9ficber(age  burefe 
bie  Spanier  erlitten.  3m  3»!'  1808  abermals  »on 
ben  Sranjofen  erobert,  marb  ed  21.  April  1811  »an 
ben  Spaniern  burefe  Überrumpelung  gemonnen.  Sie 
Sranjofen  fcfeloffen  barauf  bie  Seftung  ein  unb  jman- 
gen  |te,  nachbem  fie  3.  Mai  bad  10,000  Mann  jäfe- 
ienbe  Gntfafefeeer  Gantpoberbed  jurüdgefcfelagen  hat, 
ten.  19.  Aug.  jur  Kapitulation.  Am  13.  Aug.  1813 
mufiten  fie  ben  filafe  mieber  räumen. 

SHgticrad  <fpr.  pgi-),  Gftaifidlao,  fpan.  Staats- 
mann, geb.  13.  9lou.  1819  in  Sarcelona,  geft.  11. 
9!o0.  1882  in  Mabrib,  fefelofe  fid)  1840  ben  Sepubl» 
tanern  an,  bie  bamald  noefe  eine  (ehr  fleine  Partei  bil- 
beten.  1850  »cm  Sarcelona  in  bie  GorteS  gemöfelt, 
bilbete  er  hier  mit  Drenfe,  Sojano  unb  3»en  ben  erften 
Kern  einer  republifnnijefeen  Partei,  nahm  an  republi« 
laniicfeen  Serfcferoörungen  teil  unb  mürbe  12.  Mai 
1867  auf  ©efetfi  beb  Marfcfeatld  Slaruae,)  ind©efäng- 
nid  gehrocht.  Sind)  ber  Vertreibung  ber  Königin  3fa* 
betla  1868  mürbe  S-  Mitglieb  ber  rcoolutionnren 
3unta  unb  ber  Gorted,  in  benen  er  mit  allen  Mitteln 
für  bie  Grricfetung  ber  üiepitblil  roirfte.  1873  jum 
Sräfibenten  ber  republifattifcfeen  Grefuti»gemalt  er- 
nannt, fefele  er  13.  Mär}  ben  Sefcfelufe  bunfe,  bafe 
lonflituiercnbe  Gorled  einberufen  roerben  foüten,  bie 
am  8.  3uni  1873  bie  ©roflamierung  ber  {Jöberatip- 
republif  befcfeloffen  unb  S-  in  feinem  Amt  betätigten. 


- gtguier. 

Sifferenjen  mit  ben  übrigen  Slepublifanem  6emogen 
ifen  aber,  fefeon  11. 3uni  feine  Gntlaffung  ju  nehmen. 

Sftguctoa  cfpr. ftge.),  l)5rancidco  be,  genannt 
el  Itnino  (»ber  ©öttlicbe«)  ober  nuefe  -ber  fponifefee 
©mbar«,  geb.  1540  in  Alcald  be  §enarcd,  geft.  1620, 
befuefete  bie  Unioerfitnt  feiner  Salerftabt,  trat  in  baö 
fpanifefee  §eer  in  Stalien  unb  ermarb  fid)  hier  ben 
iJiuf  nicht  nur  eitted  tapfem  Kriegers,  jonbern  auch 
emed  grofeen  licfeterd,  fo  bafe  er  ju  Siont  gefrönt 
mürbe.  9tacfe  Spanien  jurüdgefefert,  begleitete  er  ben 
tpcrjog  Ion  Garlod  be  Aragon  nach  fvleinbem,  (ehrte 
aber  balb  in  fein  Saterlanb  jurüd.  Kurj  »or  feinem 
lobe  »erbrannte  er  feine  (amtlichen  fflcbidjle;  boefe 
hatten  fid)  Abfcferiften  »on  einigen  erhalten,  bie  Ion 
Suib  Iribalbod  be  lolebo  juerft  feeraudgrb  (Ciffab. 
1625;  mieber  abgebrudt  in  ber  Sammlung  »on  9fa- 
mon  Sernanbeit,  Mabr.  1785  u.  1804).  Sie  beftehen 
aud  Sonetten,  Kanjonen,  Gtegien  unb  ber  berühmten 
Gtloge  »Tirsi«,  Stgueroad  poetiidjem  Sllanten,  unter 
bem  ifen  aud)  Genuiuted  in  ber » Galatea»  feiert.  S-  feat 
mit  ©odean  unb  fflarcilafo  italienifdien  ©efefemad  in 
bie  fpanifefee  Iß  oefie  eingeführt;  er  felbftbicbtetemit  glei- 
cher Glegan}  in  italienifcfeer  roie  in  fpani jefeer  Sprache. 
Gine  Angatjl  feinet  ©ebiefete,  barunler  »Tirsi« , ent- 
hält bie  -Biblioteca  de  autores  espaiioles»,  Sb.  42. 

2)ttrift6»al  Suarej  be,  fpan.  liefeter,  gebürtig 
aud  SaDabolib,  lebte  ;n  Anfang  bed  17.  3al)rfe.,  mar 
9fcd)tägelef)rter  unb  brachte  einen  grofeen  leil  feines 
Sehend  in  3talien  }u,  mo  er  ein  Amt  bei  ber  fpani» 
fefeen  Sernmltung  befleibete.  Unter  feinen  »erfchie- 
benen  Stierten  fino  bie  Ubotfepiing  bed  »Pastor  fido« 
»on  ©uarini  (ilieap.  1602  u.  1622)  unb  ber  Schäfer» 
roman  »La  constante  Amarilis«  (Valencia  1609, 
Mabr.  1701)  am  betannlejten.  Sein  ©efdjicfetdmerl 
»Hechos  de  Don  Garcia  Hurtado  de  Jlendoza« 
(Mabr.  1613)  über  bie  Kriegführung  biefedSelbfeerrn 
gegen  bie  Araufaner  ift  bem  3»halt  nad)  inlerejjant. 
aber  affeftiert  gefebrieben.  Aufecrbem  »eröjfentiicfete 
er  bad  Srofnmerf  »El  Pasagero-  (Mabr.  1617),  baö 
in  jefen  Abicfenitten  9iD»ellen,  bie  Sieifenbe  erjäfelen, 
beleferenbe  ©efpräcfee  unb  bed  licfeterd  Siograpfeie 
enthält,  fomie  ein  epifefeed  ©ebiefet:  »La  Espuüa  de- 
fendida»  (bat.  1612). 

Signier  (tor.  ftabiei-  Ö ouid,  Sdjriftftcüer,  geb.  15. 
Sehr.  1819  in  Montpellier,  geft.  8.  9io».  1894,  ftu- 
bierte  in  Montpellier  Mebijin,  marb  feier  auefe  1846 
^irofeffor,  1850  lojent  ber  9(aturroiffenfd)aften  an 
berSafulIät  jutoulouje  unb  1853  firofefjor  an  ber 
ficole  de  pharmaäe  ju  fiariS.  Grfeferieb:  »Expo- 
sition et  histoire  des  priucipalcsdäcouTertes  scien- 
tifiques  modernes«  (6.  Aufl.  1862, 4 Vbe  );  »Histoire 
du  mervcillenx  dans  les  temps  modernes«  ( 1829— 
1862,  4 ©be.);  »L'alchimie  et  les  alchimistes« 
(3.  Aufl.  1860);  bie  bie  Unflerblicfefeit  ber  Seele  »er» 
leibigenbe  Scferift  »Le  lendemain  de  la  mort«  (10. 
Aufl.  1894;  beutfd)  »on  fflufefe,  fieip.j.  1876);  »Vies 
des  savants  illustres  dtpuis  l'antlquitd  jusqu'au 
XIX.  siäclc«  (2.  Aufl.  1875,  6 ©be  );  »Lass  tner- 
Teillcs  de  la  Science«  (1867—91 , 7 ©be  );  »Le  ta- 
bleau  de  la  nature«  (1862—71,  10  ©be.);  »Les 
mjstdre«  de  la  scieuce«  (1887,  2 ©be.);  »Les  bon- 
heurs  d’outre-tombc«  (1892)  u.  a.  Auch  ht  feinen 
Ironien  (»La  Science  au  thfe&tre«,  1889,  2 ©be.) 
iuefete er  miffenfdjaftlicfeeficnntniffe  ju  »erbreiten.  Seit 
1856  gab  er  bad  3aferbucfe:  »LAunde  scicntifiqne 
et  industrielle*  heraus.  — Seine  ©attin  3 u I i e 1 1 o, 
gehome  ©oudearen,  geb.  4.  f)obr.  1829  in  Mont- 
pellier, geft.  6.  If(.  1879,  feat  fid)  burd)  anmutige 
Aooeüen  unb  Scfeilberuugen  betanut  gemacht. 


560 


giguiera  ©olbfalj  — giguridmuä. 

gigufcr«  liJolbfnlj,  f.  ©olbchlorib.  fcpilbert  Werben  follcn  (j.  ©. : »tlnb  e«  Waltet  unb  He» 

Fieuhna  (Figliua,  lat.),  fooiel  wie  giftilien.  bet  unb  braufet  unb  jifept«).  Einfacher  Rnb  bie  gi* 

gigur  (lat.),  (unadfit  jebe  3ufammenftellung  Bon  guren  bet  (Weiten  Sjauptfonn,  bie  giguren  ber 
gewigen  ©willen.  gcraben  unb  frutnmenSinien  einer  Spannung;  pierper  gehört  1)  bas  Vlbbrecpm  beä 
Ebene  (ebene  g.),  bann  überhaupt  jebe«  geomelrtfcpe  iiluäbruct«,  bie  fogen.  VlpofiopeR«  (f.b.),  beren  Rep  ber 
©ebilbe.  Sine  bloß  au«  fünften,  ©eraben  unb  Ebe-  Siebenbe  bebient,  wenn  er  ui)  au«  irgcnbwelcpen  ®rün» 
nen  bejtepenbe  g.  nennt  man  oft  eine  Stonfigura-  ben  fdjeut,  (einen ©ebanfen  Sorte  ja  0erleipen,unb2) 
tion.  — 3n  ber  Stiliftif  unb  Sipetorif  nerftebt  man  bie  rpetoriiepe  grage  (f.  gragel,  burd)  bie  ber  Siebente 
unter  giguren  gewiffe  Spiegelungen  beä  (ubjeftioen  einen  3weifel  erwedt,  ben  er  in  ber  Siegel  turj  barauf 
innem  Stilb  (f.  Stil),  bte  ben  äftpetifepen  Vtpperjep-  wieber  befeitigt.  — gn  ber  ©büoiopbie  nennt  man 
tion«formen  (i.  Vlpperjeption)  an  bie  Seite  gejtellt  wer-  logifcpe  ober  füllogiftifebc  giguren  bie  ocrldiie- 
ben  tonnen.  Bäprenb  aber  bei  biefen  leptern  ba«Spa-  benen  öeftaltcn,  Die  ber  Scplufj  burd)  bie  Pcrfdjiebene 
ratteriftiitpe  ber  iluffajjungbwetje  bann  beftept,  baß  Stellung  beb  Sfiittelbegriffb  annimmt;  f.  Schluß, 
su  entern  gegebenen ©orfteUungbinpalt  anbre ©orftcl-  gigurabet  (lat.),  geitallbar,  bilbfam. 
jungen  binjugcbatpl  werben,  bie  ipn  äftpetifcf)  erwei-  giguralmuRf,  jomel  wie  tttnftBolleraeprftimmige 
lern  unb  beretepem,  wirb  bort,  wo  wir  Bon  giguren  SRuftt  (f.  b.).  Sgl.  giguration. 
ber  Siebe  fpretpen,  nicht  (owopl  ein  ©orftetlungä-,  gigurantcu  (lat.),  auf  ber  ©üpne  bie  ©erfonen, 
alb  Bielmepr  ein  ©cfüplbelement  pmjugefiigt  Ipter-  bie  nur  alb  ftummc  giguren  auftreten ; im  Ballett  bie 
mit  ift  bereitb  gefügt,  baff  bie  giguren  nicht,  wie  in  9K<pt>Solotän«ermnen ; übertragen  fooiel  wtc  SXen- 
ber  antilen Sipetont,  alb  äußerlicher  Scpmud  berSiebe  fepen , bie  eine  blofee  gigur  abgeben , Eüdcnbiißer. 
aufgefaßt  werben  bürfen,  fonbem  baß  Re  bon  innen  Figura  ta  carmina  (lat.),  gigurengebiept,  f. 

beraub  begriinbet  unb  albSBiberfcpein  beitimmter  pft)-  ©tlberreinte. 

cpiRber  ©rojeffe  angefepen  werben  tnüffen.  Vitt  bie  giguration  (lat.,  gigurierung),  bie  Sub- 
Steile  ber  (epr  japlreitpett,  aber  jumetft  wertlofen  an-  fdpmudung  beb  einfachen  ©angeb  ber  Stimme  burd) 
tifen  Jtlaffiiilationen  ber  giguren  muß  baper  eine  pjg-  ntelobtjcpeSiebenmotioe,  auep  bienurrpgtpmijcbe  Stei- 
cpologiicbe  Einteilung  treten,  bit  leid)!  gewonnen  Wirb,  gerung  ber  Sebenbigleit  burd)  Sonwieberpolungen 
wenn  man  bie  oon  ber  mobemett  ©üjepologie  burd)-  gigurartB  (lat  ),  bilblid),  oorbilblicp.  [u.  bgl. 
geführte  Untcridieibung  breier  Spauptricbtungen  beb  giguren,  afuftifepe,  f.  Schwingungen. 

©efüplb  (f.  ©efüpl)  beachtet  Stuft  unb  Unluft,  m gigurentapitcll,  f.  Silbcrfapiiefl. 

benen  fid)  bie  Cualitälbridjtung  beb  ©efüplb  äußert,  gigurenpfiiigeu,  (.  ©Obenbearbeitung,  3. 123. 

Rnb  aüerbingb  pier,  wo  eb  Rd)  um  aügentemfie  gor-  gigurcnftciuc,  fooiel  wie  ©erfteinerungen. 

men  beb  öefüplblebcnb  panbeli,  jur  Ertlärung  ber  gigurieren  (lat.),  btlbcn,  geftaltcn,  etwab  mitgi* 

Jatfacpen  niept  bienlid),  wopl  aber  bie  ©egenfäße  Bon  guten  jepmüden ; Rnnbtlblid)  barReUen;  übertragen 
Erregung  unb  Hemmung  cinerfcttb  unb  Bon  Span-  fooiel  wie  eine  SioUe  (gigur)  barftellen,  Südenbüßer 
nung  unb  Söfung  anberjeitb.  SKan  tann  bie  giguren  fein,  eine  bloße  gigur  abgeben, 
uonbiefem  pfpdjologiftpen  ©eRcptopunft  aub  in  jwei  gignriert,  gemuftert,  oerjiert , namentlich  Bon 
^tauptgruppen,  nämlich  m bie  giguren  ber  Er-  gewebten  Stoffen. 

regung  unb  in  bie  giguren  ber  Spannung,  gigurierter  CTboral,  (•  Eporalbearbeilung. 

(erlegen.  3)ie  giguren  ber  Erregung  machen  Rd)  wie-  gigurierte  Wahlen,  bie  ©lieber  einer  antpmeti- 

berutu  in  Bier  oer)d)iebenen goriticn  geltenb:  l)in  ber  fepen  Sieipe (f.b.) beliebiger  Orbnung,  bie  mit  berEut- 
SSap!  übertreibenber  Vluebrüde,  in  ber  $>t)perbel  peit  beginnt.  Siimnitman  in  bererftenSieibe  lal«3)if- 
(f.  b.),  bie  Dorwiegenb  bem  fid)  erft  entwidelnben  Stil  ferenj,  fo  Rnb  bie  Sfeipeit  ber  erften  brei  Crbnungen 
einer  ungelenlen  äunft  (beilpielsweiie  ben  mittelpocp-  12  3 < 3 6 7... 

beutidjen  optelmanniSgebichten)cigen  ift,  aber  jur©e*  t s » io  iS  21  28... 

jeiepnung  ftarfen  Viffett«!  auep  in  leben boollen  ©ebil-  1 4 10  20  35  5*  M - 

ben  reifen  Stil«  erfepeint;  2) in  ber 3ufammenfteHung  gn  ber  jweiten_unb  ebenfo  in  ber  brüten  Sieipe  ift 
oon  Vluöbrüden  mit  fiep  fteigemben  ©efüpldwerten,  jebe«  ©lieb  bie  Summe  be«  Bor  ipm  ftepenben  ber- 
b.  p.  in  ber  fogen.  JHintnj.  Säprenb  bie  SJiuRf  an-  fclben  unb  beb  über  ipm  ftepenben  ber  oorpergepen- 
fcpwclleiibe  Erregung  leicpt  einbringlup  uertürpert,  ift  ben  Sieipe  unb  jugletcp  and)  bie  Summe  ber  ©lieber 
biefeel  ber  ©oefie  etwa«  febwerer ; bod)  ift  (.  ö.  in  ©oe-  ber  Borpcrqepenben  Sieipe  oont  erften  bi«  ju  bem  über 
tpe«  »SKnilieb«,  bem®ebicpt  -Siafllofe  Siebe«  u.a.  ein  ipm  ftepenben.  $ie3aplm  ber  (weiten  Sieipe  peißen 
folcpe« Crescendo  leicht  ju beobachten ; 3)  in  berSie-  Jrigonal-  ober  Xreied« jablen,  bie  ber  brüten 
b er  polun  g beftimniter  VBörter,  Sapteile  ober  Säße.  Sieipe  Stetraebraljaplen.  Siinimt  ntan  in  ber 
Sie  in  ber  tÖietril,  fpielt  bie  SBieberpolung  in  ber  Sti-  erften  Sieipe  bie  3>ijfercns  2,  3,  4 ic,  fo  befommt  man 
lifrtf  eine  bebeutenbe Siode ; Re  fnüpft  nitjenttftepenbe  in  ber  (Weiten  Ouabrat-,  ©entagonal-,  Ipepa- 
Elemente  (u  einer  Einpcit  jufammen  unb  Berflärlt  gona!(aplen  ic.,  überhaupt  ©olpgonaI(abien 
pierburep  bie  firaft  be«  Vlfiett«.  ®ie  nampafteften  (f.  b.),  wäbrenb  bie  ber  bntten  Sieipe  im  allgemeinen 
giguren  ber  Sieberpolung  Rnb:  Vlnappora,  Spi-  ©nrauiibal(aplen (f.b.)peißen.  SJiit biefcn3apten 
ppora,  Vlnabiplofi«,  Epanalepfi«,  Epigeujri«,  Epano-  paben  fiep  fepon  bie  Villen,  (.  ©.  Siilotmtcpu«  unb  $io- 
bo«  ic.  (f.  bieje  Vlrtilel);  4)  in  gewiffen  gormen  ber  ppant,  befchäftigt,  bann  naep  bem  Sieberaufblüpen 
Sort-  unb  Sapoerbinbung:  ba«  Vlfpnbeton  ber  Siffenfcpajten  juerft  gemtat.  ©adcal,  3at.  ©er* 
(f.  b.)  bient  pier(u  befonber«  bann,  wenn  eine  Sieipe  noulli  u.  a.  ©gl.  ©alßer,  Elemente  ber  SJiatpe- 
oon  ©efepepniffen  in  iprer  eingreifenben  ©ebeutung  matil,  ©b.  1 (7,  Vlufl. , Seip(.  1886);  Seber  u. 
wuchtig  pernorgepoben  werben  foü  (».  8.  »gep  laut,  Sellftein,  Enjpllopabie  ber  Elementarutatpematil, 
id)  fap,  ich  Regte- ),  Wäprenb  ba«  ©olpfpnbcton  (f.  b.),  Sb.  1 (baf.  1903). 
gleichfall«  eine  g.  ber  Erregung,  bann  wirffam  an-  giguriue  (lat.),  gigürepen. 
gewenbet  wirb,  wenn  ba« ©eparrenbe  oberregelmäßig  giguriOinu«,  eine  ipeologtfcpe  Vlnficpt,  wonadj 
Steberlcprenbe,  mit  anbent  Sorten,  Wenn  leine  ©e<  bie  ©egobenbetien  beäVllten  Icitament«  bie  bc«  Sieuen 
fcpepnijfe,  fonbern  3uftänbe  unb  Eigenfcpaften,  ge-  oorbilblicp  barftellen;  Bgl.  Sppologie. 


561 


ftiguriil  - 

tfigurift  (lat).  S'flurcnbilbner;  lättjer  in  gi< 
gurentönjcn;  Vlnßcinger  beS  gmuriemuä  (f.  b.). 

»iflürlitl).  foltiel  loie  bilblid) , ft)mbolifd). 

ivigurfdicibc,  beim  Scßießbicnft  gebräuchliches 
3i*l.  voljraßmen  mit  CeinWanb  bejogeit  ober  Bappe 
oit  einer  §oIj(eifle  beteiligt,  barauf  baä  farbige  Bilb 
eineä  3nf nnteriften  tc.  (8  i g u r)  geliebt  ift. 

0fiii  3<tlanbä  ([er.  fuw  aiHne«),  f.  gtbfcbiinfetn. 

SJifl}  (arab.)  bebeutet  urfpriingüd)  «©nfießt,  Kif- 
fen« , bezeichnet  bann  aber  PorjugSWeife  bie  BedjtS- 
tniifenfdjaft,  als  bie  SSiffenfcfiaft  par  excellence. 
Ser  3«laiti  fennt  nur  einen  ©efeßgeber,  bie  ®ott« 
beit.  Sie  Säillcnscmftfrungen  ber  ©ottßeit  (ahk&m) 
ftnb  niebergelegt  in  Koran  unb  Sunna.  Sie  finb,  je 
naebbent  fie  ftd)  auf  ben  ©lauben  ober  auf  bie  §anb« 
lungen  ber  SJienidien  bejicben,  ©cgenftnitb  beb  Sfalant, 
b.  b-  ber  feholaftildjenSogmatif,  ober  beS8-  Sie  moS- 
Iemmif<be3uriSprubenj  tft  mitbin  eine  fanonifcßeSSif- 
fenfdjaft.  — Sdjon  im  1. 3af)rb-  ber  fcebfehra  gab  es 
berühmte  Fukab4(Sing.Fakih,  SecßtSfunbige),  aber 
n od)  lein  juriflifdjeS  3t)|teni.  Bber  idjon  um  bie  Bütte 
beS  8. 3n!)rt)-  ttmren  bie  Bier  großen  ortßobojm  St)> 
fleme  ber  3mame  Bßu  Stanifa,  BJätif,  Scbafi’i  unb 
'■üßmeb  ibn  Baribal  (f.  Brabifdje  fiiteratur,  S.  660f.) 
abgefd)toffen.  Ser  8-  gilt  nod)  beute  als  bie  Bor- 
nebmite  Kiffenfchaft. 

iftll  (tat.),  Born  S Opfer  gebilbet,  tönern, 
iftilicu  (f'iglina,  lat.),  auS  Ion  geformte  @e> 
fäße  unb  SSerle  ber  bilbenben  Kunft. 

Sfiftion  (lat.  Fictio),  Srbidßhmg,  etwas  Srbid)- 
tcteS,  im  BcdjtSWcfen  (fictio  juris)  bie  gejeßlidic  Bor- 
(cßrift,  baß  etwas  nicht  ©efcbeßeneS  ober  Borßanbenes 
alS  ge[d)ebcn  ober  Borßanben  ju  «achten  fei.  Sab 
Seien  ber  8-  befteßt  alfo  barin,  baß  eine  Becßtäfolge, 
bie  burtb  BecbtSBorfdjtift  an  einen  beftimmten  Int- 
beftanb  angetnfipft  worben  ift,  au<b  bei  ©orbattben- 
fein  eines  beftimmten  an  ber  nlatbeftanbeS  cintrelen 
foll.  Sie  fflefeßgebungbebimt  fuß  ber  8-,  um  in  mög- 
iicbfter  Jtürje  biefen  Befehl  auSjubriicfen  (ßefonbetS 
ßäufig  begegnen  wir  ber  8-  int  römifdjen  Becht).  So 
werben  j.  B.  in  bürgerlichen  Bed)tSftreitigfeiten  bie* 
jenigen  latfacßen , tuelibe  Bon  einer  Partei  behaup- 
tet unb  Bon  ber  Gegenpartei  nicht  beftritten  werben, 
als  jugeftanben  angefeben;  im  beutfdjen  üanbels- 
gefeßbuch  (§  377)  gilt  bie  'Hegel,  baß  bei  nidfi  recht 
Zeitig  erfolgter  Büge  bie  ffiüre  als  genehmigt  gilt. 
Sie  3-  >fi  berfebieben  Bon  ber  rcditlidien  hi  r ä f u m 
tion  (f.  b.;  praesumtio  juris,  Becßtäocrmutung), 
b.  b-  ber  Bcd)tSnorfd)rift,  baß  eine  latfadje,  non  wel- 
cher BecßtSfolgen  abbangen,  unter  gewiffen  Utuftän- 
ben  alS  gewiß  bebanbclt  werben  muß,  obwohl  fie 
nicht  erwiefen  ift.  3n  biefen  Süllen  bleibt  bemjenigen, 
ju  beffen  Sdjabcn  bie  latfache  gereicht,  Borbebalten, 
ben  Beweis  ihres  ©cgenteilS  ju  liefern.  Sie  neuem 
©efeße,  inSbef.  baä  Bürgerliche  ©efeßbueß,  fagen  ftait 
beffen,  baß  auf  ben  latbeftanb  b bie  für  ben  lat« 
beftanb  a gegebenen  Borfcbriftcn  entfpreeßenbe 
Bnwenbung  finben.  Bad)  baä  Bürgerliche  ©efep 
bud)  fennt  eine  Beiße  Bon  S'ttionen,  Bgl.  j.  B.  § 3, 
84,  142,  162,  212  IC. 

Silit»  (lat.),  auf  Siltion  (f. b.)  berußenb,  erbidjtet, 
eingebilbet. 

8t  labclfia.  Stabt  in  ber  ital.  BroBinj  Ealattzaro, 
Brei«  Bicaflro,  auf  einer  Bnßöße  7 km  Born  Seiten, 
mit  (lwt)  6514  SütW.,  würbe  nach  ber  3erftörung 
ber  Stabt  Saftelmenarboburcß  baä  Srbbeben  bott 
1783  Bon  ben  Einwohnern  berfelben  angelegt. 

Silage  (franj.,  fpr.  .tw),  Spinnen ; 3ufantmen* 
breiten  ber  Seibenfäbcn,  f.  Seihe. 

Sfle9tr0  ftono.'fiqifon.  6.  Äufl.#  VI.  ©b. 


Jilaortnbe. 

Sftlagramm  (torrumpiert  auSStligran),  baSBJaf. 
ferjeießen  (f.  b.)  int  Bapier;  auch  bie  au8  Sraßt  ge* 
flocßtcnen,  in  ber  Bapierform  ftßenßen  3eicßen  baju. 

fpilantönt  (lat.),  SabenWerl,  @efafer;  in  ber  Bo> 
tanif  fosiel  wie  Staubfaben. 

f?ilunba(ttal.),Spinnerei,fpejieHSeibenfpinnerei. 

ffilangicri  (fpr.  .temtweri),  1)  ©aetano,  ital. 
Siechtägeleßrter,  geb.  18.  hlttg.  1752  in  IReapel,  geft. 
21.  3uli  1788,  Sprößlittg  eine«  ber  älieften  neaBoli« 
tanifeßen  ©efcßledjter,  Soßn  beS  Brinjen  Eäfar  b'VIrta- 
netto,  erwarb  fuß  als  Sachwalter  büret)  feine  Bereß. 
famleit  unb  feine  Bcrteibigung  ber  SRcfomten  lanuc« 
ciä  bie  ©unft  biefeS  SWinifterä  unb  betleibete  bann 
anfeßnliche  Steden  am  S>of.  3»  feinem  unootlcnbe" 
ten  Üiierf:  >La  scienza  della  legislazione«  (üieap. 
1780 — 88,  8 Bbe.,  u.  ö.;  3ulept  ßrög.  Bon  B-  ©idari, 
31or.  1864  — 76,  3 Bbe.;  beulfdß  unter  anbent  Bon 
fitnf,  ÜfnSb.  1784— A3, 8Bbe. ; auch  inä Sran jöfiiche. 
Cnjjlif^e,  Spanifdte  überlept),  fudßte  er  baä  3beal  einer 
©efepgebung  aufjufteden.  fionig  Serbinanb  IV.  er« 
nannte  ißn  1787  ju  feinem  erftcn^rinanjrat.  Sr  ftarb. 
Wie  man  Bermutete,  an  ©ift,  baS  ißm  wegen  feilt  cd 
SibcrftanbeS  gegen  bie  Bnfdjläge  Bclonä  gereidit 
worben  fein  (oft.  Bgl.  Sonalo  lommafiS  »ffl’cbodit- 
niSfcßrift  auf  3-*  (beutfd)  Bon  3-  SKünter,  BnSh. 
1790)  unb  bie  firbenSbefdjreibunqen  Bon  S.  Same« 
Bali  unb  ©.  Biancßetti  (Beliebig  1819). 

2)  Earlo  3.,  3ürft  Bon  Satriano  utib  öer« 
jog  BDnlaormina,  ncapolitan.  General,  Soßn 
beS  Borigcn,  geb.  lO.Biai  1784,  geft.  10.  Olt.  1867, 
fam  1800  nad)  Sranfreitß,  trat  1803  als  Ceutnant 
in  bie  franjöfifthe  Brütet  ein  unb  jeiißnete  fid)  bei 
Bufterlip  auS.  1806  in  fein  Baterlanb  jurüdgefeßrt, 
Würbe  er  fjauptmamt  im  Generalfla6  3o)epß  Bona. 
parteä  unb  1809  Drbonnan}ofp,uer  beS  jum  Honig 
Bon  Spanien  ernannten  3ofepß.  Biegen  eines  Sueds 
mit  bem  General  Sranccsdii  entlaffen,  trat  er  wieber 
in  bie  neapotitanifeße  Bmtee  ein,  würbe  1811  Dberft, 
1818  Generalmajor,  war  1816  BiuratS  General- 
abjulant  im  Stlbjug  gegen  bic  ßfterreießer  unb  warb 
hei  ber  Srftürmung  ber  Brücfe  über  ben  Bonaro 
feßwer  Pertuunbet.  3um  Generalleutnant  ernannt, 
blieb  er  nad)  bev  IHcftitulion  3erbtnanbS  I.  al8  Gene- 
ralinfpeftor  ber  3nfanterie  im  Sienft,  oßne  aber  baä 
Bertrauen  ber  (Regierung  ju  genießen.  Pfacßbem  er 
bei  Beginn  ber  Senolution  Bon  1820  erfolglos  alä 
Bermittler  tätig  gewefen,  madjle  er  1821  unler  Sar« 
raScofa  ben  Stibjug  in  ben  Bbrujten  mit.  Bei  ber 
Bcorganifation  ber  Brtnee  außer  Bltioilat  gefept,  er. 
hielt  er  erft  1848  wieber  baS  Jtommonbo  ber  gegen 
bie  aufftänbifeßen  Sipliancr  beftimmten  Iruppen, 
eroberte  SKefftna,  lieferte  1849  ben  3nfurgmten  eine 
Beiße  glänjenber  Gefechte  unb  fleüte  mit  ber  Sin- 
nähme  ßataniaä  unb  BalermoS  bie  Buße  auf  ber 
3nfet  wieber  ßer,  wofür  ißm  ber  fiönig  ben  litel 
eine«  .fjerjogä  Bon  laormina  oertieß.  BIS  Gouoer« 
neur  ber  jßifel  entfaltete  er  eine  erfprießließe  lätig* 
feit,  legte  aber,  ba  er  flcß  mit  ber  am  Stofe  ßerrfeßen, 
bett  BeaftionSpartei  nießt  ßefreunben  fonnte,  im  3“* 
mcat  1855  feinen  Boilen  nieber.  Sroir.fH.  ernannte 
ißn  9.  3uni  1859  jum  Bimiflerprafibenten  unb 
KriegSrnmifter,  bod)  nahm  3-  i<hon  tm  SRärj  1860 
feine  Snttaffung.  Bad)  ber  Bereinigung  BeapelS  mit 
bem  Königreich  3tolim  lebte  er  meift  in  loSfatta. 
Bgl.  B.  Beumont,  Sarlo  3-  (tut  «ftiftorifdien  la- 
fehenbiitß*,  1871),  unb  bie  Bon  fcinerlocßter,  ber£ier. 
jogin  lerefa 3- 3HeSd)i  SaBaScßtert,  »erfaßte  Bio- 
graphie: II  generale  Carlo  F.  (SKail.  1902). 

tpilaorinbc,  f.  Caauarina. 


36 


562 


gifarete  — gilelfo. 

gfUnret«,  Wntonio  granceScobi,  audjVlBer- 1 gilbet  (bieg.),  ein  165  qkm  (3  OSS.)  grofeeS 
lino  geunnnt,  itol.  ©itbpauer  unb  Vtrcpiteft,  geboren  ! wellenförmiges  ©lateau  in  Silürttemberg , jwiiepen 
waprfdKinlicb  um  1410  in  glorenj,  bo  er  22.  Sprit  bem  Scpönbueptoalb  unb  Stuttgart,  bilbet  einen  ber 
1430  in  bie  3unft  ber  Steinmauer  »on  glorenj  ent-  frueptbarften Seite  ber  fcpwäbtfcpen  Ebene.  ©efonbera 
getrieben  würbe,  erhielt  1431  oom  ©apft  Eugen  IV.  oiet  Wirb  hier  baS  foaen.  gtlberfraut  (f.  Ropl)  gebaut, 
ben  Auftrag,  eine  ©ronjetür  für  St.  ©eter  m 8iom  gilbertraut,  f.  gilber  unb  Itobl. 
perjuftellen,  bie  1439  — 45  BoIIenbet  würbe.  Später  gitbcii  <|pr.  raun),  Hufe,  engt.  Water,  geb.  1844, 
lam  er  jugranceScoSforja  naep  Wailanb  unb  Würbe  begann  feine  Stubien  m ber  Sepule  ton  Soutb  ften- 
bon  biefent  beauftragt,  baS  Ospebale  Waggtore  ju  ftngton  unb  Würbe  jpäter  Schüler  ber  Vlfabemie.  Seine 
bauen,  woju  man  1457  ben  ©runbftein  legte;  g.  Tätigfeit  erftreefte  ft<p4unäcpft  auf  3ei<pnungm  für 
brachte  tnbcS  nur  ben  reef)ten  glügel  tu  Enbe.  Vlud)  ^eitfdjriften  unb  auf  Jlluftrationen  ju  Sibriflen  bon 
begann  er  ben  ©au  beS  ®ome8  bon  ©ergamo.  ger-  ®iden#  unb  Heuer.  SIS  Waler  bebütierte  er  1868 
ner  fefirieb  er  ein  V3erf  über  Vlrcpiteftur  in  25  ©ü>  in  ber  VluSftcIIung  bet  Stfabeniie  mit  einem  ©itbc: 
ebern  iprSg.  bon  3B.  b.  Otlingen,  Kien  1890),  baS  er  ber  Vlnbrud)  ber  Sacht , unb  liefe  barauf  eine  SRcitjf 
1464  ©iero  Gofinto  b<’  Wcbict  wibmete.  Sein  lobe«-  anbrer  folgen,  bie  frei)  burep  einen  fräftigen  SfealtS- 
japr  ift  unbefannt.  Sgl  SB.  b.  Otlingen,  Über  baS  muS  auSjetcpnen.  @4  finb  j.  ©.  baS  loSgebunbenc 
Heben  unb  bie  SBerfe  beS  Vhttonio  Woerlino,  genannt  ©efpaitn  (1869),  ber  leere  Stu^t  (1871),  bie  ttmfalto- 
8.  (ßeipj.  1888).  pinfel  (1878),  bie  Wmien  HonbonS  bie  Eröffnung 

gilariabclt  (Filariadae),  artenreiche  gantilie  ber  eines  SiaeptafplS  erwartenb,  ber  SSitloer  (1876),  bie 
gabenwünner  (f.  b.),  leben  ata  EingeWcibeWürmer  Spiclfameraben  (1877),  itaIienif<PeS©lumeimiäbcpen 
in  biclen  SSirbeitieren.  ®er  Webina-  ober  ©ui»  (Sunftpatle  in  Hamburg),  bie  Sfücftepr  ber  reuigen 
neawurm  (Filaria  1 1 iracunculus]  medinenais)  lebt  Sünberm,  BenejionifcpeS  Strafeenleben.  g.  ift  Wit- 
in  ben  Iropen  ber  Villen  ©Seit.  ®aS  SSeibcpen , bon  alieb  ber  Wfabcmic  in  ßonbon.  ©gl.  TPomfon, 
etwa  lgs  m Sange  unb  2 mm  ®ide,  lebt  im  ©inbe»  The  lifo  and  work  of  Luke  F.  (Sonb.  1895). 
gewebc  jwifepen  ben  Wuätein  ober  unter  ber  ßtaut  gilcficlb  (fm.  4)di,  gillefjelb),  ein  Teil  beS  nor* 
beö  Wenfepen  (Seifee  unbgarbige),  beb  ßmnbeS  unb  Wegifcpen  ^entralgclurgeb,  über  ben  in  einer  Tal- 
SepafatS  unb  ruft  ietjr  bösartige  ©efcpwüre  perBor;  fenfung  bie  ßiauptftrafee  BonGpriftiania  über  SalbreS 
reifet  man  eS  beim  ßierauojieben  ab,  fo  foll  eS  beftige  unb  Sogn  nad)  ©ergen  führt.  3“m  9-  gehört  ber 
Gntjünbungen  »eranlaffen.  E8  Wirb barum  lanafam  Sulctmb  (1772  m). 

über  ein  fRöttcben  gewiefelt  unb  fo  Pcrauögepalpelt.  gilclmc  (poln.  VBielen),  JfreiSftabt  hn  preufe. 
®ie  Jungen  werben  mit  bem  Jnpalt  beb  fflcicpwürS  SRegbej.  ©romberg,  an  ber  (epiffbaren  ülejje.  Knoten- 
entleert  unb  gelangen  in  fteine  Si-afferfrebfe  (Gpfto-  punft  ber  StaatSbapnlmien  ©erlin  - SepneibciuUpl 
piben);  wie  ftc  Bon  ba  in  ben  Wcnfcpcn  gelangen,  ift  unb  ftreuj-Kogafen,  hat  eine  e»angcliftbe  unb  eine 
nod)  nidjt  ermittelt.  Ebenfalls  in  ben  Tropen  lebt  fall).  Ätrepe,  Sünagoge,  VlmtSgeridpt,  Sagemühle, 
Filaria  Bancrofü,  bie  in  ben  menfehlichen  Htjmpp-  ©ierbrauerci  uno(i»oo)'4307  meift  cuang.  Einwohner, 
gefäfien  Borfommt,  unb  beren  Jugenbform  fiep  alb  3U  9-  gehört  ba8  ©äbagogium  Ojtrau  (Oftrowo). 
F.  sanguinis  hominis  in  Wengen  im  ©lute  finbet  ®abei  baS  ®ut  g.  mit  Schlafe  be8  Orafen  Bon  ber 
unb  im  Körper  anfepeinenb  mancherlei  Störungen  Sebulenburg.  Jn  ber  Siape  finb  ©raunloplcngruben. 
hernorruft  (Epplurie,  Glefantiafid,  ßpmppfcrotum,  gilelfo  (lat.  ©pilelppuS),  granceSco,  ßm> 
Vlbfjeffe  unb  Bielleicpt  nod)  anbre  Umbilbungen).  manift,  geb.  25.  Juli  1398  in  Xolentino,  geft.  31. 
Vliid  bem  ©lut  gelangen  bie  Jungen  burep  bie  ©e«  Juli  1481  in  glorenj,  ftubierte  ju  ©abua,  iinlcrriib- 
fafee  ber  91ieren  m bie  ^arnröprepen  unb  fo  auep  tete  feit  1417  in©encbig,  würbe  1420Sefret8r  beim 
mit  bem  Urin,  ber  aisbann  blutig  ift  (Hämaturie),  bcnejianiicben ©cfanbten  in Konftantinopel  unb  1422 
nach  aiiften.  Jpre  Übertragung  erfolgt  jebenfallS  bei  bem  ffaifer  JopanneS,  (eprte  1427  mit  einer  gro- 
burep  URoStitoS,  bie  fie  beim  ©lutfaugen  in  ipren  feen  3apl  grieepifeper  Schriften  naep  ©enebig  jurüd, 
®ann  aufnepmen.  ®en  Wüdenbann  burepbopren  ging  1428  al8  Seprer  nad)  ©ologna,  1429  nacp  glo- 
fie  unb  erleiben  barauf  im  .Körper  ber  Wilde  manche  renj,  1434  infolge  Bon  ©erwitrfniffen  naep  Siena, 
©eränberungen ; fpater  gelangen  fie  in  bie  SeibeS-  fiebelte  1440  nach  3Jlaitant>  über,  jog  nach  bem  ®obe 
pöple  bet  ®(üdc  unb  bon  ba  in  ben  Stecprüffel,  fo  be8  S>crjog8  granceSco  Sforja  1466  peimatloS  in 
bafe  fie  nunmepr  beim  Stecpen  wicber  auf  ben  ©len-  Jtalien  umper  unb  würbe  erft  furj  Bor  feinem  lobe 
(dien  übertragen  Werben  fönnen.  ®iefc  ©rt  ber  Jn.  1481  nad)  glorenj  juriidberufen.  Son  glänjenbeit 
feltion  ift  ganj  jweifetloS  für  bie  F.  iramitis  feit-  ©oben  unb  feltener  fflilbung,  war  er  feinerjeit  ber 
geftetlt,  bie  tn  ganjen  Knäueln  im  Sierjen  berßmnbe  Irefflicpfte  Senner  beS  ©rieepifepen,  Ser  gewanbtefte 
nuftritt,  Port  heftige  Störungen,  öfter  auep  ben  Tob  ®id)tcr  beS  ©bcnblanbeS  unb  einer  ber  eleganteren 
perbeifüprtunbinmancpenSänbeni(Japan5C)©roj.)  Satiniften.  ®od)  würbe  er  wegen  feiner  Selbjtgefäl- 
Biele  ßiunbe  Bemicptet;  fie  (oll  aud)  beim  SRenjcticn  ligfeit,  Sepmiipfucpt  unb  fcineS  lodern  ßebendwan- 
(ßierj,  Samt,  Slieren  ic.)  Borlommen  fönnen.  glöpe  belS  in  biele  gepben  Berwidclt.  Semt  ©ebiepte  fepieb 
unb  Häufe  bürften  bie  Überträger  biefer  g.  beim  er  felbft  in  »Satyrae*  (10,000  Serfe).  »Carmina« 
Öunb  fein.  Junge  g.  Würben  gelegentlich  «tn  Wune  (in  Berfcpiebenen  CerSmafeen,  10,000  Serfe),  »Odae 
beS  fflenfeben  beobachtet  (Wugenfabenwurm) ; fo  F.  graecae*  (Sebtcpte  in  grieepifeper  Sprache,  2400 
lentis  in  ber  Htnfe,  Wo  er  Star  erjeugt,  F.  loa  in  Serfe),  »De  iocis  et  eeriis > (®tiiicpen,  Elegien  unb 
ber  ©inbepaut  beS  Wuged  ber  Songoneger.  Spiro-  für«  ©ebiepte  aller  Vitt,  10,000  Serfe).  ®aju  fam 
ptera  sauguinolenta  pnbet  fiep  hn  Scplunb  unb  noep  bie  Sforjiab«  (juerft  8 fflücper,  fpäter  wopl 
URagcn  bco  fiunbeS.  noep  3 ©üeper).  ffiebrudt  worben  finb  inbeS  nur  btc 

gilntcirimn  (tat.),  Seibenmüple  u.  SeibenjWim-  -Satyrarum  decades  X«  (Watt.  1478,  Seneb.  1502, 
mafepine,  f.  Seibe.  ©ar.  1508).  VIucp  feine  jablreicpen  ÜPerfepuitgen 

gilatormafcpiiic  (®raptjäpler),  Sorricptung  au8  bem  fflriecpifepen  fowie  feine  übrigen  gröfeern 
jum  Vlufbrepen  eines  SeibenfabenS,  um  bie  Vlnjapl  ©rofafepriften  finb  meift  ungebrudt  geblieben.  $ie 
feiner ®repungen auf  einegcWifjeHängejubeftimmcu.  ©riefe  erfepienen  juerft  ©refeia  1485,  am  BoUftän- 


Pet  — 

binftrn  ©cnebig  1502  ; 91ad)tröge  gaben  Klette  (»2>ie 
gned)ifd)tn  ©riefe  beä  ©h'Idbbuä*,  ©reifSW.  1890) 
unb  Segranb  (»Cent  dix  lettres  grecgues  de  Filelfe« , 
©ans  1892).  Oratinues  et  nounulla  alia  opnscitla* 
erfd)ienen  SKailanb  1481,  Senebig  1492,  ©an«  1515. 
Sein  italienifcber  Kommentar  tu  ©etrarcaS  Seimen 
lourbc  feit  1478  oft  gcbrudt.  ©gt.  fRoSmini,  Vita 
di  F.  (SRail.  1808  , 3 ©be.);  ©enabucci,  Contri- 
bato  alla  biograiia  di  F.  F.  (Xolentino  1902). 

»Uet,  eilt  auSgetnotetcnSRafchen  bfitetjenbeäSfe jj, 
ba?  burtb  eine  VIrt  oon  Slriderei,  mittet«  basu  be- 
ftimmter  SWabel  unb  eine«  Stübchens,  beffen  Stärfe 
bie  Seite  beS  Sicptoerfeg  bebingt,  au«  ffwirtt.  Soll- 
gam,  Seibe,  Chenille  hergeftcHt  wirb.  Am  gebräuch- 
lichsten ift  her  AuSbrud  für  berortige  Arbeiten  aus 
toeifjem  Seinen,  in  welchem  (lalle  baS  Öiefj  mit  quabra* 
tifch  abgelebten SKuftem  gefüllt  wirb,  bereu  ltrfprung 
ftiliftifcb  mit  bcnen  ber  altbeutfdjcn  unb  itolienifcbeii 
Seinenftidcrei  oerttanbt  ift.  fl.  beißt  auch  ein  burd)* 
ftdltiger  wollener  SDamentleiberftoff,  gajebinbenb.  — 
3n  ber  8)  u cf)  b i ti  b e r e i beißen  bie  linienförmigen 
©er.jierungen  ber  ©udirüdcn  RiletS;  man  preßt  fie 
mit  ben  fogen.  Ritctftempeln  auf.  ©gl.  ©udj- 
binben,  S.  627.  — 3n  ber  St  odjfunfl  Beritefit  man 
unter  fl.  ben  SRörbratcn  (TOfirbratcn,  Senben* 
braten)  oom  SRinke,  bie  beiben  ©ruftfleifebftflde  tont 
Reberoieb,  fwei  lange  tont  Süden  ber  fftfdje  gefcbnit* 
tene  Rleifdntreifen,  baS  in  totelettförmige  ober  ooale 
Stüde  gefcßnittcne  Rteifd)  Bon  SBitb,  Sd)lad)toieß 
ober  ©eflügel,  aud)  längliche,  Idimale  Streifen  oon 
Rlcifcb,  ©urjeln , Semmeln,  flpfeln  ic.  --  3n  ber 
Seit I unft  fooiel  wie  Srenle. 

Rilctgipiirc,  i.  Wipftrelpigen. 

Ritciftictcrci,  Kurcbjug  ton  Raben  burd)  bie 
SSajcben  eine«  gefnüpften  ober  geftridten  ©etyeS ; er* 
fdjeint  im  14.  Saßet).  old  rheiiiiicße  Klofterarbeit,  im 
16. 3abrf|.  in  Italien  unb  Spanien  fürprofane^wede 
reich  in  farbiger  Seibe  ausgefübrt. 

. Rite»)  C(pr.  'otto,  Seebabeort  im  Cübqirt  Bon  ff)orl- 
fßirc  (©nglanb),  an  ber  gleichnamigen  ©ai  füböfllüb 
ton  Searborough,  mit  alter  Kirche,  neuer  Straub* 
promenabe  unb  awi)  8003  ßinw.  Sörblid)  batem 
R.  ©riga,  ein  lange«  Sanbitcinriff. 

Rilbol  ffpr.  fijoin , Antoine  Stichel,  fron).  Äup* 
ferftedjer,  gcb.  1759  in  ©aris,  geft  bafelbit  1812, 
Schüler  91<eS,  gab  bie  ©eniälbe  unb  Statuen  be« 
Stufte  frangaiS  m bem  ©raeßtwerf  »Cour«  de  pein- 
tare,  ou  galerie  du  musäe  Napoläon«  (©ar.  1804— 
1815,  10  ©be.,  mit  Kejt  Bon  tXaraffe  unb  fia  ©aide, 
©ater  unb  Soßn)  heraus.  Sil«  Rortfeßung  erübien: 
»Musöe  royal  de  France,  ou  Collection  gravbe  de« 
chefs  d'aeuvre  de  peinture,  etc.«  (1827),  beforgt  ton 
ber  ©Uwe  RilboIS. 

Filia  (lat.),  Softer. 

Rilinl  (mittellat.), eigentlich:  in  einem folcßen ©er- 
hältniS  fießenb  wie  bie  fiinber  )u  ben  ©Item ; baher 
befonberS  ton  3nftituten  gebraucht . bie  Bon  anbem 
ausgegangen  ober  gegriinbet  unb  beSßalb  Bon  biefen 
abhängig  ober  ihnen  untergeorbnet  finb.  Rilial* 
firche  (Socbtertirche,  filia  ecclesia)  ift  baljer  eine 
Kirche,  bie  leinen  eignen  ©fanrer  hat.  fonbent  ton 
bem  einer  anbem,  gewöhnlich  benachbarten  (Stut* 
terfirche,  ecclesia  matrix),  mit  beforgt  wirb;  ba* 
her  Rilialgemeinbe,  Rilialfchule  ic.  Ritial« 
gefchäfte,  Rilialen,  Rilialinftitute  (3weig* 
gcfchäfte,3wcigetabliffemcntS),bieein  ©efcbnftSmann 
ober  eine  fianbelSgcfellfcbaft  neben  bem  §aupt*  ober 
3entralgefchäft  entmeber  auswärts  ober  and)  ont  eig- 
nen ©)ohnort  errichtet,  inilffen,  gleich  ben  $>aupt« 


gilicinen.  563 

gefdjäften,  beim  JpanbelSgericht  angemelbet  unb  im 
SpanbelSregifter  eingetragen  werben. 

Riliaftcr  (neulat.),  Stieffoßn. 

Ritiation  (lat.),  eigentlich  Soßn»  ober  Kocbtor» 
fchaft;  baßer  im  geiftiieben  DrbenSWefen  baS  Ab- 
hängigfeitsoerhältniS  ber  Crbcnämitglceber  ben  Or* 
benSobem  gegenüber  unb  bie  für  bie  erftern  barauä 
herfließenbe  ©erpflidjlung  jum  ©ehorfam  ben  legte rn 
gegenüber;  RiliationSbriefe,  ©riefe,  bietonfilö* 
ftem,  befonberS  ©ettelmönchStlöftem,  auSgeftellt  wür- 
ben, um  Säten  ober  auch  SBellgeiftliche  gegen  eine 
Scheurung  anffletb  ober©ut  jur  Wctbrubcrjchaft  unb 
jur  ©eilnaßme  an  ben  Segnungen  be«  flöflerlichen 
UebenS  )u  erheben;  RiliationSflage,  bie  Klage 
auf  flnerfennung  ber  Saterfcfiaft  unb  Vliimentation 
be«  KinbeS.  2 ent  frnnjöfifrfjen  SRecßt  ift  eine  folcfie 
Silage  fremb  (la  recherche  de  la  patermtä  est  iuter- 
dite).  Sie  RiliationSprobeijr  ein leil  ber §1  bnen* 
probe  (f.  Vlljnen),  bie  biefer  beigefügte  urfunblidje 
'Jinchweifung  ber  RiliationSteyt. 

Rilibö,  Stabt,  f.  ©t)itippopcl. 

Rilibcbfthif , lorf  im  türt.  SSilajet  Saloniti,  in 
fruchtbarer,  äumSeil  fumpfiger  ©bene,  auf  ben  Krüm- 
mern ton  $h<l<hl>i  (i-  b ). 

Rilibufter  (fpan.),  fotiel  Wie  Rlibuflier. 

Rilicaja,  ©incenjo  ba,  ital.  dichter,  aeb.  30. 
3>e).  1642  in  Rlorenj,  geft.  24.  Sept.  1707,  ftubierte 
in  Rlorenj  unb©ifa  unb  lebte  bann  in  glücflichen  Ra* 
mllicitberhältniffen  nur  feinen  Slubien  unb  ber  Xid)t- 
lunft.  RreiBon©hrgeij,Beröffentlichte  er  lange  nichts ; 
erft  feine  fdjönen  Cben  auf  bie  fflefreiima  SSienS  (1684) 
madjtcn  ihn  fofort  in  unb  außerhalb  31(>licnS  be- 
rühmt unb  erwarben  ihm  bie  ©unft  bfS  KaiferS  Sleo- 
polb  unb  beS  StiinigS 3ohannSobici(i.  Röiiigin  ©hri- 
fline  Bon  Schweben,  ju  bereit  £oh  er  eine  fchtoung- 
uolle  Obe  gefdjriehen  halle,  emannte  ihn  juinStilglieb 
ihrer  neugeftifleten  Wtabcmie.  3n  ben  legten  Sohren 
feines  CcbenS  machte  ihn  ber  ©roßheijog  oon  Kob- 
iana  jum  Senator  unb  jumStalthalter  Bon©ollerra 
unb©ifa.  $urd)Kiefe  unbülbel  ber©ebanfeti, Schön- 
heit beS  TticöbrudS  unb  fjannonie  beS  SerSbaueS  ac 
hört  R.  ju  ben  erften  italieniicben  Üpriteni,  hoch  fehlt 
ihm  bie  Kraft  ber  unmittelbaren  ©mpßnbung;  er  ift 
aUjufebr  Kunftbichter.  Sammlungen  feiner  SBerfe 
erfdiienen  Rlorenj  1707  unb  1720;  Senebig  1762, 
2 ©bc. ; SiBomo  1781,  2 ©be.;  ©rato  1793  u.  öfter; 
neue  ©usgabe:  »Poesie  e lettere«  (RIor.  1864). 
©gl.  Saftellani,  Scritti  letterarj  (Siilä  bi  ©afielto 
1889);  Eapont,  Vincenxo  da  F.  e le  sue  opere 
Oßrato  1901). 

Fillres  (lat.),  Ramlrfiuter,  Rame. 

Rilirtucit  (Filicinae,  auchFilicales,  farnartige 
© t to  a d)  j e) , trljptogame  ©ßanjentlaße  unter  ben 
©efäßfrhptogamen  (©teribophhtm) , umfaßt  fporen- 
erjeugenbeOiewächfemitbeutlichenöefäßbünbelnunb 
meift  reid)BcrjWeigten,  in  ber  Sugeitb  oft  fpiralig  ein- 
gerollten ©lüttem , bie  auf  ihrer  Unterfeite  ober  im 
Rnnertt  umgewanbetter  ©lattabfdjniUc  Sporangien 
mit  einerlei  ober  jWeierici  Sporen  erjeugen.  hiernach 
jerfaUen  ftc  in  bie  Abteilungen  ber  echten  Rarne 
(Filices  ober  Isosporeae)  mit  gleichen  Sporen  unb  ber 
SS  a f f e r f a rn  e (Hydroptcride«  ober  Heterosporcac, 
fiilfchiich  auch  Rliizocarpcae)  mit  jweierlei  Slrten  Bon 
Sporen,  ©rftere  entWcdcln  bei  ber  Keimung  glcid)- 
artige  felbftanbige,  meift  monöjifche  ©orfeime.  Kie 
SSagerfame  haben  bagegen  fleinerc  SSifrofporen,  bie 
einen  Keinen  männlichenSorfeim  erjeugen, unb  große 
Sllatrofporcit.  in  benen  fid)  ein  mit  ber  Spore  in  Ser- 
binbung  bleibenbcr  weiblicher,  b.  ß.  Archegonien  tra» 


564 


gilicuri  — gUijfäure. 


genber  Sorteint 
ttliajeen  unb  v;- 

^Itborb*r$orffew*(6rf  forber,6rfurter), ! fien  ©ebirgbiänbem  (j.  8.  Salzburg  )_unb  m 3ta 


Sfeubonpnt  beb  Sd)riftfleUerei  ftaipat  Stielet  (f.  b.). 

filieren  (franj.),  ju  gäben  aubjiehcn,  (pinnen, 
zwirnen  (j.  8.  m bet  Seibenfabritaiion);  beim  öc» 
fang  (ital.  filar  U tuono , fron),  filer  le  son)  foDiel 
wie  ben  Xon  anbauemb  gleichmäßig  aubftrömen  tat» 
fen,  ungefähr  ibentifd)  mit  metter  la  voce  (rnessa  di 
Toce),  nur  baß  bei  leptcrm  gewöhnlich  ein  Crescendo 
unb  Diminuendo  mitnerftanben  wirb, 
ffitiform  (lat.),  fabenförmig. 
filigran  (ilal.  Filigrftna,  fron).  Filigrane,  n.  lat. 
filum-granum,  »Siom*gaben*,  giligranarbeit), 
geraten,  Sctjmud  unb  Sunflfad)en  aub  feinen,  ge- 


3.  JßtöUdnbift^if  '-Sruftnabcl. 


^HgranbtDf4*- 


S$ntfbif<$cr 
^vltgtancDbänfltr. 


$oUantofd>er  6.  Unganfctjcr  filigran« 

jdjtmicf.  febmuef. 

Jig.  1 — 6.  ftiligranftjunud ftütfe. 


bogenen  unb  zufammengeföteten  Wölb  , Silber«,  »er* 
ftlberten  ftupfer.ßifenbräbten,  meift  Saubtoerf,  Sra* 
bebten  ic.  barfiedenb.  8cfonberb  gcfd)äßt  ift  röntifchc, 
florentiniidte,  bänifd)e.  norwegische  unb  ungarifdje 
giligranarbeit  unb  bab  Fer  de  Berlin,  gunbe  »an 
Schmudfachen  in  Italien,  auf  ber  Krim  ic.  beweifen, 
wie  beliebt  bab  g.  im  Vlltertum  war,  unb  welche  Sod* 
tommenheit  in  feiner  8ehanblung  bic  ©olbfeßtniebe 
bamalb  erreicht  hatten.  Stehen  ben  auf  SRelaHftddcn 
aufgelöteten  gäben  würben  an  gricchifch<römifchen 
Schmudarbeiten  aud)  feine  Wolblömer  )ur  Verfiel* 
(ung  eincb  matt  glänjenben  fflrunbeb  »erwenbet,  unb 
bic  Kelten  »erbanben  bab  g.  mit  Steinen  unb  ©lab* 
fluß.  Die  höchfteSlubbilbung  erlangte  babg.inShina 
unb  gnbien,  wo  man  ungemein  feine  ©alb»  unb  SU« 
berf oben  »erarbeitet  unb  bab  g.  aud)  )ur  gaffung  Don 
(Raritäten  unb  fleincn  Sehmudgegenftänbcn  hemmt. 
(Die  ©olbfehmiebrfunft  beb  SRittelalterb  bebiente  ftd) 
ebenfallb  ((ent  ber  aufgelöteten  Drahte.  Son  baher 
hat  ftd)  bte  jeebnit  in  Dielen  ©eaenben  alb  Staub* 
inbuftrie  erhalten,  fo  bei  ben  Xürtcn  unb  ben  jlawi» 
jdjen  Söltcm  berXürfei,  in  StorWegm  unb  Schweben 


lien  (©enuä)  macht  man  bie  uerliebften  Sdjmudfachen 
in  burdjbnxhener  Arbeit,  alfo  ohne  SRetaUunterlage, 
namentlich  Olattwerf,  bab  jitterartig  aud  ben  femften 
(Drähten  jufammengefeßt  i)t.  3"  biefem  galt  ftnb  bie 
(Drähte  nicht  eingeterbt  ober  getomt.wab  bet  ben  auf- 
gelöteten giligranornamenten  bie  Siegel  bilbet  unb 
iueUeieht  ben  Slamen  (Wie  oben  angegeben)  am  ein- 
fachflen  ertlärt.  — giligranift,  gtligranarheiter; 
filigranifieren,  giligranarbeit  machen, 
giligratigläfer,  f.  SRiUefiori. 
gi  ligranpapicr,  Curubpapier  mit  geprägten  jar» 
ten  nehförmigen  SRuitem. 

giliolität  (lat.) , Sobnidjoft, 

i (Sln  en  tuet,  ben  päpfte  unb  fionjile 
einzelnen  tatholifchen  gflrften  bei* 
juleaen  pflegten. 

Fllioque,  f.  £teiliger  ©eift. 
giliprpi,  Sllcfianbro,  SXaler, 

gilipinob,  bie  ©ewopner  ber 

ShiliPP>ncn  (!•  b.). 

gilippi,  gilippo  be,  ital.  Siei- 
fenber  unb  Staturforfd)er,  geh.  20. 
April  1814  in  SRailanb,  geft.  9.  gehr. 
1867  ht  tpongfong,  war  längere  3ett 
Srofeffor  ber  Zoologie  in  Xurin, 
machte  1862  eine  wiffenfebaftluhe 
Steife  nach  Serfien  u.  ftarh  alb  fieiter 
ber  naturWiffenfdiaftlichen  Unter* 
fuchungen  auf  ber  Seltumfegelung 
ber  SRagenta.  ®r  jehrieb:  «Note  di 
un  viaggio  inPersia«  (SKail.  1865)  ; 
-Delle  funzioni  riproduttive  negli 
auimali*  (2.  Sufi.,  baf.  1856)  unb 
>11  regno  animale«  (baf.  1852). 

ftiitpptiu»  unb  gilipp»  ttippi, 
f.  fiippi. 

gilippo,  mailänb.  Silbermünjc 
»on  7V«£ire  correnti,  1588—1778 
alb  Scubo  b’argento  27,842  g fd)Wer, 
15',»löttg,  auch  tn  V»«  unb  V«*Stüf* 
ten,  1786—1804  alb  Scubo  heda 
Gorona  fdnocrer  unb  fd)ted)ter. 
gilipponcn,  Sette,  f.  Sbilippoi»)». 
gilippbborf , Wallfahrt  dort,  f.  ©eorgbwalbe. 
gilipftab.  Stabt  im  fchroeb.  £än  SBermlanb,  am 
Siorbcnbe  beb  Seeb  (Daglöfcn,  bureb  Zweigbahnen 
mit  ben  Sinien  öotenburg-galun  u.  Gbriftmcbamn- 
Sersbern  »erbuitben,  hat  eine  8ergfd)ule,  Sa  bat* 
fahrt  t,  «anbei  mit  Sergwertbprobutten  unb  um» 
3564  (Sinto. 

Filius  (lat.),  Sofjn.  F.  legitimus,  im  Sinne  beb 
römifchen  Slecptb  ein  in  matrimonio  legitimo , b.  h- 
in  einer  nach  betn  ja»  civile  beitebenben  ©he  er)eug* 
ter,  heutzutage  ein  in  her  ©he  erzeugter  Sohn  im  ©e* 
genial)  )u  hem  außerehelich  erzeugten. 

Filius  ante  patrem  (-Sohn  »or  hem  Sater«), 
Sflanze,  foniel  wie  Colchicum  antumnale. 

Filius  8.  Petri  (lat.,  -Sohn  beb  heil.  Selrub«), 
©hrentitel,  ben  Säpfte  folchcn  gürflen  erteilen,  bie 
bent  npoitol  lieben  Stuhl  eine  befonbere  ©rgebung  hc* 
Fillx  (lat.),  bab  gamtraut.  [weifen. 

giUgfäu«CMHuG0  finbet  )id)  im  Surjelftod  »on 
Aspitlium  Filix  mas  unb  fd)eibet  fidj  aub  bem  äthe* 
njd)cn  ©jtratt  bebftlhen  aub.  Sie  bilbet  farblofe 


6.  Ungar.  ^ligronfaffunfl 
rtnei  3R«bonncnM[b«6. 


565 


Kille  — 

Biatiäjen,  riecht  unb  ftptitccft  ftpmatp,  ift  IöSli<6  in 
VUfoljol  unb  Stber,  nicht  in  SSajfer,  ffpniiljt  bei  lt>ls> 
unb  gibt  mit  fcpnieljenbem  Raiippbrat  Butterfäure 
unb  Bploroglucm,  mit  3>ntffaub  unb  Satronlauge 
gilicinfaure  (3) imetbplbiofpfetobippbro- 
ben  jot)-  Sie  Wirft  auf  Banbwürmer. 

Fille  (franj. , (wr.  ft)’,  p.  lat.  filia),  lodjter,  9Säb» 
<pen;  f.  de  boatique,  Babenmübcpen ; f.  de  France, 
epemalä  Brinjeffm  boS  ßnigtiepen  iaaufed  Dort  grant- 
teidj;  f.d'houneur,  (lprcn-,'4ioffräiilctn,  and)  Braut- 
jungfer; f.  de  joie  f oft  bloß  f),  greubenntabeben. 
gülcficlb,f.  gilefjclb.  [Maria. 

Fllles  de  1»  coneegtion,  f,  Smpfänpnid  ber 
giCHngmafrfjine,  (.  -spinnen  (Seibenfpmnerei). 
gilltnorc  if«.  ba««,  Miliar  b,  13.  Bräftbent  ber 
Bereinigten  Staaten  »on  Sorbamerifa,  geb.  7.  gebt. 
1800  in  Summer  .'piß  (Sew  fllorf),  geil.  7.  SHärj 
1874  iit  Buffalo,  ftubierte  bafetbft  bie  Secpte,  warb 
1823  SecptSan  Walt  am  pBdjftcn ®e ricptlpof  bei  Staa- 
tes Sew  ®orf  unb  1828  Sliiglicb  ber  StaatllegiSla- 
tur,  in  toeldtcr  Stellung  er  Wefentlid)  jttr  Sbftpaffung 
bes  Scpulbpaftflcfepeä  mitwirfte.  1833  warb  er  Ber- 
treter  Don  Bern  Bort  im  Kongreß.  (Er  trat  fobann 
als  Jtanbibat  berffipigd  für  bieSBijepräfibentenwürbe 
ber  Union  auf,  bie  qm  im  SoDember  1848  juteil 
Würbe,  aber  fepon  9.  guli  1850  warb  er  burtp  bert 
tob  beS  öenerals  taplor  auf  ten  Bräftbentenftupl 
berufen,  ben  er  bis  jum  Siärj  1858  entnahm.  Sir- 
genbS  über  bad  SJtUtelmfiffipc  pmaudragenb,  lieg  g. 
tid)  meift  Don  ber  bemofratfftpen  Bartet  als  SSerfjeug 
gebrauchen  unb  matple  bett  jiiblicpen  Sflaoenbaltern 
bur dj  ftnnapme  bed  Elapfcpen  Jf  ompromifjed  De rpäng« 
niSDotle  Stonjeifionen.  jennoep  liegen  tpn  biefe  bei 
feiner  Sief  eil  .-Werbung  imStidje.  Seitbem  lebte  er 
in  ftiüer3ttrüdgejogcnbeit  tu  Buffalo.  Bfll.  £pam> 
berlain,  liiograpby  of  Millard F.  (Buffalo  1856). 

gilmogcit,  rott  Siöfung  Don  Sebiei)batimwoUc  in 
Bceton,  bilbet  auf  ber  fiaut  einen  aefepmeibigen  Uber 
jug,  ber  bei  Statt tfranfbetten  jttr  Hufnapme  Don  .yeil- 
mitteln  benugt  Werben  fatttt. 

gilmd  (engl.,  »Ipäutepcn-,  goliett),  biegfome, 
transparente  »3ute  ouS  gehärteter  Selatine , Motto» 
btum,  gelluloib  ober  aus  uon  Bapier  objtepbaren 
Stpicpten,  bienen  in  ber  Bpotograppie  als  (jrfap  ber 
©laSplatien  unb  werben,  ntjnliip  wie  bie  BromfUbcr» 
gelatineplatlen,  mit  ber  licbtempfinblupen  (Emulfton 
überzogen.  Sie  finb  fo  biittn,  baß  man  fte  auf  3p1 
linber  aufroUen  fann  (SollfilmS)  unb  in  Soll- 
faffetten  »erarbeitet;  ober  fte  haben  bie  tadle  Don 
fdjwacpem  Karton  (fteifc  g.,  gilmSblätter)  unb 
werben  bann  wie  ©iaSplatten  in  bie  ppotograpptfepen 
ffiajfetten  gelegt.  Bei  ben  tageSlicptfilntS  finb 
fdpwarje  tjkpicrffrcifcn  eingelegt,  fo  bafi  man  baS 
(Einfepen  einer  gilmroDe  in  bie  ppotograppifdje  Ca- 
mera bei  Dollem  tagedlicpt  Dontebmett  fatttt.  Man 
Btnoenbel  g.  auf  Seifen  wegen  ihrer  Unjerbrecplicpfeit 
unb  Seicptigfeit.  gn  gönn  Don  etwa  10  m langen 
Streifen  fittben  fie  im  Kinematogrnppen  Berwen- 
buttg.  Bat.  (Eber,  Sie  Bpotograppie  mit  Brom* 
filbergelatine  (5.  Sufi. , pralle  1903). 

gilon  (tpr.  .tens),  ftugufte,  frattj.  ftiftorifer,  geb. 
7.  guni  1800  in  Baris,  geft.  bafelbft  1.  Ster.  1875, 
ei  hielt  1840  eine  Brofejfur  an  ber  Barifer  Sormat« 
fcfjulc  unb  loarb  1863  alb  ^rofeffor  ber  ÖSefetii^te  an 
bie  gahittSt  ber  Siffenfipaften  ju  Btouai  berufen, 
1858  jum  gnfpettor  ber  Bfabemie  ju  Bariä  ernanni. 
(Sr  fdjricb:  -Histoire  cumparbe  de  France  et  d’An- 
gleterre«  (1832);  »Histoire  de  l'Europe  au  XVI. 
siScle*  (1838, 2 Bbe.);  »De  la  diplomatie  franqaise 


Jiltcrprcffc. 

sous  Louis  XIV«  (1843);  »Du  pouvoir  spirituel 
dims  ses  rapports  avee  l'fttat«  (1844) ; »Histoire  de 
l’Italio  mSridionale  jusqu'i  la  conquete  romaine« 
(1849);  »Histoire  du  Senat  romaiu«  (1850);  »His- 
toire  de  la  dbmocratie  athdnieune«  (1854);  »L'al- 
liance  anglaise  au  XVI II.  siicle«  (1860)  u.  a.  — 
Bon  feinen  beiben  Söljnen  bat  ber  eine,  gt  ati  tjotb 
©abriel  g.,  geb.  1835,  etne  »Histoire  des  Etats 
d’Artois«  (1861),  beranbre,  Buguftine  g.,  geb. 
1841,  ebemalS  Veprcr  beS  [aiierlid)ctt  Bringen,  cben- 
fatls  mtbrert  biftoriftpe  Brbeiten  unb  Sooellen  (»Lee 
mariages  de  Londres«,  nufer  beut  Samen  Bierre 
Sanbrif:  »Autours  anqlais«,  1888;  »Babel«,  1898, 
u.  n.),  ferner  !iterarbi!torifd)c  Sdjriften ; bie  preid» 
gctrbntc  »HistoiredelaliUSratureattglaise*  (1883), 
• Mbriuiee  et  ses  ainis«  (1894),  »Le  Tlife&tre  au- 
glais«  (1896),  »De  Dumas  i Rostand«  (1898),  >I,a 
caricature  eu  Angleterro«  (1902)  u.a.  neröfferttHrf)!. 
gilofelte  (franj.),  fouiel  wie  glorettfeibe,  f.  Seibe. 
gilou  (frattj.,  fpr.  da),  Spipbube;  giloulerie, 
©aunerei;  ftloutierett,  betriqten,  gaunern. 

Fils  (franj.,  for.fij),  Sobt;  F.  aittb  de  l’figlise, 
erftgebonter  Sopn  ber  ftirdpe,  Bitei  ber  franjbftfcpen 
.(röntge ; F.  de  1'homme,  Bcjeidpnung  fürSapoleott  II., 
^erjog  Don  Seicpftabt. 
gilb,  maroltan.  Biünje,  f.  geld. 
gitd,  reepter  Sebenfluß  bed  Setter,  entfpringt  auf 
ber  Sauben  911b  oberbalb  Söicfcnfteig,  burtpitrbmt 
baä  SBiefenfteiger  Bai,  bann  bad  obft-  uttb  tuein 
reiche  Stabtal  Don  ©bppingen  unb  münbet  nad» 
62  km  langem  Sauf  bei  Blotpingen. 

gilter,  f.  giltrieren;  garbenfilter,  f.  Bpolo- 
grappie. 

Sgilterbett,  bad  Sanbfilter  ber  SBafferWerft. 
giltcrgctucbc,  f.  giltriertud). 
iltrrpapicr  (giltrierpapicr).  f.  giltrieren. 
üterpreffe,  Borritptuna  jurXrenmma  feinpttl- 
»enger,  fefter  Stoffe  »on  glülftgfeiten,  bet  ber  bad 
©erniftp  in  ntil  gillerlüdient  aUfeitig  tnufdtloifene  enge 
Säume  gepre&t  Wirb.  ®ie  gilterpreffen  befteben  aus 
einem  Spftem  Don  (ebmalett,  jcrlegbarett  Ratuiitem, 
bie  burdt  SlanSIe  untereinanber  Derbunben  finb;  fte 
bieten  alfo  gro&e  gilierPStpcn  bar,  bie  Sd)td)ten  beS 
ju  fcpeibcnb'en  ©emiftped  finb  febr  biittn,  unb  bie  git- 
tration  wirb  burtp  2-nttf  unterftüpt.  Sinn  unter« 
itpeibet  Kammer» reffen,  bei  bencu  fiep  bieSiaffe, 
ber  abjupreffenbe  Stplamm,  in  bem  freienSautn  jwi- 
fdten  swei  faftcnfbrmig  ausgetieften  Blatten  befinbet, 
uttb  Sapmcnpreffen,  bei  betten  jtoiftpen  je  jwei 
ebenen  Blatten  Sabinen  eingehängt  werben,  in  benen 
ftd)  bie  Breghupen  hüben,  bte  in  beit  Sapmcn  perattd- 
gehoben  werben,  gitr  mantperlei  gWcde  finb  (Sin* 
riitimgen  getroffen,  bie  geftatten,  bie  abjupreffenbe 
Subftanj  in  ber  Breffe  audjulaugen.  SÜe  ‘ilbbiibung 
( S.  666)  jeigt  eine  Kammerftlterpreffe.  Sie  efftjelnen 
gilterplattcn  beftepen  aus  einer  beiberfeitd  fannelterteit 
Blatte  a.  auf  bereit  beibe  -Seiten  eine  gelochte  Blatte  b 
i in  bergtgur  nuralsBruspteil  angebeutet)  befeftigt  ift. 
Bei  c ift  bie  3utrittdöffnung  für  ben  abjupreffettbett 
Stplantm.  Viuf  bie  beiben  gelocplen  Blatten  werben 
giltertüiper  gelegt , bie  jwtfcpen  bie  Siänber  je  jweier 
aufeinander  folgenber  Blatten  geprefft  werben.  So- 
mit fein  Saft  unfiltrltrt  bureb  c auf  bie  (annelierte 
Blatte  gelangt,  werben  bie  Sotpränber  in  ber  Mitte 
beS  Sudptd  biept  an  bie  gilterplatte  gefdtraubt.  gttm 
3ufammcnfteBen  bet  Breffe  bängt  man  bte  Blatten  F 
mitteld  ber  Knaggen  d an  ben  trägem  B auf  unb 
»refft  fte  burep  Bnjiepen  bed  beWealupen  Äopfftüdcd 
0 mittetd  ber  Sdpraubenmutter  A gegen  bas  fefte 


566 


gilterftein  — giltrieren. 


SBiberlager  D.  3m>W(n  i<  }ü>«  glatten  F,  refp.  ben 
ftc  bebedenbeu  Sücpem  ift  jept  eine  giltrierfammer 
gebilbet,  Son  ber  aud  fiep  bie  glüffigfeit  burd)  bad 
filtert utb  unb  bie  gelobten  Blatten  b gegen  bie  (ent- 
red)t  fannelierte  glatte  a ergießt,  um  Don  hier  tn  einem 
Kanal  ju  ben  §äbuen  e ju  fließen,  burep  bie  fle  ab< 
gelaffen  roirb.  3u9eIcilcl  ®irtl  abjupreffenbe 
cd)taram  burep  bad  Siopr  E,  abgeleitet  wirb  bie  fil- 
trierte glüfiigfeit  burd)  G.  3um  Budroafdjen  fließt 
©affer  burd)  H ein  unb  burdjbringt  bie  einjelnen 
Breßfucpcn  Don  f nad)  g.  3Kan  benupt  gilterpreffen 


.Qannncrfi  Iterp  reffe. 

in  Dielen  3nbuftric,j»eigcn,  bejonberd  in  bet  3u*r» 
fnbtilalion  jur  Saftgc»innung  and  bem  Scpeibe» 
jcblamm,  jur  ©nt»äfferung  Don  Siärfentepl,  garb- 

i'loffen,  Ion,  bei  ber  Sremtung  ber  Stearmfäure  unb 
>ed  bäaraffin«  Don  ben  anbaftenben  Ölen  ic. 
gilterftein  (giltrierftein),  f.  giltrieren. 
gilterturt),  f.  giltriertuib. 
f iltrat,  bie  burd)  bad  gilter  gelaufene  glüffigfeit, 
f.  giltrieren. 

giltrieren  (franj.,  d.  mittellat.  tilt rum,  »gilj«), 
Sremtung  einer  glüffigfeit  Don  barin  entbaltcnen 
feften,  ungelöften  Subftanjcn  mittels  eined  poröfen 
Körperd,  beffen  'floren  ber  glüffigfeit,  aber  nid)t  ben 
feften  Körpern  ben  Surcpgang  geftatten.  Sei  ber  Fil- 
tration panbelt  ed  ftd)  entweder  nur  um  bie  öewin» 
nung  einer  flaren  glüffigfeit  ober  um  bie  ©ewmnung 
ber  ungelöften  ©ubftanj  ober  um  beibed.  Sanad)  ge» 
ftaltet  fid)  bie  Budfüprung  Derfibieben.  Vlld  poröfe 
Körper  bienen  Rapier,  fleinwanb,  glanetl,  gilj,  §anf, 
©erg,  Bfbeft,  Bintsftein,  Kiefelgur,  ©ladiootte,  Sdjiefi. 
baumwoQc,  Kopie,  Sanb,  ©ladpulber,  Scperwoüe, 
Sorf  tc.  Bei  Bnwcnbung  Don  ©eroeben  nennt  man 
bie  Operation  aud)  Kotieren.  Ser  poröfe  Körper 
beißt  gilter,  giltrum,  Kolatorium,  Seipe» 
tuip;  bie  burtpgelaufene  glüffigfeit  peijjt  giltrat, 
Kolatur,  ber  abgefepiebene  feite  Körper  giltra- 
tiondrüdftanb.  lad  g.  ift  etn  rein  mctpanifiper 
Sorgang,  cd  fönneit  bedbalb  niemald  gelöfte  Stoffe 
aud  einer  glüffigfeit  burd)  giltration  entfernt  »erben, 
©o  bied  bennoep  gefepiept,  ba  muß  bad  giltrum  be» 
fonbere  anjiepenbe  Kraft  auf  bie  gelöften  Stoffe  aud» 
üben,  fie  epemifep  binben  ober  fte  burd)  gläcpettwir» 
hing  jurüdpalten.  3n  biefer  ©eife  wirfen  j.  8.  bie 
Kopie  unb  aud)  bie  Wdererbe,  bie  im  Sramwaffer 
ald  giltrat  eine  anbre  glüffigfeit  gibt,  ald  fte  empfing, 
©etoöpnlid)  benupt  man  juitt  g.  Weijjcö,  gleicpmäßiged, 
niept  ju  bided  unb  niept  ju  bünned,  fefted,  ungeleim» 
ted  Rapier  (gließpapier,  giltrierpapier),  bid» 


»eilen  audi  »eißed  wodened  pSapier.  gür  quantita- 
tioe  Bnalpfen,  wo  ber  flfdj engepalt  gewöpnlicpen  Bo 
pierd  ftörenb  fein  »ürbe,  »enbet  nutn  fd)»ebifd)ed 
giltrierpapier,  bad  bei  ©rtjtdbo  unb  Cefebo  mit  fepr 
reinem  OueUwaffer  bargejteHt  wirb,  unb  folcped  Don 
Sipleicper  u.  Sd)iiH  in  Silren  an.  fieptered  wirb  mit 
beftiHiertcm  fflaffer  pergefteüt  unb  ber  pöcpft  geringe 
Slfcpengepalt  burd)  Budmafcpen  mitSaüfäure,  gluor» 
wafferjtofffäure  befeitigt.  Sad  Bapierfiltruin  bildet 
eine  freidfönnige  Sdjeibe,  Wirb  auf  einen  Biertelfreid 
jufammengefaltet  unb  bann  fo  geöffnet,  baß  nad)  ber 
einen  Seite  brei  Blätter,  naip  ber  anbeni 
ein  Blatt  fällt.  Sied  giltrum  legt  man  in 
einen  ©lad»  ober  Borjellantriipter,  beffen 
ffiänbe  ftd)  in  einem  ©infei  Don  60 0 (bei 
großen  Sricptem  50°)  gegeneinander  nei» 
gen  unb  in  einem  feparfen  ©infei  gegen  ben 
fjald  abfepen.  Sad  giltrum  barf  Den  Sianb 
bed  Sridjterd  niept  erreiepen  unb  muß  an 
bie  Sricpterwanb  überall  gut  anfcpliefjen. 
3ur  Befcpleuuicjung  bed  giltrierend  biegt 
man  eine  ber  oeitenfanten  bed  giltrumd 
bort,  wo  brei  Blätter  übereinander  liegen, 
noep  einmal  elwad  um,  fo  baß  eine  Vlbrmn- 
falte  entftept,  ober  man  benupt  Sricpter, 
bie  innen  mit  fiängdleiften  Derfepen  find, 
unb  fßorjcllantridjter  mit  burepbroepenen 
©änben.  Sad  Sternfilter  liegt  überall 
nur  ernfaep,  ragt  aber  in  fepr  Dielen  galten 
in  ben  Srüpter  pinein,  fo  baft  bie  Ober» 
flätpc  ftarf  Dergrößert  wirb,  unb  bilbet 
aud)  japlreiipe  Bbflufermnen.  Sntpfeplendmert  finb 
galtenfilter  mit  berpärteter  Spipe,  aud)  liefern 
Sipleicper  u.  Sdftlü  Dödig  gepärtete  gilter,  bie  einen 
Srud  Don  2 — 3 fltmofppären  audpaltcn,  bie  feinften 
SJieberfcpläge  jurüdpalten  unb  »iebcrpolt  benupt 
»erben  tonnen.  Wut  fräftigften  toirb  bad  g.  burd) 
Benupung  bed  Cuftbrudd  befdjleunigt,  iiibem  man 
ben  Iricpter  mitteld  eined  burdjboprten  Korfed  tuft» 
biept  auf  eine  jWeipalfige  glafcpe  fept  unb  deren  jwei» 
ten  §ald  mit  einem  ülipirator  ober  einer  SBafferluft» 
pumpe  Derbinbet.  3e  ftärfer  bie  fiuft  in  ber  glajcpe 
Derbünnt  Wirb,  um  fo  fcpneüer  wirb  bie  glüffigfeit 
fraft  bed  2uftbrudd  burd)  bad  'flapier  getrieben.  3um 
Sipup  bed  gilterd  legt  man  pierbei  einen  flcinen  Ke» 
gel  aud  Blatinblecp  tn  bie  Spipe  bed  Sricpterd,  aud) 
benupt  man  ninbe,  fiebartig  burcplöiperte  unb  am 
Sianb  abgefiprägte  gilterplatten  aud  ^orjeQan 
ober  Blatin,  bie  in  ben  Iridjter  gelegt  unb  mit  j»ei 
Sdieiben  aud  ftartem  giltrierpapier  bebedt  »erben. 
Siefe  Blatten  werben  aud)  mit  bem  Iridjter  Derbunben 
(giltcrtri^ter,  giltertiegel).  Beim  Sfutfcp» 
filter  bient  ftatt  bed  Sricpterd  mit  Blatte  eine  flacpe 
Scpale  mit  burcplöcpertein  Boben , die  mitteld  eined 
Kautfcpufringed  luftbiept  in  ben  Sedel  eined  ©lad' 
tplinberd  eingefegt  wirb,  ber  mit  ber  Suftpumpe  in 
Serbinbung  ftept  unb  bad  Sntnepmen  einer  Brobe 
bed  giltratd  geftattet  Solcpc  Borricptungen  ftnb  in 
Dielen  Konftruftionen  audgefüprt  worben  (@ood)> 
tiegel  ic.).  gür  befonbere'3»ede  (Wildpanalpfe)  be- 
nupt man  entfetteted  giltrierpapier.  Um  ein 
gilter  beftänbig  gefüllt  jucrpalten,  benupt  man  bie 
SRariottefcpe  glafcpe  (f.  b.).  3um  BuffteUen  ber  Sricp» 
ter  bienen  giltriergeftelle,  auf  einem  Brett  be- 
festigte, aufreept  ftepenbe  Stäbe  mit  einem  porijon- 
talcn , Derfteübaren  Brm,  ber  an  feiner  Spipe  burd)  • 
boprt  ift  unb  pier  ben  Sridjter  trägt 
3n  ber  Secpnif  benupt  man  ftatt  bed  B“P'(rd  lei- 
nene, päufiger  wollene  Sücper,  bie  aud  gebreptem 


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567 


giltriercn  (Apparate). 


©am  getoebt  ober  burd)  Silwn  pergeitellt  »erben, 
aud)  lange,  fpiß  julaufenbe  Beutel  (Spipbeutel) 
aud  gleichem  Material  ober  aus  &ilj,  aud)  geroirfte, 
unten  gefeploifene  Sepläuepe,  bic  am  obem  ßnbe  an 
Sioprftußen  befeftigt  »erben,  »elepe  in  ben  Soben 
eined  Statt  end  emgeiepraubt  ftnb.  Seßterer  nimmt  bie 
ju  filtnerenbe  ölüffigTett  auf,  unb  bad  burd)  bie  Ban- 
bung  ber  frei  perabbängeitben  Sepläuepe  fidernbe 
Filtrat  fammclt  fid)  in  einem  '-Behälter.  Säuft  bad 
Filtrat  nicht  gleich  im  Vlnfana  Döllig  dar,  fo  geegt 
man  ed  Doriicptig  ;urüd,  hid  (ich  bie  Soren  bed  ®e. 
»ebed  fo  »eit  »erftopft  haben.  3um  Vlufpängen  ber 
Stolatorien  ober  Spißbcutel  bienen  Xenafel,  aud 
»oljftäben  gebilbete  Raptnen  mit  perDorftepenben 
Rägelit,  an  benen  bie  2 lieber  befeftigt  »erben.  Seih’ 
pottidje  haben  biept  über  bem  Soben  einen  jweiten 
bureplöcperten  Soben , ber  mit  einem  öetoebe  über« 
ipannt  ift.  Xad  Filtrat  lägt  man  burep  einen  jwifcpm 
beiben  Soben  angebrachten  £>apn  ab.  tpicr  »ie  bei 
ähnlichen  Sorrieptungen  »irb  bie  Filtration  burep 
Smoenbuna  DonSuftbrud  ftart  befcplcunigt.  Flüffig- 
feiten,  bie  Sapier  jerftören,  ßltriert  man  burep  ge> 
reinigten  SMfbeft , Wladwotle,  SepicfibaumwoUe  :c., 
inbent  man  einen  fleinen  Saufd)  biefer  Subftanj  in 
ben  £ald  bed  Xricpterd  ftedt.  Für  Stoffe,  bie  bei  ge« 
»bpnlieper  lemperatur  feft  fmb,  »enbet  man  leich- 
ter aud  Sied)  mit  hoppelten  Bünden  an  unb  gieftt 
jwifepen  beibeBänbe  peißcd  Baffer  ober  (eitet  Xampf 
pinburep.  3m  erften  Falle  pat  ber  Xricpter  einen  feit« 
licp  abftepenben  Vlnjaß,  unter  ben  man  eine  Spiritud« 
lampe  ftcUt,  bamit  bad  Baffer  genügenb  peijs  bleibe, 
'üufjerbem  loirb  ber  iriepter  oben  mit  einem  ledel 
ocrfcploffen.  Steinfilter  werben  aud  fünftlicpem 
Simdftein  angefertigt  unb  auf  ber  Xrepbanf  fo  ge* 
fonnt,  baf)  man  ben  Jricpter  entbehren  fanit.  3Han 
befeftigt  auep  ein  folcped  Filtrunt  in  einem  öladtrid). 
ter  mit  et  »ad  fteilem  Bänbcn  in  ber  VI  rt , baf)  bic 
obem  Äanten  mit  einem  Sfautfcpufring  luftbid)t  oer» 
bunben  »erben,  ftedt  ben  Xridjlcr  in  eine  jmeipalfigc 
Flafcpe  unb  befcplcunigt  bie  Filtration  auf  angegebene 
Beife  burep  Suftbrud.  Sehr  borteilpaft  ftnb  Ft  1 1 r i er» 
fteine  aud  burepläffigem  Sanbftein  in  Font  eined 
oben  offenen, unten  gefeploffenen 3plinberä  obereiner 
$)opl  fuget.  Xief  eiben  »erben  in  bad  ju  filtrierenbe 
Baffer  gefteüt,  bad  fcpnell  in  ben  Stein  einbringt  unb 
burd)  einen  S>apn  abgelaffen  »erben  fann.  a (Fig.  1) 
ift  ein  Sanbftein* 
jplinber,  emgefit» 
tet  in  ben  eifernen 
Xcdel  b.  XerFufl 
c beftept  ebenfalld 
aud  llifen,  bie 
Seitenroanbdaud 
Beißblcd).  Xie 
Fugen  »erben 
burcpbieScpraube 
e gebieptet  Xad 
Baffer  tritt  un* 
ter  Xrud  bei  f ein 
unb  bei  g aud. 
Xie  fcäpne  h unb 
i bienen  jur  Rei- 
nigung bed  Vlpba- 
ratd.  Statt  bed 
Sanbfteind  fann  man  auch  3eßen  aud  gebranntem, 
niept  glaffiertent  Ion  anwetibcn.  Xie  Serfefelb« 
filier  beftepen  aud  ftarftuanbigen , an  einem  ßnbe 
gefeploffenen  £>opljplinbem  aud  gebrannter  Jtnfufo- 
rienerbe,  in  bie  bad  ju  filtrierenbe  Bajjer  einbringt. 


] Sie  liefern  ein  fepr  reined  Baffer,  paltelt  auch  Saf» 
terien  jurüd  unb  fönnen  leiept  gereinigt  »erben.  Sin 
3plinber  bon  2ö  cm  Sänge  unb  5 cm  Xurcpmeffer 
gibt  an  einer  Bafferlei« 
tung  bei  2,5  Vltmoippären 


gt«.8.  Berte) elbfl [ter.  gig.  3.  »ertefetbftttertopf. 

Seitungdbrud  et»a  2 Sit.  Filtrat  in  1 Minute.  Fi«-  9 
jeigt  einen  einjelncn  Serfefelbtricpter  an  einer  Bager» 
leitung,  F>8-  3 bereu  meprere  in  einem  Filtertopf. 
Sie  hängen  an  einem  gemcinfamen  ßinfaßftüd,  jebcd 
für  fiep  abgebieptet, 
bad  Filtrat  tritt 
burep  bad  gemein« 
fante  Vlbflußropr 
aud  u.  fann  »ieber 
auf  bie  gemünfep» 
te  §öpc  gebrüdt 
Werben.  Sei  bem 
Sreierffpen  3)1  i ■ 
f r o m e m b r an- 
filter »irbeinfei. 
ned  Metallneß  mit 
Vlfbeft  biept  belegt 
unb  baburep  eine 
bünne  Filterfepicpt 
mitaupcrorbentlid)  Ä1«- 4-  «roje»  öa||et)ilt«r. 
feinen  Soren  erhal- 
ten. ßlaaffen  benußt  eine  £>  i rn  p o Ijp  l a 1 1 e (Sappel, 
Sittbe,  ßrie,  Beift-  unb  Rotbucpe),  bie  in  einem  me- 
tallenen ©epäufe  luft«  unb  wafferbiept  befeftigt  »irb 
unb  ,jum  Setriebe  nur  geringen  Xruded  bebarf.  Ver- 
unreinigungen brin- 
gen in  bie  Slatte  niept 
ein,  unb  fie  fann  baper 
fepr  leiept  gereinigt  wer- 
ben. Sie  eignet  fiep  junt 
F-  bon  Ba'tfcr  unb  an» 
bem  Flüffigfeiten.  Cie 
läßt  man  borteilpaft 
junäepft  burep  eine 
Scpicpt  Don  ejetoafepc» 
nen  ft  ofd  fließen.  Für 
tcepnifebe  3»fdc  laffen 
fiep  meprere  3plt»ber 
ju  einem  Filter  bereini- 
gen. Sofed  F'ltricmia- 

terial,  wie  Scherwolle  gtg.  5.  Ritter  tut  ptoftt. 
unb  Scproammabfätle,  (dur  «opie. 

Derpadt  man  feft  jwt» 

fepen  jtoei  Sieb  höben,  Sanb,  Jlople  ic.  fepieptet  man 
überetnanber  unb  jwar  fo,  baß  bie  gröbem  Unreinig» 
feiten  junäepft  Don  gröbenn  Material  aufgefangen 
»erben  unb  bad  Baifer  juleßt  bad  feinfte  Material 
burepbringt.  Sei  bem  Filter  F'fl-  4 tritt  bad  Baßer 


568 


giltricrpapier  — giljgam. 


unten  ein,  fteigt  in  ber  SRicptung  ber  mit  a bejeiepneten 
©feile  burd)  Scpwamm  auf-  unb  bann  burd)  Stieb- 
ten non  ©olle,  Sanb,  Kopie,  Sieb  abroiirt«.  3ur 
Reinigung  fcpließt  man  ben  innem3pltnber  unb  lägt 
ba«  ©affer  burd»  A in  ber  JRicptmtg  ber  mit  m be< 
jeitpneten  ©feile  ftrömen.  Sehr  praftifd)  finb  bie  au« 
gepregter  (fälftplicp  plaftifep  genannter)  Kopie  gefer- 
tigten gilter.  Dian  legt j.  3).  ein  foletjeö  gilter  non 
Smlblugelform  (gig.  6,  S.  667)  in  einen  mit  ©affer 
gefüllten  Sinter  unb  benußt  einen  an  bem  Kopien« 
iörper  angebraibten  Kautjcpufidüaud)  alb  §eber.  Tab 
Söaffer  bringt  hier,  tnie  bei  ben  Steinfiltern,  in  bie 
Kopie  ein  unb  gelangt  aub  biefer  in  ben  Scplaud), 
burd)  ben  eb  abfliegt,  gür  ©afferfterfe  benagt  man 
alb  giltriermaterial  auüjdjlicßlicp  Sanb  unb  Kieb,  bie 
in  großen  ©affin«  inntep« 
veren  Schichten  überein» 
anber  aufgefepüttet  Hier» 
ben.  3um'Vlbf(peiben  ber 
glüfftgfeit  aub  feptamm» 
artigen  SRiftpungen  bie« 
nen  bie  gilterpreffen 
(f.  b.).  Son  mampent 
giltriermaterial  oerlangt 
man  eine  abforbierenbe 
©irfttng  auf  gelöfte  Stof« 
fe.  Sic«  gilt  befonberb 
Oon  ber  Knocpenlople,  bie 
in  gefömtem  ,»Mtanb  jn  g0pe  3t)linber  gepadt  toirb 
unb  j.  ©.  aub  filtrierenbem  SHübenfaf t Satje  unb 
garb|toffe  aufnimmt,  jugleid)  aberauepungelöftc,  ben 
Saft  trübenbe  Xeilcpen  jurüdpält.  Sgl.  Krüger, 
Sie  gilter  für  £)au«  unb  ©ctoerbe  (©icn  1886). 

giltricrpapicr,  giltrierftein,  f.  giltrieren. 
iltrierturt)  (giltertud)),  bideb,  biepte«,  brei» 
Pinbigeb  ftbpergeioebe  aub  Kammgarn  troim,  wirb 
in  ben  gilterpreffen,  in  ber  ,'jementfabntation  ic.  be- 
mißt;  bann  auep  jebeb  anbre  jum  giltrieren  bie« 
nenbe  tooüene  ober  leinene  ©eWebe. 

Filtrum  (lat.),  gilj,  gilter,  f.  giltrieren. 

Silure  (franj.,  (in.  .ttr*),  ©efpinft. 
ilj»  im  allgemeinen  Oermorren  ineinanber  ge« 
fcplungette  (oerjiljte)bünne  Körper  (f.  §utfabrtlation), 
im  engem  Sinn  eine  bedenarlige  ©are  (giljtuep) 
aub  ©olle  ober  paaren,  bie  niept  burd)  ©erweben 
oon  ©am,  fonbem  burd)  Scrfcptingung  ber  ©öde 
ober  Spaare  pergeftcllt  Wirb. 

©ei  ber  Anfertigung  beb  gilje«  wirb  bie  ©olle  wie 
in  ben  Spinnereien  auf  einem  ©olf  gelodert,  barauf 


Wirb  eine  große  ®leitpmiijjig(eit  in  ber  SSafje  unb 
eine  größere  geftigteit  in  ber  Querricptung  erreiept. 
ilWandie  gilje  erpalten  ju  biefem  3®ed  in  ber  SKitte 
ein  teiiptcb  (Sewebe,  bas  auf  ber  Kreujungsmafepine 
ober  ftpon  im  ©attrapmen  mit  eingelegt  wirb. 

Siegiljmafepine  oenoanbelt  bab  buplierteBlie« 
in  g.  Sie  befißt  (f.  Abbilbung)  in  jwei  Meißen  über« 
einanber  jwcittial  20  giljwaljen,  Oon  betten  bie  obent 
au«  §o!j,  bie  untern  au«  Sifen  ober  Jiolj  angefertigt 
ftnb;  fämtlitpe  ©aljen  erpalten  eine  (ontiniiierliipe 
Srcßung  nad)  gleicher  Micptung.  Sa«  auf  berSaljeA 
befinbtiepe  Stic«  Wirb  Oon  ben  ftd)  brepenben  ©aljen 
aa  abgeroidelt  unb  auf  baSXuep  oßncSnbc  ee  gelegt, 
um  mit  biefem  gemeinfepaftließ  bttrtp  bie  giljwaljen 
tu  laufen.  3*'bem  nun  ba«  Sud)  ee  burep  einen 
Zn 


rog  C mit  beigem  ©affer  gebt,  wirb  e«  filjfäbiger. 

ugleitp  wirb 
| Stampf  gepeijt 


3uglei(p  Wirb  nod)  ein  Seil  ber  untern  ©al  jen  mit 
unb  cbenfo  finb  unter  ber  ©iafcßtne 


O O O O p.p^O  O 0.0  O 0 040,0  O G O 


m 


^rlljmaf  <$lne. 


jwei  flatpe.  burtp  Stplangmbantpfropre  gepcijte  ©af« 
lertröge  d d angebracht,  au«  benen  fortwäprcnb  reiep* 
lid)  ©afferbampf  auffteigt.  ©eint  Surepgatig  be« 
©liefe«  burtp  bie  giljwaljen  erfolgt  bie  Serfiljung 
burd)  ben  Srud  ber  Cberwaljen,  befonber«  aber  ba- 
burd),  baß  biefe  ©aljen  jugleitp  burep  feitwärt«  an« 
gebrachte  (Srjentcr  eine  pin  unb  per  gepenbe  ©ewe« 
gung  itt  ber  Yleßfcnricptung  erpalten,  wäfjrenb  fie  ftd) 
aitßcrbem,oonbenUnterwaljeninitgenommen,brepen. 
Sa«  mitunter  erft  naep  mehrmaligem  Surtpgang  burtp 
bie  giljmafcpine  aepöriq  gefiljte  3cug  Wirb  Oon  ber 
©alte  D aufgewiaelt.  S«  gelangt  jur «Reinigung  unb 
jur  Befreiung  Oon  ben  etwa  jttnt  Öeijen  ber  »aare 
gebrautpten  ©eijmitteln  in  eine  ©aftpntafcpine  ober 
©alftnaftpine  mit  jwei  übereinanber  liegenben  rotie« 
renben©aljen(f.Safel»Appreturmafd)inen«,gig.l3). 
©ad)  bem  ©afeßen  wirb  bie  ©are  in  bcrfelben  3Wa« 
fepitte  mit  Seifenlöfung  eiitaefeift.  Wie  Sucp  jur  Sr» 
jeugung  be«  bitpten,  feften  gilje«  gewallt,  übermal« 
gewaftpen,  Wcgn  erforberlicp,  gefärbt  unb  burtp  Auf« 
Ipattnen  auf  einem  Sfapnten  ober  einerSapmmaftpine 
gewaftpen,  getrodnet  unb  abermal«  gewolft,  um  bann  (Aufraßmen)  geglättet  unb  getrodnet.  Seppicpfilj, 
auf  einer  Kraptttaftpine  gelrapt  unb  in  eine  Satte  oeßußfilj,  Scdcnfilj  ic.  werben  autp  bebrudt  (mit  ber 


(©elj)  Oon  etwa  2 m ©reite,  bi«  40  m Sänge  unb  je 
natp  ber  geinpeit  be«  perjuflellenben  gilje«  oerftpie« 
bener  Side  Oerwanbelt  ju  werbm.  Son  ber  Kraß- 
maftpine  gelangt  bie  ©alte  auf  ba«  ©attrapmen« 
tutp.  Ser  ©attrapmen  beftept  au«  einem  ©eftell  mit 
jwei  Stänbcm,  bie  etwa  2,5  m au«einanber  fiepen 


unb  fe  6 pople,  übereinanber  liegenbe  ©letpwaljen 
~ nippen  unb  um  biefe  ©aljen  läuft  pori« 
jontal  natp  einer  SRicptung  ein  40  m lange«  Sucp 


opne  Sube  pin  unb  per,  welcpe«  ba«  ©lie«  aufnimmt, 
bi«  e«  bie  ganje  Sänge  Oon  40  m burcplaufen  pat. 
Sann  beginnt  ber  Jhrei«lauf  unter  Aufnahme  eine« 
»weiten  ©liefe«  oon  neuem  unb  wieberpolt  ftd)  fo  oft, 
bi«  ber  g.  bie  nötige  Side  erreiept  pat.  Sarattf  wirb 
e«  quer  burepftpnitten  unb  auf  eine  ©alje  aufgerollt, 
bie  nun  auf  bie  Rreujung««  ober  gil^ntaftpine 
gebratpt  wirb,  bie  jwei  ©liefe  retptwinfltg  (reujenb 
übereinanber  legt  (bupliert).  Surd)  biefe  Kreujuttg 


■üanb).  fflanj  feilte  gilje  werben  geftporen,  jwiftpett 
©repfpänen  ober  gepeijten  ©latten  gepreßt  unb  über« 
paupt  mit  Sucpappretur  oerfepen.  giljtucp  bient 
ferner  ju  Kleiberftoffen,  Sinlegfoplen,  Sannpaltcrn. 
Außerbent  benußt  matt  g.  jur  Kopf«  unb  gußbellei« 
bung,  ju  giltrierbeuteln,  beim  Sdjiffbau  al«  Unter- 
lage bei  ber  Kupferung,  bei  Sampfjplinbem  unb 
Satupflcitungen  jur  ©erpinberttng  ber  Abfüpluttg; 
feinfter  g.  au«  ©icrinowolle  bilbet  ben  jarten  patn« 
merfilj  für  ©ianofortefabrilanten. 

gilj,  in  Sübbeutfcplanb,  befonber«  in  ©apem, 
fooicl  wie  3Roor. 

gfiljgarn , burep  ©erfüjuna  au«  StreitpwoIIoor« 
aarn  baburep  erjeugte«  öam,  baß  man  biefe«  unter 
SinWirhtiig  oon9iä|fe  unb  ©ärme  (©ürgeln,  f.  Spin- 
nen) auf  befottbem,  ben  Sürgelntafepiiten  äpnlitpen 
fogen.  giljtnaf epitten  unter  Streden  unb  ftarlcm 
Srud  rollt. 


3i(jforfettä 

gtlgf orfctfd,  aus  mit  Sehefladlöfung  gehäuftem 
gilj  bergefteUte  Stüßopparate,  bie  bei  Berlrümmung 
ber  Sirbelfäute  benußl  werben. 

giljtranthcit  ber  »Blätter,  abnornielelalegilj- 
bilöungen  Bon  meift  lebhafter  garbe  auf  ber  Cber» 
ftäefje  ber  BRanjenblätter,  bie  früher  alb  $iljbilbuit< 
gen  (Erineum)  betrachtet  mürben,  tfluf  mehr  ober 
weniger  großen  Stellen  meift  ber  Unterfeite  beb  ©lat» 
teS  lt'acfcii  bie  Vlußenwaitb  jeber  einjelnen  Gpiber« 
miSjeüe  in  Sonn  eines  JjärdienS  aus . fo  baft  Heine, 
biente  SäScßen  auf  ber  Blattfläche  entfteben.  3>ic  Jptir» 
dien  ftnb  feulen-  ober  trichterförmig , gelblich,  rötlich 
ober  braun  unb  ftnb  Bon  einer  mehr  ober  weniger 
ftarfen  Vluftreibtmg  ber  ffllaltfubftanj  auf  ber  ent» 
gegengefeßten  Slattfeite  begleitet ; fie  (teilen  allgemein 
burd)  SRilben  Berurfachte  ©aüenbilbungen  bar;  boch 
fontmen  auch  normale  \>aarfil;bilbungen  ff.  Soma» 
tien)  Bor.  SaS  auf  ben  Seinblnttcrn  häufig  auftre» 
tenbe  Erineum  vitis  (Phylleriura  vitcum)  luirb  Bon 
einer  BJilbe,  Phytoptus  vitis,  Berurfacht.  Sie  Stere 
ericbeinen  im  griibjahr  auf  ben  Blättern , Rechen  biefe 
mit  ihren  fpißigen  SKanbibeln  an,  unb  bie  Blattjtede, 
auf  ber  Re  fißen,  wirb  etwas  fonfaB  unb  bebedt  Reh 
mit  bem  Erineum.  Sie  SSeibehen  legen  bie  liier  an 
bie  Erineum-gäben,  unb  bie  3ungeu  ;ef)ren  Bon  ben 
jungen  WuSwüchfen.  3a  einem  Sommer  Tonnen 
mehrere  ©enerationcn  erjeugt  Werben.  Sie  Biilben 
übertrintern  in  ben  Knofpen.  BefonberS  häuRg  Tom- 
men  nufierbem  Erineum-Bilbungen  Bor  an  ber  Gele, 
3itterpappel,  am  Spiß-  unb  Bergahom,  an  ber  äRot» 
buche,  Cinbe,  Birtc,  au  VlpfeI-,Birn-  unb  Berroanblen 
Bäumen,  auch  an  Gbercfcßcn.  (Gewöhnlich  treten  fie 
nur  an  einjelnen  Biültem  eine«  ©aumeS  auf,  unb 
auch  bie  bannt  uerfehenen  Blätter  bleiben  lebenbig 
unb  Bcrrichten  ihre  gunftionen,  wenn  nur  einzelne 
Stellen  berfelben  bamit  befeßt  Rnb.  ®o  aber  an 
einem  3nbiBibuutn  bie  meiften  Blätter  Bon  berKranl- 
heit  in  baßem  ®rab  ergriffen  Rnb,  ba  hat  bie»  nud) 
eine  fchäbliche  SRüdwirfung  auf  bie  BRanje  über- 
haupt, unb  am  Steinjlod  wirb  j.  B.  bei  ju  (tarier 
Erineum -Bitbung  bie  Xraubenbilbung  beeinträch- 
tigt. BIS  SerßütungSnuttel  bient  nur  bas  9lbfd)nci* 
ben  aller  bie  fßtilben  beherbergenben  Blätterjwcige. 
griljlauS,  f.  Saufe, 
giljmaichine,  f.  güj. 
giljrofte,  f.  Softpilje. 

git  jteirb,  großer  Seid)  im  fäd)Rfchen  ßrjgebtrge, 
3 km  non  Sdjneeberg.  ber  1783  feinen  Samm  burd)- 
brach  unb  große  Serwilftung  über  mehrere  Sötfer 
unbSergmerfe  brachte.  (Gegenwärtig  hat  ber  g.  einen 
bebeutenben  Sorfftich. 
griljtuih,  f.  gilj. 

Fimbria  (lat.),  gafer,  etwas  gaferigeS,  granfe; 
Fimbriae,  bie  grmifen  am  Eileiter  (f.  b.). 
gimbria , G.  glauiuS,  f.  glaPiuä  2). 
gimmcl,  männlicher  .vanf  unb  $>opfen,  ben  ber 
BolfSglaube  für  bie  weibliche  BRanje  hält  (baber  ber 
Barne,  femella).  3>n  Bergbau  ein  Spißfetl  (f.  Berg- 
bau, S.  683:  ©ewinnungSarbeiten). 


ginäl  (lat.),  am Gnbetfinia) befinblid),  benSchlufj 
bitbenb.  ginalabfcßluft  fjeifit  im Stechnungs  unb 
Raffenwefen  ber  enbaültige  Schluß  ber  3aßreSein- 
nahmen  unb  -BuSgaben  einer  Raffe,  ber  regelmäßig 
erft  einige  3cit  nacßVlblauf  beS  SHedmungSjabrcS  ftatt- 
Rnbet.  ginalafte,  allgemein  foniel  wie  Schlußafte. 

gtiiäle,  (ital.,  »Schlieft«),  in  ber  Biufif  ber  lejjte 
Saß  eines  großem  3nftrumentalftüde8 , einer  So- 


— Finalis.  569 

I nate,  eines  DuartettS,  einer  Shntphonie  ic.,  ober  ba* 

1 3d)lußftüd  eines  CpemnlteS.  3n  ber  altem  Sonate 
unb  Stjmphonie  ift  ber  Schlußiaß  meift  ein  leicht  be- 
loegteS  Sonftüd  (Konbo)  Bon  lebhafter  unb  heiterer 
<lrt , nicht  feiten  fogar  ein  SRenuctt  einfachfter  Vlrt. 
Grfl  burd)  ©eetßopen  ift,  was  bei  fcaßbn  unb  SRojart 
Bereinjelt  Borfommt,  jur  Segel  gemacht  worben,  baß 
baä  g.  inhaltlich  bem  erften  Saß  ebenbürtig  geftaltet 
wirb,  fo  ba|  in  biefen  beiben  fidj  bie  ©runbftimmung 
beS  9BerfeS  in  oereinter  Seife  auSfprieht,  Währenb  bie 
USittelfäße  biefelbe  tontraftieren.  3"  ber  Cper  be» 
itehen  bie  ginaleS  ber  einjelnen  Bfte  in  ber  Segel  aus 
einer  Rette  Bon  ßnfemblefjenen,  bie  gejiemenb  geftei- 
gert  Rnb  unb  jur  Bnfammlung  einer  gröjjem  3ahl 
agierenber  Bertolten  führen.  Sie  ältere  Opera  seria 
hatte  leine  ginaleS  im  jeßt  gebräud)Iichm  Sinne,  bie 
juerft  fioarofrino  (1750)  in  ber  Opera  buffa  aufbrachte, 
aus  ber_fie  Biccini  in  bie  Opera  seria  hinübemahm. 

ginalc,  1)  Stabt  in  ber  ital.  Brooin  j (Genua,  Kreis 
fltbcnga,  beflcht  ausbeman berSIRünbungbeSftüftcn- 
fluffeS  Bona  ins  fligurifeße  SDieer  unb  an  ber  Gtfen» 
baljn  Weitua-Bijja  gelegenen  g.  ÜRarina,  mit  Ola- 
fen, Kalfbrud)  unb  0901)2879  Ginw.,  bem  öftlid)  ba- 
Bon  gelegenen  g.  Bia,  mit  Otprcffen  unb  «oon  1810 
Ginw.,  unb  bem  nörblitß  lanbeinwärtS  auf  einem 
.yügel  gelegenen  g.  B o r g o,  mit  einem  KafteU,  3i»il* 
unb  ftorrcltionstribunal,  GSgmnajium,  Sechnifcher 
Schule,  Öl«  unb  98einbau  unb  ojo»  etwa  2000  (als 
(Gemeinbc  8388)  Ginw.  3n  ben  näßen  Sjößten  wür- 
ben Borgefcbicßtiicbe  gunbe  gemacht,  g.  War  feit  bem 
fpätem  Blittelalter  ^lauptort  eines  BlarchefatS , baS 
einem  3t»eige  ber  gamiiie  Garretto  gehörte.  Später 
laut  eS  an  Spanien  unb  würbe  1712  an  ©emm  Ber- 
lauft,  burd)  ben  Bacbener  grieben  aber  mit  Sarbinien 
Bereinigt.  3m  Spanifdicn  Grbfolgelriege  Regten  ßier 
bie  Staiferlichen  unter  Starßemberg  über  bie  grau- 
jofm  (9.3uni  1702). — 2)  (g.  nell'  Gmilia)  Stabt 
in  ber  ital.  Broninj  Blobcna,  Kreis  Bfiranbola,  am 
Banaro  unb  ber  Gifenbaßn  IRobena-g.,  mit  ffltjnt« 
naRum,  Seibeninbuftrie,  Bießßanbel  unb  (not)  etwa 
4500  (als  ©emeinbe  12,798)  Ginw. 

gfinäli,  ©aSp  are,  ital.  Staatsmann,  qeb.  20. 
SRai  1829,  ftubierte  1846  —60  in  9iom  unb  Bologna 
BecßtSwiffenfihaft . befcßäftigte  fieß  aber  baneben  mit 
Süeratur  unb  Bolitil  unb  beteiligte  Reh  an  einer  poli» 
tifeßen  Serfcßwörann  gegen  bie  päpftlicße  ffiegierung, 
bie  entbedt  würbe.  3um  Sobe  verurteilt,  Rot)  er  na.ti 
Biemont,  würbe  im  ginanjminifterium  angeftedt  unb 
nach  ber  Ginoerleibung  ber  Somagna  in  bte  Kammer 
gewählt,  1872  aber  jum  Senator  ernannt.  1867 — 
1868  war  g.  ©eneralbireltor  ber  Steuern  unb  So- 
mänen,  1868  — 69  unter  Gambraß-Xignt)  (General- 
ielretär  im  ginanjminifterium,  1869— 78  Sat  am 
SiecßnungSbof,  Born  3»li  1878  bis  SRärj  1876  Bei- 
nifter  beS  Bderbaues  im  Kabinett  ÜRingßetti,  Bom 
Blärj  1889  bis  gebruar  1891  Biinifter  ber  öffent- 
lichen Brbeiten  unter  Grispi.  1893  würbe  er  jum 
Bräfibenten  ber  CberrccßnungSfammer  ernannt  ; im 
ganuar  1901  Würbe  er  Scßaßmeifter  im  Kabinett 
Saracco,  trat  aber  mit  biefem  ictonnn  gebniar  jutüd 
unb  übrniaßm  fein  früheres  Bmt  wieber.  g.  hat  bie 
»Captivi«  unb  ben  * Milos  gloriosus«  beS  BlautuS 
in  italienif^e  Berfe  überfeht  unb  neben  jaßireidjen 
Arbeiten  ftaatSwirtfcßaftlidien  3nßaltS  eine  Biogra* 
pßie  gariniS  (in  ber  »Nuova  Antologia«,  1878)  unb 
>Ia  vita  politica  di  contemporanei  illnstri < (Sur. 
1895)  Beröjfentlicßt. 

Finälis(lat.),in  beräItern3Rufiftheorie9tame  beS 
VaupltonS  ber  Sonart  als  beS  allein  fdfiußfäßigen. 


570 


ginalifteren  — girtanjfontroQe. 


gi  ii  (j  lifiercn,  beenbigen,  abjcblteßett ; 3 i n a 1 i t ä t, 
Sd)licßlid)feit ; 3wedbeftinunung. 

ginnnricr  (franj.,  )pr.  -nansSie),  ginanzbeamter, 
ginan.zpäthter;  ginanz-  ob«  ©elbmann, 
ginanz,  f.  ginanzwefen. 
ginanznbieiluitgen,  f.  ginanzminifterium. 
ginansen,  f.  ginanzwefen. 
ginnnzgefcUfdiaftcn  (engl,  financial  Compa- 
nies), ßUtien-  unb  Rommanbiigefetf  jdja  jtcn,  aud)  ein- 
fache Vereinigungen  Don  BantierS , bie  ©efdjäfte  in 
Börfenpapieren  machen,  fid),  wie  bie  Crbdits  mobi- 
liers  (f.  iöanten,  S.  341),  an  ber  ©rünbung  neuer 
®efenfd)atten  beteiligen  ober,  vuie  bie  engiifegen  In- 
vestment-Trusts, für  Rapitalifteu  Rapiere  Berfdjiebe» 
ner  Vrl  laufen  unb  Derroalten,  um  fo  eine  fietigc  Ver- 
jinfung  gu  fufiem  (Dgl.  Trust). 

ginanzgefcl),  im  uitilem  Sinn  ein  auf  bie  Staats- 
finanzen jid)  bezießenbeS  ©efeß.  im  engem  Sinn  ein 
jolcbeS,  weld)cS  baS  Bubget  unb  bie  auf  oeffen  Vusfüß- 
rung  bezüglichen  Beftimmungen  enthält.  Vgl.  Bubget. 
ginaiizhohcit,  f.  ginanzwefen. 
ginanjicü , bie  ginanjen  betreffenb. 
finanzieren,  ginnnzoperationen  machen,  Selb 
(ju  Untentebmungeu)  fetjaffert,  im  18.  ^atjrfj.  Runft- 
nuübrucf  für  baS  Verlaufen  ber  Ämter  ober  bloßer 
Kmuartfdjaften  barauf. 

ginn  u^f  ammer  (S  4 a ß f o nt  nt  e r) , f . Erdjcquer. 
g inanjfontrollc,  internationale,  Rontroile 
ber  ginanzoerwaltung  unb  -Sebarung  finanziell  zer- 
rütteter Staaten  bureb  international  gemilchte  Rom» 
miffionen  )um  Schüße  ber  Staatsgläubiger  (in  erfter 
Sinie  ber  auswärtigen)  gegen  ben  StaatSbanfrott 
(i.  b.).  Sie  g.  ift  eine  gang  neue  Einrichtung.  Bis 
in  bie  neuefte  3‘it  gab  eS  nur  nationale,  b.  I).  inner» 
ftaatliche,  auS  inlänbilchen  äRitglicbem  jufammm- 
aefeßte  ginanzfontroUfomiuifjtonen,  wie  ftäubifetje 
vtuSftßüffe,  Stnatafthulbentilgungotommiffionen  ic. 
Sie  eitonne  ÄuSbeljnung  beb  VcrfeßrS  mit  Staats» 
papieren  unb  bie  inten|tDe  Beteiligung  ber  Vrioat- 
Derntögen  jugunften  auswärtiger  Staaten  in  ber 
©egentuart  cinerfeits,  bie  oft  burthauS  unzulängliche 
Smnbhabuttg  ber  ginanzwefen  in  manchen  Staaten 
anberfeits,  haben  iRaßregeln  zum  Schüße  ber  bebrüt)» 
ten  Staatsgläubiger  nahegclegt.  3ßrc  praftifdje  ©e» 
ftaltung  war  aber  um  jo  fdjwierigcr,  als  fte  nad)  ber 
heutigen  Vuffaffung  Dom  VlefenbeS  Staates  Weber 
bie  SouDeränität  beS  banfrotten  Staates  Derleßen, 
nod)  auch  beten  Ejiftenz  in  grage  ftellen  bürfen. 
Einen  ÄuSweg  fanb  man  in  ber  auf  Srunb  Döller- 
redjtlicher  Verträge  Dereittbarten  Einridtlung  ber  inter- 
nationalen g.  solche  gntanztontroniommiffionen 
bejtehen  zur  3*>t  tn  folgcnben  Staaten : 

1)  3«  Äghpten  bte  Commission  de  la  Dette 
Publique  figyptienne,  furjweg  Caisse  genannt,  mit 
Siß  in  Rairo,  zuerft  (Sefret  bes  Sßebibe  Dom  2.  SKai 
unb  18.  Nob.  1878)  als  felbftänbige  gnilitution  beS 
ägt)pti(djen  Staates  eingefeßt,  bann  burd)  fiiquiba- 
tionSgefeß  Dom  17.  3uli  1880  auf  internationale 
3icd)tsgrunblagegcfteUt.  SieSlRitgtieber(Rouimiffare) 
ber  Caisse  werben  Dom  ftßebiDe  ernannt  unb  ftnb 
ägfiptifeße  Staatsbeamte ; jeboeß  erfolgt  tatfächlidj  bie 
3ufantmcnfeßung  ber  Caisse  burd)  bie  in  ißr  Der» 
tretenen  auswärtigen  3Räcf)tc  Englanb,  granfreid), 
gtalicn,  Cfterreid),  feit  1886  auch  Xeutiefilanb  unb 
Nußlaitb.  "Eie  Caisse  ift  eine  öffentliche  Speiialfaffe 
(C.  speciale  du  trösor)  für  biejenigen  gonoS,  bie 
für  ben  3>n*»  unb  JilgungSbienft  bes  emprunt  ga- 
ranti  (1885),  ber  dette  privilegiSe  (1900)  unb  ber 
dette  uuitice  (1876,  geiinbert  1890)  beftimmt  fmb, 


unb  ift  zunt  Empfang,  jur  Verwaltung  unb  Verweil- 
bung  bcrfenigeit  Einfüufte  (Erträgniffe  ber  Eifenbahn  ■ 
unb  Xelegraphenoerwaltung  fotoie  ber  Verwaltung 
beS  .fjafcnS  Don  ‘älezanbria,  ferner  ber  Einlünfte  aus 
gewiffen  BroDingen  unb  ber  3öHe)  berufen,  bereu 
Einzahlung  feitenS  ber  hößem  Einnahmebeamten  ber 
betreffenben  Verwaltungen  burd)  baS  fiiquibationS- 
gefeß  Dorgefdjrieben  ift.  Sie  Rommiffare  haben  baS 
Siecht,  bie  oereinnahmten  Beträge  bireft  an  bie  Ban! 
Don  Englanb  ober  granfreid)  zu  fenben;  auch  iteljcu 
ber  Caisse  Derfdjiebene  Rontrollbefugniffe  zu;  fo  ift 
fie  berechtigt,  DDin  ginanzminifter  gewiffe  Belege  unb 
bie  erforbtriiehen  ßladjweife  zu  Derlangen,  baß  bei 
Äufnahme  Don  Vorfcßüffen  ber  gefeßüdjc  §öd)ftbe- 
trag  nicht  überfdjntten  unb  biejelben  in  laufeuber 
Sieißnung  aufgenommen  würben ; ferner  ift  ihre  3u- 
ftimmung  erforberlid)  bei  Aufnahme  einer  neuen  Äu- 
leiße  feitenS  ber  Regierung,  bei  Änberungen  rüdfuht* 
ließ  ber  Derpfanbeten  Steuern,  bie  eine  SRinberung 
ißreS  Ertrags  zur  golge  haben,  unb  wenn  außer- 
gewöhnliche  vluSgaben  ber  SiienbahnDerwaltung  nicht 
auS  beren  Einnahmen,  fonbem  auS  aUgemeinen 
Staatsmitteln  beftritten  werben  foHen.  ®ie  Rom- 
miffare ber  Caisse  fönnen  einen  Don  ihnen  mit  ber 
gunflion  beS  Bräfibenlen  betrauen;  bod)  ift  nur  bie 
gunftion  eines  RommiffarS  Dom  3)ienft  gebtlbet  wor- 
ben , bie  regelmäßig  alterniert. 

2)  3n  ber  lürtei  ber  Conseil  d’Adininistratiou 
de  la  Dette  Publique  Ottomane  in  Ronftantinopei, 
ins  Ceben  gerufen  burd)  faiferlid)  ottonianifcheS  S)e- 
(ret  Dom  8./20.  ä)e,j.  1881  unb  beftebenb  auS  einem 
englifdjen,  italienifd)en,  fran.jöfifd)en,  öfterreichiid)- 
ungarifchcn  unb  beutießen  SDcitgliebe,  bie  Don  beut 
aßnbüat  ber  Foreign  bondholders  in  Sionbon,  ber 
üaubetafammer  in  3!om  unb  Don  ben  Sßnbifaten 
jener  finanziellen  fjnftitute  ber  anbern  beteiligten 
Staaten,  bie  an  bem  3uftanbelommen  beS  finanziel- 
len ßlusgteicßS  mit  ber  türftfihen  Regierung  teilge- 
nommen hatten,  auf  je  fünf  3aßre  ernannt  werben. 
Sie  Vertretung  ber  Befißer  türfiidjer  Seßutbtitet 
ottomanifeßer  Nationalität  ift  gteiißfatlS  Dorgefcßen; 
auch  nimmt  einer  ber  Sireftoren  ber  Ottomanifchen 
Ban!  an  ben  Beratungen  beS  Conseil  mit  Nüdfidit 
auf  bie  biefem  ßiurtcßtliih  eines  ©utbabenS  ber  ©a- 
later  ginanzgruppe  Obliegenheit  Verpflichtungen  teil. 
Sem  Vbmini|trationSrate  fteßt  bie  Verwaltung,  Ehi- 
ßehung  unb  birefte  Einfaffierung  fowie  bte  Verwen- 
dung aller  für  ben  Sienjt  ber  auswärtigen  Scßulb 
abgetretenen  Einfünfte  burd)  Don  ißm  beftellte  Or- 
gane zu.  Seit  1890,  bez-  1898  ßat  fte  audß  bie  Don 
ber  türfifcßen  Segicrung  ber  Ulatebonifcßen  unb  ber 
Vnatotifcßen  Eifenbaßn  zugefagten  öarantiefumraen 
einzufaffteren  unb  an  bie  BabngcjeQjtbaften  abzu- 
fiißren.  Gegenüber  ber  ägßptifißen  Caisse  uiiterfdhcibet 
fieß  ber  Couseil  zu  feinem  Nachteil  babureß,  baß  er, 
weil  niißt  offiziell  Don  feemben  Viäcßten,  fonbern  Dem 
VriDalDertretem  ber  ©laubiger  ernannt,  lange  nicht 
fo  unabhängig  ift. 

3)  3"  Se  i b i e n bie  Vutonomi jdje  Serbifcßc SJlono- 
polDerwaltung  in  Beigrab.  Sie  berußt  auf  bciu  ©c- 
feß  Dom  8/20.  3«li  1895,  Wonach  bie  bis  baßin  be* 
fteßenbeu  Derfißiebeneu  Siiherßeiten  ber  einzelnen  Mn 
leben  zufammengeworfen  unb  ber  Vlonopoloerwal- 
tung  überwiefen  würben.  SaS  Statut,  burd)  baS 
berölejcbäftSbetrieb  berf eiben  geregelt  worben  ift,  bar  j 
ohne  3uftimmung  ber  ferbifeßen  Negierung  unb  ber 
VdonopolDerwaltung  nidjt  geänberi  werben.  3ßr  lie- 
ßen nicht  nur  bie  Erträgniße  bet  Vfonopote  unb  ber 

j Stempel-  unb  ©ctränteabgaben,  fonbem  auiß  bie 


571 


gmanjmtntfierium  — ginanjtuefen. 

Sieineimtahmen  ber  ©fenbalpten , bie  3 b He  unb  bie  unb  ©ubge  tniäffigfe it  ber  fvinamberttalhmg  Oerant« 
Orbt»  (Sertebr«»)  Steuer  (U.  $er  ganje  SReinertrag  wortlief).  $a«  J.  bat  bie  ©nforberungen,  uifltbe  bie 
ift  jur  »ejablung  ber  fälligen  Soupon«  unb  ber  ge-  einzelnen  3weiae  ber  StaatäDemmltung  an  bie  fti« 
jogenen  Stade  be«  4pro(.  SonPerticrungSanlrbn«  nanjfraft  be«  Staate«  (teilen,  miteinanber  in  ßin< 
Don  181)5  fowie  für  ben  Dienit  be«  ©rämienanlebn«  dang  ju  bringen  unb  ba«  fflleid)gewtd)t  jroijcben  Sin« 
Bon  1881  unb  ber  labaflofepon  1888  juBermcnbcn.  nabmen  unb  Sluägabcn  ju  erbalten  ; ber  Sinanj- 
3«bod)  bat  fte  bcrStaatäbauptfaffe  alle  jene  Summen  minifter  ift  ber  Irager  ber  ginanjpolitif  beä  Staate«, 
m übergeben,  bie  ein  3wölftel  bei  für  bie  3“bll*ng  3b m ift  bie  ©erwaltung  ber  biretten  unb  inbireflen 
oer  Annuität  beb  fonBertierten  ?lnlebn8  erforberliiben  Steuern  unb  ber  StantSfcbulben  unterfteHL  3>ie  gi» 
©ejamtbetragces  überfteigen.  Ser  Scrwatturig«rat  nanjoerwaltung  beb  35cutfd)en  SHeicfaeb  wirb  Bom 
beftebt  au«  6 3Äitgliebem,  Bon  benen  4 ferbifefjc  Un»  Sleichdfanjler  mittel«  beb  1879  errichteten  Meid)«» 
tertanen  (barunter  ©DUBerneur  unb  ©ijegouucrneur  f eb  a ft  a m t e 8 tBabrgeiiBmmen. 
ber  fflationalbanf)  fein  müffen,  2 Bon  beit  Dbliga*  {ftiitan(ntonopol,  t.  iRegalien. 
lionäbefiftem  üorgefd)lagen  »erben;  ben  ©orftft  bat  $iiiaii}Operationctt,  im  »eitern  Sinn  alle  auf 
ber  fflouBemeur,  oej.  ©ijegouBemeur  ber  Siational«  jmanpctte  3®ede,  namentlich  auf  Sermebrung  ber 
bant  infolge  ihrer  3ufammcnfeftuncj  unb  fonftiger  Staatbeinuabmen  unb  Sernünberung  ber  Staat«» 
bcfd)rnn(cnbec  Sorfd)riften  ift  bie  ferbifdje  Sionopol-  auägaben  berechneten  SHa&regeln;  im  engern  Sinne 
Bcrmaltung  toenig  felbftänbifj.  bie  auf  ba«  Staatbfrebitmefen,  alfo  auf  ©ufnabme 

4)  3n  ©riech enlanb  bie  3ntematianale  ftom-  ober  tilgung  Bon  Schulben  ftd)  bejiebenben  Ser» 
miffton  ,jur  Kontrolle  ber  Slaaläjinaraen  in  Ülttien,  fügungeit  unb  (war  insbel.  bie  »fünfttid)em«  ©e» 
eingefeftt  in  ©u«fübruiig  be«  Srtilel«  2 be«  griednfdj-  nuftungdweijen  be«  öffentliihen  ftrebit«.  3>cr  ©egriff 
türtifchen  ©räliminarfrieben«uertrag«  Bon  Konftan.  ber  '«  wirb  auch  auf  bebeutenbere  Untcmebmungen 
tinopel  Born  6./18.  Scpt.  1897  burep  ©efeft  Bom  10.  Bon  ©rioaten,  inöbef.  ber  »haute  tinanee«,  b.  b-  ber 
Siärj  1898.  Sie  ift  ähnlich  organifiert  »ie  bie  ägbP'  flrofien  öelbmäihte  an  ber  ©ürfe,  auf  bem  Siapttal ■ 
tifche  läaijfe,  feboch  werben  ihre  fedj«  SKitglieber  bireft  marlt  auSgebefjnt. 
bdu  ben  beteiligten  URädjten  ®eutfet)lanb,  grantreicb,  ginantPcriobe,  f.  ©ubget,  S.  668. 
©rogbritannien,  Stalien,  Öfterreicb  * Ungarn  unb  {finanjplan  (§auptfinan  (plan),  f.  Sinanj» 
Sufilaub  ernannt.  3f)re  Vlufijabe  ift  bie  Kmgieljung  wefen,  S.  572. 
unb  Scrwenbung  berjenigen  «taateeinfünftc,  bie  für  ffriiiattjpolttif,  f.  3inanjwefen. 
ben  3)ienft  ber  JSTieg«entfd)äbigung«anIeihe  Bon  1897  witiaugprofurator,  foniel  Wie  ffi«fa!  (f.  b.). 
unb  ber  feit  1833  lontrabicrtcn  griechifchen  ©nleften  ff- in  an  ;rerl)t , f.  ginanjwefen,  S.  572. 

beftimmt  ftnb.  He  3ntemationale  Sfoiiumfüoii  tuirb  vfinanjrrgal,  f.  Sieaalicn.  [freujer  (f.  b.). 

burd)  eine  unter  bereu  Äontrolle  fiebettbe  Socintii  de  flfinaiijfd)iifc,  in  Öfterreich  ©enenmmg  ber3oll» 

regie  des  revenues  affeethes  au  Service  de  la  Dette  fftiitnn  jfchnlbcu , f.  Staatefchulbcn. 

Publique  Hclleniqne  in  ültbeit  infofem  unterfiüftt,  tfinanj  unb  $llefan(,  früher  gebräuchliche  Sie» 
al«  biefe  bie  Staalämonopole  ju  oerwalten,  bie  Ber«  ben«art,  foBiel  »ie  unerlaubter  ©ewinn,  Übernortei» 
pfänbeten  (Sinlünfte  ju  erbeben  unb  an  bie  Stoffe  ber  lutta,  ©eftedbung  (Bgl.  tllfanj). 

M oittrollfommif fioit  ober  auf  beren  ©nweifitng  an  bie  ff  inanjBerm eigen , f.  Sermögen. 

Banque  Nationale  de  Gräce  abjufübren  bat.  9ieue  jjinnnttocfcii.  Da«  Sort  ffinanj  flammt  au« 
Snleben  finb  ber  Jtommiffton  »ur  ©erfüguug  ju  fjel»  bem  Satein  be«  Sliittelalter«.  3nt  13.  unb  14.  3abrb- 
len  unb  Werben  burd)  biefe  ihrer  ©eftimmung  ju*  Berftanb  man  unter  finatio,  finauoia,  auch  »obl  fimui- 
aefübrt.  $ie  Sommiffion  ernennt  ihre  ©eamten  unb  cia  pecuniaria  eine  fdmlbige  ffielbleiftung.  3>iefe 
9lgenten  felbit  unb  bat  meitgebenbe  ÄontroQbefug«  'Jluebnide  werben  gewöhnlich  ^ergeleitct  non  finis, 
niffe,  fo  ba«  Siecht,  fid)  alle  Sucher,  9Jed)nung«belege  :c.  iinbe,  9lbfd)!iifi,  3ablung«termin.  IRandic  ballen  ben 
Borlegen  }u  lajfen,  bie  Eiu.jichungoftellen  unb  <(n«  Stamm  be«  Sorte«  ffinaitj  für  germanifcb;  fic  beu» 
ftalleit,  beren  Einnahmen  Berpfcinbet  finb,  ju  befud)en,  ten  entweber  bin  auf  ba«  englifebe  liue,  ©elbbufee, 
burd)  ein  SJlitglieb  an  ben  Sifumgen  ber  erwähnten  ©rinilegientafe  je.  al«  frühere ^auptcinnabmequellcii, 
Socibt«  teilnebmcn  ju  laffen  ie.  Hfferenpen  jwifdien  ober  auf  »finben«  (fdjwebifih  Anna),  »erfinberifch«, 
Siegierung  unb  Jtommiffton  ftnb  einem  Sdiiebdgrridit  riinfeBOlI.  3)a«  Sort  ffinanjen  batte  früher  in  ber 
tu  unterbreiten,  ©gl.  3)iana,  II  fallimento  degli  lat  eine  fchlimmeSlebcnbcbeutung.  wie  benn®. Schot, 
ätati  e il  iliritto  intcrnazionale  (lurin  1898);  S.  teliu«  (>©on  ber  teutfd)en  ^muptfprad)1,  1663)  unb 
Kaufmann,  35a«  internationale  Siecht  ber  äghpti«  Sebaftian  ©rant  in  feinem  »Slarrenfcbiff«  ba«felbe 
|d)en  3taat8fd)ulb  (©erl.  1891);  Serfelbe,  He  Stom»  al«  gieid)bebeutenb  mit  Untreue,  Ipafe,  Schinberei  be» 
mtffare  ber  Kaffe  ber  ägt)ptifd)en  Staatdfchulb  unb  jeidjnen.  $ie«  ift  barin  begrünbet,  baß  bie  ffinan;« 
ba«  internationale  9ied)t  (baf.  1896);  Rebebgh,  De  Berwaltungen  oft  ben  ßbaralter  ber  ©luämacberei 
la  protection  des  crbancicrs  d’un  Etat  «trangi  r (im  trugen,  worunter  nad)  3inden«  »Äaineraliftenbiblio« 
»Journal  du  droit  international  privä«,  1891);  ®er»  tljel«  »nichts  al«  auäfebweifenbe  unb  in  ber  lat  fchäb» 
felbe,  Les  difficultba  ünaneidrea  de  la  Grice  etc.  (in  liebe  Srhbljungcu  ber3»traben  ober  liftigeSrfinbung 
ber  »Revue  Gäubrale  de  droit  international  public»,  neuer  Wbgoben«  ju  oerfie()en  ftnb.  Snt  ben  3"tcn 
1894);  Sleroq «Sea ulieu,  L'ftgj’pti.' et  le  contrüle  PubWig«  XIV.  gewann  ba«  Sort  eine  anbre  ©eben» 
aiigio-fraiii.nin  (in  ber  »Revue  des  Deui  Mondes«,  tung:  finance  bebeutete  eine  Sinnalmif  be«  Staa* 
1882);  ©flug,  Staat«bnnlrott  unb  intmiationale«  te«,  les  flnanees  ba«  StaatäBermSgen,  bie  Sage  be« 
Siecht  (SJiüntf).  1898);  ©oliti«,  La  Caisse  de  la  3taat«bau«baU«.  3»  biefein  Sinne  wirb  ba«  Sort 
dette  bgyptienne  (in  ber  »Revue  Gänbrale  de  droit  beute  allgemein  auf  alle  politifeben  ©emeinwefen 
internationale  public«,  1896);  Saling,  ©örfen»  (Staat« •,  ©emetnbefinanjen)  angewenbet.  3ur  ßr” 
3ahrbud)  für  1898/99  (©erl.  1898).  haltung  feiner  ©riftenj  unb  (ur  jurdifübrung  feiner 

effinaiiiminiftcrium,  bie  oberiie  Stelle  für  bie  Aufgaben  (©ewabrung  Bon  Schuft,  ©ufred)!baltung 
ftaatliche ffinanjoermaltung.  ‘BerSinanjminifter  ber  allgemeinen  Drbmcng,  görberung  bet  ©efamt» 
ober  ©orftanb  ber  fjinanjabtciltmg  ift  für  bie  ©efeft'  woblfai)rt)  brauet  ber  Staat  Sachgüter  unb  perfdn» 


572 


ginanjtocfcn  (ftinanzberroaltung,  - 58ifftnf<^aft . »©olilit,  - Sicdjt  tc.). 


lid^e  Stiftungen,  bie  jufammen  ben  Staatsbebarf ! 
au8mad)en.  Gin  teil  beSfelben  wirb  unentgeltlieb 
gebeeft  (Ehrenämter,  Seljvpflid)l  >c.).  für  ben  größten 
teil  ober  ift  ffiergütung  nötig , bie  beute  in  Weib  ge 
wäl)rt  unb,  wo  bteä  auch  nid)t  ber  (fall,  boeb  in  Gelb 
bemeffen  unb nerrethnel wirb.  AnfgabeberSinan}- 
Berwattung  (auch  oft  Staats  hau«  halt  genannt) 
ift  e«  nun,  btc  für  Grfüllung  beb  StaatSjWreteS  cr- 
forbtrlieben  ©elbmittel  beijuf^affen,  fie  bi«  jur  Ser. 
Wenbung  bereit  ju  tjetlten  unb  ju  ihrer  Ceftnnmung 
überutführen,  wäbrenb  bie  Stnanjwiffenfebaft 
bie  ©runbfnße  unb  Segeln  ftjftemntifdj  barjuflellen 
bat,  bie  bei  Aufbringung  unb  Serwoltung  biefer 
Wittel  anjuwenbett  ftnb.  ®ie  fiebrbüeber  ber  ginanj* 
Wiffcnfdjaft  banbeln  zwar  aud)  Bott  ben  StaatSauS» 
gaben,  Sie«  gefebiebt  jeboef)  nur  fo  Weit,  alS  ein  Gin* 
geben  auf  bic  teebnif  nid)t  nötig  ift  unb  ber3ufam> 
utenbang  jluiid)en  Ginnabtnen  unb  Aufgaben  $ar- 
fteüung  unb  llnterfebeibung  öon  $aupt!ategorien  ber 
leßtem  erbeifebt-  $ie  Sinanzpoliti!  ift  ber  In- 
begriff ber  praltifd)en  ©eftrebuugen  nach  ber  beften 
Einrichtung  ber  Finanzen,  al«  Siffcnfchaft  ift  fit  bie 
Vebte  öon  einer  folchen  Crbnuna  ber  Finanzen.  tiefe 
Orbnung  erfolgt  auf  ©runb  ber  Sinn ttjge malt 
ober  ber  gina'n  jbobeit,  b.  b-  ^cr  ©cfugniS  bc-J 
Staate«,  felbitdnbig  feine  & i n a n j B c r to  a 1 1 u n g ein  ■ 
juritbten  unb  feine  ffinanjrn  ju  orbnen.  Sie  wirb 
erleichtert  an  ber  Ipanb  btr  ginanjgefdjichte  unb 
ber  Sinanjftatiftif,  irtSbef.  ber  Bergleitbenben  JJi- 
nanjftatiftif,  bie  fid)  mit  ber  nteift  icbr  fdjwierigcn 
öegenüberiteUung  wirflid)  Berglcid)barer  taljatben 
beet  ffinanjwefen«  oerßhiebener  „'fetten  unb  Cänber 
befafit.  3kr  Inbegriff  ber  auf  ba«  g.  bezüglichen 
3ted)t8fäße  eine«  SanbeS  ift  beffen  8 i n a n j r e d)  1 , ba« 
in  einen  ncrfaffungSrechtliihcn  unb  in  einen  berwat- 
tungäreebtlicben  Xeil  zerfällt.  ®er  erftere  begreift  ba« 
©ubgctrccht,bieWinifierDerantwortIid)leil,  überhaupt 
bie  ba«  3uftanbe(ominen  unb  bie  gefeßlidje  ©ülligteit 
be«  ©ubget«  betreffenben  ©eftimnutngen  in  fid),  ber 
leßtere  bejiebt  fub  auf  bie  Ginricbtung  ber  ©ebörben 
unb  auf  ba«  ben  einzelnen  ©ürger  burdj  Einräumung 
eine«  ©efebwerbe»  unb  ftlageredjt«  gegen  Sitllür 
(cbüßenbe  8ied)tSBert)ältni«  $wifd)en  btefent  unb  bet 
ffmanzgewalt.  3n  Streitigteiteu  pri8atrfd)tlid)er9!a 
iur,  in  betten  ber  Staat  in  feiner  Gigenfdjaft  al«  &i8- 
tu«  auftritt,  entfebeiben  bie  ©eftimmungen  be«  all- 
gemeinen bürgerlichen  Ked)t«. 

$ie  Sirtfcbaft  be«  Staate«  unterfebeibet  fid)  auf 
bem®ebiete  ber  ff  man  znerwattungBon  berjenigen  ber 
©riBaten  einmal  bureb  bie  Art  be«  Srwerb«;  eine 
größere  3abl  pribater  SrloerbSarten  ift  für  ben  Staat 
mit  feiner  ©eamtenwirtfd)aft  ungeeignet,  wäbrenb 
bie  heutige  Bontebmfte  GrwerbSart  be«  Staate« , bie 
Steuer,  bie  nad)  ©ebnrf  aufgelegt  wirb,  bent  ißrioa- 
ten  Berfcbloffen  ift.  3km  ©riBaten  ftnb  in  ber  An» 
fammlung  Bon  Sermögen  {eine  rechtlichen  3d)rantcn 
gefeßt,  ber  «taat  bagegen  foll  im  jntereffe  einer  ge» 
rediten  SaftenBerteilung  unb  Wegen  ber  Sthwicrigfeit 
wirtfd)aftIid)erSerwertungSrwerb«Bermögen  nur  in 
Fällen  fammeln,  in  benen  bie  priuate  Ausbeutung 
Bon  GrmerbSqucIIcn  nicht  bent  ©efamtintereffe  ent- 
fpriebt.  3kr  übliche  Sag : beim  Staat  müffe  fidj  bie 
Einnahme  nad)  ben  Ausgaben  richten,  beim  ©rioaten 
fei  e«  umgetebrt,  bat  nur  eine  befchriinrte  ©ültigleit, 
bie  fich  insbej.  auf  bie  formelle  Anorbnung  be«  ©ub 
get«  bezieht,  inbem  innerhalb  ber  Grenzen  ber  nad) 
ber  Gcfamtlage  Berfflgbaren  Wittel  bie  Ginnahmen 
nn<b  ben  (nötigen)  Ausgaben  beflimmt  werben.  3U  , 
ben  Staatsausgabe  n im  weitern  Sinne  gehören  | 


alle  Wirflichctt  §inau«zahlungen  (3taat«au«gaben 
im  engern  Sinn),  alle  unBergollenett  fieiftungen  für 
3taat«zwede  (fogen.  Berftedte  Ginnahmen,  bej.  Aus- 
gaben), ferner  alle  in  ber  StaatSBcrmaltung  felbit 
erzeugten  unb  roteber  Berwanbten,  bemgemäfj  auth 
ZU  uerred)ttenben  ©üter.  Oft  unterfdjeibei  matt  pr  o - 
buftiBe  unb  unprobutlibe  Ausgaben,  inbem 
unterienen  foldje  Berftanbm  werben,  bie  für  3wede 
ber  Sirtfd)nft«förberung  ober  für  Sthaffuttg  Bon 
Sadjgütern  gematht  Werben,  unter  benunpvobutiioen 
foldje,  welche  bie  Sachgütererzeugung  wenigflen« 
nicht  birelt  mehren.  3!o'd)  fönnen  probuttiue  Aus- 
gaben recht  unwirtschaftlich , unprobuftiBe  bagegen 
fetjr  Wirtfdtaftlich  fein.  Nichtiger  ift  bie  Ginteilung  in 
orbenttidjc  unb  außerorb entliehe  Ausgaben. 
Grftere  ftnb  folche,  bic  bazu  bienen,  regelmäßig  wie- 
berfebrettbc  ©ebiirfniffe  zu  befriebigen.  Sic  tonnen 
ihrer  §öl)e  nach  gleichbleiben  (ftänbige  Ausgaben) 
ober  fchluanfen  (nicht  ftänbige  Ausgaben).  3)ic  außer 
orbcttlliihen  Ausgaben  bienen  jur  ©eftiebigung  non 
©ebürfniffen , bie  unperiobifch , meift  überhaupt  nur 
einmal  auftreten,  unb  zu  beren  5)e düng  bemnacb  and) 
nußerorbentliche  Wittel  (außerorbctttliche  Steuern, 
SerWenbung  beS8taatSfd)nßcS,  ©erlauf  Bon  Staats- 
gütern, Ausgabe  Bott  ©apu-rgelb,  Anleihen)  erforber- 
fid)  Rnb.  Gtne  einzelne  Ausgabe  (Sieparatur  eine« 
©ebäubcS)  fann  Boliftänbig  ben  Gharaftcr  einer  außer* 
orbentlidjart  tragen,  wäbrenb  bic  ©efamtfumme  (jähr- 
liche AuSbefferung  bei  allen  ©cbäuben)  zu  ben  orbent 
liehen  StantSauSgaben  zu  rechnen  ift.  Sie  bei  ben 
Ausgaben,  fo  finb  auch  bei  ben  Ginnahmen  be«  Staa- 
te« bie  orbcntliehcn , bie  einer  regelmäßigen  Sieber» 
holung  fähig  ftnb,  unb  bie  niißerorbenllidjcn,  bie  nur 
einmal  fließen,  ju  unter) cbeiben.  Xie  Ginnahmequellen 
ftnb  heute  faß  auSfdjlicßlid)  betmiidje.  Orbentlid)e 
Bom  Auslanb  getragene  Einnahmen  lauten  früher  in 
ifomt  non  Iributeu.  XurthgangSjöllen  tc.  Bor,  beute 
im  Wefentlichen  nur  bann,  wenn  e«  gelingt,  Ginfubr- 
iölle  auf  bas  AuSlattb  abzuwäljen.  Wan  teilte  biefe 
CueDen  bislang  meift  ein  in : SDoniänen , Siegelten, 
©ebühren  uttb  Steuern.  Innn  werben  nielfath  lebig» 
lieh  bie  GnuerbSeinfünfte  (©rinalerwerb  ttcil  3ulaf- 
fung,  ©efchränlung  ober  AuSfchließung  ber  freien 
Stonfurrenz)  ben  Gebühren  unb  Steuern  gegenüber- 
gcflellt.  3m  allgemeinen  lann  man  unterfcheiben : 

1)  Stuf  Brieattfrtttliitjrm  Xitel  beruljenbe,  »on  Britten 
ebne  Entgelt  bejogenc  Oinnattmen.  Biefctben  ftnb  beute  in 
ben  meiften  Staaten  non  (einer  IBebeutimg  Iitfljr. 

2)  (flnttaltmen  aus  gemcrtlliper  Xatigteit  uns  Staats. 
uermagen.  BtefetSen  tiagen  ) X.  einen  uriaatroirtfebaft» 
lieben  Gbaratter.  lies  ift  befenberS  bann  ber  galt,  irenn 
ber  Snoerb  bei  Staates  gang  unter  bem  ttinflub  ber  freien 
Itonfurrcng  flebt  (cebte  Bcmantalcinnabmen).  Bie  freie  (ton* 
(urreng  (ann  aber  au<b  bureb  Stonopotifierung  ober  gtegati- 
fientng  auSgef<bioüen  fein,  ärfofgi  bie  -iXonopotifierung  le» 
blgifib  im  finangießen  ^nteteffe,  fa  ift  bic  bur$  bieietbc 
bcipitfte  tßtebretnnabme  aES  Steuer  gu  betraibten;  liegen 
ibr  aber  anbenucite  ^ißdfitbten  gugrunbe,  iß  bie  Cfinnabme 
9Icbengiuee(,  fo  btlbct.  ba  bier  ftaats»  unb  priuatiotrifibaft- 
Ittbcr  Gbarafter  meift  oennif<bt  ftnb,  bte  Sinnabmegueße 
einen  Übergang  gu  ben 

3)  Scrgütungen  für  ctbt  ftaatSmlrlfebaftliebt  Scifinngcn. 

Biefelben  finb  Ofebübren,  fomeit  fie  bie  Sofien  beeten.  $fre> 
ben  blefc  Uetftungen  als  ßjttttel  benugt,  um  bBbere  thn- 
nabmen  gu  ergielen,  fo  gebbrt  ber  3ttebrbetrag  gur  fotgenbm 
gtategortc.  nSmitib  gu  ben 

4}  (Hnnabnten  aus  Steuern,  ^iergu  (omtnen  noeb 
B)  oerf  iiebenc  CHnnabmen,  bte  [\<b  ben  uorgenannten  Äategorten 
niebt  untcrorbnen  taffen,  tote  (finnabtnen  aus  eiben- 
fnngen,  bereenfpfen  Sachen,  Strafgelbem,  ttributen  tc. 
Gbenfowenig,  Wie  eS  je  eilte  ftharfe  ©rettze  zwifdten 
itaatS»  unb  priüatwirlfdjaftlidicm  Gebiet  gibt , laßen 


573 


ginanjroiffenfdjaft  — JincE  tton  gindenflein. 

fttp  autp  bi«  üerftpiebenen Einnahmequellen beS Staa  ' ffintplcp  der.  ftamtwro,  ©orftabt  Pon  Bonbon,  in 
teä  ftreng  Oonemanber  fd)eiben.  bei-  engl,  ©rafftpaft  SPibblefey,  12  km  nbrblid)  tont 

(Die  grage  ber  beiten  Drganifation  bcSginanj  i öpbeparl,  mit  t)ot)erer  Stpule  (Gprifl’S  College), 
WeienS,  ob  j.B.  eine  allgemeine  .gentralBermaltungS  ! 5>oi'pttnl  für  ©enefenbe  unb  doo»  22,126  Ginw. 
itelle  Bor  mehreren (Direftionen  fürbie  einjelnen £>aupt, ! ffintf , 1)  e i n r i dt , pertorragenber  beutieper 

nerwaltungSiweige,  obbaSfiotlegial«  ober  bureaufra  Romponift,  um  1450—1513,  lebte  1492 — 1510  aut 
tiHpeSpftomWBorjug  oerbiene,  unb  Weltpeffornten  polnifdjen  fliofe  ju ffrafau,  bann  in  Stuttgart.  Gute 
ber  SBetpfelwirfung  jwifcpcn  ben  ginanjfleüen  unter  AuSmapl  feinerRompofitionen  (Pierftimmige  beutftpe 
fitp  unb  mit  ben  übrigen  SerwaltungSbepBrben  feft»  Bieber , flihmnen , SDiotetten)  gab  SH.  Gitner  neu  ber» 
i u i r tt o n (eien  ic.:  biesS  aUeS  bängt  Pon  ben  befonbem  ouS.  2lutp  fein  ©rofeneffc  Biermann  g.,  geb.  21. 
©erpältniffen  beS  Staates,  Pon  (einer  ©rfige,  oom  SKärj  1527  ju  ©inta,  ae(t.  28.  (Dej.  1658  in  Sitten» 
Umfang  feineS  (DomänenbefipeS,  pon  ber  ©eftbaffen'  berg,  War  ein  bebeutenoer  (Eonfeper  unb  SÜpcorelifer 
beit  feiner  Smuptcinnapmequeüen  unb  Ausgaben,  im  («Practica  mnsica* , 1556). 
allgemeinen  enblitb.  Wegen  ber  Setbfeltpirfung  jwi»  2)  griebriep  Auquft  non,  preufj.  ©enerat, 
fepen  bem  g.  unb  ben  übrigen  ©erWaltungSjweiaen,  geb.  25.  9Ioo.  1718  in  «trelip,  geft.  22.  gebt.  1766  in 
autp  Pon  ber  Organifation  ber  leptem  ab.  Grforber«  Kopenhagen,  trat  1735  in  Bfkrreitpifcpe,  bann  in 
nid  eineä  guten  Staatshaushalts  ift  ein  »obigere»  ru(fi(d)c,  1743  als  SKajor  in  prcufjifipe  ÄriegSbienfle, 
aelteS  Raffenwefen.  (Damit  bie  ju  oerwenbenben  würbe  griebritpS  b.  ©r.glügelabjutanl,  1765Cberft- 
Selber  ftetS  in  ©ereitfepaft  feien  unb  eine  tlare  Über-  leutnant,  nad)  ber  Stplatpt  non  Rolin  Dberft,  balb 
ftcfet  über  fänttlicpe  Ginnapmen  unb  VluSgaben  er»  barauf  ©eneralmajor  unb  Anfang  1759  ©eneralleut» 
mögliebt  werbe , muff  eine  ©eneral»  ober  ipauptfaffc  nant.  1769  bem  ©rinjen  fyeinriep,  bent  griebrid)  bie 
ben  gememfd)aftlid|cn  iBiittelpunft  fämtlitper  Staats-  ©erteibigung  SacbfenS  juwieS,  jurUnterftüpung  bei» 
(affen  bilben,  jo  baft  biefe  nur  AbjWeigungen  jener  gegeben,  jwang  g.baS  öfterreidtifcpelpeer  unter  (Daun 
bilben.  3m  3ntereffe  Pon  Crbnuna  unb  SroutroHe  burd)  baS  ©efedjt  bei  Rorbip  21.  Sept.  jum  SRüdjug, 
ift  bie  Aufhellung  eines  für  einen  oeftimmten  3eit»  würbe  Pom  König  trop  feiner  ffiegenoorfteHung,  um 
raum  (ginanjperiobe)  geltenben  ginanjge»  $aun§  SHüdjug  abjuftpneiben , 17.  Sion,  über  $ip» 
f e p c 3 (f.  b.),  eines  ijj  a u p t f i n a n j p l a n s unb  eines  polbiSWalbe  nad)  2Ji axen  geftpidt,  aber  pier  20.  Siou. 
allgemeinen  ©oranftplagS  ber  in  bem  mitpflenginanj*  non  einer  Übermalt  angegrijfen  unb  mupte  fttf»  nad) 
ober  ©erWaltungSjeitraum  teils  beftinunt,  teils  Per*  rüpmlitper  ©egenwepr  21.  Sion,  mit  bem  iHeft  feines 
mutlitp  ju  erWarteitben  Staatseinnahmen  unb  »AuS»  Korps  ergeben.  (Deswegen  natp  bem  BmbertuSbur» 
gaben  (Subget,  f.  b.)  erforberlitp.  Über  bie  gi*  aer  grieben  non  einem  RriegSgeritpt  ju  einjähriger 
nanjen  ber  einielnen  Staaten  geben  bie  betreffenben  geftungSftrnfe  unb  ;ur  Saffalion  oerurteilt,  obwohl 
AtüfelAuStunft.  — (Die  erfte  auSfüprlitpe  unb  metpo-  natp  allgemeiner  Über;euqung  bie  Stpulb  feines  Un> 
biftpe  ©epanblung  ber  ginanjwiffenftpaft  in  (Deutftp-  falls  auf  ber  Seite  bes  Königs  ju  futpen  war,  warb 
lanb  ift  yuftiS  »Spftem  beS  ginanjWefenS«  (B)allc  er  1764  in  bänifepe  (Dienfte  gerufen,  griebriep  b.  ©r. 
1766);  auS  ber  neuem  Bitcratur  ngl.  ©laltpuS,  forgte  natp  gindä  iDobe  für  feilte  (Dotpler.  ©gl. 38 in» 
Üanbbucp  ber  ginanjwiffcnftpaft  u.  ginanjoermal»  t er,  (Die  friegSgeftpitptiitpe  Überlieferung  über  grieb» 
tung  (Stuttg.  1830, 2©be.);3i  au,  Seprbutp  ber  poli-  ridj  b.  ®r.,  geprüft  an  bemSeifpiel  ber  Kapitulation 
tiftpen  ßfonomie,  ©b.  3;  jept  burep  ein  felbflänbigeS  non  SSajen  (©erl.  1887);  fföollwo,  (Die  Rapitula» 
3äer(  non  AbolfSSagner  erfept  (bisper  4 ©be., fleipj.  tion  non  TOajren  (SRarburger  (Differtation,  1893). 
1877— 1901);  fl.  0.  Stein,  Seprbutp  ber  ginanj»  ff intfcnftciii.SJiüttrgutuupreufi.Jfiegbcj. (Diarien, 

wifienftpaft  (5.  3lufl. , baf.  1885—86,  4 ©be.);  SR  o » Werber,  StrciS  SRofenberg,  an  ber  Siebe  unb  nape  bem 
feper,  Spftem  ber  ginanjwiffenftpaft  (4.  ?luf(.,  baf.  ©nabenfee,  bat  eine  eoang.  Sirtpe,  ein  Stplofj  mit 
1894;  5.  Ülufl,  prSg.  non  ©erlad),  baf.  1901);  ©.  ©arf.  Dberförfterei,  Siegelbrennerei,  Bierbrauerei 
Gopn,3gftcmberginanjmiffcnfcpaft(Stuttg.l889);  unb  500  Gitiw.  2fm  Septoffe  bafelbft  oerweilte  9ia» 
bie  einftplägigen  ©Ibteilungen  in  3 tp  B n b e r q S poleon  I.  1807  brei  ÜJionate. 

»£>anbbutp  ber  polttiftpen  Cfonomie«  (4.  2(ufl.,  ffiutf  Pon  ffimfenftein,  1)  Karl  33ilpelm, 
lübing.  1896  -98);  Umpfenbatp,  Seprbutp  ber  ©raf,  preufj.  ©linifter,  geb.  11.  gebr.  1714,  geft. 
ginaip}Wiffenftpaft(2.3lufl.,Stuttg.l887);®peberg,  3.  3an.  1800,  Sopn  beS  ©eneratfelbmarftpallS 
ginanjwiffenftpaft  (7.  3lufl.,  Bcipj.  1903);  Gonrab,  ©rafen  ©llbretpt  Konrab  g.  (geft.  1735),  ftu» 
©runbrip  jum  Stubium  ber  ginanjwiffenftpaft  (3.  bierte  in  ©enf,  trat  natp  Seifen  in  granfreitp  unb 
Sufi.,  3ena  1903) ; ®otte,©mnbjüge  ber  ginanjwif»  fliollanb  1735  als  BegalionSrat  in  preupifepe  (Dienite 
ienftpaft(fleipj.l894);  ©.Becop*©eaulieu,TraitS  unb  war  bis  1740  ©efanbter  in  Stodpoim.  grieb- 
de  la  Science  des  finances  (8.  2lufl  , ©ar.  1899,  ritp  b.  ®r.,  ber  in  feinen  3ugenbgefpielen  gropeS  Ser» 
2 Slbe.);  ©arnier,  TraitS  de  finances  (4. ©ufl.,  baf.  trauen  fepte,  fepidte  ipn  als  ©efanbten  an  ben  bäni» 
1882) ; fläon  S a p,  Dictionnaire  des  finances  (Siancp  ftpen§of,  1742  natp  Gnglanb  unb  1744  Wieber  natp 
1887—94,  2fflbe);  SIS<liot,  Dictionnaire  financier  Stodpolm,  als  feine  Stpwefter  Buife  Ulrile  ben  RB» 
interuational  (baf.  1899);  »ginanjartpiP«  (prSg.  nig  Pon  Schweben  peiratete.  1747  mit  bem  (Eitel 
non  Stpanj,  Stuttg.  1884  ff.);  Stammpammcr,  eines  StaatSminifterS  ©efanbter  am  ruf  Hieben  $>of, 
©ibliograppie  ber  ginanjwifienftpaft  (3ena  1903).  1749  RabinettSnünifter,  gepörte  g.  fortan  ju  ben  Per* 
ffinnnjtnifTenftpaft,  f.  ginanjweieit,  S.  572.  trauteften  Säten  beS  »BniaS,  mit  bem  berfelbe  fort» 
ffinanjjötle,  ün  Segenfafiju  ben  StpupjöHen  bie  wäprenb,  natnenllitp  wäprenb  beS  Siebcnjäprigen 
3Btle,  bereu  auSfdjlieBlnper  ^wed  eS  ift,  ber  Staats»  Krieges,  über  alle  Angelegenheiten  forrefponbierte. 
(affe  eine  Sinnapme  ab juwerfen.  ©al.  JjöHe.  (Die  berüpmte  gepetme  3nftru(tion  griebritpS  II.  notn 

gittafferic  (franj.),  grober  Suiff;  ginaffeur,  10.  3an.  1757  ift  an  g.  geridjtet.  Bom  ©obe  ©obe» 
diänfematper , jinaffieren,  Kniffe  gebrautpen.  Wils'  1760  bis  juni  Gintritt  JierpbergS  inS  ©iinifte» 
ffimpafc  ftloftcr(g.-®riorp.  irr.fvüuttneipiäiert),  rium  1763  leitete  g.  baä  Auswärtige  allein  unb  patte 
Rlofterruiuembereng(.©rafftpaft(Durpant,am3Bcar,  autp  natp  1763  ben  norperrftpenben  Sinflufi  beim 
5 km  norbäftlicp  non  Durpaut,  auS  bem  13.  Saprp.  König,  Würbe  autp  non  feinen  ©adjfolgem  potp  geeprt. 


574 


giitbel  — ginbelfiäufer. 


2)  griebricp  2ubwig  Sari,  ©raf,  Solm  beä 
Barigen,  geb.  18.  gebr.  1745  in  ©todpolm,  geft.  18. 
April  1818  in  Mablife  bei  2ebuS,  Warb  1779  al£  Sle- 
gierungäpräfibent  in  ffüftrin  beb  Antolbfcpen  Pro- 
jefjeä  wegen  non  griebrid)  II.  abgelegt  unb  Wibmete 
fiep  her  Bewirtfdjaftuna  feimr®üter  unb  Itterarifdjcn 
Stubien;  ben  £>arbcnbergfcpen  Reformen  1811  Wi* 
berfc^tc  er  firf)  mit  SKanoib  unb  warb  bewegen  1811 
mehrere  SBocpen  ju  Spanbau  in  ^>aft  gebalten. 

3)  Sari,  ©raf,  preufe.  ©eneral,  geb.  2«.  3uli 
1835  in  MaMijj  bei  2ebuä,  im  Rabettenforpä  er- 
jagen, trat  1854  alä  2<utnant  in  baS  1.  ©arbe- 
regiment,  Warb  ttad)  ber  ©cpladjt  bei  ÄBniggräp 
Jjauphnann,  führte  1870 — 71  bie  9.  Äompagnte  beä 
1.  ©arberegimentS,  würbe  1871  Militärattache  in 
SBicn,  1872  Major,  1875  ftommanbeur  beo  ©arbe- 
jägerbataillonb,  1880  beä  ©renabierregiitientä  Sir.  8 
unb  1883  beb  2.  ©arberegimentä,  1887  ©eneralma- 
jor  unb  Snfpetteur  ber  Säger  unb  Schilpen , erhielt 
1890  alb  ©eneralleutnant  baä  Rommanbo  ber  17. 
Dioifion  unb  würbe  im  Qanuar  1895  ®eneral  ber 
Snfanterie  unb  lommanbierenber  ©eneral  beb  1. 
Arnteelorpä  in  Königsberg.  3w  3anuar  1902  unter 
Stellung  ä 1»  suite  beb  ©nrbejägerbataiflmtö  juPotä- 
bam  jur  Diäpofition  geftellt,  lebt  g.  in  91ieberftpön* 
brunn  bei  öörlip. 

gfinbcl,  3°fepp  ©ab  r i e I,  freimaurerifeper 
Sdjriftfteder,  geb.  21.  Oft.  1828  ju  Supferberg  in 
Cbcrfranlen,  befugte  1848  bie  Uninerfität  München, 
würbe  im  folgenben  3abre  Wegen  feiner  IBeleiligung 
an  ber  politifcpcn  Bewegung  in  Unterfucpung  gesogen, 
nach  jeptttnonatiger  .^>aft  bcanabigt,  wibmete  fitb  bann 
in  Jieibelberg  bem  Bucppanoel  unb  grilnbete  1858  in 
2eipjig  mit  ber  Bon  ilim  bis  1891  geleiteten  frehnau- 
rerifd)en3eitung  «Die  Baupütte«  ein  Scrlagägefcpäft. 
SBon  feinen  ©ebriften  über  greimaurerei  (gefammelt 
1882  —1902,  7 Sbe.)  ift  bie  »©efdjidite  ber  greimau- 
rerei« (7.  Aufl.  1900,  fein  fcauptroerf)  aud)  mehrfach 
überfefet  Worben. 

inbclenaletfdicr,  f.  Monte  Sfoia. 
iitbelaclb,  foniel  wie  ginberlobn,  f.  gunb. 
iitbclpäufcr,  Anftalten,  in  benen  ginblinge 
(ginbcllinber),  b.  b-  Bon  ipren  Ettern  Berlaffene 
unb  aubgefepte  Sinber,  aufgenommen  unb  bisweilen 
aud)  erjagen  werben.  3«  ber  neuem  3e>*  nmnt  man 
g.  aud)  Anftalten,  benen  Säuglinge  Bon  ipren  Müt- 
tern ober  Angehörigen,  bie  fte  nid)t  Berpflegenlimnen. 
übergeben  werben.  Sie  erfte  berartige  Anftalt  fod 
im  6.  3abrb-  in  Trier  beftanben  haben.  Snöbefonbere 
liefe  fid)  bie  Stird)e,  bie  baä  2eben  ber  bnmals  in  gro- 
feer3apl  auägefcfeten  Sleugebortten  fdjüfecn  wollte,  bie 
©rünbung  unb  weitere  SerPreitung  ber  g.  angelegen 
fein.  Setbürgt  ift  bie  Datjadjc,  baä  787  tn  Mailaub 
ein  ginbetpauä  beftanb.  Diefent  Seifpiel  folgten  832 
Siena,  lCKIOBabua,  1070 Montpellier,  1200EinPed, 
1317  glorenj,  1331  Nürnberg,  1362  Paris,  1380 
Senebig,  1624®todpolm,  1687  2onbon.  1198nmrbe 
Bon  3nnojenj  III.  in  bem  Bon  ifem  erriebteten  Ospe- 
-lale  di  Santo  Spirito  juerft  bie  Streblabe  (Dreh- 
freuj,  frattj.  tour,  ilal.  ruota)  emgcfütjirt,  ein  leidjt 
um  bie  Adjfc  brepbarer  ^latbjplinber,  ber  eS  geftattet, 
Sinter  ungefepen  abjugeben.  1414  folgte  bierin  glo 
renj,  bann  Mailanb,  1804  granlreid).  Somepmlid) 
fanben  bieg,  in  romantfdjcn  2änbem,  bann  inüfter- 
reid)  unb  Siufelanb  Eingang,  im  proteftantifdpen  Kor- 
ben (2onbon,  Ropenbagcn,  Berlin,  Dresben,  Ham- 
burg, Raffel)  erft  im  Beginn  beä  18.  3abrp.,  gingen 
aber  hier  fnft  alle  balb  wieber  ein.  3n  granlreid)  War- 
ben fdjon  1362  bie  ©emeinben  gefepltd)  jur  Serpfle* 


aung  ber  ginblinge  Berpf(id)let.  Ein  ©efep  Born  28. 
3um  1793  belrcttcrlc  Anftalten  für  bie  enfants  natu- 
rels  de  la  patrie,  opne  bnfe  joldjc  jebod)  me  IVben  tra- 
ten. Daä  Debet  Bom  19.  3<m.  1811  legte  ben  Spi- 
tälern bie  gürforge  für  bie  enfants  assistbs  (enfants 
trouvös,  enfants  abandonn&s  unb  orphelins  pauvres) 
auf.  3rbe«  Arronbiffement  follte  ein  Spital  (hospice 
dbpositaire)  mit  Prep  labe  paben,  bie  Jtinber  aber  joü- 
len  inbgli^fl  balb  gamilien  anBertraut  werben.  3n« 
folge  btf rnon  flieg  bie  3apl  ber  auf  öffcntlidje  Soften 
unierpatlenen  Hinber  1833  auf  129,629  gegen  45,000 
im  3-  1809.  Um  juBerpüten,  bafe  Berpeiralete  Mül 
ler  ipre  Sinter  bem  ginbelpand  übergäben . um  fee 
bann  al«  bejablte  Pflegemütter  Wieber  jurüdjuneb 
men,  würbe  baä  fogen.  Deplacement  eingefübrt, 
b.  p.  bie  Sinber  Würben  in  entfernten  Departement« 
bei  Pflegeeltem  untergebradjt.  Da  bica  Mittel  aber 
bie  Äuffiipt  erfdbwerte  unb  bie  Soften  erhöhte,  fo  Wür- 
ben 1834  bie  präfeften  ermächtigt,  mit  3uftimmung 
ber  ©eneralrätc  bie  Dreplaben  aufjupeben,  bie  benn 
auep  1870  ganj  Berfcpwunben  waren.  Sei  ben  Vluf- 
nabmebureauä  (bureaux  d'admission)  miiffen  Mit- 
teilungm  über  bie  aufjunepmenben  Sinber  gemacht 
werben.  Die  Vlufnapme  erfolgt  nur  bann.  Wenn  eine 
Bom  Sorftanb  angefteüle  Prüfung  bie§  alä  ange- 
meffen  erfepeinen  läfeL  3nfoIgebeffen  ift  bie  gapl  ber 
enfants  trouvhs  auf  etwa 3000 jurürfgegangen,  wäp- 
renb  bie  ber  enfants  abandonnls  über  80,000  beträgt 
unb  bem  Staat  cmfcpliefelid)  ber  SäaifenBerforgung 
über  4 Mid.  gr.  Sofien  BerurfacpL 

3n  3talien  fanb  bis  18G6  unbebingte  91ufnabmc 
in  g.  mit  Dreplaben  flatt.  Seitbcm  würben  bieDrep- 
laben  mepr  unb  mepr  befeitiat.  Eä  gab  1866  noch 
1179  ©emeinben  mit  Dreplaben,  1897  bereit  306. 
Da , Wo  bie  Dreplaben  befeitigt  ft  ab , finbet  bie  Auf- 
nahme in  einem  Bureau  flatt,  wo  bie  ©rünbe  an  ju- 
geben  finb,  wegen  beren  baä  Sinb  übergeben  wirb. 
49  ProBmjen  haben  Anftaltäpflege,  in  20  Proüinjen 
werben  bie  Sinber  3irbmüttem  übergeben.  Auch  in 
Portugal  würben  1867  bie  Dreplaben  bi«  auf  eine 
in  2iffabon  unterbrüdt. 

3n  Öftcrreid)  beftepen  gegenwärtig  jWei  grofee. 
Bon3ofeppII.begrünbeleAn)taIten  inSJien  (bie  1784 
eröffneie  nieberö)terreicpifcpe  2anbeägebär-  unb  gilt* 
belanftalt)  unb  in  Prag  unb  aufeerbem  einige  Heinere, 
bie  ben  Slanten  ginbelpauä  tragen,  aber  eigentlich  nur 
alä  Ergänjung  ju  ben  grofeeit  Etitbinbungöanflalten 
anjufepen  finb.  Unepelicpe,  in  ber  ©ebärnnftall  ge- 
bome  Sinber  (ommen  in  her  Siegel  am  jepnten  2e 
benätage  mit  ipren  Muttem  in  bie  ginbelanftalt,  wo 
bie  Mütter  Ammenbienfte  Berfepen.  Später  werben 
bie  mit  entwidelten  ftinber  gegen  Bejaplung  unb  un- 
ter Auffupt  ber  Anftalt  an  ppegeeltem,  nach  6—10 
3apren  ber  gürforge  ber  Mutter  ober  ber  $>rimatge- 
tneinbe  übergeben.  Siufelanb  bat  jwei  grofee,  unter 
Satparina  II.  reforacierte  g.  in  Petersburg  unbMoä- 
lau.  Die  ginblinge  bleiben  bis  juin  21.  2ebcnäjabr 
unter  berObput  ber  Anftalt.  3nben®ouBenieiuentä, 
wo  bi«  1808  feine  g.  beftanben,  ift  bie  Erricptung 
Bon  foldjen  Bcrboten,  in  anbtm  miterliegt  bie  Auf- 
nahme grofeen  Befcpränfungen.  ginblingäf olo- 
nien  pat  bie  Raiferin  Maria  in  Saratow  gegrfinbet, 
fünf  Dörfer,  in  benen  jebc  gantilie  ein  Pflegefinb  Bon 
12—13  3apreti  auä  bem  giitbelhuuä  ju  Moöfau  er* 
hält.  3n  ©rofebritannien  utib  3rlanb  Werben 
bic  ginblinge  entweber  tn  SBaifcnpaufem  ober  biird) 
bie  Sircplniele  auf  Äoften  ber  Armentape  erjogen. 
Aufeerbem  beftepen  g.  in  2onbon  (gegriinbet  1739, 
feit  1771  burep  PriBalmittel  unterpalten)  unb  in 


575 


ginben  — ginejje. 


Sublin  (6i8  1826  mit  Sref|fabe.  bie  Wegen  ju  fiarfen  ’ 
UtnbrangeS  cibgefcfjafft  Würbe).  Sie  Stntbec  bicfer 
beibenUlnftalten  werben  nuraufperfönlid)egfirfpraete 
ber  üfiuttcr  aufgenommen  unb  bann  auf  bem  Kanb 
erlogen.  Sänetnarl  befipt  ein  ÄinberpflegehauS 
in  Kopenhagen,  baS  eine  UIrt  ginbelanftaltbilbet. 
3»  Seutfa)lanb  gibt  eS  feine  ff.  Ser  ginblinge 
bat  fid)  bie  Ortöanuenpflege  anjuneljmen.  UIuRer  tn 
Stalien  finb  bie  g.  jept  überall  nur  für  eine  »orüber- 
gchenbc  Vufnabme  befiinimt.  Sie  fiinber  werben  bis 
,511  getuiffer  3eit  unter  fortbauember  Überwachung 
burd)  bie  Ulnftalt  gamilien  in  Verpflegung  gegeben, 
bann  wirb  bie  Süctforbcnmg  burd)  bie  Eltern  ntög- 
licbft  erleichtert.  Sugunften  ber  Sreplaben  bat  ntan 
gelten  b qcmncbt,  baft  burd)  Vufhebung  betreiben  bie 
grud)tabtrtibungen , Sotgeburten  unb  RinbeSmorbe 
»ennebrt  Würben.  Sod)  fpredfen  bie  in  Stallen  ge> 
fammelten  Erfahrungen  nicht  hierfür,  ©egen  bie  g. 
unb  inäbef.  bie  Srehlaben  führt  man  an , bafj  burdt 
biefelben  baS  VerantWortliehfcitSgcfüt|t  ber  Eltern 
geschwächt  werbe , bafs  fte , inbem  lie  ben  Ieptem  bie 
Sorge  für  bie  Rinber  abnähmen,  bie  gefcbled)tlid)en 
UluSichwcifungen  beförbertenunbnid|tiiiiilanbc  feien, 
in  ihren  alles  §eimatS-  unb  gamilicngefühlS  baren 
Zöglingen  tüchtige,  braud)bare  3Renfd)en  ju  erziehen; 
audh  Weift  man  auf  bie  hohe  Sterblichfeit  unb  bie  gra- 
ften Soften  ber  g.  bin.  Sn  ber  neuem  f}eit  hat  fiel) 
allerbingS  Me  Sterblichfeit  infolge  befferer  Verpfle- 
gung (hpgienifehe  Einrichtungen,  beffere  fünftliihe 
Ernährung)  ftarf  oenninbert.  3"  ben  meiften  San- 
bern  Werben  bie  ginblinge,  bereu  fjerfunft  unbefannt 
ift,  unter  bie  gahl  ber  unehelichen  Äinber  geregnet. 
$a§  beutfdjeVerfonenftanbSgefep  »om26.gebr.1875 
beftimmt  in  § 26,  bafj,  Wer  ein  neugeborneS  fiinb 
finbet,  t)ier»on  fpäteftenS  am  nächftfolgenben  Sage 
bei  ber  DrtSpolijei  ülnjeige  ju  erftatten  habe.  UI  ui 
©ntnb  ber  burd)  bie  DrtSpolijei  »orgenommenen 
Ennittelungen  hat  bann  ber  StanbeSbeamte  beS  Sie- 
jirtS  bie  Eintragung  in  baS  ©cburtSreaifter  (3eit, 
Ort,  Umftänbe  beS  UluffinbenS , ©efd)affenheit  unb 
Stennjcidien  ber  beim  Rtnb  »orgefunbenen  Kleiber, 
förperlictje  Sterhnale,  ©efchlecht,  »ennutlicbeS  Ullter  ic.) 
ju  betätigen.  3»  ©reufien  unb  Sachfen  fleht  bie  8e« 
»ormunbung  eines  ginbelfinbeS  bemjenigen  ®erid)t 
ju,  in  beffenVejirf  eSgefunbeit  Würbe.  Sie  ginblinge 
erhalten,  fofem  nid)tii)rmirtlicheSVatertaiib  ermittelt 
wirb,  bie  StaatSannehörigfeit  m bentjenigen  Sanbe, 
wo  fte  aufgefunben,  bej.in'ringtnbelhauS  aufaenom- 
men  werben.  SaS  beut|d)e  ©ärgerliche  ®e}epbudt 
beftimmt  über  ginbelfinber  nichts.  Sgl.  fjügel.  Sie 
g.  unb  baß  ginbelwefen  Europas  (Uüicn  1863);  Ep- 
itein, Stubien  jurgrage  ber  ginbelanftalten  (©rag 
1882);  Siallemanb,  fiistoire  des  entimts  aban- 
clonnfts  et  dälaissfa  (Var.  1885);  Staubitip,  Sie 
ginbelpflege  (fflien  1886);  griebinger,  Senffchrifl 
über  bie  SSiener  ©ebär-  u.  ginbelanftalt  (baf.  1887) ; 
Stahls,  Vrtifel  »ginbelwefen«  in  SammerS  »$>anb* 
Wörterbuch  ber  öffentlichen  unb  prioaten  ©efunbljeitS* 
pflege«  (Stuttg.  1890). 

ginben,  SBilliam  unb  Ebwarb,  Rupfer*  unb 
Stahlitedjcr,  ©rüber,  ber  erflerc  geb.  1787  in  i'mibon, 
geft.  bafelbit  1852,  ber  jweite  geb.  1702  in  fionbon, 
geft.  bafclbft  1857.  Sie  ftncheii  uieleVlätter,  nament- 
lich in  Stahl,  meift  in  ffiemeinfebaft,  fo  ju  beit  Ster- 
ten »on  ©nron,  Sioore,  mehrere  inubfihnftliehe  Sam- 
melmerle, SSilfonS,  SumcrS  u.  a.  biblifche  Sanbfchaf- 
ten  ic  giir  baS  nach  Sawrence  geftodjene  Porträt  beS 
HönigS  ©eorg  IV.  erhielt  SSifltam  2000  ©fb.  Sterl. 

ginbcrloi)n,  f.  gunb. 


ginbcrtticulc,  eine  SReute  »on  40—50  ipunben 
(einigen  Soufinbem  unb  grogern,  nicht  511  fchmeren, 
fchnellen  fcunben)  jur  Sreibjagb  auf  Sdjwarjtoilb, 
geführt  »on  einem  Säger,  bem  3t Übemann,  ber 
folcbe  burd)  Siüben,  b.  h-  burch  ben  9iuf  »^orrtibo 
■tut  Su!« , anfeuert  unb  bie  »on  ben  Smubcn  gebed* 
ten  Sauen  ahfängt,  währenb  bie  flüchtig  werbenben 
ben  »orftehenben  Schilpen  jum  Schuf;  fommen. 

gi  n b c rr  c rtj  t (g  u n b r e <h  t),  im  Scrgbauwef  en  baS 
Storrecht  beSjenigen,  ber  juerft  bie  Epiftenj  eines  bem 
©ergred)t  unterliegenbeu  SRineralS  auf  feinen  natür- 
Iirfjen  Ulhlagemngen  entbedt  hat  (f.  Bergrecht,  S.  680). 
Übrigens  »erfleht  man  unter  g.  auch  bieStechtSqrunb- 
fäpc,  bie  in  »nfeljung  beS  ginbenS  »erlomer  Sachen 
gelten  (f.  Eigentum,  S.  444,  unb  gunb). 

Fin  de  siteleffranj.,  (pr.  fäncj  bi  siätr,  .3ahrhun* 
bertSenbe«),  in  ben  1890er  Sohren  auch  in  Seutfcb« 
lanb  eingebruiigener  ©arifer  SSobeauSbmef,  Womit 
attcä  Überlebte,  Verrottete,  an  ber  Stenbe  beS  3°hr- 
hunbertS  bem  Üntergang  Verfallene  ber  abenbläitbi- 
ichen  ©ochfultur  bejethnet  Wirb.  SaSSJort  mar  ber 
Site!  eines  juerft  itu  Ulpril  1888  in  VariS  aufgeführ- 
ten CuftfpielS  »on  Bticarb  unb  Sou»enot. 

grinbhorn,  reifeenber  unb  fifebreidter  gtuft  in 
Sdjottlanb,  entfpringt  in  ben  wtonabhliabhbergen, 
fiie|t  in  norböftlicher  Sichtung  burch  baS  romantifdie 
Strath  Seam  unb  münbet  nach  130  km  langem  Sauf 
norbweftlid)  »on  gorreS  beim  Sorfe  g.  (mit  fleinent 
hinten  ginblater)  in  ben  3Sorab  girth. 

ginblat) (fpr. fiTmi»),  ©auptftabt  berWraffcbaft  öan- 
cocf  im  norbamerifan.  Staat  Ohio,  70  km  fiiblich  »on 
Solebo,  Sahnfnotenpunft,  mit  ÜiaturgaS-  unb  Vetro- 
leumguellen,  bebeutenber  Eifen-,  ffliaä « unb  Son- 
Wareninbuftrie  unb  ciooo)  17,618  Einw. 

ginblinge,  fo»iel  wie  erratifche  ©löcfe  (f.  Silu- 
»ium);  auch  bie  lofe  im  ©ehänqcfdjutt  unb  in  ben 
gelfemneeren  (f.  b.) , alfo  auf  fefunbärer  Sagcrftätte 
liegeiibcn  ©löde.  Sie  werben  als  Steinmatertal,  bef- 
fen  ffiiberftanbSfähigfeit  gegen  bie  Ultmofphärilien 
erprobt  ift,  gern  beiiupt. 

ginblinge,  ginbIing8foIonicn,f.ginbeIhäufer. 
ginb  SOlac  iS iimnill  ober  richtiger  gionn  'JKac 
Ehunthail  (b.  h-  Sopn  beS  Ehumhail),  ein  hiftori- 
feper  gürft  in  Srlcmb  (geft.  273  n.  Ehr.),  ber  aber  in 
ber  aspthe  feines  VolfeS  ju  einem  Siielteroberer  an- 
wucbS , ungefähr  Wie  König  Utrtur.  Sein  Sohn  war 
Offin.  Echte  alte  Sieber  unb  profaifd)eVIuf$eiebuun« 
gen  ber  Seen  berherrlidjen  fein  fielbentum ; mit  ben 
irifchen  EinWanbcrem  tarn  feine  ©eftalt  ju  ben  fioch- 
fdjotten,  bie  noch  immer  »on  ihm  erjagen.  3»  SWac- 
pherfonS  »Offian«  ift  er  ju  gingal  umgetauft  unb 
mit  empfmbungSBoüer  Slomantif  frei  auSgeinalt. 

ginbon  (fpr.  (innen),  gifcherborf  an  ber  Sttifte  »on 
Riiicorbinefhire(Scbottlanb),  in  ganjEnglanb  wegen 
feiner  geräucherten  Schelliifthc  betannt  (Fin’on  had- 
doeks ! einer  ber  häufigften  Strafjenrufe  in  Conbon), 
mit  156  Einw. 

ginbfrhän  (arab.),  Sdjale,  Raffeefchale,  Saffe. 
Fine  (itnl.) , Enbe,  bie  übliche  ©c(cidmung  beS 
Schluffes  eines  Sonjtüdeä,  befonberS  bei  Serien  mit 
einem  Da  cnpo , jur  ©e jeichnung  ber  Stelle , bis  ju 
ber  bie  Vepetition  reicht,  b.  h.  alfo  jur  fflejeidjuung 
beS  EnbeS  inmitten  ber  Dotierung. 

Fines-herbcs  (franj.,  (pr.  pnfW,  »feine  Rräu- 
ter«),  in  ber  Roehhinft  eine  SSifchung  »on  Eftragon. 
Veteiftlie,  Kerbel,  Scfatiittlauch  ober  Schalotten,  etwas 
Vafilifum  unb  EhampignoitS,  fein  gefd)nitteu  unb 
in  ©utter  gefchwipt. 
gineffe  (franj.),  geinpeit,  Schlauheit. 


576 


Fines  Snessionum 

Fines  Snessionum,  f.  giämeB. 
gincttc  (franj.),  ictdjtef , geraubter  unb  gef iipec* 
ter  ©aumroottenftoff. 

giucrioiUcb  Surfing#  (engl.,  t?r.  (atmtoiirb  | Sa, 
ingii,  3utege»ebe  für  «ädert.  bgi.mit  62—68  boppel- 
len  Mettenfäben  unb  62—64  Sthußfäben  auf  10  cm. 
Sinfinm,  f.  Abbid  Abeba, 
gingal,  f.  gtnb  SKac  CuntaiU  unb  Dffian. 
gingalöböhlc,  berühmte  ölrotte  an  ber  Sitbweft- 
füjtc  ber  $ebribeninfel  Staffa,  eine  ber  größten  Sin- 
turmerftoürbigf  eiten  Europas,  bem  3nnem  eines 
großen  ©fünfter!!  Bergicidibar.  SerSobctt  ber  113m 
langen  §ot)le  ift  »om  ©leer  auSgefüüt,  ba«  hier  am 
Eingang  6 m unb  am  Enbe  balbfoBiel  liefe  bat.  Sie 
SBanbe  bcjtchen  auSSteiben  Bon  meift  fedjSedigrn  unb 
17  m hoben  Öafaltpfeilem ; biefe  tragen  ein  70  m 
langes  ©eroBlbe,  baäs  uuS  obem  Säulenenben  beftebt, 
beren  Sdjäfte  ohne  3tBeiftl  Bom  ©leer  weggcrifien 
toorben  jtnb.  Sie  SBrcite  ber  ©rotte  beträgt  am  Ein- 
gang 16,5,  am  innem  Enbe  6 m,  bie  Wöbe  beim  Ein- 
gang 36,  im  jMntergranb  21  m.  Sic  ©afaltpfeiler, 
bie  biebtgebrängt  baS  ntäd)tige  portal  ber  ©rotte  bil- 
ben  (f.  Safei  »Abfonbermtg  ber  ntaffigen  ©efteinc«, 
gig.  3),  bie  mit  Säulen  befleibete,  Bon  einer  Säulen- 
bede  überwölbte  Sjaüe,  baju  baS  tbimbcrOolle  gar- 
benfpiel  ber  lidjtgrimen  glut,  bcS  fRofcnrotS  ber  See« 
emäebfe,  mit  benen  baä  Bom  ©leer  befpülle  ffleftein 
croacbfen  ift,  unb  be8  bunleln  ©raunet  ber  Säulen« 
fdjäfte:  alles  jufammengenoiumen  gewährt  einen  un. 
Bergleid)li<ben  Anblid.  SanfS  brang  1772  juerft  in 
bie  ©rotte  mit  einem  ©oot  ein.  Sie  im  3nnera  ber- 
abträufelnbe  geudftigfeit  unb  bie  fanft  einbringenben 
Sogen  oerur(ad)en  bei  BöUtger  Siitbc  beS  ffieeress  ein 
überaus  melobifdieS  ©etbn,  bei  Sturm  unb  bober 
See  aber  ein  ©eriiufdj,  baS  meilenweit  im  UmfreiS 
ficb  börbar  mad)t.  Jiadi  ber  Sage  würbe  bie  g.  Bon 
Sfiefen  bem  burd)  bie  Sieber  ClfianS  berühmten  gel- 
ben gingal  als  ©alaft  erbaut.  SieuerbingS  Wirb  ber 
Slame  auS  bem  ©älifeben  erflärt  unb  ift  auS  cave  ot 
fuaim  (^Bble  ber  Sone)  entfianben.  Sgl.  Sb'te- 
b ouf e int  -ScottishOeographical Magazine-,  Sb. 3 
ginger,  f.  imnb.  [(1887). 

ginget,  3af  ob,  beff.SHmifier,  geb.  13.3nn.  1825 
in  ÜRonSbetm,  geft.  30.  3an.  1904  in  Sannitnbt, 
ftubierte  1841 — 46  bie  Siechte,  warb  1855  9fed)tSan- 
Walt  in  Ülljet),  bann  in  Sannftabt  unb  1872  Sat  im 
grofihergoglidj  beffifdien  3uftununiftenum,  führte  bie 
neue  3ufüjorgnnifation  in  ipeffen  burtb  unb  war 
1884—98  StaatSminifter,  ©liniftcr  beB  grofiberjog- 
lieben  Kaufes,  beSÄuftem,  bcügnnem  unb  ber  3uftij. 
1862  — 65  War  er  ©litqlicb  ber  beffUdten  ^weiten 
Kammer,  nach  feinem  Sfüdtritt  Bom  ©ltniflerpoften 
ernannte  ihn  ber  Wroßberjog  junt  lebenslänglichen 
SKitgliebe  ber  Stänbefammer. 

gingcrabbriirfc,  Abbrüde  ber  an  bett  ginger« 
fptßcn  lidjtbaren  I'mien  in  ber  $auL  Siefe  Süi'tien 
(Saftwärgdtenlinien)  bilben  giguren  tlaftfi- 
guren,  Saftrofetten),  bie  inbiotbuell  BurdtauS 
oerftbieben  unb  babei  bei  berfelben  ©erfon  in  3abr- 
Kbnte  umfaffenben  3*iträumen  unseränberlid)  finb. 
3n  Eb'na  unb  attbem  orientalifeben  Sänbern  benußt 
man  g.  feit  uralter  3eit  jum  Unterjeiebnen  Bon  ©äf- 
fen, 3d)ulbf(beinen  unb  anbern  llrfunben  (ginger- 
ober §anbmarfen);  ftbon  in  bem  altdjinefiicben 
©efeßbud)  Bon  f)ung-S>wui  aus  bem  7. 3ahrb-  B.Cbr. 
fotl  biefe  Art  ber  ©eurfunbung  Borgeftbrieben  fein, 
unb  unter  König  Aprfa  bienten  in  3nbien  gußab- 
briide  benfelbett  3weden.  3n  neuefter  3'it  id)cmt 
man  juerft  in  3nbien  bei  geriebtlitben  ©erfahren  g. 


— gingerentjiinbuug. 

jur  geflfteUuug  ber  3bcntität  benugt  ju  haben,  unb 
baS  Bott  Sir  fe.  £>er]tbell  gefammelte  Material  bat 
©alton  benugt,  um  bie  ©ntnblage  für  bieten  3weig 
ber  gorftbung  ju  fdiaffen  unb  bie  ©fetbobe  Weiter 
attSjuhauen.  Er  hat  Sgpen  pon  gingerabbriiden  in 
Staffen  einaeteilt  unb  nadtgewiefen,  baß  bie  Einjel- 
beiten  ber  gureben,  bie  ben  SppuS  beftimmen,  wäh- 
ren b ber  aanjenSJebenSjeit  beS  Mentdien  unoeränbert 
bleiben.  Sine  ftommifiion  ber  inbiftben  Siegierung 
tarn  ju  bem  Ergebnis,  baft®altonS«bftem  ber  Sa t* 
tBloftopie  bem  ©erlillonftben  (f.  b.)  wegen  feiner 
Einfatbbeit,  ©iUigleit,  Stbneüigfeit  unb  3uBerläffig- 
feit  oorjujifbcn  fei,  unb  infolge  biefcä  ©ertd)tes  i)t 
bie  Stietbobc,  Serbrecber  burtb  g-  ibentifijieren,  in 
einem  großen  Seil  gnbienS  eingefübrt  worben.  71b- 
briide  blutiger  feänbe  unb  güße  haben  oft  fd)on  ge- 
Widjtige  Snbaltspunlte  für  bie  Ermittelung  eines 
Scrbretberä  jegeben,  gorgeot  t>at  ftd)  bemüht,  autb 
bie  latenten  Spuren  nadter  güße  unbwanbe  anJjolj. 
ffilaäftbeiben,  Sapctcn  :c.  für  bicSergleid)ung  fühlbar 
ju  machen  unb  eine  jmeiprojentige  Silberlbfung  für 
ben  SadiweiS  ber  gußfpuren,  3ob,  Sinte  für  gtnger- 
[puren,  Oämiumfäure,  gtuorwafferftofffäure  für  gm- 
gerfpuren  am  ffilafe  geeignet  gefunben.  ©aut  wenbete 
garbftoffpuloer  unb  namentlid)  gepuloerteä  über- 
manganfaureä  Sali  mit  Erfolg  an.  3Kan  oerwenbet 
bie  g.  jur  3benltftj|ientng  Bon  ©erfoitcn  audj  in  Eng- 
land, SBien  unb  Sresben  unb  eä  fdjeint , als  werbe 
bas  ©erfahren  in  nätbfter  3eit  Weitere  Scrbreitung 
finben.  Sgl.  ©alton,  Finger  priuts  (SJonb.  1892 i. 
baju  9fad)trag : Deciphcnuent  of  blnred  finger  (baf. 
1893);  Serfelbe,  Finger-print  tlirectoriea  (1895). 
gittfleräbre,  ©lütcnflanb  einiger  ©räfer  (f.  b.). 
giiigcrbcutlcr  (©balanger),  f.  ©euteitiere 
ff ingcrent jüttbu «fl  (g i n g e r to  u r nt,  Umlauf, 
Punaritium),  eine  febr  fdpnerjbdfte  3etlgewebsent> 
jünbung,  bie  ein  gingerglieb,  febr  oft  baSSfagelglieb, 
betrifft.  3b«  Urfad)e  liegt  in  ber  ©ufnahmc  oon 
Eilerlolten  (Streptococcus  unb  Staphylococcus  pyo- 
genes) unb  attbem  ©{droben  in  eine  wunbe  Stelle 
am  ginger.  3‘  nach  ber  ©afterienart  nimmt  bie  g. 
einen  berichteten  heftigen  ©erlauf;  namentlid)  bie 
Streptofolfeninfeltionen  neigen  jur  Ausbreitung  auf 
fjanb  unb  Vinn  unb  lönnen  ju  febweren  3<ritBtun- 
gen  ber  ©!ei<bteile  unb  jum  Abfterben  ber  ginger- 
fnodten  führen.  Sie  oberfläd)ltd)e  (futane  unb 
fubfutane),  leidjlere  unb  weniger  ftbmerjbafie  g. 
beginnt  mit  Schwellung,  Sötung  unb  febr  empfittb* 
liebem  Klopfen  im  ginger;  ift  baS  ©agelbett  ergriffen, 
fo  bricht  ber  Eiter  in  ber  Siegel  unter  biefem  bureb; 
ber  Slagel  wirb  in  feinem  Sjacbstum  beeiniräebtigt 
unb  oft  abgeftofien.  Sie  tiefere  Ent  jünbung  ent- 
fleht  in  ber  Siegel  an  ber  ^anbteücrfette,  ergreift  meift 
bie  Scbnenfdjeibe  ober  bie  Knodjenbaut  (periten- 
binöfe,  perioftale)  unb  neigl  jur  Ausbreitung 
in  ber  gleiche.  Ser  ©erlauf  ift  immer  fd)ned,  ber 
Scbmerj  jebr  groß ; faft  immer  (ommt  eS  jur  Etter- 
bilbung,  oft  auch  ju  branbigem  Abflerben  einzelner 
®eweb«tei!c.  And)  beftebt  in  erhöhtem  Slafte  bie  Er- 
fahr beS  gortfdjrcitenS  auf  ben  Arm  unb  ber  allge- 
meinen  ©lutbcrgiftung,  wäbrenb  bie  oberfläcbliebe  g. 
meift  einen  guten  Ausgang  nimmt.  Sie  febr  heftigen 
Sdimerjen  finb  burd)  bie  Straffheit  ber  gingerbaut 
unb  gmgerweiebteite  bebingt,  Woburcb  bie  entjünb- 
lid)e  Schwellung  einen  heftigen  Srud  auf  bie  Slcr* 
benenben  auSübt.  Ser  befte  Sd)u(t  gegen  bie  g.  unb 
ihre  oft  febweren  ©efabren  ift  forgfältige  Stäinfcftion 
jeher  nod)  fo  fleincn  gingerwuttbe  mitteU  Sublimat- 
ober fiarboIIBfung  unb  naebfoigenber©erbanb.  Eine 


577 


ginger  fjut  — Pinis  Poloniae. 


»orftanbene  g.  Wirb  am  befielt  Dom  'SIrji,  aud)  Wenn 
noch  feine  (Eiterung  »orfjanben  ift,  ntti  einem  Sin- 
fdjnilt  befäntpft;  gröfterc  Siterherbe  erforbem  aus- 
giebigere Spaltungen;  VlbWartcn  unb  »üieifung«  bet 
Sntjünbung  burd)  Särmeanwenbung  fann  ju  ftär- 
ferer  Sudbr'eitung  ber  anfangs  leitpt  ju  befämpfcn- 
ben  Sntjünbung  führen, 
gingerhut,  Sjlanjcngattung,  f.  Digitalis. 
gingevQtttblan,  f.  Serltncrblau. 
gingerframpf , f.  Schreibframpf. 
gingcrfraut,  Sflnn  jengattung , f.  Potentilla. 
gingeropfer,  f.  SraueiBerftümmelung. 
gingerre  d)ncn , f.  Safüjlologie. 
gingcrtal)  (Vtpplifatur),  bie  UlnWenbung  ber 
Singer  bei  flnflrumenten,  auf  benen  bie  »erfchiebenen 
Söne  burd)  ®riffe  berourgebraebt  werben,  ’ilirt  ein- 
facbileti  ift  ber  ff.  bei  ben  Bled)bladinftrumenten,  bie 
fo  Wenig  ClaBc«  (bie  Sentile)  haben,  bajj  bie  Singer 
einer  ipanb  ju  bereu  Bcbanblung  audtetchen;  fdjwie« 
riger  ift  ber  S-  ber  öoljbladmiirumente,  bei  benen 
bie  3ahl  ber  Xonlödjer  unb  «tappen  bie  ber  Singer 
beiber  §cinbe  überfteigt;  am  fomplijierteften  aber 
berjenige  ber  «lanierinftrumentc  («laPicr,  Orgel, 
Harmonium  ic.),  ber  eine  förmliche  ®efd)id)tc  unb 
eine  umfangreiche  Siteratnr  hat.  3ebe  Bianoforte- 
fdiule  ift  jur  töäljte  eine  Schule  bedgingerfafted.  Sad 
ältere  Spiel  (l>or  Bad))  fdüoft  ben  Daumen  unb  (lei- 
nen Singer  faft  gänjtcd)  au«;  bie  folgenbe  Seriobe 
befchräntte  bie  betben  furjen  Singer  für  gewöhnlich 
auf  bie  Untertaften;  bie  jüngjte Sbaje  (fiifjt-Saufig- 
Bliloro)  ignoriert  bie  Unebenheiten  bcrftlauiaturgan  ; 
unb  bebt  alle  Bejdjränfungeu  bed  ©ebrauchd  ber  Jur- 
ten Singer  auf.  Sic  Snglänber  jählen  ben  .»feige- 
tinger  ald  erften  unb  marfieren  ben  Saumen  burd) 
em  + ; bod)  fommt  bieferöebraud)  iept  aBmählichab. 
Sgl.  il.  flof)ler,  Ser  ÄlaBierfmgerfafc  (Seipj.  1862); 
ftiaumell,  Ser  S.  bed  «labterfpield  (baf.  1885); 
SHichelfen,  Ser  S-  beim  Älabierfpiel  (baf.  1896). 

gingerfpiel  (Singerlofen),  f.  ®erabe  unb  Un- 
gerabe.  [mcnunterricht. 

giuqcrforacfte,  f.  ©ebärbenfpradjc,  Saubftum- 
gingerfteine,  (.  Belemniten. 
gingertiere  (Chiromyidae),  Samilie  ber  Halb- 
affen mit  ber  einjigeit  ©attung  Chiromys  Cu«.  unb 
ber  Sri  Vit) c ■ VI n e (Ch.  madagaacariensia  Iktm., 
i.  Xafel  »Halbaffen  I«,  Sig-  1)  auf  SKabagadfar. 
Siefed  hödtft  fonberbar  erfdieinenbe  Sier  ift  45  cm 
lang,  mit  55  cm  langem  Schwan,),  fefjr  großem  Ropf, 
grollen  nadten  Ohren,  fleinen  ftarren,  gewölbten  Vlu- 
gen.  ftarf  berlängerten,  biinnen  Singctn  mit  fratlen- 
artigen  Jlägeln  unb  breitem  Saumen  mit  plattem 
Sage!  an  ben  Sorberfiiften.  Sad  ©ebift  erinnert  an 
bie  Jfagetiere.  Ser  'fiel)  ift  bräunlichfehwar j,  bad 
®efid)t  rötlich  fablgrnu,  bie  borftigen  Schwan  (haare 
jtnb  buntel , bie  ftarfen  Schnurren  über  ben  Wunen 
unb  am  SRunbwinfel  fchwarj.  SerSpe-Vltje  bewohnt 
bie  Bambudwalbungen  SMabagadfard,  ift  ein  eoO- 
enbeted  Kachtlier,  äußerf!  lichtfcpeu,  träge,  bewegt  fid) 
tangfam  unb  nährt  fid)  »out  ÜKarf  bed  Bambud-  unb 
(fuderrohrd  fowie  »on  gnfeften.  Sr  wirb  nur  ge- 
legentlich eiiijeln  ober  paarweife,  niemald  in  ©an- 
bei!, angetroffen.  Sgl.  ©eterd.  Über  bi«  Säuge- 
tiergattung Chiromys  (Vieri.  1866). 
gingertnnrm,  f.  gingerentjünbung. 
giitgicrcn  (lat.),  erpichten,  erbenfeti,  »ergeben; 
baoon  bad  Subftanti»  giflion  (f.  b.). 
gingierte  fWünjen,  f.  SHedmungdmünjen. 
gingiertc  fHcdjnuiig  (ital.  Conto  finto),  hn  33a- 
renbanbel  eine  mutmaßliche  Berechnung  bed  wahr- 
ÜNe?«?*  Äono.»fi«tilon,  fl.  Stuft,  VL  ©b. 


fcheinlichen  Srfolgd  eines  Unternehmend.  Um  neue 
Serbinbungen  mit  anbern  Orten  aitiufniipfen.  taffen 
fith  «aufleute  »on  einem  bort  beftehenben  Hand  ein 
Conto  finto  über  Karen  auffteflen,  auf  bem  Breid, 
Slaftfpefen,  Sinfaufdbebingungen,  gracht  ic.  wie  auf 
einer  wirflidjen  Siechnung  angegeben  finb.  Solche 
fingierte  Sin-  unb  Serfaufdrecfinungen  werben  ge- 
wöhnlich mit  bem  3ufaf)  »ohne  Berbinblid)fcit«, 
»sine  obligo«  (ital.  senzn  obbügo)  it.  »erfeljen. 

gingiertcr  Jäter  (mittelbarer  Jäter  unb 
intcüeftueller  Urheber),  berjenige,  ber  fich  eined 
aitbem  äRenfdjm  ald  bloßen  Kerfjeugd  bebient,  ».  S. 
einem  Strafunmünbigen,  ©eifteetranfen  ic.  ein  i!id)t 
in  bie  Hanb  gibt,  bamit  er  ein  Hand  anjünbe.  3ft  ber 
ald  Serfjcug  bienenbe  Sficnfch  jebod)  jurechnungd- 
fähig,  fo  tft  er  ber  Jäter,  berjenige  jebod),  ber  ihn  jur 
lat  »cranlaftie,  ber  Vlnftifter  (f.  b.). 

gingiertc  üüccftfcl,  ohne  eigentliche  gefchäftliche 
fflrunblage  begebene,  auf  fingierte  Serioncn  ober  mit 
Unteridjvifteu  nicht  ejiftierenber  Sctfonen  gegogene 
Sechfel.  Sgl.  ftellerwedjfel  unb  Sedjfelfälfchung. 

gtngu  (hollänb.  Singoe,  Vlma-Scngu,  »arme 
Scute«),  «affernflamm  in  ber  britifd) - afrtfan.  «ap- 
folonie  im  Srandfeibiftrift,  bet  fich  »on  ben  übrigen 
Raffern  burd)  bcjferc  Siafenbilbung,  hellere  garbe, 
Sfüchtemheit  unb  Vlrbeitfamfeit  audjeichnet,  wohnte 
urjprüngtid)  in  3iatal,  wo  er  »on  ben  Sulu  unter- 
jocht unb  teilwrije  »erniditet  Würbe.  Ser  9icft  juchte 
Schuh  bei  ben  Vimafofa,  würbe  aber  »on  biefen  ge- 
fncchtet,  bid  bie  Snglänber  ihnen  nach  bem  Raffern» 
frieg  1834  Sohnftpe  in  Britifdj.Saffrnria  anwiefen. 
Sa  fie  lieh  bei  ben  wieberbotten  SinjäKcii  ber  Raffern 
fehr  nüplid)  jeigten,fo  erhielten  fie  neueffiohnfipe  auf 
ber  linfen  Seite  bed  Sei  in  einer  ben  ®alefa  genom- 
menen fianbfehaft.  Siejed  2841  qkm  grafte  fjtttqu- 
lanb  mit  43,971  Sinw.  würbe  1875  bem  Siftrift 
Srandfct  (f.  b.)  einoerleibt.  Sie  yfaftl  fämtlicher  S- 
betrug  73,606,  Wopon  17,418  Shr'ften. 
ginieren  (lat.),  bcenbigen,  fertig  machen, 
giniertnafchine,  f.  flrronbiermafchine. 
gintguerra  der.  .»«mi,  Sffiafo  (Vlbfürjung  »on 
Jommajo),  ital.  öolbfchmieb  unb  Siietleur,  arbeitete 
nad)  Safari  um  1452  eine  nicltiertc  Sap  (Sufttafel) 
für  bie  Äircbe  San  ®io»anni  in  glorenj,  bie  mit 
einer  im  SRufcum  bed  SargeBo  ju  Siorenj  befinb- 
lichcn,  Eljrifnid  am  «reuj  barfleBenben  ibentifijiert 
Worben  ift,  bie  aber.  Wie  bie  neuere  gorfchung  erwie- 
fen  hat,  nicht  »on  g.,  fonbern  »on  beut  fflolbfchmieb 
Siatteo Sei  1455  angefertigt  worben  ift.  Safari  wollte 
ben  S-  jum  Srfinbcr  ber  Stupferftecherei  machen,  in- 
bem  leftterer  feine  Sieüoplatten  »on  Silber  juerfl  mit 
fd)War;er  garbe  audgefüBt  unb  ftatt  ber  fonft  ge- 
bräuchlichen Schwefelabbritde  folcpe  »on  Sanier  ge- 
nommen habe.  Socb  fmb  febon  Bor  g.  Vlbbrüdc  »on 
SteBen  gemacht  worben  (f.  «upferftechertunft). 

Fini»  (lat.),  Snbe,  yjwcd;  F.  bonorum,  hödifled 
®ut  (f.  b.).  F.  coronat  opua,  bad  Snbe  frönt  bad 
Serf,  b.  b.  Snbe  gut,  aBed  gut ; F.  aanctificat  media, 
ber  yjwcd  heiligt  bie  SRittel. 

Finish  (engl.,  |pr.  firnitw),  in  ber  Surfjpracbe  ber 
Sd)Iuft  eined  Siennend,  ber  Snbfampf  unmittelbar 
»or  bem  $i«l ; ald  URoment  ber  gröftlen  «raftanftren- 
qung  bofumentiert  bad  F.  bie  fieiftungdfähigfeit  bed 
SÜrbed  uteb  bie  ®cfd)icflid)feit  bedSeiterd  ober  ffabrerd. 

Finis  Poloniae  (lat.,  »bad  Snbe  Solen«-),  an- 
geblich (»Sübpreuftifche  Leitung«  »om  25.  Cft.  1794) 
Yludruf  «odciudjfod,  ald  er  nach  ber  Schlackt  bei  2Ra- 
ciejowice  10.  Oft.  1794  in  ®efangenfd)aft  geriet;  würbe 
jebod)  »on  «odciudjfo  fetbjt  in  einem  Brief  an  ben 

37 


578  giniffage 

(Strafen  Dpil  ton  Sfgur  bom  12. 9iob.  1803  abgeleug* 
net  (f.  ©b.  1 von  IRenteS  Überfcfjung  her  »Sto'ria  dei 
ccnt'anni*  QantitS;  beutfep  in  ber  »©artenlaube«, 
1868,  imb  in  ber  »Segen»««*,  1877). 

Sriniffage  (frnnj.,  tpr.  .4(4’),  bie  tepte  ©earbetiung 
einer  Sn  die,  iuSbej.  einer  Upr  nad)  beren  3u[antmen. 
iejung.  giniffeur  (fpr.  -Jr),  gertigmaeper,  ber  nad) 
einer  Sü.sje  eine  Jjeicpnung  im  3>ctail  auSfüprt  (fi- 
niffiert);  ein'JJJobeileur  unbSRufterjeidjner,  herun- 
ter Scitung  eines  ßompofiteurS  beffen  Gntloürfe  auä* 
führt;  giniffeufe,  in  ber  Spinnerei  biegeintrape  ic. 

Finissimo  (itai.),  höcpjt  fein,  fuperfein. 

grill  iStcrc  (|pr.  .tlf.  Finis  terrae),  frnnj.  Depar- 
tement, ber  meftlidifte  Seil  beb  üanbeS.  ein  Seit  ber 
ehemaligen  Siicberbretagne , tuirb  im  9).  Born  Kanal 
la  SRandje,  im  S8.  unb  3.  Bant  Stlantifcpen  Ojean, 
int  C.  Bon  ben  Departements  (löteS  • bu -9iorb  unb 
SZorbipan  begrenjt  unb  umfafit  ein  TIreal  Bon  7070 
qkm  (128,4  Offi.)  mit  a»oi)  773,014  Sin».  (109  auf 
1 qkm).  Da«  Departement  jerfiillt  in  fünf  Sirron- 
bifjcntentS:  ©reft,  Kpäleaulin,  iKorlaij,  Cuimper, 
CuimperK,'  unb  pat  Cuimper  jur  ^»auptftabL  Sgl. 
griminoilte,  Antiquitäs  duF.  (©ar.  1835);  Saf* 
lin,  Voyage  en  Bretagne.  F.  (baf.  1859). 

grinistcrrc,  Rap  (Finis  terrae,  »£anbcSenbe«, 
bab  alte  l’romoutorinm  Ncrium),  Sorgebirge  im 
norbtoeftlidjen  Spanien,  Snbpunft  ber  glcid)namiqcn 
fipmalen  §aibinfel  ber  Srooinj  Koruna,  an  ber  Stia 
be  Korcubion.  Der  Sieden  8-,  ©ejirf  Koraibion, 
pat  Sarbcllenfiftperei  unb  (isoo)  4708  Gimo.  - Hier 
3.  HJtai  1747  Seefieg  ber  Gnglänber  unter  Snfon 
über  bie  granjofen  unter  2a  Qonquiere  unb  22.  3uli 
1805  unentfcpiebeneS  Secgcfedjt  jraiftpen  ber  franjö* 
fiftb-fpaniftben  glotte  unter  SillenetiBe  unb  ber  eng- 
liftben  unter  Kälber. 

gr  in  iStcrrcgcb  irgt,  1 888  Bon  H-  3SHer  erforftpie 
©ergtette  im  beutfepen  Stader  S*ilpelm3*£anb  (Sieu- 
guinea),  bie  am  Sübranbe  ber  Tlftrolabcbai  im  ©lab- 
(tone-  ober  ßantberg  3475  m errcitpt.  Der  an  feinem 
Siibabpang  entfpringenbe  ßabenau  trennt  eS  Bom 
fübliebern  ßrätfe  • unb  Born  ©idutardgebirge. 

Fiuito  (ital.),  SRetpnungSabftpluf). 

grtnf  (FringiUa  L ),  ©attung  ber  SperlingSBbgel 
aus  bergamilic  berginfen  (Fringillidne),  Sögel  mit 
meift  turjem,  [cplantcm,  tegelförmigem  Sdjnabel,  ge- 
fieberten ©orftcit  am  Cbcr jcpnabelgrunb,  langen  glü* 
ein,  mittclpotpläufigen  güjjen,  mit  langer,  lang* 
etrallter  Hmterjepe,  mittellangem,  ftunipf  nuSge* 
ftpnittenent  Sepmanj  unb  je  natp  Vllter  unb  (Sefeplccpl 
meift  Berftpiebenfarbigent  ©efieber.  Der  ©udjfinf 
(Gbclf  int,  F.  coelebsL.,  f.  Dafel  »StubenBögell*, 
gig.  7)  ift  16,5  cm  lanq  unb  28  cm  breit,  an  ber  Stirn 
iduuarj,  an  Stopf  unb  Dlnden  afdjblau,  am  (Rüden 
braun,  am  Unterförper  meinrot,  am  Saucp  tncijj,  auf 
ben  glügeht  jweimal  meift  gebanbert.  Das  SBeibdjen 
ift  oben  oliBengraubraun,  unten  grau.  Der  ©udj- 
finf bemopnt  mtt  SuSnapme  ber  norblidjften  2änber 
nanj  Guropa  unb  einen  grojjen  Deil  SficttS,  finbet 
fiep  in  Kalbern,  Saumpflanjungen  unb  ©arten.  lebt 
paarmeifc,  fammelt  fid)  aber  nad)  berörut  in  Separen 
unb  jiept  Gttbe  Dftober  natp  Sübeuropa  unb  Stork* 
meftafrita.  3iui  menige  Stänncpen  iibermintern  bei 
uns.  VlnfnugSRärj  tepren  bieSRänndjen  jurüd,  einen 
halben Wonat  fpälerbieKeibtpen.  Die©rut}eit  mäprt 
uon  Gnbe  71p ril  bis  3uli.  Der  g.  baut  auf  ©äunten 
ein  faft  tugelrunbeS  Steft;  baS  SSeibtpen  legt  5 — 6 
Keine,  blafi  blaugrünlidje,  rötliipbraun  unb  fcpmarj 
gejeidjucte  Gier  unb  brütet  14  Dage.  Gine  gmeite 
©vut  jäplt  meift  nur  brei  Gier.  Gr  ift  äujterft  mun- 


— (jinfe. 

| ter,  flug,  aber  peftig  unb  jSntifdj;  ber  Stplag  beftept 
' auS  jmei  regelmäptg  abgeftploffenen  Stroppen  unb 
pat  ipm  gro|je  ©eliebtpeit  ermorben.  Die  Süebpaber 
unterftpeiben  Biele  Stpltige  (Stpmaltalber  Doppel* 
ftplag,  feparfer  unb  fplcdjter  SBeingefang,  ßienöl, 
totleS  fflutjapr,  Seiler,  Sieitjug,  Kürjgebüpr.  SSerre, 
ßlagftpeib,  Supjcpere),  unb  auSgejeitpuet  gute  Seplä* 
ger  mürben  fepr  potp  bejapU.  71m  auSgebilbetften  ift 
bie  £iebpaberei  in  Dpüringeit,  atu  fcarg,  in  Dber- 
öfterreitp ; botp  pat  fte  überall  abgenommen.  Stur  im 
framöfifepen  Slanbcrn,  befonberS  in  £itle,  IRoubaip 
unb  Dourcoing,  blüpt  fie  noep  jept,  unb  bieSSettlämpfe 
ber  (geblenbeten)  gtnten  fpieien  im  SoIfSIeben  eine 
Solle.  Der  ©mpfinf  näprl  fup  Bon  Sämereien  unb 
füttert  feine  jungen  mitßerbtieren  auf,  in  ber  Oiefan. 
genftpaft  erpält  man  ipn  mit  Sommerrübfen.  grüper 
alt  fein  gleifdj  als!  Heilmittel  gegen  Gpilepfte.  3ui 
open  SRorben  oertritt  ipn  ber  jepr  äpnlicpe  ©erg* 
finf  (Harj-,  Slot*,  ©anb-,  Dapnfin  t,  Duäfer, 
3 e t f cp  e r , F.  moutifriugilla  L.),  ber  in  SfanbinaBicn 
nörblidp  Bom  60.  ©reitengrab  niftet,  im  Kintcr  ganj 
Guropa,  autp  Tlfien  burdjftreift  unb  bei  imS  Ctiober 
bis  Spril  erftpeint.  Der  Stpncefinf  (Steinfinf, 
Tüpenfinf,  Montifringilla  nivalis  L.),  in  beiben 
ffieftpletplem  gleid),  etnfaq  gefärbt,  bemopnt  bie  Höpen 
berWIpengebirge  Pon  ben  ©prenäen  biSStPirien,  fin- 
bet fitp  im  Sommer  immer  über  ber  ®rcnje  beS  Hol.)* 
routpfeS  unb  ber  fetten  Tllpentoeiben , lebt  paartpeife 
ober  in  Keinen  Stpmärmen,  niftet  in  gelsfpaltcn  ober 
SDiaucrripen,  ift  fepr  parmloS  unb  tommt  im  Kinter 
in  bie  Häufer.  Gr  erftpeint  fepr  feiten  in  Dcutfcplanb. 

grinf,  1)  ffiottfrieb  SBilpelm,  naifttal. ©iprift* 
jteller,  geb.7.3Särj  1783  in Slabtfulga,  geft.27.91ug. 
1 846  in  2eipjig , ftubierte  in  £eip jig  Dpeologie,  mar 
pier  1811—16  Sitar  bei  ber  rcformierlen  ©emeinbe 
unb  grünbete  1812  eine  GrjiepungSanftalt,  ber  er  bis 
1829  oorftanb.  1842  mürbe  er  jum  llnioerfitätS* 
muritbireKor  ernannt,  g.  ift  befonberS  betannt  burtp 
feine  Kebaftion  ber  »2tllgemcinen  mufitalifipcn  3«' 
tung*  (1827—42),  gegen  beren  »ßritifepe  Honig* 
pinfelci*  Siobert  Stpümann  feine  »3ieue  ^ciifcbrift 
für  ®ufit*  manbte,  fomie  burtp  feine  Streitigteitcn 
mit  SPiarj  (»Der  neuntufitaliftpe  fleprjamuter* , £eip). 
1842).  Serbienfttid)  ift  fein  Sammelmcrt  -SRufifati* 
fdjer  HauSftpap  ber  Deutfepen*  (£eipj.  1843,  10.  Sufi. 
1892, 1000£ieber  entpaltenb),  fomponierle  aud)  felbft 
£ieber  u.  a.  Seine  muftfaliftpcn  UnterritptSbüdier 
ftnb  nidü  Bon  ©cbeutung,  nur  feine  pifioriftpen  Sr* 
heilen  (»GrfteKenbung  ber  älteflenDonfunft*,  2eipj. 
1821;  »Siefen  unb  ©ejcpidjte  ber  Cper«,  baf.  1838) 
ftnb  Bon  pöpernt  Sert. 

2)  Tluguft,  HSaler,  geb.  30.  Kpril  1846  in  3Rün* 
tpen , mar  anfangs  ßauf mann  unb  loibmetc  fid)  erfl 
feit  1870  ber  £anbfd)aftsmaterei,  bie  er  juerft  bei  G. 
Scpleid)  unb  2ier,  jpäter  bei  Kcnglcin  ftubierte.  3m 
2lnftpluji  an  biefe  Wnftler  bilbete  er  fid)  jum  Stirn* 
mungömaler  auS,  mobei  er  befonberS  Hfrbft  • unb 
ffiintcrlanbfipaften  beuorjugte.  Die  Siotioe  ju  feinen 
fein  abgetönten,  meift  burtp  SStlb  beichten  ©ilbem 
mäptt  er  auS  ber  Umgebung iüüncpenS  unb  ben3far. 
geaenben.  Ginen  Smlenttorgen  im  ©ebirge  (1888) 
befipt  bie  9ieuc  Sinatotpet  in  iRündjen.  Son  feinen 
übrigen  Sitbent  ftnb  ber  SSinterabenb  an  ber  3for 
beigreifinguttb  berSKorgen  an  berSaljad)  befonberS 
pernorragenb.  1888  cvpielt  er  ben  Srofeffortiiel. 

grinf e,  H < t n r i tp , beuiftper  ©efdjitptsf oritper,  gcb. 
13.  3uni  1855  in  ßretpting  (ßreiS  ©orten),  flubterte 
in  3Rünfter,  Dübingen  unb  ©öttingen  1876 — 80  ©e* 
f (piepte,  arbeitete  188 1 -83  am  StaatSardjio  ju  StplcS- 


giufeln6urg  — ginmarfen.  579 

wig  unb  übernahm  nad)  einig«  Seit  joumaliftifcber  ffommilitonen  Pertritt.  ©gI.Sft)mnnf,  Xieginfen» 
Xätigleit  1885  bie  §eraudgaht  bco  »Seftfälifeben  llr- , fd)afMt'croegung  (Dfünd).  1901). 

(unben6ud)ed«,  befjen  4.  unb  6.  ©nnb  er  bearbeitete.  giufcnangcii  (©infenogen,  Deuarii  slavica- 
Dach  audgcbrbnten  Stubien  reifen  habilitierte  ftcb  g.  les),  eine  im  14.  5<it)rb.  in  ©ommem  unb  Dtedlen- 
18RH  in  ©fünfter,  nmrbe  bort  1891  außerorbentlicber,  bürg  gefd)Iagcne  Scheibe  ntünje,  beren  Dante  entweber 
1897  orbentlidjer  ©rofeffor  unb  folgte  1898  einem  Dom  ©reifenlopf  ober  Don  Den  großen  Vlugen  bed 
Stuf  nadt  greiburg  i.  Sr.  Vllä  Xireltor  bed  tßeremä  Stierlopfed  abgeleitet  wirb, 
für  ®efcbid)te  unb  Vlltertumdtunbe  Seftfalend  grün-  ginfcnfiabidjt , foDiel  wie  Sperber, 
bete  er  innerhalb  bedielten  eine  Buftorifdje  ftommif»  ginfenfönig,  f.  Kernbeißer, 
fion  unb  eine  Vlltertuindtommiffion , rebigierte  meb-  ginfrnrittcr,  Xitel  eines  beutfdjen  ©oildbmhed, 
rere  fjabre  bie  3eitfd)rift  be«  ©ereind  unb  gleicbjeitig  bad  in  erfter  Vluflage  um  1560  in  Straßburg  erfehien 
bie  uon  ihm  unbbeSanIgegvünbete»9iömifd)e£uar-  unb  eine  3nfammenfteHung  Don  allerlei  2iigen  unb 
talidirift  für  ebnftlube  Sirebäologie  unb  SVircben  Vtuffd)neibereien  enthält  Sgl.Dlüller-graure  utl), 
ge(d)id)te«.  Sein  befonbeved  Stubiengebiet  ifl  neben  Die  beutfeben  Bügenbiebtungen  (Stalle  1881). 
bent  Sfonftanjer  Ronjil , für  bad  er  in  ®eutfd)lanb,  ginfenftief),  f.  ©oaelfnng. 

Italien,  Spanien  unb  granlreid)  reiebcd  Dfaterial  ge-  ; ginfentuärber,  äWfditnfel  in  ber  Dorbcrelbe, 
iammelt  unb  j.X.  im  erften  ©onbe  ber  »Acta  concilii  fübnieftlicb  Don  Hamburg,  ifl  mit  einem  fi  m hoben 
Constanciensis«  (©fünfter  1896)  beraudgegeben  hat,  leid)  umgeben  unb  trägt  jWeiXörfer,  Don  benen  bn« 
bie  Grforfehung  her  ^weiten  §älftc  bed  ©eittelaltcrd  größere,  g.  mit  0890)  5434  Ginw.,  jur  hnmburgifebcn 
nad)  ihrer  tirdienpolitifdben  unb  tulturgef<bi(btli(beu  Banbberrenfcbaft  ber®iarfd)lanbe,  bad  Heinere,  gin« 
Seite.  Gr  Derüffentlidite:  »gorfebungen  unb  £}uel-  ■ ( e n tu  e r b e r , mit  812  Gimu.,  jum  preußifeßen  Sanb- 
len  jur  ©efebidüe  beä  Konftan(er  Äonjild«  (©aberti. ' frei«  Marburg  gehört  (f.  Starte  bei  Hamburg).  Sic 
1889);  »ffonßlienftubien  jur  ®cid)id)te  bed  lB.gabr-  ©eDöIfcnmg  treibt  Schiffbau,  Sebiffahrt,  giftberei, 
bunbertü"  (röünfier  1891);  »llngebrurfte  Somini-  ®emüfe-  unb  fflartenbau.  ©gl.  Bob  ein  amt.  Senf- 
lanerbriefe  bed  13.  flabrfnmberts«  (©aberb.  1891);  iDürbigfeiten  ber  Glbinfel  g.  (Marburg  1860). 

»Vfud  ben  lagen  ©onifaj’  VIII.«,  als  2.  ®nnb  ber  Don  ginfnet}faftcn,auf  allen  ttrtegSfebiffen  btejiänge- 

fhm  feit  1890  beraudgegcbeiien  »©orrefonnationd-  ] mattdlaften  auf  ber  Seling ; ginlnepe  waren  bie 
gefdjidjllidjen  gorfebungen«  (©fünft.  1902);  »Silber  Gnternepe  (f.  Gntern). 

Dom  ff onflanjer Stongl « (öeibelb.  19031.  ©udi  Deriafjle  gtnlanb,  f.  ginnlanb. 

g.  bie  beiben  Sitnitlennonographien  »Karl  ©filller.  ginlatj  der.  (muß),  ©eorge,  engl.  $>iffortfcr  unb 
fein  2 eben  u. (ünitleriidie-S Schaffen«  (Köln  1896)  uub  ©büf)ellene,  geb.  21.®ej.  1799,  geft.  26.3an.  1876  in 
»Xer  ©fabonnenmaler  granj  gltenbad)«  (bnf,  1898).  ! Althen,  ftubierle  juQlaägDW  unb  wandte  fid)  halb  bar- 
ginf clnburg , Sari  Di n r i a , ©febijiner  unb  auf  mit  Eifer  ber  Sache  ber  Unabbängigleit  ©riechen - 
fjpgieniter,  geb.  16.  3uni  1832  in  ©farialinben  (©e-  lanbd  ju.  g.  Würbe  ber  innige  greunb  fiorb  ©brotis 
jtrt  Köln),  aeft.  1 l.Diai  1896  in  ©obeäberg,  ftubierte  unb  ließ  fid)  nad)  bem  Strieg  in  Wtben  nieber,  tuo  er 
m ©onn,  SBÜrjburg,  ©erlin,  war  fur;e  3eit  Sliililär-  bis  an  fein  Sebendenbe  fiorrefponbent  ber  »Times« 
arjt  ber  engliieben  iflrmee,  bann  ©ffiftemarjt  am  St.  unb  SRitarbciter  am  Sonboner  »Atlienaenm«  war. 
Xbomae-bojpital  in  Bonbon,  1857—  61  jjrrenarjt  in  g.  war  ein  grünblieber  Slenner  ber  Xopograpbie,  ber 
Siegburg,  habilitierte  ßd)  1862  in  Sonn  ald  ©rtDat-  Shmft  unb  ber  @efd)id)te  ©rieebenlanbd,  unb  wiib- 
bo;ent  für  ©fpchiatrie  unb  gerid)tlid)e  SKebijin  unb  renb  ber  Regierung  bed  Sönigd  Ctto  trat  er  beftäu- 
(ad  feit  1863  über  öffentliche ©efunbbeitdpflege.  1874  big  ald  ein  unbeugfamer  Sot  fämpfer  für  griedujebe 
bid  1876  war  « Siitglieb  bed  SRheinijdien  Diebijinal-  greibeit  auf.  Son  feinen  Serien  über  bie  ©efd)id)te 
follegiumd,  bann  bid  1880  bed  faiferlidjen  ®e[unb-  ®ried)enlaitbd  ßnb  bie  widjtiaften:  »Remarks  on  the 
heitdnmted  unb  bid  1893  Ceiter  ber  Äaltwafferbeil-  topopraphy  of  Oropia  and  Diacria«  (Vlthen  1838; 
anftalt  in  Wobcdberg  bei  ©onn.  ®r  arbeitete  über  beutfd)  Don  (pofftnann,  fieipj.  1842);  »Outhesiteof 
SSillendftörungen  ohne  ^ntedigengflörungen , über  the  lioly  sepulcbre*  (fionb.  1847);  »Greece  uuder 
ben  Ginfluß  bed  9fad)abmungdtriebeä  auf  bie  Gnt-  the  Romans,  from  its  conquest  by  the  Romans 
flehung  bed  grrefeind,  über  ben  Ginfluß  ber  Solid-  until  the  extinction  of  the  Roman  Empire  in  the 
erjiebung  auf  bie  SoIIdgefunbbeit,  über  ben  Ginfluß  East«  (1844;  beutfd),  fieipj.  1861);  »The  history  of 
ber  heutigen  Unteniehtdgrunbfiilie  auf  bie  ©efunb-  Greece  from  its  conquest  by  the  Crusaders  to  its 
heit  bed  beranwaebienben  ®cfd)le<btd,  über  ben  Sd)uß  conquest  by  the  Turks,  and  of  the  Empire  of  Tre- 
ber geiftigen  Wefunbheit,  über  ben  bbgicnifd)ctt  bizond  1204 — 1461«  (1851 ; beutfd)  Don  SHcidjing. 
©egenfap  Don  Stabt  unb  Banb  tc.  Smh  bearbeitete  er  Xübing.  1853);  »History  of  the  Byzantine  and 
1879  ben  ©efepentwurf  betreffenb  ben  Serleßr  mit  GreekEmpiresfrom716— 1453« (1853— 54.2©be.); 
Sahrungdmitteln,  fthrieb  baju  mit  g.  Diener  einen  »The  history  of  Greece  under  the  Ottoman  and  Ve- 
Äomntentar(8erI.  1880)  unb  grünbete  mit  2cnt  1882  netian  domination«  (1856);  »History  of  the  Greek 
bad  »3entraiblatt  für  adgemetne  Wefuribbeit-Spflege«.  revolution*  (1861,  2 ©De.).  Plad)  feinem  Tobe  gab 
grinlen  (Silbe,  früher  hier  unb  baauthflamele  Xo;er  feine  Ginjelroetfe  über  griedu-dje  ffleitbiehte  mit 
genannt),  an  beutfdien  i)od)id)uIen  Dame  ber  Stu»  3ui“h'”  öed  ©erfafferd  unter  bem  ©efamttitet:  »His- 
benlen,  bie(einergefd)loffenen©erbinbungangehören.  tory  of  Greece  from  its  conquest  by  the  Romans 
Tie  gintcnfd)aften  einzelner  Unioerlttäten  haben  to  the  present  time«  (Cjforb  1877,  7 ©be.)  beraud. 
öfter  tierjuctit,  fut)  eine  gewiffe  Organifation  ju  geben.  gimnarfen  (ginnmarlen),  VI ml  im  äuRerfteu 
©eionberd  in  Sleipjig  ift  bied  feit  1896  gelungen,  ©on  Plorbcn  Siorwegcnd,  grenjt  weitlieb,  nörblid)  unb 
ba  bat  bie  ©ewegntig  fid)  and?  auf  anbre  6od)fd)uIcu  | norböft(id)  an  bad  Gidmecr,  öftlicb  an  bad  rufftfehe. 
Derbreitet.  Tureh  bie  giulenfebnftdtage  in  Sittenberg  | füblid)  an  bad  finnlänbijd)e  Sapplanb  unb  bas  nor 
unb  ©crlin  (1900)  unb  ben  freien  Slubententaa  in  j wegifebe  Vlmt  Xromdö  unb  umfaßt  46,405  qkm 
Seimar  (1901)  ift  ein  allgemeiner  ©erbanb  oer  (842,7  ODI.)  mit  osoo)  33,387  Ginw.  (j.  X.  Bappen 
Xeutfihen  greiett  Stubentenfdiaft  begrünbet,  unb  eingewanberte  ginnen,  nod)  nicht  1 Ginw.  auf 
ber  bie  Polle  ©leicbbereehtigung  aller  alabemifeheu  ; 1 qkm).  Vlmtsfip  ift  Sarbö. 


37* 


580 


ginne  (in  ber  iechtiif  :c.)  — ginne  (©erfonenname). 

ginne,  bie fd)male, abgerunbete Sdjlagfeite (©ahn)  I finnig  Werben,  bag  Re  nn  Crle  gelangen,  bie  Durch 
beä  Ipamnierä;  [.  Jammer.  Ejfrcmente  oerunreinigt  fmb,  ober  baß  fie  oerunrei* 

ginne,l)jpautfinne, Cysticercuscutis,  bie  fegt  nigleä  gutter  Berühren.  ®cniegen  anberfeitä  Sfien* 
ieltene  Entwidelung  Don  ©anbwurmlarDeu,  Weiche  fegen  mit  Sinnen  burd)feßteä  gleifd),  fo  entttidelt  fid) 
bie  Tarmroanb  Durchbohrt  baten  unb  in  bie  Blut-  beiiljnrn ber Saitbwurut.  Tieöanbwurmgcjabrroirb 
balm  gelangt  ftnb,  im  llnlerbautbinbegemebe.  Dian  hager  nicht  bloß  ba  abnegmen,  wo  baä  finnige  gleiid) 
Rubel  babei  oft  fefjr  Diele  runbltcbe,  glatte,  linfen*  bi -5  bettt  Serfegr  entjogen  wirb,  fonbem  aud)  ba*  wo  eine 
walnußgroße  fnorpelgarte,  unter  normaler  $>aut  auf  ©erftrcieung  menfcglicber  Entleerungen  auf  Stof«  unb 
ber  gaäcie  frei  bewegliche  ®cfd)Wülfte.  Sic  fönnen  Seibepläßcn  nicht  ftattfinbet,  ober  wo  namentlich 
lange  Satire  unoeränbert  bleiben.  Ejjtirpation  iil  bao  Sd)wcine  in  abgeRbioRenen  «lallen  unb  ilaufböfen 
eingege  Heilmittel.  — 2)  ÜUlerSame  ber  Acne  (Vlfmci  gehalten  Werben  unb  nidjt  in  bieSähe  Don  ©horten  :c. 
genannten  tautfranfgeit,  bie  burd)3urüdbaltungbe»  fommen.  Serabe  au«  lefcterm  ®runbe  ftnb  ginnen  unb 
Hauttatgä  in  Den  Talgbrüfcn  unb  Entgünbung  beä  Damit  ©anbwuret,  Wie  Wgleifcbfcgauftatiftif  jeigt.  in 
Trüfenbalgcä  fowie  ber  angrengenben  Siebergaut  Der-  mandten  Segenben  mit  primitiDere  ©ewobngeiten  tc. 
anlaßtroirb,  babcrgcwöbnlicbaiäSefretionäanomalie  | »iel  gäuRgerjilä  anberroärtä.  3i ad)  ber  Statiftif  ber 
in  ben  Inlgbrilicn  begiuntjinb  bann  in  Eiterung  unb  preußifeben  Seblatbtgöfe  fnm  in  ©reußen  ein  finnige« 
©uftelbilbuna  übergebt.  So  pflegen  bie  fogen.  Sto-  Schwein  1894  nod)  auf  284  gefd)lad)tcte,  1900  Da- 
mebonen  ober  SBliteffer,  burd)  Stodung  beä  »er-  gegen  nur  ein«  auf  1500, b.g.bce  Sdtweincfinnen  finb 
bedien  Trüfcufefretä  entjtanben,  bäufigguflfncpufteln  j feit  fedjä  Sagten  auf  ein  günftel  ihrer  frübent  4>äu* 
fid)  toeiterjubilben  unb  glcidjgeitig  neben  Icßtem  ju  figfeit  gurüdgegangett,  eine  Sirfuitg  ber  gleifdjfdjau. 
erfd)einen(punfliertevllne).  TieSfnepuficln  finb  Sinberfinnen  würben  bagegen  1900  fdton  unter  158 
weift  ifoliert  ilegenbe,  rote,  fletfegige,  (oniitbe  Sin*  Sinbent  einmal  gefunbeu,  alfo  faft  jegnmat  fo  häufig 
ftbwellungcn  ber  £>aut,  auf  beren  Spiße  fid)  Heine,  als  Scbwcinefinnen,  roäbrenb  nod)  Dor  wenigen  gab- 
mit  Eiter  gefüllte  Ruffeln  erbeben.  Sie  tommen  oor-  reit  abfolut  unb  relatio  Diel  weniger  ermittelt  würben, 
ncbmlid)  an  Stellen , bie  reich  an  Talgbrüfen  finb,  nidjt  weil  bie  Siitberiinne  häufiger  geworben  ift,  fern* 
oor:  im  ©efuht , auf  ber  Stirn  unb  an  ben  Safen-  bem  weil  man  fie  früher  nidjt  entbedte  (f.  unten),  fo 
flügeln,  in  ber  godjbcingegenb,  auf  bem  Süden  unb  baB  bie  Stiirfung  ber  gleiftbfdbau  fid)  hierbei  erft  in 
ber  ©ruft.  TieVlfnepuftel  braucht  4 -8lage  gu  ihrer  | 3ufunft  brnierfTid)  machen  fann.  Tie  im  SJfagen  auä 
©uäbilbung;  beritet  fie  unb  ergießt  fie  ihren  ynbatt,  \ ben  ©anbwurmeiem  frei  luerbenben  Embryonen  Der* 
fo  oertrodiiet  biefer  gu  einer  bünnen  bräunlichen  ftreuenfid)beim5d)wein  meljr'ober  weniger  im gleifcb 
Schuppe.  nadi  beren  Ulbfalleit  bie  blaurot  gefärbte  (beBorjugt  3un9c,  Halb , glanfenmuäfeln)  unb 
(nötige  Erhabenheit  ber  Haut  febr  lattgfam  ücrjdiroin-  werben  binnen  gehn  Soeben  ju  erbfengroften  ginnen, 
bet.  Tie  ©eganblung  beftebt  in  häufigen  Safdiuit-  3grc  3abl  jehroantt  gmifegen  an  teilten  unb  Dielen  lau* 
gen  mit  ©ünäfiein-,  ÜRannor*  ober  @d)wefelfeife,  um  fenben.  Tie  Sinberfinne  finbet  fid)  Dagegen  meift  nur 
DicBcrftopfungberTrüfenauäfübrungäeiängegu  Per-  in  wenigen  Eremplarcn,  befällt  aber  ftetl  guerft  ben 
hüten;  mit  ©orliebc  Wenbet  man  aud)  Sfcttel  an,  bie  innere Sfaumuäfel.  Seit  bie«  (1890)  belannt  ift,  wirb 
eine  raid|e  ©bftoßung  ber  Cberbaut , alfo  auch  beä  biefer  äJluälel  fpe.peU  unterf u^t,  unb  feilbem  werben 
Öauttaigeä  bewirten , wie  Sd)Wefe!paf!cn  unb  • Sol*  fo  Diele  finnige  SRinber  ermittelt.  Oft  fterben  bie  gin« 
ben;  Siterpuftelnfattn  man  burd)  Einfdjnitt  unb  Vluä-  nen  Don  felbit  ab,  Derfalten  unb  finb  bann  uufdtäb* 
fraßen  mit  bem  fdjarfen  Söffet  bebanbeln.  3nnerlid)  lid).  — ©ejüglid)  ber  ©ebaitblung  beä  gleifd)eä  ftit» 
wirbVlrfenif  gebraucht.  Daß  ju  häufiger  ober  feltencr  niger  Schweine  u.Sinbcr  fchreibeti  bie  Sluäfübrungö- 
(8efd)!ed)tägenuB  bie  91(ne  beförbert,  ift  unrichtig;  bie  beftimmungen  beä  ©unbeärateä  tont  30.  3Rai  1902 
wcitoerbreiteteflnnabme,baBbeftimmteSpeifen(ftäfe)  | jum Seid)äf(eifchfchaugefeß  folgenbco  Dor:  ftarffinni* 
fte  berporrufen,  wirb  geftttßt  burd)  bie  SBeobathtung  geä  gleifd)  (eyflufiuc  gett)  ift  untauglich  (unb  gefunb* 
oermehrter  Tormfäulniä  bei  fUne.  — 8)  ginnen  beitofebäbtid))  unb  muh  beteiligt  Werben;  fcbtuacbfin. 
ber^auätiere.  ginnen,  im  allgemeinen  ade  Slafen-  , nigeä  gleijcb  mugDor  bem  ©erlauf  gelocht,  gebämpft, 
münuer,  befonberä  aber  Diejenigen,  in  benen  fid)  nur  ; gepöfeit  ober  21  Sage  im  Stüi)lbausi  aufbewabrt  wer- 
ein  ©anbwurmfopf  entwidett,  alfo  bie  Cpfticercen  j ben  (Vlbtötung  ber  fjtnnen).  ginbet  ftcb  (bei  Siubere 
(»gl.  Sanbwttnuer).  Cysticercus  pisiformis  (g.  ber  häufig)  nur  eine  g.,  fo  ift  betä  gleifcb  auf  bergreibanl 
Taenia  serrnta  beä  $mnbeä)  bewohnt  bie  §afen-  unb  roh  jic  Dorfaufen.  (Sin  Deralteter  Sluäbrud  für  gin* 
Stanincbenleber.  C.  tenuicollis  (g.  ber  Taenia  mar-  nen  ift  Wuäfaß  ber  Schweine.) 
ginnt*  beä  Hunbeo)  finbet  fid)  am  ©aucbfell  beä  giuue,  ein  auä  Sliuicbelfalf  unb  ©untfanbiiein  be* 
Scbwcineä.  C.  cellulosae  ccnb  C.  inermis,  bie  ginnen  flebenber,  in  füboftficber  Sichtung  ftcb  erflredenber 
ber  beiben  beim  dJienfdten  febmaroßenben  ©anbwür*  Höbcngug  impreuB  SegbepSRerfeburg,  jWifd)cn  Un 
mer  Taenia  solium  unb  T.  inermis  (T.  sagiuata,  ftrut  unb  Saale,  beginnt  bei  Sadjfenburg  in  jWei  ftd) 
mediocauellata)  ettlwideln  fid)  in  ber  fDJuäfuIatur,  fpäter  Perrinigcnben  3ügett,  Don  benen  ber  norböfl- 
erfiere  be«  «cbweineS,  leßtere  beä  Sinbeä.  Sur  fte  ; liebe  Den  Samen  Ipobe  odirede  führt,  ber  fübweft* 
haben  einc©ebeutung  babttreb,  bag  Re  beim ®enfd)en  liebe  Scbmüde  bctgl-  Seßterer  biibet  mit  ber  gegen* 
Den  Sanbwurm  ergeugen  tönnen.  Sie  folleii  Daher  überliegenben  öainleite  bei  ber  Sadjfenburg  einen 
bicrcb  bie  gleifebfebau  auogemergt  werben.  SUe  Sor-  Xbürcnger  ©forte  ober 3 a d) f e n I ü d e genannten 
iehriftemc.,  Weldje  bie  ginnen  oberginnigfeit  ber  Engpag.  Tie  Scgrede  erreicbi  361  m,  bie  Scbmüde 
Schweine  unb  Sinber  betreffen,  begieben  Reh  nur  384m  fcöbe.  Sad)  ber  Bereinigung  beiber3üge  trägt 
auf  biefe  ginnen,  nidil  auf  Den  gang  unfdjulbigen  C.  bie  g.  mehr  ©lateaucbarafter,  fingt  biä  348  in  empor 
tenuicollis.  Ten  befallenen  Tieren  felbit  febaben  bie  unb  biibet  an  ber  Unftrut  mit  ben  gegcnüberlicgen- 
ginnen  auch  in  groger  3abl  nichts,  fo  bag  Don  einer  ben  toben  ben  weinrcicben  Engpag  Don  ftüjcn  unb 
giitnenfranfbeit  nicht  gefproeben  werben  fann.  Snumburg. 

Tie  ginnen  entgehen  auä  ben  ©anbwurmeiern,  bie ! ginne,  Wabriel,  norweg.  Scbriftitetler,  geb.  10. 
mit  Den  incnfd)ltd)en  (iifrcnu'nten  auägefcbieben  Wer-  gebr.  1866  in  ©ergen,  ift  einer  ber  gübrer  Der  jun* 
bett.  3d)Wcinc  unb  Sinber  fönnen  alfo  nur  baburd) , gen  Saturaliftcn  Siorwegenä.  Sein  erfter  Sontan: 


581 


ginnen  — 

»SerHbitofoph«  (1889),  behandelt  jiemlid) unreif  bad 
afabcmifche  'Proletariat  in  U^rijtinnia.  SKit  ticl  be* 
beutenberm  Können,  loenn  and)  redjt  jt)nifd),  fd) ilbert 
er  in  »Dr.  Sangd  Rinber«  (1890;  beuifd),  Herl. 
1894)  beit  icpäblicbcn  (finfluj)  eines  fd)led)tcn  Ipeiniä, 
©eibe  ©lidier  (otoie  bic  Hoocllenfattimlung  »3unge 
Sfinber«  (1890)  mürben  als  ffanbnlcrregcnb  »out 
Herlag jurüdgejogen.  aeinefpätem9iomane(»3roei 
Samen*,  1891;  »Sladjel«,  »Enianuel  Saat)«,  1895) 
unb  bic  Sdinujpiele  »Sie  ©ule « (1893;  bcuti'd)  »on 
©raufewetter , 2Ründ|.  1893)  unb  »Könnt)«  (1895) 
teigen  beranreifenbc  Runft  unb  lebenbigcd,  frijched 
Haturgefüf)!.  3n  feinen  Scnbcnjcn  fte^l  ec,  befon» 
berd  den  tStuanjipationdbeftrebungen  gegenüber, 
unter  bent  Cmjlug  »on  Strinbbergd  ttjeoretifdjer 
Sciberfeinblichfcit. 

Rinnen,  ein  3weig  ber  mongoliid)cn  Hafte  unb 
bed  uralaltaifcbcn  Spracbftnnimcö,  beffen  llrti (te  im 
Ural  unb  ?IItai  lagen,  unb  bie  beute  nod)  Aber  gatte 
Horbweftafien  unb  Horbeuropa  unb  itt  Europa  noch 
weiter  [üblich  tuobnen.  'JMan  teilt  ben  finnif  eben  Stamm 
in  folgenbeuicr  gamilien:  1)  bie  u griffe  (Oftjalcn, 
Sogulen,  SKagftarcn) ; 2)  bie  l»oIga<bulgarifd)e 
(tfd)eremiffen  unb  'JBorbwinen) ; 3)  bie  permifchc 
(Hemtier, Stjrfänen  unbSotjafen);  4)  bie  finnif d)c 
im  engem  oinn  (europäijd)c  g. , (ffttjm,  bie  faft 
gänflid)  erlofdtenen  HiPen  unb  bie  Happen).  Sie 
weiften  ber  bierbet  gehörigen  Holter  babeu  febon  feit 
grauer  ©orjeit  burd)  beit  Einflug  jiPtliftcrter  Hölter 
fid)  ald  Hiebjücbter  unb  Aderbaucr  an  ein  «nfäffiged 
Heben  gewöhnt.  Hur  bic  Dftjaten  unb  Sogulen  fo* 
toic  bieHappcn  haben  ihrHennticmomabenlcbenfort» 
geiegt.  Emfetnc  ber  finnifeben Hölter  haben badEI)»'“ 
Itcntum  unb  mit  ihm  auch  bie^irnlifation  bed  Abenb« 
lanbed  angenommen.  .>fn)ei  finb  aud)  in  ber  ®ffd)id)tc 
banbclttb  aufgetreten  unb  haben  felbftänbiae  Staaten 
gebilbet:  bie  dHagparcn  unb  ©ulgaren  (f. ».).  S2äh- 
rcitb  aber  bic  ©ulgarcn  ihre  Sprache  unb  Haliotta- 
lität  eingebüfit  unb  biejenige  ihrer  Unterworfenen,  ber 
iüblicben  Slawen,  angenommen  haben,  ijt  ed  ben 
©tagiiaren  gelungen,  beibe  tu  behaupten.  Sie  g.  t)a< 
ben  heute  einen  fehr  gemifchteii  Eharatter.  Sähvenb 
ber  Hölfenoanbenmg  uennijebten  (ich  türtifche  Hölter 
mit  ihnen;  anbre  g.,  id)on  früher  in  Europa  wohn- 
haft, erfuhren  gemtanifd)e  mtb  flawifche  Sinwirf ung ; 
enblid)  beteiligten  fich  an  biefer Henntfd)ung  noch  norb* 
fibirifdhe  Hölter.  Ser  Körperbau  ift  mei|t  ftart,  bie 
Statur  aber  tlein,  ihr  Kopf  faft  ntnb , bic  Stirn  me* 
nig  entwidclt,  niebrig  unb  gebogen,  bas  ©efid)t  platt; 
bie  ©adenfnod)cn  ftnb  »oqtehenb,  wie  bei  ben  übri- 
gen dJlongoIen,  bie  Augen  mcift  grau  unb  febräg  ge» 
(teilt;  bie  Hafe  ift  furj  unb  flach,  ber  SRunb  beroor* 
tretenb ; bte  Hippen  finb  bid,  ber  'Jladen  ift  fehr  ftart, 
fo  bafs  ber  fointerfopf  faft  eine  gerabc  Hinie  mit  bent 
©enid  bilbet ; ber  Hart  ift  fd)Wacb  unb  jerf  freut,  bas 
fraar  fdiwarj,  aud)  braun,  roi  tmbblonb,  bicfflefichtd- 
färbe  bräunlich-  Sülit  ©hrlicötcit  unb  ©aftfreiheit, 
Sreuc  unb  öcbarvlichfeit  nebft  einem  entpfinblidhen 
Sinn  für  pcrföitlichc  Unabbängigfeit  »erbinben  fie 
Starrfinn,  Hadifucht  unb  Unbarmherjigfeit.  3»  Wel- 
chen 3eitcn  bie  g.  »on  ihren  Herwanbtcn  in  Aficn 
(Samoiebcn,  Sojoten  ic.)  fid)  lodgeriffen  haben  unb 
in  Horbeuropa  eingemanbert  ftnb,  ift  febwer  ju  be- 
ftimmen.  3ebod)  ntufe  biefed  geraume  3e>*  »or  ©c 
ginn  unfrer  Zeitrechnung  gefchehen  fein,  baHtoIemäod 
unb  Sacitud  fie  unter  bemHamengen  n i unb  H h ■ « n i 
ungefähr  in  ihren  heutigen  Sobnfigen  getannt  haben. 
Über  bie  Sprache  ber  g.  »gl.  ben  befonbem  ‘flrtitcl 
•ginnifche  Sprache  unb  Hiteratur«. 


ginnfifchc. 

g.  im  engem  Sinn  ober  Ifcbubcn  finb  bie  am 
nörblidjen  unb  öftlid)en  ©eftabc  bcdöaltifcbenHiecred 
»erbreiteten  Stämme.  Sich  felbft  nennen  fieSuo- 
malaifet.  ihr  Hanb  Suomi,  wad  nach  einigen  ald 
Sumpfnolt  unb  Sumpflanb  ju  beuten  ift;  ben  euro* 
päifchcn  Hamen  g.  haben  fie  »on  bcn  beutfehen  Hach 
bam  erhalten,  unb  biefer  hängt  mitgcnn(Sorfmoor) 
jufammen.  Siefe  baltifchen  g.  haben  fid)  »ielfacb 
mit  ©ermanen  unb  Slawen  »ermifebt  unb  »on  ihnen 
eine  Anjatil  SBörtcr  für  Rulturwerfjeugc  unb  mit  ben 
SBörtem  aud)  bic  öegenftänbe  felbft  entlehnt.  Aid 
Landtiere  jüd)trtcn  fie  nur  bcn  Jiunb,  bad  Hfcrb  unb 
bad  Sinb;  »on  ©ctreibearten  bauten  fie  nur  ©crftc. 
3m  Sommer  lebten  fte  in  Heberjelten,  im  Siinter  in 
halb  unterirbifchen  3urten,  wie  alle  ©olaroölter  ber 
Alten  Seit.  SBobnfige  unb  Anjabl  ber  g.  im  engern 
Sinn  unb  ber  ju  ihnen  gehörigen  Karelier,  Hißen  unb 
Sjthcn  f.  in  biejen  Artifeln  unb  im  Hirt.  »Hufftfched 
Heich*.  Sie  £f)arattercigenfd)aften  ber  eigentlichen 
g.  beden  fid)  im  allgemeinen  mit  ben  oben  gefebilber- 
ten  ber  g.  überhaupt.  Ein  §auptjug  bed  fimtifdjen 
Hationald)aratterä  ift  Achtung  »or  frembent  Eigen- 
tum. 9110  Schatten  feiten  bcdfclben  ftnb  3äh)om  unb 
Hnd)fuiht  ju  bejeichnen.  Hn  ntedjanifdjen  Wefchid- 
lid)fciten  fehlt  ed  ben  g.  nicht.  Bern erfend wert  ift  ihre 
SiebelungdWeife ; fte  Wohnen  faft  nirgenbd  in  Sör* 
fern,  fonbent  in  ßinjelhöfen,  inmitten  ihrer  gelber  unb 
Siefen.  SieSohnungen  berg.,  »Hörten« (pirtti) 
genannt,  boten  fonft  einen  abfchrcdenbenHnblid  bar; 
jegt  ftnbct  man  in  ben  meiften  ©egenben  gute  $j>oIy 
häufer  mit  reinlichen  3immem.  Sad  Haben  ift  eine 
Hationalfitte  ber  g.,  unb  faft  jeber  Bauer  hat  neben 
feinem  Ipaud  eine  befonbere  Sabeftubc.  Sracht  unb 
Sitten  haben  mnndteä  ©efonbere  unb  Hltnationale, 
j.  ©.  bic  S>ochjeitdgcbräud)e.  Sie  chriftlichen  gefte 
werben  j.  S.  mit  grogem  3ubel  unb  luftigen  Spielen 
unb  ?lufjügen  gefeiert.  Seihnachten  befonberd  mit 
Sohlleben,  Allerheiligen  ift  jugleid)  bad  Erntefeft 
Sie  g.  befigen  eine  reiche  unb  fd)öne  alte  Holtdpoefce 
(f.  ginnifche  Sprache  unb  Hiteratur),  wie  benn  bad 
Holl  nodi  heute  »ielHeigung  jurHaturbichtung  jeigt." 
Sie  finnifeben  ©auern  führen  j.  S.  gamiliennamen. 
t.  I.  hängen  fte,  wie  bie  fchmebifdjen  ©auem,  bem 
Hornamen  bad  Sort  poika  (»Sohn«)  an  (j.  ©.  Ju- 
hanpoika);  auch  nennen  fte  fid)  nach  bem  Hamen  bed 
§ofed,  ben  fie  gerabe  bewohnen.  Sie  eigentlichen  g. 
belennen  fid)  jur  lutherifcheit  Äonfeffion,  eine  »cr- 
hältnidniägig  fehr  geringe  3ahl  ift  für  bic  griediild)- 
rufftfehe  Hehre  gewonnen  (»gl.  giitnlanb).  Sie  leben 
»onugdweife  »on  Aderbau,  Hiehjucht  unb  gifd)erci 
ginntnfranfheit,  f.  ginne  3). 
ginncnUrrittficrnng,  f.  Srichinenoerftchening. 
gcuufiirtic  (gureben w alc,  Höhrcnwate,  Ba- 
laenopteridac),  gamilieberHartcnWnle  (Mysticctc), 
lange,  fchlan!  gebaute  Sierc  mit  fehr  grojjcm  Kopf, 
hoher  Hiidcnfloife  im  legten  Hiertel  ber'slötperlänge, 
(anjettlichcn  ©ruftfloffcn  bicht  hinter  bem  Kopf,  in  ber 
Sitte  audge[d)nittencr  Sd)Waujfinne,  tiefen  Hängd- 
furdfen  auf  ber  Unterfeite,  faft  geraber  Sd)nauje  unb 
furjen,  breiten  ©arten.  Ser  ginnwal(norbifd)er 
Schnnbelwal,  Silb,  Snbarte,  ©ibbar,  3«’ 
piterdfifch.  e r i n g d tu a l , I’bysalus antiquorum 
Gray),  ber  fchlnnfftc  aller  Sale,  wirb  25  m lang,  mit 
etwa  2,5  m langen  ©ruftfloffcn  unb  einer  fegclfürmi 
gen,  höchftend  60  cm  hohen,  fettreichen  Hüdcnfloffe. 
Sie  Augen  liegen  über  unb  hinter  bem  Sinfe!  ber 
Schnaufe,  bic  Ohren  fWifchen  Auge  unb  ©ruftfloffe, 
bie  Spriglöcher  auf  ber  Cberfcite  ber  Schnauje  »or 
ben  Augen.  Ser  fieib  iit  naeft,  nur  am  Sopf  fteheu 


582 


Sinnigfeit  — Sinnifttje  Sprache  unb  Süeratur. 


einig«  lurie  borftenartige  Ipaare.  Die  §aut  ift  oben 
jdjwarj,  auf  ber  Unterfelle  weife,  in  ben  liefen  gureben 
blaulicbiebwarj.  3n  ben  jaimtofen  Äiefent  flehen  je- 
berfeitä  350  — 376  ©art«nr«$en.  8t  bewohnt  ben 
nörblicbflcn  Seil  be#  Slttantifdben  C’ican#  unb  bo# 
GiÄmeer,  befonber#  in  ber  Stäbe  ber  ©äreninfet,  9!o< 
toaja  Semlfa#  unb  Spipbergen#,  iieigt  aber  auch  in 
(üblichere  ©ewäfjer  berab  unb  foll  felbft  in#  Sübltcfec 
Gi#mecr  gelangen.  Gr  fdjwimmt  febr  idjneü  unb  ge- 
nianbt,  lomint  etwa  alle  BO  Sefunbcn  an  bie  Ober- 
jliii&e,  um  ju  atmen,  wirft  einen4m  hoben Sltmung#- 
ftraftl  au#,  wa#  in  einer  Gnlfemung  Bon  1 Seemeile 
ju  bäten  ift,  gilt  als  bödjft  mutig,  Wilb  unb  fiibn  unb 
oerteibigt  nicht  nur  bie  eignen  jungen,  fonbem  amt) 
bie  ©enoffen.  Gr  näbrt  ti<6  Don  Dorfiben,  geringen 
unb  anbern  gifdfen  unb  fehalenlofen  Seidjtieren,  foQ 
auch  Sange  abroeiben  unb  lomint  bei  ber  3agb  auf 
gliche  ben  Stuften  febr  nabe.  gebenfaU#  ftranbet  er 
febr  häufig.  “Sie  Jnbl  ber  yungen  betragt  1—2.  Die 
3agb  ift  fdjWieriger  unb  ber  'Hupen  geringer  al#  beim 
Satfifd) ; man  Jagt  ihn  b tabalb  nur,  wenn  leine  Sale 
in  ber  Stäbe  fmb.  Gr  liefert  Dran,  man  nerwertet 
aber  autb  bicSarten  unb  »erarbeitet  gteifd)  unbßno- 
dfen  ju  Dünger.  Stil  bem  g.  bat  man  lange  ben 
Siefenwal  (Sibbaldius  borealis  Gray)  oerWecbfelt, 
ber  3 1 in  lang  wirb  unb  4 m lange  ©ruftfioffen  be- 
it pt.  Über  feine  flebenämeife  fehlen  juoerlnfRge  Sin» 
gaben.  Ju  berfelben  gamtlie  gebärt  bet  Sommer» 
mal  (3»«rgwal,  Balaemoptcra  rostrata  Gray, 
j.  Dafel  »Sale  II» , gig,  8).  wirb  nur  10  nt  lang, 
gleicht  aber  bem  Scftnabclwal  fo  febr,  baft  ec  oft  für 
ba#  3unge  bc#felben  gebalten  Würbe.  Die  Jafjl  bet 
jpaläwtrbcl  unterfcheibet  ihn  aber  ficher  Don  biefetn. 
Gr  ift  graufehwarj,  unlcrjcit#  fcharf  abgefefjt  Tätlich» 
wei& ; bie  SSruftfloffe  hat  auf  ber  Dberfeite  ein  Weifee# 
Ouetbanb.  SRan  fiitbet  ihn  i"  allen  norbijdjen  SBlee- 
ren , Don  wo  er  int  Sinter  [ttbroärtä  giefet  Gr  hält 
ftch  immer  nur  einjein  ober  in  tleinerer  ©efettfd)aft, 
frißt  auch  gräfeere  gifcbe,  aber  leine  Seiefetiere  unb 
Dange.  Gr  befipt  wobifebntedenben Sped  unbgeniefe 
bare#  gteifeb  unb  liefert  Domigtiifeen  Dran.  Die 
Sorbliinber  jagen  ihn,  wenn  er  ftd)  benftüften  nähert. 
Der  SepDrtaf  (©udctwnt,  Sorqhbat,  Megap- 
tera  longimana  Gray,  31.  boops  Fahr.)  wirb  15  m 
lang,  ifl  febr  plump  gebaut,  mit  feljr  grofeein,  ftärfer 
als  bei  anbern  Sälen  behaartem  Hopf,  3—4  m lan» 
gen  ©ruftfloffen,  etwa  4 m fpannenber  eoebwaiufloffe 
unb  Derjdhieben  geftalteter  geltfloffe,  bie  im  lepten 
Stierte!  ber  Sefaimlänge  ben  ©udel  bilbet.  Die  Ober» 
feite  ift  fchwarj,  bie  Unterfeite  meifeltd)  marmoriert 
ober  qanj  weife.  Gr  fitibet  fuh  in  allen  SRecren,  lomnit 
im  ©jinter  an  bie  finnifeben  Hüften  unb  geht  im  Som- 
mer in«  Gtßmcer.  Gr  nährt  fid)  #on  glichen  unb  nie» 
bem  Jtrebätieren,  ift  [ehr  fpielluftig,  namentlich  in  ber 
©aarungäjeit.  unb  läßt  ein  laute#  ©eheul  hören.  Gr 
liefert  guten  Spcet  unb  D ran,  hoch  lohnt  ber  gang  Biel 
Weniger  als  bei  anbern  Sälen,  unb  bieSalfififefängev 
beunruhigen  iljtt  bahev  nur,  warn  anbre  ©eute  fehlt, 
gimiigfcit,  f.  ginne  3). 
gimiitcfect  Diccrbufen,  ber  öftliehfte  ©ufen  ber 
Cjliee  (f.  Harte  »Siolanb  tt.«),  ber  im  31  Dom  ®rofe< 
fiirjtentum  ginnlanb,  im  S.  ddii  Gfihianb  unb  Dom 
©ouD.  St.  ©elcräburg  hegrenjt  wirb.  Seine  ganje 
Sänge  beträgt  370  km , ferne  ©reite  50  -110  km. 
feine  Dtcfe  an  manchen  Stellen  95  -110  m,  an  an» 
bem  nur  8 -20  m.  Die  bfiliehfie  Spipe  beä  ginni» 
fetjeu  SBieetlmfcn#  heifet  Don  Oranienbaum  unb  ihon 
ftabt  an  bie  Hronftäbter  Bucht,  bi«  Diele  feiehic 
Stetten  hat.  Da#  Saffcr  beä  giimifchen  SReerbufen# 


gefriert  feine#  geringen  Saijgehalt#  Wegen  bon  St 
©eterbburg  bi#  ju  ben  Unfein  $ochlanb,SaDeufari  :c. ; 
hoch  ift  ba#  Gt#  nur  in  ftrengen  Sintern  haltbar.  3» 
ihn  müitben  ber  Äpmmeneetf,  bie  Steroa,  bie  fiuga, 
bie  Staroroa  ic.  Dao  9Reer  ift  am  finnifehen  Ufer  Don 
Siborg  bi#  ©fömeborg  mit  gelten  bejät , bie  eine 
jahlloje  SRenge  Unfein  \ Sehären)  Don  Dcrfebicbener 
gönn  unb  ©röfee  btlben.  8iä  jum  ©orgebirge  j>angd 
erftreden  fiife  biete  3nfeln  m einem  fifemalm  Streifen 
läng#  beä  Uferä  h'nl  aber  an  berGde  Don  ginnlanb 
bilben  fie  einen  Weiten  Slrdupet,  ber  in  ben  lÄIanb#» 
infein  enbigt.  3wiid)en  biefett  3nfeln  unb  bem  fcfetDe» 
bifehen  geftlanb,  jwiichen  Gderö  unb  ©rificlham,  ift 
nur  75  km  weit  offene«  aRecr.  iln  ben  Hüften  be# 
©olf#  beobachtet  man  feit  ber  SRitte  beä  18.  gahrh- 
eine  neijatiue  ©crfchicbung  beä  iReereänit>eauä  (um 
0,5 — 0,5  in  uit  3ahrhunbert).  3"  ber  Sitte  beä 
SReerbuien#  ücigt  bie  fjnfel  ^ocblanb  alä  ein  gigan- 
tijdjer  gelählo  t au#  bet  Seereätiefe  auf.  Um  Re  her 
gruppiert  liegen  biepufeln  SaDenfari,  fienifari,  Se#» 
tär,  älrofe»  unb  Jfiemtpttcriari;  bie  legte  ber  jtnfeln 
ift  Sfottin  mit  Sfronftabt.  Die  gahrt  auf  bem  ginnt« 
fepen  Sccrbufen  i]t  niifet  blofe  wegen  ber  jahlreuhett 
gelfeninfeln  unb  ©ranitdippen , fonbern  nud)  wegen 
ber  Dielen  Untiefen  unb  ©erfembungen  befihwerliih 
unb  gefahrüoll,  woju  nod)  im  grühttng  bie  gewaln» 
gen  Gismaffcn  lommen,  welche  bie  finnifdjen  gtüffe 
unb  befonberä  bie  Sewa  bem  ghtnifdien  l'lolf  jump- 
ten. Dennoch  aehärt  ber  gimtifih«  SReeibufen  ju  ben 
am  metfien  befahrenen  Sinnen  ber  Oftfee.  ©eterä» 
bürg«  bebeutenber  jjanbet  lodt  allein  jährlich  Dau» 
fenbe  Don  Schiffen  in  biefe  ©ewäffer.  Daju  lommen 
noch  jahireidje  anbre  See»  unb  !panbel#fiäbte,  wie 
©altijchport,  Shmba  in  Gfthlanb,  äiarwa  an  ber  Sa» 
rotoa,  Siborg , grebrilähamn , fiowifa,  Soraä,  Jwl» 
Üngforä,  Glettää  unb  Ijjangö  in  ginnlanb.  galt  alle 
biet«  Secfläbte  haben  reifliche  Späfen;  bie  Stieg#» 
häfcuSeual,  SronftatU  ;cer  voupthafen  l'ueräburg#), 
Suolftnfalmi  (Sotfehenjatm)  an  oer  Hcunoung  beä 
Jbgmmeneelf  unb  Sweabprg  hei  Delfingforä  bienen 
felbft  ganjen  ÜScichwabcni  ber  rufftfehen  Hriegäjiotte 
jur  Station.  3ui  gimüjihen  SReerbufcn  gibt  e#  22 
Leuchtfeuer,  wonon  fi<h  12  an  ben  Hüften  unb  10 
mitten  itn  'JReer  auf  bm  geifeninfeln  bejinbtn. 

ginntfehe  Sprache  unb  Literatur.  Daä  gin- 
nifd)«  gehört  ju  ber  fümifch ■ ugrifchen  Gruppe  be# 
uralaltaifdjen  copradjjtammcä  unb  bilbet  neben  bem 
ilRaghanicpm  Pao  enlWtdeltfte  ©lieb  in  biefer.  Gä 
jerfäUt  in  jwei  Diatefte : ben  weltlichen,  Jawafilänbi- 
fefeen,  unb  ben  &jtUd)«n,  larelifchen  (Sprachgrenje 
Don  Safa  nach  Kfeminene).  Die  Sdinftfprache  nähert 
fcch  bem  ItangDoIIcii  äjflichen  Diafefi.  eoie  hat  bie» 
jeiben  ©otale  wie  ba#  Deutfdje,  aufeerbem  jwälj 
Diphthottge-  Gin  Sort  barf  im Sfntaut  unb  im  Sluä» 
laut  nur  einen  Honfonanten  enthalten  unb  unter- 
liegt ber  ©ofalharmonie.  Der  Sttjent  ruh*  immer 
auf  ber  elften  Silbe,  Sie  bie  anbern  agglutinieren« 
ben  Sprachen  fteltiert  ba#  gtnnifdie  bitrch  Sufjire. 
Seine  lüftafu#  brüdennidji  nur  Suhjefts»  unb  Ob* 
jeltäDerhaltniffe,  fonbem  aud)  räumliche,  jeitliche, 
urfiichiidie  unb  anbre  3uitänbe  au#  unb  erfeben 
fomit  bie  ©räpofitioneit  ber  jtjntbelifdjen  Sprachen 
(j.  ©.  Suomi  =-  ginnlanb ; Süome.*sii  = in  gmn- 
lanb;  Süomeen  = nad)  ginnlanb  ic.).  Die  Sprache 
lennt  feine  ©efdücchtäunierfcbicbe ; bie  ©offeffiDa  Wer- 
ben burdj  Suffire  auägebrüdt  (Suomeni  — mein 
ginnlanb  ; Suomemui«  = unfer  ginnlanb).  Durch 
Suffipe  föitnen  aud)  bie  ©erben  bie  oerfduebeniten 
©uanccn  ber  ©runbbebeutung  auäbrüden.  Die  Sor» 


ginm|(f)C  Sprache  unb  Literatur  (Kationallit.  in  fchtocbijcber  u.  in  finnifdjer  Sprayt),  583 


liebe  ber  Spraye  für  SuhftantiDierung  fenngeidjnet 
ficb  in  ben  fünf  3»finitiDf  ormen , bie  burch  alle  Sta- 
fub  fonjugiert  »erben  fönnen  unb  eine  eigenartige 
ffürje  beb  Aubbrucfb  gefüllten.  Aboerbien  unb  ©o|t- 
pofitionen  taffen  noch  beutlid)  ihre  Ableitung  Bon 
Sonnen  beb  öubftantiDb  erfcnnen.  'Sie  ttidjtigften 
Spejialwcrfe  über  bie  finnifcpe  Sprache  finb : E u r ( n, 
Pinsk  spräklära  (Abo  1849  u.  6.)',  Serfelbe,  Finsk- 
avensk  ordbok  (lawafteljud  1860);  fflcnep,  Lüro- 
bok  i linska  sprikcts  grammatik  ($>clfingf.  1882); 
3e  t ä I ä , Suomen  kielen  lauseoppi  (baf.  1884  u.  ö.) ; 
3at)nffon,  Finaka  sprAketa  satslära  (baf.  1871); 
Vlplmnn,  Svenakt- finskt  lexikon  (2.  Auft,  baf. 
1872);  ^apnffon  u.  a.,  Svenakt- Finskt  lexikon 
(1899  ff.);  Et).  E.  D.  UjfalDß  u.  SS.  tperpbera, 
Grnmmaire  tinnoise  (©ar.  1876);  Eliot,  AFinnisli 
grammar  (Ojf.  1890) ; für  ben  praflijcpen  (gebrauch 
bie  Srammatif  bon  ©ellewtll  (©ien  1890).  Sab 
feig  brauchbare  unb  ratffenfchaftlid) gehaltene  finnifd)- 
lateinifd)»beutfche  ©örterbud)  31  e n w a 1 1 b : »Lexicon 
linguae  finnicae«  (Abo  1826  , 2 Übe.),  ift  burch 
Lönnrotb  gtoßeb  ©örterbud):  »Suomalaia-Ruot- 
salainen  aamckirja«  (§elfingf.  1866 — 82,  2 'übe.) 
nicht  gang  Derbrängt  »orben.  Anbre  Cejifa  lieferten 
Kotbflen  (latem.-finnifcb,  jpelfingf- 1864),  ®obenI)jelm 
(beutfeh • ftnn. , baf.  1873),  Äicunnan  (franj. -ßnn., 
1877),  ©eitlin  (finn.-latein.,  1883)  unbßr»aft(finn  - 
beutfeh,  1888). 

SCntccfrtje  Literatur.  , 

Sie  Kationalliteratur  gimilanbb  fdjeibet  fich 
»ie  bie  Sprache  feiner  Einwohner  in  (»ei  (gruppen: 
eine  febwebifeh-ipraebüche  unb  einefinmfcfHpracblicbe. 
Sie  erftere  fällt  bis  ju  ber  politifcbenlrennungjfinn* 
lanbb  Don  Schweben  1809  mit  ber  Literatur  Sd)We» 
beug  jufammen ; bie  leptcre,  abgefehen  Don  ber  münb- 
lich  überlieferten,  ftamnit  im  Wefentlicben  aub  ber^eit 
beb  nationalen  Auffdjnnmgeä  in  ber  jweiten  Hälfte 
beb  19.  3ahthunbertb. 

t.  Kt  (4tt>cDtf4t  yiCerntnr  beb  Laitbeb  fanb 
ihren  erften  großen  ©ertreter  ingranjSDücbaetgran» 
\in  (1772—1847).  Seine  fehönften  unb  eigenartig* 
ften  ©cbichte  entftanben  Dor  unb  in  ber  ©eriobe  ber 
großen  getbjüge  gegen  Sufjlanb,  beren  SnbergebniS 
bie  Bereinigung  ffmnlanbb  mitSußlanb  war  (1809). 
Sie  bewog  tfraiijrii,  feine  ©rofeffur  an  ber  Uni- 
Derfitnt  Abo  nufjugeben  unb  nad)  Schweben  über* 
jufiebeln,  wo  er  alb  ©ifcßof  ftarb.  3n  bie  lonDentio* 
nelle  ©feubollaffif  nach  franjöfifdjen  ©orbilbem,  bie 
ju  ffinbe  beb  18.  3°hrf).  im  Slorben  wie  im  ü6rt* 
gen  Europa  berrfd)te,  trugen  feine  ibtjüifcben,  ber 
traumhaft  fchönen  Katur  ginnlanbb  abgclaufd)ten 
3ugenbgefänge  einen  innigen,  frifchen  Ion,  ber  in 
beut  ganzen  foigenben  3at)rf)u,ibcrt  feinen  Kacbbaü 
finben  foüte.  (Sine  ihm  oerwanble.  wenn  auch  nicht 
ebenbürtige  poctifche  Begabung  befafi  'lkid)acl  8ho* 
räub  (1774  -1806).  Stc  batten  3eiten  beb  Keuauf 
richlenb  nach  ber  ruffifchen  Eroberung  brachten  jebod) 
auf  fünftlerifd)cm  (gebiete  wenig  Bcmerfenbwerteb 
bentor.  Sie  beften  Kamen  beb  Don  granj©  beeinfluß 
ten  Sfrcifcb  ftnb  ©rofeffor  @abr.  Linfän  (1785— 
1848),  öeraubgeber  ber  3eitfd)rift  »SIneraosyne«, 
unb  ber  ÄomonliferA-ö.  3 jöftröm  (1794—1846) 
3njwifcben  reiften  an  ber  1827  nach  ^telfingforb  Der- 
legten  Uniberfität  junge  Leute  ju  großen  Datcrlänbi. 
fd)en  Aufgaben  heran.  3unäd)it  trat  aub  ihrer  ©litte 
ber  größte  Sichter  in  idjwebifcber  Sprache,  3<>ban 
Lubwig  SRuneberg  (1804 — 77),  herDor,  ber,  er- 
füllt Don  gliibenber  Baterlanbbliebe,  jum  firwede: 
beb  nationalen  ©ewujjtfeinb  unb  jum  Erreger  einet- 


tathräftigen  unb  opferfähigen  Batriotibmub  Würbe. 
3n  feinen  friiheften  »©ebiebten*  (1830,  1833),  in  ben 
Epen  »Sic  ßltbjäger*  (1832),  »Patina*  (1836),  »Ser 
SSeibnaebtbabenb«  (1841),  »Stbnig  gjalar«  (1844) 
foroie  in  ben  begeifterten  iSontanjen  aub  bem  Stnege 
1808:  »ftfäbnrich  Stahls  ßrjähtungen«  (1848,  1860) 
enthüllen  fich  ibeale  Anfchauunabweife  unb  realiftifebe 
Shinft,  Derbittben  fich  einfache  Sarftedung  unb  träf* 
tige  Originalität.  Seinem  greife  gehörten  unter 
anbem  bie  SJiffenfdjaftler  unb  Sichter  3-  3-  9ier* 
wanber  (1805—48),  grebrif  Eßgnäub  (1807— 
1881), !«.  A.  Eaftrbn  (1813— 42),  ©iabSlonnrot 
(1802 — 85) unb 3- 38.  Snellmann  (1806  -81)an. 
fiepterer  fchrieb  febwebifeb  alb  Sichter,  Itbiloiopb  unb 
Staatbmanu.entfeffclte  aber  eine  mächtige  Strömung 
jur  Hebung  ber  finnifchen  Sprache,  Ifultur  unb  Litera- 
tur. Unter  bem  Einfluß  biefer  ÜRänner  entwidelte 
fich  auch  3<t<hrid  lopeliub  (1818—98),  beffen  Ko- 
Betlenjßtlen  im  Stile  ffialter  Scottb  unb  beffen  an 
granjtn  erinnembe  Ltjrif  jarteb  romantifcheb  ©efühl 
unb  eine  fcltene  ©eherrfchung  ber  biehterifeben  äSittel 
aubgeiebnen.  Surch  feine  fiefebücber  unb  feine  'lÄär- 
chenfpicle  hat  bie  ihm  eigne  Sbenlität  unb  t'i'atur- 
freube  einen  großen  Einfluß  auf  bie  heranwachfenbe 
3ugenb  Schwebenb  unb  ginnlanbb  aubgeübt.  ©ie 
bei  ihm  empfinbet  man  ben  Kadjtlang  ffranjönb  bei 
3-  3-  SBedfell  (geb.  1838),  nur  mit  einer  für  fin* 
nifebe  Sichter  ungewöhnlichen  ©itterteit  burchfept, 
alb  ob  er  fein  trauriges  Lob  ooraubgeahnt  hatte,  bab 
ihn  mit  24  3af)ren  anS3rrcnbaub  fejfeln  foüte,  nach» 
bem  er  ber  fcbwebifdjen  Literatur  eineb  ihrer  beften 
hiftorifchen  Sramen,  »Saniel  S»jort*,  gefdtcntt  hatte. 
An  Originalität  unb  Leibenfchaft  fleht  ihm  L.  3- 
Stenbed  (1811 — 70)  jur  Seite,  ber  aitb  religiöfen 
©rünben  feinem  poetifhen  Schaffen  früh  ein  Enbe 
ntadjte.  Siefer  altern  ibealiftifchen  Sdjule  gehören 
au^  S.  Don  Duanten  (1827 — 1903),  fflabr.  La- 
aub  (1837 — 96),  3onatan  Keuler  (geh.  1859)  unb 
Ih-  Linbh  (geb.  1833)  an.  SKobem  im  Sinne  ber 
neuen  ffanbiitaDifehen  Literatur  ift  bagegen  ber  jung 
eftorbene  Lqriter  u.  'lioDeüift  SS.  A.  I a tu  a ft  ft  j e r n a 
1860—98),  obgleich  aud)  bei  ihm  löne  Don  Sinne- 
erg  unb  lopeliub  Demehmlid)  werben.  Seine  frifche, 
flangfdjöne  See-  unb  Sehärenlqrif  hat  auf  jüngere 
Zalente,  wie  Arwib  SKörne  (geb.  1876)  unb  ben 
finnifd)  bid)tenben  Eino  Leino  (geb.  1878),  großen 
Einfluß  aubgeübt.  Klifacl  Lqbect  (geb.  1864)  unb 
3aIob  tegengren  berühren  fid)  in  einer  gewiffen 
reftgnierten  Klelancholie  unb  ihrer  fyonngetoanbtljeit 
mit  ben  »Sefabenten«  SfanbmaDienb.  — Sie  mo- 
berne  SloDelliftil,  oon  lawajtftjerna  begrünbet.  Wirb 
DonLqbed,  3ac. Ahrenberg  (geb.  1847),  ^1. 91orb- 
man  (geb.  1868),  ©erba  D.  SWidwit j (geb.  1862), 
$)elcne  ©eftermarct  (geb.  1857)  u.  a.  erfolgreich 
gepflegt 

U.  Siterahir  tn  ßnntfeper  Sprache.  Sie  bemo- 
fratifdjen  lenbenjen  ber  Seformation  brachten  in 
Sinnlanb  bie  erften  Erjeugniffe  einer  Literatur  in 
ber  ©olfbfpracbe  herDor.  'l\'icbael  Agricola,  geb. 
1506  alb  Sohn  eineb  armen  gifdterd,  geft.  1657  alb 
Sifdjof  in  Abo,  trug  burch  ein  »AÜE-cuef)*  (1544) 
unb  religiöfe  Lehrbücher  sorge  für  bie  erite  öerau- 
bilbung  beb  ©olfes  unb  ber  ©eiftlichfeit  unb  fepte  eb 
auch  burch,  baß  feine  Uberfepung  beb  Sleuen  unb 
Seile  beb  Alten  leftanientb  gebrudt  würben.  Unter 
ber  AUeinherrjchaft  beb  fchwebifchen  Slententb  hielten 
fich  bie  fpärtid)en  finnifch  ’iprad)lid)cn  Erjeugniffe  in 
benifelben  lehrhaften  ©leife,  bib  bie  Strömung  jur 
Erforfcßung  ber  altnationalen  Sentmäler,  bie  im 


584 


gmnifqje  Spraye  linb  i'itetatur  (SationaUiteratur  in  finniger  Spraye). 


2tnfang  beS  10.  3aprp.  aanj  ßuropa  ergriff . aup 
in  ifinnlnrtb  reipe  fjrüeijte  jeitigte  unb  fplicBltp 
(1835),  nap  bet  3ufammenfügung  beS  SHationalepoS 
»Raleoala-  (f.  b. > bur*  ©liaS  Sönnrot  (1802— 
1885),  enthuimmjpe  2lrbeitjur  §eranbilbung  btr 
finnifpen  Sprnpe  anregte,  gunäd^ft  bebienten  fid) 
bie  Belehrten,  Sinnrot  m ber  Segel  ausgenommen, 
in  ipren  VlrPeiten  über  bie  3pflpc  ber  Sollsbiplutig 
nod)  ber  fchroebttpen  Sprape,  in  ber  and)  Suneberg 
unb  JopeliuS  tpre  Sationnlroerfe  fpufeu.  Isrjt  bie 
Jatigleit  ber  ffrinmidjen  Siteraturgefeüfpaft  brätle 
ben  Umfpwung.  Jüefer  SBerein,  pernorgerufen  burd) 
bie^nitialioe  beS  Suncbergtreife«  unb  freigiebig  burd) 
SHitglieber  and  allen  Stäuben  unterftüpt,  enuöglidjle 
eS  iionnrot , feine  Rovidjungcn  weiter  jufüpren  unb 
bieüberreidjcnßrgebniffe  (unter  anbern  »Rantctetar«, 
eine  21,007  Serie  umfaffenbe  Sammlung  OonSiebem 
unb  tBaUabrn)  (u  publijieren.  SönnrotS  Sammlung 
bon  ©rofoerjäplungen  brad)tc  ©ero  Satmelainen 
eSubbäd)  otelfap  ergänjt  1852—56  in 4 ©änben 
heraus  (beutid)  oon  ©ertram,  »3enfeitS  ber  Stä- 
ren«, fieipj.  1854).  1889  untfaftten  bie  Sammlungen 
ber  ginnifpen  ©iternturgefeüfpaft  22,000  epifpe, 
Iprifpe  unb  mbtpifpe  Belange,  13,000  (Stählungen, 
40,000  Sprüche . 10,000  Satfel,  2000  ©ollSweifen 
unb  20,000  ©ejepwbrungSionneln  unb  Spiele.  Seit 
1841  erfd)ien  ipre Wiffenipaf1lipe3eitfprift  »Suomi«, 
üönnrot  gab  bie  ©ebipte  ber  ©auemfänger  ©cntti 
©pptinen  unb  ©.  Rorponen  (1775—1840)  nebft 
einer  2ltttpologic  aitS  ben  ^mprooiiationen  18  anbe  • 
rer  ©auembiepter  beraub.  'Und)  Shmflfpriititetler, 
mie  bie  Stramatiler  URajor  !p.  ff.  SJagertuall  (1787 
bi«  1865),  ber©farrcr2l.SBareliuS,  ©eter^anni* 
fninen  unb  ber  blinbeSprifer  Radio  (®.®.  ©erg, 
1803—53),  fingen  atlmäptid)  an,  fiep  literarifd)  ju 
betätigen,  als  1848  bie  Segierung  ben  ®rud  hon 
©fld)cnt  in  finnifper  Sprache  uerbot,  ein  Sefultat 
ber  mitteleuropaifcpcn  Scoolutionen,  bie  übrigens  in 
ginnlanb  feinerlei  Siberpad  gefunben  patten.  3saS 
uerfeplte  ©erbot  Würbe  1860  wieber  oufgepoben,  unb 
feitbem  fann  man  SSapStum  unb  gortfpritte  auf 
allen  ©ebieten,  bie  fiep  bie  fimtifepe  Spraepe  aüinäp- 
liep  erobert  pat,  maprnepnten.  3m  Solle  patte  eine 
ftnrle  pietijtifp-religtöfe  otrömung  rcgeS  intelleltuel* 
leS  Sieben  unb  ftarlen  SSiffenSbrang  pinterlaffen,  unb 
bie  Sliteraturgefellfcpaft  beeilte  ftep,  biefern  ©ebürf- 
niS  burep  SollSfepriften  unb  Überfepungen  entgegen- 
jufommen.  3apireicpe  tfeitfepriften  unb  3eitungen 
fanben  begierige  liefet  bis  in  bie  iptttlen  ber  ärmften, 
cntlegeniten  ©egenben.  Jhmftbiepter  traten  peruor, 
(unäepft  ber  tiefe,  männliepe  CprilerDlfancn  (©feu- 
bonpm  für  ©rofeffor  21.  ©.  2lplqoi[t,  1826  — 89) 
unb  Suonio  (©rofefior  3ul.  Rropn,  1835  — 88). 
3n  Otfanenä  jroci  Sammlungen  »gunlen«  ftnben 
ftd)  Stüde  bon  erpabener  Sdjünpcit  ber  3bee  unb 
Rorm,  bie  bon  grunblegenber  ©ebeutung  würben. 
Sleiber  betraeptete  fomopl  er  als  Rropn  bie  ®iebtung 
nur  als  ©rpolung  bon  anftrengenber  wiffenfpaftliper 
Vlrbeit,  unb  ipre  ©robuttiuilät  blieb  befcpränlt.  ©inen 
ffünfller,  ber  im  biepterifepen  Sepaffeu  feine  Siebend- 
aufgabc  fanb,  gewann  bie  fittnifipe  Siiteratur  erft  in 
fllepiä  Riwi  (StenWall  1834  — 72),  ber  allen 
feinen  Sorgängcm  an  ©egabung  Weil  überlegen  ift. 
©r  war,  tote  Siönnrot,  ber  Sohn  eines  armen  3>orf« 
fdmeiberS.  ßrft  mit  bem  17.  3apre  lonntc  er  feine 
Sepulbilbung  beginnen,  fänipfte  fiep  aber  burep  ©nt- 
beprungen  unb  äRijjgefpid  ju  atabemifdjer  fflilbung 
burep,  freiliep  aufRoftm  feiner ©efunbpcit  unb  fpliefj- 
liep  feiner  ©eifteSträfte.  Seine  Romöbien  unb  fein 


pbepft  eigentütnlieper  hdturpiftorifeper  füoman  »Sie- 
ben  ©rüber-  (1870)  finb  non  löftliepem  Junior  erfüllt 
unb  bieten  2>arftellungen  befi  Solls  unb  ber  Siatur 
feiner  peimat,  wie  man  fie  eparalteriftijeper  unb 
lebenSWaprer  niept  finben  fann.  ?luf  ber  lurj  nad) 
feinem  Job  errichteten  finnijeben  ©üpne  blieben  feine 
SollSfepaufpiele  unb  bas  fepöite  biblifepe  Jrama 
»Sca«  immer  wieber  begehrte  Sepertoireftüde.  (fluch 
ift  fein  ©influp  auf  bie  realiftifepen  Jiepter  ber  ©egen  ■ 
wart  in  ftetem  ffioipfen  begriffen.  Unter  SiwiS  Sliaep« 
folgern  auf  ber  ©üpne  ift  graufPlinna  ©an  tp  (1844 
bis  1897)  bie  pcrnorragenbfte.  3n  ipren  fpätem 
Oranten  unb  Sfobellen,  bie  unter  bem  ©influB  Pon 
©eorg  ©ranbes'  Sepule  entftanben,  tritt  fie  als  mu- 
tige, feparfe  ©efellfepaftSrefomiatorin  auf.  Unter 
ben  Pielen  Oramatifem  ber  neueften  TJeit  perbienen 
peroorgepoben  ju  werben  ber  Por,)üglupe  Seiler  ber 
finnifepen  ©ilpne,  R.  ©ergbom  (geb.  1843),  6.  ff. 
Sapnffon  (1844-  95),  !H.  Riljanber(geb.  1848), 
ber  Spaleipeareüberfeper  ©.  ßajanber  (geb.  1846), 
3.  p.  ©rflo  tob.  1849)  unb  ©uftnf  u.  SlumerS 
(geb.  1848).  ©rffoS  pauptnerbienft  liegt  jeboep  in 
feiner  feinen  finnigen  ©prif,  bie  aUmäplid)  ein  reli- 
gibfeS  ©eprnge  angenommen  pat.  Jrop  bem  all- 
gemeinen pang  jur  ©rofabieptung , ber  unfre  3fit 
eparaftcrificrt,  pat  bie  ©oefte  boep  niete  ©fleger  ge- 
funben, wie  2trwi  3 ä n tt e s (Senator  ©enep.  geb. 
1848),  R.  Rrantfu  (1855  -95),  Rafimtr  unb  ©ino 
8eino  (8önnbopm,  geb.  1866  unb  1878),  Spöftt 
2arffott  fgeb.  1873),©rji)Seijola  (geb.  1875)u.a. 
Suep  baS  Soll  pat  niept  $u  biepten  nufgeport,  obgleich 
baS  mobeme  SolfSlieb  au  ergrcifenbcrSepönpcit  bem 
altem  leineSWegS  napefommi.  SIS  ein  neuer  Vtuöbrud 
ber  großen  literarifcpen  ©egabung  beä  SolleS  ftnb  bie 
JioPeUcn  unb  Siomane  anjufepen,  in  benen  Säuern 
©reigniffe  meift  aus  iprem  eignen  ©eben  anbera 
©auem  erjaplen.  Sine  patriarepalifepe  Stellung  un- 
ter ihnen  napm  ©ietari  ©äipnrinto  (geb.  1827 1 ein, 
ber  fup  oom  Rneept  (um  Jhifter  an  feiner fteimatlirdje 
emporarbeitete.  3"  feinen  ßrjäplungen  »3<P  unb 
anbere«,  »2luS  meinem  Seben«  :c.  finbei  man  neben 
grofeer  8>erjen8wnrme  oft  fepr  feine  pipepologtjcbe 
Üluffaffung.  SieSäuerm  Slitja  Jerwo,  ber  Sepmieb 
\ieifli  SRcriläinen,  Rp&fti  (ber  ©!albwäd)(er  3u> 
hana  Rollo),  ©ero  Siffata  u.  a.  haben  Wenig  (u 
i prer  natürl  tepett  ©egabung  pinjugelemt;  bagegen  läfjt 
iiep  bei  Sllio  (Step,  ffilanber)  unb  ttauppts  t>erlfi 
(t).  Rauppinen,  urfprüngliep  Rneept,  jept  Sorfteper 
einer  ffirjiepungSanftall)  ber  ©influp  ber  mobemen 
Äunftnonelliftif  niept  Pcrlennen.  Otto  Suomi,  ber 
im  ©egenfap  (u  ben  Sorpergcnanntcn  pßpere  Solls- 
ftpulbilbung  befiht,  pat  fiep  allmäpliep  jum  Ruitit- 
noucütftfn  auSgcbilbet.  ®ie  mobeme,  realtftiidie  Slo- 
beHiitil,  in  fepwebifeper  Spraepe  Pott  latuaftftjema 
angebapnt,  pat  jept  in  3upani  2t  p o (©  r o f c l b t , geb. 
1861)  ipren  bebcutenbifen  Sertrelcr  gefunben.  ßr 
pat  tepnifep  biel  Pon  granjofen  unb  '-Norwegern  ge- 
lernt, feine  ganje  ®iptart  aber,  fein  Platurfmn  unb 
fein  Junior  Pevbinben  ipn  birelt  mit  Suneberg  unb 
Riwi.  Seine  Spraepe,  bie  in  Pielen  Begebungen 
Slfeuentngen  aufweift,  ift  atlmäplip  normgebenb  ge 
worben.  Unter  ben  übrigen  Runfhiooellittcn  ift  ber 
©iarrer  3upo  Seijoiten  (geb.  1857)  ben  ©auem- 
biptem  fowopl  burd)  bie  SBapl  feiner  Stoffe  (bie 
ßungerSnot,  bie  Incpcvlipe  Wrofjtuerei  ber  reiepen 
©auem)  als  burp  bic  oft  nainefjortu  ber  JarfteBung 
äpnlip.  2lrwib  3ät  n ef el t (geh.  1861)  unb  Santen 
3ngman  (geb.  1866)  griffen  in  ihren  erflcn  Sorna- 
nen  JageSfragen  unb  fojiale  ©roblcme  an.  Später 


585 


g-itittifdje  Sprache  unb  Literatur  (wiffenfeßaftiieße  Piteratur). 


6at  ü<ß  gngman,  angeregt  burd)  roifienfcßaftlicbc 
Stubien,  beiu  ffiftDrifdjrn  iRoman  zugemenbet.  unb 
gnmefett  lit  im  Sieben  wie  im  Siebten  ein  Serfünbec 
2ol)toinnif<ßer  Peßren  geworben.  9Jon  beit  jüngfien 
9!oue  lüften  erfennen  bie  meinen  Aßo  als  ihren  3Rei- 
fler  an.  Jiljrc  tßrobuRion  trägt  im  altgemeinen  ein 
ftarte8  Pofatgepräge.  So  fmb  Somuli  S.  (Suo< 
malainen)  unb  SR  aila  2atuio  (graii9Srof.3Ril» 
fola,  geb.  1871)  fo  Wenig  a!3  2aluafttänbcr  ,;u  ucr- 
fennen  wie  2euwo  ’l*  a f t a I a (geb.  1869)  unb  GSfo 
93irtala  (geb.  1861)  all  Slorbfinnen.  Sic  polt- 
tiid)e  Unterbrttdung  ber  lebten  3abrc  bat  natürlich 
ihre  ©puren  aud)  in  ber  Ptteratur  bintcrlaffcn.  So 
(ebrt  in  VU>o8  legten  Serien  unter  Uerfcßiebcner  Ser- 
Reibung  immer  mieber  bie  3bee  jurfid,  bie  Unter- 
briiifcr  bureb  feftej  Sebarren  bei  ber  »9Bad)olber* 
natur«  bei  95ol(e8  ju  iibenoinben  unb  fofort  burd) 
innere  9htfflärung  unb  SolKerjiebung  neue  Piditev 
anjujünben,  wo  ber  unzeitgemäße  Warbari8mu3  bie 
alten  auatüfeßt  ScßrocbifcberfcitS  iiti b 9i.  fRorbman 
unb  'peffa  HRalttt  burd)  bie  potitifdjen  Grrigniffe 
Zur  9ioueIliftil  angeregt  Worben. 

III.  HOiRenfiliaitltibe  Biletniur.  gür  görberung 
ber  93iffenfcbaftcn  werben  tom  Staat  unb  uon  ben 
fübrenben  Wcfctlfebafteii  große  Summen  aufgewenbet. 
Sie  93irfiamfeit  ber  gmnifeßen  Piteraturgefetlfdjaft 
(gegriinbet  1831)  Würbe  (tbon  furz  erwähnt;  ißr  jur 
(Seite  arbeitet  feit  1883  bie  Scßwcbtfdje  Piteratur- 
qefetlfcbaft.  Sie  giimifcße  9BiffenfebnftSfozietät  pu- 
bliziert feit  1838  bie  allgemein  wiffenfcbaftlicb  gehal- 
tenen »Acta  Societatis«  unb  bie  »SBeiträge«  jur 
Kenntnis  Uon  ginnlanbS  t'intnr  unb  ®olt.  »jur  gor* 
berung  ber  ©pezialwifienftbaften  befteben  bie  Socie- 
tas pro  Fauna  et  Flora  fennica,  feit  1821;  bie  ©e- 
•elliebaft  finnifeber  'Ärgte , feit  1835;  bie  ©efeüfcßaft 
für  Jfetbtiwiffenfcbaft,  feit  1856;  bie  ©efelljtbnft  für 
yillertumlfunbe,  feit  1870;  bie  ©efeUfcbaft  für  ©e- 
feßießte,  feil  1875;  bie  ©efeUfcbaft  für  finnif<b*ugrif<be 
Spracbforfcbung,  feit  1883;  ber  3ieupl)ilologifcbct8er- 
eitt.  feit  1887  tc. 

Sie  ©efeßießte  ber  wiffenfcbaftlicben  Vlrbeit  in  fin- 
nifcb  »nationalem  Sinne  fjebt  faft  auf  jebem  ©ebiele 
mit  beut  Profeffor  an  ber  Wfabemie  zu  Abo,  ipenrii 
©abriel  $ o r t ß a n (1739— 1804),  an.  3hm  zurSeite 
jtanben  ber  3urift  äRalbiaS  E a l o n i u 0 unb  ber  So» 
Zialpolitifer  unb  SRationafölonom  9lnbcr8  II  b ')  b e - 
nt  u3.  Ser  bebeutenbftc  Schüler  Portßan8  auf  bent 
©ebiele  ber  ©efcbicßtdf  orfebung  war  ber  Grjbifcbof 
3afob  Sengftrüm  (1765 — 1832),  ber  bie  fflefeßteßte 
ber  finnifebeit  '-öifeböfe  unb  fomit  bie  ber  Kultur  bei 
Penibel  fcbricb.  Sie  ©rrungenfebaften  ber  $ortßan- 
fcbule  waren  binnen  furzent  fo  weit  aebießett,  baß  ein 
beutfeßer ffleleßrter, griebrieß di ü t) ä , fie  1809  ineinem 
SSerfe:  »ginnlanb  unb  feine  SBewobner«,  oerwerten 
tonnte.  9Iuf  bie  gorfeßungen  uonUniucrfitätdtebrern, 
Wie  3-  3-  Sengftröm  (1787 — 1858),  ©abr.  SRcin 
U800 — 1867)  u.  n.,  ftüßtc  ficb  bie  erftc  in  frnnifetjer 
Sprache  uon  3- 3-  ©aian(1815—  87)  auägearbcitele 
unb  uon  Pönnrot  ßeraudgegebene  finnifebt  ©efeßießte. 
Um  biefc  3(it  ueraiilaßte  bie  Gröfinung  ber  Vlvcßiue 
neue  ßiftorifdje  SRcthoben,  Weilern  liberbtid  ber  Duel- 
len unb  bcitimmlcre  iRefuIlatc.  9lu  ber  Spifje  ber 
neuen  Schule  ift  ber  potitifeße  glücblling  21.  3-  9lr- 
wibSfon  (1791—1858)  ju  nennen,  ber  au8  ben 
9lreßioen  Schwebend  10  Pänbc  Queüenmaterial 
(1846  — 58)  fammclte.  SReßrcrc  junge  gorfeber  ar- 
beiteten  bie  ©efcbicblcn  ber  ucrfcßicbeiicn  Panbeäteile 
au3.  21uf  biefer  foliben  ©runblagc  bat  bie  audi  ins 
Scutfcbe  überfejte  »ginnifeße  ®ef dt)icfjtc*  uon  9R.  ffi. 


Seßßbcrafon  (f.  unten,  S.  592)  zahlreiche  3rr» 
tiimer  unb  Parteibeutunaen  aufgetlärt,  bie  fid)  in 
ällcm  SSerfcn,  j ®.  ?)rjö  ft  o 1 1 i n e n 3 Vanbbud) 
(1869  —72,  beutfeb  1873),  fauben.  3.».Saniel- 
ion  bat  auf  ähnlicher  SBafiS  gragen  ber  norbifeben 
©efeßießte  neu  ju  beleuchten  gewußt  unb  befonberb 
gegen  bie  angeblichen  Rütfprücße  ber  ruffifeßen  Ufa» 
tionaliften  getämpft,  bod)  nahm  er  fpäterin  cinfluß- 
reichen  Schriften  einen  ocrmittelnben  Stanbpunft 
ein.  3n  SÖecbfelbeziebung  ju  ber  ©efebiditäforjcbung 
fleht  bieSpracbwiffenfdhaft.  bie,  ebenfalls  bureb 
i'orllian  angeregt,  uon  ?lnfang  an,  Ueraulaßt  bureb 
ben  ÜRangel  an  urtunbltdjein  ilRatcnal,  bie  fflege  ber 
ntobemen  Sialeftforfcbung  einfeblug.  linier  bem 
Einfluß  be$  unennüblichcn  SiaSmuS  SRaff  arbeitete 
®.9ienwal((1781 — 1841) ein  gutes ßnnifcb  beutfeb» 
lateinifcbed  SPiirterbucb  aus  (1826);  21.  3-  SjBgrcfn 
(1794—1855)  untentabut  Weite  gorfdjungsreifen  gu 
ben  ßnuifeßen  Stämmen  SRußlanbS  (»wefammelte 
Schriften«,  beutfd)  1861),  waßrenb  anbre  ©elchrtc 
unb  uor  allen  P 6 n n r o t (f.  oben : S.  683  u.  584)  in- 
nerhalb beb  PanbeS  bcichäftigt  Waren.  SSon  bahnbre- 
chenber  Slebeutung  für  bie  ©rlenntnib  ber  Rlerwanbt- 
fdjafMuerhättniffc  ber  ßnnifch-uarifchen  Sprachfami- 
lie Waren  bie  Seifen  unb  gorfeßungen  bcs  >u  früß 
geftorbenen  'JR.  91.  (Inftrdn  (1813 — 52),  helfen  9ie< 
jnltate  naeß  feinem  Sobe  bcutfiß  u.  b.  2.  »Slorbifcbe 
Slcifen  unb  gorfeßungen«  erfißienen  (12  9)be.).  Sie 
üorijin  genannten  Siebter  unb  (Belehrten  9!ug. 
«hlquift  unb  3-  Strohn  fegten  mit  großem  Erfolg  bte 
gorfeßungen  fort,  tebterer  alä  golHorift  nad)  liijto* 
tifeb-geographifeßer  Sliethobe.  Sein  Soßn  unb  9iacß- 
folger  Sl.  ttrohu  ßat  bie  populäre  ©agenfammlung 
Salmelainend  wiffenfcbaftlicb  neu  bearbeitet  unb 
ift  mit  ber  Verausgabe  einer  neuen,  uielc  Saufenb  Er- 
zählungen umfaffenben  Sammlung  befebäftigt.  9118 
ocrglcicßenber  Sprachforfcher  hat  fuß  Cito  Sottncr 
(geb.  1835)  befonberb  bureb  fein  »Sergleießenbes 
Sörterbucß  ber  ßnnifcß  - ugnfcßen  Sprachen«  (1874 
bis  1888)  unb  E.  99.  Setalä  (geb.  1864)  burd)  Ar- 
beiten auf  bem  ©ebietc  ber  Pautlcßre , piuno  'P  i p -- 
pina  aI8  Pljonetifer  belatmt  gemacßL  SaSetubium 
ber  feßwebifeßen  SialeRe  ginnlaubs  wirb  unter  Pei- 
lung uon  9irofeffor  91. C.  Rrcubcntbal  (geb.  1836) 
mit  Eifer  Uon  jüngem  Welehrten  betrieben,  bie  bisher 
weilfcßicßtigeS,  j.  2.  unpublijiertcb  'JRaterial  gefam» 
melt  haben.  3n  fcßwebifdicr  Sprache  feßreiben  über 
pnnlänbifeße  Künft  unb  Piteratur  bie  'profeffoven 
6.  ©.  Gftlanbcr  (geb.  1834),  93.  SBbcrbielm, 
G.  9l8pclin,  3-  3-  Siffaiien  unb  9).  91  afenius. 

9)gl.  »gmnlanb  im  19.  3aßrßunbert«  (piel)ingfors 
1892,  in  uicle  fiülluripraeßcit  übcrfcftt ; fcßwebiidic 
Piteratur  Uon  6.  @.  Gftlanber,  finniieße  uon  E.  91s 
pelin) ; G I m g r 9n , öfversigt  af  Finlands  littcratur 
ifr&n  1542  tili  1863  (Vclfittgforb  1861— 65,  291be.); 
C.  9R.  SJeuler:  Finlancl  i des»  skaldera  ahug  c bat. 
1894),  Noticea  sur  U Finlande  (baf.  1900),  Fin- 
land  i Ord  och  Bild  (baf.  1901);  3-  Stroßn,  Sun- 
malaiscn  kirjallisnudcn  waiheet  (baf.  1897);  E. 
9)  raufe  Wetter,  ginnlanb  im  töilbe  feiner  Sich- 
tung  unb  feiner  Sichter  (9)erl.  1899);  »Biografinen 
Nimikirja« ; 2or  Earpclan,  Finsk  biografisk 
handbok  (1900—1903);  3.  S3.  Pillja,  Bililiogra- 
phia  hodierna  fcnnica  (9(bo  1846 ff.);  g.  93.  'fäip- 
ping,  Fürteckning  ofrer  bücker  pa  tinska  spruket 
(Velfmgford  1856—57);  93afeniu8,  Suonuü.  Kir- 
jallisuus.  9fon3<ilfcbrtften  für  93elletrifti( , 9Bif- 
fenfcßafl,  Shttifl  unb  (politit  fmb  zu  nennen:  in  febwe- 
bifeßer Spracße : -Finsk  Tidskrift-,  feit  1876;  »Ate- 


586 


fttmü|d)=ugrifd)c  Sprayen  — ginnlanb. 


nenn»,  ] 892 - 98 ; in mtniftper  Sprache : -Walwoja«, 
feit  1880;  in  btuüdicr  Spratpe:  »ginnlänbiftpe 
Slunbftpau«  (Biertelinpraftprift,  pr«g.  Bon  Braufe* 
Weiler,  Scipp  1901  ff.). 

_ ginnifd) , ngrifdjc  Spratpen,  j.  ginniftpe 
Spradjc  unb  Cileratur  unb  bi«  »Überftd^t  b«r  Spind), 
fläntiitc*  bei  bet  »Spracpentarte*. 

griunlanbfoon  ben  ginnen  felbft  Suomenmaa, 
■i'anb  ber  Seen  Dber  Sümpfe«,  genannt,  bei  ben 
Stpwebcn  g i n l a n b ; f.  Karle  »Siußlanb  • unb  »Sipwe* 
ben«),  ein  mit  Siußlanb  unter  bemfelben  Regenten 
Bereinigte«  ©roßfürflentum,  erftredt  fiep  jwiftpen  59' 
50'  unb  70"  5'  nörbl.  Br.  unb  jtoiftpen  19“  16'  unb 
32"  30'  5ftL  2.  unb  grenjt  nbrblidj  an  '.Norwegen 
(hier  rourbe  bie  ®rcnjc  erft  1840  feftgefeßt),  norboft- 
litp  unb  oitlitp  an  bie  rnfiiicbcn  @ouBcmcment«Slrtp> 
angcl  unb  Clones  füböfilitp  an  ben  Siabogafee  unb 
an  ba«  fflouB.  St.  $elev«burg,  füblitp  an  ben  gilt 
niftpen  SReerbufen,  lutillitp  an  Stpweben,  wo  ber 
Dorneä  unb  Uiunio  bie  ®renje  bilben , unb  an  ben 
Bottnifcprn  SReerbufen , ber  g.  auf  eine  Strede  non 
490  km  befpült.  (Sr  bilbct  Biele,  meift  fleine  Butpten, 
mehrere  größere  bie  Cflfee,  bie  in  einer  SluObepnung 
Bon  90  km  ben  sübwefien  be«  Slanbe«  berüprt. 
Unter  ben  Butpten,  bie  berginniftpe  SReerbufen  bilbet, 
ift  bie  bei  Siborg  am  größten. 

leaBcngeftaltung.]  Da«  Bon  unjäpligen  großem 
ober  Deinem  Seen  burtpjogene  2anb  jeigt  in  Stiiften- 
unb  ©ebirgsbilbung  Biet  übercinitimmenbe«  mit  ber 
Sfanbinauiicpen  ftalbinfel.  Sie  bort,  bilben  autp 
pier  unjäplige  Scpären  unb  gnieln  (f.  ginnifdjer 
SReerbufen)  einen  Saum  um  ba«  geftlanb,  unb  na* 
menllid)  ftpeint  eine  beträtptlitpe  gnfelgruppe  an  ber 
filblBejiiidten  ©de  be«  2anbe«  no<p  ben  epemaligen 
3ufammenpang  mit  bem  benadjbarten  Stpweben  an* 
Anbeuten.  Die  ganje  SRitte  ginnlanb«  ifl  ein  130— 
200  m il.  SR.  erpabene«  Biateau  Boiler  Seen  unb  mit 
gellen  bebedt,  bie  aber  feine  regelmäßigen  ftetten 
bilben.  Die  loitpligfle  {fette  ift  ber  SRaanfelfä  (f.  b.). 
Die  pbtpflcn  Erhebungen  jinben  fiep  im  n&rblitpfleit 
Seil,  in  ilapplanb  (.fialbeijntl  an  ber  norrocgifcpeTi 
®ren(e  1258  m).  Der  Bobeit  ginnlnnb«  beftept  au«* 
itpließlitp  au«  alten  friftaUinifepen  Scpiefent  (®nei«, 
©limmerfepiefer,  fjornblenbeftpiefer  mit  Einlagenm* 
gen  Bon  fömigem  Ralf)  unb  Eruptiogcfteinen,  unter 
Denen  ber  öranit,  teil«  au«gefptocpcn  gefepiefert,  teil« 
fugelig  ftruierl(®ugclgranit,  inoübfimtlanbbeiSit- 
Bilj.tcil«  mafftgunb  Bon  bunteiroter  garbe  (Siapahtoi 
bei  Siborg)  perrfept,  uitb  Duarjporpppr  (gnfel  §og* 
lanb)  fotme  Diaba«,  Diorit  unb  Sieppcliniucnit  im 
ganjeit  weniger  uerbrcitct  fiub.  gut  öftliepen  unb 
nöriSlidien  g.  finben  ftep  fanbfteinäpnliepe  (jatulifepei 
Quarjile,  begleitet  Bon  bunlelit  Donftpicfem  mit 
Deinen  Sägern  antprajitifeper  Äople  (Scpungit);  fie 
finb  fiarf  gefaltet  unb  befipen  ebenio  wie  ber  pari* 
jontal  gelagerte  jotnifcPc  Sanbftein  (bei  Bjömeborg 
tn  Sejtpnnlanb)  ein  präfambrifepe«  SUter.  Quartäre 
Bilbuttaen  bebeden  Bielfacp  bie  ältem  ©efteine ; e« 
finb  weienllitp'ilbfäpebcr  frübern  ©letfeper  (SRoränen 
unb  fftiar),  bie  aud)  giplretcpe  Wletjcperfdjliffe  unb 
Sunbpödcr  jurüdgclaffen  paben;  falfamte  Done  mit 
eigentümlidjen,  al«  gmat rafteine  befannten  Ron* 
fretionen  finb  marinen  Urfprung«  unb  enlfpreepcn 
einer  'fieriobe,  in  ber  ein  großer  Icil  Bon  g.  Bom 
SReer  bebedt  war.  SerraffenunbStranblinien  beuten 
eine  fpätere  Hebung  be«  Satibe«  an,  bie  jeßt  noep  an- 
bauert.  Sou  mißbaren  Diincralien  finb  nur  SRag 
neteifen  (bei  Bälimäli,  Siripfpiel  Sorbaoala,  gebun- 
ben  an  Diorit,  unb  mit  Bleiglanj  unb  SRagnetfie« 


im  Spenit  ber  gnfel  Degcrö)  unb  Stupferfie«  (bei 
Orijärmi  in  Slplanb  unb  mit  3innflein  jufammen 
bei  Bitfäranba  am  Cabogafee)  foinie  ©rapbit  unb 
Smaragb  ju  erwähnen.  Der  ©ranit  wirb  fepr  Biel 
ju  Bflaftcrftemen  unb  Slionumenlalbauten  oerar* 
beitet  unb  auägefüprt.  Die  bebeutmbften  glüffe 
(meift  Wbpilffe  ber  japlrcicpen  Seen)  finb:  ber  bie 
©renje  gegen  SeplBeben  bilbenbe  Donteä,  mit  bem 
Diumo,  ber  ftemt,  ber  lUeä,  ber  Sumo,  ber  flpmmene 
unb  ber  in  benüabogajee  ftießenbe Mnojen  (Suofäii. 
Bon  beit  Seen  be«  Canbe«,  bie  j.  D.  Bon  ungepeuern 
©ranitblöden  umgeben  finb , nennen  Wir  im  9f.  ben 
Enare , im  D.  ben  Sabogafec , ferner  ba«  große  jen* 
trale  Seenfpftem,  ba«  in  ein  bftlidpe«  ober  farelifepe« 
(Saima,  Crimefi,  Enonweii),  ein  mittlere«  ober  to* 
waftlänbifipe«  (Bäijane,  f.  b.)  unb  «in  meftliepe«  Sp* 
Hem  verfällt.  Die  Seen  ftnb  unter  fiep  unb  mit  bem 
gimnfepen  SReerbufen  burep  japireiepe  Ännäle  Ber* 
bunben,  barunter  einige  mit  Scpleufen  unb  fonftigen 
ppbrotccpnifipen  Bauten.  Die  bebeutenbtlen  biejer 
Kanäle  finb : ber  Sonnu«fanal,  ber  Daipalefanal  ,;wi* 
ftpen  Sfpflott  unb  liuopio,  ber  Stcrftotanal  nörbiiep 
ber  Stabt  SferSo,  berS!empoi«fanal  unweit  ber  Elfen* 
bapnlinie  Dawaftepu«  - lammerf or«  unb  ber  ©al* 
tiatoalitanal,  ber  bie  genannte  Eifenbapn  mit  ben 
maleriftpen  Seen  ber  weftlidpen  Daioaftlanbe,  bem 
SKaQaätoefi,  bem  Sotnc  unb  bem  fiängelmälBeft,  Ber* 
binbet.  Um  bie  ©ewäffer  be«  Enonweft*  unb  Saima* 
fee«  bireft  mit  bem  ginniftpen  SReerbufen  ju  Bcrbin* 
ben,  würbe  ber  große  Saimafanat  (f.  Saima)  jwiiipen 
SBiflmanftranb  unb  Sätborg  (1846—58)  auogefüprt. 

fftlima , 'Cßanjcn*  unb  Xiecluelt.l  Da«  Slima 
gimilanb«  ift  falt,  aber  gefunb,  am  gefilnbeften  ju* 
nätpft  am  SRecr  unb  in  ben  cntlegenften  Salbgegen* 
ben.  Die  Saite  fteigt  im  SBinter,  ber  Bon  SRitte  Cf- 
tober  bi«  SRitte  SRai  bauert,  nitpt  feiten  auf  — 30  bi« 
— 40°.  Der  grilpling  feprt  in  ben  SSalbgegenben 
e per  ein  al«  in  ben  Srpären  unb  au  ben  Saften;  bie 
Siatptfröfte  bauent  aber  oft  bi«  in  ben  Sommer  fort, 
ber  geroöpiilitb  fepr  peiß  ift  (nitpt  feiten  30").  Cb* 
mopl  in  ben  Sfiiftcngegenben  ber  Sommer  nitpt  wärmer 
ift  a!«  im  gnnem  be«  Sanbe«,  fo  reifen  boeb  bafelbfi 
be«  päufigeit  Siegen«  unb  Daue«  wegen  alle  ©cwütpie 
jeitiger;  autp  bauert  ber  fpcrbft  an  ben  Saften  länger 
al«  tn  ben  innern  ©egenbeit.  SRai  unb  guni  fmb 
fepr  troden,  Sluguft  unb  September  bringen  am 
meifien  Siegen.  Die  mittlere  gapre«temperalur  be* 
trägt  in  Enontcfi«  — 2,7,  tn  Domcl  — 0,5,  in  llleä* 
borg  +2,0,  inSarlö  4-1,9,  in  fjelfingfor«  -j-3,o,  in 
Swcaborg  4-4,5  unb  in  Äbo  4-4,5.  Di«  jäbrlitpe 
Siegen  * unb  Stpneemenge  beträgt  in  ^elfmgfor«  58 
unb  in  iSbo  61  cm.  Siegentage  jäplt  man  m llleä* 
borg  96—97,  in  flbo  140—147,  in  ^Klftngfor«  156. 
Die  Bf  lau  jen  weit  gimilanb«  gepört  mit  ber  ffon« 
ber  baumlofen  Sunbrcit , bie  fitp  in  einem  Streifen 
an  ber  Siorblüfte  be«  eigentlidpen  g.  unb  ber  ^alb* 
infei  Sola  pinjiepen,  bau  arDiftpen  ©ebiet  an.  $ier 
loetpfelii  SJioo«moore  unb  flccplcnbebedte  trodne  gel* 
fenflureit  miteiitaitber  ab;  bajwtftpen  oegclieren  fpär- 
litp  niebrige  arltifd)«  Stauben  unb  Vatbiträutper, 
BorWiegcnS  aud)  Selben.  Siatp  3.  ju  gept  biefe 
gormation  allmäplitp  über  in  bie  fubailtifipe  Salb- 
formation; junätpfi  finbet  fitp  ein  ftpnialer  Streifen 
Bon  Birlenwälbem , bie  pier  unb  ba  notp  Bon  Dun* 
breninfelnunterbrodienfinb,  wäprenb  ber  pifammen* 
pängeitbe  Salb  pauptfätplitp  burtp  bie  gitple  unb 
nur  teilweife  burd)  bie  ßiefer  gebilbet  wirb.  Dem 
mitteleuropäifdicnglorcngebiet  gcpörl  nur  beräußerfte 
Sübranb  ginnlanb«  an.  Die  Di  er  weit  ginnlanb« 


587 


^iltnkmb  (?lrcal  unb  ©eoBIferung,  Sanbwirtfepaft). 

bietet  noch  »erfdpiebener  Sichtung  3ntereffe , tnbcm  I hören  grofienteitä  ben  ober»  Staffen  ber  ©eoBIferung 
bie  Salbei  be*  (üblichen  Xeüe*  nod)  ba*  Elen  bt*  an.  unb  bie  ]d)njcbiict)e  Sprache  wirb  »cm  ben  meiften 
perbergen,  freilich  tommt  e*  gieinltd)  feiten  bot  unb  öcbiibeten  gefprodjen.  Xi«  bäuerlich«  ©eoBIferung 
gebt  in  feinem  ©efianb  gurücf.  ^>irfcf)e  unb  Siebe  ift  nur  auf  ben  ÄtanbSinfeln  unb  in  ben  weltlichen 
fehlen;  ber  gemeine  §afe  gebt  nur  bi*  in  ba*  0ouo.  unb  fübwefilicpcn  Rüüenftridjen  überroiegenb  febwe* 
SSiborg,  wäprettb  ber  tueniger  empfinblicpe  unb  an-  bifep.  tMufjerbem  gibt  e*  ca.  6000  Kliffen,  1900 
paffungbfabigere  Sdjneepafe  in  gang  g.  borfommt.  Seutfcpe,  bann  Sappen  (f.Sapplanb)  unb^igeuner. 
Sie  gleich«  ©erbreilung  luie  für  ben  gemeinen  feafen  Sic  erften  fmb  am  gaplrcidbficn  im  Siborgb  < San. 
gilt  für  ba*  Sebhuhn.  Schnee*  unb  fftafelbübncc,  3n  ber  Sonfeffion  überwiegen  biefiutberaner.  Sie 
Sirf*  unb  ¥luenuilb  finb  reichlich  »orpanben,  ebenfo  ©eoBIferung  beb  3a!)re*  1900  geigte  folgenbe  3“' 
Schnepfen,  ©efaffinen  unb  SBilbenten.  ©on  ©Bgeln,  fammenfepung ; 

bie  auch  gelegentlich  im  SBinter  bei  unb  auftreten,  tuitenmet  . . . 2M2171  = «s.»  prop 

finb  }u  nennen  bie  Schnee-Eule  unb  ber  3eiben<  - »at^oiijije . Mt«  = i.ti  ■ 

fepwang.  Sie  Seen  unb  glüffe  ginnlanb*  gelten  für  . 755  = o.o>  . 

fifchreid),  wenn  auch  ber  Ertrag  ber  gefeperei  guriirt-  3n  bejug  auf  bie  fircplicpe  ©crroaltung  wirb  g. 
ging.  Sän  erfter  Stelle  flehen  Sach*  unb  gorette,  bie  in  uier  ©ibtümer  einaeteilt  (©bo,  ©orgä,  äfqflott 
neine  SKaräne  unb  bie  SHeennaräne  (Coregonus  al-  unb  Suopio)  mit  Äcmfifioricn , benen  bie  512  lutpe- 
bula  unb  lavaretus);  häufig  finb  ferner  bie  ©f«pe,  rifchen  ftrcrdjfpiele  untergeorbnet  finb.  Ser  äffen  t* 
§eept,  3al>ber,  ©arfch,  Sotauge  unb  ©rachfe.  liehe  Unterricht  bat  m g.  in  ber  neueften  „ficit  be- 
Ittrcal  unb  Ueuolftrnttg.]  Sa*  Sanb  jerfällt  geo-  beutenbe  gortfehritte  gemalt.  Seit  1640  bat  g.  feine 
grappifeh  in  neun  Sanbfcpaften:  ba*  eigentliche  g.  eigne  Uniuerfität,  bie  nach  bem  großen  ©ranb  gu 
(berfübweftlicpeX«if).©lanb.Satafunba,ßfter«  ©bo  7.  Sept.  1827  unter  bem  Santen  ©lejanber- 
bottnien  unb  Splanb,  (amtlich  amSReere  liegenb,  Uniuerfität  »an  ba  nach  Delfin  gfor*  (1828)  »erlegt 
ferner  Rarelien  (g.  X.  am  SSeer),  XaWafilanb,  mürbe.  Sic  UniBerfitat,  beren  Rangier  ber  Xpron- 
Rajana  ttnb  SaroolafS,  im  xfnnem.  Son  biefen  folget  ift,  batte  1901:  123  Sogenten  unb  2355  ein* 
Sanbfcpaften  ift  Öfterbottnien  bie  gr8jjte,©lanb  (gang  gefdiriebcne  Stubenten , worunter  385  grauen.  3n 
im  SKeer)  bie  fleinfte.  ©real  unb  ©eoBIferung  ber*  pelfingforä  ift  auch  eine  ©olhte<hnifd)e  Schule,  bie 
teilen  fiep  (Snbe  1901)  wie  folgt:  1899/1900:  44  Seprer  unb  872  fiemonbe  gäplte.  Sie 

3abl  ber  mittlem  Sepranfialten  betrug  1899/1900: 
108  mit  13,944  Schülern,  nämlich  SO  iüigeen  (bar* 
unter  30  ooUftanbige),  20  elementar*  unb  Sealfcpulen 
mit  1195  Schülern  unb  38  SRäbcpen*  unb  gortbil* 
buug*fd)ulen  mit  4303  Semen  ben.  ©on  biefen  Sehr* 
anftatten  gebären  46  bem  Staate , 62  ©rioaten  an. 
Sie  3«bl  «er  ©olfäftpulen  auf  bem  Sanbe  betrug 
1899/1900:  1757  mit  76,552  Schülern  unb  Schüle- 
rinnen ; in  ben  ftäbtifchen  ©oltdicpulcn  gab  e*  28,489 
Semenbc.  91  «herbem  Waren  7 Seminare  gur  £>«ran* 
bitbung  »on  Sebrem  unb  Sehrerinnen  mit  1048  Ser* 
nenben  »orbanben  unb  gasreiche  gadjicpulcn,  wie 
«uf  1 qkm  feften  Sanbe*  fommen  bunpfcpnittliih  g.  ©■  7 Sa»igation*fd)ulcn  mit  217  Schülern,  9§an* 
8,2  Einw. ; bie  Sichtigfeit  ber  ©eBölferung  fd)manft  bclofchulen  mit  304  Schülern  unb  305  Schülerinnen, 
babei  gwifchen  27  Sinn).  (9h)lanb)  unb  1,8  (SinW.  7 Stnbuftriefchulen,  47  £>anbi»erfo*  u.  Jfunftgewerbe-, 
(Uleäborg).  9Jach  bem  ffiefcfjlecht  getrennt  Waren  24  Tieferbau- , 28  SKeiercifchulen.  Unter  ben  ©efell* 
6nbe  1901:  1,358,933  männliche  unb  1,386,019  («haften  für  wiffenfcbaftlicbe  unb  literarifche  3®ecfe 
weibliche  Sinwobner,  fo  bafi  auf  100  'Uiänuer  102  finb  al*  bie  wichtigften  gu  nennen:  bie  ginnifche  So- 
grauen entfielen.  Sie  3abl  ber  Weburten  betrug  gietät  ber  SBiffenfdjaften,  bie  ginnifche Siteraturgefell- 
1901 : 88.637,  bie  ber  XobeSfäHe  58,510,  fo  bajj  fich  fefgaft,  bieOfonomifchc  Wefellfcbaft  gui&bo,  ber  ©erein 
ber  natürlich«  3uK>«ä)3  ber  ©eoölfcning  auf  32,420  für  ©ItertumSfnnbe  ginnlaub«,  bie  ©efeüfchaft  pro 
Stopfe  belief.  Sie  Einwanberung  blieb  mit  70,969  fauna  et  flora  fennica  ic.  Sic  3abl  ber  in  g.  er* 
hinter  ber  ©ubwanberung  (70,993)  um  24  SBpf«  gu-  fepetnenben  3eitungen  unb  3eitfchriften  betrug  1901 : 
rüd,  unb  ber  ©cfamtguWacbä  ber  ©eoBIferung  ftetltc  208,  ba»on  70  in  fchioebifcher  unb  130  in  finmfeher 
fich  mithin  auf  32,396  ©erfonen.  Sie  3<>bl  ber  ßbe-  Sprache  (f.  oben,  S.  685). 
fchliefiungm  betrug  1901:  18,535.  Sic  jtäbtifch«  lOfrioetbOjtocige.]  Ser  91  cf  e r b a u im  engem 
©«»ölfenmg  machte  1899:  11.8  ©rag.  ber  (Befand*  Sinn  tritt  an  ©ebeuhma  Weit  hinter  SSalbroirtfchaft 
beoölferuiig  au*.  Sie  3af)l  ber  Stabte  belief  fid)  auf  unb  ©iehguept  guritd,  unb  g.  ift  für  bieSecfuug  feine* 
37,  »ou  benen  23  See*  unb  £>anbcl*fiäbte  waren,  ©ebarfö  auf  auolänbcfcpe  3ufupr  »on  3f«ahen  an* 
Sie  »olfreicpfien  Släble  finb  S>elfingforS,  bie  jejjige,  gewteien.  91m  meiften  werben  Soggen  unb  ipnfcr 
©bo,  bie  frühere  öauplftabt,  Xantmerfor*,  Sfiiborg,  angebaut,  bann  ®erfic,  Startoffcln  unbglacp*.  1899 
Uleäborg.  1900  fanben  57, a ©rog,  ber  ©eoBIferung  Würben  geerntet  50,666  hl  ©feigen , 3,602,551  hl 
in  ber  Sanbwirtfcpajt , 10,5  ©rog.  in  ber  Qnbuftrie,  Soggen,  5,279,639  hl  £iafcr,  1,330,192  hl  Wcrite 
2 ©rog.  im  Ipanbcl  ipren  SebeuSunlerhalt.  unb  4,524,059  hl  Startoffeln;  ferner  1,430,072  kg 

3«  begug  auf  3/ationaIitni  geigt  bie  ©ci'Bifc-  giaep*  unb  565,597  kg^ianf.  3»t  iüblicpen Xeit  beb 
rung  grofie  übereinftimmung.  Sie  ginnen  (1900:  Sanbe*  wirb  etwa*  Kopien,  Xabaf  unb  »icl  ©emüfe 
2,352,990)  bilben  über  86  ©rog.  ber  ®«famtbc»BIfe-  gebaut.  Seid)  ift  ba*  Sanb  an  SSalb-  unb  Sumpf* 
rung  unb  gerfaflen  injwci  feauplftainme:  XaWaften  beeten.  SieSSaibungcn  bebeefen  ungefähröH©rog. 
im  fübmefttidjen  unb  xarelen  im  Bfilicpen  unb  nBrb-  be*  gejamlcn  Tlreala.  Sie  »orperrfepenben  ©aumc 
fiepen  Seit  be*  Sanbe*.  Sie  S d)  I»  e b e n (1900:  finb  bie  Jtiefer  (77  ©rog.  ber  Sälber)  unb  bie  giepte 
349,733),  faft  14  ©rog.  ber  öefamlbeoölterung,  ge-  (12  ©rog.);  baneben  fommen  bie  HRaferbirfe,  Stage- 


(Souocrnement  (£An) 

CJtitom. 

l^aDon  Seen 

<$tniool)ner 

foicuct 

11872 

741 

303420 

abO’Sjörncborg . . . . 

24171 

1035 

452  756 

taroaftrtui«  ..... 

215H4 

3625 

305474 

SBiborg  

S5«l 

3632 

420725 

£t.  

22  840 

5565 

188677 

ftuopio 

4*730 

6084 

315813 

Safa 

41711 

3402 

465082 

lllcäborg 

IM  641 

8G62 

283  505 

fiabogaf«  Rnttil) 

8014 

8014 

— 

Sufontnwn: 

373604 

41660 

2744058 

588 


gitinlaub  (©erg  bau,  3nbuftrie,  fcanbel  u.  ©erfebr,  StaatdBerfaffung). 


bom,  bic  Ebcreftbe,  ferner  Sieben,  Efpen,  S'Jeiben, 
Erlen  unb  Säaefiolber  oor,  Eid)en  nur  in  Sübfinn* 
lanb.  Sian  mad)t  Biel  $>oljfobleu,  brennt  leer,  be- 
reitet Red),  I e vpenttnöl  unb  Rottaidje.  Rm  widjtigften 
ift  jebod)  bie  ©eroinnung  Bon  Sau  • unb  ©rcnnbol(. 
SadKlrcat  ber  Staatdforftcnbelrug  1899: 13,825,518 
-pettor  mit  einem  Reinertrag  Bon  2,913,071  finn. 
SK.  Sic  Siebjucbt  bat  in  neuerer  3eit  erhebliche 
gortfd)rittc  gemacht.  Sie  finnlänbifebe  Rinbniebraüe 
iit  bureb  (ablreiche  Kreuzungen  mit  fremblänbifdjen 
lieren  Berbeffert  Sie  Rferbe  fmb  ftarf  unb  bauer- 
baft,  aber  ftein;  bie  beiten  ziept  lawaftlanb.  'Jüan 
Zählte  1899;  274,856  Rferoe  unb  33,630  füllen, 
1,457,423  Stüd  SJinbBieb,  iooBon  1,086,909  Kühe 
unb  294,661  Stiid  Rungnieb,  1,031,186  Sd|afe, 
214,206  stbtoeine,  9083  Riegen  unb  119,917  Renn- 
tiere (in  Uleäborg).  Sie  ®cflügcl}uibt  ift  nnbebeu 
tenb.  Ser  burib  luilbc  liere  zugefügte  Sdjaben  ift 
nod)  immer  beträcbtlicb-  3hre  Vertilgung  forbert  bie 
Regierung  baber  eifrig  burib  SdmBpräntien,  bie  1899 
im  Setrage  Bon  21,313  finn.  SK.  für  bie  Erlegung 
non  82  Sciren,  15  Sölfen,  672ud)ien,  3595  güdjfcn, 
63  ©ielfraf)cn,  380  gif  (bot  lern,  76  SJarbem,  673 
feennclmd  unb  22,783  Rauboögeln  jur  ftudjaptung 
(amen.  Ron  gröberer  Sebeutung  alb  Erwerbdzweig 
ift  ferner  bic  gifdjerei.  Sie  Seen  finb  reib)  an 
Rifiben;  ber  2ad)d  Wirb  in  ben  glüffen  in  grofeer 
Sfcngc  gefangen;  Vinte  finb  nubt  feiten,  Reunaitgen 
werben  faft  bei  allen  SJafferfällen  gefangen,  unb  Bon 
bem  Strömling  unb  ben  Sprotten  haben  bie  SeWob- 
ner  ber  Sibären  unb  ber  Sübfüfte  beträchtliche  Ein- 
fünfte. Robben  fängt  man  bejonbcrS  im  ©ottnifchen 
Sieerbufcn.  Superbem  gibt  ed  Rechte,  ©arfrbe, 
Karpfen  :c.  unb  zahlreiche  Irrebfe,  bie  neuerbingd  mit 
gutem  ©croimt  audgefübrt  werben. 

Ser  gering  entmidelte  Sergbau  erftredt  ftd)  Bor- 
zugdweife  auf  bie  ©eroinnung  Bon  ®o!b  unb  Eifen, 
bod)  ift  erftere  jept  ftarf  jitrüdgegangm.  Sie  ©af  eben 
am  goalofofi  ergaben  1900  nur  nod)  2,17  kg  gegen 
56,7  kg  in  1871.  VIn  Eifenerjen  Würben  1900;  90,600 
metr.  Ion.  gewonnen,  baBon  30,720  I.  auä  Eifen- 
ftein  unb  59,880 1.  aud  Sumpf-  unb  Seeer jen.  Sie 
3nbuftrie  bat  in  IcpterKeit  bebeutenbe  gortfibrittc 
gemadjt  unb  wirb  non  berRegientng  eifrig  geförbert. 
Cbenan  ftept  bei  bem  groben  ffialbrcid)tum  unb  ben 
billigen  ©afferlriiften  bic  jioIjBerarbeitung,  bie  1898 
in  550  Sügemüblen  mit  19,013  Vtrbe item  unb  einem 
Rrobuftiocidwert  Bon  63  Süd.  finn.  SK.  fonzentriert 
war.  Sanon  werben  248  burib  Slaffertraft,  302  burd) 
Sampf  betrieben.  Sanaib  folgen  bie  med)anif(be 
Snbuftrie  (einftbliefilid)  EifcnBerarbeitung)  mit  49 
Setrieben,  9629Vlrbeitem  unb  22  Süll.  finn.  SK.  Rro- 
buttiondwert,  bie  Erzeugung  Bon  Swljmaffe,  3edu- 
lofe  unb  Rapier  mit  5194  tlibcitcm  in  47  ©etrieben 
unb  20,7 Süll.  finn.  Sil.  Rrobuftiondwert.  gemer gab 
cd  4 grobe  ©aumWollfpinnereien,  749  (Gerbereien  unb 
2ebcrfabrilen , 35  I abaff abrilen,  87  ©ierbrauereien 
unb  21  ludjfabrifen.  3m  ganzen  zahlte  man  1898: 
7784  inbuftrielle  ©etriebe  mit  91,006  Arbeitern  unb 
einem  Rrobuftiondwert  bon  284  Siitl.  finn.  SK. 

Ifmitnri  un»  Verfepr.i  Sie  ipnnbcldmarinc 
Zählte  31.  Sej.  1902  : 2615  Rabrjeuge  mit  333,614 
Ion.,  nämlich  2344  Segelfibiffe  mit  287,742 1.  unb 
301  Sampffibiffe  mit  45,872  I.  Ser  ©ejamtumfap 
beb  Vluficnbanbelä  betrug  1901 : 402,sSüd.  fintt. 
Sif. , WoBon  215,9  Siill.  Sil.  auf  bie  Einfuhr  unb 
186,9  Siill.  SK.  auf  bie  iilubfitbr  entfielen.  SRit  Rufe 
lanb,  Seutfdjlanb,  ©rofjbritannien  unb  Sänemarf 
werben  bie  bauptfüdjlid)ften  Umfäpe  gemaebt.  3n  ber 


Ktuöfubr  flehen  an  erfler  Siede  2>olz  unb  fjolipro- 
bufte  (101,5  Süll.  Sif.),  ©utter,  Rleifdj  unb  SSilb 
(23,9  SiiU.),  ^oljmaffe  unb  Rapier  (21,2  Siill.  ),  fer- 
ner ©eroebc,  Ipäute  unb  geUe,  Schiffe  unb  ©oote. 
Sie  bebeutenbften  Einfuhrwaren  finb:  ©etreibe  (52,7 
SiiU.  SK.),  Kolonialwaren,  indbef.  Kaffee  unb  labaf 
(28,1  SüU.),  (Game  unb  (Gewebe,  Siafd)inen,  ©etränfe. 
Unter  ben  ftäfen  bed  öro&fürftentumd  nehmen  S8i> 
borg.  Stelfingford  unb  tSbo  eine  bcrBorragenbe  ©teüe 
rin.  Sie  3nbl  ber  eingelaufenen  Sdjijfe  war  1902: 
9108  mit  2,157,479  Idu.  Sie  3abl  her  audge- 
gangenen  Skiffe  betrug  8752  mit  2,066,593  !.  Vtuf 
ben  Kanälen  parierten  1900:  31,770  Schiffe.  Sad 
Eifenhabnnep,  beffen  Anlegung  1862  mit  ber 
Sinie  4>elfingfoid-Iawnftebu3  (106  km)  begann, 
betrug  Enbc  1900  : 2932  km,  Wonon  2651  km  in 
flaatllcbem,  281  km  in  priBatctn  ©efip.  3U  ben  finn- 
lanbiiiben  Staatdbabnen  qebört  autf)  bie  1870  er- 
öffnete  8inie  SBiborg-St.  ^eterdburg.  Ein  ültiicbluti 
an  bad  fthwebifipe  Rep  Bon  Uleäborg  über  lomeä 
ift  in  «uoüd)t  genommen.  Ser  lelegrapb  ftebt 
unter  ruffifd)er  ©rrwaltung.  Iclegrapbenbureaud 
gibt  ed  in  faft  allen  Stäbten.  Sie  ©oft  bient  nur 
junt  Serfanb  Bon  ©riefen  unb  Rafften ; man  jablte 
1900  : 42  Rojtfontore,  457  Rofleppebitionen , 475 
Roftftationcn.  Sie  3«bl  ber  Sparfaffen  betrug  1898: 
174,  bic  Einlagen  beliefen  fiep  bei  124,254  Spar- 
faffenbüibem  auf  66,8  Süd.  jtnn.  Sif.  ülufierbem 
befiehl  eine  Roftfparfaffe. 

Surd)  (Geiep  uont  16.  3uli  1886  Warb  bad  metri- 
ftbe  Siaüfbftctu  eingefüprt  unb  auch  bem  Rrioat- 
oerfebr  bon  iilnfang  1892  ab  Borgefibrieben.  ©id  ba- 
bin  waren  amtlid):  1 got  (finmftb  Qalfa)  Bon  10 
Sfjimaltum  = 29,8«  cm,  ein  ©erft  ober  Vi»  Siil  = 
1800  Vllnar  Bon  2 got  ober  1068,8  in ; 1 lunnlanb 
Bon  56,000  Cnabralfot  = 49,394  Sr,  1 Cnabrat- 
Bcrft  =:  114,24  Jieftar;  1 ffanna  (Kannu)  Bon  2 Stop 
}u40oarler=1/iofi,ubiffot  ober  2,9172 2it.,  1 Sunna 
(Itjnngri)  }u  20  ftappar  = 63  Sannor  ober  164,88 
2.;  1 SVubiffamn  Bon  216  ßubilfot --5,653  cbm.  Sld 
Siaftrinbcit  ber  Schiffe  bient  laut  öefep  Born  4.  Cft. 
1876  bad  englifipt  Äegtfterton  — 108,2  Kubiffot. 
(G  e » i tb  t : 13entner  Bon  62idpunb  (2eiridfii)  = 100 
Sfälpunb  Bon  32  2ob  = 42, Ml  kg.  Einer  faifer- 
liipen  Serorbnung  Bom  12.  ginii  1860  jufolge  Würbe 
ber  '!*•  Silberatbet  Bon  250  (Gran  Rcingebalt  unter 
bem  Samen Siarffa  ju  lOORcnniä  bie  Sabruitgd- 
müitje  ber  lalcrwäbrung  = 80,98  Rf. ; geprägt  wer- 
ben autb  2-Sinrffaaftitde  (owic  ald  Sibeibemünje  V»» 
unb  '/«-Stüde,  inlhipfer  20, 10,  5 unb  1 Renni.  Sad 
(Gcfep  Bom  9.  Klug.  1877  brachte  aber  ©olbroäbruug. 
bad  10-Siarffaaftüd  wie  10  granf  = 8,t  beutfiif 
Siarf . woburdb  aUed  Silbergelb  3d)cibcmün)e  würbe. 

[etaaidbcrfaffnns,  Rlnanjen  <c.|  ginttlanbd 
Staatdform  ift  eine  fonftitutionctl-monanbifdtc.  Sie 
bidtjer  non  fämllicpen  ruffifipen  Slaifem  beftätigten 
itbwebif^cit  ©runbgefepe  uom  29.  Klug.  1772  unb 
21.  gebr.  unb  3.  Klpnl  1789  hüben  nod)  bielGrunb- 
tage  ber  ©erfafftmg,  obwohl  bic  Klutonomie  gmnlanbd 
burib  bad  Sianifcfl  Rifolaub’  II.  uom  15.  gebr.  1899 
io  gut  Wie  Bemiibtct  ift.  Sie  2cgidlatinc  ruht  nad) 
bcin  ©ejepe  Bom  3.  (15.)  Klpril  1869  bei  einem  2anb- 
tage,  ber  wenigfiend  aUe  fünf  gab«  jufamtnen treten 
ioU,  unb  aud  nier  Slänbcn:  Vlbel  (121  Siitglieber), 
©eiftliipfeit  (36),  ©ürger  (45)  unb  ©auem  (59),  be- 
fiehl. Sie  Einführung  neuer  ©efepe  unb  neuer 
Steuern  Tann  nur  mit  ©enebmigimg  bed  2anbtage 
erfolgen.  Ser  Äaifcr-®rDjjfürft  bat  aüeiit  bad  Recht, 
bem  2anbtag  ©mnbgcfepentwürfe  borjulcgen;  ber 


589 


ginnlanb  (PerWaliimg,  Sfiiitärwefen  )t,  geogiapb-  Siteralur;  fflefd)id)te). 


2anbtaq  fann  aber  bei  ber  Rcgierunq  im  übrigen 
neue  öieiejie  unb  Perorbnungen  borfailagen.  gn 
Wirtfd)aftlid)en  öngelegenbeite'n  bat  bie  Regierung 
baS  Red)t,  allein  Perorbnungen  ju  erlaifcn.  Ra<b 
bem  gebruar*SJianifeft  Don  1899  bot  aber  ber  2anb- 
lag  in  allen  gingen , bie  baS  j^efamte  ReicbSmterejfe 
beriibren,  nur  nod)  beraienbe  Stimme,  Bobei  cd  Dom 
Äaifer  abbangt,  ju  beftimmen,  roeldje  gragen  nid 
folcbc  aufgefagt  toerben  follen. 

Die  PerroaltungbeS2anbe8  liegt  in  ben £>iinben 
eines  SeneralgouDemeurS , ber  an  ber  Spige  ber 
Perwnltung  unb  beS  §t<reS  iteljt,  unb  eines  Senats, 
in  bem  eriterer  ben  Porfij)  führt.  Peibe  finb  ihrer* 
ieitS  bem  in  Petersburg  regbierenben  SRinificrflaatS* 
iefretär  für  g.  untergeorbnet.  Der  Senat  (21  SRit* 
glieber),  ber  feinen  Sig  in  SpeljingforS  bat,  teilt  ficb 
m baS  PerwaltungS*  unb  guiligbegartement,  erfteres 
m neun  ßppebitionen : für  ^ioilfaeben,  Jianbel  unb 
Snbuftrie,  SeebnuugSroefen,  ginanjen,  Phlitärmefen, 
SfultuS,  'öderbau,  PerfebrSwege  unb  guftijroefen. 
öbminiftratiD  jerfälit  g.  in  bie  oben  genannten  8 
SouDemementS  (2än),  an  beren  Spige  je  ein  ®ou' 
oerneur  (lebt,  bej.  in  37  Stabte  unb  5l2anboogteien, 
bie  roicber  in  270  CanSmanSbiftrifte  jerfallen.  DnS 
guftijbepartement  bilbet  bie  legte  gitjlanj  für  alle 
3ioil  ■ unb  Rriminaiprojeffc.  lern  fiaifer  ftebl  baS 
PcgnabigungSrrdjt  ju.  D cm  guftijbepartement  unter* 
georbnet  finb  bie  brei  !pofgeri<bte  in  Öbo , SBafa 
imb  SibDrg.  Die  unterste  gnjtanj  in  ben  2anbge< 
meiitben  bilben  bie  IpärabSgeridtte,  bie  auS einem 
fidrabsböfbing  unb  jroölf  aus  ben  löauem  gelDäblten 
Seifigem  betteben,  unb  ju  beten  Reffort  alte  3iDiI* 


unb  Rriminalprojeffe  geboren.  gn  bm  Stählen  gibt 
eS  $atbau8gerid)le,  bie  auS  einem  Pürgemteifter 
unb  einer  Vlnjabl  Don  ber  Siirgerfibaft  geiDäljIter 
RatSmänncr  befteben.  Die  Cberinttanj  ber  RatbnuS- 
geruhte  bilbet  loieber  bas  .fiofgeridit.  DaS  geltenbe 
JiD il  red)t  ift  baS  febwebtfehe  Don  1734,  baS  Krimi* 
nalrecbt  neuen  UrfprungS  (1894).  Sin  profura* 
tor  ftefjt  in  unmittelbarer  öerübrung  mit  beut  Senat. 
Sr  bat  als  Seiftanb  bcSSeneralgouuemeurS  barüber 
ju  Wadim,  baft  bie  ßlejepe  beobachtet  toerben  unb  jebei 
Staatsbiener  feine  Pflicht  tue.  SBaS  bie  ginanjen 
ginnlanbS  betrifft,  fo  betragen  nach  bem  Subget  für 
1903  bie  öusgaben  unb  Stnnabmen  je  98,453,929 
finn.  3Rf.  Die  (.inuptpoften  Waren  (in  finit,  ffiart): 
f OufHimefcw  . * * 
^ioilocrroaltung  . 
3o0oerroa(tung . . 
^orftPfnoalturtg  k. 
Vrintfinoefen  . . 

Aultu*,  SHffenf$aft 
unb  Aunft  . . . 110158M 
2anbn>irtf$aft  • ■ 4282144 
»crfdjr  . . . . 80502127 
Raubet  u.  3nbufhle  8432617 
IJenfionen  .... 

Iifuft  bfr  Staat*» 
ftftulb  .... 

Qcrjtfticb.  2lu4gnbfn 
iSuferxcrbfntttctic 
Aufgaben  (4'au 
aoit  Stfenba^iicn) 

SHeft  pro  1904 


38848841 
7 534  283 
2 494  997 
1 827  199 
1 620  744 


Qtnna^men: 
trtrag  txä  Staat*» 
befife*  ....  35084064 
ZHrefte  Steuern  . 6271500 
Onbtrcfte  Steuern.  36165000 
Stempel»  unb  Stftul» 
fleucr  ....  2886550 
Uoften  unb  anbre 
Staate  betriebe  . 4275000 
Xtoerfe  «tnna&men  2926100 
flntnafemen  au*  bem 
»efeuxfonb*  . . 7845715 

Huf  gaben: 

3ur  JHlpofltion  be* 
flaMer*.  ...  325900 

Sanbtag  ....  49800 

Regierung  . . 2197  785 

Die  StaatSfchuIb  belief  fub  1.  flau.  1903  auj 
131,182,784  finn.  SU.  — Durd)  baS  ohne  ben  2anb 
lag  erlaffme  Olefeg  Dom  29.  guni  (12.  guli)  1901  ifl 
bas  PiilitärWefen  (tgl.. unten,  ölcidiicblc)  willig 
neu  georbnet  Worben.  Die  bisherigen  finiilänbijchcn 
Regimenter  finb  fnft  Dötlig  aufgeiöft,  baS  jährliche 
fiontingent  Dorläufig  beträchtlich  berabgejegt,  bafür 


4 324  7 W 


5M2MO 
5.791  «fc 


8088  390 
8288  72« 


aber  bie  Dtenftjeit  bei  ber  Referoe  unb  2anbwebr 
auSgebebnt  Worben,  öudi  lontien  bie  in  g.  aujge* 
bobenen  Siefruten  in  ruffifche  Regimenter  eingefieltt 
Werben.  ginnlanbS  miiiläriftbe  Sonberfteltung  ift 
bamil  fo  gut  wie  aufgehoben.  DaS  Sappen  ginn* 
lanbS  befiehl  auS  einem  Don  neun  goibenen  Rofen 
umgebenen  gefrönten  goibenen  £ömen.  ber  tn  ber  rech* 
len,  oft  nud)  gepanjerten  Prante  ein  blofjeS  3d)Wert 
hält  unb  auf  einem  frunimen  Säbel  ftebt,  alles  in 
rotem  gelbe. 

f 8leoarapbif4)'ftatif<ifd)c2iltratiiriiUcrfafTung  ic.  J 

£i  e I m S , g.  unb  bie  ginnlänber  (2eipj.  1869);9fet* 
jiuS,  g.,  Sdiiiberungen  auS  feiner  9!atur,  (einer 
alten  Rultur  unb  feinem  heutigen  PolfSieben  (Perl. 
1885);  ganatiuS,  StatiBtisk  Hsndbok  for  P. 
(2.  «uff. , öelfingf.  1890);  35erielbe,  Fiiilamls  geo- 
grnfi(baf.  1891);  P opeliuS,  ÖuSg. (beutfib,  liloifta 
1888,  2 ®be.);  *g.  im  19.  gabrbunberl  in  S3ort  unb 
Pilb«  (2.  Muft.,  Sgelfingf.  1899);  Pud),  g.  unb  feine 
Siationalitätenfrage  (Stutlg.  1883);  0. 41t.  Reuter, 
La  Finlande  et  les  Fiulandais  (spelfmgf.  1889); 
(Hice-Paglet),  Vignettes  from  Finland  (2onb. 
1895);  ö.  Ramfal).  g.  ^attbbud)  für  Reifenbe 
(beulf^  Don  Seiiing.  (jelfmgf.  1896);  »Notices  sur 
la Finlande«  (baf.  1900);  PereitbtS,  $a8ginanj» 
rcefjt  beS  SrofifürftentumS  g.  im  19.  gdbrbunbert 
(ruff.,  Pelersb.  1900);  9i.S.greberiffen,  Finland, 
its  public  and  private  cconomy  (2onb.  1902;  franj.. 
Par.  1902);  2.  Pieibelin,  Das  StaatSredjt  beS 
OlroüfürflentumS  g.  (in  SKoiquarbienS  >.Öanbbud) 
beS  öffentlid)enRed)tS.,  greib.i.Pr.  1889);  *La Con- 
stitution du  Graud-duchä  de  Finlande.  Recueil  des 
lois,  etc.*  (Par.  1900);  .üermanfon,  Finlands 
stutsr&ttsliga  atälluing  (IpelftngforS  1892;  im  öuS* 
rüg  beutfib,  2eipj.  1900);  ®eg.  Das  flaalsredjtlidie 
PerbältniS  jwifiben  g.  unb  Rujilnnb  (2eipj.  1900); 
Pom  bat,  Ruglanb  unb  g.  (baf.  1900);  uan  ber 
Siugt,  Finland,  de  reebtsvraag  (ömfterb.  1900; 
franj..  Par.  1900);  Sihbolm,  gmnlnnbS  Stellung 
im  ruffifiben  Raiferrci4  (2eipj.  1901);  g.  Defpag* 
net,  Tm  question  tinlandai.se  au  poiut  de  vuejuri- 
dique  (Par.  1901);  «Statistisk  Hrsbok  für  Finland« 
(brSg.  tom  Statiflifd)en  Pureau,  juiegt  1903).  Pon 
Rarlenwerfen  Deröffenllitble  ®blb<n  eine  Spe* 
jialfarte  in  30Plättern  (1 :400,000)  unb  eine  2)öben* 
idtidjlenfarte  in  6 Plättern  (1: 120,000);  ölftban, 
Karta  »fver  Stor-Företeudiimet  F.  (1:1,260,000, 
fteljingf  1862)  ; * Atlas  de  Finlande«  (brSg.  Don  ber 
ginnliinbiiiben  ffleograpbifiben  Oefedfibaft,  baf.  1899 ; 
baju  lejtbnnb  in  franj.  Sprache). 

864148. 

Die  fflebiete,  bie  baS  heutige  g.  bilben,  würben  in 
Dorgefd)id)t!icber  3eit  non  2appen  bewohnt,  (päter 
aber  Don  mebreren  Stämmen  ber  ginnen  (f.  b.)  un- 
terworfen. gb«  Pefebrung  jum  Sbriftentuni  unb 
Pereiniguug  mit  Schweben  warb  1157  burd)  Srid) 
ben  ^eiligen  (j.  Sridi  9)  eingeleilct,  1249  burd) 
Pirger  gärt  fräjtig  geförbeil  unb  1293  unter  beiien 
Snfel  Pirger  ([.  b.)  burd)  ben  SBarjtbaU  DorgilS 
ShiutSfon  Doilcnbet.  hierauf  warb  g.  in  bie  Stäti* 
balterfcbaften  ®bo,  DaloaflebuS  unb  Siborg  einge* 
teilt,  feit  Snbe  beS  13.  gabrl).  mebmialS  als  e r j o g > 
tum  an  fthwebifebe  Primen  Devlieben  unb  feit  1362 
jur  Deilnabme  an  ben  fdbwebifiben  RönigSwableti 
jugtlaffen.  Die  Republit  Rowgorob  ntuftte  nad) 
langem  Äämpfcn  im  Röteborger  grteben  (1323)  bie 
fdjwebifdje  S>errfc6aft  über  g.  anerfennen.  Doch 
bauerten  bte  ©renjfcbben  mit  ben  Rufjen  fort,  unb 
ein  Derbeerenbtr  ftrieg  (1495—97)  braute  g.,  beffen 


590  gtmtlanb 

Rfiftenftäbte  mit  ber  fyinfa  einen  regen  fjanbelSoer» 
Icl)r  unterhielten,  jeitroeilig  in  große  Wefabr.  Unter 
Wufta»  ®afa  (|.  b.)  begann  ein  burdj  Kämpfe  mit 
Sfiujtanb  (1555—67)  nur  wenig  gehörter  wirticbaft- 
Iidjer  Auffcbwuna , ber  befonber*  ber  Kolonifation 
ber  nörblidhen  SjanbeSteite  jugute  tarn.  3u9't'<h 
mad)te  bie  Deformation,  bereu  eifrigfter  görberer  ber 
fpätctc  lutlKrifd)eSiid)ofTOid)aelAgricoIa  (geil.  1557) 
mar,  fdmcllc  gortfd)  ritte.  Unter  (joI)anrt  UI.  (f.  b.), 
ber  fid)  al*  -Verjag  »on  g.  (1560  — 63)  »ergeben« 
unabbängig  ju  mache»  iudjte,  war  ba«  1581  jum 
Wrofifürftentum  erhobene  g.  ber  Sebauplap  faft 
ununterbrochener  Kämpfe  mit  SRiifslonb  (1570 — 95) 
fowie  innerer  ©irren,  bie  unter  Start  IX.  (f.  b.)  ju 
einem  funbtbaren  Bauernaufitanb,  bem  fogen.  Scu« 
(entrieg  (1596 — 97),  führten.  An  ben  Siegen  ®ufta» 
Abolf«  in  Beutfcblanb  Waren  finnlanbiidje  X nippen 
hernorraqenb  beteiligt.  TOit  ber  Ernennung  Ber 
©rabe*  (|.  b.  3)  junt  Weneralgottbcntcur  (1637)  be- 
gann auf  faft  allen  ©ebieten  b e*  ftnnUmbifdjen  Staat*» 
unb  Kulturleben*  eine  bebeutiamc  Seformperiobe. 
3n  ber  jweiten  Jpälfte  bc*  Sfarbifdjen  Kriege*  (f.  b.) 
geriet  ganj  g.  in  rujjtfcbe  Vänbe.  Erft  nad)  bem  Dp» 
Itaber  grieben  (1721),  in  bem  Sd) Weben  einen  Beit 
ber  1617  ben  Duffen  abgenommenen,  feit  1661  mit 
g.  enger  oertiuiuften  Brooinj  Kcrbolm  fowie  Süb» 
larelicn  (mit  Siborg)  obtreten  mufete , »erlieften  bie 
Eroberer  ba*  furd)tbar  Derwüitete  2anb.  ©ätirenb 
eine*  neuen  Kriege*  (1741—43),  ber  fttrg.  mit  bem 
©erlu)t  feine*  ©eoiet«  bi*  an  ben  Shjmmenctelf  (mit 
ben  Stabten  grebrif«hamn , 9h)flott  unb  Siltman- 
itranb)  enbete,  tauditc  ruffifdjerjeit*  »oriibergehenb 
ber  ©tan  auf , g.  »on  Schweben  toSjurcißen  unb  in 
einen  (elbftänbigen  Staat  unter  rufüicbem  Scbup  ju 
»erWanbeln.  3ur  3<it  ®ufta»*  III.  (f.  b.)  warb  biefer 
Webau  fe  »on  einigen  mißBergnügtcn  (ebwebifeben  unb 
ftnnlänbilctcn  Ebelleuten,  unter  güf)rung  ®.  TO. 
Sprengtporten*,  wicber  aufgenommen.  3prc  lanbe* 
»errätcriidbcn  ©cflrebimgen  führten  jwar  (urj  nach 
Aubbnicb  be*  fcftwebifd)- ruffifdjert  Kriege*  1788—90 
jum  fogen.  Anjatabunb  (f.  b.),  fließen  aber  beim  Soll 
auf  unüberwinblidien  SBiberftanb,  fo  baß  bie  ganje 
Scwegung  im  Sanbe  »erlief. 

Erft  ber  rufftfcb-fdjwebifdje  Krieg  1808—1809  hatte 
bie  mbgiiltige  Trennung  ginnlanb*  »on  Schweben 
jur  golge.  ©on  ®itfla»  IV.  Abolf  (f.  b.)  im  Stich 
gelaffen,  mujjten  bie  ginnlänber  und)  heldenmütiger 
Wegenwehr,  um  bie  innere  Sclbftänbigleit  be*  San» 
be*  ju  retten , (ich  in  Unterhanblungen  mit  Alcyan» 
ber  1.  einlajfen.  Auf  einem  am  1 . gebr.  1809»on  biefem 
nad)  ©orgä  benifenen  atlgenieinen  Sanbtag  hui» 
bigten  bie  Bier  Stänbe  (29.  TOärj)  bem  ptrfönlich  an» 
Wefenbeu  Kaifer  al*  ihrem  »©roßfürften« , nadjbetn 
er  27,  TOärj  in  einem  (»on  allen  fpätem  SRegcntcn 
feierlich  befvaftigten)  TOanifeft  .bie  Seligion  unb 
bie  Wrunbgejepe  be*  Sanbe*,  famt  ben  SriDi» 
I e g i e n unb  S e d)  I e n , bie  ein  jeber  Stanb  in  befagtem 
©roBfürftentum  für  fid)  befonber*  unb  alle  feine  Be- 
wohner insgemein,  [o  höhere  Wie  niebere.  bisher  ben 
Ronititutiouen  gemäß  genofien  haben«,  beflätigt  unb 
jugleid)  gelobt  hatte,  »alle  biefe  Borred)  te  unb  ®e> 
fe  je  feft  unb  un»errüdt  in  ihrer  »ollen  Kraft  auf. 
recht  ,ju  erhalten«.  Bie  fdjwebifdje  SRegierung  mußte 
fid)  17.  Sept.  1809  im  glichen  ju  grebrilebanm  jur 
nachträglichen  Anerlennung  biefer  Übereinhmft  fo- 
wie  jur  förmlichen  Abtretung  »on  ganj  g.  bi*  jum 
Xomeä-Slf  unb  ber  $!anb*injeln  »erflehen.  3n  ben 
erflen  fahren  nad)  ber  Bereinigung  mit  Suftlanb 
machte  fich  in  g.  eine  lebhafte  organifatorifd)e  (tätig- 


(Wefehichte). 

feit  bemerfbar.  Bem  am  19.  3uli  1809  »erabfdjiebeten 
Sanbtag  würben  mehrere  bie  innere  Berroaltung  be» 
treffenbe  Borlagen  unterbreitet , beren  wichtigite  bie 
Etnjepung  eine*  nur  au*  eingebomen  ginnlänbem 
beftehenben  SegierungStonfeii*  (feit  1816  Kaifer« 
liehet  Senat)  War.  gerner  erfolgte  bie  Errichtung 
eine*  befonbem  Staatefefretariat*  für  g.,  eine* 
ftänbigen  BeterSburger  Komitees  jur  Borbereitung 
unb  Prüfung  ber  finnlänbifchen  Angelegenheiten  fo- 
wie  mehrerer  neuen  3futralbehörben.  Befonber* 
Wichtig  für  bie  lonftitutionelle  unb  wirtfchaftlicheEnt» 
widelüng  be*  Sanbe*  aber  war,  baff  auf  Antrag  ®. 
TO.  Armfett«  (f.  b.)  bie  1721,  bej.  1743  an  Bufjlanö 
abgetretenen  SanbeSteile  Enbe  1811  mit  g.  wieber 
bereinigt  würben.  Kurj  Bor  bem  lob  Atejranber*  I 
(1825)  begann  in  g.  eint  politifche  Seaftion,  bie  unter 
SHilolau*  I.  (f.  b.)  ihren  gortgang  nahm,  ben  geijligen 
unb  materiellen  Aufjcbwung  be*  Sanbe*  aber  nur 
wenig  ju  hemmen  »ennochte.  ffiährenb  be*  Krim- 
(riege*  hatte  aud)  g.  unter  ben  Angriffen  ber  Ser» 
bünbeten  ju  Itiben  (f.  BlanbSinfeln).  Sie  Regierung 
Alejanbcr*  II.  bejeidjnete  für  g.  eine  Beriobe  wich- 
tiger BerfaffungSrefonuen.  Ein  1863  einberufenet 
Sanbtag  warb  »om  Kaifer  mit  einer  Bebe  eröffnet. 
Worin  er  bie  fonftitutionrU«monard)ifd)en  ©runbiäpe 
ber  pnnlänbifdjen  Btrfaiiung  nachbrüdlidj  betonte. 
1867  genehmigten  bie  Stänbe  ein  neue«  ©runbgcfep 
(bit  SanbtagSorbnung  »om  15.  April  1869),  ba* 
eine  periobifche  Einberufung  be*  Sanbtag«  feftjepte. 
auf  bie  frühem  (jehwebifeben)  ©nmbgefepe  »on  1772 
unb  1789  auebrit cflid)  hinwie*  unb  juglttch  »erfügte, 
baß  ein  Wrunbgefek  nur  »mit  3uftimmung  fämt« 
lieber  Stänbe  gegeben,  »eränbert,  interpretiert  ober 
aufgehoben  werben*  bürfe.  And)  auf  ben  Sanbtagen 
»on  1872  unb  1877 — 78  (amen  bcbeutfameBefchliiffe 
juftanbe.  fo  ein  neue*  ffiehrgcfep  (1878),  ba*  bie  Er- 
richtung einer  finnlänbifd)cn  Bationalannee  auf  ber 
ffirunblnge  ber  allgemtinen  ©elirpflicht  »erfügte.  Bie 
Xbronbeiteigung  Alejanber*  III.  (1881)  führte  ju- 
nädtjt  feine  erhebliche  Scränberung  in  ber  fonftitu« 
tionellen  Entwideliuig  ginnlanb«  herbei.  Seit  1882 
warb  ber  Sanbtag  jebc*  brüte  Jahr  einberufen.  1885 
ben  Stänben  ba«  Siecht  jur  Einbringung  »on  Wefep» 
entwürfen  »erlichen,  1883  unb  1887  bie  langjährige 
Streitfrage,  bctrefjcnb  bie  Anmenbung  be«  ginnifchen 
al*  einer  gleichberechtigten  Amt*fprad)e  neben  bem 
«d)Webiid)en , burdi  fatferlidje  Ertaffe  jugunften  ber 
gennomanen  (f.  b.)  entfdjieben.  Enbe  ber  1 SSOergabre 
eröffneten  jebod)  bie  Banitawiften  einen  planmäßigen 
Angriff  auf  ginnlanb*  innere  Sclbflänbigfett.  Ein 
1888  »on  ben  Stänben  genehmigte*  neue*  «trafgeiep 
Warb  Enbe  1890  ptiiplid)  beanftanbet  unb  erft  1894 
nad)  Bomahnie  einiger  Abänbenmgen  fanltioniert 
ginnlanb«  Bofttoefen  1890  unter  rujfijcbe  Cberauf« 
l'uht  gefteül,  ba*  Btter«burger  Komitee  für  bie  finn- 
iänbijehen Angelegenheiten  1891  aufgeiöft,  inSSiborg 
1892  ein  griechifd)  ■ ortpoboje«  Srjbi*tum  errichtet, 
bie  frühere  ftrengc  3rilung*jcnfur  burdi  eine  neue 
Brejoerorbnimg  noct)  erheblich  »erfchärfL  ®leicf)jeitig 
tagten  mehrere  ruffifch*finntänbtfche  Rommiffionen, 
bie  mit  ber  Ausarbeitung  »on  Borfchtäaen  ju  einer 
innigem  Bcrbinbung  jmifdjen  g.  unb  mußlanb  be- 
auftragt waren. 

Ber  !Kegierung«aiitritt  Shfolau*'  II.  (1.  SHo».  1 894) 
belferte  jHnächfl  idicinbar  ba«  Berhältni*  jwifchen  g. 
unb  Sfiißtanb.  Bie  panflawiftildjen  Angrijfe  hörten 
faft  »öüig  auf,  bie  Breßjenfur  warb  »erbaltiii*mäßig 
milbe  gehanbhaht,  unb  Enbe  1896  erfolgte  ber  31üd- 
tritt  be«  m g.  unbeliebten  WeneralgouBemeur*  ®raf 


ginnlonb 

t).  Reiben  (f.  b).  Um  fo  fiberrafchenber  Wirfte  baljcr 
mti  ein  faiferlidjeä  SJeftript  (19.  3uli  1898),  baä  bte 
Stänbe  ju  einer  aufserorbentlichen  Sagung  berief,  um 
baä  finnlänbifcfje  93cbrr)efeh  »mit  ben  im  ftaifemtd) 
gdtenben  ©runbfäßen  tn  ilbereinflinintung  ju  brin* 
gen«.  ©alb  barauf  Warb  ber  panflawiftifdje  ©eneral 
©obriloro  (f.  b.)  ,|um  ©cneralgouBerncur  «mannt. 
Sic  faiferlidje  ©oifdiaft  bei  Gröffmeng  beä  Sanbtagä 
(84.  San.  1899)  betagte  jttar,  baß  baä  neue  SBebr- 
gefeß  ben  (otaten  Sanbeäbebürfnifjen  angepafit  unb 
beäbalb  ben  Stnnben  uorgelegt  werben  fotle,  broljte 
aber  für  bengatl  einer  Serwer'fung  bteSurchfiibrung 
ber  ©orlage  auf  bem  ©crwaltungäweg  an.  Sa  eä  fid) 
troßbem  fogteid)  berauüftedte,  baß  feitenä  ber  Stänbe 
einbelliger  öiberfpruch  gegen  wichtige  ©eftimmun* 
gen  beä  ruffifchen  Gnttourfä  ,ju  erwarten  war,  ent* 
id)lo&  man  ftei»  ruffifcherftitä  ju  einem  Staaieitreid). 
3"  beut  fogen.  gebruarmanifeft  »om  16.  gebr. 
1899  (f.  oben)  erflärte  ber  3ar,  er  habe  Wegen  beä 
• intimen  3ujnmmenbangä«  bermeiflenftnnlänbifchen 
©efeßgebungäfragen  mit  ben  »allgemeinen  9ieid)iS> 
intereffen«  neue  »©runbbettimmungen«  für bie  *Vluä* 
arbeituna,  Prüfung  unb  Abfertigung  allgemeiner 
8)eidjäge|e(ie« , b.  h-  folcber  ©ejeße  erlaffen,  bie  »all* 
gemeine  Sieitbäintereffen  berühren  ober  mit  ber  ffle* 
feßgebung  beäJSaitertumä  jufammenbängen« . ffieber 
eine  mit  624,000  Unterübrif tenDerfcbene  pnnlänbifdje 
Petition,  noch  eine  Bon  1050  berühmten  ©ertretent  beä 
europäifchen  Shilturlebenä  auägebenbe  Runbgebung 
jugunften  ginntanbä  Bennocbtc  ben  Baifer  jur  3"* 
rüdnaßme  ber  beiben  Grlafje  ju  beftimmen,  beren 
Snbalt  mit  einer  Balligen  ©efeitigung  ber  biäberigen 
jinnlänbifcben  Autonomie  unb  mit  ber  ©erwnnblung 
beä  gefeßgehenben  Sanbtagä  in  eine  nur  begutadjtenbe 
Stänbeoerfammluna  gleidjbebeutenb  war.  SaäGnbe 
Wai  Bon  ben  Stäuben  einftimmig  genehmigte  neue 
Säebrgefeb  bermebrte  baä  griebenätontiiigent  Bon 
5000  auf  12,000  Wann  (mit  eBentutler  fünftiger 
©erroenbungaudt  außerhalb  giitnlanbä),  Berwanbcite 
bie  biäßerige  milijartige  SieferOe  in  eine  ber  rufüüben 
nadtgebilbele  (unter  Serlängerung  ber  Sieferocbicnft* 
jeit  Bon  2 auf  7 Saß«)  unb  erhöhte  bie  Alterfgratje 
bei  ber  Sanbwefjr  Born  40.  aufä  43.  Sebenäjafjr,  tieft 
jebotb  Wefentlidie  fünfte  beä  rufrtfeben  Gntwurfä  fal» 
ten,  fo  bie  Serlängerung  ber  aftiBeu  Sienfljeit  Bon 
3 auf  5 gab«,  bie  Aufteilung  ruffifdjer  Offiziere  im 
fmntänbifeben  Jlntionntbeer,  bie  Ginreibung  finn* 
lanbifcber  feehrpffid)tiger  in  rufftfdjc  3iegimenter  unb 
bie  Abfdjaffunej  ber  höljem  Wilitärbehörben  beä  San» 
beä.  3®f'  rufufdierfeitä  furj  Bor  S<hluß  ber  3effton 
eingebraebte  Grgänjungäuorlagen  jum  ffiehrgejeß 
Würben,  weil  Berfaffungöwibrig,  bom  Sanbtoa  über- 
haupt nicht  beraten.  Grft  12.  Suli  1901  fiel  bie  enb* 
gültige  Gntfdjeibung  in  ber  finnlänbiichen  feehrpflicbt* 
frage.  Obwohl  ber  auf  örunb  beä  gebniarmani- 
fejteä  injwifcben  jur  fflegictacbtung  aufgeforberte 
ruffifdje  9ieicf)ärat  und)  langen  ©eratungen,  auf  An* 
trag  beä  ginanjminiiterä  feilte  unb  faft  fämtlitber 
©rojjfürften , bie  ruffifdjerfeitä  auägearbeitete  S8e()r. 
oorlage  mit  beträchtlicher  Wehrbcit  berwarf,  Warb 
biefe  gleidbwobl  Bon  Siifolauä  II.  fanftioniert  unb 
bemgtmäß  baä  Sehrgefep  Bon  1878  burih  ein  bem 
ruffifeben  nathgebilbeteä  erfeßt,  baä  bie  finnlänbifd)« 
Siationalarmee,  mit  Abnahme  beä  ©arbebataidonä 
unb  beä  Sragonerrcgimentä  (bie  Auflöfung  beä  leb* 
fern  Warb  Gnbe  1901  gleicbfadä  angeorbnet),  ab* 
febaffte  unb  uon  ben  frühem  ©eftimmungen  im  wc- 
jentlichen  nur  bie  breijährige  aflioe  Sienfljeit  beibehielt 
(f.  oben).  Sie  Anloenbung  biefeä  ohne  bie  Berfaf* 


(fflefthi^te).  591 

fungägemäfte  gufiimtmntg  beä  Sanbtagä  erlaffenen 
©Jehrgcfeßeä  (tief)  freilich  1902  unb  1903  in  g.  auf  faft 
unüberwmbliche  §inberniffe,  ba  Biele  3>»ilbehörbcn 
bei  bem  Aufgebot  iß«  Witroirfung  Berweigerten  unb 
ein  großer  Seil  ber  ©efteflungäptlichtigen  auäblieb. 
3m  übrigen  hat  jebod)  bie  feit  1899  in  g.  planmäßig 
betriebene  Sfuififijierungäarbeit  arofte  Grfolge  erjielt. 
So  warb  bie  ©eriobijität  ber  finnbtage  Bon  8 auf 
4 galire  oerlängert,  baä  feit  1811  ftetä  oon  ginnlän* 
bem  befleibcte  wichtige  Vlntt  beä  Slaatäfefretärä  für 
g.  29.  Wug.  1899  mit  bem  panflawiftifdi  geftnnten 
Senator  unb  SRcicbäfefretär . jebt  aud)  ruffifcheu  SRi* 
nifter  beä  Snnem  B.  ffübwe  (f.  b.)  befeßt , bie  ©er* 
fammlungäfreibeit  erheblich  befd)ränft  unb  ber  San* 
beäpreff«  jeb«  freie  Wcinungääußenmg  unmöglich 
gemacht,  baä  llnioerfttätä*  unb  baä  Gtienbahnwefen 
tatjächlid)  unter  rajiuebe  Kontrolle  geftellt,  baä  Säbet* 
tmforpä  in  grebrifäbamn  aufgelöft,  bie  finnlänbifche 
©riefmarfe  burtb  ruffiftbe  ©oimiedjeichcn  erfeßt,  ben 
inäßrenb  ber  orbentlichen  Sefüon  oon  1900  befd)lof* 
fenen  Sanbtagäpetitionen  fein  ®«bör  gefchenft,  ruf* 
fifch«  ©enbamierie  nach  g.  bcorbert,  burd)  ein  faifer* 
litheä  Wanifeft  nom  20.  Suni  1900  baä  Jiuffijche  jur 
ffiefchäftäfpraihe  ber  böbem  ©ebörben  erhoben,  1901 
bie3ahl  ber  ruffifeben  Unterrichtäftunben  in  ben  Sthu* 
len  wefentlid)  erhöht  unb  bte  Vlnftedung  bei  ben 
Staatäbeßörben  Bon  ber  JSenntniä  beä  diuflifchen  ab» 
hängig  gemacht,  gemer  erfolgte  20.  Sept.  1902  bie 
©erößentlichung  mehrerer  faifcrlichen  Serorbnungen, 
bureh  bie  baä  ©etitionärecht  ber  ©euölferung  faft  auf* 
gehoben,  bie  2lbfcßung,  bej.  gerichtliche  ©erfolgung 
uon  ©crwaltungSbeamten  unb  äiidilem  bem  öut* 
bünfen  ber  Oberbebörben  anbeirageftellt,  bie  Wacht* 
befugniä  beä  ©eneralgouBerneurä  unb  ber  acht  Uro* 
Ditijialgouoerneu«  noch  erhöht  unb  bie  ©cfleibung 
finnlänbifctjer  Staatäämter  burth  Suffen  erleichtert 
würbe.  Son  großer  ©ebeulung  waren  auch  bie  1899 
biä  1903  bei  ben  obem  Serwaltungä*  unb  Snftij* 
behörben  eintretenben  ©erfonalDeränberungen,  ba  bte 
Bcrfaffungätwuen  ©eamlen,  bie  freiwillig  ober  un- 
freiwillig ihren  ®bfd)i«b  nahmen,  grö&tenteilä  burch 
tKuffen  ober  SRuffetifreunbe  erfeßt  würben.  Sm  3U* 
fantiitenbang  mit  allen  biefen  ©orgängen  BoÜjog  fid; 
admäblieb  etn  Umfchwung  in  ben  innern  ©artei 
Berbnltnijfcn.  Sie  gennotnanen  (f.  b.)  fpalteten  fid) 
in  jwei  ©ruppen:  eine  ruffenfrcuiibfiche , oon  3-  K. 
Saniclfon,  91.  Weurman  unb  ©rjö  ffoäfinen  (f.  biefe 
Tlrtifel)  geleitete,  bie,  obwohl  wenig  jahlrcid),  feit 
1900  im  ginnlänbifchen  Senat  über  alle  Siße  Ber* 
fügte,  unb  eine  Berfaffungälreuc,  bie  in  aden  nalto» 
nalen  gragen  mit  ben  Bon  Wcchelin  (f.  b.)  geleiteten 
SBecomanen  (f.  b.)  jufammenging.  Sa  infolgebeffen 
ber  pafjtBc  ffiiberftanb  ber  ©euölferung  unnermin* 
bert  forlfuht , fchritt  man  ruffiicherfeitä  auf  Eintrag 
o.  ©lehweä  fehlicßlith  jur  Bödigen  Tlufhebung  ber 
finnlänbifchen  ©erfaffung  unb  jur  Ginführung  ber 
Siftatur.  91  m 26.  Wärj  1903  würbe  ©eneraigou* 
Berr.eur  ©obrilow,  unter  Ginfchränfung  ber  Siechte 
beä  ginnlänbifchen  Senalä,  jum  *hö<hflcn  ©ertreter 
ber  Staatägewall  in  g.  unbCbcrdjef  ber3iBiIoerwal* 
tung» , mit  Ginfchlufe  ber  ffäblifchen  unb  länblichen 
Boutmunalbehörben , ernannt  unb  jugleid)  für  ben 
gad , baß  beren  Waftnahmen  ihm  nicht  auäreidjenb 
erfihienen,  jur  ©ontahme  jeber  ihm  paffenben  Wafp 
rcgel  ennächtigt,  gerner  erteilte  eine  faifcrlicpc  ©er* 
orbnung  oont  2.  April  ihm  junädßt  auf  brei  Sah« 
baä  Siecht,  finnlänbifche  Slaaläbürger,  bie  nad)  fei* 
ner  9lnftd)t  »für  bie  flaatlidhe  Crimung  fchäblich« 
wären,  mit  Sanbeäoerweifung  ober  mit  Seportation 


592 


ginn  SJJagnufen  — gtnfett. 

tna  innere  Sttßlanbä  ju  beitraien.  Xuref)  tjnufige ! unb  bilbet  mit  ber  gortfejung  bis  gut  £>a»el  bei  Sie» 
ijlnwcnbuna  biefer  biltatorifcben  ©eroalt  ift  |eitbem  benwalbe  ben  ginorofanat,  ber  emfeitig  jur  Ober 
ein  großer  Xcil  ber  fnecomanifdjen  unb  jungfenno.  j abfällt,  69,5  km  Sänge,  1,8  m liefe  unb  17  Sdjleu» 
manifdien  gübrer,  foSffiedjelin  unb  Eug.  SSoln  (j.  b.),  fen  bat  unb  mitteU  ber  JlttenCber  beiijobcnfatben  in 
aua  bcm  ©rojjfürftentum  entfernt  unb  bic  Suffifijie«  bic  Scuc  Ober  gebt  Xer  Kanal,  1744  46  angelegt, 
rungoarbeit  Wefcntlid)  geförbert  worben.  Ein  ©er»  ift  für  bie  Säaffcruerbinbung  jjmifcben  ©crlin  unb 
fucb  ber  lanbeänerwiefettcn  ginnlättber,  bent  3<iren  j Stettin  non  ber  größten  Sjidüigfeit  unb  beäbalb  inebr» 
9lnfang  Sonember  in  Xarmflabt  eine  gegen  n.©lcbwc  malä  erweitert  luorben.  91  uj  ber  Aorbfeitc  empfängt 
gerichtete  ©rotejtabreffe  ju  überreidten,  gelang,  net.  i berltanal  aus  bem  ircrbeDmer  esce  ben  11  km  tan» 
iuodite  aber  beffen  Stellung  nid)t  ju  erfdjüttem.  3»  | gen  Süerbelliner  Kanal.  S.  bie  »Überfiebt  ber 
cngftem  ^ufammenbang  mit  ben  unfidjem  politifcberr  j beutfdicn  Sdjijjabrtätanäle«  bei  Artilel  •Kanal«. 
3uftänben  feit  1899  ftanb  bic  finnlänbifibe  äSaffcn«  ginäburtj  (|pr.  pimebtrit,  Stabtteil  non  Sonbon, 
auäwanbcrung  naebKanaba,  bic  Bon  laum  8400  ©er»  äumSertpaltimgäbejirf(>olbom  gehörig,  nörblid)  bei 
innen  im3abceäburcbfcbnitt  1891— 98aufetwa25,000  ber  Eitß,  mit  (19od  9972  Einw. 

Emigranten  im  3.  1902  flieg  unb  einjclnc  Sanbeä«  giufct),  Ctto,  Zoolog  unb  Scifcnber,  geb.8.3lug. 
teile  faft  emnöllertc  (f.  auch  Schweben,  Odcfdjidjte).  1839  in  SBarmbrunn,  war  für  ben  Kaufmaimaftanb 
[üirfctiirtjtetitrrnnir.l  9lrnibäfon,  Handlingar  beftiinmt,  gab  it>n  aber  auf,  um  1858  eine  naturwii» 
tili  upplysning  i Fiulands  häfder  (Stodb-  1846  — fenjdjaftlicbc  Seife  nach  llngani  unb  ber  europäifdten 
1857,  10  ®be.);  »Ättioiriga  miunen«  ((telftngf.  lürlei  anjutreten,  auf  ber  er  befonberd  ben  Kleinen 
1890);  Xaniclfon,  Handlingar  riirande  fcirvalt-  ©altait  burcbforfdjte.  1861  würbe  g.  2Iffiflcnt  am 
ningen  i Finland  1808(1893 — 95, 2©be.).  — ©rjö*  nieberlänbifdtenSeidjämufeum  fürSaturgeid)id)te  ;u 
ü o a f i n c n , gmnifche  We[d)id)te  (Seipj.  1874) ; ÜH.  (5).  Seiben,  wo  er  ftd)  ju  einem  beroorragenben  Crnitbo> 
Scbßbcrgfon,  Wefdiidite  ginnlanbä  (Bearbeitung  j logen auöbtlbete.  1864  übernahm  er  bicSeitung  be« 
Bon Vlnttjfim,  ©otbal896;  2.  fdiweb.  9lufl.,  (telfingf.  naturbh’torifd) « etbnologifcben  äRufeumä  in  Siemen, 
1902  —1903,  2 ©be.);  3-  91.  gifber,  Finland  and  bereifte  baraufXcutfcblanb,  Ertglanb,3lalien,grant* 
the  Tsnrs  1809 — 1899  (2.  uermebrte  Vlufl. , Sonb.  reich  unb  SfanbinaDien  fowie  1872  bie  Bereinigten 
1900);  Schriften  non  ©onäborff,  ©rotenfelt,  (taufen,  Staaten  unb  unternahm  1876  mit  ©rebm  unb  ©raf 
3gnatiu«,  Seinberg,  ß.  ©.  ©almifn  unb  ©ortban  (f.  i9albburg.,jetleincgorfcbungoreiienad)9steftübinon. 
biefc  Vlrtifel);  Xaniclfon,  Finska  kriget  och  Fin-  bie  fid)  öt’tlidi  btä  in  ben  d)inciifcf)en  Vlllai,  nötblicb 
lands  krigare  1808 — 1809  (Ipelfingf.  1897);  ff.  O.  biä  jur  KarabaiauSbcbnte.  1879 — 82  bereifte  g.  bic 
’Jlorben  jnan,  Finska  kriget  1808 - 1809  (Stodb-  Sübfccinfcln  unb 91eufcelanb  unb  erforfcbte  1884  unb 
1898);  Orbin,  Xie  Unterjochung  ginnlanbä  (ruff.,  1885  im  91uftrag  ber  Seuguineatompanie  bie  3iorb- 
©ctersb.  1889  , 2 ©be.);  Xaniclfon,  ginnlanbä  oftfüfte  non  Neuguinea,  waä  jur  Erwerbung  berftl- 
Bereinigung  mit  bemruffifcbenScichllpelfingf.  1891);  ben  alSbeutfd)eö«ebußgebiet(Kaifer$5ilbe!m4Sanö) 
Xcrfclbc,  Viborg»  läns  aterfiirening  med  det  iifriga  führte.  1897  würbe  er  alb  ©orfteljer  ber  omitbolo- 
Finland  (1894);  Eaftr3n,  Skildriugar  ur  Fiulauds  gifeben  Abteilung  beä  boUäubiicbcn  Seidjämufeumä 
nyare  historia  (1881—82);  91.  Scbaumatt,  Frön  filr  Slahirgcfdtiditc  nad)  Seiben  berufen,  1904  an  baä 
sei  ärtionden  i Finland  (1892 — 93,  2 Jle.);  Eb.  etbnogranbiidte  SKufeum  in  öraunfebweig.  Er  Der- 
© e r g b . Vir  styrelse  och  vära  landtdagar  (1884—  öffentliebte : •Neuguinea  n.  feine  ©ewobner«  (©reut. 
1888,  2 ©be.);  Serfelbe.  Finland  under  det  första  1865);  »Xie  ©apageien,  monograpbifdb  bearbeitet« 
irtioudet  af  Alexander  IU.  s regering  (1894);  »Le  (Seiben  1867 — 69,  2 ©be.);  mitvartlaub:  »©eiträge 
coupd’etat  cn  Finlande«  (Scipj.  1899);  91rnbeim,  iiirgauim 3enttcilpolt)nciieiK-« (Stalle  1867) unb »Xie 
Xcr  nußerorbentliibc  finnlänbifcbeSanbtag  1899(baf.  Sögel  Cttafrifaö-  (n.  b.  Xedeno  »91eife  in  Oftafrifa«. 
1900);  »Xa6  Secht  ginnlanbä  unb  feine  93ebrpfiicbt»  ©b.  4,  Seipj.  1870);  »9ieife  nach  SJejtnbirien«  (®erl. 
frage«  (baf.  1900);  »Pro  Finlandia.  Lea  adressts  1879,  2 ©be.r,  »Vlnlbropologifcbe  Ergebntffe  einer 
internationales  5 Nicolas  II.«  (gaffimitcauägabe,  Seife  in  bie  Sübfee  unb  ben  tÖtalaiifebcn  Srcbipel  tn 
Stodb-  1899);  »l'r  Fiulands  nyaste  historia«  (baf.  ben  3abren  1879 — 1882«  (baf.  1884);  »Samoa» 
1900 — 1901,  2 ©be  );  3-  Xed,  I’our  In  Finlande  fobrteit,  Seife  in  Kader  SBilbelmä » Sanb  unb  Eng» 
(©ar.  1902);»Finsk  biogralisk  handbok«  (l)rdg.non  lifcb»Seuguinea  in  ben  3nbren  1884 — 1885«  (Seipj. 
I.  Earpelait,  fjeliingf.  1895ff.);  »Historiallirien  1888),  •Etfmologifdjer  Vtllad.  Xgncn  aucs  bcr  Stein- 
Arkisto*  (baf.  1866 ff.);  »FiuskTidskrift«  (1876ff.);  jeit  Seuguincaä«  (baf.  1888);  »Etbnologijcbe  Erfab* 
»ginnlänbifcbc  Sunbfchau«  (©terteljabrafcbrift,  brdg.  ritngen  unb  ©elegitiideauä ber  Sübfee«  (©ien  1888— 
oon  E.  ©raufewetter,  Sem j.  1901  ff.).  1893) ; »Stjftemotijdie  Überficbt  ber  Ergebntffe  feiner 

ginn  ilUagnitfcii , f.  'lKagnujeit.  Seiten  unb  fdiriftitellenfdten  Xätigfeit«'(8erl.  1899). 

giuumartrn,  f.  ginmarlen.  gjinfebbafen,  Smfcti  in  Kaifer  ©ilttclms-Sanb 

gittnomanen , f.  gcnitontanen.  (Scuauinea),  nörblicb  nom  ituongolf,  1884  non 

ginoccbiato ■ 3(pri le  (ist.  ßa«ejär»>),  Eamillo.  ^ giujd)  entbedt  unb  jur  tpauplftatiou  ber  'Jieuguirica- 
ital.  Slaaldmann,  geh.  28.  3att.  1851,  würbe  91boo  fompanie  auäerfeben,  aber,  nadibem  baä  gicber  siele 
(at  in  ©alermo  unb  1882  in  bie  Xeputiertenfammei  Weggerafft  batte,  1891  mit  griebrid)«  Silbelmäbafen 
gewählt,  WO  er  ftch  ber  Sinfen  anidttoß.  1887  war  nertiiufcbt.  1903  würbe  g.  atd  (tanbelöftation  Wie» 
er,  wäbrcnb  bie  ßbolera  in  Sijilien  berrfdtte,  tönig  i ber  befeßt. 

tidter  Spcpalfommiffar  in  Eatania.  ®om  ÜÄai  1892  i ginfdtpapagci,  f.  (taten gimpel. 
biä  jumXejembcrl893  war  erSWinifter  bcr  ©offen  ic.  ginfen,  StieUSpherg,  SKebijiner.geb.  15.  Xej. 
in  ©iotittiä  ffabineit,  nom  3“»'  1898  bis  .juttt  iken  L860  in  Xborotinun  auf  ben  gäröem,  tlubierte  feit 
1 899  Ouili.smimitcr  im  Kabinett  beä  ©encralo  ©ellour.  1882  in  Sel)(joui(  auf  3ölanb,  promonierte  1890  in 
ginotn,  gluß  inberpreuß.©rnnin}öranbenburg.  Kopenbagcn,  war  biä  1893  ©rofeftor  unb  befebäftigte 
entfpringt  bei  ©iefentbai  im  Kreiä  Cberbarnint,  bureb-  ftcb  feitbent  auäfcbließlid)  mit  bcr  pbbftologiiehen  98ir. 
fliegt  ben  Siepe  • Cberbergcr  See  unb  münbet  in  bie  tung  beä  Siebtee.  Seit  1896  leitet  er  ein  ynfütut  für 
(21tte)Cber.  Xer  untere  teil  beä  Saufcä  ift  lanahfiert  Sid)ttberapie  in  Kopenhagen  unb  gab  bie©ebanblung 


ginäpdng  — 

beS  SupuS  mit  Sicht  an,  bie  gegenwärtig  bte  heften 
Slefultate  liefert,  grfdjrieb:  »©ocfcnbeboitblung  mit 
2luSfchlieBung  ber  chemtichcit  Strafen«  (in  »Hospi- 
tals  tidende* , 1894);  »Sa8  Sicht  ol8  Sncitament« 
(cbenba,  1895);  »Über  bie  9lnWenbung  »on  fonzen- 
trierten djemifdjen  üutjtitraljlen  in  ber  äRebijin« 
(Mfopen^.  1896);  »Über  jährliche  periobijdie  Schwan- 
lungen  in  bcm  öämoglobingehalt  bc8  ©lttleS«  (in 
»Hospitalstidende«,  1894);  »übet  bie  Sefjanblung 
unb  baS  Sorbauen  Bon  Ascites«  (1894);  »La  Pho- 
tothbrapie«  (©ar.  1899).  ©eit  1899  gibt  er  »Med- 
delelscr  fra  Finsens  medicinske  Lyamstitut«  ber- 
aub (bibbcr  6 fcefte). 

gindpdng  dpr.  -vonfi,  Ortfehaft  im  f<f)tucb-  £Sit 
Cftgotlanb.norbweftlich  bei  9iorrföpmg,Sfuolcnpunft 
ber  (Sifenbabnlinien  g.-©ä!8boba  imbg.-91or6bolm, 
bat  ein  großes  Schloß  mit  fflibliotbcf,  ©emälbegalcrie 
unb  ißfltf  fowie  @ifenbütten  unb  eine  bebeutenbe  ffa- 
nemengicfteret 

ginfterflarborn,b&<hfler©crgbcr©cmcr9t(pen, 
4276  m,  läuft  nad)  3i33.  nt  eine  zugefpigte,  fd)arf- 
tantige,  mit  einem  Jtocbfim  gyierte  ©gtnmibe  aus, 
mäbrenb  er  gegen  910.  unb  ©SS.  breite,  iteit  abfal- 
lende ginnten  borbietet,  an  benen  ber  Schnee  nur 
wenig  boften  bleibt.  Ser  ©ipfel  bc8  ginfteraarbomb 
bcftcbt  (und)  $jugt)  au8  feomblcnbegeftein,  ber  ge- 
waltige Slörpcr  ber  ©pratmbe  fefbft  aber  att8  friftal- 
linifdjem  Schiefer  unb  ®nei8.  Sa8  g.  bilbet  ben  3en- 
tralpunft  bergtnfferaarhorngruppe  ber  ©enter 
üllpen , bie  im  ganzen  Bon  ©SS.  nach  910.  gerichtet 
ift,  jebod)  in  mehrere  Ouerfetteit  verfällt , bie  recht« 
unb  fcbiefwinftig  aufeinanber  flößen.  Wn  ber  weit- 
lid)en  (ärenjfebeibe,  ber  ©emmi.  erbebt  ftcb  innäcbft 
bie  ©ruppe  beb  © a I m b o rn  8 (371 1 m).  Senfeit  beb 
Pätfcbenpaffeb  (2695  m)  beginnt  bie  au8gebcf)ntc 
©ruppe  beä  giniternarbomä,  bie  in  ihrem  füblBcft- 
lieben  Seile  burd)  baS  tief  eingreifenbe  Sötfcbcntat  itt 
jWci  Stämme  gefebieben  Wirb.  Ser  niirblidje  Stamm 
erreicht  im  ©reitborn  (8779  m)  feine  bücbfte  ©r- 
bebung  unb  wirb  im  9iSS.  Bon  bettt  3uge  ber  ©Hirn* 
lisntp  (3669  m)  begleitet  Ser  (übliche  Stamm  (ul* 
initiiert  int  ©ietfebborn  (3963  m).  Sieiter  gegen 
910. bilbet  bie®ruppe  bi8  jum IpaSIitat ein  gewaltiged 
SRafftO,  beffen  norbweftlicbe  ©egremung  bte  3ung» 
fraufette  Qungfrau  4167  m,  ÜKöncb  4105  m, 
©iger  3975  ra)  bezeichnet,  Bott  ber  fübroärtS  mehrere 
gelstämme  ziehen,  jwifeben  benen  mächtige  GiSfelber 
lieh  jum  Obertnallid  berabfenfen.  Sie  wichtigsten 
biefer  Stämme  ftttb  (non  S.  nach  91.):  ber  mehrfach 
Berjwrigte  ©iefcher  ©rat  mit  ben  Siefcher  feör* 
nent  (4048  m)  unb  bem  g.  felbft  (4275  m),  ber  ©rat 
ber  ©chrecfhörner  (4080  m)  mit  bem  iBauteraar* 
bom  (4043  m)  unb  ber  ©rat  ber  KJetterhörner 
(3703  nt).  3n  ber  füböftticben  Begrenzung  beb  ÜJlaf- 
fiB8  erhebt  ftcb  enblitb  baS  Bon  herrlichen  ©letfcbem 
umgebene  Sletfchhorn  (4198  m),  ber  jweitbbchite 
©ipfel  ber  ganzen  ©ruppe.  SSäbrenb  baä  SlafftB 
gegen  baS  Sponetal  (teil  abfällt  laufen  auf  ber  91orb» 
wettfeite  zahlreiche,  bielfoch  oerzweigte  Slebenfetten 
aus,  zwiiehen  benen  meitgebeljnte  Säfer  zum  Hoch- 
gebirge binonführen.  ©8  finb  bied  noroHem  bieSäler 
ber  9lare  ($ia8lital),  bie  ben  ©rienger  trab  Sbuner  See 
bilbet,  unb  ihrer  3uftüffe,  ber  beiden  Siitfebinen  unb 
beritanber  mit  ihren  ntalerifchen  Schluchten  unb  SSaf« 
ferfällen.  3n  biefen  ©oralpenfetten  erbeben  ftcb  bie 
berühmten  9Iu8ficbtSputtfte  be8  gaulbomS  (2683  m), 
ber  Scbpnigett  ©latte  (2070  m),  ber  Siebten  Sdjeibect 
(2C.HH  m)  unb  be8  91iefen  (2366  m).  Sie  ©ruppe  be8 
ginttcraarhontd  bilbet  einftaitptjiel  alpiner  Souriftif. 

SHtcnre  Äeno.-Scepton,  & Sufi.,  VL  Sb. 


ginflerroalbe.  593 

$er  erfte  Seifenbe,  ber  bett  ©ipfel  be8ginf(eraarhont8 
beflieg.  War  Sulger  au8  Safel  (1842).  über  bie  8c* 
fteigung  ber  übrigen  ©ipfel  f.  bie  bctrejfenben  Srtifcl. 
1719  würbe  am  Jinfenftod  (hart  am  ilautcraarglet» 
fcher)  ein  gunb  Bon  mehreren  taufenb  3«ntnem  Sri* 
ftüütn  aemadht  (mehrere  Spentplare  zu  4 — 6,  etu8 
Bon  8 alt-)-  Sfll-  91.  9ioth,  ©lelfcherfahrten  in  ben 
©enter  911pen  (©erl.  1861);  ®.  Stüber,  Über  Ei8 
unb  Schnee,  8b.  1 (2.  9IufI.,  8em  1896). 

ginfterberg,  ein  943  m hoher  ©erg  besihüringer 
SSalbeS,  fübtidj  uont  Schnccfopf,  zwilchen  Suhl  unb 
Ilmenau,  mit  einem  8irfchhau8  unb  fchöner91u8ruht- 
ginfterc  Stommer,  (oBiel  wie  Camera  obscura. 
ginfterfing,  foBiel  wie  Cbffurattl  (f.  Obffuran- 
Ii8mu8). 

ginftcrlorft,  einel70  m lange Ipöhle  im  Württem- 
berg. 3agftfrei8,  Oberamt  ©müttb,  am  (üblichen  Sb* 
hang  be8  91ofenfteinberg8 ; barin  Biel  ©ergtnilch. 

ginftermetten  (lat.  Tenbbrae),  in  ber  rbmifch* 
fotholifchen  ttitehe  bie  am  Ucittwod),  $onner8lag  unb 
greitng  ber  SVorWodit  (f.  b.)  nachmittags  Bon  4—  5 Uhr 
anticipando  abgebnltocen 'Pleiten,  bie  anBtclcnCrtcn 
burch  ben  ©ortrag  beS  SRiferere  Bon©regorio9inegri 
berühmt  finb,  unb  bei  benen  Bott  ben  15  Cichtent,  bie 
Phramibenfbnntg  aufgeflecft  babei  breitnett  tuüffen, 
nach  iebem ©falm  eins auSgelöfcht  Wirb,  btSzuleplnur 
ein8  übrigbleibt,  ©on  bem  ©epolter,  ba8  früher  babei 

§ (macht  Würbe , um  ben  fiärm  anzubeulen , ben  bie 
iuben  oerurfadtten,  a!8  fte  3efunt  im  ©arten  auf- 
fudtten,  hießen  bie  g.  auch  ©umper-,  in  ber  3d)Wci ; 
Slumpei-,  in  lirol  Semmermetten. 

ginftcrmüit},  ©oft  in  Sirol,  ©ezirfeh-  SSanbecf, 
eine  gelfcncngc,  burch  bie  ber  3nn  au8  ©raubünben 
nach  iirol  eintritt  unb  bte  1855  Boüenbete  Strafte 
auS  bem  ©intfehgau  unb  ©ngabin  nach  Sanbecf  mit 
breilunnelS  führt,  1137 m hoch,  mit^otel  (Ipodpg., 
barunter  St  t-g.,  991  m,  an  ber  alten  Strafte).  2 km 
(üblich  ba8  1840  errichtete  gort  91auber8  (1300  m). 
Um  ben  ©a(t  Würbe  im  'Plcirj  1799  zwifdjen  gran- 
Zofen  unb  Ofterreichem  getämpft. 

ginfterniffe,  tpimmclSerfcheinungen,  hei  betten 
einem  ^immeldfdrper  burch  baS  3®ii4entreten  eines 
anbern  ba8  Sonnenlicht  ganz  ober  tcilweife  entzogen 
Wirb.  'Won  unterfcheibet  Sonneiiftnftei  niffe,  bei 
benen  ba8  Sicht  ber  Sonne  burch  bett  (Wieben  Sonne 
unb  Srbe  tretenben  9Ronb  einem  Seit  ber  Srbe  ent- 
zogen wirb;  9Ronbftnflerniffe,  bei  beiten  bie  Srbe 
ZWijchen  Sonne  unb  SRonb  tritt  unb  legieret  burd) 
ben  Schatten  ber  Srbe  ganz  ober  teilweiie  uerbunfelt 
wirb;  enblich  ©erfinft ertragen  bet  Srabanten  beS 
Ward,  3upiter,  Saturn,  Uranu8, 91cptun,  Bott  benen 
befonberS  bie  ber  3ut>ttertrobanten  Bon  Süichtigfeit 
finb ; au8  ihnen  hat  Olaf  (Router  (f.  b.)  zuerft  bie 
©efehwittbinfeit  be8  2ichte8  beftimnit.  3.  Sonnen- 
finjtemiS,  äjlonbfinftemiS,  3upiter.  Sgt.  Oppolzer, 
Sianon  bet  g.  (SSien  1887) ; © i n 3 e I,  Spezieller  St anott 
ber  Sonnen-  unb  SKonbfittftemiffe  (©erl.  1899). 

ginftcrtoalbt.  Stabt  im  preuß.  Slegbez-  granf- 
furt,  Shei8  i'uefau,  ßnotenpunft  ber  StaatSbabntinie 
fialle-Stottbud  unb  ber  (Siienbatjn  3(<h'p(au-g.,  hat 
eine  ebang.  SVirche,  tedhtoß,  Sleatfchule,  Slettung8hau8, 
91mt8gericht,  Sfeichäbanfnebenftelle,  Sud)',  3igarren-, 
Spielwaren*,  Schrauben-,  2uju3tnöbel • , Ofen-, 
ffiummitoaren-  unb  Seifenfabrifattan,  SRaichittenbmt 
unb  a»O0)  10,726  meift  eBang.  ©mwohner.  3 11  ber  Um  ■ 
gegenb  Biele  ©raunfohlengruben  mit  ©rifettfabrifa  * 
tion,  ©lasbütten  unb  3iegeleictt.  Sie  Stabt,  zuerit 
1288  erwähnt,  gehörte  fett  1635  zu  £htrfad)jett  unb 
tarn  1815  an  ©reußen. 


88 


594 


g-inftingen  — gioriHo. 


g in  ft  in  f|  nt  (f  rnnj.  8 #n  ( t r a n g f),  Stobt  im  beut» 
fctjfn  Bc)trf  SJotbringen,  Strei#  Saarburg.  an  ber  Saar 
imb  ber  Gifenbafinlinie  Snarburej  - Saargemilnb, 
fiat  eine  cnangelifdic  imb  eine  fatfi.  SVirebe,  Sfinagogc, 
Vlmt#gcrid)t,  Cberfbrfierei,  ©erberei  unb  (1900)  1057 
Ginm.  g.  war  bi#  ju  Gute  be#  15.  3afirfi.  Jiaufitort 
einer  $errfd)nft  ber  ®rafen  uon  Saarwevben,  bie 
1665  an  Jüotfiringen  fiel.  3n  g.  lebte  uon  1635 — 
1642  alä  flmtntann  ber  Satiriler  SWoftfieroftfi. 

gmte  (gintftoft,  ital.  finta,  franj.  feinte),  in  ber 
gcefitfunft  (j.b.)  eincJäufcfiiingbejiucttenbeyinnriffS- 
bewegung  (»gl.  SIppcI!) ; fonft  fouiel  tote  Jhmftgriff , 
Vliisiinefit,  Siige. 
ginte,  giftfi,  f.  WIfe. 

gintfien,  Xorf  in  ber  fieff.  $roöin;  Slfieinficffen, 
Shci#  SRain),  an  ber  Gijenbafjn  3Kain|-g.,  fiat  eine 
fatfi.  Sircfic,  glaftfienfiiilfen«  unb  ftajefabrifation, 
Bierbrauerei  unb  awx»  2829  GinW. 

Fionia,  lat.  Slame  für  günen  (f.  b.). 
giora,  f.  gliielen. 

giorauäiiti,  Balentino,  Äomponift,  gefi.  11. 
Scpt.  1769  in  Slom,  geft.  16.  (Juni  1837  auf  einer 
IKcife  in  (Japan , macfite  feint  mufifalifcficn  Stubicn 
leilö  fiier  unter  3annacconi , teils  ju  Sicapel  unter ; 
unb  neben  ßimarofa,  Hiaeficno  unböunliclmi,  würbe 
um  1800  3ntenbant  be#  Xfieater#  ju  Siffafion,  ging 
1807  nacfi^ariS,  fpfitcr  »on  ba  nndi  Sicapel  unb  Warb 
1816  »am  Sßapft  jum  S’apetlmeifter  »on  St.  Bieter 
ernannt.  Sen  feinen  jafilreiefien  fomifefien  Opern  war 
»Le  cantatrici  villane«  (»Xie  ®orffSngerinnen«) 
audj  ein  lange  beliebtes  fRcpcrtoireftüd  ber  beutfefien 
©ühnen.  3n  feinen  fpnlern  Qafiren  fefirieb  er  nur  für 
bie  Slirefic. — Sind)  fein  Sofin  S i n c c n < o,  gefi.  6.  VIpril 
1799  in  Slom.  geft.  28.  SJlnvj  1877  m Sicapel , War 
ein  beliebter  ffomponift  fomififier  Opem. 

giorc,  HaSquale,  ital.  3JeefitSgclcfirter,  geb. 
8.  Vlpril  1837  in  Xerli))i  (^robinjSari),  Würbe  1861 
Hrofeffor  ber  Ißfiiloiopbie  am  Sfijeum  311  Grcmona, 
1863  Hrofeffor  bei  internationalen  SRcefilS  inllrbino, 
1865  in  l)5ifa,  1876  in  Xurin,  1881  in  Sieapcl.  Seine 
Smuptwerfefmb:  »Nuovodirittointernazionnlepub- 
blico.  (SJloil.  1865,  in  2.  'Auflage  als  »Trattato  di 
diritto  internazionale  pnbblico«,  Xur.  1879—  84, 
3.  Vlufl.  1887—91,  3 Bbe.);  »Effetti  internazionali 
dolle  sontenze  e degli  atti«  (Hifn  1875 — 77,28be.); 
»Diritto  internazionale  privato«  (glor.  1869;  8. 
?IufI.  in  9 Bbn.,  Xur.  1 888 ff .) ; »DcUc  disposizioni 
generali  eulla  pubblicazione,  interpretazione  ed 
applioazione  delle  leggi«  (Slcnp.  1886  ff.,  2 Bbe.); 
»11  iliritto  intcrnazionale  codificato«  (8.  Vlufl.,  Sur. 
1900).  ®ie  Xficorien  giorc#  über  baä  Grbfolgcreefit 
finben  fnfi  in  feiner  Sdirift  über  ben  grietfitftfi»rnma> 
midien  Sfonflift  (Slom  1894).  Seine  feauptwerfe  finb 
mefirfad)  ins  gran|Bfifcfie  (»01t  Hrabier  gobtfrf,  VI  n- 
t oine,  fffinftien)  unb  »on  ©areia  SRoreno  in#  Spaniicfie 
fiberfefet  Worben;  nur  in  fpanifefier  Sprache,  au# 
giorc#  §>anbf<firift  »on  Vlguil.  bc  Sa)  iiberje^t,  er« 
ftfiien : »De  la  irretroactividad  e interpretacion  de 
las  leyes«  (SJlabr.  1892). 

giorc  bclla  SlePC,  Hfeubonfim,  f.  üogfiem. 
giorclli,  ©iufeppe,  ital. ?trcfiäolog,  geb.8  3uni 
1823  in  Sicapel,  geft.  bafclbft  29.  San.  1896,  Würbe 
1845  mit  ber  fieitung  ber  WuSgrabungen  in  Born- 
peji  betraut,  1849wcgcnpolitifdierSejtrebnngcnbicfe# 
Vlmte#  entfefet,  erfiiclt  e#  1860  »on  ber  neuen  italie» 
nifebenSlegierung  jurüd  unb  Würbe  jugleicfi^Jrofcffor 
ber  Vlrefiaologic  an  ber  Uniucrfität  jtt  Sleapel,  1862 
aud)  Xircltor  be#  bärtigen  Slationalmufemu#,  legtejo« 
bod)  1864  feine  Srofcfjur  nieber.  1875  nmrbe  er  ©ene- 


ralbireftor  ber  italicnifefien  SRufeen  unb  9Iu#grabun« 
gen  31t  Slom  unb  1881  ©encralbireftor  berVUtertümer 
unb  (ebenen  Sünfte.  Hon  feinen  Scfiriftenfinbsunen. 
nen:  »Inscriptiomun  Osoarnm  apograplia«  (Sleap. 
1855);  »Pompeianarum  antiqoitatnm  historia*  (baf. 
1860—64,  3®be.);  »Eapporto  solle  scoverte  fatte 
in  Italia  dal  1846  al  1866«  (baf.  1867);  »Gli  scavi 
di  Pompei  dal  1861  al  1872«  (baf.  1873);  »Deseri- 
zione  di  Pompei«  (baf.  1875);  »Guida  di  Pompei« 
(Slom  1877);  »Docnmenti  inediti  per  servire  alla 
storia  dei  musei  d'Italia«  (glor.  1878  ff.).  Vlufter- 
beni  »crSffentlicfite  et  ben  »Catalogo  del  SInseo  di 
Napoli«,  ba#  »Giornale  degli  scavi  di  Pompei« 
(Slcap.  1850  — 51;  1861—65;  1868—77)  unb  »icle 
Vlrtifcl  in  ädtMw'ftft  unb  Sammelwerfen . fo  bie 
fortlaufenben  »Notizie  degli  scavi  di  anticliitt«  in 
ben  »Atti  dcll'Academia  dei  Lincei«. 

giorentino,  1)  Hier  Vlngelo,  ital.  unb  fran). 
SefiriftfleOer,  geb.  1806  in  Slcapel,  geft.  31.  ®lai  1864 
in  Hari#,  mnefite  fid)  merft  burifi  einige  SloOeden, 
ba#  ©ebitfit  »Sergianni  Caracciolo  «unb  bie  Xrcmen : 
»La  Fornarina«  unb  »II  medico  di  Parma«  (1845) 
einen  Slamen.  1835  toanbte  er  fttfi  naifi  Hariä,  wo 
er  SJlitarbeiter  an  ben  Sf omnnen  Vllep.  $uma#'  würbe 
unb  fidj  autfi  joumalifKfefi  betätigte.  Seme  fdiarfen 
SVritifen  logen  ifim  »telfaefi  Wnfcitibungen  311.  SBert« 
»ott  ift  feine  fran)öfifc6e  Überfefiung  »on  Xante# 
»Divina  Commedia«,  ©efammelte  geuilleton#  »on 
ifim  erftfiienen  unter  bein  Xitel : »Comfidies  et  com#- 
diens«  (Har.  1867,  2 ®be.)  uttb  »Les  grands  gui- 
gnols«  (1870-72,  2 ®be.). 

2)gronce#co,  ital.  Hfiiiofopfi,  gefi.  l.SSai  1834 
3U  Sambiate  bei  SHcaftro  in  fialabricn,  geft.  22.  Xe). 
1884  in  Sicapel,  war  urfprflnglid)  für  ben  geiftlidjen 
Sianb  beftimmt,  wanbte  fttfi  aber  natfi  ber  Se»oIu« 
tion  »on  1860  bem  Stubium  ber  Hfiüofopfiie  in  Slea« 
pel  )u , wo  er  in  ber  Sefiule  Spaoenta#  (f.  b.)  )um 
Stubium  berXeutfcfien,  naiueutlitfi  lieget#,  angclcitet 
Würbe,  beffcii  Sefire  er  in  mobifijiertcr  ®eife  pertrat, 
inbem  er  in  feinen  fpätem  Safiren  fte  mit  ben  Gr- 
gebniffen  neuerer  SBiffenftfiaft  )u  pereinigen  ftrebte. 
Gr  lefirte  bann  Hfiüofopfiie  am  Sltjjeum  311  Spoleto, 
bann  an  benUniPcrfttäten  «uHoIomta,  Sleapel,  Htl’a. 
tulept  toicber  in  Sicapel.  Gr  fdjrieb  anfeer  mefireren 
ilefirbiiificm  (»Lezioni  di  filosofia«,  11.  Stuft.  1887; 
»Manuale  di  storia  della  filosofia«,  2.  Vlufl.  1887): 
»Pietro  Poraponazzi«  (glor.  1868);  »Bernardino 
Tclcsio«  (baf.  1872  — 74,  2 8be.);  »La  filosofia 
contemporanea  in  Italia«  (Sleap.  1876);  »Andrea 
Cesalpino«  (glor.  1879)  u.a.  Hlucfi  gab  er  ©iorbano 
Bruno#  »Opera  latina«  (Sleap.  1880—91,  2 öbe.  in 
3 Xln.)  ficrau#.  Gine  3eitlang  war  er  SRitgüeb  be# 
italienifwen  Hnrlamenl#. 

giorcnjuola  b’SIrba,  Streibfiauptftabt  in  ber 
ital.HrouüijHinccn  ja,  am  VIrba  (Ijuflufe  bc#  Ho)  unb 
an  ber  Gifenbabn  Hiacenja-Hologna,  bat  eine  Stolle 
giattirdje,  ein  alle#  Seblofe,  tedmijefie  Sdjule,  fianf- 
unb  Scinban  unb  asoi)  ca.  3700  (al#  ©emeinbt 
7700)  Ginw.  4>ier  fttglen  923  bie  ©urgunber  unter 
Sluboif  II.  über  ©erengar. 

gioritfo,  1)  3ofinnn  Xominif,  SKaler  unb 
Runftfebriftfteller,  geb.  13.  Oft.  1748  in  Hamburg, 
geft.  10.  Scpt  1821  in  ©Bltingen,  Wibmete  fufi  auf 
ber  Slfabemie  )u  ©afireutb  unb  feit  1781  in  Slom  unb 
Bologna  al#  Slnfiänger  ber  Stfiule  Batloni#  bcrHla* 
lerei,  wanbte  fub  aber  fpiiter  ber  flunftqefefiiefite  311. 
Slaeb  feiner  Slüelfebr  au#  gtnlien  würbe  er  1781 
•feicbcnlefirer  in  ©öttingen  unb  1799  Hrofeffor  ber 
Hfiilofopfiie  an  ber  Uniuerfüfit.  Gr  fd)rieb  unter  an- 


595 


gioriitgraS 

bem:  *05cfcf)i(f)tf  bcr  jeicfinenben  Rilnfie  Bon  tyrer 
©ieberauflebung  bis  in  bieneueflcn3citen«  (ffiötltng. 
1798  — 1808,  5 SJbe.) ; »®cfd)id)te  bcr  jcidjnmbcn 
ftünfte  in  Scutjdjlanb  unb  ben  bereinigten  Bieber« 
lanben«  (hannoB.  1815—20,  4 Bbc.). 

2)  gcberigo,  Btolinfpieler  unb  Äontponifl,  geb. 
1753  in  Braunfcf)meig  alb  Sohn  beb  bortigen  RapcU« 
n cifterb  unb  Dpemfomponiften  3gnajio  g.  (gcb. 
11.  'Kai  1715  in  Beapel,  geit.  int  Juni  1787  in  geijj' 
lur),  war  1783  -böäapellmeijier  inStiga,  ging  bann 
n ad)  Bari«  unb  1788  nad)  fionbon,  wo  er  1794  junt 
Icjtenmat  öffentlich  auftrat.  1823  tauchte  er  nod)  ein- 
mal in  Bari«  auf,  aber  alb  ftranter,  um  fiel)  hart 
einer  Operation  gi  untergeben.  Crt  unb  3eit  [eines 
Sobeb  ftttb  unbefamtL  Bon  feinen  jal)lretd)en  Bio» 
huf ompofttionen , Stjmpbonicn,  Äantmerntufifen  :c. 
haben  fid)  nur  feine  febr  wcrtoollen  Biolinetüben 
(neu  beraubgegeben  oon  gerb.  Xaoib)  erbalten. 
giorütgraS,  f.  Agrostis. 
giorint,  SRntteo,  ital.  ©cograpb,  gcb.  14.  Bug. 
1827  in  gelijjaro  (Broo.  Bleffanbria),  geft.  15.  3an. 
1901  in  Bologna,  würbe  1848  ©afferbauingenicur, 
War  aber  gleidbjeitig  Brtbaibojent  für  matl;cmatifd)e 
Biffm[d)aften  an  ber  Xurincr  Unioerjttöt  unb  fam 
1860  alb  Brofeffor  ber  ©eobätif  nad)  Bologna.  Wo 
ei  bib  ju  feinem  Xobe  blieb.  Seine  hauptwerle  finb ; 
»Le  projezioni  delle  carte  geografichc«  (Bologna 
1881),  nod)  beule  em  hauptnxrt  in  biefem  ©iffenb» 
Weine;  »Le  sfere  cosmografiche  e specialmente 
e Biere  terreatri«  (Born  1894;  in  freier  beutfdber 
Bearbeitung  Bon  S.  ©ilntljer:  »Srb»  unb  hiniuielb» 
globen,  ihre  ©cfdjidjle  unb  ftenfiruftion«,  fieipj. 
1895);  »Sfere  terestri  e celesti  di  autore  italiano 
oppure  fatte  o conservate  in  Italia«  (9iom  1899). 

giortno,  eine  nad)  geraumer  BHetnberrfd)aft  beb 
Sitberb  in  Cberitalien  ;uerft  1252  in  glorem  geprägte 
Biiinje  aub  feinem  ©olb  mit  ber  2ilie  unb  ber  3n< 
fdjrift:  »Florentia«  auf  einer,  bem  Bilbe  3obannib 
beb  Xnuferb  auf  ber  anbem  Seite,  Warb  Bon  Bielen 
Staaten  nad)geabmt(f.  Xafel  »ÜÜinjen  III*,  gig.  12). 
3n  3lom  (F.  d’oro)  bib  1455  gattj  fein  = 9,s5  SRI. 
aubgcmünjt,  jwifdjenbcr  Bologuino  d’oro,  Ducato 
d om  ober  Zecchino  benannt,  bebeutete  er  jugleid) 
bie  Sira  Silber  Bon  20  Solbi.  9iad)  bem  Rontorbat 
ber  fombarbifeben  Stäbte  War  bcrF.  d’oro  (anfangs 
Ambrosino  d’oro)  1254—1447  ==  3,st»  g ©olb  unb 
biente  ebenfalls  jum  ©ertmeffer  ber  fid)  Bcr(d)Ied)» 
ternben  Silbermiinjcn.  3n  neuerer  3eit  War  ber  g. 
tobfanifdjc  fReebnungbeinbeit  = 100  Ouattrini  unb 
Würbe  1826  — 50  in  "At  feinem  Silber  140fflrana 
fdiwer  geprägt  = 1,ims  SRI.  ber  Xalerluäbrung. 
giorit,  ©literal,  f.  Riefelfinter. 
gioriturcti  (ital.,  »Blüten»),  f.  Berjienmgen. 
girätt,  oonBebuinen  bewohnte  Cafe  auf  ber. halb- 
bifel  Sinai,  am  Korbfuf)  beb  Serbal  (f.  b.),  am  fletb 
Baffer  fiibrcnben  Sabi  g.,  ber  baS  ganje  Xal  in 
einen  blübcnbeit  ©arten  Berloanbelt.  Sie  War  in 
frübefter  3eit  Bon  flmalelitera  bewohnt,  bie  Bon  ben 
3braeliten  unter  SRofeb  beftegt  würben ; Ccpfiub  Ber» 
legt  hierher  SRapbibim,  wo  SRofeb  Baffer  mtb  bem 
gelfcn  fd)lug;  anbre  fu<ben  eb  Weftlid)er.  Seil  bem 
2.  3abrb-  ftanb  hier  bie  Stabt  Bbaron.  einBifdjofb» 
fip  unb  IRittclpimft  beb  ffiöttdjb»  unb  Bnacboreten» 
leben«  auf  ber  Sinaibalbinfel.  Bon  bieferReit  jeugen 
biejablreieben  SRuinen  Bon  Rirrfjcn  unb  Stiftern. 

girrt  b,  l)tbeoborBon,  alb  Schrift  jleller  befannt 
unter  bem  31amen  3d)fbo  gerroti,  gcb.  7.  Bpril 
1812  ju  Snlwen  in  Rurlanb,  geft.  25.  Ctt.  1872  in 
Xrcbben,  war  alb  3ngenieurof[tger  im  Brüden»  unb 


— girbofi. 

Gifettbabnbnu  bib  1859  in  Sübrufilanb  tätig,  ©ine 
grudjt  bcr  hierbei  gemaebten  Stubien  war  bab  ©erf 
»Lcttrcs  sur  lea  chemins  de  fer enBoaaic»  (2.  Plufl., 
Bert.  1858;  beutjd),  ®rebb.  1858).  Bib  SebrifljieUer 
würbe  er  nt  weitern  Steifen  befannt  bureb  feine  »Stü- 
des sur  1'avenir  de  la  Russie«  (Berl.  1858  ff.), 
non  benen  ittbbef.  ber  erfte  leil:  »La  libbration  eles 
paystins«  (4. Buff.,  bnf.  1859),  bann  ber  neunte:  »Le 
nihilisme«  (baf.  1867),  in  bei  er  ben  ruffijeben  Unter» 
ritblbininifler  ©olowin  alb  beit  »Batcr  beb  KibiliS» 
ntub»  bejeidjnete.  Buffeben  erregten.  6r  lebte  bann 
alb  bipIotttalifdjer^anbelbagentSiuBlanbbiiiBrüffcl, 
mujjte  aber  1863  infolge  feiner  Brofd)ürc:  »Lettre 
d un  patriote  polonais  au  gouvernement  national 
de  la  Pologne«  Oöerl.  1863),  m ber  er  bie  gegen  Bo» 
len  angewoiibte  ißultttf  angriff^  feinen  Bb)djteb  neb» 
tuen.  Bon  feinen  jablreitben  Schriften  nennen  wir 
noch : »Le  patrimoiue  du  peuplc»  (Berl.  1 868),  worin 
er  bie  Bttfbebung  beb  ©emeinbeeigcntumS  norfeblug; 
»Lettrus  sur  l’instruction  populaire  en  Russie* 
(Seipj.  1869)  unb  »Xte  internationale  Brbeiterbewe* 
gung»  (Berl.  1872). 

2)  Brtur,  greiberr  bon,  Statiftifcr  unb 
SRililärfcbriftfletler,  geb.  13.  gebr.  1838  in  Brcblau, 
geft.  im  3uli  1900  in  Berlin,  würbe  1857  Offijier, 
nahm  an  ben  Stampfen  1866  unb  1870/7 1 teil  unb  trat, 
nad)bctti  er  1871  feinen  Bbfd)ieb  genommen,  1873  in 
bab  fönigiid)  prcußi[d)c  Statiftijdjc  Bureau  ju  Ber» 
Ihr  ein,  würbe  1875  ju  beffen  ©itglieb  entannt  unb 
erhielt  1893  ben  Xitel  eines  ffiebetmen  (Regierung«» 
rateb.  91o<b  alb  Offijier  batte  er  au«gcbcbnte  Stu« 
bienreifen  unternommen  in  faft  alle  CättberSuropab, 
nach  'Hgtjpten,  Xuneften,  JJubien  tc.  Bon  feinen 
Schriften  nennen  Wir;  »»Die  Berteibigung  Don  IRep 
itn  3-  1870,  nebft  einer  Überficbt  bcr  Cpcrationen 
ber  franjöfifcf}cn  Ktjetnanitcc«  (Berl.  1872;  2.  BufL, 
£eipj.  1893) ; »Xie  militärifebe  Cciftungbfäbigfcit  ber 
europaifdjen  Staaten«  (baf.  1873);  »gelbmarfcbaH 
©raf  SSollfe  unb  ber  prettfitfebe  ©eneralftab«  (Berl. 
1879,  2.  BufL  1887);  »Ägypten  1894«  (baf.  1895 
bib  1896,  2 Bbe.);  »BcDölteningblebrc  unb  Bcbölfe» 
rungbpolitif«  (Seipj.  1898).  BujjerbciiiuerBffetttliibte 
er  »ablrcidje  Heinere  militär»  unb  beBblferungbitati» 
ftifwe  Brbeiten,  namenllicb  tm  »Breujiifdicit  SBilitär» 
roodjenblatt«  unb  befonberb  in  ber  »3eiti<f)rift  beb 
föniglicb  prcujjifebcn  Siatifitfcbcn  Burcaub«. 

girbofi  (girbaufi,  bättfig  au^  girbufi  ge» 
icbrteben),  Bbu  "IRäfim,  ber  griifjtc  epifd)e  Xid)ter 
ber  Berfcr  unb  einer  ber  gröftten  ©pifer  aller  3eilen. 
eb.  um  935  im  ©ebicl  bott  Xub  in  ©borafan,  geft. 
afelbft  um  1020,  befcbäftigle  fid)  fd)on  früh  mit  bcr 
bicbterifcbeit  ©eftaltung  ber  epiftbett  XrabitioncnBer» 
ffettb  unb  bulbigle,  feine  legten  Ccbenbjabre  ausge- 
nommen, 3oroaftrifd)cn  Bnfdjauungen.  35  3at)re 
lang  arbeitete  er  an  feinem  berühmten  »Schabnftme« 
(»Sönigsbutb»),  bem  Bon  Xatifi  (f.  b.)  begonnenen 
nationalbiftorifdjcn  ©ebidjl  über  bie  iranifdje  iwoen» 
jeit  unb  bie  perfifeben  Röntge.  Sr  überreichte  biefeb 
999  juerft  einem  fatnanibifeben  ©roßen  unb  elf3abrc 
fpäter  in  Dolletibeter  ©eftalt  in  60,000  XoppelBerfen 
bem  Sultan  Xtfabmub  bon  ©babna.  Xa  er  beit  er- 
hofften pehiniären  Sohn  nicht  erhielt,  machte  er  feinem 
3om  in  einer  bittem  Satire  gegen  ben  Sultan  2uft 
unb  entfloh  erft  nath  Iperal,  bann  nach  Xaberiftan 
unb  fcbliefjlicb  nad)  bem  3raf  an  ben  £>of  berBufiben. 
hier  Berfafite  er  alb  hoher  Siebjiger  in  ca.  10,000 
Xwppclbcrfen  fein  geeite«  (rcligiöd-romantifdicb  unb 
fomit  Bom  »Scliahn&me«  Völlig  Berfdjiebeneb)  Spob: 
»3ujuf  unb  Salicba«,  m bem  er  mit  feiner  Bergan» 

38* 


596 


Fire-eater  — $irma. 

genßcit  brnd)  unb  fttf)  ganj  auf  benSobcnmoblemini*  bafelbft  auf  SJtmfcb  beb  bortigen  Iperrfeherb  36rabim 
fd)er  SrBmmigfeit  ftcüte.  SJJit  bem  Sultan  wieber  «bilidiälj  bie  Tlbfaffung  eine«  großen  UniDerfalmer* 
aubgejöbnt,  lehrte  tr  furj  bor  feinem  Xobe  nad)  Xu«  fc«  über  inbiftbe  ©efcßidite,  bas  cc  1606  feinem  ©ön» 
pmid.  ©ernbe  bei  feiner  Seerbigmtg  füll  ein  reiches  ner  tuibmete.  Salb»T&rich-i-F.«(»EhnmifbeS3.*), 
©efeßenf  Bom  Sultan  angclangt  fein,  wofür  girboftb  halb  »Gulschen-i-Ibrähimi«,  halb  autb  (in  einer  Sie» 
Xocfjter  eine  Bon  ihrem  Skater  geplante  SBafferanlage  jenfion  Bon  1609)  »Nauresnimc«  betitelt,  enthält  eb 
gebaut  hoben  foH  (Bgl.  feilte«  »Stomancero«).  $äb  in  ittötf  Sticßem  eine  anerfennenswert  unparteiifdie 
* Schuhu&me*  im  Driginaltejt  gaben  heraus : Xurner  Wefeßtcßte  (amtlicher  moßammebanifeßen  Xßnaftien  in 
SKacan  (Kalhitta  1829, 4 Sbe. ; im  Orient  toieberholt ; 3nbien,  eingeleiict  burtß  furje  (Daten  über  bie  frühem 
lithographifd)  naeßgebrudt),  3“Ieb  fflfoßt  (mit  fran-  Könige  3nbienb,  bie  Bcrfdiiebenen  Ären  ber  Snnbu  ic. 
«öfifißcr  iiberfefung,  Sar.  1838—78  , 7 Sbe. ; Bgl.  $ab  Original  ift  lithographiert  erfthienen  Sombag 
ba;u  Jr.  Stidert  in  ber  »3eitf(hrift  ber  Xeutfcß'en  1831  (nathgebrudt  Satßnau  1864);  eine  engtiieße 
9J!orgcn(änbijcßen@efenfcßaft*,Sb.8u.lO;bieüber-  Überfefung  Beröffentlithte  3oßn  Sriggb:  »History 
feßung  ift  aud)  allein  erfeßienen,  Ißar.  1876—78,  7 of  tha  riso  of  the  Mahometlan  power  in  India« 
©be.i'unb  SuHcrS  (fortgeführt  Bon  Sanbauer,  Sei«  (Sonb.  1829,  4 Sbe.). 

beit  1877—  84,  bis  fegt  3 Sbe.).  Einen  flubjug  in  ffirfin  (ft*,  fjr.),  engl,  ©iermajj,  = 9,  für  Sie  in 
englifther  Sprache  Beröffentlithte  Stfinfon  (Sonb.  Worbamerita  unb  ben  brit.  Kolonien  = 8 ©allons ; 
1832;  neue  Subg.,  baf.  1892)  unb  3>mmem  (baf.  aueß  ©ewießt  für  Sutter,  ftäfe  unb  Seife  = 66,  für 
1882).  Xer  beutftpen  Stteratur  gewonnen  Würbe  baS  Weiche  Seife  = 64  ©funb  Avoirdupois. 
großartige  EpoS  burth  W.  3-  B.  ScßndS  Bortreffliche  ffitlc*  Säalter,  SKaler,  geb.  22.  Sug.  1859  in 
metrifthe  Überfeßungen  ber  berühmteren  ©artien  beb*  Sreslau,  War  anfangs  Kaufmann  unb  wibmete  fidj 
ielben,  bie  alb  »§elbeufagen  non  girbufl«  (3.  Sufi-,  erft  in  feinem  20.  Satire  ber  SRalerei  bei  Söffß  in 
Stuttg.  1877,  8 Sbe.;  neue  Subg.  1893)  erfeßienen,  äJiüncben.  9iacß  beenbigten  Stubien  unternahm  er 
unb  Bor  adern  burdtgr.  SRüdert,  »SirboRb  Königs*  eine  Steife  nad)  Italien  unb  nach  ipoüanb,  unb  nt 
buch*  (ßrbg.  bon  Säger,  Serl.  1890  — 95,  8 Sbe.,  leßtcvm  fanb  er  bab  SRotiB  ju  feinem  erftett  Silbe, 
unBoDftänbig).  Eine  i!alienifd)c  Überfeftung  gab  ber  SDJorgenanbaeßt  in  einem  Smfterbamer  Säaifen* 
Sijji  (Xuriii  1886  — 88  , 8 Sbe.).  girbofib  jWciteb  ßaub  (1885,  fpätcr  für  bie  Serliner  SKationalgalerie 
EpoS  ift  bis  jeßt  nur  litbograpfjicrl  im  Orient  er*  angelauft),  in  bem  er  jteß  alb  fcharfer  Beobachter 
idjicnen;  eine  frttifeße  Subgabe  bereitet  Etßi!  Bor;  me*  menfcßlicßer  ^^»jftognomien  aubmieb.  3n  ber  Se* 
trifth  überfeftt  hat  eb  Seßlccßta-Säffchrb  (»3uffuf  unb  leucfttung  unb  in  ber  loloriftifthen  Sarfteüung  fdüoß 
Suleicfta*,  itiien  1889).  Eine  Reiße  Itjrifcßer  Öebicßte  er  fteß  an  bie  naturaliftifcßen  Sreilidjtmaler  att,  über* 
Bon  3-  Beröffentlithte  Etßf  in  ben  St|)ungSbcrid)ten  traf  ihre  Srt  aber  in  ber  Sdtärfe  unb  Sabrbeit  ber 
ber  bahrifthett  Slabemie  (1872  unb  1873).  Eßarafteriftif  unb  in  ber  Seinbeit  unb  ftomftßeit  ber 

Fire-eater  (engl.,  Irr.  (atr.tcer,  »3euereffer«),  ein  3fl(tnung,  welthe  Sorjiige  Rti)  nod)  in  reiferer  Ent« 
leibenfdjaftlither,  übereilt  hanbelitber  SKenfch,  befott-  widelung  in  ber  Sonntagöfchule  (1886,  in  ber  91a* 
ber«  im  amerifanifeften  Siirgerlrieg  ©e.jridjming  für  tionalgalerie  ju  Subapeft),  im  Xrauerhaufc  (1889), 
gewiffe  hißige  giitircr  ber  fübftaatlidjen  ©olitil.  in  bem  3htluS  »Unfer  täglich  Brot  gib  unb  heute, 
3ircnfi  (türf.),  3ranfen,  Europäer.  Sein  SSiOe  gefchehe  unb  ©ergib  unb  unfre  Sdiulb* 

3ircn5c,  ital.  9iante  ber  Stabt  3l°renj  (1898, Stümpen,  neueSinalotheD,  in  bem  Xriptpchon 

3ircnguöla,  gledert  in  ber  ital.  ©roBinj  unb  bem  »$ie  heüige9iad|t«  (1897), in  »Staria  unb  bie  Enget* 
Kreis  Slorenj,  am  Santemo  unb  am  91orbabhang  (1899)  unb  bem  «Sefreupgu'nunb  bie3rauen«  (1W)1) 
beb  etrubfifdjen  Spettning,  hat  ffiineralguellcn  unb  jeigten.  Eine  befonbere  3ertigteit  entfaltet  er  in  ber 
cm»  ca.  1100  (alb  ©emeinbe  11,603)  Einw.  3-  SnbiBibualiftcrung  ber  Kinber.  Er  beft^t  bie  große 
Würbe  1332  Bon  ben  3iorentinem  angelegt.  golbene  SJtebaitle  ber  Serliner  unb  bie  erfte  'djtcoaitle 

3ir«njnöla,  Klgnolo  ober  Sngiolo,  eigentlich  ber  'Ulünchener  Kunftaubftellung. 
EirolamoEiooannini,  ital.  Sd)riftftctler,  geb.  $Krltfanj  (aubfranj.  virelai,  JReigenlieb;  mittel* 
28.  Sept.  1493  in  3torenj,  geft.  um  1546  in  ©räto,  hochbeut]'d)  rirlei,>2anj*),  ein  luftiger,  raidjer  Spring, 
ftubierte  in  Siena  unb  ©erugia  unb  begab  ftd)  bann  tanj  ber  Dorfbewohner (3 irlef  ei)  ; fpäter  ein  gebär* 
nach  Sont  an  ben  .fiof  Elemenb’  VII.  (Sine  3eitlang-  bennoHeb,  gedenhafteb,  albemcb  Xun  unb  Säefen ; 
9Rönch,  Würbe  er  fpäter  Bon  feintm  Selübbc  entbun*  baBon:  3>rlefanjerei  unb  f itlefanjen. 
ben.  Stad)  Clemens’  (tobe  lebte  er  in  ©rato.  Sir  $irIot  (ft>r.  tSrist),  frühere«  fchott.  Rntdjtmaß  = 
haben  Bon  ihm  eine  Snjahl  ©ebießte,  jWei  Suftfpiele,  86,ooe  Sit.,  auch  für  weißeb  Sali,  aber  abweidjenb  ;u 
gehn  StoBeHen  (in  ben  »Ragionamenti«),  eine  über*  31  fd)Ottifdjen  3IüffigleitS*SintS  = 52, sz«  S.  für 
tragungbeb »©olbcnenEielbtBontlpuleiubt^L’asino  ©erfte,  SWalj,  fjafer,  Kartoffeln  unb  Dbft. 
d'oro  di  A.  F.«,  Eittä  bi  Eafteüo  1901),  bie  > Discorai  {firm  (lat.),  fefi,  ftdjer;  geübt  in  etwab. 

ilelle  bellezze  dellc  donne«  unb  ben  bibaftifchen  {firma  (B.  ital.  firmare,  unterfdireiben;  ital.  Ba- 

Siontan  »Discorsi  degli  animali*,  tn  echt  florentmi*  gione,  Ditta,  franj.  Raison,  engl.  Firm,  (pan.  Firma 
fdjer  Sprache  unb  elegantem  Stil,  meift  aber  recht  comercial,  ßotlänb.  unb  portug.  Firma),  ber  9tame, 
jehmußig.  Mubgaben  feiner  Kerfe  erfchienen  fDtai*  unter  bem  ber  Kaufmann  im  .yanbel  feine  ©efchäfte 
lanb  1802  unb  glorenj  1848,  2 Sbe.;  bie  »Novelle*  betreibt  unb  bie  Unterfdjrift  abgibt  fowie  fingen  unb 
unb  »Discorsi«  1886;  »Prose  di  A.  F.«  gab  Serrari  Berflagt  Werben  fann.  Sie  Sorfchriften  über  bie  3- 
beraub  (baf.  1895).  finben  auf  Siinberfaufleute  (f.  Kaufmann)  feine  7t ir 

Fire-t«st  (engl. , ftc.  (atr.,  »Scuerprobe«),  bie  wenbung  (Ipanbelbaefeßbudh,  §4).  SIRan  unterfeßeibet 
Xcmperatur,  bei  ber  Erböl  entjünblicße  S)änipfe  ent*  Sacß-  ober  9teal  firma.  Wenn  jte  Bom  ©egenftanb 
Widelt ; f.  Erböl,  S.  26.  beb  Unternehmens  entlehnt  ift;  9i amen  • ober  Ser* 

3irifcßtc,  perf.©efchid)tfd)reiber,  mit  feinem  eigen t.  fonen  firma,  wenn  fte  burd)  ben  9tanten  beb  oberber 
ließen  Siamcn  SBtohammeb  Käfim  S>in b uf  cß äß,  ©eichnflsmhnber  gehilbet  ift;  Siquibntionbfirma. 
warb  um  1553  in  Sfirabab  geboren  unb  ftarb  nach  and)  StraljierungSfinna,  b.  h-  bie  5-  einer  in 
1623.  Er  lebte  feit  1589  in  Sibfeßapur  unb  begann  Siguibation  befhtblidjen  ^anbetbgefeüjcßaft.  ®ab  bie 


girmament  — firmieren.  597 

(jorrn  kr  3-  betrifft,  fo  ftel)t  baS  fcanbelSgefegbuch  (effr  bie  rontantifche  SragBbie  »fflotitbe  Sliontaloi« 
nufbemSrunbfagbergirmenWahrheit,  b-h-bie  (Bert.  1810),  bic  mehrfach  aufgeführt  würbe,  ©ne 
3.  inufi  beit  tatfn(f)licf)tn  Berhältniffen  entsprechen,  onbre  branuitif(f)e  Arbeit  ift  tat  fiuftfpiel  »Bad)  hun- 
inSbei.  ben  Jnffaber  beS  ©efdtäftS  bezeichnen.  Siefcr  bert  Jahren Bon  feinen  Siebern  unb  fonftigen  ffle- 
©runbfag  ift  aber  nur  binftchtlid)  ber  bei  her  erriet).  Dichten  in  hoebbeutfcber,  rnglcfdicr,  neugriedjifierunb 
tung  eines  ©efdjüft?  neugebilbeten  3-  ftreng  Durch-  anbem  Sprachen  ift  feint  Sammlung  cifdjienen. 
geführt.  AttberS  ift  tS  mit  berfogen.  abgeleiteten  Seit  1839  lebte®,  in  Berlin,  Wo  er  eine  Sammlung 
g.  Scehfctt  nämlich  ein  @eid)äft  ben  Inhaber,  fo  neugried)tfd)er  BolfSgcfänge  mit  Überfepung  (Bert, 
fann  ber  libernebmer  mitSuftimmung  beet  bisherigen  1840,  2.  Seit  1867)  bcrauSgab  unb  1860  jum  Sro- 
JnljaberS  ober  beffen  ©ben  bie  frühere  g.  mit  ober  feffor ernannt  nmrbe,  feit  1861  als  ©be  feines  DbeintS, 
ohne  Ufacbfotgejufaft  führen  (§  22).  tSbenfo  fann  eine  Des  SWillionärS  Sicbürji,  in  Köln,  feit  1868  in  Botel- 
SümbetSgefetlidjaft  bie  alte  g.  beibebatten,  nud)  Wenn  bant.  SaS  größte  Serbienft  erwarb  er  fttb  burd)  baS 
biefe  infolge  Sin-  unb  Austritts  oon  fflcfcllfcbaftem  Sationalwerf  »©ennanienS  Bölterftimmen.  Summ- 
nicht  mehr  ben  tatfäd)li<ben  Berhältniffen  entipricht.  lung  ber  beutfd)en  aSunbarten  in  Sichtungen,  Sagen, 
Ser  § 29  bcS  S>anbclSgcfef)bucbeS  legt  ben  Kaufleuten  SDlard)en,  BoltSliebem  tc.«  (Bert.  1843—66, 3 Bbe. ; 
bie  Bflitht  Jür  Anmelbung  unb  3eid)nung  ber  g.,  jur  'Jlacf)trng  1868). 

Anmelbung  aller  biefetbe  betreffenben  Anbetungen  girmenredtt,  f.  ginna. 

unb  bes  ErlöfchenSberg.bei  bemSegiftergerichtff.b.)  3irmcnrcgiftcr,  f.  girraa  unb  $anbeI8rcgifter. 

auf  (©runbfag  ber  Dffentlidjteit  ber  g.).  Um  girmentoabtbeit,  f.  ginna. 

BerWechfeluugen  Borjubeugen,  hat baS iianbelSgefeh«  3irmian,  l)2eopo!bAnton,©rafDon,  ©g- 
buch  benSrunbfaj)  ber  Au6fd)lief)li<bfeit  ber®.  bifchof  Bon  Satjburg,  geb.  27.3Kai  1679  auS  einem 
angenommen,  b.  !)■  iebe  g.  muff  fich  oon  allem  am  alten  Sirolcr  öefdjlecbt,  geft.  22.  Oft.  1744,  warb 
gleichen  Ort  bcfinblicben  bcutlid)  unterfcheiben  (§  30).  1718  Bifchof  BonfiaBant,  1724  Bon  Sedau  unb  1727 
Gbenfommig  aber  barf  bie  einmal  angenommene  ®.  gürfterjbifchof  Bon  Salzburg.  Sa  feine  Berfucbe, 
im  ©efebäftSBerfchr  loiltfürlich  geänbert  ober  für  ein  bie  Broteftnnten  im  ©gftift  Durch  Jefuiten  ju  befeh« 
©efehäft  eine  Doppelte  g.  geführt  werben  (fflntnbfaS  ren,  erfolglos  blieben,  oertrieb  er,  Bon  feinem  Kong- 
ber  © i n h e i t ber  g.).  ©egen  ben  unbefugten  ©ebraud)  1er  C£l)riftian  B.  9)ÜH  übe I beraten,  gegen  30,000  pro  ■ 
einer  3-  fdiiift  baS  ©efejt  burth  baS  Dem  SRegifter«  teftantifche  Salzburger,  beren  ©iiter  er  jum  Seit  ein- 
geritht  gegebene  OrbnungSftrafrecht(§ 37),  burch  eine  jog  (1731—32).  Sgl.  Ülrnolb,  Sie  Ausrottung 
Klage  auf  Unterlaffung  beS  weitern  ©ebrauchS  ber  beS  BroteflantiSmuS  in  Salzburg  unter  ©gbifcpof 
g.,  bet.  auf  üöfchung  berfelben,  burth  Bewährung  g.  (^»aHe  1900—1901,  2 Sie.), 
eine«  ÄdiabcnSorfafjnnfprucbeS  (Bürgerliches  ©ejeh-  2)  Kart  Jofepl),  ©raf  Bon, Staatsmann, Sfeffe 
bud),  §823 ff.;  ©efefj  zum  Schufte  ber  ©arenbezeid)-  beS  Borigen,  geb.  6.  Bug.  1716  zu  Seutfd)mcfc  in 
uungen,  § 14;  SBettbewerbgeieg,  §8);  bunh  bic'Biög«  Sirol,  geft.  20.  Juli  1782  in  SDtailanb,  erhielt  feine 
lichfeit,  eine  etnftmalige  Serfügung  gegen  ben  bie  g.  Bilbung  ju  CSrtljat , JnnSbncd,  Salzburg  unb  auf 
unbefugt  gührenben  ju  erwtrfen  (Cfioilprogeftorb-  ber  Unioeriität  fleiben,  fobann  auf  SReifen  tn  3ranf* 
nung,  § 035  ff.)  unb  enblieh  burth  eine  Klage  auf  geft-  reich  unb  jtalien.  9(ad)  3ranz’  I.  Shronbefteiaung 
ftellung  beS  Beftehens  ober  3fid)tbeftehenS  eines  gir-  lehrte  er  nach  Seutfcblanb  zurüd,  würbe  Bon  äKaria 
menDerhaltniffeS  (Jioilprogefiorbiuing,  § 256).  Sie  Sherefia  1753  als  ©efanbter  nach  9!eapel  unb  1756 
g.  erlifd)t  Durch  embauernben  SRiehtgebraueh.  — als  beoollmächtigter  ÜJfinifier  nach  ber  Sombarbei 
Jn  ß ft  erreich  gelten  bie  Beftimmungen  beS  aüge-  gefanbt,  wo  er  burd)  Befämpfung  beS  geiftlidjen  Sef. 
meinen  beutfdjen  JianbelÄgefe  jtbuches ; Ungarn  potiSmuS,  Siebung  ber  materiellen  CanbcSfultur  unb 
fdjliefit  fich  im  wcfentlichen  an  biefetben  an.  Bad)  3Brberuna  ber  Bhifenfchaft  unb  Künitc,  fo  als  ffiön* 
euglif^cm  9ied)t  bertftht  ginnenfreiheit;  nur  barf  ner  unb  greunb  SindelmannS  unb  ber  Bngelifa 
bie  Annahme  beS  BamenS  eines  anbern  nicht  arg-  Rauffmamt,  Srtichlung  Bon  Bibliothefcn  :c.  fegen o- 
liftig  gefchehen.  3n  granfreich  ift  eS  betn  ©nzel-  reich  mirftc.  g.  hinterlieft  eine  Bibliothef  Bon  40,000 
faufmann  Berboten,  einen  ihm  nicht  zuftehenben  9(a»  Banben  unb  (oftbare  Kunftfammlungen.  Sgl.  »Bi- 
rnen als  g.  zu  henuften ; Dagegen  barf  er  fich  alSBach-  bliotheca  Firmiana«  (SWail.  1783). 
folger  beS  frühem  ^Inhabers  bezeichnen,  eineunper-  3irmtcuS  ©latSrnuS,  Julius,  lat.  Schrift- 
fönliche  g.uitb  Den  3ufag  »unbtiie.«  führen.  Ähnlich  fteller  Des  4.  Jahr!)  n.  Ohr. , auS  Sgrafuä,  fchrieb 
muß  in  ber  Schwei  z ein  Kaufmann  fielet  feinen  3a>  als  ^eibe  335  eine  Sarftetlung  ber  9l|troIogie  (»Jla- 
miliennamen  als  g.  führen,  unb  nur  am  Schluffe  ber  theseos  libri  VIII«),  wichtig  für  ben  Aberglauben 
3-  ftnb  3ufüge  zur  nähern  Bezeichnung  ber  Berfon  ber  Seit  an  beit  ©influfe  ber  ©eftime  auf  bic  ntenfeh* 
ober  bcS  ©efchäfts  juläffis-  Sgl.  (lofad,  Cehrbuch  liehen  Schidiale  (hrSg.  oon  Sittl,  ficip;  1894,  unb 
beS  fcanbelSreehtS  (6.  Vlufl.,  Stuttg.  1903);  S.  018«  BonKroll-Sfutfch.baf  1897 ff.).  AIS ßhrift Berfoftte er 
häufen,  SaS  BerhältniS  bcS  illamcnSrcchtS  gum  347  bie  Schrift  »De  erroreprofannrumreligion  um«, 
ginuenrcd)t  (Serl.  1900).  eine  fanatifdje  Vlufforberung  an  bie  Kaifer  (lonftan- 

ginnameut  (lat),  bie  IpimmelSfcfte,  ber  fühlbare  tiuS  unb  KonftanS  zur  Ausrottung  bes  ^eibentumS 
tintmel,  ber  nad)  Der  Borftellung  ber  Alten  feft  (befte  AuSg.  Bon  $alm,  S?ien  1867). 

(firm)  war;  f.  Simmel.  ^firmieren  (ital.),  im  Bauten  ber  girma  zeichnen, 

fjirmamcntftcin,  fobiel  Wie  Opal  (f.  b.).  Ser  Inhaber  ber  gimta  zeichnet  biefe  ohne  weitem 

jjfirmdn  (türf.),  fooiel  wie  germän  (f.  b.).  3ufaf);  ebenfo  ber  BertragSbcrechtigte  ©efellfchaftet 

ffirmclnng,  f.  ginnung.  ber  offenm  unb  Äommanbitgefetlfchaft ; ber  Borflanb 

girntcnich  (g.«9iiehar§),  Johannes  2J!at>  einer  Afticngefellfchaft  ober  einer  eingetragenen  ©e- 
tljiaS,  ©enuamft  unb  Sichler,  geb.  5.  Juli  1808  in  noffenfehaft,  bie  ffiefchäftSfübrer  einer  ©efellfchaft  mit 
Köln,  geft.  10.  SRai  1889  in  Bcüsbain,  Berweilte  nach  befchränfter  Raffung,  bie  Sßroluriften,  Die  fcanbelS« 
Bollenbuttg  feiner  afabemifchen  Stubien  in  Bonn  unb  beoollmäehtigten  unb  bie  Siquibatoren  fügen  ber 
®iünchcn,  zwei  Jahre  inBont.  ging  Bon  Danach  3ranf»  ginna  ihre  'JiamcnSuuterfchrift  bei,  ber  Brofurift  mit 
teid)  unb  Belgien  unb  Beröffcntlichte  nach  feiner  9tüd»  einem  bie  Srotura  anbeutenben  (g.  B.  per  procura. 


598 


girmilian 

p.  p.  ober  p p a.  3-  ©■  Stiebet,  grip  ©onteburg),  ber 
SuinblunggbcBollmäiptigte  mit  einem  bas  Soümadtta» 
ocrpältnig  augbrüdenben  3ufap  ()■  S.  per  ©bemijtpe 
garbwerfe  Siebridi,  Otto  3tDartAtger) , bie  Siiquiba» 
toreit  unter  Segeitpitung  ber gimtn  ata2iquibationg» 
l'irma  (ipnnbelggcjcpbucp,  § 17 ff.,  51, 67  unb  223). 
Ata  i i r m i e r e n 6 c ©efeQfipafter  werben  bei  berKom» 
manbitgrfeUjtpaft  bie  pcrfonlid)  pnftenbcit  ©efeU» 
ftpafter  bejcidjnet,  ba  nur  fie  (nidjt  autp  bieSlomman- 
biliiten)  bie  gtrnta  jeiepneu  bilrfen  (f.  §anbeldge[eH« 
fdtniten). 

giruiiltati,  grietpiftp-orlpobojer  ©etropolit  bon 
Üfcplüb  in  ©afebonien  feit  ©ube  3uni  1902  (»gl. 
Bulgarien,  S.  589),  ein  Serbe  Bon  ©eburt,  ftarb 
20.  Sej.  1903  in  Sclgrtib. 

girtnin  Xibot,  35ibot. 

girmittp,  Stabt  im  franj.  Stepart.  2oire,  Arronb. 
St.  (Stiemte,  480  m ii.  ©.,  an  ber  Cnbaine,  Knoten» 
puntt  ber  2poner  Saptt,  mit  einer  ftpönen  neuen 
Kirdie,  einem  Stplofj  aug  betn  17.  3ttl)rp.  (fept  Berg. 
Werfgocrwattung),  Steinfoplengruben,  ©ifen»  unb 
Stabiwcrfcn  unb  ttsoi)  14,924  tSinw. 

irmität  (lat.),  geftigfeit,  estärfe,  Auäbauer. 
irmliug  unb  girmpatc,  f.  girmung. 
girmung  (girntelung,  Conürmatio,  Sigillum, 
Clirisma,  Unctio),  in  ber  roiuijdien  unb  grictpiftpeit 
Kirtpe  bag  jweite  Safrantent,  bttrd)  bas  ber  junge 
©prift  unter  ©ebet  unb  Salbung  Kräftigung  im  ©lau- 
beit  erlangen  foll.  31ur  äufierlitp  entfpriept  bem  in 
ber  proteftantifepen  Kirtpe  bieKonfirmation  (f.  b.). 
Sie  römiftp-ftüpolifcpe  Kirtpe  beruft  fiep  auf  Stellen 
ber  Bibel,  wie  Apojtelgeftp.  8,  14  — 17;  19,  1 — 8; 
,£>cbr.  8,  1—5;  2.  Kor.  1,  21.  22;  1.  3op.  2,  20.  27, 
unb  auf  bie  SJepre  ber  Biiter  fowie  auf  bie  Sefrete  ber 
Koitple  Bon  Spott  (1274)  unb  gieren}  (1439).  Sie 
grictpijtpen  Kirtpenieprer  berufen  fup  auf  Sut.  24, 
49 ; 2.  Kor.  1,21  unb  bie  Srabitiou.  3»  ber  alten 
Kirtpe  war  anfangs  bie  g.  mit  ber  Saufe  eng  Ber* 
bttnben;  fpäter  würbe  fie  alg  felbftänbiger  Slft  bc* 
panbelt  unb  ipr  infofern  eine  pöpere  Bebeutung  bei- 
gelegt, alS  bie  Saufe  Bon  ber  mebemfflciftlitpfcit  oott» 
jogen,  bie  g.  bagegen  bem  Biftpof  auoftplteßlicp  Bor» 
bepalten  würbe.  Sapcr  tarn  es,  baft  im  Vlbenblanb 
batb  bei  ©elegenpeit  biftpöflidjer  Sifttationg  reifen  ge» 
firmt  würbe.  Sie  grietpifdte  Kirtpe  läßt  Saufe  unb 
g.  (Salbung)  Born  Biftpof,  BreSbpter  unb  Siaton 
Berritpten.  Autp  pat  ftd)  pier  bie  urfprihtgütpe  Ber» 
binbung  ber  g.  mit  ber  Saufe  erpalten.  3n  ber 
falpoliftpeu  Kirtpe  ftpwanft  baS  gefeplitpc  ‘Alter  }Wi» 
ftpen  bem  7.  unb  13.  3apr.  Set  im  römiftpen  'Pott» 
tififale  Borgeftpricbene  9?iluS  beftept  barin,  bajt  bem 
girmling,  ber  fiep  geiftlidj,  autp  äufferlitp  burtp 
gaften,  taarabftpnetöcn  tc.  Borbereitet  paben  muff, 
unter  ©ebeten  Bott  betn  Bijtpof  Bor  bem  fcotpaltar 
bie  üjtinbe  auf  baS  iöaupt  gelegt  unb  bie  Stirn  mit 
heiligem  GpriSnta  (f.  b.)  in  gönn  eincg  JhcujeS  be» 
ftritpen  Wirb,  Wobei  ber  Biftpof  bie  Körte  fpritpt: 
»Signo  te  signo  crucia  et  confirmo  te  chrismate 
salutis  in  nomine  Paftris  et  Fiflii  et  Spiritusf 
Sancti.  Amen!«  Sarauf  gibt  er  bem  Weftrmtett  mit 
ben  Sorten:  »Pax  tecum«  einen  gelittben  Baden» 
ftrcitp,  um  ipn  an  3e|u  'Paffton  ju  erinnern  unb  auf 
bie  üeiben  um  beg  ©tauben«  willen  pin}uweifen.  Bei 
ber  g.  fmb  bie  Baten  ber  Kmber  jugegett  unb  werben 
aufserbem  eignegirmpaten  gewäplt.  3«  bergrie» 
epiftben  Kirtpe  werben  Stirn,  »lugen,  Safe,  Cpren 
unb  giipe  unter  Augfpretputtg  ber  gönnet:  »Sag 
Siegel  ber©«be  beg ^eiligen ©etfteg,  Amen!«  gefalbt. 
Sagegen  ift  bie  §attbauflegung  Weggefallen.  Beibe 


— giniis. 

Kirnen  enblitp  lepren.  baß  biefeg  Safrantent,  ata 
einen  Cbaracter  intlelebilis  (f.  b.)  gebenb.  unwie» 
berpolbar  ift.  Bgl.  ^eimbudjer,  Sie  heilige  g. 
(AuaSb.  1889). 

gfitn  (miitelpotpb.  virne),  fooiel  Wie  alt,  paupt» 
fätplitp  Borjäprig.  wirb  jept  fait  nur  notp  Born  Sem 
(f.  ginteWein),  ©etretbe  (girneforn,  Korn  Vorn 
oorigeit  3npr)  unb  ingboi.  Bon  betn  im  löotpgebirge 
feit  3äpren  angepäuften  Stpnee  gebrautpt,  ber  notp 
unb  itatp  immer  grobfömiger  Wirb  unb  fttp  jutept  ju 
©ietftpercig  Berbiiptet.  Stiper  ber  g.  (alg  SubftanltB, 
©cpr  japl : g i r n e , bei  StptHer : g i r n e n)  ober  g i r » 
tter  (in  Sirol  gerner)  ettt  mit  foltpem  Stpnee  unb 
©ig  beberfter  Berggipfel,  girttlinie,  bie  untere 
©ren}c  ber  jufammeupängenben  Stpneebetfe  bei  ben 
grojjett  ©lelftpertt  (f.  b.). 

girnblau,  f.  'Putcutblau. 

giritctucitt  (firnfiger  Sein),  abgelagerter 
Sein , ber  etwag  bunftere  garbe  unb  eigemümlttben 
(')cftpmad  (girnfe)  angenommen  pat.  Sei  füften 
Seinen  maept  fitp  }uweitcit  Spagniolgeftp  nt  ad 
bemerflitp,  ein  eigentiintlitpeg  Büfett,  bag  Bon  bet 
©belfäule  guter  3«prgängc  unb  bem  baburtp  erjeug» 
teit  Aroma  perrüprt.  giviteweine  laffen  fttp  lange  in 
biefetn  3uftanb  erpalten,  wenn  Bott  3«it  }u  3«>t  fop» 
lenfäurepaltiger,  geiftiger  Sein  pin}ugegeben  wir». 
Wobei  jebod)  bie  girnfe  norperrftpenb  bteiben  muff. 
3m  aewopnlitpen  Spracpgebraucp  nennt  man  girn 
autp  leben  altern,  rupig  geworbenen  Sein. 

gfirnie>,  eine  glüfftgfett,  bie  in  bünner  Stpitpt  ott 
ber  üuft  ftptteH  trodnet  unb  eine  glänjenbe,  meift 
burtpfttpliae,  parte  Sede  auf  ben  bannt  überzogenen 
ffleaenftänben  bilbet.  ©an  unterftpeibet  fette  gir» 
niffe,  aug  trothtenben  Ölen  bereitet,  fette  2ade 
(Cadblfitniffe),  Sbfungett  Bon  fparictt  in  biefen 
Oten,  Serpentin 51»  unb  alfopoliftpe  girniffe, 
Söflingen  Bon  Smrjen  in  Serpentine!  ober  Alfobol. 
Autp  ittper,  Kampferöl,  §ol}geift,  Aceton  tuerbett  ata 
2öfunggmittel  angewenbet.  Sie  fetten  gtmiffe  fmb 
Weiiauä  ant  bauerpafteften,  taiberftepen  ber  Sänne 
unb  geutptigfeit  am  beften,  troditctt  aber  am  lang» 
famften.  Stc  beftepen  aug  trotfnenbcu  Ölen  (befott» 
berg  2cin»  unb  SDfopnöl),  beren  giipigfeit,  an  ber 
2uft  unter  Aufnahme  Bon  coauerftoff  }U  trodnett, 
burtp  Bcpanbeln  mit  Bleiglälte,  Braun jtein,  bor» 
faurem  ©auganojpbul  ober  Blci}udcr  erpöpt  wor- 
ben ijt.  3ur‘Sarf'tellung  Bon  2etnölftrnig  (Öl» 
firntg)  fotpt  man  peKeg,  fall  geprejiteg  2einöl  unter 
Umrüpren  etwa  2 Stunbeu,  fügt  bann  3 pro}.  Biet- 
glätte  pin}u  unb  fotpt  notp  3 Stutiben.  Stellen!  (aber 
weniger  guten)  g.  erpält  man  burtp  länaereg  ©aje» 
rierett  Bott  2einöl  mit  Bteiefftg.  3ur  Sarfteduitg 
Bon  bleifreiem  2etnölfimig  bigeriert  man  2einöl  mit 
0,6«  ©ro}.  borfaurem  ©angattospbul  2 — 3 Sage  bei 
100°.  Sbenfo  wirb  2einöl  tn  fepr  pellen  g.  oerwnn» 
beit,  wenn  man  cS  im  geftploffenen  Keffcl  mit  über- 
piptem  Santpf  Bon  400—500"  crptjjt.  ©an  läßt  ben 
g.  mehrere  ©onate  lagern,  bleitpt  tptt  autp  in  einem 
mit  einer  ©laäplatte  bebedten  Bleifaften  in  10  cm 
boperStpitpl  burtp  Sonncnlitpt.  ©an  pat  ferner  burtp 
bag  Öl  fein  »»erteilte  erpipte  2uft  geleitet  ober  eg  mit 
Sauerftoff  ober  O}on  bcpanbclL  ©nett  fepr  »unfein 
2ad  jinii  2adieren  Bon2eber  (Blau lad)  erpält  man 
burtp  Kotpcn  bon  2einöl  mit  Berlinerblau,  big  e» 
bie  erforberlitpe  Konftften}  befipt  Sag  Berltncrblati 
wirb  hierbei  niipt  Beränbert  unb  fann  natp  bem  Ab» 
fepen  tmb  Augwaftpett  mit  Serpentinöl  oon  neuem 
benupt  werben.  — iMIadfirnijfe  finb  2öf  ungen  Bon 
Varjett  (Kopal,  Bemitein,  Samntarpar},  Pifppalt) 


ginuS&aum  — girft.  599 

m ©cinölfimiS.  3llt  Sarflettung  bei1  Stopalfir»  baren  Uniuerjnlfuntd  er()ält  man  ;.  59.  aud  4 Seilen 
niit'cs  (Slopailad)  wirb  ber Vtopal  gefdjmoipen,  am  Sanbarad),  2 Seilen  Maflip,  2 Seilen  Sfolopgonium, 
bcflcn  mit  überwintern  Sanipf,  wobei  alb  Seftittat  1 Seil  Stampfet  unb  24  Seilen  Alfogol  Bon  90  ©rop. 
Siopalöl  erhalten  wirb,  bad  toiebec  jum  2öfen»on  Sr.  Sieferg.  wirb  l)ärlcr,  wenn  man  bie  gälfte  bed 
Siopal  bient,  nnb  bann  mit  bent  erlabten  g.  gemifdjt.  Sanbaracgd  burtb  gcbleüglen  Sdjcllad  erfejjt  unb  bie 
Ser  fertig«  Satt  wirb  bureg  ©aumwolie  filtriert.  Scßt  Menge  beb  Stampfers  uerboppelt.  Sllfoijoltfdjcr  So* 
man  feineä  Slopalpuloer  an  einem  trodnen  Ort  ui  palfirnid  wirb  bureg  2Bfen  Bon  gcfdjmolpencni,  gepul* 
bünner  Sd)id)t  6 Socgen  ber  2uft  aud,  ergißt  cd  »erlern  unb  utitSanb  gemengtem  llopal  mftcbe'nbem, 
bann  mit  Serpentinöl  unb  fegt  jiebenb  Weißen  Sein»  fege  ftarfem  Alfogol  bärget  teilt,  Auf  Metall  Waften 
öliimid  pu,  fo  erl)ält  man  einen  Wetten  5-,  ber  für  bie  alfogolifcgen  gimiffe  )et)r  gut,  wenn  inan  igiicn 
alte  feinem  ©eaenftänbe,  aud)  in  ber  Malerei,  »er-  0,5  ©rop.  ©orfäure  pujeßt.  Senn  bie  ginüjfe  oölltg 
wenbbar  ift.  ©ernfteinfirttid  (öernfteinlad)  ttar  ftno,  tonnen  fie  mit  Anilinfarben  brillant  ge» 
wirb  äWntid)  wie  Ropatjirnid,  ber  bunlte  aud  ©cm-  färbt  werben.  Seingeiftfimiife  finb  am  wenigfteit 
fteinfotopWonium  bargeftettt;  einen  fegr  fegnett  trod»  bauetWaf t ; fie  trodnen  fegrrafd)  unb  geben  einenftart 
nenbeng.  crWStt  man  burd)  2öfcn  »Mt  roWem  ober  glanpenbenÜberpug,  Werben  aber  audgleiigtriffig  unb 
gcidnuol  jenem  ©ernftein  in  Egloroform.  Ser  billige  löfen  fid)  in  gönn  eines  weißen  ©ulocrd  ab,  wenn 
pjar  pf  irnid  (garplad)  ift  eine  SÜJjuitg  uon  gid)*  man  ignen  nietjt  burd)  TOaflij,  Elemi,  Serpentin  gin* 
tengarp  ober  ßotopgonüim  in  Weißem  Öemölfirnid  reidjenbe  3ägigfeit  gibt.  Sie  2öfung  ber  gurpe  bo» 
unb  bient  pu  grobem  Arbeiten,  p.  S.  pum  Sränlen  förbert  man  burd)  ©cimtfcgung  uon  grobem  ©lad» 
uon  Mauerwerf,  wcligeS  mit  Ölfarbe  geitridjen  wer*  puloer,  weltgcs  bie  fflilbung  fompatter  Mafien  »er* 
ben  fott.  ®leid)e  Seite  weißes  garp  uno  2einöl  geben  iiinbert  3ur  Störung  werben  bie  gimiffe  nad)  »ott* 
ben  ju  Anftrügen  auf  golp  gemißten  2einBlgarp»  ftanbigem  Abfeßen  burdW  einen  in  bengald  geftedten 
lad(garpbeipe).  Sie  garpölfirniffe  fmb  unter  ©aumwottbaufd)  filtriert,  aucW  tann  man  |tc  burd) 
AnWcnbung  uonSrodenmitteln  gergeftettte  Söfungen  Sigerieren  mit  frifd)  audgeglügterRnodfentogle  mcWr 
»on  .ff opal . ©emftein . ftotopgonium  ober  anbem  ober  weniger  entfärben,  Einen  in  Säger  lödtidjen 
gar  jen  in  idnoer  flüeWtigen  garpölen.  g.  ergält  man  aud  1 Seil  ©oraj  unb  5 Seilen  Sigel* 

3ur  ßtaffe  ber  Serpentinblfirniffe  gehört  lad.  Über  Acctontade  f.  3apon.  Sgl.  Sreupburg. 
ber  Snmmarfirnid,  ju  befjen  Sarftcltung  man  2egrbud)  ber  2adierfunft  ic.  (11.  Au(l.,  Seim.  1903); 
Sammargarp  in  todjenbem  Serpentinöl  löft.  ©idroei*  Sindler,  2ad»  unb  gimidfabrifati.ou  (3.  Auf!., 
len  Wirb  ber  g.  mit  2—3  ©rop.  Ceinöt  »erfeßt,  um  2eipp.  1876);Anbld,  Sie trodnenben öle :c.  (©raum 
ibn  weniger  fpröbe  pu  macWen,  wäßrenb  man  anher*  fdjweig  1882);  Serfetbe,  ©raftifdied  iKcpeptbucg  für 
ieitd  auch  Altobot  pufeßt  ober,  um  ben  g.  Wärter  unb  bie  getarnte  2ad*  unb  garbeninbufirie  (Sien  1904); 
wiberflanböfägiger  pu  maegen , jjciigmolpcncn  Siopal  Anbred,  $icgabrifationbcr2ade,girmne(5.Aufl., 
baritt  löft.  Ein  aus  Maftip,  Sanbarad)  unb  ftolo*  baf.  1901);  2oWmann,  gabrifation  ber  2ade  unb 
pWonium  bereiteter  Scrpcntinblfiraid,  ber  mit  Aloe,  gimiffe  (©erl.  1890).  — 3m  übertragenen  Sinn  ift 
Surfuma,  Sradjcitblut,  ®utti,  Orlean,  ©ilriitfäure,  g.  fooiel  wie  äußerer  3d)cm  ober  Anftrid),  ber  einen 
SanbetboU  ic.  gefärbt  wirb,  bitbet  ben  ® olbfirnid  öcgenftanb  bebeutenber  ober  gliinjenber.  atd  er  in 
(Solbladf,  ffiotbtadfirnid),  ber  auf  Metall  einen  ber  Sat  ift,  erfdjeinen  läßt 
glänjenben,  gotbgetben  Überzug  gibt.  Sold)er@otb-  girnidbamtt , f.  Khus. 
firnis  erWält  feWr  allgemein  erneu  3ufaß  »on  2einül*  girnidpapicr,mit2einbtfimü5getränIied©apKr, 
firaid,  ©cmfiein  unb  Äopallad  unb  gewinnt  baburdW  bient  pur  Anfertigung  »on  Saufen,  3d)abloneit  (für 
bebeutenb  an  galtbarfeiL  Ser  3fod)romfirnid  Stubenmaler) , aud)  atd  ©crbanbftoff. 
jumÜberjicWen»on®emälbenuub  tolerierten  Kupfer»  gfirnidftcin,  fegr  Wärter  unb  reiner  ©emftein  in 

fliegen  ift  eine  2iifung  »on  Maftip  unb  »enejianifd)em  Keinen  Stüden , bient  pur  günidfabrifation. 
Serpentin  in  Serpentinöl.  Sic  Serpcntinöif ir»  gimidfumad),  f.  Uhus, 

ttiffe  W<«ter(affen  bas  garp  in  weniger  fpröbem  3u*  giruidtud),  f.  Sadjdtud). 
ftattb  als  bie  Scingciftfimiffe,  ftc  werben  inbed  nteijt  girnlinic,  f.  gint. 
nur  in  3Jiifd)uiig  mit  fetten  gimiffen  (ald  2adfir»  girnfdjncc,  fooiel  wie  gtm  (f.  b.). 
nid.  Öllad,  fetter  2ad)  Wcnußt.  gäufig  wirb  in  giraft,  f.  girnewein. 

ben  gimiffen  bad  Serpentinöl  burd)  leidjlcd  Stein*  giroppnr  (geropepur),  gauptort  bed  glcidj* 
foWleutceröl  »om  fpep.  ®cw.  0,85  ©etrotcum,  garpöt  sc.  namigen  Siftritld  (7127  gkiu  mit  [isst]  886,676 
erfeßt.  Einen  g.  pum  Anftreidjen  »on  Eifeu  crgält  Eint».)  in  ber$i»ifion2a6or  berbritijd)*mb.  ©ru»in; 
man  burd)2öfen  »on  SteiutoWIenteerpecW  in  erwänn-  ©anbftbab.  am  taatlebfig,  Wat  ein  großed  Arfcnal  unb 
lern,  fiWwererem  ob«  teiiWterm  SteinloWtenteeröl,  ie  a«8i) einfdjlieglicW beröamifon 50,437 Eiitw. (23,047 
nad)bem  ber  Anftrid)  bidetober  bünner  ausfatten  folL  ginbu,  22,018  MoWammebaiter,  1561  EWriftcu).  Oft» 
3urSarfteHung»onmaf|erWettemStautfcWuffirnid  lieg  baoon  bad  Sorf  giropfigaW,  bei  bent  1845  bie 
lägtmanÄautfigufinSdjWefctroWIenftoff  aufquctlcn,  pweitägige  3d)tad)t  gefdjlagen  Würbe,  nad)  ber  bad 
lö(t  bie  fflüllerio  in  teid)tem  SteintoWlentecröl,  bcflit*  ©anbidiab  in  bie  gäube  ber  Englänber  fiel._ 
licrtbcnSdiwefclfoblcnjtofi  imSafjcrbabab  unb  »er*  girft,  ber  ®ipfel  eined  ©erged;  bie  oberiie  Jfanle 
bünnt  ben  Aiidjtanb  mit  SteintoWlentecröl.  Stefer  g.  einevSadiflaige  oberpWeicrpujammenftojjenbcrSad)* 
trodnet  fegr  fcgneU,  gibt  feinen  ©tanp  unb  eignet  fid)  fldcgert  (f,  Saig);  girfträgme  ober  girftpf  etten 
befonberd  pum  Übcrjicgm  »on  3c><Wnungen , 2anb*  bienen  pur  Unterftüßung  ber  an  jener  Sfantc  befinb* 
farten  :c.  3U  bemfelbot  3wede  fantt  man  aud)  Sfol*  tidjen  Sparrencnbett.  ©ei  ben  meiften  Steinbäcgem 
lobium  mit  ‘/»i  feines  ©olumend  Siipinudöt  benußen.  wirb  ber  g.  mit  befonberd  geformten  girftfteinen 
SeingeiftfirniffeWerbcngauptfädWticgfürgolp*,  eingebedt;  bei  ber  galppiegelbedung  bed  grieegtfegen 
©apier*  utib  ©udjbinberarbeiten,  aud)  fürjjernolber»  Sempelbatgediftberg.mil  palmettenförmigen  girft* 
unb  MetaHarbeiten  benußt  unb  burd)  2öfen  ber  ge»  }iegelngeftgmiidt.  Mctattbcdunaen ergaltcn gäufig, 
puloerten  unb  mit  ©ladputer  »ennifegten  garpe  in  io  namentliig  bcimittelaltcrlid)cr©auweifc,  metaUeite 
90prop.  Alfogol  bargeftettt.  Einen  »ielfadj  »erwenb*  girfttrönungen  (girfttämme). 


600 


girflMume  — gifcpart. 

giritblumc  (©iebeläbre),  in  ber  ?lrd)iteftur  gifcb,  fJicgcnbcr,  f.  giiegenber  fjifd) ; auch  rin 
eine  auä  Scpmiebeeifcn  angefertigte,  auf  einerStangc  Stembilb  beb  (üblichen  §immelä  (Piscis  volans);  f. 
beftnblicpe,  ftilifierte  ©lume,  bic'  oft  mit  ntannigfal-  Sertbeilaae  ju  Wrttfcl  unb  Sorte  »gijfteme«. 
tigen  giguren,  Ülbjeicpen  unb  Spmbolen  »erbunben,  gifcp,füblieber(Pi8cisaustrinus),Sternbilbbeä 
in  ber  gotifepen  unb  Kenaiffancegeit  (üblichen  yimmelä,  enthält  einen  Stern  erfter  ©röfse 
gur  ©efronung  »on  ©icbeln,  Spip-  (a,  gomalpaut),  »gl.  Sejtbrilage  ju  ©rtifel  unb 
bädicm,  Xürmen  tc.  biente  unb  beute  Starte  »gijfteme«. 

toieber  adgeniein  angewenbet  wirb  gif  dm,  giuft  in  ©icberofterrcich . entfpringt  auf 

(f.  ©bbilbung).  bem  Sieufiäbter  Steinfelb,  fliegt  in  nörbliebet  3iid)tung, 

fyirfte  (Sach),  im  Sergwefen  bie  »erftärft  fid)  bureb  bie  längere  unb  toajferreidiere 
Steife  eines  ©rubenbaueä.  ©iefting  unb  ergiept  ftib  nach  einem  fiaufe  bon 

tfirftenbau,  f.  ©ergbau  (Slbbau,  38  km  unterhalb  giicpamcnb  in  bie  Sottau. 

S.  866).  gfifebablet,  Haliaetus  albicilia  unb  Pandiou 

tffirftjicgcl,  in  ber  Sacpbcderei  bie  haliaetos,  f.  ©hier,  ®.  112. 
jur  ©inbedung  ber  girfte,  Siebten  :c.  gifdjamcnb , Siarftflcdcn  in  SiieberBiterreid), 
Bcrwenbeten  £>opIjiegel.  ©ejirfäp.  ©nid  an  ber  üeitpa,  an  ber  gifepa  nabe 

girtp  (b>t.  fSrifci , in  Scpottlanb  iprerSJtünbung  in  bicSonau  unb  anberSiinie  Srfiwe- 
51ame  für  tief  in  baä  SJanb  einbrin-  epat  - Bianncräborf  ber  Citcrreicbifd)  * Ungartidicn 
gcnbeBicerbufcnfgjorbe),  wofür  Bon  Staatäeifenbapn,  pat  einen  alten  Xortunn  (Bon  1047), 
ijnglänbcra  päufig  bic  gornt  gritb  Siüplenbetrieb,  gabrifen  für  StpafwoII-  unb  3WetaU* 
(».  lat.  fretum)  gebraucht  Wirb.  g.  waren,  rin  Sägewerl,  Sepmeincmaftanflalt,  ©«reibe- 
of  gortb,  f.  gortl).  banbel,  einen  Sünterpafen  ber  Sonaubampffcbiff- 

ffrirujababi,  SRopammeb  ibn  faprtägefeüfcpaft  unb  asoo)  2911,  mit  CinfdjIuB  beb 
3a'ttib,  bernorragenber  arab.  ®e-  anitojicnbcn  Sorfeä  g.  3808  Sinw.  g.  ift  baä  rö- 
Iebrter,  gcb.  1329 ju  fiarejin  bei  Scpi-  miidie  Aequinoctinm. 
raj,  geil.  1414,  ftubierte  in  Scpiraj,  gifibangcln,  f.  ©ngelfifcperei. 

SSaftt,  ©agbab  unb  Samaäfuä,  mt-  giftbart,  3opann,  nambafter  beutieber  3ati- 
ternapm  auägebepnie  Seifen  unb  fam  rifer,  geb.  jwifepen  1545  unb  1551  nt  Strajjburg. 
girUMume.  1393  nad)  3ebib  in  Sübavabien,  Wo  geft.  1690  ober  rtnfang  1591  in  gorbad),  war  bei 
er  Oberfabi  würbe  unb  ftarb.  Sein  Sopn  eineä  Kürjfräincrä  3opann  gifdjer,  ber,  ba 
bcrüpmtcficäSSerf  ift  fein  »KamCLs-,  ein  uielgebraudi  er  auä  TOainj  flammte,  ben  ©ematnen  Si  eng  er  an- 
leb  Sarterbudi  ber  altarabifcben  Sprache  (befte  ®uä  nabtn,  ben  ainb  ber  Siebter  noch  führte;  g.  genojj 
gäbe  bie  »ofalifierte  nagptifdje  in  4 ©im.;  wertBoU  eine  grünbliebe ßraiepung,  jeitweilig  Bon  feinem  »Set- 
Ylpim  Sfenbid  türfifcbe'itcarbeitung,  gebrudt  in  Ston-  ler«  Rafpar  Sepeib  in  SDorntä,  erlangte  1574  »on  ber 
ftuntinopel  1815 — 17  u.  ö.;  noeb  toiebtiger  ift  ber  llmoerfität  in  ©afel  baä  juriftifepe  Soßorbiplom, 
»Ttdach  el-arttH« , eine  im  18.  3aprh.  »on  Seijib  Warb  1581  SReicpefammeraboofat  in  Sortier  unb  um 
SKurtaba  ej  3c^ibi  in  14  3apren  Boüenbete,  1889—  1583  Amtmann  in  gorbaeb  bei  Saarbrüefen.  Seine 
1890  in  10  ©rofiquartbänben  in  Kairo  gebrudte  ara-  vauptroerfe  fallen  in  bie  3apre  jWifcpen  1575  unb 
bifehe  ©earbeitung  beäfelben  SBerleä).  1581,  bie  er,  wie  co  fcprint.jum  gröfjten  Seil  in  Straf) ■ 

Fi»  (ital.  Fa  diesi,  froni.  Fa  difee,  engl.  F sharp),  bürg  alä  literarifeber  Seiflattb  ftineä  Schwagers,  beä 
baä  bureb  j erhöhte  F.  Ser  Fis  dur-futorb  = lis  ©udqbruderä  3oi>'n,  »erbrachte,  g.  War  ein  SSann 
nis  eis;  ber  Fis  moll-Wttorb  = fis  a cis.  Über  bie  »on  ber  wiirmften  Bntcrlänbifcben  (Sertnnung,  ein  be* 
Fis  dur-Ionart,  6 | Borgejeidinet , unb  Fis  moll-  beutenber  Siebter  unb  ber  gewaltigfte  proteftantifebe 
Sonart,  3 j$  »orgejeicbnet,  |.  Jonart.  ©ublijift  im  3rital_ter  ber  ©egenrefomtation.  6r  be< 

gidcaitni  (giätalinen),  bie  auf  ben  Soutanen  fa§  nicht  nur  flafiifebe  ©elejirf amfeit,  fonbem  aud) 
ber  fränfifcbenStönige  nngefiebeltenftueebte  unb  halb-  ©efanntfebaft  mit  ber  franjbfifeben  unb  beralthrimat- 
freien  Soloneit  (f.  b.),  beren  Stellung  erblich  war.  lieben  Citeratur,  unb  feine  ftaunenäwürbige  Senntitiä 
Fisch., bei  naturWiffenfebaftl.SiamenWblürjung  aller 'Äufimmgen  beä  beutfeben  Sebenä  im  16. 3ahrh- 
für  ©otthelf  gifeper  »on  Säalbpeim  (f.  b.).  maept  feine  Serie  für  bie  ©cfepiipte  ber  Sitten  ju 
$ifcb,  in  ber  altepriftlüben  ©ilberipraepe  baä  einer  wichtigen  gunbgrubc.  Cbne3weifel  pat  er  aud) 
St) mb ol  tlprifti  mit  ©ejug  auf  baä  ©uepftabenfpiel,  burd)  Sieifen  feine  Seit-  unbSKcnfdjenfenntniä  erwei» 
nach  bem  bie  Ülnfangäbuepftaben  ber  Sorte:  ’lnaovt  tert  3»  bejug  auf  baä  §ejenwefen  war  er  in  ben 
XßtoxAs  öfoö’Fidc  2'eorijp  f»3efuä  EpriftuS,  ©otteä  abergläubifiben  ©orfteüungen  feiner  3<'t  befangen, 
Sopn,  iteilanb«)  baä  gneebiftbe  'Sort  3<bthbä  toie  feine  Überfepung  ber  Schrift  beä  ©obin:  »De 
{IXOYS,  »glich-)  ergeben.  Sin  folcpcr  g.  erfdjeint  magorum  daemonomania«  (Strafeb.  1681),  beWeift. 
häufig  auf  Siinafteinen,  Vlmuletten,  ölnägefafeen,  ?lud)  gab  er  alä  91b»ofat  am  SRcicbälamniergcridit 
örab|teinen  u.  Dgl.  (f.  Safel  » Gf)rift I tepe  elltertü-  1582  ben  »Malleus  malleficarum«  unb  anbre  Scprif* 
mer  II«,  gig.  4,8  u.  13)  unb  trägt  bisweilen  ein  ten  über  fcejenwefen  perauä.  Wlä  Siebter  jeiepnete 
Schiff  (bie  SVircpc)  auf  bem  fRüden.  Siefent  Spnibol  er  fiep  bejonberfl  bureb  Spraepgewalt  unb  ungewöpn- 
entjpreebenb,  baä  übrigenä  auep  auf  bic  Cbriflcn  fle*  l'<pe  Silbliepfeit  ber  Siebe  auä;  nur  'Uiafj  unb  ©e- 
beutet  wirb , ba  3efuä  bic  Mpoftcl  SRenfcpenfifcber  fepmad  gepen  ipm  ab.  ©on  feinen  Schichten  feien  er- 
(Siattp.  4,  18)  genannt  pat,  warb  baä  Saufmaffer  wäpnt:  Ser  »Eulenfpiegel  SHrimcnämrih«  (granff. 
alä  baä  reepte  üebenäelcmcnt  betrachtet,  baper  aud)  o.  3-),  eine  ©erfififation  beä  befannten  ©olfobudjeä; 
bie_S8afferbepältcrbcrIauffteinePiscinae(gifebteicbe)  »S.  Sominici  unb  3.  granriäci  Ceben«  (1671),  eine 
piefeen.  ©gl.  ©eder.  Sie  Sarflellung  3efu  Cprifti  Satire  gegen  bie  Crbcn  ber  Sontinifancr  unb  gran- 
unter  bem  ©ilbe  beä  gifipeä  (8reäL  1866);  Prüfer  jiätaner ; »©cfdjreibung  beä  Bielpömigett  5>ütlcinä« 
in  ftrauä’  »©ealenjpllopäbie  ber  cpriftlicben  VUtertü-  (juerft  1580,  neu  präg.  Bon  Ehr.  Scpab,  Slcipj.  1845; 
mer«.  ©b.  1 (greib.  1882);  Wcpeliä,  Saä  Spntbol  erneut  »on  ©annier,  baf.  1879),  worin  er  bie  3efut- 
beä  giftpeä  (Biarburg  1888).  ten,  bie  gefäprlidjften  fflegner  beä  ©roteftantiämuä. 


giföauge  - 

hefämpft;  J>ic  tottlomifche  Sichtung  »glithhaf),  Sei- I 
bertraj)*  (Strafet).  1573u.B.;neu  hräg.  BonSenbeler, 
halle  1877),  worin  ein  Sccptoitreit  bei  g-lCifjc  mit  ben 
Seibern  gejcijilbert  wirb  (ber  1,  Seil  ber  1.  Hluägabe, 
bic  globflagc,  i(t  aüerbing-3  nicht  Bon  g„  fonbern  non 
3Jittttf)iaä  holgroart.nerfafet,  «nb  erft  bie  2 Hluä- 
gäbe  Bon  1577  tft  ganj  giftbartä  Serf ; Bgl.  Hi.  ft  o d), 
Sie  gläbbnj  Bon  3-  g.  mib  HK.  Jjoljnoart,  Berl. 
1892);  »Saä  gliidtjafft  Schiff  Bon  3ürid)«  (juerit 
1576;  neue  HluSg.  Bon  SJacfccfc,  halle  1901),  wo  3- 
bie  bclatmte.bam.ilo  grofecäHluffeben  erregenbegabrt 
ber  Süntber  mit  beut  ^lirfebrei  feiert,  ben  fte  Bon 
ftflrid)  nod)  warm  nach  Strafeburg  brachten  (Bgl. 
Bäd)tolb,SaäglüdbaftcSd)iff,3ürichl88Ö).Hlufeer. 
bem  Berfafete  3.  eine  Hlnjabl  trefflicher  Reinerer  ©e- 
biehte,  bie  j.  I.  alä  Erläuterungen  ju  holjfdmitlcn 
bienen  follten:  »baS  »2ob  ber  Haute*,  bie  »Ermah- 
ttung  an  bie  lieben  Scutfdjen«,  bie  »Ermahnung  ju 
ehriftlid)er flmberjuebt«,  baä  »Hob beä HanbluftS*  u. a. 
3n  bem  »Bobagramntifd)  Xroftbüdjlein«  (Strafeb, 
1577  u.  S.)  ftellt  3-  io®  liobagra  alä  einen  Ber- 
fdmner  ber  arbeiifamen  Hinnut  unb  als  wobltätige 
3üd)tigung  ber  Reichen  bar.  bie  ben  ©eift  freiläfet  31t 
SSiB  unb  heitertcil.  Saö  öliid  beä  häuslichen  Heben® 
fchilbert  bae  »S?t)ilofüt>t)tfd)  C£t)jrni)tS.'ücf)lei!i«  (Strafet'. 
1578;  bearbeitet  Bon  Seitbrcd)t,  Stuttg.  1881),  baS 
übrigen® , roie_ba®  »Bobagramntifd)  Sroftbüdjlein«, 
bauptfäcblid)  Überfcfeungen  enthält.  3n  ber  Satire 
»Hlüer  HJractid ©rofemuttcr*  (1572;  Sleubrucf,  halle 
1876;  SifcfjartS  um  baä  Sreifad)e  erweiterte  Umar- 
beitung erfdjien  1574  u.  B.),  bie  burd)  Stabelai®’  »I’ro- 
gnostication*  angeregt  Warb,  jiebtg.  gegen  bie  Sla- 
lenbermad)er  unb  Sahrfaaer  ju  gelbe.  gm  »Bienen» 
forb  beä  2>et)ligen  StiSmifcben  3mcnfd)Warm®*  (frei 
nach  bem  hoüänbifcben  be«  Storni;  Bon  StHtlbegonbe, 
1579  u.  B.)  betämpft  er  bie  geiamten  gnftitutionen 
beä  Bohl*1111»®'  0egen|iücf  ju  biefen  »atiren 
bilben  feine  ernften  unb  Wiirbigen  Borapljrafen  eini- 
ger Bfalmcn  unb  feine  ftird)en!ieber  (im  Strafeburger 
öefangbudj  Bon  1576;  neue  HluSg.,  Berl.  1849),  in 
benen  er  HutbcrS  gewaltige  Sprache  mit  ©lild  banb- 
habte.  Sem  hauptroerf  aber  rft  bie  »Hlffentfjeurlichc 
unb  ungeheurliche  ©efd)icbtfd)rijt  Bom  Sehen,  Si baten 
unb  Spaten  ber  Bor  langen  Weilen  BoUcnwoIbefchrei- 
ten  gelben  unb  Jierrcn  ffiraubguftcr,  ©argantoa  unb 
Bantagruet«  (1575;  bann  unter  Bcränbertem  Stiel: 
»Hlffcntheurlid)  9?auptngel)euriiebe  ©efd|icbtflitterung 
Bon  Shaien  unb  Stabten  tc.«,  1582;  barauf  bis  1631 
noch  acht  HluSgaben,  Hicubruct,  halte  1887),  baä  teils 
auS  Stabclai®'  »öarnantua*  nicht  fehlerlos  überfegt 
tft,  teils  eine  felbftänbigc  Vlubfiihrung  gifd)art®  bar- 
bietet (ngl.  3r  an  feen,  Sri  Hiebe  Bewertungen  3ugi- 
fcharts  Überlegung  uott  Stabetai®’  »©argantua*, 
Strafeb.  1892).  6®  ift  ein  fatirifcher  helbcnroman, 
ber  gegen  ben  Stitterroman  tomifche  Cppofitton  machte, 
inbeut  er,  »bem  (Sbarafter  ber  'KeforntationSjcit  ge- 
treu, bie  Statur  ber  Unnatur,  bcu  gefunben  Sten- 
fchenoerftanb  ber  übertriebenen  3bcaliflif,  bie  plebe- 
jifche  Serbheit  unb  Sioheit  ber  ariftofratifeb>roman- 
tifchen  Berfd)robeubcit  entgegenjegte«  unb  juglcicfe 
ben  geiftigen  3ortfchritt  Berherrlichte.  Bebeutcnb  ftnb 
tefonber®  bie  Stellen,  Wo  er  feine  Ergüffe  über  bie 
©ebredjen  ber  Sjcit  anbringt  unb  Spott  unb  SB©  frei 
foielen  läfet.  Vilich  in  fpradjlidjer  Bejichung  ift  baä 
Wuth  ho*|t  bemerfenSwert,  infofem  barin  ein  Über- 
mut unb  eine  Unerfd)öpf lichte it  im  ßrfinben  neuer 
SiJorte  unb  Senbungen  entwidelt  ftnb,  bie  baS  Buch 
ju  einem  fehwerBerftäublichcn  Uttilum  in  ber  fiitera- 
tur  machen.  Bon  feinen  übrigen  im  allgemeinen 


gtfrfl&ad).  601 

(ehr  feiten  geworbenen  Schriften  fei  nur  noch  baS  fa» 
tirifdje  8üd)eruer;etd)mS  »Catalogus  catalogornm 
porpetuo  durabilts«  (1590)  erwähnt.  Eine  Bollftön- 
bigeBuSgcibe  oott  gilcharte  Serien  würbe  Born  3rci- 
be'rrnB.  HKeufebachoorbereitct,  beffen  reiche  3--Biblio- 
thcl  jefet  ber  IBniglidjen  Bibliothet  in  Berlin  einBer» 
leibt  ift.  Sie  poetifdten  Serie  gab  £>.  fhtrj  (Seipj. 
1866  -68,  3 Bbe.),  eine  HtuSwahl  berfelben  ©oebete 
(baf.  1880),  eine  trefflich  bearbeitete  and)  Hl.  tpauften 
in  StürfchnerS  »Seutjd)er  Stationalliteratur«  (Stuttg. 
1893  f. , 3 Bbe.)  heraus  »9teue  Crigiitalpoeftett» 
3ifd)artS  BerBffentlichte  Steller  (halle  1854).  Sie 
»©efdiid)t!tittemng<  unb  mehrere  Heinere  Schriften 
fmb  neu  gebrudt  in  ScheiblcS  »fllofter«,  Bb.  7 u.  10 
(Stuttg.  i847 — 48).  Bgl.  SS.  Süadernngcl,  3-  3. 
Bon  Strafeburg  unb  Baielit  Hinteil  an  ibm  (2.  Hlufl., 
Bafel  1875);  Scberbing,  3»r  GliaraHeriftil  3ifdt» 
ari8  (Berl.  1876);  Erich  Schmibt  in  ber  »Hlüge- 
meinen  beutfdjeit  Biographie* , Bb.  7;  p.  HJieufe» 
bnd),  3'fchortftubien  (brea.  Pott  HScnbeler,  halle 
1 879) ; *J  e i t b r e d)  t , 3oh.  3-  alet  Sichter  uttb  Seiet- 
fdjer(3tuttg.  1879);  B-  Beffon,  fitude  stir  Jean  P. 
(Bar.  1889);  häuf fen,  gifchartftubien  (im  »Eupbo. 
rion»,  Bb.  3-6.  8-10, 1896—1903);  ©alle,  Ser 
poetifd)e  Stil  3>fdtart-i  (SSoiiod  1893);  Ettglerl, 
Sie  Shpthtnil  gifdtartS  (HKiindt.  1903).  [403. 

«hifchaugt,  fooiel  wie  SKonbflcin,  f.  gelbioat,  S. 

gifdiaiigcnftcin,  SBfineral,  fooiel  wieHlpopl)t)Uit. 

rt'ifet)bact),Sorf  unb  Suftfurort  im  preufe.  SRegbej. 
Siegnife , fireiä  h'richberg  , 397  in  ü.  St , hat  eine 
coangelifdic  unb  eine  fath.  Hirche,  eilt  Schloß  beä  ©rofe- 
herjogä  Bon  helfen  mit  Bart,  ein  Senfnta!  beo  HIrjleä 
31icgel,  Seinweberci  unb  «900)  994  ßinw.  Sabci  bie 
beiben  ©ranitfeifen  3<>lfen berge  (654  m)  unb  bie 
3cWSgrnßpe  Sfariannenfelä  (718  m). 

Jviidjbad),  1 ) 3 O h n n n , Sialer,  geb.  5.  Hlpril  1797 
ju  ©raoenegg  in  Sieberöfterreid),  ge|l.  19. 3uni  1871 
tn  SKüitdjen,  (tubierle  ju  Sien,  hielt  (ich  bann  lange 
in  Sal;burg  unb  fpäter  in  Sitindjen  auf.  Er  malte 
jumeiftflanbfehaften.  3.  War  eingewiffenhafter3eid)- 
ner.  wetö  er  befonberä  in  feinen  SSohlejeichnuttgen: 
bie  Salbbäume  Seulfchlanbä,  bewies,  beren  Beroiel- 
fältigung  burdt  Bhotograpl)ie  feinen  Hiamcn  in  wei- 
tem Streifen  befannt  machte.  3n  ber  Seiten  Btnato- 
thet  ju  Slündjen  befinbet  fuh  eine  Bartie  bei  Salj- 
bürg  Bon  ihm.  Bgt.  SKager-SJathicä,  3oh“nn 
3-,  ein  Sebcnäbilb  (Siündj.  1872). 

2)  Sari  Bon,  gorf Intann,  geb.  15.  Slärj  1821  in 
hohenheim,  geft.  23.  91oB.  1901  in  Sigmaringen, 
ftubierte  in  hohenheim  unb  Sübingen,  trat  1843  in 
ben  württembergifchen  StaatSforflbtenft,  würbe  1861 
gorfttncifler  in  »lottweil  uttb  1868  fürftiidi  bobett- 
joüerifcher  Oberforftrat  in  Sigmaringen.  Er  ichrieb : 
»Cchrbuch  ber  gorflwiffcnfchaft*  (Stuttg.  1856;  4. 
Hlufl.,  Bert.  1886);  »SieBefcitigung  ber  Salbftreu- 
nufeung*  (grantf.  1864);  »Bra!tifche  gorftwirtfd)aft* 
(Bert  1880). 

3)  griebrid),  Omamentift,  geb.  10.  gebr.  1839 
in  Hlachcn,  befudjtc  bie  Siuilerjeichenfcbule  in  Berlin, 
trat  fchon  bamalä  in  Dppofition  ju  ber  hier  herrfdiett 
ben  franjörtfehen  Sioberidjtttng  unb  famntcltefeit  1 860 
bie  Borbilber  für  bie  ftiIiflifcbegIäd)enontantcntif,  bie 
er  fpäter  Perbffenllidjte.  1862—70  wirltc  g.  als  Se* 
(oraleur  itnb3etchner  inSien.  1870  würbe  er  Hehrer 
an  ber  Hllabemte  in  honau  unb  1883  alä  Sireftor 
ber  neu  ju  organirtcrenben  JhmftgeWerbefchule  nach 
St.  ©allen  berufen.  Wo  er  auch  eine  Spejialfchiile  für 
Sfafchinenftiderei  cinrid)tcte  unb  fpäter  bie  Scppicb- 
Inüpferei  als  h°uäinbuftrie  einführte.  Seit  1889  lebt 


tj02  gifdjbadjer  Sllpcii  — gifdfbicbftapl. 

cc in B!ie»baben.  3- pal unter anbem folgcnbe Stierte,  unb  gepreßt«!  Spaitifepe»  Slopr),  S3atlofin(ge* 
bereu  §erfteüung  er  mit  .fjilfe  feine»  Atelier»  unb  ber  fdjälte»,  gefärbte»  unb  mit  einer  Söfung  non  Stau» 
Anftalt  Don  B.  Sonborf  in  granffurt  a.  Di.  felbft  tjeput,  öuttaperepa  unb  3ct)tuefel  geträntte»,  bann  uit» 
befolgte,  Oer&ffenUid^t : »Album  für  Stiderci«,  130  ter  Srurf  erpißte»  unb  actualgte»  Spaniftpe»  Stapr), 
'JWuftcr  in  ®olb*  unb  Buntbrud  (3.  Stuft.  1872,  neue  SJ  oralin  (ein  öeflecpt  ober  ein  Seil  au»  SlgaBefafer) 
golge  1880ff.);  »Sübilawifepe  Ornamente«,  itebft  unb  anbre  meßr  ober  weniger  ät>ri[icf)c  gabrifale. 
legt  (mit  gelirSap,  1872);  »Ornamente  beröewebe«  gifepbeinteber  wirb  au»  troefner  Staut  bargeftellt, 
(HiO  Safeln  Buntbrud  mit  lert,  1874—81);  »Sli-  bie  man  bei  70°  mit  SSafjerbämpfen  bepanbett,  wobei 
liflifepe  glacpomamente«  (1867);  »Sie  Sapetenbefo»  fte  burrb  beginnenbe  Seimbitbung  boniartig  wirbunb 
ration«  (mit  Sert,  1874);  ßlcmentargeiipeitBorlagen  bann  mit  Serpentin  tränt!  unb  lädiert. 

(3  Sfgn.,  1875);  Hiujter  für  Buntftiderei  (1875);  gftfepbctu,  Weifte»,  f.  Sepie. 

»Ornamente  ber  §au»tnbuftrie  Ungarns«  (1878);  jfifipblafc,  bie  Scptoiitimblafe  ber  gifdje;  aueb 
, Befdtiepte  ber  Sertiltunft«  ($anau  1883);  »Cma»  foulet  wie  ipaufenblafe.  — 3n  ber  fpätgotifipen  Sir» 
mentalbum«  (1892);  »‘SeißftidereiBorlagen« (1892);  diitettur  eine  gorat  be3  SHaßwertc»,  fpätcr  einem 
»Cuntjtidertioorlagen«  (1894);  »Sie  Wicptigften  flanmtenfömtig  gewunbetten  Stab  gleüpcnb ((. glam» 
üJebcmufler  Piäguiii  19.3aprpunbert«  (1900).  Audi  , (.  gifdjmept.  [Popant). 

ueröffeutlidjte  er:  »Sieber  eines  SSeßer»,  Ornamente  Rifd)dscti,  f.  3u*rSaft- 
in  Berfen*  (§anau  1878);  »Sieber  unb  Sprüdje«  gifepbampfer,  flcine,  filr  ben  $>od)feefifd)erci» 
(2Sic»b.  1892)  lt,  a.  betrieb  gebaute  u.  eingeridjtete  Sanipfer  Bon  200 — 600 

gifdibittpcr  'lltpcn,  öftlicpfte,  gu  ben  ßctifepen  IReg.»  Jon.  Bruttoraum,  urfprüngliip  nur  guntgrifep» 
Sllpcn  geljörigeBneiSalpengruppe  in Steiennart,  ber-  fifcpfaitg  mit  bem  8aumfd)(eppneß  (Surre,  Srawl) 
läuft  nom  Diurburdibrud)  bei  Brud  (Siennfelb  1 630  m)  auogerufiet  (baper  $ a m p f t r a w I e r)  ober  gur  Singel» 
guerft  norböftlid)  läng»  be»  SHitrg»  unb  gröfdjnißtale»,  fifeperet  auf  Slabeljau  unb  Sorfd)  mit  Seinen,  wäprenb 
bann  uotn  Stupled,  bem  pöcpften  'fluntte  (1783  m),  fte  ncuetbingS  oft  gteidjgeitig  fo  eingerichtet  Werben, 
iiiböftlid)  unb  enbet  mit  bem  Siiedget  (1738  mi.  Sa»  baß  fte  ben  tperingSfang  mit  bem  9!eßfleet  opite 
©ebirge  oerfladpt  gegen  bicEbene  bin  in  ben  Silenig»  große  Uniänberungen  betreiben  tonnen.  1903  gäplte 
geller  Bergen  (1287  m)  gwifipen  ber  gcijtriß  unb  bie  beutfdje  ^>anbel>SfIotte  inSgefamt  135  g.  mit 
Safniß,  in  ben  Strumbacper  Bergen  (897  m)  oft*  60,638  cbm  Bruttoraum  unb  1484  'Kann  ©efat» 
lid)  oomSileepfel  unb  im  SKofaliengebirge  (746m)  jung;  baoon  waren  65  Sampfer  preußifd),  59  bre» 
bei  üBiener » Sieuftabt  (f.  Starte  »Stetermart«).  mifd)  unb  11  pamburgifep.  Sie  g.  (f.  Safel  »gifdje- 

gif(pbai,©roßc,  Bucpt  an  ber  Stufte  nonSKoffa«  teil«,  gig.  1 u.  2)  Werben  neuerbiitg»  au»  StapI  ge» 
mebeS  (^ßortugiefifd)  - 253eftafrifa) , nörblid)  uon  ber  baut,  paben  meift  gwei  ^äfaplmaften,  fmb  20 — 10  m 
Stnnenemünbung , auf  ber  Seftfeite  burd)  bie  Jiger»  lang,  4—6,5  in  breit  unb  2—3,5  m tief.  Sie  großen, 
palbinfcl  (SJorbfpiße  16°  30"  fttbl.  Br.)  gefepiißt.  and)  für  fjeringSfang  cingcridjteteu  g.  paben  TOa- 
gtfepbatib  (6  i nf  eßbanb),  ArtSepamiergnrBe*  fd)inett  Bon  850  Bferbeträftc«  unb  taufen  etwa  11 
feftigung  Bon  Süreit  unb  genftern  in  ipren  Angeln.  Seemeilen  bei  Soltbampf;  ipre  Befaßmtg  gäptt  mit 
gtftpbciti,  mepr  ober  weniger  fiepelförmig  ge»  Stiipitiin  22  Stopfe.  Sie  Bautojtcn  betragen  runb 
triimmte  pomartige  Blatten,  bie  mit  ipren  breiten  120,000  'Sit.,  au&erbem  für  150  'ließe  unb  3"icpör 
gläepnt  aneinanber  liegen  unb  tu  je  250  — 300  au  runb  18,000  3Jif.  Bn  Sed  ift  eine  Sampfwinbe  für 
jeher  Seite  beS  Siatpen»  ber  fflapiftpe  am  Obertiefer  ba»  ßinpolen  beS  ließe»  fowie  mebrere  Bäume  jum 
unb  Baumen (noepen  fipeit.  Siefe  Barten  jerfafem  WuSbringen  ber  iicringSncße  ober  be»  Brunbfdjlcpp» 
iid|  an  iprem  freien  Banb  jurofipaatäpnliepenSängS»  ließe».  31*  einem  SetlSaufbau  am  Sied  befinbet  n<P 
fafem,  bie  ring»  um  ben  Staub  be»  DberticferS  au»  bie  Sfontbüfe.  Ser  Saberaunt  ifi  burd)  ein  fefte» 
bem  Stadien  ßerauStreten  unb  eine  Vlrt  Bart  bilben.  SängSfcpott  unb  neunOueifipotten  in  18  wafferbidjte 
Sie  größten , in  ber  'Dtiite  be»  Baumen»  liegenben  Abteilungen  geteilt,  jebe  Abteilung  pat  Staunt  für  35 
Barten  iitib  3 — 4,  felbft  5 m lang,  am  Anpeftung» ■ fjeringäfäffcr.  Bor  bem  Saberauni  liegen  ba»  i'iann» 
Bnnft  9—10  cm  bid  unb  30  —35  cm  breit;  ipr  @e<  fipaft»logi»,  baninter  ber  grifepwaffcrtaiit  unb  Bor 
iamtnewiipt  erreid)t  bisweilen  1500  kg.  Sic  Barten  beiben  ba»  i¥oll ifionöfd; ott  unb  ber  jlotIiiion»raum 
iinb  bei  alten Silalfijepen  fcpwarj,  bei  jüngem  bläulid).  mit  einem  Bugruber  ; pinter  bem  Saberauni  liegen 
Sic  Werben  au»  bem  Siatpen  be»  getöteten  liere»  per»  ber  Steßraum  unb  ber  Sieepraum  (für  ba»  ftpwere 
au»genommen,  gereinigt,  in  Blätter  ^erteilt,  getrod»  San,  woran  bieSIeße  befeftigt  werben),  ferner Slotilcn» 
net,  mit  bei  Säge  in  mögliepft  lange  Stüde  jerfepnit»  bunter  für  etwa  60  Son.  Kopien,  Steffel  - unb  SJta» 
ten,  bann  bi»  gum  ßrwetdpen  mit  Blaffer  gefoept  unb  fepinenraum,  bapinter  am  fjcd  St’ajüte  unb  Borrat»» 
mit  einem  §obel  ober  SJieffer  üt  Stäbe  Bon  gewünftp»  raum.  Sie  fberiitge  werben  fofort  naip  bent  gang 
ter  Side  gerfpalten,  bie  man  feplieglitp  troehiet,  iipabt  an  Borb  gejd)tad)tet  unb  in  gäffem  eingefaljeit  ae» 
unb  potierugifipbeinreißen).  g.  bient gu Sepimi»  padt.  Srifit  ber  g.  guten  gang,  fofaun  er  ietneSa» 
jtangen,  Stöden,  Beitfcpen,  Sdinürleibcnt,  gutu  Ein»  billig  uon  600  gäffem  geringen  in  einigen  Jagen  an 
legen  inSamenpüte  :c.,feprbünn  gerfpalten  gugled)t»  Borb  Paben ; bei  fcpleeptem  gang  fann  e»  Bier  iSoepcn 
waren,  tünfllitpen  Blumen  ic.  3n  Santpf  ober  peijjem  bauern,  g.  für  ben  grifepfifepfang  nepmen  ßi»  im 
sanb  erweitpl,  läßt  e»  fief)  in  gormen  preffen  unb  Saberaum  mit,  um  beit  gang,  uaepbem  er  gefd)lad)tet 
bient  gur  VerfleHung  non  Stodtnöpfen,  Sofen  u.  bgl.  unb  gubereitet  ift,  burep  Sagen  Bon  ßi»ftüd(pen  frifd) 
SJian  poliert  g.  mitBimöfteinpulucr,  Saffer  unbg'tlg  gu  palten.  Statt  be»  alten  Baumfcpleppneße»  Wirb 
unb  reibt  e»  guleßt  mit  gebranntem  unb  au  ber  Suft  jeßt  allgemein  ba»  Sipeerbrettemeß  mit  28  m 3!eß» 
gerfallenem  Kalt  ab.  gifipbeinabfätle  bienen  al»  Boi-  Öffnung  benußt.  Bgl.  g.  Suge,  Sie  Sampfpodpfee» 
itenuateriat.  Al»  Surrogate  benußt  matt  au»  jifeperei  in  ®eeftemünbe  (©eefteni.  1898);  Renting. 
Bueno«  Aire»» Römern  gefepnittene  Stäbe  (inbia»  Befifdiung  ber  Siorbfee  burd) beutfepe  g.  (in  ben  »Ab» 
nifepe»  g.,  gepreßte»  iporn,  4>ornfifcpbein),  panblungcti  beäSeutfcpenSeefiicpercioercinä«,1901). 
bie  pärtefien  Smtpapntcbertiele,  Bultanifiertcn  Stau-  gifipbicbftapl  liegt  nur  bann  Bor,  Wenn  gifepe 
Ifepitf,  B r e ß r o p r (gerfipnittcneä,  ftpwarg  gefärbte»  in  Seicpen  ober  anbem  gefeplojfenen  BriBatgewäffern 


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SPitUtr  in  Utalü-  «nt  Auttttml ;tu  il-.i'  Itftft 
galpe  lHal'tO,  >£ilb’i*»ir4a  ©*0'»*mt*» . 

(180  lnf.i:\  «a*t»Ttul  U»  •.Tt.  1870  *1);  • 

UMUt  §tn*0W»«m*m.  «effi,  *tv  S*W»«ib 


Stall* 


ua»  gtbrrjjte»  5 |>o  n I f J>e  S ! 
j.Mi’.w.  gefärbte*  unb  mit  cmei  iS>«n  $ Be*  t 


r<6u(.  üluflinwufia  uni)  Sibttjcfp  biMMpn. 

.:*>  « Jrui  KStgtc*  unb  getuatjM«*  öpJO'KJ  - 

Keratin  {ein vMIe i) l ®«  eitiSrt  ak»  Ka 
unfi  «nbt*  tertr  Ä*  tuottjer  dbnlnt*  A 
8it<bi>*itTteb*i  miib  au»  lio4r.ft  jo-ll«n^^L 
itt- ; bi«  oiitu  bei  7 8»  mit  «tatfn'Mmyfe«  b«»a*b«li.  l*'  *- 
but*  beginnenbe  Srimbilimto  boffsnffo  *r*  - .* 
na  mit  . <rpf.n:ni  tranlt  unb  Uufiert. 


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' ar«gir«.'tf  ■ '•D-kA;  .rShifowrwji Uten  ■ ■ !>*«>; ' tMtrttur  «int  3o*m  be*  äKarmitile*.  ii.--- 

Mh*4-  "Xlr  mW  jiRn  ■ tLmnnfflfBruiia f«naib«mtt€tqp Hinein»  ...  f 
Mmhik,  - ':  ..-j  ^idtbcv*.  -i 

I .ftüUtAft  ■:’•  >Mbi*  «tot*  Am*#».  tv.i.*na*t*  jiifrtMfccn , i-  tfurtergafl. 

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jufjWR  I>»tm  #rn«»A(b«v  Bttftin  IW  a»  >fb  ’ *0,«W»8  o|)m  ü'nulorautn  mit  14W  ü 

In»  ;j«  t« »- .idUnubUM (7«m) ' tun.^;  bat-on  ttinfra  Oft  ÄunKfu , >■  'i 

■•;  ,■  • ■•  • ’iirfti Nkrli  ‘iUf  1 v*d)  trab  U bowbtttgifi).  ll- Ja'*>  *7n 

••libji  ■>  . > •.  .‘I.MI  an  W-y . .■■aifetfi«  i rn  I«,  819. 1 M.  ü)  tMtbOfnrurtbun)*  aut- 9r* 

< 1tnn«8Mintl  *wn  111  ifn  I -'»*tKfc  mb  tarllmut.  batxn  moft  ^tnri  ^fabtmoil.n.  fn  r* 

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ttji.ant  v r .i|t.  a j-  Xtaibiärmajatth-  ^ifren  Ban  8«0  Sftitwträflm  uni  laufia  I 
..  . ...  J -an  lu/rn  uni  )V.  trv  ' ■ : fut.irln  Sumrilm  Ixt  Sudiampf ; ü)rt  örf-rßunn' 

Xiutibri«,  ui.-»  nbu  strMitt  -vn^  . ruit«  *.*•  öufttSn  22  «Spjt.  ®ic  ©aufofltn  Mfl 
froMimt«  «p  Utfim  t»  ivt  ttt*a  brruoi  120.000  Wl . (Uiünitm  für  ISOttrt 

fr»  1WU.«,  11*901  r*>  4«  J«  *»0  -»00  an  tunt.  18,000  SW.  %«  Dcd  ift  «in*  t , 

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«9  JOoai  tut  uns  30-  ».'ein  tt,i  •*-  I fiiartnogU.  barunter  brt  8ni*»a|J(rtjn:  «na- 1 

, •.  .0  - . •-  V v.l- ■•i.miiK ;ific  i linti  brt  «miifw 

iintKtnii  ■ y.iU'V.ion r ■**£* W\i  i .|rnilSului  ja*u  cintm  IBugcuirt;  i)tnltr  6*«t 
i K »frtot  ai>*  U»  '.’  o*m  b*.  trraWfrn  iint*  »<*■  ] in  9if>t«mit  imb  b*t  S«l>rnunt  (für  inOjt 
ouagrnji'urf.. , 91 
tut,  mit  in  ömtf 
tat,  bann  bis  jum 

»nt  ctiKttt  vcfxl  Ot'ir  SKcitrc  19  iiätw  uun  9*»uujÄ 
tcr  %utt  «ripaJten,  if<  man  iAit*i<lttli  trarfutt.  fftatt 
— Su 


uni  »nliKt  (8  i f 4|  i « i n r*  i ft  t nt,  fr.  itdtl  ju  Stürm  - 
iiani(tn,  SIBckit.  ’ilotfiün,  Sd»nÜrt*tb*m.  jum  Sin- 


babintu  1 

iui«.  ®tt  VKrittg*  totrbfit  foiert  nadi  iw«  I 

an  Vieri  g.KÄIndjtd  nö|  jr  nc‘B *"“1" 

rutfc.  ‘£ntit  i«  &.  ( 
tunj  um  800  Süffan ! 

T«Ä»l< 


habat;  in  fcfj 


1 1.mn  <*  uUt 


cg«u  iitXarutntjilte  :r.. -d/r  btiim  jtrfpalttn  jujlttijt- 
Warnt,  fiinftlitficit'ijtutitüt  k.  Au  iuun.f  at-tv  ifitKiu 
ssittti  tnwtidit.  I.Vjt  cS  jü  tn  rjunit.'n  tir«j|rn  unb 
bKnt  jur  ipcrfirlliutQ  »on  ö!i>df!tt>pjat,  7o>at  u.  bgl. 

'Äut  »rniicrt  3.  mit^imÄitfuipuloa.  S3u|f*r  mtbgtlj 
»ab  reibt  *8  juleft  mit  gebramUfut  uni  an  ber  fcufi 
iufallfiicm  Ralf  ab.  Jifdibittiabiällt  Muten  al-J  Sul- 
it  er  material.  WW  Sutraijatc  benujjt  man  au* 

IMitnioS 'JüreS^ürnim  aeitfinittcne  Stäbe  (inbta-  . . . 

viel  H u P wjtlel  ftorn,  v>oniji|d)bcin)  ijanblunqfn bdSyutit^en SerfiJJtetcitxrnnfr,  1 
teil..-.  V 11  u ri.t.Sirftele,  tmlfantiirttcn  #au-"l  prifrfsbicbfmbt  liegt  nvr  bann  bor,  tt  .itu  1 
*r«5i  i>r  ijoftütirteue*,  |<tttwrj  gejärbte*  in  S<id)ra  olwr  aitüm  gef r^U>i)0 t^ri  'ßtiratjtejar 
1 • 


bauest.  8-  für  ben  3riWt'!<Jnutt  1 nebiaot 
üabaa»m  ratt.  um  ben  itang,  nadbian  < 
uni  su’natet  ift,  bmif)  2a 30 
tu  fallen.  Stall  b«S  allen  S 
lebt  allgemein  bcä_5d)etrUteti<nt 

ifpaoM  benn»t.  ~ I 


(Tin  OJeehemit 
jildjung  b*r  SHorbi 


®Uö«, 

(«erifttt.  18681:  |J'U- 
i(ee  bumb  b*ulfd)e  g.  (ln  btn  1 


Amphiprion  pm  uli  - '/.uclui  rumului,  von  drr  Srito  und  von  vom  3 Ct>uv|ihut  axillana  I I'lalnx  Khrvnbctvu  5 Glyphidodon  tinirrlhilatu*  8 Amunpaes  l'imrri 

Anampw»  Ondrfniy  R ]>aacyfUi»  «nitnuii  9 AuloMomu  rhim>nM' 


i 


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Prachtfische  der  südlichen  Meere. 


603 


jyifdje  (Ülftvonomie)  — §lfcf>e  (VluatomifdjeS). 

in  ber?l6fid)t,  fiep  bicfelben  Wiberreeptlidj  anjueignen,  renb  ber  Öaitbjcit  unb  beim  Kampf  finb  (Stitplingc); 
meggenommen  werben;  wiberreeptliepeS  Stfrfjeit  im  manepe  5-  Bertnögen  fitij  oud)  ifirer  Umgebung  in 
offenen  ©affer  bagegen  ift  nur  SerlejjungbcS  gifepe-  ber  garbe  an, jupaijen  (fogen.  diromattfdic  Bn« 
leircepts  unb  wirb  mit  ©elbftrafe  bis  ju  150  Start  paifung).  $«  feilt  tierbreileie  mctaUiftpe  ffllanj 
ober  mit  £>aft  beftrnft  i§  370,  geile  5 beS  SReidjSftraf*  bernftt  auf  (leinen  (riftaHinifepen  Slättdjen,  meldic  bie 
nefebbucpeS).  Erfolgt  btefeS  gijepen  ,5ttr  Saiptjeit,  bei  §interfeite  ber  burepfieptigen  Schuppen,  ben  Kiemen 
gaeicllitpt  ober  itnter  anwenbmtg  fepäblidjer  ober  ef<  bedeleipparat  unb  bie  SJegenbogentjciut  beferen,  (rS 
plobiermbcr  Stoffe,  j^S.  giftiger  Silber  ober  Silit-  gibt  ff,,  bie  burdj  bas  gufammrumirfen  ber  genann- 
te jur  Betäubung,  Sprengpatronen  ober  anbrer  ten  gattoren  eine  gerabeju  WunbernoUe  giirDung  er- 
Sprengmittel,  ober  fifdjen  WuSlättbet  unbefugt  in  langen,  wie  bie  farbenprädjtigen  g.  füblitpcr  Sicere 
beutfepenKüitcngeWäffem,  fo  (nnn  auf  emeOelbftrafe  (f.  infei  »Stacpififepc«),  öod)  ftepen  irrten  manepe 
bi8  ju  «00  Star!  ober  CSefängniS  bis  ju  feepo  Stona-  unfrer  eiitpeimifcpcn  5-,  wie  ber  Bitterling  u.  im 
ten  ertannt  Werben  (§  29«,  206a  beS  SHciepäjtraf-  ftoepjcitStleib  (f.  b.  unb  Xafel  >§od)}eit<S(leiber  II«, 
gefehbucpcS).  Sgl.  gifepereipolitei.  gig.  7)  (aum  nadp.  3n  bev  öaut  liegen  ferner  bie 

Sfifdjie  (Pisces),  1)  baS  jWölfte  3eiepen  beS  lier-  burtp  feitliepe  Sorenreipen  (Seitenlinien)  natp 
(reifes : K i 2)3tembilb  beS  nörblidienSgimiuelS  (Pgl.  außen  münbenben  Kanäle  ber  fogen.  Seiten - 
Xeptpcilage  gt  «rtifcl  unb  Karte  »girfterne»).  organc,  eigenartige  Sinnesorgane  bet  ff.,  bie  fte 
gfifefic  (Pisces,  pietgu  Xafel  »Kiepe  I—  IV«  unb  über  Seränberungen  ifirer  Umgebung,  befonberS 
Tafel  »Braeptjitfdfe  ber  fiiblttpeit  SHeere«  in  (färben»  wopl überSepWantungen imSSaffcr.orientiererfbiirf- 
brud),  (Kruppe  ber  ©irbeltiere.  Turcp  bie  in  ff  (offen  ten,  wäprenb  man  frtlfier  eper  glaubte,  bajs  fte  auf 
umgcteanbelten  öliebmafien,  bie  unpaaren  gloffcn-  Beige  tpcniifcper  Statur  reagierten. 


Sfclett  bei  9 a r f $ e 3 (Porct»  fluvUUli*). 


(äntme  auf  Bilden  unb  Saucp,  b;c  mit  ((nöcpernen)  2>aS  SJelett  (f.  WbPilbuna)  ift  befonberS  Wegen 
Sepuppen  bebedte  Kölpcrobcrfläcpc  unb  bie  Kiemen-  feines  bei  biefen  niebern  üBirbeltiercn  nodi  fepr  primi- 
atmung  ift  ber  Begriff  gifdj  im  allgemeinen  feparf  tiBen  3ufianbeS  Bon  gntereffe,  in  bem  es  bauemb  ein 
umfeprteben,  feitbem  man  bie  früher  ju  ben  gtfepen  Berpalten  peigt,  baS  bei  ben  Impent  SBirbeltiereii  nur 
gerechneten  Bunbntäuler  (f,b.)  unbfiepto(arbicr(f.b.)  Borübcrgepenb  in  ber  Entroidelung  auftritt.  äo  fann 
als  befonbere  (Kruppen  ber  SSirbcltiere  anfiept.  Sie  bie  SBirßeljäuIe  ber  Heilung  in  eimeine  Wirbel  unb 
©eftalt  ber  ff,  ift  meift  geftredt,  fpinbelfömiig,  feit»  ebenfo  ber  Serfaöcperung  notp  entbehren  (Eprlofto- 
lieb  jufanmicugebrfldt,  feltener  fugclig  (Diodon),  men.finorpelftfepe).  Bncinanbcrbewegtitpeffiirbcliiit. 
ftpiangenartig  (aale)  ober  fognr  ganj  flatp  (Siotptn).  ben  ftd)erftbeiben(jaififd)en,  Mucp  bie  Sippen  feplcn 
Sfit  iljr  fiept  bieSebenSWcife  im  Ein  (lang,  infofernbie  uod)  bei  einem  Heil  bet  g.  ober  finb  unoolUommen; 
meiflen  auf  baS  Stpwitmnen  angewiefen  finb  unb  nur  rin  ccpteS  Bruftbein  jur  Berbinbung  epiftiert  mrgenbS. 
wenige  auf  ber  ObcrflStpe  beS  SBnfferS  bapintreibett  Biele  Knodjenfiitpe  paben  Y-förmige  KnodjeuftäPe 
ober  im  Saubc  wüplett  ober  auf  ipnt  liegen.  Hie  (glei fepa täten),  bie  burep  teilroeife  Serhtödjenmg 
Sgiaut  ift  meid)  unb  fd)Icimig,mitSerfnöepcnmgen  in  ber  bie  'UiuSlehi  ttenuenben  Banbet  entftepen.  Tie 
ber  fleberpaut,  ben  ©dp uppen,  Bcrfepcn,  über  melepe  SSirbclfduIe  fcl&ft  jerfällt  iit  ben  Sumpf»  unb  ben 
Sie  Oberlmut  (EpibenniS)  pinwegjiept.  Teptere  fiept  Scpwanjteil;  nur  an  erfterm  Pinnen  fttp  Sippen  be- 
mau  oft  in  ftpleimigen  gegen  Born  Körper  fiep  a6»  finben,  lefiterer fefitiefst  mitberSepmanjfIoffc(j.  unten) 
Uifcn.  Tic  Sepuppen  (f.  b.)  unb  fepr  Betfcpicboi  ge-  ab.  Ter  Kopf  ü(it  opne  $at*  atu  Kumpfe  feit.  Ter 
formt  unb  werben  fpflentatifep  uerwertet  (f.  unten).  Sdjäbcl  ift  in  einigen  Orbnungcn  ber  ff-  uodifiior» 
Ebenfo  wie  fte  entftepen  bie  Knoipcntafelit,  bie  bet  pelig,  wirb  bei  ben  Stören  Bon  befonbem  !paut(noepeit 
manepen  (j.  8.  ben  Stören)  ben  Körper,  uamenttiep  f^ügenb  bebedt  unbPerfnöcpertBeibcnKnoepcnfifipcn 
beti  Koni,  bebeden  unb  jum  innent  Sfelett  als  $aut  ■ jum  größteuHeil ; jtetS  aber  bleiben  Beite  bcs  urfprüng- 
tncKpeu  in  Bcjiepung  treten  tonnen.  Sie  oft  präcp-  iidien  RnoepenfepeibelS  (beS  StimorbiatfraniumS)  tu- 
tigett  ^auptfärbungen  Werben  burd)  Bigmente  unb  rfid.  Sr  ^erfüllt  bet  biefen  ififdieu  in  Biete  eiitjelne 
,}War  oft  burtp  Beräftelte  gellen  (Epromatopporen,  Knoepenftüde  unb  Bereinigt  fiep  innig  mit  bettgleiep* 
i.  b.)  ber  üeberpaut  erzeugt.  Turd)  ftontraftion  ober  falls  japlteidjen  ©eiidjtS-  unb  Ktemcntnoepen 
BuSbcpnung  ber  pigmenthaltigen  gellen  lönnenffar-  (BiSceralf(etett).  3”  ber  einfacpflen  gönn  finbet 
benänbermtgen  aujtreten,  bie  am  auffädigften  loäp-  man  picr  nur  einen  ben  Stunb  umfpannenben  Knor- 


<504 


gifdfC  (Vtnatomtjcpeä  unb 


pelbogen,  ber  nu§  Unter-  unb  Dhcrfiefer  beftefjt  unb 
burdi  einen  bcfonbcrn  fnorpeligcn  gortjap  beb  leptem 
(fcieferftiel)  am  Sdjäbel  beteiligt  tjt  ($aic).  ®ar- 
nuf  folgen  an  ber  fflremc  jtmidien  Stopf  unb  Shtntpf 
bie  Kiciitenbogen . welche  bie  für  ben  Vludtritt  beb 
SBafferd  nötigen  Öffnungen  (Kiemenfpalten)  um- 
jd)lteiien.  ©le  fßnnen  tompliziert  gebaut  unb  mit 
vvautfnoetjen  jum  Scbup  ber  Siemen  »erbuttben  fein. 
Sie  beiben  Sktare  ©Itebmaften  finb  urfprünglid) 
tnorpelig ; bie  »orbem  (©ruft  fl  offen)  fmben  burd) 
etn  bogenförmiges  ©tuet  (ben  Scpultergürtel)  tpre 
töerbinbung  mit  ber  SBirbelfäuIe , während  ber  ihm 
entfpredjmbe  ©edengürtcl  ber  Saucbflojjen  tinab- 
gängiger  ijt.  SJiit  ber  Serfnöcberang  wirb  ber  Schul» 
tcrgürtel  aud)  fomplizierter  unb  beteiligt fnb  am  3(ba- 
bel,  wäbrcnb  ber  öedcngfirtel  feine  Sage  bei  ben  ein- 
zelnen gifcbgruppen  ändert.  SKatt  unterfcpeibet  fo  bie 
©aud)«,  ©ruft»  unb  Stellt loffen,  je  nachdem 
bie  ipintergliebmaRen  in  ber  Stäbe  beb  vlfterö  ober 
bicbt  bei  ben  ©ruftfloffen  ober  fogar  »or  tpnen  fteben; 
auch  [ßnnen  (bet  ben  Vlalcn)  bie  ©aucbfloffen  gänzlich 
fehlen;  bie  Stoffen  felbft  befteben  aud  gcglieberten 
Strahlen.  Vlufjer  biefen  paaren  Stoffen  gibt  ed  auch 
unpaare:  ant  Süden  unb  ©aud)  bie  Stüdcn-,  refp. 
Vif terfl offen,  bie  beibetoieber  in  Vlbteilungeu  zer- 
fallen binnen,  unb  gam  hinten  bie  Sdjwanzflof  fe, 
»on  febr  wecbfelnbcr  ©eftalt  (f-Sloffen).  ®cr  Sdjwanz 
ift  bad  fjaupibewegungdorgan  bcrg.  ®ie  ubn- 
gen  Stoffen  bienen  meift  nur  baju,  ben  Körper  im 
('ileicbgeroicbt  gu  halten  unb  beim  Schwimmen  bie 
Stetigreit  unb  Siidbtung  ber  Bewegung  ju  ftcpern. 
Ein  toter  3if<b  liegt  im  Säaff  er  auf  bem  »rüden.  Ent- 
fernt man  Straft-  unb  ©auepfloffe  ber  einen  ©eite  ober 
aud)  nur  bie  erfterc,  fo  fäflt  ber  Sif<h  auf  biefe  Seite; 
bei  Segnahme  beiber  Struftfloffen  finft  er  mit  bem 
Stopf  nach  unten.  Serben  SRüdcn-  unb  Vlfterftoffen 
abgefepnitten,  fo  fcpwimmt_bcrgifd)  im^idjad.  Sinfb 
fcpioimmt  er  burch  einen  Schlag  beb  Scproanzed  nach 
rcdjtd  (unb  umgefehrt),  rüdwärtd  burch  einen  Schlag 
ber  Struftfloffen  nach  Dom.  Siir  bie  Bewegung  am 
wicpligftcn  ftnb  bie  in  »ier  3ügen  beiberfeitb  bon  ber 
Sirbeljäule  bon  bom  bis  hinten  Berlaufenben  Seiten- 
rumpfmubtetn.  $urefl  quer  bon  ber  $aut  bis  an  bie 
Säirbel  tretenbe  faferige  Stänber  werben  fle  in  hinter- 
eenanber  liegenbe  SJiudelfcpeiben  zerteilt.  3nbcm  bie 
SKubteln  bad  linbe  bed  Sfuntpfeb  unb  ben  Sdjroan; 
in  rafchent  Sechfel  nach  rechts  unb  linfS  biegen,  trei- 
ben fie  ben  gifdj  borwartä.  giir  bie  paarigen , aber 
auch  bie  unpaaren  Stoffen  ftnb  befonbere  Hiueteln 
»orpanben.  VHP  umgewanbelte  SKubfeln  gelten  bie 
eleltrifcpen  Organe  mandjer  S-  (fl  3*ltfrtifct!e). 

®aS  öehirn  ift  relatib  Hein  unb  bott  fepr  ein- 
fachem ©au;  ben  Sipäbel  füllt  es  nicht  obllig  aud. 
Sie  VI u gen  finb  meift  grojj  unb  haben  eine  faft 
fugelrunbe,  mächtige  fimfe.  ®ie  tieffeefifepe  ftnb 
burch  Jeleffopaugen  unb  anbre  eigenartige  Vludbil- 
bung  ber  Vlugen  ausgezeichnet.  'Jlugenliber  fehlen 
ganj  ober  finb  unbeweglich ; nur  bie  )?aiflfepe  haben 
untere  unb  obere  Vlugenliber,  oft  fogar  noch  eine 
Stidpaut.  URandje  g.,  ganz  befonbetS  bie  Sieffee- 
fijepe  (Chauliodus,  Stomias,  Argyropelecua  u.  a.), 
beflpen  S euch torgane,  b.  p.  mit  Scmptförpcr,  Sie» 
fleftor  unb  fiinfe  tierfehenc.  in  bie  §aut  eingefentte 
ober  am  Körper  (nöpfepenartig  »orragenbe  unb  regel* 
mäßig  »erteilte  ffiebilbe,  bie  im  Sehen  ein  ftörfcreS 
ober  fdjwäcbered  Sicht  aubftraplen.  3m  Ohr  fehlt 
bie  Sdjnedle;  auffallenb  ift  bie  bei  »ielen  gifeben  »or- 
hanbene  Serbinbung  mit  ber  Sthwintmblafe.  ©on 
einem  £>ören  im  Sinne  ber  höher»  Sirbeltiere  tarnt 


bei  ben  gifeben  nicht  gesprochen  Werben,  hoch  emp- 
fangen  fie  immerhin  burch  Schallwellen  erzeugte 
SinneSeinbrüde.  ®ie  Slafe  beftept  aus  einem  ©dar 
©ruhen  in  ber  £>aut  beS  Sopfea ; nur  bei  ben  Surdi- 
fifdten  ift  fie  hinten  nach  bem  ©autnen  zu  offen  unb 
bient  auch  zur  Vlufnabme  beS  VltemwafferS.  Ser  net- 
oenreiche  2 eil  beS  fleißigen  ©aumcnS  fepeint  ber  Sip 
eines  wenig  entwidelten  ©efchutadfinneS  zu  fein. 
3um  Saiten  bienen  Wohl  bie  Sippen  unb  beten  Sin 
hänge  (©artein);  über  ©eitenorgane  f.  oben. 

SerbauungSorgane.  ®cr  meift  »orn,  feiten 
unten  (fcaie)  gelegene  URunb  führt  in  bie  weite,  zumeift 
an  allen  umgebenben  Knochen  mit  3«hü{n  »erfepene 
fRadjenhöple ; nur  Wenige  §.  (Störe,  Seepferbe) 
ftnb  zahnlos.  Sie  3älme  finb  fcgelf önttige , gcrabe 
obergetrümmteffangzähne  mit  ober  optte Siberpaten 
unb  3adett,  nur  feiten  witflicpe  SRaplzäpne.  Sie  be> 
flehen  auS  echtem  3apnbein  unb  ftnb  bei  ben  £>aien 
noch  ben  Stadjelfcpuppen  auf  ber  Störperpaut  äuflerit 
äpnlidj,  auep  teilweife  beweglich,  bei  ben  übrigen  St- 
ichen jeboep  mit  ben  Stumpen  »erwaepfen.  Statt  einer 
3unge  lontiitennurSlnbeutungcn  »or,  Speichelbrilfen 
feplen.  Sie  Speiferöpre  ift  gewöpnlitp  lurt.  ber  iVa 
gen  Weit  unb  nicht  feiten  in  einen  anfepnlicpen  Slinb- 
fad  »erlängert.  Vlnt  Vlnfang  beS  eigentlichen  ®amieS 
gibt  eS  päufig  Piele  blinbbannantje  Wnpänge.  2er 
Sünnbarat  zeigt  längSberlaufenbe  ^ cpleimpautfalten, 
feiten  Xarmjottm,  wie  bei  ben  pöpent  Säirbeltieren. 
3m  ®arnt  ber  finorpelfifcpe  unb  ©anoiben  bient  eine 
fcpraubenförmiggeWunbetieSängSfalte(Spirainappe) 
für  Stergröflerung  ber  Oberfläche.  Ein  SRaftbarm 
tft  niept  immer  beutlicp  unterfepeibbar.  3u®c'ltn 
münben  in  ben  lepten  VIbfcpnitt  beS  $anucS  auch 
noep  bie  VluSführungdgänge  ber  Stieren , S>oben  unb 
Eicrftöde.  Ser  Vlfter  liegt  meift  Weit  hinten,  nur  bei 
Steplfloffent  unb  benSuochcnfifcpen  ohneSaucpfloffcn 
auffallenb  Weit  »orn  (bid  an  bie  Sfeple).  Vltle  S.  ha- 
ben eine  große,  fettreiche  Scbcr,  meift  auch  eine  ©allen- 
blafe  unb  eine  Staucpfpeicpelbrüfe,  »iele  auep  eilte  zu- 
weilen paareScpwiiumblafe.  ®iefe  barf  nach  ihrer 
Siubrpoitalentwidelung  ben  Sungen  ber  höpern  Sir- 
beltiere »erglühen  werben,  jte  liegt  am  SRiidgrat  über 
bem  ®ann  unb  ftept  mit  bem  Schlunbe  burep  einen 
Stanal  in  ©erbinbung  ober  ift  »öllig  geftploffcn;  fte 
bient  ben  Sifcptn  beim  Vluf-  unbSIbfteigcn  alö  ppbro- 
ftatifeper  Apparat.  3Prc  ffianbuna  ift  fepr  elaftifcp 
unb  mit  H/iudfulatur  »erfehen.  ©ei  ben  fegen.  Surcp- 
fifepen  wirb  fie  zu  einer  Vtrt  Sunge,  inbeitt  ©efäfle 
mit  »enöfem  ©lut  an  fte  perantreten  unb  attbre  ©e- 
fäfle  baö  arteriell  geworbene  ©lut  abfüpren. 

®ieg.  atmen  burtpßi  einen,  bie  feitlicp  am  Stachen 
liegen  unb  aub  Dfcipcn  feiner,  reich  mit  ©lutgefäflen 
Uerfepener  ©lättepen  beftepen.  Siefe  ftpen  auf  fttor- 
pcligen  ober  fnöcperncn  SPtemenbogen  unb  liegen  ent- 
Weber  frei  in  einer  einzigen  grojjeit  fiientenpöple.  bie 
burd;  einen  Spalt  mit  bem  umgebenben  SBaffer  fom- 
munijiert,  ober  ftnb  in  befonbem  Jafcben  unterge- 
bradjt.  ®as  SBaffer  gelangt  burch  ben  SJluub  in  ben 
Stiemenraunt  unb  fließt  nach  ©efpülung  ber  Kiemen 
nach  aupen  ab.  Einige  g.  paben  befonbere  Einrich- 
tungen in  ber  Kiemenhöple  zur  Vltmung  »on  Suft; 
anbre  atmen  zuzeiten  tntt  ber  hierfür  mobifüierten 
3d)Wimmblafc.  SRotaugen,  ©rünbliitge,  ©aijche  tc. 
beginnen  Siot  zu  leiben.  Wenn  ber  Saucrftoffgeball 
bed  SBafferd  auf  1 ccm  im  Siter  fintt,  fte  fterheu  bei 
0,5 — 0,8  ccm  Sauerftoff  im  Siter.  ©egcnttoblenfcture 
fmbg.  wenig  empfinblid),  fchäblid)  Wirten  erftl26mg 
Koplettfäure  in  1 S.  unb  töblid)  Ü80  mg.  ®ad  ©lut 
(reift  in  einem  gefd) (offenen  ©cfäflfpflem.  ®ad  weit 


605 


gi|d;e  (gortpflanjung,  Siagrung  :c.). 


Dom  an  bet  flegle  liegenbe  fperi  befielt  (Ausnahme 
bie  fid)  an  bie  Amphibien  anfegliegeiibcn  2urcbfiid)e) 
aus  einem  dünnwandigen , weilen  ©orgof  unb  einer 
iegr  fräftigen,  muSfuIöfen  Kammer.  Grfterer  nimmt 
baS  aus  bem  Körper  jurüdfegrenbe  ©lut  auf,  unb 
bie  Stammet  fügrt  eS  burd)  ein  ftarteS  (Befäg  ,u  ben 
Jtiemen;  baS  löcrj  bet  5-  führt  fomit  BeitöfeS  ©lut. 
Die  paarigen  Stieren  erftreden  fict|  längs  beb  3tüd- 
grais*  com  ftopf  bist  »um  Gnbe  bet  SeibcSgögle ; bie 
Spamleiter  lönneit  ftd)  ju  einem  unpaaren  Abfdjnitt 
Bereinigen,  unb  eS  tann  eine  $>antbla[e  gebilbet  wer 
ben;  burd)  gemeinfame  AuSmünbung  mit  ben  ffictü- 
talorganen  in  ben  Gnbbarm  tommt  eine  ftloafe  }it< 
ftanbe. 

Kit  wenigen  Ausnahmen  finb  bie  g.  getrennten 
@efd)lechts.  'iiujjere  ®cf<hIrd)!Sunterfit)icbe  finb 
fetten,  wie  bie  $alcn  im  C bettiefer  be3  männlichen 
GalmS,  bie  ©ruttafege  bei  ben  männlichen  ©iifcgel« 
tiemern  ic.  Die  GierftBde  finb  mcift  paare,  band- 
artige Säde,  bie  unterhalb  ber  Stieren  an  ben  Seiten 
beS  Darme#  unb  bet  üeber  liegen.  Die  Gier  entgegen 
an  ber  innem  GierjlodSwanbimg  unb  gelangen  bann 
in  ben$ot)lraum  ber  jurSrunjtjeit  mächtig  anfdjtoel- 
lenben  Säde.  Diefe  haben,  wie  bie  faft  ausnahmslos 
paaren  §oben,  im  einfachften  gade  (eine  eignen  AuS» 
fügrungSgänge;  bie  ©efdflecgtSflojfe  gelangen  ais- 
bann in  bie  ÜeibesgBgle  unb  uon  hier  entweber  burd) 
eine  eigne  Öffnung  (AbbomittalporuS)  ober  mittels 
eines  in  bie  itloate  milnbenbeu  Kanals  nach  äugen, 
häufiger  ftnb  befonbere  Gi»,  refp.  Samenleiter  Bor» 
hanben,  bie  fid)  }Wifchen  bem  After  unb  berKünbung 
ber  fjamrBgre  auf  einer  ©apitte  nach  äugen  öffnen. 
Äugere  ©cfcglecgtsteile  finben  (ich  nur  bei  ben  männ- 
lichen Ipaicn  als  lange  Sfnorpclanbänae  ber  ©auch» 
floffen.  — Sei  weitem  bie  mciften  g.  legen  ihre  fehr 
jaglreicgen  Gier  in  Klumpen  als  üaid)  ins  Kaffer 
ab  unb  laffen  fie  bort  Bon  ben  'Kännchen  mit  ihrem 
Samen  befruchten.  Gütige  Rnocgenfifcge,  wie  bie  Gm« 
biotoriben,  ju  benen  Ditrema  Temminckii  gehört, 
unb  ein  grogerDeil  ber&aie  gebären  Icbenbige  Junge. 
Keift  pf(an;en  fid)  bie  g.  nur  einmal  im  gagre  fort, 
am  ^äufigften  im  grügjahr,  auSnagnisweife  (Joiele 
Salmoniden)  im  Kinter.  Die  Känndien  färben  fid)  in 
biefer  ©eriobe  lebhafter  unb  jeigen  oft  eigentümlidic 
!jj>autmud)erungen  (fjocgjeilSf'leib,  f.  Dafel -Siocf)» 
jeitstleiber  II* , gig.  4 — 7);  aud)  bei  ben  Seibdjen 
treten  ©eränberungen  ein  (j.  ©.  beim  Sitierling  ent* 
toidelt  fich  eine  SegerBgre  ;um  Ablegen  ber  Gtcr  in 
bie  Riemen  ber  gluBniufcgel).  Seibe  (Bcüglcdjtcr  fam- 
uteln  fid)  jur  üaiegpiit  in  grögern  Scharen , fueben 
leichte  ©rutpläge  nage  ben  glugujem  ober  am  KeercS- 
ftranb  auf,  wattbern  bisweilen  fegr  weit,  fleigen  auch 
in  bie  glüffc  unb  gegen  mit  Überwindung  bebrüten- 
der feinbemiffe  (Salmfprflnge)  ftromaufwärtS  bis  in 
bicSiebenflüffe,  wo  fte  an  gefd)üfjtert,  nagrungSreicgen 
Orten  bie  Gier  oblegen.  Dagegen  jiegt  der  Aal  jur 
Saicgjcit  aus  ben  gluffen  inSKeer,  um  nicht  jurüd» 
lutegren , währenb  bie  ©rut  im  griigjagr  in  grogen 
Scharen  in  bie  glüffe  tritt.  Gine  Brutpflege  jinbet  im 
ganzen  feiten  ftatt  unb  wirb  bann  aufjaüenberweife 
bef onbtrS  Bom Kännchen  anSgeübt.  So  baut»,  ©.der 
Sticgling  ein  'lieft,  bewacht  bie  Gier  bariit  unb  fegügt 
aud)  eine  3ritlang  bie  auSgefcglüpften  gungen.  Die 
Känncgen  ber  ©üfdjelliemer  (Seepfcrbe  tc.)  neguten 
bie  Gier  in  eine  ©ruttafege  auf  unb  tragen  fie  bis 
;um  AuSfcglüpfeu  ber  gütigen  mit  fid)  gerum.  ©ei 
Sem  im  SiberiaSfee  lebenben  Chromia  paterfamilias 
Berfcgludt  fogar  baS  Kännchen  die  oom  Keibdjen 
abgelegten  Gier  unb  lägt  fie  fid)  jwifdgen  feinen  Rie» 


menblättem  entwideln.  — Die  Gntwidclung  erfolgt 
ogne  'Amnion  unb  Allantote;  ber  anfangs  flad)  auf 
bem  Gi  liegenbe  Gmbrtjo  gebt  fid)  allmählich  megr 
unb  megr  baoon  ab ; fein  Darm  fcgliegt  fieg  wiegt 
um  ben  SReft  beS  DotterS  jufantmen  unb  tritt  fpäter 
wieder  bruegfadartig  gerBor  (Dotier)  ad).  ©ei  einigen 
lebendig  gebiirenben  fjaccn  wirb  ber  Gmbrtjo  burdj 
eine  Art  Kutterlutgon  im  gnnem  beS  GierflodcS  er- 
nährt  (f.  fcaififtgc).  Die  gunaen  finb  oft  abweichend 
geftaltet  unb  erreichen  erit  aumäglidj  die  Drganifa- 
tion  ber  gefchlecgtsreifeii  Diere.  Sailarbe  unb  fterile, 
augerlicg  durch  tgre  abmeiegenbe  gorui  erfennbare 
gnbiuibucn  finb  in  einjelnen  gamiliett  niegt  feiten. 

Schmaroger  finb  bei  den  gifegen  gäufig,  fowogl 
an  ber  .flaut  aI8  befonberS  im  Darm  unb  an  beu 
Stiemen;  teils  finb  eS  Öürmer,  teils  Ärebfe  (SJuber- 
fiiger,  f.  b.;  gfopoben,  f.  Affeln)  ober  aueg  ©roto- 
oen  (fpejiefl  Sporojoen).  ©ei  fiaififcgen  ift  mitunter 
er  Anfang  beS  Dannes  fo  Boiler  ©anbwünner,  bag 
man  nicht  begreift,  wie  überhaupt  bie  Siagrung  noch 
hinburchjutreten  bermag.  Die  gugenbfonneh  Bon 
©anb*  und  Üiunbwünticm  Rnbct  mein  in  ben  gifegen, 
RrebStiercn  ic.,  bie  Bon  beit3faubgid)en  gefreffen  wer- 
ben, utib  in  biefen  legtern  Werben  bann  jene  ©Jürmer 
aefcgleehtSreif.  Son  befonberm  gntereffe  fmb  bager  bie 
©arafiten  ber  SBanberfifcge,  da  fie  j.  D.  aus  marinen 
gornten,  j.  D.  aus  gormen  beS  SüüWafferS  beftegen. 
Die  aegt  befannteften  SSanberfifcge,  nämlieg  2ad)S, 
Keerforeüe,  Stint,  Scgnäpel,  Kaififcg,  ginte,  Aal, 
©eunauge,  hefigen  über  70  Arten  SSürmer.  Daoon 
fommt  faft  bie  .fiälfte  nur  in  SJanbcrfifthen  Bor,  fo 
bag  man  Bon  einer  eigentlichen  ©arafitenfauna  ber» 
felben  fprcchcn  fann.  ©eint  CacgS  aegBren  biefe  Scgtna- 
rogcr  ben  Keertieren  an;  er  infiziert  fid)  wogl  nur 
jufäOig  im  Süfiwajfer,  was  fleg  bager  erflärt,  baft  er 
Bom  Auffteigen  auS  bem  Kcer  an  taum  nod)  3iag» 
rung  ju  fid)  nimmt. 

Die  3i ah  rung  ber  g.  begeht  auS  anbem  Dieren. 
3unt  leil  ftnb  )ie  äugerft  gefiägigc  Säuber;  fie  er- 
lagen meift  igre  ©eute  (andre  g„  Ärebfe  ic.)  unb  Ber- 
fcglinaen  fle  gewBgnlid)  ganj.  Die  gitterfifege  betäu- 
ben igre  ©citte  burdi  eleftrifcge  Sdjläae.  Ginige  g. 
leben  in  fleter  ©efcDicgait  mit  andern  Dieren,  j.  ©. 
Cuaüen,  ober  fogar  im  gnnent  Bon  Seegurfen,  Wie 
Fieraafer;  einige  in  unterirbifcgeit  ©ewäffcni  unb 
finb  bann  meift  blinb.  Außerhalb  beS  Koffers  er« 
ftiden  fte  gewöhnlich  rafeg;  die  an  grogen  Drud  ge- 
wöhnten Dicffeefifdje  berften,  wenn  fie  an  bie  Ober- 
fläche gebracht  werben.  Gine  Doras-Art  manbert  bis- 
weilen in  großen  Scharen  über  2anb  auS  eniein  ©c- 
wäffer  in  baS  anbre.  Gine  SSelsart  (Clariaa  Iazeni) 
foll  tagsüber  in  Grblöcgrm  leben  unb  nachts  aus 
ignen  gerBorlommen , um  ©agrung  )u  fucbeit.  ©oti 
Änabas  scandens,  einem  Sabgrintgiifd),  Wirb  er.^äglt, 
er  foH  an  ©atmen  emporfletlern  föunen.  ©iele  g.  er- 
geben fid)  bei  ©erfolnungett  in  (leinen  Suftfpriingen 
über  bie  Oberfläche  oes'SafferS  unb  fliegen  fogar 
mit  igren  mäcgtigeii  fflruftfloffen  eine  3ciliang  (f  lic- 
et e n b e g.).  Auch  im  Baffer  crftidcit  bie  g.,  wenn 
fte  bcffen  Sauerftoff  bei  ber  Atmung  oerbrauegt  gaben. 
— fficht  wenige  g.  geben,  entgegen  bem  Sag,  bag 
bie  g.  ftumm  feien,  Däne  Bon  )id),  unb  jrnnr  burd) 
Siethen  Bon  gloffenftacgeln  in  tgren  ©elcnfen  ober 
Bon  Snocgen  des  WientenbedclS  aneinander,  aueg 
ganbelt  es  fug  wogl  um  KuSleltone,  bie  burd)  Siefo» 
natoren  oerftärft  Werben,  teils  Döne  burd)  Schwin- 
gung ber  Sandlingen  ber  SdtWimmblafe  ic.  — DaS 
Seelenleben  ift  im  allgemeinen  recht  ftumpf;  boeg 
(Bnnen  manche  abgeriegtet  werben,  auf  Jöne  jurgüt- 


606 


yifd)ö  (Sufjen  für  ben  Wonichcn,  ©erbrcitung,  Einteilung). 


tcrung  gu fommen.  Einige  Werben  id)ralt(lBOjäf)rige 
Karpfen  inGbarlottenburg  sc.).  3n  ben  Sropcn  halten 
manche  eine  VI  rt  3ommerfd)laf,  inbem  fte  beim  ©er- 
trachten  bcr©cwäffcr  fid)  in  ben  Schlamm  einwühlcn, 
in  Erftarrung  Oerfaßcn  unb  io  bis  jur  Segen, geit  oer- 
honen  (j.©.  bcr2urd)fifth  Prutopterus  in  Cflafrita). 

Sie  f}.  nühen  ben  UKcnfdjen  Oorjüglid)  alb  Sai)- 
rung;  gange  Stationen  finb  fast  eingig  auf  [ic  ange- 
wiesen (Esfimo,  örönlänbcr,  Ifd)uftfd)cn),  unb 
Sang,  gubereitung  unb  Jpanbel  bilben  einen  großen 
ErroerbbgWeig.  3hc  gletfd)  iil  mcift  gart,  fdgmadhaft 
unb  leid)!  oerbaulich  (cgi.  ifleifd),  inbbef.  bic  Xabcfle 
S.  676).  Mud)  bie  Eier  (Sogen)  mehrerer  ff.,  Oorgüg- 
lieh  bea  Störb,  suerben  ciuacfalgen  unb  alb  Slaciar  ge* 
noifen.  ferner  liefern  bie  §.  ben  beflen  Seim  (Raufen- 
blafe,  (.  b.).  VI  ub  ben  Schuppen  beb  Ufelcib,  bie  man 
in  hohle  ©laSfugelit  füllt,  madjt  man  unedite  perlen. 
Sie  §aul  beb  Vlaleb  unb  mehrerer  2adjje  Wirb  gu 
fibergügen  oenuenbet,  unb  in  gegerlle  £adjb|)äute 
{leiben  lieh  bie©ewot)ncr  beb  mittlem  Oftafien;  auch 
bie  §aut  ber  ipaipfche  wirb  gu  Übergiigen  (Efjagrin) 
gebraucht,  ©creinigte  Sijd)(d) uppen  benupt  man  gu 
allerlei  gierlicpen  Vlrbeiien,  fünftiid)en®lumen,  Siörb- 
d)cn  sc.,  gifebgaße  wieSinbergalle  in  berSfialerei  unb 
9isäfd)erei.  gijebhout,  namentlich  bie  rauhe,  höderige 
Saul  uon  Raufen  unb  §aififd)en,  bient  gunt  Vlbrciben 
bon  £>otg  unb  Elfenbein,  früher  benujjtc  man  elef- 
trcjdie  3.  gegen  ©iigräne.  fficfährlid)  werben  bent 
SKenfchen  eigenllid)  nur  bie  gröfjcm  fcatfifche;  übri- 
ge teb  haben  manche  fj.  ©iflflacheln,  mit  benen  fto 
fd)limme  SJunbcn  beibringen  fönnen.  SMituntcr  ift 
auch  bab  (fleifcf)  giftig  (f.  gifchgift). 

|©eogrnpt)ifrf>c  tBerbrcttnng.J  ©on  ben  mehr  alb 
10,000  befdjriebenen  Villen  leben  etwa  brei  Viertel  im 
SDt’cere.  Son  ben  etwa  80  gamilien  ber  Seefiiche  ftnb 
60  faft  über  alle  Dgeane  Oerb reitet;  »on  ben  36  gami- 
lien,  bie  aubfcbliejjlichfüBe©ewäiier  bewohnen,  ftitb  22 
in  Sübauierifa  oertreten  (f.  bic  tiergeographifd)c  Karte 
»Scptilien,  Vlmphibien,  gifche  sc.-).  3n  ber  Ser* 
6ieitungberffleerebfüflenfi[che  laffen  ficb  eine  arftifdje 
unb  eine  antarftifefje,  bie  (alten  unb  gemäßigten  fKcere 
ber  Sole  umfaffenbe3onc  unb  einebagwifdienlieaenbe 
äguatoriale^one  unlerfcpeiben.  SienörblichenSicere 
fmb  burd)  Enlwtdclting  ber  Sdjeflfffd)e  (Gadidae) 
aubgegeichnet,  bie  mit  ben  gamilien  ber  Sx ringe  unb 
©lattjifche  bnb  ftaupterträgnib  ber  im  Sorbatlanti- 
fdjen  Cgean  oon  Europa  unb  Vtmerifa  aub  betriebe 
n en  ^)o<hfeefifcherei  liefern.  Son  ben  ScheHfifchcu  wirb 
berKabeljau  hauplfächltch  auf  ber  ©anf  oon  Seufunb- 
lanb  unb  in  Sorwcgen  gefangen,  ber  Schetlfiid)  ift  ber 
9i  orbfee  eigen,  ©on  ben  ©lattfifchen  lebt  bie  Seegunge 
an  ben  fiüflen  Snglanbb,  bie  Scholle  in  ber  Oftfee. 
Ser  fcering  wirb  Orfonberb  an  ber  engltfd)en , nor- 
Wegifcpen  unb  bcuticbcn  Sorbfeefüfte  gefangen,  bie 
Sprotten  ebenfalls,  ©arbiiten  unb  Sarbellen  an  ber 
loiflficftegrantreichS  unb  Spanien®.  Sie  anlarltifche 
3one  hat  Vl()nlid)teit  mit  ber  arftiiehen,  inbem  fidj  in 
beiben  3oncn  OcrWnnbte,ia  felbft  ibenlifchegifcharfen 
finben,  bie  in  ber  bagmifdjcnlicgcnben  äquatorialen 
fehlen ; gu  ihnen  gehören  g.  ©.  ber  Sieeraal,  bie  Sar» 
Dido,  bie  Sprotte  u.  a.  Sie  äquatoriale  3one  beher- 
bergt bie  meiften  Vlrten  charafteriftifchcr  gtfehformen ; 
fte  gerfciUt  in  brei  Sejjionon:  bie  tnbi[d)pagififd)e,  bie 
atlantiidje  unb  bie  WefUi(h>ameritanifd)e  Segion.  Sic 
elfte  Segion  ift  bie  aubgebeljntrfie ; fte  geht  ooitt  So- 
len SKccr  burd)  ben  3nbifd)en  unb  Stillen  Dgean  bi® 
jur  Sanbwichgruppe  unb  ift  charafterifiert  burd)  eine 
große  Vlngahl  il)r  eigentümlicher  gifchgattungen,  6c- 
tonber®  folche,  bic  fiä)  auf  unb  gwifdjeu  ben  Korallen- 


riffen unb  Stollen  aufhalten;  eb  ftnb  bieb  oor  allem 
bic  Sdjuppenfloifcr  mit  ihren  meift  prächtig  gefärbten 
Vlrten.  ©on  pelagifchen  gifdjen,  bie  fiep  ftänbig 
ober  wenigflenä  ber  Segel  nach  auf  hoher  See  finben, 
feien  erwähnt  ßaie,  Sachen,  fliegcnbe  g.,  SchWert- 
fifche,  S'onbfifdje.  Sie  Sieffeef ifche  geigen  eine 
Vlngahl  d)arattcriftifchcr  ©attungen,  bie  burd)  ftarfe 
Sewaffnungbe®  weiten  SRauleb  föwie  burch  bie  Send) t- 
orc|ane  aubgegeichnet  ftnb.  ©on  ben  Süjjwaffer* 
filchen  leben  einige  unb  für  bie  giidjerei  befonbere 
wichtige  gamilien  alb  ©anberfödie  fowohl  im  ©teer 
ale  im  Süfiroafjer,  fo  befonberä  bie  Salmoniben 
unb  Störe,  bie  ben  ©cumffcm  ber  fältern  unb  ge- 
ntäfiigten  3one  angehören;  eine  öauplrolle  fpieler 
unter  ihnen  ber  2ad)ä  (Shein,  Kanaba),  goreße, 
Saibling,  Slör,  Sterlett,  $mufen,  ferner  §cd)te  unb 
Karpfen  (legt cre  aber  nicht  aubfthltefslid)),  unb  im 
altioeltlichen  Seil  biefer  3cne  Sarbe  unb  Schmerle, 
tuährenb  in  Sorbamevifa  Knocbenhcd)te  (Lepidostei- 
dae)  unb  ©chlammfifche  (Amiidae)  auftreten.  Sie 
äquatoriale  3one  ift  aubgegeichnet  burd)  bie  mächtige 
Gntwidelung  ber  Säaller  (Sil uridae).  gürSrcnnung 
biefer  großen  3one  in  Unterabteilungen  ift  baö  Vtuf* 
treten  ober  gelilen  ber  Karpfen  (Cyprinidae)  (Sara!- 
teriftifch-  Sie  ffarpfenregion  umfafjt  Vlfrifa  unb  bie 
jur  mbifchen  Segion  gehörige  gnfelwelt  nebft  geft- 
lanb,  wahrenb  bie  pagifijch-auftraliidje  fowie  ncotro- 
piiehe  Segion  burch  gehlen  ber  Karpfen  charafterifiert 
|tnb.  Sie  äquatoriale  3pnt  ift  aubgegeichnet  burch  bab 
Muftreten  ber  2ungenfif<he,  bie  einen  paläontologifd) 
alten  Eharafter  tragen,  ©on  ben  brei  gu  ihnen  gehöri- 
gen ©attungen  fiubet  fid)  ber  Enramuni  (Ieepidoairen) 
in  Sübamerifn  (Vlmagonabgebiet),  ber  afrifanifche 
Sd)lammfii(h(ProtoptC'rus)  in  Vlfrifa  unb  ber©arra- 
ntnnba  (Ccratodus)  in  Vluftralien.  Sie  antarftifd)e 
Segion  enthält  nur  wenig  «üBwafferfifche;  Karpfen 
fehlen  gang,  unb  bieSSaßer  ftnb  nur  fchwach  oertreten. 

COiictettung  ber  3'(d)e. 

A.  ftnorpcIflfdje(CtioatlropterygU.  etumobraochil).  Stctelt 
Iiurpetig. 

1.  Drbnung:  galftf^e  (S.Inrhll)  ober  Duermäuter  (Ptm- 
giostomi).  5 — 7 JNtntenöRnmiflen- 

1)  Pole  (SciaAlM.ee).  2)  9i  o cb  e n (Ioqid«),  ®.  .gelfl|cbe> 
unb  Xafct  l,  glg.  1,  2,  5,  6. 

2.  Drbnung:  pototrpbalcn  Olotoeephmlt).  Sine  fticecm* 
blficung.  pictbcT  bie  eigemümtiq)  gefielt  eien  ChinuurlttM 
(Seetfl|en,  Xefet  t,  gig.  4). 

B.  Kcpltlrlgfiflpf  fOenoldei,  (Banoiben,  Scbmetjfcpup* 
per).  Änorpet,  unb  Jlnecbenfififit.  Ccbuppen  bber  flne^en- 
fcbltber  ber  Paul  mU  Scbmelc  übeejogen.  .gunc  grdjetn  Xeit 
felftt  6.  unten).  SRrbvere  Drbnungrn,  beruntee  genauer 
befannt:  bie  Stdre  (Acipenaertdae,  Xafct  l,  gig.  3,  unb 
Xafet  eJUhtjtttcbe  gihbtucbt  t«,  gig.  10),  gljffelbecbte 
(I-nlypteridne),  Anecbenbecbtc  (LepidoaCeldne)  unb  St  a b t * 
beebte  (AtnUdne). 

C ftuodfenftfrhr  (Teleoetei).  Sfeiett  fnScCera 
1.  Drbnung:  Plipeeatonci  (CbctCtfcbe,  Scbtunbbtafcn- 
fifebr),  Scbrocmmblale  mit  fiuflgang. 

).  Untererbnung:  Apodee  (St  n b l bdu  eftr),  ebne  ttau$, 
fleffcn.  ^ictber  unter  anbent  bie  blate  (Muraeuldne, 
Xafet  n,  gig.  B)  unb  jjttteraate  (OvmnoUdn«, 
Xofrl  II,  gig.  b). 

2.  Untererbnung:  Abdominale«  CSaucbftoffer),  mit  Bau > 
jleqtn.  6t«ber  unter  anbern  bie  geringe  CClnpeld*«, 
Xalet  a,  gig.  I,  unb  Xefel  »«ünfilltbe  gijcbcuibl  I«, 
gig  5),  Batbfe  (Salmonldae,  Xafet  Q,  gig.  4,  Xafet 
»SUnftlicbe  31fd)iudlt  I«,  gig.  1—4,  6—9.  Xafel  »leidi. 
fifeberei«,  gig.  3),  pedjte  Ciaoeician,  Xafet  -Xritbftf^e- 
lei-,  g>9  9),  fiarpfen  (Cyprinidae,  Xafel  »XriA fiebe- 
rn*, gig.  2,  6— 8, 11, 12),  E Cb  m e r Ic n (Acanlh  y '.iie, 
Xafel  II,  gtg.  8),  Ealmter  (CbaraclDidae,  Xafel  IX 
gig.  S)  unb  »elfe  (Silurida«,  Xafet  n,  gig.  7,  10,  unb 
Xafel  »Zeiebfiftberelt , gtg.  I). 


Fische  I. 


2.  Nagelroch tn  (Raja  clavata). 

lAft.  Rucke*.) 


1.  Marmelrochen 
(Torpedo  marmorata).  1 
(Art  Rocken.) 


3.  Sterlet  (Aclpenscr  ruthenus). 
‘-W-  (Art  Stör.) 


4.  Spuke 

(Chimacra  monstrosa).  1 
(Art  SeekatM*.) 


5.  Hammerlisch 
(Z ygaena  mallcus).  1 
• (Art  HammerjUck.) 


6.  Blauhai  (Carcharias  glaucus). 


Eingekapselt.  7.  Mo  Ich  lisch  (Protopterus  annectens).  **.  (Art  MoieiyUrk.)  Geöffnete  Kapsel 
Meyers  Konv.-Lexlkon , 6.  Au/t.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  , Fische 


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Fische  II 


3.  Schlammbeißer 
(Misgumus  fossilis).  1 %.  (Art.  Schmtrlt.) 


4.  Stint  (Osmenis  epcrlanus).  *i«. 
(Art.  Stint ) 


1.  Hering  (Clupea  harcngus).  ‘ 
(Art.  Hering.) 


2.  Fliegender  Fisch  (Exocoetus  volltans).  V» 

(Art  Fliegender  Fi»ch.) 


5.  Piraya  (Scrrasalmo  piraya). 
(Art  SägejMlmter.) 


6.  Hornhecht  (Belone  vulgaris).  Va. 
(Art  Hornhecht.) 


8.  Murine  (Muraena  Helena).  1 

(Art  Muräne.) 


7.  Zitterwels  (Malapterurus  electricus).  V*. 

(Art  Zitteru'+l*  ) 


9.  Zitteraal  (Oymnotus  electricus).  *1«,  (Art  zutemat.) 


10.  Wels  (Sllurus  glanis).  */,*.  (Art  W»u.) 


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Fische  II. 


5.  Piraya  (Serrasalmo  piraya). 

(Art  Sägrtalmler.) 


6.  Hornhecht  (Bclone  vulgaris).  »/#. 

(Art  Hornhecht.) 


7.  Z Itterwels  (Malapterurus  elcctricus). 
(Art  ZittrrutU.) 


9.  Zitteraal  (Oymnotua  electrlcus).  V,,.  (Art  zutmat.) 


10.  Wels  (Silurus  glanis).  *'i».  (Art  Weiß.) 


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Fische  III 


1.  Flußgrundel  (Gobius  fluviatilis).  »,». 
(Art.  Grund*/.) 


3.  St  I c h 1 1 n g (Oastrosteus  aculeatus).  *,».  (Art.  SUeÄUn^.t 


5.  Makrele  (Scomber  scomber).  *«.  (Art.  JfaJtnl*.) 


2.  Aalmutter  (Zoarces  viviparus).  *,*. 

(Art.  Aalmuttrr.) 


4.  Streifenbarbe  (Mullus  surmuletus). 
(Art.  ,s*ebarb*.) 


6.  Goldbrasse  (Chrysophrys  aurata).  '« 
(Art.  Uoldbrtm*. ) 


9.  Seeteufel  (Lophius  piscatorius).  «,*.  (Art.  Seetmtfii.) 


Meyers  Konv. -Lexikon , 6.  Au/I.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  .Fische'. 


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Fische  IV, 


].  Fa  hak  (Tetrodon  fahaka).  l/>. 
(Art.  A ’uffrf/Uch.) 


2.  Vierhorn  (Ostracion  quadricornis).  hu 

(Art.  KnfftrJUcK.) 


A.  Schellfisch  (Oadus  Aeglefinus).  >,1«. 
(Art  ScKUyitck.) 


5.  Ooldbutt  (Pleuronectes  Platessa).  **.  (Art  ScMitn.t 


7.  Seepapagei  (Scarus  cretensls).  >/*.  (Art  Papau«i/UeA  i 


3.  Seepferdchen 
(Hippocampus  antiquorum).  * j. 

(Art  .Sipfertlchem.) 


6.  Quappe  (Lota  vulgaris).  h+ 
(Art  Qwtppr.) 


8.  Kabeljau  (Oadus  Morrhua).  *1»  (Art  ScMVUch.') 


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607 


9if(f)e  (®erftcinerungen). 


2 Crbnung:  Phjioelbti.  ©dmmnmMatf  ebne  £uftgang. 

1.  Unterorbnung:  “öeitbfl  offer  (Anacanthinl,  Malaco- 
pterypil).  gloffen  ohne  £ta<bctftrabltn.  $itr&rr  unter 
anbtrn  bie  6<b(angenfif$e  (Ophididme),  Schell« 
f i f <$  e (Gadtdan,  Infel  IV,  gig.  4,  6,  8),  $ o r n b e $ t e 
(Scombereaocida«,  Zafcl  IT,  gig.  2,6)  unb  Stollen 
(Pleuronnctidao , Zafel  IV,  gig.  5). 

2.  Unterorbnung:  Scblunbfiefcr  (Pharyngognathi). 
Untere  ©«blunbfnocben  ürrroaebfen.  gtoffen  mit  ober  o^ne 
2tod>c Ift rablcn.  fcierber  unter  anbem  bie  i'ippfifcbc 
(T-abridae)  mit  ©eepapage i (Zafel  IV,  gig.  7).  Am- 
phlprion,  Coasrpbuii,  Glyphldodon,  Anamps**a  unb 
Djtsrylln*  (f.  Zafel  »yra«btfif<be« , gig.  1,  8,  5 — 8). 

3.  Unterorbnung : 3 t a $ e [ f l o f j e r (Acanthopteryrfl, 
Bruftflofjer,  Jte^Ifloffer,  Jusrulart-*,  Tbnraeici).  glofjen 
itct4  mit  ©tacQetftrablen.  Untere  ©cblunbfno^en  freL 
fcierber  unter  anbem  bie  6 1 i $ t i n g e (Gast«roatoidae, 
Zafel  m,  gig.  8),  ©arfebe  (Percida©,  f.  Zafel  »Zeitb* 
flfcbrreie.gtg.  3.4, 10),  © an  jerw  an  gen  (CaUphracti), 
SReerbratbfen  (Spart da«.  Zafel  III,  gig.  6),  SReer» 
barben  (Mullida«,  Zafel  III,  gig.  4),  Sabprintb» 
fif4e  (Labyrinthidae),  £arber  (Mugilidae),  3Ho* 
freien  (Scombnridae,  Zafel  III,  gig.  6),  ©aftarb* 
ma  freien  (Caranfridae),  ©anbftfcbe  (Taonloideae 
Tracbypterida© , Zafel  III.  gig.  8),  SRerrgrunbcln 
(Gobfidae,  Zafel  III,  gig.  1),  ©4fibenbAu<be  (Dia- 
cobolidae t Zafel  III,  gig.  7),  ©<bleitnftftbe  (Blen- 
niidao,  Zafel  UI,  gig.  2).  Strmfloffer  (Pwlleulatl, 
Zafel  UI,  gig.  9)  unb  tNdbrenmäuIer  iFiatularos), 
Zancltu,  Plalax,  Aulostoma  (f.  Zafcl  >$ra<btfif<bf«, 
gig.  2,  4 u.  9). 

4.  Unterorbnung:  £af tfiefer  (Pleetognatbl).  Cber»  unb 
3n>if<benficfer  am  ©didbel  ni<b*  bemegli<b.  ^ierber  unter 
anbem  bie  Äofferfifebe  (Ostraclonld*® , Zafel  IV, 
gig.  2),  RadtjAbner  «Tymnodontldae) , ©ierjätj* 
n e r (Tetrodontidao,  Zafel  IV, gig.  1)  unb  § o r n f t f $ e 
(Baliatidae). 

5.  Unterorbnung :©Dfcbe(fiemer (Lophobranchü).  Alt* 
men  büfibelförmig,  ©ebnauje  röhrenförmig  (f.  »©üftbeU 
fiemer«  unb  Zafel  IV,  gig.  8). 

D.  gungenfifilje  (Dlpnot , Zoppelatmer),  £ ungen«  ober 
£ u t tb  f I f <b  * . ©dStuppenmolcbe.  Kit  Utemen  unb  £ungen. 
©ermitteln  oicOeitbt  ben  Übergang  |u  ben  ütmpbibien  unb 
lerfaCen  in  Mnnnpnenmonoa  (mit  einer  £unge)  unb  Dipnen- 
mones  (mit  jmei  Jungen).  Ceratodua  (f.  b.) , Leptdotlren 
unb  Protopt*ru»  (Zafel  I,  gig.  7). 

ilriitoteleS  unterfebieb  bie  g.  bereits  in  Kuorpel- 
unb  ©rätenfifebe,  2mnS  teilte  fie  nad)  ber  2age  ber 
Stnuebftoffen  in  Pier  ©nippen , wäbrenb  2.  Vigofftj 
unter  befonberer  Berüdficbtiguitg  ber  foffilen  gor« 
nten  eine  Einteilung  nadi  ben  Schuppen  pomabm 
(f.  unten),  bie  nber  oon  3of|.  SJiüIIer  atS  unhaltbar 
lmdjgewiefen  Würbe.  3fl**  trennt  man  bie  2eptofar« 
hier  ({.  b.)  unb  SRunbmäuler  (f  b.)  Pon  ben  echten  gi« 
(dien  unb  teilt  tiefe  in  bie  Knorpel«,  Gcbiitelj-,  Kno- 
dien,  unb  2ungenfi(die.  Sie  erfteni  (teilen  (ebenfalls 
bie  nlteften  gönnen  bar,  unb  non  ihnen  bürften  (id) 
bie  übrigen  ableiten. 

SBon  bengife^en  früherer  Erbperioben  fmb 
fail  nur  bie  barten  Seile  (Sfelett,  Jfiibne,  Stbuppen, 
glofjenftadjeln  imb  Knod)enplatlen  ber  SmiuI)  erbal. 
ten.  Sterfteinerte  Ejfremente  (Koprolitben)  finb 
nidit  eben  häufig  unb  beulen,  ba  fie  fpiratig  gebrebt 
fmb,  auf  bie  Spiralflappe  im  Samt  ber  »aic  unb 
Gdpitel  jfiftbe  bin.  Sie  meijten  foifileng.  waren  SJieereS. 
bewobner;  erft  auS  ber  Sertiarjeit  leimt  man  in  gro- 
bem SRcngen  amb  SflftWafferfifcbe.  Sigaffij  unter« 
febieb  naib  ben  Sdpippen  pier  grobe  Wbteilungen: 
tfMafoiben  (mit  nur  einjelnen  Pertnödierten  Sdimetj. 
puntten  ober  SdjmeltPlatten  in  ber  2>aut),  ©nnoi- 
ben(Ed[d)upper,SdimeI}fifdie  oberSdimelj. 
febupper.  SVnoipel.unbStnodieiififdie  mit  Pieredigen 
ober  runblidim  Scbmelifdiilbem  ober  gröfient  Kiui. 
dimfdiilbern,  überjogen  uon einer 3<bmel\Iage),  Site. 


noiben  (Kammfdjupper,  mit  bomigen,  Mimelj- 
lo[en  Sdmppen,  bie  hinten  gegähnt  ftnb,  fo  bag  ber 
gifeb  beim  Siildwärtoftreidieii  fid)  raub  anfüblt,  wie 
j.  8.  berSarfdi)  unb3bH0'frcn  (®lott«,  Kreis- 
obcrMunbidiupper,  ebenfalls  mit  bünnen,  itbmel  g. 
tofen,  runbtiiben,  aber  nicht  gegähnten  Schuppen,  wie 
.gering,  Karpfen,  2>ecbt).  — ti a i f i f cb e (i.  b.)  finb 
icbon  rin  Cberfilur  fidjer  fonftatiert;  gange  Sie  re  finb 
leiten, häufig  Stacheln  unb3äbne(f.bieSafcln  »Stein« 
loblenfonuation  II«,  »SriaSiomtation  n«,  »Kreibe« 
fomialionll«  unb «Serlifirfonucttion II«).  Sie©a« 
noiben  waren  in  ber  Urgeit  burd)  Piele  gamilien 
oertreten.  Unter  ihren  älleften  gönnen  finben  ficti  bie 
wunberlidien  Eepbnlafpiben  ober  Scbilblöpfe 
(Cephalaspis  auf  Safel  »SePonifcbe  gomiation  n«). 
mit  faft  gang  fnorpeligcm  Sfelelt  unb  bem  Siunb  auf 
ber  ®aucbfeite.  Wie  bei  ben  2>aifiid)cn ; fie  madien  im 
Sepon  etwa  acht  3fbnt<l  aller  g.  auS  unb  fmb  an 
mandjen  Orten  ungemein  häufig.  3U  ben  langer« 
ga  n o i b e n (Iß  1 a f o b e r men),  bereit  M orper  uon  einem 
■panger  auS  STnodienptatten  umfdjloffen  wirb,  aus 
bem  nur  ber  floffenlofe,  hirge  Schwang  unb  wnnber« 
liebe  feillicbe  gloffen  frei  bernorfteben,  gehören  unter 
anbem  Coccosteus  unb  Asterolepis  (f.  Safe!  »Se« 
bonifche  gormalion  II«).  Sie  übrigen  fofftlen  Wa- 
noiben  haben  g.  S.  mehr  runblidic  unb  baebgiegetför. 
mig  ft  dl  becfer.be  Schuppen:  cpflifere  Sanoiben, 
Wie  bei  ber  lebenben  Amia,  ober  Pierecfige,  nur  an« 
einanber  ftofienbe : rbombifere,  wie  beim  lebenben 
Lapidosteus  unb  Polypterus.  3“  erftem  gehören 
bie  Eötatantben  mit  bohlen  glopenftaebeln;  ferner 
Pietteicbt  bie  auch  gu  ben  Kuodieufifcben  geredineicu. 
g. I.  beringSäbnlidien  2eptolepibcn,  Pom  2iaS  bis 
jurSBeatbenformotion  häufig,  unb  bie  ebenfalls  bünn« 
febuppigen  Kochechte  bcrSKitleltertiärgeit, in SUme- 
rifa  nod)  lebenb.  Sie  ungleich  gablreicbera  rbombi- 
feren  ©anoiben  umfaffen  bieSipterinen,  mit  bop- 
pelterWfterfloffe;  bie  ttt  f a n I hob  i e r,  mit  gnngmingiaen 
Schuppen (f.Safel  «SbaSfonnation«);  bie  gablreicbeit 
2epibotiben,  mit  groben  Sdmppen  unb  feinen 
3äf)nen  (Palaeonincu«,  f,  Safel  •StjaSformnlion« ; 
Aspidorhynchas,  Lcpidotus,  f.  Safel  »3urafonna« 
tion  III«,  u.a.);  bieraubgierigcnSauroiben,  eben- 
falls grofifebuppig.  mit  fräfligen,  gefrümmlen  gang« 
gähnen,  ooin  Seron  bis  gum  3un>,  unb  mblidt  bie 
pflaftergäbmgen  ®pfnobonten,  beren  runbe  ober 
elliptif(be3äbue  PorgugSweife  unter  bemSRanten®  u ■ 
foniten  begriffen  Werben  (Platysomus,  f.  Safel 
»SpaSformation«;  Microdon,  f.  Safel  >3uraforma« 
lion  III«,  u.  a.).  — Sie  2urcbfifd)e  (Dipnoi)  fmb 
burdi  3ai|nrefte  Pon  Eeralobonten(f.Ceratodus)  auS 
ber  SriaS  fowie  bureb  bie  Sipterinen  pertreten.  — 
®on ben Knocbenftfcben  erfdieinen bie ^iijfoiiomen 
bereits  in  ber  Kreibe,  in  ber  aud)  bie  (»aftliefer, 
Sd)Iunbfiefer  unb  Stacbelftrabler  auftret en,  wäbvcnb 
bie  SBeicbitrabler  (g.  ®.  Rhombus,  f.  Safel  »Serliär« 
foraiation  II«)  unb  bie  ®iifcbelliemer  erft  im  altern 
Sertiär  beginnen.  ®iele  ©attungen  biefer  fotülen  g. 
ftnb  pöllig  auSgeftorben. 

£iippo(rateS  warnte  Por  bem  ©enuft  beS  91alS,  unb 
tHlercinberb.Wr.  fotl  feinen  Solbaten  bm  ©enug  aller 
g.  oerboten  baben.  VhiflotdeS  idmf  bie  3<b<bbologie 
unb  fannte  über  100  VIrten.  Sie  Körner  giiditeten 
einige  febmadbafte  g. , taten  aber  für  bie  gn'cbfuiibe 
nichts.  Erft  in  ber  SKilie  beS  16.  3abrb-  begittni  bie 
neuere  34tbpotpgie.  ®ei  mehreren  alten  ®ölfem. 
namentlich  ben  Sprem.  Slfiprem,  ®bönifem  unb 
ftgpptem.  Würben  bie  g.  göltlid)  Perebrt  unb  baber 
wenigilenS  Pon  ben  ®rieftem  nicht  genoffen.  Vtudi 


608 


gifdiegel  — giföer. 

bie  ©htfiagoreer  enthielten  fich  ihrer,  ba  fie  in  ihnen  Daneben  beleuchtete  ft.  in  »©reußcnS  Aufgabe  ht 
ein  ©aturfbmbot  be»  Stittfcblueigen»  ebrten.  flu»  Deutfdjlanb«  (©erl.  1859)  unb  »SKänner  uni  aRafp 
bem  Grfdjemen  gewiffer  ft.  Wei»fagten  ©rieftcr  in  fltp  regeln«  (baf.  1861)  bie  innem  3uf!änbe  ©reichen» 
tien.  fll»  fiierogltjpbe  bezeichnet  btr  ftifdi  Bermel)  unb  WieS  auf  bie  Jlotwenbigfcit  einer  Selbftregierung 
rung,  Seid)  tum.  Gr  ift  audj  ein  alt<hrifilid)e»Sgmbol  bin.  Siefen  unb  anbem  ftlugfebriften  folgte  ein  grö 
(f.  ftijd),  S.  600),  unb  m Sappen  »erben  ft.  al»  fine» Stert:  «Sic ©crfaffungGnglanb»« (Bert.  1862, 
3pmbol  ber  ©aterfanb«liebe  unb  ©orfiebt  gebeutet.  2.  Aufl.  1864).  3“  Weiterer  ©erfolgung  feiner  Arbei- 
©gl.  © 1 o di,  Allgemeine  9(aturgefd)icbteberg.(©cr(.  ten  ging  ft.  nach  ©ari»,  Wo  er  ba»  Unglüd  batte,  halb 
1782 — 95,  12  ©be.);  Derfetbe,  Systema  ichtliyolo-  nach  feiner flntunft  überfahren  unb  getötet  zu  werben, 
giae  (baf.  1801);  Sactfpebe,  Histoire  naturelle  des  2)  fllfreb,  Sd)riftfteüer,  geb.  80.  9lo».  1853  in 
poissona  (©ar.  1798—1805,  6 ©be.);  Euoier  unb  ftungbunjlau,  ftubierte  in  ©rag  bie  Siechte  unb  ließ 
©aleitcienne»,  Histoire  naturelle  des  poissona  fidj  in  ©rünn  al»  Aböofat  nieber,  idjrieb  neben  9lo» 
;©ar.  u.  Stragb.  1829— 49, 22Sbe.);  3ol).  9H  ii  1 1 e r,  »eilen  (»Der  fiiebeöbof«,  SBicn  1895)  unb  Dramen 
Über  ben  ©au  unb  bieörenjen  ber@anoiben  unb  ba»  (»König  unb  Kanzler«,  Seipj.  1899)  bebeutfame  po> 
natürliche  Spftem  ber  ft.  (öcrl.  1846);  ©üntber,  litildie  ©rofebüren,  barunter  > -Die  nationale  Crgani* 
Catalogue  of  the  fishes  in  the  British  Museum  fatton  ber  Deutfd)en  in  Cfterreid)«  (1880),  »Die  ©rn- 
(fionb.  1859 — 70,  8 ©be.;  ©b.  1 in  2.  flufl.  1895);  zatfeben Spracpenoerorbnungen«  (1886),_»91ationa!e 
33crfelbe , Introduction  to  the  study  of  fishes  (baf.  Sinnen « (1898).  ®8  folgten:  »Da»  öfterreichifihe 
1880 ; beutfeh  al»  »fiianbbucb  berftdjtlnjologie«,  SBien  Spracbenrecbt,  eineduellenfamntlung«  (©rünn  1901) 
1885);  .fcccfel  unb  »nur,  Die  SüRtuafferfifebe  ber  unb  »Materialien  sur  Spracbenfrage  in  Cfterreidh« 
öfterreichiidien  Monarchie  (fieipz.  1858);  Siebolb,  (baf.  1902),  zwei  Schriften,  bie  bieje  aftuelle  ftrage 
Die  Süjtwafferfiidic  »on  Mitteleuropa  (baf.  1863);  ber  öfterreichiidien  ©olilit  hiftorifch  unterfuchen  unb 
Möbiu»  unb  Sieinde,  Die  ft.  ber  Cftiee  (8erl.  trefflich  beleuchten,  unb  »Die  Dlmüjjct  ©ericbtäorb» 
1883);  ».  bem  ©orne,  §anbbuch  ber  ftifcherei  unb  nuna«  (baf.  1903). 

ftijehgicht  (mit  ©enede  unb  DaQmer,  baf.  1885);  ftifdjcltt,  Dorf  im  preuR.  Siegbet.  Düffelborf, 
©rote,  Die Sü&wafferftfcbe »on Mitteleuropa (benrb,  Sanbfrci» Strefelb,  an  einer  cleftriichcn Kleinbahn,  hat 
von öofer,  fieipz.  1904);  Mulber-Bodgoeb,  Bi-  3 fath-  Jtircben,  SSaifentjau»,  ©rinatirrenanftalt,  ein 
bliothecaichthyologicaetpiscutoria(£>aarl.  1874);  Staljlwerf , Dampffeffet «,  SRalj«,  Samt*  unb  fiierb« 
©ioreau,  Histoire  naturelle  des  poissona  de  la  fabrifation,  eine  cbemifd)e3abrif,©anbwtrterct,©ier» 
France  (©ar.  1881— 90,  4Sbe.);  ©oobe,  American  brauerei,  Dampfmübte,  ^icgetbrennerei  unb  üsoo) 
tishes  (91ew  ©orf  1888);  $ a r r i 8 , The  fishes  of  7534  Giiti».  filier  ift  ba»  SehUubtfetb  »on  Krefelb 
North  America  caught  on  hook  and  line  (baf.  1888,  (23.  3uni  1758),  woran  ein  Denfmal  erinnert. 

40  Ile.);  ©üntber,  Deep-sea  fishes  (Khatlcnger*  ftifchen,  f.  ftifcherei. 

wert,  fionb.  1887);  ©oobe  unb  öean,  Oceanic  ich-  ftifrfjcn  be»  Slnfer»,  fein  Wagerechte» Serftauen 
thyology  (Gambr.  1896);  ©.  Dean,  Fishes  living  auf  bem  fiagcrplafj  mit  bem  ftifchfall,  ba»  am 
and  fossil  (Slew  ©orf  1895);  ©aillant,  Poissons  ftifchbaoit  hängt. 

(©ar.  1888);  S.  lormiit,  Fishes  (Gambr.  1899);  ftifeber,  l)£ubwig,  ber  berühmtefte ©aiilft  fei» 
31  i t j d)  e,  Sfl (jmafferfifche  Deut(d)lant)» (2. Auf! ., ©erl.  ner  3eit,  geb.  18.  flug.  1745  in  Mainz,  geft.  10. 3uli 
1898);  ©abe,$iemitteIeuropäifcbenSü6waficrfif(he  1825  in  ©erlin,  war  pierft  Sänger  ber  furfürftlichcn 
(baf.  1901);  flgaffi  j,  Recherches  sur  les  poissons  Kapelle  in  Mainz  unb  fang  bann  an  ben  ©ühnen  ju 
fossiles  (SReudiat.  1833—42, 5 ©be.);  ©ictet.Trait»  ©iann!)eim  (1767),  3)iünd)en  (1778),  SSien  (32alio> 
de  Paläontologie,  Bb.  2 (2.  flufl.,  ©ar.  1854);  nalftngfpicl  1779),  auch  in  ©ari»  unb  ben  $?aupt» 
©loobwarb,  Catalogue  of  the  fossil  fishes  in  the  ftäbten  Stalicn»,  »on  1788  ah  bi»  ju  feiner  ©en|to» 
British  Museum  (fionb.  1889ff.);  ©alacfp,  ©er»  nierung  (1815)  an  ber  ©crliner  ttalienifchen  Oper, 
breitung  ber  ft.  (2.  Auf!.,  ©rag  1895).  Seine  Stimme  erftreefte  (ich  »on  groR  D bt»  emgeftri* 

ftifchcgcliI’iscicoLidae  t©CTifü.),ftamilieber©Iut.  eben  a.  1er  D»min  üt  ©io.jart»  »tSntführuug«  ift 
cgehliere  milfchmalem,  geftredtem,  beutlichgeringel»  für  ft.  gefchricben. 

lern,  nicht  einrollbarem  Körper,  »orflredbarent  Süffel  2)  fibrenj  a n n i b a 1 , Staatämann,  geb.  1784 

unb  ftnrf  abgefepter  »orberer  Saugfchetbe,  enthält  bie  in  ®ilbburghaufen,  geft.  8.  Aug.  1868  in  ©öbclheim, 
,;Wei  ©attungen  Piscicola  Bluinv.  unb  Pontobdclla  ftubierte  bie  ©echte,  warb  1805  in  feiner  Saterftabt 
Lcach,  bcre'n  Arten  auf  ftifchen  fchtnaropeii.  $er  Vlböofat,  1811  fianbfchaflÄfhnbtfu»  unb  fpäter  fianb» 
3ht  (fttfehegei,  Piscicola  geometra  lilamv.),  bi»  rat,  trat  1825  in  fürfllid)  ficiningcnfche,  1831  in  ol» 
3 ein  lang,  2—5  mm  breit,  gelblicbweifi,  braun  pun!»  bcnburgifdje  lienfte  unb  würbe  9iegierung8präftbent 
tiert , auf  bem  Süden  mit  Drei  heften  fiäng»6inbeit,  be»  ftilrflcntum»  ©trfenfelb  unb  1847  ©ehermer 
lebt  befonber»  auf  Karpfenarten  unb  fegt  auch  feine  Staatärat.  SlnCirfenfelb  burchfeinreaftionäre»Auf> 
gelbrötlichen  Gier  auf  ftifchen  ab.  ©ei  zahlreichem  treten  DcrfinRt  unb  im  April  1848  burch  eine  tumul» 
Auftreten  Wirb  er  febäblicb.  Der  ®ol  (Pontobdella  tuarifcheSeWegimg  lumSüdtritt  gezwungen,  lebte  er 
muricata  10  cra  lang,  foH  fich  in  allen  ©leeren  al»  ©riBatmann  in  yena,  »erfleigcrte  1852,  au»  bent 
finben  unb  lebt  befonber»  auf  SRochen.  olbenburgifchen  Staal»bieufi  förmlich  entlaffen,  im 

ftrifd}e(,l)Gbuarb,©ublijifl,geb.l826in$anjig,  Auftrag  be» 8imbe»tag» bie  in©remerha»enliegenbe 
geft.  9.  3uli  1863  in  ©ari»,  war  feit  1858  Affeffor  bcutfdje  ftlotte  unb  erregte  burch  fein  ©erhalten  ba* 
beim  Stabtgericht  in  ©erlin.  3uflltlth  al»  politifchcr  bei  bie  Gntrüftung  be»  oeutfehen  ©olle»  (»ftlotten» 
Schriftfteller  tätig,  erregte  er  befonber»  fluffehen  bun©  ftifiher«).  1853  jum  lippcichen  SBirflichen  ffieheimeit 
bie  »om  fcerjog  »on  Koburg  angeregte  Schrift  »$ie  Mat  ernannt,  um  bie  ©erfaffung»reformen  »on  1848 
Icipoten  al»  meoolutionäre«  (©erl.  1859),  bie  oiel»  unb  1849  wieber  jit  befeitigen,  ueranlafite  er  bie  Ser* 
fach  bem  fiwrjog  felbft  beigelegt  Würbe.  lurcbfcharfe  faffungäwirren  in  biefem  £änbd)en.  flm3.3ulil855 
©oiemif  gegen  bie©otiti(  Siapoleon»  HI.  zeichnete  ftd)  bei  einer  zufälligen  Anwcfenf)eit  in  ffoburg  wegen 
feine  Schrift  »©attifdjer  3uba»luü«  (Antwort  auf  3Kdiefiät»beleibigimg  tn  feiner  1852  für  bie  fachfen» 
Gbmonb  flbout»  Schrift  »La  Prusse  en  1860»)  au».  gothai)d)e  JKittcvfchaft  an  ben  ©unbeötag  gerichteten 


609 


gifdjer  (©erfonennome). 


®efd)Werbefd)rift  Bcrfioftct  unb  Später  freigefprotpen, 
1855  autf)  au«  bem  lippcfcpen  StaatSbienft  entlaßen, 
lebte  er  feitbem  alB  ©rioahnamt  an  »erfcpn'benen  Cr- 
ten.  Sr  fdjrieb:  *2)er  teutfepe  Ktbcl  in  ber  Sorjeit, 
©egenwart  unb  3ufunft«  (granff.  1852  , 2 söbc.); 
»Klburtcilung  ber  3*fuitenfacpe«  (Seipj.  1853)  unb 
jur  Seeptfertinung  leine«  ftaatSniännifcpen  SSirfenS: 
»^olitifdieö  SKartgrtum,  eine  Rriminalgeftpitpie  mit 
fflttenftüden«  (baf.  1855). 

8)  Subwig  griebrid)  Kllejaiiber  Bon,  ©ür» 
trmcifter  »on  KtugSbura,  geb.  5.  Ott.  1832  in  Sulp 
aep,  geft.  8.  3nn-  1900  in  KlttgBburg,  ftubierte  1850 
biä  1854  bicSietpte,  trat  in  ben  baljrtltpcn  StaatS- 
bienft,  warb  1857  bei  ber  Sticgierung  in  KlugBburg 
angcftcBt  unb  1862  jum  jweiten,  1868  juttt  eriten 
©ürgerateifter  Bon  KlugSburg  getoaptt.  Seit  1863 
Witgtieb  ber  bapriitpen  Klbgeorimetenfammer,  1871 
biä  1873,  1884  — 90  unb  1898—1900  SBiitglieb  be* 
SieitpStags^roirfte  er  ftpon  Bor  1866  für  bie  beuiftp- 
nationale  Saipe  in  Sfibbeutftplanb,  beteiligte  fidt  au 
allen  ber  allgemeinen  Säoplfaprt  bienetibcii  ©ojtrc- 
bungen  unb  geftaltcte  fpcjicll  KlugSburg  ju  einer  ihd» 
betnen  Stabt  um. 

4)  KInton,  Srjbiftpof  Bon  Röht,  geb.  30.  SJiai 
1840  in  3üli<p,  auf  bem  griebritp  Wilpelm8»©pm* 
nafturn  in  Röln  ioiuie  auf  ben  Unioerfitäten  löonn 
unb  Siiinfter  gebilbet.  Würbe  1863  jutn  ©rieflet  ge» 
Weipt,  wirtte  1864  — 89  alä  {Religion«»  unb  Cber* 
leprer  an  bem  ©ptmtafhim  in  Sfjen,  trat  1889  alä 
jweiterKeipbifipof  bem  siorbinal  Rremenp  jurSeite, 
warb  6.  9ioo.  1902  olS  Slatpfolger  SimarS  jum  Srj* 
biftpof  gewäplt,  19.  SJiärj  1903  mtproniftert  unb  24. 
3uni  b.  3-  tum  .Marbinal  ernannt.  Sr  feprieb  unter 
anbernt:  -De  salute  rofidelium«  (Sffen  1886). 

[Xlipter  unb  BrtirififteUcr.]  5)  3ol)nun  Wcorg 
Bott,  3)icpter,  geb.  25.  Oft.  1816  ju  Wrofjfüpen  in 
SBiirttemberg , geft.  4.  SKai  1897  in  Stuttgart,  War 
jucrfl  ©olfsftpulleprer,  befutpie  bann  bie  Uniocrfität 
tübingen  unb  mürbe  1846  als  ©rofeffor für  Weftpicpte, 
©eograppie  unb  Literatur  an  ber  Cberrealjepule  in 
Stuttgart  angeftetlt.  1882  würbe  bem  Siebter  Bottt 
Röntg'  Bon  Württemberg  mit  bem  Äronenorben  ber 
perfönliepe  VI bei  erteilt;  1885  jog  er  fiep  itt_ben  Siupe- 
jtanb  jurütf.  Sr  trat  juerft  mit  einer  Sammlung 
-©ebitple*  (Stuttg.  1854,  3.  Klufl.  1883)  peroor,  btc 
bebeutenbe«  latent  Berrieten,  unb  benen  fpäter>9ieue 
©ebitple«  (baf.  1865)  unb  weitere  Sammlungen  un- 
ter bett  liteln:  -Seit  beulftfien  grauen«  (baf.  1869). 
-flu«  frifeper  2uft«  (baf.  1872),  »9ieue  Sieber«  (baf. 
1876),  »Wcrlin«,  Stcberjpflus  (baf.  1877),  baä  3bplt 
»Ser  gtütfliepe  Rncept«  (baf.  1881),  * VI tt f bent  $thn* 
Weg«  (baf.  1891)  unb  »SJitl  adjtjig  3flPrnt-  (baf. 
1896)  folgten,  g.  weift  ben  peitern  Humor  unb  ben 
wfirbigften  Smfl  gleitp  gltidlid)  ju  bepanbeln.  er  be» 
ft(it  bie  ©efüplöttefe  be«  ectiten  SpriferS  unb  iftSKeifter 
ber  gorm.  Klufjerbem  Beröff entlicpte  er  bie  Sramcn : 
»Saul«  (Stuttg.  1862),  »griebritp  II.  Bon  ftopen- 
(taufen«  (baf.  1863),  »glormn  Wetter,  ber  Solfopelb 
tnt  beuttipen  ©auemtrieg»  (baf.  1866)  unb  »Raifer 
©iafintilian  Bonffiejifo»  (2. Kluft.,  baf.  1868),  Werfe, 
bie  bet  Bietern  Sepöttcn  in  ber  Spratpe  unb  j.  2.  autp 
in  ber  Gparafteriftif  boep  eine  fiep  flar  aufbauenbe, 
funftBoll  gefteigerte  u.  fpantieitbe  .ftanblung  Berntiffen 
laffen.  gijepers  naturpfptpologijtpe  Sfijje  »KluS  bem 
©eben  ber  Sögel*  (Scipj.  1863)  sengt  Bon  feiner  8e» 
obatplung  unb  finniger  Kluffafiung  be«  9i'aturleben«. 
1900  Würbe  bem  iütepter  in  «tutlgart  ein  UVnfmal 
(©ronjebüfie)  erritptet.  Sgl.fj.giftper,  Srinnerun- 
gen^att  3-  ©•  5-  Bon  feinem  Sopne  (Xübing.  1897). 

SRe^erf  Äonr,*  üfjifon,  6.  Kufl.,  VL  8b. 


6)  Kuno,  ©efcpitptftpreiber  ber  neuern  ©pilofo» 
ppie,  geb.  23.  3uli  1824  ,ju  Sanbewalbe  im  »reife 
Wuprau  in  Stpleficn,  ftubierte  feit  1844  in  Seipjig 
unb  S>alle  ©ptlofogpie,  Philologie  unb  ipeologte  unb 
pabilitierte  fitp,  naepbent  er  eine  ajtpetifcpe  Stpnft  (im 
platonifepen  Weifte):  »3)iotintn,  bie  3bee  beB  Stpö» 
nen«  (Pforjp.  1849),  beröffentlicpt  patte,  al«  Prioat. 
bojent  Ber  ppilofoppie  ju  fjcibelberg.  Der  mit  Srfolg 
begonnenen  afabemifepen  Wirtfamfeit  matpte  nacb 
bem  Srftpetnett  ber  erften  Hälfte  be«  erften  ©attbe« 
feiner  »Weftpicpte  ber  neuem  ppilofogpie*  (f.  unten) 
ein  ©efepl  be«  babiftpen  ©finijterium«  sluar  Borläu- 
fig ein  Snbe  (»gl.  feine  Scprifteii:  »ja«  3nterbift 
meiner  ©orlcfungen« , fflannb.  1854,  unb  »Klpo» 
logie  meiner  Sepie«,  baf.  1854),  erwetfte  aber  ju- 
gleid)  für  ben  Wemapregelten  unb  beffen  fflerf  eine 
groge  Xeilnapmc.  Xie  Habilitation  in  ©erlin  würbe 
ipm  unter  bent  ©finifteriunt  Hinunter  sunäepft  nitpt 
geftattet;  al«  fte  ipm  bttrip  föniglitpe  RabtnettBorber 
erlaubt  würbe,  patte  er  ftpon  einen  Suf  alB  Honorar« 
profeffor  natp  3ena  angenommen,  Wopin  er  Snbe  be« 
3apre«  1856  ilb«rftebclt«.  Sein  glänsenbe«  Siebe* 
talent  fanb  adfeitige  Klnetjfennung.  Siacp  3eüer«  Klb* 
gang  würbe  er  1872  rtnep  Steibelberg  jurütfbenifen, 
ioo  er  notp  gegenwärtig  wirft  Son  feinem  tiaupt- 
wert,  ber  »Weftpitple  ber  neuem  Ppilofoppie«,  eriepien 
1897—1903  (.(Seibelberg)  eine®etamtau<Sgabe(3ubi* 
läumBauBgabe)  in  lepn  ©änbett  folgenben  Jnpaltb : 
8b.  1:  SeäcarteB’  Seben,  Kerfe  unb  Sepre  (4.  Kfuff. 
1897) ; ®b.  2 : Spinoja  (4.  Kluft.  1898) ; ®b.  3 : Seib* 
nis  (4.  Kluft.  1902);  ©b.  4 u.  5:  3nt.  Raut  (4.  VXuft. 
1898  — 99);  ©b.  6:  ffitptc  (8.  Klttfl.  1900);  ©b.  7: 
ScpeBing  (3.  Kluft.  1902);  ©b.  8:  Sieget  (1901); 
©b.  9:  Sepopenpauer  (3.  Kluft.  1903);  ©b.  10: 
Sacon  (f.  unten).  Sr  jeigt  in  biefer  ntonograppiftp 
gepalienen,  fepr  oerfiänblitp  geftpriebenen  Wcjdpitple 
bie  Wabe,  bie  fpringenben  ©untte  pernitosufinben  uttb 
Bon  biefen  au«  bie  cin.setnen  Sepren,  gleitpfant  nie 


(eiten  werben  biäweifen  babti  Berbedt.  Seine  Klu]- 
fafiungRants  Bcrwidelte  ipn  in  einen  lebhaften  Sireit 
mit  Sienbetenburg,  ber  für  Itptem  ber  Sadie  natp  ju 
cntftpeiben  ifl  (»gl.  Irenbelenburg«  Stprift  -ituno 
S.  unb  fein  Rant«,  Scipj.  1869,  fotoie  ftiftpcröWegen- 
f(prift*Klnti.Jrenbelenburg«,3ena  1870).  Wie  mnttdte 
anbre  pat  g.  ftpon  Bor  langem  3apren  auf  Rant  be* 
fonberä  pingewiefen  unb  betont,  man  bitrfe  bie  fri* 
liftpePpilofoppie  nitpt  ungeftraft  Bematpläffigen.  3« 
ben  SKonogrnppten:  »$ie  Seibfibefennlntffe  Stpil* 
lerl«  (Sranff.  1858),  »StpiBer  al«  ©bilojopp«  (baf. 
1858)  unb  »StpiBer  al«  Hotnifer«  (baf.  1868;  aBe 
Bier  jufammen  alB  »StpiBer*S<priftett«,  2.KlufI.,  baf. 
1891)  fuepte  er  beffen  geiftige  ©erfönlicpfeit  Born  ppi* 
lofoppiftpen  ®efid)ti>puntl  au«  jtt  erflären;  in  ben 
»Kitabcmiichcn  Sieben«  (Stuttg.  1862)  bebanbeltc  er 
»3-  ®.  8i<Plc«  (jum  3ubiläum)  unb  »3?ie  beiben 
Ranljtpen  Stpttlen  in  3ma«.  Sein  fpfiemaliftpe« 
Kerf:  »Sogt!  imbiffictapptjrtf-  (Stutln.  1852, 2.  Klufl. 
u.  b.  2.:  »Spftem  ber  Sogtf  uttb  SWclapppfif  ober 
Kiffenfcpaftolepre«,  ^eibelb.  1865)  gehört  natp  3n- 
patt  uttb  Slietpobe  ber  £tegelftpcn  SAitlc  au.  Sr 
ftprieb  notp:  »tJranj  ©nro  Bon  ©enttarn«  (Seipj. 
1856),  in  3.  Kluflage  1904  (jugleitp  als  10.  ©b.  ber 
»WefAitple  bcrnettentPpilofopbie«)  u.b.2.  »Sraneis 
©acott  unb  feine  Stpule«  erftpienen;  »Ranis  Seben 
unb  bie  Wnttiblage  ieiner  Sepre.  $rei  Sorlräge« 
Ciliannp.  1860);  »SeffingsSiatpan  ber  Keife«  (Stuttg. 
1864  ; 3.  Klufl.  als  1.  ©b.  Bott  »Sefftng  al«  Siefor- 
mator  berbeuIfpenSiteratur«,  1881, 2 ©be. ; 4. Klufl 

39 


610 


Rifdfct  (©erfonemtame). 


1896)  ; »Über  bie  Gntftepung  utib  bie  Gntwiefelungb» 
formeu  beb  Ki(teb*  (Ectbelb.  1871,  2.  Sufi.  1889); 
• Übet  bie  menfeblicpe  Rreipeit«  (baf.  1888),  beibc 
Schriften  wieberpolt  in  ben  »Steinen  Scpriften«  (bib 
1902:  9 ©be.i;  »©oetpeb  Rauft«,  ©b.  1:  »Xie  Rauft* 
bidjtung  Bor  ©oetpe«  (4.  Sufi. , baf.  1902),  ©b.  2: 
»Gntftepung,  Rbee  unb  Äompofition  be8  ©oetpefepen 
Rauft-  (5.  Sufi.  1904),  ©b.3  u.4:  «Xie  Grflärung  ic. 
und)  bet  Sieibenfolge  feiner  ©jenen-  (2. Sufi.  1904); 
©oetpeb  «Jlgbigenie- , ©oetpeb  »Xaffo*  u.  a.,  gefarn- 
mell  in  ben  »©oftpc-Sepriflen«  (baf.,  8 ©be.);  »©pi- 
lofophciepe  £d)nfltn-  (baf.  1891  -92,  3 ©be. ; ©b.  1: 
»Ginleitung  in  bie  ©efcpteple  her  neuem  ©pilofoppie« 
in  6.  Sufi.  1902).  Sgl.  Ralfenpeitn,  8.  R.  unb  bie 
literarpmorifcpc  ©ietpobe  (©erl.  1892). 

7)  Siobert,  ©ertreter  ber  ©abclbbergcrfepen  Ste- 
nographie unb  freimaurerifeptr  Sepriftfteücr,  geh. 
19.  3ult  1829  in  ©era,  tourbe  1872  ©cgierungerat, 
1877  Cberbürgenueifter  Bon  ©era,  1881  ©ebeimer 
Segierungdrat  unb  1893  Xireftor  ber  fürflliepen  Spar, 
taffe  in  ©era  unb  trat  1899  in  ben  Siuheflanb.  Gr 
jeprieb  unter  anberm : »S>anbbueh  ber  ©abelbPerger- 
fepen  Stenographie-  (2.  Sufi.,  Sltenb.  1894);  »Sehr* 
gang  ber  ©abelöbergerfcpen  Stenographie«  (104. 
itaufenb,  baf.  1902);  »Lehrgang  ber  Sagtiirmng  ber 
©abelsbergerfepen  Stenographie«  (5.  Sufi.,  baf. 
1903);  »Stenograppifcpeb  Si)örterbueb«(8.Sufl.,  baf. 
1896);  »Xer  ftoiiMrappifcpe  Unterricht«  (baf.  1886). 
Sud)  gab  er  ben  »Sriefwecpfel  jloifthen  ©abelöbcrger 
unb  SÖigarb«  (Seipj.  1886)  unb  »©riefe  ©abclbber- 
gerat  an  Sieger,  ©ofener  unb  Suberb«  (baf.  1890) 
beraub.  Son  feinen  freimaurcnicheii  Sdiriften  jinb 
ju  nennen:  »Grläutemng  ber  ftaiethibmen  bcrRrei- 
maurerei«  (oft  aufgelegt,  Seipj.);  »©riefe  überRrei* 
inaurerei«  (4.  Suft.,  baf.  1893);  »SRilual  unb  Sgm» 
bol«  (Rnfltuftionöuorträgc,  baf.  1878);  »Sicht,  Siebe, 
Sehen-  (baf.  1880);  »XieSriirocftcrnlogc«  (baf.  1878); 
bab  Xafchenbuch  »SftrSa«  (baf.  1882 — 1903);  »Sie* 
berbud)  für  Rreiiuaurerlogen«  (6.  Sufi.,  baf.  1902). 
Superbem  Pcröffentlichte  er:  »fiaufmännifebc  Siecbtb» 
funbe«  (5.  Sufi.  Bon  SRubolf  Rifcher,  Seipj.  11*02, 
2 Xie.);  »Matechiamub  beb  beutfepen  S>anbelöreeptb« 
(4.  Sufi.,  baf.  1902)  u.  a. 

8)  St  a r 1 , §iftorifer,  geh.  4 SloB.  1 840  in  Xaraiftabt, 
itubierte  Xheologie  unb  ©bilologie  unb  tourbe  1886 
Xireftor  beb  ©uitmafiumb  ju  Xiüenburg,  1891  in 
Kiebbaben.  Gr  fchricb  unter  anberai:  »©eidjichte  beb 
Srcujjugb  fiaifer  Rriebriepb  I.«  (Seipj.  1870);  »®e* 
t (piepte  ber  aubioartigen  ©olitif  unb  Xiplontatit  im 
SieformationöjeitaUer«  (@othn  1874);  »Xie  Siation 
unb  berSunbebtag*  (aftenmaHigc©efepicptebeS©un« 
bebtaqö,  Seipj.  1880);  »Rürft  ©ibmarct  ©arlritehren 
uub  ©oltbmopl«  (anonpnt,  ©otpa  1881);  »Xeutfepeb 
Sebett  unb  beutfepe  3uflänbe  Bott  ber  Su’penjtaufen- 
»eit  bib  inb  Siefonuationbjeitaltcr«  (baf.  1884) ; »©lau* 
oen  ober  Kiffen  2«  (baf.  1890);  »©runbjüge  einer 
Sojialpiibagogit  unb  Sojialpotitif«  (Gifenad)  1892); 
»Jfulturentroidtelung  unb  Grjiepungbaufgabeit«  (baf. 
1896);  »Gbuarb  ©iöritcb  Sebcn_unb  Sperre«  (©erl. 
1901);  »G.SJiörileb  fünftterifcpeb Schaffen  unb  biepte- 
rifepe Schöpfungen«  (ba).1903).  SJiitSH.Siraufs  gab  er 
»©iöritc«  ©riefe«  beraub  (Serl.  1903—04,  2 ©be). 

9)  perraann,  ©ermanift,  Sopn  Bon  R.  5),  geh. 
12.  Clt.  1831  in  Stuttgart,  ftubierte  in  Xübingen 
unb  Seipjig  flaffiftpe  unb  beutfepe  ©pilotogie,  war 
Bon  1875 — 88  ©ihliotpetar  an  ber  föniglicpen  öffent- 
lichen ©ibliotpe!  in  Stuttgart  unb  Würbe  1888  alb 
orbentlicper  ©rofeffor  ber  qennauifepen  ©pilotogie  an 
bie  Unioerfität  Xühingen  berufen ; feit  1891  ift  er  ju» 


gleich  ©orfipenber  beb  Siterarifcpen  ©ereinb  in  Stutt- 
gart Gr  fefarieb:  »Xie  Rorfcpungen  über  b ab  Slibt» 
lungcnliebfeitÄartSacpmann«(Seipj.l874);  •Gbuarb 
SlHörite«  (Stuttg.1881);  »SubwigUplanb«(baf.l887); 
»3ur  ©efepiepte  beb  SRittelpotpbeutjtpen-  (Xübing. 
1889);  »Beiträge  jurSiteraturgefepiepte Scpmabenb«, 
erjte  unb  jweile  üieipc  (baf.  1891  u.  1899);  »®eo- 
grapbie  ber  fcptoäbifcpen  Sliunbart«  (mit  Stlab,  baf. 
1895);  » Septnäbijcpeb  Körterbuep«  (baf.,  feit  1901); 
»Xer  Sieupumanibmub  in  ber  beutfepen  Siteratur« 
(baf.  1902)  unb  bie  »Grinnenutgen  an  3-  ®.  Rifcpcr« 
[.  oben).  Remcr  gab  er  peraub:  ben  »©rief weih« 
ei  jwifepen  3afob  ©rimm  unb  R.X.  ©röter*  (Sxitbr. 
1877);  »®eorq3tubolfSilectperlinb©ebid)te*(Jübing. 
1894  -95,  2 ©be.) ; »Xie  Steife  ber  Söpne  ©iafferö« 
(mit  3.  ©olle,  baf.  1896);  »©riefroeepfef  jwifepen 
S.  o.  JpaCler  unb  G.  R.  B.  ©emmingen-  (baf.  1899). 

10)  Suguft,  Orientalift,  geh.  14.  Rebr.  1865  in 
6aÜe  a.  S.,  ftubierte  1883—89  in  Ipaüe.  Berlin  unb 
©tarburg  Xheologie  unb  morgenlänbifcpe  Sprachen, 
habilitierte  fiep  1890  in  Salle  für  femitijepe  ©pilolo- 
gie,  mürbe  189«  al»©ibliotpetar  unb  Seprer  beo  Sra« 
bifdten  an  bab  Seminar  für  orimtalifepe  Sprachen  ju 
Berlin  berufen,  unternahm  1898  eine  Slubienreife 
naep  SRarotto  unb  tuurbe  1900  orhenilicpci  ©rofeffor 
an  ber  UniPcrfitcit  Seipjig.  Gr  oeröffentlicpte:  »Bio- 
graphien Pon  ©ewapt  bntännem  beo  3h'<  Sihäq- 
(Seib.  1890);  »SHaroltanifcpe  Sprichwörter«  (Serl. 
1898);  »Staiatog  ber  ©ibliotpcf  her  Xeulfcpen  SSor* 
genlänhifcpcn  ©efeüjcpaft«  (2. Sufi, ©h.  1,  mit  ©ifcpel 
unb  ®.  3acob,  Seipj.  1900)  u.  a.  3»  mehreren  um- 
fangreicpenSlufjäpen  (in  ber  »3eitfdjrift  ber  Xeulfcpen 
Ülc'orgenlänbijcpen  ©efellfepaft«,  ©b.  49  tc.)  panbelie 
er  über  ben  altarabifepen  Xicbter  Suö  b.  iiabfcpar. 
3)<ü  Jt  Rop  rebigierte  er  bie  »SBeftafiatifcpcn  Stubien« 
ber  »llitUcilungen  beb  Seminarb  für  orientalifcpe 
Sprachen-  (Sierl.  1898—  1900,©b.l— 3).  ©egenwftr- 
tig  ift  er  Sebatteur  ber  Seröffentlicpungen  bet  Xeut* 
icpenSKorgenliinbijcpenÖefeUicpaft.  SJiu  S*.  3im'uem 
gibt  er  bie  »Seipjiger  jemitifdjcn  Stubien*  peraub. 

(Waturforfiber.l  11)  £>  c i n r i cp , SSineralog  unb 
3oolog,  geb.  19.  Xej.  1817  ju  Rreiburg  i.  8r.,  geft. 
bafelbft  2.  8«br.  1886,  ftubierte  in  Rreiburg  unb  in 
Kien  SKebijin  unb  Staturwiffen jepafien , prattijierte 
alb  Srjt  unb  habilitierte  fiep  1846  alb  ©rioatbojent 
fürSRineralogie  unb3oologie  an  berllnipcrfilät  Rrei- 
burg, att  ber  er  1854  »um  aufterorbentlicpen , 1859 
»um  orbentli^en  ©rofeffor  bcröeologie  unb©tinera- 
togie  unb  Xirettor  bco  mineralogifcp.geologifdien  ©in. 
feumb  ernannt  würbe.  R.  War  einer  ber  erflen,  bie 
bab  SKifroffop  in  biefer  Kiffenfcpaft  anwanblen.  Gr 
fdjrieb:  »Orthoptera  europaea«  (Seipj.  1854);  -Gla» 
Bib  ber  Silifate-  (baf.  1864);  »Gpronologifcper  Über« 
blict  über  bie  Ginfuprung  berSItitroftopce  in  bab  Stu- 
bium  ber  Sliincralogie,  ©etrograppie  unb  ©alaonto« 
logie«  (Rreiburg  1868).  Slnfang  ber  1870er  3aPrt 
grünbete  er  mit  Gder  bab  präpiitorifcb-etbuograppi- 
fepe  SKufeum  unb  unterfuepte  namentlich  SlemPeile, 
Steinamulettc  unb  Steinibole  aller  ©älter,  hierauf 
bejiepen  fiep  bie  'S r betten ; »Slepprit  unb  3abcit  naep 
ipven  mineralogifepen  Gigenfdjaften  fowie  naep  ihrer 
urgefebidjtlicpcn  Stebcuiung-  (2. Sufi.,  Stutlg.  1880); 
»Xie  ©iineratogie  alb  {tilfbwiffenfqaft  für  Slrcpäolo- 
gie«  (©raunfepw.  1877);  »Sritifepe  mifroffopifcp.mine» 
ralogifcpc  Slubien«  (Rreiburg  1869—73,  3 Vefte). 

12)  Gmil,  Gpemifer,  geb.  9.  Ctt.  1852  in  GuS- 
firepen,  ftubierte  1871—  74  in  Bonn  unb  Straftburg, 
pabiliiierte  fiep  1878  alb  ©risatbojent  in  ©tünchen, 
würbe  1879  jum  aufjerorbeitüicpcn  ©rofeffor  unb 


Gll 


gifc^er  Cfierfonenname). 


Worfleper  ber  Abteilung  für  analptifcpf  Ebonit  er- 
nannt  unb  ging  1882  als  Btofeffor  ber  Gbcutif  nach 
Erlangen,  1885  nad)  SSttrjburg,  1892  als Uincfjf olger 
ton  VI.  Si.  Jtofntann  nad)  Berlin,  wo  nach  feinen 
"Angaben  em  neues  grofleS  djemiidieS  3uflitut  gebaut 
würbe.  3.  jäplt  ju  ben  frucptbarflen  gorfebern  auf 
bemWebiele  ber  organifcpen  Sbentie,  i£r  ermittelte  bie 
Sonflitution  beSSioSanilinS,  entbedtc  bie  organifepen 
^pbrajine  unb  bie  Gtnwirfung  beS  Whcnt)Ibt)brajin$ 
auf  Albet)  t)be  unb  Ketone,  bie  er  jutn  Stubium  ber 
3uderarten  benupte.  Ge  gelang  ihm,  bieKonititution 
ber  3uderartcn  fcjtjuflellen  unb  bie  Snntbefe  beS 
iraubcnjuderS  unb  jablreidjor  anbrer  ©lieber  ber 
3udcr«  unb  ©Iploftbqruppe  auSjHfflhren.  Vluet)  ar- 
beitete er  über  bie  Bunnlijrper  (Raffern,  Xhcobromin, , 
lantpin  jc.)  unb  brachte  bereit  Stubium  burd)  iljre 1 
3t)ntf)t[e  jum  Abfepluf).  Sr  fanb  neue  jtereodjemiidie 
öeflehtSpuntte  für  bie  Xpeorie  ber  germcntroirhmg 
unb  ber  ©ärungSerfcpeinungen  unb  bereicherte  burd) 
neue  anaUflifebe  Wetboben  fotoie  burd)  jaljlreidje 
Sgntbefen  bie  GIjcmie  ber  Aminofäurcn  unb  ber^ro* 
temjtoffe.  ©emetnfam  mit  Wermg  entbedte  er  eine 
neue  Klaffe  ton  Schlafmitteln  (Weronal,  ?ßro|)onal). 
Sr  fdjricb:  ■ Anleitung  jur  DarfleHung  organifcher 
'sßreigjara te - (6.  Auf!.,  Snlrjb.  1901);  »Set  (Neubau 
beS  erften  ebenttfehen  3nftitutS  ber  Uniterfität  Wer- 
Itn«  (mit  ®utf),  Werl.  1901). 

13)  Otto,  Gpemifer,  Wetter  beS  Oorigett,  geb.  28. 
9ioo.  1852  in  GuSfirdien,  ftubiertc  in  Werlin,  Botin 
unb  Strafiburg,  habilitierte  fid)  1878  als  Briootbo- 
jent  in  Wündfen,  würbe  1884  nach  Erlangen  berufen 
unb  1885  jum  fSrofeffor  ernannt.  Sr  arbeitete  über 
bie  organiicben  garbftoffe,  befonberS  (mit  Smil  g.) 
über  i>ie  Xripbcntjlmetban-AbfBmmiinge,  unb  ent- 
bedte 1881  im  Katrin  baS  erfte  ffinjtlidjegiebennittel. 

[Wrograpben  unb  SHrifcnbr.]  14)  Xptobalb, 
©eogrnpb,  geb.  31.  3an.  1846  in  Rird)fleip  bei  geip, 
wibmete  fid)  in  fceibelberg,  -Vtalle  unb  Wonit  gefdjicht- 
liehen  unb  naturioiffenfd)aftlicb-geographifd)en  Stu* 
bien , »romotierte  1868  ju  Wenn  als  öijtonfer  unb 
habilitierte  fnh  nad)  athljährigen,  befonberS  ber  Er- 
forfdjung  ber  Wittelmeevlänber  gewibmeten  Weifen 
1877  alä'fJriOatbojent  ber  öe  ograpbic  in  Wann,  würbe 
1879  orbentlidjer  'firoieffor  in  Kiel  unb  1883  in  War- 
bürg.  1886  befud)le  er  bie  tunefifthe  Sahara,  1888, 
1899u.  1901  Warolfotmb  Algerien.  Grfd)ricb:  • Bei- 
träge jur  phPftftben  ffleograppie  berSRittelmcerlänber, 
befonberS  SijilicnS-  (Seipj.  1877);  -Stubien  über 
baä  Klima  ber  Wittclmeerläitber«  (ErgänjungShcft 
ju  -WetermannS  Wittcilungen«,  1879);  -Die  Dattel- 
palme, ihre  geograpl)ifd)e  Serbreitung  tc.«  (ebettba 
1881);  »Kaccoltü  di  nmppamondi  e carte  nautiche 
del  medio  evo«  (Wenebig  1881);  -Beiträge  jur  ©e- 
fd)id)te  ber  Erbfunbe  unb  bet  Kartographie  oon  3tnlien 
im  Wittelalter-  (baf.  1886);  -Die  fübeuropäifthen 
$albinfeln«  (in  KircpboffS  »Cänberfunbe  oon  Eu- 
ropa«, 3.  Wb.,  ißrag  u.  fieipj.  1893);  »©iffenfdjaft- 
liehe  Srgebniffe  einer  gorfrfmngSrctfe  im  AtlaSoor. 
lanbe  oon  Warotto  1899*  (ErgänjungSbeft  133  ju 
»WetermannS  Witteilungen- >;  -Weine  brittc  gor- 
fchungSreife  im  Atlasoortanbc  Oon  Waroflo  im  3- 
1901«  (in  ben  »Wiltcilungen  ber  ©eograpbifdjen 
©efeHldtaft  in  Hamburg«,  18.  Wb.,  1902);  -La  Pe- 
nisola  Italiana-  (Xuritt  1903). 

15)  ffluita»  Abolf,  Afrifareifenber,  geb.  3.  Würg 
1848  in  Warmen,  gejt.  11.  Wo».  1886  in  Werlin, 
würbe  Wiliiärarjt  unb  fthlofl  fid)  1876  berDenharbt- 
fd)en  Efpebition  nach  Dftafrifa  an.  gunäd)R  er- 
forflpte  er  1877  Situ  unb  bie  (üblichen  (Sallalänber, 


1878  gemeinfam  mtt  ben  ©ebrfibem  Dcnparbt  ben 
Danaftuf)  bis  Woffa,  lebte  barauf  in  Sanfibnr  unb 
maebte  1882  mit  Uitterflflpung  ber  ©eograpt)ifd)en 
®efeüfd)aft  in  Hamburg  eine  Weife  com  Bangani 
burd)  baS  WaffaUanb  bis  jum  Üiniroaidjafee.  flach 
furjem  Aufenthalt  inDcutfihlanb  unternahm  er  1885 
auf  Soften  Oon  3unferS  Wntbev  bie  Wefreiung  beS  in 
ber  Äquatorialprooinj  eingefthloffenen  3unler  (f.  b.) 
unb  feinerücibenSgefährten,  Ginin  unbSafati,  fonnte 
aber  nur  bis  jum  Sicloria  Wianfa  oorbringen  unb 
lehrte  über  ben  91aitoafd)afee  gut  Hüfte  unb  1886  nad) 
Dcutfdjlanb  jurüd.  Wo  er  balb  barauf  einem  ©allen« 
ficber  erlag.  Auger  feinen  Weifeberiditen  (m  ben 
»Witteilungen  ber  ffieographiidtett  ©efcllfthaft  in 
Hamburg«,  1876  -83)  fthrieb  er;  -Wehr  £id)t  im 
buntein  SBeltteil«  (tinmb.  1885). 

pBflbSauer  ««»  t9iater.|  16)  3 o h a tt n Wartin, 
Wtlbhauer,  geb.  1740  ju  Webcle  im  Algäu,  qeft.  27. 
April  1820  alS  Wrofeffor  ber  Anatomie  in  SBiett,  er- 
hielt feine  fünftlerifcbe  Wilbung  feit  1760  ju  Sien, 
namentlich  burch  Schletterer.  1761  Ooilenbete  er  mit 
Wefferithmibt  bie  Werjicrung  ber  gaffabe  am  "fialaft 
ber  tprinjcfftn  Sntanuela  DonSaDotjen  unb  furjttad)- 
her  bie  lolojfaie  Warmorftatue  beS  WuciuS  Scftoola 
hu  ©arttu  ju  Scbimbrumi.  Sine  Pon  ihm  gefertigte 
anatomifche  Altfigur  hat  nod)  jept  Webeutung  für  ben 
Unterricht;  feine  jahlreid)tn  Den!-  unb  ©rabmiiler 
ftttb  jwar  troden  in  ber  Sompofition,  aber  tüthtig 
bunhgearbeilet. 

17)  gerbinanb  Auguft,  Witbhauer,  geb.  17. 
gebr.  1805  in  Werlin,  qeft.  bafelbft2.  April  1866,  Wib- 
mete fid)  auf  ber  Werltner  Alabemie  unter  Scpabow 
ber  Wlaftif,  trat  bann  als  Siebter  in  bie  Anftalt  ein  unb 
würbe  1847  Witglicb  ber  VUabemie  unb  ^rofeffor. 
Die  Werhältniffe  bcithränlten  feine  Dätigleit  mehr  auf 
Seiftungen  für  bie  Runftinbuftrie  unb  für  beloratioe 
3 it)f dt.  g.  fertigte  ttamenllid)  geichmadoollc  WobeHe 
fürSolb-  unb  ^überarbeiten,  fo  baS  nad)  ber^rid)- 
nung  Don  GorneliuS  für  ben  logen.  ©lnitbcnSjtbilb, 
Watengefthent  Röttig  griebrid)  SSilhelntS  IVr.  an  ben 
Brut  jen  oon  States , ferner  baS  für  einen  oon  ber 
Stabt  Werlin  beut  Rronpnnjen  oon  B teuften  als 
^>o(bjciiSgefthent  bargebrathten  Safelaufiap.  Auch 
ber  fogen.  £egitimitätSfd)ilb,  ben  beut[d)c  Ablige  beut 
Gylönig  granj  II.  Pon  '.Neapel  Pereprlen,  ift  nad) 
gifchcrS  Wobei  auSgeführt.  Won  feinen  übrigen  pla- 
ftifchen  Arbeiten  finb  ju  nennen:  Statue  einer  römi- 
idiett  SBaffcrirägerin  (1839,  im  Wefip  bes  beutichen 
RaiferS),  bie  WofcSftatue  au«  Satibilem  auf  ber  Ber- 
liner Sehlofjtuppe!  unb  bie  ber  WinerOa  unb  beS 
Wcrlur  auf  ber  Waluflrabe  bcS  fönigiiehen  ScbioffeS. 
Bier  ©ruppen  jur  Grinncntng  an  bie  Befreiung«- 
(riege  auf  bem  Welle-AUianceplap,  ju  beuen  er  goei 
WobeHe  geraffen  unb  jwei  3fij.(en  geliefert  hatte, 
pal  er  nid)l  mehr  ooHcnbct.  Sie  würben  nach  feinem 
Sobe  Pon  ben  Wtlbbauem  granj  unb  SBalger  m 
Warmor  auSgeführt. 

18)  üubwtg  ö o n S , Waler  unb  SRabtcrer,  geb. 
2.  Wärj  1848  in  Saljburg,  machte  feine  Stubien  auf 
ber  Stimer  fiunftafabemie,  bilbete  fleh  bei  SficbtenfelS 
in  ber  SanbfchaftSmalerei,  bei  £.  3acobt)  im  Rupfer- 
flieh  unb  beillnger  alsWabiercr  aus  unb  ntachte  bann 
Stubienreifen  nad)  Italien,  bemCrient,Agt)pten  unb 
SHorbafrila.  Seine  btu-d)  fcharfe,  geiflooQeAuffaffung 
licroorragenben  3eid)nungen  pal  er  jum  Seil  in  3«t- 
fcpriften(*@raphiid)eRünfle«,  »3eitfd)riflfür  bilbettbe 
Runfl«  u.  a.)  Derbff entlieht  unb  mit  eignem  Xert  be- 

leitet,  in  bem  er  flep  nud)a!Sgewanbter!Hcifebefd)rei« 

er  unb  geuiHelonifl  bewäprt  pat.  3>f  Auftrag  ber 
89» 


612 


giftet  non  @tlad|  — gifdjerei. 


fflefeüfdraft  für  Berniclfältigenbe  Äunft  in  Säien  t)(U 
er  eine  Seite  Bon  lanbfthaftlieben  Sabierungen  unb 
Äupfeqtiepen  nad)  eignen  unbfremben  Äompofitionen 
ainjgciüljrt,  unter  benen  ber  3hHuS : hiftorifcbejianb* 
idjarlen  aus  Öfterretd)  Ungarn  bie  bebeutenbfte  Scpöp* 
fung  beS  SUin)tlcrS  ift.  gür  baS  naturhiflorifche  SRu* 
feunt  in  Säien  tat  er  neun  beforatine  i!anbfd)aften 
gefctaffen.  Vlud)  tat  er  jablrcicbe  Slquareüe  gemalt 
unb  gab  heraus:  » Xie  Xecbnit  ber  SlquareUittaleret« 
(8.  Wufl. , Säien  1901).  Silo  3üuftrator  hat  er  fid) 
aud)  an  cthnograpbifchen  Werten  (unter  anbern  an 
SB  3unter«  »Seifen  in  Vljnla* , unb  ©aumannS 
»5>utd)  SRajfailanb  jur  Si  i ! quelle  * ) beteiligt. 

Stifter  »on  ©riadj,  3ohann©c  mharb.SIr 
djitett,  geb.  int  3uli  1656  in  ®raj,  qeft.  6.  Vlpril 
1723  in  Säien,  bilbctc  fid)  in  Som  unb  (d)lojj  fith  tjier 
ber  Sichtung  ©erainiS  an.  3"  bie  fpeimat  jurütfge* 
lehrt,  mar  er  anfangs  in  ©raj,  feit  1687  in  Säten 
tätig,  wo  er  halb  einen  entfchcibettben  ßinfluji  auf 
bie  monumentale  ©autätigfeit  gewann  unb  julept 
£ofbaubirettor  mürbe.  3n  Säten  fdquf  er  folgenbe  Stau, 
werfe  im  ©arodftil,  bie  im  öefamteinbrud  uon  großer 
monumentaler  Sätrfung  finb:  bie)tird)e  beS  teil. Karl 
©orromco  1716—37,  nach  fetnem  Xobe  Bon  SRarti» 
neüi  Bodcnbet  (f.  lafcl  »Slrchiteftur  XII» , gig.  5), 
bie  ©eterefirche,  beit  ©alaft  beet  ©rinjen  Gugen,  bas 
©alat«  Irautfon,  bie  Silbfcite  ber  innern  faijerlicheu 
Surg,  ben  faiferlid)en  Dfarftall  tc.  3U  bem  fiuflfcbloft 
Sd)öitbrunn  entwarf  er  bie  erftcn  ©läne  1696.  ®on 
feinen  übrigen  Schöpfungen  finb  ttoth  bie  Kollegien* 
fircfje  in  Sal(burg,  bie  Kürfüqtenfapelle  am  Dom  ju 
©reslatt  unb  baä  ©alat£Qlam*©aUaS  fiept  erjbifd)öf- 
lid))  in  ©rag  heroorjufjeben.  Gr  ithrieb:  »tlntwurf 
einer  tiftorifihen  ©rdjiteftur  in  Slbbilbung  unlerjchie- 
bener  berühmter  ©cbäube  beS  SlltertutuS  unb  frentber 
©ölfer«  (Säien  1725).  ©gl.  31g,  2eben  unb  Säerfe 
3ob-  SJemb.  gifcherS  Bon  Grladt,  beS  ©aterS  iSäien 
1894).  — Sein  ,sof)n  unb  Schüler  3ofeph  6nta* 
nuel,  geb.  1695,  geft.  1712,  foü  ben  ©cbrauch  ber 
Daittpfmnfd|inen  cbatnals  geuermafd)inen  genannt) 
.uirrit  in  ßfterrcid)  eingeführt  haben  unb  jroar  jum 
Betrieb  ber  Säafferfünftc  im  fürftlnp  Sehwarjenberg* 
fchen  ©arf.  g.  folgte  ber  Sichtung  feines  ©aterS, 
beffen  iinoollcnbet  gebliebene  Slrbetlett  unb  ©läne  er 
junt  großen  Xeil  ausführte,  fiept  ihm  aber  an  ©roß- 
artigfeit  ber  3been  nadi.  ®r  gab  heraus:  »Slnfang 
einiget  ©oqteUungenberBomehtuften®ebaubefomohl 
innerhalb  ber  Stabt  als  in  benen  ©orftäbten  Bon 
Säten  tc.«  (Säten  1719). 

ftifthcr  Bon  SDatbhfim,  ©otthelf,  Salurfor- 
[eher,  geb.  15.  Oft.  1771  ju  SBalbheim  in  Sachfen, 
geft.  18.  Cft.  1853  als  Dircftor  beS  Saturhifiorifchcn 
Kabinetts  in  SRosfau,  fdjrieb:  »Sfnatomie  berSRafi« 
(granff.  1804);  »Entmnographia  imperii  russici« 
(SJiosf.  1820—51,  5 ©be.);  »Oryctographie  du  gou- 
rernement  de  Moscon«  (baf.  1830  -37);  »Biblio- 
gmpltia  palneoutologica  animalium  systcmatica« 
(2.  Slufl.,  baf.  1834). 

gfifefrcrci  (hierju  Xafel  »gifcherci  I u.  II«)  baS 
gangen  Bon  gifcbm,  finbct  einerfeitS  in  ben  SReeren 
ober  int  Saljmaffer,  anbeqettS  im  Süßroaffer 
im  ©ebicie  beä  geitlanbeS  flalt.  3Ran  unterfcheibet 
banad)  bie  Seefijcherei  (Rochier*  unbAüften« 
fifcherei)  Bon  ber  ©innenfifdtcrei.  — 3n  ben 
SReeren  ftef)t  bas  Sed)t  jur  g.  allen  Sationen  frei, 
bod)  wirb  gewöhnlich  ber  junächfi  an  baS  geftlanb 
aten  jenbe  SKeereSteil  Bon  bem  betreffenben  Staate 
für  pd)  beanfprucbt.  Durch  bie  foaen.  $>aager  Kon* 
Bention  (6  SRai  1882)  ift  biefe  Gkcnje  Bau  Deutfd)* 


lanb,  Belgien,  Xdnemarf,  granfreidh,  ©roßbrilan- 
nien  unblpoHanb  für  bieSorbfee  auf  3 Seemei- 
len Bon  ber  Siebrigwaffcrgrenje  feftgefept.  Selbft  in 
ber  Cftfee  fehlt  ein  foldjes  Slbfomtiten  btS  fest.  ®e- 
feplid)  bilbet  ber  SReerestcil  innerhalb  bicfer  Xemto- 
rialjone  bis  lanbeinmärtS  jur  ©rcnje  ber  ©innen- 
fifcherei  baS®ebietberKitftenfif<hcrei.  3)ie Stheibelinie 
Bott  Hüften*  unb  ©innenfifdjerci  ift  burch  lanbeShert* 
liehe  ©etorbnung  feftgefejt  unb  liegt  an  ber  Sorbfee* 
Ufte  in  ben  glülfen  etwa  ba,  roo  bte  glut  ntdjt  mehr 
beitierfltch  Wirb. 

1.  *le  glinittnflfqjeret,  35ie  g.  in  öffentlichen 
glüffett  ift  beinahe  in  ganj  Xeulfdilattb  unb  ebenfo 
in  Bielen  anbern  Staaten  ein  Segal  geworben.  3n 
©enteinbemäffern  fleht  bie g.  beit SJfitgliebent  ber 
©emeinbe  ju  (freie,  wilbe  g.),  fofem  bie  leßlere 
über  bie  Senupung  biefes  Sedjts  feine  anbre  ©efiint- 
mutig  trifft.  Sine  g.,  beren  SluSübung  mehreren 
©erfonen  juftept,  nennt  man  Koppelfiftberei.  3n 
©riBatgewaffern  ift  bie  g.  ein  Sed)t  be«  GigentümerS 
am  glußbelt  (©bjajentenfifcherei).  Xabin  ge- 
hören bie  glttffc,  joweit  fte  nicht  fchiffbar  ftnb,  ©äd)e, 
ftagnierenbe  Säaffer  unb  Hachen,  ©efinben  ftd)  beibe 
Ufer  nicht  in  bctttfelben  ©cfip,  fo  übt  jeber  ber  ®rctij* 
nachbam  bte  g.  bis  jur  SWitte  beS  SSaijerlaufS  aus. 
Säo  bie  gifdjereiberechtigungm  auf  furje  otreden 
roechfeln,  greift  in  ber  Segel  eine  rücfftchteloje  Stus 
beutung  ber  gijehwaffer  ©lap.  SSan  hat  baher  meift 
bie  leptem  Sitten  non  gifehereibered)tigungen  aufge- 
hoben ober  bod)  eingefdjränft.  Xie  ©innenfifeberei 
hat  in  öuropa  in  ben  lepten  3ahr.iebnten  bebeuienb 
gelitten,  teils  burd)  übermäßiges  gifchen,  teils  burch 
Serftönmg  ber  Haidipläpe  unb  Störung  beS  Said)* 
gcfchäfteS  burd)  glttfiregulierung , ßifenbahnbauten, 
ynbuftrieanlagen,  glußoevunreiniguttg  unb  burch  bie 
infolge  beS  ftänbig  wadjfenben  ©erfebrS  ftets  guneh- 
menben  äußern  Störungen.  3um  S-thupe  ber  g.  finb 
baher  gifchereigefepe  erlaffen  unb  filthereipolije'.- 
liehe  SKapnahmert  getroffen  roorben,  bie  in  eq'terüinie 
ben  Sd)up  ber  fflemaffer  gegen_eine  ftnnlofe  Sluobett* 
tung  bejwecfen.  X)aS  beuifehe  Strafrecht  unterfdjeibet 
folgenbe  gäüe:  1)  baS  einfache  unb  unberechtigte 
gijd)en  unb  fSrebfen,  nach  Seidteftrafgefepbud).  S 370, 
3tff.  4,  als  Übertretung  jtrafbai ; 2)  fchwerere  Strafe 
tritt  (Seirbsftrafgefepbud),  S296)  ein,  roenn  btc&anb* 
lung  jur  Sad)tjeit,  bei  gadellicht  ober  unter  Slnwen* 
bung  fd)äblid)er  ober  eyplobierettber  Stoffe  Borgenom- 
men mürbe ; 3)  biefelbe  Strafe  trifft  Sluslanber,  bie  m 
beutfdjen  fiüftengemäffern,  wenn  auch  ohne  erfdtme- 
renbellmftänbe,  unbefugt  fifdjen  unb  frebfen  (Seid)S* 
ftrafgefcpbud),  § 296a). 

Xurd)  Seroronungen  unb  ©efepe  werben  gang* 
weifen  unb  ganggeräte  für  uniulaßig  erflärt.  bereit 
Slnwenbungeine3Raffenbemid)tungbergifd)e  (ejplo- 
bierenbe  ober  giftige  Subftanjen , Iroctenlegen  non 
Säafferläufen  tc.)  eine  unnüpe  ©erwunbung  (Stech* 
eifert  tc.)  ober  aber  ben  gang  Bon  jungen,  unauSgc- 
wachfeiten  giid)en  jur  golge  haben  würbe,  unb  eS 
wirb  beShalb  eine  beftinimte  SRafchenweite  ber 
Sepe  borgefdjrieben.  SS  Werben  ferner  für  bie  ein* 
»einen  giteparten  Sch onmafte  ober  SRI nbeftmape 
beftimmt,  b.  h-  ber  gang  unb  ber  ©erlauf  non  gifchen 
unb  Hrebfen  unter  einer  beflimmten  ®röße  wirb  als 
unjulafilg  erflärt.  Xiefe  Schonmaße  ftnb  bem  na- 
türlichen ©rößennerbültntä  ber  einzelnen  gifcharten 
angepaftt.  Um  ben  eimeinen  gtfebarten  wabrenb  ber 
3etl  ber  Saichreife  unb  ber  Haidjabfepuna  eine  gewiffe 
Suhe  ju  gewähren  unb  ben  abgejepten  Haid)  not  ber 
©efapr  ber  ©efdjäbigung  burd)  am  ©oben  jtuifenbe 


Fischerei  I. 


Bibliograph.  Institut,  Leipzig. 


Zum  Artikel  .Fischerei'. 


Meyers  Konv.-  Lexikon , 6.  Au  fl. 


a Kombüse 


1 u.  2._Fischdamp(cr.  Längs-  und  Querschnitt. 


3.  Segelkutter  zur  Grundnetzflschcrei. 


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Fischerei  II 


3.  Angelfischerel  (Nordsee). 


I.  Fischdampfer,  das  Netz  schleppend  (Geestemünde). 


4.  Flundemetz. 


2.  Herlnjjsdampfer  vor  dem  Treibnetz  (Geestemünde). 


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613 


gifc^erei  (Vinnen-, 

Sie pe  ju  bewaprcn, pat rann  Seponjeiten cingefüprt 
uttb  entroeber  (abtolute  SePonjeit)  wäprenb  be- 
ftimmter  Sapreöjeiten  ben  Bifcpfang  auf  j c be  Art 
Bon  g ä n j I i ep  unterfagt,  obtr  aber  bicStpon' 

jeiten  ben  üoiepjeiten  btr  einielneit  Siicparteit  an 
gepaßt,  btrart,  Daß  nur  ber  jfiaiig  btr  einer  3<pon- 
jeit  unterworfenen  btflimmlcn  Bifcparten  für  biefe 
3eit  Berboten,  ber  Bang  ber  übrigen  fjifdiarten  aber 
frei  gegeben  ift(3nbibibuaIfcponjeitfl)ftem,  re- 
lalise«  ober  natürliche«  Seponfpftem).  Sie 
Crbnung  ber  Sd)on;eit  in  (epterni  Sinne,  bie  btn 
Bifcber  niept  mehr  einengt,  alb  bie  SHücfiidn  auf  bie 
Erhaltung  ber. Vlrt  erforbert,  gilt  namentlid)  in  Süb- 
beutfcbtnnb , Djtcrreicp,  in  ber  Schwei, ).  Sa«  preu- 
gliche  Bifcpereigefep  Bora  30.  tUiai  1874  unb  30.  ÜRärj 
1880  bejtinimt  in  § 23,  bafs  Seponjeiten  nur  fo  weil 
feftjufepen  [mb,  als  c«  jur  Erhaltung  bebBn'dtjbeitan- 
be«  unbebingt  geboten  ift.  Sic  näpern  Vcrorbnun- 
aen  trlafjen  bie  3iegierung«präfibenten.  Analoge  ©e- 
fege  paben  bie  übrigen  norbbeutfepen  Staaten.  Siefe 
Bifepercigefeße  geftatten  auep,  gewiffe  Slredcn  Bon 
Wewäjfern  ju  öeponreBieren  ju  erflären,  um  ben 
Bifepcn  geeignete  Slabe  jum  üaicpcn  unb  jur  Ent- 
Widelung  ber  jungen  Vrut  ju  getoäbren  (fiaiepfepon- 
reniere)  ober  ben  Eingang  ber  Bifcpe  au«  bera  'Jllcer 
in  bie  Viitnengewäffer  of)ne  Störung  ju  ermöglichen 
(Bifdtfdjonreoierc).  3ur  Verhütung  einer  Scpäbi- 
gung  be«  Bihpbeflanbe«  burd)  Stritte  gäplt  im  Pc- 
fonbem  ba«  Verbot  ber  Einleitung  giftiger  ober  fonfl 
fdiäbliiper  getuerblid)er  ober  lanbwirtfcpaftlieper  Ab- 
Wäffer  in  Biicpmajjer,  wie  überhaupt  bie  Verunreini- 
gung Bon  Safjertäufen.  Spicrpet  gehört  audi  bie 
Benthaltung  ber  Sd)äbigungen  Durch  i&Jepre  (Stau- 
werte),  bie  ben  Seepjel  ber  Bifcpe  flufjaufwärt«  in 
bie  Saiepreoiere  pinbem;  Bajferraerfdbeftpem  lann 
bei  Sleuanlage  non  Slauwcrten  bie  Errichtung  uon 
Bifd)Wcgcn(Bifdilcitern,Siid)piiffeii)auf  ipre 
stoften  unb  ben  Snpabern  beftepenber  SBafferwcrtc 
bie  Verpflichtung  auferlcgt  werben,  bie  Einlage  [oleper 
Bifepracqc  auf  Sloften  be«  Bifcpercibcrecptigten  ju  bul- 
ben.  Site  ^Beobachtung  be«  Eintreten«  Bon  Bifepen 
(namentlicp Halen)  bei  tprerSBanberung  fluftabwärt« 
in  bie  Surbinen  Beranlajjte  Vorfepriftcit  jur  Anbrin» 
ung  Bon  Scpupgittcm  an  iolcpcn.  Sen  Bifcperei- 
ereeptigten  wirb  bie  Vertilgung  ber  ber  Bücherei 
fcpäblicpcn  Siere  (Bifepotter,  SReiper,  H'ortno- 
rane  tc.)  opne  3uftimmung  be«  3agbberecptigtcn  ge- 
jtattet.  boep  bleibt  bie  Anweisung  t>on  Schußwaffen 
bemSifdiereiPerecptigten  meift  Beringt,  autp  wirb  Wopl 
bie  Ablieferung  bet  gefangenen  fdjäblicpen  Sierc,  fo- 
weit  fie  al«  jagbbar  gelten,  an  ben  Sagbbcrceptigtcn 
Borgcidjriebcit.  Sic  Surcpfüprung  ber  Volijciuoc- 
fcpnften  fuept  man  burd)  Strafoortcprifteti  unb  Ein- 
richtung einer  au«rcid)enben  Bifcpereiauffiept  jowie 
burd)  bie  Auflage  bet  Sflfung  oon  fiegitimation«- 
fepeinen  (SBill  jettel,  BUepcitartenj  burd)  ben 
Bif<Pereibcred)tigten  au  fitpeni.  Sic  ©leicpmnßigfeit 
ber  VolijetidjupDorfcpriften  im  Vercid)  ganger  Bluß- 
gebiete  wirb  burdj  Staat«oertrüge  (Bifeperciber- 
träge)  geftepert:  Vertrag  färatlicperSpcinuferftaatcn 
»um  Scpup  bcrSpcinlacpöfifcptrei  uom30.3uni  1885, 
bie  Verträge  Vrcugen«  mit  [einen  Diacpbarjtaaten  unb 
bie  Verträge  Vaben«  unb  ßlfap-SJotpringen«  mit  bei 
Scpmcij,  bie  Verträge  biefe«  Üanbt«  trat  Btanlreid) 
unb  Italien. 

Sie  Vflcgc  ber  Vinnenfijcperei  tommt  nament- 
lid; burd)  bte  Anefepung  Bon  Prämien  für  bie  Ein- 
ridptung  Bon  Vrutanjtaltcn  burep  Unterjlüpung  ber 
Aubfepung  Bon  Bifcpbrut  in  bie  öffentlichen  ©ewäffer 


Äüften»,  Scefifcperei). 

unb  burip  ©cwäprung  Bon  Belohnungen  für  bie 
Vertilgung  fepäblicper  Stere  fowie  burep  bie  ©ewäp- 
rung  oon  3taat«beipilfen  für  bie  Srruptung  Bon 
Bifcpwegen,  burip  Erleichterungen  int  Sranbport  ber 
Bifdje, burep  bieSrünbuug  oonVcr[ucp«[tationen  jur 
Srfor[cpung  berSlebcnäbebmgungen  bcrBifcpeic.  junt 
Auebruct  Einen  Wefentlicpen  Huffcpwung  Berbanlt 
bie  B - unb  namentlicp  bie  junepmenbe  Hiibbepnung 
ber  füttfllicpen  B>[ep)ncpt,  ben  in  allen  Sänbcm  be- 
ftepenben  Bifdjereioereinen,  bie  in  Seutfepfanb 
eine  Aentrale  3nfammenfaffung  in  bem  Seutfcpen 
Bifcpereiocrein  (gegrünbet  1870)gcfunbcn  paben. 

II.  Sie  Iliincnfildirrd  gepört  ju  bem  Serrito- 
rialgebiet  be«  angrenjenbett  iianbe«,  baper  unterliegt 
fie  auep  ben  für  bie  B-  überhaupt  crlaffenen  getep- 
litpen  Veftimmungen.  3m  ganzen  paben  aber  bte 
JHiftengewäifer  ntepr  Vegicpungen  jur  See « al«  jur 
Vinnen fijeperei;  Bertepren  boep  in  iprem  Öebietc  be- 
reit« bie  gröftten  Seefcpiffe.  V! tieft  bie  eigentlichen 
Swcpfeefifcper  finb  pier  bepeiinatet,  picr  liegen  bie  See- 
häfen unb  bie  Secjijcpittärtte.  3«  iprem  öebict  wirb 
bereit«  unnertenn baren  Seetieren  naepgefteüt , ben 
Huftcm,  geringen,  Sprotten,  Öamcelett,  Stören  unb 
Vlattfiiipen  (Blunbcntep.  Safel  II,  Big.  4),  aber  auep 
noep  Siijjwaifcrfifcpen.  3n  bejug  auf  Die  Banggeräte 
pat  bie  OTflenfifeperei  noep  lebhafte  Vejiepungen  jur 
Vinnenfifeperei,  namentliep  im  ®ebiete  ber  faljannen 
Oftfee , toäprenb  boep  bie  genannten  Seetierc  bereit« 
Vcfonberpeiten  be«  Bange«  mit  fiep  bringen. 

m.  Sie  Sccfifrficrei  pat  in  neuerer  3eit  nament- 
liep  in  ber  SRorbjee  einen  ganj  bebeulcnben  Auf- 
jepwttng  genommen.  Unter  ipreit  '.Betrieben  beftept 
bie  fflrope  SjpcringSfifeperei  tn  ber  'liorbfee  be 
reit«  feit  paprpunberten,  urfpriingliep  befonber«  Bon 
ben  Ipotlänbeni , bann  uon  ben  Schotten  unb  Eng- 
länbern,  neuerbing«  aber  autp  Boit  ben  Scutiepett  tit 
junepinenbent  SMafjc  betrieben  (Safel  II,  Big.  2). 
Släpere«  f.  gering.  Sec  Sang  ber  frifepen  B'f<Pf- 
b.  p.  foltper,  bie  lcbcnb  ober  frifep  auf  Ei«  in  ben 
Stonfuitt  gelangen , wirb  bereit«  feit  langer  3eit  Bon 
Segelfaprjeugen  in  ber  Dftfee  unb  9lorb)ee  betrieben, 
weift  aber  in  ben  lepten  (fahren  in  ber  Dftfee  burtb 
Die  Einführung  ber  gebedten  fogen.  iepwcbiftpcn  unb 
Vompolmer  Baprjeuge  einen  Bortfepritt  auf,  Wäp- 
renb  tn  ber  Vorbfee  bie  Seitupung  Bon  Satnpfern 
eine  grofje  Uinwäljung  perbeigejüprt  pat.  Ser  erfte 
Biftpbainpfer  (f.  b.  unb  Safel  I.  Big-  1 u.  2)  trat 
1885  in  Seutjeplanb  in  Sätigleit,  nadpbent  man  in 
Englanb  fepon  früher  ju  beten  Vcrwenbung  über- 
gegangen  war.  Sic  Bifcpbampfer  fijepen  mit  bem 
Waenbfepleppnep  (traivl),  einem  fadförmigen,  fiep  itaep 
hinten  jufpipenben  Banggcrät , ba«  früper,  wie  noep 
heute  bei  benSegelfepleppnepjifepern(Safcl  II, Big- 3). 
burep  einen  Vaum  Born  querüber  offen  gepalten 
Würbe  (Öaumfcpleppnep).  Vci  ben  Piepen  ber 
Bifcpbampfer  feplt  ber  Vaum,  bafür  fipt  an  jeher 
Seite  be«  'Jiepe«  ein  fogen.  Seperbrett.  Sic  3ng 
leinen  oom  Sampfer  fmb  an  ben  beibeit  Seperbret 
lern  fo  angebraept,  bap  bie  Sretter  burep  ba«  Baffer 
gleiten  wie  Vabierbracpen  burep  bie  Sluft  (Safel  I, 
Big.  1).  Sa  fie  tiad)  entgegengefepten  iRieptunger. 
fapren,  fo  ift  bie  Piepöffnung  gefpannt  offen,  ba«  Piep 
fepleift  am  Vobcn,  Da  bie  Vielter  mit  jepiucrett  eifer- 
nen Seplittenfufen  Dcrfepctt  finb.  Sie  Segclfd)lepp- 
nepfijtpec  bringen  befonber«  Vlattfiiepe  (StpoHen, 
3ungeit  tc.)  an  beit  'Piarft,  bie  Bifcpbampfer  paupt 
jäepliep  SePedfifep,  Rabeljau,  Slöpler,  üeng,  aber  audt 
alle  Vlattfifcparten.  Unfre  Bifcpbampfer  burepftrei- 
feit  bie  'Jlorbfee  bi«  weit  naep  'Jlorben,  ba«  Slagerral 


614 


gifdjerei  (®efeße  tc.  für  bie  Seeftfdjerei;  ganggeräte). 

unb  Rattegat  unb  bringen  Bon  Ijicr  gange  Bon  100  bäntfdjen  Rüfte  unb  namentlich  auch  ber  Färber  unb 
bin  800  3tr  >n  etwa  fieoentägiger  Seife ; Bon  gelanb  gslattb  lommeti,  fo  fmb  für  ite  bie  bänijeben  öefeße 
fmb  feßon  gängc  Bon  über  1800 3tr.  in  10—12  lagen  über  bie  ®nmbfehleppneßfiiehcrei  Bon  erbeb  lieber  &• 
jurüdgebracht.  lieuerbiug«  jdi  weifen  bie  Sampfer  beutung  (Dgl.  ßierju  bie  »SRitttilimgen  beü  $eutfd)en 
bi«  jur  Korbfüfte  Bon  Hirtin.  Die  gelanbeten  5ifd) ■ Seefffcßerei-BcrfinS«). 
mengen  gelangen  auf  ben  gtichgroßmärften  oon  nr.  allgemeine«  übet  Sfangnerit«. 

®eefientünbe,  BremerßaDen  , Hamburg,  Altona  in  Sie  große  Httsal)l  ber  tu  ben  Beridiiebenen  gliche- 
HuftionSbatlen  jum  Bertauf  unb  werben  burd)  be-  reienbenußten  ganggeräte  läßt  ftd)  auf  wenige®runb- 
fonbere  gifcßjüge  in  ba«  Sanb  gebracht.  Sie  ®efeü>  formen  jurüdfüßren,  Bon  benen  bie  wichtigsten  'lieft, 
feßaft  »Sorbfee«  in  Korbenßam  iifcht  mit  36  Sarnp-  Seufe  unb  Hügel  ftnb.  Sie  Siebe  im  weiternSinn 
fern,  bat  eigne  Eifenbaßntühlwagen  unb  eigne  '-Ber.  werben  au8  fidj  freujenben  gäben  gefuüpft,  bie  SRc- 
faufäflellett  in  mehreren  ©rofiftäbten.  Settiftblanb  (eben  oon  Wenigen  Uitllimetent  bta  jtt  mehreren  Sejt- 
lmt  jeßt  etwa  150  gifeßbantpfer  mit  je  10— 1 1 '.Kann  meiern  Skite  bilben.  Hl«  SSaterial  bient  itanf. 
Befaßung,  ®roßbritannicn  bagegen  etwa  bie  jeßn  glacßS,  Dianilafafer,  Baumwolle,  Setbe.  SRanila- 
fache  3ajjl,  aud)  in  $>olIanb,  Belgien,  llorwegen  Imnf  bient  ju  ftärfent,  groben  Sieben,  j.  B.  *u  ben 
nimmt  bie  3«ßl  fortgefeßt  ju.  Sie  Dftfee  ift  für  bie  ©runbfcßleppneßcn  ber  «eefifeßer  (Safel  I,  gig.  3; 
gifdjbampfer  wegen  ißre«  fleinigenBoben«  wenig  ju-  Safel  II,  gig.  1);  für  bie  bünnfäbigen  Siege,  für 
nänglid).  — ©ne  Hngelfifcßerei  nennenswerten  Welche  Seidjtigfeit  unb  Seid) beit  bei  gaben«  oott 
Umfange«  haben  wir,  abgeieben  uon  ber  Oftfee,  nicht.  Wefentlidjem  liußcn  ftnb , benugt  man  bauptfäcbliri) 
Sie  Sangleinen  mit  ben  betöberten  Singeln  (Safel  II,  i Baumwolle.  «eibene  Siege  ftnb  feltr  bauerbaft  unb 
gig.  3)  werben  Bon  ^telgolänber  unb  Korbemeßer  fifd)en  gut,  weil  fte  im  SJager  Wenig  fühlbar  flnb.  3» 
gifdjem  immer  fpärltd)er  aufgelegt,  bie  3«bl  ber  ber  Binnen  ftfcßrrei  lommt  ihre  »erwenbung  Wohl 
Schaluppen  geht  ftänbig  jurüd.  Sie  Hngelfifcßerei  oor,  für  bie  Seefifcßerei  ftnb  jfe  bei  ttnis  ju  teuer.  Hn- 
blügt  nod)  heute  auf  ben  'Jieufunblanbbänfen  (gran-  ] ber«  liegt  e«  bamit  in  3apatt  unb  Ehtua.  Sie  Siege 
jofen,  Hmerifaner)  unb  bei  3«lanb  (granjofen),  na-  werben  bei  un«  meift  in  ga6rifen  ßergefieUt  unb  tur 
meutlid)  aber  aud)  bei  Siorwcgen.  Sie  berühmte  ffonferuierung  mit  Hbtocßungen  oon  Sichen  • ober 
Sofotenfifcßerei,  bie  feßon  imlHiltclaltcr  ben  ßanieati- : Birfenrinbe,  mit  Ratccßu,  Seinöl,  Rupferjaljen  tc. 
(eben  Rontoren  in  Bergen  SReicßtüiner  brad)te  (Stod-  | imprägniert.  SU«  Siege  im  engem  Sinn_btjeid)- 
tifd),  ft'lippfifch),  führt  auch  heute  noch  Saufenbe  oon  net  man  gerabe  Siefttiidjer,  bie  in  fenlrecbter  Stellung 
gifchem  im  griibjabr  jufanunen,  Wie  auch  ber  gang  im  SSaffer  feft  nufgefteUt  ober  ber  Strömung  »um 
in  ginmarfen  (Sobbeborfcß)  unb  auf  Storeggen.  1 Sreiben  ilberlaffen  werben,  unb  in  benen  bie  ihnen 
Über  Slufterafifeherei  f.  Slujtem ; über  Salfifcßfang  begegneitbett  gifche,  nachbem  fte  ben  Sopf  burch  eine 
f.  Sialfifd).  _ SJiafdje  hinburd)gejledt  haben,  mit  ben  Riemenbedelit 

Sin  ®efegen  unb  Berorbnungen  für  bie  See-  hängen  bleiben.  @arne  werben  nur  jur  Umfcßlte- 
fifcherei  ftnb  ju  erwähnen : ber  internationale  Bertrag,  ßung  ber  gifche  benugt,  bie  fid)  nicht  in  ben  IHafcßen 
betreffenb  bie  polizeiliche  Siegelung  ber  g.  in  ber  Korb-  Bcrwideln,  weil  biefelben  baju  im  allgemeinen  ju 
iee,  außerhalb  ber  Riiftengewäffer  (Dom  6.  Kfai  1882).  ettg  ftnb.  Sie  beftehen  au«  einein  trichterförmigen, 
Siefer  fogen.  §aager  Beitrag  fd)teibi  für  bie  halbtugeligen  ober  jhlinbrifcßtn  Sud  unb  jwei  an 
gifeßerfaßrjeug^  bie  giihrung  Bott  Bucßflabtn  unb  beffen  Öffnung  befeftigten  Kcßwänbcn,  ben  glügeln. 
Kümmern  am  Schiff, Boot  unb  Segel  oor.fo  baß  ißre  Sacf  unb  glügel  fmb  non  einem  feflcn  Simm  ein- 
Öeimal  fchoit  oon  weitem  lenntlich  tjl.  Sie  (aiferliche  gefaßt,  unb  burch  Hnwenbung  non  glotthölgern  unb 
SRarine  entfenbet  gifdjereifchug-,  refp.  Slufftchtäfchilfc  «entern  Bermag  man  ba«  ®am  höher  ober  tiefer 
in  bieSIorbfee.  Surd)  rin  einfache«  «ignalfttfiem  föit-  gehen  ju  laffen.  Sa«  freie  Ifnbe  febe«  glügel«  ift  an 
nen  bie  3eefifd)cr  ben  «chugfd)ipen  Siad)ricbten  geben  einem  «tod  ober  einer  Stange  Don  gleicher  lpöt)e  he- 
unb  umgetchrt.  Sie  Rommanbanten  ber  «chuhfehiffe  fefligt,  an  bie  eine  längere  ober  fürjere  3ugleint  an- 
ber  Berlragäftaaten  haben  Dcrabrebet,  al«  erfeu-  gelnüpft  wirb. 

itung«jeichen  für  bie  3eefifd)er  einen  breiedigen  blau-  Sie  eigentlichen  Slcpc  Werben  ein  - ober  mehr- 
gelben Stanbcr  tu  führen.  Ser  internationale  Ber-  maiibig,  an  berCberfläche,  in  mehr  ober  weniger  gro- 
Irag  jur  Unterbrildung  be«  Branntweinhanbcl«  ßer  Siefe  ober  am  ®runbe  feftjtchenb  ober  treibenb 
unter  ben  Slorbfeefifcbent  auf  hoher  See  (Bont  10.  gebraucht.  Sie  einwanbigen  Sleße  ftnb  einfaih, 
Sion.  1887)  macht  biefe«  9ifd)t  Bon  einer  erteilten  am  obem  imb  untern  Slanbe  gewöhnlich  mit  einer 
Ron jeffion  unb  ber  githrung  einer  weißen  glagge  bimnern  ober  ftärfern  fieiiie,  bcmSimm,  eingefaßt, 
(mit  fd)Warjem  S)  am  ^auptmaft  abhängig,  gür  Die  Um  ihnen  eine  {entrechte  Stellung  im  Blaffer  ju  ge* 
Secfifcher  gilt  auch  bie  neue «eemannöorbmtng  (Dom  ben,  ift  ber  Oberfimm  mit  glotten  (fjolj,  Rorf, 
2. 3untl902),bod)  läßt  fte  in  $ 135einigeSIbweid)mt-  Birten rinbe,  hoßleit  ®la«förpcm),  ber  Untcrilmm  ge- 
gen für  bie  §od)feefifd)ereifahrjeuge  ju.  Sie  Sin*  möl)nlid)  mit  Senfe m (Steinen,  Sonringcn,  Sanb« 
torberungen  über  ben  Befähigungsnachweis  ber  fädchen,  ©leiperlen)  in  angemeffenen  Slbftänbcn  oon- 
güßrer  unb  Steuerleute  Bott  «eepfcherfahrjeuqen  einanber  befeßt  (Safel  II,  gig.  4).  SJiefjrwanbige 
unlerlieaen  feßt  (1903)  einer  neuen  Regelung,  «eit  ließe  fmb  jloei-  ober  breiwanbig,  ft«  befteßen  au« 
bem  1.  yan.  1902  ift  bie  Befaßung  aller  See»  unb  einem  engmafeßigen  ließ  (Sud),  Schlange),  nt  beffen 
Rüftenfifiherfahrjeugc  unb  auch  btc  güßrer  folcßer,  Umhüllung  bic  gifeße  fteden  bleiben,  unb  einem  ober 
wenn  fte  nießt  ntcßr  al«  jwei  SItann  befcßäftigen , in  jWei  feßr  Biel  Weitmafcßigem  ließen  (Säbering,  ®ab- 
ba«  See.UnfallBeritchenmgSgefeß  einbejogett.  Sie  bemeßen).  Bei  breiwaitbigeu  ließen  liegt  ba«  fein- 
Berorbnung,  betreffenb  bie  Sichter-  unb  Signalfüß-  mafd)tge  breite  ließlofe  jwifchcn  beit  beibtn  fcßmülem 
rung  ber  giid)crfal)rjeuge  tc  (Dom  10.  Diai  1897)  gilt  SäberingSneßen,  mit  bicfeit  aber  an  Ober-  unb  Unter- 
bi«  jum  iSrlaß  ber  im  21  rt  9 ber  Berorbnung  über  fimm  fejt  Derbunbcn.  So  tonnen  bie  gifeße  jwar 
ba«  3ufammenftoßen  ber  Schiffe  auf  See  Born  9.3Rai  burch  bie  Weiten  SäberingSmaßhen  [eßwimmen,  aber, 
1897  Dorbeßaltenen  Beftimmungen.  wenn  pe  gegen  ba«  engmafdßige  lofe  mittlere  Keß 

Sa  imfre  gtfeßerfahrjeuge  ßäufig  in  bie  liäße  ber  ftoßen,  nehmen  fte  biefe«  burd)  etne  Säberingämafeße 


615 


gifdjerei  (Kege). 


mit  fid)  unb  flgen  nun  tote  in  einem  Beutet  gefan- 
gen.  gilt  gifcpe,  bte  in  Schwärmen  Don  fepr  überein- 
ftinimenber  ®röfee  Borfomnten  (geringe,  Sprotten, 
SRofreten),  Werben  meift  einWnnbige  Stege  oon  ent- 
fprecpertber  3JtafcpenWeite  gebraucht ; für  allerlei  gifcp- 
arten  oon  oerfcpiebetterSröfie  ftnb  meprmanbigettcge 
oorteilpafter.  — geftftepenb  (Stellnege)  werben 
folcpe  Stege  gebraust,  inbem  man  fie  entweber  an 
in  einer  aerablinigen  Steifte  aufgeftetlten  unb  feft  in 
ben  (Bruno  getriebenen  Stangen  (dritten)  anbinbet, 
ober  inbem  man  beibe  Sn  ben  beS  auSgefpaitnten 
9tege8  beranfert.  SJtitunter  wirb  aud)  mit  baS  eine 
Snbe  beS  StegeS  beranfert  unb  baS  in  geraber  Sinic 
auSgefaprene  Step  im  übrigen  freigelaffen,  fo  baft  eS 
fid)  mit  ffiinb  unb  Strömung  um  ben  feilen  ©mft 
brepeti  famt.  ®ie  Stednepe  bleiben  gewöhnlich  län- 
gere 3*>t  flehen  unb  werben  täglich  ober  jeltener  re- 
nibiert,  um  bie  gefangenen  gifcpe  perauSjunehinen. 
— Beweglich  (Xreibttege)  werben  bie  'Jtcgtucpfr 
nngewenbet,  inbem  man  ite  quer  jur  Strömung 
auSroirft,  gerablinig  auSfpannt  unb,  baS  Snbe  an 
Borb  bcljaltenb,  'Jtcß  unb  Boot  fo  lange  treiben  lägt, 
bis  eine  genügenbe  'Stenge  bon  gifepen  in  ben  Sta- 
leben  ftctft  (lafcl  II,gig,2).  gilr  geringe,  Sarbincn, 
Sprotten,  Stafrelect,  Sacpfe,  Störe  Werben  Sreib- 
nege,  für  ©attfifepe  Stellnege  in  See  angewenbet, 
Wäprcnb  man  in  ben  Sinnengemnffem  bauptfäcblirt) 
Stellnege,  an  mantben  Orten,  namentlich  auf  groben 
unb  tiefen  (Bemnffem , aber  aud)  Xreibnege  für  See- 
forellen, Saiblinge,  Siaränen  :c,  benupt. 

geftftepenbe  emwanbige  9ieptürf)er  bienen  als 
Spetrnepe  jum Bbfcpließcn  ber  engen  SReereSbuch 
ten,  um  bineingeratene  grobe  gifepfeproärme  nncb  unb 
na<b  mit  3'*33arncrl  }U  fangen.  Streicpliicher 
fhtb  cinwanbige  Stege,  bie  Bor  Briefen  aufgefteüt  ober 
Beranfert  Werben,  um  bie  gifcpe,  bie  auf  ihrem  3uge 
bagegen  unb  an  ihnen  entlang  fd)Wimmcn,  in  bie  fpa* 
ter  ,ju  befpretbenben  gifepfäde  tu  fllpren.  BIS  gifcp- 
ääune  werben  lange  einfache  jiepmiinbe  in  mehreren 
beut  Ufer  parallelen  Sfeipen  in  Steeren  aufgefleüt,  bie 
Sbbe  unb  Blut  haben.  Sie  Werben  mit  Briden  be 
feftigt,  unb  ber  untere  Simm  muß  beut  (Brunbe  feft 
aufliegen  ober  in  benielben  eingebrüdt  fein.  Siit  ber 
glitt  gehen  jafjlreidje  gifdje  über  biefe  3«une  hinweg 
unb  bleiben  bei  ber  (Ebbe  hinter  tljnen  liegen. 

35ie  (Barne  Werben  in  ber  See-  unb  Süjjwaffer- 

K,  Bom  fianb  ober  Bon  Booten  aus  gebraucht 
;r  Bnwenbung  Born  fianb  aus  wirb  baS  (Barn 
auf  ein  Boot  gelegt,  baS,  mäprenb  bte  eine  3u9*<ine 
am  Ufer  feftgebalten  wirb,  fo  weit  auf  baS  ©affer 
bmauSfährt,  bis  biefe  Seme  unb  ber  eine  glftgcl  über 
Borb  gelaufen  ftnb,  bann,  einen  tpalbfrei«  befeprei« 
benb,  ben  3ad,  ben  anbern  glügel  unb  bie  anbre 
3ugleine  auSlaufen  lägt  unb  ba§  Hube  ber  leptem 
ans  fianb  bringt.  $aS  ®am  Wirb  barauf  an  ben 
beiben  3ugtcinen  anS  fianb  gejogen,  unb  bie  Bon  ben 
glügeltt  umfdjloffenen  gtid)e  gelangen,  inbem  bie 
glügel  §anb  um  §anb  aufgenommen  Werben,  m beit 
Sad,  ber  julept  aufS  fianb  gejogen  wirb.  3n  glei- 
cher ©eife  Werben  bie®arne  auf  beut  ©affer  Bott  jwei 
Booten  auSgefapren,  bie  fidi  bann,  oft  erft,  naebbent 
fie  baS  ®am  rubernb  ober  fegelnb  eine  3e<tlang  hin- 
ter ftdb  bergejogett  haben,  nebeneinanber  legen,  Ber- 
anfent  unb  baS  Bufpolen  wie  am  fianbe  Bornehmen. 
Superbem  htüpft  man  an  bie3ugleinenoielfad)  biinne 
Strohbünbel  ober  ^oljfpane  an,  um  burep  berett 
fd)Wanfenbe  Bewegungen  bie  gifcpe  gegen  bie  Stie- 
rtet unb  ben  Sad  hin  ju  febeuebett.  Sepr  ergiebig  ift 
häufig  bie  g.  unter  ©S  mit  bem  © i n t e r g a r n , einem 


grofien  3uggam,  baS  namentlich  auf  ben  Jpaffen  unb 
großen  Seen  Biel  gebraucht  wirb.  ®S  Werben  jum 
(Sintaffen  unb  Bufpolen  beS  ®arneS  jwei  große  ffiup* 
nen  Bon  mehreren  Sietem  Seitenlange  etwa  300  m 
Boneinanber  entfernt  in  baS  SiS  gefcplagen.  Bon  ber 
(Einlaßöffnung  auSgebenb,  Wirb  febcrfeitS  bis  jur  9luf- 
poleöffnung  in  einem  Ipalbfrei«  ober  einer  gweintal 
winflig  gebrochenen  Sinic  eine  Jfeipe  flemer  SiSlöcper 
gemacht,  bie  etwa  um  je  10  m boneinanber  entfernt 
ftnb.  <tn  jwei  12—15  m langen,  burd)  bie  Sinlap- 
Öffnung  unter  baS  (SiS  geführten  Stangen,  an  beren 
ffinbe  bie  3ugleinen  angebunben  ftnb , werben  biefe 
nun  unter  ben  Eislöchern  mittels  höljenter  ®abe!n 
fortgefdjoben  unb  junnchft  an  bem  erften  ©tnlel  auS- 
gejogen,  utnglügel  unb  Sad  burd)  bielimlaßöffnung 
unter  ©affer  ju  jiepen  unb  in  geraber  fiinie  auSju- 
breilen.  SS  wirb  bann  in  gleichet  ©eife  mit  bem  gort- 
fchieben  ber  Stangen  fortgefapren  bis  jur  jweiten  Sde, 
unb  inbem  hier  bie3ngleinen  angejogen  werben,  folgt 
ihnen  baS  (Bant,  einen  .finlbfrcia  btlbettb,  unb  wirb 
idjlieplid),  naepbem  bie  3ugleinen  aus  ber  Vlufpole- 
Öffnung  perauSgeführt  ftnb,  burd]  weiteres  3'epen 
(Bielfacp  auch  burd)  Bferbe)  freiSförmig  gefcploffen 
unb  aufgepolt. 

Schleppgeräte  finb  trichterförmige  ®ame  opne 
ober  mit  nur  furjen  glügeln,  bie,  jum  gang  Bon 
Blattfifdpen  unb  attbent  in  ber  liefe  lebenben  Vlrten 
ftarl  befepwert,  Bon  einem  ober  jwei  gatjr jeugen  über 
ben  ®runb  pingefefjleppt  Werben,  in  betten  ipr  Unter- 
fttttm  ntepr  ober  weniger  einfepneiben  muß.  3“  ihnen 
gepören  bie  3eefett  unb  ft  eitel  ber  Oftfee  unb  bie 
grofjen  (Brttnbfchleppnepe  (trewl)  ber  'Jf orbfee. 
UÄit  Scpleppgerätrn  werben  audj  bie  Wuftern  unb 
öameelen  gefangen. 

3)aS  amerifamfepe  Beutelnep  bient  mm  gange 
ber  in  tiefem  ©affer  an  ber  Oberfläche  fiep  Berfam- 
melnben  geringe , Walrelen  u.  bgl.  SS  befteht  auS 
einem  200— 600  m langen,  30 — 60  m liefen  einfachen 
'JJeptucp,  baS  mit  glatten  unb  Scnfcm  uerfepen  ift 
unb  am  Unterfimm  eine  Bnjapl  Bon  iKingen  trägt, 
burep  bie  eine  ftarfe,  in  ber  SDiilte  befeitigte  Scpnür- 
leine  läuft.  Sfacpbent  jWei  Boote  baS  '.Veß  auSgefap- 
reu  unb  einen  gifcpfcpwami  bamit  freiSförmig  mit- 
fcploffen  pahett,  wirb  baSfelbe  burep  Vlnjiehen  ber 
Schnürleino  in  einen  palbtugeligen  Sad  Bcrwanbelt, 
aus  bem  bie  gifdje  mit  (leinen  3uggamen,  ftefepem  ic. 
ausgefepöpft  werben,  bis  enblidi  baS  9iep  mit  bem 
iRejte  berfetben  an  Borb  eines  großem  gaprjeugS  ge- 
pöben werben  famt. 

$ie  "trawlfifcperei,  pauptfäcptidi  auf  Blntt- 
unb  Scpctlfifcfii'  angewenbet,  ift  jwar  jepr  ergiebig. 
Wirb  aber  wegen  eBentueller  Sernicptung  beS  Bflnn« 
jcnwucpfeS  unb  Bieter  junger  gifdje  für  fcpäblicp  ge« 
! patten.  ®aS  gleiche  gilt  Bon  ber  mit  bem  Xrcim! 
ibeittifcpen  ponänbifepen  unb  beutfthen  fturre  in  ber 
UJorbfee,  Bon  bem  auf  beit  preußtfepen  »affen  mm 
Baifang  benupten,  ganj  äpnlicp  eingerieptetm  »ei« 
tetgarn  unb  ber  3eefe  ber  Oftieepfcperei , bte  beS 
BauntS  entbeprt  uitb  an  beren  ßfjnung  baper  jwei 
3ugletnen  befeftigt  finb,  bie  entweber  Bon  jloei  Ber« 
fepiebenen  gapneugen  an  Borb  genommen  ober  am 
oorbem  unbpintemSnbc  eines  querabtreibenbcnSe* 
aetfaprjeugS  befeftigt  werben.  SieuerbingS  bürgert 
fid)  auch  hei  ber  3eefmfifd|eret  pje  Bcrweubung  Bon 
Scherbrettem  (f.  oben  unter  HI.)  mehr  unb  mehr  ein. 

Sepr  Biel  Heiner  atS  3uggame  unb  SchlfpBgerate 
finb  bie  in  ber  Binnenfifcperei  aebräuchltcpen  coenf  ■ 
ttepc,  ^tarnen  unb  ftefeper  fowie  bas  ©urfnep, 
bie  alle  beim  öebrnuep  gejogm,  gefepoben  ober  ge- 


C16 


giftet  ei  (Neße,  Neuien  k.,  Vlngelfifd)eret). 


hoben  »erben.  SieSenf-  ober  § ebenere  (lafel  I. 
gig.  4)  finb  quabratifd)«  Ncßtücber  Bon  1—7  m Seite, 
beren  Gden  on  ben  Guben  jweier  gefreuten  Bügel 
Bon  leichtem  unb  claftiid)cin  §olj  befeftigt  ftnb.  Ser 
Rreujungapuntt  biejer  Bügel  ift  an  einer  entfpredjenb 
ftarfen  Stange  befeftigt.  Sa«3enfnejj  wirb  Bom  Boot 
ober  Bom  Ufer  auo  auf  ben  ©runb  gefenft  unb,  toenn 
eine  Tin, (aßt  Bon  glichen  barüberftetjt,  gehoben.  71m 
SUjein  bient  e«  al«  Sacßäwage  jum  Sadjofang , an 
anbern  Orten  ,jum  gange  Bon  llleleiS,  Starben,  Sä- 
beln, Nafcn  unb  anbern  ©eißfifcßeii.  Sabci  »erben 
bie  gifche  oft  burd)  ©runbtober  ober  gifeßbeijen,  Wie 
gefodhte  Startoffeln,  ©ctreiSe.  au«  Kleie,  SKalj  ober 
anbern  Stoffen  gemachte  Zeige,  gefodjtc«  IBlui,  jer- 
ßadte«  gleifch,  Siege  minimier,  Staben  ic.,  migelocit. 
ganten  unb  Kef eher  fmb  über  böljerne  Bügel  ober 
'Jiatjmen  gefpannte  Neßfäde.  Sie  Rainen  (iajel  I,  i 
gig.  6)  fpielen  auch  in  ber  Küftenfifdjerei  eine  bebeU' 
tenbe  Solle  unb  finb  hier  gewaltige,  burd)  je  Bier 
Bäume  offen  gehaltene  Säde,  bie  eutiocber  an  pfählen 
in  ben  glußtnünbungen  aufgeftctlt  ober  mit  ben  ju- 
geljoriqen  gahrjeugen  Berantcrt  »erben.  Sie  bienen 
juiu  gang  Bon  Stint,  Vlal,  ©arneelen  unb  »ohl  aud) 
©arbeiten.  — 3n  ber  äußern  Glbmünbung  »erben 
fieat«  Scßleppgerät  mobifijicrt  (Manien  furre)  unb  . 
fangen  jur  ©intern  (eit  große  Stengen  Bon  gering  unb 
Sprott.  — ©urfiteßc  finb  frctofömiige,  einfache 
Stcptüebcr  Boit  H — 1>  m Surdjmeffer,  in  bereit  Zen- 
trum fuß  alle  gäben  ju  einer  ftarfen,  langen  Schnur 
bereinigen.  Ser  tHanb  beb  9ieße«  ift  mit  Sleiperlcn  t 
befdnoevt.  Seim  ©erfen  breitet  ftd)  ba«  9(cß  tetter- 
fomiig  au«  unb  fällt  lueqcn  ber  großem  Schwere  be« 
iltanbee  glodenfbmiig  üiier  bie  gifche.  Seim  Vlufjic* 1 
hen  an  ber  im  Zentrum  befefiiaten  Steine  icbließen  )ich 
am  ©runbe  bie  Sleiperleit  be«  Staube«  fo  bid)t  jufam- 
men , baß  ben  giidjen  ein  Gntmeid)eit  unmöglich  ift. , 
Sie  ©adfifcherei  bem()t  auf  ber  Vlmucitbuitg 
ftehenber  öeräte,  ber  [lement  gif  cßf  ä de  ober  3 a d ; 
neße  ober  ber  großem  Sunbgarite  ober  ist  am- 
reufeit.  Sie  gifchl’äde  finb  ,(t)jinbrifdjc,  über  eine 
Vlti (af)l  runber  ipDljbügel  auegefpaniue  Sieße,  bie  ge-  i 
»ähnlich  auf  ber  einen  Seite  fegetförmig  jugefpißt 
enbigen,  »ährenb  fich  an  bie  aitbre  längere  ober  tiir- 
jere  gtfigel  ober  Streichtücher  au«  einfachen  9lcß. 
liichem  anfcßließen.  41m  erften  unb  mitunter  and) 
noch  an  einem  ober  (»ei  folgenben  Sügelit  finb  trich- 
terförmige Ginfehlen  angebracht,  bie,  »ic  bei  ben  be- 
fannten  Siaufcfallen,  ben  Gingang  geftatten,  ben  91  uo 
gang  aber  oermehren.  Sic  gifchläde  werben  in  fehr 
oerfchicbcner  Größe  hergeftellt  unb  mitunter  in  mehr- 
facher Tlnjapl  burd)  Streichtücher  ju  Santen  nerbun- 
beit.  Sie  »erben  im  flachem  ©nifer  an  fSridett  auf* 
geftellt  unb  in  ber  See  hauptfächlid)  (um  Walfang, 
Sn  füjjcn  täSaffer  für  Vlale,  Neunaugen , Ouappett, 
©raffen,  ,-faitbcr  unb  an  Bielen  Orten  für  gifdje  aller 
4lrt  benußt  dafcl  II,  gig.  6).  Stad)  betufelben  Iprin- 
jip,  aber  in  fehr  Biel  größer»  Maßflab  finb  bie  in 
Sommern  unb  vschwcbeit  gebrauchten  Suttbgarne 
ober  iperingemifen,  bie  Stakenets  ober  Flynets  in 
Gnglanb,  bie  Sonnaren  beb  Mittelmeer«,  bie  Pound- 
nets  ber  atnerifanifchen  Seen  eingerichtet;  e«  finb 
große  Kammern  and  Stehwänben , gewöhnlich  and) 
mit  einem  Sießboben  Perlehen,  aber  ohne  Seefe,  bie 
burch  bie  hoch  über  ba«  ©affer  herausragenbcn  Sei* 
tenwänbe  entbehrlich  gemndit  »irb.  Sen  Gittgaug 
bilben  trichterförmige  Ginteßlen,  an  bie  fid)  meiften« 
fehr  lange  glügel  ober  Streichtücher  anfchließen.  Oft 
finb  biefe  ©e(euge  au«  mehreren  Kammern  jufam- 
mengefegt,  bie  miteinanber  mittels  enger,  burd)  Gin-  ; 


fehlen  gebilbeler  Öffnungen  in  ©erbinbung  flehen. 
Solche  Sunbgame  ober  ©roßreufen  »erben  für  län 
aere  3eit  an  jahlreidjen  ©fahlen  befeftigt  unb  burd) 
Seranferung  gefiebert  aufgeftellt.  Sic  gifdjer  fahren, 
um  ben  gang  heraudjunehmen , mit  ihren  Booten 
hinein  unb  heben  ben  ©oben  ber  Kammern  ober  be» 
bienen  fich  ber  Reicher. 

Sieufen  (gifeßförbe)  Werben  in  ben  Berfdjieben» 
ften  gomten  auä  .fjoljiiäben,  ©eibenruten,  Sohr, 
Sinfen  ober  Srahtgeflccht  hergeftellt  unb  mit  einem 
ober  mehreren  trichterförmigen  Gingängen  Berfehen. 

Sie  mit  ben  greifchleufen  ber  ©affermüblen  ocr- 
bunbenen  4talfänge  ftnb  große  Raften  mit  geneig- 
tem  Sattenboben,  burch  »eichen  bei  Öffnung  ber 
Sdjleufc  ba«  ©affer  hinburchläuft,  »ährenb  bie  Vlale 
in  einen  fid)cm  ©ehäller  gleilen  ober  aud)  einfach  auf 
bem  Sattcnroft  liegen  bleiben.  3n  bunfeln  unb  ftiir- 
mifchen  Sommernächten  geraten  oft  $)unberte  ber 
jum  i'aichen  nach  bem  Sieere  jieheitben  Vlale  in  eine 
jotche  gangoorrichtung.  2ad)ä-  unb  goreltcn- 
fänge  werben  an  Stellen  Bon  Sachen  unb  {leinen 
glüffen  angebracht,  »o  baä  ©affer  burch  ein  ©lehr 
um  ct»a  0,5  m geflaut  ift.  Sie  'Vorrichtung  befiehl 
in  einem  abldjüpbaren  !poI, (gerinne , burd)  welche« 
ba«  Oberwaffer  herabfließt.  Sadfelhe  ift  an  feinem 
über  bem  Unterroaffer  liegeuben  Gilbe  unb  einige  llieter 
weiter  oberhalb  burd)  ©itter  gefperrt,  bie  nur  ba« 
©affer  burcblaufen  lajfen.  Sie  auf  bem  »fuge  nach 
ben  Saichfleden  ftromaufroärt«  jiehenben  gifche  fprin- 
gen  in  ba«  ©erinnc,  au«  bem  ftc  ber  jtarfen  Strö- 
mung unb  be«  flachen  ©afferftanbe«  wegen  nicht  Wie- 
ber  herauäfpringcn  (önnen. 

Sie  Vingelf ifcherei,  ,(um  lliiterfchieb  Bon  ber 
Sportangelei  aud)  al«  £einenfifd)cvei  be(eichnet, 
wirb  auf  Vlal,  £ach«  unb  in  fehr  großem  Umfang  auj 
.sdjelljifch,  Sorfch-  unb  ©lattfifchartcn  betrieben.'  Sie 
^anbleinen  finb  lange,  ftarle  Schnüre,  bie.  am 
untern  Gnbe  mit  einem  (chweten  Bleigewicht  Berfehen 
unb  mit  einigen  ftarfen,  mit  gifcheu  ober  VJfujchelii 
geföberten  Suiten  bewajfnet,  uont  Boot  au«  bi«  auj 
ben  ÜKecre«grunb  berabgetaffen  unb  bann  fortwäh- 
rciib  rudweife  gehoben  unb  gefenft  werben,  um  bie 
gifche  anjuloden.  Namentlich  her  Sorfchfang  ift  oft 
außerorbentlid)  ergiebig ; ba  biefe  gi|'d)c  gewöhnlich  in 
Schwärmen  leben,  fo  werben  fie  häufig,  ohne  anju- 
beißen,  an  Berfcßiebenen  Stellen  non  ben  jialen  gefaßt 
unb  in  bie  £>öl)e  gezogen.  Sach« angeln  werben 
namentlich  itt  ber  D)tfee,  bi«  ju  40  Seemeilen  weit 
Bom  üanbe  in  größerer  Menge  aiigewenbet.  G«  Wirb 
immer  nur  ein  ^afen  an  jeber  Vlugellcine  gebraucht. 
Sie  mit  geringen  ober©löpen  bei öberten  Vlngelteinen 
fmb  ju  mehreren  in  einer  Seihe  je  mittel«  einer 
4—6  m langen  Schnur  (Sorlauf)  an  einer  ftärlem, 
etwa  30  m langen  Seine  befeftigt,  bie  burd)  glott- 
Ijöljer  fdjwimmenb  erhalten,  unb  beren  eine«  Gnbe 
lniltel«  eine«  fd)Weren  Steine«  oeranfert  wirb.  Sicie 
Vlngcln  werben,  wenn  e«  ba«  ©etter  erlaubt,  täglich 
rroibiert  unb  friidj  hejledt.  Sie  flangleinen  jum 
Vlal-,  Heilbutt»  unb  Sorfchfang  werben  balb  fchwim- 
metib,  balb  am  ©ntnbe  liegenb  aiigewenbet  Sie  fmb 
oft  fej)r  lang  unb  tragen  in  Vlhftätiben  uon  je  60  ein 
bi«  3 m bie  an  furjen  Schnüren  (Sorläufen)  befejlig- 
len,  mit  gifdien  ober  Diujcheltt  geföberten  iviten.  Sie 
Sangleincnfifcherei  Bon  Sculjd)lanb  au«  in  ber9iorb> 
fee  wirb  mit  ber  etwa  4000  m langen,  bid)t  über  bem 
©runbe  befinblid)cn , mit  Vtngelhafen  bcfepleit  Seine 
im  griihjahr  unb  Sjerbft  betrieben  unb  jielt  haupt- 
fächlid)  auf  3d)eHjifc^.  3ebe  Norbemener  Schaluppe 
jiihrt  20-  24  »Bad  ©aut- , b.  h-  ein  VlngelgefchiiT, 


617 


5if<$CTei  (gbrberung  in  Seutfiblanb,  granfreid),  Belgien). 


beren  Ginbeit  nuä  je  800  Stttcf  ©ngcln  befiehl.  ©IS  1 
ftöber  bienen  gcroöbnlid)  (äametlen,  Battwürmer, 
©anbfpierlinge  (Xafcl  II,  gig.  8).  8gl.©n(jelfiieberei. 

SaS  Stedten  Bon  gifdten  mit  wiberhaftgen  Spee- 
ren  ift  ebenfo  wie  baS  Sd)ie[)en  Bon  gifdten  Berboten ; 
erftere«  lann  jebodt  j-©-  fürben©alim©erwaltungS' 
Wege  unter  get»i(fcn  ©ebingungen  geftattet  »erben. 

3Rif)bräud)lid)  tnirb  häufig  oon  Unberechtigten  bureb 
feincinwerfen  Bon  ungeläfd)tem  Half  ober  grob  jer- 
fleinerten  KodelSßmem  in  ba«  Baffer  eine  grogc 
SRenge  Bon  gifdten  betäubt,  fo  tag  fte  matt  an  bie 
Oberfläche  lommen  unb  mit  Kcfdtero  aufgenommen 
Werben  tonnen.  SaS  gleiche  erjielt  man  burebipinem» 
Werfen  einer  Spnamitpatrone , bereit  Grplofion  im 
Baffer  Biele  gifdbe  Bemidttet.  Statürlid)  ift  ein  ber- 
artige«  gifdten  Berboten.  ©gl.  gifebgifte. 

über  gabme  g. , Icidtwirtidjafl,  f.  b. 

V.  Jtörberuiig  Ber  Serftfcperci. 

Sa«  3)eut  f ehe  SR  cid)  beüpt  feine  befonbere  gifd)e* 
reibeljörbe.  ^uftnnbig  in  allen  gifebereiangelcgen- 
peiten  ift  ba«  SieidtSamt  best  Innern.  Ser  in  ben 
Ie|ten3af)rcn  oomStciebStag  jährlich  bewilligte  gonb« 
non  400,000  ©ft.  wirb  Bon  ihm  oerwaltct.  3»  ©reu» 
fien  liegt  bie  3c,1traIfleUe  für  gifdiereiangelegen» 
beiten  im  ©tinijterium  für  2anbn>irtfd)aft,  in  ben 
©rooinjen  bei  beni  Dbcrpräfibium.  Ser  prcuf)ijd)C 
gonbS  jur  Hebung  ber  g.  beträgt  jährlich  etwas  über 
100.000  ©it.  Sie  ausfübrenben  ©eamten  fmb  bie  tö» 
niglidicit  Oberf  ifdjmeifter,  benenanberSiüftcBcr» 
teilt  gifebmeifter  unb  gifd)ereiauf (eher  unter- 
fteüt  fmb.  gür  bieSiorbfee  ift  nur  einCberfifduueifter 
Borbanbeit  mit  bem  3ijj  in  ©Itona  a.  G.  gür  bie 
id)le«toigfd)cn  fistahidien  ©uftembänfe  ift  Cberfifdj- 
meifter  im  Slebcuamt  ber  Bajjcrbauinfpeftor  in  yu- 
fum.  ®n  ber  Dftfee  ünb  Sipe  eine«  Dberfijebmcijterä 
Siel,  Stralfunb,  Sminemünbc,  Steufatjrwaffer  bei 
San jig,  ©itlau  unb  ©teuicl.  gn  ©!  c cf  1 e n b u r g unb 
Dlbcnburg  reffortiert  bie  g.  Bon  ben  groftherjoa» 
liehen  SKinijterien , als  üofalbeamte  wirten  in  ©tea- 
lenburg  je  ein  gifebmeifter  in  Stibnip  unb  BiSmar, 
in  Olbenburg  ift  nur  für  bie  llnteriuefer  ein  gifdte- 
reiauffeber  gemeinfcbaftlidj  mit  ©reuften  unb©remen 
angefterit,  ber  unter  bem  ©mtSfjauptmamt  in  ©rate 
a.  B.  ftebt.  3n  Hamburg,  ©remen  unb  fiübect 
bilben  bie  Senate  bie  ©ufjidjtäbebörbc  für  gifeberei* 
iad)cn.  Ser  Wiffenfcbaftlichen  gorfdtung  bienen  bie 
fäniglid»  pmiftifebe ©iimjterialtommifji on  zur  wijfen» 
fchaftlicben  Unterfucbung  ber  bcuticbcn  ©teere  in  kiel, 
bie  Born  SRinifterium  für  fianbwirtfdtafl  reffortiert, 
unb  bie  bem  ÄultuSminifterium  unterftebenbe  lonig- 
lieb  ptruhifdje  ©lologifdje  ©nftalt  auf  Ipclgolanb, 
raeleb  leptere  auch  ein  Siorbfee  - SRufeum  Benoaltet. 
Sie  Kieler  Somtniffion  unb  bie  letztgenannte  ©nitalt 
geben  gemciniebaftlicbe  ©ublitationcii  u.  b.  S. : »Bif» 
fenfcbaftlicbe  SReeresunterfudtungen«  heraus. 

Sie  görberung  ber  Seefifeberei  wirb,  abgefeben 
Bon  zahlreichen  Vota!-  unb  ©rooinjialoereinen,  euer- 
gifcb  betrieben  bureb  ben  Seutfcbcn  Seefifeberei- 
herein  (j.  b.),  ber  1804  au«  ber  frühem  Seftion  für 
Küftrn  - unb  tmebfeefifeberei  bes  Seutidjen  gifeberei’ 
oereinS  ((.  b.)  bersorging.  Septercr  befdjäf tigt  fid)  auS- 
fcbliefeltd)  mit  Biimenfifcberet.  3“  einer  internatio- 
nalen Grforfebung  ber  uorbeuropäifdten 
©teere  haben  üb  Seutfd)lanb,  Sänemart,  örofi- 
britannien,  bie  Stieberlanbc,  Stuglanb,  Schweben  unb 
Storwegen,  jejjl  auch  Belgien,  Bereinigt.  Seit  1902 
ift  Bon  ihnen  eine  bie  Unterfuchungeit  leiienbe  gen* 
tralfteüe  in  ffopenbagen  eingerichtet.  Gin  internatio- 
nale« Üab oratonum,  hauptjäd|licb  im  Jntcreffe  hb* 


brographifiber  llnlerfud)ungen,  beftnbet  fid)  in  QEhri» 
ftiania.  3n  Sentfd)lanb  ift  für  bie  SRcereSforfdtun* 
gen  ber  reid)«eignc  Sampfer  ©ofeibon  mit  $cimatS* 
bafen  ©eeftemimbe  erbaut.  Gr  hat  bie  international 
befcbloffenen  Bier  Serminfahrten  (©nfang  ©fai,  ©u- 
guft,  Siooember,  gebruar)  auf  ben  Seutfchlanb  jufal- 
lenben  fiinien  in  Storbfee  unb  Dftfee  feit  Stai  1902 
a »«geführt.  Sie  bienen  in  erfter  Sinie  htjbrographi- 
fdjen  gorfd)imiv?gucdcn.  ©ufeerbem  mad)i  ber  Samp- 
fer biologische  Unlerjiidmngsfabrten  unb  gifeberei- 
uerfudje.  Seine  Sätigleit  uub  bie  bezüglichen  Unter- 
fuebungen  in  Seuticblanb  leitet  eine  Btffenfcbafiliebe 
Sommifüon.  ©ud)  9iuf)lanb,  Storwegen,  Sänemart, 
(Ürofsbritannien  unb  ginnlanb  haben  befonbere  gor» 
idjungabampfer  gebaut,  ©iafzgebenb  für  bie  interna* 
tionaien  Unterfudmngcn  ift  ba«  auf  ber  Konferenz  in 
Gbriftiania  1901  befcbloffene  ©rogramm. 

3»  granfreid)  Würbe  unter  Üubiuig  XIV.  tu» 
uäcbit  Berfud)«wcife  beftimmt,  baß  ber  Seefahrer  lieb 
ju  einer  Stolle  anmetben  muhte,  um,  wenn  bie  Seihe 
an  ihn  [am,  ein  3abr  in  ber  Kriegsmarine  ju  bienen. 
Sie  Siegiitrierung , bie  fpätcr  einige  ©bänberungen 
erfuhr,  würbe  bi«  jum  60.  Sebenäjabre  ber  ©tatrofen 
ober  gifeber  fortgefübrt.  So  cntjtanb  bie  nod)  jept 
oorbanbene  Inscription  miiritime.  Sie  Würbe  unter 
Stapolcon  1H.  burd)  ein  Selrct  Bant  22.  CIt.  1863 
oon  neuem  unb  abermals  bureb  ®efep  Born  9.  3uni 
1896  geregelt.  Sie  Siegiftrierung  lann  hiernach  auch 
fcboit  bei  Schiffsjungen  oon  13  3aljren  unb  enbgüt- 
iig  Bom  18.  3abr  erfolgen.  Sic  aftioe  Sienftjeü 
beträgt  6 3abre,  bie  aber  nicht  bintereinanber  abge» 
leiflet  ju  werben  brauchen.  7 3abre  währt  bie  ©er* 
pflicblung , fid)  jeber jeit  jur  glagge  ju  ftetten , fpäter 
nur  auf  öruub  eines  befonbem  Sefrets  be«  ©riiü» 

: beulen  ber  Stepubtit.  Ser  Sinai  garantiert  ben  »Gin» 
I gefcbricbenen»  als  ©ionopot  bie  VluSübung  ber  g.  im 
Saljwaffer,  ben  glüffen  unb  ©äd)en,  unb  bei  bete- 
iligen, bie  bas  50.  SjebenSjabr  erreicht  unb300©ionate 
; Seefahrt  im  StaatSbienft,  bei  ber  g.  ober  bem  Sjranbel 
naebweifen  liinnen,  tritt  em  ©nfprueb  auf  einen  Stube» 
gebaltein.  für beffenSiegulierung  eine  befonbere Kajfe 
errichtet  würbe.  3">  übrigen  ift  bie  böcbjlc  ©erwal» 
tungSflcne  für  bie  Secfifdterei  im  ©tarineminijterium 
ju  ©ariS.  Gin  befonbereS  Komitee , ba«  aus  ©arla» 
ment«mitglicbern , (Selebrten , ©crwaltungsbeamten 
unb  ©ertretem  be«  Seefifd)ereigcwerbe«  bejtebt,  bat 
bie  ©ufgabc,  fid)  ju  gewtfjcn  Aachen  gutacbtlicb  ju 
liufjem  unb  bamit  bem  ©tinijterium  SRateriat  für 
feine  ©erfügungen  in  Seefifcbereiiacben  ju  liefern. 

1 grantreid)  befijjt  eine  grogcrc  3abl  joologifcber,  refp. 
biologifcbcr  Stationen,  oon  benen  für  bie  g.  befon- 
bcrS  bie  Stationen  ©oulogne*fur-©ter  unb  ©inrfcille 
oon  Bebeutung  geworben  |tnb.  gür  bie  Serücberung 
ber  gifdjcrcigeräle  belieben  zahlreiche  ©erfidjerung«» 
gcfellfcbaften.  Sie  Sociätä  centrale  d'Aqaiculture 
et  de  Peche  (©aris)  bejd)äftigt  fich  beionber«  mit 
Öiniienüicberei  unb  gifcbiucbt.  Sei  1895  in  ©aris 
bcgriinbctc  Serein  L’euseigneinent  professionnel  et 
techniqae  des  peches  maritimes  bejwcdt  in  erfter 
Cinie  bie  ©riinbuiig  Bon  gifcberfcbulcn  unb  hot  be- 
reits eine  grofie  Steige  folcber  ins  Heben  gerufen.  Gine 
BobltätigfeitSgejeQfcbaft , Sociätä  des  oeuvres  des 
mers  (gegrünbet  1895),  fenbet  Hajareitfcbiffe  ju  ben 
gifebeen  aus. 

3>t  ©elgien  befiehl  feil  1898  bei  bem  Scparte- 
ment  für  3nbuftric  unb  ©rbeit  eine  Kommiffion  für 
Seefifeberei.  Sie  hat  einen  lebigticb  fonfuttatioen 
Gbarattcr  unb  berät  über  bie  ihr  Born  SRinifterium 
, Borgelegten  gvagen  aus  fotgenben  ©ebieteu:  1)  bie 


618  gifdjerei  (Bieberlanbe,  Dänemarf,  (Broßbritannien , Sd)toebfu,  Borttegtn,  Sffußlanb). 


Seefifcbcrei  unb  beten  ^ilfSinbuftrien ; 2)biegifd)erei- 
frfjulm ; 3)  bie  Anwenbung  ber  fokalen  ©efebgebung 
auf  bie  Seeßfcberei.  3“  bcu  Sißungen  bet  Stommif« 
fion  fann  bet  Sffiiniflec  Delegierte  mit  beratenber 
Stimme  beranjieben.  3n  Djienbe  ift  eine  befonbere 
gifd)erfd)iile  eingerichtet. 

3n  ben  Bieberlanben  ftebt  feit  1881  ein  Col- 
legievoor  de  zeeruacherjjen  bct  Siegierung  beraten b 
gut  Seite  unb  bat  ber  (Einführung  unb  bem  Auffpii- 
ten  tton  allerlei  ©erbefferungen  feine  Aufmerffamrett 
ju  wibmen.  Die  'Mitgliebec  be®  Sollegium®  werben 
Bon  bödjfter  Stelle  auf  brei  Jjabre  ernannt,  berarl, 
bafi  jährlich  (in  Drittel  abgelit.  Seine  Dätigteit  ift 
burtb  eine  befonbere  3nftruftion  geregelt,  bie  Jfoften 
ber  (BefdjäftSfübnmg  tragt  ber  Staat.  Alljäbriid) 
erfdjeint  ber  3abre®berid|t  beä  Kollegium®  mit  bem 
Bericht  be®  rmffen fehaf t licfjen  Berater®.  Diefet  würbe 
1887  angeftellt  unb  feine  Bejahungen  ju  bem  Kolle- 
gium burd)  eine  befonbere  3nftruftion  1890  geregelt, 
danach  ift  er  Beamter  be®  Kollegium® , bem  er  auf 
Befragen  ober  and)  freiwillig  (lutaebten  erftattet. 
Durd)  bie  Nederlandsche  Dierkundige  Vereeniging 
Würbe  1889  eine  jooloaifebe  Station  in  gelber  ge< 
grttnbct,  1903  aber  bafelbft  im  §inb(id  auf  bie  in- 
ternationalen TOeereSforfcbungen  ein  • Rijksinstituut 
voor  het  onderzock  der  zcc-.  Außcrbem  beftebt 
eine  Vercenigiug  ter  bevordering  vnn  de  Neder- 
landscho  Visscherij ; ber  Be  re  in  flicht  feine  Betäti- 
gung in  ber  (Einberufung  Bon  Jtongreffen  unb  Au®* 
ftellungen  unb  in  ber  SKitWirfung  bei  allem,  Wa®  bie  na- 
türlid)«l£ntwicfelung  bco  3iftbereil)anbel3  f orbert.  3" 
benHauptpläßen  ber  bollänbifdjeng.  ftnb  andjAtabl- 
tätigfeiWoereine  für  bie  Hinterbliebenen  Bentnglüdter 
Seefifeber  Borbanben.  (Ein  ^»ofpital  - unb  ifirtben- 
fshift  wirb  ju  ben  Heringäfiftbent  audgefenbet  unb  bat 
aud)  unfern  gifdjem  oft  fcgcnSrcidje  Dienfte  geleiftet. 

3n  Dänemarl  werben  bie  Berichte  ber  Komman- 
bauten  ber  STriegdfdiiffc,  bie  an  ber  Süße  Dänetuarf®, 
3®lanb®  unb  ber  gärijer  ben  gifdjereifdjuß  auäflben, 
famt  beit  beigebraiblen  ftatiftifdben  Angaben  bem 
'JJiarineminifterium  erftattet.  Die  Berichte  ber  übrigen 
Beamten  gehen  an  ben  Sanbwirtfcbaftimmifter,  ber 
über  alle  ©orfomumiffe  in  febem  gmanjjabr  einen 
3abre«üerid)t  brurfen  lägt.  Butt)  ber  ©orftanb  ber 
bäniftben  biologifdjen  Station  berichtet  an  ben  fiaitb- 
Wirtfd)aft®mini|ter.  Diefe  Station  beftebt  au®  einem 
umgebauten  gabrjeuge,  ba®  Arbeit®-  unbSobnräume 
enthält,  G®  wirb  mit  ben  gugebörigen  Booten  ic.  an 
ben  leil  ber  Äiifte  geßbleppt,  wo  unlerfud)t  werben 
joll,  wedjfclt  alfo  ben  Stationdort.  Sie  befijft  jejjt 
ferner  einen  eignen  flefnen  Dampfer,  abgefeben  Bon 
bem  oben  erwähnten  gröjjern  gorfd)ung®bampfer. 
— 3«  Gnglanb  ift  ein  bänifdjer  gifdjeretagent  an- 
geftellt. Der  Dänifd)e  giftbercioerein  in  Kopenhagen 
ift  bie  3*1'tralfteIIe  für  alle  prioaten  ©eftrebungen 
»ur  Hebung  ber  bäniftben  gifebereien.  Gr  beftjt  einen 
befonbern  Hanf  uleulen  für  Süßraafferfifcberei  unb  bat 
eine  Berfidienmg  ber  bäniftben  gifd)crfabrjeuge  unb 
einen  Hüfdfonb®  für  Benmglüdte  gifdjer  unb  bereu 
Hinterbliebene  begrünbet.  Cr  gibt  ein  Bdochenblatt 
(»Medlemsblad«)  unb  einen  3abrcäbcritbt  bernu®. 

©roßbritannien.  Der  Fishery  Board  of  Scot- 
land führt  bie  Cberaufftd)t  über  bie  fd)ottif dje  g.  unb 
bat  jegliche  TOaßnabmen  .ju  ergreifen,  bie  nadj  Siaß- 
gäbe  ber  ihm  jur  Beifügung  ftebenben  SRittel  jur 
©erbefferung  unb  Hebung  ber  «eefifdjerei  bienen 
fiinnten.  Dtefe  Sebörbc  bat  autb  biotogiftbe  Unter- 
futbungen  aller  Art  über  Me  Butttiere 'beä  ©teere® 
unb  ber  mit  ihnen  im  3ufammenbang  ftebenben  Or- 


ganismen jur  Ausführung  gebracht.  Bbbftlaliitbe 
unb  meteorologiftbe  ©roblcme,  bie  für  bie  Seefifdjerei 
Bon  SJitbtigfeit  werben  ISnnen,  ftnb  unb  werben  Bon 
ihr  fortgeießt  6eobad)tet.  öünfiig  hierfür  waren  bie 
engen  Begebungen  ju  ber  Unioerfität  Cbmburg  unb 
ba®  fiaboratoriuin  ju  3t.  Anbrew®.  Die  Statiftit 
wirb  eingebenb  beriitfjitbtigt,  praftifdjen  grage»  ber 
Sfeftfdjerei  fortlaufenbe  Aufmerffamteit  jugewenbet. 
Beuerbing®  ift  ein  befonberer  Scientific  Superinten- 
dent ber  Seefiftbercien  ernannt  worben.  An  meh- 
reren Orten  Würben  Stationen  für  UnterfudjungS« 
jwetfe  errid)tet.  Citt  neuer  gorfdjungsbampfer  tft  ge- 
baut. 3n  Citgianb  erhielt  ba®  HanbelSamt  1886  eure 
befonbere  gifgiereiabteilung.  Sie  Beröffentfidjte  jähr- 
lich «inen  ©cridtt  über  bie  «eefifdjcrei  im  allgemeinen 
fowie  eine  Statiftit  über  bie  an  ber  Küfte  ©roßbntan- 
nien®  gelanbeten  Seefiftbe,  gibt  aud)  Berichte  über 
bie  2ad)3-  unb  ©üfjmafferfifdjerei.  Angeftellt  jlnb 
wei  3nfpellocen  für  Süftwafferfiftberei  unb  einer 
ür  Seefifdjerci.  ym  übrigen  batte  ba®  Hanbeldamt 
nicht  bie  gleichen  SRatbtbefugniffe  Wie  bie  fdjottifdje 
5ifd)creibebörbe.  @3  ftanb  bem  HanbelSamt  jwar  ju, 
befonbere  Seefiftbereibiftritte  berjuftetlen,  unb  fold)e 
ftnb  in  großem  Umfang  an  ber  Sfüfte  non  Cnglaub 
unb  SSateS  errichtet,  aber  bie  3«vi®biltion  würbe  Bon 
befonbern  Diftriltfomitee®  auögeübt,  bie  rechtsgültige 
Berorbnungeu  erlaffen  unb  ihre  Auslagen  auS  tota- 
len Abgaben  beien  tonnten.  3"  jungfler  3eit  ift  eS 
jur  Crnifttung  einer  befonbern  3ifd)eretbcf)örbe  ge- 
fommen,  bereit  weitere  Otganifierung  intereffante 
Änberungett  im  (Befolge  haben  bürfte.  Siiffenfd)afl- 
lieh«  Arbeiten  bat  bao  HanbcISamt  nie  Deranlaftt. 
Hierfür  ift  feit  1884  bie  Marine  Biological  Aaaocia- 
tion  of  the  United  Kingdom  eingetreten.  3“  erwäh- 
nen ift  noch  ba®  Laboratorium  ber  Lancashire  Sea- 
Fisheries  an  ber  Unioerfität  Sioerpool.  3n  fionbon 
beftebt  eine  Mission  to  the  deep-sea  fisbermen,  bie 
Snlirjeuge  ,ju  ben  gijd)erilotteu  entfenbet,  um  ben 
fyifdjcm  geiftlicbe  unb  mebi jinifche  H'lf«  Ju  bringen. 
Unter  ber  anfebnlitben  3“ftl  l’°u  gifdbereioeretneu  ift 
bie  National  Sea  Fishcriea  Protection  Association 
in  fionbon  ber  bebeutenbitc. 

3n  Schweben  liegt  bie  obcrfle  Entftbeibung  in 
SÜfebereiangetegenbeiten  beim  Winifterium  für  fianb- 
mirtfebaft,  bei  bem  ein  Fiskeriinspectör  angefteüt  ift. 
Die  Seefifd)erei  an  ber  febwebifeben  BJefttüfte  fleht 
unter  ber  bireften  Kontrolle  ber  ©rooiniialgouner- 
ncure  Pon  (Söteborg,  ©obu®  unb  Hatlanb,  bie  aud) 
bie  Auffeber  ernennen.  3n  fiftfetil  ift  ein  Fiskeri- 
Intendent  angeftellt. 

3n  Borwe'gen  ift  feit  1900  eine  befonbere giid)e 
reibebürbe  für  bie  Seefifcberri  mit  bem  Sift  in  Sergen 
eingerichtet.  Die  Sermaltung  linterftebt  bem  SRtni- 
ftemim  be®  3nnem.  Die  lofaleAuffiibt  führen  läng® 
ber  uorwegifdjen  Sfüfte  Pier  gifd)ereiin[pettoren,  efl 
erftatten  aber  aufier  biefen  auch  noib  eine  Anjabl 
anbrer  ©ronimialbeamten  fowie  bie  Aufftcbtdbeamten 
(Opsynchefe)  oer  gifcbcrflotten  bei  ben  großen gifdje 
reienfj.  ©.bcrfiofdtenfif(f)erci  nnd)Dorfd)  imSinter) 
regelmäßige  Berichte  an  bie  gtfebereibebörbe.  3b1' 
unterfteben  auch  bie  3ifd)erfd)ulen,  bioiogifchen  Sta- 
tionen, ber  Badjricblenbienft  it.  Die  Sflßtoaffer- 
fifcherei  ift  biefer  ©ebörbe  ntd)t  unterftellt. 

3n  Bußlanb  unterftebt  bie  gefamtejf.  bem  Utim- 
fterium  für  fianbwirtfehaft  unb  Beid)®bomänen  unb 
bilbet  eine  befonbere  Abteilung  beöjelben.  Die  g.  im 
Sfojafengebiet  unterftebt  bageaen  bem  Jtriegdmini- 
fterium.  Die  altgemeine  Benuffnhtigung  binfid)tiid) 
ber  (Einhaltung  ber  gifd)rreigefeße  führt  bie  allgemeine 


gtfdierei  (SlatiftifcheS,  Siteratur). 


619 


Bolijei,  Mt  Dom  Efiniftcrium  beS  Snnent  reffortiert. 
Unter  bcn  gdchereiDercmen  ift  bit  ffaiferlid)  niffifdte 
@cfellfcbaft  für  gifchjuitjt  unb  ff.  in  St.  Ettersburg 
bie  bebeutenbite.  Sic  befipt  eine  Seihe  Don  gilialen 
(in  Xorpat,  ffiew,  Uraflt,  XifliS,  Sebaftopol,  Bjtra- 
eban).  gür  baS  nörbliipe  Siuglanb  bot  ftd)  bas  ff o- 
mitte  jur  Unterftüpung  ber  Bomoren  (Abteilung  ber 
Innerlichen  ©efeüfchaft  jur  görberung  ber  §anbelS- 
fdbiffabrt,  Seftion  St.  Ettersburg)  (epr  Berbient  ge« 
macht.  3br  unterftebt  bie  Erbebition  an  ber  Klur« 
mantüfte  (Station  in  Tllejanbrowo)  mit  bem  gor* 
ftpungobampfer  21.  BerWoSwannij. 

3n  benBereinigtenStaaten  DonBorbamerifa 
lourbe  1871  ein  Cotnmissiouer  of  Fish  and  Pishcrica 
als  3'BüMamter  ber  SBegierung  angefteflt,  unter 
beffen  Leitung  feitbem  alte  jur  görberung  ber  ff.  ge- 
troffenen KlaBregeln  nuSgeführt  würben.  Xem  Com- 
missioner  fiepen  jährlich  febr  bebcutenbe  Büttel  jur 
Berfiigung,  gurGrforfdjung  ber  KleereSBerpältniife 
bienen  [tönbig  brti  für  ihre  ©wede  Borjüglidj  einge« 
richtete  gaprjeuge.  Xie  ffomntiffion  ift  aber  gattj  bc* 
fonberä  burd)  eme  aufierorbentiid)  umfaffenbe  unb 
tnä  ©rofie  betriebene  tiinjtlidie  gifdjjucpt  weit  über 
bie  ©renjen  beS  eignen  SianbeS  betannt  geworben. 
Eist)er  finb  nicht  Weniger  at§  25  Stationen  unb  Brut- 
anftalten  errichtet.  Eier  Eifenbabnwaqen  mit  febr 
Dolltommeneu  ßinritbtungen  bringen  bie  gifepbrut 
nach  ben  bafür  beftimmten  ©ewäffern.  1903  würbe 
bie  ffomntiffion  in  ein  Sub  - Department  bes  neuen 
Bureau  of  Labour  and  Commerce  mngewanbelt. 

VI.  etatiftifipc#.  Über  bie  jährliche  VluSbeute  im 
©ebietc  ber  beut  jd)cn'Binnenfifd)erei  ift  Wenig  befannt. 
Über  bie  ftilflen  > imb  Seefifdjerei  EreufjenS  werben 
twar  nach  amtlichen  Berichten  in  ben  »Kiilteilungctt 
beS  Xeutfcpcn  3eefijd)ereiDerein8«  Eingaben  Beröf- 
fentlicbt.  inbeffen  finb  fie  nicht  pinreiepenb  genau  unb 
DoIIftanbig.  Xie  übrigen  beuticben  otanten  fehlen 
Dötlig.  Seit  größerer  ©uDerläfjigfeit  finb  bisher  be- 
fannt bie  Umfäpc  an  fogen.  f rifepeu  gifepen  in  bcn 
Tluttionen  ber  Bier  tpauptfifebmärfte  ©ccftcmünbe, 
BretnerpaDen,  Hamburg.  Ttltona.  Sic  Wiefen  für 
1902  folgenbe  3*fftra  auf: 


©eeftentünbe 

Stemel  $aoen 

Oamburo  . . 4158353  23t.  I 
mit  ftus^aeeit  77944  • 1 

ttttona 

c5Ve  1< Uirfraft  in  iHßrbenbum  (aueer 

787307  33t.  bie  in  ©ctflctnünDe-öremeT* 
$ctoen  flClbU  fir.b) 


5125325  2Sf. 
875  208  - 

4235797  « 
2415253  . 

1831242  • 


«([amijumme : 14483  825  23t. 


S8aS  ben  Saljbcring  anbelriffl,  fo  betrug  Xeutfcp- 
lanbS  (fang  1902  nur  166,000  gaf)  Bon  ber  ju  über 
2,800,000  Rag  angegebenen  öefaintanSbeule  aller 
fiänber(0rojibritannien,Sjo[lnnb,91orroeqcii.  Xeutfcp- 
lanb).  dagegen  beläuft  fid)  1902  XeutfcplanbS 
Einfuhr  an  Saljberingcn  auf  1,609,955  gafe, 
alfo  weit  mehr  als  bie  §5lfte  beS  ©efamtfangeS  aner 
Kationen.  XiePluSfuhr  betrug  nur  2435  gag.  Xeutfcp- 
lanbS  ff  onfum  ift  mithin  Biet  oebeutenber  als  bie  eigne 
Brobuftion.  Singer  ben  Saljheringen  ftnb  femer 
noeb  runb  460,000  dz  fonftiger  geringe  bei  uns  ein- 
geführt,  an  anbera  frifepen  Seefifdien  194,760  dz. 
llnfre  TtuSfupr  ift  babei  gering,  gerner  S ü g w a f f e r 
f tf  ch  e , frifdje,  lebettb,  G i n f u b r20,604,  tot  46,756  dz, 
Ausfuhr,  lebenb  2960,  tot  17,994  dz.  Xie  Beben- 
tung  ber  Einfuhr  unb  ÜtuSfuhr  nach  ber  ©efamtbeit 
ber  Süfiwaffer  • unb  Seefifche  ift  auä  folgenbcr  ja- 
beüe  ju  entnehmen: 


23  en  Don  BeutJcptanM:  dinfufe:  Stutfntr 

|M- ! -06rooferfif<5<  . 0014  000  23t.  1788000  23t 
” f 6«fi|<se  - . . 78442  000  ■ 4 933000  . 

öefomifumme:  85056  000  23t  5741 000  »t 

Xeutfcplanb  jahlte  hiernach  alfo  1902  fafl  80  Bütt. 
B?f.,  jumeift  für  Seefifche,  an  baS  Euolaitb.  95ad) 
bem  »Xeutfcpen  Seefijcperei-Tllmauaip«  1903  beträgt 
bie3ahl  ber  regiftrierteit  gifdieretfahrjeuge  (Xampfer 
unb  Segler):  718  mit  4056  Wann  Bejapung,  bie 
3ahl  ber  nicht  regiftrierteit  gaprjeuge  (Stampfer, 
regier,  Boote):  17,567  Stücf  mit  41,614  Siann  Be« 
fapung,  Wobei  jeboch  ju  beachten  ift,  bag  bie  gleiehm 
Btannfcpaften  oft  boppelt  gejäplt  finb,  weil  fie  »u 
mehreren  gapneugen  gehören,  Xer  Eiert  bet  tn 
©nglanb,  Scpottlanb  unb  3rlanb  gelanbeten 
Stengen  Bon  glichen  unb  Blufcpettieren  betrug  1902: 
9,707, OOOEib.Sterl.  fcierju  würbe  eingeführt  (meift 
Don  ff  anaba,  ben  Bereinigten  Staaten  mtb  Storwcgen) 
für  8,296,000  Efb.  SterL  3)ie  21uSfuhr  betrug  ba- 
gegen  3,706,000  Efb-  Sterl.,  fo  bag  ber  Gigcnfoujum 
beS  EanbeS  an  gifchcrcicrjeugniffen  bie  hohe  3'fftr 
Bon  9,297,000  Efb.  Sterl.  erreicht.  Xie  3ahl  ber  re- 
gulären gifcher  (men  and  boys)  würbe  1901  ju 
68,878  gejählt,  bie  ber  gelegen  tlichen  gifdjer  ju  37,599. 

I8ileralur.|  2anbau,  Beiträge  jur  ©efchichtc  ber 
g.  in  Xcutfchlanb  (Stoffel  1865);  üenbeman:  ®ie 
arflifche  g.  ber  bcutfdjen  Seefläbte  1620 — 1868  (Gr- 
gänjungSheft  ju  -EetcrmanuSEiiiteilungen«,  OSotho 
1869),  Die  Seefifehercien,  ihre  ©ebiete,  Betrieb  unb 
Erträge  in  ben  fahren  1869—1878  (ebenba  1880), 
Sie  gegenwärligeGiSmcerfifiherei(Berl.  I899);Btar- 
carb,  Sarflellung  ber  picugifdjeii  Seefifeherei  unb 
ihre  jepige  ilage  (baf.  1870);  Steiger,  Beiträge  jur 
Slaliftif  unb  ffunbe  ber  Bimtenfifqerei  beS  preugi- 
id)en  Staates  (baf.  1880);  Benede,  gifepe,  g.  unb 
gifd)jud)t  in  Oft-  unb  EJeflpreupen  (ffönigSb.  1881); 
B.  bem  Borne,  öaubbud)  ber  giidijudu  unb  g. 
(mit  Benede  unb  ®aDiuer,  Berl.  1885);  ®erfelbe, 
Süfemaffcrfifcherei  (baf.  1894);  Borgmann,  3>ie 
g.  tm  'Salbe  (baf.  1892);  Säaltcr,  Xic  g.  alS  Sie- 
benbelrieb  beS  EanbwirtS  unb  gorftmannS  (Steu 
bamnt  1903);  Xuge,  ®ic  Xampfhodifeefifcherei  in 
©eefiemiinbe  (©eefiem.  1 898) ; 3)i  1 1 m e r,  ®ic  beutfehe 
J50ch[ee»,  See-  unb  ffüftcnfifcherei  im  19.  gahrtjun- 
bert  (jjannoD.  1902);  .^oogenbift.  De  Groot- 
visscherij  op  de  Noordzee  (^aarlem  1893);  ff  rifep, 
Xie  g.  im  7lbiiati(d)cu  'JReer  (Eola  1900);  Xe  der. 
Öeiitde,  Renting,  Xie  Seefifeherei  Norwegens 
(Berl.  1901);  »Xie  Seefifdjerei  !Huf(IanbS«  (in  Xuge, 
.fienling,  SiilhelmS,  -Bericht  über  bie  internationale 
giichereiauSftcllung  in  EdoSburg  1902«);  Gun- 
niiigham,  The  natural  history  of  tlie  marke- 
table  marine  fiahes  of  the  British  Ialanda  (üonb. 
1896);  Bieferbpfe,  Sea  fiahing  (baf.  1895); 
Kl o o r e , History  and  law  of  datiertes  (baf.  1903); 
»A  manu&l  of  fish  cnlture«  (reBibierte  tluäg.,  SSafb- 
ington  1900);  Xrechfel,  Oversigt  over  vore  Salt- 
vandsfiakerier  (itopenh.  1890);  Cunbbcrg,  In- 
troiluct.  retnarks  on  the  tisheries  and  fishery-in- 
duatriea  of  Sweden  (International  Fish -Exhibi- 
tion, Bergen  1898);  SHod)(,  I-a  culture  des  mera  eu 
Europe (Bar.  1898).  Über gifdjereigefefigebung 
in  Breujjcn:  bie  Schriften  Bon  Xöhl  (2.  Eufl.,  Berl. 
1878),  E«mif<h  (Xüffelb.  1887),  ffohe  (üeipj.  1900) ; 
in  Bapcm:  ctaubinger  (2.  Tlufl. , Slörbting.  1888), 
Meber  (2.  «ufi,  KKind).  1889),  Scpanj  (Säürjb.  1891), 
inSadilen:  Sope(2.  Slufl.,  Seipj.  1900),  inSilrttem- 
berg:  Mampadjer  (Ulm  1900),  in  Baben:  Buchen- 
berger  (2.  Eufi,  SarlSr.  1903),  in  Glfafpfiothringen : 


620 


gifdjerageräte  - 

o.  Vibra(Strafsb.  1893);  »Cfterrciebifebe  fficirtie,  betr. 
3agb,  Vogelfebu|i  uubg.«  (S.Aiifl.,  Sien  1898);  Vc» 
rel«:  Ja«  internationale  öffenttidjc  Sccreebt  btt  (5k 
genroart(2.  Ruft.,  Verl.  1903),  Ja«  allgemeine  offen)  • 
liebe  Secrrcfjt  im  Jeutjeben  Rcid)  (baf.  1901)  unb 
Jie  Seetnannsorbnunq  Doni  2.  Juni  1902  unb  ihre 
Rebengefefe  (baf.  1902).  3'itf  cbriften:  »Jeutfcbe 
gifeberei  jeetung»  (Stettin,  feit  1877);  »Allgemeine 
gifdjereijeitung»  (Müneb.,  feit  1878,  Organ  be«  Jeut» 
fd)en  gifebereiuerein«) ; •Jiicfjereijcituiig«  (Reubamm, 
feit  1898);  »Mitteilungen«  unb  »Abbattblungen  be« 
beutitben  Secfifebereioereinä«  (Verl.,  feit  1895); 
»Jeutfdjer  Seejijdjerei  »Almanacb»  (önnnooer,  feit 
1898);  »Mitteilungen  be«  öfterreidjtfcben  gifeberei» 
Herein«  > (Süien)  fett  1902  u.  b.  I. : »Öjteireidjifdje 
gifeberei  Leitung«. 

gifebercigerote,  f.  gifdjerei,  S.  (il4f. 

giidtcrcipolijci,  bie  Olefamtbeit  bev  fiaallieben 
Gimiehlungen,  welche  bie  Grijaltung  be«  gifdjbejlan- 
be«  in  öffentlichen  Gkwäjfem  bejweden  unb  jtoar  teil« 
burd)  Sefebränfungen  in  ber  Audübung  ber  mitberei 
(Sebonjeiten,  Sebonftätten,  Minbeftmafte,  Marttocr» 
bäte,  Verbote  gewiffer  gangartcn).  teil«  burd)  Ve» 
(«bränfung  anbrer  jntereffen  jugunften  ber  gifeberei 
(Verpflichtung  non  Mittlern  unb  2 riebrocrfeMifenr, 
Verbot  ber  'Verunreinigung  Hon  öettjäffeni,  Vcred)» 
tigung  ber  gijd)er,  ftbäblidjc  Jiere  ohne  Schußwaffen 
ju  oertelgen  ic.),  teil«  enblid)  buvcb  Verbinbening  ber 
Auoübung  ber  gifeberei  burd)  Unberechtigte.  Sialjere« 
f.  giieberei,  befonber«  3.  612  u.  614. 

gifeftercired)t,  ber  Jnbegriff  be«  in  bejug  auf 
bie  gifeberei  in  einem  Canbe  fleltenbeneofittDen'J(ed)t«. 
Diätere«  f.  gifeberei. 

gifdicrcifebup,  f.  gifeberei,  befonber«  3.  614. 

gifefjeretifdiuhftcujct:,  Vluffid)t«iebiffe  ber  beut» 
fd)eu,  bänifeben,  boltänbitdjen,  belgifdjen,  franjöfifeben 
unb  englifdjen  Marine  jur  Ausübung  ber  gifeberei» 
polijei  in  ber  Dlorbiec  gemiiji  internationalem  Ver- 
trag oom  6.  Mai  1882;  bie  g.  führen  ale  Abjeicben 
einen  brciedigcn  Stanber,  ber  blau  unb  gelb  ge- 
Würfelt  ift. 

gifdtcreiticrcin,  Jcntfdtcr,  Vereinigung  jur 
Siebung  ber  beuljeben  Vinnenfiieberei  unb  gijdi;ud)t. 
(ii n wcfcntliebee  l'Mieb  in  feiner  Oraanifation  i)l  ber 
gifdjercirat,  ju  bem  bie  an  ben  jeutfeben  gifebe» 
reioerein  angcfeblofienen  (etwa  22)  2anbe«>  unb  preu- 
jjifeben  VrooiitjialDcretne  ftimmfübrenbe  Vertreter 
entfenben.  Auf  befonbem  gifebereitagen  tommen 
bie  wiebtigften  Jageefragen  ber  gifdjerei  jur  Vefpre- 
ebung.  Jer  1870  gegrünbete  Jeutfcbe  gifdjercioerein 
befigt  am  Müggelfee  in  griebrieb«bagen  bei  Verlier 
eene  bejonbore  gifd)ereiftation  unb  unterftüpt  ferner 
bte  biologifdjen  Stationen  in  ©tön  (Seolflein),  in 
3d)Werin  unb  in  Jraebenberg  fomic  bie  Station  für 
gijebfranrijeiten  in  Münebeu.  ®ie  Mitgliebfdjaft  be« 
Verein«  tonnen  Ginjelperfonen,  Vereine  unb  Vebör- 
ben  erwerben.  Gbrenmitglieber  ernennt  bie  S>aupt- 
Derfammlung,  forrefponbierenbe  ber  Vorftanb.  Ja« 
Olefebäftojabr  beginnt  1.  April.  Jabre«beitraglOM(., 
für  Verufsjifeber  ec.  3 Mt.  Sig  be«  Verein«  ift  Ver- 
lin.  Jer  Jeutfcbe  gifcbereiDeretn  bat  bie  Rechte  einer 
iuriftifeben  Verfon.  Sein  Organ  ift  bie  »Allgemeine 
gifeberei -3eitung«  (München).  Aufterbem  wirb  in 
jwanglojeit  S>eften  bie  »3eitfebrift  für  gifeberei«  ber» 
auogegeben.  Vdiu  Jeutfeben  gifebereioerein  bat  freb 
1894  ber  Jeutfcbe  SeefijebereiDerein  (f.  b.)  abge- 
jroeigt.  Jer  3uf<bufi  »om  Seid)  betrug  bi«ber  jSbr» 
lid)  etwa  50,000  Mt.,  jumeift  für  bie  Au«fef)ung  boit 
Saeb«brut  (befonber«  imtHbein)  beftimmt,  neuerbing« 


- gife^erf c^ufcn. 

auch  teilweife  für  bie  Xeidjroirtfebaft  berwenbbar.  3“' 
febufj  Dom  preufeifeben  lanbwirtfebaftlieben  Minifle- 
rium  4500  Mt.,  Don  fonfttgen  beutfeben  Regierungen 
etwa  2200MI.  Aufjerbem  werben  noch  3ufebüffe  Don 
etwa  5000 Mt.  ju  ben  biologifeben  Stationen  gewährt. 
Von  ben  jablreidjen  VroDinjial*  unb  Uotal» 
Herein en  für  gifeberei  finb  beroorjubeben  ber  Vaü- 
rifebe  giiebereiDerein  (Müneben),  ber  Seftbeutfebe 
gtfebereiDerbanb  (Vorftg:  Rienburg  a.  S.),  berSeft» 
preuRifebe  (Jan)ig),  ber  OftpreuRi|d)(  (Äonigeberg), 
ber  Medlenburgiicbe  (Sebwerin  i.M.)  gifebereioerein, 
ber  gifebcreiDerein  Siamburg  unb  neuerbing«  befon» 
ber«  friiftig  aufflrebenb  ber  gifebereioerein  für  bie 
VroDin*  ©ranbeuburg. 

gifcbrrtialbleincn,  glatter  ober  geftreiftcr  Stoff 
juHüebenfebürjen.  Säfdjebeuteln,  gewbbnlitben Rou- 
leau« in  gabrifen,  Sebulen  u.  bgl.,  mit  12—16  gä- 
ben auf  1 cm  au«  Vaummolltette  Dir.  12  engüfeb 
unb  fieinenfdwB  Dir.  10  metrifd). 

gifebcrinfdn,  f.  Veecabore«. 

gifebermarber , f.  3obet 

fjifebern, Stabt  bei  Startsbab  (f.  b.). 

gifeberring  (Annulus  piscatoriu.«  ober  piscato- 
ris),  ber  Ring,  ben  ber  ©apft  al«  3ei(ben  feiner  Ver- 
mählung mit  ber  Stirebe  trägt ; er  entbält  ba«  Vilbni« 
be«  heil.  Vetru«,  fipenb  in  einem  Hahn  unb  in  bei 
rechten  $>anb  bie  Sd)lüffel  (be«  S>immclroid)e«)  bal- 
tenb.  Mit  einem  foldjeit,  ben  Rainen  be«  regierenben 
Vapfte«  um  ben  .Hopf  ©etri  entbaltenben  Ringe  wür- 
ben jeit  bem  13.  Jabi'b-  bi«  auf  bie  neuefte  Jett  audj 
bie  päpftlieben  V r e D e n (f.  b.)  gefeblojfen.  Jiefe« 
Siegel  wirb  flet«  nur  Dom  Vapfl  gebraucht  unb  nach 
feinem  Jobe  DomSarbinaltämmercr  jerbroeben.  wor* 
auf  bie  Stabt  Rom  bem  ncugewäblten  Vapft  einen 
neuen  Siegelring  fcbenIL  Jer  Rame  g.  bängt  bamit 
jufammen,  baRbcrVIpoftel  ©etru«  oor  feinem  Apoflel» 
amt  ein  giieber  war. 

gif  eher  fanbtnnrm  (Arenicola  piacatorum,  f. 
Jnfet » Vtünuer II»),  gehört  jurgamitie  ber  Arenico- 
lidae,  einer  Abteilung  berRöbrenmünner(f.b.).  wirb 
bi«  ju  25  cm  lang,  lebt  im  3anb  unb  ift.  je  nach  ber 
garbe  be«ielben,  gelblich,  grünlich  ober  rötlieb;  an 
allen  Hüften  Sjefteuropa«  unb  ®rönlaitb«,  in  manchen 
©egenben  febr  gemein,  bient  er  unter  bem  Rainen 
VieraaS  ben  gifehern  al«  Höher. 

gifeberid) ulen,  Unterridit«anftaiten  für  giieber, 
bie  fid)  im  Anfeblufj  an  ben  tflementarunterridbt  na- 
mentlidt  mit  berRautif  befehäftigen,  aber  auch  bie  Ra» 
turgefebidtte  ber  gifebe  unb  anbrer  Sectiere , Sierftel» 
lung  u.  fflebraud)  ber  Re^e  ic.  lehren.  Jer  Jeutfcbe 
gifebereioerein  bat  fett  1893  SVurfe  an  Derjebiebe- 
neu  Orten  eingerichtet,  in  beiten  bie  leilnebnter  im 
allgemeinen  über  gifebe  unb  gifeberei,  bann  fpefietler 
über  gifebjuebt,  Jeiebwirlfebaft,  gifebfeinbe.  gifet 
franfbeiten  u.  bgt.  unterrichtet  werben.  Seit  1896 
fanben  tciebwirtjebafttiibe  Hurfe  in  Iradjenberg  unter 
Venuguitg  ber  bärtigen  Veriuebojtation  unb  Ver- 
iueb«teiebe  flatt.  Jer  Rbeinifebe  giidiereioerein  unter- 
bält  einen  SSanbertebrer,  ber  bagrifebe  Sanbedfifeberei- 
Dcrein  Deranftaltet  jährtieb  Hurfe  in  München,  ber 
württembergifebe  SaitbesDerein  in  Stuttgart,  Saebfen 
in  Jbaranbt  uubfSlfaB-Sotbringen  in  ber  faifeclidjen 
gifebjuebtanftalt  in Süningen.  Jer  Jculfebe  See* 
fifebereioercin  bat  bisher  in  27  Crlfebaften  ber 
beulfeben  Hüfte  bon  ber  Gm«  bi«  naeb  Memel  g.  ein- 
gerichtet.  S>icr  werben  bie  gifeber  im  Sinter,  wenn 
bie  gifeberei  rubt,  namentlieb  in  nauiifcben  ©egen 
ftänben  lmterricblet , an  einigen  Stellen  aud)  in  31a 
turfunbe,  Henntni«  ber  beruflichen  Verorbnungen 


621 


* giföerä  Salj  — gifdjguano. 

(SeemannSorbnmtg,  ©egerc^t,  S!id)tetfübrung)  ic.  and)  Seher,  {toben,  Blagen,  Darm  fo  giftig,  bafj  fie 
Oft  ift  aud)  ein  Samariterfurfu«  bamit  »erbunben  feit  alter«  ju  Blorb  unb  Selbftmorb  benugt  »erben. 
Worben.  Solcher  fmb  Dom  Drutfd)en  3eefifd)erei.  Ylalblut  enthält  ein  Doyalbuntin,  ba«  im  Stute  beä 
Dertin  bisher  über  60  Deranfialtet.  Die  Soften  be*  Blcnfchen  Wie  Schlangengift  Wirft,  fluch  ba«  Blut 
Unterricht«  trägt  ber  Berem.  ber  Seunaugett  ift  giftig;  ein  Don  ihrer  {taut  abge* 

fifdjcrö  S'aij,  f.  »obaltgelb.  fonbcrte«  Öiift  mirlt  Dom  Blagen  aus)  auch  nad)  bem 

ifd)erftcd)cn,  ein  1t ampffpiet  juSSaffer,  bei  bem  Sfoäjen  (befonber«  häufig  im  Samburajeben  ftreife  in 
bie  mit  langen  hölzernen  Spiegen  bewaffneten  ftämp»  Bufjlanöi.  fln  ber  Dftfee  leigt  man  bie  Seunaitgen 
fer,  bie  an  oen  äu§erften  Guben  leichter  Kähne  flehen,  Dor  bem  Stiften  (ich  im  3a  (j  ju  lobe  laufen.  — Biele 
fief)  gegenfeitig  au«  bem  ©leichgewtcbt  (it  bringen  gifdjc  befi(jen  ©iftbrüfen  in  ber  Staut  unb  im  Bhmb 
juchen,  fo  bag  bei  Ubermunbcne  in«  Süafier  fällt.  Ylm  al«  ffiaffe,  ihr  gleiid)  ift  ungiftig,  fo  bie  Blurätte 
berühmteften  ift  ba«  g.  in  Ulm,  bem  bie  g.  in  Seipjig  (Muracna  helena  unbll.  ntoringa)  am  ®aumen,  ber 
unb  Stalle  mehr  ober  Weniger  nachgebilbet  fmb.  Knurrhahn  (Cottus  scorpio)  am  ft’iemenberfel , ber 
3ifcf)eruptionen , burch  Grbbeben  ober  Dulfa<  Seeablec  (Myliobatt^aqnila)  unb  ber  Stechrochen 
nifche  Dätigteit  Deranlagte  fluäbrüdte  ber  in  Spalten  an  berWfterfloffe,  ber  Stöder  (Caranx)  Dor  ber  Buden» 
unb  fohlen  fowie  in  ßraterfeen  angefammelten  S8af»  floffe,  ba«  Bdermännd)en  (Trachinus  draco)  an  ber 
fer*  unb  Schlammaffen,  bie  gifepe  mit  fid)  führen,  oorbent  Büdenfloffe  unb  am  Sfiemenbecfel,  ber  Schrift* 
über  berartige  Don  ben  Snbianern  pljatttnfttfrf)  ge*  barfch  (Serranus  scribol  am  Baud)  tc.  Bgl.  fluten» 
fdjilberte Bortommniffe  in  Gcuabor  an  ben  Sultanen  rietf),  Da«  öift  ber  gtfebe  (Dübing.  1863);  D’ftr» 
Smbaburu  (1691)  unb  Garguairajo (1698)  berichtete  ra«,  Essai  sur  les  accidents  causes  par  les  pois- 
{tumbolbt.  sons  (Bar.  1877);  Sabtfchenfo,  Atlas  des  pois- 

grifrbftuft,  1)  (®rofjer  g.,  flup)  glufj  im  ®rojp  sons  vbnbneux  (Beter«b.  1886);  Bottarb,  Les 
Sfamalattb,  Siebettflufe  bc«  Oranje  Don  3!.  per,  «nt*  poissons  vönimeux  (Bar.  1889);  Goutiere,  Pois- 
fpringt  im  flwa«gebirge,  ift  660  km  lang,  fließt  aber  sons  vöniineux  et  poissons  venbneux  (baf.  1899); 
nur  periobifdj.  — 2)  ö r 0 f)  e r g.,  im  ö)  Hieben  Kap-  B*  Heg  rin,  Les  poissons  vbneneux  (baf.  1899);®  o- 
lanb,  entfpringt  öftlicb  Dom  ffompnjjbcrg  unter  31°  bert.  Über  ©iftfifche  unb  gifdjgifte  (Boftod  1902) 
45'  jübl.  Br.,  nimmt  ben  Brad,  Darfa  unb  Stiemen  ffifebflifte,  Bftanjenteitc,  bie  inan  beim  gifdjfang 
ff.  auf  unb  münbet  nach  600  kin  langem  2auf  unter  bemiBt,  um  bie  gifepe  (ii  betäuben.  Schon  flrijloteleo 
33°  30'  fübl.  Br.  .bei  BeWcajtle  in  ben  Jnbifcpen  erwähnt  ben  Phomos  (Pblomos),  Verbascum  sinua- 
Cjean.  3ur  Drodenreit  nur  eine  Rette  Don  YBaifer-  tum,  ber  noch  heute  m®rieehenlanb  benufct  wirb,  unb 
löchern,  ftröml  ergur  Begenjeit  10— 16  m tief.  Seine  befjen  Same  Saponin  enthält.  Die  fiuoüc  be«  Bl* 
SRünbung  ift  burd)  eine  Barre  Derftopft.  — 3)  ® ro*  penoeitchen«  wirb  auf  Stjilicn  feit  alter  3 eit  benufjt. 
6er  g. , in  Britifcp-Slorbamerifa,  f.  Bad  Biuer.  Gine  3ufammenf|etlung  Don  Sdjaer  ;äl)lt  über  400 
eine  im  gleifd)  unfrer  Btarftfifcpe  bi«- 1 fifchbetäubenbe  Bilanzen  ouf,  mcift  Sapinbajeen, 
Weilen  oorhanbene  Sdjablichfeit,  bie  nach  beiten  ®enuB  Sapotajeen , SaneUiajeen,  fieguminofen , 3bgopbt)l- 
Grfranfungen  hertorruft.  Diefe  Scbäb[id)teit  wirb  (ajeen,  Bbamnageen,  Butajeen,  fUfmajeen,  Silena* 
erzeugt  burch  Batterien,  bie  in  bem  Derborhenen  jecn,  Strofulariageen.  Sic  meifien  biefer  Bflanjen 
gleijw  wuchern  unb  Btoinainc  erjeugen,  benen  bie  enlhalten  Saponin,  unb  bie  bamit  gefangenen  ffifcho 
giftige  SBirfung  juijufchreiben  ift.  ftrante  fjifrfje  ent»  fmb  für  ben  SMcnfchcn  unfd)äblich.  Dagegen  machen 
palten  in  manchen  jjälten  Jopine  unb  luralhumme,  SVodeläfbmer  (f.  Anamirta),  bie  fichcr  fdjon  Dor  500 
bie  auf  ben  ®enfd)en  giftig  wirfen.  G«  fcheint  hat»  Jahren  angctoeiibet  würben,  bie  ffifdie  giftig  unb 
terietle  gifchinfeltionen  ;u  geben,  welche  bie  ffifdje  bitter.  Da«  »Sotteln«  wurbe  beshalb  in  allen  ®e» 
taum  ober  nidjt  fdtäbigen,  SKenfchen  aber,  bie  bieje  fcfjeti  wieberholt  Derboien.  Euphorbia  liiberna  wirb 
gifche  cffeit,  front  machen.  gifdjDergiftungen  mit  in  Gnglanb  beim  fiaäiäfang  bcnupl , ftc  enthält  ein 
^olcraabnlicbetii  Brecbburcbfall  hat  man  beobachtet  bem  Sicin  analog  wirfenbe«  ©ift , ebenfo  wobt  Ro- 
befonber«  nad)  bem  ®enuß  Don  Schellfifchen,  {lering,  bioia  Nicou  (Lonchocarpus  Nicou).  Bgl.  ®rc8* 
geräucherten  ff lunbent . Stär,  ©toeffifeh,  Brafjen  hoff,  Monographia de  plantis  veuenatis  et  sapien- 
(Paf,Tus  unb  Sparus),  Bfeübcth*en  (Sphyracna)  ic.,  tibus  guae  ad  pisces  capicndos  adhiberi  solent 
Bergiftungen  mit  iudenbem  {autauofdjlng,  ffieber,  (2  Deile,  BataDia  1898  u.  1900);  Sd)aer,  flrjnei* 
Schwinbcl,  Äopffcfamerj  nach  ©enufs  Don  Dhunf'fch,  pflan.ten  a!8  5-  (Strafib.  1897). 

Slöder  (Caranx),  fchwere  Jieruencrfcbeinungen,  2äh-  {ffifcfigrätcnbctu,  ein  ©ebäube  mit  langem  Biit* 
mungen  nad)  ©enui)  Don  Stören,  Schleien.  Bcion*  lelbau  unb  mehreren,  ben  lehtem  in  regelmäljigenYIb» 
ber«  häufig  trelen  fflaffenDcrgiftungen  burd)  fdjkcht  ftänben  burdtfdbnetbenben  Ente rbauieit ; würbe  na- 
fonferDierte«  ffleifd)  Don  Aciiunser-flrten  in  Silbrufi-  mentlid)  auch  für  fluäflelluiigebanieii  angewenbet  (f. 
lanb  (fBolgagebiet)  auf.  Die  Bcbanblung  hat  fid)  Dafel  .flu«iletlung«bauten  Ü« , gig.  5). 
auf  möglichft  fchneQe  Gntlecrung  be«  Blagen«  burd)  STifchgrätcnftid),  j.  Slähen. 

Brcd)nutlel,  ftuäfcheibung  ber  giftigen  Stoffe  burdj  fjijchgrätcnftoffc,  Herren-  imb  Damenftoffc,  ge- 
{iarn  unb  Dann  fowie  auf  Befnmpfung  ber  Sl)m  muftert  burd)  wechfelweife  ftnwenbung  Don  tim«- 
ptome  ,ju  richten.  — gettreicbe  gliche  fmb  fehwer  Der»  unb  red)t«lnufenbem  Jtöper. 
baulich,  unb  gifdjfett  Dcrurfacht  bei  Blenfcben,  bie  an  fffifehgrätenuerbanb  (opus  spieatnm),  f.  Opus, 
gtfchgenuf!  nicht  gewöhnt  jinb,  leicht  Durchfan,  ge»  ffifchguano,  Dungmittel  au«  gifchabfäUen  unb 
legentlich  übelfeit  unb  Grbredjen  (Bai,  Cebertran).  ungeuiejibaten  gifdjen.  Blan  hat  in  Küftengegcnben 
Gmtelne  Organe  gewiffer  giid)e  jinb  ju  manchen  woljl  jit  allen  3fiten  mit  gifdjen  unb  giidjabfällen 
3ahre«jeiten  für  ben  Blenfchen  giftig,  bejonber«  ber  gebüngt,  bereitet fcj)taberaud|eme haltbarcunbtran«» 
Sogen  ber  Barbe  in  ber  üaicbjeit  (Barbencholera),  portable  SBare  für  ben  Berbrauch  im  Biimenlanb. 
[eltenerberSogen  Don  Karpfen.  Schleie,  {rd)t.  Brach»  Beimgifcbfang  (ufällig  mit  erhaltene,  al«  Sahrung«» 
fen,  Sparus  ma«na(2ayierfifch).  Bei  ben  gugufifeben  mittel  wertlofe  gi[d)e  unb  bieflbfälle  Don  ber3uberei» 
in  Oftafien  au«  ber  ®ruppc  ber  Jgelfifdie  (Diodon,  tung  ber  Seefijd)e  jum  Dranoport  fowie  beim  SBal» 
Chilomycterus,  Tetrodon  etc.)  finb  bie  Gierjtöde,  fifchfang  :c. ; ferner  fleine  gi|'d)e,  Seefteme,  ffrebfe. 


622  gifdjfymbel  — 

SRujepcIn  ic.,  bic  bireft  jur  Xüngcrbercitung  gefan* 
gen  unb  gefammelt  unb  bidweilcn  junäepft  jur  Tran* 
unb  Ölgewinnung  verwertet  »erben,  liefern  bic  Van* 
belümaic.  tmuptjäcplidi  »irb  3*  an  ben  Stuften 
Siorwcgcn«,  Gnglanb«,  3ranfrtiepe,  CftpreuBen«,  auf 
ben  Cofoten,  auf  Sleufttnblanb,  ßelgolanb  unb  in 
3apan  bargejlellt.  ©iewetlen  »erben  bie  SRcpe  ju- 
näepft gelocht,  bann  gcprcfjl  unb  jerriebeit,  aud)  wopl 
mit  Sepwefelfäure  bchanbclL  Xie  norwegifcpe  Sare 
bilbet  ein  gröbliche«,  erbegclbe«  $ul»er  bon  ffiid)* 
gcrud)  unb  mirb  »ie  ©uano  benuj)t,  ber  inbe«  fdpiel« 
fer  unb  fräftiger  wirft.  Xie  ^utanimcnfepung  ber 
Berfcpicbcncn  Sorten  ift  Derfdjieben,  fte  enthalten 
3—  lfi  ©roj.  ©po«t)porfäure,  5—12  S?roj.  Stidftoff 
unb  nteiit  weniger  ai«  1 ifiroj.  Rail. 

flrifcppanbcl.  Gin  bebeuienberer  £>anbel  mit  3i- 
fdben  bat  fiep  erft  feit  Gntwiefelung  ber  Seefijdterei 
(j.  3tfdperei,  S.  61 3 f.)  unb  Sterbe) jerung  bei“  3ifep* 
trandporteoif-b.)  im  lcpten  3abrjet)nt  be«  19.  3abrb. 
entwidelt,  fo  baft  Seefifcpc  gegenwärtig  weit  in«  üanb 
gelangen.  Stern  Rlufififtben  paben  für  ben  £>anbcl  faft 
nur  Rarpfen,  tpeept,  3anber,  2aep«,  Stal  unb  Forellen 
Stebeulung.  Icpterc,  fcitbem  ihr  ©reis  infolge  ber  fünft* 
liefert  3üd)tung  erpcblid)  gefüllten  ift.  Stun  ben  See* 
fijdien  bat  für  ben  beutjdben  fcanbel  ber  Ufering  bie 
gröfjte  ©ebcutung . er  wirb  gefaljen  unb  mit  anbent 
pcrinaeartigen  3u<Pcn  namentlich  in  £eplc«wig£>ol- 
ftein,Sübect,  ©ommem  auf  Jifditonferuen  perarbeitet. 
Stör  nid)t  tanger  3eil  war  Xeutfcplanb«  Stnteil  an 
ber  feerftellung  biefer  Staren  äufecrft  gering,  im  lep 
ten  3aprjepnt  bat  fid)  bic  ©robuftion  gepöben,  bod) 
fiiprl  Xeutfcplanb  nod)  immer  ben  gröfttcnXeil  feint« 
©ebarf«  au«  bcm  Sluelanb  ein.  3n  Stertin  würben 
1901  unigeiept  143,250  $tr.  3tfd)c  im  Serie  non 
8,294,250  Sit,  banon  53,250  Ar.  lebenbe  Sifcpe  (be* 
jonber«  üccpte  [18,0<K)  3tr.],  Rarpfen  [12,000  Ar.]. 
Stbteicn.  Stale,  3anbertc.)  unb  90,000 3tr.  tote.  Ston 
teptem  waren  4ti,000  3tr.  Seefifdte  unb  28,000  gtr. 
3anber  au«  Kufjlanb  gegen  250  3tr  lebenbe  Räuber 
au«  beuljepenCSernäffem.  Siäpere«  f.Rifdjerci,  S.  619. 

Jviirhbaiifcn,  Rrcioftabt  im  preufi.  SHcgbcj.  ftb* 
nigebcrg,  an  einer  Studtt  be«  Snfcpcn  tpaff«,  Mnoten* 
punft  ber  Gifenbabnen  ©iHau-©roftfen,  3-©alnt« 
ttiden  unb  einer  Rrciebapn , pat  eine  euang.  ftiripe, 
einen  (lernen  Sxifctt , Staiicnbau« , SlmMgertcpi,  fjie» 
etbrennerei,  2 grofic  Wühlen,  Sägewerk,  Sttcr- 
rauerei,  3ifepfang  unb  <i#oo)  2746  metft  enang.  Gin* 
wopner.  Xie  1264  angelegte  Crbeneburg  war  Äefi* 
bettj  ber  famlänblitpen  ©ifepöfe.  3-  (urfprünglicp 
StffdioDeäpufen)  erpiett  1299  Stabtredjt.  — £>jt* 
tidj  non  3*  liegt  bieftapornftp  treibe  mit  ber  Stier* 
brüberjäule,  einft  ber  Slufentpalt  japlreieper  Glentierc 
(ba«  lepte  würbe  1861  erlegt);  5 km  wefttiep  non3- 
bas  epemalige  Xcutfdjorbcnsfeplofe  fioepftäbt,  1264 
gegrünbet  (bie  gotifdje  Scplopfopelle  würbe  1870  re* 
ttauricrt);  füblidt  bei  biefcnt  ber  Stapnpof  Sftupäu* 
fer  mit  Seebab  (feit  1865). 

«piftppaut,  bic  mit  Stacpeln  befeptefjaut  tum  (?at 
unb  ©ocbenartcn  au«  bem  Wittelmeer,  wirb  gleich 
nad)  bent3ange  berXiere  abgejogen,  auf  ©rctter  ober 
Mapnten  gefpantti,  langfatu  getrodnet  unb  ju  Tafeln 
jcrfepnitten,  fte  bient  junt  Slbfepleifen  non  pjolj*  unb 
SRctaüarbeiten,  öipbabgüffen,  jum  Ginpreffcn  non 
HRuftem  inSattellebcr  unb  jur  Xarftcüung  nonGpa* 
grin  <3ifd)paulcpagrin).  9iacp  bem  Vlbftpleifen 
jeigt  Re  gefällige  3«><Pnung  unb  wirb  bedpalb  jutu 
Stejiepen  non  fflalantcricmaren  bcnupt.  3-  peiflt  and) 
bie  gerippte  31ä<Pe  am  StiRerftpieber  be«  Öewepr«, 
am  vnPn  be«  Stploffe«. 


gifd)fonf«n«it. 

{ptfephof,  Slbolf,  Bfterreid). St olitifer,  geb.  R, Xej. 
1816  in  Slltofen  non  jiibiiepen  Gllern,  geft.  23.  War} 
1 893  in  Gmmerdbad)  bei  ftlagenfurt,  ftubiertc  in  S8ien 
SKebijin,  fpielte  in  ben  Wärjtngen  1848  eine  pentot* 
rageitbe  Siolle  unb  bertrat  fpätcr  beit  Siüener  ©ejirf 
SJiaplemsborf  im  fonftituierenbcn9fcidj«tag.  Gr  warb 
nom  liberalen  SBmifterium  Xoblboff  al«  Wmifieriai* 
rat  in«  SRmifterium  be«  3>'nem  bcruftn,  welepen 
Soften  er  bi«  junt  Ottober  bepielt.  ©ei  Sluflbfung  be« 
9ieid)«lag«  nott  Stremfier  7.  SRarj  1849  würbe  3-  ner* 
baftet,  be«  tpocpncrrat«  angellagt,  nad)  neunmonatiger 
§aft  jebod)  ab  instantia  fobgefproepen.  3ind)  SStebcr* 
beginn  be«  fonftitutioncUen  Sieben«  in  Cfterreitp,  im 
'JJtärtl861,ncrbffentIid)te3*  inöemeinfcpaft  mit  bem 
natpperigen  Shmfler  llnger  bie  Scprift  »3ur  Sbfung 
ber  ungarifepen  3ragc« , in  weither  ber  Xuali«mu« 
befürwortet  würbe,  unb  bann,  rtatp  bem  ftnege  1866, 
bie  örofepüre  „»Gin  ©lid  auf  ßfterreicp«  S!age*.  3n 
ber  Scprift  •Cttrrrcid)  unb  bie  öürgfcpaften  feine« 
©eftanbe«<  (1869)  etnpfapl  er  eine  autonomiftifibc 
SVonftituierung  Cflerreicp«.  Sein  Slan  (1882),  in 
einer  beutfcpen  Stolf«partei , bie  burd)  fiottjeffionen 
in  ber  Sfationalitätenfrage  oermittelnb  wirten  feilte, 
fämtlicpe  liberalen  Glemente  ,)U  bereinigen , fepeiterte 
an  bem  Süiberftanb  ber  ©erfa|fung«partei.  Sgl.  feine 
Schriften  »Xie  Spracpenrecptc  in  ben  Staaten  ge* 
mifepter  Siationaliläi,  naep  ben  Pott  Sl.  3-  gefantmel* 
len  Taten  tc.  bargejtelU«  (Süien  1885);  »Ter  öfter* 
reiepifepe  Sprachen  twift«  (baf.  1888). 

ffifcpporu,  idjlofi,  f.  3eü  (am  See). 

^ifepfäfr,  an  ber  Sonne  getrodneter,  in3if<pblafe 
geprefitcr  ober  in  gefcpmol  jene«  SSacp«  getaudpter  3ifd)* 
tagen,  wirb  befonber«  bon  ben  3if<Pern  an  ben  Xar* 
banellen  unb  am  SKarmaramecr  bereitet  unb  naep  bcm 
Seifen  in  ganj  bünnen  Scheiben  ober  mit  (Äewürj- 
effig  unb  CI  burdptränft  genoffen. 

Sifepfonfcrben,  in  berfepiebener  Seife  bor  bem 
Slerberben  geiepüpte  3iftpe.  geringe,  Sarbellen  wer* 
ben  flarf  gefaljen,  geringe  werben  aud)  wie  biele 
anbre  3'Rpc  fcpwatp  gefaljen  unb  geräuepert,  anbre 
werben  getrodnet  ober  nad)  bem  Rocpen  in  Öl,  natp 
bcm  Slocpen  ober  ©raten  in  Gffig  mit  (Sewürjen  ein* 
elegt  (mariniert),  aufjerbem  gibt  e«  japlreicpe  3u* 
ereitungen  bon  3'i<Pcn  für  bie  Konfcroierung  tn 
luftbiept  berfcploffenen  ©üepfen.  Slud)  ber  »abiar 
(f.  b.)  unb  anbre  Sogenfonferbcn  gehören  pierper. 
Xie  3u[ammrn[f pung  einiger  3iftpfonjerben  jeigt 
folgenbe  Tabelle. 


ffiaffer 

<hu>rifi. 

floffc 

1 ‘ 

Jett  | Salj« 

banon 

Sto<bja[| 

euKffit^ 

IM 

78,9 

0,8  1,5 

— 

Jn|*cr  gering  . . . 

80,7 

10,1 

7,1  1,9 

— 

(Htfaljena:  . . 

46,  s 

18,9 

16,8  I 16,4 

14,5 

Tabciban 

49,7 

30,o 

0,4  1 20,5 

18,9 

2 cu  bellen 

57,8 

‘22,3 

2,J  | 23.7 

20,ä 

(^ft äußertet  l'acti*  . 

46,9 

18,9 

16,9  | 16,4 

14,5 

WQtflingc 

69,5 

21,1 

8,»  1,9 

— 

Sprotten  . 

59,» 

22.7 

15,9  0,9 

— 

üNarinicrtc  9Icunaugm . 

51,  t 

20,» 

25,9  ! 1,4 

©ei  ber  ©eurteilung  ber  3-  Panbelt  e«  Rep  oor  allem 
barunt,  ob  reine  unb  gefunbe  3>f<6f  berwenbet  wor* 
ben,  unb  ob  biefelben  wäprenb  ber  Serarbeitung  unb 
Slufbewaprung  niept  etwa  oerborben  Rnb.  hierüber 
entfepeibet  meift  ipoit  ba«  Slubfepen  unb  ber  ©erudj. 
Sterborbene«  fjifcpfleifcp  reagiert  oft  alfalifcp,  gefun* 
be«  fcpwatp  fauer,  erftere«  jeigt  einen  mepr  ober  min* 
ber  ftarfen  Slmmoniafgepalt.  SJgl.  Ronferben  unb 
3ifd)pift.  Über  Seileree  haben  ba«  Hiilroilop  unb  bie 
epemifepe  Slnalpfe  ju  entfcpciben.  Scrfälfcpungen  font* 


gifdfjförbe  — gtfcf)  frort  ffjeüen.  • 623 


men  bei  0.  infofern  »or,  als  ben  teurem  unb  feite- 
nem  gtfdjforien  geringwertige  uutergeichoben  wer- 
ben. S>ieS  gilt  namentlich  für  Äonferoen  ber  IjeringS. 
artigen  gi(cl)c,  beren  $>aiibelSnamen  nicht  immer  ben 
joologifdjen  Slatnen  entfpredjcn.  »Vln[d)ooiS<  (Jtrüu- 
teranfchoBiS)  Rnb  Sprotten  ober  Breitlinge,  «ücijte 
Wnfcho»i3<  finb  am  Sangort  für  ben  Ransel  fonfer* 
triert,  »unechte«  am  gangort  nur  gefallen  unb  erft 
hn  Bitmenlanbe  Weiter  »erarbeitet.  Berfäljcht  werben 
fle  mit  tleinen  geringen.  Bratheringe  ftnb  echte  ge- 
ringe, gebraten  unb  m Sjfig  gelegt,  Büdlinge  ftnb 


S n f $ o o i i. 


geräucherte  geringe,  Seltfatefiheringe  Heine  fette  Oft» 
(«beringe,  glädheringc  finb  aufgefpaltene  unb  ge- 
räucherte geringe,  SKatjeSberinge  ftnb  rncift  Heine, 
fehr  fette  geringe,  bie  nod)  nicht  gelaicht  haben.  »3ar< 
bellen«  ftnb  eingefaljene  ÜtnfthooiS  ohne  Stopf  unb 
ßingeweibe,  fie  werben  mit  jungen  iiilcbarben  »er- 
fälfdjt.  »Sarbineninßl«  finb  fcfjroacb  gcfaljene  unb 
tn  ßl  gefottenc  Bildjarbe  ohne  Stopf  unb  (Smgeroeibe, 
fie  werben  feiten  »erfalfdjt  mit  jungen  geringen. 
»SRufRfcbe  Sarbincn-  Rnb  marinierte  Heine  geringe, 
ineift  Strömlinge  ber  Bftlichen  Oftfec  ohne  Stopf  unb 
Singeweibe.  Vlud)  bie  »beutfehen  Sarbincn*  finb  ma> 
rinierte  junge  geringe,  aber  aus  ber  weftlichett  Cftfee 
unb  weniger  fein  als  bie  ruffifchen.  VHS  Berfälfdjun» 
gen  ber  geräucherten  Sprotten  fomnten  junge  geringe, 
auch  wohl  Stinte  in  ben  §anbel.  Statt  ber  Oftfee- 
(»rotten  werben  auch  Elbiprotten  »erarbeitet,  beren 
2eib  »iel  höher  als  beim  Oftfeefprott  ift,  beren  §aut 


Reh  leichter  ablöft  unb  beren  gleifdj  fchntierig  ift.  3>a 
fie  tnü  Stinten  jufammen  gefangen  werben,  hefigen 
fie  oft  beren  üblen  Wentel).  3)ie  nebenftehenben  fünf 
Vlbbilbungen  ermöglichen  bie  Unterfcheibung  ber  ge- 
nannten giiebe. 

fvifdtjförbc  (Meufen),  f.  gifcherci,  ®.  616. 

Slif(&(öntet,fD»icI  wießocfelstöroer.  f.  Auamirtci. 

gifrbfrnnf  Reiten.  git  ber  freien  Statur  werben 
fronte  gifcRe  feiten  beobachtet,  Weil  jeber  franfe  unb 
baber  [cRwache  gifd)  feinen  getnben  unrettbar  »cr- 
fallen  ift  unb  Bon  ihnen  nod)  »or  feinem  Sob  auf- 
gefreffen  Wirb,  0n  gifchteichen  unb  gifdbjucfttnnftal- 
ten,  wo  bie  gifche  »or  ihren  großen  geinben  jwar 
befcf)üj)t,  aber  auf  engen  Siäumen  jufammengebrängt 
gehalten  unb  mit  fünfllichem  gutter  genährt  unb  ge» 
inäftet  Werben,  fo  baf)  bie  Säiberftanbsfähigfcit  ber 
gifdje  gegen  ÄranfheitSerrcger  gefeRwächt  unb  bie 
Übertragung  ber  lebtem  erleichtert  wirb,  forbern  g. 
alljährlich  bebcutenoe  Opfer,  beren  praftifcher  Sücrt 
Reh  fteigert , je  mehr  bie  gifdjjucbt  an  Umfang  unb 
gntenfität  junimmt 

greilief)  fehlen  auch  in  ber  freien  Statur  Epibe- 
mien  unter  ben  gijehen  feinesmegS.  So  würben 
1837, 1851  unb  1880  ricRgefDtaffenfterben  in  ber  SSal- 
Rfd)bai  beobachtet.  ®ie  gifdjIeicRen  laqen  fo  bicht 
qefehiehtet  an  ber  Oberfläche,  bah  nirgends  mehr  bag 
(Baffer  ju  erbliden  war.  $ie  faulenben  Stoffen  »er* 
pefteten  bie  ituft  berart,  bafs  es  über  60  km  lanbein» 
WärtS  ju  riechen  War.  $ie  Umgebung  ber  Bai  war 
noch  ein  gabt  nach  bem  gifchfterben  mit  Slclettcn 
förmlich  gepflaftert,  ja  ftellenmeife  waren  biefe  ,ju 
niebrigen  ©allen  aufgetürmt.  Sluch  unfre  glüffe 
Rnb  juweilen  ber  Schauplap  umfaffenber  gifchepi- 
bemten,  foj.  B.  bie  Sfofcl,  in  ber  bie  Barben  »on 
ber  fogen.  Beulcnfranfljett  feit  ben  legten  brei  gaRr- 
jehnten  wiebcrholt  beiimiert  worben  finb,  fo  bag  in 
eütjelnen  gaRreit,  j.  8.  1885  unb  1886,  20  - 30,000 
tote  gifdje  in  wenigen  Soeben  unterhalb  SDtej)  auf* 
gefammelt  Würben.  Schwere  Opfer  bat  auch  bie 
Öadböpcft  unter  ben  Satbfen  in  febotlifeben  glüffen 
namentlich  1877 — 82  geforbert.  VUidj  in  Seen  fter» 
ben  juweilen  einreine  gef^arten,  wie  Rechte,  Barfche, 
3anber,  SBeifsfijcbe  tc.  an  beftimmten  Shanltjeiteit 
majfenljaft,  abgefehen  ba»on,  bag  in  befonbcrS  falten 
Sintern  in  flachen  Seen  unb  Seichen  infolge  »on 
Sauerftoffmangel  unter  ber  biden  SiSbecfe  alle  gifche 
umfteben  fönnen,  eine  ßrfcheinung,  bie  in  Rbirifdjen 
©ewäfjem  feinesmegS  feiten  ift. 

Sie  groften  gifd)epibemien  Werben  junteift  »on 
Batterien,  feltener  »on  Sporentieren  (Sporojoen) 
»enirfacht.  Bisher  Rnb  14  für  gifd)e  pathogene 
Bafterienartcn  genau  bejchricben  Worben,  währenb 
noch  eine  SReif)c  »on  g.  befannt  Rnb , bie  Rd)er  auf 
noch  uncrforfd)te  Bafterienartcn  jurüdgcfüRrt  werben 
nütffen.  j)ic  befannteften  burch  Batterien  bebingten 
Äranfheitcn  ber  gifche  Rnb  bie  gurunfulofe,  »on 
ber  namentlich  bie  gorellen  unb  Badjfaiblingc  in  ben 
gifcRjudjtanftalten  ju  leiben  haben,  bie  Siotfeuche 
ber  farpfenartigen  gifche,  eine  bauRgc  $>älter- 
franfheit,  bie  Siotfeuche  ber  Vlale,  an'ber  fchon 
wiebcrholt  Biele  Saufenbe  »on  Halen  jugtunbe  ge- 
gangen Rnb  fowoljl  an  ber  Oftfeefüfie  als  belonberS 
tn  ber  ©egenb  »on  ßontacd)io,  bem  gröjjten  Viaifang- 
plag  ber  ©eit,  bie  SacRSpeft,  bicSdjuppenfträu» 
bung  ber  SeiRfifche  tc. 

gn  ihrer  SSirfung  meift  »iel  Weniger  jerftörenb, 
aber  bafür  in  ihrem  Borfommen  »iel  bäuRger,  Rnb 
bie  Sporentiere  (Sporozoen)  als  SranfheitSerre» 
ger,  befonberS  bie  bei  ben  gifdjen  fo  Weitoerbreiteten 


624 


gifcßlanb  — gifdjmef)!. 


5D?t)rofporibicn,  bie  lange  3«it  nur  in  ©eftalt  itjrer 
Sporen  unter  bem  Samen  ber  Sforofpermien  be» 
fannt  mären.  Sie  befallen  alle  Ergane  ofjne  WuS- 
nähme  unb  fönnen  fehwere  ©rfranfungen  im  (Befolge 
haben,  [o  bie  bereits  erwähnte  Beulenfranfbcit 
ber  Barben,  hcrnorqerufen  bttrdi  Myxobolas 
Pfeifferi,  weither  Sarafit  )id)  in  nuß»  bis  hübnecei- 
großen  St)ften  in  ben  BluSfeltt  ber  Barben  anjam> 
melt  unb  beulen  erjeugt,  bie  allmählich  plagen  unb 
fid)  in  ©efdjwürc  Berwanbeln;  ferner  bie  Dreh» 
franfljeitberiRegcnbogenforclIen,  eine  weit 
Berbreitete  Krattfbeit,  bei  ber  burd)  Myxobolas  ehon- 
dropltagus  bie  Boqengänge  besfficbörlabtjnnthä  jer- 
ftörl  werben,  fo  baß  bie  gijd)e  beshalb  unloorbinierte 
Rrctfelbcinegungen  ausführen;  ferner  bie  Iß  öden» 
tranfheit  berStarpfen,  biefe®eißel  ber  Karpfen» 
»ud)t,  bei  ber  bie  Karpfen  auf  ber  Staut  einen  WuS» 
fdjlag  befontnten  in  ©eftalt  trübmeißlichcr,  über  bie 
aut  herBorragenber  gierten,  bie  oft  ben  gangen 
örper  bebeden  rönnen.  3>iefe  §autfranfljeit  tft  nur 
eine  felunbäre  Begleiterftheimmg  einer  innem,  burth 
Myxoholus  cyprini  »erurjadjtcn  Slierenertranfung, 
welche  bie  Karpfen  nicht  nur  in  ihrem  SJachslum  hin* 
bert,  fonbern  oft  in  SKaffcn  jugrunbe  richtet.  Die 
Stranfbeit  ift  in  allen  tarpfenjüdjlenben  Diftrilten 
(Suropas  Weitoerbreitet. 

Sieben  ben  Batterien  unb  Sporo joen  finb  tn  britter 
Cinie  als  KranfbeitSet  reger  bie  jur  gamilie  ber  Sa. 
prolegniajeen  geböreitben  gabcitpil je  ju  nen» 
nen,  bie  fid)  iowoljl  an  ber  Staut  als  an  ben  Kiemen 
feftfepen,  in  bie  liefe  Wuchern  unb  bie  gifeße  fdjliefj» 
iid)  jugrunbe  richten.  Serpil, jungen  finb  bei  ben  gi 
fd)eu  wopl  bie  häufigiten  Sranlbeitcn,  obwohl  bie 
Saprolegnien  an  Büttia  gefunben  gifdjett  nicht  Sufi 
faffen  fönnen,  fonbem  fid)  immer  nur  bann  einfinben, 
wenn  bicgifche  bereits  burd)  anbre  Srmifbetlen  oberj 
burd)  ungünftigeSebensbebingungen  gefchwäd)t  ftnb. 
©rohe  Bebeutiing  haben  alS  KranfheitSerreger  aud) 
einjelne  Qnfufonen,  wie  Ichthyophthirius  multiti- 
liis,  Chilodon  cyprini,  unter  ben  glagellatcn  bie  Costia 
necatrix , Pon  betten  namentlich  bie  Sifd)e  in  Wqtta» 
rien,  Stältern  unb  fleinem  Deichen  ju  leiben  haben. 

Ungemein  jahlreid)  ftnb  bei  ben  gißben  tierifehe 
Baraftten  aus  ber  ©rupfte  ber  Krebje  unb  Stür- 
mer. Bon  parafitifehen  Krebfen  finb  an  ber 
Staut  unb  an  ben  Riemen  ber  gifefje  bereits  über  500 
Mrlen  befdjrieben  worben,  unb  bie  3a()l  ber  parafiti» 
fchen  Stürmer  überfteigt  allein  bei  ben  Süßwaffer» 
fifdjeit  300  Slrten.  ©lüdliehetweife  werben  bie  meiften 
berfelben,  wenn  Re  nicht,  »ab  hier  unb  ba  Bortontmt, 
in  Ungeheuern  Staffen  nuftreten , meift  gut  Bern  ben 
gifdjen  ertragen,  beffer  fogar  als  oon  hohem  warnt» 
blutigen  Dicrett.  Doch  finb  manche  Sd)tuaroger,  wie 
j.  8.  bieKarpfcnlauSfArgulua  foliaceus)  ober  bie 
S e n f e n 1 a u 8 ( A.  coregoni),  ferner  bie  6 g e l (Pisci- 
cola  geometra)  arge  Blagegeifter,  inbem  fte  ben  gi» 
fchen  nicht  nur  Blut  entziehen,  fonbem  wie  bie  ®gel 
noch  ba(uanbreBlutparafiten(Drt)panofomeit) 
beim  Saugen  übertragen , bie  fehwere  Bnämiett  jur 
golge  haben  fönnen.  Snämifehe  3ufiänbe  mit  tob» 
lidjetn  VluSgang  werben  Bon  mandten  Saugwür* 
mern(Drema'tDben),wie  j.B.Eftobotrien,  her» 
Porgerufen,  währenb  anbre  Saugwürmer,  wie  bie 
Dactylogyrus-  unb  Gyrodactylus-Srten,  als  ge» 
fürchtete  Blage  ber  Bguarienfifetje  befannt  ftnb.  S>od)» 
grabige  KranfheitScrfcbeinungen  oeranlaffen  aud)  bie 
Öaroen  einzelner  ©anbwurmarten,  bie  wie  ber 
SHiemenWttrm  (Lignla  simplicissima)  in  ber  Sei» 
bcStjBhle  Bteler  Sifcpe,  wie  Brad)fett , Blöf)en,  Döbel, 


Barfthe,  3anber,  SBetfe,  Saiblinge,  SRenfett  tc,  oft 
fo  maffenbaft  porfomtnen,  baß  tte  bie  Baud)wanb 
ber  8i|d)e  juttt  Blagen  bringen.  3n  Karpfenteichen, 
auf  benen  niel  SSajfergeflügel  Perfehrt,  fönnen  biefe 
Banbwurmlarnen , bie  in  SöafferPögeln,  wie  (inten, 
Dauchera,  fRetbcnt,  Widmen  te.,  gefd)ied)tSreif  werben, 
juweilen  fo  maffenhaft  auftreten,  baß  bie  gifebe  über» 
haupt  nicht  mehr  roaehfen,  fottbem  fogar  in  Biengett 
abfterben.  Sbfd)ießen  ber  Bögel  binbert  bie  Rranlijeit 
an  ber  SBeilentcrbreitung. 

Vtußer  paraiitären  unb  Jnfeftiotisfranfbeiten  tre» 
ten  bei  ben  Siid)en  aud)  fehwere  unb  nirlfach  löblich 
Berlaufenbe  (Srfranfungen,  g.  B.  (Sntjünbungen 
unb  Katarrhe  an  Stagen  unb  Darm  infolge  un- 
geeigneter Süttcrunq  mit  Berborbener  ober  unrichtig 
tubereiteter,  refp.  fct'lfd)  jufammengejeßter  Wahrung, 
überbißtem  Sleifehmehl  tc.,  auf,  worunter  namentlich 
bie  junge  Brut  Währcttb  ber  erften  Wlonate  ihres  Se- 
itens bei  ber  Sufjudjt  ju  3ä()rlinaen  ju  leiben  hat. 
Diefe  Rranfbeiten  haben  itt  ber  gifcbjuchl  eine  große 
praftifdte  Bebeutung,  ebenfo  wie  bie  gleichfalls  nidit 
feltencn  Srtranfungcn  ber  ÖSefd)ied)tSorgane 
unb  ihrer  Brobulle,  (ficr  unb  Samen,  bie  burd)  un» 
.jmeefinäßige  (Smähruttg,  wie  }.  8.  Staft,  F ütterung 
;ur  Saidt  )cit  tc. , unb  aud)  ungeeignete  Staliung  ber 
wfuilerftfche  hetworgeruien  werben.  ffleitPerbreitct 
finb  auch  ßrfältungSfrantheiten,  welche  biegt» 
fche  gewöhnlich  auf  beut  DranSport  bcfoittmen,  wenn 
fie  aus  warmen  Deichen  plößlid)  in  (altes  DranSport» 
waffer  übertragen  werben.  Dann  ftirht  nicht  nur 
bie  Staut  ah,  wie  baS  beim  Karpfen  bie  fRegel  ift,  fon» 
bent  eS  faitn  bei  großem  Demperaturbifferenjen  Bern 
ca.  IO"  bei  gorellen  unmittelbar  ber  Dob  eintreten. 
3n  ben  Stubenaquarien  laffen  bie  ©olbfifche  ihr  Se» 
bett  ber  !j)auptfad|e  nach  infolge  Don  Srfältung,  weil 
bei  bem  täglichen  plößlichett  fBaffcrWedjfel  auf  einen 
langfamen  Dempera(itrauSgleid)  (eine  Siücfficfat  ge» 
nonttttcn  wirb. 

Die  Kranfheiiett  ber  gifche  finb  j.  D.  heilbar.  So 
fönnen  j.  B.  bie  Saprolegnien  burd)  furje  ®af<hun» 
aen  mit  lproj.  Söfungen  non  übennanganfaurem 
Kali  unb  barauffolgcnbe  halbftünbige  Bäber  in  Sö» 
jungen  biefcS  Saljes  (1:100,000)  oefeitigt  werben, 
gifcijcgcl  unb  bie  parafitifehen  £>aut»  unb  Siemen» 
ittfuforien  unbglagellaten  werben  burd)  halbftünbige 
Bäber  in  2Vi  — 3ptoj.  S'odjfatjlöfungen  neirtrieben ; 
bie  Saugwürater  auf  S>ü‘*t  unb  Kiemen  fterben  in 
’/iproj.  Bäbern  non  Sali.jtjlfäure  nad)  ca.  V»  Stunbe. 
Sinb  ylquarien  ober  größere  gifthbölter  fowie  Deiche 
nerfcucht,  fo  tttüffen  fte,  um  Süiebcrbotungen  ber  Krattf » 
beiten  norjubeugen,  besmfijiert  werben,  rnoju  ficham 
heften  Kalfmild)  eignet,  bereit  äßen  ber  ©trfung  alle 
SIrattfheitSerregcr,  felbft  bie  Batterien  ertiegen.  Bgt. 
S>ofer,  Smnbbud)  ber  g.  (Bfünd).  1904). 

o'ii<hlanb,Jd)ittaIetSüitenf!retfcntti  Slfedlcnburg, 
3Wifd)en  bem  Saaler  Bobben  unb  ber  Oftfee,  mit  fünf 
gifd)erbörfem  unb  1800  6inm.  (f.  Karte  »SSedlen» 
bürg«),  Sgl.  S»t<rS,  DaS  fianb  Swante»Sju[iroW 
ober  baS  g.  (Woftod  1884). 

gifthldnfc,  parafttifd)e  Krebstiere,  bie  teils  ju  ben 
Bhtberfüßcnt  (f.  b.),  teils  als  fogen  gifthjedeu  ju 
ben  Sfingelfrebfen  (f.  b.)  unb  Slffeln  (f.  b.)  gehören. 

grifdllcini,  fobicl  wie  §aujcnblafe;  Begetabili» 
fche r g.,  f.  «gar» «gar. 

giirijleitcrtt  (Ülalbrutleilern),  f.  gifchjuehh 

S.  t>30. 

gifchlurche,  f.  Schwanjlurdhe. 

gfifdtmehl  unb  gifchbrot,  ju  SerproPiantierun» 
gett  bejtimmteS  WaßrungSmittel,  ju  beffen  Bereitung 


gifdjmoldje  — 

man  auf  beit  2of oten  nclroifneted,  eiitgrätcledlorfd). 
flctfc^  maplt  unb  bad  'puloer  unler  Umrüsten  bis  jur 
Siebetcmperatiir  beb  33ajjerd  erpipt.  6b  oerliert  pter« 
bei  ben  ©cfdjmact  bed  trodnen  Stodfifdjcd  unb  erhält 
bafiir  einen  jüfjlidicu  ©efepmarf.  Dadfiräparat  über, 
trifft  an  SRnprungämcrt  ')t ui bfteif cf)  Biermal  unb  fri- 
fcf)en  Uorirf)  4,5  mal.  SJian  bärft  baraud  Bröthen 
non  ber  ©röfie  unb  ber  hoppelten  $ide  eined  3t»e'* 
talerftücfä  unb  fann  biefe  bicl  leichter  jur  Speife  ju- 
bereiten  ald  getrodneten  Uorjcp.  Unter  gifipmepi 
Berftebt  man  nutf)  gifdjguano  (f.  b.). 

grifepmolcpc  (Perennibrancliiata),  f.  ®cpwan3« 
lurdie. 

Uran ; auch  foBiel  wie  3tptpi)ol  (f.  b.). 

Jfiftftottcr  (g  lug  Otter,  Lutra  Storr.),  Staub 
tiergattung  and  ber  gamilie  ber  'IRarber  (Slusteli- 
dae),  jicmlicb  japlreicbf  lllrten  mit  geftredtem  2eib, 
plattem,  flumpfidmaujigem  ffopf,  fleinen  'äugen, 
furjeit,  ntnben  Cpren,  niebern  Seinen,  fünfteiligen 
güßen,  Scpwimnipnuten  jroifdjen  ben^eben  (beutlid) 
erfennbar  in  ber  Spur,  f.  Vlbbiibung  u.  Unfel  .giipr* 
ten  unb  Spuren«,  gig.  6),  langem,  jugefpiptem 
SdjWanj  unb  jtuei  äbfonbmtngdbrüfen  neben  bem 
äfter.  «ie  finben  fid)  mit  äudnapnte  ‘iRcupollanbä 
unb  bed  pBdjftcu  SRorbend  in  allen  Seilen  ber  6rbe 
an  glußufern,  liefern  guted  fßelitoerr,  finb  aber  über« 
roiegenb  fcpöblicp.  Ser  gemetne  g.  (L.  vulgaris 
Erxl.,  f.  Uafel  »Jtaubtiere  II« , gig.  5)  wirb  80  cm 
lang,  mit  40  cm  langem  Sepmanj,'  30  cm  fjod) , btd 
15  kg  fcpwer;  ber  ©eit  ift  oben  glänjcnb  bunfel« 
braun,  unten  etwas  Peiler,  unter  bem  $atd  unb  an 
ben  Stopffeiten  weißliri)  graubraun,  amfiopf  nteift  mit 
ein jelnen  Weijjen  gleiten.  Sr finbet fid)  in  ganj @uropa, 
einzeln  nod)  in  2applanb,  aud)  weitoerbreilet  in  äffen 
bi3  311111  änutr,  an  Seen,  Södtcn  unb  Walbigenglufs- 
ufern,  oft  in  ber  SRäpe  Bon  ffiepren  unb  SRüpIgerin« 
neu,  lebt  in  unterirbifdien  ©äugen,  bie  50  cm  un« 
ter  bem  Säaffer  ntünben  unb,  fipief  aufwärts  fteigenb, 
311  bem  geräumigen,  trodnen  Steffel  füpren,  wnprenb 
ein  jioeiter  ©ang  ben  2uftwrd)fel  Bernüttelt.  3n  ber 
Siegel  befipt  jebed  Uier  mehrere  Saue,  bisweilen  be« 
jiept  ed  oerlaffene  gudjd*  unb  Uacpdbaue,  bei  Über« 
fdimemmunnen  flüchtet  ed  auf  Säume  ober  in  pople 
Stämme.  $cr  ©ang  beä  gifepotterd  ift  jiemlid) 
fipneü,  f (plangenartig  frieipenb,  auch  [djtnimmt  unb 
tauept  er  mit  ber  grüßten  SReifterfepaft.  Seine  Sinne 
finb  fepr  fdjarf;  er  ift  ungemein  fcplau,  fipreit  getlenb, 
lucnn  er  pungerig  ift,  unb  freifdjt  im  3orn  laut  auf. 
6r  jagt  meift  naa)  Sonnenuntergang,  an  unbetoopn« 
ten  Orten  aud)  bei  Unge,  näprt  fiep  Bon  gifepen  unb 
Strebfen,  jagt  ftromaufwärtä  fiplnimmenb  unb  rieptet 
in  fifd)reidjen  ©eloäffem  um  fo  großem  Sdjaben  an, 
alb  er  bort  nur  bie  beften  Stücfonitürfe  feiner  ©eilte 
Berjeprt  unb  bad  übrige  liegen  läf)t.  6r  morbet,  fo* 
lange  er  etwad  2ebenbed  im  SBaffer  erblidt,  ocr« 
fipmäpt  auep  gröfdje , SSafferratten  unb  Söget  nicht 
unb  greift  felbit  fflnnfe  unb  Sipwäne  an.  Gr  mad)t 
aud)  größere  Säuberungen  über  2anb,  um  aus! 
einem  ©eiuäffer  iitd  anbre  311  gelangen.  Cfn  bie  Gnge 
getrieben,  ift  er  Wegen  feines  fdjarfen  ©ebiffed  fepr 
gcfäprlid).  Ser  g.  paart  fid)  meift  Gilbe  gebruar 
unb  änfang  SRiirj,  unb  bad  Seibipen  wirft  im  SRai 
2 — 4 3unge,  bie  im  brüten  3apr  erwaepfen  finb. 
3unge,  aud  bem  9ieft  genommene,  bidweilen  aud) 
die  eingefangene  gifipottcm  werben  fepr  3apm  unb 
in  Gpina,  aud)  loopl  bei  und,  runi  gifdjfang  benupt. 
$ad  gleifd)  wirb  Bon  ben  Statpolifcn  ald  gaftenfpeife 
aegeffen.  Sepr  gefepäpt  ift  bad  Setjwert;  aud  ben 
Sepmanfpaaren  madpt  man  SRalerpiufel,  aud  ben 

SRegtrt  Rona«  Sofort,  6.  'Suff.,  VI.  SJb. 


gifdifdiuppen.  625 

SBoHpaarcn  ^u'ite.  $ie  3ngb  bilbet  in  Giiglnnb  einen 
befonbem  Sport,  311  bem  fid)  grüjsere  3n3bgefcH« 
fipoften  Bereinigen,  bie  opne  Sspujjwa ffen , nur  mit 
einer  SReute  pierauf  abgeridjteter^unbefOltcvpunbe) 
bie  gluBgebiete  abfudjen.  ©ei  und,  befonberd  inSBcft« 
falen,  wirb  ber  g.  ebenfaüd  mit  Clterpunben  gejagt, 
feplicftlisp  aber  burep  einen  Sdjuft  ober  burib  baä  98er« 
fen  einer  Harpune  3ur  Strede  gebradjt.  Vluperbem 
wirb  ber  g.  bidweilen  auf  ber  Gntenjagb  erlegt.  Wenn 
ber  öunb  ipn  auf  Staupen  in  ©rücberu  finbet,  ebenfo 
auf  bem  änftanb  beim  GnteneinfaH  im  Sinter  an 
offenen  SBaffeigtellcn.  93o  ed  Biel  Ottern  gibt,  erlegt 
man  fie  auep  in  monbpeüen  9iäd)len  auf  bent  9ln« 
flanb  an  Stellen,  an  benen  fie  aud  bem  Saffer  ftei« 
gen,  um  ^)inberniffe  3U  umgepen  ober  ben  3iaub  3U 
Bet3Cpren,  unb  beren  3ufricrcn  fie  baburdj  oerpin« 
bem.  Sei  Spurfdjnee  gelingt  ed  oft,  fie  eiit3ufrei|en, 
wenn  fie  in  allen  Grlenfaupcn  ober  unter  popl  ge« 
frornem  Gid  (SoKeid)  Berjtedt  finb.  SMeift  jcboip 




in  bar  ^luc^t 

Spur  bet  gifi^oiter J. 


werben  fie  in  flarfen  Jellercifen  gefangen , bie  man, 
gut  befeftigt,  befonberd  an  ben  äudftiegen  iud  Saffer 
legt.  3»nge  Ottern  fangen  fiep  aud)  bidweilen  in  ben 
Bongifd)ern  gelegten  Sirupen.  Sgl.Gorneli.Uerg., 
beffen  9(aturgefd)id)te,  3ngb  unb  gang  (Serl.  1884). 
g iftpottcr,  flcincr,  foüiel  Wie  Warf, 
g-ifcppäffc,  f.  gifeperei,  ®.  613,  unb  gif<p3U(pt, 
0.  630. 

gfifepperioben,  bad  perobifdte  äudbleibcn  ber 
großen  gifepftpwärmc , bie  jäprlid)  an  ben  ttüften 
SfattbinaBienä  eintreffen.  Uiefe  Grfipeinunq  fipeint 
ftdp  jiemlicp  regelmäßig  in  etwa  60jiiprigen  ^erioben 
3U  wieberpolen  unb  wirb  Wopl  Berurfadjt  burd)  pe« 
riobiftpe  SepWanlungen  ber  'IReeredtemperatur,  Wclcpe 
bie  Gmährung  unb  gortpflanjung  ber  gifdje  beein« 
fluffen.  Sfmlicped  ift  Bon  ben  ©iliparben  (Sarbinent 
an  ben  Stuften  ber  Sretagne  befannt.  Sie  g.  fmb 
für  bad  tpirtfcpaftlid)e  2eben  ber  SüftcnbeBöllening 
Bon  größter  Sebeutung.  Sgl.  feinde,  Die  nup- 
baren  Uiere  ber  norbifepen  URccre  unb  bie  Sebingun« 
gen  iprer  Gjifteng  (Stuttg.  1882). 

gfifdtraal  (gifipabler,  Pandion  haliaiitns),  f. 
Wbler,  S.  112. 
ffifepreiper,  f.  SReiper. 
ifeprogen,  f.  Siogen. 
ifepfäugcticre,  fooiel  Wie  Sale  (f.  b.). 
iftpfmtricr,  f.  Gitaliofaurier. 
ifepftpiefer,  an  giftprefleit  rcidje  Sipiefertone 
unb  Sfergel,  3.  S.  im  ältem  Uertiär  Bon  ©larud  unb 
oom  Cbeielfaß. 

giftpfdpuppen  fönnen  auf  2eim  oerarbeitet  Wer- 
ben, inbent  man  fie  reinigt,  mit  Salffäure  bepanbelt, 
audwäfept  unb  foept,  bid  alle  leimgebenbe  Subftnng 
in  2eim  umgewanbelt  ift.  Uer  2eim  ift  Boüftänbig 

40 


Ö26 


Sifd)f$uppenfranft)eit  — yi)d)tranäport 


flat  uni)  rein  unb  ju  «lim  3weden  BcrWcnbbar.  Gut 
gereinigte  g.  Bon  manchen  Süßroaffcrfifd)tn,  befon* 
berS  Bom  Barfd) , bienen  als  SRatcrial  ju  febc  jier* 
lieben  fünfilidjett  Blumen,  St  erheben  ic.  VluS  ben  fit* 
bergianjenben  Schuppen  beS  HfeiciS  ober  SSeißfifcbeS 
(Cvprinus  alburnu»)  gewinnt  man  bie  Bertencffenj 
(f.  b.V  Sgl.  gliche.  ©.  603  «nb  606. 

gifcbfajtippcnfratifbri*  (3  d)  t b b 0 f < *),  auf 
Serbidung  unb  fiärte  beä  BapiUarförpcrS  ber  fiebec* 
baut,  Bcrmtbrttr  Bilbung  unb  rafeber  Berbontung 
ber  EpiberntiSjellen  berut)enbe  Jiauttronfbeit.  ®S 
bilben  ftd)  tvodne,  bomartige,  in  fleine  Vlbidjnitte  jer* 
ipringenbe  Dberbautplntlen,  bie  fdjuppmäbnlidj  auS* 
ietjen  unb  meift  bur<b  Sdimup  gelbgrau  ober  grün- 
lich bis  bunfelbraun  unb  fdjWnrj  gefärbt  fmb.  Iahet 
ift  bie  Oberbau!  halb  raub  Wie  Gbagrin,  balb  ift  fte 
burd)  ftd)  Ireujcnbe  üinien  in  bidrre.  größere  ©djup* 
Ben  unb  Sd|ilber  {erteilt,  bie  angifd)-  ober  ©djlan* 
genbaut  erinnern.  Ziefc  gönn  ber  g.  nennt  man 
Ichthyosis  simplex  unb  feht  ibr  bie  Ichthyosis  Cor- 
nea entgegen , wobei  bie  Oberhaut  in  bomartige, 
mehrere  Sinien  biete  Sorten  ober  3«bfra , (ogen. 
©taebeln,  entartet  ift  (S  t n di  e I f d)  tu  e t n nt  e n ich  eit, 
Ichthyosis  hystrix).  Zicfe  g.  ift  ntonebmal  auf  einen 
fleinen  Zeit  ber  ^taut  betebränft,  manchmal  fo|l  über 
ben  gongen  Börger  uerbreitet.  Slm  bäuftgflen  unb 
jnibeiten  jeigt  fid)  bie  g.  an  ber  Stredfeite  ber  ©lieb* 
maßen  unb  ©elenrc,  namenilitb  bea  SfniecS  unb  Ell- 
bogens, mit  $al8  unb  Siildcn , ©eftdfl , IpobUjanb 
unb  guMoble  bleiben  gewöbnlid)  Berfdjont.  Zie 
Schuppen  Werben,  wenn  abgefatlen  ober  fünftlieb  ent* 
femt,  non  neuem  gebilbet.  Zie  ßrantbeit  ift.  Wenig* 
flenS  in  ihren  hohem  öraben,  faft  immer  onqecrbt; 
mnndimnl  betrifft  fie  nur  bie  männlichen  ©liebet 
einer  gamilie,  ober  cS  bleibt  bie  eine  Generation  frei, 
Wäbrenb  bie  ihr  Borbergebmbc  unb  nadtfolgenbe  öc* 
neration  bie  g.  jeigt.  Sic  cnlwidelt  ftd)  gewöbnlid) 
fdjon  in  ben  erften  SebenSjabren , bleibt  lebenslang* 
lieb  befteben,  unb  nur  ihr  ©rab  unterliegt  fleinen 
Sebwmtfungcn  je  nad)  SBitterung  unb3abre8jeit.  Sie 
g.  befällt  'Männer  häufiger  als  Sffieibcr.  Sie  ifl  fei* 
ten,  fommt  aber  unter  ollen  $immcläftrid)cn,  befon* 
berä  häufig  auf  Borneo  Bor.  Sie  Shantbeit  ift  un* 
beilbar,  bo<b  ftnb  gegen  bie  maffenbafte  hltibäufung 
unb  Scrbärtung  bon  GpibcnuiSjcIJcn  Bäber  mit  ober 
ohne  3ufab  bon  Vllfnlien  unb  bie  Einreibung  Bon 
fetten  crubftnnjcn  in  bie  $>aut  ju  empfehlen. 

gifeflfee  (®  r o 6 e r g.),  ber  größte  aller  Karpathen* 
feen,  liegt  im  Idlragebirge,  an  ber  ungarifdi-galiji* 
feben  ©renje,  1404  m ii.  3)?.  unb  umfaßt  ein  Wrcal 
oon  33  fieftar.  Er  ift  49, s m tief,  (ehr  reich  an  gi» 
jdjen  (beionberS  gorellen)  unb  auf  brei  ©eiten  Bon 
hoben,  fteil  nbfallcnbcn  ©eramaffen  umgeben;  auf 
ber  ffadjrm  Slorbfeite  fliegt  bte  Bialfa  bem  Zmtajcc 
ju.  ©üblich  babon  liegt  ber  SBeerauge  genannte 
Heine  ©ee,  hinter  bem  bie  2608  m boße  SDIccraugen* 
l'pipe  fteil  afafaHt.  91a<b  ber  Entfdjeibung  beSStbiebS* 
Berichts  (1902)  folgt  bie  ©renje  jwifdjtn  Ungarn  unb 
©alijien  ber  Bialfa  bis  tut  bereu  Urfprung  (alfo  bis 
jum^ufamntenflufj  beä  gifcbfecbadjcS  unb  bcSljJobu* 
BlaätibadjcS),  bann  bem  Bergrüden  3abie  bis  jur 
'JKeeraugenfpipe. 

ifetltorpebo , f.  Zorpebo. 
iftbtron,  f.  Zrati;  im  engem  Sinne  ber  aus 
Deinem  giftben,  geringen,  SarbeDen  tc.,  als  Sieben* 
prob  litt,  j.  8.  bei  ber  ZarfteDung  Bon  giftbguano, 
gewonnene  Iran. 

gifrfttrnnSBort.  gür  bieSerfenbuno  Bon  gifdie- 
reiprobultcn  im  Sanbe  fommt  in  ber  Segel  nur  bie 


Gifenbobn  in  grage,  bie  B o fl  nur  für  ©enbttngen 
geringem  HmjangcS  Bon  böbenn  Säcrt  unb  für  ben 
Serlneb Bon g i f d)  1 a i d) ober giftbbrut.  giidiloidt 
unb  lebenbe  giftbe  werben  auf  Bedangen  als  brin< 
genbe  ©eitbung  gegen  eine  befonbere  Grtragcbütir 
Bon  1 SRf.  für  jebeS  Stitd  mit  ber  frtjrtelfftcn  Bojt* 
gelegenbeit,  nainentlid)  aud)  mit  Schnell*  unb  sin* 
rierjügen  beförbert.  Bei  ber  Scrjcnbung  Bon  See* 
fifdien  bat  ftd)  ber  Brauch  eingebürgert  allwödientlidi 
an  bie  regelmäßigen  Äbnebmer  in  ßarteit’orm  ein 
unnerbinblidieS  gebrudteS  $rei8BerjeitbniS  ber  Ber* 
fdtiebenen  gifdjforten  ju  Berfenben,  worauf  bie  enb 
gültige  Bereinbarung  mit  ber  BcfteDung  telegrapbifd) 
erfolgt.  lerllmftanb.  baß  bie  fatboliftbeBcnöIferung 
bie  giftb«  baupt(äd)lid)  am  greitag  wünfdjt,  brängt 
ben  lienft  ber  Bo|t  unb  lelegrapbie  unb  ben  Ber 
fanb  felbft  au  beftimmten  Zagen  ftarf  jufammen. 

Bei  bemGifenbabntranSport  erfolgt  bie  Ber* 
fenbung  ber  gifebereiprobuDe  entweber  lebenb  (meift 
bei  ber  Bimtenfijebcrei)  ober  tot  (auf  EiS,  oefaljen, 
geräudiert  tc.,  meift  bei  ber  ©eefiftberei).  giir  ben 
EifenbabnBerfanb  lebenbergtfdte  ftnb  oBate  (fladte) 
reine,  auSgelougte gaffet  aus  meutern  pioIjittitGtfcn 
reifen  am  jweeimäßigflen.  Zie  gifebe  ntüffen  einige 
3cit  Bor  bem  Berfonb  jur  Bernteibung  größerer  Bot- 
in affen  im  SBaffer  gehungert  haben.  Sie  griffet  bür* 
fen,  namentlich  tut  ©omiiier,  auf  350  Üit.  nicht  mehr 
alS  ca.  l,ts  3tr.  gifd)e  enthalten,  auch  fejjt  man  bann 
etwas  EiS  binju  (int  Sommer  0,5  3tr-)-  3"  ic’ 
beS  goß  fommt  nur  eine  giftbart.  Slarpfcii  unb 
Sdjleien  föiinen  jur  Slot  auch  auf  nie!  naffem  ©ras 
in  flachen  Stiften  tc.  lebenb  Berfehidt  werben,  .noch 
beffer  in  Blättern  Bott  ©eerofen.  Ein  öfterer  Über* 
guß  Bon  Blaffer  unterwegs  ift  gut.  Zer  Berfanb 
iebenber  ill nie  geftbid)!  nt  giftbfüffem  mit  Bktffer 
ober  troden  (befottberS  für  Scßaale).  3"  lepterm 
gad  am  betten  in  St  iften  ober  fförben  mit  burd)lod)er< 
tem  3mfetnfa|t.  Beigabe  Bon  angefeuditetcr  fcolj* 
Wolle,  ©(bilf,  BlooS  ob.  bgl.  unb  eine  Bebedung 
bannt  folotc  3ufügung  Bon' EiS  auf  Bndleinwanfc 
Wirb  empfohlen,  bludi  hier  ifl  ju  beaebten:  fein  Ber* 
fanb  friftbgefangener  Sflolc  itnb,  als  atigfmeme  Sie- 
gel, je  wärmer  eS  ift  unb  je  länger  bie  3ieife,  um  fo 
Weniger  giftbe  ftnb  in  ben  Behälter  ju  tun. 

2)ie  Beförberung  Iebenber  gifdie  erfolgt  burth 
bie  Bahn  in  geeichten  ober  cichamtlidi  gefteuipelten 
©efaßcit.  giir  jebeS  fliter  beS  gamen  ©efaßeS  Wirb 
1 kg  gradjl  berechnet.  3U  jeber  Senbung  Iebenber 
gifdie  unb  gifd)brut  wirb  ein  Begleiter  gugelaffen, 
ber  bafür  ju  (argen  hat,  baß  bie  ©cfäße  mit  febenben 
gifeben  bewegt  (buribtüftet)  Werben.  Zer  Begleiter 
bejablt  in  Berionenjügcn,  falls  er  im  Siageii  neben 
ber  Senbung  B'alt  nimmt,  eine  g-oßrlarte  ber  im 
3uge  bcfinbltcben  niebrigften  SSagenDaffe,  in  3ügcn 
obiieBerfonenbcförbening  eingabrgelb  Bon  2Bf.füv 
baS  Kilometer.  Eine  Haftung  für  bie  3nnebaltung 
ber  gifdjfabrptäne  übernimmt  bie  Eifctibabn  nid)i 
bie  regelmäßigen  Cieferfrifien  werben  burd)  bie 
Bcfannigabe  ber  BeförbcrungSgelegenbeilen  für  gi 
f<be  nid)t  berührt.  gelfU  baher  em  befonberer  Beglei 
ter  bei  ben  gifchfenbungen , fo  muffen  Bbfenbcr  unb 
Empfänger  ifjrerfeitS  alle  Borforge  treffen  unb  ftd) 
auch  telegrapbtid)  miteinanber  in  Bcrbinbung  fepen. 
Zer  Berfanb  ber  loten  Ziere  hat  bei  Weilern  ben 
größten  Umfang,  ©eefiftbe  werben  meift  fdjon  auf 
See  ausgenommen,  gereinigt  unb  auf  EiS  gelegt,  bann 
in  bciiBuftionSballen  ber  großenfjafenorte  in  Sachen 
Slifien  Berauftioniert  unb  weiter  für  ben  Gifenbahn* 
Berfanb  honbetSüblich  in  BSeibenförben  ju  50  kg  ber* 


Künstliche  Fischzucht  I 


1.  Äsche 

(Thymallus  vulgaris). 
*,s.  (Art  Ätckr.) 


2.  Blaufelchen 
(Coregonus 
Wartmanni).  A 
1 *•  (Art. 


4.  Wh  lief  i sch  (Coregonus 
albus).  *,i.  (Art.  Rrnkc.) 


3.  Saibling 
(Saltno  salvelinus). 
(Art.  Lar  kt.) 


S.  Shadfisch  (Alosa  sapidis- 
sima).  Vio.  (An  Ska^fitck.) 


6.  Seeforelle  (Saltno  lacustris). 
• l0.  (Art.  tbrtU*.) 


7.  Bachforelle  (Salmo 
fario).  Vs.  (Art.  FbeUL.) 


II.  Junge  Bachforelle,  eben 
ausgeschlüpft  * i.  — 12.  Dieselbe, 
1 Monat  alt.  • ».  — 13.  Dieselbe. 
6 Wochen  alt.  V*. 

(11-11  Art.  FUfksurkt.) 


8.  Huchen  (Salmo  Hucho). 
Vis.  (Art  Lack *.) 


9.  Lachs  (Salmo  salar).  Vis. 
(Art  Lackt.) 


ia  Stör  (Acipenser  Sturio). 
(Art  Stör.) 


I 

I 


Meyers  Konv.  - Lexikon , 6.  Au/i.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  .Fisduuitif. 


i 


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Künstliche  Fischzucht  II.  (Brutapparate.) 


9.  Kalifornischer  Bruttrog  nach  Schuster. 


3.  Brutkachel. 


8.  Kalifornischer  Bruttrog  nach  Eckardt. 


2.  Kachelapparat. 


10.  Bruttrog  nach  La  Valette  Saint  - George. 


6.  Brutapparat  von  Holtou.  

* hvx  -zt 


7.  Kalifornischer  Bruttrog  nach 
v.  d.  Borne. 


12.  Eisbrutschrank. 


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627 


gifdtimgen  — gifd)$ttdjt. 


art  »ervadft,  baff  junäcpft  Vadpnpier,  bann  Slrolj, ' 
hierauf  eine  Sepiept  jertlemcrten  Gtfcb  unb  enblid)  bie 
gifepe  mit  (EiS  untermifept  pincingelcgt  Werben.  Wan 
regnet  im  Sommer  auf  1 3tr-  gü<Pe  etwa  0,5  3tr-< 
im  grüpjapr  unb  fjerbft  etwa  0,25  3tr.  Gib.  3n  bem 
bebeutenbften  gifd)creipafcn  Scutjeplanbb,  ©eefte- 
müitbe,  lägt  bie  GifenbapnOerWaltung  bie  Sorbe  ab- 
boten,  um  ju  Bermciben,  baß  ft<b  attcS  auf  bie  teßte 
Stunbe  jufammenbrSngt.  gilt  bie  gifdpbeförberung 
Werben  befonbere  gaprpläne  auSgegebeit,  biegifepe  tc. 
Werben  iowobl  bei  Aufgabe  alb  Stüdgut  Wie  alb 
Sagenlabung  alb  Gitgut  beförbert,  Wätjrenb  nur  für 
graeptgut  bejaplt  Wirb.  Sieb  gilt  nur  für  frifdje  unb 
geräucherte  gifepe,  bie  ©eipaciung  auch  nur  Keiner 
Wengen  Bon  Warinabcn , Auftcm  ic.  pal  bot  SBeg- 
faß  ber  Gniiäfiigung  jur  gotge. 

Alb  BerbcrbliepeSSarc  ntüifcn  gifepfenbungen  fran- 
fiert  Werben , ober  bie  Slbjenber  ntüffen  bie  grad)t, 
B.  burd)  Siinterlcgung  eine?  Sieberied  (Wie  eb  j.  ©. 
tn  ©ecitcuüinbe  bott  ben  großen  Verfanbgefepäftcn 
gefepiept),  bei  ber  Siienbatmberwaltung  ficficritellcn. 
Sie  burdj  ben  Sieocrb  übernommene  Verpflichtung, 
bie  ©cbfipren  auf  Anforbem  fofort  ju  erftatlcn,  er- 
leichtert ben  Vcrfepr  fepr.  Auf  Antrag  beb  Abfenberb 
unb  mit  3uftimmung  ber  Gifenbapn  lann  bie  Sen- 
bung  and)  albSepnelljugbgut  mit  benjenigen Sü- 
ßen beförbert  Werben,  mit  benen  bie  Veftimmungb- 
Ration  am  fdfneOften  erreicht  wirb.  Sann  wirb  Gil» 
gutfrnept,  minbeflcnb  Jebod)  50  Vf.  für  jebe  gradjt- 
brieffenbung,  erhoben.  GifenbapnlüplWagen, 
Wie  fie  in  Gnglanb  (Sanlioagen,  Spejialmagen  mit 
3fo!ietwänben  unb  Ginrieptungcn  jur  Gibcinlage, 
pope  ®üterwagen  mit  Ventilation)  unb  Amerifa  (re- 
frigerator  cars,  Sptjialwagen  für  gifdpbrut  ber  U.S. 
Fish  Commission)  Biclfacp  in  ©ebrauep  fmb,  Werben 
in  Scutfcplanb  bibper  nur  Dereimelt  bombt  (f.  Safel 
• Gifenbapnwagen  Il>,  gig.  8).  Sie  £>oep|eefifepcrei- 
gefettfepaft  Siorbfee  in  Siorbenpam  (Olbenburg)  be- 
förbert ihre  ffiarc  in  eignen  fltüplwagen  naep  ipren 
Verfaufbpläßen. 

Auf  See,  in  ben  StüftenßeWäffern  unb  glüffen  wer- 
ben lebenbegifepeauep  inSd)iffen(Groern , Duat- 
jen  ic.)  jum  Warft  gebracht,  bie  einen  befonbem 
mit  SSaffcr  gefüllten  Schiffsraum  (©ihm,  Seelen 
u.  bgl.  genannt)  Pcfißen , in  ben  bad  SBaffer  burep 
fiöeper  Bon  äugen  einbringtn  fann.  Aub  burcpl&eper- 
ten  ^olgfaften  Werben  auep  Wop!  gt&ßc  gebitbet,  bie 
j.  ffl.  Karpfen  aub  ©öpmen  nadt  Hamburg  bringen 
unb  meprere  Soeben  unterwegb  fmb.  35ic  gifcpbepäl- 
ter  müffen  mBglidift  in  Bewegung  bleiben,  bnmit  bab 
SBaffer  in  ihnen  fiep  erneuern  fann.  Ser  überfeeifepr 
Sranbport  Bon  gifepen  erfolgt  in  ber  Siegel  inion- 
ferBicrtem  3uftanbc  (getrodnet  alb  Stipp«  unb  Stod- 
fifep,  alb  Konfcrom,  in  3alj),  auf  Gib  nur  in  füriern 
Seifen,  ©efromc  flaepfe  fommen  Bielfacp  Bon  Ame* 
rifa  nad)  Guropa,  ferner  aber  auep  lebenbe  Auftcm. 

grifepungen , im  Scpiffbau  pSherue  unb  eifetne 
©crftärlungen  nuf  unb  jwifepen  SDedbalfen,  unter 
©anafpiücn,  SSinben  ic. 
gifepUcrgiftung,  f.  gifepgift  unb  gifepgifte. 

Fi »ch.v.  JF.,bei  nnturWiffenfcpaftl.  Slawen  Ab- 
lürjung  fürgifeperbon  SBalbpeim  (f.b.,©.612). 

grifeptoege,  f.  gifeperei,  ®.  613,  unb  gifeptuept, 
S.  630. 

gifcpjännc,  f.  gifdjerei,  ®.  615. 

{fifepäetf tu,  f.  gifepläufe.  * 

gifepAuept  (pierju  Safel  »ff  ünfllicpc  gifcpjudpl  I 
u.  Ü«),  bie  Befnmtpeit  ber  Waßrcgeln  jur  ©egünfti- 
gung  ber  gortpflanjimg  ber  gtfcpc.  Seit  bem  Wit- 


telalter jücptet  man  gifepe  in  Icidjen  (f.  Seicpwirt* 
fepaft),  tn  benen  für  bie  Sernteprunn  unb  bab  ©e- 
betten  ber  gifepe  aubgiebig  geforgt  tft.  Sieben  ber 
Seicpwirtfcpaft  fommt  aber  bie  lünftlicpc  g.  in  Be- 
tracht, bie  pauptfädjticp  auf  bie  hn  Sinter  laicpenben 
Sacpfe,  gorellen,  Saiblinge,  Waranen  aitgcWenbet 
Wirb.  ®ie  Sommcrlaicpcr  paben  fepr  japlrcupe  Gier, 
aub  benen  bie  giftpepen  in  Wenigen  Sagen  aubfeplüp- 
fen,  Worauf  jte  fdjnell  fäpig  Werben,  uinpcrjufdpwim» 
men  unb  Slaprung  ju  fuepen.  ©ei  ben  SBinterlaidiem 
ift  bie  3apl  ber  Gier  Biel  geringer;  ein  10— 15pfün- 
biger  £ad)b  pat  etwa  10,000,  eine  gorelle  500—2000 
Gier,  unb  beren  Gntwidelung  erforbert  bib  jum  VluS- 
fcptüpfen  meprere  Wonate,  Woitacp  bie  Jungen  gifep- 
eben  noep  Biele  SBocpen  lang  pücpft  unbepilflicp  finb. 
Gb  Wirb  baper  in  ber  Slatur  nur  ein  fepr  Keiner  Seil 
ber  non  einem  Biogener  abgelegten  Gier  ju  fepwimm- 
fähigen  gifepen,  Wäprenb  bie  fünftlicpe  g.  bie  grofje 
Weprjapl  aller  entwidelungbfäpigen  Gier  eineb  gi- 
fcpeb  bib  au  bieferGnlWidelungbjlufcbringt.  Sieppait 
Subwig  yacobi  aub  £topenpaufen  (Sippe -Sletmoib) 
übte  naep  langer  Beobachtung  beb  natürlichen  2aiep< 
Borgangeb  bet  ben  gorellen  bie  fiinftlipe  Befruchtung 
ber  Gier  fepDu  1725  unb  BerPffeiitliepte  feine  Gnt- 
bedung  1765  im  »JiannöBerfcpen  Wagajin«.  Siefe 
Anregung  blieb  opne  golgen,  alb  aber  ju  Gnbe  ber 
1840er  3apre  jwei  gifeper  in  Pen  Soge  fen,  Slcmp 
unb  ffiepin  in  £a  ©reffe,  Grfotge  mit  ber  Bermep- 
rung  nußparer  gifepe  erstellen,  würben  fie  oom  Staat 
angefteUt,  um  bie  ©ewäger  granlreicpb  ju  beBölfern. 
Ser  ©arifer  Gtnbrpolog  Scan  Victor  Goftc  (f.  b.)  be- 
trieb bie  ©adle  mit  groBent  Gifcr,  unb  ouf  feine  Vcr* 
anlaffung  arüitbele  Slapoteon  III.  bie  gifepjucpt- 
anftait  bei  $üningen  im  Glfap. 

Sie  lünftlicpeg.  jerfänt  in  bie  ©ewinnung  unb  Ve- 
frueptung  ber  Gier,  ipre  Ausbreitung  unb  bie  Vftege 
ber  jungen  gifepdpen  bib  ju  iprer  Äubfeßung.  Sie 
Gier  ber  gifdje  Werben  mit  Wenigen  Sluönapmcn  erft 
nad)  iprem  Austritt  aub  bem  mütterlichen  Störper  im 
SBaffer  buvcp  bie  Samenflüfftgfeit  beb  Wänncpenb 
befruchtet.  3«  ber  Saiepjeit  treten  bie  Gier  ber  reifen 
SeiPcpen  bei  ganj  nelinbem  Srud  auf  ben  ©auep 
perBor;  ebeuio  läpt  fiep  beim  Wäimcpen  bie  Sameit- 
flüfjigfeit  (SJlitdp)  burtp  fanfteb  Streichen  bebSaucpcb 
aub  ber,  wie  beim  Slogencr,  pinter  bem  After  gelege- 
nen fflefcpteeptbüffmmg  entleeren.  3ur  tünfttidjen 
©efrudjtung  ber  Gier  wirb  am  Borteilpaftcfien  bie 
naep  SBraftij  benannte  trodne  Wetpobe,  bie  auep  Bon 
3aeobi  fdjott  befeprieben  Würbe,  angewenbet.  Sie 
Gier  eineb  ober  mehrerer  Slogener  Werben  in  eine 
trodne  Schate  abgetrieben,  mit  ber  Wild)  eineb  ober 
mehrerer  Wänncpen  gemifept,  mit  ben  gingern  ober 
einer  geberfapne  Borficptig  umgerüprt  unb  bann  mit 
SSoffer  übergoffen,  bab  bie  Scmperatur  beb  per  Spei- 
fung  beb  Sjrutapparatb  benußten  ©ewäjferb  pat. 
Slacp  6 — 10  SRinuten  wirb  bab  mitdpig  getrübte  SBaf- 
fer  abgegoffen,  unb  bie  Gier  Werben,  nodmtalb  abge- 
fpiilt,  in  ben  ©rutapparat  gelegt.  Sliefe  Wetpobe  lie- 
fert Biel  beffere  Slefuttate  alb  bie  naffe  Wetpobe,  nad) 
ber  Wild)  unb  Gier  gteiepjeiiig  ober  naeheinanber  in 
Siaffer  abgeftriepen  würben.  Gier  unb  Wild)  brau, 
epen  niept  Bon  lebenben  gifipen  genommen  }u  Wer- 
ben, bei  füplcr  Scmperatur  bleiben  fie  in  ben  getöte- 
ten Sieren  meprere  Sage  lang  Bolllommcn  brauch- 
bar. Sa  bei  Per  natürlichen  Saicpablage  ber  ladis- 
artigen  gifepe  immer  ein  fepr  grober  Seil  ber  Gier 
unbefruchtet  bleibt,  bringt  bie_ fünftlicpe  ©efrueptung 
allein  fepon  grofien  Vorteil,  Wenn  man  bie  befruchte- 
ten Gier  auf  ben  natürlichen  Saidjftcücn  aubjdjüttet 

40* 


628  jyi|cfijlld)t  (fünfilid)c  Befruchtung,  Brutanftnlten  1111b  Apparate). 


unb  leßtere  burd)  Abfperren  mit  Sittern  gegen  Kaub- 
ßfdje  jdjilft.  Siet  bcjjer  ift  ed  aber,  bie  Gier  in  Srut> 
apparaten  unterjubringen.  Sie  3 acobifd) e '-Br nt- 
f ift c dafel  n,  gig.  1)  ift  ein  flacher,  mit  Seifet 
Derfehltcßbarer  Saften  bon  $otg,  beffen  Seitenwänbe 
teilweife  burd)  Sfetattfiebe  erjegt  finb,  um  bad  Saffer 
burdptrömen  ju  taffen.  Auf  bem  Boden  ber  ftifle 
werben  bie  Eier  in  einfacher  Schicht  auf  einer  Unter- 
lage Don  Sticet  aiidgebreitet.  Sie  Stifte  fann  in  Bächen 
ober  glüffen  fd)Wimnunb  aufgeftettt  ober  auf  ben 
Sobcn  Derfentt  Werben.  Ser  shifferfcpe  Brut* 
lieget,  ein  runbed,  ringdum  Rebartig  burd)tüd)erted 
Xoitgcfäß,  Wirb  in  (leinen  Bächen  auf  ben  Srunb  ge- 
jtettt;  aud)  in  itjm  liegen  bie  Gier  gewöhnlich  auf 
Stiei.  Siefe  Apparate  finb  nur  anwenbbar,  wo  man 
Dor  ptoßtiebrn  .y>od)maffern  unb  ftarfer  Gisbilbung 
fiefjer  ift.  3m  atlgemeinen  ift  ed  porleilfjafter,  bie 
liier  in  froftfreien  Säumen  aufruftetten,  in  bie  bad 
Sfaffcr  bineingeleilet  Wirb.  Solche  Brutanflalten, 
m benen  ;ur  Aufnahme  ber  Gier  gewöhnlich  anbre 
ald  bie  erwähnten  Apparate  benußt  werben,  tonnen, 
fofem  cd  fid)  nicht  um  fcfir  große  Gtermengen  Ijanbelt, 
überall,  wo  bie  Zuleitung  guten  Hajfcrd  mögtid)  ift, 
mit  geringen  Bütteln  eingerichtet  Werben.  3ur  Auf- 
hellung ber  fitr  10,000  2ad)d-  ober  goretteneier  er- 
forbertichen  Apparate  genügen  ein  paar  üuabratfuß 
in  einem  Steller,  einem  SiepftaO,  einer  'JJieiereiitubc, 
aber  fclbft  ber  Sau  eigner  Snithäufcr  terurfacht  nur 
geringe  Soften,  Wenn  man  bad  Sebäube  aud  boppel- 
len  öoljmänben  herftettt,  beten  fjwifcbemaiim.  um 
bicHälte  abpihalten,  mittrocfnemBlood,  Sorf,  Stroh 
ober  Sägefpäncn  gefiitU  ift. 

Ser  äitefte  jur  Aufnahme  ber  Gier  in  geichtoffenen 
Srutanftalten  attgemanbte Apparat  waren  bieGofle- 
jehen  Stacheln  0tafell!,5ig.3  u. 4), »iereefige Staften 
oon  gebranntem  Son,  in  benen  bie  Gier  auf  einem 
beweglichen  ©lasroft  gelagert  Würben,  unb  bie,  Wie 
gig.  2 jeigt,  jtaffelförntig  aufgeftettt  würben,  um  mit 
einer  geringen  Sfaffermenge  uiele  Stacheln  ju  fpeifen. 
Blatt  hat  biefe  Sachet  n.  ba  bad  SBaffer  über  bie  Gier  nur 
fortläuft,  ohne  fie  attfeitig  ju  unifpülcn,  faft  allgemein 
aufgegeben.  Sehr  empfehlenswert  finbbagegenS  ru  t* 
tifaje  (gig.  5),  b.  h-  lange,  in  Siidjböbe  angebrachte 
Srögc  Don  mehreren  Bietern  Sänge,  30  cm  Steile  unb 
15  cm  Siefe,  bie  bas  Srutwaffcr  ber  Sänge  nach 
burd)ftrömt , unb  in  benen  bie  Gier  auf  Dicredigcn, 
aud  Derjinftem  SrahtgeWebe  angefertigten  Sicbteliem 
mit  1 cm  hohem  Sianb  in  einfacher  Schicht  liegen. 
Sie  Siebe  ntfiffen  fo  aufgeftettt  werben,  baf)  badSsaf- 
fer  über  unb  unter  ihnen  fortfliejjt,  bie  Gier  alfo  oon 
allen  Seiten  umfpült.  Sei  fehr  reichlichem  SSaffer- 
jufluß  (önnen  bie  Siebe  mehrfad)  übereinander  qe- 
(feilt  werben.  Gine  foldje  Ginrid)tung  ift  fehr  billig 
unb  jur  Dieoifion  ber  Gier,  bem  Audlefen  ber  abgc> 
ftorbenen,  Woju  man  ftd)  am  beften  breiter  ifSinjettcn 
bebient,  am  bequemften.  SSo  cd  an  Kaum  mangelt, 
fann  man  bie  Siebe,  wie  in  bem  Apparat  »on  ip  o 1 • 
ton  (gig.  6),  übereinanber  in  einem  tiefen  Staften 
auffteUen,  in  ben  baö  SSaffer  Pon  untenher  einftrömt. 
Natürlich  müffen  bann  bie  Känbcr  ber  Siebe  genau 
aufeinanber  paffen,  bamit  nicht  burch  bie  Strömung 
Gier  fortgefd)memmt  werben.  3n  (leinen  unb  mitt- 
lern  Srutanftalten  finb  bie  (alifornifchen  Appa- 
rate nad)  ben  Stonflruftionen  Don  D.  bem  Sonie, 
Gdarbt,  Sdjuftcr  (gig.  7—0)  am  gebräud)lid)ften. 
Sie  beftehen  aud  jwei  beweglich  Derbunbenen  Saften, 
oon  benen  ber  innere  einen  siebboben  hat  unb  in  ben 
äußern  fo  eingelegt  ift,  bafi  allcd  in  leplcm  oon  oben 
einftrömenbe  SSoß'cr  burch  ben  Siebboben  in  ben  in* 


nem  Saften  einbringen  muß;  burch  eine  Söhre  ober 
offene  IHmne  im  obern  Kanb  läuft  bad  SBaffer  wie- 
der ab.  Auf  bem  Siebboben  (önnen  bie  Gier  in  5— 
lOfadier  Sehidjt  gelagert  Werben,  fo  baß  ein  Satten 
Don  30x20  cm  örunbfläcbe  5 — 10,000  goretteneier 
aufnehmen  fann.  Sad  Audlefen  ber  abgeftorbenen, 
an  ihrer  weißen,  imburehjidjtigen  garbe  (enntlichen 
Gier  ift  aud)  in  biefen  Apparaten  leicht,  ba  bie  Gier, 
Wenn  man  ben  innernSaften  Dorfidjtig  ijcbtunbbann 
fd)netl  herabbrüdt,  burd)  bie  Strömung  gehoben  wer- 
ben unb  fid)  umlagern,  auch  ohne  Schaben  mit  ber 
fccrnb  ober  einem  Sieblöffel  umgerührt  werben  (ön- 
nen. Sad  Abfchwimmen  junger  gifdid)en,  bie  fdjon 
audgefchlüpft  finb,  Wirb  in  biefen  Apparaten  burd) 
Dorgeflettte  Sperrftebe  Dcrbinbert , ober  man  läßt  fie 
in  einen  Dorgcftetttcn  -ganglaften-  gelangen,  in  bem 
fie  burch  ein  Sieb  jurüdgeljallen  werben,  Ser  llbel- 
ftanb,  baß  bie  gifd)d)en  gegen  bad  Sperrfieb  ber  (ali- 
fornifchen Iröge  burch  bie  Strömung  angepreßt  unb 
Dielfach  befdjäbtgt  Werben,  ift  bei  einer  oon  2 a Sa- 
lette  Saint-George  angegebenen  Biobififation 
bed  Apparatd  Demüeben.  Ser  äußere  Saften  (gig. 
10)  ift  burd)  einen  einige  3cntimeter  über  bem  Soben 
ringäum  laufenden,  2 cm  breiten  Kanb  in  eine  (leine 
untere  unb  eine  größer^ obere  Abteilung  geteilt.  Auf 
biefem  Kanbe  fteqt  ber  Siebboben  bed  innere  Haftend 
feft  auf.  Sad  SrutWaffer  gelangt  burd)  einen  Seichter 
in  bie  untere  Abteilung  bee  äußern  Saftend,  flcigt  burch 
Siebboben  unb  Gier  in  ben  innere  unb  Dcrläßt  biefen 
Wieber  burd)  eine  breile,  ftebfönuigburd)löd)crte3<me 
ber  nier  Seitenwänbe,  um  in  bie  obere  Abteilung  bed 
äußern  Saftend  ju  treten  unb  aud  biefem  abjufließen. 
Sei  ber  bedeutenden  ©röße  ber  Sicbjone  ift  ein  An- 
brüden Don  gijd)d)en,  ba  nirgenbd  eine  flarfe  Strö- 
mung ftaltiinbet,  unmöglich,  cm  eiqned  Sperrfieb  unb 
ein  ganglaften  finb  entbehrlich-  Ser  Siilmotfdje 
Sridjter  unterfcheibet  fiep  Don  ben  (alifomi|'d)en  Ap- 
paraten nur  burch  bie  (onifche  fjorm  bed  innere,  jur 
Aufnahme  ber  Gier  bienenbenSaflend  unb  bie  infolge 
ber  Sleinßeit  bed  Siebbobend  etwas  ftärtere  Strömung. 

Sie  in  fehr  oerfdjicbenen  gönnen  (onftruierten 
Sclbftaudlefer(5ig.  11)  finb  nur  für  biel— 3mia 
großen  Gier  ber  Goregonen  geeignet,  bie  gewöhnlich 
m fehr  großer  Stenge  gewonnen  werben,  uitb  deren 
Kleinheit  bad  Auöle|en  jebed  toten  Gied  jcljr  befchwer- 
lid)  machen  würbe,  gür  bie  größere  unb  fchwtren 
Gier  Don  2a<hfen  unb goretten  finb  fie  nicht  anwenbbar. 
Sie  erhalten  bie  Gier  burd)  eine  flarfe  auffleigenbe 
Strömung  in  fortwährender  tangfamer  Bewegung, 
wobei  bie  abgeftorbenen,  fpcjififd)  etwad  leichtcni  an 
bie  Cberfläcbe  (ommen  unb  burd)  jeitweife  ©erftär* 
lung  bed  Ajoiferjufluffed  abgefdjwemmt  ober  mitteld 
eined  Sieblöifeld  leicht  entfernt  weiden  (önnen.  Ser 
Sclbftaudlcfer  Don  D.  bem  Sonie  ift  nad)  bem  $rin< 
jip  bed  (alifornifchen  Apparatd  (onftniiert.  Ser  äu- 
ßere Haften  ift  50  cm  hoch,  20x20  cm  weit,  bet  in- 
nere Don  jhlinbrifcher  gorm,  40  cm  hoch  unb  10  cm 
Weit.  Solche  Apparate  (önnen  50—100,000  Gier  ber 
größere  Goregonenarlen  aufnehmen.  Ser3uftuß  bed 
Safferd  muß"  mittels  eined  §al)ned  genau  fo  geregelt 
Werben,  baß  bie  Gier  bid  einige  3entimeter  unter  bem 
Audflußroßr  feßwebenb  erhalten  werben ; bann  arbei- 
tet ber  Apparat  uortrefflid)-  3um  Auffangen  etwa 
abfebwimmenber  gifdjdjcst  ift  ein  gang(aftcn  erforder- 
lich. ®o  bei  wenig  SBafjeruerbraud)  Diel  Gier  aud- 
gebrütet  Werben  falten,  empßchlt  ftch  ber  Selbftaud- 
iefer  Don  Sabe.  Aach  ber  S!etI)obe  Don  fflrimm  wer- 
ben bie  Gier  unmittelbar  nad)  ber  Abfpütung  auf  eine 
weiche,  wafjergetränftc  '-Baumwottenfd)icht  gelegt,  mit 


C29 


gifdjjlldjt  (©uSfcßung  unb  ©erfenbung  bcv  fflrut,  (Erfolgt). 


©aumWoKe  tiebccft  unb  ade  2 — 3 Tage  frifdjmitSBaf- 
(er  befpriß t , fo  bafi  fie  f cudjt  bleiben.  Ski  einer  Tem- 
peratur beS  ©rutraumS  Bon  2,s°  get)t  bie  Gtttmide- 
tung  regelmäftig,  wenn  auch  [eijr  langfant  Oor  fid),  unb 
es  Pirbirbt  nicht  lcid)t  ein  (Ei.  Ski  höherer  Tempera- 
tur (bis  12°)  erfolgt  baS  Slub(d)iiipfen  oiel  fdtnefler. 

SSo  ein  rcgclniäjttgerSäajfcrjuflujj  nicht  ßerfteQbar 
ift,  fönnen  Die  gier  bis  furz  Oor  bau  SluSfcblüpfeit 
Dergifchd)eninbemSlRatherfchenGi8brutf(branf 
(gig.  12)  gebaltcn  toerben.  Terfclbe  enthält  10—15 
au.)  flache  Scßieblaben,  beten  Stoben  oielfadj  burd)* 
reißen  unb  mit  glatteH  belegt  ober  nur  burd)  auf* 
nageln  eines  glancllftiidcä  auf  ben  »ieredigen  3?aßmen 
hergeftcHt  ift.  Stuf  biefen  Scßieblaben  toerben  nun 
bie  gier,  am  beften  unb  gleießmäjjigften  unter Säaffcr, 
auSgebreitct,  fo  bafi  fie  nur  in  einfacher  Sd)icßt  liegen. 
(Ein  Sfnßnten  uon  30x30  cm  famt  4000  ©aeßforel- 
len-  ober  10,000  Gorcgoneneier  aufnehmen.  Über 
bie  fämtlidjen  Sebieblaoen  wirb  ein  mit  GiS  ober 
Schnee  gefüllter  Saften  gefteUt.  TaS  abfließenbe 
©eßmeljWajfer  genügt,  um  bett  glanetl  fo  feucht  ju 
erhalten,  baß  fid)  bie  ©er  barauf  feljr  gut  entloideln. 
Steht  ber  apparat  an  einem  fühlen  Ört,  fo  ift  baS 
(Einlegen  oon  neuem  GiS  nur  alle  2—3  Tage  einmal 
nötig.  TaS  auSlefcn  ber  toten  gier  ift  feßr  bequem, 
gütige  3eit  Por  bem  auSfdjlttpfett  muffen  bie  gier 
natürlich  in  flicjjenbeS  SSaifer  gebracht  toerben.  3n 
ber  erften  3eit  nach  ber  Stefruchtung  ftnb  bie  gier 
gegen  grfdjütterungen  fcfjr  cittpfinbltch  unb  werben 
baburd)  leicht  getötet.  Sltt  SaiebgeWinmmgSorten,  wo 
flicjicnbeS  SSaffer  nicht  jur  ©crjiigimq  fleht,  ift  baber 
bie  Slitwcnbung  ber  GiSbrutfcßranfc  feßr  oorteilhaft, 
um  einen  ju  frühjeitigen  Transport  ber  gier  ju  Oer 
meiben.  Später,  namentlich  wenn  erft  bie  ©ugen  als 
fdjwarze  fünfte  ftdjtbar  Werben,  ift  ihre  Gmpftnblieh* 
feit  feljr  viel  geringer.  Sie  laffen  fid)  bann,  in  feuch- 
tes äRooS  ober  Satte  Oerpadt  unb  burch  eine  ftarfe 
Umhüllung  mit  ftfjletbtcn  SSännelcitem  gegen  äußere 
Tcmperatureinffüffe  gefdjüpt,  gefahrlos  als  gewöhn- 
liche ©oflpafete  oerfenben.  Sion  ber  beutfehen  ©oft- 
Oerwaltung  würben  befonbereSlbrejfenfontiulareber- 
efteüt , bie  einen  Sachs  in  rotem  Trud  jeigen , unb 
eren  Slnweubung  ben  Settbungen  oorfteßtige  ©e« 
hanblung  unb  jehieunige  ©eförbentng  fiebert.'  3aßl* 
reiche  gifebeierfenbungeit  finb  in  beftem  3uftanb  aus 
ben  bereinigten  Staaten  itad)  Teutfeblanb  gelangt. 

TaS  für  bie  ©rutanitalt  benußte  SSaifer  muß  fühl 
(am  beften  0,s— 6°),  lufthaltig  unb  flar  fein;  im  übri- 
gen ift  eS  ganj  gleichgültig,  obcdauS&ueUen,  S3ächcu 
ober  ftehenben  (Bemäffeni  flammt.  3U  toarmeS  unb 
luftanneS  OueÜmaffer  fann  burd)  eine  längere  ober« 
irbifdje  Seitung  abgetühlt  unb  mit  Suft  gefättigt,  trü- 
bes gluß*  ober  Teicßroaffer  burd)  "Siltrattoii  geflirrt 
Werben.  3“  (f  iltern  finb  halb  mit  gewafd)cnem  SieS 
ober  mit  Slbf  allen  oon  ©abefrbwäntmeit  gefüllte  gäfier 
ober  Saften  oerwenbbar.  TaS  regelmäßige  Stuslefen 
ber  toten  gier  unb  giidjebett  ift  erforbtrlid),  weit  fid) 
auf  ihnen  eine  ©ilzbilbung  (Byssus)  einfinbet,  bie  ft  et) 
auch  auf  bie  gefunben  gier  unb  gifd)d)en  erftredt  unb 
außerorbentlidjen Schaben  anrichten  fann.  Skitn Skr- 
laffen  beS  gieS  tragen  bie|,gifd)d)cn  nod)  einen  großen 
Teil  beS  TotterS  in  ffleftalt  eines  runblid)cn  ober 
länglichen  SadeS  am  ©aud)  (Totterfad.  Sfabelblafe; 
Tafel  I,  gig.  11  — 13),  ber  He  burd)  feine  Schwere 
nod)  längere  3eit  jiemlid)  unbeweglich  am  (Druttbe 
hält  unb  erft  im  Saufe  oon  4—6  SSoißen  allmählich 
aufge.teljrt  wirb.  Sie  gifchchen  Werben  gleichzeitig  bc 
Wcglidjer  unb  bebürfen , Wenn  ber  ganje  Totterfad 
Oerfcßmunben  ift,  ber  Slufnalmte  äußerer  Slaßrung. 


Sie  müffen  baher  fdjem  etwas  oor  bem  Völligen 
SchwunbebeS TotterfadeS  an geeigneten  Stellen  am- 
gefeßt  werben,  wo  fte  ihre  Siaßrung,  bie  in  fleinen 
Rruftajeen,  gnfeftenlarOen  tc.  befiehl,  fclber  fitzen 
fönnen.  Sehr  günftig  ift  eS,  Wenn  man  fie  nod)  einige 
SJionate  in  flachen,  ptlan  zenreießtn  unb  Oon  reichlichem 
Siiaffer  burd)ftrBntten  Teidjen  ober  (Drüben  halten 
fann,  ehe  fie  gaitj  in  greißeit  gefeßt  Werben,  gine 
©erfenbung  ber  jungen  gifeßeben  in  befonbem 
TranSportfannen,  bie  bet  feßr  warmer  SBitterung  mit 
GiS  getilljlt  werben  fönnen,  ift  auf  weite  Gntferitun- 
gen  hin  jtoar  möglich,  aber  immer  foftipielig,  gefähr- 
lich unb  unftd)cr.  GS  empfiehlt  fid)  baßer  feßr,  an 
aßen  51t  befeßenben  Oewäffem  Keine  ©rulanftalten 
einjurichlen,  Denen  bie  gier  furje  3ett  Oor  bem  SluS- 
fcßlüpfen  ber  gifeßdjen  leicht  unb  fteßer  jugefeßidt 
werben  fönnen.  gorellen  (Tafel  I,  gig.  li  u.  7)  unb 
Saiblinge  (gig.  3)  laffen  fid)  feßr  gut  in  Teidjen  mit 
reichlichem  3uflufj  füßlen  SSaffcrS  aufjiehen  unb 
mftften , Sacßfe  (gig.  9)  müffen  mögließft  früh  in  bie 
Sädte  gefeßt  werben,  ba  fie  in  gefcßloffencn  ©ewäffern 
Ocrfümmcm  unb  im  Saufe  beS  erften  ober  jweiten 
ScbenSjahreS  jutnlKeer  gießen  müffen, oon  Wo  fte  erft 
im  gefdßlecßtSreifen  ©ltcr  junt  Saicßen  in  bie  glüife 
jurütReßren.  gifeßeier,  bie  im  SBaffcr  an  fefte  Otegen- 
uänbe  nitflcben  unb,  in  größerer  3aßl  inS  23a|fer  ge- 
idjiittet,  einen  feftenSluuipen  bitben,  mußmantroden 
befruchten  unb  bann  in  feinem  Straß!  auf  im  Sßajfer 
liegenbe  SJafferpflan(en  feßütten.  Seßtere  legt  man 
mit  ben  anflebenben  Giern  in  feßwitnutenbe  Seiten- 
förbe,  burd)  bereit  SRißcn  bie  jungen  gifcßchen  halb 
inS  freie  SSaffer  gelangen.  Scan  begnügt  fid)  aud) 
woßl , biefe  gifdje  bas  Saichgefcßäft  auf  natürliche 
SBeife  in  ablaßbarcn  SafftnS,  Teichen  ober  ähnlichen 
©eßältem,  beren  gnßalt  man  in  feiner  ©ewalt  ßat. 
oolljicßen  ju  laffen  unb  bie  gewonnene  gifebbrut  wie 
bie  fünftlich  erbrütete  ju  oertoenben.  3Ran  pflegt  bie 
fünitlief)  erbrüteten  gifeße  ben  erften  Sommer  in  einem 
Teich  ober  ablaßbaren  Oraben  ju  jießen  unb  erft, 
wenn  fte  hier  fräftig  ßerangewachfen  ftnb,  inbiefreien 
©ewäjfer  ju  übertragen.  TieS  gilt  befottberS  Don  ber 
jarten  (leinen  ©rut  Der  Soregonen,  bie  ju  einer  3eit 
ouSfcßlüpft,  wo  ißre  Säoßngewäffer,  bie  tiefen,  großen 
Seen,  noch  mit  GiS  bebedt  finb. 

Tie  Grf  olge  ber  (iinftlicßeng.  finb  recht  erßeblicß. 
Ter  ©eftanb  an  Sa d) fett  im  Sißein,  in  gmS,  SBefcr, 
glbe,  Ober  unb  Seicßiel  ift  nachweisbar  Jtarf  oennehrt 
Worbett,  in  ben  iRheinmünbungen  ßat  fid)  ber  Grtrag 
beS  SaisfangeB  etwa  oerboppelt.  gtt  3(orbameri!n 
finb  infolge  großartiger  Sluöießungen  oon  SacßSbrul 
glüffe,  in  betten  ber  SacßS  faft  gänjlid)  Derfd)Wunbeu 
War,  fifchreicßer  gemacht  Worben,  als  fie  jemals  waren, 
aueß  mit  ber  ißeerforelle  ftnb  oorjüglicße  Sieful- 
tate  erzielt  Worben.  3)on  ber  fflacßforclle  Werben 
jährlich  mehrere  SDiiHionen  (ünftlicß  erbrüteter  3ung- 
fifdie  jur  ©efeßung  oon  3ud)tbäehen  unb  Teichen  be- 
nußt,  um  alS  2— 3jährige  gifeße  jum  ©erbrnud)  aus 
gefifeßt  ju  werben.  Tie  Bachforelle  ift  aueß  in  3iorb- 
amerila  eiitgefüßrt  worben  unb  ßat  fid)  gut  aRlitna- 
tifiert.  Tafiir  ßat  Teutfcßlanb  aus  «inerila  ben 
© a cß  f a i b 1 i n g (Salmo  fontiualis),  ber  itt  ftarf  ftrö  • 
ntenben  (leinen  ©iießen  feßr  gut  aebeißt,  unb  bie  3i  e • 
genbogenforelle  (Trutta  iridea)  erhalten.  3rat> 
anbre  amr'ilaner,  ber  StßWarjbarfdß  (Grystes 
nigricaus)  unb  ber  göre  Heilbar  ich  (G.  salutonoi- 
doa),  feßr  fcßuellwüchfige,  wiberftanbSfäßige  unb  Wohl- 
feßmedenbe  •öommerlatcßer,  ftnb  ebenfalls  inTeutfdh- 
lanb  eingefüßrt,  wäßrenb  unfer  ftarpfeit  in  3iovb- 
amerila  außerft  rafeße  ©erbreituug  unb  oorjüglicße 


630 


gijettfjol} 

Sacbälmnäoerbältniffe  gcfunbcn  bat.  Der  3onbcr 
ift  in  bi«  ©cbietc  beä  'Jitjeinä,  ber  Entä  utib  b«r  Sefcr 
fotoie  in  jaftlrcidje  norbbeulid)e  Seen,  in  b«neu  «r  bis- 
her fehlte,  eingcfüfjrt  morben.  Sehr  gute  9/eiultnte 
bat  man  auch  mit  Soregonen,  bem  Staufelcben 
(Xafel  I,  gig.  2)  unb  mit  bem  norba-  tccifaniitbcn 
Sftitefifcb  (gig.  4)  «rjielt.  Ebenfo  toeiben  £>ucftcu 
(gig.  8),  'Sjcb«  (gig.  1)  unb  Stör  (gig.  10)  gejüebtct. 
gn  Sliorbamerifa  iji  ber  S b « b f i |d)  (gig.  6)  in 
fdbmimmenben.OernnfcrtenBnttfaficn  in  Stenge  auä« 
gebrütet  morben.  3"  einem Brutbauä  in  Soobä  Spall 
werben  jährlich  mehrere  SiinionenDorfebeicr  erbrütet 
3u  Virenbai  in  Aormegen  Ijnt  man  auä  49  2Jiill. 
Dorfebeieni  27,5  Still.  junge  Dorfebe  erjiett  unb  aurb 
Buttcier  mit  Erfolg  erbrütet  3nbIre>ü)e  ffleloäffer, 
»eltbe  bie  Aalbrut  auf  ihrer  Säuberung  nicht  er- 
reicht, bot  man  mit  foldjer  befejjt , bl«  in  beit  Stirn- 
bungen  beä  So  unb  ber  gliijfe  ber  franj5ftfd}en  Stufte 
gefangen  mürbe;  auch  ift  ein  graft  angelegter  Ser- 
unb  gemacht,  baä  Donaugebiet  mit  Waten  jü  befeften. 
Stau  t;at  im  obern  Donaugebiet  Beibeben  auägefeftt 
unb  eine  grofte  Anja  bl  enoaebfener  Aalmänncbcu  auä 
ber  'Jtorbfce  inä  Sdjmarj«  Siccr  gebracht. 

gür  bie§ebungbeä2aebäbeftanbeäin  unfern 
glüffen,  bie  bunft  jablrcidje  Scftrr,  Stautucrfe,  Stüh- 
len  ic.  ben  früher  in  fie  eimoanbernben  Satbfcit  uit* 
)ugSngli<b  gentarbt  ftnb,  ift  bie  Anlage  Don  2 a dt 3 > 
leidem  (2ad)ätreppeu, gif  cbmenen,gifebpäf- 
fen)  ein  bringenbei)  Erforbcrniä.  Durrf)  berartige 
Borricbtungcn  loirb  eä  bem  2acbä  möglich  gemacht,  au 
Schrat,  bie  er  ifirer  §öbe  menen  niäjt  überfpringen 
tann,  auf  leidjte  Seife  auä  benulntermaffer  inä  Ober- 
toaffer  unb  ju  feinen  im  Oberlauf  ber  gtüjfe  gele- 
genen 2ai<bfteQen  ju  gelangen.  Sei  ber  Anlage  fot» 
cber  2acfj4lettem  mirb  entmeber  eine  Steifte  niebriger 
Sajjerfätle  iit  Ireppenform  angelegt  mitBaffinä  auf 
jeher  Stufe,  in  beucn  bie  gifefte  auä  neben,  unb  auä 
bereu  jebem  jle  leid)t  in  baä  nacftflftöftcre  fpriitgcn 
ober  bureb  einen  Einftbnitt  in  ber  Saab  febminunen 
tönucn,  ober  e8  mirb  bie  Bemalt  beä  über  eine  ge- 
neigte Ebene  berabftrömenben  Saffcrä  burd)  Erjeu- 
gung  Don  ©cgenflröntungcn  fo  geirftmaeftt,  baft  bie 
gifdje  imftanbe  ftnb , gegen  ben  Strom  hinauf  ju- 
ftbmimmeit.  Aad)  beiben  Sftflemen  ftnb  in  Amerifa 
unb  Englanb  jaftlreitbe,  Don  ben  2ad)fen  ftarf  be- 
nuftle  2eitent  angelegt,  unb  autb  in  Deutfcbtanb  be- 
ginnt man,  nacbbetu  einige  Anlagen  fid)  bcmäftrt 
gaben,  bem  Sau  Don  giftbleitem  eine  größere  Auf- 
merffamfeit  jujumenben. 

Seftr  oiet  einfachere  Einrichtungen  erforberteä,  um 
ber  jäbrtitb  in  großen  Stbmänneit  auä  bem  Steer  in 
bie  gtilffe  nuffteigenben  Aalbrut  (Stontäc)  ben  Seg 
in  ben  obern  2auf  ber  gtüffe  unb  bie  mit  ihnen  ju- 
fantineitbättgenben  Seen  ju  bahnen.  Solche  Aal- 
brutleitern,  bie  an  jeher  Saffcrmüftle  aufgefteUt 
toerben  füllten , befteben  auä  rofteit  ftöljenten  Sin- 
nen,  bie  in  fdjrägcr  Stellung  auä  bem  ltntermnffer 
inä  ObertDafjer  füftren,  bereit  Soben  mit  Kicä  bc- 
bedt  ift,  unb  bureb  bie  auä  bem  Dbermaffer  nur  fo  Diel 
Saffcr  bernbritmt,  um  ben  Kicä  naß  ju  crftnltcn. 
täJic  Aale  fteigen  mciftenä  itaebtä  auf,  nur  bei  trübem 
Setter  auch  am  Sag,  unb  bei  Senbäburg  bat  man  bie 
Sinnen  oft  Don  ben  Aatmaffen,  bie  fie  nicht  Döüig 
faffen  tonnten,  überguetleit  feften.  3e  meftr  jungen 
Aalen  eä  mögticb  mirb,  itt  bie  obern  gtuftlnufe  unb 
Seen  ju  gelangen,  uitt  fo  größer  ift  natürlich  fpäter 
ber  Aalfang  bet  ben  Stühlen,  mettn  fie  ertoaebfen  mie- 
ber  bem  Steer  jumanbern,  um  tu  laichen. 

Sgl.  Stolin,  Die  rationelle  3u«bt  ber  Süftmaffer- 


— giffjer. 

ftfdje  (fflien  18641 ; graab,  Diclünftfidjegifeberjeu- 
gung  (2.  Aufl.,  Diu  lieft.  1854);  St.  Sogt,  Die  fünft- 
liebe  g.  (2.  Aufl.,  2eipp  1875);  !p.  Steller,  Die  An- 
tage  ber  gifeftmege  (Serl.  1885);  D.  bem  Borne, 
Jmiibbucft  ber  g.  littb  gifeberei  (mitSenecfe  unbDall* 
liier,  baf.  1885);  E.  A.  Sebröber,  Statedftiämuä  ber 
lünftlicben  g.  unb  ber  Deicftmirlfcftaft  (2eipj.  1889); 
Sorginann,  Die  gifeberei  im  Salbe  (Serl.  1892); 
D.  bem  Borne,  Stiinitliebe  g.  (4.  Aufl.,  baf.  1895); 
B i e f c n b a dj , Künft  I id)e  g.  unb  Deidimirtfeba  ft  (2eip$. 
1897);  Sabe,  Die  fflnftlicbe  g.  (Siagbeb.  1897). 

gifettbol*  (i  ungerguftif,  gu|tet,  ungari- 
fcfteä  Belbbolj),  baä  fjoij  beä  Serücfenbauuteä 
(Rhus  Cotinua),  in  Ungarn,  Dalmatien  unb  gltft- 
den,  Spanien,  gtatien,  Sübfranfreieb.  auf  ben  An- 
tillen (gamaifa,  Dobago)  ic.,  fommt  in  joübiefen, 
rinbenfreieit  Knüppeln  m ben  panbel  unb  befiftt  ein 
brSunlicbeä  Start,  grünlich  golbgelbeä  ffernftolj  ttub 
etma  brei  ftoljgelbe  Splintringe.  Eä  enthält  guftin 
C„HmOu  (anSerbfäure  gebunbcit),  baäfeine,  ftlfeer- 
glänjcttbe  Siabetn  ftilbet,  nt  beiftetn  Sajfer,  AKoftol 
icnb  Pcrbünntcn  Altalien  leidftt  löälicb  ift  unb  beim 
Erm&rmen  mit  Derbünnter  Scbmefel'äure  in  3“cfer 
unb  gifetin  C„H10O,  f 411,0,  cinbrcifacbbbbro|D- 
lierteä  glnoonDl , gcfpallen  mirb.  Dieä  bilbet  gelbe 
9iabeln,  töft  fieft  Icicftt  in  Alfoftol,  taunt  in  (altem 
Soffer,  gibt  mit  SalpeteridureCfaliäure  uitbSitrin- 
faure.nntfcbmcljenbemSaliSbloraglucinunbÄrolo» 
(ateeftufäure.  Daä  Aatriumfalj  ift  menig  beftänbig. 
g.  bient  bauptfäcblicb  Jltm  gärbeit  Don  Solle  unb 
Sieber,  auch  jum  ©erben.  Auf  tonerbebeijen  färbt 
eä  orangcgelb,  auf  3innbeijen  orangerot.  Die  Nuan- 
cen ftnb  frfjön,  aber  unecht. 

gfifettfaffie,  f.  Cusia. 

gif  1)  (Iw.  |t|4).  Hamilton,  norbamerilan.  Staatä- 
iiiann,  aeb.  3.  Aua.  1808  in  Stern  f)ort,  geft.  8.  Sept. 
1893,  ftubierte  'jieefttämiff ettfd)at t , mürbe  SJtitglieb 
ber  2egiälatur  beä  Stnateä  9t«ro  Dorf,  1842  Depu- 
tierter tm  Kongreß,  1819  ©ouoerneur  Don  ffiem  Dort 
unb  1851  Senator  ber  Bereinigten  Staaten,  trat  aber 
1857  inä  SriDatleben  juriiet.  Am  11.  3Äärj  1889 
Dom  Sriiübenten  Braut  juitt  Staatäfefretär  (9Smi- 
ftcr  beä  Auämärtigcn)  ernannt,  führte  g.  1871  unb 
1872  bie  febmierigen  Berbanblungen  mit  Enatanb 
flber  bie  Alabamafrage  (f.  b.).  9tacb  Brantä  Stücf- 
tritt  (5.  SRärj  1877)  legte  auch  g.  feine  Stelle  nieber. 

gifber  <fpr.  fifetjer) , g o b n , Sifbof  Don  Stocbefter, 
eb.  um  1459,  geft.  22.  3uni  1535,  ftubierte  ,(u  Eam- 
ribge  unb  marb  1497  BeicfttDater  ber  Briifin  ®tar- 
gare'te  Don  9licftmonb,  ber.SUtutter  pemneftä  VO. 
1501  mürbe  er  junt  Sijelanjler,  1504  jum  Sanjlct 
ber  UniDerfilät  ermäblt  unb  im  felben  gaftrjum  Sifdioj 
Don  Kocftefter  ernannt.  Alä  tfteologifcfter  icbriftftcllcr 
gehört  er  ju  ben  bebeutenbften  ©egnern  ber  beut- 
(eben  Steformation  unb  ftat  gegen  2utfter  bie  talfto- 
iifcb«  Doltrin  mit  'Jtacbbruct  Derteibigt.  König  ixen, 
ridj  V1H.  jog  ihn  bei  Abfaffung  ber  -Adsertio  VII 
sacramentorum  adversus  11.  Lutherum-  ju  State, 
unb  er  Derteibigte  biefe  Schrift  1525  in  feiner  »De- 
fensio  assertionum  regia  Angliae- ; fein  ^auptmerf 
ift  aber  bie  1523  veröffentlichte  -Assertionis  I-uthe- 
ranae  confutatio« . Später  tmbeifeftle  er  ftd)  a tä  Beicbt- 
Dater  ber  Königin  Katharina  ben  Sünfcben  i>«in> 
ricbä  VIIL  in  ber  Eftefcbeibungäfrage,  mürbe  infolge- 
beffen  ju  einer  ©elbftrafe  Dencrteilt  unb,  alä  er  ben 
bureb  bie  neue  Jftronfolgcorbuung  auferlegten  Eib 
nicht  leiften  rooüte,  auch  bem  König  al§  Cberbaupt 
ber  Kirche  bie  Anerfennung  Dermcigcrte,  1534  in  ben 
Dorner  gebracht.  Suhlt  Saul  III.  ernannte  1535  g. 


631 


gifficr’ä  £>iü  — gisfuä. 

mm  Kardinal,  führte  aber  hierdurch  feinen  Untergang  Parker«  (1889);  »The  American  revolution«  (1891, 
herbei.  inhem  ihn  her  König  nun  wegen  i'iocbBcrratd  3©be.);  »The  discoveryof  America«  (1892,  2©be.t; 
nun  lobe  Berurteiten  liefe.  Sie  3eitgenoffcn  rühmen  »Dutch  and  Quaker  colonies  in  America«  (1899, 
mffjerd  ©elebrfamfcit , Sittcnreinljcit  unb  Staub»  2 ©be. ; neue  Sluda.  1903,  2 ©be.) ; »Century  of 
haftigteit.  Seine  Schriften  eridiicnen  geiammelt  Hurt»  Science«  (1899).  9ia<b  (einem  lobe  erjrbiencn  noch, 
bürg  1597;  eine  neue  Sludgabe  her  englifdjen  Säerte  »Essays,  historical  and  literary«  (1902  , 2 ©be.) 
bat  eie  Early  English  Text  Society  unternommen  unb  »New  France  and  New  England»  (1902). 
(Conb.  1876 ff.).  Seine  ©iogropfjie  fd) rieben  lieroid  ffidfernäd,  grönlänb.  Kolonie,  f.  fflobtbaab. 
unbZurner  (Conb.  1855,  2©be.),  Werfer  (Zit»  gidfum»  gölten  (3idfem»go[[en).  berühmter 
hingen  1860),  ©aumflarf  (Sreiburg  1879)  unb  be»  Haff  erfüll  beb  WamfenelB  im  norlocg.  Vlutt  Worb» 
ionberd  ©ribgett  (2.  ©uff.,  Conb.  1890).  Srontfeeim , 44  m hoch. 

ffifbcr’d  viU,  §iigel  im  norbamerifan.  Staat  {Jidfltf  (lat.)  Ijiefe  bei  ben  Wörnern  ein  geflochtenes) 
©irgtnia,  füblith  Bon  Hincbefler , befannt  burd)  ben  ©efäfe,  indbei.  ein  ©clbforb;  jur  Raiferjeit  bejeiehnele 
Sieg  ber  ©unbedtruppen  unter  Sfeeriban  über  bie  man  bantit  bad  faiferlicfee  ©ermögeit  (Rrongut)  im 
ffoniöberierten  unter  Sarlt)  21.  Sept.  1864.  ©egenfafe  jum  Staatäfdjafe  (aerarium  publicum), 

ffifimatönten  (mundartlich),  giaufen,  Um«  ben  der  Senat  BerWaltcte,  jur  Staatdfafj'e,  aud  der 
ftftrueife,  Sind  flüchte,  roabrfeheinltd)  non  gifiment  (lat.  bie  regelmafeigen  Staatdaudgahcn  bejlritteu  Würben 
visamentum,  Happenjierat) , nach  Söijnd  non  bem  (patrimonium  populi  publicum),  unb  jum  ©atri» 
ipntgnechifthen  physiomathenta  (rood  bie  Jfatur  und  utonial»  ober  ©rinatPenuögen  bcdKaiferd  (privatum 
lehrt)  gebilbet.  patrimonium,  res  privata  principis).  Später  be» 

Flsls,  bad  burd)  x (Zoppelfreuj)  um  jwei  halbe  jeichnetc  R.  ben  Inbegriff  ber  Slaaldeinfiinfte,  ben 
Zone  erhöhte  f,  enharnioniich  mitg  pifammenfalienb.  Staatcidjaj;,  im  ffiegenfap  jum  faiferlieben  ©ritat» 
(ifiofal  feiefe  früher  in  Zeutjcblanb  unb  Wirb  heute  Sermogen,  ober  auch  bad  geiamte  Staatdpermogen. 
uod)  in  ©apem  (iridfalräte  bei  benRreidregierungen)  3n  beit  römifehen  SHedjldguellen  wirb  bad  Säort  iy. 
unb  Ungarn  ein  ©caniter  genannt,  ber  Weihte  unb  halb  für  aerarium,  halb  für  bad  faifcrliehe  patri- 
3ntercifen  bed  gidfud  (f.  b.)  wabrjunebmen  hatte,  monium  gebraucht.  ü)n  ber  Weujeit,  welche  bie  ftaatd» 
bann  ber  öffentliche  Slnfiäger,  Staatdprofurator,  rechtliche  Stellung  bedgürftenbon  beffeit  pribatreeht» 
Staatdanwalt.  ald  Weither  ber  g.  hei  ben  Kriminal»  lieber  idjärfer  fd)ecbet,  Berftebt  man  unter  g.  ben  Staat, 
pro  jeifen.  bie  gewöhnlich  aud)  Quellen  Bon  (Einnahmen  ittfofern  er  oldSBeftf^er  Bon  ©entlegen  eineprioatrecht» 
für  ben  Slaatdfibap  Waren,  gleidijeitig  bie  3ntereffen  liehe  Stellung  einntmmt,  hej.  bad  Staatdoermö» 
bed  gidfud  ju  »ertreten  hatte,  ©ei  oem  Weicfidfammer»  g e n im  ©egcnfa|)  jum  ©rioatgut  ber  regierenben  ga- 
gericf)t  unb  bem  Weid)dl)ofrat  waren  Weiehdfidfale  be»  tttilie.  Ho  bte  Zorn  einen  5taatdgut$efgenfd)aft  haben, 
{teilt,  bie  ald  Slnficiger  walteten,  wenn  ©ereebtfame,  gehören  fte  hoher  .(um  g. , aber  auch  ba,  wo  fie  ein 
©eiche  unb  ©erfaffung  bed  Wcidfed  Beriefet  Würben,  nmmlienfibeifommife  ber  (anbeSberrlicfeen  gatnilie 
3n  Wufelaitb  hat  bad  Hort  g.  bie  fdtlimme  Weben»  fmb,  fpriebt  man  bidweilen  Born  Zontänenfiäfud 
bebeutung  Bott  Spion  infolge  bation,  bafe  feit  ©egittn  im  ©eaenfafe  jum  Cattbedfidfud.  Zer  g.  bat  juri» 
Oed  18.  Sahrh-  bid  1866  befonbere  Slgcnten  ber  We»  ftifdjc  ©crfönlicbfcii,  ift  bemgcmafeZrägcrBon Weiten 
gierung  bamit  betraut  waren,  bie  ©tarnten  ju  über»  unb  ©erbinblid)fciten  unb  (teilt  ald  fo!d)er  eine  ein» 
wachen  unb  »orgefontmene  Hifebräuefee  jur  Slnjeige  fjestlidje  ©erföniiehfeit  bar.  Heim  baher  ber  Sprach» 
;u  bringen,  wobei  fid)  bie  gidfale  felbft  oft  bie  fd)Wer»  gebrauch  bie  Berfd)iebenen  ©enoaltuttgdahteilungen 
iten  Wltfehräuche  ju  fehulbcn  fontmen  liefeett.  Sgl.  (stationesflsci)jebefonberdaldg.(©iilitär»,  Steuer», 
gidfud. — gidialat,  bndSlntt  eined  gidfdld;  fid»  ©aufidfudtc.)  bejeidjtiet,  fo  hanbelt  cd  fid) inHaferfeeit 
lalifd),  ben  g.  ober  gidfud  hetreffenb;  audi:  bad  bod)nid)tumfeIbftänbigeW«btdfubje!te,fonbemim» 
3ntereffe  bed  Stoaldfädeld  (gegenüber  bem  bed©uhlt»  ttter  nur  um  ©ermaltungdabteiiungen.  Wach  bem 
fttmd)  beuorjugenb,  j.  ©.  fidfaliicbe  Sifenbaljnpolitif ; Bürgerlichen  ©efefebud)  fann  baher  auch  gegen  gorbe» 
fidfalifterett.  etwad  ald  fidfalifd)  behandeln;  gid»  rungen  ber  einen  Serwaltungdahleilung  mit  gorbe» 
f a I i tfl  t.  bad  gidfalifchfein,  namentlich  auch  bad  8e»  rungen  an  eine  anbre  auf  gerechnet  werben,  aüerbingd 
jtreben , bie  (Sinfünfle  bed  gidfud  ju  Benueferen.  gemäfe  § 395  nur.  Wenn  bce  3abtungen  Bon  berfelben, 
gtdfalincct,  i.  gidcalini.  heg.  au  biefelbe  Kaffe  ju  leiften  flnb.  ZieSertretimg 

gidfariud  (lat.).  Schuldner  bed  gidfud  (f.  b.);  im  .ätoilproiefe  regelt  bad  Canbedred)t.  Zer  Sip  bie» 
©elfter  Bon  Staatdeinfünften.  fer  ©ehörbe  beftimmt  auch  ben  allgemeinen  ©eriebtd» 

gtdfe  (fpr.  fun,  Sohn  (eigentlich  ®bmunb  gidfe  ftanbbedg.(3tBtIprojcfeorbnung,  §18).  ©c;ügltd)  ber 
®t  een),  atttertfan.  Sthriftfteller,  geh. 30.  Wiärj  1842  bürgerlihen  Wechtdftreitigfeiten  unb  be^wangdooH» 
in^artforb  (Connecticut),  geft.  9.  3uli  1901  ;u  Saft  flrccmng  ugl.  Sinfühntugdgcfep  (ttr  3iBtlproiefeorb» 
®louccfter(Sfaff.),  ftubierte  an  ber^aruurb-llnioeni.  nung.  § 4 u.  16.  Zad  Bürgerliche  ©efepbttch  hm  die 
tat  ju  Catithribge,  an  ber  er  feit  1869  Sorlt jungen  juriftifdien  ©ertönen  bed  öffentlichen  Wccbted  nicht 
über  ©bilofopbte  hielt  unb  1872 — 79  ald  Unter»  geregelt,  cd  hat  nur  feine  Sorfchriften  über  bie  Sd)a» 
bihtiothefar  angeftellt  war.  6r  war  ein  heroorragen»  bettcrfappfliebten  ber  iuriftifehen  ©erjonen  unb  ihred 
der  tlnhänger  Zarwind  unb  Spcncerd,  wibmete  fich  Sorftanbed  auch  auf  jette  füranwenbharcrflärt(§  89). 
aber  tu  (pätem  3ahcen  ber  ffleithidjtjehteibung.  Sott  cselhitBerftänblich  handelt  ed  jtd)  bahei  lediglich  um 
ieinen  Herfen  (gefantmell  ©ofton  1902,  24  ©be.)  ben  Schaben,  ber  auf  ber  Saftd  bed  bürgerlichen  Wcdjtb» 
nennen  wir:  »llyths  and  mythmakers«  (1872);  oerfebrd  entftanben  ift.  ©gl.  im  übrigen  ©infüferungd- 
»Outliuea  of  cosmic  philosophy«  (1874);  »The  un-  aefep  (um  ©ilrgcrlichen  ©cfepbuch , ©rt.  77  unh  78. 
secn  world«  (1876);  »Darwinism,  and  other  essays«  Had  bie  Sorrethle  anlangt,  toelche  bie  römtfehen  Kai» 
(1879,  neue  Sludg.  1885);  »The  destiny  of  man«  fer  berng.  in  grofeer  Weichhalligfeil  jugewetibel,  unb 
(1884;  bculfch  Pott  Kirchner,  Seipj.  1891);  » Amcri-  bie  fid)  Bielfach  bid  tn  bie  neuere 3<it  erhalten  halten, 
can  political  ideas«  (1885),  »The  critical  period  fo  ift  bereit  3“hl  heute  ftarf  »ufammengefchmoljen. 
of  American  history,  1783  — 1789«  (1888);  »The  Zie  Befreiung  Bon  den  Staatd|tcuem  fleUt  Wegen  ber 
beginuings  of  New  England«  (1889);  »Theodore  Hefendgleidjbeit  Bon  Staat  unb  g.  fein  ©riBileg  bar. 


632 


giShiSgebüfjren  — Fit. 


23ieeS  mitten  Kommunal*,  KrciS*,  Srobinjiolfieucrn 
ficb  berl)ält,  bejtimmt  baS  2nttbeörcd)t.  3>ao  Bürger- 
liche ©efe(jbueh  gibt  bem  B-  ein  SRcdjt  auf  baS  8er* 
mögen  auf  gel  öfter  Vereine  (§  45  u.  46,  SiuführuttgS* 
gefefj  jum  ©ärgerlichen  ©efepbud),  VI rt.  85),  auf 
hinterlegte  Sachen  (§  233,  EinfüljrungSgefeg,  Viel. 
145),  auf  benSerfteigerungSerlöS  gefunbener Sachen 
(§  981),  auf  aufgegebene  ©runbftüde  (§  928,  Ein* 
fiibnmgbgefeb,  VSrt.  129  u.  190).  (ferner  räumt  baS 
©ärgerliche  ©eießbuep  bem  ff.  ein  Erbrecht  nach  ben 
IBerwanbten  unb  bem  Ehegatten  ein  (§  1936).  unb 
fiir  biefeb  Erbred)t  gelten  Dericpiebene  ©efonberpeiten 
(§  1942, 1964 ff.,  2011,  2101  jf , 2149,  EmführungS- 
gefcß,  Vlrt.  138  u.  139).  (für  bie  ©runbftüde  beb  ff. 
befiehl  auf  ©runb  Don  § 90  her  ©runbbitchorbnung 
bie  Möglicbteit  einer  lattbebrcchUidten  ©orfeprift,  wo* 
nach  biefelben  nur  auf  Vlntrag  ein  ©runbbuchblatt 
erhalten.  Enbtich  ftnb  aud)  noctj  bie  lanbebredjtluhen 
©orbepalte  im  EinführungSgcfeß  jum  Bürgerlichen 
©efeßbud),  Vlrt.  91  (gefeßlidier  Vhpothetentitel),  103 
unb  104,  ju  ertDähnen.  3"  ben  Sahnten  cineb  priDi* 
legierten  Eigentum3enDerbb  gehört  aud)  § 35  ber 
Stranbungborbnung  Dom  17.  Mai  1874.  Sgl.  mich 
s*  15  beb  ©cfeßcS  Dom  9.  3an.  1876,  betreffenb  bas 
Urhebenedit  an  'Serien  ber  bilbenbett  Ränfte.  Vlud) 
im  $>anbeISred)t  flehen  bem  ff.  jwei  Sonbcrrechte  ju, 
infofem  alb  bab$eutfd)eiHeichunbbicSunbcbftaaten, 
tDcnn  fie  fmnbelsgeWerbe  betreiben,  Don  ber  Vln* 
melbung  ihrer  Birma  jum  Jianbelsregifter  unb  Don 
ber  VUiptedung  (aufmännifcher  Silan  jen  befreit  finb 
(StanbelSgefcßbudi  Dom  10.  Mai  1898,  § 36  u.  42). 
3nt  RonturJ  genießt  ber  ff.  ebenfalls  bebeutfamc 
Sorredjte  (RonfurSorbnung  in  berffaffung  Dom  17. 
Mai  1898,  § 49  u.  61). 

ffibfubgcbtthrcn,  f.  ©ebühren. 

ff-iomco  (|or.  tim’,  baS  Fines  Suessionum  ber  9lö* 
itter).  Stabt  im  franj.  Etcpart.  Marne,  Vlrronb.  Seitub, 
an  ber  Seble,  bie  liier  ben  Vlrbre  aufnimmt,  unb  an 
ber  Oftbahn,  hat  Dieflc  alter  SSäde,  Seibenfpinnerci, 
3udctfnbrilation,  SvanntiDeinbrcnnerei  unb  (imd 
3058  Einw. 

fßifule,  bie  fflartenbohtte  (Phaseolns) , f.  Sohne. 

yjifftl  (lat.),  fpaltbar;  ffiffilitat,  Spaltbarleit. 

Fissiliugnes  (Spalt jüngler),  ©ruppe  ber 
Eibedtfen  (f.  b.). 

tßiffiprbctt  (lat.,  »3paltfü>ier«),  Stiere  initgefpal* 
lenen  S?ufcn,  im  ©egenfaß  ju  ben  Einhufern  ober 
Solipeben  (f.  Ipuftiere). 

Fissjrostres,  fonicl  Wie  Spaltfd)näbler. 

BiifTur  (lat.,  Spalt),  eine  burep  aufjcre  ffleloalt 
entftanbenc  fpaltförmige  Trennung  beS  tjufamtnen- 
hange®  eines  Knochens,  obne9luScinanbermeid)cn  ber 
©rucbftilde  unb  ohne  Dödige  VIbtrnmung  eines 
KnochcntcileS  (fissura  ossium).  Sie  ff.  fommt  an 
Sdjnbellnodien  unb  an  langen  Knochen  amljüufiflften 
Dor  unb  entfteht  teils  burch  unmittelbare  Einwirfung 
Don  ©etoalt  auf  ben  Knochen  (j.  8.  bei  Sdjufjbruch), 
teil!  burd)  Bortpflanjung  einer  Erfd)ütterung  auf 
einen  enlfcrntem  flnochenteil  (Kontcrfoup).  ffiguren 
ber  Knochen  fönnen  ohne  locitereä  Derheilett,  wenn 
bie  ben  Knochen  über  jiebenbefinodienhaut  unuerfehrt 
geblieben  ift.  3ft  bieS  nidjt  ber  Bad,  fo  ift  bie  S>ei* 
luttg  ber  B-  in  Bragc  gefledt.  jumal  ant  Sdjnbel,  wo 
fid)  entjünblidjc  Vlifcltioncn  beS  öehintS  unb  feiner 
S>äute  hinjugefenen  föttnen,  bie  in  ber  Siegel  töblich 
Derlaufen.  — Fissura  orbitalis,  bie  Spalte,  burch 
Welche  bie  Vlugenbößle  mit  ber  mittlem  Sdjäbelgrube 
in  Serbinbung  fleht  — Fissura  ani,  partnacfigeS 
Wefchwür  beS  VIftcrS,  baS  auS  Derfd)iebencn  Urfachen 


entfteht,  burd)  bie  Entleerungen  unterhalten  wirb  unb 
bei  biefen  fepr  heftige  Sthttterjen  unb  Vlfterlrampf 
Derurfacht. 

Briftcl  (Fistula,  «Söhre«),  in  ber  Chirurgie  ein 
Widernatürlicher  ©ang  in  Knochen  unb  ©eidjteilen, 
unb  jwar:  1)  ffifteln,  bie  9icbenfanäle  eines  2)riijen- 
auSfiihrungSgangeS  barfledcn,  burd)  SerWmtbungen 
beSfclben  unb  baburd)  cntfleben.bajigefihWürigcSro* 
jeffe  Don  außen  in  ben  ©ang  unbuingelehrtDon  innen 
nad)  außen  Durchbrechen.  2)®cfd)Würige  ©änge 
(fijtulöfc  ©efchwüre),  bie  auf  ihrer  Oberfläche  Eiter 
unb  3aud)e  abfonbem  unb  jugleicf)  als  Vlueflufjraeg 
für  ben  Eiter  unb  bie  SerfcpmärungSprobuItc  hie- 
lten, bie  fid)  in  ber  Siefe,  etwa  an  einem  iariöfcnRno* 
dien  u.  bgl.,  gebilbet  haben  (unDolllomntene  ober 
blinbe  Butein),  ©ei  ber  äußern  unDodlommenen  3- 
liegt  bie  Öffnung  auf  ber  äußern  $>aut,  bei  ber  innern 
auf  einer  Schleimhaut  (j.  8.  beS  MaflbarmS).  8 oj  1 • 
fontmene  B'fteln  finb  Kanäle  mit  ftetS  jmei  ßff» 
ttungen,  nämlid)  einer  auf  ber  äußern  jinut  unb  einer 
auf  ber  Schleimhaut  (j.  8.  Dodtommene  Maftbarm» 
fiftel).  Mand)e  Bifleln  biefer  Vlrt  ftnb  Derjweigt  unb 
haben  mehr  als  jwei  Öffnungen  nach  einer  Sichtung 
hm.  8)  Rommunifationöfifteln  finb  abnorme 
Öffnungen,  burch  bie  jwei  nebeneinanberliegenbe,  mit 
Schleimhaut  auSgefleibete  Stöhlen  in  abnormer  Cer» 
binbung  flehen,  fo  baß  ber  3npalt  einer  Stöhle  in  bie 
aubre  unb  umgelehrt  übertreten  laitu.  Sie  entftehen 
burd)  geWaltfamcS  Entreißen  (j.  8.  ber  ©eburtSwege 
bei  ber  Entbinbung) , burd)  SerWunbung  ober  Ser* 
fehwänntg  ber  jwifdjen  jwei  benachbarten  Schleim* 
hauthöhlen  licgenbeuVSanb.Wobei  ber  Eiter  ftd)  einen 
abnormen  SSeg  bahnt  (Sölafenfcpetben*  unb  Seheiben* 
maftbanttfifleln).  Selten  ftnb  bie  Bifleln  angeboren 
unb  haben  bie  ©ebeutung  fogen.  S>emmungSbilbun* 
gen,  j.  8.  bie  angebome  yalSfi fiel.  — 2>ie  Teilung 
ber  Bifleln  ift  oft  febwicrig  unb  lann  nur  burd)  ein 
lomplijierteS  d)irurgifd)eö  ©erfahren  erreicht  werben, 
j.  8.  baburch,  baß  man  bie  Biflelränber  mit  bem  Met- 
ier abträgt  unb  bie  frifdjen  SSunbränber  burd)  bie 
9{aht  bereinigt  (StäbtroS  bei  ben  einjelnen  Boraten  ber 
Bifleln).  lEtie  fogen.  blinben  Biileln  peilen  nur,  wenn 
ber  ipiten  jugrunbe  liegenbe  RranlheitShcrb,  j.  8.  bie 
Karies  eines  SnodienS,  juDor  befeitigt  worben  ift. 

Bfiftetftiminc  (Biflel),  f.  Baifett' 

Fistüla  (lat.),  3t öl) re,  Soprpfeife;  bei  ben  mittel* 
nlterlidjen  Sd)nftftcdent  gewöhnlid)e8ejeid)nung  für 
Orgelpfeife.  giftuUcrcn  (f  ift  ein),  mit  ber  Biflel* 
ftimme  ober  burd)  bie  Biflel  fingen  (f.  Baifett). 

Fistäla  Euchuristian  (Canna,  Siphon,  Pipa, 
lat.),  eine  Vlrt  Don  XrinfrBt)re,  bereit  man  ftd)  in  ber 
römifd)en  Kirthe  beim  ©enufs  beS  Vlbenbmahlweinä, 
um  nichts  babon  ju  Derfd)üttcn,  Dom  8.  3"hrh  bis 
jur  Kelchentjiehung  im  12.  unb  13.  3ahrh.  bebiente, 
währenb  bei  ben  ©riechen  ein  Söffet  im  ©ebraud)  ift 

l'istulma  Ilult  (Sebe  rpilj),  Sil  jgattung  ber  So* 
Itjporecn,  mit  einem  auf  ber  Unterfeite  beS  hutförmi* 
gen  Bmd)tträgerS  bcfinb!id)en  S>h>nenium,  bas  auS 
tfolterlen,  mit  bemfbutflcifd)  Derwacpfcncn  Söhren  he* 
fleht.  Ser  gemeine  2 e b e r p i 1 t (B  1 e i f d)  f<h  W a m m. 
3ungenpt(>,  F.  hepatica  Fr.)  hat  einen  fettlid) 
(urjgeftiellen  S>ut,  ift  fleifdjig-faftig,  oben  feudpt  ober 
fiebrig,  rotbraun,  innen  rol  gejledt  unb  Weift  geftreift; 
jurSeifeteil  tropft  fein  Schleim  in  blulfarbigenlrop* 
ten  ab  (8Iutfcbwamnt).  Er  wädjft  im  Sierbft  an 
Stämmen  Derfcbiebencr  Saubbäutne,  rieept  angenehm, 
ift  eftbnr  unb  fd)ntedt  fäuerlid). 

Fit  (engl.,  »tauglich,  fertig«),  in  ber  Jurffprad)e 
8ejeichnung  für  ben  3uftanb  eines  Sferbes,  ben  es 


633 


m - 

bitrd)  guteSTrainieren  erlangt, imb  bcr  C3  jum  »9Jen* 
nen«  befähigt  (f.  to  rnu);  btjl.  VUcnt. 

gfitd)  (irr.  tWW.  £>r  gofhua  ©irling,  engl. 
Schulmann , gcb.  1824,  Perbanft  feine  Vludbilbung 
bem  Uniperfitli  College  unb  ber  llniberfitätjuflonbon. 
8on  1862—66  war  er  jweiter,  1856  — 63erfter£citer 
bei  SRonnnl  Cotlege  ber  8ritifd)en  unb  auswärtigen 
SchulgefeDfcbaft  unb  trat  bann  als  töniglidjer  Sd)u(< 
infpeftor  fttrVJorfjbire  in  ben  Röhem  Staatlichen  Sd)ul» 
aufftd)täbicnft,  1877—93  war  er  Oberfdjulinfpeftor 
über  bi«  öjilidjen  fflraffdjaften  beS  ftönigreid)®.  da- 
neben fungierte  er  1860  —65  unb  1869 — 74  aI8  Gja» 
minator  ber  englifd)on  Sprache  unb  fflefd)id)tc  an  ber 
UnioerRtät  Conbon,  bcr  er  feitbem  a!S  gclloiu  unb 
SenatSniitglieb  angchört.  VluSgebrcilete  Tätiglcit 
entfaltete  er  als  SWitglieb  0erfd)iebener©rüfung8tom» 
mifponen.  1888  betuchte  g.  Vlorbamerifa  unb  ftu* 
bierte  bas  bortige  Sdtulwefen.  Gr  fchrieb  auRer  jal)l» 
reichen  Beiträgen  ju  3citfd)riftcn  unb  Sammelwerfen 
(j.  ©.  Vlrtirel  »Education«  tn  tthamberä'  »Encyclo- 
paedia«):  »Lectures  on  teacking  at  Cambridge« 
(neue  VluSg.  1881);  »The  Science  of  arithmetic«, 
»Notes  on  American  schools  and  Colleges»  (1890), 
»Thomas  and  Matthew  Arnold  and  their  iuflnence 
on  English  edacation»  (1897);  •Educational  aims 
and  inethods»  (1900)  u.  a.  Tic  llniberfität  St.  Vln» 
brewS  ehrte  g.  1886  burd)  ben  juriftifchen  Ttoltor» 
grab.  1896  würbe  er  jum  Dritter  ernannt. 

gfiteitburg  «pr.  pt»<to , Stabt  im  norbanterifan. 
Staat  SKatfodtufeltd,  ©raff  chaftSSorcefter,  amSRafhua» 
fluj),  hat  lebhafte  gitbuflrie  (1900:  308  Schiebe  mit 
6796  Vlrbeilent  unb  14,253,522  Soll.  ©robuttionS» 
wert),  namentlich  GifengieRereieit,  Mafdjinen»,  V3oü», 
©apier»  unb  Schuhfabrifen,  unb  asoo)  31,531  Ginw. 

gritcro,  Stabt  in  ber  fpan.  ©rooinj  SJaoarra,  ©e» 
jirlXubela,  am  gluR  VURama,  mit  uooo)  3469  Ginw. 

4 km  weftlid)  baS  befudjte  Sotbab  g.  (48 °). 

gfitger,  Vlrtur,  Maler  unb  dichter,  geb.  4.  Oft. 
1810  ju  Ttelmenf)orft  im  Dlbenburgifchen,  begab  fuh 
1858  auf  bie  ‘Hlabemie  ju  München,  1861  nach  Wut- 
werpen  unb  bann  nach  ©ariS.  1863  -65  hielt  er  pd) 
in  Soin  auf,  unb  nad)bem  er  in  ben  folgcnben  gaR- 
ren  abwechfelnb  in  SBien  unb  ©erlin  gelebt,  nahm  er 
1869  feinen  feften  SäoRnRj)  in  ©reinen,  gitger«  Ma» 
lereien  Rnb  luefentlich  beforatiber  unb  monumentaler 
91  rt  unb  gehören  jum  groRen  Teil  betn  phantaftifchen 
öebict  an ; ein  Inuniqer  StinberfricS,  ben  Stoffwechfel 
barftcQenb,  unb  ein  grics:  bie  9iad)t  unb  ihr  Befolge, 
beibe  in  einem  Schlaf)  in  OftfricSIanb,  Rnb  nu8  feiner 
erften  3<it  befonberS  Rfroorjuheben.  gn  ©rernen  be» 
(orierte  er  bie  5Rembertifird)e  mit  jwei  TaritcBungcn: 
ber  toerlorne  Sohn  unb  ber  bannberjige  Samanter. 
ba8  Seefahrtähaud  unb  bab  Seid)bpoftgebäube.  ©on 
Staffeleigemälbcn  ift  ©arbaroffab  Grwachen,  tuoju 
ihn  baS  järiegSjahr  1870  anregte,  am  meiften  belannt 
geworben;  1876  würbe  ihm  bie  VUi8fd)müdung  beb 
StalefetlerCj  mit  SSanbgemalben  übertragen.  1883— 
1884  hat  er  in  ber  SmnRbaHe  in  Stamburg  groRe 
SBanbgemälbe  au8gefül)rt,  benen  bie  Reben  SSerle  ber 
8armt)rrjigfcit  für  bab  Siutenftift  in  ©reinen,  14  Bit» 
ber  für  beit  Speifefaat  beb  ScRIoffeS  beb  £>erjogä  Pon 
Sachten  »Meiningen  in  Vlltenftein,  ein  bie  Ginfuhr 
uttbVIuäfttljr  fhmboliRcrenber,  72  m langergricb  für 
bie  ©örfe  in  ©reinen,  beloratiPe  öemalbe  für  ben 
Tampfcr  beb  Korbbcutfcben  Slopb  (Inifer  Säilhclra  I, 
für  baS  SRatRauS  in  Hamburg,  für  ben  neuen  Sieprä» 
fentationbfaal  im  Schlöffe  ju  Ctbenburg,  für  ben 
Saal  beb  ShmftuereinSgebäubeS  in  Bremen  unb  für 
©ribathäufer  in  ©rernen  unb  Hamburg  folgten,  gür 


gitting» 

ben  ®om  in  Bremen  ftiflcte  er  jWci  ©emnlbe:  9In» 
betirng  berSönigeunb  ©rahlcgung  GRrifti.  Urfprüng» 
lieh  Pon  Gomeliub  unb  ©eneüi  auegehenb,  hat  er  Rd) 
fpäter  ber  mobemen  foloriRifd)en3ricf)tungangefd)lof» 
fen  unb  in  bem  Vlufwonb  Pon  garben  bibwetlen  mit 
Mafart  aewetteifert,  julejjt  aber  Wieber  nach  einer 
lichtem  garbengebung  geftrebt  Vlrich  alb  Stichler 
hat  pd)  g-  belannt  gemacht.  Seine  Sehaufpielc  : 
»tilbalbert  Pon  ©reinen*  (Olbenb.  1873;  2.  VluSg. 
mit  bem  Slndjfpicl  »Sie  Sicicb!  ®ie  3(om!« , 1875), 
»3>ie  $iczt-  (baf.  1878,  6.  «ufl.  1895),  »©on  Botte-: 
Bnaben»  (8.  Vliijl.,  baf.  18951,  »DicSiofen  PonSt)- 
bum«  (baf.  1888)  Rnb  häupg  aufgeführt  worben. 
Seine  neuefle  bramatifche  ©rbeit  ift  »San  SDlaixod 
Sod)tcr*  (Olbenb.  1902).  VI ud)  hat  er  für  ben  ©remer 
RünRlerocrcin  mehrere  geftfpiele  (»Vllbrecht  »Dürer«, 
»goliann Stepler»  unb  »Tfichclannelo* ) unb  ba*5  Heine 
epifche  ©ebidn  »Siolanb  unb  bie  !Hofc*  (1871)Perfa[it. 
Vlm  wertnoUflen  Rnb  feine  an  frijdien  Tönen  reichen 
©ebichtfammtungen : »gahrcubeit  ©oll«  (4.  Vlufl., 
Olbenb.  1894)  unb  »Slintemächtc»  (3.  Vlufl..  bat.  1887) 
gbtien  folgten  nod)  bie  3>id)lung  »gcan  Siedlier» 
(üeipj.  1894)unb  »Requiem  acternam  dona  ei«,  ®e 
bid)tc  (baf.  1894).  Vlud)  gab  er  Überjojjuiigon  pon 
©RronS  »Marino  gatiero»  unbVlugicrd  »libdtbcrte» 
(Olbenb.  1886  u.  1888)  heraus, 
itiö,  f.  Snubfänger. 
itrifee,  Sagune  in  Vlfrifa,  f.  gittri. 
itten,  baS  Xurdjjichen  ciitc-t  £ioljcahmen8  mit 
MaRftab  unter  bem  Stiel  eines  SdjiffeS,  um  Suvd)- 
biegungen  unb  Unebenheiten  am  Kiel  feftjufteüen, 
heoor  baS  Sd)iff  gebodt  wirb. 

gfittig,  Slubolf,  (ibemiler,  geb.  6.  2)ej.  1835  in 
Hamburg,  ftubierte  1856  —59  in  Böttingen,  habiti» 
tierte  Rd)  1860  als  ©ripatbojent,  ging  1870  als  ©to» 
feffor  berGhcmie  nach  Tübingen,  1876  nad)  SlraR» 
bürg  unb  trat  1902  in  ben  Siuheftanb.  g.  arbeitete 
befonberS  über  bicSlonftitution  berßol)lrnwafferftoffe 
unb  ber  ungefättigten  Säuren  unb  entbedtc  baS  ©he* 
nanthren,  BaS  gluoranthen  unb  bie  Sactone.  Gr 
fchrieb: » ©ncnbriR  berGl)emif»  (gort  jegung  Pon  SSöh» 
lerS  »©runbriR»,  anorganifdjer  Teil,  8.  Vlufl.,  Seipj. 
1882;  organif^er  Teil,  11.  Vlufl.,  baf.  1886)  u.  a. 

gfitting,  fminonii  fceiiirid),  Siomanift  unb 
©rojeffualift,  geb.  27.  Vlug.  1831  ju  Mauchenheim 
in  ber  Siljeinpfalj,  promopierte  1852  inGrlangen  auf 
©runb  berTtiffcrtation  »Über  ben  Begriff  Pon  4>aupt 
unb  ©epeiibetoeiS»  (Grfnng.  1853),  habilitierte  Reh 
1856  mit  ber  Sd)rift  »Über  ben  ©egriff  ber  iHüdjie» 
hung«  (baf.  1856)  ju  £>cibelberg,  würbe  1857  auRer» 
orbentlidjer  unb  im  folgcnben  gahr  orbentlidjer  ©ro» 
feffor  beS  römifchen  üiiditS  in  Bafel.  Stier  fd)rieb  er: 
»TtieSlatur  bcrfiorrealobligationcii«  (Grlanc).  1859); 
»Über  baS  Vliter  ber  Schriften  römifcherguriftcn  non 
Siabrion  hi«  Vllcjanber«  (©afet  1860).  gm  Sierbft 
1862  folgte  er  einem  Siuf  alS  orbentlid)er  ©rofeffor 
nad)  S>aue.  VluRer  jabtreiepen  Vlufiaprn  in  äcitfehrif- 
ten,  namentlich  im  »Vtrehio  für  bie  jimliftifche  ©rajiS « , 
an  beffen  S>crauSgabe  er  Rd)  feit  1864  beteiligte,  unb 
beffen  Stebaftion  er  1867 — 78beforgte,  unb  bcr  Mo» 
nographie:  »Seist  cnstrense  peculiain«  (Salle  1871), 
oerfaRtc  er  noch  bie  rcchtSgcfihichtlid)cn  VXrbcitcn : 
»RurSefehichte  beSSolbatentcftamentS»  (baf.  1866); 
»Uber  bie  fogen.  Turincr  gnftitutionengloffc  unb  ben 
fogen.  ©rnd)l)logiis«  (baf.  1870);  »Rur  Wefchid)le  ber 
iRcd)tSwiffenfd)aft  am  Vlnfang  beS  Mittelalters»  (baf. 
1875);  »üh»»r  bie  S'imat  unb  baS  Vlltcr  beS  fogen. 
©rachhloguS«  (8crl.  1880);  »TicVlnfänqc  bcr3i«t)tS- 
fd)ulc  ju  Bologna»  (baf.  1888)  u.a.  VluRcrbem  fchrieb 


634  gittingä  - 

er:  »Ter9?eid)S-,3i8t(projef!«  (ll.Wufl,  8erI.1908); 
»TaS  McicbS-KonfurSrecht«  (2.  9lufl.,  baf.  1883)  unb 
-Tie  ©runblagen  ber  ScroeiSlaft«  (bo(.  1889).  91od) 
finb  ju  nennen  feine  Sluggaben  Bon  »3uriftifcbeii 
Schriften  bc-3  frühem  XRittelalterS«  ($>aQe  1876) 
unb  ber  Bon  il)m  bem  ©loffalor  3meriu8  jugefdtrie- 
benen  Serie:  »Quaestionea  de  juria subtilitatibus« 
(Bert  18941  unb  »Summa  Codicia«  (baf.  1894). 
®.  ÜIrtifcl  »3meriuS«. 

Rittingd  (engl.),  bie  Brennerfnie,  Kugetgelenfe, 
§äbne  ic.,  bie  bei  CcuchtgaSanlagen  bie  Slobrleitun» 
gen  mit  ben  '-Brennern  ober  Sampelt  uerbinben,  autp 
allerlei  91uärüfhmgSgegenftänbc  für  ben  Schiffbau: 
Sinben,  Boote,  Bieter,  Kette»,  Tampffleuerapparate, 
XRafchincntclcgrapben  ic. 

J?ittri  (Btilala),  Sanbfdjaft  immittlem  Subän, 
jwcjchen  Bagirmi  im  B.  unb  Sabai  im  D.,  bem 
leßtern  tributpflichtig.  ®fe  in  100  Törjen:  ju  160 
$aufern  toopnenben  90,000  SinW.  finb  arabifebe  Su* 
lala,  Kuta  auS  Babai  unb  eingeborne  ?!bu  Simmirn. 
Taju  Tommen  nomabifierenbe  Tibbu  unb  Slraber. 
TaS  jur  ^eit  beS  Seo  Vlfricanu-3  mächtige  Sieid)  ift 
benannt  nach  ber  Sagune  5.  ober  ßanbie,  in  bie 
Bon  D.  l;er  ber  S a t b a fällt.  Sie  bat  jur  Siegen, jeit  6, 
(pater  nur  2—3  Tagereifen  im  Umfang  unb  ueriladit 
bann  fo  feljr,  baß  man  jur  3ufel  Stobt  in  ber  Siitte 
binburd|toaten  Tann. 

8Hh»  altnormann.  fiz,  ju  beffen  Sluäfpradje  bie 
Schreibung  mit  t ftimmt,  auj  lat.  filius,  filz,  betrieb- 
ntt  »Bbfömmling«  unb  Wirb,  Wie  baS  0’  ber  3ren 
unb  ba$  Stac  ber  Sd)Otten,  ben  Sigennamen  oor* 
gefegt,  j.  B.  gißwillinm,  gißberbert.  «fumetlen  beu< 
tet  cd  auch  auf  unehelidie  Vlbfunft  hin.  Wie  bet  ben 
natürlitheu  Söhnen  ber  Könige  Bon  Snglanb,  j.  S. 
Sißclarence,  gißjameS. 

Fitz.,  bei  Tiemamen  Slbtürjung  für  fieopolb 
3ofep6  gi  hing  er  (f.  b.). 

gilK,  f-  ©am. 

fftljclH , f.  Bfeffem. 

Sfi ligcra tb <fpr. -tf&tntM,  1)  ® b W a r b , 2 o r b , geh. 
16.  Oft.  1763  als  Sohn  beS  erflett  $crjog8  uon  Sein» 
fter,  geft.  4.  3nni  1798,  loarb  in  granfreid)  erjogett, 
trat  in  ettglifche  Siilitärbienfte,  jeithitete  fleh  im  aitte« 
nfanifchen  Strien  auä  unb  warb  nad)  bem  8 rieben 
Siitglieb  beS  irijdjen  Parlaments.  ®aS  uiiglfldliche 
Sdiidfal  3rlanbS  trieb  ihn  ju  entfehiebener  Oppoiition 
gegen  bie  Kegierung,  unb  als  er  infolge  feiner  Teil- 
nahme an  einem  reBolutionären  Banfett  m SanS 1792 
aud  benSiften  bertlrmee  geftricheu  warb,  trat  er  burch 
feine  Beratablung  mit  ißamela  SirnS  (be  Srijet)),  bie 
im  Siaufe  beS$>erjogä  Bon  OrlfanS  (Sh'lippe  üflalitf) 
erjagen  War  unb  Bielfach,  Wenn  auch  mit  Unrecht,  als 
beffen  natürliche  Tochter  galt,  ben  leitenden  Streifen 
ber  franjörtfehen  SlcBolution  noch  näher  unb  faßte 
bcn®ntfchtu&,  3rlanb  mit  fran  jöfifdier  Unterftüßung 
uonSroßbritannien  loSjureißen.  WlleinbieBerfchwö. 
rung  würbe  Betraten,  unb  nur  an  einigen  Orten  Tarn 
e3  ju  (Srhebungcn,  bie  fogleid)  niebergefchlagen  wür- 
ben. 8.  Würbe  19.  ÜRai  1798  ju  Xublin  oerhaftet 
unb  ftarb  im  ökfängniS  an  einer  bei  ber  Serßaftung 
erhaltenen  Bunbe.  SgL  Th  ® oore,  Memoire  of 
Lord  Edward  F.  (2onb.  1831,  neue  9lu5g.  1897); 
3ba  91.  Tatjlor,  Life  of  Lord  F.  (baf.  1903). 

2)  Sbwarb,  engl.  Stbriftfteüer,  geh.  81.  Blärj 
1809  in  Brebfielb  (Suffolf),  geft.  14.  3 uni  1883,  ftu- 
bierte  in  IXambribge,  lebte  ju  Boobbribge  (Suffolf) 
hauptfächlid)  als  Überfeßer.  Seinen  »Six  dramas  of 
Calderon,  freely  translated«  (1853)  folgte  feine  be- 
rühmte, m jaljlreichen  9(uflagen  erfchienene  fjaupt- 


- gi&ittger. 

leiftung,  bie  Uberfeßung  beS  »Rubiiiyüt«  beS  Omar 
Kbal)hcim  (1859),  fpäter  eine  Bearbeitung  beS  'ilfdjt)- 
leifchen  »Bgamenuton«.  Sein  Sreunb  B*  91.  Brigbt 
gab  feine  -Lettern  and  literary  reraaina«  (1889, 
3 Bbe.)  unb  »Lettera  to  Fanny  Kerable«  (1895)  her- 
aus. Sgl.  ©Ipbe,  Life  of  Edward  F.(2onb.  1900); 
T.  Srigfjt,  Life  of  E.  F.  (baf.  1904). 

3)  Bei  ct),  engl.  Schriftfieller,  geh.  1834  ju  Sane 
Balich  in  ber  irifeben  ffiraffehafl  South,  Warb  im  eng- 
lifeffen  3efuitenfolIrgiuni  StonBljurft  erjogen,  flu- 
bierte  bann  m Tublin,  würbe  SiedjtSanwalt  unb  Krön» 
profurator  unb  lebt  als  folcfjer  in  Conbon.  Sr  hat 
jahlreiche  Slomatte  unb  literargefchidjtliche  Berfe  Ber- 
fafet,  fo  bie  Biographien  Bott  ©arrief  (1868,  neue 
9lu3g.  1899),  ber  Stünitlerfatnilieffemble  (1871),  Bon 
3.  SoSweü  (1891,  2 Bbe.),  fiaurence  Sterne  (1896, 
2 Bbe  ).  8<mer  fchrieb  er;  -The  romance  of  the 
Engliah  stoge*  (1874,  2 Sbe.);  -Croker  s Bos- 
well  and  BoaweU’s  studies  on  the  life  of  Johnson- 
(1880);  »New  hiatory  of  the  Engliah  stage«  (1882, 
2 Bbe.);  »Dukea  and  princesaea  of  the  family  of 
George  ILL«  (1882  , 2 Bbe.);  »Livea  of  the  Sheri- 
dans« (1887,  2 Bbe.);  »Henry  Irving,  tweuty  yeara 
at  the  Lycenm«  (1893);  »Memoirs  of  an  anthor« 
(1895, 2 Bbe.) ; -Fifty  years  of  catholic  life«  (1901, 
2 Bbe.)  u.  a. 

tVilfberbcrt,  311  art)  91nne,  geh.  26.  3uli  1756, 
Tochter  93alter  SmhthfS  auf  Brambribge  in  ^>amp 
fhire,  geft.  27.  'Xharj  1837,  uermählte  fich  juerfl  mit 
einem  gewiffen  Sbwarb  Selb,  nach  beffen  Tobe  mit 
bem  reichen  Thomas  g.  (geft.  1781)  unb  fnüpfie  1785 
ein  2iebcSoerl)ä!tni8  mit  bem  Brinjen  oon  SSaleS. 
fpätera  König  ®<org  IV.,  an,  ber  mit  ihr  im  9luS- 
lanb  eine  ©he  ringing,  bie,  ohne  föniglidte  ©enchrni- 
gung  gefdjloffen,  bem  £muägefeß  Bon  1772jufoige 
ungültig  War  unb  iiberbieS,  bafy.  Bathotifin  war,  ber 
©rofoigeorbnung  BdilhelmS  III.  juwiberiief.  illadt 
©corgS  BcnttähUtng  mit  ffaroline  oottBraunfchweig 
(1795)  Warb  bie  Berbtnbung  gelöft;  fpäter  aber  trat 
g.  wieber  in  ihre  allen  Bejahungen  ju  bem  Bnnjen 
unb  jog  fich  erft  1803  mit  einem  yabrgehalt  Bon 
6000  Bfb  Stcrl.  Born  £>ofe  jurüd.  Sgl.  SJangbale 
Memoirs  of  Mrs.  F.  (2onb.  1856). 

ffihittgtr,  Seopolb  3ofepb,  3oalog,  geh.  13. 
9(pril  1802  in  Stcn,  geft.  22.  «cot.  1884,  Wibmete 
fleh  betBhannajie,  halb  aber  ben  ülaturwiifcnfthaflcn 
unb  ber  'dJlrbi jin  unb  erhielt  1821  eine  9lnfteHung 
bei  ben  Snnbfianben  Bon  TOeberöftcrreidj.  1826  Ber- 
öffentlichte  er  feine  »31cuefilaffifitationber91epHltcn 
na^  ihren  natürlichen  Scrwanblfchaften« , burd)  bie 
eine  gftttjlidhe  Umgeftaitung  beS  Brongniartichen  Sq- 
ftcmS  herbeigeführt  würbe,  unb » Systems  Reptilium « 
(l.Teil,  SSictt  1843).  1844  — 61  war  erSuftoSabjunfl 
am  2)ofnaturalienfabineU  in  Bien , 1863  übernahm 
er  bie  Ttreflion  eines  ju  errichtenben  jooiogifdjen 
fflartenS  tn  SRüttcben,  unb  1865  errichtete  er  auch  in 
Beft  einen  jooiogifdjen  ©arten,  trat  aber  hei  hejfen 
ßröffttung  jurüd  unb  lebte  bis  1873  in  B*l’t.  bann 
in  feießing  hei  SBien.  6r  fchrieb:  -Biffenidjaftltd)- 
populäre  91aturgefd)id)te  ber  Säugetiere  - (Bien  1855 
bis  1867,  mit  91tiaS)  unb  »ber  Bügel«  (1862 — 63, 
2 Bbe.,  unb  9U!aS) ; bann  tn  jaljlreichen  Schriften  ber 
taiferlicbcn  Vlfabettiie:  Über  bas  Shftem  unb  bie  (iba- 
rafteciftif  ber  natürlichen  Sarben  ber  Bögel  (1856, 
1862, 1863),  über  bie  IRaffcn  beis  JjauSfdimcine  (1858), 
ber  3'tgt  (1869)  unb  beS  Schnfcd  (1859,  1860),  über 
bie  »bflammung  unb  Safjen  beS  jahttten  Bferbcö 
(1858  u.  1859)  unb  beS  £nmbcS  (1866, 1867);  über 
bie  Santilie  ber  glebennäufe  (1870  —72),  bie  natür- 


635 


gifjjames  — giume. 

liebe  Sllafftfifation  ber  gifcbe  (1873),  bie  ©attungen  I nörblicben  SSeftauftralien , miinbet  in  ben  fitng 
ber  europäiicben  Gt)prinen  (1873)  u.  a. ; ferner:  >$er  Sunb.  Gr  imirbe  Pon  HL  gorreft  aufwärts  bis  jur 
(junb  unb  feine  Staffen«  (jübing.  1876);  >$ic  Ar»  | i) e opo Ibfette  (126°  öfll.  £.),  wo  er  ben  bebeutenbcm 
len  unb  Soffen  ber  fcühner«  (©ien  1878) , »ftritifcbe  Margaret  empfängt,  aufgenommen.  An  feiner  Mün» 
Unterfucbunaen  über  bie  Wirten  ber  natürlichen  gamilie  bung  3 km  breit,  mit  Weit  aufwärts  nebenher  glut, 
berStirfcbe«  (baf.  1874— 79);  »©efcbiebtebeSfcofnntu»  fann  ber  8-  eine  bebeutenbe  ScrteprSaber  Werben. 
ralieufabinettS  ju  ©ien«  (baf.  1865 — 80,  5 Sie.).  fjitjrot)  (|pr.  »rno,  1)  S!orb  (ja  rri)  unb  Horb 
fyiojatncs  <[pr.  1)  iperjog  bon  ©erwtcf,  f.  AugujiuS$enrb,§cräogeton®rafton,  f.®rafton. 

©erroid.  2)  Stöbert,  Meieorofog,  geb.  5.  3uli  1805,  Gntel 

2)@bouarb,6er)ogoon,  Urenfel  beS  §erjogS  beS S?erjor|S  Bon ©rafton,  geft. 30. April  1 865  ju 9!or» 
ton  ©erwicf,  geb.  1776  in  ©erfntHeS,  geft.  18.  tioo.  woob  in  Surreg,  trat  1819  in  bie  enalifcbe  Marine, 
1838,  BeriieB  1789  mit  benSRonaliftengranfreicb,  trat  war  1828  — 36  als  Jfapitnn  ber  Schiffe  ©eagte  unb 
in  6onb<S®migrantentjeer  unb  ging  nach  bejfenAuf»  Abtcnture  mit  btjbrograpbifdjen  Unterfudjungen,  be. 
löfung  nach  Gngtanb.  ©ährcnb  ber  Stonfularregie»  fonberS  in  ben  fübatnerifamfd)en  ©ewäffern,  brfeficif • 
rung  (ehrte  er  nach  granfreicft  ;urüct.  9iad)  ber  erflett  tigt,  wobei  larwitt  fein  ©efäbrte  war,  unb  berichtete 
fReftauration  Würbe erDberftber91ationalgarbe,©air  bariiber  in:  »Narrative  of  the  surveying  voyages 
unb  Abiutant  unb  Äamnterherr  beS  ©reifen  sott  "il r ■ ofH.  M.S.  AdventureandBeagle*(Sb.  1 u.  2,  1839, 
toiS.  Mit  jügellofem  Eifer  oertrat  er  bie  rotjaliftifche  2.  Aufl.  1848  ; ber  3.  ©b.  ift  ton  Sarwin).  1841  trat 
Steaftion.  3n  bie  Umtriebe  ber  $er)oqin  ton  ©eng  er  inS  Unterhaus,  War  bann  1843—46  ©outemeur 
terwirfelt,  hatte  er  1832  eine  (urje  (ia'ft  ju  erbulben,  ton  Sfcufeelanb  unb  Würbe  1854  Gbef  ber  ton  ihm 
Worauf  er  m ber  ©airsfnmmer  heftig  gegen  bie  neue  gegrflnbeten  nteteorologifdjen Abteilung  beS^ianbebS» 
SRegierung  auftrat.  1834  legte  er  feine  ©airSwilrbe  ntinifteriumS.  g.  War  ber  ©egrünber  ber  burch  bie 
nieber  unb  ließ  fich  in  bie  Seputiertenlmmner  wählen,  leie  graphie  termittelten  SturmroamungSfignate  in 
wo  er  nödjft  ©enger  ber  bebeutenbfte  fRebner  unter  Gngtanb  unb  fdjrieb  noch  unter  anberm:  »Meteoro- 
ben Segitimiften  War.  logteal  observations«  (1859  ff.);  »Weatherbook; 

gitjmanricc  (ipr.  .»tat»),  2orb  Gbmonb  manual  of  meteorology»  (1863). 

©eorge,  engl,  ©olitifer,  geb.  19. 3uni  1846,  {Weiter  Fitzroya  Hook.fil.,  ©attung  ber  Koniferen,  mit 
SohnbeS  tierten  MarquiS  ton  SanSbowne,  ftubierte  jWei  Arten.  F.  patagooica  Hook,  fil.,  ein  30  m ho» 
in  Gnmbribge  unb  Würbe  1868  ins  Parlament  ge»  her  Saunt  mit  4 in  Stammburchmeffer , meift  brei» 
Wählt.  1872— 73Warer©rioatfcfretärbc3MmifterS  jähligen  ©lattquirlen,  abftcljenben,  lanjettlichen,  6 — 
beS3nnent,2oWe,unb,  nachbemerMitgliebberinter*  8 mm  langen  9!abeln,  wächft  im  fitblichen  Gffile,  wirb 
nationalen  ffommiffion  für  Cftrumelien  unb  ber  S>o«  auch  bei  uns  in  ©arten  angcpflanjt  unb  liefert  baS 
naulonferenj  in  Conbon  gewefen,  1883  — 85  Unter»  rote,  fchr  bauerhafte  Aleice.holj,  baS  aiS  Shijjljol) 
[efretär  im  Auswärtigen  wnt.  3nt  Unterhaus  gehört  ©erwenbung  finbet.  F.  Archeri  Bmth.  ift  einStraudi 
er  jur  rabitalen  Cppofition,  ift  alfo  ein  politifdfer  in  SaSmania. 
fflegner  feines  älternöruberS,  beS  MinifterSbeSAuS»  gitjrute,  f.  ©eben. 

roärtigeu,  MarquiS  ton  CanSboWne.  Gr  teröffent-  gitituilliam,  GharleS  ©illiam  ©entworth, 
lichte:  »The  life  and  papere  of  William,  Earl  of  ©raf,  geb.  4.  Mai  1786,  geft.  4.  Oft.  1857,  ftubierte 
Shtdburne«  (üonb.  1875—76,  3 8be.);  »Life  of  Sir  ju  Sambribge,  trat  1807  als  2orb  Milton  inS  lln» 
William  Fetty,  the  political  economist,  1623—  terljauS  unb  wirfte  1829  für  bie  ßatholitenemanji» 
1687«  (1895);  »Charles  William  Ferdinand,  duke  pation,  1831  für  bieSteformbiH  unb  1846,  intwifdjen 
of  Brunswick«  (1901)  u.  a.  burch  ben  Job  feines  SaterS  inS  Oberhaus  berufen, 

gibpatriit  dm-  »oStttiO,  Slilliam  3°hn,  irifdjer  für  Aufhebung  ber  Romgefe(je.  Gr  war  ein  Anhön» 
Öiftoriter,  geb.  81.  Aug.  1830,  Warb  an  bem  latho»  ger  ber  ©h'flS,  lehnte  jeboeb  ben  Gintritt  in  baS  Sa» 
lifeben  GoHege  )u  GlongoweS  ©oob  erjogen,  lehnte  binett  fletS  ab.  AIS  gmmb  ber  Siffenfehaften  erwarb 
1869  eine  Hanbibntur  für  baS  Unterhaus  ab  unb  fi<h  g.  ©erbienfte  um  baS  3uftanbetommen  ber  £on» 
Würbe  1883  ©rofeffor  ber  ©efchichte  an  ber  Royal  boner  Uninerfität  Wie  ber  British  Association  unb 
Irish  academy  ju  ®ublin.  Gr  febrieb : » The  life,  ga6  in  ©erbinbung  mit  Sir  Slicharb  ©ourfe  bie  Ißjerfe 
times  and  eontemporaries  of  Lord  Cloncurry«  unb  florrefponben,;  Gbmunb  ©urfeS  heraus  (Conb. 
(1855);  »Lord  Edw.  Fitzgerald  and  his  betrayers»  1826  — 44,  20  ©be.). 

(1859);  »Lady  Morgan,  her  career,  literary  and  giumara,  deiner  Siiftenflujj,  ber  im  Siantgebirge 
personal«  (1860);  »The  life,  times  and  correspon-  nörblich  ton  giunte  entfpringt,  als  fRefa  ober  Sie. 
dence  of  Dr.  Doyle,  bishop  of  Kildare,  etc  • (1861,  cina  an  ber  ©eftgrenje  beS  froatifch-flawon.  Storni 
2 ©be.;  2.  Auf!.  1880);  »Memoire  of  Richard  Wha-  tatS  Mobru3»giutue  nach  S.  füefjt  unb  bei  giume  als 
tely,  archbishop  of  Dublin«  (1864,  2 ©be.);  »The  g.  in  ben  Duamero  miinbet. 
shura  squire  and  the  informere  of  1798«  (1866);  giume  (lat.  Flumen),  ital.  ©ejcichnung  für  gluft. 
»Ireland  before  the  Union,  with  the  unpnblishecl  Strom.  giumara,Waiieranner,inbertrocfnen3ah» 
diary  of  John  Scott,  Earl  of  Clonmel,  1774 — 1798«  rcS.teit  terfchwtnbenber  glufj. 

(1867,  5.  term.  Aufl.  1869);  »Irish  wits  and  wor-  giflme(TersatticaVitopolisberSRömcr,imMittel. 
thies»  (1873);  »The  life  of  Charles  I»ever«  (1879,  alter  Fanum  St  Viti  ad  Flumen,  beutfeh  St.  ©eil 
2 ©be.;  neue  AuSa.  1896);  »Life  of  Thomas  N.  am  glauut,  flaw.  3ie(a), fönigüeb ungar.gret» unb 
Burke«  (1886,  2 ©be. ; neue  AuSg.  1894);  »Daniel  Seeflabt  unb Gnbftalion  ber  Sübbabnlmie3t.©eter- 
O'Connell  the  liberator»  (1888,  2 ©be.);  »The  se-  g.  unb  ber  Staatsbahnlinie  ©ubapeft- Agram -g.. 
cret  Service  ander  Pitt»  (1892  , 2.  Aufl.  1893).  am  felftgeii  ©eftabhang  beS  froatifehen  SarflcS  unb 
gitirot)  (fpr.  wtu),  1)  glüh  im  britifch'auflral.  Staat  an  ber  Münbung  ber  giumara  in  beit  Cuarnero, 
OueenSlanb,  entfielt  aus  Madenjie  unb  3)awfon,  gegenüber  ben  3n(eln  Ghtrfo  unb  Seglia  malerifch 
wirb  bei  SRodtjampton  fürSccbampfcr  befahrbar  unb  gelegen  unb  fid)  im  ?}.  an  bie  Ausläufer  beS  SfarteS 
münbet  nahe  bem  ©enbefreiS  in  mehreren  Amten  in  antehnenb,  heiteht  auS  bem  ampbithcatratifdj  anftei» 
bie  Äeppelbai  beS  Stillen  DjeanS.  — 2)  glujj  im  genben  alten  Stabtleit  mit  btd)t  aneinaitber  gebräng» 


636 


giume  (Stabt). 

tnt  unfd)einbaron  Käufern  unbengen,  frummen  ffläß-  | inbuftrie  im  Sttiebergang  begriffen.  Ser  ebemald  be- 
iden, foroie  au«  bem  am  Bergfuß  läng«  ber  HJteerco.  beutenbe  Schiffbau  bat  (1902  mürbe  aud)  bie  Iejite 
lüfte  ficb  auibreitenbert  neuen  g.  mit  breiten  Raid,  ] ©erft , £>oraalbt.  geichloffen)  ganj  aufgebört.  Sehr 
ftatltieben  Straßen  unb  Bläßen  i lebhaft  ift  ber  gifebfang  im  Quamero,  namentlitb  ber 
unbjnblrcidjenbffentlicbenunb  Jbunfifcbjang.  Ser  non  ber  ungarifeben  SRegierung 
pribaten  'firncbtbaulcn  (SHat-  feit  1872  errichtete,  Bon  einem  1000  m langen  ©eilen* 
baud,  Raftno,  Später,  3tefi-  bredjcc  gcfdiüßte  Seehafen  bat  ein  Rai'cjebiet  boit 
benj  bed  fflouDerneurd,  bie  8000  m mit  einem  gläcbenraum  bon  36  £eftar  unb 
Billa  beb  ffirjberjogd  Saffbb*  aufier  bem  ölten  SJtoloBbamicd  bret  neue yafenbämme 
bie  fflebiinbe  ber  fflbria-scbiff*  (Dioto  3id)b,  äJtolofRubolf  unbSJioloSJtarieBalerie), 
fabrtdgejeUfdjaft  unb  ber  See-  an  bie  fid)  ber  Betroleumbafen  unb  ber  Binnenhafen 
beljörbe,  Sffiarineafabemie,  bie  an  ber  giumara  anfdjließen.  ©egenmartig  mirb  meft» 
fRautifdje  Schule  [1903],  jroei  tidb  bom  lentem  'Uiolo  ein  360  m langer  Rai  erbaut 
SDiarf tbafleit , Sparfaffe,  ber  unb  ber  SJiaria  Jberefia-Süenenbamm  bcrlängert. 
erweiterte,  aber  nod)  immer  Sie  flagerbäufer  mit  einem Breal  bon  68,560 qm  unb 
ungenügenbe  Bahnhof  ic.).  Unter  ben  Rüchen  finb  einem  rieftgen  ©etreibeelebator  haben  einen  fiaberamu 
beiüerfendroert  bie  1377  erbaute  Somtirdje  mit  einem  bon  über  6000  ©aggond.  Ser  §afen  bon  g. , ber 
neuen  grontifpig  uad)  71  rt  bed  tßmifdjen  Pantheons  bon  1717 — 1891  ein  greißafen  mar,  meift  feit  1880 
unb  bie  aud  bem  13.  3abrb-  ftammenbe,  ber  ftirebe  bis  1901  m ömfubr  unb  titusjubr  eine  Steigerung 


Sappen  ron  $iume. 


Cageplan  oon  $iuaie. 

beüa  Salute  (n  Bcnebig  nadjgcbiibcte  St.  Beitfircbc;  | bed  Seeoerfebrd  bon  237  Broj.,  bej,  211  Broj.  auf. 
bon  Senfmalern  ift  nur  ber  rämtfdjc  Jriumpbbogen  Seit  1901  gebt  aber  ber  Secoerfebr  jurücf.  1900  be* 
(Arcoromano)  beroor.jubeben.  g.,  bad  am  38,955  trug  jur  See  bie  Einfuhr:  378,900  Jon.  im  ©ert 
meift  römifd)*fatb.  Einwohner  (17,854  3inliener,  non  90,7  SRiCh  Sfr.,  bie  Vludfußr  798,900 J.  im  Sert 
6136  3Ubrier,  7497  Rroaten,  2842  Sliaggaren,  2251  bon  165  Still.  Rr.  Sie  Einfuhr  beftanb  befonberd 
©inben,  1945$eutf(be) jäljU,  ift  ald  einjigergr&ßerer  aud  ©ein  (20  Still.  Rr.),  Jabot,  9ieid,  3ute,  Raffer, 
Jjafcuplaß  für  Ungarn  bon  baber  Bebeutung.  SS  Robien,  bie  tludfubr  aud  ©etreibe  unb  ÜJtebl  (29, e 
bcfii)t  großartige  gobrifanlagen , unter  anbem  eine  SiiU.Rr.),  .ffuder,  gaßbauben,  Brettern,  Jorpebod  u. 
3Kineral51raffincric(miteincmeignenBetroleumbafen  Bferben.  Stil  berßifenbabn  Wurbenl900:  865,000  J. 
unb  einem  üteferboir  für  176,000  gaß),  bie  täglich  Saren  ein-  unb  280,403 1.  ©aren  audgefübrt.  3” 
über  1000  gaß  berarbeilet  unb  jährlich  V«  StiH.  metr.  g.  bermitteln  bieSombfer  bett  Secbanbel  jumeift  mit 
Sir.  SRaffinabc  erjeugt;  ferner  eine  SReidfcbäl«  unb  ©efteuropa,  bie  Scgcljcbiffe  hingegen  jenen  mit  3t“’ 
Stärtefabrif,  bie  jäbrlid)  800,000  metr.  3tr.  9teid  ber-  lien  unb  Salmatien;  nadb  ben  Rilften  bed  bftlidicn 
arbeitet,  eine  berühmte  Jorpebofabrif  (©b'tfb'ab),  Sfittelläubiidien  unbbedS^roarjenfDteeredbertebren 
eine  lümglübe  Sabaffabrit  (mit  über2100SIrbeitern),  Schiffe  bed  Öfterreiebifd)-Ungari[cben  filogb,  nach  bem 
eine  grobe  Bapcerfabrit  (Smith  u.  Sicbnier),  eine  ©eilen  (bid  ßnglanb)  jene  ber  bom  Staat  fubben- 
Runftbüngcrfabrif,  Sidfabrif,  Rafao-  unb  Rognaf-  tionierten  unganfeßen  Seefcbiffnbrtdgcfellfcbaft  Wbria 
fnbnfation,  ferner  Ucbcr-  unb  eine  bebeutenbe  gaß-  (Sdffffdparf  1903  : 35  Sampffd)iffe) ; bie  glcicbfalld 
bauben- unb  gäfferfabrif.  Sagegen  ift  bie  Stühlen-  juboentionierte  Ungarißb-Rroalifche  Sd)iffabrtd* 


637 


giutnefrebbo  Srujio  — gijation. 

gefetlfdjaft  »ermittelt  junteifi  ben  SüftcnBcrfeßr  nad)  ©ambert  von  SBalfee  (Valsa)  bie  »Stabt,  Don  beffen 
3ftrien,2Incona,  beliebig  unb  nad)Dalmaticn(1903:  Gnfel  ©olfgang  Jtaifer  gricbrid)  III.  g.  burd)  Stauf 
25  Dampfer);  bie  ungari|d)e  ©efeüfcßaft  Oriente  be-  erwarb.  3n  g.  ober  Bielmeßr  in  bera  näßen  Stapu- 
forgt  bie  Sicidcinfußr  äuä  gnbien,  Sljina  unb^apan;  jmerflofter  Würbe  1618  ber  gricbe  jwifeßen  Öfter» 
feit  yerbft  1903  unternimmt  bie  ©efctlfcßaft  Cunard-  rcirf)  unb  ©enebig  gejcßloffen.  1723  erßüb  Karl  VI. 
Line  regelmäßige  garten  nad)  3iew  ©orf,  um  ben  g.  jumgreißafen.  1779  Würbe  g.  Bon  fearia  Dßerefia 
SUiewanbcrerfti  om  Bon  Hamburg  abjulenfen.  Der  ald  fugen.  Corpus  separatum  ber  St.  Stephonotrone 
SdiijfdBerfehr  belief  ftdj  1900  imSingang  auf  10,739  mit  Ungant  Bereinigt,  1809  BDn  ben  granjofen  an- 
Schiffe  Bon  1,681,151  Don.,  im  ÜluSgang  auf  10,733  neftiert,  1813  Bon  ben  Engländern  befejjt,  1814  an 
Bon  1,684,329  X.  1899  Würbe  ber  Bon  ©uccari  (f.b.)  Dfterreicß,  1822  an  Ungarn  jurüdgegebett.  Seit  1849 
jurn  fiagevplaß  ©raibica  t)erabfüt)renbe  Kreisbogen-  gehörte  ed  jurn  unganfeßen  Kronianb  Kroatien,  feit 
tunnel  (für  ben  §oljtrandport)  bem  ©eifert  über-  1868  abermals  ald  Corpus  separatum  ju  llngant. 
geben,  feit  ©ubapeft  beftel)t  gcrnfptccßBerbinbunp.  Seit  bem  18.  gafjrlj.  erhielt  bie  Stabt  einen  neuen 
genier  ftrf)t  ber  Sau  btS  ftati  alS©ubapeft-Karf*  Tluffcßtoung  burd)  bie  ©erbefferung  bed  ipafend,  ber 
ftabt-(KuIpa-)g.  benor.  Die  ungarifdje  §anbeld*  einen  Seit  bed  orientalifdien  feanbela  hierher  jog;  über 
flotte  jählt  79  Dampfer  unb  120  Segelfcßiffe.  g.  bat  bie  neuen  $>afenbauten  f.  oben.  Sgl.  Sittrow,  g. 
eine  fearineafabemie,  eine  Slautifdje  Sdiute,  ein  un-  unb  feine  Umgebungen  (giume  1884);  ©reßmer, 
garifeßeö  Staatägpmnaftum , fijanbeldafabemie,  ©e*  güfjrer  burd)  g.  ic.  (baf.  1893);  »g.  unb  feine  Um- 
wcrbcftbule  tc.,  mehrere  ©eibinftitute  (Kommerjial-  nebung*  (Danttit.  1903);  »3abtbud)  ber  ungarifdicn 
banf,$oljejploitationdaftienge[ellfd)aft),  eineffiaren-  Scebeßörbe  Bong.- ; >g.  unb  bad  ungarifeßfroatifebe 
börfe  unb  ift  Sijj  eined  ©ousemeurd,  Bieter ©eßörben  Küftcnlanb«  (Ungar.,  ©ubapeft  1900)  unb  jaßircicßc 
(Seebehörbe,  §afen • unb  Seefanitätdamt,  SJiilitär«  ©uffäße  in  ungarifdjet  Spradje  Bon  Vtlabnr  geft. 
plaßfommanbo,  Stege  rieht,  ffiericßtiSbof , giitanj-  giumefrebbo  iörujto,  gledett  in  ber  ital.  ©ro- 
biretlion,  &auptjoüamt  te.),  einer  fiianbeld»  unb  ®c-  Bin,}  Eofeuja,  Kreid  ©aola.  2 km  sott  ber  ß'üjle  bed 
Werbefamnter  unb  Bon  16SonfuIaten,  barunter  eine«  Xßrrßenifcßen 'IReercd  am  Rüftenflußgiumefrebbo 
beutfeßen  ©erufdfonfulatd.  Sd  hat  feit  1898  eleftrijche  unb  ber  Sifenbahn  Sfeapet-'Jieggio,  mit  Olioenbau, 
Straßenbahn  (4,e  km),  ferner  ßfibfeße  ©romenaben-  gifeherei  u.  (not)  ca.  1200  (alä©cntcinbe4196)  liintn. 
unb  ©arlanlageit  (Scoglietto,  Giardino  pnbblico).  giimticino  der.  -ttotno),  Süftenfluß  in  ber  ital. 
JJenfeit  ber  giumnra  liegt  bie  fioatifiße  ©orflabt  S u * ©rooinj  gorli,  ber  alte  Rubico,  baßer  aueß  Wieber 
fal  (mit  einem  (roatifdieu  ©ßmnafium)  unb  auf  ber  Siubicone  genannt,  22  km  lang,  münbet.  mit  bem 
$öße  bed  ©erged  ber  Ort  Derfato  mit  einer  SBa(l«  ©ifciatetlo  vereint,  16  km  nörblitß  Bon  Siimini  ind 
faßrtSfircße  unb  bem  uralten  grangipanijeßen  ©erg*  ‘flbriatifeße  SReer. 

idiloß,  Bon  wo  man  eine  pracßtnoHe  Tludfidjt  auf  ben  giumicino  qp».  .ti<ti>u>),  Dorf  in  ber  ital.  ©rooinj 
Ouaniero  foloie  auf  bie  froatifeßen  ©ebirge  genießt,  unb  im  ffiemeinbegebiet  Bott  3?om,  mit  Seebab  unb 
Son  g.  auä  ergießt  fidß  ber  grembenftrom  nadß  ben  (not)  ca.  300  ffiinm.,  würbe  erft  1825  ald  näcßfter 
loeftlicß  in  gflntn  gelegenen  flimatifeßen  Sturorten  üaitbeplaß  ©omS  an  ber  SHünbung  bed  närblidjen 
flbbajia , ©olodca  unb  2 ob  ran  a (f.  b.).  liberarntcd  obergiumicinofanaldinbadSHittel- 

g.  unb  ©ebiet  (bad  ungarifeße  Sitorale,  ju  meer  angelegt,  g.  ift  an  bie  Stelle  bed  ehemaligen 
bem  autß  bie  Dörfer  üofale,  DrcnoBa  unb  ©lafe  ge-  Jtafend  ©orto  (f.  b.  2)  getreten.  ®ö  fleht  burd)  Heine 
hören)  umfaßt  19,57  qkm  unb  würbe  fdjon  unter  Dampfer  fowic  burd)  bie  .-jweiflbutm  ©onte  ©alera- 
©iaria  Dßerefta  mit  Ungarn  Bereinigt  (f.  unten),  g.  mit  3iom  m ©erbinbung.  3nt  jiafen  Bon  g.,  ber 
1809—14  ftanb  ed  unter  fran.;o)i[d)ecS>crricßaft,  unb  mit  jwei  ©folen  Berfeßen  ift,  liefen  1900:  601  S djiffe 
1849  warb  ed  Kroatien  jugeteilt.  Seit  bem  jwifeßen  mit  31,501  Don.  ein. 

Ungarn  unb  Kroatien  1870  gefdjloffenen  ftaatdreeßt-  ffiucl,  ehemaliger  gluß,  f.  Damjter * Diep. 
ließen  fludgleid)  bilbet  ed  ein  bem  ungarifeßen  Staat  giBefgoo  (ginelgau,  Born  gluß  giBel  abge- 
einBerleibted,  boeß  autonomcdDerritorium.  3>'d  un-  leitet),  'Jiame  eined  ber  Biertel  (Duartiere),  in  Weldje 
aariftße  flbgeorbnetenßaud  entfenbet  g.  einen,  in  ben  bie  ©roBinj  ©roningett  juc  3eit  ber  Siepublif  geteilt 
troatifißen  Öanbtag  jwei  ©ertreter.  über  bad  früßere  war;  beftanb  fdjon  im  10.  3aßrß.  als  ©caffeßaft. 
Äomitat  g.  f.  ©iobrud- giume.  Ipeute  geßören  ju  g.  (ßcute  nur  noeß  geograpßifeßer 

3>ir  3(it  ber  Siönter  gehörte  bie  ©egenb  Bong.,  9iame)  bie  Stabte  ülppingebam  unb  Dclfjijl  nebft  etwa 
Derfatto  :c.  }u  bem  alten  Sibumien.  Die  JRömer  leg-  40  Dörfern. 

ten  bad  Sfaftell  Tersattica  an  unb  befeftigten  bie  ffle-  Flve-o’clock-tea  (engl.,  (pr.  (tnro,sttoii4t,  >giinf- 
qcnb  (28  n.  Sßr.).  91aeß  ber  Deilung  bed  römifeßen  Ußr-Dee« ; oft  bloß  Five-oclock),  ffiobebejeidjnung 
S8eltreicßed  (395)  fnm  jte  jum  Oftrötnißßen  'Jieidj,  ge-  für  eine  SlatßmittaqdgefeUfcßaft,  bie  fuß  jum  ©lauber- 
riet aber  halb  in  bie  ©!ad)t  ber  SBeftgotcn  (©larid)).  ftüubtßen  gegen  5 Ußr  Berfantmelt  unb  fißon  gegen 
91acß  Vlbjug  ber  ©oten  gehörte  fle  abemtald  ju  Oft-  7 Ußr  wieber  audeinanbcrqeßt. 
rom , bem  )te  fpäter  Kart  b.  ®r.  entriß.  (Der  Über-  gig  (lat.),  angeßeftet,  feft;  in  ber  Kßemie  foBiel  Wie 
lieferung  nadj  fotl  Karl  bad  alte  Tersattica  jerftört  feuerbeftänbig,  j.  ©.  ßped  Dllfali  im  öegenfaß  jum 
haben.  ) Schon  norßer  aber  (um  600)  hatten  ftdj  fiib-  flüchtigen.  — jn  ber  atttäglicßen  2ludbniddwcifc  feit 
fIawifcßeSölterJtämme(Kroaten,Serben) angefiebelt,  bem  17.  3aßrßunbcrt  (Waßrfcßeinlicß  Born  altßod)- 
bie  ber  romanifterten  Sbultur  $>alt  geboten,  boeß  blieb  beutfeßeu  fizis)  foBiel  wie  beßenb,  fünf,  gewanbt. 
bie  ©egenb  im  Befiß  bed  friinfifdhen  iReidjcd.  Der  gigation  (lat.),  gejtfebunq,  ©eftimmung  im  all- 
91ame  g.  (Vinodol)  wirb  im  'IKittelaltcr  juerft  in  ber  gemeinen,  befonberd  bed  ©intommenö  unb  ffießaltd, 
Urfunbe  Sölad  IV.  1260  erwäßnt.  71  Id  fräitfifißed,  bet  Steuer,  bann  bie geftfeßung  einer  ©aufcßalfumme 
bann  beutfeßed  fießen  gehörte  g.  juerft  bem  ©atriar-  anstelle  BonSinjelleiftungen,  j.  ©.  bie  Vereinbarung 
djett  Bon  Vlquileia,  bann  (feit  ca.  1300)  abwcdpelnb  eined  gipuind,  bad  eine  Brauerei  jäßrlicß  jaßlt,  um 
ben  Herren  Bon  Duino  unb  ben  grangipani.  ^>ugo  niißt  Bon  jebent  einjclnen  ©ebräu  bie  ©ierfteuer  ent- 
Bott  Duino  naßm  bie  Stabt  1366  Bon  iprrjog  911-  richten  ju  muffen  (Steuerabfinbung ; Bgl.  ©ierfteuer). 
breeßt  III.  Bon  Cjierreid)  ju  fießen.  1399  erßielt  gijator,  ber  etwad  fijiert. 


638 


gijatio  — gijjleme. 


K,  SDlittel  jur  fflefeftigung  Bon  3ridjnungen 
r ftreibe,  um  fie  nor  bem  ©erwifeben  ju 
idjüjjen.  Wan  übergießt  bi(  Blätter  mit  abgerahmter 
SKild)  ober  febwarjem  Raffet  ober  bebedt  fie  mit  j)ilfe 
eincb  3«l’t5uberS  (gifateur)  mit  gereinigter  Siin» 
beraaUe  ober  franj5ftid)ent  Ead. 

Fix»  vlncta  (lat.),  banb-,  toanb».  damnter-, 
niet»,  naget*,  erb*  imb  ttmrjelfeit,  b.  b.  afleS,  »ab  an 
ober  in  einem  ©ebäube  bauenib  befeftigt  ift,  itn  ffic* 
gcnfaSi  ju  bem  nur  jcitmeilig  ©efeftigten. 

Sri  je  3b ec,  im  weitern  Sinn  eine  SoriteBung, 
bie  im  ©orfteOungSItben,  gewöhnlich  infolge  fetjr 
itarfer  ©jjedbetonung,  übermächtig  geworben  ift;  im 
engem  Sinne  nennt  man  jtje  3becn  (f  iff  r S3abn) 
ha  LütucB  geworbene  grrtümer  ober  Selbfttäufebuitgen 
(3Bufionen , ftoBujinationm).  S.  fflatjnibce. 
gi£C  Suft,  f.  ßoljlenfäurr. 
gijren  (in  blanfo  ober  4 däcouvert  Der  taufen, 
btantieren),  ©örfenauSbrud,  foniel  Wie  ffierfäufc 
auf  3eit  machen,  auf  Baisse  fpefulieren.  gijer,  fo< 
siet  wie  ©aiffier  (f.  Baisse).  Sgl.  ©örfe,  S.  243. 
gijrfärberci,  f.  Scbcr. 

gipgefebäft,  ©efdjiift,  bei  bem  bercinhart  ift,  bafi 
bie  Üeijtung  nur  innerhalb  eines  gewiffen  BeitraumS 
ober  genau  ju  einem  beftimmlen  Termin  (Sauf  auf 
nje  Eieferung,  ©efdjäft  per  ultimo  fij)  ju  erfolgen 
bat,  eint  fpätere  Stiftung  aber  unmöglich  ift.  Rann 
ber  Raufer  non  einem  beftimmlen  Termin  ab  täglich 
bie  Sicferung  forbern,  io  liegt  ein  Rauf  »auf  fij  unb 
täglich*  sor,  unb  ein  ©cfdjaft  »auf  fij  unb  taglid) 
mit  ©ntünbigung* , Wenn  ber  Sertäufcr  in  gleuber 
Steife  bie  ©(mahnte  ncrlangen  faitn.  3ft  bie  Sei» 
düng  ju  bem  betreffcnbeit  B'itpund  nidit  erfolgt,  fo 
(ann  beim  g.  beS  ©Ärgerlichen  8ciej)budieS  ber  anbre 
Seil  uom  ©ertrag  jurüdtreten  (§  361),  Erfüllung 
bcanfprud)en  (§  326)  ober  nad)  ocrgeblidjer  grifl* 
fepung  unb  beim  Serjug  beS  fflegenfontrabenten 
5d)abenerfa0  wegen  3iid)tcrfuKung  ncrlangen  (ij  325). 
3iod)  tneitgebmber  ftnb  bie  ©orfebriften  beim  g.  beS 
tpanbelsge|e(>bud)eS,  tuo  Setmbencrfafe  Wegen  91id)t» 
rrfüHung  aud)  ohne  griftfejjung  geforbert  werben 
tatm.  Erfüllung  tann  hier  jebod)  nur  beanfpnnht 
werben,  Wenn  biefelbe  foforl  nach  Vlblauf  beS  bc» 
ireffcnbenBeitpunfteS  non  bemSegner  nerlangt  wirb 
(^anbclSgefeßhud),  § 376). 

girieren  (lat.),  feft  machen,  befeftigen;  feftfeben, 
beftintmen  (f.  gijation);  feft  ins  ©uge  faffen.  fdt)arf 
anfeben  (f.  öeftd)t);  reflextn:  fid)  feit  nicberlaffen. 

gijicrfalj,  baS  jum  girieren  ber  ©über  in  ber 
©botograpbie  bcmi(itc  unteqdjwefligfaure  SRatron. 
SaurcS  g.  enthält  aufierbem  faure  Sulfite. 
gijeterungSmittcl,  (.  SSitroffopifche  ©räparate. 
gijität  (franjg),  geftigfeit,  Smltbarleit ; Stänbig* 
teil,  in  her  Ehemie:  geuerbeftänbigleit  (f.  gij). 
gijöfen,  f.  Ralt. 

gi£t>unfl(geflpunfl),  in  berESeobafieemörtlid) 
bcjeichneter  ©und,  beffen  geometrifebe  Sage  in  bejug 
auf  einen  Sloraialpunft  genau  beftimmt  ift.  3"  fei* 
funbierten  ©ranitfäulen  auf  ben  Shauffeen , in  ber 
©lauer  ber  EmpfangSgebäubc  ber  ©abnböfc,  in  Rir* 
chen,  ©rüden  unb  anbem  feften,  Tauer  Pcrfpredfen» 
ben  ©ebäuben  werben  borijontale,  rifeme  ©oljen  mit 
runbent  Ropf  angebracht,  auf  bie  eint  Slinellicrtatte 
aufgefepl  werben  famt.  ©ei  ben  S>öl)enmarlen  ber 
preußifchen  SanbcSaufnahmc  befinbet  ftd)  bie  fcBfjen- 
jaf)I  auf  bem  nergrößcrlen,  fdjeibenfönuigen  ©oljen- 
topfe  jelbft;  auf  benjenigen  beS  geobätifdjen  gnftitutS 
ift  fie  auf  einer  Tafel  neben  bem  ©oljen  angegeben. 


bie  £>öf)en  attJ  ben  beröffentlid)ten  ©erjeidjniffen  ju 
entnehmen  finb.  Tie  $öl)tn  bejiehen  fid)  auf  N.  N. 
(SlormalnuB,  f.  b.). 

gijftempcl,  f.  Stempel. 

gijfternc  (Stellae  fisae,  »feftgeheftete  Sterne- ; 
hierju  bie  Toppelfarte  »gijfteme  bes  nörblidjen  unb 
beS  (üblichen  StenienhimmelS*  unb  bie  »Rarie  ber 
'Äquatorialjonc  beS  geftimten  ^immtlS« , mit  Seit» 
blatt;  Stcmbilber  ic.),  bie  große  Slchrjahl  ber 
Sterne,  bie  bem  nädhtlidjen  Fimmel  feinen  burd) 
siele  Sahrtaufenbe  wefemtich  gltichbleibenben  Cha» 
rafter  aufbrüden,  inbem  fie,  abgefehen  non  febr  ge- 
ringen, ohne  genauere  ©Zefjinftrumenle  erft  in  3ahr* 
hunberten  bemertbaren  fortfehreitenben  OrtSncränbe» 
rungen,  immer  in  berfelben  Stettung  jucinanber  Der* 
harten,  im  ©egenfaje  ju  ben  ©landen  ober  83an» 
bei  (lernen,  bie  bereits  in  fürjerer  3eit  eine  bem 
bloficn  ©uge  leicht  erfennbare  CrtSneränberung  er» 
fahren.  Xie  g.  erjeheinen  beut  bloßen  Vtuge  alS  leuch» 
tenbe  ©unde  unb  jeigen  auch  in  ben  flärtften  gern» 
rohren  leine  meßbaren  limcnfionen.  Eigentümlich 
ift  aber  ben  meiften  hellem  gijftemen , ebenfalls  tm 
©egenfajje  ju  ben  ©laneten,  baS  fogen.  gunfein 
(Sein tillteren),  woburd)  fie  infortwährenbeiuEr» 
löfd)en  unb  SäBieberaufglimmen  mit  lebhaftemgnrben» 
Wechfel  ju  fein  fchetnen.  $er  ©runb  biefer  Erfchei» 
nung  lieg!  wejentiid)  in  ben  in  mittlem  ©reiten  in- 
folge ber  (ehr  neranberliehcn  (Temperatur,  geudjtigleit 
unb  ?Binbrid)tung  flets  wedjfelnben  Süchtigleitfocr» 
bältniffen  ber  Wtmofphäre , burd)  welche  bie  Don  ben 
gifftemen  auSgehenbcu  Sichtftrahlen  unregelmäßige 
©rechungen  unb  Berftreuungen  erfahren.  3"  ben 
Iropen,  wo  bie  SSitterungSnerhältiuife  Weit  regel- 
mäßiger finb  unb  namentlich  ber  ©Safferbampf  wegen 
ber  weit  hohem  Temperatur  Doüfommcncr  aufgelöft 
ift  als  bei  uuS,  jeigen  fid)  auch  bie  g.  meiit  mit  ruhi» 
gern,  planetarifchem  Sicht,  unb  nur  in  geringem  £>&hen 
über  bem  $>ori}ont  fowie  beim  hieran  nahen  ber  Segen» 
jeit,  macht  fid)  juweilen  ein  gunfein  bemerdid). 

Über  bie  ©norbnung  ber  g.  in  S t e r n b i 1 b e r , über 
bie  ©ejcichnung,  Wellig  feit,  garbe,3abl  unb 
©erteiluug  ber  g.  fowie  über  bie  ©litdjftraße 
bgl.  baS  Sejtblatt  ju  ben  bcifolgenben  Rartcn. 

| Entfernung.]  Eine  ©eftimmung  ber  Entfernung 
non  ber  Sonne  ift  erft  in  ber  jweiten  fcälfte  beS  19. 
3ahrh-  bei  einer  ©njafjl  g.  gelungen,  bunb  Ermitte- 
lung ihrer  jährlichen  ©arafla£e  (f.  b.).  iüie  Entfer- 
nung berg.  wirb  meiftenS  in  Sichtjahren  auSge- 
brüdt.  Wobei  ein  Sid)tiahr  bie  Entfernung  ifl,  ju  befen 
Burüdlegung  baS  Sicht  rin  3al)r  gebraucht.  Einer 
jährlichen  ©araUaje  non  1 ©ogenfedmbe  entfpricht 
eine  Entfernung  non  206,265  Erbbahnhalbmeffem 
ober  4 Billionen  Steilen  ober  8V*  Eid)ljahren ; biefe 
Entfernung  nennt  man  eine  S 1 e r n w e i 1 e.  Ter  un- 
ferm  Sonnenfhftem  näd)|te  Stern  ift  aEentauri,  feine 
©araBaje  beträgt  aber  nur  0,7*",  fo  baß  feine  Ent- 
fernung 4,s  Sidjtjahre  beträgt  Tie  bisher  beftimm- 
ten  ©araUajen  bis  jum  Betrage  non  0,eo  Sehmbe 
nebft  ben  barauS  folgenben  Entfernungen  nott  ber 
Sonne  in  Sicht  jahren  ftnb  aus  ber  Tabelle  auf  S.  639 
(oben)  ju  erfeben.  Scan  ficht  barauS,  baß  bie  Sterne 
mit  nterllicher  ©aran  »re  mriftenteilS  auch  eine  grö- 
ßere Eigenbewegung  (f.  unten)  bcfißtn. 

(Slgenlictsegung  ber  Etiftrrne. 

©Be  Sterne  jeigen  infolge  bcrUmbrehuug  ber  Erbe 
um  ihre  ©chfe  unb  ber  Bewegung  ber  Erbe  um  bie 
Sonne  eine  fdjeinbare  läglidjc  unb  jährliche  ©ewegung 
in  ber  füidjtung  non  0.  nad)  33.,  fie  bejcbrcibcu  inner- 


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KARTE  DES  NORD  1.1  ('HEX  GESTIRNTEN  HIMMELS  BIS  25° 

Knlwurfrn  von  G-  H riU 


NVbrlfU*rkr 


Slrriiha  ti  li*i» 
Veränderlich«*  Stcnio  rar 
Nme  Stenn*  .Vorn 


p. 


Bn»Iii>traphisrhi  H Institut  in  l.rrpxic 


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gtjfterne  (Gigenbcroegtmg  ber  g.  unb  bcd  Sonnen  fbftem«). 


639 


©{(lerne  mll  VaraOa;c  bll  fecrnb  tu  0,io" 


9Iame  bei  Stentel 

©röfee 

¥«rall* 

aj« 

ffntfernuitg 

in 

Jahren 

04brlU$< 

Gißen* 

fretwgung 

a Centauri  .... 

1 

0,71" 

4,6 

8,61" 

i'alattbc  21,185  . . 

6,i 

0,49 

6,0 

4,76 

61  .... 

5,1 

0,44 

7,4 

5,17 

Sirtul 

1 

0,17 

8,0 

1,61 

Strg.-CHm  18,608  . 

8,1 

0,1» 

9.1 

2,30 

Oroombnbge  S4 

7,* 

0,11 

10,6 

2,09 

£ocot(U  9352  . . . 

7,6 

0,10 

11,0 

6,17 

^roc^on 

1 

0,17 

12,1 

1.10 

9trg^ßl|cn  11,677  . 

9,o 

0,10 

12,6 

3,0» 

fteborenfe  1643  . . 

6.8 

0,16 

13.0 

1,49 

lalanbe  21,258  . 

8.5 

0,14 

13,0 

4,40 

o Tracontl .... 

4,7 

0,14 

13,0 

1,94 

«7  Caffiopejae  . . . 

3,0 

0,11 

15,6 

Ul 

n Bitrigae  .... 

1 

0,11 

15,6 

0,49 

Steg.  • Cl|«n  17,415  . 

9,0 

o.io 

16,0 

1,17 

a Stquilae  ... 

1 

0,10 

16,1 

0,04 

* 3nM 

5,1 

0,io 

16,9 

4,eo 

parallele  Äreife,  unb  ihre  9Iuf>  unb  Sftebergänge  e r* 
folgen  bon  lag  ju  lag  um  4 Sßinuten  früher,  um 
nad)  Ablauf  eine«  'gnbreä  wieber  ju  berfelbcn  3eit  }u 
erfolgen ; ferner  erfahren  bie  g.  nod)  Oriäucränbenm- 
gen  burd)  bie  Bräpeffiint,  Siutation  unb  Aberration 
(i.  b.).  Aufser  biefen  OrtSb eränbenmgen , bie  allen 
Sternen  in  gleicher  SBeife  jutommen,.  unb  bie  burd) 
Beränberungen  ber  Stellung  ber  Grbe  innerhalb  be« 
Sonnenfbflem«  8crutind)t  toerben,  jeigt  jebod)  eine 
grofteAnjafjl  bon  gijftemen  ein  wirtliche«  gort* 
fchreiten  im  Seltenraum,  eine  Gigenbewe- 
gung.  Au«  ber  Bergleidjung  ber  bon  fjeppard)  be- 
ftimmten  gijftembrter  mit  ben  ju  feiner  Jjcit  ange- 
ftclltcrt  fonb  fcaüel)  1717  bei  Siriu« , Arcturu*  unb 
Albebaran  Sifferenjen,  bie  fid)  nur  burdb  eigne  Be- 
wegungen biefer  Sterne  trflären  liefen.  Au«  ber 
Begleichung  ber  genauen  8eoba<f)tungcn  Brableh« 
mit  ben  40 — BO  jtabre  fpätem  Biajji«  fonnte  SB. 
4>erfd)e(  bie  erften  fiebern  Serie  für  bte  Gigenbewe- 
aung  mehrerer  Sterne  ableiten.  Gegenwärtig  ift  bie 
3abl  bon  Sternen,  beren  gortfebreiten  im  Selten« 
raunt  ficber  nadmewiefen  ift,  eine  febr  grobe.  3n  ber 
folgenden  Sabeüe  ftnb  bie  Sterne  nrit  einer  Gigen« 
bewegung,  bie  griffet  ift  al«  3 Bogenfefunben  ("), 
mit  Angabe  ihrer  Bofitionen  für  ben  Anfang  be« 
Sabre«  1890  aufgefübrt. 


beleihen  in  ber  jur  ©efid)t«iinie  [entrechten  SHidjtung 
iuffilometern  finben.  Um  jebod)  bie  Wahre  Bewegung 
im  Kaum  beftimmen  ju  tönnen,  muff  man  nod)  bie 
Bewegung  beb  Sterne«  in  ber  ®cfid)t«lime  fennen. 
Sie  Beftimmung  biefer  Bcloegung  ift  erft  in  ber  neue- 
iten  3ett  burd)  bie  fpeftroflopifcbc  Beobachtung  ber 
2inienberfd)iebungen  (bgl.  Aftrophbfif)  bei  einigen 
hellem  Sternen  gelungen.  Sie  foigenbe  Tabelle  gibt 
bie  gröfeten  aefunbeuen  Bewegungen  in  Kilometern 
für  1 Sefunbe.  S)a«  pofilitje  Botgeidjen  beutet  an. 
bafj  ber  Stern  ftd)  bom  Sounenjgjtem  entfernt,  ba« 
negatibe,  bafj  er  fid)  nähert: 


a Xauri  . . . 4-49  km 
a Soronoe  tot. . -+-  32  - 
• Ctionif  . . 4-W  - 
a »urtgae  . . 4-24  - 
4 CrpV«:  ...  —87  - 


C §ercutU  . 
r Ütonit  . . 
a Äqmtae 
ß beraiti*  . 
f Uttaf  mol. 


— 70  km 

— ss  . 

— 37  - 

— 35  - 

— 31  - 


‘Sie  wahren  ®efd)»tnbig[eiten  brr  Sterne  im 
Saum  hat  nun,  nadjbem  Barallape,  Gigenbcrocgung 
unb  Bewegung  in  ber  fflefiditblinie  betannt  Waren, 
Stobotb  für  nachftehenbe  elf  Sterne  ableiten  tönnen: 
Giern  $araBaj«  ©eftyoinbigfett 


8r!tur  .... 

- - 0,ote" 

674  km 

$o0u(  .... 

. 0,057 

53  • 

«Ibebaran  . . . 

. , . 0,ioi 

♦9  - 

aitair  .... 

. . . 0,114 

40  • 

Gapefla  .... 

. . 0,006 

33  - 

fflega  .... 

. . . 0,oit 

24  - 

etrtui  .... 

. . . 0,990 

22  * 

^roepon  . . . 

. . . 0,941 

19  - 

Beteigeuje . . . 

. . . 0,0t« 

18  • 

$egulu4  . . . 

. 0,091 

17  - 

SUgoI  .... 

. . . 0,06 

2 - 

Sifftcrne  üon  ntctjr  aI8  8 ©ögenfefunben  jä^rlirtjcr  ^igenbetorgung. 


[(Pigenbctoegung  be#  Gonncnfliftetn#.)  fiamberi 
fprach  bereit«  1781  bie Bermutung  au«,  baff  bie  fd)ein- 
baren  GigenbeWegungen  nur  j.  I.  reell,  j.  S.  aber 
golge  einer  fortfdjreitenben  Bewegung  unfer«  Son- 
nenfhftem«  im  Baum  feien,  beren  Sichtung  au«  ben 
beobachteten  GigenbeWegungen  ber  g.  beftimmt  Wer- 
ben fönnte.  Gibt  e«  einen  $unft  im  Seitall,  Wohin 
ba«  Sonnenfhftem  feinen  fiauf  richtet,  ben  fogen. 
Apej  ber  Sonnenbewegung,  fo  muffen  un«  alle  g. 
in  fortfehreitenber  Bewegung  erfcheinen,  unb  jWar 
ftd)  nad)  SRofjgabe  ihrer  Entfernung  mehr  ober  Weni- 
ger bont  Apcj,  bem  wir  un«  nähern,  entfernen  unb 
fich  bem  entgegen  gefegten  Bunfte  be«  Fimmel«  nähern, 
gerabe  fo  wie  bie  Bäume  eine«  Salbe«,  beu  Wir  burd)« 
|ch reiten.  3ft  nun  jene  Annahme  richtig,  fo  müffett 


92ame  bei  Stemel 

©r  Öfce 

giert* 

afjcnfion 

I-efUnation 

Gißen* 

beroegung 

KutorUAt 

Gorboba  3.  G.  5h  243  . 

8 

5»» 

7“ 

— 45” 

1* 

8,70" 

flartegn 

©roombribge  1830  . . 

6 

11 

46 

4-  38 

34 

7,06 

ftrgelanber 

StOtlft  9352  .... 

7 

22 

59 

— 36 

29 

6,07 

©oulb 

Gorboba  flat.  82,416 

8.9 

23 

59 

— 37 

53 

6,09 

C&anbler 

61 1 Gpßni  

5 

21 

1 

4-  38 

12 

5,10 

Huroerf 

61  * Gpgnt 

6 

21 

1 

4-  38 

12 

5,14 

Sumer« 

£alnnbe  21,185  . . . 

7.8 

10 

67 

4-  36 

50 

4,76 

tlrgelanber 

* 3nbt 

5 

21 

55 

— 57 

14 

4,00 

€tone 

£atanbc  21,258  . . . 

8.9 

11 

« 

4-  44 

5 

4,40 

»rgelanb« 

0»  Gribani 

4.5 

4 

10 

— 7 

49 

4,06 

Bun.tr* 

argelanber*Ctten  14.318 

9 

15 

4 

— 15 

54 

3,7« 

S<bönfetb 

arge(anber«ßlten  14^20 

9 

15 

4 

— 15 

49 

8,7« 

Sdjönfelb 

ft  Gafftopria  .... 

5 

1 

0 

4-  54 

26 

8,7» 

Bumer! 

a1  Gentauri  .... 

3 

14 

32 

— 60 

23 

3,0t 

Stone 

a*  Gentauri  .... 

1 

14 

32 

— 60 

23 

3,0t 

Störte 

Vacaiüe  8760  .... 

7 

21 

10 

— 89 

17 

8,63 

$ari« 

argelanber-ßl(en  11,677 

9 

11 

4 - 66 

27 

8,05 

{jearnfeq 

Rennt  man  aufjer  bcrGigenbewegung  inSefunbcn 
auch  noch  bie  Baraüape  unb  alfo  bie  Entfernung  eine« 
Sterne«,  fo  tann  man  barau«  bie  wahre  Bewegung 


bie  beobarfiteten  GigenbeWe- 
gungen ber  g.  ,}um  grofjcn  Seil 
nad)  einer  Siidjtutig  hm  ton- 
bergieren.  Siefe  Grfd)einuitg 
fanb  1783  S.§crfd)el  bei  Un- 
terfudjung  ber  bi«  babin  be- 
fannlen  GigenbeWegungen  in 
ber  Sat  beitätigt,  nnb  er  be« 
flimmte  bieBofition  beSApej 
ju  260,8"  Dieftafjenfion  unb 
28,3"  nbrbiicber  Setlination. 
Seitbem  flnb  biele  neue  Un- 
lcrfud)ungen  ber  GigenbeWe- 
gungen üärblicber  unb  füb- 
lieber  Sterne,  bie  jejjt  erbeblid) 
genauer  betannt  ftnb  al«  ju 
Sjerfcbcl«  Sei1'»-  au«gefübrt 
unb  bähen  im  Welenllidben 
tperfcbel«  Siefultat  bcflätigt. 
SieWcomb  erbiell  für  bie  Bofition  be«  Apej  277,5“ 
3?eflafjenrton  unb  35"nörblicbe  Seflination.  9iacb 
allen  biefen  Untcrfiuhungen  ift  e«  baber  febr  wahr- 


640  giffteme  (pppfiicpe  Btfcpaffenpcit,  tfoppeliterne). 


fd)einlic^,  baft  ein  acofecc  leil  ber  beobachteten  Eigen- 
bewegungen ber  3-  nur  ein  Spiegctbilb  einer  wirt- 
lichen fortfcprcilenben  Bewegung  beb  gefamten  Son- 
nenfpftein«  im  Kaum  ift,  bte  nach  einem  fünfte  »or 
fiep  gebt,  ber  in  beut  Etembilbe  beb  fjerfule«  liegt. 
Sie  ©cfcpluinbigfeit,  mit  ber  bicfe  Bewegung  erfolgt, 
bat  fiel;  nach  Siewcomb  ju  16,4  hm  in  ber  aoefunbe 
ober  3,5  Erbbabn()albme|feni  im  3a br  ergeben.  Ein 
nollgiiltiger  Siacpwei«  biefer  Bewegung  bei  Sonnen- 
fpftem«  wirb  aber  erft  bann  erbracht  fein,  wenn  eine 
Unterfudjung  ber  auf  ipeftroitopiiepem  Sieg  ermit- 
telten Bewegungen  ber  Sterne  in  ber  ©eftcptalinie  ein 
ähnliche«  Berpalten  «igt  wie  bie  Eigenbewegungen 
unb  etnen  gleichen  Spät  für  bie  Boiition  be«  Sipej 
ergibt.  Eine  foicbe  Beftimmung  tann  aber  Porerft, 
ba  bie  3«pl  ber  auf  Bewegung  in  ber  ©efieptslinie 
untevfudjtcn  Eterue  nur  fepr  gering  ift,  noep  nicht 
erfolgreich  au«gefüprt  werben.  3>ie  grage,  wie  bie 
fortfajreitcnbe  Bewegung  ber  Sonne  Bor  ficf)  geht,  ob 
fte  nad)  bern  JJeWtonfchen  Slttrattionägefett  eine  Bapn 
um  einen  fernen  Sd)werpuntt  befdjreibt  unb  mit 
welcher  Umlauf«  seit,  wirb  roopl  erft  in  fpätern  3at]r- 
punberten  ipre  i'ofung  finben. 

l*bt)flfihe  «efAaffeiipelt.J  Bi«  jur Stritte  be?  Bari- 
gen  3aprpunbert«  war  unfre  ffenntni«  Bon  ber  91a- 
tur  unb  ber  pppftfepen  Befcpaffcnpeit  bet  3 fepr  bilrf* 
tig,  unb  pödiftenö  lonntc  bie  jatjaepe,  baß  ba«  fiept, 
welche«  bie  3-  auoftraplcn,  Bönig  unpolarifiert, 
alfo  ein  benielben  eigne«  fiept  ift  (inbem  jebe«  reflet- 
tierte  fiidjt  fiep  burep  feine  Bolarifation  Berrät),  bie 
Bermutung  napelegen,  baff  bie  3-  iw  Wefentlicpen 
eine  fepr  ähnliche Beldmffenpeit  Wie  bieSonne  beftpen. 
Erft  bie  fpettroffopijcpe  Unterfudjung  pat  eine  ge- 
nauere Kenntnis  bet  pppftfepm  Bcfdinffenpeit  ber  3- 
ermöglicht  unb  gezeigt,  bafs  man  trop  großer  äÄamtig- 
faltigteit  ber  Spettren  geWtffeftlaffen  oberüppen  Bon 
Sternen  unterfepeiben  fann.  Secepi  pat  juerft  eine 
Einteilung  aufgeftcllt,  bie  fpäter  Bon  Bogel  m fol- 
genber  SScife  ntobifijicrt  Worben  ift  (Bgl.  bie  Jafel 
-Speftralanalpfe-'i : 

IMaff«  I.  Spcitten  mit  «uterfl  i arten  SRetnQiiUra,  »lau 
icjlb  cOiolctt  äicherft  inlrafio.  a)  Stufierbem  rt O'B  fcfjr  breite  unb 
intenftue  aBaßerftoftltiura  (fa  bei  ben  meinen  Sternen,  bet  Striul, 
S-cga);  b)  eineine  IHetaUinicn  nur  fipmadj  angebeutet  aber  gau; 
'eblenb,  üßageeitogiinicn  fcijUnb  (fl,  t,  «,  e Drtonib);  c)  bie 
Sajfcrftotpmtoi  unb  D,  beit  'fl  Barne  unb  r «aifiopejo), 
Piaffe  1t.  Sptluen  mit  brattiebra  SRetaninittt,  ülau  unb 
fHofctt  matter  im  Petgleicb  mit  Jtlafle  t,  im  weniger  brechbaren 
Teil  bee  Spetirumi  bilmcilen  febtpaebe  i'anbra.  a)  Sehr  icbl» 
rei.be  Dletailinien,  befonbrr«  merfitcb  im  Pelb  unb  ©riln,  iBaficr. 
ftoif linien  meift  trdftig,  aber  nicht  breit;  in  einigen  Stenten  jtnb 
bie  Icbtern  tebmaeb,  bann  im  wenig  brechbaren  Teil  i'anben  von 
jablicicben  bubt  gebraten  hinten  cCapeQa,  SCrcturuf,  Uiibebaean); 
b)  aufm  bunfcln  vinien  unb  einigen  fcbtpacbcn  Idanben  mehrere 
helle  hinten  (T  Goronae  hör.). 

fliaffe  HL  Spettren  mit  bunfein  hinten  unb  |«blreicbra 
tauben,  bie  brethbargra  Teile  auffallrab  fthroach.  n)  öanben 
nach  beut  Violett  buntet  unb  itharf  begrenjt,  nach  bem  Slot  per, 
uaf.brn  (a  perluhi,  a Dripnit,  ß pegag);  b)  htegtenjung  ber 
Saiiben  umgeiehrl  tpic  bei  n (fchntache  rote  Sterne). 

$iefe  Bericpiebenpeit  ber  Spettren  wirb  burdj  bie 
oerfeptebenen  EntwirfetungSflufen , in  benen  fid)  bie 
Sterne  bejinben,  limiorgebracpt.  3m  Slnfang  pat  ber 
Stern  einen  Weifsglfipenben,  lemptenbcn  Stent , um- 
geben Bon  einer  Vllmofppäre  Bon  SBafferfloff,  fein 
öpettrum  wirb  bann  ba«jenige  ber  Klaffe  I fein;  bei 
atlntäplicper  Vtbfiiplung  mufi  infolge  ber  Berbicplung 
ber  Stern  ju-  unb  bie  nlmofppare  abnepmen,  e«  Wer- 
ben baper  bie  ben  Kern  bilbenben  SJfetaQe  fiep  leichter 
oerfhiiptigen,  unb  eine  Schicht  abforbterenb  wirfenber 
Bictallbompfe  wirb  enlftepen,  woburep  Biele  beullicpe 


SJJetaltinien  im  Speftmm  erfepeinen.  Wie  beiRtaffella ; 
fo  jeigt  e«  namentlich  ha«  Sonnenfpettrum.  Surft 
fobann  bie  lemperatur  noch  weiter,  fo  ift  bie  SKüg- 
licpfeit  gegeben,  bafj  cpemiicheBerbinbungen  entftepen 
fönnen,  wie  ßoplenwafferftoffe  tc.,  bereit  Spettren 
burtp  breite  SlbforptionSbanben  fennllicp  finb;  fo  jei* 
gen  e«  bie  Sterne  Uon  ber  britien  Speltralftaffe,  fiter- 
mit  pat  ber  Stern  ba«  lepte  Stabium  feiner  Ettlroiefe- 
(ung  erreicht,  foweit  man  ihn  al«  leucptenben  Körper 
betrachtet;  hei  weiterer  Slbfüplung  wirb  feine  fleudpt- 
traft  aufpören.  Saft  bie  falfte  «Iler  bisher  unter- 
fuepteu  Sterne  jeigeit  Spettren  Pott  berfilafje  Ia,  uon 
ben  übrigen  bie  iüiebrjapl  folcpe  Bon  ber  Stlaffe  II  a. 
Bia«  bie  Stoffe  betrifft,  au«  benen  bie  jj.  beflepen,  fo 
leigen  bie  Spettren  bauptjäcplid)  biefimien  bc«  Eifen«, 
Siatrium«,  SJtagnefium«,  Ealcium«,  SBafferfloffe«  tc., 
aufeerbem  noch  bie  f eliumlinie  unb  flinien,  bie  wir 
bi«  jept  unbetannten  Elementen  jufdjreiben  müffeit. 

IToppelftcrtic-l  ffliil  blofjem  Buge  erfennt  man, 
baß  3)f  i jar,  ber  mittelfte  Scploanjitcni  f im  ©ropen 
Bären,  Bott  einem  flcincn  Slcmdten  begleitet  ift,  bem 
Bltor  ober  IReiterdjcn;  ba«  Sernropr  aber  jeigt,  bag 
SJJijar  noch  einen  jweiten  Begleiter  in  engerm'Jlbftanb 
befipt.  So!d)cr  Stemgruppen  gibt  e«  eine  fepr  große 
Bnjapt  am  fimmel,  unb  man  bejeiepnet  bie  nur  mit 
bem  Sernropr  trennbaren  Sterne,  wenn  fte  au«  jwei 
Stenten  beftepen,  al«  Soppelfterne,  wenn  fte  au« 
mepreren Sternen  beflepen,  al«  niepr fad) e Sterne 
Uie  grofee  Bnjapl  folcper  Xoppclftcnie  füprle  juerft 
Epr.  ffiaper  unb  SB.  ferfcpel  ju  ber  Bermutung,  bat; 
ein  großer  Seit  ber  $oppelfteme  niept  bloß  beopalb 
nape  beteinanber  gefepeit  werben,  weil  fie  oon  unferm 
Stanbpuntt  au«  in  gleicper  Diicptung  pintercinanber, 
bieQeidjl  in  fepr  großem  Sllbjlanb  erfepeineu,  fonbem 
Wirflicp  im  Baum  einanber  Derpällni«mäBig  nape 
finb  unb  bann  Spfleme  bilben , in  benen  bie  gegen- 
teilige Bnjiepung  ebenfo  perrfept  Wie  in  unfern  sott« 
nenfpflem.  3»  berlat  paben  näpereUnterfucpungen 
ergeben,  bafi  fiep  bei  oieien  SJoppeljtcmen  bie  relatioe 
Stellung  ber  beiben  Sterne  gegeneinanber  im  2aufe 
ber  3cit  peränbert,  fo  baß  ber  eine  Slem  um  ben 
anbem  eine  gefcploffene  Bapn  bcfcpreibl,  wie  bie«  ju- 
erft  S.  ferfcpel  nacploie«.  Solcpe  Spfleme  nennt 
man  pppfifepe  3)oppeIfleme  unb  unlcrfcpcibet  Pon 
ipnen  bie  nur  fepeinbar  benachbarten  al«  optifepe 
3)oppclftcrne.  Bon  ben  ca.  10,000  gegenwärtig  be- 
rannlcn  3)oppeIftcnren  finb  ein  3ep»tel  al«  ficf  be- 
wegenb,  mithin  al«  pppfifepe  Uwppelfterne  ertannt 
Worben.  3t).  feridjel,  ber  juerft  eine  2>urcpmufterung 
be«  .^immel«  nndi  Juppelflenren  Pornapm  unb  840 
folcpe  Spfleme  entbedtle  unb  oermaß,  teilte  btefelbcn 
uaep  ben  3>iftanjen  in  Bier  Älafien , beren  erfte  bie 
Sterne  bi«  4 Sefunben,  bie  jmeite  bi«  8 Scfunben, 
bie  britte  bi«  16  Setunbcn,  bie  Bicrtc  bi«  32  Sefunben 
SJiftanj  entfielt,  in  Wctcper  Brogreffion  fortfepreitenb 
erft  bie  achte  Klaffe  Sterne  Bon  6 — 8 Siinuteu  9lb> 
itanb  umfaßt,  bie  Don  einem  feparfen,  unbewaffneten 
Dluge  noch  unterfepieben  werben  fönnen.  9iad| 
SS  Stniue  bejeiepnet  man  aber  blojj  bie  erften  Bier 
ferfcpclfcpen  Klaffen,  alfo  bi«  ju  32  Sefunben  3Ü- 
itanj,  at«  eigentliche  Eloppelfteme.  SB.  StruBe  ent- 
oedte  3112  fotdicr  Soppeliteme  (-Catalogua  uovus 
stellarum  duplicium«,  1827),  bie  man  gewöhnlich 
burd)  i'mitnacpfolgcnbcrffalatognummerbeäeiipneL 
SB.  f erfepet  unb  SB.  StruBe  lieferten  bie  ©runblage 
unfrtr  jepigen  Renntniffe  ber  Soppelfierne.  $ie  Söpne 
boiber,  3-  t»erfcpel  unb  0.  StruBe,  tepten  ba«  SBcrf 
iprer  Bätet  fort,  ber  erfte  namentlich  am  fübtiepen 
f inimel.  Wo  er  2100  neue  Soppelfierne  entbeefte  unb 


[Zutu  Artikel  £’üt«t«rne.j 


Zu  den  Karten  , Fixsterne  des  nördlichen  und  des  südlichen 

Sternhimmels*. 


Sternbilder  und  Bezeichnung  der  Fixsterne. 


Sternbilder  sind  die  mit  besondere  Namen  bezeich- 
neten  Gruppen,  in  die  man,  z.  T.  seit  uralter  Zeit, 
die  Fixsterne  zusam mengefaßt  hat.  Gewisse  Grup- 
pierungen, wie  der  Himmelswagen  oder  Große  Bär, 
das  Siebengestirn  oder  die  Plejaden,  Kassiopeia,  der 
Jakobsstab  oder  Gürtel  des  Orion,  das  Südliche  Kreuz, 
die  Nördliche  Krone  u.  a.,  haben  von  jeher  und  selbst 
bei  rohen  Völkern  die  Aufmerksamkeit  auf  sich  ge- 
lenkt. Bei  den  Griechen  kennt  schon  Homer  die 
Bärin,  ,die  sonst  der  Himmelswagen  genannt  wird..., 
und  die  allein  niemals  in  Okeanos’  Bad  sich  hinab- 
taucht' (Ilias,  XVIII,  487  u.  489),  den  Bootes  und 
den  Hund  des  Orion;  Hesiod  den  Sirius  und  Are- 
turus;  beide  erwähnen  die  Plejaden,  die  Hyaden  und 
den  Orion.  Der  angeführten  Stelle  der  , Ilias*  zufolge 
kannten  die  Griechen  zu  Homers  Zeiten  noch  nicht 
die  Sternbilder  des  Drachen,  Cepheus  und  Kleinen 
Bären,  die  in  Griechenland  gleichfalls  nicht  unter-  j 
gehen.  Der  Kleine  Bär  wurde  zuerst  von  den  Phö- 
nikern  bezeichnet  und  soll  von  Thaies  in  die  grie- 
chische Astronomie  gebracht  worden  sein.  Im  Zeit- 
alter der  Peisistratiden  wurden,  angeblich  durch 
Önopides  von  Chios,  die  Tierkreisbilder,  wahrschein- 
lich aus  Chaldäa,  eingeführt ; doch  kannte  man  lange 
Zeit  hindurch  nur  11,  die  Wage  wird  erst  von  Gemi- 
nus  und  Varro,  etwa  50  v.  Chr.,  erwähnt. 

Schon  zur  Zeit  des  Eudoxos  (370  v.  Chr.)  war  die 
ganze  in  Griechenland  sichtbare  Himmelskugel  be- 
deckt mit  Sternbildern,  denen  man  mythologische 
Namen  und  Bedentung  beilegte,  und  die  Aratos  (tun 
270)  in  seinem  Gedicht  ,Phacnomena  et  prognostica' 
aufgezählt  und  beschrieben  hat.  Ptolcmäos  hat  in 
seinem  ,Almagest*  48  Sternbilder  aufgeführt,  näm- 
lich nördlich  vom  Tierkreis:  den  Kleinen  und  Großen 
Raren,  den  Drachen,  Cepheus,  Bootes,  die  Nördliche 
Krone,  Herkules,  die  Leier,  den  Schwan,  Kassiopeia, 
Perseus  mit  dem  Medusenhaupt,  den  Fuhrmann,  den 
Schlangenträger  (Ophiuchns),  die  Schlange,  den 
Pfeil,  den  Adler,  Delphin,  das  Füllen,  Pegasus,  An- 
dromeda und  den  Triangel , sodann  die  zwölf  Tier- 
kreisbilder Widder,  Stier,  Zwillinge,  Krebs,  Löwe, 
Jungfrau,  Wage,  Skorpion,  Schütze,  Steinbock,  Was- 
sermann, Fische  nnd  südlich  vom  Tierkreis:  den 
Waltisch,  Orion,  Eridanus,  den  Hasen,  Großen  Hund, 
das  Schiff  Argo,  die  Wasserschlange,  den  Becher, 
Raben,  Kentaur,  Wolf,  Altar,  die  Südliche  Krone 
und  den  Südlichen  Fisch.  Eine  Reihe  neuer  Stern- 
bilder, dem  südlichen  Himmel  angehörig,  wurde  von 
dem  Indienfahrcr  Petrus  Theodoras  (Pierre  Dirckß 
Keyser)  aus  Emden  (gest.  1596)  o.  a.  in  Vorschlag 
gebracht  nnd  von  Hondius,  Bläu  (Cäsius)  u.  a.  in  die 
Sternkarten  aufgenommen.  In  der  ,Uranometrie*  von 
J.  Bayer  (Ulm  1603),  dem  ,Usus  astronomiens  plani- 
sphacrii  stellati*  von  Kopiere  Schwiegersohn  J.  Bartsch 
(Straßburg  1624)  und  in  Hevels  ,Firmamentum  So- 
biescianum*  (Danzig  1690)  sind  außer  den  obigen 

Meyer»  Konv.  ■ Lexikon , 6.  Aufl. , Beilage. 


Sternbildern  des  Ptolemäos  noch  angegeben:  das 
Haupthaar  der  Berenike,  die  Taube,  das  Einhorn, 
die  Giraffe,  die  Kleine  Wasserschlange,  der  Phönix, 
der  Schwert-  oder  Goldfisch,  das  Chamäleon,  der 
Fliegende  Fisch,  das  Südliche  Kreuz,  die  Fliege,  der 
Paradiesvogel,  das  Südliche  Dreieck,  der  Pfau,  der 
Indier,  der  Kranich,  der  Tnk&n,  der  Lochs,  der 
Kleine  Löwe,  der  Sextant,  die  Jagdhunde,  der  So- 
hieskische  Schild,  das  Füchschen  mit  der  Gans  nnd 
die  Eidechse.  Endlich  fügte  Lacaille  bei  seinem  Auf- 
enthalt am  Kap  der  Guten  Hoffnung  1752  noch  14 
neue  Sternbilder  hinzu:  Bildhauer(-werkstatt),  (Che- 
mischer) Ofen,  Pendelahr,  (Faden-)  Netz, Grabstichel, 
Tafelberg,  Maler(-staffelei),  Luftpumpe,  Zirkel,  Lineal, 
Teleskop,  Oktant,  Mikroskop  nnd  Schiffskompaß. 

Außer  den  hier  aufgeführten  86  Sternbildern  sind 
noch  eine  Zahl  andrer  in  Vorschlag  gebracht,  aber 
nicht  allgemein  adoptiert  werden,  z.  B.  von  Halley 
die  Karlseiche,  von  Kirch  das  Brandenburger  Zepter, 
von  Poczobut  der  Poniatowskische  Stier,  von  Flam- 
steed  das  Herz  Karls  II.,  von  Bode  die  Friedrichs- 
ehre, von  Lemonnier  das  Renntier  (zur  Erinnerung 
an  die  lappländische  Gradmessung),  von  Lalande  die 
Katze  nnd  der  Eretehüter  (Custoe  Messium,  za  Ehren 
des  Kometenentdeckera  Mcssier). 

Za  erwähnen  sind  noch  die  merkwürdigen  Ab- 
änderungsvorschläge, die  im  17.  Jahrhundert  Julius 
Schiller  (gest.  1627)  für  die  Bezeichnung  der  Stern- 
bilder machte.  An  Stelle  der  heidnischen  Namen 
wollte  er  christliche  einführen,  die  zwölf  Zeichen  des 
Tierkreises  sollten  durch  die  zwölf  Apostel  ersetzt 
werden,  Perseus  durch  Paulus,  der  Große  Bär  durch 
das  SchiffPetri,  der  Schlangenträger  durch  den  Papst 
Benedikt  etc.  Glücklicherweise  fand  dieser  Vorschlag 
aber  keinen  Anklang,  ebensowenig  wie  Weigels  An- 
regung zur  Einführung  eines  , heraldischen'  Himmels 
(1688),  bei  dem  die  Sternbilder  durch  die  Wappen 
von  Fürsten,  Ländern  und  Städten  ersetzt  w’erden 
sollten. 

Anf  den  neuere  Sternkarten  werden  meist  nach 
dem  Vorgang  von  Argelandcr  die  seit  Lacaille  vor- 
geschlagcnen  Sternbilder  nicht  mehr  eingezeichnet, 
and  auch  von  den  ältere  pflegt  man  die  Umrisse  nur 
leicht  anzudeuten,  während  ältere  Kartenzeichner  die 
Figuren  sehr  eingehend  darstellten. 

Die  hellsten  Sterne  der  einzelnen  Sternbilder  fuh- 
ren auch  besondere  Namen,  die  teils  von  den  Grie- 
chen und  Römern,  wie  Arcturns,  Sirius,  Spica,  Ca- 
pella,  größtenteils  aber  von  den  Arabern,  z.  B.  Alde- 
baran, Deneb,  Beteigeuze  etc.,  herrühren.  Da  cs 
jedoch  unpraktisch  wäre,  alle  sichtbaren  Sterne  mit 
besondere  Namen  zn  belegen,  führte  Bayer  im  An- 
fang des  17.  Jahrhunderts  für  die  Sterne  bis  zur  4. 
Größe  in  jedem  Sternbild  griechische  nnd  lateinische 
Buchstaben  ein,  die  zn  dem  Namen  des  Sternbildes 


IT  Zu  den  Karten  , Fixsterne  des  nördlichen  und  des  südlichen  Sternhimmels4. 


hinzugesetzt  werden,  z.  B.  ß Tauri,  a Ophiuchi.  Da-  j 
bei  gibt  die  alphabetische  Ordnung  der  Buchstaben  , 
zugleich  annähernd  die  Abstufung  der  scheinbaren  | 
Helligkeit  der  Sterne  an,  weshalb  die  hellsten  Sterne 
gewöhnlich  mit  a bezeichnet  sind.  Schwächere  Sterne  ! 
bis  zur  6.  Größe,  die  keinen  Buchstaben  haben,  be- 
zeichnet man  häufig  auch  durch  die  Nummern  des 
Flamsteedschen  Fixsternkatalogs,  der  in  jedem  Stern- 
bild die  Sterne  in  der  Reihenfolge  ihrer  Rekt- 
aszensionen bezifferte.  Die  teleskopischen  Sterne  wer- 
den jedoch  fast  nur  durch  die  Angabe  ihrer  Größe, 
Rektaszension  und  Deklination  für  eine  bestimmte 
Epoche  bezeichnet  oder,  falls  sie  in  irgend  einem 
Sternkatalog  (s.  d.)  enthalten  sind,  durch  die  Num- 
mer, die  sie  in  demselben  fuhren,  und  zwar  in  der 
Regel  nur  nach  dem  ältesten  Sternkstalog,  in  dem 
sie  Vorkommen.  Nur  die  veränderlichen  Sterne,  so- 
weit sie  nicht  schon  die  Bayerache  Bezeichnung  füh- 
ren, bezeichnet  man  neuerdings  durch  die  großen 
lateinischen  Buchstaben  R,  S,  T etc.,  die  den  Namen  ' 
des  Sternbildes  vorangesetzt  werden,  und  wenn  in 
einem  Sternbild  mehr  veränderliche  Sterne  vorhan- 
den sind  als  Buchstaben  verfügbar,  beginnt  man  da» 
doppelte  Alphabet  von  R ab,  so  daß  auf  Z Cygni 
folgen:  RR  Cygni,  RS  Cygni  etc. 

Eine  Kenntnis  der  Sternbilder  des  Himmels  ver- 
schafft man  sich  am  besten  mit  Hilfe  einer  Sternkarte,  1 
and  zwar  für  den  Anfang  einer  Übersichtskarte,  auf 
der  man,  von  einem  bekannten  Sternbild  ausgehend, 
die  hellem  Sterne  und  Sterngruppen  durch  Linien 
verbindet,  welche  Konstruktion  man  dann  am  Him- 
mel nach  dem  Augenmaß  nachahmt  (sogen.  Aligne- 
ment). Geht  man  z.  B.  von  dem  auffälligen  Sternbild 
des  Wagens  (Großen  Bären)  aus,  und  verlängert  man 
die  durch  die  beiden  Hinterräder  (die  Sterne/? und  a) 
gezogene  Linie  nach  obenhin  um  das  Fünffache,  so 
trifft  man  auf  den  Polarstern  im  Kleinen  Bären,  der 
wieder  ungefähr  in  der  Mitte  zwischen  dem  Stern  a 
des  Großen  Bären  and  dem  Stern  ß der  Kassiopeia 
liegt,  deren  fünf  Hauptsterne  ein  flaches  W bilden, 
woran  man  sie  leicht  erkennt.  Verlängert  man  da-  | 
gegen  den  durch  die  Sterne  e,  £ und  17  des  Großen  I 
Bären  angedeuteten  Bogen,  so  gelangt  man  zu  dem 
Stern  Arcturus  im  Bootes,  etc.  Hat  man  auf  diese 
Weise  die  hellem  Sterne,  etwa  bis  zu  dritter  Größe, 
kennen  gelernt,  so  sucht  man  mit  Hilfe  einer  spe- 
ziellem Sternkarte  auch  die  kleinem  auf.  Den  Ge- 
branch  unsrer  Sternkarten  erleichtert  das  auf  Seite  IV 
folgende  Verzeichnis  der  Sternbilder  und  hellem 
Sterne  mit  besondem  Namen. 

Helligkeit,  Farbe,  Zahl  und  Verteilung  der 
Fixsterne. 

Nach  ihrer  scheinbaren  Helligkeit  teilt  man  die 
Fixsterne  in  OröBenklassen  ein,  die  hellsten  Sterne 
rechnet  man  zur  1.,  die  mit  bloßem  Auge  eben  noch  1 
wahrnehmbaren  zur  6.  Kinase,  die  Sterne  7.,  8. 
Größe  etc.  sind  nur  mit  dem  Teleskop  sichtbar  und  ' 
heißen  daher  teleskopische  Sterne.  Das  Intervall  zwi-  , 
sehen  zwei  Größenklassen  teilt  man  nach  Argeiander  j 
wieder  in  zehn&u/en.  Dadie  Bestimmung  der  Größen  : 
in  der  Regel  nicht  auf  wirklicher  Messung,  sondern 
auf  individueller  Schätzung  beruht,  so  zeigen  die  An- 
gaben verschiedener  Beobachter  namentlich  bei  schwa- 
chem Sternen  oft  recht  beträchtliche  Verschieden- 
heiten. Meistens  folgt  man  bei  Größenschätzungen 
von  Sternen,  die  schwächer  als  die  7.  Größe  sind,  der 


von  Argeiander  in  der  Bonner  Durchmusterung  an- 
gewendeten Skala,  bei  der  das  Helligkeitsverhältnis 
zweier  aufeinander  folgender  Größenklassen  ungefähr 
2,5  ist,  so  daß  also  ein  Stern  5.  Größe  2,5 mal  soviel 
licht  ausstrahlt  wie  ein  Stern  6.  Größe.  Nimmt  man 
für  Sterne  1 . Größe  die  Helligkeit  = 1 , so  ist  die- 
selbe für  8temc  10.  Größe  = 0, 00026,  es  werden  dann 
erst  3815  Sterne  10.  Größe  einem  Stern  1.  Größe  an 
Helligkeit  gleichkommen.  Zur  genauen  Bestimmung 
der  Helligkeit  der  Fixsterne  verwendet  man  in  neue- 
rer Zeit  vorwiegend  das  Zölloersche  Astrophotometer 
(s.  Artikel  , Astrophysik4  nebst  Tafel). 

Schon  mit  bloßem  Auge,  mehr  aber  noch  mit  Hilfe 
des  Fernrohrs  erkennt  man,  daß  die  Farben  der  Fix- 
steme  einige  Verschiedenheiten  zeigen.  Die  meisten 
Fixsterne  erscheinen  allerdings  weiß  oder  gelblich- 
weiß, jedoch  kennt  man  auch  eine  große  Anzahl  roter 
und  rotgelber  Sterne,  und  Krügers  , Katalog  farbiger 
Sterne*  (Kiel  1893)  enthält  zwischen  dem  Nordpol 
und  23°  südlicher  Deklination  2153  Steme.  Ausge- 
sprochen weiß  sind:  Sirius,  Wega,  Deneb,  Regulus, 
Spica,  gelblich:  Procyon,  Capella,  der  Polstern  und 
besonders/?  Ursae  majoris;  rot  dagegen  Antares,  Alde- 
baran, Arcturus  und  besonders  Beteigeuze.  Der 
röteste,  dem  freien  Auge  sichtbare  Stern  der  nörd- 
lichen Halbkugel  ist  der  Stern  11  Cephei,  W.  Ber- 
schels Granatstern.  Vorwiegend  blane  und  grüne 
Färbung  kommt  bei  den  einfachen  Sternen  fast  gar 
nicht  vor,  dagegen  sehr  häufig  bei  den  Doppel  Sternen, 
nnd  zwar  ist  der  Hauptstern  weiß  oder  gelb,  der  Be- 
gleiter aber  grün  oder  blau.  Oft  sind  anch  die  Far- 
ben der  beiden  Komponenten  direkte  Komplementär- 
farben. Ein  sehr  schönes  Bild  bietet  der  dreifache 
Stern  y Andromeda© , bei  dem  der  hellere  Stern  rot, 
der  schwächere  grün  ist,  der  aber  wiederum  einen 
blauen  Begleiter  hat.  Manche  Steme  scheinen  auch 
einen  Wechsel  der  Farbe  im  Laufe  der  Zeit  zu  er- 
fahren, jedoch  ist  mit  Sicherheit  ein  solcher  Fall  noch 
nicht  erwiesen.  Sirius,  der  jetzt  entschieden  weiß  ist, 
wird  im  Al  mögest  als  rot  bezeichnet,  auch  Uoraz 
nennt  ihn  Rubra  Conicula.  Nach  Schiaparelli  ist 
aber  die  Angabe  von  Ptolemäos  nicht  als  sicher  zu 
betrachten  und  bezieht  sich  die  Bezeichnung  Rubra 
Canicula  wahrscheinlich  auf  Procyon,  so  daß  auch 
eine  Farbenänderung  von  Sirius  sehr  wenig  wahr- 
scheinlich ist. 

Was  die  Zahl  und  Verteilung  der  Fixsterne  betrifft, 
so  kann  man  mit  bloßem  Auge  am  Himmel  ca.  5000 
Sterne  1. — 6.  Größe  sehen,  und  zwar  nur  am  Äqua- 
tor, wo  der  Blick  des  Beschauers  von  Pol  zu  Pol 
reicht.  In  den  Polargegenden  reduziert  sich  diese 
Zahl  auf  die  Hälfte,  in  den  mittlern  Breiten  Deutsch- 
lands auf  etwa  4200.  Rechnet  man  aber  die  tclesko- 
pischen  Sterne  hinzu,  so  bekommt  man  außerordent- 
lich große  Zahlen.  An  gewissen  Stellen  des  Himmels, 
z.  B.  in  der  Milchstraße,  stehen  die  Steme  so  dicht 
gedrängt,  daß  sie  nicht  zu  zählen  sind , und  manche 
Nebelflecke  lösen  sich  in  sehr  großen  Teleskopen 
ebenfalls  in  Tausende  von  Sternen  auf.  Der  ältere 
Herachel  sah  in  einem  Raum  von  30  Qoadratgraden, 
in  der  Gegend  der  Keule  des  Orion,  über  50,000 
Sterne  und  in  seinem  20füßigen  Reflektor  in  41  Zeit- 
minnten  ca.  258,000  Steme  passieren.  Nach  Struves 
Schätzung  dürften  in  dem  20fufiigen  Herschelschen 
Spiegelteleskop  am  ganzen  Himmel  20  Millionen 
Sterne  sichtbar  sein,  und  für  die  großen  Fernrohre 
der  neuesten  Zeit  dürfte  diese  Zahl  sich  auf  ungefähr 
100  Millionen  erhöhen. 


' t 

Zu  den  Karten  »Fixsterne  des  nördlichen  und  des  südlichen  Sternhimmels1,  m 


Von  Sternen  l._  Größe  gibt  es  18  und  zwar:  a) 
Nördlich  vom  Äquator:  1)  Wega  oder  a Lyrae, 
2)  Capelia  oder  a Aurigae,  3)  Arcturus  oder  a Bootis, 
4)  Aldebaran  oder  a Tauri,  5)  Beteigeuze  oder  a 
Orionis,  6)  Regulas  oder  a Leonis,  7)  Altair  oder  a 
Aquilae,  8)  Proeyon  oder  a Canis  minoris.  b)  Süd- 
lich vom  Äquator:  9)  Sirius  oder  a Canis  majori«, 
10)  Rigel  oder  ß Orionis,  11)  Spica  oder  a Vir- 
ginia, 12)  Antares  oder  a Scorpii,  13)  Foraalhaat 
oder  a Piscis  austrini,  14)  Canopus  oder  a Argus,  15) 
Acharnar  oder  a Eridani,  16)  a Centauri,  17)  ß Cen- 
tauri,  18)  a Crueis.  Die  fünf  letzten  der  südlichen 
Sterne  1.  Größe  sind  aber  in  Europa  nicht  mehr 
sichtbar.  Der  hellste  von  allen  ist  Sirius,  dann  fol- 
gen Canopu«,  a Centauri,  Wega,  Rigel  etc.  Die  Sterne 
1.  Größe  sind  nahezu  gleichmäßig  über  beide  Halb- 
kugeln des  Himmels  verbreitet,  und  auch  bei  den 
Sternen  2.  und  3.  Größe  ist  dies  der  Fall.  Dagegen 
findet  zwischen  beiden  Hemisphären  der  merkwür- 
dige Unterschied  statt,  daß,  während  auf  der  nörd- 
lichen Halbkugel  beiläufig  alle  Gegenden  gleich  reich- 
lich mit  hellern  Sternen  versehen  sind , in  der  süd- 
lichen sie  mehr  in  Massen  znsam  men  treten  und  ver- 
hältnismäßig sternenleere  Regionen  zwischen  sich 
lassen. 


Nach  Gould  ist  die  Verteilung  der  Fixsterne  nach 
ihrer  Größe  auf  der  nördlichen  und  südlichen  Halb- 

kugel  folgende: 

nördlich 

südlich 

Grölte 

vom 

Äquator 

0,0  — 1,4 

9 

8 

M — 2,o 

iO 

14 

2,1— 3.0 

66 

56 

3,1—  4,0 

166 

150 

4,1  -5,0 

321 

412 

5,1  — 0,0 

1238 

1415 

6,1  — 7,0 

4884 

5745 

Nach  der  von  Argeiander  ausgeführten  Bonner 
Dnrchmusterung  sind  auf  der  Halbkugel  nördlich 
vom  Äquator  überhaupt  vorhanden 


Storno 

1.  bis  6,5.  Gröäe 

4120 

„ 

6,o.  „ 

7,0. 

3887 

„ 

7.»-  * 

7,8. 

6054 

„ 

7,«-  « 

8,o. 

,, 

11168 

„ 

«M.  * 

8,». 

22898 

„ 

8,0.  „ 

9,0. 

„ 

52852 

* 

9,1.  „ 

9,5. 

n 

213973 

Im  allgemeinen  kann  man  annehmen,  daß  jede 
Größenklasse  3,9  mal  soviel  Sterne  enthält  wie  die 
vorhergehende. 

Die  Milchstraße. 

Schon  mit  freiem  Auge  nimmt  mnn  in  heitern, 
mondfreien  Nächten  einen  weißlichen  Schimmer 
wahr,  der  sich  über  das  Himmelsgewölbe  hinzieht 
und  es  wie  ein  Gürtel  umschließt.  Dies  ist  die 
Milchstraße,  die  Via  lactea,  Galaxias,  der  Alten.  Sie 
zeigt  sich  am  stärksten  und  glänzendsten  in  der 
Gegend  des  Schwans,  wo  sie  an  einigen  Stellen  dop- 
pelt ist;  von  dort  geht  sie  durch  den  Kopf  des  Ce- 


pheus,  die  Kassiopeia,  den  Perseus,  Fuhrmann  hin- 
durch, an  den  Grenzen  des  Stiers  und  der  Zwillinge 
sowie  am  Orion  vorüber  zum  Einhorn,  durch  dos 
Schiff  Argo,  daa  Südliche  Kreuz,  den  Triangel  und 
Altar.  Beim  Schwanz  dea  Skorpions  teilt  sic  sich  in 
zwei  Arme,  von  denen  der  eine  den  Skorpion,  Ophi- 
uchus  und  die  Gans,  der  andre  den  Sobieskischen 
Schild,  den  Adler,  Pfeil  nnd  Fuchs  durchzieht.  Im 
Sternbild  des  Schwans  stoßen  beide  wieder  zusam- 
men. Vom  Nordpol  bleibt  die  Milchstraße,  abgesehen 
von  einem  schwachen  Arm , den  sie  gegen  denselben 
aassendet,  gegen  30°  entfernt,  dem  Südpol  nähert 
sie  sich  etwas  mehr;  ihre  Breite  ist  in  verschiedenen 
Teilen  sehr  verschieden  und  schwankt  zwischen  4 
und  22°,  doch  erscheint  sie  im  Fernrohr  um  6 — 7° 
breiter  als  dem  unbewaffneten  Auge.  Die  geringste 
Breite  hat  sie  in  der  Nähe  des  Südlichen  Kreuzes, 
die  größte  zwischen  dem  Schlangenträger  und  An- 
tinous.  An  manchen  Stellen  sendet  sie  Arme  seitlich 
aus,  die  sich  teils  plötzlich,  teils  allmählich  verlieren, 
den  mächtigsten  in  der  Nähe  des  Südlichen  Kreuzes, 
der  den  Kentauren  und  den  Wolf  durchzieht  und 
nach  einem  Laufe  von  etwa  30°  endet.  An  einigen 
Gegenden  dieses  Gürtels  gewahrt  man,  besonders  am 
südlichen  Himmel,  dunklere  Stellen  inselartig  ver- 
teilt, wogegen  es  auch  vorzüglich  helle  Streifen  gibt, 
x.  B.  unter  dem  Pfeil  im  Sobieskischen  Schild,  am 
Schwertgriff  dea  Perseus.  Genaue  Beobachtungen 
über  den  scheinbaren  Lauf  und  die  Ausdehnung  der 
Milchstraße  hat  Heis  angestellt  and  die  Resultate  in 
seinem  , Neuen  Himmelsatlas1  (Köln  1872)  nieder- 
gelegt, nnd  in  neuester  Zeit  Boeddieker,  der  vorzüg- 
liche Zeichnungen  derselben  lieferte  (,The  Milky 
Way1,  London  1892),  undEaston  (,Ln  voie  lactee  dans 
l’h<5misph6re  bordal*,  Dordrecht  1893).  Über  die  Na- 
tur der  Milchstraße  hatten  die  Alten  sehr  verworrene 
Ansichten,  nur  Demokrit,  später  Manilius  u.  a.  spra- 
; chcn  die  Meinung  aus,  dAß  der  Schimmer  der  Milch- 
straße durch  den  vereinigten  Glanz  unzähliger  dicht 
zasaramengehäufter  Sterne  entstehe,  aber  erst  nach 
Erfindung  des  Fernrohrs  konnte  Galilei  die  Richtig- 
i keit  dieser  Ansicht  nachweisen.  Später  untersuchte 
W.  Herschel  die  Gestalt  der  Milchstraße  ausführlich 
und  erklärte  dieselbe  als  aus  einer  sehr  großen  An- 
zahl dicht  gedrängter  kleiner  und  kleinster  Sterne 
bestehend,  die  aber  durch  die  einzelnen  Teile  des 
Gürtels  ungleich  verteilt  sind.  Im  Hintergrund  zeigt 
sich  auch  für  die  stärksten  Fernrohre  ein  weißlicher, 
zusammenfließender  Schimmer,  der  auf  eine  noch 
viel  größere  Zahl  von  Sternen  deutet,  deren  Auf- 
lösung in  einzelne  Punkte  unsern  Instrumenten  un- 
möglich ist.  Die  Verteilung  aller  Sterne  des  Him- 
mels gegen  die  Milchstraße  ist  nach  neuern  Unter- 
suchungen folgende:  Die  Zahl  schwächerer  Sterne 
nimmt,  je  mehr  man  sich  der  Milchstraße  nähert,  in 
sehr  schnellem  Maße  zu,  dagegen  bildet  der  größte 
Teil  der  hellern  Sterne  bis  zur  4.  Größe  einen 
Gürtel,  der  die  Milchstraße  unter  einem  Winkel  von 
19°  in  der  Kassiopeia  und  im  Südlichen  Kreuz 
durchschneidet.  Der  Pol  der  Milchstraße  liegt  un- 
gefähr in  191°  Rektaszension  und  29°  nördlicher  De- 
klination. 


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IV  Zu  den  Karten  .Fixsterne  des  nördlichen  nnd  des  südlichen  Sternhimmels' 


Verzeichnis  der  gebräuchlichen  Sternbilder. 

ln  nachstehender  Tabelle  sind  «Amtliche  gebräuchliche  Sternbilder  unter  Angabe  Ihrer  Positionen  auf  ge  führt. 
Die  Kart«  I enthalt  alle  8tembilder  zwischen  dein  Nordpol  und  25°  nördlicher  Deklination;  die  Karte  n diejenigen  der 
Aquatorialxono  zwischen  82°  nördlicher  und  82°  südlicher  Deklination;  die  Karte  LU  diejenigen  zwischen  dem  Südpol 
und  25°  südlicher  Deklination. 

Die  erste  und  zweite  Reiho  geben  den  deutschen  and  lateinischen  Kamen  dee  Sternbildes. 

Die  dritte  Reihe  enthält  die  »Rektaszension1,  ausgedrückt  in  Stunden,  wie  sie  im  Rande  der  Karte  bezeichnet  lat. 

Die  vierte  Reihe  gibt  die  .Deklination1  nördlich  (+),  südlich  ( — );  ln  der  Karte  vermöge  der  von  10  *n  10* 
ausgezogenen  Parallelkreis«  xu  bestimmen. 

Die  fünfte  Reihe  gibt  die  Anzahl  der  Sterne  des  betreffenden  Sternbildes,  und  zwar  für  die  nördliche  Halb* 
kugel  bis  zur  6.  Größe  nach  Heis,  für  die  südliche  bis  znr  7.  Größe  nach  Gould. 


Deutscher 

Karne 

Lateinischer 

Name 

Rekt- 

aszeus. 

in 

Standen 

Deklination 
-4-  nördlich 
— südlich 

IT 

ff 

< 

Deutscher 

Käme 

Lateinischer 

Name 

Rekt- 

aszens. 

in 

Stunden 

Deklination 
+ nördlich 
— südlich 

TT 

11 

< 

Adler  u.Antinous 

_ 6 - +32 

Altar 

Ara 

16—18 

—45 66 

86 

Löwe,  Kleiner  . 

Leo  minor . . 

9—11 

+23-  +42 

40 

23—  2 

139 

6 10 

+35_  ^62 

87 

Bär,  Großer  . . 

Ursa  rnajor  . 

8—14 

4-32 

227 

Luftpumpe  . . . 

Antlia  .... 

9 — 11 

—24 40 

85 

Har,  Kleiner  . 

Ursa  minor  . 

1 — 20 

■66  - +89 

54 

Maler  

Pictor 

4—  7 

—44 64 

67 

Becher  

Crater  .... 

11  — 12 

— 6 25 

53 

Mikroskop.  . . . 

Microscopium 

20  — 21 

—28 46 

69 

Borenikesllaupt- 

Genua  Bereni* 

Netz 

Kuticulum  . . 

3—  5 

—54 68 

34 

12  14 

70 

0 — "23 

—48 90 

SS 

Bildhauer  .... 

Sculptor  . . . 

23—  2 

—25  — —40 

131 

Ofen 

Fornax  .... 

1—  4 

—24 40 

110 

11  — + 21 

186 

13  — 18 

— 67 83 

Chamäleon  . . . 

Cbamaeluon  . 

7 — 14 

—75 88 

50 

Pegasus  

Pegasus  . . . 

22—  0 

+ 2-+34 

178 

31 

2 4 

—40 68 

CS 

Drache 

Draco  .... 

9 — 21 

4-48— +82 

220 

Perseus  ..... 

Perseus  .... 

1—  5 

+31  — (-57 

130 

Dreieck,  Südl.  . 

Triangnlutn 

Pfau 

Pavo 

17-21 

—57 75 

129 

austriale  . . 

15—17 

—60 70 

46 

Pfeil 

Sagitta  .... 

19  — 20 

+ 15- +22 

18 

Eidechse  

Lacerta ... 

22  — 23 

+>34 |M 

48 

Phönix 

Phoenix  . . . 

23—2 

—40 59 

139 

Einhorn 

Monoceros  . . 

5—  8 

— 11 Pl2 

165 

Habe 

Corvus  .... 

12—13 

—11 25 

53 

Kridnnus 

Kridanus  . . . 

1-  5 

0 58 

293 

Schiff  Argo  . . . 

Argo 

6—11 

—11 75 

829 

Fernrohr 

Teluscopium  . 

18  — 20 

—45 57 

87 

SchiffnkompaA  . 

l’vxis 

8—  9 

—19 37 

65 

Fische 

1‘isces  .... 

23—  2 

- 7 1-32 

128 

Schlange  .... 

Serpens  . . . 

15—19 

—16  — -+24 

123 

Fisch, Fliegender 

Piscia  volans 

0—  9 

—64 75 

44*. 

Schlangentriger 

Ophiuchus  . . 

16-18 

— 30 — 

209 

Fisch,  Südlicher 

Pixels  austr.  . 

21  — 23 

—25 37 

75 

Schütze 

Sagittarlus  . . 

17  — 20 

—14 46 

298 

Fliege 

Musca  .... 

11  — 14 

—64 75 

75 

Schwan 

Cygnus  . P . . 

19  — 22 

+21 1 57 

197 

Füchschen  . 

Vulpecula  . 

19  — 21 

+19—4-20 

62 

Schwertfisch  . . 

Dorado  .... 

3—  6 

—51 70 

43 

Füllen 

Equulvus  . . . 

21 

-f  1-4*10 

16 

Sextant  

Snxtans .... 

9-11 

— 11  — T « 

75 

Fuhrmann . . . 

Auriga  .... 

4—  7 

+28  — +56 

144 

Skorpion  .... 

Scorpius  . . . 

15—18 

— 8 46 

185 

Giraffe 

Cameloparda- 

Sobicakis  Schild 

Scuturn  So- 

lus 

8 — 15 

+52 1-85 

138 

biesii  .... 

18-19 

— 6 15 

33 

Grabstichel  . . . 

Caelutn  .... 

4—  5 

—30  — -48 

28 

Steinbock  .... 

Capricornus  . 

20  — 22 

— 9 28 

134 

Herknies 

Hercules  . . . 

15  — 19 

+ 4 (-51 

227 

Tafelberg  .... 

Mensa  .... 

3—  7 

—71  — —85 

44 

Hund,  Groüer  . 

Ganis  major. 

0 — 7 

—11  — — 33 

178 

Taube  

Columba  . . . 

5—  7 

-27 43 

112 

Hund,  Kleiner  . 

Canks  minor  . 

7—  8 

+ 0. — bl3 

87 

Triangel 

Triangulum  . 

1-  2 

+ 27-  +.16 

30 

Jagdhunde  . . . 

Canesvenatici 

12—14 

4-28- +54 

88 

Tukan  

Tucanus  . 

22-  1 

_58 74 

81 

—45  75 

84 

30  +1 

122 

VirgA 

-22-  • 15 

271 

0—8 

26  — 4-11 

Kassiopeia.  . . . 

Cassiopeja  . . 

23—  4 

+46 F 77 

126 

Wassermann  . . 

Aquarius  . . . 

20-0 

— 26  — -r  2 

276 

Kentaur 

Gentaurus  . . 

11  — 15 

— 30 64 

389 

Waase  rachlango 

Hydra  .... 

8—15 

—35 h 7 

393 

Kranich 

Grus 

21  — 23 

-87 57 

100 

Wamerschlangc, 

Krebs 

Gancer  . . . 

8—  9 

+ 9-434 

92 

Kleine 

Hydro«  .... 

0—  4 

-58 81 

64 

Krone’,  NArdL  . 

Corona  bor.  . 

15—16 

4-25—440 

31 

Wolf 

Lupus  .... 

14  — 16 

—29  — —55 

159 

Krone,  Südl.  . . 

Corona  nustr. 

18  — 19 

_37 40 

49 

Zirkel 

Circinus  . . . 

13—15 

— 55 70 

48 

Leier 

Lyra 

18  — 19 

+25- +41 

69 

Zwillinge  .... 

Gemini  .... 

6-  8 

+11- +36 

106 

Sterne  mit  besondem  Namen. 


Käme  des  Sterns 

Bezeichnung  im 
StembiJd 

Rekt- 

a*zens. 

1900,0 

Dekli- 

nation 

1900,0 

Käme  de»  Sterns 

Bezeichnung  im 
Sternbild 

Rekt* 

aszens. 

1900,0 

Dekli- 

nation 

1900,0 

+28  IC 

4 12  27 

Ca-itor  .... 

a Gerainorum  .... 

7 28 

-}-82  7 

Thuban  

a Drsconls 

14  2 

+64  51 

Dcneb 

ri  Cvgnl 

20  38 

-+44  55 

Wega  

a I.yrae 

18  34 

4-38  41 

S Ursae  mlnoris  . . . 

1 

18  5 

+M  37 

Dubbe 

n Ursae  majori«  . . . 

10  58 

4 62  17 

KARTE  DER  ÄQUATORIAL/ ONE  DES  GESTIRNTEN  HIM1 


Mtrm Eonr.'LejiX'on , S.fu/7  RibKnc^mphiMch 


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yjirfieme  (Soppeifterne).  641 


Bermafe.  0.  StruBe  «itbfcfte  614  bauf tfc5rf)!i(6  enge 
'Haart  («Catalogue  revu  et  corrige  des  Steriles  don- 
bles  et  multiples«,  BrierSb.  1850),  bic  gewöhnlich 
mit  02’  bezeichnet  werben.  3n  neuester  „»feit  bat 
namentlich  Bumham  mit  bent  mächtigen  SÜejraftor 
ber  Uid- Sternwarte  eine  grafte  SHeifjo  Soppeljteme 
Borwiegenb  Bon  fcfjr  genüget  Siftanj  entbedt.  BJaS 
bie  Herieilung  ber  Soppclfievne  betrifft,  fo  ift  biefelbc 
analog  ber  ber  einfachen  Sterne,  in  ber  'JiStje  beS  Ho 
leb  ber  Hiilcbflrafee  finb  fte  feiten,  je  mehr  man  ftd) 
aber  ber  'JJiildijtrafte  nähert,  um  fo  jablreidjer  werben 
fit.  Sine  mertwürbige  6igentümlid)teit  ber  Stoppel- 
fternftjfteme  ift  bie  ffarbenoer[d)iebenl)eit,  bie 
häufig  jmifchen  ben  sromponenten  ftattfinbet.  Bad)- 
betn  man  bie  Bewegung  in  ben  Xoppelftemfpftemen 
erfannt  hatte.  Bcrfudite  man  bie  Hahnen  berfelben  ju 
berechnen.  Wethoben  hierfür  rühren  Bon  Saoarg, 
3.  ix  riebet.  Snde,  Slltnfcrfue«  unb  Seeliger  her,  Weldte 
bie  Hinnahme,  bajj  baä  91ewtonfd|e  HlltrattionSgefep 
auch  in  bem  Soppelftemfbftem  gilt,  jugrunbe  legen. 
Hisfjer  finb  fd)on  eine  Sieibe  Bon  Soppclitembalmen 
mit  peinlicher  Sicherheit  bcredjntt  worben,  toeidje  bie 
beobachtete  Bewegung  in  biejen  St)ftemen  gut  bar« 
fletlen,  fo  bafe  man  ju  bem  Sefeluft  berechtigt  ift,  baß 
baä  'Jietotonfche  HlttraftionSgefcp  nicht  nur  im  Son- 
nenfpjtem , fonbern  aud)  bet  ben  Soppelftemen  unb 
audi  im  Seitentälern  überhaupt  ba«  ilninerfalgcfef) 
ber  Vlttrnrtion  ift.  3n  nachfolgenber  labeile  finb  bie 
Wicbttgftcn  Slemcnte  Bon  einigen  Soppeljtentbalmen 
mit  tiirjerer  UmlaufSjeit  aufgeführt.  Sä  bezeichnet 
babei  U bie  Umlaufä,ieit(Heriobe)  in  fahren;  i bie 
Steigung  ber  Hahnebene  gegen  bie  BrojeftionSebene 
(ober  bie  burd)  ben  $>aupt|tcrn  gehenbe  Sangenltal- 
ebene  an  ber  fynimelShigel) ; e bie  jen triji- 
tät;abiefcheinbaregroge$albad)feber  Hahn 
in  Hogenfctunben. 


Intel  Btt  tBaBnefementc  Bon  loppetfternen. 


9iamc  bc*  Sterne* 

U 

i 

. 

* 

fl  883 

5,8 

82,5° 

0,7«0 

0,8*'* 

* ^eqöfi 

11,4 

81.« 

0,490 

0.4« 

& Squulet 

11,5 

81,8 

O.iot 

0.41 

C Sagittani  ... 

18,5 

67,3 

0,«19 

0,89 

•c  101 

22,0 

77,7 

0,700 

0,«5 

85  ^Segafi 

24,0 

55.« 

0.38« 

0,89 

fl  tielpfeini 

24.« 

04,« 

0,194 

0,51 

42  dotnae  Serenici*  . . . 

25.7 

90,0 

0,480 

0,8« 

4 *1«  . . . 

83.0 

37,3 

0,519 

1,71 

C porailt« 
£ 8121  . 

34.4 

♦3.« 

0,483 

1.J8 

34.« 

75,4 

0,309 

0,87 

7 doronce  boreali*  . . 

41.« 

57,8 

0,«7 1 

0,88 

f*  ^erculi* 

-T  2173  

45.4 

67,0 

0,9 14 

1.37 

46,o 

80.7 

0,«oo 

1,14 

02  269 

48.8 

71,3 

0,3«! 

0,3* 

Siriu* 

49.4 

42,4 

0,699 

2,4* 

y Hnbromeba«  BC 

54,0 

77.8 

0,857 

0,37 

99  fcerculi*  . . 

54  5 

0,0 

0,781 

1,01 

02  298 

56.7 

65,8 

0,584 

0,88 

C ttancri  AB  ... 

59,1 

11,1 

0,38« 

0,85 

f Urfae  majori*  .... 

60.7 

56,3 

0,381 

2,8« 

02'  234 

63,4 

47,* 

0,363 

0,34 

02  285 

70,7 

41.9 

0,470 

0,40 

« dentauri  ... 

81.« 

79.4 

0,6«9 

17,7t 

y doronae  boreali* 

85.3 

81,7 

0,349 

0,63 

y dentauri 

88.0 

62,  t 

0,800 

1,0* 

[»  Opj»tu<$t 

88,1 

00,1 

0,475 

4,60 

y doronae  auflrati* 

93.4 

48,8 

0,303 

2,03 

02  m 

94.4 

54,4 

0,500 

0,98 

V Urfae  majori*  .... 

97,0 

30,5 

0,440 

0,34 

Sin  febr  intereffanteS  Spftem  bietet  ber  Stern  J 
Soncri.  Ser  foauptftem  A ift  5.  Bröfee,  bat  in  1" 
Wbflanb  einen  Begleiter  B oon  ber  fflrojje  5,7  unb  in 
Weoer*  Äon». » £ertfon , 6.  Kuli,  VI.  Sfr- 


| 5"  HIbftanb  einen  zweiten  Hegleiter  C Bon  5,3  ffiröfie. 
Seeliger  hat  bie  Bewegung  tn  biefem  Spftem  aus- 
führlich unterfudjt,  unb  bie  o6en  gegebenen  Slemente 
bejieheit  fid)  auf  ben  Umlauf  Bott  B um  A.  Ser  Stern 
C hat  feit  SB.  §erfcbelS  ,>}eit  feinen  BofittonSromfel 
gegen  A um  ungefähr  60"  geänbert,  feboch  hat  feine 
Hahn  bie  Beftalt  einer  Schlangenlinie,  was  ftd)  am 
einfachsten  burd)  bie  'Umrahme  eines  Bon  0 nur  um 
einige  Zehntel  einerHogenfefunbeabftehenben  unuebt- 
baren  HeglciterS  erflärt,  für  beffen  Umlaufs jeit  Seeli- 
ger  18  3ahre  firtbet.  Bei  Sirius  unb  Brocpon  ift  es  in 
ähnlicher  Seife  möglich  gewefen,  bie  Hahnen  ber  Be- 
leiter  ju  berechnen,  ehe  biefelbcn  entbedt  waren ; auS 
en  periobifchen  Heränbenmgen  ber  Sigenbemegung 
Bon  Sirius  unb  Brocpon  fdjlofiHefjel  1844,  baftbeibe 
einen  Hegleiter  haben  ntüjtten,  unb  Beier«  u.HluroerS 
berechneten  bie  Hahnen  für  biefelben.  1862  enlbedte 
Hlloan  Klar!  bann  Wirflid)  bei  SiriuS  einen  Hegleiter 
neunter  Bröfse  unb  ebenfo  1896  Spaeberle  einen 
'Begleiter  13.  Bröfte  bei  Brocpon,  beren  Hetoegung 
frei)  Boütommen  ben  berechneten  Habnen  anidjlofe. 

Hlucp  mittels  beS  SpeftroffopS  ift  eS  in  neuefter3'it 
gelungen,  Hegleiter  bei  einigen  Sternen nathiurocifen, 
bie  mit  bem  gemrobr  nicht  mahrgenommen  Werben 
fönnen.  So  fanb  Bideritig  auf  ben  photographifd)en 
Hlufnabmen  beS  SpeftrumS  beS  Sternes  Bci,jar(f  Ur- 
fae  maf.)  bieultrabioletteSinieK  boppelt  tn^wtfehen- 
seiten  Bon  52  Jagen.  Siefe  Herboppelung  erflärt 
ftd)  burd)  bie  Hinnahme,  bafj  ber  hellere  Stern  beS 
SternpaareS  Biijar  aus  zwei  nahe  beieinanberfteben- 
ben  Sternen  Bon  ungefähr  gleicher  $>cQigfeit  beflehe, 
bie  in  104  Sagen  um  ihren  gememiamen  Schwer- 
puttf!  laufen.  3"  3l®iWtnJt<l,n  Bon  52  Sagen  ift 
ihre  BerbinbungSlinie  rcd)twinflig  jur  fflcfidiislinie, 
ihre  Hewegungen  erfolgen  barat  in  ber  ©eficbtslinte, 
unb  jwar  nach  entgegengefepten  SRtdjtungen ; bie  8i- 
nien  in  ben  Speliren  Berfcpiebcn  fid)  baher  in  ent- 
gegengefeptem  Sinn,  unb  ba  bie  Spcftren  beiber 
Sterne  fid)  iibereinanber  lagern,  fo  tritt  eine  Herbop- 
pelung ber  Sinien  ein.  Hluf  gleiche  Säeife  hat  Hüde, 
ring  aud)  ben  Stern  ß Hlurigae  als  boppelt  erfannt 
mit  4 Sagen  UmlaufSjeit.  SSäprenb  hier  burd)  perio- 
bifche  Herboppelung  ber  flinien  jwei  helle  Stomoo 
nenten  eines  SlemeS  nnepgeroiefen  würben,  hat  He- 
gel burd)periobi(d)eHerichtebungen  ber  Spertrallinien 
nach  eiitgegengcicpten  9iid)tungen  beiHUgol  (f.  unlen: 
•Heränberlidje  Sterne«)  ltnb  Spica  oerhältnismäfetg 
bunfle  Hegleiler  naehgewiejen.  HiS  jept  finb  etwa  30 
folcher  fpettroffopifcher  Soppelfternfpfleme 
befannt.  Hei  ben  folgenbett  fonnle  mit  binreicbenber 
Sicherheit  bieHcriobe  beSUmlaufS  feftgefletlt  werben : 
Stern  perior.  Stern  Pertobe 

<t  CrloniS  . , l.ol  ttaße  * Pegaft  ...  10  lege 

t Storni*  . . 2,i  * f Gkminorum  . 10, t » 

daftor  ...  2,»  i • ° Ceoni*.  . . 14,5  * 

t'olarflem  . . 3,»»  • A Änbromebae . 20  * 

Spica  . . . 4,oi34  • | tfapcüa  ...  3,5  ÜRottaie 

Ccp^ci  . 5,33  » 1 x $racont* . 9.3  • 

O Urfae  ma|.  .6  * ß ftmuli*  .12  » t 

n «quifa«  . 7,1  T * n ^fQaji . . . 27  » 

^ ©racoitii  .9  * I 

SS  fommen  alfo  alle  Umlaufszeiten  Pon  SageShruch- 
teilen  bis  ju  ben  UmlaufSjeilen  ber  opiifchen  Soppel- 
fteme  oor.  HcfoubereS3ntereffe  bietet  ber  Holarftmt, 
beffen  Beränberlid)e®igenbewegnng  mit  einer Bertobe 
Bon  4 Sagen  z'ierft  Bon  Bampbell  erfannt  würbe; 
neuere  Beobachtungen  haben  nämlich  ergeben,  bafe 
bie  mittlere  Befcbwinbtgfett  aud)  nod)  eine  Heran- 
berlichfeit  Bon  mehrjähriger  Beriole  anbeutet,  fo  bafe 
wabrfcfeeinlitfe  hier  ein  breifadjeS  Stpl™  Borliegt 

41 


642  (VÜftcrne  (Sternhaufen  unb  Sßebelßede,  Bcränberlid)e  Sterne). 


leternbaufrn  unb  Wetictftedc.l  Sic  ungleiche 
Bertcilung  ber  SMaterie  am  Fimmel  erlennt  man 
[dton  mit  unbewaffnetem  Vluge.  VI n manchen  Stellen 
fiebt  man  oielc  Sterne  ju  einer  öruppe  Bereinigt,  Wie 
bei  ben  Blcjaben  unb  )t  gaben,  cbenfo  fiebt  man  im 
Berfeub,  ber  Vlnbromeba,  beut  Crion  einen  matten, 
tuolfcnartigen  Schimmer,  ber  ftcö  nom  buntein  £>tm- 
melbgrunbe  beutlid)  abbebt.  Solche  ffiebilbe  jeigt  bab 
ifemrobr  itt  fel)r  grober  Vln}al)l  in  allen  ®röjien  unb 
Sonnen,  Bon  einigen  Setunben  hib  ju  mehreren  ®ra» 
ben  Vlubbcljnung,  Bon  runber  ober  etUptifcber  ©eftalt 
bib  jur  gänpidicn  Slegelloiigteil  unb  Unförmlübteit 
Stiele  non  ihnen  ßnb  bei  ftarfer  Vergrößerung  in 
einzelne  Stcme  auflMbar  unb  werben  bann  Stern' 
häufen  benannt,  anbre  j ebnet)  laffen  fclbft  bei  ben 
flärfften  Vergrößerungen  feine  Vluflöfung  in  Sterne 
errennen,  fonbem  erßbeinen  immer  nur  alb  matter 
Sdtimmer,  häufig  mit  einer  jentralen  Berbichtung : fie 
fübren  bann  ben  Siamen  Siebe  1 ober  Siebelf  lede 
(f.  Siebei).  VBähienb  fid)  mit  betu  Scrnrobr  eine  (Srtnje 
tmiidien  Siebetflcden  unb  Sternhaufen  nur  febr  fdjtoer 
fcjtftellen  läßt,  hat  bas  Spettroftop  naebgewiejen,  baß 
ein  großer  Seil  ber  Siebctilede  eine  wefentlid)  anbre 
©ndiemungbfomiberSiiaterie  barbietet  wie  bieSlem» 
häufen.  Stab  Spettnini  ber  leßtera  ifl  immer  fonti-- 
nuiertid),  wäbreiib  bei  ben  Siebeln  fehr  häufig  ein 
helle«  Sinienfpettrum  auftritt,  ba«  nur  bei  glübenben 
©afen  erfdjeint.  ftu  Bielen  Sternhaufen  fann  man 
mehrere  tauienb  Sterne  unterfdieiben.  Bielfad)  finb 
fie  ootlflänbig  ninb,  unb  gewöhnlich  ift  bie  SUfittc 
biebter  unb  rciiblid)er  mit  hellem  Stenten  heießt  alb 
bie  fcitlid)cn  Seite;  in  einigen  feltenem  Sailen  tritt 
ein  Stern,  glridjfam  alb  Zentral  item,  merrtid)  her» 
Bor.  ISinige  ©egenben  bc«  Wimmelst  ftnb  febr  reich 
an  Siebelfleden  unb  Sternhaufen,  wäbrenb  biefe  in 
anbent  fafl  gonj  fehlen.  Sie  meiiten  Slembaufen 
liegen  in  ber  Siäbe  ber  SHiIcbßraße  unb  felbft  in 
biefer.  tfafl  nirgenbb  gebt  ihre  Vierhrcitung  weiter 
alb  10 — 15"  über  bie  SKildjftrafee  binnub.  meift  bnd)t 
fte  bei  biefer  fflrenje  plößlid)  ab.  Sehr  jaljlreid)  fom» 
men  bie  Sternhaufen  im  Slorpion  unb  bem  Schüßen 
unb  in  ber  ©egenb  jroiidien  ben  Zwillingen,  bem 
Kubnnnnn  unb  bem  Stier,  im  Orion  unb  im  Ein» 
hont  Bor.  Sagegen  ifl  bie  ©egenb  beb  Vlblerb  Bon 
Sternhaufen  fafl  ganj  entblößt.  Sie  Siebclflede  jei* 
gen  jebod)  ein  gernbe  entgegengefeßteb  8ert)alten : in 
ber  Siäbe  ber  SHildglraße  fehlen  fie  faft  ganj,  unb  erft 
in  großer  Entfernung  Bon  ihr  treten  fte  jobtreid)  auf, 
an  manchen  Stellen  bidjt  jufammengebrängt,  fo  baß 
hier  bie  yinnnbnte  eine«  pbtßlßben  3ufammenbange8 
ähnlich  wie  bei  ben  Soppcl|temen  nabeliegt,  bod)  ijat 
ein  foldjer  bisher  noch  nicht  nad)gewie|cn  werben 
tonnen.  Sehr  jabtreid)  ftnb  fte  auf  ber  nörblid)en 
£>albfugcl  in  ber  Jungfrau  unb  bem  ftauptbaar  ber 
Beremfe,  nnb  ein  anbrer  bidjt  befeßter  Streifen  ließt 
burd)  Begaf  ub,  Vlnbroineba  unb  Vierten«  bi8  jur  Wild)- 
flrnfje  bin.  Vluf  ber  (üblichen  §albfugel  ftnben  fid) 
bie  bichteften  Vlnfamittlungen  in  ben  beiben  Jtapmoi- 
ton  (Nubecula  major  et  minor). 

|<t>eränBnttd)c  eternc.)  Sie  SSeljrjabl  berSteme 
cricfaeint  immer  in  gleicher  fcelligteit,  bod)  gibt  ei  eine 
jifntlid)e  Vlnjabl . bie  eigentümliche  Beränberungen 
ihrer  fccüigfett  jeigen,  bie  j.  S.  periobiid),  j.  S.  jebod) 
anj  unregelmäßig  erfolgen.  Siad)  ©olf  tann  man 
ie  ueriinberlicben  Sleme  in  Bier  Klaffen  einteilen, 
Bon  benen  bie  1.  Klaffe  folcbe  Sterne  enthält,  bie  nur 
nubnahmbweife  fidßba^  finb;  hierin  gehören  bie 
neuen  ober  temporären Steme(f.  unten),  Sie2.  Klaffe 
umfaßt  bie  Sterne,  bereit  Sidßwedßel  nach  Sauer  unb 


Verlauf  febr  unregelmäßig  erfolgt.  Ser  hetanntefie 
Stern  biefer  Klaffe  ifl  ber  Stern  »;  Vlrgi  ber  füblidien 
§albtugd,  ber,  in  einem  großen  Slebelfled  flebenb, 
1677  oon  Smlleß  alb  Stern  4.  ©röße,  1827  Bon  Buv» 
dictt  alb  Stern  1.  ©röße  gefehen  würbe,  1843  bem 
Siriu«  fafl  gleicbtam,  bann  jebod)  langfam  abneb« 
menb  1866  für  bab  freie  Buge  Berßbwanb.  Seitbem 
ift  er  innerhalb  geringer  Sdjwanfungen  alb  Stern 
7.  ©röße  ftd)tbar  geblieben,  ferner  gehört  ju  biefer 
Klaffe  einer  ber  merfwürbigften  Deränberlidjen  Sterne, 
ber  Stern  U ©euun  onim,  ber  jWiichen  8.  unb  13.  ©röße 
febwanft,  jebod)  öfterb  mit  großer  SdjneDigleil  an 
^wlligfeit  junimmt,  mandjmal  innerhalb  24  Stunben 
um  brei  ©rößenflaifen.  3ur  #•  Klaffe  gehören  fold)C 
Sterne,  bie  einen  befiänbigen  2id)twed)fel  jeigen, 
beflen  Beriobe  nach  Sauer  unb  Berlauf  bejtimmt  ift, 
wie  j.  8.  ber  Stern  i Eephei.  befien  ^eüigleil  jWiichen 
4.  unb  5.  ©röße  fdiroanft,  unb  beßen  Benobe  5 Sage 
8,8  Slunben  beträgt.  Ser  2id)troed)jel  biejeb  Sternb 
jeigt  unter  allen  Vjeräiiberlid)en  bie  größte  9!egel» 
mäßigleiL  ferner  rechnen  jit  biefer  Klage  berSlem 
o Eeli  unb  ß 2t)rae.  Sie  Beränberlidßcit  beb  erflem 
Würbe  id)oit  1586  Pon  ffabnciub  erfannt  unb  fpäler 
oon  £>euel  genauer  unlerfuiht.  ber  biefem  Stern  nad) 
bem  Sorfdßag  uon  Sjungiub  ben  Beinamen  »ber 
Väunbcrbare«  (Mira)  gab.  Bei  ihm  haben  iid)  Brno* 
bm  ber  Berioben  ergeben,  inbeut  bie  Bcrfihicbcnen 
SKajima  unb  Stirn  im  a burdjaub  berfchieben  ßnb.  Gr 
finit  iur3eit  bcbStiinimumbju  einem  Stern  10.  ©röße 
berat),  wädjil  aber  juwcilen  faß  ju  einem  Stern  1. 
©röße  an , wäbrenb  er  ju  anbem  3eiten  fein  Siari» 
mum  fibon  alb  Stern  4.  ©röße  erreicht  Vlub  jabl» 
reich en  Beobachtungen  ergeben  fleh  331,«  Sage  alb 
3eit  ber  ganjrit  Beriobe,  in  ber  (ich  olle  Beränbe- 
rungen  wicberholen.  Ser  üiditroedjjfl  bcbStcmcb/S 
üprae  ifl  bejonberb  eigeniümlid),  Weiler  jttxi'iKajima 
oon  3,«.  ©röße  unb  jwei  SKinima  oon  4.0.  unb  4,5. 
©röße  jeigt;  bie  gange  Beriobe  beträgt  and)  Vlrge» 
lanber  12  Sage  21,8  ctunben  unb  nimmt  langiam 
ju.  Sie  4.  Klaffe  umfaßt  bie  Stcme,  bereu  Sticht- 
wedjiel  nur  nad)  beftimmten  3eitabjd)nitien  eintrUL 
Sab  Brototl)p  biefer  Klage  iß  ber  Slem  Vllgol  (/! 
Beriei),  nad)  bem  man  midi  bie  ganje  Klaiie  alb  »Sil- 
gollppub«  hejeidjnct.  Vllgol  bleibt  wäbrenb  2 Sagen 
1U  Stunben  unoeränbert  2.  ©röße,  nimmt  bann 
innerhalb  4 Stunben  micbcr  bib  jur  4.  ©röße  ab,  be> 
hält  biefeb  Stiinimum  V*  Stunbe  unb  nimmt  bann 
in  4 Stunben  wieber  bi«  ju  2.  ©röße  ju.  3ur  ®r‘ 
tlärung  bieiedCicbtmedjfeld,  ber  fd)on  1668  oon  Dion» 
tanari  erfannt  würbe,  bat  man  angenommen,  baß 
Vllgol  ein  Soppclßem  fei,  beffen  eine  Komponente 
bunfcl  ift,  fo  baß  bie  Stid)toerminberung  burd)  Ser- 
ßnflerung  beb  bellen  Körper«  b<roorgebrad)t  wirb. 
Sieie  Vlunabme  iß  burd)8ogeld  pbotograpbifd)c  Vluf» 
nahmen  beb  Vllaolipcftrumb  heitätigl  worben,  inbem 
biefelbcn  eine  Berid)iebung  ber  Simen  Bor  unb  nach 
bem  SKinimum  nach  enlgegcngcfeßten  Seiten  jeigen, 
fo  baß  Vllgol  oor  bem  SRinimmit  ftd)  oon  ber  sonne 
entferat,  nad)  bemfelben  ßd)  ihr  nähert  Ehnnbler 
hat  nod)  eine  periobifche  SeränSerung  ber  Beriobe 
beb  2id)twcd)felb  Bon  Vllgol  gefunben,  unb  nimmt 
an,  baß  Vllgol  ein  Shßent  Bon  brei  Körpern  iß,  in 
bem  ber  fywptftem  mit  feinem  engen  Begleiter,  bei 
ben  fiidßwedjfel  ßerporbringt,  ßd)  aememiam  no<h 
um  einen  britlen  Körper  mit  einer  Umlauibtrit  oon 
130  3®hren  bewegt  Vludj  bei  ben  anbent  Siemen 
biefeb  Stjpub,  ju  benen  j.  8.  <5  Ctjrae  ttnb  i Sauri 
gehörm,  ift  bie  Vinnahme  eine«  mehrfachen  Slem 
fhßems  fehr  waßricheinlid;  Bei  ben  oeränberlicheii 


643 


gipfieme  (neue  ober  temporäre  ®teme). 


Sternen  ber  anbern  Klaffen  ijt  man  aber  mehr  jur 
Annahme  berechtigt , bafj  bie  Oberfläche  ber  Steme 
mit  buntetn  gtcdcn  befeftt  ift,  wie  bei  ber  Samte, 
beren  fflröfte  ficfa  infolge  ber  SRotation  be«  Steme« 
unb  fonftiger  Umbilimngfn  beftänbig  änbert,  |o  baft 
einem  gtedenmnfimum  ein  Winimmn  ber  ^teUigfeit 
bt«  Sterne«  entfprcd|cn  Wirb  unb  umgrfcbrt.  Sie 
Spettren  ber  Deränberticpen  Steme  gebären  faft  alle 
jur  britten  Speftralflaffe,  mit  Ausnahme  ber  Steme 
oont  Alaoltppu«,  bie  alle  ein  Speftmm  ber  1.  Klaffe 
jeiaen.  ©emerfenäwert  ift  noch,  baß  bie  meiften  Der- 
änberlicben  Sterne  rot  ftnb,  bcd)  gibt  e«  and)  weifte; 
aufterbent  ftnb  Steme  aller  ©roften  Oeränberlirf), 
häufiger  febod)  bie  ftbwächem  Steme. 

|)Hcue  ober  temporäre  Sterne. | 3um  Teil  nod) 
nicht  ganj  aufgetlärt  ftnb  bie  Erfcpcinungon,  bie  ba« 
Aufleuchten  neuer  Steme  barbietet,  ©cwäbnlid)  neh- 
men biefelben  bei  ihrem  Aufleuchten  (ehr  fdjneU  an 
fcelligfeit  ju,  um  bann  wieber  langjatn  abjunehmen ; 
meifi  Beddjtmnben  fie  überhaupt  wieber,  j.  T.  feboth 
bleiben  fie  fpäter  at«  ichwachc  Sterne  fieptbar.  Schott 
au«  bem  Altertum  haben  ftch  einjelne  ©erichte  über 
ba«  Etidjeinen  neuer  Steme  erhalten;  fo  foü  ba« 
plöftlnpe  Aufleuchten  eine«  folchen  Sterne«  im  Stern- 
bitb  be«  Storpion«  134  o.  Ehr.,  ber  auth  in  Ebina 
beobachtet  würbe , fcippard)  jur  Anfertigung  feine« 
Sterntatalog«  oeranlaftt  haben,  gerner  beobachteten 
um  827  arabifepe  Autonomen  einen  neuen  Stern  im 
Storpion,  ber  nach  Pier  '.Monaten  wieber  oerfchwanb. 
©on  einer  Anjabt  folcber  Sterne  berichtet  ferner 
Sfatuanlin  (f.  b.)  in  feiner  thineftichen  Enjftflopäbie, 
aber  erft  feitTpcbo  ©rape  haben  wir  genauere  Mach- 
richten  über  jold)e  Erfdicinungen.  Vltrt  1 l.ftioD.  1572 
erblidte  ©rape  in  ber  Eafftopeja  einen  Ubcrau«  hellen 
Stern,  ben  er  früher  nie  bemerft  hatte.  Terfelbc 
übertraf  in  ber  erflen  Efeit  feiner  Sid)tbarfeit  alle  g. 
unb  felbft  ©enu«  an  ffllanj  unb  warb  auch  bei  Sage 
bequem  geieben.  Jnt  Tejembet  1672  fing  er  an, 
fdltoächer  ju  werben,  im  Januar  1573  mar  er  Weniger 
hell  al«  Jupiter;  im  April  b.  J.  erfepien  er  al«  ein 
Stern  2.,  im  Juli  unb  Auguft  3.  unb  im  Cttober  unb 
Stooember  4.  ©röfte,  ju  Anfang  1574  war  er  5.-6. 
fflröfte,  unb  im  ÜRärj  War  er  für  ba«  unbewaffnete 
Auge  Perichwunben , nachbem  er  17  ©ionate  piu' 
burd)  geleuchtet  hatte.  1604  entbedte  Wepler  ittt 
Ophiucpu«  einen  neuen  Stern;  berfelbe  übertraf  an 
©Inn)  aüe  g.  1.  ©rbfte,  nahm  ju  Anfang  be«  fol- 
gmben  Jahre«  an  ffllanj  ab  unb  nerfipwanb  ju  An- 
fang 1608  fpurlo«.  1670  entbedte  Anthelme  im 
gudi«  einen  neuen  Slem  8.  ©rbfte,  ber  oon  Juni 
bi«  Auguft  leuchtete  unb  bann  oerfeproanb,  im  2Rärj 
1671  ftch  wieber  al«  Stern  4.  ©rbfte  unb  nochmal« 
im  folgenben  ©Järj  al«  Stern  6.  ©rbfte  jeigte,  feitbem 
aber  bauemb  perfthwunben  ift.  Jn  Dem  nächften 
Jahrhunbert  ftnb  feine  neuen  Steme  gefehen  worben. 
1848  entbedle  fcinb  einen  neuen  rütlitpgelben  Stern 
5.  ©rbfte  int  Opbiuepuä,  ber  1850  bi«  jur  11.  ©rbfte 
abgenomnten  hatte  unb  feit  1867  bie  Jietligfeit  eine« 
Stern«  12.  ©rbfte  beibehalten  hat.  1860  fmtb  A u* 
wer«  im  Sternhaufen  SKeifter  80  im  Storpion 
einen  Stern  7.  ©rbfte,  ber  brei  Sage  juoor  noch  nicht 
ftchtbar  gemefm  war,  ber  feboch  feftr  halb  Wieber  Der- 
blaffte  unb  nach  einem  SSonnt  perfthwunben  War. 
Sehr  merfwürbig  ift  ba«  plöftlithe  Anwadifen  eine« 
Stern«  3,5.  ©rbfte  ber  ©onner  Turehtnujterung  int 
Stembtlbe  ber  SKörblidjen  Krone  im  3Sai  1866  ju 
einem  Stern  2.  ©rbfte.  Terfelbc  erfchien  mit  einem 
Schwachen  nebligen  Tunft  umgeben,  nahm  rafch  wie- 
ber an  £id)t  ab,  war  20.  ffiai  ftpon  nicht  mehr  bem 


bloften  Auge  ftchtbar  unb  ift  feit  1867  9.  ©rbfte  ge- 
blieben. 1876  fanbSchmibt  imStpWan  einen  Stern 
3.  ©rbfte  non  gotbgetber  garbc,  bejfen  ffllanj  fo  rafch 
abnahm,  baft  er  in  21  lagen  bem  bloften  Auge  mept 
mehr  ftchtbar  war.  SRitte  Auguft  1885  erfchien  jiern- 
tid)  in  ber  Slitte  be«  groften  Anbromeba  ■ Siebet«  ein 
neuer  Stern  6.  ©rbfte,  ber,  rafch  an  fcelligteit  ab* 
nehtnenb,  bereit«  Anfang  1886  wieber  Dericpwanb. 
3u  ben  interefianteften  gehört  ber  non  Anberfon 
23.  Jan.  1892  entbedte  neue  Stern  im  guhmtann, 
ber  bei  feiner  Entbedung  5 ©rbfte  war;  Anfang  ©feirj 
War  er  6.  fflröfte,  bann  erfolgte  aber  innerhalb  weniger 
Sage  eine  fepr  ftpnelle  Abnahme  non  3—4  fflröften- 
flaften,  unb  Enbe  April  war  ber  Stern  auch  für  bie 
ftärfften  gemrobre  Derfchwttnben.  Jnt  Auguit  1892 
erfchien  er  plöftlid)  wieber  al«  Stern  9.  ©rbfte,  unb  jrnar 
non  einer  fchwadjen  fRebelmaffe  umgeben,  unb  hat  biefe 
©rbfte  auch  bi«  jeftt  bauemb  beibel)alten.  bähet  jeboth 
Heinere  Schwanfungen  bi«  ju  1,6  fflrbftenflaifen  ge- 
leigt. Sie  3eit  be«  Aufleuchten«  biefe«  Steme«  hat 
lieh  bureb  bte  Unterfuchung  ber  altem  photographi- 
schen Aufnahmen  biefer  $>immel8gegcnb  Durch  bie 
Sternwarten  in  Eambribge  (üliaff.)  unb  fieibelberg 
genau  feftfteHen  taffen.  SSäprcnb  er  auf  allen '(Motten 
bi«  8.  Tcj.  1891,  bie  Steme  bi«  jur  8.  ©rbfte  jeigen, 
unfehlbar  ift,  finbet  er  fich  bereit«  10.  Tcj.  1891 
unb  auf  allen  fpätem  '(Matten  al«  peHer  Stern  5. 
©rbfte,  er  muft  atfo  in  ber  3«it  Pom  8. — 10.  Tej. 

Sanj  rapib  an  Seüigfeit  jugenomtnen  haben.  Tie 
Interfucftung  feine«  Spcftrum«  jeigte,  baft  baäfelbe 
au«  jwei  übereinanber  gelagerten  Speftrcn  beftanb, 
einem  mit  pellen  Sinien  unb  einem  tontinuierliepen 
Speftmm  mit  bunleln  AbforptioitSlinien.  ©etbe 
Spettren  Waren  erheblich  gegencinanber  perfchobcn, 
cntipredjenb  einer  relatiPen  ©efcbroinbigfeil  Pon  ca. 
800  km  in  ber  Sefunbe.  3UC  Erftärung  biefer  Er- 
fepeinung  ift  unter  oerfepiebenen  iptjpotbeien  am  wahr 
fepeintiepften  biejenige  Pon  -secliger,  ber  annimmt, 
baft  ba«  Aufleuchten  De«  Steme«  burd)  Da«  Eintreten 
eine«  feiten  SBcttförper«  in  eine  fo«mifcfae  53olfe.  ein 
fflebilbe  Don  fein  »erteilter  SRaterie,  mit  ber  ber  SBelt* 
raum  angefüflt  ift,  erfolgt  fei,  wobei  feine  Oberfläche 
eine  fepr  ftarfe  Ertüftung  erfahren  pabe.  Tiefe  Er- 
flärung  bürfte  überhaupt  für  einen  groften  Teil  her 
biSper  beobachteten  neuen  Stemcamwaprf cp einlichitcn 
fein,  befonber«  febod)  für  ben  im  Juli  1893  Don  grau 
gleming  itn  Stembilbe  be«  2ineal«  c'jtonna)  ber 
füblicpm  Jmlbfuget  auf  pholograppifchem  öeg  ent« 
bedten  netten  Stern  7.  fflröfte,  beffen  Speftmm  faft 
genau  mit  bemjenigen  be«  neuen  Stent«  itn  gupr- 
mann  übereinftimmt.  Seitbem  ift  faft  jebe«  Japr  ein 
neuer  Stern  burd)  ©ergleicpung  ber  Pon  ber  $>ar- 
Darb -Sternwarte  in  Areguipa  (©era)  mitgenomme- 
nen §iiiimel8Dbotograpl)icn  Durch  grau  gleming, 
fo  1895  int  Schiff  Argo  unb  im  Kentauren,  1898  im 
Stpflgen,  1899  im  Abler. 

Am  22.  gebr.  1901  fap  Anberfon  im  Slembilbe 
be«  ©erfeu«  einen  neuen  Stern  2,7.  ©rbfte,  ber  am 
24.  gebr.  bereit«  erifer  fflröfte  unb  gleich  Eapetln  war ; 
biefe  Sjeüigfeit  behielt  er  bi«  27.  gebr.,  nahm  bann 
langfmn  ab,  war  'JJiitte  'Utärj  etwa  3,5.  fflröfte,  bann 
ging  bie  Nichtabnahme  fcbneller  Porficp,  unb  Enbe 
ÜJiäri  war  er  nod)  5,6.  ©röfte  unb  für  ba«  blofte  Auge 
(aum  noch  wahrnehmbar.  Aläbann  traten  fepr  merf- 
wiirbige  Scptoanfungen  her  ^eüigfeit  jwifdjen  4^. 
unb  5.5.  fflröfte  mit  einet  ©ertobe  pon  3 — 4 Tagen 
auf.  Tie  Nichtabnahme  ging  jeboep  immer  tangfam 
weiter,  im  ^erbil  1901  war  bie  jwüigfeit 7.  fflröfte.  An- 
fang 1902  8.  ©röfte  unb  im  3Rai  1902  9.  fflröfte.  Ta 

41* 


644 


Fixum  - 

auf  feiner  frühem  Äufnabme  her  ©en'euS  .ffiegenb, 
aud)  nid)t  auf  einer  Bon  BidiamS  28  Stunben  Bor 
berßntbedung  burd)  Änbcrfou  aujgenommenen  ©bo» 
tograpbie,  bie  Sterne  12.  ©röße  enthält,  eine  Spur 
ber'Jiooa  ftcf)  finbct,  fo  muß  baSVluflcudjten  berfelben 
unb  eine  &edigfeit8gunabme  Bon  über  elf  ©roßen, 
Raffen  in  Ser  furgen  3eit  Bon  einem  Sag  erfolgt  fein, 
Wa*  auf  eine  außerorbentlid)  heftige  Äataftropbe 
imBeltcnraum  alöllrfacbe  bcSÄuflcucbtenä  fdjließen 
läßt.  Ser  neue  Stern  toar  her  hctlfte,  ber  feit  brei 
3ahrhunberten  erschienen  ift,  unb  mürbe  nur  Bon  ber 
Jßdionifchen  'Jiona  in  ber  Saffiopeja  Bon  1572  unb 
Bon  ber  fflcplerfdjen  3iooa  im  Opbiud)u$  Bon  1604 
an  ftedigfeit  übertrofjen,  bie  beibe  bie  tpollegf eit  Bon 
ScnuS  erreichten.  Äußer  bem  ftarfen  StcbtwcebM 
geigte  bie  JtoBa  aber  auch  einen  ausgeprägten  Barben» 
Wedjfel;  anfangs  blauweißlid).  Würbe  fie  (pater  gelb» 
lieh  unb  Witte  ©iärg  Bodjlänbig  rot.  JaS  Speftrum 
War  bei  ber  Sntbedung  ein  lominuierlidje«  mit  jal)l- 
reichen  buntein  ÄbforptionSbänbem,  bie  Baiferßoff» 
linien  ftarf  oerbreitert,  bie  beiben  Qalciumltnien  H 
unb  K bagegen  fchr  fcharf.  ÄuS  ber  ©erfd)iebung 
ber  Sinien  gegen  bie  normale  Sage  ergab  fieb,  baß  bie 
fialciumlimcn  einem  Körper  angeboren,  ber  fid)  mit 
einer  ffiefebwinbigfeit  Bon  18  km  in  ber  Sefunbe  Bon 
ber  Sonne  fortbewegt,  roäbrenb  bie  Bafferftoff*  unb 
anbem  Sinien  oon  einem  Körper  berrübren,  ber  [ich 
mit  ber  enormen  fficfdjroinbigfeit  Bon  700—800  km 
in  ber  Sefunbe  uns  nähert.  Stach  Wenigen  Jagen 
mar  baS  Speftrum  jeboeb  ein  gang  anbreS  geworben, 
cS  traten  nun  eine  gange  SReibe  bdu  hellen,  (ehr  gtän» 
ienben  Sinien  auf,  fo  bie  Bafferftoff linien,  bie  D- 
Äiinie  foime  mehrere  Sinien  im  ©rün.  Jiefe  geigten 
eine  ©erübiebung  nach  bem  roten  Gnbe  beS  Spef- 
IrumS,  außerbem  waren  neben  ben  bellen  Baiferftoff» 
linien  auch  noch  biefelbeit  buntein  Sinien  nach  bem 
Siolctt  nericboben  gu  (eben.  $as  Speftrum  mar  bem 
ber  9lona  Vlurigae  oom  3abre  1892  fchr  ähnlich.  Sie 
oon  Seeliger  bei  ben  SRooa  Äurigae  aufgeftctlte 
ipßpotbefe  BDn  bet  Sntmicfclung  ber  neuen  Sterne 
trifft  auch  für  bie  'Jiona  JJcrfei  gu  unb  erflärt  bie  ©er« 
änbemngen  beSSpcftrumS  Bodflänbig.  Janacb  wirb 
baS  'Stuf leuchten  eines  neuen  StcmS  babureb  berBor» 
gebracht,  baß  ein  Borher  buntlcr,  alfo  planetarifcber 
ipiinmelsförper  in  eine  fosmifebe  Staubwolfe  ein» 
bringt  unb  infolge  beS  .'ReibungöwiberflanbcS,  ben 
er  babei  erfährt,  inS  ©Iüljen  gerät.  Jureb  bie  Än» 
giehung  beS  einbringenben  Körpers  auf  bie  eingelnen 
Waifenteildjcn  ber  Kebelmolfe  müffen  fich  biefe  mit 
beilänbig  maebfenber  ffiefebwinbigfeit  auf  ben  plane» 
tarifeben  Körper  berabftürgen  unb  babei  ebenfalls 
gtühcnb  werben,  hierbei  wirb  ficb  eine  fid)  beftänbig 
erneuernbe  ffiashütle  um  ben  feften  Körper  bilben. 
ÄnfangS  wirb  bas  nom  feiten  Körper  fommenbe  Siebt 
non  biefer  Srnde  nur  wenig  abforbiert  Werben ; nimmt 
bie  $>üde  an  Jidjtigfeit  gu,  fo  werben  biejenigen 
Strahlen,  Welche  bie  ÖaSbitde  felbft  auSfenbet,  abfor» 
biert,  unb  es  treten  bann  in  bem  Speftrum  bie  bun» 
fein  VlbforptumSlinien  auf,  namentlich  beS  Baffer« 
ftoffeS,  ba  biefer  in  ber  ffiaShüde  fchr  jtarf  oertretcn 
[ein  Wirb;  wirb  bie  ©aohüilc  noch  bießter,  fo  wirb 
fdjließlid)  alles  Sicht , baS  Bon  bem  gliihenben  feften 
Körper  fommt,  abforbiert,  unb  nur  bie  Sidgitrablcn, 
Welche  bie  glübenbe  ©aSbütte  auSfenbet,  gelangen  gu 
uns;  cs  ift  bann  bas  fontmuierlid)c  Speftrum  gang 
auögclofcbt,  unb  eS  erfd)eint  ein  reines  ffiasfpeftrum 
mit  bellen  Sinien.  Sie  beobachteten  ffirfebeinungen 
im  Speftrum  beS  neuen  StemS  beuten  alfo  barauf 
bin,  baß  bei  biefem  bie  ©ilbung  ber  bießten  £>iide  in 


- gjorbe. 

Wenigen  Jagen  Bot  ficb  gegangen  ift.  Äußer  bureb 
baS  fpeftroffopifdie  Verhalten  ber  Jloua  ©erfei  bat  bie 
Secligerfcbe  ^ppotbeie  eine  weitere  Stiiße  baburdi  er- 
halten, baß  bie  (oSmiicben  'Jicbelgebilbe  in  ber  Stäbe 
ber  StoBa  ©erfei  auch  fidjtbar  geworben  finb.  Äuf 
Pbotograpbifd)en  Äufnahmett  Bon  Solf.  9)itd)ie  unb 
©errine  Born  Sjerbfl  1901  geigen  fid)  beutlicbe  Jeebel» 
ringe,  bie  bie  Siooa  umgeben,  unb  bie  bie  mcrfwttr» 
bige  ©rfebeinung  barboten,  baß  fie  fid)  mit  großer 
©eibbwinbigfeit  bon  ber  Siona  entfernten.  Stad)  Kap» 
tcßn  banbeit  eS  fid)  hierbei  aber  nid)t  um  roirfliebe 
'■Bewegung  materieller  Jeile,  Bielmchr  fehen  wir  ba» 
bei  baS  Bortfebreitcn  beS  bei  ber  SRooalaloftropbe 
auSgefanbten  fet)r  bcücn  Siebtes,  baS  immer  jemere 
materielle  Jeildjen  trifft  unb  oon  biefen  refleftiert 
wirb,  eineöeobacbtung,  bie  bisher  nod)  eingig bailebt 
Sgl.  Klein,  $>anbbiub  ber  aDgeineinen  inmmelS» 
befd)reibung(3. Äufl.,©raunf<bw.  1901);  Kaifer,  De 
Sterrenhemel  vcrklaard(4.ÄiifI.  BonOubemanS,  J)e» 
nenter  1884 — 89,  2 Jle. ; beutfd),  ©erl.  1850) ; JlgneS 
tt  l e r f e , The  System  of  tbe  stars  (Sonb.  1890) ; Ö a 1 1, 
Starland  (Soft  1891);  3beler,  Unterfucbungen 
über  Urfprung  unb  ©ebeutung  ber  Stemnamcn  (©erl. 
1809);  Ärgelanber,  Urauometria  nova  (baf. 
1843);  §eis,  Steuer  $immel£allaS  (Köln  1872); 
Sittrow,  ÄtiaS  beS  geftirnten  $immelS  (4.  VUijL, 
©erl.  1886);  ©ebrmann,  Ätlns  beS  füblidien  ge« 
(timten  $immeIS  (Seipg.  1874);  Scburig,  Tabula« 
caeleates  (baf.  1886);  JSeffer,  StematlaS  für  §im» 
metsbeobaebtungen  (2.  Vlufl. , ÄcterSb  1902). 

Fixum  (lat.),  etwas  ©eftimmteS,  befonbcrS  fefter 
(»firer«)  jährlicher  ffiehalt  (fixum  salarium)  im  ffie» 
genfaße  gu  Stebenbegügen , and)  bie  nereinbarte  ober 
jejlgefteUte  $aufd)fumme,  bie  anftatt  eingelner  Äb» 
gaben  unb  Seiftungen  im  gangen  gu  entndjten  ift 
©.  ber  jährliche  ©etrag  ber  ©raufteuer,  mit  ber  ein 
ierbrauer  »fijiert»  ift  (f.  Biration). 
ffigeau  d»r.  p(»,  Ärmanb  ^lippoltgt«  SoutS, 
©bbtiler,  geb.  23.  Sept  1819  in  ©ariS,  gefl.  18. 
Sept  1896  in  ©enteuil  (Seine »et »Warne),  lebie  in 
©ariS  alS  ©nmiimami.  Würbe  1860  Wilglieb  ber 
Älabemie  unb  1878  beSSängcnbureauS.  ©r  arbeitete 
über  bie  Woferfcben  Jaubilbcr  (1843).  maß  1849  bie 
BortpflangungSgefdiwinbigteit  beS  Siebtes  unb  wies 
mit  ©niguet  unb  gleicbgeihg  mil  fjoucault  nad),  baß 
baS  Sicht  im  Saffer  fid)  latigfamer  fortpflangl  als  in 
ber  Suft  3Ril  ff  micault  lieferte  er  Unterfudiungen 
Übersicht»  unb  SSänneftrablen.  San  größter  Schärfe 
unb  8*inbeit  ift  bie  Ban  B-  erbadite  Wetbobe  gur 
Weffung  ber  ÄuSbebnung  fefter  Körper  burd)  bie 
'Bärme,  mit  ber  er  feine  llnterfud)iingcn  über  bie 
Äusbebnung  ber  Kriflalle  burd)  bie  Bärme  bureb» 
führte.  SRit  ffiounefle  unterfuibte  er  bie  ffie[d)winbig» 
feit  ber  Sleftrigität  (1850). 

järlanbsfiorb,  f.  Sognefforb. 
jclb  (norweg..  idtweb.  B j n 1 1),  9tame  ber  Bcgeta» 
tionsloien,  meifl  über  ber  Sebnrcgrengc  liegenben 
©ergfläcben,  Welche  bie  fmuptmajje  ber  ifanbmaBi» 
fdjen  ffiehirge  bilben.  g.  ©.  JloBrcfjelb,  ffmunfielb. 

fficrbiug  (Wehrgahl  Bierbingar),  früheres 
Hohlmaß:  in  Schweben  mtb  Binnlano  */»  Spann  = 
4 Rappar,  in  Norwegen  V«  Jönbe  = 2 Sfiäpper.  in 
Jäneinarf  V«  Sf|äppe  = 3 Jllhum  gu  2 ©enge,  b'tr 
als  Sanbmaß  1750  Knabratfob  = 172, ss  qra 
Sjorbe  (bön.),  lange  unb  fcbmale.  in  ber  Siegel 
auch  liefe  ©uditen  an  oorwiegenb  felfigen,  fleilen 
BeftlanbS»  ober  Jnfelfüflen,  bie  oft  mehrfach  mitein« 
anber  inSerbinbung  treten  unb  babureb  Heinere  ober 
größere  3nfcln  (Schären)  Bon  bem  Beftlanb  ablöfen 


C45 


Fl  — glädjenbeflimmung. 

©ie  5-  ftnb  in  ber  Siegel  an  Stcitlüflen  gebunben,  fflarßbrchcn  (Blanbretjen),  f.  ©reßietit. 
an  benen  bie  flimatifßen  ©ebingungen  ißre  Btlbnng  ff  tatßbriuf,  graphifßerBreficnbrud,  bei  bem  bic 
begfinftigen.  Sie  treten  in  ben  Derfßicbenften  feiten  ju  brudenbe  Reißnung  in  einer  Ebene  mit  ber  ge. 
Wc|tetnen  unb  gewöbnllß  in  großer  3aßl  auf-  3n  jarnlen  ©rudfläße  liegt.  Sie  ©riidmöglißlcit  berußt 
Europa  erftreden  fiß  ff.  Dom  äußerflcn  Rorben  bis  beim  ff.  auf  bem  gegenfeitigen  flbftoßen  ton  gelt 
jur  Sübwcftfpitte  3r(attbä  ober  biß  böißitend  51V«  unb  Blaffer;  bie  bcjeißneten  Stellen  an  ber  ©rud- 
nörbl.  ©r. , in  itmenta  finben  Re  an  ber  Ofttüfte  in  form  nehmen  biefette  ©rudfarbean,  bic  leeren  Stellen 
i'iaine  unter  44°  nörbl.  Br. , au  ber  Seftfüfte  am  hingegen  neigen  ju  Blafferannabme  unb  ftofien  im 
Eingang  ber  gucaftraße  bei  48“  nörbl.  Br.  unb  in  befeuchteten  ^uflanbe  bie  ©rudjarbe  ab.  Stierßer  ge- 
Sübaraerita  an  berRorbfpiße  Dontthiloeunter41,/«°  ßören  namentliß  ber  litßographifcße  Steiubrud  unb 
fühl.  Br.  ißre  äquatoriale  Örettje.  ilinentßalben  ftnb  ber  2ißtbrud. 

fte  ba  am  heften  entroidelt,  »0  bie  fiärfften  Bieber-  ffladibrutfmafdlinc  I,  _ 

fßläge  erfolgen.  Raßweüiliß  entließen  fte  nämlidß  ffladjbrurtrotationbmaftfline  jl-®<fntuPt*ll*- 
bureß  ßrofion ; fte  toaren  früher  tiefeingefeßnittene,  fftäeße,  ein  örunbbegriff  ber  ©eometrie,  ju  bem 
burd)  fließenbeet  Blaffer  entftanbene,  nad)  bem  SReer  man  gelangt,  Wenn  man  Don  ben  brei  ©imenRoneu 
ßin  abfaücnbe  Aftler,  bie  ißre  enbgültigeöeftalt  burd)  (f.  b.)  etite«  Körpers  bie  eine  Derftßwinben  läßt;  eine 
©lelfdiertätigfeit  erhielten  unb  bann  Dom  Dorbrinaen.  ff.  bepft  baßer  nur  jwei  ®imenftonen.  häufig  er- 
ben SDieere  bis*  ju  bebeutenber  fjöße  erfüllt  mürben.  Hört  man  bie  gläßen  auß  als!  bie  fflebilbe,  ton  benen 
3n  ber  ©at  führen  bie  meiften  ff.  öletfdjer  ober  bie  Körper  begrenzt  werben,  ober  man  benft  fteß  eine 
Spuren  folßcr  aus  früherer  Reit.  So  ergießen  fuß  5-  burd)  bie  Bewegung  einer  Sinie  entftanben : ber 
in  ©rönlanb  bie  ©Ictfßer  bureß  bie  ff.  in  bas  SReer,  Inbegriff  her  Cagen,  welche  bie  Sinie  annimmt,  bilbet 
in  Slorwegen,  Spifbergen,  Sälanb,  fReufeelanb  unb  bann  bie  ff.  ©ie  einfaßfte  ff.  ift  bie  Ebene  (f.  b.). 
an  ber  SJlagalhde«|traße  finben  fid)  fflletftßcr  in  ber  im  ©egenfaße  ju  biefer  heißen  alle  anbem,  wie  Kugel, 
Raßbarfdjaftberg.,  unb  in Sdjottlanb beuten ffelfen.  Kegel  ic.,  Ituram.  3n  ber  analßtifdjen  ©eometrie 
fßltffc  unb  Steinrißungen  auf  ehemalige  ©letießer  ßtn.  (f.  ©eometrie)  zeigt  man,  baß  febe  ff.  burß  eine  ©lei« 
Sgl.  © i n f e , ffjorDbilbungen  (»3<itfd)rift  ber  ©tfeß>  ßung  bargefteEt  werben  (amt,  unb  natß  ber  Sefßaf- 
fdjaft  für  Erbtunbe  /tu  Berlin«,  1894).  fenßcit  biefer ©leidiung  unteifeßeibet  man  algebraifcße 

Fl(oberF),  inberttßemieäeitßenfürlSltomgluor.  unb  tranfjenbente  ff  laßen,  bie  algebraifßen  werben 
ffl.  (fl.),  Mbfürjung  für  ©ulben  unb  fflorin.  wieberum  naß  bem  ©rab  ihrer  ©leißuug  in  fflätßen 
Fla.,  Slbütrjung  für  ben  norbantcrifan.  Staat  1.,  2.  tc.  ©rabeS  (1,  2.  ie.  Drbnung)  eingetcilt.  Eine 
gtoriba.  ff.,  bie  unenbliß  Diele  ©erabe  enthält,  beißt  gerab« 

fflaafen(ff  leefen),  ©efleßte  Don  Hinten,  bie  )um  linig  ober  SH  eget  flöße,  bie  einfaßften  unter  biefeu 
Eßuß  ber  Ufer  burß  'Pfähle  au  Ufcrböjßungctt  unb  jinb  bie  auf  bie  Ebene  abmidelbnren  (beDeloppabeln), 
Seißcn  (ff  iaa(enbeiße)  befeftigt  Werben;  auß  fo-  wie  j.  B.  Kegel  unb  äßlinber.  ©ie  allgemeine  Ceßre 
Diel  wie  Sßafßürben.  Don  Den  gläßen  haben  Euler,  SRonge  unb  bcfonberS 

ff  labcUum  (lat),  ffäßer  oberSSebcl  Don  bünnem  ©auß  begrünbet  (£  beffen  »Disquisttiones  circa  su- 
Bergament , Bfaucnfcbem  ober  fieinwanb,  womit  perficies  enrvas«,  ©ötting.  1827;  beutfd)  in  »Oft» 
beim  Sleßopfer  bic  ffliegen  Don  bem  geweißten  ©rot  walbS  Klaffilern«,  2eip,j.  1889).  Ruöfütjrliße  2eßr> 
uub  bem  Setß  ßinweggefßeußt  Werben;  fflabella»  büßer  ber  tfläßentßcone  haben  ©arbouj  unb  ©i« 
tion,  Süftung  eines  gebroßenen  ©liebes.  anßi  gefßriebcu.  gür Anfänger  ift  empfehlenswert: 

ff  lad),  bet  Sagcrftütten  unb  ©rubenbauen,  f.  ©.  SßefferS,  Einführung  in  bie  Sßcorie  ber  glä- 
gaüen  ber  Sßißten.  ßen  (Seipi.  1902). 

fflnrßnt  «for.  .(d/di,  Eugene,  Ingenieur,  geh.  1B.  ff  lad)tifen,3tabcifenDonreßtedigemßucrfßnill. 
Rptil  1802  in  Baris,  geft.  16. 3uli  1873  in  Slrtaßon,  ffläcßenanziebmtg,  f.  Wbforption. 
maßte  mit  feinem  ©ruber  Stephan  1823  — 30  bie  tfläcßcnbcftimiming,  bie  ©eftimmung  be«  3n- 
Stubicn  jum  Kanal  Don  JtaDre  naß  Baris,  flubierte  ßaltS  begrenzter  glnßen|tüde,  fo  bet  ber  Berechnung 
bann  in  Englanb  ben  ©au  ber  ©odS,  Wanbte  Rß  ber  ©röße  Don  örunbftüdcu , ©ütern,  fiänbent 
bem  Eifcnbaßnbau  ju,  leitete  1844  bie  Slnlagc  ber  (Brealbe  ft  immun  g),  bei  ber  ©ereßnung  beS 
atmofphärifdien  Baßn  Don  Bccq  unb  baute  bann  mit  Rauminhalts  DonEifcnbahnbätumcn  unb  Emfßnit- 
Elapeßron,  be  Berges,  2e  Ehatellier  unb  ©ottnart  ten,  Kanälen  unb  bei  fonftigen  Erbarbeitsbereß. 
bie  Sübbaßn.  Er  war  Obcringeniettr  ber  SBeftbahn  nungen  tc.  1)  Ebene  glndjeuftüde.  gür  bie  ein« 
unb  feit  1857  jugleiß  beratenber  Ehefingenieur  ber  faßen  ebenen  giguren  taffen  Rß  bie  glnßeninßalte 
Sübbahn,  aud)  g'rünbetc  er  1841  beit  Screin  bet  3n-  burß  Bcrcßnung  aus  ben  gemeffenen  ^auptbimen- 
genieure,  1844  bie  Konferenz  ber  Eifcnbaßn.,  1848  Ronen  beftimmen.  gläßeninßalt  beS  OuabrateS  = 
bie  ©efedfßaft  ber  3iDilingenieure.  Sr  fßrieb:  >fita-  Ouabrat  ber  Seite;  Barallelogramm  = ©runblinie 
blissemcnts  commerciaui,  docks  do  Londres,  en-  mal  Spähe;  Saraücltrapez  = ßalbe  Summe  ber  Ba- 
trephts  de  Paris,  projets  de  docks  4 Marseille*  raHelfeiten  mal  beren  Entfernung ; SCreicd  = halbe 
(1836);  »Rapport  sur  lo  canal  du  Ehöne  au  Rhin«  ©runblinie  mal  fjöbe;  unregelmäßiges  Biered  = 
7 1 840) ; »Traitö  de  la  fabrication  du  fer  et  de  la  Summe  ber  beiben  Srciede,  in  bie  baS  Biered  burß 
tonte«  (mit  ©arrault  unb  Bolonceau.  1842  — 46,  3 eine  diagonale  zerlegt  wirb;  Kreis  — Ouabrat  beS 
Bbe. ; beutfß , 2«ipz-  1847 — 61);  »Mömoiro  sur  les  RabiuS  mal  8, 1415927  ober  genähert  mal  “/»;  Eflipfe 
traraux  de  l’isthme  de  Suez«  (1865);  »Narigation  = große fjialbaßfe  mal  fleitte^albaßfe  mal 3, Misos;; 
ä yapeur  transoebanienne«  (1866,  2 ©be.).  3nßalt  ctneS  KreiSfeltorS  = 3ußalt  beS  ganzen 

fflatßbahugcfchülic,  im  ©egenfaße zu  Steilbahn*  KretfeS  mal  bemDuotienten3entriwinfel  burß  360°; 
gefßüßcn  folße  mit  Raßer,  geltrcdter  ©efßoßbahn.  KreiSiegment  = KreiSfeltor,  Derminbcrt  um  baS  aus 
glaßbahnfßuß,  f.  Bogenidjuß.  ben  Rabien  nnb  ber  Sehne  gebilbete  gleißfßenfe* 

fflaßbogen,  f.  Bogen,  S.  137,  mit  gig.  2.  lige  ©reied;  Barabelfegment  (auß  RaßeS  Kreis- 
ff  laßbrcuucr , (.  Stampen.  fegment)  = halbe  Sebtte  mal  Bf<tlhäh(-  ©erablinig 

fflaeßbrunitcn,  f.  SSafferleitung.  begrcnztegtguren(BoIhgone)  zerlegt  man  in  ©reiede 


G46  glädjenblifc 

imb  fummlert  deren  3nf|«li.  Beliebig  begrenzte  gi* 
guren  jerlegt  man  in  BaraQelftrcifcn  Bon  gleitbet 
Breite,  bie  angenäf)ert  ald  Drapeze  beteebnet  »erben 
tßnncn.  Derffleiamtinhalt  ijt  bann  gleid)  ber  Summe 
aller  parallelen  Jrennungd|treifen  mal  ber  einfachen 
Streifenbreite.  Wan  tjerioenbet  hierbei  burcbftdjtig« 
glcidien  (@laS,  fcont,  3eHuloib,  (Betatine)  mit  ein» 
gerißten  gieidjabitänbigen  BaraUellinien,  Bahnten 
mit  in  gteidten  Abftänben  barilber  gekannten  Ba» 
radelfäben  (gabenplanimeter,  Warfen),  foluie 
foltbe  mit  eiitgerißtem  Duadratneß  ober  ffd)  recht» 
roinllig  (rcu)ettben  Barallelfäben;  per  3nf)alt  ergibt 
|ltb  bann  burd)  Abzählen  ber  Bon  ber  gigur  einge» 
ßhloffenen  (leinen  Quadrate.  Sine  anbre  URcttiobe 
beitet)!  barin.  baß  man  bie  audjumeffenbe  gläcße  auf 
möglidjft  gleichmäßiges  Sartoupapier  widmet,  aud» 
ftbncibet  titib  »iegt  imb  biefed  ©ewidjt  burd)  bad  ®e» 
luitbt  ber  glädjeneinheit,  et»a  eined  Ouubratjenti» 
melcrd,  biotbiert.  gür  genauere  Befiimmungcn 
Werben  bie  Blau  imeter(f.b.)benußt.  2)  Sr  um  me 
5 Indien.  3>tr  Beflimmuitg  bed3nlmltS  BonStiiden 
getriimmler  glädjen  (Somplanation)  bebarf  man 
mt  allgemeinen  ber  3ntcgralred)itung,  boeb  löffelt  fid) 
aud)  einzelne  gläcßen  unb  einfad)  begrenzte  leite  ber» 
felben  mit  fcilfe  ber  Elementarneometrie  bercebnen. 
5er  3nbal!  eined  Bon  Barnllelcbcnen  begrenzten 
Sreiäzt)linbermanteU  = ftreidumfang  mal  3blin» 
berböbe,  ber  3nb“H  eines  ebenio  begrenzten  3')lin» 
berd  non  unregelmäßiger  ©nmbfigur  = bem,  burd) 
Audrueffung  mittetd  etned  gabeitd  ju  enuittelnben 
Umfang  ber  ©runbfigur  mal  3hlinberhöhe;  ber3n» 
halt  eined  Sreidlegelmanteld  = Umfang  beä  önmb» 
(reifes  mal  halber  Segelfeite;  bie  Oberfläche  einer 
Sugel  = 12,5dm  mal  Ouabrat  bed  Siabiud ; bie  Ober» 
fläche  eined  Shtgeliegmentd  = 6,2832  mal  Sugel» 
rabiud  mal  Bfeilhbbe  bed  Segments ; bie  Oberflädje 
einer  Sugelrone  = 6,2832  mal  Sugel  rabiud  mal  3°‘ 
nenßöhe.  Vluf  abwidelbaren  glächett  (Segel,  3>)l'n» 
ber)  laffen  fid)  beliebig  begrenzte  glächenftüde  in  äbn» 
lieber  Seife  wie  ebene  glädjeuftüde  burd)  3frlegung 
in  BaraUelftrcifen  ober  in  (leint  Quadrate  meffen. 
Wobei  man  ftd)  biegfamer  Auflegeflächen  mit  entipre» 
cbenber  Teilung  bedienen  (ann.  Dod)  wirb  bei  ben 
abioidelbaren  wie  bei  anbem  ge(rünnnten  glädjen 
bie  Ermittelung  non  begrenzten  Stüden  in  ber  Siegel 
in  ber  Seiie  Borgenammen,  baß  man  ben  Umriß  bed 
gläebenflüefcd  auf  eine  Ebene  überträgt  unb  bie  erhal» 
lenen  ebenen  Abbildungen  nach  einer  ber  oben  an» 
egebenen  DRetßoben  audmißt.  BorauSgefeßt  ift  babei, 
a|s  bie  Übertragung  nad)  einer  Biethobe  auSgefübrt 
ift.  bie  f läcben t reu e Abbildungen  in  ber  Ebene  er- 
gibt , andernfalls  litüffen  bie  durch  nidjt  flädjentreue 
Abbildung  heroorgerufenen  Berzerrungen  befonberd 
berüdfichtigt  »erben.  3llr  glad)enau8mefjung  auf 
ber  Sugel  (ann  man  unmittelbar  badBolarplani» 
me! er  (f.  b.)  benußen. 
glädicitblit),  f.  ©ewittcr. 
gläriicnbidttc,  f.  Eleftrifdje  Sichte, 
tiidjcnfndjtuevf , f.  gorjieinrichtung. 
lachcttfarbc,  f.  DidjroidmuS. 
lädjcninljaft  einer  Bon  einer  gefdjloffenen  Linie 
begrenzten  glädje  heißt  bie  darin  enthaltene  3al)l  Bon 
glätbetteinbeiten;  ald  gläcßeneinheit  bient  babei  ber 
g.  eined  Ouabratd,  beffen  Seite  gleich  der  Längen- 
einheit ift.  Die  3ntegralrecbnung  (f.  b.)  gibt  gor» 
mein  zur  Berechnung  non  glädjeninbalten;  zur  me» 
d)anifd|cn  Beftimmuna  bed  3nf)altd  ebener  glädjen 
bient  baäBlaniineter(f.b.).  Bgl-glächenbeftimmung. 
oflartjcumalcrci,  f.  glacbmalerei. 


— gfacfierie. 

gtächenmaße,  diejenigen  SRaßeinbciteii , burd) 
bereit  Anzahl  man  bie  ©rüge  non  Ebenen,  alfo  non 
Längs«  unb  Ouerfchnitten,  jobann  aber  auch  non  ge- 
brummten Oberflächen  audbrüdt.  Siiraenbä  bienen 
in  ber  Slatur  Bortommenbe  gläcbett  ald  Einheit ; Biel- 
mehr gebraucht  man  bei  wirtlichen  SReffungen  Längen» 
maße,  deren  Ouabrat  ober  (bei zweien)  Siedjted  bie 
Einheit  barfleüt.  Ausnahmen  fanden  früher  bet  D(o» 
nomifeben  Ai  aßen  (f.  gelbmaße)  ftatt.  3!ad)  ben  ffie» 
genflänben  laffen  ftd)  fertuptf ädjilet)  folgende  Arten 
Bon  glächenmaßen  unterfdjeiben : 1)  ber  Bauten  unb 
Bauftoffe  mit  den  Ouabraten  bed  gußed  (Bieb, 
Balmo  tc.)  ald  meiftgebräud)lid)er Einheit;  2)  ber  ®e> 
webe  unb  ©efledjte  mit  ben  Ouabraten  ber  SUe  (Aune, 
|)arb  tc.);  3)  ber  gelber,  SBiefen,  Salbungen  tc.  mit 
ben  Ouabraten  ber  Stute  (SReßlette  tc.);  4)  attSge» 
bchnter  ©ebiete  mit  ben  Ouabraten  ber  SReile  (Sieue, 
Stabion  ic.).  An  Stelle  ber  Berfchiebenartigen  Ein- 
heiten find  mehr  unb  mehr  bie  dezimal  abgeftuften 
unb  bedhalb  burd)  je  eine  einzige  Bezeichnung  aitl» 
Zubrüdenben  ffirbßen  bed  metrifeben  Stjilemd  getreten ; 
aber  bie  altgewohnten  'JRaße  haben  fid)  baneben  ober 
gar  BorWiegenb  im  ©ebraud)  erhalten,  öeobäten 
unb  Aftronomen  beredjnen  bie  Oberfläche  Bott  Um» 
brehungdlörpern  ober  bereu  Xeile  nicht  atd  Ebene, 
fonbern  ald  regelmäßige  RrümmungSfläche.  3n  der 
Tabelle  bed  Artileld  »guß«  finbet  man  g.  ber  erften 
©ruppe  unb  in  ber  bed  ArtifelS  »SRorgen«  foltbe  ber 
brüten  ©ruppe. 

glädjenmcfTcr,  f.  Blanimeter. 

glnciicitprinzip.  3ieI)*  mon  Bon  einem  feflen 
Bunde  Siabien  nad)  ben  Waffen  eined  Spftemd  unb 
projiziert  bie  non  biefen  befdjriebenen  gläd)en  auf 
eine  Ebene,  fo  ift  bie  Summe  biefer  mit  ben  zugehöri- 
gen SJtaffen  multiplizierten  glädjen  räume  unabhängig 
non  bett  innem  Sräften  itt  bem  Snftem.  (Sied  ift  bad 
©efeß  ber  Erhaltung  ber  glacßen;  f.  3entral» 
beloegung.  Beroegt  fid)  eine  eimclne  Alaffe  mit  gleich» 
förmiger  wfcßWinbigfeit  ohne  Einloirlung  einer Sraft 
in  gerablinigcr  Bahn,  fo  wäd)ft  bie  glathenraum» 
fumme  proportional  mit  ber  Seit,  ©leidjed  gilt  für 
Zwei  unb  mehr  Waffen,  unb  daran  ändert  fleh  nach 
Bem  g.  nichts,  Wenn  innere  Sräfte  ßtnzutreten,  wie 
Z-  8.  bie  fflraoitationötraft  zwifdjen  Sonne  uttb  Bla- 
neten  ober  bie  Sotjäfion  zwifchen  ben  3Raffenteild)en 
eined  Sreifeld.  Sinb  zwei  flarre  Sörper  miteinander 
in  Berbinbung  unb  gerät  ber  eine  berfelben  (z-  8. 
bad  Sdpoungrab  eined  Wotord)  durch  SBirtung  in- 
nerer Sträfte  zwifchen  betben  in  Drehung,  fo  bag  fid) 
bie  gläehenraumfimime  Bergrößert,  fo  muß  nad)  dem 
g.  fofort  ber  andre  Sörper  (ber  übrige  (teil  bed  ÜRo» 
tord  -f  Erbe)  bie  entgegengefeßte  Drehung  annehmen, 
fo  baß  ber  3uwad)d  ber  glädjenraumfuntme  wieder 
(ompenfiert  wirb.  Blan  (ann  fid)  baBon  überzeugen, 
Wenn  man  bie  Berbinbung  bed  Alotord  mit  ber  Erbe 
aufhebt,  b.  h-  bie  Waffe  bed  zweiten  Sörperd  nermin- 
bert.  fflare  fie  gleid)  ber  bed  Schwungrabed,  fo  wür- 
ben auch  beibe  Drebungdgefchwinbigleiten  gleid)  wer- 
ben. Sin  anbred  Beifpiel  bilben  bie  Beadiondräber, 
Z-  8.  Jerons  Dampfturbine.  Die  Datnpfipanttung 
treibt  den  Dampf  aud  ben  AudftrömungSöffnungen 
heraus , gleichzeitig  nimmt  aber  bad  IRab  entgegen» 
gefeßte  Bewegung  an 

gfläd)cufteti<r  (Arealfteuer),  eine  Steuer,  bei 
ber  bie  © rößeber  ©mnbfl  iiehe  aldBlaßftab  ber  Steuer- 
höhe bient.  Sie  (ann  Borfontmen  bei  ber  ©runbfteuer 
(f.  b.),  bei  ber  Daba(fteuer  unb  ber  SBeinfteuer  (f.  b.). 

glacfjcric  (|pr.  (laityrt),  Scßlafffueht  ber  Seiben- 
raupe,  f.  Seibcnfpinner. 


647 


gladifeuer  — gfacfpl 

glacpfcucr,  Scpüffemit  flachen  fflefdioftbnhnen  1887),  ©lütenfortnen  ald  TOotibe  fflr  gladjornamcnt 
auf  Kanonen,  bedpalb  and)  $ori)ontalfeuer  im  (Seil.  1893)  unb  glacbornamenle  auf  bcr  ©runb- 
fflegenjap  (ltmSurf-, Steil- ober  ©ertifalfeuer  lagt  bon  Waturformen  (Karldr.  1895);  Kod)  unb 
auf  ^aubipen  unbSRörfem,  bei  bcm  bie  ffiejcpoffe  Sauoage,  glachomamente  her  Tiroler  fflotif  (©erl. 
eine  ntebr  nefrümmte  glugbapn  betreiben.  1896);  ^briftianfen,  Weue  glachomamente  ('#11- 

grladnifrfte,  fobiel  tute  Schoden.  tona  1892);  Schreiber,  Sic  g.  ald  ©runblage  ber 

glariigräbcr,  f.  fflräber,  Dorgefd)id}lli<he.  garbengebung  (Karldr.,  o.  g.). 

glncplmf , f.  Smj.  glarbmtilicrci,  f.  2Jiüf)lm. 

glachfcilOcrirbluft,  f.  fflefchiip.  fflnrfiorunmcut,  f.  glacpmalerei. 

glacpfultur,  ©earbeitung  bed  S8oben3  auf  9 — {flacljrafen  (Sedrnfeit),  gufammenpängenbe 
15  cm  Tiefe.  ©gl.  ©obenbearbeitung,  S.  121.  ©ebcdung  mit  bicredigeit  Stüden  frifrfjert  Watend 
glarplaiib,  im  fflegenfap  jurn  $odjlanb  (f.  b.)  (Wafen  jiegeln)  auf  ber  Dbeiftache non  Srbbmiten, 
ebene,  burd»  feinen  ®efnrgä}ug  unterbrochene  ober  j.  iö.  ber  Sofdjunaen  (f.  b.),  um  ra(d)  einen  ©rad* 
bod>  nur  bon  unbtbeutenben  Sanbrüden  mit  (ehr  all-  Wucpd  ju  erzielen,  ber  bcvj  Srbluerf  bor  ben  (erfrören* 
mählicher  (Erhebung  burdyogene  Sanbfcpaft,  nach  ben  ©inftüffen  ber  Silierung,  indbef.  bed  Wegenmaf- 
Klima,  glora,  gauna  unb  Kulturfähigtrit  je  nad)  ber  ferf, bauernb ju fcpüpcn bentiag.  Strömmbem  Soffer, 
geograpbifhenCagcaufserorbentli^oerfcbiebenflpocb-  bei  Überfcpmemmungen,  roiberftebt  Wafen  nur,  wenn 
ebene  unb  Tiefebene,  f.  (Ebene,  S.  33«,  unb  Wiebe-  bie  Safferfcbicbt  nicht  ju  t>oct),  ihr  ©efärie  gering  ift 
rungen).  Sie  Reiben  unb  SKoore  Seutfcptanbä , bie  unb  ihre  ©inwirfung  nicht  lange  bauert.  (Einen  fräf» 
Steppen  (f.  b.)  Worbofteuropad  unb  Worbafiend,  bie  tigern  Schuh  Don  ©rbböfcpungen,  namentlich  fo  lange 
©ufiten  Ungarnd,  bie  Süften  in  3*ntra!aiien  unb  fie  neu  fiub,  gewähren  bie  Siaienjiegct,  wenn  man  jte 
©frifa,  bie  Prärien  in  Worbamerifa  unb  bie  ©nuipaä  aufeinanber  |d)id)tet  unb  fo  tine,  ;e  nad)  ber  ©reite 
Sübamerifad  ftnb  ebenfo  Diele  gönnen  bed  glacp-  ber  SKafenjicget , 80  — 40  cm  bide  Sd)id)t  bilbet 
lanbed,  jebe  einzelne  burcp  befonbere Serpältniffe  bed  (ttopfrafen). 

©obeud  cparafteriflert.  glacprcnncu  (engl.  Flat  racea),  ©Jettrennen  auf 

grladimalcrci  (ziemlich  gleichbebeutenb  mit  glä-  ebener  ©ahn,  cur  ©rüfung  ber  fleiflungdfähigfeit 
cpenmalerei  unbglacpornamcntXeine  ©attung  eine«  Wennpferbed  auf  ©udbauer  unb  Scpneüigfeit 
ber  beforatioen  SRaleret,  bie  in  gläcpen,  meift  nur  in  (f.  Setlreimen).  [S.  637. 

einer  garbe  unb  ohne  Schattierung,  gehalten  ift.  gtadjringmafdjinc,  f.  Sleftrifcpe  ©fafcpinen, 

Säptenb  man  fiep  bei  ber  gewöhnlichen  ilRalcrei  be«  glachd,  bie  gafer  bed  juc  ©attung  Linum  (f.  b.) 

müpt,  Körper  unb  Wäume  in  ptaftifcher  unb  perfpef-  aud  ber  gamilie  bcr  Cina geeit  gepörenben  gemeinen 
tibifeherSirfungnröglichft  läufcpenb  barzuftenen.ber*  gla<hfed  (Linum  nsitatissimum  7,.,  f.  Tafel  >gn- 
Zieptet  man  in  ber  g. grunbfäplicf)  auf  foldte  Sirfung,  ferpflanjen  I«,  gig.  9),  bcr  fcpon  im  alten  !t ginnen 
gibt  alleä  Rad)  unb  legt  baf  Hauptgewicht  auf  bie  angebaut  mürbe , während  in  ber  jilngern  Steinjeit 
Konturen,  non  benen  man  bann  Bedangt,  baf)  fte  fid)  nur  bad  im  Wfittelmecrgebiet  hcimifehe  L.  anuuslifo- 
in  gefälligen  Cinien  bewegen,  bajz3e><h"U'tg  unbgar-  lium  Wurf».  mit  auffpringenben  Kapfetn  unb  fteinem 
ben  auf  bcm  gegebenen  Waurn  in  barmoninher  Seife  Samen  befnunt  war.  SPIan  unterfdjeibet : ScplicB* 
berteilt  finb  unb  fith  ben  ©renjen  biefed  Waurned  un-  ober  S r e [ cf)  I e i it  (L.  vulgäre  Bumnigh.),  mit  nicpt 
terorbnen.  Sei  ber  g.  Wirb  ber  Künftler  gteithfam  auffpringenben  Samenfapfeln,  t)ohem , Wenig  Der- 
bon  felbit  jur  Stiliiierung,  b.  h-  ju  einer  Umbildung  äftettem  otenael  unb  minber  feiner  unb  weither  gafer, 
ber  ber  SRalur  entlehnten  gormen  geführt  unb  auf  borgtlglith  in  niufslanb,  'Jlorbbeutf tplanb , Cfterreidj, 
bie  ffompofüton  oon  ineinanber  greifenben  SÜnien,  ©elgien,  ^»ollanb  unb  (Englanb  angebaut;  Spring- 
äianfen  unb  Omamenten  hingewtefen.  Sie  Umbil*  ober  Klanglein  (L.  crepitans  Boennigh.),  beffen 
bung  ber  gormen  ber  SRatur  für  bie  ber  Sar*  Kapfeln  aujfpringen,  mit  fürjerm,  äftigenn  Sten- 
ftellungdweife  geühicht  teild  wegen  ber  Seutlidjfeit  ael,  gröfierti  ©lattem,  ©lütett  unb  Samenfapfeln, 
ber  Sarfteüungtn,  inbem  jeber  ©egenitanb  oon  ber  feinerer,  weitherer,  aber  filrjerer  gafer,  elwad  hellenu 
Seite  bargeftelU  Werben  tnug,  bon  ber  er  fith  am  eigen-  unb  ölrcidjerm  Samen  unb  bon  fürgerer  ©egetation 
tiimlithiten  jeigt,  teil«  mitSfüdiicht  auf  bie  leidjtewud-  atd  ber  Sdjlieglein,  häufig  in  Sübbeutfdilanb  fulti- 
führbarfeit,  teild  auch  nur  um  ber  Kompofition  Wil-  biert;  weift  blühen  ber,  auch  amerifanifther 
len.  Sie  g.  reicht  bid  in  bie  ältefte  3eit  hinauf,  gpr*  2ein  (L.  americauum  album),  wirb  feiten  gebaut, 
©udbilbung  fleht  im  engften  Aufammenhang  mit  ber  Sinterlein,  borjüglid)  in  Italien,  Sübfranfreich, 
Sntwidelung  ber  bilbenben  Stunft  überhaupt.  Allr  Spanien,  Algerien  unb  8gt)pleu  angebaut,  bleibt  im 
böchjten  ©ofienbung  würbe  fie  bon  ben  OrieninTen,  Stengel  (urj,  bringt  aber  reichlich  Samen,  gm  $>an- 
befonberd  oon  ben  ©erfem  unb  gnbcm,  audgebilbet,  bei  crfcheinen  borjitglid)  bie  Srefdjleinforten:  ©er- 
bie  in  Teppichen,  gewebten  Stoffen,  Serjierung  non  nauer,  ©(ferner,  Siebauer,  2ibauer  unb  Siigner,  aud) 
©efäfeen  aud  Ton,  ©ronje  :c.  Slfuftergültiged  geleiftet  unter  bem  Wanten  ruffifeher,  Sio-  ober  Kurlänber,  in 
haben,  gn  (Europa  war  lie  imflnfang  bed  19.gabr(j.  Tonnen  berpadt  ald  -Tonnenlein«,  in  Säde  uerpadt 
in  ©erfatl  geraten  unb  fpäter  ganj  berloren  gegan-  ald  -Sadlein«,  ferner  3eelänber,  Tiroler  unb  rpein- 
gen,  inbem  man  bie  glädjen  nur  mit  wirflid)en  ©e*  länbifd/er  Sein.  Ser  Wigaer  unb  ber  3eelanber  Sein 
mälbcn  ober  Ornamenten,  bie  Weliefd  nachahmen,  ju  werben  Dielfach  jur  grüpfaat  benupt,  wäprenb  bei 
fchmiiden  wufite,  6rfl  feit  ber  (Reform  bed  Kunit-  Spätanbau  ber  Siebauer  bient.  Kronen*  ober  Wofen- 
gewerbed  ift  bie  g.  wieber  aufgenommen  unb  ald  bad  lein  bezeichnet  feine  eigne  Sorte,  fonbem  nur  ben  aud 
richtige  ©rinjip  für  biegläcpcnbeforationerfanntwor-  emgefüprten  Origittal|amen  gejogenen  Säelein,  auch 
ben.  ©gl.  §erbtle:  ©erlagen  für  bad  polychrome  »einmal  gefäter«  Sein  genannt, 
glacpomament  (Sien  1885),  ©Juflergültige  ©orlage*  gimtidbau. 

blätter  rum  Stubium  bed  glad)ontantentd  ber  italie«  Ser  g.  gebeipt  am  ficherjten  in  feuchtem,  füblem 
nijepen  iRenaiifance  (neue  Üludg.,  Stuttg.  1898)  unb  Klima,  beiTrodenpeit  bleibt  er  furj  im  Stengel,  Kälte 
glacpomamente  (Sien  1892);  flutbmer:  glacp-  Derträgt  er  in  feiner  gugenb  nur  bei  fräfttger  6nt- 
omamente  im  Stil  ber  beutfepen  Senaiffance  (Karldr.  widelung.  3u  feiner  DoH)tänbigen  ©egetation  braudjt 


648 


glacfjS  (©au, 

er  84 — 120  Tage.  Et  wirb  uor.^fla!  ict>  in  gatt}  Europa, 
flgppten,  Algerien,  Sluftralien,  Cftinbicn  angebaut. 
Jie  tliraatifdjen  ©erbältniffe  haben  einen  Weit  große« 
ren  Einfluß  auf  bie  Dualität  unb  Duantität  best  ge« 
ernteten  glacpfeS  als  bie  Sobenbefdjaffenbeit.  Unter 
bein  Einfluß  beä  SeeflimaS  in  ben  ÖftfeeproBinien 
StußlanbS,  in  Belgien,  £>o(lanb  unb  Bor  allem  in  Jr- 
lanb  werben  biewerlBolIftenglacpfe  gejogen;  bie  fein* 
flen  ©emädjfe  erhält  man  auf  huntofem  i'ehmbobm; 
lonboben  unb  bilrrer  Sanb  tagen  bent  g.  nicht  ju. 
©eroöpnlicp  baut  man  ben  g.  nach  frifdb  umbrochenem 
Stotfleeober  einer  ffirünfutterpflanje,  häufig  auch  nnd) 
©etreibe  ober  gut  gebüngter  fcadfrucht.  3!ad)  fleh 
felbft  Berfagt  er  (fieinenmübigfeit),  Weshalb  er  nur 
alle  7 — 9 Japre  auf  baSfetbe  gelb  wieberlehrcit  barf. 
grifeper  Stallmift  ift  ju  Benueiben,  berfelbe  ift  jur 
©orfruept  ju  geben,  ©orjüglicpcn  Erfolg  hat  baS 
Überfahren  mit  Jauche  unb  Satrine  fowie  ba«  über* 
ftreuen  Bon  ftompoft,  Jioljafcbe,  ftainit.  ®ie  Sor* 
Bereitung  muß  gavtemnäßig  gegeben  Werben,  befon* 
berS  um  gleichmäßigen  g.  ju  erhallen.  VUS  Saatgut 
bient  teilß  im  Samenweihfel  bezogener  Original*, 
teils  feibftaejogener  Same.  Sllter,  jwei«  auch  brei* 
jähriger  Same  wirb  oft  Borgejogen,  ba  er  beifern 
©aft  liefern  foll ; $u  bemfelben  3wed  wirb  ber  Same 
Bor  ber  SluSfaat  nicht  feiten  bei  30 0 gebörrt.  3um 
Steinigen  ber  Santfrucht  bient  bie  Seinfamen* 
l lapp  er  unb  Straptfiebe  mit  jwölf  SKafcpen  auf  2,5 
cm.  2>ie  StuSjaat  erfolgt  müglicpft  früpjeitig.  Um 
gleichmäßigen  Stanb  ju  erhalten,  fät  man  breit* 
Wilrfig  ober  auf  12  cm  gebrillt  ber  Sänge  unb  Duere 
bes  gelbes  nach-  Ser  Same  wirb  angewaljt  ober 
bei  ©reitfaat  mit  bem  Stechen  eingepartt.  User  Sa* 
menaufwanb  beträgt  bei  ©afterjeugung  200  kg,  bei 
Samenjucpt  100  kg  unb  bei  ©ewtnnung  beS  San* 
berflachfeS  300  kg  pro  £>e!tnr.  3ft  ber  g.  6,5  cm  poch, 
fo  wirb  gejätet,  geinbe  beS  glacpfeS  fmb:  Erbflöpe, 
bie  Staupe  ber  ©ammaeule  (Plusia  gammai,  Enger* 
linge,  ber  glachStnotenwtcfler  (Conchylis  epilinana), 
glacpSfcibe  (Cuscuta  epilinum)  unb  oerfipiebene  Un* 
frautpflanjcn  fowie  ein  Stoftpilj  (Melampsora  liui), 
ber  ben  öranb  (giring  ober  geuer)  Berurfacpt.  So* 
halb  baS  untere  drittel  ber  Stengel  gelblich  gewor* 
ben  unb  bie  Blätter  abgcfaücn  finb , wirb  ber  g.  ge- 
rauft; nur  bei  Samengewinnung  Wartet  man  bie 
$>artreife  ab.  Beim  Staufen  beS  glacpfeS  beginnt  fepon 
baS  Sortieren  naep  Sänge,  Starte  unb  Steife  ber  Sten- 
gel, bie  bann  auf  bem  gelb  auSgebreitet  Werben.  Sie 
auf  bem  gelb  auSgcbreiteten  Stengel  bleiben  tneift  fo 
lange  liegen,  bis  fte  lufttrocfcn  finb;  beffer  ftcHt  man 
fte  nach  bem  tjiepen  in  Rotten  ober  fleinen  Kapellen 
auf.  Sufttroaen  geworben,  Werben  bie  Samenfapfeln 
(Seinfnoten)  abgebrofepen,  beffer  mit  ber  Stiffel,  Sti  ff  el- 
bauf, einem  eifernen  Kamm,  abgeriffelt  ober  abgebot* 
tet.  Ten  Born  lufttrodnen  g.  abgelöften  Samen  läßt 
man  bis  junt  ©erbraueb  in  ben  Samenfapfeln  liegen ; 
bie  grün  abgeriffelten  ©ollen  werben  auf  einem  Such 
auSgebreitet  unb  bet  Sonne  auSgefeßt,  getrachtet,  ge- 
reinigt unb  in  gäffem  gut  Berpadt. 

3uberett«na  BeS  glacpfeS. 

3ur  ffiewinnung  ber  glacpsfafcr  (gl  ad)  8)  unter- 
wirft man  ben  geriffelten  g.  (StopflacpS,  Stroh* 
f I a cp  S)  Bier  auf  einanber  f olgenben  Operationen : bem 
Stötten,  bem  Brecpcn,  bem  irepwingen  uttb  bem  §e* 
cpeln.  TaS  Stötten  (Stoffen;  Stotte,  Stüfte)  be- 
jwedt  bie  3erftöruug  beSSflanjcnlcimS,  ber  ben  Saft 
(ba3  eigentliche  gnfcrmaterial)  mit  bent  Stengel  Ber* 
liebt,  burep  einen  ©ärungSprojeß,  alfo  auf  djeimfepem 
SSege.  ©ei  ber  gewöhnlichen  ©aff  errotte  läßt  man 


, 3«bereitung). 

ben  StropflatpS  mit  ben  SBurjelenbcn  nach  abwärts 
in  ©rubrn , mit  ©aff er  bebedt , fo  lange  fiepen , bis 
ber  unter  ©ilbung  Bon  Efftgfäure,  ©mmontaf,  ScpWe» 
felmaff erftoff  u.  Öoplenfaitre  Bcrlaufenbe3erfeßungS* 
projeß  fo  Weit  fortgefdjritten  ift,  baß  fiep  ber  ©aft 
leicpt  oom  §olj  abftreifen  läßt.  ©tan  unterjepeibet 
Stotte  im  ftepenben  unb  im  fließenben  SBaffer, 
je  naepbem  bas  ©affet  erft  nah  ber  Stotte  ober  auep 
wäprenb  ber  Stotte  abgelaffen  unb  erneuert  wirb.  Bei 
ber  Scplamm*  ober  blauen  Stotte  (in  Belgien) 
Werben  Scplamm  unb  ErlenjWeige  mit  in  bie  ©ruben 
eWorfen,  Woburcp  ber  g.  eine  itaplgraue  garbe  er* 
alt  35er  je  nach  ber  ffiitterung  in  6—14  Jagen  fiep 
Botl jiepenben  SBafferrotte  fiepen  bie  fepr  langfam  Ber* 
laufenden  2 uft-,  Tau*  unbScpnce  rotten  gegen- 
über, wobei  ber  g.  auf  bem  freien  gelb  auSgebreitet 
Wirb.  Sepr  gebräuchlich  ift  bie  gemifepte  Stotte, 
mit  einer  ©orrotte  im  SBaffer  unb  einer  Stad)* 
r o 1 1 e im  T au,  Wobei  ber  g.  reine  gleichmäßige  garbe, 
große geftigfeit  unböefepmeibigfettcrbälL  JnglacpS* 
bercilunaSanftalten  erfolgt  hast  Stötten  unabhängig 
Bon  ber  ©itterung  mitunter  in  Safferbampf  (Sampf* 
rbfte),  gewöhnlich aberin©affer(Scpendfche,  ame* 
rifanifepe  obcr©armwaffer*Siotte)  bei  etwa 20 
bis  32“  in  großen,  mit  Tampfröpren  Berfepenen  Bot- 
tichen in  60  — 72  Stunben . ober  nach  ber  SHetpobe 
Bon  ©nur  mit  fepr  oerbünnter  Scproefelfäure  (6 
ScpWefelfäure  auf  100  Stengel)  bei  erhöhter  Tempe- 
ratur (90 — 100°)  in  gcfcploiiencn,  Berbleiten  Steffeln 
unter  ftarfer  SuftPerbünnung  unb  barauf  folgenbcr 
Steutratifation  ber  Säure  mit  Soba,  naepbem  bie  erfte 
Brilpe  abgelaffen,  ebenfalls!  mit  SluflBerbünnung. 
Tann  folgt  nod)  ein  Spülen  unb  Trodnen.  3ur  Stößt 
bringt  man  ben  frifep  gegogenen  unb  abgeriffelten, 
ober  ben  Borper  lufttrocfcn  gemachten  g.  TaS  erftere 
©erfahren  (fflrünröfte)  liefert  Weniger  gute  Cua* 
lität  alä  baS  jweite  ©erfahren , bei  bein  man  ben  g. 
erft  im  fommenben  Japr  jur  Stöße  bringt,  weil  burep 
baS  fliegenlaffen  bie  gafer  an  geftigfeit  unb  ©nff  ge- 
winnt. Sor  bent  Breien  unterliegt  ber  g.  gewöhnlich 
einem  einfachen  SBafdj*  ober  Duetfepproieß  in  einem 
böljemen  ©aljwerf  unb  wirb  bann  in  Törrg ruben, 
Törrfammem  ober  Dfen,  felbft  inBadöfen  getrodnet, 
wobei  bie  Erwärmung  niept  über  60°  fleiaen  barf. 
Weil  bann  bie  gafer  mepr  ober  weniger  an  üfcilbe  unb 
©riff  Berliert.  Sorteiipaft  börrt  man  ben  g.  in  ber 
Sonnenwänne. 

Tscrntecbanifipe  ©rogeß  ber  glacpSbereitung  beginnt 
naep  forgfältiger  Sortierung  mit  bem  ffniden  ober 
Breien,  um  ben 
poljigen  Kern  beb 
glacboitengeUS  in 
fleineStüdcpen  ju 
breepen.  ES  bient 
bajumeift  noch  bie 
ein*  ober  jweigun* 
gige  höljcme,  fei- 
ten eifeme  hanb- 
breepe  (B  r a f e, 
gtg.  1)  mit  bem 
aus  gwei  3ungen 
bbgebilbetenSJief*  JtnfUpt.  Duerlitiittt. 

fer  M unb  ber  mit  gij.  i.  »rate. 

breiScpienenaaa 

Berfepenen  SabeLL,  bie  auf  bie  jwifcpengelegten  Sten- 
gel geflogen  wirb,  baper  biegafer  leicpt  bcfcpäbigtunb 
eine  geringe  VluSbeute  an  fpiimbarer  gafer  liefert 
3wedmäßtg  wirb  j.  ©.  in  Belgien  ber  geröjtete  g.  Bor 
bem  Breien  auf  einer  Tenne  mit  einem  pöljemen. 


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glad$  (3ub«eitung). 


649 


geferbten  Botifiantnter  aefnidt,  ober  befonberä  in 
Seutfehtnnb  oieliad)  mit  glatten  bölgernen  Bleueln 
(Blauet,  Boder;  'Blauet-  ober  Bodmüblcn) 
gefdhiagen.  Ser  9tbfa(I  beim  Brechen  tjeifet  Sd)äbc 
(linnen,  St  ebenen,  7t  gen)  unb  bej'tetitauä  ben  bol* 
jigen  Seilen  beäStengelä  möglich«  wenig  gafent. 

Bei  ber  ftlacf)Sberei!uug  im 
nrofjen  bienen  jum  Brechen 
öced)*  (Rttid*)  ober  Stedj* 
tnafdiinen  Bon  frf>r  Berfcbiebe* 
ner  Ronftruftion.  Sie  gebrauch* 
liebften  begehen  an«  mehreren 
gtferbten  ©atjenpaaren,  bie  ber 
ft.  imitiert,  unb  beren  ©ctljtn 
am  bejtcn  (ftig.  2)  aul  meffer* 
artigen  Schienen  m m gebtlbet 
finb",  bie  burd)  Scheiben  s s iu< 
fammengebaUen  werben.  Sie 
Brecbmaicbine  uon  Safeloro* 
| (i)  (Big.  3)  befielt  auä  bent  J>ad- 
riob  L,  ber  mit  oierlKeffem  uer> 
febett  ijt  unb  burd)  bie  fturbel  B fdjnell  auf  unb  06 
bewegt  wirb,  toibrenb  ber  g.  oon  bent  ©aücnoaar  0 
Borgefdjobcn,  oon  ber  brebeitbcn  Srommet  W mit  ben 
Bier  'iÄejfertmaren  1111  bent  badenbeu  Serfjeug  L 
bargeboten  wirb,  baä  burd)  bie  Stange  f eine  ©crabe» 
fiihrung  erhält  Ser  Slntrieb  biefer  Mafd)ine  erfolgt 

burd)  bie 
Stiemen* 
fdjeibe  B 
auf  baä 
Stab  c unb 
Bon  c auf  d 
unb  W fo- 
Wie  burd) 
bie  Stif* 
tenräber  g 
unb  h auf 
bie  untere 
©lijielj- 

Watje  0 in 
ber  Seife, 
bafj  L bei 
jeber  Bier* 

tetbreijung  Bott  W einmal  juftöBt.  Mit  hödjft  fdjonen, 
ber  ©irtung  erfolgt  bie  Verteilung  beä  fcotjeS  QUf 
ber  in  iteuctter  /]ctt  ehtgefüfjrten  ötecbmafdiiite. 
Sie  hierbei  bemtgten  Serfjeuge  befielen  auä  einem 
biaar  Bierediger  Btatien  ab  (ftig.  4),  bie  auf  ihrer 
inuem  Seite  init  fegelföratig  jugejjjif ten  3infcu  ober 


8.  «afelowff^l  Bre<$tnaf «$lne. 


$i0.  4.  etffftp ta ttf n. 


Sfabtln  bcfejst  fhtb,  io  baft  bie  Stabein  }tmjd)eneman* 
ber  treten  unb  an  mhglithft  Bieten  Steden  baä  Ma- 
terial burthftedjen,  baä  oon  einer  flluppe  B gehallen, 
Bon  oben  eingehängt  unb  noch  jebem  Stoff  in  ber  Stich- 
tung  beS  bifeiteä  ]>  etwa«  Borgen!  dt  wirb,  währenb 
jwet  fcjtftehenbe  Stofte  r,  unb  r,  bett  g.  Bon  ben 


Stabein  abftreifen.  3n  ber  Scbäbeftedtmafcbine 
(gig.  &)  bangen  biefc  'Blatten  mit  ben  Sdjwingcn  a» 
an  ben  hiebten  b,  unb  b,  unb  erhalten  ihre  'ienbet* 
betoegung  (230tnal  in  ber  Minute)  oon  Strubel  japien 
ber  SBetlen  d,  unb  d,  burd)  bie  Sentftangen  ee.  Sie 
Sräger  ff  ftiigen  bie  Stofte.  Sie  Bahn  11,  bewegt  ftch 
auf  unb  ab  unb  nimmt  ©anberfluppen  (wie  bet  ben 
fgcchetmafchinen)  mit  glacbäbünbein  (Stiften)  auf, 
bie  an  einer  Seite  auf  bie  Bahn  gelegt,  nach  jeher 
tpebung  beä  legient  Bon  einer  Stofjftange  ber  anbern 
Seite  um  eine  puffenbe  Sänge  jugcfdj'oben  Werben. 
3«  her  Stege!  enthält  eine  fold)e  Mafebine  Bier  Banr 
Platten  mit  Sfabetn  Bon  80  intn  Sänge  unb  Bon  ab» 
fteigenber  geinbett. 

Sie  BoOftänbige  ®nlfenmng  ber  holjigen  Seilten 
BDit  ber  ftlatbSfaicr  Wirb  burd)  baä  Schwingen  er* 
reicht.  Saju  bient  entweber  nur  baä  einfache  höijeme 
fehwert-ober  fiügetförmige 
Sdjwingmeffer,  mit 
bem  ber  mit  ber  tinfen 
£anb  feftgehattcne , frei 
über  baä  ««bwingbrett 
herabt)ängenbe  ft.  «lieber* 
hott  geftrnben  wirb;  ober 
man  benugt  Schwing* 
m a f dj  i n e n , bei  benen  4, 

6,  8 unb  mehr  SJieffer  mit 
elaftiid)cn  Stielen  rabial 
auf  einer  Sretmchfe  fijen 
u.  an  einem  Sdhwingfiod, 
über  bem  ber  g.  Bon  bem 
Arbeiter  gehalten  Wirb, 

Boriibcrftrcichcn. 

Bei  einem  embent 
Stjfleme  fifjen 
Scbwingmeffer 
aebfiat  auf  einer 
Srommel  ober 
fleniförmig  ange* 
bradjtcn  Ürmen, 
wiibrenb  ber 
Schwiugftod,  auf 
bem  ber  g.  aufge* 
legt  wirb,  einen 


ßtg.  9.  £tbft&efte4maf4ine. 


Bestellbaren,  febentben  Mantel  bifbet.  SSictfadj  gebt 
mit  bent  Sdpningen  baä  3t  i b b e n mit  bem  3i  1 b b e n » 
rneffer  Jmnb  in  ^)anb,  inbem  man  ben  auf  einem 
Sieber  (Stib  beleb  er)  liegenben  g.an  befonber«  fetten 
Stellen  mit  ber  ftumpfen  Sdmeibe  einer  Slinge  be- 
butfam  fchabt.  Seitbem  ber  ft.  nur  noch  wenig  auf 
bem  Synnrab  Berfponnen  wirb,  tommt  er  gewöhn* 
lichals  S(|»ingflad)ä  in  jobfartigjufantmengebrehten 
iBünbeln  auf  ben  Marfl.bic  man  unter  anbern  in^iol* 
lanb  tn  Seide  padt  unb  bannt  in  einem  bunfetn,  nicht 
aftju  trodnen  3taum  in  brei  Schichten  aufemanber 
liegen  läßt.  Weit  ber  g.  baburd)  ungemein  an  Milbe 
unb  Orijf  gewinnt,  i’luih  bass  ©erg,  baä  beim  ftecbeln 
gewonnen  wirb,  wirb  wefcntlid)  beffer,  wenn  eS  bi* 
jum  SJerfpinnen,  in  fiarfe  leinene  Siicher  feit  ein» 
aefdjlagen , an  einem  fühlen  unb  trodnen  Ort  auf* 
bewahrt  wirb. 

Sie  lejte  Siorbercitemg  beä  glacbfeä  befteht  im 
hecheln,  wobitrd)  bie  im  Sctiwingftachä  noch  banb» 
artig  jufammenhängenben  ftafern  ijoliert  werben, 
^sierjii  bient  bie  liefet,  bie  auä  einer  Biercdigcn 
Matte  mit  aufrechtftehenben,  fchtanfen,  runben,  (ehr 
fpigen Stahljähnen (Stabeln)  oon  7—15  mm  Sänge 
befteht,  bie  reihenwetfe  fo  befeftigt  fiitb,  bap  feber  cm* 
gelne  ftabn  eine  fiiidc  ber  oor  unb  hinter  ihm  lau* 


650 


7$IadjS  (Eigenfd)aftcn  ber  gafer,  fcanbelSjorten). 


fcnbm  Sieilje  becft.  unb  in  mehreren  Wbftufungen  ber 
geinbeit  aufeinanber  folgen.  Wan  beginnt  mit  einer 
groben  unb  weitftänbigen  £>ecf)el  (41  o)  u g 8 b e cf)  e l) 
unb  (cbliegt  mit  ber  feittflen  (4lu8macbebecbel). 
©eint  Surcbjieben  burd)  bie  $edbel)äbne  toirb  ber  ©oft 
nicht  nur  burd)  Spalten  in  ein  (eine  gafem  lerlegt, 
jonbcm  aud)  eiuc4iuöjcbeit>utig  furscr  gafem  (43  e r g, 
,v> e b e)  unb  ber  nod)  eingefchloffenen  f oljteildjen  be* 
bewirft,  b.  b-  ber  jogen.’ Sieinf  lad)8  erhalten,  ber 
ftd)  burd)  einen  jeibenartigen  ©lanj,  Dorjilglidje  gern- 
beit  unb  SBeidjtjeit  auSjcicbnet.  3"  ben  Spinnereien 
erfolgt  baS  erjte  fcedjeln  gewöhnlich  auj  Jeebel* 
ma  jdjinen,  ba8  weitere  gctnl)cd)cln  aber  auf  §anb- 
bedieln.  Sie  $>aupteinrid)tung  einer  Piel  Oermenbe- 
ten  £ied)elmnid)ine,  bie  jugleid)  bie  ©runblage  aller 
^edjelmafdjinen  erlernten  läßt,  gebt  au8  gig.  6 b<r* 
oor.  4luf  ben  enblofen  lücbem  a,,  b,  unb  b,,  b,,  bie 
Uber  bie  Sdjeiben  o unb  u gejpaunt  jinb  unb  Pon  u 


gig.  6.  £e$eltnaf <$ine* 


au8  in  ber  ©feilridjtung  bewegt  werben,  befinben  jid) 
Stäbe  mit  $>ed)elnabeln  bejejjt,  bie  ben  in  ben  ftlup- 
pen  c,  c fejtgebaltenen  g.  bedjeln,  wäbrenb  biefe  Klup- 
pen jid)  mit  ben  Bahnen  d,  unb  d,  langjam  auf-  unb 
abwärts  bewegen.  3u  bem  3®ede  ruben  bie  Sabnen 
auf  ben  Sd)iencn  g,  g,  bie  bei  f,  unb  £,  ihre  gflbrun- 
gen  erbalten  unb  fid)  bei  r,  unb  r,  auf  Stollen  be8 
MebelS  h '"lügen,  ber  eine  fd)wingenbc©emcgung  auS* 
führt , iitbem  bcffeii  Stolle  z in  eine  efjentnfche  Stute 
ber  fid)  mit  o brebenben  Sd)eibe  r eintntt.  3um  4luS* 
ftogen  ber  $>cbe  au8  ben  $ed)elftäben  bienen  Stäbe, 
bie  fid)  in  rabiralen  Sdgigen  ber  Scheiben  u,  u burd) 
ihr  eigne8  ©ewidjt  abwärts  jwifeben  bie  ^cdjeljtäbe 
bewegen  unb  bie  £>ebe  pon  ben  £>ed)eln  abfihieben,  fo 
bah  fie  Pon  ben  Kämmen  m,  m,  m.  m aufgenommen 
Wirb.  Um  ben  g.  ftufenweife  immer  feiner  betbeln  ju 
tonnen.  Werben  bie  §ed)clmafd)inen  mit  mehreren 
nebeneinanber  liegen  beit  §ed)elfelbernmit  öcchelit 
pon  junebmenber  geinbeit  auSaeftattet.  3ebe8mal 
nun,  wenn  eine  glad)8tluppe,  j.  ©.  c red)!8,  oben  an- 
gefommen  ift,  wirb  fie  in  ber  ©ahn  um  bie  ©reite 
eine8  !ped)elfclbe8  borijontal  Peridjoben  unb  fomit  in 
ben  ©ereid)  beS  St ad)barfelbeS  gefihoben.  $ienu  bient 
ber  um  ben  Rapfen  p fdjwingcnbe  £>ebel  pn,  ber  oon 
einer  91ut[d)cibe  auf  o unb  Stolle  x in  Schwingung 
oerfegt  wirb  unb  biefe  burd)  bie  3d)icbjtangen  8,  uno 


a,  unb  bie  Sebienen  f,  unb  f,  mittels  Stoffflmlen  auf 
bie  Kluppen  c,  c überträgt.  Ser  Srfinber  ber  oben 
befthriebenen  Ste<hmafd)ine  (Garbon)  bat  biefe  mit 
einer  ©red)inafd)ine , Sd)Wtngmafd)ine  unb  £ted)el- 
mafd)ine  berart  nereinigt,  bag  bie  Kluppen  mit  bem 
g.  in  ununterbrochener  ♦teipenfolge  fämtlid)e  Uta- 
fd)incn  paffiert.  — ©cim  hecheln  be8  glad)|e8  entfiebt 
als  4lbfad  ba8  unter  ©erg  (£>ebe)  befannte  furj- 
faferige  'Material,  baS  filr  fid)  oerfponnen  wirb.  41  u8 
bem  StobflacbS  fann  im  Surchfchnitt  12 — 15  ©roj. 
gafem  (£iedjelflad)S  unb  43erg)  gewonnen  Werben, 
über  glad)8inbuftrie  f.  Iejtilinbu|trie. 
if ißcnfdiaftcn  Per  3lad)6|afer.  $anOeI6(ortca. 
Ser  PoDfomnten  au8gebed)elle  g.  (£)ed)e lflachS) 
bat  gafem  non  300—600,  böchfleitS  700  mm  Sänge, 
je  länger  bie  gafer  ift  bei  gleicher  geinbeit,  um  fo 
höher  wirb  ber  g.  gefebägt.  3ebe  gafer  beftebt  ferner 
au8  einer  Vlnjabl  feinerer  unb  fürierer  (20  —40  mm 
langer)  gafem,  bie  burch  ben  Steft  beS  ©flanjenleimS 
jufammengebalten  werben,  faft  jblinbrifd)  runb  unb 
etwa  0,012—0,025  mm  bid.  4Birb  ber  g.  in  marmeS 
43affer  gelegt,  fo  laffen  ftd)  infolge  ber  Erweichung 
beb  SeimeS  biefe  Elcnientarfafem  auSeinanber  jieben, 
Worauf  baS  Spinnen  (f.  b.)  in  warmem  JBaffer  be* 
mbt.  Sie  garbe  be8  beflen  glad)fe8  ift  lid)tbtonb 
oberfilbergrau;  bunfle  braune  ober  braungelbe  garbe 
ift  ein  3eid)en  unrichtiger  ©ebanblung.  Ser  befte  g. 
jeigt  einen  fchönen  Seibenglanj.  Sufttroden  enthält 
bie  gladjSfafer  6,70—7,22  ©roj.  ffiaffer,  jebod)  fteigt, 
in  einen  mit  ©afferbantpf  gefättiglen  Staunt  gebracht, 
ihr  ©affergebalt  auf  13,»— 23.se  ©roj.  Ser  41fd)en> 
ebalt  ber  oöttig  getrodneten  gafer  fdjwanft  oon  1,18 
iS  6,93  ©roj.  3m  fcanbel  unterfd)eibet  man  mffi* 
fdjen  (bcfonberS  Stiaaer),  JfönigSberger,  Sandiger 
(pobolifdjen),  belgifcgen,  boQänbijd)cn.  beutfdjen  unb 
neuerbingS  aud)  ägpptifdjen  (©en  Satb,  alcfanbrini- 
fchen)  g.  mit  jablrcid)en  DualitätSftufcn. 

©egenwärtig  probujieren  nur  Stufjlaub  unb  bie 
Stieberlanbc  regelmäßig  mehr  g.,  als  fie  Perbrauchen. 
3n  Seutfdjlanb  beftgt  ber  glachSbau  eine  über  ben 
Surchfchnitt  freh  erbebenbe  4IuSbebnung  in  einzelnen 
©egenben  Pon  Dftpreufeen,  4)effen-9iafjau  u.  ©apera. 
Sie  ©efamtprobutlion  Europas  wirb  auf  700,000 
Ion.  gefchäpt.  Saoon  entfallen  600,000 1._auf  Stuß* 
lanb,  ca.  100,000 1.  auf  Seutfdjlanb  unb  Citerreid). 
Seit  ben  1870er  fahren  bat  Pielfach  eine  Slbnabme 
ber  glad)Sfultur  ftattgefunben,  unb  eS  Würben  j.  ©. 
mit  g.  bebaut 

in  Deutfcplanb  1878:  13381)0  ®ehar,  1803  : 80000  £xttor 

• Cftcrrcid,  . 1873:  114209  • 1892  : 85953  • 

• grcmtrelc».  1875:  78440  • 1891:  29097  • 

• 3rtan5  . . 1880:  157534  Stere»  1892  : 70842  Bete». 

3n  S>oIIanb,  fflelgien,  ginnlanb  Wädjft  bagegen  ber 
glachSbau.  8ritifd)*Dfltnbicn,  bie  Bereinigten  Staa- 
ten, 41rgentinien  unb  einige  anbre  aufiereuropäifcbe 
©ebiete  bauen  g.  faft  auSfcbliehlid)  jur  Samen* 
gewinnung. 

Ser  Se infame  Wirb  3,5— 6,5  mm  lang,  ift  gelb- 
braun, glänjenb,  riecht  fcbwach  unangenehm,  febmedt 
fd)leimig  * fettig.  UnauSgereifte  Samen,  bie  matt  ge* 
wiffermafion  alS  Stebenprobuft  bei  ber  glad)Sgewtn* 
nung  erhält,  finb  deiner,  leichter,  meift  aud)  mehr 
grünlich  gefärbt.  Siefe  Samen  finb  wohl  für  bie  CI* 
gewinnung  (Sch  lag  (ein),  aber  nicht  jur  SluSfaat 
(Saatlein)  tauglich-  $eF  Same  enthält  ca.  8 ©roj. 
SBaffer,  33  ©roj.  fettes  CI,  25  ©roj.  Eiweifeftoffe, 
Spuren  oon  ©erbfäure  unb  4—5  ©roj.  mineralifdbe 
Stoffe.  STOan  benugt  ihn  auch  jur  SariteUung  eine« 
ftarfen  Schleims  (1  leil  Same,  mit  60  teilen  SBaffer 


Digitiz. 


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gladjä,  neufedänbifdjer  — glageDanteu. 


651 


mazeriert),  ber  alS  rinfjüftenbfS  SRittet  Hlnwcnbung 
finbct;  gepuloertcr  fieinfame  bient  jii  erweidjenben, 
fdjmcrjlinbernbenUmfdjIägen;  bod)  nerflept  man  un- 
ter öeinmepl  gewöpnlicp  gcpuloerte  Ceinöifucpen, 
bie  SRitcfftänb«  nont  ©reffen  beS  CemölS.  ©gl.  Olhupen. 

Sgl.  Sobolanpi,  Kultur  unb  gubereitung  beb 
glacbfeS  (6.  Wup.,  ©ien  1891);  ©ierSberg,  Ser 
glacpSbau  (Seipj.  1877);  Stuf)!,  gortfep  ritte  in  ber 
glatpSgeromnung  (Siiga  1888  u.  1895);  5 <p  i n b t e r. 
Sie  glacpSbau.  unb  glacpSpanbelSBerpöltniffc  in 
SRußlanb  (©ien  1894) ; 1t  u b n e r t , Ser  g.,  feine  Shit- 
tur  mtb  ©crarbcitung  (Serl.  1897);  §erjog,  Sie 
glatpsfafer  in  mi(ro|foj)i(cber  unb  epemifdjer  ©ejie» 
Ijung  (Srautenau  1896);  fetter,  Ser  fj.  (Stpöne- 
berg-Serlin  1897);  Spennratp,  TOaterialtepre  für 
bie  Sertilinbuftrie  (Htaepen  1899);  3>Pfer,  Sie  tej- 
tilen  Slopmaterialien  (2.  Sufi.,  ©ien  1899);  SS i e ij> 
ner,$ie3iopftoffe  beb ©ftanjenreidpS,  ©b.2  (2.HlufI., 
Seipj.  1902);  »g.  unb  Seinen.  Mitteilungen  beb  Ser» 
banbeb  ber  öftcrreidjifdjen  JJiodjä-  unb  Semen-3nter» 
effentene  (prSg.  non  ©.  o.  Stein,  Srautenau  u.  ©ien 
1894  ff.). 

glad)«,  ntufeelriubifcpct,  f.  Phortmum. 
grlarpsbaum,  f.  Autideama. 
ilarpobammBotlc,  footei  wie  gtacpSwotle. 
yiiupsbcrcituiigoauftaltcu,  f.  glartjs. 
vladjetbotter,  f.  Cameliun. 
flntpsfraiii,  gelbe«,  f.  Linaria. 
ylncpslilic,  f Phortnium. 
yiadidictbc,  ©flanjengattung,  f.  Cuscuta. 
yiact)«fcibeHtipnnjcn  (ftiiSfutoibcen),  Unter» 
famibe  ber  Sionoolbuiajeen  (j.  b.). 
Syiadtbfpinitcrei,  f.  Spinnen, 
ftladiftid),  f.  Sticferei. 

glorpauiuttc  (gladfSPaumWolle,  fotani» 
fierte  glacpSjellutofe),  ein  au«  gladpä  bereitetes 
Surrogat  berSauinWoQe,  würbe  BictfacpbanufteUen 
nerfuept,  ift  aber  jwedloS,  ba  bie  glatpsfafer  in  ipren 
Gigenfcpajtcn  bie  fflaumwolle  weit  übertrifft. 
glacpSjdlulofc,  fotoniftertc,  f.  glatpswolle. 
glaciu«,  SRattpiaS  g.  311pricuS  (ber  QBp» 
rier),  eigenttid)  ©lacicp,  auep  grancowicp,  lutper. 
Streittpeolog,  geb.  3.  Würg  1520  inHUbona  ßftrien), 
geft  1 1.  SDlärj  1575  in  granffurt  a.  3fi-,  ftubierte  in 
©enebig  Humaniora  unb  begab  fiep  Bon  ba,  ftatt,  wie 
er  beabfidptigt  batte,  3R5nd)  unb  fatpotifiper  Xbeolog 
ju  Werben,  1539  nad)  Safel,  bann  naep  Stibingcit 
unb  1541  nad)  fflittenberg , wo  Sutper  unb  'Dlelan- 
tptpon  feine  fieprer  würben,  ipm  autp  1544  eine  ©ro- 
feffur  ber  pebriiifdien  Spracpe  auSwirlten.  H1I8  3Re* 
lancptpon  baS  fogen.  Seipjiger  3nterim  (f.  gntcrim) 
1548  gebilligt  patte,  begann  g.  Bon  SJiagbeburg  auS 
eine  maßiofe  ©otemif  gegen  jenen  unb  feine  Stpule. 
SIS  ©rofeffor  an  ber  jtreng  lutperiftpen  UniBerfttät 
3ena  [eit  1557,  betämpfte  er  mit  feinen  HlmtSgenof- 
fen  (SRufäuS,  ©iganb  u.  a.)  ben  ppilippiftiftpen  ober 
furfäcpftjcpen  SpneraiSmuS  (f.  b.).  71  uf  feine  Sietp- 
nung  [ommt  namentlicp  baS  tonen.  RonfulationSbud) 
(f.  b!).  SIS  in  3*na  felbft  in  ©ift.  Stngel  (f.  b.)  ein 
Serteibiger  beS  SpnergismuS  erftanb,  beroirfteg.  bef» 
fen  Scrpaftuna,  (onnte  jebodp  auf  einem  Kolloquium 
■niSBeimarbieSerbammungStrigelSnicptburcpfepen. 
g.  ging,  1561  feines  HlmteS  entfept,  nad)  SlegenSburg, 
non  ba  naep  Hlntwerpen,  Wo  er  einer  Serfotgung 
weirpen  rnupte,  enbtiep  itatp  Strapburg,  geriet  aber 
and)  pier  mit  ben  ©eiftlicptn  feplieplitp  in  einen  fo  hef- 
tigen Streit,  baß  ber  Slat  ipn  1573  auS  ber  Stabt 
BerwieS.  ©nft  baS  Orafel  aller  ftrengen  fiutperaner, 
würbe  er  nun  wegen  feiner  Äußerung,  baß  bie  ®rb» 


fflnbe  junt  Siefen  beS  fflenftpen  aep5re,  beS  Wani  • 
cpäiSmuS  beftpulbigl  unb  liberal!  oertrieben.  Vlucp 
in  granlfurt  war,  als  er  ftarb,  feine  fluSweifung  be- 
reits nerfiigt.  Unter  g.’  wiffenftpafllitpen  Arbeiten 
ift  Bor  allem  bie  fRebaftion  ber  »dJiagbeburgifdjen 
3enturien«  (f.  b.)  $u  nennen,  auperbem  fein  »Cata- 
logns  teatium  rerttatis»  (Safel  1556)  unb  »Clavis 
Scrip turae  Socrae«  (baf.  1567).  ©gl.  © r e g e r,  SWattp. 
g.3ßpricuSunb  feine3eit(6rlang,1859— 61,2©be.). 
Syintfcrfcucr,  f.  gadelfeuer. 
glnrfpcring,  f.  ©üdling. 
glarfnmirpinc,  f.  Spinnen, 
fflacan,  i.  glalon. 

Flaeourtia  Jus».,  ©attung  ber  glalourtiajeen, 
mittelpope  ®äume  ober  Striiuiper  mit  abweepfelnben, 
furjgeftielten,  meift  gejapnten  ©ISttern,  päufig  atp» 
felftanbigen  Sornen,  fleinen  Suiten  in  meift  atpfcl» 
ftänbigen,  traubigen,  feiten  rifpigen  ©lütenftänben 
mit  fleinen  Srafteen  unb  leberigett  ober peiftpiaen  Hee- 
ren. @twa  15,  meift  aPatifcpe.  wenige  afrifantfepe  Hir- 
ten. F.  Kamontchi Z.’/ßrif  (Satofpflaume,  Dia- 
ron-,  SDiabagaStarpf laume),  in  ganj  Sübnfien, 
am  Sambefi,  auf  ben  Sefdjetien  unb  in  ‘Sgijpten  [ul- 
tiuiert,  trägt  ppaumengrope,  rttnbe,  epbave  grürpte. 
Sbenfo  Wirb  ber  firfrpgropen  griitpte  palber  F.  Jan- 
gomas  Miq.  in  Sübafien  bis  Spina  mtb  im  wefilitpen 
Sieugumea  unb  bie  jepr  äpniidje  F.  Rakam  Zoll  et 
Mor.  in  fjinierinbien  unb  auf  beut  SBalaiiftpen  Vir- 
d)ipel  bis  ,ju  ben  ©pilippitten  fullioiert.  SaS  parle, 
fefte  S>oU  bient  als  ©aupolg. 
glabbcrmine,  f.  'Dime. 

glabcii,  paepe,  ruubelhupen,  urfprünglitp  Opfer- 
fu^en ; Paper  Oflerf  laben,  eine  Hirt  biefer  ifuepen 
mit  llPerjug  Bon  ©ern  unb  fjonig,  bie  noep  jept  in 
Bielen  ©egenben  jur  Ofterjeit  gebatfeit  werben, 
glabcupcim,  f.  glartppeint. 
glabcnfricg,  im'Diunbe  beSHJolfeS  berHlame  ber 
unblutigen  »ffiurjener  StifiSfcpbc-,  bie  in  ber  Star- 
Worpe  1542 jwiftpen  bemSinrfiivflen3opanngricbrid) 
non  Sacpfen  unb  beffen  ©etter,  bem  Verjog  Dlorig 
non  Sadjfen,  auSbrad),  weil  erflerer  in  beut  unter 
iprem  gemeinftpaftlitpen  Stpup  ftepenben  Stift  ©ur- 
reu  einfeitig  eine  Xürfeniteuer  auSgefcprieben  unb 
Hlnftalt  ;ur  Ginfüprung  ber  Deformation  gemadpt 
patte.  Sie  Würbe  ,ju  ©rimma  burep  bie  ©ennittelung 
©pilippS  Bon  fpeffen  fowic  flutperS  fdmell  geenbet, 
worauf  baS  aufgeboteneRriegSBolf mitD  ft  e r fl  a b e n 
beftpenft  würbe. 

giabettlaBn,  Sana  mit  Wulftig  runjeliger  (Sqlar- 
rungSrinbe;  f.  Sana. 

jyiabct  (bie),  fooiei  wie  giafer  (f.  b.);  als  SRaS- 
fultnum  fonie!  Wie  SRappolber,  f.  Hlporn. 
glaberpapicr,  f.  äßajerpapier. 
glabuttflett.  Stabt  im  bapr.  SegPe».  Unterfran- 
fen,  fflejirfoami  SRellriipfiabt , am  guß  ber  tpopen 
Sipbn  unb  an  ber  StaatSbapnlinie  g.-3Kellrid)iiabt, 
403  m fl.  3)1.,  pat  eine  falp.  Rircpe,  gorftamt,  ein 
reitpeS  Spital,  goreQenfifd)erci,  Sdjweinejutpt  unb 
(i»oo>  759  meift  [atp.  ©inwopner.  g.  Würbe  1385 
jur  Stabt  erhoben. 

grlagdlan ten  (lat. Flagellantes,  ©eipler.föei- 
pelbrüber,  glegler  ober  ©engl er),  ©ruberftpaft 
beS  13. — 15.  3aprp.,  bie  bunp  öeißelung  beS  Kör- 
pers (wegen  1.  Sor.  9, 23)  Sflnbenoergebung  ju  er- 
werben glaubte.  SSon  mepreren  ©äpfieu  mtb  Pe- 
rüpmten  Rirtpenteprem  (j.  ©.  Damiani)  bringenb 
empfoplen,  galt  neben  anbent  äußerlidpen  ©erfen  bie 
fogen.  apofioliftpe  3mPt  ber  ©eifseluttg  im  iliitlei- 
alter  für  ein  norjüglicpeS  ®uf>-  unb  ©nabenmittel. 


652 


glageüaten  — glagge. 

toeSbalb  eS  nicpt  befremben  fann,  bafi  man  in  3eiten  rcligiöfrn  unb  fepuellen  ©efüplen,  äitpetijdier  ©enuß 
äußerer  3!ot  eine  öffenttidje  unb  allgemeine  Anrocn-  (BenuS  (tallippgös),  Erjeuqung  ra(d)ern  Kreislaufes 
bung  ber  ©eißel  für  befonberS  tuiriiam  jur  Serföp*  beS  BluteS,  refleltonftbc  Erregung  ber  Öcnitalippäre 
nung  be r jümenben  ©ottpeit  piclt.  XaS  erfte  ffleifptel  (g.  als  Heilmittel  bei  Stproäcpc,  Hnfrudjtbarfeit),  oor 
foltpcr  ffieißlerfapr  ten  gab  3talim  jur  3ftt  ber  allem  and)  fabiftifdje  unb  mafoepifliftpe  Beranlagtui- 
Barteiungen  bet  ©uelfen  unb  fflpibetlineit.  Seit  1260  gen  ((.  Sepualpfptpologie)  Wirfen  mil  jur  Erflärung 
logen  SRänner  unb  SBetber  aller  Stänbe  unb  jeben  Per  g.  ®ie  fiiteratur  über  g.  ijl  fepr  groß,  persor- 
Alters,  bie  ^riefler  mit  Sreujen  unb  gähnen  boran,  jupeben  finb:  SReip  om,  Tractatus  de  usn  flagrorum 
felbfl  im  ftrenalten  SBinter  bis  )um  fflürtel  naefenb,  in  re  medica  et  yeneria (Seiben  1629;  beutid).  Stufig, 
burd)  bie  Strogen  bet  Stöbte  in  ?!rojeffton  umper  1847);  grufta,  ®et  glagcHantiSmuS  unb  bie  3c 
unb  peitleplen  fid)  unter  SeufjenPiSaufS  Blut.  Einige  fuitenbeidjte  (Stutta.  1834);  Eooper,  ®er  glagel- 
biefer  3üge  gingen  felbft  über  bie  Alpen,  aber  erft  als  lantiSmu8(f.glagenanten);Eulenberg,Sabi8muS 
ber  Scpwarje  Job  1348  aus  Vlftcn  burd)  Europa  jog,  unb  SRafotpiSntuS  (Süeeb.  1902);  Btrmaitre,  Les 
Würbe  aud)  in  Xeutieplanb  bieffleißelwut  burdj  jenes  flagellanta  et  les  flagellba  de  Paris  (Bar.  1902); 
oenneintliepe  göttliche  Strafgeriept  überall  gcroedt.  Xüpren  (Bfeubonpm  für  3 man  Blocp),  Xa§  ®c 
3n  ber  ffiegcnb  bon  Strasburg  im  E.,  SRagbeburg,  fcpledptsleben  in  Englanb,  Bb.  2 (Bert.  1903);  jur 
Speper  ic.  bilbeten  fid)  aeißlergefellfipaften.  Orientierung:  Berippantor,  35er  glagettantiSmuS 
Streu}  unbgapne  ooran,  jogen  biefeffieißlcr  DonXorf  (baf.  1903). 

ju  2)orf,  überall  mit  Ötodcngeläute  empfangen  unb  Flagellum  (lat.),  ©eißel,  f.  glimmet;  in  ber  Bö- 
lawinenartig  watpfenb.  3®*'™°!  tägliep  büßten  fte,  tanif  fosiel  wie  Sepößting  (f.  b.). 
inbem  fie  fid)  unter  eigene  bajugefipafjcnengeiftlitpen  gflagcoletet  der.  44oiS),  in  granfreidj  bie  unreife 
©efängen  (Üeifen)  btS  aufs  Blut  geigelten.  Sie  »er-  gnnpt  ber  weiten  Bopne. 

breiteten  fiep  über  natu  ®eutfeplnnb,  Hoüanb,  Bel»  glageolrtt  (franj,,  tpr.  .(4otm),  1)  (glafdienett) 
gien,  Englanb,  Sajmeoen,  bie  Scptocij  unb  granf-  Heines  BlaSinftrument,  ber  legte  Sertreter  ber  ga< 
reiep.  ®te  SRißftintmung  ber  Hierarcpie  über  bie  milie  ber  Sdjnabelfföten  (f.  gißte),  nur  in  granfreidj 
Eigennifiiptigfeit  jener  Büßgänge  unb  über  baS  3u-  unb  Belgien  noep  gebräutplid),  jtept  eine  Oftane  pBper 
riidtreten  aller  lirdilidjen  Bußen  oor  ber  ©eißel  fowie  al8  bie  gew&pnlidje  (Cuer-)  glöte.  — 2)  Orgeljtimme 
Stagen  über  ftpttärnterifdjen  Unfug  unb  Störung  Don  2'  unb  1',  ein  glötenregifter  Don  jiemlüp  enger 
ber  Pürgerlitpcn  Orbnung  Deraitlaßten  enblidj  Bapft  SRenfur.  — 3)  Bejcitpnung  für  bie  burd)  leife  Be- 
Elemeno  VI.  1349  ju  einem  Berbot  ber  ©eißterfapr-  rüprung  eines  SbiotenpunfteS  für  Seilfcpwingungen 
ten.  IBeffcnungeacptet  treffen  wir  noep  fpäter  ©eiß-  ber  Saite  beftimmten  IBne  ber  Streidiinftrumentc 
lergefeüfdjaften,  befonberS  m 3talien,  wo  fte  wegen  (glageolettöne,  fram.  sons  hamoniqura),  bie  einen 
iprer  Weißen  ©ewänber  »Biandji«  ober  »Blbati«  pie*  eiqemiimlitp  pfeifenben,  aber  weidjen,  ätperiieben 
ßeit.  Einige  glageHontenDereinc  trieb  bie  Berfolgung  Slang  paben,  ber  ton  bem  Srajfgeräujd)  ber  fonfti» 
felbft  ju  einer  fetnblüpen  Stellung  gegen  bie  Siripe;  gen  Söne  biefer  3'>ftrumente  frei  ifl  (ital.  flautato). 
mit  päretifdpen  Begparben  bennifwt,  bilbeten  fte  Sef-  tcie  glageolettöne  fpreepen  auf  biden  Saiten  (Sontra- 
ten,  bie  ben  KleniS  für  ben  Hnticprift  erflärten  unb  baß,  Eello)  Ieid)ter  an  als  auf  büraten,  auf  überfpon* 
bie  Bluttaufe  ber  ©eißel  an  bie  Stelle  aller  finplitpen  nennt  fcpledjter  als  auf  einfatpen. 

Saframcnte  fepten.  ®ie  3nguifttion  baute  ipnen  gflaggt  (engl.  Flag,  franj.  Pavillon , ital.  Ban- 
japlrcitpe  Sdjciterpnufen,  opne  jebotp  ipre  gänjlttpe  dicra;  pierju  4a fei  »glaggen  I — III«,  mit  tept- 
WcrnicptuHg bewirten  ju  rönnen.  Sgl.görftemann,  blatt),  baS  ErfennungSjeidpen  für  bie  StaatSangepö- 
Stie  (prifttiepen  ©eißlergefeUfipaften  (.tpatle  1828);  rigleit  PeS  SepiffeS,  für  baS  ffriegSftpiff  außerbem  baS 
StpneeganS,  lie  ©eißler,  nameniltdj  bie  ©eißel-  Eprenjeidjen  apnlitp  ber  gapnen  beS  jieeieS.  Vlußer 
faprt  naÄ  Straßburg  1349  (a.  b.  grau.).  DonSifdten«  bein  füpren  Sepiffe  glaggen  als  Signale,  als  SRerf- 
borf,  2eipj.  1840);  EorDin,  3)ie  ©eißler  (8.  RlufI , male  für  bie  Sieeber  (Signal-,  Sontor-  ober  gauS» 
SSubolft.  1891);  Eooper  (Bfeubonpm  für  3-  ®.  flaggen,  f.  b.).  Buf  ftrioaSftpiffen  bejeidjnen  gewijfe 
Bertram),  Flagellation  and  the  Flagellant«  (6.  Vlufl.,  glaggen  bie  ©eqenwart  beS  KaiferS,  Don  gürften, 
2onb.l896;beutf(p,2.VlufI.,5!re8b.  1903);&öniger,  Brinjen  ic.  fowte  ben  8iang  beS  bcfepligenben  Wb- 
$er  Sepwarje  lob  in  Steutjtplanb  (Bert.  1882).  miralS.  ®te  g.  beftept  aus  leitptem  Wollenen  gefärb- 

gflagcdatcit- f.  ißrotojoen;  Dgl.  gltmmer.  ten  gtaggentud),  ift  nteifl  reeptedig,  aber  aud)  brei- 

gtngcllätcubtpptbcrtc,i.itpptperie(bei Vieren),  edig  oberausgejadt.  2Ule  glaggen  Werben  an  gl  agg» 
§laßellicren(lat.),geißcln;g[ageUation,®ei-  leinen  gepißt,  bie  meift  bur4 bie glaggenfnöpfe 
ßelung;  glagellator,  ©eißler.  ber  SRaftloppen  ober  ber  glaggenftangen  am  fjed 

fflagcllomanle(glagel[anti8muS),bieSu(pt,  geftporen  ftnb.  ®ie  3'idjnung  ber  glaggen  ift  auf 
ben  ffie|d)lcd)!Sgenup  burd)  BuSteilung  ober  Erbul-  fceiben  Seiten  gleitp.  21  IS  i)iat  tonal f 1 aqqe  gilt  für 
btmg  Don  Sdilägen  ju  fteigern,  wopl  gar  ju  erfejjen.  SriegSfdpiffe  unb  geftungSwerfe  bie  Äriegsftagge,  für 
Sic  fmbet  ßtp  bereits  im  Altertum  unb  trat  tm  £anbelsfd)iffe unb2uftja<pten  bie^tanbelSflagge; 
SRittelalter  unb  bis  in  bie  3!eujeit  in  ftänbiger  Ber-  nur  in  wenigen  Staaten  ftnb  Kriegs-  unb  fcanbelS- 
btnbtmg  mit  religiöfen  ©ebrnitdten,  Wie  ben  ©eißel-  flagge  gleitp. 

faprten  (f.  glagetfanten),  ber  ■Xiäjiplin«  bcrSRöntpe  4)ie  »leitpSfriegöflagge  ift  in  meprtren  fflrß- 
unb  Slonucii  ic.  auf,  iitbern  fid)  bem  mpfliftpen  Eie-  ßen  Dorpanbcn:  bie  fogen.  SlaalSgajfeltiagge  9ft.  I 
tuenl  baS  pppßfcp  ■ ftnnlicpc  nigefellte.  Seit  bem  17.  in  ber  bcutftpen  ÜRarine  ift  7,85  m lang  unb  4,7  m 
3aprp.  war  fte  befonberS  in  Englanb,  bem  ftafftfepen  breit ; außer  biefer  größten  oerwenbet  man  bort  no^ 
Üanbc  ber  g..  Derbreitet  unb  ßnbet  in  ber  neue-  fccpS  Keinere.  Auf  poper  See  wirb  bie  g.  beS  ffriegS- 
ften  3eit  autp  in  granfreidj  unb  Xeutfcplanb  (j.  I.  ftpiffS  ber  Stponung  wegen  niebergepolt,  aber  fofort 
Derfappt  unter  bem  fRanten  IRaffage)  immer  mepr  gepißt,  wenn  anbre  Skiffe  in  Sitpi  fommen.  5>ie 
Wnlianger.  ®ic  Surjeln  ber  g.  beriipren  fepr  Der-  2)anbcISf4tffe  ftnb  ben  JtriegSftpiffcn  gegenüber  jum 
ftpiebene  ©ebiete.  ® er  Scpmerj  als  ein  Element  beS  Riffen  ber  91  a t i o n a I f 1 a g g e (|)  a n b e 1 s f 1 a g g e ober 
©enuffeS,  bie  merfwürbigen  Bcjiepungen  jwiftpen  Kauffaprteiflagge)  Derpßidjtet.  3«  Snpt  Don 


Flaggen  I.  (Na 


Me\rrs  A’w  - Lexikon  . 6.  Attfl 


Bibliograph' 


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Flaggen  I.  (Na 


l’l  I M'  n 


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Paraguay 


Mayers  Kam-  - Isxtkon  . 6.  Auß 


B i bl  lographiarhr 


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:>nale  Flaggen.) 


^arien  H. 


laador  K-  ! I 15.  Frankreich 


k 

I 6.  Chile 

M 

I 15.  Frankreich. 


***** 


16  Griechenland  K. 


BSI/1  ”«| 

FP 

Marlnereterve 


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.«mala  K 

ca 

. . Kiistaal 


ö 


114 


2b  Italien  K. 


, vfcrlande  I 42  Norwegen  1^.  ' 43.  Norwegen  H.  I 44 . Öeterr-Ungam  K 1 1 45  österr -Ungarn  H. 


35  Liberia  I 36  Mnrokko,  Oman. 


I 44  Österr.-l*nÄ*m  K 1 1 45  Öiterr -Ungarn  H. 


14 

jfcm  K. 


51.  Portugal 


52  Rumänien  K 


X mm 

I ».  Ruflland  K.  II  54  RuflUnd  H 


1+ 


•.  swi-den  K II  60.  Schweden  II.  I 61  Schweiz 


, • Ägypten.  I 09  Uruguay 

v pMdiruwig*»  gilt  du  Flagge  als  K und  H.  X Xatwnaißagge 

r«*"* 


70  Venezuela  K.  1 71  Vereinigte  Staaten  72  Genfer  Kon 


von  Nordamerika 


Inatilut  m Leipzig 


Zum  Artikel  . Flagge • 


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[Zu  Artikel  u.  Tafel  Flaggt*.] 

Übersicht  der  , Flaggen  aller  Staaten4. 

Tafel  I:  Internationale  Flaggen. 


Ägypten  wie  Türkei,  s.  d.  Kriegs-  and  Handels- 
flagge sind  gleich. 

Argentinische  Republik:  Blaa-  weiß -blau  wage- 
recht  gestreift.  Die  Kriegsflagge  zeigt  in  der  Mitte 
des  weihen  Streifens  eine  goldene  Sonne,  die  Handels- 
flagge ohne  diese. 

Australien,  s.  Großbritannien. 

Belgien:  Schwarz -gelb -rot  senkrecht  gestreift- 
Kriegs-  und  Handelsflagge  sind  gleich. 

Bolivia:  Rot -gelb -grün  wngerecht  gestreift.  Die 
Kriegsflagge  trägt  in  der  Mitte  des  gelben  Streifens 
ein  von  grünem  Kranze  eingerahmtes  weißes  Feld, 
das  einen  braunen  Berg  und  eine  dahinter  hervor- 
strahlende Sonne  zeigt.  Am  Fuße  des  Berges  ein 
blaner  Grundstreifen  mit  6 weißen  Sternen. 

Brasilien:  Auf  grünem  Feld  befindet  sich  eine 
gelbe  Rante,  so  gestellt,  daß  die  4 grünen  Ränder  der 
Flagge  sichtbar  bleiben ; in  der  Raute  liegt  ein  blaner 
Globus  mit  Sternbildern  und  der  Inschrift:  , Ordern 
e Progresso.*  Kriegs  - und  Handelsflagge. 

Bremen,  s.Tafel , Deutsche  Flaggen*  (Bd.4,  8.799). 

Bulgarien:  Weiß -grün -rot  wagerecht  gestreift. 
Diq  Kriegsflagge  trägt  in  der  linken  obern  Ecke  (in 
einem  Viertel  der  Flagge)  dos  Wappen,  bestehend 
aus  einem  Löwen  auf  rotem  Felde. 

Canada  (Kanada),  s.  Großbritannien. 

Chile:  Weiß -rot  wagerecht  gestreift.  Im  obern 
weißen  Streifen  befindet  sich  in  der  linken  Ecke  ein 
blaues  Viereck  mit  weißem  fünfzackigen  Stern. 
Kriegs-  und  Handelsflagge. 

China:  Die  Kriegsflagge  ist  dreieckig  und  trägt  auf 
gelbem  Feld  einen  stahlblauen  Drachen  und  in  der 
linken  obern  Ecke  einen  roten  Ball.  Die  Handels- 
flagge ist  viereckig,  gelb  mit  Drachen  und  rotem 
Ball  wie  die  Kriegsflagge. 

Columbien,  s.  Kolumbien. 

Congostaat,  s.  Kongostaat. 

Costarica:  5 wagerechte  Streifen,  blau- weiß -rot- 
weiß-blau;  der  mittlere  (rote)  Streifen  ist  doppelt  so 
breit  wie  jeder  der  andern.  Bei  der  Kriegsflaggo  ist 
die  Mitte  mit  einem  durch  Trophäen  umgebenen 
Schild  verziert,  der  zwei  Schiffe  in  See  und  drei 
braane  Bergkcgel  erkennen  läßt.  Darüber  schwebt 
ein  blaues  Spruchband. 

Caba:  5 wngerechte  Streifen  blau-weiß-blau- weiß- 
blau; an  der  festen  Flaggenseite  als  Grundlinie  ein 
rotes  gleichschenkeliges  Dreieck  mit  fünfzackigem 
weißen  Stern. 

Dänemark:  Rote  Flagge  mit  weißem  Kreuz  (der 
Dannebrog).  Die  Kriegsflagge  ist  ausgezackt,  d.  h. 
an  der  rechten  Seite  von  der  Mitte  nach  dem  obern 
und  untern  Ende  schräg  abgeschnitten. 

Deutsches  Reich,  s.  die  Tafel  , Deutsche  Flaggen* 
(mit  Textblatt)  bei  Art.  Deutschland,  Bd.  4,  S.  799. 

Deutsch  - Ostafrikanische  Gesellschaft,  s.  Tafel 
, Deutsche  Flaggen*  (Bd.  4,  S.  799). 

Dominikanische  Republik  (San  Domingo):  Das 
Flaggtuch  wird  durch  ein  weißes  Kreuz  in  4 gleiche 
Rechtecke  geteilt,  von  denen  je  2 schräg  liegende  die 
gleiche  Farbe  haben,  oben  links  und  unten  rechts 
Blau,  oben  rechts  und  unten  links  Rot.  Auf  der 
Kricgsflngge  befindet  sich  in  der  Mitte  des  weißen 
Kreuzes  ein  Sinnbild,  das  von  Zweigen  umgebene 

Mttftri  Aon  er.  - Lexikon , 6.  Au  fl. , Beilagt. 


Flaggen  und  Waffen  um  die  aufgeschlagene  Bibel 
mit  dem  Kreuze  zu  einer  Gruppe  vereinigt. 

Ecuador:  Gelb -blau -rot  wagcrecht  gestreift,  der 
obere  gelbe  Streifen  ist  doppelt  so  breit  wie  jeder  der 
beiden  andern.  Die  Kriegsflagge  trägt  in  der  Mitte 
ein  Sinnbild,  bestehend  aus  Flaggen  und  Waffen- 
trophäen,  die  ein  ovales  Feld  einschließen,  auf  dem 
ein  aus  dem  Wasser  ragender  Bergkcgel  und  ein 
Dampfboot  sichtbar,  am  Himmel  ein  Teil  des  Tier- 
kreises und  die  Sonne;  über  dem  Mittelfeld  ein  Adler 
mit  ansgebreiteten  Flügeln. 

Frankreich:  Blau  - weiß  - rot  senkrecht  gestreift, 
Kriegs-  und  Handelsflagge.  Der  Präsident  der  Repu- 
blik führt  als  Abzeichen  die  Nationalflagge  mit  dem 
Anfangsbuchstaben  seines  Namens  (jetzt  L)  in  Gold 
auf  dem  weißen  Streifen;  der  Marineminister  an 
Bord  eines  Schilfes  im  Topp  des  Mastes  die  National- 
flagge ohne  Abzeichen,  der  Admiral  dieselbe  Flagge 
mit  2 gekreuzten  Stäben  oben  im  blauen  Streifen, 
der  Vizeadmiral  dieselbe  Flagge  mit  3 Sternen  und 
der  Konteradmiral  mit  2 Sternen  im  blauen  Streifen, 
der  Kommodore  den  blau- weiß -roten,  ausgezackten 
Stander  mit  einem  Stern  im  blauen  Streifen. 

Genfer  Konvention : Weiße  Flagge  mit  rotem  Kreuz, 
dessen  Arme  nicht  bis  an  die  Flaggenränder  reichen. 

Griechenland:  9 wagerechte  Streifen,  Lichtblau 
und  Weiß  abwechselnd,  mit  Blau  beginnend  und 
schließend.  Oben  links  (am  Flaggstock)  auf  blauem 
Viereck  ein  weißes  Kr?uz,  dessen  Mitte  auf  der 
Kriegsflagge  mit  goldener  Krone  verziert  ist. 

Großbritannien:  Der  Union  Jack  ist  zusammen- 
gesetzt aus  den  Kreuzen  der  Schutzheiligen  der  drei 
vereinigten  Königreiche:  St.  Georg,  St.  Andreas  und 
St.  Patrici  us  (Pa- 
trick). Das  rot- 
weiß gesäumte 
St.  Georgskreuz 
(England;  auf 
blauem  Grunde 
liegt  oben  auf, 
unter  diesem  ein 
liegendes  Kreuz, 
dessen  Balken  zu 
einer  Hälfte  aus 
dem  in  der  Richtung  seiner  Balken  halbierten  weißen 
St.  Andreaskreuz  (Schottland)  und  zur  andern  Hälfte 
aus  dem  ebenso  halbierten  weißgesäumten  roten  St. 
Patriciuskreuz  (für  Irland)  bestehen  und  zwar  so, 
daß  auf  der  einen  8eite  der  Flagge  die  weißen  Hälf- 
ten des  Andreaskreuzes  den  obern , auf  der  andern 
Seite  aber  den  untern  Teil  der  Balken  bilden.  Vgl. 
obenstehende  Abbildung.  Die  Kriegsflagge:  Das 
weiße  Flaggtuch  wird  durch  ein  rotes  Kreuz  in  4 
gleiche  Felder  geteilt,  das  linke  obere  Feld  (am  Flagg- 
stock) wird  durch  den  Union  Jack  ausgefüllt.  Die 
Handelsflagge:  Rot,  in  der  linken  obern  Ecke  wie 
bei  der  Kriegsflagge  den  Union  Jack.  Gemietete  Ver- 
messungsschiffe, die  von  einem  aktiven  Seeoffizier 
befehligt  werden,  sowie  Kauffahrteischiffe , die  von 
einem  Seeoffizier  der  Reserve  kommandiert  werden, 
führen  eine  blaue  Flagge  mit  dem  Union  Jack  in  der 
linken  obern  Ecke,  die  sogen.  Marinereservcflaggo 
(Royal  Natal  Reserve);  ebenso  die  von  einer  Kolonie 
gehaltenen  Kriegsschiffe  sowie  andre  Regierungsfahr- 
zeuge, die  letztem  mit  einem  entsprechenden  Abzei- 


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II 


Übersicht  der  , Flaggen  aller  Staaten'. 


chen.  Die  Königliche  Standarte:  Kino  in  4 Felder 
geteilte  Flagge,  oben  linlcs  und  unten  rechts  rot  mit 
je  3 gelben  Leoparden,  oben  rechts  gelb,  rot  einge- 
rahmt und  mit  rotem  Löwen,  unten  links  blau  mit 
gelber  Engelsharfe.  Flagge  des  Vizeköniga  von  Irland : 
Union  Jack,  worauf  als  Abzeichen  ein  blaues  Feld 
mit  gelber  Engelsharfe.  Flagge  dea  Generalgouver- 
neurs und  Vizeköniga  von  Indien:  Union  Jack  mit 
Abzeichen,  und  zwar  auf  strahlendem  goldenen  Feld 
ein  blaue«  Bond  mit  der  Inschrift:  ,Heavena  light  our 
guidc.4  Admiralitätsflagge:  Rote  Flagge  mit  wage- 
rechtem  gelben  Anker.  Kommandoabzeichen  für 
Flaggoffiziere:  Der  Admiral  of  the  fleet  führt  den 
Union  Jack,  der  Admiral  eine  weihe  Flagge  mit  rotem 
aufrechten  Kreuz  am  Großmast,  der  Vizeadmiral  die- 
selbe Flagge  am  Fockmast,  der  Konteradmiral  am 
Kreuzmast;  in  Booten  und  Fahrzeugen  mit  weniger 
als  3 Masten  hat  der  Vizeadmiral  in  seiner  Flagge 
einen  roten  Ball  und  der  Konteradmiral  2 Bälle  im 
linken  obern  Felde.  Kommodore:  Ausgezackter  wei- 
ßer Stander  mit  rotem  Kreuz.  Gösch:  Der  Union  Jack. 
Poalflagge:  Weißer  dreieckiger  Stander,  in  der  Mitte 
eine  Krone  und  die  Aufschrift  , Royal  Mail4.  Lotsen- 
fiagge:  Der  Union  Jack  mit  weißem  Rande.  Kolonial - 
flagge  wie  Handelsflagge  mit  weißem  Ball  in  der 
äußern  untern  Ecke.  — Australische  Flagge  wie 
Marinereserveflagge,  doch  mit  einem  großen,  sechs- 
eckigen weißen  Stern  unter  dem  Union  Jack  und  5 
kleinern  weißen  Sternen,  das  südliche  Kreuz  darstel- 
lend. Kanada:  Rote  Flagge  mit  dem  Union  Jack  in 
der  linken  obern  Ecke,  wie  die  britische  Flagge, 
unten  rechts  das  Wappen  Kanadas. 

Guatemala:  Blau- weiß-blau  senkrecht  gestreift.  Die 
Kriegsflagge  trägt  auf  dem  weißen  Feld  ein  Wap- 
penschild, Wallen  und  ein  von  einem  Vogel  (Quesal) 
gehaltenes  Inschriftblatt  mit  der  Aufschrift;  ,Liber- 
tad  15  de  Seticmbre  16214,  das  Ganze  von  grünem 
Kranze  eingefaßt. 

Haiti:  Blau  - rot  wagerecht  gestreift.  Die  Kriegs- 
flagge trägt  in  der  Mitte  in  einem  weißen  Viereck  ein 
Wappen,  bestehend  aus  Waffen trophäen  und  Flaggen 
in  den  Landesfarben , überragt  von  einer  Palme. 

Hamburg,  s.  Tafel , Deutsche  Flaggen4  (Bd.4,  S.709). 

Honduras:  Blau-weiß-blau  woge  recht  gestreift,  die 
Handelsflagge  mit  5 blauen  Sternen  in  der  Mitte  dea 
weißen  Streifens,  die  Kriegsflagge  statt  dieser  Sterne 
ein  Wappen  mit  blauen  Fahnen. 

Italien:  Grün-weiß-rot  senkrecht  gestreift.  Im  Mit- 
telstreifen befindet  sich  ein  Wappenschild,  das,  durch 
ein  weißes  stehendes  Kreuz  in  4 rote  Felder  geteilt, 
von  einem  blauen  Rand  eingerahmt  und  bei  der 
Kriegsflagge  durch  eine  goldene  Krone  überragt  wird. 
Königliche  Standarte:  Blau;  in  der  Mitte  von  golde- 
ner Kette  umgehen  ein  Adler,  mit  der  Königskronc 
gekrönt,  dessen  Brust  das  Wappen,  rot  mit  weißem 
Kreuz,  schmückt,  in  den  4 Ecken  je  eine  Krone.  Der 
Marineminister  führt  eine  viereckige  Flagge  nach 
Master  der  Kriegsflagge,  im  grünen  Streifen  ein  An- 
ker; der  Admiral  dieselbe  Flagge,  jedoch  an  Stelle 
des  Ankers  3 weiße  Sterne,  der  Vizeadmiral  2,  der 
Konteradmiral  1 Stern;  der  Kommodore  einen  drei- 
eckig ausgezackten  Stander  nach  Muster  der  Kriegs- 
flagge. Gösch:  Rotes  viereckiges  Feld  mit  weißem 
Kreuz,  umgehen  von  blauem  Rande.  Lotsenflagge: 
Auf  weißem  Flaggtuch  die  Zeichnung  der  Kriegs- 
flagge, die  demnach  von  weißem  Rand  umgeben  ist. 

Japan:  Handelsflagge:  Weiß  mit  großem  roten  Ball 
in  der  Mitte.  Bei  der  Kriegsflagge  gehen  vom  Rand 
einet  kleinern  roten  Balles  nach  den  Rändern  der  | 


Flagge  rote,  nach  der  fliegenden  Seite  der  Flagge 
längere  Streifen. 

Jerusalem:  Flagge  des  Patriarchen,  nur  von  levan- 
tinischen  Handelsschiffen  geführt,  ist  weiß  mit  großem 
roten  Kreuz,  umgeben  von  4 kleinen  roten  Kreuzen. 

Kanada,  s.  Großbritannien. 

Kolumbien:  Gelb-blau-rot  wagerecht  gestreift,  der 
obere  gelbe  Streifen  doppelt  so  breit  wie  jeder  der 
beiden  andern.  Die  Handelsflagge  trägt  in  der  Mitte 
auf  blauem,  rot  umrändertem,  ovalem  Feld  einen 
weißen  Stern,  die  Kriegsflagge  statt  dieses  Feldes  ein 
von  Flaggen  umfaßtes  Wappenschild,  getragen  von 
einem  Adler  und  auf  rotem,  das  Ganze  umgebendem 
Rande  die  Inschrift:  ,Rcpublica  de  Colorobia4. 

Kongostaat:  Blnue  Flagge  mit  fünfzackigem  gel- 
ben Stern  in  der  Mitte. 

Korea:  Weiße  Flagge,  in  der  Mitte  mit  einem 
blauroten  Ball,  um  den  herum  nach  den  Ecken  der 
Flagge  zu  vier  Worte  in 


der  alten  Pak  wasch  rift 
(blaue  Linien)  stehen : 


1 Himmel  (Kyen) 

2 Enie  (Kwen) 

S Feuer  (Li) 

4 W»»ur  (Kan). 


Kreta:  Blaue  Flagge  mit  weißem  Kreuz,  oberes 
Feld  am  Flaggstock  rot  mit  weißem  Stern. 

Liberia:  11  wagerechte  Streifen,  abwechselnd  rot 
und  weiß,  mit  Rot  beginnend  und  schließend;  in  der 
obern  linken  Ecke  ein  blaues  Feld  mit  weißem  Stern. 
Kriegs-  und  Handelsflagge. 

Lübeck,  s.  Tafel , Deutsche  Flaggen4  (Bd.  4,  S.  790). 

Marokko:  Rote  Flagge  ohne  jedes  Abzeichen  als 
Kriegs-  und  Handelsflagge. 

Mecklenburg,  s.  Tafel  .Deutsche  Flaggen4  (Bd.  4, 
S.  799). 

Mexiko:  Grün -weiß -rot  senkrecht  gestreift  (wie 
Italien) ; die  Kriegsflagge  trägt  im  Mittelstreifen  einen 
braunen  Adler  mit  Schlange  iin  Schnabel;  der  Horst 
des  Adlers  ist  von  Lorbeerzweigen  umgeben. 

Monaco : Rot- weiß  wagerecht  gestreift ; Kriegsflagge 
weiß,  in  der  Mitte  Wappenschild  weiß  und  rot  mit 
Krone  darüber. 

Montenegro:  Rot-blau-weiß  wagerecht  gestreift,  in 
der  Mitte  eine  rote  Krone,  darunter  die  Buchstaben 
H.  I.;  Handelsflagge  ohne  Krone  und  Buchstaben. 

Nicaragua:  Blau- weiß -blau  wagerecht  gestreift, 
in  der  Mitte  ein  Waffenabzeichen. 


Niederlande:  Rot  - weiß  - blau  wagerccht  gestreift. 
Kriegs-  und  Handelsflagge. 

Norwegen:  Das  rote  Flaggtuch  wird  durch  ein 
blaues,  weiß  eingefaßtes  Kreuz  in  4 Felder  geteilt, 
von  denen  die  am  Stock  viereckig  sind.  Während 
die  Handelsflagge  rechteckig  ist,  ist  die  Kriegsfl.igge 
dreieckig  ausgezackt,  und  der  wagerechte  Streifen 
des  blauen  Kreuzes  ragt  zungenförmig  verlängert  in 
diesen  dreieckigen  Ausschnitt  hinein.  Königliche 
Standarte:  Purpurrot,  in  der  Mitte  der  gekrönte 
springende  Löwe  (Gold)  mit  der  silbernen  Axt  des 
heiligen  Olaf.  Kommandoabzeichen  für  Flaggoffi- 
ziere: Der  Konteradmiral  führt  eine  Flagge  wie  die 
Handelsflagge,  jedoch  quadratisch,  im  Topp;  der 
Kommodore  einen  Stander  ähnlich  der  Kriegtflagge, 
doch  ohne  Zunge. 

Oldenburg,  a.  Tafel  ,Dcutsche  Flaggen4  (Bd.  4, 
S.  799). 

Österreich  - Ungarn : Die  Kriegaflagge : Rot  - weiß- 
rot  wagerccht  gestreift,  im  weißen  Streifen  ein  Wap- 
penschild, das  dieselben  Farben  zeigt,  gell»  einge- 
rahmt ist  und  eine  Krone  trägt.  Die  Handelsflagge 
weicht  von  der  Kriegsflagge  dadurch  ab,  daß  der 
weiße  Streifen  ein  zweites  Wappen  (das  ungarische) 


Übersicht  der  , Flaggen  aller  Staaten1. 


m 


zeigt,  and  daß  der  untere  Streifen  halb  rot,  halb  grün 
int.  Kaiserslandarte : Gelbe  Flagge  mit  einem  aas 
schwarz-gelb-rot-weißen  Dreiecken  bestehenden  Rand, 
in  der  Mitte  ein  Doppeladler.  Admiralsflagge:  vier- 
eckige Flagge  nach  Master  der  Kriegsflagge  mit  einem 
schwarz  and  gelb  dreieckig  gemunterten  Rand.  Di- 
stinkt  ionsflagge  für  k.  u.  k.  Generale:  Kriegaflagge 
mit  kleinem  schwarz -gelb -schwarz  gestreiften  Vier- 
eck oben  am  Flaggstock.  Lotsenflagge  wie  die  Kricgs- 
flngge,  nur  weiß  gerändert.  Kommodore:  dreieckig 
ausgezackter  Stander  nach  Muster  der  Kriegsflagge. 
Gösch  wie  Kriegsflngge. 

Paraguay:  Rot-weiß-blau  wagerecht  gestreift.  Auf 
dem  weißen  Mittelstreifen  ein  grüner  Kranz  aas  Lor- 
beerzweigen mit  der  Inschrift  ,Rcpublica  del  Para- 
guay'; in  der  Mitte  des  Kranzes  ein  Löwe  vor  einem 
Fn-iheitspfahl  mit  phrygischer  Mütze.  Die  Kriegs- 
flagge trägt  ein  ähnliches  Sinnbild  mit  ovalem  Kranz 
und  Stern. 

Persien:  Weiße,  an  3 Seiten  (die  Stockseite  ist  aus- 
geschlossen) rot-gelb  umränderte  Handelsflagge;  die 
Kriegsflagge  zeigt  in  der  Mitte  einen  gelben,  nus- 
schreitenden , schwerttragenden  Löwen  vor  einer 
Strahlensonne,  and  dem  Flaggstock  zugewendet. 

Peru:  Rot- weiß-rot  senkrecht  gestreift.  DieKriegs- 
flngge  trägt  im  weißen  Streifen  ein  Wappenschild, 
das  von  2 durch  rotes  Band  verknüpften  Blattzwei- 
gen umgeben  ist.  Der  Schild  ist  in  2 obere  und  ein 
unteres  Feld  geteilt;  das  letztere  ist  rot  und  zeigt  ein 
goldenes,  mit  Früchten  gefülltes  llom.  Von  den  obern 
Feldern  ist  das  linke  blau  und  nimmt  ein  Lama  auf, 
während  das  andre  gelb  und  durch  einen  grünen  Baum 
verziert  ist.  Über  dem  Schilde  schwebt  ein  grüner 
Kranz  und  eine  goldene  Sonne. 

Portugal:  Blau- weiß  senkrecht  gestreift.  Auf  der 
Grenze  beider  Streifen  befindet  sich  ein  rotes  Wap- 
pen, das  mit  goldenen  Türmen  und  oben  mit  golde- 
ner Krone  geziert  ist,  in  der  Mitte  desselben  ein  klei- 
ner weißer  Schild  mit  5 blauen  Schildchen.  Kriegs- 
und Handelsflagge. 

Rumänien:  Blau-gelb-rot  senkrecht  gestreift.  Die 
Kriegsflagge  trägt  im  gelben  Streifen  das  königliche 
Wappen. 

Rußland:  Die  Kriegsflagge  ist  weiß  mit  blauem, 
schräg  liegendem  Andreaskreuz;  die  Handelsflagge 
weiß-blau-rot  wagerccbt  gestreift.  Die  Kaiserstandarte 
ist  gelb  mit  schwarzem  Doppeladler.  Die  Flagge  des 
ilarincministers  wie  die  Kriegsflagge,  in  jedem  der 
4 weißen  dreieckigen  Felder  ein  Anker.  Der  Admiral 
führt  als  Kommandozeichen  die  Kriegsflagge  im  Topp, 
der  Vizeadmiral  dieselbe  Flagge,  unten  mit  blauem 
Rande,  der  Konteradmiral  mit  rotem  Rande.  Gösch : 
Rot  mit  weiß  eingefaßtem,  schräg  liegendem  blanen 
Kreuz  und  aufrechtem  weißen  Kreuz.  Lotsenflagge 
wie  Handelsflagge,  aber  mit  weißem  Rande. 

Salvador:  9 abwechselnd  blaue  und  weiße  wage- 
rechte Streifen,  mit  Blau  beginnend  und  schließend. 
In  der  linken  obern  Ecke  ein  rotes  Feld  mit  weißen 
Sternen.  Die  Kriegsflagge  trügt  statt  der  Sterne  im 
roten  Felde  ein  Wappen. 

Samos:  Kot-blau  wagerecht  gestreift,  an  der  lin- 
ken Seite  auf  der  Grenze  der  Streifen  ein  weißes  grie- 
chisches Kreuz. 

San  Domingo,  s.  Dominikanische  Republik. 


Sansibar:  Rote  Flagge  ohne  Abzeichen  als  Kriegs- 
and Handelsflagge. 

Schweden:  Form  und  Zeichnung  der  Flaggen  wie 
diejenigen  Norwegens,  das  Tuch  ist  jedoch  blau  (statt 
rot),  das  Kreuz  gelb  (statt  blau).  Königliche  Stan- 
darte: Wie  die  Kriegsflagge,  doch  mitten  im  gelben 
Kreuz  das  schwedische  Wappen. 

Schweiz:  Rote  Flagge  mit  weißem  Kreuz  in  der 
Mitte,  dossen  Arme  jedoch  nicht  bis  an  die  Flaggen- 
ränder reichen. 

Serbien:  Rot-blan-weiß  wagerecht  gestreift;  in  der 
Mitte  das  altserbische  heraldische  Wappen. 

Slam:  Rote  Flagge  mit  weißem  Elefanten,  die 
Kriegsflagge  mit  einem  aufgezäumten  Elefanten  und 
weißem  Ball  innen  oben. 

Spanien:  Die  Kriegsflagge  ist  rot -gelb -rot  wage- 
recht gestreift.  Der  gelbe  Streifen  ist  doppelt  so  breit 
wie  die  roten  und  trägt  im  Innern  Drittel  ein  gekrön- 
tes Wappen,  das  der  Länge  nach  halbiert  ist,  links 
rot  mit  einem  gelben  Tnrm,  rechts  weiß  mit  einem 
springenden  Löwen.  Die  Handelsflagge  hat  5 wage- 
rechte  Streifen,  gclb-rot-gelb-rot-gelb,  der  mittlere 
gelbe  Streifen  ist  doppelt  so  breit  wie  jeder  andre. 

Tripoli:  Rote  Flagge  mit  weißem  Halbmond  und 
Stern  (wie  Türkei). 

Tunis:  Rote  Flagge,  Kriegsflagge  in  der  Mitte  ein 
weißer  Ball,  auf  dem  ein  roter  Halbmond  und  Stern. 
Handelsflagge  nur  rot,  wie  Sansibar. 

Türkei:  Rote  Flaggo  mit  weißem  Halbmond  und 
Stern.  Kriegs-  and  Handelsflagge.  Lotsentlagge  weiß 
mit  rotem  Rande. 

Ungarn,  s.  Österreich  - Ungarn. 

IJrngnay:  9 abwechselnd  weiße  und  blaue  wage- 
rechte Streifen,  mit  Weiß  beginnend  and  schließend, 
in  der  linken  obern  Ecke  ein  weißes  Feld  mit  gol- 
' dener  Sonne.  Kriegs-  and  Handelsflagge. 

Venezuela:  Gelb-blau-rot  wagerecht  gestreift;  auf 
dem  Mittelstreifen  6 weiße  Sterne  kranzförmig  um 
einen  siebenten  geordnet.  In  der  Kriegsflagge  kommt 
dazu  in  der  Innern  obern  Ecke  ein  in  3 Felder  (oben 
links  rot,  rechts  gelb,  unten  blan)  geteiltes  Wappen, 
das  von  Zweigen  umrahmt  wird. 

Vereinigte  Staaten  von  Nordamerika:  13  wage- 
rechte  Streifen , abwechselnd  rot  and  weiß , mit  Rot 
beginnend  nnd  schließend.  In  der  linken  obern  Ecke 
ein  blaues  Rechteck  mit  weißen  Sternen,  nnd  zwar 
so  viel  Sterne,  als  selbständige  Staaten  vorhanden  sind. 
Kriegs-  und  Handelsflagge.  Die  Flagge  des  Präsi- 
denten: Blau  mit  einem  Adler  in  der  Mitte,  der  Adler 
trägt  anf  der  Brust  das  amerikanische  Wappen  (2  Fel- 
der, oberes  Feld  blan  mit  Sternen,  unteres  rot  und 
weiß  senkrecht  gestreift) , über  dem  Adler  ein  Band 
mit  der  Inschrift:  ,E  Ploribus  Unum‘,  die  bogenför- 
mig dnrch  Sterne  umfaßt  wird.  Der  Secrelary  of  the 
Navy  fuhrt  eine  blaue  Flagge,  in  der  Mitte  mit  einem 
von  4 Sternen  umgebenen  Anker.  Die  Flnggen  der 
Flaggoffiziere  sind  ebenfalls  blan,  aber  ohne  Anker; 
der  Admiral  führt  in  derselben  4 Sterne,  der  Vize- 
admiral 3 und  der  Konteradmiral  2 ; der  Kommodore- 
Stander,  blan  und  ausgezackt,  hat  einen  Stern. 
Gösch:  Blaue  Flagge  mit  Sternen  (wie  die  Ecke  der 
Nationalflagge).  Lotsenflagge  wie  die  Gösch. 

Zanzibar,  s.  Sansibar. 


Die  Flaggen  der  hervorragendsten  Dampfsrhlffahrt-Gesellschaften  und  Reedereien  sind  anf  einer  be- 
•ondern  Tafel  zusammengestellt  (bei  Art.  Hausflaggen). 


IV 


Übersicht  der  .Flaggen  aller  Staaten'. 


Zn  Tafel  II:  Die  Flaggen  des 

Mittels  der  auf  Tafel  II  abgebildeten  26  Flaggen, 
wegen  der  Einrichtung  des  Signalbnches  nach  den 
26  Bnchstaben  des  Alphabets  benannt,  aber  ohne 
deren  Bedeutung,  können  Schiffe  and  Signalstationen 
eine  große  Zahl  verschiedener  Mitteilungen  wechseln, 
gleichviel  in  welcher  Sprache  das  internationale  Sig- 
nalbuch abgefaßt  ist,  dessen  sie  sich  bedienen.  Jene 
Flaggen  ergeben,  je  nachdem  sie  miteinander  zu  Sig- 
nalen verbunden  werden: 

650  Sign,  mit  2 Flaggen  (AB  u.s.w.  bis  WV) 

15  600  - - 3 - (ABC  n.  s.  w.  bis  W VT) 

358  800  - 4 (ABCD n. s.  w. bis  W VTS) 

Alle  650  Signale  mit  2 Flaggen  und  15,600  Sig- 
nale mit  3 Flaggen  sind  zu  besondern  Mitteilungen 
verschiedener  Art  bestimmt,  worüber  das  Signalbuch 
Auskunft  gibt.  Alle  wichtigen  und  dringenden  Mit- 
teilungen, z.  B.  Gesuche  um  Aufmerksamkeit , An- 
zeigen von  Gefahr  oder  Not,  Aufforderung  zur  Hilfe- 
leistung und  ähnliche,  werden  stets  nur  mit  zwei  Sig- 
nalflaggen gemacht,  z.  B.  bedeutet  Flagge  C unter 
Flagge  N,  also  das  Signal  NC:  ,Bin  in  Not,  habe  un- 
verzügliche Hilfe  nötig.*  Als  Signale  mit  3 Flaggen 
werden  im  sogen,  allgemeinen  Wörterbuch  allerlei 
Wörter,  allgemeine  Mitteilungen,  auch  ganze  Sätze 
und  Satzteile,  Zahlen,  Kompaßkurae,  Besteck  (Breite 
und  Länge),  Geldsorten  etc.  gemacht.  Mit  4 Flag- 
gen werden  geographische  Nomen,  ferner  andre  Sil- 
ben oder  Namen  signalisiert.  Hie  Signalgruppen  von 
GQBC  bis  GW  VT  sind  als  Cnterecheidungssignale 
für  Kriegsschiffe,  die  Gruppen  von  HBGD  bis  W VTS 
für  Handelsschiffe  bestimmt.  Von  jedem  Seestaate 
werden  alljährlich  besondere  Listen  der  Unterschei- 
dungssignale (Schiffsnamensignale)  der  eignen  Kriegs- 
und Handelsflotte  veröffentlicht  und  mit  jedem  neuen 
Schiffe  laufend  ergänzt. 

Beabsichtigt  ein  Schiff,  sich  einem  andern  oder 
einer  Signalstation  zu  erkennen  zu  geben,  so  hat  es 
zunächst  seine  Nationalflagge  und  darunter  den  Slg- 
nalbuch wimpcl , darauf  die  4 sein  Unterscheidungs- 
signal bildenden  Flaggen  an  einer  gut  sichtbaren  Stelle 
zu  hissen.  Diese  4 Flaggen  müssen  gleichzeitig  und 
stets  in  der  einmal  festgestellten  Reihenfolge  unter- 
einander aufgezogen  werden.  Das  vorherige  Hissen 
der  Nationalflagge  ist  unerläßlich,  weil  Schiffe  ver- 
schiedener Nationalität  vielfach  daetelbe  Unterschei- 
dungssignal führen.  Jedes  das  Unterscheidungssignal 
des  andern  walirnehmendo  Schiff  kann  dessen  Hei- 
matshafen, Tragfähigkeit,  Dampfkr&ft  aus  der  Schiffs- 
liste ersehen. 

Schiffe,  die  eine  Signalstation  oder  ein  andres  Schiff 
passieren,  pflegen  sich  stets  durch  Signale  in  folgen- 
der Weise  zu  erkennen  zu  geben:  1)  Nationalflagge 
mit  dem  Signalbuchwimpel  darunter  (als  Zeichen, 
daß  signalisiert  werden  soll).  2)  Unterscheidungssignal 
(Schiffsname).  3)  Von  wo  kommend  (Hafenname). 
4)  Wohin  bestimmt  (Hafenname).  5)  Anzahl  Tage 
unterwegs.  6)  Meine  geographische  Länge  nach  Chro- 
nometer ist  . . . 7)  Angabe  der  Grade  und  Minuten 
der  Länge.  Auch  geschieht  es  dabei  oft,  dAß  die 
Schiffe  ihre  Chronometer  durch  Signale  miteinander 
vergleichen,  wobei  der  Moment  des  .Dippena*  (kurzes 
Niederholen)  nach  Minuten  und  Sekunden  durch  ein 
Signal  angegeben  wird.  Da  jeder  Buchstabe  des 
Alphabets  durch  eine  Flagge  dargestellt  wird,  kön- 
nen die  Signalflaggen  auch  zum  Buchstabieren  von 
Wörtern  (namentlich  von  solchen,  die  nicht  im  Sig- 
nalwörterbuch stehen)  benutzt  werden,  doch  muß 
dann  ein  besonderes  Signal  vorausgeschickt  werden, 


internationalen  Signalbuches. 

um  anzuzeigen,  daß  die  Flaggen  als  Buchstaben  gel- 
ten. In  ähnlicher  Weise  werden  auch  Zahlensignale 
gemacht.  Als  Beispiel  für  eine  teils  buchstabierte, 
teils  dem  Signal  Wörterbuch,  teils  der  Zahlen tafel  ent- 
nommene Meldung  gelte:  Ein  Schiff  wünscht  Order 
zu  erhalten  von  seinem  Reeder  Herrn  F.  Jensen, 
Elbstraße  80,  in  Hamburg;  nachdem  es  seine  Natio- 
nalflagge und  den  Signalbach wimpel  darunter  gehißt 
hat,  macht  es  an  die  Signal  Station  folgende  14  Signale : 

1)  Das  Unterscheidungssignal, 

2)  Signal  ,SW*  bedeutet:  Ich  wünsche  von  meinem 
Reeder,  Herrn  ...  in  . . .,  Order  zu  erhalten, 

3)  Signalbuch  wimpel  über  Flagge  ,E*  bedeutet:  Die 
folgenden  Signale  sind  alphabetisch, 

4)  Signalflagge  ,F‘  bedeutet  den  Buchstaben  F, 

5)  Signal  buch  wimpel  über  Flagge  ,F*  bedeutet  einen 
Punkt  zwischen  großen  Anfangsbuchstaben, 

6)  Signal  JEN  \ . , . . T 

7)  Signal  SEN} 

8)  Signalbuchwimpel  über  Flagge  ,M*  bedeutet:  Das 
Folgende  ist  ein  Zahlensignal, 

9)  Signal  ,HU*  bedeutet  nun : 80, 

10)  Signal  buch  wimpel  über  Flagge  ,E*  bedeutet:  Di« 
folgenden  Signale  sind  alphabetisch, 

11)  Signal  ,ELB‘  bedeutet:  Elb, 

12)  Signalbuchwimpel  über  Flagge  ,G*  bedeutet:  Die 
alphabetischen  Signale  sind  beendet. 

13)  Signal  ,WZN*  bedeutet:  Straße, 

14)  Signal  ,ADUV*  bedeutet:  Hamburg. 

(Beispiel  des  Internationalen  Signalbuches,  neue  amt- 
liche Aasgabe  für  die  deutsche  Kriegs-  and  Handels- 
marine, herausgegeben  vom  Reichsamt  des  Innern, 
Berlin  1901.) 

Fernsignale  (s.  Tafel  III)  werden  erforderlich,  wenn 
ca  nicht  mehr  möglich  ist,  die  Farben  der  Flaggen  des 
Signalbuches  zu  erkennen.  Ihr  charakteristisches 
Kennzeichen  bildet  der  Ball,  weil  mindestens  ein  Zei- 
chen jedes  Fernsignals  ein  Ball  ist.  Um  jede  der  26 
Signalflaggen,  also  die  Buchstaben  des  Alphabets, 
durch  eine  besondere,  aus  je  drei  Signalzeichen  zu- 
sammengesetzte Zeichengruppe  darzustellen,  sind  vier 
Femzignalteiehen  nötig.  Diese  sind,  wieTaf.  in  zeigt : 
Ziffer  1 : ein  Kegel  mit  der  Spitze  nach  oben  (im  Not- 
fall eine  viereckige  Flagge), 

. 2:  ein  Ball, 

• 3:  ein  Kegel  mit  der  Spitze  nach  unten  (im 

Notfall  ein  Wimpel), 

- 4 t ein  Zylinder  (im  Notfall  eine  in  der  Mitte 

zusammengeachnürte  Flagge). 

Flaggen  und  Wimpel  sind  bei  Windstille  und  wenn 
der  Wind  in  der  Signalrichtung  weht,  ganz  unbrauch- 
bar. Die  Tafel  zeigt  41  Zeichen gruppen  mit  beson- 
derer Bedeutung;  wenn  die  26  dieser  Gruppen  die 
Bedeutung  der  Vorgesetzten  Signalflaggenbuchstaben 
haben  sollen,  maß  die  Zeichengruppe  421,  die  dem 
Signal  buch  wimpel  entspricht,  vorausgeschickt  wer- 
den. Das  Schlußzeichen  Z (ein  Ball)  mnß  dabei  zu 
Ende  jedes  einzelnen  Signals  gegeben  werden. 

1.  Beispiel:  Zeichengrnppe  421  (=  Signalbuch- 
wimpel); Zeichengruppe  123  (=  Signalflagge  D); 
Zeichengrnppe  224  (=  Signalflagge  N);  Zeichen- 
gruppe 212  (=  Signalflagge  J);  Schlußzeichen,  ein 
Ball , bedeutet  das  Signal  ,DNJ*  = ,Das  Lotsenboot 
kommt  Ihnen  entgegen*  des  allgemeinen  Signalwör- 
terbnehes.  2.  Beispiel:  Zeichengrnppe  241,  dann  ein 
Ball  als  Schlußzeichen  bedeutet  das  besondere  Fern- 
signal: ,Ich  kann  Ihre  Flaggen  nicht  erkennen;  kom 
men  Sie  näher  oder  machen  Sie  Fernsignale*. 


Flaggen  II. 


Die  Flaggen  des  internationalen  Signalbuches 


P”  p rP 


Signalbuch 
und  Antwort 
wunpcl 


[X 

p 


Deutsche 

Handels- 

tlagge 


J 


H 


■ 


0 


P 


P 


"fl 

P ~ + 


I» 


w 


I* 


II  II 


n Signalburh  - 


wlmpel 


Beispiel: 

rr  n*  a*  i* 

I3z  ftftN 

□ “ Su  Pi°  !■>  3( 


Signal - 
i buch- 
wimpel 


Tage  in  See  Zahl  3 


Deutscher  Schnelldampfer  Hamburg  New  York 

.Deutschland’ 

Deutscher  Schnelldampfer  JieutschUuid'  van  Hamburg  nach  New  York  3 Tage  in  See 


/Hr»**rr  Konv  - Lexikon , 6 Au  fl 


Bibliograph  Institut.  Leipzig 


Zum  Artikel  .Flagge' 


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>*■  ^ y y y y ^ y 


Flaggen  ill  (Tabelle  der  Fernsignale) 


Vorbereitend;  verbunden;  Ende. 

Auf  Grund;  habe  sofort  Hilfe  nötig. 

Feuer  oder  Leck;  habe  sofort  Hilfe 
nötig. 

Da*  ganze  .Signal  Ist  ungültig. 

Ihr  Kurs  führt  Sie  In  Gefahr. 

Ilalie  unverzüglich  Waner  nötig. 


N = 2 2 4 


0 = 231 


P = 2 3 2 
Q = 2 33 


K — 2 3 4 


K 

N 


Wie  iM'iüt  daa  (oder  die)  in  Sicht  be- 
findliche Schiff  (od.  Hignabtation  > ? oder 
zeigen  Sie  Ihr  FnterschoidungMignal. 


Zeigen  Sie  Ihre  Nationalflagge. 


Halten  Sie  irgend  eine  Dejiesche  I Ve Stel- 
lung. Auftrag  oder  Telegramm)  für  mich?  1 

Stoppen  Sie,  drehen  Sie  bei  oder  kom- 
men Sie  naher;  Ich  habe  Ihnen  wichtige 
Mitteilungen  zu  machen. 

Wiederholen  Sie  da*  Signal  oder  blasen 
Sie  es  an  einet  Stelle,  wo  es  besser 
sichtbar  ist. 


Knapp  an  Lebensmitteln;  Hunger 
leidend. 

S = 241 

Die  letzte  Zeichengruppe  ist  ungültig, 
Ich  werde  sie  wiederholen. 

T = 2 4 2 

Auf  meinem  Schiff  Ist  Feuer  ausge- 
brochen. 

lr  = 243 

Ich  bin  auf  Grund. 

V = 3 1 2 

Ja  (zustimmend). 

W = 32 1 

Nein  (ablehnend). 

X = 322 

Schicken  Sie  ein  Rettungsboot 

Y = 8 2 3 

Verlassen  Sie  das  Schiff  nicht 

Z = 894 

Verlassen  Sie  das  Schiff  nicht  vor 
KlodrifWUMT. 

332 

Hilfe  kommt 

342 

I.andung  ist  unmöglich. 

412 

Harre  oder  Einfahrt  ist  gefährlich. 

Signalbuch- 
wimjiel  4 21 

Schiff  manövrierunfähig ; wollen  Sie  [ 
mir  helfen,  einen  Hafen  zu  erreichen?  . 

Alphabeti- 
sches Signal 
4 22 

I!  • 

f\ 

h 

f\ 

N 

1% 

f\ 

N 


Ich  kann  Ihre  Flagge  nicht  erkennen; 
kommen  Sie  naher  «Hier  machen  Sie 
Fern  slgnale. 

Uchte»  Sie  Anker  oder  Schlippen  Sie 
die  Ketten.  Warten  Sie  keinen  Augen- 
blick. Gewinnen  Sie  Seerauin. 

Man  erwartet  einen  Zyklon,  Orkan 
oder  Taifun. 


lat  Krieg  erklärt;  hat  er  begonnen? 


Es  ist  Krieg  erklärt;  er  hat  begonnen. 


Hüten  Sio  sieb  vor  Minen;  im  Fahr- 
wasser liegen  Minen. 


Hüten  Sie  sich  Tor  Torpedobooten. 


Feind  ist  In  Sicht 


Feind  kommt  Ihnen  naher,  oder  Sie 
kommen  dem  Feinde  naher. 

Halten  Sie  guten  Ausguck ; denn  es  wird 
berichtet,  daß  feindliche  Kriegsschiffe, 
als  Kauffahrteischiffe  maskiert,  umher- 
kreuzen. 

Setzen  Sie  Ihre  Rebe  fort 


Dax  Folgende  sind  Signal  flaggen -Buch- 
staben. 


Das  Folgende  sind  Buchstaben. 


I 


j Zahlensigual 

Will  einen  Lotsen  haben.  [ 4 2 3 

Will  einen  Schlepper  haben ; kaun  ich  Reeiidlgungx- 
elnen  bekommen  ? ' signal  4 3 2 


Das  Folgende  aind  Zahlen. 


Schluß  der  Buchstaben  oder  Zahlen. 


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653 


glagge  (aufßriegä 

geftungäroerfen , auf  benot  Me  Nationalflagge 
pat  jcbeä  Scpiff  feine  g.  ju  jeigen,  Nur  unter  eigner 
Krieg« f Ingge  barf  ein  Scpiff  ben  Stampf  aufnep- 
men.  bie  güprung  einer  falfcpett  g.  beim  Angriff  gilt 
aiS  ©errat.  Saä  Streicpen  ober  Nieberpolen, 
b.  6.  bie  ©efeiligung  ber  g.  ift  bas  ÜRetlmal  ber  Er- 
gebung.  unb  gegen  Siriegetgebraud)  uerftößt  e«,  bann 
nocßmalä  ben  Stampf  ju  beginnen.  3m  ftafen  ge» 
fd)iebt  baä  Stiften  unb  Nieberpolen  ber  g.  unter 
gcierlicpfeiten  (glaggenparabe).  ©epißt  wirb  bie 
g.  an  ber  fflnjfel  beb  $inlermafte8  ober  am  glagg. 
ftod  auf  bem  ,'öeci.  Xie  palbftodä  gepißte,  b.  p.  palb 
aufgejogene  g.  jeigt  einen  SobeSfaü  an  ©orb  an; 
bie  oerfeprt  aufgejogene  ober  inmitten  jufantmen- 
ebunbene  g.  ißt  «sepau  (an  irgenb  einer  Stellt) 
ebeutet  »Scpijf  in  Not«.  Vliißer  ber  Kriegäflagge 
Wirb  im  §afen  auf  Striegbfcpiffen  auep  eine  g.  am 
Stpiffäbug  -aefeßt«,  b.  p.  aufgejogen.  Siefe  ©öfep 
ift  für  einige  'Seemächte  ber  Nationalflagge  gleicp,  bei 
anbem  Weicpt  fle  oon  ber  ipauptflagge  ab.  'Sie  Wirb 
nur  Bor  Vinter  gepißt.  Sgl.  bie  Überfiept  ber  Natio- 
nalflaggen auf  bcmiejtblatt  }u  beifolgenben  Safeln, 
ju  benen  bieSafel  »Seutfcpe  glaggen«  im  4.  8b.  (bei 

3.  799)  eine  Ergänjung  bilbet. 

3ur  Serftänbigung  miteinanber  füpren  alle  See- 
fepiffe  Signalflaggen  unb  jmar:  reeptedige  glag- 
gen , Stanber  (mit  breiedigem  Vluäfcpnitt  ober  fclbft 
breiedig)  unb  Siiimpel  (lang,  fepntal  unb  fpiß  auä- 
laufenb).  Ntan  unterfcpcibet  unter  ben  Signalflaggen 
bie  glaggen  be#  internationalen  Signa  Ibucpeä 
(f.  Safel  ÜU.3.IV  beäiejtblatlcä),  beten  jebe  einen 
©ucpflaben  bebeutet  (»gl.  Signalwefen  jur  See);  fer- 
ner bie  Signalflaggen  ber  Krtcgämarincm.  beren  Sig- 
nale ©epemeniä  bleiben;  bann  bie  Sotfen  flaggen, 
bie  baä  ©cbürfntä  jur  Vlufnapme  eine«  Sotfen  mel- 
beu.  Stierper  gebärt  ferner  ber  Signalbueptoint- 
pel,  ber  ben  ffiunfd)  einer  Unterpaltung  naep  bem 
Signalbucp  ju  erlernten  gibt,  er  wirb  unter  ber  Na- 
tionalflagge gepißt ; auf  bem  angerebeten  Scpiffe  wirb 
berfelbe  Simpel  gepißt,  wenn  baä  Signal  »erflanben 
ift.  Sie  ©arlnmentärf lange  (weißeä  glaggen- 
titcp)  fcpüßt  Scpiffe  »or  geinbfeligteiten.  SRißbrctucp 
ber  ©nrlamentärflagge  Wirb  alb  «pionage  geapnbet. 
Sie  feproarje  (ober  rote)  g.  pißt  jcbeä  Sepijf,  baä 
©ulocr  labet  ober  löfept.  Sie gelbeOuarantäne- 
fl agge  (Q  beä  Signalbucp eä)  Berbietet  bem  Scpiff, 
auf  bem  fie  wept,  ben  ©erfepr  mit  bem  Sanbe.  Vlucp 
anbre  Sreigniffe  werben  burep  glaggenflgnale  getnel- 
bet.  So  melbet  j.  ©.  bie  glagge  I’  (-©laue  ©eler«) 
am  ©ortopp  baä  jum  Vluälaufen  bereite  Scpiff  ; ber 
Sjeimatmimpel  bebeutet,  baä  Scpiff  ift  auf  ber 
$eimreife;  ber  Bi r cp en Wimpel  an  ber  Waffel  über 
ber  Nationalflagge  melbet  ©otteäbienft  an  ©orb.  Sie 
glaggen  ber  Vtbmirale,  ben  Bommobore-  unb  glot- 
tillenitanber  f.  auf  Safel  »Seutfcpe  glaggen«  im 

4. ©anb;Bgl,  aucpVlbmiral.  Vipnlicpe  Bommanbo- 
jeiepen  pub  in  allen  ftriegämarinett  gebräueplicp ; 
Wegen  beä  5? riegäfepiffämimpelä  Bgl.  VSimpel. 

Sie  §>anbeläfcflitfe  füpren  außer  ber  Nationalflagge, 
bie  im  $>afen  unb  auf  auä-  ober  einlaufenbem  Scpi|f, 
in  See  jeboep  nur  auänapittäweife  jur  ©egrüßung 
gepißt  wirb,  unb  auficr  ben  glaggen  beä  internatio- 
nalen Signalbucpeä  auep  bie  Sfontorflagge  ober  ©auä- 
f I a g g e (f.  b,),  b.  p.  bie  beä  Neeberä  ober  ber  Neeberei, 
am  ©roßtopp.  Briegä»  unb Ipanbeläfcpiffe  flaggen 
bei  feftlicpen  Wnläffen,  b.  p.  fie  feßmiiden  ft<p  mit 
iprem  ©efamtPorrat  Bon  glaggen  an  ju  biefem  3>»ed 
•gejdiorenen«  Seinen,  fiängäfcpiffä  flaggen  bie 
Scßijfe  germanifeßer  Nationalität,  b.  p.  bie  glaggteine 


- unb  §anbelä[eßiffm). 

ift  Born  fjed  über  bie  Soppen  ber  HRaflen  biä  jum 
Rlüoerbaum  gefpannt.  Sie  Saleiner  unb  Slawen 
flaggen  querfepiffä,  b.  p.  jeber  ffiaft  pat  jeine 
glaggleine  Bon  ©orb  ju  ©orb  über  bie  Noden,  Napen 
unb  Niafttoppen  piniocggefpannt.  Sin  berartig  ge» 
fdjmüdtcä  Scpiff  trägt  glaggengala,  cä  pat  auä- 

a * f 1 ° a a •- 

©eim  SRililär  ßeißt  g.  ein  an  einer  2,s  m langen 
glaggenftange  befeftigteä  glaggentucß,  1 gm 
groß,  rot  für3nfanteric,  weif)  fürftaoaUerie,  gelbfür 
Vlrtiüerie,  jum  Sarflcllen  (üRarfieren)  größerer 
Sruppenförper  burd)  (Abteilungen  in  geringer  Starte 
(fogen.  g 1 a g g e n t r u p p e n).  ©eim  Sdueßbienft  wer- 
ben rotweiße  Nabmenflaggen  jum  Vtnjeigen  ber 
Stßüffe,  bej.  Sreffer  benußt.  ©ei  großem  Sruppen» 
Übungen  werben  bie  pöpern  Bominanboftäbe  biä  jur 
Sinifton  perab  burep  glaqqen  bejeiepnet. 

Sie  g.  beäXeutfeßen$lieitßeä(Nricfläoerfnffung, 
VIrt.  55)  ift  fcpworj- weiß  »rot;  »gl.  Safel  -Seutfcpe 
glaggen«,  mit  Jertblatt,  im  4.  ©b.,  bei  S.799.  Nacp 
ber  taiferlicpen  ©erorbnung  Born  8.  Non.  1892  bil- 
bet bie  ©unbeäflagge  in  ber  burep  bie  ©erorbnung 
»om  25.  Ott.  1867  für  bie  Scpiffe  ber  beutiepen  £>an- 
belämarine  feflgefleUten  gorut  bie  beutfepe  National- 
flagge.  Sie  beutfepe  ffrieqsflagge  wirb  nacp  faiferli» 
eper  ©erorbnung  Born  4.  SRai  unb  8.  Nob.  1892  non 
ber  Neicpätriegämarine  unb  ben  in  unmittelbarem 
Neicpäbienft  befinblicpen  ©epörben  unb  Vlnftalten  beb 
fceereä  gefüprt.  ©eflimmung  über  gönn  unb  ©röße 
ber  Neidiäfriegäflagge  unb  ©öfeß  entpält  bie  faifer- 
ließe  ßabinettäorber  nom  19.  Sej.  1892.  Über  bie 
güprung  ber  Rnegäflagge  auf  ben  ©rinatfaprjeugen 
ber  beulfcpen  gürjten  beflimmt  ber  taiferlicpe  (Srlaß 
»om  2.  Sliärj  1886.  3“m  ©ebrauep  ber  Neicpäbebör- 
ben,  bie  niept  bie  ßriegäflagge  füpren,  bient  laut  ©er- 
orbnung »om  8.  No».  1892  unb  20.  3an.  1893  bie 
Neicpäbienftflagge,  b.  p.  bie  Nationalflagge  mit 
einem  Xienftabjeiepen.  ©reußiftpe  Staotäfaprjeuge 
unb  Staatägebäube,  bie  ber  Seefd)iffaprt  bienen, 
füpren  nacp  taifcrlicper  Orber  »om  24.  gan.  1894 
bie9teid)äbienflflagqc  bcrSNarine  mit  bem  preußifdjen 
VIbler  in  ber  ®de  beä  fcpwarjen  Streifen«;  äpnlicpe 
glaggen  ftnb  tu  iKedlenburg  * Scpmerin , Olbenburg 
unb  ben  §anfeftäbten  gleicpjeitig  eingefüprt  worbm 
Seutfcpe  ©rioatfepiffe,  bie  im  Vluftrag  ber  Neicpäpojt- 
»erwaltung  bie  ©oft  befürbern,  füpren  bie  Neicbä- 
poftflagge.  Nacp  ben  Neicpägefeßen  »om  25.  Ott. 
1867  nebfl  ©erorbnung  Born  27.  Sej.  1867  unb  »om 
23.  Sej.  1888  finb  beredjtigt  uttb  uerpflteptet  jur 
güprung  ber  beulfcpen  g.,  bie  burep  bieRricgäntarine 
beä  Seidjeä  gefepüßt  wirb,  bieienigen  Rauffaprtei- 
fepifle,  bie  in  bem  auäfeßließüepcn  Sigentum  Bott 
Neicpäangepbrigen  ober  »on  juriftifepen  ©ertönen  tc. 
mit  bent  Siß  im  Sunbeägebiet  fiepen,  in  baä  Scpiffä* 
regifter  eingetragen  fmb  unb  pierüber  ein  glaggen» 
j e u g n i 8 (g  1 a g a e n a 1 1 e ft)  Bon  ber  Negifterbepörbe 
erpalten  haben  (f.  Scpiffäregifter).  (Sie  befißen  baä 
beulftpe  glagg enreebt,  »ql.  Seicpägefeß  »om  22. 
3uni  1899.)  gür  Scpiffe,  bie  im  Vluälmtb  in  beut- 
fcpeä  Eigentum  übergepen,  tritt  ein  Born  ftonjttl  er- 
teilte« glaggenattefl  an  bie  Stelle,  baä  regelmäßig 
nur  für  ein  3apr  gilt.  Naep  bem  Neießägefeß  »om 
15.  Vlpril  1885  bütien  ferner  Seefaprjetcge,  bie  für 
Neepnung  Bon  auäwärtigen  Staaten  ober  Vluälän» 
bem  im  yttlanb  erbaut  werben,  bie  Neicpoflagge  füh- 
ren, folange  fie  noeß  auäfcplicßlicp  in beutfepem Eigen- 
tum ftepen.  Ebenfo  beutfepe  Sufljacpten,  bie  in  offen« 
See  gepen.  Nacp  ben  Neicpägefeßen  »om  17.  Vlpril 
1886  unb  15.  VKärj  1888  über  bie  Scpußgebiete  tön- 


654  glaggenattefl  — glaifcfjien. 

nen  ©ngebome  ber  leptern  burch  (aiffrlid)«  Serorb • fflagflcttfrficin,  f.  glagge,  S.J154. 

nung  in  beguq  auf  ba«  Siecht  gur  gübrung  ber3ieid)8<  glagqcntruppcn , f.  glagge,  S.  653. 
flagge  ben  SieicbSangebörigen  gleid)geftellt  »erben.  ^laggcntud),  leinwanbbinbenberSSotlenjtoff  mit 
Schilfe  Don  ni«bt  mehr  al«  50  cbm  SBrutto-iRaumgebalt  15—16  gäben  auf  1 cm,  au«  Stammgarnfette  dir.  45, 
fbtb  gur  gilbntng  ber  SieicpSflagge  nad)  bem  Sfeid)«*  2fad).unbRamingamfehuj)9ir.22,  lfaet).  ©gl.  glagge. 
gefep  Dom  28. 3uni  1873  auch  opne  Siegiflereintrag  glaggtngeugni«  (glaggenatteft).  f.  glagge. 
unb  3ertififat  befugt.  Sin  Schiff  fann  nur  in  ba«  glaggcnjoU  (glaggen  gufcplag),  j.  3ufd)lag*- 
S<hift«rcgtjler  beöjeitigen  iiajen«  eingetragen  wer«  jöUe. 

ben,  Don  bem  au«  bie  Seefahrt  mit  iln«  betrieben  glaggleiitcn,  f.  glagge,  ©.  662. 

»erben  (oll  lEetntat«*,  Slegiiierbafen).  'Bei  gübrung  Flaggleutnant,  ber  «bfutant  eine«  glaggoffi* 
ber  SJeidwflagge  ohne  erfüllte  gormalien  wirb  ber  jier«,  nteift  ein  Rapitänleutnant  ober  Oberleutnant 
Schiffer  (§  14  be«  ffleiepe«  Dom  25.  Oft.  1867)  mit  jur  Set. 

einer  ©clbbufte  bi«  ju  800  3Kf.  ober  uerbältniämäfti*  glaggoffi, giere,  bie  jur  güprung  ben  Slang  be* 

ger  ®efängnisftrafe  belegt.  Wofern  er  nullt  nadjWeift,  jeidjnenber  glaggen  beteiligten  Seeoffijiere:  Slbmi* 
bafj  ber  unbefugte  fflebramp  ber  g.  ohne  fein  41er*  rat  unb  Komniobore,  f.  Hbmiral. 
fcbulben  geftbeben  fei.  SJirb  bagegen  bie  beutfdje  g.  glaggfd)iff  (4lbmiralfd)iff),  RriegSfcpiff,  auf 
Don  einem  Sdjiffe  geführt,  ba«  ju  beren  gübrung  bem  bie  glagqe  eine«  SlbmiralS  Weht, 
überhaupt  nicht  befugt  ift,  fo  hat  (§  13)  ber  güljrer  glaggftocf,  Stange  am  Efd  für  bie  ScpiffSflngge. 
be«  Schiffe«  ffielbbufte  bi8  ju  1600  SJU.  ober  ®ejäng«  Flagrant  (lat.),  brennenb,  bipig;  offen  DorVlugen 
nibftrafe  bi8  ju  8JUlonalen  Derwirft ; auch  fann  auf  liegenb.  Crimen  (delictum)  flagran»,  ein  ©erbrechen, 
Ronfisfation  beS  Schiffe«  erfannt  »erben.  Über  bie  bei  bem  jemanb  auf  frifeper  ober  panbbafter  lat  (in 
gDlgen  miftbräucpliehei^ober  unberechtigter  gfiprung  flagranti)  ergnffen,  Würbe  nach  römifebem  Siecht  unb 
ber  Sleicbetlagge  beim  SflaDenpanbcl  Dgl.  SflaDerei.  nad)  berCarolina  al8  etne Unterart  beiCrimen  inani- 
®ie  Itonjuln  be«  SJeutfcprn  Sltiche«  haben  bie  3nne<  festam  mit  gefteigerter  Strafe  bebropt  35a«  römifche 
haltung  ber  ©orfipriften  über  bie  gübrung  ber  beut-  Siecht  geftatlele  bem  Sbemann  bie  Slötung  be«  in  fla- 
fchen  g.  tu  Übermadien.  ®urd)  faiierlidten  Srlafj  granti  betroffenen  Shebrecher«.  Eeutjutage  ift  ba3 
Dom  1.  3uli  1896  flnb  Kapitäne  Don  §anbel8[thiffen,  getreten  auf  frifd)er  lat  (delit  flagrant  im  fron* 
bie  ber  SJlarine  al«  SlejerDeoffijiere  angehören  ober  jöfifdjen  Siecht)  nod)  Don  ftrafprojefjualifcher  4)ebeu> 
Seeoffiziere  a.  5).  finb,  berechtigt,  ba«  Siferne  SVreuj  tung  (f.  geflnahme).  Sgl.  ®eutfd)e  Strafprojefe- 
in  ber  gtagge  ju  führen.  3>aS  Sledit  jum  gühren  ber  orbnung,  § 127  ff..  104,  211 ; Strofgefepbuch.  § 214. 
EanbeWflagge  mit  bem  Sifemen  ftreuj  ift  abhängig  glapault  be  laiSillarbcricdw  fia.o  »•  u Mjart  ni, 
Don  bem  ßrwerb  eine«  glaggenfchein«,  ben  ber  4Iugufte  Gbarle«  3ofepp,  ©raf  Don,  franj.$i* 
Staat8fe{retär  be«  Sieich«marineamt«  erteilt.  Siach  plomat  unb  ffleneral,  geb.  21.  41prtl  1786  in  ber  pi* 
laifetlicher  Serorbnung  Dom  21.  Slug.  1900  ftnb  alle  farbie,  geft.  2.  Sept  1870  in  Pari«,  floh  nach  ber 
beutfehen  Rauffaprtetfaiiffe  ucrpflid)tet,  beim  öegeg«  Einrichtung  jeine«  Baler«.  eine«  Derbienten  ©cneral«, 
nen  Don  beutfdjen  SriegSichiffen  fowie  Don  Rüflen«  in  ber  SleDolutionSgeit  mit  feiner  SKutter,  ber  fpätem 
befeftigungen  unb  beim  Sinlaufen  in  beutfehe  Eäfen  SHarquife  Don  Souja  (f.  b.),  nad)  Snglanb,  wo  fic 
bie  'Nationalflagge  ju  geigen.  Dom  (Irtrag  ihrer  geber  ihren  Unterhalt  befiritt  1798 

Son  Schiffbborb  weljenbe  farbige  gähnen  fommen  trat  g.  aläffveiroilliger  in  ein  franjöftlcbe«  Ilragoner« 
fchon  im  Sllittelalter  oor.  Xa8  Hamburger  Schiff«*  regiment.  Sr  flieg  rafd)  jum  Offizier  empor,  mürbe 
recht  oerorbnet  1276,  bag  jeberEamburger  auf  feinem  Slbjutant  SRurat«  unb  jeichnete  fich  bei  flufterlip  unb 
Schiff  einen  rolenglügel  führen  müffe.  3m  2übeder  fpäter  in  Spanien  au«.  Siach  ber  Schlacht  bei  SSagram 
3d)iff«tfd)t  ift  1299  Dan  bem  Cübfchen  glügel  (ohne  würbe  er  Dberft  fowie  ®roBftallmeifler  ber  ftönigin 
garbenbegetchnung)  bieSlebe,  wäbrenb  ba«  bremifhe,  Eortenfe,  bie  ihm  1811  ben  ®rafen  SRomp  gebar. 
1303,  gleichfall«  einen  roten  glügel  Dorfcpreibt.  ®iefe  41uf  bem  Schladjtfclb  Don  Seipgig  würbe  er  gunt  Xioi- 
Vorläufer  ber  g.  Würben  am  Sopp  ber  'JKaflen  ge*  fionbgeneral  unb  balb  barauf  gum®rafen  bebfiaifer* 
führt.  Sie  eigentliche  Sd)iff«flagge  eifcheiitl  auf  alten  reich«  ernannt  1816  begleitete  er  al«  4tbjutant  ben 
Slbbilbungen  jebod)  erft  im  16.  3aprh.,  fchon  gurt*  Äaifer  gut  tllnnee,  fod)t  bei  Sialerloo,  ging  fobann  in 
tenbad)«  *Architectura  navalis«  Don  1629  gibt  ein8  ein  freiwillige«  Sfil  nach  Siiglanb,  Wo  er  bie  Suchtet 
ber  älleften  glaggenbilber.  83i«  gur  SRitte  be«  17.  be«  Sorb«  Reith  heiratete.  Siach  ber  3ulirebDlution 
3ahrh-  fenngeidfriete  bie  g.  nur  ben  Eeimatöbafen : a!8  5)imfion«generaI  reftituiert,  nahm  er  auch  feinen 
jo  Diel  Seepläpe,fo  Diel  glaggen;  felbft  bie  feemächtige  Sip  in  ber  'fiairstammer  wieber  ein.  1831  war  er 
Eonfa  befap  (eine  gemeinfame  g.  3>ie  Eamburger  fed)8  SSlonate  frangöftfeher  fflefanbter  in  '-Merlin,  be* 
g.  wirb  oieüeicht  guerft  in  gouniier«  »Ehbrographie*  gleitete  1832  benEergog  Don  OrKan«  gur 'Belagerung 
Don  1643  befeprieben:  rote«  glaggentud)  mit  brei  Don  Ülntmerpen  unb  war  1841 — 48  ®efanbter  in 
Weiften  Sürmen.  Sgl.  g.  Sleinede,  ®eutfche«  glag-  'Bien  Slad)  bem  StaatSftreid)  ernannte  ihn  Subwig 
genhanbbud),  glaggenrecpt  unb  glaggengcremoniell  Slapoleon  gura  SRitgliebe  ber  ÄonfultatiDfommiffion 
(EannoD.  1900).  unb  beauftragte  ihn  mit  einer  biplomatifchen  SRijfton 

§Flaggcnattcft,  f.  glagge,  S.  663.  nach  Slonbon.  1863  trat  g.  in  ben  Senat 

jflagqenfifd),  SSafropobe,  f.  Wroftfloffer.  glaireur  (frang.,  tor.garJt),  Schnüjfler.Spürnafe, 

laggcngala,  f.  glagge,  S.  653.  auch  Spipname  ber  poligeilich  angeftellten  Sanier 

laggrn (apitäu,  ein  geprüfter  Schiffer,  ben  ber  »Süechinfpeftoren*  für  2eben«mittel  auf  bem  SWarfte. 
Cigentümer  eine«  Seefdjiffe«,  ber  ba«  inlänbifepr  Ra*  gtaifchlcn , Cäfar,  Scbriftftefler,  geb.  12.  SJlai 
pitanepamen  nicht  gemacht  bat  unb  bod)  fein  Schiff  1864  in  Stuttgart,  Wibmete  ftcij  feit  1880  gunäcbfl  in 
felbft  führen  wiü,  an  Sorb  nimmt  unb  ber  (nur)  for*  feiner Saterftabt,  bann  in  ©rüffel  unb  hierauf  in  Sern 
meli  aI8  Kapitän  gilt.  bem  Suchhanbel,  fhibierte  bann  in  Berlin,  Efibelberg, 

glaggenfnopf,  f.  glagge,  S.  652,  unb  Safelung.  fieipjig,  greiburg  unb  3drich  Philologie  unb  pro- 
glaggcnparabe  I , monierte  in  3iindi  mit  ber  Schrift  »utto  Eemrid) 

Flaggcnrcctit  j'-«  BB»  • • Don  ®emmingen-  Beitrag  gur  ©ejehiepte  be«  bürger* 


655 


glafon  — Flamines. 


lidjen  Sdtaufpield«  (Stuttg.  1890).  SH8  (Ergebnis 
feiner  wiiifenitbaftlitben  Stubien  erfcpien  auch  (ritte 
• fflrapbiidie  Biteraturtafe!«  (Stuttg.  1890),  worin  er 
ben  Bettuch  machte,  bie  (Entroidelung  ber  Bileratur 
burd)  rine  tabellarifd)e  Überfidjt  ju  terbeutlidjen. 
1890  liebelte  5.  nach  Berlin  über,  wo  er  ttod)  jeßt 
lebt.  Sion  feinen  poetifd)en  Sir  beiten  erfdjienrn  bie 
©ebichte  >9iad)tid)atten*  (Blinben  18941  unb  bad 
33rama  ■®raf  StUpar«  (bn[.  1896)  unter  bem  Bfeu* 
bongin  (E.  ff.  Stuart  3bnen  folgten  bie  brama* 
tifdjen  ©eile  »loni  Stürmer«  (Bert.  1891)  unb 
•SRartin  Behnparbt,  einRampf um  (Sott  < (baf.  1895), 
in  benen  8-  ftd)  ber  naturaliftifd)en  fHicptung  an- 
fchlofj.  Sluf  bie  Siltefterparapbrafe  >3itt  Sdtlojt  ber 
3eit«  (Herl.  1894)  unb  bie  Ebaraltcrflubie  »Slrofeffor 
Söarbtmut*  unb  •tjliigclmübe.  (Ein  Slbfdjnilt  aud 
bem  Sieben  eine-3  jeben«  (beibe  jufammen  baf.  1897) 
ließ  8-  bie  ©ebichte  in  fjrofa:  »Bon  StUtag  unb 
Sonne«  (baf.  1898,  3.  Sluf!.  1904)  fomie  »Slud  ben 
Sehr-  unb  ©anberjapren  beb  Siebend*  (2.  Stuft. 
1902),  eine  Sammlung  ton  ®ebid)len,  SBriefen  unb 
JagebudiblStlrm  aud  ben  fahren  1884 — 99,  folgen. 
(Er  teröffentlicbte  fernerhin  eine  Stubic  «Otto  (Erid) 
^artleben«  (Herl.  189«)  jowie  »Sleulanb«,  ein  Sam* 
melbud)  mobemer  Brofabiehtung  (baf.  1894),  unb 
War  feit  189«  juerfl  mit  ©raut  gemeinfdiaftlid),  bann 
allein  mit  (Erfolg  für  bie  Sebaftion  ber  .-jeitfebnft 
»Ban«  tätig.  Hgt  9J(ufd)ner«9iiebenfüpr,  Gäfar 
8-  (Herl.  1*903). 

8'lafou  (franj.  flacon,  (pr.  -fang) , gläldjdjen  non 
gefdilijfenent  ©lad,  Borjeüan  u.  bgt,  für  roohlrie* 
d)enbe  (Eiienjen  te. 

lainätibcr,  f.  81amen. 

lambcan  (franj..  |pt.gon8W),SadeI;  hoher  Sinn* 
leuditer  mit  ticlen  Slithten. 

fplambcrq  (8lammenfd|Wert),  rin  bid  1,8  m 
lange«  jioeibanbiged  S<hlagid)ioert  mit  geraber  ober 
Wellenförmiger  Klinge  unb  weit  audlabenber,  ab* 
Wärt«  gebogener  Barirritange.  Ser  8-  (am  Slnfang 
bed  15. 3al)rb.  in  8ranfreid)  unb  in  ben  Ülieberlanben 
auf  unb  würbe  in  ber  Siegel  ohne  Scheibe  auf  ber 
Schulter  getragen.  Sr  war  bid  SRitte  bed  18.  (ftubrb  , 
befonberd  bei  ben  2anbdfned)ten.  im  ®ebraud|.  Sind) 
ein  mit  e i n e r ®anb  ju  filbrenber  fdjwei jerifeper  Siegen 
bed  1«.  3ahrh-  führte  ben  Siamen  8-.  ben  fpätere 
Seichter  (Börner)  für  Schwert  überhaupt  gebrauchen, 
{flambieren  (franj.),  ©cflüge!  abfengen. 

{f lamboroiigb  ficab  <|pr.  fiommtöro  p<6bi,  fchroffed 
Sorgebirge  an  ber  Büfte  Borffpired  (Snglanb),  mit 
27  m hohem  Beucptturm  (65  m ü.  Bi.).  (Habet  baä 
8ifd)erborf  81amborough  §eab. 

tflambopant  (fr)., 
(pr.  fl.-ingMiQidng , 81a  m* 
menftil),  bie  im  15. 
unb  16.3ahrhinSrant* 
reich  unb  Snglanb  üb* 
liehe  8orm  bed  fpätgoti* 
(eben  Stild,  fo  genannt 
ton  ber  ßammmförmi* 
gen  (8ifd|btafen*)  Oma* 
uientif  an  ben  Säulen 
gcambopant-tRadcpert  unb  in  bein  üiaßluert 
(f.  Slbbilbung) 

{f tarne,  Slberlafj  für  Hferbe,  f.  8liete 
ft  tarne  (®ünnung),  f.  Rlanfe.  [mities. 

Flamen  (lat),  ber  römifepe  Dpferpriefter,  f.  Kla- 
ff lämen  (auch  Slamin  gen,  81amänber, 
ßlamlänber),  in  Helgien  bie  ben  franj.  'Ballonen 
gegenüberftehenbeHcoölterunggermanifcherSlbtunft, 


bie  namentlid)  in  ben$rotinjenDftftanbern,S!ntwer* 
pen,  Himburg,  ©eftflanbcm  u.  Brabant  borperrfebt.  S. 
Helgien,  S.  594.  Sgl.  8lämifd|e  Sprache  u.  Sitcratur. 

ftlantcu  (fpr.  mang,  8laman,  8lamanb),  Sil- 
be r t , franj.  Rupferftecher,  arbeitete  um  bie  SDiitte  bed 
17.  3ahrf>.  in  Baris.  Seine  Hlätler,  ton  benen  man 
über  600 Summern  [ennt,  finb  non  1648 — 64  batierf, 
nach  Slrt  bed  S.  Dollar  rabiert  unb  bann  mit  bem 
Stiepel  unb  ber  falten  Sabel  übergangen.  Ciebhnber 
bed  ©eined  unb  fröhlicher  ©efeüfepaften,  juqleich  ®e* 
legen heitdbichter,  fdjiif  er  Le  nouveau  rötabliasement 
de  l’Etat  bachique,  Le  triomphe  baebique  de«  bons 
compagnons  unb  bie  Carte  des  Etats  du  grand  Duc 
d'Osnidos.  (Er  War  ein  Segnet  bed  Jpofed  jnr  .»feit  ber 
Sronbe,  unb  fein  Ch&teau  de  Marcoussy  hatte  ben 
3wed,  bad  Holt  jum  SJiitleib  für  bie  bort  gefangen 
gehaltenen  Brinjen  ju  ftimiuen.  Slu&erbem  brachte 
er  ben  (Ein.jug  ber  Röntgin  Ef)riftine  ton  Schweben 
in  Barid,  bie  fttfllcebfettcit  bei  ber  Serntählung  Hub* 
Wtfld  XIV.  ic.  jur  SDarfteHung. 

fttamcnca,  iaelbin  eine«  altprotenjalifchen  JRo* 
mand,  f.  Broten  jalifcpe  Sprache  unb  Siteratur. 

(piduteng  «pr.  *möng  ober  »piSiiti).  1 ) Si  e o p o 1 b , franj. 
Rupferftecher , gcb.  22.  Slot.  1831  ton  jranjöfifdien 
(Eltern  in  Brüffel,  machte  feine  erften  Stubien  unter 
(falamatta  unb  ging  1853  nach  Sariä , wo  er  feinen 
©ohnftp  behielt.  (Sr  entfaltete  eine  reiche  läligfcit, 
ftadj  unb  rabierte  nad)  alten  unb  neuen  SReiitern, 
auch  nach  eignen  ßrfinbungen  unb  war  für  illuftrierte 
3eitungen  unbSerfe,  befonberd  für  bie  »Gazette  des 
Beanx-Arta«,  tätig.  fflroBe'IRannigfaltigfcil  berSech* 
nif  unb  malerifche  Kraft  machen  8- ju  einem  ber  heften 
franjöfifchen  Rupferftecher  ber  ©egenwart.  Seine 
Saauptmerfe  finb : Stratonife,  Cubwtg  XIV.  unb  'iso- 
liere unb  bie  Quelle  nad)  3ngred,  Sapppo  nach  ©legre, 
©eburt  ber  Senud  nach  (Sabanel,  'JSargarete  am  Hrun, 
nen  nad)  Sl.  Sdjeffer,  bie  3lad)twache  unb  bie  Slnoto* 
mie  nach  Sembranbt,  Sabierungen  nach  Hiba,  Job 
ber  heil,  öenooeta  nad)  Säurend,  bie  Saft  ber  31eiler 
nach  Sabanel.  1866  erhielt  er  bie  (Et)renmebai!le  bed 
Salon«. 

2)  Seanjoid,  franj.  Waler,  Sohn  bed  torigen, 
geh.  6.  ®ej.  1856  in  'finti«,  war  Schiller  feine«  Ha* 
ierd,  ton  Gabanel,  bfbouin  unb  3-  Säurend 
unb  hat  (ich  befonberd  burd)  gefd)id)tlid)e  unb  genre* 
hafte  (Sarflelluugen  aud  ber  elften  Sietolution  unb 
bem  3*'talter  'Jiiipoleond  I.  befannt  gemacht  Seine 
feauptwerfe  biefer  Slrt  Ttnb:  bad  lepte  ©aftmahl  ber 
©ironbiften  (1879,  im  SKufeum  ton  Houlogne* 
fur  SSer).  Humide  ©edmoulind  im  ffreife  feiner  ja* 
milie,  SRarie  Slntoinette  auf  ihrem  ©ange  jur  Sun* 
riditung,  Slapoleon  int  8elbjug  ton  1814,  Rlfber 
bei  ber  Sambre*  unb  SKaasarmee  unb  (Eqlau  (14. 
8«hr.  1807).  Sr  pal  auch  beforatiue  SRalereien  in 
ber  Sorbonne  unb  in  ber  Äom«d)en  Oper  audgefübrt 
unb  Hih  ald  Hilbnidmalcr,  befonberd  im  Srauenbiib* 
nid.  einen  geachteten  Siamen  erworben. 

{flameufcn  (richtiger  Slammeufen,  frattj.,  (pt. 
-BfeiO , Harietät  ber  ©artetmelfe,  f.  Diantlms. 

Flamines,  bei  ben  SBömern  (Ein.jelp rieftet  be* 
ftimmler  ffiottheiten,  8 höhere  (F.  niaiores).  patri* 
jiiehen  Staube«,  Flamen  Dialis  für  3upiter,  Flamen 
Alartialis  für  SKard  unb  Flamen  Quirinalis  fiirQui* 
rinud,  unb  12  niebere  (minores),  plebejifchen  ©e* 
fchlechtd,  für  unbebeutenbere  ffiottheiten,  wie  Bulca* 
uud,  Homona,  8lora.  3n  ber  Kaiferjeit  (amen  noch 
F.  tergötterter  Raifer  pinju.  Slmtdabjeicpen,  bad  fte 
ftetd  außer  bem  Sraufe  tragen  mußten,  war  ein  tegel* 
(billiger  !put  (apex)  aud  Weißem  8«H*  oben  mit  einem 


656 


$Iäming  — ftlämifdje  ©pradfie  unb  Literatur. 


Ö^Wcig  unb  wollenem  gaben.  3hrt  fjauptlätigfcit 
befianb  in  bem  lägltchen  Coferbienft  it)rer®oiter.  AI« 
ber  »ome&mjtf  batte  bet  Flamen  Dialis  manche  Sor» 
redjte  (Amtswohnung,  Siltor,  sella  curulis,  Siß  im 
Senat),  mar  aber  in  tjöhenn  'Maß  alb  bie  anbevu  Se* 
ftbränfungen  feine«  Sieben«  unlerroorfen  3Rit  bem 
lobe  feiner  grau,  ber  Flaminica,  ber  3unopriefte* 
rin,  Bon  ber  er  ftcE)  nicht  febeiben  laffen  burfte,  erlofcb 
fein  timt  (Flamonium).  Sr  burfte  ursprünglich  feine 
Macht  außer  bem  Spaufe  «ubringen,  feine  flrbeit,  fein 
bewaffnete«  Ipcer  (eben,  Sott  unb  geroiffe  Eiere  nicht 
berühren,  nicht«  ©ebunbene«,  auch  nur  einen  burd)- 
broebenen  Sing,  tragen;  ein  fein  ^au«  betretenbev 
ffiefeffelter  mürbe  [ofort  gelöft:  jebenfaüä  au«  Ur< 
jeiten  überlieferte  Saßungen. 

gf  täminq,  Sianbriicfen  nn  norbbeutfeben  Eieflanb, 
ber  ließ  öfiiid)  oon  ber  Elbe  ettna  jwifchen  Sittenberg, 
Seljig,  Jüterbog  unb  Eahme  oerb rettet  unb  bie  Saf- 
feridteibe  jroifeben  ben  3uflüffen  ber  Elbe  einerfeil« 
unb  ber  §aDel  anberfeü«  bilbet  (f.  Starte  >Sachfen, 
SroDinj«).  'Dian  unterfebeibet  ben  §oßen  (weltlichen) 
g.  unb  ben  Miebern  (öjllichen)  g.  3ra  Sereid)  be« 
Roheit  g.  erbebt  fid)  ber  fcaaelberg  roeftlid)  Don  Sel- 
jig ju  201  m 5?ot)e.  Eer  Miebere  g.  erreicht  im 
©otmberg  bei  Saruth  eine  flöße  Don  178  m.  Eie 
AuSficht  Don  leßterm  ift  nmfaffenb.  Sraunfoßlcn 
roerben  in  ber  {üblichen  tlbbacbung  unweit  Sitten* 
berg  gegraben,  Seinreben  auf  ben  (üblichen  Sfanb* 
bergen  bei  3effen  nn  ber  Seßwarjen  (Elfter  gejogen. 
Een  Manien  führt  ber  g.  nach  ben  ffnmifdjcn  Solo* 
uiften,  bie  tllbrccbt  ber  Sär  m fein  Sfanb  einfübrte. 
lamingo,  Stembilb,  f.  Kramet), 
laminqo  (g  l a rning.g  tarn  man  t,  Phoenico- 
pterus  L.),  einjige  ©attung  au«  ber  gamilie  ber 
gtamingo4(Phoeuicopteridae)  unb  berOrbnunq  ber 
SatD&gel,  fdjlanf  gebauteSögel  mit  feßr  langem  i>al«, 
roßem  Stopf , etwa«  mehr  al«  fopf langem , hohem, 
iefetn,  Don  ber  TOtte  an  in  ftumpjem  Sinfel  herab* 
gebogenem,  nur  an  ber  Spiße  hartem  Schnabel  mit 
gejaljnten  Sdpiciben,  fepr  langen,  bünnen  Seinen, 
brei  burch  eine  Schwimmhaut  Derbunbenen  Sorbet* 
jehen  unb  einer  furjen,  fchroacben  frinterjeße,  mittel* 
langen  gliigeln  unb  furjent  Schwanj.  Eer  g.  (P. 
rosctis  Pult.),  130  cm  lang,  170  cm  breit  (ba«  Seih* 
eben  ift  Diel  deiner),  weiß,  feljr  jart  rofenrot  über- 
haucht, am  Oberflügel  farmfnrot,  an  ben  Schwingen 
fchroarj,  an  ber  Surjcl  rofenrotem,  an  ber  Spiße 
fd)roarjem  Sdjnabel  unbfarminrotengüßen,  bewohnt 
bie  Sfänber  bc«  SPfcttelmeer«,  Sorber*  unb'lRittelafien, 
geht  fitblid)  bi«  ju  ben  3nfeln  bc«  ©ritnen  Sorgebit* 
qe«  unb  bi«  Sübafien  unb  wirb  juroeilen  bi«3)eutfch* 
lattb  Derichlagen.  3n  Sarbinien  unb  Sijilien  weilt 
er  DomSlugu)!  bi«  April,  ohne  ju  brilten,  unb  an  ben 
Slranbfeen  ber  (üblichen  fDfittelmeerfüfte  ift  erStanb 
Dogel.  Sr  erfebeint  ftctS  in  Scharen  Don  ipnnberten 
ober  Saufen  bat;  meift  fteht  er  bi«  über  ba«  gerfen* 
aelenf  im  Saffer  auf  einem  Sein,  ben  !pal«  eigentüm- 
lich Derfchlungen  Dor  bie  Sntft  gelegt,  ben  Stopf  unter 
ben  Sdjulterfebem  ber  glügel  Deroorgen.  Sr  nährt 
ftd)  DonSd)tiecfen,  Sürmern,  Sfrebfeu,  deinen  gifeben 
unb  Sflanjenjtoffen,  rührt  mit  ben  gitßen  ben®runb 
auf  unb  fenft  ben  Schnabel  in  ben  Schlamm,  um  ju 
grünbeln.  Sr  baut  fein  'lieft  im  Saffer  au«  Schlamm 
unb  Safferpflanjen  al«  fegelförmigen  Raufen,  ber 
etwa  30—40  cm  über  bie  Cberftäcbe'be«  Saffer«  her* 
Dorragt,  ober  fcharrt  auf  einer  flachen,  mit  niebrigem 
©eftrüpp  heroachfenen  3nfel  eine  HJIulbe  au«.  Ea« 
Seibchen  legt  jroei  weiße  Sier,  bie  30—32  iage  Don 
beiben  Sltem  bebrütet  roerben.  Ea«  gleifd)  bc«  fun*  j 


gen  glamtngo«  ift  wohlfchmecfenb  unb  in  Morbägßpten 
Kbr  beliebt.  Eie  Äömer  (cßäßten  3unge  unbfnrn  aL8 
Siederbiffen.  3n  ber  ©efangenfehaft  hält  ficb  berg.  feljr 
gut.  Vlnbre  Arten  leben  in  SlKittel*  unb  Sübamerifa. 

Fl  aminia  Via,  berühmte  Straße  im  alten  3talien, 
Dom  ^enfor  öaju«  glaminiu«  (f.  b.)  220  d.  S!jr.  er- 
baut, führte  Don  !Rom,  unb  jwar  Don  ber  Porto  Ba- 
tumena  in  ber  SerDianifcben  illauer  am  gufee  be« 
Stapitol«  burd)  Struricn  unb  Umbrien  bi«  Vinminum, 
Würbe  Don  Auguftu«  Wieberhergeflctlt  unb  Don  fca* 
bnan  Derbeffert.  Eie  Streife  innerhalb  ber  Aurelia- 
nifchen  SDiauer  bi«  jur  Porta  Flaminia  hieß  fpöler 
Via  Lata  (ber  heutige  Sorfo). 

Flaminica,  f.  Flamines. 

glamimnu«,  Situ«  Ouinctiu«,  röm.  Sa  tri* 
jier,  roar  208 D.  Sbr.  Sfriegätribun,  warb,  erft  30jährig, 
198  Sfonful  unb  fd)lug  Sbilipp  III.  Don  'Kafebonien 
bei  Stnnoäfephalä  197,  roorauf  er  196  bei  ben  3ftt)mi< 
fd)en  Spielen  bie  ©riechen  für  frei  erdärte  unb  ben 
Eprnnnen  Don  Sparta,  Mabi«,  au«  Argo«,  ba«  ihm 
Slulipp  überlaffen  hatte,  Dertrieb.  Sin  breitägiger 
iriumph  ehrte  feine  Serbienfte  (194).  Schon  192 
würbe  er  Don  neuem  nad)  fflriechenlanb  gefchicft,  um 
burd)  Serhanblungen  ben  Vtnfd)luß  ber  ©riechen  an 
ben  Slänig  Sntiocho«  Don  Sprien  ju  oerhinbent,  unb 
erreichte,  nadibein  er  injroifchen  bie^enfur  (189)  be* 
deibet  halte,  183  al«  ©eianbter  Don  bem  bithhnifchen 
König  Srufia«  bie  3ufage  ber  Auslieferung  be« 
^annibal,  ber  ftch  jebod).  um  ihr  juoor jutommen.  Der* 
giftete,  g.  war  nid)l  ntinber  burch  Klugheit  unb  lite* 
rarifche  Silbung  al«  burd)  gelbbernitalent  ausge* 
jeichnet;  DonSoIpbio«  Wirb  er  be«halb  hoebgepriefen. 
Sein  Seben  bat  Slutard)  befdjricben.  Sgl.  ©erlad), 
I.  Ouinctcu«  g.  (»af.  1871). 

gflaminiu«,  © a ju«,  röm.  Staatsmann  au«  ple* 
bejifdjcr  gamilie,  heiannt  burd)  Kämpfe  mit  ber  'Mo- 
bilität unb  feine  Mieberlage  am  Eraümenifcfacn  See. 
232  D.  Shr.  feßte  er  al«  Sotfätribun  troß  be«  Siber* 
ftanbe«  ber  Cptimaten  burd),  baß  ba«  ben  fenonifchen 
ffialliern  in  Cberitalien  entriffene  ©ebiet  unter  bie 
Slebejer  Derteilt  Würbe,  Wa«  ben  Anlaß  ju  ben  fchwe* 
ren  Kämpfen  mit  ben  ©afliem  in  ben  3abren  225  ■ 
222  gab.  223  mit  S.  guriu«  jum  Koniul  gewählt, 
fchlug  er,  ohne  fid)  burd)  bie  gntrigen  her  ihm  feinb» 
liehen  Sßartei  hinbeni  ju  laffen,  bie  3niubrer  an  ber 
Abba,  feierte  nach  glüdlidjer  Secnbigung  be«  Kriege« 
einen  Eriumph  unb  bedeibtte  220  bie  Jenfur,  au« 
ber  jwei  wichtige  Sauten,  ber  Circus  Flaminius  (f. 
Sircu«)  unb  bie  Via  Flaminia  (f.  FlaminiaVia),  her- 
rühren. Eie  Öunft  bc«  Solle«  gewann  er  in  noch 
höheren  ©rabe,  al«  er  218  ben  gegen  ba«  £>nnbcl«> 
geroerbe  ber  Senatoren  gerichteten  öefeßDoridilag  be« 
O.  Elaubiu«  unterftüßte,  unb  fo  würbe  er  für  ba« 
3aßr  217  Wieberum  jum  Konfui  gewählt-  Au«  Se* 
forgni«  Dor  SRcinlen  ber  Senatepartei  ging  er  ohne  bie 
üblichen  görmlid)feiten  jum  Jieer  ab , ließ  ftd)  aber 
in  Struricn  Don  Ifjannibal  in  einen  Sngpaß  am  Morb- 
ider be«  Irafiinenifd)en  See«  loden.  Eort  würbe  er 
plößlich  Don  brei  Seiten  angegriffen  unb  fanb  mit 
bem  größten  leil  be«  Ipeere«  ben  lob. 

glümifchc  Kappe,  f.  Atlantifcher  Ojean,  3.  15. 

glätnifche«  Auge,  eine  Augfpliffung  in  einer 
Irojfe. 

glcimifrf)e  Sprache  Ultb  aitcratnr.  Unter  ftä- 
mifcher  Sprache  Derfteht  man  bie  oerfchiebenen  nieber- 
fränfifchen  3Runbarten,  bie  in  ben  belgifchen  Srooin- 
jen  Oft*  unb  Seftflanbem,  Antwerpen,  Silbbrabant 
unb  üimburg  geiprochen  werben.  Son  einer  eigent- 
lichen ftämifdjen  Schriftfprache  (ann  man  nur  bebingt 


657 


glmttlänbcr 

rcben . ba  fit  ftd) , abgefebeu  bon  einjelnen  fpcjififd) 
ftämifcben  [Hebciucnbimgcn  uub  ©Sorten,  Don  ber  nie- 
berlänbtfcbcn  Scbriftipindje  mcift  nur  buid)  einige 
unbebeutenbe  Unterfcbiebc  in  ber  Crt()ograp£)ie  (eim 
}cid)net  GS  ift  aber  baS  ©eflreben  ber  ginnten  bor« 
berrfebenb,  auch  biefe  Unterfdjiebe  ju  Uermijchcn  unb 
,ju  einer  einheitlichen  »grofjnicberlänbifcben«  Schrift» 
Sprache  ju  gelangen,  fo  baf)  mau  [eit  ben  lebten  Sprach« 
fongrejfcn  bon  einer  eigent(id)en  flämifchcn  Sprache 
nid)t  mehr  rcben  fann,  ioenn  aud)  freilieb  bie  füngfle 
Dicbtcrjcbule  belennt,  ihre  flämische  ©genart  wahren 
ju  tbollcn.  Das  ©erbältniS  ber  flainifctjen  fiiteratur 
jur  nieberlänbifdjen  ift  atu  beften  bttrd)  ben  ©ergleich 
mit  beut  ©erbältniS  ber  fübbeutfehen  ju  ber  norbbeut» 
[d)en  ju  djnratterificren.  Die  S8ect)felmirfung  }Wif  eben 
beiben  ergibt  ein  rcgeS  liternrifcheS  Sieben.  Die  in 
©elgien  baib  nacb  beffen  SJoStrenuung  bott  ben  9iie* 
berlanben  (1830)  fjerboraerufene  fogen.  f 1 ä nt  t [ d)  e 
Bewegung,  als  beten  ©ater  San  gran§  38 i II e m S 
genannt  werben  barf,  machte  Ftd)  juerft  bffenlltd) 
23.  Olt.  1841  in  ber  Vluln  ber  Uniberfitfit  bon  ©ent 
geltenb.  Sic  berfolgt  bie  Dcnbcnj,  auf  ©ruttb  ber 
belgifd)cn®cvfaffung,  bie  feiner  ber  beiben  in  ©elgien 
gesprochenen  Sprachen  ein  SSonredit  einräumt,  ber  im 
otaatSIeben  wie  im  Untern  d)tgracteu  unb  gefelligen 
Sertcbr  Uorherrfchenben  franjöfifdjen  Sprache  buvd) 
Schrift  unb  S8ort  entgegeujuarbeiten,  baä  bon  ben 
tSltboibern  überfommette  flamifcfje  Sbiom  ju  einer 
ebenbürtigen  Sd)rift«  unb  SolKfpradje  ber  flämifdjcn 
Bewohner  Belgiens  ju  ergeben  unb  betburef) , an  bie 
©ergangcnf)eit  anfnüpfenb,  beren  nationalen  Wuf» 
fdpoung  anjubaljncn.  2US  bie  erften  Seiler  unb  Dra« 
ger  biefer  boKStümlichen  ©ewegung  ift  aufter  3.  gr. 
feillem«  (1793—1846)  ©büipp©!ommaert  (18011 
biä  1871)  ju  nennen;  ihre Seftrebmtqcn  fanben  bureb 
©elebrte  unb  ©ublijiften,  wie  g.  $)■  [viertens  (1796 — 
1867),  3.  ©.  Dauib  (1801—66),  3-  $>  ©ormanS 
(1801  — 78),  E.  ©.  Serrttre  (1805  — 1872),  g.  «. 
SncIIaert  (1809—72),  3.  g.  3-  §eremanS  (1825— 
1884),  ®iaj  [HoojcS  (geb.  1839),  ©aut  grebencg  (geb. 
1850)  u.  a.,  (räftige  Unterftilhung,  tmb  ihnen  fdjlofi 
fid)  balb  eine  Schar  001t  filjrifem,  [Romaiuenbidttcm 
unb  Slobetliftcn  an.  3m  übrigen  wirb  bie  fliimifdje 
©ewegung,  bie  1856  bureb  RlufstcUung  eine«  einheit- 
lichen ©rogrammä  eine  befonbere  gqtignng  erhielt, 
bitrd)  .zahlreiche  litcrarifche  ©ereine  aufredit  erhalten. 
Obwohl  bie  [Regierung  baä  Streben  ber  «©lamingen« 
lange  ,>fcit  mit  ungünstigen  3lugen  anfah,  muhte  fte 
beren  gorberungen,  bie  in  ben  gefe(jgebenben  Ser* 
fantmlungen  ofl  warme  Unterft&bung  fanben,  in  ©e- 
fcfsuorlagen  unb  ©ertualtuugSmajiregeln  hoch  man- 
diel  einräutnen.  Die  grössten  Srrungenjdtaften  ber 
flämifchcn  ©eioegung  ftnb  bie  brei  uon  ber  [Regierung 
erlaffenen  Spradtgejcttc  uon  1873,  1878  unb  1883. 
Unter  ben  altern  jtämifchen  Dichtem  unb  Schrijtftcl« 
lern,  bie  befonbere  jur  Stärfung  beb  9tationalgefiil)l8 
ber  ©lamingen  beigetragen  haben,  ftnb  uor  altem  ju 
nennen  ber  fruchtbare  grabend  Pan  Dubfe  (1804 
bis  1859);  ferner  Dbcobor  uan  [RijSroijd  (1811 — 
1849),  ber  nach  einem  unfleten,  forgenuotten  Seben 
im  grrenbauS  ettbenbe  Sänger  trefflicher  ©olfsliebcr; 
SBiUemS  Sianipfgenojfe  $.  2.  Siebegand  (1805 — 
1847);  ber  gcfübiSinnige  3°n  Uan  ©eerS  (1821— 
1888);  ferner  3-  ®i-  Danjfenberg  (1808  — 69), 
3afob  bc  2aet  (1816  — 91)  unb  ©.  g.  uan  fferd« 
tjoucn  (1818 — 67).  ©11  ©opularüät  überragt  aber 
alle  bie  Benannten  ber  ju  europäifcher  Berühmtheit 
gelangte  §cnbrit  Goitfctence  (1812  -88),  ber  mei- 
sterhafte unb  unerreichte  Schiiberer  flämifchcn  ©altes- 

Neger#  Wort©. -'Sejifon,  6.  *ufL,  VI.  SJb 


— gtarnm. 

leben®,  ber  in  ben  heiben  ©rübem  gotjan  unb  31  ug. 
SttieberS  begabte  Dlcidialjmer  fanb.  ©on  ben  fpit« 
Sem  Did)lcrn  iuirb  ffluibo  ©ereile  (1830  — 99)  als 
ber  bebeulcnbfte  aller  fläntifchen  ©oeten  gepriefen. 
Sieben  ihm  ju  nennen  finb  ber  Sliriler  Gm.  f)iel 
(1834 — 99),  bie  hauplsächlich  alb  9iomanfd)rift]tel« 
leriunen  befannten  Sdsn'eilent  Siofalie  S!ou einig 
(1834  — 75)  unb  ©irginie  SJoPeling  (geh.  1836), 
3an  uan  Droogenhroed  (geh.  1835),  3»liuä 
©utjlftefc  (geb.  1836),  Sh-  ©ntheuniä  (geb. 
18-10),  g.Seir  lind  (geh.  1851),  ©ictor  be  laSKÖn- 
tagne  (geh.  1854),  ©ul  beSKunt  (geb.  1859),  ©ro- 
fperuanöangenbond(geb,1862),  Ggricl  8 u lj  f i e, 
©uguft  Scrtnet)len  (geb.  1872)  unb  ©ictor  be 
URcijere  (geb.  1873).  ©uch  auf  hem  ©ebiete  be3 
DramaS  (saben  bie  glamen  bebeutenbe  Sleiftungen 
nufjuweifen.  Wie  Sicflor  be  Siere  unb  bie  auch  als 
yprirer  beruorragenben  SUbredit  iSobenbad)  (1856 
bis  1880)  unb  ijlfreb  ^egenf^eibt  (geh.  1866). 
Ser  »orzüglicbfte  ber  gegenwärtigen  flämiicben  ©ro« 
faiften  ift  Stijn  StreuuclS  (eigentlids  granf  fiatour, 
geb.  1867).  — ©rammatifen  ber  flämifchcn  Spradie 
lieferten  Uan  ©eerS,  SSercmanS,  ©erftraclen  unb 
SomS  (.b.b ln  1878).  Gin  «hVansch-Nederlandsch 
enNed.-FranschWoordenboek«ucv&jfcntlid)te  ^>erc« 
mattS  (Vinlwerp.  1865 — 68,  2 ©be.),  ein  »Bastaard- 
woordenboek«  fchrieb  3mt  ©roccfaert  (fflent  1895). 
gür  bie  flämifeije  ©oltafprache  uerfahte  S!.  be  ©o 
ein  •Westvlnnmäch  Idioticon«  (Srügge  1870—73; 
2.  WuflL,  ©ent  1892),  ScbuenuattS  ein  «Algemeen 
vlaamsch  idiotikon«  (Sföw,  1865 — 70).  ©gt.  San« 
benboben,  I«a  langue  flamande,  aon  pnssb  etsou 
avenir  (©rilff.  1844);  fjijffen,  ©lämifch * ©elgieit 
(©rem.  1847,  2 ©be  i;  3ba  u.  SüringSfetb,  ©on 
ber  Sdjelbe  bis  jur  SiaaS.  SaS  geiftige  Sieben  ber 
©lamingen  (Seipj.  1861,  3©be.);  S d) c 1 e r , Histoiro 
des  langues  (in  «Patria  belgica«,  ©b.  8);  Sage- 
mann, Die  Stellung  ber  SRieberbeutfehen  in  Belgien 
(©erl.  1876);  Goopman  unb  SUiontagne,  Onze 
dichters  (91nlwerp.  1880);  Dannelj!,  3InthoIogie 
jungnlämifcber  Dichtungen  (Solfenb.  1 885) ; S t e d)  er, 
Histoirc  de  la  litterature  nberlandaise  cn  Belgique 
(fflrüff.  1887);  Goopman  unb  Schärpe,  Gesckie- 
denis  der  vlaamsche  letterkunde  (feit  1830,91ntwcrp. 
1900ff.);  »Vlaamsche  bibUographie«  bonSnellaert 
unb  be  ©Otter  (©ent  1857—  68  , 3 ©be.;  ©b.  4,  bis 
1890,  baf.  1903);  21.  ©rapon  uatt  3ublen,  De 
Belgische  taalwetten  (baf.  1892).  ©gl.  ferner  bas 
biographifch-antbologiicheSScrf  «Nederlandsche  Let- 
terkunde« bon  D.  be  ©root,  S.  Seopolb  unb  31.  9iij 
(erS  (8.  3IufI.,  ©roningen  1901,  2 Die.),  in  bem  be* 
reitS  bie  glamen  mit  ben  SRieberlänbcrn  bereint  Ttnb, 
ebenfo  Otto  fcaufcrS  «Die  niebcrlänbifcbe  Sipril  uon 
1875—1900.  GineStubieunbÜberfeJungcn«  (Seipj. 
1901).  Seit  1903  befijsen  bie  flämifchcn  Schriftsteller 
ein  eignes  Organ:  »Vlannderen«,  nnctsbem  bie  bereits 
1893  Uon  ber  jungfliimifcben  Did)terid)ule  gegrünbele 
URonatSfchrift  «Van  Nu  en  Straks«  eingegaitgen  war. 
gflamlänbcr  (glamänber),  f.  glamen. 
fflamm,  2llbert,  äüaler,  geb.  9.  2lpril  1823  in 
Köln,  ftubierte  anfangs  baS  Baufach  Uon  1836—38 
auf  berDüffelborfer2ltabemie  unbin ©elgien.  Wanbtc 
fich  1841  ber  'IRalerei  ju  unb  würbe  in  Düffelborf 
Schüler  uon  31nbreaS  Vldii-nbadi,  mit  beffen  ©tuber 
Osiualb  er  innige  greimbfdsaft  fchlog  unb  mehrere 
Stubienreifen,  and)  nad)  3*altcn,  machte,  ©eibe  haben 
baher  in  ihrer  [Richtung  uiet  ©erwaubteS.  g.  ift  tueni» 
ger  genial  unb  Probultiu,  aber  überaus  forgfältig 
m ber  Durchführung.  Gr  matt  faft  nur  italienifche 

42 


658  glammant  - 

Sanbfpaften,  bic  fip  burp  Saturtt'nprpeit  unb  Itup» 
trübes  Kolorit  Sncrfcnnung  erworben  haben.  ©«im 
JrauOtttrrlr  finb:  ^ernnnapenbe«  ©eroitter  in  bcr 
röntiipen  Gampnriun  (1862),  ©ei  Eafiel  ©anbolfo 
(1867),  ©Iid  auf  bcn  ©olf  Bon  'Jfeapel  nom  Soft- 
lippo,  ©lid  auf  Guntä  (1881,  ©erlinet  Sationalgnlc» 
rie),  an  bcr  Riifte  »ou  ©orrcnt  (1890),  Bor  ©orta 
©an  (SioBanni  bei  8fom,  ©ei  Sontr  Siomentano  (rö» 
niifpe  ©ampagna),  an  ber  Siüite  Bon  Spejia  bei  Sturm, 
San  Goftanjo  auf  ©apri,  Djleria  nn  btr  Sia  Äppia 
bti  Slbano  (1898)  unb  Strafet  bei  Sclletri. 
glammant,  foBitl  mit  glamingo. 

I a m m a ri  o n (irr.  .tu  9),  6 n m i tlf , Sftronom , geb. 
27).  gebt.  1842  in  SRontigup-le-SRot,  begann  tpeoio» 
gtfpe  Stubien  in  Sangre«  unb  ©ari«,  fam  1858  nn  bie 
©arifer  Stcmtoarte,  1802  an  ba«  Btireau  des  Lon- 
gitndes,  übernahm  1863  bic SHobnfiion  be«  »Cosmos« 
nnb  1865  bic  be«  »Siäcle«,  1882  bic  bcr  »L’ Astrono- 
mie«. Vlnf  feiner  ©riBatftemwarte  in  SuBifp  bei 
©ari«  fteltte  er  japlreipe  ©eobaptungen  namentlich 
über  bcn  (Kar«  an.  Gr  bcfifet  bcn  9)uf  eine«  bcr  beften 
(etwa«  ppantafieBolIen)  populärtn  afironomifpen 
Spriftftcllcr  unb  bat  Biele  populäre  aflronomtjpcföe- 
feüfpaftcn  unb  ©rioatftemwarten , bie  j.  5.  (einen 
Samen  tragen,  in  grantreip  unb  Smerifa  in 8 Scben 
gerufen.  <sr  fdjrieb : »I.a  pinralit«  des  mondes  ha- 
irit&s«  (©ar.  1862,  34.  «ufl.  1890;  bculip,  2.  Sufi., 
Seipj.  1884);  »Los  mondes  imagiuaircs  et  les 
mondes  räels«  (1864  , 20.  Slufl.  1887);  »Dien  dans 
la  nature«  (1866,21.  Sufi.  1888 ; beutfp,  IpoIIe  1902) ; 
»Les  merveilles  cblcstes*  (1865,  10.  Sufi.  1902); 
»Contemplations  seien  tifiques*  (1870—87, 2 Silbe.) ; 
»Voyages  abriens«  (1868  u.  ö. ; beutfd)  bearbeitet 
Bon  IRaftuI  in  bcn  »Suftreifen«,  Seipj.  1872);  »ßtu- 
des  et  lactures  sur  1 ’aatronomie  * ( 1 867  — 80, 9 ©De.) ; 
»Histoire  du  ciel«  (1872  u.  ö.);  »L’atmospbdre« 
(2.  Sufi.  1872);  »Copernic  et  la  däcouverte  du  Sy- 
steme du  monde«  (1872);  »Les  4 toiles  doubles  et 
multiples  en  mouvement  relatif  eertaiu«  (1878); 
»Les  btoiles  et  les  curiositbs  du  ciel«  (1881);  »Los 
terres  du  ciel«  (1884) ; »Le  monde  avant  la  erfeation 
derhomrae«  (1886);  »Uranie«  (2.Vlufl.  1891;  bculip, 
©forjp.1894);  »Astronomie populaire«  (1880);  »La 
planütc  Jlarset  ses  conditions  d'habitabiliti«  (1892); 
»La  fin  du  monde*  (1893;  beutfd),  ©forjb-  1895); 
»L'Inconnu  et  les  probldmes  psychiques«  (1900); 
»Les  «rnptions  volcaniques  et  les  trcmblements 
de  terre«  (1902).  Seit  1898  gibt  er  ein  »Annuaire 
astronomique«  für  Sicbpaber  bcr  flftronomie  per» 
au«;  aud)  Beröffentliple  er  Da«  »Dictionnaire  ency- 
clop6dique  universel«  (1893 — 99,  8 ©be.).  Sgl. 
S.  frugo,  Camille  F.  (©ar.  1891). 
glamtnbarfcit,  f.  öcijmatcrialien. 
gtnmmberg,  Olottfrieb,  ©feubonpnt,  f.  ©brarb. 
fflämmcpcn,  blaitgriincd  (grüner  StrapI), 
eine  ©rfpeinung,  bie  bei  groftcr  Durdifiptiglcit  bcr 
Suft  an  bcr  SReercSfüfte  bei  Sonnenuntergang  be» 
oboebtet  wirb  unb  barin  beftefet,  bnfe  bcr lefete  Sonnen» 
blid  bcr  eben  ganj  unter  bcn  §orüont  taudjenben 
Sonne  bcn  ©tnbrud  eine«  oertifaien  blaugrüncit 
glnmmpen«  tnaebt.  Die  Grjpeinung  ift  eine  golge 
bcr  atmoippärifpen  Straplenbrcpung. 

{flamme,  ein  an  bcr  Suft  Berbrcnnenbcr  Dampf- 
ober  Wasflrom.  VlUe  Körper,  bie  n<b  on  bcr  Suft 
entjflnbcn  laffen  unb  mit  ff.  Bcrbrcnnen,  finb  fofltid)- 
tig,  bnfe  fie  fid)  bei  ber  ©ntjfinbungätcmperatur  in 
Dampf  Bcnuanbcln,  ober  fo  leipt  jerfetjbar,  bafe  fit 
bei  jener  (Temperatur  bautpf«  ober  gasförmige  ,>fer. 
iepungSprobufte  entlnideln.  Me  Körper,  bie  weniger 


— glömme. 

flüebtig  finb  ober  fid)  niept  in  ber  angegebenen  Seife 
jerfefeen,  Bcrbrcnnen  beim  Grbiften  an' ber  Suft  nur 
unter  Erglfipen,  Wie  j.  ©.  ba«  Sifen  im  Scbmiebe» 
feuer  ju  ^nmmerfcblag  BerbremtL  Grtiipt  man  Vol  j, 
Sett,  Steinfoble  ic.  bei  Vlbfdjlufe  bcr  Suft,  io  ent- 
widelnfitbbei  beftimmter  lemperatur  brennbare  ®afe, 
bie  an  einen  anbern  Ort  geleitet  unb  bort  entjünbet 
werben  fönnen  (Scudjtgab).  Srfeipt  man  aber  bie« 
felben  Jförper  auf  bicftlbe  (Temperatur  bei  3uiritt  ber 
Suft,  fo  entjünbet  fid)  ba«  entmidelte  ®nb,  fowie  eb 
ficb  bilbet,  in  unmittelbarer  Säfee  ber  erljibten  Sötpcr, 
unb  e«  mad)t  ben  ©inbrud,  alb  ob  biefe  felbft  unb 
niept  ifett  3crfefeungSproburte  mit  8-  Bcrbrcnnen. 

SBirb  ein  ©abftrom  entjünbet,  fo  erfolgt  bie  Ser» 
brenuung  nur  an  ben  Stellen,  wo  ba«  ®a«  mit  btr 
Suft  in  ©erüferung  tritt,  alfo  an  ber  Seripbcrie  be« 
öaSftrom«,  unb  fo  bilbet  bie  g.  einen  fegelf&rmigen 
dlinntel  mit  einem  Rem  Bon  unBcrbranntent  ®’a«. 
4>ält  man  in  bie  g.  jdjrfig  aufwärt«  ein  enge«  ®a«* 
röbrepen,  fo  ftrBmt  ba«  unBerbrannte  ®a§  an  beffen 
Spifee  au«  unb  Hann  pier  entjünbet  Werben.  Die  @c- 
ftalt  bcr  g.  pängt  ab  Bon  ber  öefialt  be«  Ouerfcbnitt« 
unb  Bon  ber  ®efd)Winbigfeit  be«  Wa«ftrome«  unb  ift 
mobifijiert  burep  ben  Ginflufe  berDiffufton.  Die  Suft 
bringt  Bon  aufeen  in  ben  ®a«ftrom  ein  unb  gelangt 
um  To  tiefer  hinein,  je  länger  fie  auf  ihn  ciuwirft. 
Daher  wirb  ber  0uerfcpnitt  oer  g.  naep  obenbin  mit 
ber  Gntfemung  Bom  Dodjt  ober  ©renner  immer  llei* 
ner,  unb  fo  entftept  bie  (cgelfärmtge  g-,  an  ber  man 
ben  innern , niept  leucptenben  Jfcm , au«  noep  niept 
brennenben  ©afeu  beftepenb,  ben  leucptenben  ISnntel 
unb  eine  niept  ober  fepr  Wenig  leuebtenbe  äufeere  Scpicpt 
unterfcpeibeL  3U  biefen  brei  Scpicpten  fomnit  bann 
noep  bie  blaue,  nicht  leudptcnbe  ©afi«  ber  g.,  bie  fo 
Weit  reiept,  wie  bie  Sufi  frei  in  bie  g.einftrömcn  lann. 
Die  Dcmperatur  btr  g.  ift  abhängig  non  ber  Ofatur 
be«  Berbrennenben  Körper«  unb  ber  Scrbrenmmg«» 
probufte.  9iicpt  alle  Körper  liefern  bei  Boüftänbiger 
Serbrennung  biefelbe  SSiinntmenge,  unb  bie  Berfdbic» 
benen  ©erbrennungäprobulte  bebürfen  überbic«,  um 
auf  eine  beftimmte  Dcmperatur  gebracht  ju  werben, 
uerf epiebener  Särmemengcn.  Süfpen  fern  bem  Ber- 
brennenben ®a«  nipt  brennbare  fflafe , Wie  Äoplen» 
fäure  ober  Stiditoff,  bei,  fo  tann  bie  Dcmperatur  ber 
g.  fo  ftarf  perabgebrüdt  Werben,  bafe  fip  (aunt  nop 
Sapier  barm  entjünben  läftt. 

Die  fepr  peifee  SJafferftofffinmme  ift  faunt  fiptbar, 
SpWefel  brennt  mit  fepr  fpwap  leuptenber  blauer 
g. , ebenfo  reiner  ©piritu« , wäprcnb  bie  g.  unfrer 
Seuptmaterialien  mepr  ober  weniger  Weifee«  Sipt  au«  • 
ftrapIL  3m  allgemeinen  finb  glammen,  in  benen  fip 
nur  ®afe  befinben  (Wie  in  berSüafferfioff»,  Spwtfel», 
©pirituäflamme),  nipt  leuptenb,  wäprenb  in  ben 
meiften  Ieuptcnben  glammen  ftaubffirmig  Berteilte 
ftörper  Borpanben  finb.  3n  ber  g.  unfrer  Scupt» 
materialien  befinbet  fip  gasförmige«  iStpplen  C,H4, 
unb  wenn  biefe«  flarlerpipt  wirb,  jerfäUteSinSKetpan 
CH4  unb  Soplenftoff.  Da«  SKetpan  Berbrcnnt  unb 
erpitit  ben  auSgefpiebcnen  Roplenftoff  jur  SSeifeglut. 
3n  ber  nipt  Ieuptcnben  (Ketbanflamme  ftrablt  alto 
glilpenber  ftoplenftoff  weifee«  Sipt  au«,  unb  bitfer 
Roplenftoff  Berbrennt,  fobalb  er  in  bie  äufeere  Spipt 
bcr  g.  gelangt  ©cfpränft  man  aber  ben  Suft jutritt, 
fo  bafe  ber Roblenftoff  nipt  pinreipenb  Saueritoff  jur 
©erbrennung  finbet,  bann  fpeibet  er  ftp  als  (Hufe  au«, 
bie  g.  qualmt  ober  blaft.  ©ine  folpe  g.  entwidelt  aup, 
entfprcpenb  ber  unBolllommenen  Serbrennung,  Biel 
Roplenoppb.  SJHfpt  man  bagegen  Scuptga«,  ba« 
ebenfall«  fttppleit  enthält,  mit  Suft,  fo  brennt  eS  mit 


Stamme  — gtammro&neljel.  659 


blauer,  nii)t  tcucfjtetibfr  3-,  Weil  ber  JPohlenftoff  im 
■Moment  bcr  Slbfchcibung  au«  bcm  ®tfj>)lcn  burd) 
überall  im  Ämtern  bcr  3.  reicf)lid)  Porbanbenen  Sauer« 
fioff  »crbrannt  wirb  unb  ba!)n  n:d)t  al«  glühenber 
Körper  ouftrclm  fann.  VI bcr  nuehbeiberVcrmi[d)ung 
b«  Üeuchtgafe«  mit  nicht  brennbaren  ©afen,  wie 
Roljlenfäiir'c  ober  Stiefftoff,  Wirb  bie  Seud)tfraft  bcr 
g.  »emi<f)!el,  Weil  bie  bei  bcr  Verbrennung  be«  Safe« 
erjeugte  Sdärnte  jur  Grfjißung  bcr  nicht  brennbaren 
©nfe  rerbrauebt  unb  babnnJ)  bie  Jemperatur  fo  [tarf 
berabgefeßt  wirb,  baß  e»  aar  nicht  jur  VluSfdjeibung 
bon  Stoblcnftoff  fommt.  llrf)ißt  man  aber  bie«  ®a«- 
gemifd)  uor  bcr  Gntjünbung,  [0  brennt  e*3  ebenfalls 
mit  leudjtenber  3 Übrigen«  geben  manche  SUBrper, 
bie  an  freier  Suft  mit  nicht  Ieuchteitber  g.  brennen, 
in  fomprimiertcr  Suft  eine  (cuchtenbc  g. 

glömme,  bie  rote  $nut  über  unb  an  ben  Vtugen 
ber  Vluet  • unb  Birf  bahne. 

glammc,  cmpfmMicfic,  fingenbe,  f.  TOano« 
metrifche  glantmen. 

•flammen,  f.  glammieren. 
glommen,  beugatifebe,  f.  geuerWerferei.  3. 529. 
glnmmcnülumc,  Vflanjenaattung , f.  Phlox, 
ff  lammenbogen  ($abnfeher  Sicbtbogen), 
ber  Sichtbogen,  ber  (ich  jwifchen  ben  Steifen  jmeier 
Roblenftäbc  bilbet,  burd)  oie  eleftrifcher  Strom  fließt ; 
f.  Gtcftrifd)c  Gntlabungen,  S.'617,  unb  Gleflrifd)e« 
Sicht,  S.  649.  3)ie  ©arme,  bie  ber  g.  in  1 Sctunbc 
entwidelt,  beftimmt  fi<h  uorwicgcnb  au«  ber  Strom* 
wärme  (f.  Gnergie,  S.  777),  aujserbem  au«  ber  Ver* 
breunung«wänue  ber  Sotjle.  Bleibt  bie  Stromftärfe 
nicht  fongant,  wie  S.  bei  Vlnwenbungöon  ©edffel* 
ftrom,  fo  änbert  tief)  entfprechenb  bie  Stromwärmc, 
Um«  fid)  infolge  bcr  thermifcheu  VluSbefjnung  ber  Suft 
burd)  ein  fummenbeS  fflernufch  be«  glammenbogen« 
funbgibt.  $ie  Sonböfe  beSfetben  entspricht  natürlich 
ber  tjahl  ber  VoIW«bfel  be«  SBecbfelftroni«.  ©Icicbc« 
gilt,  wenn  man  bunt)  eine  Bogenlampe  gleichjeitig 
®leid)ftrom  unb  ©ecfjfclftrom  f)tnburcf)lettct , »01t 
benen  erfterer  j.  8.  beut  Seitung«neß  eine«  Gleftriji* 
tat« werfe«  entnommen  Werben  tann,  leß  lerer  einer 
TOifropbonanlagc.  2)ic  Sötte  be«  glatnmenbogen« 
cntfpredjcn  in  biefein  galt  ben  Sötten,  bie  in  baS 
ffiifropbon  htneingefprochen  ober  gefungen  Werben 
(fpredjenbe,  fingenbe  Bogenlampe).  Slatür« 
lieh  muff  hierbei  bafür  geforgt  Werben,  baß  bcrStrom 
bc«  GleftrijitätSwerfe«  nicht  auch  in  bie  SRifropbon- 
leituug  eiutreten  fann,  tuoju  man  biefe  burch  Gin* 
fchallung  eine«  ftonbeitfatorS  (f.  Gleftriidje  Ronbeti* 
fatoren,  S.  627)  unterbricht,  unb  baf;  ber  SWifro» 
phonftrom  nicht  jitm  Seil  burch  bie  erftere  Scitung 
fließt  unb  hterburih  ju  fefjr  gefd)Wäd)t  wirb,  tua« 
man  burch  Ginfchaltung  einer  Sroffelfpttle  (f.  GIcf- 
trifche  3ttbu(tion , S.  625)  erhielt.  Sgl.  auch  Mano* 
metrifche  glaittnten. 

•flamntcnbogculampc,  f.  Glcftrifdjc«  Sidjt. 
glotmttcubcec  tfterj,  I.  Dicentra. 
gtammenbotomit,  bichter,  nteift  gelber,  braun- 
geflammter,  bisweilen  auch  faoernöjer  Solomit,  jum 
Keuper  (f.  SriaSfonuation)  gehörig, 
glamntcnfeucrfähe,  f.  geuerwerferei,  ©.  528. 
glamntenmergef , f.  flreibefomtation.  [474. 
glautiucnreaftiottcu,  f.  flnaltjfe,  chentifche,  S. 
fflantmcttfältc,  f.  geuerwerferei,  S.  628. 
glammcnfehuMmittcl,  Subftanjen,  welche  bie 
leiste  Gntjünblid)fcit  bon  Qeweben,  Jwlj  tc.  befeiti* 
gen  unb  uerhinbem , baff  berartige  Subftanjen  mit 
glammc  brennen  ober  glimmen.  SRatt  tranft  ®e> 
Webe  mit  einer  6— lOproj.  Söfung  bon  fchWefelfaurem 


flmmoniaf,  ®ewcbe,  bie  geplättet  werben,  mit  einer 
Söfung  bon  1 Seil  wolframfauremSlatron  in  5Seilen 
©affer  mit3 — 1 'l?ro|.  pho«pf)orfaurent  Slot  ton  Soll 
bie  ffiäfdje  geftnrft  werben,  fo  feßt  man  bie  Söfung 
ber  Sppreturmaffe  ßinju.  Sie  beränbert  felbft  bie 
tarteften  garten  nicht,  macht  ftdf)  überhaupt  in  feiner 
Seife  bettterfbar;  aber  bie  bamit  geträntten  Stoffe 
Berfotjlen  nur  in  einer  glammc,  ohne  fid)  ju  entjiin» 
ben.  Sotetra  empfiehlt  für  feinfte  Stoffe  unb  jarte 
garten  eine  frifd)  bereitete  Söfung  bon  3 Sora?  unb 
2,5  Sitterfalj  in  20  SBaffcr,  bie  mit  ber  etwa  erforber* 
liehen  Stenge  Stärfemef)!  ju  berfeßen  ift.  Sie  Stoffe 
Werben  bamit  getränft,  jwifd)en  5t(ld)em  auägewru ei- 
gen unb  bann  getroefnet.  giir  gröbere  Stoffe  eignen 
lieh  ffiifdjungcn  uott  fchWefelfaurem  Vlmmoniaf  unb 
®ip«  in  berfcfjiebcncn  8crf)ältmffen.  gürßolj  emp 
fiehlt  fid)  am  meiflen  fchwefelfaure«  Vlmmoniaf  unb 
au«  Sonerbenatrou  burch  Sohlettfäure  gefällte«  Son- 
erbel)t)brat,  ba«  bort  am  i'laß  ift,  wo  bie  (Slegeuftänbe 
bem  Siegen  uttb  bcr  Kläffe  aubgefeßt  ftnb.  Jpöljerne 
Sächer  tonnen  non  innen  angcftrid)eu  werben,  cbenfo 
bie  gufjböben.  Seßtere  foflcn  wie  bie  Säanbe  juerft 
mitÄmmoniaffaljen  geftridjen  unb  bann  gefärbt,  bej. 
bie  Känbe  mit  Sapeten  befleibet  werben.  Sud)  in 
ben  Sapetentleifter  ftnb  Vlmmoniaffalje  ju  mifchen. 
Sl«  maximale  ©renje  fann  man  bei  ber  SnWenbung 
ber  g.  6 Sroj.  be«  Ipoljftoffe«  rechnen,  giir  ©eWebe, 
Sheaterbcforntioneiuc.wirb  biefeörenje  mit  10— 15* 
proj.  Söflingen  erreicht,  für  biinne  Srctter,  'Sappe  ic. 
mit  20— 30proj.  Söfuitgen.  gür  Salten,  biefe  Sret* 
ter  tc.  ftnb  [tariere  Söflingen  ober  beffer  2— 3malige« 
Vlnjtreichen  mit  25— 30proj.  Söfungen  31t  empfehlen. 
VII«  )fu|aß  jutu  SBaffcr  beim  geuerlöfchen  ftnb  befon- 
ber«  Ghlorcalrium,  ü'hlormagnefiuni  (unb  SWangan» 
djloriir)  empfehlenswert  VII«  Vlbfaüftoffe  ber  3" 
buftrieftnb  biefe  Subftanjen  fef)r billig,  unb  ba  fie  aud) 
fehr  leicht  löolicp  ftnb,  fann  man  Ijöchft  fonjentrierte 
Söfungen,  bie  nur  in  SBaffer  gegoffen  ju  werben 
brauchen,  borrätig  halten.  Sie  Wirten  cbenfo  energifd) 
Wie  Vlmmoniaffaljc.  S»olj  foHen  bie  Sömer  mit  einer 
Slifchung  bon  Sott  unb  Gjfig  angeflrichen  hoben, 
um  c«  por  Gntflantmung  ju  fchüßeu , unb  Solhem 
empfahl  1739  Imprägnation  mit  Stochfalj,  Vitriol 
unb  WlaunlBfung.  Solche  3mprägnationen  finb  bef* 
fer  al«  Vlnftriche,  aber  bauernb  nur  wirffam,  wenn 
man  ba«  $>olj  burch  f{'nc  ganje  'Klaffe  hinburd)  ju* 
Ic^t  unter  ftartem  Srucf  mit  ben  Sal jlöfungen  tranft. 
Sie  angeWanbten  Salje  tttüffen  fo  gewählt  Werben, 
baß  fie  nicht  burd)  gcud)tigfcit  beut  S'olj  entjogen 
werben,  wie  e«  ßitlbberg  u.  Komp,  in  3tni«borf 
bei  ÄBnig«*S8uftcrhaufeu  erreicht  haben.  Sic  be< 
nußen  ein  HRetaflammoniumfulfat  nach  bcm  Sppu« 
(NHjljSOj . Jlg  SO,  + 611,0  mit  Sorfäure.  Vgl. 
gcueiiichere  Saufonftruftionen  unb  VcrSmann  unb 
Dpp  e tt  h e i m,  On  rendering  fabrica  noninflammablc 
(Bonb.  1859);  Siefelben,  Description  of  the  ladies  life 
preserver (baf.  1 859) ; Vater a,  llberg. (SBien  1 87 1). 
lammcnfchtucrt,  f.  glamberg. 

(ammcnftil,  in  ber  Vaufunft,  f.  glambohant 
lammettjünbung,  f.  fflabfraftmafchinc. 
lammen  (engl.  J-'lummery,  .ßafmnehlbrei«), 
eine  falte  Speife  au«  Stärfemehl  oberSrie«  mitSfild) 
unb  Giern. 

glamntcufen,  f.  glanteufen. 

glammieren  (tat.,  flammen),  ein  flammen- 
artige« Wnfehen  geben  (pgl.  Chine). 

Flammofen,  f.  Ofen. 

glamittrohr  | f.  STafel  »fUnntpffefjcl  I«, 

glammrahrfeffcl  j S.  111. 


660  glatnfieeb  - 

glamftccb  ((pt.  frftmmfUb) , 3 o £)H,  Slftronom,  geb. 
19.  Slug.  1646  in  Serbt),  aeft  31.  Sej.  1719.  Ur- 
fprflnnlid)  junt  ©eiftlicpen  beftimmt,  Wurbe  er  burd) 
«acroboäco®  ©udi  »De  sphaera«  bem  Stubium  ber 
Sftronomie  jugefiifjrt.  Surd)  feine  flhpanblung  »De 
incquaütate  dierum  Solarium«  (fionb.  1672)  be- 
fonnt  geworben,  machte  er  ben  König  Karl  II.  auf  bie 
SlotWcnbigfeit  neuerer  aflronomifcpcr  '«Beobachtungen 
für  bie  fiüngenbeftimmung  aufmerffam  unb  rief  fo 
1675  bie  Sternwarte  ju  ©reenwich  in®  fieben,  beren 
erfter  Slftronom  er  nmrbe.  Seine  »Historia  coelestis 
britannica«  (fionb.  1712,  2 ©be. ; nach  feinem  lob 
in  oerootllomniter  ©eftatt  Bon  üallet)  herauägegeben, 
baf.  1725,  3 Bbc.)  enthält  ein  Bezeichnt®  Bon  2848 
SJirftemen.  Stuf  biefec  ©runblage  folgte  ber  grofse 
»Atlas  coelestis«  (fionb.  1729,  mit  25  Karten,  unb 
1753  mit  28  Karten),  Bon  bem  Sorten  eine  Heinere 
SluSgabc  (Bar.  1776)  beforgte.  Sgl.  Bailt),  Account 
of  F.  (fionb.  1835,  Suppt.  1837). 

Sfianbcrn  (fläm.  viaauderen,  fpau.  Flandes), 
ehemalige  nieberlänbifche  fflraffchaft  an  ber  Blorbfee, 
bie  an  3eelanb,  Brabant,  fiiennegau,  bie  ißifarbie 
unb  Slrtoi®  grenjte  unb  jefjt  teil«  ju  Belgien  (näm» 
lieh  baS  ehemalige  öfterreichifche  g.,  gegenwärtig  bie 
jwei  ©roBinjen  Oftflanbem  unb  ffleftflanbem  bil- 
benb,  f.  unten),  teils  ju  ben  Sieberlanben  (ber  (übliche 
Seil  ber  Stouinj  Beetanb,  ba®  fogen.  S t a a 1 0 f tau- 
be r n , mit  ben  Stabten  Slup®,  Jjulft,  Sljel  ic.),  teil® 
ju  granfreich  gehört,  Wo  e®  einen  Seil  be®  jejigen 
Separtement®  3iorb  hübet,  unb  in  Seeflanbern, 
Bom  Slfeere  bi®  jur  fit)®,  unb  ©allonif  d)-g.,  Bon 
ber  fin«  bi®  jur  Scarpe,  jerfiel.  Sie  fpätere  franjö- 
flfdje  Srouinj  g.  uinfafele  baju  noch  bie Canbjcpaf- 
ten  ttambrfft®  unb  fimmaut 
Sie  b e 1 g i f ch  e ©r ooinj  0 flflnnitm  (f.  Karte » Bel- 
gien«) begreift  ben  Sittichen  Seil  ber  ehemaligen  öfter- 
reiepifepen  ©raffepaft  g.,  grenjt  gegen  31.  an  bie  nieber» 
länbifdie  ©toBinj  geelanb,  gegen  O.  an  Antwerpen 
unb  Brabant,  gegen  S.  an  fijetmegau  unb  gegen  SS. 
anSBeftflanbem  unb  umfajjt  ein  SItoal  Bon  3000 qkm 
(64,5  OB?.).  Sie  3“hl  ber  Einwohner  betrug  Enbe 
1902:  1,056,513  (352  auf  1 qkm).  Ser  Slationalität 
nach  überloiegt  ba§  ftcimifdjc  Element.  Sie  ©roBinj 
Wirb  in  fech®  SlrronbüfemcittS:  illalft  (SItoft),  Dube- 
naarbe  (Slubcnarbe),  Eefloo,  ©ent,  Sint • 31icolaa® 
(St.-Sücola®)  unb  Senbennonbe  (Serntonbe) , ein- 
geteilt. Sie  fimuptflabt  ift  ©etiL 
Sic  belgifdie  Srooinj  BJr|lflnnbrrn,  bie  Inefllichite 
be®  Königreich®,  enthält  ben  luefllichen  Seil  ber  ehe- 
maligen öfterreiehifepen  ©raffchaft  g.,  grenjt  im  31. 
unb  31SS.  an  bie  Slorbfee,  im  O.  an  bie  nieberlänbifche 
Brooinj  3f<lonb  unb  an  Oftflanbem,  int  SO.  an 

Jennegau,  im  S.,  SS.  unb  SB.  an  granfreich  Ser 
lädjenraum  beträgt  3234  qkm  (68,7  03J1.).  Sie  Ein- 
wohner , bereu  3nl)l  Enbe  1902:  828,152  (256  auf 
1 qkm)  betrug,  finb  meift  glamen.  Seftflanbem  jer- 
fällt  in  bie  acht  Slrronbiffement® : Brügge,  Kortrifl 
(Gourtrai),  Sifämube  (Sijftnube),  ffieume  (gumeo), 
Ojtenbe,  SRoufelare  (Slouler®),  Spielt  unb  $)pem. 
Sie  fcauptflabt  ift  Britgge. 

ffiefcpichte.  Sie  urfprfingtfcp  non  feltifcpen Stäm- 
men bewohnten,  bann  jur  romifchenBrooinjBelgica 
secunda,  bej.  jum  graiifenreid)  gehörigen  ©ebiete, 
au®  benen  ba®  fpätere  g.  beftanb,  lourben  burd)  ben 
Sertrag  Bon  Berbun  (843)  fo  geteilt,  bah  her  gröjite, 
übertoiegenb  Bon  griefm  unb  Saliern  geemanifierte 
Seil  an  granfreich  fiel  unb  nur  ber  recht®  Bon  ber 
Scheibe  gelegene  WallonifeheSeil  jum  Seutfdjen Seich 
gehörte.  Ser31ameg.  (mit  unbefannter  Gtqmologie), 


- glanbem. 

ber  im  9.  3aprp.  juerft  auftaudit,  bejeichnete  anfang® 
bloff  ba®  Bon  erblichen  franjöfifchen  RronBafatlen, 
ben  fogen.  SBalbgrafen  (forcstariil.  bepcrrfehteKüjicn- 
lanb  nörblid)  unb  ioefltich  Bon  Brügge.  Einer  ber- 
felben,  Batbuin  I.  Sifeitarm  (geft.  uni  878),  Schmie- 
gerfohn  Karl®  be®  Kahlen , grünbete  ba®  flanbrcfdje 
Örafengefdüecht.ba®  feit  Stmulf  1.(918—  964),  unter 
bem  932  bie  Eroberung  Bon  Sirtoi®  (f.  b.)  Boüenbet 
tuarb,  lange  auch  ben  SJtarfgrafeniitel  führte  unb 
beffen  ffladjt,  banf  ber  Schwäche  feiner  franjöfifchen 
unb  beutfehen  Dberlchnäherren , bi®  Siufong  be®  12. 
3aprh.  unabläffig  an  innerer  Störte  wie  an  äußeren 
Umfang  junahm.  3hm  gehörten  an:  Batbuin  V. 
( 1035—67),  ber  1056  Bom  Kaifer  bie  Belehnung  mit 
Sleichäflanberit  (ben  jeelänbiichen  3»ieln,  bem 
»fionb  ber  Bier  Slmhachten«  unb  ber  ©raffdjaftSUoft) 
ertropte;  Balbuin  VI.  (1067 — 70),  ber  burih  feine 
fiieirat  (1061)  g.  unb  öennegau  (f.  b.)  boriibergehenb 
Bereinigte;  Bobert  I.,  ber  gnefe  (1071—93),  ber,  feit 
1063  längere  3fit  auch  SHegcttt  Bon  $oIlanb  (f.  b.), 
fidjburdjBerlcgiingbeäpolitifehcu  unbwirtfdjajiliihen 
Schwerpunfte®  nadi  31orben  um  bie  itibufrricüe  unb 
fommerjieUe  Snlwid  elung  ber  hanbriiepen  Släble  lehr 
Perbient  machte;  31obert  II.  (1093—1111),  ber  mäh- 
renb  be®  3nuefliturftreil®  üorübergehenb  bie  Schirm- 
Poglei  über  Gamhrai  unb  beffen  ©ebiet  erhielt.  Ser 
Berfuch  König  fiubitng®  VI. , nach  ber  Ermorbung 
Kari®  be®  ©uten  (1 127),  eine®  Enfel®  Sichert®  I.,  ben 
Bom  flanbrifcpen  Slbel  unterflüjften  SBilhelm  Bon  ber 
Sformanbie,  einen  Urenfel  Balbuin®  V.,  auf  ben 
Spron  unb  baburdtg.  ttieber  unter  franjöfifchen  Ein- 
flug ju  bringen,  fcheiterte  an  bem  SBiberfianb  ber 
flanbrifchen  Bürger  unb  Slauern,  beren  Schiigiing 
Sielrid)  Bon  Slfaß,  ein  E eitel  Siohcrtdl.,  1128ffiraf 
Bon  g.Warb  unb,  wie  feinSopn  Böilipp  (1168—91), 
bie  Wirtfcpaftlidjc  Sntwicfelung  ber  ©raifepaft  nach 
Kräften  ju  förbem  fucple.  Erft  unter  König  Bpi- 
lipp  II.  Sluguft  (f.  b.),  beffen  hennegauifeper  Schmie- 
gertmler  Balbuin  VIII.  (V.),  aläScpwager  unb  3?adp- 
folgcr  Bpilipp®  Pon  Elfaf),  g.  unb  iximegau  irie- 
bcruereinigle,  warb  ber  filblicpe  Seil  glanbem®  (Slr- 
loi®)  für  granfreich  jurüdgemonnen  unb,  feit  ber 
Schladjt  bdh  BouPine®  (1214),  bie  franjöfifdje  Ober» 
lepnäpeiTfchaft  über  g.  Bon  neuem  fräftig  jur  ®el- 
timg  gebracht.  Slacp  bem  Sobe  gopanna®  (1244), 
ber  ältem  Sachter  Balbuin®  IX.  (VI.),  brachen  jWt» 
fchen  ben  Sladjfoinmeu  ihrer  Sdjwefter  SKargarete 
Erb-  unbShronftrcitigfeiten  au®,  bie  ber  Bereinigung 
Bon  g.  unb  .Vennegau  ein  Enbe  machten  unb  ba® 
neue  (Umbrüche  ©rafengcfdjlecht  Sampierre  junächfl 
nicht  nur  jum  engen  filnfdjlu  j)  an  granfreich,  fonbem 
and)  ju  bebeutenben  3ugeftänbniffen  an  bie  flanbri- 
fepen  Stäbte  nötigten,  ©eitbem  griffen  bie  Stabte 
Bpem,  ©ent  unb  Brügge,  halb  im  Bunbe,  balb  im 
Kampfe  mit  bem  ©rafengefcplecpt,  cntfcpcibenb  in  ba« 
©ejdjid  glanbem®  ein.  Surcp  ipren  Sieg  (1302) 
hei  Eourtrai  (f.  b.)  unb  ben  fpätern  Berjicpt  (1320) 
auf  Söallonifcp-glaiibern  (fiiüe,  Souai  unb  Bö- 
tpune)  Warb  ber  Bian  König  Bpilipp®  IV.,  be®  Schö- 
nen (f.  b.),  g.  in  granfreich  einjuoevleiben , Bereitell 
unb  g.  ju  einem  rein  gennanifepen  ©ebiet  gemacht 
burd)  ihr  Berljatten  bem  platten  fiaube  gegenüber  ber 
fojiale  Bufftanb  in  Seeflanbern  (1323—28)  perBor- 
gerafen,  burd)  ihre  innerti  Barteifäiupfe  unb  gegen- 
teiligen Eifeifilcpleleien  enblid)  ba®  Unternehmen  ber 
beiben  SlrteBelbe  (f.  b.)  gegen  fiubmig  I.  Bon  SleBers 
(1322  -46),  bej.  Subwig  II.  Bon  'lüaele  (1346  — 84) 
jum  Scheitern  gebracht  unb  bie  Bereinigung  oon  g. 
mit  Burgunb  (f.  b.),  beffen  fio®  e®  fortan  teilte,  er- 


661 


ftlanbern 

beblicp  erleidpert  (1385).  ©eit  1477  im  ©efiße  bed 
fiaufed  Siabdburg,  1512  jum  fflurgimbifcpen  Rreid 
(f.b.)gefd)iagcn,  1526enbgültig  Bon  ber  frangBftfeben 
Dbetlehndpopeit  befreit,  tarn  ff.  1555  an  bie  fpanifcpc 
ütnie.  unter  beren  ^errfchaft  fein  ©cbiet  1648  bittet) 
bie  Abtretung  Staatdf  lanbernb  (ber  Ufergebiete 
fühltet)  ber  odietbe)  an  bie  meberlänbtfdie  afepublit, 
fpäter  burd)  bcnSerluft  uon  Süntircpen,  Souai,  üiUe, 
©raBclingen  ic.  an  Subtoig  XIV.  eine  beträchtliche 
Scpmälerung  erlitt.  Seit  1714  ein  Seil  ber  öfterrei* 
cpifd)en9iiebcrlanbe,  bilbetegf.  1794— 1814  jmei  fron» 
jBfijcpe  Separtementd,  bie  1814  ald  Oftflanbern 
unb  SBeftf  lanbern  betn  SIBntgrcidj  ber  bereinigten 
SKieberlanbe  jugelcilt  würben  unb  buat)  bie  SfeBolu» 
tion  bau  1830  an  bad  neugebilbete  Sönigreicp  Sei» 
ien  (f.  b.)  fielen,  ©gl.  »Corpus  chronicoram  Plan- 
riae*  (©rüff.  1837 — 65,  4©be.);  2imburg«Sti» 
rum,  Codex  diplomaticus  Flandriae  (©rügge  1879 
biä  1889, 2©be.);  SerBljn  be  2ettcnpoBe,  Istore 
et  crooiqups  de  Flandre  (©rüff.  1879 — 80,  2 8be.); 
Serfclbe,  Histoire  deFlam!re(5. Aufl.,  ©rügge  1898, 

4 ©be.);  SüarnlBnig,  gianbritcpe  Staätd»  unb 
S!ed)tdgefd)id)te  (Sübing.  1835  -42,  3 ©be.;  franjö* 
ftfdie  Bearbeitung  Bon  ©pelbolf,  ©rüff.  1835  — 64, 

5 ©be.) ; 2 e ® l a 1) , Histoire  des  comtes  de  Flandre 
jusqu'ä  l’avönement  de  la  maison  de  Bourgogne 
(baf.  1853, 2 ©be.) ; 8 r o f i e n , Ser  Streit  um  9feid)d- 
flanbern  (Bert.  1884)  ;gunef»8renta  n o,  Philippe 
le  Bel  en  Flandre  (©ar.  1 897) ; © i r e n n e . Le  soulä- 
vement  de  la  Flandre  Maritime  1323 — 1328  (©rüff. 
1900);  C o u f f e m a 1 e r,  Troubles  religieux  du 
XV I.  sidcle  dans  la  Flandre  Maritime  (©rügge  1877, 
4 ©be.);  Sanberlinbere,  Le  siede  des  Ärtevelde 
(©rfifi- 1879);  ©trenne,  ©efepiepte Belgiens  (beutfdi 
Bon  «mpcim,  ©olpa  1899—1902,  2 ©be.,  pid 1477 
rcidtenb). 

g-laubcrii,  ©raf  Bon,  in  Belgien  Sitet  bcdjweit- 
gcbomenSopneS  bed  Königs  ober  bed  näcpftenSpron- 
folgert  nad)  bem  Kronprinzen;  jeßt  ift  ©raf  Bon  ff. 
©rinj  ©pilipp  (geb.  24.  SJfär}  1837),  jüngerer  8ru» 
ber  bed  Königs  2eopolb  II. 

glattbin  (ipr.ttimjWtngi,  (su  gelte  9fapo  Kon,  ital. 
Hinter,  geb.  15.  Vlug.  1809  in  9feapel,  geft.  1876  in 
Sourd,  gewann  juerft  Stuf  burd)  treffliche  Sarflel- 
lungen  aud  Algier,  bereifte  1839 — 41  ©erfien  ju 
ard)äologifd)cn  unb  lünfilcrifcben  Stubien  unb  Ber- 
öffentlid)te  beren  9(cfultatc  in  ben  SSerlen:  »fitudes 
sur  la  sculpture  perse«  (©ar.  1842, 3©be.) ; »fitudes 
sur  la  Perse  moderne«  (baf.  1842,  100  Safeln); 
»Relation  du  voyage  en  Perse«  (baf.  1843,  2 ©be.) 
unb  »Voyage  en  Perse«  (baf.  1843  — 64  , 6 ©be.). 
1843—45  bereifte  er  mit  ©otta  (f.  b.  2)  bie  ©egenben 
am  Sigrid  uttb  jeidjnete  für  beffen  »Monuments  de 
NinivB*  bie  Stutpturcn  non  ©porfapab.  Später  lie- 
ferte er  eine  9fcipe  Bon  Sarftellungtn  orientalifdjen 
2eben8,  jufammengefaßt  in  bem  Serie  »L’Orient« 
(©ar.  1856 — 74,  mit  150  Bon  ibm  lithographierten 
Safeln),  unb  fdjrieb  aud)  bie  »Histoire  des  Cheva- 
liers de  Rhode«  (Sours  1854). 

Flandres  au  Hon  Limit,). , »gtanbrer,  ((hortend) 
um  ben  2bwen ! «),  5äapl[prud)  im  ©Joppen  gianbernd. 

giaubrin  (fer.  g<rai)brans>,  Jiippolbte,  franj. 
Stator,  geb.  23.  Sfärj  1809  in  2t) cm,  gelt.  21.  Stiirj 
1864  in  !Kom,  wibntele  fid)  unter  3ngre8’  2eitung 
ber  Shniit,  erhielt,  (aum  18  Japre  alt,  ben  großen 
©reis  für  SRottt  unb  befudjtc  barauf  3talien.  Diad) 
feiner  Siüdlcpr  na<b  ©arid  wibutete  er  fid)  Borjugd« 
Weife  ber  (ird)lid)en  Sfalerei  unb  fdjitf  in  ftreitgem, 
auf  bie  3tatieucr  bed  15  3oprp-  jmüdgepenbem  Stil 


— glanfe. 

©emälbe,  auf  benen  befonberd  ber  feelenbotte  Aud- 
brud  ber  ©efubter  ju  rüpmen  ift.  9fad)bem  er  SSanb- 
matereien  in  ber  3opanniSfapeKe  Bon  St.*SeBerin 
audgefübrt,  erpielt  er  ben  Auftrag,  badtipor  ber  Kirche 
St.-©crmam  bed  ©nfd  in  ©arid  aud.jumalen,  Wo  er 
in  feinem  ffiinjug  tlprijti  in  3erufalem  eind  feiner 
Ipauptwerfe  gab.  1853  gierte  er  bie  Seitenroänbe  bed 
oebiffed  ber  Studie  St.-©incent  be  ©aut  mit  ffredfen 
in  ©eftalt  eintd  griefed  unb  warb  barauf  Htitgtieb 
bed  3nftitutd.  7! Id  feine  BonüglidjHen  ©emälbe  finb 
noch  ju  nennen : (fpriftud  läßt  Die  itinber  ju  ftd)  lam- 
men; Saoonarola,  in  gioreit)  prebtgenb ; bie  fdjnrer» 
jendreicheSfutter.  Audgejeidjnet  war  er  aud)im©ilb» 
nid.  ©gl.  »Lettres  et  ptnsees  d’Hippolyte F.«  (btdg. 
Bon  Selaborbe,  ©ar.  1865)  unb  bie  ©iograpbien  Bon 
©oncet  (1864)  unb  Sfontroub  (1876).  — Sein 
©ruber  3ean  ©aul,  geb.  8.  3Rai  1811  in  2hon, 
geft.  10.  Sfärj  1902  in  ©arid,  bilbete  üd)  ebenfatto 
unter  3ngred,  wählte  aber  ald  fein  fpejielled  gad)  bie 
2anbfd)aftämalerei.  Seine  ©über  finb  meijt  itoni- 
pofttionen  idealen  Cbaratterd. 

fflanbrifdje  Siebe,  Utttfcbrcibung  für  glatter- 
baftigleit,  Sreuloftgleit  in  ber  Siebe  (»3d)  bin  and 
gianbern,  geb’  eine  um  bie  attbern«), 
giattbrif4c3pra(ibe,f.9(iebertänbiftbeSpratbe. 
gtancll,  nemnllter,  geraupter  unb  gefdjonter 
teidjler  SBoUenitoff  ju  Reuthen  unb  Unterfleibetn. 
3aden  unb  2>audlleibeni  fowie  ju  gutterjmeden,  weif), 
farbig  geftreift,  larriert,  gemuflert  ober  bebrudt  mit 
16— 20  gäben  auf  1 cm  aud  Streüpgant  9fr.  16—20 
metr.  2>albwoltenf  laneü  g.  mit  20—22  gäben 
auf  1 cm,  aud  SaumWoüfette  9hr.  20  —24  engt,  unb 
Streidjgamfcbuf)  9fr.  18 — 20  mehr.  ® aum  Wolle» 
ner  g.  geftreift,  namentlich  ju  2>emben  für  bie  Ttr- 
beiterbcBBllerung,  mit  80  Setten-  unb  20  SdmBfäbeit 
auf  1 cm,  aud  ©aumiBoItfette  9fr.  20  unb  31fulefd)uji 
9fr.  8—10  engl,  ©inbung,  Bierfepaftiger  St'Bper. 

gianicrcn  (franj.),  in  bepagUd)er  Seftpaulicpleit 
bie  Straßen  burd)fd)lenbem ; gianeur  (fpr.  .när), 
©flaflertreter,  (eleganter)  Summier. 

ginnfe,  bie  »Seite«  irgenb  eined  ©egenftanbed, 
in  ber  Salti!  bie  Seite  einer  Sntppenauf)teüung  im 
©egenfap  jugront  unbSfüden;  fie  ift  ber  gefäbrbctile 
©unlt  einer  Stellung,  weil  eine  Sruppe  uadj  ber  g. 
bin  erft  burd)  flufmartd) , Sepwenlung  u.  bol.  jur 
©efechtdtätigleit  übergepen,  ber  ©egner  ipr  aifo,  ba 
fie  wäbreitb  ber  Bewegung  Berteibigungdunfäpig  ift, 
burd)  gtanlenfeuer  große  ©erlufte  beibringen,  burd) 
überrafepenben  gtantenangriff  fie  ((plagen  unb 
ihre  Sfüdjugdlinie  bebropot  tarnt,  beoor  fie  3eit  pat, 
ipm  gleiche  llräfte  entgegcnjuftetlcn.  Sapec  erforbeit 
bie  Sedung  ber  g.  große  Tlufmerlfamleit ; wo  fid) 
niept  ein  Ipinberniä  jur  gianlenanlepmutg  ßnbet,  bed 
ber  ©egner  fcpwer  überfepreiten  unb  niept  überfdjießen 
lann,  tft  ©iieberung  ber  Sruppcn  naep  ber  Siefe  er» 
forberlicp.  gtanlenfteltung.eine  ftufftettung  feit» 
tuärtd  ber  ©onnarfcprichtung  be«  ©cgnerd,  fo  baß 
biefer,  um  [oldje  Stellung  anjugreifett,  einer  fcpwte' 
rigen  ©ntwideluna  bebarf  unb,  wenngleich  riegreid), 
Bon  feinem  9Äarfd)jicf  abgejogen  wirb.  Sie  bem 
Angreifer  jugeleprte  g.  muß  burep  ftarled  fjinber- 
nib,  einen  Stüßpuntt  ober  eine  TfriitleriefteUung  ge» 
bedt  fein.  9Jiöglid)leit  bed  Sorfloßed,  burd)  lein 
grontpinbernid  befcpränlt,  unb  fenlrcdit  jur  Stellung 
gepenbeSfüdjugdlinie  fmb  erwünfept.  Befonberd  oor- 
teilpaft  liegt  bte  gianlenftedung,  wenn  ber  Angrei- 
fer einen  gngraeq  über  ein  großered  tiiubemid  im 
9fiiden  betjält.  Unter  biefen  Umftänben  ift  fie  Wirf» 
famer  ald  frontale  Stellung,  quer  Bor  ber  felnblicpen 


662 


gianfenangriff  — $lafcf>en. 


Anmarfcgrfcljtung.  glanfenmarfeg,  Abmarid)  nad) 
einer  Seite,  Bor  Der  gront  be«  ®cgner«  Borbei,  bem 
rann  bewugt  bieg,  bietet,  unb  auf  beften  Angriff  man 
gefagt  i[t.  SJtan  fiegert  fid)  gegen  ben  gcinb  Durch 
eine  Seitenbedung.  3ft  er  auel  einem  Borntarfd) 
burd)  Wecgt«»  unb  Sin[«abmarfeg  entftanben,  bann 
übernimmt  bie  bi«berigeAoantgarbe  Die  Seitenbedung. 
® röjjere  g 1 an  I e n b e ib  e g u n g e n einer  Scgügenlinte 
im  feinblidjen  geuer  ftnb  unjuläjjig.  gtanfen  bei 
Baftionen  ic,  glanfenbatterien,  glantentafe- 
matten  in  Der  Befeftigung«funfl,  f.  geflung  unb 
gejlungsfrieg.  — Bei  Sieren,  befoiiber«  Silb.  geigt 
g.  (glänte,  Sflnnung)  bie  nicgt  Bon  Sfnodjcn  be» 
bedte  Seitenroanb  beb  Bauche«  (fpe  jietl  beffen  oberer 
Seil  jwifchen  früfthöder  unb  legier  Wippe,  im  ®egcn» 
tag  jum  untem  teil,  ber  Sei  die).  glanfenbrud) 
ift  beim  täferb  ein  Auatretcn  beb  Wege«  ober  ber  ®c» 
barme  burd)  eine  in  ben  glanfen  infolge  eine«  Stofte« 
entftanbene  trenming  ber  inncrn  BaudjWanbung, 
bie  |id)  ju  einem  Brudjfad  erweitert;  gfanfenfpati» 
nung,  bie  wiberuatürlicge  Auftreibung  ber  Baud)» 
glanfenangriff , f.  glanfe.  finu«fetn. 

glanfenbatterien,  meift  fafemattierte  Batterien 
jur  Wrabenbeftreicgung;  f.  geflung,  geftungbfrieg. 
glanfcnbctoeguug  I . . 

Slunfcnfcuer  f 1 ö!anIe 
glanfcuicrftog,  f.  gianfonabe. 
glanfenfafemattcu,  f.  geflung,  geftungbtrieg. 
gtantcnmarfd),  f.  glante. 
glanfcnrc  (franj.  flauqueurs) , einzelne  Weiter, 
bie  Bon  aefdjloffenen  Abteilungen  oorgefcgidt  werben, 
um  bie  Bewegungen  beb  geinbeb  ju  beobachten  unb 
bie  eignen  ju  Berbeden.  Um  fid)  hierbei  bem  feinb- 
liegen  geuer  ju  entjieben,  führen  fie  bogenförmige 
Bewegungen  aub,  }.  B.  in  gorm  einer  8,  bie  man 
glanliereti  nennt. 

gtnuficren  (franj.),  eine  Stellung  gewinnen, 
au«  ber  man  gegen  bie  glante  beb  geinbeb  wirten 
fann,  ift  namentlich  filr  bie  Weiterei  Bon  Bcbeutung, 
ba  fie  bei  ihren  fdjncOen  Bewegungen  ben  Angriff 
aubführcn  fann,  beBor  ber  geinb  jur  (Segenmebr  be» 
reit  ift  (Bgl.  glanfeure).  Bei  ber  Artillerie  tjtifjt  g. 
truppen  Bon  ber  Seite  obergeftungblinien  ber  Sänge 
nadi  befdjiefjen. 

glanficruufl,  glanfenfeuer  Born  offenen  Salt 
oberaubglanfentafemnttenunbStaponnieren.jurBer. 
teibiaung  ber  geflungbgräben  unb  jur  Berhinbenmg 
be«  Sturme«.  Sie  glnnfterungSanlagen  fud)t 
ber  Belagerer  Bor  Beginn  beb  Stürme«  ju  jcrftören 
(Bgl.  geftungofrieg).  glanfierung«ge|d)flge,  bie 
in  benfelbeit  BerWenbeten  ®efd)ilgc  (f.  geftungbtrieg.) 

glaufonabeiglantenierflo  ü,  franj.,  «Seiten» 
floß«),  in  ber  gedjtfunft  ber  Setunbftofj  aub  bem  in» 
nem  Engagement  oben  herum, 
gtanfcge,  f.  Wöhren. 

glnrcgliriin  (giabenheim),  Sorf  im  preug. 
Wegbej.  (Erfurt,  ftrei«  Sangenfalja,  fübliij  nonUKiii)! 
häufen,  mit  (iwxo  600  (Einw.  — frier  27.  San.  1080 
Wieberlage  ftaifer  freinridi«  IV.  burd)  bie  aufftänbi» 
fd)cn  thüringer  unb  Sadjfen  unter  bem  ©egcntönig 
Wubolf  Bon  «djwaben  unb  Dito  Bon  Worbheim, 
grlafdjc,  Scibcitcr,  f.  Seibencr  gtafcge. 
glafcgcu  werben  meift  aub  farbigem  ober  färb» 
lofem  ® l a 3 unb  jur  iflufbewahrung  Bon  Subitanjen, 
bie  fid)  am  Siegt  jerfeben,  aub  gelbem  ober  fcgwarjem 
®lab  angefertigt  (f.  ®la«),  S r bc  n e g.  (5 1 e i n f r it  g e, 
ft  rufen)  bienen  jum  AufbeWagren  uon  Bier,  SHine» 
ralwäffem,  Säuren,  Saugen  ic.  3n  e i f e r n c tt  g.  ner« 
fenbet  man  Uuedfilber.  3ur  Aufnahme  fehr  ftarf  fom» 


primiertcr  ®afe  genügt  man  nahtlofe  Stagtflafcgen, 
ju  bereit  S>critellung  eine  glühenbe  Stahlfdieibe  in  einer 
hhbraulifd)en  Breffe  auf  eine  Wtatrije  gelegt  wirb,  fo 
bajs  ber  Stempel  fie  in  legiere  buteinjiebt  unb  eine 
furje,  bidwanbige  Wögre  mit  Boben  entfiel;!,  tiefe 
Wirb  bei  ben  folgeitben  Breggängat  mit  einem  Stern» 
pel  Bon  gleicher  Starte  in  SJiatrijen  Bon  immer  flei» 
nerm  Sungmeffer  weiter  aubgebilbet,  unb  bie  legten 
3üge  werben  auf  einer  Bteffe  fall  nach  oorgerigent 
Aubgliihen  aubgefühtt  Schließlich  wirb  ber  Stahl» 
beljältcr,  beffen  illanbung  burd)  bie  beim  Sichern  ftatt» 
ftnbcnbe  Berbichtung  an  ffiiberftanbSfäbigteit  gegen 
ben  innent  Srud  gewonnen  hat,  auf  bie  erforberltcge 
Sänge  abgeftochen  unbberfralb  in  einer  bpbrautif eben 
BtefTe  eingejogen.  Bei  Siannebmannfchen  Wöhren 
wirb  an  einem'  Etibe  unter  bem  Sampfgammer  ein 
! balbfugelförmiger  Boben  burd)  3ufamiiteitjiehen  ge» 
bilbet  unb  in  Sshweighigc  gaöbidit  gefcgloften,  wör» 
auf  am  anbem  Enbe  ber  tpalä  in  ähnlicher  Seife  ge» 
bitbet  wirb.  Ser  fral«  ber  g.  wirb  äugen  abgebrebt 
unb  ein  Wing  au«  fegmiebbarem  Eifengug  wann  auf* 
gefegnunpft.  Siefcr  Wing  ergält  äugen  ein  ®ewinbe 
jur  Aufnahme  ber  Bentüichugfappc  unb  innen  ein 
Biuttergewinbc  für  baS  Bentil.  Auf  ben  Boben  ber 
glafd)e  wirb  ein  Wing  aufgefegrumpft,  beffen  unterer 
Wanb  ju  Bier  jegemirtiacn  Spigen  aubgejogen  ift. 
Bei  ben  Bentiten  wirb  iiiberBentüfammer  eine  Spin» 
bei,  bureg  eine  Stopfbücgfe  abgebicglet , mittel«  einer 
Sdjraube  auf  unb  nieber  bewegt.  Brcgt  manaufbieie 
Seile  ben  Berftgtugfopf  au«  Hartgummi  am  untern 
Enbe  berSpinbel  gegen  ben  Boben  berBeiitilfammer, 
fo  ifiber@a«fanalgefd)lo|’ftn,  gebt  man  ign,  fo  ftrömt 
ba«  ®a«  in  bic  Kammer  unb  burd)  einen  Seitcnfaiial 
in  ben  SeitungSfdjIaucf)  jum  ®cbrauef).  Sie  Stagl* 
flafcgen  haben  je  naeg  igrer  ®röge  eine  SanbDide  Bon 
3,«i  -6^  mm  unb  werben  auf  eilten  Srud  Bon  250 
Atinofphären  geprüft,  wägrenb  fie  in  ber  Wege!  nur 
einen  Srud  Bon  120  Atmofpgären  au«jubaltcn  ga» 
gen.  gür  bie  Beuugung  ber  g.  fmb  medianijcge  Bor» 
riegtuugen  tonftruiert  worben,  bie  in  Kellereien,  Bii- 
ncralwafferanflalten,  bei  berShampogtierfabrilation, 
in  Brauereien  ic.  Aniuenbung  finben.  Saljin  gehören 
glafcgenfüllmafcgtntn,  bie  ba«  Abjiehcn  oon 
glüfggfeiten  in  ®la«flafchen  in  ber  Art  erleichtern, 
bag  man  nur  bie  leece  glajcge  anjufledcn  unb  bie  ge» 
füllte  abjunegmen  brauegt.  Störte  werben  Bor  bem 
(gebrauch  gebrüht  ober  heffer  etwa  eine  Stunbe  mit 
fflaffer  geiodjt , ba«  4 pro  lliillc  Saljfäure  enthalt, 
bann  gefpiUt,  20  Biinuten  in  Saffer  gefacht,  ba«  für 
jebe«  Siler  ber  oorher  angewenbeten  Saljfäure  6 g 
fileie enthält,  wieber  gefpfllt  u.mit  überhigtem Santpf 
getrodnet.  fräupger  werben  bie  Störte  nur  gebrüht 
ober  gebämpft.  3um  S e i d) m a d) e n ber  ftorle 
bient  eine  3«uge  mit  fannelierten  fiurBenfläcgtn  ober 
eine  SSortpreife.  Bian  fann  auch  jeben  einjetnen 
Siorf  in  ein  Stüd  reine«  BaP'fr  Widein  unb  ihn  auf 
bera  Boben  einigemal  mit  bem  gug  hin  unb  ber  rot» 
len.  Sehr  erleichtert  wirb  ba«  Berforfett  Durch  An» 
toenbung  eine«  ftarteu  höljenten  3')ünber«  mit  jen» 
traler  fonifeger  Sunggogiüng.  Am  engern  Snbe  ber 
legtem  befigt  Der  Sgtinber  eine  Au«böglitng,  mit  ber 
er  auf  bie  glafdjcitmünbung  gefegt  wirb , fo  bag  ber 
Stört,  ber  fid)  in  ben  obeni  Weitem  Seil  ber  Surcg» 
bogruttg  leidit  einfegieben  lägt,  bureg  ben  Srud  eine« 
Stempel«  in  ben  glafegengal«  getrieben  wirb.  Bei 
benglafcgenBcrfortung«mafd)ineii  luirbbiefer 
Stempel  bureg  einen  Ipebcl  ober  eine  Stürbet  bewegt, 
unb  für  Wlitteralwäffer  ift  bie  Storfmafcbine  mit  Der 
güdmafegme  Berbunben,  fo  bag  bie  gefüllte  glafcge. 


663 


gtafqien,  medjanif$e  — glafdSjenpofl 


opne  »um  gled  bewegt  ju  werben , bunfi  einen  ein» 
fachen  Srud  fogleid)  oerfc^loffen  wirb,  ©ollen  glüf- 
jtgfeiten  in  8-  längere  ^eit  aufbewaprt  Werben,  fo 
fipneibet  man  ben  perDorHepenben  Jeil  bed  Äorfeä  ab, 
weil  er  bie  Soderung  bed  ©erfdjluffed  begünftigl. 
Dieifl  ifi  ed  Dorteilbafl,  bie  g.  ju  legen,  bamit  ber 
Kort  fletd  fempt  bleibe  unb  nirpt  burd)  iludtrodiien 
jufamnienfip  rümpfe.  Sehr  gut  ftpliegen  Äautfdput» 
pfropfen , bie  autp  für  glüffigleiten,  bie  fiorf  angrei- 
fen, febr  empfeptenbwertfinb;  bod)  fann  man  in  fol- 
tpm  gälten  ben  Siorl  auep  burd)  eine  Iriinfung  mit 
geftpmoljenem  Paraffin  fipügen.  3ur  Sicherung  bed 
©erfepluffed  tauipt  man  bie  Derforfte  unb  gut  trorfne 
glajcpe  in  pefipmolgetien  glafdjenlad,  ber  burd) 
3ufantmen|cpmeljen  oon  Weigern  ©eip,  gidflenparj, 
gelbem  Öaipd  unb  Serpentin  erhalten,  mit  rotem 
Oder,öeinfcproarj  ober  einer  SRijcpung  DonÖerliner- 
blau  unb  3mlgelb  gefärbt  unb  beim  ©ebraud)  häufig 
umgeriibrt  wirb,  aEan  barf  Dom  glafdjenlad  md)t 
juoict  erwarten;  ben  guten  ©erfdjluj)  bewirlt  lebig- 
lid)  ber  Sorf,  unb  felb|t  SJiiueralwaffer-  unb  Spam» 
pagnerflafcben,  in  benen  einjepr  jtarferScud  perrfept. 
Werben  jept  nur  nod)  mit  Äorf  oerfdfloffen,  ben  man 
mittels  einer  ©erbraptungdmafipine  burd)  Srapt  bc» 
feftigt.  Stanniol  unb  '.DlctalUitpfeln  bienen  nur  iura 
Sipmud,  fie  fepüpen  pötpflend  bcnSiorf  Dor  bem  9lud< 
trodnen.  SiemecpanifcpenglafipenDerfiplüffe 
beftepen  in  berSiegct  aud  einem  Jtaulfdjufring  in  ©er* 
binbung  mit  einem  ©orgcllanförper.  Selbe  werben 
burd)  einen  cigentümlid)  gebogenen  ftarfen  Srapt 
gegen  ben  glafcpenpald  gebrüdt  unb  bewirten  einen 
(epr  feflcn  Serfcplufe,  bet  ebenfo  fcpnell  pergefteUt  wie 
befeitigt  werben  fann.  <lud)  benupt  man  beiäRineral- 
wäjfeni  g.  mit  ©laelugeln,  bie  buripben  in  ber  glafipe 
berrjepenben  Srud  gegen  einen  nape  ber  ÜJitinbung 
befeitigten  ©ummiring  gepreßt  unb  beimüludfipenlen 
mit  für jemSud  niebergeftogen  werben.  — öebraudjte 
g.  reinigt  man  burd)  Spülen  mit  {erflogenen  liier- 
ftpalen  ober  SiproL  ©ei  leptenu  i|t  Sorficpt  nötig, 
bap  fiep  niipt  einjelne  Körnchen  in  ber  glajtpe  ein- 
Hemmen,  weil  faure  glüfflgteiten  baraud  ©lei  unb 
Vlrfenif  aufnepraen.  Um  biefer  ©efapr  ju  begegnen, 
benupt  man  ßifenfeprot  (jerfipnittenen  Eifenbrapt), 
3innf(prot  ober  grob  - unb  runbfömigen  glugfanb. 
Start  Derunrcinigte  g.  füllt  man  mit  fonjentrierter 
warmer  Sobalöfung  (porteilpaft  unter  3U(<'P  Don 
etwa«  gebranntem  Salt)  ober  Stplauge,  lägt  fie  einen 
San  fiepen  unb  reinigt  fie  bann  medjaniflp.  ©leiben 
noip  Sütfflänbe,  fo  ift  aalgfäure  anjuwenben,  bie 
namentlicp  aud)  bie  Singe  aud  g.,  in  benen  Parte« 
Saffer  lange  geftanben  pal,  fipnetl  fortnimmt,  ©ei 
glafcpenreinigungdmafipinen  werben  bcrtifal 
gepellte  glaftpenbürfleu  in  fcpnelle  Sotation  Derfept. 
«tfilpt  mau  über  biefe  ©ürflen  eine  glaftpe,  fo  öffnet 
beren  Xrucf  ein  Sopr,  burdj  bad  jugleid)  ein  lebpafier 
©afferftrapl  in  bie  glaidje  gefpnpt  wirb, 
glafipcn,  metpanifepe,  f glaftpenjug. 
glafcpenapfcl,  f.  stürbt«, 
glafipcnbattcrie,  ©ereinigung  Don  mepreren 
ficibener  glafcpeit. 

gtairbeubaum,  f.  Anona  unb  Delabecbia. 
glniffjcnbnumc,  f.  Vlnonajeen. 
ginirpeubirue,  f.  ©imbaum. 
fylnirbcnbouillon,  f.  Säprpräparale. 
glafcpcnbürfle  (glafcpenigel,  Sraptbür- 
ften),  eine  au«  jwet  ftpraubenförmig  gebreplen  Sräp- 
ten  unb  fflorften  pergeftellte  iplinbriftpe  ©ürfle  juin 
Sieimgcu  ber  glafipen.  S.  ©ürflen. 
glafepcnelement,  f.  ©aloanifiped  Element. 


SPlafipenctt,  [oDiel  wie  glageofctt  (f.  b.). 
glaftpciifäiigcr,  eine  über  einen  glufl  gefpannte 
Sperre  aud  Sraptgeflecpt,  Piepen  ic.,  burd)  bie  gla- 
fipen mit  ©riejfcpaiten  bed  geinbed  aufgepalten  wer- 
ben. Sie  Wirb  Don  Sipwimmbäunten  getragen  unb 
burep  Stangen,  Satten  tc.  audgeredt. 
glafrlicnfülliuafipiiie,  f.  glafipen. 
glafcpenigel,  f.  glafipcnbürfle. 
glafrljcttfapfeln,  Jtapfeln  aud  bünnem©lecp,  bie 
flatt  bed  glafepenlatfd  jum  Serfdflujj  ber  glafcpen  be- 
nupt werben,  wie  jener  bad  Sludtrodnen  bed  Sorfed 
bctpiitbem  unb  eleganter  audfepen,  wäprenb  bie  St- 
iperpeit  bed  Serfdjluffed  Pier  wie  bort  lebigliep  bon  ber 
©Ute  ber  ©tropfen  abpämjt.  Sie  famen  juerfl  in  Eng- 
lanb  auf  unb  Werben  feit  1838  aud)  in  Scutfdjlanb 
berfertigt.  2)ad  ülnterial  ift  mit  3inn  plattierte  ©lei- 
folie,  bie  man  auf  ein  ®tucfmcrf  bringt,  bad  fte 
mitteld  einet  ringförmigen  Sorridflung  am  Üianb  er- 
faßt unb  burep  einen  Stempel  einbrüeft,  elwa  fo.  Wie 
man  ein  über  einem  Sing  audgefpaniüed  gefdpmei- 
biged  Seber  mit  einem  ginger  ju  einem  Sädipen  aud- 
wetten  fönnte.  Sie  g.  werben  oft  mit  girnta  Der 
jepen,  lädiert  ic.  ©lau  befeftiejt  fle  auf  ber  glafipe  burd) 
bie  SReibung  ber  Scplinge  cined  lebemen  Sanbed. 
glafeprnfartc,  f.  glaftpcnpofl. 
glafepeufürbid,  f.  Rürbid. 
glafdjeitlaif , f.  glafipen. 
glaftpenöfctt,  f.  stalf. 

glaftpcnpofl , bie  Scförberung  Don  Saipricpten 
in  luftbidfl  Dcriiploffeiien  unb  mit  elwad  Sanb  be- 
fipWerten  glafipen,  bie  Don  ©orb  aud  bem  Djean  an- 
Dertraut  unb  burip  ©leeredflrömungen  fortgefüprt 
werben.  Scrartige glafipen  benuple  man  guerit  18<)2 
jur  Erf orfipung  bedöolfftromd,  unb  ©ergpaud  fteUle 
eineSafel  Don  16  an  ben  uorbatlantifipeuStüftcn  auf 
gefuttbenen  glafipen  jufamnicn.  ©edper  Dcröflcnllitple 
1843  bie  erfle  garte,  in  bie  119  gunbe  eingetragen 
Waren(glafd)enfarte).  ©egenwärtig  ifl  bie  g.,  bie 
mancpmal  auip  ;ur  ffiilleilung  Don  Unglilddfällen 
benupl  Wirb,  DöUerretpllitp  geftpüpt,  unb  bad  'lind- 
iepen  ber  g.  ifl  Don  feiten  mehrerer  ppbrograppifd)cr 
©mter,  in  Seulftplanb  burip  bie  Seewarie,  gut  orga- 
nifiert.  Ein  in  bie  glafdien  einjuftpliegcnber  3<1,fl 
gibt  91ad)rid)t  über  ben  ©bienber,  ben  Ort,  wo  bie 
glafipe  über  ©orb  gefegt  würbe,  ben  3ritpunlt,  bie 
üludftattung  ber  glafipe  unb  bie  Plbreffe,  an  welipe 
bie  glafipe  gefenbet  werben  foU.  Ser  ginbetberglaiipe 
ober  bie  ©epörbe,  an  bie  er  bie  glafipe  ablicfert,  füllt 
ein  Stpema  aui  ber  Südfeite  bed  giaftpcnjelteld  aud, 
bad  über  bieSuffinbung,  Crt,  3eit,  ©eftpajfenpeit  ber 
glafipe  Pludluuft  gibt,  '.'lud  ber  ßenntnid  bed  Sb- 
gangd-  unb  gunborted  ber  glaftpe  (aitn  man  wert- 
Dolle  Stpltiffe  auf  bie  Sichtung  Dieter  Oberflächen- 
ftrömungen  bed  ÜJleered  jiepen.  gaft  alle  glafcpen, 
bie  in  benSquatorialflrömen  bed  'lltlaittifcpeitC(eand 
audgcWorfen  würben,  ftnb  in  ©eflinbien  ober  ©rafi- 
lien  gefunben  worben,  bie  im  öuineaftrom  audgefep- 
ten  bagegen  an  ben  Süflcn  SSeflafrifad.  Eine  1 9.  Diai 
1887  bei  ben  Rap  ©crbe-gnfeln  aufgegebeiteg.  Würbe 
17.  Slärj  1890  an  ber  irlänbifd)cn  Sfüfte  gefunben 
unb  pat,  jweifellod  auf  bem  Umweg  über  Seftiubien, 
7700  Seemeilen  jurüdgelegt.  Soep  gröfler  ünb  bie 
Seifen  breier  glafipen,  bie  Dom  Kap  Vorn  in  Oft  Sitp- 
hing  bid  Suftralien  in  2’/« — 3 3apren  gefipwommen 
finb  unb  fomit  nmb  9000  Seemeilen , täglid)  etwa 
8—9  Seemeilen  ober  15— 16  km,  jurüdgelegt  fjaben. 
Sie  Ermittelung  ber  Stromgeftpminbigfcit  burd) 
g.  ifl  freitid)  fepr  miijlid),  ba  cd  nteift  uufiiber  bleibt, 
ob  bie  glafipe  fogleiip  ober  naip  langem  Siegen  am 


664 


glafdjenreif  — gtafäenjug. 


StranDe  gefunben  ift.  3"  hen  arftifepen  Stegionen 
pat  man  bieg,  mit  Erfolg  jurScförberungDon  Stad)« 
rieten  über  J).’olarcjpeDilionen  benußL  So  fanb  bie 
$anbora  1876  (loci  glafdjen  mit  luertuotlen  "diarfj- 
richten  über  bie  Erpebitton  oon  Stare#  auf  Sittleton 
3«lanb  im  Smittjtanal.  ©ie  Ergebttiffe  ber  g.  wer« 
ben  jährlich  in  ben  »Vlnnalen  ber  VhbrDgrapfjic«,  tm 
»Nautical  Magazine«  ic.Deröffentliajt.  Sgl.  Schott, 
Sie  glajdjenpoften  ber  Seeroarte  ($amb.  1898) ; ©er* 
fclbc,  in  ber  »Sitarine  -Stunbfdjau«  1898,  ^eft  1. 
glafetjcnrcif , f.  SBein. 
glnichctirdnigiingcjmafchiiic  1 , 
g'lafrficuncrforfungbmairfjiiie  | lV  1'rt) 
g taf  d)cn  jufl  (8t  o 11  e n ,5  u g),  Sorridjtung  jutn  Re- 
belt oon  Saften.  ©er  einfachste  g.  befteht  in  ber  Hier 
binbung  jtoeier  Stollen  Durch  ein  Seil 
ober  eine  Stelle,  Don  benen  jebe  in  einem 
oft  gebäufeartig  auägebilbcten  Mon« 
ftniftionäteile,  ber  g 1 a f ch  e (St  I o b e n, 
Schere),  brehbar  gelagert  ift.  ©er 
Slloben  ber  feflen  Stolle  a (gig.  1)  ift 
mit  einem  Voten  an  einem  jefien  ®e» 
genftanb  aufgetjängt,  berjenige  ber 
iofen  Stolle  b trägt  Die  Sajt  Q.  ©a8 
Seil  ift  an  betit  untern  Voten  bc3 
Klobens  Don  a befeftigt  unb  umfchlingt 
beibe  Stollen,  ©ie  Saft  Derteilt  fid)  auf 
bie  beiben  Seilteile  c unb  d,  fo  bafj 
jeber  berfclben  bie  Hälfte  ju  tragen 
hat  (wobei  unberüdftdjtigt  geblieben 
ift,  bah  c unb  d nicht  genau  parallel 
laufen),  Eä  ift  baber  eine  an  beut  Seil« 
enbe  e jiepenbe,  ber  Saft  Q baä  ©leid)- 

gewicht  haltenbe  Straft  P = Wenn 

gtj .1  «tnioiDer  ,uan  Don  Steibungä-  unb  Seil«,  bej. 
8tnjcD«n|uo.  ffettenbiegungäroiberftänben  abfiept. 

öewöhnlidj  oertoenbet  man  mehrere 
fefte  unb  eine  gleiche Vlniapltofer  Stollen,  bie  in  jeeiner 
glafdje  Dereimgt  finb  (gig.  2).  ©ad  Seil  gebt  babei, 
Don  beut  Voten  ber  obent  glafdje  be- 
ginnenb,  abioedjfelnb  um  eine  lofe  unb 
eine  fefte  Stolle,  Vlttgemettt  ift  bie  jum 
Vebcn  einer  Saft  erforberliche  tpeoreti* 

frfje  Straft  = (ämlhl)tc  3n- 

folge  berSteibungä-  unb  Seil-,  bej.  Set- 
tenbiegungäloiberftänbe  entfteljen  je« 
bod)  nicht  unbeträchtliche  Sirafioei  lüfte, 
(o  baß  bie  wirtliche  Straft  jum  Vfben 
ber  Saft  immer  größer  auäfäDt  al#  bie 
Iheoretifchc.  ©ie  genannten  HSiber- 
ftänbe  loachfcn  mit  ber  Stollen  japl,  lucä- 
ijalb  e«  nid)t  Dorteilljaft  ift,  mehr  al8 
DierStollen  in  jebe  glafdje  ju  legen.  ©er 
befchriebene  g.  wirb  auch  juweilett  in 
nmgcfeprter33eife  benupt  (u  nt  g e teljr« 
ter  g.),  inbein  man  bie  Straft  bei  b, 
bie  Saft  bei  e angreifen  lägt.  ©ad  ge- 
fdjicht  bei  bpbräulijdjcn  Kränen  unb 
Vlufjiigen  (f.  b.),  bei  benen  bie  Saft 
einen  großen  S3cg  Durchlaufen  ntuh  unb 
bie  wirtfame  Straft  gröfier  alb  bie  Saft 
ift.  ©urch  eineanbreStollenanorbnung 
erhält  man  ben  fSotenjflafdjenjug 
(gig.  8).  Vwd  geht  junächft,  wie  beim 
einfachen  g.,  ein  Seil  ede  Don  einem 
feflen  ißuntt  au#  um  eine  lofe  Stolle  b,  bann  aufwärts 
um  eine  fefte  Stolle  a unb  enbigt  in  Dem  Stüd  e.  Vtn 


(ZU 


ftifl.  3.  ^olenjf 
|Ufl. 


ber  Stolle  b hängt  aber  niäjt  birett  bie  Saji,  fonbern 
oermittelft  ber  Seilfdjleife  fg  bie  Stolle  h,  Deren  Voten 
bie  Saft  Q trägt.  Vlttgemeiit  ift  hier  bei  u lofen  Stollen 

bie  tbeoretifdje  Vehefraft  — ©-er  ^otenjftafdjen- 

jug  ijt  prattifch  nicht  gut  benoerthar.  ®er®iffe- 
rentialf laidjengug  (Don  SBefton,  gig.  4)  bejtßt 
jwei  unbrehbar  miteinanber  Derbunbene  Motten,  eine 
lofe  Stolle  unb  eine  {fette  ohne 
Enbe.  ©ie  Kettenrollen  k 
unb  g ber  oberu  glafdje  ha* 
ben  auf  ihrer  Peripherie  Ein« 
fdjnitle,  in  welche  bie  Ketten- 
glichet'  hineinpaffen , fo  baß 
bie  Kette  auf  beut  Stollen- 
umfange  nicht  gleiten  faitn. 

©ie  ©urdjnteffer  biefer  bei- 
ben auf  einem  gemeinfdjaft- 
liehen  Rapfen  fi  penben  Stol- 
len finb  Derfdjieben,unb}War 
hat  k ben  deinem,  g ben 
großem  ©urchineffer.  ©ie 
Stette  ift  über  beibe  Stollen 
fo  gelegt,  bah  f,c  unterhalb 
jioci  (schleifen  ab  unb  cd 
bilbet,  an  beten  einer,  ab, 
eine  lofe  Stolle  1 mit  Der  jtt 
hebenben  Saft  Q hängt,  $iept 
man  nun  an  betit  Ketten« 
ftrang  d,  fo  Werben  fid)  beibe 
Stollen  in  ber  Stidjtung  beb 
SSjeileb  Drehen,  Wobei  fidt  baS  Äettentrura  a auf  g 
aufwidelt,  b bagegen  Don  k abwidelt.  Jleboeb  ift  we 
gen  ber  öröhenbtjferenji  ber  Stäbcr  bie  ©töße  ber 
auf-  unb  abgewideiten  Streifen  Derfchieben,  unb  jwar 
roidelt  fid)  auf  g mehr  auf,  alb  Don  k herabgeht;  Da- 
her wirb  Die  Schleife  a b,  b.  h-  bie  Summe  Don  a unb 
b,  fid)  um  bie  halbe  ©ifferettj  ber  Stuf-  unb  Vlbwide- 
lung  toerftirjett  unb  bie  Saft  mti  biefe  ©röße  gepöben 
werben.  Um  bie  Saft  ru  fen- 
ten,  hat  inan  an  Dem  Ketten- 
traut  c ju  riehen , Wobei  pd) 
bann  bie  ©erljältniffe  um* 

(ehren,  ©en  Vauptuurjügen 
beb  ©iffercntialjlafeheti  jugb, 
grobe  Einfachheit  uttb  ber 
ilmflattb,  bafj  bei  genüaenb 
deinem  Unterfdjiebe  ber  Siot* 
lenburchmefier  bieSaft  Durch 
bie  Stcibungbwibet  ftiinbe  in 
jeher  Stellung  felbfttätig  feit* 
gepalten  wirb,  flehtber Stach- 
teil  groben  ShaftDerlufteS 
unb  rafeper  Vlbnupung  ent- 
gegen. Um  bie  Sirfutig  bie« 

(eä  glafdjenjugä  ju  crpöpen, 
werben  oft  bie  beiben  obem 
Stollen  auf  Dem  löoljen  feft* 
geteilt  unb  auf  bieien  ein  gro- 
|jcb  Kettenrab  gefept,  über 
beffett  Stinne  eine  bitniiefiette 
nieberpängt.  ©er  Vlrbeiter 
wird  bann  nicht  an  ber  Sait-,  fottbem  an  jener  Vanb  - 
tette,  Woburd)  ber  Kraftpebelann  Dergrößert  wirb 
(©etriebäftafcpenjug).  VII# glaidjcmtige werben 
ferner  jablreicpe  Vebejeug(onftru(tioiten  bejetdjnet,  bie 
im  wefcntlidjeu  alb  deine,  gebrängt  gebaute,  in  einem 
SSügel  ober  öetjäufe  untergebradjte  SSinbcu  mit  Ket- 
tenantrieb fidj  barjtetten  imb  Wie  bie  befdjricbenen 


»!«• 


4.  Differential* 
tta|<4enjuj. 


665 


glafdjiter  — glatoio. 


glafdjenjüge  mittel^  S>afen  aufgegängt  unb  Denugt 
werben.  gig.  6 jeigt  bert  Scbraubenf  lafdfenjitg 
»on  ®.  Seifer.  Die  ont  ®el)äufe  befeftigte  Saftfette 
trägt  unten  eine  lofe  Stotte  mit  £>aten  für  Die  Saft  unb 
fdflmgt  fief)  oben  um  ein  fleineS  ftettenrab.  eine  ftet» 
tennug,  bie,  mit  bern  battebenftgenben  Schrauben* 
rabe  imbrcfjbar  Berbunben,  ftrf)  mit  biefem  auf  ge» 
metnübaitlidicm  Rapfen  bregt  3n  baSSdjraubenrab 

Steift  eine  (teile  Schraube  ein,  auf  beren  Seile  bas 
'ettenrab  für  bie  pcmblette  fijjt.  Da  bie  (teile  Sd)raube 
ben  Slfidlauf  ber  Saft  nicht  mehr  fclbfttätig  bremft,  (o 
iit  ber?}. mit  einer  Dru dl agerbrenife(f.  öreittfen, 
S.  385)  oerfeben.  Ster  Saftjug  fud)t  bie  Strauben* 
welle  nad)  linfS  (bezogen  auf  bie«bbilbung)^u  fdiieben, 
tooburd)  legiere  mit  ihrem  SoUfegel  in  einen  ^oblfegcl 


gtfl.  5.  e4rau6enflaf4eitjug  von  9.  Leiter. 


gepreßt  Wirb,  beffen  3apfenanfag  beim  Saftbeben  als 
Stüg^apfcn  bient,  inbem  fief)  burd)  bie  Reibung  ber 
^obliege!  mit  bem ©otUcgel  ber  SdjraubemreQe  (elbft- 
tätig  tappelt  DerSlüdlauf  ber  Saft  wirb  burd)  ben  Gm* 
grift  einer  Sperrt! m!c  in  ben  äugen  Berjabnten  Kräng 
DeS  ^obltegelS  »erbinbert.  DaS  Saftfcnlen  gefd)iel)t 
buribiJug  anberpanbtette  entgegengefegt  bem  Sinne 
beS  SaftbebenS,  wobei  ber  ©oüfegcl  m ben  fpohlfegel 
gleitet,  Anbre  Sd)ratibenflajd)enjüge  (Bon  SüberS, 
SRajim  u.  a.)  unteridjeiben  ftdj  uon  bem  ©ederidjen 
nur  m ber  ftonflruftion  ber  ©remfe.  Die  3al)u* 
rabflafdjen jüge  hefigen  ein  SBinbwerf,  baS  in  ber 
(Regel  auS  ineinanbergreifenben , äugen  ober  innen 
Berjabntcn  Stimräbcnt  beftebt,  beren Äitorbnung  bei 
manchen  ftonftruftionen  rcdjt  toniplijiert  i(t(Serwen* 
bung  Bon  Differeniialräbergetrieben , Giictjtloi* 
b a 1 f 1 a f d)  e n g ü g e).  hierher  gehörige Ausführungen 
finb  bie  Bon  Gabe,  ©?oore,©idermg  u.  a.  SemerfenS* 


wert  Wegen  feiner  eigenartigen,  felbfttätigen  ©remfe 
iit  ber  Siftoriagabnrabflafchenjud  Bon  ©olgani.  ©gl. 
G r n ft , Sie  fcebejeuge  (4.  Auf!.,  ©erl.  1 904,  8 ©be.) ; 
Ublanb.  Ipebeapporate  (3ena  1888, 2 ©be.);  Sctb* 
mann,  Die  §ebegeuge  (©raunfdjw.  1903). 

?lafebncr,  fooicl  wie  Klempner, 
lofcr  (glaber),  ©ber  im  fjolj  ober  ©eftein; 
flaferig  nennt  man  ©efteine,  in  Denen  linienförmige 
SRineralaggregate  ober  einjelne  gröfter  auSgebilbetc 
Gemengteile  mit  biinnen  Sagen  Don  fdjuppiger  3u* 
fammenfegung  (glafern)  in  ber  Seife  abwcdijeln, 
bag  legiere  fief)  an  jene  anfdjmiegen  unb  um  ihre 
Slänber  umbiegen,  j.  ©.  gewiffe  ©neife  (f.  Dafel  »©li< 
nerallen  unb  ©efieine«,  gig.  19). 
tflafcrbiabad,  f.  DiabaSfdfiefcr. 
gtafcvgabbro,  burd)  Drud  fd)ieferig,  flaferig  ge* 
loorbener  (Sabbro  (f.  b.). 

gflnfcrtalf  (ft  r a m e n j e 1 f a 1 f) , f.  DeBomfdfe 

gonnation. 

glaicrporphpr,  f.  ©orpbtjvoib. 
laffau (tor. dtän,v,  ©aetanbcSlajiSbc,  franp 
Diplomat  unb  ©efd)id)tfcbrcibcr,  geb.  1770  ju  Se- 
bouin  in  ber  ®raffd)nft  Senaiffin,  geft.  20.  SRärj 
1845  in  ©arüs,  trat  1787  in  bie  ftrieqSfchule.  Sind) 
bem  AuSbrud)  ber  Sleuolution  (1791)  begab  er  fiel) 
nach  ft  ob  len. j jum  GonMfd)en  Korps,  ging  nad)  beffeu 
Auflöfung  nad)  glorenj,  fpäter  nad)  ©cnebig  unb 
tebrte  erft  nad)  bem  Slurj  ber  Sd)rcden3berrid)aft 
nach  ©arid  jurüct.  Wo  er  G()ef  ber  erften  Ableitung 
im  SHinijterium  ber  auswärtigen  Angelegenheiten 
Würbe.  Slad)  bem  18.  ©ntmnire  warb  er  ©rofeifor 
ber  ©ejd)id)te  an  ber  ftriegSfcbule  ju  St.  * ©ermain. 
Gr  fd)rieb:  »Histoire  generale  de  la  diplomntie 
t’ranruise  depuis  la  fondation  de  la  monarcliie  jns- 
qu’an  10  aoüt  1792*  (©ar.  1808,  6 ©be.;  2.  '.'lufl. 
1811,  7 ©be.).  1814  begleitete  er  bie  fran;öfifd)e  ©e* 
ianbtfibaftgumAoiencrRongreg,  unb  biegrud)t  feiner 
Anwefenbcit  iit  Sicn  War  bie  »llistoire  da  congrüs 
de  Vienne«  (©ar.  1829,  8 ©be.). 

grlntbe,  fceinrief)  Dbeobor,  Mtoriler,  geb.  1. 
Suiti  1827  in  Alt*Danneberg  bei  ©offen,  ge|t.  28. 
©läy  1900  in  Soidjwig,  befuebte  bie  gürftenfcbule 
in  ©leigen,  ftubierte  in  Scipjiq  ©bilologie  unb  Ge* 
febiebte,  warb  1850  ®t)mnafialfel)ter  in  ©lauen  i.  ©., 
1867  ©rofeffor  an  ber  gürftenfcbule  ju  ©lei fielt  unb 
trat  1895  in  ben  Slubeftanb.  Sein  Spauptwert  ift  bic 
Umarbeitung  unb  gortfegung  (bis  1866)  non  ft.  S. 
©öttigerS  «öefd)id)te  bes  fturflaatS  unb  ftönigreicbS 
Sacbfcn*  (neue  Aufl.,  ©otba  1867—73,  3 ©be.).  Wie 
er  auch  burch  Gin,jelunterfud)ungen  jur  fdchfifdicn 
0efd)ichte  manches  geleiftet  unb  Biele  Artifel  über  f äd) * 
iifehe  ©erfönlichleitcn  für  bie  »Allgemeine  beutfefje 
Biographie«  gefdirieben  haL  Unter  anberm  eridüen 
non  ihm:  »St.<lfva,©efd)id)tc  ber  föniglidj  fätbfifibcn 
gürflenfchiile  jn  ©leigen«  (Scipg.  1879),  ferner  »3)oS 
Zeitalter  ber  tSeftauratioii  unb  Sleuolution  1815— 
1851  * (in  OndenS  »Ungemeiner  Gcfd)id)tc  in  Ginjel* 
barftenungen«,  ©erl.  1883),  *©efd)ichte  ber  ncnc)teu 
3eit«  (©b.  10—12  ber  ©rolefdjfn  «SlUgeiueinen  23ell> 
gefchidhtc«  Bon  glotbe,  öergberg  u.  a , bnf.  1887— 
1892).  Sln^  gab  g.  »Deutfdje  Sieben«.  Denlmälcr 
jur  oaierlänbi|d)en  ©efdudjtc  bcS  19. 3af)rbunbertS* 
(Seipj.  1893  — 94,  2 ©be.)  heraus, 
glatlicab  SHBer  C|pr.  föti  (i«Pb),  f.  Glarfc’S  gort, 
glatllcabd  (fpr. pätobebp*,  »©lattfönfe«),  f.  Sclifd). 
glatholm,  3'iiel  «iit  gort  unb  Seud)tturm,  in* 
mitten  ber  breiten ©lünbiing  beSScBem,  tnGttglanb. 

glntolu,  ftreisftabt  im  preug.  Slegbej.  SRatien- 
Werber,  jwifeben  fünf  Seen  an  ber  ©iumia  unb  an 


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666 


Flat  races  — Flavedo. 


btt  SlaatSbafinHnie  Scbneibemflbl-Xiricbau,  bat  tint 
eBangelifcf)e  unb  2 falb-  ff  ircfjen , Sgnagoge,  Scblofe 
mit  Bart  unb  Xiergarten,  Xenfmciter  ffaifer  JBtt- 
belmS  I.  unb  3abnS,  slriegerbenfmal,  WeltungSbauS, 
Amtsgericht,  Dberförflerci,  Bierbrauern,  Xainpftifd)- 
lerei,  > Xeflittation,  • 3d)neibemübte  unb  -Blolferei, 
ßlettrigitätSwerf  unb  am)  4018  meift  eBang.  ßin- 
raoljner.  — g.  ift  Bermutlid)  um  1339  uum  Xeutftfjen 
Witteroibeu  angelegt  roorben;  eS  bilbet  eine  gum 
preufeifcben  ffronfibeifommife  gehörige  §errfd}aft  mit 
groBeu  ©albiingen,  beten  9iiefjbraud}  bem  Bringen 
firicbrid)2eopolb  non  Breiigen  gnftebt  Sgl.  ©oerfe, 
ffleograpljie,  Statijtif  unb  fflefd)id)le  beb  JÜretfeS  g. 
(glatow  1899). 

Flat  races  (eng!.,  g>r.  (um  rfM),  f-  gtncf)renncn. 
glntlcrbiiife,  (.  Junens. 
glattereid)boru,  f.  ßiebborndjen. 
gtattcreibccbfe,  (.  Xradje,  3.  154. 
glatterer  (gtattertierc).  Ctbnung  ber  Säuge» 
tiere,  foBiel  mit  Jpanbftügter  (i.  b.). 

glatterfafjrcr,  ®aunerauübrud  für  bie  Vertreter 
einer  Spegialität  beS  gewerhSmäfeigen  Xiebftal)lS,  bie 
in  bem  AuSräumen  ber  Xrodenböbctt,  inSbef.  bem 
BJegbolen  aufgebängter  SBäfdje  befielt, 
glattcrgras,  f.  Milium, 
glntterbmib,  f.  glcberbunbe. 
glatter  ie  (franj.l,  Sdnneicbelei,  Schöntuerei, 
glattcrmafi,  f.  Belgflatterer. 
gtattermine,  [.  Blüte.  ' 
glattcrruf),  f.  Stufe, 
glattcrrüftcr,  f.  Wüftcr. 
glattcrticre,  Orbnung  ber  Säugetiere,  fouiel  wie 
^anbflügter  ([.  b,). 

tatterulmc,  glattenüfter,  f.  Stifter. 

(atticren  (frang.),  einem  fcbmeidieln,  iljn  lieb» 
foien;  glalteur  (Irr.  -tSr),  Schmeichler. 

glatulcug  (lat.),  f.  Blähungen;  flatulent,  blä- 
bcitb.  bläfefüäitig;  gtatiiS,  Blähung. 

t5i«h»  einer  ber  oberften  JJnnguftüffe  rechterfcitS, 
entftebt  au8  ber  Bereinigung  beö  BeminatnoffcrS  mit 
©letfeherbädjcn  ber  Berninagruppe.  Xer  Bernina- 
bach  entftrbmt  bem  Keinen  Sago  Wero  (2222  m) 
auf  ber  2>i)bc  beS  BerninapaffeS,  nimmt  ben  Abfluß 
beS  Blorterat[<bgletid)erS  auf,  burdjbrauft  in  ber 
Bunt  Ota  (Boutreftna)  eine  gelfenfpalie,  Bereinigt 
fid)  gleid)  nachher  mit  bem  Wofegbncb  unb  nimmt 
albbann  für  bie  furje  Slrccfe  feines  Unterlaufs  ben 
Warnen  g.  an.  ßr  niünbct,  19  km  lang,  bei  Santa- 
beit.  1724  m ii.  BL 

gtau , frafttod,  matt;  bezeichnet  im  Jpanbel,  bafe 
bie  Wad) trage  gering,  berBreiS  gmngaflen  geneigt  ift. 

gtaubert  (gar.  |totfa),  ©uftase,  (rang.  SRoman- 
fdfriftftetter,  geb.  12.  Xe}.  1821  in  Miauen,  geft.  ba- 
fclbjt  7.  Biai  1880,  Sohn  eines  angefefeenen  unb  Ber- 
mögenben  tlrjtcS,  ftubierle  anfangs  ebenfalls  Bie- 
bigin , ging  bann  aber,  feiner  Steigung  folgenb,  gur 
Literatur  über  unb  Beilegte  fid)  mit  ßifer  auf  poe- 
tiftfee  Arbeiten,  wobei  ifern  befottberS  Bictor  Sjmgo 
unbBgron  gumSorbilb  bienten.  Xiefer  romantifefeen 
Widjtung  fpäter  entfagenb,  toanbte  er  fid)  ber  ent» 
gegengcjejjten  Seite  gu,  inbein  er  nun  ba«  wirtliche 
Sebcit  auf  baS  forgfältigfte  barguftellen  futfete.  Sin 
ßrgcbniS  btefer  Bcitrebuitgen  lnar  bcrWontan  -Ma- 
dame Bovnry.  (1857;  beutfd)  Bon  ßltlinger,  2.  Auf!., 
XreSb.  1902,  unb  Bon  geuflcl,  Stalle  1896),  ber  als 
balfnbreefeenb  für  bie  nnturaliftifd)e  Schule  ber  ®on- 
court,  3ola  tc.  begeidjnet  werben  mufe.  6S  ift  bie  la- 
mentable ©efc6id)te  einer  »Unoerftanbenen«  bcrBro- 
Ving,  bie  ber  Xid)ter  mit  unerbittlicher  Watuvtreue, 


überlegener  ffälte  unb  in  ftreng  gefeilter  Sprache  er» 
gäfelt.  Balb  barauf  machte  g.  eine  Weife  nach  XuniS, 
wo  er  bie  Anregung  unb  ben  Stoff  gu  bem  hiftorifcf)- 
ardjäologifcben  Mioman  »Salammbö«  (1862;  beutfeh, 
granff.  a.  BL  1863;  Bon  ffufen,  XreSb.  1900;  aud) 
in  SteclamS  Unioerfal-Bibliotbef)  empfing,  ©egen- 
ftanb  beSfelben  tfl  ber  Aufftanb  ber  BiietStruppen 
gegen  ffartpago  gur  3eit  IpamilfarS,  beS  BaterS  Bon 
ipannibal,  unb  baS  ©ange  eine  Sdfilberung  beS  in- 
nem  unb  äufeem  SäejenS  ber  allen  Buniergabt,  mit 
glängenber  Bradjt  entworfen,  aber  bod)  ohne  wirt- 
liches 2ebeu.  Späterhin  erfd)ienen:  »L’äducation 
sentimentale.  Histoire  d'un  jeune  homme*  (1869), 
ein  nod)  troftloferer  Mioman  als  »Madame  Bovary«, 
ber  auf  baS  Bublifum  einen  gerabegu  unheimlichen 
ßiubrucf  modjte;  »La  teutation  de  saint  Antoine» 
(1874;  beutfd)  Bon  ßnbrulat,  Strafeb.  1874),  ein 
geiitreicheS , aber  ermübenbeS  philofophifch-tultur» 
gefchichtlicheS  Bhantarteflücf ; enblich  brei  fauber  auS- 
geführte  MioBclTen : »Trois  eoutes«  (1877).  ßin  poli- 
tifcheS  Schaufpiel  Bon  g.;  »Le  Cnndidat«,  war  auf 
bem  BaubeoiQctheater  1874  ohne  allen  ßrfolg  Bor- 
übergegangen.  Xurch  biefe  wieberholten  ßnttäu» 
fchungen  nerbittert,  auch  t»om  öang  ber  politifchen 
Xinge  niebergebriidt,  gog  fich  g.,  ber  an  epilephfchen 
Ülnfätlen  litt,  in  bie  (einfamteit  auf  fein  SanbhauS 
ßroiffet . unweit  Wauen , gurilct  (baSfclbe , baS  einft 
ber  ?lbb<  Bctsoft  bewohnte)  unb  fdjrieb  noch  ben 
ntenfd)enfcinblichen  unb  unermüdlichen  fatirifchen 
Woman  »Bourard  et  I’ecuehet-  (1881).  3n  Miouen 
Würbe  ihm  1890  ein  Xenfntal  errichtet  Sine  Öe» 
iamtauSgabe  feiner  SSerfe  rrfchien  1885  in  8 Bänben. 
Wach  ieinem  Xob  erfchienen  nod)  feine  Briefe  an 
©eorge  Sanb  (4.  Ülufi.  1889)  unb  ferne  »Corrcspou- 
dance«,  bie  3e>t  bon  1830  — 80  umfaffenb  (1887  - 
1893,  4 Bbe.).  Sgl.  Blignot,  Ernest  Chevalier. 
Son  intimite  aveo  Oust.  F.  (Briefe  glauhertS,  Bar. 
1888);  Xarner,  0.  F.  a a seen  iu  bis  works,  etc. 
(Conb.  1895);  ß.  gaguet,  Flaubert  (Bar.  1899»; 
len  Brinf,  Gnstave  F.  (2>oag  1901);  ßhriften» 
fen,  Gast.  F.  (ffopenh.  1903). 

glnum  (gla umfebern),  f.  gebent. 
lattS,  fooiel  wie  grieS  (©ewebe). 
laatando  (flautato,ilal.,»fliitenb«),  SortragS- 
hcgeidjnung  beim  Biolinfptel,  hebeutel,  bafe  bie  Saite 
nid)t  wie  gewöhnlich  nahe  am  Steg,  fonbern  mehr  in 
ber  Bütte  angefpicll  Werben  fott , woburch  bie  gerab- 
gahligen  Dbertbne  (ber  2.,  4.  tc.)  hefeitigt  Werben  unb 
ber  Xon  eine  weichere,  tlarinettenariige  garbe  an- 
nimmt.  Sgl.  aud)  glageolett. 

glautc,  eine  flaue  Bvije. 

Flauto  (ital.),  glöte;  F.  piccolo,  Bidelflöte;  F. 
traverso,  ßuerflöte;  F.  dolce,  Sdmahelflöte. 

glabauilttt  C1BUMN1:  entftebt  beim  ßriiipett  Don 
Bcetanilib  mit  ßhlorgint,  hübet  lange,  farhlofe  Wa* 
betn,  ift  fchwer  in  ffiajfer,  leicht  in  tHltobol  unb  Ben- 
gol  löSlid),  fehmilgt  bei  97°,  ift  flüchtig  unb  bilbet 
Salge,  bie  Solle  unb  Seibe  gelb  färben.  XaS  Chlor- 
hhbrat  C„H„N1HC1  triflaDifiert  in  gelbroten  BriS- 
men  mit  blaurotem  Mteflej  unb  ift  in  SBaffer  gieuüid) 
leicht  löSli^. 

glavauritt  (31  eu gelb)  CsH,N,0,SNa,  ober 
( '„H, . ONa . (NO,), . S03N'a,  binilvopbeitoliulfoiaurcS 
Slatron  oberSmmouiaf,  wirb  bargeflellt  burchltoihen 
Don  nitrophenolfulfofauvemffalimil  Bcrbunuler  oal- 
peterfäure,  ift  gelbrot,  in  Blaffer  löslich,  bläht  fub 
beim  ßibipcn  ftart  auf,  bient  gum  ©etbfärhen  Bon 
SBotle  unb  Seibe. 

Flavedo,  f.  Citrus,  S.  164. 


667 


gtaoeofin  — Fliehe. 

SMoöeofmC^oHnNjO,  entfielt  beimSerßbmeljcn  berius  unb  fflermanicuS  unb  naf)iu  nm  gclbjua  beS 
oon  Acettjlbiätbblmetapbenblenbiamin  mit  ©btbal»  leßtent  gegen  ©enuanien  18  n.  ®hr.  teil.  Sein  eobn 
fäureanl)t)brib  unb  ©erjeifen  beb  cjebilbeten  ©btbn-  gtalicuä  (f,  b.)  war  für.;«  3eit  5 lieft  ber  Sberusler. 
leinS  mit  (ou jentrierter  Scbwefelläure.  ®8  bilbct  glcUnil,  gabrilborf  im  fdjnjei,«r.  ÄantonSt.Sal» 
einen  gelben  garbftojf  mit  fcfjöner  gluoreSjenj.  len,  $auptort  beS  ©ejirlS  Unter-Xoggenburg,  618  ui 
3flat>cöjicrcn((at),  gelb  Werben,  Bergt!  ben;  fla»  ü.  VI.,  an  ber  Sifenbabnlinie  ©orfdjiacb-Snitertbur, 
oesjdnt,  gelblid),  inj  treibe  fpielenb.  mit  SRuffelm»  u.  ©aumwollnianufaltur,  Aia(diinen- 

fflnöier,  röm.  JtaiferbauS,  bent  bie  ffaifer  XituS  fritf erei  unb  a«oo)  4878  meift  proteft.  ©inwobnern. 
glaoiuS  ©efpafianuS  (69 — 79  n.  ®!)r.),  XituS  ff  lflglct)=9lbtci  ((pt.  ftädsii.),  gut  erhaltene  Älofier» 

(79—81)  unb  XomitianuS  (81—96)  angebürten,  ruine  in  ffllouccfteribire  (Snglanb),  4 km  »on  SJeft» 
unb  baS  mit  beb  leßtent  ©rmorbung  unterging.  burt|  on  Sebent,  aub  bem  12.  Onljrt]. 

ff  lauiflnbüpr.. miniu.  t)(g.  »tu  r»D  jerain)  stabt  fflajmatl  (fpr.  gäiMmati),  3 o i) n , engl,  ©ilbbauer 

im  fron}.  Xepart.  tiötc-b'Cr,  Arronb.  Semur,  425  m unb  3«n^ner,  geb.  6.  3uli  1755  in  7)or(,  geft.  7.  'leg. 
ü.  VI..  auf  einer  [(eilen  Anhöhe  über  bem  Ojerain,  1826  in  2onboit,  loibmcte  fid)  auf  ber  föniglithen 
hat  eine  fdjane  golifcbe  Strebe  aub  bent  13.  3ahrt)-,  Vlfabemie  unb  fpäter  unter  ber  "Anleitung  Bon  ©anfS, 
alle  Stablmauem  mit  jwei  Xoren,  9f efte  einer  Abtei  ®.  ©untberlanb,  Sfjarp,  Blafc  unb  befonberb  Slot- 
(aub  bem  8.  3abrb-),  «in  fdjöneS  Xominifanerflofter  hart  ber  'itilbljauerfunil.  1782  heiratete  er  Anna 
mit  meteorologifdjem  Dbfernaloriunt , fiiforfabrifa.  Xenman,  bie  auf  feilte  Stubien  einen  gfinftigen  ®in* 
tion  unb  dtou  863  ©inro.  - 2)  Xörfihen  im  ©).  oon  flufi  üble,  unb  mit  ber  er  1787  nad)  3talien  ging, 
Sieg,  nabe  ber  ®bauff««  ®eß»©erbun.  würbe  18.  wo  er  fiebeit  3«bre  nerweilte.  ©ad)  [einer  Süinebr 
Aug.  1870  in  ber  Sd)lad)t  oon  ©ionüitle  (f.  b.)  ben  würbe  er  1800  SJiitglieb  unb  1810  ©rofeffor  bet  ©üb- 
granjofen  Bon  Xruppen  beS  3.  UürpS  entriffen.  banerfunft  an  ber  Vllabemie  ju  Vonbon.  g.  war  einer 
fflaPigut),  ©icomte  be,  f.  Agoult.  ber  erflen  ftünftler,  bie,  Sjindetmann  nadjeifenib, 

fflatriii , f.  duercilron.  ben  ®ei[t  ber  autifen  Shinft  erfaßten;  feine  Sfonipofi- 

fflnuttiö,  ©ame  eines  gur  3«>*  ber  ©ömerberv»  lionen  |mb  oft  non  großartiger  Auffaffmtg,  fein  Stil 
fd)aft  bureb  ganj3talien  Berbreitcten  ®efd)lcd)ts.  Xie  ift  ebel  unb  rein.  ©eioubcrS  haben  ißm  feine  Umriß- 
nambafteften  Xriiger  beSfelben  ftnb : jeidjuungen,  worin  fidi  ber  ©etdjtum  feiner  "ff  bautafie 

1)  ©iniuS  g.  ,3obn  bed  AncuS,  war  Schreiber  am  Bolllommenften  entfaltete,  großen  Stuf  erworben. 

beS  3«nforS  AppiuS  (XIaubiuS  ©äcuS  ;u  ©am  unb  Am  berühmteren  finb  bie  Umriffe  ju  fcometd 
Beröffentlid)te  «IS  folcber  ein  ©erjeidiniS  aller  Klag»  »Obpffcc«  ([Rom  1793;  nad)geftod)i'n  Bon  ©iepeii- 
unb  ©eidjaftsfonnelii,  ber  fogen.  Legi«  actioues,  baufett  [©ötting.  1803 ; neuer  Abbrud,  ©erl.  1865J, 
unter  bem  ©amen  Ius  FUvianum  öfters  erwähnt,  Schnorr  u.  a.)  unb  »3liaS«  (2onb.  1795);  ferner  bte 
fowie  ber  ®erid)tStage  (ber  Die«  fasti  im  ©egenfaße  3«'(*inungen  ju  Xante  (neu  brSg.  1867),  bie  ©lütter 
«u  ben  nefaati),  WoBon  bis  baljin  jum  iRaibtcü  ber  ju  AfdjtploS  (beibe  geftod)enBon©iroIi)  unb  ju  Jicüob 
©lebejer  bie  ©atrijicr  allem  genauere  SenntitiS  be<  (geftotben  Bon  Slale);  feine  [ed)S  Sitten  unb  fein 
feffen  batten.  XaS  ©olf  erhob  ihn  bafür  304  B.  ®hr-  Ügolino.  ©on  feinen  plaftifdjen  Süerfen  finb  hernor- 
jum  furulifcben  Äbilen.  ,iuheben:  bie  Sigur  ber  grtedtifeben  Sfottiöbie  unb  bie 

2)  fflajuä  3 Sintbria,  einer  ber  wilbeften  ©ar-  dteliefo:  ber  Sdjilb  beS  AdjilleS;  bie  ©cftalin;  ©afarS 

teigänger  beS  SRariuS,  würbe  in  bem  Sürgerlrieg  Xob;  Apollon  unb  HRarpeffa;  SBiüiam  3oneS,  bie 
»lBifd)fn  Sulla  unb  SRariuS  bem  StonfuI  2.  ©aleriuS  inbifd)en  ®efeßbiid)er  fammelnb;  bie  'JRarmorftatuen 
RtaccuS,  ber  86  B.  ®br-  nath  Aßen  gefbbidt  warb,  um  berSefignation,  cinerSiltoria  ju  2ccbS,  einer  ©fb<he, 
Sulla  Born  Oberbefehl  gegen  SRithrabateS  ju  Ber»  eines  Apoüott  als  flirten  unb  beS  3oI)n  Sfcntble  in 
brängen,  als  2egat  beigegeben,  übernahm,  naihbem  ber  fflcflminftcrabtei.  ©on  ben  Bielen  Bott  g.  ge- 
bet ft  onful  bei  einer  buva)  ihn  erregten  ÜReuterei  ben  fipaff enen  Xeufmälem  finb  ,;u  nennen : baS  Xetthual 
lob  gefunben  hatte,  felbft  ben  Oberbefehl,  brachte  beS  2orbS  Slanopelb  unb  baS  ber  gatnilie  Saring 
aMitbrabateS  mehrere  bebeutenbe  ©erlufte  bei  unb  gog  tu  SRicpelbencr  in  öaiupibire ; Sfelfons  ©rabntal  unb 
barauf  pliinbentb  unb  Berwüftenb  in  ganj  ftleinapen  sie  Statuen  3ofhua  SlcänolbS'  unb  Abant  ."ömoee 
umher.  AIS  aber  Sulla  84  nach  Apen  überjeßte  unb  in  ber  ©aulSfirche  ju  Vonbon;  ©ittS  Statue  in 
alle  ©erjudje  beS  g.,  ihn  ju  belümpfen,  feblfchlugett,  ÖlaSgow.  glarmatiS  anatomifche  Stubien  erfchientn 
ja  foqar  fein  ^>ecr  ihn  nerließ.  gab  er  ftd)  im  Jempel  u.  b.  X.:  »Anatoinioal  Studie«  of  the  boncs  aud 
beS  "iUtulap  ju  ©ergamou  felbft  ben  job.  Seine  muscles  for  tlie  use  of  artUts«(19©latten,  geftochen 
"I nippen,  bie  gimbriauer,  mußten  jur  Strafe  für  Bon  2anbfeer,  Xert  Bon  AI.  ©obertfon,  2onb.  1833); 
bie  SReutcrei  bis  jum  Gilbe  beS  britten  ©litf)rabati»  feine  »Lectuces  on  aculpture«  (baf.  1829,  juleßt 
fchen  ftriegeS  in  Aiien  bienen.  1866)  bienen  noch  jeßt  alS  Unterrichtsmittel. 

glanius  ©cfpafianuS,  f.  ©efpafiamiS.  gläj  lg  I aß , g 1 B ß),  ein  grober,  flegelhafter 

glabiuS  ütcfpnfianuS  XituS,  f.  XituS.  ©Icujch.  XaS  Sott  erfdjeint  juerft  1611  bei  Öeloig 

glaBoii  C,H4(C,0,H[C,U,]),  eilt  ©licntjlpheno-  unb  wirb  jurüdgeführt  auf  ben  3«naer  ©rofeffor  ber 
ppron,  Bon  bem  (ich  etne  Attjabl  in  ber  ßiatur  Bor- ; Xheo|ogte  ©lattbiaS  glaciuS  (f.  b.). 
lommenber  garbftoffe,  wie  baS  ©hri)fm  ber  ©appel-  Fl.  <1.,  bei  ©flaitjennamen  Abfürjunn  für  »Flora 
fnoipen,  gifetiit,  Ouncetin,  ©hamnetin,  ©uleolin  ic.,  danica«  (1761  begonnen  Bon  Ober  unb  bis  in  bie 
ableiten.  Xieje  garbftoffe  fotmtien  j.  X.  nicht  im  neuefle  3cit  fortgejeßt). 

freien  3uftanb  in  ben  ©flanjen  Bor,  fonbern  mit  gftebbe,  fooielwieotimidmeppe,  breiedig  gefornt- 
3uderarten  (namentlich  mit  3fobulcit)  ju  ©Ißlofiben  teS  3eugftüd  (glor)  als  3«i<hen  ber  ©Jitwentrauer. 
Berbunben.  Aüe  giaBonberioate  ftnb  gelb,  unb  bie  auch  allgemein  Bon  ben  an  einem  gürfleitßofe  uerfeb 
für  bie  ©rajiS  wichitgen  ftnb  auSfchließlid)  Seijen-  renben  Xanten  Wäbrenb  einer  2>oftrauer  unter  bem 
jarbftoffe.  §ut  unb  über  bem  $hiar  getragen.  S.  Schncbbe. 

glaPopurpurtu , f.  ©urpurin.  Flebllefital.),  mufilaltfche  ©ortragShcjeichnung: 

glaBuS  (»ber  ©lonbc«),  ©ruber  beS  G^cmc-fer-  fläglich,  weincrlid). 
fürften  AnniniuS,  biente  im  rBmifchen  ^eer  unter  Xi-  Flholie  (fraitj.,  |pr.  Wf).  ©feilidjanje  f.  glefdje 


668 


glecfje,  £a 

fflbrhc,  Sa  (iw.  (MW),  'Jlrronbiffciiient0^iu4)tflabt  I 
im  fratt).  Tcpart.  Sartre,  um  2oir,  Shioteitpunft  ber  | 
Crlfandbafjn,  fjat  eine  1764  gegrüttbetc  SRilitärfdjule 
(Prytanbe,  früher  ein  1607  ton  jöeinridj  IV.  geflifte- 
ted  3ffuttcntoüegium),  bic  400  yjögtinge  aufnimmt, 
mit  einer  Sibliothcf  ton  20,000  ©iinben,  (in  Stabt» 
bauä  aus)  bem  18.  Salict).,  Theater,  Sftufeunt.  ©ronje- 
itafuc  2>cinrid)8  IV.,  jgabritation  ton  ©apier,  2eber, 
$anbfd)uben,  galjrräbem  unb  o»oi)  8728  (alb  ®e- 
metiibelO,519)Einw. — g.  tarn  im  14. 3af)ti).  an  bad 
Öaud  Sllcnqon,  1616  an  bad  $>aud  ©ourbon.  Röntg 
fyeinrid)  IV.,  bent  t)ier  ein  Stanbbilb  erridjtet  mor* 
ben  ift,  weilte  öfterd  in  bem  bortigen  töntgtidjen 
Schloß.  Er  fehentte  bad  testete  ben  Scfuiten,  um  cd 
yu  einem  stolleg  utnjuwanbeln,  in  beifeu  Rapetle  fein 
,'jei  j beigefept  »erben  fottlc  (1604).  Sind  biefem  cf)e» 
malb  berühmten  Slotleg  gingen  unter  anbem  Ted» 
carted  unb  ©rinj  Eugen  ton  Saüoßen  beruor.  ®m 
8.  Tc).  1793  »uvbeit  l)icr  bic  Stoüalijtcn  ton  ben  re- 
publitamfd)enTrnBpcn  unter  38cft  enttarnt  gefdjlagen. 
tilgt,  SRonpct),  Histoire  de  In  F.  et  de  sea  Seig- 
neurs (Sa  gted)e  1876  — 79  , 3 ©be.). 

fflcdlia  (fpr.  gwiü),  ©iooanni,  bebeutenber  ital. 
Sprad)forfd)er,  geb.  6.  Dion.  1811  in  ©ioeronc  bei 
3trea,  aeft.  3. 3itti  1892  ald  ©rofeffor  für  Oergleid)enbe 
2prad)forfd)ung  unb  Sftomaniftit  an  ber  Unitcrfität 
Turin.  Er  war  Viulobibatt  unb  machte  fid)  juerft  burd) 
Überfettungen  aut  'IRoorcd  ©ebidilett  tmb  bem  »R&- 
inüyuuu«  unb  - Uah&bh&rata«  (1848  ff.)  befannt. 
1856  ocröffcntlichte  er  bie  erfie  Sandfritgrammati!  in 
italienifthcr  3prad)e  unb  Würbe  ©rofeffor  bei)  San8> 
fritd  in  Turin.  Später  wenbete  er  fid)  befottberd  ber 
italienifd)cn  Tialcltforfchung  ju.  Seine  »idjtigften 
Arbeiten  auf  biefem  fficbicte  teröffcnt(id)te  er  in  ben 
©bbanblungcn  ber  Türmer  ©fabetnie  (1871 — 74)  unb 
in  bem  ton  Stdcoli,  feinem  bcbeutcnbften  Sdjitlcr,  getei» 
teten  > Archivio  giottologicoit&liano«.  'Don  ben  leg» 
tein  Arbeiten  Hub  befonberd  bertortubeben  bie  »Po- 
stille ctimologiche«  (©b.  2,  1876;  ©b.  3, 1878)  unb 
bie  »Annotazioui  sistematiche  alle  anticbe  Hirne 
üenovesi«  (©b.  8,  1882  — 86;  ©b.  10,  1886—88). 

ffttcfyicr  ((pr.  ,«lf),  Efprit,  namhafter  franj. 
ftanyelrebncr  unb  Sd)riftftc(ler,  geb.  10.  3uni  1632 
jtt  ©erned  in  bei-  ©rnffdjaft  ©cnatjjm,  geft.  16.  gebr. 
1710  in  UllontpcUier,  »ar  eine  3eitlang  3efuit,  bann 
Scfjrcr  ber  Siljelorif  in  Siavbomte  unb  ging  1669  nadj 
liario,  »o  er  balb  als  S(an;elrebner  grafen  Stuf  er 
langte  unb  mit  ben  Sdjöngeiftem  bed  §6tel  be  Siam- 
bouillet  eiel  bertcljrte.  Seine  Scid)ettrcben,  indbef.  bie 
aitfTuremte,  ftnbSRciftermerfe  ber  bübent  ©erebfam» 
(eit.  ljuglci<g  mit  Siactne  1673  in  bie  Slfabcttiie  auf- 
genommen,  warb  er  burd)  SubWigXIV.  1686  ©ifcf)of 
»on  Saoaur,  1687  Bon  Sittned,  wo  e»  bic  Wabcmic 
griiitbcte.  Sion  feinen  ©Jetten  (Siimed  1728,  10 ©be.  , 
neue  "Hudgabe  Bon  SJiignc,  baf.  1856  , 2 ©be.)  Tmb 
neben  ben  oft  aufgelegten  »Oraisonsfnnöbres«  (©ar. 
1681,  julcgt  1878;  beutfd)  Bon  2uß,  Tübing.  1847) 
;u  ertoäfjnen : »Ilistoire  de  Theodose  le  Grand« 
('©ar.  1679;  neue  ülueg.,  Toumai  1892);  »Histoire 
du  Cardinal  Ximenes*  (©ar.  1693,  2 ©be. ; beutfd) 
Bott  grig,  ©Jürjb.  1828)  unb  bie  »Panbgyriques  des 
Saints«  (©ar.  1690,  3 ©be  ).  Seine  Tidjtungen  in 
franjöfifdjer  unb  lateinifdjei:  Sprache  finb  ht  ben 
• (Euvrcs  posthumes«  (©ar.  1712)  abgebrueft.  ©gl. 
Telacroij,  Histoire  de  F.  (©ar.  1866  , 2 ©be.); 
91.  gabre,  I.a  jcunes.se  de  F.  (baf.  1882,  2 ©be.); 
Tcrfelbe,  F.  orateur  (1672 — 1690),  fctude  critique 
(2.  «ufl. , baf.  1886). 

ffteif)fc,  j.  Sehne. 


— gleite. 

fflcthfig,  ©aul,  Kebijiner,  geb.  29.  3uni  1847 
in  (froidatt,  itubierte  feit  1865  iltebijin  in  Seipgig, 
»ttrbe  1872  ©ffiftent  am  pathologifdien  3nftilut  unb 
ber  ntebijinifthett  ©olitltnit,  1873  am  phpfiotogifdicit 
3nftttut  ber  UniBerfität  Seipjig,  1877  aufterorbent» 
lid)er  ©rofeffor  ber  URebijin,  1878  ber  ©jqdjiatrie. 
1882  Slireftor  ber  pfn^iatvifcheit  unb  Pi’enjcntlimt 
unb  1884  orbentlidjer  ©rofeffor  ber  ©fltthiatrie.  ®ie 
3ahre  1878  unb  1879  oerlebte  g.  in  ©crlin,  SSiett 
unb  ©ans  (um  Stubium  bed  3rren»efend  unb  bed 
pfhthiairifd)en  Hutemditd.  Seme  £>aupt»erte  be- 
treffen ben  ©au  bed  mett|d)lidien®ehtmd  unbSüdett» 
marfd.  Er  »enbete  jur  Erforfthung  bedfelben  bie 
sott  ihm  audgebilbete  cittwidetungdgeidjithtitdie  ÜRe» 
Ihobe  an,  weld)e  bie  ^ufammenfegung  hefonberd  be« 
oleljimd  aud  jahlteidieit  Unterorganen  beuüicber  ald 
trgenb  eine  nnbre  ©iethobe  crfeititen  lägt.  So  ge- 
langte g.  unter  attbernt  ju  beut  9iad)»eid,  bajj  bic 
Wröfjhinioberflädje  fid)  in  eine  Vlttjahl  gelber  glie« 
bert,  bie  er  ald  Stnncd»  unb  üljfojialtondjentren  be 
(eidfnet  hat  3n  ben  legtem  erblich  g.  bie  eigentlidien 
jenforgane,  bie  bad  menfd)lithe  ©ehtrn  in  charafte- 
riilifchet  Seife  Born  ticnfdjeu  imlerfdjcibcn.  Er  fthrieb : 
»3)ie  2eituttgdhal)nen  im  ffiehtrtt  uttb  ih'itdenmarf 
bed  3Äen)d)ett  auf  ©runb  ent»idelimgdge[d)ichlltd)er 
Uitlerfud)utigen  bnrgefiellt«  (2cipj.  1876i;  »llber 
Snftcmerfraiifuttgen  tut  SRüdeutuat!«  (bai.  1878); 
• ®ef)ini  unb  Seele«,  Siebe  (baf.  1896);  »Tie  2o« 
talifation  ber  geiftigen  ©ornmtge,  ittdbefonbere  ber 
Sinncdempfinbuitgeit  bed  SKcttfdjen«  (baf.  1896); 
»Tie  fflrenjcn  gei)tiger  ©efunbheit  uttb  Äranlheit« 
(baf.  1896).  ©on  feinen  jahlreiihat  Mujfäjjen,  beton- 
berd  im  »Sieurologifchen  (fentralblait«,  ift  am  »tth« 
tigften:  »Sleue  Unterfudmugen  über  bieSSartbilbung 
in  beit  menfd)iid)en  ©roghtnilappcn«  (1898). 

fflei©te  (Herpes),  früher  unb  imSoKdtmmb  ttod) 
jegtgebräud)ltd)e©ejeid)nuttg  jebcdchroittid)en  »StuS- 
jd)lagd«.  Sieucrbingd  finb  jatjlreidje,  früher  ald  g. 
bejeidjnete  ©udfdilagdfornien  in  bad  ©ebiet  _bed  Et« 
i jemd  (f.  b.)  Benoteten  worben.  Siur  für  bie  Sd|up« 
penflethte  (©foriaiid)  uttb  für  bie  ©lafen*  ober 
©(äächenfledjte  (Herpes)  h<tt  man  ben  Siaincn  g. 
heihehalten.  ©ei  legtercr  gönn  treten  mehrere  gntp- 
Ben  Weife  auf  gerBIetcr,  entjünbeter  i>aut  heifammen- 
ftehenbe,  hirfetom*  hid  ltnfengrofje  ©tädchen,  bie  ur* 
Iprüngiidh  mit  ttarer  glüffigteit  gefüllt  finb,  an  biefer 
ober  ictter  Stelle  bed  Rörperd  rafd)  auf  unb  Bet» 
fd)Winbeit  wieber  nach  ©erlauf  einiger  Tage  ober  höd)« 
itend  Sodjcn , nad)bem  ber  3nholt  ftch  erft  trübte, 
bann  eintroefuete  unb  eine  ©orte  gehilbet  hatte,  bie 
julcht  ohne  Siarhenbilbung  abjäUt.  SJiait  unter« 
üheibet  folgettbe  gormen  ber  ©täddjenfledhte:  1)  Ter 
Herpes  labialis  s.  facialis  erfd)cint  mcift  ohne  be- 
taimte  Seranlaffung  am  SÄunbc,  an  ber  Siafe,  am 
Ohr,  an  ben  Vlugcitlibem  tc-,  aud)  auf  ber  ä)iunb* 
unbSiachenfchleinihaut,  guntal  bei  fieberhaften Rrant» 
heilen.  2)  Ter  Herpes  progenitalis,  an  ber  ©oi  baut 
bed  männlichen  ©licbed,  bei  grauen  geWhhulid)  an 
ben  grofcen_3d)amlippen , ift  ehenfaltd  ein  ganj  un» 
fcbulbigcd  Übel,  bad  bei  manchen  3nbioibttett  fehr 
häufig  loteberfehrt,  aber  binnen  Wenigen  Tagen  wie» 
ber  oerfchwinbet.  3)  Tic  01lrtelflcd)te  (öürtel* 
audfdjlag,  Herpes  zoster,  Zona)  gewinnt  oft  große 
©udbreituiig  unb  tann  überaud  heftige  Schmeneit  Ber» 
ur  jachen ; jte  fommt  am  audgeprägteften  am  IHumpfe 
Por  unb  umgibt  hier  wie  ein  halber  ©iirtel  ben  2cib. 
Tem  ©udhruch  ber  ©itrtetjtechtc  geht  gewöhnlich  eine 
heftige  ©citralgie  Porauf,  bic  and)  währenb  ber  ©litte 
bed  «udfdjlagd  nod)  anhnlt.  Tiefelbe  g.  Wirb  auch 


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Flechten 


WM 


H»*.  Ha 


ftlitdie.  tf*  «m.  «*n.  *a<rotifr.-«io»!«iiia{Tt(uW 
un  froaj  'imuri.  «iartb*.  «m  tJofr.  Ätvinniuntt  ber 
• >ki'.  »-J  < Ktla'epc.tnbeu'iVUiti.'ldiule 

" ■ t|.’t  «tu  !*^3T  wb  tyinriJj  IV.  oe 

W»  G->iulwfcdl«m.jK>\  bv  400  ^Itn^c  «Mtnimad, 
•C1I  aaer  tkr  uHtiei  Mn  &MK»">  tvüihrn,  efn  Stobt- 
ban»  zu«  >•«  18.  äbttl.  Xttfpier.  SKnlrbut.  Bnmje* 
i4<ik  fun-rah*  IT  , $nh&I«üon  wn  **pvi.  Ürtut, 
gmaMbube«.  Mnihi*  «Uh  (MD  VTSB  (»IS  i*e- 
stntrhe  10.31«)  V4mu  -- S.  Um  im  au  ist« 

■>jau«  ü{(ri<fU  161b  an  bol  (paad  Bourbon.  tio| 
^wSu-k  (V  . betn  l)itt  am  onMfl  mot- 

ten iU  dkiJl»  &i|*vJ  in  heut  »ertvwu  fTmifllidjen 
54m»*  'it  (<l)M*tU  bau  lepter«  btti  iwmun.  um  e* 
m dm  n (t  -Hii  .in.’;uaanMn,  tnbeffwt  tfuellelem 
S«i  brigektt  nwrben  faHle  (Idol»  vU*  i (l;e* 
nt  sie  hfrutjmt,'«  tfirtUg  ginge*  uni«  alibera  J>'4- 
«nrte«  aut  *ci«4  du  gen  »»:  JotmKU  beroor.  dm 
a Xvj.  IV»  ; snun.n.  iten  umi  hea  re- 

DtA!ifiUifA»i!  tnUf-  ’ ’••>•  V ;.!fr,unt  jf(<!|UiiK«- 
Bgi.  Äoabep  4e  l«V.  <4  d«  tu  scig- 

; "tu-nr»  -8a  SlfW  6 Be*' 

J|lr «bin  1 1*.  Mp.  «I  in#  « w «ri  k*»c  cnbtr  ital. 
Sd  1*1  irfitr  «ab.  «.  »i  1*11  ;tt  #4»«riiiw  bei 
Cirrca  r^j. ;i.  ^rE  M«fe . Jiüjt  litann  ('odimbc 
.«►•«WviiJiunrt  U«k  ft:  i m bet  liniDmiüt 
km  iMMrtM»  >■  • Mittiibur* 

fl‘'rct«purij«i  'MH  V . und  Sem  »Bi* 

i»  • ?<  . o.tiff.)  befamrt. 

•'  Mkrrfcspi.  'JtalgwMauihttii 

ituftaiu-v/n  re."  o • . ■ rj*  ©:  o-fiitr  he*  San«. 
Tnn»  M X.'rJi  s . ,e:  w ; ir  er  fttt)  befonber«  btt 
tfo<re»<>4<:'.'  V :?(«  'pefdmng  ,|u.  Seme  »idulgfln: 
*fbit;«u  -C,f  Mtjvni  iSebielr  tKiÖricuKiJjli  er  tu  btn 
• fl&bnnb’  ..>;<•<  bärtuxmir  *?vibntt'e(l#n — 74)imb 
«Mm  *i>«-.<fblt  (rinMklKlKBttnHMii  SdtMrr,  j«M. 
Irtt«  »3n  :tiriug;i4t;l'M,ia<»!t-.iiau(>-  Stm  ^fti  !a(f- 
U«  IBrlKöai  <mb  Uamtbai"  bcrtoriiHnbrrt  bit  »Pb- 
»U)k  atüuoibguJWM  il*6.  k.  1 %7t>  - löt . 8, 187*1  mb 
bi«  »Abu.  ' v .»■  i.*taaiaT.<-iie  alle  antidic  ibiMc 
rtteuiTwi.  (üb  8.  IMIO— 86;  9b.  10,  1886— 88V 
SlUarrt  <nm.  i j#<,  üfbrit.  nambiijirc  frunj. 

• fjrvjt«*hiw«  uai>  f •>>ll«r,  g«b.  ia  3um  1638 
' ' Ajf!  Smatjttn,  gejt.  16.  ge&r. 

, »710  nt  f.  D«r  MM  jkUlONg  3«(uil,  bann 

Ufit'flr  1 ’ P . » uni  g. na  1660  nad) 

Uaol ..  > N>  b lO  grog«n  Shif  er- 

bngit  Uns  Mil  v<«  ?i4VS4n  .(n*  bc»  JuMfi  b<  3l)m- 

touUif  etil  iKiict’  lf  Bflrwr  8 » b«u;«b<u.  inibtf.  bu 
«ufTueuM  jinbSRr-  ;nw«rT>>.»  liw;ttn  ©MTb^am- 
(dl.  .^uglfid»  uni  JUilu«  373  m ire  illaSemi«  cuf- 
gdibmmen,  warb  er  bwr-'.i  Vubiutg  XIV.  1ÖW>  (öiirtjoi 
tarn  llaMur,  1687  eon  iltmtb,  wo  m bi«  Wuhan:« 
griiubcl«.  9ou  fdnm  ffl«r(en  (Wtuob  1738,  .109b«. : 
neue  dubgalw  »an  Diigite,  baf.  1856,  2 9b*.)  Rnb 
neben  ben  oft  aufgelegten  >Oreüons(iintbrea< 

1681,  jiilcgt  1878;  beutfif)  Bon  Suf,  ftiibmg.  1847; 
ju  mnäfineu:  »EUtoire  dt  ThtoJoa«  le  Grand« 
l'6ar.  1670;  nenedueg.,  Xoumüt  1802);  »Hirtoire 
du  cardinnl  Ximenea«  rtar.  1608  , 2 ÖS«.;  bouifib 
»on  Stif,  SsJttrjb.  1628)  unb  bi«  »Pantgyriguos  dw 
S.unu.  i t(iar.  1600,  8 8b«.).  ««in«  3)itblung«n  in 
fran;brtfd)«r  unb  lat«mifdb«c  Spratfa  Hnb  fn  b«n 
,■  ■OvivriapaKtlinme««  i8cr.  171S)abg«Sru*.  9gl. 
1i«lacroij.  Hüttoire  do  P.  (‘gar.  1865  , 3 Ötx); 

■i  • irr  La  jeunea»  du  P (bo(.  1682,  2 ©be.); 
V r.Jour  (1673—1600),  btude  eriu-|ue 

j.  r i'wP*!; . bof.  1686). 

'Äfc,  i.  «tbn«. 

*i  X'  i t \ ^ »•  1 /J, 

, ki  ; *> 


RleillfiO,  9aul,  W«bf,(inrr,  g<6.  89  3rtnl  1847 
| m Xmidau.  jwbiiTlf  feil  1665  iRfbijiu  in 
luurb«  1872  Tlffiftmt  am  batbologif(b«n  3itfntul  unS 
l brr  nubiitmfdKii  Baltlliiuf,  1873  am  thnfiologiiibta 
'.t:;nlul  wr  UniBcriilät  Seibjifl,  1877  aui;«rorb«3l 
tidjer  ®rof«ffor  b«r  3M«bijin.  1878  b«c  lüuibintrir. 
1862  XlireRor  b«r  törtiatrifdini  un>  SJemenlTttu; 
unb  1884  orbfimiiger  ‘ßrofrtjor  b«r  ‘gfniliintn«.  2ir 
3*ibr»  1878  unb  1870  utrlcbt«  8-  bt  Öerlin.  W:r:t 
l unS  Boris  jiun  «lubium  b«S  3rr«nuufer  j unb  S«i 
M’^tbiafriid.’n  IbUerriifeld.  ®«m«  feauplw«!-!«  >< 
trefftn  ben  9au  brt  mrnjdjlidjenötbiru?  imsSiildm- 
mar«.  (Er  ®«nb«l«  jur  ifrfaridmng  b«öf«ltyn  Me 
»on  iS  in  au6g«6ilbd«  enlWtdflungSgelibidjtlitljc  Sß<- 
Ibob«  an,  welch« >Sie  J)ufanunen|«pung  befonber*  bet 
HebiniS  au«  jablreiwen  Unierorgimen  beult: tuer  all1 
irg«nb  <üu  anbre  fWrtbob«  erlmnen  IftsL  So  g«. 

^ langt«  8.  unter  mtbenn  ju  beut  iJJjditoci«,  Sag  bi« 
i 'ruiiSuitobetiVü:«  fjd)  m «ine  7luja(il  8tlb«r  gl1.« 

,*  ben.  Sie  et  a(S  Sinne«''  unb  «KoitarionSjenfren  b« 
«irfmet  ()at  3n  ben  lebten;  etbluft  8-  Sie  eigen titdien 
X>«nf Organe,  bie  ba«  menfdjlute  ßkbtra  in  dmtclu- 
riftifcf)erKet(eBom  tieritcfnrt  unterfcbcibeiu  t»  rfeb  : 

• Sie  Üeitimgjbubuen  un  QMjtm  unb  KOdemtiatf 
be«  URenfift.nt  auf  <8ruitb  cntwideluugfl gefchüfjl  lub«' 
lliiterfu<h>ingen  bargefiellt«  (Sei))«.  le>7());  »llter 
Suflemeifraiihmgtn  Im  ütütfenmarf«  (baf.  1876), 
•ttwbirn  unb  Seele«,  Siebe  (bof.  1806);  .Xi«  l'o-  ' 
(alifation  ber  geiftigen  Sotgang«,  intbefon^ere  her 
Sinn'berapjtnbungen  b<«  Äemd)en.  (baf.  1606) ; 
■Xie  övrnjen  gttliiger  Qtcfunbbeit  unb  tfranffieil« 
(baf.  1806).  Son  feinen  jnSlrcichfit  Kuffäsen,  befan- 
ber«  tm  .iVeuzologijihen  Jentralblatt«,  tfl  am  wuh- 
tigilen : .Seite  Unlerfiufiungen  über  bie  ‘Wurtbilbung 
in  ben  tueufrijli'ben  iSroObimlappen«  (1608). 

3fled|tr  cirergea),  frülier  unb  hnöolttmttu»  n.'d» 
icpigetriuulilidieöejeiiimung  lebei djrpnt'ihcu  »dul- 
idjlagi!«.  SeuerbiKg«  finb  jahlirube,  jniber  altf  ff. 
bejetdinete  VtuelihlagSfurmcu  ui  ba«  Jiebicl  MOP 
;em«  ;f.  b.)  Benriefen  tu  neben.  Sur  für  bie  S l^u  b • 
renfletble  f$ionaft*)  imb  für  bie  Olafen»  aber 
ölfiSdjen  jlediie  (Hurpoe)  bat  man  ben  Sumer,  jj 
bdbebailen.  ©el  legterer  gorm  treten, mehrere  grut- 
umuteile  nuf  gerbteter,  .•n.,tiinbeter  ^ant  betjamutm. 
jlebenb«,  birfrtom-  bi«  liiiyngrop  öldsaten.  btt  ür- 
ipnlngliü)  mit  ftorer  glüffigteil  gefüUi  ftnb,  an  bieftr 
ober  lener  SteBe  befl  ftörpere  roftb  auf  uu»  u«v- 
itbwinben  wicber  nad)9eriauf  einiger  Sage  ober  6Cdt- 
jtenfl  SOodiot,  naebbem  bet  3ii.;ni:  fUb  erft  trübte, 
bann  elnttottnete  unb  du«  Borte  gcbiibit  balle,  Mt 
julcM  o6nc  Sarbcnbitbung  aSiüilt.  fUiati  unter» 
tibetbtl  fofaenbe  Sormen  ber  9löed)enflc<bU:  1)  Ser 
Herpes  lutiialM  s.  facialis  etjdieint  meijl  ohne  be> 
(nnnte  Sernnlaffung  am  ÜRunbe',  an  ber  Olafe , aut 
Cbr,  an  ben  dugcnltbem  K.,  and»  auf  ber  JJtuhb» 
unb9!ad)en[d)leimbaut.  iumal  bei  fiehetlbifieuitranl.  . 
beiten.  2)  Xer  Herpes  progenitalis,  an  Per  Borbaut 
bej  miinnlubert  üliiebr«,  bei  grauen  gnuobulid)  an 
ben  groben  Sdtatnltppen , ift  cbenfitllo  cm  gan;  tan»' 
fdmlbtge*  Übel,  ba«  bet  : mm  dien  (Jnblu  ihnen  f«br 
bduftg  mteberiebrt.  aber  binnen  lue  tigeu  X.uv  n 
ber  vecfduoinbeL  8)  XX«  (Bürtelflcriiie  (Otürtel. 
au  * f tb  1 a g , Herpes  zoster,  Zorn)  gewinnt  o|t  gro  jje 
fliiibriiiiiitg  unb  tonn  Ubera»l«l)ef>  geSd)m«t)«nDer. 
urfadten;  T«  tommkam  auegrOrügteiten  am  jtumpft. 
Bor  unb  umgibt  hier  wie  ein  halber  i$üt:ei  txnüeti. 
Xem  duebnub  ber  iBftrleli'Uditc  gebt  i)iH"Jbnltd)  eine 
heftige  .V’urai gie  Borunf,  M«  ntulj  itUiteab  btr  iBlüir 
be«  VltiaidjlitgiS  nod)  anhält  Xtritlbe  3.  wirb  aud» 


f £4pu' 


■oogle 


I Dtnci  hirh»ln  iRirtflcihtci  - 2 ReHigcr»  rmlni  < HundillfchltV  3.  Otrarla  Ulandira  il&lflnd  Moosi  - 4 Cladonla  macllcnta  (Slulchrnflcchtrt,  S C.  pyxidata  iBecherflcehtrt  Iv  Spharrophorut  romprrs&ui  {Kuirlll  i 
7 Slrreoraiilon  pauhalt  iStninhlJi.  * l'lacodluni  clt|inv  — > RImio« arpon  (royupliuuni  d.aiidkarirnfl  t 10.  Lr«t<lr*  tonfliniiN  |S»hdl»fnfl.i  II.  Parinrita  ollvarca  iScluldtl  I.  12.  Phyuli  p*  riet  In»  iWatulfLk. 


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Flechten  1 


Flechten  II 


5.  Gallertflechte 
(CoIIema  pulpoaum). 


3.  Laubförmiger  Thallus  der  Schild* 
flechte  (Panne Ua  conspersa). 


1.  Strauchförmiger  Thallus 
der  Renntierflechte 
(Cladonia  rangi(erina). 


2.  Sflulenflechte  (Cladonia 
flmbriata)  mit  Podetien. 
a ohne,  b mit  Apolhecien. 


4.  Krustenflechten. 

• Schrtttflectiie  (Graphi»  scripta)  auf  einem  Zweige 
b dieselbe  vcrgTflaert ; c PefltiMria  Wulteni. 


8.  Zweig  de»  Thallus  von 
Ephcbe  pubescen*. 

550  fach  vergrößert 
gs  Bus  OonMlen  gebildeter 
Paden,  g Gonidien , b die 
PiUhyphcn. 


II.  Gonidien  (g)  aus  dem 
Thallus  von  Phystna  chala* 
aartum  mit  eindringeudeit 
. Pilzhyphen  (h). 


10.  FSdige  Gonidien  aus  dem  Thallus 
von  Stereocaulon  ramulosum,  von 
Hyphen  uni  spönnen, 
f Gonidien  der  Alge  Scyüincino , h die 


7.  Durchschnitt  durch  den  geschichteten 
Thallus  einer  Laubftechtc  (Slicta  fuliginosa). 
500  (ach  vergr. 

a Kinucnscnicm,  g uonidicnscmcnt.  m Markachidu, 
r Hattfasern. 


9.  Gonidien  aus  dem  Thallus  von 
Cladonia  furcala,  von  Hyphen 
umsponnen. 

K Gonidtcn  der  Aigadorni  Protococ- 
cu* , h die  Pilzhyphen. 


6.  Durchschnitt  durch  den  un- 
geschlchteten  Thallus  von  Lepto- 
gium  scotlnuin.  550 fach  vergr. 


Meyers  Konv.- Lexikon,  6.  Aufl.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig. 


Zum  Artikel  , Flediterf . 


i 


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Flechten  111 


i 


i 

i 


r Rinde,  g Oonldlcn,  rn  Mark, 
t h Hymenium,  y subliymenlalc  t 
* Schicht,  t Rand  de*  Apo- 
thedums. 


12.  Senkrechter  Durchschnitt  eines  Apothe- 
ciumi  von  Hagenia  ciliarls.  M |. 


19.  Dictyoncma  sericeum, 
auf  einem  Baumzweig. 


16.  Soredienbildung  von 
Physcta  parietina. 

B Junge*  Soredium,  b mit 
Haftfasern,  c langer 
Thallus. 


Ift.  Hymenolichene  (Cora  pavonia). 


15.  Keimende  Spore  von  Pcrtusarla 
mit  Keiinschlüuchcn  (s).  r\  , 


14.  Keimende  Spore  (s)  von  Phys- 
cia  parietina,  deren  Keimschlauch 
(h)  sich  auf  einer  Alge  (g)  festsetzt 


21.  Sporenbildung  von  Cora. 
a Junges,  b älteres, 
c entwickeltes  Stadium. 


iQOQööO 


17.  Synthese  einer  Flechte  (Physcla 
parietina). 

s Flechtenspore,  h aus  Ihr  hervorgehende 
Hyphen,  g Algenzellen. 


20.  Thallus  von  Cora  (Querschnitt), 
g Oonldien,  s Sporen  des  Hymeniums 


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669 


gleiten  (innerer  ©au,  tppifepe  Sonnen,  Ernährung  tc.). 

am  Stopf,  an  ber  ©ruft,  bem  ©auep  unb  au  ben  ©lieb*  Werben,  flammen  auä  ticrf  epiebenen  ©ruppen  ber 
maßen  in  gorm  eine«  entjünbeten,  mit  ©läppen  be*  grünen  unb  blaugrünen  ©lgcn  (f.  b.,  S.  315  u.  316). 
festen  §autftreifenä  beobachtet.  Ser  ©erlauf  ber  Statt  lmtcrfcpeibet  pomöotnere  g.,  bei  benen  ©ilj 
©ürtelflecpte  bauert  in  ber  Siegel  3 — 4 ©Jocpen;  eä  unb  ©Ige  burcf)  alle  Seile  beä  gleiptenfBrperä  jiemltd) 
ift  babei  häufig,  wenigilenä  einige  Sage  lang,  jtetn«  gleichmäßig  auägcbreitet  finb,  unb  Ijeteromcre  g., 
lieft  lebhaftest  gicber  norpanbett.  Eine  anbre  §er*  bcrcnSiegelation'etbrper  ber^auptfaetje  nach  »on  bem 
pcäform,  ber  Herpes  irw  ober  circinnatus,  gebörtjum  ©ilj  gebilbet  wirb  unb  nur  in  bejtintmten  Schichten 
Erythema  nmltiforme,  f.  Enjtpem.  Sie  Urfaepe  beb  .'feilen  ober  fjcdgvuppcn  ber  ©Ige  etnfepließt,  $u  ben 
Herpes  ift  nicht  pinreiepenb  aufgellftrt;  fie  jdteint  je*  pomöomeren  g.  gehören  bie  ©allertflecpteii  (Tafel 
boep  auf  einer  (jeutralen  ober  peripheren)  Siemen-  H,  gig.  5),  bereu  Xpaüuä  etwa  bem  gallertartigen  üa- 
affeftiou  ju  beruhen.  Sä  Würben  aiä  folche  ©ffef«  ger  einet!  Nostoc  ober  einer  Bcvwanblen  SpattopplHce 
tionen  Sieuritis,  ©erineuritiö,  ffllutungen  unb  3nfil<  entspricht,  baä  bon  ben  .fjpppett  beb  ©iljeä  nach  allen 
trationen  in  bie  Spinalganglien  gefunben,  bie  teil?  iRicptungen  burepwaepfen  ift.  ©iälueilcn  ift  bei  bie» 
auf  fjnfettion,  teils  auf  SBirfung  oerfepiebener  ®ifte  fen  gormen  eine  höhere  Xifferenjicrutig  beb  ©ege- 
bejogen  Würbe.  Sic  ©uobreitung  ber  ©ürtelflecpte  tationäapparalä  in  ber  ffictfc  eingetrcte'n , baß  bon 
feheint  ft  cp  meiftenä  niept  bem  ©erlauf  ber  Siemen-  bem  ©ilj  eine  herbere  pfetiboparendmntolifipe  vmut* 
flamme  anjufepließen,  fonbem  entfpriept  ben  mit  ber  fepiept  gebilbet  wirb,  welche  bie  Bon  bem  ögppenge- 
©crteilung  biefer  niept  ibentiidien  ©ehteten,  bie  Bon  flecpt  burep, jogene  ©Igettgaderle  oberfläcplid)  über 
beftimmteu  Diüdcninariäqucrfdjnitten  (Segmenten)  jiept  (Tafel  II,  gig.  6).  ©ei  anbem  pomöomeren  g. 
Derforgt  Werben ; ein  Umftanb,  ber  an  Störungen  in  beftept  ber  Scgetationälötper  auä  Berjweigten  gäben 
btefen  leßtern  benten  läßt.  Sie  ©epanblung  ber  (gabenfleep'ten,  ©pffuäflecpten,  Sljffajcen), 
©ürtelflecpte  befepränft  fiep  auf  Sinbencng  ber  Sepmcr-  bie  aufredjteSääcpen  bilben  ober  ju  flaepcn,  feitlccp  an. 
jen  unb  Sepuß  ber  erfranften  ^autftcllen  burep  Sal-  gehefteten  Scheiben  (Tafel  II,  gig.  19)  ober  Wolligen 
beit.  Eine  anjlerfcnbe  gorm  ber  g.  ift  ber  burep  einen  ©olftemBerwobenfinb.  ©eüpiten  feßt  fiep  berThalluO 
©ilj,  Trichophyton  tonsurans,  erjeugte  Herpes  ton-  auä  Berjweigten  gabcnalgen  jufantmen,  bereu  gellen 
surans  (Siafier-,  ©lapflecpte;  f.  ©artfinne  unb  Bon  jarten  ©iljßbppett  umfponnen  ftnb  (Tafel  II, 
Äaplföpfigfeit).  — ©uep  bei  Haustieren  lommtHer-  gig.  8).  3n  bem  Tpallttä  ber  peteromeren  g.  ift  baä 
pes  tonsurans  nor,  am  päufigftrn  heim  SRinb  unb  ©orfmnmeit  berSllgenjeHenaufcinebeftimmteScpicpt 
Sjunb,  feltener  bei  ©ferben,  Siegen  unb  Sbaßen,  am  beä  ©ilggewebeä  (©onibien»  ober  gouimifepe  Sepicpl, 
felteuften  bei  Schafen  unb  Schweinen,  enblicp  aud)  Tafel  II,  gig.  7g)  befepränft.  Sancbeu  treten  pfcti- 
beim  ©eflügel.  ©eine  IRinb  (ißt  bie  g.  mcift  an  Stopf  boparencppmaltfdfe  Kinbenfdjiepten  (gig.  7 a)  unb 
unb  5>aU  unb  hübet  fcparfbegrenjte  gledctt  mit  biden,  lodere  HKarfpartien  auf.  Sic  ©nbaftiing  am  Staub- 
grauen  Sorten,  ©ei  Rälbern  befällt  fie  bie  Umgc«  ort  Wirb  oft  burep  rpijoibartige  §aftfafem  (gig.  7r) 
bung  beä  ©iauleä  (Xeigmaul,  SRaulgrinb);  bod)  bewirft,  ©ei  großem,  freipängenben  gönnen  (wie 
tommen  pier,  wie  auep  bei  Sümmern  unb  gerfeln,  j.  ©.  Usnea  barbata,  Tafel  I,  gig.  1)  tritt  nod)  ein 
äpnlidte  niept  auf  glecpten  bentpenbe  ©uäfdjläae  nor.  jmtraler  SflereuepBmftrang  Bon  bieptnerwobenen, 
Seim  §unb  bilben  fiep  paarlofe  glede  mit  unb  opne  bidwonbigen  ©iljfäben  alb  roefenllidjcä  Element  beo 
©orfen  namentlich  an  Stopf  unb  ©einen,  beim  ©ferb  anatomifepen  Saue«  pinju.  Ser  äußern  ©cflaltnaep 
in  ber  Sattellage,  ©cim  Scpafe  faücn  fledenweife  fann  man  bei  ben  peteromeren  g.  brei  SBuepäfonncn 
©ollenbüfcpel  auä,  beim  ©eflügel  ebenfo  gebem.  unterfepeibm.  Sie  Straucpflecpten  beftßen  einen 
Eparatteriftifcp  ift  jutn  Unterfcpicb  Bon  anbern  .ji>aut-  rabiär  gebauten,  nur  an  feiner  Safts  befeftigten 
franfpeiten  ber  geringe  Sudreij,  hoch  erforbert  bie  ftrauep- ober  ftiftartigcii  Tpaduä  (Tafeil,  gig.  1,3,4, 
ftepere  Siagnofe  ben  mifroffopifepen  SRadpweiä  ber  g.  5,  6, 7,  unb  Tafel  II,  gig.  1 u.  2).  ©ei  ben  S aub» 
Sie  fronten  Tiere  ftnb  abjufonbem;  bie  fflefeitigung  fieepten  ift  ber  Xpaüuä  borftBentral  gebaut,  flad) 
ber  g.  erforbert  tierärjtlidje  ©epanblung.  ©gl.  auep  blattartig  unb  ber  Unterlage  loder  anltegeub,  auf  ber 
Sjautfranfpeüen  ber  ^auätiere.  Unterfeite  mit  fjaftfafern  Pefeßt  (Tafel  I,  gig.  2,11 

glcrl)tcn  (Siepenen,  Lichenes,  pierju  bie  Ta  unb  12,  unb  Tafel  II, gig.  3).  Sie  ßruflenflecp* 
fein  »glecpten  I — III«),  frpptogamifcpe  ©ewäd)fe  attä  ten  enblicp  finb  fruftenartig  ergoffen  unb  mit  ihrer 
ber  Abteilung  ber  Tpaüopppten.  Sie  ftnb  gegenüber  gangen  gläcpe  feft  mit  ber  Unterlage  Berwatpfen  (Ta- 
ben ber  gleichen  Abteilung  angepörigen  Tilgen  unb  fei  I,  gig.  9,  10,  unb  Tafel  II,  gig.  4). 

©tljcn  bnburep  eparafteriftert , baß  ipr  ©egetationä*  ©ei  ber  Ernährung  ber  g.  fptelen  bie  ©onibien 
förper  niept  wie  bei  jetten  ein  einpeitlidteS  ©anje  eine  fepr  wefentlicpe  Diode,  inbem  fie  Berntöge  ipve8 
barftedt,  fonbem  attä  jweicrlei  (elbftänbigen  Drga>  Eploropppdgebaltcä  befäpigt  finb,  burep  Tlffimilatioit 
nistttett,  einem  ©iljunb  einer  ©(ge,  gebilbet  wirb,  bie  auä  attorganifdjen  Diäprftoffen  organifepe  Stoffe  ju 
miteinanber  in  Sptttbiofe  (f.  b.)  leben.  Sa  aper  bie  er jeugen,  bie  fowopt  für  bie  Tilge'  als  auep  für  beit 
©eftanbteile,  bie  beit  glecpienförpcr  jufnntmenfeßen,  ©üj  baä  ©uSgnngömaterial  für  bie  jum  Tlufbcut 
burep  gegenteilige  ©npaffung  getoiffermaßen  ju  yn«  nötigen  plaftifcpen  Stoffe,  Äoplcppbrate , gelte  unb 
bioibuen  pöperer  Drbming  Bctbunben  ftnb,  bie  in  Eiweißförpcr.  bilben.  Um  fiep  bie  organifepen  Stoff- 
©ejiclmngauf  iprcgorntbe|täitbigfctt  uttbUnWanbct»  wecpfetprobufle  ber  Bon  ipnett  eingefdploßetten  ©lgcn 
barfeit  ber  pppftologifcpcn  unb  biotogifepen  ©icrfmale  aneigtten  ju  tönnen,  bilben  bie  ©ilje  in  ber  ©onibien- 
burdjauS  nid)t  pintcr  ben  eepteu  ©rteu  anbrer  ffle-  feptept  fttrje  ippppenäfte  auä,  bie  fiep  ben  ffllgettjedett 
wäcpäabteilungen  juriidftepen,  fo  erfepeint  eä  gereept-  biept  anfdpmiegett  (Tafel  Ü,  gig.  9 u.  10),  ober 
fertigt,  bieg.,  troß  ihrer  Soppclnatur,  ben©iljen  unb  mit  htrjen  Saugfortfäßen  (^auflorien)  in  bie  ©oni* 
©lgcn  alä  felbftänbige  ©nippe  an  bie  Seite  ju  fteden.  bien  einbringen  (Tafel  II,  gig.  11).  Sab  SUadiS» 
Ser  anatomifdte  ©au  ber  g.  ertlärt  fiep  au«  ; tum  ber  g.'crfolgt  an  ben  »pißen  unb  Sfättbcm, 
ber  angeführten  Xatjadje.  Sie  ßecpteiibilbettben©ilje  I inbem  ber  bie  gonngcilaltung  bebingenbcSomponettt, 
gehören  meift  ju  ben  ©«(ompjeten,  fettener  ju  ben  b.  p.  bei  ben  pomöomeren  g.  bie  ©lae,  bei  bett  petc» 
fflaftbiompjeten  (f.  ©itje),  bie  ©lgen,  bie  a!8  ©eftanb- , ronteren  ber  ©ilj,  fiep  burcf)  Sedteilutcg  Bergrößert, 
teile  beä  glccptcnförpcrä  atä  ©onibien  bcjeicpiiet  | wäpreitb  ber  untcrgeorbnele  Romponent  burd)  fclb- 


670  glcdjtet«  (gortpflanjungSorgane,  Einteilung,  ©crbreitung). 


jt(litbige8??ad)8tuin  allmählich  midmlrft.  ©ei  einigen 
rinbenbeWohnenben  Sdjriftflecbten  (©rapbibineen), 
wie  GrapbUscript»  Ach.  (Tafel  II,  giß.  4a  u.  b),  ent< 
Widelt  pdj  juerft  ein  unter  bcrBaumrtiibc  Wndjienber 
Thallus  Bon  ©iljbbphen,  ber  fid)  jentrifugal  auSbrti- 
tet;  erft  iiaditräglidj  lunnbern  bann  bie  ,5m  glechte  ge- 
hörigen Algenfäbeit,  bie  ber  AlgcngattungCliroolepus 
angeboren,  burd)  bie  fRinbcnfcbiihtcit  in  ben  TbafiuS 
ein'  Tie  ©ennebrung  erfolgt  bei  febr  Bielen  g.  in  auf- 
giebiger Seife, inbem  Sorebien  abgegliebert  werben, 
Heine',  ftaubfeine  ©artiMdjen  beS  gicd)tfn(örper8,  bie 
Elemente  bc8  ©iljcS  unb  ber  Alge  enthalten  imb  am 
günftigcnStanbort  burdjSSadjStum  unb3ell»cnneb- 
rung  einen  neuen  glccbtenthalluS  bilben  (Tafel  III, 
gin.  16).  daneben  werben  oon  ben  fled)tenbilbenben 
©iljen  Sporen  entwidell,  bie  gleichfalls  ber  fflennch- 
rung  bienen  tonnen.  Tie  Aulbilbung  ber  Sporen 
erfolgt  genau  in  ber  gleiten  Seife  Wie  bei  ben  nicht 
flecblcnbilbenben  ©ilgcn  berfelben  ©ruopett.  Xiejeni- 
gen  g.,  bereu  ©ilj  ein  'Mftompjet  ift  (AS  (0  liehe- 
nen),  bilben  Sporcnfchläuchc  (Asci  [Tafel  III,  gig. 
1 3 sp-1),  in  benen  burd)  freie  3enbilbung  meift  je  acht 
Sporen  entftel)en.  Sie  ASci  bilben,  untennifebt  mit 
Saftfciben  (©arapbbfen,  Tafel  III,  gig.  18p),  eine  ge- 
frfjloffcne  £ipmeniaifdud)t,  bie  enttueber  tuie  bei  ben 
TiStombjeten  (f.  ©ilje)  bie  freie  Oberfläche  eines 
fnopf-  ober  fdjüffelförmigen  grud)t(örperS  (Apothe- 
cium)  überfleibet  (Tafel  III,  gig.  12h)  ober  wie  bei 
ben  ©prenomtjsetcn  (f.  ©ilje)  in  eine  ffafdjenförniigc 
örube  mit  enger  Siiinbung  eingefihtoffen  ift.  SRan 
unterfdjeibet  banaef)  bie  fljftematifd)en  ©nippen  ber 
TiSIolid)etien  (©pmnofarpen , Lichenes  gymno- 
carpi)  unb  fiprenolicpenen  (Angiolarpeti,  Liclie- 
nca  angiocarpi).  Sie  bie  ASci  bergeuben  Apolbcjieu 
fipen  meiftcnS  bciugleibtentballuS  bireft  auf,  bisweilen 
jtnb  fte  aber  auch  burd)  ftielartige  ©Übungen  (fogen. 
©obetien,  Tafel  II,  gig.  2)  tueljr  ober  minber  Weit 
über  beit  rein  Begetatinen  TeÜ  beS  ThalluS  empor- 
gehoben.  Tie  bei  ber  Keife  auS  bem  AsfuS  auSge- 
fd)(euberten  ASfofporen  leimen  su  ©iijfäben  au8 
(Tafel  III,  gig.  15).  Sie  tonnen  fref)  ju  einem  neuen 
gled)tentl)a[lu8  nur  bann  entwictcln , wenn  ihnen  in 
ber  Umgebung  bie  ihnen  jufagetiben  AlgenjcHen  jur 
Serfiigung  flehen.  Tiefe  Werben  bann  Bon  ben  Reim« 
fchliiudjen  Der  Spore  umwachfen  (Tafel  III,  gig.  14), 
1111b  inbciu  fiep  in  bem  heranwachfenbcn  ©iljgefiecht 
Die  Ungenauen  burd)  Seiluna  Bennehrcii.  entfloht  all- 
mählich ein  neuer  ThalluS  (Safel  HI,  gig.  17). 

©ei  ber  Meinen  ©nippe  ber  ©afibiolichenen. 
Deren  ©iljfompoitent  ein  ©afibiombjet  ift,  entflepen 
bie  Sporen  meift  ju  4 Durch  Abfcbuiirung  an  Stiel- 
jctlcn  (Tafel  DI,  gig.  11).  Ta  bie  lejjtent  ju  einem 
oberfladjlichen  Hßmenium  Bereinigt  finb  (Tafel  III, 
gig.  20),  fo  gehört  ber  alS  Somponent  auftretenbe 
lii.l  ju  Den  ßl)  m e ti  0 mp  je  ten.  weshalb  and)  bie 
betreffenben  g.  alS  ^piuenolichenen  bejeidjnei 
werben.  Tie  Annahme,  baß  aud)  ©aflromhjeten  alb 
glechlenpiljc  auftreten  rönnen,  bie  ehemals  jur  Auf 
itellung  einer  ©nippe  ber  ©aftrolichenen  geführt 
hat,  ift  als  irrig  nachgewicfen  worben. 

Außer  ben  fporenbilbenben  Organen  treten  bei  Bie- 
len g.  cbenfo  wie  bei  nicht  flechtenbilbenben  ©iljcn 
noch  fogen.  Spermogonicii  auf,  fel)r  Heine,  in  bem 
Thallus  eingefentte  Behälter  mit  enger  SRünbung, 
in  benen  an  jarten  gäben  jabllofe  loinjige  3«nen 
(Spermaticn)  abgefchnürt  werben,  übet  Deren  ©e* 
Deutung  für  ben  gortpftanjungSprojeß  eine  einheit- 
liche Auffaffung  bishernidjtgewonnen  werben  tonnte. 
Tic  Allfichten  finb  inSbcf.  Darüber  geteilt,  ob  bie 


! Spermaticn  mannlidte  Serual jeHen  fmb,  bie  Wenig- 
ilenS  in  einzelnen  gälten  ein  bie  erfte  Anlage  brr 
Apothejien  btlbenbeS  Organ  (Aslogon)  ju  befruchten 
j haben,  in  ber  HXchrjahl  ber  gnüe  aber  funftionslos 
geworben  fmb,  ober  ob  biefeibe  als  eine  befonbere 
gönn  ungefchlechtltcher  gortpflaniungSjellen  (SRi- 
trotonibien)  anjufeben  ftnb.  Tie  Gntbedungcn  ge- . 
' jdjledhtiicher  gortpflanjungSBorgänge  bei  gewiften 
Schlaudipiljen  in  Aufammathalt  mit  ben  non  Stabt 
unb  anbern  gemachten  Beobachtungen  über  ba«  ©er- 
halten ber  Spermaticn  unb  beS  tflsfogotts  gewiifer 
g.  geben  ber  erflem  Anfchauung  Die  größere'  Üatjr- 
fchemlichteit. 

[Cftmrtlnng.]  SRan  fennt  gegen  2000  Arten  Bon 
g.,  bie  in  ca.  100  ©ottungen  Berleilt  finb.  gür  bie 
ihftematiiche  Anorbnung  ber  leßtem  wirb  bie  Dfatur 
beS  am  Aufbau  beS  glechtentörperS  beteiligten  TiljeS 
alS  ©nteilungSprinjip  genommen,  fo  baß  alio  bie 
in  Kadjftehenbein  genannten  Hauptabteilungen  burch 
bie  oben  gegebenen  Ausführungen  über  bie  3u<am- 
menfehung  beS  glechtenthattuS  bereits  hinreidjenb  er- 

1.  «Sfotidieaen. 

A.  ® i « f 0 l i < n e n. 

1.  Orbnuitg:  ^et«omare  X>UloIit^eneu. 

*)  ßtraurtiHfditcn:  1)  Cladouiacea«  (Oattungcn:  CU- 
donU  [lafel  I,  gig.  4 u.  5],  Stercocauton  L 

2)  Roccelbicpao  (Oattung:  RoecolU):  3)  Uanoa- 
ceao  (Gattungen:  Bryopogon,  Unnea  [Xafel  I,  gig.  1J); 
4)  Ramalinaceae  ((Battungen : Cetraria  [ Zafel  I,  gig.  SJ, 
Haina] Ina,  Evern! a) ; 6)  Tbamnollaceae  ((Battung : Tham- 
nolia); 

b)  Saubflettjtrn : ®)  Pettldeaccae  ((Gattungen:  Pelti^era 
[lafcl  I,  gtg-  2],  Solorina);  7)  Pamcliaceae  ((Battungen: 
8UcU,  Partuella  [löfel  I,  gig.  11],  Phyacia  [2afcl  l, 
gig.  12)) ; 8)  Uuibllicariaceae  ((Battung:  Umbllicaria); 

o)  Sr ufttnfled) teil:  9)  Pannariaceae  (öattung:  Panna* 
ria);  10)  Leocanoraceae  (®attungeu : I^ocanora,  Spbac- 
rotballia,  Ochrolechia,  Placodiuui  (lafcl  1,  gig.  81,  Ur- 
ccolaria);  11)  Lecideaceae  ((Battungen:  Khizocarpoa 
[Xafet  I,  gig.  9],  Uawomycua,  Biatora,  Lccidca  ('Zaiel  (, 
gig.  10]);  12)  Calyclaoeae  (Gattungen:  Orapbis  [Xafel  IC 
gig.  4a,  b),  Opegrapba);  14)  Xylograpbacuae  (®attung: 
Xylograpba). 

2.  Orbnung:  boi«8omcrc  ZHBfoti^enen. 

a)  CHrtllrrtflcefjtcu : 15)  Lecothcdaceae  (Gattung:  Leco- 
theeiam);  10)  Collcinaceae  (Gattungen:  CoUema  [?afe( 
II,  gig.  5],  Leptogimn,  Mallotiam,  Ompbalaria,  Pbyaiua); 

b)  gabenf!ed)lcn:  17)  Coenogonlacoao  (Gattung:  Coeno- 
goaituu). 

B.  'P9renoll<bcnen. 

3.  Orbnung:  ^eteromere  '^yrenalic^enen; 

a)  Strauctjftcd)<f>t : 18)  Sphaeropboraceae  (Gattung: 

Spbaoropborua  [Zafel  I,  gig.  6]); 

b)  Hfli!bfled)tcu : 19)  Endoearpaceae  (Gattung:  Emlocar* 
pon); 

c)  Slrnftenf(ed)ten:  20)  DacarapUceae  (Gattung:  Dacam- 
pla);  21)  Verrucariaceae  (Gattung:  VerrnearU);  22)  l*y* 
renulaeeae  (Gattungen:  Pyronula,  Sagedia,  Artbopy- 
renia);  23)  PertuaariacAbae  (Gattung:  Portuaaria); 

4.  Orbnung:  ^omftomcre  ^vtmoltibencn; 

a)  (BaUertfleGmt : 24)  Porocypbaceae  (Gattungen : Plocto* 
spora,  Porocypbua) ; 25)  Lichinaceae  (Gattung : Lichlna); 
26)  PhyllUeiaceae  (Gattung:  PhyllUdum); 

b)  gabtnfleGten : 27)  Ephebaceae  (Gattung:  Epbebe). 

II.  Basidiollchencs. 


5-  Orbnung:  Hymenolidienea. 

^ierju  bie  Gattungen:  Com  CEafel  in,  gig.  18),  Rhi- 
pldonema,  Dictyonotua  (Tafel  III,  gig.  19),  Laudatea, 
fdnulicb  in  ben  Zropen 

|<Drrbreituiia.|  Tie  g.  filib  über  bie  ganje  Grbe, 
Bor  iugSweife  aber  iit  ben  (allen  unb  gemäßigten  3onen 
Berbreitct  unb  bilben  oberhalb  ber  Schuccgrenje  hö- 
herer ©ebirge  bie  lebten  Spuren  organijdjen  fiebeni. 


giedjten  — glemtenfarbfloff«.  671 


5Band)e  Wadjlen  auf  norftpr  Erbe,  »tele  auf  Vainti* 
rinben,  an  getimmertem  £>olj,  an  3äunen,  auf  Sa- 
chern uni  nacflem  gclSgeftem.  Sie  braunen  für  ihre 
(Ernährung  nur  bie  Vlufnnfjmo  beS  ©afferS  unb  ber 
barin  gelöjten  anorganischen  Stoffe.  Sie  auf  Vaum* 
rinben  waebfenbeii  g.  flnb  alfo  feine  Stbraarofer, 
fonbem  nur  Gpipf)t)tcn.  Sro^bcm  ((hoben  ftarfe 
gtedjtenüberjüge  ben  Saumen  ().  Vaumfräfce).  Sie 
jtrinbeWobncnben  g.  biiben  ben  erflen  finflug  an  ben 
natften  ©efieinSfläeben  unb  bereiten  hier  beit  Sobcn 
für  bie  naebfofgenbe  größere  Vegetation,  junäebft  für 
OToofe  unb  firmere  Rröuter,  Bor.  (Einen  Singen  ge* 
Wapren  bie  g.  bctu  iKenidjen  befonberS  im  hoben 
Siorben  burd)  ihren  (Seljalt  an  gledjtenflärfe  ( (ließe* 
nin)  atS  VabnmgSmtttel.  Sie  3Rannaflcd)te  (Sphae- 
rothallia  esculenta),  beren  eingetroefnete  unb  uom 
33inb  fortgefüfjrte  Seile  ben  fogen.  SRattnaregen  Ber* 
antaffen,  wirb  Bon  ben  JSirgifcn  jur  Vrotbcrcitung 
benujt.  91 14  flrjneimittel  wirb  gegenwärtig  nur  noch 
Cetraria  islanitica  (SSlänbifcbcSwfooS)  im  beutidjen 
Sfrjneibud)  aufgeffitjrt.  flnbre  g. , wie  firten  Bon 
Roccella  tiactoria  unb  Oclirolechia , liefern  bie  atS 
CaefmuS  unb  Drfeiüe  bejeiebneten  garbftoffe. 

|fficf(bi4tli<be8.|  ©aljrcnb  im  allgemeinen  bie 
gtechtenlunbe  als  rein  fpflematifebe  Siffciifdjaft  einen 
flctigen  GitlwidclungSgang  burdjlaufen  bat,  getoinnt 
bie  ©efdjid)te  berielben  ein  größeres  gntcreffe,  fobatb 
bie  flufmerffamlcit  ber  gorfdjer  fid)  bie  eigenartige 
Soppclnalur  beS  glcdjtcnförpcrS  juwenbete.  Sie 
fthnliihfeit  ber  glcdjtcngoiiibien  mit  gcmijfcn  fügen* 
fonnen  war  fd)on  früh  erfannt  worben;  iiltere  Vota* 
nifer  hielten  fogar  gewiffe  fügen,  wie  bie  an  Saum* 
rinben  häufig  auftretenben  Oystococcus,  Pleuro- 
coccus,  Chroolepus,  beSglciehen  Nostoc,  für  mrfjtS 
weiter  alb  frei  geworbene  unb  felbflänbigBegelierenbe 
glahlenaonibien.  Slad)bem  burd)  gammßin,  Sara- 
neßfi),  Vomet  u.  a.  ber  ftadjwciS  geliefert  war,  baß 
bie  ©onibien  mehrerer  g.,  wenn  fie  auS  beut  SfmtUi-3 
befreit  fmb,  auf  feuthter  Unterlage  wie  fügen  fort* 
leben  unb  fogar  gleid)  biefen  SebWnrmfporen  er  jeugen, 
trat  SthWenbener  mit  ber  Sbeovie  auf,  nad)  ber 
bie  g.  feine  felbftänbigen  Vflnnjen,  fonbent  fügen 
fmb,  bie  mit  Vilj«n  in  ©tjmbiofe  leben.  3n  beut 
Streite  für  unb  wiber  biefe  fluffaffung  entftanben 
eine  Steife  »on  Wichtigen  Arbeiten,  bie  über  baS  S3e« 
fen  ber  g.  fluffihluß  geben.  GS  gelang  Stahl, 
©afton,  Sonnier  u.  a.,  burih  gleichzeitige  ftuSfaat 
Bon  Viljfporen  uobfügenjellen  fruftifijiercnbe  gleih* 
tenförper  ju  erjiepen.  flitbcrfeitS  jeigte  3Röücr,  baß 
bie  Sporen  gewiffer  gledjtenpilje  bei  Shiltur  in  ge* 
eigneten  9iährlöfungen  ju  nonnal  gebauten,  aber  go* 
nioienfreien  Shoüuäforpem  heranwaihfen.  Gegen- 
wärtig fann  bie  Bon  Schwenbcner  audgefproepene 
fluffatfung  Bon  ber  Slatur  beb  gleebtcnfoiperS  als 
aügemcin  anerfatmt  gellen,  unb  nad)bem  fid)  gezeigt 
hat,  baß  bie  fpfteniatifthe  Selbftänbigfeit  ber  <$nippe 
auch  burd)  bie  beffere  Ginficbt  in  beu  Sau  unb  bie 
SebenSWcife  ber  SoppcIorganiSmen  nicht  gefahrbet 
ift,  Berftummt  nümäf|lieb  aud)  ber  oorljer  Bon  3«it  ju 
3eit  wieberfelnenbe  grunblofe  SBibcrfprucb  B011  feiten 
einzelner  auSjdjIießtid)  mit  ber  reinen  Spftemalif  ber 
g.  befchäftigtcv  Spejialiften.  Sie  3«hl  ber  flrbeiten, 
bie  fid)  mit  ber  Sefdjreibung  unb  fpitematifpen  Ser* 
arbeitung  berg.  beiihäftigen,  ift  im  Verhältnis  größer 
als  bei  irgenb  einer  anbem  Vflanjengnippe , ebenfo 
fmb  fetjr  infjlreidie  Gjfcffatenwerfc  'herausgegeben 
worben.  SaS  bebeuteiibfle  glethlenherbarinm  ber 
Seit  ift  badjenige  bcrUniuerfitätSSüiidien,  baSaußcr 
30hlveid)cn  anbern  Sammlungen  bie  täuflidjen  Gr* 


fiffatenWerfe  unb  bie  fehr  umfangreid)en  ehemaligen 
Vrioatfammlungen  ber  als  gleehtenfpftematifer  be> 
rühmten  Spejialiften  Jtrempelhuber  unb  g.  flr* 
nolb  umfaßt. 

ISiteratur.l  Sgl.©.  g.S.®!et)er,  EntWidelitng, 
ffletamorphofe  unb  gortpflanjung  bet  g.  (©ötting. 
1825) ; S u I a Sn  e , Memoire  pour  eervir  A l histoire 
orgftnographique  et  physiologiqne  des  Lichens  (in 
ben  » Annalea  des  Sciences  naturelles«,  3.  Serie,  Sb. 
17);  SeSarh,  SJJorphologie  unb  Shbfiologie  ber 
Vilje,  g-  unb  ajtpromtjjften  (2.  fluf!.,  fieipj.  1884); 
®.  3J1.  grieS,  Lichcuographia  europaea  reformata 
(fiunb  1831);  RiSrber,  Systems  Liclienum  Ger- 
maniae  (SreSl.  1855),  mit  ber  grgänjung:  Parerga 
lichenologica  (bni . 1859—65);  9i p I ütib f r,  Svnop- 
sis  metliodica  Lichcuum  (Var.  1858  — 60);  Kum- 
mer, güprer  in  ber  glechtenfmibe  (2.  flufl. , Scrt. 
1883);  Spbow,  Sie  g.  Seulfd)lanb8  (baf.  1887i; 
Sh-  grieS,  Lichenographia  scandiimvica  (llp 
fala  1871  — 74);  Sipwenbener,  llitlerfucbungeu 
über  ben  glechtenthallitS ; Serfclbe,  Sau  b*  unb  ©allert* 
flechten  (beibeS  in  VägeliS  »Seilräqtn  jur  wiffen» 
fchaftlichen  Sotanif«,  fieft  2—4,  Selpj.  1860  - 68); 
Sornct,  Recherches  sur  les  gonidies  des  Lichens 
(•Annales  des  Sciences  naturelles«.  Vb.  17,  Var. 
1873);  SieeS,  Über  bie  ®ntftcf)ung  ber  gledile  Col- 
lema  glaucescens  (Verl.  1871);  Stahl,  Veiträge 
jur  GntwtdelungSgefchichte  ber  g.  (2  fjefte,  fieipj. 
1877  u.  1878);  Viöller,  Über  bie  Kultur  ftcchten- 
bilbcnber  VSfoim)3etcu  ohne  fügen  (»Unterfuchungen 
auS  bem  botanifdjen  3njtitut  ju  SKünfler«,  1887); 
Vonnier,  Recherches  sur  la  syuthese  des  Lichens 
(»Annales  des  Sciences  naturelles«,  7.  Serie,  Vb.  9, 
1889);  3ohoW,  Sie  ©ntppe  berfihiueriolictietieii  (in 
VtingSheimS  > ^ahrbüdiem «,  Vb.  1 5, 1 884) ; 9R af f ee, 
On  Ga8terolichenes(»Philos.  transactions* , Vb.178, 
fionb.  1887);  Krabbe,  SnlwicfclungSgcfchichtc  unb 
ällorptjologic  ber  polptitorphen  glechtengallung  Cla- 
donia  (Üeipj.  1891);  3u melle,  Recherches  phy- 
siojogiques  sur  les  Lichens  (»Revue  ghnbral  de 
botauiejue«, Vb.4, 1892);  Sdj neiber,  Textbook  of 
general  Lichenology(Vinghamton,  ?tewf)ort  1897); 
Jtrempelhuber,  ©efchichte  unb  Siteralur  ber  2i* 
Chenologie  (IPünd).  1867  — 72,  3 Vbe.). 

glcchtcu,  Verarbeitung  hiegfamer  banb«  ober  ru< 
tenfönniqev  SUalerialien  ju  allerlei  ©ebraud)Sgegcit* 
flänben  (f.  ffleflechte). 

(cchtenbltter,  f.  Celrarfaure. 
(cd)tcnfnrbftoffc,  in  ben  glechlctt  etilballene 
ober  auS  glechtenfäuren  bargejlcUte  chemifpe  Verbin* 
bungen,  wie  Drfeiüe,  SadntuS,  Verfo.  Kubbear  u.  a. 
Sie  jur  finthrajenreihe  gehörige  ®hrt)fopI)anfäure 
tritt  3.  V.  hei  Physcia  parictina  in  gönn  (feiner 
friftauimfeher,  boppelbrechcnber  gelber  Slötndien  an 
ber  flußcnfeite  ber  ShanuSfäbcn  auf  unb  Benirfadjt 
bie  auffaflenbe  öclbfärbuiig  ber  genannten  gledjte, 
am  ftärfflen  in  ben  fortwadjjenben  jungen  Sfanb* 
Partien  unb  an  ben  in  Vilbung  begriffenen  flpottie* 
jien.  SerglechtenthaüuS  enthält  aud)  amorphe  garb* 
floffe.  Welche  bie  fchwarje  ober  braune  gärbung  ber 
flpothejicn  fowie  bie  graue  ober  braune  beS  Jhaüus 
hernormfen;  feiten  erfdieint  leßterer,  j.  V.  burch 
amorphe  garbfloffe,  rofenrot  ober  bie  flpothejicn 
jieaelrot,  ba  fonft  lebhaftere  gävbungen  ber  glcchten 
tn  berStegel  Bon  friftaüifiertcu  garbftoffcn  herrühren. 
Djalfaurer  Äalf,  ber  bisweilen  reifartig  bie  ShaÜuS* 
Oberfläche  fiberjicbt,  gibt  ihr  ein  bläuliritweißcS  ober 
befläubleS  WuSfehen.  Sie  garbfloffe  (ehernen  als 
3d)ugmittel  ber  gied)ten  gegen  atmofphärifche  Gin* 


672  g(ed)tengrtiib  ■ 

flüffe  ju  bienen,  ba  fif  bcn  3«Dbäuten  eine  ftnrfc  Bi- 
berftanbSfäpigfcit  gegen  djoiitiicpc  SinWirhtngen  Ber- 
leiden  unb  bic  am  bunfelften  gefärbten  3eüwänbe 
am  menigften  non  Sauren  luie  ©afm  angegriffen 
(Serben.  Vtud)  bienen  fie  wopl  als  Sdiup  gegen  Sau« 
pen  unb  Sdptcdeii. 

Tvlcct)  tengriub  (Tinea  serpiginosa,  Stopfgrinb, 
Vlnfprung  tc.),  eilte  GnljUiibtmg  ber  Jlopfpaut,  mit 
Surfen  unb  ©orlcnbilbung,  bie  unter  baS  bei  Gfjeui 
(f.  b.)  gefcpilbcrte  Sranfpeitsbilb  fällt;  f.  ftleienjlecpte 
unb  Kapltopfigfcit. 

ftlcriitcngrün  (©pal ( ocplo  r),  ber  grillte  ftarb- 
ftojf  ber  ftlecpten,  ber  niept  SöUig  mit  bem  Eploro- 
pppll  übereinftimmen  foD. 

ftlcdttcnrot,  fosicl  wie  OrceTn,  f.  Drein. 

Pflcrljtcitfäitrett,  in  bcn  fogen.  ftarbftoffficdjten 
entpallcne  ober  aus  ©eflanbteiicn  berfelben  peroor- 
gepenbe  Säuren,  namentlid)  fiefanorfnure,  (Srptprin- 
jiture , bie  als  ©en jolberisate  ju  bclraeptcn  finb , lie- 
fern bei  ©epanbltmg  mit  ©Italien  febr  allgemein  Cr- 
feUinfäure,  bie  felbft  tsieber  in  ftoplcnjäure  unb  Drein 
verfällt.  fieptereS  gibt  mit  ©tiimoniat  baS  ftlrdpen- 
rot,  Drcein.  Sein  Drän  liefert  bic  Moccellafüure  unb 
bie  Cprpfoppanfiiure. 

Icrptcnftarfc,  f.  fiiepettiu. 

Icrfytcnftirf) , f.  Stiderei. 

ftlcditninftpitic,  jur  ©arfleüung  Son  Scfjitiircn, 
©feifenfipläiupen  tc.,  f.  Klöppelntafcpine. 

ftrlcdtttvcrf,  im  fteflungS-,  Baffer*  unb  Teicfibatt 
ein  ©cflcibungSmittcl  filr  ßrbböfdjungen,  beflepettb 
aus  ©fäplen , bie  mit  Seifern  burdtflorfiten  toerben 
unb  fo  eine  Banb  bi  Iben,  bunt)  beren  3wiftpenriume 
Erbe  niept  buicpfatlcn  fann.  ©enufjt  man  ju  ben 
©fäplen  unb  Seifern  frifcpeS  Beiben-  ober  ©rlcnpolj, 
fo  f (plagen  fie  Bur, (ein  unb  btlben  bann  eine  fidpcre 
Scpitpwaitb.  3n  BilbPäcpen  pal  man  ft.  benugt,  um 
baS  ®erbll  jurüdjupalleit  unb  bie  Birfung  beS  Baf* 
ferS  abiitfdnuäcpen.  Sei  ftluffbauten  benufjt  man  ft. 
als  Scplirffängcr,  bie  baS  Baffer  bevupigen  unb  ba* 
bttrd)  jtniugen,  Sinfftoffe  fallen  ju  laffen.  — 3*'  ber 
©aufunft  heifiett  ftf.  bie  geffaptartigen,  baö  Ser» 
Ittilpfen  Berfinnliepenben  ©anbornantente  auf  Säu« 
lettbafen,  in  ff  rieten  unb  an  Kapitellen,  ©alfenunter, 
fiepten  tc.,  inSbef.  ber  ontifen,  nonttannifipcn  unb 
romaniftpen  ©auten. 

ftlcet,  jerfepnittene  unb  jubereitete  ffalbaunen  beS 
BiinbeS,  wirb  teils  mit  brauner  faurer  Sauce,  teils 
in  (form  bon  Suppe  genoffen  (KöttigSberger  ft.).  3 11 
ftratifreitp.  Wo  fiep  befoubere  Birtfdtaften  (triperies) 
mit  beren  3ubereitung  befaffen,  bilben  bie  ftlcdc  (tri- 
pes)  ein  billiges  SfaprungSmittel  für  bie  armen  ©e- 
Bülfcrungsllaffen. 

Slctf,  l)  St ott r ab,  beutfeper  3>icpter  ju  Vlnfang 
bei)  13.  3aprp.,  flammte  aus  ritterlichem  ®efd)le<pf, 
roaprfd)einlicp  auS  Sirol,  «erfaßte  nadt  einem  fran- 
jbftfepen  ®cbid)te,  beff.-n  Scrfaffcr  er  Sfiupreept  sott 
Dtbent  nennt,  bie  treff liepe  ®icptung  »ftlore  unb 
©lanfcpeflur*  (prSg.  sott  Sommer,  Dueblinb.  1846, 
bon  ©oltper  in  KürfcpncrS  »3)eutfcper  üiationallitera- 
tut«,  ©b  4,  III),  aufierbetn  ein  betloren  gegangenes 
Vlrturgebitpt : »ElieS«,  baS  Wopl  auf  ber  gleidjnami 
gen  jieptung  beS  Epriftian  bon  IropeS  beniptc.  S. 
ftlore  unb  ©lanfcpeflur. 

2)ftcrbinanb,  Sepaufpicler,  gcb.  10.  3uni  1767 
in  ©vcSlau,  geft.  20.  De\.  1801  in  ©erlin,  tsibmete 
fid)  in  Sreelatt  bem  Stubium  ber  Tpeologie,  fap  fiep 
aber  burd)  ©iittellofigfeit  genötigt,  baS  Stubium 
aufjugeben,  unb  toanbte  fidj  1777  ber  gerabe  in 
fieipjig  aitWcfenben  ©onbinifcpeii  Scpaufpielergefell- 


- glccfeitfe^cn. 

fepaft  ju.  1779  begab  er  fitp  ju  ©dermattn  tt.  SdtrB« 
ber  nad)  Hamburg,  wo  er  als  ®lo(ter  im  »fiear«  be- 
bütierle.  1782  wutbe  er  als  Sfegijfeur  beS  JpeaterS 
bafelbft  angeftellt,  ging  aber  fdjoit  1783  jnr  jobbe« 
linftpen  ®e)eüf(paft  nad)  ©erlitt,  an  beren  1786  juttt 
Sationaltpcatrr  erpobencr  ©üpne  er  bon  1790  an  als 
Segiffeur  fungierte.  Die  ®lan  (rollen  ftledS,  beffett 
Stimme  fiep  burd)  Umfang,  Slitrfe,  ©ioftlllang  unb 
3nnigfcit  auSjciipnete,  waren : ®öp,  Starl  'Dfoor,  Otto 
son  S8ittelsbadi , fiear  tc.,  befonberS  aber  SeptderS 
'BaDenftein.  9iid)i  ntinber  arofi  toar  er  im  biirger« 
liefen  Srnrna,  in  ber  Sarftellung  launiger  unb  fein« 
fomiftper  Cparaftere,  j.  S.  als  Cberförfter  in  3ff ‘ 
lanbS  »Sägern«. 

3)  ©buarb,  fieprer  beS  TOlitürrcdftS  unb  Sdirift« 
fteder  auf  biefettt  ©ebiete,  gcb.  5.  Sept.  1804  ju  ©för- 
ten  in  ber  SUieberlauftjj,  geft.  8.  Äpril  1879,  war  feit 
1857  ®meralaubileur  ber  preupifepen  Slmtee  unb 
jttgleicp  fieprer  beS  SRilitärreeptS  an  ber  Kriegs* 
afabetttie  ju  ©erlin.  1872  Warb  er  in  baS  preupiftpe 
ÖerrenpattS  berufen.  Son  feinen  Sd)riften  ftnb  bc- 
fonbers  ju  nennen:  fein  »Kommentar  überbasStraf- 
gefepbudp  für  baS  preupifepe  fteer«  (lepteSuSg.,  ©erl. 
1869 — 70,  2 ©be.)  unb  fein  Kommentar  jurn  Sliili« 
tärjtrafgefepbud)  filr  baS  Ueutfcpc  SReicp  (.baf.  1876; 
2.  Vlufl.  1880;  fflb.  2 San  Sleller,  1880). 

IcefauSmaepen,  f.  ftledwaffer  unb  SSafcpen. 
Irrfblumc,  f.  Spilnntlics. 
ftlcrfcifcn,  91 1 f r e b , ©pilolog,  gcb.  23.  Sept.  1820 
in  Bolfenbültel,  geft.  8.  9lug.  1899  in  Sresben,  ftu* 
bierte  feit  1839  in  ©öttingeu,  warb  1842  fieprer  am 
©rioatpäbagogiunt  ju  3bftein,  1846  Kollaborator  in 
Beilburg,  1851  fieprer  am  Slocpittättnfcpcn  3nftitut 
,iu35rc8bcn,  1854©rofefforam®tjtunafium  ,)uftran!« 
furt  a.  'Ui.,  enblid)  1861  Stonroflor  atu  Siptpumfdten 
©pinnaftunt  ju  ©ireSben  unb  trat  1889  in  ben  üiupe« 
ftanb.  ft.  gab  bcn  ©lautuS  (Sb.  1 u.  2,  fieipj.  1850 
biS  1851),  SerenliuS  (baf.  1857, 2.  «ufl  1898),  »Ca- 
tonianae  poesis  religuiae«  (baf.  1854)  perauS  unb  be« 
forgte  bie  neuem  ©uflngcn  Bon  IpalmS  »SepoS«  (ju- 
icht  12.  Vlufl. , baf.  1893)  unb  non  SiidpterS  Eiccro» 
nifeper  9iebe  filr  SoSctuS  (3.  Vlufl  , baf.  1891).  Vlud) 
war  er  feit  1855feerauSgeber  ber  ppilologifcpcnSblei« 
lung  ber»3nptbü<perfür©pilologie  unb©äbagogil«. 

ftktfctt  (franj.  Bourg,  engl.  Bornugp,  Country- 
ober  Market -toten),  ©iittclort  jwifepen  Stabt  unb 
$orf;  früper  ©e^eiepnung  für  foltpe  Ortfdpafttn,  bie 
ttrfprtinglid)  jörfer  waren,  aber  einzelne  ftäbtifepe 
©eredjtfante  erlangt  palten.  3n  ben  nettem  ®cmeinbe* 
orbnungen  ftnb  btefelbett  teils  bcn  Stabt«,  teils  ben 
fiattbgenteinben  jugetcilt  worben;  boep  fpridjt  man 
notp  jept  non  3JZ arftfleden  als  Bon  Dörfern,  bie 
SRarflgercditigleit  pabett.  Sgl.  ©orottgp. 
ftlcrfcttflcc,  f.  Galega. 

ftlcifenfranthcit  ber  ©flanken,  f.  ©lattflede 
unb  Septoria.  ft.  ber  ©rbfen,  eine  bon  bem  ju  ben 
©Brcnoiitpictcn  gepörigen,  nur  in  ber  ©pfnibettfonu 
befannten  ©ilg  Ascochyta  Pisi  Berurfadjte  Brtran« 
hing  ber  ©rbfenpflanjm,  bie  fid)  in  bem  Vluftreten 
bunfelbrauner,  eingejunfencr  ftlerfe  an  Stengeln, 
©lüttem  unb  hülfen  ber  Srbfen  bemerfbar  madtt. 
3ur  Selämpfuna  ber  llrmtlpeit  finb  bie  Überrefte  ber 
Iranfen  Grbjenpflanjcn  ju  befeitigen  unb  pil  (freie 
Saaterbfen  ju  nerwenbett.  ft.  ber  ©uftpbopnen, 
f.  Gloiosporium. 

ftlcrfcumal,  foBiel  wie  ficberfled. 

Iccfctintcrgcl,  f.  3uraformntion. 
iccfcnfepcn  (Müdenfepen),  f.  ©efuptstäu- 
fepungen. 


Fledermäuse  1. 


1.  Klappnase  (Rhinopoma  microphyllum),  sitzend  und  (liegend.  1 (Art.  n*d»rm***.) 


5.  Kopf  des  Vampirs.  •/*.  6.  Senkrechter  Durchschnitt  der  Flughaut  von  Vesperugo  scrotinus.  600  fach  vgr. 


Meyers  Konv.- Lexikon , 6.  Au/I.  Bibliograph.  Institut,  Leipzig.  Zum  Artikel  .Fledermäuse* 


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Fledermäuse  II 


I.  Mopslieder  maus  (Synotus  barbastellus).  — 2.  Ohrenfledermaus  (Plecotus  aurilus).  *,4.  — 3.  Kopf 
der  Zwergfledermaus  (Vesperugo  pipistrellus).  Natürl.  Or.  (Art.  Ft»d*rm i«»m.) 


4.  Frühfliegende  Fledermaus  (Vesperugo  noctula).  Natürl.  Or.  (Art  n*4trmau je.) 
5.  Kopf  der  frühflicgenden  Fledermaus. 


gledenflein  — gfebernicuife. 


673 


glectenftein,  ©urgruine  im  Slfaß,  an  6er  ®renje 
6er  ©ogefen  un6  6er  §arbt,  mit  sielen  auä  6cn  Seifen 
gehauenen  Säumen ; belannt  burd)  bie  ptjantaftifdje 
ilbbilbung  son  SDJerinn. 

Slccfpeber,  fasiel  nie  e{anthenmtifd)er  Jpppuä. 

Slcrtlranlhcit,  f.  Seibenfpinner. 

Slccffnqcln,  f.  Sallererbe. 

Slccffefjiefcr,  f.  Jonfcpiefer. 

SlecfBieb,  f.  Sinb. 

glccf  tuaPer,  glüfpgleit  zum  Entfernen  ssn  glei- 
ten auä  öeweben,  wie  ©leicppräparate  (Eau  de  Ja- 
Telle  ic.,  f.  öleicpflüfpgfeiten),  bie  j.  ©.  Cbftpede  auä 
weißer  Säfcpc  beseitigen,  bann  Benzin  (©rönner- 
f cf)  e 3 g.),  eineSlifdjung  sonfflenjin  mit  ©Hopo!  unb 
©mmomal  (englifcpeä  g.),  ober  eine  9J(ifcf)ung  son 
'Äther,  Vlllohol  unb  Salntialgeift  (©ud)nerfd)eä  g.) 
,um  ©uämacpcn  son  gettpeden;  and)  eine  Söfung 
son  Odjfengade  unb  ©ottafdje  in  SBaffer  (Liqueur 
Bernhard). 

Flectnmus  genüa!  (tat.,  »flaffet  unäbieRniee 
beugen«),  in  ber  fatbolijdjen  Kirche  bie  ©ufforberung 
beä  ©afomtä  an  baä  ©oll  jum  Beten. 

Flertcre  si  nequco  superos,  Acheronta 
mo  vebo ! (lat.),  3ital  auä  ©ergitä  flneibe  (VII,  312) : 
• Seim  idj  bie  Ipimmlijdjen  (©Otter)  nidjt  erweisen 
fann,  fo  werbe  id)  bie  £>öde  in  ©eWegung  feßen«. 

Slcbbcrcr,  f.  Seidjenflebberer. 

Sichern id),  (•  gliegenber  gifd). 

glcbcrhunbc  (Pteropidae),  gamilie  ber  Srnnb- 
pügler  (Chiroptera),  liere  non  ocrhnltniämäßig  be* 
beuteuber  Körpergröße  mit  nteift  fpißer,  geftredter 


git(0C»ber  Ottnb  crtoroims  -dult«).  V*. 


cdjnnuje,  rubunentärem  Schwanz,  meiit  mit  einer 
Krade  serfefjencin  3«gepnger  unb  deinem  äußern 
Dl)r.  etwa  50©rten  bewohnen  bie  Sälber  ber  beißen 
öegenben  ©frilaä,  Sübapenä  unb  Wuflralienl,  un* 
temebmen  in  großem  Scharen  Weite  Sanberungen, 
nähren  pd)  Bon  füßen,  faltigen  grüdjten,  j.  X.  auch 
non  Snfelten,  ©ögeln,  fetb|t  gippen  unb  richten  in 
'fSflanjungen  oft  bebeutenben  Schaben  an.  Sie  pnb 
Sacpttiere,  piegen  rafch  unb  lebhaft,  nicht  eben  hoch, 
Ünb  bei  Jage  feljr  furcplfam  unb  hängen  in  großer 
3ahf,  Kopf  unb  £eib  mit  ber  glughaut  umhüllt,  an 
Bäumen.  Sie  dettem  unb  laufen  ziemlich  gefepidt, 
(freien  siel  unb  werben  in  ber  ©efangenfepaft  leicht 
ZOpm.  Jaä  Seibchen  Wirft  ein  ober  zwei  Junge  unb 
trägt  biefe  im  gluge  mit  (ich  herum.  $aS  glctfd)  be- 
Pßt  unangenehmen  ©ifamgcmch,  hoch  Werben  Pe  j.  X. 

Wegeti  flono.-Serifon,  ft.  «ufl.,  VL  Bb. 


in  ber  ©efangenfepaft  gemäpet  unb  Bon  ben  Eingebor- 
nen  gegeffen ; auch  ber  ©elz  fod  serwertbar  fein.  Der 
fliegenbe  §unb  (glatterpunb,  fliegenber 
guepä,  Ralong,  Pteropus  ednlis  Geoffr. , f.  ©b. 
bilbung  unb  Jafel  »Drimtalifche  gauna«,  gia.  6)  ift 
40  cm  lang.  1,5  m breit,  mit  bunbeartiger  Schnauze, 
nadten,  langen,  jugejpipten  Ohren,  fepr  entwidelter 
glughaut,  ohne  Schwanz,  fdiwarj,  am  Kopf  unb 
§alä  roftgelbrot.  Sr  lebt  in  Oftinbien  unb  bem  ©r- 
cpipel  in  unzähliger  Stenge,  Serwiiftet  bie  Obftgärteu, 
hält  ftch  gut  in  ber  ©efangenfepaft  unb  frißt  bann 
auepgleifdj.  3>ie  g.  ftnb  öcgenftanb  Bieler  gabeleien ; 
bie  jiinbu  halten  fle  heilig-  3n  ©frila  pnbg.  (Sad)t- 
hunbe,  Cynonycteris  IU.)  Sertreten,  bie  p<h  burch 
einen  lurjen  Scpioanj  non  ben  apatifdjen  unterfepei* 
ben.  3)er  Silfluapunb  (C.  aegyptiacus  III.)  lebt 
in  flghpten  unb  Subien  in  ber  Sähe  größerer  St)- 
lomorenbeftänbe. 

glcbcrmäitfc  (Chiroptera  insectivora  H ’agn., 
hierzu  lafel  -glebennäufe  I u.  II«),  Unterorbnung 
ber  £anbpügler  (Chiroptera),  Jiere  mit  lurzer 
Schnauze,  unnodftänbig  entwideltem,  tradenlofem 
3eigepnger,  großen,  mit  Klappen  bebedten  Obren 
unb  glughaut  (sgL§anbpügter).  Sie  halten  Sinter» 
fcplaf,  einige  aber,  Wie  bie  Spcdntauä  unb  bie  nor- 
bifepe  glebermauä  Vesperugo  Nilsonii  unb  V.  noc- 
tula,  aud)  bie  Xeichpcbenuauä  (Vespertilio  dasy- 
cnema),  zieh«!  zum  Sinter  fcharenweife  nad)  bem 
Süben.  ©uf  Irinibab  tritt  eine  glebermauä  alä  ©e- 
ftäuberin  son  ScguminofcnblUten  auf,  inbem  pe  in 
ben  Sliiten  pd)  aufhaltenbcn  Jnfeltcn  nacbftedL  fflo- 
po  hat  nachgewiefen,  baß  bie  g.  für  ©eftgift  empfäng- 
lich Tinb,  unb  baß  auf  ihnen  lebenbe  glöße  gelegent- 
lich auf  ben  SDienfcpen  übergehen  unb  baä  ©eftgift 
übertragen  lönnen.  ©ei  ben  Slattnafen  (Istio- 
phoraSptx.)ijt  bie  Safe  mit  einem  mehr  ober  weniger 
entwidelten,bieSafenlö<herumgebenben  häutigen  ©e- 
faß  Seriehen.  Jiefer  befiehl  auä  einem  hufeifenförmi- 

8cn,nach  berS^nauzenfpißc  lonsejen  Stüd,  in  bepen 
onlasität  ftd)  ein  zweiteä,  fattelförmigeä,  nach  hinten 
häupg  P<h  in  einen  gortfaß  erßebenbeä  Stüd  pnbet. 
überragt  Wirb  bieä  burch  ein  mit  breiter  ©aßä  ent- 
fpringenbeä,  lanzettförmig  zugefpißteä  Safenblatt. 
®ie  hierher  gehörigen  g.  pnben  pch  in  ben  heißen  unb 
gemäßigten  Sänbem  ader  Srbteile  unb  nähren  pd) 
son3nfelten ; bie  meiflen  son  ihnen  faugen  aber  ©lut, 
unb  einige  freffen  grüchte.  Sie  zerfaden  in  fünf  ga- 
cnilien,  son  benen  bie  ber  ©lattnafen  (Phyllosto- 
matidae)  bie  heißen  ©egenben  Smerilaä  unb  [eine 
3nfeln  bewohnt.  äKan  pnbet  Pe  meift  in  großen  Snl- 
bem,  in  hohlen  Stämmen,  zwifepen  ölattem,  mehr 
einzeln  alä  gefedig.  3>ie  ©lutfauger  faden  ©ferbe, 
8fel,  SWaulttere,  Kühe,  ^üpner,  auch  ben  3Rcnfcpen 
an,  erzeugm  faft  fchmerjloä  eine  fepr  Heine,  Pad)e 
Sunbe  unb  faugen  auä  bieferSlut  auä,  beffen  STienge 
aber  zu  unbebeutenb  ift,  um  bie  gebifienen  Jiere  We* 
fentlicp  ju  benachteiligen.  Sie  bie  Sunbe  erzeugt 
wirb,  ift  niept  ßeper  feftgeftedt;  baß  bie  g.  habet  mit 
ben  glughäuten  fächeln , ift  eine  gabel.  $ie  größte 
Dlrt  ift  ber  ©ampir  (Vampyrus  spectrum  Gtoffr., 
Xafel  I,  gig.  4 u.  6),  in  ©raplien  unb  öualjana. 
8r  Wirb  16cm  lang  unb  70cm  breit,  hat  einen  biden, 
langen  Kopf  mit  fepr  Borgezogener  Schnauze,  große, 
(änglicprunbe  Ohren,  ein  llcineä,  fcpmaleä,  tänzelt- 
artigeä  Safenplättcpen  auf  breitem  Stiel,  zwei  große, 
nadteSarzen  Born  auf  ber  Unterlippe  unb  eine  glatte 
Oberlippe.  3)e r ©elz  ift  oben  bunlelbraun,  unten 
gelblich  graubraun,  bie  glughaut  braun.  Sr  lebt 
hauptfäcplid)  son  Jnfelten  unb  grüepten,  gehört  aber 

43 


Digiti 


674 


glebermäufe  — gfeetooob. 

erroei*lidj  nidjt  ju  benBlutfaugem.  Die  ägpptifcpe  langen,  weißen  Sartpaaren;  glugpaut  unb  Obren 
ftlappnafe  (Rhinopoma  microphyilum  Gcoffr.,  ließt  graubraun.  Sie  finbet  fttb  in  Guropa  bi*  60° 
Dafel  I,  gig.  ip  etwa  5 cm  lang,  mit  faft  ebenjo  lan-  nötbl.  Sr.,  in  Siorbafrifa,  ©efiafien  unb  Ojtinbien, 
gern,  bunnein  Scßroanj  unb  20  cm  glugbreite,  lanp<  ift  bet  un8  eine  ber  gemeinften  ‘iirten,  lebt  gern  in  ber 
paarig,  lidjtgrau,  finbet  fiep  in  fo  großen  Scßaren  tn  Siape  menfcßlicper  feopramgen,  fliegt  jiemlicß  fpät 
Kopien  unbMauerlbcßem,  baß  ißr  Rot  ben  Woben  nacßt*  unb  jiemlid)  ßrxß,  mißt  fepr  lepneU,  befonberf 
in  (tarier  Scpicßt  bebccft.  Saprfepeinliep  flammt  alfo  an  liepten  Stellen  im  SSalbe,  in  Saumgärten,  iHHeen, 
non  ipr  wenigften*  ein  Seil  beb  in  ben  fyanbel  tont'  fipläft  bet  lag e unb  int  SBinter  in  ©ebäuben  unb 
menben  glebermauSguano*.  3n  Europa  finbet  ft  cp  poplen  Säumen  unb  erfcßemt  fpät  im  grüpjapr.  Die 
bie  gamilie  ber  pjufeifennafen  (Rhinolophidae),  frfißftiegenbe  glebermau«  (Veaperugo  noc- 
beren  Wirten  einen  fepr  ftarf  entmidelten  Jlafenauf»  tula  Key»,  et  Bla».,  Dafel  n,  gig.  4 u.  5)  Wirb 
faß,  opne  päutig  entwicfelten  Cprbcefel,  mit  breiten,  11  cm  lang,  37,2  cm  breit,  ift  rütlid)braun,  an  ben 
DerßältuiSmäßig  turnen  glugpiiuten  unb  fepr  furjem  Dpren  unb  glugpäuten  bunlel  fcßwarjbraun , finbet 
Sdtwanj  befipen.  Die  fl  eine  Jtufeifennafe  (Rhi-  ftd)  in  Europa  bi*  Slorbbeut  jcplanb , fliegt  potp,  er- 
nolophas  hippocrepis  Bonap.),  6 cm  lang,  22  cm  jepcint  abenb*  juerft,  oft  fcpon  einige  Stunben  Bor 
breit,  ijt  grauroeißlicß,  oben  etwa*  bunfler,  lebt  in  Sonnenuntergang,  lebt  meift  in  Ssälbem,  in  ber 
Kopien,  MaucrlBcbem,  unterirbifcpen  ©eroBlben  tc.,  SläßemenfcßliiperSilopnungen  nur,  Wenn  auägebeßnt* 
oft  ju  jmnberten,  »on  Sübenglanb  bi*  jum  Jtaufa-  Saumpflanjungen  Borßanben  finb;  fie  ift  äuperft  ge» 
fu*.  pält  jiemlid)  lange  SBinterfcßlaf,  fliegt  crft  bei  fräßig  unb  pält  langen,  tiefen  SBinterfcßlaf.  Die 
eintretenber  Dunfelpeit  unb  fepc  unfteßer,  lebt  Bon  3 w f r qf  l c b e r m a u 8 (V.  pipistreUna  Keys,  et  Bla».. 
Snfefteit,  faugt  aber  auep  Slut,  j.  8.  Bon  anbent  Dafel  H,  gig.  3)  ift  6,7  cm  lang,  17  — 18  cm  breit, 
gleberntäufen  unb  Dauben,  wirft  aeWBßnlicß  jwei  oberfeit*  gelolicp  roftbraun,  unterfeit*  mehr  geiblicß» 
Junge.  häufiger  ift  bie  große  fcufeifennafe  (R.  braun,  an  ben  bidpäutigen  Opr»  unb  glugpäuten 
ferrüm  equinum  Keys,  et  Bla».,  Dafel  I,  gig.  2 u.  3).  bunfel  braunfepwarj.  Sie  finbet  ftdp  in  gang  (suropa 
bie  9 cm  lang  unb  über  30  cm  breit  Wirb  unb  eine  unb  Elften  bi*  jurn  60.“  ttörbl.  Sr.  unb  ift  in  Deutfi- 
fepr  große  ÜRafenplatte  unb  jiemlicß  große  Opren  pat  ; lanbbiegcmeinfteSlrt.  «benb*erfcßeintfie  fepr  pünft» 
ba*  Männcßen  ift  oben  afepgrau,  unlen  pcUgrau,  ba*  iiep,  aber  je  naeß  3aßre*jeit  unb  Sitterung  ju  Der- 
SBeibcßen  oben  ließt  rBtlicßbraun,  unten  rBtlicßgrau.  fdjiebener  Stunbe.  3Pt  giofl  >ft  fepr  geWanbt.  Sie 
Sie  finbet  fitp  in  Mitteleuropa  bi*  Algerien  unb  bent  lebt  fepr  gefeüig  unb  fipart  fiep  namentlid)  wäprenb 
Sibanon,  gept  int  Sommer  im  ©ebirge  bi*  2000  m be*  furjen  unb  ununterbrochenen  SBinterfcplafeS  ju 
§Bße,lebt  gefeüig, erfepeint  im  erftengriißjaßr  abenb*  ^mnberten  unb  Daufenben,  bie  große  fflumpen  btl- 
fpät  unb  fliegt  nießt  fepr  gewanbt  unb  niipt  potp.  ben.  Die  Mop*flebermau*  (Synotus  barbaatel- 
Die  jur  jweilen®ruppeberg.,benffilattnafen  lua  Keys,  et  Blas. , Dafel  n,  gig.  1),  9 cm  lang. 
(Gymnorhtna  Wagn.),  gepörenben  Diere  paben  feinen  26  cm  breit,  oberfeit*  bunfel  fcßwarjbraun,  unterfeit? 
blattartigen  Slnßang  an  ber  9iafe,  aber  ftet*  einen  etwa*  ßeüer  graubraun,  lebt  in  Gnglanb,  granfreiep, 
Dprbetfel;  fie  finben  fiep  überall,  nur  nicht  in  falten  3talictt,  Deutfcplanb,  Sd) loeben  unb  ber  Itrun , be» 
©eaenben,  am  ßäufigftcn  in  fübliipen  Siänbern,  meift  fonber*  in  walbrcitpen,  gebirgigen  ffiegenben,  autb 
an  bunfetn , eiitfamen  Orten , bisweilen  in  Kälbern,  potp  in  ben  VUpen,  überwintert  meift  einfam  unb  pält 
jwijeßen  bent  Saub,  amp  in  einjeln  ftepenben  poplen  fepr  furjen  unb  ununterbrochenen  SSinterfeplaf.  Sie 
Säumen,  in  §BßIen  unb  Seßlucßtcn,  ©ewölben,  fliegt  fepr  früp  unb  bei  feber  SBitierung,  meift  an 
Siuinett,  int  ©ebirge  unb  itt  ber  Ebene,  felbjt  an  ben  SBalbränbem  unb  in  Sauntgärten,  feltener  jwifdten 
Jtüftcn.  ©ewöpnlicp  leben  fte  gefeüig,  unb  befonber«  ben  Käufern  ber  DBrfer,  unb  näprt  ftd)  pauptfäcpliep 
jum  SBinterfdtlaf  fdiaren  fie  fuß  jufammen.  Diefen  Bon  S<ßmetterlingen;fie  ift  Berträglitp,  einigermaßen 
beginnen  fte  früp  im  fjerbfl  unb  bepnen  ipn  jiemliip  jäpmbar  unb  pält  jiemliep  gut  in  ber  ©efangenfepaft 
Wett  bi*  inägriipjapr  au*.  Dienteiften  fliegen  wäp»  au*.  Sgl.  Siotp,  Da*  SSefentlicpe  ber  ilpi'ropterrn 
renb  berDäntnterungunb  in  ben  erften Slacptftunben,  (©teäbao.  1866);  SRatfcbie,  Die  Megachiroptcru 
rußen  Bon  Mitternacht  bi*  gegen  Morgen  unb  jagen  be*WerlinerMtifeumäfür8!aturfunbe(öerl.l8yuff.). 
bann  abermal*.  Sie  fliegen  fepr  gewanbt  unb  ent»  glcbermäufe,  Bollatümlicpe  Sejeicpnung  Bon 
gepen  SRauboBgeln  burd)  gefepidte  ^Benbuttgen,  fiel»  Äreujer»  unb  Dreifreujerftüden,  bie  am  Enbe  be*  18. 
teni  auip  gut,  laufen  aber  auf  ber  Erbe  fepr  un»  unb  ju  Wnfang  be*  19. 3aprp.  für  Scpleften  mit  flie» 
gefdjidt.  Die  Sßapntng  beftept  au*  3nfeften,  nament-  genbetn  ‘übler  geprägt  würben, 
litp  9!ad)tfd)metter!ingen.  Sintagöfliegcn,  Säfent  tc.;  glcbcrmauäfcnftcr,  f.  Dadpfenfter. 
fie  Bertilgenberen  eine  große  3apl  unb  werben  babureß  glebermaudguatto,  Ejfretnente  Bon  Rlcbcmtäu- 

fepr  nüliiicp.gelegentlid)  freffert  fte  auep  fleineSBirbel-  fen,  bie  in  manepen  Säubern,  Wie  Vlrfanfaä,  Deja*. 
tiere.  ©efteptä»  unb  ©erudpftnn  finb  Wenig,  fflepBr  ßeplon,  Sübfpanien,  Ügbpten,  Mäpren,  Ungarn, 
ttnb®efüpl  aber  auffallenb  ftarf  cntwidelt  ; bie  Stimme  Sarbinien,  in  Jiäplen  ntaffenpaft  abgelagert  borfora» 
beftept  in  einem  ttarfen,  Bfeifenben  3witfcpern,  bi*>  men  unb  at*  WertooIIer  ftidftoffreicper  Dünger  tn  ben 
weilen  in  burepbringettbem  ©efeprei.  Sie  begatten  ftd)  ftanbel  gebradjt  werben,  g.  ift  fenntlid)  att  ben  bei- 
im  !&erbft,  bie  Befruchtung  erfolgt  aber  crft  im  grüß»  gemengten  Jnfeftenßügelbeden  unb  an  ber  fauren 
japr,  nnit  balb  barauf  werfen  fte  1 — 2 Junge,  bie,  an  Sieaftion.  Gr  entßält  8.«  -9.4  $roj.  Stidftoff,  1 J — 
ben^tpen  pängenb,  Bon  ber  Mutter  im  gtuge  perum»  2,t  Sroj.  ppoäpporfaure  SUfalien  unb  24—8.1  Sroj. 
getragen  werben.  Sie  taffen  ftep  jäpmen  unb  werben  Spoäpporfäure. 
oft  fepr  jutrauliep.  Son  ben  brei  gamilien  ift  bie  bet  glebermauSpapagci,  f.  Papageien. 
Vespertilionidac  Wagn.  am  Wicptigften.  Die  ge»  glecfcn,  f.  glaalcn. 

meine  Oprenflebermau*  (Plecotus  auritua  giert  (in ^tollnnb  ffl r a cp t), Rweiglanal  Don  einem 
Keys,  et  Blas. , Dafel  II,  gig.  2)  ift  8,4  cm  lang,  Stafen  ober  Jlanal  naep  einem  Speicher,  einer  SBerft, 
24  cm  breit,  mit  3,5  cm  langen  Dpren;  ber  Selj  i|t  gabrtf  tc. ; Sinnenfleet,  foDiel  wie  Sinnentief, 
graubraun,  unten  etwa*  ßeller,  ba*  ©efießt  bi*  an  gltrtttioob  cipt. ptrokw, Stabt  in2ancafpire(Gng* 

ben  ^tinlerranb  ber  '.'lafenlödjcr  lang  bepaart  mit  lanb),  an  ber  Münbung  be*  SBpre  in  bie  3rifcpe  See, 


gleetnioob  — gleif$. 


675 


pat  ein  großcS  Tod,  eine  3nfantcriefchule,  Seebäber 
unb  (ho»  12.082  EinW.  Ter  £>afen  ift  mit  bet  glut 
für  größere  Skiffe  jugänglid)-  ES  gehörten  ju  ihm 
1901:  124  Seefcpiffe  Don  9013  Ton. ; 2858  3d)ijfe 
oon  520,118  I.  liefen  ein.  Einfuhr  (befonberS  ©e- 
treibe.  'JRaiiganerp  £olj)  1900:  879,112  fSfb.  Stert,, 
■fluäjuljt  14)823  $fb.  Stert.  3-  bot  tägliche  Tampfer- 
Derbin bung  mit  ©elfaft  unb  TouglaS  (SRan).  ES  ift 
erft  1838  ton  Sir  ©etcr  $e8fcth  gleetwoob  angelegt 
unb  Sip  eines  beutidien  Konfularagenten.  5 km  (üb- 
lich 31  off  all  §oufe  mit  berühmter  Sdjule. 

glccttuoob  Mer.  (litrcubW,  SparleS,  engl,  ffleneral, 
atiS  guter  3omtlie  in  Slortbamptonjbire  jtammenb, 
ftubierte  bie  Siechte,  Warb  Ülnwalt  in  Eonbon,  trat  1642 
in  bie  fJarlamentaannee,  warb  1644  Oberft,  1646 
SRitalieb  bei  Parlaments,  1649  öouoemeur  ber  3n- 
fei  SSight  unb  nahm  1650  als  ©eneralleutnant  ber 
Kabaßcrie  an  SromfttlU  fd)ottt[ihem  gelbjug  teil. 
1851  würbe  er  SRitglieb  beS  StaatSratS,  1652  beira« 
tete  er  eine  Tochter  EromWettS  unb  würbe  ©cjel)IS- 
habet  ber  Truppen  in  3rlnnb,  wo  er  bis  1655  blieb. 
1 857  wiberfe  Jte  er  fid)  bera  ©ian,  Eromweü  bie  Äö- 
uigSwürbe  gu  übertragen,  trat  aber  in  baS  Don  bem 
protctlor  gebilbete  CberpauS  ein.  Siad)  EromweUS 
Tob  führte  er  bieöcfeitigung  Don  beffen  Sobn  Stidjarb 
berbei  unb  würbe  18.  Üft.  1659  ©eneral  ber  Wrmet, 
mußte  aber  noch  bem  Sorriideit  'IRontl  im  Tejember 
b.  3-  biefe  Stelle  nieberlegen.  'Mail  ber  Siejtauralion 
Karls  II.  lebte  er  in  Sergeffcnbeit  ju  Stole- 92etoing- 
ton  unb  flarb  4.  Oft.  1692. 

Siegel,  fobicl  wie  Trefdjflegei ; all  mittelalterliche 
Kaffe ).  'iliorgtnftern. 

EbuarbSRobert,  Bfrifareifenber,  geb. 
13.  Oft.  1855  in  SJilna,  gefi.  11.  Oft.  1886  in  ©raff 
an  ber  Jfigermünbung,  trat  1869  als  Sterling  in  eine 
©udjbanblung  in  Kiga,  befudjte  1872  eine  $>anbeIS- 
ftbule  in  IKümfjcn,  fanb  bann  in  .'pamburg  unb  feit 
1875  in  EagoS  eine  Stellung.  1879  fubr  er  nad)  bem 
Kamerungebirge  unb  bann  benSiiger  unb  ©inue  auf- 
wärts, 200  km  über  ben  fernflen  bisher  erreichten 
pintft  btnauS.  Seine  forgfältigen  Vlufnaljmen  er- 
warben ibm  bie  Unterjtüpung  ber  Teutfefien  läfrifa- 
nifeben  ffiefeUfcbaft  für  bie  weitere  @rforfd)ung  beS 
©inuegebieteS.  92ad)  furjem  ISufentbalt  in  Tcutfd)- 
lanb  begab  er  fid)  1880  aufs  neue  nad)  bem  9iiger, 
bolte  fid)  in  Sofoto  Dom  Sultan  einen  ©eleitsbrief 
für  bie  Steife  nad)  Rtbamdua,  erreichte  auf  neuen 
Segen  31.  3uli  3°Ia  unb  auf  ber  Seitrrreife  nach 
Jfgaunbere  18.  Vlug.  bie  Duellen  beS  ©inue.  «uf 
einer  neuen  Steife  nach  tlbameiua  Don  EagoS  aus, 
1883—84,  übcrfdjritt  er  jura  jWeitenmal  bie  Saffcr» 
ftbeibe  Dom  ©inue  mm  Kongo  unb  (ebne  Enbe  1884 
nach  Europa  gurücl  baS  er  fdjon  im  ‘flprtl  1885  Der- 
lief),  um  mit  Unteniüjjung  ber  Äfrifanifcben  ÖJcfeQ- 
frfjaft  unb  beS  Teutfcbcn  KolonialoereinS  baS  Stiger- 
©inucgebict  bem  beutfepen  lfmnbel  ju  erfcbließen.  yn- 
jwtfdien  Waren  ibm  engltfcbe  llntemebmungen  juDor- 
gefommen.  Troß  fdiwerer  ©rfranfung  unternahm  3. 
noch  bie  Steife  nach  3oIa,  mußte  aber  ohne  Erfolge 
nadj  berjtüfte  jurüdfebren,  bie  erfun  Dor  feinem  Tob 
erreichte.  Er  Der&ffcntlid)te:  »£ofe  ©lälter  aus  beut 
Tagebucbe  meiner 4>auffafreuube«  (t>amb.  1886)  unb 
•Som  9tiger-8enue.  ©riefe  auS  Üfrita«  (hrSg.  Don 
feinem  ©ruber  8arl  3--  fieipg.  1890).  Seine  Steife- 
berichte  erfchienen  in  ben  »Siitleilungen  ber  91frifa- 
nifeben  ©efcDfchaft  in  Tcutfeblanb« , ©b.  4 u.  5. 

Slcgtrc,  2a  «pt.  - Wie'),  f-  Ebamonij. 

Sftcglcr,  eine  SH  olle,  bie  1412  auS  ben  ©raffchaf- 
len  am  £varj,  um  ben  Sitter  griebrieb  Don  ^elbrun- 


gen gefhart,  als  JteDolutionäre,  jumeift  mit  SDrefcb* 
flegeln  (baber  ber  Same  3 ) bewaffnet,  fengenb  unb 
brennenb,  Don  einigen  Sblen,  wie  ©tintber  Don 
Scbwarjburg  unb  Tietrich  Don  §of)tnftcin,  begün- 
ftigt,  bas  £anb  burd)ftreifte,  bis  bieSRarfgrafen  grieb» 
rieh  (ber  Streitbart)  unb  Silbclm  Don  SHcijen  gegen 
fte  ju  gelbe  jogen  (gleglerfriea)  unb  ibr  gelb- 
boupimann , Sitter  £>anS  Tniigel,  bie  Don  ihnen  be- 
fcfjte  ©urg  jtclbrungcn  einnabm.  griebrieb  Don  §tl- 
brungen  würbe  fpäter  Don  einenißöblererfchlagen.  — 
g.  beißen  auch  bie  glageüanten  (f.  b.). 
glcict  (glper,  Spinbtlbanf),  f.  Spinnen, 
tf  Icinifcr  Tlal  (g  1 1 i m S,  © a 1 b i gi  e tu  m e),  mitt- 
lere Talftufe  beS  tloiflo  in  Tirol,  SejirfSb-  EaDalefc, 
ca.  35  km  lang,  in  mineralogifd) -geologifeber  ©c« 
jiebung  Wichtig,  mit  ben  §auptortcn  EaDalefe  unb 
©rebajjo  (f.  b.)  unb  (noo)  18,896  Einw.  — gleimS 
gebbrte  in  alteriffit  jur  ©tat!  Trebifo,  feit  1112  (mit 
(ehr  freier  ©erfaffung)  jum  ©istum  Trient. 

^Ieiti6,  fehwäbifh«  Sofalbejetcbnung  für  barte, 
plattige  Sanbfteine  beS  ffeuperS  unb  beS  2iaS. 

glcifch,  bie  ©taffe  ber  SRuSfeln  ber  Sirbeltiere, 
auch  Werben  gewöhnlich  geweffe  Seichteile,  wie  Scher, 
3iiere,  ©til),  Sunge  tc.,  fowie  bie  Scichtcile  geloiffer 
Strebte  unb  SRotluofen  jum  3-  geredbnet.  Tie  ©iuS- 
feln  (f.  b.)  befteben  aus  ©Jusfclfafern.  Sinbegewebe, 
gettgewebe  unb  bem  fle  burebtränfenben  Saft,  ent- 
halten aber  auch  Sebnenfafem,  Blutgefäße  unb  9Jer- 
Dett.  SRit  bem  Tobe  beS  TiercS  ober  mit  ber  Rlbtren* 
nung  Dom  lcbenbenSbrpcr  Wirb  berffiuslel  hart  unb 
ftarr.  Weniger  bebnbar,  unb  feine  alfalifdje  Sicaltion 
Derwanbelt  ftch  in  eine  faure.  Tiefer  Eintritt  ber 
Toten  ft  arre  beruht  auf  bem  allmählichen  ©erinnen 
unb  geitwerben  beS  wäbrenb  beS  Sehens  flüffigcu 
3nl)altS  ber  3Ru8felfafem.  'JJoch  längenn  Siegen  lo ft 
ftch  bie  Totenftarre,  ber  SJuSlel  Wirb  wieber  weicher, 
unb  balb  barauf  treten  bie  elften  Stabicn  ber  gäul- 
niS  ein.  TaSg-,  baS  man  imfianbel  erhält,  ifl  (gifdie 
unb  Schaltiere  ausgenommen)  meift  über  bie  Toten« 
flarre  hinaus,  ^auptbejtanbteile  beS  gleifdjcS 
mrb : SRboftn  unb  anbre  Eiwcijjförper,  leimaebenbe 
Subftanj  (Sinbegewebe)  unb  Elaftin  (Sebnenfafem) ; 
im  gleifdjfaft  unbSlut  gelbfl  finben  ftch SiWcißförpcr 
(Serumalbumin  ic.) , Kreatin,  Kreatinin,  Xanthin, 
ÜDpopantbin,  ©lg logen,  ffuder,  3uoftt,  3nofmfäure, 
S!ild)fäure,®lbierinphoSpborfäure,©lutfarbftoffunb 
mineralifie  Subftanjen,  namentlich  ShoSDhoriäure- 
falje  Don  Kali,  TOagnefta,  Ralf,  Uhlomatvium;  Eifcn 
ift  j.  T.  ©eftanbteil  beS  roten  BlutfarbftoffeS. 


Oufaitimenfehnno,  WäDrwert  ec. 

TieguantitatiDegufammcnfepung  beS glei- 
fcheS  jeigt  bie  Tabelle  auf  S.  676.  Rlucb  feheinbar 
DoOIommen  fettfreieS  g.  enthält  ftetS  eine  geringe 
©ienge  gelt.  Tie  Eingaben  ber  Tabeüe  bejiebcn  fich 
auf  reine  3RuS(elfub)tanj,  Wie  fie  am  reinften  im 
SenbenmuStel  (gilet)  DorliegL  TaS  gewöhnliche  g. 
beS  feanbelS  befiehl  auS  60  — 80  ©roj.  TRuStelfub- 
ftanj  unb  Wechfelt  in  feiner  ©efdmffenbeit  außer- 
orbentlich  nach  JnbiDibualität,  9111er,  ©efchledit,  Dor- 
auSgeganaener  Ernährung  beS  TiercS  unb  ber  Stör- 
perftelle,  ber  eS  entnommen  ift.  3m  allgemeinen  ift 
baS  g.  um  fo  beffer,  je  mehr  eS  auS  reiner  ÜKustel- 
fubflanj  befiehl ; auf  Zartheit  unb  Seicpbcit  beS  glei- 


fd)eS  fepeint  aber  auch  ber  mehr  ober  minber  ftarfe 
©ebrauch  beS  lebenben  URuSfelS  burch  baS  Tier  Don 
Einfluß  ju  fein.  3unge  Tiere  liefern  jartereS  g.  alS 
ältere,  bo4  enthält  bas  g.  ber  leptcm  reichlicher  Er» 
tra(l  iuftojfe  unb  gibt  baffer  beffere  glcifchbt  iihe,  belfere 
Suppen. 


43* 


676 


gletfd)  (Seftanbteile,  ©efpmacf  :c.). 


C.uaiitttntIO,  3ufainaienfet)uni)  Beb  gflclfcpeb. 


SUtfctfort' 

IBaflei 

förper 

g<U 

■l«t« 

€e^r  fetter  C($i,  htnterniertel 

55,01 

20,81 

23,57 

0,88 

Xaefflbc,  burstiroa4ik»  . . . 

47,»o 

15,09 

35,89 

0,7» 

ÜRittelfetter  C$4,  hinterotertel 

70,oo 

24,t  t 

4,1t 

0,7» 

äHagerer  C'4«,  begleichen  . . 

75,1» 

20,95 

8,oi 

— 

3<tt«4  Halb,  Heul«  .... 

7ü,jo 

18,87 

9,1» 

1,14 

üSafleic-i  Halb,  vinterfcbenfel  • 

77,»» 

20,81 

0,»t 

— 

Sc$r  fetter  Rammet,  £lntertetl 

41,07 

14,90 

43,47 

0,88 

halbfetter  £ammet,  hinter» 

f$entel 

76,»s 

20,1t 

2, »7 

— - 

rjtttei  odjwctn,  e<$inlcn  . . 

48,7  t 

15,08 

84.8t 

0,8  t 

Wagerc»  Schwein  , Samten  . 

69,80 

20,07 

8,tt 

1,1« 

9Ragere4  $fcrb,  Stentel  . . 

75,10 

23,30 

0,» 

1,00 

2>obl0f>übi'te#  $5ferb,  (btltr> 

ptertel  

73,18 

21,41 

3,08 

1,1t 

£afe,  $im  erteil 

74,50 

23,  i« 

1,07 

1,1t 

.‘Heb 

75,78 

19,77 

1,01 

1,18 

hauibnlm,  fett 

70,08 

18.40 

9,8« 

0,01 

SUilbcnte,  an  ber  i'ruft . . . 

69,80 

23,80 

3,8» 

0,03 

Zaube 

76,00 

2Uo 

1,00 

1,40 

Siebbu^u 

71,0« 

25,18 

1,48 

1,3» 

üacb-4 

77,08 

13,11 

4,90 

— 

üacb-J,  gcrdu<bert 

51,80 

26,oo 

11,7t 

9,3» 

Stodjtfcb,  ßctroJnet  .... 

18,80 

77,to 

0,9« 

1,51 

pegit 

77,»3 

20,98 

0,80 

l,tt 

hertng , fnftb 

80,71 

10,u 

7,11 

2,07 

hertitg,  cingcmcubt  .... 

48,oo 

19.4» 

12,7t 

16,33 

Wildling 

69,40 

21,11 

8^1 

1,18 

Mal 

62,07 

13,oo 

23,b8 

0,77 

Äarpfcn 

76,07 

21,88 

1,00 

1,33 

U feiet  

72,80 

16,81 

8,13 

8,3» 

Seeiungc 

86,u 

11,04 

0,t» 

1,31 

3<bellfif^ 

80,07 

17,00 

0,s» 

1,48 

Sen  wiptigflen  Einfluß  übt  bie  Ui  ii  fl  u n g.  »eil 
bei  biefer  ein  Seil  beä  Siiaffcrö , Wclpeä  baä  mögen: 
g.  enthält,  burp  gelt  erfept  »icb.  gm  ft.  Bon  gutem 
WaftBicb  erhält  ber  Sronfument  bei  gleichem  ©eluicpt 
im  Wittel  etwa  40  Sroj.  mehr  troefne  ticrifpe  Waffe 
alb  int  g.  Dom  ungemäfteten  Siep,  bei  fepr  fetten  Sie- 
ren  fogar  bis  60  Ißroj.  mehr.  Sen  Siaprungäwcrt 
beb  gleifpcS  Bom  gemäjteten  Opfen  im  Scrljältmä 
ju  bem  Born  mogern  Dpfeu  ergeben  fotgenbe  Zahl'"- 
ttd  enthalten  nämlich  1000  g g.  Bom 


1 »M«feU  ! 
| fubftanj ; 

gett 

«14« 

Baffer 

fetten  D<bfen 

1 356  1 

289 

15 

890 

magern  Ctbfett 

308  | 

81 

14 

597 

Unterblieb: 

1 +«  | 

|+158| 

+ » 1 

— 207 

Sab  g.  beb  fetten  Opfen  enthält  mithin  m 1000  Sei- 
len 207  Seile  mehr  fefte  ÜtaljrungSjtoffe  alb  bab  g. 
beb  ungemäfteten  Siereb. 

SBogelflcifeü  jeigt  ben  größten  öefamtge^alt  an 
eiweißartigen  Rörpem,  baögijpfteijp  ben  gertngften; 
jtsifdjen  beiben  fleht  bab  g.  ber  Säugetiere,  bab  beim 
SBilb  am  rtipften  an  Etrocißtörpem  i|t.  Vln  ileim- 
bitbnem  unb  angelt  finbgifche  reicher  alb  bie  Säuge- 
tiere unb  biefc  reicher  alb  bie  Sögel.  »ährenb  leitete 
bie  beiben  anheim  Klaffen  in  bem  ülebalt  an  (Spiral- 
tioftoffen  unb  namentlich  an  Kreatin  übertreffen.  Sei 
jitugern  Sieren  ift  ber  QJetjalt  an  leimgebenben  Stof- 
fen größec.  ber  an  Eiweißftoffen  entjprechenb  Heiner 
alb  oei  altern  Sieren.  Sab  g.  ber  weiblichen  Säuge- 
tiere unb  Sögel  ift  jarter,  aber  weniger  fehmadpnit 
alb  bab  ber  männlichen;  bab  g.  ber  Sau  ift  aber 
ebenfo  gefpäpt  »ie  bab  beb  männlichen  Spiueineä, 
unb  Bon  ber  öanb  wirb  bab  Seibcpen  meift  beut 
‘Wännchen  Borgejogen.  Sie  männlichen  gliche  finb 
fchmadhafter  alb  bie  weiblichen,  fo  namentlich  beim 


gering,  £ap$  unb  Sarfch-  Sab  g.  Bom  Waftßieh 
hat  fürjere,  jartere  gafern,  bie  überall  mit  hellgelb- 
lichem  gett  burpwapfen  (mb ; auch  «1  eb  faftiger  unb 
gewöhnlich  etwab  heller,  aber  immerhin  fchön  rot  ge* 
tärbt.  8lod)  beutlicher  treten  bieie  Unterfchiebe  nach 
ber  Zubereitung  hernor,  inbent  bab  g.  Bom  Waftsiet) 
Weit  jarter  fchmedt  unb  weicher  unb  Berbaulicper  ift 
alb  bab  g.  beb  ungemäfteten  Siepeä.  Sab  g.  ber  tn 
greipett  lebenbenSiere  ift  nie  fo  fett  wie  bai  ber  Raub- 
tiere ; ber  Sauerfloff,  ben  ft*  bei  (tarier  Bewegung  in 
reipliperm  Waß  einahnen,  oerpinbert  bietlblageruiig 
großer  gettmaffen.  Safür  finbet  fip  in  ihrem  g., 
waprfcpeinlich  infolge  beb  befplcunigten  StoffwepfelS, 
ein  größerer  Sicicptum  an  jenen  Stotfen,  bie  ben  eigen« 
tilmlichen  fflefpmad  folcben  gleijcpeb  bebingen.  Sieb- 
hühl'er  oerlieren  ihren  fflejpmad,  wenn  fte  emgefperrt 
unb  wie  ^mubpApner  gefüttert  werben ; jabme  Enten 
werben  mager,  nehmen  aber  ben  angenehmen  ®e- 
fepmarf  beb  SSilbbretd  an , wenn  man  fte  ihrer  grei* 
peit  überläßt.  Säugetiere,  bie  in  bergigen  ©egenben 
gewürjpafte  Kräuter  Derjepren,  (iefeni  ein  fpmad- 
paftereb  g.  alb  folpe,  bie  m jumpfigen  ©egenben  »ei- 
ben, mit  Sdilempe,  Sübenpreßltngen , Clinchen  ic. 
gefüttert  Werben.  Kälber,  bie  auäfplicßlip  mit  Wild) 
gefüttert  würben,  hoben  ein  blaffeb  g.,  bab  burep 
«raten  Weiß  wirb  unb  burep  leichte  giöflung  einen 
angenehmen  Würdigen  ©efpntad  annimmt,  ber  bem 
buntein  g.  mit  Kleie  ober  »eu  je.  genährter  Kälber 
abgept.  Ebenfo  ift  ber  fflejpmad  beb  Scpweineflei- 
fepe«  fepr  bebeutenb  Bon  bem  gutter  abhängig.  Se- 
fonberb  günftigen  Einfluß  auf  bie  Seichaffenpeit  beb 
gleifcpeöübtbieKaftration  aub.  Sab  g.  ber  Säuge- 
tiere wirb  baburep  jarter,  feintömiger,  träftiger  unb 
fchmadpafter.  Sabfetbe  gilt  für  Sögel,  unb  auch  bei 
ben  Karpfen  pat  eb  fid)  bewährt.  Surd)  gaqen,  £>epen, 
Seitfcpen  wirb  bab  g.  ebenfalls  jarter.  Ein  folcbeä 
g.  jeriept  Rep  aber  auch  fepr  fdmell  unb  fann  unter 
Umftänbcn  lebenbaefäprbenbe  Eigenfcpaften  für  ben 
ffienießenben  annehmen.  3n  fepr  ftarl  angeftrengten 
Wubleln  tritt  eine  gettbegencration  beb  gleifcpeb  ein, 
unbSlutbeftanblcile  ergießen  fid)  in  bie  gejerrten  unb 
ftarl  gec)uetfd)ien  Seile  beb  gleifcpeb,  ber  §aut  unb 
beb  Zetlgewebcb.  Sie  gettbegeneration  nach  ftarfen 
Wärfcpen,  Springen  ic.  leimen  bie  gleifcper  fepr  aut 
unb  nennen  bab  Bon  ipr  befallene  g.  oerbugt  ober 
aubgebugt.  Eb  ift  unfepeinbar,  pell  unb  wäfferig 
mtb  wirb  nad)  bem  Rochen  faferig  unb  jerfaUenb. 
Sie  Blutunterlaufungen  geben  Seranlaffung  ju  ra- 
(eher  Zerlegung  unb  balb  eintretenbem  Übeln  ©erud) 
ber  betroffenen  Seile,  fflefunbeb  g.  ift  feft  unb  elajtifd) 
unb  maept  bie  ginger  laum  feupl,  [ranleb  g.  läßt 
oft  Serum  aubtreten  ; äpnlip  Berpält  eb  ftp  mit  bem 
gett.  Öuteb  g.  erleibet  beim  Rochen  weniger  Serlitjl 
alb  fcpledjteb.  Ser  Saft  Bon  gefunbem  g.  reagiert 
fehwach  iauer,  ber  Bon  tranlem  oft  allalifcp.  linier 
bem  Witroftop  erfepeint  bie  gefunbe  Wubtelfafer  glatt 
unb  feparf  begrenjt,  bie  traute  hingegen  oft  aufge» 
quollen  mit  unbeutlicpen  unb  Weit  Boneinanber  ent- 
fernten Duerftreifen. 

Sie  projentifpen  ©ewiptbBerpältniffc  bei 
einjelnen  Seile  Bom  UiinbBiep,  Spaf  unb  Spwein 
jeigt  bie  Sabeüe  S.  677. 

3ut>erettBBg. 

9!ur  feiten  wirb  ropeb  g.  genojfen,  bab,  wenn  eb 
Sarafiten  tSripinen,  ginnen  tc.)  enthält,  fploere 
Späbigung  ber©eiunbpeit  ocrurfapen  fann.  3n  bet 
Segel  unterliegt  babg.gewiffen Zubereitungen,  burp 
bie  eb  fpiuadpafter  unb  oft  oerbauliper  wirb.  Stete 
wirb  bab  g.  bei  ber  Zubereitung  einer  pöpem  Sem- 


677 


jJIcifd^  (jjubereitung,  RmtfertierungSmetljoben,  Nährwert). 


Vrojentlfcßt  Uetol4ttt>crSMtntffe  tiora  Stint  ■ nnb  erfjmrlnrflrltcfj. 


04« 

fcette« 

Kalb 

£cb  mein 

mittel» 

genährt 

halb» 

fett 

El 

EU 

mSm 

fett 

Körperteil«: 

Pro». 

Pr«|- 

ESI 

Proj. 

Proj. 

ES! 

Pro*. 

Pro|. 

»lut 

4,r 

4,« 

3,0 

SCSI 

3,0 

3,0 

3, ft 

3,0 

8,* 

7,5 

3,ft 

^aut,  Kopf,  ©eine,  ßunj|«  .... 

13, T 

12,4 

10,7 

24,0 

22,# 

20,0 

18,0 

16,1 

— 

— 

Ifin0en»ctbe 

6,e 

7,T 

7,« 

mm 

8,» 

8,1 

7,» 

6, ft 

5,3 

9, ft 

6,0 

g[eif<$  unb  ^ett * . 

49,7 

58, « 

54,8 

E9 

46,5 

49,4 

54,3 

59,« 

65,1 

74,5 

84,« 

3n^alt  non  ÜSagen  unb  S>arm  . 

18,o 

15,o 

12,0 

0 

16,0 

15,0 

14,0 

12,o 

7,0 

v 

»eftanbteile  bef  Stumpfe« 

(6$t<u$tgen)t£bt  neift  ^*tt  oom  9te|  ic.): 

gleif$  ohne  gett  unb  Knoten  . 

86,0 

88,0 

S5,o 

4S,o 

83,1 

83,4 

83,1 

29,o 

27,o 

46,4 

40,0 

Anomien 

7,4 

7,» 

7,1 

9,3 

7,1 

6,5 

5,0 

5,5 

5,s 

8,0 

5,8 

gm  im  gttib» 

2,0 

7.« 

14.7 

5,« 

2,0 

3,3 

8,0 

14,7 

20,5 

10,» 

32,4 

gett  an  ben  Stieren 

2,o 

2,5 

3,5 

2,1 

l.o 

1,* 

2,4 

3,« 

4,4 

1,» 

3,0 

gett  am  9te|  unb  »arm 

!/, 

2,o 

4,5 

2,4 

8,0 

4,1 

4,» 

6,8 

8,0 

1,7 

2.5 

gufammen: 

49, T 

58,«  | 54,« 

62,4 

48,. 

«9,« 

54,3 

59,. 

65.C 

74,* 

84,0 

pcratur  auggefeßt,  bei  ber  baä  ©inbegemebe  in  2eint 
Berttanbelt  unb  bamit  baS  Sefüge  beb  gleifcßeä  ge» 
lodert  wirb.  ©Seim  bie  (Temperatur  bod)  genug  ift 
unb  auf  alle  Seile  befi  glecfcßcS  (aud)  auf  baS  gnnere 
großer  Stüde)  einwirft,  fo  Werben  int  g.  etwa  ent» 
ßaltene  ©araftlen  getötet. 

gür  bie  3 u b e r e i t u n g bat  inan  baS  g.  ganj  frifd) 
gcfd)Iad)telcr  Sicre  ober  autb  totenftarreS  g.  ju  Ber» 
iueiben.  SaS  iriftbe  g.  ift  feft,  fdjmetft  fabe  unb  Wirb 
burd)  bie  3>tbereitimg  noch  berbrr,  wäbrenb  g.  na<b 
2öfung  ber  lotenftarrc  große  3artljeii  erlangt.  0ei 
ber  Sotenftarre  bitbat  fuß  SJlileßfäurc,  bie  baS  ötnbe- 
gewebe  jWiftßen  ben  SKuSfelbünbeln  junt  Duellen 
bringt  unb  auflodert,  fo  baß  baä  g.  mürber.  Weither 
wirb,  ©leibt  baä  g.  langer  liegen,  fo  erfährt  eä  tie- 
fer greifenbe  3erfeßung  (beginnenbe  gäutniS),  unb 
in  bem3uftanb,  in  bem  baä  SSilb  häufig  gegeffen 
tuirb  (haut  goüt),  ift  fie  bereits  biä  jur  Entwidelung 
ubelriccßenbcr  (Safe  Porgefd) ritten.  Ser  (Senuß  eines 
fo  weit  jerfeßten  gleifcßtS  famt  Erfranhtngen  unb 
fetbit  ben  Job  ßerbeifüßren  (»gl.  gleifcßgift).  Sie 
SSirfung  ber  ÜBütßjciure  wirb  §äufig  nod)  baburth 
unterftüßt , baß  man  bas.  g.  Bor  ber  3ubereitung 
einige  3eit  in  Effig  ober  faure  Niilcß  legt.  — ge  nach 
ber  Wrt  ber  3ubereituna  beS  gteiftheS  erhält  man  ein 
Nahrungsmittel  Bon  fetir  Berfthiebenem  ErnäbrungS- 
wert,  ©eint  ©raten  (f.  b.)  wirb  baä  g.  ohne  SBaf- 
fer,  ober  häufig  mit  getl  erljijt;  cä  bilbet  ftd)  bureß 
©erinnung  beS  (SiweißeS  im  gteifdjiaft  ber  oberfläcß- 
liehen  Seile  eine  Scßicßt,  bie  ben  Austritt  beS  gleifiß- 
fafteS  Berhinbert.  SaS  g.  behält  alle  wcrtBoüen  Se- 
ftanbteile,  unb  bie  ©ilbung  einer  geringen  äJienge 
ISfÜgfäure,  bie  wäbrenb  beS  ©ratenä  erfolgt,  erhöht 
bie  ©erbaulicßfeit.  Surdj  bie  Nöftung  ber  oberflücß* 
ließen  ©(hießt  entließen  3erfeJungSprobuftc  gewijfer 
©eftanbteile  beS  gleifeßfaftcS,  bie  ben  SSoßtgefcßmad 
erhöhen,  ©eint  S ä tu  p f e n wirb  baä  g.  bureß  Ein- 
wirfung  non  ©afferbampf  gar,  unb  aueß  hierbei  er- 
folgt im  Wefentlicßen  tein  ©erluft,  ber  fieb  aber  feßr 
bemerftieß  machen  unb  bie  ganje  Natur  beS  gleifdj- 
fiiideS  wefentließ  bceinfluifen  fattn,  fobalb  man  eS  mit 
Biel  SBaffer,  wie  beim  Rochen,  beßanbelt  (Näheres 
f.gleifdjbrüße).  3ut  Bereitung  Bott  gutem  Roeßfleifcß 
bringt  man  baS  g.  in  todjenbeS  SBaffer  unb  forgt, 
baß  baS  SBaffer  junäeßfl  aueß  imRocßen  bleibt.  Samt 
gerinnt,  wie  beim  ©raten,  baS  Eiweiß  in  ben  äußer- 
sten gleifcßfcßichten  unb  oerßinbert  ben  SluStritt  beS 
gleifcßfafteS.  SaS  g.  beßält  im  Wefentlicßen  feinen 
Nährwert,  unb  nur  bie  äußerften  gafem  werben  fo 
nachteilig  Beränbert  Wie  bei  ber  ©ereitung  ber  gleiicß- 


brüße.  SaS  gnnere  beS  gleifcßftüdeS  Wirb  in  feinem 
eignen  Safte  gar.  Saju  aber  ift  bie  Siebetempe  ratur, 
Welche  bie  glctfcßfafer  ßart  rnaeßt,  nicht  nötig.  SRan 
foeßt  beShalb  nur  wenige  ©Knuten,  fügt  bann  fo  Biel 
latteS  SBaffer  ßinju,  baß  bieSemperatur  auf  70°  finft, 
unb  erhält  biefe  Temperatur  meßrete  Stunben  lang, 
bis  baS  g.  mürbe  geworben  ift.  Siefe  3ubereitungS- 
art  liefert  eine  gtecfißfpcife,  bie  allen  Vlnforberungen 
entfpridtt  unb  ben  moglidjfl  großen  Nufjen  gewäßrt. 
©eint  Rocßcn  Berliert  Minbffeifcß  16,  2>ammelfleifeb 
16,  ßjußn  13,5,  Scßtnfen  6 ©roj. 

©ei  ber  großen  Sieränbtrlicßfett  beS  gleifcßeS  muß 
man  häufig  RonferBierungSutetßoben  anWen- 
ben,  um  eS  längere  3eit  ju  erhalten,  gür  ben  SranS* 
port  menbet  man  Rälte  an.  SBo  eS  baä  Rlinta  geftattet, 
wirb  baä  g.  gefallen  unb  getrodnet  (Eßarque.Sa- 
(ajo  in  Sübamerifa,  ScßeHfifcß),  auch  ift  gleifcßmeßl 
(Carne  pura)  in  ben  fcanbel  gebracht  worben.  Seßr 
allgemein  wirb  g.  gefaljen  (3iinbfleifd) , Schweine- 
fleifeß,  gifeße,  im  Norben  auch  Sögel)  unb  geräuchert 
(Ninbfleiich,  ©cßweinefleifcß,  gifeße),  unb  befonberS 
wichtig  ift  baS  in  ©ledbbofcn  nach  SlppertS  ©ielhobe 
fonfernierte  ©üdjfenfleifdj.  Ein  eigentümliches 
©räparat  ift  ber  norbamerilaniftße  ©emtnifan 
(f.  b ).  Sgl.  gleiißlonferBen,  gleifcßmeßl,  Einfalgen, 
©äußern. 

SaS  g.  ift , wie  auS  feiner  3nfamntenfeßung  ßer- 
Borgeßl,  eins  unfrer  fcßäßbarfien  Naß  r lt  n g 8 m 1 1 1 e I, 
unb  SRenfcßen,  bie  fieß  größtenteils  mit  fräftigem  unb 
gut  juberectetem  g.  emäßren , jeießnen  ftd)  im  allge- 
meinen oor  foltßett,  bie  BorjugSweife  SRcßlftoße  ober 
griießte  all  Nahrung  ju  fteß  neßmen,  bureß  größere 
Rörperfraft  unb  Stusbaucr  auS.  Sen  größten  Nähr- 
wert befiht  baä  g.  ber  Säugetiere  unb  ber  Sögel.  baS 
g.  ber  gifeße  ift  im  Surdßfeßnitt  Bon  geringemt  SScrt ; 
baS  g.  ber  Vlmpßibie»  ift  weiß,  leicßtBcrbaulicß  unb 
feßntadhaft,  aber,  wie  baS  gifchßeifch,  weniger  nahr- 
haft als  baS  ber  Säugetiere  unb  ©ögel;  baS  g.  ber 
Rrebfe  ift  Weiß,  feft,  gilt  als  jiemlicß  feßwer  Berbaulicß 
unb  nicht  feßr  nahrhaft;  baS  g.  ber  Sluftern  ift  feßr 
reid)  an  Eiweiß  unb  baßer  Bon  ßoßem  Nährwert,  fteßt 
aber  bem  g.  ber  Säugetiere  unb  ©ögel  nicht  gleich. 

SoßcS  g.  wirb  in  genügenb  jerfleinertem  3»ftanb 
gut  Bertragen  unb  im  Sarm  beS  gefunben  äRenfdjen 
faft  BoIIftänbia  auSaeitußt.  geingeWiegteS  ober  ge- 
icßabteS  g.  wirb  BonäJlagenleibenbcn  bisweilen  befier 
Bertragen  als  jubcrciteteS.  ©on  gebratenem  g.  wirb 
(bis  ju  Sagesgaben  Bon  900,  felbft  1000  g)  bie 
Srodenfubftanj  bis  auf  3 ©003.,  baS  Eiweiß  bis  auf 
Spuren  auSgenu  jjt.  OebrateneS  g.  Bon  jungem  ^mßn. 


678 


gleifq)  (als  KahrungSmütel,  gefunbljeitfchäblicheS  unb  miuberwertigeS  g.). 


gafan,  Kalb  (baS  fogen.  weiße  8 ) ift  jatt,  Wohl- 
fdjmecfenb,  leidjt  Berbaulid)  unb  wirb  bei  Kranfenfoft 
beoorjuejt  (hierbei  lommeit  m Betracht:  3artßeit  ber 
SRuStelfafer,  'Jlrniut  an  8ett  unb  Sptraftioftoffen,  bie 
erregenb  wirten).  SRinb-,  fjammel>  u.  fettes  Schweine« 
fleifcb  gellen  alb  febwerer  Berbaulid).  VluSgefodjteS 
Suppenfleijcb  ijt  Wenig  feßmadbaft,  inbcS  faum  non 
geringem  ©äßrwert  alb  frifdjcS  g.  (eS  bat  feineSwegS, 
wie  Biclfad)  angenommen  Wirb,  burch  baSKodjen  ferne 
»bejte  Kraft«  nerloren).  ES  wirb  im  lärm  beS  ge- 
funoenMcnfchenfaflPotlftänbigauSgenubt,  unb  wenn 
man  eS  in  Scheiben  gefdjnitten  mit  fett-  unb  faljbal- 
tiger Sauce  erbiet,  fo wirb eS  wieber  meid) unb  [djmad- 
baft  unb  ju  einem  faft  ebenfo  wertoollen  ©aljrungS- 
mittel  wie  frifbeS  8-  3>aS  3-  fettarmer  gif  che,  wie 
ScbcUfijcb,  wirb  ebenfogut  WieSiitbflcifd)  auSgenußt, 
baS  Eiweiß  bis  auf  2 ©roj.,  baS  gett  bis  auf  5 ©roj. 
dagegen  ift  fettreiches  gifdi  fleifcb  febwerer  Berbaulid). 

Sie  ©ebeutung  beS  gletfdics  als  SlabrungSmittcl 
benibt  Bur  allem  auf  feinem  iHeidftum  an  eiweißarti» 
gen  Subjtanjen,  beren  Einführung  in  ben  lebenben 
CrganiSmuS  eine  notWenbige  Scbingung  für  feine 
Erbaltung  ift.  $aju  enthält  g.  baS  Eiweiß  in  einer 
felbft  filr  febwadje  ScrbauungSapparate  febr  »ugäng- 
lieben  gornc.  Mageres,  gut  gelochtes  ober  gebratenes 
g.  läft  fieb  in  ben  SerbauungSfäften  leichter  als  ge- 
lochte Eier  ober  'Milch  “ttb  namentlich  i'br  Biel  leich» 
ter  als  bie  Eiweigftoffe  beS  ©etreibeS  unb  ber  §ülfeit» 
frltchte.  ©ußerbem  wirft  baS  8-  in  einer  ihm  ganj 
eigentümticben  SBeife  auf  baä  ÄerBenfhftem,  inbem 
eS  ein  ©efübl  ber  ©efriebigung  unb  erhöhtes  Kraft- 
gefühl  wie  lein  anbrcS  eiweißhaltiges  SlabrungSmittcl 
erjeugt.  Sei  ber  leichten  Serbaulid)fcit  beS  eiweigrei- 
eben  gteijcbeS  Wirb  ber  Organismus  burch  gieifdjfoft 
eiweifireichec  unb  leiftungSjäljiger.  SamentUdj  Wer- 
ben auch  $>erj  unbSiefpirfttionSmuSfeln  befähigt,  alle 
Sniorbcrungen  m bewältigen,  bie  im  Kärger  felbft 
als  golge  Bermcbrter  äußerer  SrbeitSleiftung  unb  er- 
bähten  aloffwechfelS  auflreten.  3)ie©erbauungSfäfte 
werben  in  größerer  Marge  erjeugt,  unb  ein  reichlich 
mit  8.  ernährter  Organismus  bewältigt  größere 
Quantitäten  unb  febwerer  BerbaulidjeSlaljrungsmittel 
als  bei  Mangel  an  Eiweiß.  Enblidj  Bertnag  auch  sin 
mit  g.  gut  genährter  Körper  biegolgen  ungenügen- 
ber  Ernährung  ohne  Wefentliche  Benachteiligung  ber 
üeiftungSfähigfeit  eine  3'ttlang  ju  ertragen.  Villen 
Sorjügen  ber  gieifdjfoft  gegenüber  ift  nid)t  ju  leug- 
nen, baß  feßr  reichliche  gieifchloft  Nachteile  herbei- 
führen laitn,  baß  bie  Befahr  einer  3nfeItion  mit  Irt- 
djinen,  ©anbwümem,  auch  Wohl  mit  Miljbranb 
felbft  bei  fdjarfer  Kontrolle  nicht  Bbtlig  aiiBgcfdjloffen 
ift,  unb  baß  bie  Ernährung  mit  g.  fuh  am  teuerften 
geftaltet  liefe  Sertjältniffe  geben  leine  Scranlaffung, 
ben  ©enuß  beS  gleifdjeS  ju  befdjränlen  ober  gar  ju 
»ermeiben,  allein  eS  muß  auf  bie  Möglichst  einer 
BoIUommenen  Ernährung  auch  bei  feßr  befdjräntter 
gieifcßbiät,  aber  rationeu  gewählter  Begetabilifcher 
Äoft  hingetoiefen  Werben.  Slamentlich  im  greien  ar- 
beiten!« fräflige  Männer  nermögen  ihrEiweißbebürf* 
niS  auS  Begetabilifcher  Koft  ju  beden  unb  babei  große 
SeiftungSfäßigfeit  tu  gewinnen.  SSo  aber,  wie  bei 
fißenberCebenSmeife,  bte  SItmung  befdjränft,  bie  Ser« 
bauung  mehr  ober  weniger  fdjmcidjer  ift,  ba  erfefjemt 
gleijdjbiät  unentbehrlich,  unb  im  allgemeinen  bleibt 
bie  ,-jufuhr  ber  Jjaupinienge  beS  Eiweißes  in  gontc 
Bott  g.  ber  beffere  unb  an juftrebenbe  ©uftanb , Wie 
benn  auch  ber  cinjelne  mit  junehmenbem  Soßlftanb 
bie  ©flanjemtahncng  mehr  unb  mehr  burch  gieifch» 
nahrung  erfeßt 


Schäbigungen  ber  menfchlichen  ©eftinb- 
heit  lärmen  burch  ben  ©enuß  Bon  Bcrborbenem  unb 
non  franlem  8-  (f-  8Ieifchgift),  auch  bei  ©chalt  an 
©arafiten  herBorgencfen  werben.  $urdj  Kochen,  ©ei» 
jen  in  Effig,  Weniger  burch  Sinfaljen,  ©öfcln,  3iäu- 
ehern  lann  bie  ffiefährlidjleit  in  manchen  gäücn  be- 
feitigt  ober  boch  Benninbcrt  Werben.  3)er  ©enuß  beS 
gleiches  miljbranblranler,  feptichämifcher,  raufefi- 
branblranler  ober  pßämifchcr  liere  Bermag  löbliche 
Erfranfungen  herBorjuncfcn.  3)urd)  g.  Bon  tuber- 
lulbfen  ober  roßfraitfen  leeren  lönnen  biefe  Kran!» 
heilen  auf  ben  Mcnjdjcn  übertragen  Werben,  gemer 
ift  alles  g.  Bon  oergifteten  lieren  alS  gcfunbljeiiS» 
gefährlich  ju  erachten  unb  enbüch  Bielfad)  auch  bas- 
jenige,  baSburchShanlheitSprojeffeneränbertift,  felbft 
wenn  bie  Kranffjeit  an  fich  burch  ben  ©enuß  biefeS 
gleijcheS  nicht  übertragen  Wirb.  3n  neuerer  3c>t  hat 
man  Apparate  lonftruiert,  in  benen  g.,  beffen  ©enuß 
im  rohen  3uflanb  nachteilig  fein  würbe,  gelocht,  fteri- 
lifiert  wirb,  um  eS  bann  auf  ber  greibanl  neben  min» 
berwertiaem  ober  nur  bebingt  tauglichem  8-  unter 
polizeilicher  Slufftcfjt  unb  beftimmten  ©ebingungen 
ju  billigem  ©reife  ju  Berlaufen  (Dgl.  gletfdjbcfchau). 
Vlbgefchen  Bon  ben  burd)  bie  marltpolizeiliche  gieifch» 
befdjau  unb  bie  Unterfudjung  auf  irichinen  unb  an» 
bere  tierifche  ©arafiten  feftjuftetlenben  Schäblichleiten 
lontmen  für  bie  Unter  juch  ung  beSgleifdfcS  noch 
anbre©erhäItniffein©etracht.SerhältniSmäßigharm. 
loS  ift  bie  Unterfchiebung  Bon  ©ferbefleifch  für 
SinbjTeifch,  ba  eS,  wenn  Bon  gefunben  lieren  ftam- 
menb,  laum  als  minberwertig  angefehen  Werben  lann. 
Man  ertennt  ©ferbefleifch.  Wenn  man  baS  gelt  mit 
©etroleumäther  auSjieht  unb  beffen  ^üblfepe  Jobjahl 
beftimmt  ®iefe  beträgt  bei  Sfinbflcifch  55,«— 56,a, 
bet  ©ferbefleifch  72,s— 78,».  <Iud)  bie  biologifcbe  9fe- 
altion  läßt  fich  jur  Srfeunung  beS  ©ferbefleifcheS  Ber- 
werten.  Sprifjt  man  einem  Kaninchen  planmäßig 
©ferbeblut  in  bie  Tlbem , fo  erlangt  baS  auS  feinem 
©lut  gewonnene  Serum  bie  Eigenfeßaft,  in  einem  Ülu*» 
jug  Bon  ©ferbefleifch,  nicht  aber  in  bem  btuSjug  auS 
anbernt  g.,  einen  3iieberfcf)Ing  ju  erjeugen.  3n  ähn- 
licher SBeife  lönnen  aüegteifchforten  ooneinanber  un- 
terschieben werben.  ®iefe©lethobcn  haben  für  gemifie 
Serhältniffe  unb  befonberS  für  bie  Unterfuchung  Bon 
^aclfleifch  großen  SBert. 

SBenn  im  Schlei chtfleiich  bie  Jotenftarre  fid)  löft, 
beginnt  baS  g.  fich  tu  Berfärben.  frifche  cschnittflächen 
erfheinen  nidjt  mehr  lebhaft  rot.  ©efonberS  fchncll 
oerfärbt  ftd)  ^wcl-  unb  Sdwbefteifdh-  SBallet  beim 
3erlleinem  nidjt  peinliche  Sauberfeit,  liegt  baS  g. 
nicht  lalt  genug,  fo  lann  eS  feine  rote  garbe  in  Weni- 
gen Stunben  Berlieren  unb  unanfehnlidj  grau  wer- 
ben. Um  bieS  tu  oerljinbem.  Werben  BonbcuSchlftcb- 
tem  allerlei  ©cheimmittel  (Sreuenit,  Sojolith. 
Satolin,  ttarnat  tc.)  angeWenbet,  bie  im  wefent» 
liehen  [dfmefligfaureS  ©atron  ober  fchWefligfauren 
Kalt  enthalten.  Sbiefe  Salje  hemmen  bie  ©ätigfeit 
bet  bie  ©erfärbung  bewirtenben  ©afterien  für  einige 
Sage  unb  geben  bera  g.  eine  leuchtenb  hellrote  gär» 
bung,  bie  baS  ©ublifum  als  3‘ichen  befonberer  ©iite 
betrachtet,  her  Kenner  aber  fofort  als  fünftlid)  erjeugt 
anfpricht.  ©ei  [orgfältigfteriRcinlichlcit  färbt  fid)  .Sgad  • 
fleifch  (SfinbRcijch)  in  einem  fühlen  Dfaum  erft  nad) 
meljraIS24  Stunben  bräunlich,  u.bieSlnwenbung  ber 
Sdjwefligfäurcfal je  ift  baljer  überflüfftg  unb  Berwerf- 
lieh,  Weil  fte  oft  baju  bienen,  unoerfäufticb  gebliebe- 
nem g.,  htrj  ehe  eS  in  gäuIniS  übergeht,  burch  Ser- 
arbeitung  auf  Ipadfleifch  unter  ©cimifdiung  Bon 
f^wefligfaurem  Salj  baS  Vlnfehcn  frifcher  SBare  ju 


679 


gfleifd)  — gleifdjbefdjau. 


Derleiljen.  3>er  ®ebalt  an  fdjwefliger  Säure  beträgt 
im  Smcffleifd)  0,oi — 0,34  ©roi.  unb  ift  um  fo  bebenf- 
lieber,  aiä  Bad-  unb  3<f>abeReifc£)  febr  oft  ©erfonen 
mitgefd)Wäcbten©eibauungSorganen  empfohlen  wirb, 
©on  namhafter  Seite  Wirb  bie  öeiunbbeitajchnblid)- 
feit  eines  .ffujapefl  Don  Sebwefligfäurcfalzen  (unter 
0,i  ober  0,2  ©roz-)  geleugnet,  bte  ©erid)te  aber  be< 
ftraften  bisher  ben  3ufaf)  auf  örunb  beä  ©ahrungs- 
mittc[gefej)cS.  £>urd)  ©efanntmadnmg  beä  i)irid)ä- 
funjlers  Dom  ldgebr.  1902  iftbieWnroenbung  id)roej- 
ligfaurer  Salje  oerboten,  ebenfo  bie  ©nwenbung 
anbrer  RonjerDierungSmittet  (f.  gleifdjtonferDen). 
«ueb  garbftoffe  (zum  (färben  Don  Surft  ic.)  bürfen 
nicht  angetoenbet  werben,  „ausgenommen  für  SRar> 
garine  unb  SurftbüBen.  Über  ben  gleifcbbanbel 
f.  Siebbanbel. 

SergleifcbDetbraud)  ift  inSnglanb  Don  100,51 
engl.  ©funb  auf  ben  Ropf  ber  ©eDiiiferung  im 3- 1868 
auf  121,7  ©funb  in  ben  gapren  1891—95  geftiegen. 
2fti  ^reugen  betrug  ber  gleifdfDcrbraucb  pro  Ropf: 

1812  1818  1840  1887 

17  11  17  18  kg 

3m  Rbnigreid)  Satbfett  würbe  an  SRinb*  unb 
Stbweinefleifib  Derbraucht  auf  ben  Ropf: 

1835—14  1855—84  1875-84  1885-04  1B«5  1898  1898 
15,4  20,9  29,4  34,1  37,1  41,1  41,1  kg 

$en©crbraud)  beä  gefchladjteten  gleifdjeS  pro  Ropf 
ber  ©eoölferung  in  28  gröjjem  beutldien  Stabten  im 
3-  1896  jeigt  folgenbe  Sabeße  (in  ftitogramm): 


i 

iu  e 

2. 

öon  100  kg  ent« 

II 

Ö 

Über* 

fallen  auf  $Uif$ 

9iin» 

Rät. 

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1 

JS 

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11 

$aupt 

1 

s 

•3 

« 

I 

« 

4* 

Slawen . . 

21,6» 

6,11 

14,90 

1,88 

0,99 

46,14 

47 

15 

3 

2 

9ug*burg 

28,63 

7,11 

17,46 

1,00 

2,00 

56,lo 

51 

12 

31 

©armen  . 

14,83 

2,9« 

19,44 

1,81 

0,39 

39,03 

8 

□ 

©er  [in  . . 

19,01 

4,51 

31,05 

4,79 

0,99 

60,30 

38 

7 

51 

20,7  7 

3,83 

31,57 

0,04 

3,39 

60,io 

35 

6 

52 

Bremen 

19,09 

9, «7 

•27,19 

2,67 

2,41 

61,04 

31 

□ 

18,89 

OD 

2,18 

0,76 

51,17 

36 

11 

ftj 

lortinunb 

16,74 

4,34 

0,49 

1,10 

44,7  8 

37 

10 

®üfT«lborf 

24,31 

4,81 

21,7  4 

2,19 

1,60 

54,69 

9 

(Frfurt  . . 

24,4! 

2,79 

26,93 

3,91 

0,37 

57,71 

£ 

5 

[Jj 

grt).  a.  S). 

30,11 

6,41 

22,47 

4,08 

0,91 

63,99 

H 

10 

35 

gttf.  a.  0. 

17,13 

3,4  7 

27,18 

4,04 

0,94 

T 

7 

51 

gretb.i.©. 

30,88 

6,30 

25,74 

1.31 

0,73 

84,«J 

48 

9 

rr, 

^aQe  . . 

12,89 

4,07 

19,67 

3,31 

2,37 

42,01 

28 

10 

Äarl«ru$< 

36,01 

5,7« 

24,96 

0,47 

0,60 

67,71 

53 

10 

s 

Äie[  . . 

37,15 

2,14 

1,64 

73,81 

50 

9 

SU  ln  . . 

27,15 

4,4« 

0,7  6 

65.14 

49 

10 

flöntgSbg. 

13,03 

2,34 

22 

2,04 

1,19 

*5,4. 

29 

5 

59 

*eip(i8  • ■ 

20,7  0 

7,9« 

V*? 

3,71 

0,67 

59,78 

35 

13 

44 

Cübetf  . . 

56,19 

6,1« 

31,85 

1,78 

1,89 

97,66 

58 

6 

33 

‘Kagbebg. 

22,19 

3,19 

27,48 

2,01 

1,37 

57,03 

39 

6 

48 

SUann^tim 

26,37 

5,37 

46,10 

0,99 

0,93 

79,90 

33 

7 

58 

dRüni^en  . 

34,91 

16,90 

19,31 

1,3« 

0,83 

73,Ji 

48 

23 

26 

Nürnberg  . 

24,15 

4,10 

32,96 

1,87 

0,70 

83, n 

38 

6 

52 

Spanbau  . 

15,49 

3,96 

81,60 

2,49 

0,67 

53,40 

29 

6 

59 

Strafeburg 

31,99 

7,30 

17,40 

1,61 

1,85 

59,91 

53 

12 

□ 

Stuttgart. 

31,98 

7,41 

25,80 

0,77 

0,30 

66,17 

48 

11 

39 

ffiieöbaben 

36,06 

22,41 

39,41 

3,08 

0,66 

102,81 

36 

22 

39 

©gl.  Salfomäfi,  2)a3  g.  alä  ©ahrungsmitlel 
(Serl.  1876);  ©erlatb,  5>te  gleifdjfoft  beä  Sfenjdjen 
Domfanitdren  unb  marftpolijeiliibenStanbpunft  (baf. 
1875);  £>ofmann,  ©ebeutung  Don  gfeifcbnabrung 
unb  gleifd)fonferDcn  mit  Bezug  auf  ©reiSDerbültmjfe 
(Sleipf.  1880);  gal  cf,  3)aS  g.,  fcanbbud)  ber  wiffcn* 
f(baftlicbenunbpraftif<bengleifd)funbe(1Jfarb.  1880); 
Scpmib t-SJiiUbeim,  £>anbbud)  ber  gletfd)funbe 


(Ceipj.  1884);  trecbSier,  Vluäwabl,  Sinfauf  unb 
Beurteilung  unfrer  gleifibfoft  (©Hind),  1 897 ) ; $>  c n g ft 
unbSibmibt,  ®aä  g.  unfrer  Sd)lad>ttiere  (Ceip). 
1894);  Ebelmann,  Sfehrbucb  ber  gleifcbbpgtene 
(3ena  1903);  »3eitfd)rift  für  gleifeb-  unb  SRifd)* 
bbaiene«  (bräg.  Don  Oftertag,  ©erl.,  feit  1890). 

grltifd)  bat  im  Klten  tejtament  nicht  nur  ben  ge- 
wöhnlichen Simt,  eä  ift  aud)  bie  Bezeichnung  für  aBe 
lebenben  Seien , befonberS  bie  SJfenfcben  mit  bem 
©ebenbegriff  ber  irbifdjen  Ohnmacht  unb  ©ergang* 
lidbfcit,  mt  fflegenfah  jum  geiftigen  unDergänglictien 
©ott.  »SJfein  ©ein  unb  g.«  brüdtbieSlutoDerWanbt* 
febaft  auä.  SSer  oltteftammtlicbe  ©egriff  wirtt  im 
©eucn  teftament  nad),  fo  baß  bi«  »g.  unb  ©lut« 
baä  SJienfdjtiibe  f<bled)tbin  bezeichnet.  gn  ber  pauli* 
nifeben  wie  in  ber  alepanbrinifcbcn  SBeltanfchauung 
wirb  g.  bie  materieBe,  mit  ber  Sünbe  behaftete  Sub* 
ftanj. 

gr(eiftf),  in  ber©otanifemWeief)eS,  faftreicbcä3eB» 
gewebe  gewiffer  ©ftanjentaie,  befoitbcrä  an  grüebten 
(f,  gruefit). 

glcitd),  tu  i [beä,  f.  fflranulation. 

gleifd)bafcu,  bie  im  gleifeb  enthaltenen  bafiftben 
Rörper,  wie  Rreatin,  fcbpozantbin , Santbin  ic. 

glcifcbbcfrijau,  bie  amtliche  Berichtigung  beä 
gleifibeä  in  fanitörer  unb  marftpolijeilicber  ^nnfidjt. 
Seit  bem  SKittelalter  war  bie  RontroBe  ber  gleiicb* 
Derfaufäftcßen  in  ben  Stabten  aügentein  üblieb-  3>aä 
©erfahren  bat  ft  eh  in  Siibbeuttcbtanb  (Bagern,  öürt* 
temberg,  ©aben,  Reffen)  erhalten,  währenb  bie  norb* 
beutfdjen  Stabte  gegen  Snbe  beä  18.  3abrb-  jum 
großen  leil  baDoti  ©bftanb  nahmen.  3>urd)  baä  ®e* 
ieb  Dom  3.  3uni  1900  würbe  bie  Scblacbtoieb*  unb 
gleiftbbefcbau  für  baä  ganze  2Deulfebe  ©eich  geregelt 
©ad)  biefem  ©eiep  unterliegen  SRmbDieh,  Schweine, 
Schafe,  3iegen,  ©ferbe  unb  ipunbe,  beren  gleifeb  Zum 
öenuh  für  iRenfdjen  Derwenbet  Werben  foB,  Dor  unb 
na<b  ber  Schlachtung  einer  antt!id)en  Unterfuchung. 
®er  Bunbeärat  fann  bie  Unterfudiungspflicbt  auf 
anbreäScblacbtDieb  auSbcbnen.  ©ei  ©otfdüacbtungen 
(f.  b.)  barf  bie  Unterfuchung  Dor  ber  Schlachtung 
unterbleiben,  ©ei  Scblaebttieren,  beren  gleifeb  auä- 
fcbliefelid)  im  eignen  fjauälialt  beäScfiperä  Derwenbet 
werben  foB,  barf,  fofem  fie  feine  SSerlmale  einer  bie 
fflenuBtauglicbfeil  beä  gleifdjeä  auSfcblie&enben  ®r* 
franfung  zeigen,  bie  Unterfuchung  Dor  ber  Seblad)* 
tung  unb,  fofem  fid)  folcbe  Slerfmale  auch  bei  bet 
Schlachtung  nicht  ergeben,  auch  bie  Unterfuchung  nad) 
ber  Schlachtung  unterbleiben.  ©eWerbSmäjjige  Ser< 
Wenbung  folchen  nicht  unterfuebten  gleifcheä  ift  Der* 
boten.  3>ie  flanbeäregierangen  flnb  befugt,  für  ®e* 
genben  unb  3eiten,  in  benen  eine  übertragbare  Xier* 
firantbeit  herrfcht,  bie  Unterfuchung  aBer  ber  Seuche 
auägefef)ten  @chlad)ttiere  an^uorbnm.  gleifeb  im 
Sinne  biefeä  ©efepeä  ftnb  Xeile  Don  wanublütigen 
Xieren,  frifch  ober  zubereitet,  fofern  fie  fleh  Sum  ©e* 
nu&  für  ©ienfehen  eignen.  VUä  teile  gelten  auch  bie 
auä  warmblütigen  tieren  b*rgefteflten  gette  unb 
Säürfte,  anbre  Örjeugniffe  nur  infoweit,  alä  ber  ©un* 
beärat  bieä  anorbnet.  3ur  ©omobme  ber  Unter» 
fuebungen  flnb  burd)  bie  Sanbeäbehörben  ©efdiau* 
bezirfe  zu  bilben  unb  für  jeben  berfelben  minbeftenä 
ein  ©efchauer  (approbierte  tierärgte  ober  anbre  ©er- 
fonen,  bie  genügenbe  Renntniffe  nachgewiefen  haben) 
unb  ein  SteüDertreter  zu  befteBen.  Ergibt  fleh  bei  ben 
Unterfuebungen  baä  ©orbanbenfein  ober  ber©erbad|t 
einer  Rranfheit,  für  welche  bie  ©nzcigepflicht  bejteht, 
fo  ift  nach  SRajigabe  ber  hierüber  geltenben  ©orfebriften 
Zu  Derfabren.  Ergibt  bie  Unterfuchung  beä  lebenben 


680 


gleifdj&efdjau  (gefe&lid)e  SRcgelung  in  Seutfchlanb). 


Itereb  feinen  ©runb  jur  Beanfianbung  ber  Sd)iad|* 
tung,  fo  bat  ber  ©efchauer  fte  unter  Vtnorbnung  ber 
etwa  ju  beobadjtcnben  befonbem  Sorfiehtbmajtregeln 
ju  genehmigen.  Sie  Sd)!ad)tung  barf  nicht  Bor  Er- 
teilung  ber  ©enehmigung  unb  nur  unter  Einhaltung 
ber  angeorbneten  befonbem  Sorfi<htbma|regeln  fiatt* 
finben.  Erfolgt  bie  Schlachtung  nicht  fpätcftenb  jroei 
Sage  nach  Erteilung  ber  ©enehmigung,  fo  ift  He  nur 


fo  bat  ber  Sejehauer  eb  alb  tauglich  juin  ffienufj  für 
SSenfd)en  ju  erllären.  Vlnbernfaü«  bat  ber  Befdjauer 
eb  tiorläuftg  ju  befcblagnabmen  unb  ben  ©efifjcr  unb 
bieSolijeibebürbc  ju  benad)rid)tigen.  SteScrwenbung 
beb  alb  Siabrungb-  unb  fflenujjmittel  für  SHenfcben 
beanflanbeten  gleifcbeä  ju  anbem  .Brocken  fann  bon 
ber  ©olijeibebörbe  jugclaffen  Werben,  foweit  gefunb- 
beitliebe  Bebenfen  nt<bt  entgegenfteben.  Sie  ©olijei 
beftimmt,  welche  Sidberungima'gregeln  gegen  eine  Ser* 
Wcnbung  beb  gleifchebjum  ®cnuß  für  IRenfdjen  ju 
treffen  finb.  3]t  eine  Serwenbung  beb  Sleifcheb  ju 
anbem  3weden  nicht  juläifig,  fo  bat  et  bie  ©otijei  tn 
unjdjäblicber  SBeife  ju  befeitigen.  3ft  bab  jJlcifdj  jum 
Öenufi  für  SRenfebcn  nur  bebingt  tauglich,  fo  bat  ber 
©efehauer  eb  Borläufig  ju  befcblagnabmen,  bie©o!ijei 
beftimmt  bann,  unter  weldjen  Sid)erungbmaßregeln 
baa  Sleifd)  sum  ©enufi  für  'Kien (eben  brauchbar  ge- 
macht werben  fann.  ffior  Vfubfüfirung  biefer  Siehe- 
rungbmajjregeln  barf  foldjeb  Sleifd)  alb  Süabrungb- 
unb  ©enuftmittel  für  SSenfdjen  nicht  in  ©erfebr  ge- 
bracht werben.  Ser  Sertrieb  beet  brauchbar  gemachten 
Sleifcheb  barf  nur  unter  einer  biefe  ©efdjaffenbeit  er* 
fennbar  madbenben  ©ejeichmcng  erfolgen,  Slcifd)- 
hättblem,  ©aftmirten  sc.  ift  ber  Sertrieb  unb  bie  Ser- 
Wenbung  folchen  gleifched  nur  mit  ©cnehmigungber 
lioüjei  geftattet.  3n  ben  ®efd)äftbräumen  biefer  ©er» 
fonen  mufj  auffaüenb  erfennbar  gern  ad)  t werben,  baß 
jum  ©enuß  brauchbar  gemachtest  Sleifcb  jum  Sertrieb 
unb  jur  Serwenbung  fommt.  Slcifchbänbier  bürfenbab 
Sieget)  nicht  in  Säumen  feilhalten  ober  Berfaufen,  in 
benen  tauglidjeb  Sleifcb  feilgehalten  ober  Derfauft  wirb. 

Sie  Einfuhr  Bon  Sleifcb  in  luchtbicbt  Berfehloffe* 
nen  Süchten  ober  äbntid)en  ©efaften,  Bon  Sßiirften 
ober  fonftigen  ©emengen  aub  jerfleinerlem  Sleifcb  in 
bas  3 oll  inlanb  ift  Berboten.  3m  übrigen  gallcn  für 
bie  Einfuhr  Bon  Sleifcb  bis  31.  Sej.  1903  folgenbe 
Bebingungen.  Srifchcb  Sleifcb  barf  nur  in  ganjen 
Sierrörgem,  bie  bei  Kinboieb  (aubfdbließlid)  ber  Käl- 
ber) unb  bei  Sdjroeinen  in  Hälften  {erlegt  fein  fön* 
nen,  eingeführt  werben.  3Kit  ben  Sierförpem  ntflffen 
©ntjl*  unb  Bauchfell,  Sunge,  §cr  j,  Vtieren,  bei  Rühen 
aud)  bab  Euler  in  natürlichem  3ufammen[|ange  Ber* 
bunben  fein.  ijubereiteteb  Sleifcb  barf  nur  eingefübrt 
Werben,  Wenn  nach  ber  Sri  feiner  ©ewtnnung  unb 
3ubcreihrng  ©efabren  für  bie  menfchliebe  ©efunbbeit 
erfahrungsgemäß  aubgefdfioffen  finb  ober  bie  Un* 
fcbäblichfeit  in  juBerläffiner  SBeife  bei  ber  Einfuhr 
fid)  feftfteüen  läßt.  Sicfe  Sefiftcüung  gilt  alä  unaus- 
führbar, befonberb  bet  Senbungen  Bon  ©öfelfleifdj, 
iofern  bah  ©eraid)t  einzelner  Stüde  weniger  alb  4 kg 
beträgt ; auf  Scbinfen,  3peef  unb  Sänne  finbel  biefe 
Sorfibrift  feine  Vlnmcnbung.  Steift,  bab  jwar  einer 
©ebanblung  rum  3 weife  feiner  £>altbarmad)ung  un- 
terzogen worben  ift,  aber  bie  Eigenfcbaften  fnfthen 
Sleifieb  im  wefenllicben  behalten  bat  ober  bureb  ent* 
fprechenbe  ©ebanblung  wicbergewinnen  fattn,  ift  alb 
jubereiteteb  Sleiid)  nia|t  attjuicben.  Siir  bie  3e*t  na<b 
bem  81.  Sej- 1903  finb  bie  Bebingungen  für  bie  Ein- 


fuhr Bon  Sleifd)  gefctjlich  Bon  neuem  ju  regeln,  ©e* 
fdjiebt  bicb  nicht,  fo  bleiben  obige  Emfubrbebingun- 
gen  bib  auf  locitereb  mafigebenb.  Sab  in  bab  3oü- 
inlanb  eingebenbe  Sleifd)  unterliegt  bei  ber  Einfuhr 
einer  amtlichen  Unterfudbung  unter  SRitWirfung  ber 

toUbebörben.  Vlubqenommen  ift  bab  nadiweiblid)  im 
nlanb  bercitb  oorfebriftbmäßig  unlerfuite  unb  bab 
jur  unmittelbaren  Surcbfubr  beflimmte  Sleifd).  Sie 
Einfuhr  barf  nur  über  bejtimmte  3oUämter  erfol* 

§en,  bie  ber  ©unbeäral  bejetchnet.  VI uf  SBilbbret  unb 
eberoieb,  ferner  auf  bab  jum  Seifeoerbrauch  mit* 
geführte  StriW  finben  biefe  ©ejtimmungen  nur  in- 
foweit  Vlnroenbung,  alb  ber  Bunbebrat  eb  anorbnet. 
Sür  bab  im  Beinen  ©renjoerfebr  fowie  im  BRefi*  unb 
'Ki arftnerfebr  beb  ©renjbcjirfeb  eingebenbe  Sleifd)  fön » 
nen  bureb  Vlnorbnungen  her Canbebregierungen Sud • 
nahmen  oon  obigen  Beflimmungen  jugelaffen  werben. 
Ser  Bunbebrat  fann  weitergebenbe  Einfuhmcrbote 
unb  EinfuhrbefchrSnfungen  beftbliefsen.  Sie  obigen 
©eftimmungen  über  Beanfianbungen  beb  unterfuchten 
beimifchtn  gleif d)eS  gelten  auch  für  bab  in  bab  3oH* 
inlanb  eingefübrte  Sleifd)-  Vln  Stelle  ber  unfdjab- 
lieben  Beteiligung  beb  Sle'l’cbed  ober  an  Stelle  ber 
polijeilicberfeitb  anguorbnenben  Sidjerbtilbmafitegeln 
fann  jeboch,  foweit  gefunbbeitlicheBebenlen  nicht  ent- 
gegettflehen,  bie  SSieberaubfubr  beb  Sl'tiebeö  unter 
entfgrechenbenSorffchtäraafiregcln  jugelaffen  Werben. 
Sleifch.bab  {War  nicht  für  ben  menfd)lid)en  fflenufj  bc* 
itiuimt,  aber  baju  Berwenbet  Werben  fann,  barf  jurEin* 
fuhr  ohne  Unterfuchuna  jugelaffen  Werben,  nad)bem  eb 
jum  ©enufi  für  iRenfdjen  unbrauchbar  gemacht  ift. 

Bei  ©ferben  muß  bie  Unterfud)img  burch  agpro- 
hierteSicrärjte  Borgenommen  werben.  Beim  Sertrieb 
unb  bei  ber  Einfuhr  Bon  Sferbeffeifd)  ift  bieb  burdj 
eine  Bejcichnung  in  beutfeber  Sprache  alb  foldjeb  et- 
fennbar  ju  machen.  SleifcbbÜBhlem,  ©aftwirlen  ic. 
ift  ber  Sertrieb  unb  bie  Serwenbung  BonSferbefieifd) 
nur  mit  ®enebmigungber©olijeibebörbe  geftattet.  3n 
ben  ©efihäftbräwnen  biefer  ©erfonen  muß  auffaüenb 
erfennbar  gemacht  Werben,  bafi  ©ferbefieifd)  jum  Ser- 
trieb unb  jur  Serwenbung  gelangt.  Slrifd)l)änbltr 
bürfenSferbefleifcb  nidjtinSiäumcn  feil!)altcn  ober  Ber. 
taufen,  in  benen  SletKb  bon  anbem  Siercn  feilgebal» 
ten  ober  oerfauft  wirb.  Ser  Bunbebrat  fann  anorb» 
nen,  bafe  biefe  Sorfdjrificn  auf  Efel,  fflaulefel,  £>unbe 
unb  fonfiige  Siere  entfpreebenbe  Snwenbung  finben. 

SerBeidiauerbalbabErgebnibfeinerllntcrjuchung 
an  bem  Slcid)  fennttich  ju  machen.  Sab  aub  bem 
Vlublanb  etngeffihrte  gleil'd)  ift  aufierbem  alb  fotdieb 
fenntlidb  ju  machen.  Sletfih»  bab  innerhalb  bebSRcicheb 
amtlich  unterfucht  worben  ift,  barf  einer  abermaligen 
amtlichen  Unterfudjung  nur  unterworfen  werben,  um 
fefijuftcllen,  oh  bab  Sleifd  injwifchen  Berbotben  ift 
ober  fonft  eine  gefunbbeitbfÄäbliche  Seränbemng  er- 
litten bät.  2anoebrcd)tlid)(  Sorfd)riften , tiad)  benen 
für  ©emeinben  mit  öffentlichen  3d)Iad)tbäufern  ber 
Sertrieb  frifd)en  Sleifcbcb  Bcfdjränfungen,  inbbef.  bem 
BefdjauAWang  innerhalb  ber  fflemcinbe  unterworfen 
Werben  rann,  bleiben  mit  ber Kiafjgabeunbe rührt,  baß 
ihre  VfnWenbbarfeit  nicht  Bott  ber  $>crfunft  beb  Sleifcheb 
abhängig  gemacht  Werben  barf.  Bei  ber  gewerbb- 
mnßigcn  3ubereitung  Bon  Sleifch  bürfen  Stojfe  ober 
Sirtcn  beb  Serfahrenb,  bie  ber  SSare  eine  gefimb* 
heitö[djäblid)e  ©efchaffenheit  ju  nerleihen  oennögen, 
nicht  angewenbet  werben.  Eb  ift  Berboten,  berartig 
jubereiteteb  Sleifd)  aub  bem  Vlublanb  einjufüjjren  unb 
in  Serfchr  ju  bringen.  Ser  Bunbebrat  beftimmt  bie 
Stoffe  unb  bie  Vlrten  beb  Serfahrenb,  auf  bie  biefe 
Borfd)riften  Vinwmbung  finben,  er  orbnet  an,  ittwie- 


gleifd)bishrit  — gleiföbrülje.  681 

Weit  bie  Borftbriften  auf  beflimmte  Stoff«  unb  SIrten  gleiid)  gcnie&bar  bleiben,  bann  f«pt  man  bad  ganje 
bed  Berührend  Slnwenbung  finben,  bi«  «ine  gefunb-  Stüd  mit  {altem  Kaffer  auf  unb  ertjipt  jetjr  langfam, 
beitdfd)äblid)e  ober  minberroertige  Beftpaffenheit  ber  bamit  bi«  iüdtid)en  gleifcpbeftanbleile  3«'1  finben,  in 
Kare  ju  Berbeden  geeignet  ftnb.  Kem  bie  Roftcn  ber  bad  Kaffer  ilberjugetjen  (gute  g.,  ld)Uct)te3  Sodifleifth). 
amtlichen  Unterfuipung  ,;ur Saft  fallen,  regelt  fid)  nad)  Bringt  man  bagegen  gletid)  in  ftebenbcd  Kaffer  unb 
Sanbedretpt.  Sanbedretptlicpe  Borfdirift'cn  über  bie  fotpt  'fogleid)  Beiter,  fo  gerinnt  bad  in  ben  ättftem 
Xrid)inenfd)au  unb  über  ben  Bertrie6  unb  bie  Ber-  gleifchfchitbten  entbalteneEiweifi  u.  hindert  ben  Bud- 
loenbung  Bon  gleifd),  bad  jraar  jum  ®enuf|  für  SDien*  tritt  ber  löblichen  gleifd)bejtanbtcile,  man  erhält  gute« 
fdjert  tauglich,  jebocp  in  feinem  SJaptungd«  unb  ®e-  Rotpffeiftp,  aber  ftplecpte  g.  Sehr  empfehlend»«  rt  jur 
mifjtoert  erpeblüp  perabgefekt  ift,  ferner  lanbcdrecpt»  Bereitung  Bon  g.  ift  ein  Sampitodjtopf,  in  bem  bie 
l:cpe  Borfcpriften,  bie  mit  Bejug  auf  bie  ber  Unter-  glüffigfeit  eine  pöpere  Xemperatur  erreicht  unb  ftd) 
fudjung  »u  unterwerfenden  Stere,  bieBudfüprungber  fogar  etroad  Bon  ber  fonjt  unlöslichen  gleifdjfafer  ju 
Unterfutbungburdjapprobiertelierärjte  unb  ben  93er-  [Öfen  fd)eint.  Beim  Rochen  ber  g.  gerinnt  bad  auf- 
trieb  beanftanbeten  gleifdjed  ober  bed  gleiftbed  Bon  genommene  ßitoeig  unb  bad  Hämoglobin  unb  («bei« 
Bferben,  täfeln  ic.  tneitergebenbe  Berpflidjtungcn  old  bet  fidj  in  bräunlitben  gloden  aud.  Bei  anbaltenbem 
biefeStöefejj  begrünben,  ftnb  mit  ber  SSajigabejuläffig,  Rodien  wirb  bie  Brüpe  burtp  Umbilbung  gewiffer 
bafe  ihre  Wnwenbbarfeit  nitbt  Bon  ber  jierfunft  bed  gleifcpbeftanbleile  aromatiftber,  autb  Berioanbeln  ftd) 
©d)lad)tBiebdoberbeägleifd)edabböngiggemacbtwer-  bie  bindegewebigen  Seile  bed  gleiftbed  in  Sehn,  unb 
ben  barf.  Sie  Borftbriften  bedSefeped,  betreffenb  ben  bad  geronnene  Eiweiß  gebt  j.  X.  autb  tniebcr  in  einen 
Bcrfebr  mit  Siaprungdmitteln  ic.,  Born  14.  SKai  1879  tödlichen  unb  Berbauliajen  Körper  über.  Vlnbaltenb 
bleiben  unberührt,  diejenigen  Borftbriften  biefed  ®e-  geformte  g.  beftpt  bemnatb  einen  gewiffen  Siaprungd- 
feped,  bie  fitb  auf  bie  Herstellung  ber  ju  Surdjfüt)*  wert  (fie  enthält  etwa  2Broj  Srodeniubitanj,  wooon 
rung  ber  Scplacptuiep  • unb  g.  erforberliiben  Sin-  runb  Bier  günftel  aud  organifcpen  Stoffen  beftepen), 
rid)tungen  begiepen,  treten  mit  bem  Sage  feiner  Ber-  wäbrenb  nur  htrje  3«!  gclocpte  unb  baburep  ibred 
fünbung  in  Straft.  3m  übrigen  wirb  ber  äeitpunft,  Eiweifsgepalted  beraubte,  aber  noch  nicht  leimbaltig 
mit  bem  bad  ®efep  gang  ober  teilweife  in  Rraft  tritt,  geworbene  g.  überhaupt  nur  1,5  Broj.  lödlicbe  Stoffe 
burd)  faiferlicbe  Berorbnung  mit  3uftimmung  bed  enthält  unb  ald  Slaprungdmittel  nicht  in  Betracht 
Bunbedratd  beftimmt.  — Ser  Barograph (12, ilbf.  1),  fommen  fann.  Sie  reagiert  ieproaep  fauer,  enthält 
ber  Bon  ber  Einfupr  Bon  Büthfenfleifd) , Kiirften  ic.  Streatin,  Xanthin,  HPfofantpin,  Ramin,  audi  Seim, 
in  bad  3oüintanb  panbelt.  ift  1.  Oft.  1900,  § 21,  ber  gett  unb  non  ben  Saljen  bed  gleiftbed  hauptfäthlicb 
aewiffe  Ronferbierungdmittel  oerbietet,  mit  ben  Bor-  Raliumppodppat,  Ralf,  unb  SRagneftafalje  unb  etwad 
Itbriften  bed  § 26,  Sir.  1,  bed  § 27,  Sir.  1,  unb  ber  Shlomalrium.  3e  gröfjer  ber  Sehngepalt  (wenn  an- 
§ 28  u,  29,  forneit  fte  bie  3uwiberhanbluitgen  gegen  paltenb  gelocht  ober  mit  jerfthlagenen  Knotpen  berei- 
§ 21,  Hbf.  1,  2,  ober  ein  auf  ®runb  Bon  § 21, Hbf.  3,  tet),  um  fo  ooümunbiger  ifi  bie  g.  Sic  wirft  wefent» 
einaegangened  Berbot  betreffen,  ift  1.  Oft.  1902,  bad  litt)  nur  anregenb  auf  bieSlbfchetbung  berBerbauunad- 
®efep  in  feinem  ®efamtumfange  1.  Slpril  1903  in  fäfte,  bie  Her;-  unb  Siernentätigleit  unb  ift  beßhnlb  für 
Rraft  getreten.  Bon  einer  Neuregelung  ber  Bebin-  Sbranfe  u.  SiefonBaled jenten  Bon  groRent  ©ert , ebenfo 
gungen  für  gleiftbeinfuhr  für  bie  3rit  nad)  81.  Set.  ald  Einleitung  tu  einer  großem  SKabljeit  gürlejjtern 
1903  hat  ber  Bunbedrat  28.  SioB.  1903  bid  auf  Wet-  3®t‘*t'8nt,ft<PbefonberdSiinbfIeifd)brflpe,fürftranfe 
tered  Slbflanb  genommen.  Bgl.  Dftertag,  Hanb*  bie  Brüh«  Bon  Ralbflcifdj  unb  ffleflügel.  Sine  ber 
buch  ber  g.  (4.  Huf!.,  Stuttg.  1902);  Serfelbe,  Seit-  frifthen  g.  ähnliche  glilffig{eit  fann  man  burrh  Söfen 
faben  für  gleifd)befhauer  (6.  SIuB.,  Berl.  1903);  Bon  gleiidiertralt  (f. b.)  unb Sal)  inffiaffer  herftctlen. 
gifd)öber,  Seitfaben  ber  praltifien  g.  (5.  Slufl.,  3U  bemjelben  3 und  bienen  bie  Bouillontafeln 
baf.  1903);  B.Sohrftbetbt,  Sad gleifebbef^augeiej  (ouppentafeln,  Safel*  ober  Safthenbouil- 
oom  3.  3uni  1900  (2.  Slufl. , Seipj.  1902);  ©tb r 6 ■ Ion).  SJian  fteUt  fie  aud  einer  gleifchforte  ober  aud 
ter,  Sad  gleifthbefthaugefeg  (2.*fufl.,  Berl.  1904),  einerSüifchung  mehrerer gleifth'orten her,  inbemman 
weitere Sludgaben  bed®e)cged  Bon  Brettreid),  Buthfa,  j.8.  6 kg  magered  Simbflnfd),  3 kg  Stalbfleifdi,  8 — 4 
Hippel  u,a.;  ffi.  Sthtuibt,  Sie  gleifehbefd)aujoH-  alte  Hühner,  4 Ralbäfiifie,  1 OthfcnfuRunb  1 kgnta« 
orbnuitg  unb  bie  gefejlithcn  Beftiinmungen  über  bie  gern  rohen  Scpinfen  tiarft  unb  mit  17  Sit  Stfaifer 
9tuälanbdfleifd)befthau  (baf.  1903);  3 ohne,  Ser  8—10  Stunben  focht , bie  Brühe  burthfeipt,  abfegen 
£aienf!cifcbbc[chnuer(3.Bufi.,  baf.  1903);  Sdrfnmpp,  lägt,  nad)  Beteiligung  bedgetted  jur Sirupdlonfi jten j 
Siegleifthbeftbaugefehgebuna  in  ben  fänttlidjenBun-  Berbampft  unb  in  flache  ®efäfie  bünn  audgiefit.  Sie 
bedjtaaten  bed  Seutftpen  3teid)ed  (Stuttg.  1892);  nad)  bem  Erfalten  gelatinierte  SHajfe  jeritpneibet  man 
Scpmibt-SHülheim,  Ser  Berfepr  mit  gieijd)  unb  in  Beine  Säjelthen,  bie  man  auf  Bapier.  beffer  auf 
gleifipwaren  unb  bad  Siabrunadmittelgefeb  (2.  9lufL  einem  Slep  aud  bünnen  gäben  an  einem  tüplen  Crte 
Bon  ®oI(f,  SBiedb.  1895);  Sbefmann,  Bebrbutb  ber  Bödtg  trodnen  läßt.  SKau  erhält  ungefähr  500  g 
gleiftbhhgiene  (3ena  1903);  »3eilfd|rift  für  gleifd)-  Bomßontafeln,  Bon  benen  8g  ju  einem  Seiler  Suppe 
unb  Sliilaihhgiene«  (prdg.  Bon  Cftertag,  Bert,  feit  genügen.  3u  beren  Bereitung  lägt  man  bie  Bouillon- 
1890);  »Seutftpe  gleif(hbefd)auer«3citung«  (prdg.  tafeln  im  ©affer  jergepen,  fept  bie  üblichen  Suppen- 
Bon  Cftertag,  Ebelmann  unb  ®lage,  baf.  1903 ff.).  Irauter  pinju  unb  läßt  einmal  aufwaHen.  Vtud)  Sau- 
gficifchhidtuit,  glciftbbrot,  fooiel  wie  gleifcb-  cen  fann  man  auf  biefe  Keife  aud  Bouillontafeln 
Sjlei  thblume,  f.  Lycbuis.  [jwiebad.  barfteüen.  Sie  Bouillontafeln  (Bgl.  gleiithe^tratt) 

(fiel  thbrnpe  (Bouillon,  frang.,  tar.  tuünj  obn  finb  fepr  in  SJäßfrebu  grfommen.  Weil  fie  bäuftg  aud 
»uljena),  burd)  Rotpen  mit  Kaffer  erhaltener  Vlttdjug  faft  niditd  ald  Seim  beftanben,  parfümiert  mit  bem 
aud  gleifd),  ber  alle  lödlitpen  unb  bie  beim  Rodjeti  Brataroma  bed  gleifcped.  Eine  leicptBerbaulitpe  unb 
mept  gerinne  oben  Beflanbteile  bedfelben  enthält.  Slm  naprpaf  te,  weil  eiWeiRreitpe  g.  für  R r a n (e  wirb  natp 
fchncujten  erhält  man  fraftige  g..  Wenn  man  gepad-  Siebig  auf  folgenbe  Hirt  bereitet:  SJJan  padt  250  g 
ted  gleiftp  mit  bem  gleichen  ®ewitpt  falten  SBaiferd  friftped  SRinb«  ober  Hüpnerfleifd),  miftpt  ed  mit  560  g 
auffept  unb  natp  furjent  Rotpen  abgiefjt.  Soll  bad  beftiüiertem  ffiaffer,  4 Sropfen  reiner  Saljfäure  unb 


682  g(eifcf)barfteHung  — gieifdjer. 

2 — 4 g Rocßfalj  unb  aießt  nad)  einer  Stunbe  bad  [ Qflcifdjct,  1)  H e i n r i di  2ebe  recht,  berühmter 
©nn;c  burd)  ein  Haarfteb.  $en  juerft  abiaufenben  SIrabift,  geb.  21.  gebr.  1801  ju  Sehanbau  tn  Sad)* 
hüben  ®eil  gießt  mart  jurüd,  bis  Sie  Slüffigfeit  ganj  ien,  geft.  10.  gebr.  1888  in  2eipjig,  ftubierte  1819 — 
flar  abfließt.  liluf  ben  J5Ieifdjrü(fftanb  im  Sieb  jdjüttet  1824  ju  Ceipjig  £bf°ID9>f  unb  orientaIiid)e,  baneben 
man  in  Keinen  'Portionen  250  g befliDierte«  Säaffer  unter  öottfrieb  Hermann  aud)  bie  flaffifchei  Sprachen, 
nad).  3Rnn  erhält  fo  etwa  500  g Slüffigfeit  oon  roter  promooierte  1824  nnb  nahm  Oftem  b.  3.  eine  £>au?. 
garbe  unb  angenehmem  gleiidibriihgeichtnad.  Sie  lehrerfieOe  in  Band  an,  Wo  er  nebenher  unter  be  Sa- 
barf  niiht  erljißt  werben,  ba  fie  ftcfj  in  ber  SBämie  ctjd  Seitung  arabifdje,  türfifd)e  unb  perfgdje  Stubien 
trübt  unb  ein  bided  fflerinnfel  Bon  Blutfarbftoff  unb  trieb.  1828  in  fein  Baterlanb  juriirfgetebrt,  mürbe  er 
©Weiß  abießt.  1831  2eßrer  am  ftreujgtjninaftum  in  Stredbtn  unb 

glcifd)bcirftcUung,  f.  Stnrnation.  erhielt  1835  eine  orbemlid)e  Brofeffur  ber  morgen« 

Steiferer  (llHeßger,  gleifehbauer.Snodjen«  länbifchen  Sprachen  an  ber  Unioerfität  ju  2eip^ig, 
hauet,  Schlachter,  franj-Jloucher,  Charcutier,  bie  et  ununterbrochen  bid  ju  feinem  lobe  befietbet 
welche4  SBort  aber  nur  ben  Sdjweinemeßger  bejeid).  hat.  (Einen  Stuf  nad)  Beteräburg  1835  unb  nad)  Berlin 
net  unb  bafür  auch  in  einem  Icil  Bon  Sübbeutfcplanb  1860  lehnte  er  ab.  Bon  feinen  Schriften  ftnb  ju  nen- 
gebräuchlich  ift),  Jinubwerfer,  bie  bad  fegen.  Schlacht  nen:  »Catalogus  codicum  manuacriptorura  orienta- 
Bieh  fehlachten,  wobei  je  nach  ben  Begattungen  | lium  Bibliothecae  regiae  Dresdens««  (2eipj.  1831); 
Cepfen-,  Sdjweinemeßger  ic.  unterfchieben  »erben,  i »Abulfedae  historia  anteislamica«  (arab.  Xept  unb 
3n  Som  gab  ed  »ur  Staiferjeit  ffleifcherinnungen  mit  lat.  Überfeßung,  baf.  1831);  Samachfdjarid  -öolbene 
jeft  beftimmter  Hiitglieberjalil  unb  erblicher  fflitglieb-  Haldbänber«,  Bon  neuem  überfeßt  (baf.  1835);  »9Ilid 
fchaft.  3'»  SMiltelaUer  war  bad  ©ewerbe  ber  fff.  jünf-  hnnbert  Sprühe« , arabifd)  unb  perftfd),  beraudge- 
tig,  bie  Ülnjapl  ber  Slcifter  meift  feft  bejtimmt,  bad)  geben  unb  überfeßt  (baf.  1837);  bie  ©efcprcibung  ber 
würben  mehrfach  auiscrlialb  ber,'funft  ftehenbe  »grei«  arabifdjen,  perftjehen  unb  türhfehen  Ipanbfchriften  ber 
fchlächter«  unb  regelmäßig  freie  gleifdimärftc  obrig«  Stabtbibliothef  ju  fieipjig  m bem  »Catalogus«  non 
fcitlich  jugelaffen,  wo  jeber  ben  gleifcpBerfauf  be-  Saumann  (Srimma  1838);  bieSJoKenbung  ber  burch 
treiben  fonnte.  3um  Schuß  bed  Bubjifumd  ftanb  £>abid}td  lob  unterbrochenen  »1001  Sad)t « (Breit, 
bad  gleifcßerbanbroerf  Bielfach  unter  Überwachung  1842— 43,  8b.  9 — 12) ; ber  Kommentar  jum  ftoran 
burd)  bie  Bolijei;  indbef.  bcjtanben  gleifdjtapen  Bon  Beibßawi  (Seipj.  1846—48,  2 8be.);  SJioham- 
(f.  b.).  ®ie  neuere  ©efeßgebung  hat  bad  gleijcber-  meb  3brahimd  ©rantmatif  ber  lebenben  perfifdien 
Bewerbe  freigegeben,  hoch  ift  eine  obrigfeitlichegleifeh«  Spraye  (baf.  1847,2.  9Iufl  1875)  unb  »Hernie* 
befdjau,  namentlich  feit  bem  Auftreten  ber  Xrid)inen,  X ridmegiftud  an  bie  menfdjliche  Seele.  Vlrabijd)  unb 
mehrfach  eingeführt  worben  (f.  gleifchbcfchau).  S ad)  beutfeh«  (baf.  1870).  Bebeutcnb  War  feine  SKitarbeit 
ber  8crufäjähiung  oon  1895  gab  cd  im  Seutfchen  an  naheju  allen  tu  feiner  Seit  oeriJffcntlid)ten  arabi* 
Seid)  92,873  (1882: 81,713)  glfifchereibelriebe,  bar-  fchen  jepten  großem  llmfanged.  Seine  »Kleinern 
unter  74,163  (62,747)  Hauptbetriebe  mit  178,010  Schriften«  erfchienen  gefammelt  m 3 Bänben  (fieipj. 
(147,007)  männlichen  unb  31,003  (6960)  Weiblichen  1885  -88). 

bcfchäftigten  Berfonen,  41,688  Betriebe  waren  911»  2)  SRoriß,  Bgrifulturchemiter,  geh.  2.  3an.  1843 

leinbetriebe,  60,054  oon  ben  Hauptbetrieben  arbeite«  in  Rlene,  ftubierte  ©hemie  in  Berlin  unb  ©reifdwalb, 
ten  mit®ehi!fen  ; auf  100  felbftänbigegleifchermeifter  beteiligte  lieh  1867 — 68  an  ben  Serfuchcn  ffi.  ffühnd 
famen  111  H’>f«ftäfte,  fo  baß  ber  hanbwerfdmäßige  in  Blödem  über  ben  Sinfluß  bed  gutterd  auf  bie 
Kleinbetrieb  burdjaud  oorherrfcht.  Seit  1876  beftept  Bülchprobuftion  ic.  unb  amg  1869  ald  ©hemifer  an 
in  ®eutfchlanb  ber  Seutfdje  gleifcheroerbanb  bie  tanbwirtfchaftlicheBerfuchdftationHohenhetmunb 
mit  ca.  25,000  Blitgliebem  in  nahetu  1000  3"nun-  1872al89lffiftentanbieBerfuchdftntionffieenbe-®3t« 
gen.  Über  bie  feit  1.  3an.  1897  beftehenbe  glei«  fingen.  1876—77  War  g.  Sireftor  ber  9>erjud)dfta- 
fcherei-Berufdaenoffenfchaft  f.  b.  3"  Öfter-  tion  bed  2nnbwirtfehaftli<hm  Bereind  für  Sheinpreu- 
reich  ergab  bie  Bolfäjäblung  Oon  1890: 63,177  Ber«  feen  ju  Bonn,  1877  Würbe  er  oon  ber  3entralmoor« 
fonen,  bie  in  ihrem  Hauptberuf  g.  Waren,  barunter  fommiffton  berufen,  bie  SKoorberfuchdftation  inBre« 
20,911  Selbftänbige  unb 42,266  fflehilfen.  Säßrenb  men  ju  organifieren  unb  ju  leiten,  unb  1891  ging 
in  Europa  bie  Schlachterei  faft  audfchließlich  ©egen«  er  ald  Brofejfor  an  bie  lanbwirtfchaftliihe  Hochlhule 
ftanb  bed  ffleinbetriebd  ift,  hat  in  Bmerifa  fihon  nteßr  nach  Berlin;  Juglcid)  würbe  er  Blitglieb  ber  äeniral« 
ein  umfangreicher  öroßbetrieb  mit  3Rafd)inenanWen«  'Koortommiffion  unb  Kurator  ber  sJlooroerfuehdfta« 
bungBlaß  gegriffen  (Hauptftß  ber  ©roßbetriebe  :©h>'  tion  in  Bremen,  1898  Bortragenber  Sat  im  preußi. 
cago  ; HauVtfirma:  llrmour  u.  ©o  ).  H>tr  Pnb  bie  g.  fchen  flanbwirtfdhaftdminifterium.  ©rfchrieb:  »5Rrt- 
nielfad)  feine  felbftänbigenHanbinerfer  mehr,  fpnbem  teilungen  über  bie  Arbeiten  ber3D?oornerfud)äftalion« 
®etailBerfäufer,  bie  ihren  Bebarf  Bon  ©roßfd)iäch-  (»2anbwirtfchaftliche3ahrbücher«,1880, 1886, 1891); 
tern  bejiehen.  Ähnliche  3«ftänbe  habm  fid),  wenn  »®ie  Sätigfeit  ber ^entral-Bloorfommiffion« (1882); 
auch  junäehft  nur  oereinjelt,  auch  in  europäifchen  »Berichte  über  biejdtigfeit  ber  Blooroerfuchäftation« 
©roßftäbten,  j.  X.  auch  in  Berlin,  heraudgebilbet  S.  (in  ben  Brotofoüen  ber  Sißungcn  ber3entral-fWoor« 
auch  gleifdjbef^au  unb Schlaehthaud.  Bgi.Hilgerd,  fommiffton,  Berl.  feit  1877):’  »®ie  Jorfftreu,  ihre 
®ad  gleifcher-  unb  ffleßgeraewerbe  (6.  vlujl,  ©eim.  HerfteIlun3  unb  Serwenbung«  (Bremen  1 890) ; »®te 
1892);  ©rahammer,  Honbbuch  ber  ilSeßgerei  Bobenfunbe  auf  chemifd) • phPftfalifcher  ©runblagc« 
(Blünh-  1892);  SBenger,  ©ßemie  unb  Bechnif  im  (inBoglerd  »©runblehre  ber  Shdturtechnif*.  2 ®uft  , 
gleifchergewerbe  (SBien  1898);  Sothe,  ®ad  beutfehe  Berl.  1898,  2 Bbe.).  9iucf)  rebigierte  er  1881—91 
gleifdjergemerbe  (Bolfdwirtfchaftlich , 3ena  1902);  Biebermannd  »3entralblatt  für  91grifulturd)emie«. 
Äbler,  gleifchergewerbe  (im  »Hanbwörlerbuch  ber  8)  Ddfar,  Sf ufifhiftonfer , ge6.  2.  Soo.  1866  in 
Staatdwcffenfchnftcn« , 8b.  8,  2.  Wufl. , baf.  1900);  3&rbig  (Brooinj  Sachfeit),  ftubierte  Bhdologie  in 
•®eutfd)e  gleijcheräeitung«  (Berl.,  feit  1878);  »910«  Halle,  fobann  unter  Spitta  in  Berlin  Blufifwiffen« 
gemeine gleifchcrjcttung«  (baf.,  feit  1883);  »gntema-  fchaft  unb  Würbe  1886  bofelbft  jum  ÄonferBator  ber 
tionale  gleifchrrjeitung*  (2eip>3- , feit  1881).  fSniglidjen  Biuftfinftrumentenfammlung  ematmL 


683 


gleif^trci^SerufägenoffenfdjQft  — gleifdjgeroäcf)3. 

1892  habilitierte  er  fttp  a!8  ©riBatbogent  für  Wuftf  fo  erpält  man  eine  Suppe,  bie  einer  au8  frifdicnt 
an  ber  Berliner  Unioerfität  unb  Würbe  1895  jum  gleiftp  bereiteten  fepr  äpnlicp  ift.  g.  bat  benfelben 
aufeerorbcnllitpen  ©rofeffor  ernannt,  g.  fcfjrieb  aufier  SSert  wie  friftpe  gleiftpbriipe  (f.  b.),  ift  alfo  fein  9Jap» 
feiner  Sifiertation  über  ba8Elfjentuation3ft)ftem 'Rot-  rungSmittel.  3»nn  batte  angenommen,  baß  Begela» 
ferS  in  feinem  >©oetiu8«  (£>aUe  1883)  eine  wcrtBoüe  bitifcpe  9laprung8mittel  ben  5rnäpnmg3wert  be8 
Stubie  über  ben Sautenmeifter  SeniS (Saultier (2eipj.  gleiftpe8  erpalten,  trenn  man  fie  mit  g.  mifdjt,  unb 
1886),  »Jieumenftubicn*  (baf.  1895 — 97,  2 Sie.),  legte  batjcr  bent  g.  befonbere  ©ebeutung  für  loltpe 
einen  »güprer  burd)  bie  fomg(icf)e  Sammlung  alter  ©erpälhtiffe  bei,  unter  benen  man  fein  glcifd)  paben 
SRufifmftrumenle«  (©erl.  1892),  einen  »©eridpt  über  ober  nitpt  bie  notige  jjeit  auf  beffen  Zubereitung  oer- 
bie  EBiener'JRufit-unbSpealerauäftellung  Bom^apre  tuenben  fann.  Sie3  tfl  inbeo  ein  3rrtuut;  ©fangen» 
1892«  (Seipj.  1893)  unb  bie  ©iograppte  »Wojart«  foft  erpält  burd)  Zuiap  Bon  g.  feinen  pöpern  ©iipt» 
in  bcn»@eifte8petben«,©erl.  1900).  1899  begrünbete  ttiert,  Bielmepr  ift  ba8  g.  lebiglid)  Wcrtboll  als  Er» 
er  bie  3ntenmtionaIe  TOufitgefetlldjaft,  beren  monat«  cegungbmittel  gl  cid)  ber  glei)tpbrilpe  unb  aI8  ein 
lid)  erfrpeinenbe  »3eitf<prift«  unb  Bicrteijäprlirp  er»  iVittel,  Begetabtlifipe  Soft  ftpmadpafter  ju  ntadien. 
ftpeinenbe  »Sammclbünbe«  er  rebiaiert.  Sa8  g.  matpi  ben  junger  erträglidjer  unb  bie  Sol« 

grleifdjcrci.^crufögenoffcnfdpaft  für  ba8  ®e»  baten  im  gelb  Peroenung8fäpiger,  e8  erjeugt,  m et» 
biet  beb  Seulftpen  9icitp8  mit  bent  3ijj  in  Sübed,  be»  wa8  fonjentrierter  Öfifung  eingegeben,  im  Wagen 
ftept  feit  1.  Sau.  1897.  1901  beftanben  21,845  Ber»  eine  tropltuenbe  ©arme,  ntatpt  ©Ü18-  unb  Qcrgftplag 
ficpenmgspflitptige  ©etriebe  mit  47,876  Berfirperten  frfiftiger  unb  Bermcprt  bie  fcarnapfonberung.  So 
©erfonen , beten  anjuretpnenbe  fiopnbeträge  fnp  auf  werben  rafdjer  Sloffwetpfel  unb  bamit  eine  Seipe 
runb  44,5  Will.  W(.  beliefen.  Sie  ülubgaben  für  Un»  wopltätiger  SBirfungen  erjeugt,  bie  man  fonft  burtp 
fallBerfttperung  betrugen  472,200,  ber  SieferBefottbb  Webifamente  pemorjubringen  fudjt.  @8  regt  ben  Elp- 
470,000  Wf.  Enlfcpäbigt  würben  1901 : 685  Hnfäüe  petit  an  unb  befipt  burtp  feinen  SRcicptum  an  Saljen 
— 12,2  pro  Saufenb  ber  Berfttperien  ©erfonen;  bie  befonbem  ©ert,  ber  j.  ©.  autp  bei  ber  Eraaprung 
Entfcpabigungäbeträge  beliefen  fiep  auf  331,300  Wt.  ratpitifdterSinber  in®etratpt  fornmt.  ©gl.SaBibi«, 
gHciftpcrgriffc,  Eingreifen  unb  ©efüplen  be»  Sraftfücpe  Bon  Sfebig8  g.  (Sraunftpw.  1870). 
ftimmter Körperteile  ber  ®f aftrinbe r,  um  an  benfelben  grleiftpcgtraFtbrot,  f.  gleiftpgwiebad. 

Die  gelt»  unbSatganpäufuna  ober  ben®rab  berEluo-  gleiftfjfarbe  wirb  in  beröeralbif  filbentoberjin» 
mSftunn  ju  beurteilen.  SgC  Waft.  noberrot,  bei  nitpt  foloricrtcn  ffiappen  burep  eine  feine 

glciftpcutcr,  f.  Euter  unb  Siepjutpt  (Erterieur).  Stprafficrung bargeftellt ; inberWalerei  f.Samntion. 
SfleiftppcstrafffExtractum  cornis),  jurWuSton-  glcifrpfliege,  i.  gltegen,  S.  «92.  [©flanjcn. 
fiflenj  einnebampftc  gleiftpbrüpe.  Würbe  ju  Einfang  glcifriiireitcube  ©flanjen,  f.  3nfeftenfreffenbe 
beb  19.3aprp.Bon  ©rouft  unb  ©armeittier  juerfl  bar-  grlcifcpf  reffet  (Carniv8ra).  Orbnung  ber  Säuge» 
grfteHt,  1830  in  gorm  Bon  ©ouillontafeln  jur  tiere,  f.  IKaubtiere;  autp  ffiruope ber  ©eulcltiere  (f.b.). 
©erproBiantierung  Don  Stpiffen  benupt  unb  fpäter  gfleifrfjgcnuft  bei  ben  3»ben.  ®om  SeligionS» 
in  Elpotpcfen  alb  fonjentrierteb  9faprung8mittel  für  gefep  ift  ben  3eraeliten  Berboten  ber  fficituß  1)  beb 
Stinber  unb  SfefonBaltbjenlen  bereitet.  Eine  rationelle  gletftpeb  Bon  allen  »unreinen«  Sieren,  »unreinem« 
Sarfteflungäroeife  leprte  Siebia  1857,  unb  auf  beren  öeflügcfBongiftpcn.bcnenStpuppenunbglofjfebcm 
©rinjipien  wirb  eS  feit  1864  m grab  ©entob  (tlru*  feplen  (3.  Wof.  1 1) ; 2)  Don  nitpt  Borfdjriftbmäfiig  ge» 
auap)  fabnPnäftig  bargcfteBt  ffirofje  Ouantitiiten  fcplacptclem  gleiftp  (f.  Stpätpten),  Bon  ©lut  unb  allem 
fomrnen  autp  aub  iffionleBibeo,  Elrgentinieit  (®uale-  gleiftp,  Woraub  bab  ©lut  notp  nitpt  BäUig  entfernt 
guapepu  unb  Santa  Elena),  San  Elntoitio  in  lepab  ift;  3)  auf  ffirunb  ber  mofaiftpen  ©efehe  2. 9Kof,  33, 
unb  Eluftralien.  311  grab  ©entob  wirb  bab  möglitpft  18 ; 34, 26;  5,  SUlof.  14, 21,  bab  mü  ©itltp  jubereitete 
fettfreie  gleifcp  (Bon  jäprlidj  150—200,000  Siinbent)  gleiftp  unb  Derftpiebene  gettftüde.  Elutp  ift  eb  in  Ein« 
auf  ffiaftpmen  jerpadt  unb  mit  feinem  gleitpen  ®e»  lepnung  an  ben  Sfanrpf  3afoP8  (1.  SRof.  32,  32)  feit 
wicptSaffer  burtp  ®ampf  langfam  auf  70“  erwärmt,  urbenflitpen  3eiten  ©rautp,  bie  Bon  ber  Spannabet 
®ie  glciftpfofer  wirb  nubgeprejit  unb  auf  gleiftpmepl  (nerrus  iachiadicus)  burtpjogenen  ^interBicrtel  ber 
Dcrarbeitet , bie  glüfftgteit  aber  Don  gett  Boüftiinbig  »reinen«  Säugetiere  (3.  Sliof.  11,3)  nitpt  ju  genießen, 
befreit  unb  bann  Berbampft.  34  kg  htotpenfreieb  3°  einjelnen  jübiftpen  ®emcinben  ift  biefer  ©rautp 
gleifd)  liefern  1 kg  Ertratt.  Eb  bilbet  eine  ejtratt»  befeitint,  unb  ber  ortpobore  Sbraelit  genießt  bie  $jm- 
förmige,  braune,  ttatp  gebratenem  gleifd  rictpenbe,  teritüde,  natpbem  fie  DorfthriftSmäßig  entabert  finb. 
fepr  pallbare,  in  SBaffcr  leitpt  unb  tlar  löblitpe  iRaffe,  gleiftpgctuätp6(g(eiftpgeftp  wulft,Sartom, 
feil  frei  Don  Seim  fein  unb  fein  anbrcS  ffotpfalj  ent»  grietp.),  ©eftpwulft,  bie  au8  einem  bent  mittlem 
palten  als  baä  au8  bem  gleiftp  felbft  ftammenbe.  g.  Seimblatt  angepörigen  ©ewebe  beftept,  baS  auS  3<I» 
entpält  10,5— 21,5  ©roj.  mineraliftpe  unb  49,5— 68,8  len,  Sntertenularfubflanj  unb  ©efapen  jufammen» 
©roj.  organiftpe  Stoffe  (Sreatin,  Sreatinin,  Sarfitt,  gefept  ift.  ye  natp  ber  gorm  ber  3cücn  unterftpeibet 
jantpin,  ynortnfäurc,  Sarnin  tc.).  ®ie  Elftpe  entpält  man  Siunbjellenfartome,  Kiefenjellenfar» 
42  ©roj.  Sali,  23^  ©roj.  Sotpfalj  unb  30,4  ©roj.  tome,  melanotiftpe  Sarfome.  SJcttp  ber  ©e» 
©poäpporfäure.  ©ute8  g.  foll  etwa  16  — 22  ©roj.  ftpaffenpeit  ber  3nterjeHularfubftanj  Dariieren  bie 
SBaffer  entpalten,  unb  ca.  60  ©roj.  be8  Ertraftä  fot*  gletftpgewätpfe  in  iprer  Sonfifleitj  Bon  gaßertig»wci» 
len  fttp  in  80proj.  Silopol  löfen.  g.  pal  fepr  ftpneü  tben  ju  fnotpenparlen  fflewätpfen.  Enlfprcipenb  ber 
in  Weiten  Steifen  Eingang  gefunden  (©euiftplanb  3aP'  unb  güdung  iprer  ölutgefäße  ift  ihre  garbe 
Btrbrautpt  fäprli^  für  mepr  al8  10  Will.  3JU  ),  unb  balb  rein  Weiß,  halb  röllitpgrau,  balb  bunlel  lirftprot. 
in  ber  2al  liefert  eä,  in  ©affer  gelöft  unb  mit  Salj  Sie  tominen  gewöpnlitp  al8  ifolierleunbumftpriebene 
oerfegt,  eine  ©vüpe  Bon  angctiepmem  ©eftpmad,  unb  ffieftpwülfte  Bor,  am  päufigflm  unter  ber  J>aut,  jwi» 
Wenn  man  2,25  £it.  Söaffer  mit  0,25  kg  grob  jerftpla-  fipen  ben  ShtSfeln,  in  mampen  Drüfeii,  im  ©ebirn 
genen  Snodjen  (ober  30  g Dtpfenmarl)  unb  ben  nö-  unb  an  ben  Snotpen.  Sie  gleiftpgewätpfc  finb  böS» 
tigen  Suppengemüfen  eine  Stunbe  lotpl,  bann  18—  artige  ffieftpwülfte  unb  ntatpen  fepr  balb  Wetaflafen, 
19  g g.  (nitpt  mepr!)  unb  ba8  nötige  Salj  pinjutul,  b p.  e8  entftepen  infolge  Bon  ©erftpleppung  Bon  Seil- 


gleifägeroidjt  — $leifd)fonfcn>en. 


djrn  ber  urfprüngli*enfflef*wulii  äbnli*e®ef*wülfte 
in  entfernten  Crqanen.  Sie  Wä*fen  fcl)r  ra'idj  unb 
rönnen  ltirbr  nl«  ©tanneStopfgröfie  erret*en.  Sellen 
bleiben  ftc  ftationär.  Entfernt  man  ein  g.  auf  ope 
ratinem  Säege,  fo  lehrt  bie  ®ef*wulft  bisweilen  na* 
fürjerer  ober  längerer  3eit  in  ber  Starbe  unb  bereu 
Hingebung  »ieber  ober  erf*eint  in  mehr  ober  Weni- 
ger jaj)lret*en  ®c|*roül|tcn  in  entfernten  Organen. 
Bei  luubcrljolten  Operationen  jeigt  ff*  bie  na*fot> 
genbe  ®ej*wulft  immer  jcHettrcidier  unb  bösartiger 
als  bie  sorljergebenbe.  da«  g.  gibt  bem  Ärebs  an 
BöSartigleit  ni*ts  na*;  in  ber  Siegel  geben  bie  Kran- 
fen  raid)  jugrunbe.  Sei«  melanotiidie  2nrfom  gebt 
in  ber  Siegel,  wenn  nt*t  immer,  nom  Sluge  (oon  ber 
Eborioibea)  aus.  Sährenb  (eines  Belieben«  ift  garb- 
ftoff  im  Urin  na*meiSbar. 

_ fflciidtgctoidit,  baS  ®ewi*t  ber  »ier  Btertel  be« 
£ci)la*ltiere«,  auf  ba«  ber  Stüdprei«  be«  legtemna* 
Slbjug  be«  SSerte«  »on  lj>aut,  Kopf,  güfjen,  Strom 
(Sunge,  Üeber,  Etngewetbe  ic.)  repartiert  wirb. 

fflcifdjgift,  eine  int  gleif*  warmblütiger  Siere 
Borhanbene  n*äbli*lcit,  bie  na*  bem  ®enufi  be8 
gleif*e«  Erfranlungen  Ijerborruft.  tuerber  gebären 
ni*t  Iri*inen,  bie  freili*,  wenn  baS  gleif*  tob  fle- 
noffen  worben  ift,  JfranIbeitSeri*einungen  Beranlaf- 
fen,  wel*e,  beoor  man  bie  Xmbinen  fanule,  oft  als 
Sergittungen  gebeutet  würben.  da«  gleif*  oon  die- 
ren,  bie  mit  SÄiljbranb,  Stof),  Xollwut  behaftet  finb, 
fann  ebenfalls  t*äblt*  wirten,  ebenfo  baS  gleif* 
ntandjertiere,  bic®iftpflamen  gefrefjen  haben,  gegen 
bie  jle  immun  ftnb,  wie  £>a|en  unb  lranin*en  gegen 
doQfirf*m,  tpammel  gegen  eine  braftif*  Wirrenbe 
auftralif*e  Sufurbitajee.  3n  allen  biejen  gäHen 
banbeit  ei  fi*  ni*t  um  g.,  bas  oielmebr  ftet«  ju  Bat- 
terien in  Begebung  fteljt.  So  erjeugt  g.  oon  gieren, 
bie  an  Scpti*ämie  unb  ©l)ämie  gelitten  haben  (pu- 
tribe  öebännutterentjünbung  ber  Stube,  eiterige  unb 
jau*ige  Stabelprojeffe  ber  Kälber),  ©ergiftung  bur* 
bie  in  bem  gleif*  oon  ben  Batterien  gebilbeten  ©to> 
maine  unb  anbre  giftige  Körper,  fowie,  wenn  baS 
gleif*  rob  genoffen  tourbe,  bur*  bie  Balttrien  felbft. 
Säirb  bcrartigeS  gleif*  gefo*!  unb  bann  genoffen, 
fo  fällt  bie  Ballcrienwirfutig  fort,  aber  bie©tomaine  ic. 
Werben  md)t  jerftört  unb  wirten  giftig,  Enbli*  fann 
au*  gleif*  oon  gefunben  liieren  giftig  werben,  Wenn 
fi*  barm  gewijfe  Batterien  anftebcln,  wie  namentli* 
bei  gleif*tonferoen,  Säilrften,  Bü*fenfleif*  ic.  be- 
oba*tet  worben  ift  (Säurftoergiftung,  Botu- 
liSttiuS,  Slllantiafi«,  f.  SBur|lgift).  Wl«  fol*e 
Batterien  fomnren  in  Betra*t  Bacillus  enteritidis 
Gärtner,  B.  morbificans  bovis  Bat.  u.  a.  (SS  er- 
f*cint  wi*tig,  bei  Dorfommenben  gleif*oergiftun- 
gen  neben  einer  etwaigen  *entif*en  ltnterfu*ung 
au*  baS  morpbologtf*c,  hiltuveHe  unb  tierpathogene 
Serbalten  ber  Sn anfbeitSerreger  ju  erforf*en  unb  bie 
Serumbiagnoftif  tu  benagen,  ba  ft*  gegeigt  bat,  baff 
baS  Serum  oon  ©erfonen,  bie  eine  gleif*oergiftuitg 
überftanben  haben,  auf  bie  Enten  ti«balterien  agglu- 
tinicrenb  wirft.  da«  preufiif*e  StriegSminiflerium  bat 
beSbalb  angeorbnet,  bafj  ®elegcnt)eit  geboten  Wirb, 
beim  Stililiir  oorfomntenbe  gälte  oon  gleif*Oergif- 
lung  in  biefer  SBeife  ju  unterfu*en.  die  Ertrantun- 
gen  bre*en  je  na*  ber  Eigenart  beS  Oorliegenben 
galleS  in  fürjerer  ober  fpäterer  tjeit  na*  ber  Vluf- 
nabme  beS  gteif*e«  au«  unb  oerlaufen  oft  unter  Er- 
lernungen. wie  fie  bei  IppbuS.  Qbolera,  Stuhr  auf- 
treten,  führen  aber  nur  in  oerbältniSmä&ig  wenigen 
gäHen  rum  Hobe.  Sla*  ©cnufi  oon  S*intcn  unb 
anbem  gleif*waren  treten  bisweilen  au*  ©u«f*lag. 


f>al*erf*einnngen,  Iei*teS  gieber, ©tagen- unb  da rm- 
jtörungen  auf,  bie  aber  na*  einigen  lagen  Wieber 
oerf*winben.  Bermeiben  [affen  ft*  S*ä6igungen 


bur*  gleif*genuft  nur  bur*  ftrcngefjanbbabung  obli- 
gatorif*er  gleii*bef*au  unb  bur*  btfgienii*«  Be- 
banblung  oon  gleif*reften  int  6au«balt.  die  Be- 
banblung  bat  ft*  auf  mög(i*ft  fdmellc  unb  OoIIftän- 
bige  Enttarnung  ber  gcnofjenen  ©taffen  aus  ©tagen 
unb  dann  ju  ri*ten  (Bre*-  unb  Sibführmittel,  VI  uS- 
fpülung  be«  ©tagen«),  au*  gibt  man  Säcin,  antiiep- 
tif*e  unb  aitregenbe  ©tittel.  Bgl.  Siebamgroptp, 
Über  gleif*oergiitungen  ßena  1880);  S * m i b t ■ 
SJtüIbeim.  Sianbbu*  ber  gleij*tunbe(2eipj.  1884); 
Cebmann,  über  bie  Ätiologie  ber  gleif*uergiftun- 
gen  (Strafst’-  1900);  Bollinger,  3ur  Ätiologie  ber 
3nfeflion«franfbeiten  (SXün*.  1881);  Oftertag. 
Öanbbu*  ber  gl_cif*bef*au  (4.  Vlufl.,  Stuttg.  1909); 
gif*er,  Ätiologie  ber  fogenannten  g!eif*oer- 
giftnngen  (in  ber  »3elti*rift  für  £>t)giene  unb  3nfe! 
tionStranfheiten«,  Bb.  30,  1899). 
gfleifibglacc,  $u  fflelee  eingeto*te  gleif*brübe 
glciidigrätcn,  f.  gif*e,  S.  603.  [f*inen. 
ff  lcif*l)a(fmaf*inef  f.  gleif*jerfleinenmg«ma- 
fflcifdihanbcl,  f.  Bieb-  unb  gleif*banb«l. 
fflcifcltbaucr,  fooicl  wie  S*Iä*ter. 
ffleifdlfäfe  (gleif *fu*en),  eine  feine  Sülje 
au«  oerf*iebenem  gleif*,  2eber,  3unne  ie. 

fflrifdjfonfcrPcn,  in  oerf*iebener Seife  oorbem 
Berber  ben  gefduigte«  gleif*.  jn  2änbent  mit  geeig- 
netem Klima  wirb  gleif*  in  primitioer  Steife  getrod- 
net  (Ebargue,  daffajo),  au*  bat  man  mit  ben  ©tit 
teln  ber  neuem  dedmif  gleif*  getrotfitet  unb  j.  B 
al«  Carne  pura,  glcif*utebl,  in  ben  fcanbel  gebra*! 
Eine  febr  alle  ftoiiferoierung«metbobe  ift  ba«  Ein- 
faljen  (f.  b.)  oon  gleif*,  bie  ba«  ©dfelfleif*  lie- 
fert, ba«  namentli*  au*  jur  ©rooiantienmg  bient 
unb  im  Sforben  eine  große  Stolle  fpielt,  wo  gewitfe 
Bügel  in  ber  3eit,  wo  fie  maffenbaft  erf*einen,  ein- 
gefaljen  werben.  S*wa*  gefaljene«  gleif*  Wirb 
geräu*ert  (Stau*fleif*).  Sehr  Biel  gleifdi  wirb 
unter  2uftabf*tuB  gefodit  unb  al«  Bü*fenfleif* 
in  ben&anbel  gebra*t.  hierher  gebbrrn  febr  oerf*tc- 
bene  -jubereitimgen,  bie  namentlid)  au*  für  ©ro- 
oiantierung  ic.  wtd)ttg  ftnb.  3»  grofter  3abl  (omincn 
Äonferoen  au«  gleif*  mit  2>ülfenfrii*ten  ober  ®e- 
müfen  in  ben  fcanbel.  Überfeeif*c«  lBü*fenfleif* 
pflegt.  Weil  meift  leine  gemäfteten  unb  forgfältig  ge- 
fütterten, fonbem  meilenweit  jufnminengctriebcne 
liere  gef*la*tet  werben,  «ine  febr  faferige  Stniftur 
ju  hefigen,  der  bur*  ba«  Siotben  au«  bem  Binbe- 
gewebe  entftanbene2eim  umgibt  gelatineartig  bie  frei- 
gelegten ©tuSfelfafern,  unb  tnfolgebeffen  beftpt  Büdi- 
fenfleif*  oft  einen  fabm,  f*le*ten  ®ef*maa;  inbe« 
lomiiit  au*  febr  gute«  Büdbfenffeif* , ju  bem  unter 
anbem  ba«  EomebBeef  gehört,  Bor.  über  Säurft  f.b. 

Uufanimrufcünrtg  ctnlger  gleildiloiirertieit. 


Cant«  pura 

C^arqut,  fett  .....  . 

S^arqur.  mager 

SHaucöflrifc^  oom  0(4fcn.  . . 
Ökräuc^ftK  Ci$fen)unge  . . 
lÄefaljetter  cijinfen  .... 
tfkfalirner  u.  gerftuc^.  €<^infen 
%}eftf&lif$er  «t^iufen  . . . 

Qt&nfebruft 

domeb  Cecf 

Z*utf<*«4  4'ü^fenflei|(b  . . . | 


gleifdjfraut  — gtrif<f)fot|le.  685 

©ei  ©ettrteflung  ber  0-  bimbeft  ed  ftdj  Bor  allem  bau  1871);  »SadSwarßfAe  ftufrnbmungdBerfabrcn 
baruntob  juibrer©ewitung  guted.reinedgleifA  Bon  unb  beffen  ©ebaitung  für  bic  SRagerfenncrei«  (2. 
gefunden  Sierra  Bermenbcl  nmrbe.  So  Weberin-  flufk,©rem.  1878);  »Stubicn  über  bad  Siolfereiwefra 
febeit  noA  KSefAmad  ber  0.  hierüber  fiebere  fluäfunft  in  Sänemarf,  Sdjroeben  uitb  gimtlanb«  (mit  ©der* 
geben,  fo  fomrnt  bie  fludübung  einer  ftrragm  gleifA-  fen  unb  ©»bien,  Saut  1875);  »Sad  SRoIfereiroefm« 
befA«u  in  ©elradjL  ©er  ®muß  beb  gleifAed  Bon  (©raunfAlu.  1876;  mfl  BuffifAe  unb  granjöfijdie 
fronten  Sierra  fann  üble  goigen  haben  (Dgl.  gleifA-  ttberfeßt);  .©eridjt  an  badpreußifAeäRinifteraim  für 
gift),  aud)  Werben  tridjinen  unb  ginnen  nidjt  bitrd)  Sanbwirtfdfaft  sc.  über  ben  gegenwärtigen  3tanb  ber 
aUe  ÄonferBierungdmetljobm  fiefjer  getötet.  Unter  größent  milAwirtfAaflliA*«  Unternehmungen  unb 
aüen  Umftänben  muß  tonjeruierleä  gleifA  einen  fri-  ber  SioIfeteifAulen  in  SeutfAlanb«  (©rem.  1882); 
fAen,  nngeneljtnenSeruA,  berbeStrutlur  unbfAwnA  »Sie  ©ereitung  Bon  ©aA'teinläfen  aud  .Benlrifugeu- 
fnure  Seaftiott  befißett.  Setborbened  gleifA  reagiert  magennilA«  (2.  fluft,  bat.  1891);  »SaßredbeTlAte 
oft  alfa(ifcf)  unb  beftßt  mehr  ober  ntinber  fiat  fen  flm-  über  bie  Sätigleii  ber  tiuldjtoirttdafitidjen  ©erfudtd» 
moniatgebalt.  Über  SBeiiered  haben  bad  SRifroffop  ftntion  ftt  Sahen«  für  1878—85  (Soft.  1878—86); 
unb  bie  AemtfAe  flnaltjfe  ju  entfeheiben.  Siegln-  >Ser3entrifugenbeiriebmber3Rild)iotrtfd)aft«(©te* 
toenbung  Bon  KonferBierungdmitteln,  Wie  ©orfäure  inen  1885);  »SieSJirffamfeil  ber©erfu<h«niolterei  .ju 
unb  ihre Solge,  gonualbebhb,  fllfali«  unb  Srbalfali*  ftleinbof-Saptaii  inüftpreufsen«  (Sanj.  1889);  »Uu» 
injbrojhbe  unb  Karbonate,  UnterfAwefligfäurefalje,  lerfuthung  ber  ©WA  Bon  16  $oüänber  Kühen  »aß« 
gluorwafftrflofffäure  unb  ihre  Salge,  SalijhifSure  reitb  berSaneceinerSIaftntion«  (©erl.1891);  »Seht» 
unb  ihre  ©erbmbunaen , ffljtorfäurefalge , ift  Berbo*  budjber UVt Icfetoi rtfdjof t -<  (©rem.  1893, 8.flufl.  1901). 
ten;  aud)  garbfloffe  biirfen  nidjt  angetumbet  iserben.  8)  3-  SliAael,  SdjriftfAneiba,  f.  (Snfd)ebt 

Übet  bad  (färben  Bon  SSurft  f.  b.  ©erfälid] ungen  gleifAmaft,  f.  ©iajt. 

tommen  bei  0.  infofent  Bor,  ald  ben  gefügtem  unb  gleifAmcbl,  ©rnuarat,  bnd  frifAed  gleifA  er» 

teurem  glcijAforten  billigere  uniergefdiobeit  werben,  fegen  (oll  unb  ade  nährenbm  ©eftanbteile  betreiben 
©efonberd  wirb  ©ferbefleijA  ftntl  SinbfleifA  beitußl;  enthält.  3“r  Sarfieüung  beftreut  man  jerfchnittencd 
über  bie  Unlcrfdjeibung  f.  gleifd),  ©.  678.  ©gl.  frtidjed  fettfreied  0(eifd)  mit  2,»--3©roj.  Kochfal) 
©lagge  unb  Srapp,  Sie  ffielßoben  ber  gleifd-  unb  trodnet  ed  im  SKafferbab.  Sad)  bem  ©uloern 
tonferoienmg  (©ecl.  1893).  bilbet  ed  ein  beKgelbed,  bouiöonartig  ricAenbed  ©ul» 

glcifAfraut,  f.  Nasturtium.  Ber  Bon  großer  ftalibarfeit,  bad,  in  offenen  ©efäßen 

wieifAfrone,  f.  öuf.  aufbewahrt,  nur  etwa  10  ©roj.  fBnffec  enthält,  gm 

gleifehlaft,  f.  Soli.  berartiged©räparat  tarn  ald  Carue  pur»  in  ben  §an« 

glcifAiiAc  'UcrbreAcn,foBielWie SittliAfeitd«  bei.  Sorteilhaft  preßt  man  cd  rein  ober  mit  Segcta» 
oerbrechcn  (f.  b.).  [fdiinen.  bilien  gemengt  in  Xafelfornt.  g.  tommt  ald  9iä!)r« 

jflcifAmahlmiihie,  f.  gleifA^erfleinerungäma«  Präparat  in  ©elrndil,  wenn  bei  Ijodiqrabigen  SAwä« 
glci  fAmamt,  1)  griebridj,  3eid)uer,  ©orttnt»  d)ejuflonbcn  reiAIid)  ©weif)  jugefüljrt  werben  fort, 
maler  nnb  KupferfteAer,  ge6. 1791  in9iümberg,  geft.  git  ©Josguerad  g.  ift  ein  Seil  bed  gleifAetWciBe* 
1834  in  Sföitmhm,  Sdfüler  fl.  ©ablerd,  lieh  lieh  in  burA  Vtnanabfaft  in  fltbumofe  übergeführt  — g, 
Wftmberg  nieber  unbftaA  hitreinegrohefinsahlKer'  nennt  man  a«A  ein  ©riiparai  aud  Kabauent  ober 
liAer  ©latler  in  ©unflier- , oerbunben  mit  2inien»  gleijAnbfäHra,  bad  jur  ©iehfütterung  unbaldSitn» 
manier.  1831  ftebelte  er  naA  IRitnAen  über.  0.  war  ger  benugt  wirb.  3»r  ^ierfteOuna  werben  bie  Stabo« 
ber  erfle  un (er SiiirnbetgS Kü nitlern,  ber  fiAmii®lüdt  Ber  gehäntet,  audgebämtl,  .jerftftrfctt  unb  fünf  3tun- 
im  StahljiiA PerfuAle.  SSan  6al  gegen  1900 ©lätter,  ben  einem  Sampfbrutf  Bon  130"  audgrjegt,  bann 
meift  filr  fümaruidje  unb  anbre  Büd)er,  Bon  (einer  wirb  bas  gelt  obgelaffen  unb  ber  Sbeffel  um  feine  mit 
2>anb , unter  benen  btfonberd  ju  nennen  finb : 8üb=  ftarien  Stahlmeffern  bidjt  beiefte  Vlrfjjc  gebrefjt  3?rtA 
nid  bed  ft  Ban  Sljtf ; bie  Bier  flpoftel  Bon  Sürer  unb  fünf  Stunben  ift  bie  StRaffe  in  ein  feines  ©ulncr  Ber« 
Siirer«  Stlbfiportrit  Wanbelt,  bad  nur  noA  geliebt  »u  Werben brandit.  giir 

2)  Sil  heim,  SlgrtfuliurAemifer,  aeb.  31.  Sej.  ©Aweine  iftg.,  in  mäßigen  (Saben  gereiAt,  ein  fepr 
1837  in  grfangra,  ftubierte  1858—  60  in  ©ürjburg,  Wertooüed  guttermiitel  unb  Wirb  in  großen  SSengm 
grlangen  unb 'UJünAen  9iaturWi[fenfAaften,  würbe  jur  Slniluitg  benußt,  auA  für  Siebertäuer  wirb 
1863  Seßrer  an  ber  SiealfAule  }u  'Memmingen  unb  e-3  annewrabet;  wenn  man  bem  'Kiildjoieb  aber  mehr 
©orflanb  ber  borliaen  lanbwirtfAaftliAen  ©erfuAd«  atd  1 kg  au  einem  Sage  gibt,  fo  nehmen  ©lilA  unb 
ftation.  1867  als  Seftor  ber  SiealfAule  naA  Sinbau  Sulter  leiAt  einen  ©etgefAmad  an.  gür  kühner 
berufen,  leiiele  er  bort  bid  1872  bie  wifieufAaflliAra  bilrfte  TA  g-  neben  Jtömerfutter  empfehlen,  g.  aud 
flrbeiten  an  ben  fllgäuer  fllpenOerJuAdflationen,  er-  ben  flbfällctt  ber  gleifAeitraflfabnialum  enthalt  70 
leilte  1869 --74  beit  AeoretifAen  llnterriAt  an  ber  bid  75©roj.  ftiAloifhallige  Körper,  9 ■ 14 ©roj. gett, 
KäfereifAule  ju  sonthofra  im  fllgäu  unb  fungierte  2—5  ©roj.  wfineralitojie  (0,n  ©io;. ©boSphorfäurc) 
aid  laubwirtfAaftliAerSBanbedehrer  für©orarlberg.  unb  9—12  ©rot  geuAtigieit  g I c t i A f n o d) e u • 
'Jieun  3abre  laug  war  er  ©orflanb  bed  lanbwirt*  mehl  wirb  nus  oAlaAtabfällra  uebft  ffnoAen  h*r« 
(AaftliAen  ©ejirtstonüleed  SitAau.  1876  begriinbete  geflellt  unb  als  Sungmittel  benußt, 
er  in  Sa  ben  bet  fialenborf  bie  erfte  milAwtrtfAafl«  gleifAmilAfnure,  f.  MiIAfäure. 

tiAe  SerfuASflation  in  SeutfAlanb  unb  eine  Siol«  ffldfAmolc,  f.  SDiole. 

(ereilehranflall  für  märarliAed  ©erfonal,  1882  würbe  gletfAtuiiifn-notltltiete,  f.  grn&hningdtftera» 

er  jum  ©rofeffor  ernannt,  unb  1886  ging  er  ald  iyleifAPtptön,  f.  ©eptone.  [pie. 

Siretlor  bed  lanbwirtfAaftliAen  gnflitutd  ber  Uni«  glcifAfaft,  f.  gleifA,  S.  675. 

Berjjtät  naA  ffönigdberg,  wo  er  1887  bie  milAwirt»  gleiiitii AucibemafAinc»  f-  gleifAjerfleine« 

fAaftliA«  ©crfuASltation  unb  Sehranftalt  für  Mul-  rungdmafAtnen. 

tereiwefen  in  Kleinljof  bei  Sapiau  einriAtetf.  1896  gleilAIAwumm,  f.  iistulin*. 

Oer  in  gleiA’r  Stellung  naA  ®9ttmgen.  gr  gleifAfAtoämme,  f.  -SAwäinme. 

tb:  »SanbwirlfAaftliAe  feanbenjortrage«  (2in-  gltifAfohle,  f-  Vuf 


686  gleifdjfieuer  — gleif<$serf(einenmg3maf<f)inen. 


ffleifchfteuer  (Sd)lad)tfteuer),eine  Steuertom 
81eifd)oerbraud).  Ml«  ©rbebungsfomten  ber  8-  fom- 
men  Dor : 1)  bie  Srobuftionsfteuer  (Sdjladjtfteuer 
im  engem  Sinne),  bie  ber  gleifdjer  entweber  Bor  bem 
Scf)Iad)ten  nad)  ber  Stüdjabl  mit  Mbftufungen  nad) 
ber  Gattung  unb  nad)  GeWid)t3flaffen  (m  Sacbfen 
Bon  ©roftnieb  unb  Sdjtoein,  in  Baben  nur  nod)  Bon 
Großoieb)  ober  nad)  bem  Schlachten,  aber  Bor  bem 
3«r Ijauett,  nad)  bem  Gewicht  berjenigen  Xeile,  bie 
ptunbweife  ausgewogen  Werben,  ju  jat)len  bat;  2)  bie 
Xorabgabe  (Xorafjtfe)  beim  (Einbringen  oon  Sieb 
ober  gleiid)  in  einen  bewohnten  Ort ; S)  als  fcanbelS- 
bei'teuerung  auf  Serfauf  Bon  Sieb  (bis  1877  a(S 
StaatSfteuer  in  Württemberg).  Mbgefeljen  Bon  bem 
Ginwanbe,  baß  bie  8-  ben  gleifdjfonium  ber  untern 
»taffen  Wegen  ber  Verteuerung  bcS  gleijdjeS  beein- 
trächtige, i|t  gegen  ft*  Borjubrmgen,  baß  eine  Boll- 
ftänbige  Grfaffung  beS  gefamtengleifdjtonfumS  nid)t 
möglich  ift:  bei  ber  Xorabgabe  bleibt  ber  Verbrauch 
auf  bem  blatten  fianbe  frei,  bei  ben  beiben  anbem 
Steuerformen  ber  Gigenlonfum  aufgeftellten  Siebe«, 
inSbef.  bc«  audb  bei  ber  Xorfteuer  meift  {feuerfrei  ge' 
iaffenen  RleinBicIjS.  Mul  biefem  Grunb  eignet  ftd) 
bie  8.  wenig  all  StaatSfteuer  (all  foldje  befielt  Tie 
in  Oflerreid),  in  ben  Siieberlanben  unb  in  ©riechen- 
lanb),  niebr  bagegen  all  Gemeinbefleuer  für  größere 
Orte,  bie  ihren  gleifdjbcbarf  burtb  Bejug  Bon  auficn 
btden.  So  ift  bie  3-  in  Branfreid)  ein  wichtiger  Xeil 
bei  ftäbtifeßen  CftroiS ; in  Sreufien  wirb  fte  feit  1875 
nur  noch  in  einigen  Stabten  für  ©etiteinbejmede  er 
hoben,  nad)bem  fie  bi«  babin  StaatSfteuer  gewefen. 
$a«  preufiifche  ßommunalabgabengefeß  Bon  1898 
geilattet  bie  Bortcrbebung  ber  Beftebenben  3-.  unter» 
lagt  aber  ihre  Grböbung  unb  Steueinfübrung.  Über 
bie  Bleifehbefleuerung  burd)  3öüe  f-  SiebjöHe. 

Sflcifcliftrahl,  f.  )puf. 

rlcifcßtage,  ein  ßolijeilid)  feftgefef)teS  §ödj[tmaß 
für  ben  81eifd)Breil.  Eine  foldje  Würbe  früher  in  ber 
Mbficht,  bie  »nufer  gegen  übemorteilung  ju  fcßüßeu, 
oon  3eit  ju  3eit  feftgefeßt.  Xod)  ift  eine  richtige  Sc, 
uteffung  berfelben  fdion  wegen  ber  Berfdjiebenen  Dua- 
lität bei  3!eifd)eS  feljr  fcßwierig.  MuS  biefem  (örunb 
unb  mit  9iüdfid)t  auf  bie  neuere  SerfebrSentwiiclung 
würbe  bie  3-  für  Sreußen 
burch  bie  GeWerbeorbnung 
Bon  1845  befeitigt.  2>en  glei- 
chen Slanbpunfi  nimmt  bie 
beutfdje  Seid)3gewerbeorb- 
nung  ein.  3n  3ranfreid)  tön- 
nen  bieGcmcinbcn  noch  beute 
auf  (örunb  bei  Sftunigipal- 
gefeßeS  Bon  1791  Sleifdjtajeit 
einfiiljren,  eine  Befugnis,  oon 
ber  fchon  mehrfach  Gebrauch 
gemacht  würbe.  Sgl.  Xajen. 

Blcifcßton,  f.  »amatiou. 

3lcifd)üergiftung,  f.  s 9cf<tt 

Bletfcbgift. 

Blciicßtoanb,  f.  Stuf. 

3lcifd)toarcn,  alle  aul  Bleifdj  hergeftellten  unb 
all  Ütabrungl»  ober  Genußmittel  bienenben  fjanbels- 
artilel.  Wie  gefaljenel  unb  geräucherte!  Sleifct),  Such« 
fenfleifch,  Wurft,  Safteten  ic. 

ilciirfiluärjrhcu,  f.  Granulation. 

Icifdmmrjc,  f.  »aruntel. 
lcifrf)toicgcmafrf)incu,f.31eifd)jerfleineruug8. 
Iciidijabn,  f.  Gebiß.  [mafd)inen. 

IcifrtijcrUeincrungSmafrhincn,  mechamiche 
Sorridjtungen  jur3ertlctnerungbeS81eiicheS,  abmen 


entweber  bie  fcanbarbeit  beS  Wiegen«  ober  vadettS 
mittels  Wiege«  ober  fcadmeffer«  nad),  ober  fommen 
mittel!  3infenwaljen  unb  Wefferreiben  jur  Wirfung. 
Sei  ber  Wiegemafd)ine  (Big.  1)  ruht  einejjentnfcb 
gefleUter  fcoljblod  auf  einer  eilemen  Scheibe  unb  tann 
burd)  Schrauben  höher  gefteüt  werben,  fo  baß  er  bis 
ju  BoüftänbigerMbnußung  üerwenbbar  bleibt.  Xurcb 
ein  3apnrabgetriebe  erhält  er  eine  rudweife  Xreßung 
unb  jwar  j ebelmal,  nachbem  bie  Wiegemeffer  eine 
Schwingung  Boüenbet  haben.  Wobei  ftd)  biefe  etwa! 


$ig.  1.  SStegemafcStne. 

beben,  um  jeßabenbe  Bewegung  ju  uermeibeu.  Xie 
JReffer  fißen  in  einem  Sabinen,  an  ben  jwei  ßurbel- 
ftangen  angreifen;  fie  treffen  infolge  ber  befdjriebenen 
Ginridilung  fiel«  anbreXeile  bei  3leifd)eS  unb  tonnen 
jum  Mbneßmen  beS  3leijd)eS  uon  bem  Slod  burd) 
einen  §ebel  gehoben  Werben.  Xiefe  Wafdjine  (Seiner! 
in  XreSben)  braucht  jum  Setrieb  */<  Sferbefraft 
Mnbre  Mtaichinen  arbeiten  mit  fcheibenförmigen  ro> 
tierenbm  SJieffem,  bie  ähnlich  bem  Rollergang,  an 
borijontalen  Md)fen  breßbar,  über  ben  Slod  im  RreiS 
hingefübrt  werben,  noch  anbre  mit  fd)raubcnförutig 


f|m.  ßlj.  S.  (SeJUncL 

gieif4ma$lmü$te. 

gewunbenm  üHcfferu.  81eifd)badmafchinen  be- 
lieben in  ihrer  einfachfteu  gönn  au«  einem  brebbaren 
Slod  unb  einem  an  einem  jweiannigen  $)ebel  mit 
ber  fjanb  auf  unb  nieber  ju  beiuegenben  fjadmeffer 
3ur  me<hanifd)cii  Bewegung  ber  fyidmeffer,  bie  meift 
gerablinig  geführt  Werben,  bienen  Xaumenweden 
ober  Wellentröpfungen  (»urbeln),  fo  baß  bie  SJia« 
jdjinen  »einen  Staiupfwerfen  fel)r  ähnlich  (mb.  MD« 
gemeiner  befannt  ftnb  biefogen-Bleifcßmablmüb' 
len.  Sie  befiehlt  (3ig.  2 u.  3)  aul  einem  borijon- 


y Google 


gieifdjjudfer  — glemaüe. 


687 


taten  jßlinbrifdfen,  mit  Süßen  Derfeßenen  ©ebnufe, 
beffen  obere  {tälfte  mittels  Sdjamiere  aufgetlappt 
Werben  fann,  beim  fflebroud)  aber  niebergetaffen  unb 
mit  bem  untern  Zeit  nerbunben  wirb.  ffonjentrifdj 
in  bem  $oßljßlinber  liegt  eine  SJaije,  an  beren  Um- 

abierettige  rabiale  Stifte  in  (teilen  Sdjrauben* 
ungen  ßersorragen;  an  bem  ©ebäufe  bagegen 
ft  gen  tn  einer  ober  jwei  ßorijontalen  weißen  SKcyfer 
in  foldjen  RUtfiänben  soneinanber,  baß  fie  bje  Stifte 
ber  Sfalje  bei  beten  Umbrebung  gerabe  jwifeßen 
Reß  binburd)  taffen.  Zer  Zedel  trügt  außerbem  in 
berPnlie  beS  einen  3ßtinberenbeS  eine  vlrt  güHtrid)ter, 
in  ben  bat  ju  groben  Stüden  jerfcßnittene  gleiftß  auf« 

geneben  Wirb. 
SS  irb  bie  SJai  je 
babei  an  einer 
thirbetgebreßt, 
fo  faffen  bie 
Stifte  baS 
Steifet),  führen 
eS  jtotfeßen  ben 
SReffent  ßin« 
burdj,  Wobei  eS 
jerfeßnitten 
ober  lerriffen 
u.  jugieieß  we- 
gen ber  iebrau, 
benfirmigen 
Stellung  ber 
Stifte  ber  an 
bem  anbern 
3ßlinb«renbe 
angebrachten 

Vluäb  ringe  Öffnung  jugefüßrt  Wirb.  3um3  erfdjnef. 
ben  beS  gleifcßeS  in  würfet  bient  einePfaicßine 
(gig.  4),  bei  ber  ftd)  mehrere  StReffer  m bem  SReffer« 
faßen  treujen,  fo  baß  baS  gleiftß  in  Stüde  Don  qua» 
bratticbem  Cuerfcfmitt  «erteilt  wirb,  aul  benen  jwei 
Dor  bem  üRefferfaften  ftd)  breßenbe  Bogenmeiier  bie 
Siürfel  ftßneiben.  3mn  3(rßßneiben  Don  SJurft, 
Scßinten,  Braten  ic.  in  Scßeiben  bient  eine  9Ra- 
feßine  (gig.  5 u.  6),  bei  ber  baS  um  a breßbnre  SReffer 
b gegen  baS  um  eine  Sdjnittbreite  auS  ber  Cifnung  c 


gt,.  4. 


g[<tf<biDQrfeIf4n<tbe* 
mo  |<$tn«. 


&Q.  5- 


Hintere  Unflat  frig.  6.  ftarber«  tfnfufct. 


ßerDorragenbe  gieifdj  geführt  wirb.  Bei  ber  3urüd» 
bewegung  beS  'Df  eff  er«  breßt  bie  Stange  d bie  Sd)  rau- 
benfDmbcl  e,  unb  baburd)  rüdt  ber  Snftßiag  f,  gegen 
ben  lieh  baS  gicifeh  ftüßt,  um  eine  Stßnittbreite  Dor. 
Bat.  Siteratur  bei  Srtifel  »gletfd)er«. 

Wleifdijndcr,  f.  3noflt. 

gteifcßjtoictmcf  (gleifdjbilfuit),  Oebäd  auS 
gleifchbrftanbtrüen  mit  SReßl  tc.,  Würbe  juerft  Don 
Sorben  in  ZejaS  bargeflettt.  Er  mifeßte  eine  bis  jur 
Sirupisf  onf  i ji  en j Serba  mp  f te  gleifcßbrüße  mit  ©eijen- 


meßt  unb  but  ben  Zeig  bei  müßiger  Stürme  im  Ofen. 
Zie$  Präparat  ift  teitßt,  feßr  haltbar,  ftßntcdt  ange- 
nehm unb  entßätt  32  Broj.  gleifißbcftaubteile,  aber 
nicht  bie  Eiweißfbrper  beS  gleiftßeä.  Sacobfen  hat 
auS  'Sei jetmtebl  unb  gleifd)ejtratt  einen  g.  (5 1 e i f <h  • 
ejtrattbrot)  bereitet,  Don  bem  1 kg  etwa  4 kg 
gletfd)  entfprechen  foll.  Ziefer  ff.  hält  ftd)  feßr  gut 
unb  liefert  mit  32affer  unb  Suppenfräutem  eine  feßr 
fcßmadßafte  Suppe.  Zie  SJertfdjüftung  biefer  Prä- 
parate berußte  j.  Z.  auf  irriger  SorauSfeßung  (f. 
gleifcßertraft). 

gleißigcb  Siötßcn,  f.  Impatiens  u.  Malvaatrum. 
grleffctiorb,  Stabt  im  normeg.  fflmt  Sifter  unb 
SRanbal,  an  ber  Eifenbafjn  g.  - Ggerfunb  - Stasanger 
(im  Bau),  mit  gutem  fgafen  unb  (woo)  2089  Einw., 
bie  fttß  mit  $anbet  unb  ©erberei  befcßäftigen.  g.  ift 
Sij»  eine*  beutfeßen  ßonfutaragenten. 

grUftirren  (tat.),  biegen,  beugen,  abänbem,  be» 
fonberb  ein  ffiort  in  ber  Enbung  (beflinieren  ober 
fonjugieren);  f.  gtepion. 
gflcfticrenbe  Sprachen,  f.  glejion. 
fflcm,  fiuftturort,  f.  glim*. 

Flem.,  bei  Ziemamen  Sbfürjuttg  für  3oßn 
glemming,  geb.  1785,  geft.  18.9foD.1857  atb  Pro. 
feffor  ber  Jfaturgefcßicßte  am  ifing’b  College  ju  Ebitt. 
bürg  (ZBirbet-  unb  Sieitßtiere). 

gtemaOc  (fee.  «Mir),  jWei  ©entemben  in  ber  belg. 
Brostnj  unb  bem  Strronb.  Sütticß,  an  ber  ÜRaab  unb 
ber  Sforbbaßniinie  fiülticß-Jfamur,  mit  Steiubrücßen 
u.ftoßlengruben:  g.-ffiranbe  imt(i«oo6108Sinw., 
g. -Staute,  9 km  oberßalb,  mit  3958  Einw. 

gfldmaUe,  SReifter  son,  unbefannter,  aber  febr 
ßervorragenber  mebertänbifcßerSlfaler  beb  15. 3atjrt)., 
fo  genannt  nach  feinem Siauptwert,  bret  aub  ber  Sblci 
g.  bei  üüttieß  ftammenben  Sitarflügeln  mit  ber  Zrei- 
faltigfcit,  ber  ßeil.  Seronifa  unb  ber  ffiaria  mit  bem 
ffinbe  (jebt  im  Stübelfcßen  ifunftinftitut  in  granffurt 
a.  'Df.).  Unter  bem  Einfluß  son  San  Dan  Sßd  unb 
tRogier  Dan  ber  Stoben  gebitbet,  feßeint  er  jwijchen 
1430  unß  1460  m ben  fublicßen  Piebertanben  tätig 
geWefen  ju  fein.  Son  feilten  übrigen  Serien  finb 
noeß  ju  nennen:  Zer  b&fe  Scßäcßer  am  ftreuj  (eben- 
fallb  in  granffurt  a.  SK.),  jtoei  Sltarftügel  mit  3o« 
ßamteb  bem  Zäufer  unb  bem  Stifter, 
SRagtfter  S>einrid)  Don  33 tri  in  Äöln, 
unb  mit  ber  ßeil.  Barbara  (im  Prabo- 
'.Ufufeum  ju  SRabrib),  Eßriftub  am 
Sreuj  (fm  'Dfujeum  ju  Berlin)  unb 
ein  Zriptpchon  mit  Pfariä  Berfünbi- 
gung,  bem  ßeil.  3ofepß  unb  bem  Stif- 
terpaar (im  Bt'fip  ber  ©räftn  be  SPf(- 
robe  ju  Brüffel).  Bgl.  S>.o.  Zftßubt, 
ZerPfeifter  Sou  g.  (im  »3ahrbucß  ber 
füniglidß  preußiftßett  Jhinftfammiun- 
gen«.  8b.  19, 1898) ; g i r nt  e n i cß  • SR  i • 
cßarß  (in  ber  »3«tf<ßrift  für  bilbenbe 
fiunft-,  neue  golge,  8b.  10,  1899). 

SflonMlIe  (glemaeO,  Bartho- 
let, belg.  SDfaler,  geb.  1614  inSiitiid). 
geft.  bafelbft  1676,  lernte  bei  ®.  Zouffet  unb  begab 
fttß,  94  3aßre  alt,  natß  3ta!ien,  Wo  er  namentliiß  in 
Born  bie  alten  SReifter  ftubierte.  Zer  ©roßßerjog  son 
Zoütana  jog  ißn  natß  glorenj;  non  ba  ging  er  natß 
Parii,  wo  er  an  bem  ftanjler  Sfguiet  einen  ©Bnner 
fanb.  Er  malte  ßier  für  bie  Puguftinerfircße  eine 
'finbeiuttg  ber  heiligen  brei  ftönige  unb  für  bie  Smp- 
pel  ber  ftarmeliterfircße  bie  $immelfaßrt  beü  GliaS. 
9fneßbent  er  Son  1647  — 70  in  Brüffel  unb  Sütticß 
tätig  gewefen,  ging  er  1670  natß  punä,  wo  er  Pro« 


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688 


gtenung  — 

feffor  an  ber  föniglidjcn  Afabemie  Würbe,  leprle 
aber,  noch  in  bem'elben  Japre  »um  Ranonifu«  ju 
3t.  ©aul  in  Siiltid)  ernannt,  in  feine  ©aterftabt  ju« 
rütf.  Stint  $jiftarienbilber  jeiaen  btn  Einfluß  btt 
röinifchen  Sepule,  namentlich  btä  Jücol.  ©ouffin. 
Die  Dresdener  ©alerie  befipt  Don  ipm  Vinea«'  Ab* 
[cpieb  Don  Droja. 

Fleming  (Blentming),  ©aul,  SErtd)itr , gtb.  6. 
Cft.  1609  juipartenflein  im  Erzgebirge,  gefJ.  2.  April 
1 640  in  Hamburg,  beiiieptc  bie  pürfl  enfcpuie  ju  ©feinen 
unb  be«og  bann  bie  UniDtrfilät  in  Seipjig,  um  SRtbi* 
jin  ju  fmbieren.  Dort  machte  ipn  fein  preunb  ®eorg 
©loger  mit  btn  ©citrcbungen  btt  fdilefiidjen  Dicpter- 
fdiuic  befannL  1633  ging  tr,  Don  btn  Unruhen  be« 
Dreißigjährigen  Sri  ege«  Derfcpeudjt , nach  Jiolftem. 
&itr  fchlog  er  ftd)  ber  merlwürbigen,  Toftfpieltg  au«» 
gerTifteten  ©efanbtfcpaft  an,  bie  Jterjog  Briebrid)  Don 
üolftein-öottorp  über  itiotfau  unb  Aflracpan  nad) 
©erften  f durfte  Die  Abenteuer  unb  Erfahrungen 
biefcr  ©cifc  fpiegeln  ftd)  fräftitj  unb  mannigfaltig  in 
fftemingS  ©oefle,  in  ber  tr  im  ©oetpejepen  Sinne 
©elegeiipeitobidgimg  bietet.  ©ad)  ©eenbigung  ber 
perfi|d|tn  ©eile,  bie  Don  1635 — 39  gewährt  batte, 
ging  3.  «um  ftbfcpluß  feiner  Stubien  notb  Selben, 
wo  er  jum  Doftor  promoDiert  Warb.  Seine  fflebiebte: 
»Deutnhe  ©oemata«  (fpäter  >©eift«  unb  Weltliche 
©oemata«  betitelt)  trief) umen  in  erfter  Wubgnbe  1642 
ju  Siibed  unb  Würben  wieberbolt  naebgebrudt.  Die 
DonftänbigfteSammlungberfelben.mitiilnmertungen 
unb  bibliograptmcpen  'Jiotijen,  Deranftaltete  Sappen» 
berg  (Stuttg.,  Siterarifcpcr  ©erein,  1866,  2 öbe.), 
ber  and)  glentingB  japlreicpe  lateinifdje  ©ebiepte  (baf. 
1863)  peraudgab.  YluSgeWäpIte  ®ebid)te  Don  3-  ha- 
ben ®.  Schwab  (mit  ©iograppte,  Stuttg.  1820),  SB. 
SJiiiner  (Seipj.  1822),  Dittmann  (mit  Einleitung, 
baf.  1870)  unb  Cfterletj  (Stuttg.  1885)  Dcröjfentlidit, 
eine  Überlegung  auSgewäplter  lateinifeper  ©ebicbte 
SflcmingS  beforgle  ftirdpner  (§alle  1901).  8-  unter- 
icpcibct  fid)  Don  [einem  Zeitgenoffen  Simon  Dad) 
burep  bie  größere  ftraft  unb  griidie  ber  SBiKenBge- 
fflble;  tapfer  bem  Sd)ieffal  Drop  bieleitb,  feiert  er  in 
feinen  Siebern  alles,  Wa«  bem  Seben  Ipalt  unb  SBeipe 
gibt:  ©atcrlanb,  greunbfebaft,  Siebe, ©eligion.  Seine 
©oefie  ift  Seben  unb  fein  Sebeit  ©oefle:  feine  Siebe«- 
lieber  auf  bie  ©raut  Eljabe  ©iepufen  unb  fpäter  auf 
beren  Sdjwcftcr  Anna  fmb  natürlicb  unb  wahr;  bass 
berühmte  Scpeibetieb:  »Jn  alleii  meinen  Daten  Saß 
id)  ben  S>öd)flen  raten«  atmet  eeptefte  Brömmigfeii. 
Sind)  hinter  bem  (raufen  ©ombaft  beb  ©enaiffance« 
fiil«  jener  Zeit,  ber  ftarf  bei  3-  ßcroortritt,  bleibt  fein 
aefunbed  ötfii()l  erfennbar.  Jn  feiner  ©aterftabt 
partenftein  Würbe  bem  Dichter  1896  ein  Denfmal 
errichtet,  ©gl.  ©arnßagen  Don  Enfe,  ©iogra- 
ppifdie  Dentmale,  S)b.  4;  S.  Dropfch,  SlemingS 
©erßältni«  jur  römifeßen  Dichtung  (®ra«  1895); 
©ornemann,  ©aul  3.  (Stett.  1899). 

Brlcmmhig,  1)  fceinrid)  §eino  Don,  Srfhmar« 
fdjall,  gcb.  8.  SRaf  1632  in  ©ommern,  geft.  1.  SDfärj 
1706  auf  Schloß  ©udow,  auf  beutfeßen  UniDerfitäten 
unb  auf  Seifen  gebilbet,  focht  in  branbenburgifepen 
Dienften  gegen  bie  Dürfen  alä  Dberft  ber  Snljetrup- 
pen,  bie  Jrurfürfl  3riebricp  SBilpelnt  1672  bem  ftönig 
©iidjael  Don  ©ölen  fanbte.  trat  in  ben  Dienft  SBil« 
Pelm«  Don  Dranien  unb  1682  ald  ®eneral  in  (fiep- 
fifepe  Dienfle,  half  1683  beim  (intfnj)  SBienB,  (impfte 
1688—89  aläSclbmarfcpall  am  S?bein  gegen  bie  5ran« 
jofen,  foept , feit  1691  wieber  in  branbeitburgifcpem 
Dienft,  in  Slanbem  unb  ©rabant  gegen  bie  Sran  jofen. 
Warb  WouDcmeur  Don  ©erlin  unb  Statthalter  Don 


giertBburg. 

©ommern,  trat  aber  1698  in  ben  ©upeftanb  unb 
würbe  1700  in  ben  Seicpsgrafcnftanb  Derjept. 

2)  3atob  ^einricp,  fflraf  Don,  polniicper  unb 
fäcpf.  ßabinettdminifter  unb  3elbmarfd)all,  SReffe  beJ 
Dorigen,  geb.  8.  SRärj  1667,  geft.  80.  flpril  1728  auf 
einer  Seife  nach  SBien,  ging  1688  mit  SBilhelm  Don 
Dranien  narp  (jnglanb  unb  trat  1689  in  branben- 
burgiiepe,  barauf  al«  Dberft  unb  ®eneralab|utant  bei 
Shirrürftrn  ffopann  ®eorg  IV.  in  iäcpfifdje  Dienftc, 
begleitete  beffen  Siacpfolger  Jriebrid)  ©uguft  auf  fei- 
nem ungarifepen  Selbjug  unb  unterftüple  ipn,  mit 
ber  Derwitweten  3ürftm  SiabjiWiH  Dermaplt , bei  ber 
SSabl  jum  polnifcpen  Stönig.  3-  befehligte  1699  bad 
iäcpfifdje  S>eer,  mit  beffen  Einfall  in  Sibtanb  ©uguft 
ber  Starte  ben  Stieg  gegen  Sari  XII.  eröffnet«;  ob« 
WopI  Wenig  glüdlicp  unb  gering  befähigt,  beperrfepte 
er  ben  ftönig  DoUftftnbig  unb  war  julept  birigierenber 
©epeimer  Staat««  unb  Sabinettomimfter,  ffieneral. 
felbmarieball,  Sirdicperöcheimer  9tat,  ©räfebent  bei 
©epeimen  ftriradratstollegium«,  ffiropftaBmeifterbon 
Sitaueu  unb  (erbmarfcpall  Don  ©ommem. 

3)  ®an«3ri«brid),  3teiperroon,  Sogbfcprift- 
ftetler,  geb.  in  ber  «weiten  fcfilfte  bei  17.  3aprp.,  geft. 
naep  1726,  ftubierte  in  Diibingen  unb  Strafiburg, 
bereifte  Snglanb,  3ran(reicp,  ^ollanb,  Dculfcplanb, 
warb  unter  Kluguft  bemStarfen  1702Dberftleutnant, 
fpäter  polnifcperSammerperr  unb  (urfächfifcperCber« 
forft- unbSäilbmeifter.  Erfcprieb:  »Deroolltommene 
teutfebe  3äger  unb  Bücher«  (Seipj.  1719—24,  28be. ; 
neucVlufl.  1749),  Don  piilorifdjem  (fnterefje  unb  lange 
3eit  bie  wichtigfte  Jagbfcprift.  ©on  frember  4»anb 
würbe  ein  Su«jug  Deröffentlicpt:  >Sur«er  ©egriff  ber 
«Wen  Jägerei* , ber  Dier  Wuflagen  erlebte  (1780; 
4.  Vlufl.,  ©orbp.  1745). 

4)  jopn,  f.  Flem. 

Blrmmingfdje  ff  lief  tigf  eit , f.  ©cifroffopifepe 
©raparate. 

Blcnecburg,  Stabt  unb  Stabt! re i«  im  preujj. 
fRegbej.  Scpledwig,  Rnotenpunft  ber  Staatäbapnlinie 
SReumünfter-©ambrup  unb  berEifenbapnlinienSiel- 
Sdernf6rbe-3-  unb  3. -Sap- 
pein, liegt  hufeifenförmig  um 
ba«  Beflenbe  ber  Blenäbur« 
ger  Söprhe,  eine«  30  kra 
langen  TOeerbufen«  ber  Dftfee, 
bat  4 eDangelifdte  unb  eine  (all). 

SÜrcpe,  eine  Spnagoge,  ein 
Dcntuial  Saifcr  SBilhelm«  I. 
unb  einen  ©idmardbrunnen. 

Die  ©eDälferung  «äplt  usoo) 
mit  ber  ffiamifon  (2  3nfan* 
teriebataillone  3lr.  86)  48,922 
Seelen,  baoon  1261  Ratpoli- 
(cn  unb  89  2fuben.  3-  hefipt 
eine  ScpiffSWerft  für  ben  ©au  cifemet  Dampf«  unb 
Segelfcpiffe  mit  grofser  Dodanlage  unb  ca.  2500  Ar- 
beitern, 3®iiengieftereieuunb©ia]cpinenfabrireu,  eine 
gement«  unb  SaKfabrif,  Ziegeleien,  eine  fflladpütte, 
©almöl Spiritu«-,  Dabai«,  3ünbWaren-,  ©apier- 
unb  SRBbelfabrifation,  eine  große  ©ei«-  unb  eine 
Dampfmahlmüple,  ©ierbrauerei,  3if<Präucberei  tc. 
Der  fcaubel , unterftüpt  burep  eine  §anbel8fammer. 
eene  Seiepdbanptelle  (Umfap  1902:  794,»  itiü.  3Kt ) 
unb  anbre  öffentliche  ©anfmftitut«,  bejiept  fid»  auf 
Rolonialwarcn,  Cpemitalien,  Steinfoplen,  öolj,  tte 
treibe,  Sämereien,  ©etroleum,  ©iep  ic.  Die  ©eeberei 
ber  StnbtB-ääplt  cinoä)  88  Schiffe  ju  60,277 ©egifter- 
Don.,  barunter  79  Dantpffcpiffe.  Jn  ben  yafen  liefen 
1901  ein:  1746  Scefcpiffe  ju  186,239  ©egifter «Don. 


tSappen  uon  gten», 
bürg. 


689 


glimi  - 

(litte  Bfcrbebahn  Bemittelt  ben  Bericht  in  ber  Stobt. 
VI n Bilbungd«  unb  ähnliche«  Tinilnlfeit  befigt  bie 
Stobt  ein  ©Rmnafium,  Sealgtjmnafium,  Cberreal- 
idjulc  mit  Sanbroirtjcbaftäfdnilc,  SJaBigntiond  ■ unb 
Vanbeldfcbule,  gaebfcbuten  für  Secmafcbimften  unb 
Munfttijdilcr,  ein  Kunftgemerbcmufeum,  Ibeater,  eine 
Tiatcmiijenonftalt  tc.  Bon  Bebörben  hoben  bort 
ihren  Sig:  ein  Eanbgcridit.  Vauptfteueramt , fiaitb 
ratöamt  für  bcn  Sanbfrcid  3-,  Stab  ber  18%$iBi- 
fion  unb  ber  35.  gnfantericbrigabc , Cberforiterei. 
Stranbomt  unb  Sccamt.  Die  ftäbtifcben  Bebörben 
jäblen  7 SHagiitiatdmitglicber  unb  24  Stabtlierorb 
ncte.  3»  ber  Stöbe  liegt  ber  Kupfer-  unb  SHcffing- 
Dämmer  Krufau.  — ^unt  Eanbgeriebtdbejirf 
g.  geboren  bie  21  Slmtdgeridjte  ;u  Slpenrobe,  Brebftebt, 
3-,  griebritbitobt,  fflarbing,  .'öoberelcbett,  ^jufum,  if  Op- 
peln, Sied,  Sttgumflofter,  Sticbiill,  Siorburg,  Siorb- 
fltonb,  Sübbing,  Scbledroig.Sonbcrburg.Siimum  ouf 
Si)lt,  lönning,  loftlunb.  Xonbern  unb  ©prf.  — g. 
ift  toabrfdjeinlid)  int  12.  3“brt.  gebout,  erhielt  1284 
non  Verjog  ©albencar  IV.  Stobtrcd)tc.  1627  erober- 
ten  co  bie  Kaiferlidfen,  feit  1643  tnebmaU  bie  Sdjme 
ben,  bie  ed  aud)  1713  branbidfagten.  Sind)  1848  worb 
od  unter  böniftber  Jpcrrfdjoft  bie  Vauptftabt  Bon  Sdiled- 
roig.  3n  feiner  Stöbe  fottben  jmifeben  1848  unb  1864 
mehrere  heftige  (Scfedjte  ftott,  namentlich  bei  Stau 
9.  Vlpnl  1848,  bei  Önerfee  6.  gebr.  1864.  3n  g. 
itarb  1412  bie  Königin  SKargavcte,  bie  Bcgrünberm 
ber  Kalmarifchen  Union  Bon  1397.  Sgl.  Stolbt,  g. 
früher  unb  jegt  (glendb.  1884). 

gldntt  (tpr.  .nlt,  ©emeinbe  in  ber  belg.  Brooinj 
Vennegau,  flrronb.  Stand,  in  ber  Sanbfcbaft  Bori- 
noge,  on  ber  stootdbobnlinie  grameried  - St.-Wpid* 
lottt . mit  jfoblenbergmerfen  unb  >ne>i  4966  Kinrn. 

gfletd  «er.  pto,  «tobt  int  fron}.  KVpart.  Crne, 
Slnonb.  Sontfront,  an  ber  Sero,  einem  3ufll,&  bed 
Stoireou,  Knotenpunft  ber©eftbahn,  bol  eine  neue 
romanijdte  Kirche,  ein  Scblojj  (15.  gobrb.),  em  Van 
beldgericht,  ein  College,  eine  ®eluerbefd)ule,  eine  St 
bliotpet,  ein  SJlufeum,  ein  Theater,  einen  Sennplag 
unb  (190t)  11,280  Cintn.  g.  ift  ber  Sig  einer  aud- 
gebreiteten  Jnbufhrie  (Spinnerei , Sieberei , gärberci 
unb  Bleicherei  Bon  Baumwolle  unb  Steinen),  befdjäf- 
tigt  28,000  Arbeiter  unb  liefert  bouptföchlid)  geftreif 
ten  Settgrabel,  Kattun  unb  Eeinroanb,  Stöbelftoffe, 
Tamafthfcbbeefen,  Vemben-  unb  Vofenfloffe  iniSiierte 
non  38  Still,  granf. 

gleiche  (fron),  fläche,  »ififeil,  Bfeilfcbame«),  ber- 
oltele  örunbriRfonn  einer  oud  (tun  goren  beftebenben 
gelbfchon je.  Tiegef  (bullerte  g.  bol  jloedd ©raben- 
beitreiebung  jtoet  nach  äugen  nngefegte  ginnten,  bereu 
Berteibiger  buref)  Bruftroebrilürfe  gegen  glonfierung 
gefebügt  tourben. 

gleichet  (fpr.  getücpet),  3 o b n,  engl.  Siebter,  f.  Beau 
mont  (granctd). 
glcte,  f.  Soeben. 

glctrieren  (frnnj.),  toell  machen,  bed  ©lanjcd, 
ber  gnfehe  berauben  ; befdiimpfen , branbmnrlen. 

gletfchborn,  jwei  §Debgipfel  ber  ©alliier  «Ipeit, 
jincicben  esaadlal  (f.  b.)  unb  SimplonpaR;  bad  ttörb 
liehe  g.  ober  SoRbobenborn  erreicht  4001  m,  bad 
(übliche  ober  Eaquinbom  4005  m 
gletfihfnnnc,  niebrige  ^irmtriige,  bie  im  Cry 
gebirge  im  17.  3abrg-  ongefertigt  tourbcn. 

Flenr  (franj.,  (pr.  |Hr),  Blume,  Blüte;  in  ber 
Barfümerie  (f.  b.)  fosicl  mic  Bulett. 

Flrur.,  beiliemamenStbfürjungfür  gleuria  u 
be  Belleoue  (|pr.  ftaru  ps  Mfioö  ),  geb.  1761,  gefl. 
1852  ju  Sa  SocbeQe;  Siomhbliolog. 
iRe^cr*  Äonp  «gepfon,  6.  Hufl-,  VI.  ©b. 


Sleurt). 

glcurance  (fpr.  fisrän(ij,>,  Stabt  im  franj  Separt. 
©erd,  ürronb.  Sectourc,  am  ©erd  u.an  DerSübbab«, 
bat  eine  gotifebe  Kirche  aud  bem  14.  3obrb-,  gabrila« 
tion  Bon  Sebubwnren  uub  Smnbtdnilien,  Van  bei  mit 
©etreibe,  ©ein,  Voll  unb  Bieb  unb  090i>  3269  Cintu. 

gleutet  (franj.,  fpr.  gstd,  gtorett),  Slogbegen, 
Stofirnpier;  f.  geditrunft. 

glcurcttcn  (franj.,  fpr. g«,,  .Blümchen«),  Schmei- 
cheleien, Walantcricn. 

gleuricr  ffpr.  not«),  gleden  im  febtaeijer.  Kanton 
Seuenburg , Be jtrf  Bai  bc  IraBerd , 74k  m ü.  SB., 
ShtolenpuntI  ber  Bahnlinien  IroBerd- St.-Sulpice 
unbg.-Butted,  mit  bebeutenberllbreninbuftrie  (jähr- 
lich 100,000  Slücf),  Spigenflöppclei  unb  Slbfinlb- 
fabrilcn,  Sebrerfeminar,  Ubnuacber.unbSSecbanifer- 
fcbulc,  iiaturbtitorifchemSJtuieumimb(i90o)3768meift 
proleft.  Cmiuohnem  franjiSfifeber  gütige. 

glcuron  (franj.,  fpr.  gsrSna),  BliimenBerjientng, 
befonberd  in  ber  Slrdjiteflur. 

glcuruef  cfpr.  fiöriiii,  SRarftfleden  in  ber  belg.  Bn>- 
Binj  »ennegau,  itlrronb.  Cbarlet  oh,  Snotenpuntt  ber 
Staatobabnlinen  Samined-Sanben  unb  SiiBelled-g., 
mit  Staatdfnabenmillclfdiule,  Sleinbrütbeu,  Kohlen, 
gruben  unb  fiood)  6231  Cirno.  — Vier  29.  Bug.  1622 
oerluftreicbed  ©ofeebt  Verjog  Cbriitiaud  Bon  Braun- 
idnocig  unb  ©raf  Crnfid  Bon  Sfiandfelb  mit  ben  Spa- 
niern, 1.  3uti  1690  franiöfiicher  Sieg  über  bie  Ber- 
bünbeien  Voüönber  unb  Jcutjcben  unter  gürft  ©.  g. 
non  ©albert,  26.  3uni  1794  Bfterreicbifcbe  Stieberlagc 
gegen  bie  granjofen  unler  gourban,  bie  jur  enbgül« 
ligen  Breiagebung  ber  geiamten  Sieberlanbc  führte. 
Sluf  bem  Stiirtiuge  Bon  ffialerloo  itedlen  bie  gratt. 
joien  1815  g.  in  Branb. 

glcitrh  (fpr.  gsn,  ober  SI.-Bcnoit-fur-Soirc, 
lat.  Flcirinruin),  cbetnald  bliibenbc  Benebittinerabtei 
im  franj.  Separt.  Soiret,  Slrronb.  ©ien,  an  ber  Soire, 
im  S.  bed  ®orfed  Sl.-Bcnoit-fur-Eoire  (514  Cinin.); 
babon  ift  nur  bie  romaniiebe  Kirche  mit  jlnei  Ouer- 
fd)iffen  (aud  bent  11.  unb  12.  gabrb  ) unb  bem  fflrab 
Bbilipp«  I.  erhalten.  Um  623  gegrünbet,  erlangte 
bie  Bblei  bureb  bie  Übertragung  ber  ©ebeine  bed  heil. 
Benebrtt  Bon  SBonte  Caffino  nndi  g.  grofte  Berühmt- 
heit. Icr  heil.  Cbo  grünbete  hier  eine  ju  hohem  Sufe 
gclangcube  ftloiiericbule ; bie  Btbli  otbef  mit  jablrcicben 
SiamuTripten  ging  1662  bei  ber  Blünberung  bed  Klo- 
flerd  bureb  bie  Hugenotten  jugrunbe.  Sidjelieu,  ber 
Vtbl  non  g.  War,  (teilte  ed  teiltoeife  tnieber  her,  1796 
mürbe  ed  aufgehoben. 

glcurt)  (fpr.  ftsn),  1)  Klaube,  berühmter  franj. 
Bäbagog  ttnb  ftirebenbiilorifer.  geb.  6.  Clej.  1640  in 
Barid,  geft.  14.  Juli  1723,  im  gefuitentollcgium  jtt 
Clemtont  gebilbet,  trat  1658  ald  Barlamentoabnotat 
auf,  ftubierte  feit  1667  Jljeotogie  unb  lourbe  1672 
Crjteber  ber  jungen  Brinjcn,  bannnonSubroigdXIV. 
natürlichem  Sohn,  bem  ©rafeitBouBermanboid,  unb 
1689  jmeiter  Vofmeiiter  ber  Brinjen  non  Bourgogne, 
Slnjou  imbBem).  Subluig  X V.  mmnnte  ihn  ju  fernem 
Beichtnater.  Semed  juriidgejogenen  Sehend  halber 
nannte  man  ihn  ben  »Sinfiebler  am  Hof«.  Sein 
Vauptroerf  ift  bie  Kirchengefchichte : »Hiätoire  ec- 
cldsiastigne«  (Bor.  1691  — 1720,  20  ©be.,  u. 
beuifch,  Seipj.  1752 — 76),  bie  bid  1414  reichte  unb 
Bon  Klaube  gabre  (Brüff.  1726  — 40.  16  Bbe.)  unb 
Bon  '«Iff.  Saeroir  bid  1768  (Bar.  1776—87,  6 Bbe ) 
fortgefegt  mürbe,  freilich  nicht  in  gleurpd  (Seift.  Unter 
jeinen  übrigen  Schriften  ftnb  befonberd  beroorju- 
beben:  »Histoiro  du  droit  fraugais«  (Bar.  1674. 
neueSludg.  1826)  unb  .Catdchisme  historicine«  (bai. 
1679;  neu  brog.  Bon  Saboulape  unb  3!arefte,  1858, 

44 


690 


gleute  — Elidel. 

2 Bbe.).  Tos  erftere  biefer  ©erfe  fieüt  ein*  ber  ent-  j lung  be«  ftoiferreidj«  Würbe  erjumSommanbeur  be* 
fd)tcbenften  SRünifefte  bes  SpiflopoliSmu«  unb  CStoDi  SegimentS  ber  ©uiben , jum  eriten  Stallmeifter  ber 
faniSmuS  bar;  mit  bem  (Weiten  ift  g.  ber  Vorläufer  Home  (1862),  jum  Bbjutnnten  bei  Kaifer«  unb  ptm 
btt  auf  biblifcfjem  öcfchidUSuiiterndit  barterenben  ©eneralbireltor  ber  (aifcrlichen  ©eftüte  (1861)  er- 
9ieltgionSuntcrrid)t«  ber  Sleujeit  geworben.  nannt,  1865  Senator,  unb  1866  erhielt  er  ben  Xitel 

2)  Ülnbri  Vereitle  be,  Äarbinal  unb  Premier»  ©rofsftallmeiiter.  g.  befaft  in  hohem  ®rabc  beSBcr- 
ininiftcr  Subwigs  XV.,  geb.  22.  3uni  1653  }u  Lobeoc  trauen  beb  Kaifer«  unb  würbe  mit  »erfdiiebenen  bi 
in  Sangueboc,  geft.  29.  Jan.  1743  in  3ifh  bei  pari«,  j plomntifd)en  Senbungen  beauftragt : 1866  an  ben  ijof 
würbe  Tottor  ber  Sorbonne  fomie  Üllmofenier  ber  be«KönigsBiftorSmaimel,  1869  alsBotfdmfternad) 
Königin  UJiaria  Xperefia.  König  Lubwig  XIV.  War  St.  Petersburg.  Xocti  tonnte  er  1870  bic  Aufgabe, 
tpm  nicht  giinflig  unb  gab  ihm  nur  ttriberwillig  1698  Siuplatib  in  bem  beutjep  ■ fran,(öfitthen  Kriege  filr  bie 
ba*  Weit  entlegene  unb  ärmliche  Bistum  grijus.  3n-  Sache  granfreichs  )u  gewinnen,  nid)t  crfüUnr.  5?iacb 
bes  war  fein  Benehmen  in  feinem  Sprengel  ein  fo  bem  Sturj  be«  ftaifertum*  trat  g.  juriief.  Sgl.  »Sou- 
muiterbafte* , bafi  ber  König  ibn  auf  bent  Sterbebett  venirs  du  gänäral  F.,  1837—1867«  (par.  1897  — 
(1715)  }um  Lehrer  feines  Urentels  iiubwig*  XV.  er-  1898,  2 Bbe.)  unb  »La  France  et  la  Russie,  daprts 
nannte.  Sein  fanficr  Sharalter  unb  feine  oon  Be  les  papiere  du  göuärnl  F.«  (baf.  1902). 
redmung  wohl  nicht  Pöllig  freie 'Jiadifidit  ntaditen  ibn  5)  3 n 1 e s g.»J>uffon  (fpr.  -agsns),  franj.  Schrift- 
feinem  toniglicben  .Högling  teuer,  ber  ipm  ben  Kar-  j itetler,  f.  (ifmmpileurt). 

binalspurpur  »erfebaffte  unb  cpn  bann  11.  3uni  1726  , glcute,  f.  gliite. 

jum  leitenben  SDiinifter  ernannte.  Kein  ©mir,  jeigte  j Flevo  Lacus,  im  Altertum  9iame  be*  3uib*r- 
g.  bod)  große  abminiftrotioe  Sinficbt,  war  friebfertig  iee*  (f.  b.),  ber  banca!«  biel  fleiner  unb  ein  Binnenfee 
burd)  fein  “Älter,  feinen  geiftlicben  Beruf  unb  mnerfte  war,  aus  bem  bas  Flevum  ostium  in  bie  Porbfee 
Steigung.  Xurd)  bie  Pertrage  oon  Semlla  (1729)  führte.  Tic  Sturmfluten  ber  3*bre  1219  unb  1282 
unb  ©ien  (1731)  rettete  er  Europa  oor  einem  allge«  führten  bie  Bereinigung  be«  Sees  mit  bem  'JJtecr  herbei 
meinen  Kriege.  Tod)  trat  er  energifd)  bei  bem  pot*  gfcjcibcl  (lat.),  biegfam,  tentfam,  geitbmeibig;  in 
nifeben  Srbfolgefrieg  für  bie  Sbre  gran(reid)«  ein,  ber  ©rammatit  fooiel  wie  fieltierbar  (f.  glepion). 
perbünbete  ft<h  mit  Spanien  unb  Sarbinien  gegen  gfepion  (lat.),  ^Beugung,  Biegung«,  befonbers 
Cfterreid),  baS  befiegt  würbe  unb  in  ben  ©jener  präli-  im  grammatifeben  Sinn  Die  Seriinbcrung  eines  ©or» 
minarien  (1735)  Lothringen  an  ben  Schwiegeroater  te*  jur  Bejeidjnung  feine«  Perhaltniffes  ju  ben  übri- 
Lubrocgs  XV. , Stanislaus  Lrfjcjpniti , ilberlaffen  gen  Sapgliebem.  3n  ben  meiflen  Sprachen  gibt  e* 
mußte,  nach  beffen  Xobe  ba*  wichtige  öerjogtum  an  »wei  hauptarten  ber  g.,  bic  Xetlination,  b.  b.  bie 
granfreicb  fallen  foüte.  Xurd)  biefen  gliictficben  unb  Beugung  ber  Subftantioa  bureb  Anfügung  Oon  Äa- 
mciflerhaft  geführten  .Krieg  würbe  granfreicb  wieber  iusenbungen  (f.siaiuä),  unb  bic  Konjugation,  b.tj 
bie  erfle  ©rofpnadjt  Suropas.  3UC  Xeilnabme  an  bie  Beugung  ber  Perba  burd)  Anfügung  bon  Per- 
bem  Ofterreidjcidien  Srbfolgefrieg  oon  1740  warb  er  fonalenbungen  unb  anbem  ,Huiapcn  (f.  Perbuin). 
nur  burd]  bie  beeben  Brüber  Bclle-3sf*  berebet.  3m  i Sprachen,  für  beren  Bau  bie  g.  beionber*  ebarafte- 
3nnem  fteüte  er  bie  Staatsjinanjen  burd)  Weife  Spar  riftifcb  ift.  Wie  j.  B.  unfre  inbogennanifeben  Sprachen, 
famfeit  unb  itrenge  tluffidjt  wieber  her,  erließ  bie  b(,ftfn  fleftierenbe  Sprayen, 
brüdenbften  Steuern,  baute  Kanäle  unb  Lanbjtraßen,  Jglcjrorcn  (lat.).  Beugemusfein  (f.  b.). 
begünftigte  ©emerbfleiß,  ipanbel  unb  Vtrferbau  unb  ftltgür,  f.  TiSIofation. 

führte  überall  ©ebeiben  unb  ©oplftanb  herbei.  Bud)  Flexüra  sigmoldea(iliaea),  berS-förmigettlb- 
in  ben religiöfenunbphilofophifchenStreitigfeilen  trat  fchnitt  be«  örimmbarmS , ber  an  ben  SRaftbann  an- 
er  oerföbnenb  unb  Oermittelnb  auf  unb  war  greunb  jtöfit,  f.  Tarm , S.  520. 

unb  Bcfdjüper  ber  ©iffenfebafton.  Sr  felbft  war  feit  l'lyye. , bei  pftanjcnnamen  Pbfürjung  für  3ob. 
17173SitgIceb  ber  fran jbfifeben ^tfabcime.  Pgl.  Per-  glügge,  geb.  22.  3uli  1776  in  hamburg,  geft.  28 
laaue,  Histoire  du  Cardinal  de  F.  (par.  1879).  3»ni  1816  in  Barmbecf.  "ilrjt  in  Hamburg.  Schrieb: 

3)  Pierre  Plepanbre  Sbouarb  g.  be  Sha-  »Graminum  monographia«  (harb.  1810). 

bon  Ion,  KabinettSfefretär  Sfapoleon«  1.  nad)  beffen  8flibuftlrt(0.  engl,  freebooters,  greibeuter,  franj. 
IKüeffebr  Don  ßlba,  geb.  1779,  geft.  28.  Sept.  1835,  torrumpiert  flibustiers,  nad)  anbem  oon  tlvboat, 
war  febon  im  16.  3“hr  Anführer  eine*  Bataillons  hoflänb.  vlieboot,  träne  flibot,  ben  leid)ten  Schiffen, 
ber  Siationalgarbe.  Sr  Würbe  oon  Papoleon  I.  in  1 beren  fidj  bie  g.  anfangs  bebienten),  liibne  Seeräuber 
oerfd)iebcnen  hohen  PerwaltungSämtem  bcfdmftigt  (u  Snbe  bes  17.  uub  )u  ülnfang  bes  18.  3ahrh..  bie 
Sährenb  ber  hunbert  Xage  würbe  er  SfapoleonS  ®e-  au*  ben  Bufaniem  (f.  b.)  heroorgingen  unb  fich  felbft 
heimiefretar  uub  ging  als  fotcher  mit  einer  Senbung  Küftenbritber  (FrSrcs  de  la  cSte)  nannten.  3hre 
nach  Bafel.  Pacb  Sfapoleon*  aberaialigem  gaü  begab  fdjwar(e  glagae  mit  Xotenfopf  unb  Stunbengla*  hieß 
er  ftcb  nad)  Lonbon.  fehrte  fpäter  jurüd  unb  würbe  ber  »luftige  Poaer«.  3"  neuerer  3eit  hat  man  g. 
nach  ber  3ulireOolution  Teputierter.  Sr  fchrieb:  auch  anbre  auf  Seeraub  unb  Süftenpliinbcrung  au«- 
•Memoires  ponr  serrir  * l'histnire  du  retour  et  du  gebenbe  Pbenteurer  genannt, 
rögnu  de  Napolöon  en  1815«  (Lonb.  1820,  hmnb.  glicht,  ba«  lofe  Bobenbrett  in  einem  Boot. 

1820;  beutfd),  Ceipj.  1820).  glittet,  Paul,  SKaler,  geb.  8.  Wpril  1852  in  Ber 

4) Smileg(!li£,  franj. ©eneral,  ge b. 23.  Xe j.  1815  ! lin,  gefl.  18.  Stfärj  1903  in  'Jferoi,  bilbele  ftcb  brri 
in  pari* , geft.  1 1 . Tej.  1884 , lief)  fid)  1837  in  bas  3ahrt  lang  auf  bcrSlüintfdmle  in  ©eimar  }um  fianb« 
Korps  ber  Spahi*  in  Algerien  aufnehmen.  Sr  machte  fchaftsmater  au«,  befonber«  unter  Tb.  Smgen,  unb 
in  biefent  cif  gelb jüge  mit  unb  erhielt  bret  öffent-  gingl874  nach Tüffelborf,  wo  erfelbitänbig arbeitete, 
lieh*  Belobungen  cm  Tagesbefehl-  Seme  auSgejeich  1876  nahm  er  feinen  ©ohnftp  in  Berlin.  Kalbern 
liefe  Haltung  oerfebaffte  ihm  eine  rafdje  Beförbenmg.  er  fd)on  früher  Stubienreiien  burd)  Icutjcblanb  unb 
Sr  fcblofe  fid)  bem  Botiapartisntus  mit  Begeifterung  Cfterreieb  gemacht,  unternahm  er  1877  eine  Seife  nad) 
an  unb  würbe  10.  Xe».  1848  Drboicnnn)ojfi)ier  beS  3tatien.  Tie  auf  ©runb  feiner  borligen  Stubien  aus- 
Präjibenten  Lubwig  Siapoteon.  3iad)  ©ieberherftel-  ; geführten  Bclber  (Xorbole  am  ©arbafee,  BiCfa  b’Sfte. 


691 


glidtffering  — Stiegen. 

griihlingdlanbfchaft  bei  ©orbighera,  2Infid)t  Bon  {fliegen,  bie  Crtdbetuegung  Bon  lieren  in  ber 
Keapcl  Bom  Sapo  bi  SKonte,  ©orten  Bon  SKontecarlo,  Luft.  lad  8.  i(i  an  eine  befonbere  Crganifation  beb 
gontäne  aud  ber  Sitta  ©orgheje)  «ichnen  fid)  burd)  lierförpero  gefnttpft  unb  fommt  hauptsächlich  gnfer- 
Irnftige  Sonnenlid)twirfungen  bei  breiter  nialerifd)er  ten  unb  ©ögeln  ju ; boct)  aud)  einige  Säugetiere  fotote 
©ehanblung  aud.  wobei  ff.  ein  feauptgeroiebt  auf  bie  ber  fUegettbe  gifd)  oermögen  fid)  in  ber  Luft  ju  be* 
Xarftcllung  ber  üppigen ©egetation  beb  Sübend  legte,  wegen,  unb  ber  dJlenfd)  bat  fid)  anbauemb  mit  ber 
Seit  bem  ©nfang  ber  1880er  Jaljre  wählte  er  bie  @e«  'Umgäbe  befeböftigt,  mittele  [tinftlicber  glügel  ober 
ftabc  ber  Oftfee  in  ber  31obe  Bon  ©rerow,  Kügen,  ben  fonftiger©orrid)tiinc|en  bie  Luft  ju  burdifduffen.  Xic 
fear,},  feolftein  unb  bie  iliart  Sranbenburg  ju  Stu-  erwähnte  befonbere  Crganifation  beb  licrförperd  ift 
bienfelbern  unb  malte  befonbere!  bad  innere  Bon  gam  allgemein  fo  befdjaffen,  bah  auagebebntegtücben 
©ueftenwälbern  bei  Boiler  SonnenbeIeud)tung.  giir  in  ©eftalt  Bon  glügeln  (f.  b.)  bie  Luft  fdmcü  unb 
einen  foldjen  Sudjenwalb  (SDioliu  bei  ©rerow)  erhielt  träftig  jufammenbrittien.unb  baß  berSiberftanb,  ber 
er  1886  bie  grogc  golbenedJiebaiüe  ber  Berliner  Ranft-  fid?  bei  biefer  Arbeit  ben  glügeln  entgegcnftellt , als 
andfteüung.  ©on  feinen  übrigen,  aud)  burd)  poetifdje  Slüppunft  für  bie  ©ewegung  bient  feierbei  wirfen 
Stimmung  audgejeiebneten  Silbern  ftnb  }u  nennen:  biefe  Slawen  ganj  allgemein  ald  einarmige  fecbel,  fo 
38albtanb|d)aft  Bon  ©ilm,  Stranblanbfchajt  Bon  Kit«  bah  jd)on  eine  geringe  ©ewegung  an  bem  am  lier 
gen,  3lfetal,  Septembertag  am  ReUerfee  (Cftholflein),  lörper  befeftigten  einen  ßnbe  bcd'fecbcld  (©runb  bed 
Sinbenallee  aud  bem  Kheindberger  ©arf.  j glügeld)  einen  fef)r  bebeutenben  ©udfdjlag  bed  anbem 

glirtljcring,  f.  ©üdling.  Snb'ed  (glilgeljpipe)  bewirft  ©ei  ben  Inletten  ift 

grlicttupfcr , f.  Slupierbled).  bad  glugBcnuögcn  am  grohartigflen  cntwidelt.  3bre 

ff  lieber,  fooiel  wie  Syringa,  aud)  Samhucns.  ©fudfeln  befipcii  eine  fieiftunggfäfigfeit,  bie  in  ber 
glicbcrtnnrf,  bas  JHart  bed  feoluttberb  (Sam- 1 ganjen  Tierwelt  unerreicht  ba)tef)t;  in  einer  einjigen 
bucus).  Setunbe  Bermbgen  fie  fid)  mehrere  hunbert  ©late  ju< 

gliebner,  Iheobor,  ©egrünber  bed  proteftan  i famtuen}U}iehen,  unb  bied  crmöglidit,  bafj  ber  im 
tifepen  Xiafoniffenamtd,  gcb.  21.  3an.  1800  ju  Gpp=  übrigen  mit  einer  bebeutenben  fpe}ififdjen  Schwere 
ftein  im  Slaffauifdien , gett.  4.  Oft.  1804  in  ttniferd  begabte  3nfe(ten(örper  mit  unglaublicher  ©efdjwin« 
wertf),  wo  er  feit  1822  ©jarrer  war.  lurd)  Samnt  ■ bigteit  baljinfdjiejjen  fann.  gliegen  überholen  bad 
lung  milber  ©eiträge  bei  ben  Wohlhabenbern  Kach« 
bargetneinben,  bann  auf  wiederholten  Keifen  nach 
feottanb  unb  (ittglanb  oerfdtaffte  er  feiner  armen  j 

^ 

Sogelf  lug. 

öemcinbe  einen  Rüchen  • , Sdntl  uitb  Ülnnenfonbd  : fd)netlfüftigfte  ©ferb,  unb  ben  in  noüfter  ©ewegung 
unb  begriinbete  bamit  1833  ein  ©it)l  für  entlaffene  befinblithen  3ug  Berfolgen  Qnfcftcn  unb  fliegen  in 
weiblithe  Befangene,  1835  eine  Sleintinberfdjulc  }u  bie  ISifcnbaljnwagen  hinein.  $urd)  bie  fdjnelle  glü 
Xüjfclborf,  bie  erfte  in  Xeutfdjlanb,  1836  eine  gleiche  gelbewegung  ber  gnfeften  wirb  Bielfad)  ein  Ion  er 
in  Äaiferdwerth  mit  einem  Seminar  für  RIeint'mbcr«  icugt,  ber  um  fo  höher  liegt,  je  gröber  bie  3«hl  ber 
lehrennuen.  Kachbem  er  1836  ben  Kbeinifch«  Seit«  glügelfchläge  ift.  3lud  ber  feötje  bed  loned  lägt  fid) 
fälifchen  liafonijfenBerein  begründet  hatte,  eröffnete  berechnen,  baft  bie  ©nnumfliege  350,  bie  ©iene  aber 
er  13.  Oft.  b.  3-  bie  erfte  proteftantifche  liafoniffen.  440  glügelfdiläge  in  einer  Setunbe  audführt.  ©iarep 
anftalt  ju  Saiferdwerth . Berbanb  batnit  fpäter  ein  benupte  tur  ©c)timmung  bet  3ahl  ber  glügelfcftlägc 
Sranlenhaud,  ein  Seminar  für  Lehrerinnen  (1841),  eine  mit  einem  berufiten©apiermantelBcrfehene  fleine 
ein  ©iäbchenwaifenhaud  (1842)  unb  eine  tpeilanftalt  i TOetaHtrommel,  bie  r«h  mit  gleichmäftiger  unb  genau 
für  loeibli(he©emüt«tranfe(1852).  Seitered  hierüber  befannter  ©efchwinbigfeit  um  ihre  'llchfe  breht.  lad 

f.  Siafoniffen.  ©on  gliebnerd  erbaulidjen  Schriften  ift  gnfett,  beffen  glügelfchläge  gctählt  werben  fotlcn, 
ju  erwähnen  >®ad  Such  ber  ©(ärtprer«  (Raiferdw.  wirb  berartig  gebalten,  bah  bie  gliigelfpijjen  bei  ihrer 
1853 — 60,  3Öbe.).  ©gt.Beorggliebner, Iheobor  ©ewegung  bad  beruhte  ©apicr  gan.t  leicht  ftreifen 

g.  (3.  ©ufL,  Äaiferdw.  1892);  Ih-  Schäfer,  Ifteob.  geber  glügelfchlag  erjeugt  einen  hellen  ©unft  auf 
8.,  ein  Sharallerbilb  (baf.  1900);  Sdreiber,  Ih-  bunlclm  ©runb,  unb  aud  ber  3al)l  biefer  ©unllc  läfit 
gliebnerd  Sebendwcrf  (baf.  1900).  — Sein  Sohn  fid)  bie  3<>hl  her  glügelfcbläge  beflimntcn.  ©iaret) 
8 r i e b r ni , geb.  1846  in  Raiferdwerth , feit  1870  fanb,  baB  bie  güege  240  — 321,  bie  Öummel  240, 
Wefanbtfchaftdprebigcr  in  ©tabrib  unb  hier  25.  ©pril  ©ienc  190,  SSefpe  110,  Libelle  28,  Süohlweijjling  9 
1901  geftorben,  war  befonberd  auf  bem  Bcbiete  ber  glügelfchläge  in  ber  Scfuttbe  audführt. 
©uangelifation  Spaniend  tätig,  worüber  er  in  mehre-  ©ei  ben  Sögeln  wirb  bad  g.  burd)  ben  Sau  bed 
ren  3(ltfd)nften  (»Revista  cnstiana«,  .©lätler  aud  Jfnochcngerüfted  unb  bie  auherorbentliche  ©ntwiefe 
Spanien«, »Amigo  delamfancia«)berid)tetc.  SrBer«  lung  ber  ©ruflmudfeln  begünftigt.  Die  Schulter  er- 
öffentlichteauch@ebichte;>©Iätteru.©lülcn«(§eibelb.  h“H  burd)  bie  fehr  jtarf  entwideltcn,  Born  mitein« 
1886;  ^weiter  Strauh  1897),  »lad  ©arabied«  (baf.  anber  Berwad)fcnen  Schlüffelbeine  (Wabelbcin)  eine 
1899)unb»ilud  mcinemScben.  (Erinnerungen  u.6r-  fefte  Serbinbnng  mit  bem  Kumpf.  lic  Lufträume  in 
fahrungen«  (©ert.  1900,  2©be„  6. unb  8.  ©ufl.  1902).  ben  Snochen  unb  bie  in  ©ruft«  unb  ©auchhöhle  Bor- 

8f liege,  3nfe(t,  f.  gliegen.  S-  692.  Brüne  g.,  hanbenen Luflfiicfe  erteichteni  bunh  bie ©erringerung 
f.  Sanken.  Schwarje  g.,  f.  Slafenfüher.  bed  fpejififchcnBewiehtd  bed  liered  ben  ging  SSarei) 

gliege  (Musca),  fleined  Sternbilb  bed  füblichen  I ift  ed  gelungen,  mit  £>ilfe  eined  photograpbifd)en  Ke« 
feimmeid ; ügl.  öeilage  jum  21  rt.  »gijfterne«.  oolBerapparatd  ähnlich  bemjeitigen,  ben  Kingbribge 

44* 


692 


fliegen  — gfliegenbtumen. 


•um  Stubium  ber  ©angarten  beä  ©ferbeS  benugte, 
iliegcnbe  ©Bgel  ju  photographieren  (f-  ©pronoppoto- 
graphie).  ©fall«  Vlufnapmen  btefcr  Vlrt  ermöglipen 
eine  Vlnalpfe  ber  glugberoegungen,  wie  fte  bisher  mit 
Hilfe  son  anbern  Dietpoben  nicht  ju  erzielen  war  (f. 
Vlbbilbung,S.691).  Unter  ben  Säugetieren  bebten 
bie  glebenuäufe  eine  jietnlich  oollfontmcne  ©inrip- 
tung  jum  Jrtug.  ©obre  Xiere,  }.©.  bas  flicgenbe  Gip« 
hBrnpcn,  finb  jwar  mit  Flughäuten  auäqeflattet,  ser- 
mßgen  biefe  aber  nur  nach  Vlrt  eines  gallfpirmS  )u 
benupen.  Xer  fliegenbe  gifp  erhSlt  fleh  mithilfe 
ieiner  ftarf  entwidclten  ©ruftfloffen,  bie  hierbei  fdjrfia 
jum  JiDrijont  gefleüte  ©benen  bnrjtellcn  unb  nach 
Vlrt  bes  ©apierbrapen  Wirten,  einige  36t  über  beut 
Baffer,  naebbetn  bcrftörper.junäpft  mit  grafler  Sooft 
aus  bem  Baffer  emporgrfpnctlt  Worben  ift.  Xie 
Stubenfliege  burchfliegt  in  ber  Sefunbe  l.e  in,  bie 
Saaifräpe  8 — 12,  bie  Haustaube  13,  bie  ©rieftaube 
17 — 30,  ber  Vlbler  24,  bie  Diauerfpwalbe  38,  bie 
HauSfproalbe  bis  60  unb  bie  Dauthfpwalbe  bis 90m. 
Sgl.  ©orelli,  Ile  motu  animalium  (Dom  1680V, 
VJettigrem,  Xie  OrtSbcwcgung  ber  Xiere  (beutfp, 
ücipj.  1875);  Diarep:  La  maciiine  animale  (©ar. 
1878),  Le  vol  des  oiscaux  (1889)  unb  Le  mouve- 
ment  (1894);  Straffer,  Über  ben  ging  ber  Sögel 
(gena  1885);  Dfflllenpoff,  Xie  DrtäscWegungen 
berXiere  (8ecl.  1885);  Xerfelbe,  XicWröfie  berglug« 
flachen  unb  bie  ©röhe  ber  glugarbeit  (in  ber  >3eit« 
fprift  beb  Xeutfpen  ©creins  für2uftfpiffahrt«,l  N85); 
"Darf cb al,  Xie  Diepanif  bes  Sogeiflugs  (BieSb. 
1889);  Milientpal,  Xer  Sogelflug  (baf.  1889); 
Sinter.  XerSogelflug  (Diünp.  1894);  Vlplborn, 
3ur  Diepanif  bes  ©ogelflugS  (Hamb.  1896). 

(fliegen,  gnfcltenorbnung,  fobicl  wie3weiflfigler 
(Diptera),  bann  eine  0 rappe  (Brachycera)  biefer 
Orbnung  unb  in  noch  engernt  Sinne  bie  arten«  unb 
jormreichfte  gamilie  biefer  ©ruppe  (Muscidao),  über« 
wiegenb  nügiipe  Xiere  mit  breiglieberigen  güblern, 
bereu  ©nbglieb  gewöhnlich  jufammengebrüdt  ift, 
ineift  mit  fleifpigen  ©nblippen  oerfehenem  Süffel, 
ungeglieberten  Xaflern  unb  häufig  ftarl  entwidclten, 
bie  Schwinger  iiberbadjenben  glügelfdmppen.  Xie 
Farben,  bie  teils  parafitifcf)  in  anbern  Xicrcn,  befon« 
bcrS  Spmetterlingsraupcn,  teils  in  faulenben  tie« 
rifchen  unbpflanjtipcn  Stoffen  leben  unb  biefe  fchnell 
beteiligen,  flnb  waljig,  bie  Suppen  tonnen«  ober  eiför- 
mig. Xie  Samen  mancher  Vlrten  entwideln  flpüufjerft 
fchnell  unb  werben  j.  X.  fepon  als  folche  geboren.  Xa- 
her  finb  siele  Vlrten  in  fepr  grober  gnbioibuengabl 
unb  Sout  erften  grühiahr  biSfpät  in  ben  Herbfl  an* 
(utreffen.  Dian  fennt  allein  in  Guropa  über  250  öat« 
lungen,  son  benen  bie  wieptigften  flnb:  Daupcnflieqc 
iTachina),  Stechfliege  (Stoiuoiys),  gliege  (Musca), 
gleifcpfliege  (Sareophaga),  ©lumenfliege  (Antho- 
myia),  Xunafliegc  (Scatophaga),  ©ohrfliege  (Try- 
peta) , Halmflicge  (Chlorops) , ©udelflioge  (Pliora). 
Xie  Schmeißfliege  (gleifcpfliege,  Sareophaga 
carnaria  L.),  10  —14  mm  lang,  Äopf  glänjenb  gelb» 
lieh,  Hinterleib  fcproarj  gewürfelt,  Xaflcr  fpmarj, 
glügelaberu  braunfpwarj,  ift  lebenbig  gebäreiib  ; bce 
Marsen  nähren  flep  son  faulenben  tierifpen  Stoffen. 
Xie  2 e i cp  e n f l i e g e (S.  mortuorum  L.)  mit  rotgelben 
Xaftern,  Sopf  unb  gilpler  rotgelb,  Hinterleib  glän- 
jenb  ftahlblau,  legt  bie  Gier  Borjugsmeifc  an  VlaS, 
an  menfplipe  2'eidmntnc  (2eicpenwürmer).  Xie 
Stechfliege  (Baben  ft  ccper,  Stomoxys  calcitrans 
L).  6 mm  lang,  grau,  Hinterleib  fpröarj  gefledt, 
Xafter  gelb.  Düffel  magcrept  sorftehenb,  flicpt  Dien 
fepen  unb  Sieh;  im  Vluguft  unb  September  auep  in 


3hnmem.  Xie  2arbe  lebt  im  Diift.  ©ei  ber  ©attung 
Musca  L.  ift  ber  Stopf  furj  unb  breit,  baS  ©eflpt  nicht 
bemortretenb,  baS  ©nbglieb  ber  güpler  lanageftrecft, 
ber  Hinterleib  furj  eiförmig ; bie  Vlugen  flohen  beim 
Diännpen  jufammen  Xie  ©attung’  ift  burp  «apl» 
reiche  Vlrten  in  allen  ©rbteilen  (in  Xeutfplano  45 
Vlrten)  oertreten.  XieStubenfliege(Sl.dcitnc»tica 
! L.),  mit  afepgrauem,  fdjwarj  geftreiftem  Südenfpilb 
unb  fproarj  gewürfeltem,  an  ber  Unterfeite  braun« 
gelbem Hintericib,  faft  über  bie  ganje  ©rbe  Serbreitet; 
bie  blaue  SPmei  Bf  liege  (©rechfliege,  ©rum« 
mer,  VlaS»,  gleifpf  liege.  M.  [Calliphora]  vomi- 
toria  L.,  f.  Xafel  •3weifliiglcr«,  gig.  1),  bis  13  mm 
lang,  mit  grauftriemigem  Düdenfcpitb,  fcpwarjen, 
rothaarigen  ©arten  uni»  lebhaft  ftablblauem  Himer« 
leib;  bie  ©olbf  liege  (M.  [Lucilial Caesar  X.),  glän’ 
;enb  fmaragbqrün.  mit  fpwar;en  ©einen  unb  ftlber- 
lseiflem  ©cflcijt.  ©cfonberS  bie  beiben  erften  Vlrten 
! flnb  ungemein  fruptbar.  Xie  Stubenfliege  legt  bie 
I faft  tnaljcnförmigen  Gier  in  jtlfimppcn  Bon  60  —70 
Stücf  an  fflifl,  SerborbeneS  ©rot,  auch  angleifp,  tote 
Xiere  ic.,  unb  nach  jmölf  Stunben  friept  bie  2art»e 
auS.  Xie  Spmeihfliege  legt  ipre  etwas  gebogenen 
©ier,  gleipfalls  in  Häufpen  son  20— lOO  Stüd,  be« 
fonbers  angleifp,  aup  an  alten  ftäfe  unb  VlaS.  Vlach 
24  Stunben  friepen  bie  weiflen,  fegelförmigen,  hinten 
geftupten,  augenlofen  2arSen  aus.  arbeiten  flp  fpnett 
m bie  Bon  ipnen  bewohnten  ©egenftänbe  hinein  unb 
burpmiihlen  fle,  wobei  ber  son  ihnen  auSgefonberte 
flüfflge  Unrat  bie  gäulnis  ju  beförbem  fpeiitt.  Xie 
2art»en  (Diaben)  gelangen  bisweilen  mit  gleifp  le» 
benb  in  ben  -Dingen  bes  Dienfpcn  unb  werben  bann 
burp  ©rbrepen  entleert.  Siap  8—14  Xagcn  ser 
puppen  fle  flp,  am  liebflen  in  ber  ©rbe,  unb  nap 
weitern  14  Xaaen  fplüpft  bie  gliege  auS.  Xte  legte 
©eneration  im  gapr  überwintert  im  ’Buppen$uftanb. 
gm  Herbft  gepen  japlreipe  g.  burp  einen  ©üj  (Em- 
pusa,  f.  b.)  jugnenbe.  ©Bgel  unb  Spinnen  finb  pre 
Hauptfeinbe.  gn  ben  3immem  fpiigt  man  flp  gegen 
g.  burp  Sorfegfenfler  son  ©aje,  mit  fiebrigen  Stof- 
fen überjogene  Stüde,  Vlbfopctng  son  üuajflenboV, 
(gliegenpoli),  bie,  mit  etwas  yjucier  sermifpt,  bie  g. 
in  Dlenge  perbeilodt,  aber  nur  betäubt,  unb  burp 
gliegenpapier  (f.  b.).  Xie  g.  serlaffen  Säume,  in  benen 
trodne  JfilrbiSblätter  auf  alühenbe  stöhlen  geworfen 
würben.  Dian  hängt  auch  ein  ©üfpel  son  ©cifuft- 
ftengeln  an  ber  3immerbcdc  auf  unb  jiept  abenbS, 
wenn  bie  g.  flp  barin  gejammelt  haben,  einen  Sad 
son  unten  über  ben  ©üfpel.  gliegenlarsen  fommen 
gelegenllip  als  'flataflten  beim  Dienfpen  sor.  2ar« 
uen  bergleifpfliege(Sarcophila  carnaria),  berSopl« 
fartfliege  (S.  Wohlfarti),  ber  VlaSfliegc  (Calliphora 
vomitnria),  ber  3tubenfliege(Mnscadomestica ) wur 
ben  in  eiterigen  Bunben  unb  Wefpwüren,  bei  ©fje 
men,  auf  ber  eitemben  Spleinpaut  ber  Safe,  im  ®e 
pörgang , in  ber  Speibe  aefunben.  Vlup  im  Diagen 
unb  Xann  fBnnen  flP  gliegenlarsen  entwideln  unb 
unter  Umftanben  ju  fpmeren  gefpwiirigen  ©rojeffen 
im  Xamt  führen,  ©gl.  ©ei per,  gliegenlarsen  als 
aelegentlipc  ©qraflten  beS  Dienfpen  (©crl.  1900).  — 
Uber  bie  g.  alsilberträqer  Bon  Sranfpeiten  f.  gnfeften. 

glicgrnangcl , f.  'Slugelflfdicrei. 

_ grliegcnblmucn  (pierju  Xafel  »gliegen«  unb 
Spnedenblumen4),  ©lumen,  bie  an  eine  llbertra- 
gung  beS  Slülenflaubes  burp  gliegen  angepaflt  finb. 
Xie  öröfif  mnnper  g.  beutet  barauf  pin , bafl  ftarfe 
Vlugenfätligfeit  jur  Grregimg  ber  Vlufmerffamfett  ber 
©cftciubungöBcrmittler  nötig  ift.  Xie  größten  aller 
©lumen,  wie  Aristolochin  graudiflo'ra  (gig.  1), 


Fliegen-  und  S 


l Anslolorhia  tfrandiflorn  2 l'cropctfia  landclnbnmi  1 i 3 ArimnWhu  Bonplandi  *S  4 An«tc 

«mropnca  1 2 9 Stapvha  aotmn»  1 3 - 10  (Vropvtfii  Sandcraonu  1 7 II  CVpripediujn  caudalum 

IG  Kuh  dm  japomca  1 io  17  Amorphophailus  litnnum  1 «» 


18  RafTU 


Bihhoflraphim.hr* 


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Meckenbluimi! 


'•  ; Imlbupln lli. in  M,  ' . »!  ihn-  • it«*IV  ‘j  . "•«  ,»*.«  pitu.*  <.<U  ' . . • -i»*i9i«u* 

Aruu»  1 * li  r'fl'pii«  %..*■»  •.  • u * .«.•,«  • • . 

r.ilmu  * 10  !*•  Alm  Jii.i  ««••••»  .»  • • •*  . « • 


jud  14  LiiplU 


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Fliegen-  und  S 


1 Aristolochin  «jrandifWa  ' • 2 l'eropetfit  caruleUbrum  1 i 3 Anftolmbu  BonpUndi  *“3  I Aristolochin  Sj 

i’urofiat'.t  1 7 9 Mapvlu  «<cna«  * J 10  Ceropeifim  >andcrmiui  1 ] tt  Cvpnprdinni  uuidalum  ‘ i* 

IG  Rohden  japumca  * io  17  Ainorphuphalhi*  ntmiuin  ' m>  18.  HalTU- 

Mrt,*rs  A*»ti  L tJikofi  (i  Au/7  Bibkc^raphihhe« 


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rhneckenblumeii. 


i^lio  *■>  5 Holbophyllum  Bewarft  *1  *5  Ophry*  muwifora  '?  1 Stapel  ia  ptiiumulata  ' 3 R Kvonymu» 

12  Anus  italuuui  '»  13  Sanfrill«  Aizoon  '»  II  Arum  cnnitum  '*  — 15  l'arautu  piiutüi»  1 »o 

£g+i\  l’ntiu.i  1 io  19  .VliH-itnia  odora  1 tu  20  (ypnpedlutu  barbatnm  * » 

...  uMrtut  in  Leipzig  /wn  ArhJul  .Fb^mbiunfi 


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C93 


glicgenbe  Sahnen  - 

AmorphophallnsTitamim(gig.l7),RnfnesiaPatma 
(gig. 18),  werben  Borwiegcnb  burch  gliegen  beftäubt. 
Sie  g.  haben  meift  unreine,  trübe  garben : ein  Weib- 
grün , wie  bei  Evonymu»  europaea  (gig.  8) , Srüb« 
rot,  Burpurbrauu,  wie  bei  Oplirya  rauscifera  (gig.  6), 
SolBiolelt  re.,  ieltener  ein  reined  SBeiß,  wie  bei  Pur- 
naaaia  palnatria  (3ig.  16),  ober  lebhaftere  bunte  Far- 
ben, wie  bie  rot  unb  gelb  getüpfelten  Blumen  ber 
Bon  Schwebfliegen  befudjten  Slcinbrecbarten  (Saxi- 
fraga aizoon,  gig.  13)  unb  bad  liebte  Blau  ber  (ihren- 
preioarten.  Unter  ben  ber  «niodung  ber  ^nfeften 
bienenben  Siiften  tommen  bei  ben  g.  Borwiegenb 
Sadgcrücbe  in  Betracht;  man  pflegt  biejeniaen  3-, 
bie  nicht  nur  burdi  ben  (Bernd) , fonbem  auch  burch 
bie  gärbung  unb  Dberfläcbcnbcfcbajfcnbeit  ber  Blü- 
tenhülle an  faulenbeb  gleifd)  erinnern,  tuic  bie  Sta- 
pelia  pcdunculata  unb  asteriaa  (gig.  7 u.  9)  birett 
alb  Sladblumcn  31t  bejeichnen,  aber  auch  bei  nicht 
hierher  gehörigen,  wie  bei  berDrchibeeBolbophyllnm 
Beccarii  (gig.  8),  bei  .^atjlre i cljen  Steinbrecharien, 
«rajeen , Balonophorajeen , 'dlriftolodjta^eeit  ift  ein 
intenfioer  «ab-  ober  Stiftgerud)  oorhanbett,  ber  «ad- 
unb  SJiiftflicgen  anlodt,  unb  ber  biefe  Blumen  für 
bie  URcnfdjcit  (u  ßtcl  bl  unten  werben  läßt.  Sad 
«nfliegen  unb  bab  «uffleigcn  3U  ben  innern  Blüten- 
teilen  wirb  beu  gnjetten  bei  manchen  3-  burch  Slud» 
bilbung  non  großen  gleichen,  wie  bei  manchen  «rifto- 
lochien  (3ig.  1)  unb  «rajeen,  wie  bie  Arum-Slrlcn 
(3ig.  12  u.  14)  unb  Alocasia  odora  (gig.  19),  ober 
Bon  Siletterjeilcn , wie  bei  Cypripedinm  caudatum 
(3ig.  11),  Hiuautoglusaum,  Paria  u.  a.,  erleichtert. 
Um  bie  Beilciubung  burch  bie  angelodtcn  Stnfetten 
,ju  fichern,  finb  manche  3-  ju  lieft  elf  allen  umge- 
ftaltct ; bie  Blumenhiitle  erweitert  fich  3U  einem  Hohl- 
teffel , befjen  (Eingang  burch  6tafd)nürung  ober  jähe 
Umbiegung  ber  Berigonröi)re,  wie  bei  Ariatolochia 
Bonplaudi  unb  Sipho  (3ig.  3 u.  4),  ober  burch  ein- 
Wcirtd  gerichtete  Seufenhaare  fo  gefperrt  ift , baß  bie 
gliegen  loopl  leicht  eintreten,  aber  nicht  ebenfo  leicht 
wieber  beraiidtontmen  tonnen,  fonbem  fo  lange  ge- 
fangen bleiben,  bid  bie  Staubbeutel  ber  protoghtufepen 
Blüten  geöffnet  [mb.  Sann  crfchlaffen  bie  Bforten- 
Berfcblüße,  unb  bie  gliegen  gewinnen,  blumcuftaub- 
beloben,  bad  greie , um  aldbalb  in  anbre  Seffelfaü* 
blumen  einsubringen  unb  bort  bie  Starben  3U  be- 
ftäuben.  Sen  Regelfällen  ähnlich  finb  bie  ßinriefp 
tungen  bei  Piugtiicula-  unb  Cypripediuin-Srlcn 
(gig.  20),  Weldie  bie  gliegen  scitwciluj  in  beiu  fad» 
artigen  Sporn  ihrer  Blütenhülle  surüdhalten.  Sic 
Blüten  gewiffer  Ceropcgia-Slrten  (C.  Caudelabruiu 
u.  Sanderaonii,  gig.  2 u.  10)  [teilen  einen  Übergang  i 
bar  Bon  ben  Äcjfelfallcnblumen  3U  ben  Sllentmfal-  j 
1 e n b 1 u nie n , welche  bie  angelodtrn  3nfeften  an  be- 
ftimmten  Stellen  fcfttlemmen  ober  ihnen  offenliegenbe 
ftlemmförper  anheften.  Stjpifche  ßlentmfattenbluinen 
finb  unter  ben  g.  einige  Yincetoxicum-  unbStapelia- 
«rten.  Bielfach  teilen  in  ben  g.  bie  gliegen  ben  leidit 
.jugänglidien  Stich  mit  (leinen  Hei  fern  unb  Sd)neden ; 
wenn  bie  lejjtern  Bejucher  Borherrfchcn,  fo  bejeichnet 
mau  bie  Blumen  ald  S d)  n e d e n b I u in  e it.  3U  ihnen 
gehört  Ruhdcajaponica  (gig.  16)  unb  manche  '.Hin  p'Cli. 
gliegcnbc  Bahnen,  fooiel  wie  gelbeifenbahnen. 
gliegcnbc  Blätter,  humoriftifdicd  illuftrierted 
SBoheiiblatt,  bad  feit  1844,  Bon  ben  Hoüfdjneibem 
Safpar  Braun  (f.  b.  11)  unb  griebrid)  Schneiber  ae- 
grünbet,  in  Stümpen  erfcheint  unb  burch  feinen  Boltd- 
lünilidicn,  Bon  jeber  politifdjen  Scnben)  unabhängi- 
gen $)iß  unb  Humor  allmählich  bie  größte  Scrbiei 
tung  Bon  allen  bcutfdjen  Sißblättem  gefunben  hat. 


- gliegenber  gifd). 

Sie  Bcgrünbcr  jogen  heroorragenbe  Jfünftler,  wie 
Dc'oriß  B.  Schwinb,  Spißweg,  g.  ißoeei,  gerb.  Sich. 
38.  StC3,  SB.  Bufdj  u.a.,  unb  tüchtige  fd)riftftellerifche 
Strafte  (ur  SRitwirfutig  heran,  unb  nach  biefem  Bor 
bilb  haben  auch  ihre  iltachfolger  gepanbeH.  Sie  be 
liebtefien  Zeichner  ber  • gliegenben  Blätter«  finb  gegen 
wärtig  Slbolf  Cbcrlänbcr  (f.  b.),  @.  Hnrburgcr  (f.  b.). 
Senf  Scinide  (f.  b.),  H-  Schlittgen,  «.  Hengeler, 
SKanblid,  gladbar  unb  Herrn.  Bogel.  «uf  bie  tünft 
lerifdie  Seprobuttion  ber  Zeichnungen,  bie  lange  Zeit 
audfchließlich  burch  Hotyfdjnitte  erfolgte,  wirb  auch 
jeßt  nodj  ein  Hauptgewicht  gelegt.  IRit  befonbero 
großem  Stfer  betäuipfen  bie  »gliegenben  Blätter«, 
auo  beren  Inhalt  feit  1884  auch  ein  »gliegcnbc  Blät 
ter  ftalciiber«  3ufamniengeftellt  Wirb,  alle  Sorheiteit 
ber  Stabe  unb  bed  (Befcbniadd  tat  (Beifle  bed  gefunben 
beutjehen  Boltdtumd.  Sie  3000.  Stummer  bed  jeßt 
über  ben  gan3en  ßrbball  berbreiteten  Blatted  trug 
bad  Saturn  00111  23.  gan.  1903.  Sicbafteur  ift  jeßt 
(1904)  guliud  Sd)neiber,  ber  Sohn  bed  UHilbegrüii- 
berd.  — S.  auch  gliegenbcd  Blatt, 
gliegcnbc  Brüden,  f.  Brüden,  S.  483. 
gliegcnbc  gähre,  f.  gäbre. 
gliegcnbc  Oißc,  bei  reijbaren,  Bollblütigen  Bei- 
(onen  jd)tieU  entfleheitbed  unb  Bcraehenbed  (Befühl  Bon 
Hiße,  meift  mit  augettblidlicher  (Be[id)idröte  uerbun 
beit,  beruht  auf  fdmcü  Borübergehenber  Blulüberf ül 
lung  gewißer  (Befäßgebicte,  namentlich  bed  (Bcfichtd. 
bie  Bon  einem  oorübergeljenben  lähmungdartigen 
Zuftanb  ber  ©efäßncrBcn  bebingt  ift. 
gliegcnbc  Stolouuc,  f.  gliegenbcd  fiorpd. 
gliegcnbc  'JDitud,  f.  glugbcutlcr. 
gliegenber  Branb  (gliegenbcd  geuer),  fo- 
Biel  wie  SHilsbranb  (f.  b.)  ober  Diaufchbranb  (f.  b.). 

gliegenber  Sradjc  (glugbradje),  f.  Srache, 
3.  154. 

gliegenber  gifd)  (Piscia  volans),  Stembilb, 
f.Ieftbeilage  ,31t '31  rtifel  11 11  b Starte  »girfteme«,  S.  IV. 

giiegeuber  gifdß  (gliegenber  Hering,  glc 
b er f if dß,  glugfifch,  glugbahn,  Exocoetua  L.), 
(Baltuitg  ber  Pharyngognnthi  unb  ber  gnmilie  ber 
Homhcmte  (Scombereaociclae),  bem  Hcrtag  ähnliche, 
aber  gebmngener  gebaute  gifdje  mit  jtart  entwidel- 
ten,  jugeipißten,  jicmlich  frei  beweglichen  Bruftfloffen, 
unterhalb  biefer  eingelcntten  Baudifloffcn,  überein 
anber  flchenben  breiten  Süden-  unb  Slfterfloffcn,  tief 
gegabelter  Schwanifloffe,  (ehr  (leinen  Zähnen , fehr 
großen  «ujen,4mfchnlicheii  Äicmenbedelit,  leicht  ab- 
fallenben  Schuppen  unb  fehr  großer  Schwimniblafc. 
Ste  etwa  50  Sitten  leben  jahlreid)  in  ben  warmem 
Sieeren,  erheben  [ich  meift  nur  wenig  über  bie  über 
fläche  bed  SBaperd  unb  faßen  balb  wieber  ein ; 3U 
weilen  aber  erreichen  fie  eine  Höhe  Bon  ca.  5 in  unb 
[chnellen  90—125  m Weit  fort.  Siiahrenb  bed  glugeo 
haben  fie  'Bruft-  unb  Baudifloffcn  audgefpannt.  Sei 
glugfifch  bewirft  wohl  bad  Sufileigen  and  bem  SBaj 
fer  burch  heftige,  Schnell  wicbcrhollc  Bewegungen  mit 
bem  fräftigen  Schwanj,  an  bem  ber  untere  (teil  bei 
SthWanjfloffe  weit  größer  ift  ald  ber  obere.  Surth 
biefe  Bewegungen  bed  Schwans«  gerät  ber  ganjc 
ftöper  in  ßrfdHittcrungeit,  bie  [ich  aud)  ben  flügel 
artigen  Bmftfloffen  mitieilen  unb  hier,  wo  bie  Sliu 
plitube  nach  ber  Spißc  hin  3unimuit,  bein  Suge  ficht 
bar  werben.  Sicfc  rein  pafftoc  Bewegung  fann  fo 
beftig  werben,  baß  cd  audfieht,  ald  ob  biegloffenge-* 
ichiillelt  ober  gefihwungen  würben.  3!ieniatd  jebod) 
tritt  burch  biefe  Bewegung  unmittelbar  eine  Hebung 
ber  glugbahn  ein,  fonbern  bie  Hebungen  finb  auf  bie 
Bewegung  berfiuftüber  ben  Sellenoberbic  Schwimm- 


694 


gltcijenber  ffud)«  — Fliegenfänger. 

bewegungen  bei  Schwan;©  im  Saffer  jtirüdju»  einem  ober  mehreren  fflebichtcn  bebrudten  ffugblät- 
führen.  £ial  ber  fffd)  ba«  Saffer  Döllig  Derlaffen,  ter  (meift  in  Klein-Cftao),  bie  (eit  bem  Gnbe  bei  15. 
jo  finbet  leinerlei  Bewegung  ber  ffofien  mehr  flott,  3abrt).  ouf  Jobrmärften  tc.  oerfnuft  würben  unb 
wöbrenb  fofort,  wenn  ber  fffd)  ba«  Saffer  wieber  Weite  Verbreitung  fanben.  Sie  tarnen  namentlid) 
berührt,  bie  Schwan  jfloffe  auf«  neue  ju  arbeiten  be--  au«  ben  3? rudftiitten  ju  Strnfjburg  unb  Bafel.  Slug«, 
ginnt  unb  (läufig  eine  abermalige  §ebung  oeranlagt.  bürg  unb  Sümherg  unb  würben  friihieittg  bau  £icb 
Sa«  Buffteigen  au«  bem  Säger  gcf(t)iel)t  häufiger  haben1  gefantmelt  unb  jufammengebeftet. 
gegen  ben  Sinb  al«  mit  bem  Sinb,  auch  fliegen  fte  fflicgeube«  ('  irfiborn,  f.  ffugbcuticr. 

gegen  ben  Smb  in  ber  Segel  Weiter;  ba«  Sieberein  fflicgenbc«  ff  euer,  f.  Kriebelfrantheit. 

fallen  feheint  unfreiwillig  ju  fein.  Siefliegenben  fffche  ffliegenbe«  Jlorp«  (fliegenbe  51  o 1 o n n e), 
werben  Don  grüficru  Saubfifchen  unb  Seeoögeln  ftarl  eine  meift  au«  allen  Soffen  jufammengefepte  Xvup» 
uerfolgt,  aber  ihr  Slug  fann  nidjt  au«fd)liefjlid)  als  penabteilung  Don  einigen  taujenb  PRann,  bie  entfen- 
ffucht  Dor  jenen  betrautet  werben.  5llu  ben  Küften  bet  wirb,  ben  ffinb  im  Süden  ju  beunruhigen,  eine 
Süb»  unbPRittelamerifa«  werben  fte  gegeifert ; in  Bra»  ©egenb  Don  ffreifcharen  ju  fnubent,  Voltsaufftänbe 
filien  bienen  fte  al«  Söber  beim  Sngeln.  Sie  betann»  nieberjubalten  ic.  3n Südficht  auf  fdjnelle  Bewegung 
tefte  Ülrt  ift  ber  $o<hflieger  (gemeiner  f.  ff,  E.  erbalten  foldje  Storp«  möglicbft  wenig  Jrains,  ftnb 
volitans  L.,  f.  Xafel  »fffdje  II <,  ffg.  2),  30  cm  lang,  baberaufBeitreibung(Seguifttion)angewiefen.  Bgl. 
oben  ajurblau,  unten  filberweiji,  mit  burd)fd)einenb  ffeitorp«. 

blauen  Bruftfloffen,  im  PRittelmccr.  Bgl.  PRöbtit«,  fflicgenbc« ifajarett, fooiel WieSmbuIanj, fflb- 

Sie  Bewegungen  ber  ftiegenben  fffd|e  (iüeipj.  1878);  lajarett,  Sanitätobetadienicnt,  Sanitätafompagnie. 
Sbtborn,  Ser  Slug  ber  ffifd)«  ($amb.  1895).  ffliegenbe  Bcrmetiung,  f.  ÄüftenDenneffung. 

ffliegenber  ffnd)«,  f.  ffeberhunbe.  fflicgcnfallc  ber  Venu«,  Bflanje,  f.  Dionaea. 

ffliegenber  £>olleinbet,  nach  einer  weitBerbrei»  ffliegenfänger,  Bflanje,  f.  Apocynam. 
teten,  anfdjeinenb  nid)t  über  ba«  17.  3ahrh-  jurüd»  ffliegenfänger  (3 1 i e g c n f dg  n äpper,  Musci- 

reidicnben  Sdjifferfnge , bie  jebodj  bielleidjl  in  Bor-  eapa  Britt.),  ©attung  aus  ber  Crbmmg  ber  Sper- 
iteUungen  ber  altnorbijchcn  unb  .germantfdien  ©öl-  lingSDügel  unb  ber  Samilie  ber  ff-  (Muscieapidae), 
ter»  unb^ielbenfage  Wurjelt,  ent  pollanbifdierKapitän  Vögel  mit  geftredtem  lliirper,  (urjem  fials,  jtartem, 
Dan  Straateu,  ber  jur  Strafe  für  fein  gottlofe«  ileben  (urjem,  an  ber  Sur;ri  breitem,  an  ber  Spipc  herab- 
Derbammt  ift,  rulielo«  (als  »UdjaSDer  bes  PReere«*)  gebogenem  unb  Dor  ipr  eingelerbtem  Schnabel,  jiem- 
auf  bem  'Meere  herumjufegeln , o litte  je  einen  Spafen  iich  fpipen  Slügeln,  mittellangem,  gerabe  abgeftup- 
ju  erreichen.  Urfprüngltd)  war  bie  -sage  auf  bie  ©c>  tem  ober  (eicht  auSgefcbmttcnem  Scbwanj  unb  htrjen, 
genb  um  ba«  Kap  ber  ©uten  fjoffnung  (»Kap  ber  fchwachen  Süfien.  Ser  ffliegenfänger  (Stiegen« 
Stürme*)  lotalifterl.  Später  würbe  fte  auch  auf  eng- 1 fchnäpper,  Muscicapa  grisola  L , f.  Xafel  »oper- 
!ifd)t  unb  beutfehe  PRcere  unb  enblidj  auf  alle  PRcere  lingSDöget  II«,  ffg.  3)  ift  14  cm  lang,  25  cm  breit, 
übertragen.  3»  ber  beutfehen  Saffung  ber  Sage  hei&t  oben  tiefgrau,  auf  bem  Scheitel  fdjmarjgrau,  leicht 
ber  fliegenbe  jiollänber  £>err  Don  ffalfenberg,  ber  bi«  gefledt.  unten  fchmupigweifi,  an  ben  Seiten  becBruft 
jumXage  be«3üngften©ericht«Derurteilt  ift.auf  bem  roftgelblid),  an  ben  ftchlfeiten  unb  läng«  ber  Bruft 
Cjean  umherjufahren,  in  ber  englifcbcn  Saffung  Dan  mit  grauen  üängSflederi,  mit  jWei  unbcutlichen  Stü- 
ber Sedtn.  Sa«  ©rfd)einen  be«  fiel»  Döllig  geraufch»  gelbinben,  finbet  ftch  in  faft  gant  ©uropa,  in  'Biten 
lo«  bewegenben  ©efpenfterfehijfe«  bebeutet  nach  bem  bi«  jum  SUai,  weilt  bei  un«  Don  Snbe  Sprit  biSSep» 
©laubett  ber  Seeleute  für  jebe«  ihm  begegnenbe  Schiff  tember  unb  geht  im  Sinter  bi«  Snnerafrita.  ©r  lebt 
beffen  fid)em  Untergang.  Sic  Sage  würbe  in  Soma»  paarweife  auf  Bäumen  unb  im  fflebiifeh,  auch  inSör» 
iten  Don  Kapitän  SRarrpat  ( »The  flying  Dutchman«)  fern,  tommt  nid)t  auf  ben  Boben  herab,  nährt  ftch  Don 
unb  S. ©.  Brachoogel  (»Ser  fliegenbe  ^oüänber«)  be»  3nfe(ten,  in  ber  Plot  Don  Beeren,  fingt  unbebcutenb, 
hanbelt.  Sie  erhielt  Don  fi.  jicine  in  ber  Schrift  »Bu«  niftetaufniebrigenBäiimen,unterSächcm.m8auni* 
benSRemoiren  be«  ^errn  Don  SchnabeleWopfli*  eine  unb  SRauerlöcbcrn  unb  legt  im  PR ai  bi«  3uli  4 — 5 
neue,  überau«  poetifd)c  Schluftweubung,  wonach  ber  blaugrünlidic,  h<U  roftfarbig  gcfledte  ©ier  (f.  Xafel 
fliegenbe  fiollänber  burth  ba«  Cpfer  eine«  liebenben  »Gier  I«,  ffg.  48),  bie  beibe  Gttcm  in  14  Sagen 
Selbe«  erlöft  wirb.  Unter  engfter  Anlehnung  an  oubbrüten.  PRan  hält  ihn  in  ber  ©efangenfehafi,  um 
ipeine«  Grfinbung  fchrieb  S.  ®agner  feine  berühmte  ihn  bie  Siegen  im  .{immer  fortfangen  ju  (affen.  Ser 
Oper.  Bgl.  Slttdjer-Baffet, Legcuds andsuper-  Xraueroogel  (Sornfinf,  Xotentöpfchen, 
Ktitiona  of  the  s«a  and  the  soilors  (©hitago  1885);  Baumfchwälbchen,  Schwa lbengra«mü de,  M. 
Söbillot.  Legendes,  croyances  et  superstitions  atricapilla  L.)t  13  cm  lang,  23cm  breit,  mit  (urjem, 
de  !a  mer  (Bar.  1887);  5).  3 r o i n g , Chroniclcs  of  faft  gleichfeitig  breiedigem  Schnabel  unb  nach  ©e- 
Wolferta  Roost  (£onb.  1855);  1p.  Smibt,  See»  fcplecht,  Pllter  unb  3ahre«jeit  Derfducbenem  öerieber. 
mann«fagen  unb  Schiffermärchen  (Verl.  1849).  Sa«  PRännchen  im  fiocbjeitetleib  ift  oben  tiefgrau, 
ffliegenber $onäubcr(31iegenberS^otte),  fchwarj  gefledt,  mit  weificr  Stirn  unb  Unterfeite  unb 
ein  jwtid)en  lionbon  unb  Sbinburg  berfelircnber  weifsem  Sdiilb  auf  ben  ffliigeln.  (ir  finbet  fiefa  in  (Ju 
Sdmeüjug,  ber  oft  al«  ber  fdhneüftc  3ug  ber  Seit  be»  ropa  unb  Rleinafien,  bei  un«  Pon  PRitte  Plpril  bi« 
jeichuct  wirb,  ober  mehrfach  üherholt  ijt  (bgl.  ©ifen»  Septemher,  geht  im  Sinter  bi«  PRittelafrita,  ift  mun 
bahnfahrgefchwinbigfeil).  ter,  gewanbt,  fingt  angenehm  unb  fefjr  früh,  lebt  Don 

ffliegenber  Smub,  f.  ffeberhunbe.  3nfetten,  in  ber  Sol  Don  Beeren,  niftet  im  PRai  bi« 

fflicgcubcr  'fjah  (Sreifchlag),  eine  unregel»  3uli  in  Höhlungen  aller  Bäume  ober  im  ©eftrüpp 
^rnäpige  ©angart  be«  Bferbe«,  bejtehenb  in  einem  unb  legt  5 — 8 blafegrüne  Gier  (f.  Xafel  »Gier  I«, 
‘übercilicn  unb  fehlerhaften  Xrab  mit  Dorübergehen»  ffg.  50),  bie  Don  beiben  Gltem  in  14  Xagen  au«ge» 
ben  Bafttritten.  brütet  werben.  Gr  eignet  ftd)  trefflich  für  ben  Stäfig 

ffliegenber  3ommcrf  f.  Plltweiberfommer.  unb  für  ba«  3immer.  3n  3la|ten  erlegt  man  ihn  in 

ffliegenber  Stäuber,  f.  ffottiHenftanber.  grojjer  3ah'  für  bie  Küche.  Ser  3't’ergfliegen» 

ffliegenbe«  4Matt,  Saute  ber  jahlreichen  mit  fchnäpper  (Spa  nif  che«  So  lieh  Ich  <»,  M.  parva 


695 


gliegetiftfdjerci  — glicfen. 


Bechst.),  12  cm  lang,  20  cm  breit,  oberfeit«  rötlid) 
braungrau,  auf  ben  groften  Cbcrflügelbedfebem  tief)» 
ter  getantet,  an  Kirnt,  £>alä  unb  Dberbruft  roftrötlid), 
unlerfeit«  weißlich,  finbet  fid)  in  iUiittcl-  unb  Cjtcuropn, 
tocftlid)  bi«  Vreußeit  unb  Säneinart  (feiten  in  Oft' 
beutjcblanb)  unb  in  Sejlafien,  im  Sinter  in  Fnbien, 
borjugäweife  in  bid)ten  Sälbem.  t£r  weilt  bei  unc- 
Don  Vtai  bi«  itluguft,  niftet  im  Vtai  unb  Jluni  in 
Vaumböblc»  ober  auf  ©abeläften  unb  legt  4-  üblau- 
grünlichroeiße,  roftfarbig  gezeichnete  liier  (f.  Safel 
»Eier  I«,  tjig.  51),  bic  beibe  Elteni  nuebrütcn. 

Flicgcnfiicbcrci,  f.  <lngelfifd)erci. 
liegen  bol, 1,  f.  Quassia. 

fliegen  floppe,  Vflnir,cngattung,  (.  Dionaea. 

Flicgcnfopfc,  f.  Slodieren. 

Flicgcnlcim,  f.  Vogelleim. 

fjliegettpopicr,mit  arfenigfauremVItali  getränt- 
te«  üöfebpapier , ba«  man  zur  Vergiftung  ber  Stu- 
benfliegen befeuchtet  unb  mit  3uder  beflreut  auf  Sei- 
ler legt. 

Fltegettpilj  (Fliegenblätter  pilj),[.  Agaricus. 
liegen irbnäpper,  f.  Fliegenfänger. 

Flicgcnfchtoamm,  f.  Agaricus,  S.  162. 

ffliegenfietn,  f.  Arien. 

Fliegentoter,  fobiel  wie  Ernpnsa  (f.  b.). 

Flicgrnbogel,  foniel  wie  Kolibri. 

Flieger  (engl.  Fiber,  (er.  (ffier),  in  ber  Surf- 
ipradie  ein  Vferb,  ba«  über  eine  für  je  Siflan,)  eine  be 
fonber«  große  Sdjnelligfeit  ju  entwideln  uennag,  bas 
aber  gemöbntid)  über  längere  Siitanjberfagt.  ©egen- 
fab  »Steber«  (f.  b.). 

Fliehfraft,  f.  3«ntrifugalfraft. 

Fliefcn,  mcift  quabratifchc  ober  mehredige,  feite- 
ner  runbe  Selegplatten  für  Fußhohen  unb  SKauer- 
wert  Don  Stein  (JKarmor,  Sonfchiefer),  gebranntem, 
glafiertcm  ober  nidit  glaficrtem  Son,  bon  Vorjellan 
ober  ©lab,  einfarbig  ober  bunt,  bie  ju  mebr  ober 
minber  einfadien  Uliuflem  jujamniengcfteHt  unb  in 
SRörtel  (jelegt  Derwenbet  werben.  Sie  Sitte,  Sänbe 
unb  Fußböben  mit  'Uiarmorplatten  ju  befleiben, 
taudtte  (ciion  in  ber  fpätern  Hagerkeit  in  Siom  auf  unb 
erhielt  fid)  ba«  ganze  SWittelaltrr  Ijinburd).  Sie  glat- 
ten würben  fpäter  mit  figürlichen  unb  ornamentalen 
Sarftellungen,  mit  Sappen  u.  bgl.  beforiert,  bie  an- 
fang«  icbwarj  auf  weiß  burd)  ©rabierung,  bann  far 
big  burd)  Einlagen  bunlcu  üJiarmor«  bcrgcfteQt  Wur 
ben.  Ein  glängenbeä  Veifpiel  biefeä  'fälattenbelag« 
finbet  fid)  im  Som  ,(u  Siena.  Seit  betii  13.  Fahrt), 
tarnen  in  Europa  auch  glatten  au«  gebranntem  Sou 
auf,  beren  SKufter  teile  aufgemalt,  teile  in  eingepreß- 
teiti  SRelief  bargeftedt  Waren.  Sie  Vlatten  würben 
auch  emailliert  unb  Dergolbct.  Ser  Urfprung  biefer 
Sonfliefen  ift  im  Orient  ju  fudjen,  namentlich  im 
alten  njfßriich  ■ babl)lonifd)en  Veid),  in  Verfien  unb 
Arabien,  öauplfabntationoorte  waren  fpäterörufja 
in  Hleinaften,  yepahan,  Samaetue  unb  Kairo,  jn 
Europa  war  biefe  Vlattenbetleibung  am  meiften  Der- 
breitet unter  ben  SRaurcn  in  Spanien  (f.  Vtsulejoe), 
pon  wo  fic  and)  nach  $>ollanb  tarn,  unb  in  Italien 
unb  Frantreid)  Währenb  beä  ilRittclalterq  unb  be« 
16.  unb  17.  Fahrt).  (italienifd)e  Freien  f.  Safel 
• Ornamente  III«,  Fig.  20;  Dgl.  aud)  Sertfig.  1—3). 
Fn  ^lotlanb  würben  F«t)nKCTlteien  mit  blauer  ober 
brauner  Vialerei  (Viamußen  genannt)  bcrgeftellt. 
Veuerbing«  ift  bie  Fabritation  bon  Son«  unb  Vor- 
jellanfliefcn  wieber  (ehr  in  Schwung  gefomnien,  wo- 
bei teppichartige  ornamentale  unb  figürliche  Koni- 
pofitionen,  auch  ganje  Sanbgemälbe  aus  F-  (ufam- 
mengefeßt  werben,  tpauptfabnlationoorte  ftnb  Stofe 


upon  Srent  (Viinton),  Vroielet)  in  Shropfhire  (SKaW 
u.  Komb.),  Vteltlad)  (ViUeroß  u.  Voch)  unb  Karl« 


fttg.  1 u.  2.  $ranjöftf$c  süobenf liefe  (13.  3a^.). 


3.  tiobenplattrn  au«  btm  Galati»  $itti  in 
glorenj  (17.  3afr{}.). 


$ig.4.  Bobenplattc  oon  Silier 09  u.  8oi$tn5Hettlac&. 


■gig. 5.  SobenpIatteoonSilleropu. So<$tnlRettla<b. 


G9ti 


gliejcnjiegel  — glind. 


hob  (finoU).  Tie  beiten  g.  ftnb  bi«  URettlacher,  bic 
auf  einet  nicht  ganj  homogenen örunbmaffe  eine  jtartc 
Schicht  farbigcnXon«  bepßen  unb jumXcilfebr  reutie 
2Nufler  »eigen  (gig.  4 u.  ö).  Sie  werben  unter  [etjr 
flarlem  bHbrmilijdjeu  Trud  geformt  unb  bann  ge- 
brannt. Tie  fcbroebifdien  g.  befteben  au«  grobem 
üiarmor,  bem  fogen.  gliefenflein.  Sgl.  VlmS,  Les 
carrelaueä  «maillös  du  muyen-&ge  et  de  la  lieuais- 
sauce  (Bor.  1859);  SHotellini  unb  Sreitci,  Kac- 
colta  di  urnamenti  tratti  da  terre  cotte  dipinte  in 
Siena  nel  aecolo  XV  e XVI  (csiena  1873);  üReu 
rer,  3talienifd)e  SRajolitafliefen  au«  bem  Enbc  bee 
15.  unbSnfangbeS16.  gcit)rt).(Serl.  1881);  Srenci 
unbL  e f f in  g , äRajotifaftiefen  au«  Siena  1 500 — 1650 
(baf.  1884);  3acob«tI)ai,  Sübitatienijcbe  gliefen- 
Ornamente  (baf.  188(1);  8nod)cnf)auer,  Bieber- 
länbifdie  gliefenornamente  (baf.  1888);  Beding, 
gtiejenböben  itad)  ©cinälben  beb  15,  unb  16.  3abr 
bunbertb  (Stuttg.  1903);  gorrer,  ©cfd)id)le  ber  eu 
lopäifchen  gtiefenfernuiit  (Strafib.  1901). 
gltcfcn, \iegcl,  f.  SRa  uerfteine. 
glicfjgrcnjt,  f.  Elairijität,  S.  591. 
gließpapier,  fooiel  wie  Löfdipapier  (f.  Rapier) 
ober  giltrierpapier  (f.  gittrieren,  3.  566). 

glictc  (gtame),  eine  ueriinberte  (nad)  bem  Er- 
finber  benannte)  Lanzette  jum  Sbcrlaffen  bei  Tieren. 

gligcUl,  üluguft,  öflcrreid).  gelbmarfd)alleut- 
nant,  geb.  1810  juXamoW  in©aiijicn,  geft.  12  Vlpril 
1879  in  SBien,  würbe  1853  Tireftor  beb  SRilitärgeo- 
grapbifeben  gnftitutb  tn  SBien.  Er  erwarb  fid)  große 
Serbienflc  um  bic  Triangulierung  unb  Vnnbebauf* 
nabme  ßfterreid)«,  feit  1861  um  bie  europSifcbe@rab 
meffung  unb  begrünbete  namentlich  bie  flnwenbung 
ber  Veliograoüte  jur  Jicritellung  bon  »arten,  Wie 
fie  bei  ber  Spcjialfarte  ber  öfterreiebifd)  * ungarifchen 
SRonardjie  jur  Sudführung  fam.  äseit  1872  penjto- 
niert,  blieb  er  nod)  bib  1875  ©räftbent  ber  bfterrei 
ebifdten  ©rabnieffungötommiffion. 

gflimmer  (SBimpern, Eilien, glitumcrbär- 
eben),  äußerft  jarte,  mitroflopifcb  tleinc  gortfäße,  bie 
aub  bem  gnuem  einer  gelle  ljer»orragen  unb  regel 
mäßig  bin  unb  per  fdiwingen.  Sie  finben  fid)  bei 
SBirbellofen  feßr  Diel  häufiger  alb  bei  SBirbcltiercn, 
bodj  fehlen  fie  y B.  fämllicben 
©lieberfüßem.  ©ei  bbbem  Iie 
ren  treten  g.  an  ben  »crfd)ieben 
ften  Stellen  ißre«  Körpers  auf, 
bei  manchen  nieberfteit  ein jetligen 
Tieren  unb  ©flanken  (Schwärm- 
fporen)  bienen  fie  teilet  ju  beren 
gortbewegung,  teilb  jur  Erre- 
gung eines  Strubclb  im  SJajfer, 
um  Ballung  h^bojufebaffen. 
Cjt  jieben  fie  fid)  jeitweiliginbab 
Snnere  ber  .gelle  juriid,  meift  je- 
bod)  erlifcbt  ihre  Bewegung  «ft 
mit  bem  Tobe  ber  gelte.  Seim 
SRenfcßen  ilberfleiben  folcbe  glim- 
merjelten  (glimm  erepit  be- 
lium,  gig.  1)  bic  Schleimhaut 
ber  Bafc  utib  ihrer  Bebcnh&ßlen, 
bebllebiropfeb,  berüuftröbre  unb 
ihrer  ScrjWcigungcn  in  ber  Lun< 
ge,  ferner  bie  innere  glädie  ber 
tpimbölilcn  u.  beb  gentrallanalb 
im  HUidenmarf,  bie  Scbleimbaut 
ber  ©ebärmutler  unb  ber  Eileiter,  »leine  Körper 
werben  burd)  bie  SBimperbewegung  »crfdioben,  unb 
[o  bient  bie  glimmerung  im  Eileiter  unb  Utcrub  ber 


ßjifl-  1.  Rümmer* 
jrlle.  ft»g.  2.  «<t- 
jtcljdle  mit  Ära* 
flenf  aum(oond»cm 
S^roamm  . u fl  cm. 


gortbewegung  non  Eiern  unb  Samen,  in  ben  Luft- 
wegen  jur  Entfernung  non  Staub  unb  ähnlichen 
Tiiigcn  aub  ben  feinften  Lufträumen  b«  Lunge  ;c. 
SRäßige  Erhöhung  ber  Temperatur  ober  elcttriicbe 
«tromfcbwanlungen  wirten  befcßlcunigenb,  febr  nie- 
bere  unb  hob«  Temperaturen  fowie  Säuren  bringen 
bie  Bewegung  jutn  StiUftanb,  wäbrenb  aUatijcbe  Lö> 
jungen  bie  erlofcbene  glimmerbewegung  wieber  her 
beifübren  ober  träge  Bewegung  lebhafter  machen,  Ten 
glimmer jeden  febr  ähnlich  ftnb  bie  öeißeljellen 
(gig.  2),  bei  benen  bieEclien  burd)  eine  ober  jwei  große 
unb  lange  ©eißeln  erfeßt  finb,  hierher  gehören  and) 
bie  Samen fä ben,  beren  Scbmanjfaben  ber  ©eißel 
entfpricht.  Eine  Abteilung  einhelliger  Tiere,  bie g lä- 
ge Hat  en,  bat  »on  bem  Befiß  ber  ©eißel  (flagel- 
lum)  ißren  Bamen  (f.  Brotojocn).  Sgl.  Engel- 
mann, Über  bie  glimmerbewegung  (Leipj.  1868). 

glimmerlarUC,  f.Entwidelungbgefcbiibte.  3.845. 

glimmerff  otom,  Slugenleibeit,  bei  bem  unter  bem 
©efflbl  »on  Scbwinbel  meift  in  ber  Baße  best  gira- 
tionopunfted  ein  ftarleb  glimmern  auftritt,  bad  ficb 
allmäblicb  über  einen  größern  Teil  bed  ©efichtdfelbed 
»erbreitet.  Tiefest  bat  feinerfeitS  nicht  bie  normale 
Üludbebnung,  fonbern  jeigt  fpmmetrifcbe  Einengun 
gen  auf  beiben  Bugen.  Tab  g.  tritt  anfallämeife  auf. 
häufig  »or  ober  nach  SRigräne;  eö  beruht  auf  Er- 
nährungdftörungen  im  ©eßim  (Sebfpbäre  bed  S)in 
terbauptlappene).  Tie  Bebanblung  befiehl  in  allge- 
meiner »räftigung.  Ein  ©lad  SBcin.  »affee  ober  Tee 
fann  ben  Einjelanfatl  oft  fcpneU  beieitigen.  fiäu 
fige  ÜBieberbolung  berfelben,  namentlich  aber  bad  Buf 
treten  noch  anbrer  Sdiwäcbejuftänbe,  Lähmungen 
u.  bgl.,  ftnb  oft  Bnjeichen  ein«  ferneren  ©ebim- 
erfrantung. 

grlimst  (rätorom.  glent),  ftart  befuchter  Luftfur- 
ort  im  fchweijer.  Kanton  öraubünben,  Bcjirf  3m 
Boben,  1102  m,  auf  einem  gewaltigen  präglajialen 
Bergiturj,  an  ber  Lanbftraße  Ebur- glanj  unb  mit 
Elm  (i.  b.  2)  burd)  ben  Segnedpaß  »erbunben.  winb< 
gefchüßt  u.  feßr  fonnig.  mitasooi  789  Einw.  meift  räto- 
romanifcher  gungc  unb  proteftantifcher  Vtonfeffion. 
grei  auf  auefiditoreicber  »uppe,  »on  fdjattigen  Ba- 
bel Wölbern  umgeben,  fleht  bie  großartige  unb  mufter 
baft  eingerichtete  »uranitalt  Srfalbbauä  (1150  m). 
3n  ber  Bäbe  ber  grüne  Eaumafee  (8,3  Lieltar),  nüt 
Babeanftalt. 

gliiicf,  ©ooaert  (©ottfrieb),  nieberlänb.  Bla- 
ler,  geb.  25.  3an.  1615  in  »lese,  geft.  2.  gebr.  1660 
in  Bmfterbam,  mar  Schüler  »on  Lambert  3acobdj  in 
Lecuwarben  unb  fanb,  nach  9lm jterbam  übergefiebelt, 
Bufnaßme  in  Bembranbtd  SBertftatt,  beffen  SRanier 
er  fid)  nach  Kräften  aneignete,  fo  baß  er  unter  allen 
Scpülem  be*  IReifterd,  nüt  Suanabme  »on  Eedboul, 
jenem  am  nächften  gefommen  ift.  1652  erhielt  er  bad 
Bürgerrecht  in  Bmfterbam.  Schon  ju  feinen  Leb- 
zeiten war g.  feßr  gefcßäßt  ; namentlich  ließen  ber  »ur- 
türft  gnebrieß  SBilbeim  »on  Brandenburg  unb  ber 
Srinj  Ui o riß  »on  Baffau  »iele  Silber,  »orjugdweife 
Borträte,  »on  ißm  malen.  Er  malte  auch  Silber  auä 
ber  heiligen  ©efehießte  (3faaf,  ben  3atob  fegnenb,  im 
'lltnieum  ju  Smfterbam ; Ülbrabam,  bic  Vagar  »er 
ftoßenb,  in  Berlin ; ber  Engel,  ben  Jurten  bie  ©eburt 
Ebrifti  »erfünbenb,  im  Lou»re  ju  Sari«,  u.  a.)  unb 
©enrebilber,  wie  j.  B.  bie  ÜBacblftubc,  in  Bciindien, 
feine  ^aupltätigteit  erflredte  fid)  aber  auf  bie  Bor- 
Irätmalerci.  Schon  mit  22  3äßren  triftete  er  hierin 
Treffliche«,  wie  ba«  Bilbni«  eine«  jungen  Biaitne« 
in  ber  Eremitage  »on  Betersburg  beweeft.  Vluf  ber 
UoQen  JiöbeberHReifterfcbaft  jeigt  er  fid)  iui  Begenten- 


697 


glinber  — glint. 

ftüdoon  1642  (imStathaud  ju  Wntfterbam) ; »ortreff*  i.  Sch l. - griebeberg  a.  Gu.,  bat  eine  cOangelifcbe  unb 
lid)  ift  and)  bad  große  Stbügenflüd  im  SRijtömufeuiii  eine  tatl).  Sircbe,  gabritation  »01t  Sjolgwaren,  Säge* 
bafelhft,  »on  1648.  ©leid)  iRembranbt  mar  g.  aud)  miit)le  unb  (woo;  1957  meijte»ang.Ginwohner.  glind* 
cm  leibenfcpaftlieberSammler  »an Sipdabgüffen  nad)  bergS  SKinera (quellen  (Jufammenfeßung  f.  Za- 
antitcnSilbwerfcn,  ©emälben,  fcoiibjeichiiungen  unb  belle  >Wineralwäffer  III«),  fd)on  im  16.  3aitrb.  be 
iiupferftid)en,  wofür  nach  feinem  Xobe  gegen  12,000  lannt.  Werben  getrunten  unb  in  gorm  »on  Säbern 
©ulben  gelöft  würben.  benußt.  9tucp  fommengidjlenrinben-  u.gitblennabel- 

glinber,  flimmembed  Wetaüblättchen,  fobiel  wie  bäber.JialtwafierturtCjurSlnWenbung  Gbcnfowirb 
glitter  (baßer  glinberhaube,  bie  mit  bergleidjen  g.  alb  Himatifdjer  Kurort  benußt.  Xie^abl  ber  Rur* 
Scpmud  behängte  Staatdhaube  ber  grauen  im  Wit*  gäfte  belief  ftd)  1902  auf  8500.  Sgl.  91  b a tn , SBab  g.  als* 
telalter);  wirb  au<6  auf  flatlcmbe unb flitternbe Singe  flimatifcber  tturort  (©örliß  1891)  unb  giibrer  für  g. 
(j.  8.  auf  ben  Schmetterling,  ben  Schleier  ic.)  über*  u.Uniaegenb  (3<bw«ibn.  1899);  Sieugebauer,  Sab 
tragen.  Sgl.  glinbrid).  3frrgebirge  unb  ber  Rurort  g.  (ö.  Sufi.,  ©örliß  1896). 

glinbcrd, glujjimbrinfdt  auftral. Staat  Gueend  glinfii),  gerbinanb  Sraugott,  Staufmann 
lanb,  entipringt  unter  20“  fiibl.  8r.  auf  beut  Safel*  unb  Jnbuftricllcr,  geb.  19.9lug.  1792  in  8lanfenbcrg 
lanb  im  Jnnem  unb  münbet  unter  17"  80“  fiibl.  8r.  a.  b.  Saale  ald  Soßn  eined  fieinen  Sapiermüllcrd, 
in  ben  ©olf  oon  Garpentana.  j geft.  ll.9iob.1849  in  fieipgig,  grünbele  1819  in  Beiß* 

glinbcrd,  Walthern,  engl.  Seefahrer,  geb.  16.  jig  ein  i|)apiergefd)äft , bad  ber  batnald  noch  wenig 
War)  1774  in  Sonington  (Bincolnfljire),  geft.  19.  lUitmideltenbeutfcbeiiSapicrinbuftrie  et  beblichen  Sor* 
guli  1814  in  (Bonbon,  ging  1790  jur  See  unb  unter*  fdjub  leistete  unb  einen  fepnellen  iluffchwung  nahm, 
fiubte  1795—99  mit  bem  Vtrjte  Sag  j.  I.  in  einem  g.  errichtete  bann  in  Slnnaberg,  yof,  Satjreutl)  unb 
2,5  m langen  ®oote  bie  Süboftfüfte  Wuftraliene  bott  Strafjburg  Heinere  unb  1827  inOjfenbad)  ein  jroeiteb 
ber  Bterbep  * Sai  im  O.  biss  Banbiemcndlanb , ba«  er  großes  fßapierlager.  Sie  Beitung  bed  leßtern  über* 
»oüftänbig  umfuhr.  9luf  einer  neuen  Seife  erforfebte  nahm  fein  Bruber  ,'peinrid)  (geb.  21.  Wärj  1802, 
er  mit  bem  ausgezeichneten  9iaturforfcber  Sichert  geft.  20.  (Juni  1885).  Sie  Hentern  Bager  würben  itt 
Srown  (f.  Srown  3)  1801 — 02  bie  Süb*  unb  Oft*  ber  golge  mit  ben  beiben  grobem  oerfchinoljen,  unb 
lüfte  ßluftraliend,  burchfiüjr  bie  Xorresftrane  unb  bad  Offenbarer  fiebelte  nach  granlfurt  a.  Uli.  über, 
nahm  ben  Garpentariagolf  auf,  bid  ihn  ber  fd)Icd)te  ßln  Stelle  ber  §anbarbeit  führte  g.  itt  ber  Bapier* 
3uftanb  feined  Seßiffcd  jur  Siüdtchr  nach  Sl)bnct)  fabriffeineb  Setters  Seferftem  in  ^Jenig  ben  Wafchinen* 
unb  Guropa  jwattg.  Unterwegs  litt  er  Scbiffbrud),  betrieb  ein.  Gr  lieferte  balb  ein  uortrefflidjed  Sanier 
Würbe  aber  gerettet  unb  gelangte  nadjgdle  begrance,  uttb  legte  1841  in  Slantenberg  eine  zweite  Wafebinen* 
wo  ihn  bie  granjofen  7 Jahre  lang  gefangen  hielten,  papierfabrif  an.  3n  fleipjig  erwarb  fidtg.grofie  Ser* 
g.  war  einer  ber  erften,  bie  ben  Ginttuß  bed  Sd)iffd*  biettfte  um  bie  Stabt:  er  war  wicberbolt  Sorfteher 
eifens  auf  ben  Kompaß  ertannten  (f.  glinberdftange).  ber  £>anbclölehranftalt,  grünbele  bie  ’ilrbeitdnacbwei* 
Irr  feprieb:  »A  voyage  to  Terra  Auatralia«  (flonb.  fungdanftalt  unb  beteiligte  fiep  an  ber  ©rünbung  ber 
1814,  2 8be. ; beutfd),  iBeim.  1816).  Sgl.Shbnnt>  Seftalojgiftiftung.  Slattlenberg  erhob  fid)  Durch  ihn 
Matthew  F.  (Bonb.  1896).  ju  grojjettt  Siohlftanb.  Sad  Scipjiger  ©efdjäft  über* 

glinbcrdinfct,  f.  gumeaujriiticln.  nahmen  nach  feinem  lobe  fein  Sntber  Slarl  Suguft 

glinberdftange,  juerft  oon  glinber»  angewen*  (geb.  28.  Sug.  1799)  unb  feine  Söhne  ©uflao  (geft. 
bete  (entrechte,  Weiche  Gifenftange  neben  bem  Rom*  21.  3uli  1875),  £> e i n r i d)  unb  iillejaitber,  bad 
pah,  um  beffen  ülblenhtng  infolge  oon  Sertifalinbut*  grantfurter  Staud  fein  Sntber  Heinrich,  ber  aud)  in 
tion  im  Sdtifffleiicn  aufjupeben.  greiburg  i.  Sr  eine  Stafdtincnpapierfabrit  befaß. 

glinbrid),  frühere  Steiner  Stlberidtccbeiuunje  ju  ©uftab  g.  enoarb  1852  bie  Sapierfabrit  Stodpuben 
4 ©roten,  bann  aud)  (glinber  unb  glinberte)  bei  fieipjig.  Sie  1863  ncugeftalletc  gabrit  in  '(Senig 
oftfrieftfehe  Oon  gleichem  Öerte.  gingl872an  eineSHiengefeüfchaft  über.  1863 Würbe 

glinbt  tgltjnt,  Slpnbt),  Saul,  91ümberger  eine  giliale  bed  ^anblutigdhaufed  in  Serlin  errichtet, 
öolbidjmieb,  befonberd  gefchiipt  ald  Craamentftecher,  bie  1883  bie  Gbromo*  unb  SVartonfabrit  in  SUeißen* 
Schüler  »on  Silenje!  3amnißer,  würbe  1563  Weiftet,  fee  erwarb.  1879  würbe  bie  Sapierfabnt  in  Siefen 
War  eine  3eitlang  in  Siiett  tätig  unb  ftarb  um  bad  jtein  errichtet  unb  1887  ein  3wetggcichäft  in  £>am* 
Jahr  1620  in  Stintberg.  g.  hat  fuh  burch  eine  grö*  bürg.  Sie  Slantenberger  gabrit  ging  18!»4  an  Siebe, 
hereSnjahl  (betannt  finb  72  Slätter)  9upferftidtc  in  bie  ftodpubetter  1899  an  Heinrich  g.  jun.  über,  ©egen- 
gcpuntler3Kanier(bieSinien  finb  audeinjelnen  Sunt*  wärtig  finb  bie  Seftßer  bed^aufed:  gerbinanb  Btein* 
ten  jufantmengefejtt),  Safett,  Schalen,  Sccper,  Beud)*  rieh  S-  tn  fieipfig,  Slefanber  gerbinanb  g.  in  Serlitt 
ter,  Xartufchen,  Blumen,  grüdjte , Wadten , Banb*  unb  Johannes  g.  in  tpamburg.  Sad  grantfurter 
fepaften  mit  Sieren,  auch  Stift orien  barftellenb,  über-  ©efdhaft,  mit  bem  1858-65  eine  Schriftgießerei  »er* 
haupt  Ornamente  ald  Sortagen  für  ©olbfchtttiebe,  buitben  war,  übernahm  nach  bem  Sobc  »on  Ipein* 
betannt  gemacht,  bie  in  einzelnen  Sammlungen  (8  rieh  g-  (1865)  beffen  Sohn  Säilhelttt.  Sgl.  Süd, 
Stiid  1592  ju  Säten,  40  Stüd  1594)  erfd) jenen.  Sein  Sad  Stanblungdhauö  gerb.  g.  (granff.  1869). 
Wonogramm  ift  P.  V.  N.  Siefe  für  bie  ©eidtichte  glint,  fooiel  wie  geuerftein. 
unb  Jechnit  ber  ©olbfchmiebetunft  wichtigen  Slätter  glint,  1)  Stabt  (munieipal  borough)  in  glint* 
finb  auherorbentlid)  feiten.  Sie  »oUftänbigfte  Samnt*  fhire  (Sialed) , am  Slftuar  be«  See , mit  »erfanbetem 
lung  befißt  bad  Sunftgewcrbemufeum  in  Sweben.  Vafctt,  Siumen  einer  Surg,  in  ber  1399  iHidjarb  IL 
Kludgeführte  Silberarbeiten  »on  g.  finb  nicht  betannt.  ald  ©efattgener  faß,  unb  ciood  4624  Ginw.  Sabei 
3n  Btchtbrud  wttrbett  33  Gntwürfe  ju  öefäßen  tc.  djemifchc  gabrifett , Sleifcptttelien,  ftupierwerfe  unb 
herauägeacbcn  (Beipj.  1888).  Sapierntühlen. — 2)  Sjauptftabt  ber  öraffchaft  ©ene  • 

glindbcrg,  Sorf  unb  Sabeort  im  preuß.  SRegbej.  fee  im  norbamerifan.  Staat  Wuhigan,  am  glint  Si* 
fliegniß . Hretd  Söwenberq , 472  m ü.  W. , im  Sale  uer,  90  km  norbweftlich  »on  Setroil,  hat  eine  Saub* 
bed  Gueid  am  guße  bed  Jlerfammed,  8 km  bon  Sta*  ftummenanftalt,  Säge*  unb  £>obelmüt)lm  unb  agao) 
tion  griebeberg,  an  ber  Staatdbahnlinic  ©rciffenberg  13,103  Ginw. 


698 


glittte  — 

Stinte,  ba®  ju  (inbe  be®  17.  3aftrft.  eingefüftrtc 
unb  nad)  bcm  gt  uerftein  (J^lint)  benannte  Steinfefttoft 
gelucftr,  ba®  leichter  al®  bie  ciltem  ©etoeftre  war.  &.  beifit  i 
aud)  ba®  glatte  Jagbgewehr.  wenn  jweiläufig : $op< 
pelflinte.mitBüefte-u.Slintenlaui : Bucftsflinte. 

Slintciiriniie,  Sccftraße,  f.  Xtogben. 

Älintenftcin , für  Bcnuftuitg  im  Sleinfcftloft- 
geweht  jugeriefttele  Stüde  geuerftein. 

Slintgia®,  bleihaltige®  Sita®,  f.  Sita®. 

Stint  iNiPer,  1)  (Xftronatecäfa)  Stuft  im 
norbamerifan.  Staat  ©eorgia,  480  km  lang,  bereinigt 
lieft  mit  bcm  ßftattnftoocftee  jum  flppalaefticola,  ift  bi® 
Bainbribge,  80  km  aufwärts,  fcftijfbar.  — 2)  Guetl- 
fluft  be®  aaginam  im  Staat  Siicftigan. 

Sliiitfhirc  ((er.  fttntfitM,  ©rafjebaft  in  'Jimbroale®, 
ant  Stituar  be»  lee  unb  uon  Xenbigbfftire  unb  Sftcfbire 
umgeben,  mit  einem  abgetrennten  Streifen  Sanbe®  im 
SÄ, bent  fog.Maelor  3ae®neg  (»Sacftfentanb«), 
ftat  ein  Areal  non  667  qkm  (12, t CM.)  unb  (1901) 
81,700  S um».  (122  auf  1 qkm).  Sjauptflabt  ift  Molb. 

Slintfftireftciuc,  f.  Mauerfteine. 

Slinj.  buiitler,  etion®  fälliger  Seftiefer  bt®  Ober- 
beoon®  itt  Seflfaten  (f.XeOoni  jdfte  gormntion,  S.850) ; 
au(ft  bergmänn.  Sofalbcjcicftnutig  für  Spateifenftcin. 

Still \cr,  S'bor,  Mater  imb  fleieftenteftrer,  geb. 

4.  April  1832  in  SHeirttenbad)  im  Bogttanb,  luar  uon 
1842  — 59  Seftiiler  ber  ftunftafabemie  in  X)re®ben, 
loo  er  fteft  feit  1853  in  Scftnorr®  Atelier  anfang®  ber 
©cfeftiefttSmatcrci  loibntcte.  Später  malte  er  ftumo- 
riftiftfte  Bilber  au®  bem  Sieben  ber  Xiere  in  öl  unb 
VlquareQ,  maeftte  lieft  aber  ftauptfäcbliift  al®  3Huftra 
tor  ooii  3ugenbf(firiflen  oerbient,  befonber®  in  ber 
3eitfeftrift  «Xeutfcfte  3ugcnb«.  Seine  ßinbcrbüefter 
t»!Heined(e  Su<ft®*,  »Siaeftenb«  Siinber* , »Sugenb- 
bruitnen*,  »Xcr  XicrftruloiDelpcter«,  »Kßnig  91o- 
bei«  u.  a.,  mit  Xert  Pon3-  Softmefter,  3t.  Btütftgen, 
Siel)  u.  a.)  ftabeit  burtft  iftren  gefunoen  Junior  lueite 
Verbreitung  gefunben.  Bacftbcut  er  bon  1859 — 72 
al®  ifeicfienleftrer  in  tSftemnift  tätig  gewefen,  fiebelte 
er  1873  nad)  Seipjig  über,  loo  er  ftäbtifefter  ff  rieften- 
infpeftor  unb  Brofeifor  am  iHealgftmnafiuiit  ift.  (Sr 
gab  heran®:  »öeftrbmft  be® (f eidienunterriiftt® in beut» 
feften  Seftuten«  (5.  Siufl.,  Bielcf.  1896);  »Bflanjcn- 
blätter  im  Xienfte  ber  biibenbcn  Rünfte  unb  be® 
SiünftgcWerbeS«  (Scipj.  1899).  Sgl.  Sriefc,  gebor 

5.  (fceft  1 ber  »Metftobifer  beä  Sjeieftenuntcrricftt®«, 

fjmnnoo.  1890).  [yfuder. 

lip  (eng!.),  ©etränf  au®  Vier,  Branntwein  unb 
litt  (engl.,  (er.  fwrt,  aueft  Slirtation,  ober  [mit 
franj.  (Enbung]  S l i r t a g c),  fiiebelei,  Äofettcric ; amft : 
(Sourfcftneiber,  Souffeur;  gefallfilifttige®  Mäbdjen, 
Rofette;  flirten,  fotettieren,  tänbeln. 

Slinlft  (floWen.  Booec),  Marftfteden  in  ber 
öfterreicft.®rarf(ftait  fflßrj,  Bejirf®ft.  Xotmem,  485  m 
ü.  M.,  am  3fonjo  unb  an  ber  Oon  ©Brj  jum  fJre- 
bilpaft  füftrenben  Strafte,  ftat  ein  Bejirfogeridg,  eine 
Saeftfcftufc  für  Spiftenfläppclei  unb  uoooi  1378  (al® 
©emeinbe  2058)  flowen.  (Sinrooftner.  Sißrblicft  liegt 
bie  oon  ber  Rorituica  bunftfloffene  Xalfeftlmftt  ber 
glitfefter  Rlaufe  (532m)  mit  neuem  Sort;  biefelbe 
mürbe  1809  oon  ben  Cftcrreieftem  gegen  bie  Sran- 
lofen  tapfer  Oerteibigt.  Dftlceft  ba®  Xrcntatal  mit  ber 
Baumbacftftütte  (Sufftieg  auf  ben  Xriglaw) ; »eftliift 
bie  ISaitingruppe  (Monte  (Xatiin  2610  m,  Breftrelenif 
2505  m). 

S'liücr,  fleine,  bünne  Melaltblätteften  (Salier 
f lit  ter),  au®  ®olb»  unb  Silberbteeft  ober  au®  glitler- 
golb  mit  einem  Soeft  in  ber  Mitte,  werben  jutil  Bȧ 
aufgenäftt  unb  follen  juerft  in  franjfifijeften  fflolb 


tfloconirt. 

unb  Silberfabrifcn,  ju  Anfang  be®  18.  3»ftrft.  aber 
befonber®  in  Sfümberg  erjeugt  worben  fein.  Sie  wer- 
ben mit  bem  Slitterftempel  au®  Bleeft  gefeftlagen 
unb  (teilen  meift  Blätter,  Blumen,  Sonnen,  Sterne 
u.bgi.  bar.  Xrafttflitter  erjeugt  man  burift  Blatt- 
jeftlagen  deiner  Xrafttringc  al®  fleine,  freiärtmbe 
Sdjetbeften  mit  einem  ümft  in  ber  Mitte,  aueft  fdftalen- 
artig  oertieft  (öoftlf litler)  ober  mit  Perjierenben 
Sinien,  Bunften  ic.  (al®  Rrau®flitter).  Xie  grßft- 
len  3-  mit  feftr  groftem  Sloift  fteiften  © o 1 b • unb  'Sil- 
berringel. 3m  übertragenen  Sinne  bejeidjnet  3. 
überhaupt  etwa®  gebaltlo®  Sdjiiitmembe®,  bnfter  j.  B. 
Slitterftaat,  glänjenber,  aber  uneiftter  unb  wert- 
lofer  Buft  — Kleine  Kupfcrmiinjen , im  17.  3aftrft. 
im  Braunfcftweigiftften  unb  Manäfelbififten  geprägt. 

SrIiücrBotb(Änittergolb,3iauf(ftgolb),Mef- 
fingbleift  Oon  etwa  Vm— V«>  mm  Xide.  Wirb  bargeftcHt. 
inbem  man  papierbünn  au®gemaljte®  unb  blaitf  ge 
beijte®  Siefftngbleift  in  20  unb  nteftr  Sagen  unter  bem 
Seftitellftammer,  ber  300  — 400  Scftläge  in  ber  Minute 
madjt,  bearbeitet.  Xurtft  biefe  Bearbeitung  erftält  ba® 
Bletft  bie  fnittembe  Steifigfeit  unb  ben  ©tan®.  6® 
Wirb  befonber®  in  Nürnberg  ftergefteüt. 

Süttcrgra®,  fooiel  wie  ^ittergra®,  f.  Briza. 

S'litterfanb,  glimmerhaltiger  Sanb. 

Slittcrtnaeftcn,  bie  elften  Stocftc!!  eine®  jungen 
Sftefianbe®,  wabrfcfteinlicft  niiftt  (Wie  3-  ©rimm 
glaubte)  oon  ben  glittem  ber  notft  einige  ffioeften  ge» 
iragenen  Brautftaube,  (onbem  oon  bcm  altfto<ftbeut> 
feilen  tlitarezzim  (»liebfofen«)  unb  bcm  mittelftoift 
beutfiften  gevlitter  (»fteimliifte®  SJaeften«)  benannt 
3m  16.  u.  17. 3®ftrft-  gebrauchte  man  oietfaeft  bafür 
K u ft  w o eft  e n.  3n  Sranfreicft  unb  Snglanb  fagt  man 
für  3.  «Jionigmonb«  (lune  de  miel,  honey-inoon). 

Flk. , bei  Bflmtjeitnamen  Bbfiirjung  für  £>. 
Slörfe,  geb.  24.  Xej.  1764  ju  Bltenfalben  in  Med- 
tenburg-Seftwcriu,  geft.  6.  9loo.  1853  al®  Brofeffor 
ber  Botauif  in  SRoftod;  Slecftten. 

Sfobcrtgetucftr,  f.  Xefifting. 

S Böefter,  f.  »F«  (in  ber  Mufif). 

Slorfc,  91  bjeieften  ber  Landtiere,  f.  Bbjeiiften. 

Slocfciiblumc,  f.  Centaurea. 

Slocfciilefcit  (Floccilegium,  Carpologia),  eine 
auf  Sinne®täuf(ftungcn  berubenbe  Srfcfteinung  beim 
Xelirittra  ober  anbeni  ffleftimftßnmgen,  wobei  ber 
Kraute  oor  fteft  ftinftarrt  unb  mit  ben  Sjänben  auf  ber 
Settbeefe  etwa®  ju  fueften,  megjujupfen  ober  Wcgju- 
f angen  fefteint.  'Jtticft  bei  Sterbenbeu  beobaefttet  man  3. 

31  oifcn (treu  ling,  f.  Bovist»  unb  Lycoperdon. 

3toefcnftruFtiir,  f.  Stoben,  S.  118. 

SlorfftibriSlofteltfeibe,  frj.  Bassinat),  f.Seibe, 

31oef tapeten , Xapctcn  auo  Seinwanb,  auf  bie 
basMufler  bureft  Scftablonen  ober  Stempel  mit  einem 
Klebemittel  aufgetragen  unb  mit  Scherwolle  berXucft* 
maefter,  aud)  tooftl  mit  Seibenflauft  bebedt  wirb. 
Über  ba®  filier  biefer  fterftellnngSart  ift  man  oer- 
fdiiebener  Bnficftt.  Üfadi  öedmaitn  («©efeftieftte  ber 
©rfinbuitgen« , Seipj.  1784 , Bb.  2)  flammt  fte  ooit 
bem  Snglänber  Sanfter  (1634)  ober  oon  bcm  Sran« 
tofen  Sramoi®  ju 
Souen  (1620);  Oon 
ftier  au®  füllen  Arbei- 
ter ba®  ©ebeimni® 
nad)  Xeulfcftlanb  u, 
benSiiebcrlanbcn  ge- 
bracht ftaften. 

Sloronnß,  wei- 
cher, bider  unb  flodiger  SSinterpatetotftoff,  bei  bem 
bie  fiottliegenben  Scftüffe  jerrauftt  unb  bureft  Klopfen 


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giobben  jjfielb  — ftloing. 


der  Stare  su  fleinen  aufrechten  SSotlbüfcbetn  geformt 
werben.  Sinbenrt  tote  in  ber  Abbildung. 

tylobben  f?ictb((pr.!itbi,  S<b(ad)tfelb  beiSranjton 
auf  berfflrenje  Bon  Schottland  unb  Mortbumberlanb, 
ioo  bie  Schotten  unter  3atob  IV.  9.  Sept.  1513  boit 
ben  Engländern  gefdjlagen  mürben. 

Slobonrb,  ©efdRdRicbreiber  be®  KRittelaltcr®,  lebte 
Don  894 — 966,  WarKlrcbiDar  ber  Kirche  in  Meint®,  be* 
fudjte  unter  Sapft  £eo  VII.  (936  — 937)  Morn,  Der« 
faftte  em  grofte®  SRert  in  lateinifiben$je,rametern  über 
bie  ®efd)icbte  Ef)rifti  unb  ber  fßäpfte  (gebrudt  bei  3Ra« 
bittoit,  »Acta  Sanctornra«,  8b.  3),  eine  bi®  948  rei- 
chende, durch  Bütte  be®  urfunblidjen  ÜJtaterial®  aus- 
gezeichnete OSeirftitfjte  ber  Meimfer  ftirdjc  (l)r®g.  Don 
dintionb  1611)  unb  bie  »Annales«  (in  tßerp’  »Mo- 
mimenta  Germ.:  Script.  HI«),  bie,  Bon  919 — 966 
reietjenb,  eine  gitüc  oott  Mod)  richten  über  Jfranfreicb, 
Sotfjrmgen  unb  ba®  oftfränfifebe  Seiet)  enthalten. 
Seine  (amtlichen  Schriften  würben  beraudgegeben  bDn 
8e  3eune  (Seim®  1854  — 55,  3 8be.). 

»löfld  , Karl  Sricbritb,  üiterartjiftorifer,  qeb. 
3.  De}.  1729  }u  3aucr  in  ©djtefien,  geft.  7.  SÄfirj 
1788  in  Siegnip,  ftubierte  ju  Jpalle  Dbeologie,  warb 
1761  Üetjrer  amÖtamnaRum  itt8re®lou,  batb  barauf 
'lirorettor,  1773  'Jieftor  ber  3d)ule  ju  3auer  unb 
1774  ^rofeffor  ber  Iß^ilofopfiie  an  berMitterarabemie 
ju  Stegnip.  Seine  nnmbafteften  'Serie  ftttb:  »®e> 
iif)i<iltc  ber  fomifd)en  fiiteratur«  (Siegn.  1784 — 87, 
4 8be.);  »®e|diidüc  be®  Waüeet.Jlomiftben«  (baf. 
1788;  neu  bearbeitet  oon  Sbeling,  6.  Klufl. , Seip}. 
1888);  »ÖefdRcbte  ber  Hofnarren«  (Siegn.  1789)  unb 
®efd|id)te  be®  SurleSfen*  (£eipj.  1793). 

ülül)a,  1)  rechter  Mebenflufi  ber  Afdjopau  im  ftö« 
nigreid)  Saehfen,  entfpringt  in  ber  Stäbe  Don  Mifln®« 
berg  auf  bem  Erjgebirge,  (lieht  innorbmeftlieber Sich- 
tung unb  münbei  nach  78  km  langem  Saufe  bei  bem 
Dorfe  ff.  (f.  unten).  — 2)  Dorf  in  ber  fädff.  Strei®h- 
Ebetttnig,  am  Sinflujj  ber  fflütia  in  bie  3fd)opau, 
Unotenpuntt  ber  Staatobahnlinien  Dresden  - Ebern, 
nip,  3.-Klnnaberg  unb  S.-Meipenljain,  270  m ü.  3 K., 
hat  eine  eoang.  Jtinhe,  eine  Klmtsbnuptmannfcbaft, 
SaumwoUfpinnerei,  Dampffeffel  • unb  ^wljpappen« 
jabrifation  unb  (1900>  3210  Einro. 

3lübau,  Stabt  in  Söhnten,  Sejirläh-  Soberfam, 
mit  ®ewimtung  Don  Sorjeüanerbc  unb  (t»oo)  1014 
beutfd)en  Einwohnern. 

3Iöl)e  (Aphaniptcra,  Siphonoptera,  Pulicidae), 
Heine  öruppe  Don  3nfeften,  bie  mau  al®  felbftänblge 
Drbnung  nuffafjt  ober  ju  ben3l»<iflügtem  ftellt,  weil 
man  au®  ihrer  Entwicklung  fd)lie&t,  bah  fte  Oon  ge< 
flfigelten  ffonnen  abftammen.  Die  3-  haben  einen 
feitlich  jufammengebriidten.flügellofen  Körper,  Heilte, 
einfache  Klugen  unb  fepr  furje  jfül)Ier.  Da®  Saug« 
roljr  wirb  Don  ben  Cberfiefern  unb  ber  Oberlippe  ge« 
ntemfant  gebilbet,  während  bie  mefferartigen  Uiaytllcn 
juttt  einfdjnetbeit  ber  £>aut  bienen.  Die  Seine  haben 
oerldngerte  ^iiften  uttb  breite,  jufammeitgebrücfte 
Schentel;  bie  hintern  ftnb  länger  unb  fräftiger,  jum 
Springen  geeignet.  Kille  3.  taugen  Slut.  fwnb, 
Mape,  Eichhorn,  'JRarbcr,  3g*i,  Mtaulwurf,  Statt®, 
3lebermau®,  £>ubn  beherbergen  je  eine  befonbere  KIrt. 
Der  3Iobbe83Renfd)en  (PulcximtansD.,  f.  Dafei 
»3weitlügler«,  fjig.  16)  legt  etwa  12  grobe,  länglich« 
ooale  Eier  unter  KRüH,  Sägefpäne  tc.,  in  KBohnungen 
befonber®  in  bie  Mipcn  ber  Dielen.  Mach  8 Dagen  er* 
fcheinen  bie  weihen,  fchlanlen,  fuhlofeit  Saroen  mit 
deutlich  abgefeptemKopf,  Klugen,  gtiblem,  jwei  ffrefi 
fpipen,  feitlichen  Sörftchen  unb  jwei  MacbfdRebem  am 
Seibe3enbc.  Sie  leben  uon  faulenben  Stoffen  unb 


oerpttppen  ficb  nach  11  Dagen.  Mach  weitem  11  Da* 
gen  erfdjeint  ber  fjlot).  3"'  K3inter  bauert  bie  KReta- 
morphofe  6 Kochen.  Der  Slot)  läftt  fidf)  abrichten; 
burch  Einfperren  in  flache  Dofen  gewöhnt  man  ihm 
ba®  Springen  ab.  fpannt  ihn  bann  mittel«  feiner 
Kettchen  an  Heine  Kägeldjen  tc.  Scgiefit  fein  80fad)e® 
©ewicht.  3ur  Sertilguitg  ber  3-  ¥ Meinlicbfcit  ba® 
befte  SRittel;  au®  Setten,  Dielettrigen  fann  man  bie 
3-  burch  3nfeltenpulucr  oertreiben,  Raubtiere  wäfcht 
man  mit  Klblochungen  bon  SSemiut,  Dabaf,  Sorbeer« 
blättern,  Salnuhfialen.  Über  ben  31olj  al®  Srattl« 
heitSüberträger  f.  Stafetten  unb  31ebermäufe.  Der 
Sanbfloh  (Kligua,  Sicho,  Ehipue,  Sarcopsylla 
[Rhyncbopricin]  penetrans  L.),  gelblich,  1 mm  lang, 
rittbet  Reh  in  SJeftinbien  unb  Klmetifa  Dom  29.°  füb'l. 
Sr.  bi®  30.»  nörbl.  Sr.,  feit  1862  auch  an  ber  Seft« 
lüfte  Klfrila®  unb  im  3nnem,  im  Sanb,  aber  ftet® 
nur  in  ber  Mähe  menfdilicher  Sehnungen . Da®  be* 
fruchtete  Scibchen  bohrt  Reh  Rad)  in  bie  §aut  warm- 
blütiger Diere,  befonber®  auch  unter  bie  3chen  ber 
SRenfchen  ein,  erreicht  einen  Durehmeffer  uott  5 mm 
unb  bleibi  bann  lange  unberänbert  unb  ruft  nur 
leichte®  3>tdcn  heroor.  Die  allmählich  Rd)  entwideln« 
ben  Eier  werben  burch  ben  Drud  ber  nachfolaenben 
auSgetrieben  tenb  gelangen  alfo  nicht  in  ben  Körper 
be®  ben  5!of)  beberbergenbett  Mienfdjen.  Sinb  alle 
Eier  abgelegt,  fo  ftirbt  ba®  Dier  unb  loirb  cnblid)  mit 
ber  §aut  abgeftohen.  Durd)  Drud  auf  ba®  einge* 
bohrte Stcibdjen,  befonber®  auch  btcrch  Krähen  entfielt 
Ijeftige  Entjünbung,  bie  anbre  SanbRöbe  anlodt. 
«so  Perfchlimmert  Reh  ba®  Übel  unb  führt  burch  ®ite> 
rung  unb  Sranb  oft  ju  beit  äraften  Serftüntmelun* 
gen  ber  3ö&e.  SRan  mufj  ben  SaraRten  einige  Dage 
nach  bem  Einbohren,  fobalb  feine  SSillenätätigteit 
erlahmt  ift,  unoedept  h<rau«hehen;  jurüdöteibenbe 
Deilchen  Würben  bie  unbebcutenbc  Sunbe  heftig  Der« 
fcblimmern.  Sgl.  Äarften,  Seitrag  jur  Stemitni® 
be®  Rhynchoprton penetrans  (SRosI.  1864); O.  Da« 
f ebenberg.  Die  3-  (£>alle  1880). 

Sftohiaoc  (Flola),  fcherjhafte®  ©ebid)t  in  mafla« 
ronifdjer  KJtanicr,  ba®  u.  b.  D. : »Flota,  cortum  ver- 
sicale  de  flois,  schwartibus  illis  deiriculis,  gnae 
ornnes  fere  Minscbos,  Mannos,  Weibra»,  Juner- 
fras  etc.,  behuppere  et  spitzibus  suis  schnaflis 
stekere  et  bitere  solent,  autore  Gripholdo  Knick- 
knackio  ex  Floilandia«  1593  erfchien  (Meubrud  mit 
Uterarhiftor.  Emleitimg  unb  Sibtiograpbie  Don  Sa« 
beüicu®,  Jtetlbr.  1879;  auch  hräg.  oon  Slümlein, 
Straf; 1).  1900).  Die  3-  würbe  Don  einem  Mieberbeul« 
fd)en  in  £>amburg  oerfajjt,  1689  erfchien  eine  hoch« 
beutfdje  Umarbeitung.  Sgl.  Sülallaronifche  SoeRte. 

3Iöhfrnut,  f.  Erigeron,  Polygonum  uttb  Puli- 
caria. 

3lohtrcbfc  (Amphipoda,  K(mpl)ipobcn),  eine 
ber  beiden  Jpauptgrnppcn  ber  Mingelfrebfe  (f.  b.),  im 
engem  Sinn  eine  artenreiche  ©altung  Gammarus 
Fab.  Der  gemeine  3lob!reb®  (G.  pulexi.,  f. 
Dafel  »Strebbtiere  II«,  3ig.  5),  bi®  18  mm  lang,  am 
Manbe  feichter  ©ewäffer,  hält  Reh  meift  unter  grojtem 
Steinen  unb  feolptüden  Derborgen  unb  nährt  Reh  »oit 
faulenden  SRanjenftoffen.  Den  KSictter  oerhrmgt  er 
im  Sanb  unb  Schlamm. 

3lol)famc  (Semen  Psyllii),  f.  Plantago. 

ffloing  (tjr.  poanji,  Sieden  im  frattj.  Deport.  Klr« 
bennen,  2 km  nördlich  Don  Sedan,  mit  0891)  1687 
Einm.,  Wurde  in  bet  Schlacht  hei  Seban  1.  Sept. 
1870  Dom  5.  unb  11.  beutidfen  Kirmeelorp®  genom« 
men  unb  bilbete  ben  Stüppnutt  für  deren  weitere 
Kingriffe.  31'  ber  Mähe  be®  Dorfe®  fand  der  groge 


700  gioorä  Gaftlc 

SaBaflcrieangriffberSrangofenftatt,  ber  an  ber  fetten 
Haltung  her  beutfehen  Infanterie  fd)eiterte. 
fyluOlV  ('nftlc  <fpr.  flurt  toso,  f.  ftelfo. 

{yloguct  itpt.  ttrtSi,  1)  ©ierre  Almablc,  franj 
Belehrter  unb  ®efd)id)tfchraber,  geh.  9.  3uli  1797  in 
Souen,  geft.  6.  Alug.  1881  in  gormentin,  mar  1898 
bi«  1843  Öreffier  am  oberften  ©erid)tSl)of  in  Souen 
unb  warb  1839,  nadjbem  ec  [eine  »Anocdotes  nor- 
mandes«  berauSgegehen,  junt  forrefponbierenbeit  Hfit  ■ 
glieb  bcr  AKabeneie  bec  3nfd|riften  ernannt.  Seine 
Stubien  eritredten  ftd)  gunäcbft  über  feine  engere  Het 
mat,  bie  Romtanbie,  fo  in  feiner  -Histoire  du  par- 
lement  de  Normandie«  (Rouen  1840  — 43,  7 ©bc.) 
unb  in  ben  -Etüden  sur  la  vie  de  Bossuet«  (1855, 
3 ©be.),  benen  fid)  bie  3d)rift  -Bosauet,  prScepteur 
du  Dauphin«  (1884)  anfdüofe.  3-  gab  aud)  »tEuvres 
infedites  de  Bossuet«  (1898)  beraub. 

2)(£barleSXbomaS,  f rang,  ©olitifer,  geb.  5.  Ctl. 
1898  in  St.-3ean-bc-Sug,  geft.  18,  Jan.  1896in^anb, 
liefe  ftd)  1851  in  ©ariS  nie  Alboofat  nieber;  er  plai- 
bierte  in  einer  grofeen  3al)l  politifcher  IfSrogefje  unb 
beteiligte  fid)  an  ber  Rebattion  rabifaler  Leitungen. 
«Utb  machte  er  fleh  baburd)  belannt,  bafe  er  1887,  alb 
ftaifer  Allcf  anber II.  Don Rufetanb  in  $ari£  ben  3uftij- 
palaft  befud)te,  biefen  mit  ben  'Aderten : »Vive  la  Po- 
logne,  Monsieur!«  begrüfete.  1871  nmrbe  er  gum 
SRitglicb  ber  Rationalterfammlung  gewählt  unb  be- 
mühte fid).  Wäbrenbbes.«ommunccmritaiibeSin  Saris 
groi)d)en  ben  Alufftänbifdjcn  unb  ber  Serfaißer  Regie- 
rung einen  gricben  ju  uermitteln.  1872  Würbe  er 
gum  SRunigipalrat  Oonfßarid  unb  1878  gumäRitglieb 
her  Xepuliertcnlammer  erwählt,  in  bcr  er  ftdi  bcr 
iiufeerfien  Sinfen  anfd)lcfe  unb  alb  trefflicher  Rebner 
balb  grofeen  ßinflufe  erlangte,  unb  bereu  'grüiibent 
er  1885—88  Würbe.  ©om  3.  Alpnl  1888  bis  13.  Sehr. 
1889  leitete  er  baS  SRinifteriuni,  bais  ben  ©oulaitgiS- 
muS  befämpfen  unb  eine  gemäfeigle  ScrfaifungSrcBi- 
fum  burdjführen  foüte.  Siit  ©oulangcr,  ben  er  auf 
bas  fchärffte  angriff,  hatte  er  18.  3uli  1888  ein  Xueß, 
tn  bem  er  ben  (Seneral  Berwunbcle.  1889  Warb  er 
Wieber  ©räftbent  ber  Kammer.  J)a  ihm  aber  nach 
gewiefen  würbe,  bafe  er  fid)  oon  ben  Seilern  ber  ©a- 
namagejetlfcbaft  bebeutenbe  Summen  gur  Unter- 
ftühung  ber  SRegierungdwerfjeuge  hatte  aubfolgen 
taffen,  würbe  er  10.3an.  1893  nicht  wieber  gumftam- 
nierpränbenten,  fpäter  jebod)  gum  Senator  gewählt. 
Sgl.  »Discours  et  opinions  de  M.  Charles  F.«  (ferbg. 
oon  gainre,  ©ar.  1885,  2 ©be.). 

glot  (o.  lat.  Dos,  -Slume«),  ©lüte,  ,'Juftanb  beb 
©lüfeenb,  ©lutnenfülle;  ©liltcgcit,  aud)  allgemeiner 
fooiel  wie  3uftanb  beb  ISebeihenb,  Sohlitanb. 

glor,  burd)fid)tigeä  fchlcierartigeb  Weroebe  aub 
fdjarj  gebrehten  Seiben-  ober  ©aumwoßfabm;  aud) 
bab  aufrecht  ftchenbe  Haar  bei  ©lüfd)  unb  Samt. 

gflora  (lat.),  ber3nbegriff  aller  ©flangeitartcn, 
bie  ein  beftimnitcb  Sattb  ober  eine  ©egenb  bewohnen. 
3m  ftreng  pflan;engeograpl)ifd)en  Sinne  finb  bei  bcr 
©egrengung  eine«  glorengcbietS  beftimmte  bola 
niidtcSiomentc  mafegebenb,  inbemmanoerlangt,  bafe 
ein  foldjeb  ®ebiet  in  feinem  ©egetationäefearafter  bib 
gu  einem  gewiffen  ®rabc  felbftänbig  fei  unb  eine  Alu 
gabt  eigentümlicher  ©flanjenarten  beherberge  (Bgl. 
©flangcngeograpbie).  Solche  3loren  fann  man  wie- 
ber \u  gröftem  glorengehietcn  Bereinigen.  Sährenb 
es  alfo  g.  ©.  eine  fpattifche,  italieniicfee,  gricchifche 
3tora  gibt,  fpricht  man  auch  Bon  einer  ‘JHebiterran- 
flora.  Stelfad)  wirb  aber  ber  AluSbrud  3-  auch,  ohne 
Rüdüdft  auf  pfeamengeographifebe 'Kontente,  auf  rein 
beliebig  gewählte  Solalitäten  unb  felbft  auf  gang  eng 


— glorctice. 

begrenjte  fflebiete,  j.  ©.  auf  bie  nächften  Umgebungen 
einer  Stabt,  bezogen.  3-  ift  auch  Xitel  bcr  älteften 
nod)  erfebeinenben  boinnifchen  3eitfd)rift  unb  Bon 
©fldjent,  bie  eine botanifchcAlufjählung  unb©e[d)rei- 
bung  aller  in  einem  glorengcbiet  Borfommenben 
©ffangenarten  enthalten,  g.  ©.  F.  germanica, F.  orien- 
tal is  , F.  berolineusis  tc.  Siele  biefer  botanifefeen 
gtoren  bcrüdfichtigcn  nur  bie  ©hancrogamen ; anbrr 
nehmen  bagegen  auch  bie  STfehlogamen  auf  ober  be- 
fchränfen  fid)  auf  biefe  (ftrnptogamenfloren).  ©iö 
weilen  werben  auch  biologifche  Sltanjengruppen,  wie 
bie  SBafferpflangen,  ®ebirgbpflanäen  u.  a.,  als  3-  ju- 
fammengefafet,  unb  man  fpricht  bann  j.  ©.  Bon  ber 
ffiafferflora,®ebirgei  - ober  Höhenflora  tc. 

31oca,  altital.  ©iittin  alles  ©tühenben,  fomit  auch 
ber  3ugenb  unb  bes  frohen  SebenSgenujfed  fowie  ber 
-guten  Hoffnung«  ber  grauen,  bereu  Sfembol  bie 
©lüte  ift.  Sdjon  illuma  jolt  für  fte  einen  eignen  ©rie- 
fter  (31amen  gloralis)  eingefefet  haben.  Vln  ihrem 
3eft  (gtoralia)  ftellte  man  brennenbe  Sichter  auf, 
fcfemüdle  Häufet,  Xiere  unb  fid)  felbft  mit  ©lumen. 
bie  grauen  trugen  gegen  fonftige  ©ewohnheit  bunte 
Kleiber,  unb  es  hfnldite  jügellofe  SuftigfeiL  Radi 
bem  erften  itunifd)en  Kriege  tarnen  auch  Spiele  ber 
3.  (ludi  florales,  bom  28.  iflpril  bis  3.  fDloi)  auf,  bie 
feit  173  B.  ehr-  fiänbig  würben,  mit  fjenifchen  Ruf 
führungen,  hefonberS  BonSlimcn,  unb3irtuSfpieten. 
unter  anbernt  einer  3agb  auf  3iegen  unb  Haien.  5>tc 
Shcnft  ftellte  bie  3-  einer  gried)ifd)en  grühlingShore 
ähnlich  bar,  als  bliihenbe,  blumengefdjmiidte  3ung 
frau.  llniicher  ift  bic  Xeutung  ber  berühmten  3ar 
nefifchcng  inReapelff.gameltfcheKunflwerfe)  alSg- 
fylorac  (fpr.  .min,  'Hrronbciiemcntohauptftabt  im 
franp  Xepart.  So(ere,  am  Xarnon,  ber  hier  bie  waf 
ferreiche  Cueüe  Sedjer  aufninnnt  unb  unterhalb  3- 
in  ben  Xant  münbet,  583  m ü.  Hi.,  mit  Schlafe  (jefet 
öcfängniS),  ehemaliger  Atbtei(16. 3ahrh-)>  reformier 
ter SVonfiftorifllfirche,  Xcitfmal  beS  3ngemcurS  ©oger, 
gabrifalion  oon  SReffent  unb  Sidjeln,  3»iebcltultur 
unb  (lsot)  1862  einw. 
fyloragcirtcu,  f.  ©artenhinit. 
gtorbanb,  bünneS  Seibenbanb  mit  glorgrunb 
unb  eingewebten  Streifen  ober  ‘Blumen  u.  bgl. 

gflorhlumen  (gloriflenblumen),  oeraltetcr 
VluSbruct  für  gewiffe  einjährige  ©lüteupflanjen,  bic 
rabattenweife  angepflanjl  werben  gur  AluSfchmiidung 
rcgelmäfeiger  ®artenanlagen  ober  jum  © lumenfchniti 
unb  burd)  forgfältige  3>t<ht»ng  unb  AluSwahl  meift 
reiche  Sortimente  Bon  garben-  unb  SäuchSBanationen 
bielen.  2>ic  befannteflen  g.  finb : Alftem,  ©alfaminen, 
SeDfoien,  'Jlcllen,  Ritterfporn,  Sömenmaul,  3'nttien  ic. 

Floreal  (frang.,  »©lütenmonat«),  ber  achte  Hio 
nat  im  fran g.  ReBolutionSfaleitber ; Bgl.  Jt alenber. 

Floreas  (lat.),  mögejt  bu  blühen!  tnög’  eS  bir 
wobt  ergehen!  Florcat!  er  (es)  blühe,  gcheihe! 

g-lorcu  (lat.  Florenus,  fran j.  Florin),  bie  ©egcich 
nung,  unter  bcr  (ich  ber  giorino  (f.  b.)  als  ©olbgui 
ben  in  Xeutfchlanb  einbürgertc,  fpäter  auch  für  Sil- 
bergulbeit  gebraucht  (abgefürjt  fl.). 

glorcnce (fpr. ,dngF,  Seibentaft,  guttertaft). 
taftähnlid)cS,  urfprünglich  in gloreng gefertigtes,  ftarf 
glängenbes  Seibengewebe  mit  30  — 40  Ketten  ■ unb 
50  — 60  Schufefäben  auf  1 cm.  iRan  fertigt  leichte 
Sorten  gu  gutter,  bicfjtere  unb  fd)Wcrere  gu  ftletbent, 
biefe  meift  febmarg,  bie  leichtem  aud)  Berfd)iebentlich 
gefärbt. 

grlorcnce  (fpr.  (Wrrtnp,  liHauptftabt  bcrSvaffdjaft 
Sauberbale  im  norbameritan.  Staat  Wtabama , am 
Xenneffeeflufe  unb  am  untern  AluSgang  beS  25,8  km 


Piuuir 

ViUoru. 

Kmanurlr 


Mart  in  ft* 


ral 

r«r.i 


FLORENZ 


Hrsers  Koni  I.easkon  6 Au/1 


701 


glorengebicte  — glorenj. 


f 


taugen,  1,8  m tiefen  ©htdcle  Sboald-ftanald,  jur 
Umgebung  her  ©iuecle  Sboald-StromfcbneHen,  tat 
regen  TampferOertebr  mit  Saint  Souid,  höhere  Schu- 
len, ßifen-  unb  Roblenwerfe,  SJafdflnen-  unb  Elfen- 
inbuftrie  unb  (1900)  6478  EinW.  — 2)  fjauptflabt  ber 
©raffdjaft  g.  in  Sitbcarolina,  ©obnfototenpunft  mit 
Tabat-  unb  ©aumwollbnnbel,  Eifenbabnwerlflätten 
unb  awoi  4647  Etnw.  — 3)  Stabt  in  Solorabo, 
©raffebaft  gremont,  am  ©rfanfad,  ©abnfnotenpuntt, 
mit  ©etrolcumqucllcn,  Kohlengruben,  Sdjmeljwcrf 
unb  (1900)  3728  Eint». 

Slorcngebictc  (gl oren reiche),  f.  ©flanjengeo- 
lorcno,  f.  Quinten.  [grapbic. 

lorcitd,  ©feubont)m,  f.  Eidjenborff. 
lorenfae  net.  ttoranjSacl),  Stabt  im  franj.  Tepart. 
SXraull,  ©rronb.  ©djierd,  an  ber  Sübbabit  unb  ber 
Sofatbabn  ©gbc-©iejc,  bat  Clfabrifatton,  SBeinbanbel 
unb  (1901)  3466  Sinw. 
glorcnfcr,  f.  gloriajcnfer. 

ilorcutiiic,  leichter  Seibenftoff. 
lorentiuer  3t r beit,  f.  ©iofail. 
lorcutincr  ©raun,  f.  Stupfcrbraun. 
lorcntincr  glaicbc,  roeitfjalfige  glafdie  mit 
einem  feitlid)  am  ©oben  entfpringenben  ©hfluftrohr, 
bad  beinahe  bid  jur  obem  ©fünbung  emporfteigt  unb 
ficb  bort  umbiegt  (f.  ©bbilbung).  Tie  g.  g.  bient  bei 
TefliHationen  jur  Trennung  Bon 
jnicinidjtmitemanbermifcbbaren 
\ gläffigteiten.  gttbcm  bie  jdjroere 
glüffigteit  beftänbia  niebcrfintt, 
toirb  fie  burd)  bie  febwimmenbe 
leichtere  glüffigteit  in  bad  ©b 
flufjrotjr  gebrängt  unb  flieht  aud 
biefem  aud.  ©ei  ber  TeftiUation 
fitbermber  Öle  flieht  bad  fd)We- 
rerc  ©taffer  fletig  aud  bem  ©b« 
flufirobr  ab,  unb  man  tann  bie 
TcftiHaticm  fortfojjen,  bid  bie 
qanje  glafcbe  mit  Stberijcbem  Cl  gefüllt  ift.  Äbntidje 
©orridflungen  benuftt  man  au(b  bei  ber©erarbeitung 
ber  Teerötc.  3m  Cdroffbet rieb  Wcnbet  inan  jept  griV* 
fltre  g lafdien  an , bie  im  ©ibeau  ber  C 1 fdiich t einen 
©ladbapn  jum  ©blaffen,  bed  Cid  Milieu  ober  einen 
©blauf,  burd)  ben  bad  Cl  bei  Erreichung  einer  ge« 
miffen  §iibe  in  eine  ©otlage  abflicht. 

Florentiner  Würfel,  f.  Stcufcflbeitdgürte!. 
Florentiner  ftonjil,  burd)  bie  jnjifcbcn  ber  grie- 
ebifeben unb  römifcben  threfle  gefifllofleneübcremtunft 
berühmt  geworbene  St  irdfcnBer  iautmlun  g.  Tic  Spnobe 
loar  bad  Sert  ber  ©olitif  einerfeitd  bed  grieebifeben 
Staiferd  gobanned  VIII.  ©aläologod,  ber  für  feine  Bon 
ben  Türfcn  bedrängte  fcerrfebaft  öilfe  beim  ©benb- 
lanb  juebte,  anberfeitd  bed  ©apfled  Eugen  IV.,  ber 
einen  ©egenfdflag  gegen  bad  Safeler  Äonjil  (f.  b.) 
ucrfud)te,  inbem  er  bie  Sbnobe  9.  ©pril  1438  ju 
gerrara  erbffnete  unb  im  gebruar  1439  nach  glo* 
renj  Berlegte.  Tie  ©riechen  waren  burd)  bie  fiot  ju 
llnioniften  geworben  unb  gaben  unter  bem  bcfpotifd)en 
Trudihredffaifcrdin  allen  tnef entliehen  ©mitten  nach- 
Sie  fonjebierten  bie  Trinitätdlcbre  (bad  Filioque,  f. 
^eiliger  (Seift) , bie  Sehren  Bom  gegfeuer,  Bon  ben 
Seelenmeffen  unb  guten  Serien,  wäljrenb  im  ©unfte 
bed  ©bcnbutabld  bie  gnbiffercnj  bed  ®ebraud)d  Bon 
gefäuertem  unb  ungefäuertem  ©rot  beliebt  würbe, 
©in  meiflen  Schwierigfciten  Berurfadfle  ber  ©riniat 
bed  ©apfled,  ben  bie  ©riechen  nur  im  Sinn  eineo 
EbrenBorranged  jugeben  tonnten.  Tie  am  6.  3uli 
1439  im  Tom  ju  glorenj  befebworne  Union  war  bod) 
nureinScbeinalt.  Ter^iauptuertretcr  ber  grieebifeben 


Florentiner 


Theologie,  ber  Erjbifebof  ©tarcuö  Eugenicud  Bon 
Epbefod,  war  jur  Unterfd)rift  nicht  ju  bewegen,  unb 
bie  orientalifdjen  ©atriareben,  mit  ©udfdfluft  bed  Bon 
Äonftantinopel , fpracben  1443  ben  ©ann  über  alle 
uniertrn  ©riechen  aud.  ©gl.  g r o m in  a n n , Äritifd)e 
Beiträge  jur  öefdjid)te  ber  glorentiner  Siiitheiicmi- 
guna  (rialle  1872,  unb  tn  ben  »3abrbtiebem  für 
beutfdbe  Theologie« . ©b.  22,  1877). 

Florentiner  Saef , Saetfarbe,  bie  aud  einer  mit 
©(aunIöfungberetteten©blod)ungoon&odjeniUebur(b 
toblenfaured  ©atron  abgcfchieben  wirb,  ift  intenfiB 
rot,  aber  ftetd  Biolett  nuanciert,  bei  Sampenlicht  mehr 
hochrot, feurig.  Ter fd)önerc Äarminlact (33 jener, 
©tündjetier,  ©arifer  8 ad)  Wirb  aud  ber  SBfung 
Bon  Stannin  in  ©mmaniat  mit  ©launlöfung  gefäüt 
unb  burd)  3ufap  bon  Starte,  ©ermanentweift  ober 
Kaolin  Bor  ber  gäQung  heller  gemacht  $äufig  ift 
ber  g.  £.  bed  fcanbeld  nur  bureb  Stod)eniIIeabfodjiing 
buntler  unb  feuriger  gemachter  ©cmambutlad  ober 
reiner  ©otboljlad.  ©tan  benupt  ihn  ald  ©ialcrfarbc, 
ju  3ctbnpiilBern  ic. 

Florentiner  SWnrmor,  f.  ©tarmor. 

Florentiner  fct,  eine  [ehr  feine  ©rt  DIinenöl, 
bad  Bon  SiBonto  audgefübrt  wirb, 

Fiorentiner  C.uarlctt,  f.  ©eder  17). 

Florentini,  ein  bem  Sanbdfncd)t  serwanbted 
©lüddfpiel  mit  Starten,  bad  jeboch  nicht,  Wie  berJiame 
anjubeuten  febeint,  aud  glorenj,  fonbem  aud  ©eapel 
flammt,  Wo  ed  [ehr  Biel  «nMecbciifchaftlicb  gefpielt  wirb. 

Floren  find  fltabetoin,  f.  ©rüber  bed  gemein- 
famen  Sehend. 

glorenj,  ital.  ©roninj  in  Todfana,  Bon  ben  ©ro- 
Binjen  ©tobena.  Bologna,  Saoenna,  gorli,  ©cfaro 
e Urbino,  ©rtjjo,  Siena,  ©ifa  unb  Succa  begrenjt, 
bat  6867  qkm  (106, e D©t.)  mit  (looi)  939,054  Einw. 
(160  auf  1 qkm).  Sie  jerfäüt  in  Bier  Steife:  g., 
©eftoja,  Siocca  San  Eafciano  unb  San  ©tiniato. 

glorenj  (ital.  Firenze,  b'crju  ber  Stabtplan). 
Sauptfiabt  ber  gleichnamigen  ital.  ©rooinj  (f.  oben), 
bid  1859  ^auplflabt  bed  ffliohberjogtumd  Zodrana 
unb  1866 — 71  bie  bed  Storno« 
reiche  gtalien.  56  m ü.  ©?.,  tfl 
reijenb  im  weiten , Bon  Berg- 
hohen umfränjlen  Tal  bed 
120—  160mbrcitcn,  Bon  Staid 
emgefahten  ©rno  gelegen,  eine 
bermtereffanteflcn  Stähle  3ta- 
liend,  bie  ben  Beinamen  ln 
bella (-bie Schöne-) führt  unb 
wegen  ihrer  b°bcn  geiftigen 
©ebeutung,  namentlich  für  bie 
Stunft,  auch  bad  Mtalicnifcbe 
©tben<  genannt  Wirb.  Tad 
Jttima  tfl  groBcn  Temperaturfprüngen  audgefebt; 
bie  mittlere  Temperatur  beträgt  im  3af)r  14,3°,  im 
3anuar  4,8,  im  3uli  24,«1. " ©leidmmlil  bringen 
Biele  grembe  einen  Teil  bed  3af)red  hier  ju.  Spät- 
frühling unb  ^icrbfl  flnb  bie  fd)5nfle  3«t  für  g.  Tie 
Stabt  [fl  bur<h  JHebcrreiflung  ber  allen  ©tauet  unb 
Errichtung  neuer  Stabtuiertel  bcbeulenb  Bergröftcrt 
unb  jugleub  Berfd)'änert,  aber  aud)  burd)  ©ieber- 
Iegung  aller  Duartiere  mancher  gefihiehtlidier  ©au* 
benfmätcr  unb  maltrifcher  Crtliehtciten  beraubt  wor- 
ben. Sie  bat  mehrere  woblerhattcnc  Stabttore  aud 
bem  18.  unb  14.  3abrb-  unb  jwei  3itabeHcn,  bie  Hei- 
nere (©eloebere)  fitblich  am  böchfle't  ©unlte,  bie  grö- 
bere (gorte  ba  ©afio  ober  San  ©iooanni  ©atnfla) 
am  ©orbenbe.  Tie  fchönflen  Straften  ftnb  beute  bie 
längd  ben  Ufern  bcd©mo  fübrenbenffaid,  Sungarno 


Sappen  von  5 1 0 * 
tenj. 


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702 


Jlorenj  (Straften,  Bläfte,  ©rüden,  Kirchen). 


genannt,  bie  Bia  Caljajoli,  bie  belebtefle  Strafte,  bie 
Den  Xomplaft  mit  ber  Bia))»  bctla  Sianoria  Serbin- 
bet,  bie  Bia  Borta  Sofia,  Bia  Xornabuoni,  Bia  be‘ 
©errctani,  Bia  SWarteHi  unb  Bia  Cauour  auf  bem 
rechten,  bie  Bia  Biaggio  auf  bem  tinfen  Brno  »Ufer. 
\Hn  Stelle  ber  frühem  Befeftigunqdmaner  umgebt 
bie  Stabt  gegenwärtig  eine  breite  JRmgftraftc  (Biale). 
Unter  ben  gib  [reichen  'Klüften  bilbet  bie  Biajja  bella 
Signoria  fett  bem  Biittelalter  ben  Biittelpunft  bed 
ftäbtifchcn  2ehend.  ftier  fanben  ade  Bolfdoerfamm» 
Ittngcn,  gefte  unb  ftiiniftfe  ber  regublttanijeben  3eit 
ftatt;  hier  mürbe  1498  cabonarola  »erbrannt.  Vluf 
bem  'fünfte  berinben  fid)  ber  Seplundbrumten  »on 
Vlmmanati,  bie  ©ruppc  beb  [perfuled  unb  ISacue  »on 
Banbinellt  unb  bie  IHeilerjtatue  ©ofimod  I.  »on  ©io», 
ba  Bologna  (1594).  Vlnbte  ältere  Klüfte  finb:  ber 
Xomplaft,  bie  fBiaj.\a  bell'  Bnnunjiata  mit  ber  9iet> 
terftatue  gerbinanbd  I.  »on  ©io»,  ba  Bologna  (1604) 
unb  jwei  Brunnen  »on  Biftro  Xacca  (1629),  ber  jeftt 
anj  umgemanbelte  Biercato  Becdjio,  ber  ältefle  Blaft 
erStabt,  mit  bemXenfntat BiflorSmanueld(189l), 
bie  Biajja  bi  Santa  Biaria  3!o»ella  mit  jwei  Obelid» 
teu,  bie  Biajja  Santa  Xrinitä  mit  einer  antilen  ©ra» 
ititfnule,  bie  eine  Borphftvftatue  ber  ©erecfttigfeit  (»on 
Xabba)  trägt,  unb  bie  Biajja  bi  Santa  llroce  mit 
bem  Xantebenfmal  9icu  angelegt  l’inb  außer  ber 
Biajja  Bittorio  Gntanuele  bie  Bi“i)ä  tlaoour  mit 
einem  Xriunipbbogen.BiajjaXonatcllo,  Biajja  b’Bje» 
glio  unb  Biajja  bell’  gnbipenbenja.  über  ben  Brno 
führen  »ier  fteineme  Brüden:  B»nte  alle  ©rage 
(»on  1236),  B»«te  Becdtio  (»on  1346),  bie  belcbtcfte, 
mit  ben  Buben  ber  ©otbfcftmiebe  unb  einem  1901  er- 
richteten Xenfmal  Benucnuto  Cellmid,  Bonte  Santa 
Xrinitä,  bie  feftönfte  (1570  »on  Bmmanati  erbaut), 
unb  Bonte  alla  ©arraja  (1557  erneuert).  Bufterbcm 
mirb  ber  Brno  an  beiben  (Silben  ber  Stabt  »on  jwei 
eifernen  Brüden  überipannt. 

Iftirdien.)  3ninillcn  bedXomplafted  erbebt  fich 
ber  pracftlBoIle  Xotn  Santa  Biaria  bei  giorc 
(1296  »on  Bmolfo  bi  Cambio  begonnen,  1425  - 36 
burch  Bninelleaco  mit  ber  berühmten  Kuppel  Per» 
(eben),  148  m lang,  im  Streuj  94  m breit  unb  bid 
jur  Kuppcllotenie  107  m hoch-  Bon  auften  finb  bie 
ffiäitbe  mit  »erfeftiebenfarbigem  Biarmor  befleibet ; bie 
unPolIcnbet  gebliebene  gajiabe  tourbe  erft  1887  »on 
be'gabrid  audgefütjrt ; bie  Bortale.  1897—1903  burd) 
Baffaglia  unb  ©affioli  hergeftellt,  finb  mit  Statuen 
(barunter  bieBiabonna  bei  giorc,  f.  Xafel  «Bilbliauer» 
funft  IX«,  gig.  1),  iHeliefo  unb  Ornamenten  audge» 
Hattet.  Xad  innere  befteht  aud  bem  breifeftiffigen 
Sanghaud  unb  bem  achlediqen  Shtppclraum,  an  ben 
fid)  brei  grofte  and  bem  Bcigcd  gebilbete  Bäume  ald 
Guerljaud  unb  ©borfebluft  legen  (»gl.  Bafel  »Bau- 
ffile  II«,  gig  40).  Xer  fdiöne  guftboben  ift  in  ein» 
fadien  geometrifdien  giguren  aud  Biarmor  gefertigt. 
Xie  Kirche  enthält  Bilbwerfc  »on  ©hiberti,  Siuca 
bella  Sfobbia,  Bcicftelangelo,  3a  c.  Sanfooino,  Xona» 
teHo,  Ben.  ba  Blajano  u.  a.,  gredfen  unb  ©ladmnte» 
reien.  Süblich  neben  ber  gront  erhebt  fid)  ber  frei» 
fteftenbe  »ieredige  ©lodenturm  (Campanile),  »on 
©iotto  1334  begonnen,  nach  feinem  Xobc  1387  »oK» 
enbet,  ein  jierlicbcd  Baumcrf,  84  m hoch,  bad  eben» 
faUd  mit  »erfchiebenfarbigem  Biarmor  befleibet  fornic 
mit  Seliefd  (f.  Xafel  »Bilbhauerfunft  IX« , gig.  2) 
unb  Statuen  gefdimüdt  ift  unb  »on  ber  Blattform 
eine  fterrlidfc  Budficbt  gemährt.  XernXom  gegenüber 
fleht  bie  Xauffapelle  (Battiftero),  ein  adjtediger 
Sbuppelbau,  bid  1128  ftatbebrale,  mit  Bilbftauer* 
merten  »on Xonatelto, SRuftici  unbBnbreaSanfoPino 


(f.  Xafel  »Bilbhauerfunft  IX«,  gig.  10)  unb  Biofai 
fen  aud  bem  13.  gahrh-  gejiert.  Berühmt  finb  bie  brei 
Bronjetürcn  (eine  »on  Bnbrea  B'fano,  jwei  »on  2o» 
renjo  ©hiberti,  f.  Xafel  • Bilbhauerfunft  \H« . gig.  8). 
Ipinter  bemXorn  mürbe  1887  am  ehemaligenXebalbi» 
feften  S>aud  eine  Bronjebüfte  XonateUod  angebracht. 

illui  »on  ben  übrigen  gröftem  ober  ältern  Mtnften. 
im  ganjen  über  80,  gehören  »iele  ju  ben  heruor 
ragenbften  gtaliend;  fo  bie  ehemalige  Xominifaner« 
firefte  Santa  Bfaria  9!o»ella  (1278  — 1357  in 
todfanifch-gotifchem  Stil  erbaut);  bie  Stircfte  Santa 
(Iroce  (1294  »on  Brnolfo  bi  Sambio  im  gotifefteu 
Stile  begonnen.  1442»ollenbct),  urjprüngli^filofter 
firefte,  fpnter  Banlhcon  audgcjciihneter  glorentiner. 
mit  ben  ©rabmälern  »on  Blidjelangelo,  ©alilei,  Sfa- 
ebiaoeüi,  Seon.  Bruni,  Vltfieri,  Kherubini,  SKarjup 
pmi  u.  a.,  ©Ijicnbenfmälern  Xanted,  Äoffinid  u.  a., 
Blarmortanjcl  »on  Benebetto  ba  Biajano,  gredfen 
»on  ©iotto,  Xabbeo  öabbi  u.  a.,  im  strcujgang  mit 
ber  fdiöncn  Cappella  bei  B"VÜ  »on  Brunelledco ; bie 
Slirche  bell’  Bnnunjiata,  au«  bem  13.  3ahrh- 
mit  groftem  ffiftoronbau  »on  BIberti  (1451),  jierlichtr 
Borhaüe  (1601 ) unb  berühmten  gredfen  »on  Vlnbrea 
bei  Sarto  im  Borftof  unb  Slreujgang  (baiunter  bie 
Biabonna  bei  Sacco);  bie  Strebe  Sau  BJarco,  1436 
bid  1442  erbaut,  1588  »on  ©io»,  ba  Bologna  im 
gnnem  reftouriert,  unb  bad  anftoftenbe  ehemalige 
Slloflcr,  jeftt  Bfujeo  giorentino  bi  SanBJarco,  in  bem 
feinerjeit  gra  ©io».  Vlngelico  ba  giefole,  gra  öiro 
lamo  Saconarola  unb  graBartolomtneo  beüaBorta 
ald  Biönihe  lebten;  bie  Stirere  Santa  Biaria  bet 
Carmine  mit  ber  beim  Branb  »on  1771  »erfchont 
gebliebenen  C a p p e 1 1 a B r a n c a cct , lüclcfte  bie  funft 
hiftorifch  miefttigen  gredfen  »on  Biafaccio  unb  gitip- 
pinoSUppi  enthält;  bie Stircfte  Santo  Spirit o,  nach 
Bntncllcöcoö  (Sntreurf  gebaut,  eine  breifchiffige  Säu 
lenbafilifa  mit  38  Slnpellen ; bieftirefte  3 a n 2 o r enj  o, 
fefton  390  gegrünbet,  1425  »on  Brunelledco  neu  ge 
baut,  eine  jladi  gebedte  Säulcnbafitifa  mit  gemölbten 
j Seitenfihiffcn  unb  einer  deinen  Kuppel,  jmei  slanjeln 
I mit  Broniereliefd  »on  Xonateüo,  bem  (1896  »oll» 
enbeteti)  ©rabbenfmal  biefed  Bieifterd,  ber  alten  Sa» 
frijtei  mit  Studbeforation  »on  bemfclben  unb  ber  be 
rühmten »BibliotecaLaurenzinna«.  3U  biefer Stiche 
gehören  jrnei  Kapellen : bie  Cappella  bei  Xepofiti 
ober  neue  Safriftei,  bie  im  Buftrag  ücod  X.  »on  B(i- 
chelangclo  erbaut  würbe  unb  bie  ©rahmäler  bed  ©iu> 
liano  unbi’orenjo  be’Biebici,  gcfchmüdt  mit  ben  alle 
gorifeften  ©eftalteit  bed  Xaged  unb  ber  31ad)t,  bed 
Blorgend  unb  bed  Wbenbd , berühmten  ®crten  »on 
Biicftelangelo  (f.  Xafel  »Bilbhauerfunft  IX«,  gig.  8), 
fotuie  beffen  uimoüenbcte  Biabonna  mit  bem  Minb 
enthält;  bann  bie  Cappella  bei  Brincipi  ober 
alte  Sarriftei,  1604  angelegt.  Bennendwert  ftnb  nodi 
bieSirchen  Orfanmichele,  1337—59,  urfprünglidj 
ald  Sornhalle  erbaut,  mit  Statuen  »on  Xonatetlo 
(f.  Xafel  »Bilbhauerfunft  IX«,  gig.  7,  Original  jeftt 
im  Bargetlo),  Siorenjo  ©hiberti,  Bnbrca  bei  Berrocdiio 
(f.  Xafel  IX,  gig.  6)  u.  a.  in  ben  9iifd|en  ber  Buften  • 
feite,  im  3nncnt  mit  bem  praditooUcn  Xabernafel 
»on  2lnbrea  Crcagna;  la  Sabia,  mit  Sfulpturen 
von  Biino  ba  giefole  unb  feftönem  flltarbitb  »on 
gilippino  2ippi;  Santa  Biaria  Biabbalena  bei 
B a j j t , mit  Rapitelfaal,  enthaltenb  ein  fcftöned  gredfo» 
bilb  »on  B'etro  Berugino;  Santi  Bpoftoli,  ro» 
manifd)e  Baftlifa  mit  feftönem  Ciborium  »on  Vlnbrea 
bena  Siobbia;  Santa  Xrinitä,  gotifdje  fiirche, 
1250  »ietteicht  »on  Siiccolö  Btfano  erbaut,  mit  gred- 
fen  »on  Xom.  ©hirlanbajo. 


703 


Floren}  (Wänläfte 

(lUcliHiiic  ©ebfiubc.  | Ter  florentimfdK  ©alaft 
bau  be-3  13. — 16.  Rahrtj.  I)fll  einen  emften,  feftung« 
artigen  dbaratter.  '.‘luch  bie  Benaiffancepaläfte  mit 
i t)rnt  foloffalen  Buitira  -(Srbgef  (hoffen,  bie  nur  uou 
bcn  rieiigen  portalen  unb  fleinen  Bcrgitterten  Senilem 
burebbroehen  »erben,  bobeu  ein  ftrengeä  ©epräge. 
Tie  Vlntuut  fommt  in  bcn  fchönen  §atlenböfen  ber 
Rnncnfeite  jur  ©eltung.  VI uf  ber©itma  beOa  Signo. 
ria  erbebt  fid)  ber  ©alajjo  ©eccbto  ober  bella 
Sign oria,  ein  ernfter,  burgartiger  ©ulajt,  1298Bon 
Vlmolfo  bi  Cambio  al-3  Sepben.i  ber  Signoria  be- 
gonnen, mit  einem  fchlanfen,  94  m hoben  3>nnen 
türm.  Ter  fdtöne  adtiedige  Säulenbof  würbe  non 
Midfeloyo  1434  erneuert  unb  enthält  einen  ©rannen 
mit  Schale,  beffen  Stufe  ein  Knabe  mit  Tclpbin  bon 
Snbrea  bei  ©ertocdiio  pert.  Ter  große  $>auptfaal, 
1495  erbaut,  würbe  fpätcr  bureb  ®.  Safari  umgeftaltet 
unb  mit  Malereien  gefdimiidt.  Vln  bem(elben  ©Iape 
ftebt  bie  anmutige  Coggia  bei  Sanji,  eine  offene, 
au«  Bunbbogen  gebildete  2>a  He.  feit  1876  na<b  bem 
©tan  beä  VInbrea  Crcagna  erbaut;  fle  erbielt  ihren 
Samen  alä  Stanbort  ber  beutieben  S8ad)e  ber  2anbä- 
fneebte,  biente  aber  bann  alä  ReftbaIIe  ber  Signoria. 
Sie  enthält  auägejeidmete  Sfulpturwerfe : bie  ©ronje- 
ftatue  beä  ©erfeu«  mit  bem  Jwupte  ber  Mebufa  oon 
©enoemito  Cellini;  ben  Baub  ber  Sabincrinnen 
(Marmorgruppe)  non  ©ioB.  ba  Bologna  (f.  Tafel 
»Silbbauerfunft  X*.  Ria.  1 u.  7);  bie  anlife  ©nippe 
beä  Menelaoä  mit  bem  i'eicbnam  be«  ©atrofloä;  bie 
©ronpgruppe  ber  Rubitf)  unb  beb  tmlofemr«  oon 
Tonateüo;  bie  in  Marmor  auägcfiibric  Koloffal- 
gruppe  beb  Baubeä  ber  ©olprena  biurdj  ©prrboä  Bon 
Rebi  (Tafel  XIV,  Rig.  8)  tc. ' 

3wifd)en  bem  ©alajto  Becibio  unb  bem  Brno  liegt 
ber  ©alajjo  begli  Uffiji,  ein  1560—74  Bon  Sa- 
fari für  bie  Serwaltungäbeb&rben  aufgefübrteä  ©e- 
biiube  Bon  brei  ©efdwffen,  mit  offener  ßrbgefdjoftballe, 
bie  1842—  54}  mit  Marmorftatuen  berühmter  Toäfa- 
ner  gefdimiidt  ift.  Tab  Webäube  enthält  baS  reiebbal* 
tige  Stantäarebio,  bie  berühmte  Magliabeccbiamfche 
©ibliotbef,  bie  1862  mit  ber  fßniglieben  ©ibliotbef  beb 
©ala,yo  ©itti  (ber  fogen.  palatinifdtcn)  pir  'national- 
bibliotbe!  Bereinigt  Würbe,  bie  nun  378,000  ©änbe 
(baranter  wertBofte  Rnfunabeln)  unb  16,500  Manu 
ftripte  jählt,  ferner  bie  berühmte  ©emälbe-  unb 
Sfulpturengalerie  ber  Uf  fijien,  bie  benMebi- 
ceem  unb  bcn  ©roftberjogen  ihren  Seiebtum  Berbanlt. 
Sie  nimmt  jwei  Seftibüfe,  poei  150  m lange  ftorri- 
bore,  einen  tiirjem  Ouerforribor  unb  24  Säle  ein; 
baranter  ift  bie  berühmte  Tribitna , ein  Heiner  ndit- 
ediger  Saal  mit  antifen  Sfulpturen  unb  ©emälben 
eriten  Bangeä:  ben  antifen  Marmorffulpturrn  ber 
Sliobegruppe  (f.  Tafel  »©ilbbauerfunft  III«,  Rig.  10), 
beä  Tornauäjieberä , beä  'llpoüino,  ber  mebicetidten 
Senu«  (Tafel  V,  Rig.  7),  ber  Biiigergruppe  (Tafel  VI, 
Rig.  2),  beä  Sdtleiferb,  nebft  bem  Kopf  beä  fterbenben 
Slejanber;  bapt  Borplgliebe  ©emälbe  oon  Riefole, 
üionarbo  ba  Sinei,  Botticelli,  Tom.  ©birlanbajo, 
Mantegna,  Rilippo  unb  Ritippino  2ippi,  Rra  ©arte* 
lonimeo,  Vllbertinelli,  Sobboma,  Michelangelo,  Se* 
baftiano  bei  ©iombo,  StoffacI,  (lorreggio,  öiorgione, 
Tizian,  Morone,  Türer,  »olbein,  Subenä,  Ban  ber 
©oeä  u.  a. 

Vluf  bem  linfen  Vimo-Hfer  liegt  ber  herrliche  © a * 
lajjo  ©ilti.  (Sr  würbe  Bon  ©runetledco  um  1440 
für  2uca  ©itti  entworfen  unb  begonnen , tpäter  oon 
ber  Raniilie  Mebici  getauft  unb  war  feit  1549  Beit' 
benj  ber  ©roftberjoge  Bon  Toofana  (je ft  fonigliebeä 
Schloff).  Ter  ©alait  ift  im  Bufhfaftil  aufgeführt  unb 


tc.,  Beoölferang). 

bilbet  ein  Mufier  für  ben  florenlinifchcn  ©alaftftil, 
baä  an  majeftätifdier  ©Sirfung  nicht  wieber  erreicht 
worben  ift.  Tie  Raffabe  ift  145  m lang,  ber  Mittel- 
bau 34,8  m hoch;  inägefamt  bedt  er  eine  Rläebe  Bon 
32,000  qm.  Rm  liniere  Rlügel  befinbet  fid)  bie  be- 
rühmte Walleria  ©itti,  bie  in  15  Sälen  ca.  500  ©e- 
mälbc  umfaftt.  Sie  enthält  unter  anbem  Meifter- 
werfen  aller  Kunftfcbulrn : oon  ©ietro  ©eragino  eine 
Kreuzabnahme;  Bon  Sebaftiano  beI©iombo  bie  Mar 
ter  ber  heil.  Vlgatpa ; oon  Rra  ©artolommeo Mabonnn 
mit  ber  Serlobung  ber  heil.  Katharina,  ben  auferftan- 
betten  (Ihrifni«  mit  ben  (Soangeliften,  eine  Streujab- 
nahme  unb  einen  St.  dfiarfu« ; oon  Vlnbrea  bet  Sarto 
bie  ©erfünbigung  unb  acht  anbre©ilber;  BonSaffael 
IRabonna  bei  ©rattbuca,  SRabonna  bei  Balbacthtno, 
Mabonna  beHa  Sebia,  heilige  Ramilie  bell’  Rittpan 
nata,  Sifton  beä  fiejefiel,  ©apit  Ruliuä  II.  unb  2eoX. 
mit  jwei  Karbinälen;  Bon  Tijian  eine  ©iagbalena, 
Bilbniö  bed  ©ietro  Vlretino  tmb  Rrauenbilbniä  (»1» 
bell»  di  Tiziano«);  Bon  (Srtft.  VUlori  eine  Rubtth; 
Bon  SRubend  ben  heil-  Rranpdfud,  bie  Bier  ©tjilofo 
phen,  bie  Rolaen  beä  Kriege«  unb  jwei  2anbfd)aften; 
oon  Ban  Tl)d  ben  Karbitial  ©entiooglio  tc.  vunter 
bem  ©ittipataft  behnt  fidi  ber  1550  angelegte  fönig- 
ltd)e  ©arten,  ©iarbino  ©oboli,  au«,  ber  mit  Bie- 
len Statuen  unb  Rontänen  gejiert  ift  unb  herrliche 
Wuäftchtäpunlte  bietet.  §erBori  agcnbe  ©aläite  ftnb 
aufjerbem:  ber  ©alaft  ©argello  (1255  unb  1333 — 
1345),  fottft  Diefibeni  bcä©obeflä,  feit  1859 National- 
mufeum,  reich  an  Sfulpturwerfen  ber  Sienaiffance 
(oon  Michelangelo,  ©hiberti,  ©runelleäco,  Tonaiello, 
2uca  bella  Bobbia,  R.  Sanfonino  [f.  Tafel  -Bilb- 
bauerfunit  IX«,  Rig.  12],  ©iooanni  ba  ©ologna 
[f.  Tafel  X,  Rig.  9]  u.  a.);  ber  ©alajio  Biccarbi 
(Bon  1430),  ehemalä  ©alaft  ber  Mebia,  Meiiterwerf 
Michelojjoä,  mit  ber  alten  Jiauäfapelle  ber  Mebtceer 
(Rreäfen  oon  ©enoyo  ©ojjoli)  unb  ©ibliotbef;  ber 
©alayo  Strojji(f.  Tafel  -Vlrchiteftur  X«,  Rig.  1), 
1489  oon  ©enebetto  ba  Majano  entworfen,  ben 
2>i'hepunft  beä  ©alaftbaueä  ber  Rrührenaiffance  be- 
(eichnenb,  mit  fdionem  ffranzgefimä  Bon  lironaca; 
baä  Batpauä  (früher  ©alajio  Spini);  bie  ©aläjle 
Bucellai  (oon  2.  Vtlberti,  1451),  Bencini  (fottft  ©an* 
bolfini,  nach  Baffaelä  ISntwurf  gebaut),  Sorfini  (mit 
©emälbefammlung),  Buonarroti  (Bon  Michelangelo 
getauft,  feit  1858  (Eigentum  ber  Stabt,  mit  ©alerie, 
enthaltenb  Seliefä,  .-{eidmungen,  Mobctlierungen 
Bon  Michelangelo  u.  a.),  Uguccioni  (Bon  1550),  ©na- 
bagni  (1490  Bon  dronaca  aufgeführt),  ©onbi  (1490 
Bon  ©iul.  ba  Sangallo  begonnen,  mit  fchänem  Säu- 
lenbof) unb  Torrigiani  (mit  ©emälbefammlung). 

lOeBülferuiiii,  ©erlebe  ie.)  Tie  ©eoölferung 
betrag  1901  ca.  165,000  (alä  ©emembe  205,589) 
Seelen.  R.,  im  Mittelalter  eine  ber  erften  Manufat 
tur«  unb  öanbelditäbte,  jeichnet  (ich  heute  noch  bureb 
bie©flege  einiger  Rnbuflriejmeige,  befonberä  im  Jhmfl. 
hanbwerf,  auä.  Rn  gröftmu  üSaftftab  werben  betrie- 
ben bie  Rnbuftrie  in  Seihe,  Tapeten,  ©orten,  Stroh- 
hüten, ©lachöpräparaten,  dhentifalien,  Mufifmftru- 
menten,  2ujruäm6beln  unb  Siol|fchniBereien,  inöolb, 
Mofaif  (auä  barten  Steinen,  pietra  dura,  wofür  eine 
Staatäwerlftätte  befiehl),  Vllabafler,  Marmor,  Majo* 
lifa,  rnblid)  bie  ©udtbraderei  unb  Metallarbeit.  Rn 
R.  befinbet  ftch  eine  ftaatlicheTabaffabrif,  in  becJlähe 
(2a  Toccia)  eine  hersorragenbe  ©orjellanfabrif.  Tie 
hauptfädtlichfte  (Sinnahmegueüe  Bon  R.  ift  berhanbel 
mit  ffunftgegenftänben.  Rn  ber  Umgegenb  finb  Ipun- 
berttaufenbe  mit  ber  Strohflechterei  befchäftigt.  ©on 
lanbwirtfdtaftlichen  ©robuften  Wirb  Biel  ©lein,  Cl 


704 


giorenj  (SSobltötigfritSanitalten,  BilbungSwefen , Umgebung,  fflefcbicbte). 


unb  immergrünes  Coub  ausgcfübrt,  aufterbeut  ge- 
trodnete  3nSwurgeln,  ScibenfofonS,  Häute  uub  Seile. 
Mehrere  jlnftilute  gur  görbenmg  beS  HanbelS  unb 
Berlebrs  buben  in  g.  ihren  Sip,  fo  bic  XoSfaniftbc 
'Jfationalbanf,  bie  XoSfaniftbc  Srebitbanf u.  a.  g.  liegt 
an  ben  ßifcnbabncn  g.-Bifa-aiPomo,  Bologna-g.- 
Ülreggo-JHom  unbg.-gaenga-Äimini  fowic  mehreren 
Xampfftraftenbabnen  unb  bat  gwei  Bahnhöfe:  ben 
.jcutrnlbiihnhoi  im  9i.  unb  ben  Bahnhof  Borta  aüa 
tlroce  im  0.  ber  Stabt.  $er  Ütnio  ift  bei  g.  nur  im 
Sinter  unb  jur  Segenjeit  für  Barten  fahrbar.  Un- 
ter ben  zahlreichen  ^o^ttQtigteitöaTtftalten  oer- 
bienen (Erwähnung : baS  Ho'pital  uon  Santa  Blaria 
Buooa  (bon  1388,  für  2000  Itrante)  mit  einer  Wale 
rie  fcbenSwerter  ökmälbe,  barunter  bah  3iingfte  @e 
rieht,  greSIo  oon  gra  Bartolommco,  bae  ginbelhaus 
(1421  oon  BrunelleSco  begonnen,  mit  fthöner  Säu- 
lenhalle), baS  grrenfmuS,  bah  Xaubftummeninftitut, 
bau  Brbeitsbaus,  baS  aeibbauS  unb  bie  1244  ge- 
ftiftete  Compagnia  della  misericordia  (Begräbnis- 
bruberfchnft). 

tBiit>ungS»eten.]  Sn  böbtrn  UnterriebtSan- 
ftalten  brfipt  g.  ein  fönigIid)cS  höheres  Stubien- 
inftitut  mit  brei  Settionen  (für  philotogifeb-pbilofo- 
Ohifchc  ©iffenftbaftcn,  3(aturwiffenftbaften,  SRebijin) 
unb  180«:  587  Hörem,  eine  ilehranitalt  für  Sojial- 
»ijienfd)aften,2£t)ieen,4Iethnif(heS(i)ulen,ein  Xed}« 
nifcbes  jlnftitut,  ein  höheres  aebrerinnenfeminar,  ein 
3nftitut  ber  ftböneti  Jtünfte,  eine  Sfunftgcmerbeftbulc, 
ein  Jjnftitut  für  Hiuftt,  eine  XieflamationSidjule,  eine 
Sdiule  für  Militärärgte,  eine  Obft-  unb  (Bartenbau- 
fdiule,  baS  beutftbe  fiunftbiftorifcbe  3nftitut  (f.  b.) 
n.  a.  Sehr  zahlreich  finb  bie  gelehrten  ffiefell- 
fdiaften,  bie  in  g.  ihren  Sip  haben,  bamnter  bic 
1582  gegriinbete  'Jlccabemia  bella  CruSca  (f.  ?Ua* 
bemie,  S.  217),  bie  Ülccabemia  bei  Weorgofili  jur  Be- 
förberung  beS  Weferhnuca,  ein  Hiftorifther  unb  ein 
Bhtlslogtfiher  Serein ; baS  Slteneo  italiano;  ein  1735 
geftifteter  '-Herein  für  BatcrlanbSfimbe  ic.  3n  g-  be* 
finben  fi(h  ferner  ein  StaatSarcbiO  (mit  140,000  Ur- 
lauben) unb  zahlreiche  Bibliotbclen,  Worunter  bie 
oben  erwähnte  Rational-  unb  bie  aaurenjianifche  Bi 
bliotbel,  bieBibliotecaUKarucelliana  (140,000  Bänbe) 
unb  bie  Siiccarbtnua  bie  bcbeutenbftcn  finb,  bann  ein 
ffiilitärgeograpbiitbeö  3nftilut.  Wnbre  Wiffenftbaft- 
liehe  Sammlungen  finb  ein  SRufcuni  ber  'Jintur- 
Wiffenfehaften , baS  unter  anbenu  eine  Sammlung 
anatomifeber  SBcidiSprnpnrate  enthält  unb  mit  einem 
aftronomifdjen  unb  meteorologifcben  Cbferoatorium 
oerfehen  ift,  ein  joologifcher  unb  botanifcher  ©arten, 
'llufter  ben  erwähnten  ftunftfammlungen  finb 
nod)  ju  nennen:  bie  ‘iltabemie  ber  bilbenben  Jtünfte 
mit  einer  bebeutenben  ©alerte  oon  SfulOturen  (bar- 
unter  ber  Xaoib  uon  Slicbelangclo  (f.  Xafcl  »Bilb- 
hauerlunft  IX« , gig.  9)  unb  ©emälben  (grübling 
oon  Botticelli,  Saufe  Gljrifti  Oon  '<1  bei  Berrocdhio), 
Vanbjeid)iiimgen  unb  einer  Bibliothef,  bann  baS 
archäologifcbc  SKufeum  im  Balazzo  bella  Srocetta, 
enthaltenb  eine  ngljptifdio  unb  etmbfifebe  Antiquitäten- 
fatnmlung,  oerbunben  mit  einer  1883  begrünbeteit 
Sammlung  Oon  Xeppidjen  unb  Stoffen,  unb  bas 
HJfufco  bi  Santa  Bfaria  bei  giore  in  ber  ehemaligen 
Bauhütte  beS  XomS  mit  BilbWerfen  Don  Brunei- 
leSco,  Xonatcllo,  2uca  bella  Siobbia  (f.  Xafel  »Bilb- 
hauertunjt  IX«,  gig.  4)u.a.  Unter  ben  lSXheatern 
finb  baS  4000,-fufcbiuier  faffenbe,  ju  ben  grö&teii  unb 
febönften  Cpcmhäufcrn  StalienS  gebörenbe  Xeatro 
Bagliano  unb  baS  Xeatro  'Jiiccolim  (für  baS  Schau 
fpicl)  bie  Dorjiiglicbften.  Xie  berühmte  Bergola  hat 


1 nur  noch  für  ©alaoorftellungen  unb  als  OornehmcS 
gafcbingdballotal  Bebeutung.  3m  Stufe  ber  (Eleganz 
fleht  bas  erneuerte  Xeatro  Wlfieri;  bie  BolfStomöbie 
mit  ber  toSfaniidjen  Stenterellomasfe  finbet  im  Xea- 
tro Stajionale  fßflege;  ein  BollStbeater  ift  bie  2! rata 
Stajionale.  — R.  ift  ber  Sip  ber  Bräfeftur.  eines  (Erz- 
bistums (feit  1420),  eines  Sippen-  unb  Vlffifcnhofs, 
eines  3ioil«  unb  SPorreftionStribunalS,  beS  8.  2lrmee- 
torpStontmanboS,  ferner  einer  ipaitbels.  unb  ©ewerbe- 
tammer  unb  mehrerer  fionfulate  frember  Staaten, 
barunter  auch  XeutjcblanbS,  unb  befipt  ein  Stänner- 
unb  ein  ffrauenjiicbthnuS. 

[Umaebung.]  Borbroeftlid)  grenzen  an  bie  Stabt 
bie  Kaf einen,  ber  groge,  Oom  2lrno  unb  Btugnone 
emgefcbloffene  Stabtpai  t,  Wo  nachmittags  bie  »orfo* 
führten  ftattfinben.  (Sine  fd)önc  Bromeitabe  bilbet 
ferner  berBiale  bei  Colli,  eine  6’/« km  lange,  1888 
angelegte,  Pon  ber  Xampfitrafscnbahn  befahrene 
Ihcnftftrafie  an  ben  £>ügeln  im  S ber  Stabt,  mit  ben 
praebtooüftcn  ?luSblicfen,  inSbef.  Pom  Biajzale  Slti 
ebetangeto.  Oberhalb  ber  Strafte  liegt  bie  grangiS 
fanerfirebe  San  Saloatore  bei  Bfonte,  nadi  ben  Blä  - 
uen (fronacaS  1504  erbaut,  unb  Weiter  (üblich  bie 
non  einem  geftungSwaü  aus  bem  16.  3nbrft-  w» 
gebene  fdjöne  Sirdhe  San  Siiniato  auS  bem  12. 
Saftrh-,  mit  infniftierter  SWannorfaffabe.  9iocb  wei 
tcr  (üblich  Pon  ff.,  bei  bem  gierten  ©allu  j jo  (19<>1 
mit  ca.  8000,  als  ©emeinbe  18,770  (Einw.j,  erhebt 
(ich  bie  Eertofa,  ein  ehemaliges  Äerrtäuierflofter, 
teftungSartig  auf  einer  2lnhöt)o  über  ber  SRiin bring 
ber  (Sina  in  ben  ©rcPc  tbroiumb ; ferner  öftlieb  baS 
stlofter  San  Salbi  mit  berühmtem  2lbenbmabl  oon 
Tlnbrea  bei  Sarto  im  Siefellortum  unb  norböftlid) 
giefole  (f.  b.)  mit  feinen  ftlöftern. 

«etipi  ctite. 

glorenj,  baS  alle  Florentia.  würbe  ocnmitlich  im 
2. 3ahrf|.  P-  (Ihr.  gegdinbei.  aber  fefton  82  P.  (Ihr.  Pon 
Sulla  jerftört.  Um  59  u.llbr.  richtete  (läfar  bie  Stabt 
als  römifebe  ftciionie  wieber  auf.  3m  4. 3abrb-  n.  (ihr. 
war  fic  BiftbofSfip;  bie_ältefte  cbriftlicbe  Slirdie,  non 
ber  wir  Jtunbe  banen,  San  £orenjo,  würbe  393  oom 
heil.  (StitbrofiuS  geweiht.  Unter  ben  £angobarben 
war  g.  ^auptort  eines  Herzogtums;  in  ber  3*>t  her 
beutfdicn  Stönige  StalienS  tritt  eS  erit  im  11.  3ahrh- 
bebeulenber  heroor;  cS  war  währenb  beS  3noeftiUtr. 
inreitS  ein  Hauptftüppunft  ber  päpftlccben  Bartei  in 
XuScien  unb  würbe,  wahrfebeinlicf)  1082,  oon  Hein- 
rich IV.  oergeblid)  belagert.  1125  jerftörten  bie  glo- 
rentiner  baS  benachbarte  giefole,  was  feiner  fpätmr 
(Sntmicfelung  febr  ju  ftatlen  fam ; im  12. 3abrb.  bil- 
bete  ftch  bieSonfutatSPerfaffung  in  ber  Stabt  feft  aus. 
3*oar  ent  )og  griebricb  I.  1 185  ben  glorcntinent  bie 
Wraffdiaftsrecble  aufterbalb  ihrer  Blauem ; bod)  er- 
hielten  fie  1187  wenigftenS  in  einem  hefebräntten 
llmrreiS  hie  ©ericbtSbarieit  jurüd.  1197  trat  g.  bem 
gegm  bie  beutfche  Hfrri*aft  gerichteten  XuScifchen 
Bunbe  bei  unb  eignete  fid)  bemncid)ft  bie  H*brfcbaft 
I über  bie  gange  Wraffcbaft  wieber  an.  3n)Wifeben 
wuebfen  Hanbel  unb  3nbuftrie;  bie  gabrifation  oon 
'tHoUengeug  unb  baS  Banfiergefdtäft , baS  befonberS 
feit  ber  Pon  hier  auSgebenhen  BoSgung  Pon  ©olb 
gutben  (1252 ; glorenc,  ital.  fiorini)  aufbliibte,  brach 
ien  reicbilen  ©ewinn.  Xie  ©ewerbtreibenben  waren 
febon  1193  in  ficbett  fünften  organifiert,  bereit  Bor- 
lieber  bem  Bobcftä  als  Oberhaupt  ber  Stabt  gur  Seite 
I itanben;  1250  fam  eS  gu  einer  nötligen  Umgeftattung 
ber  Berfaffung;  neben  bem  Bobefta  ftanbeit  fortan 
ber  ISapitniio  bet  popoto,  als  Vertreter  ber  BoIfSreebie 
im  ©egenfap  jum  9lbel  unb  gübrer  ber  bewaffneten 


705 


glorenj  (Offerte). 


Bfirgerfcßaft,  unb  bad  Kollegium  der  pWölf  iSlteften  I 
(anziani),  je  }ton  aud  jebem  der  fccf)ä  Ouartiere  (sca- 
tieri)  ber  Stabt.  Sir  iÖürgerfrfjaft  jerfiel  in  20  Kom- 
pagnien mit  je  einem  Scmnerßernc  (gonfaloniere)  an 
ber  Spiße,  bie  Waffenfähige  SJiannfdjaft  bed  ©ebietd 
war  nach  Rircbfpielen  einjeteilt.  3m  folgenden  3aßre 
febrten  bie  burd)  griebnd)  II.  Bertriebcnen  ©uelfen 
nach  g.  jurücf,  Worauf  bie  angefeßenften  gßibetlini- 
fcfjen  ©efdjledjter  oerbatmt  Würben.  Xiefe  traten  nun 
mit  König  IRanfreb  in  Verbindung  unb  lehrten  nach 
ber  furchtbaren  Siieberlnge,  welche  bie  Florentiner 
4.  Sept.  1260  bei  SRontaperti  burd)  Ir  uppen  äRan- 
freba  unb  ber  Sienefen  erlitten,  in  bie  Stabt  jurüd, 
wo  aldbalb  bie  Serfaifung  Bon  1250  umgeftürjt  würbe. 
Allein  nach  Bianfrebd  lob  erlangten  bie  ©uelfen  mit 
Unterftüßuna  bed  Sapited  unb  Karls  Bon  Anjou  Wie- 
bcmni  bad  Übergewicht;  in  ber  91ad)t  nom  16.  auf 
ben  17.  April  12fi7Berließen  bic  ©hibellinen  bie  Stabt 
unb  burften  erft  1280  infolge  ein«  Bon  bem  päpft- 
liehen  Legaten  Kardinal  fiatino  Bermittelten  griebend 
jum  größten  Seil  jurüdlehren.  Sie  Bon  bem  Rarbi- 
nal  gegebene  Serfaffung  Würbe  1282  wieber  aufge- 
hoben, inbem  nunmehr  Die  Vegierungdgewalt  auf  bie 
fünfte,  unb  jwar  junäehft  bie  obem  fünfte  (b.  h-  ben 
popolo  grasso,  im  ©egenfaß  ju  ben  niebem  fünften, 
bem  popolo  minuto)  Überträgen  Würbe,  bie  fie,  fpaler 
unter  §injujicbung  ber  mittlem  8ünfte,  burd)  bie 
Bon  ihnen  gewählten  frieren  ber  Ijünfte  (priori  delle 
arti),  audübten.  junächft  behauptete  freilich  ber  guel- 
ftfd)c  Abel  in  Verbindung  mit  ber  (ich  ih"t  attfcßließen« 
ben  ©elbariftofratie  immer  noch  einen  erheblichen  (Ein- 
fluß unb  befeftigte  biefen  burd)  ben  glanjenben  Sieg, 
ber  1289  Bon  g-  über  bie  tudeifd)en  ©hibeüinen  erfoch- 
ten würbe;  allein  balb  riefen  bcrljierburch  gefteigerte 
Übermut  unb  bie  ©eWalttätigfeiten  ber  ©roßen  neue 
SRaßregeln  gegen  biefe  Ijeruor.  ®tird)  eine  Verbin- 
dung bed  ©iano  bella  Bella,  bet  aud  einem  ber 
ä!te|ten  Abeldgefeßlcchter  ber  Stabt  flammte,  mit  ber 
Soifdpartci  fam  cd  baßin,  baß  im  Januar  1293  bie 
fogen.  Ordnungen  ber  ©ereeßtigfeit  erlaßen  Wür- 
ben, bie  ben  Abel  non  bem  Vegierungdfollcgium  ber 
Srioren,  bem  jeßt  ein  befonberer  Bannerßerr  ber  @e- 
reeßtigteit  (gonfeloniere  della  giuatizia)  ßinjutrat, 
audfchloffen,  alle  ©eWalttaten  ber  Magnaten  gegen 
Angehörige  bed  Solled  mit  ben  feßwerften  Strafen 
bebroßten  unb  fie  ber  fcßärfften  Überwachung  unter- 
warfen. ©iano  felbft  Würbe  jwar  fdjon  1295  geftürjt 
unb  Berbamtt,  aber  bie  Drbnungen  ber  ©ereißtigleii 
blieben  in  Straft. 

Sitßtdbeftoweniger  bildeten  fleh  >n  ber  Stabt  balb 
jWei  neue  Bruteien,  bie  mit  ben  aud  Biftoja  berüber- 
gefotnmenen Samen  ber 9ieri(Sdß war, |en)unbSiancßi 
(©eißen)  bezeichnet  Würben ; an  ber  Spiße  jener,  bie 
bureßaud  guclfifd)  gefinnt  waren,  ftanben  bic  So- 
nati,  an  ber  ber ©eißen,  bie  meßr  »um  ©ßibettinen* 
tum  neigten,  bie  Eercßi.  Surd)  Rarl  Bon  Saloid, 
ben  Sruber  König  Bßilippd  IV.  Bon  granfreidj,  ber 
am  1.  3ioü.  1301  ald  päpftlicßer  griebendftifter  in  g. 
ein, sog,  erhielten  bie  Schwarzen  bad  Übergewicht,  unb 
1302  würben  bie  hecBorragenbftcn  güßrer  ber  Splei- 
ßen, barunter  Saute,  aud  ber  Stabt  oerbannt.  Sie- 
ben einigen  juni  Bürgerftanb  übergetreteneu  Abeid- 
gefeßlecßtem  regierten  bie  reießen  ffhufleute  g.,  unter 
denen  bie  gamiuen  ber  AcriaiuoIi,Sllbobranbini,  Alto- 
Biti,  Sllagalotti,  SÄancini,  Bcruiji,  Vicci,  3troj|i  u.a. 
ßerBorragten.  Unter  ihrer  Teilung  blieb  g.  bad  2>aupt 
ber  guelfifcßen  Bartei  in  SRittelitalien  unb  belämpfte 
Äaifer  Heinrich  VII.  auf  beffen  3U8*  nach  3talien 
auf  bad  ßartnädigfte.  Bon  ißm  geächtet,  übertrugen 

Wceert  Jteitv.  • Prrtfon , d.  Stuft.,  VI.  üb. 


bie  Florentiner  bie  Signorie  ber  Stabt  1313  an  König 
Stöbert  Bon  Sleapel,  beifen  Sitare  jle  bis  1321  regier- 
ten. $urd)  ben  ©ßibellinen  Eaftruccio  Saftracam  be- 
drängt, übertrug  fobann  g.  1326  bie  Signorie  an 
SRobertd  Soßn,  ben  $>erjog  Start  Bon  Stalabrien,  ber 
jedoch  feßon  1328  flarb.  Bis  1341  regierte  fidj  die 
Stabt  nun  wieber  in  bemofratifeßer  Serfaffung,  bann 
aber  Berließ  fie,  in  einen  Krieg  mit  Sita  Berwidelt, 
bie  4>errfd)aft  betu  fjerjog  Bon  Athen,  ©alter  Bon 
Brieitne,  her  fuß  früßer  ald  Statthalter  Karls  Bon 
Kalabrien  Biele  Anhänger  Berfcßafft  hatte,  aber  infolge 
feined  Ißrannifeßen  Begiraenld  irhoct  im  3uü  1343 
wieber  Bcrtriehen  wurde.  Slocß  im  fjerbft  bedfelben 
3aßred  fam  ed  gu  einer  Sleuorbnung  ber  Serfajfung, 
bureß  Welche  bic  ©cwalt  auf  ben  Sopolo  minuto  über- 
ging. Allmählich  jeboeß  gewannen  ber  Abel  unb  bie 
reichen  Familien  bed  Sopolo  graffo,  geftüßt  auf  bie 
1267  gefeßaffene  ©uelfcnaefeUfeßaft  (parte  guelfa), 
Wieber  bie  Cberßanb  unb  bildeten  eine  Oligarchie,  bie 
ließ  burd)  bie  'Verfolgung  aller  wirtlichen  unb  angeb- 
lichen ©ßibellinen  unb  bureß  ein  audgebilbeted  Je- 
nun|iationdfhflem,  bad  »ammonire«  i Verwarnen) 
mißliebiger  Bürger,  behauptete.  3warfüßrte  1378  ein 
Aufftanb  bed  niebem  Solfed  unter  güßrung  bed  ©oll- 
lämmerd  Stichele  biflanbo,  bie  fogen. iwcBolution 
ber  (liontpi  (-©oQtämmer-),  abermald  einen  bento- 
tratifeßen  tlmfchwung  ber  Serfaffung  herbei;  aber 
2anbo  erleichterte  bureß  fein  uitflugcd  Verhalten  ber 
oligarcßilcßen  Sartei  bie  ffiieberßerftellung  ber  alten 
Serßältniffe  unb  würbe  1382  aud  ber  Stabt  oerbannt. 
Auch  gegenüber  weitem  Bewegungen  ber  3«brc  1387, 
1393,  1397,  1400  behauptete  ftd)  bic  taufntännifeße 
Oligarchie,  unter  beren  ©errfeßaft  übrigens  g.  feine 
SorßerrfchaftinSuScien  immer  meßr  erweiterte;  1405 
ertaufte  es  Bon  ©abriele  Sidconti  für  200,000  ©olb- 
gulben  bie  Stabt  B<fa,  bie  1406  mit  ©ewalt  unter- 
worfen würbe,  unb  1421  Bon  benöenuefen  benfbajen 
Bon  2inomo. 

Unter  bm  Familien,  bie  Sopularität  unb  Einfluß 
beim  niebem  Bolf  befaßen,  trat  meßr  unb  meßr  bie 
ber  ARebici  ßerBor.  Schon  bei  bem  Aufftanb  Bon  1378 
hatte  ein  Saloeftro  be'SSebici  fieß  heroorgetan.  Ein 
Verwandter  Bon  ißm,  ©ioBnnni  de’  Biebici  (geft.  1429), 
ber  ald  Baitlier  großen  Sicccßtum  erworben  hatte, 
fpielte  in  ber  Vepublif,  um  bie  er  fidj  burd)  gerechtere 
Drbnuna  bed  SteucrWejend  oerbient  machte,  bereits 
bie  erfte  Volle;  fein  Sohn  Eofimo  be'Blebici  Boll- 
enbete  aldlpaupt  ber  VoUdpartei  fcittSBerf  unb  brachte 
ed,  naeßbem  1434  bie  Blaeßt  bec  Oligarchie  jerfprengt 
War,  baßin,  baß,  während  bie  repiiblifanifdjen  For- 
men befteßen  blieben,  hie  Befeßung  aller  Staatdäniter 
im  wejentlicßcn  Bon  ißm  abßing.  damit  beginnt  für 
g.  bad  Blehiceifche  3e4ta*ter-  ('n(  3C'1  ßoßer 
Blüte  unb  großen  ©!att;cä.  ®ie  SSebici  waren  nicht 
nur  auf  Erhaltung  ber  Hegemonie  Bon  g.  inSodfana 
bebaeßt,  fonbem  fie  erwarben  jteß  auch  um  Handel  unb 
3nbuftrie,  Runft  unb  ©iffenfehaft  bie  größten  Ber* 
bienfte.  EofimodSoßn  Bi  er  o (1464— 69)  behauptete 
feine  Stellung  gegen  eine  Berfchwörung  Berfchiebener 
mächtiger  Familien  unter  Führung  bed  fiuca  Sitti. 
Unter  Bi'tod  Soßn  fiorenjo  bem  Bräcßtigen 
(il  Magnifico,  1469—92),  bcjfen  Bruder  ©iuliano 
fich  an  den  Kegierungdgefcßäften  Wenig  beteiligte. 
Wurde  bie  Serfaffung  ber  Vcpubtif  immer  meßr  in  eine 
monarißifche  umgewanbelt,  unb  er  übte,  wenn  aud) 
noch  oßne  jitel,  tatfäcßlich  bie  SRacßt  eines  öerrfcherd 
aud.  Sine  Bont  Bapft  Siptud  IV.  begünftigte  Ber- 
feßwömng  gegen  bie  Blebici,  an  deren  Spiße  bie  Fa- 
milie ber  Ba)li  unb  der  Erjbifcßof  Bon  S'ia  itanben. 

45 


706 


gieren} 


würbe  1478  niebergefdilagen , nadibem  ©iuliano  er- 
morbet,  Sorenjo  aber  gerettet  War.  Sou  SijtuS  IV. 
Wegen  ber  S>inrid)tung  be»  Grjbifdraf»  gebannt  unb 
Don  ilim  ioroie  bon  bem  ft&mg  3f  rbmanb  I.  bon 
Neapel  mit  Brieg  flberjogen,  geriet  3.  in  febwere  ©e 
brängni»;  Soren, jo  betrog  aber  blii'dj  eine  Seife  nach 
Neapel  1480  ftßnig  3crbinanb  jurn  3 rieben  unb 
föhnte  fid)  barauf  auch  mit  bem  ©apjt  auS.  Nach 
bem  ^rieben  befeitigte  Sorenjo  feine  S>errfd)aft  burctj 
bie  Grrichtung  einer  neuen  permanenten  Natabcbörbe 
bon  70  ©ürgem,  bie  alle  Vtinter  befepten  uitb  bie 
öffentlichen  Angelegenheiten  leiten  folltc.  Jbm  felbjt 
aber  blieb  in  allen  gingen  bie  oberfte  Gntfebeibung, 
unb  Säte  unb  ©eamte  waren  nur  baS  Bertjeug  fei- 
ner Segierung. 

Sorenjo»  Sobn  ©iero  II,  (1492—94)  wufste  bie 
Stellung  feines  SaterS  nicht  ju  behaupten  unb  rief 
burd)  fein  unmtfiblofjeiteS  unb  imitlofeS  ©erballen  ge- 
genüber bem  in  Jlalien  eingerüdten  Bönig  Marl  VI  II. 
Don  3raitlre:d>  fo  grofte  lln  jufriebenbeit  berpor,  baf) 
er  8.  Nob.  1494  mit  feinen  ©riibem  Pertrieben  würbe. 
Marl,  ber  am  17.  Nod.  in  3-  einjog,  perlangle  an- 
fangs feine  Sildbcrufung,  Derjidncie  aber  angefiebtS 
ber  (eften  imltung  berSürgerfdjaft  barauf  unb  feblojj 
eine  enge  Scrbinbunq  mit  ibr.  Sun  tourbe  29. 2> ej. 
1494  eine  neue  repubttfanifd)e©erfajfung  eingefübrt; 
ben  mnfigcbenbcn  Ginfluft  auf  bie  ©efdjäfte  übte  aber 
ein  fibwärmerifeber  Seformator,  ber  iominitaner 
Wirolamo  Saponarola  (f.  b.)  aus,  ber  1482  auS 
fterrara  nad)  3-  gefommen  War  unb  bur<b  feine  ©re- 
bigten  baS  ©oll  begeisterte,  greilut)  aber  gab  eä  eine 
ftarfe  Gegenpartei  gegen  ben  ÜJiönd),  ber  an  bem 
©Unbmc-  mit  Srantreidi  aueb  unter  Pernnberten  po- 
litifd)en  ©erbältniffen  feftbielt;  unb  nadibem  er  Dom 
©apft  ©lejanber  VI.  mit  bem  ©aun  belegt  war,  fanb 
er  1498  feinen  Untergang,  darauf  folgten  neue  in- 
nere Sirren,  bi»  1502  ©iero  ©oberini  als  IcbenS- 
länglidjer  ©onfalonicre  an  bie  Spipe  be»  Staate»  ge- 
(teilt  Würbe.  Unter  ipm  Würbe  1609  baS  abgefallene 
©iia  wieber  unterworfen.  ®a  aber  autb  Soberini 
franjöfiftb  gefinnt  War,  erjwangen  ©apft  Julius  II, 
unb  bie  Stga  1512  feinen  Sturj  unb  bie  Südberu- 
fung  ber  'JJiebici.  rin  bie  Spipe  be»  Staate»  traten 
ber  Slarbinal  WioDanni  be’  SKebici  unb  fein  ©ru- 
ber Giuliano,  bann,  als  Giopamti  unter  bem  Sa- 
men Deo  X.  ben  päpitlidjen  Stuhl  beflieg  unb  ffltu- 
liano  ibm  naeb  Som  folgte,  ipr  Neffe  Sorenjo  n., 
ber  Sohn  ©ieroS  U.  (1513—19).  3 nabm  nun  teil 
au  ben  Mampfen  ber  päpftlidpfaiferlieben  Siga  gegen 
ftranlreid).  Vluf  Sorenjo  II.  folgte  ber  Harbmal 
Wiulio  SHebici,  Grjbifebof  bon  3-,  «in  natürlidjer 
Soljit  be»  1478  ermorbeten  ©iuliano,  ber  1523  als 
Giemen»  VII.  ©apft  würbe  unb  bie  öeixjdjaft  über 
3-  jwei  ©aftarben  feines  S>aufeS,  Jppolito  unb 
©leffanbro,  natürlid)cn  Söhnen  GiultanoS  II.  unb 
Sorenjo»  U.,  übertrug.  ®iefc  würben  nad)  ber  Gin- 
nabmeSomS  bureb  bie  ©nippen  Marl»  V.  burd)  eine 
örpebung  ber  rcpubltfanifcben  ©artei  unter  3'lippo 
Strojji  geftitrjt  unb  oertrieben  (im  Süai  1527).  Vlbcr 
bte  nod)  einmal  beraeftellte  Sepublil  hielt  fid)  nur 
lurje  jjeit.  Jm  3oeben  Bon  ©arcelona  (1529)  ge- 
ftanb  Märt  V.  bem  ©apft  bie  fjurüdfübnmg  ber  Sie- 
bici  ju,  unb  ein  (aijerlidjcS  E>ccr  jwang  3-  im  tluguft 
1530  nad)  tapferer  Gegenwehr  jur  ftapitulation , in 
ber  bem  Maifer  ba»  Sodit  gegeben  würbe,  mit  ©or- 
behalt  ber  3reil)cit  ber  Stabt  über  ihre  Segierung  ju 
Derfügen,  worauf  Mart  ben  £> e rj o g Vtleffanbro 
jum  erblichen  Cberhaupt  ernannte. 

Jroar  würben  bem  jjerjog  jwei  feine  Gewalt  ein- 


fibränfenbe  SatSoerfammlungen  Bern  48  unb  200 
üKügliebem  jur  Seite  geftellt;  allein  jener  banb  ftd) 
an  biefe  Sebranfen  nicht-  entwaffnet»  bie©firger,  legte 
eine  3itabelle  an  unb  führte  ein  ftrenge»  (Regiment, 
Würbe  aber  5.  Jan.  1537  Don  einem  ©erwanbten, 
Sorenjhto  SHcbiti,  entiorbet.  Sein  Saibfolger  würbe 
ber  junge  G ofimo,  ber  einjige  nod)  übrige  Spröfj- 
ling  ber  SSebiri  auS  einer  Nebenlinie  beS  $janieS. 
Sari  V.  erfannte  ipn  an,  unb  mit  hüf*  ber  faifer- 
liehen  ©efapuna  ber  ^itabeDc  Don  3 Würbe  ein  unter 
3iibrung  ber  Strojjt  gemad)ter  Serfud),  ben  neuen 
Swyog  ju  ftürjen,  Dcreitelt.  ©on  nun  an  berrfdite 
Gofitno  umimfdjränft,  eroberte  1555  Siena  unbwurbe 
1 569  Bon  ©apft  ©iu»  V.  jum  ©rofüjerjog  Don  4 o » • 
(ana  (f.  b.)  ernannt.  Jn  3-,  baS  bie  Siaiiptjtabt  beS 
neuen  Grofiberjogtiint»  blieb,  fchWanb  Wie  in  aanj 
Jtalien  unter  politifebem  unb  fireblidjeni  2 nid  bte 
©lüte  Don  Bunjt  unb  SSiffenfibaft  allmählich  babin. 
Gin  regere»  geijtigeS  Sehen  erwachte  erft  wieber  unter 
ber  Sierriibäft  ber  Sotbringer,  namentliib  be»  Groß- 
b»rjoaS  Seopolb  I.  (1765—90).  1801  Würbe  3-  S>aupt- 
ftabt  beS  Mönigreid)»  Gtrurien;  Don  1808  bie  jum 
Sturj  ber  Sapoleonifcben  ^jerrfibaft  war  eS  mit  3ranf » 
reich  Bereinigt  unb  ipauptort  be»  Xeparteiuenterinio. 
1860  bem  neuen  ftihtigreid)  Jtalien  einoerleibt,  würbe 
3.  burdi  bie  Septemberfonoention  Don  1864  Jiaupt- 
ftabt  beSfelben.  ©iftor  Gmanuel  ficbelte  mit  ber  Ne- 
gierung im  3ebtuar  1865  na<b  3-  über  unb  refibierte 
im  ©aiaft  ©itti.  Obwohl  5-  nur  Dorübcrgebenb  die- 
fibenjftabt  blieb,  fo  unternahmen  bie  ftäbtifiben  ©e> 
börbeu  hoch  großartige  ©auten  unb  ©nlagen  für  bie 
Erweiterung  unb  ©erfd)önerung  ber  Stabt,  bie  ba- 
bureb  mit  einer  Sdjulb  Don  160  ©iiH.  belaftet  würbe. 
©1»  fd)on  nad)  6 Jahren  (1871)  Sh'om  jur  fcauptflabt 
erflärt  würbe,  geriet  3-,  bejfen  Ginwobuerjalil  unb 
Ginfünfte  fid)  beträchtlich  Derminberten,  in  große  finan- 
jieHe  ©ebrängniS  unb  würbe  nur  baburdi  Dom  ©anf» 
rott  gerettet,  baß  bie  Negierung  Don  ben  Sdjulben 
49  ©Cill.  übernahm. 

Sgl.  ©illani  (f.b.),  Annali;  3Rnd)iaDelli,  3lo- 
rrntinifebe  Geiducbten  (beutfeb  Don  21.  P.  Neumont, 
Seipj.  1846, 2 ©be.) ; Vt.D.'Jleumon  t , Tavole  crono- 
logiche  e sincroniche  della  storia  fiorentina  (3lor. 
1841);  Gapponi,  StoriadellarepnbblicadiFiri.nie 
(baf.  1875,  2©be. ; beutfdb  Don$ütfd)fe,  Seipj.  1876); 
<1. 1 r o 1 1 o p e , History  of  the  Commonwealth  of  Flo- 
rence  (Eonb.  1865,  4 ©be.);  ©errenS,  Hustoire  de 
Florence  (©ar.  1877  - 90,  9Sbe.,  bis  1581  rei*enb); 
Sd)effer-Soid)orft,  Slorentinifcbe  Stubien  (Seipj. 
1874);  Siartwig,  Duellen  unb  3orid)iiitgen  jur 
älteften  ©eiihidUe  ber  Stabt  3(2  Sie,,  ©iarb.  1875u- 
.(.'alle  1880);  2 1) o m a S , Lcs  revolutions  politiques 
de  Florence,  1177—  1530(©ar.  1887);  Gorajjtni, 
Sorainario  di  utoria  fiorentina  (3!or.  1891);  Sil- 
lari,  I primi  due  »ecoli  della  storia  di  Firenze 
(©laU.  1893  — 94,  2Sbe.);  3) a D t b i o b n , ®efd)id)te 
Don  3-(©b.  1,  ©erl.1896),  baju  beSfelben  -3oridmn- 
gen  jur  ältern  ®efd)id)te  Don  3-«  (baf.  1896  — 1901, 
3 Sbe.);Gonti,  Firenze  vecchia,  1799— 1859  (31or. 
1899);  ©iccini  (Jarro),  Firenze  sotterranea  (baf. 
1899);  $)ct)(f,  3-  u"b  bie  SRebiceer  (©ielef.  19021; 
S>t)ctt,  Florence;  her  bistory  and  art  to  the  fall 
of  the  reptiblic  (Sonb.  1903);  ftleinpaul,  3-  in 
Bort  unb  ©ilb  (Seipj.  1886).  — ©ur  Äunftgefcbiebte : 
©iiinp,  Florence  et  laToscane.  Taysage  et  raonu- 
menta  (2.  Sufi.,  ©ar.  1901);  ©bilippi,  Slol‘eitj 
(©b.  20  ber  »©eriibmlen  Snnflftätten«,  Seipj.  1903); 
9!if<,  Florence  hbitorique,  monumentale,  artls- 
tique(2.  2iufl.,  ©ar.  1902);  »II  Ceutro  di  Firenze« 


Flores  — gforedcu. 


707 


(prdg.Bon  her  runftpiflorifdjen  Rommifflon  berStabt,  | 
glor.  1900);  Eoccpi,  Le  chiese  di  Firenze  (baf. 
1903);  «melung,  güprer  burd)  bi«  «ntifen  in  g. 
(Sltünd).  1897);  Sepmonb,  Le  sculpture  floren- 
tine,  XV.  sidcle  (Bar.  1898,  2 Bbe.);  Bobe,  glo- 
rentincr  Bilbpouer  b«r  SRcnaiffance  (Berl.  1902); 
Berenfon,  Sie  florentinifcpen  TOalev  ber  SRenail- 
fance  (a.  b.  Engl.,  Oppeln  1898);  ©(pubring,  Sie 
©emälbegalcricn  ber  Uffijien  unb  bed  Bolajio  ©itti 
(Sluttg.  j 902)  ;Srodpau0,  gorfepungen  über  glo- 
rcntinerRunftwerle  (Sripj.  1902);  Bigajji, Firenze 
e contorni  (Bibliographie,  gtor.  1893). 

Flores  (lat.,3J!ehnapl  juFlos),  Blumen,  Blüten ; 
F.  Arnicae,  Mtmifo»,  SoplBerleipblüten ; F.  Aurantii, 
Bomeranjenblüten;  F.  Caasiac,  3'mtblüten;  F.  Cha- 
momillae,  RamiQe ; F.  Cinae,  ^itwerfamen ; F.  Koso, 
F.  Brayerno  anthelminticae,  Ruffo ; F.  Lavandulae, 
fiaoenbelblüten ; F.  Malvae,  SKalnenbliiten  ;F.Rhoea- 
do«,  Ätntfdjrofcn ; F.  Rosae,  Siofett ; F.  Sambnci,  glie« 
berblumen,  ipolunberblütcn ; F.  Tiliae,  2mbenbiütcn ; 
F.  Verbasci,  SßoIIblumen,  RönigSlerjenblumen.  3” 
ber  Epentie  Pejeicpnet  man  ald  F.  oerfepiebene  }.  S. 
burd)  Sublimation  erhaltene  Präparate:  F.  anti- 
monii,  «nltmonofpb ; F.  Benzoes,  burd)  Sublima- 
tion aud  Bcnjoe  erhaltene  Bcnjoefäure;  F.  martis, 
Eifendjlorib ; F.  salis  ammoniaci,  Salmiaf,  «ntmo- 
ntumeplorib ; F.  salis  ammoniaci  martialca,  Elfen, 
falmial;  F.  snlfnris,  Schwefelblüte;  F.  viridis  aüris, 
ef  jlgfaured  Rupfer ; F.  zinci,  3>nfo jpb,  auf  troefnem 
Säege  bereitet. 

$$loreO,  1)  eine  berfleinen  (niebedänbifepen)  Sun- 
bainjcltt,  unter  8°  5' — 9°  1'  nörbl.  Br.  unb  115° 
44' — 123°  7'  bftl.  2.  (f.  Rarte  »£>intermbien-),  in 
D.-SBS.  375  km  lang,  aber  nirgenb  über  65  km 
breit,  im  S8.  burd)  bie  SKoloftraße  non  SRinbja,  imD. 
burd)  bie  2obe  Sobiftraße  non  Solor  unb  Bbunnra 
getrennt,  ift  15,174  (mit  SRoPeninfeln  einfdjliefjlicf) 
iRinbja  15,539)  qkm  groß,  woDon  auf  ben  weftliepen, 
jum  ÖouBeniemeitl  GelebeS  gerechneten  Seil  4745, 
auf  ben  jur  Sefibenjfcpaft  Simor  gehörigen  öftliehen 
Seil  10,429  qkm  entfallen.  Sie  ©reitje  nerlnuft  quer 
jWifepen  ben  Orten  ©otta  im  9f.  unb  31anga  2ele  im 
©.  Stur  im  öftliehen  Seil  (Enbep)  reftbiert  ein  nieber- 
länbifdjer  Siejent,  über  ben  Weftlidjen  (SRangarai) 
perrfept  ein  Sultan,  ber  old  feinen  Oberherrn  ben 
Sultan  Bon  Binta  auf  SumPawa  anerlennt.  Über- 
haupt rcidn  ber  nieberlänbifth«  Einflug  nirgenb  Weit 
non  ber  Säfte  hinein.  $ad  gebirgige,  ftarl  heioalbete 
3nnere  ift  wenig  belannt;  ald  p tupfte  Erhebungen 
finb  an  her  oulfanifcpen  Sübfüfte  beftimmt:  Siotla  j 
2420,  Reo  2000,  SIpi  1450,  2obe  Sobi  2170  m.  «18 
Siaturerjcugniffe  werben  genannt : Rupfer,  Schwefel. 
Salpeter,  Sanbelpotj,  3'>nt,  Sthilbpatt,  eßbare  So 
gelnefter.  Sie  BeBölterung,  auf  250,000  angegeben, 
befteht  aud  einer  SRifcpuitg  malaiifd)er,  jaoanifcper, 
buginefifeper,  and)  portugiefifdjer  Einwanderer,  im 
3nncm  j.  S.  mit  Sapua , bie  fid)  rein  noch  in  jwei 
Stämmen  erhalten  haben.  Sie  Bewohner  nähren  fiep 
an  berRüfte  Bon  gijepjang  unb  Saligewinmmg  (Oft-  J 
lüfte),  im  Snnerit  Bon  «rferbau  (3Jiäid,  SffeiS,  ipirfe). 
Siepjuept  unb  Raubet  finb  unbebeutenb,  (Selb  ift  nod) 
fait  unbefannt,  nielntepr  perrfept  Saufcphanbcl,  mcift 
gegen  BaumWoDenftoffa  Ed  gibt  Weber  cpinefiidje 
ttod)  arabifdje  fciänbler.  — 2)  Sie  weftlicpfle  Strfel 
ber  «joren  (f.  b.).  — 3)  Separtement  Bon  Uruguay, 
4519  qkm  mit  (i»03,  berechnet)  16,482  Eimo.,  bie: 
«derbau  unb  Biepjucpt  treiben,  .üauptort  ift  Soren- 
god  ober  Srinibab  mit  über  4000  Einw.  — 4)  Stab! 
m «rgentinien,  f.  San  3of<  be  glored. 


»Jlorcd,,  1)  3«an  3of(!,  fübamerifan.  (Sencral 
unb  Staatsmann,  geb.  19.  3uli  1800  »u  Buerto 
Eabello  (Senc5Uela),  geft.  1.  Oft.  1864  tn  ©uapa- 
quil,  jeidinete  fiep  im  Sefreiungdfrieg  aud,  würbe 
unter  SoliBar  ©eneralabjutant,  ©ouBerneur  Bon 
Ecuabor,  beenbigte  1828  ben  Rrieg  gegen  Seru  burd) 
ben  Sieg  bei  Sarqui,  würbe  bafür  jum  ©ouoemeur 
non  Sübfolumbien  ernannt  unb  war,  naepbem  Sara- 
bor  eine  befonbere  Sepublil  geworben  War,  tpr  Btä  ■ 
fibent  1831—35,  1839  unb  1843—46.  Er  War  giip. 
rer  ber  fonferBatioen  Bartei  unb  bemüpte  fup,  btc 
fUlncpt  her  Regierung  ju  ftärfen;  bedpalb  Würbe  er 
aufä  peftigfte  Bon  ben  Biberalen  belämpft.  1845 
muBte  er  infolge  einer  SeBoIution  aufscr  2anbeo 
qepen  unb  machte  feitbem  mehrfach«  Scrfucpe,  bie 
fendjt  in  Ecuabor  wieberjugewinnen,  Wad  ihm  aber 
erft  1860  gelang.  «18  fobann  iöioreno  Sräfibenl 
würbe,  erhielt  Proben  toicbligen  Soften  eine«  EouBer- 
neur«  Bon  ©uapoquil.  3m  kriege  gegen  Kolumbien 
6.  $ej.  1863  würbe  er  Bon  SKodgueia  bei  Euadpub 
heftegt.  Sgl.  Ecuabor,  S.  862. 

2)  Benancio,  Bräftbent  Bon  Uruguap,  geb.  1809 
in  Bopfanbu,  geft.  19.  fjebr.  1868  in  SionteBibeo, 
nahm  1853  al8  Oberft  an  einer  SieBolution  gegen  ben 
Bräfibenlen  Bon  Uruguap,  ®iro,  teil,  Warb  itad)  bem 
Sturj  bedfelben  ÜRitglicb  ber  IriumBiratrcgieruiig 
unb  13.  3an.  1854  Bräfibent  ber  SRepublit.  Vllä 
aber  ber  frühere  BrofibcBl  Oribe  im  S>afen  BonSKon» 
tcoibeo  lanbete,  mußte  g.  28.  «ug.  1855  bie  Slabl 
uerlaffcii,  unb  9.  Sept.  bi«  Bräftbentfcpafl  nieber- 
lcgen.  1858  fap  fid)  g.  fogar  genöligl,  nach  Buenos 
VlireS  }u  fliehen.  Sind  jum  Bvigabegeneral  ernannt, 
(anbete  er  im  «pril  1863  bei  Eolonia  bei  Sacra- 
mento,  befam  großen  Sujug  Bon  ben  EoloraboS, 
! tog  in  bie  Siäpe  non  iUionteinbeo,  fap  fid)  aber  in 
leincr  Erwartung,  baß  ein  «ufftanb  in  ber  Stabt 
ipm  in  bie  .^änbe  arbeiten  Werbe,  getäufept.  gnbea 
bie  Einmifdjung  BrafilienS  ju  feinen  Öunfien  (am 
ipm  ju  ftatten.  Sachbem  er  mit  hrafilifd)cr.vilfc  1864 
bie  Stabt  2a  gtoriba  fowie  bie  ^afcnfläbtc  Salto 
unb  Bapfanbu  erflünnt  patte,  legte  «guirre  bie  Brä- 
fibcntfcpaft  nieber , unb  20.  gehr.  1865  lam  jwifepen 
ben  Bebottmacptigten  oon  Uruguap  einerfeitS  unb 
bem  ©enerat  g unb  bent  braftlifepen  «bmiral  Sa 
manbare  anberfeild  ein  Scrtrag  juftanbe,  wottad) 
g.  23.  gebr.  in  SRonteBibeo  einjog  unb  ben  Xitel 
eined  prooiforifepen  ©ouoenmirs  ber  Sepubtif  an- 
ttapiti.  Er  fcploft  nun  mit  Brafilien  unb  bet  «rgen* 
tinifcpen  SJcpublil  4.  SRai  1865  einen  «UianjBertrag 
ju  einem  gemeinid)aftli<pen  gelbjug  gegcitBaraguap, 
um  ben  bortigen  Bräßbenlen  SJopej  ju  ftürjen.  g. 
felbft  übemapiti  in  biefem  fiTicge  ein  Rommanbo  uub 
jcicpnetc  fiep  tn  mehreren  ©efedileit  aud.  Dbwopl  er 
fiep  naep  feiner  Sfüdlepr  naep  Biontcoibeo  gegen  bie 
Bartei  berBlancod  ntilb  unbuerföpnlicpjeigte,  würbe 
er  boep  auf  «nfiiften  berfetben  auf  ber  gaprt  nach 
bem  SRegiorungdpataft  ennorbet. 

glorcdcu,  3oan  Emanuef,  rumän.  ©enerat 
unb  Staatdmann,  geb.  1819  in  iRiiitnif,  geft.  22.  SKai 
1893,  würbe  auf  ber  ©eneralflabdfcpule  in  Band  ge- 
bitbel,  War  1854  wäpreitb  bed  rufpfcp  - türfifepen 
Rrieaed  ald  Oberft  ben  ruffifcpen  öeneralen  2überd 
unb Tanncnberg  Pcigegeben  unb  reorganinertc  bann, 
jum  ©eneral  ernannt,  aldRriegämint|ler  (julept  1871 
bid  1876  im  3Simf!criuiuEataigiu)  unter  bem  gürften 
Eufa  unb  Start  I.  bie  ruuiänifepe  «rmce.  Seit  feinen 
Rollegen  1876  in  «iiftageftanb  oerfept,  tonnte  er  am 
rufftfip-nunänifd)-  türfifepen  Rrieg  Bon  1877/78  (ei- 
nen «nteil  nepnien ; bie  «nflage  Würbe  jeboep  jurüd- 

45» 


708 


gloreSfee  - 

qejogen,  unb  g.  Würbe  jum  Btitglieb,  halb  aud)  jum 
Bräftbenten  bes  Senats  gewählt.  3m  aSär.j  1891 
bilbete  g.  ein  fonfematiued  wtinifteriuin,  bad  aber  id)on 
im  Bfjember  1891  jurüdtrat.  g.  gebürte  jur  fogen. 
Boicm-npartei  unb  mar  ein  Bnbdugcr  fHuflanbä. 

gflorcdfre,  Rante  für  ben  üfilicben  Seil  beg  3n* 
bifcben  Djeand,  jwücbcn  ben  3nfeln  Selebed,  glored 
unb  Sumbaroo,  nördlich  ber  leptem  3090  m tief. 

grlorcüjenj  (Floresccntia),  öliitenftanb,  Blüte- 
jeii,  Blütenpenobe. 

grlorctt  (ital.),  Stofsrapier,  f.  gecbtfunft. 
ff  1 orct  tbmib  (g  r i f o 1 e 1 1 b a n b),  aud  glorettfeibe, 
and)  in  S3ermifd)ung  mit  Seibe,  Baumwolle  unb 
Seinen  jroirn.  Ipalb  fcbwarjed,  halb  wcifies  g.  bient 
gum  gmfaffen  Don  Sdfubwerf. 
glorcttgarn,  f.  Spinnen, 
glorettfeibe,  f.  Seibe. 

glorc  unb  iBIanfdjtflut  (franj.  Flore  etBlan- 
chefleur,  »Blume  unb  Saeifjblume«),  bie  Sjauptper- 
fönen  einer  weitDerbreitetm  mittelalterlieben  Sage, 
liefe  febilbert  bie  Siebe  jmeier  Stinber,  bie,  beibe  jur 
felben  Stunbe  geboren,  nach  Blumen  (Stofe  unbSilie) 
genannt  unb  miteinanber  erjogen,  aber  araufam  ge- 
trennt tocrben.  Rach  langem  Sueben  (inbet  glore 
(glod)  bie  ©clieble  in  Babblon,  too  fte  ben  Sultan 
beiraten  fall  unb  in  einem  feilen Xunuuerroabrt  wirb, 
gr  weif)  ju  ibr  ju  bringen  unb  bleibt  im  geheimen 
bei  ibr.  gnblid)  entbedt  unb  jum  Bobe  Derurteilt, 
werfen  fte  ben  ifaubening,  ber  ein«  Don  beiben  reiten 
tonnte,  weg  unb  wollen  gemeinfam  fterben,  Worauf 
Betreibung  unb  bie  Bereinigung  beb  Baared  erfolgt. 

fuleht  fterben  beibe,  1003abrc  a|t,  juberfelben  Stunbe. 

ab  fiieheSpaar  gebürte  neben  Rnead  unb  Bibo  fowie 
neben  Iriftan  unb  3folbe  ju  ben  beriibmteftcn  ber 
Ritterjeit.  Sie  Sage  flammt  wobl  aud  bem  Orient. 
3bre  Iilerarifd)e  Budbilbung  fanb  fie  namentlich  m 
grantreieb-  Bltfranjüfifcbe  Bearbeitungen  berfclben 
laben  3mm.  Beffer  (Berl.  1844)  unb  g.  bu  Sütinl 
(Bar.  1858)  Derüffentlid)t.  Ruf  ihnen  beruhen  bie 
beutfdfen  gaffunaen,  eine  nieberrbeinifebe  aud  ber 
3eit  doh  1170  (RuSgabe  her  Bruebftüde  Don  Stein- 
metjer  in  ber  »3eitfd)rift'für  beutfebed  Rltertum», 
Bb.  21,  <3. 307),  bad  Webübt  beb  ftonrab  gleit  (f,  b.) 
unb  eine  nieberbeutfdie  Bearbeitung  (brbg.  in  BrunS 
»®ebi<bten  in  altplattbeutfiber  Sprache-,  Berl.  1798, 
unb  in  ben  »Rieberbeutfcben  Benfmälem-  Don 
öäpolbt,  Brem.  1880),  ferner  eine  mittelnieberlän- 
bifdje  Don  Biebcric  Don  Wffenebe  (brdg.  Don  Stiolfjer, 
fflroningeu  1879).  Steuere  beutfehe  Bearbeitungen 
gaben  »opbie  D.  ftnorring,  geborne Sied  (Berl.  1822), 
ifiüdert  u.  a.  Boccaccio  legte  bie  Sage  feinem  Roman 
>11  Filocopo-  jugrunbe,  luoburcbfie  in  3tatien grofie 
Berbreitung  fanb  unb  in  Beutfcf)lanb  a!8  BoUsüucf) 
Don  »glorio  unbBiaitceflora«  (juerft  3J(ep  1499)  Don 
neuem  auflebte.  Buch  in«  gngliidje  (brdg.  Donfcaud- 
tneebt,  Berl.  1885),  9torbifd)e  (3dlänbifd)e.  Sämjche, 
Sebwebifdje),  Böbmifcbe  unb  Reiigritd)ifcbe  ging  ber 
Stoff  über.  Bgt.  Sunbmacber,  Sie  altfranjüfifebe 
unb  mittelbodbbeutfcbe  Bearbeitung  ber  Sage  Don  g. 
u.  B-  (®ütting.  1872);  fcerjog,  Sie  beiben  Sagen- 
(reife  Don  g.  u.  B.  (Seipj.  1384);  ferner  über  bie 
Sage : !p  a u d f n ed)  t in  ber  ginleitung  ju  feiner BuS* 
übe,  nnbfirefcini,  II  cautare  di  Florio  e Bianci- 
ore  (in  ber  »Scelta  di  curiositt«,  8b.  233,  Bo- 
logna 1889). 

grlorej,  .’p e n r i g u e , (pan.  ©efebiebtd-  imbRlter- 
tumeforfdjer,  geb.  14.  gebr.  1701  in  Baüabolib,  geft. 
20.  Bug.  1773  in  SNabrib,  trat  1715  in  ben  Bugufti- 
nerorben  unb  Warb  fpdtcr  Brofefjor  bcrXbeologie  an 


glorian. 

ber  UniDerfität  Don  Blcala.  Racbbcm  er  1732 — 38 
einen  fturfud  ber  Xbeologie  beraudgegeben  batte, 
Wenbete  er  ficb  bem  Stubium  ber  jpamfdien  ftireben- 
gefcbidjte  unb  ber  biftorifeben  §ilfämiffenjd)aftm,  na- 
mentlicb  ber  Rumidmaht,  ju.  Sein  ^auptwerf  ifi: 
• EspaBa  sagrada,  toatro  geografico-lii* torico  de  la 
iglesia  de  EspaBa«  (SHabr.  1747 — 74, 29  Bbe.l,  bae- 
Don  gr.  aRanucl  8ti*co,  gerttanbej,  SKerino,  Banal 
u.  a.  btS  auf  bie  ®egenwar(  fortgefept  würbe,  ein  für 
bie  fpanifebe  fihrdiengciibicfilc  fepr  wertDolled  Sberf. 
g.  febrieb  fenter:  »lledallas  de  las  oolouins,  muni- 
cipios  y pueblos  antiguos  de  EspaBa-  (1757 — 58, 
2Bbc.);  »Jlemorias  delasreynascatblicas»  (3.Bufl. 
1790,  2 Bbe.);  -LaGantabria-  (1768).  Sgl.  Wen- 
bei,  Noticia  de  la  vida  y escritos  de  Henrique  F 
(»tabr.  1780).  _ 

fftorejßftrabfl, 3>on  Blnaro,  fpan.Bational- 
ötonom,  geb.  1769  in  Bola  be  Somiebo  in  Bfiurien, 
aeft.  1853,  ftubiertefReditdwiffenfcbafl  unb  warb  1808 
©eneralprofuratoc  ber  BrDDinjBfturien.  Bon  glüben* 
bem  Batriotistmuä  befeelt,  wagte  er  juerft  gegen  3ta- 
poleon  I.  aufrutreten.  Später  fpielte  er  eine  grobe 
Stolle  in  ber  Bolitit  unb  würbe  juttt  lebenslänglichen 
^Deputierten  unb  Senator  erwählt  greimütig  Der- 
teibigte  er  auch  bie  Sfationalredite  gegen  ben  jurüd- 
gefebrten  Riiitig  getbinanb  VII.  in  (einer  »Repre- 
sentation & Fernando  VII» , welches  39erl  in  faft 
alle  europäifchen  Sprachen  Uberfept  würbe.  SSabrcnb 
ber  Beaftioit  Don  1820  rebigierte  er  baS  «u  gabir  er- 
idjeinenbe C ppofitioneblalt  »El  tribuno  de!  pueblo». 
1823  muhte  er  nach  graufreid)  audwanbem.  Wo  er 
aus  feinem  berühmten  SBerf  »Curso  de  cconomia 
politica.  (5.  Bufl.  1843;  franj.,  Bar.  1833,  3 Bbe.) 
einen  Bu8;ug  (»Eiementos  de  economia  politica», 
Btabr.  1841)  Deröffentliehte. 

glorfliege  (Blattlauäflicge,  ©olbauge. 
Chrysopa  Leach),  3nfeftengaltung  ber  Bepftügler 
unb  ber  gainilie  ber  glorfltegen  (Hemeroliidae), 
tleine,  ben  Bmeifcnlöwen  nabettebenbe  3nfelten  mit 
fabenfürmigen,  nicht  gefnopftcngüblem,  aolbigglän» 
«ttbeu  Bugen,  jarten,  in  'Regenbogenfarben  jpielen» 
Den  glügelit  unb  jiemlicb  furjen  giificn.  3)ie  läng» 
licb-eHtptifcben  flarDen  haben  fidielfönttig  gebogene 
Saugjangen , lange  gübler  unb  jafter  unb  feitlicbe, 
langbebaarie  SSarjeit.  S?ie  gemeine  g.  (C.perla  L., 
f.  Bafel  »Repftügler»,  gig.  4),  1,5—2  cm  lang,  b<D 
fpangrün  mit  grün  genbeuten  glügeln,  an  Stopf,  g üb- 
lem unb  einer  Btiilelbinbe  bes  Xboraj  gelb,  entwideit 
bei  ber  Berührung  einen  wiberlidjen  öemd).  Sie 
finbet  (ich  in  ganj  guropa  unb  Siibafrifa.  Sie  heftet 
ihre  gier  auf  langen,  fabettförmigen  Stielen  auf 
Blätter,  bie  Don  Blattläufen  bewohnt  finb.  Bie  halb 
austricebenbe,  fcbmupiggelbc,  oiolettblau  gefledte 
CarDe  (SlattlauSIßwc)  nährt  ftd)  Don  ben  Blatt- 
läufen unb  fpinnt  an  einem  Blatt  ober  jwifdjen  Slie- 
femnabeln  einen  Sfoton,  in  bem  fte  ftd)  Derpuppt.  3n 
etnem3abr  erfcbeinen  mehrere ©enerationen,  bielepte 
überwintert  als  gtiege,  oft  in  SJobnungeit. 
gloriau,  ber  bttlige,  f.  glonnnu«  2). 
gloriau  <(pr.  «Inns),  3ean  Bierre  giarid  be, 
franj.  lichter,  geh.  6.  Stär}  1755  im  Schloff  gloriart 
(®arb),  geft.  13.  Sept.  1794  in  Sccaup,  fam  in  feinem 
«bntat  3af)r  mit  feinem  Dntel,  einem  Berwanbten 
Bollaired,  nach  gemrt)  unb  gefiel  bem  Bb'Iofopben 
burch  feine  (lugen  Bntworten.  Rach  Baris  jurüd* 
gelehrt,  trat  er  halb  atd  Bage  in  bie  Bienfte  bed  Jter- 
jogd  Don  BenihieDre,  ber  iliit  jum  Bragonerfapitän 
mad)le  unb  feiner  Berfon  ald  -gbcualier  be  g.«  atta- 
chierte.  gr  lebte  nun  teild  in  Band,  teils  auf  beit 


709 


gtorianopoliä  — gloriba. 

©t^löfferti  bed  ^erjogS  ald  SKiltelpunft  einer  ange  1 gforiba  (abgelürjt  Fla  ),  fiiblidjiter  Staat  ber 
regten,  geijtreichcn  ©efedigleit,  würbe  1788  in  bie  : norbamerifan.  Union,  jwifeben  24°  30' — 31°  nörbl. 
wabemie  aufgenommen  unb  genojj  ein  Ceben  un-  Ör.  unb  79°  48‘ — 87°  38'  toeftl.  2.  (f.  Starte  »Ser- 
getrübten ©leide«.  1793  limrbe  er  Derfjaftet  unb  ftarb  einigte  Staaten«),  umgrenjt  oon  ©eorgia,  Sllabama, 
wenige  Sage  naef)  feiner  Befreiung.  Seinen  SRuIjm  oom  21tlantifd)en  Djcän  unb  »om  öolf  tion  fficjilo, 
begrünbete  er  mit  ben  atlju  tueicfihcijen  Sdjiiferruma-  151,980  qkm  aro|.  Ser  Staat  befiehl  aud  ber  700  km 
not:  Galatfie«  (1783)  unb  »EsteUe«  (1787),  bie  langen , burdjtdinitUid)  150  km  breiten  4>albinfcl  Ar- 
aber beut  ©efdiiuact  ber  3eit  Borjüglid)  entfprachen.  iim]d)en  Sltlantifcbem  Ojean  unb  fflolf  Bon  SKeyifo, 
Slocb  gefd)martlofer  finb  feine  poetifdjen  Montane  bieburcbbic  gloti  ba  ii rafjebon  Kuba  getrennt  wirb, 
»Nunm  Pompüiui-  (1786).  eine  matte  Slacbabmung  ! unb  aud  einem  2anbftreifen  längd  ber  Slorbfüftc  bee 
beb  »Talbmaque«,  unb  »Gonzalve  do  Cordoue»  ©olfeä  Bon  SJlepifo  »om  Suwanccflufi  bi?  jur  SJiiin- 
(1791);  bod)  beroei|t  bie  ©ortebe  ju  lepterm:  »Prbcis  bung  beb  ©erbibo.  SRan  fprid)t  baber  »on  »Oft-  unb 
bistorique  sur  lesMaures«,  baff  g.  ©effered  hätte  ©eft-gloriba« . bej.  »beiben  gloriba«-.  Sie  über 
leiften  fönnen.  Ipauptfäcblid)  »erbient  g.  genannt  »u  2000  km  lange  Seelüfte  ift  am  Stlantifdjen  Djcan 
toerben  wegen  feiner  »Fables.  (1792).  Sein  »Gutl-  , unb  ber  glonbaftrafte  mit  Sünett  unb  Sanbbiinfcn 
lflume  Teil- , ben  er  im  ©cfännnid  idjrieb,  ift  Wobt  bcfejjt  unb  »on  Stranbtagunen  begleitet,  aberbafen- 
fein  fd)Wäd)ftcü  Stert ; nud)  bie  Überfettung  beb  »Don  tob.  Sagegenbietenanber©oljfüftcbieweitcnS)ucbten 
Quichotte«  ift  ibm  nitbt  gelungen.  Seine  Siterle  finb  bonXainpa,  Sippalachicola  unb©cn[acota  gute  Sinter» 
oft  aufgelegt  unb  in  bie  meifteneuropnifdjen  Sprache»  pläpe.  3m  S.  ift  bie  tpatbinfel  »on  lleinen  Korallen» 
überlegt.  Sie  »(Euvres  complätes  de  F.«  gab  Sie-  infetn  (Rebe)  umfnumt,  bie  an  ber  ilufeenjeite  »on 
nouarb  beraub  (1820,  16  Sbe.),  bie  »(Euvres  infe-  bem  »glortbariff«  begleitet  Werben,  weit  nach  ©.  bin- 
ditea«  ©ipär&ourt  (1824,  4 ©bc.);  belannt  fmb  aud)  jiebett  unb  in  ben  nad)  ben  sablreidicn  Sdjilblrötcn 
bie  Vluc.qnben  »on  ©rianb  (1823—24,  13  Sbe.)  unb  benannten  Sortuooi  enbigen.  Sabureb  ift  ein 
»on  3nuffrct  (1837  — 38,  12  ©bc.).  Sgl.  SK  on  t*  ruhiger,  aber  feicbterSchiffabrtdfanaljwifcbenSHiami 
»aillant,  F.,  savie,  ses  Oeuvres,  sacorrespondance  unb  Sie!)  Steg,  bem  nambafteften  ber  > Stet)«*,  gegeben, 
(©ar.  1879);  S<o  Glaretie,  Florian  (baf.  1889).  ! Sad  2anb  erbebt  fuh  auf  ber^albinfel  nirgenbs  mehr 

glortanopolid  (früher  Sefterro,  Sloffa  Sen-  ald  60  m über  ben  SReeredfpiegel ; jablrcidje Seen  unb 
bora  bo  Sefterro,  aud)  Santa  Katharina), ; Sümpfe  (Swampd)  nehmen  ein  bebeutenbed  Vlreal 
jiauptflabt  beb  brafil.  Staates  Santa  Satbarina,  ein,  fo  ber  See  Dfee-d)o-bcc  mit  ben  Gncrglabed  bei 
unter  27“  35'  fübl.  Br.  auf  ber  ©eftlüfte  ber  jrudjt-  bobent  Saffcr  18,000  qkm.  Sagegen  ift  Stcflfloriba 
baren  3nfel  Santa  Satbarina  unb  burd)  einen  400  m gröfetentcild  tjiigelig.  galt  bie  ganje  $albinfel  bcjlebt 
breiten  SKeeredarm  »om  geftlanb  getrennt,  ift  ring«  aud  tertiärem Kalfftcin,  ber  »otlift »on Wählen,  ftarit- 
»on  ©arten  unb  SJitlen  umgeben,  Sijj  cined  beutfd)en  trichtern,  glufjfdjwinbcn,  Siiefenquetten  unb  unterir- 
Sonfuld,  bot  einen  auege;oid)nelen,  aber  febtoer  tu-  bifdjen  Strömen,  wichtige  ©fjodpbatlager  cmfcbliefit, 
gänglid)cn  befeftigten  Reifen,  einen  2eud|tturm,  3 oll'  unbaufbemiiingereSanbauffcbüttungen  lagern.  Slur 
amt,  Iftrfenat,  Ipofpital,  i'bjcum,  2rt)crttcr  unb  30,687  bernuBetfteSübofteniftj.I.jungerfii)ratIenbau.Sad 
(Siitw.,  bie  fünftlidie  Blumen  unb  Scpmudfacben  aud  Klima  ift  nur  balbtropifd),  weil  im  Sinter  bisweilen 
gifdjfcbuppen  unb  SKufd)eln,  SKanbiolamcbl.  ©ana-  febr  fatte2uftwctten  (»cold  wavea«)  biä  inbenäuftcr- 
nen.  ^iiute,  SReiä,3uder,Kaffee,Ionwaren  aue führen,  ften  Süben  wirten  unb  auch  auf  ber  Sampa-Sai,  bem 
gfloriäuud,  1)  SK.  Wnniud,  ©ruber  unb  ©rä-  Jubian  Si»er,  in  bett  ßoergtabcd  Sibbilbung  »erur- 
torianerpräfelt  beb  fiuifers  SK.  SlaubiudSacituä,  »er  fachen.  So  batte  Sampn  im  3anuar  1886  biä  —7,»" 
fuebte  nad)  beffeit  Sob  (276  n.  Cf)r-)  ben  Sbron  in  i unt>3aif(on»ine  1894  biä— 10“.  Stnberfeitd fleigt  bnö 
©efig  ju  nehmen,  würbe  aber  itod)  in  bcmfelben  3abr  | Sticnnometer  fctbft  im  3anuar  gelegentlich  nuf  + 3-4", 
»on  feinen  Sotbaten  tu  Xarioe  in  Rilitien  ermorbet.  im  3nr|evn  im  3»1>  bid  39“.  Sie  jährliche  Siegen- 
2)  Sanft  g.,  angeblich  d)rifltid)cr  SKärtbrcr  unter  b»hf  beträgt  an  bcrOittüfle  (bei  Jupiter)  i450  mm, 
Siofletian,  S^upbeiliger  »on  Cberöfterreid) , befon  bie  3“bl  ber  ©ewitterlagc  int  3 '76.  (bei  TOpcre j bi« 
ber«  bei  geuerögefnfir  angerufen.  Seine  frttbefte  Sr-  156,  im  910.  (bei  3adfon»itte)  bi«  85.  SKatanafieber 
wäbnung  fällt  erft  in«  8.  'Jabrb-  Sa«  Sluguftiner-  finb  weit  »erbreitet,  aud)  ba«  ©clbfieber  bat  öfter« 
Sborherrenftift  bei  2orcb  fotl  einft  feine  Reliquien  bc  ©erbeerungen  angerid)tet.  Um  bem  barten  norb- 
feffeit  haben.  Sag:  ber  4.  SRai.  amerilanifcben  Sinter  tu  entgehen,  fudjen  aber  jabl* 

gloria.tönfcr  (Crbeuuonglorc.glorcitfer,  reiche  Stnlergäfte  bie  valbinfet  auf;  SL Vlugujline, 
glorienfer),  2Könd)«orben , aeftiftet  nad)  1190  ju  Siocflebge, 3upiter, Sampa  tc. bauten  biefem Uiitflanb 
glorid  in  fialabricit  »on  bem  Cijtercienferabt  3oachim  ipre  ©tüte  unb  ihre  lupuriöfen  Rotels. — Sie  © f I a n ■ 
(f.  (Swiged  Coangelium).  Sic  (ehr  ftrenge  Siegel  bed  jenwett  ebenfo  Wie  bie  Si  er  wett  ift  audgejeiebnet 
Stlofter«  unb  ber  ihm  affiliiertcn  örünbungett  be-  burch  eine  bunte  9Kifd)ung  norbifcher  unb  tropifch- 
(tätigte  Göleftin  III.  1196.  Später  entartet,  würben  weftinbifdjer  gormett.  Sieben  Kiefern,  Suinpfjppref. 
bie  meiften  g.  1505  anbem  Crben  cinOerlcibt.  feit,  3cbem,  Ulmen,  Gfdien , Sueben,  (Sieben  finben 
g-lonb  (lat.),  blübenb,  blumenreich,  in  »oder  Gut-  fid)  »erfdjiebene  ©almenarten,  ffllabagoui,  Gifenbotj, 
Widelung  begriffen  (auh  »ott  Äranfbeiten) ; glori-  i Sßaftil , wtlbe  geige  unb  jablreicbe  Gpipbpten.  ©är, 
bität,  blübettber  3»ftanb,  ©luntenreichtunt.  Siolf,  Kuguar,  guchd,  Dpofjum,  gifdjotter,  fcirfd) 

gtoriba,  figurierter Sttübelftoff  mit  25 Ketten- unb  fmb  in  ben  ©albern  jablreich,  ber  Slüigator  unb  ba« 
18  Schuflfäben  auf  lcm.  Kette  ©otljjam  91r.46  jwei-  Mrofobil  in  gliiffen  unb  Seen.  gifd»e  werben  nach 
fach  u.  ©aumwoIIgam9ir.20engl.  Scfaujs:  Siipaidiuf;  Guba  unb  ben  Slorbfiaaten  audgefübrl.  Äöniadgeicr, 
©aumwollgam  Sir.  3,s  utetr.,  gigurfchufj  Jiamie  Sir.  Jbi«,  glamingo  unb  jaljlreidie  fianb»  unb  ©aifer- 
10  ntetr. . Sdmeibfcbufi  ©aumwollgam  Sir.  70  metr.  »ögel,  uielc  »on  großer  Schönheit,  beleben  bie  ©älbcr 
glortba  (Knuba),  eine  ber  brit.  Salomoninfeln,  ober  ©ewäffcr. 
mit  ben 91ebeninfeln 440 qkm groh,  niit  »ullanifhen,  I Sie  ©eoölferung  betrug  1900  : 528,542,  ge- 
bid  600  ra  hoben  ©ergen  unb  beut  guten  §afen  Bife-  gen  391,422  im  3-  1890;  275,248  finb  männlich, 
man,  SRiffiondflation  unb  fjanbeldfaftoreien.  ; 253,296  weiblich,  297,299 ©eige,  230,730  Sieger  unb 


710 


gtoriba  — gloribaftrage. 


Mulatten,  120  ffbinefen,  358  Jnbimter.  DieElemcn*  | 
tarfd)ulcn  batten  1901:  2773  2cbrer  unb  111,607 
Sdjüter,  bie  böbern  Stuten  unb  5 Unioerfitäten  155 
Sichrer  unb  1935  Stubierenbe.  Sion  ben  über  10 
3af)i'e  alten  $erfonnt  fijnnen  10  Sroj.  ber  Seiften 
unb  70  ©roj.  ber  gatbigen  nidjt  lefen.  Eine  Staat«* 
uninerfität  beilebt  ju  Daüabaffee,  höhere  Schulen  unb 
3emtnartebenbauitbin©atn«ut[Ie,etne¥l<lerbauid)ulc 
in  Slafe  (litt).  Seminare  für  farbige  Sebrer  unb  ©eiit* 
liehe  in  Slibe  Oaf  unb  SactfonuiDe.  (£8  erfdietnen  159 
3eitungen.  Son  berCberiläche  finb  nur  3'fJrov  unter 
Kultur,  58  Sroj.  finb  mit  Säalb  bebedt.  3n  neuefter^eit 
babeit  mehrere  ©efeüfcbafteit  nrofte  üanbftreden  er* 
worben,  um  fte  burd)  KinfllicbeSclBüfierurigSanlagen 
für  bie  Kultur  geeignet  ju  maiben.  Mit  Mai«  waten 
1900  beftellt  519,524,  mit  Saumwolle  (esea  3«lanb) 
1699:  201,621  Sic  reit.  Die  grobartige  Crangcnfultur 
(feinerjeit  2,7  Mitt.  tragenbe  Bäume!)  würbe  burd) 
bie  Sinterfroile  Bon  1894  95  faft  BoUftänbig  Bemtd)* 
tet,  erbolt  fidj  aber  allntäblidj  wieber,  ebenfo  bie  Slna» 
na«,  unb  Bananeufultur.  Der  3>«ferrobr*,  Sei«, 
unb  Dabafbau  ift  Wenig  umfangreid).  Jtofcwitüifc 
tiefem  bie  Steg«.  Suf  ben  Säeibett  (ann  ba«  Sieb  ba« 
ganje  3«br  binburd)  int  freien  bleiben;  1900  lätjlte 
man  42,81 1 Sterbe,  18,762EfetunbMaulcfeI,751,261 
Sinber,  124,520  Sibafe,  464,277  3d)Weine,  bod)  finb 
bieDieremeift  minberWertig.  Diegifdjerei  liefert  außer 
JVtfdjcn  audi  Sluftem  unb  Sdjmämme.  Sott  geWerb- 
lieben  Slnftalten  finb  nur  Siigemüblcit  unb3ig«rrenfa* 
brtfenoonSebculung.  Cifen6abnen(1901:5207qkm) 
uerbinben  bie  fyiuptbäfen  mit  bent  3nncm  bc«  San- 
be«.  Sott  ben  (Hüffen  finb  2930  km  fdjiffbar.  Die 
ipanbclsflotte  jäblt  791  gabrjeuge  (180  Dampfer) 
uon  82,239lon«.  Sfad)  ber  Serfaffung  Bom2ü.jlau. 
1868  ftebt  ba«  2anb  unter  einem  Bout  Soll  auf43nl)re 
gewählten  ©ouoemeur,  mit  einem  Senat  Bon  321101* 
gliebem  unb  einem  Unterbau«  Bon  68  Mitglicbcm 
( jene  auf  4 , biefe  auf  2 Sabre  gewählt)  unb  ift  im 
Senat  unb  Kongreß  ber  Union  burd)  je  2 Slbgeorbnctc 
Bertreten.  Sei  ber  Säabl  be«  Bunbeopräfibcnten  bat 
3 4 Stimmen.  6«  befteben  ein  Cbcrgeridjl,  7 Strei«. 
gcridtte  unb  45  ©raffdjaftdgericbte.  Die  Stbulb  be« 
Staate« belieffttb  1890auf  1,031, 913Doü.  Singeteüt 
ift  3-  in  45  ©raffthaftat,  .tiauptftabt  ift  Dallabajfee. 

fflefdinbte.  3-  würbe  1512  burd)  floncc  be  ileott, 
ber  Bon  Santo  Domingo  au«  bafelbft  lanbete,  für  bie 
S! rotte  Bon  Spanten  in  Selig  genommen;  er  nannte 
e«  3-.  weil  er  gcrabe  am  fßalntfotmtag,  Pascua  flo- 
riila,  baljtn  getont  tuen  war.  152öcrteilteft'aiferSVarI  V. 
bem  Samjuo  be  SarBaej  ein  latent  über  alle«  fianb 
Born  Siio  be  Salma«  am  Meerbufen  Bon  Mcjifo  bi« 
ntm  Kap  3.;  er  lanbete  1528,  würbe  aber  oon  ben 
ynbianern  mit  groben  Serluften  lurüdgeWtefen.  Sind) 
bie  1538  Bon  J&cmanbfj  be  Soto  jur  Eroberung 
oon  5-  ausgerüstete  Erpebition  unterwarf  jwar  ein* 
jelne  Stämme  ber  3nbianer,  fonntc  aber  ba«  2anb 
nidjt  behaupten.  1562  fuditen  proteftantifebe  3ran* 
jofen  an  ber  Oftfüfte  ein  Slfgl  Bor  ben  Serfolguttgen 
Der  siatbolifen;  aber  Küttig  Sljiltpp  H.  Bon  Spanien 
tieft  1564  burd)  Mettenbej  be  SlBile«  bie  Sieger  Ber- 
ingen unb  eine  |panijd)e9iteberlaffung  grütibeu.  3ranj 
Drafe  jerftörte  1586  bie  neue  Slnlage.  bod)  Würbe  fte 
halb  wicbcrbergeftellt  unb  3L  Suguftiii  jum  Ipaupt* 
plag  berfelben  erhoben.  1696  grünbeten  bie  3ranjo* 
fett  }u  Seniacola  eine  Slieberlnffung,  traten  biefelbe 
aber  im  Slnfanq  be«  18.  3abrb-  an  bie  Spanier  ab; 
oon  bicfcit  laut  3.  burd)  ben  Rneben  ju  3ontaincblcaii 
1763  an  ßnglaub;  1780  eroberten  bie  Spanier  Sefl- 
floriba  wieber  unb  erhielten  im  Sncben  Don  SJerfaiHeo  | 


1783  attdj  Citfloriba.  Erft  al«  Spanien  im  Oftober 
1820  bie  Ipalbmfel  für  6 Min.  Doü.  an  bie  norb* 
amerifantfdjc  Union  abtrat,  cntwidelte  fltb  ba« 
2anb,  ba«  1822  al«  Derritorium  ber  Union  organt* 
fiert  würbe.  Die  weifte  Benölferung  belief  fiel)  bamal« 
auf  faum  10,000  Steten,  bie  3abl  ber  3nbianer  auf 
ca.  4000.  Durd)  Kommiffare  ber  Union  warb  Dalla. 
baffee  junt  Sig  ber  Regierung  gewählt,  eine  2anbt«* 
regieruttg  eingefegt  unb  Äomnttjfionen  ernannt,  um 
bie  febwebenben  Slnfprücbe  auf  ©runbbejtft  tc.  ju  un- 
terfueben  unb  ju  regulieren.  Durch  3“iu9  D«u  Wn- 
fieblem  mudpt  bie  BeUolferung  io  rafd),  baß  fte  nach 
bem  3enfu«  Pom  Januar  1831  fchon  auf  34.825  See- 
len (18,385  Seifte,  840  freie  garbige  unb  15,500 
Sflaoen)  geftiegen  war.  ®in  Äufjtanb  ber  eingebor* 
nen  Seminolen  gegen  bie  Eingeroanberten  warb  1842 
unterbrttdt.  1845  mürbe  3-  al«  felbflänbiger  Staat 
in  bie  norbamerifaniftfte  Union  aufgenommen.  3m 
Sejefftotuäfrieg  ftanb  S ouf  ber  Seite  berSübftaaten. 
Sgl.  Sairbanf«,  Th«  history  ofF.,  1512—1842 
(neue  9fu«g.,  3adionBiHe  1898);  Dpeobor  3rotng, 
The  conquest  of  F.  by  Hernando  de  Soto  (2onb. 
1836  , 2 Sbe.);  ©affarel,  Uiatoire  de  U Florida 
frangaise  (Sur.  1876);  2anier,  F. , its  seeuery, 
climatea  and  history  (2.  'ilufl-,  Sbilab.  1881);  Da- 
Bibfon,  TheF.  of  to-day  (SeWfJorf  1890);  9f  or- 
t b n , Handbook  of  F.  (baf.  1891) ; 6.  S)  u i b i a j , La 
F.  Sn  conquista  y colonittacion  por  P.  Menendei 
de  Aviles  iäRabr.  1893, 2 Sbe.);  ®.  Äing,  De  Soto 
and  his  men  in  the  land  of  F.  (9!cw  fjorf  1898). 

Rloriba,  Departement  Pon  Urugtiat),  Bon  ben 
^ügeln  ber  lluthilla  Öranbe  burchjogen,  12,107  qkm 
mit  (1903,  berechnet)  46,344  ®inw.,  oorwiegenbSteh* 
jüthter.  Die  glctthitamtge  J) a u p t ft  a b t,  an  ber  ©ahn 
Üißtttembeo  - Duragno,  bat  über  3000  ffiinw. 

Rlortbnblanca,  3 o f d SKonitio,  ©raf  Bon, 
fpan.  Staatsmann,  geh.  21.  Oft  1728  ju  Rellin  in 
Murcia,  geft.  20,  3ioo.  1808,  febwang  fiep  burd)  raft- 
lofe  Arbeit  unb  geniale  Begabung  au«  beu  bcicbei- 
benften  Serbältni)fen  empor,  warb  VlbBofat  unb  3t«* 
fal  be«  Sfiatc«  uon  Äaftiliett,  bann  1772  fficfanbter  in 
iKom,  wo  er  eifrig  unb  crfolgreid)  an  ber  ütufbebung 
be«  3efuttcnorben«  arbeitete.  3fatb  bem  Sturje  @ri» 
matbi«  warb  3 1777  erfter  SSiniftcr  Äönig  ftart«  UI. 
3n  biefer  Stellung  übte  er  anfangs  ben  mobltätigften 
einfluft,  tnbem  er  bie  $crtrfcbafl  ber  Jfircbe  befämpfte, 
ba«  3!oIf  burd)  bäbere  Cilbuttg  ju  befreien  unb  ,|ur 
Selbfttätigfeit  angufpornen  fiteste,  bie  Snbuftrie  för- 
berte  unb  iutnbel  unb  Serfebr  bureb  Anlegung  Bon 
Straften  nnb  Kanälen  hob.  Die  meiften  ber  Bott  ihm 
angeftrebten  Sfeformcn  febeiterten  aber  an  bem  trägen 
Sifcerftanbe  be«  fpanifd)en  Solfc«.  )juglcid)  ftürjte 
er  Spanten  in  bett  Srieg  gegen  ®nglanb  1779  — 83, 
berSpattieit  gar  feine  Vorteile  brachte.  3?a<hÄarl«HI. 
Dobe  (1788)  Berlor  er  febr  an  Sinfluft  unb  muftte 
fidj  auf  ba« Departement  bcrauSmärtigcnflngelegen* 
beiten  beiebrättfen.  Die  Sieuolution,  bie  Spanien'  bc« 
franjbfifdjen  Sünbnifie«  beraubte,  baftte  er  auf  ba« 
bitterfte,  unb  biefer  4>aft  machte  tbu  juut  SJeafttonar. 
9(m  18.  3utti  1790  würbe  er  burd)  einen  üicitcbel- 
mörber  uermunbet.  Um  für  ihren  ©ünftling  öobot) 
Slaft  ju  machen,  führte  bie  Königin  3Ioribablanca« 
Sturj  herbei  (28.3ebr.  1792).  6r  würbe  nach  Murcia 
Berbamtt.  Sei  ber  Erhebung  be«  fpanifeben  SotfeS 
gegen  bie  Rranjofen  1808  Warb  3-  Mitglieb  ber3unta 
Bon  Murcia  unb  25.  StpL  ^räfibent  ber  3entrat* 
junta  in  Vlranjuej. 

tfloribaftraftc,  Mcerf trage,  trennt  Rloriba  oon 
®uba  unb  ben  Sabamainfcln  unb  oerbinbet  ben  ©olf 


gtoribafkom  - 

Bon  SRerjfo  mit  bem  ?IUantifd)en  Ojean,  on  ihrer 
atgfien  Siede  80  km  breit  unb  677  m tief,  jmtfdjen 
Stet)  Beft  unb  iwoana  aber  160  km  breit  unb  1645  m 
tief.  Sgl.  Bolfftrom. 

gfloribaftrom,  f.  ©olfftrom.  [817. 

»loribcenJFlorideae),  f.  “Aigen  (Siotalgen),  ©. 
gloribla,  oiabt  in  ber  itai.©roBinj  unb  bem  Kreis 
Siracufa  (Sizilien),  am  ßiani  C8ufluj)  bes  Vlnapo), 
bat  eine  ftattlic^e  imuptfirebe,  betreibe»,  ©ein-  unb 
Olioenbnu  unb  asot)  12,067  SinW. 

grlotibSborf,  $orf  in  Stiebcrofterreidj,  jum  Bie* 
ner  ©oltjeirat)on  gefjbriger  nbrblidjer  ©orort  Pon 
Bien,  am  Unten  ®onauufer,  an  ber  diorbbat)».  ber 
Storbwejtbabn  unb  ber  Sampfftrafsenbabn  Bon  SBien 
na<b  ©roß  ■ Enjersborf  unb  «tammerSborf  gelegen, 
Sip  einer  Sejirtsbauptniannfcbaft  unb  eines  SejirfS* 
qcricbts.  g.  bat  ein  StaatSgpmnafium , ein  neues 
!KatbauS,  Eifenbabmuerfflöttcn,  gähnten  für  Cofomo* 
tiBen,  lanbwirtfebaftlid)e  u.  Siäbmafd)inen,  Strauben, 
Silagen  unb  Bfrotdjie,  <bemif(be  ©tobufte,  Mineralöl, 
Stargarine,  Sonioaren,  ©arfetten,  Bummiwaren, 
Mal)  unb  Spiritus,  Bierbrauereien,  eine  3)ampf- 
müble,  'Butefpinnerei,  fEampfwäfcberei,  Bleicherei  unb 
(ich.*))  36.599  ©nro. — 1666  würben  hier  jum  Sd)Up 
Biens  gegen  baS  preu{iiid)e  §eer  Sebanjen  angelegt 
unb  bie  Bflerreid)ifd)e  Slnttee  auS  Italien  berange* 
jogen ; bod)  trat  iiijWifcbcn  Baffenfliüitanb  etn.  Sgl. 
S mita  t.  ©eiebidjtc  ber  Brofigemeinbeg.  (glor.1903). 
florieren  (lat.),  blitben,  in  glor  fein, 
glorilcglum  (lat.),  foPiel  wie  Sintfjolugie,  8lu» 
menlefe. 

glorinto,  granceSco,  ital.  SJtufitforfcfjer,  geb. 
1.  yan.  1800  in  San  Biorgio  Morgato  bei  Steggio, 
aeft.  18.  ®ey  1888  in  Steapel,  war  1817  Schüler  ber 
föniglidjen  iliujifjdmle  in  Steapel  unb  62  3abrc  lang 
(1826—88)  ©ibliotbefar  beS  y n jtituls,  beffen  Biblio* 
tbelburd)  feine  Bemühungen  ju  einer  ber  bebeutenbften 
ytalienS  untgewanbelt  würbe.  glorimoS  §auptroerf 
ift  »La  scuola  musicale  di  Napoli  ed  i suoi  couaer- 
vatori«  (1880 — 84,  4 ©be.,  als  2.  Sufi.  beS  »Ceuno 
storico  sulla Scuola  etc.«,  1869— 71,2 ©be.);  außer, 
bem  fdjrieb  er:  »Riccardo  Wagner  ed  i Wagneristi« 
(1876;  erweitert  Vlnctma  1885),  ■Trasporto  delle 
ceneri  di  Bellini  a Catania*  (1876)  unb  »Bellini, 
memorie  e lettere«  (glor.  1882).  SUS  ffomponift  ift 
er  mit  Sueben  ■ unb  Dnbeflerwcrten , Kantaten  unb 
einigen  gefielt  Sieber  im  neapolitanifdjen  SJialett  auf* 
getreten.  Seine  ©efangfd)ule  (»Metodo  di  canto«) 
ijt  am  Äonfernatorium  ju  Steapel  eingefilbrt. 

Biotin  (franj.,  (pr.  .rdns),  bie  franjöftjche  Se,;eid)* 
nung  beS  BulbenS  überhaupt.  F.  beifit  audi  eine  eng* 
lifdje,  feit  1819  geprägte  SRüme  ju  2 Shillings.  t 
Blovtna,  Stabt  iüt  türt.  Bilajet  Monafiir,  an 
ber  Slrafje  Bon  Monafiir  natb  Sfaftoria.  Sip  beS  grie. 
tbifd)en©ii<bofS  BonMoglena  unb  eines  KaiinatantS, 
bat  3 'JRofcbeen,  eine  grted).  Stirdje  unb  11,000  meift 
mobammeban.  ©nwobner. 

glorlo.'Jiubnttiuo,  f.  bie  lejtbeilage  (3.  ITT) 
jur  SeltBertebrstarte  bei  Plctitel  »3Jampffd|iffabrt». 

gfloriS,  gtonS  (eigentlid)  be  ©rienbt),  nieber* 
länbiftber  Maler,  geb.  um  1517  in  Antwerpen,  geft. 
bafelbft  1.  Cft.  1570,  foQte  ©ilbbauer  werben,  lernte 
aber  bann  bie  Malerei  bei  Cambert  üombarb  in  Cüt 
tid)  unb  Würbe  1540  Mcifter  in  Antwerpen.  Sann 
ging  er  und)  Siam,  wo  er  ftdj  bcfonberS  unter  bem 
Einfluß  Michelangelos  Weiter  auSbilbcte.  Stad)  Slnt» 
Werpeu  jurüdgefebrl , erlangte  er  foldjen  Stuf,  baß 
man  tbn  beit  . nieber länbif eben  Staffael*  nannte  unb 
fid)  eine  grofie  Sdjule  um  it)n  bilbete,  Woburd)  feine 


- giöflenjedjt  711 

Manier  eine  3eitfang  berrfdfenb  Würbe.  Seine  Be* 
mälbe  finb  jiemlid)  jablreicb;  Slntwerpen  befipt  fein 
$>auptwerf:  ben  Stur)  ber  böfen  Engel,  bie  cfreS» 
bener  ©alerie:  Cot  unb  feine  Södjter  unb  bie  Slnbe* 
tung  ber  fcirten.  Seine  Silber  finb  jwar  forgfatn 
ftubtert  unb  auSgcfübrt,  aber  ftc  leiben  an  einer  un* 
wahren  Empfinbung,  bie  ftd)  bis  ins  Manierierte  Ber* 
liert,  wicbefonberS  in  feinen  Bielen  SJarftellungen  auS 
ber  antifen  Mptbologie.  ©nt  beften  ftnb  feine  ©ilb* 
niffe,  Bon  beuen  ber  galfenier  in  ©raunfdjweig  baS 
bebeutenbfte  ift. 

Blortft (franj.),  Kenner ber^eimatffora,  ©erfaffer 
einer  glora;  glDriflif,  ©flanjenhinbe. 
loriftcnblumcn,  j.  glorblumen. 
tärSbcim,  gleden  im  preuß.  Stegbej.  unb  Sanb* 
(reis  ©JieSbaben,  am  SMain  unb  an  ber  StaatSbabn* 
linie  grantfurt  a.  9R.-9tiebertabnftein,  bat  eine  eBan« 
gelifebe  unb  eine  fatb-  Sirtbe,  Sbnagoge,  eine  djenuicbe 
unb  eine  pbotodjcmifcbe  gabrtf,  gnfi»,  Sd)mirgel> 
febeiben*.  Sunftitein*,  Steingut*.  Surmubren»  unb 
SRaljfabrifation,  Äaltbrennerei,  ©ierbraucrei,  Beflü- 
gelmäflerei  unb  ObOO)  3711  ©uw.  3n  ber  Stäbe  baS 
©ab  ©leilbacb  (f.  b.).  ©on  1270—1802  gehörte  g. 
bem  SSainjer  $om(apitel. 
glortcilcr,  f.  Spinnen. 

[fioruS,  Cucius  VlnnäitS,  röm,  ®ejd)id)tjd)rci. 
ber,  Berfajjte  um  120  n.  ©)r-  bäübtfädilieb  nnd)  Ci* 
BiuS , einen  Slbritj  ber  rümifdjen  Beiibicbte  bis  jum 
lobe  beS  Ituguftuä  (»Epitomae  de  Tito  Livio  bel- 
lorum  omnium  aunorum  DCC  libri  duo*).  ß)aS  bie 
rötniftbe  ©efebitbte  nad)  ben  Bier  CebenSaltern  ein* 
teilenbe  'Bert  ift  ein  ©anegbrituS  auf  bie  S>errlid»teit 
beS  römifeben  ©alfcS  unb  reid)  an  grrtümem  unb 
Entfteüungen ; ber  Stil  jeigt  einen  gewi  jfen  poeliieben 
«djwuitg,  leibet  aber  oft  an  Scbwulft.  Irop  feiner 
SJtängel  ift  baS  ©ud)  Bon  ben  Spätem  unb  uod)  im 
Mittelalter  Piel  benupt  worben.  jiauptauSgaben  Poit 
®u!er  (Ceiben  1722,  Ceipj.  182_2),  gabn  (Serl.  1852) 
unb  Slojibad)  (Ceipj.  1896);  Überfepung  Pon  ©ahl 
(Stuttg.  1834). 

Flos  (lat.),  ©turne,  ©lüte. 
glosfct  (lat.,  *©lüratbm*),  jiertidjer  StuSbrud, 
fRebebtume;  inbaltlofcS  Berebe;  flosfeln  (floS* 
fulieren),  gtoSteln  machen;  fioStuIBS,  reich  nn 
gloStetn,  btümelnb. 

glotf,  gleden  im  bapr.  Stegbej.  Cberpfalj,  Se* 
jirtSaint  Steuftabt  a.  Baibnab,  am  gleiCbnamigcn 
StebenftuB  ber  Balbnab  unb  an  ber  StaatSbabnltnie 
Steuftabt  a.  B.-33albf)au3,  bat  eine  Simuttantirdie, 
Spnagoge,  Schloß  (jept  StalbauS),  Branitbrücbe, 
Steinbauerei,  SpiegelglaSpolicrwerfe,  ^»oljwollfabri* 
(alton  unb  0900)  1917  Einw.  [gerate«. 

Stoft , glofjatigel,  f.  ben  Jept  jur  Safel  »Singel, 
loffbriiefe,  eine  Scbwimmbrüde  aus  febweren 
©alten;  f.  auch  Kriegsbrüden, 
gflöftc,  i.  glöfterei. 

glöffclbci^t(©ifd|ir,PolypterusbicbirGo)^r.), 
einjige  Slrt  ber  ©anaibengatlung  Polyptcrua,  bis 
120  cm  lang,  mit  gcflredt  waljigent  Jtärper,  wenig 
entwidelten  ©auebpoffen,  perbältntSmäftig  großen 
©ruflfloffcn,  [tatt  ber  Stüdenfloffe  mit  8— 18glöjfeln, 
bie  auS  einem  Stachel  unb  4 — 6 Strahlen  belieben, 
einer  baS  Enbe  bes  SdfwanjcS  umgeben  ben  Sdtwaii  j* 
floffe  unb  lanzettförmiger  flfterflolfe,  in  ber  Stafe  mit 
einem  Cabprintb  aus  häutigen  Siafengängen  unb 
fiemenartigen  galtenbilbimgen.  2)ie  Schuppen  finb 
[ehr  groß,  oieredig,  beinhart  unb  in  Sieiben  georbnet, 
fo  baß  fic  einen  ©änjer  bilben,  bem  mit  einem  Sliejfer 
taum  beijufommen  ift.  Sie  gärbuitg  ift  grün  mit 


712 


gloffen  — giöfceret. 

fdjroarjen  glcden , unterfeitS  fchmupigWeiR.  ter  g.  jjloffenträfler,  f.  gloffeit. 
lebt  im  tropifchcn  Afrifa,  beionbers  citt  SBeften,  aber  {flöfterei,  baS  Serfabren  jum  trnnsport  nett 
auch  im  obem  Jiil,  nährt  ftd)  »on  SBaffertieren  unb  fdjmimmenbem  (lolj  auf  SSafierläufen  ohne  Bs* 
»ergräbt  fid)  Wabrfdtemlid)  beim  (lerannaben  ber  nupung  eine«  SebiffSgefäRcS.  (SeflöRt  werben  un» 
bürten  igafjreäjeit  im  Schlamm.  taSgleifd)  ift  Wobt-  bearbeitete  Stämme  (Shmbpolg) , bearbeitetet  SRate» 
fd)tttecfenb.  riat  (Balten,  ftantRoU,  Schwellen  tc.)  unb  Brennbol  j. 

Stoffen  (Sd)  Wimm  f (offen),  bie  jumScbWim-  tie  Slüde  werben  lo|e  ober  »erbunben  arftöRt.  Bei 
men  btenenben  Organe  ber  tiere.  3n  ihrer  eilt  fad)  ■ ber  g.  lofen  (wtjeS  wtrb  basfclbe  ins  Ssaffer  gefto» 
ften  gorm  belieben  fte  auS  einer  über  ben  »örper  gen , ber  Strömung  überlaffen  unb  unterwegs  »am 
berauSragenben  (cautfalte  unb  roirfen  atSbann  gleich  Ufer  auS  treibenb  erbalten.  tiefer  gllifjeretbctneb 
bau  lliel  eines  ScbiffeS,  inbem  fte  bie  Sitdjtung  lammt  nur  auf  Keinem  glttffen  unb  Bätben  jur  An- 
ber  Bewegung  fiebern.  öewöfmlid)  aber  föttnen  fie  ttenbung;  jum  tranSport  auf  weite  Gntfernungrn 
burd)  beianbere  Biusfeln  in  febräge  Stellung  jur  unb  auf  ben  gröRem  gtüffen  uttb  Strömen  wirb  baS 
SJirtic  ber  gortbewegung  gebracht  werben  uttb  fun-  (col$pcrbimben,b.l)eine3lnjat)l  etnjelner  Stüde  wer- 
gieren  fo  als  Steuer  ober  iftuber.  fo  bie  unpnaren  ben  tmSsiaffernebenetnanbergelegt  unb  burd)  quer  bar. 
g.  ber  gifebe  uttb  anbrer  im  Baffer  lebenber  Birhet-  übergelegte  Steiften  (»lampen,  Älciften)  Permit- 
tiere.  Bei  ben  gifeben  unterfebeibet  man  bie  Süden-,  teilt  Harter  Säget  ju  einer  jufammenbängenbenXafel 
Elfter  - unb  Sd)Wanjflotfe.  tie  nur  auS  (taut  be>  (©lape,  gloR)  Bereinigt,  berat  Breite  unb  Sänge 
ftebenben  ober  »onsVuorpdilrabtcngeilüpieng.  nennt  fid)  nach  ben  örtlichen  Bolijeiüorfdiriften  richtet  ter 
man  »aut-  ober  gett-,  bej.  Strablfloffen,  bie  »on  Sänge  nach  famt  baSgloR  einen  juinimuent)önaenb,.-n 
Hitocbenftrablen  geftüpten  bagegen  3lad)clfIoffcn.  Als  Bobett  bilbm  ober  au*  mehreren  einjelnett  tafeln 
gloffenträger  bcjc’iehuct  man  bie  an  bie  Öirbel-  befteben,  bie  bann  burd)  SSeibenbänber  (See ben) 
‘faule  fid)  anfcblieftcnben  SfelettflUde,  bie  ben  g.  jur  ober  tauenben  miteinanber  getuppelt  werben.  tas 
Steige  bienen.  tie  Sdiroanjfloffe  erfcReint  fidielför-  auf  bieje  Seife  gebilbete  gaprjeug  nennt  man  trift 
tiiig  ober  abgerunbet,  langgeftredt  ober  »erfürjt  tc.,  j (traft),  glöfte  auS  ftärfenn  9iimbt)olj  werben  nur 
immer  aber  auS  einem  obertt  unb  untern  Sappen  ju*  in  einem  Boben »erbunben,  Ponfd)iDad)em(iolj(Äant. 
fainmengejept.  Sinb  beibe  Sappen  gleich,  fo  ift  bie ! holt,  Sd)WeUen  tc)  Werben  häufig  jwei  ober  mehr 
Sehwanploffe  nttBerlidi  boinojert,  ift  ber  untere  Böben  übcreinanbergelegt  Schwere  (tot garten,  bie 
gröber  als  ber  obere,  äuRerlid)  beterojerf.  tcS  nid)t  fd)Wimmen(fen[  geben).  Werben  mit  leichten  (tot 
■stelctt  ber  Scbwanjfloffe  fleht  in  Berbinbung  mit  jem  (trägem)  Bereinigt.  taS  gloR  Wirb  häufig  and) 
ber  Birbelfäule;  ba  aber  bie  leptere  ebenfalls  in  als  iransportgefäjj  benagt  unb  mit  ffiaren  beiaben; 
ihrem  untern  unb  obem  teil  gleich  ober  ungleich  nteiftenS  hanbelt  es  fid)  hierbei  um  (wljarten  (Suche, 
(nach  oben  gefrümmt)  [ein  fann,  fo  unttrf  (Reibet  man  Birfe)  unb  (toljwaren  (Bretter,  Satten),  bie  mit  bent 
auch  eine  innerlich  bonto-  unb  Rtierojerfe  33affer  nid)t  in  Berührung  lammen  fallen,  ober  um 
g 1 o f f e.  Gttbet  bie  3d)manjfIoffe  fpift , unb  geht  bie  (loljwaren , bie  (ich  auS  einem  anbent  @runbe  nicht 
Birbelfäule  ohne  firüttnmtttg  bis  an  ihr  Gttbe , fo  ju  einem  gioR  uerbinben  laffen,  wie  8rennf)oIjjd)eite, 
nennt  matt  fie  ampljijerf  ober  bipbh  lerf ; ift  bie  ©rubenholj. gaRbauben, Speichen  tc., aber  auch  anbre 
Birbelfäule  nach  oben  gebogen,  unb  befiehl  bie  gloffc  'Baren  Werben  als  Auflafi  bef örbert , beifpielsmeifc 
aus  einem  gröjicm  Cberlappen  unb  einem  fleinent  gelangte  früher  ruffifd)eS  (Betreibe  auf  glöRen  in  gro- 
Unterlappen,  (d  ift  fte  beterojerf,  wirbaberbo  - Reu  Mengen  jur  @inful)r.  3um  ©eranfcCTl  bes  glof- 
ttt  o j e r f , Wenn  bctbc  Sappen  gleich  grofs  finb,  fo  bafi  feS  bient  baS  S d)  r i d , ein  fd)Wad)er Bauntflamttt,  ber 
bie  glofjc  einem  gädjer  ähnelt.  — tie  paaren  g burd)  eine  befonberS  hergerichtetc  Öffnung  im  gloR 
emjprechen  ben  'Annen  unb  Beinen  ber  hohem  Sir<  (Sdjridloeh)  auf  benCänmb  beSgabnuafferS  geftoßen 
beltiere,  finb,  wie  bei  biefen,  am  Brüll-  unb  Bcdett-  unb  in  aufgeriditeter  Stellung  erhalten  wtrb.  ,-jum 
gitrtel  befeitigt  unb  befteben  aus  gröfient  Üfnorpel-  gortfd)ieben  bcSgtoReSbenupt  man  Staaten,  lange, 
ober  Snoehenitüden,  an  benen  weiter  nach  nuRcn  ftbwatbe  Stangen,  jum  Steuern  beS  gloReS  bie  Bat- 
fnorpelige  ober  »erfnöd)erte  Strahlen  fipen.  — litt-  j d)  en,  längere,  fd) Wache  Baumftämme,  bie  nach  bent 
paare  ((mut-)g.  haben  auch  bie  Amphibien  in  ber  Stammenbe  ju  blcllförmig  bearbeitet  finb,  ungefähr 
gugenb  unb  j.  %.  aud)  nod)  im  erwadücttcn  3uftanb;  in  ber 'DJ Ute  ihrer  Sättge  auf  einem  häftigen  Unterbau 
bei  ben  Sieptilien  finb  nur  nod)  Anbeutungen  ber-  am  Borber-  unb  (unterteil  bes  glofteS  (Dem  Bätfdi- 
felben  »orhanben;  bagegen  haben  Biele  33 al tiere  fattel)  liegen  unb  auf  biefent  nach  rechts  unb  linfS 
eine  IHüdeit-,  alle  eine  Scbwanjfloffe , bie  nicht  wie  ^gefdjwcnrt  werben  föitneit.  Bei  id)iuad)cr  Strömung 
bei  ben  giften  fenfreept,  fonbem  Wagerecht  liegt,  tie  i beS  gahnoaffctS,  namentlich  in  »analen,  Wirb  bas 
BorbergltebmaRen  finb  bei  ben  SBalen  gleichfalls  in  | gloft  an  bent  aufgerichleten  treibelbaum  Bermittelft 
g umaewanbelt  ttnb  entfpreepen  in  ihrem  »nochenbau  ber  treibelleine  fortgejogen,  auch  Werben  fleine  Segel 
»öllig  betten  ber  anbern  Säugetiere.  — Aud)  manche  benupt.  hin  unb  wieber  fommett  auh  Schlepp  - unb 
niebere  tiere  (befonberS  bie  ffleieptiere)  haben  g.  Setlbampfer  jur  ©eförbenmg  ber  glöRe  in  Anmen- 
gflogrn  (Dfaffeltt).  aus  bent  (lodwfen  abgelaffe-  bung.  tie  Bemannung  ber  glöpe  beliebt  aus  betn 
neS  unb  in  gorm  »cm  Blatten  unb  Blöden  erhaltenes  gloRführer(glofjhemt,  glofimeifter)unb  benglöRem 
Sioheifen  für  ben  grifchprojep;  gloffenbett(gloR  • (gloRfn echten),  beren3ahl  ie  nach  beröröRe  besglof- 
herb),  »or  bem  (tochofen  aus  iSeftübe  hergeflellter  feS  fehr  »erfchieben  ift. 

gorntrautn,  in  bem  baS  Sioheifen  abgeftodten  wirb.  An  ben  Sdeg  fiel»  bie  g.  nur  geringe  Anforberun* 
gioiicntiiftcr  (Ptcropoda),  f.  Sdjnedcn.  gen,  bie  fid)  hauptfäd)lid)  auf  eine  gcttügettbe  3Baf- 

fplogcnfiel,  f.  Jiielfchwert.  [erliefe  bcfcf)rättfeti.  Um  btefe  ju  crjielen.  Werben 

S^Ioffetimotor,  f.  Schiff.  i loafferanite  glitife  unb  Bäche  burd)  3i!cbre  gefperrt, 

loffcnfäuaeticre  (Pinnipedia),  Orbnung  ber  in  bie  befottbere  turdiläffe  ober  je  nach  Bebarf  aud) 
Säugetiere,  f.  Siobben.  gloRfchleufen  eingebaut  Werben.  toS  gloftbolj  muR, 

g-toffcntaud)cr,  foPiel  wie  Bittguin;  g.  (Sphc-  beoor  eS  inS  Siaffer  gebracht  werben  lantt,  ineiftens 
niücidac),  gamüie  ber  SchwimntDögel  (f.  b.).  | unb  öfter  fogar  meilenweit  ju  Sanbe  transportiert 


713 


glofjgra&cn  — gloS  unb  SöfanfflosS. 

»erben;  bet  fe^r  lebhaftem  uttb  anf>altenbcnt  ®erfc^r  [ beS  SiflenUimcrS  forgeit,  Wie  benn  überhaupt  nad) 
ift  bann  bic')lnlegungemjcIner3loßfanäIe(Sloß'  Den  meiftcn  fianbeägefeßen  berStaat  befugt  ift,  gegen 
graben)  Dorteiihnft.  3ür  bie  3.  Don  ffiidjligicit  finb  ßittßbabiguitg  ber  biäljcr  Bcred)ligten  ein  nid}t  ficfjiff 
bie  ©erbanbplä  je,  an  benen  baä  $oIj  }u  Säften  i bareä  ©crociffer  in  ein  [d)iifbateä  umjutnanbeln  utib 
Derbunben  »erben  fann,  unb  bie  3 1 ßß  h ä f e n , in  alfo  aud)  für  bie  3.  brauchbar  ju  machen.  9fad)  ber 
benen  cs  jum  Serlauf  gelagert  ober  für  bie  3ort-  beuljcben  ßieidjäDerfaffung  (91  rt.  4)  gehört  bie  ©ejeß- 
fepung  ber  gabrt  eilte  anbre  Sänge  unb  Streite  erhalt,  gebung  über  bie  3-  auf  Wäger)  tragen.  bie  mehreren 
Sin  folcheit  llmDerbiubungäpIäjtcn  »edjfelt  auch  bie  «taatcu  gcmcinfcbaftlicf)  finb,  ju  ber  3uflänbigfeil  ber 
Bemannung  ber  Slöße.  3ur  ©efeftigung  ber  31öße  3ieict)Sgcfcfcgcbung.  Xaju  lammt  bie  Beflimmung 
im  Sagerhafen  bienen  cingerammtc,  |tiirtere  Baum«  (9lrt.  64),  baff  auf  fdqiff baren  natürlichen  ©afferftra- 
ftänune  (Schridpfähte),  im  SRotfall  auch  eiferne  gen  non  ber  3-  Abgaben  nur  für  bie  Öcnujjung  be- 
Sinter  unb  Setten.  foitbercr  Slnftalten  erhoben  Werben  bürfen,  bie  jur 

91m  Bcjtimmungäorte  wirb  bie  Sluflaft  abgetragen  Erleichterung  beäBerfeljrä  beftimmt  finb,  unb  bie  Be* 
unb  baS  im  Sein j je r liegenbe  £>olj  auf  ©Icitbabnen  ftimmungen  beä  norbbeutfehen,  jeßt  beutfipen  SReidjä* 
ju  fianbe  beförbert  ; gewöhnlich  »erben  bie  Bahnen  aefebeä  oom  1.  Juni  1870  über  bte  SIbgaben  uon  ber 
auä  geeigneten  Stiidcn  beä  3*offeJ  bergeitellt,  für  3.  S>iemadi  fallen  aud)  auf  ben  nicht  fd)iffbareu,  fon» 
regelmäßigen  Betrieb  Werben  fie  aber  in  Dauerhafter  Dem  nur  flößbaren  Strcdcn  Derjenigen  natürlichen 
Samt  erbaut,  ©rößere  Stüde  werben  burch  Werbe  ©afferftraßen , bie  mehreren  ©unbeägtaaten  gemein- 
ober  fflfafdjincnfraft  auägcßbtcppt , Heinere  Stüde  fd)aft(td)  fmb,  non  ber  3 mit  Derbunbenen  ipöljcm 
burd)  SKenfepen  an  £anb  geholt  (auägewa  jepe  n).  Slbgaben  nur  für  bie  ©enußung  befonbercr,  jur  ßr- 
tßeim  ©erlaben  best  §oljeä  Dom  31oft  iu  Schiit"  fom-  lecchtcrung  beä  Serfeljrä  beftimmter Slnftalten  erhaben 
tuen  Kräne  in  SlttWeubung;  ftantfjolj,  ßijenbnbn-  werben.  3n  Kanälen  wirb  für  Befahrung  mit 3lößcn 
fch wellen  tc.  Werben  aber  Dor  £>anb  eingelaben.  ©lei-  eine  ©cbüpr  entrichtet,  bie  burd)  polizeiliche  ©erfü- 
ben  4>öljer  längere  3eit  im  ©afferlager , fo  Werben  gung  feftgefeßt  worben  ift.  Xaä  SicidiSgefcß  baut 
fie  ba,  wo  bie  fiagerfläcße  (nopp  bemeffen  unb  eine  15.  §uni  1895  über  bie  priDatred)tlid)cn  ©erhältttiifc 
geniigenbe  ©affertiefc  Dorhaitben  ift,  gefenlt,  b.  h-  ber  3 regelt  ben  Inhalt  beit  3loßfalirtuertrageä  int 
überciitaitber  gefd)icf)tet , woburch  bie  unterften  ©ar«  91nfd)luß  an  bie  [ecredjUichenBefliinmungm  bee  Kau- 
tion tiefer  itt  baä  äBaffer  gebrüdt  werben.  ©Jan  be-  bclägcfeßbucpeä.  Tic  lanbcSrechtlichen  "©orßhnftcn 
bient  ftch  aud)  befonbeter  Senfwittben,  unt  aanje  über  bie  3-  finb  burd)9trt.66  beaßinfüljmngägefcßeä 
31öße  übereittanber  ju  lagern ; ju  biefem  3wed  wirb  junt  Bürgerlichen ©efeßbud)  ctufrecht  erhalten  warben, 
baä  ©obenflaß  unter  ©ajfer  gejogen,  baä  jweite  3(oß  3ur  Serforgung  ber  (üblichen  Staaten  Storbame« 
Darüber  gefahren  unb  beibe  ins  Säger  eingeftelU.  rifaä  mit  £>ol(  auä  ben  nörblichen  Staaten,  aus  Cre« 
©an  bett  21,400  km  langen  (chiff-  unb  flößbaren  gon  unb  Süailjington,  bereinigt  man  nad)  bem  Ser» 
©cwäffem  Xeutfcptanbä  finb  6500  km  nur  flößbar,  fahren  Don  SHobertfon  bie  Baumftämme  ju  Siefen. 
Tic  3-  erfolgt  faft  ftetä  ju  Tal , ju  einer  Bergfahrt  flößen,  welche  bie  1100  km  lange  Cjeanfahrt  Dom 
bei  ftärlerm  Strom  haben  bie  3löße  leine  genügenbe  ttolumbiaftrom  nach  San  geanasco  ohne  Unfall 
Seftigleit;  in  Slmerifa  fmb  jwar  ©erfuche  gemacht,  jurüdlegen.  Tie  glöße  werben  itt  Stella  am  lialum- 
unt  §löße  für  ben  Xranöport  über  bie  tanabifchen  biaftrom  auf  einer  Vlrt  Helling  jufammengebaut  utib 
Seen  nad)©ewS)orf  nt  bauen  uttb  biefe burd)  Schlepp-  ähnlich  einem  schiff  }u  SBaffer  gelaffen.  $aö  (Serüft 
fchiffe  ju  beförbem.  Tie  je  Serftidje  (djeinen  aber  iiidjt  befiehl  au3  Ipüljem,  bie  Dom  ^runbe  jchijfsbobcn- 
jur  3ufriebenl)eit  ausgefallen  ju  fein.  arlig  auffteiaen,  unb  ans  jpanlenähnlichen  fenfreepten 

Ten  lebhafteften  SlößereiDerfehr  in  Teutfiplanb  Stanbem,  Jn  biefem  Gterüft  werben  bie  30 — 55  m 
Weifen  bie  öftlidjen  Ströme  auf,  unb  jwar  bie  ©eichfei  langen  Stämme,  im  ganjen  etwa  152,000  laufenbe 
bei  Xl)om  an  ber  ruffifchen  ©rettje  einen  foldjen  Don  SJfcter,  ju  einem  31ofi  Don  etwa  120  m Sänge  jwed- 
runb  WO, 000 Ton.  unb  bicDientel  bei  Smalenittglen,  mäßig  jufammengelegt.  ®as  31oß  hat  in  ber  ©inte 
ebenfalls  an  ber  ruffifchen  ©renje,  Don  600,000  X.  30  m Umjang  unb  uerjüngt  fiep  nach  ben  beiben  ßn- 
©ußerbem  beträgt  bei  gloßoerfehr  auf  bem  SK ain  bei  ben ; es  wirb  tn  ©bftänben  uon  4 m mit  ftarfen  Setten 
granlfurt  300, OCX)  X.,  auf  ber  ßlbe  bei  Sehanbau  | umfehniirt,  bie  burch  eine  burch  bael  ganje  3M!  Don 
300,000  X.,  auf  ber  Ober  bei  ßüitrin  250,000  j einem  ßnbe  junt  anbem  laufenbe  flnrte  Kette,  bie  als 
auf  bem  3>nowfaua!  bei  ßberäwalbe  80,000  X.,  auf  Schleppfette  bient,  beim  Sdjteppen  in  ber  See  um  fo 
ber  Saale  bei  ßlfniß  15,000  T.,  auf  bene  Siedar  bei  ftärfer  angejogen  werben,  je  größent  ffliberftmib  baS 
Sieilbronn  4000  X.,  auf  ber  Xotiau  bei  3ngolftabt  fette  ©efüge  bcS  Stoffes  gegen  ben  ©ogenpraü  (u 
2000  X.  leiften  hat.  Tie  obent  Snbcn  ber  Spanien  beä  @e« 

Tie3-  würbe  in  frühem 3eitcn  gewöhnlich  alä©or-  rüfleä  werben  nach  ber  gcrtigftellung  beäSloffeä  burch 
red)t  ber  üanbesregierung  angefeheu  (Slößregal)  Oucrtaue  uerbunbeu,  bamit  baä  ©erüft  für  ben  Sta- 
nnb  baper  Don  biefer  nur  gegen  eine  SIbgabc  geftattet.  gellauf  ben  nötigen  3nfammcnhalt  mit  bem  31oß  be- 
Tieä  galt  namentlich  Don  bem  3Iößcn  mit  oerbunbe-  ujjt  3m  Safjcr  werben  bie  Taue  gelöft  unb  bieleile 
nen  fjöUern  ober  ber  3loßfahrt  tjus  ratinm),  baä  beä  ©erüjteä  auä  bem  Saffcr  gezogen.  Taä  3ioß 
nur  auf  öffentlichen  31ü[fen  auägcübt  wirb.  Xnä  wirb  burd)  Tampfer  gefcpleppt  unb  macht  bie  3ahrt 
3lößeii  mit  ungebunbcncn^öljeru  ober  bietrift  (jus  in  jWölf  lagen.  Sgü  Sörtfch,  Tic  ©eichägejcße, 
grutiao)  fomutl  Dagegen  aud)  auf  ©ewäffem  Dor,  bie  betreffenb  bie  priDatred)tlid)en  Serhältniffe  ber  Bin 
im  ©riDatcigentum  flehen;  Doch  fleht  auch  hier  bem  ncnfdjiffabrt  unb  ber  3-  (2.<lu|1.,  Seipj.  1900);  ©fit- 
Staate  Die  polijcilicbe  Regelung  unb  'ilafftdjt  ju  telftcm,  Teut|d)cä  ©mnenfd)iffahrtsred)t  (2.  ©ufl., 
(31  oß-  unb  Triftorbnungen).  Tie  Ufereigen-  baf.  1902). 
tümer  tnüffen  baä  Betreten  ber  Ufer  ju  3weden  ber  SHoßgrabcn,  f.  Saale  2). 

3.  unb  ben  Sein-  obcr3Iößcrpfab  bulben.  Siadj  preu-  SrlbftgraPcn,  f.  Schneeberg  (Stabt), 
ßiiehem  ©echt  fann  ber  Staat  Den  ßigentümer  cineä  fflofibcrb  (3innpaufd)h(rb),  f.  3i,tn- 
©rioatfluffeä  nötigen,  baä  Ipol, iflößeit  auf  biefem  ju  3lbßrcgnlf  f.  Slößcrci,  S.  713. 
geftatten,  muß  aber  für  DoUftänbige  ßnljd)äbigung  , Jfloä  unb  Utlanffloä,  f.  Slore  u.  Blanfd)eflur. 


714 


glöte  — 

Rlöt*  (ital.  Flanto,  franj.  Flöte,  engl.  Flute),  I 
ein«  btt  älteflen  Ipoljblasmjirumtntt  oi)nc  3un3m 
(Bgl.  BlaSinftrumcnte,  S.  24,  unltr  1).  ®ie  R.,  beute 
allein  üblitbe  ©eftalt  als  Querflöte  (FUuto  tra- 
verso,  Flöte  travereiöre,  Flöte  allcmande,  German 
flute)  ift  ein  beutftheS  Rnflrument,  itjr  iiltciter  92ame 
ift  »Sebmeißerpfeiff«.  ©ie  Berfdjiebencn  ©ötte  beS  in 
bet  ©iefe  mit  li  beginnenben  unb  über  brci  Cftaben 
(d)tomatif<h)  beberriebenben  RnftrumentS  (bis  c'unb 
höher)  werben  teils  burdj  Überblafen  (Uberfd)lagen 
in  bie  Obertbne  beS.  SlobrcS),  teils  bureh  Berfürgung 
beS  iK obres  bunt)  Öffnen  Bon  ©onlöcbern  besorge- 
bracht.  ®ie  moberne  ff.  (Spftem  ©beobalb  Böbnt, 
BgL  !0&bin  2)  bat  14  ©onlüdjcr,  bie  burd)  Klappen  ge* 
fall  offen  werben.  Stein  Drcbefterinftrument,  ielbft  bie 
Bioline  nicht,  ift  fo  bemegltd)  wie  bie  5-,  auf  ber  felbft 
bie  größten  Sprünge  in  fd)nellem  ©empo  Ieicbt  aus- 
führbar jinb  (Bgl.®  oppeljunge).  Rntl6. — 17. Rabrh- 
würbe  bie  R.  wie  alle  anbern  Rnftrumente  in  Ber- 
feßiebenen  ©röfcen  gebaut  (©iSfant»,  Alt»  unb 
Bafiflöte;  leßtere  reichte  bis  b'nab  ju  groß  F). 
^eute  ift  neben  ber  oben  befcbricbenen  »grauen*  R. 
nur  noch  bie  eine  Dftane  höher  ftebenbe  »tleine*  R. 
(BidelRöte,  Flauto  piccolo,  Ottavino)  im  ©ebraudi). 
MilitärmuRfen  führen  auch  noeb  um  einen  §albton, 
rtfp.  eine  tleine  ©erg  böber  als  baS  Biccolo  ftebenbe 
tleine  Rlöten.  Beraltet  ftnbbie  böber  flcbenbcn  Sieben 
arten  ber  groben  R.:  ©erjflöte,  Quartflöte  unb 
bie  eine  ©erg  tiefer  ftebenbe  Flöte  d'amour.  Rn 
Rranfrcicfj  utrb 'Belgien  finbet  man  auch  bas  Rlageolett 
(f.  b.)  als  lebte  Abart  ber  einfl  beliebten  Schnabel* 
flöte  (fJIoct-  ober  Blöd)  flöte.  ©oljflöte,  Scbwegel, 

frabe  R. , Flöte  ö bec,  engl.  Recordes).  Schulen 
r baS  Rlötenfpiel  fchrieben : 'Berbiguier,  Ipugot  unb 
unberlich,  Rilrftenau,  Rahrbach,  ©ulou,  £1.  Bopp, 
©erichaf;  übungä*  unb  BortragSftüde : ©rouet, 
©oppler,  ©erfdjat,  Briccialbi,  Böhm  tc.  Bgl.  B ö bin, 
Über  ben  Rlötcnbau  (SJiainj  1847);  ©erlelbe,  ®ic  R. 
unb  baS  Rlötenfpiel  ('lliilnch,  1847);  Schweb ler, 
Katechismus  beS  RlötenfpielS  (Scipj.  1897);  ©rill, 
Riil)rer  burch  bieRlötenliteratur  (baf.  1899).  Beraltet 
Rttb  bie  bezüglichen  SJerle  Bon  Quanß,  ©romliß,  ©e* 
nienne  ic.  — Rn  ber  Orgel  ift  R.  ber  gemeiniame 
91ame  für  alle  jabialftimmen,  befonberS  aber  tonunt 
berfelbe  in  Bielfach  fpejialificrenber3ufammcnfejjung 
Bor,  wie:  Querflöte,  Schweizer  R.,  3artflöte,  gern- 
Röte,  Stiüflöte,  ©ulzflöte,  ^ellflöle,  5>of)lfIöte,  ©ubal* 
flöte,  Reibflöte,  Slalbflöte,  Spillflöte,  Blodftöte,  Bh‘ 
ramibflöte,  ©oppelflöte,  Siobrflöte  tc.  ®ie  meiften  mit 
R.  bejeicbneleu  Stimmen  flehen  im  4*  ober  8*  Rüff- 
lern; ju  2 unb  1 Ruff  beißen  fie  gewöhnlich  * ©äfeif e - 
(Schweizer  Bfeife,  Reibpfeife  tc.). 

Rlötcit  geben, fouid  wie  uerloren  geben;  ber  (nicht 
altei  AuSbrttd  flammt  aus  ber  ©aunerfprache. 

RlöccnUogel  (Uymnorhincc  Gray),  ©atniitg  ber 
Kaben  (Corvidao),  anfebnliche  Söget,  bereu  Schnabel 
länger  alä  ber  Kopf,  am  OSrunbe  hoch  unb  breit  ift, 
mit  jebr  langen,  (pißen  Riügeln,  mittellangem,  gern- 
bem  Schwan;  unb  fräftigen  Rügen,  ©er  R.  (G.  tibi- 
cen  Gray),  43  cm  lang,  fchwarj,  auf  Satten,  Unter- 
rüden,  obent  unb  unteni  Schwan jbedfebem  unb 
Borbern  Rlügelbedfebem  weiß , bewo!jnt  Auftralien, 
befonberS  BeufübwalcS,  fommt  in  bie  ©arten,  nährt 
fid)  Bon  §eufcßreden,  brütet  oom  Auguft  bis  Ranuar 
zweimal  unb  legt  3—4  Eier.  £r  fingt  febr  fchön, 
abmt  Sieber  nach  unb  wirb  bebljalb  häufig  in  0e- 
fategenfehaft  gehalten. 

fflütcntucrf  (ital.  Organo  di  legno),  eine  tleine 
Orgel,  bie  nur  Sabialftimmen  enthält,  im  ©egenfaß 


gfotOK). 

;u  einem  Schnamoert,  3ungenmert,  fHobrwerf,  Sit* 
gal,  bo«  nur  3ungenÜimmen  bat 

Rfliitncr,  Beter,  Bübfcbnißcr  unb  3eichner,  geb. 
um  1493,  war  bis  1523  in  AnSbad)  tätig  unb  lieg 
ftdj  in  biefem  Raßr  in  Nürnberg  nieber,  wo  er  biß 
ZU  feinem  23.  Olt.  1546  erfolgten  ©ob  eine  rege 
lätigfeit  in  ber  Ausführung  betoratioer  Sorte  für 
Sohnbäufer  (Bortale,  Kantine,  IpoIgBertäfelungen 
u.  bgl.),  Bon  Mcbaillen,  Blafetten  unb  Borbilbem 
für  mnftgewerbliche  Arbeiten  entfaltete.  t£r  mar  fo 
gefd)idt,  baß  er  aus  einem  Stirfchtcm  118  menfd)licbe 
©efichter  berauSgefchnißt  haben  foü.  Bomcbmlich 
führte  er  KcliefS  mit  bibliftßen , mhtbologifcben  unb 
allegorifebcn  ©arfteüungen  in  Keblpeimer  Stein  unb 
'Buisbaum  auS,  bie  Bon  Wolbfcpmieben  unb  anbern 
Sunftbanbwerfem  alSBorbilbcr  benußt  würben  ober 
in  Rornt  bon  Bronze*  ober  ©leipIaTetten  oernielfäl- 
tigt  würben  unb  alä  Scbmud  Bon  Schränten.  Staf- 
felten, SBucheinbänbm  il  bgl.  bienten.  San  folchen 
Blafctten  haben  Reh  über  100  erhalten,  ©a  er  fid), 
toabrfcbeinlieb  Wäbrenb  cinerSeife  in  Rtalien,  mit  ber 
Rormcnfprache  ber  italienifchen  Sienaiffance  oertraut 
gemacht,  hot  er  als  einer  ber  erflen  Wefentlich  3ur 
Verbreitung  biefeS  Stils  in  Seutfdflanb  beigetragen. 
Bon  großem  betoratioen  Arbeiten  ift  ipm  mit  Sicher- 
heit bie  Ausstattung  eine«  Saales  im  fcirftpBogel* 
fjauS  zu  Nürnberg  (mit  einem  Brachtfamin)  ;u)u- 
fchreiben  (brSg-  in  8 Sichtbrudtafeln,  Slümb.  1904). 
Auch  ift  berOTarftbrunnen  in  SKain;  Bon  1526  wahr* 
i fcbeinlich  nach  feinen  3eid)nungcn  auSgefiibrt  wor* 

1 ben.  Seine  Qsnimürfe  für  SKöbel,  ®efäj;e  u.  bgl. 

: Rnb  3.  ©.  btttch  ben  £n'lj[chnilt  oerBielfältigt  unb  m 
einem  »Kunftbucb*  (91ümb.  1640;  neue  Ausg..  Öerl. 
1882)  bereinigt  worben.  Auch  bat  er  Bücher  (,'VitruB- 
auSgabe Bon  SliBiuS)  illuftriert.  Bgl.  KeimerS,  Be- 
ter R.  nach  feinen  §anb;eicbnungen  unb  ^>ol jfdjnit- 
ten  (SWünd).  1890);  K.  Bange,  BeterR.,  ein  Bahn- 
brecher ber  beutfehen  Sienaiffance  (Bcrl.  1897). 

Rlototn,  Rriebrid)  Bon.  Dpemtomponift,  geb. 
27.VlpriI  1812  auf  bem®ute  ©eutenborf  tm  ffiedien* 
burgifchen,  geit.  24.  Ran.  1883  in®armftabt,  ftubierte 
bereits  1827—  30  unter  Beitha  in  Baris  KompoiUion 
unb  hat  mit  Itnterbredjungen  burct)  bie  ScBolutionen 
oon  1830  uttb  1848  WentgflenS  im  Sinter  immer 
feinen  ÜBobniiß  in  Baris  gehabt;  1856  -63  war  er 
groffherioglidjcr  BhiRtintcnbant  in  Sthwerin,  feit 
1868  nahm  er  feinen  Sommeraufenthalt  auf  einem 
fianbRß  in  ber  Bähe  Bon  Sjicn.  $ie  Mehrzahl  ber 
Opern  RIotowS  ift  auf  franzöflfthe  ©ejte  tompo- 
itiert,  unb  feine  Manier  lehnt  unoerfennbar  an  bie 
Meifter  ber  franzöpfdjen  Suflfpieloper  (Boielbieu, 
j 'lluber,  Abant)  an.  Seine  erflen  Barifcr  Bühnen* 
oerfuche  (feit  1838)  waren  Kompaniearbeiten  mit  Al- 
bert ©rifar  unb  Bilati  (»Le  naufrage  de  la  Mo* 
dusa*,  1839).  Seine  elegante,  aber  ber  liefe  ent* 
bchrettbe  Manier  fanb  Anriang,  unb  fthnefl  folgte 
eine  Seihe  weiterer  Opern.  ® ie  beiben  Serfe,  bie  R. 
in  ©eutfdtlanb  berühmt  machten:  »Aleffanbto  Stra* 
beda*  (Hamburg  1844)  unb  -Martha*  (BSien  1847). 
Rnb  für  ©eutfdjlanb  anf  beutfehen  ©ert  (oon  SB.  Rrieb 
rieb)  fomponiert.  Bon  ben  ebenfalls  für  ©eutfeb- 
lanb  gefchriebencn  Opern:  »®ie  ©rofsfürftin*  (Ber- 
lin 1850,  ©ert  pon  (£b-  Bird)*Bfetffer),  »Rnbra* 
(Alien  1852,  ©eft  Pon  0.  zu  Buüiß),  »Bübezabl* 
(Berlin  1854,  bgl.),  »Albin*  (Blicn  1856,  ©ert  Bon 
Mofentbal)  batte  nur  »Rnbra*  Borübergebenb  (Srf  olg. 
Sine  itadjgelaffenc  Oper:  >$ie  9RuRfanten<  (Sert 
Pon  S.  ©enSe,  beffen  Oper  »Am  Bunenflein*  er  gc- 
meinfatu  mit  ©enefe  1868  für  Brag  fomponiert  batte). 


715 


glott  — glottenitiißpunfte. 


Würbe  1887  in  ©lannheitn  gegeben.  ©on  ben  ©a< 
rifer  Cpeot  glotowä  hatte  »£#  Forestier-  (»L’4me 
en  peine-,  1846)  ben  heften  Erfolg.  äurfi  mehrere 
Ballette  hat  g.  auf  bie  Bühne  gebracht;  feine  lebten 
Serie  Waren  italienifd)e  Opern  (»Naida*,  *H  lior 
d’Arleni-,  ■ Rossellana*).  ©on  ben  übrigen  Jhotttpofi- 
tionen  glotowä  ftnb  eine  Stuft!  ju  eharejpeareä 
-ötntermänhen* , einige  OuDertflren,  ftlamcrtrio«, 
Sieber  tc.  anjuführen.  ©gl.  »griebrich  Bon  glotowä 
Seben.  ©on  feiner  ffiitwe-  (Seipj.  1892). 

gftott,  afleä,  waä  fcßroimmt.  3n  ber  Sieberei  heißt 

f.  ent  gaben,  ber  auj  eine  längere  Strede  nicht  ge- 
bunben  ift.  g.  machen,  ein  auf  @runb  geratene^ 
Schiff  abfd)leppen,  baß  eo  febwintmt 

Slottauten,  in  Dfterreieh  bie  Safiboote,  Sfrait» 
fabi'ieuge , glätten  emeü  Seearfenalä. 

Slottbef  (ftlein*g.),  ®orf  unb  Suftfurort  im 
preuß.  iHegbej.  Scßleäwig,  Sreiä  ©inneberg,  an  ber 
Elbe  unb  ber  Staatäbabnliiiic  9iltona-83cbe!,  bol  ein 
Schloß , Biele  Sanbpäufer  ber  Hamburger  mit  fdjö» 
nenWurten,  eine  bebcuteitbe Bierbrauerei  (XeufelS- 
brülle),  eine  Baumfdjule  unb  <i»oo)  1000  Einw.  Ser 
an  ber  Elbe  gelegene  Seil  beb  Süorfeä  beifit  I c u f c 1 ä • 
brüde,  mit  großartigem  Ipotcl,  unb  ilt  ein  Bielbefuch- 
ter  ©ergnügungäort.  3.  bie  Starte  »Umgebung  Bon 
Hamburg«. 

Statte,  bie@cfamtl)eit  aller S'rieg8jd)iffe (St r i e g 8» 
flotte)  unb  aller  §>anbeläfdtiife  (§anbel3f lotte, 
Stauff aprteif lotte) einea SeeftaateS.  3m  lattifd)en 
3iim  ift  g. nad)  bem  beutfchenglottengefeß  ent  3>op- 
pelgefiftwaber  Bon  17  2inien(d)tffeti  (ein  glatten* 
f laggfdjiff  mit  bem  lommanbierenben  Slbiniral  ber 

g.  unb  jwei  (Sefchwabem  ju  je  acfjt  Sinienfdjiffen) 
unb  ben  nötigen  ftreujem  unb  Xorpebobooten.  Sie 
Sd)lnit)tflotten  teilte  man  früher  in  brei  öefcßma* 
ber:  ©orfjut  (Pont  ©ijeabmiral  befehligt).  Witte 
(Born  glottenabmiral  ober  (Sroßabtturai  befehligt) 
unb  Sadjbut  (oont  Sonterabmiral  befehligt).  Sgl. 
Seetaltif.  cd)ließlith  ift  g.  audi  Stationebegriff: 
mffifdie  Oftfeeflotte,  englifthe  ©litlelmeerflottc,  ruf* 
jtfie  g.  beä  Schwanen  ©lecreo. 

Statte  (gürbef lotte),  f.  gärberei,  3.  321;  g. 
am  gtfhneß.  f.  gifiherei,  S.  614. 

Statte,  Sa,  franj.  ^afenort,  f.  SM. 

Slottenflaggfdjiff  ,.f.  glotte. 

SlottenmanöBer,  Übungen  jurgörberuna  ber 
finegofertigleit  einet  glotte;  neben  ber  Sluobilbung 
ber  Öjfifiere  unb  ©lannfchaften  werben  aud)  feetaftifihe 
unb  feeftratcgifdie  Aufgaben  gelöft.  Sie  befteheit  ent* 
Weber,  wie  bie  fperbjtübpngen  ber^eere,  auä  einer 
einzigen  friegämäßigen  Übung  gegen  einen  martier* 
ten  geinb  ober  auss  Einjelübungen  ohne  ^ufnmmen- 
hang.  3utt’elltn  geht  bem  g.  eine  ©lobilutadmngä- 
Übung  uoreutSS.  tfn  ben  glottenmanöBem  nehmen 
alle  Ülrten  non  Strieg8jd)iffen  teil;  ben  SVeni  ber  mo- 
bilen glotte  bilbeu  mehrere  ©anjergcfd)ronber  uon  je 
6—8  Sinienjd)iffen.  Sen  Sichcrheitä-  unb  äufflä- 
rungobienft  Bcrjehen  ö nippen  üoit  großen  unb  tlei* 
neu  Sreujenr,  außerbem  werben  jebet  glotte  Xot- 
pebobootäierftörer  u.£ochieetorpeboboote  beigegeben. 
©Ile  Schiffe  madjen  juiiücbft  genieinfame  gahrtübun* 
gen  unb  Ebolutionen,  b.  h.  Bewegungen,  um  ©larüh* 
unb  (ScieeblbaujftrUuugen  ein;unehiuen  unb  ju  an- 
bern.  Buch  Schießübungen  gehören  ju  ben  glatten* 
mnnöoem;  ferner  nächtliche  Xorpebobootbangriffe 
gegen  bie  Schiffe  mit  ,-fiet-  uitb  Ülbfommübungen  an 
ben  Sdjiieüfeuergefdjüßen  unb  Xorpeboroßren.  ©ei 
ben  taftifdjen  Übungen  manooriereit  jwei  ©arteien 
gegeneinanber ; habet  werben  (Stcfed)täfonnen  erprobt. 


bei  benen  bie  ffiaffen  ber  einzelnen  Schiffe. ant  Wir- 
fungatähigften  ftnb.  ©ei  ben  ftrategifdien  Übungen 
banbeit  c«  ftdC>  um  Aufgaben,  bie  Bon  ber  feepoliti* 
fihen  Sage  unb  Bon  ber  3eemad)t  beä  betreffenben 
Seeftaateä  abhängig  ftnb.  g.  werben  jäljrlid)  bei 
aflen  Seemäihten  m großem  ©iaßftabe  burdigeführt. 
®ie  g.  ber  beutfeßen  glotte  bauern  4 — 6 So» 
ihen  unb  finben  gleichzeitig  mit  ben  .fjerbitnianöoem 
beä  feeercä  ftatt;  juerft  werben  ta(tif<he  Übungen, 
3<hießübungen,iorpebobootäangriffe:c.  auägefü'hrt. 
Später  folgen  ftratcgifdie  äRaitöoer,  bie  ftd)  auf  ben 
Mttftenfihuß,  bie  ©raudibarleit  beä  ftaifer  Silbelm» 
Sanalä,  ©lodabeabwehr  unb  Serteibigung  beriHetchä* 
triegähäfen  beiiehen.  3ra  Sommer  1903  nahmen  an 
ben  beutfdjenglottenmannöoernteil:  10Smienfd)in'e, 
4 fiüftenpan;erfd)ijfe,  3 große  unb  7 Heine  Streu  jer 
unb  etwa  24  Xorpeboboote. 

Slattenratt,  öjterrcich.  Unifonnrod  für  ben  i>ia- 
rineitab.  [fcnbiBifion. 

Slattenftammbibifion  hieß  früher  bie  Hiatro* 

Siottenftation,  f.  glotlenftüßpunfte  unb  3Ka* 
rineftation. 

Rlottcuftühpunltc,  befeftigte  Seehäfen  außer- 
halb ber  heimtfehen  Stiften,  mit  Äohleitlagern  unb 
Einrichtungen  jum  Ttuäbeffem  Bon  Schiffen  (inäbef. 
Xroden*  ober  Sihwimmbodä)  unb  womöglich  mit 
telearaphifdier  ©erbinbung  mit  bem  SRutterlanbe; 
pigleich  tollen  bie  g.  Säger  oou  Scßießbebarf  für 
esdiifjägefchüße,  »on  Serbanbftoffen  unb  Bon  ©ro* 
Biant  führen  unb  Sajarette  haben.  ©18  g.  werben 
ftrategifiß  wichtige  ©unfte  gewählt,  bie  Streujungä- 
puntte  Bon  Sanioferwegen  ftnb,  }.  ©.  äüalta  in  ber 
URitte  beä  Ulittelmeerco,  Honolulu  in  ber  Bütte  bc8 
Stillen  Ojeanä,  ober  ©unfte,  bie  wichtige  ©leerengen 
beherrfeßen , wie  läibraltnr,  Eeuta,  ©ben,  Singapur, 
ober  aud)  bte  »aupthafenpläpe  wichtiger  Kolonien, 
wie  Saigon,  SlabiWoftof,  fjalifaj  ic.  ÜUIe  g.  ittüf» 
fen  gegen  Seegang  gefchüßte  Seehafen  fein ; ihre  Serf- 
ten,  Sorralälager  unb  bie  Sdjiffe  im  ^afeit  ntüffen 
gegen  femblicheägeuer  gebedt  fein.  3t  nacßbcrStärle 
berÄiiftenbefejtigungen  unb  nach  ber  ©iite  berffierft* 
unb  Xodanlagen  tc.  unterfcheibet  man  v«uptftüß. 
puntte  unb  ©ebenftüßpuntte;  im  folgenben  ftnb 
^auptftüßpunlte  mit  * bezeichnet. 

3itfoIge  feiner  fielbewußten  unbburchbiegeftlanb- 
friege  ber  anbeni  ©roßmächte  begünftigten  Seepolitif 
hat  Englanb  bie  meijten  unb  beflen  g.  3)ie  wich- 
tiaflen  curopäifdien  g.  Englanbä  iinb  ‘Wibrattar  unb 
*©ialta.  ©ibraltarä  .^afenanlagen  finb  burdt  groß* 
artige  Sellcnbredjerbauten  bebeuteitb  BerBolUoiiintt, 
auch  große  Xrodenbodä  finb  bort  erbaut  ; bie  ©larine* 
werft  unb  ber  ipafen  ftnb  jebod)  bem  feinblicßcn  ©e< 
idjüßfeuer  ftarf  auägefeßt.  ©laltaä  natürlicher  £>afen 
ift  bie  ^auptfloltenftation  im  ©Iittclmeer,  hat  mer 
große  Xrodenbodä,  eine  große  ©larinewcrft  unb  alle 
nötigen  Einrichtungen  alä  glottenftüßpunlt,  aber  feine 
geftungäwerfe  finb  miiiberwertig.  gm  weftlicßen 
Slorbatlantifcben  Ojean  ift  'palifar  ber  ftärffte  eng- 
lifcße  glottenftüßpunft ; ber  fjafen  ähnelt  bem  Sieter 
RriegSßafen,  Jat  ein  großcä  Xrodenbod,  ©larine- 
wcrft unb  große  Kohlenlager.  ?ltä  befeftigte  Äohlen- 
unb  Xodftation  ift  ferner  Cuebec  im  Sommer  wich- 
tig. äußer  i>altfn.r  tarnen  bei  einem  ftriege  Englanbä 
mit  beit  Bereinigten  Staaten  nodj  ber  fetjr  ftarfe 
Sricgähafen  auf  ben  *©enmtbaä  fowie  bie  engtifchen 
äntiUenhafen  in  ©etracht  3)ie  ©enimbaä  haben 
einen  geräumigen,  Bon  ©ifjen  gut  geßhttfcten  Vinter 
plaß;  bie  ©larinewerft  unb  baä  große  $od  liegen 
gegen  See  unb  Sd)ußwirfung  gefd)itßt.  ©on  ben  eng- 


716  glottenftüfcpunfte  ((Englanb,  grantreid),  SSeretnigte  Staaten). 


lifehen  Sfntillen  £>at  3amaifa  in  Sort  Mopat  (RtngS- 
Ion)  ben  heften,  burcp  eint  Mehrung  geicpüpten  i>a- 
fen  mit  SBerfianlagen , Kohlenlager  unb  ältcm  8e< 
fcitigungcn.  SUS  ftobletibäjen  fmb  bie  befeftigten 
Mcebcn  uon  ©nbgetown  (SarbaboS)  unb  Sort  o[ 
Spain  (Irinibab)  ju  erroapncn,  an  ber  afriranifcpen 
Rüftc  ©atpurft  in  bcr  ©ambiamünbung  fowie  gree« 
tonm.  3»>  Sübatlantifcpen  Dgean  bcjipt  (jnglanb  bic 
3nfeln  Slfcenfiott  unb  St.  Helena,  bic  nur  als  Kabel- 
ftationen  wichtig  Hub,  »eil  fie  ungefepüpte  offene  Mce- 
bcn babett.  ÜBictgigcr  fmb  bie  galflanbinfeln  mit  bem 
Roplenplap  unb  gut  gefepüpten  Öafcn  Sort  Stanlet), 
ber  in  einem  Sccfrieg  als  cnglifcpcr  SBacptpoften  Bor 
bcr  StagalieSftrape  eine  Molle  fpielen  fann.  Stad) 
Sttbien  pat  Sitglanb  fotoobl  für  ben  3« »cg  burep 
ben  Suejlanal  als  autb  für  ben  SBeg  ums  Kap  ber 
©Uten  Hoffnung  eine  ganje  Meipe  Bon  befeftigten 
glottenftüppunttcn.  3fn  ber  Kaptolonie  ift  bie  *Kap- 
ftabt  am  beften  auSgerüftet  unb  befeftigt ; fie  bat  ein 
gropcS  Irodcnbod,  Kohlenlager  unb  gute  fünftlicpe 
iiafenbedcn.  SimonStown  mit  gefepüptem  Slnterplap 
foll  nod)  ju  einem  glottenftüppunüt  erften  Manges 
eingerichtet  werben,  üebiglicp  Roplenftattonen  )tnb 
in  ber  Kaptolonie  noeb  bte  nur  fepwacb  befeftigten 
träfen  fjort  Glijabetp.  Gaft  i'onbon  unb  iurban. 
Sluf  bem  Siege  oom  Rap  ber  ©Uten  Hoffnung  nad) 
Oftinbien  ift  *Sort  2oui3  auf  ber  Snfel  SRauritiuS 
ber  »id)tigjte  englifepe  glottenflüppunlt ; er  bat  einen 
gefepüpten  geräumigen  trafen  mit  brei  IrodenbodS, 
Kohlenlagern,  Säerftanlagen  unb  ift  ftarf  befeftigt. 
I ic  Meebc  beS  englifcpcn  Sanftbar  ift  nur  Ropleujta» 
tion.  Sluf  bem  Seeweg  Bom  Hiittelmeer  nacb  Oft* 
itibien  bat  ßnglanb  burtb  ©efepung  MgpptenS  aud) 
beit  Sucjfanal  in  feiner  Wcwalt ; obgleich  Sort  Saib 
unb  Suej  nur  febwaepe  Rüflenbalterien  aufweifen, 
biirfte  eS  einer  englifeben  Sfiotte  Ieid)t  iein,  biefe  »ich- 
tige  IDiecrcSjtrape  fo  lange  gegen  anbre  glotten  ju 
ocrlcibigen,  bis  Rrüftenbefeftigungen  angelegt  waren. 
Sort  Saib  unb  Suej  finb  alb  Kopien-,  Irodcnbod- 
unb  SlusrüjtungSftationcn  geniigenb  oorbereitet.  3»t 
Molen  SReer  finb  bie  3nfel  Serim  unb  bie  gefdjüptc 
innere  Meebc  bcr  ^cilbinfel  *Slbcn  englifcb;  Slbcn  ift 
alb  ftoblenftation  wichtig  unb  befeftigt.  5)er  näcbfte 
inbifdje  tiafeii  shirradjec,  gut  befeftigt,  and)  mit 
Irodcnbod  berfeben,  wirb  mit  ber  3c't  als  glotten- 
ftüppuntt  nod)  Wichtig  Werben.  ©orläufig  ift  an  ber 
Säefttüite  SorberinbionS  *©ombab  mit  Bier  großen 
unb  fünf  Keinen  IrodenbodS,  mit  feerftanlagen  unb 
reicbcn  Kohlenlagern  bcr  widjtigfte  glottenftüppunft; 
feine  Ipafenbeden  finb  (ünftlicb  angelegt  unb  gut  Ber* 
teibigt.  Stuf  Gcplou  finb  ber  Bon  einem  mächtigen 
SBellenbreeper  gefebüpte  2>afcn  Bon  *Golombo  fowic 
Irinfotnali  als'  befefttgte  Slop  len*  unb  SluSrüfiungS- 
ftationen  wichtig.  3ni  ®olf  Bon  Stengalen  fmb  SRa- 
bras  unb  Mangun  Roplenfiationen ; IRabraS  ift  auch 
befejtigt.  Stuf  bem  Shiotcnpunfte  ber  Seeftrapen  nad) 
Oftafien  unb  Sluftralien,  in  bcr  SRalaRaftrape,  fmb 
jwei  englifepe  ff.,  flenang,  eine  3ttfel  mit  gefepüptem 
Slnferplap  unb  einem  grofsen  Irodcnbod,  fowic 
♦Singapur,  mit  gut  gefepüpter  unb  ftarf  Berteibigter 
Mcebe  fowie  mit  Bier  grofjcn  IrodenbodS,  SBerft* 
anlagen  unbSorratälagem;  beibe  Seepläpe  fmb  wich- 
tige Sfoplenflationen.  fjanptftüppimtt  ber  englifeben 
Seemacht  in  Oftafien  ift  ’^ongfong , baffen  innere 
SHeebc  oon  ber  3nfel  ^ongfong  gegen  Sfefdiiepung  ge- 
bedt  wirb;  beibcGinfaprtcn  fmb  ftarf  befeftigt.  Jiong- 
fong  pat  eine  grofje  SRarinewerft,  mehrere  anbre 
Scbiffbauwerften,  fünf  groBC.Irodenbodä  unb  ein 
deines.  3m  äuperften  Oftcit  Gbinas  bat  Gitglanb 


noch  ben  RriegSbafen  SBei-bai-wei  befept.  Son  ben 
Ipäfen  ber  auftraliiehcn  Kolonien  befipt  Slbctaibe  ein 
große«  Irodcnbod,  SRelboume  beren  3,  ebenfo  Spb- 
nep  3 unb  8riäbane  ein  großes  Irodcnbod;  biefe 
Reifen  fmb  befeftigt  unb  mit  Uroblen«  unb  Schiffswerf- 
ten Berfeben.  Sluf  'Jleufeelanb  wirb  ’Siudlanb  mit 
jwei  gropen  Irodcnbod?  als  gtottenftüppunft  ein- 
geri^tet.  Stud)  bie  feäfen  Spttellon  unb  lunebin, 
iuit  je  einem  gropen  lod,  finb  als  stoblenftationcn 
wichtig.  Iler  am  weiteften  Bom  SRutterlanb  entfernte 
englifepe  fflottenftüppunft  ift  ber  Ipafcn  Bon  *®Sgui- 
malt  auf  ber  3nfel  Sfancouocr;  er  ähnelt  ber  Stieler 
fföhrbe,  ift  ftarf  befeftigt,  mit  SKarineWerft  mit  gro- 
peu  SVohlenBorräten  unb  einem  gropen  Irodcnbod 
Berfeben. 

granfreichS  befter giottenjtüppuntt  für  ben SRit- 
telmeertrieg  ift  (abgefebcit  Bom  ftriegspafen  loulon) 
’Sfijerta  mberMäpe  beit  alten  Karthago,  beffen  Säerft- 
anlagen, IrodenbodS  unb  K'üftenbcfejiigungen  aber 
noch  nicht  Botlenbet  ftnb.  SilS  lod  - unb  Sleplenjta- 
tion  ift  ber  befeftigte  fpafen  Bon  Sllgier  weniger  wich- 
tig, weil  er  gegen  feinblicbe  ©cfd)iepung  open  liegt 
3m  SB.  Bon  Oran  foü  bei  Macbgoun  ein  jweiter  ge- 
iebüpter  StriegSpafen  angelegt  werben.  3n  ben  »cit- 
inbifchen  tfSewäffcm  ift  bcr  befeftigte  Ski  fen  *5ort  be 
ifrance  auf  SRartinigue  mit  einem  gropen  troden- 
bod,  mit  URarinewerf t unbRoblenlagem  ein  loidjtiger 
irlotienftüppuntt  Sin  ber  Wejtafrdanijcpen  Stufte  joü 
ialar-öorie  beim  Rap  Serbe  jum  (plotlenftüppunft 
auSgebaut  Werben,  Borläufig  ift  ber  (epr  günftig  ge- 
legene Ipafcn  nur  als  Roplenjlatüm  brauchbar,  aber 
niept  geniigenb  befeftigt  3m  3nbifdien  Ojean  foü 
ber  fepr  geräumige  unb  fdjöne  .fiafen  liego  Suarej 
am  Slorbenbe  Bon  SRabagaStar  ebenfalls  Slottenftüp 
puuft  »erben;  jepl  ift  er  eine  fcpwatb  befeftigte  Äop* 
lenftalion.  Sluf  M<union  bat  ber  §afcn  Bon  St.- 
'Pierre  ein  Irodcnbod  unb  Kohlenlager,  ift  aber  auch 
nur  fchwad)  befeftigt  Die  Sfccbe  Bon  Dbol  im  Molen 
'IReer  ift  nur  Stoplenftation.  3m  fransöfifchen  3nbo- 
epina  ift  ber  iflupbafen  »Saigon  mit  SRarinewerften. 
jwei  gropen  IrodenbodS  unb  einem  Schwimmbad 
fowic  mit  Kohlenlagern  ic.  ber  Wicptigfte  glottcnftiip- 
punlt ; ber  Saigonpup  ift  an  feiner  wiünbung  beim 
! jf ap  St.  > 3ocgueS  ftarf  befeftigt  3»  tongfing  ioü 
Sort  Gourbet  (Ipongap)  jum  glottenftüppunft  aus- 
gebaut Werben.  3"  ber  öübfee  fmb  bic  öäfen  Bon 
Mounida  auf  Slculalebonien  unb  Sort  Sbaeion  auf 
lapiti  befeftigte  unb  gefepüpte  Kopien-  unb  Slus- 
rüftungSbäfen;  in  fRoumifa  foll  ein  gropeS  Iroden- 
bod  gebaut  werben. 

®ie  'Sereinigten  Staaten  Bon  Plorbame- 
r i f a paben  fiep  «ine  SRcnge  fepr  wichtiger  übcrfccifcper 
5.  eingerichtet  3m  Sltlantifcpen  Cjcau  finb  ihnen 
bie  ftarf  befeftigten  unb  gut  auüjerüiieten  fjäfen  non 
©uantanauto  auf  Euba  unb  *-sait  3>mn  be  Sorte- 
rico  als  8-  jugefallcn  fowie  baS  3n|eld)eit  Gulcbra. 
baS  als  fjloUenjlüppuntt  eingerichtet  wirb.  Mn  ber 
SMte  Bon  Gofiarica,  mitten  jwifepen  fflrcptown  unb 
Golon,  paben  fte  bie  Gpirigui-Cagune  jur  Sin  läge 
: einer  befeftigten  Koplenftation  erworben.  Slut  Sa 
namafanal  tft  bie  Slniage  ftarfer  Sefefligungen  ge- 
planL  3m  StiUen  Ojean  ift  ‘Honolulu  ber  wich- 
tigfte,  gut  befeftigte  unb  gut  auSgcrüftete  amerifa- 
nifehe  rtlottennüppunlt ; bie  Slniage  non  IrodenbodS 
tft  im  ©au.  Sind)  »SRanila  ift  als  Slottenflüppunft 
befeftigt  unb  auSgcrüftet.  Slnbre  nmeritanifche  g. 
fmb  hie  3nfel  ffiuam  auf  ben  äRarianen  unb  ber 
fjafen  non  Sdgo-Sogo  auf  ber  3nfel  lutuila  (Sa- 
, moa-3nfeln).  'Pon  San  granciSco  aus  wirb  ein 


glottenoereine 

lelegrappenfabel  über  Honolulu  unb  öuant  nach 
ÜSonila  gelegt,  Woburcp  bie  ftratcgifcpe8ebeutung  bic* 
[et  3-  für  bic  Vereinigten  Staaten  noch  erhöht  wirb. 

IHußtanb  t)at  eine  ganje  Sieipe  widriger  g.  unb 
ift  bemüpt,  neue  baju  ju  erwerben.  Vln  ber  9Kur« 
manfüfte  im  Slörblicpen  EiSmccr  Wirb  ber  Satparmen> 
bafen  jutit  ÄricgSpafcn  auSgebaut.  3m  8‘tfiftben 
ffieerbufen  jucht  fiep  Jiufitanb  f eftjuftgen , Weil  tpm 
ein  Weftafiatifcper  §afen  am  3nbtfcpen  ffieere  felilt. 
3n  ben  oftafiatifcpen®cwä|fern  bat  IRufjlanb  als  [üb- 
tiefte  £>äfen  Xalnt)  unb  *8ort  Vlrtpur,  Ießterer  ift 
ut  gefepüpt,  flarf  befeftigt  unb  mit  großem  Iroden- 
orf  fowie  mit  Vorräten  nerfepen ; ber  Jfiafen  liegt  Bor 
bem  Eingang  in  ben  ©olf  »on  ^Betfdjili.  VI n ber 
Cfttüfte  non  Korea  oerfuept  iHufilanb  fiep  tm  Vort 
Siajaref  feftjufepeit.  Von  ben  fibirifeben  fiäfett  ift 
♦SBlabiWDftot  ein  ftarl  befeftigter Rriegspaf  cn,  ber  mit 
feinem  geräumigen  Vinterplag  bem  Kieler  Dictcpä- 
friegSpafen  febr  äpnlicp  ift  unb  ebenfo  gefepiigt  Wie 
biejer  liegt.  ©labiwoftof  bejtgt  ein  großes  Xroden« 
botf,  ein  großes  Sepwimnibod,  eine  arofje  ÜRarine» 
Werft  unb  Vorräte  all«-  Vlrt,  fo  bafj  eS  ber  §aupt[tttg* 
punft  berruffifcpenglotteinDjlafteii  ift.  VllepanbroWfl 
im  Vtmurgebiet  gegenüber  ber  3nfel  Sadjafin  wirb 
auch  befeftigt  unb  als Soplenbafcn  ausgebaut;  9iifo- 
lajewft  unb  Vetropawlowfl  haben  nur  im  Sommer 
als  Stoplenftationen  einige  ©ebcutung.  — Xeutfcp« 
(anb  hat  jurjeit  überhaupt  noep  feine  befeftigten  g.; 
nur  ber  Jxifeit  Bon  Jfingtau  wirb  als  befeftigter 
Stitgpunlt  auSaebaut . mit  ©erf tanlagen  unb  Vor« 
ratSlagem  Berfepen.  VHS  Jtoplenjtationen  tonnten  in 
öetraajt  fommen:  Kamerun,  ein  §afen  beS  oftafri* 
fanifdhen  ScpuggebieteS,  einer  im  Staifer  ©itpelmS* 
2anb,  ferner  etwa  V)ap.  3aluit  unb  iflpia , BorauS* 
gefegt,  bafj  biefe  fjäfen  befeftigt  würben.  Solange 
bie  beutfipcii  g.  feine  Jtabcloerbmbimg  unb  feine  8c. 
feftiguna  haben,  werben  fie  in  einem  Seefriege  fepr 
wenig  ©ert  beugen.  Vat.  bie  Karte  »Seeftreüfräfte 
unb  g.«  beim  Vlrtifel  »wiarine«. 

glottciiücrciitc  befteben  als  Naval  Lcague  in 
Snglanb  unb  ben  8ercinigten  Staaten,  als  Ligue 
Maritime  Fran^aiae  in  granfreiep,  als  Leg»  Navale 
Italiana  in  3talien  foWie  auch  in  Portugal ; fie  be« 
iweefen,  burefj  8elehrung  im  Solfe  bie  Stärfung  ber 
©eprtiaft  jur  See  ju  fiirbem;  Vlgitationömittel  ftnb 
8rofdiüvcn,  öffentliche  8orträge  unb  Vcfucpe  ber 
Shicgspäfen.  Xie  fieitung  ber  auSlänbifepcn  g.  ift 
meift  in  ben  feänben  früherer  SKarineminiflct  unb 
Seeoffijiere.  Enbe  Vlprtl  1898  Würbe  ber  Xcutfcpe 
gtottcnocrein  unter  bem  fßräfibium  beS  gürften 
Silpelmju©tcbgebilbet.  3umVtoteItor  würbe  Vtinj 
Heinrich  Bon  Vreufjen,  jum  Eprenmitglieb  ber  ©roß, 
bertog  griebrief)  Bon  8aben  erwählt.  Xer  Xcutfepe 
gloltenBerein  umfafit  Biele  VroBinjial«  unb  2anbeS- 
auSfcpüffe,  an  beren  Spike  meift  SRegierungSpraft« 
benten  ftepen,  unb  bie  wiebenmt  bie  mepr  als  1570 
über  ganj  Xcutfcplanb  Berbreitclen  CrtSauSfepüffe  in 
©nippen  jufammenfaffen.  3m  Vlpril  1903»äblle  ber 
Xeutfepeglottenuerein  ninb  etwa 630,000 Viilglieber. 
Über  ben  Xeutfepen  glottenBerein  berichtet  bie  3Ro- 
natsfeprift  »Xie  glätte«  (290,000  Eyemplare).  Vlufjet 
gluablättem  erfepeint  in  Serlin  nod)  baS  »3aprbttep 
beS  XeutfepenglotlcnOercinS.^baS  Vlngaben  iibergi« 
namwefen,  ipanbelSBerfehr,  Seefcpiffaprt  ic.  entpält. 

gtotttiafcn,  f.  $afen. 

glottholi,  leicpteS  Sjolt  jur  Verfertigung  Bon 
Schwimmern  (glatten)  für  gifepemege. 

gflattirrcn  (fram.l,  fcpwimmen,  fdt  weben,  fcpwan« 
fen;flottierenbe8euölferung,bie  niept  jtanbig 


— gloßmaul.  717 

an  einem  Ort  Wopnenbe  (nicht  fefepaftefSebölferung; 
flotticrenbe  Scpulb,  fcpwebenbe  Scpulb,  [.  Staats, 
fcpulben. 

gftottiUe,  als  taftifeper  Segriff  Vereinigung  Bon 
(Wei  ober  mehreren  SorpebobootSbioifionen  ober 
itanjerfanonenbootSbiBifioneitju  einer  taftifepen  Bin« 
peit.  Vldgeiiicm  bebeutet  g.  bie  Sereinigung  einer 
großem  3abl  deiner  gaprjeuge  ober  Voote. 

glottillenftanbcr,  ein  Stanber  (f.  b.)  als  Jtom« 
limiibojeidien  für  ben  8efeplspaber  einer  lorpebo- 
bootsflottide,  ift  Weiß,  auSgejadt  mit  Eifemem  Sreup 
als  fliegenbet  Stanber  wagerccpt  an  einem  Sief- 
ftod  pängenb.  S.  lafel  »2>eutfcpe  glaggen«  (8b.  4, 
S.  799),  gig.  14. 

glatt  tegar  (»fcpwimmenbe8eete.l,  Vcieicpnung 
für  ein  in  gumtanb  wie  auep  im  nörblicpen  fjanno 
oer  regelmäßig  wieberfeprenbeS  Ereignis,  bnä  na- 
turwißenfcpaftliep  wie  auch  geograppifcp  merfwürbig 
ift.  3«  beiben  (hegen ben  befinbeii  fiep  große  fultioierte 
iUloorfläcpeu,  bic  in  8eete  geteilt  finb  burep  ©räben, 
bie  bis  in  ben  auS  marinem  fieptti  beftepceiben  Unter« 
arunb  reichen.  3m  Sommer,  Wenn  bic  ©räben  trodcn 
ftnb,  Berwittem  bie  unterften  Xorffcpicpfeii.  im  §erbft 
tritt  VJaffer  in  fie  ein , baS  bort  halb  gefriert.  3"t 
grüpiapr  fomitü  cS  oft  ju  einer  llbericpwemmung, 
bann  geraten  bie  Slloorbeete  burep  ihren  ©epalt  an 
2uft  unb  EiS  ins  Schwimmen,  unb  juweilen  Bertrei« 
ben  in  ginnlanb  iiunberte  non  8ecten,  feltener  in 
ben  pannöoerfepen  SJfooren.  3m  JeufelSntoor,  nörb« 
licp  non  Vremen,  liegt  baS  »fcpwimmenbc  2anb  non 
©aafbaufen«,  weldieS  baS  3)orf  Saalpaufen  unb 
anbre  Orlfcpaften  einfcpliefit,  fegt  ein  bliipenbeS  2anb 
unb  5>eimftätte  ber  Kuiijt  ('UialerfolonieSiJorpSwebe), 
oor  150  3aprcn  nod)  ein  wiifter  Sumpf.  8gl.  JVop« 
lenberg,  $aS  fcpwimmenbc  2anb  bon  ?3anfpaufcn 
(im  »©lobuS«  1898,  8b.  74,  9ir.  2). 

grlotttucli,  Ebuarb  ^einriep  Bon,  preuß. 
Staatsmann,  geb.  23.  3“Ii  1786  ju  3nfterburg  in 
Cflpreufien,  geft.  25.  ÜJiai  1865  in  8etiin,  flubierte 
bie  SRcdtte,  trat  in  ben  Staatsjuftijbienjt,  würbe  1816 
Dberpräfibialrat  (unter  Schön)  ju  (Eaitjig,  1825 
Vräfibent  bet  Regierung  ini'farienwerbct,  uu  Sejem- 
ber  1830  bei  bem  VliiSbru^  btr  polnifcpm  SeBolu« 
tion  in  VSarfcpau  Oberpräftbent  ber  Vroninj  Vojen 
unb  Wirftc  für  bie  SntwidclungbesXeutfcptuiiiS  fowie 
ben  Soplflanb  unb  bie  8ilbung  ber  8enölferung. 
1840  als  Oberpräftbent  naep  Sfagbeburg  oerfegt  unb 
1844  an  bic  apige  beS  ginanjminifteriumS  bemfen. 
Warb  er  1846  Oberpräftbent  ber  fßrobinj  SBcftf a lert, 
aepörte  1848  ber  Vationalnerfaniinlung  an,  wo  er 
ftd)  ber  graftion  ber  äußerften  Diecpten  (EafdSfilano) 
anfcplon,  trat  im  gebruar  1849,  non  einem ©aplfreis 
ber  8‘onin)  Vofen  gcwaplt,  in  bie  preußiiepe  Erfte 
Kammer,  übemapm  aber  fepon  im  Vluguft  1850  baS 
Obcrpväfibiunt  ber  Vroninj  8ranbenburg.  3m  Of« 
tober  1858  noni  bantaligeii  Vrinj  • Segcnlcn  an  bie 
Spigc  beS  TOnifteriumS  beS  3nncrn  berufen,  legte 
g.  3.  3uni  1859  wegen  Borgerildten  VllterS  fein  liii. 
nifterium  nicber  unb  warb  wieber  Cbcrprafibent  ber 
Vroninj  8ranbenhmg,  bis  er  Enbe  1862  in  ben 
Siupeftanb  trat.  — Sein  Sopn  Vlbalhert  Bong., 
geb.  3.  gehr.  1829  in  SRaricnwerber,  war  1867 — 72 
uanbesbireftor  Bon  ffialbed,  1872—75  StaalSmini. 
fter  beS  gürftentumS  2ippe,  Warb  1875  SiegierungS* 
pröftbent  in  IRaricnWevber,  1880  8ejirfSpräfibcnl 
non  2otpringen,  übemapm  aper  1883  bic  Xireftion 
ber  Scpleiifcpen  SobcnfrebitPanf. 

glopmaul  (Vafcitfpiegelf  beS  SKinbeS,  baS 
breite  3wifipenflüd  jiuifcpen  ben  fNafenlöcpem , baS 


718 


^lourenä  — <jtucE)t. 

ab  wärt«  in  bie  Oberlippe  übergebt.  (Die  taut  be«  ' Haupturbeber  be«  Slufftanbe«  ber  Kommune,  beren 
gloßmaule«  ift  baarto«,  aber  reich  an  3>rfifen  imb  ! beqabtcitc«  unb  ehremocrtefte«  SSitglicb  er  mar.  unb 
beebatb  beim  gcfunben  Slinb  ftet«  fcucfjt-  I fiel  bei  einem  Slu«fatl  gegen  ©erfaille«.  Jn  feinen 

glouren«  (fi*.  fiuränjt  o«r  .raum,  1)  SRarie  Jean  politifcben  Überjeugungen  unerbittlich  unb  fanatn'd), 
©ierrc,  ©bbftolog,  geb.  16.  Slpril  1794  in  SRauril-  jeigte  er  im ©rinatieben  ein  fanfte«,  befdjeibene«  Sie- 
ban  (Härault),  geft.  6.  Xe;.  1867  in  SRontgcron  bei  fen;  feine  roiffemijaftlKfjcn  Strbfiten  berechtigten  ;u 
©ari«,  ftubierte  in 'DiontpcUier,  (am  1814  nad)  ©ari«  ben  fdjöitften  Hoffnungen.  Slufeer  politiicben  glug» 
unb  lieferte  Arbeiten  über  bie  i^ijftolog'e  besserten-  (Triften  f (briet  er  »Science  de  l'homme«  (Brüflel 
fijftem«,  non  beiten  bie  mid)tigjlen  ftnb : »Recherches  1865,  nur  Bb.  1). 

physiqnes  nur  l'irritabilitb  et  la  sensibUitb«  (©ar.  3)  8 m i 1 e , franj.  Staatsmann,  Sobn  non  g.  1) 

1822)  ; »Expäriences  Bur  le  grand  sympathiqne-  unb  jüngerer  ©mber  be«  norigen,  geb.27.Slprit  1841 
(1823);  »Notes  Bur  l’effet  crois«  dans  le  Systeme  in  ©ari«,  War  1863  — 68  unter  bem  jWeiten  Stnifer- 
nerveux«  (1823);  »Recherches  experimentale«  sur  rciet)  Slubiteur  im  Staatgrat , wanbte  ftdj  1868  ber 
les  proprietes  et  les  fonctions  du  Systeme  nerreux  Slbnolatur  in  ©ari«  ju  unb  fd)loi)  fich  1870  ber  9Je- 
dans  les  animaux  vertäbrbs«  (1824,  2.  Stufl.  1842;  pubtif  an.  Gr  warb  1879  »um  IDireftor  im  Kutin«- 
beutfd)  non  ©oder,  Seipj.  1824);  »Experiences  sur  t minifterium  ernannt  unb  beteiligte  ücb  an  ber  anti» 
le  Systeme  nerveux«  (1825;  beutfd)  non  ©eder,  baf.  fteritalcn  ©efepgebung  unb  ben  ©(aßregeln  gegen  bie 
1826).  (Sr  fue^te  in  benfelben.  geftüpt  auf  ejperimen*  tKondjaorben.  1886  — 88  war  er  rönitter  be«  Slu«- 
teile  gorfdwngen,  nadijuweifen , bafj  im  fleinen  ©e-  wärtigen  unb  war  f>ier  für  grieben  unb  Stubgleid) 
bim  bie  Straft  ju  fudien  fei,  Welche  bie  Bewegung  be-  bemüht.  1894  mad)te  er  ftch  aber  burd)  inbietrete  unb 
t)crrfd)t,  baf)  bie  corpora  quadrigemina  bie  Cuette  prableriid)e  Enthüllungen  über  feine  ©erroaltung  ber 
be«  @eficbt«rmn3  feien,  baf)  ba«  Ocrlängerte  9Rar(  bie  auswärtigen  Slngelegenbetten  unangenehm  bemerl- 
Scfpiralionsbewegunqcn  beftitnme.  g.  Würbe  1830  bar.  Gr  febrieb:  »Organisation  judiciaire  et  a-lnii- 
©rofeifor  ber  uergleicbonben  Slnatotnie,  1833  beflän.  I nistrative  de  la  France  et  de  la  B-Igique  1814 — 
biger  Scfretär  ber  Slfabetnie,  1835  ©rofeffor  am  GoI>  1875«  (Bar.  1875);  »Alexandre  III , sa  vie,  son 
lege  be  grance,  1838  SJitglieb  ber  SDeputiertenfam-  ceuvre»  (baf.  1893). 

mer  unb  1846  ©air  non  gfanlreich.  (Sr  febrieb  nod):  gflotucr  dm. (t<n«r),  So«weII  ©ettabone,  atne» 

»Cours  sur  la  gfnfration,  l'ovologie  et  embryo-  rifanifeber  Staatsmann,  geb.  7. Slug.  1835  in  2bcreia 
logie«  (1836);  • Anatomie  gänbrale  de  la  peau  ct  (SJero^lorl),  geft.  1899,  eröffnete  in  feinem  ©eburt«. 
des  membrancs  mnqncuses«  (1843);  »ilbmoires  orl  einen  Juwelierlaben,  ftebelte  1863  naeb  SKero  f)orl 
d’anatomie  et  de  pbysiologie  comparbes«  (1844);  über  unb  eröffnete  bort  ein  ©anfgefeböft.  (Sr  jog  ftd) 

• Recherches  sur  le  däveloppement  des  os  et  des  aber  halb  »om  ©tfd)äft  jurüd,  um  ftd)  bem  öfjent- 
dents*(1845);  »Theorie  experimentale  de  la  forma-  lieben  Sieben  ju  wibmen,  würbe  in  ben  Kongreß  unb 
tiondesos«  (1847); »Psychologie comparbe*  (1854:  1891  jutn  fflouberneur  be«  Staate«  Kern  Ißorf  er- 
3.  Sufi.  u.  b.  2 : »Ontologie  naturelle- , 1864);  wählt,  g.  gehörte  ber  3>emofratie  an. 

»De  la  longbvite  bumaine«  (1854  , 5.  Stuß.  1872;  gftiij  (glöp),  im  allgemeinen  gteidjbebeutcnb  mit 
beutfd),  Seipj.  1855).  SpejieU  gegen  ben  Watcria-  Sdjidjt,  nom  Bergmann  aber  faft  au«id)liej)!id)  auf 
li«mu«  Waren  gerichtet:  »Examen  de  la  pliränolo-  Schichten  ted)niidi  nutzbaren  ©eftcinSmatenal«  (Stob 
gie«  (1841,  3. Stufl.  1851),  wieberbolt  mit  einer  neuoi  lenftöj,  Shtpferfd)icfer|löj  tc.)  angewenbet,  beren  geh’ 
wrbeil:  »De  la  pbrbuologie«  (1863);  »De  l'instinct  len  eine  Scbiditcnrcibe  jur  »pöjleeren«  madit  (fo: 
ct  de  Fintelligence  des  animaux-  (1841,  4.  Wufl.  ftöjleerer  Sanbitein).  Süemer  bejeidnete  al«  glöj- 
1861);  »De  la  vie  etdcrintelligence-  (1857,2.  ?luf(.  gebirge  alte  Bitbungen  (Stemloblenfonnation  bi« 
1859).  gemer  ftnb  erwäbnenewert : »Histoire  des  Streibe),  bie  nad)  feiner  Üfnfidjt  SBbföpe  be«  SWeere« 
travaux  de  0.  Cuvier«  (1841, 3.  ’Huft.  1858);  »Buf-  finb  (f.  (Steotogie). 
fon , histoire  de  scs  travaux  et  de  ses  idtes«  (1844.  glii  jgcbirge , f.  glöj, 

2.  flufl.  1850);  »Fontenclle,  ou  de  la  Philosophie  glöjlccrcr  Sanbftetn,  Slbteitung  ber  untern 
moderne  relativement  aux  Sciences  phyaiques«  Steinlobtenfonnation  (f.  b.). 

(1847);  »Histoire  de  la  d«eouvcrte  de  la  circulation  gftuatc,  f.  Äiefetfluorib. 
du  sang«  (2.  ülufl.  1857);  »Examen  du  livre  de  glnabfl,  f.  @uttaperd)a. 

M.  Darwin  sur  l’origine  des  espöces«  (1864,  2.  Stuft. ; gtud),  eigentlich  ein  boier  SSunicb,  beffen  Slulfüb« 

1880);  »De  l'unit«  de  composition  et  du  däbat  entre  rung  ber  Sprecher  ber  ©ottbeit  überläßt,  alfo  ba« 
Cuvier  et  GeofTroy  Saint-Hilaire«  (1865);  »filogee  ©cgenletl  non  Segen.  35er  mit  Jebona  gefd)Ioffme 
bistoriques«  (1856—62,  3 Bbe.).  ©unb  jiebt  wie  für  bie,  bie  ihn  batten.  Segen,  fo  für 

2)  ©uftaue.  frnm.  ©olitifer,  Sohn  be«  Hörigen,  feine  Übertreter  g.  nach  ftd),  uitb  infofern  lommt  ber 
geh  4.  -.’tug.  1838  in  ©ari«,  geft.  8.  Slpril  1871,  würbe  g.  fchon  im  Sitten  Üeftamcnt  al«  geieplicber  Sllt  nor 
1863  für  ein  Jahr  al«  Suppleant  auf  ben  Sfebrftubt  wie  fpäter  auch  in  ber  ftirebe  (f.  Bann).  glud)en, 
feine«  ©ater«  berufen.  Balb  inbe«  begab  er  ftd)  nad)  jemanb  BiSfc«  amoiinfeben  unb  babei  ©ott  felbft  ober 
Streta,  wo  er  an  bnn  eben  auSbrcdtenben  Kampf  jwi*  fonfiige  höhere  Kräfte  ju  Hilfe  mfeit,  überhaupt  auch 
(eben  ben  Sanbioten  unb  Xiirfen  ftd)  jugunften  ber  leid)tfmntgeS  unb  jornntütige«Umficbwerfen  mit  reli- 
erftem  beteiligte.  SU«  entfebiebener  35emotrat  lehrte  gib«  bebeutfamen  gonneln,  b«lifl«n  Santen  ic.  ®gt. 
er  1868  nad)  grattlreicb  jurild,  um  fogleicf)  an  ber  : iierfludien  unb  Slnatbcnin. 

Snl)torganiiation  gegen  bu«  .ttaiferreiet)  teitjunebmen,  gluelit,  her  ungcorbneteSüdjug  einerXrupne  nor 
würbe  ju  breimonatigem  fflefängni«  nenirleitt,  fd)tug  bem  geinbe.  Jeher  Sfüdjug  fcbmädit  ba«  Selbftoer» 
ftd)  hierauf  in  einem  blutigen  Juell  mit  ©aut  be  daf-  trauen  ber  2 nippe  in  bem  ©rab,  al«  bie  gefd)toffene 
fagnac  unb  fdilojs  fid)  enblid)  ber  Jnternationate  an.  SKafie  an  Haltung  oertiert;  eine  fcbwadbeSlnftrengimg 
Sitäbrenb  ber  Belagerung  non  ©ari«  1870/71  ftanb  be«  Berfolger«  ober  ba«  ßtfebeinen  einer  feinbltcben 
er  an  ber  Spipe  ber  (ommuniftifeben  ©artei  unb  be-  Slbleitung  auf  ber  Stüd(ug«linie  genügt  in  foldjen  SOJo- 
wirfte  bie Siufftänbe  gegen  bie  proniiorifebe Regierung  rnenlen,  um  alte«  in  bieg,  ju  treiben.  6«  bebarf  bann 
31.  Oft.  1870  unb  22.  Jan.  1871.  Gr  war  auch  ber  | ber  äufterfien  Energie  berOffijiere,  um  bieSKannfcbaft 


719 


gluckten  — glttber. 

jum  Stepen  ju  bringen,  toobei  ein91)>pell  an  baSEpr-  fiellcn  unb  bem  Urteil  ffolge  leiften  Werbe.  39  bie 
gcfüpl  ber  Truppen  oft  am  beiten  wirft.  Berbcrbcn*  Berpaftung  lebigtid)  Wegen  Sluditoerbaeptä  angeorb* 
brntgenber  atä  bie  ff.  ber  3nfanterie  ift  bie  ber  fta*  net,  fo  fann  gegen  SieperpeilSteiflung  Bon  ber  Unter' 
Batterie,  ba  bie  Unorbnnng  pierbet  Weit  größer  ift  fuepungäpaft  abgc(eft;n  werben.  Berpaftung  wegen 
unb  burd)  Heine  3ufätle,  Springen  einer  ©ranate  w.,  fflucptoerbacptg  fann  niept  nur  ber  Eiiepter,  [onbern, 
angeregt,  bie  5-  oft  erft  meilenweit  bom  Septaeptfelb  wenn  ©efapr  im  Bcrjug  ift,  aud)  bie  Staatbanwatt* 
tuieber  »um  Steben  foinmt,  wäprcnb  Infanterie  an  fepaft  anorbnen;  and)  finb  bie  Botijei*  unb  Siiper- 
flcinen  tpinberniffen  ober  beim  Eintreffen  geidjtoffener  peitäbcuui.en  baju  befugt  (f.  aud)  ff  eftnaftme).  Bgl. 
Truppmabteilungen  leiepter  gcfammelt  Werben  fann  Teutfcpe  Strafprojeftorbnung,  § 1 1 2 ff . ; Öfterrciepi* 
Sei  ber  Elrtitlerie  wirft  ein  Etbfaprcit  ber  ©efepiifte  fepe,  § 176. 

bemoralifierenb  auf  aitbre  Truppen,  fie  mufj  bcspalb,  ffliicfheringe  (fflicfperinge),  f.  Bücfling. 

felbft  Wenn  bie  SRunition  auSgept,  in  ffcuerftcllung  ffliief  iger,  ff  riebriep  Eluguft,  Bparmafognoft, 

auSparren.  — 3n  ber  Elrd)itettur  ift  8-  eine  Sficipe  geb.  15.  SJJai  1 828  ju  üangenttial  in  ber  Seproeij, 
Bon  in  einer  aeroben Sinie  jufamnienbängenbengim*  aeft.  13.  $cj.  1894  in  Sem,  ftubierte  feit  1845  in 
mern,  Bon  Raufern  in  einer  Strafte  ’.c. , wespalb  wertin  unb  Bern,  trat  18t 7 in  Sololpum  als  fiepr* 
man  Bon  3>»uner*  u.  Straftenftudit  fpriept.  — 3n  ber  ting  in  eine  Elpotpefc,  ftubierte  bann  1850  in  ©enf 
3ägerfpraepe  ift  ein  weiter  Sprung  beb  ©ilbeS.  Botanif.fDnbitioniertealSBparmajeutinStraftPurg, 
fflucptcn,  bie  Sdiwungfebem  beä  ffcberwilbeS.  bejog  1851  bie  UniDerfitiit  Jpcibelberg,  Warb  1852 
ff  luditporu , 3408  ra  poper,  breigipfeliger  Berg  | Elffiflent  am  bortigen  tpcntiidien  fiaboratorium  unb 
in  ber  SilBrettagruppe  ber  SRätifcpen  Eltpen , an  ber  j arbeitete  bann  in  Baris  im  fiaboralorium  Bon  ixiurft 
Wrenje  Bon  BoravIPcvg  unb  ber  Scpweij,  wirb  Bom  1853— ÖOIebte  er  als  Etpottjefer  in  Burgbor  j bei  Sern, 
Bajnauntat  auä,  über  bie  Jamtalftütte  (2206m)  ober  würbe  bann  Borftcper  ber  StaatSapotpcfe  ju  Bern 
bie  fiKibel  berget  $>ütle  (2250  m)  befliegen  (juerft  1861)  unb  ERitglieb  bei  SanitätSfollegiumS  unb  ber  mebi* 
unb  bietet  eine  groftartige  EluSfid«.  jinifeppDarmajeulifcpen  BrüfungSfommiffion.  1857 

ffHttcptiß  nennt  man Diejenige  Berfon,  bie  ftep  ber  big  1866  war  er  Bräfibent  beä  «eproeijenjepen  Etpo- 
Obrigfctl  tmrd)  Entfernung  entjiept,  irtsbef.  ben  einer  tpcferoereinS  unb  rebigierte  bie  »Pharmacopoea  hel- 
ftrafbaren  fimnblung  Befcpulbigten , ber  auf  biefe  vetica«  (1872).  1881  tjabilitierte  er  fiep  alb  Sojen! 
Seife  ber  Unterfucpung  ober  ber  Strafe  ju  cutgeben  ber  Bftarmafognofie  an  ber  Unioerfttät  Bern,  erhielt 
fuept.  3ur ®rlanaung ein«3 Stüdfliflen  fann  bie  sind)-  1870  Sie  ^rofeffur  bafelbft  unb  Bar  1873—92  ijko. 
eile  (f.b.)  angeorbuet,  öffcnttiipe  fiabung  (f.  fiabung),  feffor  unb  Tireftor  beä  pparmajeutifepen  3nftitutb 
aud)  ein  Stedbrief  (f.  b.)  erlaffen  werben.  Uber  bte  an  ber  Unioerfttät  Straftburg.  1881  unb  1887  würbe 
gegen  81üd)tlinge  juläffige  Befeplagnapme  «meiner  er  in  bie  ftommifftem  jur  Neubearbeitung  ber  beut* 
©egenflänbe  ober  ipreS  gangen  BermögenG  f.  Be-  fdjen  Bparntafopöc  berufen.  Er  [d)rieb:  »Beiträge 
fcplagnaptne.  Einem  flüchtigen  Befcpulbigten  fann  jur8Itern©efepiepteberBpannajic  m Bern  • (Sepa  jfp. 
baö  ©eridit  ficpereS  ©eleit  (f.  ©eleit)  erteilen,  um  ibn  1 1862);  »Bparmafognofte  DeS  BPanjenreieps«  (Bert, 
ju  freiwilliger  ©eficHung  ju  bewegm.  Bgl.  fflucpt'  [ 1867,  8.  Elufl.  1891);  »Tie  ffranlfurter  fiiflc.  Bei 
Bcrbadjt.  — Über  flüchtige  Körper  f.  fflüeptigrcit.  ] trag  jur  mittelalterlidjen  ©efdncpte  ber  Sbarmajie. 
gliidttige  ftricgäarbeit,  f.  &eftung,  S.  478.  (Stalle  1873);  »©runblagen  ber  Bbarmafogno)ie« 
«flii(i)tigt  Cie,  f.  Sitbcrifdie  Öle.  (Berl.  1873;  2.  Elufl.  mit  I(d)ird),  1886);  mit  fcan 

ffliidltigc  Salbe,  f.  fiiniment.  burtj:  »Pharmacographia,  a history  of  the  princi- 

?fliid)tigc  Sappe,  f.  fiaufgräben  unb  Sappe.  pal  drugs  of  vegetable  origin  met  with  in  Great 
gliietltigcel  ttinimeut,  f.  fiiniment.  Britaiu  and  liritish  Iudia»  (fionb.  1875,  2.  Elufl. 

ff(fi$tigeä  Salj,  foniel  Wie  foftlenfaurei  Elm*  1879;  franj.  Bon  Sancjfan,  Bar-  1878,  2 Elbe.); 
moniat.  »IBofumente  jur  ®ejcbid)te  ber  Ißftannajic*  (Stalle 

ffliicfttigfcit,  bie  ffäftigfeit  eineä  feften  ober  flüffi-  1876);  ■'übarmajeutiicbe  Ebemie«  (Berl.  1879;  2. 
gen  Körpers,  fid)  opne  ebemifefte  3erfeftung  in  Etampf  Elufl.  1888,  2 Bbe.);  *3>ie  Ebmatiuben*  (baf.  1883; 
ju  oerwanbeln,  burd)  beffen  Bcrbidjtung  ber  flüchtige  engl.,  fionb.  1884);  »©runbrift  ber  Bbarmatognofie* 
Körper  wieber  in  urfpriinglid)cr  gönn  erpalten  wer*  (Beri.  1884, 2.  Elufl.  1894);  «Nealtionen*  (baf.  1892). 
ben  fann.  f)e  nach  ber  Temperatur,  bei  ber  bieä  ge*  Bgl.  3T  f et)  i r dp , &.  El.  fjliidiger  (Berl.  1895). 
fd)icbt , peiftt  ber  Körper  leid«  ober  fdjluer  flücftlig.  fflubb  (ftn.  pärw,  9iobert  (3)obertus  be  fjluc* 
fvliirlltpiinft,  f.  Berfpeltine.  tibuä),  engl.  Bbiloiopb.  geb.  1574  ju  SJiilgate  in  ber 

fPlut^tröftrc  (Ei o t r öl; re),  ein  fflctegenfjeitS*  eitglifd)en ©raffdjafl Kenl,  geft.  1637  alSElrjl  in  fion- 
fdilupfwinlel  beä  gudpeJ  ober  Dacbfeä,  eine  fleine  bon.Berpflanjtebiepbama)i:jd)e?iaturpl)iIofopbieunb 
Slöbre  an  ©rabemänbem  ic.  Tie  ff  ift  fein  Bau,  Tpeofoppie  bes  Ibeopftraftuä  Baracelfu«  (f.b.),  bie  er 
WirS  aber,  Wenn  fte  ftd)  als  fieper  erioiefen  pal,  oft  ju  mit®ebanfenbcsEiitolau3  0onUufa(fb.)Derfnüpfte, 
einem  Etau  weiter  auSgcgrabeit.  naep  Engtanb.  3«  einer  Sieipe  Sdiviften,  unter  beiten 

fllucptfcpicncn  (ffiudptpunltfcpienen).  f.Ber*  >Histonamakro-etmikroko8mi«(Cppenpeiml617), 
fpincptftab,  f.  Elbftedcn.  ffpcftioc.  »Clavis  philosophiae  et  alcliymiae«  (1633)  pernor* 

glucptPerbacptifl  einer  ber®rünbe, au-5  Denen  int  jupeben  finb,  uerbanb  er  bie  beiben  bie  Eiatur  beperr* 
Strafoerfapren  bie  Serpaftung  eines  Elngefcpulbiglen  Idicnbm  ^Jrinjipien  ber  Spmpatpie  unb  Elntipatpie 
ober  einer  ftrafbaren  fiianblung  Beibädjtigen  eifol*  mit  ber  allmallenben  magnetijepen  Kraft,  ©affenbi 
aen  fann.  Eiad)  ber  beutidieu  Strafprojeporbnung  (f.  b.l  ieprieb  gegen  ipn  ein  »Examen  philosophiae 
Pcbarf  ber  ff.  feiner  weitem  Bcgrttnbung,  wenn  ein  Flnddianae». 
eigentliches  Berbrecpen  ben  ®egenftanb  ber  Unter*  fPlubcr,  Bogel,  f.  Steiftfitft. 
fuepung  bilbet;  wenn  ber  Elngefcpulbigte  peimatlos  gluber  c fy luter,  ©efluber,  ©efluter),  im 
ober  fianbflreidjer  ober  uiept  imftanbe  ift.  fiep  über  Bergwefen  pöljemeS  ©erinne  jur  Elbfüprung  ber 
feine  Berion  anSjuweifen ; cnblicp  and),  wenn  ber  ©affet;  jJreifluber(5Beicpftiiber,  geplfcplag, 
Etngefdjulbigte  ein  EluSlätiber  ift  unb  gegrünbeter  Elusflut),  ein  ff.  bei  einem  Teid)  ober  öraben  jur 
3weifct  beftept,  baft  er  fiep  auf  fiabung  Bor  ©eriept  i Etbfüprung  ber  überfliifiigeii  ©affer. 


720 


glue  — glug6al)n. 

ffiitc,  [.  fftub-  ' äRitte  (curopa,  riebt  im  Sinter  nod)  Sübeuropa,  Korb- 

Fliic,  Kifolau«bonber,aIS  Ginfiebler  unter  afrifa  unb ©eftafien  unb  lebt  betunS  non  fflärp  bi« 
bem  Kanten  St  über  Klau«  befaitnt,  geb.  21.  SRiirj  Oftober,  anfangs  im  ©ebüftb,  bann  borjugSweife  in 
1417  auf  bem  ffliieli  im  Kanton  Unterwalben  ob  bem  JfabelWälbem  be«  ©ebirge«.  Sie  fliegt  febr  idmetl. 
Salb.  geft.  81.  SRärj  1487,  jog  fiel)  ber  gewöhnlichen  fingt  gern  auf  hoben  Zweigen  ober  bem  SBipfcI  ber 
Grjäblung  jufolge , nad)bem  er  al«  Sauer  Wie  alb  Säume  unb  nährt  [ich  ton  Kerbtieren , im  Frühjahr 
Äricgämamt,  bann  auch  al«  flanbrat  be«  Kanton«  fid»  Don  feinen  Sämereien.  Sie  niftet  im  SJiai  unb  Quli 
bie  ungeteilte  Anerfennung  enoorben  batte,  1487  in  ffidftenbüjeben , etwa  1 m über  bem  Soben,  unb 
in  bie  roilbe  fftlfenfcblucht  Sanft  umreit  feine«  ©e-  (egt  6 — 6 grünlichblauc  Gier  (f.  Tafel  *6ter  I«, 
burteort«  jurüd.  ?llä  folcber  bat  er  fid|  burä)  feine  fftg.  48),  bie  »on  beiben  ®ef<ble<btera  in  13 — 14  Ta- 
nn bie  Derfamnielten  eibgenöffiftben  Abgeorbneten  ge«  gen  au«gebrütet  Werben.  Xer©efang  ift  unbebeutenb. 
riibteten  ffrieben«erntabnungen  um  ba«  „’jujtanbe.  ff  lug,  bei  glatten  SBurfgefcbüßen  (§anbi|en  unb 
fommen  be«  in  ber  Scbroeijergefcbicbte  unter  bem  Sa*  SRörient)  ber  Teil  ber  Seele  Dom  ffleftbofelager  bis 
men  »Serfomni«  ju  Statt«  ■ (f.  Sdbweij,  ©efebidüe)  )ttr  ffiflnbungbeäSobre«.  Auch  eine  gröbere  (jiciell- 
berühmt  geworbenen  ©runbgefeße«  Dom  22.  Xej.  1481  Schaft  deiner  Sägel.  — 3n  ber  .fj  e r a 1 b i f etn  Saar 
Derbicnt  gemacht.  Xie  ©rabftntte  be«  166‘J  fclia  ge  al«  Jtelmjier  bienenber  Ablerflügcl,  bie  nicht  natür* 
fprodjenen  (Sinfiebler«  gilt  noch  beute  at«  SSanfaijrt«.  lieb,  fonbern  au«  Seber,  ®le<b,  Sappe  u.  bgl.  gefer* 
ort.  Sgl.  Siing,  Xer  ielige  S.  Don  ff.,  fein  Sieben  tigt  Würben.  Sei  bem  Don  Dorn  gefebenen  $?elm 
unb  ii-irlcn  (Supern  1860—78,  4 Sbe.V,  Siocbbalj.  b(>ilt  ba«  ff  litgelpaar  offener,  bei  bem  oon  ber  ijseitc 
Die  Scbwecter  Siegenbe  Dom  Sruber  Stlaue  Don  ff.  j gefebenen  $)efm  gefebl offener  ff. 

(Aarau  1875);  Scgeffer,  Sciträge  pur  ©cfdticbte  i fflngangcl,  Tept  pur  Tafel  »Angelgeräte*, 
be«  Stanfcr  Sertommniffe«  (2.  Sufi  , Sem  1877);  | Flugapparate,  f.  Suftfdjiffabrt;  ff.  berfsflan* 
Don  Ab.  Xe«  feligen  Sinfiebler«  9iif.  Don  ber  ff.  penfanten,  f.  Tept  pur  Tafel  »Au«faat,  natürliche«. 
Sieben,  Surfen  unb  Sterben  (Ginfiebein  1887).  Flugbahn,  ber  S8eg,  ben  ein  au«  einer  ffeuer- 

ffiüclct,  Tal  unb  S°6.  f-  Xaoo«.  Waffe  fortgetriebene«  ©cfd)OB  in  ber  Suft  jurüdlegt. 

ffliiclen  (ital.  ffiora),  Torf  im  fdgweiper.  Kanton  Auf  bie  ©eftallung  ber  ff.  wirfen  ein:  Sichtung,  ©e- 
llri,  438  m ü.  3K.,  am  Sübufer  be«  Siermalbjtnttcr  fdjwinbigfeit,  Xrebung,  Sluftwiberflanb  unb  Schwer 
See«,  Gnbpunft  ber  Xampferlinie  £upem-ff.,  nn  ber  fraft.  SBürbe  ein  ©cfchofi,  im  luftleeren  Saum  unb 
©ottfjarbbabn  unb  am  Gnbe  ber  Apcnftraße  (f.  Apen*  unabhängig  Don  ber  Scbwerfraft  fortgelrieben , nur 
bergt,  wirb  Don  Dielen Touriften  befuebt  unb  bat  o»oo)  bem  einmaligen  Stoße  ber  SulDergafe  folgenb  feinen 
968  Ginw.  ff.  bat  einen  guten  Steifen,  mehrere  Kur-  Keg  befchreibm,  fo  ergäbe  ftch  eine  in  ber  Sichtung 
bäufer  unb  ein  eibgenöfjif4e«Sanit5t«bepot.  Unfern  ber  Seelenacbfe  Iiegenbe  gerablinige,  unaufhörliche 
ba«  Schlößchen  SRubenp  unb  am  See  bie  Teil«*  Sorwärtäbewegung.  Unter  bem  Gmjluß  ber  Schwer* 
platte  unb  bie  Telläfapelle  (f.  b.).  fraft  fenft  ficb  ba«  ©efchoß, t« entjtebt  eine  gleichmäßig 

ffluente  (lat.),  bie  »ffließenbe«,  bei  KeWton  foDiel  gefrilmmte  Sünie  (parabolifebe  Kirnte),  bei  welcher  ber 
wie  »ftetia  beriinberlichc  ©röße«;  baDon  abgeleitet  S^eitelpunft  in  ber  Sfitte  liegt  unb  ber  auffteigenbe 
fitib  bie  Auebrüde  fflupion  unb  ffiiipion«red)nung  Aft,  b.  b-  ber  Keg  Don  ber  üKünbung  bi«  pum  Scheitel» 
([.  Xifferentialrechnung,  S.  907).  punft,  gleich  ift  bem  abfleiaenben  Aft,  bem  Keg  Dom 

3flueffeu=3)fccr  (befflueffen),  ber  WcfllicbeTeil  Scheitelpunft  bi«  jum  Auffchtag  bc«  ©efeboffe«';  Ab* 
eine«  im  3S5J.  ber  nieberlänb.  SroDinj  ffrieälaitb  ftch  gang«winfel  (bie  Keigung  be«  ben  Sauf  berlaffen- 
erftreefenben  ©ewäffer«;  äftlich  baDon  ba«  §eeger<  ben  ©ejeboffe«  gegen  bie  Süagerechte)  unb  ffallwin- 
SKeer.  Xa«  ff.  ift  febr  fticbreicb  unb  foH  um  1210  fei  (SinfalKwinftl,  bie  Keiguttg  be«  ©efepoffe« 
nach  einem  i'Jalbbranb  entftanben  fein.  gegen  bie  SBagerechte  am  Auffd)läg) , Anfang« * unb 

fflticDogcl  (Accentor/fc/tsf.),  ©attung  ber  Sper*  ßubgefhwiiibtgfeit  ftttb  gleich  grof.  Xer  fluftwiber* 
lingäDögel  unb  ber  ffamüie  ber  Sänger  (Sylviidae),  itanb  beeinflujit  aber  bie'  ©efcbofibeweigung  berartig, 
fräftiggebauteSägelmitmittellangem.fcgelfömiigem  bah  ba«  fflefchofi  fDrtgefeJt  in  feiner  SorwärtSbewe- 
Schnabel,  langen  ff lügetn,  furjent,  auigeranbetem  gung  gehemmt  Wirb.  Xa  bie  Scbwerfraft  ftet«  gleich* 
Scbwani  unb  fräftigen  ffüfien  unb  3ebft-  Xer  mäßig  wirft,  ba«  ffortfebreiten  in  jebem  ^eitteilchen 
Alpenflüeoogel  (fflüelercbe,  Stein*,  Slilmt*  jebod) a6nimmt, fo entftebt hieran«  etne  ungleiehmäftig 
lercbe,SergbrauneIle,SergfltieDogel,Serg.  gefrilmmte  Sünie  (balliftifcbe  fiuroe).  Sei  biefer 
fpaf},  Accentor  collaris  Sepp.),  18  cm  lang,  30  cm  liegt  ber  Scheitelpunft  bem  Aufphlag«punft  näher, 
breit,  oberfeil«  graubraun,  an  ®antel  unb  schultern  ber  auffteigenbe  Aft  ift  länger  al«  ber  abfteigenbe,  ber 
bunfelbraun  geflecft,  an  ber  Stehle  weif)  mit  braunen  ffanmtnfd  größer  a!3  ber  7lbgang«winfcl,  bie  Snb* 
TOufcbelflecfen,  an  ber  Unterfeile  bröuttlicbgrau,  feit*  gefchwinbigfeit  geringer  al«  bie  AitfangSgefchwinbtg* 
lid)  roitrot,  auf  ben  fftügeln  mit  pwei  weißen  Sinben,  feit,  gur  guten  Übcrwinbung  be«  Suftwiberftanbe« 
bewohnt  bie  bbbem  ©ebtrgeSilb*  unb  SRitteleuropa«  unb  pur  ßrjielung  flacher  fflugbabnen  ift  eine  große 
(SRiefcnacbirge)  unb  aSittelafien«,  fomntt  im  Sinter  AnfangSgefcbWmbigfeit  unb  günftige  Ouerfdjuitl«» 
in  bie  Täler  herab  unb  ift  einer  ber  Donüglichften  belaftung  be«  ©efdjoffe«  fowie  eine  entfpreebenbe 
Sänger  ber  Alpen.  Gr  niftet  im  $!uni  in  Steinrigcn  ©efchoßgcftalt  nötig.  Anfang8gef<bwinbigfeit 
unb  Sötern  ober  in  Alpenrofengebtlfch  unb  legt  4 — nennt  man  bie  ©efchwinbigteit!  mit  ber  ba«  ©efchoß 
6 blaugrüne  Gier.  3"  ber  ©ef'angcnfdtaft  wirb  er  bie  TOünbting  ber  SBaff«  Beringt.  Sie  wirb  au«ge* 
febr  ja'bm.  Xie  Sraunelle  (SSalbf lücDogel,  briieft  in  ffletem  unb  bejeichnet  benSBeg,  ben  ber« 
©raufeblthen, Saumnachtigall, GifenbDgel,  ©efchof)  in  einer  Sefunbe  jurüdlegen  würbe.  Wenn 
SJalbfpaß,  A.  modularis  L.),  15  cm  lang,  21a  cm  e«  burcf)  ben  fiuftwiberftanb  nicbi  gehemmt  würbe, 
breit,  an  Kopf  ttttb  !pal«  afdtgrau,  auf  betu  Cberfopf  Gnbgefd) Win  big  feit  ift  bementfprecbenb  biejenige 
braun,  in  ber  Cbrgcgenb  b«Öer  geftricbelt,  an  Srujt  ©efihminbigfcit,  mit  ber  ba«  ©efchoß  am  Auff^lag 
unb  Saucb  Wcißlid),  nn  ben  Seiten  brättnliih.  bunfel  anfontmt. 

geftricbelt,  nn  Sdiwingett  unb  Steucrfebem  braun-  3,lr  ßrjietung  großer  Atifang«gefcbwinbigfeit  ift 
(«hwarj,  auf  ben  fftügeln  mit  weißer  Sinbe,  bewohnt  Wichtig  ba«  Treibmittel  al«  einjige  treibenbe  Kraft, 


721 


glußbeutler  — glügeL 


bie  auf  baS  ffleicßoß  einwirft.  3t  fräftiger  btcfeß,  je 
gttnftiger  ber  SerbrennungSraum,  jt  BoUftänbiger 
bie  3«1(ßung  «folgt,  um  |o  fjotjer  ift  bie  Cüaüipiiii- 
nung,  um  fo  größer  ift  btt  AnfangSgefdjWinbigfeit. 
ffiidjtig  ift  bie  Wenge  beS  Bcrroenbeten  SreibnuttelS 
im  SerßältniS  rum  Wefeßoßgewicßt,  baS  fiabungS- 
D e r ß ä tt  n i ä.  ye  größer  bieieS,  um  fo  größer  ift  bie 
AnfangSgefcßwinbtgteit.  Wati  fteltt  baS  fiabungS» 
BerßältniS  feft,  tnbem  man  baS  fflewießt  beS  Ireib» 
mittels  burci)  b«3  ©efeßoßqemiißt  bioibiert,  j.  ©.  bei 
ber  gelbfanone  96  Wiegt  Die  fiabung  0,53  kg,  bas 
©efeßoß  6,85  kg,  fiabungSoerßättniS  1:11,8.  SSeitcr 
ift  wefentlicß  für  bie  Stöße  ber  AnfangSgefcßminbig- 
feit  bie  innere  Einrichtung  berSSaffe  uttb  baoSefdjoß. 
3e  größem  Söiberftanb  baS  ©efeßoß  im  iKotjre  ju 
überminben  bat,  um  fo  meßr  firaft  gebt  »etloreii, 
um  fo  geringer  ift  bie  AnfangSgeftßwinbigfeiß 

Ser  fiuftwiberftanb  wrictjft  mit  ber  Sefcbminbigfeit 
beS  ©efcßoffeS.  Sin  icßwerereS  Öcfdjoß  iiberwinbet 
ißn  burd)  feine  Waffe  beffer  als  ein  leicßteS.  Sin 
fcßwereS  ©efehoß  mit  deinem  Guerfd)nitt  uub  günftig 
geformter  Spiße  ift  in  biefer  Begießung  am  beften. 
AuS  biefem  ©runbe  führt  man  fianggefeßoffe  mit  ©o- 
genfpiße,  weil  bei  bitfen  neben  deinem  Ducrfcßnitt 
eine  ßoße  EluerfcßuittSbelaftung  öorßanben  ift,  unb 
bie  fiuft  an  einer  ©ogenfpiße  am  bcflcn  abfließt.  (Sie 
fiuftroiberftanbSfonftante  ift  für  bie  gerabc 
giiidje  amSnbe  beS  ©efcßoffeS  1 , für  balbfugelförmigc 
Spiße1/«  unb  für  ogioale  Spiße1/».)  SieOuerfcßnitls- 
belafhmg  wirb  errechnet,  inbem  man  baS  ©efcßoßge- 
wicht  burd)  ben  ßuerfeßnitt  bioibiert.  ©ei  ber  7,5  cm- 
gelbfanone  beträgt  biefe  Belaftung  140  g auf  1 qcm. 

Siefe  fianggefeßofie  würben  fid)  aber  in  ber  fiuft 
flberfdjlagen,  wenn  nicht  befonbere  Einrichtungen  es 
Bcrbiitetcn ; ohne  biefe  märe  eine  bebeutenbe  Abnaßme 
ber  Ireffäßigfeit  ber  SBaffen  bie  golge.  Xuriß  bie 
3flge  jwingt  man  baä  ©efeßoß,  eine  Siebung  um  bie 
fiangenachfe  anjuneßmen  unb  in  ber  fiuft  beijube» 
palten,  fo  baß  cd  [ich  ftetS  mit  ber  Spiße  nad)  Bor» 
Wärt#  bewegt  unb  bie  ©efeßoßbaßnen  äßntid)  werben. 
Surdj  biefe  Umbreßung  wirb  jeboeß  baä  ©efeßoß  in» 
folge  ber  Einwicfung  beS  fiuftwiberftanbeS  auä  feiner 
urfprünglicßen,  bureß  bie  Seelenacßfe  gelegten  lot- 
rechten Ebene  naeß  ber  Seite  abgebriingt,  nach  ber  eS 
fieß  breßt  (ftänbige  Seitenabweichung,  Seri» 
oation,  Seoiation).  Siefe  Abweichung  nimmt 
ut  mit  ber  fiänge  ber  g. . mit  ftärferer  Siebung  ber 
3üge  unb  mit  abneßmrnberglugqeftßwinbigfeit.  Sie 
ift  lebod)  unter  gleichen  Serßältniffen  immer  gleich, 
fo  baß  man  imftanbe  ift,  fte  burd)  eine  Sorricßtung 
am  Auffaß  (f.  b.)  beim  Sichten  oßne  weiteres  ju  be» 
rüdfießtigen,  unfeßäblid)  ju  machen.  Siefe  Abwei- 
chung beä  ©efcßoffeS  bewirft,  baß  bie  g.,  auf  eine 
ßorisonlnte  Ebene  profitiert , aud)  naeß  ber  Seite  bie 
Seftalt  einer  Sfuroe  ßat,  bie  g.  mitßin  eine  hoppelt 
gefritmmte  fiinie  bilbet.  giacße  (rafante)  ©ahnen  er» 
hält  man  bureß  große  AufangSgefdiwinbigfeit,  gute 
CuerfcßnittSbelaflung  unb  deinen  ErßößungSloinfel 
(EleOationS-,  SRicßtungSwinfel).  Wan  bebarf  aber 
muß  meßr  ober  weniger  ftarf  gefrümmter  ©aßnen, 
fe  naeß  fiage  unb  Stellung  beit  3>ete3.  äierju  finb 
deine  CabiingSBcrhällniffe  unb  große  ErßößungS» 
toinfel  erforberlicß.  Um  eine  gute  GuerjdmittSbe» 
lafiung  ju  erhalten,  tuadjt  man  bie  ©efcßojfe  mög» 
ließft  lang.  Dian  ift  babei  aHmaßlid)  bei  ÖleWeßr» 
gefeßoffen  bis  4,  bei  Artitteriegeftßoffen  bis  5 Staliber 
unb  Darüber  ßitiaud  gelangt. 

Sie  giugbaßnett  ber  Streugefcßoffe  (©ranaten, 
Sprenggranaten,  Schrapnells  unb  Startätfdjen)  bilben  ; 

SRtyorä  Äonu.oSejtton,  6.  KufL,  VL  8b» 


in  ber  ©efamtßeit  einen  Siegel  (Stre  uungdtegel), 
beffen  Spiße  im  Sprengpunft,  bei  ber  Startätfcße  an 
ber  ffiefeßüßmitnbiing  liegt.  Sie  Aeßfe  beä  Siegels  ift 
gefrümmt , bei  öefcßofien  mit  AuffcßlagjünDer  oor» 
wärt?  aufwärts,  mit  ©rennjüttber  abwärts  gerichtet. 
Ser  ErßößungSwinfel  ift  nicht  immer  Dem  Abgangs- 
Winlel  gleich,  mangelhafter  ©efeßoßeintritt,  bej.  -AuS» 
tritt  unb  anbre  Umftänbe  bewirten  AbgangSfeßler, 
befonberS  wirb  bei  fianbfeuenuaffen  ein  meift  pofi* 
tioer  AbgangSfeßlerwinfel  beobachtet, beranlaßt 
bureß  bie  Schwingungen  beS  SaufcS  unb  Daburcß, 
baß  Seßwerpunft  unb  ilnterjtiißungSpunlt  ber  ffiaffe 
nicht  in  bie  Dichtung  ber  Seelenacßfe  fallen.  Sgl. 
o.  ©urgSborff  unb  0.  fRedlingßaufen,  Safeßt 
jur51ugbaßnberccßnungber3nfanieriegefd)offe(©erI. 
1897);  Weitere  fiiteratur  f.  ©aüiftif. 

fylug beutlet  (Pctauruä  Ühaic),  ©attung  ber 
©euleltiere  auS  ber  fjamilie  ber  ©ßalanger  (Pha- 
langistidae),  bemSlugeicßßömeßen  feßr  ähnliche,  aber 
bureß  baS  ®ebiß  wefeittlicß  oerfeßiebene  Siere  mit  be- 
haarter fjlugßaut  jwifeßen  Sorbcr*  unb  tpinterfüßen. 
SaS  3udereicßßorn  (fliegenbeS  Eicßßorn, 
5 1 u a e i cß  ß 5 r n d)  e n , Petaurus  äciurcu3  Sluiw,  f.Sa  - 
fei  »Seuteltiere  I«,  ffig.  1)  ift  23  cm  lang,  mit  ebenfo 
langem,  ftarfem  Siwanj,  fcßlanlem  fieib,  flacßem 
Stopf,  furjer,  etwas  fpißigerScßnauje,  großen  Augen, 
aufrecht  tteßenben,  langen  Cßren,  furjem,  jiemtieß 
bident  fi>als  unb  furjett  ©einen.  Ser  bießte,  feine, 
weieße  ©elg  ift  oberfeits  afeßgrau.  bicglugßaut  bimfel» 
braun,  weißgefäumt,  bie  Unterfeite  weißlicßgelb;  ber 
Scßwaii]  ift  an  ber  Spiße  feßwarj.  SaS  Siercßen 
lebt  gefellig  in  AeufübwateS,  ift  naeßtS  ungemein  leb* 
ßaft,  gebraucht  feine  glugßaut  wie  einen  gaüfebirm, 
betritt  feiten  bie  Erbe,  neißrt  fieß  Bon  grüeßten,  Jtnof» 
pen,  Stcrbtiercn  unb  maeßt  fid)  in  ber  ©efangenfcßaft 
feßr  beliebt.  Etwa  8 cm  lang  ift  bie  gl  legen  be 
SRauS  (P.  [Acroßata]  pygmacus  Dann.),  mit  oben 
graubraunem , unten  gelbltdtweißem  ©elj  unb  jwei- 
jeiliger,  feberbartartiacr  ©eßaarung  am  etwa  7 cm 
langen Scßwanj.  Sie  iebt  Bon  Slätteni,  geliebten  unb 
Sl’erbtieren  unb  überfliegt,  wie  baS  Dorige,  große  Ent- 
fernungen. Sie  wirb  in  ßleufübwaleS  häufig  jaßm  im 

Flugblatt,  f.  glugfeßrift.  [Bauer  gehalten. 

fßlugbranb,  f.  ©ranbpilje  (T). 

Sflugbracße,  f.  Sradje,  S.  154. 

glugeicßßörncßcn , f.  Eichhörnchen,  S.  429,  unb 
gluqbeutlcr. 

(rlugribccßfen,  f.  ©terofaurier. 

5?liigrl,biejumgIiegenbienenbenStörperanßänge. 
©ei  ben  Sögeln  finb  fte  ju  einem  Saar  norhanben 
unb  cntfprccßcn  ben  Annen  ber  übrigen  Sirbeltiere; 
bie  3nfeften  hingegen  haben  meift  jwei  ©aare,  unb 
biefe  finb.  Weil  riiefenftänbig,  ben  ber  ©aueßfeite  an- 
geßörigen  ©liebmaßen  nicht  nergleicßbar.  fiiaupt- 
erforberniS  für  gute  g.  ift  @röße  bergläeße  unb  mög 
licßfte  Unburcßlnfrigfcit  für  fiuft,  um  biefe  mit  Erfolg 
junldbrüdcn  unb  fo  ben  ftörper  BorwärtS  treiben  ju 
fönnen.  Sarutn  finb  aud)  bei  ben  Sögeln  bie  gebeni 
ber  g.  hießt  unb  baeßiiegeljörmig  angeorbnet  unb  bei 
ben  3nfeden  wäßreub  beS  gliiaeS  meift  beibe  g.  ber» 
felben  Seite  bureß  befonbere  Sorricßtungcn  ju  einer 
einjigen  gläeße  Bereinigt.  Sie  Slusleln  jur  Hebung 
unb  Senfung  ber  g.  finb  bei  guten  giieaem  befon- 
berS ftart  auSgebilbet  unb  liegen  bei  Den  ijnfeften  im 
©ruftfaften,  bei  ben  Sögeln  an  ber  Sorberfeite  beS 
©niftbeinS.  baS  m ißrem  Anfaß  einen  eignen  feitt- 
rechten  gortfaß  (Sfantm,  crista  stcrai)  trägt.  Sie 
glebermäufe  ßaben  feine  eeßten  g.,  oielmeßr  eine 
: glugßaut  (f.  b.).  Sgl.  gliegen,  S.  691. 

46 


722 


gliiget  — Flügelmann. 


»lüfld,  bie  bciben  Gnben  ber  gvontlinie  einer 
aufgeitcllten  Xruppe,  Armee  beten  jebc«  je  nach 
ber  Sdmlterrid)tung  bei  SRatmfdjaft  ber  redjteober 
linfe  8-  genannt  wirb.  3nt  öefed)t  lehnt  man  bie 
8-  gern  an  Stiißpunlte,  ungangbare«  ©clänbe  tc.  an. 
Flügelöornc  Innen  ijt  eine  teilweife  Sdjwen» 
tung.  — 'Sei  Sau  werten  bejeidjnet  man  mit  8- 
biejenigen  leile  cine«®ebciubeS,  bie  mit  beffett  Vaupt- 
teil  unter  irgenb  einem  SSinfcI  nerbunben  ftnb ; bann 
and)  bei  einem  langen  gerablinigen  ©cb&ubc  beffen 
beibe  ßnben. 

Flügel,  alter,  and)  fchotc  uor  Grfinbung  ber  Vant» 
mermeebanit  gebräuchlicher  Name  für  bie  niebt  vier« 
edig  (in  Xafelfonu),  fonbent  ungefiibr  in  ©cftalt 
eine«  Sogeiflügel«  gebauten ff  labiere,  bei  benen  färnt» 
liehe  Saiten  in  ber  Stiftung  ber  Xaften  laufen,  weih» 
tenb  fie  beim  Xafelflabier  quer  laufen.  Sgl.  fflabter. 

Flügel  (Serflider),  lange,  fdjmale  ober  triebter- 
förmige  SSinbfahne  auf  einem  SRaft  au«  leichtem, 
buntem  3fug,  bient  auf  Segelfdjiffen  at«  Hilfsmittel 
beim  Sleuent. 

Flügel,  1)  3ohann  ©oltfrieb,  2eyifograpb, 
geh.  22.  Nob.  1788  in  Sarbtj  an  ber  Elbe,  geft.  24. 
3uni  1855  in  Seipjig,  ging  1810  alb  Kaufmann  nach 
Norbanterifa,  Warb  1824  üeftor  ber  englifdien  upracbe 
an  bet  UniberfUät  ju  üeipjig , 1838  bafelbft  ffonful 
für  bie  Sereinigten  Staaten  unb  1848  Scrtreter  ber 
Smitbfonfdjen  Stiftung  in  SBafbington  (f.  Smith- 
fon)  für  Xeuiidilaiib.  Stil  3.  Spoifebil  bearbeitete 
er  ba«  »Solljlänbige  englifdj.beutidie  unb  beutfd)' 
cnglifche  SBörterbudx  (üeipj.  1830  ; 3.  Sufi.  1848, 
2 Sbc.),  ba«  in  4.  Auflage  bureb  feinen  Sohn  Selij 
8-  (geft.  6.  8‘br.  1804),  ber  bie  Sertrelung  ber  ge. 
nannten  Stiftung  bi«  gu  feinem  lob  beibehielt,  umge- 
arbeitet  u.  DerboUfommt  würbe  (Sraunfcpw.  1890— 
1892, 3Sbe. ; 2.  Ülbbrud  1894).  Slugerbem  gab  er  her- 
aus : » A series  of  eoinmerciallettcra«  (9.  Sufi.,  Seipj. 
1874); » '4äraf ttfdjcS  Hanbbud)  bei  englifdien  feanbcl«. 
torrefponbenj«  (9.  Sufi.,  baf.  1873);  » Xriglotte,  ober 
taufmiinnifche«  SBörterbud)  in  brei  Sprachen : 2>eutfd), 
Engltfeh,  Sranjöfifd)«  (2.  Sufi.,  baf.  1854  , 8 Sbc.) 
u.  a.  $a«  unter  feiner  SRitwirfung  herau«gegebcnc 
'(Jrattifthe  SSörterbueb  ber  englifchen  unb  beutfdjen 
Sprache.  (15.  Sufi.,  S!eipj.  1891,  2 ©be.),  in  bent 
juni  erftenmal  bie  grantmatifebe  Xerminologic  ber 
tteueni  beutfdjen  Spradiforfehung  auf  ba«  Snglifdje 
angewenbet  ift,  hat  ebenfalls  fein  Sohn  mobemiiiert. 

2)  Suftab  2ebered)l,  Crientalift,  gcb.  18.  8ebr. 
1802  in  ©nullen , geft.  5.  3uli  1870  in  XreSbctt, 
luibmete  fich  1821—24  gu  Seipgig  bem  Stubium  ber 
Xbcologic,  baneben  ber  orientalijchcn  Sprachen.  £ep- 
tere  Stubien  fegte  er  feit  1827  in  SBiett  fort.  3« 
Sari«,  Wohin  er  fich  im  £>crbft  1829  begab,  war  er 
über  ein  3al)r  lang  be  Säet)«  Schüler.  1832  warb 
er  Scl’fef|or  an  ber  2anbeöfd)ule  in  äReigcit,  legte 
aber  1850  IranfheitShalber  fein  Amt  iiieber.  Flügel« 
bebcutenbfte  Stiftung  ift  bie  Verausgabe  be«  großen 
bibliographifch'cnjhllopäbifdten  SBörterbud)«  be«  jja- 
bfchi  Öl)nlfn  (f.  b.),  mit  lateinifdjer  Überfcgung.  8ür 
Xmidjnig  beforgte  er  eine  StereotljpauSgabe  be«  So- 
ran«  nach  eigner  Xcjtrejenfion  (Seipj.  1834,  neuefter 
Abbrud  1893).  Slicier  folgten:  bie  »Concordantiae 
Corani  arabicae«  (Seipj.  1842;  neuefter  Abbrud 
1898);  eine  Ausgabe  ber  »Definitiones«  beäXfdjcr» 
bfchani  (baf.  1845);  »ffliani«  (baf.  1882) ; »2)ie  gram« 
matifchen  Schulen  ber  Araber«  (baf.  1862);  >36n 
Sbutlübuga«  Srone  ber  2ebenäbcfd)reibungen«  (baf. 
1862)  unb  ber  Slatalog  ber  arabifchen,  perfifchen  unb 
türlifchcnVanbfchriftcnberSi>icnerVofbibIiothe((Sicn 


1865  — 67,  3 Sbe.).  Nad)  feinem  Xob  erfchien  noch 
fein  -Kitäb  al-Fihrist«  (fieipj.  1871—72,  2 Sbe.). 

Flügcladjfc,  aufteifeme  Xldjfe  Pon  freugfönnigem 
Duerfdmitt ; ogl.  Adjfen. 

Flügclabjütant,  f.  Abjutant  unb  SdjloBgarbe- 
tompagnie. 

Flügclnltar,  f.  Sitar. 

Flügelangriff,  f.  Angriff. 

Flügelbattericn,  bie  beim  förmlichen  Angriff  auf 
ben  Flügeln  ber  erften  parallele  angelegten Satterien 
für  frdbgefcbüge,  pje  gegen  AuSfaHtruppcn  wirten 

Flüge tbeiaj,  f.  Xetch.  S.  589.  [foüten. 

Fltigclcidic,  Sflangengattung,  f.  Dryob&lanope. 

Flügelerbfe,  f.  Lotus. 

Flügelfed  (Pterygium),  f.  ÄugenfeD. 

Flügclfruritt  (Samara);  f.  Frudjt;  Sflangengat- 
tung , h Pterocarpus. 

Flügelfüfter  (Pteropoda),  f.  Schneden. 

Flügelglöfcr,  oenegion.  Selchgläfer  mit  hohem, 
bünnettt,  ftengelförmigem  Fug,  an  benen  gmei  ntetft 
gleichartige,  feltencrBerfdjiebengeftalteteSnfape (Flü- 
gel) angcjdimolgen  fiitb.  ©elegmtlich  würben  Flügel 
phatttafiifcher 
Xicre  nachge- 
| ahmt;meiftfinb 
bie  flnfiige  aber 
Serjchlingun. 
gen  »on  4)laS- 
ftfiben , Wobei 
bie  ©laSarbci- 
ler  großen 
Seid)tum  ber 
Grfinbung  of- 
fenbarten.  Cft 
würben  bieFlü- 
gcl  blau,  rot 
ober  grün  ge» 
färbt,  wägrenb 
Iteld)  unb  Fug 
bie  Naturfarbe 
be«  ©laje«  be» 
hielten.  F-  Würben  auch  in  Xeutfehlanb  nachgeabmt 
unb  werben  jegt  mit  noch  reicherer  Färbung  unb  ©e» 
ftaltung  hier,  in  3Äurano(Senebig)  unb  Gnglanb  ge- 
i fertigt.  Sgl.  obige  flbbilbungen  unb  Xafel  ,®la« 
tunftinbuftrie  II« , Fi(J-  8- 

Flügclgrabcn,  ein  feitwärtS  be«  Vaupttanal« 

I abgehenber  ©rabeit , ber  jenem  ba«  Soffer  gu  < ober 

Flügelbclm,  f.  Vetm.  [ableitet. 

Flügelhorn,  f.  Sügelhom. 

Flügclfaftu«,  f.  Phyllocactus. 

Fliigclfappcn  (Flügelmügen,  uttaarifche 
| V.ütt).  Äopfbebedung  ber  Vufarcn  Friebridt«  b.  ®r  . 
bie  ftch  bei  preugifeben  2anbwehrhufaren  bi«  1867 
erhielt,  eine  hohe,  jchtrntlofe,  gplinbrifche  SRüge  au« 
fchwargent  Füg-  um  bie  ein  langer,  in  eine  Uuajtc 
auSlaufenber,  farbig  gefütterter  Xuchftreifcn  gewidelt 
war,  ber  bei  feierlichen  ©elegenljeiten  loSgebunbcn 

Flügellahm,  f.  ©eflügelt.  [würbe. 

Flügcllofc  Fnfcftcn,  f.  Spieren. 

Flügelmann,  ber  erfte  unb  ber  legte  SNann  eine« 
©liebe«,  je  nad)  ber  Stellung  ber  rechte  ober  I inte 
F-  genannt.  Xie  Flügelmänner  fidjem  bas  Einhalten 
ber  Wbftänbe  unb  3tict)tung  unb  geben  im  ©ejecht  ber 
Xruppe  3ufatnmenhalt ; man  nimmt  be«halb  «Uber 
läjfiae  Seute  baju.  Flügelunltroffijtcre  regeln 
auf  oetit  regten  unb  Unten  Flügel  jebe«  3u8cä  hei 
arid)! offenen  Abteilungen  Stidjtung,  Abjtanb  unb 
SJarfchtempo.  Xie  äugern  Flügelrolten  jevjtrcut 


Cenciianif^c  ^[ilflrlQläfer. 


gliigelmaiier  — glugf)itf)n. 


723 


Sümpfender  SIbleilungen  patten  früher  bie  Flanlen  ju 
ilberwacpon.  ©gl.  ©efetptdpatrouillen. 

Flüflelntaucr,  eine  SRauer  3«  ©eWerffteHigung 
bed  libergangeö  ober  ©ermittelung  bed  Slnftpluffed 
jmiftpen  einet  Srbböftpung  unb  einem  ©auwctl  an« 
©etnäuer. 

Jflilgelmutter,  f.  SJtiigelfdjroube. 
jfliigclmüpcn , j.  Flügellappen, 
fliigclrab,  f.  SRegulator. 
jlügclrotte,  f.  Flügelmann  unb  Siotte. 
jflügclfthnctfcn  (Strombidae),  Familie  bet  ei« 
gentlitpen  Sdjncden  (Gastropoda) , bie  gettmnbene 
Stpale  mit  audgebreiteter  ©ußenlippe  ((ogen.  Flügel) 
unb  einem  Siudftpnitl  retptd  neben  bem  »anal,  große 
tlugen  auf  bieten . langen  Stielen,  bilnnem  Fühlet, 
mäßig  langem  Sippo  unb  flemem  Fuß,  ber  nteift  in 
3»ei  nbftpnitte  geteilt  ift,  Don  bcneit  ber  pintere  ben 
ietfel  trägt.  $ie  F-  bewegen  fiep  fpringenb  »orniärtb 
unb  nähren  fiep  befonberö  non  toten  lieren.  3ur 
©attung  Strombus  L.,  bie  80  lebenbe  Wirten  in  allen 
loärmern  SReeren  unb  10  foffile  in  ber  »reibe  unb 
im  lertiiir  umfaßt,  gepört  bad  ©iefenopr  (8.  gigas 
L.,  SBeftinbien)  mit  fcgelfömtigcr,  febt  bauchiger, 
quergenm^elter  unb  mit  (egelförmigen  Sjötfem  beleg 
tcr,  Weißlitper  bist  rötlicher . an  bei-  SRünbung  ftpön 
rofenroter  ©(pale,  25  cm  bod)  unb  2—2,5  kg  ftpwer, 
bie  3U  Wntpeln,  ©afen,  ald  ©artenftpmud,  auep  3U 
Kameen  »ermenbet  wirb. — F-  beißen  autp  bie  Floffen  ■ 
füßer  (Pteropoda) , f.  ©djncden. 

Flügclftpraubc,  ©tpraupenmutter  (Flügel- 
mutter)  ober  Stpraubenfpinbel  mit  jwet  ©riffen 
(Flügeln),  an  benen  man  fie  perumbrepen  fann. 

Flügclfdprein,  fobiel  Wie  Flügelaltar,  f.  Slltar. 
"jlügcltang,  eßbarer,  f.  Laminaria. 
fliigcluntrroffiiier,  f.  Flügelmann, 
flügcitoornepmcn,  f.  Flügel  (milit.),  S.  722. 
flugfctict  (Flogfeuer),  f.  'Jiofe. 
flugfifep,  f.  Flieg enber  Fif<ß. 

Jflugflauin,  f.  Febern,  0. 875. 

Flugfroitp,  f.  Fröftpe. 

Flügge,  1)  R a r l , SRcbijiner,  geb.  9.  let.  1847 
in  !panno»er,  ftubierte  in  ©öttingen,  IBonn,  Seiptig, 
SRüntpen,  Würbe  1870  Wrjt,  ntatpie  ald  foldier  ben 
beulftp-fransöfiftpen  »neg  mit.  Würbe  bann  ©ffiftent 
am  Seipjiger  $pgienifCpen  3nfritut,  pabilitiertc  fiep 
1878  in  Berlin  ald  Bribatbojent  für  $>pgienc,  ging 
1881  nach  ©öttingen,  wo  iput  an  bem  ©ppftologi» 
fepen  3nfntut  unter  SRcißner  eine  tßenüfcß»I)pqieniftpe 
Abteilung  pergerifptet  würbe,  erpielt  Port  1883  eine 
©rofeffur  unb  bie  lirettion  bed  erfien  Vpgieni((pen 
3nftitutd  in©reußen  unb  ging  1887  in  glcidper ffiigen» 
fipaft  naep  ©redlau.  ©eine  »Beiträge  3ur  $>pgime< 
(Setpj.  1879)  bepanbelit  bie  S8obmmgdfrage,  bie 
©orofität  unb  Serunreinigung  bes  ©obend  unb  bie 
Sfoft  in  großen  Serpflegungdanftalten.  Vlufjerbem 
ftprieb  er:  -Hcprbucp  ber  pqgteniftpenUnterfutpungd- 
metpoben«  (Öeipj.  1881);  »itlnlage  non  Ortfepaften« 
(in  3iemffend  »Ifianbbutp  ber  fpejiellen  ©atpologie«, 
©b.  1,  baf.  1882);  »Fermente  unb  SRitroparafilen. 
(ebenba;  in  3.  Wufl.  »on  Ftolftb,  ©otitplig  u.  a.  ald 
• lieSRifroorganidmen«,  baj.  1896,2 Sie.);  »®runb< 
riß  ber  fcpgiene-  (5.  Vlufl.,  baf.  1902).  Seit  1886 
gibt  er  mit  Jtodj  bie  »3eitfcprift  für  $pgienc  unb  3n< 
feftionehantpeiten«  peraud ; er  ift  autp  SRitperaud» 
geber  bed  »fflimftpen  3aprbutped«. 

2)  3-,  ©otanifer,  f.  Flgge. 

Flüggen,  1)  ©iäbert,  SRaler,  geb.  9.Febr.  1811 
in  Köln,  geft.  3.  ©ept.  1859  in  SRüntpen,  lernte  als 
»nabe  nt  einer  ©alanterieWarenfabrit  feiner  ©ater- 


ftabt,  Wenbete  fitp  fpäter  ber  Shmff  ju  unb  ging  1833 
tu  feiner  ©udbilbung  natp  SRiindjen , wo  er  feinen 
bleibcnben  SSopnfiß  nahm.  ©eine  ©über  (mb  and- 
gejeiipnet  burdi  lecpniftpeSoDenbung,  glüdlitpe  ®ntp 
pierung  unb  tebendootten  Vludbrud.  3"  ber  SBapl 
ber  Stoffe  erinnert  er  an  $>ogartp  unb  SBilfie,  er 
liebte  aleicp  biefen  bie  Stpilberung  berÄontrafte  unb 
Stonflifte  bed  fo3ialen  Hebend.  3u  feinen  beften  ©il- 
bem  gepören:  ber  Sonntagnadjmittag,  ber  unter, 
broepene  fipefrontraft . bie  überraftpten  Wiener , bie 
©otititer,  ber  S^atpfpieler,  bie  Spieler  (im  ftäbtifepen 
SRufeunt  inSRaing),  ©aterfreube (breimal  mieberpolt), 
bie  Serlobung,  bie  SBeinprobe,  bie  ©rojeßentfipei 
bung,  bie  ©olbmSfler,  ber  SRorgenhtß,  bie  Slud- 
pfänbung,  imBorjimmer  einedFürften  (in  berSieuen 
©inafotpef  3U  SRüncpen).  ©eine  lepten  pemorragen» 
ben  SScrte  waren : bie  leßten  Slugenblide  bed  ßötiigd 
Friebrid)  tluguit  Don  Sacpfen,  bie  ErPfcpleicper  (3Ru< 
jeum  311  §autiooer). 

2)  3 0 f e p p,  SRaler,  ©opn  bed  »origen,  geb.  3.  ¥lprü 
1842  in  SJtüiupen,  bilbete  fiep  anfangd  bei  feinem 
©ater,  bann  auf  ber  SHabrmic  unb  inäbef.  bei  8arl 
©ilotp  aud.  1866  ging  er  natp  ©arid.  Conbon  unb 
Slntwerpen  unb  napm  in  lepterer  Stabt  »iel  »on  ber 
altertümlidien  Stitplung  bed  SRalerd  Sepd  an.  Seine 
©orträte  ftnb  »on  lebendboller  Sluffaffung  unb  ge- 
fepidter  SRobetliemng;  feine  ©enrebilber  ftnb  in  ben 
Slfotioen  einfach  unb  »erraten  einen  feinen  Iah  in 
ber  ßompofition  unb  im  ffolorit.  lad  erfte  (1868) 
war  bie  »on  iprem  Stpwager  »ertriebene  Hanbgräfin 
©ifabetp  »on  Ipüringen,  bie  mit  ipren  »ier  »Tubern 
im  Sinter  in  einer  »crfaüenen  Ipütte  3uflmpt  finbet. 
Ier  Sirtiit  lötpterleiit,  natp  llplanb  (1869),  fpratp 
bie  auf  bad  ©mpfinbfame  gerichtete  Eigenart  feineb 
lalentd  notp  beutlitper  unb  erfolgreicher  aud,  unb 
ber  gleichen  Siicptung  gepören  autp  feine  fpätern 
©tpöpfungen  an:  Familienglüd;  am  Stranbe  »on 
©eitua;  bad  ftpittollenbe  Hiebedpaar;  SRilton,  ber  bad 
»Serlorne©arabied«  biftiert;  bed@olbftpmiebdIötp* 
terlein ; Segina  3ntPof,  fpätereöemaplm  ffieorg  Fug- 
gerd, bie  ©rautgeftpenfe  etnpfangenb;  bie  laufe  bed 
ftaiferd SRafimilian I. ; berlob  ber  peil,  ©lifabetp.  Sr 
ift  bapriftper  ©rofeffor  unb  War  »on  1883 — 1 903  Sor- 
ftanb  bed  Äofttimwefens  am  Hwftpeater  3U  SRüncpen. 

Fluggcftübc  (® eft  übbe),  f.  FlugftauP  unb  Sgüt- 
tenraudp. 

Flugpapn , fobiel  wie  Fliegender  Fiftp. 

Flughaut  (Patagium),  eine  bie  ©teile  ber  Flügel 
ober  eiited  Fnflitpimiä  »ertretenbe  Vludbreilung  ber 
£>aut  an  Siumpf  unb©Iiebmnßen  bei  ben Flebermäu- 
fen,  einigen  Beuteltieren  (Petaurista),  Halbaffen  (Ga- 
leopithecus)  unb  Sitppömtpen  (Pteromys)  fowie  bei 
ben  ©terofauriem  unb  bei  Sibedjfen  (Draco:  »flie- 
genber  Iratpe«). 

Flughiipc,  fenfretpter  Slbflaitb  irgenb  eined  ©Uni- 
ted ber  ©eftpoßbapn  »on  ber  ©iftetlinie.  Sine  be» 
ftimmte  F-  gepört  3U  einer  beftimmten  Entfernung 
(»on  ber  ©ewePntuinbung  ab  gerctpnet). 

Flugpörntpeu,  f.  Sitppömtpen. 

Flugpupn  (Pterocles  Jemm.),  ©attung  ber  6iip- 
neroögel  unb  ber  Familie  ber  Flugpüpnec  (I*tero- 
clidae),  ©ögel  mit  gedrungenem,  fu^em  »örper, 
fleinem  Stopf,  ludern  Sepnabel,  »erlangertem  Flügel 
unb  ©tpwanj,  futtern  Sauf,  »iersepigen  Füften,  deren 
3epen  an  bcrSBur’jet  burtp  cine$aut  »erbunben  ftnb, 
unb  fleiner,  rubimentärer  lömterjepe.  lad  Singel» 
flugpupn  (@anga,  P.  arenarias  Tetnm.),  36  cm 
lang,  fanbgelb,  mit  feinen  ftpmarjen  3'><Pnungen, 
an  ber  Unterteple  PraunftpWars,  an  ber  ©ruft  mit 

46» 


724 


g(ugl)ü^nct 

bunftlm  üuerffrd,  an  Bauch  unb  Schcnfeln  braun 
fdjwar}.  Stint  Selb  dien  ftnb  Sichle,  Stuft  unb  Saud) 
geller,  Eä  bewohnt  Spanien,  Sliorbweftafrifa,  Vlften, 
erfdteint  aber  aucbmBielcnSänbcmSübeuropaä.felbfl 
in  Seutftplanb.  Saä  Spit  jjf I ugbuljn  (SVbata,  P. 
alchata  Gray),  37  cm  lang,  in  btr  gärbung  beut 
nötigen  ähnlich,  aber  bunter,  an  Unterleib  unb 
3d)cnteln  »ei»;  bie  betben  inittelften  Steucrfcbent 
ftnb  ftarf  nerlüngert.  Eä  bewohnt  Spanien,  aber  and) 
anbre  fiänber  Sflbeuropaä,  Botbafrtfn,  Arabien, Sp< 
rten  unb  Baläftina.  Saa  S a n b f I u g p u 6 n (P.  exu- 
stus  Ternm.),  33  cm  lang,  rätlid)  ifabeüfarben,  an 
Unterbruft  unb  Saud)  fdjololabebraun ; bie  betben 
mittlem,  ftarf  uerlängerten  unb  in  eine  feine  Spipc 
auägejogcnen  Sleucrfebern  ftnb  ifabetlgelb,  bie  feit< 
liehen  braun,  blafj  gcflcrft  unb  gebeinbert.  Sä  finbet 
ftd)  im  allgemeinen  (üblicher  alä  bie  beiben  erften  Wirten. 
«Oe  glugtjübner  bewohnen  SBiiften  unb  Steppen,  er» 
(dichten  audt  auf  abgeemteteit  gelbem,  meiben  aber 
ben  SBalb.  3b r öktng  ift  leidet  unb  feijön,  ber  glug 
tafd),  aber  tudn  gemanbt.  SUieift  fliegen  fte  in  ge 
fdjloffenen  Sdiroärmen  unb  unter  lautem,  ununter« 
brodjentm  ©eftbrei.  Sie  tniffen  fiep  fepr  gefd|icft  ju 
oerbergett,  jumal  bie  giirbung  ber  Oberfeite  genau 
mit  ber  beä  Bobettä  übereinftimmt,  unb  laffen  tn  ber 
SBüfte  ben  SReiter  biä  auf  wenige  Sd)ritte  hcranlont* 
men;  nur  tno  fte  netfolgt  »erben,  ftnb  fie  jebeu.  Sie 
Wahrung  beftefjt  toeientlid)  auä  Sämereien.  Sab  Wefi 
ift  eine  Vertiefung  im  Sanbe,  unb  baS  ©clege  befiel)! 
auä  3—4  braungelben,  gefledten  Eiern.  Sie  glug* 
bübner  »erben  itjreä  moblfdjmedenben  gleiftpeis  Ijal* 
ber  ftarf  nerfolgt.  3n  ber  ©efangcnjdmft  werben  fit 
fepr  jabttt. 

glugbiittncr  (Pteroclidae),  gantilie  ber  fSüljner* 
n&ncl  (f.  b.). 

glugmafchincn,  f.  fluftfcbiffaljrt. 

glugmciifcb,  eine  Btrfon,  bie  ben  non  O.  Silien* 
Ipal  in  Berlin  juerft  mit  einigem  Erfolg  gegeigten 
perfönlicben  Shtnftflug  Übt. 

gflugrab,  f.  Elefttifdje  Entlabung,  S.  611. 

jflttgfanb  (Iriebfanb),  feiner,  ttn  trotfnen  3u* 
flattb  leidit  beweglicher  Sattb,  ber  loefentlid)  auä  ab* 
gevunbeten  Duar  jlbmem  beftept  unb  nur  einige  Bro* 
gente  anbrer3Sincralfomer(gelbfpat,®limmer,  ttalf, 
SJfagnet*  ober  Sitaneifcn,  auch  £>ornblcnbe,  Bugit, 
S>t)perftf)en,  Bafalt,  fiohlenpartifcldjen)  beigemengt 
entpalt.  Ser  g.  bilbet  attägebehnle  Rlblagerungen 
in  allen  Süelltcilcn,  in  Europa  befonbers  in  ber 
Sforbbettlfchett  Ebene,  in  ben  bänifch  * beutfdjen  J$n* 
felebtnen,  in  ben  ungarifd)"öfterreid)ifd)en  Sonatt* 
ebenen,  bett  frangbfifchett  Sanbeä,  ben  norbweftlidjen 
Ebenen  SRufflanbä  unb  in  eigentümlicher  Bilbung  an 
ben  Sfüficn  non  öollanb,  Belgien,  Sforbbeutfchlanb, 
Sänemarf , Shtfilanb  unb  an  oer  franjDftfchcn  SBeft- 
füfte,  wo  er  bie  »eeftranbbiinen  bilbet.  Seine  themi- 
fef)e  3ufammenfepung  ift  für  ben  Bflan.jeubau  höcbjt 
ungiinftig,  er  enthält  biä  99,26  Broj.  JPiefelfnure  unb 
non  ben  wiebtigften  Bflanjennahrungämitteln , wie 
Sali,  Vh^H’boifiiurc,  Half  unb  SRagnefta,  oft  nur 
Spuren.  Ser  ärmfte  g.  ift  ber  norbtfehe,  ber  burd) 
b&Uigen  Jfalfntangel  ade  Vflangen  ausfd)lief)t,  bie 
irgenb  nennenäwerte  Bnfprücfte  an  Jtalf  unb  3Rag* 
nefia  machen ; ber  fruchtbarfie  g.  Europas  ift  ber  Ba* 
nater  SBüftcnfanb.  häufig  ift  ber  nom  SKeer  angt* 
fpülte  Stranbfanb  Weniger  unfruchtbar  alä  ber  g. 
beä  Binnenlnnbeä.  3nfolge  feiner  leichten  Betueg* 
lichten  in  troefnem  fuftanb  wirb  ber  g.  nom  üilinbe 
gu  Schoden  unb  Slinen  (f.  b.)  jujammengetrieben, 
bie  int  Binnenlattb  unb  an  ber  See  oft  eine  bebeu- 


- glugfcfirift. 

tenbe  §ö(je  erreichen.  Sic  fteinem  Sanbrömer  fol- 
gen am  leid)teften  btm  Blinbe;  bahtr  enthalten  bie 
auSgemehten  Stehlen  grobem  Sanb  unb  werben  We- 
gen ber  großem  Surchläffigfeit  noch  unfmehtbarer 
alä  ber  urfprüngliche  Bobett.  3«  'Jlotbbeutfchlanb 
liegt  ber  g.  meifl  auf  anbem  Sanbfchichten,  non  bie 
ftn,  bcionberS  in  ben  ^eibegegctiben,  burd)  eine  bau 
ntenbiefe,  juweilen  mehr  als  fufsftarfe  Schicht  non 
Eifenfanbftein  (Safeneifenflein,  Ort,  Ur,  Ort* 
flein,  Änid,  Eifen,  Sintonil)  getrennt.  Siefe 
Schicht  enthält  int  Surchfdjnitt  1,37  Broj.  Eifenoppb 
unb  bilbet , wenn  fte  nicht  burd)  ©runbmajfct  Weich 
erhalten  wirb,  ein  entfehiebeneä  fjinbemiS  für  bie 
8aum;ud)t,  namentlich  für  bie  tief  wurjelnbe  Stiefer. 

— 3u  unterfcheiben  nom  g.  ift  ber  wafierhaltige 
lodere  S r i e b f a n b , f.  SehmimmcnbcS  ©ebirge. 

Sie  grbjjte  Schwierigfeit,  bie  btr  g.  ber  Sbultur 
entgegeufept,  befteht  in  feiner  Sewtglidjfeit;  man  oer- 
binbert  bie  Rluäwebttnj  burch  Bebcden  mit  Siajen* 
ober  Sorfftüden,  mit  »trauch*  ober  Siciäbolj,  burd) 
Einjleihten  non  Strohjöpfen,  burd)  Bujpflügen  ober 
burd)  Eoupiergäune  unb  Sdjupwälle ; fpätcr  ift  ber 
Sanb  burd)  geeigneten  Bflanjcnmudjä  weiter  ju  be* 
feftigen.  ©röftere  glugfanbfulturm  beä  Btnnenlon* 
beä  batieren  erft  auä  bem  Bnfang  beä  18.  3ohrh- 
(Seelattb);  frühzeitig  begann  man  mit  berBitwen- 
bung  ftehmber  3äune  (6oupierjöune,Sed* 
jäune)  Bon  1—1,25  m Ipöhe , bie  ber  Stauptwtnb 
ridptung  entgegengefteüt  würben , jcboch  ihren  3wed 
nur  bann  «füllten,  wenn  fte  mit  ber  Bfhmgung  non 
©räfem  unb  ©cpöljen  in  Serbinbung  gebracht  wür- 
ben. Biüiger  ift  liegenbe  Bobcubebcdmig  mit  fcad- 
reiftg  auä  20—  30  cm  langen  Jbicfemaftftüdm.  Buch 
ti'acholber,  fjeibeftrol).  Be|enpfriemen,  Seetang,  See* 
raä  ftnb  mehrfad)  betuipt  worben;  bod)  ftnb  alle 
tefe  Büttel,  wenn  auch  »irffant,  fo  hoch  oiel  ju  teuer. 
71m  Secftranb,  wo  eS  fich  »efentüdj  um  Bilbuttg  non 
Sehupbiinen  hanbclt,  befchräuft  man  ftd)  met|t  auf 
bie  fltl  anjung  non  Sanbgräfem  unb  int  Binnenlanb 
auf  bteScdung  mit TSooe-,  ^jeibe*  ober@raäplaggen. 
Bon  ben  Sanbgräfem  ift  ber  Stranbpajer  (Ammo- 
pltila  arenaria)  unb  näd)ft  biefem  baä  Sanbhnargraä 
(Eljmus  arenarius)  atu  heften  imftanbe,  benjuge- 
triebenen  g.  aufjufangen  unb  ju  bttrchwnthfen  (ngl. 
Sünenf.  Saä  3icl  ber  glugfanbfultur  ift  in  ben  tuet* 
ftengäüenBewalbung,  ba  berBoben  jtmächft  für  ben 
Riderbau  ju  arm  ift.  3"  9}orbbeuttd)Ianb  wirb  faft 
überall  bie  Kiefer  angepflanjt,  im  Banat  mit  grobem 
Vorteil  auch  bie  fattabifche  Bappel  unb  bie  Rlfajic 
(Kobinie).  Sie  Sultur  beä  bittnenlänbifchcn  glug* 
fanbeä  fud)t  einen  Ertrag  ju  erjielen,  Waprenb  ber 
Stranbbünenbau  nur  auf  ben  acditip  beä  Ipittterlan* 
beä  bebndit  ift.  Bgl.  Burfparb,  Säen  unb  Bflan* 
seit  nach  forftlicher  Brariä  (6.  ?lufl. , Srier  1892); 
Bfeil,  Sie  gorftwirtfdiaft  nach  rein  praftifdper  Rin* 
fuht  (6.  Rlufl.  non  Brebler,  Seipj.  1870);  fterner, 
Tlufforftung  beä  glugfanbeä  im  uitgartfchen  Sief- 
lanb  (in  ber  »OfterreichifchenSionatäfihrift  für  gorfi- 
wefen«,  1865);  BJeffelp,  5>er  europäifche  g.  unb 
feine  Shtllur  (S3ien  1873). 

gflitgfdtrift  (glugblatt,  Brofthilre,  Barn. 
Phlet),  ttad)  neuentt  Sprachgebrauch  eine  Schrift 
bon  wenigen  Bogen , bie  nerbreitet  wirb , um  irgenb 
einer  Barteifadje  (u  bienen,  bie  öffentliche  Bieimtng 
für  ober  gegen  irgenb  eilte  Sache  ober  Berfon  einju* 
nehmen.  3n  ben  «flen  3af)rjcbntcn  nach  Erfinbung 
ber  Buchbrudcrfunft  oertraten  bie  glugfdjriftcn  bie 
Stelle  ber  erft  fpäter  pertobifd)  erfcheinntbeti  3»it* 
fchriften  unb  3eitungen,  unb  fte  bilben  beäpalb  für 


725 


glugfommer 

bi«  3eitcn  her  politifepen  unb  ftrtplicpett  Sumpfe  beä 
16.  unb  17.  3a6ri).  eine  Wichtige  ©efcpieptäquelle. 
Unter  ben  Sammlungen  »on  bergleicpen  Sepriftcn 
ift  bie  beä  Srüifcpen  Kufeuntä  eine  ber  notlftänbig- 
ften.  Sgl-  3Iiegenbeä  ©latt. 

Srlugfommcr,  fouiel  wie  Altroeiberfommer. 
Slugftaub  (Sluggeftflbe),  bei Sepmeljprojeffeu 
burep  ©crbampfung  fowie  burdj  baS  ©ebläfe,  burd) 
(Safe  ic.  auäÖfen  förtgefüprte  Subftanjrn,  bie  häu- 
fig in  langen,  gemauerten  Kanälen  ober  in  mit 
Scpeibewänben  »erfepenen  Säumen  (glugftaub- 
fammern)  nufgefangen  unb  weiter  »erarbeitet  Wer» 
ben.  Sgl.  Sleiraud)  unb  ^iitteiiraud). 

Ingtnubcti,  f.  tauben. 
lugtedjBif , f.  fiuftid)iffnf)rt. 
luguttfähigfcU  ber  dienen,  f.  Donfranfljeit. 
Ittgtucrf  (5 1 u g rn  n f d)  i n e) , ein  Apparat  ber 
©übnciimaftpinerie,  burd)  ben  bei  Aufführungen  »an 
fieerien,  Satletten,  romantifdien  Cpem  unb  Scpau» 
fpielen  Serfonen  unb  ©egenlliinbe  jdieinbar  burd}  bie 
i'uft  fliegenb  bargeftellt  »erben, 
fflug^eitmeffcr,  f.  (Epronoflop,  S.  133. 
jjluiuirlu  h e,  'jjfchr jahl  3 1 ii  h e,  3 1 11 «).  in  febtoei- 

rerifeper  Kunbart  eine  ftcloroattb ; in  ber  3ufammen» 
feßungSiagelflup  ober  -flue  in  bie  Ideologie  übergegan- 
gen (f.  lertiärforniation). 

fffluhberg , f.  3d)»tjier  Aloen. 
Sluibalftruftnr,  f.  ßntglafung,  Gruptibgefteine 
unb  (Seiteine. 

91uibc|traft(Extractumfluidnm.E.  liquidum), 
ein  (irtraft,  »on  bem  ein  ttewicptstfil  genau  einem 
©ewieptsteit  ber  bajii  »erwenbeten  lufttrodnen  gepul- 
»erten  Droge  cntfpridjt.  3ur  Darftelliing  »erben  100 
Deilc  beä  ©uloerä  mit  fo  Biel  ^Uifigfeit  übergoffen, 
wie  eä  aufnimmt,  nach  breiStunben  brildt  man  bie 
'Kaffe  in  einen  geeigneten  Apparat  (Sertolator)  unb 
itbergiefjt  fte  mit  fo  »iel  Slfiffigleit,  baß  ber  Auäjug 
abjutropfen  beginnt,  mäprenb  baä  ©uleer  noth  »oitt 
SöfungSmittel  beb, -dt  bleibt.  Siaep  24  Stunben  läßt 
man  aud  bem  biä  babm  »erfchloffenen  Apparat  in 
ber  Kinule  15—20  Droofen  abfließen,  biä  85  leile 
erhalten  ftnb.  Sun  erfepöpft  man  bie  Droge  BoH» 
itänbia,  »erbampft  biefe  fpätem  Auäjüge  bis  jur  $jo» 
nigfonTtftem  unb  rnifept  bas  Gftratt  mit  bem  erften 
Aus;ug  unb  fo  »iel  CDfungSniittel,  baß  man  100 
Deile  3-  erhält.  Soll  baä  3-  mit  ©Hierin  hergeftellt 
»erben,  fo  wirb  biefeä  ber  31üfftgfeit  jugefept,  mit 
bei  man  ben  erften  Audjug  bereitet.  Das  fertige  3- 
Wirb,  Wenn  nötig,  filtriert. 

Sfluibitätätoefft.iient,  baä  Sieüprote  beä  ßoef» 
fijienten  ber  imtem  Seibung  ober  SiSfofität. 

Fluid  mcat (engl.,  (ctfiuib  mit,  »fiüfftgeäSleifcp«), 
»on  Darbt)  hergeftclltcäSiäparat,  enthält  bie  in  ©ep- 
tone  umgewanbelten  Giweißtörper  beä  31eiid)eä  in 
flüfftger  Sonn  unb  bient  jur  Gntäpntng  »on  Patien- 
ten, bereu  Serbauungäorgane  Sleifd)  nidjt  »ertragen. 

Fluid  ozone  (engt  , »flüfftgeä  Ojon«),  unpaf» 
fenbe  Segnet) Huna  für  eine  Höiuttg  »on  1 teil  über» 
manganfaurem  Sali  in  20  teilen  ©affer,  bie  alä 
Deäinfeftionäniittel  (Kunb»  unb  ©ajepwaffer)  bient. 

ftfluibunt  (lat.),  etwae  Jlüifiges,  ein  flütttgerSör» 
per,  j.  S.  baS  bbpoihetifdie  elettrifipe  3-,  baä  man 
früher  alä  baä  Siefen  ber  Gleftrijität  betraihtete.  3n 
äpnlieper  Seife  jprad)  man  »on  SlcrMnftuibum  alä 
bemScfenberUfcrsentätigfeit  unb  übertrug  benAuä« 
bruef  bann  aud)  auf  geijtige  Serpältniffe : ßünftler- 
fluibunt,  bie  eleTtrificre nbe  Übertragung  ber  Auf- 
faffung  eines  Sünftlcrä  auf  anbre.  Sluibität,  baä 
Slüffiflfein. 


— gjüintem. 

I ifiuftttatiott  (lat),  baä  SSogeit,  ©allen,  £>in- 
unb  §erfepweben ; in  ber  Kebijin  baä  fepmappenbe, 
elaftifipe  Gefühl  beim  ©etaften  einer  »on  ber  £>aut 
bebedten  SlüfftgleitSanfammlung,  j.  S.  einer  Giter» 
anfammlung ; aud)  fepr  weidje  3eüengef(hwülfte  fön» 
nen  3-  leigen. 

31  u f tun  ti  ondftruf  tur,  f.  Gntglafung  u.  ©efteine. 

3luftuicrcu  (lat).  Wogen,  Wallen;  pin  unb  per 
fcpwanfen,  fdiwappen;  fluftuierenbe  SeBölfe» 
rung,  bie  niept  feftpafte  ©eoölfentng;  fluftuie» 
renbe  Scpulb,  fdjWebenbe  Stpulb  (f.  Staatäfipul. 
ben);  fluttuöä,  wogenb,  fepmnnfenb. 

Slnmcubofa  (ber  Sacprus  ber  Alten),  3luß  auf 
ber  3nfel  Sarbinien,  entfpringt  in  ben  Konti  Attori 
(1270  m),  »erfolgt  ffiböftlicpe  £iaup!rid)tung  unb 
münbet  nad)  einem  Saufe  »on  122  km  bei  Porto 
Goratto  unterhalb  Kuraoera  in  mehreren  Armen  inS 
Ibrrpenifcpe  Keer. 

Flumen  publicum  flat--  »öffcntlidper  Sl“6«). 
nad)  röntifdiem  JRed)t  ein  3lup,  ber  baä  ganje  3apr 
pinburd)  fließt,  nach  beutfepem  unb  heutigem  Secbte 
bie  natürlichen  ©afferftrafjen,  b.  p.  fepiffbare  unb  flöß- 
bare Slöffe,  foweit  fte  feit  alterä  per  mit  Scpiffen  ober 
mit  »erbunbenen  Stößen  befahren  werben.  Die  ooni 
Staate  für  ben  allgemeinen  Serfcpr  pergefiellten©aj» 
ferftraßen,  j.  ©.  Aorboflfeelanal,  gelten  alä  F.  p,  Der 
F.  p.  fiept  im  (Eigentum  beä  Stanteä,  tpm  gepören 
bejieit  Slußungen,  baä  Stfcpereirecpt , jeboep  itebt  ber 
ABgemeinpeit  baä  Siecht  ber  ©enupung  burep  Sepiff» 
faprt,  Gntnapnte  »on  ©affer,  Sanb,  fiies  ic.  ju.  Wo- 
für orbnungäpalber  eine  fogen.  SHelognitionägehüpr 
(f.  b.)  erhoben  wirb.  Die  Ufer  flehen  im  (Eigentum 
berfenigen,  beren  ©runbftüde  fiep  biä  anä  Ufer  er» 
ftreefen.  3nfoIgebeffen  paben  biefelbcn  auep  bie  Ufer» 
fcpußbautcn  auf  ipre  Soften  »orjunepmen.  ©erläßt 
ein  öffentlicher  Jflitf;  feinöett  unb  fudjt  fiep  ein  neues, 
fo  Wirb  bieä  (Eigentum  beä  Staates , baä  »erlaffene 
(alveus  derelictus)  Eigentum  berllfcmacpbam.  Den 
Wegeniap  pierju  hüben  bie  ©rioalflüffe,  bie  in  ber 
Siegel  ben  Anliegern  in  ber  Hänge  ibreä  lljereigen» 
tumä  biä  jur  Kitte  beä  Slußbetteä  gehören.  SÖcttn 
auch  an  beut  ©affer  biefer  ©rioatflüffe  ein  gewiffer 
©emeingebrauep  beftept,  fo  ift  berfelbe  boep  be|cpränft 
burd)  baä  allgemeine  ©erbot,  unbereeptigterweife 
ein  frembeä  ©runbitüd,  pier  baä  Ufer,  betreten  ju 
bürfen.  Aucp  ber  Slußeignitiimer  felbft  ift  in  ber 
Auänupung  beä  Safferä  burep  bie  ©eftimmung  be» 
fcpränlt,  baß  er  baS  perlömmtiep  bem  Untertiegcr  ju- 
fließenbe  ©affer  bemfelhen  nicht  entjiepen  barf,  er 
muß  alfo  ba«  bem  f5luffe  Peifpieläweife  burd)  einen 
Seitengraben  jum  ©«triebe  eineä  ©afferwerleä  te. 
entnommene  Säaffcr  fpäteftenä  an  ber  fflrcnje  beä 
Slachbargrunbftüdeä  Wieber  in  baä  grlußbett  (urüd- 
(eiten.  Alle  biefe  Serpältniffe  finb  burep  Artilel  65 
beä  Ginfüprungägcfeßtä  )um  Bürgerlichen  ffiejeßbud) 
ben  tanbeägefeßhepen  Siegelungen  überlaffcn,  b.  p. 
eä  gelten  bie  biäperigen  ©affer'gefeße  weiter,  unb  eS 
fönnen  neue  Baffergefeße  erlaßen  werben.  Sägern 
beifpieiSmeife  pat  einen  (Entwurf  auägearbeitet . in 
bem  basBafferrecpl  zeitgemäß  geregelt  unb  »or  ailent 
bie  »erfipiebenen  ©affergefeße  ju  einem  emsigen  »er» 
fepmoljen  worben  finb. 

Slittnä,  Dorf  im  fcproei,jer.  ßanlon  ©t.  ©allen, 
©ejtrf  Sarganä,  am  Scpiljbacp  unb  ber  ©apnlinie 
Sarganä-3ürid),  pat  2 Streben,  SaumwoBfpin» 
nerei,  mecpanijipe  ©erlftätte,  Galciumlarhibfabril, 
Sliderei  unb  u«x»  3557  Gin». 

Srlunber,  f.  ScpoBen. 

Slunlrrn,  Stabtteil  »on  3öri<%  (f-  b-)- 


726 


gluor  — gluowSjein. 

ftluor  Fl  ober  F,  djentifcf)  einfacher  SorDcr,  finbet  | ftfluorbor , (.  ©orfluorib. 
fid)  md)t  im  freien  3uftanb  in  ber  Kotier,  aber  an  ftltiorcalciutn  (Calciumfluorib),  f.glujjfpat. 
Calcium  gebunben  al«  gtufjfpat,  mit  ©atrium  unb  ftluoreu  (Siphenplenmethan)  G„H1()  ober 
«lumittiunt  Derbunben  al«  Stnjolitf),  auBerbcm  im  C,H(. CH,. CSH,  finbet  fidj  im  Steintohlenteer  unb 
«mpljibol,  Sopa«,  in  natürlichen  ©hoopborfäure«  rntitef)t  beim  Surdjlciten  ber  Sumpfe  Don  Seppen!)!- 
faljen  (befonber«  im  flpatit  unb  ^E)o-»p^c>rit)  unb  in  metpan  burd)  ein  glüpenbe«  Sopr.  Sb  bilbet  glän- 
fepr  Dielen  anbem  ©Jtttcralien,  in  geringer  ©lenge  jenbe  Slättdjen,  löft  ftd)  leidit  in  beifjem  «Ifopol, 
auch  in©tineralroäffemunb  imiSeettuaffer,  in  ©flau-  fepmiljt  bei  113°  unb  fiebet  bei  295”. 
jenaidtett.  in  ben  SVnoehen,  im  Smail  ber  3«bnc.  in  ftflnoreüjein  ('Jiet'ortinphtfjaletn)  C„H„0, 
ber  ©iilcf).  Sb  ift  in  remem  3uflanb  iefjr  fdjtuer  bar-  ober  C,H4 . CO . C . C,H,(OH) . 0 . CtH,(OH) . 0 ent- 
jufieüen,  bod)  gelang  e«  ©Joiffan  1883,  burd)  Siet-  fiept  beim  Srtjipen  ton  Sieforjin  C,H,(OH),  mit 
troltjjeDon  mit  äufjeriter  Sorgfalt getrodnetem  ftluor-  ©btbalfäureanbtjbrib  C,H, . CO . 0 . CO  auf  190 — 
wafferftoffga«  baäft.al«  fdjwach  gclbgrüne«  ®a«  Dom  200°.  68  bilbet  bunteigelbe  Jtriflatle,  löft  ftd)  fdtroer 
fpej.Wem.  1.2«  unb  Don  [et)runangenet)memd)lorarti-  in  Baffer,  «Ifopol  unb  «tper,  lcid)t  in  beifiem  6ii- 
gen  Qkrudj  ju  erhalten.  Surcf)  ftarfen  Srud  wirb  effig,  mit  gelbroter  ftarbe  unb  praebttott  grüner,  aud) 
ei  bei  fepr  niebriger  Semperatur  ju  einer  gelblidjen  in  ftärffter  ©erbünnung  wabruehmbarerftluotcdjenj 
ftlüffigfeit  Dom  fpej.  ©etc.  1,1«  Derbicptet,  bie  bei  in  «Italien,  ©ei  290“  jerfept  e8  fid),  rcbujterenbc 
— 187“  fiebet,  bei  — 210“  nicht  erftarrt  unb  bei biefer  UKittel  Dctwanbtln  e8in  farblofe«  ftluoreäjin.  ft. 
lemperatur  auf  Sauetftoff , Bai|er  unb  ßucdftlber  ift  eine  fehwaepe  Säure  unb  bilbet  mdtt  gut  eparaf- 
nid)t  reagiert,  mopl  aber  auf  Bafferfloff  unb  Ser-  terifierte  Salje.  Sein  ©atronfalj,  ba8  Uran  in 
pentinbl.  ©ott  ftluorwafferflojf  Döüig  freie«  ff.  greift  CtJlwOsNa,.  färbt  Selbe  unb  Bolle  gelb  mit  einem 
®la«  nid)t  an.  ©ei  0“  jerfept  ff.  Baffer  unter  Sil-  Stid)  in«  Rötliche.  XetrabromfluoreSjein 
bung  ton  ftluorwafferftoff  unb  Sauerftoff,  ber  14,3«  C,„H,Br40j,  (6ofin)  [ebeibet  ftd)  aI8  gelbrote  friftal- 
©ol.  ©roj.  D$on  enthält.  ©ei  höherer  jemperalur  linifdje,  in  Baffer  fauntlö«litpe©faffc  au«.  Wenn  man 
tritt  Diel  weniger  Oton  auf.  ff.  terbiubet  fid)  mit  ff.  in  «Ifopol  Derteilt  unb  langfam  ©ront  jufüeßen 
ben  nteiften  ©Jctaüoiben  bei  gewöhnlicher  Sempera-  läßt,  unb  gibt,  in  mög!id)ft  wenig  Sfatronlauge  gelöft, 
tur  unter  lebhafter  Bärme  unb  Sficptentwidelung,  1 Xetrabromfluorcdtctnnatrium  Cj^l^Br^O,«»,,  ba« 
nod)  energifeper  loirtt  e«  auf  bie  Metalle  ber  «Italien,  beim  ©erbampfen  ber  Söfung  al«  trijtatlinifcpe«  ©ul- 
ber  airali|d)en  ®rben , auf  ©lei  unb  Sifen.  ©lagne*  Der  jurüdbleibt  (gelbfticpige«  [wafferlöälicpe«! 
ftum,  «luntiniunt,  ©Jangan,  SRidel,  Silber  Detbrctv  ©ofin).  «ud)  bie  niebent  ©romierungsftufen  ftnb 
nen  beim  6rwärmen  lebhaft  in  ff.;  ®o!b  unb  ©latin  ftpon  rote  ftarbftoffe,  beren  ©uancc  um  fo  gelblicher 
Derbittben  fid)bei30O — 400“milft. ; Sauerftoff,  Stid-  ift,  je  Weniger,  unb  um  fo  blauer,  je  mehr  ©ront  fte 
ftoff,  Chlor-  ©rgon  Derhalten  fid)  inbifferent  gegen  enthalten.  «u8  ben  Saljen  be8  Setrabromfluore«- 
5.  Chlorwafferftoff  wirb  burd)  ft.  ejplofionesaitig  jeitt«  fällt  3d)Wefelfäure  bie  ftarbfäure,  Sfftgfäure 
jerfept,  unb  organifepe  Stoffe  ent jünbenftdj  meiftinft.  jerfept  bie  Salje  unDottftänbig,  ©lei,  3>l,n-  ionerbe 
Sa«  «tomgeWidht  ift  19.  ©fit  Chlor,  ©ront  unb  ftob  bilben  fd)ün  gefärbte  unlüäliCpe  Sade.  Sie  Sonne 
bilbet  ft. eine  natilrli(he®nippe.  Sieftluormetalle  geben  in  ftpwad)  faurem  ©ab  auf  Botte  unb  Seibe 
(ft  1 u o r i b e)  haben  mit  ben  Chlormctallen  grofje  «pn-  praeptoott  rote  ©uancctt,  auf  Seibe  mit  eigentümlicher 
liepfeit.  Sie  ftnb  meifl  leidjt  [chmeljbar  unb  ertragen  gelbroter  ftluoreSjenj.  Sie  «Ifalifalje  beb  Setra- 
hohe Semperatur.  Sieftluoribe  ber «Italimctaüe  fmb  jobfluoreSjetn«  bilben  ba8  blauftithige  (waf- 
leid)t  lbolid)  in  Baffer,  bie  ber  nteiften  übrigen  SRetatte  ferlbitidje)  Sofin  (Srpthrofin,  Siantpin), 
finb  unlöslich  ober  fthwer  löSItdi ; bod)  ift  ftluorfilber  baä  Diel  blauere  SJuancen  liefert  als  bie  ©romDerbin* 
ietd)t  löblich,  währenb  ©ront-,  ftob-  unb  Chlorftlber  bung.  68  läßt  ftd)  mit  Sonerbelad  auf  Baumwolle 
unlöslich  ftnb,  unb  umgefeljrt  ift  ba8  ftluorcalcium  befeftigen  unb  wirb  bähet  in  ber  ©aumwotl-  unb 
unlöblich , währenb  Cl)Ior-,  ©ront-  unb  ftobcalciunt  ©apierfärberei  Diel  benupt.  Sie  Söfung  Don  Setra- 
leicht  löblich  ftnb.  Sie  ftluormetatte  finb  befottber«  bromfluorebjeinnatrium  mit  falpeterfaurcm  Slatron 
djaralterifiert  burch  bie  auä  ihnen  ju  entwidelnbe,  unb  SchWefelfäure  erhipt,  gibt  ©romnittofluo* 
baS  ©lab  äpenbe  ftluorwafferftofffäure.  ©ilbet  ein  reSjeitt  C,0H„Hr,cNO,t,Ot  in  flcinen,  gelben,  in 
unb  baSfelbe  ffletatt  mehrere  ©erbinbungen  mit  ft.,  «llohol  fdjrner  löblichen  «abcln.  Sa3  Dcatnumfal», 
fo  nennt  man  bie  jluorärmere  ftlttorür,  bie  fluor-  beffen  wäfferigel'öfung  nicht  fluorebjiert,  färbt  Bolle 
reid)ere  ftluorib.  ©Jan  benupt  Don  ben  ftluor«  intcnfcDtr  unb  bläulicher,  auch  l'd)t-  unb  wafchechter 
metallen  Diclfad)  ba«  in  ber  'JJatur  Dorfommenbe  al«  Sofin.  Ges  tft  al«  Safrofin  )So jinfeharladj. 
Calciumfluorib  (ftlufjfpat),  ba«  Siatriumaluminium-  Scartate,  Ratferrot,  ilutetienne)  im  yanbel. 
fluorib  (Rrpolith)  unb  ba«  «mmoniumfluorib.  Sa«  Surd)  ©ehanbeln  ber Sofinfalje  mitGhlor  oberft ob- 
Vluftreten  eine«  ®afc«,  bet«  ®la«  äpt,  Wenn  man  methgl  ober  mit  2Retl)l)laIfohol  unb  Saljfäure  ent- 
ftluRjpat  mit  SchWefelfäure  erwännt.  War  1670  ftehtäKethhltetrabromfluorcdjetnCj^l.oBr.O, 
SchWanfarb  in  Nürnberg  befannt;  unreine  ftluor-  (Srptbrin,  fpritlbälidjc«  Sofin,  ©ietbhl- 
Wafferftofffäure  erhielt  Scheele  1771,  genauer  würbe  eofin),  beffen  Ralifalj  ftd)  in  50ptoj. Beingeift  löft. 
fte  Don  Scopoli  (1784),  ©ap-fiuffac  unb  2f)Cnarb  S«  gibt  glänjenbere  unb  echtere Söne  al«  ba«  waffer* 
unterfueht,  aber  erft  «tttpere  jeigte  1810,  bnft  fte  bic  lö«ltche  Sofin.  Sie  «IhDlperbinbung  ift  al«  ©rime- 
BafferftoffDerbinbung  eine«  eigentümlichen Sleinent«  rofe  (Sprite ofin)  C^llnBr.OjK  im  ipanbel.  SRit 
ift.  ©gl.  ©1  o i f f a n , Le  Fluor  et  ses  conipo&äs  (©ar.  ßilfe  Don  gechlorten  ©htholiäuren  erhält  man  Si-  unb 
1900;  beutfd)  Don  fjctlel,  ©erl.  1900).  Setrad)lortluore«jeine  unb  burch  Stornieren  ber  lep- 

Fluor  albus  (lat.),  f.  Beider  ftluß.  tem  SetvabroiuDerbinbungen , beren  wajferlö«liihe 

9[(norammouium,  f.  «mmoniumfluorib.  «Ifalifalje  bie  ©plojcinc  bilben.  Sie  «tphlätber, 
ftünorantben  (3  b r b l)  CltH,„  finbet  fleh  int  bie  wie  bic  Sofinäther  in  Derbiinntem  «Ifopol  tödlich 
Steinfoblentcer  unb  ittt  Stupp,  bilbet  farblofe  Sri-  finb,  Werben  al«  Ct)anofine  benupt,  bie  Ictrajob- 
ftatte,  löft  ftch  leicht  in  jtebenbem  «Ifohol,  nicht  in  berinate  be«  Si-  unb  Ietrad)Iorfluore«jetn«  al«  Kose 
Baffer,  fchmiijt  bei  109°  unb  ift  flüchtig.  bengale.  «Qe  biefe  ftarbftoffe  geben  blauftichige. 


gltiorcäjenj.  727 

pradjtBotl  rofenrote  Muancen  imb  »erben  befonber«  | bie«  um  fo  fiärfec,  je  fräftiger  fie  abforbiert  werben, 
m bet  Setbenfärberei  benupt,  Surch  ©ehanbeln  mit  ©ei  ©etcuchtung  mit  einem  Speftrum  geigen  fi*  Mot 
SchwefelnatriumgefehwefelteäSichlorfluoreSzetn  gibt  unb  ade  folgenben  färben  bi«  jum  Siolett  Boüfom- 
beim  Sromieren  bläulidjrote«  Stjclamin.  — SRit  men  roirfungdlo«;  ent  hu  Siolett  beginnt  ber  bläu- 
Soljen  ber  fchweren  SRetade  gibt  (Eofin  qelbrote  bi«  lidjcScbimmer  unb  bebeeft  nicht  nur  ben  oioletten  Seil 
rote  SJieberfchleige  (E  o f i n I a cfe).  ginflad  ift  rofa  bi«  be«  Speftrum«,  fonbent  erftrertt  (ich  noch  weit 
bunfelrot,  Xonerbelad  zinnoberrot;  er  wiberfteht  bet  über  bnä  Dioiettc  Enbe  hinan«  bi«  auf  eine 
tpi&e  unb  fchwefelhaltigen  Sümpfen  unb  eignet  heb  (Entfernung,  bie  ber  fiange  be«  unter  gewöhnlichen 
jum  gärben  Bon  ffoutfehut.  ©ehanbelt  man  thront*  Umftänben  ftchtbaren  Speftrum«  etwa  gleicbtommt. 
faure«  3inf  mit  alfatifcher  Eolinlöfung,  fept  Alaun  §ierau«  gebt  tJerBor,  baß  e«  Strahlen  gibt,  bie  nod) 
binju  unb  Berbampf t jur  Irodne,  fo  erhält  man  gelbe  ftärfer  brechbar  ftnb  a!«  bie  Bioletten,  bie  aber  für  ge- 
bi«  lebhaft  rote 2ade,  »eiche  bie  oerfchiebcnen  (ShroiU'  wohnlich  nicht  geieben  werben.  Siete  überoiolet- 
bleifarben  erfepen  rönnen  unb  auch  recht  lübtbejtnnbig  teit  (ultraoioletten)  Strahlen  (f.  Abbiib.)  werben 
ftnb.  Sie  Eoftnfarbftoffe  würben  1873  Bon  ©aeper  auf  bem  Petroleum  fichtbar,  Weil  fie  feinen  blauen 
entbedt  unb  Bon  Karo  in  bie  garbenteebnif  eingeführt.  gluore«zen.zfthimmer  erregen.  Auf  bem  hellen  bläu- 
1875  wie«  £>ojmamt  ihre  3ufammenfepung  nach.  liehen  «runbe  be«  ftuoreäjierenben  Speltrum«  geigen 
ftfluoredjln],  ein  eigentümliche«  Selbftlcud)ten  fleh  nicht  nur  Bon  G bi«  H bie  graunpoferfchen 
gewiffer  (metft  fefter  unb  ftüffeger)  Störper,  ba«  burch  2inien,  fonbern  auch  ba«  ultraOioletteülebiet  erfebeint 
Cid)tflrahlen  heroorgerufen  wirb  unb  nur  fo  lange  mit  zahlreichen  folcheu  Sinien  erfüdt,  beten  peroor- 
bauert  wie  bie  ©eftrahlung.  2ngt  mau  bie  Sonne  ragenbfte  mit  bei»  ©ucfiftaben  L bi«  9 bezeichnet  ftnb 
auf  Petroleum  Rheinen,  fo 
ftrablt  ba«  fdiwach  gelbliche 
Ol  ein  fanfte«.  fchön  blaue« 

2idjt  au«;  SBaffer,  in  ba« 
man  einige  3tüdd)en  Maß- 
faftanienrinbe  geworfen 

hat,  fdjimmert  im  Sage«- ober  Sonnenlicht  hedblau,  (f.  Abbilb.).  ©ergfriftall  ober  Ouarg  läfjt  bie 
ebenfo  eine  Sljininlöfung.  Sa«  gelbe  Urangla«  ultraoioletten  Strahlen  »eit  Boüfotnmener  burch  als 
(AnnaglaS,  Ranariengla«)  jetat  bei  Sage«*  @Ia«.  ©ei  ©enupung  eine« ©ri«ma8  Bon ©ergfriftall 
belcuchtung  einen  hedgrünen,  gewiffe  Spielarten  Bon  erfcheint  baper  auf  bem  Petroleum  ober  einem  gluo- 
glufifpat  (gluorcalcium)  einen  fdtön  blauen  reäjenjfdjinu  ber  ultraniolette  Seil  be«  Spettrum« 
Schimmer;  nad)  lepterm  Körper  pat  man  bie  Erfchei-  beträchtlich  bellet  unb  noch  Weiler  Berlängert.  Sie 
nung  g.  genannt,  Übergiegt  man  gerfleinerte  ©flan-  ultraoioletten  Strahlen  fiept  man  auch  unmittelbar 
genblältcr  mit  SBeingeift,  worin  fich  ba«  ©lattgrün  burch  «in  OllaS-  ober  Duargpri«ma  in  bläulichgrauer 
(ßhlorophhll)  auflöft,  fo  leuchtet  bie  grüne  2öfung,  (laoenbelgrauer)  garbe , wenn  man  ba«  gewöhnlich 
Bon  ben  Sonnenftrahlen  getroffen,  mit  blutrotem  adein  fieptbare  bede  Spettrum  abblcnbet;  unter  Auge 
2id)t;  eine  blaue  2öfung  Bon  2admu«  fluoreäjiert  ift  alfo  feine« weg«  unempfinblich  für  biefe  Strahlen 
orange,ebenfoeinepurpurrote23funguon  Jiapbtba*  h&<hfter  ©redhbarfeit,  fonbern  nimmt  fie  unter  ge- 
linrot.  SRocp  auffadenber  geigen  fid)  biefe  Erfcpei-  wohnlichen Umftänben  nurbe«wegert  nicht  wahr,  weil 
nungen  bei  ©clicptung  mit  bunfe[Biolettem2iebt.  ©e-  iie  im  Sergleid)  ,)u  jenen  heden  Strahlen  ju  licht- 
fonber«  intenftoe  g.  befipt  bie  wäfferige  2öfung  be«  schwach  ftnb.  garblofe  ober  fchwach  gelbliche  Sub- 
gluoreSgein.  Schon  eine  Spur  baoon  in  ©Taffer  ftanjen,  wieEh>ninlöfung,Au«jugber91ofefaitanicn* 
gebracht  lägt  biefe«  im  Sonnenlicht  ober  im  bunfel-  rinbe,  ©etroleum  :c. , bie  nur  bie  tid)tichwachen  oio- 
Bioletlen  2id)t  fchön  fjedgrün  fluoreszieren.  Unter  letten  unb  ullraBioletteu  Strahlen  abfovbieren  unb 
ben  feften  Stoffen  zeigt  namentlich  ©latineRan-  biefem  Utnflanb  ihr  nahezu  farblofe«  SitSfepen  ocr- 
barüum  g.  ©apict  mit  feinem  ©uloer  biefe«  Stoffe«  banfen,  fönnen  nur  unter  bem  Einflufs  biefer  Straf)- 
befiehl  (gluore«zenzf<hirnt)  leuchtet  im  bunfel  len  höchfter ©rechbarfcit fluoreszieren.  Sie  foratlen- 
Bioletten  2icht  intenfio  hedgrün.  (Ein  einzelner  Rri-  rote  2öfung  be«  Eofin«  bagegen,  bie  erbfengrün 
ftaüzeigtpoIartfierte3gifuore«zenzlid)t,ebenfo  fluoresziert , wirb  burch  bie  grünen,  Maphlhalinrot 
boppeltbrechenbe  Rriftade  anbrer  Substanzen.  Sieg,  burch  bie  gelbarütten,  ©lattgrün  burd)  bie  hochroten 
bleibt  felbft  bei  — 200° erhalten.  Sonöafen fluore«-  Strahlen  am  ftärfften  erregt,  in  jebem  gaü  nämlich 
Zieren  bieSänipfe  Bon  3ob,  Kalium  u.  Matrium.  burch  bie  Strahlengattung,  burch  beren  Abforption 
Sa«  g!uore«zenzfpeftrum  be«  leptern  enthält  auch  bie  bie  gefattiate  gärbung  biefer  Körper  Berurfadjt  wirb, 
Matriumlmie.  Ser  Biolette  gobbampf  fluoresziert  unb  bie  flöh  im  Speftrum  be«  burhgelaffcncn  2ichte« 
orange  unb  wirb  Bon  ben  grünen  Strahlen,  bie  er  (Abforptionäfpeftrum)  burch  einen  fdiwarzen  Vlbfotp- 
am  fräftigften  abforbiert,  am  ftärfften  erregt.  Sa«  tionäftreifen  an  ber  entfprechenben  Stedc  fenntlich 
g(uorc«3enzlicht  Bon  Olafen  unb  Büdiq  flaren  glüffig*  macht.  Sa«  Bon  einem  fIuore«zierenben  Körper  au«- 
feiten  ift  ftet«  unpolarifiert,  im®egenfap  ju  bem  Bon  geftrahlte  2icht  ift  zufamntengefegt,  auch  wenn 
trüben  glüffigfeiten  auägefenbeten  refleltterten  2id)t.  ba«  erreaenbe  2id)t  einfach  ift.  35a«  gIuore«,zenz- 
2ägt  man  Sonnenlicht  burch  eine  glafcpc  mit  ©etro-  licht  be«  ©ctroleum«,  ba«  burd)  einfach  Biolette«  2icqt 
leum  gehen,  fo  oermage«,  obgleich  Biel  heder  al«  ge-  heroorgerufeic  ift,  wirb  burch  ein  ©ridma  zu  einem 
Wöhnliche«  Sageälicht,  ben  blauen  Schimmer  in  einer  Speftrum  auägebreitet,  ba«Mot,  Drange,  Qfeib.Orün, 
Zweiten  glafche  mit  ©etroleum  nicht  mehr  h«rBorzu>  ©lau  unb  ©iolett  enthält,  jebodj  in  einem  Solchen  ge- 
rufen; e«  muffen  bemnnch  Strahlenarten,  bie  biefe«  genfeitigen  ©erljältniä,  bag  bie  au«  aden  biefen  gar- 
©ermögen  befipen,  im  ©etroleum  ber  erften  glafche  ben  genrifchte  gIuore«zenzfarbe  blau  erfcheint.  ©ei 
Zurüdbeljalteu  (abforbiert)  unb  zur  (Erregung  be«  farbloieu  ober  aden  unfeheinbar  gefärbten  fluore«zie* 
blauen  Öichte«  Berbraud)t  Worben  fein.  Siur  Solche  renben  Korpent,  bie  wie  ©etroleum,  (£l)inin!öfuiig  ic. 
Strahlen  fönnen  bie  g.  irgenb  eine«  Stoffe«  heroor  nur  bie  brechbareren  Strahlen  be«  Xages[id)t3  ab- 
rufen,  bie  Bon  ihm  abforbiert  werben,  unb  fie  tun  forbieren,  enthält  ba«  auSgeftrahlte  gluore«zenzlicht 


Soccneicfpettrum  mit  bem  uttraototetten  Zeit. 


728  gtuoribe  — 

nur  fold)e  Slrohlen , bi«  weniger  brechbar  pnb  als 
DaS  crrtgenbe  einfache  Sicht  («tofeSfhe  Sieger), 
©ei  jenen  fluoreSlierenbcn  Subpangen  bagcgcn,  bie 
ftd)  burd)  parle  HbforptionSpreifen  im  ©ebiet 
ber  minber  bred)baren  Strahlen  auSgeichncn  ltnb  ho- 
her lebhaft  gefärbt  erfdietuen,  tonnen  imgluoreSgeng- 
lid)t  and)  Strahlen  enthalten  fein,  bie  brechbarer  fmb 
ala  baS  erregenbe  S!id)t.  ©rregt  man  5.  B.  Naphtha 
linrot  burd)  SJidjt,  bas  burd)  roteS  ©lab  gegangen  ift 
tmb  nur  rote  unb  orangefarbene  Strahlen  enthält,  fo 
ift  baä  erregte  gluoreSjengliht  auS  3) ot,  Drange,  ©elb 
unb  ©elbgrün  jufanimeugciejjt,  burd)  orangefar- 
benes Üidjt  finb  al|o  bie  ftärlcr  brechbaren  gclbgriinen 
Strahlen  heröorgenifen.  ©ei  biefen  ber  StofeSfhen 
Siegel  nicht  unterworfenen  Subflangen  erregt  über- 
haupt jeher  abforbierte  Strahl  ftetS  baS  boüjtänbige 
ber  Subftanj  eigentümliche  glttorcSgengfpefiruin. 
glttoribc  (gluorüre),  f.  gluor. 

Fluorit,  SRineral , fooiel  Wie  glußfpat. 
gluorfalittm,  fobiel  wie  Äaliumpuorib. 
gluorficfcl,  fobiel  wie  ttiefelpuorib. 
gluorficfclmctalle,  bie  Salge  ber  ffiefclfluor- 
Wa  ijerftofffäure. 

luormctallc,  f.  gluor. 
luoroffop,  f.  9fi3ntgenftraf)Ien. 
luorftlicium,  f.  ßiefelpuorib. 
InorftliciummtiaQt,  bieSalge  ber  Sief clfluor- 
toaiferftofffäure. 

gluortoaffcrpofffäurc  (glußfäure,  gluß- 
fpatfäure)  HF1  finbet  ftd)  nicht  ht  ber  Statur,  wirb 
erhalten,  wenn  man  gcpulbcrten  fiefclfäurefreicngluß- 
fpat  ober  Shl)olith  tn  einer  Siet  orte  Bon  ©latin  ober 
©lei  mit  Sitriolbl  erwärmt.  DaS  ftd)  eittwidelnbe 
gluorwafferpoffgaS  ift  farblos,  rieht  ftedtenb  fauer, 
bilbet  an  ber  2uft  bidjte  Siebet,  erjeugt  auf  ber  £>aut 
fchr  fchmerjhafte  Blafen  unb  ©eichwüre,  Wirft  ein- 
geatmet giftig  tmb  gibt  bei  parier  llbtül)!ung  in  einer 
©erläge  auSBlci  ober©latmeine  farblofe,  rauchenbe, 
öußerft  äßenbe  glüfpgfeit  Born  ipej.  ©ew.  l,ijc,  bie  bei 
19,*°ficbet,  inbcrÄälte  erftarrt  u.  bei  — 92,5°  frfjmil jt. 
©om  Soffer  wirb  baS  ©aS  äufserft  begierig  abforbiert. 
Säfferige  g.  fann  nid)t  in  ©laSgefäßcn  bereitet  ober 
aufbemabrt  werben,  weil  fte  ©laS  fehr  encrgifcfi  an- 
greift.  3um  ©ufbewahren  eignen  pd)  ffluttaperha- 
flafdjen  ober  ©laspafhen,  bie  inwenbig  mit  einer  ©a- 
vaffinfdjicbt  überzogen  ftnb.  g.  hat  große  ähnlichfeit 
mit  Saijfäurc  (€f)lorwafferfiufff&ure),  raucht  pari  an 
ber  Suft,  greift  bie  meiften  Süielatle  an  (nicht  ©latin, 
©olb,  ©let),  löft  ßiefclfäure  unb  jerfejt  beren  Salje, 
WlaS-  unb  Donwaren.  Sit  SKetaDen  bilbet  fte  bie 
gluoimetalle(f.gluor).  ©cibcrCleftrgthfegiollrodne 
g.  freies  gluor.  Dian  benußt  g.  jumlÜßen  auf  ©laS. 
3n  ber  d)emifchen  Vlnnltjfc  beutet  baä  Grfheinen  bon 
Stßunaen  auf  ©lad  bie  ©egenwart  oon  gluor  an.  g. 
Wirft  fehr  günftig  bei  ©ärungen.  Sie  oenniubert  bie 
Säuerung,  förbert  baS  SJachstunt  ber  £>efe  unb  un- 
terbrüdt  bie  fd)äblid)en  Safterien.  Säbreub  ber  ©er- 
juderung  ber  Stärfe  barf  fte  nod)  nicht  in  bie  SRaifche 
gebracht  werben,  weil  fie  bie  3uderbilbung  beeinträch- 
tigt. Die  bei  ihrer  Slnwenbtmg  erhaltene  Schlempe 
ift  fehr  haltbar  unb  bent  ©ich  juträglid).  flrgneilid) 
(als  3«haIalion)  ift  g.  gegen  £ungenfd)Winbfuht  an- 
gemenbet  Worben. 

gluoPlifate  (gluate),  f.  ftiefclfluorib. 
glur  tgelbflur),  flad)c3,  ebenes  £anb,  fowohl 
SBiefc  alS  llderfelb;  bann  int  Sinne  Bon  gelbmarf 
fämtlidje  einer  ©emeinbe  gehörige  fflruitbftüde  , ihre 
örenje  (glurgrenje  obcrglurfdjeibung)  ift  mit 
örengp  einen  (glurfteinen  ober  SRarffteinen), 


glurregelung. 

juweilen  auch  mit  einem  ©raben  (glurgraben)  ober 
mit  einem  3aun  (glurjaun)  bejeidjnet,  unb  ihre 
©ichtigfeit  wirb  Bon  3***  8U  3e't  burd)  einen  glur* 
)ug  unlerfud)t.  ©ei  ber  ge!bmirtfd)aft  wirb  auch  ber 
tn  gleicher  'Seife  bemeßte  gläehenteil  g.  genannt  (f. 
üanbroirtfhaftlihe  ©elriebsfhfteme).  - - gn  ber  Bau* 
funbe  ift  g.  foniel  Wie  $muSflur.  Dann  auch  bie 
Seltne  einer  Scheune  (f.  b.). 

glur,  ber  innere  SdpffSbobett.  3m  Sentenriß 
heißt  bieSente  im  libergang  beSBobenS  jur  Schiffs- 
wanb  glurfenle;  bie  innere  ©erplanfuttg  brS  So- 
bettS  bilben  bie  glurWeger.  3_m  SWafhtneratuim 
bilben  bie  glurp lallen  ben  gußboben. 
lurbcrcinigung,  f.  glurregelung. 

Ittrbtübcr,  foniel  wie  ©tBolbritber  (f.  b.). 
lurbuch,  ein  ©uch,  in  bem  bie  einzelnen  © nmb- 
fiüde  eine®  ©egirfS  unterllngabe  ihrer WröRe  Berjeid)- 
net fmb.  ©gI.gelbmefjfunft,S.400,unbfflrunbbüd)er. 
glurbicncr,  f.  gelbbiiter. 
glurcu,  bie  ©ruppen,  in  Welche  bie  gebent  auf 
bem  StBrper  ber  ©Bgel  (f.  b.)  georbnet  ftnb. 
glurgctnarrnttg,  f.  fflarf. 
giurfarten,  f.  gclbmcfifunft,  S.  400. 
gturmafte,  foBiel  wie  gelbntaßc. 
glurregelung  (gelb-,  glur-,  ©entarfungS. 
regulierung.ällarfungg-,  glur-,  gelbbcrei« 
nigung),  eine  Sfeform  bcS  3uitllnf|t=!  ber  gelbpur 
(gelbmarf),  bie  eine  freie  unb  beffere  fflen upung  ber 
2änbercicn  baburcf)  ermöglicht,  baß  jWedmäßicgeSBege 
hergeftellt,  bie  fulturfdtäblichen  Önmbgeredjtigfeclen 
unbSKlcigentumSncrhältniife  aufgehoben  werben,  ber 
Canbwirt  freie  3ufahrt  Bom  Sege  ju  feinen  önmb- 
ftüden  erhält  unb  bie  ©emenglage  beicitigt  wirb,  ©ine 
joldje  Wirtfchaftlidic  Neuregelung  ber  gelbpur  War  in 
Bielen  ©egenben  2>eutfd)lnnbS  nolwenbig  geworben 
infolge  ber  gefchidjlltchen  ßntwidelung  ber  ©epßoer- 
hältmffe  an  ©runb  unb  ©oben  unb  ber  baraus  her- 
Borgegangenen  ©emenglage  ber  flder,  b.  h-  her 
Brütdten  ©epßBertcilung,  bei  ber  bie  flder  unb  auch 
felbft  fleinc  ©arjeüen  ber  einzelnen  in  ben  Bcrfhiebe» 
nen  Seilen  ober  ©ewannen  ber  gelbmarf  jerflrcut 
pttb.  Cm  großer  Jcil  ber  ©arjetlen  lag  nicht  an  einem 
Sege ; bie  ©enußung  berfelben  war  abhängig  Bon 
ÜbcrfahrtSrehten  unb  anbent  Seruituten  \'i!pug- 
wenberechlf,  Sreppred)le tc.),  inSbef.  BonSeibegereeh- 
tigfeiten,  für  Welche  bie  Seihenfolge  in  ber  lluSübung 
ganj  genau  beftiutmt  War.  Sie' Sege  felbft  waren 
oft  uttjWeduiäßig  angelegt,  bie  äußere  ©eflaltung  ber 
©runbftiicfe  einer  auSgtebigcn  ©ewirlfchaftung  hin- 
berlih  (® rcnjpreifett , rtnraine  an  benfclben,  Sen* 
bung  beS  ©pngeS,  gußwege),  bie  ©ewirtfhaftungS- 
foflett  BcrhäUttiSmäßig  groß,  (Durchführung  größerer 
■äHeliorationcn  unb  borteilhaflercr  SetriebSweiien  fo- 
wic  Viulage  richtig  ocrlaufenber  Safferfurhen  un- 
möglid).  ®atu  fam,  baß  bie  ©emenglage  ju  Bielen 
©rengftreitigfeiten  Slnlaß  gab.  ©ei  biefem  3upuub 
unterlagen  bicfflrunbbepßer  betnglurjwang,  b.  h- 
bent  3wang , auf  ihrem  Unbaulanb  etiten  gemein- 
fhafllichen,  im  wefentlihen  gleidjen  gruhtbau  (nteifl 
bie  ertcnpBcSireifflberwirtfhafOmit  übereinftimmen- 
ben  ©eftetlungS-,  HuSfaat-  unb  Srntefriflen  innegu- 
halten,  UbeiiahrtSreht  unbSrahweibegu  gepalten  tc. 
Da,  wo  bie  ctnjelnen  ©auern  non  flnfartg  an  ihr 
lldedanb  in  einem  größern  Stücf  hefaßen,  hatte  man 
»War  niht  unter  ber  ©emenglage  ju  leiben,  aber  es 
beflanben  bod)  auh  h>tr  hie  Selbe-,  Überfahrt®  unb 
©flugweube reeßte  tc.  ©rauchbares  Wderlanb  war  oft 
gemetnfameS  Seibelanb ; Salb  unb  auh  Siefenlanb 
waren  teils  genteinfameS  Cigentum,  teil«  Seibe*  unb 


729 


ylurregcluitg  (©efepgcbung  in  Xeutfdilanb  ic.). 


nnbem  9hißiing8rcd)ten  dritter  unterworfen.  ©ine 
Berbefferung  biefer^Ju'tclnbe  (ann  berbeigefübrt  Wer- 
ben burd)  Bsegeregulierung , Blrronbierung  unb  öe- 
mcinbeitateilung. 

Sie  einfache  SSegeregulierung  (SBegberei* 
itiqung)  befiehl  in  bcr  Blnlage  eine«  neuen,  jwcd- 
mägigen  BSegencpc«,  bei  bem  jebeBarjelle  Wenigften« 
auf  einer  Seite  an  einen  ®eg  gren jt , wo  burd)  ifjr 
Befiper  Bott  ber  B8irlfd)aft«füt)rung  ber  aitbem  un- 
abhängig  Wirb.  Sen  Barjcllcn  wirb  jugteid) , unter 
Vlubtaufd)  BonSänbereien,  eine  möglidift  regelmäßige 
gigur  gegeben.  Wlcidjjeitig  wirb  bie  Blblüjung  etwai- 
ger ®runbgcred)tiglciten  Oorgenommen.  Bei  ber  Bi  r» 
ronbierunn  werben  burd)  3uf®tnw*nltBu"9 
unb  Umtaiifd)  Bon  BarjeUen  ©emmglage  unb  giur- 
»Wann,  bann  jwedntäßig  aud)  gleidjjeitig  bie  Wirt« 
fchaftlid)  na(f)teiligen  ©nmbgeredjtigfeiteit  befeiiigt 
(g e 1 b b e r ei  n i g u n n).  £>ier  fmb  ju  untcrfdjeibeit  bie 
Bereinöbung  unb  bie  SVonfolibation.  SieSerein» 
Übung  bilbel  eine  Boüftänbige  Blrronbierung.  inbem 
jeher  einzelne  ©rutibbefiper  fein  ganje«  Befiptum  in 
einem  jufammenljängenben  Slütf  erhält,  auf  bem  bie 
SHopn-  unb  SBirtßbaftSgebäube  flcben  fotlen.  Xurd) 
fie  wirb  bie  Sorfgemeinbe  in  ©cmcittben  Bon  ©injel- 
böfen  umgewanbelt  (ogl.  Blbbau).  gür  bie  Brobuf- 
tion  bietet  fie  jwar  manche  Borteile,  bod)  ift  fte  nur 
Bereinjeit  burdifübrbar,  ba  ber  Übergang  Born  Xorf- 
junt  &offt)flem  (f.  b.)  mit  ju  großen  Soften  (Bibbrud) 
unb  Aufbau  Bon  ©ebäuben  :c.)  unb  mit  maneben 
SlacSteilcn  in  fojiater  £>infiebt  Berbunben  ift.  Bei  ber 
Sfonfolibation  ober  Berfoppctung  (in  Öfter« 
reid)  Sf  onimaffation)  Wirb  nur  bie  ber  Bar« 
jetlcn  burd)  3utanimenlegungeit  Berringert,  inbem 
Die  Beftpcr  it)te  Sänbeteien,  frei  Bon  ©runbgeredjtig- 
feiten,  in  Wenigen  großem,  minbeftenä  auf  einer  Seite 
an  einem  83ege  liegenben  glächett,  Heine  unter  Um- 
ftänben  and)  m einem  Stiid  erhalten,  ba«  ffiegenep, 
bie  öewanneinteilung  beffer  al«  biätjer  unb  ber  SBaf- 
ferabtauf  bitreh  jwedmäßige  Anlagen  (©räben,  Soh- 
len ic.)  geregelt  ift.  Bitte  ber  Sertoppelung  untertie- 
grnben  ©runbjtüde  Werben  aI8  eine  gemeinfcßaftliche 
ÜRaffe  bebanbelt,  au8  ber  bie  einjetnen  gntereffenten 
nad)  Stiaßgabe  bc8  SSerle«  ihre«  bisherigen  BefipeS 
iljren  Blntetl  erbatten.  Bldcr«,  SBicfen-  unb  SSeibetanb 
Werben  babet  gefonbert  bebanbelt,  ebenfo  in  ber  Siegel 
fiänbereien  mit  Berfcbiebenen  Bobenflaffen.  Bei  ber 
SBerfoppetung  foll  Jeber  Beteiligte  mögtidjft  gleieboiel 
Sanb  berfelben  Blrt  unb  in  gleicher  ©nlfenmng  er- 
balten, wie  er  tä  Borßer  befeffen  batte.  Ser  ©rtrag 
beä  fultiirfäfjigcnBobcnS  wirb  burd)  foleSellmlegun- 
qen  in  ber  Siegel  minbeflenS  um  V» — V»  gefteigert. 
Sie  © emeinbeitäteilung  beftebt  in  ber  Befreiung 
beb  ©runbbeiipc«  Bon  gegenfeitigen  unb  einjeitigen 
naibteiligen  Sertituten  (inobef.  33eibered)ten)  unb  in 
ber  Umwanblung  Bon  ©efamleigentum  in  Sonber« 
eigentum.  SSenn  bie  ®eniembeit«teilung  eine  allge- 
meine ift  ober  aud)  nur  größere  Seile  bcr  gelbmar! 
umfaßt,  fo  ift  fte  regelmäßig  aud)  mit  Blnlegung  neuer 
SBege  unb  mit  einer  Siegelung  beb  Silafferablauj«  ju 
Berbinben  unb.  Wo  ©emcnglage  beftebt,  aud)  auf  Um- 
unb  3ufammenlegungen  auSgubebnen.  ©eitereS  f. 
unter  »©emeinbeitSteitung«. 

gturregelungen , jumal  Wenn  fie  febr  utnfaffenb 
fein  fotlen,  foinmen  burd)  freie  Bereinbarung  ber3n- 
tereffenten  faum  juflanbe.  gilt  ihre  Surdjfübrung 
ift  einSinfd)reiten  ber  ©efepgcbung  erforberliib.  £cp- 
tere  bat  fu!turfd)äb!id)e  ©runbgereebtigfeiten  aufju- 
beben,  bej.  bie  Btblöfung  (f.  b.)  berfelben  auf  Blntrag 
eine«  ber  flntcreffenten,  Blrronbierungen  aber  in  ber 


Blrt  ju  ermöglichen,  baß,  wenn  eine  SKebrbeit  fi<b  ba 
für  erflärt,  bie  2J!inbrrl)ett  teilnebmen  muß.  Sa  bie 
Blrronbierung  tief  in  bie  Befipoerbältniffe  cinidmei- 
bet,  fo  erftbeint  ti  geredjtfertig't.  nitbt  bloß  bie  Biebr- 
beit  nach  ber  glädie  ober  naib  tSnmbftcuerreinertrag, 
fonbem  and)  SKebi’beit  ber  Stopfe  ju  forbent  unb  bie 
jwangSweife  Blrronbierung  Bon  obrigfeitlid)cr  Prü- 
fung unb  ®enebmigung  in  georbuetemSerwallungb 
berfabren  mit  BorauSgebenber  Blnbbrung  betonter- 
eif eilten  abbängia  ju  maißen.  Bom3wang  fmb  Bau- 
pläne, ©arten.  Steblanb  tc.  auSjunebitien.  ®albun- 
gen  fmb  in  allem  ©efegen  bem  BerloppeIung«jWang 
tiicbt  unterftetlt,  in  einigen  neuem  bann  nidjt,  wenn 
fte  forftmäßig  ju  bebanbeln  fmb  unbSeile  eine«  forft- 
wirtfcbaftlidjen  ©anjen  bitben.  Sod)  wirb  aud)  im 
leptern  gaUe  3wang  mgetaffen  (fo  in  Reffen),  wenn 
ba«  Unternehmen  fonft  nidjt  burdifübrbar  wäre.  3n 
ben  öftlidioi  Brooinjen  Bon  Preußen  (öefeh  Born  2. 
Blpril  1872)  fmb  Salbungen  Born  3wang  überbaupt 
nidjt  ausgenommen,  ^npotbefen  unbSieaUaften  wer- 
ben auf  ben  neuen  Bcfijj  übertragen.  Binbaßnung 
unb  Surdjfübrung  bon  giurregelungen  fönneit  er- 
leichtert Werben  burd)  aufflärenbe'  unb  anregenbe  SBirl. 
famfeit  ber  Berwaltung,  BeftcKung  eigner  Snltur- 
teebmter,  bie  fadjBcritätibiqen  Slat  erteilen,  bie  fSläne 
entwerfen  unb  bie  Biu«fül)nmg  bcr  g.  teilen,  ober 
burd)  ©infepung  befonberer  Beriualtungöoigane, 
Welche  bie  Sleform  überall  fgftematijd)  biiribfübren 
unb  bie  Befugnid  haben,  alle  entftebenben  Streitig- 
feiten feibftänbig  mit  Blu8fd)luß  be«  gewöbnlidjen 
Sle^loWegeö  ju  entfdjeiben ; auch  babunb,  baß,  wie 
bicä  in  Breußen  geiebab,  ber  Staat  einen  Seil  ber 
Sofien  trägt,  unb  baß  bie  Sofien  für  neue  SScgeanla- 
gen  gang  ober  y S.  Bott  ber  ©emeittbe  übernommen 
werben.  Bll«  weitere  görberunggmittei  finb  bie  San- 
beäfulturrentenbanfen  (f.  b.)  unb  bie  BtblöfungSban- 
feti  (Sleitleitbanfen)  ju  nennen  (ogl.  Blblöfung). 

3n  Seutfd)tanb  wiefen  bie  Bcrtreter  ber  ffolijei- 
unbÄameralWtffenfdjnft  jdjon  feit  Bütte  beä  18.  Jalirl). 
auf  bie  Siaißteile  ber  biäberigen  Bierteilung  unb  9c 
wirtfd)aftung  ber  Sänbereien  bin  unb  forberten  im 
3ntereffe  ber  Sanbeüfultur  eine  Snberung.  SHan 
empfahl  junätbft  bie  Seilung  ber  im  Beftpe  ber  ©e- 
ineiitben  :c.  beßnblidieu  ©cmeinbeiten.  ©injelneStaa. 
ten  beförberten  foldje  Seilungen  auf  bem  SSege  freier 
Bereinbarung  (j.B.Breußen  1765,  f>annoucr  1768), 
ebenfo  3ufammenlegungen  (Sänemnrf  in  Sdjteöwig* 
^olflein  feit  1766;  Breußen  in  Bommcrtt,  Serorb- 
nuttg  Born  1.  Siai  1752;  Sloffou  feit  1772;  umfaf* 
fenbe  Berfoppelungen  in  Siinemarf  1770  -1809,  in 
3 dnoeben  im  18.  3“ftrb-,  hier  allgemeine  ©efepe  Bon 
1802,  1821, 1827  unb  1866,  in  Slorwegen  Bon  1821 
unb  1822,  in  ffingianb  feit  1709  auf  ©runb  japlrei- 
d)cr  Euclosure  acts).  Bereinjeit  würben  and)  fdjon 
im  18.  3abrb-  ®emeiitl)eit8teilung«orbniiiigeti  erlaf- 
fen, in  größemt  äRaß  aber  würbe  bie  Sletorm  erft 
im  19.  3“brf)-  in  Singriff  genommen.  Sie  erlaffenen 
©efepe  finb  teils  iold)e  über  ©emeinbeitäieilungen 
(f.  b.),  teil«  Sfonfolibiitton«.,  teil«  SBegeiegulierung«- 
gefepe.  3"  Baff  au  (nidjt  fo  in  aitbem  Sänbem)  würbe 
burd)  Bcrorbnung  oom  22.  BVärj  1852  neben  ber 
bisherigen  jwangoweifcnSfonfolibaiion  (Bcrorbnung 
Born  12.  Sept.  1829)  aud)  bie  bloße  jwangüweife 
SBegeregulicrung  nad)  BBabl  ber  fiutercffeiiien  ju- 
geloffen.  3m  allgemeinm  ift  bie  Seform  in  Slocb- 
uiibSSittelbcutfiblanb  weiter  bunbgefübrt  al«  iitSüb- 
beutfd)lanb.  Sie  g.  ift  hier  freilief)  aud)  fdjwieriger 
al«  bort.  SnBreußeit  batte  bie  ©efepgebuna  (©einem, 
beitüteilungäorbnung  Born  7.  3'tni  1821)  anfangs 


730  glurfdiabe  — 

nur  ©cmeinheitäteilungcn  im  Auge.  Sine  jwangä» 
Weife  3ufammm*'8unfl  oon  ©runbflüden  war  nur 
infoweit  julfifftg,  als  biefe  ©runbftüde  in  irgenb  einer 
gemeinfdbaftlidjcn  Sugung  ftanben;  bie  blofse  ffle« 
menglage  gab  fein  Red)!,  auf  eine  jwangSweife  Siege- 
lung ber  fjelbflur  3U  pronoiicren.  Die  Serorbnung 
Bon  1838  befihränftc  baS  ©rouofattonärccbt  unb  for- 
berte  ju  ©emeinbeitstcilungcn.  bie  nur  mit  Uttitaufch 
non  £änbereien  auägefiifjn  werben  fonnten,  bie  3u- 
Kimmung  ber  ©eftger  beS  ber  gläehc  nah  nierten 
leilä  ber  umjulegenben  Adergrunbftüde.  Um  ju  be- 
wirten, baß  bie  ©eiiieinhcitotcilimg  iiiiigltd)ft  bie  ganje 
gelbmarf  umfaffe,  füllte  in  einem  iolcfjett  ©rooofa- 
tionäfad  burib  bieSeljürben  ber©erfud)  gemacht  Wer- 
ben, bie  Regulierung  auf  bie  ganje  gelbmarf  auSju- 
bebnen;  feblug  biefer bureb  bie  tBeigerung non 3nter» 
effenten  fegl,  fo  fotlte  auf  eine  neue  Regulierung  erjt 
nach  jwölf  fahren  unb  nur  bann  pronojiert  werben, 
wenn  bie  Mchrjahl  ber  SJntereffenten  bamit  rinnet- 
ftanben  fei.  Auch  bie  rbeinijebe  ©emeinheitäteilungS- 
orbnung  nom  19.  Mai  1851  machte  bie  Umlegung 
allein  für  Arronbierung  ber  Abfinbungcn  erzwing- 
bar.  3)aÜ  ©efeg  nom  2.  April  1872  beleitigle  enblicf) 
für  ba3  ffleltungägebiet  ber  ®emcinheitSteilungäorb- 
nung  non  1821  beit  bisher  feftgebaltcnen  fflrunbfag, 
bog  nur  gemeinf<hafllt<her  ©enugung  unterliegenbe 
ober  freiwillig  eingeworfene  ©runbftüde  311  r Umle- 
gung gejogeti  werben  biirfen,  inbem  eS  beflimmte, 
baf)  auch  anbre  ©runbftücfe  ber  3ufammen!egung 
unterzogen  werben  fbnnen,  wenn  bie  Eigentümer  non 
mehr  als  ber  fcälfte  ber  nach  betn  ©nmSftcucrfatafter 
berechneten  Slael»« , bie  jugleiig  mehr  als  bie  Hälfte 
beä  fiataftralreinertragc!  repräfentiert , bieä  beantra- 
gen  unb  bie  SreiSoerfammlung  ben  Eintrag  geneh- 
migt. 3n  Sacbfen  waren  Um-  unb  3ufammenlegun* 
gen  früher  nur  gütlich  ju  erreichen.  laä  ®efeß  nom 
14.  3uni  1834  maibte  fte  bei  3t»<ibrittel-Mchrhcit 
erjfcingbar.  9fad)  bem  ©efeg  nom  23.  3uni  1861 
finbSecfoppelungen  fo  Weit  burdjgeführt  worben,  alä 
baS  ©ebürfniS  bafür  nicht  bunt)  bie  mehr  alä  bie 
£>älfte  beä  Sanbeä  bebeefenben  ©albljufen  unb  eine 
gewiffe3abl  fleinerer  binreichenb  arronbiert  telegener 
Seiler  unb  ©utähöfe  auSgefdjloffen  War.  'Huch  in 
ben  anbern  beutfehen  Staaten  Würbe  meift  ju- 
näehlt  bie  Aufhebung,  bej.  AblilSbarfeit  ber  Seroihiten 
geregelt.  Weitere  glurregelungSgefege  ergingen  erft 
ipäter.  gaft  alle  Staaten  gejtatten  Die  jwangäweife 
Aufhebung  nonffiemcinheiten  für  prinate  ffirunbftüde 
unb  bie  jwangäweife  3ufantmtnleguttg  non  ©runb- 
flüdeit.  Sie  ©eftimntungen  bezüglich  beä  ©ronofa- 
tionärechtä  fmb  nerfchieben.  Manche  geben  eä  fihott 
einer  Minberbeit  (,».  ©.  Altenburg,  Meiningen, ®otf)a, 
Schwnriburg-Rubolftabt),  bie  meiften  forbern  eine 
einfache  Mejjrheit,  beregnen  biefe  aber  rnieber  ner- 
fchieben. 3)ie  ©iibung  einer  Mehrheit  war  feitber  in 
©aben  (1856),  Men  (1857)  unb  ©apem  (1861)  er- 
fchwert.  liefet  Mangel  würbe  befeitigt  in  ©aben  bitreh 
©eieg  nom  21. Mai  1886,  ©apernffleieß  noni  29.  Mai 
1886,  Mfen  ©efeg  nom  28.  Scpt.  1887.  SBilrttem- 
berg  batte  bisher  nur  einSBegeregulierungSgefeg  (nom 
26.  Märj  1862).  3)0(1)  ift  30.  Mörj  1886  auch  ein 
©efeg  flbergelbbereinigung(3ufammenlegungen)  er- 
fehienen.  Alle  biefe  ©efefje  [affen  ben  Beteiligten  bie 
©tabl  jwifepen  ber  einfachen  48egeregulierung  unb 
ber&ufamntenlegung.  ©emeinbeitäteilungen  unb3>i< 
fammenlegungen  im  beutfehen  Sinne  finb  außerhalb 
DeutfchlanbS  nur  in  Öfterreich  ©cbilrfniS.  ®ort 
finb  fchon  1768  Xeilungen  ber  ©enteiubutungen  an- 
befohlen Worben,  unb  SerOitutenabIftfungen  haben 


glurumgaug. 

1848  in  großem  Umfang  bei  ber  ©runbentlaftung 
ftattgefunben.  X>aä  ©efeg  nom  7. 3uni  1883  über  bie 
3ufammenlcgung  non  ®runbftüden  hat  abernieleä  ber 
Autonomie  berümjcllänbet  überlaffen.  Cpne  weitere, 
nur  mit  3uftimntung  ber  Sanbtage  ju  erlaffenbe  St- 
iege fann  bie  Ausführung  nicht  erfolgen.  ©iS  jegt  er- 
fchien  nur  ein  ©efeg  für  Mähren  nom  13.  gebt.  1884. 

©gl.  Sieg,  ©efcbicbte  ber  ©creinäbung  im  Ipocp- 
ftift  Jtempten  (ffemplen  1865);  £.  n.  Stein,  Ser- 
wattungslebre,  8b.  7 (Stuttg.  1868);  Sehend,  S)ie 
beffere  Einteilung  ber  gelber  unb  bie  3ufantmen- 
legung  ber  ©runbftüde  (SBieSbab.  1867);  ©eprer: 
3)ie  Arronbierung  beä  fflntubbeft(jeS  ic.  (Sien  1869), 
$ie3ufammenlegung  ber®runbftüde(baf.  1873)  unb 
Sie  Regelung  ber  ©runbeigentumäoerbältniffe  (baf. 
1877);  Meigen,  Agrarpolitif  (in SehönbergS  -£>anb. 
buch  ber  politifcbencfonomie*);  lerfelbe,  ®er©obeti 
unb  bie  lanbwirtfchaftlichen  SerhSltniffe  beä  preußi- 
fchen  Staats,  ©b.  1 (©crl.  1868);  SBilhelmp,  Über 
bie  3ufammenlegung  ber  ©runbftücfe  in  ber  preuß. 
Shfinprouinz(baf.  1856);  Strämer,  3>ie3ufantmen« 
legung  ber  ©runbftüde  im  örofiherjogtum  Reffen 
(®armft.  1868);  3ubeid),  ®ie  ©runbentlaftung  in 
3>eutfci)Ianb  (fleipj.  1863);  Sette  unb  Rönne,  2>ie 
Sanbesfulturgefeßgebung  beä  preußifchen  Staats 
(8erl.  1853  — 54  , 2 ©be.);  Schlitte,  ®ie  3ufam* 
menlegung  ber  ©runbftüde  (Scipj.  1886  , 3 Ile.) ; 
£iüfer,  $ie  3ufammeitlegung  ber  ©runbftüde  nad) 
bem  preufiifebcn  ©erfahren  (©erf.  1890) ; 3)  e u b e I,  Die 
Seranfchlagung  uitbSerbingung  oon  Sauarbeiten  m 
3ufammenlegungSfaebcn  (baf.  1900);  griebe,  laä 
techntfehe  ©erfahren  bei  ben  ©nmbftüdäjufammen» 
tegungen  in  ©reußen  (baf.  1903).  Ausgaben  beS 
Wütlembergifchen  ©efeßeä  beforgten:  3ecb  (Stuttg. 
1886),  ®aupp  (baf.  1888)  unb  fbcberle  (2.  Hufl.,  lii 
bingen  1887),  beä  bahrijehen:  $>aag  (Abrbling.  1886), 
n.  Müder  (©rlang.  1887 — 91),  Sütnbflofter  (3.  Auf!., 
AnSb.  1889),  ©rcttreich  (2.  «uff.,  Münch- 1900). 

{flurfdtabe,  ber  auf  gelbem,  SSiefen  :c.  bunp 
Iruppenitbungen  bei  Mattönem,  burdi  fflejcchto-  unb 
Schießübungen  entflanbene  Schabe,  Wirb  auf  ©runb 
fomtuiffarifher  Vlbfchäßung  Oergütet.  3)ie  glur- 
abfchäßungäfommiffion  befleht  auä  einem  Se- 
gierungSfommiffar  alä  ©otftgenbem,  einem  Difijier, 
einem  SRilitärbeamten  unb  mmbeftenS  jwei  Sacbner- 
ftänbigen.  gilr®efed)tS-  unb Sihiejjübungm  Ttnb  be- 
jonbere Mittel  auSgeworfen,  auä  benen  auch  bieglur* 
fchäben  für  RegimentSeyerjitien  beftritten  werben. 

^liirfthrini,  Michael,  ©Obenreformer,  geb.  27. 
3an.  1844  in  granffurt  a.  M,,  lebte  1867 — 72  in  ben 
©ereiniaten  Staaten  DonSforbamenfa,  grünbete  bann 
eine  gaorif  in  ©aggenau  (©aben),  bie  1888  in  ein 
Aftienuntcmebmen  ueimanbelt  würbe.  1892  fiebelte 
er  nah  ßaftagnola  bei  Üugano  über,  inbem  er  ftch 
faft  auäfhließlidi  literarifcher  lätigfeit  unb  ber  Ser* 
breilung  feiner  3bee  über  Sobenbeftgrefonn  (f.  b.) 
wibmete.  1887—  89  rebigierte  er  bie  Monatlich  ritt 
»Deutfeh  Sanb«.  Seit  einigen  3abren  lebt  er  in  3ieu- 
feelanb.  Er  fchrieb : »Auf  frieblichem  Siege«  (2. Auf!., 
©aben»8aben  1884);  »ieutfchlanb  in  100  3«hren« 
(Ireäb.  1890);  >©apft  unb  Sojialreform*  (lüffelb. 
1891);  »$er  einjige  ReltungSweg-  (IreSb.  1890); 
»Rent,  interest  and  wages*  (ilonb.  1891);  »©au» 
fteine,  ©eiträge  jur  Sojialreform*  (IreSb.  1896); 
»SSährung  unb  ©Jeltfrife*  (©>ien  1895). 
glnrfentc,  f.  gtur  (Schiiieboben). 
gliirtimgattg , eine  feierliche  Umwanbluna  ber 
fläbtifihen  gelbmarf,  fanb  mit  ©orantragung  ber  Mon. 
ftranj  bued)  bie  ©eifllichfeit,  ber  bie  Cbrigfeit  unb  bie 


731 


gluroertneffung  — glufj. 


Sünfte  folgten,  frittier  an  BtelenCrtcn  meift  atuSRar» 
tu« tage  (25.  Slprit)  ober  1.  'Kai  ftatt,  teils  um  bie 
glur  im  grüfjjapr  ju  fcguen  (f.  Vlefcrfutte),  teils  auch 
um  ben  richtigen  Stanb  ber  glurfteine  unb  bie  dRart- 
fdieibe  gegen  bie  Segeprltcpfeit  ber  umliegenben  ®orf» 
fcpaften  ju  ficpera.  Statt)  ber  Deformation  befielt  ber 
g.  feine  iöebeutung  nur  nod)  als  SedfiSaft  jur  Sid)e- 
rung  ber  ötren.jcn  in  ben  protcfiantifcpenlüänbern  bei, 
unb  man  erjäblt,  baß  hierbei  bie  mitgelaufene  gugenb 
burep  Dprenjupfen  u.  bgt.  Senfjettel  (f.  ®aeptel)  emp- 
fing, um  fiep  fpäter  beffer  ju  erinnern  unb  für  ben 
richtigen  Stanb  ber  ©renjfteine  jeugenju  fonnen. 

Ilumrmeffmtg,  f.  gclbmeßlunü,  5.  400. 
turtncgcr,  f.  3t ur  (Sdtiffsboben). 
lurjiegel,  f.  SKauerfteine. 
iurjtoaug,  f.  glurregelung,  S.  728. 
lu«,  dReprjapl  Bon  Sets  (gilS). 

Infeft,  BeepnungSßufe  in  SaSra,  = ’/iooo  .(Iran, 
lufbing  (ipr.  (ijfd).).  Stabt  im  norbameritan.  Staat 
Dem  Dorf,  an  ber  gteid)nantigen  Bai  ber  'Jtorbtitfte 
Bon  Song  JSSIanb,  10  km  Bon  Dem  Dort-  mit  bem 
eS  burdj  Stampfer  Berbunben  ift,  bat  Biele  Sillen,  ein 
Slofter,  3rrenbauS  unb  ük»)  25,870  Einm. 

. Stuft,  ein  größeres  fließenbeS  ©ewäffer,  baS  burch 
bie  Bereinigung  mehrerer  Bücpe  entfielt  unb  im  Wei- 
tern ©erlauf  entweber  felbft  jutn  Strom  wirb,  ober 
fid)  in  einen  Strom  ober  See , auch  ins  offene  'IRcer 
(ftüftenfluß)  ergiefjt,  ober  in  regentofen  ©ebielen 
fidj  im  SBüftenfanbe  Berliert  (Steppen flu 6).  Sie 
Urfprünge  ber  glüffe  finb  Quellen.  ®ie  Quellen 
(f.  Quelle)  befinben  fid)  an  ben  Slbpängen  ober  am 
guß  eines  ©ebirgeS,  aud)  in  ber  ©bene,  auf  bem  So- 
ben  Bon  Seen,  in  Sümpfen,  furj  überall  ba,  wo  baS 
im  ©oben  angefantmelte  atmofphärifepeSBaffer  an  bie 
Oberfläche  tritt  3um  Strom  wirb  ber  g.,  wenn  ernad) 
berSIufnntjme  mehrerer  anbrer  glüffe  eine  bebcutenbe 
Streite  unb  liefe  erlangt  unb  grünere  glußfcpiffe  trägt. 
3n  ber  Siegel  führen  bieg  lüge  ihren  Damen  aufwärts 
bis  ju  berjenigen  QueBe,  bie  Bon  ber  SRUnbung  am 
toeileften  entfernt  ift;  both  gibt  eS  Biele  Ausnahmen 
Bon  biefer  Kegel.  So  Wirb  ber  3nn  als  Debcnfluß 
ber  ®onau  betrachtet,  obgleich  er  am  ©intuünbungS- 
punft  einen  langem  £auf  hinter  fid)  hat  unb  eine 
größere  SBaffcnuenge  führt  als  bie  Xonau.  'Ähnlich 
Berhält  eS  fid)  bei  SRolbau  unb  ®lbe,  bei  SRiffouri 
unb  dRiffiffippi.  3>Bei  etwa  gleichwertige  Quedflüffe 
nehmen  mitunter  nach  ihrer  Bereinigung  einen  neuen 
Damen  an  (fo  gulba  unb  SBerra,  bie  Quenjlüffe  ber 
SBefer).  3l* tucilcn  wirb  ber  §auptftrom  burep  ein- 
münbenbe  Debenflftffe  auS  feiner  Dichtung  abgelentt 
(fo  bie  Dhone  burch  bie  Saöne).  ®ie  großem  glüffe 
ober  Ströme  mit  ihren  gefamten  Deben-  unb  3uflüf- 
fen  bilben  Stromfpfleme  ober  glußneße.  3)er 
Sanbftricp,  auS  bem  einem  g.  baS  SSaffer  oder  Quel- 
len jugefüprt  Wirb,  heißt  ba«  gluß-  ober  Strom- 
gebiet, berfenige  Steil  beSfelben,  ber  bie  ihm  jugepö- 
eigen  Quellen  in  fiep  faßt,  feinOuellenbejirt.  ®ie 
folgenbe  Tabelle  gibt  (j.  I.  nach  Öicpmann)  Strom- 
länge unb  Stromgebiet  für  bie  bebeutenbften  Ströme 
ber  Erbe  an.  Wobei  aber  betont  werben  muß,  baß 
felbft  für  gut  erforfeßte,  in  Rulturlänbem  liegenbe 
Ströme  bie  Eingaben  bebeutenb  fchtuanlen.  Dur 
Wenige  Sänber  fmb  fo  mufterhajt  burcpmrffen  wie 
SBürltembera  (Bgl.  Degelmann,  gläcpenmpalt  ber 
glußgebiete  SBürttembergS,  Stulle).  1883). 

®ie  gcaenfeitige  ©renje  jrneier  Stromgebiete  nennt 
man  bie  feafferfcheibe.  Sie  wirb  halb  burch  höhere 
©ebirgSgüge,  halb  nur  burep  niebrige  fcügelreipen 
unb  flache  Stobenerpebungcn  gebilbet,  ja  mitunterBer- 


etromlänge  unb  -»eblet  bet  größten  »lüfte. 


Strom* 

Strom» 

■■ 

Strom* 

Strom» 

[finge 

gebiet 

[finge 

gebiet 

Allom. 

DAilom. 

Ailom. 

DAitom. 

5 uropa: 

»frifa: 

fflolga  . . 

8183 

1458900 

TOI  . . . 

5920 

2 800000 

tonau  . . 

2860 

810000 

flongo  . . 

4640 

3300  000 

^on . . . 

1577 

430300 

9Iig«r . . . 

4160 

2 500000 

®niepv  . . 

1712 

527  000 

Satnbefi  . . 

2660 

1430  OCH» 

$etf$ora  . 

1483 

329  500 

Dranje  . . 

1860 

960  000 

. . 

1360 

224  400 

Senegal  . . 

1435 

440000 

ffieic&ffC  . 
9lbt  . . . 

1125 

1154 

181 700 
148000 

ftmertfa: 

Ctxx  . . 

944 

134000 

amatonafi  . 

5710 

7050000 

ßotre  . . 

875 

121100 

Wlftfflpsu  . 

6530 

3248000 

W^one  . . 

812 

97  800 

SHio  be  (a 

®uabiana  . 

820 

66850 

$Iata  . . 

3700 

3 104  000 

Äf  ien: 

SJlacfeuiie 

3700 

1660000 

5t.  goren*  . 

3816 

1248000 

Ob  . . . 

4400 

2915000 

Drinofo  . . 

2225 

944  000 

. . 

4750 

2510000 

3amfefianfl 

5080 

1775000 

bei  91orte 

2800 

620  000 

ÖdHtfle« 

2700 

1060000 

Solorabo 

2000 

590  000 

ßtUQnabo  • 

4150 

980000 

auflralien: 

$nbu*  . . 

3180 

960  000 

8tmu  £<ir ja 

2200 

450  000 

'Uturrap  . . 

2500 

910000 

läuft  fie  auf  §od)platcau«  ober  in  futnpfigem  tief- 
lanb  faft  umitertliep.  £>ier  unb  ba  lammen  auch  natür- 
liche Berbinbungen  jweicr  gluß  • unb  Stromgebiete, 
fogen.  ©abelungen  ober  ©abelteilungen  (Bi- 
f u r 1 a t i o n e n),  Bor.  Sie  bcrüpmtefte  ©ifurtation  ift 
bie  beSDrinofo.  ber  beiESnteralba  einen  etwa 450 km 
langen  Slrm,  ben  ©affiquiare,  jum  Dio  Degro  unb 
burep  biefen  jum  Slmajonenftrom  entfenbet.  3>'  Ita- 
lien ift  ber  Vlmo  burch  bie  ©piana  mit  bem  $ibcr  Ber- 
bunben. 3n  ®eutfeplanb  entfenbet  bie  Sjaafe,  ein 
Sieben fluß  ber  EmS,  einen  3weig,  bie  Elfe,  bie  bem 
Stromgebiet  ber  SBefer  angepört.  ©S  fpielt  fich  fer- 
ner in  oiibbcutfcplanb  eine  bte  uiitteleuropifcpe  SBaffer* 
fepeibe  burepbreepenbe  Bifurtntion  ber  ®onau  ab. 
3wifcpen  3mmenbingen  unb  dRüpringen  in  Baben, 
hart  an  ber  württembergifepen  ©renje,  Berftnft  in  jer- 
Ilüfteten  guralalfen  ein  Jeil  beS  ®onauwafferS,  in 
troefnen  fahren  baS  ganje  SSafierguantum,  um.  Wie 
Stic op  burep  Berientcu  großer  Äodjfaljmaffen  naep- 
gewiefen  pat,  in  11  km  Entfernung  160  m tiefer  als 
bie  Quede  ber  Slaep,  bie  bem  Stobenfee  jufließt,  alfo 
bem  Stromgebiet  be«  DpeinS  angepört,  wieber  jutage 
ju  treten. 

dRitunter,  unb  jwar  befonberS  in  ßalfgebirgen  (}.  8. 
in  ber  Scpmäbifepen  Vtlb  unb  in  SVrain),  Berlcpwin- 
ben  bie  glüffe  auf  einer  Strede  ipre«  Saufe«  (gluß* 
fcpwinbe);  fo  pat  bie  Befa,  bie  bei  ®uino  tnünbet, 
einen  untcrirbifepen  Sauf  Bon  38  km  Üänge  (f.Slrtifel 
unb  Jafel  »Ipöplen«).  Serüpmt  ift  bie  fogen.  Berte 
bu  Dpöne  bei  Bedegarbe  unterhalb  Senf,  wo  ber  68  m 
breite  Strom,  im  Engpaß  Bon  Sdclufe  bi«  auf  5 in 
jufammengebrängt,  fiep  in  einen  engen  geifentriepter 
ftürjt  unb  bann  etwa  50  m lang  in  einem  Bon  fteileit 
«open  eingefaßten  unb  Bon  gelsblöden  überbedten 
Stanal  fließt ; ebenfo  betannt  finb  bie  im  Berfcploffenen 
SIrfabien  (beiCrcpomenoS,  am  BpeneoSfee,  amStpm- 
ppalifcpen  Sec)  in  ffiebirgSfpalten  (SfataBotpren) 
oerfepwinbenben  glüffe,  bereit  Saffer  erft  Weit  ent- 
fernt im  fogen.  offenen  Wrfabien  in  flarten  Queden 
(fiabon,  StlppeioS)  wieber  jutage  tritt. 

3m  Oberlauf  haben  bie  glüffe  ein  bebeutenbereS 
©ejäde  als  Weiter  unten;  bie  Ufcnänber  finb  meift 
poep  unb  (teil,  bie  glußbetten  felbft  fdjmat  unb  oft  fept 
tief  (f.Safel  »2albilbungenl-,gig.  1 u.  2,  u.  Bafel  IT) 


732  Jlufl  (Ober-,  Slittcl-,  Unterlauf,  ©Soflermenge,  ©cfdjrombigfcü  ic). 


Eine  eigentlicheDalfohte  ift  nod) tiirfj!  oorljaiiben.  unb 
oft  ftflrjt  ftd)  ber  junge  Strom  ald  ©iefjbadj  uon  Seid 
ju  Seid,  jntjlreictie  äSofferfatle  (f.  b.)  bilbenb.  Der 
©1  ittellauf  bed Bluffe«  beginnt  bei  feinem  Eintritt 
in  bad  niebere  Hügellanb,  Wo  jid)  bie  ©erge  mehr  unb 
mehr  Bon  bett  Ufern  bed  Slufled  entfernen.  Dem  Ber« 
ringcrten  ©efälle  beb  Sluffcb  entjoncfjt  eine  oeraiin« 
beric  ©efdirombigfeit,  unb  biefe  batjurffolge,  baß 
ber  8.  nicht  mel)r  auf  bein  fürjeften  SBeg  bab'tnflicßt, 
fonbem  in  bem  nadigebenben,  Bon  ihm  felbft  unb  fei« 
nen  ©cbenflüflen  ongcjd)toemmten  ©oben  je  nad)  bem 
großem  ober  geringem  SSiberftanb,  ben  er  bei  feiner 
Soribewegung'  finbet,  größere  ober  Heinere  SJinbun« 
gen  (niöanbrifd)c  Krümmungen  ober  Serben« 
tinen)  macht  (ngl.  Dafel  »Dalbilbungen  I«,  gig.  4). 
©roflc Krümmungen  fdjncibct  ber  8 manchmal  fpäter 
felbft  roiebcr  ab,  inbent  er  ftd)  im  angefchwollenen  3u« 
Raub  burd)  eine  üanbenge  ©ahn  bnd)t,  bie  nahegele« 
genc  Stellen  feines  Haufed  trennt,  ©uf  biefe  Seife 
entftehen  aanbbänfe,  3n[eln,  SSerber  unb  Uluen,  bie 
gerabe  für  ben  Mittellauf  größerer  Ojeanifd)er  Ströme 
djarafteriftifch  finb  unb  an  bie  Stelle  bcö  alten  Üaufed 
ber  Slüflf  (©llroaffer)  treten.  Die  Dechnif  weiß  burd) 
Strom regulierungen,  burd)  ©ttlage  Bon  Kanälen  unb 
Durdfllitucn,  welche  bie  Krümmungen  abfdineiben,  fo* 
wie  burd)  Uferbauten  bem  ftluffe  fein  beflimmted  ©eit 
angutoeifen  unb  baburd)  bieöenußungberfjlüffeaud) 
in  ihrem  Mittellauf  für  ben  ©erlehr  ju  erleichtern  (f. 
SSafferbau).  Selten,  unb  faft  ftetl  Bcranlajjt  burd) 
ben  geologifehcn  ©au  bed  Untergrunbed,  finben  Reh 
im  Mittellauf  Ginfdmürungen  bed  ©etted  (Strom« 
engen),  fo  j.  ©.  am  9U)cin  bei  ©innen  unb  audi  toohl 
in  ben  fogen.  Durchbruchstälern  (f.  Däler).  So  ber 
SSaflcrfpiegel  eined  Sluffed  launt  ober  nur  noch  um 
Wenige«!  höhet  liegt  als  ber  Meereefpiegcl , beginnt 
fein  Unterlauf,  ber  Reh  oft  mannigfach  gabelt  unb 
Beräftelt,  ehe  er  fldj  iitd  Meer  ergieflt.  Durch  bie  bem 
Mittel»  unb  Unterlauf  eined  gluffcd  eigentümlichen 
SSinbungen  wirb  ber  Sauf  bedfelben  oft  bebcutenb 
Berlängert,  fo  baß  bei  geringer  birefter  Entfernung 
ber  ©lünbung  non  ber  Duelle  bie  gange  glufcliingc 
bod)  betrüblich  fein  fann.  Dad  ©erhältnid  jwifd)en 
jener  bireften  Xiilanj  unb  ber  wirfluhen  glußlänge 
fann  ald  ©laß  für  bie  größere  ober  geringere  Gnl« 
Wicfelung  eined  Stromes  bienen.  Dian  hat  auch  wohl 
cineSeitroartöBerfchiebung  berjJlußläufeunbbieSer« 
fbiebenheit  in  ber  ©eftaltung  bed  reehteii  unb  bc«  Un- 
ten Uferd  auf  bie  Dotation  ber  Erbe  unb  auf  bie  Ein« 
Wirfung  ber  t)crrfd)cnbcn  Sinbe  jurüdführen  wollen ; 
iubeffen  Rnb  biefe  Einflüße,  obwohl  fld)cr  Borhauben, 
bod)  Bon  einer  im  ganjen  nur  geringen  ©ebeutung. 

Die  SJaffernienge  eined  Stromcd  hängt  ab  Bon 
ber  Vlnjahl  unb  ber  ©rüge  feiner  ©ebenfliifle,  alfo  Bon 
bem  Umfang  unb  ben  meteorologifchen  ©erbältniffen 
feines  Stromgebiets,  mithin  Bon  bcr©lcngc  beratmo« 
fph&rifdjcn  Slieberfdjläge  auf  biefem  ©ebiet  unb  Bon 
bem  Klima  unb  ber  Sobenbefdjaffenheit,  welche  bie 
©erbunftung  mehr  ober  weniger  begünstigen.  Der 
Safferftanb  ber  fjlilffe  ift  bähet  wechfelnb,  jumal 
wenn  ihre  Duellen  in  öegenben  liegen,  wo  pcriobifd)e 
Stegen  ftaltRnben.  ©m  bcfaniiteflen  ift  bad  Steigen 
unb  Sailen  bed  Jtild;  aber  auch  her  Senegal  unb  ber 
Kongo  in  ©frila , ber  ©anged  unb  ©rahmaputra  in 
©Ren,  ber  Crinofo  nt  Sübamerila  bieten  ähnliche  Er« 
fepeinungen  bar.  Kommt  ein  Strom  aud  beui  Hoch- 
gebirge, bad  bie  Schneelinic  überragt,  fo  wirb  er  am 
luajferreichften  fein , Wenn  ber  Schnee  unb  bad  ©let« 
Rhereid  bed  Hochgebirges  recht  im  Dauen  begriffen 
finb.  Den  ©Jnffcrftanb  ber  {Jliijfc  geben  bie  fogen. 


©egel  an,  b.  h-  Bertifal  in  benfelben  aufgeridjtete 
SagRäbe  mit  einer  Bon  einem  wiflHirlidj  beftiminten 
tiefften  ©unlt  begiimenben  Einteilung,  bie  beffern 
mit  einem  felbftregiftrierenben  Schwimmer  uerfehen. 
©n  manchen  Strömen,  wo  man  bergleid)cn  SReffun* 
gen  fchon  feit  langer  3eit  Borgenommen,  wirb  eine 
allmähliche  (häuflg  burd)  Entwälbung  größerer  Saitb« 
ftriche  innerhalb  bed  Stromgebiets  unb  baburd)  her« 
Borgerufene  anbre  flimatiRbe  ©erhältniRe  bebingte) 
©bnapme  ber  ffiaflermenge  bemerft,  bie  j.  ©.  beim 
©bein  BDn  1808  —88:  21  cm,  bei  ber  Ober  (bei  Kü- 
ftrin)  Bon  1745  — 1835:  40  cm,  bei  ber  Elbe  (bei 
©iagbeburg)  Bon  1730—1830:  55cm  belnig.  ©ud) 
läßt  Reh  in  gewiffen  ©erioben  ein  Steigen,  in  anbem 
Sujtren  eine  ©bnabme  ber  ®aflennenge  beobachten. 

Die  ©cfdjwinbigfeit,  mit  ber  ein  ff.  fließt,  ift 
Bott  ber®röiie  bed ©efäüed  unb  Bon  ber  ffiaflermenge 
abhängig;  babei  Wirft  bie  innere  SReibung  unb  bie 
©eibung  bedffiafferd  an  ben  Sjfinben  bed  Strombettes 
hemmetib.  ©ei  Vocbtnaffer,  atfo  bei  größerer  Diefe 
unb  ©reite  bed  SJaflerd,  ift  bie  Strömung  [lärfer  ald 
bei  gewöhnlichem  ffiaffeiRanb.  3n  ein  unb  bem« 
felben  ©rofil  bed  Slufled  ift  bie  größte  ©eflhwinbig« 
feit  bort,  wo  bie  bebeutenbfte  Diefe  liegt,  unb  oerlang. 
famt  fld)  nad)  bem  Ufer  ju.  3n  Bertifaler  ©id)lung 
Itegt  ber  ©unft  ber  größten  ©efdjwinbigfeit , wenig« 
ftend  in  tiefen  Strömen,  etwas  unter  ber  Oberfläche. 
Die  Sinien  gleicher  ®efd)Wcnbigfeit  Ofotadjen)  uer« 
laufen  alfo  unterhalb  bed  Guerprofild  eined  Slufled 
im  allgemeinen  bcnSoniurcn  bts  Jlußbetled  parallel. 
Schiffbare  Rrlüffe  haben  bei  mäßiger  Strömung  eine 
mittlere  ©eRhwinbigfcit  Bon  0,<u— 1,25  m,  beifd)nel« 
ler  Strömung  Bon  1,25 — 3 m in  ber  Scfunbe. 

3e  fchneüer  ein  g.  fließt,  bejlo  tiefer  fdmeibet  er  in 
ben  ©oben  ein,  beflo  beträd)tlid)er  ift  alfo  bie  E r o f i o n 
ober  ©udwafchung.  bie  er  heroorruft.  Der  fj.  wirft 
namentlich  <n  feinem  Oberlauf  unb  auch  Wohl  noch  in 
bem  Mittellauf  erobicrenb.  ©cntiöge  fciner®e)d)roin» 
bigfeit  führt  er  bie  abgelöflen  ©eiteindftücfe,  biefe  an* 
cinaitber  abreibenb  unb  glättenb,  jugleich  mit  bem 
feinem  Schlamm  mit  fleh  fort-  Erft  ba,  wo  bei  bem 
©udtritt  aud  bem  ©ebirge  in  bie  Ebene  ba«  ©efäUe 
unb  bamit  bie  fflcjcf)Wmbigfeit  unb  bie  Drandport- 
fähigfeit  bed  glujfeo  geringer  werben,  fegen  fld)  bie 
©eröüe  ab,  juerft  bie  fchweren,  bann  aud)  bie  leich- 
tem. 3»  feinem  ©littet-  unb  Unterlauf  ift  baher  ber 
8-  bei  geringerer  ©efchwinbigfeit  weniger  erobicrenb 
ald  auf|d)ütleitb,  abfepenb,  tätig;  er  erhöht  hier  burd) 
©eröD«  unb  S^lamiuablagerungen  allmählich  fein 
©ett,  unb  aud  ben  immer  weiter  fortgefd)obencn  ©«. 
rötlen  unb  ben  barüber  abgelagerten  feinem  Sebi« 
menten  bilbet  fl  cf)  nad)  unb  nad)  eine  troefne  Dalfotfle, 
in  ber  fld)  bad  Saffer  burd)  [eine  in  ber  Mitte  am 
ftärfjien  treibenbe  Strömung  fein  ©innfal,  feine 
Stromrinne,  offen  erhalten  hat  (f.  Dafel  »Dalbilbun- 
gen I«,  8ig-  4)-  3«  näber  ber  ©lünbung,  beflo  mehr 
Bcrliert  ber  8-  an  ©efchwinbigleit  unb  an  Dvagfraft; 
er  ift  julept  nur  noch  imftanbe,  Sanb  unb  feinen 
Schlamm  mit  Reh  ju  führen,  ben  er  Bor  feinem  ©tun« 
bungdgebiet  ablagert  (BgL  Deila).  SBo  ber  8-  tm 
fiaufe  ber  geologileben  ©erioben  fein  ©ett  immer  tie- 
fer in  ben  Untergninb  eingefd)nitten  hat,  haben  fld) 
wohl  auch  ftufenförmige,  bem  31ufllauf  parallel  Ber« 
taufenbe  öerödablagerungen  (Bluflterraffen, 
f.  Hochgtftabe)  gehilbet,  Bon  benen  bie  höetjfte  im 
allgememen  bie  ättefte,  bie  tieffte  bie  jüngfle  ift 

Dad  81u&wa|fer  enthält  in  ber  ©egel  weniger 
djemifdje  unb  mehr  medjanifche  ©eimengungen  ald 
bad  Guellwafler.  Oft  trüben  fein  jerteiXte  fchlamtnigc 


783 


{Jlufj  — gtufjgefe^njefle. 


©eflonbteile  hie  J5!üffe , 3.  ©.  bie  «tpenflüffe,  mib 
Tie  werben  erft  tlar,  wenn  in  einem  S ec,  bcn  fie  burß- 
ftrömen,  jene  Waffen  jum  «bfaßgelommen  finb.  «uß 
naß  (tattern  Siegen  färbt  fiß  bais  mäßtiger  anfßwcl- 
ienbe  unb  bnburcf)  tragfäßiaere  glußroajjer  burdi  me* 
dianifdie  Beimengungen,  «nt  reinften  finb  and  glet- 
fßerlofcn  Urgcbirgeu  fommenbe  ©ctoäffer,  baßer  ißre 
tlare,  grünblaue  garbe.  Sie  9R  e n g e ber  Bom  gluß» 
Wäger  gelöfteu  unb  fuSpenbicrten  Stoffe  ift  j.S.  über- 
rafßcnb  groß.  ©0  enthält  baS  Soffer  ber  Elbe  bei 
Sloboiiß  naße  an  ber  bübinifß  .fäßfiißen  ©renje  int 
Sfubitmeter  an  fefter  Subftanj  in  ©rammen : 
fuflpettbiert  jjelöft 

im  SRogtanrai  . 307,33  im  Januar,  129,io  tm  Cf  io  ber 

tm  Minimum  . 2,##  im  Cttobtr,  62,iq  tra  Tejfmbcr 

im  £ur<$f<$nitt  91, 19  103, ts 

Sie  geologifße  ©ebeutung  bergliiffe  für  bieSenu- 

bation  bcS  geftlanbess  erteilt,  wenn  man  biejäßrliße 
Safjermenge  eines  gluffes  mit  betn  ©eßalt  an  ne« 
lüften  nnb  fuäpenbierten  Stoffen  ocrgleißt.  gür  bie 
Elbe  bei  Pobofiß  beträgt  bie  jäbrlißc  Baffermenge 
naß  §a8laßer  6179  Will.  cbm,  unb  eS  entführt  bem- 
nadt  bie  ©tbe  and  ©atjmcn  ja bdi<b  663,403,000  kg 
fuSpenbierter  unb  641,380,000  kg  geliifier  Stoffe, 
lufammen  1,205,843,000  kg.  Sie  Bon  bem  Wiffif- 
jippi  bem  ©olf  oon  Sierifo  loäbrenb  eines  jabre«  ju« 
geführten  fetten  ©cfianStetle  würben,  als  eine  jufam« 
menßängenbe  «bingerung  gehaßt,  eine  eitglifßc 
Ouabratmeile  etwa  80  m bei)  bebedeit  (Bgl.  Selta). 
Sie  SHcuß  führt  bem  ©ierwalbflätler  See  iSßrlißburß- 
fßnitttiß  150,000  cbm  ©efßiebe  ju;  jebts  Ouabrat- 
iilometer  ißres  glußgebietes  Berliert  alfo  fäßrliß  242 
cbm  Waterial,  rooburß  feine  Dbtrffäße  m4jnßren 
1 Wannt  um  1 mm  emiebrigt  tuirb.  Sie  «njaßt  her 
jaßre,  bie  gut  Abtragung  Bon  1 mm  im  ganzen  gluß» 
gebiet  nötig  ift,  beträgt  nad)  ©uppt)  beim  jantfeftang 
12,5,  fiuanaßo  4,«,  ©eißo  84.T,  ©au ged  7.0,  Sa  ©lata 
98,4,  ffiijüifippi  B0,i,  SRßonc  5,t,  bei  ber  Sonati  28, 
Xßemfe  32,*  unb  beim  ©i>  2,4,  gaßlcn,  bie  geeignet 
finb,  eine  ©orfteriung  Pon  ber  großen  geologifßen 
©ebeutung  ber  glüjje  atst  benubierenben  gaftoren 
ju  neben. 

ju  mititiirifdier  Ipinfißt  ift  berg.  cm.fjinbemi3 
für  ben,  ber  ibtt  überfßreiten  l»in,  unb  jtonr  ßauji- 
ger  burß  bie  ©efßajfenßeit  beS  Ufergelänbe«,  beS 
gtußbeiteS  tc.  ald  burß  ben  Sofferlauf  felbft  ßinberliß. 
«IS  bedcnbeS  grontßinbernii  tjt  ber  g.  benußbar  Dor 
SfcrteibigungS  * unb  SorpoftenfteHungen  unb  Pont 
«ngreifer  alsbnnn  nur  unter  großen  ©crlufteit  ju 
fiberfdtreiteit.  Ein  flnrfcS  taftifßcS  fcinbemiS  bilbet 
er,  trenn  er  nur  auf  ©rüden  ober  burß  gurtcu  über- 
fefereitbar  ift,  unb  beim  fRfidguge  (am  er  oerbang* 
nisootl  tuerben.  geftimgen  gewinnen  burß  ihre  Sage 
an  giüfTcn  an  ©ebeutung.  — Über  bie  auf  biegiaife 
bejiigltßen  3f  e ß 1 8 0 e r ß ältni  f f e f.  Bafferreßt  unb 
Flumen  publicum. 

fblnft  (glnßnuttei),  bei  Sßmeljoperationen  ju* 
gefegte  Subftanren,  bie  burß  ©Übung  einer  flüfügen 
Sßtade  bie  ©erfiüfflgung  ber  ju  bcboubelnben  Stoffe 
unb  bie  «bfdteibung  einzelner  ©robutte  erleidbtern, 
aud)  ben  Sutritt  ber  Suft  ju  bem  Sebmeljgut  oer> 
ßinbera  foUcn.  jn  biefer  Seife  benagt  man  natür- 
liche Sili  täte,  ©la«,  Sßtadcn,  Sodjfalj,  Soraj,  ging* 
fpaitc.  Sicie  Subflanjen  üben  auf  bie  Sdfmeljgemenge 
feinen  toefentlidten  Einfluß  aud,  fie  bemtrfen  Bielmepr 
nur  Sei<btßüfftfl|eil  unb  Sttcbümiung,  «nbre  glüffe 
foUcn  jugleidb  oäuren  ober  Safen  binben,  Silifate 
berfd)ladeti  unb  befteßen  baßer  and  Statt,  Soba.  'üolt- 
af«ße,  ffaliumnatriumfarbonat,  Guarj  tc.  IWaneßc 


| glüffe  Wirfen  außerbem  rebujierenb  ober  ojßbiereitb, 
wie  ber  feßtoarje  g.,  ein  uerpuffleS  ©emiftß  oon 
3 Seilen  Scinjtcin  unb  1 Seil  Salpeter,  baSimwefenl- 
Itdjen  Äoßle  unb  foßlenfaurcS  Stali  entßält.  Sei  ßcr 
g. , ein  BerpufftcS  ©emifiß  aus  gleidjen  Seiten  Sal- 
peter unb  Seinjtem,  enthält  neben  foßlettfaurem  fnl- 
peterjaureS  imb  fatpetriflfaurcsi  flati  unb  wirft  ftarf 
ojlfbierenb.  Statt  biefer  glüffe  benugt  man  fegt  bireft 
©entifCße  ber  genannten  Sejtanbteitc.  ju  ber  ©lad* 
jabrifntion  Ber|'teßt  man  unter  giüffen  teidft 
ftßmetjbare,  bunßficßtige,  meift  gefärbte  ©laeitnaßen 
(Stßmeljg(äfer),  bie  ju Serjicrungen,  äßnliiß  wie 
Email,  benugt  werben.  93eaum<S  Scßnellf luß, 
e_iu  ©emenge  Pan  3 Salpeter,  1 Sdjioefcl,  1 feinen 
Sägefpänen,  bringt  beim  Verbrennen  eine  ßincin« 
geftedte  Silbemiünje  jum  Sebmetjen.  iitbent  fuß  baS 
«Jetalt  in  teidft  ftßmetjbareS  SeßwefelmetaB  Deriuan* 
bett.  g.  (Seifenfieberfluß)  ift  ber  peratlete  3iame 
beS  SßlorfaliumS,  baS  jnlljer  auS  ber  Unterlänge 
gewonnen  Würbe,  ©eim  Sdßmeljen  bon  Saljen  urt* 
terfefaeibet  man  w 8 j f e t i g e n u nb  f e u r i g e n g.  Sal je 
mit  Slnftattwaffcr  fdjmeljen  bei  mäßigem  Srßigen, 
unb  bie  eniftanbene  giiitTigtcit  flelll  gtwinenuaßeu 
eine  wäfferige  Söfung  oon  wajferfreiem  Saft  bar. 
Erßigt  man  fie  außaltenb,  fo  entweießt  baS  Saffei, 
unb  es  bleibt  trodneb,  wafferfreied  Salj  juriid.  bad 
nun  erft  bei  ßößerer Semperaturin  feurigen  g.  gerät. 

ÜJImeral,  fcoicl  wie  bitßter  glußfpat;  in  ber 
SRebtjm  foniel  wie  Sßcumatidmud;  über  'Beißen  g 
gfluftaal,  f.  «at.  jf.b. 

glußnblcr  (Paudion  lialiaetus),  f.«bler,  S.112. 
giniibnb,  f,  ©ab.  8.  241. 
glußbarbc,  [.  Starte, 
glucbarjcf),  i ©arid). 

Jfluirtflu,  f.  Baff  erbau, 
giufibett,  f.  gluß  unb  in  reeßtlidjer  ©cjießung  bie 
Vlrtttel  >Alveus  derelictru«,  »Flumen  publicum« 
unb  »Safferredtt«. 
glußbeirf),  (•  SkiCß,  S.  588. 
glufjcifcn,  f.  Elfen,  S.  487. 
glußcrbc,  lliim-roi,  foniel  wie  erbiger  glußfpat. 
glußfieber,  foniel  wie  iHßeumaträmud. 
glußgabrluitg,  f gluß,  S.  731. 
gtuijgallcn  ber  ©ferbe,  f.  ©aOeit. 
Flußgebiet,  f.  giuß,  3.  731. 
grlnßgefdftuctte,  berjenuge  Stil  bt-3  Unterlaufcd 
eines  m bab  tölcer  miinbenbtn  gluffcä,  in  beiu  fuß 
bie  ©ejeiten  (aestus)  bemerfbar  maßen,  baä  flfiua» 
rium  in  ferner  urfprünglißen  ©ebentung.  jn  folßen 
glußläufen  beobaßtet  man  ßiutfig  ein  [ehr  fcßnellKS 
Einbringen  ber  glut,  wäbrenb  bab  Baffer  naß  bem 
Erleiden  feines  ßößfien  StanbeS  nur  lanafam  toie- 
ber  abfließt.  So  fteigt  j.  ©.  bie  ©ejeit  bei  Vewnßam 
am  Senern  in  IV»  «tunbe  Born  niebrigften  bis  jum 
ßößfien  Bafferftanb  unb  fällt  bann  wieber  1 1 ©tun* 
ben  lang  bis  jum  niebrigften  VioeatL  ©et  brat  Ein- 
bringen ber  gluttneHe  in  bie  Biiinbung  be«  gluffeö 
fdfioßt  fiß  baS  fßwere  Seewoffer  (eitförmig  unter  baä 
leißtere,  oben  noß  abfließenbe  Süßwaffer  unb  ergießt 
fiß  bei  bem  ©affieren  fetßter  Stellen  in  fßäumenber 
©ranbung  flußaufwärts;  unter  Umftänben  erreißt 
biefe  glutbranbung  in  ber  gorm  einer  Saffennauer 
eine  ipöße  bis  ju m.  j.  ©.  im  Sfien«tang  liang  in 
ßßiita.  ju  ber  Seme  nennt  man  biefe  ßrfßeinung 
©are,  in  ber©ironbe3JSadcaret  ober  35ajbe  nta* 
r «fe,  int  «majonenftrom  ©ororoca,  im  SangeS,  wo 
fie  mit  großer  ©eioali  auftritt',  fflore.  ©ei  Spring- 
reiten unb  günstigen  totalen  ©erbältniffeu  bringt  bie 
glutwelle  oft  weit  ßinein  in  bcn  gluß,  fo  in  bie  Elbe 


734 


ghijjgötter  — glufjfrebä. 


bi«  150  km,  in  hie  ©e|er  biä  70  km,  in  ben  Tlntajo- 
neitflrom  über  300  km.  S.  auch  »Ebbe  unb  fflut«. 

fftufigötter,  in  her  gried).  Siptpologie  bc3  Ofea- 
no«  unb  her  Sdpt)«  Söijne,  ftanben  Wegen  her  ffiicp- 
tigfeilber  oon  ihnen  oertretenenglüffe  für  bie  {frudfi- 
barfeit  beb  üanbe«  in  hohem  Viniebm  unb  batten 
Heiligtümer,  ©riefter,  Opfer  (Stiere  unb  Schafe)  toie 
anbre  ©älter.  Sod)  War  ihr  Sultu«  meift  lofaler 
l'iatur;  nur  Ticpelooä  (f.  b.),  her  größte  giuf)  ©rie- 
cpenianb«,  genofe  allgemeine  ©erepnmg.  7113  ©e> 
fcpenf  weihten  Süngltnge  ihnen  oft  ihr  fyaar.  Oft 
erfcpeinen  fie  al«  Urheber  her  fiültur  eine«  üanbe«, 
al«  feine  älteften  ftönige  unb  Stammoäter  feiner 
cblen  ©efcpledjter.  3prem  ©letnent  gemäß  befibett  fte 
bie  Sunft  ber  Serwanblung  unb  wie  anbre  Soffer- 
geiftcr  bie  ©abe  ber  ©eiSfagung.  Sargefteüt  würben 
fie  je  nach  ©röfje  unb  ©ebeutung  halb  alb  grojje 
SRänner,  halb  alb  Jünglinge,  meift  am  ©oben  gc< 
lagert,  öfters  mit  Hörnern  in  Hmbeutnng  auf  ihre 
Stiergeftalt  in  ber  Sage,  ferner  mit  ffiafferumen, 
3flnbom  unb  Schilf,  audh  einem  SRubcr  al«  Reichen 
bet  SepiffbarfeiL  Über  bie  berühmte  Soloffalilatue 
beb  9til«  im  Satifan  bgl.  9?il.  S.  auch  ÜJJeergötter. 
grluftgriinbling,  f.'fflrünbling. 
fflnfiijarj,  f Tlnitne.  [juftänbe. 

fflüffige  ftriftalle,  f.  S riftaUe  unb  Tlggreaat- 
fftüffigfeit,  ber3uftanb  eine®  -ftüffigen-  Kör- 
per« , f Tlggregatjuflänbe. 

5lü|Tigfcitstbrutf.  üfftge Körper  befigen leichte 
©erfebiebbarfeit  ihrer  Xcilchcn  unb  fo  geringe  gu- 1 
fammenbrüefbarfeit,  bafj  fie  unter  gewöhnlichen  Um- 1 
ftänben  gerabeju  für  unjufammenbrüdbar  gelten  1 
fönnen.  Sennöge  ber  eritem  Eigenfcpaft  fann  eine 
in  einem  oben  offenen  ©efäfj  enthaltene  fflüffigfeit 
nur  bann  im  ©leichgewicht  fein,  Wenn  ihre  freie  Ober- 
fläche wagereept  ift,  b.  h-  wenn  bie  fWicptung  ber 
Scptoerfraft  auf  ihr  {entrecht  fiept,  ba  bei  jeher  an- 
bem  fform  ber  tfliiffigtcitbDberfläebe  ein  Seil  her 
ßlüffigfeit  Bon  ben  höher n nach  ben  tiefem  Stellen 
nbfliejien  ntüfjie,  bi«  enblicp  her  Wagerecpte  glüffig* 
feitbfpiegel  pcrgeftellt  Wäre,  Einem  auf  fie  aubneüb- 
ten  Srud  gegenüber  Perbalten  fiep  bie  jjlüfftgreiten 
ganj  anbei«  al«  bie  ftarren  Körper,  beren  Seildjeu 
imocrfchiebhar  miteinanber  oerbunben  finb.  ©irb 
auf  ba«  eine  Enbe  eine«  ftarren  Stabe«  in  ber  SRicp- 
tung  feiner  Sänge  ein  Sauf  auSgeübt,  fo  überträgt 
fiep  tiefer  in  gleicher  ©röfje  unb  mit  unoeränberter 
Siichtuug  auf  ben  Stiijtpunft,  gegen  ben  ba«  anbre 
Enbe  be«  Stabe«  geftemmt  ift.  Xenfen  wir  uu«  ba* 
gegen  ein  Sitermajj  mit  einer  au«  lofen,  beweglichen 
Sei  Ich  en  beftehenben  Subftanj,  j.  ©.  mit  Scbrotlör 
nem,  angefüllt  unb  mittel«  eine«  an  bie  ©efäfjloanb 
nnfchliefjenben  Kolben«  einen  Srud  auf  bie  Ober- 
fläd)c  ber  Schrotmaffe  au«gcübt,  fo  feilen  fiep  bie  ju- 
nächft  gebrüdten  Söntcpen  jwifepen  bie  benachbarten 
ein  unb  biete , Weil  ihnen  nach  allen  -Wichtungen  bie 
gleiche SWöglicpfeit  be«Tluswcicpeti«  gegeben  ift,  nicpen 
nicht  nur  nach  oonoärt«,  fonbem  aud)  nach  feitwärt« 
unb  fogar  nadi  rüdwärt«  ju  bränaen.  Ser  au«- 
geübte  Srud  pflanjt  fich  alfo  nach  nuen  fRüptungen 
burep  bie  ganje  3Kaffe  fort  unb  überträgt  fiep  fdjlieft* 
lid)  auf  bie  ©efäfjWcinbe , gegen  meldie  er  im  ftollc 
be«  ©leiepgeroiepto  überall  (entrecht  Wirft;  benn  hätte 
bie  Straft  fepräge  SHicptung,  fo  würbe  fte  ©leiten  ber 
Seileben  an  bei-  Sanb  Deranlaffen,  e«  Wäre  alfo  fein 
©leicbgewicht  borhanben.  infolge  ber  groben  ©e- 
Weglicpfeit  ihrer  Seildjeu  jeigen  glflffigfeiten  tiefe 
atlfeitige  fjcrtpflanjung  be«  Srude«  in  tollfommen- 
fier  ©eife;  für  fie  gilt  baljer  ba«  bbbroftatifdje 


©runbgefett:  Ein  auf  eine  fflüffigfeit  auSgeübter 
Srud  pflanjt  fitp  nad|  allen  SRicptungen  mit  gleicher 
Starte  fort.  »SJit  gleicher  Starte-,  b.  h-  burep  bie 
ganje  geprefete  fflüf)igfeit«menge  hinbureb , hat  oer- 
möge be«  auf  fie  auögeübten  Srude«  jebeS  glüffig. 
feit«tcild)cn  ba«  gleiche  Seftreben,  nach  ollen  Dich- 
tungen pin  auSjuweiepcn;  ber  Srud,  ben  ein  beliebi- 
ge« Stüd  ber  ©efäfswanb  auSjupalten  hat.  Wirb  ba 
her  um  fo  gröber  fern , oon  einer  je  gröpern  Tlnjapl 
t51üffigfeit«teilcpen  bnöfclbe  bebränat  wirb,  b.  p.  je 
gröjjer  ba«  &läepcnftüd  ift.  Siefer  Srud  wirft  jeboep 
nicht  nur  auf  bie  ©cfäftwänbe,  fonbem  herrfept  über- 
all im  Jtnnem  ber  iflüjfigfeit;  ein  m biefe  gebrachte« 
bümte«  ©leepftüdepen  j.  ©.  erleibet  Don  beiben  Setten 
per  ben  gleichen  feiner  Oberfläche  proportionalen  unb 
ju  ihr  (entrechten  Srud.  TU«  Einheit  be«  fftüf- 
figfeit«brucfe«  Wählt  man  gewöhnlich  ben  Srud 
oon  1 kg  auf  1 qcm  Slädje.  Eine  «übliche Wnrocnbung 
oon  ber  anteilig  gleichen  gortpflanjung  be«  Srude« 
hn  ffiaffer  macht  man  in  ber  ppbraulifcpen  ©reffe. 

(ViüfrtgfcitOeinfchliiffe,  f.  HKineralim. 

Jf  lüfngfeitdfctteii,  galoanifdje  Setten,  bei  benen 
ber  Strom  nur  burch  glüffigfeilen  erjeugt  wirb. 
Srennt  man  j.  ®.  Saliiauge  unb  Scpwefelfäure  burtp 
eine  poröjc  Sfembran  ooneinanber,  tauept  in  jebe 
glüffigfeit  eme©latinplatte  unb  oerbinbet  beibe  Plat- 
ten burep  einen  ©latinbrapt , fo  gebt  ein  galoanifcper 
Strom  oon  ber  Säure  ju  beut  Ttlfali. 

Sflüffigfcit^mahe,  SRaummape  befonberer  71  ri 
unb  Einteilung  junt  unmitlelbaren  SKeffen  oon  flüf- 
iigen  Singen,  oft  unterjdjiebcn  in  ©ein-,  ©ier-,  01-, 
3Jfil<binaj)e  ic. 

•jliiffigfcitcStoärmc,  f.  Scpmeijon. 

fylUtiigfcitctoibcrftonb,  SSorricptung  jum  «n- 
(affen  oon  Elcftvomotoren,  bie  feiner 3nbuftion  unter- 
liegt; f.  7lnlafiwiberftanb. 

igfinfffanonenboote  bienen  bei  aQen  grögem 
©arinen  jum  ©efapren  frentber,  j.  8.  epineftieper 
Äüftenflüffe,  finb  meift  fiad)  unb  oft  alo  H'drab 
botnpfer  gebaut.  Sie  neueften  beutfepen  g.  ®aterlanb 
unb  Sfingtau  ftnb  48  m lang,  8 m breit,  168  Son. 
grop , mit  5 Scpnellabefanonen , leichtem  Sfidelftapl- 
panjer;  bie  SKafcpinen  geben  13  Seemeilen  ©cfcptDin- 
bigfeit.  ©cfapung  2 dffijiere  61  SWann. 

Sfluftfrtbe  (Sreb«,  Astacus).  ©attung  ber  Sehe- 
rmfrebfe  (f.  Srebfe),  lebt  nur  in  Süftwaffer  unb  um- 
faßt  japlreidje  7Irten.  Sie  3ungen  fommen  (im  Un- 
ierfdjicb  Oon  benen  be«  nabeoermaiibten  Hümmer«) 
au«  bem  Ei  faft  gan j in  ©eftalt  ber  Tillen.  Ser  g e * 
meine  glupfreb«  (A.  flurintilis,  f.  Safel  »Sreb«- 
tiere  II-,  &ig.  2 u.  8),  16  cm  lang  unb  120 — 140g 
fepWcr,  grünlicpbraun,  lebt  in  flieuenben  ©eWäffem 
unb  in  Seen,  am  liehften  an  Steilufern  (wo  er  fiep 
bei  Sage  jwifchen  ©urjeln  uub  in  Slöcper  oerfrieept). 
aber  auep  an  fflacpufern  unter  Steinen , unb  näprt 
ftep  Oon  71a«,  Scpnedcn,  ©ümiem,  SnfeftmlatOcn  ic., 
bie  er  naept«  erbeutet.  3m  ©inter  oertäßl  er  faunt 
fein  fioep.  Er  häutet  fiep  im  Sommer,  frißt  ben  ab 
geworfenen  ©anjer.  Wartet  al«  fogen.  ©uttertreb« 
bie  Erhärtung  be«  neuen  in  einem  Scplupfwinfel  ab 
unb  begattet  |icp  im  Oftoher  ober  Siouember,  worauf 
ftd)  ba«  ©eibepen  in  ein  Erbloäp  jurüdjiepi  unb  pier 
OerWcilt,  hi«  au«  ben  an  ben  «chiimiunfüfjcn  an- 
geflebten  200 — 400  grofjen  Eiern  bie  3üngen  auS- 
(cplüpfen.  Sie«  gefiieht  int  ffiai  ober  3uni;  bie 
Jungen  ftnb  bann  poepfien«  15  mm  lang,  bauten  ftep 
im  erfieit  Sommer  5 — 8ntal,  fpäter  feltener.  3m  3. 
3apre  finb  fie  fepon  10—12  cm  lang,  im  5.  ober  6. 
3apre  fortpflanjungSfäpig.  Sie  großen,  über  100  g 


glufjfreffe  — glufipferb.  735 

fcßwcren  Strebfe  finb  gegen  20  3aljr(  alt.  3n  ber  bic  au«  Sem  in  Dualität  unb  gärbung  mannigfach 
Magenwanb  liegen  Die  fogen.  Strebda  ugcit  ((.  b.),  abweicßen.  ftalmuoreicße  ©cmäß'er  liefern  bittere 
bie  nach  ber  Häutung  »erbaut  »erben,  um  bett  Salt  Strebte,  tflnt  febmadßafteften  ift  ber  erWacßfene  g.  nad) 
für  ben  neuen  ©anjcr  ju  liefern.  Man  tmterf (beibet  ber  Lautung,  bic  in  glüiicn  unb  ©ädfen  im  3uni,  in 
Drei  Staffen:  ben  ßbclfrcb«  (Astacus  fiuviatilis  : Seen  im  3uli  erfolgt.  Sehr  fett  ift  er  audj  nod)  bi« 
uobilis),  ber  fid)  in  Teutidjlanb,  Jänemarf . Süb-  Dttober.  Sein  gleißß  ift  fcbwer  »erbaulich-  3 a«  Rot* 
fcßrocbcn,  granfreicß,  Italien  unb  in  ben  Strom  werben  beim  Rochen  berußt  auf  Der  Zerftörung  eine« 
gebieten  be«  giitnifcßen  unb  Seiften  Meere«  finbet;  bläulidien  garbftoffe«,  ber  im  Sieben  ben  roten  »er- 
ben  Steintrebo  (A.  f.  torrentinm) , ber  meßr  eine  beit.  — 3»  91orbamerita,  Bit  ließ  »om  gelfenaebirge, 
©eßirgäform  ift,  »iclfadj  neben  bem  Gbelfreb«  lebt,  oon  Sfanaba  bi«  gloriba  unb  Meyifo,  »ertritt  Den  alt» 
«dein  aber  in  Gngianb,  auf  ber  3berifcßcn  Jwlbinfel,  weltlichen  g.  bie  nabe  »erwanbte  ©attung  Cambaru» 
im  fjodtgebirgälanb  $eutfd)lanbä  unb  Dfterreid)-  Erichs. , oon  ber  merfroürbigertoeife  eine  Vlrt  in  ben 
Ungarn«;  ben  galiji(d)cng.(A.leptodactylu8),ße-  ^öljlen  ÄTain«  unb  be«  SVarfte«  auftritt,  unb  eine 
Wohnt  aüeglüffe  unb  glußacbicte,  bic  bem  Scßwarjen, ' »weite  in  ber  Mammutßößle  »on  Jteniudß,  bie  beibe 
SHfowfdjen  unb  Jtafpifcßen  Meer  angeboren.  Snfolge  , blinb  unb  einanber  feßr  ähnlich  finb.  C.  Clarkii  lebt 
ber  Stanaloerbinbungen  Derfflolga  tc.  mit  ben  gluß-  \ im  Miffiihppi  unb  wirb  m 9!cw  Crlean«  »erfpeift, 
gebieten  be«  ginnifdjen  unb  Seiften  Meere«  ift  er  unb  C.  aflinis  im  ©otomac  bei  Safbington  fomrnt  in 
auch  in  biefe  eingebrungen  unb  beginnt  hier  benSbel«  ■ iiew  f)or!  auf  ben  Marft.  SDiefer  Streb«,  ber  14  cm 
Treb«  ju  oerbrängen.  Mit  Vorteil  bat  man  beug,  lang  wirb  unb  ein  fcßr  woßlfeßmedenbedgleifeßbefißt, 
für  ben  Marft  gemäftet  (ßlairfontaine  bei  Rantbouil-  ift  mit  gutem  (Erfolg  in  granffurt  a.  C.  eingewößnt 
let),  ben  größten  finnbel  mit  ftrcbfen  bat  ©erlin,  ba«  worben  unb  wirb  fehl  aud)  in  granfreicß  gejücßtet. 
fid)  au«  ber  Marf,  ©ommem,  Oft- unb  ©eftprcußeu  3ie  Cambarus  - ¥lrten  fotten  ber  Sfreb«pf)t  wiber- 
»erforgt  unb  bie  fogen.  Oberfrebfe  weiter  »erfcnbet.  iteben.  ©eitn  Sfodtert  Werben  fie  rot  wie  unfre  Strebte. 
Gngianb  bejießt  jäbrlid)  mebr  al«  15,000  Scbod  ©gl.  H»JClfß.  3) er  Streb«  (beutfd),  Seipj.  1880); 
Strebafeßwänse.  Man  fängt  bie  Siere  in  Rcufen  unb  gayon,  Revision  of  the  Astacidae  (©ofton  1885); 
gangfoften  unb  bewabtt  fte  für  ben  Sinter  in  groben,  i ©iidtner,  Ser  Streb«  unb  feine  Zud)t  (Sien  1887)  ; 
oon Cuellwaffer  burdgtriimtcn '-Behältern.  8-143age 1 $ r 6 f cß  e r , 3)e«nlnd)cn  (®erl.  1898). 
laffen  fid)  aut  abgetrorfnete  Strebfe  in  einem  liiblnt  glußfreffe,  f.  ©riinbling. 

Stcllerlcbenb  erbalten,  grüßer  war  berSfrebäreicßtum  gliißmittcl,  f.  gluß,  S.  733. 
weit  größer,  nod)  im  17.  gaßrß.  bejog  Sfüftrin  große  glußnuiichcl  (Unio),  ©attung  au«  ber  gamilie 
Ginnaßmen  au«  ben  Sartbcfrebfcn , Deren  in  einem  ber  glußmuicßeln  (TJnionidae) , mit  Dirfer,  olibett' 
Sabre  an  52,5  Min.  3d)od  über  Sfüftrin  »erfcnbet  farbiger  Scßale,  mit  »erfürjtem  ©orber*  unb  flarf 
lourben.  3>ie  Ober  ift  feit  Regulierung  be«  Ober-  »erlängertem  Hinterteil;  gegen  1000  Urten  au«  aUeit 
brudjeä  arm  baran,  unb  ebenfo  finb  bie  Strebfe  in  »ic • (Erbt eilen,  bod)  gibt  e«  fo  »iele  Sarietäten,  Daß  bic 
len  anbern©e»nffernjurü(fgegangen,  befonber«  aud)  ©ßgrenjung  beruhten  willfürlid)  erfebeint.  3iel!nr»e 
feitbem  bie  Strebepeft  (f.  b.)  große  ©erwüftungen  an*  ber  g.  f.Iafel  »Süßwafferfauna  IX«,  gig.  11.  ©eion- 
gerichtet  bat.  Man  bejießt  jeßt  Bielfad)  ben  g.  au«  ber«  ftarf  »erbreitet  ift  fic  m ben  gliiffen  unb  Seen 
galitifcßen  unb  ruffifdjen  ©ewaffern  unb  gibt  bie  für  : Rorbamerifa« ; bie  älteften  foffilen  2lrten  flammen 
ben  Marft  ungeeignelenjiere  al«Saßfreb)e  jur  91eu-  au«  ber  ©urbed«  unb  Sealbenformation.  3ie  Scßa- 
befefung  ber  Öewäffer  ab.  $er  galigfdjo  Streb«  be-  len  ber  in  unfern  glüffen  unb  Seen  reidtlid)  »or- 
iißt  Itbmale  Sdjeren,  unb  bie  Muöfulatur  ferne«  Hin.  banbenen  2lrten  (Malermufcßeln  [U.  pictorum] 
terleibe«,  be«  Sdnoanjc«,  ift  feßwad)  entwidelt;  amb  u.a.),  bienten  aloRäpfebenfürSaffetfarbeit.  Manche 
ift  fein  gleifd)  Weniger  fdintaeTbaft  al«  ba«  be«  Gbel.  ©rten  erjeugen  ©erlen,  am  reid)li<hften  bie  glußperl" 
frebfe«.  Saaegen  übertrifft  feine  gnuhtbarfeit  bie  bce  muf<hel,  bie  man  aber  al«  befonbere  ©nttung  (Jlar- 
leßtern  um  ba«©ierfad)e  (bie  ISierjatjl  fteigt  bei  einem  garitana)  »on  ber  g.  getrennt  bat  (f.  ©erlmußheln). 
großen  Xier  auf  800  Stfli);  er  tft  febr  lebhaft  unb  glußnct),  f.  gluß,  S.  731. 

beweglich,  unb  wo  er  fid)  anfiebelt,  »erfchwinbct  ber  glußopfer,  ber  weitoerbreitete  ©rauch,  ben  glüf» 

Gbelfreb«.  Sein  fd)nenerc«Sad)«tum  unb  feine  ©rüße  feu  unb  Strömen  an  beftimtnten  3abre«tagen  ein 
werben  »on  manchen  Streb«bänblcm,  bic  ihn  ben  Dpfer  ju  bringen.  Damit  fte  feine  Überfdiwemmungen 
91  o w g o r o b f d) e ii  ober  Riefcnfreb«  nennen,  be-  »erurfadten  ober  umgefel)rt  ba«  S!anb  fruchtbar  ma* 
ttußt,  um  für  ihn  al«  Saßfreb«  Reflame  ju  machen,  eben  follteit.  $aß  e«  fich  babei  urfprflnglicf)  mcifl  um 
Gin  auffallenbe«  Äenngeidjen  be«  galijifd)en  Strebfe«  Menfcßenopfer  gehanbelt,  beweift  unter  anberm  ber 
ift  bie  blaffe,  weißliche  garbe  an  ber  untern  Seite  ber  lange,  in  3iom  fortgefeßte  ©ebraueß,  au  ben  3Den  be« 
Gytremitaten,  namentlich  auch  ber  Scheren  unb  be«  Mat  bie  Urgcer,  au«  öinfen  gefloditene  Menfcßen« 
llnlerleibe«,  bie  auch  beim  Sodicti  nießt  in  SHol  über-  gcftalten,  mit  feierlichen  Zeremonien  in  ben  jiber- 
geßt.  Eine  »ierte  glußfreb«raffe  (A.  pachypus)  lebt  ftrom  ju  werfen,  bie  angeblich  bi«  ju  ben  Staltfen- 
tut  Stafpifcßen  Meer  unb  eine  fünfte  (A.  angulosus)  eiten  beiianbene  Sitte  ber  gefeßmüeften  9iil braut, 
in  ben  fflcbirgabäcßcn  ber  Strint,  be«  nörblicßen  Vlb - bie  bem  Strom  auSgcfeßt  Würbe,  unb  ähnliche  bei  91a- 
hange«  be«  Staufafu«  fowie  im  untern  Saufe  be«  füb-  turbölfem  noch  ßeute  fortbefteßenbe  ©ebräueße.  ©er- 
ließ uont  Staufafu«  »erlnufenben  unb  in  ba«  Sdnoctrie  ntanen  unb  Slawen  opferten  ben  gtüfien  am  3oßan- 
Meer  münbenben  9iion.  3»  Sibirien  fennt  man  gluß-  niäabenb  ©lumen  unb  Sirnnje.  ©gl.  91iyen 
frebfe  au«  bem  illmur,  bann  ßnbet  man  fte  in  3apan,  glußotter,  f.  gifeßotter. 
aber  ße  fehlen  bem  ganjen  übrigen  Wften  unb  in  ganj  glußpcrlntufcßel , f.  ©erlmufcßeln. 

©frifa.  Strebäjudit  ift  wegen  be«  langfamen  Seid)«-  glußpferb (Hippopotainus  Lh, ffiaitungberHuf- 
tum«  Wenig  rentabel;  Dagegen  bat  man  mit  Grfolg  tiere  au«  ber  gamtlie  ber  ©lumptiere  (Obesa).  3)aä 
in  Glfaß-Solßnngen,  ©atjem,  Jßüringen  unb  in  ber  9lilp.ferb  (glußfcßwein,  H.  amphibina  L.,  f.  3a* 
Ober  alte Srebfe  jur  gortpflaitjung au«gefeßt.  ©ad)*  fei  »Slthiopifcße  gauna«,  gig.  7),  ein  plumpe«,  un- 
frebfe  finb  feßmadhafter  al«  glußfrebfe ; leßtere  finb  förmliche«  Xier.  4 m lang,  1,5  m ßod),  bi«  2500  kg 
bunfelbraun  unb  in  ber  Dualität  faft  gleich,  Waßrenb  | feßwer,  mit  45  cm  langem  Scßwanj,  faft  »ieredigem 


736  glujjpricfe  - 

Stopf,  langer,  hoher,  som  fetjr  breiter,  aufgcidiroode« 
ncr  Sdmou.jr,  (leinen  Obren  unb  Hingen,  furjem, 
tröfligem  S>at8,  langgejtredtem, febwerfäUiaem,  birfem 
Körper,  in  ber  SJiitte  bcrabbäitgenbem  Saud),  feljr 
turjen  Seinen,  merfciufen  an  jebetn  Sufi  unb  furjetu, 
biiimem  Scpmanj.  Sic  gebogenen  Gcfjätjne  be®  Uit- 
trrfieter«  werben  bei  allen  Männchen  4—8  kg  fd)Wer, 
bi®  80  cm  lang,  ragen  aber  nid)t  au®  ber  Sdjnauje 
beruor.  Sie  über  2 cm  bide  önut  ift  Bielfad)  burd)- 
furcpl,  febr  fpärlid)  mit  furzen  Sorften  bewadjfen, 
eigenliimlieb  tupf  er  braun,  an  ber  Cberfeite  buntler, 
au  ber  Unterfeile  Ijeder,  bräunlich  unb  bläulitf)  gefledt 
Sie  IpaargefäBe  ber  §aut  febroipen  bei  (Erregung  be® 
Siere®  einebünnflüfrige.blutartigeWbfonberung  au®. 
Sie  Stimme  ift  ein  tiefe®,  weithin  hadenbe®  Srüden, 
bei  ruf)igem  fiagern  ein  fflrunjen.  Sa«  g.  ftnbet  fid) 
in  allen  gröjjem  Strömen  unb  Seen  be«  innem  fit 
rita,  jwiteben  bem  17.°  nörbl.  Sr.  unb  bent  25.“  fübl. 
Sr.,  tm  Sill  ift  e®  Weit  juriidgebrängt,  wäljrenb  e®  in 
Oft«  unb  SBefiafrita  Biel  weiter  nad)  ber  Hüfte  herab« 
geht  al®  im  Siorben,  fogar  in®  Stirer  hinan®  unb  nach 
Sanfibar  fdjwimmt  Jn  glüffen  mit  wechfelnbem  SBaf- 
ferilanb  unternimmt  e®  förmliche  Säuberungen.  6® 
Beringt  ba®  Saffer  nur  au®nabm®weife,  um  fief)  auf 
ben  Sanbbünteu  ju  fonnen , unb  be«  Siadtt®,  wenn 
ber  Strom  felbft  nicht  reich  an  Sflanjcit  ift,  um  im 
Salb  ober  auf  Selbem  ju  weiben.  6®  lebt  gefedig, 
ift  am  Sag  trage,  in  ber  Slaeht  munter  unb  greift  auf 
feinen  Seibegängen  ade  fuh  bewegenben  ©ejtalten, 
audi  Siinber  unb  Menfdjen,  an.  Saburd)  Wirb  e®  fahr 
gefährlich  unb  burd)  ba®  3erftampfen  unb  Sertitgen 
grober  Sflanjenmaffen  ju  einer  wahren  fianbplage. 
3m  erften  Sriltel  ber  Siegeitgeit  wirft  ba®  SBeibchen 
nach  7— Sntonaliger  Sräd)tigfeit  ein  Junge®  unb 
greift  ju  bejfen  Serteibigung  felbft  am  Sage  Schiffe 
unb  HRenfdjen  an.  Stian  fängt  ba®  ff.  in  gallöchern 
ober  jdjiefst  e®  mit  fd)Wcrcn  Süehfcntugeln  au®  neög- 
lidjft  geringer  (Entfernung,  gleifch  unb  gett  finb  fegt 
gefd)iifit,befi>nber®  oon  jungen  Sieren ; bie  aeräudierle 
3unge  gilt  al®  fiederbiffen.  Sie  §aut  Wirb  ju  Sdfil- 
ben  icnb  Seitfdfen,  bie  3ahnfubftanj  wie  (Elfenbein 
beäugt.  Sa®g.  war  ben  Sitten  wojjlbclannt  unb  wirb 
in  ben  ägfiptifchen  Schriftm  glufifebwein  (Hier)  ge- 
nannt; c®  muff  bamal®  fepr  häufig  gewefen  fein  unb 
Würbe  Biel  gejagt,  aber  fd)on  im  4.  Jahrl).  n.  Uhr. 
lam  e®  in  Slgppten  nicht  mehr  Bor.  Sldgemein  wirb 
ber  Sehern oth  im  Such  jpiob  auf  ba®  g.  bejogen, 
unb  im  fpätem  Jubentum  fnilpften  fid)  an  biefert 
ähnliche  phantaftifche  gabeleien  wie  an  ben  Seuiatban. 
Jn  Hiom  führte  juerft  SJiarcuö  Scauru®  58  B.  (£f)r., 
bann  Suguffu®  unb  anbreSfaifer  anägemaehfene  Siere 
inStampjipielen  unbSriumphjügen  Bor.  Seitbem  ge- 
langte bi®  jur  SRitte  be®  18.  (Wirf),  unb  bann  wieber 
bi®  in  bie  neuefte  3«ii  fein®  biefer  Siere  nach  (Europa. 
1859  (amen  bie  beiben  erften  gtufipferbe  uad)  Seutfd)  ■ 
lanb,  unb  in  Slmfterbam  haben  fid)  glufipferbe  juerft 
fortgepflanjt.  Sille  biefe  Siere  würben  jung  eingefan- 
gen. nadjbeni  bie  Sliutler  erlegt  War.  SRan  jieht  fie  mit 
Kuhmilch  auf.  Sen  Slfrilanevn  gilt  ba®  g.  gar  nicht 
al®  ein  Don  SlUalj  erfdiaffene®  Sefen,  fonbtrn  al®  ein 
Slinb  ber  i>öde.  Ju  Dberguinea  lebt  ba®  noch  Wenig 
betannte,  Biel  Heinere  liberifdje  g.  (H.  liberiensis 
Lcidtj).  H.  major  Cuv.  att®  bem  SiluBium  be®  mitt« 
lern  unb  {üblichen  (Europa  War  nur  Wenig  Bon  bem 
jefit  lebenben  Bcrfdjiebcn.  Jn  ben  Sertiärbilbungcn 
Ct’tinbien®  tommen  mehrere  Sitten  Bor. 
gluftpriefe,  f.  Hieunauge, 
gluff recht,  glufircgat,  f.  Safferrecht. 
glufircgiilicruug,  f.  Safferbau. 


- glupfpaL 

gtnfjfäure,  foBiel  wie  gluorwafferjtofffäure. 

glufifaurcr  Jlalf , foBiel  Wie  gluorcalcium,  f. 
glufifpat. 

lufifchiftahrt,  f.  Sinnenfchiffahrt. 
lufiidnticin,  f.  glufipferb. 
glufiiehlBinbe,  f.  glüh,  S.  731. 
lufrfeefchtoalbc,  f.  Seefchwalbe. 
lufifpat  (gl  uorit),  Mineral,  befiehl  au® gluor- 
calcium C'aFlj  mit  48,85  gluor  unb  51, ts  Calcium, 
finbet  ftd)  in  fchön  au®nebilbeten  regulären  Srijtaflen, 
befonber®  in  Sürfeln,  bie  oft  Bon  bebeutenber  ©röfie, 
einjeln  aufgcwadifcn  ober  in  Srufcn  unb  ©ruppen 
uereinigt  finb,  auch  in  Cttaebem,  Sriafiäoftaebern, 
Setrafi®hepaebem , j)eja(i®oftaebent  unb  mannig- 
fachen Kombinationen , ferner  in  grobfrifladmifcben 
Mafien,  in  biefen  ebenfo  wie  in  ben  Knilallen  Bod- 
(ontmen  fpaltbar  nach  bem  Cftaeber,  fobann  fömig, 
ftängelig, feltcner  bichl (g l u fi , g I u jj  fl  e i n) unb  erbtg 
(gl  u herbe);  Ipärte  4,  fpej.  ©ew.  3,t — 3.2,  meift 
waffcrheU,  weift , grün , wein-  ober  honiggelb,  blau. 
Diolett  unb  rot;  burchfidfiig  bi®  unburd)fid)tig,  mit 
®la®glanj,  nur  in  ber  bitten  unb  erbigen  SIbart 
fdjimmemb  bi®  matt.  Ser  gefärbte  g.  beugt  bis- 
weilen fcfiüne  gluoreäjenj  unb  phoäphoreöjiert , ju- 
mal  in  bem  fogen.  Eplorophan,  nad)  bem  Er- 
wärmen  unb  nad)  bem  Seftrahlen  mit  Sonnenlicht 
mit  grünem  ober  blauem  Schimmer;  burd)  ©liit)en 
aber  wirb  er  häufig  entfärbt.  Sor  bem  fiatrohr 
fchmiljt  ber  g.,  unb  mit  Sdjwefelfäure  erwärmt,  lie- 
fert er  ba®  ®la®  äpettbe  glufifäurebämpfe.  g.  finbet 
fid)  (ehr  Dcrbreilet,  junädjft  auj  ben  3innerjlagrrfiäl' 
ten  in  Sadjfen,  Söhmen  unb  Cornwall,  fobann  auf 
Erjgängen ; häufig  mit  Scpwerfpat  jufatnmen,  fo  im 
(Erjgebirge  bei  greiberg,  Slnnabcrg,  Marien berg,  ju 
Slubreaäberg  am  ^>arj,  im  babifdjeit  HJfünftertaT,  ju 
ffongäberg  inSiorwegcn  unb  befonber®  fchön  in  gomi 
unb  garbe  ber  Äriftade  auf  ben  Sleierjgängtn  in 
Serbfifhire,  Cumberlanb  unb  StDonfljire;  ferner  in 
felbjtänbigen©ängcn  obtr  mitSchwcrfpat  unbOuarj 
«ufammen  bei  Stolberg  am  fparj  (hier  auch  ber  bidfie 
g.)  unb  bei  fiiebenftem  in  Shüringen,  fobann  auj 
Wblräumen  unb  Klüften  im  ©ranit  (fo  ju  Striegau), 
im  Sorphhc  »nb  in  friftadinifchen  Schiefem  (in  ben 
Sllpen),  feiten  al®  Serfteincrungämittel.  Jn  Sforb- 
amerita  wirb  g.  in  Kentucfl)  (Erittenben)  unb  in  Jl- 
linoi«  (Harbin)  gewonnen.  Ser  intenfib  gefärbte 
unb  jumal  ber  buntelblaue  g.,  wie  er  ftd)  unter  an* 
berm  im  ©ranit  ju  Sölfenborf  in  ber  Cbcrpfatj  frii* 
bet,  entwidelt  betm3erfd)lagen  oberHieiben  einen  auf - 
fanenben  öerud)  nach  unterd)loriger  Säure  (Stint- 
f luft).  33a®  ben  fflentd)  unb  bie  intenfioe  gärbung 
bebingt,  ift  noch  nid)t  befannt ; manche  Bermuten,  bafi 
Kohlenwafferftoffe,  bie  mit  Sithec  au®gejoaen  Werben 
tonnen,  ben  ©crud)  bebingen.  anbre,  Wie  fioew,  neh- 
men freie«  gluor  in  biefem  g.  an.  SIu®  ben  fd)ön 
gefnr6ten  unb  ftart  burchfeheineubm  Sarictäten  be® 
glufifpat®  werben  in  (Englanb  (befonber®  in  Serbfi- 
ftire)  Schalen,  Safen,  fieuchter,  Sricfbefchwerer,  Sa- 
minaefimfe  u.  bgl.  Berfcrtigt  (spsr-oruaments);  burd) 
forgfältige«  (Erljipi'u  bis  annäpenib  jur  Jioiglut  wirb 
bei  manchem  bunfclbiolettm  g.  bort  auch  wohl  eine 
hedere  Hlmethhftfarbe  erjielt.  Siedeichi  hoben  auch 
fchön  bie  Sillen  ben  g.  jur  Iperfteflung  ber  foflbaren 
unb  funftboden  SRurnmidjen  ©eiafie  (f.  b.),  fofeni 
folchc  nidtt  au®  Schot  befteljen,  benufit.  Sonft  bient 
g.  al®  gtufjmitiel  beim  Schmeljen  Bon  Kupfer-,  Silber- 
unb  Eifenerjen,  wa®  ihm  auch  feinen  Hlanten  Ber- 
fehafft  hat;  bann  ju ® I afuren, Email®,  2Ril<hgla®,  jur 
©ewinmmg  ber  glufifäure  unb  jum  Upen  bcSffllafe® 


737 


glujifpatfäure  — 

gtnbfpatfaurc,  fooiel  wie  gtuorwafferftofffHure. 
grhifjfocrrc,  eine  Sperrantage  jur  Unterbrechung 
ber  3rf)iffaf)rt , fie  wirb  baEjer  meift  im  gabrwaffer 
angebrad)t,  fott  fcinbl ttfie  Sdjiffe  in  ber  Bewegung 
hinbem,  int  eignen  Stbußbcrcitb  aufbalten  unb  bie 
eigne  Bewegung  tiicEjt  beftpränfen.  Sie  g.  wirb  als 
rOarritabc  (tot e Sperre), B.  burd)  Bertolten  Pott 
glußfabrscugcn,  ober  in  Berbinbung  mit  Spreng- 
wirkung (Ut  Bctämpfung  bea  ©egnerd  angetoenbet. 
3b«  Beteiligung  gefd)iebt  oon  Sajiffen  unb  Booten 
aud  ober  mittels  treibender  SDiinen. 
gluftftnl)!,  (.  gifen,  3.  489  u.  490. 
glubftein,  äRinerat,  fopiel  Wie  bicbter  glufjfpat. 
fylufifnitcm  (Stromfnftem),  f.  glufj,  8.  731. 
gliifjtcid),  (•  Seicbwirtfcbnft. 
gliifftcrraffen,  f.glufi.  3.732,  Ipodjgefiabe,  Jäter. 
gtnßOcrmcffimg  (Strotnoermefiung),  für 
bie  Borarbeiten  ju  einer  glußregulierung , jur  geft« 
ftcüung  aücr  mit  einem  Safferfauf  in  Berbinbungen 
ftebenben  hRedjtdPerbältniffe,  j.  B.  3taugered)tigfettcn, 
Seitplaften,  wirb  bie  g.  audgcfübrt;  fie  befiehl  in 
einer  öorijontal*  ober  Situationsaufnabme,  in  ber 
gcftiteUung  ber  $>öbenoerbältniffe  bedSafferfpiegeld, 
bed  Safferftanbed  (f.  Begel)  unb  ber  Saffermenge, 
b.  b-  beS  Bolumend  bed  Saiferf  örpcrd , ber  in  einer 
Sefunbe  baS  Stromprofit  paffiert.  gada  bie  Sorten 
ber  Sanbedoermcifung  feine  genflgenbe  Unterlage 
geben,  muff  eine  topograpf)if<be  Bufnabme  (f.  b.)  im 
3Ra&ftab  jmiftben  1 : 1000  unb  1 : 10,000  angefertigt 
werben,  unb  man  unterfdjeibet  biematb  Überfidjtd«, 
Spefial-  unb  Setailftromfarten ; Setailprojefte  unb 
Baupläne  enttoirfl  man  autb  in  noch  großem  Si- 
menfionen.  3n  bcn  Sorten  mfljfen  bie  Uferränbcr 
für  niebrigen,  mittlern  unb  hoben  Saffcrftanb,  autb 
bie  Sommerufer,  Sinterufer  unb  bej.  autb  etwaige 
3nunbationäqren,ien  fowie  ber  Stromflritb,  b.  b-  btc 
Sinie  beS  Sageripiegetd,  bie  fcnfretbt  über  bie  ticfftc 
Steüe  bed  glußbetted  ftreidjt , angegeben  Werben. 
Surdj  iRioeUement,  am  beften  im  Wnttbluß  an  baS- 
jenigc  ber  Sanbesoermcffung,  wirb  bie  §öf)C  beS 
Saifcrfpiegelä  unb  beffen  Oiefälle  beftimmt.  Sic  Sic- 
fenaufttabme  ober  Berpeilung  erbeifd)t  biegeftftettung 
möglitbft  Dieter  Duerproplc,  bie  entwcber  burtb  Sei- 
nen (Beillinie)  ober  burdt  Baten  (Stangen,  Sonnen) 
abgeftetft  werben.  Sie  Saifermenge  wirb  and  ber 
burd)  Stbwimmer  feftgefleHlcn  ©eftbwinbigfeit  beS 
Safferd  im  Stromflritb  ober  burtb  it)ftematifd)e  ©c- 
fdjwinbigteitdmeffungen  mit  ber  Sarct)fcben  Stöljre 
ober  bcnt  Soltnumnithen  glügel  in  möglitbft  oiclen 
Bünden  ber  Duerprofile  ermittelt, 
gtußocrfirficrung,  f.  Iraneportoerfithcrung. 
gUtßOcrunreiitigung,  bie  Beiittiftbung  Pon 
Stoffen  jum  glußwaffer,  bie  ihm  an  fid)  frentb  finb 
unb  nidtt  mit  SRegenwaffer  ober  ©runbwaffer  non 
gewöbniidjerBefdjaffcnbcit  bineingelangen.  Urfadjen 
per  g.  finb  in  einzelnen  gäüen  gewiffe  Bobennerbält- 
niffe  (aud  Sd)Wcjeltied  entbaltenben  Bobenftbitbten 
entnimmt  Duett-  unb  ©runblpaffer  gifennitriol  unb 
Stbwefelfäure,  u.  crfterer  erjeugt  gifenoyt)bftblamm ; 
anbre  Bobenartcn  geben  Sotbfat  f , icmmuäjtoffe  ab), 
in  niel  böbenn  Biape  aber  bie  Vlbwäffer  ber  Stabte 
unb  gähnten,  burd)  bie  organiftbe  Subftan jen,  Salje 
oon  größerer  ober  minberer  Sd)äblid)feit  unb  Bat» 
terien  (ugefübrt  werben  (ngl.  ülbwäffer).  6ine  febr 
hohe  unb  j.  S.  uncrträglitbe  Berunreinigung  ber 
glüffe  ftnbet  fttb  befonberS  in  inbuftriereidjen  Be- 
(irfen,  unb  mehrere  engliftbe  glüffe,  bie  Seine,  ®e- 
wäffer  in  Satbfen,  Seftfalen  unb  ber  Kbeinproonn 
(Supper,  Seine)  finb  ober  Waren  gerabefu  berüdjtigt. 

SReqer«  Äono.  »SJepfon,  8.  9IufL,  VI.  Bb. 


glii&Dcruiireimgung. 

Slärfe-  unb  gutferfabrifeit,  Brennereien,  Brauereien, 
Sollwäftbercien,  Seim-  unb  Bapicrfabrifen  liefern 
bejoitberS  fcblimme  Bbwäfjer,  während  bie  Bbwaffei 
ber  sjjaudwirtfdjaft  nur  in  befonbem  gäüen  fo  üble 
3uftänbe  berbeifübren  wie  bie  3nbuftrie.  Bur  7 Broj. 
aller  Singen  über  g.  bezogen  fttb  bei  einer  Unter- 
jutbung  in  Satbfen  auf  Berunreinigung  burtb  ©t* 
fremente.  Ser  ©rab  ber  g.  bängt  non  ber  Safjer- 
utenge,  bie  ber  betreffenbe  glufi  befördert,  oon  ber 
©cftbwinbigleit  unb  berWrt  unb  Seife  ber  Strömung 
ab.  3n  einem  größem  glüffe  mit  ftarter  Strömung 
unb  geregeltem  Bett  oerteilen  fi<b  einfeitig  jugefübrte 
Beninreiniguitgcn  nidit  leid)!  glcitbmäjjig  über  bad 
ganje  glußpropl,  fonfccm  bleiben  auf  eine  größere 
Segelänge  an  einer  Seite.  So  mifibcu  fttb  bie  aud 
ben  Staßf luter  unb  Bftberdlebencr  Scrfen  juge- 
führten  falfrcitben  Söffer  fo  Wenig  ooüfommen  mit 
bem  glbwaffer,  bau  natb  einem  Saufe  oon  40— 45  km 
nodj  Unlcrfdpebe  im  ©blorgebalt  an  beiben  Ufern  bed 
gluffed  natbgcloiefen  werben  fönnen.  Sad  fäpnugi- 
gere  SSainwaffer  ift  nod)  bei  Bicbridj  Pont  Sibein- 
ioaffer  $u  unterftbeiben.  3e  gröjjer  bie  Stenge  bed 
Butnaluucwnijerd  ift,  um  fo  mehr  werben  bie  itpäb« 
iitpen  Bbwäffer  oerbünnt;  je  größer  bie  ©efdjwin- 
bigleit  ber  Strömung,  um  fo  mehr  werben  bie  Ülb- 
Wäfjer  auf  eine  lange  Stredc  oerteilt.  Stromfcbnetlcn, 
wirbelartige  Bewegungen,  ftarfe  unterirbiftbe  3U* 
flüffe  bewirten  ftbneüe  unb  ooüftänbige  Biiitbung  bed 
gtußwafferd  mit  ben  Bbwäffem.  gine  berartige  Bii- 
jdjung  ift  itetd  oorteilbaft  unb  jwar  autb  fd)t>n  bed- 
halb,  weil  Oerftbiebene  Bbwäffer  aufeinanber  reinigenb 
wirten  tönnen.  Serben  j.  B.  bem  glüffe  Bbtoäffer 
jugcfubrt,  bie  äRctanfalje  enthalten,  fo  milden  biefc 
aufbefiemb  auf  faulige Bbwäffer,  inbem  fie  Stbwefei- 
Wafferftoff  binben.  Sie  größte  Suite  aber  finbet  bie 
g.  burd)  jene  Bropffe,  bte  man  alö  Selbftreini- 
gung  jufanimcnfaßt.  Siicr  tommt  inBetradjt  haupt- 
fiitblitb  bie  Berbünnung  unb  bie  Stromgeftbminbig- 
feit.  Bei  Sielwaffer  ift  ISfatbe  Berbünnung  nötig 
unb  eine  Stromgefcbwinbigtcit  oon  minbeftend  0,«  m 
in  1 Scfunbc,  jebod)  (eine  geringere  ald  in  ben  Sielen. 
Bei  'ilblaqerung  ber  nidjt  gelöftcn  Berunreinigungen 
infolge  Sjerbrciteruittj  bea  glußbctted  ober  ginlritt 
bed  gluffed  in  ein  Scebeden,  wobei  bie  Strömung 
ftarf  oerlangfamt  wirb,  entftebt  inbed  ein  Sd)!amm. 
ber  bebcnflicbe  ©änmgen  unb  gäulnid  erleiben  unb, 
wenn  er  burtb  Swäßluten  aufgerührt  wirb,  bem 
Safjer  fd)äblid)e  Umfejjungdprobittle  juführen  fann. 
Bleibt  er  liegen,  fo  fann  er  atlmäblid)  ju  oonftänbi- 
ger  Berftblammung  führen,  gemer  reinigt  fid)  bad 
Saffer  burd)  rein  tpemifdje  Umlegungen  (freie  Säu- 
ren unb  Sulfate  berScbwermetaUe  werben  burtb  Kal» 
ciumbitarbonat  bed  gluftwafferd  jerfeßt),  burtb  Crp- 
bationdprojeffe  (gerrofalje,  Stbwefelwafferftoff  ic.), 
burd)  ©adaudtauftb,  namenttid)  aber  burd)  biotbenti- 
fd)e  Brojeffe,  bei  benen  organiftbe  Subflanjen,  burd) 
Batterien,  Safferfabettpilje, Tilgen  unb  höhere  Bflan- 
jen  orljbiert,  aufgenommen  werben.  SrogberSelbft- 
reinigung  fann  inbed  ben  weiften  Stabten  unb  Drt- 
febafien  fowie  ben  weiften  gewerblitben  Betrieben 
nid)t  geftattet  werben,  ihre  Bbwäjfer  ohne  oorberige 
Steinigung  in  ben  gluß  cinjufilbreu  (oal.  Vlbwäffer). 
Sa  bie  pathogenen  Batterien  nur  burtb  Bbfeßen  aud 
bem  gluftwaffer  oerfdjwinben , fo  werben  fttb  biefc 
naiurgemäß  längd  ber  Ufer,  alfo  gerabe  an  ben 
Stböpffteüen  ber  Bnwobner,  anfammetn.  Weil  bort 
bie  Stronigcfthwmbigfeit  am  geringften  ift.  Säb» 
renb  im  allgemeinen  Batterien  unter  bcnt  ©inftuß 
bed  Sagedtiiptd  unb  burtb  Bcränberung  ber  Sehens- 

47 


738 


öIUBDCrunmnigung  (©ebeutung,  ©efcßgebung). 


bebingunnen  im  Rluffwaffer  fd)nell  jugrunbe  gehen, 
erhalten  ftd)  anbre,  wie  j.  SB.  Me  ÖiolfrabajUlfti. 
längere  3ttt  tebenöfräftig , uitb  bie  Snrfeuebung  beS 
RlußwafferS  !nnn  jur  Ausbreitung  einer  Gpibemie 
Wefentlnh  beitragen. 

Xie  ©ebeutung  bcr  R.  ift  je  nach  ben  in  ©etradit 
fommenbcnVerbältniffen  fefir  uerfd)ieben.  Ssieüanb* 
Wirtfchaft  fann  in  einjelnen  fallen,  j.  18.  bei  ©tiefen« 
beroäfferung,  »on  'Verunreinigungen  burd)  ftäbtiidjc 
VlbroäfferSiußenjieljen,  in  Weitaus  beit meiftenRäÜen 
aber  ift  jebc  R.  nachteilig,  unb  eS  »erben  befonberS 
bie  Uferbcoölferung,  bic  Schiffer  »ihrenb  ber  Rohrt, 
Rifchcrei,  2anbwirtfd)aft  unb  Rnbuftrie  betrojfen. 
«ewiffe  RnbujtriejWeige  bebiirfen  ju  ihrem  SOetrieb 
©taffer  Don  beftimmtem  SeinheitSjuftand,  wie  es  auS 
»erunreinigten  Rlitffen  nicht  gewonnen  »erben  fann. 
SKit  Säuren  unb  Saljen  überlabeneS  Rlußwaffer 
tann  bei  Überfehwemmungen  bie  fianbmirtfd)aft  fcbä« 
bigen,  unb  namentlich  »irb  baS  »enmreinigte  Soffer 
ber  Rifdijucbt  nachteilig.  Einige  Rifcharten  ftrib  gegen 
frifdic  Gjfremente  wenig  empffnbiich,  benußeu  Die- 
felben  fogar  alb  SahrungSmittel,  währenb  fte  nach 
eingetretener  RäulniS  barunter  leiben. 

Stieweit  eine  Verunreinigung  beb  RlufiWnfferS, 
Wenn  cS  nicht  genoffen  ober  im  fiauShalt  benußt  wirb, 
für  bcn'ffienfchen  fd)äblid)  fein  tann,  fcheint  noch  itidjt 
lieber  fcflgejtcttt  ju  fein.  RebcnfallS  fann  eine  fehr 
bebeutenbe  Schäbigung  eintreten,  Wenn  baS  unreine 
fflaffer  in  bie  Scrbauungöorgane  beS  Wenfdten  ober 
auch  nur  ber  Raubtiere  gelangt,  beohalb  ift  ber  R. 
in  jeber  irgend  möglichen  Seife  »ortubeugen.  Rn 
biefer  Sichtung  |lnb  bisher  bei  brm  «nwachfen  ber 
Sleo ölfenmg  unb  ber  3nnahute  inbuftrieller  ®erte 
noch  leine  auSreichenbcn  Erfolge  erjielt  worben.  Xie 
Schwierigfetten  finb  teilb  tedmiieffer  Satur  (Sein» 
gung  ber  Slbwäffer  in  einer  bie  Rabrifen  nicht  aüju 
ftarf  belaflenben  Seife),  teilb  liegen  fie  in  ber  not. 
wenbigeit  Schonung  oon  ©rioatreebten,  teilb  barin, 
bnfi  eb  gilt,  eine  Vermittelung  jwifd)en  ben  bei  ber 
Rrage  fid)  gegenüberfteljcnben  Rntereffenten  ju  fthaf- 
fen.  3>ieS  gilt  namentlich  für  ben  ©egenfaß  äioifdjen 
Rifcfeerei  unb  Rnbuftrie.  Xic  leitete  ift  unbrbingt 
auf  bie  Einführung  oon  Slbwäffem  in  bie  Rlußläufe 
angemiefeu.  fflian  tann  weitgehenbe  Reinigung  bcr 
Slbwäffer,  Einlage  »on  Stefclfelbem  tc.  »oriebretben; 
eb  wirb  aber  immer  eine  fiebendfrage  für  »iele  inbu 
ftriereiehc  ©effrfe  bleiben,  bafi  Abwäffcr  in  einem  3“« 
jtanb  in  bie  Rlüffe  gelangen,  ber  eine 'Verunreinigung 
ber  lejjtem  herbeiführt.  SInberfeitb  haben  bie  Rlüffe, 
lange  beoor  eb  eine  Rnbuftrie  gab,  ben  Anwohnern 
Siebcnbunterhalt  unb  »crhättniömäßigen  ©ohlftanb 
»erfchajft,  unb  eb  ift  fehr  begreiflich,  baff  man  biefen 
SRugen  ber  Rlüffe  nicht  uerlteren  »in.  Stur  an  ben 
Ufern  gewiffer  tleiner  Rlüffe,  wie  Supper,  Gntfdier, 
©obe,  wo  bie  ©eoölfcrung  durch  bie  Rndufirie  gegen« 
tuärtig  im  Rahr  cbenfo  »iele  Wiüionen  Warf  »er« 
bient  wie  früher  Ipunbertc  ©tarf  burd)  bie  Rifcbjucht, 
hat  man  fid)  in  ben  SSaitbel  ber  Sebensbcbingungcn 
gefunben,  währenb  für  größere  Rlüffe  bie  Rijcherei 
Ihr  Seiht  auch  fernerhin  geltcnb  macht.  Djfenbar 
flehen  fid)  gleichberechtigte Rntcreffen  gegenüber;  man 
wirb  »on  ber  Rnbuftrie  »erlangen  tönnen,  baß  fte 
foweit  Wie  irgenb  möglich  b ab  Rntereffe  bcr  Riicherei 
fdjont,  aber  inan  wirb  jeben  einzelnen  Rad  befonberb 
unterfudjen  mflffen.  Rn  ihrer  »olfbwirtfchaftlicben 
©ebeutung  fleht  bie  Rifdieret  jebenfallö  hinter  ber  Rn. 
buflrie  wett  lurüd.  1882  waren  im  Xcutichen  9ieiih 
bei  ber  Rifeberei  in  ©innengewäjfem  14,263  ©erfo- 
nen  befdjäftigt  ©on  biefen  bilrftc  etwa  ein  drittel 


auf  Seefifcherei  entfallen;  nimmt  man  aber  an,  baß 
alle  ©inncnfifcher  ihren  Erwerb  aub  Rlüffen  jieben 
unb  feßt  bie  ©efarntjahl  berfelben  alb  Einheit,  fo 
flehen  biefer  leßtem  377  ©erfonen  fold)er  Rnbuftrie* 
sweige,  bie  Abwäjjer  in  bie  Rliifie  leiten,  gegenüber, 
©teuften  befißt  eine  ©afferflücbe  oon  1 ,280,000  $>ef. 
tar  für  Süfewafferfifch jucht , unb  bie  baraus  üch  er 
gebenben  ©achtcrträgc  bejiffem  ffd)  auf  2 Witt.  SSf. 
Xcr  nationalötonomifche  ©ewinn  für  bie  S3e»ölte. 
rung  ©reußenb  tann  baher  Wohl  launt  höher  alb  ju 
6 Wtll.  17t.  im  Rahr  angenommen  »erben.  Xagcgen 
ftcltt  fid)  bab  Sert»erhältnib  ber  ©innenfifdjerei  jur 
Slbwäifer  liefernben  Rnbuftrie  auf  1:966  uitb  ber 
nationalötonomifche  ©ewinn  biefer  Rnbuftrie  auf 
5896  Will.  ©ft. 

Rn  G n g 1 a n b hatte  in  bcr  jweiten  fiälfte  beb  19 
Rahrh-  bic'  'Verunreinigung  einiger  Rlüfie,  wie  ber 
Xfjcmfe,  beb  RrmeU  u.  a.,  einen  unerträglichen  ©rab 
erreicht,  unb  eb  würbe  baher  1876  bie  Rivers  Polln- 
tion  l’revention  Act  erlaffen.  Welche  bie  Einleitung 
»on  Slbwäffem  in  bie  Rlüffe  »erbot,  bie  mit  beftunm' 
len  Wengen  gewiffer  Stoffe  belaßen  wären.  XtefeS 
©efeß  etwicb  ftd)  für  bie  Rnbuftrie  fo  »oüfommen 
unerträglich,  baß  eb  1886  burd)  ein  anbres  erfeßt 
würbe,  bab  bic  Einleitung  »erunreinigter  ©äff er  tn 
bie  Rlüffe  geftattet,  foweit  bie  Verunreinigung  mit 
getsiffen  Stoffen  eint  beitinimtefflrenjjnhl  nicht  über« 
fdircitet.  Xie  feöbe  biefer  fflrenjjahltn  ift  »on  ben  bt« 
fonbcm©ebrnud)bjmecfen  beb  belreffenbenRluffebab« 
hängig  gemacht.  Rn  anbern  üänbem,  wie  in  Rrant« 
r o i cti , ©clgien,  iRußlanb,  ftnb  bie  gefcßlichen  ©e« 
ftimmungen,  betreffend  bieSerunreinigung  ber  Rlüffe, 
teilb  fehr  alt  unb  unjulänglid),  teilb  werben  fte  nicht 
gct)anbi)abt,  ober  fie  richten  fid),  wie  bab  fdjweijeri« 
id)e  ©unbebgefeß  »on  1886,  ausjd)ließlich  gegen 
bie  ber  Riicherei  nachteilige  R.  unb  taffen  ben  Schuß 
efunbheitlicher  Rntcreffcn  unbeachtet.  Rn  X e u t f d)  ■ 
anb  befißt  nur  Sürttembcrg  feit  1.  Xej.  1900  ein 
befonbcrebSaffergefcß,  in  ben  übrigen  Slunbebftaaten 
ftnb  bie  ©eftimmungen . betrejfenb  bie  Seinhaltung 
bcr  Rlüffe,  durch  allgemeine  Saffergefeße  ober  bur® 
befonbereVerorbnungen  geregelt.  Xtc  tuciften  mittel, 
beutjehm  ©unbcbflaaten  ftnb  in  tl)ren  ©eftimmungen 
über  bie  ©tnußung  beb  Safierb  tm  allgemeinen  dem 
bat)ri[d)en  fflaffer ijcfef)  »om  28.  ©lai  1852  gefolgt. 
Sadjfen  hat  burd)  Wmtftcrialucrorbnung  »ont  9.  Runi 
1885  beftimmte  Vorfdinften  für  bie  ©bwäffer  »on 
Schlachthäufem  erlaffen  unb  1886  ben  ftretshaubt* 
utannfehaften  beftimmte  ©nwcijunqen  für  bie  ©«• 
fchräntuitg  ber  R.  jugehen  laffen.  ')iodi  befttnimtere 
©runbfäße  für  biefen  3»ecf  hat  bab  babifdje  Wini« 
fterium  burd)  ©erorbnung  »om  11.  Oft.  1814  auf« 
geitellt.  unb  biefe  ©runbiäße  hat  bab  Winittcriunt  für 
Glfaß-liothnngen  übernommen  unb  noch  wefentlich 
erweitert.  Riir  ©reufjen  ftnb  im  'allgemeinen  tdanb. 
red)t,  in  ber  Kabinettborbcr  »om  24.  Rebr.  1816,  bt« 
treffenb  bie  flöß«  unb  fdtiffbaren  Rlüffe,  im  ©efeß 
»om  28.  Rebr.  1843,  betreffenb  bie  nicht  fchiffbaren 
©rioatflüjje,  ferner  in  § 43  beb  Rifchcretgeießeb  »om 
30.  Wai  1874  fehr  wid)tige  ©eftimmungen  über  bic 
Seinhaltung  ber  Rlüffe  enthalten.  Eine  Winifterial« 
»erorbnung  »om  20.  Rebr.  1901  gibt  bie  Waßnahuten 
an , bie  auf  ©ritnb  ber  behebenden  ©efeßgebung  er« 
griffen  werben  tönnen,  um  ben  Übelftänben  entgegen« 
jutreten.  Xen©oli;eibchörben  mirbaufqegeben'  burd) 
Grehitibheamte  bie  ©ewäffer  ftänbig  überwachen  ju 
laffen,  an  ben  alle  2 — 3 Rahre  ilattfinbenbcn  ©e- 
gehungen  fallen  bcr  juflänbige  Saubeamte,  ber  ©e» 
werbeinfpeftor  unb  ber  Wcbijinalbeamte  teilnehmen 


739 


gfufjroaffer  — glutfagcn. 

9Jadj  Gntfdfeibungen  be«  9?eich8gcricbtS  muß  ftdE)  bcr  ffiafferein.,  bcj.  •Vlu«tritt  berfeben  flnb,  unb  ©affer* 
unterhalb  liegenbellferbcfißcr  eine«  Bribatfluffe«  bie*  fraftmafcbincn,  bie  au«  bcn  Behältern  gefpeifi  wer* 
jenigen  Zuleitungen  in  bcn  ffluß  gcfaden  laffen,  btt  bcn,  be«.  ba«  Bcrbrauchte  ©affer  in  biefe  abflicßcn 
ba«  SJfafs  be«  Siegclmäßigen , öemeinüblicben  nicht  taffen.  Schon  um  bie  ÜKitte  be»  17.  3abrl).  beftanben 
ilber [d) teilen , felbit  Wenn  baburd)  bie  abfolute  Ber*  fflutmüblcnanlagen,  Wenn  and)  in  primitibcr  ffornt, 
rocnbbarfcit  be«  ihm  «uflicßcnbcn  ©affer«  ju  jebem  bei  ©rooflijn  ( aus  bcr  3eit  ber  erften  ijotlänbijdicn 
beliebigen  Gebrauch  irgenbroie  beeinträchtigt  wirb.  Vlnfiebelung  ftammenb).  Gine  noUfcmmenere  VI  ü» 
Ob  eine  beftimmte  Virt  bcr  Zuleitung  «u  einem  ffluß  tage  (Don  yjierfe  berrithrcnb)  mar  tu  Vlnfang  be«  18. 
nach  Stoff  unb  Umfang  baäSBaß  bc«©cmeinüblüben  3abrb-  bet  3>üntird)en  in  Betrieb  (Bon  Belibor  in 
überfebreitet,  fann  nur  nach  ben  tatfächüchen  Umftän*  feiner  »Arcliiteetura  hydraulica«  befchrieben).  Ga 
ben  beä  GingelfaUe«  beurteilt  Werben.  Bgl.  ffted,  ijt  ®nbrfd)cinli<b,  menn  aud)  mdjt  gefd)icf)tticf)  erwic» 
Uber  fflußberunreinignngen  (3)re«b.  1884);  »Beriet  fen,  baff  fchon  Bor  bcn  8roofIt)ner  ff.  folche  an  ge* 
über  bie  Reinigung  unb  Gntwäfferung  Berlin«,  Vln*  eigneten  Orten  gebräuchlich  maren.  Bf«  in  bie  neuefte 
bang  in«  (Berl.  1874);  * Sammlung  Bon  ©machten  Aeit  tauchten  hier  unb  ba  Borfdjläge  unb  Blanc  jur 
über  ff.«  (Vlrbeiten  au«  bent  faifcrlichen  ©efuubbeit«*  Dfugbarmadumg  ber  Gbbe*  unb  fflutbemegung  auf, 
amt,  Bb.  5fj.);  ffiönig,  SKaßnabmen  gegen  bie  Ser-  bie  fifh  mohl  in  ber  fonftruftiöen  Vlu«bilbung,  nicht 
unreinigung  ber  fflüffe  (Berl.  1903)  unb  bie  Sitera«  aber  in  bcr  ©nmbibee  Bott  ben  allen  Broollhncr  unb 
tur  bei  »Vlbwäffer«.  liinfirchener  fflutmilhlett  unterfchcibcn.  3m  allge* 

ff  luifton  jfer,  f.  ffluß,  S.  732,  unb  ©affet.  meinen  hat  man  ber  nußbringenben  Berlnertung  Don 
ff  luh, fälle,  f.  3öQe.  Gbbe  unb  ff  lut  bi«  jefjt  menig  Vlufmerffamfeit  fuge« 

ffluftcrgalcric,  f.  Spracbgewölbe.  toenbet,  unb  bebeutenbere,  moberne  Vlnlagen  biefer 

ff  liiftern,  biejenige  Vlrt  bca  Sprechen«,  bei  ber  bie  Vlrt  ftnb  nicht  betannt 
ben  fleljltopf  paffierenbe  fluft  bie  Stimmbänber  nicht  fflutmeffcr,  f.  Begeh 
in  rbbthmifebe Bewegungen  oerfeßt,  fonbern  nur  jum  fflutwfthlen,  f.  fflutmafchmen. 
flanglofen  Vlnblafen  bcr  in  bie  entfprechenben  Stel*  fflutmünbungcn,  f.  Vljtuaricn. 

Itmgen  gebrauten  'lüunbböble  benußt  wirb.  3>a«  ff.  ff  lutraum,  f.  ffluten. 

ift  baßer  auch  folchen  Berfoncn  noch  möglich,  benen  fflutfagcu ,*bie  Grjäbtungen  Bon  einer  großen, 
bie  laute  Sprache  burch  Bäbmung  ober  fonftige  Sr-  bie  böchften  Bergfpißcn  bebedenben  fflut,  bie  ba« 
(rantung  ber  Stimmbänber  Bcrlorcn  gegangen  ift.  üRenfchengefehlecht  unb  alle  Banbticre  unb  Bflanjen 
fflut,  f.  Gbbe  unb  fflut  Bemühtet  haben  mürbe.  Wenn  nicht  auf  mehr  ober 

fflutanfcr,  ber  Vinter,  Bor  bem  ein  hoppelt  Ber<  Weniger  munberbare  VIrt  je  ein  Bärchen  Bon  ihnen 
anferte«  Schiff  bei  fflutftrom  liegt.  errettet  worben  wäre,  ilian  fanb  ff.  bei  allen  arifchen 

fflntbrerijcr,  in  ba«  ©affer  borgebauter  Stein*  unb  femitifeßen  Söifcm,  bann  auch  in  Sibcl,  Bor* 
batnnt,  ber  ben  ©cüenfcblag  Benuinbem  (brechen),  ber*  unb  fynterinbien,  Born  auftralifchen  ffeftlanb 
bierburth  ba«  Ginbringen  bcr  fflut  in  fjäfen.  Buchten  an  über  Sfeuguinea,  burch  Bielanefien,  SRitronefien 
u.  bgl.  mäßigen  unb  fomit  bie  Schiffe  fomie  bie  Ufer  unb  Bolt)neficn  bi«  ju  ben  Sanbmichinfeln,  in  Vlme* 
fchülicn  füll.  rita  Bon  ben  Gbfimo  im  91.  bi«  ju  ben  Vlrautancnt 

ffliite  (ffleute,  ff  lütfchiff.B'ule),  im  17.  unb  im  S.,  namentlich  an  ben  ©cftfüjten.  Sagegen  feb* 
18.  ffabrb-  ein  mittelgroße«,  breimaftige«  Schiff  mit  len  fie  nad)  9i.  Vlnbree  in  Vlrabien,  3nneraficn,  gau; 
niebriger  Sottfchiffatalelung,  bont  unb  hinten  breit  91orbafien,  Gljina  unb  3apan  unb  mit  wenigen  un* 
gebaut.  G«  biente  in  öolianb  unb  Hamburg  bem  üchem  Vtuonaljinen  faft  in  ganj  Vifrita,  baber  auch  i" 
©alfifchfang  unb  bem  Berfdjiffen  bon  Srhmergut.  ber  ägt)ptifd)en  SfiBlbologie.  Urfpriinglich  mar  man 
ffluten(fflutübungen,Beflutung),ba«Vluf*  geneigt,  alle  ff.  mit  ber  biblifchert  ,ju  berglelchen,  bieauf 
füllen  bon  ,'jcHen  im  Soppclbobcn  eiferaer  Schiffe  ber  cbalbäifebcn  beruht,  Bon  bcr  man  bereit«  einen  au« 
mit  ©affer  al«  Übung  für  fleetbebicnungSmannfcfjaf*  bem  7.  3abrb.  B.  Gbr.  berriibrenben,  auf  noch  ältere 
ten;  bei  einem  Ced  tann  ein  ©egenf luten  nötig  üucllen  jurüdgebenben  feilfchriftlichen  Bericht  in  91i* 
Werben,  um  ba«  Schiff  Wieber  in  feine  richtige  Sage  nioe  gefunben  bat.  2>aber  bieffeftigung  ber  Vtrche  mit 
ju  bringen.  Bei  ffcuer«gcfabr  werben  bie  9»uni*  Grbped)  unb  ber  Bunb  9toab«  mit  ber  ©ottbeit,  ber 
tionSfammem  beflutetjfflutraum  einerSbammer  auf  bie  polbtbeiflifche  babt)lonifth«  SSptbe  weift,  nach 
beißt  im  Schiffbau  ber  Siauminbalt  ber  ju  ihrem  Bol*  ber  bie  übrigen  ©ötter  nicht  bamit  einoerflanben  wa* 
len  Unterwafferfeben  nötigen  ©affennenge.  ren,  baß  einer  Bon  ihnen  bie  ganje  SBenfchbeit  ber* 

fflnter,  f.  ffluber.  herben  modle,  unb  ihn  beranlaßten,  ben  burch  ben 

fflutgetoittcr,  nach  Weitberbreüetem,  aberwiffen-  Schup  be«  ©otte«  Ga  einzig  enttommenen  Biann  li* 
fchaftlich  nicht  beftätigtem  ©lauben  foden  ©ewitter  futljro«  leben  ,;u  laffen  unb  mit  ihm  einen  Bunb  )u 
mit  ber  fflut  beraufjieben.  Bgl.  Vlrenbt,  3ur  ®e*  fchließeit,  baß  ähnliche  fjcimfuchungen  fich  nicht  wie* 
wittcrfuube  ber  beutjd)en  Borbfeetüfte  (Grgebniffe  berbolen  foden.  $er  Umftanb,  baß  bie  älteften  Bc* 
ber  ©emitterbeobachtungen  in  Brennen  1897,  Berl.  richte  bei  'Jiaturuöllem  über  ihre  beimifchen  ff.  burch 
fflutgra«,  f.  Glyceria.  [1899).  URifftonare  gcfaminelt  Würben,  Welche  bie  wenn  auch 

fflnthafen,  f.  fcjfen.  unbewußte  Vlbficbt  batten,  Beftätigungcn  be«  bibli* 

fflutljähc,  ^ochwafferftanb  über  bem  Seelarten*  [eben Berichte«  unbbcrGinbeitbc«3Äenfcbcngefcblecbtä 
Siullpunft ; nal.  Gbbe  unb  fflut.  ,;u  finben,  macht  e«  in  Bielen  ffäden  febwierig,  bie 

fflntbub,  Unterfchieb  jwifchen  fjoch-  unb9iiebrig*  Urfprünglichleit,  refp.  Seeinfluffung  ber  Sihtbeii  bie* 
Waffer  berfelben  Sibe;  bgl.  Gbbe  unb  fflut  fer  Böller  burd)  bie  ffrager  ju  erlennen.  3mmerbin 

ffliitfurbc,  f.  Begel.  «eigen  fich  fo  funbamcntale  Unterfchiebe,  bah  fchon 

fflutmafthinen  (ff lutmüblen),  Vlnlagen  jur  ©rimm  bie  Unabbängigfeit  bieler  altweltlicher  Be* 
Benoertung  bcr  in  ber  Gbbe*  unb  fflutbemegung  be«  richte  betonte.  Bei  ben  mbifchen,  perfifeben,  germani* 
9Keere«  fich  barbietenben  9iaturfraft  Sie  bejteben  fchen,  flawifchen  unb  griedbiieben  ff.  banbeit  e«  fich 
au«  geeignet  angelegten  ©affcrbebältem,  bie  mit  gar  nicht  um  gegen  bie  SBenfchbeit  gerichtete  Straf* 
felbfltätig  fidj  öjfncnbeitunb  fchlicfsenben  Xoren  «um  gcrichte.  $ie  große  fflut  ber  »Gbba«,  bie  au«  bem 

47* 


740 


glutfdjleufe  — gluotomarine  Sd)id)teii. 


ttörpcr  bco  Urricjon^mir  herucrbridit,  ift  »ormenfeh* 
lid)  unb  »emidttet  nur  ba3  9ti<faigcfcl)led)t,  bercn 
einer  in  einem  Boot  entlommt;  bie  nllere  griechifdie 
Sage  »on  Cgpged  ift  ähnlich  unb  and)  bie  nun  ber 
Deulalioniichcn' glitt  erft  fpater  Don  ber  femitifdjen 
Sage  beeinflußt , uiclmcbr  ber  litauifd)en  unb  man- 
dien  amerilattifchen  (formen  ähnlich.  Die  inbifdie 
glutfage  beftgt  in  bei  Siettung  ber  'llfenidibeit  burd» 
einen  jifdigeftaltcten  Sott  (‘SSJifdjnu)  eine  benterlend- 
toerte  Hi)nlid)teit  mit  leltifchen  unb  flawifchen  Sagen. 

Die  Sluffafiung  al8  göttliched  Strafgericht  tebrt  nodi 
bei  Sitaueni,  Kol,  SRmcopie,  Dajal,  {yibicfii.,  Balau- 
unb  Gefcüfcbaftdiiijulanem,  bei  ben  SUgontin  in  Siorb- 
unb  ben  tflrawalen  in  Sübamerila  toieber.  Die  Bor- 
audDerlünbinung  burd)  iiere  finbet  fttb  in  Snbien 
(burd)  einen  gifd>),  bei  ben  Gherolceinbianem  (burd) 
einen  £>unb).  bei  ben  Peruanern  (burd)  üamad).  Gin 
errettenber  Berg,  ben  bie  Übertebenben  erftiegen  ha- 
ben, ober  an  bem  bas  SlcttungSboot  ftranbet,  lebrt 
bei  ?lfft)rem,  3uben,  Hellenen,  Jnbem,  auf  Dielen 
Sübfeeinfeln,  in  Sforb  SRittel-  unb  Sübamerita 
loieber;  er  bilbet  ben  »erbreitetften  3U9  ber  3-  Die 
'Hudfenbuiig  mehrerer  Bügel  Don  feiten  ber  (Bereiteten, 
um  ju  erlunben , ob  geh  bad  £3affer  »erlaufe,  ift  ein 
häufig  mieberlehrenber^ug;  fold)e  Bögelausjcnbung, 
befonberd  »onÄttnbfcbuftdrabeii,  enlj#rid)t  aber  einer 
Derbreiteten  Gewohnheit  feefabreuber  SlaturDiiller. 
Die  SleubcDöllerung  ber  Gebe  burd)  Steine,  bie  Deu- 
(alion  unb  Bßrrha  über  ihr  .fiaupt  warfen,  lehrt  «lie- 
ber bei  ben  SRaluft  in  Guai)ana  unb  bei  ben  ÜJiai- 
puri  ainCrinolo,  nur  baff  im  leßtcm  Salle  bie  grüdjte 
ber  SJIauritiapalme  ftatt  ber  Sterne  gebraucht  werben. 
3n  ber  litauifchen  oage,  wo  ebenfalls  ein  ältest  Gl)e- 
paar  bie  allein  Uberleoenbm  bilbet,  warb  ihnen  auf- 
gegeben,  über  bie  Steine  ber  Grbe  ju  fpringen.  »Sleun« 
mal  (prangen  fie,  unb  neun  Baare  entfprangen,  ber 
neun  litauifchen  Stämme  Sllfnen. « 3»  anbern  Sagen 
werben  überlebenbeDicre  in  Slcnfd)cn  Derwan  bell,  ober 
baSneueGefd>lcd)tcntfie!)t  aus  Bäumen  ober  Kräutern. 

3n  biefen  g.  fuet)te  man  früher  Grinnerungen  an 
eine  mir!lid)egeoiogifd)e glutepod)e(DiluDtum),  burd) 
welche  bie  Grboberfläcbe  ihre  gegenwärtige  Geltalt  er- 
halten hätte,  unb  Don  ber  bie  foffilen  Dier-  unb  SRcn* 
fchenrefte  herrührten ; bie  ungcheuem  Säaffcrmengen 
leiteten  bie  ffielehrteu  aud  bem  waffergcfüüten  Grb* 
innem  her,  inbent  man  bie  bünne  terbiefiaie  ehebrechen 
lieg,  bereu  Siefte  untre  Gebirge  »orfteQen  foHten.  3n 
biefer  gorm  hatte  Dbotuad  Burnctt  in  feiner  -Tlieo- 
ria  sacra  telluris«  (1682)  bie  Grbgefd)iebtc  ju  einem 
DolIftänbigenSionmu  audgearbeiiet,  beut  fallet)  (1694) 
unb  SiHiatu  ©hifloti  in  feiner  »Sleuen  Grbtheorie« 
(1696)  noch  einen  großen  jerplaptcn  Kometen  als 
Grbbaüertränter  hinjufügten.  Sdieuchjer  fanb  bie 
SRefte  bed  in  ber  glut  ertränlten  fünbigen  Gefdfleditd 
(»liomo  diluvii  testis-),  Budtnnb  fchrieb  feine  >Rc- 
liquiae  diluviauae«  (1822),  unb  gläubige  Geologen 
unfrerDage  haben  an  bengoffilien  -Smtflutdgerud)« 
ju  »erfpüren  gemeint  Sind)  Siberlegung  ber  biltt- 
Dianifchen  Dbeorien  nahm  man  hier  unb  ba  an , baß 
totale  libcrfchwemmungen  biefe  Sage  erjeugt  hätten, 
unb  fo  wollte  Suef)  bie  chalbäifdie  glutfage  auf  eine 
Sturm  - unb  Grbbcbenflut  jurürffitbren , wie  fie  am 
Berfifdfen  SHcerbufen  häufiger  Dorlommeit. 

Gine  Diel  allgemeinere  Gntflehungdurfache  ber  g. 
bietet  aber  bad  Derbreilete  Borfontmen  »erfteinerter 
SRufcbeln,  Schneden,  gifche  unb  anbrer  Seetiere  in 
ben  Grbfd)id)!en  hoher  Serge.  Schon  (jerobot,  Gra* 
tofthened  unb  länlijud  fprechen  Don  binncnlänbifdjcn 
Seemufdjelfunben  ald  3eugen,  baff  ba  einft  bad  TOeer 


ftanb;  Xertuflian  weift  auf  bie  Berfteinenmgm  ber 
Gebirge  ald  3(ugen  ber  großen  glut,  unb  immer 
erjählt  Don  ben  Bewohnen)  ber  Samoainfeln,  baf) 
fie  gerabe  fo  wie  ber  d)rifilid)e  8ird)cnDater  bie  Der- 
fteinerten  gifdjrefte  ihrer  Berge  ald  3(ugen  ber  gro- 
ßen glut  anriefett.  llnb  biefelbe  Schlußfolgerung 
fanb  febon  Granj  bei  ben  Grönlünbcni,  gram  Boas 
bei  ben  3entraledtimo,  unb  bie  Geietlidjaftbiniulaner 
beriefen  fidi  nad)  GUtS  auf  bie  »erfteinerten  Koraüen 
unb  Dhtfdieln  ber  hohen  Berge,  bie  borthin  nur  bei 
bet  großen  glut  gelangt  fein  linnen.  Selbft  Statur - 
forfd)er,  wie  Sfumphiud  unb  Ä.  ».  SHaumer,  fd)lojfen 
angefichtd  ber  foffilen  Siiefenmufdjeln  (Tridacua)  auf 
ben  Bergen  21mbomad  unb  hinliditlidi  berSäugetirr- 
refte  im  Himalaja  unb  ben  Ütnben  auf  bie  große  glut, 
bie  aud)  bie  SRammutleichen  nach  Sibirien  gefdiwemmt 
haben  follte. 

SRait  begreift,  wie  fid)  an  ähnliche  SorauSfegunqen 
überall  entfpre^enbe  golaefchlüffe  reihen  mußten.  Gr* 
ftend  mußten  bei  einer  fold)en  glut  faft  alle  SKenfdjen 
unb  Diere  (ugrunbe  gehen,  unb  wenn  bad  mit  Siecht 
gefchehen  fein  follte,  fo  mußten  fie  fd)!ed|t  gewefen 
fein  unb  bie  Götter  erzürnt  haben.  2lber  ba  ei*  immer 
nod)  fflenfdjen  gibt,  mußte  wenigfteneS  ein  Baar  »on 
ihnen  gerettet  worben  fein;  gab  cd  in  ber  Slähe  hohe 
Berge,  fo  tonnte  bied  burch  Grfteigen  berfclbeit  ge- 
fehehen  fein;  fehlten  biefelben,  fo  lonnten  fte  ftd)  nur 
tu  Schiffe  gerettet  haben.  3n  biefem  gallf  mußten 
fte  wohl  burch  bieGunft  eined  Gottes,  bem  fie  Gafi- 
freunbichaft  geboten,  obereined  Dorwiffenben  iiered. 
bem  Tie  Schuß  ertoiefen  hatten,  gewarnt  worben  fein 
unb  ein  fiebere-i  Schiff  erbaut  haben,  unb  ba  eS.attdi 
wieber  fianbtiere  unb  Bflamen  gab,  mußte  ber  Reifer 
ihnen  wohl  geraten  haben,  Xierpanre  unb  Samen  in 
bieülrieju  retten.  Dad  finb  unaudtucichliche  Schlüffe, 
Währenb  bie  grage  ber  SSiebcrbeDöllerung  »erfchie- 
bene  CöfungdDerfucbe  herDorrief.  So  entfianben,  ba 
bie  biebtenbe  Bhantafie  immer  ben  fchwierigften  gall 
am  liebftm  nimmt,  bie  Sagen  Don  Drulation  unb 
Shrrpo,  bie,  ju  alt,  um  auf  natürlichem  SBege  Stamm 
eitern  eines  neuen  Gcfd)led)t8  ju  werben . aud  Stei 
nen  ein  folchco  erweden,  ober  Don  bem  allem  gerettc 
ten  alten  SBeibe  ber  Dajal,  bad  mit  ®ilfe  bed  geuer- 
hohrerd  ein  ncued  SBefctt  fd)uf,  ober  Don  ber  gung- 
frau  ber  fiuijtmo-  ober  ltri-3nbianer,  bie  »on  eineiu 
Bbler  aud  ber  glut  auf  einen  gelfctt  getragen  wirb 
unb  Don  ihm  3wiüinge  gebtert.inad)  Gatlin).  SRanch- 
mal  pflanzen  fich  bie  allein  Ubriggebliebenen  auch 
burd)  Schenlel-  oberSeitengeburt  fort,  unb  nad)  brat 
SJiebererfdicinen  ber  Sflanjen  unb  Dtere  wirb  in  ben 
meiften  gällen  nicht  gefragt.  Bgl-Dieftel,  DieSint- 
flut  unb  bie  g.  bcsülltertumd  (2.  Vlufl.,  Berl.  1876); 
Suef),  Dtc  Sintflut (Brag  1883);Sterne,  Die  all- 
gemeine äSeltanfd)auung  in  ihrer  hiftorifchen  Gnt- 
Widelung  (Stuttg,  1889);  Bttbrec,  Die  g.,  ethno» 
graphifd)  betrachtet  (BraunfihW.  1891). 
glutfdilcufc,  f.  greiardje. 
glutfchutt,  f.  «oben,  S.  117. 
glutftrömiinq,  f.  Gäbe  unb  glut,  S.  832. 
{«Ittttor,  f.  Sdjlcufe. 
glutiibungcn,  f.  glitten, 
gluttocllc,  branbenbe,  f.Gbbcunb  glut,  S.  832. 
gluPiäl  (f  luoiatil,  lat.),  auf  einen  glug  bejüg- 
lieh;  »on  ben Bfianjen  foöiel  wie  inglüffen  wachfenb; 
»on  Geftcinen:  Dom  flieffenben  SSaffer  abgefeßt. 

gluDioglatial,  f.  Gidjeit,  S.  677,  unb  Siorb- 
beutfehed  Dteflanb. 

gfluuiomarine  Schiclltcu,  fobicl  wie  bradiiehe 

Schichten  (f.  Bradwaffer). 


glujion  — 

Ftupion  (Iflt),  bad  Fliegen,  Flutung ; in  ber  ©a 
tpotogie  fooiel  roic©!utwallung,  eine  Form  bcr  $>pper- 
ämie  (f.  b.). 

Flnpioncn  (Flujiondrecpnung),  f.  Xifferen- 
tialrccpmnig , S.  907. 

Fluxus  (lat.),  bcr  31ufj,  bad  31ic[im;  f.  aurium, 
Obrenflufs;  f.  coeliacus,  ©fileprupr;  f.  haemorrlioi- 
dalis,  ©olbcnc  ©brr;  f.  lochiorum  ober  lochialis, 
Soepenflufj;  f.  menstruus,  ©fonatdflujj. 

Fly  (engl.,  Ipt.  fiat,  »glicgc«),  feiner  ©iietroagen, 
jweifi piger  Ginfpänner,  in  Dielen  Sonboitcv  garten,  bie 
oonlrofcpfcn  niept  burdjfapren  werben  bürjen,  allein 
jugelajjen. 

Fit)  (für.  gau,  Stuft  im  britifepen  Neuguinea,  ent- 
fpmtgt  unter  5°  30'  fübl.  4)r.,  nabe  bcr  ©renje  gegen 
Scatfer  Silbelmd-2anb,  nimmt  linfe  ben  ©almer, 
reeptb  ben  fepiffbaren  Vllice,  bann  ben  ipni  ebenbür- 
tigen Stncflanb  auf  unb  ergieftt  fiep  mit  groficmlelta 
in  ben  ©apuagolf.  Sind)  einer  1895  jwifepeit  Gnglanb 
unb  ©uülanb  abgeidjtoffcnen  Sionocnüon  bilbet  ber 
F-  bie  fflrenje  jwijcpcn  ben  betberfeitigen  öebicten, 
fo  baft  bcr  i)lujjlauf  englifd),  bie  Schiffahrt  aber  für 
beibe  Seile  frei  ijt.  — 2! er  1843  cnlbedie  Stuft  mürbe 
1875  Don  ©iac  garlane  unb  b"iltbertid  60  km  auf- 
wärts befahren,  1876  gelangte  ber  leptere  bis  800, 
1890  ©lac  ©regor  bist  970  km  hinauf.  ©gl.  lafcl 
»Sohnungen  ber  Waturoolfcr  II«,  ftig.  19. 

Flp*t  (engl.,  fw.  ftstcr),  f.  Slieger. 

Flper  (5 lei  er),  f.  Spinnen. 

rly  lishing  ffpr.  gm  ftf4tng),  Siftberei  mit  ber  glie- 
genangel,  f.  Icjt  jur  lafcl  »Vlugelfifdjerei«. 

Fltigare-lSartdn,  fthtoeb.  Sdjnftjtellerin,  f.  Gor- 

Fltjnt,  ©aut,  ©olbjcpmieb,  f.  FlinbL  [Kn  1). 

Flpfcp,  Stpiefer  unb  Sanbfteiue,  Fajicdgebübc  ber 
obern  Streibc  unb  beb  untern  Xcrtiärd,  befonberd  in 
ben  öftlicpcn  Wlpen  u.  in  Dbcritalien  (pier  ©facigno 
genannt) , f.  ftreibeformation  unb  Jertiarformation. 

fm , Vtbfünung  für  geftmeter. 

F'JW.,  Fülltet.,  Wbfürjung  für  Freimaurerei. 

»9»8.  , in  Oitcrreicp  Stbrürjung  für  Felbmarfcpall- 
leutnant. 

F rnoll  (ital.  Fa  minore,  fvanj.  Fa  rnineur,  engl. 
F minor),  foBicl  »ie  F mit  Heiner  (Weicher)  Ser}. 
2er  F moll-tllfforb  = f as  c;  über  bie  F moll-Xon- 
art,  Sicr  p »orgejeiepnet , f.  Tonart. 

Fo  (Foe),  Warne  beb  ©ubbpa  (f.  b.)  bei  ben  Gpi- 
nefett  unb  im  Ofien  ftinterinbiend. 

Fob,  in  Selegrammen  gebrüudjlicpe  Wblür,iung  für 
free  on  board(eng[.,  »frei,  b-h- frachtfrei,  an  ©orb«). 

Sota  <f>>r.  fctictaj , ©ejirfdflabt  in  Sodnien,  ftrciä 
©foftar,  liegt  malerifd)  am  Fuji  bei  Gnu'-Urp  in  einem 
©ergfeffet  jwifepen  ber  Irina  unb  ber  ©tünbung  ber 
Gepotina,  hat  12  ©lofepeen,  ein  ©ejirfdgeriept  unb 
0895)  4217  meift  mopammeb.  Ginroopncr.  Berühmt 
futb  bie  Silberfiligranarbeiten,  bie  ©lanbfcpard,  Sche- 
ren unb  ©Icffev  au8  F-  ©id  jum  16.  3aprp.  h!tB 
bie  Stabt  Gpoofa. 

Foepabcre*  (tpr.  te^Stc«),  Torf  in  ber  fdjott.  ®raf- 
fdiaft  Glgin,  am  Spcp,  mit  Freifdjute  unb  assi) 
1101  Gtniu.  labei  (Sorbon  Gaftle,  Sip  best  $>er- 
jogi  bon  Wicpmonb,  unbWcfte  cined  römifcpen2agcrd 
(bad  Taessis  bed  ©tolemäod). 

Forf,  ©orfilbe  für  alle  Tafcltcile  bed  borbem 
SKafted  (Focfmajted)  auf  mehrmaftigen  Sd)iffen, 
)■  ®.  godfegel,  Fodrape;  f.  Täfelung. 

Forf,  Otto,  Weichiditfchreiber,  geh.  29.?Ipril  1819 
in  Schwarbe  auf  ber  3ufcl  Wügen,  geft.  24.  Oft.  1872 
in  Stralfunb,  habilttierte  R<h  1843  in  Siel  für  Theo- 
logie, beteiligte  ftch  1848  an  ber  politifcpen  ©eine- 


göberaliften.  V41 

| gung  ald  Siebafteur  ber  bemofrntifchen  »Weuen Freien 
©reife«  unb  würbe  1850  jumVlbgeorbneten  berfchled- 
wig-holfteiniichen  ©anbednerfammlung  gewühlt.  Sfacp 
bcr  Weftauration  ber  beinifepen  tperrfepaft  in  Stoljtcin 
berlieft  er  Siel  unb  lebte  fpfiter  in  Stralfunb.  6r  feprieb : 
•2er  Socinianidmud  nach  feiner  Stellung  in  ber  ©e- 
famtcntmidelung  bed  djrijllicpen  ©eifted«  (Siel  1847, 
2 ©be.);  »Scpledwig  v>blileinifcpe  Erinnerungen,  be 
fonberd  aud  ben  3apren  1848  -1851«  (Seipj.  1863) 
unb » 3Jügen-©ommerfcpe  ßlefd)icpten « (baj.  1 861—72, 
6 ©be.).  ©gl.  ©pl,  Otto  Foefd  2eben  unb  Schriften 
(©reifdw.  1874,  mit  Waepträaen  ju  leptenn  ffierf). 

Ffoefc,  ber  Wacptreiber,  f.  SHeiper. 

Fotf  c,  S3  i I p e 1 nt  0 1 be  r d,  ©olander,  geh.  5.  Vlpril 
1834  in  ©reinen,  ftubierte  in  ©onn,  fflürjburg  unb 
Sien  ©iebijin,  praltijierte  1858—1900  in  ©reuten, 
war  1873-  1901  Vlr.jt  ber  Strafanstalt  Odlebepau- 
ien,  befepäftigte  fiep  »iel  mit  ©otanit  unb  lebt  jept  ald 
l'leichciftdführer  hed  ©efunbheilrated  in  ©cemen.  Gr 
l'cprieh:  -Synopsis  Buborum  Germaniae«  (©rent. 
1877),  »®ie  ©flanjenmifcplinge«  (©crl.  1881)  unb 
rehigiert  feil  1868  bie  »om  Waturwifjenfchaftlidhen 
©erein  ju  Sremen  peraudgegebenen  »Vlbpanbligigen« 

Focfmaft,  f.  Fod. 

Fortfegcl,  Segel  bed  ©orbcrmafled,  f.  Täfelung. 

Focpani  (Foticpäni),  iiauptftabt  bed  ilreifed 
©utna  in  SRumänicu  (Solbau) , am  Fluß  ©f ilfow, 
ffnotenpunft  an  bcrSlaatdbahnlinie©ujau-9ioman, 
hat  27  gricipifch-faiholifd)e,  1 römifch-fatpolifdie  unb 
1 armen.  Siircpe,  2 Spnagogenunb(i899i  23,783  Gtnw., 
babon  6000  Juben  unb  2600  Viudlänber,  bie  bebeu* 
lenben  S>anbel  nach  fflalap  treiben  (namentlich  mit 
©etreibe).  F-  hat  ein  fipjenm  unb  ijt  Sijf  bed  ©rü- 
feften  unb  eined  WppeUatu'iidgericpu'.  (Sd  ijt  ©iittel- 
punft  ber  ©efejtigungen  ber  Serctplinie  (f-Fejtung, 
S.  478).  3n  ber  Umgegenb,  bei  ben  Orten  Obobedci 
unbSotnnr,  Wäcpft  ber  befteSein  ber  Sotbau.  — ©ei 
F-  ji egten  1.  SSug.  1789  bie  oerbünbeten  Ojterreicper 
unb  Siuffen  unter  Friebricp  30308  oon  Äoburg  unb 
Suworow  über  biejürfen  unter  ©fopammeb  ©ajepa. 

Foecunditas  (lat.),  bie  Frucptbarfeit. 

Fob,  ber  bänijepe  Fuji  Bon  12  Tommer  ober  lol 
ju  12  ©inier  ober  Stra,  beim  Felbmejjen  jepnleilig, 
würbe  3.  3un>  1835  beut  preujjijcpen  gieidtgefept,  = 
31,38s  cm,  weil  bie  eignen  Urmajie  ooneinember  ab- 
wiipen.  Gin  norwcgijdicr  F-  = 31,378  cm  blieb  bid 
1887  in  ©eltung. 

Fobbct,  engl,  ©ewiept.  f.  Fubber. 

Fäberalidmud  (lat),  jicigung  jur  ©ilbung  einer 
Föberation  (f.  b.),  ©orliebe  für  bae  einer  folcpen  jrt- 
gruttbe  liegenbe  ©rinjip,  baft  nämlicp  bieBerbunbcnen 
(Staaten,  bej.Cänber  in  ihrer  ©ereinigung  eine  gegen- 
teilige Stüpe  finbcit,  bod)  aud)  niept  mepr  ald  unum- 
gänglich notWenbig  »on  ihrer  Sclbftänbigfeit  ein» 
büften  fotlcn. 

Föbcraliftrn  (lat.),  Wnpänger  bed  Föbcralidmud ; 
fo  in  Icutjdjlanb  bie  ©egner  bed  ßinpeitdimated,  in 
Ojterrcicb  bie  Serireter  ber  Selbftänbigfeit  ber  Sbron- 
länber.  3nFranfceicp  legte  man  wäprenb  berdlcrolu- 
tiontonl789ben®ironbiftcn  ben  Warnen  F- bei,  inbem 
man  fie  föberaliftifcperWbjicbten,  indbej.  bei  Strebend 
bejipulbigte,  bad  Übergewicht  Bon  ©arid  ju  breepen,  bie 
©rooinjen  felbftänbiger  ju  machen  ober  wopl  gar  ben 
jtanjBfijcpen  Ginpfitdjtaat  in  eme©unbedgemeinfcpajt 
aufjulöfen.  llmgefebrt  uerjtept  man  in  ben  bereinig- 
ten Staaten  Bon  Worbamerifa  unter  F-  oberWcpubli- 
fanent  jene,  bie  auf  bie  Stärfung  ber  Uniondgewalt 
abjieleit,  im  ©egenfap  ju  ben  (Demokraten,  melcbe  bie 
Selbftänbigfeit  ber  ©unbedftaaten  betonen.  lanim 


742 


göberatt^cologie  — gogel&erg. 


biefjen  »öhrenb  be«  Bürgerfriea«  bic  Vlnbiinger  bcr 
Union  5-  im  ©egenfafi  ju'bcn  »ÄonfBbrrierten«,  Wie 
man  bic  Vlnbätigcr  be«  Sunbe«  bcr  Sübflaaten  nannte. 

fböbcralthcologie  (Thcologia  foederalis),  f. 
Bunbcäthcologie. 

PrOberatiou  (lat.,  ftonföbcration),  Bereini- 
gung mehrerer  Staaten  ju  einer  8unbe«gemeinf<fiaft. 
S.  Bunb  unb  Staat. 

tföbcraitB  (tat.),  ben  Bunb,  ba«  Sfinbni«  betref» 
fenb.  Stau  fpnefit  Don  foberatioer  Biditung  im  ®e» 
genjag  jur  jcntraliftifcfien  unb  unioniftifcficn,  b.  f).  auf 
ben  Emfieit«jiaat  geridfteteu ; Bon  f öberatioen Saran, 
tien,  b.  b-  fot(b«n  Einriditungen,  bie  ben  Bunbc«- 
(barafter  eines  ©emeinwefen«  bewahren  helfen. 

JyöbcrattUftaat,  ioDid  wieBunbedffaat.  i. Staat. 

(jobcricrcn  (tat.),  oetbünben,  ju  entern  Bunb  Ber- 
einigen; göberierte,  Berbiinbcte,  VlUtierte ; aud) 
Bejeidinuiig  ber  Banben,  bic  träbrettb  bet  franjöft- 
(eben  SRebolution  non  anbem  grofjen  Stabten,  j.  8. 
Bon  WarfeiUe,  nach  'Baris  famen,  um  ^enferbienfte 
ju  Berriehtcn ; aud)  biefi  fo  eine  Bon  SRapoleon  I.  1815 
nud  ber  $>cfe  be«  Barifer  BdIIc«  gebilbete  üitlij,  bie 
gleiifijtadi  Slapoleon«  Stur)  tnirber  einging. 

Jfoc,  Xaniel  be,  f.  Xctoe. 

tfog,  f.  Stiebet. 

ß-ogara«  (fpr.  (isarat <4),  ungar.  Äomitat  (in  Sie- 
benbürgen), grenjt  an  Shtmümen  fotuie  an  bic  Äomi- 
täte  tpermmrnftabt,  ©roßlofelburg  unb  ÄTonflabt,  ift 
1875,5  qkm  (88,7  DSÜ.)  groß  unb  bat  (ivot)  92,801 
meift  rumän.  Einwohner  (©rieefitfd)  • linierte  unb 
Üliditunierte). 

gogara«  (irr.  fegaram . ©rofjgenmnbe  an  ber 
'.’ttuta , über  bie  eine  gebedtc  Brttde  führt , Sifj  beä 
ungarifd)en  Äomitat«  ff.  (f.  oben)  unb  Enbilation 
ber  Bahnlinie  §ermannftabt-S.,  bat  ein  non  Brome- 
naben umgebenes,  1813  Bon  Sethten  Wiibor  erbautes 
Seblofl  (jefjt  Äaferne),  5 Äird)cn  unb  oooi)  6457 
magbarifdje,  rumünifdie  unb  beutftbe  Einwohner,  bie 
§anbel,  ©«Werbe  unb  Jabatbau  treiben,  fj.  bat  eine 
Jpanbtlsfcbule,  8ejirf«gerid)t  I,  Untergbmnaffum 
unb  ein  berühmte«  StaatSpferbegeftüt  mit  über  400 
Bferben  (ba«  8ranbjeid)en  f.  ©eftüte). 

gogarafer  Wcbirge  <ipr.  figmiittr),  cin^weig  ber 
IranSiploaniidjen  Vltpen  (Äarpatfien),  ber  |td)  im  es. 
be«  ungar.  Äomitat«  Sogara«  (Siebenbürgen)  87  km 
lang  at«  hohe«  SRanbgebirge  an  ber  rumiinifebm 
©renj«  Born  Botenturmpafj  gegen  O.  tjin  bi«  an  ben 
ÄönigSflein  unb  gegen  910.  bi«  an«  Surjenlanb  er- 
ftredt.  Xic  böcbften  ©ipfel  ftttb:  Sjfrfra  (2307  m), 
Sjurul  (2288  m),  91egoi  (2536  m)  unb  8uft)dn  (aud) 
Sunctura,  2516  m). 

gögarafft)  <fpr.  -fai),  Johann,  ungar.  Sprad)* 
unb  tHed)t«gelebrter,  geb.  1801  ju  Stäbmarf  im  Vlbauj- 
Bdrer  Äomitat,  geft.  11.  3uni  1878,  ftubierte  ju  Sa» 
roSpatat  bie  SR  echte.  warb  1829  tjlbwofat,  trat  1848 
al«  SRat  in«  ungarifdje  Sinanjminifterium  unb  toar 
toäbrrab  ber  9ieoolution  äüitgticb  ber  oberften  Befter 
Xijiriftualtafcl.  Sieben  mehreren  red)t«wiffcnfd)ajt» 
lidjen 'Berten  (fdmtlidi  in  ungarifdier  Sprache)  fd)iieb 
er:  *Ungarifd).beutfd)c«  ©örtertmd)«  (8ubap.  1836, 
2 8be.),  -Bietapbbfif  ber  ungarifefien  Sprache«  (baf. 
1834),  »Weift  ber  uitgarijcbeit  wspradje«  (baf.  1845)  unb 
ba«  mit  ffl.  Ejucjor  (f.  b.)  im  Auftrag  ber  ungarifdien 
Wabemie  begonnene  unb  nad)  beffen  Xobe(1866)oon 
ihm  allein  fortgefübrte  unb  Bottenbete  grofie  *©6r- 
lerbutb  ber  ungarifdien  Sprache«  (Bubäpcit  1861 — 
1874),  Wofür  ihm  bie  Vlfabentie  eine  barauf  geprägte 
©olbmebaiüe  überm d)te,  obwohl  e«  ben  nnforbe- 
rungen  ber  neuem  Spracfimiffenfcfiaft  niefit  genügte. 


tfoga«,  Siftfi,  f.  Sanber. 
gogajjaro,  ’flntonio,  ital.  lichter,  geb.  25. 
SRarj  1842  in  Sicenja,  ftubierte  in  Xurin  bie  Siechte, 
ofine  ftcfi  jebotfi  einem  ytmt  ju  wibmen,  unb  entfefiieb 
ftdfi  erft  fpiit  für  bie  literarifcfie  Caufbahit.  Er  lebt  in 
Sicenja.  Sein  erfte«  SSerf,  bie  8er«bi(fitung  »Mi- 
randa«  (1874,  11.  läuft.  1900;  beutfifi  Bon  8.' Stürm- 
fiarbt,  Ceipj.  1882),  au«  einer  Stelenfrtft«  geboren, 
madhte  große«  VI uneben,  bagegen  erweefte  bie  @<- 
biefitfammtung  »Valsolda«  (1876,  4.  ?lufl.  1897  ; in 
Budwafit  mit  anbem  (Schichten  oereint  in  ben  -Poesie 
scelte« , 1898) , jenem  Jäte  gewibmet , in  brat  ber 
Siebter  einen  Xeil  feiner  3ugenb  Oerlebt  hatte , an* 
fang«  nur  Sefremben,  ebenfo  wegen  ber  fcfiinucltofen 
Sprache  wie  wegen  be«  ftarten  Siaturgefüfil«,  ba«  nt 
ihr  in  3talien  erftmalig  jum  Vluibrud  tarn,  beibe  in 
Rogayaro«  lombarbifm  - germanififiem  fflefen  inner- 
lich begriinbet.  Sein  4>auptgebiet  ift  ber  SR om an. 
Xer erfte:  -Malumbra«  (1881, 17.  Vlufl.  1900;  beutfd). 
Stutia.  1883)  jeigt  feine  Äimft  nodi  im  ©erben,  boefi 
alle  nnfäj«  ju  feiner  fräftigtn  Cbaratterifierung« 
gäbe  unb  jumal  auch  bm  Junior,  ber  fonft  ben  mei- 
Iteit  italienififien  Tidilcm  abgeht,  bei  ifim  Bor  allem 
an  Xiden«  erinnemb.  $ie  beiben  folgenben:  »Da- 
niele Cortis*  (1885,  21.91ufl.  1900;  beutfd)  Bon  Xult. 
Stuttg.  1888),  ein  politifcfier,  unb  »II  mistero  del 
poeta«  (1888  , 20.  ?lufl.  1900),  ein  £>er;en«roinan, 
lepterer  teilweife  in  Xeutfcfilanb  fpielenb,  bebeuten 
at«  Äunjtwerte  ben  ^öbepuntt  Bon  fjoga j;aro«  3d)af- 
fen.  Ein  Wafire«  Bolfdbuifi  Würbe  »Piccolo  mondo 
antico«  (1896,  35. «ml  1902;  beutfd),  Stuttg.  1903). 
eine  Erjiiblung  au«  ber  3cit  ber  Befreiung  ber  Som- 
barbei  unb  Benetien«  oom  öfterreid)ifd)en  3ocfi,  bie  Bon 
ber  italienififien  Äritif  al«  Seitenftiid  ju  ben  »Pro- 
inessi  sposi*  Uüanjoni«  bejeiifinet  würbe;  ifir  folgte: 
»Piccolo  mondo  moderno«  (1900,  12.  Vlufl.  1902; 
beutfd),  SLÜünd).  1903),  bie  ©efdiidjle  ber  Söfine,  bie 
nicht  hielten,  wa«  bie  ijeit  ber  Sätet  oerfprad).  Sieben 
biefen  großem  ©erten  ftefien  bie  Slouellenfammlun 
geit  »Fedele,  cd  al  tri  racconti«  (1887),  »Bacconti 
tirevi«  (1894).  »Idilli  spezzati«  (1901)  unb  bie  m 
ben  »Discorsi«  (1898)  unb  ben  > Aaccnsioni  umane« 
(1899)  Bereinigten  pbilofopfiifcfieii  unb  religibfen 
Effafi«,  entlieh  -Minime,  etudi,  discorsi  e nnove 
liriche«  (1901).  Xie  bramatifchen  Vlrbeüeii  oereint 
ber  8anb  »Scene«  (El  garoplo  rosso;  II  ritratto 
mascherato ; Nadejde,  1903).  Vll«  Xicfiter  ift  5-  ber 
Wntipobe  Wabriele  b'Vlnnunjio«  (f.  b.),  mit  ihm  bcr 
grBjjte  Sertrcter  ber  itatienifcfini  Sitcratur  bertilegen» 
wart  ; al«  Xcnfer  itefit  er  auf  bem®  oben  beäEbriiten- 
tum«  in  feiner  falhotififien  (Scftaftung.  8gl.  S.  31  u» 
nur,  Antonio  F.  (SKail.  1896),  unb  B-  HWolmenti, 
Antonio  F.,  vita  e opere  (baf.  1900,  mit  einer  Wert- 
Bollen  Bibliographie);  ferner  O.  ipaufer,  Untonio 
g.  (in  »©eftermann«  Blonal«fieften«,  1903). 

fffogelberg,  BengtErianb,  fcfiweb.  Bilbhaurr, 
geb.  8 Hug.  1786  in  lüotmburg,  geft.  22.  Xe«.  1854 
auf  einer  Steife  in  Xrieft , ftubierte  auf  ber  VUabemie 
ju  Stodfiolnt  tmb  ging  1820  nadi  SHom,  Wo  er  ftcfi 
burefi  feine  Sciftungcn  balb  einen  Bauten  madite.  Er 
gehört  ju  ben  erften,  bie  norbifefit  ©Bttergefialten 
plaftifcfi  barjuftcDen  wagten,  unb  jwar  übertrug  er, 
oon  Xfiorwalbfen  beeinflußt,  bie  antifen  fionncil  auf 
bie  norbifefie  fflett.  ©ic  fefir  aud)  fein  Xalent  anju- 
erfenuen  ift,  fo  ift  ifim  boefi  eine  plaftifcfie  Berförpc* 
nntg  ber  fdjwanfmben  Umriffe  jener  ©öttergeftalten 
nidjt  gelungen.  Übrigen«  mobdlierte  er  aud)  antife 
©eftauen.  Xa«  Btufcum  ju  Stodfiolm  befttit  bie  Sta- 
tuen oon  Obin,  Xfior,  iliertur  ben  Vlrgu«  tötenb.  Be- 


743 


Joggi«  — göfjtt. 


nud,  Smor  unb  tpfrjcEjc  unb  SpoIIo  Citbarobud.  Sou 
bcn  bon  if)nt  audgefübrten  Xenfmälem  i"mb  bi«  Sta- 
tuen  ©uftao  Sbolfd  für  öotenburg  unb  Sreinen,  bad 
Seiterftanbbilb  Slarld  XIV.  3o!)cmn  unb  bie  Statut 
»on  Siraer  3°rl  in  Stocfbolm  tjtrBorjutjfbcn.  ffle- 
meinfdjaftlicb  mitSbftröm  oollcnbeteS-  bie  foloffalett 
Silbjäulen  ber  ftöntge  ffluflab  II.  Slbolf,  Start  X.  bis 
Start  XIV.  im  Sd)tog  ju  Stodbolm.  Sgl.  »L’oeuvre 
de  F.«  (brdg.  non  fieconte,  Sar.  1856). 

rfoggia  (fpr.  tobbgpa),  ital.  Srobittj  in  Spulien,  and) 
Eapitanata  genannt,  grenzt  an  bad  <lbriatifd)e 
Slcer  unb  bie  Srobinjen  San , Sotcnja,  Sbetlino, 
Scnebent  unbtSampobaffo  unb  umjagt,  in  brei  greife 
(Sobino,  g.  unb  San  Scoero)  geteilt,  6962  qkm 
(126,iCtSi.)  mit  (1901)425, 460Einw.  (61  auf  1 qkm). 

Qroggia,  ^auptftabt  ber  gteidjnamigen  ital.  Sro- 
bin,)  (f.  oben),  in  ber  apulifeben  Ebene  jwifchen  bcn 
glüifen  Cerbaro  unb  Eelone  gelegen,  Stnotenpunlt 
ber  Eijcnbabnlinien  Vlncona-Sritibifi,  g.-SIJcapcl, 


of»i,  f.  gubi. 

ablcn  (Süllen),  ein  jungcS  Sferb  biä  jum 
fünften  fiebenSjabr;  fob  len  ober  abfoblen,  bei 
Stuten  fobiel  wie  gebären. 

Sobleubrnfe  unb  -Sättme,  f.  2) rufe  unbSäbme. 
oblcubof,  in  Oftcrreid)  eine  meift  ftaatlicbe  Ein- 
ritbtung  jur  Roblenaufjucbt,  oft  bont  fjudjtgeftüt  ge- 

Sohlcn.uibnt,  f.  Sferb  (3abnalter).  [trennt, 
äpn  (gön),  in  ber  Scbroeij  ein  aud  ber  frühe 
berabjteigcnber,  jtürmifeber,  bcif|er  unb  trodner  SJinb 
in  fflebirgdtälem.  Er  betgt  auf  ber  Sorbfcite  ber  ?ll- 
pen  »Sorbföbn«,  auf  ber  Sübfeite  »Sübföbtt«;  ein 
befonberä  heftiger  S-  ift  ber  »witbe  g.«,  ein  fcbroacbcr 
ber  »Ximmerföbn«.  Slebrfad)  toirb  berg.aud)  fälfd)- 
lief)  Scirocco  genannt.  Uber  bem  obem  Xalenbe 
teigen  ftch  junädjft  SJöltcben,  bie  fub  toieber  auflöfen, 
bann  eine  Siolfenbanf  (Röbnmauer),  bie  fi<b  ben 
Seraumriffen  auflagcrt.  Sie  SJuft  ift  ruhig  unb  febr 
burdbfublig.  ffiolfeuftpcn  jieben  talabroärtä,  wobei 


$ntfle$ung  b c 3 ^ ? tj  n 3. 


g. -Succra,  g.- Kanfrebonia  unb  g.-Sotenja,  bat 
eine  fdiöne,  1172  non  Siobert  ©uidcarb  gegriünbele 
Statbebrale,  ein  Später,  einen  fdjöncn  Stabtparl  mit 
botanijdbem  ©arten,  ein  Senfmal  bed  Sr  ged  unb 
Satrioten  Canja  (geft.  1860),  ein  fipjeum,  eine  Xed)- 
nifrfje  unb  eine  fflemecbefd)u(e,  ein  tecbnifd)ed  3nftitut, 
eine  befud)te  Sleffc  (8. — 20.  SDini),  franbel  unb  (l»oi) 
ca.  49,000  (ald  ©emeinbe  53,151)  Einw.  Som  ehe- 
maligen Salaft  Staifer  griebricbd  II.,  in  bem  feine 
britte  ©emablin,  Elifabetb  bon  Englanb,  1241  ftarb, 
Ünb  no<b  Spuren  borbanben.  Sie  Stabt  ift  Sity  bed 
Sräfelten,  eined  Sifdtofd  unb  eined  franbeldgcrtcbld. 
Sürblid)  non  3-  Siuinen  bed  alten  Arpi.  äRanfreb 
fd)lug  hier  2.  Xe,}.  1254  bad  freer  3nno jenV  IV.  un- 
ter bem  Siarfgratcn  Otto  non  fropenburg.  Sgl.  S i I • 
lani,  La  nuova  Arpi  etc.  (Salerno  1876). 

Sfoglia  (fpr.  foija),  gluft  in  SRittelitalien,  entfpringt 
bei  Seftino  im  Etrudlifdben  Spennin  unb  rnünbet 
nad)  einem  Saufe  bon  90  km  beiScfaroindSbriatifcbe 
Sieer. 

Sfoglictta  (fpr.  foii-),  Slüffigfeitdmafi  fu  4 Duar- 
tucci  oberEartocci,  im  frühem  Äircbenftaat:  fürSiein 
in  Som  = 0,45«  unb  in  Sologna  = 0,327  S!it. 

Foglietto  (ital.,  fpr.  fol|.),  Seil  ber  erften  Siolin- 
ftimme , bie  am  Enbe  längerer  Saufen  in  bie  Stim- 
men ber  übrigen  3nftrumente  gteidjfam  ald  -Stich- 
wort. emgefebrieben  wirb. 


in  ber  frohe  ein  Sturmeöbraufcn  hörbar  Wirb,  mäh- 
renb  unten  ber  Süinb  talaufwärtd  Webt.  SRcnfebcn 
unb  Xiere  Werben  bebrüdt  unb  unruhig.  Salb  be- 
ginnen cinjelne  Süinbftöfje,  bie  immer  heftiger  wer- 
ben unb  fcblicglid)  jum  -sturm  anwaebfen.  Stunn 
unb  Vludtrocfnung  bed  froljed  bringen  geuerdgefabr 
(Sranb  bon  ©lanid  1861),  wedbalb  Reuerroacben  bei 
5.  warnen.  Sie  groge  SBämte  berfdiaffle  bem  3-  ben 
SamenSdjneefreffer  (er  fcbmiljtoft  an  einemXag 
fo  niel  wie  bie  Sonne  in  14  Sagen)  unb  Xraubcn- 
foeber  (©raubilnben);  bad  Seifen  ber  Selbfrücbte 
(Siaid,  Sein)  würbe  in  manchen  ©egenben  ohne  3- 
nid)t  eintreten.  Sie  jeht  geltenbe  Sbeorie  bed  Söbnd 
rührt  per  non  $>ann,  Sillwiller,  b.  Se.jolb,  Semter 
unb  SJilb.  Seht  ein  Sübwinb  über  ben  Vllpen,  fo 
werben  auf  ber  Sübfeite  bie  tiefer  gelegenen  Cuft- 
fdjicbten  aHmäblid)  mitgeriffen  unb  jum  Vtujftcigen 
gejwungen  (bgl.  filbbilbung).  Xabei  fühlt  Üd)  bieüuft 
um  je  em  1°  für  100  m Snftieg  ab  unb  nähert  ftd) 
bemXaupunftff.b.);  fobalb  er  erreicht  ift,  tritt  Sollen- 
bilbung  unb  'Jlieberfcblag  ein.  Xurd)  bie  bei  ber  Äon- 
benfation  frei  werbenbe  SiJärme  wirb  bie  Sbtüblung 
auf  1"  für  200  ui  Snftieg  oerlangfamt.  Seim  Über- 
febreiten  bedÄammed  ift  bcrfiuftjtrom  bampfgefättigt 
unb  erfebeint  ald  biefe  äSolfenfcbicbt  (göbnntauer). 
Huf  ber  Sorbfcite  wirb  junäcbft  bie  Siuft  unmittelbar 
unterhalb  bed  Äammed  mitgeriffen;  ed  entfielt  eine 


744 


Aofjumaucr  — (yoir. 


üuftoerbiinnung,  ein  SBacpftrömen  tum  unten  gegen 
ben  Hamm  bin  unb  iomit  am  obeni '.Talen be  ein  üuft- 
roirbel  mit  borijontaler  ©ebfe.  Sicie  Bewegung  greift 
in  immer  tiefere  Srfjiditcii  (göbnftöfie),  bis  ne  ben 
Xalgrunb  errcidjt  unb  ber  ©mb  jegt  nueb  hier  Dom 
Hamme  Weg  webt.  Beim  Herabfinfen  erwärmt  ficb 
bie  üuft  um  1“  für  je  ICO  m,  ift  aifo  hier  für  je  100  m 
um  0,5  “ wärmer  alä  in  ber  Sionbcniationäicilicbt  auf 
ber  Sübfeite  in  glcitber  Höhe;  gleichseitig  entfernt  üe 
ficb  Dom  Saupunft  fo  weit,  bafifie  unten  äufjerft  teocten 
antommt.  Ser  anfangs  Dorljanbene  Silbwinb  in  ber 
Höbe  wirb  meift  bureb  eine  Sepreffion  über  ben  bri- 
tifeben  3nfeln  beroorgerufen.  DBcbrfacfi  ift  ber  g.  nur 
einteilig  auSgcbilbet,  inbem  nur  ber  abfteigenbe  Seil 
beobachtet  wirb  (f.  gatlwinbe).  Surp  obige  Sbeorie 
laffen  ficb  nicht  btofj  ber  Siorb-  unb  Sübföbn  ber  Hil- 
pert ertlären,  fonbern  auch  analoge  Grfdjemungen 
in  anbem  ©ebirgsgeqenben  (£>arj,  Siejengebirge,  ©t)- 
renäen,  ©rönlanb,"  Sieufeelanb  ic.).  3»  ber  Scbmeij 
ift  ber  ff.  am  tjäufigften  im  grübiabr  unb  am  feiten« 
ften  im  Sommer.  ©gl.  fionn,  üebrbucb  ber  Meteo- 
rologie (Seipj.  1901). 

fttobnmaucv,  ©olfenform  bei  göbn  (f.  b.). 
»öljr,  eine  ber  größten  norbfrief.  Unfein  in  ber 
Storbfee  ((.Harte  »Schleswig  $>oljtein>),  an  berSieft- 
lüfte  Schleswig«,  jum  Kreis  Sonbem  gehörig,  13  km 
lang,  8 km  breit,  mit  einem  Vlreal  Don  82  qkm,  in 
ber  gröfeem  nörbliipcn  Hälfte  bOiarfcfj-,  in  ber  Keinem 
im  S.  unb  Sffl.  ©eefllanb,  beibeS  Don  grober  gruept- 
barfeit.  Sie  Bewohner  (Siorbfriefen) , 4500  an  ber 
gabl.  Rnb  tüchtige  Seeleute  unb  befebäftigen  ficb  mit 
ecbiffabrt,  gifeberei,  Sluftem«  unb  ©ogelfang.  Sie 
Crtjchaften  gruppieren  ftd)  in  breiHirepfpicle.  paupt- 
ort  ift  ©pf.  Sie  Jnfel  enthält  Diele  Hünengräber, 
angeblich  au«  ber  ©ifingeneit.  Sgl.  SBcrong,  g. 
früher  unb  jegl  (©tjl  1885);  3 e n i e n , Sie  norb- 
frieftfehen  3ufcln  Stylt,  ff.,  glntrum  K.  DormalS  unb 
fegt  (2.  VluSg.,  Hamb.  1899);  © b i 1 i p p f en , Kultur- 
unb  waturbilber  Don  ff.  (Styl  1902). 
ffiihrbc,  f.  fjörbe. 
rfiihrc,  fooiel  wie  Kiefer  (f.  b.). 
obrcnfepninrmcr,  joDicl  mieHiefernfebwärmcr. 
obreufpanner,  f.  Spanner, 
oi J (i»c.  crtai,  ehemalige  fremj.  ©roDin j (©raffebaft) 
an  ber  fpanijeben  fflrenje,  bureb  Heinrich  IV.  1607 
mit  ber  Krone  granfreieb  bereinigt,  umfafit  ben  grö- 
feem  Seil  be«  heutigen  Separt.  ttrirge.  Sgl.  ©as- 
quier  unb  Sieger,  Ch&teau  de  F.  (goi;r  1900); 
Eaftillon,  Histoire  du  ComtS  de  F.  (Souloufc 
1852,  2©be.);  Saubon  be  ©ionty,  Relation»  poli- 
tiques  de»  comte«  de  F.  jusqu'nu  commencement 
du  XIV»  siäcle  (©ar.  1896,  2 Sbe.). 

ffoip  (fpc.  ffta,  lat.  Fuxuiu),  Hauptftabt  be«  franj. 
Separt.  Vlriege  unb  ehemals  ber  ©raffebaft  ff.,  400  m 
ii.  SB.,  am  linlm  Ufer  ber  'Kriege,  bie  hier  ben  Vlrgel 
aufnimmt,  ßnotenpunlt  berSübbahn,  bat  Uiuincn 
eines  alten  SdjloffeS  (brei  auf  fteilem  Seifen  gelegene 
Süraie),  eine  gotifepe  Kirche  (3t.*SoIuficn)  au«  bem 
14.  3abrl).,  mehrere  Gijen-  unb  Stablwerfe,  Hanbel 
mit  ©olle,  ©ich,  Gifen,  Harj  ic.  unb  asot)  6699  (als 
©emeinbe  7065)  Ginro.  g.  ift  Sig  ber  ©r&feftur, 
eine«  öcriebtS«  unb  'ilfiiicnbofo,  bat  ein  Styjcum,  eine 
üebrer-  unb  üebrerinnenbilbungsanflall,  cineÖtblio- 
tbcf,  einSlilertitmSmufeum,  eine  öewerbetammer  unb 
GifenqucIIen  (11°)  mit  BabcaniiaU.  GS  ift  ©cburtS- 
ort  beS  Staatsmannes  gretycinet 
Sfoij  (fpr.  füa),  franj.  ©rafengefcbleebt,  leitet  feinen 
Urfpmng  üomörafcnSRogerl.DonCarcaffonne  (geft. 
1012)  ber.  Sie  namhafteren  ©rafen  Don  g.  finb: 


1)  iBaimonb  SKoger,  Sohn  Slogcr  SernarbS  I., 
folgte  feinem  Satcr  1188  unb  begleitete  1191  ben 
König  t(bilipp  Vluguft  Don  granfreieb  naeb©a!äitma. 
BUS  wnbünqer  ber  Vllbigenier  unb  ihre«  ©efehilßers, 
beS  ©rafen  Siaimunb  VI.  DonSouloufe,  bureb  Simon 
Don  SBonlfort  feiner  ©ilter  beraubt,  ftarb  er  inmitten 
unDerföbniieben  Kampfe«  1222.  — Sein  Sopn  3io- 
g e r © e rn  a r b II.  fegte  ben  Kampf  für  Äaimunb  VII. 
Don  Soutoufe  unb  bteSlbigenfer  fort,  muffte  fi<h  aber 
1230  unterwerfen  unb  ftarb  1240  als  ©üfjenber  in 
einem  Klafter. 

2)  Sioger  ©er narb  III.,  Derfoebt  nadibrücfliih 
bie  Sieibte  feine«  HaufeS  gegen  bie  Vlmuafiungen  ber 
yinnagnaten,  geriet  aber  babureh  mit  beut  franjöüfchen 
König  ©bilipplll-  in  Sebbe,  warb  1274  gefangen  unb 
erft  nach  längerer 3eit  wicber  in  feine  ©iiier  eingefegt. 
SBit  feinen  Siadfbam  gegen  König  'geter  III.  Don  '.’lra- 
gonien  Derbünbcl,  fiel  er  abermals  in  ©efangenjehaft 
unb  Warb  erft  itad)  ©eler«  Sobe  (1285)  wieber  frei. 
Gr  flarb  1303.  Seine  in  biefer  jweiten  ©efangenfehaft 
gegen  ben  König  Don  Siragouien  gerichteten  üicbcr 
gibt  Siitlot  im  2.  ©anb  feiner  »Histoire  litteraire 
des  troubadours*  im  iluSjug. 

3)  ©afton  III.,  jugleieb  Sicomtc  Don  ©Sarn, 
Sobn  beS  ©rafen  ©afton  II.,  wegen  (einer  Schönheit 
SböbuS  genannt,  geb.  1331,  gep.  1391  ohne  Siacb» 
(ominm,  unterftügle  1346  ben  König  Sb'l'PpTT  im 
Kampf  gegen  bie  Gnglänbcr,  trat  aber  1354  in  ge- 
heime 'Serbinbung  mit  Karl  bem  ©Öfen  Don  9iaoana 
gegen  ben  König  äuboun;  jur  Buße  wohnte  er  1356 
einem  KriegSjug  gegen  bie  beibnifdjen  Sielten  bei.  Sei- 
nen Sohn,  ben  er  im  Scrbacpt  b°Ne,  ibn  im  GinDer- 
ftänbniS  mit  Karl  bem  ©Öfen  üergiften  ju  wollen, 
warf  er  in«  ©efängni«  unb  mifjpanbette  ipn  fo,  baji 
bcrfelbc  ben  freiwilligen  Hungcriob  Dorjog.  Gr  bin- 
(erliefi  ein  ©ebiipf:  »Miroir  de  PhSbus,  aus  deduiz 
de  la  ebasse , des  bestes  sauraiges  et  des  ojseanx 
de  proye«  (^oitierS  1560  it.  ©ar.  1620),  beffen 
(ehr  fepwülftiger  Stil  (faire  du  ober  donner  daus  le 
Plitbus)  ipricbwörtlicb  geworben  ift.  Sgl.  IDi  a b n u n e, 
Gaston  l’hebus , comte  de  F.  (1864).  9lad)  feinem 
Sobe  fiel  bie  ©raffebaft  ait  König  Karl  VI.,  ber  ftc 
einem  Urenfcl  Don  Sieger  I.,  Statt pieu  ©rafen 
oon  Gaftella,  als  Sehen  gab;  nach  beffen  Sobe  bim 
fie  1398  bunp  feine  Sdjwefler  oiabcllc  an  Vircbam- 
baub  be  ©raillp,  ber  nun  fidj  unb  feinen  9ta< h 
fommen  ben  Sitel  ber  ©rafen  Don  R.  beilegte  unb 
1412  ftarb.  Seifen  Sohn 

4)  3 e a n , © r a f D o n g. . würbe  Don  König  Karl  YI. 
jum  Öeneralfapitäit  Don  Saitgueboc,  ViuDergne  unb 
©uienne  ernannt.  ©IS  Karl  VH.  ben  Sbron  beflie- 
gen batte,  ernannte  er  ben  tbm  früher  Derfcinbcten 
©rafen  nuep  jum  Oberbefehlshaber  be«  Heere«  unb 
uerlieb  ihm  ©igorre.  g.  flarb  4.  ÜÄai  1436.  ©gl. 
glourac,  Jean  I.,  cointe  de  F.  (©au  1884). 

6)  ©afton  IV.,  ©raf  Don  g.,  Sohn  beS  Dorigen, 
leiftcle  bem  König  Karl  VH.  grofje  Sieitfte  im  Kampf 
gegen  bie  Gtiglänber,  warb  1455  Don  feinem  Scliwie- 
geroater,  3obann  II.  Don  'Dauarra,  ju  feinem  Siacb- 
foiger,  Dom  König  Don  granfreid)  jum  ©air  ernannt ; 
flarb  1472.  ©gl.  Sefeur,  Histoire  de  Gaston  IV, 
comte  de  F.  (©ar.  1893  — 96,  2 ©be.). 

6)  ©afton,  ©raf  Don  g„  H«JO0  Don  9te- 
mourS,  Gntel  be«  Dorigen,  Sohn  Don  3ean  be  g. 
unb  ber  ©tarie  Don  CrlianS,  Scbweftcr  König  Sub 
wigS  XII.,  geb.  1489,  aeft.  11.  ©pnl  1512,  ber  legte 
männliche  Sprofi  Don  g.,  folgte  1612  bem  Her jog 
Don  üoitgucDille  im  Äommanbo  ber  italienifchen  wr- 
met,  erwarb  fid)  burd)  feine  erfolgreiche  Sapferfeit 


745 


gojatio  beUa  Gljiaiia  — golengo. 


ben  Beinanten  »le  fondre  de  I'Italie« , fiel  aber  in 
ber  fiegreichen  Schlacht  bei  Ranenna.  ®ie  ®üter  ber 
©rafen  Bon  g.  fielen  an  baS  füniglicpe  HauS  Bon  Sin* 
Barra.  ©aftonS  Schweiler ©ermaine  be  g.  worin 
fmberlofcr  Cibe  mit  bem  fpanifepen  König  gerbinanb 
bem  Kalpolifchen  uerbciralct. 

gojanu  brlla  ©biana  ffpr.  tjdno),  gtedrn  in  ber 
ital.  Srooinj  unb  bem  Kreiä  Arejgo,  im  tale  ber 
©piano,  bat  2 Sirdjen  mit  Üerrafotten  Bon  Robbia, 
eine  teepnißpe  Schule,  labofbau  unb  dooi)  ca.  2000 
(alS  ©emeinbe  7657)  ßinlu.  — g.  Würbe  1554  Bon 
Strouiä  Sieer  erftürmt  unb  niebergebrnnnt. 

gojnica  (fpr.  -nt|<i>,  BcjirfSftabt  m Bosnien,  Kreis 
Sarnjeuo,  an  bem  gluß  g.,  in  einem  bewolbeten  tal 
nnt  Sufi  ber  Stit  Sianino,  befifit  2 Siofcpeen  unb  auf 
einem  Seifen  ein  altes  gremjiSfanerflofter  (Sbeta 
liufa)  mit  intereffnntem  Arcpio  unb  reifer  botani« 
Icper  Sammlung.  S-  ift  Sip  eines  BejirfSgericbtS  unb 
bat  0805)  1530  fatpolifcbc  unb  mobammebnn.  Gilt- 
woljncr,  bie 'Bergbau  auf  Guedfilber,  Gifen,  Silber  ic. 
betreiben.  3n  ber  nun  BcrfaDenen  Burg  g.  reftbier- 
ten  wicberbolt  bie  boSnifdien  Könige.  g.  War  als 
Sergwerföort  fdion  feit  Römerjeitcn  berühmt. 

Sofa!  (lat),  ben  goluS  (Brennpunft)  betreffenb. 

Sofalfurtic,  f.  Beugung  beS  Siebtes,  S.  779. 

Sofien  (gufien,  »glüeflicbe  Ricberlnffung«), 
epinef.  Srobinj,  ber  Snfel  Sormofo  gegenüber,  be- 
gren  jt  Bon  ber  gormof  aftraße,  Bon  jfdjeftang,  ftiangfi 
unb  Kwangtung,  120,000  qkm  mit  20 — 23  SJtiU. 
Ginw.  Xie  Bröoin|  wirb  Bon  einer  Reibe  niebriger 
Bergletlen  etwa  SS.  bis  AD.  burcfiiogen,  uon  benen 
ber  Üobüfeban  unb  ber  Suifcban  (Bobea)  mit  2000 
bis  3000  m Höbe  bie  ©renje  gegen  Jfiangfi  bilben. 
Unter  ben  zahlreichen  giflffen  ift  ber  800  km  lange 
'JÄinfiang  alSBerlebrSaber  ber  bebeutenbfte , teilweife 
fepiffbar  ift  aud)  ber  bei  Amol)  münbenbe  Ktulung- 
tiang.  3>aS  Klima  ift  l)cifi,  ober  gefunb.  Sie  Be- 
wohner finb  bie  beften  Seeleute  GljinoS,  friegerifep 
<fie  haben  ben  Wanbftbu  am  löngften  Wiberftonben) 
unb  bei  ber  Solföbid)te  (170— ltk)  auf  1 qkm)  jur 
AuSmattbenmq  fetjr  geneigt;  ein  groficr  leil  ber  Gl)i- 
liefen  HinterinbicnS,  ber  Sunbainfcln,  AmcrifaS, 
i'luftralienS  fommt  Bon  hier.  GS  Werben  in  S-  Ber- 
febicbeneXinlcftegefproebeu.  Gbenenfeljlcu,  bieBerge 
finb  aber  bis  hoch  hinauf  angebaut  unb  beWunbe- 
rungSwürbig  bewäffert  Unter  ben  Bobenerjeugnif* 
fen  fteht  ber  See  obenan;  ein  grober  Seil  ber©efamt< 
auSfubr  feproarjen  5>eS  nach  Gnglanb  fommt  Bon 
ben  berühmten  Bopealjügeln  bei  beit  Stabten  Kim- 
tiing  unb  SdjaoWu.  Sonftige  Brobufte  finb  Reis, 
Seijen.  ©emüfe,  Srfidite  unb  namentlich  Drangen, 
Sabaf,  Baumwolle,  fjuder.  Bon  Haustieren  Werben 
Wefcntlicb  nur  Schweine  unb  ©eflügel  gejogen  Be- 
beutenb  finb  aud)  Seibenraupen  jucht  unb  Sifd)erei. 
Ser  Bergbau  auf  Wölb  unb  Silber  ift  oerboten,  bod) 
werben  Gifen,  Dueeffilber,  3>nn  unb  einige  Gbelfteinc 
gewonnen ; bie  angeblich  gute  unb  reichliche  Kopie  ift 
noch  nicht  in  Eingriff  genommen.  2)te  3nbuftrie  er- 
zeugt Stoffe  Bon  Seibe  unb  Baumwolle,  ausgezeich- 
nete Seinwanb,  Bopier,  3ünbl)öljer,  Baupotj,  ©taS, 
Stahl-  unb  Gifen  waren;  aud)  Schiffbau  unb  Schiff- 
fahrt finb  anfehnlich-  Sie  Bielen  Kampferbäume  Wer- 
ben  noch  nicht  benagt.  3>ie  Bewohner  non  g-  führen 
ihre  HanbeSprobufte  ielbft  nach  3npan,  ben  Bpilippi- 
nen,  Anam,  Siam,  3aBa  unb  Sumatra  ouS.  Haupt- 
ftobt  iftgutfeponfu.  bas  ebenfo  wie  Amon  bem  gremb- 
hanbel  geöffnet  ift;  ber  grembpanbel  beiher  Häfen  be- 
trug  jufammen  1899  in  ber  Ginfupr  16,009,873,  in 
ber  Ausfuhr  7,344,128  XaelS.  Sonft  finb  Wichtig 


Ifdjangtichou,  Ifüantfdiou,  Hfinghwa.  Btt  berKüfte 
uon  S-  lag  Bermutlidt  bie  uon  SDJarco  Bolo  unb  ara- 
bifefjen  9ieifcnben  Bielgerühmte  reiche  HanbelSflabt 
3aitun.  S.  Karte  »Gpina«. 

Softe  Simottöj,  Brenb,  nieberlnnb.  Schrift- 
fteller,  geb.  3.  3uli  1755  in  Wmfterbam,  geft.  bafelbft 
16.  9foB.  1812,  war  anfangs  Kupicrftcdjer  (ogl.  fein 
S3crf  -De  Graveur«,  ?lm|terb.  1797),  bann  Such- 
hänbler,  nach  ber  Sfenolutton  Bon  1795  iKebafteur  bes 
rimfterbamer  Regierungsblattes  unb  unter  ber  fran- 
jöfifchen  Herrfchaft  Beamter  ber  Iffiairie.  SBäljrenb 
RapoleonS  Befud)  in  Bmfterbam  (1811)  opne  ©runb 
uon  ber  Bolijei  gefangen  gepalten,  ftarb  er  balb  nad) 
feiner  greilaffung.  g.  war  ein  großer  Bolppiftor, 
alle  feine  Säerfe,  befonberS  ber  »Catechismus  der 
Künsten  euWeten8chappen«(Bm)terb.  1785  — 1804, 
11  Bbe.),  bejeugen  ben  erftaunlicpen  Umfang  feiner 
Kenntniffe;  ergöptiep  finbfeineSatirenunbBurleSfen, 
Wie  »De  moderne  Helicon«(1792),  »Apollo,  Sergeant 
van  deburgerwacht«,  »De anticke Ilelicon* (1803), 
»Leven  van  Lucifer«  (1799)  unb  »Broertige  reis 
door  Europa«  (1794 — 1806,  7 Bbe.).  (Sine  VluSwapl 
feiner  Schriften  crfd)ien  ju  Bmücrbam  in  12  Bonbon 
(1833 — 35).  Seine  Biographie  feprieb  H-  grijlint 
(Bmfterb.  1884).  [ber  Brennweite, 

gofoinctcr  (lat.  - gried).) , Apparat  jur  äKeffung 
gofos  (fpr.  fö!of<$),  ein  in  Ungani  gebräuchlicher 
Stod  mit  Hammer  unb  Beil  ftatt  heb  ©riffeS,  wie  ihn 
j.  B.  Bergleute  unb  ©eologen  führen;  fpiclte  früper 
eine  Hauptrolle  bei  SKoplIampfcn. 
gotfehaui,  Stabt,  f.  goejani. 
göfnnb(f  ein  nb,  lat.),  frud)tbar;föfunbieren, 
befnupten,  fruchtbar  machen ; gö tunbat ion,  Be- 
fruchtung; göfunbitnt,  grudilbarteit. 
gofuä  (lat.,  »Herb«),  fonicl  wieBrennpunft(f.b.). 
gofiisriihrcn,  f.  Glettnfche  Gntlabung,  S.  613. 
Fol. , Abfürjung  für  golio. 

Fol.,  auf  Rejepten  foBiel  wie  Folia,  Blätter, 
golatreric  (franj.),  Riutwille,  Schäferei, 
golbcn,  1)  ein  tief  einfchneibeitber  IReerbufen  an 
ber  Säeftfüfte  uon  RorWegen,  fiiMid)  Bon  ben  Btllcn- 
infeln  im  Amte  Rorb-Xrontpeim  $er  innere  teil, 
3nbre  g.,  ift  Bon  ©ebiraen  umgeben  unb  nur  Bon 
wenigen  SKenjcpen  umwopnt.  — 2)  gjorb  im  normeg. 
Amte  Rorblaitb,  nörblicp  Bon  Bobö  (f.  b.),  ift  in  jwei, 
Bon  Wunberbar  geformten  Bergen  umgebene  Arme 
geteilt:  Rorb«  unh  Sübfolbcn. 

gfdlbbär (fpr. fottnesr),  Rame  mehrerer  ungar. Orte: 
1)  Sluna-g. , ©roßgemeinbe  im  Komitat  Xolna,  f. 
Xuna • gölbortr.  — 2)  tiSja-g.  (fpr.  hfla.),  aud) 
BrfcS-g.  (fpr.  Mtii-m,  ©roßgenieinbe  im  Komitat 
BäcS-Bobrog,  f.  Xisja  gölbBär  1).  — 8)  tiSja-g., 
©roßgenieinbe,  midi  3äSj-g.,  im  Komitat  3äSj-R. 
Äun-Sjolnof,  f.  tiSja-gblbnar  2). 

grolcmbran  (fpr.  4on85ra>,  glecfen  im  franj.  Xepart. 
AiSite,  Arronb.  2aon,  am  Salbe  Bon  Goucp  unb  an 
ber  Rorbbapn,  mit  bebeutenber  ©laSfabrif  unb  OMO 
1696  Ginw. 

gfolcngo  (fpr. foienggo),  teofilo,  itaL  Xiditer,  be- 
fonnter  unter  bem  felbftgewüblten  Rainen  Ukerlino 
Goccajo,  geb.  8.  RoD.  1491  in  Gipaba  (jept  Ber» 
ichmunbcit)  bei  Süantua,  geft.  9.  Xej.  1554  im  Kl  öfter 
Santa  Gtoce  ju  Gampefe  bei  Baffano,  trat  1509  ju 
Brefcia  in  ben  BenebiRinerorben,  Berließ  jebod)  1515 
infolge  eines  SiebeSucrpältniffes  baSKloftcr  unb  führte 
jahrelang  ein  abenteuernbeS  Heben.  Xurd)  bie  Rot 
gejmungen,  weilte  et  1520— 24  wieber  im  Klofter, 
lebte  bann  1530—33  auf  bem  Kap  ber  Rfincrnn  bei 
Salerno  als  Ginficbler  unb  bewohnte  feit  1534  wie- 


746 


golet)  — Fülies- Drarnatiques , les. 


ber  Berfdjiebene  nccipolitcimfche  »mb  fijiltfdjt  fflöfter, 
jeit  1543  Santa  Groce  ju  Gampefe.  ff.  bat  juerft  bie 
logen.  Maffaronifchc  Boefte  (f-  b.)  mit  Ölüd  behan- 
beit.  Sein  Goo«  - Macaroneae*  crichien  unter  bem 
'Jiamcn  be«  Merline  Goccajo  juerft  Bcnebig  1617  in 
17,  bann  1521,  burd)  fatirijcbe  Giiifchaltungen  befon* 
ber«  gegen  bie  Mouche  Bermcbri,  in  25  öefangcn  unb 
entbält  neben  anbern  burleäfrn  ©cbidjten  •Baldus« 
unb  *Moscaea*  (Müdenfrieg) ; Kabelai«  bat  ibm 
manche«  entlehnt.  Unter  bem  Kamen  Simerno 
Bitocco  fdjrieb  er  ba«  fatirifdje  Gpo«  »Orlandino* 
(Beneb.  1526  u.  öfter,  2onb.  1773),  um  bie  Siolcmbä- 
tage  lächerlich  ju  machen,  unb  ba«  > Chaos  del  tri  per 
uiio*  (Beneb.  1527),  in  bem  er  in  maKarontjcber, 
italienifcber  unb  lateinifcber  f|Soefic  unb  firoja  bie  Be* 
gebenbeiten  feine«  eignen  2cben«  erjäblt.  Ginigc  re* 
iigiüfe  Schichte,  bie  er  in  feinen  fpätem  2ebcn«jabrcn 
febrieb,  um  bie  Sünben  feiner  trübern  abjubüßen, 
wie  »LumauitA  del  figliuolo  di  Dio*  (Beneb.  1533), 
finb  opne  Sebeutung.  Seine  maffaronifeben  ©ebidjte 
ftnb  am  DoUftäubigilen  gebrudt  als  »Opus  maccaro- 
nicum*  (21mfterb.  [Mantua]  1758—71,  2Sbe.)  unb 
neuerlich  berauSgegcben  beit  Boctioli : *Le  opere 
maccheroniche  di  Merline  Coccaio*  (Mantua  1882 
bi«  1889, 3 Sbe.).  Die  »Moscaea*  würbe  beulfd)  be- 
arbeitet bon  .Van«  Gbriftopb  Sud)«  beut  altem  al« 
•Müdenfrieg  • (1580;  br«g.  ban  ©rntbe,  ßiel.  1833). 
Sgl.  $ a 1 m t ft  r o , Elogio  diTeofUo  F.  (Beneb.  1808) ; 
21,  2ujio,  Nuore  ricerche  sul  F.  (im  ȟiornale 
storicu  della  letteratura  italiana* , 1889). 

ffrolet)  dpr.  ton),  3 o b it  igenrt),  engt  Silbbauer, 
geb.  24.  Mai  1818  in  Dublin,  geft.  27.  2iug.  1874  in 
Bonbon,  bilbete  ftd)  an  ber  Dubliner  Society  of  Art 
unb  feit  1834  an  ber2oitboner®fabemie.  Dieöruppe 
3no  unb  Saccbu«  (1840)  berfdjaffte  ibm  juerft  9!uf ; 
bebeutenber  jebodb  war  fein  3üngling  an  einem  ffluß 
(1844),  eine  fd)bne  Serbinbttng  antifer  ©rajie  mit 
einem  realijtiidjeii  Motib  unb  naturwabrer  Sonn. 
Seine  heften  Arbeiten  geboren  ber  Borträtifulptur 
au,  fo  bie  otatuen  bon  vatnpbon  uttb  Selben  für  bie 
neuen  Sarlament«böufer,  bie  lolojfaleKeiterftatiie  be« 
2orb«  Vatbingc  in  RaKutta,  bie  Statuen  be«  2orb« 
Glioc  in  3brem«burp,  Cutram«  auf  bem  BJaterloo» 
plag  in  2onbon,  be«  2orb«  Sjerbcrt  am  StriegSnüni- 
fterutm  bafelbft,  be«  BrinjenBlbert  im^pbepärt  u.  a. 
Seine  SSerfe  würben  beraudgegeben  bon  Monfljoufe 
(2oub.  1875). 

Rolgaria  (ff  o lg  a reit),  Dorf  in  ©Übtirol, 
Sejtriöh.  Sfobereto,  1 168  m ü.  SK  , in  ben  Bicentini* 
feben  2llpcn  an  ber  Strafte  bon  Galbona jjo  im  Sal 
Sugana  nach  ffadiano  im  Gtfdjtal  gelegen,  mit  (noo) 
920  (al«  ©euteinbe  3788)  Ginw.  beutteber  flbftam- 
utting,  bie  ebenfo  wie  bie  Bewohner  ber  benachbarten 
©emeinben  2abarone  unb  2 u f e r n a (jur Bejirfol). 
Sorgo  gehörig,  mit  1425,  be).  768  Ginw.)  unb  bie 
auj  italtenifcbem  ©ebiet  gelegenen  Sette  Comuui  bie 
beutfebe  Spradje  teilweife  noch  bewahrt  buben. 

{folge,  im  eigentlidjcn  Sinne  ba«  Berbältni«  ber 
lo  gif  eben  2lbbcingigfeit  (f.  b.)  jWifdjen  öebanten, 
Urteilen  unb  Sägen , ba«  barin  beftebt,  baf)  ein  ©e- 
bante  (bie  {ff.,  ber  ffolgefap)  fid)  au«  betn  anbern 
(bem  ©ntitb  ober  ©runbfap)  ableitcn  läfjt,  uttb  baß 
alfo  ber  leptere  ben  erfiem  itt  2lnfebuitg  feiner  ®ül- 
tigteil  beftimmt.  Mitunter  wirb  jebod)  auch  bie  SSir- 
fung  in  ihrer  Vlbpängigfeit  Don  ber  Urfad)e  al«  ff. 
(im  realen  Sinne)  bejeid)net.  {folgerichtig  beißt 
ein  fflebante  ober  eine  gan  je  ©ebattfenreibe  ( Jlieorie, 
Spftent),  beren  einjelne  Xeile  al«  ©rünbe  unb  {folgen 
miteinanber  jufammenbängen.  3ft  bie«  nidjt  ber  ff  all. 


ober  wiberfpriebt  gar  ba«  eine  bem  anbern , fo  beißt 
ber®ebanfe  folgewibrig.  Die  {folgen d)tigleit  beißt 
auch  Äonfequen  j (f.  b.),  bie  ffolgcroibngleit  3n  • 
fonfequenj.  Bgl.  ©ntitb. 

ffolgcfoubcK  (golgefonn),  ©letfeber,  f.  £ar* 
bangerfjorb. 

ffolgcmcriftcm,  f.  Bilbung«gewebe. 
{folgepnnfte,  f.  Magnetiäumi. 

{folgerecht,  foBiel  wie  Berfolgung«red)t.  Droit 
de  suite  (f.  b.). 

Folla  (lab,  Mebrjabl  Bon  Folium),  Blätter , F 
Aithaeae,  Wibeeblätter;  F.  Beladonnae,  Xollfir- 
fd)en-,8elIabonnablätter;F.Carduibenedicti,Rarbo* 
benebiftenfraut;  F.  Digitalis,  ffingerbulblätter;  F. 
Far&rae,  ^>uflatlicbblättci;F.  Jaborandi,  Jaboranbi- 
blütter;  F.  Juglauclis,  SSalnußblätter;  F.  Lanroce- 
rasi,  ftirfchlorbccrblatter;  F.  Malabathri,  f.  Cinna- 
momum;  F.  Malvae,  Maloenblätter;  F.  Melissae, 
Meliffenblätter;  F.  Menthae  crispae,  itrraufenunj 
blätlcr;  F.  Menthae  piperitae,  ©fcffenninjblätter; 
F.  Miliefolii,  Schafgarbe;  F.  Nicotianae,  labal 
blätter;  F.  Kosmarint,  Boris  maruti,  SioSniarin;  F. 
Salviae,  Salbeiblötler;  F.  Setmae,  Senne«blätter ; 
F.  Sennae  spiritu  extracta,  mit  Spiritu«  mtbarjle 
Sennebblätter;  F.  Stramouii,  Stecbapfelblötter;  F. 
Trifolii  fibriiti,  fficberfleebläiter,  ©itlertlee,  Drei- 
blatt; F.  Urae  ursi,  ©ärentraubenblätter,  tc. 
ffolidnt,  ein  Buch  in  ffolio  (f.  b.). 

Foliatio  (lab),  bie  gegenteilige  ledung  ber  Blät- 
ter in  einer  Änofpe. 

{falle  (D.  lab  folium,  »Blatt*),  in  bünne  Blatter 
gcWlagene« Metall,  uor)ug«weife,'jimt,  Blei, ftupfer. 
Xombaf,  Silber,  ©olb,  baber  3inn-,  Hupfer*, 
© o 1 b f o 1 i e ic.  Silberfolie,  auf  einer  Seite  uergolbet, 
beißt  ©olbfolie,  golb*  unb  fitberplattierte  ftupferf  olie 
beißt  unechte  ff.  ff.  bient  befouber«,  gefärbt  ober 
ungefärbt,  )um  Unterlegen  ober  Belegen  burebjicbtig 
farbiger  ©läfer  fowie  echter  unb  unechter  Gbelfteme, 
Wo  fte  bie  burd)  beit  burchfid)tigen  fiörper  faHenben 
2id)tfirablen  juriidwirf t ; Zinnfolie  haßt  >otanniol 
(f.b.).  Spiegelfolie  ift  eineftarte  Sorte  Stanniol. 
Serjinnte  ©leifolie  beftebt  au«  j»ei  .»jinnblättem  mtt 
einem  jWifchengelegten  Bleiblatt.  3m  übertragenen 
Sinne  Berftebt  man  unter  ff.  irgenb  einen  ©egen- 
ftanb.ber  einem  anbem  gleidjfam  jur  Unterlage  bient, 
b.  b-  bcnfelben  bcrBorbcbt,  glänjenber  erfcheinen  läßt. 
So  fagt  man  j.  B.,  baß  eine  büßltcbc  ©erfon  einer 
febönen  al«  ff.  biene. 

Folie  (fraitv,  (pt.  fom1),  Xorbcit,  Karrbeit  211«  F. 
raisonnante(»SSabnünn  mit  Überlegung«),  b.b-3rre* 
fein  ofincBcriCanbeoftürung,  bejeiebnen  biegranjo'en 
bie  leidjtem  fformen  ber  Manie,  bei  benen  bie  Be* 
fonnenbeit,  21uffaffung«fcibigleit  unb  ba«  ©ebäd)tni« 
Irop  ber  übrigen  franfbaften  Spmptome  ber  mani» 
fdjen  ©eifleoftöntng  ungefebäbigt  erfd)eint.  Der  *rä- 
ionnierenbe*  Gharalter  ber  Manie  neigt  ju  bialet- 
tifefen  SRfdjtfertigung«*  unb  6rflärung«uerfud)eii  ber 
franfbaften  Jianblungen.  F.  circulaire,  regelmäßiger 
SBecbfel  jWifcben  Manie  unb  Melancholie, 
{folierflitter,  f.  fflctler. 

Folies  d'Kspugne  (franj.,  fpr.  |»in  sic»nni'),  fpan. 
Xan  j Bon  enifllidfteiuGlmraftcr,  für  eine  einjelne  Ber- 
fon  beftimmt,  cbebem  auf  ber  Bühne  fel)r  gebräuchlich, 
jept  außeröebr.iudi  gefommen.  Die  febr  einfache  Me* 
lobie  ift  im  '/*-Jatl  gejept  unb  befiehl  meift  au«  jwei 
Xeileu  Bon  je  acht  Xatien.  Gin  befannte«  ©eifpiel  ift 
bie  Follia  für  Solooioline  mit  Baß  Bon  GoreUi. 

Folios -Dramaticjaes,  les  (|pe.  u focnuitamanr). 
Barifer  Xbcaler,  gegrünbet  1831,  beffen  Spejialität 


747 


goligno  - 

feit  1867  eine  3eitlang  befonberi  bie  Operette  unb  bic  | 
geerie  wann. 

goligno  (|ur.  .Hnnjo,  guligno),  StreiSljauptflabt 
in  ber  ital.  'fSvouinj  Perugia,  239  m ii.  St,  in  frud)t- 
barcrGbene  am  Xoptno,  Snotenpunft  ber  Gifenbapn* 
linien  Ancona-g.-!Rom  unb  Xerontola-g.,  bat  eine 
fdjilne  ftatpebrale  unb  mehrere  anbre  Strien  (für  bie 
ttloiterfircbe  Sant’  Anna  malte  Sfaffael  einft  bie  jeftt 
im  Satiftm  befinblicbe  Mabonna  bi  g.),  eine  Sina- 
Jottjcf.  ein  Xheater,  ein  Ipoipital  unb  aaot)  ca.  10,000 
(als  ©emeinbe  26,111)  GinW.,  bie  Mafcpinenbau, 
gabrilation  Bon  CI  unb  Rapier,  ©erberci  foroie  leb* 
haften  Handel  treiben,  g.  ift  Sie  eines  Sifcpofs,  §au* 
belSgeruptS  unb  einer  fcanbelsfammer  unb  bat  ein 
©pmnajium,  eine  Xedmtfcbe  unb  ©ewerbefcpule  unb 
ein  Seminar.  6«  ift  ©eburtSort  beb  Malerei  Sliccolb 
bi  fiiberatore,  genannt  Alunno,  Bon  bem  fiep  ein  (d)ö- 
neS  Altarbilb  in  ber  Kirche  San  'Jiiccolb  befinbet,  unb 
bem  hier  1872  ein  Xeitlmal  errichtet  mürbe.  — 3m 
Altertrcm  bieg  bic  Stabt  Fulginium  unb  gehörte  ju 
llmbrien.  ®ie  Seruginer  jerftörten  ben  Ort  1281. 
Seit  bem  Anfang  beS  14.  3abrt).  laut  bie  Stabt  g. 
unter  bie  ^errjdjaft  ber  auelfifcpcn  gamilie  Xrinci, 
bid  ber  Jtarbinal  Sitc(leSa)i  fie  1439  beul  Sapft  un* 
terroarf.  Sgl.  öragajji,  Compendio  della  storia 
di  F.  (goligno  1858);  ga!oci-$ulignani,  Mo- 
numenti  artistici  di  F.  ibaf.  1884). 

gallo  (ital.,  lat.  Folium,  »Statt«),  Sudjformat, 
bei  bem  ber  Sogen  nur  in  jwei  Slätter  gebrochen  ift 
unb  Bier  Xruafeiten  enthält;  in  beit  erften  3aftr’ 
«hnten  nad)  terjinbung  ber  Sud)brudcrfunft  baS  ge» 
brnuchlicbite  gormaL  — 3”  ber  laufmännifdjen 
Sprache  ift  g.  foBiel  wie  Slattfeite,  inebef.  bic  mnne. 
rierte  einfadje  (meift  aud)  Sagina  genannte)  ober  Xop- 
pelfcite  eines  öefcbäf tsbuipcS ; baßer  f oliieren  ober 
paginieren,  bicSeiten  eines  SucpeS  mit  fortlaufen* 
ben  3iffem  hejeiepnen.  Gin  g.  in  einer  Sani  haben, 
peiftt  in  berfelbcn  ©elb  unb  in  ihrem  §auptbud)  eine 
tRecpnung  barilber  haben.  XaS  Santfolio  gibt 
bann  bie  Slätter  beb  .'öauptfmdjeS  ber  Sani  an,  auf 
bem  jene  Mccpnung  fleht. 

Folium  (lat.,  ÜRehnahl  Folia),  Slatt,  befoitberS 
ein  Slatt  in  einem  Such;  baher  folio  meo  (bei  Sn* 
gäbe  ber  Slatt jahl) , nad)  meinem  Slatte , b.  h-  nad) 
ber  Bon  mir  gebrauchten  Ausgabe;  folio  recto,  auf 
ber  erften  Slattfeite,  im  ©egenfaf)  ju  folio  verso,  auf 
ber  jweiten  (umgetnenbeten)  Slattfeite. 

golfeftone  (fer.foifidii).  Stabt  (municipal  borough) 
in  ber  engl.ffiraffthaftft’ent,  an  ber  Strafte  non  Xouec 
(Sab  be  GalaiS),  lieqt  teilet  in  einem  engen  Xal,  über 
baS  ein  groftartigerGifenbahnuiabult  führt,  teil«  Weit- 
lid) banon  längs'  ber  Stufte,  hat  14  Studien,  ein  toiffen* 
febaftlid)eS  S«!1'!“*  (nach  färbet),  ber  hier  geboren 
mürbe,  genannt),  eine  höhere  Xeebnifcbc  Sd)ule,  baS 
Siftoriahofpital,  ein©cne[ungSl)cim,  Seebäber,  einen 
hübfehen  Kurfaal  (feit  1889),  fd)öne  tfiromenaben  unb 
(lson  30,850  Gitiro.  Xie  Stabt  Bcrbanft  ihren  Auf* 
fchmung  bem  ftdiern  £>afen,  ber  1845  Bon  ber  Gifen* 
bahngefellfd)aft  gebaut  mürbe,  unb  befiüt  12  Sthiffe 
Bon  2232  jon.  1901  liefen  2 126  Sdjiffe  mit  398,783 X. 
ein  (täglich  fontmt  ein  Xompfer  Bon  Soulogtie  an). 
Xie  Gmfuhr  Born  AuSlanb  belief  fid)  1900  auf 
13,623,199  Sfb.  Sterl. , bie  AuSfuf>r  auf  1,780,622 
Sfb.  Sterl..  moruntcr  für  1,051,092  fßfb.  Sterl.  bri* 
tifche  ffärobufte.  Gingeführt  merben  Seibenmaren 
(für  6,*  Miü.  Sfb.  Sterl.),  Siollmarm  (1,3  Miü. Sjb. 
Sterl.),  Saummollmaren,  Sein  (11,641  hl),  Sieber; 
jur  Ausfuhr  fommen  Bontehmlid)  Sollmaren,  §äutc 
unb  Gier.  — g.  befianb  fd)on  im  9.  gapr!). 


— goflett. 

| golfcthitifl  (bän.,  baS),  9tolfS*Xbing,  baS  bä* 
nijdje  Abgeordnetenhaus,  bie  Zweite  Kammer;  Bgl. 
Xäncmarf,  S.  481. 

Folkevise  (bän.,  fdjweb.  Folkvisa),  Solfdlieb. 

golflorc  (engl.,  |pr.  fernst,  »SSijjcn  be«  Solid«), 

f.  Soltdlunbe. 

golfuitgcr,  9iame  eineä  [epmeb.  ©efd)led)t«.  ba-3 
1250  mit  Silatbemar,  bem  unmünbigen  Sohne  Sirger 
3arl8  (f.Sirgerl),  ben  fchmebifchen  Xpron,  1319  mit 
Magnuä  Gritsfon,  bem  ©roftneffen  SBalbemarS,  audi 
Norwegen  erbte.  'JKagnuS'  Sohn,  König  $>alon  VI. 
(f.  b.),  heiratete  1363  Margarete  (f.  b.)  Bou  Xäne* 
marf,  tooburd)  bie  fpätere  flanbinaoifdhe  Union  in 
Kalmar  angebahnt  mürbe.  Mit  ihrem  Sühn  Olaf  V. 
(f. b.) crlofd)  1387baS  ©cfchlecht  berg.,  beffenSchid* 
fal  Stoff  ju  mehreren  Xramen  unb  Opern  gegeben  hat. 

golftoang,  in  ber  norb.  Mfttfjologie  ber  ifialail 
ber  greftia;  (.  SSgarb. 

gollcn  (golleniud),  l)Suguft,  fpäter  91  b o l f 
2 u b m i a,  beutfdjer  Xicftter  unb  Patriot,  geh.  2 1 . 3an. 
1794  in  ©ieften,  geft.  26.  Xej.  1855  in  Sem,  ftubiertc 
Sh'lologie  unb  Xbeologie  in  ©ieften,  bann,  nad) bem 
er  1814  ben  gelbjug  gegen  granfreid)  mitgemacht,  in 
^eibelberg  bie  Siechte  unb  übernahm  1817  ju  Glber* 
felb  bie  Siebaltion  berborterfcheinenbcn  .Allgemeinen 
3eitung«.  Xer  Xetlnahnte  an  benrngogiiepen  Um- 
trieben angeflagt,  faft  er  1819—21  in  Serim  in  2>aft. 
erhielt  barauf  ju  Aarau  an  ber  Kantonfchule  eine  Au- 
fteilung als  2ehrer  ber  beutfehen  2iteratur  unb  prina* 
tifierte  fpäter  in  unb  bei  3ürich  ; 1848  ermarb  er  baS 
Wut  2icbmfclS  im  Xhurgau,  baS  er  bis  1854  beroirt* 
fchaftete.  g.  ift  ber  Serfaffer  mehrerer  2icber  (j.  S. 
»SaterlanbSföbne,  traute  ©enoffeit  :c.  • ) in  ben . greien 
Stimmen  frifdter  3ugcnb«  (3ena  1819)  fomie  Her- 
ausgeber beS  «SilberfaalS  beutfd)er  Xichtung*  (SJin* 
terthur  1828,  2 Sbc. ; neue  AuSg.,  Sranbenb.  1847). 
Auftcr  Bei-fd)iebenen  Überfeftungen  (barunter  »Alte 
cftriftlidic  2ieber  unb  Itirchengefänge*.  Glberf.  1819) 
Beröffentlicftte  er : »^arfengrüfte  aus  Xeut jchlanb  unb 
ber  Schmeij«  (3ürich  18221 ; .Malegps  unb  Sioian«, 
Siitter*  unb3nubcrroman(Sfonftanj  1829);  »Gin  feftön 
unb  furjmeilig  ©ebicht  Bon  einem  Siiefen,  genannt 
Sigenot*  (baf.  1830);  »XaS  Üiibciungenlieb  im  Jon 
unfrer  SolfSlicbcr«  (SiegfriebSXob,  3ür.  1842)  u.  a. 
Seine  fcd)3  Sonette,  bie  u.  b.  X.;  »An  bic  gottlofen 
3iid|tS*äSüteriebe.  gliegenbeS  Slatt  Bon  einem  Ser* 
fchollenen*  (.öetbelb.  1846)  erfchicneit,  gciftelten  bie 
nihiliftifche  Sichtung  in  Xeutfcftlanb  unb  führten  ju 
einer  Iiterarifd)en  gehbentitSuge  unb  beffen  ©enoffen. 

g.  erwarb  fleh  aud)  Biel  Serbienfte  um  öottfrieb  Kel- 
ler, beffen  literarifd)e  Anfänge  (18+1)  er  mit  iHat  unb 
Xat  fürbertc.  AuS  ieinem Sadjlaft  erldjienbaSroman* 
tifche  GpoS:  »IriftanS  Gllem«  (©ieft.  1857).  Sgl. 
©räfin  n o n 31  e i d)  e n b a d),  Ambt  unb  g.  3eitgemälbe 
aus  bem  betulichen  SefreitmgSlrieg  (2eipj.  1862). 

2)  Karl,  SBruber  bes  Bongen,  geb.  5.  Sept.  1795 
*u  Momrob  in  Oberfteficit,  geft.  13.  3<>n.  1840,  ftu» 
bierte  ju  ©ieften  Xheologie  unb,  nachbem  er  als  hef* 
fifcher  freiwilliger  3äger  ben  gelbjug  Bon  1814  gegen 
granfreid)  raitgemaeftt,  bie  9ted)te,  habilitierte  ftd)  1818 
in  ©ieften  unb  turj  barauf,  um  einer  politifd)en  Un* 
terfuepung  auSjumeidjen,  in  3ena.  Als  rabifaler  ga> 
natifer  juepte  er  bie  Surfdjenfchaft  burd)  Sieben  unb 
2icber  (befonberS  baS  fogen.  »örofte  2ieb<)  ju  ge- 
walttätigen Schritten  ju  treiben,  ging,  bemagogifcher 
Umtriebe  angellagt,  nach  granfreid)  unb,  aud)  Bon 
ba  Berttiefen,  1820  in  bie  Scpweij,  wo  er  fcblieftlid) 
an  ber  UniBeifctät  ju  Safel  Aufteilung  fanb.  Auf 

i Sequifition  ber  preuftifepen  SHegierung  1824  auch  hier 


748 


Follia  — gonbi. 


auSgcwicfcn,  »anbcrtc  er  1829  nadl  9torbamerifa 
aub,  »ulte  als*  Scbrer  bei  beutfchen  Sprach«  an  bet 
iiaroarb  * Uniuerfttät  in  ©ofton,  fpater  alb  unitari* 
fdjer  ©rebigcr  unb  «erungliirftc  bei  bem  ©ranb  eine® 
Dampffcbiffcb  auf  ber  galjrt  »an  Stern  flott  nad> 
©ofton.  Gr  ifi  ber  ©erfaffer  mehrerer  bcfannler  fjrci» 
beitSlieber  (»©raufe,  bu  grcibeitbfang«)  fowie  einer 
»l'ractical  grammar  of  the  German  language* (13. 
Aufl.,  ©ofton  1848).  Seine  Sd)riften  gab  feine SSittte 
(Softon  1842  , 5 ©be.)  beraub.  [pagne. 

Follia  (ital.),  Starrheit,  Dor&eit;  f.  Folies  d’Es- 

goUtfel  (lat  Folliculu8),  Heiner  Icbernet  Sad, 
Schlauch ; in  ber  Anatomie  bab  blinbe  Gnbe  eine« 
Drüfenfcblaucbeb,  f.  Prüfen  unb  Gierftod;  in  ber  ©o* 
tanif  bie  ©algfrudjt  (f.  grucht).  gollitutar,  beit 
g.  betreffenb. 

grollonic«,  Dorf  in  ber  ital.  ©rol'tnj  unb  bem 
ifretb  Groffcto , jur  ffiemeinbe  SJtaffa  SRarittima  ge* 
hörig,  unfern  ber  SRittetmeerf  Ufte  an  ber  Gifenbabit* 
linie  ©ifa-Siom,  mit  einem  fcafen,  Gifenbüttenwcrten, 
bie  bab  Gifenerj  ber  gegeniiberliegenben  gnfel  Glba 
«erarbeiten,  wegen  ber  iRalaria  aber  nur  im  Sinter 
in  ©eirieb  (leben,  unb  osoi>  ca.  1800  Gin», 
oller,  f.  Tortur;  «gl.  ffleweib,  S.  800. 
oltitfdfcni,  Stabt,  f.  gfilticeni. 
gollj,  Ijflb'l'Ppoein.  ©ialcr, geb.  11.3Sail805 
in  Singen,  geft.  6.  Sing.  1877  in  ©tünchen,  ©obn  beb 
SRalerb  Subwig  g.,  ging  1825  na<b  ©tünchen  uitb 
warb  «on  Cornelius  jur  SRitarbcilerfchaft  an  ben 
greSfen  ber  Gltjptoifiot  unb  unter  ben  Arfaben  ju- 
gejogen.  3m  neuen  ftönigbbau  malte  er  im  Schreib* 
jimmer  ber  Königin  mit  Sinbenfdjmit  23  Darfteüun* 
gen  nach  Scbiücrfcben  ©allaben.  1833  jeicbnetc  er 
ben  Abfdjieb  beb  König«  Otto  ju  ©tünchen  unb  malte 
bann  im  Seroicejimmer  ber  Königin  19  ©über  Alt 
©iirgerb  Gebichtcn.  3»t  S?erbft  1835  unternahm  g. 
eine  3ieife  nad)  IHom  unb  malte  bort  ein  große«  ©ilb: 
beb  SangcrS  gludt.  naib  Ublanb  (im  ftäbtifdjen  ©tu* 
ieum  in  Köln).  Stad)  brcijät)rigem  Aufenthalt  in3ta- 
lien  febrle  er  nach  ©tünchen  jnrüd  unb  würbe  fpäter 
©roteffor  an  ber  Afabcmie  bafelbft.  giir  bas  ©iaji* 
milianenm  führte  er  jwei  große  ©ilber  aub:  Demü- 
tigung Kaifer  griebridjb  I.  «or  bem  fjcrjog  Heinrich 
bem  Söwen  unb  ©eriflcb,  «on  filcon  unb  feinem  An- 
bang  wegen  ber  ©auteit  auf  ber  AfropoliS  «on  Athen 
angegriffen,  ©eine  biftorifeben  Gemälbe  jeid)nen  fid) 
bureb  Klarheit  ber  Anorbuung  unb  teibnifcbe  Durch* 
bilbung  »orteilbaft  aub.  Seine  garbe  ift  jeboditroden 
unb  feine  gormcnbebanblung  unb  Kompofition  ala- 
betnifdj. 

2)  S u b w i g , Arcbiteft  unb  ©ilbbauer,  ©ruber  beb 
uorigen,  ach.  23.  ©tärj  1809  in  ©ingen,  geft.  10.  sJ!oO. 
1867  in  München,  ging,  16  Jahve  alt,  naib  Strafj- 
bürg,  wo  er  an  ben  Arbeiten  am  ©iünftcr  ©cübäfti* 
gung  fanb,  unb  lehrte  na<h  brei  (fahren  in  bie  Zeitnot 
juriid,  wo  ihm  ©aurat  «.  Safaulj  ben  "Ausbau  beb 
Scbloffeb  3?beined  für  ben  nachmaligen  ©tinifter 
».  ©etbntaim*$>oflmeg  übertrug.  Um  ben  ©au  mit 
Grfolg  ju  leiten,  erlernte  g.  ein  (fahr  lang  ba«  ©tein* 
ntcjfgeiuerbe,  ging  1830  nad)  'JJiündien  auf  bie  Afa* 
bemie,  trat  jtsei  Jahre  (pater  inb  Atelier  ©<bwan* 
tbalerb  unb  folgte  bort  feiner  ©orticbe  für  altbeutfch« 
Kunft.  ©päter  übertrug  ihm  ber'JJlmifter  «.  Amtanb* 
perg  bie  Steflauration  unb  Ginrichtung  ber  alten  ©urg 
Ggg  beiDeggenborf  imSabriichenSälb.  1837  würbe 
g.  jum  Scbrer  an  ber  Getoerbefcbule  in  StcgenSburg 
ernannt  Gr  baute  hier  bie  im  mittelalterlichen  Stil 
gehaltene  föniglidie  ©iHa,  Warb  bann  alb  ©rofeffor 
an  bie  ©olt)ted)ncjd)e  Schule  in  ©tünchen  berufen  unb 


mit  ber  Sieberberfteüung  beb  löniglicben  Keftbenj* 
tbeaterb  betraut.  Seine  legten  Scbcnsjabre  füllten 
faft  ganj  bie  bilbnerifeben  Arbeiten  für  bie  restaurierte 
©tündicner  grauenfirebe  aub. 

golj,S>an  b,  namhafter  SReifterfinger,  aul  Sormb 
gebürtig,  lebte  alb  ©arbier  juStüruberg,  wo  er  Bor 
1515  ftarb.  Am  betannteften  ift  er  bureb  feine  gaft* 
nadjtbfpiele,  bie,  mit  benen  feineb  unmittelbaren  Sor- 
giingerb  §.  Sofenplüt  «erglieben,  burd)  ihre  etwas 
gefdiloffenere  gorm  einen  gortfdfritt  befunben  unb 
ebenfo  wie  feine  berben  Schwante  unb  feine  rnannig» 
faltigen  Spniehgebichte  bei  ben  3eitgenoffen  febr  be- 
! liebt  waren.  Seine  Serie  ftnb  ju  einem  großen  Seil 
«on  A.  Keller  beraubgegeben  in  ben  »gaftnad)tsfpie* 
len  aub  bem  15.  Jahrbunbert*  (Stuttg..  Siterar. ©er* 
ein,  1853  —68,  4 ©be.)  unb  ben  »Grjiiblungen  aub 
altbeutfchen  Vanbfd)rijten*  (ebettba  1854). 

gomalbaut  (gomahaub,  arab.),  Stern  erfter 
Größe  (a)  im  (üblichen  gifeb- 

gomentlgoraentation, lat.).  Warmer Umfchlag 
(f.  ©iibung);  fomentieren,  bähen,  warm  halten. 
Fomes,  ©iljgattimg,  f.  Polyjiorus. 
ffröu,  f.  göbtt. 

Fonrö  (franj. , fpr.  fonjse) , bunlel  («on  garben). 
goncicrtnafclftnc  (tue.  Ions*-,  ©runbierma* 
f chine),  'JJlafdune  jum  Aufträgen  unb  gleichmäßigen 
©erteilen  ber  garben  bei  ber  ^erfteüung  Don  ©unt- 
papier  unb  Sapeten. 

Fond  (franj.,  fpr.  fang),  ©runb,  ©oben;  ber  bin* 
terfte,  entlegcnfle  Seil  Don  etwa«;  Sfiinterfip  im  Sa- 
gen; ^intergrunb,  j.©.  eine*  ©emälbeb,  einer  ©übne; 
übertragen  foDiel  wie  Dauptfacbe,  Sefentlicbeb;  in 
ber  ©uchbruderlunft  ©ejcidinung  ber  jur  Sidferung 
gegen  gälfebung  angewanbten  Unterbncde  ober  beo 
iRaterialb  ju  benfelben  («gl.  ©untbrud) ; in  bcrKodf* 
lunft  bie  lurje  ©rübe  «on  gar  gemachtem  gleifcb  ober 
gifd).  ©gl.  gonbb. 

gonba  (fpan.),  Gaftbof  elften  SlanjeS. 
g öiibaco  bei  tebedebi  (fpr.  uw»ty,  feit  bem  13. 
Jahrl).  bab  »Äaufbaub  ber  Deuticben«  in  ©enebig. 
an  ber  ©ialtobrüde,  «on  Giorgione  unb  Sijian  nach 
einem  Sicubau  1507  mit  grebten  gefcbmüdt,  «on  be- 
nen noch  ©efte  »orbanbett  ftnb.  ©gl.  Simonbfelb, 
Der  g.  in  ©enebig  unb  bie  beutfch-Denejianifchen 
^anbclbbejiebungen  («tuttg.  1887,  2 ©be.). 

gfonbaco  bei  Xtirtht  (fpr.  tureu,  feit  1621  ba« 
•Kaufhaus  ber  Süllen*  in  ©enebig,  ursprünglich  ein 
©alaft  ber  ©efari,  1870 — 79  «öllig  erneuert  unb  ba« 
'JRufeo  cioico  unb  bab  3RufeoGorrcr  entbaltenb.  ©gl. 
Sagrebo  unb  ©erdfet,  II  fondaco  dei  Turehi  in 
Venezia  (HJiad.  1860). 

Fondatndnto  (ital.),  gunbament;  in  ber  aRufit 
früher  bie  (bejifferte)  Saßflimme. 

gfonb  btt  Sac  üpr.  i..n9  tu  ia«,  Siauptftabt  ber 
gleichnamigen  Graffdiaft  im  norbameritan.  Staat 
iSibconfm,  am  Sübcnbe  beb  Sinnebagofeeb,  auf  bem 
Dampfer  burd)  ben  gor  9ii»er  in  bie  Green  ©ab  beb 
'JJiichiganfeeS  gehen,  ©ahnlnotcnpunlt,  mit  fiarfent 
S>ol jhanbel , Sioljwaren * , Sagen*  unb  Adergerät* 
fabrilen  unb  asoo)  15,110  Ginw. 

gonbi,  Stabt  in  ber  ital.  ©ro«inj  Gaferta,  fireib 
Gaeta,  in  fruchtbarer,  aber  ungcnmberGegcnb,  norb» 
öftlich  «ont  fifcbreicben  StranDfee  Sago  bi  g.,  «on 
ber  alten  Sia  Appia  burd)fd)nitten,  l)at  eine  Kalbe* 
brate  (teilweifc  aubbeml2.3ahrh  ),  ©eftealterStaot- 
mauem  unb  einer  ©urg  unb  a*oi)  9930  GinW.  — 
g.  hieß  im  Altertum  Fundi,  lag  im  Gebiet  «on  Sa* 
tium  unb  erhielt  338  «.  Gbr.  ba«  römifdie  ©ürger* 
recht ; in  ber  Stäbe  Wudjb  ber  berühmte  Gätuberwcin. 


749 


Fondi  delle  capanne  — gonneäbecfj. 

Jjm  Kittelaltcr  War  g.  btt  $auptort  einer  ffiraf.  {f0nbut(3ecpinegonbnffi), tür(.©oIbmün(e 
ipaft,  bie  feit  bem  13.  napeinanber  ben  ga»  an«  1789  unb  ipätcr,  um  ein  drittel  fpwerer  al«  bet 

milien  bell'  Bquila , Waetano  unb  ffolonna  gepoite  3ml,abbub,  aber  in  her  bi«  1822  gebräuphpen  gtin« 
Um  bie  fpöne3ulia  ©onjaga,  ©atrin  Befpafiatt  Go-  peil  bou  802  Xaufenbteil,  = 7,ss  Kf. ; auch  t)albe 
lonna«,  ju  entführen,  madtte  1534  Gpairebbin  Bar«  (3arim«gonbuIli)  unb  Biertclftüde  (Siebia,  SHubiep). 
baroffa  einen  ‘Eingriff  auf  g.;  ba  jene  aber  enttarn,  Die  ögljphipe  3ed)tne  War  nur  690  iaufcnbteil  fein, 
fo  würbe  bie  Stabt  btm  ben  jürlen  in  Branb  gefteitt.  = 4,8o5  Kt,  unb  bie  halbe  Bon  1818  nop  fplepter, 
Karl  II.,  König  Bon  Spanien,  fpende  g.  ju  (rnbe  = 2,18  Kt 

be«  17.3aprp.  bem  ©rafenfteinripgranjBouKan««  Foenictilum  L.  (genpel),  ®attung  ber  Um« 
fetb ; gerbinanb  I.  Bon  Sieapcl  jog  bie  ©raffpaft  rtap  betliferen,  ein«  ober  mehrjährige.  Iahte  Kräuter  mit 
Berfpiebenen  weitern  BeRRWepfeln  für  bie  Krone  ein.  geftreiftem,  äftigem  Stengel,  mehrfach  fieberteiligen 
Fondidelleober(di)capanne,f.§ütten&öben.  Blättern  mit  faben«  ober  borftenförmigen  3ipf<ln, 
Fondi  d'oro  (ital.),  ®la«gefäjie  au«  priftlipen  hütlenlofen  Dotben  unb  Dötbpcn,  gelben  Blüten  unb 
©räbent  in  römifpen  Katafomben.  S.  ©olbgtäfer.  länglichen,  im  Guerfpnitt  faft  freisrunben  griidtten ; 
Tfonbitren  (tpr.fimaM,  foBiet  wiegitnbieren  (f.b.).  brei  bi«  Bier  Strien.  Der  gemeine  g.  tF.  vulgare 
g-oubo , Karftfledcn  in  Xirol,  Oejirf«h-  Sic«,  Mül. , F.  capillaceum  Gihb. , F.  officinale  All.)  ift 
987  m ü.  311.,  im  4>intergrunbe  bc«  Bonöbergtale«  autbauemb,  hat  einen  1 — 2 ui  hohen,  jnrt  gerillten, 
mt  ber  Strafte  über  ben  Kenbetpag  nach  Bojen,  am  bereiften  Stengel,  brei«  unb  mehrfach  fparrig  geteilte 
Bioo  bi  g.,  bet  hier  eine  40  m tiefe  Stamm  (Burrone  'Blätter  unb  länglich  «eiförmige,  8 mm  lange,  bräun« 
bei  Saffo)  bilbet,  Sijj  eine«  BejirlogeriptB,  hat  ein  liehe,  grünlidtgelb  längäftceipge  grüchte,  wächft  Bon 
alte«  Sdjloft  (Kalooco)  unb  usoo)  1675  (alB  ©e«  ben  Bjoren  bi«  KurbtRan  unb  Bcrfien,  Bou  Slorb» 
meinbe  1942)  ital.  ©inwohncr.  afrifa  bi«  Ungarn  unb  wirb  bei  81imc«,  in  ©alijien, 

gonb«  (franj.,  frr.  fong,  B.  lat.  fundus),  eine  ©clb«  Rumänien,  Snbien,  Spina,  gapan,  bei  un«  in  Sap« 
anlage,  fflelbbeflanb,  ©runbtapital , baper  Bmorti«  fen  (jWijpentBeiBenfetB  unbüdpen),  granlen,  SSürt« 
fationBfonb«,  SReferBefonb«  ic.  3"  ©nglanb  bejeip-  temberg,  auch  >*’  Böhmen,  Kapren,  Bolen  tultisiert. 
nete  man  früher  mit  g.  (Funds)  foldtc  Staatdem«  g.  gebeiht  am  heften  auf  ftifepem,  leichtem  'Kittel« 
nahmen,  bie  jur  Berufung  unb  Tilgung  Bon  Bn«  hoben  in  fonniger  Hage  unb  ift  fepr  empRnblip  gegen 
leipcn  beftimmt  waren.  Seit  SSitpelm  III  mar  jebe  groft.  Kan  fiept  in  Siibbeutidilanb  bie  jungen 
einjelneVInleipeaufeinebefonbereiSinnahmefunbiert.  Bflanjen  auf  Bilanjbceten,  oerfept  fie  im  3uli,  be« 
Seit  1715  Bereinigte  man  bie  jufammengepörigen  g.  banbeit  ftc  wie  Stimmtet  unb  fpneibet  fie  im  öerbfle. 
ju  groften  ©ruppeu,  an  beren  Stelle  1786  ber  allae«  Sie  Surjeln  werben  in  (altern  ©egenben  für  ben 
meine  (onfolibiertc  g.  trat,  au«  bem  außer  3mfen  Sinter  gebedt.  3n  Kittet«  unb  Sforbbcutfdtianb 
unb  Tilgungen  auch  „bie  3'BiUifte,  ©ehälteric.  befahlt  überwintert  man  bieSurjeln  in  einer©rube  fwifpen 
werben  unb  beffen  Überfpüffe  für  Dcdung  anbrer  Sanb  unb  Berpftanft  Re  im  jweiien  3apr  im  Vlbjlanb 
laufenber  BuBgaben  Berwenbung  Rnben.  3”  granf«  Bon  30—85  cm.  Die  peranwapfenben  Bjlanfcn  Wer« 
reiep  Berftanb  man  unter  F.  publics  (poll.  Fundsen)  ben  bepaclt  unb  bepäufelt.  Der  Same  ift  jwei  «bi« 
oon  jeper  bie  StaatäfpulbBeripreibimgen  überhaupt,  breimal  »u  ernten,  juerft  an  ben  $>auptftengcln,  bann 
jept  Berftept  man  barunter  alle  ScpulbBerfdjreibungen  an  benBften,  inbem  man  bie  reifen  Dolben  fammelt 
ber  öffentlichen  Körper,  alfo  auch  biejenigen  ber  De*  unb  (cpliejjlid)  bie  Stengel  mit  ber  Sicpel  abfepneibet, 
partement«  unb  ©emeinben,  wäprenb  bie  Sepulbtitc!  Kan  erntet  Bon  einem  ipeltar  48  kg  Samen  unb  96  kg 
be«  Staate«  allein  al«  F.  d'Etat  bejeiepnet  werben.  Stengel.  Üeptere  werben  gebrüpt  Sinbent  unb  Sd)a- 
3n  tSeuticplanb  bezeichnet  man  al«  g.  oft  Wertpapiere,  fen  al«  gutter  gegeben.  $er  Same  bepält  feine  Keim« 
bie  ju  Bermögenbanlagen  benupt  werben,  im  ©egen*  fäpigleit  jwei  yapre.  ®r  fepmeeft  füg  gemürjig,  ani« 
fap  ju  ben  Setpfeln;  meift  Berjtept  man  an  ber  Börfe  artig,  rieept  angenehm  aromatifcp  unb  entpält  Biel 
unter  g.  nur  gewiffe  al«  Berpältnidmägig  Rcper  gei«  ätlierifcpe«  fcl.  Gr  regt  ben'JIppetit  etwa«  an  unb  Wirb 
tenbe,  tm  engem  Sinne  nur  feit  beräm«lid)e  ßffelten«  al«  blapungtreibenbc«  unb  befonber«  al«  fjauäinittcl 
gattungen,  namentlich Staatdobligationen  unb  Bfanb«  jurSeförberungberKiIcpnbfonberung(mit  fepr  jwei« 
Briefe lanbfcpaftliher  Korporationen,  gonbdbörfe,  felpaftem Grfolg) angeWenbet.  3n2irol u. Ipüringcn 
bie  Börfe,  an  ber  pauptfäiplid)  g.  gepanbelt,  b.  p.  tmrft  man  g.  in  Brot.  Kan  bereitet  au«  bem  Samen 
gonbSgefcpäf  te  gemacht  werben.  Stiefe  öcfdhäfte  älperifche«  Dl  unb  ba«  gencpelmaffer.  Bömifcper 
Rnb  mei|t  nur  Bargefcpäfte,  (eine  Sifferenjgefchäfte,  gencpel  Bon  F.  dulco  D.C.,  eine  Barietät  be«  Bo« 
unb  Werben  Bietfad)  nur  Bon  amtlich  beftellten  Kal*  rigen,  in  Sübfranrreicp,  3tal>en,  Kalla,  ift  12  mm 
lern  Bermittelt.  gonb«ma(ler,  ber  Kader  in  g.  lang  unb  oft  ftarl  getrümmt,  fepmedt  etwa« füRer unb 
gonböoerwecpfelung,  im  Staatöhauöpalt  bie  milber,  wird  aber  Wie  unfer  gencpel.  Seine  jungen, 
Bnweifung  einer  ©innahme  ober  einer  BuBgabe  auf  fügen  Surjcltriebe  werben  gegeffen.  Die  grüepte  be« 
einen  hierfür  niept  beftimmten  flaatlicpen  g.  3nfO’  beige  üben  gencpel«  (F.  piperitum  Sweet.),  Bon 
fern  babuvcp  einem  g.  Kittel  jufliegen,  bie  einem  Kreta  bi«  Bffprien,  Rnb  feparf  gewürjpaft,  faft  bei« 
anbem  gebüpren,  fpriipt  man  Bon  einer  gonb«Ber«  Renb  (Gfel«f  enpe!)  unb  werben  in  Sübitalien  al« 
itärlung,  wäprenb  bie  Belaflnng  mit  2lu«gaben,  ©ewürj  benupt.  gendtel  Wat  Cpinefen,  3ubent  unb 
bie  au«  einem  anbem  g.  ju  beftreiten  Rnb,  gonb««  Sigpptem  toopl  al«  Kücpengewürj  belannt,  3)io«Io 
(cplnädtung  genannt  wirb.  Die  büpectipe  Berich«  ribe«  gebend  be« al« 3ufpeife bienenbm Sbraute« unb 
tigung  folcper  Bnweifungen  peiRt  gonb«au«glei-  ber  grüchte;  hei  un«  fanb  er  Berbreitung  burep  bie 
pung.  BufSeihrenten  angelegte«  «ciferae«*  Kapital  Berorbnungen  Karl«  b.  @r.  unb  würbe  tm  Kittel- 
iowic  unentaeltlipe  (nipt  rüdgahlbare)  3“fihöffe  j“  alter  niepr  gefpäpt  al«  Bni«.  Der  Safferfenpel 
nipt  pinreipenb  rentabeln,  in«hef.  gcmeinnüjigcn  gehört  ber  ©attuna  Oenanthe  (f.  b.)  an. 
Unternehmungen  bejeipnet  man  mit  bem  Bubbrud  gonneÖbcep.Gpriftian'ilnbrea«, bän.StaatS- 

4 f.  perdn.  — 3m  übertragenm  Sinn  ift  g.  aup  fo«  mann,  geb.  7. 3uli  1817  in  Kopenhagen,  neft.  bafelbft 
Biel  wie  ®eifte«Borrat,  geijiige  Befähigung,  ffiijfcn««  17.  Kat  1880,  anfang«  3'irift,  fpater  ©roRgrunb- 
febaj,  innerer,  pttliper  ©epattic.  beRper,  erlangte  im  äHeipötag,  beffen  golfelping  er 


750  gond  — 

1858—72  angehörte,  WShrenb  beS  Äantpfed  jWtfchcn 
ben  Cibcrbrinen  (f.  b.)  unb  ber  liberalen  Stauern' 
Partei  alä  SJitgrünber  ber  Partei  ber  » llitnbtjän qi- 
gen«  batb  eine  einflußreiche  Stellung.  Seit  1865 
ginanjminifter  im  Kabinett  grijd-griifcnborg  (f.  b.), 
(eit  1870  SRiniftcr  bed  3nnem  im  Kabinett  ^olftein- 
iiolfletnborg  ((.  b.),  machte  er  ftd)  befonberd  burd) 
Serbefferung  bed  Serfehtdwefend  Serbien!.  1874 
trurbe  er  juin  SKinifterpreiflbenten  ernannt,  geigte  fid) 
aber  ber  $eid)dtagdoppofltion  nicht  gemachten  unb 
trat  bafler  jdjon  1875  jurüA  Seit  1874  war  er  3Rit> 
glich  bed  SanbsthingS. 

gottd  (aud)  gontud),  ber  röm.  ®ott  ber  üuel- 
len , Sohn  bed  JanuS  unb  ber  3utuma ; an  (einem 
(jefle,  ben  gontinalien  (13.  Ctt.),  betränjte  man 
bic  Brunnen  unb  Warf  Slumen  in  bie  CtucHcn. 

goufagräba,  Sejirtabauptort  in  ber  (pan.  Sro. 
Dinj  üugo,  40  km  norbofllich  Bon  £ugo,  auf  einer 
Hochebene  (965  m (t.  dH.),  beflept  aud  Bielen  Drt« 
fcpaftcn  unb  hat  u»oo)  17,302  Gnus. 

gönfchuimathou  (B.  giinfdiui,  »©afferfcheibe«), 
Sdjeitelpunft  bed  Äaifertanald  bei  Jfining  in  ber  dfl* 
neflichen  firoDinj  Schantung,  wo  ber  ©önnfjo  miinbet. 

gonfcea,  ®ianoel3)eoboroba,  fkäfibent  ber 
Sercinigten  Staaten  Bon  Srafilien,  geb.ö.  Slug.  1827 
in  Alagoad,  gefl.  23.  Aug.  1892  in  St  io,  trat  1843 
ald  Sabett  in  bie  Armee,  nahm  1865  an  ber  Sciage 
rung  Bon  Siontenibeo  teil,  jetebnete  fid)  1868 — 70 
im  Kriege  gegen  sfJaraguat)  aud  unb  Warb  1874  ®e* 
neral.  Sange  ^jeit  Anhänger  ber  fonferBatioen  Par- 
tei, warb  er  1887  nach  iV.ilto  öroifo  Derfeßt  unb  im 
September  1889  auch  aud  biefer  Stellung  abberufen. 
6r  fchlofi  fleh  nun  ben  Unjufriebenen  an,  welche  bie 
SteBolution  Born  16.  3Iod.  1889  ind  Serf  (epten,  unb 
Warb  jum  ^räflbenten  ber  prontforifchen  SRcgierung 
ernannt.  9iad)  ber  Sertünbigung  ber  neuen  Serfaf» 
jung  Würbe  er  25.  gebr.  1891  Born  Kongreß  jum 
flirdtibenten  auf  Bier  Jahre  gewählt.  Schon  im  Som- 
mer 1891  geriet  er  mit  bem  Kongreß  über  feine  Sie  - 
fugnifle  in  Streit.  Gr  töfte  ißn  Daher  4.  3ioo.  auf 
unb  übernahm  bid  Hl  ben  Steuwaßlen  bie  $iltatur, 
würbe  a ber  (d)on  23. 3to0.  jur  Abbantung  ge  jWungen. 

g-oit)ccabai  (®olf  oon  Atnapala),  ilieerbujen 
an  Der  ©eilieite  SKittelameritad,  Bon  ben  Staaten 
Saloabor,  tponburadunbSiicaragua  umgeben,  70  km 
lang,  30  km  breit,  mit  35  km  breiter  Einfahrt  jWi- 
(eben  ben  Sultanen  Gomhagua  (1175  m)  im  9i.  unb 
Gofeguina  (1158m)  im  S.  innerhalb  ber  Sai  liegen 
bie  3njeln  SRanguera,  ßoneflagutta  unb  Jigre,  lep- 
tere  mit  bem  £>afen  Amapala  ((.  b.),  unb  bie  Deinen 
garalloned. 

guntaine,  f.  gontäne. 

$ontainci|vr.fimgt<lnb,Sierregran(oi8£outd, 
fr  am.  Architcft,  (.  Sercier. 

gontaincblcau  eipr.  fongiintu),  Arronbiffementd- 
hauptflabt  im  franj.  ffepart.  Seine- et  »SJiame,  79  in 
ü.  St.,  unweit  bed  linten  Seineuferd,  an  ber  Gifen» 
bahnlinieSario-Shon.  59  km  sonSarid,  hat  einGol- 
lege,  eine  Artillerie«  unb  ®enie(d)uie,  eine  Sibliothct, 
ein  Jpeater,  fEenfmäler  bea  1848  in  Sarid  gefaüenen 
Bencrald  Sximedme,  bed  SJialerd  3>ecampd  unb  bed 
SräiibentcnGamot,  Sanb(teinbrüd)e,  ©cinbau,  Sor- 
»eflanfabritation,  Siebbanbel  unbctMti  14,023 Ginro. 
Senitjmt  ift  bad  i!  u (t  j d)  l o f| , ein  audgebehnled,  un» 
regelniäjiiged  ©ebäube  aud  Berfdjiebenon  Epochen 
(13.— 18.  Jlahrp..  bod)  Dornehmiid)  1527—66  Don 
©illeä  le  Srefon,  'Itarre  Gbambiged  unb  Gafforet  er- 
baut), bad  jünj$)ofe  umfchlieiit.  Son  ben  retdjnud» 
gegatteten  gnnemäumen  flnb  bemertendwert:  bie 


gontana. 

©alerte  £ieinrid)dll.  mitSSanbmalereien  Bon  Stiaolö 
bed’  Abbate  (nad)  Srimaticcio),  bie  ©alerie  granj’  I. 
mit  ©emiilben  Don  Stoffi,  bie  ©alerie  ber  Ssiana,  [ept 
Sibliotpet,  bie  SaHed  bu  Gonfeil  unb  bu  Sräne,  bie 
St<0>eUe  Ste. -Xrinitd  u.  a.  3)ad  Schloß  ift  Bon  Drei 
©arten  unb  einem  Seich  umgeben;  norbofllich  be 
flnbet  fleh  ber  Start  (84  ^ettar),  unb  ringd  um  Schlofl 
unb  Stabt  jiept  fleh  ber  ©alb  Bon  g.  hin,  ein  be- 
liebter Kludflugdort  ber  fäariter , ber  eine  (fläche  Bon 
16,880  §ettar  umfaßt,  audgebehnte  geldpartien,  um- 
lerifche  Szenerien  unb  SludflchtdpunDe  enthält,  iepr 
Wilbreich  tfl  unb  Bon  jahltciihen  estraßen  unb  Segen 
burdjfchnitten  wirb.  Sgl.  für  bad  2lrchiteftom(d)e: 
Sfnor,  Monographie  de  F.  (Srachtwert  mit  Irrt 
uon  Ghampotlion  • gigeac , S3ar.  1873,  150  Safeln), 
bie  Dtenaiffancebauwerfe  betrejfenb,  Sfnord  neuerer- 
©erf  über  bie  3nnenard)itehur  (1885  , 80  Safrlm 
unb  beflen  »Guide  artistique  et  historiqne  du  pa- 
lais  de  F.«  (1889).  — Stöbert  ber  (fromme  erbaute 
hier  998  juerft  ein  3agb(d)l0B,  bad  Siubwig  VU. 
1169  erneuerte,  Wedpalb  er  fiie  ben  ©rünber  Don  (f. 
(lat.  Fous  Bleaudi)  gilt.  Seme  Sfoehfolgcr  hielten 
fld)  gern  in  bem  Schloß  Don  (f.  auf  unb  uerfchöner- 
ten  ed,  namentlich  Sranj  I.,  Heinrich  IV.  unb  31a- 
poleon  I.  Unier  ijubwig  XIV.  war  (f.  ber  SlufcnU 
haltdort  ber  SKonltdpan  unb  unter  Subwig  XV.  ber 
jubarrt).  Slud)  bic  Königin  Ghriftine  non  Schweben 
bewohnte  bad  Schloß  eine  3«Uang  unb  ließ  hier  in 
ber  ©alerie  bed  Gerjd  10.  31od.  1657  ihren  Stall» 
meifler  SJtonalbedchi  h>r>rid)len.  iflind  VTL  bewohnte 
ed  ald  ©cfangener  Don  1812 — 14  unb  fd)loß  hier  25. 
Jan.  1813  mit  31apoleon  I.  bad  Ronlorbat  Don  g.; 
hier  banfte  9tapoleon  1. 1814  ab  unb  nahm  UbidjieD 
Don  feinen  ©arbett.  ©egenwärtig  ift  g.  im  Som- 
mer Aufenthalt  bed  Srä|ibcnten  ber  StepubHt  Sgl. 
SB  o u r g e d,  Recherche«  sur  F.  (gontainebleau  1896) ; 
SletK,  F.,  la  ville,  le  palais,  la  foret  (Sfäar.  1902). 

(füutninc-rf^Udque  Clor,  fonatän1  [noSr),  Stabt  in 
ber  betg.  SfJroBinj  ^ennegau,  Arronb.  Gharleroq,  an 
ber  Staatdbabnlinie  GharIerot)-SRond,  mit  Staatd- 
stnabenmittelfchule,  gnbuftriefchule,  gabritation  Don 
SJleffem,  Singeln  u.  fonftigen  gtfenwaren,  Slciten»u. 
Kupferfdimieben , Steinbriichen  u.  (lSKB)  6297  Etnw. 

gf ou tan (lor.fongtitng),  SiouidSKarie, franj. 3our- 
italtfl  unb  bramaiijchcr  Sichter,  geh.  4.  SloD.  1801  in 
Üonent,  gefl.  10.  Ctt.  1839  in  Xl)iai3  (Seine),  machte 
lieh  in  Sand  ald  SSitarbeiter  am  »Album«  unb  an 
ben  »Tablette««  burd)  flbarfe  Cppofltion  gegen  bie 
Siegieruna  ber  Sourbonen  befannt.  ©egen  fetneö 
giftigen  'pamphletd  »Le  mouton  enragä«  (1829)  mit 
Öelb»  unb  ©efängnidflrafe  bebroht,  floh  er  ; aber  ba 
Weber  (Belgien,  nod)  4)ollanb,  noch  Srcuflen  ihn  auf- 
nahmen,  (ehrte  er  jurücf  unb  Würbe  ind  ©efängnid 
geworfen,  woraud  bie  3ulireuolution  ihn  befreite. 
Son  feinen  Schaufpielen  flnb  bie  betannteflen : »L’E«- 
pion«,  »Jcaune  la  Folie«,  »Le  Moine«,  »Le  comte 
de  Saint-Germain«,  »Gilette  de  Narbonne«  ic.; 
aubre  hat  er  mit  4>ilfe  Bon  iRitarbcitem  Dcrfaßt.  Gr 
fdjrieb  auch  »Ode«  et  fipitrea«  (1825  u.  1827). 

goutaua,  Vago,  Cuellfee  bed  Senger  im  argen- 
tinijihen  ©ouD.  Ghubut,  am  Cftabhang  ber  Attbed, 
unter  45"  fübi.  Sr.,  50  km  lang,  20  km  breit. 

grontana,  1)  3>omenico,  ilal.  Architelt,  geb. 
1543  in  Aiili  am  Gomerfce,  gefl.  1607  in  Sieapel, 
widmete  fleh  in  8iom  ber  <(rd)ileftur  unb  leitete  im 
Auftrag  bed  ffarbiuald  SRontallo  ben  Sau  ber  Ra» 
pelle  in  Santa  SDiaria  Siaggiore,  genannt  bei  fire- 
fepio,  unb  bed  Salafled  babei,  fpäter  Silla  'Jicgroni 
genannt.  Aid  Ard)itcft  bed  Sapfl«d  Siptud  V.  über» 


751 


goittana  bi  Ircoi  - 

führte  er  ben  Dbetiölen  Bom  3irfud  bed  Siero  auf  ben 
St.  ©ctcrisplaS),  baute  bcn  lateranifd)en  ©alaft,  bic 
Batifamfdje  ©ibliotfeef,  ben  Quirinal  unb  rcftaurierte 
bie  Säulen  bedSrajan  unb  Antonin  ic.  9iadi  Siptud’ 
Sobe  roarb  er  in  Sleapel  tönialicber  ©aumeifter  unb 
1592  ®rofeingenieur.  tpier  erbaute  er  bcn  föniglicben 
©ataft.  f?.  gehört  ju  ben  $aupt»crtretRn  bed  ©a- 
rortftild.  Audgcjeidjnet  in  feinen  Serien  ift  bie  mir» 
fungdsoHe  Sbi-äpofition  bed  ©anjen,  mährcnb  er  im 
Ginjelnen  nicht  immer  glürtlid)  mar. 

2)  Garlo,  itai.  Ard)iteft,  geb.  1634  in  fflruciato 
bei  ttorno,  geft.  1714  in SHont,  toarb  Schüler®,  ©er- 
ninid  unb  ganj  befien  ©adjeiferer  im  fcfjroülftigen  Stil. 
9118  ©ünftling  mehrerer  ©üpfte  führte  er  mehrere 
grobe  Bauten  au8,  j.  ©.  bic  Srirche  San  Sichele  a 
Sipo  granbe,  ba8  Bortal  Bon  Santa  OTaria  in  Srad- 
teuere,  bie  ©intern -öibliothcf  in  Sftorn,  bie  Satbe- 
brale  ju  HSontcfiadcmie,  ben  ©cxlaft  unb  bie  ©iOa 
©idconti  u.  a. 

gfontana  biXrcbi,  Siünbung  ber  alten,  19  d.  Ghr- 
Bon  Agrippa  au8  ber  Qtcgenb  Bott  (Jotlatia  (jejjt  Sa- 
lone)  21  km  weit  hergeleiteten  Aqua  Virgo  (itai. 
Acqua  ©ergine),  ber  tunftBoüfte  unb  beriibmtefte 
©runnen  Sfomd.  1762  tourbc  bie  plaftiiche  Selora- 
tion  im  ©arortftil  nach  bem  ©lan  be8  ©icola  SalBi 
(Bon  1735)  BoOenbet.  Ser  nach  altem  ©rauch  beim 
Abfd)i«b  Bon  8iom  Bon  bem  ©runnen  trinft  unb  eine 
Stupfcrmünje  itt  ba§  ©eefen  loirft,  ben  jiept.  fo  fagen 
bie  Körner,  bie  Ahjmphc  roieber  bahin  jurfid. 

gontanafrebba,  gierten  in  ber  itai.  ©roBinj 
Ubtne,  Siftrift  ©orbenone,  mit  awi)  ca.  1250  (alb 
©emeinbe  „4802)  Sinn).  — Spier  fugten  16.  April 
1809  bie  öjterrcicber  unter  Grjljerjog  5(ohunn  über 
biegranjofen  u.3taliener  unter  Gugen©caut)amuid. 

gontane  (fpr.  fonjtdn’),  Sheobor,  Stichler  unb 
Gffatjtft,  geb.  30.  2>ej.  1819  in  Keuruppm,  geft.  20. 
Sept.  1898  in  ©erlin,  war,  urfprünglid)  jum  Apo- 
thefer  beftimmt,  1840  — 43  in  ber  üleubertfchen  unb 
StruBefdjen  Apotbefc  in  Veipjtg  unb  Sredben  tätig 
unb  machte  »ährenb  biefer  3«t  michtige  literarifche 
©efanntfehaften.  1844  bereifte  er  Gnglanb,  liefe  (ich 
bann  in  ©erlin  nieber,  rno  er  fidf  feit  1849  audfcblicfe- 
lieh  literarifcher  Sätigfcit  mibmete.  1852  unternahm 
er  eine  jtneite  ifieife  nach  Gnglanb,  um  bie  altcnglifd)e 
©aDabenliteratur  an  Ort  unb  Stelle  ju  ftubieren;  c8 
entftanb  barauö:  »Gin  Sommer  in  Vonbon«  (Seffau 
1854).  Gin  britter  Aufenthalt  bafclbft  (1855  — 69) 
mar  bem  Stubium  ber  englifcpen  Xheater,  Stunft  unb 
Viteratur  gemibmet;  feine  0nirt)t  mar:  -Aud  Gng* 
lanb.  StubictTunb  ©riefe«  (Stuttg.  1860)  unb  »3en- 
feit  be8  Smceb.  Silber  unb  ©riefe  au8  Schottlanb« 
(©erl.  1860,  jufammen  mit  »Gin  Sommer  m Von- 
bon* nach  gontanedXob  neu  herau8gcgebcn  u.b.S.: 
»Aud  Gnglanb  unb  Schottlanb* , baf.  1899).  Sott 
1860—  70  mar  0.  Kebafteur  be8  englifchen  Seile«  an 
ber  » Ketten  ©rruf)ifebcn3ritung«,baiiebcn  burchreifte 
er  feine  $>eimat,  bie  SKarf  ©raitbenburg,  burchforjchte 
ihre  Stabte,  Dörfer,  Jflöfter  unb  3cblad)tfclbcr,  mor- 
au8  feine  llaffifchcn,  in  Bielcit  Auflagen  erfchienenen 
-'Banborungen  burd)  bie  äRarf  Sranbenbura*  (©erl. 
1862—82,  4 ©be.)  entftanben.  Später  befchneb  er 
bie  Saffencrfolge  bed  preufeifchen  $j>eered  in  Schied- 
toig  unb  Siihmen:  »Ser  fcblcdmig  hDlfteinifche  Krieg 
im  3at>r  1864«  (Serl.  1866)  unb  »Ser  bcutiche  .Krieg 
Bon  1866«  (baf.  1869— 71, 2 ©be.;  2.  Aufl.  1871), 
befud)te  1870  ben  ffriegdfehauplat)  in  grantreief)  unb 
mürbe  Anfang  Cltober  in  Somremt)  Bon  granfti- 
reurd  gefangen  genommen  unb  erft  nach  brei  ©iona- 
ten  Bieler  Veibcn  mieber  freigelaffen.  Seine  Grlcb» 


— gontonellfnoc^cn. 

niffe  fchilberte  er  mit  ergreifenberStunft  in  bem  Serie : 
»Kriegdgefangen.  Grlebted  1870«  (»erl.  1871, 6.  Aufl. 
1904).  Später  fdfrieb  er:  »Aud  ben  Sagen  ber  Oflu 
pation;  eine  Ofterreife  burch  Korbfranfreid)  unb  Gl- 
fafe-Vothringen«  (©erl.  1872  , 2 ©be.);  -Ser  Krieg 

S grantreich  1870—1871«  (baf.  1874-76,  2 
. Auch  ald  origineller  Shealerlrittfer  (für  bie 
©offifche  3citung)  geitofe  0.  grofeed  Anjehen  (1870— 
1890).  Segen  feiner  8erbien)te  um  bie  beutfehe  Sicht- 
fünft  mürbe  ihm  1891,  ba  ber  Sebiüetpreid  nicht  Ber- 
teilt  roerben  tonnte,  Born  beut  (eben  Sfaiter  eine  ©rämic 
Bon  3000  ©larf  Bertiehen.  1894  ernannte  ihn  bie 
philofophifd)*  gafultiit  ber  ©erliner  Uninerfität  jum 
Ghrenboftor.  Aid  Sichter  ift  0.  fdfon  1861  mit  »Wc- 
bidfeten*  (8.  Aufl. , Stuttg.  1902)  heroorgetreten,  bod) 
ift  er  erft  im  Alter  ju  gröfeem  Grfolgen  ald  Grjählev 
gelangt.  Seine  »©aüabcn«  (©erl.  1861)  jeichneit  ftd) 
burch  fleofee  Straft  in  ber  fnappften  fpracfelichen  gontt 
aud.  Seine  Iprifche  3)fufe  ift  fpröbe  unb  meid)  ju- 
gleid),  barum  trifft  fie  bcn  Solbatenton  fo  gut  Sein 
origineller  ©rofaftil  ift  Bon  grofeer  Anfchaulichteit, 
natürlich  unb  farbenreich.  0.  erjählt  realiftifch  treu 
bis  jur  3iürtfid)Wlofig(eit  unb  hoch  Boiler  ®cmüt.  Gr 
mirb  herb,  um  ja  nicht  fentimenta!  ju  erfcheinen,  fein 
fjumor  ift  echt  plattbeutfch.  3"  feinen  Grjciblungcn 
hat  er  ade  ®efeHfd)nftdfct)icf)ten  ©orbbeutfdjlanbd  ge- 
fd)ilbert;bieberBorraqenbftenfinb:  »©orbent  Sturm«, 
Sioman  aud  bem  Siuter  1812 — 13  (©erl.  1878, 
4 ©be.,  3.  Aufl.  1898);  bie  SioBellcn:  »®rcte  fflinbe« 
(baf.  1880),  »GQcniflipp*  (baf.  1881),  »V’Abultera« 
(Öredi.  1882,  4.  Aufl.  1903),  »Sdiach  Bon  Sulhe 
nom«  (Veipj.l883,4.Aufl.  1901);  bieSWomane:  »®raf 
©etöfh*  (4.  Aufl.,  baf.  1903),  -Unterm  ©imbaum« 
(©erl.  1885),  »Gecile«  (baf.  1887,  3.  Aufl.  1900), 
-Errungen,  Sirtungen«  (baf.  1888,  8.  Aufl.  1902), 
»Stine«  (baf.  1890,  4.  Aufl.  1901),  »Quitt«  (baf 
1891),  »Unmicberbriuglich«  (baf.  1891,4.  Aufl.  1902), 
»grau  3eunt)  Sreibel«  (baf.  1892,  7.  Aufl.  1903), 
»Gffi  ©rieft«  (baf.  1895, 11.  Aufl.  1902),  »Sie  ©og- 
genpuhld«  (baf.  1896,  6.  Aufl.  1902)  unb  »Ser  Sted)- 
lin«  (baf.  1899, 10.  Aufl.  1903),  >©on,  Bor  unb  nach 
ber  ©eife« , ©laubereien  unb  flehte  ©efchichten  (baf. 
1893).  0enter  fdjrieb  er:  »Ghrift.  0riebt.  Scheren- 
berg unb  bad  literarifche  ©erlin  non  1840  —1860* 
(©erl.  1885)  uitb  »Seine  ftinberjahre«,  autobiogra» 
pbifcher  Sfotnan  (baf.  1894  , 4.  Auf).  1903),  baju  ald 
gorlfebung:  »Son 3manjig  bidSreifeig« (baf.  1898). 
Sie  »®efautmeltcn  'Jiomanc  unb  Slouellen«  gontaned 
erfdjienen  in  12  ©anben  (©erl.  1890—91).  Aud  fei* 
nem  A'achlafe  gab  Schlenlher»ßauferien  übcrSheater« 
cinbrürte«  hernud (©erl.  1904).  ©gl.Scruaed.Sheo» 
borg. (©erl.  1900);  Grich Schutt ot,  Glmraftcriftitcn, 
©b.  2 (baf.  1901). 

gontäne  (franj.  Fontaine),  ©runnen,  befonberd 
Springbrunnen  (f.  b.) ; Fontaine  lumineuse,  Veucht- 
fpringbrunnen. 

gontancile  (nculat.,  auch  bad  gontancll),  bic 
nicht  Bon  Stnochen,  fonbem  nur  Bon  einer  feften  .(jaul 
Berichloffencn  Stellen  am  Sd)äbel  bed  neugebornen 
Stinbed.  Oben  auf  bem  Scheitel  liegt  bie  grofec  0., 
meiter  nach  hinten  bie  Keine,  an  jeber  Seite  bed 
Stopfe«  ein  ©aar  feitlidjer. — 3't  ber  'lliebijin  ift  g. 
ein  fünftliched  ^autgefcbmür,  bad  burch  eine  Grbfc 
ober  burd)  chemifd)e  Stoffe  offen  gehalten  mirb.  Sad 
©erfahren  flanb  noch  im  Anfang  bed  19.  3‘>hth  old 
»Ableitungdmiltel«  in  hohem  Aniehen,  ift  aber  ganj- 
lid)  Bcrlaffen  morben.  — 3n  ber  sfulturtechnil  heifeen 
gontnnellen  geberfte  Abjiige,  f.  Srainage,  S.  165. 
0outanc(lfuod)cit,  f.  'Schaltfnochen. 


752 


gontancd  — gontcncüc. 


gontaucd  ffpr.  (on^tänT,  CoiitS,  SRarqutS  be,  | 
fron,}.  Si*ter  unb  Staats nianti,  geh.  6.  SÄärj  1757  J 
in  9fiort,  geft.  17.  SRiirj  1621  m ©arid,  ging  nadi 
oollenbetcn  Stubicn  na*  © arid,  tuo  er  fi*  ben  6n;t) 
flopäbiften  anfWIoß  unb  fi*  halb  einen  gearteten 
Si*temamen  eraiarb.  Seim  Rludbru*  ber  tHenoIu. 
tion  rcbigiertc  er  mehrere  Journale,  j.  ©.  ben  »Mer- 
cure  frauyniä.  unb  ben  »Modöratcur* , in  benen  er 
bie  flnarcbtc  ju  betnmpfen  iuditc.  3iad)  2t)on  über- 
geficbelt,  nerfaßte  er  bie  20.  Sei.  171*3  bem  ftonnent 
überretditc'älbtejie  ju  gunjten  biefer  Stabt,  warb  aber 
bedhalb  proffribiert  unb  entging  bem  lobe  nur  burd) 
bie  glu*t.  9ia*  bem  9.  Shcrmtbor  würbe  er  ©ro- 
fefjor  ber  3entrali*ute  unb  1795  SRitglieb  bed  Jnfti- 
tutd.  Tlld  SRitrcbafteur  bed  »Mfcmorial«  na*  bem  18. 
gructibor  jur  Seportation  ncrurleitt,  entfloh  er  na* 
Sfonbon,  wo  er  mit  ISbateaubrianb  enge  greunbf*aft 
f*loß.  9ia*  bem  18.Srumaire  lehrte  er  in  fein  ©ater- 
lanb  jurüd,  rebigierte  wieber  ben  »Meretire  fram;ais« 
unb  würbe  oon'jiapoleon  mit  ber  Sobrebe  auf  granf- 
(in  (1800)  betraut.  1802  in  ben  ©eiepgebenben  .« br- 
per  unb  1804  ,jum  Sräftbenten  biefer  Serfammlung 
gewählt,  entfaltete  er  in  biefer  Stellung  große  9Jcb- 
«ergaben.  1 810  würbe  er  juni  Senator  ernannt  unb 
non  9fapotcon  in  ben  ©rafenftanb  erhoben.  Seiner 
an  (Sbaraftertofigleit  ftreifenben  ©ewanbipeit  gelang 
ed,  fi*  bei  ber  fReftauration  ju  behaupten ; er  Ocrfaßtc 
1814  bie  ©bfepungdurtunbe  9!apolcon«  unb  Warb 
baiür  non  üubwig  XV11I.  jum  ©air,  SRarquid  unb 
ffiitglieb  bed  Staatdratd  ernannt.  Seine  $auptftärfe 
beruht  in  feinen  Sieben,  feinen  potitif*en  unb  friti- 
f*en  Joumalartifetn.  Sie  gtän  jcnbftc  Siebe  hielt  er 
1814  ald  ©rojfmeifter  ber  uninerfität  bei  ber  allge- 
meinen ©reishewerbung.  Seine  ©oeften , bie  (einer- 
lei! Wegen  ihrer  gormnoilenbung  Diel  gerühmt  wür- 
ben, finb  faft  in  Sergcffenheit  geraten.  Setfall  fan- 
ben  feine  bef*reibenben  0cbi*te:  »La  foret  de  Na- 
varre-,  »Le  verger«  tc.  ©ußerbem  nennen  wir:  j 
»Poiime  Bur  l'ftdit  en  faveur  des  non-catholiqnes>  ! 
(1789);  eine  Überfettung  bed  »Essai  sur  l’homme» 
non  ©ope  (1783)  unb  »La  GrÄcc  sauvde«  (linuotl- 
enbet).  Saintc-Seune  gabg.’  »Qiuvrus»  l)eraud(©ar. 
1839,  2 Sbe.). 

gontangc  (franj.,  in.  fongtänaf»*',  fälf*li*  gan- 
lange),  haubenartiger  ©uffap  ber  Samen,  beftehenb 
aud  einem  ft*  in  mehreren  Vlbfäpen  erhebenben,  faft 
meterhohen  ©eftet!  au« 
(Sifeubrnf)t,  mit  gehäu- 
felten Streifen  and  SRnf- 
felin , Sänbern,  Stumen 
ober  ff  ebern  (f.  ©bbitbung 
unb  Stafel  »Stoflümein», 
gig.8).  Siame  unb  Sa*e 
rühren  non  ber  fjerjogin 
bon  gontangedfl.b.)  her, 
bie,  ald  ihr  um  1680  auf 
ber  Jagb  ber  Kopfpup 
nom  ©inb  aufgelöft  wor  ■ 
ben  War,  ihn  bur*  San- 
ber  wieber  befeftigte,  beren  3*Ieifen  ihr  auf  bie  Stirn 
herabfieten,  wad  bann  bis  uni«  Japr  1720  SRobc 
War.  Slu*  atlbäterif*er  grauenfopfpup  überhaupt. 

gfontanged  apr.  fimjtdn«)*«,  SRarie  rlngllique 
be  Scorailte,  tperjogin  non,  fDiaitrej'fe  Sub< 
Wigd  XIV.,  geb.  1661  au«  einer  alten,  aber  herab- 
gelomntenen  gamilie  non  Siouergue,  gef!.  28.  Juni 
1681,  würbe  in  ihrem  17.  Jahr  ßlfrenbame  ber  6er- 
jogtn  pon  Crläand.  Scf*riinlt,  aber  f*ön,  bejau- 
berte  fte Cubwig XIV., nerbrängte  bie SWontedpan  unb 


genoß  fur}e  3eit  bie  audf*ließ(i*<  ©unft  bed  SRon- 
ar*ett,  bie  fit  bur*  §>o*mttt  unb  ungtaubti*e  ©er* 
f*wenbung  mifibrau*te.  Jnfolge  einer  ©ntbinbung 
ihrer  S*önt)eit  beraubt,  würbe  jie  halb  nom  König 
oerna*!äifigt  unb  jog  fi*  in  bie  ©btei  ©ort-tRopal 
Utrüif.  9ia*  ihr  würbe  ein  non  ihr  in  SRobe  gebra*- 
ter  Kopfpup  benannt  (f.  oben). 

grontantlt,  fünftti*  angelegte  Duellen,  bur*  bie 
ha«  ©runbwafjer  »um  Kttied  ber  Semäiferung  bed 
Sanbed  am  Sübfuß  ber  vttpen  erf*loffen  wirb. 

tfoistc  ©DcIIaim  (SJontancllana).  Kongre- 
gation Uon,  ging  and  bem  1001  non  SJubolj,  na*- 
perigem  Stfdjof  non  Sugubio,  gegrünbeten  Stamm- 
floftcr  in  ber  Sinöbe  goule  ftneilana  bei  lyaenja  her* 
uor  unb  fam  oorübetgehenb  bur*  ben  '.’tbt  ©eirud 
Samiani  (f.  b.)  jur  Sebeutung,  ber  feine  SRön*e  mit 
übertriebener  Sldfefe  peinigte  (ngl.  Slageüanten).  Sie 
Kongregation  würbe  1570  ber  ju  ben  ßamalbulen* 
fern  gehörigen  bed  3Ri*ael  non  SJlurano  einnerleibt. 

tfrontein  (franj.  -hotlänb.),  in  lufammengefepten 
fübafrifanif*en  Cvtdnanten  oft  oorfommenb,  bebrütet 
»Duelle,  SSafferlo*«  (j.  S.  ©toemfontem). 

oroutcuatl  an^  '.liofed  l(rr.  (enjenlai.rsn,  S«rf 
im  franj.  Scpart.  Seine,  dlrronb.  Seeauy,  4 km  füb- 
li*  non  berEnceinte  nonSartd,  an  ber  Crltandbah«, 
bur*  ©ferbebahn  mit  Sans  nerbunben,  hat  eine  2eh- 
rerinnenbilbuitgdanfialt , ein  Stefonnaiedjentenhaud 
für  9s)ö*ncrinnen  (ehemald  SSohnbaud  non  Scarron 
unb  Cebru.SJoIlin),  Kultur  non  iRofen  (baher  ber 
'Jlante),Seil*en  unb  Erbbeeren  unb  (looo  3402  ©nw. 

fyuiitctiati  le  t' orntc  ((er.  (onjenJ-ildensO,  Srron* 
biffementähauptflabt  int  franj.  Seoart.  Senb(e,  int 
f*  bnen  Sal  bed  non  hier  nud  f*iffbaren  Sen  Me - 
fluffed,  Knotenpunft  ber  Staatdbahnlinien  ©enct- 
Settuire  unb  fff.  - ©reuit  * ©art  et , bat  2 f*öne  Kir* 
djen,  iRotre-Same.  mit  79  m hohem  Turm,  unb  St- 
Jean,  mehrere  £>äufer  unb  eine  3ontöne  im  Kenaif* 
janceftit,  ^utfabrifation,  ©erberei,  Sagemühlen. 
Vanbel  mit  Sf erben,  ©etreibe  unb  tpolj,  eine  ©i- 
btiothef.  ein  Kollege  unb  (not)  9698  Siitw.  — 1587 
würbe  bie  Stabt  non  tpeinri*  IV.  burd)  Kapitula- 
tion eingenommen,  fbier  im  iliai  1793  wieberhotte 
Kämpfe  jwif*en  Sfepublifanem  unb  ©enbdem.  g. 
ift  ©eburtdort  bed  ©enerald  SeQiarb  unb  bed  SJatur- 
forf*erd  ©riffott. 

goutennti  foud '©oid  (|pr.  fsn8rni,tu,bii4),  Stabt 
im  franj.  Separt.  Seine,  Rtrronb.  Sccaur,  öftii*  non 
©htcenned,  100  m ii.  'JJf. , an  ber  Dftbahn,  hat  eine 
Kir*c  aud  bem  16.  Jnljrh.,  hübf*e  Canbhäufer  unb 
(not)  8985  (atd  ©emeinbe  9320)  Sinw. 

goittcnclle  (fpr. fongt-nSr),  ©ernarb  te  ©oBt)er 
be.  franj. S*rif tfletter,  geh. ll.gebr.  1657 in Souen, 
geft.  9.  Jan.  1757  in  t;ariä,  9!effe  bed  großen  Sor- 
neitle,  ftubierle  attfangd  bie  ,'Red)te.  )oanbte  ü*  aber 
bann  ber  Siteratur  ju,  warb  1691  Siitglicb  ber  Aca- 
dämie  franqaiae,  1697  immerwährenber  Sefretär  ber 
Acadämie  des  Sciences,  ©eher  mit  f*Bpferif*er 
*Uhantafie  no*  mit  hernorragenbem  ©erftanb  begabt, 
f*rieb  er  bo*  eine  Stenge  po>etif*er,  hiflorif*er,  ora- 
torif*er,  phitofophif*er  unb  Wiffenf*aftli*er  Serie, 
bie  wegen  ifjred  glatten,  eleganten  Stitd  einft  bewun- 
bert  würben,  jept  freili*  nieift  ber  ©ergeffenheit  an- 
heimgefatlen  finb.  Sie  befannteften  feiner  profaif*ett 
3*rtften  finb:  »Dialogues  des  morts«,  ht  ilufiand 
Sanier  (1683);  »Entreäens  snr  la  pluralitd  des 
mondes*  (1686  u.  öfter,  neue  ©udg.  1864;  beutf* 
non  ®ottf*eb,  Ceipj.  1727),  ein  nielgetefened  ©u*, 
in  bem  er  ft*  ni*t  ohne  Btüd  bemühte,  bie  Biffen- 
f*aft  ju  poputariftcrcn;  »Histoire  des  oracles« 


753 


goutcnoi;  — goote. 


(1686);  »Histoire  de  l’Acadhmie  des  Sciences«  unb 
bie  »ßlogea  dos  acadömicieus«  (1708  unb  1719; 
■ neue  <lu«g.  Bon  SouiQier,  1883).  Sürth  lefjtcree 
SBerf  mürbe  g.  ber  Schöpfer  ber  afabemifdfen  Sob- 
reben.  Seine  »(Euvres  complötes«  erfd)ienen  'Cnris 
1758,  11  Sbe.;  mit  fialaube«  Stmnertungen  1790, 
8 Sbe.,  unb  1825,  5 Sbe.;  eine  üluSroatjl  Bon  Sfyi- 
nnrb  (1883,  2 Sbe.). 

gontenot)  (fpr.  (ongfnedo,  1)  Sorf  in  ber  belg.  $ro< 
Binj  $enncgau,  Ülrvonb.  toumai,  mit  (HO»  839 
Ginro. , gejdtictiUid)  bentmürbig  burdi  ben  im  Öfter* 
reidfifchen  Grbfolgctrieg  11.  'JJiai  1745  erfochtenen 
Sieg  bergranjofen  unter  'Jlarfchalläliorijt  Bott  Sach' 
fen  über  bie  Bereinigten  Öfterreicher,  Gctglänber  unb 
StoUänber  unter  bem  £>ci;og  Bon  Gumberlanb.  Sgl. 
Sroalie,  La  journÄe  de  F.  (Gl'rcuj  1898). — 2)  g.- 
c n « Hs  u i f a p e (fpr.  pttifä'),  3>orf  im  franj.  Separt. 
7)onne,  Vlrrottb.  '.’lurerre,  ßnotenpunft  ber  flqoner 
Sahn,  mit  asoi)  716  Isittto.  (ba«  alte  Foutanetum), 
benfmürbig  bttreh  bie  blutige  Schlacht  25.  3uni  81 1 
jmifdfeit  ben  Söhnen  flubmig«  be«  grommen,  in  ber 
Kaifer  ilothar  unterlag.  1 860  mürbe  jur  (Erinnerung 
baran  ein  10  m hoher  Obelibl  errichtet 

gante«  ^crcira be  Sölello, ?lntonio  be,  por- 
tugiefifcher  Staatsmann,  geb.  8.  Sept.  1819  in  Siffa* 
bott,  geft.  22. 3cm.  1887,  ergriff  bie  ntilitärifche  Sauf- 
bahn  unb  mürbe , noch  (ehr  jung , jum  Cberften  er- 
nannt , menbete  fich  aber  ber  politifchen  Karriere  ju, 
als  er  1848  jum  Sbgeorbneten  gemäblt  mürbe.  2(d)t- 
mal  mar  er  in  ber  golge  SDlinifter  ber  Krone,  fechSmal 
HRiniftcrpräfibent,  juleijt  Born  Ütoncmber  1881—86, 
inbem  er  jugleicf)  ba«  ginanjminifterium  Bermaltete. 
3h'tt  Berbantt  Portugal  feine  Gifenbahuen,  bie  Dr« 
ganifation  be«  feeres,  bie  Sieform  be«  Jjiuil-  unb 
»himinalgefchbucfte«,  bie  Slufbebung  ber  Jobeditrafc 
unb  anbre  gortichritte  in  ber  öffentlichen  Sermaltung. 

gontcBrault  <fpr.  fonptjct»),  Stabt  im  frant.  S)e- 
part.  Waine-et-Sloire,  Srrottb.  Sauntur,  an  ber  Gifen- 
bahn  Saumur-g  , Bon  Salb  umgeben,  bat  eine  grofte 
Sorrettionäanftalt(burchfchnittliiti  lOOOßorrigettbcn) 
unb  attoi)  2181  Ginm.  3>iefe  Wnftalt  mürbe  1804  in 
ber  berühmten,  mährenb  ber  erften  IRenolution  aufge- 
hobenen Wbteig.(mittelIat.Fon8Ebraldi,Gbralb«. 
bronn)  eingerichtet,  bie  1109  burchSJobert  oon  für- 
briifel  al«  Stammfijf  eine«  Drben«  gegrünbet  mürbe 
unb  iqmohf  SKöndie  al«  91onnen  unter  ber  fieitung 
einer  Vlbtifftn  Bereinigte.  $erOrben  fühlte  im  URittel» 
alter  18  KonOente,  mar  fehr  reich  unb  angefehen,  bie 
äbtiffinnen  gehörten  nicht  feiten  ber  (öniglichen  ga< 
milie  an.  SehenSroert  ift  bie  fchöneeinfchiifige  Kuppel- 
tirdie  au«  bem  12.3ahrl).,  melche  bie  mertpollen  früh- 
gotifchen  Grabbenfmäler  englifcher  §errid)er  (iccin- 
rieh  H. , JRicharb  Sömenherj,  Gleonorc  Bon  Guieune 
u. Stiabella  Bon Sngouleme) enthält.  Sgl. Gbouarb, 
F.  et  ses  monuments  (SDfarfeille  1874,  2 Sbe.). 

gontinalia,  röm.  Srunnenfeft,  f.  gon«. 

Foutinnlis  L.  (Ouellenmoo«,  Srunnen- 
moo«),  UaubmooSgattung  ber  Slcurofarpen,  au«- 
bauernbe,  unter  Sädifer  machfenbe,  biöjifche  Sioofe 
mit  ftiellofer  Siichfe  unb  (egelförmigent  Sectel,  ohne 
SHing.  F.  antipyretica  L.,  mit  bi«  2,5  m langem,  äfti* 
aem,  flutenbem  Stengel  mit  breireihigen,  faft  brei- 
feitigen,  rippenlofen  Slättem,  in  Siichen  unb  glüffen 
befonber«  an  pfählen  unb  Steinen  mudjerab,  bient 
junt  Serftopfen  ber  SSaitbe. 

gontu«,  f.  gon«. 

Foenum  graeeum,  f.  Trigonelia. 

Foenus  (lat.),  gin«  au«  einem Selbbar lei) en,  auch 
ba«  Gelbbartehen  fclhft. 


gonbicOc  (fpr.  fongip-Si') , SStlfrib  be,  Schrift- 
fteUer,  geh.  21.  3uli  1828  in  Sari«,  mar  fiehrer  ber 
'JHathematif,  mibmete  ftd)  bann  ber  Soputarifierung 
ber  SSiffenfchaften,  flieg  ju  miffenfchaftlcdfen  3roeden 
! mieberholt  mit  bem  üuftbaEon  auf  unb  blieb  1858 
jroci  Hage  im  SaHon,  1869  leale  er  mit  liffanbier 
90  km  in  35  Sfinuten  jurücf.  Öäffrenb  ber  Belage« 
ruitg  Bon  Sari«  enttarn  er  mit  einem  Sallon  au«  ber 
Stabt  unb  menbete  fich  bann  nach  Sonbon.  Son  fei- 
nen jaljlreichen  unterbaltenbcnSchriften  nennen  mir: 
»Le  souverain«  (1853);  •L’entrevuo  ik  Varsovie« 
(1860);  »L'homme  fossile«  (1865);  »Fclairs  etton- 
nerres«  (4.  Sufi.  1885);  »Lea  merveilles  du  monde 
invisible«  (5.  Vlccfl.  1880);  »Astronomie  moderne« 
(1868);  »Lei  phyBique  des  miracles«  (1872);  »La 
Terreur,  ou  la  Commune  de  Paris  en  1871«  (1871); 
»Lea  ballons  pendant  le  siege  de  Paris«  (1871); 
»Aventures  a4ri«nues«  (1876);  »La  conqueto  du 
pfile  Nord«  (1877);  »Georges  Eug.  Fre.l.  Käst- 
ner«, Siogrclphie  (1883);  »Les  saltimbanques  de 
la  Science«  (1884);  »Ilistoire  de  la  Inne«  (1886); 
»Mort  de  faim«  (1886) ; »Manuel  pratiqne  de  l'aöro- 
nante«  (1894)  u.  a. 

gontutfin,  ®cni«  3>»nnomitfch,  neff.  (Dichter, 
geb.  14.  (3.)  2tpril  1745  in  S)(o«tau,  geft.  12.(1.) SDe.j. 
1792  m St. Seter«burg,  Jtachtomme  eine«  $eutfd)en, 
Setcr  Bon  Siefen,  ber  unter  3man  bem  Grau- 
famen al«  Kriegsgefangener  acc«  Sinlanb  nach  Stuft- 
lanb  gefommeu  mar,  flubierte  feit  1759  in  'DioSfau. 
biente  oorübergehenb  in  ber  Garbe,  erhiell  1763  eine 
j Stelle  im  ßabinett«mittiflerium  unb  mnrbe  1769, 
ttadfbem  er  ftrfj  imiuticben  al«  Cuftfpielbichter  einen 
9tameit  gemacht,  Selretär  be«  Sfiinifter«  be«  Suö» 
roärtigcn.  Seiner  Gefunbheit  megen  befudfte  er  feit 
1777 mieberholt  baSSuSlanb.  gonmifmd^auptmerfe 
finb  jmei  üuitipiele,  bie  ihm  ben  92amen  be«  ruffifchen 
'.SJtolicre  Berichafft  haben:  »Xer  Sngabier«  (1766), 
morin  bie  Sittenroheit  unb  Unhilbung  ber  'Jtuifeic 
gegeißelt  mirb,  unb  »3>er  TOnberjähriae«  (1782). 
eine  Satire  auf  bie  Grjiehung  ber  ruffifchen  üanb» 
junter.  'dluBerbem  ünb  feine  »rlu«länbcfct)cnSriefc«, 
feine  »gragen  an  ben  Serfaffer  be«  Geidfehencn  unb 
Grbachten«  (b.  h-  an  Katharina  II.)  lenb  feine  »SU* 
gemeine  $)ofgrammatif« , in  fatirifeber  gornt  eine 
Sammlung  praftiieber  Segeln  für  Siofleute , ju  er- 
mähnen. Gefamtou«gahen  feiner  SScrte  erfchiencn  in 
S<ter«hurg  1866  unb  1894. 

goochoto.  Stabt,  f.  gulfchou. 

Foolseap  (engl.,  fpr.  fuief.i»,  »Sarrenfappe«),  eine 
nach  bem  frühem  Sjaffcrteicheit  benannte  Sorte  engt. 
Schreibpapier«,  blau  liniiert,  clma  34  x42  cm. 

Foot  (fpr.  fui,  Sfiehrjahl  Feet),  ba«  engl,  guftmafi 
Bon  Va  Jlarb,  = 304,79«o  mm.  eingeteUt  in  12  in- 
ches,  hei  ber  ÜJiefficng  Bon  2Sühlf!cinen  oormal«  nuc 
2 hunds  ju  4 3oU  grob;  ba«  alte  irifche  F.  mar  bem 
cnglifchen  gleich,  ba«  fchollifche  ju  V»  GH  = 1'/»  eng- 
lifdhe,  ba«  F.  im  ßaplanb  = i.oss  engl.,  ba«  jepme 
American  F,  ber  Serciniglen  Staaten  (nach  Irough- 
ton«  engl.  Somcalftah)  = 30,est  cm,  nach  amerilan. 
Eingabe  304,sooo  mm.  3l|t  3'nnhanbel  früher  60 
$fccnb  avdp.  = 27, s kg. 

Football  (engl.,  fpr.  futbuot) , f.  gußbatl. 

gootc  upr. fuo,  Samuel,  engl.  Schaufpieler  unb 
fiuftfpielbichter,  geb.  27. 3an.  1720  ju  lEncro  in  Garn- 
matt,  geft.  21.  Olt.  1777  in  $oBer,  ftubierte  ju  Dp- 
forb  unb  fionbon,  ging  aber,  nachbcm  er  fein  Ser- 
mögen  Bergeubet,  jum  ihcalfc  über  unb  betrat  1744 
nt«  Othello  jum  eritenmal  hie  IBiihne,  hoch  ohne  Gr- 
folg,  hierauf  grünbete  er  1747  ba«  Kleine  Ütjcater  in 


SBeperS  JConp.,Ser1Con,  0.  SufL,  VI.  ©5. 


48 


754 


Fop  — 

&at)marfet  uni  führte  hier  eine  gnnj  neue  Slrt  von 
Unterhaltung  ein,  inbera  er,  alb  einzige  auftretenbe 
©erfem,  brollige  Porträte  non  ©baiaftrren  gab,  ben 
Rufcpauem  balb  einen  ©ngliinber  in  ©arte,  halb  eine 
Diorgenunterbaltung  ober  eine  ©ilberauttion  »or« 
führte , wobei  er  bisweilen  betannte  ©erfönlitpfeiten 
fopierte  unb  farifierte.  8on  1762 — 77  lieg  er  map- 
renb  ber  Sommermonate  auf  feinem  Theater  8or- 
itettungen  geben;  er  felbft  mugte  1766  infolge  eine? 
Beinbruch«  ber  Sühne  entfagen.  Seine  22  Stüde, 
meift  Suftfpiele  unb  ©offen,  Weber  burch  ©innbung 
nod)  elegante  Siusfiibrung  aubgejeidmet,  fpriiben  bon 
Sij  unb  Sebhaftigteit.  «The  minor«  (1760).  ein 
Slttgriff  auf  bie  SKetf)obiften , unb  »The  inayor  of 
Garrat«  (1764)  fanben  ben  meiiten  ®cifalt.  Seine 
«Draraatic  works«  erfepienen  ju  Cottbon  1778, 4©be., 
unb  öfter  (beutlet),  ®erl.  1796  — 98,  4 ®be.).  ®gl. 
SS.  Goofe,  Memoire  of  Sam.  F.  (üonb.  1805). 

Fop  (engl.),  Starr,  ®ert;  amt)  al«  ©igenname. 

FoPpa , 1 ) 4«  i n c e n j o,  ital.  Dealer,  geb.  in  ©refeia, 
geit.  öafelbft  1462,  foU  fiel)  in  ©abua  bei  8-  Squar- 
cmne  gebilbet  haben  unb  war  bann  borjugbweife  in 
Dtailanb,  ©abia  unb  anbern  Stabten  Oberitalicn-3 
al«  Dtaler  von  Sresten  tätig,  »on  benen  fid)  nur  ba* 
Dtartprium  be«  beit.  Sebafiian  au*  ber  Küche  Santa 
Diaria  bi  ®rera  (jegt  im  Dtufeuni  ber  ®rera)  unb 
BicrfiircbenDäter  in  ber  SHrcpe  SanGuitorgio  in  Dtai- 
lanb erhalten  haben.  ®on  feinen  SUtarwerfen  finb 
fecb«  Tafeln  in  ber  ®rcra  tu  Dtailanb  unb  eine  Sin 
betung  ber  Könige  (in  berStationalgalerie  ju2onbon) 
am  mciften  beglaubigt  8-  bat  einen  grofjen  (Hinflug 
auf  bie  lontbarbifehe  Dialerci  be«  16.  3at)rl)-  geübt 

2)(Saraboffo,  ital.  ®ilbhauer,  Wolbidnnieb  unb 
Dtebailleur,  geb.  1452  in  bem  Torf  Dlonbonico  jroi- 
(dien  Secco  unb  Gomo,  geft.  1527  in  Dom,  war 
Schüler  feine*  Sinter«  @ian  Dtaffeo  unb  gelangte 
halb  ju  folehem  Slnfehen,  bag  er  in  Dtailanb  jür  i.'o- 
booico  Dfoto  arbeitete  unb  auch  bon  auetmnrtigen 
8ürften  gefueht  würbe.  Sion  (einen  Stierten  biefer 
erften  geit  hat  fid)  eine  in  farbiger  Terrafotta  au*- 
geführte  Kreujahnabnie  in  San  Satiro  ju  Dtailanb 
erhalten.  Später  ging  er  nad)  Dom,  wo  er  für  bie 
©äpfte  Julius  n.  biä  Giemen«  VII.  tätig  mar.  8- 
war  ausgezeichnet  im  Dielliercn.GmaiUiemt,  Treiben 
unb  Sierfertigen  non  gegoffenen  DtebaiHen.  Dtan 
fdtreibt  ihm  eine  ©ar  (Jtugtafel)  im  Tomfthag  ju 
Dtailanb,  eine  Ölrablegung  Gpnfti  barftcüenb,  unb 
eine  Deifje  bon  Dtebaillen  ju. 

Forftmen  (lat.),  üoeh,  Öffnung:  F.  occipitale 
magnum , ba*  grofie  ipinterbauptblod)  (f.  Sdjäbel) ; 
F.  Monroi,  f.  öebirn. 

Foraminiferen,  f.  Dhijopoben. 

JForb. , bei  Tiernamen  Slbtürjung  für  ©bwarb 
Sorbe*  (f.  b.  2). 

Forbarb,  1)  Sfreiöftabt  im  beutfdjen  ©ejir!  £otlj- 
ringen,  an  einem  3uflufi  ber  Dojfel,  am  Sufi  be* 
esdjlojjberge*  unb  an  ber  Gijenbabnlmie  Stieringen- 
Stovfant,  hat  eine  eoangelifdie  unb  eine  gntifd)e  (atb. 
Kirche,  Spnagoge,  ©rogbmnaftitm,  Slmtogencht  be- 
beutenbe  gabntation  bon  Ölpappwaren,  (Gärtnerei, 
.Ziegeleien  unbotoojmitberöamifon  (ein  Trainbatail- 
lon 'JIr.  16)  8208  meift  fatb  Sinwohner.  3U  8-  ge- 
hören Sd)öneden,  mit  Kirche  unb  Steinfohlengru- 
ben,unb  Dtarienau.  Sluj  bemSchlofibergbieTriim- 
ttter  eine«  alten  Schlöffe«  mit  neuem  Turm ; am  IHb* 
hang  be* ftreu, (berg*  befinbet  fid)  bie  Kr eujfa pelle, 
ein  sSaüfahrläort.  — 8-  warb  6.  Slug.  1870  wäbrenb 
be*  Treffen*  bon  Spicpem  uoit  ber  13.  preugifchett 
Tisiflon  unter  Scneral  b.  OHümer  umgangen  unb  J 


gorbe*. 

nach  Stoffarb«  Düctjug  auf  St.  SIbolb  hefept.  ®gl. 
®e«Ier,  ©ef  (piepte  be*  Schlöffe*,  ber  £>errfd)aft  tutb 
ber  Stabt  8-  (8t>rb.  1895).  — 2)  Torf  im  babifd)en 
Krei«  ©oben,  SI  ml  Daitatt , an  berDturg.  im  Sepwary- 
walb,  hat  eine  fath-  ttinhe,  3 ©ejtrfbforiteien.  oäge- 
tttühlett  unb  atoo)  1633  Gtnw.  Runter  8-  beginnt  bae 
großartige  Dturgtal. 

Forbcrg,  (jrnft,  Kupferilecher  unb  Dabierer,  geb. 
20.  Oft.  1 844  in  Ttiffelborf,  bilbete  ftd|  auf  ber  bor- 
ticjett  Slfabemie  bei  3-  Keiler  unb  gincj_6nbe  her 
60er  3ahre  nach  SBieit,  wo  er  jumeift  al*  Stecher  unb 
Dabierer  für  bie  »3citfd)rift  für  bilbenbe  Kunft«  unb 
bie  Seröffentltchungen  ber  (üetelljdjaft  für  bcroielfal- 
tigenbe  Kunft  tätig  War,  bi*  er  1879  al*  Sichrer  ber 
Kttpferftecherfunft  an  bie  Tüffelborfcr  Slfabemie  be- 
rufen würbe.  ®on  feinen  jat)lreiehen  Stiihen  unb 
Dabierttttgen  finb  bie  heroorragenbften : ber  wunber- 
bare  Sifebsug  unb  Sleibe  meine  Schafe!  nach  Daf- 
fael*  Tapeten,  bie  Konfultation  beim  Slboofaten  nad) 
S8.  Sohn,  Suther*  Tic-putation  mit  S ef  nach  Sieittng, 
bie  fruchtlole  Strafprebigt  nach  Sautier,  bie  S3tin- 
probe  nach  Kurjbauer,  ba*  ©ogelneft  nach  3-  ®<rrp. 
bie  Söegführung  ber  ljuben  in  bie  babplontfche  Gk- 
fangenfdjaft  nach  ©ettbemann,  3ugenbliebe  nach 
b.  Slngeli,  ber  Örofte  Kurfürft  unb  8riebrid|  b.  (*r. 
nach  llantpbaufen.  Slud)  hat  er  ©tlbnijfe  rabirrt 

Forbc«,  1)  3ante*  Tabib,  Daturforfcber,  qeb 
20.  Slpril  1809  in  Übinburg.  geft.  31.  Tej.  1868  in  ßlif- 
ton,  warb  1833  ©rofejfor  ;u  Übinburg,  unternahm 
Deifen  in  bie  Schweij  unb  nach  Norwegen  ju  Unter- 
fuchungen  über  bicphhfifalifch-geographifchenSrfcbet- 
nungett  beröletfeher  unb  warb  1860Ttreftorbe*Dni- 
tad  College  ju  St.  Slnbrew«.  ISr  fchrieb:  »TraTels 
through  the  Alps  of  Savoy«  (ßbinb.  1843,  2.  Slufl. 
1845;  neu  br*g.  bon  Goolibge,  1900;  beutfd)  non 
üeonharb,  Stuttg.  18t5);  «IHuatratious  of  the  ris- 
cous  theory  of  glacier  motioa«  (tn  ben  Conboner 
«Philosoph.  Transactions«,  1845);  «Letter  on  gla- 
cicrs«  (1847);  «Sorway  and  ita  glaciers«  (1853; 
beutfd)  bon  .Zuchotb,  2.  Stu*g.,  Setpt.  1858);  »The 
tour  of  Montblanc  and  of  Monte  Rosa«  (1855); 
»Review  of  the  progress  of  mathematical  and 
physical  Science«  (1858);  »Occasional  papers  on 
the  theory  of  glaciers«  (1859);  »Reply  to  Tyndall 
on  Rendn  s Theorie  des  glaciers«  (1860);  »Experi- 
ments on  the  temperature  of  the  earth«  (1846).  ©gl. 
Spairp,  Life  and  lectures  of  J.D.F.(2cmb.  1873) 

2)  ©bwarb,  Daturforfcher,  geb.  12.  gebr.  1815 
i)t  Taugla*  auf  ber  3nfel  Dian.  geft.  18.  Don  1854 
in  ©binburg,  fiubierte  bafelbft  Siaturraijjcnjchaft,  be- 
reifte 1833  Norwegen,  1841  Rleinafien  unb  warb  fo- 
bann  naepeinanber  ©rofeffor  ber  Sotanif  am  Ktttg'* 
©oUege,  ©rofeffor  ber  Daturgefcbicpte  an  ber  fömg- 
licpett  ©ergfdtule,  1846  ©aläontolag  be*  ©htfeunt* 
ber  üfononufchett  (Seologie  in  üottbon  unb  1862  ©ro« 
feffor  ber  Daturgefchichte  in  ©binburg.  ©r  benagle 
juerft  ba*  Schteppnet)  (Trebge)  für  Ticffeeforidmn- 
gen,  beranlagte  umfaffenbe  Slrbeiten  mit  bemfetben 
unb  fam  baburep  »ur  ßrfettnung  ber  faunifepen  3»* 
nett  ber  Dieereatiefe.  Slucp  napiti  er  lebhaften  Slnteil 
an  ber  geologijcpen  Stufnapme  ©nglanb*  unb  Der- 
öffentlicpte  in  ben  «Memoirs«  feine  ©eobachtungen 
über  bie  glora  unb  Sauna  ®rofjbritannien*.  Turch 
biefe  unb  äpnlicpe,  über  Weitere  ®ebiete  [ich  erftreef  enbe 
Slrbeiten  begrünbete  et  eine  neue  Ti*jiplin,  bie  3o*- 
geologie.  ©rfchrieb:  »MnlacologiaMonensis*  (Conb 
1838);  »History  of  British  starfishei«  (1841)  ; »Re- 
port on  the  Mollusca  and  Radiata  of  the  Aegean 
| Sea«  (1843);  »Description  of  fossil  invertebrate 


§or&iff)er  — Force. 


755 


from  South  Indio«  (1846);  «Travels  in  Lycia,  My- 
lias  and  the  Cibyratis«  (mit  Spratt,  1847,  2 Sbe,); 
»British  Mollusca«  (mit  Jianlet).  1853,4Öbe.);  »Zoo- 
logy  of  the  European  seas«  (1859)  u.a.  Sgl.  SBil» 
fon  u.  ®eifie,  Memoir  of  Edward  F.(®binb.l861). 

8)  3)anib,  SRcifenber  unb  ®eolog,  öruber  bed 
porigen,  geb.  1828,  geft.  5.  3)ej.  1878  in  2onbon, 
ronr  Don  Hau*  au«  Ingenieur,  lebte  längere  3c*t  in 
Sem  tmb  SoltBin,  bereu  geotogifdie  ©cfrf)ciffenf)cit  er 
erforidite , unb  beidjiirtigte  iid)  auch  mit  ber  Spraye 
unb  ben  Sitten  ber  SeBiMferung  biefer  2änber,  be- 
fonberd  ber  <lt)mnra*3nbtaner.  ®r  fd)rieb:  »Onthc 
relations  of  the  silurian  and  metamorphic  rocks 
of  the  South  of  Norway«  (1855);  >On  the  causes 
producing  foliation  of  rocks  etc.  in  Norway  and 
Scotland«  (1855);  »On  the  geology  of  Bolivia  and 
Southern  Peru«  (1861);  »On  the  Aymara  Indians 
of  Bolivia  and  Peru«  unb  eine  Wramntati!  ber 
Vlpntamjprodie.  Später  Beröffentlidüe  er  nod)  bie 
halbjährigen  überüditen  berStal)!-  unb  ®ifeitprobu(* 
tiott  ber  (Srbc  unb  mar  Sefretär  ber  englijdjen  ®eo 
logighen  ®efellfd)aft. 

41  Srihibalb,  engl.  3oumaIift,  geb.  1838,  geft. 
30.  Wnrj  1900,  ftubierte  bid  1857  in  Sberbcen, 
biente  bann  bid  1867  bei  ben  Dragonern,  warb  1870 
ftorrelponbent  ber  »Daily  News«  im  bcutfdjcn  Haupt- 
quartier  wäbrenb  bed  bfutfd;  •fraitjoftidjen  Krieges, 
wohnte  1871  ber  Sefämpjung  ber  Kommune  non 
Darid  bet,  befudite  1874  währenb  ber  !pungerSnot 
3nbien,  utathte  1874—76  ben  Sarliftenfrieg  in  Spa- 
nien, halb  int  Säger  ber  SRebellen,  halb  in  bent  ber 
Siegierungdtruppen,  unb  1877  im  rufftfeben  Haupt- 
quartier ben  Krieg  gegen  bie  Xilrfei  mit.  1878  be- 
fudite er  Etjpem,  ging  barauf  beim  VluSbnteb  bed 
Vtfghonenfricgd  nad)  Vlfien  unb  lieferte  wertBoüc  Se> 
richte  über  ben  ganjen  gelbjug.  ®ic  SSinterpaufe  in 
beit  afghanischen  jtriegdoperationen  benußte  3.  ju 
einerSReife  nadiSiruta.  8(ad) Seettbigung  bed  JPriegcS 
begab  er  ftdi  1880  nad)  Sübafrifa,  wo  er  ben  Sulu» 
friegbid  jußttbe  ntitmachte.  6r  fchrieb  unteranberm; 
»Drawn  from  lifo«  (1870);  »My  experiences  of  the 
war  between  France  and  Germany«  (1871);  »Sol- 
diering  and  scribbling,  a series  of  Sketches«  (1872); 
»The  wnr  correspondence  of  the  Daily  News  in  the 
Russo-Turkish  war«  (1878,  2 SBbe.) ; »Glimpses 
through  the  cannon-smoke«  (1880);  »Chinese  Gor- 
don,  a succinct  record  of  his  life«  (1884);  »Souve- 
nirs of  some  eontinents«  (1885);  »William  I.  of 
Gennanv«  (1888;  beutfd),  ®otl)a  18881;  »Afghan 
war»,  1839—1842  and  1878—1880«  (1891);  »Me- 
mories  and  stndies  of  war  and  peace«  (1895);  »The 
.black  watch1,  the  record  of  an  historic  regiment« 
(1896);  »Life  of  Napoleon  III.«  (1898). 

5)  Ebwitt,  amerifan.  Waler,  geb.  1839  in  3!ew 
Dorf.  geft.  bafelbft  1895,  mibmetc  fich  feit  feinem  19. 
yafjre  ber  Kunft,  nnb  jwar  junäebft  ber  Xiertnalerei, 
worin  er  Schüler  bed  1850  nad)  Storbamerila  über- 
geliebelten  englifd)en  liermaterd  ?(rthurjait  würbe. 
Stint  Vtudbnuh  bed  Sürgerfrieged  ging  er  jur  'floto- 
macarmee,  blieb  bann  Währenb  ber  3at)re  1862 — 64 
im  Silben  ald  Spejintartift  für  ben  ©udtbänbler 
3ranJ  Scdlie  unb  fdjuf  eine  Wenge  Bon  Schlachten- 
fjenen  unb  Silbern  non  hiflorifthem  3ntcreffe.  jladi 
9tew  Dorf  jurücf gelehrt , fteüle  er  in  ber  bortigen 
Dfabemte  ein  Silb  aud  ben  Sthtachten  in  ber  SStlb- 
nid  (5. — 7.  Wai  1864)  aud,  bad  Biet  Seifall  fanb. 
9Jach  Scettbigung  bed  Äriegcd  wibmete  er  fid)  wehr 
bcrSanbfchaft  uttb  berTaritellung  ber  Haustiere  unb 
pflegte  auch  mit  großem  Erfolg  bie  Originalrabierung. 


6)  &cnrh  D.,  engl.  SRaturforftbcr  unb  SReifenber, 
geb.  30.  3an.  1851  ju  3)runiblabe  in  ber  febottifeben 
®raffd)aft  Slberbten,  ftubierte  bafelbft  uttb  in  Ebitt« 
bürg,  bereifte  1878 — 83  Sana,  Sumatra,  limor  unb 
Timorlaut  unb  ging  1885  nach  SReuguinea,  Wo  er 
weiter  tnd3nnere  gelangte  ald  feine  Vorgänger.  1898 
unternahm  er  mit  D.  Girant  eine  joologifebe  Steife 
nach  Sofotra  tmb  iäbbelluri  unb  Würbe  nad)  feiner 
Heintfchr  Xireftor  bed  Wufeumd  in  2tPerpool.  ®r 
fchrieb:  >A  naturalist’s  wanderings  in  thcEastem 
.Archipelago«  (2onb.  1885;  beutid),  3ena  1885,  2 
Sbe.);  »Three  month’s  exploration  in  the  Tenim- 
bor  Islands  of  Timor  I.ant«  (in  ben  »Proceedings« 
ber  Conboner  ®eograpbifd)cn  ®efcüfchaft,  1884)  uttb 
»New  Guinea«  (ijonb.  1886);  »Handbook  to  Pri- 
mates« (1894,  2 Sbe.).  Seine  grau,  Klnna  3.« 
fchrieb:  »Insnlinde;  experiences  of  a naturalist's 
wife  in  the  Eastem  Archipelago«  (1887). 

Sorbifhrr  ffpr.  f4rtl|$er),  f.  Srobifber. 

ftorbomtaid  C|pr.  -nä),  Sran^oid  Sdron  be, 
franj.  3tnanjntnnn,  geb.  3.  Clt.  1722  in  2e  Wand, 
geft.  19.  Sept.  1800,  würbe  1756  ®eneralinfpeftor 
ber  Wünje,  1759  im  3tnanjmmtjterium  Berwcnbet, 
wo  er  ben  Dtan  ju  einer  Steuerreform  faßte,  fiel  aber 
1763  mit  Gpotfeul  in  Ungnabe  unb  mußte  fid)  auf 
feine  ®üter  jurüd;iet)ett.  1790  nahm  er  an  ber  Sie- 
form  bed  WüttjWefend  tätigen  Snteil.  Von  feinen 
SSerfen  jtnb  betworjuljebeit ; »Elements  du  com- 
merce« (1754,  2 Sbe.;  4.  Vlufl.  1796);  »Recherches 
et  considdrations  sttr  les  finances  de  France  depuis 
1595  jusqu'en  1721«  (Safel  1752  u.  fiüttid)  1758, 
6 Sbe.);  »Principes  et  observations  dconomiques« 
(1767);  »Analyse  des  principes  sttr  la  circulation 
des  denrdes«  (1800).  Dgl.  ® elidle  be  Saled,  Vie 
littdraire  de  F.  (Dar.  1801). 

3orcabc  la  SHoqucttc  (fw.  >av  u rotctt’i,  3ean 
Souid  Dirtor  Wbolph«  be,  franj.  Winifter,  geb. 
8.  Dpril  1820  in  Darid,  geft.  16.  9lug.  1874,  Halb- 
bruber  bed  WaridjalldSaint-Vlmaub,  murbeDbuolat 
in  Darid.  Unter  bem  jmeitenSfaifcrreich  flieg  er  in  ber 
3innn  jtjerwcüUing  ju  ben  höchftenffiürbcit  unb  warb 
28.  3fon.  1860  3tucmjmtniftcr.  7lld  fotdjer  wirtfehaf. 
tete  er  fetjr  forgiod,  fo  baß  bie  fd)W»bcnbe  Schulb  ju 
einer  erftaunlidqen  Höhe  anlnuchd.  Seshalb  14.  Don. 
1861  ald  3'nanjminifter  burch  3oulb  erfeßt.  Warb  er 
junt  Senator,  1863  jum  Dijeprärtbenten  bed  Stantd- 
ratd  entannt.  1867  übernahm  er  bie  Dortefcuilled 
bed  ?lcferbaued,  ber  öffentlichen  Slrbciten  unb  bed 
Hanbetdunb  tmlPejembcr  1868 bad  bed3m'cm.  Hier 
machte  er  fuh  burd)  reaftionärc  öewaltpolitif  fo  Ber« 
haßt,  bafj  fein  Dcrfud),  bem  Staifer  aud)  auf  eine  libe- 
ralere ©ahn  ald  Wintfierpräftbent  ju  folgen,  fchei« 
terte;  am  27.  ®ej.  1869  würbe  'ein  Kabinett  entlaf- 
fen.  9(a^  bent  Sturze  bed  Äaiferretdjd  ließ  er  ftdf) 
itt  Derfd)iebene  fttianjtelle  Untentehmungcn  ein,  fah 
lieh  mit  bebeutcuben  Derluften  bebroljt  uttb  entjog 
ftd)  ben  baraud  erwadjfenbtn  Verlegenheiten  burch 
Selbihttorb. 

3orcn(qtticr  «pr.  -toifti).  flrrqnbiffemtntdhqupt« 
ftabt  im  franj.  Xepart.  Siieberalpen , 550  m ü.  W., 
ompbitheatraltfch  qn  einem Äallbüget  unban  bet  Slqo- 
ner  Sahn  gelegen,  hat  eine  fd)ßne  Suche,  eine  3on« 
töne  (15.  3nhrh  ),  eine  Kapelle  mit  Kolojfatitatuc  ber 
heiligen  3l,ngfrau,  eine  Vtthenäumgefellfchaft  mit 
mehreren  Sehrturfen , Setbengewinnttttg.  Huhitaehe- 
rci  unh  asot)  2178  Eittw.  — 3-  (Furnus  Oalcarius) 
war  Pon  1054—1209  Hauptort  einer  ®raffd)aft. 

Force  (franj.,  (pr.  fort'),  Stärfe,  jemaitbed  ftarfe 
Seite  ;®ewatt,3wang;  f.  majeure  tfpr. «0(480,  höljcrc 

48* 


756  gorcellini 

2Rad)t  ober  ©«Walt,  ber  man  ftd)  fügen  muß,  jroin  I 
genbe  Umftänbe  (f.  Ipöpere  Vetvalt). 

Jyorccllini  dpt.  .tfaemitO,  Egibio,  ilcjitograpp, ' 
geh.  26.  Slug.  1688  im  Sfjtrf  geile«  bet  Srobinj ©el< 
luno,  geft.  4.  Vlpril  1768  in  t;abua,  trat  1704  in  bad 
Seminar  ju  ©abua,  wo  ipn  gacrioiati  (f.  b.)  ju  fei- 
nen lejitalifcpm  Arbeiten  kranjog,  unb  Warb  1724 
Srofcffor  ber  WPetoril  unb  Seminarbireltor  m Ce* 
tteba.  1731  aber  an  bad  Seminar  nad)  ©abua  jurüct» 
berufen.  Er  »erfaßte  bad  grafte,  febou  1718  mit  gac- 
ciolati  begonnene  unb  1753  Bollcnbete  »Lexicon  tu- 
lius  latimtatis«  Ofiabua  1771, 6©be. ; 2.  Slufl.  1805), 
bad  roiebcrpolt,  julegt  von  ttorrabini  mit  Beiträgen 
bon  Stob,  JBberlcin,  greunb  u.  a.  (baf.  1858  ff.) 
unb  oon  be  Sit  (Srato  1858  — 80  , 6 Sbe.)  mit  ber 
Ergänjung  »Totius  latinitatis  onomasticon«  (baf. 
1862 ff.)  beraubgegeben  mürbe.  Sgl.  gerrari,  Vita 
Aegidii  F.  (©abua  1792). 

f’oroeps  (lat.),  f.  ©eburtdjange. 

gfordie,  f.  Äiefer. 

gordihniitmcr,  1)  Sodann  ©eorg,  ©eoiog, 
geb.  26.  3uli  1794  in  (jufuni,  geft.  14.  3)ej.  1865  in 
Kopenhagen,  ftubierte  feit  1815  m Stiel  Waturwiffen» 
fd)aft,  unteritfijjte  Crjteb  1818  unb  1819  bet  einer 
geal  ogifepen  Unterfucpung  ber  Sfnfet  ©ontpolm,  würbe 
1823  Jo, teilt  ber  Epettue  unb  SWineralogic  an  ber 
Uninerfität  Kopenhagen,  1 829  am  Solpteepnifcpen  Jtn- 
ftitut  unb  1831  auch  am  äßariuefabetteninftitut.  3n 
Demfelbcn  3apr  crtju-lt  er  eine  ©rofeffur  an  ber  Uni- 
berfität,  unb  1848  würbe  er  jmciter  Jireltor  bed 
naturwiffenfcbaftli(l)en  SJiufeumd.  Jie  Slfnbemie  ber 
VBiffenfcpaften  wiiblte  ipn  nacbCt  jtebs  Job«  ju  iprem 
beftänbigen  Scfretär.  g.  berboll|länbigte  1835—37 
bic  Slrbeiten  über  bie  ©cognofie  Jänemarfd,  unb  nad) 
1850  begann  er  mit  Slcenftrup  unb  üiorfaae  palä» 
antt)nipoiogifd)e  ©ublitationen,  bie  für  Kopenhagen 
unb  ben  Worben  überhaupt  eine  perborragenbe  SSitp» 
tigfeit  erlangt  paben.  Et  feprieb:  • Danm&rki  geo- 
gnostiske Forhold«  (Stopenp.  1835);  »Bidrag  tU 
Skildringen  of  Danmarks  geographiske  Forhold« 
(1837);  »Om  Fuerüernes  geognostiske  Beskaffen- 
hed«  (1824);  »Skandinaviens  geognostiske  Natur« 
(1843);  »On  the  compositum  of  seawater  in  diffe- 
rent parts  of  the  ocean«  (1864). 

2)  ©cter  Säilpelm,  Siliert umbforfdjer,  Sniber 
bed  Hörigen,  geb.  23. Oft.  1801  infiufum,  geft.9.3an. 
1894  in  Stiel,  ftubierte  in  Stiel,  pabilitieite  ftd)  pier 
1828,  untemapm  1830  eine  Seife  über  ©arid,  £on- 
bon  unb  Stalien  nad)  ©ricepenlanb . Wo  er  ftd)  brei 
3apre  aufpieit,  würbe  1836  aufserorbentlicper  ©ro» 
feffor  ber  flaffiftpen  ©pilologic  in  Siel,  madpte  feit 
fcerbft  1838 eine ) Weite. 'Jleifc  nad) ©rieipenlanb, Klein- 
afien  unb  Viggpten  unb  würbe  1843  orbentlieper©ro- 
feffor.  Seine  Sepriften  bejiepen  ftd)  befonberd  auf 
Jopograppie  unb  Sfptpologie.  u erfiercr  beröffent» 
lieple  er;  »ftellcnifa«  (Scrl.  1837,  Sb.  1);  - jopo- 
grappie  bon  Slipeit«  (Siel  1841, 2.  Sufi.  1873);  »©«• 
fdjreibiuig  ber  ©bene  bon  Jroja«,  mit  Starte  bon 
Spratl  (grantf.  a.  SW.  1850);  »Topographin  Thcha- 
rum  heptapylarum« (Stiel  1854);  >£>aifl)onia«(Serl. 
1857).  3n  ber  SWptpologie  f u cf) t er  bie  grieepifdjen 
'JKptpen  als  Sorgünge  in  ber  Watur,  befonberd  bed 
Siafferd,  ju  erwcifen.  £>ierper  gehören  auf) er  bielen 
tlciuem  Sdiriften:  -Vldjitl«  (Siel  1853),  Worin  erben 
Srieg  bor  Iroja  alb  ben  winterlidpcn  Stampf  ber  Eie- 
meitle  in  jener  ©egenb  erflarl ; »Jabmpod,  Einlei- 
tung in  bac  Serflänbnid  ber  bellenifcpen  URptpen, 
®l)tpenfprad)e  unb  mptbifepen  Sauten-  (baf.  1875); 
»Stolegoutena  jur  SKptpoiogie  alb  SBiffenfepaft  unb 


- gor^^ctm. 

Ccpiton  ber  SWplpenfprnebe«  (baf.  1891);  atup  »Er- 
flärung  ber  ,3has‘,  auf  ©runb  ber  in  ber  beigegebe, 
nett  CriginaKarte  bon  Spratt  unb  g.  barge)lelllen 
topifepen  unb  ppbfifepen  Eigentümlid)feiten  ber  troi» 
idjeit  Ebene«  (Stiel  1884  , 2.  21  u ft.  1888);  »£>omer. 
Seine  Spratpe,  bie  Sampfplüpc  feiner  Heroen  unb 
©Otter  in  ber  Sroab«  (baf.  1893).  Sgl.  £>öd  unb 
©ertfd),  ©.  SS.  g.,  ein  ©ebenfblatt  (Siel  1898). 

3)  Entanuel,  Orientalin,  Sleffe  ber  oorigen. 
geb.  12.  2Rärj  1851  ju  St.  tlntomen  im  ©rätigau 
( Sdjweig),  geft.  26.  VI pal  1890,  ftubierte  Webijtn  in 
Wem  Dorf,  wo  er  auep  promobierte  unb  Vlffiftenjarj! 
an  einem  Spital  Würbe,  lebte  bann  jahrelang  unter 
ben  3nbianem  bed  SBeftenÄ , um  bereit  Sprachen  ju 
ftubieren,  feprte  1876  natp  Europa  jurüd,  wo  er  m 
bem  armenifd)cn  Slofter  San  Sajjaro  bei  Senebig 
Vlrmenifcp  unb  biit  1878  in  Seipjig  Drientahupe  Spi-- 
loloaie  im  allgemeinen  ftubierte.  1879  jum  Srofeffor 
für  bie  ©älifpraipc  in  Wangun  ernannt,  burepforfepte 
er  mit  uncnnübliepem  Eifer  bie  Sibliotpeten  ber  bub- 
bpiftifepen  Rlöfter,  um  SWanuflripte  ju  fammeln,  flu- 
bierte  bie  nerfepiebenen  Spradjeit  bed  Canbeo  unb 
untemapm  Vlubgrabungen  unb  arepnologifcpe  Unter» 
fudiungen,  befoiiberd  nt  ben  alten  Stcmpelftäbtcn 
Vlrafan  unb  fiagan.  Er  ftarb  an  ©orb  eined  eng» 
lifepen  Jampfcrü  auf  ber  Weife  bon  ÜHanbalai  naip 
Wangun.  g.  oeriiffentlidite  ein  fpitcmatifdjed  ©er» 
jeidjiub  ber  bon  ipm  in  ©irma  gcfammeiteit  alten 
^anbfepriften  (Wangun  1882),  »Notes  ou  the  early 
history  aud  geography  of  British  Burma«  (baf. 
1883 — 84),  ben  »JardinePrize  Essay*  über  »Sonrces 
and  development  of  Burmese  Law»  (baf.  1885),  ©ei» 
trüge  ju  beu  »Notes  on  Buddhist  Law«  bon  3<trbine 
(1882—83)  unb  Vlbpanblungeit  über  baüSinitanijdpe 
unb  oerwanbte  Spradjeit  im  »Indian  Antiquary*. 
Sein  umfangreidjer  wiffmfepaftlieper  Wadjlaji  parrt 
noep  ber  SeröffeitUidjung. 

gortppcim,  unmittelbare  Stabt  im  babr.  Wegbe.p 
Oberfranfen,  an  ber  Wiiinbung  ber  SJiefent  in  bie 
Wegnip  unb  am  ilubibigälattal,  Snotenpuntt  ber 
Stäatsbapnlinien  Wiümben-Samberg-£)of,  g.-Eber- 
mannftabt  unb  g.-£)5<pftabt,  pat  etne  cuangelifepe 
unb  4 fatp.  Sirepen,  unter  legtem  bie  golifdje  Solle» 
giatdftiftütircpe  (mit  ©emülben  bon  feidjael  ©Jol» 
gemut  unb  Sfulpturen  bon  Seit  Stoß),  eine  alte 
farolingifdje  Sfonigbpfalj,  Srogpinnafium , Saifen- 
band,  ©ejirfdamt,  Vlmtageridjt,  gorftamt,  bebeutenbe 
Sieberei,  Spinnerei,  ,'jminicrci,  ©leiiperet  unb  gär» 
berei,  ©erberei,  eine  ©apierfabril,  eine  oplifepe  ©lad. 
fdpleiferei,  gabrifation  bon  Ölfarben,  Jhtotpenpräpa- 
raten,  Seim  unb  Wiafcpinen,  ein  Siammerwerf  jur 
SierfteUuiig  oon  3>nnjolie  unb  Waufcpgolb,  Sier 
brauerei,  ctnenSfanalbafen  unb  u»oo)7591  meift  tatP. 
Etttwopner.  Worböftlid)  oon  ber  Slabt  auf  einem 
$>ügel  bad  epemalü  jürjlltd)  Sepönbomfcpe  pagbfdjloft 
3ägerdPurg,  früher  Sefigung  ber  Sieifenben  ©e* 
brüber  b.  Sdjlagintwcit.  — g.  (ommt  bereitd  im 
9.  3aprb.  ald  farolingifcpe  ©falj  goradieint  bor, 
in  ber  Karl  b.  ör.  fowie  fpüteve  Sfaifer  öfter®  ber- 
Weilten.  Vlud)  Würben  feit  bem  9.3aprp.  bicle  Wcicpd- 
tage  pier  gepalten.  3n  S-  würben  Subwig  bad  Slmb 
900  unbRonrabLOll  ju  beutfcpenSlönigcn  gewählt. 
Wuf  bem  pier  1077  abgepaltcnen  Weicpdtag  würbe 
Staifcr  Jiemridi  IV.  entfegt  unb  an  feiner  Stelle  Wu 
bolf  bon  Schwaben  gewählt.  Ipeiitridj  II.  patte  bie 
Weidjübomäne  g.  10Ö7  bem  ©iätum  ©amberg  ge- 
febcnlt,  bem  fie  ^einritp  III.  wieber  eutjog,  ©ein- 
rid)  IV.  1062  jebod)  jurüdgab.  1552  litt  bie  Slabt 
burd)  bic  ©ranbfepagungen  bed  SWarfgrajen  Vllbrccpt 


gorcf)tcnau  — 

Vlfibiabe».  3ni  Dreifeigjälfrigen  Krieg  »ertcibigtc  fie 
ftcfj  mitffllfld.  1802  (am  fie  an  Vagem.  Diegeftung»- 
werfe  würben  1838  gefd)leift.  Vei  g.  7.  Slug.  1796 
ficgreid)e»®efed)t  bergranjolcn  gegen  bie  Ofterreid)er. 
Sgl.  $>übfd|,  ßijronit  bet  Stabl  g.  (Vürnb.  1867). 
gorrfitcnnii,  Dorf,  (.  gordjtenftein. 
gorditcitbcrg,  Stobt  im rcürttcmberg.3agftfm», 
Oberamt  ©bringen , am  Gmftufe  ber  Kupfer  in  bcn 
Kocher,  tjat  eine  eoang.  Kirche,  Vurgruine,  SBoUjpin- 
ncrei,  Sanbfteinbrüche  unb  asoo)  882  Gintu. 

o'orrfjten jtci«  ( t5 r a f n 6 unb  g.-Vdralfa),  ur- 
alte», auf  flcilem  Dotomitfelfen  materifd)  gelegene» 
9Jitterfd)lofj  im  Ungar.  ftomitat  ßbenburg,  mit  ®e< 
mälbejammlung,  3eughauS,  Sdjapfammer  unb  ga- 
milienarctjio  ber  Silrftcn  Gfterbdjt).  91m  Sufi  be» 
Serge»  ba»  Dorf  gordjtenau  mit  ©erBitcnftoftcr 
unb  (1901)  1004  bcutfcbcn(r5mifcb-fatb.)Ginwobnern. 

g-orcictcn  (franj.,  [rr.-Siemt),  jroingcn,  erzwingen, 
mit  ©ewalt  nehmen;  auef)  etwa»  mit  gorcc  betreiben, 
übertreiben;  gorcicrtbeit,  gewaltfam  übertriebe» 
ttc»  unb  gejroungcne»  Sun  unb  Siefen, 
{vorcicrungbgrab,  f.  Dampffeffel,  3. 460. 
gurcfcttbecf,  wiaf  uon,  bculfdicr  Staatsmann, 
aeb.  21.  Ott.  1821  in  ÜKiinfter,  geft.  26.  9Kai  1892  in 
Verlin,  ftubierte  1839  — 42  in  öiefeen  unb  Verlin 
bie  9icd)te,  trat  1847  in  ben  StaatSjuftijbienft,  betei- 
ligte fid}  1848  an  ber  politifdjen  Bewegung,  Würbe 
Vorfipenbcr  be»  Demofratifdi-Konftitutioncttcn  Ver- 
eins in  Vte»lau  unb  liefe  fid)  1849  nie  9ied)t3anWaIt 
in  ßlbing  nieber.  1858  in  ba»  Ülbgeorbnetenfeau» 
gewählt,  wäfjrenb  ber  ÄonftiftSjeit  1862  — 66  her- 
oorragenbe»  Siitglieb  ber  gortfchri!t»partei , War  er 
Dicferent  bet  ©ubgettommiinon  über  ba»  Viilitör- 
bubget  unb  rechtfertigte  in  feinen  ausführlichen  '-Be- 
richtet! bie  9fid)tgenehntigung  ber  Vtrmccocgamfation 
unb  bie  Streichung  ber  bafiir  geforberten  ©elbmittet. 
1866  aber  half  er  Die  nationalliberale  ©artei  begrün- 
ben  unb  trug  jur  Verfirnung  her  SanbtaaSmajori» 
tat  mit  ber  Diegierung  wefentlid)  bei,  jumal  nad)  fei- 
ner SBaf)l  jum  Vräjtbentcn  be»  Vbgeorbnetcnbaufc» 
im  Sugujt  1866.  3nt  3.  1873  jum  Dberbitrger- 
meifter  bott  Vre»lau  gewählt  unb  bon  biefer  Stabt 
ju  ihrem  Vertreter  im  Herren  hau»  ernannt,  feit  1867 
9ieid)3tag»mitglieb,  warb  er  9.  Sehr.  1874  an  Sim- 
ion»  Stelle  ©riifibent  be»  3icid)»tag»,  legte  aber,  ba 
er  fid)  mit  ber  neuen  SDiajorität  1879  bei  ben  3oH- 
tarifuerbanblungen  in  entfd)iebenem  SSiberfprud)  be- 
fattb,  20.  31iai  1879  ba»  Vmt  nieber.  1878  hatte 
3.  Wuäfidjt  gehabt,  SRinifter  ju  werben  (f.  Vcnnig» 
fen  3).  1881  fdjieb  S-  mit  ben  ©ejefftoniflen  au»  ber 
nationalliheralen  graftion  au»  unb  fchlofe  fid)  1884 
ben  Dcutfebfreifinnigen  an.  Seit  21.  Stob.  1878  war 
3-  Oberbiirgermeifter  bon  ©erlitt  unb  a(3  beffen  Ver- 
treter SRitglieb bc8$>errettbau[e».  Vgl-Vbilippfon, 
SJiajr  b.  3-,  fit'  Sebenäbilb  (Drc»b.  1898). 
g-orriaj,  Sol  be  ta  ([pr.-tuo,  Vtpcnpafe,  f.  Valnte. 
3orb,  l)3ohn,  engl.  Dramatifer,  geb.  intSlpril 
1586  in  Solington  (Xcüonfl)ire),  geft.  nad)  1639, 
würbe  1602Stubent  imfRecfetSinftitutSRibbleXemple 
unb  trat  1606  mit  einer  Glcgic  auf  bcn  £>crjog  bon 
Deuonfbire  heroor.  Sluf  ber  Viihne  liebte  er  recht 
rofee  Sjetten  mit  (raftboller,  manchmal  aud)  bom- 
aftifcher  Sprache.  Seine  Cuftfpiele,  bie  er  j.  D.  mit 
Ihottta»  Dedcr  fdjrieb,  entbehren  be»  fjnmor»;  feine 
Xrauerfpiele,  j.  V.  -’T  ia  apity,  she'a  a whore-,  finb 
oft  ergreifenb,  obwohl  in  Stoff  unb  9lu»gang  feiten  er* 
quidltd).  ©efamtaudgahen  bon  Scher  (181 1 , 2 Vbe), 
genauer  bon  öifforb  (1827,  rebibiert  bon  Dtjcc  1869, 
3 Vbe. ; neuer  Slbbrud  1895). 


görbenttafefjmen.  757 

2)  Gb Warb  Ott 81oW,  engl,  ©itbhauer,  qeb.  27. 
3uli  1852  in  Vlad»heath,  geft!  23.  Dej.  1 90 1 in  Son- 
bon,  machte  feine  erften  Kunftflubien  tn  9Künd)cn. 
wo  er  fich  Jluei  Sah«  aufhielt  unb  befonber»  unter 
ber  Ceitung  bon  SK.  Sagtttüller  arbeitete,  unb  fpäter 
in  Antwerpen.  Stach  üonbon  juriidgefehrt,  beteiligte 
er  fleh  bort  1875  jum  erftenmal  an  ben  8u»ftellungen 
ber  Stofeal  Slcabemp  mit  ber  Vüfle  feiner  ©attin,  unb 
balb  barauf  würbe  ihm  auf  ®runb  eine»  VJettbewerb» 
ber  Sluftrag  juteil,  bie  Statue  be»  Sir  Stowlanb  ftill 
für  bie  Vörfe  auäjuführen.  Stad)bem  er  noch  mehrere 
Vüften  (©labftone.  GharleäSReabe)  gefdjaffen,  errang 
er  feinen  erften  burd)fd)lagenhcn  Grfolg  mit  ber  in 
einem Sehnftuhl  ft&cnb  bargefteüten  gigur  be»  Schau- 
fpieler»  ftenrtj  3rbing  in  ber  Stolle  be»  Ipamlel,  bie 
bei  grofeer  <od)ätfe  unb  3*inbfit  ber  Gharalteriflif 
noch  bie  mehr  maierifdje  91  rt  feine»  erften  flehrer»  er» 
lernten  liefe.  Stnchbem  3-  JWei  Stubienreifen  nach 
3talien  gemad)t  unb  bort  befonber»  burd)  bie  floren* 
tinifche  ©laftil  mit  Sona teile  an  berSpifee  einen  ftar- 
len  Gittbrud  empfangen  hatte,  trat  ba»  Streben  nach 
tiefer,  etnbringenber  G[)°ratteriftil  noch  mehr  in  ben 
Vorbergntnb,  junächft  tn  jwei  weiblichen  ©eftalten 
Sollt)  (Torheit)  unb  Gd)o  (1891),  beut  mit  grofeer 
3artbeit  burd)geführten  Ülbbilb  eine»  SKäbcbenS  in 
elfter  junqfräulid)cr  ©lüte,  ba»  ihm  auf  ber  Verliner 
Stunftauäftedung  Bott  1896  bie  grofee  golbene  S)!e- 
baiüe  eintirachte.  3*tnheil  ber  Gfearatteriftit  im  Ver- 
ein mit  einem  ftdjcrn  Sdjönheit-Jgetühl  )*inb  auch  bie 
Vorzüge  feiner  monumentalen  Slrbeiten.  1892  führte 
er  em  $«1  final  Shctlel)»  für  ba»  UniBerfitt)  College 
in  Drforb  au»,  betti  in  ben  nächsten  3ahren  eine  Siei- 
terftatuc  be»  üorb»  Strathnaire  tn  Silber!  ©ate  (Son- 
bon),  ba»  S)urlet)bcti!tnal  für  ba»  naturhiftorifche 
SKufcunt  in  South  ffenfington,  ba»  Ssentmal  be»  auf 
einem  Kantel  rcitenbenöeneraläfflorbon  inGhathnnt, 
ba»  oon  ben  fehenben  giguren  berSBiffcnfcfenft  (f.  Ia- 
fei  »Vilbhauerfunft  XX«,  gig.  6)  unb  ber  ©crecfetig- 
teit  umgebene  Steiterbenfmal  be»  leptocrflorbeneit 
ilRabarabidta»  Bott  SKqfore  unb  ba»  Setdittal  ber 
Känigin  Viltoria  in  SRancfeefter  folgten. 

3orb  Slbbct),  f.  Gharb. 

giirbc  (g&hrbe),  finaerfbrrniger  Ginfcfenitt  ber 
Cftfccan  berOfllüfte  Bott  Schleswig  -fcolftcin;  foBiel 
wie  gjorb  (f.  b.) , }.  V.  glenäburger,  SdjleSwiger  unb 
Stieler  g. 

gürbc,  ©emeinbe  im  preufe.  Siegbej.  VntSberg, 
Sfrei»  Olpe,  hat  eine  lath-  Siirche,  Vmt»gericht,  IPhnn. 
tuitfabril  unb  <1900)  2203  Ginw.  5>aju  ba»  ®orf 
©reBenbriid,  an  ber  Stenn e unb  ber  Stant«baf)n» 
linie  (pagen -Vcpborf,  mit  ffalftverfen,  chcmifcfeer  ga- 
hril,  3'egelbrcnnerei  unb  235  Ginw. 

Sürbcrbafeucn,  namentlich  für  Grbtran»port  ju 
Vautweden , f.  gelbeifenbahnen. 

görbergerüft,  > Gkftctl , «Korb,  f.  Vergbatt, 
S.  668. 

ärbcrhafpcl,  f.  gbrbennafchinen,  S.  759. 
ürbcrmafchineti  (hierzu  lafel  »görbemtafchi- 
tten  I u.  II«),  SDJafcfeinen  jum  ©efbrbent  Bott  Verg- 
Werl»erjeugniffen,  unb  jmarStredenförbemiafchiuen 
;um  Steil  erlief  bibern  ber  Grjeugniffe  auf  ebener  Vahn 
unter  läge  (f.  Vergbau,  S.  667  f.)  unb  Sd)ad)tförber» 
mafchinett  ober  fcbledjjtiin  g.  jum  görbern  Bon  Ver- 
f onett  unb  Saften  au» Schächten,  meift  mit  bebeulenber 
Wefchwinbigfeit.  Der  Vntrieh  ber  g.  erfolgte  hi»her  in 
ber  Sieget  burd)  Dampf,  früher  bi-iweiten  burd)  ©taf- 
fer, tteuerbing»  eteltrifd).  SBefeiitlicher  Veftanbteil  ber 
g.  ift  eine  Drommel  (Drciblorb,  Seiltrommel, 
görbertrommel,  Seillorb),  um  bie  basgörber- 


758 


görberntafdjinetl  (burd)  Xarnpf  betriebene). 


[eil  berumgefcblungcn  ift.  Gin  Setlenbe  ift  auf  ber 
Xromnicl  beteiligt,  bin)  onbre  bängt  frei  in  bcn  Schacht 
hinab.  Xurd)  Xrebcn  bcr  Srommei  unb  baburd)  be- 
wirfteb  Vlufroinbcn  bei  Seileb  Wirb  bic  an  bem  freien 
(Snbe  böngenbe  Saft  gehoben,  Dicu't  finb  jioei  ioliber 
Xrommcln  (jweitrümige  Rörberung)  Dorban- 
bcn,  wobei  bie  eine  üaft  unten  ongefommen  ift.  Wenn 


?r<ß.  1.  Anlage  einer  §firbermafc$tne. 


bie  anbre  oben  ift.  Sic  Rörbeniiafcbitte  flcbt  feitlicb 
uont  Sdiadjt,  baber  erfolgt  bie  Rührung  ber  Seile  über 
Seilfdjeiben  in  ben  Sdjädjt  (Rig.  1).  (Srforbcrlid)  ift 
bei  jeber  Rörbcnimicbuie  eine  fidjer  wirfenbe  Bremfe, 
um  bie  Rörberfcbale,  auf  ber  ftcb  bie  ju  förbentbe 
Siaft  befinbet,  an  jeber  Stelle  beb  Sd)ad)tcö  fejtbalten 
tu  fönnen;  ferner  ein  Scuf  enjeiger,  ber  bem  SDta- 
fdbiniiten  anjeigt,  wo  ftd)  bie  beiben  Rörberfcbalen  im 
S-cbmbt  befinbeit.  3n  ber  Segel  ift  aud)  ttod)  eine 
Sid)crbcitbOorrid)tung  oorbanben , bie  Dcrbüten  foü, 
bafi  bie  IDfafd)ine  ju  !d)ncll  läuft,  unb  baß  bie  Rör- 
berfdjale  ju  bod)  getioben  wirb.  (Sine  Rörbemiafd)ine 
mufi  umiteuerbar  fein,  b.  b-  fic  mufi  oorwärtb  unb 
rüifroärlö  laufen  fönnen.  Xaper  Steuerung  bcr 
Xanipfmafd)inen  Demiittclft  Muliffen  (.stepbenfon 
ober  Wood))  ober  oerniittelft  Oerid)iebbarer  Knaggen 
(llrnft-Srialmontidje  Steuerung).  Sa  bie  SRaftpme 
imftanbe  fein  mufe,  in  jebem  Viugeiiblid  fofort  aub 
jeber  Stellung  anjufabren,  fo  muH  bei  Serwcttbung 
non  Kurbeltricb  bie  SreibforbweUe  burd)  jwei  um  90° 
gegeneinanber  Beriegte  Kurbeln  angetrieben  werben. 

Sic  Dielen  Rörberpaufcn  unb  bic  wedifelnbe  Be- 
lattung Dernrfacben  einen  febr  unwirtfd)aftlid)en  Be- 
trieb. Ser  SampfDcrbraud)  beträgt  bei  guten  R.  25 
bib  30  kg  für  bie  Suppferbefraft)tunbe , bei  ältern 
Wafcpinen  50  kg  unb  barüber.  SKittcl  jur  Berringc- 
rung  beb  SampfDerbraudjb  finb : 1)  §opc  Sainpf« 
fpatinung  unter  Benupung  Don  Berbunbmafcbinen, 
neuerbingb  meift  in  ber  Rorm  Don  (jtmUmga-Xan- 
bem  ■ Berbunbmafd)inen.  2)  Vlnwenbung  Don  Kon- 
benfation ; fdjwiertg  wegen  beb  abiapweifen  Betriebeb, 
baber  meijt  nur  in  Serbinbung  mit  ^cntralfonben- 
fation.  3)  $>obe  Rörbcrgcfcbroinbigfcit  bib  ju  20  nt  in 
ber  Sefunbe  bei  Siaftenförberung ; bei  Bcrfonenförbe- 
rung  (Seilfahrt)  ift  bie  bödtfle  juläfftge  Weidumn- 
bigfeit  5 m in  bcr  Sefunbe.  4)  Vlubgleid)ung  beb  Seil- 


gewiebtb  unb  baburd)  bewirfte  gleichmäßige  Belüftung 
ber  SJtafcbinc.  3ft  eine  Seilauogleid)ung  niebt  Dorban- 
ben,  fo  fann  eb  bei  tiefen  Sd)äd)tcn  Dorfonimen,  baß 
bab  Weroicbt  beb  iid)  abwidelnben  Seileb  auf  ber  Seite 
ber  niebergebenbon  leeren  Rörberiebale  (dimerer  wirb 
alb  bie  auf  ber  anbem  Seite  gehobene  Buklaft.  Sie 
SÄafdjine  wirft  bann  wäbrenb  beb  legten  Seileb  ber 
Rörberung  nicht  mebr  alb 
Kraftmafchine,  fonbem 
fic  ntufj  gcrabeju  alb 
Bremfc  Wirten,  wab  ba- 
burd) geiduebt,  bas  ber 
9Rajd)inen Wärter  Wegen- 
bampf  gibt.  Sie  Vlrbcttb* 
fäbigfeit  biefeb  Sampfeb 
Wirb  bann  alfo  burd)  bie 
SKajdiinc  felbft  oemtd)- 
tet.  Vlbgcfcpcn  Don  ber 
llnwirtid)aiUid)feit  eineb 
folcben  Bcrfabrenb,  liegt 
barin  aud)  eine  ftete  We- 
fahr,  benn  wenn  j.  B. 
gegen  Gnbe  ber  Rörbe- 
rung  ein  Brud)  in  ber 
Sampfleitung  eintritt.  fo 
Derlicrt  ber  Bfafcpinift 
Ieid)t  bie  öerrfefaaft  über 
bie  HKaid)inc.  Scan  bat 
bapcrflRittcl  erf  onnen,  bie 
ein  Sfccbieln  beb  Xrcb- 
momenteb  wäbrenb  einer 
Rörberung  nach  IVöglid)- 
feit  oerbüten  ober, mit  an- 
bem Sorten, bcn  (Sinfluft  beb  Scilgewidüeb  auogleidben 
foüen.  Solche  Büttel  finb:  1)  ©egenfeil.  Unter  ben 
beiben  Rörbcrfcbalen  d u.e  wirb  mit  je  einem  Gnbe  ein 
jweitcb  Seil  f befeftigt,  befjen  üänge  fo  bemcifen  fein 
muft,  bafi  bab  Seil  Don  bem  Boben  ber  abfteigmbm 
Rörberfcbale  noch  etwab  in  ben  Schacht  berabbängt, 
wenn  bicfcRörbcrfchale  an  ihrem  tief  ftenBef timmungb- 
ort  angetommen  ift  (Rig.  2).  Siefe  Seilaubgleicbung  ift 


um  fo  Dollfommencr,  je  genauer 
baäWcmidit  für  bablaufenbe Bie- 
ter bei  Wegenfeil  f u.  Rörbcrfeil 
n b c überemftimmt,  benn  bab  ju 
bebenbe  Seilgewicbt  ift  bann  wäb- 
renb ber  gangen  Rörberung  bab- 
felbe,  wo  auch  bie  beiben  Rörber- 
fd)alen  fid)  im  Schacht  bejinben 
mögen.  Bei  biefer  Ginricbluttg  werben  aber  bie  Bcr* 
binbungeglieber  jwifdjen  Rörbcrfeil  unb  Rörberfcbale 
fepr  flarf  beaniprudit,  weil  fic  bab  Wegenfeil  noch  mit 
ju  tragen  hoben.  Serjüngung  beb  Rörberfeileb  nach 
unten  unb  baraub  folgenb  Wcmübtberfpamiö  ift  aub 
bemfelben  Wrunb  unmöglich.  VI ud)  bie  RangDorrid)- 
tungen,  bie  bei  einem  etwaigen  Brud)  beb  RörberfetleC 


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Fördermaschine  des  Schachtes  Wilhelmine  Victoria  bei  Oelsenkirchen  (Westfalen). 


Fördermaschinen  1. 


Meyers  Koni'.  - Lexikon,  6.  Au  fl.  Bibliograph.  Institut.  Leipzig.  Zum  Artikel  .Fördermaschinen“. 


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Fördermaschinen  II 


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jVÖrbennafdjinen  (eiedrifeße).  759 


einftbftürjen  bcrgörbeifchale  inbcn  Sd)ad)t  Berhüten 
(ollen,  inüffen  feßr  ftarl  aubgefübrt  werben,  Weil  fie 
nic^t  bloß  baS  ©ewidjt  ber  görberfcßale,  (onbem  auch 
bas  beb  ©egenfeileb  mit  auf  {uralten  haben.  ßin  großer 
©aeßteil  ift  bic  Itninöglidjteil,  baSÖegenfeil  ju  führen, 
©ei  feßneHer  görberung  (ommt  biefes  Seil  in  ftarfe 
Schwingungen,  befeßäbiqt  bie  SchacßlauSdcibunflen 
uitb  fiehTelbit.  Aus  all  biefen  ©rünbeit  roirb®egenfeil- 
aubgleicßung  nur  bei  geringen  unb  uiittlem  Schacht- 
tiefen  angewenbet.  2)  Reg  eif  örmig  e Jreibförbe. 
Jrehmoment  ift  ein  ©robutt  aus  Kraft  (ober  Haft) 
mal  Hebelarm.  ©Jeitn  baher  bie  auf  ber  Seite  ber 
abfteigenbcn  görberfcßale  hangenbe  Soft  infolge  fteli- 
ger  Zunahme  beb  SeilgewicßteS  ftetig  größer  wirb,  fo 
(ann  biefem  llbelftanbe  baburch  abgeholfen  werben, 
baß  man  bic  ftetig  wachfcnbc  flaft  an  einem  ftetig  ab  • 
nehmenben  (jcbelarm  wirfen  läßt.  Sei  ber  aufftei- 
genben  Schale  tritt  natürlich  bas  ©egenteit  ein.  Ja 
bas  Scirgcwidjt  hier  fletig  abnimmt,  muß  ftefa  bas 
Seil  auf  einen  Ircibforb  aufwideln,  beffen  Jurdj- 
meffer  immer  mehr  junimmt.  Jie  Irtiblörbe  betone- 
men  baßer  bie  ©ejtalt  abgeftuiupfter  Kegel.  3ft  bie 
.Kante  beb  Kegelb  mehr  alb  etwa  HO“  gegen  bielreib- 
torbachfe  geneigt,  fo  muß  burch  befonbere  gübrungb- 
leiiten  auf  bem  worbe  bafiir  aeforqt  werben,  baß  bab 
görberfeil  auf  bem  Xreibforb  nidit  rutfeht  (Spiral- 
trommeln). Xafel  I {teilt  eine  mit  Spiraltrommeln 
Derfehene  ©crbunbförocrmafchine  beb  Schachtes  5Bil< 
helminc  ©idoria  ber  ©ergmcrtSgcfcnfehaft  $>ibentia 
bar.  Jie  3Jfafd)inc  förbert  gegenwärtig  bei  8 fltmo* 
fphnren  Jampffpannung  unb  12  m mittlerer  Seil- 
gefeßminbigteit  etwa  160  Jon.  ftünblich  aub  530  m 
.teufe,  ift  aber  für  eine  görberung  aub  800  m Xeufe 
bejtimmt.  gig.  1,  Xafel  II,  (teilt  ben  Spiraltorb  in 
etwab  größerm  ©laßilab  bar.  3)  Seilaubglci- 
chung  Bermittelfl  ©obinen.  Es  finb  bieb  fcßmalc 
Jreibtürbe  für  Canbfeile,  bei  benen  ba«  ©anbfeil  (ich 
nicht  wie  ein  gewöhnliche«  runbeb  görberfeil,  eine 
Sinbung  neben  bet  anbem,  fonbem  eine  Sinbung 
über  bie  anbre  auf  bie  Xrommel  aufividelt,  fo  baß 
bei  ftch  aufwidelnbem  SeU  ganj  felbfitätig  ein  im- 
mer größerer  Hebelarm  ent|teht,  bei  (ich  abwideln- 
bem  Seil  ein  immer  tleinerer  unb  mithin  basfclbc  er- 
reicht wirb,  Wab  mit  ben  fcaelförmigen  Xreiblörben 
beabfießtigt  würbe.  Jie  ©obinen  nehmen  Biel  weni- 
ger ©lag  ein  alb  (egelförmige  Xrcibförbe,  unb  außer- 
bem  haben  ©anbfetle  weniger  bab  ©eftreben,  ficb  ju 
brehen  wie  fRunbfeilc.  Jagegen  werben  bie  unterjten 
Säinbungen  ton  ben  barüber  liegenben  (ehr  ftarf  ge- 
proftt,  fo  baß  bic  ixiltbarlcit  ber  Seile  eine  geringere 
ift  alb  bei  Sfunbfeilen.  ©ei  großen  Schachttiefen  läßt 
fleh  niit  ©obinen  nur  eine  untoUftänbige  SeilauS» 
glciebuna  erreichen.  Stecbnerifcß  würbe  lief)  nämlich 
bei  tolltonimcner  Seilaubgleichung  ein  fo  geringer 
innerfter  Seheibenbureßmefler  ergeben,  baß  bie  Seile 
eine  fo  feßarfe  Umbiegung  auf  bie  Jauer  nicht  Ber* 
tragen  (önnten.  äJian  finbet  ©obiiten  nur  noch  feiten, 
bauptfacßlid)  in  ©elgien. 

Eine  befonbere  Slrt  ber  görberung  ift  bie  in  ben  70er 
Jahren  beb  19.  Jahrh-  juerft  ausgeführte  Röpefcße 
görberung  bermittelfl  Xrcibjdjeibe.  Es  ift  nur  eine 
einige  ganj  fchmale  Xrommel  (Xrcibfdjeibe)  Borßan- 
ben.  Jab  aub  bem  Schachte  fontmenbe  görberfeil 
geht  nur  einmal  um  biefe  -scheibe  herum  unb  bann 
Sofort  mit  feinem  anbem  ßnbe  loicbcr  in  bab  jioeitc 
Schacßttritm  hinunter,  fo  baß  alfo  nur  etwa  jwei 
Jrittel  beb  Umfangeb  ber  Scheibe  uon  bem  Seile  be- 
rührt werben.  Jie  ©eibung^mifeßen  bem  Seil  unb 
ber  mit  fcolj  aubgctleibeten  csdjeibe  ift  babei  groß  ge- 


nug, um  bei  ber  Jreßung  ber  Scheibe  burch  bie  ®fa* 
fdiute  ein  ©iitneßmen  be«  Seiles  unb  bamit  eine 
Hebung  unb  Sentung  ber  görbericßalen  tu  bewirten. 
Um  bie  Sieibung  ju  erhöhen  unb  ben  Einfluß  be« 
wechfelnben  SeilgewicßteS  auSjugleicßen,  wirb  in  ber 
Siegel  ein  ©egenfeil  angewenbet.  Ja  bie  Sreibfcheibe 
unb  bamit  bie  ganje  görbermafeßine  im  ©egeufape 
ju  ben  gewöhnlichen  Xreiblörben  einen  fehr  geringen 
©laß  einnimmt,  wirb  bie  SHajcßinc  mefentlich  biQiger. 
Slucß  SluSbcfferungS-  unb  ©etriebstoften  finb  gerin- 
ger als  bei  ©fafeßinen  mit  gewöhnlichen  Xreibförben. 
©IS  6auptnad)teil  ber  Äöpefcßen  görberung  wirb 
gewöhnlich  ber  Umftanb  genannt,  baß,  falls  einmal 
ein  Seilbnicß  ftattfinbet,  beibe  görberjcßalcn  in  ben 
Scßacßt  abftür)en,  ba  beibe  ia  an  ein  unb  bemfel- 
ben  Seile  hängen.  Jebodj  (amt  gerabc  bei  Äöpe- 
fd)er  görberung  ein  Seilbrucß  feltener  ftattßnben  als 
bei  görberungSarten,  bei  benen  bab  Seil  mit  ben 
Xreiblörben  feftgeluppclt  ift.  ginbet  nämlich  aub  tr« 
genb  einem  ©runb  ein  geftdemmen  ber  gorberfeßa» 
len  im  Schachte  itatt,  fo  ift  bei  gewöhnlichen  Ireib- 
(örbeu  ein  ©rueß  beb  görberfeileb  faft  unausbleiblich, 
©ei  Köpefcßer  görberung  bagegen  würbe  in  biefem 
galt  einfach  ein  Shitfcßen  beb  Seile«  auf  ber  Xreib- 
fdjeibe  ftattßnben,  fo  baß  ber  SRafcßinift  bureß  rafcbcS 
Slnßalten  ber  ©ialfchiue  einen  ©rueß  beb  Seileb  leicht 
Bcrßinbem  (aitn.  Scßwerwiegeuber  ift  allerbingb  ber 
9iaeßtcil , baß , wenn  bureß  irgenb  welche  Störungen 
bab  eine  Scßachttrum  Derfperrt  ift,  ein  ©efahrm  beb 
anbem  SißaebttruntS  ebenfalls  unmöglich  ift.  fluch 
bab  beraub, jießen  fteden  gebliebener  görberfcßalcn 
fowie  bab  flubwechieln  eincb  Seileb  ift  bei  Köpefcßer 
görberung  feßr  erfeßwert,  benn  eb  bebarf  ba,|u  febeb* 
mal  einer  eignen  SiebeBorrichtung,  }.©.  eiiteb  Jampf- 
ßafpelb,  wäßrenb  bei  g.  mit  gewöhnlidjen  Jreiblör- 
ben  bie  görbermafebine  felbft  baju  Berwenbet  wer- 
ben lann. 

ß I e ( t r i f cß  e g.  ©ei  deinem,  lebiglicß  für  Caftcn- 
förberung  bienenben  g.,  ben  foaen.  görberhafpeln, 
hatte  ficß  ber  eledrifcßc  flntrieb  feßon  längft  alb  Bor* 
teilbaft  unb  juBerlciffig  ßeraubgeftellt,  für  bie  großen 
Jiauptförberinafcßineu  hielt  man  aber  beit  eleftrifdien 
flntrieb  nießt  für  genügenb  betrieböfteßer  unb  glaubte 
aueß,  baß  eine  fo  genaue  Siegulierung  beb  ©angeb 
Wie  mit  Jampfmafcßinen  nicht  ausführbar  fei.  Seibe 
©efüreßtungen  haben  fid)  alb  unbegrünbet  ßeraub- 
geftellt,  e«  ßat  ficß  fogar  gejeigt,  baß  bic  SJeguliemng 
eledrifcßer  g.  Bor  ber  Steguiierung  Bon  Jampfförber* 
mafißinen  große  ©orrüge  beHpt.  So  finb  benn  eine 
Sieipe  deinem-  ^auptfchaißtförbermafchinen,  auch  für 
©erfonenbeförberung,  feßon  feit  mehreren  Jahren  in 
ununterbrochenem  Betrieb,  unb  mehrere,  jumeift  feßr 
große,  elettrifcße  g.  finb  teils  foeben  fcrtiggeftcUt, 
teils  noch  in  flufftcüung  begriffen. 

ßin  großer  ©orjug  ber  eledrifcß  angetriebenen  g. 
befteßt  nt  bemgortfalt  beb  KurbeltriebeS.  ©ei  deinem 
©iafeßinen,  ben  görberhafpeln,  überträgt  ber  feßr 
(ebnen  laufenbcSKotor  feine ©ewegung  burch  eine  ober 
jwei  3<thnrabüberfepungen  auf  bie  Ireibforbwelle 
( ugl.  bie  gig.  3,  3. 760) ; bei  ben  großen  ^auptfeßaeßt* 
förbermafeßinen  üpen  bie  SRotoren  gleich  mit  auf  ber 
Ireibtorbwetlc,  fo  baß  alio  bei  ben  elednfcßen  g.  nießt 
erft,  wie  bei  ben  Jampfförbermafchincn,  eine  Um- 
fepung  ber  ßin  unb  ßer  geßenbeu  ©ewegung  in  eine 
umlaufcitbe  ©ewegung  ftattfinbet.  Jamit  entfalten 
aber  nießt  nur  etne  Üfeißc  BOit  ©cibungSBcrluften, 
fonbem  eb  wirb  auch  bie  Ümbreßung  ber  Jreibförbe 
eine  bebcutcnb  gleichmäßigere  alb  beim  Kurbelantrieb 
mit  feinen  ungleichförmigen  Bewegungen. 


760 


görbtrfdjalc  — gorbou. 


gilr  bcn  ©utrieb  ber  cleftrifcßen  g.  fommen  ©Iricß- 
ftrom  unb  mefirp^afigcr  SSecßielftrom  (Xrcßftrom)  in 
grage.  ©eldßc  Bon  beiben  Vlrten  bi(  oorteilßaftere 
ift,  laßt  fieß  feilte  noch  nid)t  entußeiben , bribe  ßaben 
ihre  ©ortcile.  Qiir  bcn  Xreßftrom  fprießt  crftcnS  bic 
wefenttieß  größere  Einfacßßeit  ber  Wafcßine  unb  bann 
berUmftanb,  baß  bort,  wo  auf  ©crgmcrfSanlagen 
cleftriicbc  Energie  Bcrwenbct  luitb,  fnft  fletS  baebfle- 
fpannter  Xreßftrom  für  ÜlntriebSmafcßincn  aller  <lrl 
uorßanben  ift.  Xemgcgcnüber  geftattet  bie  ©leicßftrom 
förbennafeßine  bie  ©erwenbung  einer  ©ufferbatterie, 
b.  ß.  einer  Vtffumulatorcnbatterie,  bic  bann,  wenn 


gifl.  3.  $attort$a|pet  bc*  Sleinfobtciibnuperein*  Slptleeftflen  |u  Sugau. 

eleftrifdje  Energie  im  Überflufi  Borßanben  ifl , g.  8. 

Wüßrcnb  ber  görberpaufen,  biefe  iiberftüffige  Energie 
in  fiel)  aufniinmt  unb  fte  bann,  wenn  Borübergeßenb 
größere  Wengen  eleftrifeßcr  Energie  gebraudjt  wer. 
ben,  wie  g.©.  beim  ©nfaßren,  wieber  abgibt.  Xa  biefe 
91  rt  ber  ®uffpeid)enmg  bei  Xrcßftrom  nießt  Bermenb« 
bar  ift,  Werben  als  Erfaß  bafiir  bei  XreßftromfBrber. 
maicf)incn  große  Scßwungmaffen  Bcrwenbet.  Eine 
golge  biefer  8IiiSglcießung.  fei  cS  bureß  ^Jufferbnttcric 
ober  Seßwuiigtuajfcn,  ift  eS,  baß  bie  jur  Erzeugung 
bcS  Stromeö  Berwcnbeten  Xampfmafeßinen  Reiner 
fein  fönnen  unb  unter  Weit  giinftigern  ©cbiitgungcn 
arbeiten  als  eine  gewößnließe  Xaiiipfförbemiafeßine, 
beim  eS  tonnen  hier  in  ausgiebiger  SKeife  alte  Wittel 
gur  ©ltwenbung  gebraeßt  werben , bie  bagu  bienen, 
einen  niebrigen  Xampfuerbraud)  gu  ergiclen.  8lucß 
eine  Scrfcßwenbung  Bon  Energie  wie  beim  ©egen- 
bampfgcbcit  bei  Xampfförbermafcßiiicn  ift  ßierbei 
auSgcfeßtoffen , unb  fo  arbeiten  troß  beb  Umweges : 

Xaiiipfmafd)ine,  Xl)namomaf<ßine,  Eleftromotor, 
görbcimafeßiite,  elettrifd)  angelriebene  g.  auf  bie 
lauer  weit  wirtfeßaftlicßer  als  felbft  bie  beften  Xampf* 
förbermafeßinen,  atlerbingS  bei  nießt  unerßebtieß  ßi>« 
bem  ©nlagcfoflen,  bie  fid)  aber  in  f arger  3cit  Bollauf 
begaßlt  inaeben.  gigur  2 ber  Xafet  II  geigt  bie  große 
©Icidiftromförbcrmafcßinc  für  ben  Sdtadit  fjotlem  II 
ber©etfentird)ener  ©crgmerf3'9lfticnqcfctlf<ßaft  in  ber 
Wafdtincnßalle  ber  ©uöfteUung  gu  $üffelborf  1902. 

Xie  Wafeßine  ifl  Bon  ber  Wtiengefetlfcßaft  ©ergWerfS- 
Bcrcin  griebrieß.SJilßclmSßflttc  in  Wütßcim  a.  SRußr 
in  ©emeinfeßaft  mit  ber  ftfticngefcnfdjaft  Siemens  u. 

Spatste  gebaut  unb  für  eine  görberung  Bon  4200  kg 
Roßte  in  einem  3ug  aus  500  m Xciife  (anfiingtieß 
nur  280  in)  mit  einer  §öd)ftgef<ßwinbigteit  Bon  20  m 


(anfängtieß  10  m)  in  ber  Sefuiibe  beftimmt.  Sei  91b- 
gugSbüßnen  mit  brei  Etagen  fann  bamit  bie  görbe- 
rung  bis  auf  4000  Ion.  im  Inge  gebraeßt  Werben 
3u  beiben  Seiten  ber  Ireibfebeibe  (Äöpejeße  görbe. 
rung)  fißen,  wie  auS  ber  Wbbilbung  erficßtließ  ift,  bie 
beiben  großen  fflteießftrommotoren,  benen  öleidiftrom 
Bon  BOO  Soll  Spannung  ^uaefüßrt  wirb,  unb  bie  je 
bis  gu  1400  ©ferbeftärfen  teilten  fönnen.  I>ie  gabr- 
qefeßminbigfeit  fann  Bon  30  cm  (bei  Seilunterfueßung) 
bis  gu  20  m in  ber  Sefuiibe  gefleigert  werben. 

©gt.  B.  £i a u e r , Xie  g.  ber  ©ergwerfe  (3.  9fuft., 
fieipg.  1885);  81  o t f , ©ernte  unb  Wafeßinen  gur 
bergmünnifeßen 
görberung  (baf. 

1901) ;»Entmide* 
tung  bcS  itieber* 
rßcinifeß.weftfäli* 
feßen  Steinfoß. 
ienbergbaueS  in 
bergweiten£>älfte 
beS  19.  gatirbun- 
bertS«,  ©b.  5: 
görberung  (9erl. 

1902) ;  »Btt. 

ge  n , Eteftrifeß 
etriebene  £>aupl- 
fdjaeßtförberma 
feßinen  (m  ber 
»3eilfeßrift  beS 
©ereinö  beutießer 
Ingenieure«, 
1902);  83i  r ß. 
Xie  SSartunq  ber 
görbenuafeßine 
(Effen  1901). 
görberfeßate,  gürbcrtrommcl,  f.  gihberma- 
fißinen,  S.  757,  758. 

giirbcrftcbt,  Xorf  im  preuß.  Kegbeg.  Wagbeburg, 
»reis »albe,  Muotcnpun ft  ber  SlaatSbaßnlinienStaß- 
furt-Seßöncbecf  unb  EtgerStcben-g.,  ßat  eine  csang. 
Sirtße,  »alfbrennerei,  »alt«  unb  3cmcntll'üßlen, 
Spreitgfalpeterfabrif  unb  (looo)  3324  Einw. 
gülbrrftrerfen,  f.  ©ergbau,  S.  665. 
gorberu  ug,  fosiel  wie  fcerauSiorbening  gum 
3weifampf  if.  b.);  aueß  ber  9tnfpnicß  an  einen  an. 
bcrti  auf  Erfüllung  einer  Sied)teBerbinbliditcit , ba- 
ßer Sfeeßt  ber  gorberungeii  foulet  Wie  Obligationen« 
redit  (f.  Obligation), 
görberung,  f.  ©ergbau,  S.  667f. 
gorbcriiugöfaiif , ein  fioufoertrag,  beffen  Cb« 
jeft  ein  bem  ©erlaufet  guflcßenbeS  gorberuitgSreeßt 
gegen  einen  X ritten  ift.  Xer  ©erfäufer  einer  gorbe. 
rung  ßaftet  nad)  bem  ©ürgertießen  ©efcßbmß,  § 437, 
nur  für  bcn  rceßtlicßen  ffleßanb  ber  görberung.  unb 
wenn  er  bie  Haftung  für  bie  3<tßtungSfäßigfcit  bcS 
SeßulbncrS  abnimmt,  fo  ift  biefe  üaftung  naeß  bem 
©iirgerli(ßen®efeßbueß,  §438,  im3weifel  nur  auf  bie 
3ablung«faßigfeit  gur3eit  ber8tbtretung  gu  begeben. 
gorbcriiugöpfhnbiing.f.Xrittfcßulbiteru.'i'ian. 
gDrbcrnngörcdjt,  f.  Obligation.  [bung. 

gorbrruiigsfal;,  f.  ©ofiulat. 
gorbcrungspcrmätßtnis,  f.  ©ermiießtmä. 
görbertungcu,  f.  ©ergbau  (görberung,  S.  667). 
gurbicibia  (tat.),  geft  ber  ©öttin  leiluS  (f.  b.). 
gorbiugbribgc  nur.  .trnbbpt),  altertiimlidirrWarft« 
flcdeit  in  &ampfßire(Englanb),  amWBoii,  15km  füb- 
ließ  Bon  Salisburß,  mit  (1901)  3162  Einrn. 

gorbou.  Stabt  im  preuß.  Slcgbeg.  unb  fianbfreiS 
©romberg,  an  ber  ©Jcießfel  unb  an  ber  Staatsbaßn« 


Digitiz 


761 


Foreign  office  — goreUe. 


linio  Bromberg-SchBiitce  (mit  neuer,  1325  m langer 
Süeichfdbrüde),  hat  eine  eoangelifdfe  unb  eine  fatl). 
Äirdje,  Synagoge,  Slrofanflntt  für  weibliche  Ber- 
breiter,  3<ege[br<mnerci , Sägemühle,  Bappenfabrif, 
SdiiifaS)rt  unb  0900)  2387  tneift  ebong.  Einwohner. 

Foreign  Office  (engl.,  ftu.firrin  in  Gnglonb 
Bezeichnung  für  boä  Bhitifterium  beb  Tluficm 

Foreign  Stock  Exchange  (engl.,  fpc.femn  fi«t 
ej«<penbf4),  f.  Bürfe,  S.  24!. 

tforcl,  l)3ran{oi?  VI I pb  on  fe,  Raturforfdjer, 
geh.  2.  Rebe.  1841  ju  Blorgcä  im  ftanfon  SBaabt,  fht- 
liierte  äMebijin  unbRnturwiffenfchnft  in  Wenf,  SJiont- 
pellier,  Bonä  unb  SBiirjburg,  ift  ißrofeffor  ber  Vitia- 
tomic  unb  allgemeinen  8ftt)fioIogie  an  berllninerfitfit 
inSaufanne.  Sr  ftubierte  bieBcrbältniffe  berSd)Wei« 
»er  Seen,  namcntlid)  heb  ®enferSecä,  unb  würbe  ba- 
burdt  ber  Bcgriinber  ber  Süffwafferfauniftit , ferner 
bieErfcbeimmgen  ber©letf<her  unb  Srbbeben,  lieferte 
audtjoologifdtc  uubprüf)iftorifd)eUiiterfud)ungen  unb 
fdjrieb:  »Note  sur  la  decouverte  faite  4 Scliussen- 
riedde  l’homme  contemporain  du  renne«  (Caufatine 
1867) ; * Beitrage  3ur  Emwidelunijägcfcbicbte  ber  9ia- 
jaben«  (Sitürjb.  1867) ; »Introduction  4 l'ätudc  de  la 
i'aune  profonde  du  lac  Lämau«  (Saufanne  1869); 
»ExpPriences  sur  la  tcinpbrature  du  eorps  humalD 
daus  l’acte  de  l’asccnsion  sur  lcs  montagnes«  (baf. 
1871 — 74,  3 Serien);  »Rapport  sur  letude  scienti- 
fique  du  lac  Lbman«  (baf.  1872);  »fitudes  sur  les 
seiches  du  lac  Lämau«  (baf.  1873  li.  1876);  »La 
faune  profonde  du  lac  Läman«  (baf.  1873  u.  1874); 
»Materiaux  pour  servir  4 l’Otude  de  la  faune  pro- 
fonde du  lac  LO man«  (baf.  1874  —79);  »Les  causes 
des  seiches«  (in  ben  » Archires  de  pkysique«, 
1878);  »Tcmperatures  lacustres«  (baf.  1880); 
»Seiches  et  vibrations  des  lacs  et  de  la  mer«  (Bar. 
1880);  »Les  variations  päriodiques  des  glaciere 
des  Alpes;  Rapports  annuels«  ((Senf  1831  unb 
1882,  Bern  1883 ff.);  »Les  tremblements  de  terre, 
itudibs  par  la  Commission  sismologique  suisse« 
(in  ben  »Archives  de  Genäve«,  1881  ff.);  »Lim- 
nimetrie  du  Lbman«  (Saufanne  1877—81,  5 Sie.)'; 
»Sie  pelagifcbe  Sauna  ber  Süfjwafferfecn«  (im 
»Biologtfdien  3cntralblatt«,  Erlang.  1882);  »Faune 
profonde  des  lacs  suisses«  (®enf  1885);  »Le  lac 
Lernen«  (2.  Vluff. , bah  1886);  »Les  microorganis- 
ines  pälagiques  des  lacs  de  la  rägion  subalpine« 
(in  ber  »Revue  scientifiqnc«,  1887);  »Ln  ther- 
mique  de  la  Mediterranäe«  (®cnf  1891);  »Le  Le- 
in m.  Monographie  limnologiqne«  (Sauianne  1892 
bin  1901,  3 Bbe.);  »Jianbbud)  ber  Secnfimbe« 
(Stuttg.  1901). 

2)  Vlugufl,  SJcbijiner,  Better  beä  Porigen,  geb.  1. 
Sept.  1848  in  ÜKorgeä,  ftubierte  in  3ürid)  unb  Slion, 
würbe  1873  Vllfiftenjarjt  an  ber  Jtreiöirrenanftalt  in 
9Ründ)en,  habilitierte  fiel)  1877  alb  Brioatbojcnt  bn< 
felbft,  würbe  1879  Brofcffor  bet  Bfh$>atrie  in  3ü* 
ridnmb®ireftorberfantonaIen3rrennnflallenfflurg» 
bbljli.  1897  legte  er  fein  Sletjrnmt  ttieber  unb  wohnt 
feitbem  in  Efjignt)  bei  Blorgeä  im  finnton  SSaabt.  ff. 
bot  lief)  befonberä  »erbient  gemailt  um  bie  Vlnatomie 
beä  ®e(}im8  unb  entbeette  1885  ben  Urfprunn  ber 
ftDrneruen  im  @e()im.  Er  gilt  nlä  Autorität  auf  bem 
täebiele  beb  $hpnotiämuä , wibmete  ben  Suftönben 
bebingter  3»>  edmungäfäbigfeit  eingetjenbe  Stubien 
unb  bemühte  fid)  um  eine  'Reform  beä  Strafrecht? 
unb  feit  1887  um  Bcfämpfung  ber  Bnmffucht.  Er 
febrieb:  »Einige  tjirnanatomifebe  Betrachtungen  unb 
Ergebniffe«  (im  »VtrchiP  für  Bfpdiiatric- , Bb.  18); 
»®cbirn  unb  Seele«  (8.  Vtufl. , Bonn  1902);  »®er 


Oppnotiäniuä  unb  bie  fuggefltoe  Bft)(f)otf)ernpie«  (4. 
Vtuft.,  Stuttg.  1902);  >$ic  Errichtung  »on  Irinfer« 
afglen«  (BremertjaPen  1891);  »Crime«  etanomalies 
mentales constitutionnelles*  (Qenf  1902);  »^tngiene 
ber  Berten  unb  beä  ®cifteä«  (Stuttg.  1903).  Er  lie- 
ferte auch  eingebenbe  llnterfucbungen  über  bie  Vlmci- 
fen  unb  fchrieb:  »Les  fourmis  de  la  Suisse«  (®enf 
1874);  »Etndes  myrmäcologiques«  (im  »Bulletin 
de  la  Soeiätä  vaudoise  des  Sciences  uaL« , Sfr.  33, 
76.  80,  81,  unb  in  ben  »Annales  de  la  Sociätä  ento- 
mologique  de  Belgique«,  Bb.  30) ; »Expäriences  et 
remarques  critiques  sur  les  sensations  des  insec- 
tes«  (3  Jle. in Bb.  4beä  »Recueil  zoologique  suisse«, 
®enf  1886 — 87);  »Les  formicidcs  de  Madagascar« 
(m®mnbibicrä»HistoirephysiquedoMadagascar«, 
Bb.  20,  Bar.  1892);  »®ic  pfqdjifchen  &äl)inteiten 
ber  Vtmeifen  unb  einiger  onbrer  jjnfeften«  (Bfünd). 
1901).  fluch  gab  ft  bie  »Bcrf)anblungen  ber  (weiten 
internationalen  ©erfammlung  gegen  Den  ÜRijjbrauch 
eiftiger  ©etränte«  (3ür.  1888)  Ijerauä  unb  ift  HJiit- 
erauägeber  ber  »internationalen  ÜRonatäfehrift  jur 
©efämpfung  berSrinffitten«  unb  ber  »3eitfchrift  für 
.'t'hpnotiämuä«  (Serl.  1892  ff.),  feit  1902  fortgcfcpl 
als  »ioumal  für  Bfh^ologie  unb  Sleurologie«. 

_ fforclanb  (i'pr.  feriJnb),  jWei  Borgebirge  an  ber 
Süboftfüfte  Englanbä,  an  ber  Strafe  »on  Ealaiä: 
R o r t h gorelonb  (baä  Catitium  beä  Btolemaoä), 
an  ber  Siorbfpige  ber  ©raffchaft  fient,  jwifchen  Bfar- 
gate  unb  Samögntc,  mit  Seuihttitrm ; South  ffore« 
innb,  gegen C.  gerietet,  norbBftlid)  »on3)ouer,  mit 
jwei  2ei»bttümtcn.  — Jjier  »ont  11.  3uni  1666  on 
biertägige  Seefcblacbt  »wifdfen  beit  Wiebcrlnnbem  un- 
ter Sfutjter  unb  ben  Englnnbem  unter  Bfont,  worin 
erftere  einen  glänjenben  Sieg  baoontrugen. 

Forelle, 9famc  einiger gifdjarten  auä'ber©attung 
8a<bä  (Salmo  Art.),  bie  ftib  burd)  bie  Bejnlmung 
beä  hintern  Stielä  beäBfiugfdiavheinä  »on  ben  echten 
l’nchfen  unterfeheiben.  Sie  Bieerforellc  (Sücifi- 
f o r e 1 1 e,  in  9forbbeutfd)lanb  2a<häforeile  genannt. 
Salmo  trutta  L),  biä  1 m lang,  biä  15  kg  fdjwer,  ift 
ber  Seeforelle  fehr  ähnlich,  nur  ift  ihr  Stopf  Heiner, 
bie  Schuppen  finb  aröfser  unb  bie  3ü^ue  idiwädter; 
auf  bem  Dfürten  ift  fte  blaugratt,  an  ben  Seiten  ftlhe- 
rig,  fparfam  f^wnrj  gefledt  ober  ungefledt,  unterfeitä 
Weif),  bie  paarigen  uloffen  unb  bie  Vlfterfloffe  finb 
farbloä,  bie  übrigen  grau;  in  ber  3ugenb  ift  fie  on 
ben  flörperfeiten  orangegelb  geftedt.  Sic  lebt  an  ben 
SVü)tcn  ber  Oft  - unb  ber  Üforbjce,  beä  nörblidien  Vit- 
lontifchcn  Bfeereä  unb  beä  Eiämcereä,  fteigt  im  Bfat, 
3uni,  3uli  m bie  Ulüffc,  aber  nicht  fo  Weit  wie  ber 
8ad)ä,  laicht  im  SfoPember  unb  ®ejembcr  unb  geht 
im  Uriihiabr  inbBfcor  juriitf  Dauenib  unfnithtbare 
Ejentplare  hoben  biefelbe  8cbcnäwcife  wie  bie  un- 
fruchtbaren 2ad)fe  unb  werben  aud)  Pon  biefen  gar 
ni4tuntcrfchiebcn(Stranblachä,  unechter  2ad)ä 
ber  Oftfee).  Sie  Icifjt  fid)  aud)  >u  Seen,  Stichen  unb 
Sbüjtenfiflffen  onftebeln,  ihr  Steifd)  ift  bem  beä  2nd)feä 
gtet^wertig  unb  Wirb  namentlich  in  Sfaubinnoicn 
fehr  hoch  gefchnbt.  Eine  im  fügen  Soffer  tiefer  Seen 
Stationär  geworbene  unb  nid)t  mehr  wanbcmbeUorm 
ber  Bfcerforetle  ift  bie  Seeforelle  (Diheinanfe, 
Bh'iu'oufe,  2nd)äf orelle,  örunbforclte, 
® ru  n b f ö b r e,  S.  lacustris  L.,  f.  Jafel  »ffifd) jucht  I«, 
Uig.  6),  biä  1 m lang  unb  25  —30  kg  tdjwcr,  mit  ge- 
itredtem  Störper,  grofjem  Stopf , für  jer , abgeftumpf- 
ler  Schnnuje,  ift  auf  bem  Rüden  grün«  oocr  blau- 
grau  unb  wie  an  ben  filberigen  Seiten  mit  runben 
ober  edigen fchwarjen Steden,  äufberUntcrfeitefilber» 
weif).  ®ic  Stoffen  finb  grau,  bie  Riidenftoffe  fchwarj 


762 


gorcUenbarfcty 

gefledt.  Tie  3«f otfIXt  partiell  feht  ftarf  noch  Sui- 
entbaltbort  unb  gaprebieit,  unb  namentlich  weicht 
Die  ilerile  gorm  (Sthwcbforelle,  Schwebföhre, 
3ilherlad)b,  fflaiforelle)  ichr  erheblich  ab.  Sie 
bleibt  fd)lanfer.  ift  Diel  weniger  fthmarj  gefledt  u.  wirb 
78  cm  lang  unb  15  kg  febioer.  3ie  bewohnt  bie  Seen 
ber  <11  Den  unb  Soralpen.  lebt  in  bebculenbenjtiefen, 
näbrt  ftd)  »an  anbent  giiehen  unb  gebt  im  Septem« 
ber  geieUicbaftlicb  in  bie  glüife,  um  ju  laichen.  §ier 
wirb  fie  erft  nach  einiger  ^eit  gcidilcdjtömf,  wobei 
ftd)  bie  Männchen  unter  Sd)watlenbtlbung  febr  bun- 
lei  färben . 3um  Vlblegen  ber  erbfengrogen  gelben 
Eier  wüblen  fie  in  hefigem  ©runbe  rcijjrnber  gtüffe 
mulbenförmige  ©ruhen  unb  febren  bann  in  bie  Seen 
iiiriid,  wobin  bie  jungen  im  (weiten  Sinter  ihreb 
pebenb  folgen.  Ti e Seeforelle  gebeibt  auch  in  tiefen, 
quellenreichen,  ficbgrunbiqen  Teichen.  Tab  gleifd)  ift 
febr  geid)iipt.  Tic  Bachforelle  (Teich-,  Säalb«, 
Stein«,  «Ip-,  ©olb«.  Seift-,  Srfiwar  jforelle, 
8.  Fario  L.,  f.  Tafel  >gifd)jud)t  I«,  gig.  7.  11-18), 
auonabmbweife  bio  9u  cm  lang  unb  (i  kg  feftwer, 
mit  jeljr  gebrungenem  Körper,  turjer,  abgeftumpfter 
Sdbnauge,  auf  bem  oliDengriinen  Si litten  unb  ben 
gelbgriincu  Seiten  mit  fd)tsar)en  unb  orangeroten, 
Zuweilen  bläulich  umranbeten  Steden,  unterfeitb  mef- 
tinggelb;  bie  Diüdenftoffe  ift  metit  oliuengriln,  bie 
paarigen  Stoffen  unb  bie  Slfterfloffen  ftnb  weingelb, 
biiujig  fdjwars  pigmentiert,  aud)  gefledt.  Tie  gär- 
bung  beb  ganjen  giftbeb  unb  felbft  bie  beb  gleiftbcb 
oariiert  ungemein  natb  Säobnort  unb  ©cfd)led)täDer- 
bältniffen  Don  intenfiDem  Sofenrot  bib  zur  garb* 
lofigfeit.  Sie  lebt  in  Europa  unb  Klemaftcn  in  ha» 
rem,  ftieftenbem , luftreidjem  Säaffer,  in  Sllpenfeen 
bib  2000  m ü.  SR.  unb  gebeibt  aud)  in  queUenreitben 
Xeid)en.  Sie  wanbert  nicht  wie  bie  anbem  Wirten, 
laid)t  Don  Mitte  Oftober  bib  Xo  jember,  unb  wät)rmb 
bieier  3eit  entfleben  bei  beiben  ffleftbletbtem  eigen- 
tümlitbe  Jiautwutbeningen.  3um  ® biegen  ber  Eier 
mad)t  fie  feitbte  Sertiefungen,  unb  natb  ber  Siefrudi- 
tung  bebedt  fie  biefelben  leid)t.  Sind)  uon  ibr  ftnb 
ftenle  gönnen  befannt.  Sie  jtbwimmt  hoebft  gewanbt 
unb  ftbneil,  ift  febr  ftbeu  unb  Dorfitbtig  unb  näbrt 
ffd)  Don  gnfeften . Säilnuem , Egeln , Sdjneden  unb 
giftben.  gbr  gtcijdj  ift  ungemein  jart  unb  feit  Slufo« 
niub  bod)  gefd)äpt.  Siei  unb  gilt  bie  Siatbforelle  alb 
fctitfter  Tafelfifd),  bab  gleifd)  ift  am  fdjmadbafteften 
Don  Sprit  bib  September;  am  beiten  wirb  ber  gtid) 
blau  gehübt  unb  mit  friftber  Butler  unb  etwao  iji* 
trone  jeroiert  ober  gebaden.  Slm  geeignetjten  für  bie 
Tafel  ftnb  giftbe  Don  0,2» — 0,5  kg;  Heinere  ju  Der- 
fpeifen,  ift  eine  arge  Unfitte.  Sille  goreHen  werben 
eifrig  unb  erfolgreid)ge(üd)tet,  umfiüftenflüffe, Bache, 
Seen  u.  Teidie  mit  ihnen  ju  beDöltern.  Tic  Siegen* 
bogenforelle  (S. irideua öiifcona),  60cm  lang,  ber 
Bachforelle  äbnlid),  oberfeitb  bunteigrau,  an  ben  Sei- 
ten bcller,  bläulich,  mit  rofarotem.fiaiid).  an  ber  Kehle 
bellblau,  nad)  bem  Baud)  )U  weift,  oberfeitb  unb  auf 
ben  Stoffen  ftbwarj  gefledt,  lebt  tm  wejtlitben  'Jtorb 
anierita  non  Kalifornien  bib  Oregon  unb  wirb  jept 
in  beutfdien  gifcbjucbtanftaltcn  gezüchtet.  Sie  uber- 
trifft bie  Batbforelle  an  $3ad)btumb  • unb  Bermel)- 
rungbDermbgen,  an  Sebenbtraft  unb  Slub bauet.  Sgl. 
Säeeger,  Sliif,iud)t  ber  gorcllen  unb  ber  anbernSal- 
moniben  (3.2lufl.,Sieii  1896);  Tiefjner.Tie  fünft- 
liebe  ']  iidit  ber  g.  (2.  Stuf!.,  Sfeubanint  1901);  Sä  ob  ft, 
Tie  goielleiuutbt  in  Teichen  (3d)ntatlenberg  1900). 

gorrllcttbarfd)  (MicropteiettB  solmoide«  ./ordan. 
flrystes  salmoides  Gthr.,  f.  Tajel  »Teid)fiftberei«, 
gig.  4),  ein  gifd)  aub  ber  gamilie  ber  Barftpe,  mit 


— For  ever. 

fpinbelförmigent  SJeib,  fammförntigen  Schuppen,  febr 
weitem,  fdiräg  geftedtem  Maul,  Dorflebenbem  Un» 
terfiefer  unb  burd)  eine  tiefe  Einfurcftung  zweiteiliger 
Südrnflojfe.  Er  wirb  1 m lang,  ift  auf  bem  Rüden 
buitfelgriin,  an  Seiten  unb  Baud)  grünlich  jtlberfar- 
big,  mit  bunfelnt  Uängbftreifen  unb  buntein  gleden. 
Ter  g.  fiitbet  ftd)  in  Seen  unb  gliiffen  Slorbamenfa» 
unb  laidbt  auf  ©erolle,  Hieb  unb  Sanb.  6r  Dertieft 
eine  geeignete  Stelle  f (büffelartig,  reinigt  fie  Doüftän- 
big  Don  codjlamm,  uttb  beibe  gipbe  bewatben  bie  bort 
abgelegten  ©er  unb  bie  gungen.  Ter  Stbwarj- 
barftp  (M.  dolomieu  Ladp. , G.  nigricans  Gthr.). 
1 m lang,  buntel  oliDcngrüit,  brongefarbtg  qefledt 
unb  geftreift,  ohne  bab  buntle  Scitenbanb,  am  Baud) 
weis.  Er  ift  in  Sforbamerita  einer  ber  oerbretlet'iert 
Süiiwafferfiftbe  unb  in  matttben  ©egenben  uon  größ- 
ter Bebeutung  für  bie  Boltbemäbrung.  Beibe  gtid>e 
haben  febr  mol)i[d)medenbeb  gleifd),  baa  bem  ber  gi>- 
relle  glcicbwerlig  ift;  fie  Werben  gejüditet  unb  ftnb 
1883  mit  Erfolg  nadjTeutfdilanb  uerpflait;t  worben. 
Sgl.  Don  beut  Borne,  Ter  3d)Warjbarfd)  unb  ber 
g.  (2.  Slufl.,  Sieubamitt  1892). 

gforellengrantilit,  ein  ©ranulit  <f.  b.)  mit  bun- 
tein flcdenartigen  Stnpäufungen  Don  ^ornblenbe- 
näbeltben. 

gforclteuporgcllan  (porcelaine  truitee),  ibineii» 
ftbeo  unb  japan.  Sorjellan,  beffen  Cberflätbe  feine, 
fünftlid)  bcruorgcbratbtc  Sprünge  jeigt  (craquelb). 
Taä  japanifd)e  g.  ift  tneift  rehbraun.  X-aa  alte  dji- 
ttefifdje  g.  flammt  aud  ber  Seit  Don  960  bis  ca-  1280. 

gorcllenftein,  ein  biailagamier  Olioingabbro, 
f.  Wabbro. 

goränfifd)  (lat.  forensis),  junt  ©cridjläweien  if 
gorum)  gehörig,  barauf  be^üglid),  j.  B.  forenfifipe 
Mebijin  (|.  ©eridjtlidje  Mebijtn)  ;gorenfe,ein  gretit- 
ber,  inöbef.  ein  Ittuämärfer,  b.  h.  Beftper  Don  ©runb- 
ftüden  in  beröcmarfung  einer  Ortfdjaft,  ber  er  nicht 
alb  ©emeinbetnitglieb  atigchört  (f.  grembenredjt). 

gorönga,  gleden  in  ber  ital.  SroDinj  Boten  ja. 
Rreib  SWel)i,  auf  einer  Jpi'he,  an  ber  Bapn  goggia- 
Soten  ;a,  mit  fiäfefabrifation,  ftatfbrennerei  unb  umhj 
6347  Einw. 

Forestaglum  (mitte Hat.),  bie  gorftbenupung, 
autf)  bie  bafür  bebuitgene  Saljlung. 

Forester»  (enal.,  -görfter«),  ein  über  ganjEng- 
lanb  uerbreiteter  Seriem  ;it  SBobltätigfeit«  • unb  ®e- 
felligfeitbzwedcn,  ähnlich  bemOrben  ber  Odd  Fellows. 

gorefticre  (ital.),  grember,  Sublänber. 

gorefticr-Tüalfcr  «er. itatiijtr.iaoi«).  Sir  gre« 
bertd,  brit.  ©eneral,  geb.  1844  alb  Sopn  eines 
©eneralb,  trat  1862  bei  ben  Scotb  ©uarbb  etn  unb 
biente  in  ber  golge  tneift  in  ben  Kolonien.  1877 — 78 
nahm  er  alb  ©eneralfiabb  offi(ier antSaffcmfrieg,  1879 
am  Kriege  gegen  bie  Sulu,  1884—88  an  ben  Kämpfen 
int  8etfd)uanenlanb  teil.  Siadjbem  er  1889  - 90  alb 
©cncralmajor  eine  Srigabe  im  Säger  Don  tlllberfhot 
befehligt  hatte,  würbe  er  1890  jnni  ftömtnattbanten 
ber  bntifchen  Truppen  in  i!(gt)pten  unb  1895  (um 
©eneralleutnant  unbCberbefehlbhaber  ber  regulären 
Truppen  im  Weltlichen  Kaplanb  ernannt.  gm  lSuguft 
1899  würbe  er  s)!ad)folger  beb  ©eneralbS.gr.  Butler 
alb  Qbcrbefeblbhaber  tn  ber  Kapfotonie,  übernahm 
1899— 19(K)  bab  Kommanbo  über  bie  Bcrbiitbungb- 
linien  im  fübafrilanifthen  Krieg  unb  1900  toieber  beit 
Oberbefehl  im  Kaplanb.  1902  würbe  er  )uut  ©ene- 
ral ernannt. 

Forestum  dominicum  (F.  bamutrium),  f. 
Bannforft. 

For  cTer  (engl.,  (pr.  .emarr) , für  (auf)  immer. 


763 


goretj  — 

göret)  (ipr.  <rä),  ffil i«  ?rr< b dric,  franj.  äüarfcbatl, 
(|eb.  10.  gan.  1804  in  ©ariß,  geft.  20.  3uni  1872, 
irat  1824  alß  Scutnant  in  baä  f>eer,  machte  1830  bie 
(iirpebition  nad)  VUgier  mit  unb  biente  bafclbft  1835 
biß  1844.  (Sr  mürbe" nad)  bergcbruarrcDoIution  1848 
mit  bem  Rommanbo  einer  ©rigabe  jum  Schuft  ber 
Slationalnerinmmlung  betraut,  aber  alß  eifriger  ©o- 
napartift  1852  jum  SiDifionßgeneral  unb  fÖtitglieb 
beß  3nfanteriefomiteed  beförbert.  3m  orientalifcben 
Kriege  täinpfte  er  Bor  Sebaflopot.  1859  ficjjte  er  bei 
SRomcbcllo  (20.  SJtai)  unb  erftürmle  bei  Solferino 
(24.  3uni)  ben  leftten  Stüftpuntt  beß  öflerrcid)ifcben 
3entrumß,  baß  Sorf  gaoriano,  mofilr  er  nach  been* 
betent  Krieg  Senator  mürbe.  3»t  Sommer  1882  er- 
hielt er  ben  Oberbefehl  üher  bie  Ejpebition  nad)  fflepito 
unb  lanbete  17.  Sept.  b.  3-  in  ©cracruj.  Unter  großen 
Edjmierigleiten  brang  er  inß  3nncre  beß  Uanbeß  unb 
naljm  im  'Dlai  1883  bte  geftung©uebla.  Ülm  10. 3uni 
hielt  g.  feinen  Cinjug  in  ©tcjifo.  'Jtacbbem  er  nod) 
ein  and  Eingebomen  jufammengefeftteß  SriuntBirat 
alß  interimi|tif<he  'Regierung  biß  jur  ©ntunft  beß 
neuen  Kaiferß  SJtarimilian  emgefeftt  unb  ben  Ober- 
befehl bem  ©eneral  ©ajaine  übergeben  holte,  lehrte 
er,  juni  2Rarfcball  ernannt  (2.  3ulit,  nach  grantreid) 
jurücf , trat  aber  balb  in  ben  Stubcjtanb. 

Jrorcj  (fnr.  «3),  franj-Canb jehaft  in  ber  ehemaligen 
©rouittj  üponnaiß,  bilbet  jeftt  beit  nörblid)cn  Seil  beß 
Scpart.  Soire  unb  ift  jum  großen  Seil  Bon  bent  gö- 
re jgebirge  (f.  b.)  bebedt.  — g.  hatte  im  Siittclaiter 
eigne  Wulfen  unb  rnarb  1527  mit  ber  Krone  Bereinigt. 
3ur  3«it  bcc  Römer  mahnten  hier  bie  SegufiaBcr, 
beren  ^auptftabt  Forum  SegUßiavornm  (jeftt  g c u r ß, 
f.  b.)  mar.  ©gl.  Rntoine,  Histoire  du  F.  (St.» 
Ctienne  1884). 

g orejgebirge  a«.  -ri>),  ©ebirge  im  mitllcm  grnut- 
reid),  baß  fid)  jwifeben  ben  glüfien  Soire  unb  ©Hier 
an  ber  fflrenje  ber  Separtcmentß  Soire  unb  ©ulj.be- 
Sonic  hinjieht  unb  eine  iteile  Kette  mit  teilß  tatjlen, 
teilß  reidj  bemalbctcn  ©ipfeln  bilbet.  Saß  g.  befiehl 
auß  Urgebiraßmaffen ; ber  S>auptfamm  ift  granitifd). 
Ser  i)öd)fte©uiilt  ber  Rette  ift  bic©ierre  fur&aute, 
1640  m,  norbmeftlid)  Bon  Siontbrifon.  yn  ber 
nördlichen  gortfepung  beß  gorejgcbirgeß,  beu  öoiß 
3i o i rß , erpebt fiel» ber© utj  beüJiontoitcc  1,1292 m; 
nod)  tocitcr  jicht  ftch  baß  mtabeleinegebirge  (biß 
1165  m)  hi"-  Über  baß  eigentliche  g.  führt  bie  Eifen- 
bahn  Elermont-St.-Etienne.  gaft  in  feiner  ganjeit 
Sänge  bietet  baß  ©ebirge  herriidje  Säler  mit  bebau- 
ten Wergabhängen,  tBohlerpaltenen  Süälbem  unb  rei- 
chen ©.leiben  unb  malcrifd)e  S.anbfcpaftcn  bar. 

Forfalt  (franj.,  |»r.  ,fi),  Übeltat,  grcocl;  5 f.,  in 
SBaufd)  unb  Bogen,  nach  einem  Überschlag  im  ganjen. 

gorfnmcric  (franj.,  ipr.  «jang’iri’),  Ruffdjneiberei. 

gorfar  cfpr.  ftauptflabt  (Royal  bureh)  ber 
nach  ihr  benannten  jdiott.  ©raffchaft,  liegt  im  Strati)- 
more,  hat  ©raffchaftßhauß,  Rathauß,  Kranfenhauß 
unbgreibibliothef.gabrifation  Bonfieinen-  unb3ute- 
tuarcii  unb  §od)lanbfcbube>i  (brogues)  unb  uwo 
12,061  Eium.  7 km  fübmeftlid)  banon  baß  Sorf 
©lamiß  (396  Eium.)  mit  prächtigem  Schlaft  ber 
©rafen  Bon  Strathmorc  (auß  bem  16.  gabrb.). 

gorfarfhire(fpc.(örrfac|4ir,  91  n g uß),  ©raffchaft  in 
äKittelfdjottlanb,  grenjt  im  0.  an  bie  Diorbfee,  im  9t. 
an  bie  ©raffdjaften  Riitcarbiiie  unb  Slbcrbeen,  im 
SB.  an  'Berti),  im  S.  an  ben  girtb  of  Saft  unb  um- 
faftt  2306  qkm  (41,9  O'Jlt.)  mit  uwn  284,078  (Siulo. 
(123  auf  1 qkm).  Sic©raffd)aft  jerfäüt  in  Bier  Vanb« 
flriche:  bie  ©raeß  Bon  tlnguß,  im  9t.,  ein  mit  öcibe 
unb  9)toor  bebedteß,  Bon  fruchtbaren  Salem  burd) 


gorgddj. 

fepnitteneß  ©erglanb,  baß  menenfönuige,  gut  belnäf- 
ferte  unb  jienuid)  fruchtbare  Stratpmore  (f.  b.), 
bie  Stegion  ber  auß  Sanbftciit  heftepenben  Siblam- 
hügel  (f.  Siblam  §iüß)  unb  bie  fruchtbare  Rügen- 
ebene,  jiauptftabt  ift  gorfar. 

Forficnlu,  Dhrmumt;  Forliculidac  (Chrmür* 
m e r),  gamitie  auß  ber  Drbnuiig  ber@erabpügter(f.b.). 

gorgäch(gorgdc3,ipr.  ficinäiwkaltcßungarifcheß, 
nod)  blühenbeß  'tlbelßgefd)lecht,  baß  feinen  Ürfprung 
oon  ben  unter  König  Stephani,  eingemanbcrtcu  beut- 
fchen  Stittcrn  (junt  unb  ©djmän  trabitionell  herteitet. 
©nbreaßg.  mar  ein  treuer  ©egleiter  König  ©iflaß  I V. 
auf  ber  gludjt  auß  ber  SRongolenfdhlacht  am  Safö 
(1241)  unb  erhielt  jum  Saut  bie  ©urgherrfchaft©  h h • 
meß,  fortan  baßStammfcblofj  berg.  gß  bilbeten  lieh 
bann  jmei  ^auptlinien:  a)  Bon  ©hpmeß  (9teutraer 
Kontitat)  unb  b)  Bon  ©dcß  (9tcoqraber  Komilat). 
Ser  Ahnherr  ber  leptem,  ©laftuß  ß. , erfd)lug  Karl 
ben  Kleinen  oon  Surajjo  (gebniar  1386)  unb  mürbe 
Bon  bcr©egenpartei  1387  ermorbet.  Siefe  Cinie  (Pal- 
lete fuh  in  jmei  jjmeige:  ©dcß  unb  SjöcfenB.  Sie 
Stamhafleften  biefeß  1640,  refp.  1655  in  ben  ©rafen» 
flaitb  erhobenen  ©efchled)tß  finb: 

1)  granj,  geh.  1530  in  Ofen,  geft.  1575  in  ©abua, 
ein  humanijlifch  gebilbetcr  unb  melttunbiger  Kabalitr 
unb  ©riefter,  überbieß  begabter  ©efd)icht|chrcibcr  fei- 
ner 3cit,  Sohn  Siegmunbß,  beß  Sd)apmeiflerß 
gerbtnanbß  X.  3n  ©abita  unb  Bologna  gebclbet, 
würbe  er  Somherr  ju  Crlau,  1556—67  Sifdhof  oon 
©rofjmarbein,  1557  ©efanbter  auf  bem  Stegenßhurger 
Steichßtag,  mar  Seilnehmer  am  Srienter  Konjil  unb 
hei  ber  Rünigßmabl  9JtajfimiIianß  n.  tätig.  1562  ging 
er  alß  ©efanbter  nad)$>otlanb,mo  er  mit  Wilhelm  oon 
Oranien  utib  ©gmont  ©cjichungen  anfnüpfle.  1568 
mürbe  er  auß  gefränttem  ©hr8cll  3dpolt)aii<r,  begab 
fid)  aber  halb  auß  Siebenbürgen  nach  3ta!icn,  wo  er 
Biel  in  gelehrten  Krcifen  Berfehrte  unb  gefd)id)tliche 
Slubieit  trieb,  unb  würbe  1571  Kanjicr  beß  gürften 
©dthori  Bon  Siebenbürgen.  Seilt  jcitgefdjicbtlicheß, 
mit  jtrenger  Kritif  unb  mt  freimütigen"  Son  Berfnfi- 
leß®erl  führt  ben  Sitel:  «Kerum  hungtiricaruni  »ui 
temporis  commentarii  libri  XXII,  1540 — 1572« 
(neue  Slußg.  Bon  'Dinier  in  ben  »Uonumenta  Quu- 
gariae  historiea- , ©b.  16,  1866). 

2)  Simon  III.,  föniglidjer  gelbherr  in  ben  Sür- 
(cnlricgen,  geb.  um  1530,  geft.  1598,  ©erteibiger  oon 
©rofswarbem  (1556)  unb  Sieger  Bon  Sajö-Kaja 
(1558),  würbe  1569  Kommanbant  Bon  Erlau  unb 
fdjlmj  1594  bieSürfen  beiS  ura  (fgatBan)  aufß  ^aupt. 
2lud)  an  ber  Schlad)!  oon  HJtejöterefjteß  nahm  er  teil. 

8)Siegmuitb  LL,  geb.  1565,  weilte  längere  3eit 
am  fpofe  beß  ©olenlönigß  Stephan  ©dtljori,  lieft  fid) 
burch  ©.  ©rijmdnt)  jum  fatholifchen  ©lauben  belehren, 
mürbe  Judex  Curiae  (1606)  unb  1616  ©alatin  unb 
unterhanbelte  1619—21  mit  Sethien  ©dhor,  befjen 
SBahl  jum  König  er  1620öergcbenß  ju  Bereitein  fucple. 
Er  ftarb  1621. 

4) 2lbant  I.,  gelbherr  unb  Judex  Curiae,  geh. 
1601,  gejt.  1681,  fpieltc  alß  Kommanbant  Cbcnm- 
gamß  eine  beroorragenbe  Stolle.  1644  mufttc  er  Ka» 
fchau  au  ©eorg  Stdlocji  I.  übergeben.  1852  marb  er 
jum  Kapitän  ber  ©ergftäbte  (mannt,  mürbe  1663 
wegen  Übergabe  Don  Sejelöiit)  an  bie  Sürfeu  Bor  ein 
Krtegßgcridit  geilem,  bod)  freigefprodjcn.  1670  würbe 
er  jum  Judex  Curiae  gewählt ; ben  ©rafen  jtanb  hatte 
er  fd;on  1640  erhalten. 

5)  Simon  IV.,  ©cneral  granj  Sidtöcjiß II.,  geh. 
1669,  geft.  1729  in  Semberg  im  Ejil,  fäntpfte  juerft 
gegen  bie  Sürfen  unb  fd)loft  fiep  bann  bem  Wufftanbe 


764 


gorge4  = Iw =(*au£  — goru. 


Sdföciiä  an,  bem  er  1704  Branä-Banubien  unb  So« 
fchau,  G pericä  unb  Sjatbmdr  eroberte.  Baqegen  mürbe 
er  bet  Koroncjö  tmm  faiferlicljen  ©eneraf  Reiftet  ge* 
fd)lagcn.  1705  eroberte  er  Siebenbürgen,  mürbe  aber 
Wegen  ÜnbotmäfeigfeitmBiuntdcäfeftgebalten.  Brofi- 
bem  blieb  er  aud)  nach  1711 5Rdf6cji  treu  unb  folgte 
ibm  in  bic  Berbannung.  Baä  Don  ihm  forgfant  be* 
hütete  gqmilienaribiD  (am  1746  nach  Ungarn  juritef. 
Gr  mar  auet)  alä  titililäriidjer  Scbriftfteuer  tätig. 

6>3gnoi,  fflraf.Don,  geb.  1702,  geft.  2.  Vlpril 
1772,  errichtete  im  Öfterreieitifdien  Grbfolgefrieg  ein 
3nfanlerieregiment  auf  eigne  Soften,  beffert  Cberit 
unb  3nbabcr  er  mürbe,  riidte  1746  jutn  ffleneral- 
major,  1757  juttt  gelbmarfdjalteutnant , 1763  $unt 
gelb^eugmeifter  Dor  unb  h'nterliefi  ben  SRuf  emeä 
tüchtigen  Solbaten. 

7)Änton,©raf,ungar.Staatämann,geb.6.B!ärj 
1819,  geft.  2.  Vlpril  1885  auf  feinem  Sd)lofi  bei  Cofo* 
nej,  trat  1838  in  ben  Staatäbicnjt,  Wäbrenb  beä  grei- 
hcitäfampfeä  ju  SSinbijchgrah  über  unb  mürbe  »Kuf* 
fenfütjrer<,  1849  faiferticher  Biftriftäfommiffar  in 
Brefiburg,  1851  Biftriftäobergefpan  inSafchau,  1853 
Biiepräiibcut  ber  Statthaltern  in  Brag  unb  1860 
Sefitonäd)ef  im  SKinijterium  (SSicn).  Allein  noch  in 
bemfelben  Jahre  ging  er  alä  Statthalter  nach  Üiäljren 
unb  crieple  Dom  27.  3!ot>.  ab  ben  jum  Biinifter  er* 
nannten  greiberm  Don  bUf ecfdrrj  alä  Statthalter  Don 
Böhmen.  1861  laut  g.  in  feine  tpeimat  juriief  unb 
würbe  nach  bem  Jtüdlrilt  Babä  ungarifcher  ipoffanj* 
ler.  Beinahe  brei  3af)re,  biä  jum  Vlpril  1864,  be* 
Iteibete  g.  biefe  bebeuteubc  Stellung  alä  treuer  An- 
hänger ber  altlonfcrDatiuen  Bartei,  machte  lieb  aber 
her  nationalen  Bartei  (ehr  Derhafft.  3m  jierbft  1865 
mürbe  er  Dom  Siaifer  tum  Dbergefpatt  beä  Sieogreiber 
ftomitatä,  roo  er  anichnlidhe  ©tlter  befaft,  ernannt. 
Seit  1869  War  er  mieberholt  Beiehätagäabgeorbneter, 
blieb  aber  unbeachtet. 

gorflc<Mc<M?au£  (lat.  focw.ia.fei,  gteden  im 
fronj.  Bepart.  Bieberfeme,  Ar  ronb.  Beufdjätel,  an  ber 
SBeftbapn,  hat  Gifcnqueflcn  (7°)  mit  befudjler  Babe* 
anftalt,  gabrifaticm  uott  Gfjemifalien  unb  Bifd)Ier* 
arbeiten  unb  (ibod  1956  Ginw. 

göriug,  auf  Jätanb  eine  ©ewiebtämenge  Don  10 
o!tbdmid)cn  Bfunb,  = 4,98«  leg. 

g-urto,  gteden  in  her  ital.  Bfooinj  Beapel,  Sreiä 
Bojiuoli,  auf  ber  ffieftfeite  ber  3nfel  3äd)ia,  mit 
einem  Jtafen,  in  bcm  1900:  432  Schiffe  Don  24,516 
Bon.cingclnufcn  rmb,Saoabrüchen,Skin*,Cbft*  unb 
Oliocnbau  unb  a»ot)  ca.  3600  (alä  ©euteinbe  6656) 
Ginw.,  bie  alä  lühne  Seeleute  in  Stuf  flehen.  Ber  Ort 
gewährt  eine  prachtDotle  Auäficht.  3»  ber  Umgebung 
Mineralquellen  (barunter  bie  Acqua  bi  Gitara).  g. 
würbe  burch  baä  Grbbebcn  1883  teilweife  jerftört. 

Foris  poslti  (lat.,  »Dor  bic  Bür  ©eftellte«),  in 
ber  alten  Kirche  foDiel  Wie  Gjfommunijierte. 

gorfe  (D.  lat.  furca,  gorfel),  in  ber3ägerfprache 
eine  gabelförmige  Stellflange,  auf  welche  bie  Bücher 
unb  Siefte  geftiitpt  werben;  auch  groffe  (Sabel,  §eu*, 
SJiiftgabel. 

gorfel,  3 o h a n n Bifolauä,  Biufifgelcbrtcr, 
geb.  22.  ge6r.  1749  in  Bieeber  bei  Soburg,  geft.  20. 
wiärj  1818  in  (Söllingen,  würbe  im  13.  jaljre  beim 
Gbor  in  ber  .(jauplftribe  ju  Citneburg  angeftctlt,  fam 
im  17.  3«ht  °'ä  Ghorpräfelt  nach  Schwerin,  ging 
1769  nad)  (Söllingen,  um  bic  9icd)te  ju  ftubicren, 
Wanbte  fid)  febod)  balb  auafdjliefilid)  ber  Bfufif  |U 
unb  würbe  juerft  Organift  an  ber  llnioerfitälälirdic 
tu  (Söllingen,  1778  aber  UniDcrfitätämufirbirellor 
bafelhft,  welche  Stellung  er  biä  ju  feinem  Bob  be* 


fleibete.  g.  hat  grofte  Serbienfte  um  baä  Aufblühen 
ber  allgemeinen  mufitalifehen  ©efchichtäforfchung ; 
feine  £>auptroerfe  finb  bic  leiber  un Dollenbete  .AU* 
gemeine  ©eichichtc  ber  Büifif«  (Beil  1 u.  2,  fieipj. 
1788  — 1801,  nur  biä  1550  reicbenb)  unb  bie  »AU* 
gemeine  Literatur  ber  Bfufif«  (baf.  1792,  ber  bebrüt* 
tarne  erfte  Bcrfuct)  einer  Bibliographie  ber  Siteratur 
über  Bfufif),  unb  »Bfufifalifd)*fritifd)e  Bibliothef« 
((Sotha  1778—79,  3 Bbe.).  «ueb  gab  er  1782  -84 
unb  1789  einen  »Bfufifalifcbcn  Ahnanadi  fürBeutfd)* 
lanb«  hcrauä  unb  fdjneb  alä  erfter  »über  3-  Seb. 
Bachä  Sieben , Runft  unb  Kunftwerfe«  (Seipj.  1 802, 
neue  Auäq.  bei  Beter*  1855).  Bon  feinen  (nicht  be» 
beutenben)  Rompofi  ticmen  würben  nur  ÄlaDicrfadien 
unb  fiieber  gebrudt;  größere  Sotat»  unb  3njlrumfn* 
talwerfe  blieben  SRamiflript. 

garfcln,  baä  Slofien  beä  lämpfenben  Sgirfdieä 
mit  bem  Weweih- 

gorlana (nud) gur  1 a ne,  ital.),  heiterer, lebhafter 
Denetian.  Banj  im  */i*Balt,  nach  ben  gor  lauern, 
ben  Bewohnern  Don  griaul,  benannt,  SJoch  beule 
he'6t  g.  ber  auch  »Sagra«  ober  »Schinna«  genannte 
alte  Diationaltanj  ber  griauler  unb  Slonn-nen  an 
tircbticbcn  geierlagen. 

garU,  f.  Kiefer. 

gorlculc,  foDiel  Wie  Sbiefemeute,  f.  Guten,  S.  161. 

gortt,  ital.  Brobtnj  in  ber  Siaubfchafi  Gmilca, 
grenzt  an  baä  Abriatifd)e  'JJieer,  bie  Bepublif  San 
ÜRarino  unb  bie  Broornjen  SllaDenna,  Befaro  e Ur* 
bino  unb  gloren«  unb  bat  1884  qkm  (34,2  OB!.)  mit 
0901)  280,823  Ginw.  (149  auf  1 qkm).  Sie  jerfattt 
in  brei  fircife;  Gcfena,  g.  unb  Stimmt. 

gortl,  öauptftabt  ber  gleichnamigen  ital.  Brootnj 
(f.  oben),  hegt  am  rechten  Ufer  beä  Btontone,  an  ber 
Bia  Amilia  unb  an  ber  Gifenbahn  Bologna-Ancona, 
mit  Bampfftrafjenbabn  nad)  SiaDerma  unb  Bielbola, 
hat  einen  jdiönen,  mit  Säulengängen  umgebenen 
Btarltpkty  mit  bem  Stabthauä,  ein  Sd)lofe  (Don  1361, 
jepl  CSef ängniä)  unb  nnfehnliche  B!aläfle.  Grwahneuä* 
wert  ftnb  bie  intpofanle  Äathebrale  mit  Stüppelfreäfen 
oon  Garlo  Gignani,  bie  Kirche  San  ©iroiamo  mit 
greälen  Don  ^almejjouo  unb  fdi&nem  ©rabmal  ber 
Barbara  Bfanfrebi  (geft.  1466)  fowie  bie  Kirche  San 
Biercuriale  mit  hohem  Burm  (Don  1180).  g.  jählt 
<190D  ca.  17,000  (alä  ©emetnbe  43,708)  Seelen,  bie 
Seibengewinnung.  gnbrifation  Don  Biafchinen,  Bon- 
Waren,  tpüten  unb  BJöheln  fowie  Raubet  betreiben, 
g.  ift  3i(j  beä  Bräfelten,  eineä  Bifchofä,  eineä  tfiDih 
unb  Rorreltionätribunalä,  eineä  Affifcnhofä,  einer 
Srnnbelä-  unb  ©ewerbefantmer  unb  hat  ein  Streunt, 
einBechnifcheä3nftiiut,  eineBedjnifcheSdiule,  ein  Se- 
minar, eine  ftäbtifche  Bibliothef,  eine  Binatotbet,  ein 
Spital  (1638  gegrünbet)  unb  ein  Arheiti'hauä  für 
Knaben.  — g.  ift  baä  Forum  I-ivii  ber  SRömer,  baä 
tia^  unbejeugter  tofatcr  Überlieferung  Pom  Konful 
SüDiuä  Salinaior  207  b.  Ghr.  nad)  feinem  Sieg  über 
Öaäbrubal  am  Btetauruä  gegrünbet  fein  foU.  3m 
Büttelatter  gehörte  bie  Stabt  jum  Grardiat  Don  M!a- 
Donna,  erfreute  fich  aber  munijipaler  Selbftänbigteit, 
bie  fie  im  13.  3abrh-  erfolgreich  Derteibigtc.  9u«h- 
bem  biä  1315bic®uelfcn  bieOberhanb  gehabt  hatten, 
bemächtigte  fich  bic  ghibedinifche  gamilie  berCrbelaffi 
Don  gaeitja  ber  t>crrfd)aft  in  ber  Stabt.  1512  unter- 
warf fuh  biefe  bem  Bapft  3u!iuS  n.  1797  würbe  g. 
Don  ben  gran  jofen  genommen  ttnb  gehörte  biä  1805 
erft  jut  ijiäalpinifchen  SJepublif,  bann  jum  König- 
reich Stalien.  Bach  beffen  Auflöfung  würbe  ei  mit 
bem  Kirchcnftaat  wieber  bereinigt ; 17. 3uni  1859  (og 
bie  päpflliche  Befajung  ah,  unb  g.  Würbe  italienifd). 


765 


gorft  - 

ffiorlt , ital.  Maler , f.  Melo,yo  ba  fforli. 

n'uvlinuu'lu'li , Stobt  in  brr  ital.  $ro»in}  unb 
bem  SfreiO  tforli,  nn  bcr  Etienbapn  Bologna-Wncona 
unb  ber  Bia  'iimüia,  bat  ein  ©mmtaftum,  Scinbau 
unb  (t«oi)  ca.  2400  (at?  ©emeinbe  6774)  Einw.  ff.  ift 
ba?  antife  Forum  Popilii. 

{form  (lat.  form»,  »©eftalt«),  im  ©cgcnfaß  jur 
Materie  (f.  b.),  bau  Stoffe,  bic  ?lrt  unb  Seife  (ba? 
Sie),  tute  bie  Seite  eines  ©anjcn  (bejfen  Sa?)  ju  bie» 
fern  »erbunben  fmb.  Sine  foid)e  (ann  c?  baßer  nur 
bei  einem  au?  Seilen  (Einheiten)  Beiießenbcn  (3u» 
fammcngefcßten),  aber  bei  jebem  folcßen,  fei  e?  ein 
bloß  äu gerlid)  (toHettiu)  ober  intteritp  (organifp)  »er» 
bunbenc?  ©anje,  m u j;  es  eine  ff.  geben.  3iur  ba? 
gämlip  Einfache,  Seillofe  (ber  mathematijpe  Bunft 
<m  biaum,  ber  ‘Jiugenblid  in  ber  3eit.  ba?  teiltafe 
Vltont  in  ber  Äörpcrwelt,  bie  einfache  SirmeSempfin- 
bung  im  Beroußtfem)  befißt  feine  ff.  Bagegen  taffen 
fid)  jowobl  in  ber  mathematifpen  Seit  an  jebcr 
(Saum»,  3eit»  ober  3ablcn»)  ffiröße  als  in  ber  realen 
SBrperluelt  an  jebem  (feinen  legten  Elementen  nap 
au?  einfachen  fttomen  beilebcnbcn)unorganifpen  toie 
organifpen  Körper,  in  ber  Bcrouf)ticin?melt  an  jebem 
(fernen  legten  ©eftanbteilen  nach  fpließlip  auf  einfapc 
Elemente  jurüdfübrbaren)  Bßänomen  be?  Borfiel» 
lens  (Slnfpauen?,  Begreifens,  Urteilen?  unb  Splie« 
gens),  ffüblen?  unb  Strebend  (Begehren?  unb  Sol- 
len?) Materie  unb  ff.  (bie  Beftanbteile  unb  beten 
Bcrlnlipfung),  Wenn  auch  nipt  inSirflipfeit  Bonein» 
anber  trennen  (ba  bieBerbinbung  jwijpenben  Seilen 
unauflöslich  fein  fann),  aber  boep  in©cbanfen(in  ber 
Bbftraftion)uoneinanber  fonbem.  3n  gleichem  Sinne 
unterfdteibet  Kant  bie  finnlipen  Empfinbungen  al? 
ben  Stoff  ber  Erlenntni?  non  ben  Bnfpauung?» 
unb  Scnffornten,  burp  beren  Joinjutrilt  erft  bie 
BorfteOung  »on  ©egenilänben  entftehe.  Siifenipaf- 
teil,  Welpe  bie  ff.  im  obigen  Sinne  jum  ©egenftanb 
haben,  heiße»  fformwilfenfdjaftcn.  3m  engem 
Sinne  werben  jebop  nur  bie  Matßematif  unb  bie 
fiogif  fform»  (formale)  Sijfenfpaften  genannt,  in» 
fofem  fie  e?  mit  beit  nipt  in  bcr  objeftiuen  Jiatur  ber 
Singe,  fonbem  in  ber  Befpajfenpeit  bc?  fie  auffajfen» 
ben  «ubjett?  begriiiibeten  ffonuOerpältniffen  «u  tun 
haben.  Bei  Brijiotelc?  bebeutet  ff.  (eidos)  im  ©egen» 
fag  3ur  Materie  (hyle)  ba?  begriffliche  Sefm  be? 
©egenflanbed. 

3n  berSiftßetif  ift  ff-,  tuie  fonft,  bie  ftp  »on  an» 
bern  unteripeibenbe  Strt  unb  Seife,  in  ber  ein  ©egen» 
ftanb  ober  eine  Sätigfeit  in  bie  Erfcpeinung  tritt 
Siefer  Begriff  ber  ff.  bilbet  alfo  cmerieits  ben  ©egen» 
fag  ju  beut  otoff,  bent  Material,  anberfeit?  ju  bau 
©ebattfen , bcr  Vlbfipt , bau  noch  niept  ju  einer  be» 
trimmten  Srfd)einung?wcife  geprägten  geiftigen  Sebett, 
ba?  ftp  burep  bie  ff.  offenbart.  3nfofem  äftpetifp 
nur  biejenigen  feclijpen  ynßalte  fmb,  bie  nipt  allein 
gebapt,  foitbern  in  einer  beftimnitcn  fonfreten  jf.  »er« 
förpert  worben  t’tnb,  ift  ber  oft  geäußerte  Sag  berep» 
tigt,  bafj  beim  Jhtnfiwerf  alle?  auf  bie  ff.  antonime: 
bcr  epte  ßiinftler  benft  jeben  3»h°11 »»«  Bnfang  an 
unb  unwillfürlip  immer  gleich  in  ber  ff.,  bie  er  ipnt 
geben  fann;  er  »emrirft  Snßatte,  bie  äftpetifp. wirf» 
lamer  fyormgebung  wiberfireben.  Bnberfects  ift  e? 
aber  »öllig  »erfeßrt,  bie  ftarfen  Sirfungen,  bie  »on 
bem  3»halt  be?  Kunflmcrfc?  au?gepoi,  al?  außer- 
äftpetifp  tu  bejeipnett:  3»palt  unb  ff  bilben  in  ber 
Sirflipfeit  eine  Einheit , beten  bebcutenber  Einbrucf 
gerabe  baburp  juftanbe  tommt,  bafi  beibe  Elemente 
auf  ba?  innigftc  ucrfpmoljen  ftnb.  Sapcr  Wirft  auip 
alle  epte  ff.  »on  innen  hcrau?,  fie  ift  innere  ff.,  fie 


- gönn. 

ift  bem  3npalt  unb  bcr  !luffaffung?weife,  bie  in  bem 
Jhmftwerf  »um  WuSbrucf  tommt,  auf  ba?  genauefte 
angepafit.  Sem  gegenüber  »erfleht  man  unter  äuße« 
rer  ff.  eine  foldie,  bei  ber  biefer  enge  3ufammenpang 
mit  bem  3»hall  gelöft  ift,  eine  ff.,  bie  nur  nap  her» 
gebrapten  SRegeln  äußerltp  aufgetragen  ift,  unb  bic  be? 
tnbi»ibueUeu  ©epriige?  entbehrt  Sie  Sohlgefätligfeit 
ber  äußern  ff.  (»SpönbciW)  berußt  auf  ber  tlnorb» 
nung  bcr  Seile  ber  »ufammengefegten  ©ebilbe  ber 
Sahmehmunn.  So  ßnb  bei  opltfpen  Einbrüden  bie 
fpmmelrifpe  ©ticberung,  bie  ©lieberung  nap  bem 
©olbenen  Spnitt,  bie  Seöenlinie,  beftimmteffarben» 
pannonien,  bei  afuftifpem  Sfippthmu?,  barmonifpc 
3u[ammentlänge  unb  Sonintcroallc  bie  ©runblagcn 
be?  ftarfen  äftbclifpen  ©efipl?,  ba?  bie  ff.  erregt. 

3n  ber  Beptäwiffenfpaft  »erftebt  man  unter 
ff.  bie  Kunbgebung  be?  ein  3iept?gefpäft  »um  Diu?» 
bmd  bringeiiben  ©ebanfen?  bttrp  genau  bejtimmtc, 
iaframentale Sorte  oberfpmbolifpevanblungen.  3n 
ber  3ugenbjeit  ber  Bötfer  jpielcn  biefe  fformen  eine 
große  Siotle,  beifteigenberKrclturentwidetung  werben 
otefclben  febop  al?  eine  brüdenbe  ffcfjel  empfunben 
unb  abgeftreift.  Sa?  römifpe  Slept  wie  ba?  beuifpc 
Siept  befagm  einen  großen  fforatenfpag,  allein  fpon 
ba?  gemeine  Piept  unb,ibmfipanfpliefjenb,ba?preu» 
feifpe  2anbrept  unb  ber  Code  civil  baben  benörunb» 
jag  ber  fforaifreiheit  mehr  unb  mehr  angenommen, 
bt?  ettbiip  ba?£anbct?gefegbud)  unb  ba?  Bürgerliche 
öefegbup  at?  ©runbjag  bie  fformlofigfeil  ber 
9iept?gefpäfte  angenommen  haben  unb  eine  bc» 
fonbere  ff.  nur  bann  »erlangten,  wenn  biefetbe  burp 
ba?  ©efeg  ober  burp  eine  ben  Erflärenbett  binbenbe? 
SReplägeipäft(Bcrtrag.Sejiament)  »orgefprieben  ift. 
Sa?  Bürgerliche  ©efegbup  lennt  nadtfiehenbe  ffor» 
men:  I)  bie  SpriftltPfeit,  b.  fp  Siieberfprift  ber 
Erllärana  unb  cigenhiiitbige  Unlerfprift  be?  Erflä» 
renbeti.  ©priftform  ift  unter  anberm  notwenbig  für 
ben  Miet»  unb  Baptoertrag,  wenn  er  für  länger  at?  ein 
3aßr  abgefploffen  wirb  (§566, 681  be?  Bürgerlipen 
©efegbupe?);  für  Bercinbfagungen,  faü?  e?  ftp  um 
bie  Eintragung  be?Bcrein?  banbclt  (§59);  für  Bürg» 
fpaft?übemabme  (§  766);  fürSpulboerfprepen  unb 
Spulbanerfcnnhü?  (§  780,  781);  für  ba?  eiaenhän» 
bige  Sejtament  (§  2261),  wobei  nop  befonber?  bie 
eigenhänbige  Biebcrfprift  be?  Seftament?  fowie 
eigenhäitbige'ilngabe  bebCrtc?  unb  be?Sage?  bcr 
Seftamentöerriptung  burp  ben  Seftator  geforbert 
Wirb.  3iap  § 130  ber  ©ewerbeorbnung  ift  aup  für 
ben  8ehrting?»ertrag  Spriftform  nötig,  wenn  auf 
©runb  bebfelben  bic  3»Sdfübrung  be?  entlaufenen 
Ueßrling?  »erlangt  wirb.  2)  Sie  geriptlidte  ober 
notarielle  Beurfunbung,  b.  b.  bie  Kieberfprift 
bcr  münblip  abgegebenen  Siücnberflärung  burp 
einen  ßiipter  ober  Siolnr  bt  einem  Brotolotl.  Siefc? 
BrotofoH  muß  inbeutfperSprape  abaefaßt  fein,  Crt 
unb  Sag  ber  Bcrhanbtung,  Slamen  ber  Beteiligten 
unb  Mitwirfenbcn  enthalten,  bon  ben  beteiligten  Ber» 
fönen  eigeipänbig  unteriprieben  unb  genebmigt  fein 
unb  ebenfo  bie  Ürtterfprift  fämtliper  mttwinenben 
Bcrfonen  enthalten,  ©eforbert  wirb  bie  geripttipe 
ober  notarielle  Beurfunbung  für  ba?  Spenfung?» 
»erfprepen  (§  518),  für  ben  Eintrag  auf  Ehelipfeit?» 
erflärung  (§  1730),  für  bie  Einwilligung  jur  Vln» 
nähme  an  Kinbc?  Statt  (§  1748,  Wbf.  3),  für  bie  Sin- 
feplung  eine?  Erboertrage?  burp  ben  Erblaffer  (§ 
2282,  Wbf.  2),  für  beti  Epeuertrag  (§  1434),  ben  Erb* 
»ertrag  (§  2276),  für  bic  Erripluttg  einer  feanbel?- 
gelelllpaft  (§  182  be?  §anbe!?gefeßbupe?)  u.  a.  3) 
Sie  öffentlipe  Unterfprift?beglaubigung. 


766 


gönn  — gonnalbcijtjb. 


b.  bieSeglaubigung  itid)t  berGrflnrung  fclbft.  fon 
btm  nur  bcr  Unterfdjrift  (§  129).  hierfür  finb  als 
llrftmb£<perfonrn  teilroeife  AmtSgeridjte  unb  Siotare 
(©reußcn),  teitwcife  nur  ©otarc  (©apern),  teitwcife 
Amtsgerichte,  ©otare  unb  ®erid)ts(d)reiber  ( Sachien), 
teilroeife  Amtsrichter,  ©eiirtsnolare  unb  öffentliche 
©otare,  Ortsuorftcber  unb  Satsfcbreiber  (Württem- 
borg)  juftänbig.  Xi e Unterfcbnft  muß  in  (Brgenluart 
bcr  bclreffcnben  UrhtnbSperfon  Bolliogcn  unb  aner- 
fannt  werben  (§  183, ©eidisgcfcp  über  bie  Angelegen- 
beiten  ber  freiwilligen  ®crid|tSbnrfeit).  Xieie  öffent- 
liche UntcrfdiriftSbcglaubigung  fann  infonberbeit  oer- 
langen  ber  Scbulbner,  wenn  er  nnd)  Gablung  brr 
<s<bulb  feinen  Sdmlbidictn  nidjt  jurüderbnlt  (§  371), 
beim  gefeplid)«t  ©ülerrcdjte  bie  beiben  Gbcgalten 
(§  1372),  ber  3<füonar  über  Abtretung  ber  Sorbe« 
rung(§403,  1134).  ©orgefdiriebcn  ift  bie  öffent- 
lid)  beglaubigte  Urfunbe  Bor  allem  fürbieAnmclbung 
jum  ©ercinsrcgifter  (§  77),  für  Slnfedjtung  ber  Ghc 
naeb  bem  lobe  beb  anbent  IS  begatten  (tj  1342),  für 
ben  Antrag  auf  Gintragung  in  bas  ©üterrcchtSregi- 
fter(§1560).  4)  XieGrtlärung  Borbem®runb- 
budtnmt  infonberbeit  für  bie  Auflaffung  (f.  b.).  (§ 
925  u.  1025.)  6)  Xie  GrMärung  ö 0 r bem  Stan- 
beobeamten,  eine  nur  für  bie  Gbcicblieffung  luge« 
laffene,  für  alle  in  Xeutfd)lanb  tu  fdiliejtenben  Gben 
gleiche  3onnBorf<brift(§1317).  Xicfclbe  befiehl  bann, 
baß  bie  ©erloblen  »or  bem  juftänbigen  SlanbeS 
beamten  perfönlid)  unb  bei  gleidjjcitiger  Anrocfcnbcit 
ertlären,  bieGheimteinanber  eingeben  ju  Wollen,  unb 
bafj  ber  Slaubcsbcantte  nad)  Grlcbigunp  ber  ©er- 
fragen bie  ©erlebten  als  nunmepr  rechtmäßig  Berbun- 
bene  (Stjelcut e erflärt.  itaben  bie  ©arteten  für  ein 
Secbl*gefd)äft  eine  beftimmte 3-  Bereinbart,  fo  ift  biefe 
©creinbarung  gültig,  jebod)  genügen  im  Zweifel  für 
adeGrllärungen  bie  teiegrapbifdje  Übermittelung  unb 
bei  ©ertrügen  ©ricfwcdpel  (§  127).  XHe  ©id)tbeadj- 
tttng  ber  burd)  bas  ®cfep  oorgefthriebenen  g.  bat  bie 
©iditigfeit  beobetreffenbenjieditegettbäftes  jurgolge; 
bei  Diangel  ber  Bereinbartcn  3.  ift  im  Zweifel  gleich- 
falls bas  betreffenbe  ©cd)t*gefd)äft  nid)tig.  $>abon  bie 
©orteien  jebod)  trop3oruiuemad)lnffigungbciberfcit8 
erfüllt,  fo  ift  im  Zweifel  aniunebmen,  bafi  fte  auf  ©c- 
obad)lung  ber  3.  fiillfd)Wetgenb  seriichtet  haben,  ©gl. 
©ölberitborff.  Xie  3-  ber  ©ed)tsgefd)üfte (Grlang. 
1855) ; 2 0 b e,  X’.c  3.  ber  ©edüSgcfdjäftc  nebft  ©erleid)- 
nie  ber  formbebürftigen  ©cd)tS(jefd)äfte(2cipj.  1901). 

3n  ber  ©rammatil  untcrld)eibet  man  iwifdien 
innerer  unb  äußerer  g.:  jene  gcf)t  auf  bie  öle« 
flaltung  bes  Sinnes,  ber  ©ebeutung,  biefe  auf  bie 
be*  Cautlidicn.  — 3n  ber  Dlathemalit  heifst  g. 
bie  auftere  ffleftalt  eine*  ber  allgemeinen  ©rößcnlchre 
(AnalpfiS)  angebörigen  AuSbrudS  ober  eines  geo- 
metrifdjeii  ©ebtlbeS;  2 1) e 0 r i e ber  gönnen,  f.  yn* 
Bariantentbeorie  unb  3ablentbeorie.  — 3n  ber  2 u r f « 
fpradje  ber  fflrab  ber  jeweiligen  Ceiftungdfäbigleit 
eines  jfonturrenten.  Dian  fprid)t  Bon  »guter  g.«, 
»fcblediter  3 *.  » große v 3 « eines  ©ferbeS,  aud)  eines 
Sotfeiä,  eines  ©cnnftaUe*  :c.  Xas  ©ferb  ift  »außer 
3.«  beißt  fooicl  wie:  bas  ©ferb  befißt  jurjeit  niibt 
mehr  bie  ©eiftungSfäbigfeit,  bie  eS  früher  gejeigt  bat. 

3ornt,  im  t e d)  n i j dt  e n Sinn  ein  Dlittel,  um  eine 
befummle  ©eftalt  burdb  Angießen  ober  Anprcffen  eines 
DlnterialS  an  geformte  Stadien  tu  bilbett.  Xal)er  ift 
3.  in  ber®tcßcret  (f.b.)  ein  £>Dblförper  }ur  Aufnahme 
beS  flüffigen  ©letalis.  3"  bei  garberei  ift  3-  ein  »um 
Xruden  ber  efenge  befUmmtcr  ^oljfebnitt,  worauf  bie 
Siguren  erhaben  gefebnitten  fmb  (Xntdfonn).  Über 
3(Gßeifen)iurSSinbeinfübrung  in  Öfen  f.  Schläfe. 


— 3"  ber  ©udjbrudciei  Berflebt  man  unter  3-  ben 
nad)  ©efd)ajfenbeit  beS  gonuats  in  2,4,8,  12,  1« 
ober  mehr  Seiten  (Solumnen)  geteilten,  in  einem 
©ahnten  feft  jufamntengefd)loffenen  Ippen-ap  ober 
Stereotbpplatten , mit  baten  bie  Seite  eines  ©ogens 
auf  einmal  bebrudt  wirb;  (.©udibruierfunft,  S.529. 

Forma  (lat.),  gorm;  Bgl.  bieGinielartifet  »in  op- 
tima forma«  tc.  unter  bem  Anfangswort. 

gormabel (lat.), bilbfam ; 3 0 r m a b i 1 i t ä t , ©tlb- 
famleil. 

Sformäl  (tat.),  WaS  fid)  auf  bie  gorm  (f.  b.)  be> 
liebt,  tm  ©egenfap  ju  material  (matenell).  Xaber 
formale©rinjipien  ©ruttbiüpe,  weltbebie  gönn 
unferS  Grf ennenS,  Xenlens  ober  twnbelnS,  ohne  © üd» 
fid)t  auf  beifen  3nbalt,  beftimmen  ;formateS©ed)t 
bie  allgemeine  ©efugniS  eines  jeben  Bernünf tigen  ©Se- 
ien*, mit  greibeit  in  ber  Außenwelt  }u  wirlett;  for- 
male SSabrbeit,  bie  Übereinitimntung  bes  ©ebad)- 
len  mit  ben  togifdjen  ©efepen ; in  ber  ©etbtswifjen- 
fdjaft  baS  ©efullat  ber  fonuellen  ©etneiStbeoneO'.b.). 
Gbenfo  fpridjt  man  Bon  formalen  ober  gorm- 
wiffenf (haften,  Wie  Dlatbematif.  Sfogif  (f.  gorm), 
unb  Bon  formaler  ©ilbung  (f.  ©ilbung). 

SormnlbcbtlbiDfetbblalbebbb,  Dl  et  banal) 
CH,0  ober  II.i’UH  entftebt  bureb  Cppbation  Bon 
Dletbbtalfobot,  wenn  man  beffen  Xampfe  mit  Cuft 
gemengt  über  nliibenbcS  stupfer  leitet,  and)  bei  Gin- 
ioirfuttg  Bon  Gblor  unb  ©ront  auf  Dlethi)latfobct, 
beim  tfrwnrmcn  Bon  Dlelhglal  CH,(OCH,),  mit 
Sd)Wefclfäure,  bei  trorfner  Xefiiilation  Bon  ameifen- 
faurem  ftalf , aus  Albplen  unb  Sauerftoff  bei  400'. 
Gr  bilbet  ein  farblofeS,  ttecbenb  riedieubeS,  bet  anbal- 
tenbem  Ginatmen  grober  Dlcngen  giftige*  ö)aS,  ba* 
fid)  in  wäfferiger  Söfung  an  berSuft  }u  Ameifenfäurt 
probiert  unb  «ilbernitrat  unter  ©ilbung  eine*  Sit» 
berfpiegel*  rebuiiert.  g.  läßt  ßd)  burd)  harte  Abfüb- 
tung  }U  einer  farblofen  glüffigfeit  Berbidjten,  bie  bei 
etwa  -21“  liebet  unb  bet  — 80"  ba*  fpej.  ©ein.  O.stu 
beftpt.  ©ei  —20"  Berwanbelt  fid)  ber  ocrflüfügte  3. 
langfam.bei  grtuöhniidieriempcratur  fdmeU  u.  unter 
fnattenibem  ©eräuid)  in  SriosBmctbbten  ober 
Dletaformalbebhb  (CH,0),.  XieS  entftebt  aud) 
bei  Gmwivfuttg  Bon  Silberojßb  auf  Dletlnileujobib. 
beim  Grbipett  uon  Dlelhtjlenajelat  mit  ©taffer  unb 
beim  Grbipen  non  ©Itjtoliäuvc  mit  (onjentrierttr 
Sdjwefeliaure.  Gs  ift  triflaüiniftb,  in  Säafjer,  Altoboi 
unb  Silber  untilSlid),  idimil}t  bei  172'  uitb  lerfäüt 
beim  Grbipen  in  g.  Xie  touientriertc  wäjienge  Hü- 
tung bea  gormalbebnbS  enthalt  wahrjtbemltd)  außer 
bem  iliidjtigcn  CH,0  nod)  ba*  ^igbrat  CH,(OH)r 
b-b-  ba*  hupotbetikhe  Dl e t h t) I e n g l b 1 0 1 . unbntd)t- 
flüd)ligc  ©olbbbbrate.  ©eim  völligen  ©erbampfen 
ber  fiöfung  tonbenfieren  fid)  btcipijbrate  }u  beut  feiten 
©araformalbel)t)b  (CH,0)n,  ber  aud)  au*  ©Iß- 
lerin,  Dlatmit,  Xraubemuder  tc.  burd)  Gleftrolme 
erhalten  wirb.  Gr  ift  fnftaUtnifd) , riecht  beim  Gr- 
wannen  febarf,  reiienb,  f(bmiljt  bet  152",  fuhlimiert 
unter  100'  unb  gibt,  mit  einer  Spur  Sdjwefeliaure 
erbipt,  ifonteresXnort)metht)lni.  8ei®egenwart  non 
Aptalt  fonbenfiert  fiep  3-  in  Slfroje  ober  gruftoie, 
einer  3uderart . unb  mit  Aietalbcbbb  unb  Salt  ’,u 
©entaerptbrit  C(CH,OH),.  Xuvdi  ©ehanblung  non 
iriofpmrthblcit  mit  ftaltwaffer  entftebt  burd)  Sion- 
beufalionDletbblenitonfgormofe),  bie  erfte  ipn- 
tbetifib  baraeftellte  juderartige  Subflani.  g.  bilbet 
mit  Anilin  Xtamibobipbenplmeiban,  baS  bei  oftjbte* 
renber  ©cbanblung  mit  Anilin  ©araroöanilin  liefert, 
fflie  Anilin  oerballen  fid)  aud)  beifen  homologe,  unb 
mithin  läßt  ftdj  auf  biefe  Weife  eine  große  Aniabl  Bon 


gorma!bef)i)bgetatine  — Formation.  767 

garhftoffen  bet'flellen.  SieSöfmtg  Pong.  macht  üb«!-  fffachweiä,  bafs  ibm  bet  Serpfliditungäwillf  j.  8.  We- 
ried)cnbeä  gleifd),  faulenben  tpam,  ßrfremente  nabesu  gen  grrtumä,  .gioangeä  tc.  gefehlt  habe,  ober  baft  rä 
grrudiloä,  tnbetu  ber  g.  mit  bem  ©djroefelwafierftoff  gegen  eine  grirplidje  Sorfcbrift  ober  gegen  bie  guten 
unb  bem  SRetbhltnerfaptan  ber  ßpfremente  Serbin-  Sitten  Perftöftt.  Cb  bie  ßritärung  eine  abjlrafte  ober 
bungeneingebt.  gn roüfferiger  Stufung  (gor malin.  fonfrete  (ein  foB,  bängt  gern;  Dom  ©iüen  ber  iJnr- 
gormol)  bient  g.  alä  ieijr  wirffameä  beäinfijicren-  teien  ab,  au8fd)laggebenb  für  bie  Suffaffung  unb  8e- 
beä  unb  antiieptifcheä  SJfittel,  baä  aud)  jerjtnubt  urteitung  ift  bnbei  einjig  berUmjtanb,  ob  ber  8er- 
»erben  fann  unb  auf  SKöbel  ic.  rricfjt  jerftörenb  wirft,  pflid)tungägrunb  genannt  wirb.  Saä  8itrger!tdie 
Um  eä  alb  ©treupulper  benuhett  ju  Tonnen,  läftt  man  Bcfepbitai  cntf|<ilt  in  ben  § 780  unb  782  allgemeine 
eä  Don  Stiefelgur  auffauaen  (gormalitb)-  ©.  Seä>  Seftimniungen  über  abftrafte  Sd)ulbuerfprecl)en  unb 
mfcftion.Sgl.glügge.Sobnungäbeüiufeftimt  burcf)  ©tbulbanerfenntniffe,  inbem  eä  in  Ubereinftiinmung 
g.  (oena  1900);  Sanino,  2 er  g.  (Siiien  1901);  mit  ber  neueften  Siecbtäentwitfclung  baä  abftrafte  Ser- 
fee  ft,  3>er  g.  (2.  tlufl.,  ISarb.  1901);  ß jap  lew  ff  i,  fpretben  als  red)täPerbinblid)  anerfetmt  unb  barübrr 
über  ©obmingäbeämfeftion  mit  g.  (iliünd).  1902);  hinauSgebenb  aber  fürbaä®ihulbpcrfpred)en  wie  baä 
Setrufcftft),  Bericht  über  meine  gnforutationäreife  £d)ulbcincrfenntuiä  bie  fd)riftlid]e  gönn  bedangt,  eä 
jum3tubiumber£Jol)nungäbe8infeftionmitg.(£eipi.  fei  benn,  bas  biefelben  auf  ®nmb  einer-  Sergleicbeä 
1903);  fflolbfcbmibt,  gormalbcbpb  (8onn  1903).  ober  einer  Bbrcäjnung  gegeben,  ober  bog  fte  auf  feiten 
gormaibclitibgclatine,  f.  ®!utol.  beä  Sdmltmerä,  ber Sollfaufmann fein  muH,  eintpan- 

gormalbcliftc  (aud)  formelle  Seliftc  ge>  bclägefchäft  ffnb  (£>anbetägcfcpbuci),  § 350  u.  351). 
imnnt),  ftrafbare  ^tanblunaen,  bei  benen  fein  äufjerer  ‘ilufterbem  fennt  bao  neuelifcdjt  baä  abftrafte  Seripre- 
ßrfolg  eintritt,  j.  8.  ber  verhaftete  ftöfet  nad)  bem  d)cninbergormbeäSed)felä(©cd)felorbnung),  ber 
Schufimamt,  jelbjt  Wenn  er  ihn  nid)t  trifft,  liegt  ©i-  febriftltep  erflärten  Snnabmc  einer  91  ttwei jung 
berftanb  gegen  bie  Stnatägewalt  Dor(Strafgefejbud),  (8ürgeriid)eä  ®efe6budj,  § 784),  ber  (ifruubidiulb. 
§113).  Seit  ®egenfaft  hierzu  bilben  bie  Sfateriat-  b.  h-  einer  ©ruitbfiücfäbelaftung  in  ber  Seife,  bafs 
belirte  ober  ßrfolgäbeltfte,  bei  benen  etn  äufje-  eine  beftimmte  ©elbfumme  auä  bem  Qlrunbitüd  31t 
rer  ßrfolg  eintritt,  3.  8.  beim  Sliorb  ber  Xob.  jafjlen ift (Bürgerlicheä Befegbud). § 1191, 1199),  unb 

gormalicn  (gormalitätcn,  lat.),  görmlithfei-  mber9luäfteflungcincr«d)ulbDer  Schreibung 
ten,  b. b-  äuftere  Umjtänbe,  Womit  man  gewiffefcanb-  auf  ben  gnbaber  (Bürgerlicheä  ffiefegbueb,  § 793, 
lungen  ju  begleiten  bat,  um  legtern  jufolge  gefejlicber  796).  Sgl.  8äbr,  Sie  Slnerfennuna  alä  Serpffidj* 
Seftiminung  bie  nötige 9ted)tsgültigfeil 311  geben,  3.8.  tungtigrunb  (3.  Muff.,  SIcipj.  1894);  Buhl,  Beiträge 
bei  ber  Errichtung  etttcä  Seflamenlä,  beim  ©d)tuur,  jur  SM)re  Dom  9lnerfennungäDertrag  (feeibelb.  1875). 
bei  ber  ßinlcgung  eine«  SiedjtbmittelS.  Bewöbnlid)  gorntdn  (ß  b 1 0 r m e t b b 1 tu  c n t b P l ä t b e r) 
fpriebt  inan  aud; Dong.,  um  an  unb  für  fidj  unwejent-  CUH,,0C1,  eine  Subftau3,  bie  Heb  in  Berührung  mit 
lidje  Staublungen  unb  ßrflärangen  31t  bezeichnen,  bie  feuebter  2uft,  febnetler  mit  Wanneni  ©affer,  in  älten» 
nberglcid)roobliiacb£erfoiiimcnoberffiefepjurfRecbtä-  tbol,  gormalbcbpb  unb  Snfjfäure  fpaltet,  wirb  alä 
gültigfeit  eineä  Wfteä  erforberlid)  finb.  SKittel  gegen  ©dmupfen  empfohlen, 

gormaltit , i.  gormalbebpb.  gormaftbetif,  uuWcgniiag  jurgnbaltääftbc- 

gorutalificrcu  (fran3.),  etwaä  in  ftrenge  gönn  tif  bie  Äjtlictif,  loclebe  bie  äflbetifdjen  Birfungen  auf 
bringen  ; reflejib(fid)  f.),  etwaä  übelnebmen,  ftd)  ör.  ber  gornt  alä  foldjer  beruhen  Uifjt  (f.  gorni,  ©.  765). 
gedieh  über  etwaä  duftem.  3>ic  g.  im  ©imt  einer  Siftbetif  ber  gormen  bat  bie 

gormaliämitä  (lat.),  in  ber  ©iffenfebaft  unb  im  Sufgabe,  bie  aftbetifeb  tpirffamen gönnen  31t  erflnren, 
fieben  einSerfabren,  baä  fid)  überhaupt  nad)  einer  auf  ihre  ßlementc  jurüefsufübren  unb  ihren  fpmboli- 
beftimmten  gornt  rietet;  im  fd)lintmen  oinn  ein  fol-  feftert  Sinn  ju  beuten. 

ebeä,  baä  über  ber  (oft  unwefentliebcn)  gontt  ben  öle-  gormat  (lat.),  bie  ®röfte  beä  Sapierbogenä.  Be- 
halt eineä  Objeftä  überftebt  ober  (auä  Sorliebe)  eine  geuiiber  ben  biäberigm  unsäblbaren  unb  gan3  will* 
gewiffe  gotm  bem  in  Stiebe  ftebenben  ©egenflanb,  mag  fürliebcn  Sogengröftcn  bemüht  man  fid)  (feit  1883), 
fie  ihm  noch  fo  frentb  fein,  aufgubringen  fuebt,  j.  8.  12  Sorntalfartuatc  eittjufübren,  Don  benen  9fr.  1, 
Pbitofopbifd)«  Probleme  nad)  einem  fertigen  Sdiema*  baä  amtliebe  itfeidiäfonnat,  ungebrochen  ober  in  plano 
tiämuä  (Slantä  Äategorientafel  ober  §egclä  Sialeftif)  33  x 42  cm  miftt  (Dgl.  $apier).  Unter  g.  Derftebt 
bcbanbclt.  man  auib  bie  Bröfte  beä  gebrochenen  Sogenä  unb 

gormalitätcn,  f.  gomtalien.  unterfebeibet  namentlich:  golio  mit  4,  Duart  mit  8, 

Formaliter  (lat.),  förmlich,  in  aller  gorm.  OftaD  mit  16,  ®uobes  mit  24,  Sebej  mit  32  ©eiten 
gormalitb,  f.  gonnalbebbb.  auf  ben  Sogen.  Jjn  ben  8ud)brudereien  nennt  man 

goruialDertrag,  auch  abftratter  Sertrag,  g.  bie  fluefüUftege,  bie  auf  bem  bebrudten  Sogen  bie 
nbftraftcä  Serfprechen  genannt,  einSertrag,  ber  weiften  Säume  bilbeit. 

feine  Serpflidjtungätrnft  auSld)lieftlich  auä  ber  bei  fei-  gormation  (IaL,  gormierung),  8tlbung,  Be- 
uemflbfcbluft  beoba^teten  beftimmten  gorm,  alfo  auä  ftaltung.  gut  militärijchen  Sinne:  1)  baä  organifehe 
bem  reinen  Serpflicbümgäwiden  beä  ©ehutbnerä  unb  Beiicge  einer Irapp«  ober cmeäXruppcnteilä,  ft  riegä- 
nicht  auä  bent  materiellen  Scrpffichtuugägrunb,  ber  unb  griebenäf  ormation,  g.8.  einer gelbbalterie, 
fogen.  causa,  tchöpft.  Sen  Begenfap  hter)u  bilbet  ber  eineä  Ülrmeeforpä;  in  ber  gnebenäformation  eineä 
materielle,  inbiPibualifierte  ober  fonfrete  flrnteeforpä  Werben  bie  ©affengattungen,  um  91uä- 
Sertrag,  ju  beffen  Bültigfeit  bie  Beobachtung  ber  bilbung  5U  erleichtern,  in  gröftent  Serbiinben  jufam- 
für  bie  betreffenbe  ©illeitäerflärung  Porgefdiriebencn  mengehalten;  für  bie  ffriegäformation  fittb  nur  tat- 
gornt  unb  bie  Eingabe  beä  ihm  jugnmbe  liegenben  tifche'  @ejtd)täpunfte  (ber  Serwenbung  ber  Intppen- 
Serpfliehtungägritnbeä  notwenbig  ift.  Snfolgebeffen  förper)  maftgebenb,  baljer  engere  Serbinbung  ber 
faun  ber  Scpulbner  baä  abftrafte  Seripredtcu  nicht  ©affen;  9feuformationen  werben  erft  hei  plan- 
burch  Berufung  auf  baä  ihm  sugrunbe  liegenbe  ma-  mäftiger  SKobilmacbung  nufgefteüt ; b e f 0 n b e r e 
tericKrcchtliche  SerpfficbttcngäDerhaltniä,  3. 8.  Scheu-  gormationen,  3 8.  im SRanöoer eine Xelegrapben- 
fung.  Sarieben tc.  anfed)ten,  fonbem  em3ig  burch  beit  abteilung ; 2)  bie  tnftijd)e  Bejtaltung,  3.  8.  itiarjd)-, 


768  gormojja  - 

Serfammlungb*,©cwegungb*  unb®efe<ht$* 
formatioiun  ((.  b.);  go'rmationbänberung, 
Übergang  aub  einer  Crbnung  in  bie  anbre.  Uber 
öeologifd)e  gormationen  f.  b. 

gotmajja  (Nominal),  ©emcinbe  in  ber  ital. 
©rooinj  JioDara,  Slrcib  Tontoboffola,  im  Juxbtal 
beb  Toce,  ber  hier  einen  berühmten  SBafferfaU  bilbet, 
füblid)  Dom  ©riebpaf)  gelegen,  bat  (i90i>  504  beulfdje 
Einwohner. 

(form bäume,  f.  Cbftbau. 

gormbraht  iga(onbrabt),  f.  Irabl. 

gormcl  (lat.  formula),  für  befonbere  frntle  ent* 
Weber  auebriirflid)  oorgefd)riebene  ober  burd)  ben  öe* 
braueb  eingefübrte  SBorte , Slebenearten  ober  Sen* 
bungen,  3.  0.  ©cbetS*,  SRedjtbformeln.  gn  ber  01a* 
t b e m a t i f »erftebt  man  unter  g.  bie  Tarftctlung  Don 
©röjjen  imb  Sofien  burd)  bie  3eitbenfj)ra<be  ber  01a* 
tbematif,  }.  0.  ift  (a  4-  b)  bie  g.  für  bie  Summe  ber 
beiben  ©röfjcn  a unb  b;  a’4:  b,=c>  bie  g.  für  ben 
Üblbagorciftben  Sebrfaj)  ic.  Über  (£bemifd)e  gor* 
mein  f. b. 

govmelbürficr  (gormelfammlungen),  3«- 
fantmenfteHungen  Don  'Wuflem  für  bie  Vlbfafiung 
oon  Urhmben,  im  Klnfcblufj  an  Dorbanbene0otbilber 
oerfajjt  unb  baber  eine  wichtige  Quelle  ber  9fe<hUs* 
gefd>id)te  wie  ber  ©efdpcbte  überhaupt.  Solche  g.  ent* 
iianben  juerft  bei  ben  SBeftfranten  unb  SOeftgoten, 
feit  bem  8.  3abrb-  aud)  bei  ben  ©agern  unb  Tlleitian* 
nen.  Sie  i'ed)tögefd)id)tlid)  Wiibtigftc  gormelfamm* 
lung  ift  bie  beb  ilömbb  Siarcuif  aub  bem  Gnbe  beb 
7.  $abrb-,  bie  Unterricbtbjwedeii  unb  bem  )>raftifd)en 
öebraud)  in  gleid)  trejflidjer  Seite  biente,  ©ine  ab* 
icbließenbe  ©ubgabe  ber  g.  bietet  91.  (feurner  in  >Mo 
nunientaGennaniae,Leges«l  Scttionö:  »Formulae 
Jlerowingici  et  Karolini  aevi*  (1880 ; fljftcnuitiidieb 
Serjeühmb,  S.  9—17).  "Sgl.  3tumfr;  Uber  bie 
altern  fränfifeben  gormelfammlungen  (im  >3ieuen 
Vlrd)i»  für  ältere  beutfebe  ®efd)id)U'funbe«,  0b.  6, 
3.  1 — 115;  iöb.  11,  3. 313),  Über  bie  alemannifd)en 
g.  (cbenba,  3. 476),  in  ben  »©öttingifeben  Belehrten 
Klnjeigen«,  1882, 91r.44,45,  unb  in  ben  Einleitungen 
m ben  einjclncn  gonnelbüdjcrn  unb  3.  720  feiner 
vlubgabc;  91.  3 ehr  ober,  Über  bie  fräntifdien  g. 
(»3eitfd)rift  ber  SaDignlj* Stiftung«,  0b.  4,  3. 75i; 
0iebcnmeg,  Commtntntio  ad formulaa Visigothi- 
cas  (0erl.  1856);  9iod inger,  Über  g.  Dom  13,  hib 
lum  10  'gabrbunbert  (01ünd).  1855);  Terfelbe,  Über 
örielfteüer  urtb  g.  wiibrenb  beb  Hiittelalterb  (baf. 
1801).  Slbnliebe  Sammlungen,  bie  SRuftcr  für  Einträge 
an  bab  ©eridjt,  Klagen,  ©ertrüge  ic.  entbalten,  haben 
Wir  jur jeit  unter  anberut  in  bem  > gortuularbud)  ju 
ben  beuticben  0ro;eBorbitungen  für  ben  ©ebraueb 
ber  ©eriebte  unb  Staatbanwalten*  (2.  "ituft. , 0erl. 
1899  ff.),  ferner  in  bem  auf  0cranlajfung  beb  0erli* 
ner  KlitwallDcrcind  in  Angriff  genommenen  »gor* 
mularbucb  für  bie  freiwillige  ©eriebtöbarfeit«  (baf. 
1901  ff.),  wonon  gegenwärtig  bab  £>anbeibved)t  unb 
Dom  0ürger!id)eit  ©efepbud)  ber  allgemeine  Seil  unb 
bab  91cd)t  ber  SdiulbDcrbältniffe  Dorliegt. 

gor  mell  (fvanj.),  förmlich,  ber  gönn  nach;  aub* 
brürtlicb,  beut  lieb.  Sgl.  gonnal. 

gormcUc5ünt)rl)cit  wirb  genannt,  loab  bie  Par- 
teien int  3<vilpro}c3  infolge  einer  redjtbträftigen  Ent* 
[d)eibung  alb  wahr  gelten  laffen  müffen.  Tie  f.  Si}. 
bedt  fid)  nicht  immer  mit  ber  materiellen,  ba  biefe  in- 
folge cineb  SlangelS  an  0eweibmittc(u , unrichtige 
Kino  jagen  Don3eugcntc.  nidjt  in  aücn  gatten  ermittelt 
werben  fann,  ber  9ied)tbfraft  (f.  b.)  aber  gewiffe  S3ir* 
tun  gen  bcigelegt  werben  müffen.  3«  gewiffem  Umfange 


- goniteS. 

bietet  bie  SBicberaufnabmc  beb  Strfabrenb  (f.  b.)  Ab- 
hilfe gegen  unrichtige  redjtbfräftige  Gntfd)eibungai 
0on  formeller  SSabrbcit  wirb  aud)  gefproeben,  foweit 
freie  ©cweieroürbigung  nicht  befielt,  bab  ©eridbt  Diel* 
mehr  gattj  unabhängig  Don  feiner  Überjeugung  ge* 
wiffe  ©ebauptungen  alb  wahr  ober  alb  unwahr  an* 
(eben  rnujj  (f.  ©emeiätbeoric).  3"  biefem  Sinne  wirb 
j.  SJ.  begrünbet  burd)  Sibebleiftungen  (f.  Gib),  burdj 
bab  gerichtliche  ffleftänbnib  (f.  b.)  fowie  bureb  Urfun 
beit,  beren  3nbalt  nach  bem  ©efep  alb  wahr  gilt  (f. 
Urfunbenbeweis). 

ormclfa mm lungen,  f.  gormelbücber. 
armen  (ehrt,  berjeitigc  Seil  ber  ©rautmatit, 
ber  bie  ©ilbung  unb  glerton  ber  SSörtcr  bebanbelt. 
©egen  bie  Saütl ehre  (f.  b.)  fann  bie  g.  ftetb  genau 
abgefonbert  werben,  bagegeit  bängt  fie  eitterfeitb  mit 
btr  Semafiologie  (f.  b.),  anberfeitb  mit  ber  Sgn* 
tap  (f.  b.)  immer  fo  innig  juiainmen,  baf)  nach  biefett 
Seiten  bin  fdjarfc  ©ren  jliitien  nicht  ju  jicben  finb.  — 
3n  ber  SSatbematif  bie  Cebre  Don  ben  ©nmb* 
formen  ber  gläcbenfiguren  unb  Körper  als  Sorhiriuo 
(geometrifebe  ilnfdwuungdübungcn)  ober  alcs  Dolfe- 
tiimlicher  Unterricht  in  ber  ©eometrie  ober  Saum* 
lehre.  Gmgefttbrt  in  bie  Sibafti!  ift  biefer  Unter- 
ridjtäjweig  Don  Peftalojii  (>710(5  ber  Tlnfchauung 
ober  7lnfcbauungölebre  ber  fKafiDerbältniffe*,  ©afei 
1803)  unb  §eri>art  (»Peflalo.niä  3bee  emea  710G 
ber  Mnfdiauuug«,  fflötting.  1802, 2.  Vlufl.  1804);  ihre 
praftifebe  Ttuobilbung  Derbanft  fie  Dorjüalicb  Siefter* 
weg.  Sgl.  3d)urig,  ©efhicbte  ber  'Äetbobe  ber 
Saumlebre  (in  KehrS  «©cfcbichte  btr 'llletbobif*.  1.0b., 
2.  Tlufl.,  ©otlja  1890).  — 3n  gewerblichen,  befonbere 
tunjtgewcrblichen  gadjfcbulen  beieidmet  man  ale  g 
bie  Einführung  beb  Schillere  in  baü  Serfiänbnid  btr 
gcfdjicbtlich  genebenen  Stilarten  (Stillebre). 

Sormniiftion l)cit , f.  gorm  (Üftbetif),  ®-  765. 
ormeutera,  fpan.  3njcl  im  'Ulittellänbifcben 
Sltcr,  jur  ©ruppe  ber  Pittjuien  gehörig,  burd)  einen 
6 km  breiten,  Don  Klippen  erfüllten  Kanal  Don  ber 
! 3nfel3bija  getrennt, ift  bergig (fia'JRoIa  im 0. 183m), 
bat  etnegliicbc  Don  96qkin  unb  usoo»  2258  Ginw.,  bie 
Siebjucht,  Sccfaljgewiitnung  unb  giiehcrei  betreiben. 

gormerei , bie  ^erftctlung  btr  gormen  für  bie 
©ieiierei  (f.  b.). 

gormcrftijtc,  f.  Gifengicfierci,  S.  556. 
gormcb,  l)Karl  3obann,  CpemfängerfSaBi. 
geb.  7.  Klug.  1810  in  ilHülbcim  a.  Sb-,  geft.  15.  Ir,. 
1889  in  San  granciöco,  fungierte  alb  ftüfter  an  ber 
fatbolifdjen  Stircbe  ju  tDlülbeuu  a.  Sb-  unb  war  be- 
reite gamilienuater,  a!8  er  1841  befd)loB,  fi<6  ber 
Shmft  ju  wibmen,  imb  unter  ©umbert  fficfangäitubien 
begann.  91od)  in  bemfelben  3abre  (onnte  er  bafclbft 
mit  Grfolg  ald  Saraftro  bebütieren.  3wei  3af>re 
banad)  würbe  er  in  Plannbeim  angefteüt  unb  1845 
an  bab  tpofopcnitbeatcr  in  fflieii  berufen.  Wo  er  fich 
ald  ebenfo  genialer  Sänger  wie  larfteücr  bie  ©unft 
beo  Subiifumei  gewann,  aber  1848  wegen  Teilnahme 
an  ber  politifdjcn  Sewegung  füiditen  muhte.  Gr  ga* 
ftierle  nun  in  allen  griSfscnt  Stäbten  Tcutfdjlanbe, 
gehörte  1852 — 57  ber  3lalicnifcbcn  Cpet  in  fionbon 
an  unb  bereifte  bann  auch  Slorbamerifa,  Wo  er  bab 
0ürgcrr«bl  erwarb.  91od)  1874  erwcdle  er  in  Scrliu 
burd)  feine  unDerwüftlidje  Stimme  Sewunberung. 
Ter  piumfelt  in  -aiartba*  unb  galftaff  in  ben  >2u* 
ftigen  SJeibem  Don  SSinbfor*  finb  fpejiell  für  g.  ge* 
febrieben.  Seine  Grinncrungcn : »Kino  meinem  Sub* 
nenleben*  gab  S).  Stoib  beraub  (Köln  1888). 

2)  Ibeobor,  Srubcr  beb  oorigen  unb  ebenfalls 
Cpcmfänger  (Tenor),  geb.  24. 3uni  1826  iniKülbetnt, 


gönnet)  — gormofa.  769 

geft.  15.  Oft.  1874  in  Gnbcnid)  bei  Bonn,  erhielt  feine  gormiatc-,  Wmeifenfäurefalze,  J.  B.  9fairtumfor- 
Vludbilbung  in  ©ien,  debütierte  1846  in  Bubapeft,  mint:  ameifenfaure«  Sfatron. 

^atte  iobnnn  Gngagententd  am  Kärtnertor-Ibeatcr  Formlen,  Wmeife;  Fornricidao  (Bmeifen),  ga» 
in  Siiicn  unb  in  9Kannf)(im  unb  wirfte  Bon  1851  nid  milif  aud  btr  Ordnung  ber  Hautflügler,  f.  Wmtifcn. 
erfter  Helbcntenor  15  3rtf)re  am  Berliner  Cpempaud.  gormfca,  Heine  gnfel  an  ber  ©eftfüfte  Sizilien«. 
Später  ging  fr  mit  feinem  Bruber  nad)  Bmerifa.  Weftlid)  non  Xrapani,  jur  ©ruppe  ber  tägatifdjrn  Jn» 
9lad)  feiner  IHüdfepr  Berlor  er  bie  Stimme  faft  gänj*  fein  gehörig,  mit  fleudjtturai  unb  faunt  30  Ginw., 
lid).  .‘fiunr  gelangte  er  zeitweilig  wieder  in  ben  Befif)  bie  Stjunfildifang  betreiben.  — Senfelben  Stauten 
berfelben,  fo  bafi  er  nad)  einem  fenfationellen  ©aft-  fiiijren:  eine  flehte  Jnfel  (mit  fleudjtturai)  int  Xtjr» 
(fiel  an  ber  Kroilidjeit  Oper  in  Berlin  roieber  ald  rbenifepen  SDteere  zwifdjen  Äorfifa  unb  SRonteaifto, 
erfter  Xenor  am  Cpembaud  engagiert  nmrbe.  'Jlbet  eine  foldie  (g.  bi  Burano)  ait  ber  Sitfte  ber  ital. 
noch  im  flaufe  bed  erften  3af)ree  zeigten  fidt  Spm-  ¥roBtn,j  ©roffeto,  öftlid)  Born  9Kontc  Wrgcntaro,  fer- 
ptonte  non  ffleiftedftörung , bie  enblid)  feine  llberfüE)-  ttet  eine  fleine  3ttfclgruppe  (gor ntirf)e  rfpr.  formite] 
rung  natf)  Gitbenid)  nötig  machten.  bi  ©roffeto)  weiter  nördlich,  gegenüber  ber  3Kün» 

3)  Grnft,  Rotitifer,  Sofjn  Bon  g.  1),  gcb.  30. 3an.  bung  bc«  Ombrone,  unb  (gormtche)  füböfllid)  bei 
1841  in  9Rülf)eim,  geft.  2.  Vlpril  1808  in  Berlin,  ber  Jntcl  fion  ja. 

»erlebte  feine  ftinbpcit  in  SBicn,  gefeilte  ffd)  Bon  Foruiiearildae,  f.  ftmeifenoögel. 
ftnrldrube  au«,  tuo  er  bad  Boltttechmtum  befud)en  Formlcatio , f.  Wmeifen frieren, 
foilte.  1858  gegen  ben  fflillen  ber  ©lern  einet  Schau»  gormibabel  (lat.),  grauenerregenb,  fchrccflidj. 
[pielertruppe  ju  unb  führte  eine  Jeitlnnq  ein  Süan-  gotntieren  (lat.),  formen,  bilden,  gejtaiten;  f. 
belieben.  Bon  1861 — 62  SKilglieb  bed  Stabttbeaterd  gormalion. 

Alt  Brcdlau,  fpielte  er  Bon  1863—65  unter  Sirettor  gormiqiit)  (fpr.  .»rfnjo,  Sorf  im  franj.  Separt. 
Xreumann  in  Sien,  1865 — 67  am  fcoftijeater  ju  Galoabod,  Virronb.  Batjeuj,  bat  eine  Kirche  aud  bettt 
©iedbaben  unb  würbe  1868  in  Berlin  am  StTollidjen,  12. — 14.  Jaljrl).  unb  (toot)  59  (ald  ©tmeinbe  640) 
fpäter  am  ©atlner  ■ Xpeater  engagiert,  wo  er  idmell  Ginw.  — 71m  15. Rlpril  1450 Sieg  bergranzofen unter 
bie  ©unft  bed  Bublifum«  gewann.  1878  ging  g.  an  bem  Gonnätable  Bon  Stidjemont  über  bie  Gnglänber, 
bad  Hamburger  Xbaliatpeater  unb  Bon  ba  1892  an  führte  bie  Eroberung  ber  ütormanbie  herbei.  Sgl. 
ba«  Berliner  Jijeuler  in  Berlin.  Sein  gelb  Waran-  3oret,  La  bataille  de  F.  (Bar.  1903). 
fang«  bie  Boffe;  bie  ©eftalten,  bie  ihm  am  heften  ge-  gormtn , f.  Urotropin. 

langen,  waren  ©edeit,  Botiuinantd  unb  fogen.  9ia-  gorinfaftcn  (g  o r m l a b e,  g or  m f (a  f cp e),  in  ber 

tur6urid)cn;  aber  auch  emftc  unb  gemütnolle  Bolle  ©iefierei  bad  ©efäfi,  in  bem  bie  Sanbform  hcrgcflctlt 
(haraltere,  bie  er  in  ben  legten  Jahren  beoorjugte,  wirb;  f.  ©iefierei. 

fauben  in  ifim  einen  nortrcjflichen  Sarftefler.  gormfohlc,  9tbart  ber  Braunfoptc  (f.  b.). 

gormcl)  ((m.  .m>),  3ean  Henri  Samuel,  franj.  gormlabc,  f.  gonnfaflen. 

©elefirter,  gcb.  31.  3)iai  1711  in  Berlin  and  einer  gormlitper  Ülngriff,  f.  geflungdfricg,  S.  481. 

Gmigrantenfamilic,  geft.  8.  Stär;  1797,  ftubierte  in  görmlicfjc  Verhaftung,  eine  Verhaftung  durch 

Berlin  Xpeologie  unb  würbe  1731  Brebiger  ber  fron  Offiziere  unb  Bfannfdwftcn  im  ©aditbienft,  ift  nur 
jöfiidi  reformierten  ©enternde  zu  Brandenburg,  1737  auf  ©runb  eine«  fchriftlichen  rid)terlid)en  Haftbefehl« 
Brofciior  am  franzöfifepen  ©nmnafium  in  Berlin,  oorzunehmeit. 

1748  Sefretär,  fobaitn  Hiiloriograpl)  ber  Bfabemie  gormmafebinc,  f.  ©iefierei. 

ber  ©iffenfepaften.  Seit  1788  war  er  Sirettor  ber  gormöl,  i gorntalbelnib. 

pljilofophifdjen  Älaffe  an  ber  Sllabcmie.  UJiit  grieb  gormonitrfl,  f.  ©laufaurt. 

rid)  II.  ftanb  er  in  Bertrautem  Umgang.  Cr  gab  feit  gormöd  (lat.),  wohlgeftaltet,  fd)öti;  gormoft* 

1733  mit  Beaufobre  unb  fpäter  mit  be  9Jlauderc  bie  tät.  Sohlgeftalt,  Schönheit. 

»Bibliothäqne  gi  rmanique«  (25  Bbe.),  bann  feit  gormofa  (rfjinef.  Xai man),  feit  1895  zu  Japan 
1750  bie  »Nonvelle  bibliothöque  germanique*  (25  gehörige  3nfel  an  ber  Oftfüfte  Shinad  ({.Karte  »Spina 
Bbe.)  u.  a.  peraud.  Bei  feinen  Bielfacficn  Befannt  unb  Japan«),  bott  biefer  burd)  bie  gufifnftrafie  ge- 
fdiaften  hat  er  über  23,000  Briefe  hinterlaffen.  Jn  fdjieben,  zwifefien  21°  54'— 25°  19-  nörbl.  Br.  unb 
feinem  Bh'lofophiercn  Berfutjr  er  clleltifd).  Bon  fei-  120°  V— 122“  öftl.  fl.,  380  km  lang,  120  km  breit, 
nen  Schriften  find  tjerüor julieben : »La  belle\Vol-  34,753qkin(mitbentleincn9iebeninfeln,audfd)lie6' 
tienne«  (Haag  1741— 53,  6 Bbe. ; ein  populärer  91b  lieh  ber  Bedcaborcd)  grofi.  g-  wirb  ber  Sänge  nad) 
riftbcr'äSolfffchenBhilofophie);  »Anti-£mile«(1762);  (etwa  meribional)  tnni  brei  ©ebirgdfetten  burdizogen. 
»finiile  ebrbtien«  (Beil.  1764,  2 Bbe.);  »Frödericle  Sie  (jfentrallette  (pödifte  ©rhebung  URourit  Biorri» 
Grand, Voltaire,  Jean-Jacquea,d'Alcmbert«  (1789).  foit  [fi  b.]  4370  m)  bcfleht  aud  gefalteten  alten  We- 
gormflafchc,  f.  gormfaften.  {teilten  (Arclmicum  unb  Palaeozoicum).  bie  wcftliche 

gormia  (früher  9)1  ola  bi  ©aeta),  Stabt  in  ber  Kalifette  (bid2830  m)  aud  tertiären  Sd)td)tgeficmen ; 
ital.  Brooinz  Safcrta,  Sreid  ©aeta,  an  ber  9lorbfcitc  in  ber  üblichen  Saitofette  treten  zu  leptein  noch  uul- 
bed  ©olfed  boii  ©aeta  unb  ber  Gifenbahn  Sparnnife-  lanifche  ©efteine  hinzu.  Bon  ber  ehemaligen  Bulletin» 
©aeta,  zerfällt  in  bie  Ober;  unb  Unterftabt.  hat  Son-  fcpen  jätiglcit  fmb  heute  nur  noch  geringe  Siege  uor» 
gruben,  Xeigwaren-  unb  Clfabrifatiou,  einen  Ipafen,  panben  («olfatare  bed  Schichifeitoian  [1109  m|  an 
ui  bem  1900:  700Sd)iffe  mit  19,752 Xoit.  eingclaujen  ber  9lorbipijje,  peifie  Duellen,  Grbbcben).  gür  giad)» 
Ünb,  uitb  (toot)  8108  Citnu.  — Gd  ift  bad  alte,  an  tanb  bleibt  mir  wenig  Siatiiu  längd  ber  fiüite.  Sad 
ber  Bia  Ülppia  gelegene  Formiae,  bad  fdion  338  b.  Gpr.  feueptwanue  Klima  i|t  fiöcpft  ungeiunb.  Blitlcltcm- 
bad  römiidje  Bürgerrecht  erhielt,  guten  (Bon  $oraj  peratur  an  ber  Hüfte:  3anuar  10.9",  3»li  21,95".  Ser 
gerühmten)  ©ein  haute  unb  zahlreiche  Billen  Bor  tRorbofhnonfun  wept  Born  9iooembei  bid  Bpril,  fonft 
uepmer  Siömer  befafi.  Unlet  legtern  ift  badFormia-  Sübweilmonfun.  Ser  Sicgenfall  ift  fepr  ftarl  (fic- 
num  bed  Gicero  befannt;  bie  in  ber  jefit  fogen.  Billa  lang  3000  mm).  3"  *>cr  Bftanzenwelt  mifepen  fiep 
bi  Giccrone  gezeigten  Überrefle  eiitcd  grofieit  röttti-  picr  japanifepe  mit  malaiifcpen  gönnen.  Bid  500  m 
fcpenflanbhaufed  gehören  jeboep  erft  bcrKaiferzeit  att.  Häpe  perrfept  neben  ©raölanb  tropifepe  Begetation 
Stcgcrj  Äouu.>£ejifott.  6.  VI u fl. , VI.  9b.  49 


770 


gormofa  (3nfei). 


($a(nun,  3ambäume,  Sianen,  Bambud,  Sanpanen, 
Slnanad,  Srotfrudjtbaum,  ©ewürjpflanten,  riefige 
Kampferbäume);  bid  1800  m erftrccft  fid)  iippiger 
fnhtropifcber,  immergrüner  Sauhwalb,  jenieitd  ber 
Sfabelwalb.  Die  Xierwelt  jeigt  nod)  geringere  Ser 
wnnbt(d)oft  ju  ber  bed  benachbarten  China ; bie  3ah' 
ber  eigentümlichen  SJormen  ift  peinlich  grofj.  Sefannt 
finb  35  'Urten  Säugetiere,  128  Sögel.  Son  e eitern 
(mb  ju  nennen:  ber  fchwarje  (ntalaiifd)e)  Sär,  ber 
rohe  orangutanähnlicbc  Macacus  cyclopis,  Seoparb, 
icbeiparber,  3wergfape.  hi«  eigenartige  Saumjibet- 
läge  (Helictis),  ©eicümtilopen,  ^irjdje,  «hnetfmfrcfier, 
Sflughömcpen;  Siinber  (nicht  Boa  chiuensis)  unb 
Süffel  werben  ald  3uflü«r«  beimpf.  Unter  ben  Sö- 
geln fehlen  bie  Bnpageicn.  ®ie  3nfe(tenfonnen  wei- 
fen gleicbfattd  mehr  nach  «Kalaiften  ald  nach  China. 
Oie  Seoölferung  (Gnbc  1897:  2.729,503)  beilebt  in 
«iorbformofa  ju  lieben  Vldjteln  aud  eingewanberten 
Chittefen  (jioflo  unb  £mfta).  Oie  maiaiifdjen  Ur- 
bewohner im  Slnnem  unb  an  ber  Oftfüjle  werben  in 
tiier  ©nippen  (Sepopoan.  Samfifjoan,  Seffjoan,  Chi- 
hoan)  unlerfchieben;  bie  Sepohoan  haben  chineftidje 
Sprache  unb  Sebendwetfe  angenommen,  (mb  jebod) 
Wie  bie  anbem  Stämme  j.  X.  noch  «Kenfdjenfreifer 
unb  Kopfjäger  geblieben.  Sie  gehen  faft  naeft  unb 
brauchen  ald  Soffen  Sogen,  furje  Säbel  unb  San- 
jen,  auch  bereit«  gl  inten.  Sötlig  felbftänbiq  (ollen 
nod)  ettoa  300,000  fein.  Oie  d)ri(tlid)e  «Million  (2 
fatbolifcpc,  eine  prot.  «Inhalt)  hat  in  jf-  bisher  (ehr 
Wenig  Grfolg  gehabt.  Oie  UrbeDÖlferung  im  Innern 
ereibt  hauptfäcbl  id)  «Iderbau  (Kartoffeln,  jpirfe.  Xabaf, 
Grb(en).  3m  glacplanb  toirb  (ehr  Diel  3udocrohr, 
Sh'cid  unb  See  gebaut,  ferner  Salate,  Dam«,  Xaro, 
3nbigo,  Grbnufi,  Seiten.  Oie  3nbuftrie  (3uder, 
See,  ©radtud),  Sieidpapier,  Dl,  §nbigo,  Kampfer) 
liegt  audfehlieBlieb  in  djinefitchen  $>änbcn.  Siehiud)! 
ift  unbebeutenb,  erheblich  ber  jifcb-  unb  Vlufterufang. 
«lud)  bie  reichen  «Vineralfehäpe  (©olb,  Silber,  Kupfer, 
Slei.  Cifen,  Sdjmefel,  weitperbreitele  Staun-  unb 
Steinfople,  Petroleum)  werben  bisher  nur  (ehr  wenig 
audgenupt  (Sfoblenbergwert  bei  fielung).  San  ben 
Jpäjcii  finb  bem  Srembhanbel  geöffnet : Snnifui  (Stöbe) 
unb  ftelung  im  5J„  Satao  unb  Vlnping  (Saiwanpu) 
im  S.;  am  legten  Orl  ein  beutjehed  Serufdfonfulat. 
Oer  Sehiffdbetfehr  ber  Freihäfen  betrug  1901:  779 
Schiffe  mit  1,011,812  Son.  (ohne  japamfebe  unb  epi- 
nefiiehe  Xfdjunfen).  Oie  Ginfuhr  belief  fid|  1901  auf 
21,592,052,  bie  «ludfubr  auf  18,651,530  «Jen;  ber 
Stanbel  mit  3npan  ift  (eit  1897  (tetig  gefliegen  auf 
# often  bed  «ludlanbed.  Son  Gifcnbabncn  beiteljen  bie 
Sinien  Xaipefu-Stelung  unb  ein  Seil  ber  Sinie  Xat- 
pefu-Saiwanhu-Satao,  Don  Sfernfprcchleitungen  bie 
Sinien  Vlnping- Satao  unb  Saipefu-Samfui. 

©efd)id)te.  Oie  Chinefeti  faftten  urfprflnglidj  ff. 
mit  ber  langen,  Don  bort  nach  3apatt  hiniiberreichen- 
bett  3nfclfette  unter  bem  «lauten  Siufiu  (f.  b.)  jufant- 
nten.  Oie  Serbinbung,  bie  pir  3eit  ber  fymbpnaftie 
(25  -263)  mit  China  beftanb,  war  fpäter  Derloren 
gegangen,  (0  baf)  im  «Infang  bed  7.  3aprh-  Gut- 
bedungd-  unb  Grobcrungäeipebitioncn  Wie  nnd)  einem 
fernen,  unbelannten  Saiib  entfenbet  würben.  3njwi» 
feilen  hatten  nämlich  bie  Don  S.  fommenben  «Malaien 
Don  ber  ganjen  Gbene  ber  3nfel  Sepp  genommen, 
Dor  benen  bie  püilificrtem  ältem  Bewohner  in  bie 
Serge  geflohen  waren,  3-  blieb  (ich  felbft  überlaffm; 
audt  bad  Sanben  einer  1291  Don  (fufiiln  nach  ben 
tKiufiuinfeln  enlfanblen  Grpebition  auf  ben  'liedca- 
boren  unb  «Beftformofa  änberte  an  ber  politifcpen 
3foIierung  ber  3t>f'I  nidjt«.  Oie  Sebrüdung  ber  be» 


fottberd  al«  hcrumjiehenbe  Schmiebe  nüplid)en  Stalla 
würbe  in  Sübd)ina  (eit  ber  «luflepnung  gegen  bie 
«Hongolenfaifer  fo  ichlimnt,  bah  im  Saufe  bed  14. 
unb  15.  3alirb.  allmtthlicb  ein  Orittel  biefed  Solfd- 
ftammed  nach  ff-  überftebelte.  Oa  aber  injwifchen 
mit  ben  SRmfiuinfeln  enge  Bejahungen  angehiüpft 
waren,  fo  nannten  bie  Cbincfen  bie  Don  Silben  be- 
wohnte große 3nfcl  Don  etwa  1400  an  »Klein  Siutin<. 
3nfolgebefien  erfcheintff.  auf  ben  portugiefifchen Kar- 
ten bed  16.  3ahrh-  unb  nod)  bei  Sinfcpotten  ald  »Le- 
queo  paqueno«.  Oiefer  unpa((enbe  Same  machte  ent 
allmäblii  bem  Don  ben  Sortugiefen  eingeführten  3. 
Slap.  Seriuche  ber  3apaner.  mit  ben  Stämmen  an 
ber  Siorbfüfte  Serfebr  anjufnüpfen  unb  bie  3"fel 
ju  erobern  (1609  — 16),  fehlugen  fehl.  Sog  egen 
bemächtigten  geh  bie  Jpoüänber  1624  einer  tleinen 
3nfel  gegenüber  ber  .Oanbeldftabt  Saiwan  an  ber 
SJe(tfü|te,  wo  ffr  bad  gort  3<!anbia  bauten.  Gbenfo 
grünbeten  bie  Spanier  1626  an  ber  «forbtüfle  bad 
3ort  San  SalDabor.  Son  1624—61  war  ein  großer 
Seil  ber  Gbene  unb  benachbarten  Serge  (im  ganjen 
290  Oörfcr)  Don  ben  Stollänbem  beljcrrfcht.  bie  ud) 
aud)  berGinführung  bed  Chriftentumd  unb  bed  Schul- 
unterricht« eifrig  annahmen.  «Iber  1661  griff  ber 
Sceräuberhäupiiing  Kojrinqa  Don  Smog  aud  mit 
25.000  «Kann  bie  hoUänbifdjen  Sefagungen  an;  bie 
SioBänber  übergaben  aud)  bieffeitung3elnnbio  gegen 
freien  «Ibjug.  feo  war  3.  1662—83  unter  Korm qa, 
feinem  Sohn  unb  Gnfel  ein  felbftänbiger  Staat.  Oer 
legiere  würbe  nad)  Seting  entboten  unb  bie  3nfel  mit 

ber  d)inefiid)en  SroDinjffufienoerbunben.  91  udi  wäh- 
renb  ber  212jährigen  ehinejifcben  Sjei-rfchatt  blieb  ber 
gebirgige  Seil  ben  wilben  Stämmen  überlaifen.  1854 
ianbete  bie  nad)  3“pan  beftintmte  amerifanifdx  Gr- 
pebition unter  Send)  auf  3.;  aber  ber  Sorfcplag,  fte 
wegen  ihre«  Äoblenreidüumd  jtt  anneftieren,  fanb  in 
SSafbington  feinen  «Inflang.  1858  würbe  Saiwan 
unb  1860  Xamfui  jutn  Sertragdhafen  erflärt.  3ür 
bie  «ludfubr  Don  3uder,  See,  «lolang  unb  Kampfer 
würbe  3-  für  ben  ©eltljanbcl  halb  wid)lig;  eine  neue 
©efpinfipflanje  (Boehmeria  nivea)  lernte  man  Don 
ben  Gingehomen  benagen.  Oie  «Beigerung  Cbinod, 
für  ©cwnlttaten  ber  wilben  Stämme  gegen  geftran- 
bete  Schiffe  öenugtuung  ,|u  Derfcbaffen,  führte  1874 
jur  japanifchen  Gjpebiiion  gegen  bie  Kouföberntion 
ber  Sutangflämmc  im  S.  ber  ynfeL  3m  franjofifch- 
diineftfd)en  Krieg  eroberte  «Ibmiral  Gourbet  I khi  - 
1885  Äeiung  im  «I.  unb  bie  Sedcaborcn;  bod)  gab 
3vanfreicf)  bte  3nfel  an  China  jurüd.  «fach  bem  ja- 
panijch-chtneftfien  Kriege  trat  China  17.  «Ipril  1895 
3.  att  3apon  ab.  Ood)  Oeburflc  ed  erft  eine«  langen 
Kampfe«,  ehe  bie  Don  ben  3mülanem  errichlele  Se 
puhlif  erobert  unb  3 unter  bem  «iamen  Saiwan  eine 
Sepcnbenj  bed  japanifchen  Kaiferreid)«  würbe  |S>erbjt 
1901  «feuorganijation  burd)  Sicouite  Kobama) ; noch 
im  3rühjahr  1902  mufjle  ein  «lufflanb  niebergewor 
fen  werben.  Sad  1900  eingeftihrte  Kampfcrmonopol 
balle  ben  fRiidgang  in  ber  3«hl  ber  auf  3-  etablier- 
len  3>nuen  jur  3o>(ie-  Sfll-  3i  i e ft , ©efdtidtlc  ber 
3nfel  3-  (ju  ben  »«Kitteilungen  ber  Seulfcben  ©efell- 
fdbaft  für  «Jatur-  unb  Sölferfutibe  Ojtafiend-.  Sb.  6. 
Sofio  1897) ; 3mhault-£iuart,  Llle  For- 
mose;  histoire  et  description  (Sar.  1893,  mit  einer 
Siternturüberficbt  Don  Corhier);  «Birth,  ©efehichte 
3onuofad  bid  «Infang  1898  (Sonn  1898);  Camp- 
bell, F,  under  the  Dutch  (Sonb.  1903);  «Kac  Kap. 
From  fur  F.  Tlie  island,  its  people  and  miasiona 
(2.  «Infi.,  Gbinb.  1896);  3-  ®-  Clarf,  Formosa 
(Schanghai  1896);  S'üering,  Pioneering  in  F. 


gormofa  - 

(Sonb.  1808);  A.gifrfier,  Streifjüge  butd)g.  (Bert. 
1900);  Otamatfu,  Provisional  ri'port  on  investi- 
Kation«  nf  law«  and  customs  in  tlie  island  of  F. 
(Slbjoto  1902);  3-  ®-  Tauibf  on,  The  island  of  F. 
past  and  present  (fionb.  1903).  — Sorte  non  Sil* 
larb  (Schanghai  1895). 

gorittofa , Souuemement  bon  Argentinien  (f. 
Sorte  »Argentinien  ic.«),  jtoifdjen  ben  fjlüffen  Sil* 
contago,  5Ceuco  unb  Sennejo  unb  bem  Saragual), 
ber  jene  aufnimmt,  begren(t  non  Solinio,  Saraguotj, 
bem  (Kouo.G  ljoco  unb  berS'  oninj  Salto,  1 18,00(jqkm 
mit  (1805t  4829  Ginm. , umfaßt  ben  größten  Seil  beo 
Ghaco  Gcntral,  ijt  mit  SBälbern  bcberft,  j.  %.  fumpfig. 
Anftebelungen  finben  fid)  crft  in  ber  Sähe  bes  Sara* 
guat),  bebaut  mit  SRaiP,  guderrobr  tc.  finb  erjt  848 
Sp*ftar ; berSiebitanb  (14,403  Ainber)  ift  im  3uneh* 
men.  fyuiptcrt  ift  gormofa,  nabe  bem  Soraguaq, 
mit  us8M  1537  Gm».;  bie  Telegraphen  haben  eine 
Sänge  non  225  km. 
tjormofa,  Stabt,  f.  Kabul, 
gonnoiabai,  f.  Ungamabai 
formofaftraßc,  AiecrePilrafse  jmifeben  ber  3nfel 
gormofa  unb  ben  diineiijcbcn  Srouuiren  »Julien  unb 
Kioaugtung.  3>n  S.  ber  S«bcaborea-3nfelgruppe  bie 
gormofabäitfe. 

(Jormoic,  f.  tjorntalbebgb. 
gorntofo,  Sap  an  ber  Säfte  bon  Cbcrgumea 
(Siejtafrita),  Jpauptuorfprung  beb  Siigcrbelta,  auf 
einer  3"fel  )toijiben  Siun-  unb  Sraßinünbung. 

gormofnd,  Sapft.  narbet  Siidiof  non  'fiorlitp  im 
Kiidjeiiftaat,  mürbe  887  non  Sapii  SiitolauP  1.  alb 
ffli liftonar  ju  ben  Sulgaren  gejanbt,  non  Johann  VIII. 
878  alo  ISegner  Sarlo  beb  Hahlen  feinet)  tütetumP  be* 
raubt  unb  gebannt,  non  AinnnuP  U.  aber  883  ober 
884  inieber  emgefept  unb  891  (um  'flapft  gewählt. 
892  tränte  er  Vambetl  non  Spoleto  (um  Aiittaiier, 
aber  fdion893  trat  er  mit  bem  beulid)cn  König  Arnulf 
in  Serbiubung,  lub  ihn  ju  einem  Siomjug  cm  unb 
(route  ihn  22.  gebr.  898  (um  Kaifer.  Salb  barauf, 
4.  Vlpnl  898,  ftarb  er.  Sem  (weiter  Diacbfolger,  Ste- 
phan VI.,  ein  Anhänger  SambertP  non  Spoleto,  ließ 
nach  neun  Atonalen  be«  g.'  Stidinam  tnieber  aus- 
graben,  burd)  bie  »Stjnobc  bep  Gntjepcnp»  nachträg* 
lid)  bannen,  an  einem  abgelegenen  Orte  begraben 
unb  fpiiter  fogar  in  ben  Tiber  werfen.  2>a  aber  Ste- 
phan VI.  im  folgenben  3uli  abgefept  unb  gelötet 
murbe,  ließ  fein  (»etter  9iad)folgcrTl|coboruP  bie  aus 
bem  (Jtufj  gerettete  unb  heimlich  begattete  ileidje  897 
in  St  Seter  betiepen. 

(Jormiäub,  feiner,  etwas  tonhaltiger,  glimmer- 
reicher  Sanb,  ber  fid)  jur  Iperftellung  ber  fflujjformen 
eignet,  finbet  fid)  nielfad)  im  Sunifanbjlein  unb  in  ber 
Terliärjormation.  SüeitercP  f.  Gijengicßerei,  S.  555. 

g-ormfchncibcf linft  (gorm(d)nctt),  bie  Sunft, 
in  !pol(tafeln  erhaben  ftehenbe  Atufler  (um  farbigen 
Abbrud  auf  Kattun  unb  anbre  CPciucbc  foinie  auf 
Sapiertapelen,  SJadiPtud)  ic.  auP(ufd)neiben.  Ter 
(Jormfd)neiber  arbeitet  mit  mehreren  Arten  non  Sted)- 
eifen,  bie  benen  ber  !pol(jd)iiißer  (Silbhauer)  gleidjeit. 
Alan  gebraucht  ben  Auobrud  3-,  namentlich  für  bie 
ältere  3fU,  auch  gleid)bebeutenb  mit  tpol(id)uetbe- 
fünft  (f.  b.). 

rjormftnbilität,  f.  lüetajentrum. 
fjormftciiic,  gejormtc  ober  profilierte  3'egelfteine 
(ur  Silbung  ber  6in(clglirberungen  im  Sadfteinbau 
(f.  b.),  bcfonbcrP  (ur  Iperftellung  non  fflefimfen,  gen- 
fler-  unb  liireinfaffungen,  griejen  tc.  Tie  beuticben 
Serblenbjteinjabnlen  fühmt  eine  Anjahlgornten  non 
Srofiljteinen  (f.  Abbilbung),  bie  non  bem  Serein  für 


- gortnsa^t.  771 

| gabrifation  non  3>ege!n  ic.  alP  9?ormalfleine  an- 
| genommen  unb  infolgebejfen  in  ber  Siegel  uorrätig 

□aa 

aa/iaa 

$roftlftctne  (ftrö&en  (n  TOiDlmetfro). 

unb  tnohlfeiler  finb  alP  g„  bie  für  ben  ein,jelnen  Sau 
nach  befonberer  3eid)mtng  gefertigt  »erben  müffen. 

gformftift  (Abfapftift),  Siagel  non  guabrati- 
fchem  CuerfdjniU,  ohne  Kopf,  (um  Ginfcplagen  in 
Stiefelabfäpe. 

Forniäla  (IaL),  gormel  (f.  b.).  F.  Concordiac, 
foniel  wie  ßonforbienfonnel;  F.  Consensus  Helve- 
tica, f.  Consensus ; F.  juramenti,  (Eibeeformel.  Uber 
F.  im  röutiidjen  3tmIpro(ej)  f-  gormularpro(eß. 

gormulär  (neulat.),  bie  uorgefchriebene  Seife 
einer  Ipnnblung,  Siebe  Dber  Schrift;  inPbcf.  bie  S<or» 
fdirift,  nach  ber  Sotlmad)len,  St'ontratte,  KurPjettcl, 
Secbfel  u.  bgl.  abgefaßt  »erben  füllen,  amtltdi  jept 
Dielfad)  burd)  bap  beutfehe  »Sorbrud«  (Sorbrurtblatt, 
-Sogen)  crfepL  gormulare  im  leptern  Sinne  »er- 
ben enl»ebcr  abgejehrieben  ober,  »enn  fte  im  Triirf 
hergeilellt  finb  (Ölonfetten),  aupgcfüllt. 

gormularpro(cfj,  eine  ältere  gorm  beP  römt- 
feben  3ü>ilpro(efjcp,  nacb  ber  baP  Serf  obren  in  (»ei 
Teile  (erfiei.  tfiinädift  fanb  eine  Soruerbanblung  uor 
bem  richterlichen  Beamten  (magistratns)  ftatt,  bie 
Scrfjanblung  in  jure  genannt  »urbe.  bie  mit  ber 
fchriftltchen  Abfaffung  einer  formula  fchlof).  3n  bie» 
fer  »urbe  aup  ber  öefd)»omenlifte  em  Siichter  (ju- 
dex) für  ben  uorliegcnben  gaü  ernannt ; ferner  »urbe 
biefem  in  genau  beftimmter  SSeife  gejagt,  wann  er 
ber  Klage  flattgeben  unb  »atm  er  fte  (urüdtueifcn 
fülle.  TaP  »eiiere  Verfahren  fanb  bann  uor  biefem 
judex  palt, ber  in  berSadte  felbjt  (u  entfehetben  batte. 
SBenn  ber  magistratns  fid)  über(eugte,  baß  bie  Klage 
oöllig  grunbloP  fei,  tonnte  er  übrigens  auch  bie  for- 
muln  uerweigrnt  (fonnulam  [actinnem]  denegare). 
3m  Sauft  berKeit  mürben  für  gewifje  Arten  con  Kla- 
gen beftimmte  gormeln  feitgefept,  bie  einen  4te|ionb- 
teil  befl  prätoriicheii  GblttP  bilbeten.  Taburd)  batte  ep 
ber  Arätor  in  ber  Ipanb,  neue  Klagen  (u  fdgaffen ; fo 
erlangte  bap  prätoriiibe  gonnalfhitem  große  Sieben- 
tung  |ür  bie  SlechtPpilege  unb  StechlPioijfenfdiaft.  3» 
ber  Kaifer(eit  ift  ber  g.nebft  beröel'chioomengeridttp- 
uerfaifung  Derfd)»unben,  (ufolge  bep  AuffommenP 
ber  fogen.  extraordinaria  cogmtio,  b.  h-  bem  Aer- 
fabren,  nach  bem  ber  angegangenctöeamte,  ohne  einen 
judex  (u  ernennen,  felbjt  euifchieb. 

formulieren  (lat.),  in  eine  beftimmte  Aupbrudp- 
form  bringen,  flar  auPfpredjeit. 

gormtri  HCO,  einwcrtigeP  Slabifal,  baPmit  ^tijbr* 
ofiil  OH  Ameifeniäure  HCO. OH  bilbet. 
f-ormtilianrc , foniel  »ie  Ameifeniäure. 
(joruiqitricblortb  (Formjhim  trichioratum), 
foniel  wie  (Sbtoioform. 
gorncnltrijobib,  foniel  wie  3oboform. 
tjorui(aifcit , f.  -Gifen- , Tafel  II,  S.  I. 
7form(abI,  in  ber  gorfttcdinit  eine  i)ilf«(o()l  (ur 
SKajfencrmiltelung  non  Säumen  nnb  öeftänben  (f. 
.pol(meufunbe).  g.  ift  ber  Cuotient  auP  ber  Aiaffe 

49* 


772  gornafaltcn 

eines  ©auiiieS  imb  eines  CergleicfielörpcrS , ber  mit 
bem  Saume  gleite  Höbe  unb  gleichen  Durifimcffer 
bat.  3'  nachbem  (um  ©crgleicbstorper  eine  Balje 
ober  ein  Segel  gemätjlt  wirb,  unterfebeibet  man  B a l ■ 
jen»  unb  kegelform  jablen.  ©egenwärtig  fmb 
allgemein  Baljfnfornijaijlenüblidj.  8ennbie®runb- 
flädie  eineg  ©aumeS  G,  (eine  i)üt)e  H,  (ein  ipolj- 
majfeninbalt  M genannt  wirb , fo  ift  bie  gonnjaljl 

F = * , mitbin  bie ©aummaffe  M = Gx HxF. 

G ergibt  fidi  auS  berSBtrffung  beSöaumburcbmefferS, 
H aus  bertDteffung  ber  ©auiuljöbe,  bie  g.  F wirb  aus 
©rfabrungstafetn  (g  o r m j a b 1 1 a f e l n)  entnommen, 
ornafalicu,  f.  gornaj. 
ornarina  (itat.,  »fteine  ©äeferin,  ©örfcrStocb» 
ter- ) , bie  angebliche  (beliebte  MajfaelS  (f.  b.). 
Fornax,  Stembilb,  f.  Ofen, 
gornajr  (lat.,  »Dfen«),  römifebe  ©öttin  ber  Ofen 
unb  beS  DörrrnS  beS  KomS  im  Sacfofen.  3br  Bfllt 
baS  uralte  geft  ber  gornafalien  hn  gebruar. 

gorncron  (ln.  fom'renn),  ipenri,  front.  ©efebiebt* 
febveiber,  geb.  16.9toD.  1834  in  Dropes,  geft.  26.  SJtär  j 
1886  in  ©ariS,  würbe  3nlpclteur  ber  gtnanten,  oer 
lieft  bann  aber  ben  öffentlichen  Dienft,  um  (ich  ganj 
ben  gefcbicbtlnben  Stubien  ju  Wibmen.  6r  irtuieb : 
»Les  anionrs  da  Cardinal  de  Richelieu,  roman  infr- 
dit  de  l’hfttel  de  Rambouillet,  publie  sur  le  ma- 
il uscrit  original«  (1870);  »Histoire  des  dbbats  poli- 
tiques  du  parlementanglaisdepiiisla  rävolution  de 
1688«  (1871);  »Les  ducs  de  Guise  et  leur  Spoqne« 
(1877,  2 »be.;  2.  Stuft.  1893);  »Histoire  de  Phi- 
lippe II«  (1880 — 82,  4 ©be  ; ©b.  1 u.  2 in  3.  «ufl. 
18871;  »Histoire  gbnerale  des  ßmigrfts  pendant  la 
Revolution  franijaise«  (4.  Vlutl.  1884,  2 ©be.),  boju 
als  3.  ©anb:  »Les  ßmigrSs  et  la  socibtS  frantaise 
sous  NapolSon  I«  (1890);  »Louise  de  KSroualle, 
dnehesso  de  Portsmouth,  1649 — 1734«  (1886). 
Forniraria  (lat.),  Rreubenmiibchen. 
gornifditt  (lat.  Fomicarius,  Fornicator),  einer, 
ber  (ich  wegen  UnjudfiSDergeben  in  Untcriucbung  be» 
finbet;  gornitotion,  f.  SilttidjfeitSOerbrecben. 
RfornitcS,  f.  Ficus,  S.  547. 

Fornix  (tat.),  in  berSIrdfiteftur  ein  einzeln  fteben» 
ber  gewölbter  Sogen,  insbef.  ©ejetebnung  ber  altem 
Driumpbbogen.  bie  noch  oon  einfacherer  ©nuart  wa- 
ren, j.  ©.  F.  Fabii.  Die  ©ejeiebnung  für  bie  fpätem 
©raafibaulen  bieferVIrt  war  Arena  ober  Porta  trium- 
plmlis  ((.  Driumpbbogen).  F.  ber  Anatomie,  (.  ®ebim. 
goriioglctfcbcr,  f.  ©eniina-SUpcn. 
ff ortcr,  fiubwig,  febweijer.  ©unbeSrat,  Pon 
©SretSwit.  Manion  3üri<b,  geb.  9.  gebr.  1845  ju  3s» 
lifon  im  Xhurgnii,  flubicrtel863 — 67©btlologie  unb 
SiedfiSioiffenfcbaft  in  3ürid),  würbe  baielbft  1867  ©o* 
Ii(eileutnont  unb  in  ber  politilcben  ©ewegung  1867 
bi®  1869  eineS  ber  Häupter  ber  bemofratifcben  ©ar> 
tei.  1868  SRitglieb  unb  eriter  Sefrctär  beS  ©erfaf» 
fungSratcS,  1870  -73  erfter  Staatsanwalt,  lieg  er 
ficb  1 873  alS  VtbBofat  in  Bintertur  nieber.  1891  Der» 
teibigte  er  bie  Urheber  be«  ScptembcrputfcbcS  im  Del- 
fin Dor  ben  eibgenöffifcben  Vlffifen  in  (jiirieb.  Seit 
1870  Witglieb  beS  3'iricber  SantonSrateS , bem  er 
1875,  1881,  1883  unb  1898  präfibterte,  gehörte  er 
feit  1874  (mit  Unterbrechung  ber  Slmtsbaiier  1878 — 
1881)  auch  bem  fcbroeijenfdienStalioiiatrat  an.  beffen 
©rafibent  er  1893  war,  unb  würbe  einer  ber  giihrer 
ber  freifmnig  bemofratifeben  ©artei.  1889  peröjfent» 
liebte  er  im  ©uftraq  be3  ©unbeSratS  eine  Denffcbrift 
über  bie  etnjufübrenbe  ftaallicbe  UnfallDerfiebenntg 
unb  arbeitete  hierauf  baS  ©unbesgefej  über  bieffran» 


— g-orrefL 

fen»  unbUnfaUDerfidjerung  auS,  baS  im  Oftober  1899 
non  ber  ©unbeSueriammliing  einfriinmig  angenom- 
men, aber  in  bcrSoUSabftimiuung  noiu20.  ältai  1900 
oerworfen  Würbe,  ©cm  ber  UniDerfität  Rurich  1894 
wegen  feiner  ©erbienfte  um  bie  febwetjerifebe  ©ejef» 
gebuna  jum  (Jbrenbottor,  Pom  ©unbeSrat  1900  on 
stelle  beS  oerftorbenen  Droj  jum  Diretlor  beS  3en» 
tralamteS  für  internationalen  ISifenbabntranSport 
ernannt,  feit  grübiabr  1902  aud)  unbefolbeter  ©ro« 
feffor  für  Giienbabnrecbt  an  ber  UniDerfität  ©cm. 
würbe  er  iin  Dejember  1902  an  HauferS  Stellt  in 
ben  ©unbeSrat  berufen  unb  übernahm  1904  bas 
Departement  beS  3unem. 

gforreS  (»Jielbeiiüabt«),  Stabt  (royal  burgh)  in 
Elgmfbire(Sd)otttanb),  4km  oberhalb  bcr'llhmbung 
beS  ginbbom,  bat  einen  Jiafcn,  ein  fleineS  'IKujfuni. 
SJIarttliaüc,  Bollgamfpinnerei  unb  aooi)4313litnw. 
Dabei  ber  fogen.  swenoftein,  ein  8m  hoher  Obe- 
lisf  mit  StulPturen,  angeblich  Dtnhnal  eines  Sieges 
über  ben  Dänentönig  Sueno  (1012). 

grorreft,  1)  © b w i n . norbamerifan.  Scbaufpieler. 
geb.  9.  3Rärj  1806  in  ©bilabelpbia,  geft.  bafelbjt  12. 
Dej.  1872,  betrat  fdjon  1817  bie  öübne  feiner  ©ater» 
ftabt  in  einer  grautnrollt,  befuebte  fpäter  mit  tiner 
Scbaujpiclertruppc  ben  Beftm,  würbe  bann  in  Stern 
©ort,  1826  in  ©bilabelpbia  engagiert  unb  untemabm 
Don  hier  auS  mehrere ftiüijtreiicii,  überall  ©eifall  tra» 
tenb.  Gr  war  ein  gerühmter  Sbatefpeare-Darfteüer 
in  ber  Sticbtuiig  berKemblefcbenunbScanfdien  Schule; 
CtbcUo  unb  SSacbetb,  (loriolan  unb  Sear  waren  feine 
Hauptrollen,  Wofür  feine  hdbenhafte  ©erjönhditat 
unb  Stimmt  wie  feine  oft  majflofc  Seibcnfdjaftliditnt 
ihn  febr  geeignet  machten,  g.  gilt  für  ben  eigenttidien 
©egrünber  ber  amtrifanifeben  Scbaufpietfunft.  Sein 
Heben  befd) rieben  Sees  (©b'lab.  1877),  2llger  (Slew 
©orf  1877,  2 ©be.),  H.  Sarrett  (©ofton  1881)  unb 
©abriet  Harrifon  (Slew©orf  1889). 

2)  3°hn,  auftral.  (SntbocfungSreifenber,  geb.  22. 
Hug.  1847  ju  ©unburt)  in  Beftaufiratien . würbe 
gelbnteffer  unb  jog  im  Auftrag  ber  Regierung  jur 
Sluffucbuna  oon  Sceften  ber  Hoicbbarbt  ■ ßrpe bttum 
1869Don©ertb  aus  nodiSlorboiten  faft  bis  jum  123.* 
öftl.  2.,  ohne  eine  Spur  Don  2eid)barbt  ju  finben. 
Slacbbem  g.  1870  eine  (Weite  Seife  längs  berSttbtuüc 
nach  Sübauftralien  unlemommen  batte,  bracher  1874 
mit  feinem  ©ruber  Sllejcanber  Don  ber  öbampiembai 
ber  Befttiifle  nach  Dien  auf  unb  erreidjte  noch  fecbS» 
monatiger  befcbwerlidier  Sanberung  ben  Uberlanb» 
telcgrapben  bei  ber  ©eateftation,  Don  wo  er  über  ©be- 
laibe  nach  Beftaufiratien  jurüdTebrte.  ©18  ftclloer. 
tretenber  ©eneralfelbmeffer  ber  Kolonie  nmebte  g. 
1878  eine  trigonometrifebe  ©ermefjung  beS  norbmeft» 
lieben  DiftriftS  BeftauftralienS  jwifeben  ben  glüfjen 
De  ©reg  unb  ©fbburton  fowit  1882  beS  ©neroqne» 
biftriftS.  Später  mürbe  er  Jfommiffar  für  bie  Sfton» 
läitbereien  uttb  ©eneralfelbmeffer  DonBeftauftralien, 
mar  1890  bis  September  1903  ber  überhaupt  erile 
©remierminiftcr  bafelbft  unb  trat  bann  nts  SKmtüer 
beS  3nnem  in  baS  imeite  auftralifdje  ©efamtminiite» 
riuni  (Deatin)  ein.  ©r  Dcröffentlicbte:  »Explorations 
in  Australia«  (2onb.  1875)  unb  »Notes  on  Western 
Australia«  (1883,  1884  u.  1885). 

3)  Dllexonber,  ©uftralicnreifenber,  ©ruber  beS 
Porigen,  geh.  22.  Sept.  1849  ju  ©unburt)  in  Beit» 
auftralim.  Stach  mehreren  j.  D.  mit  feinem  ©mber 
3obn  auSgcfiibrten  Steifen  erforfeftte  er  1879  mit  fei» 
nein  ©ruber  SltattbeW  unb  bem  getbmeffer  Hitl  baS 
DaSmantanb  in  Storbweftauftralien.  inbem  er  ben 
gifjroi)  400  km  aufwärts  »erfolgte  unb  bann  norb» 


773 


Fora  - 

oftroärtä  unter  furchtbaren  Vctcbwcrbett  jum  Über* 
Innbtelcgrapbcit  oorbrang.  Seine  Steile  ciihloß  ben 
fruchtbaren  Kimberlet)biitri[t  ber  Vejtebelung.  (jr 
ocriiff cntlichte : »Journal  of  an  expedition  from  the 
De  Grey  to  Port  Darwin«  (Verth  1880). 

Fors  (lat.),  Ungefähr,  blinber  3ufaU;  perfonifi- 
jiert : bie  ölüdt«»  unb  Sd)iitfalägBtttn , oft  mit  gor- 
tuna  jufammengeftcUt  (f.  gortuna). 

Sor oberg,  Stil«,  fhweb.  totaler,  acb.  17.  $ej. 
1842  in  SHifefaerga  (Sdjonen),  bilbctc  ftd)  feit  1868 
in  SSori«,  wo  er  Sihüler  non  Vonnat  nmrbe.  Sah- 
bem  er  1872  mit  einem  Selbflbilbni«  bebiiliert,  folg- 
ten weitere  Vilbnijfe.öenre»  unb©ef(hi<ht8bilber,  oon 
benen  bie  Slfrobatcnfamilie  (1877,  im  Wlufeunt  ju 
ööteborg),  ber  lob  beb  gelben  (1888,  ein  fterbenber 
franjöfijdjcr  Solbat,  ber  in  ber  3totre-®anie*ffirihe 
ba«  Kreuj  ber  Ehrenlegion  unb  bie  Hegte  Ölung  er- 
hält, im  'Jtationalmufcum  ju  Stoifholm)  unb  ©uftan 
Slbolf«  Slnfprache  an  fein  £eer  nor  ber  Sd)(ad)t  bei 
Hilgen  bie  hctoorragenbften  finb.  Cr  lebt  in  Van«, 
too  er  in  ber  (egten  "^Jeit  meift  Vilbniffe  gemalt  hat. 

gorfd)  (o.  frattj.  force),  fräftig,  ftart,  ftramm  unb 
iinponierenb  im  Suftreten. 

gorfeti  (althoehb.  forasizo,  »Vorfiper«,  frief. 
Fosite),  in  ber  norb.  Wigthologie  Sohn  Valbcr«  unb 
ber  Slianna,  ber  ©ott  ber  ©ercehtigfeit,  ber  weife  jeben 
3l»ift  fthlithlete  unb  Säiberfacher  oerföhntc.  Sein 
prächtiger,  auf  golbettcn  Säulen  ruhenber,  mit  {Über- 
nen  Sajmbeln  gebedter  Valait  in  tlognrb  heißt  ©lit» 
nir  (»ber  ©länjenbe«),  g.  hatte,  wie  Sllfuin  berichtet, 
auch  einen  Xentpel  mit  einem  heiligen  tö nennen  auf 
ber  3nfcl  fliclgolanb,  bie  nach  ih»t  »gofiteälanb«  hieß. 
Ver  Xctttpel  würbe  (pater  uom  heil-  Hubger  jerftbrt, 
bie  alte  fceiligfeit  ber  jnfel  lebt  aber  noch  in  ihrem 
heutigen  Statuen  fort. 

Fomk. , bei  tßflanjennamen  tlbtilriung  fiir  V- 
goräfäl  (f.  b.). 

goräfäl,  'ßeter,  Sotanifer,  geb.  11.  3an.  1732 
in  ivtjingforS,  geft.  11.  3uli  1763  in  Ifd)erim,  flu» 
bierte  in  ©Dttinaen  orientalifche  Sprachen,  Statur- 
wiffenfehaft  unb  Vhilofophie,  erregte  bitreh  feine  gegen 
bie  Säolfficfje  Vh'lofopbic  gerichtete  ©rabualbidputa- 
tion  »Dnhia  de  principiis  philoaophiae  recentioris« 
(1756)  Sluffehen  unb  jog  (ich  burd)  feine  »Tankar  otn 
borgerliga  friheten«  (1759)  Verfolgungen  ju.  1761 
begleitete  er  Siiebußr,  o.  fltaoen  unb  tSramer  auf  ihrer 
naturwiffenfchaftlidhen  Steife  nach  Slrabien.  Slu«  fei- 
nem Stachlaß  gab  Stiebuhr  berau«:  »Descriptioues 
animaliam  etc. , gnae  in  itinere  oricntali  observa- 
vit  P.  F.«  (Kopent).  1775);  »Flora  aegyptiaco-ara- 
bica«  (baf.  1775);  »Icones  rerum  natur.iliura,  quas 
in  itinere  oricntali  depingi  curavit  F.«  (baf.  1776, 
mit  Kupfern ; ber  botanifdtc  Xctl  berichtigt  hr«g.  non 
Sahl,  baf.  1790  — 94,  3 Ile.). 

goräman , 1)  3aaf(o  0«far,  finnlänb.  3“rift 
unb  Volilifer,  geb.  30.  3uli  1639  im  Kircpfpiel  HiO- 
fqro,  geft,  26.  Scpt.  1899  in  fltclfingfor«,  War  ba» 
felbft  feit  1879  Vrofeffor  in  ber  jurtflifhcn  gaful- 
tat,  1896  — 99  auch  UnioerfttäBBfjefanjler.  3m 
Hanbtag  (feit  1882),  wo  er  fleh  befonbero  um  bas  neue 
Strafge|eg  oon  1894  oerbient  machte,  jäplte  er  ju  ben 
giihrern  ber  gennotnanen  (f.  b.),  wedhalb  ein  1889 
gegen  ihn  Penible«  Sicooloerattentat  eine!  fpätcr  für 
toahnfinnig  erllärten  ©eiehrten  anfang«  auf  politifche 
SXotiue  juriiefgeführt  würbe,  ßr  jchri'cb:  »ÜberStot« 
wehr  im  Sbriminalrecht«  (bie  erite  juriitifdte  Xtifferta- 
tton  in  finnifcher  Sprache,  1874);  »Grundema  for 
liiran  om  delaktighet  i brott«  (1879);  »Bidragtill 
läran  om  »kadesUud  i brottmil  enligt  finsk  rätt» 


- gorft. 

(1893) ; »©efehithte  ber  finnlättbifchen  ©cfegqcbutig« 
(Vb.  l.fimt.,  1896).  genter  überfegte  er  im  St  uftrag  ber 
fchwebtichen  Stegierung  für  bie  bortigen  ginnen  eine 
febwebtfehe  öefegjammlung  (1873)  unb  beforgte  eine 
fritifeh«  Vluogabe  best  alten  StrafgefegeS  Don  1734 
(finn.,  1877). 

2)  3acharia0,  finnlänb.  fyftorifer  unb  Staat«- 
mann,  Sbruber  be«  Porigen,  f.  ?)rjö  • S'oafinen. 

gorffcll , van«,  fdjweb.  §iftorifer  unb  Staat«» 
mann,  geb.  14.  3an.  1843  in  ©efle,  geft.  31.  3«Ii 
1901  in  ber  Sdjweij,  1866  furje  3eit  Vojent  ber  ©e» 
fchtchte  in  Upfaia,  warb  Wegen  feiner  Serbienfte  um 
bie  ßinftihruug  ber  ©olbmähntng  unb  um  ba«  3U‘ 
ftanbetommen  ber  flanbinanifchen  ViünjfonOention 
1875  junt  ginan  jminifter  ernannt.  Jtier  tbw  1880) 
unb  al«  ffittfllieb  ber  ßrften  Kammer  (1879 — 07) 
tpirfte  er  in  liberalem  unb  freiliänblerifibem  Sinne. 
Seit  1880  SSräfibent  be«  ftämmerfoUegium«,  warb 
er  1881  SRitglieb  ber  fd)Webifchen  SKabcmie,  1893 
ßhrenbo[torberUpfalaer3nnftenfatultät.  Von  feinen 
fonnoottenbeten  nationalßtonomifchen  unb  hiftori- 
fthen  Schriften  feien  genannt;  »Billrag  hill  hiatorien 
om  Svcriges  forvaltning  under  Gustaf  I«  (Storfl). 
1866);  »Svcriges inrehistoriafrän Gustaf I.«  (1869 
bi«  1 876, 2 Sbe.) ; »Sverige  1571«  ( 1872— 83.2Xle.); 
»Anteckningar  om  Sverigca  jorilliruksnaritig  i 16. 
»eklet«  (1884);  »Studier  och  kritiker«  (1876 — 88, 
2 Vbe.);  »Minne  afE.  Benzelius  den  yngre«  (1883); 
-Minne  af  G.  af  Wetterstedt*  (1889  t;  »Gustaf  II. 
Adolf«  (1894).  gerner  gab  er  eine  Vluswahl  oon 
$>att«  3arta«  Sänften  (mit  öiographie,  1882—83, 
2 Vbe.)  herau«.  3m  ©egentag  ,;u  ben  bamaligett 
franjöfiichen  St)mpathien  feiner  Hanbeleutc  trat  g. 
in  ber  oon  ihm  rebigierten  »Svcnsk  Tidskrift«  1870 
bi«  1874  rüdljaltlo«  für  Xeutfchlaub  ein. 

gorft,  ein  für  einen  regelmäßigen  wiilfcbaftlithen 
Vctrieb  eingerichteter  SSalb.  Urfprilnglich  bebrütete 
ba«  S8ort  g.  ben  befriebeten,  gebannten  Salb,  wei- 
ther ber  allgemeinen  Veitugung  entjogen  war , unb 
bilbete  fomit  ben  ©egenfag  gegen  bie  »gemeine Sfarf« 
(silva  communis  ber  alten  Urfunben).  fiatinifierte 
gönnen  be«  SSorte«  ftnb  foresta,  forestis,  forestum, 
foreste  (oltfranj.  forest);  auch  ein  gebannte«,  ber 
gemeinen  Vertilgung  entjogene«  gifchwaffcr  hieß  fo- 
resta piscationis.  $a«  Sport  tft  wohl  fränfijehen 
llrfprung«  unb  (nach  3-  ©rintm)  au«  bem  allhodt- 
bcutfd)en  foraha  (göhre)  abpuleiten.  Säeitere«  f.  bie 
'•Kettlet  »gorjibetrieboarten,  gorftwirtfehaft,  gorftmif- 
fenfehaft  tc.«  über  ben  Vefigflanb  ber  Staaten  an 
gorften  f.  bie  betreffenben  Slrtifel.  Vgl.  Sernharbt, 
©etchichte  be«  Säalbeigenlum«,  8b.  1,  S.  60  ff.  (Verl. 
1872) ; S d)  w a p p a cb.  Htattbbucb  ber  goqt-  unb  3agb- 
gefcpichte  Xeuticblanb«  (baf.  1886  — 88,  2 Vbe.)  unb 
iteffen  tleinent  »©nrnbriß«  (2.  Slufl.,  baf.  1892). 

gorft,  1)  (g.  i n b e r fl  a u f t g)  Stabt  (StabtlreiS) 
im  preuß.  Segbet.  granffurt,  an  ber  Weiße,  Knoten- 
punft  bei  Staatsbabnlinien flalle-Kottbuc)  unbffieiß- 
wajfer-g.,  pal  2 enang.  Kirchen,  eine  altlulhenfcbe 
unb  eine  lall).  Kapelle,  Stjnagoge,  Viämardbenlmal, 
Schloß,  Slrogt)miiafium  unb  Vealproghmnaftum, 

: 2 Wettungdhäufer,  Slmt8gcrid)t,  9Jeih«bantnebenfleHe, 
bebeutenbe  Xuhfabrifation  (1 12  gabrifen  mit  1 1,000 
Arbeitern  unb  einer  jährlichen  'flrobultiott  im  Säerle 
pon  51  Willi.  ik(.),  Spinnerei,  gärbcrciunbSIppretitr, 
gabrifen  für  thinftwoQe  unb  fünftlihe  Vlumen,  Öer- 
berei,  5>ampfftraßentran«portbahn  unb  (tsoo)  32,075 
ßinw.,  baoon  1916  Kalhoiilcn  unb  144  3«ben.  — g. 
tft  im  13.  3«hrh-  gegrünbet,  fattt  1385  an  bie  flterrett 
! oon  Viberftein,  1667  an  flterjog  CS Cjriflicin  Pott  Sahfeit- 


774 


Forst.  — gorftetnrtdjtung. 


SJterfeburg.  1740  an  bad  Jfurbaud  Sacbfen  unb  1746 
an  ben  farfjfiieben  'JKinifler  (Srafen  Don  Vriil)!.  — 
2)  Sorf  im  preufe.  Sfegbej.  unb  Uanbfreis  Slmben, 
bat  2 fatb.  Kirchen,  Such-,  Kragen-,  Son- 

waren-  unb  Slabelfabrifation,  ötreicbgarnfpinnerei, 
Bifengiefjerei,garbboljmüblen,3tegelbrennerei,  Bier- 
brauerei, Branntweinbrennerei  unb  u«io)  mit  bet 
©amifon  (ein  3nfanteriebataiUon  Sir.  40)  6357  Ünno. 
3ur®emeinbeg. gehört  bergabrifort  Siote  (Erbe, 
.itnotenpunft  an  ber  Staatdbatmlime  Söln-feerbe#- 
tbal,  mit  fciitlen»  unb  Saljmert  bed  Sladjener  Jütten- 
Herein«  unb  üboo)  1476  (Einto.  — 3)  Sorf  im  baljr. 
Sirgbej.  Vfalj,  Bejirfdamt  Sfeuftabt  a.  §.,  an  bet 
£mrbt  unb  (mit  Station Sncbenbcim-g.)an  ber  Bahn- 
tinie  Sieuftabt  a.  $p.-3Jionebetm  ber  Vfäljifcben  (Eifen- 
babn,  bot  eine  (alt),  fiircbc,  bebeutenben  Seinbau  (f. 
Vfäljer  Säeine)  unb  (i»oo)  630  (Emw.  3n  ber  Siäbe 
ein  grofter  Bafaltfleinbrucb.  — 4)  Sorf  im  bab.ßreid 
Rarlorube,  Slrnt  Brucbfat,  bot  eine  latb.  Ruche,  3'’ 
garrenfabrifation,  $>opfenbau  unb  <l»00)  2410  iiinto. 

Forst.,  bei  naturwifienjchaftl.SiamcnSlbfürjung 
für  3.  9i.  unb  3.  ©.  Sl.  gorft  er  (f.  b.  2). 

Foerst.,  bei  X lern  amen  Vlbtiltjung  fürSlrnolb 
goerjter,  geft.  1884  nid  tprofeffor  an  her  Wcraerbe- 
fdiule  in  Stadien.  Schrieb:  *.V>t)menopterologiidie  Stü- 
hlen* (Stachen  1850  — 54,  9 tiefte,  entbattenb  Formi- 
cariae  unb  Chalcidiae,  Proctotrupii). 
ftorftabtiftobunfl,  f.  gorfleinricbtung. 
govftnfabcmic,  f.  gorjtfdjulen. 

gorftauffeber  } ^ Sorftoenualtung. 
gorftbab, ).  Slmau. 

gorftbalincn  (Salbbabnen),  ju  förmlichen 
3wedeu  bienenbe  gelbeifenbabnen  (f.  b.). 
gorft  bann,  f.  Bannforjt. 

ÜorüSbcn!''  Sorftoerttaitung. 
gorftbenmtung,  bie  ffletoinnung,  bie  gorntung 
im  Siopen  unb  bte  Verwertung  ber  forfllieben  (Erjeug- 
niffe.  3m  3ufammenbang  mit  ber  g.  (leben  ber 
tioljtrandport  unb  bie  Verarbeitung  ber  forftlieben 
Si obprobutte  (gorfttedjnologie),  foweit  beibe  für 
Siedmung  bed  Balbeigentiimerd  betrieben  werben. 
Streng  genommen  geboren  beibe  nicht  in  ben  Bernd) 
ber  5-  ©egenftanb  ber  lcjjtem  finb  bie  forftlieben 
ipauptnu  jungen  (^oljnupung , fHinbeimubung) 
unb  Si  e b e n n u ß u n g e n (Streu,  $arj,  Säeibe,  ©rat 
gulterlaub,  lanbwirtfebaftlicber  gruebtbau  im  Säatb, 
iiciebol},  Baumfrücbtc,  goffüien,  Sorf).  Sad  t>olj, 
beffen  (Eigenfebaften  bie  gorftbenußungdleltre  ju  er- 
örtern bat.  , (erfüllt  in  'Jlußbolj  unb  Bremtbolj.  Sie 
Fällung.  Sludnußung  (Sortierung)  unb  Verwertung 
bed  ttwljcd  bilbet  ben  wicbtigflen  Seil  ber  ff.  SJiit- 
unter  wirb  bieSImbennußung  ju  ben  Sicbennupungcn 
gerechnet.  Vgt.  ©aper,  Sie  g.  (9.  Slufl.,  Bert.  1903); 
©rebe-Rönig,  gorjtbenußung  (3.  Slufl.,  Bien 
1882);  6eß.  Sie  ft.  (2.  Slufl.,  Verl.  1901). 
goritberg.f.  gorftfamnt. 
gorftbctriebdnrtcn.  Ser  3orftbetrieb  Wirb  in 
peridiiebcner  Säeife  geübt.  Sie  Verfebiebenbeiten  ge- 
langen jum  Sludbrad  in  ber  Verjiingungdart  (Saat, 
Vflan  jung,  Sfaturbefamung,  Sludfd)lag,  Surjelbrut), 
im  Silier  ber  ju  einem  Bejtanbe  geborenben  Stämme 
(gleidialterige  Bcftäiibe  in  ber  Siegel  aud  tünftlieber 
'Verjüngung  unb  aud  Sludfdilag,  ungleidialterige  Be- 
fläitbe  aud  Siaturbcfamungeit) , in  ber  Slrt , wie  her 
feieb  im  Slltbolj  geführt  wirb  (fläebenweifer  Slbtricb. 
töieb  bed  auf  ber  fflädge  ftebenben  Jioljcd  in  Bruch- 
teilen  bed  Storratd,  fo  aber,  baff  biefer  in  einer  nicht 


ju  langen 3eitfpanne  »er (ehrt  wirb,  £iieb  febrt  in  für- 
gen  3wijd)cnräumen  immer  wieber,  nimmt  jebedmal 
nur  wenig).  Senmad)  unierfdieibet  man  folgenbe 
fyiuptbetnebdarten : 1)  'Salb  aud  fiemwudw.  b.  b- 
aud  Vflangen,  bie  aud  Samen,  nidjl  aud  Steefiingen 
ober  Sluejdjlag  entitanben  finb.  Sabin  gehört  o d)  ■ 
walb  (f.  b.)  mit  glcidjalterigen  ober  gering  ungleich* 
alterigen  Beitänben.  geinelfd)lagbetrieb  (f.  b.) 
mit  grunbfäplieb  ungleicbalterigen  öeftänben.  Sie 
SUterdunterfdiiebe  madien  aber  nur  einen  Vruefeteil 
ber  Umtriebdgeit  aud.  Vlmterbetrieb  (f.  b.,  ge- 
melbetrieb).  bie  Veflänbe  enthalten  Stlterdunlerfebiebr, 
bie  ungefähr  ber  Um  triebdgeit  entfpredien.  2)  St  u d • 
fcblagwalb  (f.  b.)  in  ber  Siegel  mit  gleicbalterigen 
Veftnnben.  3)  3Ji  i 1 1 e l w a I b (f.  b.),  eine  Verbmbung 
»on  Vlenterwalb  unb  Vudfdjlagdwalb. 
fforftbctricbdrcgclung,  f.  gorfteinriebtung. 
gorftbegirf,  f.  gorftoerwaltung. 
gorftbatanif  berjenige  Seil  ber  Sotanif.  ber 
für  bie  gorftwinfebaft  Bon  Vebeutung  ift.  6d  q8 
hören  babin  aufier  ben  allgemeinen  Sehren  ber  Vo- 
tanif  namentlich  bie  Slnatomie,  Vhhfiologie  unb  Pa- 
thologie bed  Sioljed.  bie  ftenntmd  ber  walbbaulich 
wichtigen  ^>oljarten  unbRleingewäcbfe(@räfer,  Stöu- 
ter,  Vilje).  Siefe  Sleingewädife  Werben  wohl  mit 
bem  Siainen  gorftunti  äuter  begeiebnet.  Sie  wiebtigiten 
neuern  Berte  finb:  Sietricb,  gorflflora  (6.  Slufl., 
Sredb.  1885-  87,  2 Sbe.); Siörblinger,  Seutiebe 
g.  (Stuttg.  1874-76,  2 Vbe.);  Billtomm,  gorit- 
liebe  glora  »on  Seutfchlanb  unb  Öftcrreid)  (2.  Slufl.. 
Sieipj.  1887);  Söbner,  ©otanif  für  gorftmänner 
(4.  Slufl.  »on  Siobbe,  Verl.  1882);  Sdjwarj,  gorft- 
liebe  Votanit  (baj.  1892);  Tempel  unb  Btlbelm, 
Ste  Vnume  unb  Sträueber  bed  Salbe«  (Bien  1893 
bid  1899  . 2 Slbt.  in  3 Vbn.)  unb  namentlich  «xr- 
fdtiebene  Berte  »on  Siobert  Ipartig  (f.  b.).  Vgl.  auch 
bie  Sileratur  bei  Senbrologie. 

gorftbicbftabl,  f.  gorjtitrafrecbt. 
gorftbireftiondlcbre,  f.  gorftpolitif. 
gorftbireftor,  f.  gorftperwaltung. 
gorftcinnticte,  im  norböjtlicben  Seutfchlanb  ge« 
bräuebticber  Sludbruct  für  bie  entgeltliche  3ulaffung 
jur  Siaff*  unb  fiefebolgnujung  ober  jur  Batbmeibe 
in  ben  gorflen. 

gorftcinrirbtiiiig  (gorftabfehäpung,  gorft- 
tajation,  gorflbetriebdregeluna),  bte  bent 
3 weit  ber  Balbwirtfcbaft  entfprehhenbe  S'iegetung  bed 
Balbjuftanbed  unb  bed  Batbertrag«.  Sie  g.  erflrebt 
emerjeitd  bie  Balbguflanbdregelung , b.  h.  bie  £er- 
fteüung  eine«  georbneten  (normalen)  Balbjuftanbed. 
unb  aiiberfcjtd  bie  Balbeitragdregclung,  b.  h.  bie 
©röfienermittelung  bed  Salbcrtraged.  3ur  ffirrei» 
ebung  biefer  Viele  flnb  feit  SWitte  bed  18.  3abrh.  jahl- 
reiche  gorfteinriebtungdmetboben  empfohlen 
unb  angewenbet  worben.  Ullan  teilte  im  allgemeinfn 
juerft  ben  Salb  in  fo  »iel  Schläge,  Wie  bad  $>olj  alt 
Werben  foüte.  Schlug  man  bann  jebed  3®br  einen 
Seil,  fo  War  man  lieber  nicht  früher,  ald  man  beab« 
ficbtigte,  mit  bem  $>icb  herumgetommen.  Sinn  waren 
bie  Schlage  aber  meifi  fepr  ungleich  mit  !pot  j beftan- 
ben,  unb  bie  firträge waren  baper  ungleich-  SWanftedte 
bedbalb  bie  Schläge  ungleich  grofj  ab,  unb  jwar  fo, 
bafj  nun  bie  Betrage  gleich  würben  (V  roportional- 
f ch  I n g e).  Binen  weitern  gortfebritt  erhielte  man  ba- 
burch,  baft  man  bie  Umtriebdjeit  in  große  Slbjdjnitte 
jerlegte  unb  jeben  Slbfebnitt  nun  für  fid)  cinrid)tete 
(g  ad)  w erfdmetboben).  Sie  (Einteilung  tann  habet 
io  getroffen  werben,  baß  man  bie  Siachbaltigteit  bed 
Betriebe«  burch  bie  gläetjen  fuherte,  bannt  tarn  man 


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gorflcintciluitg  — ftorfler. 


jum  glädfenfatpwerf;  ft  perle  man  fit  burd)  3JJaf» 
ftn,  fo  fam  man  jum  SRaffenfacpwerl.  Enblid) 
öorfudjte  man  bei  bei  ju  oereinigen  unb  gelangte  jum 
fombinierlen  gaiproerf.  ©anj  anbre  Stiege  fctjlu- 
gen  bie  fogen.  gorntelmetpoben  (Vorntaloor» 
ra  tämetpoben)  ein.  Säprenb  näntlid)  bei  ben 
gadpwerten  ber  Abnußungäfaß  bie  golge  ber  oorper 
getroffenen  Sirtfepaftämaßregel  ift,  beregnen  bie  gor* 
melmetbobcn  erft  ben  Abnußungäiaß  und)  ÜJfaßgabe 
oon  Vorrat  unb  3utoad)ä  unb  treffen  bie  Sirtftpaftä- 
maßregeln  nad)  bem  Ergebnis  biefer  Sietpnungen. 
Sie  Sieiuertragämctpobe  benußt  alä  ©runblage  meift 
ein  gaduucrl  unb  jeigt  ipre  befonbem  Eigentiimlid) 
leiten  bei  gtftfeßung  ber  UmtriebäjeiL  SDicfe  foü  fo 
fein,  baß  bieSalblapitalicn  eine bejtimmte 3'näf  orbc- 
rang  erfütten.  Saä  goriteinritptungäüerfaßrcn  fon- 
bert  Vorarbeiten , Hauptarbeiten  unb  Ergänjungä- 
arbeiten.  3“  ben  Vorarbeiten  gebären  bie  gorjtoer- 
uerntejfung  (f.  b.),  bie  gorftetnteilung  (f.  b.)  in 
Sirtfipaflc-jiguren,  bie  Wufnapme  be8  Salbjuftanbeä 
mit  ber  in  ber  Hotgmeßlunbe  (f.  b.)  getebrten  Er- 
mittelung beä  Holjoorrntä  unb  Hol))uioad)feä  unb 
bie  Anfertigung  oou  Holjertragätafeln  (f.  b.). 
©egenftanbber  Hauptarbeiten  ijtbie  Vetriebäregelung, 
bie  fid)  mit  ber  geflfteHung  bc3  Umtriebe«  (f.  b.), 
bcrOrbnung  ber  Vetriebäoerbänbe  (f.  gorflrin* 
teilung)  unb  ber  Scgclung  ber  gliupcn-  unb  Waffen- 
nußunq  befaßt.  Ergängungäarbciten  finb  bie  jäpr« 
lidjcn  vaditräge  in  geroijfen  Sirtfepaftäbflcpem  unb 
bie  periobiftpen  Veridjtigungen  ber  g.  burd)  Keoifio» 
neu  (XnfationSreoifiouen).  Vgl.  fflrebe,  Sic  Ve- 
trieb«-  unb  Ertragäreaulierung  ber  gorften  (2.  AufL, 
Sien  1879);  St.  Ht9er-  Salbertragärcgelung 
(3.  Auf!.,  Ceipj.  1883);  (fubeid),  Sie  g.  (8.  Auf! 
oon  Sieumeifter,  Sreäb.  1904);  örancr,  Sie  gorft- 
betriebäeinridjtung  (Silbing.  1889);  Sieber,  Cepr» 
buch  ber  g.  mit  befonberer  Verüdttrptigung  ber  3u* 
toaepägefeße  berSatbbäume  (Verl.  1891);  Stößer, 
Sie  g.  (granff.  1898);  Seife,  Sie  Xajnlion  ber 
'ßrioat-  unb  Rommunalforjtcn  nad)  bem  gläepenfad)- 
toerf  (Verl.  1883). 

grorftcintcitimg,  ein  Seil  ber  gorfteinrießtung 
(f.  b.),  ift  teil«  eine  abminiitratioe  in  gorftre0icre(Ober  • 
förflereieu)  unb  Sd)ußbejirle,  teil«  eine  roirtfdjaftliepe 
in  Sirtidjaftäfigurcn  unb  Vetriebäoerbänbe.  gorft» 
r e o i e r e fmb  bie  einem  »ertoaltenben  Veamten  (Ober- 
förfter,  SReoierförfter)  jur  Vctriebäfüpranq  unb  SHed)- 
muujälegung  ilbcnoieienenSalbbejirtc.  oiejerfaflen 
in  odjußbe  jirle,  bie  mit  Auffießtäbeamtcn  jur 
Hanbpabung  beä  gorftfdjußcä  unb  ber  Vetricbänuf* 
fiept  (götflem)  befept  finb.  Sirtfcpaftäfiguren 
fitib  bie  innerhalb  eine«  gorftreoierä  burd)  bie  Sin» 
teilung  gebilbeten  glädjcnabjdmitte  mit  bauernber 
Vegrenjuna  unb  angejtrebter  Einßeit  ber  Sirtfcpaft. 
Wait  unteifdtcibet:  jagen,  b.  p.  regelmäßige,  butep 
gerablinige  Aufßtebe  (©eftellc,  Sdjneifen)  begrenzte 
Sirtidmf  täfiguren  mit  einer  oon  ber  Umtrie b8 jett  (f.b.) 
unabpängigen  öröße,  ferner  Siftritte,  b.  p.  un- 
regelmäßig begrenzte,  an  Jerrainbilbung  unb  Sege 
angelepnte  Sirtfcpaftäfiguren  mit  einer  oon  ber  Um- 
triebägeit  unabhängigen  ©röße,  enbliepScpläge,  b.p. 
regelmäßig  ober  unregelmäßig  begrenzte  Sirt)diaftä« 
figuren  mit  einer  oou  ber  Umtnebäjeit  abßängigen 
©röße.  Sic  Sirtidjaftäfiguren  jerf  allen  in  Abtei« 
langen,  b.  p.  gleichartige  ober  ju  gleichartiger  Ve 
panblung  bei  ber  Vetriebäregelung  geeignete,  burd) 
bie  Vermeffung  au8geid)iebene , aufeittg  begrenzte 
gläepenabjepnitte  innerhalb  ber  Sirtfcpajtäfigureu.  yn 
einigen  Staaten  (Sacpfen,  Sürttemberg)  peißen  biefe 


gläcpenabfdjnitte  Unterabteilungen,  bagegen  bie  Sirt» 
fepaftäfiguren  Abteilungen.  SetriebSocrbänbe 
(VI öde)  nennt  man  bie  ©efamtpeit  ber  burd)  ben 
Vctricb  ju  einem  felbftänbigen  ©anjen  perbunbenen 
Salbflädjen  innerpalb  eine« gorftreoierä.  Vetriebä- 
1 1 a f f e n finb  Vetriebäoerbänbe  mit  oorpanbenem  ober 
angeftreblem  regelmäßigen  Altersllaffenoerßältniä 
beä  Holjeä,  Hiebjilge  bagegen  Seile  oon  Vetriebä- 
Haffen  mit  regelmäßiger  Hicbfolge  in  berfelben  ört- 
lidjen  Viditung  unb  3eitfolge.  Vgl.  ftaifer,  ®ie 
mirtfdjaftlicpe  Einteilung  ber  gorften  (Verl.  1902). 
ärorftcifenbapn,  f.  gorflbapnen. 
gttrftcmanu,  Ernft  Silpelm,  fflermanift,  gcb. 
18.  Sept.  1822  in  San  jig.  war  juerft  fieprer  am  ®i)tn- 
naftum  feiner  Vaterftabt,  oon  1851  ab  am  Streunt  ju 
Sernigerobe,  1868  87  Dberbibliotpelar  ber  lönig- 
litpen  Vibliotpet  in  Sreäben , bereu  IHeorganifation 
unb  Veulatalogirierung  er  burdjfilprte , 1887  — 99 
Vrioatbibliotpelar  beä  Königs  oou  Sacpfen  unb  lebt 
jeßt  in  Eparlottenburg.  Er  Deröffentlicpte oor  allem: 
»Altbeutfcpeä  Slamenbud)«  (Vb.  I , Vnioitennamen, 
9!orbp.  1854;2.Aufl.,  Vonn  1900;  Vb.  2,  Ortsnamen, 
Jiorbp.  1859, 2.  Auft.  1872),  baneben  alä  felbftänbigeä 
Serl;  »Seutßpe  Drtänamen«  (baf.  1863);  ferner: 
»Sie  gräflup  Stollbenjfipe  Vibliotpel  in  Sernige- 
robe» (baf.  1866);  »Mitteilungen  auä  ber  Vermal- 
tung  ber  löniglirpen  öffentlichen  Vibliotpel  tu  Sreä- 
ben«  (Sreäb.  1871,  1878  u.  1881)  unb  »©efdjicßte 
beä  beutfepen  Sprapftnmmeä»  (9!orbp.  1874  — 75, 
Vb.  1 unb  2).  Auct)  beforgte  er  eine  Üluägabe  ber 
Srcäbener  »äüapapanbftprift«,  eineo  loieptigen  Senl- 
mal«  ber  inbianifcß»nmeritanifcßcn  fliteratur  (Ceipj. 
1880;  Erläuterungen  baru,  Sreäb.  1886). 
gorftcr,  Seinforte,  f.  Vfnljer  Seine. 
tf0rftcr,  l)3opannSHeinpolb,  Veifenber  unb 
9faturforfpcr,  geb.22.  dt.  1729  ju  Sirftpau  inSeft- 
Preußen,  geft.  9.  Sej.  1798  in  ftubierte  ba- 

jelbft  1748  — 61  Speologie,  baneben  alte  unb  neue 
©praepen  unb  würbe  1753  Vrebiger  ju  Slaffenpuben 
bei  Sanjig,  wo  er  feine  Sßußeftunben  auf  baä  Stu- 
bium  ber  Vlatpematil,  VPüofoppie  unb  ber  9latur» 
unb  Völlertunbe  oerwanbte.  Jjm  Auftrag  ber  Mai- 
ferin  Ratparina  II.  bereifte  er  bie  fiolonicn  beä  öou- 
uemementä  Saratow,  ging  1766  nad)  Englanb,  war 
pier  jwei  3apre  lang  tfSrofeffor  ber  'Jlaturgefcpidjte 
in  Sarringtoit  (Cancafpire)  unb  lebte  bann  al«  Vri- 
oatmann,  bis  er  1772  ben  Antrag  erpielt,  Eool  auf 
feiner  jweiten  Entbedungäreife  alä  Vaturforäper  ju 
begleiten.  Sie  jurijtifipe  Sottorwiirbe,  bie  ipm  bie 
Umoerfttät  Ojforb  1775  erteilte,  war  bie  einjige  Ve- 
lopnung,  bie  er  nad)  ber  Viidtepr  erpielt,  weil  bie 
englifepe  Regierung  ben  oon  feinem  Sopne  bearbeite- 
ten Seifebendjt  alä  eine  Umgepung  ber  Verpflidjtung 
betradjtete,  nieptä  oon  bem  offijießeu  Veriept  ©efon- 
berteä  ju  Peröfientlirpen.  Sdmlbenpalber  oerpaftet, 
warb  g.  bunp  Vermittelung  beä  König«  griebridj  II. 
Oon  Vreußen  auägelöit  unb  oon  ipm  1780  alä  firo- 
feffor  ber  Vaturgelepicple  in  Halle  angeftctlt.  g.  lann 
alä  ein  Vorläufer  beä  3eitalterä  ber  oergleipenben 
©eograppie  in  Seutftplanb  angefcpeit  werben.  'He- 
ben einer  grünblicpennatucwiffenftpaftlicpcnVilbung 
befaß  er  eine  bebeutenbe  Citeraturienntniä  in  allen 
gäcpcrn  unb  fprad)  unb  Perftanb  17  Spratpen,  bar- 
unter  Roptifip  unb  Snmaritanifip.  Er  fprieb:  »Iu- 
troduction  into  mineralogy«  (Conb.  1768);  »Flora 
Americae  septcotrioualin«  (baf.  1771);  »Liber  sin- 
gularia  do  byaao  antiquorum«  (baf.  1776);  »Obser- 
vations  made  during  a voyage  round  the  World» 
(baf.  1778;  beutfd)  oon  feinem  Sopn,  Verl.  1779 


776 


gorfter  (©erfonenname). 


bi«  1780,  2 ©be. ; 2.  «uff.  1783, 8 ©be.);  «Zoologiae 
rarioris  spccilegium«  (fcoüt  1781,  2.  Vlufl.  1725); 
»Gefd)ichte  ber  Gntbediingcn  unb  Sd)iffahrten  im 
Sorben«  (grantf.  a.  O.  1784);  mit  (einem  Sohne: 
»Descriptio  cbaracteriira  et  generum  plantarum, 
quas  in  itincre  ail  insulas  maris  anstralis  1772 — 
1775  coli.«  (Sonb.  1776;  beutfdiDonflerner.  (Bötling. 
1776)  unb  gab  beraub  mit  Sprengel:  »©eiträge  jur 
Söller«  unb  Sänberfunbc«  (Stipp  1781—83, 3 ©be.) 
unb  »SRagajin  neuer  Seifebefchreibungen«  (baf.  1790 
bi«  1798,  10  ©be.). 

2i  JoljannGeorgVIbant,  Seifenber  unb  Seife» 
(tbriflfteder,  fillefler  Soljn  be«  Porigen,  gtb.  27.  9!oo. 
1754  in  Saffenfjuben  bei  T-anjig,  geil.  10.  Jan.  1794 
in  Sari«,  folgte  feinem  Sater  uad)  Saratow  unb 
nad)  Gngtanb.  Stil  17  Jahren  begleitete  er  ibn  al« 
©otanifer  1772  auf  ber  jweiten  Seife  Goofe.  hierauf 
lebte  er  eine  3ritlang  in  Gnglanb,  tpar  1778 — 84 
Sebrer  ber  Saturgefd)id)te  an  ber  Sitteralabemie  in 
Staffel,  folgte  bann  einem  Suf  nad)  ©ilna,  Worauf  er 
fid)  mit  Xberefe  Sietjne,  ber  Tochter  be«  Göttinger 
©rofeffor«  -V'ctjnr,  Penuäblte.  Son  bem  Seben  in  öilna 
nid)l  befriebigt,  ilbernaüm  er  1788  ba«  91  mt  eine« 
©ibliotbefar«  beim  Surf itrften  oon  SKain  j,  war  aber 
aud)  mit  ben  bort  berrfd)enben3uftänbenun(ufrieben 
unb  fdilofi  )'id)  1792  an  bie  VRainjer  Jflubbiften  an 
1793  nad)  ©ari«  geianbt,  um  bie  Sereinigutig  be« 
linlen  Sbeittufer«  mit  granlreieb  ju  ertoirfen,  fab  fid) 
g.  nad)  berimSommerl793erfolgtmGroberungOon 
VRainj  burdi  bie  beutfd)en  i>eere  beimatlo«.  Wabtenb 
ibm  jugleicb  ber  Vlnblid  ber  Sanier  3uftanbe  feine 
republilanifcben  Jbeale  jerfiörte.  Jn  bie  :Heid)«ad)t 
erllärt  unb  non  Urleib  unb  Stinbem  Perlaffen . Wollte 
g.  nad)  Jnbien  geben  unb  betrieb  ba«  Stubium  ber 
morgenlänbifcben  Sprachen,  al«  ibn  ber  Job  ereilte. 
Gr  oeröffentliebte:  »A  voyage  round  the  World« 
(Sonb.  1777,  2 ©be.;  beutfd)  u.  b.  X. : »©cfdjreibung 
einer  Seife  um  bie  Seit  in  ben  3abren  1772—1775«, 
©erl.  1778 — 80,2©be.); » Vlnpdjten  Pom  Siebenbein, 
oon  ©rabant,  glanbern,  ftollanb, Gnglanb  unbgranl» 
teid)  im  Vlpril,  VRai  unb  Juni  1790«  (baf.  1791 — 
1794,  3 ©be.;  neu  l;r«g.  Oon  ©ilcbner,  Seipj.  1868, 
unb,  mit  gorfter«  ©riefen,  tonSeipmamt,  fjalle  1893) ; 
»Kleine  Sdjriften,  ein  öeitrag  Mir  Sänber»  unb  ©öl» 
lerfunbe,  9laturgef<bid)te  unb  ©pilofophie  be« Seben«« 
(©erl.  1789  — 97,  6 ©be.).  VI ud)  überfeine  8.  bie 
»Safuntala«  be«Stalibafa  (nach  ber  englifeben  Uber» 
fepung  oon  Jone«)  unb  tolilmdie  anbre  ©Serie.  g. 
gehört  ju  ben  llafitfcben  SebriftfteHem  Xeutjd)lanb« ; 
namentlich  in  ben  »9lnfid)ten  oom  Sieberrhein«  prägt 
fid)  fein  mufterhaftcr  Stil,  feine  gcift»  unb  gemflloolle 
Vluffaffung  oon  Stunft,  fiiteratur,  ©olitif  unb  Seben 
am  beutlictiften  au«,  aber  auch  feine  atibem  Schriften 
belunben  iiberall  ben  fcharfen  Beobachter  oon  jfialur» 
unb  Sölferleben.  ©e>d)el  nennt  g.  ben  erften  Schrift« 
fleUer,  ber  Sinn  unb  (Befühl  für  lanb[d)aftlid)e  Schön- 
beiten  errnedt  hat,  wie  er  aud)  überall«  anregenb  auf 
Vlies.  #•  Smmbolbt  wirlte.  Seine  (Baltin  2 h e r e f e, 
fpater  mit  gorfter«  greunb  tauber  Perheiratet  (f.  $m» 
ber  4),  gab  feinen  »Sriefwedifel,  nebft  Sadjriditen 
oon  feinem  Seben«  (Stipp  1829  , 2 ©be.)  betau«; 
feinen  >©riefwed)fel  mit  3.  2h-  Sömmcrring*  oer« 
öjfentlicbte  Sietlner  (Sraunfdjw.  1877).  gorfter« 
» Sämtliche  Schriften« , hcrau«gegebenoon  feinerloch- 
ler,  mit  einer  Gbarafteriftil  gorfter«  oon  Geroinu«, 
crid)iciien  in  9 ©ünben  (Seipp  1843).  Gine  Vlubwahl 
feiner  fleincm  Schriften  gabSci(tmann(Stuttg.  1894), 
»Sid)tftrahlen  au«  gorfter«  ©riefen«  Glifa  SRaier 
(Seipj.  1856)  herau«.  Sgl.  Seipmann,  Georg  g. 


(S>afle  1893);  SRolefcbott,  Georg  g.,  ber  Satur« 
forfiher  be«  Solle«  (3.  WuSg.,  baf.  1874);  fci.  Stein. 
Georg  g.  in  SRainj  (Gotha  1863).  pwind)  König 
(f.  b.l  behanbelte  gorfter«  Seben  in  bent  Sonian  »Sie 
Stlubbiften  in  SRainj«  unb  in  »gorfter«  Seben  in 
§au«  unb  ©eit«. 

3)  g r a n ( o i « , franp  Rupferftedier,  geb.  22.  Vlug. 
1790  ju  Sode  im  fdjioeijer.  Kanton  Seuenburg,  grjt. 
25.  Jan.  1872  in  ©ari«,  fam  1805  nad)  ©ari«.  wo  er 
ftd)  bei  ©.  G.  Sangtoi«  unb  auf  ber  Schule  ber  f (tö- 
nen Slunfte  bilbete.  Gr  befud)te  1818  Jtalien  unb 
lehrte  bann  nach  ©ari«  jurüd,  wo  er  fid)  febnell  einen 
berühmten  Samen  machte,  g.  war  ein  (ehr  gewiffen* 
haftet  Stecher  unb  trefflicher  Zeichner;  er  roujste  ben 
Gparalter  be«  Original«  mit  Kraft  ju  erfaffen,  nur 
ftrebte  er  ju  häufig  nad)  Glan]  be«  Stiche«  unb  blieb 
in  ben  gleifchpartten  bisweilen  hart,  ©eine  bebeu- 
ienbften  Stidje  ftnb:  la  Vierge  au  bas-relief,  nad) 
Seonarbo  ba  Sinei  (1835);  la  Vierge  de  la  maison 
d'Orläans,  nach  Saffael  (1838);  bie  Jünger  tn  Gm« 
mau«,  nad)  ©.  Seronefe  (1812) ; bell.  Göcilic,  nach  ©• 
Xtelaraebe  (1840);  bie  brei  Grajien,  nad)  Saffael 
(1841);  Xi  jian«  Geliebte,  nach  Xijian ; Saffael«  Selbft« 
biibni«  (1836);  Tu  rer«  Selbftbdbnt«  (1823);  Sub« 
wig  I.  Oon  ©apem,  nach  Stteler;  Vllej,  o.  Smmbolbt, 
nad)  Steuben. 

4)  John,  engl.  Süflorifer  unb©iograoh,  geb.  1812 
in  Sewcaftle  am  Xpne,  geft.  1.  gebr.  1876  in  Sonbon. 
war  Sechtöanwalt,  wibmete  ftd)  aber  bauptfücbltd)  ber 
Siteratnr.  Seit  1855  war  er  in  ber  ©erwattung  be« 
Jrrenwefen«  angefteUt,  jucrit  al«  Schriftführer,  bann 
al«  Sat  (commissioner).  Xie  Gejchuhte  ber  englifdjen 
Staatdumwatjung  bebanbelt  er  in:  »Statesmen  of 
the  Commonwealth  ofEngland*  (1831— 84*  7©be.); 
»The  arrest  of  the  five  membera  by  Charles  L« 
unb  »The  debates  on  the  tirand  Remonstrance« 
(1860);  e«  folgte  bie  ©iograpbie  »Sir  John  Eliot« 
(1864.  2.  Vluft.  1871).  Sielfadh  War  er  an  3eitfd)rif« 
len  tätig;  naih  Xiden«’  Vlbgang  leitete  er  ein  Jahr 
lang  bie  bamat«  jugenblicben  »Daily  News« , wäh- 
ren!) jehn  Jahren  ha«  Sodjenblatt  »Esaminer« . Jn 
enger  greunb jtbaft  mit  Sanbor  unb  Xiden« , fd)rieb 
er  bereu  ©iographien:  »Walter  Sa  vage  Laudor« 
(1868, 9 ©be. ; neue  Viu«g.  1895)  unb  »Life  of  Char- 
les Dickens«  (1871—74,  3 ©he.;  neue  VluSg.  1899, 
2 ©be. ; Vlu«jug  in  1 ©b.  oon  ©iffing.  1902),  ba« 
burd)  bie  piintct  biiebenen  oon  Tiden«  oerOoUftänbigi 
unb  oon  g.  Vltlhau«  in«  Teulfche  überfept  würbe 
(©erl.  1872—75,  8 ©be.).  Sodj  finb  JU  erwähnen: 
»Life  of  Oliver  Goldsmith«  (1848,  8.  Vlufl.  1889) 
unb  »Biographical  and  historical  essays«  (1859). 
Sein  »Life  of  Jonathan  Swift«  (1876,  ©b.  1)  blieb 
unoollenbet. 

6)  VBilliant  Gbwarb,  engl.  Staatsmann,  geb. 
11.  Juli  1818,  geft.  6.  Vlpril  1886,  warb  Gamfabri» 
fant  in  Brahforb,  1861  bort  in  ba«  Unterbau«  ge» 
wählt,  wo  er  fid)  t>cn  Siberalen  anfcblufj,  1865  in 
Suffell«  Kabinett  Unlerflaatölefrclär  für  bie  Stolo» 
nieit  (bi«  1866)  unb  1868  ©ijeprafibent  be«  Grjic- 
hungbloniitet«,  brachte  1870  bie  neue  Grjiebung«bill 
fowie  1871  bie  ©aüotbin  burch  ba«  ©arlament,  war 
bann  bei  ber  Seorganifation  be«  Sdjulwefen«  in 
Gnglanb  mit  gropem  Grfolg  tätig,  trat  jebod)  im  ge« 
bruar  1874  mit  Glabjtone  jurüd.  Jm  Vlpril  1880 
würbe  er  im  (Weilen  SRinifterium  Glabjtone«  Ober» 
felretär  für  Jrlanb  unb  fidberte  in  ber  Scition  bon 
1880  bie  Vlmtahme  ber  etlichen  Sanbbill  im  Unter- 
hau«.  Vll«  nad)  beren  Vlblehnung  burch  ba«  Cher« 
hau«  bie  Vfgitationen  ber  irijehen  Sanbliga  immer 


777 


görfter  (Bcrufaart)  — 

gefäbrlitber  würben,  feilte  er  Wnfnng  1881  bet  ieinen 
rabifalett  Stollegen  bie  „'juftimmung  »u  ber  irifdien 
3roang«bifl  bureb  unb  uertrat  biefe  foune  bie  im  Som- 
mer 1881  reieber  eingebrachtc  Conbbitt  im  Unterbau«, 
litt«  aber  ©labftoite  1882  bie  Gutlaffung  ber  Behaf- 
teten gübrer  ber  Slmtblign  befebloft,  um  bie  3rcn  ,;u 
oerföbnen,  nabm  5.  feine  Gntlaffunq  unb  befämpfte 
auch  im  Parlament  bie  irifdje  Botin!  feiner  Bariei- 
genoffen. Seine  Biographie  fd)rieb  S8eml)ft  SReib 
(4.  Dlufl.,  Sonb.  1888.  2 Bbe.;  neue  «u«g.  1895). 

gärftcr,  f.  gorftoerwaltung  uttb  Rorftfacf). 

jjdrftcr,  1)  griebrid)  GbriftoPb.  Siebter  unb 
bi)torifd)er  3d)riftfteller,  geb.  24.  Sept.  1791  iniffiiiu- 
cbengofferftäbt  bei  Stamburg  a.  S.,  geft.  8.  Bob.  1868 
in  Berlin,  ftubierte  1809—11  in  f)ena  Theologie, 
Wibmcle  fid)  Jti  Sre«ben  ardjiiologifdien  unb  futtft- 
gefdjicbtlidKn  Stubicn,  trat  mit  Theobor  Römer  in 
ba«  üiigoiuidte  greiforp«,  warb  Offijier  unb  begei- 
flerte  burd)  feine  feurigen  Sbriegdlieber  »Schlachten- 
ruf  an  bie  erwachten  Teutleben-  jum  Rumpfe.  9!ad) 
ber  Ginnabme  Don  Band  bei  ber  3urüdjorberutiq 
ber  bort  aufgebäuften  Runflfd)ä()e,  ttacb  feiner  fßüd- 
febr  ald  Siebter  an  ber  tfirtiUene*  unb  Ingenieur« 
jebule  )u  Berlin  tätig,  warb  er  wegen  eine«  nufiage« 
•über  bie  gefd)id)tlidie  Gntwidclung  ber  Sferfajfung 
Brtuften«-  für  üubenS  »SRemefW«  Bon  1817  uor  ein 
Rriegägeridjt  gcftellt;  auö  bem  Sienf!  entlaffen,  rebi- 
gierte  er  feit  1821  bie  »Bette  BerlinerSRonaldfcbrift«, 
bann  1823—26  bie  »Sofiiid)e  Leitung«  unb  1827 — 
1830  in  Serbinbung  mit  33.  Wleji«  ba«  • Diene  Ber- 
liner Ronuerfationdblatt«,  machte  mit  feinem  Bruber 
Gruft  g.  (f.  görfler  3)  eine  Runftreiie  ttad)  3talien 
unb  würbe  1829  §ofrnt  unb  Rufto«  bei  ber  fönig* 
lieben  Runftlammer.  Beut  feinen  Schriften  fittb  ju 
erwähnen:  «Ter gelbmarfeball Blücher  tinbfeineUm- 
gebungen«(2.21ufl.,fieipj.  1821);  ■33allenitem«,eine 
Biographie  (Bot«b.  1834),  Borbereitet  bureb  bie  >lln. 
gebrudten  eigenbänbigen  uertraulichen  Briefe  unb 
amtlichen  Schreiben  Blbreeht«  PonfflaUenftein«  (Berl. 
1828—29,  3 Bbe.);  einen  Nachtrag  bilbet  feine  Schrift 
•SSaüenfteind  Brojeft  oor  beit  Sdjranfen  beb  ©eit» 
gcrid)t«  unb  beb  t.  f.  gi«fu«  ju  Brag.  Biit  noch  bi«* 
ber  ungebrudten  llrfunben-  (SJeipj.  1844);  »®e« 
fchiehte  (jriebrid)  Silbelltt«  I.,  Röntg«  Bon  Brettften« 
(Botbb.  1835  , 3 Bbe.);  »Tie  Häfe  unb  Kabinette 
Guropab im  18.  Jsabrbunbert*  (baf.  1836—  39,3Bbe., 
itebft  Urfunbenbud)  in  2 Bättben).  Unter  bem  ©e< 
famttitel;  »Breuften«  Selben  imSricg  unb  grieben« 
erfdiien  eine  aub  Ginjelbarftell  ungen  jufammengefegte 
(9ejd)ichte  Breuften«  »011  1640  — -1815;  boeb  würbe 
bie  3uBerläfftgfeit  feiner  Berichte  aub  ber  |feit  beb 
Befreiunabtriegb  Bon  Slattenborf  in  ber  Schrift 
»gr.  görfter«  Urfunbenfälfchungen  jur  ©efchichte  beb 
3al)reä  1813  mit  befonberer  Büdficbt  auf  Tt)  Ä8r» 
nerb  Sieben  unb  Sichten*  (Böftned  1891)  crfd)üttert. 
Sill«  Siebter  lieferte  g.  in  »Beter  Schlemiblb  Heintfebr- 
(2.  VufL,  Sleipr  1819)  eine  gortfejung  ju  Gbamif* 
fob  betannler  Sichtung,  bearbeitete  mehrere  Stüde 
Sbalrfpeareä  unb  biditete  einige  Heinere  fiuftfpiele 
fowie  ba«  biftoriiebe  Srama  »Otuftao  Dlbolf*  (Berl. 
1832).  Seine  Äriegblieber,  Siomanjen,  Grjäblungen 
unb  Segenbcn  bereinigte  er  in  einer  Sammlung  fei- 
ner »®ebid)te-  (Berl.  1838  , 2 Bbe  ).  Bus  görfter« 
Baeblaft  erfebieu  ber  flnfang  einer  Selbftbiogtaphic 
u.  b.  S.:  -Stunft  unb  Sieben-  (brbg.  Bon  H Jllelfc, 
Berl.  1873). 

2)  Slubwig,  Slrdjitelt,  geb.  1797inBahrcutb,  geft. 
16.  3uni  1863  in  Bab  ©leiebenberg  in  Steiermarf, 
bilbete  jich  auf  berSSündjeuer  Btabemie  unb  feit  1815 


görfter  (Berfonennante). 

in  SBien.  3n  feinen  ©ebauben  lieft  er  gewöhnlich  ben 
Stil  ber  italienifchen  Senaijfance  walten  unb  brachte 
ed , ohne  befember«  originell  ju  fein , nteift  ui  ftatt- 
lieber  ©irfung.  Gr  baute  bie  eoangelifdie  Rird)e  tn 
©umpenborf,  bie  Shnagogen  in  ©teil  unb  Beft.  bie 
Glifabetbbrüde  unb  jablreicfte  BriBatbäufer  in  ©iett, 
mar  am  bärtigen  Brfenal  tätig  unb  gab  burd)  feine 
fchon  1844  Beröffentlichten  Brojeltbarftellungen  jum 
Seil  ben  Wnitoji  ,ju  ber  B3iener  Stabterweiterung. 
Seit  1836  gab  er  bie  Bon  ihm  gegrünbete,  nod)  jejjt 
beftebenbe  »Baujeitung«  beraud.‘  Bud)  war  er  ald 
Brofeffor  an  ber  Siener  SVunftalabentie  tätig. 

3)  Grnft,  SKaler,  Runftfcbriftfleller  unb  Siebter, 
Bruber  uon  g.  1),  geb.  8.  Bpril  1800  in  Biilndjen- 
gofferfläbt  a.  3.,  geft.  29.  Bpril  1885  in  Biiindicn, 
wibmete  fleh  tlieologtjdien  unb  pbilotogifchen  Stubien 
fowie  ber  Bfalerei,  ju  ber  er  enblid),  namentlich  burd) 
Gorueliuä’  perfönlicben  Gtnfluft,  gan.j  bingejogen 
Warb,  in  beffen  Sdjule  in  Beim  dien  er  1823  trat.  Gr 
tnad)le  feine  erften  Berfttche  in  ber  greälomalerei  in 
ber@lhptothe(unbnabnifpäteran  berVluafcbmüdung 
ber  Sof'iartenarlaben  unb  an  ber  Budtübrung  bei 
enfauflttcften  Silber  im  ftönigbbau  in  Biiinchen  teil. 
Gin  Buftrag  beä  Rronpriitjen  Siarimilian  Bon 
Baftcm,  in  3tatien Zeichnungen  nach  ältem  SDieiftern 
angifertigen,  führte  ihn  ju  funftwiffen[chaftlid)en  gor- 
fdiungen , bie  er  als  »Beiträge  jur  neuem  Sun  io 
gefthiebte«  (Sleip.j.  1836)  brrausgab,  wofür  iftm  bie 
ilniBerfität  Tübingen  beit  Sottortitel  Berlieb-  3m 
Bnfebtuft  an  bie  Biographie  feine«  ScbmiegerBaterS 
3ean  Baul,  bie  er  na*  bem  Tobe  beä  erften  Heraus- 
gebers fortfufeften  hatte,  fdirieb  er  uon  »58abrf)eit 
aus  3fan  BaulS  Sieben«  ben  4.-8.  Banb  (Breal. 
1827 — 33).  Buch  gab  er  »Bolitifche  Bacftflänge  non 
3ean  Banl«  (Ipeibelb.  1832)  heraus  unb  nahm  Bon 
1836—38  an  ber  Herausgabe  Bon  beffen  9fad)laft  unb 
Briefwechfel  ben  hauptfädjlichften  Vlnleil,  wie  er  audj 
eine  für, je  Biographie  beS  Siebter«  für  bie  Bu«gabe 
Bon  beffen  »BuSgemäblten  Säerfen«  (Bb.  16,  Berl. 
1849)  lieferte.  1842  beteiligte  er  fid)  mit  grau;  Rug- 
ier in  Berlin  an  ber  Üiebaltion  be«  »Runitblatte«« 
unb  führte  bie  Bon  Sd)om  begonnene  Überfettung 
Bon  Safari«  »Sieben  ber  au«gejeid)netften  HJlaler, 
Bitbbauer  unb  Baumeifier«  (atuttg.  1843 — 49  , 6 
Bbe.)  ju  Gnbe.  Bon  feinen  jablreicben  übrigen  Ber- 
öffentliebungen  fmb  nod)  ju  nennen : »3.  ©.  Biütter, 
ein  Sichter-  unb  ftünftterleben«  (St.  ©allen  1851); 
»Sieben  unb  SSerfe  be«  gra  Bngelico  ba  giejole«, 
mit  Sridjnimflm  bon  feiner  Hanb  (9Jegen«b.  1859); 
»Senfmale  beulfdjer  Baufunft,  Bilbnerei  unb  Ufiale- 
Ierei«,  mit  300  fjeid)nungen,  groftenteil«  Bon  feiner 
Hanb  (Sleip}.  1853—69,  12  Bbe.);  »®efdiid)te  ber 
beut[eben  Sunjt-  (baf.  1851—60,  5 Bbe.,  mit  Bielen 
Bbbilbungen);  bie  Biographie  »Sfiaphael*  (baf.  1867 
bi«  18ö9,2Bbe.);  »®efd)idite  ber  italienifchen  Shmft« 
(baf.  1869— 78,  6 Bbe.);  »Senfmale  italicnifdjer  SD7o- 
lerei«,  mit  bielen  ^eidmungeu  bon  feiner  Hanb  (baf. 
1870 — 82, 4 Bbe  );  »Betet  0.  Gonteliu«,  ein  ©ebettf- 
buch«  (Berl.  1874,  2 Bbe);  »Ste  beutfdie  ftunfi  in 
Bilb  uttb  Ääort«  (Sleip.j.  1879).  Sql.  »Sa«  Sieben 
Gtnma  görfter«,  ber  Tochter  3ean  Baut«,  in  ihren 
Briefen-  (Bert.  1889),  bcrairJgcflct'Cit  Bon  ihrem 
Sohne  Brij  g.  Sleftterer,  al«  ba tjrtfdter  Cberftleut- 
nant  n.S.  in3)tünd)cu  lebenb,  fdjrieb  noch : »Seutfdj- 
Cftafrifa.  öeogrnphie  unb  ©efchichte  ber  beutfehen 
Rotonie«  (Sleipj.  1889). 

4)  Hri'trich,  gürftbifchof  Pon  Bre«lau,  geh.  24. 
Bob.  1800  in  ©roftglogau,  gefl.  20.  Oft.  1881  tn 
3ohanni«berg,  ftubierte  Theologie,  würbe  1826  Brie- 


778 


AÖrfter  (©erfonenname). 


fter,  1837  Domfapitutar,  erfter  Domprebiger  unb 
Rnipertor  be«  Sflcrifalfeminar«  in  ©realou,  erwarb 
jtd)  ben  Suf  ein«  bebeutenben  Stanjclrebner«  unb 
trat  ber  »an  Schienen  au«gebenbett  beutfcbtatbolifcbcn 
Bewegung  al«  entfdjiebener  ©orfämpjcr  beb  rümifd)- 
latbolififtenSiircbentuniä  entgegen.  Rin  Sommer  lw-IS 
in  bie  ©ationaloerfammlung  ju  Rranffurt  gewählt, 
wohnte  er  im  ©oocmber  b.  3.  ber  Sftnobe  ber  beut» 
(eben  ©tichüfe  in  Sürjburg  bei  unb  warb  19.  SRai 
1853  Rürftbifcbof  Pon  ©redlau.  ©on  'Jfatur  frieb- 
liebenb  unb  gemäftigt,  befaft  R.  butt)  nicht  ben  ©tut, 
berShtrie  gegenüber  feinen  perfünlid)en  Stanbpuntt  ju 
oertreten,  wo«  ftcb  befonber«  im  Satte  beb  ©rofeffor« 
Saiger  (f.  Wal  per  1)  geigte.  Auf  bem  oatifanijcbm 
Äonjit  gebürte  R.  jur  Cppofition  gegen  bab  Unfcbl- 
barlcitäbogma,  ftimntte  13.  3uli  1870  mit  87  anbem 
öifcbüfcn  gegen  ba«  Dogma  unb  »erlieft  mitberSSebr» 
beit  berfelbcn  naeb  beui  ©rotfit  00m  17.  3uti  Siam. 
Den  Rulbaer  Hirtenbrief  Pom  31.  Klug.  1870  unter* 
idjrieb  er  nicht,  unterwarf  ftcb  inbeb,  nadjbem  er  in 
Som  »ergebticb  um  feine  (fnltjebimg  »ont  <1011  nad)- 
gefud)t,  halb  unb  fcbritt  bereits!  im  L ftober  gegen  bie 
©rcstauer  tbeologifcbe  Rafuttät  ein.  Segen  Wergeben 
gegen  bie  ©iaigÄege  mebrfacb  gu  tüelbftrafen  oer- 
iirteilt  unb  nepfiinbet  unb  ber  lemporalien  beraubt, 
warb  er  6.  Oft.  1875  abgefegt,  batte  ftcb  aber  fcboit 
»orfter  nndi  bem  Scbtofe  3»b°nnibberg  im  üjterveicbi- 
(eben  Deil  feiner  Dibjefe  begeben.  Qtefammelt  etfebie» 
nen  Rürfler«  -Stanjetuorträge*  (Brebl.  1854,  6 8be. ; 
6.  Auäg.  1878)  unb  feine  »Hirtenbriefe*  ('Jicgenbb. 
1880  , 9 ©be.).  Mt  net)  febrieb  er  ein  »2cben«bilb* 
feine«  fürftbtfdjöflicfjen  ©orgäuger«  ÜKeldpor  »on 
Diepeitbrod  (Sre«l.  1859;  3.  Mlutt.,  Segenäb.  1878). 
Wal.  Srang,  Heinrich  5-,  Sürflbifdjof  »on  Sreblau 
(örcbl.  1875). 

5)  Rranj,  3uriit,  geb.  7.  Juli  1819  in  Sreblau, 
geft.  8.  Aug.  1878  in  ©erlin,  habilitierte  ftcb  1847  in 
©reolau,  würbe  1849  Rreiäricbter  in  Büwenberg  uttb 
nach  ©efleibung  anbrerSimter  im  3uftijbienft,  1868 
»ortragenber  3iat  im  preuftifeften  3uf1ijminiflerium, 
1870  tugleid)  ©iilglieb  ber  3mmebiat«©rüfungS> 
fommifftott.  Hier  bearbeitete  er  bie  erften  ßntwürfe 
tut  preuftifeben  ©ormunbtd)aft«orbnung  unb  ber  ®c> 
fege  über  tSrunbeigentum  unb  ©runbbuebwefen.  1874 
trat  er  unter  Salt  al«  Direltor  ber  Abteilung  für 
Stircbenangclcgenbeiten  unb  al«  Sirflicbcr  ©ebcinier 
Oberregierungbrat  in  babfhrltubminifterium,  in  wcl> 
djer  Stellung  er  befonber«  an  ber  Beratung  ber  ©e* 
fefte  über  bie  epangelifche  Sfircbenperfaffung  tttt  2anb- 
tag  teilnabm.  Sein  Hauptwert  ift  bie  »ierbänbige 
»itjeone  unb  ©raji«  be«  heutigen  gemeinen  preuftt* 
(dien  ©rioatreefttä  auf  ber  ©runblctge  be«  gemeinen 
beutfdjen  Mecbtä*  (öerl.  1865—72;  in  4.  Aufl.  bear- 
beitet Pon  ßcciu«,  1880—83  ; 7.  Aufl.  1896—97). 

6)  Augujt,  Anatom,  geb.  8.  3uli  1822  in  Sei- 
mar,  geft.  10.  SHcirj  1865  in  Sürjburg,  ftubierte  in 
3ena,  habilitierte  fictj  1849  in  Halle,  ging  1852  al« 
aufterorbentlicber  ©rofeffor  ber  patbologifcben  Ana- 
tomie nad)  ©üttingen  unb  1856  nach  Sürjburg.  ßr 
fdtrieb:  »Sebrbudi  ber  patbologifcben  Anatomie* 
(3ena  1850;  10.  Aufl.  »01t  Siebert,  1875);  »Hanb 
buch  ber  patbologifcben  Anatomie«  (Ceipj.  185-1 — 55, 
2 ©be. ; 2.  Aufl.  1862—65);  »Atla«  ber  mifroffopi- 
feben  patbologifcben  Anatomie*  (baf.  1854  — 69); 
»©runbrift  ber  ßnjbllopäbie  unb  'Dietbobologie  ber 
©leDijin*  (baf.  1857);  »Die  ©iiftbilbungen  be«  ©len* 
feben*  (baf.  1861). 

7)  Auguft,  Scbaufpleler,  geb.  5.  3“ni  1828  in 
Saucbftäbt,  geft.  22.  Dej.  1889  auf  bem  Semmering 


bei  einem  Spajiergange,  betrieb  feit  1847  auf  ber  Uni- 
oerfität  in  Halle  tbeologifcbe  unb  pbilologiicbe  Stu* 
bien,  wanbte  ftd)  aber,  naebbem  er  promeniert  batte, 
ber  Wuhne  ju  uttb  bebütierte  1851  erfolgreich  al« 
Sedenborf  (»3»Pf  unb  Schwert*)  in  Saumburg  a.S. 
Sr  fpielte  nun  in  ©lerjcburg,  Halle,  Sleiningen.  ©o- 
fen  u.  a.  0.,  gajticrie  1855  am  ©urgtbcater  m Sien 
mit  günftigem  erfolg,  war  barauf  tn  Stettin,  Dan- 
jig  unb  ©re«lau  engagiert  unb  folgte  1858  einem 
Auf  an  ba«  Siener  ©urgtbeater,  wo  er  feit  1860  auch 
an  ber  iHegie  in  bernorragenbem  S Saft  teilnabm 
1876—82  war  5-  Direftor  be«  Ceipiiger  Stabttbea- 
ter«,  bod)  gelang  e«  ihm  nicht,  biefe  ©üftne  auf  bie 
iftr  jutommenbe  Hübe  ju  erbeben,  ©on  1883—88 
war  R.  Siitglieb  unb  ilelluertretenber  Direttor  be« 
Deutfdben  Ibeater«  in  ©erlin,  unb  1888  würbe  eral« 
Direftor  an  ba«  Hofburgtbeater  in  Kien  berufen,  wo 
er  nur  fur;e  ,-feit  wirten  tonnte.  Al«  Schaufpieler 
fpielte  R.  in  Sien  anfänglich  noch  gefegte  Ciebbaber- 
unb  fein  fomifebe  ßbaratterrollen,  trat  aber  nach  unb 
nad)  in  ba«  emfte  ©aterfad)  über.  Seine  Porjüglicb- 
ften  ifioüen  in  biefer  iHcdtiung  waren:  Sachtmeiiler 
(»Saüenftein«  Säger«),  Sriebrid)  Silhelm  I.  (»3°Pf 
unb  Schwert*),  H{rJog  Start  (»8art«fd)üler*),  Rott- 
wig  (»©rin«  ooti  Homburg*).  Satban,  ©Juft tu« ©Al- 
ler, Cboarbo  (Satotti,  ßrbfürfler,  ftünig  Cear.  Han« 
Bange,  ©ieiftcr  Anton  in  Hebbel«  »©iaria  ©iagba- 
lena* , in  fpnterer  3*11  befonber«  ©ebro  ßre«po  in 
ßalberon«  »Siebter  non  3alamea*  tc.  Seine  Dar- 
fteDung  zeichnete  eine  gefunbe  ©atürtid)feil  au«,  wie 
fie  burd)  ßmfadibeit,  nolle«©critänbni«unb  ben  war- 
men Don  be«  Wemtil«  wirtte.  R.  bat  jtch  auch  al« 
©earbeiter  franjüiifcher  Stüde  betannl  gemacht. 

8)  Silbelnt,  Aftronom,  geb.  16.  De«.  1832  ju 
fflrünberg  t.  Sd.it.,  ftubierte  feit  IBöOSfatbematif  unb 
Aftronomie  in  ©erlin  unb  ©onn,  warb  1855  Afft- 
ftent  ber  ©erliner  Sternwarte,  1857  ©rinatbojent  an 
ber  Unioerfttäl,  1863  aufterorbentlicber  ©rofeffor, 
1865  Diretlor  ber  ©erliner  Sternwarte.  1868  mürbe 
er  gleübjcitig  Direttor  ber  SiormaleicbungÄtommif- 
ftoit  unb  leitete  feitbem  bie  Sleuorganifation  be« 
beutfd)cn  ©taft-  unb  ®ewid)t«wefen«.  1891  mürbe 
er  junt  ©orftgenben  ber  3ntemationaIen  ©caft.  unb 
(Sewid)t«f ommifft on  ernannt;  and)  bem  pennanenten 
Romitce  ber  internaltonalen  Orabmeffung  gebürt  er 
an,  1903  legte  er  bie  Direftion  ber  ©erliner  Stern- 
warte nieber.  ©on  1865—83  gab  R.  ba«  »©erliner 
AftTonomifdjc  3abrüucb*  berau«.  Seine  Arbeiten 
nerüffentlid)te  er  in  ben  • Aftronom  lieben  ©aduicbicn* 
unb  bem  »Aftronomifd)en  3abrfaud)-,  emjelne  Ar- 
beiten über  ©leffen  unb  Sägen  in  betx  non  ihm  ber* 
auägegebenen  -©ietronoimfcben  ©filrägrn*  (©ert 
1870—82, 3Hefte)unb  in  ben  »©ubhtationen  be«  in- 
ternationalen Komitee«  für  Staft  unb  ®cmidit«.  Seit 
1872  liefert  er  jährlich  aftronomiiebe  ©iaterialirn  ;um 
»Süniglid)  ©reuftifdjen  ©ormallalenber«  (worau« 
»©opuläre  ©{itteilungen*  gefonbert  berauigcgcbeit 
würben).  Aufterbent  nerüffentliebte  er:  »Sammlung 
populärer  aitronomifeber  ©(itteilungen*  (©erl  1878 
bi«  1884,  2 Die.),  eine  Sammlung  ferner  wiffenfebaft- 
licben  ©orträge  unb  Abbanblungen  (baf.  1876 — 96. 
4 Die.),  »Drläjeil  unb  Scltieit«  (baf.  1884  u.  1891), 
»Stubien  jur  Aftromeirie*  (baf.  1888),  »ffalenbcr 
unb  Uhren  am  ßnbe  be«  19  3abrbunbert«.  (©raun- 
lebweig  1899)  unb  »2eben«fvagen  u.  Beben«bilber.  jo- 
jialetbtfcbe  ©clrad)hingen-  (baf.  1902  - 04,  2 ©be.). 
1888  rief  er  in  ©crlin  bie  ©efenfebaft  Urania  in« 
Ceben,  1891  bie©ereiitigung  non  Rreunben  ber  Aftro- 
nomie unb  (oäntifeben  ©bbüh  bereu  »SütteUungen- 


görfkr§öf)Ie  — gorftfad).  779 

er  Ijerauägibt;  1892  grünbete  er  bie  IcutRhe  ©efeH-  gärfterböhle,  Xropftteinhöhte  in  ber  granfifchen 
fdjaft  für  ctl)ifcf)c  Kultur  (f.  CStfjifdje  Semeqintg).  Schweig,  bei  SBaifehenfelb. 

»)  Emil,  Archiieft,  Sohn  Bon  8.  2),  geb.  18.  Oft.  Storftcrit,MineraI,einbemCliBinähnlicbe3Mag- 
1838  in  Süien,  befuebte  bie  Atabentie  in  Berlin  unb  nefiumfittfat  Mg,SiO,,  finbet  lief)  in  farblofen  biä 
biibete  Rd)  bann  im  'Melier  feineä  Saters  fotuie  burcf)  grünlichen  rbombijeben  ftriftaüen  non  ber  gönn  unb 
Sieiien  in  Italien.  Srbautein'iBienbaäSalaiäbeäBa-  Speirte  beä  Glioms  fowie  in  Körnern  in  ftalffteinen 
ronS  ffierttjeim,  mehrere  Brioalbäufer  am  granjenä-  (Sämlingen  ant  Jfaif  erfüll)!,  Slatouft,  Bolton  m Mai- 
ling u.  baä  1881  abgebrannte  Siingtljcatcr.  Son  feinen  facpufelts),  Serpentin  (Snarum)  unb  in  ben  Somma- 
fonnigen  Sauten  finb  noch  bie  Serroaltunqägebäube  auswürflingen  beä  Befund, 
beä  ©iro»  unb  Äaffenoercinä,  ber  Sobentrebiianitalt,  görftcrfcfjulcn,  f.  gorftfchulen. 
ber  aUgcnicincn  BaugefeüRbaft  unb  ber  Maximilian-  görftertuef),  friiftig  geroalfener  SSoHenfloff  mit 
bof  in  feien  unb  mehrere  Öotelö  in  Meran,  ©rieä  bei  19  Ketten-  unb  30  Schufjfaben  auf  1 cm,  aus  Streich* 
Sojen,  Marienbab  unb  Sutnreft  bemertenäwert.  gamSr.flmetr. ; Sinbunq  f.Abbilbung. 

10)  3iid)arb,  nafRfcher  Sbilolog,  geb.  2.  Mär}  gorftcr  Sücinc,  f.  Sfätjer  Seine.  BPBH 

1843iu©örlih,  ftubierte  in  3ena  unbSreSlau,  würbe  gorftfarf),  bie  bem  gotfnoefen  ge*  fwjWI 
1866  ©mnnafiallebrer  in  Breslau,  habilitierte  fich  toibmete  SerufSart.  Sie  hauptfäihlich-  1 M W 
1868  bajelbft,  war  1868—70  in  Italien  unb  ©rie-  ften  SerufsjWeige  beä  gorftfaeheS  finben  ■FWTH 
chenlanb,  würbe  1873  jurn  aufjerorbentliihen  Srofef-  ihre  Betätigung  in  ber  gorftwirtfehaft, 
formiannt  unb  1H75  orbemtlicher  ^rofeffor in  Dioftocl.  gorftroiffenlchaft.gorflBcnualtunq  unbimgorfttchug. 
1881  in  Stiel,  1890  in  Sreslau.  Son  feinen  Schriften  Sie  beiben  legtern  finb  in  Seutfdjlanb  faft  überall  in 
finb  beroorjubeben : »Quaestiones  do  attractione  ftcf>  abgefchloffene,  ben  Übergang  au«  einem  Sienft- 
enunciationum  relativarum«  (Serl.  1868);  »Ser  «neig  in  ben  anbeni  auSfdjlieBenbe  Serufslreife. 
9iaub  unb  bie  Slücttehr  ber  Serfephone«  (Stuttg.  SemgemäB  ift  auch  ber  Silbungsgang  für  bie  ftaat- 
1874);  »granceSco  3ambeccari  unb  bie  Briefe  bes  liehen  gorjtBerttaltungä*  unb  für  biegorftfdjufibenin- 
Uibanioä«  (baf.  1878);  »garneRtta  Stubien«  (Dioftocf  ten  burdjauä  oerfdjieben.  Allgemeine  Sebingungen 
1880);  »Scriptores  physiognomici*  (2eipj.  1893.  für  bie  gorftBermaltungälaufbabn  finb  mit  wenigen 
2 Sbe);  »Libanii  opera«  jbaf.  1904,  Sb.  1).  Auch  Ausnahmen:  SeifejeugniS  non  einem  ©bmnafiuut 
gab  er  SReiäfeä  Briete  (l'eipj.  1897)  heraus.  ober  SicalgnmnaRuni  (in  Sreufjen  unb  in  ben  .'Reichs- 

1 1)  33enbelin,  SRomaniit,  geb.  10.  gebt.  1844  in  lanben  auch  bas  Bon  einer  neuntlafügen  Oberreal» 

SJilbfchüh  bei  Srautenau  (Böhmen),  habilitierte  fich  fcbule),  mehrjähriger  Sefud)  einer  foritliehen  .Joch- 
im Mai  1874  an  ber  Kiencr  Uninerfttäl  für  rottta-  fchule  unb  Ablegung  Bon  meift  jmei  Staatäprüfun- 
nifdje  Philologie,  würbe  im  Ollober  b.  3- auftcrorbent-  gen,  oon  benen  bie  crfle  Reh  auf  bieXtjeorie,  bie  jioeite 
lieber,  im  Mai  1876  orbentlicher  Srofeffor  an  ber  auf  bie  'firariä  beS  gorftwefenS  erftreeft.  Sou  ben 
UnioerRtät  Sraq  unb  im  fcerbft  b.  3.  an  bie  Uni-  Anwärtern  ber  gorftfd)u|6eamtenlauf6abn  wirb  in 
oerRtäl  Sonn  berufen,  um  bort  ber  Sfaehfolger  Bon  ber  Siegel  SolföRbulbilbung,  mehrjährigeSehrjeil  unb 
gr.  Siej  ,ju  werben,  g.  befd)äftigt  Reh  Bornehmlich  görfterprüfung  nach  längerer  BefWaftigunq  im  gorft- 
mit  te^tmtifihen,  leyifalifchenunbetnmologifchengor-  bienfle  Berlanql.  3m  einzelnen  Rnb  bie  Sorfcbriften 
fchunqen;  fein  $>auptqebiet  ift  baS  AltfranjöRfcbe,  ba-  über  baä  forftlictje  SilbimqSwefen  für  bie  jlaatlichen 
neben  bie  lebenben  Münbarten  SiemontS,  ber  feal-  gorftBcrwaltuugS-  unb  Sdiupbeauiten  feljr  nerfehie* 
benfer  unb  ber  3uW  Sarbinien.  Eilte  glänjenbe  ben.  3n  Sreufjen  fmb  für  bie  gorjtBerwaltungälauf- 
Stiftung  ber  lejtfrilif  ift  feine  Ausgabe  beS  Ebriftian  bahn  bie  »Seftimmungen  über  AuSbilbung  unbSrfl- 
oon  Xrorieä  (fcalle  1884—99,  4 Sbe.).  Anbre  wich  funafür  ben  löniglidjcn  gorflDerwallungSbienfl  oom 
ltge  «ctirijlen  unb  Ausgaben  Rnb:  »Quiustiones  Ho-  25.  3an.  1908«,  für  ben  gorftfihuhbienft  baä  • Jiequ- 
rutianae  I.«  (Brünn  1869);  »De  lege  Meinekiana«  latio  über  AuSbilbung,  Prüfung  unb  Aufteilung  für 
(1870);  »Rufi  Festi  breviarinm*  (erfte  fritifche  Aus-  bie  mittlem  Stellen  beS  gorflbienfteä  in  Scrbinbung 
gäbe,  feien  1874);  »Richara  li  biaus«  (baf.  1874);  mit  bem  Militärbienft  im  3äflerforp8  Bont  1.  Cti. 
»Li  dialogc  Gregoire«  («alle  1876);  »Aiol  et  Elie  1893«  tnafegebenb.  jiicrnach  geftaltet  Rd)  ber  Bil- 
de Saint-Gille«  (^eilbr.  1876 — 82, 2 Sbe.);  »Li  Che-  bungSgang  uu  wefentlichen  folqenbermafjen : für  bie 
valiers  as  dcus  espeee«  (balle  1878);  »LnsMoce-  goriiuerwaltungälaufbahn:  SReifejeugniä  (ntil 
dades  de!  Cid  de  0.  de  Castro«  (Sonn  1878);  »De  unbebingt  genügenbent  Urteil  in  ber  MathematiO 
Venus  la  deesse  d'Amors-  (baf.  1880);  »fiijoner  ooit  einem  beuttchen  ©ljimtaRum,  einem  beuliihen 
Sfopel  unb AnonpinuSSeBeleti*  (beilbr.  1882);  »9}o-  3iealgt)mnaRum,  einer  preufsifcRen  ober  einer  biefer 
bert  ©arniers  Sragöbien«  (baf.  1882—83,  4 Sbe.);  gleitbftebenben  aufjcrpreuRifdjen  beutfehen  Oberreal* 
»EaäaltfranjöRfcheSiolanbSlieb  treu  nach  benbanb-  fchule  oor  Überfcbrcitung  beS  22.  CebeusjabreS , ein* 
fchriften«  (baf.  1883— 86, 2 Sbe.);  »Li  sermon  saint  jährige  praftifebe Borbereitung  im Sialbe,  jweijährige 
Bernart«  (Erlang.  1885);  »fiouiä  MeigretS  Trotte  forftwifienlchaflliche  AuSbilbung  auf  ber  gorflatabe- 
de  la  Grammere  framoeze«  (baf.  1888);  »Über  bie  ntie  jtt  ßbersmalbe  ober  Münbeu  ober  mit  ©enehmi- 
Sprache  ber  Salbenjer«  (in  ben  »©ötlinger  ©elehr-  gung  beä  Miniiterä  auf  einer  anbent  forfllidjcn  fioch* 
len  An, (eigen*,  1888);  »Ille  etGaleron  lion  Salier  idiulc,  gorftrejerenbarprüfung , einjähriger  Unioer» 
»on  Arrciä*  (Jialle  1890).  Mit  Kofchwib  Beröffent-  RtälSbefud)  jum  Slubittm  beä  Stnatäreditä,  ber  all- 
lichte  g.  ein  altfranjöfifcheä  Übungsbuch  (2.  Aufl..  gemeinen  feirlfihaftslchre,  SBirtfchaftSpolilil  unb  gi- 
h'eipj.  1902).  Einige  ber  genannten  Ausgaben  Rnb  iiaujtuiffenicbaft,  weitere  minbejlenS  jmci|äl)riqe  pral* 
in  ben  ooit  g.  geleiletot  Eaniutlungen : »Vlltfranjö-  tifche  AuSbilbung  im  Sdnlbc,  gorftaRefforprüfung 
Rfche  Stbliothef«  (^icilbr.  1879 — 87,  10  Sbe.)  unb  nach  Ableiftung  ber  Militärbienftpjlicht;  für  ben 
»Slotnaniidje  Sibliothef«  (Sballe  1889 — 93,  10  Sbe.)  gorflfchugbienft:  Seife  für  bie lertia  einerhöhertt 
erfdjicncn;  anbre  in  SöhnierS  »Siomanifchen  Slu-  Schule,  jmeijähriae  Sehrjcit  im  Salbe,  baoon  bei 
bien«,  Aäcoliä  »Archivio  glottologico«,  ©röbetä  einem  Staaisoberförfter  minbeftenä  ein  3ahr,  ober 
»3eitfd)rift  für  rontanifche  Sbilologie*  tc.  auf  einer  gorfllchrltngäfchule,  breijähriget  aftiBer 

12)  Arnolb,  3oolog,  f.  Foerit.  Militärbienft  bei  einem  3ägerforpS  Berbunben  mit 


780 


gorjffreoel  — 

forfllicpem  Unterricht  im  3'miucr  unk  im  Salbt, 
gägerprüfung  über  gorft  unb  3ogbwcfen  im  brüten 
3abre  btr  aEtioen  bL'Jilitäcbienftjeit,  Beurlaubung  jur 
Referat  unb  berufsmäßige  entgeltliche  Sefdjäfttgung 
»er  iRefernejäger  im  gorftbienft,  Vlblegung  btr  gör- 
fterprilfung  nach  Sollenbung  beb  8.  unb  Bot  Vlblauf 
beb  1 1.  ©iilitärbienftjapre«,  weitere  Sefdjäftiguug  im 
praftticpeii  gorftbienfte , Witerfetmung  jur  gorftoer- 
forguttg«- Berechtigung  nad)  Vlblauf  ber  zwßljjäbti- 
gen  ©iilitärbicnftzeit,  weitere  entgeltliche  Sefcpäfti- 
gung  im  töniglidicn  gorftbienfte  btS  jur  VlnfteHung 
al«  ipilf«förf!er  unb  göriter.  Einzelne  abweichettbe 
Sejtimmungen  gelten  türCberjäger.  Sgl.  ».  ^agen, 
Sie  forfllidien  tBerpältniffe  ©reitßen«  (3.  Sufi.  Bon 
Sontter,  Serl.  1894);  Stpliecitnann,  Jpanbfmcp 
ber  Staatsforftoerwaltung  in  ©reußen  (3.  Vlufl.,  baf. 
1900) ; SS  e ft  er  me  iet , Ueitfaben  für  bie  gorjterprü- 
funaen  (10.  Sufi. , baf.  1904). 

•forftfretiel,  f.  gorftfirafrecht. 
goritgcrichtöbarfeit,  f.  gorßuerroaltuitg. 
rforftgcfrt)irt)tc,  Seil  btr  gorftwiffenfdjoft  (f.  b.). 
gorftbobeit,  ber  3nbegrijf  ber  $obeit«red)te  beb 
Staates,  alio  ber  gefeßgebenben,  richterlichen  unb  BdIL 
jicbenben  Wetttalt  in  bejug  auf babgefamteim Staats» 
gebiet  belegene  Salbeigentum,  Einen  tuefentlidten 
Seil  ber  g.  bilbet  ba«  Steift  beb  Staates,  bie  Erl)al- 
tung  unb  zwedentfprechenbe  Bewirtschaftung  berjeni- 
gcnSalbungen  opne  llnterfcpieb  beb  Befißcr«  ju  ge- 
bieten unb  nötigenfalls  ju  erzwingen,  bie  für  bie 
SJanbeöIulturuiibbasaemcmWobloonbefonbercrSe- 
beutung  (mb,  ber  fogen.  3d)ußwalbungcn(f.  b.). 
3n  be(ug  auf  bie  Salbungen  ber  ©emetnben  unb 
«Stiftungen  (Jtird)en,  Schulen,  ^ofpitäler  ec.)  jteben 
beut  Staat  nad)  neuerer  VUtffaßung  befonbere  Rechte 
ber  Cberauffidjt  unb  Sirtid)aft«leitung  ;u,  bie  fiep 
auf  bie  rechtliche  Natur  beböenteinbe-  unb  Stiftung«- 
eigentum«  griinben.  Nicht  bie  heutige  ©encration  Bon 
Nußnießern  (jum  grucplgenußSercdttigten)  ift  Eigen- 
tümerin, fonbern  eine  ewige  (furijtifd)e)  ©erfon,  bie 
©vmeinbt,  bie  Stiftung.  Ser  Staat  bat  ba«  ))( ert) t 
unb  bie  ©flicht,  barüber  ju  wachen,  baß  nicht  ber 
Eigentümer  burd)  beu  Nußnicßer  gefchäbigt  werbe. 
3)  ic  g.  hat  ihre  fdjärffie  Vluapräguttg  im  ©olizeiftaat 
bc«  18.  3ahrh-  gefunben.  Ser  gont-  unb  Sübbann 
war  urfprünglici)  ein  Vlubflttß  ber  ©runbperrlichleil. 
3»ar  führte  fd)on  jur  3eit  ber  autonomen  'Uiarl- 
genoffenfdjaftcn  baSRedjt  berSerritorialberren,  gor- 
|len  unb  3agben  in  Bann  ju  legen,  ju  inforeftieren, 
ju  zahlreichen  Eingriffen  in  bie  Subitan;  ber  ©larl* 
walbungen;  aber  bie«  Sied)t  enthielt  noch  nicht  bie  Be- 
fugnis ju  einer  allgemeinen  polizeilichen  Einwirlung 
auf  alle  Salbungen.  Vldtuähltd)  aber  nahmen  fte  ba« 
Saimredtt  überall  al«  einen  Vlubjluß  ihre«  fjopeit«- 
recht«  in  Vlttipruch,  aud)  ba,  wo  fie  niemal«  ©runb- 
berren  gewefen  waren.  Sie  beanfpruchten  bann  aud) 
ein  Obcreigenlum  an  allen  Salbungen  unb  leiteten 
au«  ber  ©eitd)t«berrlid)tcit  unb  bem  S!ogteired)t  bie 
Bejug  tu  8 ab.  alle  Salbungen  ju  beaufsichtigen  unb 
bie  Sirtfchaftbleitung  burch  ihre  Beamten  uolljiehen 
ju  laßen.  Sd)Dn  int  16.,  noch  mehr  im  16.  unb  17. 
3al)rh-  waren  faft  alle  Bfarlwalbungcn  grunbperr» 
liehe  geworben,  unb  bie  ®crid)t8herrlid)feit  ging  an 
bie  erblidien  Cbennärfer,  b.  p.  jumeijt  bie  flattbe«- 
berren,  über.  Ücßtcre  erließen  nun  gorftpolijciorb- 
mtugen  auch  für  bie  USarlwalbnngcn,  anfang«  noch 
unter  3ujichung  ber  angefebenften  'Didrfer,  fpäter, 
al«  ber  genoifenfd)aftlid)e  ©eift  ju  erlöfchen  begann, 
ohne  ihr  3utun.  Sie  fiunbmadjung  ber  auf  bie  sRär- 
lerforften  bezüglichen  gorflorbnuitgeit  erfolgte  unter 


gorftfafenber. 

Bezugnahme  auf  bie  obrigleitlicbe  ©ewalt  (roürtlem* 
bergiidje  gorjtorbnung  Bon  1551  u.  b.  a.).  Solirom- 
men  entfpredjenb  ber  allgemeinen  poliliidjen  Sitcbtung 
bc«  17.  unb  18. 3abrf)..  ber  polizeilichen  Omnipotenj 
ber  Regierungen,  entwidelte  ftd)  bie  g.  rafch  ju  einem 
Stiftern  ber  abfoluten  Seoomtunbung,  ba«  ber  freien 
Wirtfd)aftlichen  Jätigleit  ber  Salbbeßßer  faft  nidtte 
mehr  ju  tun  iibriglteß  ; ber  fd)led)te  3ujtanb  Btelet 
Salbungen,  bie  allgemein  oerbrettete  unb  bei  gering 
entwideltemSericbrbwefen  nicht  unbegrünbete  gurd» 
Bor  feoljmangel  fdjietten  bie«  Shftem  nur  ju  fehr  zu 
empfehlen;  bie  Salbbefißer  fahen  in  fcharfen  polijei 
lieben  Berorbnungen  gegen  bie  ju  Seroitutbeieamg- 
ten  hcrabgebrüdten  ehemaligen  SMiteigentümer  bäuer- 
lichen Slanbe«  oft  ba«  einzige  ©Uttel,  ihren  Salb  oor 
gänjlicher  3*rftörung  ju  fdjüßett.  .'jaljlloic  gorßorb 
nungen  ergingen  im  16.,  17.  unb  18.  3nhrt>.  Sie 
umfaßen  bt«  1700  ba«  gefamte  forftliche  Sißen  ber 
3eit  unb  zugleich  alle«  ba«,  wa«  gefeßlid)  in  bezug 
auf  ba«  gor)t-  unb  3agbmefen  zu  regeln  war.  cte 
gehören  zu  ben  wiebtigften  Quellen  ber  ©efdjichte  ber 
gorflmirtfchaft.  3>ie  gewaltigen  politifchen,  fozialtn 
unb  wirtfd)aftlid)en  Umwälzungen,  biefiepam  Sdjluß 
be«  18.  unb  bei  Beginn  be«  19.  3aprb  Boüzogen. 
ftürzlen  mit  btm  ©olcjeiftaat  aud)  bie  g.  älterer  täui- 
faffung.  2)ie  Sehre  Bon  ber  greipeit  be«  Eigentum«, 
Zur  3!enife  einer  pereinbre^enben  neuen  3*'*  gewor- 
ben, war  unBerträglid)  mit  ben  Sirabitionen  be«  ab 
foluten  Staate«  auf  betet  mirtfcbafutpoltttfchen  öebiet. 
3a  über  ba«  3icl  pinau«fchicßenb,  Bergaßcn  e«  Biele, 
baß  bie  Bewalbung  eine«  ilnnbe«  Bon  bober  Bebeu 
tung  für  ba«  allgemeine  Sopl  ift,  unb  baß  man  nidtt 
gut  tue,  ße  ber  ©rioalfpefulation  f«hran(enlo«zuüber- 
liefern,  üangfant  pat  ftd)  aud)  hier  eine  maßooUere 
Bnfcpauung  Bahn  gebrochen,  unb  in  neueflerjttt  hat 
e«  bie  Siffcnfcpaft  unternommen,  bie  flimalßdje,  hh- 
gienifepe  unb  allgemeine  ftulturbebeutung  be«  Sal- 
be« burd)  eyattc  Unterfucpungcn  feftjufteQen,  uue  ber 
©efeßgebung  tn  bezug  auf  ba«  Obcraufftcptärecht  be« 
Staate«  über  beu  ©ViBatmalb  eine  feftt  ©runblage 
Zu  geben.  Sgl.  gorftpolizei. 

gorftpufc,  eine  Bon  einem  gorft  abgegebene,  zu 
Vlderlanb  ober  Sitfe  umgefialtete  jiufe  üanbe«,  bie 
gegen  einen  jährlichen  3in«  einem  Untertanen  ober 
al«  l£eil  berBefolbuttg  im  ÜRütclalter  ben  gorftbeant- 
ten  zum  Nießbrauch  überlaßen  würbe. 

gorftinfeften  (hierzu  lafel  »gorftinjeften  I u.  II«, 
mit  Erflärung«hlätlem) , 3nfcf1en,  bie  in  Sälbem 
leben,  bort  halb  fepaben,  balb  nußett.  Sie  erftern  muß 
ber  gorftmann,  foweit  bie«  möglich,  unfcpäblid)  zu 
machen  fuepen.  3n  biefetn  Settreben  wirb  er  unter- 
ftiißt  burd)  bie  Sätigfeit  einer  SReipe  attbrer  3nfeflett, 
bie  jenen  nachflefleti  uttb  fte  in  Bcrfcpiebener  Set'e 
oerniepten.  Sie  jcpäblicpen  g.  gehören  hauptfädilid) 
bett  Drbnungcn  ber  3d)metierliitge,  ftafer  unb  Vtbcr- 
ßügler  ott  (eine  3ufamuiemtcHuttg  ber  wicpttgfien 
fcpablicpen  g.  geben  bie  Safeln) , wäprenb  bie  nüp- 
lidhen  nteifi  SHattbfäfer,  Raupenfliegen  unb  Schlupf- 
weipen  ftnb.  SgL  3 u b e i cp  u.  92i t f cp t , Sicprbud)  ber 
ttiiUclcuropäifdteti  3nfellcnhtnbe  (al«  8.  Vlufl.  Bon 
Sitßeburg : »Sie  Salboerberber  unb  ihre  getnbe«, 
Serl.  1895,  2 Sbe.);  VI I tunt,  Salbbefdjäbigtmg 
burd)  Siere  unb  ©egenmittel  (baf.  1889);  Serlelbe. 
gorfljoologie  (2.  Vlufl-,  baf.  1878  82, 4«be.);«eß. 
goritlchuß  (3.  Vlufl.,  2eipz.  1896-1900,  2 Sbe  ). 
orftiufpeftionCR,  f.  gorftoerwaltung. 
orftf  a iettber,  zum  ®efcpäft«gebraud)  Bon  gortl 
leuten  eingcricplcter  Slalenber,  enthält  in  ber  Regel 
einen  Sirtfcpnftsfulenber,  ber  bie  in  ben  Derfcpiebenett 


inuSj 


I l'l  >litlM  klt  II  1. 

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[Zum  Artikel  t'or$tin»rLun. J 


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Inhalt  der  Tafel  , Forst  insekten  I-. 

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*muin.  tnar*.  cp* 

1.  Kieferneule  (Trachea  piniperda)  mit 

Raupe  und  Puppe.  (Art.  Eulen.) 

2.  Buchenspinner  i Dasychira  pudi- 

bunda)  mit  Raupe  und  Puppe.  (Art 
Buchenspimuir.  i 

3.  Kiefernspanner  (Kidoma  piniaria) 

Männchen  und  Weibchen. uiitKaupe 
und  Pnppe.  (Art.  Spanner.) 

4.  Prozessionsspinner  (Onethocampa 

processionea)  mitRaupe  nnd Puppe;  j 
a Männchen,  b Kokon.  (Art  Pro- 
zestionsspinner.) 


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5.  Nonne  (Ocueria  [Liparis]  roonächai 

Männchen  und  Weibchen,  mit  Ranpe 
und  Puppe;  a Eier,  1)  Raupenspie- 
get.  (Art.  Nonne.) 

6.  Kiefuruspinner  (Gastropacha  [La- 

siocanipaj  pitri)  mit  RAUpe  und 
Puppe;  a Eier,  b Jvpkoii.  (Art 
Kieftrm>pimtr.)  '• 

7.  Kieferutriehwickler  (Tortrix  [Be- 

tiniaj  Bouoliana)  mit  Raupe. 

8.  Eichenwickler  (Tortrix  viridana) 

mit  Raupe.  (7  nnd  8 Art  Wickler.) 

• cs  .•  i:  * . • *n  ; *:»-s  c.:;.ui  Uni»*. 


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»•“  i**'h  i*f  ist  iuifd/ictcnfi 

i : ...i.  * -ii  ,\  «;fhi‘rcn  Suitit'. 

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5 '*  l.  n;  Sltunt,  Öulbbtün , 

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jV1  i tt’.MiriK,  f •>.u:iucraultuit^ 
»uirT'rtlnibcn*«  s*t  |M,,,£4f:oqrbr«iudi  ivi*.  *,• 
l-  .!•••. :»*  »tri  v»  UcitOcr,  cnttmlt  in  i»<s  ,*m 
t :uit  • t .ii ii. er.  ber  bic  nt  ben  t?cu'.1#:c:  • 


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K r-  Raupe  P Pupp«*  • 


5 Männchen.  9 Weibchen 


Forstinsekten  I. 

Spinner 


.H*w«  K'ru  t**iAtin,  6 Attfl 


6 Kiefcmspinner 

Hit'Ui*irT4|i!i  Institut  Leipii^ 


Zurr,  Artikel  ,f\'mttnsrktrr I* 


2 Buchcnspirinri 


S Enhcnwitkler 


3.  Kiefernspanner 


•*«  Prozesaiontspinner 


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5.  Nonne 


7 Kiefern  tnchwickler 


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[.mlÄ»i<uW-u>\  lüiuiA  tm»S) 


•(htf  aaJesrfaiO)  isiaüio'ul.- 
JuI'jH)  ToIfliJiffTslaiif  >ri  Je 
Mfqu*!  bau  sviikl  Jim  (etoaii 
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TeuIh5>A)Te^  i iJ  J Jo  in  1 1 /) 

NöfVWWw'Ä  JiA) 

(ÄTWSliW  «djCOlohU)  79'lifJi 

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nnmlaiH  ladoi-fc)  .1 
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ÜjfaaiioJjrBlrfoi’?1  .£ 
Jim  (8Hilq«iy.qTrj 


i -danJmaJsiJi 


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löjÄiijnBi'  krwnrttinH  .5 
kiÄfiA  J-lj  • 


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8yJT«g|jfoj|a  Taqqu'I  Jim  (aoJ<i|['£| 

l.asqqji^ieb  'MjjfcJfck 


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, .f^ik  .%  , wibvl  - .mol  rtiyilt 


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(Zum  Artikel  J'urtluutkten] 


Inhalt  der  Tafel  , Forstinsekten  I1‘. 


1.  Großer  Kiefernmarkkäfer  (Hyle- 

sinus  piniperda)  mit  Larve  und 
Puppe ; a angefressene  Kieferntrieb- 
spitze. 

2.  Fichtenborkenkäfer  (Bostrichus 

typographus)  mit  Larve  und  Puppe. 

3.  Brutkolonie  des  Fichtenborkenkäfers. 

4.  RttsternsplintkäferfEccoptogaster 

scolytus)  mit  Puppe. 

5.  Brutkolonie  de«  Rüsternsplintkäfers. 

(1  — 5 Art.  Borkenkäfer.) 


6.  Buchenrüßler  (Orchestes  fagi). 

7.  Großer  Kiefernrüßler  (Hylobius 

abietis)  mit  Larve  und  Puppe.  (6 
und  7 Art.  Rüsselkäfer.) 

8.  GrttnerPrachtkäfer(Agrilusviri- 

dis).  (Art  Prachtkäfer.) 

9.  Maikäfer  (Melolontha  vulgaris)  mit 

Eiern,  Larve  und  Puppe.  (Art 
Maikäfer.) 

10.  Kleiner  Kiefernrüßler  (Pissodes 
notatus)  mit  Puppe;  a kokonartige 
Lager  derPuppen.(  ArtRüsselkäfer.) 


Ueytri  Kvnv.  - Lexikon , t.  Aufi. , Brilag «. 


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Ru  ntrnuvplin  ika  fer 


3 ßrulkoloim*  (U'n  Fichtenborken 
kille  rs  INatGr* 


5 Brutknlome  dos  RuMemspltntkafer» 
tNaL  Gr  I 


7 Großer  Kjefornrußler 


6 ßuchouniRli 


9 Maikäfer  a Eier 


10  Kleiner  knTemrußler 


Forstinsekten  11. 

Käfer. 


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gorftfamm  — 

gabreSjeiten  Borjunebmenben  mnlbmirtf<hnftlid)en 
Arbeiten  angib!,  einen  Schreibfnlenber  für  feben  Sag 
im  3abr  unb  'Angaben  (Xafeln,  Kojtenfäge  ;c.)  jum 
©ebraudi  im  SBaibe.  Sen  erften  beutfdieu  3.  gab  3- 
(8.  ©cctmann  1765  heran«-  ©cgenmärtig  finb  am 
m eilten  Berbreitet:  »{fori!-  unb  3agbfalcnbcr«  Bon 
3ubcid)  (8crl  , [eit  1873)  unb  bev  »Xafdjenfalenber 
für  ben  gorftnnrt-  Bon  Tempel  (SBien). 

grorftfamm  (Scbmiebebergcr  Stamm),  ein 
3>»eig  be«  Stiefengebirge«,  öftlicf)  pon  ber  Schnee- 
(oppe,  ber  im  Xafeljtem  1281  m,  im  gorft  berg 
082  m §öhe  erreicht.  Am  Abhang  bie  uielbefud)ten 
©renjbauben 

grorftfarten,  f gorftuermeffung. 
gorftfaftenbeamte,  f gorftBcrroaltung. 
rforftlcbranftaltrn,  f.  gorftfdjulen. 
goritmntbemntif,  bie  auf  ba«  gorjtroefen  ange» 
manbie  ©iatbematil  Sic  grunblegenbe  ©ebeutung 
ber  SXatbematif  für  ba«  gorftroefen  mürbe  bereit« 
1765  Bon  Ötlclt(-©raftifcber©emci«,  bafe  bie  SRatbe 
fi«  bei  bem  gorftwefen  unentbehrliche  Sienfte  tue*) 
berporgeboben.  Um  bie  ©t-rbreitung  matbematifiber 
ßenntniffe  unter  ben  gorftleuten  bat  fid)  im  18. 3al)c« 
bunbert  namentlicb  ©iercnflee  (»Anfangbarünbe  ber 
tbeoretifch • praftifeben  Aritbntetif  unb  ©eometrie«, 
1797)  nerbient  gemaibt.  (Sine  meitere  Surdibilbung 
ber  g.  in  ihrer  ©eiamtbeit  erfolgte  burd)  tpofsfelb 
(»SRatbematit  jür  gorjtinämter* , ©otba  1819 — 
1822,  4 ©be.)  unb  namentlicb  burd)  König  (»Sie  g. 
mit  Anmeifung  jur  gorfloenncffung,  Ipoljfebngung 
unb  Säalbroertberecbnung« , baf.  1835;  5.  Aufl.  oon 
©rebe,  1864)  3m  Anfcplufj  an  bie  Bon  König  be- 
roirfte  Sreiteilunq  ber  g.  glieberte  ficb  beren  fernere 
©ntmidekmg  unb  geionberte  ©cbanblitna  nach  ben 
ipauptjioeigcn  ber  gorftoermeffung  (f. b.),  £>ol j- 
mefjtunbe  (f.b.)u.$Balbmertbered)nung  (f.b.), 
nebft  gorftftatif  (gorftrentabilität«lel)re,  f.  b.). 
grorftmeifter,  f.  gorftBermaltung. 
gorftorbmingcn , bie  Bon  ber  lanbeöherrlicbcn 
©einalt  oenuöge  bergoritbobeit  erlaffenen  gefejlidjen 
Serorbnungen  über  bie  gorften,  jum  Unteifcbieb  Bon 
ben33albcigcntum«orbnungcn  (Säalborbnungen),  bie 
pon  ben  Säalbeigrnliimem,  bej.  beren  Sertrelern  er- 
laffen iinb.  3U  ieptem  geböten  bie  SRärferorbnutt- 
gen.  Sieg. geboren  meift  bem  16.,  17.unbl8.3abrb- 
an.  3n  formeller  !pinfid)t  mar  bie  Crbonnanj  2ub< 
mig«  XIV.  pon  1669  ein  ©orbilb  für  Biele  g.  Sie 
g.  enthielten  in  ber  Siegel  abminiftratioe  ©eftimmun- 
gen  über  bieSemirtfcbaftung  imb  ©enujjung  ber  lan- 
bo«bcrrlid)en  Salbungen  unb  3«gben , ferner  forft- 
polijeilid)e  Anorbnungen  unb  Strafbeftimmungen 
jum  Sdmty  ber  Säalbroirtfchnft  unb  ber  3agb,  na- 
mentlid)  nud)  ffleftimmungen  über  bie  Ausübung  ber 
S)albniiBnng«red)te.  311  forflpolijcilid)er  f>inficht 
haben  ältere  gorft  • unb  3agborbnungcn  j.  X.  noch 
jegt  ©ültigfeit.  3"  ben  meiften  Staaten  finb  fie  burdi 
ben  Anforberungcn  ber  91  eure»  cntfpredienbe  gorft- 
unb  gagbpolijeigefefje  unb  ©crorbnungcn  erjepl. 

gorftpolitif,  bie  SBiffenfchaft  Bon  ben  fielen  unb 
SJiittcln  be«  Staate«  in  betreff  ber  Salbungen.  Sie 
ift  bie  ©runblage  ber  forftlidien  ©efepgebung  unb  ber 
fiaatlidjen  gontoertnaltung.  ©leicbbcbcutenbe  Au«, 
brüde  finb:  Staat«forfimiffenfd)aft  (Albert, 
»2et)rbud|  ber  Staatöforflmijfenfcbaft«,  31! i an  1875), 
Staat«forftmirtfcbaft«lebre(2aurop,  »Staat«- 
forftroirtfebaftölebre» , ©ieficn  1818;  B.  ©erg,  »Sie 
Staat«foritmirtfd)aft«Iebrc < , 2cipj.  1850),  gorft- 
polijei  (f.b.)  im roeitern Sinne,  ftaatSroirtfchaft- 
lidic  gorftfunbe  (©feit,  »©runbfäje  ber  gorft- 


- gorftpoUjei,  781 

mirtfefiaft  in  bejug  auf  bie  Siationalöfonomie  unb 
Staat«finan,jmi|fcnfd)aft« , ffüllitbau  1822—  24  , 2 
©be.),  gor)tbireftion  (Alener,  »gorftbireftion«- 
lcbre  nach  ben  ©runbfätjen  ber  Siegienmgppolitit  unb 
gorftmiifenfdiaft«,  SBürjb.  1819),  roäbrciib  anberfeit« 
gorftbirettionslcbre  aud)  al«  bie  Sehre  Bon  ber  ©er» 
maituna  ber  Staatsforften  aufgefafjt  mirb  (®.S.  ^ar- 
tig). Sintere«  f.  gorfipolijei. 

gorftpolijci.  ©egriff  unb  3nbalt  ber  g.  unter- 
liegen einer  perfdiiebcnen  Auffaffung.  3m  meiteften 
Sinne  mirb  barunter  perftanben  bie  ©cfamtbeit  ber 
fiaatlidjen  Sinridjlungen : 1)  jur  ©liege  ber  gorft- 
mirtfebüft  (gorftmobtfatjrt«poltjei,  gorftmirtfehaft«« 
pflege),  2)  jur  Sicherung  be«  Salbe«  gegen  red»«- 
mibrige  §anblungen,  8)  jur  Sicherung  be«  SBaibe« 
gegen  an  fid)  erlaubte,  aber  in  ihren  golgen  geföbr» 
licfte  öanblunqen  unb  Unterlaffungcn.  Sie  ©efamt» 
beit  ber  fiaatlidjen  ffiinriebtungen  ad  2)  unb  3)  mirb 
bann  gorftfid)ert)eit«potijei  genannt.  3>"  engem 
Sinne  gehören  in  ba«  ©ebict  ber  g.  nur  bie  fianb- 
lungen  unb  Unterlaffungen  ad  3).  giir  biefe  bat  ju- 
erft  ber  Code  p6nal  ben  9ied)t«begriff  ber©olijeiüber- 
tretungen  ober  Äontraoentionen,  für  bie  baburd)  per- 
mirtlen  Strafen  ben  Begriff  ber  Crbnungeftrafen 
aufgefteüt.  3»  Sübbeutfcblanb  (©apero,  SJürttcm- 
berg,  ©oben) , aud)  in  £vattnouer  mürben  bie  Siccht«- 
begriffe  ber©otijeiübertretimgen  unb  ber  Crbnungä» 
(trafen  bur<h  befonbere  ©olijeiftrafgefegbüchcr  ju 
einem  feIbftänbigenSRed)t«gebiei  auögebilbet.  ffurall- 
feitigen  Anerfennung  unb  Surchbilbiing  ift  inbeffen 
biefe  mobeme  Auffaffung  unb  ©ebietsbegrenjung  ber 
©olijei  unb  g.,  roelche  bie  SSafiregeln  ad  1)  ber  gorft- 
mirtfcbaftöpflege,  bie  red)t«mibrigen  fianblungen  ad  2) 
bent  Jtriminalrecbt  übermeift,  noch  nicht  gelangt.  — 
©egenftänbe  ber  g.  im  engem  Sinne  finb:  a)  ©e- 
fchränfnngen  ober  ©nt  jiepung  be«  freien  ©erfügung«* 
recht«  ber  SBalbeigentümer  jur  Abmenbung  Bon  We- 
fabren , bie  bau  nachbarlichen  ober  öffentlichen  3n* 
tereffe  burch  bie  greibeit  be«  ©lalbeigcntum«  bropen 
(©efchränhing  Bon  ffialbteilungen  auf  natürlichem 
SJalbboben,  Siobung«Berbot,  SeBaftationöBerbot, 
AufforftungSgebot , ©efchränlungen  in  ber  ©emirt- 
fchaftung  Don  idHigmalbiiiigeu.  (Irpropriationen  ber 
iegtem,  3taat«eimuirfung  auf  fflemeinbe»  unb  An- 
ftnlt«ronlbungen).  b)  ©ejdjräntung  Bon  SSalbfcrui« 
tutberechtigten  burch  Siegelung  ber  Ausübung  ber 
SüalbferBituten  jur  ©efeitiguna  ber  ©efabren,  bie  ber 
33albmirtfd)aft  au«  ber  ungeorbneten  Ausübung  ber 
Säalbferoituten  cnoachfen.  c)  geuerpolijeiliche  Über- 
tretungen. d)  Abmenbung  Bon  3Salbbefd)äbigungen 
burch  ynfetten,  burd)  3tBang«Borid)riften  jur  ©er- 
tilgung  Bon  fd)äblid)en  3»f<nm  ober  burd)  Vlnorb- 
nungen  jum  Schube  nüglicher  Siere.  c)  Crbnung«- 
mibngfeiten,  j.  ©.  gortf&affung  Bon  Salbprobufien 
Bor  Abgabe  be«  Abfolgejettel«  511  anbem  3iücn,  al« 
beftimmt  mar,  fahrläfiigcSegfchaffung  fremben  fjol- 
je«  ic.  S.  auch  gorftroirtfd)aft«pfIege  unb  gorft- 
Itrafrecht  ©gl.  ipunbeäpagen,  2el)rbud)  ber  g. 
(4.  Aufl.  Bon  Slauprect»,  Sübing.  1859);  Siotb. 
Sbeorie  ber  gorftgefeggebung  unb  gorftBermaltung 
im  Staat  (SMiindj.  1841);  ©rebe,  Sie  ©eauffiefj- 
tigung  ber  ©rinatmalbungen  Bon  feiten  be«  Staate« 
(6ifen.  1845);  Sie n gfd),  Ser  Säalb  im  fiauebalt  ber 
Siatur  unb  ber  ©olf«mirtfd)aft(2.Slufl.,  Seipj.  1862); 
©feil,  gorftfd)u(j  unb  gorftpolijeilebre  (2.  Sind.. 
©erl.  1845);  ©ernbarbt.  Sie  Säalbmirtlchaft  unb 
ber  33albfd)ug  mit  befonberer  Siildficht  auf  bie  Säalb- 
ichuhgcfetjgebung  in  ©reuten  (baf.  1869);  Serfelbe. 
©efflichte  be«  Säalbeigentum«  ic.  (baf.  1872 — 75,  8 


782  gorftredjt  — 

©bc.) ; S cp  w a p p n cp , £itmbbud)  ber  gorft-  uribSngb 
gcitpicple  Sieutfcplanbä  (©erl.  1886  - 88. 2 ©be.) ; S)er- 
felbe,  gorftpoliut,  3agb-  unb  giitpereipolitif  (üeipj. 
1894);  ©ogelmann,  3>ie  gorftpolijeigefepgebung 
bejüglicp  ber  ©rioa  (Wölbungen  im  ffirotsperiogtum 
©aben(Karl«r.  1871); 41  Iber t,£ebrbucp  berStaatd- 
forflmifienftpaft  (Säien  1876);  P.  ©erg,  Stantdforft- 
roirlfcpaftdlcpre  (Seipj.  1860);  Steife,  SieHiäalb  unb 
bie  ©efepgebuna  (©eil  1875);  2c  pr,  gorfipolitif 
(in  2orepd  »§anobud)  bergorftwiffcnftpafl«,  2.  Vluft., 
4.  ©b.,  jiibing.  1903);  Örancr,  gorfigefcpgebung 
unb  gorflocrwaltung  (baf.  1892).  gorftpolijei- 
gefepe.  ©reufeen:  gelb- unb  gorftpolijeigefep  nom 
1.  April  1880(ftommentar  non  D.©iUoio  unb  Sterne- 
berg,  4.  AuH.,  ©erl.  1895;  non  Staube,  4.  Vlufl.,  baf. 
1900).  — ©apem:  gocftgefep  nom  28.  SHärj  1852, 
in  ber  gaffung  nom  26.  Sept.  1879  (Kommentar  non 
©angpofer,  3.Aufl.,  äRüntp.  1898).-  SSürttemberg: 
gorftpoligeigefeh  nom  8.  Sept.  1879.  — ©oben : gorft« 
gefeit  nom  15.  Sion.  1833  mit  ©rgäMungdgeicp  nom 
27.  April  1854  (Kommentar  non  SRundc,  ftarldr. 
1874;  Afal,  »Statt  babiftpe  gorftredit«,  baf.  1898).  — 
Oftcrreicp : gorftgefep  nom  3.  Stej.  1852.  — Scproeij : 
©unbcsgefep  nom  29.  SÄärj  1876,  betrcffenb  bie  etb« 
genöffiftpe  Cberauffitpl  über  bie  g.  im  fcwpgebirge. 

gurftrcrpt,  Inbegriff  beb  in  bejug  auf  bie  gor* 
ften  in  einem  fianbe  geltenben  pofitiucn  Recptb.  3n 
älterer  3eit  nannte  man  g.  aucb  bie  recptlicpc  ©efug« 
nid,  in  bem  einem  anbern  gehörigen  Säalbe  §ol  j«, 
sRaft«,  SBeibe«,  Streu«,  ®rad«,  ©taggen-  unb  anbre 
Rupungenaudjuüben  ober  non  bem  Sialbeigenlfimer 
jährlich  ober  periobifd)  gemiifc  Quantitäten  lum  SSatb- 
probuften  (©au-  unb  Ruppolj  je  nad)  ©ebarf , ©renn- 
poljbeputale,  SSaftbeputate.Säiibbeputate  ic.)  forbern 
ru  biirfen.  3in  erftem  gatl  pat  batt  g.  bie  rechtlich« 
Siatur  einer  Sernitut  (gorftberedjtigung),  im  leptem 
bie  einer  Reallaft.  Säicptige  SKaterien  bc«  gorftraptd 
in  bem  erftgebacpten  Sinne  finb : au«  bem  Ölebiete  beb 
©rioalrttpid  bie  Siepre  nom  Eigentum  unb  non  ben 
Sernituten,  ausi  bem  ®ebiete  be«  öffentlichen  Miedjtst 
bad  gorfloennaltungbretpt  einftpliefelitp  beb  gorft* 
potijeircdjtb  unb  bad  gorflftrafretpt.  ©gl.  Stotp. 
■Vanbbud)  beb  gorftrecpte  unb  beb  gorilpolijeireeptb 
natp  ben  in  ©apcrn  geltenben  ©cfepen  (Riünd).  1863, 
ßrgänjungen  1871);  ©bin g,  Stie  Recptdoerpältniffe 
be«  Väalbc«  (©erl.  1874);  3iebartp,  3)ab  g.  (baf. 
1889);  Olbpaufen,  ©runbrife  ju  retptdwiifenfcpaft« 
litpen  Sortefungen  an  ber  föniglitpen  gorftafabeutie 
;u  ßberbtoalbe  (baf.  1889  — 91,  3 §«jtc);  Stidel, 
Stab  beutftpe  bürgerliche  Retpl  für  gorflmänner  (baf. 
1900);  Sterfelbe,  gorftlitpc  Retptdhmbe  (8b.  4 non 
2orrpS  »$)anbbud(  ber  gorfttoifjenfdjnft«,  Silbing. 
1903);  SV.  n.  Stengel,  Retplscnjptlopäbie  junt  ®e< 
brautpe  fitr  gorflmänner  (9J?ün<p. 1900). 

gorftrcgal,  natp  ber  Auffaffung  beb  17.  unb  18. 
Jfaprp.  »bte  öffentliche  Sffiacpt  unb  ©eroalt,  toegen  ber 
§agben,  gorfien  unb  SBälber  etroaä  ju  gebieten  unb 
ju  oerbieten,  über, bie  gorft«  unb  3aqb|treitig(eiten 
ju  ertennen,  bie  Übertreter  ju  beftrafen  unb  allen 
Rufern  aub  bem  gorft  ju  geniefeen« , mi  toefentliepcn 
nlfo  gleitpbebeutenb  mit  gorftpopeit.  Ster  ©egriff  beb 
govit regal«  pat  nur  nod)  piiloriftpe  ©ebeutung.  ©in 
toirflitpeä  Rcgatrcipt,  b.  p.  ein  nufebares  fjopettbrcdjt 
in  be;ug  auf  bie  gorfien,  pal  tatfiicplidi  nie  bcftanben. 

gorftrciilabilitätdlcpre  (gorftflatif),  üepre 
non  ber  Rentabilitätsberechnung  einer  forjllicpen  St  rt- 
fcpaft  ober  Sirtftpaftbmaferegel.  3tned  ber  g.  ift  bie 
©nnittelung  ber  norteilpafleflen  SJirtfcpaftsart  burtp 
©ergleicpung  ber  Säirtfdjaftdnerträge  mit  ben  Säirt- 


^orftfdjuleii. 

fdjaftdtoften.  Aid  norteilpaftefte  SSirtfipaft  Wirb  bie- 
jenige  angcfepen,  bie  beit  pöcpiten  Reinertrag,  b.  p. 
ben  gröfeten  überftpufe  ber  Roherträge  über  bie  Säirt- 
ftpaftdfoften,  liefert.  RentabüiläWIcpre  wirb  baper 
wopl  alb  gleitpbebeutenb  mit  Reinertragdlebre  ange- 
fepeit.  ©ine  peroorragenbe  Stellung  m ber  g.  nimmt 
bie  Srmittelung  ber  norteilpafleflen  llmtricbajeit  unb 
beb  Porteilpafteften  ^aubarlcitbalterd  ein.  Sne  non 

tunbebpagen  begrünbete,  non  König  weitergrfäprte 
. ift  erjt  burtp  ©refeler  unb  ®.  Sjeper  ju  einem  feil»« 
ftänbigen  forfllitpen  SBiffenijmeia  cntimdelt  worben. 
Sgl.  ©.  § e p e r , iianbbutp  ber  fontlitpen  Statit.  ©b.  1 
(Seipj.  1871) ; Sterfelbe,  Anleitung  jur  ffialbwertretp- 
itung  (4. Vlufl.  non  ©Jimmenauer,  baf.  1892);  ©refe- 
I er,  Ber  rationelle  Säalbmirt  unb  fein  Säalbbau  beb 
pötpften  Srlragb,  öutp  2 (Sparanbt  1859.  nebit  ipä- 
lern  ©rgänjungen) ; S t ö p e r,  Säalbmertretpnung  unb 
forflliepe  Statil  (3.  Slufl. , grantf.  1903);  ©nbre«. 
fieprbutp  ber  SBalbwertbcretpnung  unb  gorftftatit 
(©erl.  1895). 

gorftrcUicr,  S3ejir(  für  forftwirtfdioftliCpe  Ser« 
Waltuna  (Dberförilerei , gorftamt)  non  fepr  oeridne- 
bener  ©röfee,  je  naep  ber  ©röfee  best  ©efiptumi,  i'age, 
©rronbierung , 3utenfität  ber  Vlrbeit  ic.  3m  aüge. 
meinen  umfafet  ein  g.  1000  — 600  i Jieftar.  ©rofee 
gorftreniere  teilt  man  in  Stpupbejirfe. 

gorftriigegeritpt,  ein  für  bie  llnterfutpung  unb 
Aburteilung  non  gorftfreoeln  (gorflrügefatpen)  ju- 
ftänbigedSonbergeritpt.  Um  bempraltudienSeburf. 
nid  nap  einemmöglitpft  einfachen  ©erfahren  in  gorft- 
rilgefatpen  ju  genügen,  ennätptigt  § 3,  Vlbiap  3.  beb 
®eriptdnerfaffungägefeped  bie  ©anbedgefepgebung 
jur  Anorbnung,  bi'.fi  gorft*  unb  gclbrügelatpen  bunt 
Die  Amtdgeritpte  in  befonbenn  ©erfahren , opne  3“’ 
jiepung  non  Stpöffen,  nerpanbeltunb  entftpicben  wer- 
ben. ©gl.  gorftftrafreept. 

gorftfcpulcn.  'Jiacp  3iel  unb  ©inriditung  finb  ju 
unterfpetben  forfllitpe  tpoCpfdjulen,  forftltcpe  Riinel- 
jtpulen  unb  niebere  g.  Stie  forfllitpen  ^otpfpu- 
len  erftreben  bie  pöcpfle  forftroifjenfcpaftlidje  Ausbil- 
bung  unb  bie  gortbilbung  ber  gorjtwijien  jepaft.  fiüpen 
bie  forfllitpe  Siepre  auf  bie  ipr  jugrunbe  liegen  ben 
SBiffenftpaften  (©runbwifjenfpaften),bie  UKatpematü. 
bte  Raturwiffenftpaften,  bieSoUswirtftpaftdlepre  uttb 
bie  Staatdlepre,  finb  bemüpt,  bad  forfllitpe  Strien 
auf  feine  lepten  ®rünbe  jurütf juf üpren , finb  reut 
audgeftatlct  mit  Seprfräften  unb  Seprnütteln  unb  er- 
forbern  eine  abgefcploffene  pöpere  Stpulbilbung.  Sie 
finb  teils  felbflänbige  gatppotpftpulen  (gorfiatabe- 
mien),  bie  einerfcild  ben  Unterricht  m ben  ©runb 
wiffenfepaften  auf  bie  forfllitpe  Anwenbung  begeben 
unb  in  biefer  Richtung  teild  beftpränfen,  leild  erwet 
tem  unb  oertiefen,  unb  bie  anberfritd  bie  forfllitpe 
©epre  in  umfaffeuber  Säeife  an  einen  Unterricptawalb 
anlepnen,  tetld  finb  fie  mit  lanbwirtftpaf Hieben  ober 
bergmänniftpen  gatpitpulen,  teild  mit  Irepnitcpen 
goCpftpulen  ober  Ünioerüläten  bereinigt,  goiftafabe- 
mten  befiepen  für  ©reufeen  in  ©berdiualbe  (feit  1830) 
unb  in  ©iünben  (feit  1868);  für  ba»  Königrettp  Satp- 
fen  in  tparanbl  (feil  1816);  für  Satpfen-Säetmar  in 
©ifenaep  (feit  1830);  für  Ungarn  in  SCprtnnip  (feit 
1807);  für  granlreitp  in  Rancp  (feit  1824);  für  Rufe- 
ianb  bei  Sl.  ©eteroburg  (feit  1803);  für  Stpweben  m 
Slorfpolm;  für  Spanien  in  San  Stören  jo  bei  ©«coriol 
(feit  1869,  norper  feit  1846  ju  ©illauicii'fa  bei  Ria- 
brib);  für  Italien  ju  ©allombroia  bet  glorenj  (ieil 
1869).  ©ine gorft-  unb  lanbwirtftpaftlitpe  imdnopule 
bejlept  für  Öjleneitp  in  ©Jien  (gotpfdpule  für  ©oben- 
(uitur)  feit  1872  natp  Aufhebung  ber  gorftafabemie 


gontfdjmen.  783 


in  SRariabntnn  (1813—71).  TOit  SeAnifAen  JwA- 
iAnlen  ifl  ber  forftliAe  UnterriAt  oerbunben  für  Sa* 
ben  in  SVadSrrtbc  (feit  1832),  für  bie  SAweiz  in  3ü- 
ridi  (feit  1855).  für  Englanb  in  Cooper3  2>iH  (feit 
18881.  SHit  ber  Unioerfität  ijl  ber  Unterricht  nerbun- 
ben  filr  bas  ©rofsbcrjogtum  Reffen  in  ©iegen  (feit 
1825  unb  noü)  enger  [eit  1831),  für  Bagern  m 3Rim- 
dien  (feit  1878),  für  Württemberg  in  Tübingen  (feit 
1881).  «iS  BorbcreitungäfAule  für  ben  foiftlidini 
UniueriitSteiintemdit  in  lIRünAm  bient  feit  1878  bie 
gorftlebranftalt  in  «f  Aaffenburg , bie  bis  baljin  ben 
forftliAen  @efomtunterrid)t  erteilte. 

gorflliAe  'lRiltelf  Aulen  erftreben  eine  forft« 
ledtnifAe  «uäbilbung  für  ben  WirfungSfreiS  ber  ört- 
lieben  BetriebSuerroaltung,  ohne  eine  adfeitige  «uS- 
bilbung  in  ben@runbwiffenfAaften  ju  gewähren  «nb 
bie  gortbilbung  ber  WificnfAaft  als  fjiel  j«  oerfol- 
gen.  Sie  Bedangen  feine  abgefAloffene  SAulbilbung 
nnb  wenbetr  einenorjugbrneite  auf  praftif  Ae  SAulung 
geriditete  Untrrnd)tbmctbobr  an.  ES  geboren  bnbin 
in  Ofterreid)  bie  fj.  ju  SRäbrifA-WctfeftrAen  (1896 
bortbin  Bon  Eulenberg  Beriegtl,  ju  Weifewaffer  (Bob- 
men,  feit  1856,  wirb  1904  nad)  Sicirtiftabt  Berlegt), 
Ati  üemberg  (©atijien,  feit  1874),  für  ginnlanb  ju 
EooiS  (feit  1862). 

81iebere  g.  (görfterf  Aulen,  WalbbaufA't- 
1 en)  finb  jur  «uSbilbung  Bon  görjtern  beftimntt,  bie 
feine  felbjtänbige  Brrroaltung  führen,  fonbem  gorjt- 
fAugtenmte  unb  «uffiditsbeanrtc  bei  ber  Betriebs- 
auSjübrung  finb.  Sie  erforbem  bie  Borbilbung  einer 
guten  BolfsfAule  unb  erieilen  ben  UnterriAt  nad)  rein 
cuipinfd)er  ffietbobe.  3n  Preußen  befteben  göriter- 
(Aulen  ju  ©rofe-SAönebecf  im  SRegbez- BotSbmn  (feit 
1878)  unb  BroSfau  im  Megbej.  Oppeln  (feit  1882), 
aufterbem  ift  1880  bei  famtliAen  SägerbataiHonert 
forjtliAergoribilbungSunterriditfürbengörfterbienfl 
eingeriAtet.  Bagern  bat  feit  1888  Walbbauidntlen 
in  Selbeint,  Srippftabt,  Wunfiebel,  fiobr  unb  Sauf- 
beuren.  3"  OjterreiA  befteben  niebere  8.  ju  «ggS- 
bnA  in  «ieberöfterrciA  (feit  1876),  ©ufewerf  (Steier« 
ninrf,  1881),  {sali  (Xirof,  1881),  BoleAoro  (fflalirien, 
1883),  Bifef  (Bobinen,  1884)  unb  3Räbrifd)-Weife- 
firAen  (ber  böbem  gorftlebranftalt  angeglicbert).  3n 
Bregen}  (Borarlberg)  Werben  feit  1877  mehrmona- 
tige üebrfurfe  für  gorjtfAub-  unb  «uffiAtsbeamte 
abgehoben.  täbnlidje  EinriAtungen  befteben  in  ber 
Schweiz  in  ben  Bannmartfurjen. 

gür  bie  gorfthoAf  Aulen  inSeutfAIanb  betrügt  bie 
Stubicnjeit  2 (Breiigen,  EifenaA),  2 V«  (SaAfen), 
3 (Reffen,  Württemberg),  3 ’/«  (Baben),  4 (fahre 
(Bagern).  «ufeerbem  Werben  jur  «nfteüung  in  ber 
Staatsforfloerwaltung  Berlangt:  in  Breufeen  einjäh- 
rige forftliAe  ifebrjeit  Bor  bem  BefuA  ber  gorft- 
afabeniie,  ein  UniBerfitätajabr  unb  zweijährige  graf- 
tifAe  BorbereilungSjeil  naA  beut  Befteben  ber  Siefe- 
renbarprüfung ; in  SaAfen  eine  halbjährige  forft- 
liAe  Delirien , einjährige-?  UnioerfitätSftubium , brei» 
jäbrigeS  Braftifum  naA  ber  Stubienjeit,  in  Würt- 
temberg zweijährige  praftifAe  BorbemtungSjeit  naA 
bem  BefuA  ber  Unioerfität.  3>ie  rafA  fteigenben  «n, 
forberungeti,  bie  an  bie  Bilbung  beS  gorfltnanncS 
gefteüt  werben  miiffen,  haben  in  neuerer  3eit  ben  Se- 
balden angeregt,  ben  forftafabemifdien  UnterriAt 
an  bie  allgemeinen  SpoAiAulcit  z«  Berlegen.  Bgl. 
(pancfelmann,  gorftafabemien  ober  allgemeine 
ÖoAfAuIen?  (Berl.  1872);  fiotbar  SRegcr,  SDie ,>)u- 
funft  ber  beutfAen  $>oA(Aulcn  ic.  (BreSI.  1874); 
B a u r,  gorftf  Aule  ober  allgemeine  $oAfAult?  (Stutt- 
gart 1875)  ;$>efj,!Eie  forftliAe  UnterdAt8frage(Berl. 


1874);  Seife,  SageSfragen  über  forftliAen  Unter- 
riAt  in  Breiigen  (baf.  1901). 

2>ie  erflen  g.  finb  in  ®eutfAlanb  entflanben  unb 
Zwar  in  ©eflalt  nott  praftifAen  Sebranftalten,  bie  Bon 
Brioatleuten  erriAtet  unb  non  einem  einzigen  Debrer 
geleitet  würben,  a!8  fogen.  ffifeifterf  Aulen.  So  bie 
uon  bem  Dberforftmeijter  ;)nn!lucr  in  31fenburg  um 
1766  begrünbele,  einft  weit  berühmte  üReifterf Aule ; 
bie  in  Böhmen  burA  B.  ßbrenwertb  erriAtete;  bie 
fceä  Dberförfterä  B.  Uslar  in  ^arzburg  (1790);  bie  in 
jungen  (1789—97)  unter  ®.  2.  £>adig,  bie  noA 
1797—1806  in  Süüenburg  fodbeflanb;  bie  SReifter- 
{Aule  Bon  $.  ßotta  in  3iÜbaA  (1785—1811).  $ie 
erfte  bffentiiAe  gorflfAule  würbe  zu  Berlin  1770 
burA  ben  SRinifter  B.  fragen  inS  2ebeit  gerufen,  beren 
einziger  2ebrer  ber  Botanifer  SlebitfA  bis  zu  feinem 
Bobe  (1786)  war.  Seit  1787  leitete  ber  Dberforft- 
meifler  b.  Surgäborf  ben  forftliAen  UnterriAt.  $ie 
SAule  beftanb  biä  1802.  Bon  ba  bi8  1821  gab  c8  in 
Breufecn  feine  öffentliche  gorftlebranflalt;  nur  an  ber 
Berliner  Uninerfität  würben  oon  ®.  2.  tjgartig  forft- 
wiffenfAaftliAe  Bodräge  gehalten.  Wie  auci  (Aon 
jrüber  Bon  Sfameraliften  an  anbem  UniBerfitäten. 
1821  würbe  trn  BnfAlufe  an  bie  Berliner  Unioerfität 
eine  gorftafabemie  erriAtet  unb  gr.  S.  g.  Bfeil  alb 
Brofeffor  bergorftwiffenfAaften  berufen.  ®ie  Bnftalt 
Würbe  1830  naA  Beiiitabt-ßberSwalbc  (fern  (Iber? 
walbe)  Berlegt  (Bgl.  Santfelmann,  ®ie  gorftafa- 
bemie ßberäwalbe,  Berl.  1880).  Sjerzog  Rarl  Bon 
Württemberg  fügte  1772  ber  Bon  ihm  1770  begrün- 
beten SRtlitärafabemie  (u  Solitübe  eine  gorflfAule 
an.  «13  bie  «fabemie  1775  naA  Stuttgad  Berlegt 
unb  »hob*  SarlsfAuIe«  genannt  würbe,  erhielt  fie  bie 
gorflfAule  als  eine  befonbere  gafultät;  Stahl,  naA 
ihm  0,  Smrtmann  lafen  hier  gorflwiffenfAaft.  1782 
erriAteteSierzog  Rarl  auA  einegörflerf  Aule  zu^ioben- 
beim.  Beibe  ’illiiftaltcn  Berfieien  mit  feinem  lobe 
(1793).  Erft  1818  Würbe  für  bie  würitembergifAen 
gelbjäger  wteber  ein  georbneter  UnterriAt  eingeriA- 
tet,  1826  aber  bie  gorftafabemie  in  tiobenbeim  er- 
richtet,  bie  ©winner  balb  zu  hoher  Blüte  hob.  Seit 
1881  ift  ber  forftliAe  UnterriAt  mit  ber  UniBerfitat 
Tübingen  Berbunben.  3n  Bagern  Würbe  1786  ber 
erfte  BeduA  gemaAt,  eine  gorflfAule  auf  wiffen- 
fAaflliAer  ©runblage  zu  erriAten,  aber  ohne  Erfolg. 
2)ie  SAule  Würbe  1790  eröffnet,  $nzet  unb  Cätün 
berger  als  2ebrer  befteUt;  aber  ben  SAülem  fehlte 
bie  reAte  Borbilbung,  unb  bie  SAule  gelangte  ju 
feiner  Blüte.  «IS  «fAaffenburg  1814  au  Bagern 
fam.  Würbe  bie  feit  1807  bod  beftehenbe  gorftfAule 
beibebalten,  1819  unb  1824  reorganified,  bann  auf- 
gehoben unb  erft  1843  wieber  erriAtet.  Seit  1878  ift 
ber  forftliAeUnterriAt  in  Bagern  berartig  geteilt,  bafe 
bie  bärtigen  «jpiranten  auf  ben  StaatSforftbienfl  bie 
erflen  beibett  Sabre  auf  ber  gorftfAule  in  «febaffen- 
bürg  unb  bie  beiben  legten  Sabre  an  ber  Unioerfität 
zu  SRünAen  ftubieren  müffen.  3u  SaAfen  würbe  bie 
CottafAe  SReifterfAuIe  in  3'übaA,  bie  mit  ihrem 
SReijter  1811  naA  Haranbt  gewanbert  War,  1816 

K'anbeSberrlicben  gorftafabemie  erhoben  unb  nahm 
ehre  beroorragenbe  Stelle  unter  ben  forftliAen 
UnterriAtSanftalten  ein,  bie  fie  bis  auf  bie  ©egen- 
wart  behauptet  bat.  «utfe  nuS  anbern  BleifterfArrlen 
entwidelten  HA  forftliAe  URittelfAulen  unb  öffenlliAe 
gorfthoAiAulen.  ,>(u  SRiltelfAulen  erhoben  ftA  bie 
BleiflerfAuleit  in  Sillenburg  unb  Homburg,  «itbre 
forftliAe  SRittelfAulen  entflanben  in  stiel  (1785)  für 
baS  bänifAe  3ägerforpS,  wo  «ug.  Siemann  lehrte 
(ber  Berfaffer  beS  fogen.  2anbe8PalerS),  in  SAwar- 


784  gorftfdmß  — gorftjhrafredjt. 

jenberg  unter  gorfhneifter  Qfriebet  (1800),  in  Eidj-  Sereinlnoefen).  Sine  amtliche  Drgantfation  mit 
flntt  (1804),  in  Walbau  (SVurbeffen),  fpätcr  in  gulba  regelmäßiger  Scröffcntliehimg  ber forflftatifufcfaen  ßr- 
(1708  errichtet,  1816  nnd)  gulba,  1826  tiacf?  SRelfun.  gebniffe  fehlt  für  bab  Scutjcbe  3!cid)  unb  für  bie  mei* 
gen  oerlegt,  wo  bit  Schule  bid  1868  beftanb)  unter  iten  beutichen  Staaten.  Sie  auf  Anregung  ber  beut* 
E.  gr.  S>ürtig.  3U  einer  gorftboehfchule  entwicfeltc  (djen  gorfioerfantmtimg  ju  Sraunfchweig  (1872)  ju* 
ftd)  bie  Rönigicbe  3Reifterfd)ule  initfubln,  bie  1806  folge  Snorbnung  beb  gürften  Sidmard  1874  erfolgte 
begrünbet  unb  1830  alb  Slaatsanitalt  nach  ßijenach  'Kubarbeitung  cincbCrganifationsplanb  fürbieg.  b<3 
oeilcgt  wurbe  (ngl.  ©rebe,  Sie  groBbeuoglid)  jäd)>  Seutjdjcn Weiche«,  bie  bemStatiitiidjenflmt eingefügt 
ftfdje  gorftlehranftatt  }ii  Ellen  ad),  ßifen.  1880).  werben  füllte,  bat  wenige  pra(tifd>e  folgen  gehabt. 
Seit  1795  batte  Johann  SRattbaub  ©edijtein  auf  ber  Seit  1903  »eröffentlidjt  ber  Seutfcbe  goqtocreni  in 
ftemnate  bei  Öalterbbaufen  in  Sbüringen  eine  Sri*  feinen SKitteilungen  eine  ßrtcagbftaliftif.  3n  Sreuijcn, 
Patfoq'tidtule  erritbtet,  bie  1800  alb  lanbesberrlicbe  Württemberg,  Reffen,  Saben  unb  ßliaB-fiothnngen 
goqiafabcmie  nad)  Sreißigacter  bei  SReiningen  Per-  befiehl  eine  nicbr  aber  minber  weit  reitbenbe  amtliche 
legt  warb  unb  unter  Sechftein«  Sireftion  bib  1822  Drganifation  ber  g.  Sgl.  Sernharbt,  g.  Icui'd;- 
blüpte,  pon  ba  an  bib  1843  noch  fümnterlüb  Pege  lanbb  (Sert.  1872);  für  Sceußen:  P.  -Vagen.  Sie 
tierte  unb  bann  aufgehoben  würbe.  Sie  goq’tfcßule  forfllidien  Serhältniffe  Srcußetcd  (3.  Stuft . pon  Son- 
be«  flolptedjnitumb  in  Karlsruhe  würbe  1832,  bie  in  ner,  baf.  1804);  UJieipen,  Ser  ©oben  unb  bie  lanb 
©raunjehweig  1838  errichtet  unb  II)-  Vartig  an  lep  wirtfdiaftlicben  Serhältniffe  beb  preußifdjen  Staates 
lere  alb  Kehrer  ber  gorftwijfenfcbaften  berufen.  1877  ; (baf.  1869  - 73,4Sbe.;Sb.5, 1895);  »Sreußenslanb- 
wurbe  bie  gorfthpcfffehule  in  ©raunfehroeig  aufge  Wirtjcbaftlilbe  ©erwaltung«  (baf.  1878 — 88);  Wag- 
hoben.  3n  Vannooer  beftanb  1821 — 49  eine  forft  ner,  Voliungeiumb'JRr>orcc<hIeöwig-Voliiemd(Van. 
ließe  tüitllelidjule  in  Scrbiubimg  mit  bem  gelbjäger-  noper  1875)  u.  Sie  Salbungen  beb  ehemaligen  Stur- 
torpb  in  ftlaubtljal.  (pater  in  äRünben.  >Jur®eid)i<hte  fürftentumb  Reffen  (baf.  1886,  2 Söbc.) ; ©urclharbt, 
bcbgorftunterridübweienbinSeutfiblanb  ogl. ©ern - Sie forftlidjen  Serhältniffe beb flbnigrticbb^annoper 
harbt,  ©efcbichte  beb  Salbeigentums,  berWalbmirt*  (baf.  1864);  »Schräge  jur  Jienntn'is  ber  forftwirt 
fdjaft  unb  goqlmtffenfehaft (©erl.  1872— 75, 3fflbe);  fdjaftlidjen  Serhältniffe  Pon  Vannooer*  (baf.  1881); 
Schwa ppad),  tpanbbudi  ber  gorit • unb  Jagbge*  lillmann,  g.  beb  Sfcgierungbbejirfb  Wiesbaden 
fduethe  Scutfehlanbs  (baf.  1886  — 88  , 2 Sbc.l.  (WieSh.  1877,  mit  jährlichen  Ergänzungen);  für 
gorftfebuff,  ©efanUhcit  ber  prioatwirtfchaftlidicn  ©abevn:  »Sie  gotftoerroaltung  ©agenis*  (IRüncb. 
©iaurcgeln  jur  Sichenmg  beb  SSalbeb  gegen  ©cfaß  1861,  Nachtrag  1 869) ; üRitteilungen  aub  ber  Staats- 
rcn.  3iur  bie  priPatwirtidiaftlidien,  b.  b.  bie  pon  bem  fori tue aualtung  ©affernS  (bib  1903  bvei  Veite) , für 
Walbecgentümer  ober  bem  gorjtmirt  alb  folchem  aub  Württemberg:  »Sie  focjtlichen  ©erhäilnijfe  Wärt- 
gepenben  SidjerungbrnaBregelit  gehören  in  ben  Sc  tentbergb«  (Stuttg.  1880)  unb  »goqtftaliftifdjedRittei* 
reich  beb  gorftfehupeb,  währenb  bie  pon  ber  Staate  lungen»  (baf.,  feit  1884);  für  S aben:  »Schräge  jur 
gemalt  ausgehenden  berartigen  ftRaßregeln  ©egen  Statiftif  ber  innemSeripaltung  bcSSroßberjogtumS 
ffanb  ber  gorjlpoli,jei  (f.  b.)  unb  beb  gorjtftrafreebts  Saben«.  tpeft  14  (1864),  &eft  40  (1878)  unb  Veit 
(f.  b.)  flnb.  Sie  «icberungsmaßregetn  iollen  teilb  60  (1890),  ferner  »Statiftijche  Slabhweifungen  aus 
©efaßren  oorbeugen,  teilb  entftanbenen  Schaben  ab-  ber  gorjtoerwnltung«  (JfarlSr.  1880  ff.);  Rrutina, 
ftcllen.  Sie  gorftfdjublehre  ift  ein  Seil  ber  forftlicffen  Sie  babifeße  gorftoerwaltung  (baf,  1891);  »Sab 
©robuftionblehre  (f.  goq’lwiffenfchaft).  ©egenitnnb  ©roßberjogtum  Saben  in  geogrciphtfcher,  naturwij- 
beb  gorftfcffupeb  finb  bie  ©efahren,  bie  bem  Walbe  fenfchaftlidjer  ic.  Vtnficht  bargcfteUt»  (baf.  1885);  für 
bureb  bie  anorganifeffe  3!atur  (groft,  iiipc,  Winb,  Sie  Reffen:  »Schräge  jurStalijtifbeböroBherzogtun:. 
gen,  Vogel,  Schnee,  3icif,6ib,  Waffer,  Kaminen,  glug-  Veffen«  (Sb.  5,  1865;  Sb.  27,  1886);  für  bie  thü- 
fanb,  Walbfeuer),  burd)  bie  organifetje  'Jiatur  (gorft-  ringifd)en  Staaten:  Vilbebranb,  iilgraritatijtd 
unträuter,  ©ilje,  Säugetiere,  Sögel,  3nfe(ten)  unb  Shüringenb  (3ena  1871—78);  für  Elfajj-Kotb* 
burd)  ben  SRenfcffen  (in  be,(ug  auf  ©renjen,  Voll*  ringen:  b.  Serg,  äRitteiiungcn  über  bie  forft* 
nupung,  Sebennupungen,  gorftfrePel,  Walbferuitu-  liehen  Serhältniffc  in  Stfaff  • Kotf)ringen  (Siraph. 
len)  brohen.  Wcitercb  f. in  ben Srtiteln : »Winbbntch,  1883);  »Seiträgc  gut  gprftftatiftit  pon  (ilfafi-Koth 
Sdjneebru^, Walbbranb, Schonung«.  Sgl. Vcff,  Ser  ringen«  (jährlich  feit  1884).  über  bie  forftflatifti* 
g.  (3.  Suil.,  Keip.j.  1896  — 1900,  2 Sbe.);  ©rebe,  fd)en  Serhältniffe  Cfterreichb  ogl.  »Statiinjdie:- 
Ser  Walbfchup  unb  bie  Walbpflege  (®ot()a  1875);  Jahrbuch  beb  f.  f.  Sctcibauininifteriumb«  (Wien,  feil 
©feil,  g.unbgoqtpolheilehre (2,nufl.,  Seil.  1845);  1876);  Weffelp.  gorfiticheb Jahrbuch  fürCiterreicb 
Raufdiinger,  Sie  Kehre  Pom  Salbfdjiip  (6.  Sufi.  Ungarn  (baf.  1880— 82);  Sebinbler,  Siegorfte  ber 
oon  gürft,  baf.  1902).  in Scrwaltuna beb t. f. Sdetbauminifieruimb ftebenben 

gorftfeftuhbezirfe,  f.  goqteinteilung.  Staalb*  unb  gonbbgüter  (Wien  1885—89,  2 Sbc.1; 

g-orftfihiitjcn,  f.  gorfluerwaltung.  Sebö,  Sie  Wirtfebaftlidje  unb  [ontmerjieüe  Scfchrei 

goriticrPitihcn,  f.  Walbferoitutcn.  bmig  ber  Weither  beb  ungarifchen  Staateb  (2.  Sufi.. 

gorftftatif,  f.  gorflrenlabilitätölehre.  ©eil  1896,  3 Sbe.);  für  bab  übrige  iiluelanb : o.  Sef 

3orftftatifti[,biefpflematifd)eWciiicnerforfdjung  fenborff,  Sie  forfllichen  Serhältniffe  grantreichb 
ber  Erfcheiitungcn  auf  forftlichem  ©ebiet.  Sie  g.  um  (Keipj.  1879);  »Statiäticaforeatale,  Regnu  d'Itulu« 
fafft  bie  Wirtfchaftbftatiftif  (Statiftif  ber  Walbftädien,  (glor.  1870);  Weretba  unb3Ratern,  Äthw  nu- 
beb  Walbbeflaubcb  unb  ■ Setriebcb,  ber  Wirtfchaftb-  tistigue  et  furestier  de  laRussied'Europe  (Seterfb. 
hinberniffe  unb  »Serluftc,  beb  Wirlfdiaftbaufwanbeb,  1878);  9lrnolb,3iufjlanbbWalb(Serl.  1893);  »Om- 
ber  Wirtfdhaftberträge),  bie  Serbrauchbflaliftif  (Ser  rids  af  il.cnak  Skovbrugs^tatistik«  (Sopenh-  1881). 
brauch  oon  Volj,  SKmbe  unb  Srennholifurrogaten),  I gorftftrafrcdjt,  bie  Wefamtheit  ber  Wechte 
bieSerfehrbftatiftif  (Ein-  unb  9lusful)r  Pon  gorfipro  grrmbiäpc  ober  ber  gefeplidjen  Soq'chriften  über  bic 
butten,  Pon  Srennholifurrogaten,  Voljoertehr  auf  i Seftrafimg  Pon  ftrafbaren  Vanbluiigcn  unb  Un 
Gifenbahnen  unb  Waffeqtraffen)  unb  bie  Statiftif  ber  tcrlaffungen  in  Watbungen.  Sad  g.  bebanbelt  bie 
goqtwiffenfchaft  (Unterriihtäwefcii,  ©rüfungäwefen,  \ Strafbcftimmuiigen  unb  bad  StrafPerfahrcn.  Sie 


785 


gorfltajation  - 

Strafbeflimmungen  erftreden  (Id)»)  auf  rcdjhäWibrigc, 
bem  Kriminalred)t  untediegenbe  Hanbtungen;  babin 
et)ören  gorftentloenbungen  u.  gorftbefdjäbigungen ; 
) auf  poltjeiuribrige  (an  fidj  erlaubte,  aber  wegen 
ihrer  ©efähclidjteit  nüt  Strafe  bebroljte)  fymblungcn 
unb  Untevlaffungen  (Kontraocntionen).  Hmfidjtlitb 
ber  gorflentwcnbungeit  jinb  gemeine  $icbftiit)Ie  unb 
ber  fogen.  gorftbiebftahl  ju  unterfdjeiben.  Ser 
lepterc  begebt  fidj  im  Wcfentlidjen  auf  einen  in  Sal- 
bungen begangenen  Siebftabl  an  Holj,  ba«  noch  niebt 
Dom  Stamm  ober  Woben  getrennt,  ober  jufältig  ab- 
gebrochen, aber  noeb  nid)!  j'ugeriebiet  ift,  au  noeb  nicht 
gewonnenen  ober  gefummelten  Spänen,  ütinben,  Wb- 
raum,  gorfinebenerjeugniffen.  2er  gorflbiebftabl 
Wirb  nad)  benbeftcbcnbcnStrafgefepcnmilberbefiraft 
al«  ber  gemeine  2iebftabl,  mit  Siüctjicht  baraui,  baf) 
nach  ber  auf  ber  gefd)id)tlid)enEntwideIungbe«Salb- 
eigentumS  berulienben  VolfSanfdjauung  bie  Straf- 
würbiglcit  beä  gorftbiebftahl«  geringer  ift.  gorft- 
bicbftäblc  unb  gorftbefd)äbigungen  loerben  juwcilen 
unter  berWe.teicbnung  gorftfreDel  jufammengefafet 
(Wabern,  SJiedlenburg).  3m  Scutfdieu  SteidJ  finb 
gorjtbiebftabl,  gorftbefdjäbigungen  unb  gorftpoligei- 
Übertretungen  in  ber  Vartilütargcjepgcbung  ber  ent* 
jelncn  Staaten  behanbett,  W03U  tn  beit  Einführung«. 
gefepen  jum  beutfeben  Strafgcfcpbuch  unb  jur  be'ut- 
(eben  Strajprojegorbnung  bte  Ermächtigung  erteilt 
worben  ift.  Sgl.  3i«9ner*®nüd)tel,  $er  gorft- 
biebftabl  (Werl.  1888).  ff  orftitraf gefepe:  preufji- 
fdieS  ©e  feg  über  ben  gorftbiebftahl  Domlb.Wpril  1878 
(Kommentare  Dott  SDblfdjlägcr  unb  Vcmbarbt,  5.WufI. 
Don  ©elper  unb  Sdjulp,  Verl.  1903 ; ffürjt,  baf.  1894 ; 
Sfotcring,  baf.  1896);  württembergifcbed  gorftftraf* 
gtfepDoui2.Sept.l879;babrifd)e«gorflftrafgcfcpDom 
2.  Sept.  1879 ; babifebe«  goritflrafgcfcp  Dom  25. gebr. 
1879;  braunfchweigifcbcbgortiftrafgciep  Doml.Wprit 
1879;  fönigiid)  fäebfiid)e«  gorftflrafgefejt  Dom  30. 
Wpril  1873  unb  ffiejep  Dont  10.  SWiirj  1879  über  ba« 
©erfahren  in  gorft  • uub  gelbrflgefad)en.  Segen  ber 
goritpolijeigcfepe  Dgl.  gorftpoli^ei. 
jvorfttapation , f.  gorftemndjtung. 
ffurittcrtniologir , üeijre  Don  ber  Verarbeitung 
ber  forftlicben  Siohprobulte,  jerfädt , je  ttaebbent  bie 
Verarbeitung  auf  meebanifebem  oberd)cmifd)emScge 
uor  ficb  geljl,  in  bie  medjattifd)e  unb  djemifche  ff.  fjimi 
Seil  wirb  bie  Verarbeitung  ber  gorftprobufte  für  Siech- 
nung  ber  Salbeigentümer  Dorgenommen,  in  auSge- 
bebnterm  'Iliajie  bei  ertenfiuer,  in  geringenu  SJiafje  bei 
intenfioer  gorflwirtfcbaft.  3n  netterer  geit  finbet  bie 
Verbmbung  ber  forftlicben  Sobprobuttion  mit  berVer« 
arbeitung  ber  gorftprobufte  in  bcrfelbeit  Sirtfdjaft 
nur  nodt  auönahmäweife  ftatt.  Sic  babin  gehörigen 
forfttedmologifdien  Erwerbdpweige  Werben  gewöhn- 
lich in  ben  Öobrbücbcm  ber  gorftbauipung  behan- 
beit.  64  gehören  bal)in:  ^joljimprägnierung,  Holj- 
fägemerfe,no!jDcrfoblung,SamcnbnrranftaIt’en,Holj- 
papierfabrilatton,  SKafcbinentorffabritation  tc.  Vgl. 
Wrt.  »gorftbenupung«  unb  EheDanbier-Epner, 
Sie  medjanifdjen  Eiqenfd)aften  be«  Holge«  (Eien 
1871);  Scrfelbe,  Serfjeugc  unb  SRafdjinen  tur  Hol)- 
bearbeituttg  (Seim.  1878  — 83  , 3 Vbe.);  görfter, 
Sa«  forftlidjeSranSportwefen  (2.  Wufl.,  Eien  1888); 
Verfdj,  Sie  Verwertung  be« .\10Ijcb  auf  djemifebent 
Sege  (2.  Vlufl. . baf.  1893)  unb  bie  gröjsem  Ipanb- 
unb  Cebibiidjer  ber  2>d)noIogie. 

(fforfttraubc,  f.  Seinftoct 
gorft*  unb  ijagbbcnmtc,  f.  gorftoerWaltung. 
gorftDerein,  Scutfdicr,  IjerOorgcgnngen  1899 
in  Schwerin  au«  ber  Verfebtneljung  bet  Sanberoer- 

Wega*  Äono.  * fieji! on , 6.  SlufL,  VI.  Sb. 


- gorftoeteitu'. 

fammlung  beutfdjer  gorflmämter  unb  be«  1897  be- 
qrünbeten  Scntidieit  SeicböforftDercind,  bejWcdt  bie 
Eahrung  unb  görberung  ber3ntereffen  bei  beutfeben 
gorftwefen«.  Sieben  bem  Vorftanb  fteht  an  ber  Spipe 
als  fteinbiger  WuSfdjufj  ber  gorfttoirtfcbaftSrat. 
beftehenb  au«  Vertretern  ber  einzelnen  Sanbcdleilc, 
Wbgeorbneten  ber  gorfturreine  unb  SnlbbefipcrDer» 
cinc  unb  Vertretern  ber  beutfeben  gorftleljranftatten. 
Seine  Hauptaufgabe  ift  bie  Veratung  wichtiger  ?a- 
geSfragen,  bie  Vorbereitung  Dott  Wnträgeit  an  bie 
iHcicbd-  unb  Sanbedbehörbeit,  bie  beratenbe  Viitarbcit 
an  ber  bie  forftlicben  jüttcreffen  berührenben  ©efep- 
gebung  unb  wirtfcbaftlicb  Wichtigen  Verwaltungöcin- 
riebtungen.  Ser  Seutfdie  g.  fud)t  mit  ben  Vertre- 
tungen am  Salb  interefjierter  anbrer  ErwerbääWcige 
bauernbe  güljlung  ju  nehmen,  fowopl  mit  berSano- 
wirtfd|aft  tuie  mit  ben  Snbuftriejmeigcn,  beren  Ve- 
flehen  auf  ber  Erhaltung  unb  Hebung  ber  ©robut- 
tionäfäbigfeit  bed  beutidjen  Salbcd  begriinbet  ift.  Ser 
Jahresbeitrag  fürSDiitglieber  obneSalb'ocfitj  ober  mit 
einem  1000  Hcttar  nidit  überfteigenbenSalbbefip  be- 
trägt 6 ®H.,  bei  gröpernt  Salbbefip  erhöht  ficb  ber 
Vetraq  für  je  angefangene  1000  Hettar  um  6 SRt  bi« 
«um  Höcbftbetrag  Don  50  3S1.  Wnjftbrlid)  im  Herbft 
finbet  bie  Hauptuerfammlung  bed  Verein«  an  metb- 
felnben  Orten  ftatt.  Vgl.  »Mitteilungen  beü  Seut* 
leben  goritDereinü«  (Verl.,  feit  1900). 

gorftDcreine,  freie  ©riDatDerbänbe  ju  forftlicben 
3weden.  Sa«  forftticbe  VereinSwefen  bat  itd)  erft 
feit  etwa  40  3al)ten  entwidelt.  Sie  g.  bienen  teil« 
fpejiellen,  teil«  mehr  aQgcmeincu  3®eden.  3U  Öen 
erftern  gehört  ber  Verein  beutfeber  forftlidter  Verfud)«- 
anflalten,  begrünbet  1872  gu  Vraunfd)Weig,  mit 
amtlichem  Ebarafter  (f.  gorftDerfucbowefcu),  gorft- 
fdtulDereine.  (.  V.  ber  9!iebcrüfterreicbif<bc  gorfticbul- 
terein,  forfllicbcflefcDercine,  Vereine  äurUnterftüüung 
uon  Salbarbeilen  tc.  3U  Öen  allgemeine  forftlicbe 
3wede  Derfolgenben  Vereinen  gehören  bie  forftlicben 
SanberDereineunbSanberDcrfammlungen.  Sic  bei- 
ben  leptemunlerfcbeiben  ficb  bauplfäcblid)  babureb,  baft 
bie  eeftem  ftänbige  Sffiiiglieber,  bie  leptem  jährlich 
wccbfelnbe  jeilnebmer  haben.  Sie  ftnb  teil«  reine  g., 
teil«  forft-  unb  lanbwirlfcbaftlicbc  Vereine,  halb  an 
politifcbcEebiete,  halb  anSalbgebieteangelcbnt,  halb 
9ieid)«Dercine , bej.  Verfammlungen,  halb  nach  Cän* 
bem,  VroDingen  unb  Vcjirlen  geglieberteSerrilorial* 
Dereine.  Sie  bauptfäcbltdjften  jurjeit  in  Scutjd)lanb 
unb  tn  beffen  3(ad)barlänbern  beftehenben,  allgemei- 
nen 3weden  bienenben  g.  ftnb  jolgcnbe  (biejenigen 
Vereine,  bie  ihre  Vcrbanblungcn  fclbflänbig  imSntrf 
beraudgegeben,  finb  mit  einem  * oerfeben):  1)  3m 
Seutfdfen  ©eid).  *3!eicb«Derem ; Verjammlung 
beutfdjergorftniämter,  1872jum  erflenntal  in  Vraun  • 
febweig  jufammengelrclen,  1900  umgewanbelt  in  ben 
Seulfcben  gorftDcrcin  (f.  oben  ben  bcfonbtm  Vlrtilrl). 
SerritorialDereine:  *Vreufii|diet  gorfloerein  für  bie 
VroDinjcn  Oft-  unb  Scflpreufien,  feit  1871 ; •Vom- 
merfeber  gorftDerein  für  bie  preujufdje  ©roDinj  Vorn- 
mern,  feit  1870  , *3)iärfi[cbergorftDerein  für  bie  preu- 
pifebe  VroDin;  Vranbenburg,  feit  1873;  *Sd)lcfifcbcr 
gorftDerein  für  bie  preuftifeie  VroDinj  Schienen,  feit 
1841 ; *Heffij<ber  gorfloerein  für  ben  preufji  fet)  nt  9!e- 
gierungdbepitf  Kaffel,  feit  1868;  ‘Verein  nafjauifcber 
Hanb-  unbgorftwirtc,  feit  1818;  gorftDerein fürffleft- 
falenu-benVieberrbein.  feit  1883;  ‘'Jlorbweftbeutfdicr 
gorftDerein,  feit  1884 ; ‘Harjer  gorftDerein,  feit  1843; 
*!pil«-SoImgergorftDerein,  feit  1853;  ‘Sbäringifcber 
gorftDerein,  feit  1849;  ‘Säcbfifcber  gorftDerein  für 
ba«  Königreich  3nd)fen,  feit  1851 ; ‘Siedlcnburgifcber 

50 


786 


gorfloermeifimg  — 

gorftncrein,  feit  1872;  ‘Vabifcber  gorftBerein,  feil 
1839  für  baä  babifdje  Cbcrlanb,  feit  1861  für  baä 
Groijberjogtum  ®abeu;  *goritnercm  für  baä  Grofi- 
berjogtumlpeffen,  feit  1875 ; ©ürtlembergifebergorft- 
Bcrcimfeitl878;*GlfaB-2olbringifehcrgorftBeretn,feit 
1874;  Vf äljifcüer  gnrflncrein  f iir  bic  bnprifdie  SRtjein* 
pfalj,  feit  1868.  3”  neuerer  3«it  find  aud)  für  bie 
übrigen  ftat)rifd)cn  Sheiic  Vereine  unb  1887  eineSan* 
berrerfaimnlung  baprifeber  gorftwirte  mit  8— bjaljr« 
liebem  3l,!ammenfommeii  gebilbet  Worben.  2)  3tt 
Öfterreid) -Ungarn.  Veichäncrrine : ‘Öflerreicbi- 
feber  gorflfongrefe,  feit  1875;  ‘Üfterreidlifehcr  Sieicbä- 
forftüerein,  feit  1852.  SerritorialBereinc:  ‘Verein  für 
Sirol  unb  Vorarlberg,  feit  1852 ; ‘Dberöftcrreiebifcbcr 
goritoerein,  feit  1855;  *9(ieberöftcrreicbifebcr  gorft* 
Herein , feit  1879;  *ßärntneri[djet  gorftocrein,  feit 
1872;  ‘SteiermftrlifebergorftBerein,  feit  1884 ; •SBöfi- 
mifeber  gorftoercin,  feit  1849;  *3Jtabrifcb-Seblefifeber 
goritoerein,  feit  1849  ; ‘Ungarifeber  gorftoercin,  feit 
1851;  ’Strainifeb'ßüftenlänbifeber  gorftoerein,  feit 
1875;  Verein  beulfeber  gorflleute  in  ©öbmen,  feit 
1895;  äRSbrifeb-f^lefifcbergoqtfebuluerein,  feit  1850; 
ViSbmifeber  gorfljebuloerein,  feit  1862;  Vicbcröfter- 
retebifeber  gorftfebulüerem,  feit  1875.  3)  3n  ber 
S d)  W c t i : ‘Schweizer  gorftuerein,  feit  1843.  4)  3n 
91  ufe  1 n n b : Suffifeber  dtcicbäforflüerein  in  St.  ©clerä* 
bürg,  feit  'ltnfang  ber  1 870er  gnbre;  Snltifchcr  gorft» 
Deretn,  feit  1868;  Gftblfinbifcbergorftücrcm,  feit  1877. 

gorftticrmcffung,  bie  fartograpbiftbc  unb  tobel- 
larijebc  Sarfteliung  ber  ©albflaeben  naeb  Sage  unb 
Wrftfie,  jerfntlt  in' bie  Jiorijontalmeifttng , b.  b-  bic 
Vcrmcjfung  ber  auf  bic  Vorijontatebene  rebujierten 
gingen  unb  Sinien  (ffirenjmeffung,  gnnenmeffung) 
unb  in  bie  Scrrammeffung,  b.  b-  bie  SBefjung  urib 
btlblicbc  Sarfteliung  ber  au«  bcrSjorijontuübcne  ber- 
üortrctenbeu  Grbobcrflnebc.  SJlie  Grgebniffe  ber  g. 
Werben  niebcrgelegt  in  Starten  unb  Venncffungäfebrif* 
ten.  Vngorftfarten  Werben  gewöhnlich  unlerfdjie- 
ben : Spe jialfarten  (in  Vreufjeit  mit  einem  SSafiflabe 
Bon  1 : 5000)  unb  rebujierte  Sorten  (in  ©reußen  mit 
einem SDlobftobe  non  1 : 25,000).  Ccplere  bienen  baupt- 
jödüitb  Jur  Sarfteliung  beä  $ol  jbeftanbcä  (®cft  a n b ä- 
tarten)  utib  beä  Sirtfdbaftäplaneä  (JSirtfeb n f to- 
tarten). Sie  Vermcffungäfcbriften  bienen  jur  Sar- 
ftctlung  einerfeit«  ber  (SigentumSgremen  und)  fflren;- 
mnlen,  Seingen  unb  ©inbin  ber  Gmtjltnien  (in 
©renfjen  imtSrenjregifter),  anbcrfeitäbergläcben- 
prüften  im  einjelnen  unb  im  gonjen  (in  Vreuftcn  in 
ber  ©encralBcrmeffungettnbelle).  Sie  g.  ge- 
hört ju  ben  Vorarbeiten  ber  gorfleinriüitung  (f.  b.). 
S.  nuebgelbmefifunft.  Val.  Vaur,  Scbrbud)  ber  nie- 
bem  ©eobäfie  (5.  Elufl.,  Verl.  1895);  Vobn,  Einlei- 
tung juVermeifungen  in  gelb  unb  ©alb  (baf.  1876); 
Setert,  Sie  jiortjontalaufnnbme  bei  9ieumeffung 
ber  ©nlbcr  (baf.  1880);  Sraft,  Elnfangägriinbe  ber 
Shcobolitmcffung  (3.  Elufl.,  feamtoo.  1895) ; 91  u n n e - 
bäum,  ©albocniteffung  unb  ©nlbcintcilung  (Verl. 
1890);  Vautc,  Scbrbua)  ber  Vermeffungätunbe  (2. 
Elufl.,  fieipj.  1901);  ^errmnnn,  Sie  preufiifeben 
gorftfarten.  3ufammcnftcHung  ber Seftimmungen tc. 
(91eubomm  1898). 

orftucrfammluttflcu,  f.  gorftoereine. 
orftüerfirberuna,  j.geucrUi'rfi(bcrung(S.527). 
0tftt>criurl)c5tt)cicu,  bie  Gefamtbcil  betVeftre* 
bungen  unb  Ginricbtungen,  bie  jur  görberung  ber 
forftlicben  ©iffenfd)aft  ünb  ffiirtfchaft  bureb  Veob- 
Achtungen,  Unterfuebungen  unb  Verfucbc  bienen.  3m 
©ege  freiwilliger  unb  amtlieber  Ginjelarbcit  bat  baä 
forftliebe  Verfuebäwefcn  feit  Segriinbung  ber  gorfl* 


- gorjluemiattimß. 

Wiffenfeboft  beftonben.  9!eben  biefe  ift  in  neuerer  3 et: 
einein  ftaatliefaen  forftlicben  V er  fueb  8 anftal  ten 
organijierte  lätigfeit  getreten.  Solche  Vcrfucbäan 
ftalten  befteben  in  Vaben  feit  1870,  reorganifiertl875, 
inVerbinbungmitber3entralforftbebörbe($omünni- 
birettiDn),  in  Sacbfen  feit  1870,  in  Verbinbung  nui 
ber  gorflatabemie  juTbnronbt,  in  ©teuften  feit  1872. 
in  Verbinbung  mit  bergorftafabemie  ju  Gberäwalbe. 
in  ©ürttemberg  feit  1879,  in  Verbinbung  mit  bet 
lanb-  unb  forjtwirtfchaftlicben  Etfabcmie  ,ju  ^oben 
beim,  fpätcr  mit  ber  llnißerfitcit  Jübingen,  für  btc 
thüringischen  Staaten  feit  1872,  in  Verbinbung  mit 
ber  gorftlebranftalt  ju  Gifenacb,  in  Vagem  feit  1875. 
in  Verbinbung  mit  ber3entralforflbebörbe,  fpätermit 
ber  UniBerfitüt  Slüncbcn,  in  CraunfcbWeig  feit  1876, 
in  Verbinbung  mit  ber3entralforflbcb&rbe,  in  ^seiten 
enbiieb  feit  1882,  in  Verbinbung  mit  ber  Unioetfudt 
©iefeen.  ®er  preumfdjen  Vcriudi  janftolt  haben  iieb 
Glfnfi  Cotbringen,  Einhalt  unbClbenburg  ongefdtloi- 
fen.  3bren  Vlbjci)lufs  fanb  bie  Drganifation  beä  fort- 
lieben  Verfucbäwefens  im  ®eutichen  9iei<b  buri  bie 
1872  erfolgte  Vegrünbung  beä  Vereins  beutfdjer  forft- 
lieber  Veriucbäanitallen.  ®em  ©eifpie!  Seutjcblanbä 
ift  Öiterreidt  gefolgt,  in  welchem  1873 — 75  für  baä 
forftliebe  Verfucbäwefen  eine  bem  Elefcrbaummifterium 
untergeorbnete  ©epörbe  gefebaffen  Würbe;  ferner  bie 
Sdjwei),  für  bie  feit  1888  im  Elnfehlufi  an  bie  gorft- 
febule  in  3ürieb  eine  3entralanftalt  für  baä  forftliebe 
Verfucbäwefen  beftebt  Elitcb  Scbwebm  bat  ficb  feit 
1877  bureb  (Errichtung  Bon  forftiicb-tueleorologifcbcn 
Stationen  ben  Elrheitcn  beä  forftlicben  Verfucbäwefens 
ongefcbloffen.  Gbenfo  ftnb  in  granfreicb,  bauptfäcb- 
licp  bei  bergorftatnbemic  juVancp,  Elrbeiten  auf  brat 
©ebiete  beä  forftlicben  Serf  ucbäwefenä  in  gröjjerm  Um- 
fang angeftetlt  Worben.  ®in  internationaler  Verbanb 
forftlicber  Verfucbäanftalten  ift  1891  ju  ©abenweücr 
unter  Veteiligungber  forftlicben  Serfu^äanftatten  non 
®eutfcblanb,  Öfterreid)  unb  ber  Scbweij  begrünbet 
Worben.  Vgl.fiorep,  ®ie  forftlicben  Verfucbäanftal- 
ten (Jübing.  1899). 

_ grorftBcrtoaltuug.  'SieVenoaltumvSaufgabe  beä 
«taateä  btnncbtlib  ber  Salbungen  erftreeft  )tcb  fab- 
li<b  auf  bie  Gebiete  beä  9icd)l3,  ber  ©iibung  unb  ber 
Sirtfdjaft.in  betreff  beä  Salbbeftgftanbeä  auf  Staats-, 
fiörperfcbaftä  • unb  Vrioatwalbungen.  Soweit  biefe 
Verwaltungätätigfeit  ben  gorftbebörben  beä  Staates 
übertragen  ift,  bitbet  fie  ben  Gefcbaf täfreiä  ber  g.  ©ei 
ber  9JedbtäBerWaltung  iftbicänurauättabmäweiie 
ber  gaü,  inbem  mitunter  bett  Berwaltenben  gorftbeam- 
ten  gunftionen  ber  Staatäanwaltfcbaft  übertragen 
fittb,  Wöbrenb  früher  bic  9)cd)t)predmitg  in  gorftfiraf- 
fabett  3.  %.  ben  gorftbebörben  obtag.  Sic  Verwal- 
tung beä  forftlicben  ©ilbungäwefenä  erftredt 
ftd)  ouf  Unterridü  unb  ©iffenfebaft,  einfd)Iief>lid)  ber 
Vflege  beä  forftlicben  Vereinämefenä,  beä  forftlicben 
Verjucbätoefenä  ltnb  ber  forftlicben  Statiflif.  Sie  ift 
balbberg.,  halb  ber  Unterrid)täBerwa!tung  unter- 
fteHt.  Sen  fjauptoegenftanb  ber  forftlicben  Verwal- 
tuitgälnligfeit  beä  Slaaleä  bilbet  baä  fprftwuliebaft- 
liebe  Gebiet  Sie  umfajjt  bie  gorfipolijei  jur  Elbwen- 
buna  ber  bem  ©albe  brobenben  Gefahren,  p ®.  bei 
ben  «diugwalbungen  (f.  b,),  bie  ©trtidiaftäprlege  jur 
Vefeitigung  ber  fjmbcmiffe  ber  ©albwirtfcbaft  unb 
tu  ihrer  Unterftühung  unb  görberung  (Elblöfung  unb 
megulierung  ber©atbferBituten,  ©iibung  Bon  ©alb- 
genofjcnfd)aften,  llnicrflüfumg  ber  ©albfultur),  enb 
ilcb  bie  Ginwirfungauf  ben  iSJirifcbaftäbetrieb  bureb 
beffenfleiumg  obcrVeaufficbtigung.  gorftpolijei  unb 
gorftwirtfdjaftäpflege  ftnb  teilä  ben  gotftbebörben. 


787 


gorfroenoalhmg  (Organe  ic.). 


teils  htn  BehBrbcn  bcr  inncni  ©crWaltung  übcrtra» 
gen.  Daoielbe  gilt  hinfid|tlicb  bcr  ftnatliiyen  Wirt* 
fcbnftoleitung  unb  Uluffidjt  bei  SVBrpcrfcbafiOwalbun- 
gen  (©Salbungen  bcr  l'kmcmben,  öffentlichen  Vlnftal- 
len,  Stiftungen)  unb  ©rioatroalbungen  (Sinjelprioat* 
Waiblingen,  ©enoffcnfcbaftSroalbungen). 

Die  Organe  bcr  g.  gliebem  jid)  nach  her  Süerfeftie» 
benbeit  ber  forftamtlicben  ©errichtungen.  Sie  taffen 
ftd)  in  Bier  ©ruppen  fonbem,  nämlief)  in  biefebüpenbe, 
bie  Berroaltenbe,  fontroUiercnbc  unb  bic  birigierettbe 
gunftion.  ©rflere  bat  bie  Aufgabe,  bie  Subjtanä  ber 
©Salbungen  gegen  Bcfchäbiguugcii  unb  ©erringenm» 
gen  ju  fdiüpcn,  bie  poltjettid)e  Ordnung  in  ben  gor- 
ften  aufredit  ju  erbatten  unb  gegen  guwiberbanbtun* 
aen  aller  Art  einjufdjrciten.  Die  mit  biefer  Slufgabe 
betrauten  Beamten  beiden  Salb fd)ü gen,  ©Salb- 
auffeber,33albwärter,gorftfcbiigen,gorft< 
a u f i e b e r , g o r ft  w a r t e ic.  Sie  bedürfen  einer  praf» 
tifeb-tethmfeben  ©orbitbung,  wenn  fie.  wie  bied  in  ben 
meiften  beutfeben  Staaten  ber  (fall  ift,  jugleid)  Se< 
triebdauffiditäbeamte,  b.  b-  mit  ber  Vluffid)t  über  bie 
Arbeiten  bei  ben  Spanungen,  Shilturen,  fjol  jtranbport, 
SBatbwegebau  ic.  betraut  ftnb,  in  Welchem  gaH  fie  ge- 
wbbntid)  bie  Wmtdbenennung  §ilfäf  Br  jter,  gor- 
ft  er  ober  UnterfBrfter,  fpegemeifter  erbatten. 
Dieuerwaltenben  ober  betriebdfübrenbenOr* 
gane  ber  gorftBerwattungen  finb  in  bestimmten  SBe» 
jirten  (gorftämter,  Cberförflereien,  äieniere)  mit  ber 
gührung  ber  3Birtfd>aft  nad)  Maßgabe  ber  Bon  ber 
nädjftbftljem  Jtnftanj  ju  genehmigenden  Sabrcdroirt» 
febaftäpläne  (hauungdplnn , Jhittur-  ober  gorjtner- 
befjerungdplaii,  ©Segcbauplan  «.),  mit  bem  ©erlauf 
ber28aIbprobulte,bcr'äinwcifung  jurBereinnabmung 
unb  ©erauägabutig  best  (Sclbco  fowie  mit  ber  ©er- 
recbnuitg  ber  Matcrialcrtrage  unb  ber  ©etriebäaud- 
gaben  betraut,  tontroHieven  bie  ffleamteit  bed  gorit* 
tebuped  unb  erteilen  ibnenaUcbienftlicben  Befehle.  Sic 
führen  ben  ©mtätitet  Oberf  iirfter,  gorftmeifter, 
SieBierforfter.gorftBerwatter.  gwei  beftimmt 
abgrcnjbare  Sbftcme  taffen  iieb  innerbatb  biefcd  Strei- 
fes forftbeanilticher  Sätigfeit  unterf  diel  ben:  baä  Sy- 
ftem  ber  felbitänbigen,  mit  ber  Betricbäfü  prang,  ©er- 
Wertung,  Bucbfdbnmg  unb  9lcd)nungSlegunq  in 
röftern  'Heineren  betrauten  SleuierBerwalter  (Ober* 
Brfterfbftem),  bad  jept  in  faft allen beutfdien Staa- 
ten beftebt,  unb  bad  Sbftetu  ber  bauptiäcblieb  mit 
bem  SBirtfdmftSPoüjug  m (leinen  Sieoieren  betrauten 
Serwalter,  benett  nur  ein  Seil  ber  ©robufteuBerWer- 
tung  unb  Sudifübrung  jufaHt,  während  bie  ©erwer- 
tung  bed  fpaupünobutts  (§oIj)  unb  bie  Buchführung 
unb  fRecbnungälegung  Saibc  einer  bbbem  gnftanj 
fmb  (Seoicrförflerfnftem).  Dad  CberforfterfBftem  be* 
barf  praftifd)  ■ tedinifd)  gebitbetcr  gorftfebupbeamten, 
bad  SteBierförflcrfyftem  nicht.  ©eptered  beftebt  in 
Deutfcblanb  jurjeit  nur  noch  in  einigen  deinem  Staa- 
ten. jfn  ©reuffen  tjerrfdjt  bad  DberfBrfterfyftem.  (Io 
werben  jeboeb  in  einigen  Dberförftcreien,  bie  februm- 
fangreiei)  fmb  ober  Bom  Sipe  bed  CberfBrftcrd  Weit 
entfemteSHeUicrteile  haben,  befonberd  befähigte  g B r- 
ft  er  baju  beftimmt,  ©efdjäftc  bed  Oberf  Brftrrä  in 
beffen  Auftrag  unb  ©ertretung  ju  beforgen.  Solche 
gBrfter  erhalten  ben  Stiel  iKeuicrf Brfter.  Sie 
böbetn  3nftanjen  ber  g.  haben  im  atlgemeineu  bie 
Aufgabe,  ten  Brltidien  Betrieb  ju  (onlrotlieren  unb 
innerhalb  ber  ©runblagen,  bic  bureb  bie  gorfteinrieb- 
tungdwerfe  gegeben  finb,  ju  leiten,  ben  ©ottjug  ber 
3nflru(tionen  unb  reglementären  Bestimmungen  ju 
überwachen,  bie  redmungdmäfjige  Darftcüung  ber 
©etricbdergcbiiiffc  einer  Bortäufigen  SicOifion  ju  un- 


terwerfen (bie  befinitiBe  fRed)nung8reUifion  erfolgt 
burd)  befonbere  StaatorecbnungOIjöfe),  bie  ©erfonat- 
Berbättniffe  ju  regeln,  bic  3ntere|‘fen  beä  Staated  ald 
SialbbefiperO  in  allen  SHcd)tüfragen  wabrjunebmen, 
bie  gorfleinridtlungOwerfe  berjuiteüen  unb  ju  erhal- 
ten, bie  Siateriat-  unb  ©elbetald  aufjuftctlen  unb 
ihre  (Erfüllung  ju  überwatben.  ©He  biefe  einjetnen 
Sätigfeiten  fallen  in  flcinem  Staaten  ber  .genital- 
forftbebörbe  bed  i'anbeO  ju;  in  grBpern  Staaten 
befteben  ©iittel-  (©rouin  jial-  ober  ©ejitld*)  ©ctiörbcn, 
gorftbiretlionen  (in  ©reupen,  Bayern  unb  (Stfafi* 
Siotbringen  bie  betreffenben  Abteilungen  ber  ©ejirtd- 
regierungen)  für  bieSontrotleimbSBirtfebaftsleitung, 
bie©erfonatfad)enberuntem©camtengrabe,  bic  Sor- 
veBifion  ber  Sicdjnungen  ic- , Wäbrenb  bie  genercUe 
©etriebdteitung,  bie  SneBijion  ber  gorfteinrid)tuugd- 
Werfe,  bie  gefljletlung  ber  (Itald,  bie  ©erionalangele* 
enbeiten  ber  bBbem  ©eamten  u.  a.  ben  gentraljorft- 
etiorben  obliegen,  gwifdjen  biefen  gorftbireltiond- 
bebBrben  unb  ben  PicOierBcrwaltungeu  fteben  m 
inandjen  Staaten  notb  injpijierenbe  SteHcn  (gorft- 
ämter, gorftinfpeftionen,  in  Sad)fen  Ober- 
forftmeiftereien  ober  gorftbejirfe).  Die  ©er- 
binbung  bcr  gorftbireltiondbebörbcn  mit  ben  allge- 
meinen Siegiminalbebörben  (©rouinjiat-  unbBejirtO- 
regierungen)  ift  in  neuerer  geit  Bon  manchen  Seiten 
für  unjiureffcnb  erflärt  worben,  weil  ber  (Sejd|äftd- 
gang  erfdiwert  unb  oertangfamt  werbe.  Bei  neuem 
Organifationen  (j.  ©.  bei  ber  g.  in  (Eljafi-Cotbringen) 
batte  man  batjer  rein  tedinijche  DireltiondbebBrben 
eingerichtet  (breigorftbireftionen  juStrapburg,  ifiep, 
Sfofinar).  Sie  ftnb  inbeffen  1881  wieber  beteiligt, 
©nberfcitd  tommt  in  Betracht,  baß  bie  ©erbinbung 
ber  g.  mit  ben  3tegiminnlbcl)örben  bie  ftaattiche  (Ein- 
Wirtung  auf  bie  g.  bcr  (Semeinben  unb  ©riBaten  er- 
teidhtert.  Die  Drganifation  ber  gorflbireftiouobehor- 
ben  ift  meift  eine  foDtegialifctje.  Der  (itjef  ober  Sor- 
ftpenbe  berfelben  be’iit  Dberforftmeifter  ober 
gorftbiredor,  aud)  Oberforftrat  (in  Bayern), 
bie  SRitgliebcr  (SHäte)  gorfträte.  ©tdg  e n t r a I f o r ft  - 
bebörben  fmb  entweder  (Seneralbireltioncn  (in 
granfreid)  ic.)  ober  ©tinifterialabteilungen  (in  ©reu- 
pen,  Bayern,  Sjeffen,  ßjlcrreid))  eingerichtet.  Sie 
refforticren  teils  Bom  ginanjminiflerium , teils  Bom 
tanbrnirtfchaftlichen  (©derbau-)  ©umfterimn.  3n  ben 
mitltem  unb  tleinem  Staaten  finb  bie  gorftbireftiono- 
bebBrben  gentralbebBrben  (Domänenbirettion  in  Ba- 
ben, gorftbireftion  in  Württemberg,  gorftfoHegium 
in  SJiedlenburg- Schwerin  ic.).  Die  Direlloreit  (bej. 
©orfipenbc)  ber  gentralforftbebörben  be'lVn  Ober- 
1 an  b f o r ft  me  i jt  c r(©rcufsen,Sachfen,tlHedlenburg), 
©Jinifleriaträte (Dfterreid) , Bayern , Sjeffen), 
gorftbireftoren  (bist  1866  in  Sjannoncr),  bie  ffliit- 
gtieberSanbforftmeifter  (©reuften),  Dberforft- 
iräte  (fflabem,  Württemberg,  Reffen- Da nuftabt, 
Baben).  Mitunter  ftnb  bie  ©orfipenben  ber  gentrat- 
forflftetten  (anicralijtifcb  ober  funftifcf)  gebilbete  Be- 
amte, nicht  gorfttedmiler  (©aben,  ©raunfeyweig). 

Die gorftfaffenoerwattung,  bie  gegenwärtig 
meift  Bon  ben  untern  StcHen  ber  tecbitifcben  Bctriebd- 
Berwaltung  getrennt  ift,  wirb  Bon  tHentmeiftern, 
SRenbantcn , Staffenfiibrem  ic.  geführt , bie  nach  ben 
(Etatd  ober  auf  fpe jietle  ©nWeifung  ber  SKeoieruerwat 
ter,  ber  Önfpettiondbcamten  ober  DircttiondbcbBrbcn 
jahten  ober  oereinnahmen.  ©ud)bicgorftgerid)ts- 
barteit  wirb  beute  faft  in  aUcn  Staaten  Bon  ben 
ordentlichen  @erid)tcn,  nicht  mehr,  wie  bied  früher 
Bielfacb  bergaH  war,  Bon  ben  gorftämtem,  befonberd 
gorftrüge-  ober  gorftbupgerichten,  bic  früher  Bon 

BO* 


788  gforftroort  — gorfhmrtfdjaft 


»?orftt>eoniton  allein  ober  Dott  ihnen  unb  rechtSDer« 
jtänbigen  ©ciftßcm  jufammen  gepalten  würben,  ge- 
übt. Siegorftbeamten  haben  bei  bem  forügericbtlidictt 
©erfahren  leine  anbregunftionmepr  alb  bte  ber  Sach« 
Derilänbigcn  unb  3eugen  fowie  mitunter  bet  Staat»» 
anmoltfcpaft. 

3Ri!  berSta  atSforil  Derma  l tung  ift  in  manchen 
Staaten  unb  Sanbebteilen  (granfreid),  Spembahent, 
Sahen,  ©roßherzogtum  $*ff*n,  preuRüdie  ©roDinj 
&effrn«9!affan,  Seile  DonöamtoDer  tc.)  bieffierwat» 
tung  ber  Sfcörperfdtjaf tStoalbungen  organifd) 
in  bcrVlrl  Derbunben,  baß  fie  Don  StaalSforftbeamien 
«enoaltct  werben  (©eförfterungSfhftem).  3u  anbent 
Staaten  bettelten  bie  Körpcrfebaftcn  ftch  eigne  gorft» 
uerwalter,  bie  jebodj  in  bezug  auf  bie  ©ewivtfehaftung 
ber  ihnen  anDcrtrauten  Wölbungen  unter  ber  Leitung 
unb  Kontrolle  ber  StaatSregicnmg,  bej.  ber  infpijie» 
renben  unb  obem  StaatSfor|tbeaimen  fteljen  (8t)ftem 
ber  ftaaHichenSetriebSaufftcbt  in  ben  preußiieben  Oft« 
ürooin jen , ber  preußifepen  SpeinproDinz,  Weilfalcn, 
Württemberg,  ©at)cm  mit  VluSnapmc  ber  ©falz  unb 
non  Unterfraitfcn-Vlfepaffenburg).  3»  tto<b  anbent 
fallen  (Satbfen,  Vlnbalt  tc.)  beftept  eine  Sinwirfung 
ber  Staatsorgane  auf  bie  ©eraeinbemalbwirtfchaft  mtr 
infoweit,  alä  ftc  überhaupt  befugt  ftnb,  ben@cmeinbe» 
tmuSpatt  unb  bie  Erhaltung  beb  ©emeinbeDennögenS 
ju  überwachen  (Stjiteiit  ber  ftaatlidten  ©crmögmS« 
auffnbt).  Wud)  mit  ber  ftaatlnben  Cbcrauffnbt  über 
bie  ©riDatwatbungen,  fotoeit  eine  folebe  gcjeßlidi  be» 
grünbet  ift,  ftnb  bie  SlaalSforftbeamten  ber  fistelt» 
icben  Serwaltung  Dielfad)  betraut  (Satjcnt,  ©aben, 
Weffen).  Sie  Übertragung  biefer  polizeilichen  gunf- 
tion,  bie  lebialich  auS  ber  Staatshoheit  entfpringt,  an 
©eamte  ber  ftbfaliichen  ScrmögenSoerWaUung  ift  in 
neuefter3eit  mehrfach  gefabelt  worben.  Sie  (ftaatS« 
rechtliche)  Sefugniö,  bie  SjriDatforftWirtfdjaft  ju  über» 
wachen,  ift  bcShalb  in  Cfterrcich  (beim  Stängel  an 
Staatbforftbcamten)  hetonbem  Organen  übertragen, 
bie  mit  ber  auf  wef entlieh  priDatred)tlid)enfflrunblagen 
beruhenben  StaatSDcrmügenSDcrWaltuna  nichts  ge- 
mein haben.  Solche  Organe,  bie  beit  ©oüjug  bcS 
gorftgefeßcS  (gorftpolizeigcfcßeS)  ju  überwachen  pa« 
ben.finbinOftcrreichbieSianbeSforftinfpcltoren 
unb  bie  biefen  unterftellten ©ejirläforfttecbuifer. 
Sgl.  3Ji  i rt  1 i ß , gorftlicpefcauSlialtungSfunbc  (2.  Wccfl., 
Wien  1880);  »Sie  ftaatlitpe  gorftauffidjt  in  Öfter 
reich»,  pcrauSgcgcben  ®om  f.  f.  Mderbauminiftertum 
(baf.1900);  VUbcrt,  fichrbud) ber g. ('lliünd).  1883); 
S d)  w n p p a d) . ®enbbud)  ber  gorftDcrWaltunnSfunbc 
(©crl.1884);  S d)  l i e d m a n 11 , Jtanbbttch  beristaatS« 
iorftDcrwnltunq  in  ©reußen  (3.  tlufl. , baf.  1900); 
©vaner,  gorftgefeßgebung  unb  g.  (Sübing.  1892). 

forfttoart,  f.  gorftoerwaltung. 
ovfttnirtf  d)aft,bic  auf  bie  Erzeugung  Don  Salb- 
probuften  gerichtete  mcnfcblidieSätigteit.  ©eiberfelben 
fleht  bieSllaturtrnftmehrimSorbergrunbalS  bei  allen 
übrigen  3>Deigen  brr  Sadjgütererjeugung , unb  bie 
itccnfdjlidK  Vlrbeit  tritt  fepr  jurüd.  ©crpältniSmäßig 
gering  finb  auch  ber  ©obemoert  unb  baS  WirtfdjaftS« 
inbentar,  mit  bem  bie  g.  arbeitet;  aber  (epr  bebeutenb 
ift  oft  ber  Wert  ber  in  einem  mirtfchaftlid)  bebanbel« 
ten  ttnb  eingerichteten  gorft  aufftehenben  £>olzbeftänbc. 
Sie  g.  ift  alfo  in  bejug  auf  bie  aufjuwenbenbe  Vir 
beit  immer  cptcnfiDcr  als  bie  Sanbwirtfdiaft  berfelbeti 
3eit  unb  ©egenb ; aber  fie  ift  oft  intenfioer,  Wenn  bas 
junt  WivtfcpnftSbetrieb  erforberliche  gefamte  Kapital 
mS  Wiege  gefaßt  Wirb;  ©eftellung  unb  Ernte  ftnb  burd) 
lange  3eiträume  getrennt ; wenig  beweglich  unb  rafcher 
Umformung  unfähig,  ift  baS  itoljtapital  in  bejug 


auf  feine  Cntftepung  unb  ©ergrößerung  weit  Weniger 
Dom  freien  Willen  beS  Dienjajen  abhängig  all  jebeS 
attbre  Kapital.  Such  in  bezug  auf  bie  gläche  unb 
ihre  Seilbarfeit  unterliegt  bie  g.  gewiffen  ©efchrän» 
fungen,  bie  ber  üanbroinfepaft  fremb  ftnb.  Sie  £>olj» 
beftitnbe,  mit  beiten  bie  g.  arbeitet,  ftnb  zahlreichen 
©ef  obren  (Sturm,  geuer,  Sdjnee , Suft»unb  Eisbrud), 
3nf(ftenfd)äben  tc.)  auSgefept,  unb  mirtfdjaftlicbe 
gepler  wtrfen  auf  bem  f orpwirtfehaftliihen  Öebict  wett 
nad)t)altiger  unb  barum  intenfioer,  weil  rtdiber  ganje 
©etneb  auf  längere  3eiträumc  erftredt  unb  nur  nadt 
oft  langen  ©aufm  Wteber  auf  biefelbe  Stelle  jurüd» 
fehrt.  So  einfach  brr  gorftwirtfehaftsbetrieb  erfchemt, 
fo  wirb  er  bod)  baburd)  befonberS  erfdjwert,  baft  ©e» 
arünbung  ber  Jioljbeftänbe  unb  Ernte  burd)  lange 
Zeiträume  Doneinanber  getrennt  ftnb  unb  bei  jener 
bie  ©erhältniffe  ber  3nhtnft.  Sebürfniffe,  Nachfrage 
unb  ©reife  nicht  befjintmt  borperjufeben  ftnb.  Uit« 
mßglich  ift  eä,  baß  (ich  Vlngebot  unb  Siadtfrage  auf 
beit!  foiftwirtf^aftli^en  ffiebiet  überhaupt  rafeft  aus- 
gleichen,  ba  jur  Erzeugung  fehlenber  begehrter  Sorti- 
mente oft  ein  fjohrhunbert  gehört  unb  bie  diadtjrage 
Dieüeidjt  längjt  nicht  mehr  befteht,  Wenn  ipr  genügt 
Werben  fännte. 

Ser  Kalb  wirb , Wie  Vieler  unb  SBiefe , burd)  ben 
©oben  unb  bie  Vltmofphäre  ernährt;  allein  er  muff 
bureh  Selbftbüngung  bie  Kraft  bes  ©obenS  erhalten, 
ein  Don  attfjen  zugeführter  Erfaß  für  bie  im  ipolz  unb 
in  ben  gorftnebennußungen  entzogenen  9!alnftojfe  ift 
in  ber  ©eget  unmöglich.  Sr  ift  bei  rationellem  ©e- 
Irieb  auch  nicht  erjotberiid) ; ja,  itt  wohljjepftegten  gor 
jten  Derbeffent  fid)  bie  obem  ©obettfdjiditen  burd) 
bie  Walbabfäüe  bebeutenb,  unb  bie  lief  in  ben  ©oben 
einbringenbm,  einen  weiten  ©oben«  (Surjet»)  Saum 
erfchltcßenben  fflaumwurzeln  öffnen  tief  liegenbe 
Schichten  ben  Vllmofpfjärilien,  ber  d)emifcheii  unb 
phhftlaltfdjen  ©erwitierung.  Sie  Satiachc  ber  lang- 
tarnen  ©obcnbereicherung  in  gul  bewirtschafteten  gor« 
ften  erflärt  fid)  leicht.  Einmal  entziehen  bie  §oljge« 
wädjfe  bem  ©oben  relatiD  wenig  Säprftoffe  (nameni« 
lid)  Kali,  ©hoäphorfäure  laum  0,oi,  wenn  ber  ©oben« 
ettlzug  burd)  lanbwirtfchaftlichc  ©enukung  = 1 ift); 
jobann  burepgraben  bie  Wurzeln  ber  ©äitnic  iiefett, 
in  welche  bie  lanbwirtf<haftltd)en  fililturgewädtfe  meifi 
nicht  gelangen.  Ser  in  groRen  Stengen  zur  ©ilbung 
ber  ipolzfafcr  erforberliche  Koplenftotf  wirb  auS  ber 
2uft  entnommen;  ber  £>umuS,  bie  in  3erfepunp  be- 
griffenen Walbabfäüe  befihen  einbebeuteitbeS'Bbiorp« 
iionSoenuBgcn  für  fflafe  (rlmmoniaf  tc.);  bie  auS  ben 
Siefen  beS  Wurzelraums  emporgefogenen  SJähritoffe 
fommen  in  ben  «cimohenibeti ©lauern  unb^olzleclen 
ber  oberften  ©obenfehidjt  zugute. 

® e i d)  i d)  1 1 i d)  e ».  Sie  heutige  g.  ift  ein  Kinb  ber 
9!ot.  3ah'hunbcrtelang  erhob  fich  bieWalbbenuRutig 
nicht  über  eine  blofjc  ORupation  ber  Don  ber  Satur 
bargebotenen  ©robulte,  als  bie  £anbwirtfd)aft  fdjon 
längjt  eine  hübere  Entwideiungeflufe  erreicht  hatte. 
$>olz,  Weibe,  ©taft  waren  im  Überfluß  Dorhattben  unb 
würben  nid)t  poch  gewertet.  VHS  bei  rafd)  anwadtfen 
ber  SeDöIferuttg  unb  fieigenben  Vlnfprüd)en  an  ben 
Silalb  biefer  felbft  eine  Dcriiänbigere  ©emepung  unb 
©flcge  forberte,  als  bie  gurdjl  dov  bem  ^tolzmattgel 
an  alle  Sürcn  Hopfte  (tm  15.  unb  16.  3al)rh  ),  ba 
waren  eS  mehrere  El riinbe,  bie  einen  rajdten  gortfehritt 
auf  bem  ©ebiet  ber  g.  binberten,  Dor  allen  bie  faefon- 
bere  Sage  beS  WalbeigenlutuS  unb  bie  pcrföiiltd)e 
Sottberfiellung  ber  gorflwirtc.  Sic  freie  Vlgrar«  unb 
©emeinbeoerfaffung  ber  germanifdjen  Stcimme  war 
ber  Deränbertcn  Sed)lSan|chauuttg  (bem  Einbringen 


gorflnnrtfrfiaftäpfletje  — gorfhDiffenfdjaft.  789 

beb  tömif*en  SRecfjtS)  unb  ben  feudalen  Rnftitutioncu  | S*ulregeln  in  ber  R.  ju  bctradjten.  'Ulan  batte  bad 
beb  Miltelalterd  junt  Opfer  gefallen;  (in  großer  Jeil  j empirif*  (Scfunbcne  in  (in(  Snjaljl  Bon  ©eneral- 
b(r  Salbungen  befanb  fi*  im  Sefip  ber  fianbcdherren,  regeln  jufammengefafjt  unb  eineRorflWirtf*aftdIeljre 
geiftlidjer  feiten  unb  Stiftungen  unb  nmrbe  wefent*  jiijammengefteHt,  bie  ber  Wiffenf*aftli*en  Segrttn- 
iid)  im  Sntcreffe  ber3agb  bemipt;  in  ben  alten  Marf-  bung  cntbet)rte,  aber  auSreidjenb  mar,  um  ben  $ral> 
obet  Sirtf*aftdgenoffenf*aflc*n  ber  bäuerlichen  fito*  Iifental39ii*tf*nur  bei  berbaitbmcrtdmajiigenSirt- 
Ionen  war  mit  ber  Sutonomie  ber  fflemeittflnn  erftor-  fdjaftbübuna  in  bienen,  folattge  ed  fleh  nur  barunt 
ben  unb ©igennujj  an  feine  »teile  getreten.  SadBon  banbelle,  bie  SBirtfchaft  im  Salb  aud  ber  frühem 
benalten3n)tttutionengcblicbenn)ar,  bcflanb  in  einer  tHogellofigfeit  ju  georbneter  Salbbcnujjung  ilberju* 
Sri  Don  gemein[amer  Salbbcnujjung,  jejjt  aber  meift  führen.  Sobalb  bagegen  bie  Erjielung  bei  ho*)icn 
in  ber  Rom  bvüefenber,  oft  »albjcrflörenbcr  SerBi-  Siitf*aftdeffett8,  ber  f)Bdjflen  Qntenfitat  ber  Sirt- 
tuten.  Ilm  ben  gänjlicbeit  Slum  ber  fkioatforjten  ju  fdjaft,  bie  ftrenge  Verleitung  ber  Sirtf*nftdgrunbfä(je 
Berhinbcm.  lannlcn  bie  lerritorialberren  fein  anbred  and  ben  mafjgebenbcn  örtlichen  Serhältniffen , bte 
Mittel  alb  bie  ftußerfte  SeBorutunbmtn  bed  Ißnoat.  tieferewiffenf*aftIi*cSegrünbungberSirt[*aft  Bon 
forftbetriebS  (auf  @runb  bed  RorftIwbeitdre*td,  f.  bem  Rorftmann  geforbert  mürben,  war  bie  3*it  ber 
Rorftboljcit),  We(*e  bieöuft  an  probufliDer  toirtfdEjaft < S*ulregeln  Botflber  (f.  RorftWiifenf*aft).  ©egen  bie 
lieber  Srbeit  unb  an  forafamer  pflege  berSatbungcn  ffieltung  ber  (Seneralrcgelit  trat  befonberd  Sfeil  feit 
Doüenbd  ertötete.  3ur  Rührung  berSirtfdjaft  in  ben  1820  mit  ber  iljtn  eignen  Energie  in  bie  3*ranfen. 
lanbedberrlidien  Rorften  mürben  Männer  berufen,  bie  hunbedljagen  unb  ftarl  heger  jtrebten  gleich  jeitia  ba- 
itt  erfter  Üinie  Säger  waren,  ber  SSiffenfdjaft  fern  nach,  bie  R.  auf  bem  feften  ©runbe  Wi|ienf*aftli*er 
ftanben  unb,  Bon  wcibmännif*cn  3ntereffeit  geleitet,  Vlrbcit  neu  aufjubauen.  fflottl.  Stönig  bilbete  befon 
oft  na*  ganj  falfcben  3'Uen  binarbeiteten.  Sberaud  berd  bieSefjre  Bott  bcr  SBalbpflege,  b.  b.  ber  Sjlege 
biefem  Sögertum  entroidelte  ftcb  bo*  mit  bereit  eine  bedSobend,  berSeflänbe  unbeinjelnerStämme,  aud. 
Schule  ber  forftlicben  Empirie,  lucl*e  bie  ©ntnbfleine  Segen  bie  ftahlf*lagwirtf*aft  wenbeten  ft*  Männer 
jueitter  geregelten  (Wenn  auch  hanbwerfdmäfjigen)  berSirtf*afl  unbStffcnf*aft,  inbemfleauf  bie  Ser- 
Sirtf*ajt  im  Salbe  legte.  Um  bad  3oh1'  1700  mar  öbung  ber  großen  Äahlf*iäge,  bie  fdjledgte  Sef*affcn 
bieSurd)tBorJioljmangcIimmittIern,  loefllicben  unb  h*it  ber  uniformen  filngem  Seftänbe,  bie  rafd)  iid) 
füblicben  3>eutf*lanb  allgemein.  Seite  Rlä*en  in  ben  ntebrenben  3nfeflenf*äben,  bie  ald  Rolgen  ber  grogeit 
SBälbem  roaren  bur*  unoerftänbige  Ipoljfjiebe,  bur*  Kahlhiebe  angcfchen  werben,  hinwtefen.  ®ie  R.  ber 
Seibe,Streunu|jung,SIaggenhieb:c.Deröbetunbpro<  neuejten  3eit  lehrt  mehrfa*  um  jur  natürlichen  Ser* 
buftiondlod  geworben.  Hier  tcgellofe  fälenterbetrieb,  jüngung,  junt  gemifdjten  Seftanb  mit  möglidjft  reich 
b.  b-  bie  ung'eorbnete  Entnahme  bed  $toljed,  wo  man  entwiefcltemSiattuennögen  unb  möglicbft  grober  Sc* 
ed  fanb,  unb  wie  man  ed  eben  brauchte,  geftattete  ftrablungdfläcbe;  ftc  ftrebt  rtad)  bem  rntenfioen,  ftreng 
Weber  eine  nacbballtge,  b.  h-  bureb  ben  3uwacbd  Bott  lofalifierteu  Setrieb  ber  tleinften  Rlädje  unb  bat  fid) 
erfehte^olpiuhung,  noch  eine  geregelte  ffliebertultur.  non  ber  .öerrfdjajt  ber  fcbablonifierenben  ©cncral 
©egen  biefe Siegel lofigleit  wenbeten  iid)  bie  fortgefdjrit»  regeln  lodgeruugen.  ®aji  bie  R.  ein  ®ewerbe  fei  unb 
tenen  Säger  Secfmann,  Söbel,  ®iicbting  u.  a.  Sie  infofem  teilrtehme  an  bem  Streben  rtad)  ber  höcbilen 
empfahlen  Stal)ll)ieb  in  regelmäßig  aneinanber  gereift"  Seitte  (böcbften  Untemcbmergewiitn,  böd)ften  8oben> 
ten  3obreäfd)Kigen  mit  barauf  folgenber  Saat  ober  rente),  haben  bie  Rorftwirte  ber  neueften  fjeit  erfannt, 
einen  fd)lagwei|en  SJlittelioalbbetrieb.  91a*  legterm  ohne  jebo*  ben  finanziellen  fflert*tdpunften  eine  aud- 
Spftem  würben  Säume  aller  Ulterdtlaffen  in  li*tem  i*licitli*elperrf*aft  einjuräumen.  Über  bie  $jaupt> 
Stanb  über  einem  ftangenbolj*  ober  buj*hoIjartigen  betriebdarten  ber  R.  f.  Rorftbetriebdarteu. 
Ünterbolj  erjogen.  Illlmäbli*  Berfu*te  man  ed,  aud  Rforfttoirtfcbaftdpflegc, bie ®efamtbeitberftaat> 
bem  abfaüenben  ober  abfliegenben  Samen  ber  allen  liehen  SRafjregeln  jur  Sefecligung  ber  ^iubentiffe  ber 
Stämme  unb  unter  ihrem  es*inn  bie  Seftanbdoer*  'äSalbroirtf*alft  unb  ihrer  Rörberung,  ein  Icil  ber 
jüngung  ju  bewirten  unb  bann  aud  ben  3ungroü*fen  Rorftpolijei  bei  ffluffaffung  ber  leptent  im  weitern 
badX’llthol.;  ftufenweife  heraudjuplenteni,  inbem  man  Sinne  (f.  Rorftpolijei).  (Segenftänbe  ber  R.  itnb:  Sb- 
au*  bet  biefem  Setrieb  ft*  an  eine  Rlä*cneinteilung  lilfung  bcr  iüalbferoituten,  Silbung  Bon  Sialbgenof- 
in  Sshred-  ober  Seriobenf*läge  an(*lo6.  So  ent*  fenf*aften,  Rörberung  ber  S3albwirtfd)afl  but*  Sb* 
ftanb  ber  lpo*malb  mit  natürlicher  Serjüngung,  ber  gäbe  Bon  Sffamen  an  Srioatwalbbefifjer,  Segünfti- 
Remelf*lngbetrieb,  um  beffen  Sudbiloung  ft*  gung  bed  forftli*en  Sereindwcfend,  Unterftüjung 
Sarauw,  04. 11. 5> a r t i g unbßotta  gegen  Enbe  bed  ber  Säalbtultur  bur*  @elbjuf*üffe,  Sufnahtite  Bon 
18.  unb  im  Sttfang  bed  19. 3<tbrb*  große  Serbicnfte  SrioatWalbungen  in  ben  Scrmaltungä«  unb  3*up' 
erworben  haben.  Eine  Seihe  Bon  Rorfteinri*tungd.  Berbanb  ber  Staatdf  orften  aufSntrag  ber  Salbeigen* 
methobenentftanb,unlerbenenbiefogen.Ra*werfd.  tünier  ic. 

m e I h o b e n (f.  Rorfteinri*tung)  Ssartigd  unb  Eottad  Rrorfttuirtfcbaftdrat,  Uentfdjcr,  f.  RorftBerein, 
aDgenteine  Serbreitung  gefunben  haben.  ®euif*er  (S.  785). 

Unter  ben  uerf*iebenen  Setriebdarten  erlangte  ber  ■ Rorfttoifftnf(baft,bie©e;amtheit  berfbflematif* 
&o*toalb  mit  natürlicher  Serjüngung,  ber  Remel*  geordneten  Äennlniffe,  bie  ft*  auf  bad  Rorfttoefen 
f*Iagbetrieb,  feit  1800  aümählt*  mehr  unb  mehr  bie  bejiehen.  Einen  3T eil  jener  JSenntniffe  empfängt  bie 
!Öenf*aft;  allein  feine  91a*leile,  befonberd  für  bie  R.  non  anbem  Siffenf*aften,  unb  ftc  begrünbet  ihre 
li*tbebürftigen  öoljarteit,  traten  fo  fehr  pernor,  bafe  S*luBfolgerungen  bur*  biefe  ffliffcndjweige , bie 
na*  1830  tür  bie  Sbiefem ■ unb  Ri*tenwalbungen  man  baper  bie  f orftli*en  ©runbwiffenf*af- 
fowie  für  bie  Ei*enforfleit  oielfa*  (namentli*  im  ten  nennt.  SId  fol*e  ftnb  aniufehen  bie  91atur* 
nörbli*en  unb  weftli*en®eutf*lanb)berÄal)l|*Iag>  wijfenf*aften:  Shpfif , Eljemie,  'JJlineralogie,  ®eo- 
betrieb  an  feine  Stelle  trat,  jejjt  aber  unter  glei*jeitt-  gnofte,  Sobentunbe,  Meteorologie  unb  Rltmalehre, 
ger  Snwenbung  ber  Sjlanjung  junt  3|oi,d  ber  Sc*  bann  Sotanit  unb  3oologie,  ferner  äSatbematit, 
arünbung  bed  Sungbeftanbcd.  Sie  3ed  vatligä  unb  Solldloirt[*aftdlehre,  Staatdwijfenf*aft.  Serben 
Eottad  (bid  1830)  ift  ald  biejenige  ber  lpetTf*ait  ber  biefe  Sijfendjwcige  in  bem  bur*  bie  f orflli*en  3wede 


790 


jJorftluiffcHfdjaft  (tyaupt-  unb  9ie&cntoijfenfpafteu,  ©ejpid)tc). 


begrenzen  Umfang  oufgefafit,  fo  pflegt  man  btt» 
burp  ben  3ufap  »gorfl«  anjubeuten  (gorftbotanif, 
gorftjoologie,  gorftmatpcmatif,  gorftoermtifung  ic.). 
Sie  g.  ift  eine  angcwanbtc  SSiffcnfpaft.  Aud  bec 
Anrocubuttg  ber  ©ntnbwiffenfpnften  auf  baa  gorft- 
toefen  ergeben  fip  bie  forjllipen  Stäupt»  aber  gap* 
wifienfpaften.  Sad  nop  nidtt  Döüig  burpgebilbetc 
Stiftern  ber  lejjteni  liiftt  fiel)  fotgenbermaften  gliebem : 

I.  gorftwirtfpaftdlepre.  1)  gorjtlipe  ©ro- 
bultiottdleprc:  n)  Stalbbaulebre;  b)  gorflfpuplebre ; 
c)  gorftnupungdlepre.  2)  gorftiidtc  ©etriebölepre: 
&)  Malbtoert  • unb  IHmtabilitätdlcpK ; b)  gorftein« 
riplungSlepre.  3)  gorflpaudpaltdlcpre  (gorfloerwal» 
tunnMcpre). 

II.  Staatdforftwiffenfpaft.  1)  gorftpotitif. 
2)  gorftocrwatlungdrcpt. 

UI.  gorflgefpidtte. 

IV.  gorfiftotiftii. 

Slcbenwiffenfpaften,  bie  in  feinem  notloenbigen 
3ufammcnpang  mit  ben  forfttipen  gaproiffenfpaf» 
teil  fiepen,  aber  Don  ben  gorftleuten  in  ber  Siegel  ge- 
launt fein  muffen,  finb  SHeptdfunbe  unb  ©aurtmbe. 

SicSefpiple  berg.gcpt  faum  um  lVtgaprpun- 
bert  jurüd.  Solange  bad  yol;  im  Überflug  Dorpatt- 
ben  luar  (f.  gorflioirtfepaft),  feptte  c»  an  jebem  Df otiD. 
bie  gorftwirlfpaftdlepre  fpfteiuatifep  ju  geftalten  unb 
Wiffenfpafttip  ju  begriinben.  Attp  bann,  ald  feit 
bem  16.  unb  17.  gaprp.  ber  traurige  3uftaitb  Dieler 
gorften,  bie  gurpt  Dor  Stoljtttangel  ju  einer  ratio» 
neOem  ©eftaltung  ber  SBalbbenupung  mapnten,  ent- 
toideltc  fip  nur  ganj  langfam  emc  »iffenfpaftlipe 
©cpanblung  ber  auf  einer  jttmlip  ropen  Empirie  be- 
nipenben  gorftnürtfpaftdiepre.  Sie  mit  bem  SBivt- 
fpaftdoolljug  betrauten  gäger  Dermopten  nipld  roei- 
ler,  ald  auf  bem  Siege  ber  praltifdjen  ©eobaditung 
gewiffe  Segeln  für  bie  Siirticpaft  abjuleiten,  bie  fie 
oft  genug  in  unberceptigter  Steife  gencralifterleii  unb 
baburd)  ipren  Siert  Derminberten.  Sud)  alb  feit  1760 
gorftfepulen  entftanben,  ritplelcn  fie  ipre  Sätiafeit 
junäpjt  lebiglip  auf  bie  Erlernung  bed  praftifpen, 
panbtoerldmafiigen  fflirtfdjaftbuolluig?.  Ser  erfte 
©erfup,  bat-  gefaulte  forftlitpe  SJilfeii  ju  fammeln 
unb  fpftemaliid)  ju  orbnen,  ging  Dem  tnmeraliftifep 
ebilbelen  Sficptforflleuten  aud,  Don  benen  unter  ben 
ierioaltungbbcamlen  D.  Diofer  (»fflrunbfape  ber 
gorflöfonomic«,  1757),  Stabl  (-Onomatoiogia  fore- 
»talis«,  1772),  D.  ©rode  (»Btapre  ©rtinbe  ber  pppfi- 
taiifepenunbepperimenlalifdien  allgemeinen  g.*,  1768 
bib  1776),  unter  ben  lamcraliitifp  gebitbeten  UttiDer» 
tiitbleprem,  bie  feit  1770  auf  ben  tuenden  bcutfdjen 
$>op[d)ttIeu  g.  leprten,  Sudai»  (©rofeffor  an  ber  ffa- 
ntcrnlpopfpule  ju  Häutern,  SScrfnffcr  einer  »Dtono- 
mifpett  fflotanil«,  1777),  jtung-Stilling  (»fieprbttp 
berg.«,  1781),  Sau  (»Anleitung  jur  beutfpen  g.«, 
1790),  S3a!tper  (»Heprbudi  berg.«,  1795,  unb werl« 
Dolle  forilbolaniftpe  Sepriften)  unb  Sntuf  in  grei- 
bürg  (»gorflleprbup«,  1788)  bie  bebeulenbficit  finb. 
3 u einer  DoHflänbigett  ©egrünbung  unb  Sudgeflat» 
tung  ber  g.  luaren  inbeffen  bie  ©erufbforftwirte  be» 
ftinimt,  aber  Dor  1790  wenig  geeignet,  ba  ipnen  eine 
liefere  wiffenfpaftlipe  Silbung  mangelte.  3u|täpil 
fpien  e8  and)  Dor  allem  toipltg,  in  ben  praftifdjen 
Stii-tfpnfläbclricb  gröftereDrbminguitbÜberfiditlip- 
leit  ju  bringen.  Sitte  SHeipe  Don  Spftcmen  ber  gorfl» 
einruptung  cntflaitb.unb  otip  bie  matpematifpe  Seite 
ber  g.  ntoipte  rafepe  gortfprltlc.  Auf  biefeut  ©ebiet 
haben  Öttclt  in  Spttrinaen  (©erfafier  einer  iprer  3eit 
bebculenbcn  Sprift:  »Beweis,  bau  bie  ©falpefiä  bei 
bem  gorflwefcn  unentbeprlipe  Sienfte  tut«,  1765— 


1768),  D.  Steboll  in  Spielten,  jöcnitcrt  in  ber  Warf 
©ranbenburg(©erfaffer  einer  »Anweifung  jur  Sara- 
tion  ber  gort  tcu« , 1791)  ©ebeutettbed  geleifteL  @1 
entftanben  rajp  eineSeipc  Dongorftfpulen,  an  benen 
bem  Stubium  berg.  bie  [pulgerepte  metpobifpegorm 
unb  enjptlopäbifpe  ©oltftänbigfeit  gegeben  nmrbe. 

Einett  bebcutenben  Spritt  Dormärtd  tottrbe  bie  g. 
burp  ö.  fi.  töartig  unb  Sotta  am  Sttfang  bod 
19.  gaprp.  gefüprt,  bop  fommt  nur  Eotta  über  bie 
3ufammen[tettung  fputgerepter  ©eneralregeln  pin- 
au3.  ga,  eine  gentiffe  boftrtnäre  Spulriptung  (doII- 
fontitten  geeignet  f itr  bie  bamaligett  ©raftifer) , eine 
geutiffe  bogmatifpe  ©ebunbenpett  ift  jur  Signatur 
iiaiucntlip'  ber  Jtartigfpeu  Spodte  geworben,  ©egnt 
biefc  'Jfegelgercptigfeit  nttb  ©ebunbmpeit  trat  gr. 
©feit  feit  1816  ettergifp  auf.  Sr  lotirbe  ber  Begrün- 
ber  einer  Siptung  itt  ber  g.,  Welpe  bie  Sercpttgung 
ber  Spulregeln  leugnet  unb  bie  wirtfpaftlipenSDfaj;- 
regeln  au£  ber  freien  ©eurtoilung  ber  fonlreten  ört- 
litijen  Serpältniffe  perletld.  ©leipjeitig  pal  ©feil  «u. 
erft  bie  allgemein  wirlfpaftlipen  örunblagen  ber 
gorftloirtfpaft  Har  erfafet.  Ser  rafpc  Suffpmung, 
ben  feit  1820  bie  SRaturmiifenfpaften  tiapttten,  »irfte 
innptig  mit  ju  bet  ©eiliefmig  ber  g.  ¥luf  bem  ©e- 
biet  ber  gorftbotanif  (f.  b.)  patten  fpon  SSaltper  unb 
©uradborf  Dor§artig  unb  Sofia  nipt  Unbebeutenbel 
geleiftet,  unb  ©epfletn  in  Sreigigader  (»gorilbota- 
nif«,  6.  Vluff.  Don  ©eplett,  Erfurt  1842),  Sordpaufcn 
(».imnMuip  ber  gorftbotanit  unb  gorfttepnologie«, 
fflieü-  1800  — 03),  SJfeum  in  Sparanbt  («gorftbota- 
nif«,  2.  Sufi.,  Srefb.  1825)  u.  a.  waren  auf  btefem 
itjege  Weiter  Dorgefpritten;  §unbedpagen,  Sp. 
^artig,  Spapt,  Sfirblinger,  SJillfomin  unb 
ltamcntlip  Sobert  .fSartig  paben  fobatut  mit  Erfolg 
Weitergearbeitet.  Sie  übrigen,  bem  ©ebiet  ber  Satur- 
Wiffenfpaftett  angepbrigett  forfttipen  ©runbwiifen- 
fpaften  fattben  erft  feit  1830  eine  Waprpaft  wiffen- 
fpaftlipe  Bearbeitung,  bie  Entomologie  burp  Sp. 
^tarlig  unb  in  peroorragenber  Sieife  burp  Slajteburg 
(»gorftinfelten«,  Beil.  1837 — 44  , 2 ©be.),  fpäter 
burp  S 1 tum  (f.  gorftjoologie),  bie  ©obenftnibe  burp 
§unbec- (tagen  (3etta  1847,  2 ©be.),  Senft  (2.  Sufi . 
©erl.  1877),  SV.  ©rebc  (4.  Sufi.,  baf.  1886)  unb 
SRamnnn  (baf.  1893).  Biel  friiper  Waren  bie  matpe- 
malifpett  ©runblagctt  ber  g.  ju  einem  geluiffen  Sb- 
fdüttp  gefomttten.  Sie  Arbeiten  OonSpätp  inUltborf 
(»Smnbbup  berg  «,  Sliintb.  1801 — 05),  ©eorgSäjel 
(Ȇber  bie  jWedmit&igfte  'JRetpobc,  grofte  Salbungen 
auäjutneffen  unb  ju  berepnen«,  3Siittp.  1799),  bie 
Sletpoben  ber  gorftemriptung  Don  ®.  2.  tpartig  uttb 
Eotta  (bie  fogett.  SJapWerfämetpoben,  f.  gorfteinrip- 
tung),Doit  ©attlfen  unb^unbebpagenfgonneliuetpo- 
bau) finb  pierbefonberä  jttneimtn.  Serntatpematifpe 
Seil  ber  g.  (Sajation,  Salbwerlrepuuttg  unb  Statil) 
fattb  fpäter  itt  König  (»Stanbbup  ber  gorftmatbemo- 
til«,  6.SIufl.Pott©rebe,®olpal864),  ©repler,  SV.  unb 
©.  Stepcr  nampafte  Sertreter.  gebenfaHd  bebarf  ber 
weitere  Siuöbau  ber  g.  ber  ©ietpobe  bed  eraften  ©er- 
fud)S,  bie  befottberd  in  Seutfplanb  burp  bie  Drga- 
nifalion  bed  gorftPerfupdwefend  (f.  b.)  gepflegt  wirb. 
Sie  in  neuerer  3«it  mit  Hebrfräften  unb  Hcpnnitteln 
reip  audgeftatteten  forfttipen  Unterriptdanftalten 
arbeiten,  Wenngleip  auf  oerfpicbencn  Segen  (gorft- 
afabemie,  Uninerfilät),  an  ber  goribilbung  unb  Bet- 
tiefung  ber  g.  ©up  in  ber  S5Jirtfd)aft  ift  ein  reged, 
Wiffenfpaftliped  Heben  uielcrorld  eiitgefeprt,  Woju 
3eilfpriften  unb  japlretdie  ©ereine  reipe  Anregung 
geben.  Sie  gorftgefpipte,  b.  p.  bie  gcfdiid)tlipe 
Sarftellitng  ber  SRcptäuerliältnifje  bed  Sffiatbed  (na- 


gorffaeicneii  — gortbubungafdiulen.  791 


mentlicb  bet  Salbeigentum3),berSalb»irtf<baft,  bor 
g.  unb  gorftpolitif,  »urbe  beSonbersi  bearbeitet  burd) 
Bernbavbt,  ®ejd|id)te  beb  Salbcigentuntö , ber 
Salbwirtfdiaft  unb  3-  in  $eutfd)lanb  (Bert.  1872 — 
1875, 3 Sbe.);  3i  utt),  ®efd)idjte  befi  gorft.  unb3agb« 
»efenä  itt  Sleutfdjlanb  (baf.  1879);  B.  Berg,©eid)id)te 
ber  beutfdjen  Sälber  bis  jum  Schluß  beb  SRittelal. 
terb  (®rebb,  1871);  graad,  fflefd)i(bte  berSknbbau- 
unb  g.  (eit  bem  16,  'gabr^unbert  (SRünd).  1865); 
Sd)tuappacb,  Hanbbud)  ber  gorft.  u.3agbae|d)id)te 
3>eulicblanbä(8erl.  1885—88)  unb  beffen  »fflrunbriß 
ber  gorft.  u.  3agbgefd|i<bte  ®eutfd)lanb4«  (2.  Wufl, 
baf.  1892).  Sgl.  Hefe-  Gnjpflopnbte  unb  SRetbobo* 
logie  ber  g.  (Siih'blittg.u.  SRünd).  1885—92,  3 Sbe.); 
gifcbbacf),  2ef)rbud)  ber  g.  (4.  Slufl.,  Serl.  1886); 
11  o r e ü , Hanbbud)  ber  g.  (in  Serbinbung  mit  anbem, 
2.  Stuft..  iübina.  1903,  4 Sbe.);  g ü r ft , Sßuftrter. 
teb  gorft»  uub  3agbleiifon  (2.  Slufl.,  Serl.  1903); 

Slßgemeine  Gnjljflopäbie  ber  gefamten  gorft  • unb 
3agbiuijienfd)ajten«  ftrbg.  Bon  St.  B.  SJombrotoffi, 
B.Suttenberg  unb  Henfdjel,  Sien  1886—93,  8 Sbe.). 

3eitfd)riften:  Hartigäs  »gorft.  unb  3agbard)io 
Bon  unb  für  Sreußen«  (2eipj.  1816 — 20);  Seljlenb 
»gorft«  unb  Sagbjeituitg«  (feit  1825,  fortgefeßt  Bott 
B.  Sebcfinb,  R.  u.ffl.^tetjer,  je(jt  br3g.  Bon  2ore»  uttb 
Seljr,  granff.  a.311.) ; ©feil«  »jhinjd)e  Blätter  für  gorft. 
uttb  gagbwiffenfdjaft « (2eipj.  1823  —59,  fortgefegt  bis 
1870  uon  Störbinger);  »ttjaranber  gorftlidjeä  3a^r- 
bud)«  (oott  Sun  je,  3)reäb.,  feit  1842) ; ©runertä,  (pater 
Sorggreueb  »gorftlid)e  Stätter.  (1861—91);  Sautb 
»Slottatsfdjrift  für  baä  gorft-  unb  3ngbtoeicn« 
(Stuttg.  1861—78),  fortgefegt  alb  »gorftroiffenfd|aft» 
Inbeb  3entralblatt.  (fegt  brbg.  bureb  gürft,  Serlin); 
(Sandelmannb  »3eitfebrift  fürgorft*  uub  (jagbwefen« 
(Serl.,  feit  1869;  ießt  brbg.  Bott  iRiebcl  uttb  Seife); 
Sandelmannä  uub  SJlunbtb  .3al)rbucb  ber  preußi- 
(eben  gorft»  unk  gagbgefeßgebung  unb-Serwaltung« 
(baf.,  feit  1869);  Burdljarbt,  »Bub  bem  Salbe«, 
SRitteiluiigen  in  jtoanglofen  Heften  (Hannos.  1865 
bib  1881,  10  Hefte);  »3entratblatt  für  bab  gefamte 
gorfttuefen«,  Bon  griebritb  (Sien,  feit  1875);  »Öfter« 
reid)ifdje  gorftjeitung«  (.baf.,  feit  1883);  »Sud  bem 
Salbe.  Sodjenblntt  für  gorftttirtfd)aft*  (lübittg., 
feit  1887);  »SRünbcncr  iorftlnbe  Hefte*.  Bon  Seife 
(Scrl.  1892 — 1902);  »gorftltd)  naturtoiffenfcbaftliebe 
3eit(d)rift« , tiott lubeuf  (SRünd).  1892  —98);  »31a> 
turutiffenfebaftlidje  3eitfd)rift  für  2anb-  unb  gorft- 
loirtf(baft«,BoiiIubeitf  u..fjiltner  (Stuttg., feit  1903). 

gorftjeicfjeu , ein  mit  bem  Salbbammer  in  bas 
Holj  eittgefdjlageneb  3eid)en,  gibt  an  (Icbenben  Bäu* 
tuen  ju  erfettnen.  baß  ber  Stamm  gefällt  toetben  foU; 
an  aufgearbeitetem,  orbnuugbmäfiig  bergeriibtetciH 
Holj  ift  eb  ein  RontroBjeiebcii  bafür,  baß  bas  Holj 
mit  ben  auf  ißm  genannten  SRaßeu  in  bie  Büdjer 
eingetragen  ift;  bei  greoelftämmen  ift  eb  eitt  3*id)en 
ber  Scfißnabmc  unb  jeigt  jugleid)  an,  baß  ber  Sie- 
bierbeamte  bett  (Diebjlabl  bemeitt  bat. 

gorftjootogic,  2icrfunbc,  bie  fidj  mit  ben  für 
bie  gorftmirtjebaft  ltüglidjeit  unb  idjaMicbeit  flirten 
unb  beren  genauerer  Biologie  6e[d)äftigt.  Sgl.  21 1 1 um, 
gorfljoologie  (2.  Sufi.,  Serl.  1876—82,  4 Sbe.); 
3ubeid)  uttb  Sitfdje,  Sebrbucb  ber  mitteleuropäi- 
fiben  gorftinfe(tentimbe(8.2lufI.üon3taßeburg.  »Bie 
SalbDcrberbcr  uttb  ibrcgembe«,Bcrl.  1895,  2 Sbe.); 
Gdftein,  gorillitbe  Zoologie  (baf.  1897);  geß,  Ser 
gorUfcbuß  (3.  Slufl.,  2eipj.  1900,  2 Sbe.). 
gorfimfcu,  f.  geuenmgbattlagen,  S.  519. 
gorft)tb  (tut.  lirgaitb),  SirSbomab  SouglaS, 
engl.  Siplontat  unb  Jfeifenber,  geb.  7.  Oft.  1827  m 


fiiocrpool,  geft.  17.  Sej.  1886  in  Gaftbounte,  trat  1848 
in  ben  Sienft  ber  Oftinbifiben  Kompanie,  gelangte 
1870  auf  einer  ®efanbtf<bafl3reife  ju3afub-Seg,  bem 
Seberrftber  Dftturfijtanä,  nad)3arfanb  unb  auf  einer 
jmeitcn  Steife  1873  bib  Kafdjgar,  too  er  2.  gebr.  1874 
einen  für  Gnglanb  Borteilbaften  Scrtrag  abfebioß, 
mäbrenb  bie  begleitenben  ffielebrten  (Stolicjfa,  Sei- 
le», ®orbon  u.  a.)  ü<b  um  bie  Grforitbung  3entral- 
afienä  Serbien!  machten.  Späler  luurbe  g.  SDfilglieb 
beä  ©ejeßgebenben  Stateü  bon  3nbien,  ging  1875  ju 
Serbanblnngcn  mit  bem  Könige  Bon  Birma  nad) 
SWanbalai  unb  (ebne  1876  natb  Gnglanb  juriid.  Gr 
Beröffentlicbte:  »Despatches  and  memoranda  which 
have  been  sent  tu  the  govemmeut  of  India  since 
1866«  (2onb.l869);  »Porsyth'smissiontoYnrkaud« 
(baf.  1871)  unb  »Report  of  a mission  to  Yarkaud« 
(Äalf.  1875;  bcutfd)  mt2ltiäjug,  ©olpa  1878).  SgL 
and)  (penberfon  unb  fpume,  Incidents  of  route 
from  Lahore  to  Yarkand  (2oilb.  1873)  unb  »Auto- 
biography  and  reminiscences  of  Sir  Douglas  F.« 
(brbg.  Bott  feiner  Iod)!er,  baf.  1887). 

gort  ifranj.,  (pr.  fsr,  »ftarf,  feit«),  Beine,  felbftäit« 
bige  geftungbanlage  jur  Serteibigung  Bon  ®ebirgb> 
paffen,  Sifenbabnfnotenpunftcn,  gafeneinfabrten  tc. 
SKan  unterfebeibet  hierbei  Sperrfort 3,  bieftcb  felb- 
ftänbig  nadj  aBen  Seiten  Berteibigcn  fönnen;  beta« 
ebierte  ober  oorgefebobene  gürtd,  Borgeftungcn, 
ju  biefen geböreub ; Küften-  ober  (pafenfortä,  bie 
gegen  Krtegefcbijfe  (impfen  foBen;  SanjerforU, 
bie  mit  gepanjerten  Batterien  ober  Sanjertünuen 
Berfeben  “mb;  lurmfortä,  bie  turmartige  ®efialt 
haben;  ugl.  geftung. 

Fort. , bei  Sjlanjennamen  Sbfürjung  für  St. 
gortune_(f.  b.). 

gortalcja  ba  iötagaujn,  Siabt,  f.  Geard. 
gort  Stffiniboine,  HKilitärftation  in  ber  ®raf> 
ftbaft  Gpottau  bco  norbamerifan.  Staates  SRontana, 
am  Storbfuß  ber  Bear ffialo  dkountainö,  an  ber'ltorb 
paeißebabn. 

gort  Slnguftnd,  ebemalä  gort  in  SnOerneßfbire 
(Scbottlanb),  im  ölcnmore  (f.  b.)  unb  am  obern  Gnbe 
bei  2ocb  Seß,  1726  erbaut  alä  einer  ber  Scblüffel 
ber  öocblaube,  feil  1876  alb  großartigeäSenebittiner- 
tlofter  (im  frübenglifeben  Stil)  umgebaut,  mit  Sd)ute 
für  bie  Söbne  reidjer  Katbolifen  unb  usst)  611  Gin». 
3n  ber  Stäbe  ber  gal  1 of  gotjero  (f.  gotjerS). 
gortaPcntura,  3nfel,  f.  guertcBentura. 
gortbanb,  eine  Sorte  Jaftbanb. 
gort  Scaufort  (Beaufort  Gaft,  fpr.  be,  ober 
bjüfbrt  tn),  $ioifion  ber  britifeb-afrifan.  Kapfolonie, 
2227  qkm  mit  (1891)  14,676  Gin».  (3136  ffieiße, 
10,192  Bantu,  13-18  Hottentotten),  im  SB.  unb  S. 
Born  Stoßen  gifebfluß  begrenjt  unb  ganj  Bon  ®ebir- 
en  erfüüt  (im  St.  ber  ®roße  Sinterberg,  2380  ui), 
at  Bortrcjflidje  Salbungen  unb  flarfe  Siebjud)!. 
Beim  glcid)namigen  Hauptort  (1007  Gin».)  1851 
Sieg  ber  Gnglänber  über  bie  Raffern  unb  Hottentotten. 

gort  löcnton,  Hauptort  ber  ©raffebaft  Gßoleau 
im  itovbamenfan.  Slaat  SRontana,  an  bem  Bon  hier 
ab  fdjiffbaren  SRijfouri  unb  an  ber  Storbpacificbaljii, 
SRililärpoflen,  mit  Srobullenfjanbel  unb  a*oo)  1024 
Gimoobnern. 

gortbcrcitf  djaft  (g  o r 1 b e f a ß u n g),  f.  geftungg- 
(rieg,  S-  484. 

gortbilimngdfdiultii.  ®ie  g.  iia.1t  ihrem  heu- 
tigen Begriff  haben  bie  aBgcmeine  Bolfäfcbule,  beren 
llnterricbt  fte  ergänzen  fönen,  jurSorauäfeßung.  Sie 
(onittcn  baber  in  biejem  Sinn  erft  entftebeii , feit  bie 
Solfbfdjuk  ju  »citcrer  Berbreitung  gelangt  ift,  b.  b- feit 


792 


ftortbübungäfdjulen  (in  Seuifcbianb). 


bcml8.!gabrb.  So<bgmgifinenbercit«DDrau«cineHlrt  j 
religiufcr  g.  in  ben  ficilictjm  Sfatecbefen  ber  Sonn- 
Ingnacbmittage,  bie,  Don  ben  Reformatoren  geforbcrt 
unb  in  manchen  fatbolifcben  3>iöjefen  alb  Ebriften 
lehre  eingcfübrt,  and)  Don  btr  fdnilentroacbfenen  3u- 
genb  bfiudil  werben  mußten.  Sie  würben  um  1700 
im  proteftantifcbcn  Seutfdjlanb  bcfonber«  burdi  Spc- 
n erb  (f.  b.)  Einflujj  neu  belebt.  Hin  ite  begann  man 
allmählich  aud) fogen. Sonntag«. oberSBiebetboliing«. ! 
unterricht  allgemeiner  Hirt  nnjufcbließen,  (o  in  Kurt, 
temberg  1695  (1739),  Baben  1756,  Breufjen  1763, 
Dfterretcf)  (eit  gojcob  H.,  Bagern  1771  (1803),  9Ja(- 
(au  1817.  91udj  außerhalb  Seutfcblaub«  Derfiel  man, 
Wenngleich  jumeift  priDatim,  auf  biefen  napeliegen« 
beit  aöeg,  woran«  bie  befcmbcrb  in  Englanb,  Slorb- 
amerifa  ic.  Berbreiteten,  Dorwicgenb  religü'icn  S o n n * 
t a g « f <b  u 1 e n (f.  b.)  beroorgingcn.  — Sie  eigentlichen 
g.  haben  fleh  im  19.  3al)rb-  in  ber  hoppelten  ©eftalt 
ber  gewerblichen  (jtäblifdjen)  unb  ber  allgemeinen 
(länblichen)  gorlbilbungsjcbuie  weiter  entwirfelt.  Ser 
qcmerblidjen  5.  nahmen  fid)  nadj  ben  Befreiung«. ; 
irieg  eit  einjelne  bcutfdje  Regierungen,  juerfl  1816  bie  j 
hirpeffifche,  bott  Hlmt«  wegen  an;  befonber«  aber  wa* 
ren  für  biefc  einzelne  SKagiftrate  unb  ©ewerbeuereinc 
in  aröftem  Stabten  tätig,  wie  in  ©laegow  feil  1821, 
in  Rümberg  1823,  Süllich  1826,  ©ent  1826.  ©roß 
britannien,  Belgien,  granfreief),  in  Seutfchlanb  be« 
fonber«  fymnooer,  SdjleSwig-fcolftein  unb  diaffau 
pflegten  biefe  geineinnügigen  Slnftalten  mit  Borliebe, 
in  benett  neben  ben  weltlunblicficn  gäd)em  nament- 
lich Schreiben,  Rechnen  unb  3eid)ncn  betrieben  würbe, 
di  ad)  § 106  unb  142  ber  01ert)er6eorbnung  für  ben 
Rorbbeutfcben  Bunb  Born  21.  HRai  1869  (1871  auf 
bal  gefantte  Seich  übergeaangett,  je  fit  § 120  ber  ®e- 
Wevbeorbnung  Dom  26.  3nm  1900)  bürfen  bie  @e- 
mciitben  für  bie  g.  ben  SchuljWang  für  ©efellen, 
Sehrlinge  unb  ®e!jilfen  bist  3mit  Bollenbeten  18.  Se- 
beitsijabr  bei  Strafe  gegen  bie  wiberftrebenben  SReifter 
unb  Sehrlinge  einfübren.  Sie  fiaatlicbcUnterflügung 
Wirb  meiftenb  baBon  abhängig  gemacht,  bafi  bie  ©e- 
tncinben  biefe«  Siecht  benagen,  wa«  benn  auch  bereit« 
in  btr  SRebrjahl  ber  grbjsem  unb  in  Dielen  mittlem 
Stabten  qefehieht.  3n  ben  gewerblichen  g.  bilbet  ba« 
$eid)nen  Den  Ipauptgcgenftanb  be«  Unterricht«.  SB«!)- 
renb  bie  gewerbliche  ifrortbilbungäfchule  nteift  al«  @e« 
meinbe»  ober  Bertinbjache  auftritt,  hat  eine  Seihe  Don 
Staaten  bie  al  1 a enteilt  e gortbilbung«fcbu[e  mit  Be» 
arenjung  ber  Scfud)«pflid)t  für  aüc,  bie,  au«  ber 
BolÜfcbute  enllaffen,  nicht  anberweit  entfprechenben 
Unterricht  geniejjen,  auf  2 — 3 3abre  gerabe,(u  ge* 
fefjlid)  eingeführt;  fo  namentlich  nach  bem  altern 
Borbilb  ffiürttemberg«  unb  Baben«  faft  alle  beut- 
(dien  SRittel*  unb  Slieinftnaten:  Königreich  Sachfett 
(1873),  Reffen,  Sacbfen-SSeimar,  Sachfen < Kobuvg 
(1874),  Sadifen-SReiningen  (1875)  ic.  Ser  Befucq 
einer  gewerblichen  Jortbilbungäfchule  entbinbet  über- 
all Bon  bem  ber  allgemeinen.  Sie  eigentümliche  gorm 
ber  lanbwirtfebaftlidjen  g.,  bie  fid)  Borgüglich  in 
S'Jürttemberg  (feit  185«)  unbRaffau  Dcrbreitel  batten, 
bat  gegenüber  ber  allgemeinen  länblichen  gortbil- 
bungäfdjulc  in  Weitern  iiteifen  nicht  auffontmen  rön- 
nen. 3n  Breit f| en  ift  erft  feit  1866  unb  befonber«  feit 
bem  Eingreifen  be«  ÄulUiSmini[terSgair(1876)  für 
bie  g.  ber  Staat  allmählich  Wtrffamer  eingetreten. 
Sen  Bemühungen  ber  Sebörben  fommen  aud)  tu 
Seutfchlanb  Bielfach  gemeinniigige  Bereiite  förbemb 
entgegen,  unter  beiten  neben  bett  ©eweröcDercinen 
unb  lanbwirtfchaftlichen  Sereinen  uor  allen  ber  beut- 
(che  Berein  für  gortbilbuitg«fd)uIWefen,  ber  Serein 


für  Sojialpolitif  unb  bie  beutfehe  ©cfeWchafl  für  Ber* 
breitung  Bon  Bolfäbilbung  ju  nennen  fmb.  3n  ihren 
bögern  Entwiielungäfonnen  grenjen  bie  g.  an  bie 
gewerblichen  g a d)  j d)  u l e n (f.  b.),  fo  in  ben  großem 
ötäbten,  in  benen  bunhgehenb  minbeften«  bie  obere 
Stufe bergortbilbung8[d)iilc  nach  einzelnen (bewerten 
ober  ©ewertgruppen  geteilt  ift.  Ser  Beftanb  ber  g.  in 
Seutfchlanb  ift  nach  Bache«  »$>aitbbitch  be«  beutfehen 
gortbilbung«)chulwefenä«  (Sb.  6)  für  1902: 


Staat  (?rortnj) 

Spulen 

6<*SUer 

Spüler  auf 
1000  ©etrobna 

^rcufecn  ...  ... 

2977 

214  560 

6,14 

©erlitt 

91 

36039 

S^dnprooini 

508 

32  957 

— 

^eflciU’Jlafjau 

509 

23571 

— 

©aqtrn 

803 

51594 

8,86 

Sofien 

2170 

107376 

28,eo 

©ürttemfcerij 

W20 

104128 

50,oo 

©aben 

1901 

60816 

35  iS 

«eflen 

1016 

35176 

34,00 

ilictflcitburg«  £<btorrin  . . . 

49 

4817 

B.OT 

2He(tlenburg*£tTeli(  . . . 

18 

1564 

14.4» 

Clbentmrg  ....... 

35 

2475 

6.e» 

Saufen  * ffldmar 

478 

7398 

22,oo 

©raunfebtodg 

»2 

3507 

8,08 

»nfralt 

29 

3680 

12.»  i 

£a<bfen  * Wriningcn  .... 

836 

5421 

23.13 

Saufen* Aoburg»(9at^a  . . 

234 

6172 

28,4  8 

£adjfnt*9Utcnburß  .... 

27 

1921 

10,47 

üKcuS  Jüngere  £inie  .... 

20 

2612 

19,87 

altere  £inie  .... 

3 

505 

7,4  9 

riPDe  

15 

1120 

8,3» 

£(baumburg«£ivp<  .... 

4 

172 

4,17 

Scbroacfburg«  Jfubolftabt  . . 

27 

1235 

13,03 

Stbtpar« bürg  * S onber  eljanycn 

105 

1958 

25,0» 

SBalbcd! 

132 

1 104 

19.il 

SiÜbed 

9 

1639 

19,07 

©reinen 

14 

3803 

19,37 

Hamburg 

50 

10064 

14,7« 

ölfafc « fiotbringnt  .... 

96 

5685 

3,4  7 

Hll«  genau  jutreffenb  fann  bie  Sabetle  jebod)  fdion 
barum  nicht  angefebeu  werben.  Weil  bie  ferner  ju  er» 
langenben  Säten  fid)  leine« weg«  alle  genau  auf  ben. 
fclbcn  Sennin  beziehen,  gür  bie  Einwohnerzahl  tft 
berEIcichmäfiigfeit  wegen  noch  burchweg  bie3«blung 
Don  1895  jugrunbe  gelegt. 

Bgl.  Batufchfa,  Braji«  ber  gortbilbungojdjule 
(SSittenb.  1889);  Bache,  be«  beutiien 

gortbilbungdfchulwefen«  (baf.  1896 — 1902,  6 Bbe.); 
ÜJ1  e h n e r , gortbilbungSfchulfunbe  (Sreib.  1903); 
Simon,  Sa«  gewerbliche  gortbilbung«.  unb  gach- 
fchulwefen  in  Seutfdilanb,  ein  Überblict(Berl.  1903); 
Siliert,  Crganifation  einiger  g.  bcutfd)er  Srofe. 
fläbte  (baf.  1903);  Sermer,  Sie  gortbilbung«.  unb 
gad)fd)uien  in  ben  gröftern  Orten  Seulfihlanb«  (CeiDj 
1904);  Saug,  gortbilbung«.  unb  gachfihulen  für 
dJiiibdicn ('Sied b.  1902);  §en[ch!e,  3«r Einführung 
in  bie  Shct,r'(  unl>  bie  Bian«  ber  SMübcben-g.  (Sctpj. 
1902)  ; »Seulfihe  Sd)ulgefegiamtn!ung«  (jegt  hräg 
ooti  Sfrämer,  Bert.,  feit  1872);  *Sa«  gewerblitiie 
gortbilbung«wefen,  flehen  ©ulaihlen«  (»Schriften 
be«  Berein«  für  Sojialpolitil«,  Bb.  15,  Seipj.  1878); 
Schn  ei  ber  unb  d.  Bremen,  Sa«  Bolf«fchulroejen 
im  priufjif ctjen  Staat  (bei onber«  Bb.  8,  S.  148  ff.,  Bcrl. 
1887);  »Scnrfd)riften  über  bie  Entwicklung  ber  ge- 
werblichen gad)fd)ulen  unb  berg.  in  BreuRen«  (baf. 
1879, 1891, 1896,  1902);  ©öd.  Sie  gewerblichen  g. 
in  Seutfchlanb,  Belgien  unbberScbweij(S8ien  1882); 
Brüggemann  unb  ©roppler,  Soll«,  unb  gort- 
bilbutigdfchulwefen  in  granfreid)  (Berl.  1901);  3ect- 
fchrift : »Sie  g. « (hr«g.  Bon  Bache,  SBittenb.,  feit  1 887). 


793 


gortbnuerabeä  iCcrbted)cn 

gortbau«nbecli©erbrcchcti,aud|$auer»er- 

brechen  genannt,  baSjenige  ©erbrechen,  bei  bem.  Wie 
).  ©.  bei  monattanger  greihcitScntjichung , bcr  »om 
©ejep  unter  Strafe  geftellte  ©atbcftanb  ununterbro- 
chen oerwirftidjt  wirb.  ®er|d)teben  ba»on  ift  nicht  nur 
PaS  f o r t g e f e p t e ©erbrechen  (f. b.),  fonbem  aud)  baä 
3«  ft  an  bS  »erbrechen,  baS  einen  bauernben  rechts- 
wibrigcn  3uflanb  fchafft,  ber  atS  foldicr  ftrafredjtlid) 
nid)t  rnebr  in  Setradit  fornmt,  j.  8.  ftörperBertcpung 
mit  bnuembem  Siechtum. 

gort  ©auppiu,  wichtige  SPlilitärftation  (feit  1897) 
ber  granjofcit,  am  Sübenbc  ber  Jinfet  HfiabagnSfar, 
nm  (Silbe  bcr  2a  km  langen  fcatbinfel  ©otanara,  bic 
in  28  m hoben  Jfaltfelfen  jum  fflcer  abfäOt,  jwifdien 
ber  SHeebc  von  g.  $.  im  31.  unb  ber  galfdjen  ©ai  ber 
fflatlionen  im  S.  ©)aä  gort  würbe  als  Erfap  ftlr  bie 
ungefunbe  Station  an  ber  Santa  2ucia-©ai  gegrün- 
bet.  SJahebei  liegt  baS  Eingcbomcnborf  hintan  oft). 

gort  = betraute  der.  fsr.bS.frSnrt',  früher  gort 
Sloljat,  gort  2ibre  unb  gort  ©ational  ge- 
nannt), fcauptftabt  ber  fraii5öftfch  • Weftinb.  3nfel 
©lartiuicnie,  mit  trefflichem  3(aturt)afen  (Ic  Carenagc), 
ber  Schiffe  Bon  8,s  in  ©iefgang  juläpt  unb  Don  meh- 
reren gortS  Derteibigt  wirb,  Seminar,  Runfifchute, 
JfranfenfjauS  unb  ason  22,164  Einw.  Eilt  ßvbbeben 
DerWiiftetc  bic  Stabt  1839,  ein  3hd°n  1891. 

gort  ©obge  <(pr.  bou>(4),  tpauptort  ber  ©raffchaft 
©ebjter  im  norbantcrifan.  Staat  3oWa,  am  $eS 
SKomeS-gtuß,  ©abufnotciipuittt  mit  ®ctreibef)anbel, 
Roßten-  unb  ÖitpSgruben,  Studfabritation  unb  (t«oO) 
12,162  EinW. 

Forte  (ilat.,  abgetitrjt  f),  muftfat.  ©ortcagSbe» 
äeidjnung:  » ftarf « ; t'ortissimof/f),  »fel)r  ftarf«;  mez- 
zofortcfm/),  > mittet jtarf« ; mono  f,  -weniger  ftnrt« ; 
piCi  {.,  »ftärfer« ; f.  tennto,  »ftarf  auSgchottcn«  (nictjt 
abnebmenb);  fortepiano  (fp),  »ftarf  unb  fogteid)  Wie- 
ber  leifc« ; poco  f.  (pf),  »e!ma8  itarf- , früher  als  jwi- 
fd)en  punbm/’ftehenbe Stufe  gebräuchlich  (p/’ift  nicht 
als  »piano  f.«  ju  »erflehen). 

gorteguerri  <|pr.  -emreo,  1)  ® i o » a u n i , itat.  9io< 
Dellift,  geb.  1508,  geft.  1582  in  ©iftofa,  Wo  er  aL8 
'Jfoiar  gelebt  batte.  Seine  in  jbflijdjergorm  nach  bem 
Sorbilb  »onSoccaccioS  »Decamerone«  gefd)riebenen 
JtoDellcn  (br8g.  »on  2ami,  ©ologna  1882)  befipen 
fitten  ■ unb  tpra<hgefchid)tli<hfS  3ntereffe. 

2)  9!  i c c o 1 6 , f.'gortiguerri. 
gortepiano  (ital.),  foöict  wie  ©ianoforte,  9!ame 
beö  mobenien  fraittmerflaDierS  (f.Slaoier).  Sgl.  Forte. 

gortcScuc  (|pr.  (4ttni(u),  280  km  tanger,  1861  »on 
(Stregori)  erforübterglußanbcrflioibmcfttüjte  beä  bri- 
tifdj  auttrat.  Staates  53eftnu[tralien,  entfpringt  nörb- 
litb  »om  SSount  ©ruce,  fließt,  jeboch  nur  periobifef), 
norbweftlid)  unb  miinbet  unter  21°  10'  fitbt.  ©r.  in 
fumpfiger  Stieberung  in  ben  3nbif<ben  Cjcan. 

gortcScuc  c(pr.  töriuttid,  ©ante  einer  alten  engl, 
gamilie,  beren  Ahnherr  SBiüjelm  bem  Eroberer  in 
ber  Schlacht  »on  ^mflingS  1066  ba8  ficben  gerettet 
babtii  fotl.  Einer  feiner  Stadjfommen,  Sir  3ot>n 
g.,  Oberrid)ter  Jfönig  IpeinrichS  VI.,  geft.  nad)  1476, 
ift  ber  Serfaffer  beü  berühmten,  juetft  1537  unb  fpä- 
ter  oft  gebrudien  ©JialogS  »De  laudibus  legnm  An- 
gliac  • ; unter  feinen  fonpigen  Schriften  ift  beiuerfenS- 
wert  bie  Abljanbtung  »On  tho  gorernance  of  Eng- 
land« (hr8g.  »on  ©lummer.  Cif.  1885).  Son  ihm 
ftammt  $>ugb,  ©aron  »on  g.,  ber  1789  juiii  ®ra> 
fen  eniannt  würbe  unb  1841  ftarb.  — Sein  Sohn 
huah,  jweiter  ®raf  g.,  geb.  13.  gebr.  1783,  geft. 
14.  «cpt.  1861,  Würbe  180t  als  ©idcount  Ebrington 
inä  ©arlament  gewählt,  fchloj)  fid)  ben  S8f)igS  an  unb 


— 3ort()=  unb  Elpbefaual. 

nahm  feit  1831  an  ben  9Seit)anb!ungen  über  bic  Se- 
formbid  ben  Icbhafteften  'fluteil.  Er  war  1839—41 
2orb- Lieutenant  »on  ‘Jrlanb  unb  1846  — 50  2orb- 
SteWarb  be8  föniglidjen  yofeS.  Er  gab  »Sclection« 
from  the  Speeches  and  writings  of  Lord  King« 
(Soitb.  1842)nebft  beffen  fiebenbftige  heraus.  — Sei- 
fen Sohn  4>uglj.  britter  ®raf  g. , geb.  4.  April 
1818,  würbe  1841  inS  Unterhaus  gewählt,  Wo  er  jur 
liberalen  ©artei  gehörte.  1846—47  war  er  jüngerer 
Sorb  beS  SdtabeS,  1847 — 61  Sefretär  im  Armen« 
amt,  jog  fid)  aber  1856  wegen  einer  flugeiifrantljcit 
auS  bem  öffentlid)en  ©eben  jurüd.  Er  bat  mehrere 
glugfhriften,  fo  über  Sefonn  ber  Serfaffung  2on- 
bonS  (1854)  unb  StaatSfdjulen  für  bie  ©titteldaffen 
(1 864),  veröffentlicht-  — Einem  Scitenpoeig  beS  »au« 
feS  g.  gehört  St)id)efter  g.,  2orb  Earlingforb 
(f.  b.)  an. 

Fortes  fortuna  ailjurat,  lat.  Sprichwort: 
»S?em  TOutigen,  bem  ©opfern,  hilft  baS  ®lütf«. 

gort  gairnclb  (fpr.  färfitb» , «labt  in  bcr  öiaf- 
fcfjnft  Arooftoot  bcs  norbameritan.  Staates  SÄaine,  am 
Arooftootflufj,  hat  ^otthanbel  unb  cuknu  4181  Einw. 
gortfrftung,  f.  geftung,  ®.  474. 
gortgefchühe,  f.  geftung,  S.  476. 
gortgcfeljtco  ©erbrechen  (Delictum  contiuua- 
tnm),  ©cjeichuuiig  für  eine  äRelirhcit  utrbredjerijdjer 
kaltblütigen,  bie  wegen  ihrer  äufiern  ®ki<t)artigleit 
unb  wegen  ihres  inneru,  pihcbiiihen3ufammeithangeS 
ftrafrechttich  als  ein  einjigeS  ©erbrechen  beurteilt  unb 
mit  einer  einzigen  Strafe  belegt  Werben  fotlen.  So 
wirb  eine  SRcthe  »on  ebebred)cnfd)en  Alten  atS  Ein 
Ehebruch,  bcr  fortgefepte  ©erlauf  oerbiinnter  iDJilch 
atS  Eine  S8arenfäticf)uiig,  bcr  wieberholte  Eingriff 
in  anoertraute  Selber  atS  Eine  Unterfd)lagung  be- 
trachtet unb  bejtraft,  wenn  gewiffe  Soraualepuiigen 
»ortiegen.  ©gl.  Säadhenfelb,  Xljcorie  ber  ©erbre- 
chenSfontuncnj  (Sert.  1893);  ©vager,  3ur  Kehre 
»om  fortgefepten  ©erbrechen  ( gitrth  1 896) ; ö p f n e r, 
Einheit  unb  ©ichrheit  ber  ©erbrechen  (©erl.  1901). 

«Urtel,  f.  geftung,  ®.  476. 

, glup  in  Schottlanb,  entfpringt  als  ©udmüj 
am  Dftabhang  beS  ©en  öontonb  unb  hat  einen  (ehr 
gewuitbenen/aber  nur  im  obem  ©eit  mfdfcn  Sauf. 
Sein  bebeutenbfter  3uftup  ift  ber  ©eith , ber  ihm  bie 
©taffer  beS  2 oh  ftatriite,  2odj  Sennadiar  u.  a.  jii- 
führi.  Slach  einem  2aufe  non  97  km  münbet  ber  g. 
bei  AUoa  in  ben  girtb  of  gorth,  ber  fuh  bei  einer 
Sänge  bon  81  km  unb  einer  ©reite  »on  1,« — 27  km 
bis  gifc  ©efj  unb  ©unbar  erftredt.  gür  Scefdiiffe 
»on  300  ©on.  ift  ber  gtufj  bis  Vtltoa,  für  Heinere  bis 
Stirting  [djiffbar.  Eine  großartige  Eifenbahnbrüde 
über  ben  girtb  of  gorth.  bei  CucenSferrt),  ift  nad) 
einem  Entwurf  »ou  Safer  unb  gowler  1882—90  mit 
einem  ffoftenaufwanb  bon  2,5  SKitt.  ©fb.  Stert,  er- 
baut. ©>ie  ©efamtläitge  bcr  ©rüde  ift  2466, l m,  jebe 
bcr  beiben  $>auptfpannungen  ift  521  m lang,  bie 
Sd)ienen  liegen  47,7  m über  bem  höihften  ‘Soffer- 
ftanb,  unb  bte  Eantile»erfäu!en  hoben  eine  $iöhe  »on 
107  m (fficitereS  f.  ©afel  »©rüden  I-,  gig.  7).  ©gl. 
©arlhaufcn,  Sie  gortljbrüde  (©ert.  1889). 

gort  tjiotuarb  (fpr.  pm-«rb),  Stabtteil  »on  ®reen 
©at)  Eit»  (f.  b.). 

gort»-  unb  (»bctnnal  (auch  gorth-  unb 
®laSgowfanal),  cm  62  km  tanger  Satial  im  mitt- 
lemSd)Olt!anb,  1787— 93  erbaut,  »erbinbet  ®range- 
moutb  (an  ber  ÜDiitnbung  beS  Earrott  in  ben  gorth) 
mit  ©InSgow  unb  bem  untem  Ethbe,  hot  39  Schleu« 
fen , fteigi  auf  47,8  m unb  ift  3 m tief.  3>cr  50  km 
lange  11  n t o n 1 a n a I »erbinbet  ihn  mit  Ebinburg. 


794  gortififation  — 

ffortififntioit  (lat.),  ©efcftigungSfuiift , JtricflS» 
baufunft;  and;  bie©el)örbe  einer  gcfiuug,  bcr  bie  Sfr* 
Waltung  bcr  IcBteni  in  fortifiratorifcbcr  ©cjichutig 
obliegt,  gortifijicren,  befeftigen;  forttfifalo* 
rifdj',  aufg.bejüglid).  gortifitatorifeh e ©nuie» 
rung,  f.  geftungufrieg,  S.  484. 
ffortififalioiisictrctär,  (.  Militärbeamte. 
«fortigiicrri  (fpr..jiwrri,gorteguerri,gortiii* 
gucrri.gortigjiierraf.Sltccolb.ital.Ziicbtcr.geb. 
7.  9loo.  1674  in  ©ifloja,  geft.  17.  gebr.  1735  in  Slom, 
ftubierte  in  ©ija  bie  SRedjte,  lebte  fobann  in  Slum,  bc* 
gleitete  btn  Senaten  3onbari  nach  Spanien,  feljrte 
1703  jitrüd  unb  erhielt  Bon  Siemens  XI.  btn  Xitel 
eines  liammererS,  bann  ein  Ranonifat  unb  tnblid) 
eine  ©rälatur.  Sein  beriihmlcfleS  ©ebid)t  ift  baS 
fntt)rifd)e  6poS  »Iticeiardetto«  (1725),  bas  er  unter 
bem  ©amen  Siiccolb  ©arteromaco  jdjrieb.  33egen 
feiner  Satire  auf  bie  ©eiftlidifeit  erftbieu  cS  erft  nad) 
bcS  SerfafferS  lob  in  ©enebig  (unter  bem  Zrudort 
Sari«  1738, 2 ©be.,  u.  5.;  beuifdj  Bon  ©rieS,  Stutlg. 
1831  33,  3fflbe).  Seine  Igrifehcn  unb  fdierjlmften 
tyebidjte  ftrtb  jej)t  uergeffen.  Sgl.  g.  Eaniici,  Noti- 
eie  ddla  vita  e delle  ojiere  di  N.  F.  (Siena  1892); 
®.  3accagnini  in  beu  »Studi  di  letteratura  ita- 
liana« , Sb.  3 (©eap.  1901). 

Fortin  (fraitj.,  (pr.  .tSna),  FlcineS  gort. 

«furtiu,  tiirf.  ©etreibemafj  bis  1874,  = 4 Stilb 
ju  8 ©intar,  in  Stonftanliitopcl  = 141  2it. 

Fortis  (lat.),  ein  »ftarl« , mit  BerijältmSmäjsig 
grobem  SuftbrudgcfprocbcncrSfonfonaut,  f.fiautlehre. 

gortis,  ©tefjanbro,  ital.  ©olitifer,  geb.  1844, 
ftubierte  9)ed)tSWiffenfd)aft  in  ©ifa,  trat  bann  in  So* 
ribalbiS  greiwiüigentorpS  unb  nahm  an  bem  Stampfe 
Bon  Stent ana  8.  ©ob.  1867  teil.  3n  bie  SHomagna 
juritdgetehrt,  praftijiertc  er  eine3eitlang  alsülbuolat 
in  ©ofoqna  unb  luurbe  1880  in  bieitammer  gewählt. 
Hier  fd)iojj  fid)  5.  ber  rabifolen  ©artei  an  unb  tnurbe 
balb  neben  Sertaiti  bcr  einflufjreidifte  güljrer  bcr 
äufjcrflcn  SinFen.  3»i  Zejember  1888  BoUjog  er  fei- 
nen Übergang  jur  ntonardjijdj-rabilalen  ©artei  unb 
nahm  Bon  (IriSpi  baS  timt  eines  UntcrftaatSfehetärS 
im  Siinifterium  bcS  3nnem  an,  baS  er  bis  (lim  3uni 
1890  innehatle.  ©om  3uni  1898  bis  jum  Mai  1899 
War  er  Stiuiiler  für  Vldcrbnu,  §anbel  unb  3*tbuflrie 
im  Stabinctt  ©ellouj. 

Fortissimo  (ital.),  f.  Forte. 

Fortiter  in  re,  suaviter  ln  modo  (lat.), 
[pridjwörllidjer  VluSbrud:  »Slarl  in  ber  Sn  die,  milb 
in  bcr  Vlrt  berVlu6filf)ning« ; wirb  auf  ©quaoioa,  ben 
Bierlcn  3efuitengencral,  jurttdgefüfjrt. 
ffortfommanbant,  f.  geftungstrieg . S.  481. 
«fort läge,  Start,  ©t)ilo(opf),  geb.  12.  3uni  1806 
in  Dsuabrüd,  geft.  8 ©OB.  1881  tn  3e»a,  warb  1829 
©rioatbojent  in  Hcibclbcrg,  1845  in  Berlin,  1846 
©rofeffot'  bet  ©hilofopbie  in  3ena.  llrfprünglid),  wie 
feine  Sugcnbfdjrift  »Sie  Süden  bcS  fjcgel[d)en  St)- 
jlemS«  (iieibelb.  1832)  beWeift,  Hegelianer,  ging  er, 
burd)  Kants,  Siebtes  unb  bcfonbcrS  ©euefcS  Slubium 
Bcranlafjt,  ju  einer  ©erfchnteljung  ber  gid)te[chcn 
Ssiiff  enfdja  jtslebrc  mit  bcr  empirifdjeu  ©fijdjologic  unb 
*u  einem  Stanbpunft  über,  ben  er  felbjt  als  tranfjen* 
beulen  ©antheiSmuS  bejeid)ncte.  3n  ber  ©ft)d)ologie 
betonte  er  befoiibcrSbieSelbftbcobad)tung.  Seine  bei* 
ben  pljitofopbiKben  Haupt  Weite  unb:  »©enetifdje  öe* 
(djicbtc  ber  ©bilofopi)ic  feit  Raul«  (fleipj.  1852)  unb 
»Soflcm  bcr  ©igdwlogie  als  empirifdjerfeiffenfebaft« 
(baf.  1855,  2 ©be.).  VluJjerbem  finb  ju  erwähnen: 
»Zarflelliing  unb  ftritif  ber  ©eweife  für  baS  Zafein 
©olles«  (Heibtlb.  1810);  »Beiträge  jur  ©fijcbologte 


gortpffonjung. 

als  ffiiffenfdjaft  auS  SpcFulation  unb  ©rfabrung« 
(Sleipj.  1875).  Sgl.  Süden,  S-  als  Seligionspbilo* 
fopb  (in  bcr  »3eil|d)nft  für  Sij'loiopbic  unb  pbilofo* 
pbifebe  Shitit«,  83b.  82,  1883);  ©raid),  Karl  g.  (in 
»Unferc  3ei<«.  1883). 

ortlaufcnbcS  Ronto,  f.  Kontieren, 
ortlinie,  f.  geftung,  S.  476. 
ort  'Jlltabifon  (irr.  fort  mMtrn).  HaaBlort  ber 
©raffebaft  2ee  im  norbamerilan.  Staat  3owa,  am 
Sfiififfippi , ©nbnfnotcnpunft  mit  bbberer  Siule. 
StaatSgefängniS,  ©fengiejiereien,  ©dergerätfabrilen, 
©ifbbanbel  unb  asoo)  9278  ©mm. 

«fori  »OpuS,  Siarftfledcii,  f.  SietloBii. 

gortorc,  tVluß  in  Utiteritalien,  entfpringt  im  nea» 
poIitaniftbenVlpennin,  füblieb  Bern  San  ©artolommeo 
in  ©alba,  bilbet  bie  ©renje  jwifeben  ben  ©rooinjen 
ßampobaffo  unb  goggia  unb  münbet  na<b  einem 
fiaufe  Bon  98  km  weftlid)  Born  Stranbfee  Bon  fiefuta 
in  baS  Wbriatiftbe  Sicer. 

{fortoul  ((pr.  400,  H t B P o 1 9 1 «,  fratij.  Sdjriftftel- 
ler  unb  Staatsmann,  geb.  13.  21ug.  1811  in  ®igne 
(9Iicberalpen),  geft.  7.  3uli  1856  in  ©ab  limS,  erhielt 
1845  eine  ©rofeffur  ber  Siteraturgefcbidjte  ju  Xou- 
loufe,  1846  ju  Wir.  Sadjbem  er  Born  28.  Olt.  1851 
bis  2.  3)cj.  b.  3-  Storineminifter  gewefen,  erhielt  er 
baS  ©orlefeuiüc  beS  jhiltuS.  6r  oerfolgle  in^  btefer 
Stellung  flreng  fatbolifd)e  tenbenjen.  71  IS  Schrift» 
ftclter  war  g.  einer  ber  erften  ©egner  beS  Siomnnti, 
jiSntuS.  3n  feinen  Beinen  bibafttfajen  Somanen  »Si- 
ralane«  unb  »Steven«  (jufammen  u.  b.  »Gr&n- 
deur  de  la  vie  privbe«,  ©ar.  1838,  2 ©bc.)  fudjt  er 
(ii  beineifcn,  bafe  ber  fojiale  gortfebritt  junäd)fl  oom 
gamilienleben  ausgeben  tnflffe.  TtuBerbem  bat  man 
oon  ibm  ein  SScrt:  »De  l’art  en  Allemagne«  (184t. 
2 ©be  ),  einen  Xejt  ju  Ho'beinS  lotentanj  (1842) 
unb  »fitudes  d’archäidogie  et  d'hiatoire«  (1854). 

«fortpflanjuitg(3ieprobuftion),bie6rilftebung 
neuer  Organismen  (Ziere,  ©flanjen)  aus  alten.  3Vni- 
nach  ift  bieg,  an  baS  ©orbanbenfein  Bon  Organismen 
gebunbeii,  eS  ift  fein  gaH  beS  HcrBorgebenS  auS  un» 
örganifibem 'Material  (Urjcugung.  f.  b.)feftgefttllt. 
Man  linlerfcbeibet  g.  auf  gefcbledjllitbem  unb  unge* 
f<ble<btli<be>'>  Täcge  (b  i g e n e unb  mono  gen  eg.).  3m 
lejjem  gaü  Faun  ber  Organismus  in  jWei  ober  mehrere 
Zeilfliide  oon  ungefähr  gleicher ©röBe  jerfatlen (lei- 
lung),  ober  er  bringt  an  ftd)  Fleinere  fnofpeuartige 
TlitSwiiibfe  beriior,  bie  fid)  ebenfo  wie  jene  Znlftüde 
ju  bem  neuen  Organismus  ausbilben  (Kn  ofpung. 
wohl  auch  S pr of  |u u g genannt),  ©c [onbcrSiverbrei • 
tet  ift  bie  ungcfdjledjlticbe  g.  bei  ben  emjcHigen  unb 
nicbcni  mehrseitigen  Zieren,  finbcl  fiib  aber  and) 
noch  bei  bBbfnl  Metajoen,  wie  ben  Manlclticren  unb 
MooStieidjcn  (f.  b.).  ©ntmeber  trennen  fub  bie  Zetl» 
flilde,  ober  bie  fi  nofpe  löft  fid)  Bon  bem  Muttertiere, 
ober  aber  fie  bleiben  miteinanberüeibnnben,  unb  bann 
fommt  es  jur  ©ilbung  non  Zierftöden  ober  Kolo* 
nien.  fceren  cinjclne  3nbioibueit  bttrib  beftimmte 
Organfhftcme  fommuuijicren  unb  ganj  befouberSbe* 
jüglid)  ihrer©mähnmg  nufeinanber  angewiefm fmb. 
©et  einigen,  nod)  nicht  genügenb  geflärten  gormen 
ber  g.  föcb Wamme,  Saugwürmcr,  MooStiercbtn) 
fönnen  Rompleye  Bon  3etlcii,  bie  fid)  im  3nnent  beS 
Körpers  als  Reimballen  foitberlen,  ben  Einlaß  jur 
fflilbuna  eines  neuen  3nbiuibuuuiS  geben. 

Zer  ff.  ber  ©injelligen  geljt  öfters  bie  EinFapfelung 
(Snchftierung, Umgeben  mit  einer  ©pfte)  norau»; 
bei  ihnen  finbet  fidi  and)  bie  Konjugation,  bie 
Bereinigung  jioeier  3"b'0ibuen,  bie  bereits  jur  ge» 
jchled)llid)en  g.  binüberleitet  unb  (War  infofern,  alS 


795 


gortpflailjUlig  (bei-  Eiere  unb  'filmten). 


bie  Borne  ber  beiben  (onlu  gierenbeit  (ftrf)  übrigens 
fpälet  wicber  trennenben)  3nbiBibtten  Eeilungen  unb 
©erfcpmeljungen  burdimadjm,  bie  mit  benen  bei  ber 
Befind)  tung  beS  tieriiefjen  EieS  eine  große  Überein- 
ftimmung  leigen.  'Eioie  Vüjnlidjteii  luirb  boiburd)  nod) 
oerftärft , büß  beibe  3nbiuibuert  an  öSröße  [el)t  ber* 
ftbieben  fein  unb  bauernb  bereinigt  bleiben  tönnen, 
alfo  bann  ber  beim  ©efrucptungöaft  Berfdjmeljcitben 
weiblichen  unb  männlichen  3*11«  noch  niepr  gicidjen. 
Sei  ber  gcfdjlec^tlie^en  3-  Ijonbelt  eS  lief)  um  bie  Ser* 
einiaung  einer  männlichen  (Spennatojoon)  mit  einer 
meiblidion  3«He  (Ei),  bie  meift  aud)  bon  uerfdjiebenen 
3nbibibucn  (iDlänndien  unb  TBeibdjen)  herftammen ; 
biefer  ©efrucptunnSaft  (f.  ®efnid)tung)  gibt  ben  Tin* 
floß  jur  Entroidelung  eines  neuen  Organismus. 

Eie  3*ugungSf!offe  (®f[d)led)tSjeIIen)  ber  Eiere 
entfiel)*  tt  hn  einfachften  3all  an  Oerf<f)iebenen  Stel- 
len  bcS  SVörperS,  meift  jebod)  in  befonbem  Organen 
(Eierftöden , f.  b.,  unb  Bi,  bej.  in  fjoben),  bie  ihren 
3npalt  burd)  TluSführungSgättge  entleeren ; Enden, 
bie  mit  ihnen  in  Serbinbung  treten,  liefern  Stoffe 
jur  ©ilbung  bon  Eifcpalen  ober  jur  Einhüllung  bcS 
Samens  ec.  — häufig  entfielen  Bier  unb  Samen  in 
ein  unb  bemfelbcn  3»biBibuum  (£>  e r ttc  a p b r o b i t, 
3 lo  i 1 1 e r) , bod)  pflegt  auch  bann  meift  bie  ©efrud)- 
tung  ber  Eier  eines  EiereS  mit  bem  Samen  eines 
anbem  unb  umgelehrt  ftattjufinben.  SBeiter  fommt 
eS  bor,  baß  ein  Eier  eine  3eitlang  nur  Bier  unb  ju 
einer  anbent  3eit  nur  Samen  erzeugt,  alfo  ju  Ber- 
febiebenen  3eiten  als  ffieibepen  unb  HRänndjen  funt- 
tioniert.  EaS  gewöhnlichere  unb  bei  ben  pöchften 
Eieren  faft  auSnapmSlofe  ©erhalten  ift  bie  Eren* 
uung  ber  ©ejehleepter  (©onocportSmuS),  ob- 
wohl auch  bann  befonberS  in  ber  Entwidelung,  aber 
auch  bei  auSgebilbeten  Eieren  Tlnjeicpen  ber  3wit- 
lerigfeit  auftreten.  Sei  manchen  Eieren  (Siibertieren 
Sfrebfen,  ©lattläufen,  SSefpen,  Sienen  unb  anbem  3n* 
fetten)  rönnen  fid)  Sier  ohne  Sefrud)tung  entwideln, 
lbeldie  Srfeheinung  man  mit  3üngfernjeuguitg 
ober  ©artpenogenefe  bezeichnet ; fie  ift  {ebenfalls 
auS  ber  reingefchleehtlidjen  3-  entftanben , unb  mau 
tonnte  fie  eingefchledjtliehe 3- nennen;  baherfinb 
aud)  bie  Eiere)  bei  benen  fie  oorfommt,  echte  SBeib- 
eben.  — ©ei  ber  Eeilung  unb  SVnofpung  ift  ber  ent* 
ftehenbe  Organismus  oielfad)  fchon  Bott  Tlnfang  an 
bem  alten  recht  ähnlich,  bod)  fouinten  auch  hier,  »untal 
bei  ber  Bnofpung,  immerhin  fchon  recht  beträchtliche 
Umwctnblungen  nor,  ehe  ber  auSgebilbete  3>tftanb 
erreicht  wirb,  biefe  (inh  aber  ganj  bejonberS  fompli- 
jiert  bei  ber  gcfd)led)tlid)en  3-.  ba  fiep  bei  ihr  ber  aus 
unenblid)  Bielen  3eKen  befteljenbe  OrgentiSmuS  aus 
einer  einjigotc,  ber  befruchteten  Eijelic  heraus  ent- 
Wideln  muß.  EiefcSorgänge  finben  meift  innerhalb  ber 
EipüIIe  ftatt  unb  führen  jur  Silbmtg  beS  EmPrljoS, 
ber  nach  bem  TlusjcpUipfen  aus  bem  Si  entweber  bem 
alten  Organismus  ähnlich  ober  mehr  ober  Weniger 
Bcrfdiieben  Bon  ihm  ift  unb  bann  a!S  CarBe  noch 
eine  SReipe  Bon  ©eflaltBeriinberungcn  (Sietamor* 
phofen)  burdjjumadjen  hat,  um  bem  Eltemtier 
gleichitifommen.  ©ei  ben  Eieren  ohne  Sffiefatnorphofe 
braucht  ber  Gmbrtjo  eine  im  ©crpällniS  jur  Stöße 
bcS  auögewachfenen  EiereS  bebeutenbere  Wenge  ©il* 
bungS*  unb  TlapningSmaterial ; baS  Ei  muß  alfo 
mit  SiaprungSbotter  reidtlid)  auSgeftattet  fein 
(j.  ©.  bei  ben  Sögeln)  ober  befonbere  ©äljrguelleu 
für  ben  Embrt)o  befißen  (j.  ©.  bei  ben  Saugetieren). 
Eagegen  entftehen  bie  Eiere  mit  ©tetamorptjofe  burd)- 
Weg  in  relatiu  (leinen  Eiern,  fchlflpfen  balb  auS  unb 
erwerben  felbftänbig  baS  Slnterial  für  ihre  gortent* 


Widelung.  Über  bie  Erfdjeimmgcn,  bie  mit  bem  regel- 
mäßigen fflecpfel  jWifdjen  ungefd)led)tlid)er  unb  ge* 
fd)lrd)tlicher  3-  bet  manchen  Eieren  Berbunbett  ftnb, 
f.  ©eneraiionSwecpfel. 

ftortpflanjting  ber  gjftanjen. 

«mp  im  ®ewäd)8reid)  ift  wie  bei  jahlreichen  nie* 
bem  Eieren  bie  3.  Bon  hoppeltet  Tlrt,  ittbem  fid)  ent- 
Weber  Eeile  eines  fchon  Borpanbcncit  3nbioibuumS 
loStrennen  unb  weilerentwidelu  (ungefchledit* 
lid)e,  afejruell*  ober  BegetatiBe  3.)  ober  burd) 
3ufammentreten  jweier  Berfdjiebener  ©laSmatörpcr 
(Sameten)  ein  jur  SBicbcrljolung  ber  elterlichen  Tlrt 
beftimmteS  neues  3nbioibuutu  erjeugt  Wirb  (ge* 
fcplecbtliehe  ober  fepuelleS-)-  3>ic  erflere  3orm 
berSenttehrung  tritt  imSflaitjenreid)  ganj allgemein 
auf,  wobiefejucHc  J burd) befonbere SebenSumftänbe 
oerpinbert  wirb,  i'eßtere  fehlt  Bielen  niebern  ©finit* 
jen,  j.  ©.  ben  Schijo*  unb  ©afibionü)}eten,  gänjlid). 
3m  einfachften  3alle  teilen  fiep  einzeilige  tilgen  unb 
©ilje  in  EocpterjeHen,  Welche  bie  Entwidelimg  ber 
BorauSgehenben  Seneration  Wieberholen.  ©et  ber 
SRetjrjahl  ber  übrigen  ©ftanjen  gelangen  befonberS 
organifierte3ortpflanjungStörper  (un  gefdjlechtlidje 
SReprobuttionS*ober3ruftifitatton8  Organe) 
jur  TluSbilbung,  bie  ftd)  Bon  ber  Futterpflanze  ablöfen 
unb  unter  geeigneten  fiebenöbebingungen  ju  neuen 
3nbiBibuen  heranWad)fen.  ©ei  ben  ftrpptognmen  tre- 
ten 3ortpfIanjungSjeBen  biefer  Wrt  (fteimtörner, 
S p o r e n , SV  o n i b i e n)  in  großer  aRamtigfaltigfeit  auf 
(f.  bie  ©rtifel : >©tlje,  3lcd)t<n,  Tilgen,  ©ioofe,  3ame*). 
3m  einfachften  3aße  wanbclt  fid)  irgenb  eine  ben 
übrigen  bis  babin  gleiche  3{IIe  'n  eine  Spore  um, 
trennt  fich  Born  EhallitS  unb  feimt  nach  einer  Siulte 
periobe.  ©ewöhnlid)  werben  aber  befonbere  3<H<n- 
bilbttngSprojeffe  bepufS  ber  Erzeugung  Bon  Sporen 
nötig,  uttb  jluar  erjeugt  bie  SRutterjelle  im  3nnern 
ipreS  ©rotoplaSmaS  bie  Sporen,  ober  fie  entftehen 
burd)Tibfcpnürung.  Enblicp  bilben  auch  ©lütenpftan 
jen  befonbere  Sproßformen  (Srutfnolpen,  ©ul- 
Pillen),  häufig  Bon  jWicbel»  ober  tnölldjcnartiger 
Seftalt,  auS,  bie  fiep  ablöfen  unb  ju  neuen  ©flanjen 
auSwadpfen,  Tlußerbem  tönnen  in  japlreidjcn  3ätlen 
begetatioc  Sproffe  auf  natürlichem  ober  fünftlidjem 
SSege  Bott  ber  Sliutterpflanje  abgelöft  unb  jur  Seiler* 
entwidelung  gebracht  werben  (f.  Sproffung). 

©ei  ber  g e | cp  1 e dp  1 1 i d)  e n 3-  treten  entweber  jwei 
gleichartige  ©iaSmalörpor  jufammm  (ifogattt*  3-). 
ober  biefelben  finb  Bon  ungleichartiger  ©efepaffenpeit 
(peterogamc  ober  o o g a in e 3.) ; bie  ©anteten  felbft 
tönnen  beweglich  (3  0 0 * ober  © 1 a tt  o g a m e te  n)  ober 
imbeweglicp  (Ülplanogametett)  fein,  ©ei  ifoganter 
3-,  j-  ©•  ber  Stonjugalen  unter  ben  ©[gen,  ber  3Pgo* 
mpjeten  unter  ben  ©itjen,  treten  jwei  gleiche,  un- 
bewegliche 3«ßen  jur  ©ilbuttg  ber  SortpflanjungS* 
törper  (3Bgofpore)  jufammcit,  ober  eS  oeridjmeljen. 
Wie  j.  ©.  bei  Pandorina  (f.  Tilgen  [4],  S.  316),  jwei 
gleiche  ©lanogameten  ju  einer  («unfähigen  Spore, 
©ei  Bielen  anbem  Ehatlophpten  ftnb  jWeierlei  ®e 
fdjledjtSorgane  Borpanben;  baS  männliche  Jlmberi* 
btum  erjeugt  Spemtatojoibcn,  burd?  welche  bie  in 
bem  weiPlicpen  Oogoninm  gebilbete  Stjclle  befruchtet 
Wirb.  Seßtere  geftaltet  fiep  bann  ju  einer  (eimfäpigen 
Spore  (Dofpore).  — Sei  ben  ftammbilbenben  Sfrppto- 
amen  pcrridit  ausnahmslos  eogantc  3--  bie  jur  ©it- 
tmg  eines  ©ftanjenteitnS  (Embrijo)  führt.  3m 
einfaehflcn  3aüe,  nämlich  bei  ben  ©tuSjineen,  erjeugt 
bie  befruchtete  weibliche  3cßt  junächft  ein  neues  Organ, 
baS  Sporogott  ober  bie  SJlooSfapfcl,  bie  fpäter  auf 
utigefd)lcchtlichem  SSege  bie  Sporen  tjeruorbringt. 


796  gortpflaiiäuugäorgcme 

Bttd  brr  Spore  ertoripfl  Wieberum  eine  dRoodBffanje, 
weiter  bic  müitnlipen  unb  roeiblipen  ffiefpleptd* 
Organe,  Bntperibien  »nb  arpegonien  trägt,  Bei  ben 
Santen,  SlyfoBobiajcen  unb  Eguifetajeen  befittben  jtp 
bie  antperibien  unb  arpegonien  auf  ben  Borfeimen 
(f.  Sante,  S.  335),  bie  unmittelbar  aut!  ben  feimenben 
Sporen  peroorgepen ; bie  6ijeBe  enlwidelt  ftd)  na* 
ber  Befruptung  ju  ber  eigentlip.u  'fiftan je , an  ber 
fip  wicbcr  bie  Sporen  auf  ungefplcptliepem  ©ege 
bilben.  Sfanpe  ©efnfttrtjptogamen , toie  Salviuiu, 
Marsilia,  Isoiites  unb  Selaginella,  erjeugen  jroeierlei 
Sporen,  tlfi  a t r o • unb  TO  i f r o f p o r e n.  üeptere  liefern 
ttatb  wenigen,  an  bie  frühere  Borfeim  • unb  antperi- 
bienbtlbung  erinnentben  ^eHteilungen  Spermatojoi- > 
ben ; bie  äRafiofporeit  erjeugen  beim  Keimen  einen ! 
rubimentären  Borfeim  mit  Vlrpegottien.  Bud  ber 
befrudjteten  Sijelle  gept  bann  ber  (inibrtjo  unb  aud 
biefem  bie  fportnerjettgenbe  Bfiattje  perBor.  3"  al- 
len biefen  gfillen  wcptelt  fomit  eine  bie  ©cfpleptd  - 
orgatte  tragenbe  aefpleptlipe  ober  proembryottaie 
Generation  mit  einet  fporettbilbcnbcn  ungcfpled)!* 
lipen  ober  embryonalen  ab  (@  e n e r a t i o n 8 tu  c d)  j e I). 

Bott  biefen  Berpältniffen  ift  nur  ein  tleiner  SAritt  [ 
jur  g.  her  Bponerogauten,  bei  betten  ber  6m* 
bryofad  im  jtnnern  ber  Samenanlage  bie  roeiblipe 
URafrofpore  barfleflt,  bie  aber  pier  fid)  ttidpt  bon  ber 
Bflanje  trennt,  fonbent  itn  3ufammcnpang  mit  lep« 
lerer  6i}ellen  erjeugt,  befruchten  Injjl  unb  jutn 
©ntbryo  audbilbct.  Sie  SRifrofporeu  erfennen  mir 
in  bem  Bolten  (Biiltenjtaub)  Wieber,  ber  in  ber  B8pe  J 
ber  Samenanlagen  an  pierju  beftinimter  Stelle  feimt. 
Bei  ben  ©ymnoipenitcn  erfüllt  bad  weiblipe  Bro 
tpatlium  ben  ©mbyrofad  (b.  p.  bie  SRafrofpore)  bor 
ber  Befruptung  unb  bilbet  nud)  meprere  arpegonien 
aud;  bei  ben  Vlngiofpcnnen  bilben  ftp  im  (Sntbryo* 
fad  neben  ber  6ijellc  nur  wenige  3ellen  aud,  map- 
renb  ftd)  ber  gröyle  Seil  bed  6mbryofaded  erft  nap 
ber  Befruchtung  mit  3etlgelt>eben  erfüllt.  Bei  ber 
Befruchtung  wirb  ber  Bolten  auf  bie  toeiblicpen 
Wliitenieite  übertragen.  $>ier  feinten  bie  Botlenfömer 
unb  treiben  nap  einigen  uorbereitenben,  betten  einer- 
männtiepen  Brotpafltum  etttfpreepenben  Seilungen 
bett  fcpnetl  toaepfenben  BoBenfcptaup,  ber  ju  ber  tut 
©mbryofadciiigefploffencit6tjeBcDorbringt.6incbcr 
itn  3nnem  bed  Boßend  entfianbenen  männliepcn  ®e- 
fpieptdjcBcn , bie  nur  bei  Dcreinjellen  ©ynmofper* 
men  noep  bie  Vludbilbuttg  Bon  Sperinotojoiben  beftpen, 
berfcpmiljt  mit  ber  6ijcBe,  bic  burep  biefen  Bef  nid)- 
tungdoorgang  ju  weiterer  Entwidetung  angeregt  unb 
»um  Stubryo  wirb,  wäprettb  glcicpjeitig  bie  ben  6m- 
Bryofad  einfcpUeyenbe  Samenanlage  junt  Samen  per* 
anreift,  pierju  fmb  noep  bie  Brtifet : »©cfpleptd* 
Organe,  ©mbryofad  u.  Samenanlage*  ju  Bergleipcn 

SortBflaitjungdorganc,  f.  ©cfd)lcptd\>rgatte. 

Syortpifctt  (Sortbefapung),  f.  geftungdfrieg, 
S.  484. 

Jjfort  tpitloto  (fpr.  ’ott  pittot,  ein  6rbmerf  im  norb- 
atnerifatt.  greiftaat  Senneffee,  am  dRifuffippi,  ober 
patb  SRcmpbid,  befannt  burep  bad  Bluibab,  bad  pier 
bie  Konföbericrten  unler  ©encral  Sorreft  12.  Vtprii 
1864  anridyeten;  bad  gort  würbe  barauf  gefprengt. 

SortrefcrBc,  f.  geftungdfrieg,  S.  484. 

gortrofe  ((pr.  .rot1).  .^ajenort  (Royal  bargh)  in 
ber  fepott.  ffiraffpaft  diojj,  am  SRotay  girtp,  mit 
2 gotifdjenffirepen,  ber  SRuine  einer  .'tat  pebrale,  fflym* 
nattuni  (Academy)  unb  etooi)  1179  6inw. 

Sport  fRoynt  <fpr.  for  rooiato,  f.  Sort*be*5rance. 

Sortfdircibitng,  Sortfeprcibmigdbcanttcr, 
f.  Katafter. 


— gortfdfrittöpartei. 

Sortfdtrittsmüple,  eine  gönn  ber  ürjelüor- 
tnüple  (f.  b.). 

gortirprittduartri , beutipe,  nannte  ftep  bie 
©nippe  entfepieben  liberaler  dRitgtieber  beb  preufjt* 
fepen  Vlbgeorbnetenpaufefl,  bie  ftep  1861  Don  bergro- 
gen  altliberalen  (Bindefcpen)  graltton  lodlöfte  unb 
fiep  mit  ber  graftion  3nng-B'uauen  fotoie  mit  ber  feit 
©atbedS  SBapl  (Sejember  1860)  wieberauf  bem  poli- 
lifpenKampfplap  erfpeinenben  bentofratiicben  Batiei 
uerbanb.  Xar  am  9. 3uni  1861  ju  Berlin  feftgefttHte 
Brogramnt  forberte  in  ber  beutfdpen  grage  eine  ftarfe 
3entralgewalt  in  ber  §anb  Breufeettd,  in  ber  ntnern 
Bolilif  weitgepenbe  SRefonttfii,  lepnte  aber  bie  jheereel- 
refornt  ab.  Sie  bei  ben  Sleutoapien  6.  ®ej.  1861  er- 
langte UReprpcit  im  Übgeorbnetenpauä  bepauplete  fie 
in  atlen  Seffioiten  bid  1866  unb  nerparrte  in  unbe* 
bingter  Oppofition  gegen  bad  dRinifieriuttt  Bidmard. 
auci)  gegen  beffett  auswärtige  Bolilif;  bie  güprer  ber 
Barlei  waren  SRilglieber  bcdSetpdunbbreifttger*'aitd- 
fepufied.  9(acp  bem  Kriege  Bon  1866  begrünbete  ein 
grofjer  Seil  ber  g.  bie  'Rationalliberale  Bartei  (f.  b.). 
Ser  anbre,  unter  güprmtg  oon  Jiooerbed,  Sirdwro. 
Salbed,  bepielt  ben  Siamen  g.  Sie  neue  g.  biUigte 
jwar  bie  6inoerleibungen,  erflärte  fiep  aber  gegen  bie 
3nbemnität.  3ntfonftituiercnbenS!eicydtagbed dforb- 
beutfepen  Bttnbed  lepnte  bie  dReprpeit  ber  g.  bic  oor* 
gelegte  Berfaffung  ab  ( 14i.  'flprtl  1867)  tmb  beantragte 
auep  im  BreuBifcpen  üattbiag  ipre  Ablehnung.  Segen 
bie  Vlnnapme  ber  beutfepen  iReidjdBerjajJung  1871 
oBBonierte  fie  aber  niept  tttepr ; auep  bad  ÄotttBromtB 
in  ber  HRilitärfrage  1874  biBigten  meprere  cmflujj- 
reiche  SRitglieber  ber  Bdttei,  bic  bedpalb  audfdtiebert. 
3m  preufeifepen  fianbtag  ftimmte  bie  ÜRcprpeit  ber  g. 
für  bie  Rtrcpengefepe  Botu  SRai  1873  fotoie  auep  mei* 
ftend  für  bie  iHefonuen  ber  Bcrwaltung.  ©leicpwobl 
fam  eine  fflieberoereinigung  mit  ben  iRationallibe* 
ralen  niept  juftanbe,  jumeift  aud  perfBnliepeit  ©nin* 
ben.  Unter  bem  Südfcplag  gegen  bie  liberale  3ftdi- 
tung  ber  ©efepgebuttg  feit  1871  patte  bie  g.  befonberd 
ju  leiben,  inbem  bic  .‘fafit  iprer  SRttgliebcr  1878  im 
Beiepdtag  auf  25,  itn  üanbtag  1879  auf  38  fanf.  Sad 
Broaramm  ber  beutfepen  g.  Bott  1878  ((niept  aud.  bap 
bie  Bartei  in  Sreue  gegen  ben  Sfaifev  auf  bem  oer* 
faffungdtttäBigen  Bobctt  bed  Bunbedftaatd  bie  aut- 
gaben  erfüUeit  werbe,  bie  ipr  für  bad  Seulfepe  Sieicp 
unb  bad  beutfepe  Bol!  erwaepfen.  aid  folepe  auf- 
aben  werben  unter  anbemt  be jeicpitet : ©ntroidelung 
er  Barlamentarijepen  Berfaffung  burep  Kräftigung 
ber  Sieepte  bed  Äeiepdlagd,  Srrieptung  eined  Berant- 
wortiiepen  Seiepdminifteriumd,  aügemeined,  gteicbed 
unb  bircftedSapIreipt,  breijäprigeSegtdlalurBcriobe, 
jäprliipe  geftfieBititg  ber  griebendpräfenjftärfe,  jäpr* 
lipe  SteuerbcwiBigung,  geftpaltung  ber  bewäprten 
©runbfäpe  ber  3oBoereindBoiitif,  teilte  SRonopole, 
greijilgigfeit , ©eioerbe',  Koalitiondfreipeit , gewerb* 
lipe  Scpiebdgcripte,  (ftetoiffend*  uttbSlaiibendfreipeit 
bed  6itt jeittett.  Sie  1879  cingefüprte  tteue3oBpoIilif, 
bie  ben  3trfaB  ber  Batioualliberalen  Bartet  jur  golge 
patte,  Bermeprte  bie  Wnpänger  ber  g.,  unb  um  iprent 
©iberftanb  gegen  bic  Btdmurdfpe  Bolilif  mepr  31ap- 
brud  ju  geben,  Berfpntolj  ftp  bie  g.  im  Scicpdtag 
unb  Vlbgeorbneienpaud  5.  üRärj  1884  mit  ben  epe- 
mald  nationaliiberalen  Sejeffioniften  ju  ber  neuen 
Seutfepen  freifinnigen  B#ot*<  (f.  b.),  bie  hn 
wefentlipen  bie  ©ruttbfäpe  unb  Haltung  ber  g.  an* 
naptn.  S.  Karte  »SReipstagdWaplen«.  Sa  in  Bayern 
unb  Reffen  injwifpen  bie  g.  ben  nationaliiberalen 
Barnen  angenommen  patte,  fo  eriftiert  in  Seutfpianb 
ber  Baute  g.  offijieB  nipt  ntepr.  — 3n  anbertt  San* 


797 


Jyort  Scott 

t>em  tommt  ber  9?ame  g.  ober  ©rogreffijien  für 
bi«  cntfd)icbcn  liberal«  Partei  auch  bar. 

gort  Scott,  {muplftabt  ber  fflraffcfjaft  Sourbon 
im  norbameritan.  Staat  Manfag,  am  3)iarmitoni)iiO(i', 
Bahnfnotenpunft,  mit  Kohlengruben,  SVatfftcin-  unb 
Schief  erbrächen,  3ementfahrtfen,  ©ifcitgiefjereien, 
flarlcm  ©«treib«-  unb  3tcinf)anb«t,  Bergbaufchule 
unb  nsoo)  10,322  ©inw. 

gort  Smith,  {»auptftabt  ber  ©rafidiaft  Sebaftian 
im  norbameritan.  Staat  ©rtanfa«,  am  'tlrfaufaeflufj, 
ber  bi«  hierher  für  Stampfer  fchiffhnr  ift,  Bahnfnoten« 
punft , Stß  eineä  BunbeSgericht«  für  ba«  gnbianer» 
territorium,  mit  Jianbel  in  Baumwolle,  jpolj,  ©e- 
treibe,  o^te  unb  a«oo»  11,587  ©inm. 

gortüna  (and)  mit  Fora  ff.  b.]  jufammengeffcllt: 
gor«g.),  bie  altitalifdjeCplürfa-  uitb  Schidfalegöttin, 
entjpredienb  ber  S h d)  e (f.  b.)  ber  ©riechen.  gn  tliom 
nmrbe  ibr  Sicnft  jurücfgefütjrt  auf  ihren  Sicblmg 
Serbin«  Sutliu«  (f.  b.),  ber  ihr  jwei  Scmpcl  geftiftet . 
haben  feilte,  gm  Saufe  ber  3«it  geftaltete  }id)  ihr 
Kult  ju  einem  ber  aubgebehnteften ; in  jahlreithen 
{Heiligtümern  würbe  fic  oerehrt  unter  mannigfachen 
Stauten  nath  ben  oerfdjiebenen  SebenSbejiehungen, 
in  betten  man  fid»  ihre  'Diaciit  wirffam  badete.  Sie 
ift  halb  eine  gute  (F.  bona,  felix,  obsequens,  respi- 
ciena),  halb  eine  böfc  ©öttin  (F.  mala),  ferner  eine 
jwcifelhaftc  (F.  dabia),  ocrlodenbc  (viscata),  unfteic 
(brevia),  beftänbige  (manena),  in  gatnilien-  (F.  pri- 
vata)  wie  in  Staatsangelegenheiten  (F.  publica)  wal* 
tenbe  ©öttin.  Sie  begleitete  ihren  Sd»üplinq  bon  ber 
©cbnrt  an  unb  berhiift  bem  giingling  jum  Bart  unb 
jur  fflännliihfcit  (F.  barbata),  ber  gungfrau  jum 
©intritt  in  ben  ©heftanb  (F.  virgo,  ber  junge  grauen 
ihr  ©ewanb  weihten),  her  £iauejrau  jum  Serblcibcn 
im  ©Ijcbunb  ohne  ©erwitwung  unb  feieberiterheira* 
tung  (F.  muliebria)  fowie  jur  ©ewinttung  unb  6r- 
haltuitg  ber  Siebe  bc«  STOnnne«  (F.  virilisl,  ben  ©b' 
lettlen  jum  8eftp  »on  Rinbern  (F.  liberum).  WS 
öffentliche  ©öttin  erfcheint  g.  in  Bejahung  juni 
ganjett  Staate  (F.  populi  Romani)  wie  ju  bett  ein- 
jelnen  Stänbcn  (F.  patricia,  cqueatria  unb  plebeja), 
jur  3eit  bet  Staifcr  aU  F.  Augusta.  ülnbre  Benen- 
nungen,  unter  benen  g.  nodj  Oercbrt  würbe,  finb: 
F.  victrix  (bie  Sicgbringcnbe) ; F.  dux  (Begleiterin 
ber  Staifcr  auf  ihren  Steifen)  unb  F.  redux  (©öttin 
ber  glüdlid)en  öeimfehr  bes  Wiguftu«  im  g.  19  lt.  (Ihr., 
fowie  feiner  iftadjfolger).  Berühmte  Sultusitiittcn 
ber  g.  außerhalb  Storni  waren  ©ranefte  mit  einem 
Sempel  ber  F.primigenia  (ber  ©rftgcbmnen,  Sod)t«r 
öe«  gupitcr)  unb  Vlnltum,  Wo  fie  auch  Dratel  (aortes 
Praenestinae  ober  Antiates)  erteilte.  Sind)  würbe 
fie  mit  gft«  (f.  b.)  ibentifijiert  unb,  mit  ben  Wtribu- 
len  anbrer  ffiölter  oerfepen , als  ©anthea  (Wügöttin) 
»erehrt.  gn  hi Ib liehen  SarftcUungeu  finb  bie  ge 
Wöhnlicheu  Wirihute  ber  g.  güllboni  al«  Spatberin 
aller  nuten  ©aheit  unb  Steuerruber  al«  Scnfcrin  ber 
Schidfale,  wäfjrettb  ba«  glüebtige  unb  Beriinberlidic 
ihre«  Seien«  glügel , bie  Kugel  unter  ihren  gilfjen 
unb  ba«  Stab  auöbriidten.  WS  ©öttin  ber  Sd»iffahrt 
bcjeidjnet  fie  ein  Sdjiffsuorberleii. 
gortunabiifher,  f.  {üjbrafhftcm. 

Fortunätae  Insulae  (lat.),  aller  Stame  btr  Ra- 
narifchcn  gnfeln  (f.  b.). 

ortnnatcmpd,  f.  So«.  [natu«, 

orluiiatu«,  rönt.  Sichter,  f.  ©enanliu«  gortu- 
gortunatu«,  Sitel  eine«  bcnlfchcn  BoIlSbuche« 
au«  bem  Ülnfang  bc«  16.  gahrh.,  ba«  wnhrfd)einlttf) 
nach  einem  freniben  Original,  jebcnfatlä  aber  mit  Be- 
nupung  bereits  oorbanben.r  SKotiUc  bcrttrjählungö-  [ 


— gortuny. 

iiteratur  Uon  einem  unbelannten  Serfaffer  bearbeitet 
ift  unb  eine  in  Irijpern,  (Snglanb  unb  glanbcrn  fpie* 
leitbc  ©efthidjte  behanbeit.  g.  gelangt  in  ben  ©efip 
eine«  ©elbbeuielS,  ber  niemals  leer  wirb,  unb  eines 
»SBünfdihütlcinS«,  mit  beffen  Stilfe  er  fidi  in  jebem 
2iugenb|id  an  jeben  beliebigen  Ort  oerfepen  faitn. 
Seine  Söhne,  benen  er  bieje  ©egenftänbe  Dermadjt, 
geraten  babutCh  iitUnglüd.  $er  ältefte  befanntc  $rud 
ift  ber  bon  WugSburg  1509.  CDraniatifiert  Würbe  ber 
Stoff  juerft  uon  .fjmtS  SadiS  (1558),  nadihcr  uon 
bem  ßnglänber  JhomaS  3>efter  in  »The  pleaaant 
comedie  of  old  Fortunate«  (Sonb.  1600;  beutfd)  Uon 
Sehmibt:  »g.  unb  (eine  Söhne«,  Berl.  1819);  im 
17.  gahrh-  brachten  bie  englifdjen  ftomöbianten  baS 
-Traum  SefferS  nach  2>euljd)lanb  herüber.  Wo  eS  fid) 
his  in  unfer  gabrhunbert  auf  beut  ©uppenlhcater 
erhielt,  ©ine  freie  bidjierifdje  Bearbeitung  beS  Stoffes 
lieferte  Sied  im  »©banlafu««  (Bb.  3)  unb  ©bamiffo 
in  feinem  gugcnbluerl  »gorlunali  ©lüdfiidel  unb 
Sdunfcbhütiein«  (hr«g.  UonSofimann.  Slultg.  1895); 
einen  Seil  be«felben  hebanbclte  auch  Uhlanb  in  nd)t  ■ 
{eiligen  Stanjeu.  ©gl.  ben  Mrtitel  »g.«  uon  3aci)er 
in  ber  ©njotlopabie  Uon  ©rjd)  unb  ©ruber  ; {»arm«, 
Sie  beutfdjen  gortunalu«branten  (£mmb.  1892). 

Fortune  (franj.,  (pr.  ,c5n'),  ©lüct.  F.  de  mer, 
foniel  wie  Schiffeoennögen  (f.  b.). 

gortuue  (tw.  fertfetön),  Siohert,  Botanifcr,  geb. 
1813  in  ber  9(ä()<  Uon  Berwid,  gefi.  13.  Vlprit  1880 
in  Sdjolttanb,  erlernte  bie  ©artnerei,  fanb  eine  Vln- 
flcllung  am  botanifchen  ©arten  in  ©binburg,  fpciler 
in  ben  ©ärten  ber  ©artcubaugefellicbnft  {U  ©h'«>uid. 
ing  im  Wuflrag  bicfeS  gnftitnt«  1843  nach  China, 
cfudfle  bie  Secbiftrilte  unb  Ueröffcntlid)le  nad»  feiner 
Siüdtehr  1847  feine  Beobad»tungcn  über  bie  glora 
bc«  Sanbc«,  bie  Kultur  bc«  See«,  ber  Baumwolle  unb 
anbrer  Sluppflanjen  in  ben  »Three  ycara’  Wander- 
in ga  in  the  northern  proviocea  of  China«  (3.  Vlufi., 
Sonb.  1853,  2 Bbe.;  beutfeh  uon  ©ötting. 

1853).  1848  ging  er  im  Auftrag  ber  Dftinbifdjcn 
Kompanie  nhermal«  nach  China,  um  für  bie  See- 
ppanjungen  im  S>ima!aja  bie  heften  diincfifchcn  See- 
forlen  ,;u  befdjaffen,  unb  erreichte,  ben  Sfieniang  auf- 
wärts gcljenb,  Siofou,  ba«  ©mporinm  be«  {»anbei« 
mit  fdjmarjem  See.  Siefe  Steife  fd)ilberle  er  bann  in 
»Tun  viaita  to  the  tea-countries  of  China«  (Sonb. 
1852,  3 Bbe.  ; 3.  Vtuil.  1853;  beutfd»  mit  bem  elften 
üieifewert  jufammen,  Seipj.  1854).  VUS  Sireflor  bc« 
botanifchen  ©arten«  in  Ghelfca  führte  er  im  Vlnftrag 
ber  Oftinbifdjen  Kompanie  1853  - 56  eine  neue  Sieiie 
au«  unb  bcfchrieb  biefelbe  in  »Residence  among  tlie 
Chinese:  Inland,  ou  the  coaat  and  at  aea«  (Sonb. 
1857).  gm  llnftrog  ber  norbamerifanifChcn  Slcgie 
nmg  ging  er  1857  abermal«  nad»  China,  um  Samen 
berSeeflaube  nub  anbrer Bfianjen  ju fainmcln.  1860 
bi«  1863  bereifte  er  gapan  unb  fdjrieb:  »Yedo  and 
Peking«  (Sonb.  1863).  SHan  Uerbanfl  g.  bie  ©in- 
fiihrung  jahlreicher  oflafintifefjer  ©flanjcn. 

_ Fortune  de  mer  (franj.,  (pr.  (ortun1  pi  mot),  ba« 
Sd)iff«oennögcn  (Sd»iff«anteil)  bc«  Sieeber«  im  ©e- 
genfap  ju  [einem  ©rinat-  ober  Sanbuennögen  (for- 
tune  de  terre).  Sa«  Schiff«uermögen  umfaßt  »Schiff 
unb  gradjt«  unb  ift  in  erfter  Sinie  baju  ba,  um  ben 
©läubigern  bc«  SReeber«,  fogen.  Sd)i)f«gläubiger, 
für  gewiffe  gorbenmgen,  fogen.  Sd»iff«forocnmgen, 
Sedung  ju  bieten.  Sie  fogen.  Sanbgläubigcr  Tonnen 
fleh  erft  nach  Bcfriebigung  )ämtlicher  Schiff«glänhiger 
an  ba«  F.  halten. 

gortuui»,  Ütariano,  fpan.  SRaier,  geb.  ll.guni 
1839  ju  8fen«  in  Katalonien,  gefi.  21 . Oft.  1874  in 


798  gortroadje 

SRom,  ftubicx'te  auf  ber  Afabemie  ju  Barcelona  unter 
Gtaubio  Sorenjalej,  einem  Stpfller  Dnerbetfl.  Gütige 
Sitpogrnppien  Bon  ©aBami  brachten  if)tt  auf  ben  Weg. 
ber  ferner  gciftigen  SRttptung  entfpratp : er  Warf  fitf) 
auf  bae  unmittelbare  Siaturjtubium  uttb  gewann  halb 
in  einer  Stpultonfurrenj  ein  SReifeftipenbium  nrtcf) 
SRom,  wo  er  1856  antam.  (Sr  begleitete  bann  ben 
©eneral  'fsrim  in  bent  Kriege  gegen  äRaroflo  1859 — 
1860  uub  fanb  hier  ©elcgcnpat,  eine  eigenartige  SRa- 
tur  unb  ein  farbenreicbeb,  witb  bewegtcä  lieben  ju 
ftubieren.  SRatp  SRom  jurüdgcteprt,  malte  er  bort 
Ginjelfiguren  unbSenrebilber  aue  bem  orientatifdjcn 
unb  rBiniftpen  SBolfeleben  unb  begann  auet)  eigne 
Stompofttionen  3u  rabicren,  wobei  er  Tut)  SRetitbranM 
junt  Borbilb  napm.  1865  ging  er  natp  SRabrib,  wo 
er  nad)  Betawuej,  SRibera  unb  fflotja  flubierte,  unb 
Bon  ba  nad)  Bane,  wo  er  ju  SReiffonier  unb  ©riöme 
in  niipere  Bejiepttng  trat.  Ate  er  1866  wieber  in 
SS om  angelangt  war,  bratpte  er  eine  SRtipe  Bcfteltun- 
aen  beb  Barifer  Kunilbänblerä  ©oupit  mit.  Gr  lie* 
fcrte  fic  1869  ab,  utib  büret)  ifjre  Auäfteltunq  würbe 
iein  SRuf  begrünbet.  Sie  bcrüpmleften  biefer  öentälbc 
finb  bie  $?od)jcit  in  ber  Siearia  ju  äRabrib  unb  ber 
Sipmettciling  (eine  nadte  grau,  t>on  Jhiitjtliebpabcrti 
bewunbert).  Bon  feinen  übrigen  ©entälben  finb  bie 
peruorragenbftcn : ber  betenbe  Araber,  ber  marotta- 
nifcbe  Sfplangcnbättbtger,  Stameoalbfjene  aue  bem 
18.  3aprp. , bae  ©eritpt  eineä  Staib,  ber  nnditlitpe 
Seitficnjug,  bie  Bcrurtcitung  in  ber  Alpambra  unb 
bie  Sorlefmig  int  ©arten,  Bon  feinen  Aquarellen  ber 
maroltiimid)cSeppid)pänbterunbba8Stpwalbcncaf<. 
SReifterpaft  finb  aud)  feine geberjetcpnungen  unb  feine 
SRabierungen.  AuS  feinem  SRacplafi  Bon  © tubien,  Sfi  }■ 
jcit  unb  uttBoHenbelen  Bilbem  würben  800,000  Sr. 
gelBfl.  gortunpS  Shtnflanftpauung  war  burtbauä 
reatiftifd).  G8  War  ipm  nur  um  frappante  ©irtitng 
ju  tun,  weSpalb  er  beit  Spauptton  auf  btenbenbcä  Ko ■ 
lorit  unb  getftreidje,  lebenbige  3e<<h»ung  leflte-  Sa- 
ber  reitte  tpn  befonberä  bae  (irotifcpe,  weit  er  in  ber 
Beponolung  orientatifcper  SKoiibe  feinem  Sempera- 
ment  unb  ferner  foloriftifdjenfiaune  freien  Sauf  taffen 
tonnte.  Gr  pat  auf  bie  utobeme  franjBfiftpe,  italie- 
ttifepe  unb  fpaniftpe  Sdjutc  einen  groiiett,  nodj  peutc 
nadtwirfcnbeit  Ginflufj  geübt.  Bgl.  SaBillier,  F., 
Btt  vie,  son  aenvre,  sa  correspon'dance  (Bar.  1875) ; 
^riarte,  Fortnny  (baf.  1886). 

gorttunrhe,  bie  im  Repltor  beb  gortB  unter* 
gebratpte  ©atpe. 

gort  Sföatnic  efpr.  Mn),  fjauptftabt  ber  ©raffepaft 
Villen  im  ttorbanterifan.  Staat  Önbiana,  am  3ufam* 
menflufi  beb  St.  fjofepp  unb  St.  ÜRartj'd  jurn  SlRau- 
ntce  fotuie  am  ©abafp*  unb  Grietanal,  ßnotenpunlt 
Bon  neun  Gifcnbapncn,  tatp.  Biftpofefip,  mit  fdjö* 
ttem  ©eridjtogebäube,  brei  arten , ficben  pöpem 
Scpttlen,  bcbeiitettber  SJnbuftric  (1900  : 397  Betriebe 
mit  7255  Arbeitern  unb  12,5äRin.Brobuftion8wert), 
inbbef.  fünf  grofjc  Gifenbapnwcrtjliitten  mit  1429  Ar- 
beitern, Gifengiefjereien,  SDiaftpincn-,  Wagen-,  SDfepl-, 
SRBbctfabrilen  unb  aeoo>  45,116  Ginw.,  barunter 
Biele  Seuticpe. 

frort  Söittiam,  1)  ehemaliges  gort  in  Onbentefi- 
fpirc  (Sepotttanb),  am  ©eftfuf)  bc8  ®en  5ReBi8,  um 
1650  Bon  ©cnerat  SRont  alb  Stplüffct  jtt  ben  fepotti- 
fepen  Ipotptanben  gebaut,  1892  Bon  ber  Scftpotptanb- 
Giienbapngefcnftpaft  attgefauft,  mit (woo 2087  Ginto. 
6 km  norbüfttid),  am  Stalcboiiifdicn  Kanal,  ber  ©eilet 
Banauie,  mit  .fiotel.  — 2)  Grft  ncuerbingS  aue 
einem  Sofien  ber  ijjubfonbai*  Kompanie  entftanbene 
Stabt  ittt  Siflrift  Algonta  ber  tanabifepen  Brobinj  J 


— goruii. 

Ontario,  an  ber  Spmtberbat  beä  Obern  Seeä  unb  an 
ber  tanabifepen  tfjacificbapn,  mit  grofjen  GleBatovcn, 
©etreibe*  unb  GrjOerftpiffung  unb  (teou  3633  Ginw. 

gort  SÜortp,  ^auptftabt  ber  ©rajidmn  Sarrant 
tm  norbamerifan.  Staate  Serab , am  ©cfiarm  be-5 
Srinitpfluffcd,  wieptiger  ®apnfitotenpunft  (Bon  adtt 
Siniett)  uttb  t^auptguartier  ber  SepaS  ®an  V'anOle- 
Biepgü^  ter,  ad)t  großen  Sieppbfen,®etreibeeteBatoren, 
ftommüplen,  Baumloollenprefien,  ®iep*,  ©etreibe-  u. 
Baumwottpanbel , Bietfeitiger  jlnbuftrie  (1900:  209 
Betriebe  mit  1449  Arbeitern  unb  5 SRitt.  Sott.  ®ro- 
buttionöwerti  unb  (1900)  26,688  (1880  : 6663)  Ginw. 

fforum(lat.),  bei  ben  alten  SRömem  ein  für  ÜRarft- 
nertepr,  IMeridjÜBerpanbluttgen  unb  iiiottoüeriaintn* 
hingen  beftimmter  öffcntlicper  filap.  IRan  unterfdiieb 
Fora  civilia  für  Bjjentticpe  Berfamntlungen  uttb  ©e- 
ritpIPncrpanblungeit  unb  F.  venalia  für  ben  SRarft- 
Derfepr;  ju  lepterer  Art  gepörten  in  3iom  unb  anbera 
Stählen  namentliip  ber  Sinbemtarft  (F.  boarium), 
öemüfemartt  (F.  olitorium),  giftp-  unb  gleifcpmarft 
(F.  piscarium  unb  macellum),  Scpweinemarft  (F. 
suarium)  u.  a.  3n  SRom  war  ber  ättefte  öffmtlidje 
Btafc  baä  F.  Romanum,  autp  furjlueg  g.,  junt  Unter- 
idjieb  Bon  ben  fpätcr  entjtaubenen  aud)  F.  niagnunt 
ober  vetus  genannt.  Über  biefcd  unb  bie  übrigen  gora 
in  SRom  f.  SRom  (bie  antitc  Stabt).  — Sen  Üiamrn 
g.  füprlcit  bann  aud)  otele  Crtfcpaften.  unb  pier 
beutet  berfetbe,  qew&pntidj  mit  einem  anbent  i'iaiiten 
Berbunbcn,  bie  ©eritptabarfeit  unb  äRarftgeretpligteit 
ber  betreffenben  Orte  an.  Sie  betanntem  berfelbeit 
ftnb:  F.  Appii,  im  ©ebiet  ber  Soleier,  an  ber  Appi- 
fdjen  Straße  (Sreponti,  neuerbingS  wieber  goro  Ao- 
pto);  F.  Ccimelii,  Bon  Gometiuä  Sulla  angetnjte 
Kolonie  im  jispabanifdfen  ©allien  (iept  3tnoia);  F. 
ibilvit,  in  Sigurien  (jept  Baten  ja);  F.  Jutii,  S-ajen- 
ftabt  unb  gtottenftation  im  narboneufiftpen  ©allien. 
nad)  (inline  Giifar  benannt  (fept  grtjuej ; F.  Juliuw. 
römijd)c  Sfolottte  im  ©ebiet  ber  Sendet  (jettt  Girn- 
bäte)  fowte  fpäterer  Beiname  Bon  OUiturgi  ().  b.)  in 
fcifpania;  F.  Livii  im  jiepabaniftpen  ©atlien,  wo 
412  Blatibia,  bee  (jottonue  Stpmcfler,  ftep  mit  bem 
©otentönig  Ataulf  oermiiplte  fjeßt  gorli);  F.  Po- 
pillii,  im  jiepabanifd)en  ©aUiett  (jcptgortimpopoli); 
F.  Popillit,  in  Sutanien,  am  Sauager  (jept  Boßa); 
F.  Segusiavorum , ^auplftabl  ber"  SegupaBer  im 
lugbunenfiftpen  ©allien  (jejjt  geurS) ; F.  Sempronii, 
'Ä'unijipium  in  Umbrien,  am  SRetauruä  (jept  gof- 
fombrone).  3tn  Säger  bebeuleie  g.  beit  $lap  bor 
bent  gelbpemijelt,  wo  fid)  bae  Tribunal,  bie  Arae 
uttb  baä  Auguratorium  befanben. 

3tt  ber  jepigen  ©eritptefpratpe  Berjtcbt  man 
unter  g.  ben  ©critptepof  ober  bie  fflcricptefteUe.  bann 
autp  bie  ©eridjtebarfeit  unb  namentticp  ben  ©eritbte- 
ftanb  (f.  b.);  baper  F.  cambiale,  ©eifetgeridpt ; F. 
i ompetens,  bae  befugte,  F.  incompetens,  bae  ttnbt- 
fugte  ©erid)t;  F.  coütraetus,  ber  burd)  Bcrtrag*- 
abfcpluf)  inncrpalb  bce  ©erieptebejirte  begriinbde 
©eritpteftanb;  F.  delicti  commissi,  ber  ©rritpteboj 
bee  Ortee , wo  ein  Bcrbrctpen  begangen  worben  ift ; 
F.  deprehensionis , f.  Seprcpettfion ; F.  domicilii 
ober  habitationis,  ber  ©cridjteftanb  bee  ©opn*  ober 
Aufcntpalteorte;  F.  ecclesiasticum , geiftiitpe«  ©e- 
ridjt ; F.  originis , ber  ©critptepof  ber  Speiniat  ober 
bce  ©eburteorte;  F.  privilegiatum,  ein  Öerichte.poj, 
unter  bem  jcmnnb  feiner  Bcrfon  wegen  itept,  prioi- 
legierter  (crimicrtcr)  ©eritpteftanb;  F.  rei  sitae,  ber 
Ptcritptepof,  in  bejfett  Bejirt  flrcitige  Obicftc  liegen; 
F.  supremum , pötpjier  ©critptepof. 
nforttti,  BtJ,  f-  Kefcp. 


799 


Forza  — 

Forza  (ital.),  Rraft;  tutta  la  t,  ntufUnl.  ®ov- 
tragSbejeidjnung ; mit  aller  Straft. 

t orzäto  (ital.) , foniel  wie  Sforzato  (f.  b.). 

Sfoä  (g.*fur*3Rer,  [pr.  fs*|h*mh),  gleiten  hn 
franj.  Zepart.  Slponemünbungen,  Vlrronb.  Vtij,  auf 
einem  tpiigel,  1 km  nörblich  Dom  fflolf  Don  g.  be® 
SRittellänbifipen  SHeere®,  über  bent  ©tranbfec  Sfto* 
mac,  am  Sübenbe  ber  Ebene  Grau,  am  Äaiial  Don 
Vltled  tiadi  ©ouc  unb  an  ber  Sofalbapn  SBirama®- 
©ort*be*9ouc,  pal  ©tploftruinen,  eine  alte  Rirtpc, 
Salinen,  Gpemifalienfabrifation  unb  (looi)  661  (alb 
©emeinbe  1393)  ßimu.  — Zer  Siame  flammt  Don 
ben  Fossae  Marianne,  bem  Bon  SBariuü  104  D.  Epr. 
gegrabenen  Jtanal. 

gooenri,  granceSco,  Zöge  Don  Staubig  1423 
bis  1467,  au®  altem  ©efipleept  ftammenb,  erwarb  gleich 
nach  feiner  SSapl  Saloniibi  für  bie  SRepublil  unb 
braute  1425  eine  fliga  mit  glorenj,  gerrara,  SBan- 
tua  unb  Siaocnna  gegen  bie  Sibconti  in  IRailanb 
uftanbe.  Zer  Stampft  bauerte  mit  Derfdjiebenen 
Interbredumgen  bi®  1441  fort  ; im  grieben  ertoarb 
©enebig  SBrefcia,  Cergamo,  ©c®d)iera  unb  anbre 
Stäbte;  auep Brema  unitSiabenna  tarnen  batb  barauf 
unter  Dcnejianifipe  {'enfdiaft.  Zrop  biefer  glänjen- 
ben  Erfolge  Würbe  g.  im  gnnem  forlgefept  Don  ber 
©artei  ber  Sorebani  befämpft,  bie  e®  baput  braibte, 
ba&  fein  ©opn  3afob  angenagt,  gefoltert  unb  ber* 
bannt  rourbe;  er  ftarb  in  ber  Verbannung.  Zer  Sa* 
ter  aber  würbe,  angeblitp  wegen  Vlllcreitbwätbe,  26. 
Cft.  1457  abgefejjt  unb  ftarb  wenige  jage  barauf, 
1.  S?OD. 

gfodcölo,  Ugo  (urfprünglid)  ©iccolb),  berüpm* 
ter  ital.  Zicpter  unb  Patriot,  geb.  6.  gebr.  1778  auf 
gante,  geft.  14.  Sept.  1827  in  Zumpam  ©rcen  bei 
fionbon,  ju  ©palato  unb  ®enebig  erjagen,  wibmete 
ftifl  in  ©abua  flaffifdten  ©tubien.  Sein  Zrauerfpiel 
»Tieste*  würbe  1797  in  ©enebig  mit  Beifall  auf* 
genommen,  g.  erwartete  Don  ber  fron  jofifdjen  tllebo* 
fution  eine  Siebergeburt  gtalien®  unb  feierte  Slona* 
parte  al®  beffen  Befreier.  SRatpSRailanb  übergeficbclt, 
trat  er  in  frcunbfitjaftlidje  ©ejiepungen  ju  ©arini 
unb  SBonti,  maiptc  bann  in  ber  jiSnlpiniftpen  jegion 
Derftpicbene  Zreffen  mit,  war  mtt  SJiafjfna  in  Qtatua 
unb  feprte  nad)  ber  Stplacpt  Don  SRarengo  und)  SBai* 
lanb  jurüd.  jner  gab  er  feinem  juerjt  1798  opne 
Zrudort  al®  »Ultime  lettere  di  Jaeopo  Ortis«,  bann 
ju  Bologna  1799  al®  »Vera  storia  di  due  amanti 
infelici,  ossia  Ultimo  lettere  di  Jaeopo  Ortis«  er* 
fdjienenen  Stoman  bie  enbgültige  ©eftalt  (®enebig 
[»Staüen«]  unb  SWailanb  1S02,  befte  fritifdie  Vlu®g. 
non  Sltartinctti  unb Vlntona*Zraberfi,  Saluuo  1887; 
beutfd)  j.  ©.  Don  Seubert,  Ceipj.  1870).  3n  Der  erften 
Bearbeitung  eine  öoetpe®  »SJertper«  nacpgebiloete 
Siebe®geftbid)!e,  ift  er  in  ber  jweiten  ein  politifiper 
tfioman.  ©eine  patriotifdten  ©efüljlc  legte  g.  in  ber 
freimütigen  »Orazione  a Buonaparte«  iiieber,  bie  er 
al«  SRitglieb  ber  uad)  2pon  berufenen  ©erfammlung 
ji®alpinif<per®eputierten  fiprieb  (erft  nadt  Napoleon® 
Sturj  gebruift).  Zann  überfegte  er  be®  RaOtmadio® 
»Staat  ber  ©erenife«,  ging  aber  1804  wieber  al«  Ra* 
pitän  im  franiöftitbcn  fecer  nadj  Soulogne.  Sladj 
Sßailanb  jurüdgelebrt,  fiprieb  er  (1807)  fein  fdtönfte® 
©ebidjt:  »I  Sepolcri«  (befte  WuSg.  Don  ©alifi,  SRom 
1892;  ZrtPifan,  3.  Vlufl.,  ©erotia  1889;  Vtntona* 
ZraDerfi  unb  SBartinetti,  Zurin  1884;  Eanello,  ©a* 
bua  1883;  Dorjfigliipc  beutfipe  Überlegung  Bon$epfe 
in  ben  »gtalienifdtcn  Zidjtem*,  ©b.  1,  ©cd.  1889), 
unb  beforgteeineVluSgabe  Don  SBontecuccoli®  Stalen 
1809  erpielt  erben  ftpon  nadp  wenigen  SJionaten  auf-  , 


- goffnno. 

gepöbenen  Seprftupl  ber  Gloguenj  an  ber  Unincrjilät 
®ania.  tpieranf  bradjte  er  in  SRailanb  feinen  »Ajace* 
auf  bie  ©iipne,  ber  ipm  Wegen  ber  politifdjen  Vln* 
fpielungen  bie  ®erweifung  au®  ber  Sombarbei  jujog. 
gn  glorcnj  Derfafete  er  bie  »Ricciarda«  unb  tcljite 
erft  1813  nad)  SJiaiianb  jurüd.  31ad)  bnti  ßinjug 
ber  Öfterreidjer  wanbte  er  fid)  nad)  ber  Sdiwcij,  wo 
er  bie  äujjcrft  bittere  Satire  gegen  feine  geinbe  »Di* 
dymi  Clerici  propbetae  miniini  hypcrcalypsros  li- 
bor  singularis«  feprieb,  unb  1816  naipSonbon,  glän* 
jenb  aufgenommen.  Stier  fdjrieb  er  feine  »Saggi  sul 
IVtrarca«  (Sonb.  1824),  einen  »Discorso  sul  testo 
di  Dante*  (baf.  1826),  arbeitete  für  Derftpicbene  eng* 
liftpe  Reitfipriftcn  unb  lieferte  eine  geftpäftte  Vludgabe 
ber  »Divina  Commedia«  (baf.  1824,  4 ©be.),  fielt 
aud)  feit  1823  Sorlefungen  über  italienifipe  ©praipe 
unb  Citeratur.  Vlbcr  ferne  Steigung  jur  ©erftpwen* 
bung  bratpte  ipn  in  brüdenbe  ©erpältniffe,  unb  er 
(tarn  arm  unb  Derlaffen.  1871  Würben  feint  ©ebeine 
nadt  glorenj  gebraipt.  ®on  SBcrfen  goSeolo®  finb 
nop  ju  erwiilinen  ber  »Discorso  dcll'  origine  e dell’ 
officio  della  lettcratura* , bie  treffliepe  Uberfepung 
Don  Sterne®  »Sentimental  journey«  unb  ber  ;Dis- 
corso  storico  sul  testo  del  Decamerone«.  Sic  Über« 
fepung  ber  »glia®«  in  reimlofcn  ®erfen  blieb  unDoll* 
enbet;  ebenfo  ba®  ©ebiebt  »Le  Grazie*.  $ie  »Dis- 
corei  storici  e letterarii«  (SKoil.  1843)  entpalten 
©eitrage  für  engliftpe  Journale.  Zic  »Poesie*  fmb 
öfter«  gebrudt  (j.  ©.  Don  SSeftica,  glor.  1889).  Zer 
Entwurf  einer  Zragöbie  »Edipo*  würbe  Don  Vln* 
iona-ZraDerft  Deröffentliipt  (Gitta  bi  Gafietlo  1889). 
Eine  WuSgabe  fämtiiiper  SBcrle:  »Ogere  edite  e po- 
stume di  Ugo  F.*,  nebft  »Epistolario*  erftpienglo* 
reuj  1860—69,  11  ©be. , eine  Ergänzung  baju  gab 
Gbiarini  (baf.  1890).  Eine  fritifpe  VInbgabe  einiger 
©ebiepte  nnb  gragmente  (16)  befolgte  Vlntona-Zra* 
Derft  (»Poesi  di  U.  F.«t  SHom  1889).  Sein  Ccbcn 
ftpdeben  ®ectpio  (Pugano  1830),  Earrer  (©eite* 
big  1842),  Vlrtufi  (glor.  1878),  Sliartinetti (»La 
vita  militare  di  U.  F.*,  2iDorno  1883),  Vlntona* 
ZraDerfi  (»Ugo  F.  nella  fiuuiglia«,  TOail.  1884), 
be  SBindel®  (©erona  1885—97,  3 ©be.,  unbraudi- 
bar)  unb  ©allaberi  (CiDorno  1892).  ©al.  audi 
Eorio,  Rivclazioni  storiche  intorno  aa  U.  F. 
(SRail.  1873);  Vlntona»ZraDcrfi:  Studii  su  U.  F. 
(baf.  1884),  La  vera  storia  dei  Sepolcri  (Sioorno 
1884),  De'  uatali,  de'  parenti,  della  famiglia  di 
U.  F.  etc.  (SRail.  1886)  unb  Curiositi  foscoliaue 
(Sologna  1889);  Sliartinetti,  La  Laura  di  U.  F. 
(Zuriit  1891);  Epiariiti,  Gli  amori  di  U.  F.  (Bo- 
logna 1891);  ©raf,  Foscolo,  Manzoni , I*eopardi 
(Zurin  1898);  gott,  L'iunore  in  U.  F.  (baf.  1901). 
»Lettere  inedite  di  U.  F.  a Silvio  PeLlico«  gab 
VtDoti  (9iom  1885),  »Ungcbrudte  ©riefe  Don  grenn* 
ben  II.  goäcolo®«  Vi.  Zoblcr  (©erl.  1892),  »Lettre« 
inödites  de  U.  F.  4 Hudson  Gnrncy*  9i.  Zobler  (im 
»Giornale  storico  della  letteruturc  italiaua* , ©b. 
39,  Zurin  1902)  fierau®. 
gontc  unb  goritrölanb,  f.  gorfeti. 

Fossa  (lat.),  ©s-ubc,  (traben;  F.  axillnris,  Vlipfel* 
pöple;  F.  lacrimalis,  Zröncnrinnc;  F.  temporalis, 
Scpläfengrubc;  F.  Sylvii,  f.  ©epirn. 

goffnltn,  ©ad)  in  ber  9iiipe  Don  Wobena  in  gta- 
Iien,  bcnfiDürbig  burip  bie  Siplaipt  28.  Sliai  1249,  in 
ber  SUinig  Gnjio  (f.  b.),  illegitimer  Sopn  Jtaifcr  gricb- 
ridj®  II._,  in  bie  ©efangenfepaft  ber  ©ologncfen  fiel. 

goffano»  ©tobt  in  ber  ital.  ©roDinj  unb  beni 
Rreiie  Etmeo,  390  m ü.  SB.,  linf®  an  ber  Stura,  an 
ben  ßifenbapnlinien  Zurin-Sabigliano-Eunco  unb 


800 


goffano  — götterle. 

g. - SRottboBi , ift  ©tftpofdiip,  pal  ein  int  14.  3abrp.  i'JMflntp.  1880)  peraud.  £>uifp,  Birket  F.,  hü 
erbautcd  Scptoft,  SHtite  alter  Stabt  mauern,  eine  Jia-  life  and  work  (Sionb.  1890). 
tbebrale,  eine  loiffenfc^aftlidje  Slfabemie  mit  ©iblio-  3)ßpartcd,  ginaitjminiflerberSBereiutgtenStaa- 
ttief,  ein  Seminar,  ein  ©pntnaftuttt , eine  tctpniftpe  ten,  geb.  12.  Vlpril  1828  in  Seneca  Gountg  (Opio), 
unb  eine  Sierarjncifcpute,  -;wet  3utpipäufer,  Aulner-  erwarb  fiep  aldGifcnbapnfpefutant  unb©anfirr  große 
fabrif,  Scibenwcbcret,  Scibenfpinnerei,  ©apterjabrif,  Sieieptümcr.  1870  Würbe  er  in  ben  Stongreft  gewählt; 
Sorbfled)terei , Raubet  unb  usai)  ca.  8000  (alb  Oie-  ald  iUitlglicb  bed  Unterfuepungdaudfebujjei,  ber  1874 
meinbe  18,133)  Gin».  — g.  mar  iHeftbcnj  ©pilibert  natp  Couiftana  ging,  alb  bort  jwei  Staatdngierun- 
Gtnanueld  »an  SaBopcn  unb  meprerer  ferner  3(adi-  gen,  eine  republifanifcpe  unb  eine  bemofratiftpc,  perrftp. 
feiger.  3m  Sprit  1798  warb  ed  een  ben  granjofett  ten.  erflärtc  g.  mit  ber  Dfinberpeit  Icptcre  alb  bie  bc. 
erflünnt,  16.  Scpt.  1799  abcrntald  bon  biefen  beieat,  reeptigte.  Gr  warb  1879  jum  ©ouberncur  Bon  Cbto 
aber  (eben  18.  Sept.  Bon  ben  Cfterrettpcnt  unter  SMe*  gewäplt,  ging,  naipbem  fein  jtoeiter  Semtin  ju  Gnbe 
lad  mieber  genommen,  Worauf  lepterer  bie  gramofen  mar,  in  feine  §eintat  jurild , würbe  aber  1891  Born 
4.  unb  6.  Sion,  bei  bem  napen  Sorf  ©enola  unb  bei  ©räfibtnlen  fcarrifon  jum  ©unbedfepapamtajefretar 
Sauigliano  ftplug.  berufen  unb  trat  1893  jurüd. 

gütiano,  ilal.  Maler,  f.  ©orgognone.  {ffoftite,  eine  ffiiicpitng  Bon  etwa  10  Seilen  Ship> 

fioffc,  Maler,  f.  Sa  goffe.  fernitriol  mit  etwa  90  Seilen  Spedfteinmepl  unb  Ber- 

fyoffil  (lat.),  and  berGrbe  gegraben;  bapergof«  ftpiebenen  oaljen,  wirb  als  'Mittel  gegen  parajitäre 
filien,  joniel  wie  Mineraltürpcr  ober  ©efteindförper  ©flamenfranfpciten  unb  tienfdie  Sdtäblinge  empfob- 
im  allgemeinen,  befenberd  bie  in  ben  ©efteinett  ent’  len.  Go  wirb  pulBerförmig  auf  bie  ©flanjen  gebracht, 
balleitett  Mineralien  organiftpen  llrfprungd  (fojfile  ober  alb  goftitebrüpe,  beftepenb  audStupferBurioI. 
Mople,  brennbare  gofjilien)  unb  Uiefte  organifeper  boppeltlofilettfaurent  Siatron  unb  flebettb  Wirlenben 
Siefen  (fofftleSicr*  unb  ©flau jenarten  obcrSicrflcine*  ©flantettfloffen. 

rungett,  ©etrefaften).  goftoria , Stobt  in  ber  Gäraffepaft  Seneca  bei 

Iroffombroitc,  Stabt  in  ber  ital.  ©roBin;  ©efaro«  norbamerifan.Staated  Dpio,  füblitp  Bon  Solebo,  Streu. 
Urbino,  Jfreid  Urbino,  in  einer  Salcngc  am  Metauro,  jungdpuntl  bon  fünf  ©aptten,  mit  Sfnturgadqucllen, 
att  ber  Strafte  Bott  gano  natp  SKotit  (ber  alten  Sia  ©lad-  unb  Gifenwarettfabrifen  unb  (isoo)  7730  Gm», 
glaminia),  bie  Weiler  jiiblitp  ben  ©aft  Bon  gurlo  got,  bad  gufcittaft  in  Stpweben  bis  1889  unb  m 
tf.  b.)  überjtpreitet,  ©iftpofdfip,  pat  eine  Ratfiebralc,  gittnlnnb  (fittniftp  3 a 1 1 a)  bia  1891,  = 29,e»o  cm. 
Wpmnafium , Seminar,  ^ucplpaud,  eine  Seepniidte  amtlid)  feit  1869  jepnteilig  mit  10  Sunt,  früper  unb 
Sdjule,  Seiben-  unb  Ölinbuftrie  unb  tuet)  ca.  8000  bid  1862  in  12  Scrttum  ju  12  fiinier  geteilt. 

(ald  ©emeinbe  10,428)  Gittw.  3«  ber  Stäpe  ftanb  ßiital,  Wad  fitp  auf  ben  götud  ober  Gtitbrpo  be- 
bad  alte  Forum  Sempronii  in  Umbrien.  Bon  bent  nodt  jiept.  giitalfranfpeiten,  f.  Gmbrpo,  S.  750. 
Spuren  eine«  Spcaterd  uttb  ber  lore  oorpattben  iinb.  fpötalfrcidlanf , f.  Gmbrpo,  S.  749. 

Fossöres  (lat.,  »©räber« , grietp.  Kopibtni),  in  giitnlpnlö,  bie  burtp  bie  ©audibeden  ber  Siutter 
ber  altcprifllitpen  Sircpe  bie  Solengräber,  weldte  bie  unb  bie  Uterudwanb  pinburtp  pörbaren  fjerjtöne  bei 
Sleitpenbeflatlung  in  ben  unlerirbtfcpen  ©egräbnid*  Sbtud,  bilben  bad  fidicrfte  3ci<Pen  für  bad  Sorpan* 
pläften  ju  beforgen  patten  unb  wegen  ipred  widjtigen  benfein  ber  Sdjwangcrftpaft  unb  für  bad  Seben  ber 
Vlmted  (tt  ben  ttleritern  (©eifllicpen)  gejäplt  würben,  grudit.  Set  g.  wirb  geWSpnlitp  erft  Bon  ber  SKitte 
Jvoftnt,  arab.  9(ame  Bon  Üllt-Säairo,  f.  Rairo.  ber  Sdituaitgcrftpaft  an  wapmepmbar.  Seine  gre- 
*f öfter,  engl,  ©leigewipt  tu  28  ^unbrebweigptd.  qtten;  untcrfipeibet  fttp  Wefentlicft  Bott  beqenigen  bei 
goftcr,  l)3opn  ©Jelld,  yngeitiettr.geb. 3. S»är,t  ntütterlipen  ©iilfed  unb  beträgt  bureftjtftniulup  130 
1816  }tt  ©clcrdpaut  in  SKaffadjufettd,  ge|t.  20.  3um  bid  140  Soppelfeplage  in  ber  Üiinute. 

1873  tn  Gpicago,  war  1837—38  bei  ber  geologtfpett  Jffotpcrgitl , 3 e i f i e , engl.  SJomanfepriftftellerin, 
©ufnalimc  Bon  Opio  unb  1849  im  Supferbiftrifl  geb.  7.  3uni  1851  ald  Sodtter  cincd  ßaufittannd  in 
Bon  SlKicftigan  befpäftigt.  Gr  fdtricb;  «Report  oa  I iutancpcflcr,  geft.  28.  3ufi  1891  in  ©ent.  ©on  ipren 
tbe  geology  and  topograpliy  of  the  Lake  Superior ! Soutanen  finb  unter  anbent  ju  nennen;  «Healey,  a 
Land  District  in  theState  ol  Jlichigtrn«  (Safpingt.  rotnance«  (1876);  «The  first  rioUn«  (1878),  ibr 
1860 — 69,  2 ©bc.);  »The  Mississippi  volley«  (Gpi  äReifterwerf,  audgejeidinet  burep  bie  ßenntnid  beut- 
cago  1869);  «Prehütorio  ruces  of  the  United  Sta-  fdtett  Siebend  unb  bad  feine  mufitalifepe  Serftänbnid; 
tea  of  America«  (4.  Vlutl.,  baf.  1878).  »The  lasst»  of  Laveriiouse«  (1888);  »A  march  in 

2)  ©irfet,  engl,  fjeidjner  unb  ©ialer,  geb.4.gebr.  the  Ranks«  (1890);  «Oriole's  daughter«  (1893). 
1826  in  Slorlp  Spielbd,  geft.  im  ©pril  1899  bei  Sep-  gotpcrgillftpcr  ©cfid)tdfd)tttcrt,  f.  Gleftdptd- 
bribge  (Sttrretj),  erlernte  junätpit  bie  ftuttjt  unter  ftpmerj. 

bem  iioljiipneiber  G.  SianbcOd  in  Sonbon,  gab  bann  gotperingpat)  (tor. fiUertn-c«),  Sorf  in  Kortbamp* 
einige  iüuftrierte  Siinberbütper  peraud  uttb  war  ald  ionfpire  (Gnglanb),  am  dien,  15  km  fübweftlidb  non 
,Seid)ttcr  für  bie  »Illustrated  London  News«  tätig,  ©eterborougp,  mit  teilweife  erpaltencr  gotiftper  Rirtpe 
Sein  erfted  perBorragenbed  SBerl  waren  bie  3ttuflra»  and  bem  15.  3aprp.,  geringen  Srümment  bed  Stplof- 
tionen  ju  fiongfellowd  Gpoi<  »Guattgeline«  (1860),  (cd,  in  bem  SRitparb  III.  geboren  unb  ®aria  Stuart 
betten  fotepe  ju  ©Jorbawortp , Öiotbfmitb,  Spomad  (1587)  entpnuptet  Würbe,  unb  asot)  195  Ginw.  3“' 
©rep  ttnb  anbern  englifepen  unb  anterifaniftpenSitp-  fob  I.  lieft  bad  Sdtloft  niebeneiften. 
lern  folgten,  Wobei  g.  fleta  bad  lanbftpafllitpe  Gle-  ffotib  (lat),  ftinlenb. 
ment  nnb  bie  Sec  mit  ©orliebe  betonte.  Seit  1860  Foetorlus , ber  31tid. 

Wanble  er  fitp  tnepr  ber  Vlguarellmalerei  ju  unb  jeitp-  gottcrlc,  granj,  ©colog,  geb.  2.  gebr.  1823  ju 
nele  fiep  pieritt  burtp  reijenbe  ©ilber  aud  bettt  päud-  SDiramotift  in  ih'äpren,  geft.  5.  Sept.  1876  in  Sicn. 
Iid)cn  intb  tänblitpen  Sieben  bed  englifepen  Sotfed  unb  würbe  1849  Ülffiftent  att  ber  ©eotogiftpen  3feitpd- 
indbef.  ber  fiinbertoelt  and,  bie  burtp  ©potograppie,  anftalt,  1856  ©ergrat,  1867  Gpefgcolog  unb  1873 
garbettbnttf  uttb  £iol,;ftpnitt  groftc  ©erbreitung  fan-  ©ijebirettor  ber  Wnftalt.  Gr  Wibmete  jttp  mit  Sor- 
ben. Gin  »©irfet  goftcr-ftlbum«  gab  ö.  Stperer  | liebe  Unterfmpungen  über  bad  Sortommcn  nupbarcr 


801 


götuS  — 

^Mineralien  unb  bereifte  ju  folchem  3med  bie  Sieb* 
lüfte  best  Scbmarjen,  bie  afiatifehm  Ufer  beä  Slar« 
maramecrä,  ©rieebenlanb  unb  alle  leite  öfterreießa. 
9ln  bet  geoiogifchen  Sortierung  Ofterreid)3  nahm  er 
tätigfien  Hnteil.  Er  lieferte  eine  geologifdje  Über« 
fid) starte  »an  Sübamcrifa  (©ien  1854)  unb  einen 
«©cologifeßcn  Ptlaä  beä  öflerrcid|ifd)en  Kaiferftoatä« 
(®otf)a  1850),  ber  aber  burd)  3.  p.  Stauerä  Sorten 
Weit  überholt  mürbe.  Auch  fchricb  er:  »©eologiiche 
Itberfidjt  t>er©ergbaueberöfterreid)ijd)en2Ronarchie« 
(mit  fjauer,  ©icct  1855);  «©erichte  über  bie  geoto« 
gifd)e  Aufnahme  beä  füMidjen  unb  meftlidjen  äfiöt)’ 
ren«  (bof.  1853  u.  1858). 
ffbtuä  (Setuä),  f.  Smbrtjo. 

Fern  (fronj.,  tpr.  w,  meibl.  gönn:  folle),  nörrifd), 
Derrüctl;  'Jtorr;  ber  Säufer  im  Sdjachipiel. 

fyoucart  ffpr. futär),  «aut,  fronj.  ©etefjrter,  geb. 
15.  iUiörj  1836  in  Pariä,  befudjte  bie  Stormalfdjute, 
bamt  bie  framöfiid)e  Schule  ju  Slttjeu,  »urbe  1868 
Profeffor  om  Sqcce  Sharicmagne  itt  Pariä,  1870  am 
Sqcäe  'Hon aparte,  hielt  feit  1874  Porlefmtgcn  am 
Kollege  be  gronce  über  6pigrapl)if  unb  gnedjifcße 
Altertümer  unb  mürbe  1878  junt  SSitgtieb  beä  Jüt« 
ftitutä  unb  nod)  in  bemfelben  yaljr  junt  Direttor  ber 
fron  jbfifdien  Schule  in  Silben  ernannt,  mo  er  biä  1890 
blieb.  Dann  trat  er  fein  Schrämt  am  Sott  ege  be 
grance  mieber  an.  Sr  Perbffentlichte:  «Inscriptions 
recueillies  4 Delphes«  (1863,  mit  ©efeßer),  ■ 516- 
moire  snr  l’affranchissement  des  esclaves  par  forme 
de  vente  4 une  divinitfe*  (1867);  »Mämoire  sur 
les  ruines  et  l’histoire  de  Delphes«  (1868);  >Dcs 
associatious  religieuses  chez  les  Grecs«  (1873); 

• M elanges  d'bpigraphie  grecqne« ( 1 88 1 ) ; » Recher- 
ehes  sur  l'origine  et  la  nature  des  mystäresd'Eleu- 
«isi  (1895)  unb  »Les  grands  mystdres  d'Kleusis. 
Personnel,  ebrbmouies.  (1900). 

gouenutt  (isr.futs),  Sbon,  Phßftfer,  geb.  18.  Sept. 
1819  in  Pariä,  geft.  bafelbft  11.  gebr.  1868,  flubierte 
SHebijin , mibntete  ftd)  aber  mit  Sot  liebe  ber  gort« 
bilbung  ber  Photographie  unb  madite  j.  ft  gemein* 
iam  mit  Donnt  unb  gijenu  optifthe  Stubien.  ©rofecä 
Auffehen  erregte  baä  oon  ihm  angegebene  Pcvfal)» 
reu.  bie  Drehung  ber  Srbe  burdi  ein  frei  (thmin* 
genbeä  Penbel  ju  bcmonitriereti  (f.  Soucaultä  Penbel- 
ocvjutb).  1854  peröffcnttidite  er  eine  Arbeit  über  bie 
®efd|minbigteit  beä  Sithteä  in  berSuft  unb  im©affer 
unb  befthnmte  au<h  bie  abfolute  ffiefdtminbigfeit  beä 
Sicbteä  im  luftleeren Slaum,  morauä  fid)  bann  berAb« 
ftanb  ber  Srbe  oon  ber  Sonne  berechnen  liefe.  Seit 
1855  Phbf'fcr  beä  Portier  Cbferoatoriumä,  bemühte 
er  fi<h  um  bie  Seroollfommnung  ber  aftronomifefeen 
gnflrumente  unb  baute  Spiegelteleffope.  bereu  ©laä» 
fpiegel  mit  einer  fehr  lidjtftarlen  Silbe ridi'd)!  über« 
jogen  roaren.  1862  mürbe  er  p füiiiglieb  beä  San« 
genbureauä  gerofthlt.  Sr  erfanb  auch  einen  Regulator 
ulr  fdmeü  rotierenbe  ffirper,  lieferte  Unterfliegungen 
über  Sänne  imbWagnetiämuäunbfonftruiertc  einen 
eleftromagnetifd)en  Apparat  jur  Ummanblung  ber 
medianijcben  Arbeit  in  ©arme.  Seit  1845  rebigierte 
er  ben  miffenfdjaftlichen  Seil  beä  «Journal  des  D6- 
bats*.  Pgl.  Siffajouä,  Notice  historique  sur  la 
vie  et  les  travaux  de  L6on  F.  (Par.  1875);  «Re- 
oueil  des  travanx  scientifiques  de  Läon  F.«  (hräg. 
00»  öariel  unb  ©ertranb,  baf.  1878). 

goucaultä  ©cnbelDcrfuef)  liefert  ben  äugen 
fchetnltdienSemeiä  ber  täglichen  Umbrehung  berÖrbc 
um  ihre  Achfc  oon  ©eilen  nad)  Offen.  Sin  idjmin- 
enbeä  Penbel  hat  oerntöge  ber  Srägheit  baä  ©eftre» 
en,  in  feiner  Sehmingungäebene  ju  oerharren,  unb 
SResetl  Äono.-fiettfoit,  6.  Butt.,  VI.  CS. 


(Jfoucauj. 

hält  biefelbe  auch  ber  Umbrehung  ber  Srbe  gegenüber 
feft.  Dentt  man  fid)  ein  Penbel  über  bem  Pocbpol 
ber  Srbe  aufßehängt,  fo  behält  bie  Sehmingungäebene 
beä  Penbelä  ihre  SRicfetung  im  Siaum  bei,  roäßrenb  bie 
Srbe  famt  bem  auf  ihr  ftehenben  ©eobaeßter  fitf) 
unter  bem  Penbel  Oon  ©eften  nad)  Often  breßt;  ber 
Beobachter,  ber  feinen  Stanbpuntt  für  feit  hält,  mirb 
baßer  bie  Schmingungärichtuug  beä  Penbelä  in  bejug 
auf  bie  Srboberfläcbe  oon  Often  über  Süben  nact) 
©eften,  alfo  nach  reefetä  hin,  fid)  brehen  unb  in  24 
Stunben  einen  ganjen  Umlauf  Ooüenben  fehen.  An 
jebent  anbent  Ort  fann  bie  Don  ber  Srbumbrehung 
herrührenbe  ©emegung  ber  Srboberftädje  aufgefafet 
merben  ald  jufammengefeßt  auä  einer  langfamem 
Umbrehung  um  eine  oertifale  Aefjfe  unb  niiä  einer 
ffortführung  oon  ©eften  nad)  Offen ; nur  bie  erfterc 
©emegung  lann  ju  einer  fcheinbaren  Drehung  ber 
SchmtngungärichUing  beä  Penbelä,  aufbernörbiichen 
Srbßälfte  nad)  rechts , auf  ber  (üblichen  nad)  linfä 
herum,  Pnlafe  geben,  bie  um  fo  langfanter  erfolgt, 
je  näher  ber  Ort  bem  'Äquator  liegt  unb  am  Äquator 
fetbfl  3iuü  ift.  Die  fflintelgefchminbigleit  w ber  Dre- 
hung um  bie  Sertifale  an  irgenb  einem  Orte,  beffen 
geographifefee  ©reite  <p  ift,  mirb  nämlid)  gefunben, 
menn  man  bie  am  Pol  ftattfinbenbe  gröfete  ©linfel- 
gefchroinbigfeit  w mit  bem  Sinnä  ber  geographifchen 
©reite  muttipiijiert,  ober  eä  ift  w'  = \vsiu<r.  ^ier« 
nach  braucht  in  ©erlin,  beffen  geograpbtfd)e  ©reite 
62l/t°  beträgt,  bie  Sehmingungäebene  beä  Penbelä 
ju  einer  ganjen  Umbrehung 30  Stunben  15äRinuten. 
Senn  biefer  Perfud),  ber  bie  Umbrehung  ber  Srbe 
um  ihre  Pd)fe  unmittelbar  jur  Pnfdjauung  bringt, 
gelingen  fott,  mufe  man  ein  Penbel  Don  großer  Iräg« 
heit  mähten,  baä,  einmal  in  ©emegung  gefegt,  lange 
3eit  fortfehmingt  .nämlich  eine  febmere  Pieta  (Imaffe, 
an  langem,  bünnem  Draht  in  einem  hohen  SRaum 
aufgehängt,  ffoucault  felbft  führte  ben  ©erfud) 
1852  im  panthlon  ju  Pariä  auä  mittelä  eineä  Pen- 
belä  oon  67  m Sänge  unb  eineä  SJIeffinggemicbtä 
oon  28  kg;  in  Dcutfcblanb  mürbe  ber  Perfud)  oon 
Schmerb  im  Dom  ju  Speper,  oon  fflarthe  im  Dom  ju 
ftbln  unb  anbermärtä  mit  Srfolg  mieberholt.  Pgl. 
©arthe,  Soucaultä  Perfud)  (Söln  1852);  Piäto, 
ffoucaultä  ©emeiä  für  bie  Vlthienbrehung  ber  Srbe 
(Sriinn  1853);  ^ullmann.  Der  8oucaultfd)e  Pen- 
beloerfud)  (Clbenb.  1873). 

fffoucaultftröme  p©  i r b e I ft  r ö nt  e),  f.  Sleltrifehe 
3nbultion,  S.  621. 

fßoucaug  ctpe.futs),  Philifhe  Sbouarb,  franj. 
Crientalift.  geb.  1 1. Sept.  181 1 in  Pngcrä.  geft.  19.  Diai 
1894  in  Pariä,  ftubierte  bovt  unter  ©urnouf  orten« 
talifche  Spradien,  mürbe  1842  Profeffor  beä  libeti« 
fehen  an  ber  ficole  des  langaes  orientales  vivantes 
unb  1868  Profeffor  beä  Sanälritä  am  ColISqe  de 
France.  Seine  fmuptroerfe  bejieben  ftd)  auf  bie  tibe« 
tifche  Sprache  unb  Stteratur,  fo  «Rgya-tcher-rol-pa, 
ou  Däveloppement  des  jeux , coutenant  l histoire 
du  Bonddha  Sakya-Muni«  (par.  1 847  —48, 2 Die. ; 
bie  libetifche  Perfion  ber  ©ubbhabiographie  • Lalitavi- 
stara«);  »Grammairedelalangue  tibätaine«  (1858). 
Später  manbte  er  fid)  ben)  Stubium  ber  Sanätrit« 
literatur,  namentlich  ber  inbifdjen  Dramen  unb  Epen, 
ju  unb  oeröffenllichte  Überießungen  Pon  letten  bie- 
teä  ©ebietä  fomie  beä  «Lalitavistara«  (1884  — 92, 
2 ©be.,  in  ben  «Annaies  du  Musäe  Gniraet«)  unb 
Heinere  Arbeiten  in  ber  «Revue  de  l’Hi-toire  des 
ReUgions«  unb  anbem  3citid)nflen.  Seine  ©altin. 
geborne  8 i 1 o n , maebte  ftd)  unter  bem  SRamen  3R  a r t) 
Summer  alä  Sthriftfteüerin  befannt. 

51 


802 


goud^  — goudjer  bc  Gareil. 


gonthö,!Pc.fü|<»<i,  gofepb.Eerjoq  BonCiranto, 
franj.  Bolizeinünijter,  geb.  21  ffiai  1759  in  'fkGcrin 
bei  Raute»  als  3 opn  eine«  SchiffSfapitäit»,  geft  26. 
Dez-  1820  m Drieft , trat,  »egen  fchwätblichen  Äör- 
perS,  bei  bem  Crben  ber  Dratorier  ein.  ßr  erhielt 
ober  nur  bie  niebtrn  Seiten  unb  Wirfte  alb  Siehrer 
ber  Raturwiffenfcbaften,  bann  alb  Borfteber  ber  Schule 
ber  Cralorier  in  RantcS.  SBie  Biele  feines  CrbenS, 
fdlloB  er  ftd)  ber  Resolution  an,  trat  bann  1792  aus 
bctn  Crben  aub  unb  heiratete.  ÄIS  CMcmäBigter  tnurbe 
er  gleichzeitig  in  ben  Sonn  ent  gewählt.  Stier  trat  er 
halb  ju  ber  |iegreid)  Borbringenben  Bergpartei  über, 
mit  ber  er  für  bie  Einrichtung  üubwigSXVI.  ftimmte. 
2US  Benoltmächtigter  beS  SfonBentS  organijierte  er 
bie  3d)redciu'berrid)aft  unb  ben  ÄthciSmuS  inRanteS 
fowie  in  ben  Departements  BonSfittelfrantreieh,  jeigte 
aber,  trab  blutbürftiger  Bhrafen,  tatfäebliche  Uiatsi- 
aung  unb  Schonung  ber  Berfonen.  DaSjelbe  Stiftern 
befolgte  er,  als  er  im  RoBentber  1793  mit  bem  furcht» 
baren  ßoflol  b’EerboiS  jur  3üchtigung  ber  gegen  bie 
Schrccteneherrjchaft  empörten  Stahl  Slpon  auSgefanbt 
mürbe ; er  wagte  junächft  nicht,  fid)  offen  bem  3)iaffen» 
inorbe  ju  miberfepen,  rettete  aber  Biele  Uinjelne  unb 
machte  nach  KoUotS  Vlbreife  bem  Blutbab  ein  ßnbe 
(gebniar  1794).  ßr  mürbe  beShalb  Robcsspictre  Ber- 
bäditig;  fo  mürbe  g.  einer  ber  tmuptfäctüirfiftcn  Ur- 
heber Bon  beffen  Sturz  am  9.  Dbertnibor  (27.  3uli). 
VI ber  fein  Auftreten  als  SchrecfenSmann  führte  feine 
Änflaqe  Bor  bem  ÄonBent  herbei  (Äuguft  1795).  Bon 
beren  feirfungen  ipn  nur  bie  Ämneftte  Born  Cftobcr 
b.  3-  befreite.  Der  Sieg  ber  entfdjiebenen  Rcpubli- 
taner  im  Direftorium  unb  feine  alten  Berbtnbun- 
gen  mit  bereu  fieiter  BarraS  riffen  ihn  aus  breijäh' 
riger  Untätigfeit  unb  führten  feine  Berwenbung  im 
biplomatifchen  Dicnfte  herbet  3ut  September  1799 
jum  Bolijeiminifter  ernannt,  trat  er  in  bie  Saufbabn 
ein,  ju  ber  ihn  fein  febarfer  Berftanb,  feine  ungewöhn- 
liche 3Renfd)cnfennlni8,  feine  rüdfichtölofe  Berfd)la- 
genbeit,  feine  greube  an  3utrigen  unb  feine  unbe- 
grenzte  ÄrbeitStrnft  Bor  allem  beriefen.  3n  wenigen 
ffionaten  organifterte  er  bie  öffentliche  roie  bie  ge- 
heime Bolijct  in  muftergültiger  SSetfe  unb  benujtte 
fie,um  ftd»  felbft  eine  gewaltige  üRmbt  über  «He  tttaifen 
ber  Beoölferunq  foroie  einen  rieftg  anfdjroellenben 
Reichtum  ju  Perjchaffen.  Dabei  war  er  für  feine  Ber» 
fon  mäBig.  ein  licbeooflcr  (Matte  unb  Bater.  Sein 
hauptfächlicher  (Meftcblepunft  mar,  ftch  in  ber  (Bemalt 
ju  erhalten,  fein  zweiter,  bie  (Bnmbfäpc  ber  Gleichheit 
unb  ber  retigiöfen  Dulbuna,  Welche  bie  RePolution 
Bermirf licht  patte,  J«  bewahren.  Sonft  waren  ihm 
Berfonen  unb  Spftente  ber  Regierung  gleichgültig, 
ßr  wanbte  ftch  halb  ber  gewaltigen  Berfönlid)feit  Bo» 
napartes  ju  unb  unteritüjilc  ihn  eifrig  bei  ber  RcPo- 
lution  beS  18.  Bntntaire  (9.  RoP.  1799).  3ufllt'(h 
ficherte  er  feine  perjönliche  Stellung,  inbem  er  burch 
fchonenbe  Bepanblung  ber  ejtrctnen  Parteien  ftch  fo' 
wohl  unter  ben  Rotjaliften  wie  Sfepublifanem  zahl- 
reiche greunbe  erwarb.  Der  ©rfte  ftonful  würbe  aber 
ber  Selbftänbigfeit  unb  ©igenfudü  feines  Bolijei- 
minifterS  mitbe  unb  unterbräche  1802  beffen  Ämt, 
inbem  er  ihm  zur  ßntfcpäbigung  bic  Senatorie  Bon 
Vlij  tibertrug.  Wtlein  bieUngefchtdlid)feit,  biegoudjtfS 
Rachfolger  erwiefen,  bewog  ben  SJaifer,  10.  3uni 
1804  bas  Bolijeiminifterium  wieber  zu  errichten  unb 
au  g.  zu  übertragen,  g.  fab  Bon  bem  beftänbigen 
firiegSjuftanbe  ben  Stur*  beS  SaifertumS  BorauS. 
ßr  ftrebte  beohalb  mit  allen  Bütteln  eine  frieblidje 
Bolitit  an.  3u8leid)  Wiberfepte  er  fid)  ber  Reigung 
beS  ftaiferS  zur  Rüdtehr  zum  alten  Bibel  unb  zum  | 


SlerifaliStnuS.  Daburch  würbe  Rapoleon  fchem  fehr 
gegen  g.  gereizt,  unb  nur  beffen  fchetnbare  Unent- 
behrlichfeit  erhielt  ihn  in  feiner  Stellung,  in  ber  er 
übrigens  gegen  bie  $reffe  fowie  gegen  bie  perfönliebe 
greipeit  ber  3nbiuibuett  eine  fduanfenlofe  Jprannei 
entfaltete.  VHS  er  aber  1809  Berfuebte,  ftch  burch  Cr- 
ganifienmg  ber  Rationalgarbcn  eine  perfönlicbCKacht 
zu  fdjaffen  unb  bann,  1810.  ohne  Säiffcn  beS  Satfer«, 
griebcnSBeibanblungcn  mit  ßnglanb  begann,  fegte 
Rapoleon  ihn  3.  3uiti  ab  unb  Perbannte  ihn  in  bie 
Broninz-  Die  öffentliche  HBemung  bebauertc  fernen 
Sturz,  weil  fie  in  ipm  ben  Vertreter  gemäBigter@runb 
fähe  gegenüber  ber  fozialen  unb  politifd)en  Seaftion 
erbliate.  9iach  ber  Sücberlage  in  Su&lanb  juchte  Sa» 
poleon  ben  unenuüblichen  3ntriganten  unfd)äbtich  zu 
machen,  inbem  er  ihn  gum  (McneralgouPcmeur  ber 
3ührifchen  Brooinjen  ernannte , bann  mit  ber  Ber 
tretung  feiner  3ntereffen  in  Stalien  betraute,  Wo  aber 
g.  Wurat  zum  Vlbjatl  Bon  bem  fiaifer  bepte.  Säb- 
renb  ber  Eunbcrt  Dage  ernannte  ihn  Sapolcon  (20. 
Siär»  1815),  um  ihn  nicht  zum  Gegner  ju  haben. 
Zunt  Bolizeiminifter.  Vlllein  g.  erlannte  halb  bicSot 
wcnbtgfeit  eines  enbgültigen  Sturzes  beö  ßmferreicheS, 
ermutigte  bie  Cppofition  ber  Vlbgeorbnetenfammcr 
unb  tnüpftc  nnd)  Baterloo,  alS  Eaupt  ber  protaio» 
rifeben  SRegicrung,  mit  ben  Bourbonen  an,  beren  Süd 
(ehr  er  hauptfäehlich  Beranlafite.  3um  Dan(  ernannte 
Cubmig  XVIII.  ben  9Äötber  feines  BruberS  aber- 
mals zum  Bolizeintinifter  (8.  3uli  1815).  SUein  bie 
in  ben  neuerwöplten  ÄammentBorherrf chenbenllltra- 
ropaliften  erswanaen  fd)on  15.  Sept.  feine  ßntlafjung. 
ßr  ging  als  (Mciaitbtcr  nach  DreSben.  DaS  Ächtung»- 
gef  cg  gegen  bie  ftönigSmörber  Botn  3anuar  1816  nö- 
tigte thn,  auch  biefe  Stellung  aufzugeben,  ßr  hielt 
ftd)  in  Brag,  Sing  unb  enblid)  in  Drieft  auf,  mit  Äb- 
faffung  Bon  BcrtcibigungSfcbriften  für  feine  Bergan- 
genbeit befchäftigt.  ßr  bmterliejj  ein  Bermögen  Bon 
15—20  Süü.  granf.  Die  »MSinnire«  de  Joseph  F., 
duc  d’Otrante*  (Bar.  1824, 4 Bbe. ; beutfd),  D-armit 
1825,  2 Bbe.)  finb  nid)t  oon  ihm.  fonbern  Bon  «1 
Phonfe  bc  Bcaudiamp , aber  auf  Srunb  echten  Sic 
terials  gearbeitet  Dagegen  hat  g.  jahdofe  polttifche 
Bamphlete  bruden  taffen,  nufgezäblt  in  bem  Sorwort 
ZU  ber  Borzüglichen  Biographie  goudbSS  Bon  Ha- 
bel in  (Bar.  1901,  2 Bbe.;  2.  «ufl.  1903). 

gfoud)cr  <|pr.  Baut,  franz.  SehriftfteDer. 
geb.  21.  Äprit  1810  in  Baris,  geft.  bafelb(j_25.  3an 
1875,  würbe  burd)  Bictur  Eugo,  feinen  Schwager, 
in  bie  Literatur  eingeführt  unb  wirftc  hauptfächltcb 
(teils  allein,  teils  mit  Deittterp,  DeSnoperS  u.  a.)  für 
bie  BouleBarbtheater,  beren  Repertoire  er  um  etwa 
70  romgntifchc  Dramen  Bon  fehr  ungleichem  Sen 
unb  ßrfölg  bereiiertc.  Bleibenb  bürfte  ftch  Bon  ben- 
felben  nur  »Notrc  Dame  de  Paris«  (nad)  bem  Ro- 
man Bott  B.  Eugo)  auf  ben  Brettern  behaupten,  g. 
war  auch  lange  als  ber  Barifer  Eauptforrefponbent 
ber  »Indbpemlance  beige«  tätig. 

goucher  be  (Samt  (|pr.  tow  »i  tarSp,  Soui* 
Älcjanbre.  (Mraf,  franz-  Diplomat  unb  philofo- 
phifch*r  SchriftfleUer,  geb.  1.  SRärz  1826  in  Bari», 
geft  bafelbft  10.  3an.  1891,  machte  nach  grünblieben 
UniBerfitätSftubien  bebeutenbe  Reifen,  würbe  1870 
Bräfelt  zuerft  beS  Departements 6öteS-bu-91orb,  bann 
beS  Departements  Seinc-et  Sianu.  1873Bon8roglte 
abgefejjt,  lebte  er  feit  1876  als  SenatSmitglieb  zu 
Baris  unb  würbe  im  Äuguft  1883  zum  Botfchajtcr 
ber  franzöfifd)m  Republil  in  SBien  ernannt  ÄtS  fol- 
djer  nahm  er  wegen  ber  Äuemeifung  ber  Brinsen 
Pon  Orleans  auS  granfrctch  1886  feine  ßntlaffung. 


I 


goucqiiet  — goutllfc.  803 

g.  War  rin  grünblidter  Senner  brr  Seitmi  jfchm  ©!)’■  j nicfjt  an  [eine  Sdmtb  unb  bcflagte  [rin  Scfjicffal.  Sgl. 
lofopbie  unb  arbeitete  siele  3atyre  an  einer  neuen,  '<  C£ ^ <f r ue I , MSmoires  snr  la  vie  publique  et  privee 
»otlflnnbigen,  auf  20©änbc  bcrcicbneten  SuSgabc  ber  de  P.  (©ar.  1865  , 2 8be.);  3-  fiair,  Nicolas  F. 
»(Euvres  de  Leibniz.«  bon  ber  (feit  1859,  2.  SuSg.  1 procureur  gSnöral,  etc.  (baf.  1890,  2 ©be.). 

1867 ff.)  7 ©änbe  ctfdpcnen  ftnb.  Seine  Befähigung  3)  ßharleS  Souis  Sugufte  g.,  Öraf  »on 
baju  batte  g.burd)  »erftbiebene  fieibnijiana  unb  ein-  ©elle>38le,  (.  ©etlc-3Sle. 
fdjtägigcUnterfudtungen  bewiefen.  ®a|in geboren bie  Foudrc  (franj.,  (pr.  (ük'),  ©lifc,  JWmtcrfchlag ; 
»Lettres  et  opnscnles  de  Leibniz«  (1854);  -Lettres  foubrotjant,  nieberfebmettemb. 

<le  Leibniz,  Bossuct,  Pellisson,  etc.«  (1859  jum  goitgabc (fpc. tujiw, Fougasse, fron j.), Steimitine, 
erftenmal  naib  beit  Driginnlmanuflripten  beröffent-  f.  Ücttte. 

licht,  ben  erften  Sanb  ber  »(Euvres«  bilbenb);  «Ke-  gottgtra»  (f«er.  fabrrl,  öe  ®ranb  g.),  gleden  tm 
futation  inödite  de  Spinoza  par  Leibniz«  (1854);  fram.  Separt.  3IIc > et ■ Silaine , Srronb.  Schon,  au 
»Leibniz,  Descartes  et  Spinoza«  (1863)  u.  a.  TOan  berSSeftbabn,  mitSRuincn  einest  1354  Don  TtigueSdiit 
bat  »on  ibm  ferner:  -Descartes  et  la  princessc  Pa-  eroberten  S<h!offeS,0ctberci  unb  (not)  1342  (glS  ®c- 
latine*  (1862);  »Hegel  et  Schopenhauer«  (1862;  nteinbe  3861)  ßinro. 

beutjeb  »on Singer, SSien  1888);  -Descartes,  la  prin-  gonge rc  <fpr.  fabtärt,  geraubter,  bar<hcntäl)nltd)cr 

cesse  Elisabeth  et  la  reine  Christine«  (1878)  u.  a.  ©auniwottenftoff. 

goucguct  (g  o u q tt  e t , Irr.  fuii),  1)  3 e a n , franp  gougtreS  (|j>r.  lawSrt,  SrronbiffementSbauptftabt 
fhiulcr,  geb.  um  1415  in  XourS,  geft.  um  1480  in  int  frattj.  Deport.  3Heet-©iIatne,  am  9?an(on  (Sieben- 
Saris,  bilbete  fid)  in  3tatien,  Wo  er  unter  anbenn  ein  ftufi  beb  ßoueSnon),  ftnotenpuntt  ber  SSeftbabn,  bat 
©ilbniö  beS©apftcS  ßugenlV.(1445) malte,  nament-  alte  ©efeftigungbrnauem  mit  lürnien,  Stumcii  eigeä 
lid)  nacb  gra  Vlngel ico , mar  »or  1460  in  Sorte  an-  ®<bloffe8  aus  bem  12.— 15.  3ab»b-.  einen  ©elfrieb, 
fäffig  unb  trat  fpatcr  in  ben  ©tienft  SubmigS  XI.  ©on  jwet  gottfd)(Kirdjen  (15.3abrb.),  ein  ßollege,  © ranit- 
feinen  gefdjtttad  unb  empfinbungsuoll  ausgeführten  brüthe,  Werberei,  Sthuhwarenerjeugung,  SBirferei. 
Xafelbtlbern  haben  fid)  nur  wenige  erhalten,  fo:  ein  ©laSfabrilation  unb  ctson  20.621  ßtnw.  — ©ei  g. 
ffiplptbott  mit  ber  Siabonna  unb  bem  fnieenben  fieqten  1.  Mob.  1793  bie  ©enbter  über  etn  republila- 
Stifter  ßtienne  ßbe»alier  unb  St.  Stepban  (filr  bie  nifcbeS  fceer. 

Statbebrale  in  Slclun,  fcftt  jur  Jiälfte  tm  Slufeum  goitgerollcö  «pr.  laW'reiD,  gleden  im  frattj.  1e- 
iu  Vlntwerpen,  jur  fcölfte  im  ©erliner  SJufeunt , mt  Part.  Oberfaäne,  Srronb.  Sure,  an  ber  Oftbabit,  mit 
©ilbniS  beS  Stifters  »on  hoher Sleifterfdjaft  in  nafur-  gabrilation  »onftirfebwoffer,  Sbftntl),©uipUrffptften 
wahrer  unb  lebcnSBoücr  Gbaralteriitil),  ein  männ-  unb  (not)  1918  (©cuteinbc  6695)  ßtnw. 
litbeS  ©ruftbilb  »on  1458  (ffiicn,  öaterie  Siechten«  gouitlic  (Irr.  fu|0,  Slfreb,  ftanj.  Sb>'o[obh,  geb. 
ftrin)  unb  bie  ©ilbniffe  »on  Start  VII.  unb  feinem  18.  Oft.  1838  tn  Soueje  (®iaitte«et-Soire),  befmhte 
ftanjler  3u»enal  beS  UrftnS  (©artS,  Saubre).  3nb''  baS  £t)jeum  }u  Sabal,  gab  bann  eine  3rit!ang  Sri- 
reicher  finb  feine  Sltniaturett.  3)te  ©arifer  Mationaf-  »atunterricht  in  Saris,  mürbe  fpäter  hin terrinauber 
bibliothcl  beftpt  eine  franj&fifdje  Überfepung  »on  3o-  Sehrer  unb  ©rofefjor  an  »erfchiebenen  Colleges  unb 
fephuS’  >®efd)id)te  ber  3uben«  mit  neun  ©ilbem  »on  Stjjeen  fowie Srofeffor  an  berphilofophifthettgafuttät 
ihm  unb  jwei  franjopfihe  Übergebungen  »on  SibiuS,  jtt  ©orbeattf.  jen  Softorgrab  erlangte  er  1872, 
an  bereit  jtlumtnation  g.  beteiligt  ift,  bie  Siicndicttcr  roorauf  er  balb  als  Sepetent  an  bie  Sortttalfdtule  3U 
^wfbibliotbcl  eine  franjöfifche  Überiepung  »on  8oc-  Saris  berufen  würbe;  wegen  feiner  ©efunbbeit  jog 
cacrioS  ©uch  »on  ben  berühmten  Ünglttdlithen  mit  er  fid)  1879  juriid  unb  lebt  feitbent  in  Sientoitc. 
einem  graften  ©itb  »on  ihm.  Sein  §auptwerf  war  Tluftrr  tluffäften  in  ber  -Revue  des  Dettx  Mondes« 
ein  ©ebetbuef)  für  ßtieitne  t£hc»atier,  »on  bem  ftd)  unb  in  ber  »Revue  philosnphique«  unb  feinen  Tlib- 
nur  bie  äRiniaturen  erhalten  haben  (40  früher  bei  scs:  »PlatonisHippiasmiuorsiveSocratica  contra 
S.  ©rentano  in  granffurt  a.  8X.,  jept  im  SKufeum  liberum  arbitrium  argumenta«  unb  »La  libertc  et 
ConbS  in  ßhantillh).  le  dbtermiuisme«  (Sar.  1872,  4.  Sufi.  1895),  hat 

2)  JltcolaS,  franj.  ginaniminifter,  geh.  1615  er  unter  anbenn  »erfaftt:  »La  Philosophie  de  Pla- 
auS  einer  alten  Sarlamentaricrfamilie,  geft. 23. Slärj  ton«  (1869,  2 ©be.;  2.  Sufi.  1888  — 89  , 4 ©be.); 
1680,  fdjloft  fid),  flug  unb  ehrgeizig,  ettg  an  SRajartn  »La  Philosophie  de  Socrate*  (1874,  2 ©he.l;  -Bis- 
on, mürbe  bon  bemfclben  jutn  Vlrmeeintenbanten,  toire  de  la  Philosophie«  (1875,  7. Sufi.  1894);  »Cri- 
fpiiter  juttt  ©eneralproturator  unb  1663  jum  Ober-  tiqne  des  svstÄnus  de  morale  contemporaine  - (1883, 
intenbanten  ber  ginanjen  unb  jugteid)  jum  StaalS-  4.  Sufi.  1899) ; -La  propribtb  sociale  et  la  dbmocra- 
minifter  beförbcrl.  3"bent  er  bie  unerjcittltehe  Stab-  tie«  (1884, 2.  Sufi.  1895);  •L'avenir  de  la  metaphy- 
gier  ÜSajarinS  befriebigte,  bereidjerte  er  fich  felbft  ju-  sique  fondee  sur  l’experience«  (1889);  -La  morale, 
gleich  ouS  ben  offen tlichcn  öelbern  mit  Ungeheuern  l’art  et  la  religion  d'apres  Gttyau«  (1889,  4.  SufL 
Summen.  Sr  »erWenbete  tiefe  teils,  um  (ich  burdj  1900);  -L’Svolutionisme  des  idfces-forces-  (1890); 
©eftechung  Snhönger  ju  »erfchaffett  uttb  für  feine  -La  Psychologie  des  idfees-forces«  (1893,  2 ©be.); 
Sicherheit  einige  fefte  Slöfte  ju  erwerben,  teils,  um  -Dc-scartes«  (1893);  »Le  mouvement  positiviatc 
einen  prahlerifdjeu  ÜupuS  31t  treiben,  aber  auch  um  et  la  conception  sociologique  du  mondc«  (1896); 
»erbtente  SchriftfteUcr  ju  unterftüften.  31ad)  bem  -Le  mouvement  idfcaliste  et  la  reaction  contrc  la 
Sobe  SRogarine  1661  hoffte  er,  letienber  aSinifter  3U  Science positiviste«(l896);-Psychologiedupeuple 
werben.  Sber  üubwig  XIV.,  burd)  (Volbert  »on  franptis-  (1898);  -Nietzsche  et  l'immoralisme« 
goucquetS  Seruntmmngen  unb  ungebtiih  »erröteri-  (1902);  -Esqnissepsychologiquedespeuplcsenro- 
fihett  Sbfithten  in  Kenntnis  gefeftt,  lieft  ibn  5.  Sept.  päens«  (1903)  tt.  a.  Sufterbent  hat  g.  latrinifthe  unb 
1661  ptbhlich  berhaften.  ßr  würbe  nach  langer  Unter-  griethiftfte  Sdbriftftellcr  herauegegeben , fo  bie  -Sc- 
futhuttg  burdh  eine  befonbere  Sommiffton  im  2)e3eni-  imbtil«  beS  ßicero,  bie  »SRemorabilien«  beS  leno- 
ber  1664  nur  jur  ©erbanmmg  »crurtnlt,  aber  auf  Phon,  SmaulbS  »Logique  de  Port-Royal«,  auch 
Sefchl  fiubwtgS  nad)  ©ignnol  gebracht.  Wo  er  ttt  nachgelaftene Serie  »ott  SK. ®uftau (1889  unb  1895). 
harter  ®efangenid)aft  lebte.  fEie  3J!itwett  glaubte  SIS  ^Sljtlofoptl)  War  g.  3uerft  Snhönger  ©latons, 

51» 


804 


^outarb  - 

(teilte  ficb  aber  halb  auf  ben  ©oben  ber  ©tfabrung 
unb  Derfudjte  fpäter  beit  Plalomfcben  JbealiSmu« 
mit  bem  engtifd)en  ©DolutioniSmu«  ju  Derbinben  ju 
einer  üefire,  bie  er  ©DolutioniSmu«  ber  Jbeenträito 
(idöes  - forces)  nannte.  3)ie  Satfadje  De«  ©ctoufjt- 
fein«,  bie  Jbee,  ift  ba«  ©etouBtfein  ber  S3irtlid)!eit 
felbft,  ja  ba«  Meale,  ber  tätige  ©ejianbteit  aller  pfhdu- 
leben  tote  pbhfifchen  ©nliotdelung.  $ie  medjanifebe 
©Dolution  jeblicfjt  nicht  ba«  gci|ttqe  ©lement  au«, 
fie  iegt  Diel  mehr  eine  innere  ©Dolution  Dorau«.  So 
toirb  bie  9iatur  burd)  ba«  Strien  ber  Jbcen  beutliib 
gemacht.  Bgl.  $ a u l b a n , La  Psychologie  des  idees- 
forces  (in  ber  »Revue  pliilosophique«,  SBb.  38);  Vf. 
patolicfi,  VI.  SouitlCe«  neue  Xt)forie  ber  Jbeen- 
trnfte  i Sien  1 893) ; VJiab.  P a « m a n i I . VI.  ftouiDtfc« 
pftjcbifeber  3Roni«mu8  (©em  1S99).  — JouiüVe« 
jtueite  ©attin  (Shitter  beS  Pbilojopfjen  Jean  iKarie 
©uqau,  f.  b.)  bat  unter  bem  Pfeubongm  ©.  ©runo 
eine  Vlnjabl  3d)ul»  unb  Siuberbücber  Deröffcnttiebt, 
bie  j.  %.  ton  ber  Vlfabcmie  gefrönt  mürben  unb  Diele 
Auflagen  erlebten;  fte  galien  längere  3eit  al«  Seife 
ihre«  ©atten  unb  finb  aueb  in  I eutfeblnnb  Derbreitet. 

fvaularb  (franj.,  (pr.  |utar),  (eibener 3amenfleiber- 
ftoff ; aud)  baumwollener Sutlcrftoff  mit  24 Setten-  u. 
21  Scbuftfäbcn  auf  1 cm,  au«  ©aumiootlgam  Sfr.  24 
ff oii lad,  f.  Saft.  [engl, 

ff onlb  «er.  fall) , VI  d)  i I ( e , franj.  fematijminiiier, 
geb.  17.  Slot.  1800  in  Sinns  ton  jübifdien  ©Item, 
geft.  5.  Oft.  1887,  übernahm  mit  feinem  altem  ©ruber, 
’itenoit  ff.,  bie  Leitung  be«  Parijer  ©antbaufe«  ff.- 
Oppenheim.  1812  in  bie  Santmer  gewählt,  jeigte 
er  fid)  als  eifriger  Vlnbänger  be«  3Jfinifterium«@uijot ' 
unb  nahm  oft  Da«  SSort  in  fmanjiellcn  (fragen  Sind) 
ber  Sfeoolution  Don  1848  ftbiofs  er  fid)  bem  Prnft- 
benten  üubmig  Sfapoleon  an  unb  übernahm  im  CI* 
tober  1849  ba«  Portefeuille  ber  ffinanjen,  ba«  er  bi« 
(Januar  1852  behielt,  unb  half  mit  beim  StaatSftrcieb 
Dom  2.  Tc.j.  1851 ; er  nahm  feine  ©ltllaffuuq  megen 
berMonjiSfation  berCrWan«ftben®üter.  Vtl«ginan,j* 
mininifter  gab  J.  ben  erftenVinfloB  jur®rünbung  be« 
Credit  mobilier,  befirebte  fiel),  ba«  Vertrauen  ber 
Sapitaliften  roieber  ju  meden,  regelte  bie  ©inregiftrie- 
rungdabgaben,  ben  pojtbienft,  ijob  ben  ^loangsfur« 
ber  ©anfiioten  auf  unb  führte  eine  gleidjmäfsigere 
Perteilung  ber  ©mnbfteuem  ein.  Sei  feinem  Müd- 
tritt  jum  Senator  ernannt,  trat  er  fd)on  1852  mieber 
in  ba«  SHiniflerium  al«  StaatSminifter  unb  SRinifter 
be«  faiierlidjen  fjaufe«  ein.  3fad)bem  er  1860  au« 
bem  SÄmifterium  auSgefcbieben  mar,  ridjlele  er  im 
September  1862  ein  SJIentoire  an  ben  Saifer,  morin 
er  bie  ginanjlage  Sranfretcb«  al«  gefährbet  barlegte 
unb  einem  gröfiera  ßmfluji  ber  Sommer  auf  finan* 
gelle  (fragen  ba«  SBort  rebete.  $er  Saifer  nahm 
biefe  Sorfcblägc  an  unb  ernannte  ff.  miebemm  jum 
ffinanjminifter.  Jnbeffen  legte  biefer  infolge  ber  im 
Januar  1867  Don  bemStaifer  getroffenen  ©erfaffungS- 
Deränbenmg.  bie  ihm  all  ju  grobe  3ugeflanbniffe  an 
bie  Cppofition  ju  enthalten  jdiienen,  fein  Portefeuille 
abermals  nieber.  — Sein  ©ruber  Senoft,  18.34  - 
1838  Piitglieb  ber  Sommer,  geft.  30.  (Juli  1858, 
jei  ebnete  fid)  ebenfaU«  al«  ginanjmann  au«. 

ffoule,  Samenfleiberftoff,  getoalft,  mit  filjartiger 
Oben'läebe,  33  Setten-  unb  26  3d)uf|fäbcn  auf  1 cm, 
au«  Sammgarnfette  9fr.  40  einfad)  unb  Kammgarn- 
(djufj  9fr.  80  einfad);  auch  ein  §errenftofj  mit  filj- 
artiger Deefe. 

ff oiiUoh  (fpr.  fuUns),  Jofepb  Rrancoi«,  ein« 
ber  erften  Opfer  ber  ©ollsmut  in  ber  franjöfifcbmMe- 
Dolution,  geb.  1717  in  Saumur  au«  einer  berDor- 


- gouqu£. 

ragenben  ©eamtenfamilie,  geft.  22.  Juli  1789,  »ar 
KnegSfommtfiar  unb®eneralintenbantbeiber9lnnee. 
ßnblid)  mürbe  er  jum  ginanjintenbanlen  ernannt 
unb  jum  ©aron  be  $ou<  erhoben.  Seine  fcabfud)! 
unb  ipartberjigfeit  machten  ihn  allgemein  txrbajsL 
211«  er  Daher  11.  Juli  1789  naib  9teder«  Sntlaffung 
ju  beffen  9fad)foIger  im  fyinanjmmtflenum  ernannt 
mürbe,  richtete  fid)  bie  Sut  be«  Potte«  befonber«  ge- 
gen ihn.  ff.  Derbarg  ü<b  auf  feinem  Sanbgul  Jumig, 
mürbe  aber  Don  ben  SRcoolutionären  aufgehoben,  un- 
ter Pcjdniiipfungen  nach  Pari«  gefd)Ieppt  unb  hier 
an  einem  Satcrnenpjahl  aufgefitilpft.  ©tetebjeitig  fiel 
fein  Scbmiegerfobn  Pcrtbier  beSauoignt),  Jutenbant 
oon  pari«,  ber  Polfemut  jum  Opfer.  Pgl.  6 b a f l'i  n, 
I,es  älectious  et  len  caliiers  de  Paris  en  1789,  Pb.  3 
(.Par.  1889). 

ff  ou  Ipo  in  tc  ( tpr.  fuieoänat',  9fi  a r o f o t o t r a),  §afen- 
plag  an  ber  Dftfiifte  ber  Jnfel  9Kabaga«far,  unter  17* 
40'  fühl.  Pr.,  60  km  nörblid)  oonPamataoe,  mit  bem 
gort  PfahaDeloua , regem  fcanbel  unb  1500  ©into. 

Sonutain«  9lbtci  (fpr.  fauntini.),  Sloftemrine  rai 
SBeftbejirf  Don  ©orffbire  (ßnglanb),  5km  ffibmeftlub 
Don  Slipon , fefjon  gelegen  unb  burd)  Ausgrabungen 
feit  1848  größtenteil«  bloBgelegt;  befonber«  bie  Kird)e 
im  normniiiiif(b-frühengltfd)en  iibergangeftil  ijt  gut 
erhalten. 

fjougn«  (fpr.  (uto  , 1)  £>einridj  Vluguft,  3rei- 
herr  be  la  iif  otte».  preug.  ©encral,  geb.  4.  tüpnl 
1698  im  iiaag , geft.  3.  Plai  1774  in  Prattbenburg, 
feit  bem  aditen  Jahre  Page  am  ®of  be«  Jürftcn  2etv 
polb  Don  tlnhalt  Xcfjau,  machte  mit  biefem  1715  ben 
fyelbjug  ber  preuften  gegen  Sari  XII.  oon  Schweben 
mit,  oerliefs  1788  ben  preuBifcben  3)ienft  al«  Pfajor. 
nahm  bänifcbeSiienfle,  beteiligte  ficb,  Don  Jriebncfc  II.. 
mit  bem  er  in  näherer  Perbinbung  ftanb,  jurücf- 
erufen , an  bem  Seblrjifeben  Krieg  unb  gei ebnete  fid) 
cfoiibcr«  1742  al«  Sommanbant  ber  geftung  ©lag 
au«.  <lnt  23.  Juni  1760.  in  einer  Stellung,  bie  er  bei 
PanbcSIjut  gegen  eigne  Überjeugung  auf  Pefcbl  be« 
König«  eingenommen  batte,  mtt  feinem  au«  faum 
10,000  SJfami  beftehenben  Äorp«  Don  30,000  Öfter- 
reichem  unter  Saubon  gefangen,  marb  er  juttarlftabt 
in  Kroatien  bi«  nach  erfolgtem  ftrieben«fd)luB  in  öajt 
gehalten,  nahm  nad)  feiner  Sfiicffebr  feine  nulttärifcbe 
Stellung  meljr  an,  fonbem  lebte  al«  3>onipropj!  in 
Pranbeiiburg,  Don  roo  au«  er  mit  Sriebrid)  II.  in  leb- 
haftem Perfehr  ftanb.  3)ie  -Memoires  du  banin  de 
la  Motte-F.«  (©erl.  1788,  2 ©be.;  beutfd)  Don  ©ütt» 
ncr,  Daf.  1788.  2 ©be.)  enthalten  fjougu««  ©rief- 
mecbfel  mit  Jrtebrid)  II.  Seine  ©iograpbie  febrieb  fern 
©nfel  (Jriebrid)  be  laPiotte  3.  (©erl.  1824);  Dgl.  aud) 
©ad),  $ie  ©rafiebaft  ©lag  unter  bem  ©ouDenu-ment 
be«  ©enerat«  .tettirirf)  Vluguft  Jreib-  be  la  Sfotte-g 
1742-  1760  (^abelfcbmerbt  1885). 

2)  griebrid)  Heinrich  Karl,  greiberr  bela 
SRolle  , beulfcber  Siebter,  ffinfel  be«  Dorigen,  geh. 
12.  Sehr.  1777  in  ©ranbettburg.  orft.  23.  Jan.  1843 
in  ©crlin,  erhielt  eine  militärische  ©rjiehung,  trat  al« 
Ceutnant  tn  ba«  Siegiment  ©arbebutorp«,  nahm 
am  fRheinfetbjug  Don  1794  teil  unb  lebte  bann  pri- 
Datifierenb  feinen  poelijchen  9!eigungen.  Xutrd)  VI. 
SS.  D.  Schlegel  mit  ben  »piramattlcben  Spielen«.  Die 
unter  bem  pfeubongm  Pellegrtn  (©ert.  1801)  er- 
febienen,  in  bie  Cilcratur  eingefübrt,  trat  er  nach- 
einanber  mit  ben  »Pomanwn  Dom  lal  Sonceoal* 
(baf.  1805),  bem  Montan  »piftorie  Dom  eblen  Mittet 
©atmt)  unb  einer  fdjönen  toerjogin  oon  Bretagne- 
(baf.  1806),  bem  diontan  »Pltoin*  (baf.  1808)  unb 
bem  Sjclbenfpiel  »Sigurb,  ber  Scblangentötcr«  (baf. 


805 


gouquct  — Fouquieria. 

1808)  fcrtjor,  Serie , bie  in  Stoff,  pootifcöor  Wuäwnbl  au«  [rinen  Schriften  gab  M.Sfod)  inlfflrfth- 
faffung  unb  Sarftedungbmetfe  feine  fpätere  Sichtung  ner«  »ScuticbcrKatiDnnltiteratur*  (8b.  146),  bie  »Un- 
bereit«  fcnnjeichneten.  Sie  Sagen  be«  Korben«  unb  bine«  3-  Sobmfe  (jufammen  mit  KoBali«'  Serien) 
bie  ftainöfi)d)en9fittergefd)id)teu  be«  Mittel  alter«  reg-  in  Meßer«  ftlafiifer  ©ibliotbef  (Seipj.  1892)  betau«, 
ten  ffouquö  ©hantufie'  gleichseitig  an  unb  fioffen  ihm  i 3)SaroIine2lugufte,8reif  rau  be  la  Motte«, 
ju  einer  tounbcrlicb  phantaftifeben  Seit  jufammen.  Sebriftfteflerin.  jweiteKlcmablin  beboorigen,  gebomc 
3tt>iüben  ben3abrcn  1808  - 20  nabmSouqu(«2eben  B.  ©rieft,  geb.  1773  ju  Kettnbaufen  bet  Kaibcnoro, 
unb  Siebten  ben  größten  %uffd)roung.  itatriotijebe  geft.  bafelbft  20.  3uli  1831,  Berntäbite  ftch  1789  mit 
©egeifterung  führte  ibn  1813  in  bieKeibenberprcufci.  einem  £>erru  B.  Kochern  unb,  nartibem  biefe  (ibe  1800 
fetten  Krmec  jurüd;  er  nahm  alb  Seutnant  unb  Kitt-  getrennt  roorben,  mit  ffouquf  8cm  ihren  jablreicben 
meijter  bei  ben  freiroitligen  3cigcm  an  ben  Schlachten  Kontanen  unb  Krjäblungen,  bie  fie  j.  S.  unter  bem 
beb  ©cfrciung«frieqe«  teil,  erhielt  1815  ben  iflbfcbieb  ©feubonUm Seren a beraubgab,  ermähnen toir:  »Ko« 
alb  Major  unb  lebte  bann  tnieber  auf  feinem  ®ut  berief)«  (Serl.  1807);  -Sa«  ^clbenmabeben  au«  ber 
Kennbaufen  bei  Katbenoip,  ©aftfreunbfebaft  ilbeub  ©enbfe«  (baf.  1816);  »ifrauenltebe«  (Kürnb.  1818); 
unb  im  lebenbigett  8erfebr  mit  allen  romantifeben  »3ba«  (Serl.  1820);  »Sie  Sertriebenen*  (3ena  1823, 
3eitgenoffen  rafd)  probujierenb.  ffilr  fein  bette« Scrf  3©be.)ttnb  »Salerie«  (Serl.  1827).  ©onibrett  übrigen 
gilt  mit  Kedü  »llnbine«  (Serl.  1811,  26.  flufL  1887),  Schriften  ftnb  bie  »©riefe  über  ,>]u>ecf  unb  Kiebtung 
eine  Erjäblung,  bereit  ffnfdjc  unb  fd)li<hter,  nur  an  Weiblicher  Silbung«  (Seil.  1811)  beadjten«mert. 
einigen  Steden  gelünftelter  Märebenton  über  bie  ftrouguet  ((er.  fuH>,  f.  Joucquet. 
toentgen  fdtotten . unb  fputbaften  Stellen  leicht  bin*  {jottquitr  (|t>r.  futi«,  » e urq,  franj.  ©ublijift.  geb. 
loegfeben  liefien.  Sann  folgten  bie  Kitterromane:  1.  Sept.  1838  in  Marfeide,  geft.  25.  Sej.  1901  in 
»Ser  3aut,cr«‘irtfl*  (Ktlrnb.  1813;  neue  Tlttbg.,  ©ari«,  ftubierte  bie  Siechte,  battet  Mebijin,  bereifte  bar 
©raunfebm.  1865)  unb  »Sie  (fa brieu  Spiobulf«,  be«  auf  Spanien  unb  3tolien,  lebte  bann  al«  3ountalift 
3«länber«-  (fiamb.  1815,  2.  '71  u fl . 1848),  bie  neben  in  San«  uttb  lourbc  1870  ©eneralfefrelär  ber  ©in 
loirttid)  fräftigen  Sjenen  fdjon  Biel  Mattier  unb  fueeit  feftur  feinerSaterftabl  unb  fpäter  ©reßleiter  im  Mini 
liehe  SRecfenbaftigfeit  attftoiefen.  Sie  ».«leinen  Ko>  fterium  be«  3nnem,  auch  Mitarbeiter  be«  Bon 
ntane*  (Serl.  1814  — 19,  6 ©be,),  »Sängerliebe«  IS.  flbout  gegriinbelen  »XIX.  Siöcle*.  Seinen  Kttf 
(Stuttg.  1816),  »Sie  tounberbaren  Begebenheiten  be«  in  ber  Sageepreffe  uerbanlt  3-  beiottber«  feiner  Heit 
®rafeitÜlletbc«»onS;inbenftein«(8eip3.1817)tuurbeit  arbeiterfebaft  (1878—88)  am  »Qil  Blas«  (unter  ben 
burd)  »Keue  Scbaitfpicle«  (»fllf  unb  fjngtot« , »Sie ; 'Kamen  91  e ft o r unb  Kolombine);  er  tuar  barauf 
3nnenfättle* , »Kunenfcbrift«),  ritterliche  Sragöbien  unter  feinem  mähren  Kamen  Mitarbeiter  be«  »Figaro«, 
(»Sic  S'lgerfabrt« , »Ser  3arl  ber  Crtneßinfeln«),  bann  Mitbegründer  be«  »ßcho  de  Paris«,  in  bem  er 
cpifebeWebicbte,  roie  »Korona«  (Stuttg.  1814),  » Marie  bie  Kamen  Kcft  or  unb  (nad)  ridjteriicberÖntfcbeibung) 
b.  ©r,  ©eburt  unb  3ngenbjabre«  (Kürnb.  1814),  ] Kotomba  führte.  Saneben  fcbricb  3- nod)  für  eine 
«Öcrtranb  bu  Wuebchn«  (8eipj.  1821),  unb  jabllofe  | Menge  anbrer  Slätter.  Sou  [einen  jablreicben  ülrti« 
neiitcreKrjäblungen.Sramcnmtbflbcnteuei  crgänjt;  fein  über  Äunfl,  8iteratur,  gefedfchaftltche«  8ebett  tr. 
in  aUett  wirfte  bte  gleiche  Mifcfjung  Bon  »filßlidter  erlebten  eitt  Seil  gefainmelt  ttt  mehreren  Sänben,  wie 
Straft  unb  minniglidjerSugenbhaftigfeit«.  Kaebl820  »ßtudes  artistiques«  (Marfeide  1859),  »Au  sieclc 
marb  8ouquf«  ©robuftion  immer  uiicrquiiflitber  unb  dernier«  (Srilff.  1884),  »La  sagesse  parisienne.« 
Berlor  ade  3rif<he,  fo  bafi  [ich  ba«  ©ublilum  uott  bie-  (1885)  unb  »Philosophie  parisieune«  (1901).  Son 
fer  Manier  mehr  unb  mehr  abmenbete.  Kaeh  1830  1889--94  mar  8-  Kbgeorbneter  be«  Separtetuenl« 
jtebelte  3-,  ber  Kennhaufen  Berfaufcn  muftte,  nach  Seealpen.  Kuf  ber  Sühne  Berfuebte  er  ftch  oljne  ©liid 
§adc  über,  mo  er  unter  anbertit  auch  mit  öffentlichen  mit  »Le  roman  d une  conspiration«  (1890)  unb 
Sorlefttttgen  über  unb  gegen  ben  3e>tgeift  herüortrnt.  »Le  utodöle«  (1896),  aber  al«  Stgaterfrititcr  be« 
Seine  barmlofe  Kontantif  Bermanbeile  fid)  in  eine  »Figaro«  genoß  er  Bon  1891  bi«  ju  feinem  Sobe  Bei 
gadige  feubale  unb  frömmelnde  Serbammung  ber  biente«  Knfeben. 

modernen  Seit.  Unter  feinen  fpätern  Schriften  ge«  Fouqulerla  II-  II.  K.,  ®attung  ber  Samarila« 
hören  »Kitter  ßlibouc«,  altbrctagnifche  Sage  (Seipj.  »een,  Sträudjer  mit  abfädigem  Saub,  flehen  bleiben 
1823),  »Sie  Saga  lumWitnlaitgar.  genannt  Srachen-  ben  unb  in  Sornen  ftch  ochonnbctnben  Slattmittel 
junge,  unb  Kafn  bem  Sfalben.  Kino  3«lanb«funbe  rippen  unb  großen  Stillen  in  reichbtütigen  enbftän* 
be«  9. 3abrbunbert3«  (fflien  1826),  »3afob  Söhnte«,  bigen  Kifpett  ober  Srauben.  Srei  ober  fünf  ?lrten  in 
ein  biograpbiitber  SenRteht  (®reij  1831),  »Sie  S8elt«  Mepito  unb  ben  nnftoßenben  ffiebiflen  Bon  Korb 
reiche  ju9lnfnitgber3ahre  1835—1840«,  Sichtungen  anterifa.  F.  splendens  Engclm.  (Ccotilla,  Coach 
(^alle  1835 — 40,  6S>efte),  »SrettßijcheSrauerfprüdte  Whip  Cactus),  7 tu  Ijod),  mit  gerabe  auffteigenben 
unb!j'mlbigung«grüBefürbn«3abrl840«(baf.l840),  j langen  Äften,  in  ben  Schiebt  ber  langen  Sornett 
»Ser  SgPpenheimer  »üraffter;  Sjenen  au«  ber  3eit  ftehenben  Slattbüfcheln  unb  flcinen  Schirmtrauben 
be«  Sreißigjährigen  Slrieg««  (Korbh-  1842  ; 2.  81  «fl.,  mit  jiegelroten  öliiten,  mäctjft  in  ben  SJiiftengebieten 
Saupett  1853)  ju  ben  befonber«  diaraftcriftifchen.  Bon  Korbmejifo,  Sefttepa«  unb  Sübfalifornteit  läng« 
Sttri  bie  Mttnifijenj  Sriebrich  fflilheim«  IV.  Bott  be«  Kolorabo  unb  mirb  ju  Kinjciunungen  bcnujtt. 
Srcufeen  mürbe  8-  ben  äuftem  8eben«forgen  entriiet;  inSlgerien  auch  al« 3ierftrau<h  fultiBiert.  SieKinbe. 
unb  nach  ©erlitt  berufen,  mo  er  in  ®emeinfd)aft  mit  bie  in  Korbanterifa  arjtieilich  benupt  mirb,  enthält 
8.  B.  SlBen«leben  bie  »3eitung  für  ben  beutfehen  ein  Sach«  (Ocotilla  road)«),  ba«  i tu  Schmeljpurtft 
Kbel«  (8eipj.  1840  —42)  tjeraudaab.  Seine  »8ebert«'  unb  fpejififcben  ®eroid)t  bem  Karnaubamach«,  in  ben 
gefchichte*  (»ade  1840)  batte  er  ebenfo  mie  bieSamm«  übrigen  Kigennbafteu  bem  Sahiatoach«  febr  äbnlid) 
tung feiner  »'Bu«gett)äblten Serie«  (baf.  1841,12Sbe.)  ift.  F.  colttmnaris  Gray  (Iclria  coluuinaris  Kellogg, 
noch  frlbft  oeröffentlicht.  Kach  feinem  Sob  erfchienen  Kirio),  eine  berBornebmftcnKbaralterpflanjenSüb« 
ber  Siotnan  »'.’lbfad  uttbSuße  ober  bie Seelenfpiegel«  falifontien«,  oft  20  m bod).  einem  fegelförntigen 
(Serl.  1844);  -Seiftlicbe  ©ebiebte«  (baf.  1846, 2.  Sufi.  Säulcnfaftu«  ähnlich,  trägt  an  ber  Spiße  be«  bomi« 
1858)  unb  »Khriftlidg  fflebichte«  (baf.  1862).  Sine  gen  Stamme«  einen  fleincn  Sdjopf  Bon  Blättern, 


806 


AOiti|uicr=XmDtfle  — goundjon. 


auä  bcnt  eine  SRifpc  unfdjcmbarer  ftrobgelber  ©tüten 
berDorbridjt.  $cr  Stamm  ben(jt  ein  wctdieä  ÜJiart  in 
einem  bitnnen  3*|l'nbet  auä  fetjr  barten,  fajt  ttui eili- 
gen $jaljjellen,  ber  mm  einet  pergamentartigen  Siinbe 
umgeben  wirb,  mobttrd)  er  bte  neun  SRonälc  umfaf- 
ienbe  troinc  galjrcSjeit  fiberiteben  (ann.  ©(an  bat 
uerfud)t,  baä  fflarf  jur  ©apierfabrifation  ju  benutzen. 

gummier  - lintotUe  <&>».  futje . tänämtn,  © it  t o i n e 
Üucntin,  berüchtigter  SiePolutioniir,  geb.  1747  in 
•Vürouclleä  (©i»ne),  geft.  7.  ©iai  1795,  taufte  fid)  baä 
Timt  eine»  ©rofuralor»  am  CSbntelet,  Deraufterie  eä 
aber  fchulbenbalber  luieber  unb  biente  nun  in  ©ari» 
als  geheimer  ©olijeifpion.  5>ie  SiePolution  fanb  an 
ihm  einen  blutgierigen  ©nljänger.  ©ach  bettt  10.  Klug. 
1792  burdi  HobeSpterrc  jutu  Obmann  ber  Gcfcbwor- 
neu  unb  1793  jum  öffentlidien  ©ittläger  be»  SleDo- 
lutionätribunal»  ernannt,  führte  ec,  ohne  ©ilbung, 
GeWiffen  unb  SledjtSftnn,  tion  Statur  graufaitt,  unter 
ber  ©(a»fc  ber  Unbefted)lid)hit  bte  ©lutbefetiic  be» 
SJohlfahrtSauäfcbuffeS  mit  falter  'Hoheit,  ritdfubt»» 
loferSSerleuttibimg  ber  2dhtad)topfer  tmbunperl)üUler 
greube  an  beröSraufamfeit  au».  Stadl bem  ber  9.1  her- 
mtborSiobeäpicrre  unb  beffen Genoffen  auf  baä  Blut* 
gerttft  beförbert  hatte,  fud)te  ftd)  S-  »ergeblith  burd) 
feilten  gegen  bis  ©efiegten  ju  retten.  Warb  noth  im 
Jjuli  1794  »erhaftet  unb  guillotiniert.  Sgl.  ® Omen* 
get.  F.  et  le  Tribunal  rävolutionnaire  (©ar.  1878). 
Sfourage  (franj.  fourrage),  f.  gurage. 
gotirn»  (f»r.  tunt),  $jafcnort  mit  1100  Ginro.  im 
franj.  Sogar t.  Ghciraüe- gnf  cfrieure , ©rronb.  Stoche- 
fort,  an  ber  ©(ünbung  ber  Sharente,  mit  einem  alten 
Schloß,  baä  bie  perjogc  Don  ©quitaniett  jum  Sdiupe 
gegen  bie  GinfäDe  ber  Siotmtanncn  erbauten,  pier 
fchiffte  ftd)  Stapoleon  I.  nach  feiner  ©bbantung  1815 
nach  ber  jfnfel  Slip  ein,  wo  er  an  Öorb  be»  engltfthen 
Schiffe»  ©eUeroptjon  ging. 

gourbc  (franj.,  |pr.  furtf),  öetrüger,  Schelm; 
Jourberic,  ©etriigerei,  Stbelmftreid). 

goiircliambnult  cfpr.  furgpaitgto),  Stabt  im  franj. 
Seport.  Siieore,  ©rrottb.  Stener»,  am  rechten  Ufer  unb 
am  Scitenfanal  ber  Moire,  in  ben  hier  ber  2,5  km 
lange  ftanal  Don  g.  münbet,  unb  an  ber  2t)oncr 
©ahn,  hat  ein  große»  melaUurgiftbe»  Gtabliffentent 
(2000  Arbeiter)  unb  (lsot)  591m  GinW. 

Fourohette  (franj.,  \m.  furf<*etf)-  Sabel;  dbjeu- 
ner  A la  f. , Gabelfrübt’tüd  (f.  Zejcuner). 

gourcrot)  c(Pr.  furtmi»,  ©ntoine  granpoi«  be, 
Gbeuiifcr,  geb.  15.  jjuni  1755  in  ©an»,  geft.  16.  $ej. 
1809,  ftubierte  in  ©ari»  unb  Warb  1 784  ©rofeffor  am 
Jardin  des  plante».  1792  SHitglieb  be»  Station»!- 
tonDent»,  feite  er  bie  Ginfübrung  ber  Gleichheit  be» 
©iajje»  unb  Wetoubt»  bttreh  unb  War  auch  im  Komitee 
be»  Bffetttlichen  Unterricht»  unb  in  ber  Section  des 
armes  tätig.  Stad)  bem  9.  Zbermibot  SHitglieb  be» 
Süohlfahrtsauäfchuffcä , fam  er  1795  in  ben  Stat  ber 
©Iten,  nahm  aber  1798  fein  Sehramt  ber  Gbcntte  wie- 
ber  an.  ©onaparte  berief  ihn  in  ben  Staatärat  unb 
Dertraute  ihm  1801  bie  oberfte  Seitung  b ca  öffentlichen 
Unterricht»  an.  g.  förberte  burch  feine  ©rbeiten  na* 
ntentlith  bie  Iheorie  SaDoifter».  Gr  fchrieb : »Leqons 
dhistoire  naturelle  et  de  chimie*  (©ar.  1781,  2 
©be.;  1791,  5 ©be. ; u.  b.  Z. : -Systeme  de  con- 
naissances  chimiques«,  baf.  1801,  6©be.;  beutfd)  im 
©u»jug  Don  g.  ©olf, Khnigsb.  1801 — 1803. 4 ©be.); 
mit  Saooifier,  Gut)on  be  SJiorDeau  unb  ©erthollet 
•Methode  de  nomenclature  chimique«  (1787);  -La 
tnedecine  äclairäe  parles  Sciences  pltyriques«  (1791, 
4 ©be.);  «Philosophie  chimique*  (1792,  3.  Slufl. 
1806;  beutfeh  Don  Gehler,  Seipj.  1796);  »Tableaus 


synoptiques  de  chimie*  (1805;  beutfdh  Don  Görrei. 
Slnbcrnach  1802) ; >De  anatome  comparata*  (1779); 
»Entomologia  parisiensis«  (1785,  2 ©be.)  u.  a. 

Fourcroya  Ven  t. , Gattung  ber  ?lmart)tlibajeen, 
benannt  nach  bem  Gbemiter  gourcrot),  früher  ju 
ber  nahe  Dcrwanblett  Gattung  Agave  gerechnet , tft 
mit  15  «den  inSübamerüa  unbffieftinbien  heimtidh- 
F.  giguntea  Vent.  (F.  foetida  Haw.),  f.  Jafel  »ga- 
jerpflanjen  II«,  gig.3.  F.  enbensis  Haw  , tlemer  al» 
F.  foetida,  mit  lürjent,  hreitem,  mit  Stacheln  bet  cp. 
ten  Blättern,  liefert  in  ben  Slattfafem  einen  ©eil  be» 
Gra»<  obercciialbnnf»,  inbenStachelneiiteSIrtSiägtl 
unb  au»  bem  Safte,  ber  fich  in  ber  burch  ©uähreeben 
einiger  ^erjblälter  entftanbenen  £>öbluttg  anfammeU, 
3ucJer  unb  nach  ber  Gänutg  beraujehenbe»  Getränt, 
©eibe  Vlriett  unb  bie  buntblätlerige  F.  Lindeni  »er- 
ben wie  bie  SlgaDen  al»  3t(rpflanjeu  (ultiotert 
goureau  cjpt.  furf) , g e r tt  a n b , franj.  ©feita* 
reifenber,  geb.  17.  Ctt.  1850  in  St.-Brabant  (Cber- 
Dienne),  unternahm  feit  1877  jehn  ergebnisreiche  gor 
fd)ung»reifen  in  bie  (üblichen  Grenzgebiete  Don  ©1- 
geriett  unb  brang  wieberholt  tief  in  bie  Sahara  cm. 
fo  1890  bi»  ©in  Salah.  1892  bi»  Gl  ©ieffeguem, 
1897  bi»  Zafftnbje  int  Gebiete  ber  Zuareg  unter 
26°  30‘  nörbl.  ©r.  Seine  bebcutcnbfte  Sieife.  bie  ju 
einer  Zttrchauenmg  Siorbwcftafrifa»  führte,  unter- 
nahm er  mit  Unterftükung  ber  franjöfitchen  Siegte- 
rung  unb  ber  ©arifer  Geographifcheu  Gefcllichaft  tm 
Cttober  1898  Don  Biäfrn  au».  Seit  SJiajor  Samt) 
jog  er  über  Ouargla,  ©gäbe»  unb  3inbcr  jum  Zfab- 
|ee,  traf  im  ©pril  1900  am  Sd)ari  mit  Genril  jufarn* 
men  unb  fehle,  Wälftenb  Samt)  ftch  mit  Genttl  Der- 
einigte  unb  fpäter  im  stampfe  gegen  Siabeh  fiel,  allein 
bie  Seife  jum  Stongo  fort , Pon  wo  er  im  September 
1900  nath  SKarfcille  jurüdfehrte.  Gr  Deröff entluhte : 
>Üno  mission  au  Tademayt,  territoire  d’Jn-Salab 
en  1890*  (©ar.  1891);  »Kapport  sur  ma  mission 
au  Sahara  et  chez  los  Touareg  Azdijer,  1893  et 
1894*  (1894);  »Mission  che*  los  Touareg,  1894  et 
1895«  (1895);  .Dans  le  Grand-Erg,  1895  et  1896* 
(1896);  »An  Sahara.  Mos  denx  missions  de  1892  et 
1893-  (neue  ©uäg.  1897);  »Mon  neuvidrae  voyage 
au  Sahara,  1897«  (1898);  »D’Alger  an  Oongo  par 
le  Tchacl.  Mission  Saharienne  F.-Lamy«  (1902). 

gottre»  <[pr.  furS«,  ©ugufte,  jübftaiij.  Ztchlcc, 
geb.  6.  ©pril  1848  m Gctfielnaubarh,  geft.  4.  Sept. 
1890.  Seine  erften  poettfehen  Scrfuche  (»Oiselets  et 
fleurettes«,  »Le  fer  ouvrfc- . » Antfee* , »Marsyas*, 
1872  -74)  fanhen  burch  ben  3ieij  ihrer  altertümelit- 
beit  Sprache  grofjen  ©eifaü  unb  hatten  feine  ©uf» 
nähme  itt  beit  Zid)terucieiit  ber  »geltbre»*  jurgolge 
©leitete  ©erfc , bte  g.  al»  erfolgreithett  Siacheiferer 
©ierre  Goubriin»  jeigen,  ftnb:  -Los  Grilhs*  (1887). 
»Lcs  Cants  del  Souleih*  (1890)  unb  bte  muh  fei- 
nein  Zobe  herauägegehenen.  »LaSego*,  »MusoSil- 
vestro«  unb  -En  Lauragimis*.  1885  — 88  leitete  g. 
bie  SHebatiion  be»  »Petit  Toulousain«,  ben  er  jum 
angefchenften  Siteraturblatt  Sübfvanfreid)»  machte 
gottrgoit  (franj., |pr.tiir84nB),  Gfcngahri;  ©agage- 
wagen  mit  Gabelbeid)fel,  in  ber  öfierrctd)ifcben  ©rate» 
©agage  ■ unb  ©orratämagen. 

gottriehott  ([pr.  fuhf^önj),  ©iartin,  franj.  ©b- 
miral,  geb.  9.3untl808iuZhtPicr»(®orbogne),gefi. 
24.  9?od.  1884,  würbe  1848  gregatientaptiän  unb 
WouPernetir  ju  Gapettne.  1859  würbe  er  mit  bem 
SRattg  eine»  ©ijeabmiral»  an  bie  Spifce  ber  ©iittel* 
meerfotte  gefieUt.  gnfolge  feiner  anertannten  Züd)- 
tigfeit  int  Secwefen  warb  et  in  ba»  üomitee  für  3Ra 
rineangelegenbeiten  berufen  unb  1864  beffen  ©räjV 


gourier  (fDJilitärperfon) 

bent.  Wm  31.  SBärj  1870  würbe  et  Kommanbant  beb  j 
Übungdgefdjwaber*  unb  beim  Subbruft  beb  beutfft. 
franjbftfcßen  Kriege*  Äommanbcmt  beb  jrociten  ®e> 
fftroaberb,  bas!  ben  Scfeßl  ßatte,  in  bet  3iorbfee  ju 
operieren.  Sa  aber  bie  beutffte  glotte  einen  Kampf 
»ermieb,  mußte  fuß  g.  mit  bet  ©lodabe  bcr  beutfften 
Äüitcn  begnügen.  9iaft  bem  Shxrj  beb  Äaiferrciftd 
mürbe  et  4.  Siept.  jum  SRarineminifter  ttnannt  unb 
bet  Xelcgation  in  Xourd  beigegeben,  oßne  eine  et* 
folgreicße  Xätigfeit  entmideln  (u  Tonnen.  Sei  ben 
Baßlen  »om  8.  ifebt.  1871  in  bie  SliationalBerfamm» 
tung  gewäßlt,  naßm  et  feinen  Sib  im  testen  3entrum. 
1876  turn  Senator  ernannt,  befleibete  et  noi  einmal 
bab  SOiarineminifterium  1876 — 77. 

Courier  (ftanj.  fourrier),  f.  gurier. 

Courier  tfpr.  fitrto,  1)  3ean  Saptifte  3ofepß, 
© a r o n b e , Siatßematiter  unb  Sßßfiter.gcb.  21 . äMnrj 
1768  in  ?lujerre,  geft.  16. Bai  1830,  befuftte  bie  SRi* 
litärfdjule  feiner  Saterftabt,  ging  bann  in  bab  Klofter 
SUSettoilfur-fioire  alb  SRo»ige,  trat  jeboft  1789  in 
bab  Beltleben  jurüd  unb  batte  ben  ßeßrftußl  ber 
Batßematif  in  ’äujerre  bib  1794  inne.  (Er  naßm  an 
benSalobineroetfammlungen  teil  unb  gebürte  Ht  bem 
furfttbaren  ComitA  de  surveillance.  Kurjc  3eit  be> 
Ileibete  er  eine  ©rofeffur  an  ber  SRormalfftule  ,ju 
©arid,  bann  an  berSoißtcftnifften  Sftule  unb  folgte 

1798  Sonaparte  naft  Ttgßptcit,  too  er  alb  beffen  Sc* 
trettic  für  bab  tflgßpltjfte  3nftitut  unb  alb  Siplontat 
tätig  war.  ,'jugleid)  war  er  eifriger  Siitarbeiter  an 
bcr  »Description  de  l'ßgypte«,  beren  biflotiftbe  (Ein» 
lettung  et  »erfaßte.  1802  mürbe  er  ©täfelt  beb  3fcre» 
bepartementb,  mo  er  bie  lange  »erfuftteSfublrodiiung 
ber  SHoräfte  in  Sourgoin  bei  ßßon  »otlcnbete,  1808 
Saron  unb  1815  ^Jräfeft  beb  Sißonebepartement*, 
legte  aber  biefe  Stelle  halb  nicbcr  unb  lebte  feitbem 
in  ©arib  feinen  Stubien;  1817  marb  er  SDiitglicb  unb 
fpäter  ftänbiger  Sefretiir  bcr  matßcmatifften  Klaffe 
beb  fratyöfifften  91ationalmftitutb.  Seine  mid)ligftcn 
Berte  ftnb:  »Thfeorie  analytique  de  la  chaleur* 
(©ar.  1822;  beutfft  »on  Bcinftein,  Serl.  1884)  unb 
• Analyse  des  bquations  dbterininbes«  (ßrbg.  »on 
■Jla»ior,  1831;  Überfeßung  »on  ßüwß  in  »Oftroalbä 
filaffifern*,  Seipj.  1902).  eine  Sudwaßl  feiner  Berte 
bat Xarboup  beraubgegeben  (fßar.  1888—90,  2©be.). 
3.  gourierffte  iHeißen. 

2)  gratnoib  SDiarie  Sßarleb,  ber  Segrünber 
eineb  befonbem  fojialiftifften  Sßftemb,  beb  gourie* 
ribmub,  unb  einer  fogialiftifften  Sftule,  ber  gou* 
rieriftett,  geb.  alb  Soßn  eineb  reiften  Kaufmann* 
7.  Slpril  1772  in  Sefamjon,  geft.  10.  Cft.  1837 in  arm* 
ließen  Serßältniffen  in  ©and.  g.  mibmete  fuß  bem 
faufntänniießen  Beruf,  befutßlc  alb  $anblung*reifen» 
ber  Xeutfftlnnb  unb  fpodanb  unb  gninbete  1793  tn 
ßßon  ein  Holonialroarengefftäft.  Seteiligt  bei  ben 
Äufftänben  gegen  bie  öcrrlftaft  ber3afobincr,  mürbe 
er  gefangen,  »erlor  fein  ©erwogen  unb  entging  nur 
mit  ilJfüpe  bem  Xobedurteil.  Salb  barauf  würbe  er 
jur  ürmee  eingejogen,  ber  er  jmei  3aßre  angeßörte. 

1799  in  einem  .vanblungbßaud  in  'lRarfeide  befftäf* 
tigt,  mürbe  g.  beauftragt,  im  3ntereffe  einer  ©reib* 
fpelulation  ßctmlift  eine  große  IHeiolabung  inb  äJieer 
werfen  ju  laßen.  Xied  fod  ißn  ,juerjl  auf  fojialifliffte 
3becn  gebraftl  ßaben.  (Er  Würbe  bann  in  ßßon  Statt* 
betdntafler  unb  »cröffcntlidjtc  1803  anottßm  im  »Bul- 
letin de  Lyon«  einen  politiftßcn  Srtitel.  »Le  Trium- 
virat«, ber  batnalb  große*  'iluffeßett,  autß  bie  (Huf* 
merffamfeit  beb  Konjuld  Sonaparte  erregte.  3n  ben 
folgettben  3aßren  befaßte  er  fuß  in  feinen  SJiußeftun- 
ben  mit  Spefulationcn  über  Befen  unb  Seftimmung 


— Courier  (Serfonemtame).  807 

bcr®ienf<ßen  uttb  über  bteWöglitßfeit,  gegenüber  ben 
bidßerigen  3u|'tänben  bab  (Slüd  aller  ßerjufteQen. 
IBlb  grudßt  feiner  Stubien  erfeßien  1808  ein  grüßereb 
'Bert:  *Tb6orie  des  quatre  mouvements  et  des 
d estinfees  gbnferales«,  in  bem  er  fein  neued  foäialiftr» 
idßeb  Sßftetu  begriinbete.  Sib  in  alle  (Sinjelßeiten 
f^ilberte  er  babfelbe  in  »Traitfe  d’assoeiation  dumes- 
tique  agricole«  (Sefanton  u.  ©ar.  1822,  2 8be.; 
1841  u.  b.  X. : -Thfeorie  de  l’unitü  universelle«  ge» 
brudt).  Xie  Weitem,  j.  X.  umfangreiften  flrbeiten 
gourierb  enthalten  im  mefentliften  nurBieberßoIuit- 
gen  obec  Vlufefiißrungcn  ber  in  jenen  Berten  bereit* 
aubgefproftenen  Jbcett.  3>»ar  war  g.  unabläfftg  be- 
müßt,  für  feine  3&ecn  Wnßänger  }u  gewinnen,  aber 
feine  Arbeiten  fanbeti  lange  3e>1  ferne  Seafttuitg; 
erft  gegen  Cjnbc  ber  1820er  3aßre  gelang  eb  ißm,  in 
Sarib  eine  Heine  Sftule  ,;u  begriinben;  »orßer(1816) 
Latte  er  nur  einen  Sftiller,  3uft  'JBuirou,  gefunben. 
er  lebte  »on  1808  — 26  abmeftfelnb  nteift  bei  Ser* 
manbten  unb  greunben,  namentlift  in  Sefanton  unb 
©arib;  jeitmeife  ßatte  er  Stellungen  in  ßmnbeldßöu* 
fern  inne.  1826  ftebelte  er  bauentb  naft  ©arib  über 
unb  blieb  bort  bib  ,;u  feinem  lobe.  Son  gourierd 
großem  Arbeiten  ftnb  ttoft  ju  ermaßnen:  »Le  nou- 
veau monde  indnstriel  et  socifetaire,  etc.«  (1829, 
2.  Sufi.  1845);  > Piepes  et  cliarlatanisme  des  deux 
sectes  Saint-Simon  et  Owen,  etc.«  (1831);  »La 
fausse  industrie,  etc.«  (1835).  Seine  »CEuvres 
eomplfetes«  erfftienen  Sari*  1840—46  in  6 Sänbcn 
(neuer  tlbbrud  1870);  Subjüge  baraub  gaben  ®ibc 
(1890)  unb  SourginVl903)  ßerau*.  gourierb  Silb* 
nib  f.  Sorträtlafel  »Sogialiften». 

gourierb  Berte  (eugett  »on  Segabtbeit  unb  ebenfo* 
woßl  fritifftetn  alb  idjapferüftem  Xaleitt.  Xoft  ent* 
ßalten  fie  neben  guten  ©ebanfett  »iele  Sßantaflereien, 
wunberlifte  Sereftnungen  unb  mit  neuen  gefuftten 
Bortbilbungen  überlabene  uerworrctie  Wubfüßmtt* 
gen.  Über  gourierb  fojialiftiffteb  Sßftem  (gourie« 
ribntub)  [.  Sojialibmub.  Xie  fojialiftiffteUmWanb» 
lung  ber  menfftliften  Hefcllfftaft  unb  beren  neue 
(Einnft tung  auf  (Srunblage  feiner  »Sßalattgen«  be* 
grünbete  er  mit  einer  in  feinem  erften  Berte  breit 
äudgcfüßrten  ©fßftologie  unb  Sfodtnogonie,  »on  be« 
nett  bie  erftere,  »öllig  unßaltbar,  feine  Seafttung  ge» 
funben,  bie  lcßtere  aber  mit  ißren  Sropßejciungen 
über  bie  3>ifunft  beb  'Bienfftengefftlefttb  unb  ber 
(Erbe  gerabeyu  alb  Serrüdtßcit  be  jeiftnet  werben  muß. 
Gb  genügt,  ßier  j.  S.  ju  et  wäßnen,  baß  g.  weibfagt: 
eb  mürbe  burft  bie  über  bie  gan;e  (Erbe  »erbreileten 
Sßalangen  mit  bau  über  bie  Belt  ßerrfftenbm,  in 
Konftantinopel  reftbiereubat  Omniarften  ber  ganje 
3uftanb  ber  Grboberfläfte  eine  änberung  erfaßten : 
um  ben  Storbpol  werbe  fift  eine  ßiftttrone  bilben, 
bie  fleben  unb  Bärme  über  bie  fallen  ßänber  ber 
(Erbe  »erbreite,  bie  (Erbe  werbe  bann  überall  bcrooßu* 
bar  fein , bie  giffte  würben  ben  SWcnfften  bienftbar 
fein  unb  Sftiffe  gießen,  bie  roitben  Xicre  ju  flafttieren 
Werben ; bie  Benfften  mürben  2 m ßoft,  144  gaßre 
alt,  200  kg  fftwer  Werben  unb  in  bcr  Sesülterung 
»on  3 SSiHiarben  niftt  Weniger  alb  37  IRill.  Xiftter 
Wie  feomer,  37  'ßiill.  fKatßematifer  wie  JieWtoit,  37 
S2iü.  Sftaufpieler  wie  äRoltere  jäßlen  tc.  Söüig 
uttmoralifft  finb  gourierb  Snfftauungen  unb  gor- 
bemttgen  über  bie  (Sße,  bab  Serßältnib  ber  ®efftleft- 
ter  unb  bie  Kinbercrjießung  in  feiner  »ibealen«  fo* 
jietären  ®emeinjftajt.  Xet  an  fift  einfafte  ©runb* 

Sebanfe,  auf  bem  bie  unflaren  unb  pßantaftifften 
[nfftauungen  berußen,  ift:  baß  ade  llienfften  eine 
Seiße  »on  12  ©runbtrieben  (5  fenfuede,  4 affeftioe. 


808  gourieriSmuä 

3 bibtribuitBe)  haben , aitb  bcren  Berfißicbener  Mi» 
fcßung  H*  bei  ben  Etnjelnen  ber  Bcrfcßiebene  ßba» 
i öfter  berfelben  bilbe,  baß  bad  ®lüd  ber  Wenigen 
barin  beflcbe,  baß  jeber  ungehindert  feinen  Trieben  in 
beren  natürlicher ‘Äußerung  folgen  f&nne,  unb  baft.  um 
bab  aDgemeine  ®liirf  ju  febaffen,  baßer  eine  fojiate 
Drbnung  geboien  fei,  bie  biefe  natürliche  ©eftaltung 
unb  bamit  »bie  £>arm  ernte«  ber  Iricbe  fiebere.  Der 
gourieribmud  gelangte  erft  nach  bem  Untergang  beb 
Saint  »Simonibmud  gegen  bad  Sebendenbc  von  g. 
unb  mehr  nad)  feinem  lobe  Boriibergeßenb  ju  große« 
rer  ©ebeutung  burct)  bie  energifeße  Agitation  einiger 
ßernorragenber  flnßinger  göurierb , namentlich  S. 
EonfiMrantb  (f.  b.),  bie  aud  ben  gourierfeßen  Sehren 
ben  oraftijeßen  fojialiftifchen  Rem  beraub  [gälten.  Bon 
befanntem  gourieriflen  jinb  noch  ju  nennen:  Juleb 
SecßeBalier,  iflbel  Iranfon,  £emot)ne,  Morije,  Baget, 
©aubeHiularß,  Eifar  lall).  BeOarin,  Blanc.  Ebam« 
betlaut,  Becqueur  jc.  Einige  ocrgcbließe  Scrfueße 
mit  ©ßalcmgen  würben  in  granfreich  unb  Vlmcrita 
gemacht,  8eitfd)riften  ber  gourieriften  waren : »Le 
nouveau  munde«,  »Le  Pkalnnstire,  ou  la  reforme 
sociale«  (1832  — 34),  »La  PhaUtnire«  (18361,  »La 
dbmocratic  pacifique«  (1843).  Sgl.  3-  2 e d)  e b a • 
litr,  fitudes  sur  la  Science  sociale  (1832 — 34);  S. 
Eonfibtfrant,  Exposition  abrägie  du  systüme  de 
F.  (1845);  ®otti  bc  ©nmonb,  F.  et  son  Bystbmc 
(5.  Sufi.  1841);  Iranfon,  Theorie  socibtaire  de 
(lh,  F.  (1832);  S.  Seßbaub,  fitudes  sur  lesrbfor- 
matears,  ©b.  1 (7.  Sufi.  1864);  B e 11  a r i n , Ch.  F., 
sa  vie  et  sa  thboric(5.  Sufi.  1871);  Sambuc.Leso- 
eialisme  de  F.  (Bar.  1 OOO) ; £.  S t e i n , ©efdjidite  ber 
fojialett  Bewegung  in grantreidi,  ©b.2  (Seipj.  1850); 
S.  Mario,  Unleriucßungm  über  bie  Organifation 
ber  Srbeit,  1.  ©b.,  2.  Sbt.  (Staffel  1853);  Sie  bei, 
Charles!  g.  fStuttg.  1888);  SSarfeßauer,  We f cf) i cf) t e 
beb  Sojialismub  unb  Kommunismus  im  19.  3®ßr« 
ßunbert,  Sbl.  2 (Seipj.  1903). 
ouricriümub,  f.  gourier  2). 
ouricrftße  Meißen,  bie  für  eine  feßr  auüge 
behnte  Klaffe  oon  gunftionen  gültigen  Entwidclungcn 
nach  bem  sinas  unb  cosinas  uielfad)er  Söinfcl  in  her 
gorm:  f(a)  = a0  + a,  cos  a + b,  sin  a + a,  cos  2 a 

t i'-  " 

+ b,  cos  2a  -f-  . . . , a„  — — I f (a)  cos  na  . da, 
, f42"  “»/ o 

b„  = — I f (a)  sin  na.da  (ngl.Irigonometrie  unb 
"fjo 

3ntegralreeßming).  Sie  finb  befonberä  bebßalß  wich» 
tig,  weil  fte  aud)  bann  anwendbar  bleiben,  wenn  bie 
guntlion  in  »erfchiebenen  JuteronlTen  ganj  oerfeßie» 
denen  ®efeßen  geßoreßt,  j.  ©.  oon  x - 0 bis  x = n 
gleich  x , aber  oon  x = ji  bis  x = 2.*r  gleich  ” — x 
tft.  liefe  tatfaeße  ßat  juerft  gourier  1807  flar  aud* 
gefproeßen,  unb  er  ßat  überdies  bie  ungeheure  SSicß« 
tigfeit  folcßcr  Beißen  für  bie  matßematifcßc  Bßßfit  ind 
ßellfte  Sicßt  gefept  Die  ©ebingungen,  unter  benen 
bie  Beißenentwidelung  gültig  tft,  ßabeit  fpiter  Di» 
ricßlet,  fRiemann  u.  n.  genau  feftgeftellt.  ©gl.  Sie- 
mann,  Bartiellc  Differentialgleichungen , bearbeitet 
oon  £>atieitborff  (3.  SlufL,  9ra  unfeßw. 1 8821,  in  4.  'Huf* 
läge  neu  bearbeitet  oon  .h>.  Seher  (baf.  1900). 

gfourierct  Saß.  3ebe  SBcflettbewegung,  fo  font« 
plijiert  auch  bie  ©ellenfonn  fein  mag,  läßt  fieß  aub 
ein  jaeßen  (f  ogen.  Sinud  1 ©eilen  (f.  Sfellcnbewegung) 
lufatnmenfepen.  ©ne  folcße  einfadie  Sellenform  ent» 
fteßt  auf  einem  ©apierftreifen,  ber  (etwa  bureß  baö 
Ußrwerf  eines!  SRorfetelegrapßen)  gleichmäßig  fort« 
gejogen  wirb,  wäßrenb  eine  ißn  beviißrenbe  Schreib» 


— goumier. 

fpihe  burd)  eine  gleicbmäßig  umlaufenbe  Surbel  fenT- 
reißt  jur  ©ewegungorießtung  beb  Streifend  ßin  unb 
ßer  gejogen  Wirb.  I)ie  Sluebtegungen  ber  aufgejeieß 
liefen  Sinie  entfprccßm  bem  Sinus  ber  Sinfel  jroi 
jdjen  Rurbelftellung  unb  Sängbricßtimg  beö  Streifend 
Four  in  Land  (engl.,  (pr.  ist  tn  tiint.),  ©iergefpann 
Dom  8od  gefaßten.  Sgl.  Irag. 

gronrmice!  «pr.  futwn.  Stabt  tm  frant.  Ixpart. 
Borb,  ülrronb.  'Hucbneb,  Knotenpunlt  ber  ©orbbaßn. 
mit  bebeutenberStbafwollinbuftrie,  ©tabfabril,  ®ifm 
werfen  unb  uw»  13,634  Einw. 

gfonrnet  (Ipr,  furneffi , granjotb  Sictor,  franj. 
Scßriftflelter,  geb.  8.  gebr.  1829  in  Ebeppeh  bet  ©a 
rettneb  t'JSeufe),  geft.  9. 3uli  1894  in  leiif  la  ■ Mo 
beieine  (Ortte),  tiollettbetc  feine  Shibim  in  Bane 
unb  wanbte  jitß  bann  alb  geiftreitßer  geuiQctoniii 
bem  3oumalibntub  ju.  Seine  Schriften  finb  Wert 
oolle  ©eitrige  jur  irimbc  beb  alten  ©ana  unb  ber 
alten  Sitten  granfreidjb,  inbbef.  aber  beb  altem  fran 
jönfißen  Ißeaterb.  $ie  wießtigften  finb : »Cariositc- 
thbitrales»  (1859,  2.  Muff.  1878);  »Tableau  da 
vieux  Paris.  Les  spectaclcs  populaires  et  les  ar- 
tistes  des  rues  (1863);  »Los  nies  du  ricux  Pari- 
(1879, 2.  Sufi.  1881);  • Le  vieux  Paris.  Fetes,  jenx 
et  spectaclcs!  (1886);  -Les  cris  de  Paris«  (1887). 
Vludß  ocrbffenilithle  er:  »Les  contemporaius  deMo- 
Ü6re«  (1863 — 76,3©be.l:  »Lcsartistesfrunqaiscon- 
temporains«  (1883);  »Do  Jean-Baptiate  Rousseau 
4 Andrb  Chfinicr,  fctudes  littäraires  et  morales« 
(1886);  »Le  thbAtre  au  XVII.  sibcle«  (1892);  meb 
rere  Beifeffijjen  ( » Au  pays  du  soleil« ; • Figures  d hier 
et  d’aujourd'hui«,  1883,  »D'Alexandrie  au  Caire», 
1897,  u.  a.)  unb  gab  mehrere  Serie  Scarrond  heraue 
gfournet  (tpi.'tuml),  Sictor  3-,  fficolog,  geb.  15. 
SRai  1801  in  Straßburg,  geft.  6.  3an- 1869  in  Sßon. 
ftubierte  1822  unb  1823  att  berficole  des  mines,  wm 
lirertor  ber  Scrgwerfe  im  Staßcniat  (9Heberelfaßl. 
1828—33  ber  oon  Bantaibaub  (Buß « be  * lime)  unb 
julcßt  Srofeffor  ber  Mineralogie  unb  ©eologte  ju 
Sßon.  g.  lieferte  feßr  gebiegene  Unterfucßungen  über 
©Übung  unbSortommen  berErjc  unb  berErjgingc. 
Er  feßrieb:  »Scrtinfatßung  ber  Seßre  oon  ben  ©an 
gen«  (beuiftß  Oon  Mtiiicr,  greiberg  1846);  »lie  Erj 
ginge  unb  ißre Sejießungen  jubeiiEniOtiBgefteinen« 
(bculfd)  Bon  Eotta,  SeiOj.  1846);  »DieMctamorpbofr 
ber  ®efietne«  (beutfth  uon  Sogelfang,  baf.  1847). 
»Gbologie  lyonnaise«  (Sßon  1862)  u.  a.  Sud)  lie 
ferte  er  namßnfie  ©eitrige  für  btc  geognoftifeße  Rat 
ticrung  graitfrcicßb. 

gfonrncßron«Iiirhine(jpr.ium4r4n4),f.Safferrab. 
groitruicr  (fpr.  fumjo,  1)  Marc,  fraitj.  ©übnen 
bicßlcr,  geb.  1818  in  ®enf  aud  einer  frangöftfeßen 
Sefugiffantilie , gefi.  6.  3<>n-  1879  in  St-Mnnbe. 
ftubierte  in  ©enf  uttb  begab  fitß  1838  naeß  Band,  n: 
er  fteß  ber  Stßriftftellei  ei  jtiwanble.  3t  her  gedge 
wibnteie  er  fiel)  gang  bem  bramatifeßen  gaeß  unb 
würbe  1851  lireftor  beb  Ißeaterb  ber  Borte  St  - 
Martin,  befjen  Seitung  er  gefeßieft  füßrte,  bib  er 
1868  ben  Scßwicrigtciten  ertaq  unb  ©anfrott  maeßte 
Seine  Borgiiglicßfteit  Stüde  finb:  »Les  nuits  de  L 
Seine«  (1852)  unb  bie  in  ®cmeinfeßaft  mit  anbern 
gearbeiteten  Dramen:  »Paitlasse«  (1849;  atb  »©a« 
lajjo  unb  feine  gatnilie»  aud)  in  Deutfcßlanb  alb  eff  eh 
ooflcb  Biißrflüd  belannt),  »Manon  Lcscaat«  (1852) 
unb  »La  bäte  du  hon  Dien*  (1854). 

2)  Ebouarb,  franj.  Schrift jieüei',  geh.  15.  3wu 
1819 in Crlfanb.  füßrte  inBarid  ein  ftiUebSeteßrien 
tehen  unb  flarh  bafclbft  10.  Mai  1880.  g.  hol  fuß 
befonberb  um  bie  Erforfcßung  ber  ©ergangenßeit  ber 


809 


gourmcre  - 

©lobt  Hnriä  Derbient  gemacht  unb  mit  bot  Sänften: 
»Paris  demoli,  mosaique  des  ruinös • (1853, 3.  tflufl. 
1883);  »Les  Lanterues«  (1854) ; «ßnigmes des rues 
de  Paris»  (1859,  neue  2iu#g.  1892);  »Histoire  da 
Pont-Neuf«  (1881,  2 9be.);  »Chroniques  et  legen- 
des des  nies  de  Paris«  (1864,  neue  Dluäg.  1893) 
unb  »Paris  4 travers  les  Üges«  (1876).  S8on  feinen 
fcmftigen,  }iemlid)  Dielfeitigen  SBevfen  nennen  mir: 
»La  musique  chez  le  pcnple«  (1847);  ■Ilistuire  des 
hitclleries  et  des  cabarets«  (mit  Sr.  Wichel,  1850); 
»L'csprit  des  autres«  (1855,  8.  Vluff.  1886)  unb 
»I/esprit  dans  rhistoire«  (1857,  6.  Huri.  1884), 
91ad)weife  mm  »geflügelten  Sorten«;  »L’art  de  la 
reliure  en  France  anx  dcrniers  sifccles«  (1884,  2. 
IHufl.  1888);  »La  eomödie  de  La  Bruyöre«  (1866, 

2 Bbe.)  uno  »Le  vienx  neuf,  histoire  ancicnnc  des 
inventions  et  dfccouvertes  modernes«  (1859,29b«.; 
2.  flufl.  1877).  3»  feinen  ipötem  Seröffentlief)unqen 
lieberen : »Le  Theätre  franqais  aux  XVI.  et  XVII. 
siöcles«  (1871,  2 9be.;  2.  ttufL  1874);  »Le  Thöfttre 
frangais  avant  la  Renaissance«  (1 873. 2.  Ülufl.  1 880) 
unb  »Les  Prussiens  eher.  nous«,eiit  Pamphlet  (1871). 
Übrigen#  bat  fid)  g.  nud)  al#  bramatifdier  Vlutor  mit 
mehreren  fiuftfpielen  unb  bem  Srania  »flutenberg« 
(1869)  Berfudjt.  9iad)  feinem  lobe  crfd)iencn  noch : 
»Paris  eapitale«  (1881);  »Histoire  des  cnseignes 
de  Paris«  unb  »ßtudes  sur  la  vie  et  les  Oeuvres  de 
Moliöre«  (1884). 

3)  flupuft,  §iftorifcr,  geb.  19.3tmi  1850  in  Wien, 
itubierte  m SBicn  ©cfd)tchte,  wart  1861  ipilfsbeamter 
unb  1878  Tircltor  bce  flrdjiD#  be#  WintfteriumS  be# 
gmtem,  habilitierte  fid)  1875  fiir  fflcichidite  an  ber 
UniDcrfität  Wien,  toarb  1880  aufjerorbentlidjer  9n>* 
feffor  bafelbjt  unb  1883  orbentlidjer  Hrofeffor  an  ber 
beutfd)en  UniDerftiat  Hrng.  3m  9Jlärjl891  würbe  g. 
in  ben  9)eid)Srat,  im  folgenben  gabr  in  ben  böhmi- 
fd)cn  üanbtaa  gewählt  unb  idilofj  fid)  ber  beulfcbfort* 
fehrittlid)en  $artei  an.  9tad)b<m  er  1899  einem  3iuf 
al#  9rofejfor  ber  ©cfdjicbte  an  bie  3>d)mfd)c  .(joch 
fchule  in  Wien  gefolgt  nmr,  entfagte  er  ber  politifcben 
Saufbahn.  1903  mürbe  er  orbenilid)er  Hrofeffor  für 
©ef<hid)te  an  bcrSBicnerllnioerfität.  ffir  jthrieb:  »Vlbt 
3ohann  Don  Bittring  unb  fein  Liber  certarnm  liisto- 
riarnm«(9erl.l876);  »öenj  unbEobenjl.  ®efd)id)tc 
ber  öjterreicf)ifcben  ®iplomatie  Don  1801  — 1805« 
(®ieu  1880);  »Kapoleon  I.,  eine  Biographie«  (fletpj. 
u.  9 mg  1886—89, 3 9bc. ; franj.  Bu#g-,  9ar.  1890 — 
1892);'  »anbei  unb  Bcrfcbr  in  Ungarn  unb  Holen 
um  bie  Witte  be#  18.  3ahtf)nnbertö«  (Wien  1887); 

* Sine  amtliche  £>anblung#reife  nach  Staben  im  3ahre 
1754-  (baf.  1889);  »Ter  Kongreß  Don  Ghätillon.  Tie 
Holitil  im  Kriege  Don  1814«  (Wien  u.  Seipj.  1900). 
9lbbanbUmgen  über  bie  Bragmatifche  ©anftion,  ©er* 
hart  Don  ©mieten,  Sofeph  Ü-,  ben  Tugenbbunb , g. 
D.  Krübcner  tc.  erfdjicnen  in  einem  Sammelbanbe: 
»ipiitorifcbe  Siubien  u.  Stijjen«  (Seipj.  u.  Brag  1885). 

gourntcrc  (franj.),  f.  garniere. 

gournicrcn  (fratij.,  |pr.  für»),  mit  etwa#  Derfehen, 
oerforgen;  mit  gumieren  Derfehen-  gourniffeur, 
flieferant  Don  fiebenäbebarf;  gourniture,  Siefe« 
rung;  ba#  ju  etwas  'Jiötige,  Zubehör;  ©arbcrobegelb 
be#  Sühnen«  unb  öaHettperfonalS,  auch  ber  franjo« 
fifdie  Siam«  ber  Wipturftimmcn  ber  Orgel. 

gonrragc,  f.  giirage. 

gourricr,  f.  gurier. 

gourrurc  (franj.,  (»r.  (urBr1),  Saud)Wcrf,  B«lj« 
mantel ; in  ber  ^eralbif  Hermelin. 

gourtou  (jpr.  furtu),  Warie  grangoi#  D#car 
9 a r b q be,  franj.  Holibter,  geb.  3.  3an.  1836  in 


— goroeh. 

ffiibfrac  (Tnrbogne),  geft.  5.  Tej.  1897  in  Hand, 
früher  WbDofat  unb  llnterpräfeft  be#  jweiten  Kaifer- 
reich#  in  feiner  Haterftabt,  warb  1871  in  feiner  Sgei- 
mat  juniWitglieb  ber9lationalDerfammlung  gewählt 
unb  fdiloB  fid)  ben  3Honard)i[ten  an.  1872—73  war 
er  SKinifter  ber  öffentlichen  Vlrbeiten,  1873—74  be# 
Unterricht#  unb  ihdtuS  unb  bann  be#  Snnern.  Sr 
jeigte  fid)  in  biefen  ©teilen  al#  flerifaier  Bonaparlift 
unb  Dcrfolgte  bie  Sibcralen  mit  fd)arfen  'JJiafiregeln. 
l'iach  ber  Sntlaffwtg  be#  Winifterium#  Simon  16. 
äRai  1877  nahm  er  im  Sabinetl  Broglie  ba#  befon 
ber#  wichtige  SKinifteimm  beS  3nnem  an,  ju  bem  er 
burch  feine  rüdftd)!#lo(e,  entfchloffen«  Uatlraft  befon» 
ber#  geeignet  war.  Cr  wanbte  alle  erbcntlidjen  öe» 
waUmafiiegeln  an,  um  günftige  Wahlen  herbeijufüh» 
ren.  Jropbem  unterlag  bie  Regierung  fomohl  bei  ben 
3)cputiertenwal)!cn  14.  Oft.  al#  6ei  ben  ©eneratrat# 
wählen  4.  3Iod.,  unb  g.  mußte  20.  91od.  mit  bem 
naitjen  SKinifterium  juriidtretm.  1880—85  war  er 
Senator,  feit  1889  ffreputierter  unb  fdjlofi  fich  ber 
Sedjten  an. 

?ontrc  (frany,  (pr.  faet’),  ein  al#  berter  gluch  ge- 
brauchte# Wort,  im  grau  jöfifdjen  anftanb#halber  meift 

nur  f gefchricben;  foutern,  fluchen. 

Fovea  (lat.),  ©rube;  F.  axillaris,  Wthfelgntbe ; 
in  ber  botanifdjen  Terminologie:  F.  nectarifera,  J)o- 
niggrube,  wie ;.  9.  auf  ben  Blumenblättern  Don  Ra- 
nuneulns  unb  FritUlaria. 

goDeaupftraffe  o>r.  (omw,  ffieere-iftrafie  jwifdjen 
ber  ©übinfel  Don  Sleufeelanb  unb  ber  ©temartmfel 
(äiafiura),  mit  ber  3"fcl  Di  u a p u f e Dor  ihrem  öftlicben 
Ctngang,  wegen  Dielet  Klippen  für  bie  Schiffahrt  ge- 
fährlich (f.  Marte  »Sieufcclanb«). 

goDicrcn  (lat.),  wann  halten ; hegen  unb  pflegen. 
Fovilla,  f.  Hollen. 

goDillc  (fi>r. .»«’),  tHlfrcb  be,  franj.  Statiftifer, 
geb.  26.  Tej.  1842  in  Hand,  ift  Hrofeffor  für  Holt# 
wirtfchaftSlebre  unb  Statiftif  am  Conservatoire  na- 
tional des  urts  et  mötiers  unb  an  ber  ßcole  des 
Sciences  politiques  fowie  Borftanb  be#  Statiftifdjen 
Bureau#  im  giuanjminifterium.  Cr  Derßffentlicbtc : 
»Mömoire  sur  les  variations  des  prix  au  XIX. 
siöcle«  (1872);  »La  transformation  des  moyens 
de  transport  et  ses  consöqucnces  öconomiques  et 
sociales«  (1880);  »L’admiuistration  de  l'agricul- 
ture  au  contröle  gönöral  des  finances  sous  Louis 
XVI«  (mit  Higeonneau,  1882);  »Le  morcellemcnt. 
ötudes  öconomiques  es  statistiques  sur  la  propriete 
foneiöre«  (1885);  »La  France  öconomique.  Statis- 
tique  raiaonnbe  et  comparative«  (1887  u.  1889); 
»Atlas  de  statistique  financiere«  (1881  u.  1889); 
»Le  prix  de  blö  et  l'influcnce  des  droits  de  douane« 
(1891);  »La  richesse  en  France  et  & l’ötranger« 
(1893);  »L’industrie  des  transports  dans  le  passf 
et  dans  le  prösent«  (1893);  »Enquete  sur  les  cou- 
ditions  de  l'habitation  en  France«  (2  Bbe. , 1894 
unb  1899).  ©«it  1877  leitet  er  ba#  Pom  ginanpni 
nifterium  herauögegebene  »Bulletin  de  statistique 
et  de  lögislation  comparöe  - (jährlich  12  tiefte), 
fow,  faufinänniichc  Dlbfitrjung  (in  BBrfen»  unb 

tanbeldtclegrammen)  für  free  on  Waggon  (»frei 
ifenbahnwagen«). 

gotoch  cfpt.feö),  gifcheritnblchen  in  ber  engl. ©raf- 
fd)aft  Comwatt,  au  ber  Wüttbung  be#  Hfluar#  be# 
gluffe#  g.,  mit  alter  Kirche,  Dorjüglichem  fcafen, 
tatcinfdiule,  Scemann#heim  unb  cxeoi)  2258  Sinm. 
3unt  tiafongebiet  gehörten  (ttot)  104  Seefchiff«  Don 
10,054  Ton.  ; e#  liefen  2184  Schiff«  (barunter  1944 


810 


goroler 

fiüftenfaprev)  Don  265,494  X.  ein.  Bert  ber  ©u«. 
fuEjr  üitoo)  217,249  ©fb.  Sterl. , ber  (Einfuhr  31,874 
©fb.  Slerl.  8-  ift  Sip  eine«  beutfdjm  ©ijefonfui«.  — 
Rrüper  mar  c«  bebeutenber;  1347  riiflete  e«  allein 
47  Sepiffe  für  bie  ©elagerung  non  Galai«  au«. 

Rfotolcr  (fpr.  fauta),  1)  3ir  3opn.  Ingenieur, 
geb.  1817  inSpeffielb,  geil.  20.  ©od.  1898  inOounte» 
moulp,  arbeitete  bei  bemBafferbauingemeurHeatber, 
ber  bamal«  bie  gropen  SafferreferDoir«  für  31joifielb 
fonftruierte.  ©icidj.jeitig  mibmetc  er  fidj  beni  Elfen- 
babnmefen  unb  mad|te  bie  ©erarbeiten  für  bie  Hinie 
Stourbribge-Sirmingpam , bie  örunel  auäjufüpren 
begann,  er  aberBollenbete.  @rtourbe©etrieb«bireftor 
ber  Slodton-  unb  fiartlepoolbapn , 1843  (Spefinge- 
nieur  fürbieSRaiupefter-,  ©b*ffiell>- wnb  S?incolnfbire- 
babnen  unb  begann  1853  beit  Sau  ber  unterirbifc&en 
Honbottcr  Giicubapn,  für  bie  er  eine  eigentümliche 
Eofomotibe  lonftruierte.  Gr  befebäftigte  ftctj  auch  mit 
bem  Sau  bon  Xod«,  mit  Rluftrcgultcrungen  unb 
Uferbauten.  ©I«  '^äraftbent  ber  Institution' of  civil 
engineers  (feit  1866)  bemübte  er  fieb  um  eine  beffere 
Sorbilbung  ber  Ingenieure.  Spater  mar  er  bis  1880 
ttpefingenieur  ber  Gifcnbaptten  in  ©gppten,  aueb  be- 
teiligte er  fi<b  alb  Icitenber  3ngcnieur  am  ©au  ber 
Rortpbrüde,  nach  bereit  ©oftenbung  er  geabelt  mürbe, 
©gl.  ©iaefat),  Life  of  Sir  John  P.  (Honb.  1900). 

2)  3°bn,  ©iedionifet  , Grfiiiber  beb  nach  ibm  bc< 
nannten  Xampfpflua«(f.©(ai(pinciipf(ug),  geb.8.3uli 
1826  in  SRelffbant  (Biltfpire) , geft.  4.  Xeg.  1864  in 
©droortp  (f)orffbire),  begrünbete  1860  in  fjunblet  bei 
Hecb«  großartige  ©Jajcpinemoerfftättcn  (mit  Filialen 
in  üRagbcburg,  ©vag  unb  ©ubapeft),  marin  paupt 
iäeplid)  Xampfpflüge,  Strapenlofomotiucn  u.  Xampf- 
itrafienroat ien , auch  Xampfinafcpiiten  für  eleftrifdjc 
©apn  ■ unb  ©eleudbtungbbctriebe,  ferner  ©ergmerlo- 
inafd)inen  imbGifenbainilofomotiDen  gebaut  murbeit. 

3)  Sir  &eitrt)$artleg,  eital.  Staatsmann,  geb. 
1830,  mürbe  1 852  Solicitor  in  Boloerpampton,  1863 
©iatjor  ber  Stabt  unb  1870  Sorfiftenber  ber  bortigen 
SipulbcpBrbe.  1 880  marb  er  tn«  Unterbau«  geroäplt, 
mo  er  fieb  balb  eine  fo  einfiufjveitbe  Stellung  inner« 
tjalb  ber  liberalen  ©artet  ermarb,  baß  er  im  Siegern  ber 
1884  im  Kabinett  ©labftone«  jumUnterftaatbfefrclnr 
beei  3nnern  ernannt  mürbe,  ©am  Rebruar  bi«  Vitt • 
guit  1866  mar  er  Rinanjfelretär  im  Sdfapamt.  1888 
mürbe  er  junt  ©ijepräftbettten  ber  Komitee-Sipungen 
beo  llnterpaufe«  (deputy  Chairman  of  committeea) 
ermäblt,  unb  a!8  im  ©ugufi  1892ÖIabftone  ein  neue« 
©iinifterium  bilbete,  erhielt  er  Sip  unb  Stimme  im 
Kabinett  unb  bie  Heilung  beit  Hofalucrmaltungoamtö. 
©ad)  ®labftone«  ©iidtritt  mar  R.  in  bem  nun  Don 
Horb  ©ofcbcrl)  geleiteten  Kabinett  Dom  SRSrj  1894 
bi« jum  3uni  1895  SRiiliftcr  für  3»bien. 

Rütuk'rtt , SRtneral , f.  Vlugit. 

Rotulcrfrticr  Sprcngftoff,  SSifcpung  au«  ©i  = 
troglüjerin,  falpetcrfauremSmmoniaf,  §oyfoplc  unb 
febroefetfaurem  Jlatron. 

Rotulcrfcfie  Tropfen  (Solutio  nrsenicalis  Fow- 
leri),  eine  ttad)  bem  englifdjen  ©rjt  Xpoma«  Rottier 
(1736  — 1801)  benannte  flofung  Don  nrfcnigfaurcni 
Kali , ift  ttotb  bettt  bcutfdjen  ©rgneibud)  erfept  butd) 
ben  Liquor  Kalii  arsenicosi;  Dgl.  ©rfenpröparate. 

tfog,  1)  tSeorge,  Stifter  ber  Seffe  ber  Dualer 
(f.  b.),  geb.im3uli  1624  juXrapton  in  ber  engUSraf. 
ffpaft  Heicefter,  geft.  13.  yan.  1690,  gab  fidj  a!8  fiepr- 
littg  eine«  «cpubmaipcr«  unb  ficbcrpiinbler«  bem 
örübeln  über  ©eligionägegenftänbe  bin , bi«  er,  19 
3apre  all,  angeblich  eigner u3ifioncu  unb  Cffenbctrun 
gen  fid)  ju  erfreuen  anfing.  Seit  1649  rebete  ber 


— goj. 

•fflann  in  ber  iebenten  $pofe«  ö ff  entlief)  gegen  ben 
Xrunf,  gegen  ben  ^eputcn,  gegen  ©rojejfe  uiib  gegen 
ben  Krieg,  Derbot,  ben  !put  Dar  jemand  abjunebmen, 
bie  Knie  Dor  einem  SRenfdjen  ju  beugen , einen  Gib 
abjulegen.  ©alb  mürbe  er  in«  ©efängni«.  balb  in« 
3rrenbau«  gebraipt,  gumetlen  genötigt,  ben  Scpup 
be«  ©rotefior«  Gromtteü  in  ©ttfprucb  pt  itcbmeu. 
Unter  ber  ©eftauration  patte  et  graufaitte  ©erfol- 
gungen  }U  erbulben.  Seit  1670  auf  Steifen  nad)  Time- 
ri(a,  ijoUaub  unb  in  ba«  uörbliipe  Xcutfdjlanb,  um 
bie  SRennoniteit,  Cababijten  unb  anbre  aehen  für 
feine  Siepre  ju  geminnen,  ftarb  er,  naipbeitt  er  ncep 
bie  Siiperung  be«  ©eftanbe«  [einet  ©etiteinbe  unter 
Silpelm  in.  erlebt.  Xie  Sictnpcit  feine«  Streben« 
unb  feine«  ©Janbel«  paben  felbft  feine  Reinbe  juge* 
ftanben.  Seine  Stpriften  erfipietten  gcfammelt  1694 
bi«  1706  in  3 ©änben.  Sgl.  feine  ©iogroppten  non 
©tarfp  (Honb.  1847),  3anep  (©pilab.  1853),  Bat- 
fep  (Sonb.  1860)  unb  V o b fl  1 1 n (baf.  1896);  Stif- 
let),  G.  F.  and  the  early  Quäkers  (baf.  1884); 
Stuffct,  George  F.  et  les  origines  du  qunkerisnte 
(Senf  1886);  -George  F.’  autobiography  trom  bi* 
Journal«  (pr«g.  Don  £>.  St,  Siemmmi,  Honb.  1886). 

2)  Sparte«  3°me«,  engl.  3taat«mann,  geb. 
24.  3au.  1749,  geft.  18.  Sept.  1806,  jeigte  früh  bie 
glüdlidgten  förperlupen  unb  geiftigen  Vlnlagcn  unb 
erpielt  Don  feinem  ©ater  6enrp  R.,  Staal«fetretär 
töeorg«  II.  unb  feit  1763  ©aron  jjoünnb,  eine  au«, 
gejeiepnete  Grjiepung.  Siatbbem  er  bieSdpule  juGton 
unb  bie  Uniberfitüt  ju  Cfforb  befuipt  patte,  bereifte 
er  ben  Kontinent  unb  trat  1768  in  ba«  ©arlament, 
roo  er  fiep  burd)  feine  rebnerifepe  ©egabung  fo  perDot- 
tat,  baß  er  1770  jum  Horb  ber  ©bmiralität  im  Sti- 
nifterium  SRortp  unb  1772  junt  Horb  be«  Sdjape« 
ernannt  mürbe.  Xa  er  inbeffen  feine  Selbftänbigteit 
maprte  unb  fiep  burd)  feine  Cppoftlion  bem  König 
meprfad)  migliebig  gemadjt  patte,  erpielt  er  1774  feine 
Gntlaffung,  morauf  er  ftep  mit  ben  Rüprem  ber  Bpigl. 
©urfc,  Gamben  u.  a.,  Dcrbanb,  um  bie  ©egierung 
energifcp  ju  befampfen.  (Belegen peit  pier,ju  bot  bie 
amcnfanifd)e©oIiti(be8SRiniftfriuin«:  mit  aüer  Gnt- 
fcpiebetipeit  trat  R.  ben  ©orftplägen  Stortp«  entgegen, 
Dcricibigte  ba«  Selbftbefteucrungäreipt  ber  Kolonien 
unb  fpratp  fi(p  für  ben  SlbicpluB  eine«  fipnetlen  Rrie- 
ben«  mit  ipnen  au«.  Siacp  ©ortb«  ©üiftritt  1782  trat 
R.  in  ba«  neue  SRinifleriunt  ©odinapam  • Spelburne 
al«  Slaatofefretär  eilt  unb  jcplug  bie  ©nerfennung  ber 
amerifanifipen  Unabpängigfeit  Dor,  legte  jebodj  nach 
bem  lobe  ©odingpam«  (ein  ©ml  rtieber,  morauf  ber 
König  ben  fungett  Biüiam  ©itt  ju  feinem  einßuB- 
reiipften  ©crater  maepte.  3ro'ftpen  beiben  an  Talent 
ebenbürtigen  'IRännem  begann  nun  ein  erbitterter 
Kampf,  ber  1783  ben  Sturj  be«  äRmifterium«  Spei- 
burne-©itt  perbetfiiprle,  morauf  R.  mit  bem  dou  ipm 
fviiper  Ictbcnfcpaftltd)  befämpften  Slortp  Staatäjelrc- 
tür  in  bem  Don  bem  §erjog  Dott  ©ortlanb  gebilbeien 
Koalitionöminifterium  mürbe , ba«  ben  Rrieben  mit 
©merila  abfeplop.  Stpon  naep  neun  SRonaten  iube« 
fam  auip  biefe  ©cgieruitg  jum  Rail.  Xie  Don  R.  ein- 
gebratpte  Dftinkiabill,  bie  ben  ©iißbriiud)en  ber  Dfl- 
inbifipen  Kompanie  fteuem  unb  bie  Serroatiung  Dft- 
inbien«  in  bie  §änbe  ber  ©egierung  bringen  follle, 
mürbe  jmar  im  Unterpau«  angenommen , Don  ben 
Horb«  aber,  betten  ber  König  erllären  lirß,  er  merbe 
jeben,  ber  für  bie  ®iK  flitnrae,  für  feinen  Reinb  palten, 
berroorfen.  sofort  entlief)  ber  König  baSSRinifterium 
unb  [teilte  ©itt  an  bie  Spipe  be«  Kabinett«,  ber  nun 
beinape  20  Rapre  lang  bie  Heilung  be«  Staate«  be- 
hauptete. 3nbcffen  blieb  R.  mit  ©urfe  u.  a.  ba«  tpaupt 


gojfanal  — Fr. 


811 


bet  Oppojtlion.  Er  & eta utpf tc  bie  Regierung  bei  bem 
Brojcgbcß  ojtinbifchcn  Statthalters  Barren  tpafltngß, 
fdgug  1787  bte  Wbfcgaffung  bet  SlegeriflaDcrci  bor 
unb  machte  bei  ben  erften  Bnjeicben  ber  ©eifteSfranl* 
beit  beb  Königß  gegen  1:itt  bie  Siechte  beßBrinjen  ooti 
Baleß  auf  bie  3tegentfd|aft  geltenb.  Sie  fran  jöftfe^e 
Sepolution  begrüßte  g.  alS  eine  ber  glorrcicbfteu  Be* 
gebenbeiten  ber  öcfdpchte,  niobureb  er  fid)  Burtc  unb 
nieten  feiner  anberit  politifcgen  greunbe  entfrembete. 
Wacgbem  er  »on  1792—97  an  ber  Singe  einer  immer 
mehr  lufammcnfdjmeljcnbcn  Oppofition  bie  (liege- 
rifche  Boliiil  ber  Siegierung  unb  ihre  SRcprcffiomag* 
regeln  in  Englanb  befämpft  unb  jurBerfölinung  mit 
granlrcicg  geraten  gatte,  jog  er  fid)  1797  faft  ganj 
Dom  Parlament  jurüd  unb  wibniete  feine  3C>*  ber 
2anbtt)irtfcbaftunblitcrarifd|enöef<bäftigungcn.sJi'abb 
bem  gricben  Don  Wmienb  1802  machte  er  eine  Weife 
nach  grantreich.  Sied)  bem  Slurie  beß  SRmifteriumb 
Bbbington,  ber  1804  burd)  bie  Bereinigung  Don  g. 
unb  Bdt  bewirft  würbe,  fcglug  legterer  bem  Sliüiig  bie 
Aufnahme  feines  alten  SegneriS  in  bas  Diiniftcrium 
Dor,  ohne  fficorgß  3uftimmung  baju  erwictcn  ju  fön- 
neu;  unb  erft  Bitlß  lob  im  gaituar  1806  nötigte  beit 
König,  ftch  ein  WJiniftcrium  ©renoiüe  gefallen  gu  laf* 
fen,  in  bent  g.  ,jum  brittenmal  Staatßfelrctär  würbe, 
liefet  machte  jegt  eniftlicge  Bcrfudfe,  ju  einer  Ber* 
ftänbigung  mit  'Jiapolcon  ju  gelangen,  riet  aber  nach 
beren  Sd)eitem  felbft  ju  energifeger  gortfegung  beS 
Krieges.  Iwd)  flarb  er  halb  baraui  an  ber  Baffer» 
fuegt.  g.  war  einer  ber  bebcutcnbften  Webner  utib 
einer  ber  einflugreicbflcn  Staatsmänner,  weldjc  bie 
SefcbictitebcSenglifcbenWarfamentariSmuSfennt.  gn ! 
feinem  Brioatleben  war  er  liebenSwiirbig  unb  leut* 
jclig,  jebod)  jur  WerfchWenbung  unb  jum  Spiel  geneigt, 
woburch  er  feine  WermögeniDcrbältniffe  unheilbar 
jcrrüttetc.  gn  feiner  unuoHcnbctcn  »History  of  the 
early  part  of  the  reiipn  of  James  II.«  (2onb.  1808, 
mit  einer  Biographie  Don  üorb  üollanb;  beutfd)  Don 
Soltau,  $amb.  1610)  Dertcibigte  er  bie  WcDolution 
Don  1688.  Seine  »Speeches  in  the  hause  of  Com- 
mons« erfchienen  Conbon  1815  (6  Bbe.),  in  ?luß> 
Wahl  1847.  gm  g.1816  würbe  ihm  auf  Bloomßburp 
Square  ju  Sonbon  eine  Bilbfäule  unb  1818ein  ®enl- 
mal  in  ber  Scfimmflcrabtci  errichtet.  Wgl.  Sal* 
pole,  Kecollections  of  the  life  of  F.  (2onb.  1806); 
W u f f e 1 1 , Memorials  and  correspondence  of  Ch.  F. 
(1853—57,  4 Bbe.);  lerjelbe,  Life  and  times  of  F. 
(1859—67,  3 Bbe.);  Wae,  Wilkes,  Sheridan,  F., 
the  Opposition  nnder  George  HL  (1874);  Irene» 

1 1) a n , Early historyofCh.  J.F. (1880);  Sateman, 
Life  of  Ch.  J.  F.  (1890);  gimmonb,  Ch.  J.  F., ! 
a political  study  (1903). 

gfo£fanal,  DJeereßarm  im  arftifegen  Bmerifa, 
«rifdjen  Baffinlanb,  ber  fcalbinfel  WlclDiüc  unb  ber  | 
gnfcl  Southampton,  entbedt  1615  Don  Bplot,  wieber 
aufgefunben  1631  Don  goj. 
gfop  iHiPcr,  Wbftug  beß  Binnebagofceß  (f.  b.). 
ffopterrier  (engl..  Irr.  .trrrirr),  f.  §unb. 
tjfop  cfpr.  (am,  Wcajimilien  Sßbaflieit,  franj. 
Weneral,  geb.  3.  gebr.  1775  in  §am,  geft.  28.  Jiou 
1825,  machte  als  Wrtitlcricoffijier  1792 — 93  bie  gelb 
jüge  in  Belgien  mit,  warb  aber  wegen  lauter  Diift» 
biuigung  einiger  Blutbefehlc  beß  Konöentß  Derhaftel. 
Warn  bem  9.  Iherntibor  wieber  freigelaffen,  jeidfnete 
er  ruh  Don  1795 — 97  in  ben  gclbjügen  ber  SIbcin- 
unb  DJofelarmee,  1798  in  ber  Schwei;,  1799  bei  ber 
Donauarniee  unter  Diaffßna,  1800  in  gtalien  auß. 
gm  Kriege  mit  Ofterreich  (1805)  befehligte  er  unter 
DJarmottl  unb  warb  fobann  nach  griaul  unb  Wcnebig 


gefenbet.  1807  («hielte  ihn  Wapoteon  mit  1200  Brtil* 
leriften  ber  lürfei  gegen  bie  Buffen  unb  Engländer 
ju  §ilfe.  Stach  feiner  IHiidfehr  (oitimanbiertc  g.  un- 
ter gunot  in  'Portugal,  feit  StoDember  1808  in  Spa- 
nien. wo  er  21.  guli  1812  an  beß  Dertounbeten  Diar« 
mont  Stelle  jeitweilig  ben  Oberbefehl  über  bas»  bei 
Salamanca  gefchlaqene  ^eer  übernahm.  Befonberß 
bewährte  er  feine  lüdjtigfeit  1813  bei  bem  IRüdjug 
nach  Siibfranlreich-  Obwohl  SlubwigXVIII.  ihn  jum 
©rogoffijicr  ber  Ehrenlegion  unb  jum  tprafen  er- 
nannte, fdjlojj  er  fid)  boch  'Jiapolcon  bei  beffen  5Rüd- 
(egr  Wieber  an,  befehligte  1815  eine  Dinifion  unb 
würbe  bei  Baterloo  oerwunbet.  Stochbem  er  eine 
3eitlang  jurüdgejogen  gelebt  hatte,  trat  er  1819  in 
bie  Kammer,  Wo  er  an  ber  Spigc  einer  an3af)l  fcgina» 
chen  liberalen  Cppofition  bie  ullrarohaliftifche  unb 
(lerdaleSMajorilät  euergifch  unb  mit  Erfolg  betämpfte. 
Bei  feinem  Begräbnis  Deranftalteten  bie  fiiberalen 
eine  grofje  lemonftration.  Seinem  Sarg  folgten  ge* 
gen  100,000  Dienidien,  unb  burd)  Stalionalfubfmp» 
tiou  murbe^l  DMI.  für  feine  gamilic  gefammelt.  1879 
warb  fein  Stanbbilb  in  £>am  enthüllt.  Sic  »Discours 
du  gbnäral  F.*,  benen  eine  Biographie  gopä  Don 
liffot  beigegeben  ift,  erfchienen  1826  inBaticl(2Bbc.). 
Vluö  feinemJiad)ln(!  crfchien  bie  »Histoire  de  lagnerre 
de  la  pöninsule  sous  Napoleon«  (Bar.  1827.  4 Bbe. ; 
beutfdj,  üeipj.  1827).  Bgl.  ©irob  be  l"Äin,  Vie 
militaire  du  gbnbral  F.  (Bar.  1900). 

gopait,  ©eftein,  f.  Sgenit. 

gopaticr  (irr.  fflajaüs),  leniä.  franj.  Bifbhauer, 
geb.  22.  Sept.  1793  in  Buffierc  (Soire),  geft.  19.  SioD. 
1863  in  Barid,  Wat  Schüler  Diarinä  in  lipon,  arbei- 
tete bann  bei  liemot  unb  bcfuchie  feit  1817  bie  Schule 
ber  fehönen  Künflc  in  Baris.  1819  erhielt  er  für  bie 
Staluc  eined  gaunS  bie  golbene  Diebaillc  unb  würbe 
hierauf  mit  ber  Sliifertiguitg  ber  4 m hohen  Statue 
beS  heil.  Diartuä  für  bie  .Üatfjcbrale  in  21  nab  beauf 
tragt.  Bon  feinen  jaljlreiehen  übrigen  Serien  finb 
heiDor}uhcben:3partacua(1827);bicBüfte  bcrSotiife 
2abcp  (la  belle  CordiCre),  im  Di'ufeum  ju  2i)on ; bie 
Staluc  beä  ©laubenä,  in  Slolre  laute  be  Sorettc ; ber 
Slthlct  Bftpbamad,  ber  iiucilm  währeub  beb  Braubeb 
Don  Jjertulnmim  fotgenb  (1833);  Scliefb  am  gried 
beb  Iriumphbogeub  be  I’Gtoile ; baß  DJobcll  jur  Erj- 
ftatuegacquarbß  fürfipon;  cinleil  bcrWußfchmüdung 
ber  äKabelcinctwcpe  ju  Barib  unb  bie  SReiterjtatuc  ber 
geanne  b’Slrc  für  Crtfanß. 

goticr  (franj.,  irr.  tüajc),  bergeuerperb;  and)  foDicl 
Wie  ffiincnherb  (f.  Deine) ; befonberb  ein  Saal  ober 
©ang  neben  einem  Ibcater'  “ber  Konjertfaal  ic.,  ber 
jum  Bcomenieren  unb  jur  Unterhaltung  beb  Bubli- 
tuiub  beftimmt  ift  nnb  gewöhnlich  mit  einem  Büfett 
in  Bcrbinbung  fleht,  gtt  granhrcief)  hat  man  aujter 
bem  gewöhnlichen  g.  (f.  public)  noch  Foyers  des  ar- 
tistes,  in  benen  ficb  b!og  bie  Schaufpieler,  lichter, 
gouraaliftcn  ic.,  aber  auch  gewiffc  beoorjugte  Ihta‘ 
terbefucher  jur  KonDeriation  bereinigen. 

geoperb  cfpr. feu-cr e),  Bach  mgnDeiiiejjfhirc  (Schott* 
lanb),  fliegt  bem  2och  Sief)  ju  unb  bilbet  jwei  berühmte 
Baff  erfülle  Don  19  unb  50  m £>ölje. 

gople  ((rr.fruO,  glufj  in  ber  irifeben  WroDinjUlfier, 
entgeht  aub  bem3u[ammenf(ug  beb  ginn  unb  SSountc 
bei  fiifforb  unb  münbet  nach  einem  llaufe  Don  27  km 
unterhalb  Sloubouberrp  in  bie  gleichnamige  SRcereb* 
budjt  (Cough  g.). 

gfr.,  Slblürjung  für  gran(  (DJünjc) ; grbor,  für 
griebrichbbor. 

Fr.,  bei  naturwiffenfchaftl.  Warnen  Slbfüriung  für 

SW-  grieb  unb  für  goh-  fieong.  grifch  (f.  b.). 


812 


Fra  — Äramtgefcbäft. 


Fra  (ital.,  Vlbfürjung  Bon  fratc),  ©ruber,  befon» 
bet«  ben  Bornen  oon  Crbcuäbrübent  BorgefcJ|t. 

graa«,  J)  S'arl  ©itolau«,  lanbwirtfcbaftl. 
Sd)riftfleüer,  geb.  3.  Sept.  1810  ju  JHattelbborf  in 
Oberfranfen,  geft.  9.  ©ob.  1875  in  ©eufreintann  bei 
Diürnten , ftubierte  1830  — 34  in  'Kundin!  SJirbijin 
unb  Sotanif,  ging  1835  alb  Tireltor  ber  Slofgärten 
uitb  ber  Staatäbaumfebule  fowie  alb  ©rofcfior  bet 
©otanif  an  ber  UniBeriität  nadj  Vltben.  1849  Warb 
er  Sebrer  an  ber  ©cwcrbefd|ule  jugreifing.  1845  3n« 
fptftor  unb  Seprer  an  ber  3entral.£anbroirtfdjaft« 
idiulc  in  3d)lcif|beim,  1847  ©rofeffor  ber  Sanbtoirt« 
fdjaft  an  ber  UniDerfilät  ju  Stümpen,  1853  Tireltor 
ber  3entral-£ierarjneiid)ule.  SJiit  Siehig  leitete  er 
bic  ©crfud)«)tationbe«©cneralfomiteee  beb  ©atjrifdien 
Sanbmirtfthaftlidicn  ©ereilt« , beffen  Weneraltcfrctär 
er  war,  üeröjfentlidite  bicbafcIbftaiigcftcIItenScrfudie 
(3Ründ|.  1857  —61)  unb  gab  bie  .geitfdjrift  jene« 
©crcin«  beraub.  Seit  1864  lebte  er  auf  feinem  läute 
Sicufrcimann  bei  SSiindjcn.  fl.  bat  einen  rocfcnl« 
lieben  Cinflufj  auf  bie  Ianbmirtfcbaftlid)eii  ©crpältniffe 
©apem«  aubgcilbt,  nnmentlid)  ift  er  nud)  für  Orga» 
nifation  beb  lanbwirtfdtaftliebcn  Sfrebit«  tätig  gewefen ; 
er  mirfte  für  bie  Verbreitung  ber  lünftlitben  gifd)jud)t 
in  Tcutftblanb,  grünbete  bie  erfte  groftcSunftbüngcr« 
fabrit  in  ©apern  unb  bemiibte  fid)  eifrig,  in  ber  Tier« 
beilfunbe  neue  SBege  an  jubabnen.  Sr  ftbricb : »Syn- 
opsis florae  classicae«  (SJiünd).  1845);  »Stlima  unb 
©flanjenwelt  in  bereit«  (£atib«f). 1847);  »©cfdiicpt- 
tiepc  Ubetftdit  ber  gortfd)ritlc  ber  lanbmirtfd)aftlid)cn 
©rfenntniffe  in  ben  legten  100  3aprm*  (©rag  1851 
bi«  1852,  2 ©be.);  »Schule  beb  SanbbaueS«  (»Und). 
1851,  5.  Vlufl.  1871);  «©apcmS  SRinberrnffcn«  (baf. 

1853) ;  >3>ie  fünftlidjc  gtidicrjeugiing«  (2. Vlufl.,  baf. 

1854) ;  »Tie  Süatur  ber  Sanbwirtfdiaft«  (baf.  1857, 
2©be.);  »©uebberSfaturfürÜanbwiile  (baf.1860); 
- Tic  21  derbautrifen  unb  ihre  ipeilmittel  < (Seif)  j.  1866) ; 
’Wejdjiebte  ber  ilanbbatt  • unb  gorftroi)fcnfd)aft  feit 
betn  16.  Jabrbunbcrt«  tDiündi.  1866);  »Tab  SBur- 
jclleben  ber  Stulturpflanscn-  (2.  Vlufl.,  ©crl.  1872); 
»Torfgcfd|id)tcn«  (IDiünd).  1870,  2 Tie.),  ©urf)  grün» 
bete  er  1862  bie  »Schranne«,  eine  lanbroirtfchaftlidjc 
2Bo<benf(brift  (©tünchen). 

2)  Obfar,  ©eolog,  geh.  17.  3an.  1824  ju  So  cd) 
im  SKemälal,  geft.  22.  V ob.  1897  in  Stuttgart,  ftu- 
bierte in  Tübingen  Theologie,  wibmete  ft  cp  imbei 
geognoftifepen  Stubien  unb  läftc  1845biephitofopbifdie 
©rei«aufgabe  ber  Uniberfität  über  bie  gcoqnoftijdjc 
©ufnabme  ber  Umgegenb  Tübingen«.  VII«  ©ifar  fei- 
ne« ©ater«  in  Salitigen  fegte  er  feine  geognoftifeben 
Stubien  fort.  1840  warb  er  ©ifar  in  Seutnrd),  1850 
©farrcr  in  Saufen,  unb  1853  würbe  er  jum  ffonfer- 
Bator  am  (öniglitbcn  ©aturalienfabinett  ;u  Stuttgart, 
1856  jum  ©rofeffor  unb  1859  jumfDtitglieb  ber  Rom« 
mifnon  für  $terftcüung  be«  geognoftifeben  Vitia«  Bon 
Sürttemberg  ernannt.  211«  foldjer  führte  er  mehrere 
Sfartenaufnaljmen  unb  anbre  geologifdje  Vlrbeiten, 
}.  T.  gemeinfam  mit  Teffncr,  aub.  1864  unternahm 
er  eine  Seife  in  ben  Orient,  1866  entbeefte  er  bie  pa- 
ISolithifebe  Station  an  ber  Sehuffenquellc,  1871 
machte  er  erfolgreiche  S>öblenau«gralumqcn  unb  1875 
unternahm  er  eine  geologifehe  Ünlcrfudpung  be«  £i* 
banoit.  Cr  war  ©egrünber  unb  langjähriger  Vor» 
ftanb  beb  württembergifdjen  Vlntbropologiicbcn  ©er- 
ein«.  1894  trat  er  in  ben  Siuheftanb.  Cr  fdirieb:  -Tie 
mcpbarcn'JWitieralicnSürttcinbcrg««  (Stuttg.  1860); 
»Sauna  Bon  Sleinheim,  mit  Südfldft  auf  bie  mio- 
eänen  Säugetier«  uitb  ©ögelrefte«  (baf.  1870);  *©or 
ber  Sintflut.  ©efebiebte  ber  Urwelt«  (bai.  1865, 3. Vlufl. 


1870);  >©u«  bem Orient«  (baf.  1867);  »T)rei  ©tonale 
am  Sibanon«  (2.  Vlufl.,  baf.  1876);  »©eologifcpe  ©e 
obad)tungen  am  Sibanon«  (baf.  1878);  »Aetosan- 
rus  ferr.it  us.  Tie  gepanjerte  ©ogeledpe  aub  bem 
ertubenfanbitein  bei  Stuttgart«  (baf.  1877);  »SSürt- 
temberg«  Cifcnbapnen  mit  Sanb  unb  Seuten  an  ber 
©ahn«  (baf.  1880);  »öeognoilifdje  ©efepreibung  Bon 
Säilrttemberg,  ©aben  unb  ©ohenjollcm*  (baf.  1882); 
»Vtnb  bem  Silben,  üleifebriefe  au«  Sübfranfreid)  unb 
Spanien«  (baf.  1886). 

8)  Eberbarb,  ©eolog,  Sohn  be«  Porigen,  geb. 
26.  3uni  1862  in  Stuttgart,  ftubierte  in  Seipjig  imb 
©tünchen,  habilitierte  fidh  1888  alb  ©riBatbojent  für 
©eologic  unb  ©aläontologie  in  SRündjen,  ging  1891 
au  bn«  'Jiaturalienfabinett  in  Stuttgart  unb  Würbe 
hier  1894  a!8  Sladifolger  feine«  ©ater«  Äonjeroator. 
1897  bereifte  er  Vlgtjpten,  1900  ben  ®eflen  ber  ©er 
einigten  Staaten.  Cr  fdirieb:  »Tie  Sabgrinthobonlen 
ber  phwäbifchen  Tria««  (Stuttg.  1889);  »©eologic  in 
fur\cmVlu«;ug«  (Sammlung  ©öfdjcn.  S.'.'lbbr.. Sapp 
1902);  «Ta« feenbelfleingcbict*  (fiaffel  1891);  »Tie 
3d)thhofaurierberfübbeutfehenTria««u.3uraab!age- 
rungen«  (Tübing.1891);  »Sjeneneber Vllpen«  (Seipj. 
1892);  »Ta«  Bulfanifthe  diie«  bei  Slörblingen  in  fei- 
ner ©ebeutung  fürgragen  ber  allgemeinen  ©eologte« 
(mit  Sranco,  ©erl.  1901) ; »©eme!«  für  bie  Siebtigtcit 
unfrerCrflärung  be«  Bulfanifd)enSie««  (mitSranca, 
baf.  1 90 1 ) ; »©eognoftifdie«  ©rofil  Bom  9fil  jum  Solen 
©feer«  (baf.  1900);  »Tie  SRecrfrotobilier«  (Stuttg 
1902); » Tie  Triaäjeit  in  Sdiwaben«  i :HaBen«b.  1900). 
Srra  Söartolommro,  SRaler,  f.  ©artolommeo. 
gracaotoro,  ©irolamo,  ital.  (neulat.)  Ttdjter 
unbVtrft,  einer  ber  bcbcutenbften©elel)rten  feiner  3eit 
geb.  1483  in  ©erona,  geft.  6.  Ving.  1563  in  Sncaffi 
beim  ©arbafee,  ift  berühmt  burd)  fein  Sehrgebicbt: 
•De  morbo  gallico«  (neue  Vlu«g.  mit  italicnifdier 
ilberfepung  in  Oftauen  Boit  Te  ©ita:  »De  la  sifilidt 
o morbo  gallico«,  ©eapel  1889;  mit  beutfehcr  Über 
iepung  Bon  Senj,  Seipj.  1881 ; auch  beutfd)  Bon  Cppen 
heinter,  Serl.  1902).  Seine  »Poemata  omnia-  er« 
idiicncn  ©aoia  1718.  SgL  ©arbarant,  Girolamo 
F.  e lc  suc  opere  (©erona  1897). 

gfratcaröli,  3nnocenjo,  ital.  ©ilbhaucr,  geh 
28.  Tej.  1805  in  Caficl  iKotto  bei  ©erona,  geft.  29. 
Vtpril  1882  in  ©lailanb,  ftubierte  au  ben  ©fabemien 
in  Senebig  unb©(ailanb,  bilbete  fidl  bann  fünf  3ahre 
lang  in  ©om,  namentlich  nad|  Thorwalbfen  unb  Te 
nerani.  Würbe  1842  al«  ©rofeffor  an  bie  Vltabcmie  in 
glorenj  berufen  unb  lebte  jiiKpt  in  SÄailanb.  Seine 
Iicroorragenbftcn,  in  afabcmifchcm  Stil  gehaltenen 
9'Jerfe  ftnb : ber  fiinbermorb  Bon  ©ethlebem,  (Dtoflale 
®avmorgruppe(1847,rat[crlid)etiofmufeeninSJien); 
ba«  Tenfutal  Start  Cmanuel«  II.  in  ber  töniglidien 
StapeKe  ju  Turin  ; ba«  Slanbbilb  be«  ©rafen  ©em 
in  ber  Srera  jufüfailanb;  Coa  Bor  bem  Sünbcnfaü, 
ber  Berwunbete  Vldjillcu«;  Täbalo«  unb  gfaro«;  SB 
pariffo«,  ben  Tob  feine«  Jpirfdfe«  beflagenb. 

grarttt,  im  Sinne  Bon  grachtgut  ©egenftanb  hei 
Dom  grachtiübrer  übernommenen  ©eförberung;  audi 
foBiel  Wie  graditlohn.  gradjtgelb.  grad|tfumine.  b.  h 
ba«  bem  grathtfülirer  für  bie  ©eförberung  ju  jahlenbe 
Cntaelt.  ©gl.  auch  grnihtgefihäft. 
grnrfitbricf , f.  grad)tgefd)äft. 
grarittbampfer,  f.  Tampffdjiff,  S.  462. 
9ra$tf  ^ ilhrcr,  ber  gcwerbamäfpgc  ©cf  örbercr  bot 
©ütern  ju  Sanbe  obev  auf  glüffett  uitb  ©innenmäf» 
ient  (4mnbel«gcfebbu<h,  §425).  Sgl.  Sraditgcfd)äft 
grarf)tgcfrhäft,  ein  jweifeitige«  3fe<ht«gefchäft, 
bunt)  ba«fid)  jemanb  gegen  Cntgelt  Dcrpflid)tct , bie 


gradjtgut  — 

©eförberung  BontSütern  aubzuführcn ; imSeehanbcl 
(f.  unten  II)  fpriclü  man  and)  non  einem  g.  zurSeför- 
berung  non  ©erfonen.  'Dian  unterfdjeibet  ©innen- 
fracblgridiäft  unb  SeefrachtBertrag. 

I.  ©innenfrachtgefcbäft,  bie  gemerbbmäfiige 
Übernahme  ber  Wiiterbeförbcnmg  ju  Üanbc  ober  auf 
glüjfcn  ober  fonftigen  ©innengemäffem  (tjanbelo 
gefeßbud),  § 425  — 462).  Sab  beutfehe  ©innen- 
T r a d)  t r e d)  I rotrb  in  ben  § 426—452  beb  Sjanbclb« 
gefeßbuebeb,  bie  nur  bab  gewöhnliche  2anbfra<htred)t 
l gubrmamtbfradit recht)  enthalten,  nicht  crfdjöp- 
fenb  geregelt.  Srgänjenb  fommen  hier  noch  in  ©e- 
tracht  für  bie  beiben  wiehtinflen  3®eige  beb  Wüter- 
beförbenengbroefenb,  ben  Eifenbafmtranbport  unb 
bie  ©innenfehiffahrt,  bie  befonbent  ©orfd)riften  über 
bie  Seförberung  non  Wütern  unb  ©erionen  auf  ben 
(Siienbaljnen  (§  453 — 473)  unb  bie  Sifenbapnocr* 
febrborbnung  foroie  bab  Scid)bgefeß,  belrejfenb  bic 
priontred)tIid)en  Serhciltniffc  ber  ©innenfehiffahrt. 
Ser  gradjtfüljrer  (f.  b.)  fann  oom  Abfcnber  bie 
Aubftedung  eines  als  ©eroeiburfunbe  für  ben  grad)t- 
uertrag  bienenben  gracbtbriefeb  Bedangen.  ber 
Ort  unb  Sag  ber  Aubfteüung,  Samen  unb  Ssohnort 
beb  grncbtfitbrerb,  ©amen  beb  Entpfängerb,  Ort  ber 
Ablieferung,  Bezeichnung  beb  Wuleb  nad)  fflefd)affcn- 
heit,  Stenge  unb  Wertzeichen,  Bezeichnung  ber  für 
ZöH-  ober  (teueramtliche  ©ehanblung  ober  polizeiliche 
©riifung  nötigen  ©egleitpapierc,  ©eftimmung 
über  bie  gracht.  Unterfdhrift  beb  Abfenbers  unb  fon 
ftige  befonbere  Sereinbaruitgcn,  wie  über  Sieferfrift, 
Entfcbäbigung  wegen  nerfpeiteter  Ablieferung,  Stad), 
nahmen  ic.,  enthalten  fofL  Ser  Abfcnber  haftet  bem 
grachtfübrer  für  Sichtigfeit  jener  Angaben  unb  hat 
ihm  bie  nötigen  Begleitpapiere  ju  übergeben,  ©»eitere 
im  g.  poriommenbe  Urfunben  finb  ber  2abefd)ein 
(f.  b.)  unb  Empfatigfchein  (©eweiöurfunben , bie 
ber  grachtfübrer  bem  Abfcnber  übergibt,  wie  j.  S. 
Sranbportfef)eine,  Wepädfcbeme,  grachtbriefbupli* 
täte  ic.).  Sic  Verpflichtungen  beb  grnditfübrerb 
beftimmt  bab  §anbclbgcfeßbueh  im  Wefentlichen  ba« 
hin : rechtzeitige  ©eförberung  beä  grad)tgutcb  (§  428), 
Öaftung  für  ben  burd)  Seeluft  ober  ©efchabigung 
beb  Wuteb  ober  beffen  Berfpfttete  Ablieferung  ent- 
ftnnbenen  Schaben  (§  429—  432),  ©enchtung  nad)< 
Iräglich  ergehenber  Anweifungen  (§  433)  unb  Abliefe- 
rung an  ben  Smpfangbbereditigtcn  (§  426,  435,  447). 
SieSed)te  unb  ©{liebten  beb  Empfängcrb  Bor  Anfunft 
beb  Wuteb  am  Abliefcrungborte  regeln  bie  § 434,  436 
unb  nach  Anfunft  bie  § 435,  433, 436.  3nSbefonbere 
wirb  ber  Empfänger  burch  Annahme  beb  Wuleb  unb 
grachtbriefS  Berpfiichtct,  bem  grachtfübrer  nach  ©faß- 
gäbe  beb  graeptbriefb  Zahlung  ju  leiften.  Sie  Sor- 
Icfjriften  über  bab  g.  gelten  aud)  für  ben  Eilen  bahn 
transport,  nicht  aber  für  bic  Sejiirberung  Bon  Wütern 
burd)  bie  ©oft.  Eine  ©efonberheit  beb  Eifenbahnfracht- 
rechts  bilben  ber  fogen.  Sranäportjwang  (f.  b.) 
unb  biegefeplicheSefehrnnfungberSertragS- 
freibeit  (§  471).  Ser  internationale  Serfebr  ift 
in  ber  ©erner  STonoentiou  ober  bem  internationalen 
Übereinfoinmen  über  ben  EifcnbabnfrachtOcrfebr  nom 
14.  Oft.  1890  geregelt;  bie  Abweichungen  oom  beut- 
fdjen  grachtreiht  ftnb  gering  (f.  jebod)  bie  Artifel  45 
it.  46).  Sie  SertragSftaateu  ftnb  ©elgicn,  Siinemart 
(1897),  SeutfdjUmb,  granfreieh,  Italien,  duremluirg, 
bie  Aiebcrlanbe,  Ofterreich  Ungarn.  Sußlnnb  unb  bie 
Schweiz-  SÖcitercS  f.  Eifcnbaj)nfrndü  recht. 

II.  SeefrachtBertrag.  Säegen  beb  gracht- 
gefcheiftä  zur  Seförberung  Bon  Wütern  f.  Se- 
frachtungsoertrag  unb  ftanbclbgefcßbitd)  § 556  unb 


gra  Diaoolo.  813 

603.  Er  bezieht  fich  entweber  a)  auf  bab  Schiff  im 
ganzen,  einen  oerbältnibmäfjigen  teil,  einen  bejiimm* 
ten  Saum  beb  Scbijfeb  ober  b)  auf  einzelne  Wüter 
zStildgüter).  3m  gatle  zu  a)  fann  jeber  Seil  bie  Er- 
richtung einer  fogen.  Ebaviepartie  (f.  b.)  Berlangen. 
Außer  ihr  ift  bem  SeefrachtBertrag  bab  St onnojfe- 
ment  (f._b.)  eigentümlich.  'Segen  ber  Sedlabung, 
fiabe».  Überliege-  unb  Cöiebzeit  f.  biefe  Artifel. 
Sie  3eit  wahrenb  beren  ber  Befrachter  auf  bic  Ab- 
labung zu  warten  berpfiichtct  ift,  helfet  ©»artezeit 
(§  579).  Sic  Haftung  beb  ©erfraditero  ift  ähnlich  ber 
bcbgradjtfübrerb  (f.  zu  I.  unb  § 606  f.)  geregelt.  Ser 
'Verfrachter  hot  Anfpruch  auf  gracht  (f.  b.,  ogl.  aud) 
gautfracht),  Acbcugebühren.  etwaige«  Siegegclb,  Er- 
(aß  feiner  Auflagen  unb  Entrichtung  ber  ©«träge  zur 
großen  feaberei  (f.  b.),  ©ergungä-  unb  fcitfdfoflcn 
fowie  ©obmereigelbcr  (f.  Sobmerei).  Siefe  Anfprüchc 
gehen  oom  Augrnblid  ber  Annahme  bc«  Wuteä  an 
gegen  ben  Empfänger  (§614  ff.) . unb  ber  gracht- 
führet  hat  für  fic  ein  ©janbrecht  an  ben  Wütern 
(§  623).  Segen  ber  Auflöfung  be«  graehtnertragst 
bgl.  gautfracht,  Siflanzfradjt  unb  Embargo.  Segen 
bc«  grachtgefchäft«  znr  ©eförberung  oon  Sei- 
fen ben  f.  überfahrtboertrag  unb  ^anbeldgefegbuch, 
§ 664  unb  678.  Über  gradfttarife  f.  Eifenbahn- 
tarifeII(S.541f.).  ©gl.  außer  ben  £mnbtud)cm  beb 
beutfehen  ^anbelsrechtb:  Egcr,  Sno  beutiche  gracht- 
recht (2.  Aufl.,  Serl.  1888  - 91,  3 ©be.);  Serfelbe, 
Sa8  internationale  Übereinfonimen  über  ben  Eifen, 
hahnfrachtoerfehr  in  ber  gaffung  ic.  oom  16.  3uni 
1898  (2.  Aufl.,  baf.  1903);  Eoermann,  Sie  beutfehe 
unb  intemationale  grachtgefeßgebung  (baf.  1901); 
weitere  Sfüeratur  bei  Artitel  -Eifenbahnfrad)trecht. 
intemationaleb-, 

g-rachtgut,  jebc  zur  ©eförberung  geeignete  Sache, 
felbft  wenn  biefelbc  wertlob  ift. 

graehtrartc,  im  Spebitionb-,  fpczicH  Eifenbahn- 
Wefen  bab  bem  grachtbrief  beb  Abfenberb  beizngebcnbc 
bienftlihe  ©egleitpapier  zu  einem  Wepäcfjtüd;  ©er- 
geichnib  ber  einzelnen  gtadjtitücfe. 

g-rarlitBcrtrag,  f.  grachtgefchäfl. 

graef  (engl.  Krack,  franz  Frac),  urfprttnglich  ein 
englifcher  ilittel  Bon  grobem  Sud) ; bann  ber  in  ber 
zweiten  fjälfte  beb  18.  Saprf).  juerft  in  granfreich  (f. 
Safel  »ßoftüme  III«,  gig.  12  u.  13)  in  ©iobe  ge- 
fommene  Sod,  beffen  Schöße  Born  halb  mehr,  balb 
weniger  aubgefchnitten  finb;  er  fall  burd)  bab  bamalb 
übliche  Überemanber-  ober  Siidwärtbfchlagcii  ber 
Schöße  fowopl  beb  Solbatenrodeb  alb  beb  Staat«- 
fleibeb,  eineb  furzen  Überrodeb,  entftanben  fein  unb 
bilbet  nod)  heute  troß  feiner  gefchmadlofen  gönn  ben 
Walarod  ber  weiften  zioilifierten  Stationen . jeßt.  ab- 
gefeßen  oon  ber  Amtbtracht,  fafl  nur  Bon  fchwarzem, 
in  ber  erften  Jiälftc  beb  19.  3ahth-  auch  Bon  blauem 
ober  braunem  Such.  ©gl.  Frock. 

Frartorumnlus,  f.  Solfen. 

Fraetiira  flat.),  finocheiibrucb. 

graba , alb  Erfaß  bon  ©ier  in  ben  fjanbel  ge- 
brachleb  Wetränf,  beftefjt  aub  Cbflfaft,  ber  mit  Stob- 
lenfäure  imprägniert  ift. 

gra  SiaBolo  (ipr.bjiiccte,  »©ruber  Seufel-),  ©ei- 
naiiie  beb  zu  3W  in  ber  Serra  bi  Saboro  gebomen 
Stichele ©ezza,  ber  1799  feine  Säuberbanbe  in  ben 
Sienft  beb  Sönigb  gerbinanb  Bon  ßteapel  gegen  bie 
granjofen  ftetlle  unb  bebhalb  begnabigt  unb  zutn 
föniglid)cn  Oberflen  ernannt  würbe.  Auch  1806  nahm 
er  an  bem  Stampfe  gegen  bie  graitzofen  energifd)  teil, 
muhte  aber,  nachbem  fein  fiorpb  bei  ber  Einnahme 
Bon  Sora  24.  Scpt.  18p6  burd)  bic  granzofen  bei- 


nabe  aufgerieben  war,  in  bie  Slbnijj«n  fließen.  Vll« 
er  tief)  »on  t)i<r  auf  bie  See  rettfn  wollte , tuurbe  er 
gefangen  unb  12.  Sio».  1806  ju ©eabel  gehentt.  Seine 
@efd|id)le  bat  ju  »iclen  Sagen  unb  Siebern  unb  ju  ber 
befannten  Vlubcrfdicn  Oper,  bie  ober  ein  reine«  ©ban- 
lafiegemälbe ift,  Vtnlaß  gegeben.  ©gl.  Vlmantc,  Fra 
DiaTolo  e il  suo  tempo,  1796  —1806  (glor.  1904). 

graga,  ©ejirfbtjauplftabt  in  ber  (»an.  ©robtnj 
$juc«ca.  121  m ü.  SR.,  am  ßinca,  früher  geftung,  bat 
eine  alte  ftirebe  (ehemals  SRoid)ce),  ein  maunfcbeS 
Schloß  unb  (i9oo)  6899  ©inw.  — fpier  1134  IRiebor- 
läge  be«  Jiönige  Vllfon«  I.  »on  Vtragonien  burd)  bie 
SRattren. 

Fragarla,  f.  ©rbbeerc. 

grage,  logtfdj  unnoüftünbiger  ober  unbeftimmter 
Saß,  ber  burd)  bie  Vlntwort  »croollflänbigt  ober  näher 
befnmntt  werben  foU.  3it  bie  ff.  ein  untoüftänbiger 
Saf,  fo  fehlt  irgenb  ein  Saßglicb  (Subjett,  ©räbtlat, 
Attribut,  Cbjett),  ba«  bind)  bie  ©ntwort  hinjugefügt 
wirb.  3ft  aber  bie  g.  ein  unbeftimmter  Sag,  fo  famt 
bie  nähere  ©eftimmung  beäfetben  entweber  barin  be- 
ftehen,  baß  burth  bie  Antwort  ber  Inhalt  ber  g.  be- 
jaht (Vlffirmatiofrage)  ober  »emeint  (Sfegati»- 
frage),  ober  barin,  bnR  jwifdien  mehreren  gegebenen 
ober  möglichen  güflen  gewählt  (XiSjuuf  tiofragc) 
werben  muß.  VtUe  fragen , bie  in  ©erbinbung  mit 
ber  htntwort  ein  tategorifdje«  Urteil  geben,  heißen 
fatcgorifdje;  biejentgen,  bie  ba«  Urteil  »on  einer 
©ebingung  abhängig  machen,  bßpothetifebe.  Xcr 
rammatifdjen  gönn  nadi  ift  bie  g.  entweber  eine 
irette,  im  £>auptfaß  auägebrüdte  (Sa«  ift  SBahr« 
heit?),  ober  eine  inbirelte,  abhängige,  im  Sieben* 
faß  ftehenbe  (©ilatu«  fragt,  was  SBahrheit  fei).  VlttS» 
rufe  in  gorm  »on  gragen  heißen  uneigentliche  ober 
rhetorifche  gragen  (f.  unten).  Xic  eigentlichen  gra- 
gen haben  befonbere  ©ebeutung  für  ©rjicbung  unb 
Unterricht  unb  jroar  gleidierwetfe  bie  nniben'gra- 
gen  ber  fiinber,  bie  bem  ©rwachlenen  ba«  3ntereffc 
geigen,  an  bas  er  bei  feinem  3B9,’nS  anfnttpßm  fann, 
wie  bie  £ehr fragen  beS  Srjicljer«,  burdi  bie  btefer 
ben  Schüler  jum  Siadjbenfcn  anleitet  (©  nt  miete- 
lungSfragcn,  Seitfragen)  ober  jur  Siebergabe  beS 
Gelernten  »eranlaßt  (©rüfunggfragen).  Xie 
Stunft  ber  grageftcllung,  befonber«  im  Unterricht, 
heißt  ßrotematif  (f.  ßroienta).  ©gl.  Sieinftein,  Sie 
g. im  Unterricht  (tteuettuSg.,  Scipj.  1886).  VII s rße  • 
torifeße  g.  bcjcicbnct  man  eine  folche,  Welche  bie 
©errounberung  ober  ben  Unwillen  besfftcbniben  auS- 
brüefen  unb  bei  bem  3ubörer  ein  ©efüßl  ber  Span- 
nung erregen  foU,  bas  jebod)  in  berlRegel,  ba  bieVInt» 
wort  felbftoerftänblich  ober  nabeliegenb  ift.  fcßnell  bem 
©efübl  ber  Söiung  weicht  (f.  gigur).  3”  ber  ©olitif 
unb  in  ber  SSiffenfdiaft  hat  bas  ©fort  attd)  noch  bie 
©ebeutung  »on  ©roblem.  3«  biefem  Sinne  rebet 
man  »on  ber  orientalifchen  g.,  ber  Schul»,  Ätrdjen-, 
Vlrbeiterfrage  te. 

grageprouomett,  f.  ©ronotnen. 

gragcrcctlt,  ba«  IHecht,  bei  ber  tnünblidien  Ser- 
hanblung  «tr  Vlufflärung  beb  SadjPerhalts  gragen 
ju  fteflen.  Stach  ber  beutjehen  Sibilprojeßorbnung  (§ 
139)  hat  ber  ©orßßenbe  burch  gragen  auf  eine  folche 
Vhtfflarung,  inSbej.  auf  eine  ßrläutcrung  imflarer 
Vlnträge  unb  eine  ©rgänjmtg  ungenügenber  tatfäcb- 
licher  Vlngaben  hinjuwirfeu,  ferner  auf  ©cbenfen  auf« 
mertfam  ju  machen,  bie  b>nfid)tli<b  ber  »on  VlmlS 
wegen  ju  berüdfichtigenben  ©unrte  beftchcn.  ©r  muß 
jebent  SRitgliebe  be«  uleridjt«  auf  ©erlangen  bie  Stel- 
lung »on  gragen  geftatten.  ©ad)  ber  beutjehen  Straf- 
projeßorbnung(§239ß.)  haben  ben  Sad)»erftänbigen 


unb  Sengen  gegenüber  auch  hie  ®cfd)Women,  Sd)5f- 
fen,  StaalSanwalte,  ©riBatfläger  unb  Sebenfläger 
iowie  ber  VIngetlagte  unb  fein  Serteibiger  ein  g.  Xie 
'JÄilitärftrafgcrichtSorbnung  hat  bagegenin§293  betit 
Serteibiger  tm  militürifebcn  Strafprojeße  ba«  ©echt 
ber  unmittelbaren  grageftellung  »erjagt.  Xerielbe 
muß  feine  gragen  »iclmehr  burch  hen  bie  Serbanb- 
lung  gührenben  ftellen  laßen. 

grageftcllung,  bie  ©räjiftertmg  einer  jur  Sb- 
ftimmung  ju  bi  ingenben  grage,  bie  regelmäßig  fo  er 
folgen  muß,  baß  fie  mit  3°  ober  ©ein  beantwortet 
werben  tann,  wichtig  5-  ©.  beim  Schwurgericht  (f.  b.). 
•3ur  g.-,  b.  h-  jur  Hlarftcüung  ber  geftetlten  grage, 
fann  ba«  ©fort  erbeten  werben. 

gragcftücfe  (Interrogotoria),  im  frühern  ©ro- 
jeßrecht  bie  fchriftlich  aufgefeßten  gragen,  bie  einem 
Sengen  uoraclegt  würben. 

gfragejetchen,3nter»unftion«äei(hensur©eiei* 
nttng  ber  grage  (im  fiateinifdjen,  tEeutfchen  unb  in 
ben  romanifdjen  Sprachen  ? [bie  Spanier  iepen  e« 
»erfehrt  auch  an  benVlnfang:  A -?],  imörieehuchcn); 
f.  3nterpunftion.  Cft  fotl  basfelbe,  in  ©arenthefe  ae- 
feßt  (?),  benSweifel  anbeuten,  ben  man  an  berSSahr- 
hett  be«  ®efagten  hegt- 

gragtl  (lat),  jerbrechlich , gebrechlich;  gragiti- 
tät,  3erbrechltihteit,  ®ebredilid)teit,  Sünbbaftigfeit. 

gragment  (lat.),  »Sruchftüc!« ; in  ber  Literatur 
Überreft  eine«  unoollftänbig  erhaltenen  ober  bi«  auf 
Sitate  bei  anbem  erchnftiietlcnt  »erlornen  Serie«; 
auch  Xitel  einer  Schrift , bie  einen  ©egenftanb  nicht 
»oüjtanbig,  fottbem  nur  nach  gewißen  Seiten  hm  be- 
hanbelt,  wie  bie  »on  Seßing  herausgegebenen  »Sol 
fenbütteler  gragmente«,  ganmeraßer«  »gragmente 
au«  bem  Orient».  3Kand)e  alte  Slutoren  lennt  man 
nur  au«  jitierten  gragmenten,  bie  man  in  neuem 
3eit  forgfältig  gefammelt  hat,  j.  S.  Jtod,  Comico- 
rumatticorum  fragmenta(2ei»j.  1880— 88,3  ©be.); 
© a u d , Tragicoruw  graeeorum  fragtnenta  (2.  Vluß., 
baf.  1889) ; 3)i  ü 11  e r , Fragment*  historicorum  grae- 
corum  (©ar.  1841—70,  5 ©be.) ; ©tbbcd,  Scae- 
nicae  Bomanontm  poesis  fragmenta(3.Vtuß.,  Vecpi. 
1897—  98,  2 ©be.).  gragmentarifd),  bruchftüa- 
weife;  gragmenlift,  ©erfaffer  ober  Herausgeber 
»on  gragmenten. 

grngner  (©f ragner),  in  Saßem  unb  Cfierreidi 
ber  ßtleinhänblcr,  ber  §au«haltung«bcbarf  feclbält, 
gragonarb  ßpr.-nitr),  3«anfconor<,fran3.  Sto- 
ler,  geb.  1732  in  ©raffe  (©ar),  geft.  22.  Vtug.  1806 
in  ©ari«,  war  Schüler  g.  ©oueßers.  bitbete  ßd)  bann 
in  3iom  weiter  au«  unb  Warb  nach  feiner  Siiicftebr 
burch  f«iu  ©ilb  Storefo«  unb  Jtallirrhoe  dRitghcb  ber 
Vtfabcntie.  Xetn  herrfchenben  ©efchmad  ßd)  anbeque- 
menb,  gab  er  bie  hiftorifche  SRalcrci  auf  unb  Warb  ber 
Slialer  be«  ©ergnügen«,  ber  Suft  unb  be«  heitern  2e» 
benggenuffe«  im  Stil  Satteau«.  3"  ber  ©eoolution 
»erlor  er  fein  burch  jaßlreiefje  Staßelet-  unb  Xefora» 
tion«matercien  erworbene«  ©ermügen  unb  ftarb,  ba 
er  fid)  ber  neuen  flafßjiftifchen  Sichtung  nicht  mit  Er- 
folg amufchließen»ennod)te,inVlnnut  unbSergeffen- 
beit.  9!ach  ihm  ftadjen  bie  betannteften  ßupii-rjtcdier 
feiner  3*it;  auch  äßte  er  fclbft  eine  Vlnjaht  ©lätter 
nach  eigner  Srßnbung  unb  nach  Xintoretto,  San- 
franco,  S.  SRicci,  Vlntt.  garracci,  Xiepolo  u.  a.  ©gt. 
©ortalt«,  Honorb  F.  (mit  210  Xafetn,  ©ar.  1888); 
3o«j,  F.,  raoeurs  da  XVIII».  sibcle  (baf.  1901). 
graaränj  (lat),  Sohtgcruch,  Xu  ft. 
grabict  dpr.  feaje),  Xorf  int  fron»  Xepart.  Ober- 
faäne,  Vlrvonb.  Sure,  438  m ü.  SK.,  7 km  wefttich  oon 
©ctfort,  mit  ONO  785  Stnw.  g.  bilbrte  in  ber  brei- 


815 


vträljn  — graftionieren. 


tägigen  Sditadjt  bei  Seifort  (f.  b.)  ben  Stüppuntt  beS 
reiten  gtüget«  bcr  Srmeo  beS  ©eneralS  o.  Serber. 

fbrähn,  Cbriftion  Sölartin  3oabim,  Crien» 
taltft  unb  SlumiSmatifer,  gcb.  4.  §uni  1782  in  8io< 
ftod,  geft.  16.  VI  ug.  1851  als  StaatSrnt  in  Peters- 
burg, jtubierte  in  iRoftorf,  Böbingen  unb  Jieibelberg 
OorjttgSroeifc  orientalifdjeSpracben,  warb  1807  Pro- 
fefjor  bet  orientalifben  Sprcufien  in  Äafan  unb  1815 
URitglieb  ber  Sfabemie  ber  SBiffenfbaften  unb  Ober« 
bibltolbelar  in  Petersburg,  ©eine  jpauptroerfc  firtb : 
•Nuraophylacium  orientale  Pototianum«  (Kafan 
1817);  »Seiträge  jurmobammebamjdicnSÄünjfunbc- 
lSerl.  1819);  «Antiquität»  muhamedanae  raonu- 
inenta  varia«  (PeterSb.  1820  — 22  , 2 Sbe.);  »Nmni 
cufici  aelecti«  (baf.  1823);  »ltecensio  numorum 
muhamedanorum  academiae  imperial»  scicutia- 
rura  Petropolitanae«  (baf.  1826,  Madjtrag  1855); 
•Sammlung  Heiner  Vtbbanblungen,  bie  motiammeba 
nifd>e  SRuntiSmatil  betreffcnb«  (Seipj.  1839;  neue 
Sammlung,  PeterSb.  1844).  Sufi  feinem  SRablaft 
gab  Jom  «Adnotationea  in  varia  opera  numisma- 
tica*  heraus  (PeterSb.  1877). 

t^raifilt,  ©harte«  Slugufte,  belg.  ©ilbbauer, 
geb.  14.  Jtuni  1819  in  Jierentbals,  geft.  22.  SRoo.  1893 
in  ©riiffel,  befuebtc  feit  feinem  13.  Jfabr  bie  Wabcmie 
in  ©rflffel,  um  ficb  jum  üRaler  auSjubilben,  muftte 
aber  nab  bem  Tobe  bei)  ©ater«  baS  Stubium  bcr 
SRebijin  ergreifen  unb  lieft  üb  alb  SIrjt  in  ber  Stabe 
non  Prügel  nieber.  Snbeffen  blieben  feine  SRufte. 
ftunben  ber  Ranft  gemibmet.  Spater  befugte  er  aber, 
malet  bie  ©rüffeter  Pfabentie  unb  griinbete  burtb  bie 
Statue  einer  SenuS  mit  Jaube  feinen  Stuf.  3n  Prüf« 
fei  führte  er  unter  anbernt  elf  Stanbbilber  für  ba« 
portal  be«  StabtbaufeS  unb  ben  gefangenen  Supibo 
(f.  J afel » ©itbbauerfimft  XV-,  gig.  5)  für  baS  Staat«, 
imifeum  in  äRarmor  aus.  Son  1846—47  oerwriltc 
er  in  3talien.  Stad)  feiner  Miidfebr  Dollenbete  er  bie 
©nippe : Ülntor  unb  Senu«.  Sein  berübmtefte«  SBcrl 
ift  bie  1864  nor  bem  JRatbnuS  aufgeftellte , fegt  auf 
bem  (leinen  ijannelplab  ju  ©rüffel  befinbti<beSron;e- 
gnippe  bcr  ©rafen  ©gmont  unb  §oorn  (f.  lafcl 
■Silbtiauerfunft  XVII.',  ftig.  9),  bie  ben  SH’bepuntt 
ber  biftorifd) . realiftifcben  Silbtiauerfunft  ©ctgicnS 
in  jener  3<üt  bejeidjnet.  Son  feinen  fpätem  SSerlen 
firtb  notb  eine  SRuttcr  mit  ihrem  ßrftgebomen  unb 
bie  fipenbeSRarmorfigur  be«  Slftronomeu  Duftetet  in 
©rüffel  (1880)  ju  nennen. 

gfraitt  (tfbeb.  Sranob),  SRarftfleden  in  Stüh- 
ren, ©ejirtsb.  rinaim,  in  malcrifcber  Sage  an  ber 
Sb<©a,  beliebte Sommerfrifdje,  bat  ein  SejirfSgeribt, 
ein  präcbtigeä  Sdjloft  auf  fteilem  greifen , Kalfbrcn« 
nerei  unb  oooo)  1061  beutfdje  ©inwobner. 

_S?r<liS  (graifb,  0.  altboiftb.  frei.«a,  »©efabr, 
Sd| reden-),  Krampf,  (Epitepfie;  baber  Surmf  rai«, 
3abnfrai«,  bie  graifen:  SHnbcrfranfbeiten  mit 
Strampfcrfcbeinungen.  — Sind)  bejeidjnet  g.  bie  ©e- 
ricbtSbarfcit  über  Seben  unb  Job.  Jäher  b'eft  ber« 
jenige,  bem  bie  teptere  juftanb,  3 r a i S I;  c r r , bat!  ©e« 
riebt  aber,  bunt)  ba«  er  fie  aufiüben  lieft,  ffrai«- 
geribt-  Jie  Sejeibnintgen : fraiSlibe  Dbrig« 
(eit,  graifibub.  graiSpfanb  ir.  finben  in  bem 
©efagten  ihre  ©rttänmg.  Sgl.  ©rimtit,  Jcutfefte 
MebtSaltcvtümer  (4.  Stufig.,  Seipj.  1899). 

SJratfe  (front. , |Pr.  frSp),  f.  ffrüfe. 
grafinont,  f.  Pilatus  (Serg). 
wrafnd,  Sifttoft,  f.  fforditenurin. 
rfrafnöi  (eigentli^  grait(l),  Sitbelm,  Ungar. 
6iftori(er,  geb.  17  ffebr.  1843  ju  Ürm(nb  im  SJeu- 
traer  Jtomiiat,  ftubierte  in  Jinmit  unb  an  ben  geijl« 


lieben  Seminaren  ju  ©ran  unb  Peft.  Schon  1860 
geloanu  er  einen  atabemifeben  Preis  mit  ber  (unga- 
rifeben)  Sebrift  «Sfiue  beS  Stanbe«  ber  Shtltur  ber 
SRagbareit  unter  bentperjogen-  (Peft  1861)  unb  halb 
barauf  einen  jto eiten,  oon  ber  Pefter  Unioerfität  aus- 
efepten  Preis  mit  bcr  '.'(bbanblung  »Urfprung  unb 
iflorifebeSnttoidelung  bcr  PalatinS-  uub  Cbcrftlnn. 
bcSridjterroürbe«  (baf.'  1863).  SSäbrenb  befi  ptoni- 
foriumS  febneb  er  ein  Stbulbud)  ber  ungarifeben  ©e. 
fd)id)te  com  antilonftitutionellcn  Stanbpunlt.  1864 
würbe  g.  Profeffor  in  Jimau,  1865  in  ©rau,  1871 
Sefrelnr  ber  ungarifeben  SHabcmie,  1875  Sibliotbe- 
(ar  beS  StationalmufeumS,  1878  Jontberr  in  ©roft- 
warbein  unb  1879  ©eneralfefretar  bcr  Vlfabomic  unb 
Slbt  oon  Sjegfjärb;  barauf  Jomfierr  beS  ©rofttoar- 
beiner  SapiteTs,  1892  Sitularbifcbof  oon  Slrbe  unb 
(1897)  Cberinfpeltor  ber  mtgarlänbifcben  SRufeen 
unb  Sibliotbefea,  aufterbem  Sciter  beS  ungarif^-^ifto- 
rifeben  Seminars  in  Stom.  Gbcnbort  ftiftele  er  für 
ungarifebe  ipiftoriler  unb  fiünftler  ßrcipläpe.  (Sr 
f^ricb  ferner  in  ungarifeber Sprache:  »petcr prijman 
unb  beffen  3eitalter«  (Peft  1868—69,  2 Sbe.);  «JaS 
Oater!änbifef)c  unb  nufilanbifdtc  UulerridjIStoefcn  im 
16.  3«ftt:bunbert<  (1873);  »Weiebidlte  oon  Ungarn« 
(neue  Sufi.  1873—74);  .Ja«  Seben  beS tSrjbifdiofS 
3obannSitSj«  (1879);  »Jie  Serfcbtoörung  bcSStar- 
linooicS«  ( 1 880) ; » Ungarn  unb  bie  Sign  oon  ©ambrai« 
(1883);  •Ungarn  Oor  ber  Schlacht  bei  SRobeicS  1624 
bis  1526«  (bcutfd)  oon  Scbwider,  Peftl886);  • Slönig 
SRatibia«  §unt)abi«  (1890;  beulfcft,  greiburg  1891); 
» JaS  PatronalSre^t  ber  ungarifeben  (tiinige  oon  ber 
3eit  beS  heil.  Stephan  bis  SRario  Ibercfta«  (1895); 
»Ja«  3f'ln,ter  ber  VunMabi  unb  ber  Oagctloncn« 
(Sb.  4 ber  »Stationalen  ©efbibt«  Ungarns«,  1896); 
• Jie  Diplomaten  beS  Slönig«  Sinltiiiafi  £)unt)abi« 

( 1 899) ; »Siograpbie  Stefan Serböqt)««  (1899) ; • Jie 
Scjiebungen  IlngantS  jum  heiligen  Stuhl«  (1901— 
1SK)3,  3 ©be.);  -papft  fflnnocen)  XI.  unb  Ungamo 
Sefrciung  oon  ber  Jürtenberrfbaft«  (beutfb,  «reib. 
1902).  3m  Sluftrag  ber  ungarifbenSfabemic  gab  er 
» Jenlmüler  ber  ungarifben  SeibStage*  (1874 — 77, 
6 ©be.),  ferner  «©riefe  befi fiönigS liiatlttia«  ©oroi- 
nuS«  (2  ©be.)  unb  »Urhutben  jur  ©efbibte  beS  Pa- 
lronalrebteS  ber  ungarifben  Könige«  (1899)  heraus. 

SVraftion  (lat.,  -©rebung,  ©nib«),Sereinigung 
ooit  pohtifben  ©efinnungSgenoffen  in  einer  Solls- 
Oertretung.  Vlbgeorbuete,  bie  (einer  g.  angeboren, 
werben  SSilbe  genannt,  auftcroibcntlibegraltion®« 
mitglieber  öofpitanten  (©üftc).  Jie  graltioncn 
halten  unter  einem  grattionsoorftanb  gra(- 
1 1 an« fi Bungen  unb  3ufammen(ünfte  ab,  in  benen 
über  bie  Haltung  unb  Sbflinimung  ber  3-  befbloffen, 
aub  über  bie  Oorjufbidenben  Seiner,  über  etwaige 
Anträge  ober  3nlerpellationen  u.  bgl.  Sorabrebung 
getroffen  wirb.  Siufterlib  pflegen  bie  graltionen  ihre 
3ufaimnengebörigleit  unb  ihre  politifbe  iRibtung 
burb  bie  SJabl  bcr  piäpe  im  SipungSfaaf,  jur  Seb 
ten  ober  Sinfen  Oom  SRiniflcrtifb,  anjubeuten.  Dian 
fpribt  oon  SraftionS  jwang,  wenn  in  ben  gral* 
tionen  auf  bie  Sntfblicftungcn  ber  SRitglieber  ein  be- 
fonberer  Jrud  auSgeübt  wirb ; Oon  einer  ff  r a ( t i o n S * 
frage,  wenn  eine  ff.  baS  Serbleibcn  be«  ©injelnen 
in  ber  g.  bei  einem  befoitberS  wid)tiaen  Snlaft  ba« 
oon  abhängig  mabt,  baft  er  im  Sinn  beS  SRebrheitS« 
befbluffeS  ber  g.  fib  Verhält  unb  abflimmt.  Über 
bie  gradionett  im  beutfben  MeibStag  f.  b. 

_ gfratlionicren,  eine  JefliHation  bei  beftimmten 
oiebepunften  beS  JeftillatS  unterbreben  (f.  Jeftil- 
lation).  Über  fraftionierte  güUung  f.  gäUung. 


816 


grafttir  — grance. 


graftür  (Int.).  ©rud),  befonbcrS  in  ber  Ehirurgic 
fcber  Knochen«  ob«  ©cinbruch. 

graftür,  in  bcr  ©udibruderct  9iame  ber  »beut' 
(dien«  Settern  mit  fdjarf  gebrodenen  ©den,  jum  Un- 
terfd)ieb  Don  ber  fl bg «unbeten  römifcben  ober  Sin- 
tiqua(djrift  tf.  Antigua),  'fllbrecbt  Sürer,  Vinzenz 
Siödner,  tyofiefretär  beä  KaiferS  iRarnmlinn  I.,  unb 
oo^ann  Sieubiirfer,  ein  Sd)önftbreiber  in  Nürnberg 
unb  3eitgenoffe  ber  Vorgenannten,  fittb  it)re  Urheber 
(f,  Schriftarten).  Sie  Sonnen  ber  g.  Hub  auf  bie  in 
ben  geidjriebenen  ©üchcrn  »or  Erfinbung  ber  Sud), 
brucferfimft  übtid»en  ©ud)ftabenfomien  gegrünbet, 
batten  inbcä  int  17.  ^atjrl).  alle  Schönheit  Derlorcn 
unb  fnib  erft  burd)  ®.  3-  ©rcitfopf  (f.  b.  2)  im  18. 
unb  bunh  bie  Schriftfchncibcr  unb  -fflieBer  GJebrilber 
Salbaum  im  Anfang  beS  1».  3ahtf).  einer  nadibalti« 
gen  SRefonn  unterzogen  Worben.  Sie  g.  würbe  früher 
außer  jum  Srud  non  beut(d)cn  ©orten  aud)  nnge* 
umnbt  für  bie  bänifdfe  unb  norwegifchc  Sprache,  hat 
hier  aber,  wie  im  Schwebiichen,  fait  ganz  ber  Ülnnqua 
weichen  müffen ; gebräuchlich  ift  fie  nod)  für  baS  gin» 
nilcfae,  Cettildjc,  Silauifche,  Ejthnifdic,  9iorbfriefifd)c 
unb  3dlänbifd)e,  bod)  weicht  fie  auch  hier  im  all- 
gemeinen mehr  unb  mehr  ber  Vlntiqua.  gn  Seutfd)' 
lanb  fanb  fie  an  ben  Srübern  ®rimm  unb  berm  Än- 
hängern  entfebiebene  ®egner  unb  ift  beim  Srud  non 
wiffenjchaftlicben,  nur  auf  ffielehrtentieife  berechneten 
©eilen  ziemlich  außer  (gebrauch  getoinmen  (etwa 
60—70  ©roz-  werben  jeßt  mit  Vlntigua  gebrudt);  in 
Leitungen  unb  in  ber  fchul  wiffenfehaftlidjen  unb  Sol IS. 
literatur  behauptet  fie  bagegen  noch  baS  Selb.  3» 
ber  Sdwnfdjreibetunft  heißt  auch  bie  fogen.  Stanzlei. 
fchrift  3-  — 3'gütliih : 8.  fpreeßen,  grob  Werben. 

grambßftc  (o.  (rang,  frmnboise,  »ipiniheere«, 
Srbbeerpoden,  inbianifd)e,  amboinifche  ober 
große  Sarfen,  ©eerfdjwamm,  gibfdjiauS- 
fchlag),  eine  auf  bie  heiße  3°ne,  bie  Vlntillen,  ffiut- 
neu  unb  bie  gibfcbiinfeln  beihrnntte  fbautfrantfjeit. 
Es  bilben  fid)  babei  rote,  ichwanimige  9luSwiid)fe  Don 
ber  ®röße  einer  tleinen  Snmbeere  bics  zu  einer  großen 
Diaulbeere,  welchen  gniefiten  auch  baS  fömige  fln* 
fehen  ihrer  Oberfläche  ähnelt.  Sie  fluäwüdjfe  ent- 
liehen  burd)  eine©ud)erung  beS  ©inbegewebeö  ber  Ce- 
berhaut.  Sie  föiinen  ipäter  zerfallen  unb  fo  fflcfcbraiire 
bilben.  Ser  Vlusbrud)  erfolgt  f|auptjäd)lid)  am  ®o 
fid)t  unb  9taden,  in  ben  tSehjelgruben,  um  ben  Elfter 
unb  an  ben  ®efd)led)t3tcilen  jowie  an  ben  untern 
Cdlicbmcißen.  Sie  Sauer  ber  ftranfheit  beträgt  meift 
einige  SSonate  bis  ein  3ahr.  Sie  Teilung  erfolgt  un- 
ter Schrumpfung  bcr  VuSwüdfie  unb  langfamer  Sei. 
nigung  unb  Vernarbung  ber  QSefthwüre.  Über  baS 
©njteifungSDrrmügen  ber  Kranfßeit  fmb  bie  Äuße- 
rungen bcr  ©cobad)ter  wiberfprechenb ; ein  jufam« 
menhang  mit  SßphiliS  hefteht  nicht. 

grame  (engl.,  fpr.  tum),  im SKafdjinenroefeit  fouiel 
wie  ©eftetl,  iRahmen. 

Framea  (lat-,  im  WItbeutfchen  brame,  Stachel, 
Don  brauen,  (lechen,  woraus  Sremie  unb  ©rombeere), 
bcr  Dem  SacituS  a!8  Vationalwaffe  ber  alten  Seut- 
fhen  bcfchriebene  Spe«  mit  fdimaleiti,  furzem  ßifen. 

iyrniucricd  <[*r.  frantW),  ©emeinbe  in  ber  belg. 
VroDinz  öennegait,  Ulrronb.  ffions,  fiuotenpuntl  bei 
Staatsbahnlinie  g.-St.-©biSlain  unb  bcrVorbbahn- 
linie  SRoni-Oufot),  mit  bebcutenbcn  Stoblcnbcrgmer- 
len,  Vdcrbau  unb  (i»oo)  11,666  ©in w. 

gram-(?f;pcbition  (1893—1896),  f.  SRacitinir 
wiiienidiaftliähe  Efpebitioncn. 

gramingfiam  Cfpr.  heining  «m),  Stabt  im  norb- 
ameritan.  Staat  9Rajfad|ujelU,  fflrafid)aft  9Ribblefef, 


30km  weitlich  Don  ©ofton,  mit  9!ormnlfd)it!e,  Schuh-, 
®ummifd)uh-  unb  Strohgeflechtfabritation  unb  aww 
11,302  ßinw. 

gramiingham  (ipr.  ftänimitng.im>,  gleden  m ber 
engl.  ®raf(d)nft  Cft-Suffolt,  am  Vllbe,  hat  eine  fd)öne 
gotifche  ttirdje  (mit  ©räbern  befl  Kaufes  Vorfolf),  eine 
umfangreiche  ©urgruine  (auS  bem  13.  u.  16-3abrb  ) 
unb  0901)  2526  Einro.  VI  uf  einem  fjügel  in  b«  Sähe 
bnS  Vll bert  SRemorial  Kollege. 

Frsua  seeds,  f.  Telfairia. 
graue,  franz-  IRiinjc,  f.  granl. 

Frauvais  (franj. , weibl.  gönn:  frau^aise,  ftc. 
IcmghZ.  .sii'),  franzölifef) ; grancofe,  granzoftn;  i 1» 
fran?ai*e,  nach  franzbfifcher  ©seife. 

gran(aial(frc.  fnmjtll,  Üoui«,  fraiy.  i'laler,  geh. 
17.  Voo.  1814  in  Vlombiered,  gejt.  28.  Viai  1897 
in  ©and,  trat  bei  einem  ©udibänbler  in  Vati»  in  bie 
Sichre,  gewann  bann  [einen  Unterhalt  burd)  jeiebnen 
non  Vignetten  für  ben  §olzfd)nitt  unb  «warb  fid) 
einen  9famen  als  SJitbograpb  Sobann  mad)te  er 
ftunftflubien  unter  Öigour  unb  ßorot  unb  ftellte  nu 
Salon  Don  1847  feine  erfte  Sianbfcbaft  auS.  6S  folg- 
ten fobann:  Varf  Don  St.-ßloub,  mit  gigurtn  Don 
3Reiffonier,  Sonnenuntergang  in  3lcilien  (Wufeum 
beS  liureiubourg),  Umgebung  Don  .'Hora  (1853)  ein 
gußpjab  im  gelb  (1865).  3»'  Salon  Don  1861  er- 
jdiien:  <0nfid)t  bei  ©aS-Vieubou ; 1863:  CrpbeuS  am 
®rab  ber  ©urßbife  (iiu  Sujembourg) ; 1864:  bcr  hei- 
lige  jpntn ; 1865:  neue ülusgrabungen  Don  Vomp<|t, 
1868:  bie  ©nimmeternte,  bas  SRünftertal ; 1869:  ber 
URonthlanc;  1872:  SJiotiD  auS  bem  Sal  Don  Senn* 
heim,  SaphniS  unb  Kl)Ioe  (Sujembourg) ; eineülnliih: 
beS  Sales  Don  Sloffitlon,  ein  VilleniDinlel  in  Shzja 
(1883);  bcr  grüljling  in  ber  Schlucht  Don  dieuf-firi 
(1886).  Seine  9iaturan[d)auung  war  eine  burebauo 
ibcaliftifche,  namentlich  in  feinen  ilalienifd)en  lianb- 
id)flf  len.  3‘koch  Derflanb  er  eS,  bie  romantifche  mit  ber 
ftilifterenben  Siaturauffaffung  glüdlich  zu  Derbmben, 
wobei  er  nur  bisweilen  in  afabemifd)e  Kälte  Derfiet. 
1878  erhielt  er  bic6hrenmebfliUebcr©ellausjtellung. 

grantaife  (franz-,  jpi.  fmnghiO,  franz-  ianJ-  f- 
Kontertanz. 

grancapilla,  1)  (g.  al  'JRare)  Stabt  in  ber  nah 
Vrooinz  unb  bem  Sret«  (Xhieti,  am  Vlbnatijdjen  9Ke« 
unb  an  ber  ßijenbahn  Rlncona-Vrinbifi,  mit  etnem 
Vafen  u.d»oi)ca.2400  (als  ©emetnbe  5671)  ßmm.  — 
2)  (g.  bi  Sicilia)  Stabt  in  ber  ital.  Vroo  nj  SRej- 
fina (Sizilien), Kreis ttaftroreale,  lintS  amVIlcantara. 
mit  fd)öner  91uSfid)t  auf  ben  Ätna,  hat  Seiben-  unb 
©aumwoQipinnerei  unb  a»oi)  5505  ßinw.  — 8)  (g. 
gontana)  Stabt  in  ber  itai.  ©rornnz  SJecce,  Kreis 
©rinbin,  an  ber  ßifenbahn  larent-©rmbtft,  hat  ern 
Haftetl,  ©cberei,  Raubet  mit  ©ein,  01  )C.  unb  asou 
20,422  Einw. 

rancavida,  ©itbbaucr,  f.  grancheDillc. 
tauet  (|m-  trdngl'),  3ücqueS  Vtnatole,  franz- 
Sid)ter  unb  Schriftjtcller,  geh.  16.  Wpril  1844  in  Va- 
i-iS  als  Sohn  eines  WntiquarS,  ber  bereits  jeinen  wob- 
ren  'Rainen  Shibautt  burd)  g.  erfeßte,  erhielt  ferne 
©ilbung  im  EollegeStaniSIaS  unb  wibmete  ftd)  bann 
litcrarifd)en  Vlrbeileu.  9iad)bem  er  mit  ber  biogra- 
Dhijcben  Stubie  »Alfred  de  Viguy«  (1868)  begonnen, 

[ Deröjfcntlidite  er  1878  feine  erften  ®ebid)le:  »Poämej 
I ihiräd« , unb  biefe  fowoi)l  als  baS  an  ®oetheS  »©raut 
Don  Korinth«  fid)  anlehnenbe  Versbranta  »Les  nocee 
corinthienncs«  (1876)  fanben  befonberS  wegen  ihrer 
gonnDoIleiibung  ©eadiiung.  3"  »locaste  et  le  chal 
. maigre«  (1879)  betrat  g. , ber  inzwifd)en  ©iblio- 
l thefar  beS  Senats  unb  HRuarbeiter  bcs  »Temps. 


817 


graitceJca  ba  3umitu  — grause »Gomti. 


eworbcn  war,  mitnod)  jweifelbaftcm  ®lüd  ben  ©oben 
er  f)umorifttfd)en  ßrjählung;  aber  halb  Warb  ihm 
mit  «Le  crime  de  Sylvestre  BonnarJ«  unb  »La 
büche  de  Noäl«  (1881),  auj  bie  »Les  däsirs  de  Jean 
Serrien«  folgte,  ein  burdjfdjlngenber  (Erfolg  guteil. 
fficr  fflrunb{ug  non  g.  ift  ein  an  SReitan  erinnember 
WohtWoHenber  3fepti{i8mu8,  bet  jebod)  Weber  bie  fort» 
fd)rittlid)en  ©eftrebungen,  nod)  bie  naffifdje  Strenge 
be3  Stilä  auäjdjlietjt.  3“  erwähnen  flnb  ferner:  »Le 
livre  de  mon  ami«  (1885);  »Balthazar«  (1889);  bie 
£«iligengcfd)idjte  »Thais«  (1890);  »La  rfltisserie  de 
la  reine  Pädauque« ; »Opinions  de  U.  l'abbe Jeröme 
Coignard«  (1893);  »Le  ly»  rouge«  (1894),  ein  ge» 
banfenreidjer  mobernerSittenroman ; bie  äufjerft  geift» 
reiche  iatirifebe  »Histoire  contemporainc«,  bie  in  bie 
Dicr  Ginjelromane  »L’orme  du  mail* , »Le  manne- 
quin  d'osior«,  »L’anneau  d’amäthyate«  unb  »Uou- 
sienr  Bergeret  4 Paria«  (1897— 1900)  {erfüllt  S£>i* 
ftorifdje  Simen  enthält  ber  iduftrierte  ©anb  »Clio« 
(1900).  Seme  fritifdjen  ©rlifel  erfdiienen  als  »Vie 
litteraire«  in  4 ©änben  (1888  — 92),  polilifefje  ©r- 
tifel  uereinigte  g.  in  ben  »Opinions  sociales«  (1902, 
2 Sbdjn.).  fflrojjen  Erfolg  fanb  auf  ber  Söhne  ba8 
foiialiftifd)  angehauchte  Selb  au8  bem  ©arifer  ©oll8» 
leben  »Crainquebille«  (1903).  g.  Würbe  im  3onuar 
189«  Witglieb  ber  franjilftfchcn  ©fabemte.  Eine  Mn» 
»ah1  feiner  Erkühlungen  erfchien  auch  in  beutfeher 
uberfepung  (Wund).  1899  ff.). 

grauccOca  ba  IHtmini  cfpr.  -tf$e«a),  Sachter 
beä  ©uibo  ba  ©olenta,  £>errn  non  ©aBenna,  würbe 
non  ihrem  ©ater  jur  ©cilegung  ber  geinbfeligfeiten 
AWifdjen  ben  ®efd)led)tem  ©olenta  unb  Walatefta  an 
ben  mifjgeftalteten  ©ianciotto  ba  Simini  nerheiratet, 
non  ihm  aber  wegen  Eingabe  an  beffen  Stiefbncber 
©nolo  famtbiefem  ermorbet  (jwifchen  1285  unb  1289). 
Schon  Jante  befang  in  feiner  »§öHc-  (5.  ©efang, 
©.  73 ff.)  baS  tragifche  Enbe  ber  unglüdlidjen  grau; 
in  neuerer  3cit  Würbe  ber  Stoff  nielfad)  behanbclt 
(fo  non  ©cllico,  §et)fe,  ©reif,  in  einem  graginent  non 
lif)lanb  unb  tceuerbingd  non  SSlnnunyto).  ©gl. 
Sonbani,  H marito  di  F.  (©arma  1890);  bie 
ganje  Literatur  Bezeichnet  Sfiajjoleni  in  ben  »Atti 
aell  Ateneo« , ©b  16  (Bergamo  1901). 

grancc8cf)i  <|pr.  ©tero  begli,  ital.  Wa- 

ler, geb.  um  1420  in  ©orgo  San  Sepolcro,  geft. 
bafelbfl  1492,  arbeitete  non  1439  an  unter  Jom.  ©e* 
uejiano  an  ben  greifen  in  Santa  Waria  ©ltooa  in 
glorenj  unb  machte  fich  baburd)  mit  bem  Stil  ber 
florenttnifd)en  ©ealiften  nertraut.  ©ueb  erwarb  er  (ich 
eine  grünblid)effenntntä  ber  ©erfpef  tine  unb  ber  Sicht* 
wirlungcn ; {ugleid)  nerbefferte  er  bie  Sedwif  ber  Wa- 
leret,  inbem  er  öl  mit  Sempera  oerbanb.  ©ad)  Sa» 
fari  warb  er  non  ©itoIauS  V.  nach  Som  berufen,  um 
im  ©atifan  {u  malen;  1451  befanb  fich  g.  im  Jienfte 
beS  3.  ©.  Walatefta  {u  Slimini,  beffen  ©orträtfigur 
er  in  San  granceäco  bafelbfl  malte;  um  Liefe  3eit 
mögen  auch  feine  greifen,  bie  Segenbe  beS  heiligen 
Krcujeä  behanbelnb,  in  San  grmtceSco  ju  ©reyo 
cntflanben  fein,  gör  feine  Satcrftabt  malte  er  bie 
©uferftehung  Ebriiii  im  Kommunalpalaft.  1469  trat 
er  in  ben  Jienft  geberigoä  Hon  Urbino.  für  ben  er 
eine  ©eifselung  ßhrijti  (in  ber  Somfafriftei)  unb  bie 
fflpotbcofe  beä  4>er;og8  unb  feiner  ©emahlin  (jept  in 
ben  Uffijien  ju  gloreiy)  auSfüf)rte.  Sein  Sraftat 
»De  prospectiva  pingendi«  befinbet  ftd)  in  ber  ©m» 
brofiana  ju  Wailanb.  ©gl.  Witting,  ©iero  bei  g. 
(Strafib.  1898). 

granccäihmi  (f;t.  -if^ernm),  l)©albaffare,ilal. 
Waler,  geb.  1611  inSolterra,  geft.  1689  in  gloreny 
aRe^fr*  flono.  .ficjfifon,  «.  HufL,  VI.  Cb. 


bilbete  ftdj  bafelbfl  unter ©offetli,  malle  bann  in  ©ol» 
terra,  ging  aber  halb  wieber  nach  glorenj,  um  fid) 
bei  ©iouanni  ba  San  ©iouamti  in  bet  greäfomalerei 
Weiter  auSjubilben.  gür  ben  ©rofjherjog  malte  er  bie 
Säten  ber  Webiceer  in  uicr  großen  greifen.  Später 
fhtbierte  er  in  ©om  bie  ©ltcn,  beren  guten  Einfluß 
man  in  feinem  ^auptwerf:  Krönung  Warta , in 
Santa  ©nnungiata  ju  glorcnj,  bemerft.  g.  betafj 
bei  leichter  Ertinbungöqabe  einen  gewanbten  ©er- 
trag, bem  jeboch  bie  folibe  Surchbilbung  fehlte. 

2)  Ware  ©ntonio,  ital.  Waler,  geb.  5.  ©pril 
1648  tn  ©ologna,  geft.  bafelbfl  24.  Xfj.  1729.  Spü- 
ler Bon  E.  Eignani,  ging  1704  nach  ©enua,  1711  nach 
Som,  wo  er  bie  Slartonä  für  bie  Wunoarbeiten  in 
ber  ©etcrStivihe  jeichnete,  unb  lehrte  1714  nach  ©e> 
nua  unb  bann  nach  ©ologna  jurüd.  Seine  Werfe 
tragen  baä  ©epragc  ber  ftpieit  Earrncciflen.  ©on  fei» 
nen  greifen  ftnb  biefenigen  im  ©alaid  Siechtenftcin 
«u  Wien,  non  feinen  Ölgematben  bie  büfjcnbe  ©iag» 
balena  in  Srcäben  unb  ber  heil-  ©nribolomäuS  m 
Wien  hrrnorjuljeben. 

Francesco  (ital.,  ft>r.  -tl$«to),  fobiel  wie  granj; 
im  Siminutio  Frauceschino , Cecco,  Cecchino. 

gtanccdcone  (ital.,  (pr.  ,if4w«tsr>t,  auch  Scopol  - 
bino),  tosfan.  Stlbcnnünre  ber  Solhringer  ju  2 
granceäd)mi  ober  10  ©aolt,  "ht  fein  = 4,M»  WI. 

granccBiüeciw.tranjfc'rcüo.Wilitärftation  ittgran» 
töfiidh'Slongo,  unweit  ber  Wünbung  be8  ©afja  in  ben 
Cgowe,  4 20  m ü.  W.,  ©uägangspunft  ber  Karawa- 
nen nach  Sefeti  an  ber  obem  ©limn,  auf  ber  bie  Wa- 
ren jum  Kongo  nerfchifft  werben.  Sie  1880  non 
©raya  gegrünbete  Station  War  ©uägangSpunft  nie» 
Itr  gorfetjungdefpebitionen. 

grandjc  CVomtä  (fpr.  |r4naf4’-bn»te,  greigraf» 
fdjaft  ©urgunb,  ^oebburgunb),  ehemalige 
franp  ©roninj,  umfaßte  bie  heutigen  Jepartemcntä 
JoubS,  3ura  unb  Cbcrfaöne,  bie  auf  15,690  qkm 
(285  DW.)  (1901)  826,757  Einw.  {Spien.  Srauptftabt 
War  SefaiKon.  — Sa3  Sanb,  baä  ©ebiet  ber  3e» 
quaner,  bilbele  {ur  Sömerjcit  eine  eigne  ©roBinj, 
Maxima  Sequanorum,  bie  feit  ber  bortigen  ©nflcbe- 
lung  jablrciicr  gcrmanifcher  Scharen  auch  Germania 
tertia  biefj.  3«t  5.  3aPrh-  Würbe  baä  Canb  bem  bur- 
gunbiidhen  ©eich  einBerleibt,  lam  mit  biefent  an  bie 
fränlifche  Wonarchie,  gehörte  Bon  887  an  {um  neu- 
gegifteten  ©eich  Bnrgundia  transjurana  unb  würbe 
fpäter,  nachbem  Klcinburgunb,  b.  h-  bie  weltliche 
Schmei{,  banon  abgetrennt  worben  war,  1156  a!«3 
»greigraf jehaft»  obev^ochburgunb  burd)  ©eatrij  bem 
Kaifer  griebrid)  ©arbaroffa  jugebracht.  1169  würbe 
fte  {ur  ©fal{graffcbaft  ©urgunb  erhoben.  1200  lam 
baä  Sanb  burd)  §eirat  an  Otto  II.  non  Weran,  1248 
an  bie  ffirafen  Bon  Sljälonä.  1316  burd)  Beirat  König 
©hilippä  V.  an  bie  fran{öfifcf)e Krone,  jebod)  nach©!»- 
lipBä  Sobe  1322  Wieber  an  ©urgunb,  nach  bem  Sr« 
löfd)en  ber  a!tburgunbifd)enShnaftie(1361)  an  War» 
garete  non  glanbern  unb  1363  mit  bem  franjöfifehcn 
Sebcn  ©icberburgunb  an  beren  Schwicgerfohit,  ©hi» 
tipp  ben  Kühnen  oon  ©aloiä,  ben  ©egriinber  beä  neu» 
hurgunbifepeu  ^)erjogtumä  (Ogi.  ©urgunb,  S.  633). 
1493  erhielt  fie  Kaifer  Wajimilinn  X.,  ber  Schwieger- 
fohn  unb  Erbe  Karlä  be«  Kühnen.  1555  lam  fie  an 
bie  fpanifche  Einie  ber  £>ab8burger,  würbe  aber  1618 
unb  1674  Bon  Eubwig  XIV.  erobert  unb  im  ©im- 
wegener  grieben  1678  an  granfreich  befinitin  abge- 
treten. ©gl.  »Mämoires  et  doenments  infedits  pour 
servir  4 I histoire  de  la  F.«  (hr8g.  non  ber  ‘Jlfaöemie 
m ©etanijon,  1838  — 44,3©be.. unb  1868);  ©ouffet, 
Dictionnaire  gäographiqne , historiqne  et  »tatia- 

52 


818 


Franckes- Montagnes  — grancta. 


tiqne  des  commnnes  de  la  F.  (Befan^on  1863  —68, 
6 ©be.);  Eiere,  Ilistoire  de  la  F.  (2.  Vluf!.,  ba(. 

1870,  2 ©be.);  Serfelbe,  Histoire  des  Etats  -G6n6- 
r.iui  et  des  liberWs  publiques  en  F.  (2on«*le*Sau* 
niet  1883,  2 ©be.);  ©oucbot,  La  F.  (2.  Bufl., 
©ar.  1004,  inuflriert);  ©taag,  3>ie  greigraffchaft 
©urgunb  unb  ihre  Begebungen  ju  ber  fcbmeijerifchen 
©ibgcnoffenfchnft  1477  — 1678  (3flr.  1891);  ©ta* 
rfchal,  La  Revolution  en  F.  (8er.  1903). 

Franches- Jlontagnes  dar.  fränji^'.tacnatamtn. 
(.  greiberaen. 

grdiirtKOille  (f»r.  tron-iWnjtr,  granqueBille, 
g r ii  n c o B i 1 1 n),  8 i e r r e , fr am,  ©ilbbaucr,  geb.  1 648 
in  Catnbrat,  geft.  um  161«  in  ©ari«,  »erlieg  au«  Stei- 
gung jur  fiainft  im  16.  3«t)re  ba«  Bfiterliche  Span« 
unb  begab  öd)  nach  ©ari«,  bann  nad)  Seutfdjlanb, 
loo  er  tn  3nnäbrtid  in  (Svjbcr.iog  gerbinanb  einen 
©(inner  fanb,  ber  il)n  in  ben  Staub  fegte,  bei  ©io- 
lianni  Bologna  weitere  Stubien  jn  lundjen.  (Sr  er* 
warb  öd)  bitrdi  bie  für  ben  2>om  in  öenua  geferfiglen 
Statuen  ber  Bier  ©uanqeliflcn  unb  burd)  bie  nllegori* 
(dien  giguren  berS1ugl)cit,  (Demut  unb  Steufd)bcit  für 
bie  Kapelle  Sticcolint  tn  gieren)  einen  geadjteten  Sla- 
wen. 1601  würbe  er  erfler  ©ilbljauer  $ieinridjS  IV. 
lion  grantreid).  SU«  foldjcr  fdjuf  er  )at)!reid)e  Sta- 
tuen , ©üften  unb  ©afen  für  bie  fbniqlidien  dorten 
unb©alä[le.  1604  fertigte  crbaöiReitcriianbbilb^ein* 
rid)S  IV.  unb  1612  Taoib  mit  bem  fjaupt  ©oliatb« 
(im  fiouore)  , 1614  lieferte  er  für  bete  ebeme  (genfmal 
jpeinrid)«  IV.  bie  Bier  (Scffiguren  be«  gufjgeftell«,  bie 
belegten  Stationen  barflcltenb  (ebenfalls  im  Souore). 

graiuki  (for.  >n),  l)8Ieffanbro,RnrbinnIftaatä- 
fefretär,  geb.  25.  3uni  1819,  geft.  l.Vlug.  1878,  warb 
im  rüntifqen  Seminar  erjogen,  erlangte  bie  ©unft 
be«  Knrbinalftaatäfcfretär«  Sfambrudcbini,  warb  Bon 
©in«  IX.  1846  jum  Kümmerer  erhoben  unb  1848 
an  ben  Kaifer  gerbinanb  Bon  Cfterreid)  gefdjidt,  um 
biefen  jttr  Abtretung  feiner  italienifd|en  SJünber  ju 
betoegen,  was  il;m  aber  nicht  gelang.  1863  würbe  er 
jum  tntcrimiftifdien  ©eidjäfteträger  in  ©tabrib.  1856 
jum  Grjbifdjof  Bon  Salonifi  in  partibus  iufidelium 
unb  jum  Stunjiu«  in  glorenj  ernannt , wo  er  einen 
beroorragenben  tlnteil  an  ber  Sefiimpfung  ber  ©o- 
litif  Eaoour«  batte.  1859  lehrte  g.  nad)  Äoni  juriid 
unb  warb  Staatdfefrctar  für  bie  firdjlidten  tingele* 
genbeiten.  1868  — 69  war  g.  Stunjiu«  in  ©tabrib; 

1871,  al«  ba«3d)i«mn  in  ber  armcmidwii  Kirche  all«- 
brach.  Warb  er  nach  Konftantinopel  gefenbet,  um  ben 
Sultan  für  ben  ©atifan  ju  gewinnen  unb  bem  infal* 
libiliflifchen  ©atriarchen  Jiaffun  ttieber  jur  allgemei- 
nen tfnerfennung  ju  Bevbelfen.  VIm  22.  ®ej.  1873 
warb  g.  jum  Rarbinal  ernannt  unb  1874  ©räfeft  ber 
©ropaganba.  Stad)  ©iu«’  IX.  Siebe  beförberte  er  20. 
gebr.  1878 bie  S3al)l  S eod  XIII.  imb  warb  Bon  biefem 
4.  ©iärj  jum  Staatäfefretar  ernannt.  3m  ©egenfafj 
ju  bem  febroffen  tluftreten  ©iu«'  IX.  feblug  er  mit 
jfuftimmung  beS  ©apftc«  eine  gemüftigte  ©olittf  ein 
unb  6atte  in  ©apern  unb©reu[;en  baburd)  fd)on  nickt 
unbebeutenbe  Erfolge  erhielt,  alb  er  wenige  ©tonate 
fpäter  non  einem  pliiglüben  lob  ereilt  Würbe. 

2)  tlufonio,  ital.  ©bilofopb,  geb.  24.  gebr  1821 
in  ©egli  bei  ©enua,  geft.  12.  Sept  1895  ju  (laitel* 
leto  umueit  ©oitua , mit  feinem  eigentlichen  Slawen 
ßriftoforo  ©onaBino,  Wibmete  fid)  bem  geift* 
liehen  Staube,  legte  jebod)  bas  geifllidie  Äleib  ab,  um 
in  ben  beiben  Sitcrfcn : .La  religione  del  secoloXIX* 
(Senf  1853;  neue  ©u«g. , ©tail.  1859)  unb  >11  ra- 
zioualismo  dcl  popolo«  (®enf  1856;  3.  tlufl.,  ©tail. 
1864)  alb  ber  erftc  gegen  bie  nationale  fcbolaftifcbe 


unb  ortboboje  ©bilofopbie  gront  «u  machen.  Sein 
Stierf  »La  filosotia  delle  scuole  italiane*  (Sapolago 

1852,  glor.  1862;  ein  > Appendice*  baju,  ©enua 

1853,  SKail.  1866)  potemifiert  namentlich  gegen  ©ta- 
mianib  -©efenntniffe  eineb  ©teiapf)t)üfer8*  g.  he* 
grünbete  bamalb  aud)  ein  3°umal:  *La  Kauione« 
(turin  1864  — 67,  7 ©be.),  in  bem  er  mit  gleichem 
greintut  Borging,  tlud)  griff  er  bie  Serfuche  Stob* 
miniä  unb  ffiiobertib  ju  einer  Serfbbnung  jwifeben 
Crihobojie  unb  ©bilofoplpr  an.  Srog  feiner  fd)arfes 
©olemif  gegen  bie  ortboboje  ©hdofopbie  übertrug 
ihm  bie  neue  italienifd)e  Stegiming  1860  bie  ©ro 
feffur  ber^bdofophte  ber  öefd)id)te  an  ber  tlfabemie 
ju  ©aBia  unb  fpäter(1863)  an  ber  Accademia  seien- 
tifico-letteraria  ju  ©tailanb.  3n  biefer  Stellung  Der* 
6ffentlicbte  g.  bie  -Letture  su  la  storia  della  filo- 
sofia  moderna*  (®fail.  1863,  2 ©be.).  3n  bem  fpä- 
tem  Serf : >Su  la  teorica  del  gindizio-  (SJtaiL  1870, 

2 ©be.)  Berfud)te  er  bie  Statur  ber  >a  priori  ftpribe» 
tifeben  Urteile*  Bantb  ju  begrünben.  iöeiter  eriebte- 
nen:  »Saggi  di  critica  e polemica*  (Söfail.  1870 — 72, 

3 ©be.)  unb  .Ultima  eritica*  (baf.  1890 — 93, 
3©be.),in  welch  legtern  Schrift  er  feine  frühem  philo 
fopbiicbcn  tlnpcbten  Perwarf. 

Franchise  (franj.,  (tr.  fnmstcw') , greimütigfeit. 
greibeit;  ©efreiuita  Bon  tlbgabcn,  beionbere  Dem 
jfi'Ücn ; Certificat  de  3otlfreifcbein ; g r a n di  i f e n. 
in  ber  Sranäport* , insbef.  ber  Seeoerfuberung , bie 
©rojentfeige,  bis  ju  benen  ber  ©crödjerer  für  befdiä- 
bigte  S8aren  feinen  (Srfag  ju  leiften  braucht.  — 3a 
ßngtanb  (||>r.  trlnntMif)  allgemein  foniet  wie  ©orrecht, 
©ercchtfame,  inibef.  (elective  f.)  Sahirecht. 

Francla,  latiniöerter  9tame  be«  granrenlanbe«. 
inbbef.  ber  fflraffchaften  um  ©ari«  (f.  grancien). 

grrancia  (fw.  frant(c»a),  1)  eigeitllich  grance«co 
8taibolini,  ital.  ©iater,  ©olbtehmieb  unb  Silbner, 
geb.  1450  in©ptogna,  geft.  bafclbfl5.3an.  1517.  tnai 
urfprünglich  ©olbidmucb  unb  würbe  1483  Cbmanti 
ber  ©olbfdmtiebsgtlbe,  welche«  Vlmt  er  wteberholt 
(1489, 1606-1508  unb  1512)  bcfleibete.  1614  warb 
er  Obmann  ber  Bier  Sbünfte.  ©on  ben  ©entiBogb 
tum  SRünjmeifter  beftellt  unb  Bom  ©apil  3ulius  ale 
ioldjer  bcjtätigt,  gewann  g.  bebeutenben  Stuf  im 
Stempelühnitt , Silberornament  unb  Stiedo.  3®" 
StieHoteÖcr  Bon  ihm  befinben  fid)  in  ber  SUabetnie  ju 
Bologna,  ©erühmter  iit  er  in  ber  ©later ei,  in  ber 
er  burd)  Corcnjo  (Sofia  beeinflußt  worben  ift.  3"  brr 
golge  Wirfte  bie  Stidjlung  ©crugino«  beftimmenb  auf 
ihn  ein  unb  ganj  julegt  noch  ba«  ©eiipiel  Staffael«, 
ber  mit  g.  in  ein  freunbfdjaftliche«  ©erhältnis  ge* 
treten  War  (©riefwechfel  Bon  1508).  g.  befaß  feine 
reiche  ©rfinbungSgabe , wohl  aber  Sinn  für  heilige. 
empnnbungäBotlo  Schönheit  unb  für  ben  ©u«brud 
eine«  jarten  Seelenleben«,  befonberS  in  Weiblichen 
©eftalten.  Seine  9lu«fübnmg  mit  ihrem  glatten, 
ft  neuartigen  Sebnielj  unb  ihren  faubem  Umriffen 
erinnert,  befonber«  in  beit  ffierfen  feiner  früben; 
3abre,  an  fein  §erau«mad)fcn  au«  ber  ©olbfebmiebe 
fünft.  Silber  Bon  ihm  önb  jiemlid)  bäuög,  befonber? 
finben  ö<b  BitIt  J“  Bologna  CdRabonna  Bon  1490  m 
ber  ©lifericorbia,  SDtabonna  Bon  1499  in  ber  ©enti- 
Bogli-fiapelle  Bon  San  3acopo  Staggiore,  ber  tote 
ßllriflu«  unb  eine  ©inbonna  in  ber  ©inafotbef,  grei- 
fen au«  ber  ®efd)id)te  ber  heil-  Cacilia  im  Oratorio 
bi  Santa  ßeciiia  ic.).  ©tündjen  befigt  bie  ©tabonna 
im  Stoienbag,  3)re«ben  bie  Saufe  Cbrifti  Bon  1509 
unb  bie  (Anbetung  ber  Könige,  Berlin  eine  ©tabonna 
Bon  1502  unb  eine  heilige  gamilie  au«  feiner  3»(jenb 
| jeit,  bie  Siationalgalerie  ju  Sonbon  eine  ©tabonna. 


granciabigio  — grancifation. 


819 


baS  SouBre  ju  Baris  CpriftuS  am  Kreuj  mit  $iob, 
btt  ©aleric  ju  Barma  eine  Kreujabnapme.  granriaS 
3öpne  ffliacomo  (geb.  Bor  1487,  geft.  1557,  btt  be- 
btutcnbtrti  unb  btt  jüngere  ©iutio  (geb.  1487,  geft. 
itadj  1543)  waren  ebenfalls  in  ber  71  rt  beS  BaterS 
als  SRaler  tätig.  Sgl.  SBÜliatnfon,  Francesco 
Raibolini,  called  F.  (2onb.  1901). 

2)  3of(  ©aSpar  Sobriguej  ba,  gewöhnlich  j 
• Dr.  grancia«  genannt,  Iittator  Don  Baraguap,  geb.  j 
1767  in  Vlfunrion,  geft.  20.  Sept.  1840,  bcjudjte,  tunt 
gdftlicpen  Stanb  beftimmt,  bie  Uniuerfität  ju  Eor- 
boba  be  Jucuman,  warb  aber  bann  Vlbnofat  unb  lieft 
tief)  in  Vlfunrion  nitber.  3 um  VlKalbtn  ber  Stabt  er- 
nannt, jeigte  er  audj  in  btefer  Stellung  ftrenge  Secpt- 
tiepfeit.  VÜS  lief)  1811  Boraguap  Bon  ber  fpanifepen 
^errfepaft  loSgeriffen,  lourbe  ff.  juttt  Sefretär  ber 
uom  Rottgreft  ernannten  3unta,  1813  juttt  Stonful,  | 
1814  aber  jum  (Diftator  ernannt,  juerft  für  brei 
3al)re,  1817  für  ScbenSjdt.  Obwohl  bie  Serfaffung 
beS  Staates  rcpublitanifep  war,  fo  führte  5.  bodh  ein 
abfoluteS  Regiment  unb  unterbräche  jebe  CppoRtion 
mit  blutiger  ©raufamfeit.  BefonberS  mifttrauifd) 
War  er  gegen  bie  Spanier,  audj  gegen  bie  ©eiftlidjfeit, 
wie  er  benn  auch  1824  alle  Klöfter  aufhob  unb  ihre 
©ttter  einjog.  SBicberpolte  Berfdiloflrungen  machten 
feine  ScpicdcnSregicrung  noch  fdjonunaSlofer.  (Da- 
bei  wibmete  er  aber  bem  VI n bau  beS  fianbeS  befonbere 
Sorgfalt,  jwang  bie  ©runbbeftper  ju  beftimmten  VIn« 
pflanjungen  unb  fepte  auch  bie  inbuftrieQen  Strafte 
in  Bewegung,  Berbot  feboch  alle  VluSWanberung  unb 
allen  §anbei  mit  bem  VluSlanb.  ffretnbe  bulbete  er 
nur  unter  grofter  Befdjränfung ; fo  würbe  91.  Bon- 
planb  (f.  b ),  ber  in  Sant’  Vlmta  eine  Snbianerfolo- 
ttie  jur  Shtltur  beS  leeS  g eg  rim  bet  patte,  granriaS 
©efangener  unb  bie  Slolonte  jerftßrt.  (Erft  feit  er  feilte 
^eiTfcpaft  gefichert  glaubte,  etwa  feit  1824,  Warb  Re 
milber.  Sgl.  ® a j d n , El  dictador  F.  (Stabr.  1887). 

granciabigio  «jr.frcraMitciMbMo),  eigentliche  ran- 
ceSco  bi  Eriftofano  ©igi,  ital  SSalcr,  geb.  1482 
in  ff  loten  j,  geft.  bafelbft  24.  3an.  1525,  ftubierte 
bei  VllbertiueUi  unb  Würbe  ber  greunb  Vlnbrea  bei 
SartoS.  1613  malte  er  gemeinfant  mit  biefem  in 
Santa  Wnnunjiata  be’  SerBi  ju  glorenj;  Bon  ipm 
rührt  barin  baS  treffliche  ffreSlo:  Sermählung  ber 
heiligen  3ungfrau,  per.  3m  Vlbenbmapl  beS  Sefef- 
toriums  non  San  ©ionanni  bclla  Ealja  bleibt  er  an 
foliber  ®urcpbilbung  hinter  bei  Sarto  jurücf,  ebenfo 
in  bem  Ölbilb  ju  (DreSben : ©atpfeba  bon  (DaBib  be- 
lauidjt  (1523).  VIm  beften  Rnb  ffrandabigioS  ©or- 
träte:  im  Salajjo  Sitti  beRnbet  R«h  Bon  ipm  baS 
SilbniS  eines  jungen  SiaitneS  (1514),  itn  Salajjo 
Gappotti  ein  attbreS  (1517),  baS  ben  ÜRaler  Wapr- 
fcheittlicp  felbft  barftedt ; im  Berliner  SRufeum  baS 
eine«  günglingS  (1522),  burep  eble  Vluffafjung  unb 
greibeit  ber  Bepanblung  perBorragenb. 

grnnciabc  (franj.,  tpr.  frangtub’),  im  franj.  Se- 
BoIutionSlalenber  eine  Beriobe  Bon  Bier  3apren,  an 
beren  Enbe  aufter  ben  in  jebent  3apr  üblichen  fünf 
Schalttagen  noch  eit  fechfler  lag  eingefcpaltct  würbe, 
ber  jur  Erneuerung  beS  SdjwurS,  >frri  ju  leben  ober 
ju  fterben*,  beftimmt  war;  fpejieü  führte  auch  biefer 
Schalttag  ben  Samen  g.  (Bgl.  Salettber).  Vlucp  ift 
g.  litel  Bon  $>elbengebicptcn  über  grantreiep  (j.  B. 
uon  Sottfarb,  Bon  Biennet  u.  a.). 

granclcn  (361c  begrance),  im  Mittelalter  dn 
^erjogtum  in  granfrcidi,  eins  ber  groften  Rronlepcn 
beS  {Reiches,  baS  in  ben  (feiten  feiner  pöcpilen  Blüte 
bie  öraffepaften  Baris,  OrlVanS,  fflelun  unb  Gtam- 
peS  umfaftte.  VI IS  erfter  2>er jog  Bon  g.  Wirb  So- 


hert  ber  Starte  genannt,  ber  mit  VluSjeicfjmmg 
gegen  bie  Bretonen  unb  Sormannen  lämpfte,  865 
einen  Sieg  über  bie  Sorntannen  an  ber  fioire  errang 
unb  gegen  biefe  bei  Biffarte  868  blich.  3hm  folgte 
fein  Sopn  ® u b o (Cbo),  gewöhnlich  © raf  uon  Baris 
genannt,  ber  888  jum  König  Bon  grantreiep  auS- 
gerufen  würbe  unb  bie  Sorntannen  feplug.  Sind)  fei- 
nem Sobe  (898)  folgte  fein  Bruber  Sob'ert  II.,  ber 
auch  922  als  fflegenfönig  Karls  beS  Einfältigen  auf- 
trat, aber  in  ber  Schlacht  Bon  SoiffonS  923  fiel.  Sein 
Sopn  §ugo  b.  fflr.  eroberte  bie  .fpfllite  Bon  Bur« 
gunb.  BIS  tptt  hierauf  ber  Stönig  auS  3Rifttrauen  Ber- 
bannte,  fing  er  Krieg  gegen  biejen  an.  ber  942  bamit 
enbete,  baft  fjugo  auch  noch  bie  anbre  Hälfte  uon 
Burgunb  unb  SReuftrien  erpielt.  Er  ftarb  956.  Sein 
Sopn  §ugo  Eapet  würbe  nach  SubwigSV.VIblcben 
987  in  'Je ol) ott  jutn  König  gewäplt  unb  ift  fontit  ber 
Stifter  ber  fränfifepen fiönigSbpnaftie  ber  Rapetin- 
ger.  5>a8  §crjogtum  g.  war  fortan  ber  Rent  ber 
fapetingifepen  SWouarcpie.  Sein  ©ebiet  bilbete  im  We* 
fentlicpen fpäter baS ©ounemement  36lebegrance, 
baS  etwa  22,000  qkm  (400  D3R.)  groft  War  unb  baS 
(Deport.  Seine  fowie  Seile  ber  (Departements  VliSne, 
Oife,  Seine- et -SRartte,  Seine- et -Oifc  unb  Somme 
umfaftte.  S. bie  fflcfcpiihtStarte bei Vlrtifel  > grantreiep «. 

Franrigenum  opus,  lat  Bejeicpnung  dner 
mittelalterlichen  Bauart,  bie  Siegelmauern  mit$au- 
ftdnplatten  bcrblenbete,  um  baS  wertoolle  SKaterial 
Bon  burepgepenben  feaufteinen  ju  fparen;  im  weitern 
Simt  in  sJeutfcplanb  aufgrfomntene  Bejeidmung  für 
bie  Bauwerte  her  in  grantrdcp  entftanbenen  grüpgotit 
grancillon  (fpr.  hrangsgeng),  {Robert  Ebw'arb, 
engl.  ScpriftfteHer,  geb.  1841  in  ffllouccftcr.  ftubierte 
in  Eambribge,  würbe  1864  SecptSannmlt  ju  Slonbon 
unb  übernahm  1867  bie  Siebattion  beS  »Law  Maga- 
zine«. 3p  bergolge  Wibmete  erRcpmeprunbnteprber 
fcpönenCiteratur.  Seinen  befannten  9ioBeDen : »Pearl 
and  emerald«  (1872)  unb  »Zelda’s  fortune*  (1873), 
Bon  gejepirftem  {Realismus  bd  grofter  Borliebe  fürbaS 
Vlbenteuerltcpe,  folgten  Soutane:  »Olympia«  (1874), 
»Queen  Cophetua*  (1880;  beutfep,  Bert  1885), 
»King  or  knave?«  ( 1888)  unb  SBeipnacptSgefehichten: 
»Streaked  with  gold*  tt.  a.  Vlucp  fdirieb  er  Sfijjcn 
aus  bem  fojialen  geben  SonbonS : »National  charac- 
teristica  and  flora  and  fauna  of  London«  (1872), 
unb  aufter  nielen  Siebern  bie  Kantaten : »The  Rose- 
maiden« u.  »The  Coreair«  (bon  Eowen  fontponierl). 

grrancW  <|rr.  (riimSt»),  l)  3ir  Bpilip,  geb.  22. 
Oft  1740,  geft.  23.  $ej.  1818,  trat  1756  in  ben 
StaatSbienft  unb  rüefte  1762  bis  jur  Siede  beS  erflen 
Eiert  im  KriegSminifierium  auf,  bie  er  aber  1772 
auS  niept  genügenb  aufgetlnrten  ©rünben  aufgab. 
3m  näcpften  3apre  jum  fflitglieb  beS  SaleS  für  SBen- 
galen  ernannt , geriet  er  in  Strrit  mit  bem  ©eneral- 
gouBerneur  SRarren  fpaftingS,  würbe  in  einem  (Duell 
mit  biefem  nermunbet  unb  teprte  1780nacp®nglanb 
jttrild.  (Danach  beflcibete  er  fein  Vlnct  mepr,  faft  aber 
uonl784 — 1807 mit  furjen Unterbrechungen  im  'Par- 
lament, in  bem  er  Rep  ben  SJpigS  anfcploft.  Er  ift  ber 
Bcrfaffer  ber  -Letters  of  Jnnius«  (f.  3uniu8bricfe). 
Bgl.  »Memoire  of  Sir  Phil.  F.,  with  correspondence 
and  jonrnaJs«(prSg.  bon  Bartes  unb'lkeriBalc,  Eottb. 
1867,  2 Bbe.). 

2)  3obn,  f.  Athenaenm. 
grancifntion  (franj.,  «granjöRerung«),  Vlb 
gäbe  Bon  ben  in  grantreiep  gebauten  Schiffen  für  Er- 
teilung eines  Scf)rinS  üher  BeRftcr,  ^»ertunft  tc.  (acte 
de  I);  für  bie  im  VluSlanb  gebauten  Scpiffe  tomml 
baju  noep  eine  befonbere  Vlbgabe. 


52* 


820 


granciäboot 

, ’nitciöboot,  f.  SJettungftDefen  jur  See. 
fpranridca,  (tu  ©urfbeil,  SRationalwaffe  bet 
grauten,  |.  SKetaQjeit. 

Franciseea  uniflora,  f.  Brunfelsin. 
ffrnucijd),  bi«  SRunbart  Don  3de  be  Srance 
(granrien),  [.  granjBfifcbe  Sprache,  S.  26. 

tfraiicidnic1,  bet  heilige,  foüiei  wie  granj  Dort 
«fftfi  (i.  b.),  ®b.  7,  S.  31t. 
fvranciotutbme,  f.  SSafferrab. 

{prand,  1)  Sebaftian,  beutfeper  ©rofaiii  be-3  16. 
3nl)r!).,  g(b.  1499  ju  XanauwBrtb  m Schwaben,  geft. 
1512  in  ©afel,  ftubierte  ju  Heibelberg  uttb  warb 
©riefter  in  2lug«burg.  (Sr  roenbete  fid)  ber  IRefonna- 
tion  ju  unb  würbe  proteftantifcher  ©eijtlidKT  in  ®u» 
ftenfelben  bei  SHlmberg,  verfiel  aber  mit  bem  Luther- 
tum,  befämpfte  bmSUtßbraud)  ber Lepre  Dom  ©tauben 
in  ber  Schrift  >©om  Softer  ber  Jninfenijeil-  (1528) 
unb  liebelte  1529  nad)  Straßbura  über.  2118  er  hier 
feine  »Ebronica:  3eitbud)  unb  ®ctd)id)tbibel  dou  21n» 
beginn  bi8  1531-  (Straftb.  1531,  Ulm  1536;  fort- 
gelegt  Don  3-  felbft  bi«  1543,  fobantt  Don  einem  Un- 
genannten bi«  1551,  o.  0.  1551 ; hoflänb.,  Solämart 
1549),  Dieüeitht  bie  erfle  33eltgeid)ithte  in  beutfeher 
Sprache,  Derbffentlichte,  in  ber  er  (ehr  freifinnige  2ln- 
nehtetr  äußerte  unb  bie  unbebingte  Religionsfreiheit 
Derteibigte,  warb  er  1531  auf  Eta«ntu3'  betrieb  au8 
Straftburg  Dermiefen.  Er  wanble  fid)  nad)  Eßlingen, 
wo  er  fid)  als  Seifenficber  nährte,  1533  nad)  lilrn, 
wo  er  eine  ®ud)bruderei  errichtete.  ®on  ben  Luthe- 
ranern, namentlich  hem  Hinter  ©farrer  Stecht,  hart» 
nädig  Derfolgt,  tonrb  0. 1539  aud)  auS  Ulm  Dertrie* 
ben  ttnb  ging  nad)  ©afcl,  wo  er  ftarb.  ein  äRaitn  Don 
ed|t  djrijllid)er  grBmntigfeit , männlichem  greimut 
unb  unparteilicher  tfcJabrtieitSIiebe.  Er  fdirieb  nod); 

• Sarafcora  unb  280  ?8uitbcrreben*  (Ulm  1533); 

■ Seit buch:  Spiegel  unb  ©ilbniS  beS  ganjen  Erb- 
bobenS«  (eine  itt  uortrefflicher  Sprache  abgefaßte  Erb- 
befd)reibung,  Xübing.  1534;  Dgl.  Söwcnberq,  XaS 
Säeltbud)  3.  grandS,  $amb.  1893);  •©ermanta  ober 
Ehronica  beS  ganjen  teutfehen  Sanbecs«  (2lug8b.  1588 
u.  B.);  »Xie  gülbene  Triebe-  (baf.  1539,  Bem  1557); 

■ Sprichwörter,  fd)ötte,  weife,  herrliche  ßfugrebett  unb 
£>ofiprild)e-  (granlf.  1541, 2 Übe. ; 3ßn<b  1547;  be- 
arbeitet Don  8.  fflultenftein,  graittf.,1531,  unb  Sa* 
tenborf,  ©Bfened  1876;  Dgl.  S tt f d) , Über  S.  grandS 
Sprichwörterfamntlung  Dom  gafjr  1541,  Ltilbburgh- 
1894)  u.  a.  SrandS@efd)id)ISwerfe  .jetdjncn  fid)  burd) 
freimütigen  Simt  unb  ®ered)tigfeit  auS.  2tud)  in 
feinen  übrigen  Schriften  offenbart  fid)  neben  oieletu 
©bantaftifeben  unb  Dthftifdjen  eine  feiner  3eit  weit 
Dorangcfchrittene  2In|d)auung.  Sgl.  Sifdiof,  S.  3. 
unb  bie  beutfebe  C'lejdjichtfchrcibiiitg  (Sübing.  1856); 
21.  £>afe,  Sebaftian  3-,  ber  Schwanngeift  (Seipj. 
1869);  Jsieintauff,  Sebaftian  3 Don  Xonauwerb 
(in  ©irlinqcrä  •2Ucntanitia«,  1877 ff.);  Haagen* 
mache r.  Seb.  3-  (üürid)  1886);  Regler,  Seift  unb 
Sdjrtft  bet  S.  3-  (gretburg  1892);  Xaufch,  8. 
Don  ionauwörth  unb  feine  Sehren  (Stalle  1893). 

2)  3Reld)ior,  Jtomponift , geb.  1578  tn  3>ttau, 
Würbe  1603  Ipoffapedmeifler  mttoburg,  wo  er  l.gunt 
1 639  ftarb.  Sitte  lange  Seihe  ton  öänben  mit  geift* 
lidjett  unb  Weltlichen  Siebern,  ©jolnten  unb  anbem 
Mirdjemtiufifen  (4  — 15ftimmig  gefept),  auch  Xänjen 
crid)ien  1601—39  in  Xrud.  Seine  jahlrenhen  welt- 
lichen Siebecbüdier  (Sergreiben,  Sicuterlieblein , Sie- 
bes- ttnb  anbre  Sollslieber,  ©efange  nad)  italieni- 
fchen  ©fuftem  tc.)  babett  aud)  literanfdje  ©ebeutung. 

3)  Johann.  Sticbenlicberbiditfr.  geb.  1618  in 
©üben,  ftubierte  bie  iH echte,  würbe  1661  ©ßrgermeifter 


— granef. 

in  ©üben  unb  ftarb  1677  als  EanbeSnlteiter  ber  91t«. 
betiauftß.  Seine  beften  Sieber  (banmter  »Scbmüde 
bich,  o liebe  Seele*,  -Jlefu.  meine  greube.,  »Xu  fch&- 
neS  ®eltgebaube*  tc.)  enthält  bas  Stier!  • ©entliehe« 
Sion*  (©üben  1674),  Worin  er  Sertoanbtfehart  trat 
©erbarbt  jeigt , aber  weniger  innig  unb  DolIStüm, 
licb  einfad)  alS  bitfer  ift.  Eine  ©efamtauSgabe  feiner 
»Xeutfcbett  fflebichte*  erfthien  ©üben  1672  (neu  hrSg. 
ton  8aftg,  ©rintraa  1846).  Sgl.  Sentfdj,  3ohnim 
0.  (Witbett  1877). 

4)  2lboIpbe,  franj.  Shilofopb,  geb.  9.  Cft  1809 
in  Siocourt  (Weurthe),  geft.  11.  21pnl  1893  in  Saris 
Sohn  iSraeiitifeber  Eltern,  ftubierte  in  Sfanct)  mtb 
Xoulottfe,  fam  1840  atS  ©rofeffor  ber  ShUofopbie  an 
bnS  ßollege  Eharlentagne  nach  Saris,  würbe  1844 
Siitglieb  beS  3nftitutS  uttb  ©rofeffor  ber  naffiichoi 
Sprachen  am  Eoüege  be  3rance,  war  hier  1856  - 81 
Srofeffor  beS  Satur*  unb  beS  SBlftrrcchtS  unb  feit 
1850  SRilglieb  ber  oberflen  ErjiehumjSbehBrbe.  [päter 
Sijepräiibent  beS  iSractitifchen  RonftfloriumS.  Seme 
insbef.  für  bie  Kenntnis  ber  jübtfehen  hhtloiopbce  be- 
beutenben  Schriften  ffnb:  »La  Cabbale,  ou  Philoso- 
phie religieuse  des  Hebrear-  (1843,  9.  2lufl.  1892; 
beutfeh  Don  3edine(,  SeipJ.  1844)  ; ȣtndes  orien- 
tales* (1861,  eine  Solenti!  gegen  ben  'ßantbeiemuS); 
■RSformateurs  et  publicistcs  d'Enrope.  Moyeu- 
ftge.  Renaissance* (1863), baju:  .X\rIl.siScle(1881) 
ttnb  XVIII.  siSclc*  (1893);  »Philosophie  du  droit 
p6nal<  (1864,2.2tufl.  1880),  »dndroit  ecclfctiastiqae 
(1864)  unb  du  droit  ciril«  (1886);  > La  Philosophie 
mystique  en  France  4 la  ün  dn  XVIII.  siede- 
(1866);  »Morale  pourtous«  (6. 21ufl.  1883);  »Mora- 
liste*  et  philosophes*  (1871,  2.  WitfL  1874);  ȣle 
ment«  de  morale*  (7.Sufl.  1881);  »Philosophes  mo- 
dernes* (1879);  »Essais  de  critique  phUosophiqne- 
(1885)  unb  »Nouveanx  essais*  (1890);  »Xourelles 
Stüdes  orientales*  (hrSg.DonScanuel,  1896).  3-  War 
auch  Herausgeber  beS  fetjr  brauchbaren  *Dictionnaire 
des  Sciences  philosophiqnes«  (1843 — 49,  6 8be.; 

3 2lufL  in  1 ©b.  1885),  ilberbieS  SSitrebaheur  bes 
»Journal  des  DSbats*  unb  rebigierte  feit  1888  auch 
baS  Journal  »Paix  sociale*. 

5)  Edfar  21ugu[te,  franj.  Jfomponift.  geb.  10. 
3)ej.  1822  in  Sültich,  geft.  8.  9?oü.  1890  in  Sari 4. 
war  Schüler  ber  Sonfertatorien  in  Süttid)  uttb  Sari«, 
feit  1872Crge!(e()rcr  am  Sanier  ffonjerDatorium  uni 
Drganift  Don  Ste.-Elotilbe.  3-  nimmt  unter  ben  fort- 
fd)rittliche  ©ahnen  wanbelnbeit  franjörifthen  Sottt- 
poniften  eiitcberDorragenbeSteHungein.  OnXeutfch- 
lanb  hat  befonberS  baS  fDtnpbonifche  Eborwerf  -Xte 
Seiigpreifungcn*  (»Les  BBatitudes«)  Eingang  ge- 
fttnben ; anbre  ©orte  finb  bie  Oratorien  »Ruth  ■ uttb 
»Redemption- , eine  St)mPhonie  in  D-dttr;  ft)inpt)o- 
ntfd)e  Xidjlungen : »LesRolides*,  »LesDjinur-  (mit 
SotoflaDier),  »Xer  wilbe  3äger*,  »Sipche-  (mit 
Eher);  bic  Opern  »Halba-  unb  »ffihifeüi« ; fqmpto. 
nifthe  ©ariationen  für  ÄtaDier  unb  Drchejlcr,  Dier 
RlaniertrioS,  ein  SlaDierquintett,  ein  Streichquartett 
uttb  etne  Seihe  tüfin  entworfener  Crgeltrerfe,  auch 
firchliche  ©efange  mit  Orgel  unb  3n)trumentcn.  Sgl 
21rthur  Eoquarb,  Cäsar F.  (Sar.  1891);  Xeflran 
ge«,  L’oeuvre  lyrique  de  Cesar  F.  (baf.  1896);  Xe- 
repa«,  Cäsar  F.  (baf.  1897);  ©albenbpcrger. 
Cäsar  F.  (baf.  1901). 

6)  8 u b m i g,  Xierar jt,  geb.  1 834  in  INogger  (Sadt 
fen-SReiningen'),  gefl.4.2lpnl  1884,  ftubierte  inSRüm 
djett,  wurbel854Sanbgericht8tierarjt  in  Ebern,  185« 
Seterinärarjt  in  ber  baprifchen  Srmee,  1864  Stofr- 
for  an  ber  Xierarjneifchule  in  Siüncpen,  1878  Xtrel- 


821 


grandte  (Slugufl  fitermann). 


tor  biefer  Schule.  g.  fd)rieb:  »fymbbud)  ber  SInalo* 
mit  bec  Haustiere«  (Stuttg.  1870  ; in  4.  Stuf!.  felbftän- 
big  Bon  SRartin,  1901  — 04,  2 ©be.);  »§anbbucb  ber 
tierärjtlid)en  ©eburtäbtlfe*  (®erf.  1876,  4.  Slufl.  Bon 
Sllbred)!  unb  (Döring  1900).  SRit  ©oüinger  gab  ec 
feit  1875  bie  »Dcutfcbe  3<'tfcbrift  fiic  Siermebijin 
unb  Bergleidjenbe  ©atbologie*  brrauä. 

grrnncfc,  1)  Sluguft  Seemann,  Stifter  beä 
fitaUcfdjen  Kaifettbaujcä,  geb.  22. SRärj  1663  in  £4« 
Bei,  geft.  8.  3uni  1727  in  fitaUe,  erhielt  (eine  erfte 
©ilbtmg  auf  bem  ffltjmnaftuni  ju  ®ot!)a,  ftubierte  in 
Srfurt  unb  Kiel  Ib«ologie  unb  '4?(}ilotoflie  unb  Ber- 
OoDfommte  fid)  unlec  üäbra  ßbjarbiä  fieitung  in 
Hamburg  im  £>ebräifd)«n.  1684  bejog  ec  alä  fitof- 
meiftec  bie  UniDecfität  ficipjig,  an  bec  ec  fid)  1686 
alä  Dojent  habilitierte.  Durd)  ben  Superintenbenten 
Sanbbagen  in  £ilnebucg  unb  Spener  (bamalä  Ober» 
tjofprebmer  in  Dreäben)  enoedt,  begann  ec  im  pieti« 
itifepen  Sinn  collegia  pbilobiblica  ju  ballen,  infolge 
becen  feine  afnbemifdie  Kirff amfeit  auf  pbilofopljifdie 
©orlefmtgen  eingcfdjciinft  Warb.  1690  ging  g.  als 
Diafonuä  bec  Slugujtinerfird)e  nad)  (Scfuct,  mach 
abec  1691  Bon  bicc  auf  Slnjeige  beä  ortboboj-Uitbe- 
rifeben  gciftiid)cn  SRinifteriumä  Benoiejen  unb  nahm 
1692  an  bec  eben  entflcpenbcn  Unioerfttät  £>alle  bie 
mit  bem  Pfarramt  ju  ©laud)a  oerbunbene  ^cofeffur 
bec  orienIalifd)en  Sprachen  an,  bie  er  1698  mit  einer 
»beoIogifd)en  ißcofeffuc  Bertaufebte.  1715  lourbe  er 
Cberpfarrec  bec  Ulrnhäfirche  unb  ftarb  nad)  längerm 
Siechtum  1727.  grandeä  ©ebeulung  becubl  in  bec 
Bon  ibm  auägegangenen  mäd)tigen  religiöfen  Sin- 
regung  unb  bem  bamit  eng  Berbunbenen  ßtnfluß  auf 
baä  Srjiebmtgä-  unb  Unterridjiäiuefen  feiner  ,'feit, 
für  baä  er  in  feinen  berilbmien  Stiftungen  ju  feaHe 
Bielbcmunbertc  unb  oft  nadjgeabmte  ©orbilber  ftfjuf 
(f.  unten).  £>infid)tlid}  feiner  cigentlid)  firdjlidieit 
Bictfamfeit  f.  IjSictiämuä.  Sie  ift  burd)  feine  gefibidjt- 
liebe  Steilung  alb  3 d) liier  Spenerä  unb  Sclsrer  beb 
©rafen  3'njenborf  bejctdjnet,  Die  Bon  ibm  ge- 
pflegte SR  ifiionäanftalt  (gegrünbet  1705)  foiuie 
bie  Bom  greiberrn  B.  (ianftem  (f.  b.)  1710geftiftete 
£>aüefd)e  ©ibeianftalt  beuten  ihre  befonbere  Siidj- 
tung  an.  granefeä  päbagogiftbeö  3uterefje  er- 
hielt nad)  Berid)iebencn  ©erfudjen,  bec  bei  feiner  Um- 
gebung i)crrfd)enben  Untniffenbeit  in  göttlitben  unb 
weltlichen  Dingen  ju  fteuem,  1695  Slnftoß  jur  erfolg- 
reieben  ©etätigung  buceb  ein  in  feine  fyutäbüdjfc  ge- 
legteä  ©efchent  Bon  7 Sulben.  (Sr  grilnbete  eine  Sir- 
menfdmle,  an  bec  Stubenten  unterrichteten.  Jturj 
barauf  folgte  bie  ©rünbung  beS  'Inibagogiumä,  ber 
Siirgerfifiule , ber  Iateinifcben  Schule  unb  beä  mit 
einem  afabentifdjen  greitifd)  Berbunbenen  Semiua- 
riurn  praeceptorum,  baä  Stubenten  alä  fiehrer  für 
alle  biefe  Slnjtalten  Borbilbete.  1698  batten  bie  Schu- 
len bereits  66  fiebrer  unb  409  Schüler,  baä  Seminar 
72  3öglinge.  SRit  ben  Schulen  war  ein  Kaifenbauä 
Berbunben,  baä  nad)  unb  nach  ber  SRittelpunft  aller 
Slnjtalten  mürbe,  gür  baä  ©äbagogiunt  unb  bie  la- 
tcinifche  Schule  grünbete  g.  1707  noch  ein  befonbereä 
Seminarinm  praeceptorum  Belectum.  3ur  Unter- 
bringung ber  Sinftalten  entflanb  nach  uitb  nach  eine 
nanje  ©nippe  Bon©ebäuben,  in  benen  beim  lobe  beä 
Stifterä  gegen  2200  Schülern  Unterricht  erteilt  unb 
mehr  atä  200  aud)  Unterfunft  gemährt  lourbe.  grondeä 
fcauptabfidit  War  auf  bie  ßrjiebung  jur  öotlfeligfeit 
gerichtet,  bie  Bon  ihm  tief  unb  Warm,  aber  in  bem 
einteiligen  Sinne  eineä  forcierten  ©ietiämuä  aufge  faßt 
Warb.  Daneben  batte  er  jebod)  offenen  ©lief  für  bie 
©cbflrfniffe  beä  praftifd)cn  fiebettä.  Sr  gewährte  ben 


3Jealfäd)em  unb  bem  Deutfchen  breitern  (Raum.  SRit 
£ocfe  betonte  er  3eichnen,  förpcrlicbe  Übungen  unb 
finnige  Sefreationen  burd)  .fjanbarbcilen  (Drechfeln, 
©laäfdjleifen  icA  Durd)  gäneloit  angeregt,  fuebte  er 
Unterricht  mtbSrpebung  aud)  berSRabdicu  ju  beben. 
Die  SRittel  für  feine  großartigen  Kerfe  flojfen  bem 
ottBertrauenben  SRattn  Bon  allen  Seiten  ju.  3m 
aufe  ber  3fit  balf  {r  mit  einigen  woblberecbneten  ge- 
fd)äftlid)en  Unternehmen  (Stpotbefc,  SRcbilamenten- 
ejpebitiott,  ®ud)b<>nblung)  nach  unb  Berfchmäbte  audb 
nicht  ®aben,  bie  alä  ©ejablung  ber  Bon  ben  SBaifen- 
finbem  bebungenen  gürbitten  eingingen.  3m  gan« 
jen  tann  man  trojj  eittjeltter  Schwächen  bie  groß- 
artige, Weit  inä  18.  3abrb.  hincuiä  erfemtbare  (Sin- 
Wirtung  grancteä  auf  bao  Schul-  unb  Srjiebungä- 
wefen  nur  alä  fegenäreid)  bejeidjnen.  Sine  große  Sln- 
jabl  Bon  ©abagogen  feiner  Schule  fattb  namentlich 
nt  'jiteuficn  bereitwillige  Siufnabme  unb  fruchtbaren 
©oben.  Sie  Berbreileten  im  böbem  Sdjulwejcn  baä 
fogen.  £inUtfd)e  ober  god)ft)|tem,  monod)  ber  Sdjüler 
je  itcid)  feinen  ffenntniffen  tn  Berfcbiebenen  gad)ent 
oerfdjiebenen  Klaffen  angef)örte.  Unter  ihnen  bnl  3- 
3-  £>eder  (f.  b.)  burd)  feine  Säligfcit  auf  ben  ffle- 
bieten  ber  Soltöichule,  ber  Siealfcbute,  beä  Seminarä 
ftd)  befonberä  berühmt  gemacht.  Sluä  gronefeä  jabl- 
reicbenScbriften  ift  nod)  beute  teienäwcrt : »Öffentlicbeä 
3«ugniä  Bont  Kerf,  Kort  unb  Dteitfl  ®otteä«  (§aüe 
1702)  unb  befonberä  ber  barin  enthaltene  -Ster je, 
einfällige  Unterricht,  wie  bie  Jtinber  jur  wahren  Wott- 
ieligfeit  unb  chriftlidjen  Klugheit  aujufübren  finb* 
(aud)  für  fich  b*rau8gegeben,  baf.  1702  u.  5.).  ®gl. 
Kramer.  Slug.  §enu.  g.  (^aüe  1880—82,  2 ®be.); 
Slein  (Sfietfdjmann),  Sl.  £>.  grattefe  (2.  Slufl.,  baf. 
1886);  grief,  Daä  Seminarinm  praeceptorum  (baf. 
1883);  SR.  3-  £>arlmann,  Slug.  £>emi.  g.  (K'alW 
1897);  £itr  jberg,  Slug.  £>erm  g.  unb  fein  £>al- 
lifcheä  Saijctthauä  (baf.  1898);  -Sl.  £>.  grnncfeä  pä» 
bagogifche  Schnflcn  nebft  ber  Darflcllunn  feineä  fie- 
berte mtb  feiner  Stiftungen«  (hräg.  Bon  Kramer,  2. 
Slufl.,  fiangenfatja  1885);  Dito,  Slug,  fitentt.  g.  (in 
ben  »'fSäbanogifdjen  Klaffifcm  *,  fimlle  1 902) ; 3i  i t f d)  1, 
®efd)id)te  beä  ©ietiämuä,  ©b.  2 (©onn  1884). 

Die  franritrfdjen  §tiflungcn  fhtb  baä  blcibenbe 
Sennädjtniä  Sl.  fit.  grantfeä  unb  eine  ber  erften  Ster- 
ben ber  Stabt  fitalle.  Sluägeftaltet  mit  ®runbbefi[j 
ttnb  ffapitalnermögen  fowie  unterfltigt  bureh  Sdjul- 
unb  Sfäenftonägelber,  3ufd)üffc  beä  Staates  tc.,  mit 
faffen  fte  außer  SSaifenpauä  unb  ^enfiLmäanftalt  (mit 
14<l,  bej.  240  3öglingen):  baä  föttiglidie  euangeliiehe 
©äbagogiunt,  1697  gegrüttbel,  alä  ®t)miutitum 
Dftem  1873  eingegangen  (feilbem  nur  Stlumnat  für 
Schiller  beä  ®hmnaftumä  unb  ber  Dberrenlfchule), 
bie  lateinifche  cBangelifche  fiiauptfdtulc  (Lat  ina : Wt)ttt- 
naftum),  bie  Cberrealfchule,  bie  höhere  3Räbd)enfct)u(e 
mit  fiehreriiincnfeminar,  eine  ©orfthnl*  für  bie  höheru 
fiehranflalten,  ©ittgerfnabenfchule  unb  ©ürgerntäb 
chettichule  (SRittelfdiulcn).  DieSlrmen-  unb  grcifthule 
(1695)  ift  1897  aufgehoben  worben.  Dagegen  würbe 
1881  baä  1787  eingegangene  Seminar  für  hBbcrt 
Schulen  (Semmarium  praeeeptoram)  wicber  ein- 
gerichtet. Slußer  ben  genannten  Schulen  tc.  gehören 
ju  ben  Stiftungen  bie  großartige  fretberrtid)  Bon 
Sanfteinfcbe  ©ibelanftalt  ( 1710),  Die  Dflinbifd)e  SRif 
fionäanftalt  mit  großer  ©ibliolbef,  eine  ©uebbruderei 
(1701),  ©uchbanblung  (©erlag  unb  Sortimenl,  1698), 
Slpotbefe  ic.  Sämtlidie  Schulen  genießen  eitteä  wohl 
begrünbeten  SRufeS;  fie  werben  Bon  mehr  alä  3000 
Schülern  unb  Schülerinnen  befnebt.  Dem  Dircftor 
j ber  Stiftungen  flehen  befonbere  SRed)te  ju : er  beruft 


822 


fremden  - 

Me  Sebrer  unb  pellt  Oe  wie  aud)  bie  übrigen  Seamten 
an,  barf  feinen  Sfadijolger  ernennen,  Berlcibt  Stipen- 
bien  unb  greiftellen  ber  3d)ule,  bet  Saifen-  unb 
Scnponlanftalt  unb  bat  bei  alltn  bie  Crganifation 
ber  Stiftungen  berübrenben  SRaftregeln  ber  zuftan- 
bigen  SebBrbe  (SrooinzialfdjuUonegium  in  SJiagDc- 
bürg)  ba«9ted)t  berl'fitwirfung.  SdeSebäube  bilbcn 
eine  au«  jtt>ei  fcauptftcafjen  beftebenbe,  nad)  Süben 
ton  ©arten  unb  grofjen  freien  Silagen  begrenze  fleine 
Stabt.  2>a«  Sappen  oberSabncidjen  ber  Stiftungen 
fmb  jtoci  jur  Sonne  fteiaenbe  'Übler  mit  ber  3nfd)rift 
auf  webenbem  Sanbe : -3efaia«40, 31«.  Slm5.So». 
1829  mürbe  ba«  Stjbilb  grande«  (mobellitrt  Bon 
Siaud))  auf  bem  Anftalt«bof  entfjüUt,  1898  ba«200- 
jährige  Seftcben  berVlnftalten  gefeiert,  Au«  bengeft- 
fdjriften  ogl.  außer  bem  Bericht  Bon  Sübbert  beton- 
ter« grie«,  2)ie  grandefdjen  Stiftungen  in  ihrem 
2.3abrbunbert  (§aHel898);Änutb,  IM-  Ö-ftrancfefl 
SDfitarbetter  an  feinen  Stiftungen  (baf.  1898);  »S>ie 
grandefdje»  Stiftungen  in  ihrer  gegenwärtigen  ©e- 
ftalt«  (2.  Aufl,  baf.  1903). 

2)  Karl  Philipp,  SRttglieb  ber  proDiiorifdjenJie- 
gienmg  oon  Sd)le3roig-£>ol(tein,  geb.  17.  3an.  1805 
m Sd)tc«wig,  aeft.  23.  gebt.  1870  in  Siel , fhibierte 
bie3fcd)te,  arbeitete  feit  1827  in  ber  fd»te«wig-bolftem- 
tauenburgifdben  ffanjlei  in  Kopenhagen,  marb  1835 
in  ba«  ©eneratjoUtammer-  unb  ftoutmerjtoHegium 
oerfegt  unb  batte  1885  -48  bie  Oberleitung  ber  ,‘joll- 
unb  vanbetüangelegen beiten  ber  £>erjogtünier.  grteb- 
rid)  VIL  bot  ibm  1848  ben  Winiflerpofien  fürfcolfiein 
mtb  2aucnburg  an , bod)  lehnte  g.  ab , ba  er  in  ber 
Trennung  folgern«  Bon  Sd)le«wig  eine  Seriegung 
ber  Siechte  ber  Herzogtümer  fab,  legte,  al8  24.  lliärj 
1848  bie  3nforporation  Schleswig«  au«gefprod)en 
worben  war,  alle  feine  Sinter  nieber,  Derliefs  JVopen- 
Ijagen,  unb  bie  proBiforifibe  ^Regierung  ber  Ster  jog- 
tümer  ernannte  ihn  zum  Sräftbenlen  ber  |d)le«wigfcben 
Slegierung.  3n  bie  beutfdie  Jiationaluerfammlung 
getoiiblt,  |tanb  er  auf  feiten  ber  erbtaiferlidien  ©artei, 
roirtte  al«SeooUmäd)tigterberfd)Ie«wig-bolfteinifd)en 
3iegierungbeiber,*fentralgeroalt  (feit'Jlooember  1848) 
für  bie  energifdie  Rührung  De«  {Weiten  bämfdjen  gelb- 
iug«,  übernahm  nach  Auflöfung  be«  Parlament«  im 
Aunuft  1849  in  Schleswig  baä  ginanjbepartement  unb 
im  fluni  1850  auch  baS  Auswärtige,  bi«  bie  Unter- 
werfung be«  Daube«  unter  bieSunbeäejefution  feiner 
öffentlichen  Sirffamfeit  81.  3«u.  1851  ein  f-jiel  fegte. 
Son  ber  bänifdjen  Regierung  proffribiert , erhielt  ff. 
im  Oftober  1 86 1 Born  iperjog  Srnft  Bon  Stoburg-fflolba 
ba«  ©räfibium  ber  Canbeüregierung  in  Roburg  unb 
warb  nad)  ber  Siegelung  ber  foburg-goUjaifd)en  An- 
gelegenbeiten  al3  ©ebeimer  StaatSrat  Sorftanb  ber 
Abteilung  für  Äoburg.  1883  nahm  er  feine  prooifo* 
rifebeGntlaffung,  um  in  ba«  im  Siooember  1863  uom 
fjerjog  griebria)  Bon  Auguftenburg  gebilbete  Sfiini- 
fterium  einjutreten,  blieb  ber  Sertraute  unb  treue 
Sfatgeber  be«  Herzog«  ffriebriib,  jerfiel  aber  mit  ihm, 
al«  er  ftd)  nad)  1866  in  bie  neuen  Scrbältniife  fügte. 

graniten,  nieberlänb.  SRalerfamilie,  oon  ber  fol- 
genbe  brei  ©lieber  am  meiften  befannt  geworben  finb : 

1)  grau«  g. ber  ältere,  geb.  1542  in  fjerenthalS, 
Würbe  in  Antwerpen  Sdjüler  uon  granS  gloriS,  trat 
1567 in  biebortigefiufaägilbe  unb  ftarb  bajclbft 3.  Oft. 
1616.  Son  feinen  Silbern  finb  etne  heilige  gamilie 
(imSiijfSmufeumzuAmfterbam),  Sbarao«  Untergang 
im  SRoten  'Dieer  (SraunfdjWeig),  ©flber  oor  AbaSocr 
(imSouore  ju  Sari«)  unb  (Sbrifti  Säeg  nad)©o!gatha 
(SJreäben)  ju  nennen. 

2)  granä  g.  ber  jüngere,  Sohn  be«  Borigen, 


- gtatuff). 

geb.imSRai  1681  inSlnlwetpen,  Würbe  Sdtüler  feine« 
Sater«,  ging  nad)  3lalien  unb  Würbe  bann  1605  in 
bie  Dufasgiloe  ju  Antwerpen  aufgenommen,  wo  er 
6.  SJfai  1642  ftarb.  Anfang«  in  ber  Säeife  ber  altem 
'Meifter  mit  bunten  unb  nlänjenben  garben  malenb. 
id)loit  er  Pd)  fpäter  an  Stuben«  an  unb  ftrebte  nach 
realiftiftber  Wuffapung  feiner  ©egenftänbe.  Seit  bem 
Auftreten  feine« Sohne«  (untl631)  nannte  er  ftd)  auf 
feinen  Sitbem  ber  alte  g.  (d’ouden  F.).  Seine  tpaupt- 
werfe  pnb:  bie  flehen  Säerfe  ber  Sarmberjigfeit  i Ant- 
werpen, Xominifanerfircbe).  IriptBdjon  ber  Bier  ge- 
frönten SSärtnrer  (Antwerpener  SRufeum),  ifbnirui 
am  Ölberg  unb  biegujiwafd)ungberSpoftel(Serlm), 
Solon,  bem  JirBfui)  feine  3d)äge  geigt  (Srüiiet),  bie 
Kreuzigung,  ber  5>ejenfabbat  unb  em  Äuriofi täten- 
fabinett  (Sim,  ßofmufeum)  unb  ein  9iettergefed)t 
(SRündben,  ^Sinafotbef). 

3)  granS  g.,  genannt  ber  SSubenSfdje  g..  Sohn 
be«  Borigen,  geb.  1607  in  Antwerpen,  arbeitete  btS 
1639,  wo  er  in  bie  Cufaägilbe  eintrat,  tn  ber  S3etf- 
ftatl  feine«  SSater«  unb  ftarb  2.  3ept.  1667.  3® 
©lanz  ber  gärbung  fcbliejten  pcb  feine  Silber  gan-, 
an  9fuben«  an.  3"  ben  legten  3abren  feine«  Seben« 
betrieb  er  einen  Seinwanbbanbel.  5)ie  2icd)tenitemfdK 
©alerie  in  Sgien  befigt  eine  Srebigt  3ot)anne«  be« 
täufer«,  Augdburg  einen  SRofe«,  ber  Säger  au«  bem 
gelfen  fdilägt. 

grartifenitcin , ©eorg  Arbogap,  greibert 
zu,  beutfdjer  Sotitifer,  geb.  2.  3uli  1825  in  Surj- 
bürg,  gefi.22.3an.  1890  tn  Serlin,  ftubierte  in  SRün 
tben  bte  Seihte,  wibmete  fuh  bann  ber  Serwaltung 
feiner  fflüter  unb  lebte  auf  Sdtlofj  Uüftabt  bei  2an 
genfelb  in  SKiltetfranfen,  gehörte  al«  Sartifutariil 
1867—70  bem  ,3onparlament  an  unb  piinmte  all 
erblid)e«  Witglieb  be«  batjri[d)cn  Sfeid)«rat«  iowobi 
gegen  bie leilnabmeSabemä  ambeutfdi-franzöriidiei! 
Krieg  al«  gegen  feinen  (eintritt  in  ba«  leutjdje  Sieitfj 
Seit  1872 zum  3«ntrum  gehörige«  STOitglieb  be«  9ieid>«. 
tag«,  War  g.  innerhalb  oer  grafliott  anfang«  gübre: 
ber  Sägern , Würbe  fpäter  Sorftanb  unb  brad)te  all 
foldjer  20.  3uni  1879  in  ber  lariffommiffton  ben 
Antrag  ein , ber  bie  Stellung  be«  Zentrum«  zur  gi- 
nanj-  unb  Steuerreform  Sidmartf«  bejeichmm  fotlte 
unb  etwa«  Beränbert  al«  § 7 be«  BoHgefegc«  9.  3nl; 
1879(granienfteinfie  JHaufet)  Born  Steidb-atag 
angenommen  würbe;  berfelbe  beftimmte,  bap  ber  ©et 
trag  ber  3ötle  unb  ber  labatfleuer,  ber  bie  Summe 
Bon  130  SRitL  in  einem  3“br  überfteige . ben  einzel- 
nen Sunbeäftaaten  naib  'ISaggabe  ber  Seoölftrung, 
mit  ber  Pe  zu  ben  ©fatrifularbeiträgen  berangtzogen 
Würben,  zu  überweifen  fei  1879—87  War  g.  erpet 
Sizepräpbent  bel'JicidjStag«,  feit  1881  auebSräftbent 
ber  bat) rifeben  SReicb«rat«fammer.  Sgl.  gii  b . ©eorg 
Arbogaft  Bon  unb  zu  g.  (greiburg  1891). 

grandenftcinfdbe  ftlaufcl,  f.  grandenftein  unb 
S)eutfd)[anb,  S.  791  u.  829. 

grantfefebe  Stiftungen,  f.  grande  1). 

granefh.ÖotUob,  Sucbbänbler,  geb.  1801,  geil. 
1845  in  Stuttgart,  trat  al«  Teilhaber  in  bie  1822 
bon  feinem  ältem  Sruber,  griebridj.  z«  Stuttgart 
gegrünbele  Sortiment«-  unb  Serlag«bud)banblung, 
Die  ptb  einen  Sfatnen  mad)te  bur<h  tperauagabe  Bon 
Serien  ö.  S>auff«,  gürft  Südter«,  Rar!  3uliu«  Se- 
her«, AnaftaPu«  fflrün«,  eine  SolöauSgabe  Bott 
Salier  Scott«  Slomanen  u.  a.  Stadjbcm  fidi  bie  Stü- 
ber getrennt  batten  unb  berSerlag  oerfauft  marfgto 
penteil«  an  bie  Srobbagfdbe,  fpäter  Siiegerfdie  Set 
lagdbanblung  in  Stuttgart,  in  bie  gricbndb  al«  Xeü- 
baber  eintrat),  PebeItefflottlobnad)3Ründ)cn  über,  tso 


Franc  -mac^ra 

er  rin  neuedSortiraentd»  unb  ©er  lagdgef  d)nft  begrün-  ] 
bclf,  ba-3  er  aber  halb  (einem  Wffocid  Franj  allein 
überließ.  yJactj  Stuttgart  jurüdgcleljrt,  warb  er  in 
potitifcbe  Umtriebe  oerwicfclt  unb  mußte  feine  leil- 
nabine  an  ber  Äoftrij)fd)en  8erfd)to5rung  mit  lang' 
jähriger  Fritungdhaft  büßen.  ©om  ©efängnid  auf 
bem  icoljenadperg  aud  grünbete  er  ein  neued  ©erlagd* 
gefdjäft,  bad  nach  feiner  Freilaffungrafd)  cmporblilbte 
(33erfe  Bon  Saniere,  §.  Rurj,  £.  ©fau,  §.  3iau, 
3-  Schcrr  u.  a.,  bie  SRoman*  unb  SlooeHenjammlung 
• ©eüetriftifcbed  Audlanb«  unter  Siebaftion  Bon  Start 
Spinbler)  unb  nach  feinem  lobe  Bon  feinem  ©ruber 
Friedrich  loeitergefübrt  würbe,  ber  1865  ftarb.  9iad) 
mehrfachem  Sefi()wcd)fel  übernahmen  1893  33.  ffeüer 
unb  S.  Scbmann  bad  gefamte  ©efdiäft  unter  ber  Firma 
»Frandl)jd)e  ©er(agdf)anblung  33.  fieQer  u.  Stomp.« 

Franc -ma^on  (franj.,  fpr.  frmis -matdna),  Frei- 
maurer; Franc- maqonnerie,  Freimaurerei. 

Franco  (itat.,  abgetürjt  fr.  ober  f“),  frei,  tnSbef. 
auf  ©ojtfenbungen  portofrei,  b.  tj.  für  ben  Smpfänger 
frei  Bon  ©orto,  nid)t  aber  Bon  ©efleUgelb,  allgemein 
burd)  »frei-  erfejjt;  f.  Sourtage,  1.  ©ronifion 
bebeutet:  ohne  Anrechnung  Bon  Sourtage  ober  ©ro» 
Difion  (bei  ben  betreffenben  SRed)nungdpoften  in  ben 
©üd)em  unb  auf  Stontoforrenten  bezeichnet  mit  »fco. 
C.«  ober  »fco.  P.«);  t tont:  frei  Bon  Sourtage  unb 
©routfion. 

Ffranco,  1)  ©iobanni  ©attifta,  genannt  il 
Semolei,  itat.  Uialer  imb  Siabierer,  geb.  1610  in 
Ubtne,  geft.  1580  in  Süenebig,  bilbete  fid)  in  SHom 
nad)  ©lichelangelo,  ohne  jebod)  feinen  urfprüngtid) 
uenejiantfcben  Stil  ganjlid)  aufjugeben.  Sin  Biel- 
befd)äftigter  Stünftler,  War  er  im  deforatinen  am 
gtüdlicbüen,  namentlich  tn  ffierfen  Bon  Ileinerm  Um- 
fang. Sine«  feiner  fjauptroerfe  ift  bie  Saufe  Shrifti 
in  San  Francesco  beQa  Signa  in  Senebig.  F-  bat 
aud)  eine  große  3af)l  Bon  ©lüttem  rabiert,  Bon  benen 
bad  Opfer  Abrahamd,  ©erfünbigung  Stariü,  An- 
betung ber  Wirten,  fjefud  im  Sempel  unter  ben 
Sebriftgelebvten,  ©eißelung  ttbrifti  (nach  dijian), 
Amor  unb  ©fncbe  im  ©ab,  non  Siebedgöttem  bebient 
(nach  ©iulio  'Jiomano) , bie  bebeutenb|ten  ftnb. 

2)  Siccotb,  itat.  Sichter,  geb.  18.  Sept.  1516  in 
SeneBent,  geft.  1 1.  SKürj  1670  in  Jiom,  lebte  in  Nea- 
pel unb  in  ©cnebig,  Wo  er  anfangs  mit  ©ietro  Are- 
tino  eng  befreunbet  war.  ©alb  aber  entzweiten  fid) 
beibe,  unb  F-  lebte  hierauf  längere  geit  in  Safate, 
bann  in  fflantua  unb  enbtid)  in  3iom , wo  er  wegen 
feiner  fatirifdjeit  Ausfälle  gegen  ©iud  V.  gehend  Warb. 
Unter  feinen  Serien  fmb  bte » Pistole  volgari«  (Seneb. 
1638—41),  bie  -Egloghe  pescatorie«  unb  bie  »Pria- 
pea«  (juerft  Xurin  [Safalef  1541,  ca.  200  obfjöne 
Sonette,  benen  600  gegen  Aretino  gerichtete  ooran» 
gehen,  Jieubrud  ©eting  [©ar.]  1790)  am  berühmte- 
tten  geworben.  Sgl.  «iniiani,  Niccolö  F.,  la  vita 
a le  opere  (9iom  1 894). 

Ffrauco  »on  Köln  (Franco  beEolonia),  einer 
ber  älteften  Schriftfteöer  über  Slenfuralmufit  (nicht 
;u  Berwechfcln  mit  bem  etwas  altem  Franco  Bon 
©arid),  fdjricb  um  1250. 

Franco  bollo  (B0U0  franco,  ital.),  Briefmarie. 

Francofurtum , neulot.  9inme  für  Franffurt. 

Francogallla,  neulat.  'Jimne  für  Franfreid). 

Francois  Cfpr.  (nmrtcuo,  franj.  daufname:  Fran- 
jidfud,  Franj;  Frausoise,  Fronjidla. 

Ffranfoid,  £>afenflcibt  an  ber  Ofitftfle  ber  fron* 
(5ftfth-wqtinb.  §nfel  SRartinique,  mit  großen  )]uder- 
fabrifen,  SlüjtenbampferBeriehr  unb  ctwo)  12,452 
SinWohnem. 


1 — granfoid.  823 

Ffransoi8(|pe.frangbüci), l)3ean  Sharle«,  franj. 
Stupferftcd)cr,  geh.  1717  in  'Jianctj,  machte  1757  in 
©arid  bie  erfien  gelungenen  ©erfuche,  Sbreibejeidjnun- 
gen  im  Stich  genau  nacbjualjmen  (Srahonmanier), 
unb  ftarb  1769.  Seine  beften  ©lütter  finb : bie  heilige 
3ungfrau,  nadjSien;  SradmudoonMotterbam,  nad) 
4>olbcirt ; dboiiino  iiobbed,  nach  ©ierre ; ©icoIaäJRale- 
brancbe , nach  ©adjeiier. 

2) 91icolad2oui8Fbe91eufd)üteau,®raf, 
franj.  Staatsmann  unb  dichter,  geb.  17.  3lprii  1760 
in  Sofiatd  bet  91eufd)Steau  in  Sothringen  alb  Sohn 
eined  SJehrerS,  geft.  10.  3®n.  1828,  Berbffentlid)te 
fd)on  in  feinem  14.  3ahr  eine  Sammlung  ©ebidfte 
u.  b.  Z. : »Piices  fugitives-  (©eufdjäteau  1766), 
fpäter  »Podsies  diverses  de  dem  amis-  (1768).  Sr 
wibmete  fich  fobann  ju  ©arid  bem  Stubium  ber9ted)te 
unb  taufte  fich  bie  «teile  eirted  Lieutenant  gfeneral 
ju  SKirecourt.  ©on  1782  — 85  war  er  ©eneralpro- 
lurator  auf  £>aitt.  311d  Anhänger  ber  'Jieoolution 
Würbe  er  1792  deputierter  bei  ber  öefepgebenben 
Serfammiung.  die  in  feinem  drama  »Pamdla,  ou 
la  vertu  rdcompensde-  audgefprochenen  gemäßigten 
fflefhtnungen  brachten  ihn  htd  juin  9.  dhenitibor  ind 
fflefängnid.  'J(ad)  feiner  ©ejretung  würbe  er  9üd)ter 
am  Kafiationdtribunai,  bann  (tommiffar  bed  direi- 
toriumd  im  departement  ber  ©ogefen  unb  im  3uli 
1797  ald  eifriger  Scpubliianer  SStnifler  bed  3«ncm. 
SBührenb  einiger  SKonate  Witglieb  bed  direitoriicmd. 
Würbe  er  im  ©lai  1798  jum  ©enoHmüditigten  für  bie 
Fritbendionferenjen  m Selj  ernannt,  darauf  erhielt 
er  junt  jweitenmal  bad  ©ortefeuiüe  bed  3nncm,  ner- 
modjte  jebod)  ber  henidjenben  Unorbnung  in  ber 
©erwaitung  nicht  ju  fteuem  unb  fdjieb  1799  aud  fei- 
nem Amte.  1801  würbe  er  Setretär  unb  1804  ©rä« 
fibent  bed  Senatd.  'Jiapolcon  I.  ernannte  ihn  1804 
jum  ©rafen.  Seit  1816  War  F-  Sllitglieb  ber  Aiabe- 
mie.  F-  jdjrieb:  -Discours  sur  la  maniüre  de  lire 
les  vers«  (©ar.  1776);  »Nouveam  contes  moraux 
eu  vers«  (1781);  -Anthologie  morale«  (1784);  »Lcs 
lectures  du  citoyen-  (1798);  »Fables  et  contes  en 
vers-  (1814);  »Esprit  du  grand  Corneille«  (1819). 
Sgl.öonnelier,  Mdmoires  sur  F.  de  Neufchdteau 
(©ar.  1829). 

3)  Alpbonfe,  franj.  ffupfcrftecher,  geb.  1811  in 
©arid,  geft.  bafelbfi  6.  Juli  1888,  bilbete  ftd)  mit  fei- 
nem ältem ©ruber,  ffihurled  Semt)  3uled  F.(gcft. 
1861),  unter  ^enriquel • dupont  aud.  3Kit  großer 
Zartheit  unb  Steganj  ftod)  er  eine  SSenge  non  ©Int- 
tem  nach  neuem  fi  anjoilfcheniDiatem  unb  nach  allem 
3tatienem.  3U  feinen  §auptbtättera  gehören:  ber 
Übergang  ©onaparted  über  bie9ilpen  unb  IKnrie  3ln- 
toinette  nor  bem  Seoolutumdlribunal,  nach  delaroche ; 
bie  ©ifcon  bed  §efcliel,  nad)  Sintfael ; bie  ©erfudjung 
Shrifti,  ©iignon  unb  ihr  ©ater  unb  SKignon  in  ber 
Üirche,  nad)  2lrt  3d)effer ; bie  ©emahlin  bed  ffönigd 
SVanbauled,  nach  ©cii  öme,  unb  bie  Rröimng  ber  heile 
gen3ungfrau,  nach  F'tfole,  Wofür  er  1867  bie  Sh«»’ 
mebaitle  erhielt. 

4)  fluife  Bon,  beutjehe  SchriftfteHerin , geb.  27. 
3unt  1817  ju  fcerjberg  m ber  ©rooinj  Sachfen.  geft. 
24.  Sept.  1893  in  SBcißenfetd,  dochter  bed  pveuflifchcn 
ÜRaford  Friebrid)  nott  ff.  (geft.  1818),  würbe  Bon 
ihrem  Stiefnaler,  bem  Äricgdrat  ®erbfl  in  Säoißenfeld 
(mit  bem  fich  ihcc  ©lütter  1819  nennählte),  liebcBoCt 
erjagen,  lebte  1848  —55  meift  in  ©linben,  ^alberftabt 
unb  ©otdbam  im^aud  ihred  Cheimd,  bed  preuftifdien 
©enerald  Starl  B.  Fran(oid,  ber  burd)  feine  Ule- 
moirm  (»Sin  bcutfebed  Solbalenleben« , hrdg.  Bon 

1 (einer  ftoebter  Älotübe  B.  Sdjwarpfoppcn,  Schwerin 


824  granfoiäoafe  — grangipani. 

1873;  3 «lufl.,  ®erl.  1808)  befannt  geworben  ift,  Wimmert,  ift  bieg,  nad)  jweiinhriger  «Irbeit  burdt 
unb  feitbem  bei  ihrer  ©futter  in  Seitjrnfelü.  3hr  ben  Dtreltor  be«  SJhifeumi,  SRüant,  tmeber  jufam- 
erfte«  gröfjerc«  SBert,  ber  gamilienroman  *Dte  lepte  mengeiept  Worben 

Scdenburgerin«  (®erl.  1871,  7.  «lufl.  1900),  würbe  j grauconta,  feil  ninb  1050  Saute  ber  öftlidhen 
um  feiner  innern  «Bärme  unb  wirtlichen  öeftaltungS* ' Striepe  bei  verjogtum*  granfen  (f.  b.,  ©.  828),  Der- 
traft  willen  Bon  ber  Rritif  mit  ber  größten  «Inerten’  etmeU  aud)  für  ba«  ganje  fcerjogtum  gebraucht, 
nung  aufgenommen.  3bm  folgten  noh  brei  größere  Francs- archers  (franr,  fer.  fnma,Wt*e),  »grei» 

3f(unane:‘.grau®rbmutben33>®'ningbföt)ne'  (Bert.  (Sog  en.)Sdtüpm  *,  Bon  KarlVlI.Bongianfrridi  1448 
1872,  2 Sbe.;  2.  «lufl.  1891),  »Stufenjahre  eine«  [ gegen  ben  2epn8abel  errichtete Solfäroebr.  gebe  Be* 
©lüdlidpen*  (2eipj.  1877, 2 Sbe.  ; 2.  «lufl.  1 878)  unb  ! meinbe  hotte  bierju  einen  IRann  ju  {teilen , ber  jtfh 
• Der  Rapenjunfer*  (®erl.  1879).  3pte  Offnem  6r«  | «Baffen  unb  Rleibung  felbft  holten  unb  jeberjeit  be* 
jäplungen  erfdpenen  gefammelt  alb  »«luSgeWäplte  reit  fein  nutzte,  in«  gelb  ju  rüden,  wofür  er  Bon  beT 
SoBellen*  (Serl.  1888  , 2 ®be.),  barunter  »gubüp,  Steuerjaplung  befreit  war;  baher  ber  SanteF.  3m 
bie  Rluäwirtin« , ein  bäuerliche«  Seitenjtüd  jur  Dienjt  erhielten  bie  SWannfhaften  4 fiinreb  SRonat«> 
•Siedenburgerin«  unb  nath  biefer  ihr  befteb  SBert,  bab  iolb.  ©ie  trugen  ©anjerjade  unb  ©idelpaub«  (Sa- 
fpäterneben  »©poiSphoru§StoUunber«  uttb»3ugü|jen  labe)  unb  führten  alb  ©affen  Sogen,  Degen  unb 
beb  SRonarepen*  auch  in  bie  RoUelttonSpemann  auf«  Told).  3h«  militSrifche  Untüd)tigfeit  blieb  trog  ber 
genommen  würbe;  ferner:  •ßrjöljlungen«  (Staun« ! Seorganifation  Bon  1469beftehen,  außerbem  bilbeten 
idjweig  1871, 2 ©be.);  •fceüftfibt  unb  anbrc  Srjäp«  fte  eine  räuberifepe  Sanbe.  Deäpalb  würben  bie  F 
lungen«  (®erl.  1874  , 3 ®be.);  »Satur  unb  ®nabe,  Bon  ben  ©autm  alb  ©rünlegierte , Born  «Ibet  alb 
nebjt  anbem  6rjöhlungen*(baf.  1876,  38be.).  «lud|  ©artifane  beb  JtSnigb  gepafet,  Bon  ben  ©enbarmen 
jeprieb  fte  eine  populäre  »©efhihte  ber  prcußtfdjett  alb  unebenbürtig  Beruhtet  unb  Berfhwanben  1479 
©efreiungbfriege  in  ben3ahren!813bibl815«  (öerl.  nah  ber  ©<hla<ht  bei  ffluinegale,  Wo  fie  fleh  Wenig 
1873)  unb  ein  im  Siebenjährigen  Kriege  fpielcnbeb  bewährt  hotten. 

Suftfpiel:  »Der  ©offen  ber  grau*  (Stuttg.  1882).  Francs-tireur»  (franj. , |w.  franj.urfc,  .grei 
Sgl.  ili.  B.  ©bner-Efepenbacb  in  »Selbagen  u.  fhüften«), imbeutfh-franjötifhenRriegeBon  1870 71 
Rülfing«  Monatsheften 1894,  SRärjpeft,  unb  befon»  greifbaren  unter  [elbftaewählten  gührern,  fuchten  bie 
berb  in  ber  »Setten  greien  ©reffe*  nom  23.  gebr.  SerbinbungSlinien ber  oeutfhen«trmeen ju gefäbrben, 
1894;  Rtotilbe  n.  Sdtmarfffoppen  in  »Som  gelb  überfielen  etnjelne  Kantonnement«  fotme  fchwädiere 
jitm  Meer* , 1893,94,  fceft  10;  £>.  Senber,  fiuife  «Ibtcilungen  unb  fhäbigten  befonberb  bie  aufflärenbe 
o.  g.  (framb.  1894);  ©ettelheim,  Marie  B.  Ebner«  RaBaüerie.  Durch  Sprengen  einer  Eijcnbapnbnide 
Efcpaibncp  unb  Suife  B.  g.  (in  ber  •Deutfdjen  ffiunb«  jwifdjen  grouarb  unb  Doul  gelang  eb  ihnen,  ben 
fchau* , Oftober  1900).  Scrfepr  jwifhen  Ipeer  unb  2>etmatianb  für  längere 

6)  Kurt  Bon,  «Ifritareifenber,  geb.  2.  Ott.  1853  3c't  ju  unterbrechen.  ®injelne militärifcb organifierte 
in  iluremburg,  ©opn  beb  bei  ber  Erftiimiung  ber  F.-Sataiüone  würben  regulären  Äorpb  angefcbloffm 
©pidjerer  Jtöbctt  gefaüencn  ©encralb  fflruno  B.  g.  | ober  ju  fcecrebabtcilungen,  Wie  bab  öahbalbiidje 
(©ohn  beb  1855  geftorbenen  ©eneral«  Karl  p.  g.,  t Korb« , Bereinigt. 

f.  oben  4),  trat  in  bie  «Irmee  eilt,  mähte  ben  beutfh-  I graucucci  «pr.  .tuitf+u,  ital.  Maler,  f.  3mola. 
franjöjtfhen  Rriegmit,  beteiligte  fid)  1883  an  ber  granefer.  Stabt  in  ber  nieberlänb.  ©rootnjgrieb- 
Raffai’EjpebitionSBiffmannb  unb  erforfhtel885mit  | lanb,  an  berStaalbbahnlinieJiarlmgen-fieeuwarben. 
©renfell  jwei  füblihe  Sieben flilffe  be«  Kongo.  Siadi  l 7 km  Bon  ber  'Jiorbfee,  hat  eine  Kühe  (@L  SRartin) 
feiner  SRiicftehr  jum  Jumptmann  befbrbert,  ging  er  ; aub  bem  15.  3ahrh-  nttt  fhönen  ©rabfteinen,  ein 
1887  im  «luftrag  ber  SHegieruna  nah  ber  beutfdjen  ' Siathoub  (Bon  1591,  jilngft  reftauriert),  eine^anbelb 
Kolonie  Dogo,  wo  er  1888  eine  (rjpebition  nah  3ior«  fammer,  einen  botanifhen  ©arten,  3iegeleien,  ©h’.ff 
ben  in  bab  Sanb  ber  «Rafft  untentahm.  1889  jum  bau,  2 Dampfölmüf)len,  Betreibe*  unb  glahbhanbel 
Kommanbanteii  ber  Sdtußtnippe  in  ©übweflafrifa  unb  (lttoi)  7187  ßtttw.  Die  ©tabt  war  früher  be- 
ernannt  unb  feit  1891  ftetloertrctenber  2attbe«haupt<  rühmt  burtp  ihre  UniBerfität,  bie  1685  geftiftet  Warb 
mann,  führte  er  1891  eine  ßjpebiltun  juttt  Claoattgo, ' unb  in  ber  golge  mehrere  berühmte  ©eiehrte,  wie 
bereifte  1892  bie  Kalahari  unb  erftürmte  12.  «Ipril  j Eoccejub,  fceinecciub,  ^teinfterhuib,  Sallenaer  u.  a.. 
1893  im  Kampfe  gegen  ©itbooi  bie  öergfefte  ^torn*  ’ ju  ©rofefforen  hatte,  1811  aber  Bon  SRapoleon  auf* 
frattb.  3njWifhen  jum  ©iajor  beförbert,  lehrte  er  gepöben  würbe,  ©ne  «Rerfmürbigleit  beftpt  g.  in 
nah  «Infunft  be«  neuemannten  £anbe«houptmann«  : bem  Bon  einem  Bürger,  Site  Siftttga,  auesgebachten 
Seutwein  1894  nah  Deutfhlanb  jurüd,  nahm  1895  unbl774 — 81angefertigtenfunftBoUen©lanetarium. 
feinen  «Ibfhicb,  befühle  noh  in  betttfelben  3of)r  Oft-  grange,  f.  granfe. 

afrifa  unbDuni«  unb  1896  Dripoli«.  ©r  oeröffent«  grangipani  tfpe.  frankw«),  röm.  «Ibelägefhledtt. 
lihte:  >Deutfh«SttbWeft«Slfrifa.  ©efhihte  ber  Kolo«  ba«,  feit  1014  urtunblih  erwähnt,  im  12.  unb  13. 
nifation  bis  jutn  «luältruh  be«  Kriege«  mit  Süitbooi,  3a()ch  eine  perBorragenbe  Solle  fpielte.  Die  g.  pat« 
«Ipril  1893*  (Bert.  1899);  »Kriegführung  in  ©üb*  len  baS  Koloffeuttt , ben  DituSbogen,  einen  Deil  bei 
afrifa«  (baf.  1900)  unb  »fiepren  au«  bem  fübafritani-  ©alatin  unb  anbre  antife  ©auwerte  ju  Dünnen  unb 
fhen  Kriege  für  ba«  beutfhe  &cer«  (baf.  1900).  ©aläften  umgewanbelt.  fflioBanitt  g.,  fcerr  non 
grnnf oiOPafc, berühmte,  Bon «I.  gran(oi« (f. b.  3)  «Iftura,  napnt  ben  Staufen  Ronrabin  1268  auf  beffen 
1845  bei  Spitifi  auSgcgrabene,  jept  im  etruSfifhen  glüht  gefangen  unb  lieferte  ihn  an  Karl  Bon  «Injou 
Stufeum  ju  gloreng  beftitblihe  «Imppora  mit  gewun-  au«.  6m  3weig  be«  fflefdjleht«  blüht  noh  in  griaul. 
betten  ftcnleln  uttb  mehreren  Seipen  Bon  giguren  im  DaS  froatifh*  ©efhleht  g-  ober  granaepani  führt 
arhaiftifhen  Stil  nebft  Bielen  griedjiihen  3nfhriften,  jwar  feinen  Urfprung  auf  bie  römifhen  g.  jurüd,  ift 
beren  eine  bieRünfticr  ErgotitnoS  uttb  KlitiaS  al3  bie ' aber  flawifher«lb(unft  unbpeifeteigemlihgrantopan 
Serfertiger  nennt.  Die  um  bie  SRiite  be«  ©efäfees  (»granj  ber  Stert*),  «lu«  ber  1209  ton  «InbreaS  U. 
laufenbe  JtnuptbarfteHung  ift  bie  Stohjrit  be«  ©eleu«  ; mit  beriperrichaftSRobrufh  belepnten  gamilie  flamm* 
imb  ber  Dpetil.  1900  burh  einen  «Bahnftnnigm  jer*  | len:  1)  ttpriftopp,  fflraf  Bong.,  geb.  Bot  1484 


825 


grangot  — granf. 


in  Scnebig,  geft.  26.  SepL  1527  Bor  SaraSbin  an 
brr  Orau,  fdilofe  fid),  nachbem  er  [eit  151u  unter 
Maximilian  I.  gegen  [eine  Batcrflabt  nnb  feit  1523 
unter  SuDwit)  II.  gegen  bie  dürfen  tapfer  gefönten, 
bem  ©egenfonig  Sobantt  3dpolt)a  an.  1513—19 
mar  5.  oermiif)lt  mit  VlpoDonia  Slang  Bon  SSeden- 
bürg  (f.  b.).  3n  ber  ©efangenfdjaft  ju  'Beliebig  (3uni 
1514  bi$  Januar  1619)  lieg  er  baS  ben  Bibliophilen 
befannte,  »icllcieht  Bon  ibtn  felbft  überfegte  >®cutfdj- 
römifcheBreDtec«  burd)  ffiregoriuS  be®regoruS  1518 
Druden.  Sgl.  $.  I^obeä  ®id)tuug  »Oer  Ring  DeS 
g.,  ein  SrlebniS«  (granff.  a.  SK.  1896).  — 2)  Kilo* 
laus,  ©raf  Bong.,  jeichncte  fid)  in  ben  Stiegen 
Katicr  RuboIfS  n.  gegen  Die  Süden  aus  unb  warb  Dom 
Raifer  MaltbiaS  jum  Ban  Bon  Oalmatien,  Kroatien 
imb  Slawonien  ernannt;  [larb  1647  in  Sien.  — 
8)  granjChriftopb,  ©raf  Don  Oerfat,  ftanb 
mit  bent  Bätatin  Seffeirittji,  granj  KdbaSbt)  unb 
feinem  Schwager  Beter  3nnt)  an  ber  Spige  ber  ©tu- 
pönmg  gegen  fintier  fieopolb  I.  in  Ungarn  unb 
tourbc  mit  3nm)  30.  'llpril  1671  ju  Siener-Keuftabt 
enthauptet.  Seme  ©fiter  Würben  emgejogen  unb 
feine  gamilie  beb  KDciS  beraubt, 
grangot,  f.  gargot. 

Frangüla,  f.  Rliamoas. 
grangutinen,  im  natürlichen  Bflfanjenfhftem 
Crbnung  ber  $i(ott)lebonen,  Sjoljpftanjcn  mit  reget« 
ntäfeigen  in  $frone  uitb  StaubblattfreiS  gleid)jähligcn 
Suiten,  einem  nur  feiten  feljlenben  BtütcnbiStuS  unb 
untgewenbeten  Samenanlagen,  hierher  gehören  bie 
Khainnajeen,  Sitajeen,  ©eiaftrajeen,  Vlquifoliajeen, 
öippotrateajeen  unb  Sfäittofpora jeen , bie  im  Spftem 
CnglerS  teils  bei  ben  Eharonaleg,  teils  bei  ben  8a- 
pimlalea  unb  Rosales  untergebrnd)t  fmb. 

gretttf,  frei,  in  bejug  auf  'fJcrjonen  unter  (einem 
3waug  ftchenb  (f.  unb  frei);  gerabe  unb  offen. 

granf  (franj.  Franc),  eine  Münje  SlubwigS  ES. 
Bott  granfreitf)  um  1250  (Seu  d'or)  ju  20  ©ois  tour- 
noiS  auS  6,85  g feinen  ©olbeS,  unter  Johann  II.  um 
1360  (jeitweije  floria  d’or)  bis  1460  jebod)  nur 
3,88  g |d) »er  unb  990  Jaufenbteile  fern;  als  Kad)- 
folger  beS  Des  ton  unter  $>einrid)  III.  eine  **/i»  feine 
©ilbeniiünje  ju  gleichfalls  20  Sols  = 1,577«  Mf. 
ber  Xalcmuilirung,  unter  öeinrid)  IV.  aud)  in  Dop- 
pel- unb  £>albftudfen  unb  feit  1643  qnart  d'Scu  ge» 
uannt.  Sin  ©efeb  Dom  7.  Sprit  1795  erteilte  ber 
bisherigen  franiöftfdjen  Münjeinheit  fiiDre  ben  Ka- 
men g.  ju  lOOecititeS Bott  lOCentimeS;  ant  15.9lug. 
Würbe  beifen  SeWidtt  auf  6 g Don  ,/m  geinheit  = 
61  Pfennig  feftgefegt,  14.  ülpril  1796  ber  SBert  ber 
neuen  Jiauptmünje  bon  5 g.  auf  5Vn  StorcS  tour- 
noiS  benimmt,  unb  feit  Mitte  beS  3ahreS  muhte  ge- 
fegtid)  in  g.  ju  100  Centimes  gerechnet  Werben,  fo 
bajj  ein  g.  4,5  g reinen  Silbers  bebeutet.  $>ientad) : 
Würben  */to  feine  Stüde  ju  5,  bis  1848  aud)  ju  2 unb 
1 g.,  1803-48  ju  V«  unb  V«  g.,  1848  -64  ju  V»  g. 
geprägt,  ferner  als  Sdjfibemfinjen  1807—46  Stüde 
ju  10  Centimes.  OaS  ©efeh  Born  25. Mai  1864 
mad)te  V«  unb  ’/•  g.  bei  835  Xaufenbteilen  geinbeit 
jur  Seheibemiinje.  worauf  14.  3uli  1866_bie  Stüde 
ju  2 unb  1 g..  U ntere  = 75, 15  Pfennig  Silbermert, 
mit  bemfetben  gemgehalt  bei  bent  bisherigen  Rauh- 
getoidjt  folgten.  Seitbeut  ift  baS  günffraufenftüd 
alleiniges  Stlberfuront,  bem  baS  ©efeg  Dom  28.  Märj 
1803  ©olbmünjen  im  'Verhältnis  Bon  16*/*:  1 gefeilte, 
fo  bajj  ein  g.  in  Sirflidjfett  290,32«  mg  reinen  ©ol- 
beS bebeutet.  ©olbmünjen  Bott  */w  geinheit  würben 
anfangs  geprägt;  411  40  g.  bis  1840  unb  ju  20  g. 
Bon  6,451«  g ©cwid)t  = 16,20  Stil,  noch  heute,  ju 


10  g.  feit  1848,  *u  100  , 60  unb  6 g.  feit  185t  (f. 
Xu  fei  »Münjen  V-,  gig.  1).  — Oie  franjBfifdjen 
Saffen  unb  Die  einfad)«  Oejimalteilung  trugen  ben 
g.  weit  über  bie  fianbeSgrcnjen  hinaus.  OaS  Sättig- 
reiih  Belgien  nahm  ihn  5. 3uni  1832  an  unb  prägte 
bis  1865  Silbermünjen  ju  5,  2V«,  2,  1,  V»  unb  feit 
1854  ju  V»  g.,  fowie  feit  1861  ©olbmünjen  ju  40, 
20,  10  unb  6 g.,  wie  grantreid)  mit  •/»•  geinheit. 
Die  Stüde  ju  V«  g.  fowie  etwas  leichtere,  feit  1847 
gefdjlanene  ©olbmünjen  ju  25  unb  10g.  (amen  1854 
aufeer  RurS.  Oer  Kanton  ©enf  nahm  1839  bie  Red)- 
nung  nach  g.  an,  gujemburg  20.  Oej.  1848.  g. 
nannte  man  öfters  aud»  bie  Siore  coloniale  in  Mau- 
ritius bis  1826  unb  bie  franjöftfch-weftiiibifche  bis 
1821 , Don  Welch  leplern  180 — 185  = 100  fiurant* 
fran(  waren.  — Oer  g.  würbe  auf  beulfd)em  ©ebiet 
oorilbergehenb  heimifch  burch  baS  Königreich  ?3eft- 
falen  gemacht.  Oie  Schwcij  nahm  mittels  beS  ©efefteS 
00m  7.  Mai  1850  feit  1852  ben  g.  an,  mit  bent  Der 
frühere  Schweijerfrantcn  (f.  b.)  nicht  übereingeftimml 
hatte, unb  teilte  ihn  in  100 Kappen  oberCentimcS;  bie 
Stlhermünjen  ju  2,  1 unb  l/«  g.  finb  jebod)  bis  Cnbe 
1877  eingejogen  woeben.  Ourd)  ben  Ȇateinifchen 
MüitjDertrag • (f. b.)  Würbe  biegrantenwäbrung 
in  mehreren  Staaten  feft  begrünbet,  bebntc  jid)  aber 
Diel  weiter  auS.  Sarbtnien  hatte  fie  1827  (2ira)  unb 
ganj  3talien  1861,  Rumänien  im  Sommer  1868 
(Ceu),  Spanien  1871  (Befeta),  Serbien  angenäbert 
1874  (Oinar),  'fJetften  cbenfo  1877  (Kran),  Bo- 
tiBia  1879(BoliBar),©riechfntanb  grunbfüglieb  1869 
(Orachnte),  teilweife  1874  unb  BöHig  burd)  Berorb- 
mmg  Born  7.  Kob.  1882,  Bulgarien  1880  (üew)  ein-, 
geführt.  äSittelbar  herrfdjt  biefelbe  ffiahrung  in  ben 
mciften  Kepublileit  beS  fpanifchen  Bmerita. 

granf,  1)  obergrenf,  3<>(ob  (eigentlich 3<tn- 
(iew  üejbowicj  aus  ©alijien),  iilb.  Schwärmer 
unb  Stifter  ber  fabbaliftifeh-antitalmubifcben  Sette 
ber  »grantiften«,  geb.  1720,  geft.  10.  Oej.  1791.  Cr 
War  juerit  Branntioeinbreitner,  gab  fich  baten  als  beit 
wiebergebornen  URefftaS  Sabbatai  3'wi(f.  b.)  aus. 
Cr  Wollte  an  bie  Stelle  bes  Oalutub  ben  Sobar  (baS 
©runbbud)  ber  Kabbala)  fegen , Worin  er  bie  Oog- 
men  beS  CtjriftentumS  oon  ber  Oreicinigfeit . beut 
SünbenfaU  uttb  ber  Sienfchwerbung  beS  MeffiaS 
(Sabbatai  3'»i)  jn  fittben  Borgab.  3iad)  ihrer  Unler- 
briidung  in  Karfchau  Wanbte  fid)  bie  Seite  nach  ber 
Molbau,  währenb  ihre  in  Bolen  jurildbleibenbeit 
Mitglieber  fid)  fdjeinbar  betn  KatholitiSmuS  anfchlof- 
fett.  g.  Warb  auf  bie  geflung  Cjenüochow  gebrad)l 
(1773)  unb  erft  burd)  bie  Kuffen  bei  ihrem  Ctufall  in 
Bolen  wieber  freigelaffen.  Cr  lebte  hierauf  mit  fürft- 
lidjem  Vlufwanb  in  Sien,  fobattn  in  Brünn  unb  tiefe 
fid)  cnblich  1788  mit  feiner  Dielumworbenen  Oodjtev 
Cna  in  Cffcnbad)  nieber,  wo  er  atS  latholiftfeer  ©brift 
auftrot.  Oa  teils  burch  feinen  'itufwanb,  tcUS  burd) 
bie  jatjllofen  ihn  hefudjenben  ffiaüfahrer  ber  Stabt 
namhafte  Summen  jufloffen,  bulbete  man  ihn  gern. 
Oie  Seite  ber  grantiften  hat  fid)  in  Bolen,  ber 
Molbau  unb  ber  Bürfei  erhalten.  Sie  finb  jubaifie- 
renbe  ffatbolifen,  Derheiraten  fich  nur  untereimutber, 
unb  ihre  4>äupler  geben  fid)  burd)  eine  Mebailte  ju 
erlernten.  granfS  beibe  Söhne  enbeten  in  ber  iReuo« 
tutionSjeit  unter  bem  Kamen  grei  in  Baris  unter 
ber  ffluiüotine.  Bgl.  ©räg,  g.  unb  bie  granliften 
(Brogramm,  Brest.  1868);  Oerfelbe,  ffiefchichte  ber 
3 üben,  Bb.  10,  S.  380ff. 

2)  Beter,  Mebijiner,  geb.  14.  Märj  1745  ju 
Sott)albeii  in  ber  Bfatj,  geft.  24.  Kpril  1821  in  Sien, 
ftubterie  in  Meg  unb  in  Boiit-ä-MouffonBhüofophie, 


826 


granf  (fßerfonennante). 


bann  ju  Sjeibelberg  unb  Strasburg  SNebijitt,  warb 
178-1  Stof  eff or  ber  ^S^tjfiologre  unb  mebitinifhen 
Sollet  in  Söllingen,  1785  Ssrofeffor  btr  Jtlinif  in 
Saoia,  wo  ct  bie  mebijinifhen  Cepranfialten  unb  baä 
ganje  SKebijinalwefen  bet  fiombarbei  reformierte. 
1795  ging  er  nach  Säien,  um  ba8  'Uiebijinalttefen  bet 
Slrmce  ju  reformieren,  unb  Würbe  Sireftor  bed  all- 
gemeinen  Jtranfenl)aufeg  unb  Ißrofeffor  bei  Jtlinif  an 
ber  Unioerfität.  (fr  errichtete  hier  and)  ein  anatomi* 
feped  SRufeum.  1804  warb  er  Ißrofeffor  ju  Säihta 
unb  1805  ©laaidrat  unb  Ceibarjt  bed  Ratfer*  ju 
Seterdburg,  feprte  jeboci)  1808  nah  Säien  jurüd.  g. 
gepörte  ju  ben  bebculenbiten  Sirjten  aller  feiten  unb 
gilt  alb  Segriiitber  ber  Bffenllidjen  ©efunbpeitäpflege. 
Sr  fhrieb:  »Spftem  einer  »oUfiänbigen  mebijinifhen 
Solijei*  (Sb.  1—6,  SJJamtp.,  ©tuttg.,  Säien  1779  — 
1819;  2 Supplementbänbe,  Milbing.  1812  u.  1825; 
ein  britter  Ceipj.  1827);  -De  curandia  hominum 
morbia  epitome*  (bof.  1792—1801, 7 Sbe.;  beulfdj, 
bat.  1794—1811,  9 Sbe.;  4.  Sludg.,  SRaimß.  1844, 
9 Sbe.,  unb  »ott  Sobempeim,  Serl.  1830—34,  10 
Sbe.;  3.  Sufi.  u.  b.  3;.:  »Spcjiellt  Pathologie  unb 
Slperapie«,  1840  — 41,  2 Sbe.).  Seine  »Opuscula 
postliuma»  gab  (ein  ©opn  (Säien  1824),  (eine  Bei- 
nern Scijriftrn : »De  meilicina  clinica  opera  omnia 
minora*  ©neßd  (RBnigdb.  1814 — 46,  2 Sbe.)  peraud. 
granfd  ©clbftbiograppie  erfeßien  Säien  1821.  Sgl. 
Seiler,  Sder  g.  ($reeb.  1895). 

8)  Siegmunb,  ©ladntaler,  geb.  1769  in  'Dürn- 
berg, geft.  18.  San.  1847  in  Sfiinißen,  erlernte  in 
feiner  SSaterftabt  bie  fiorjellamiialerei  unb  bemüpte 
fih  »on  3ugenb  auf,  bie  oerlome  Stunft  ber  ©lad» 
malerei  Wteber  ju  enlbetfen.  Siacpbem  ibm  1804  ber 
erfte  Serfuh  gelungen,  arbeitete  er  feit  1814  auf  bem 
Sdiloß  bebgürften'lSallerftrin  unb  folgte  bann  einem 
3iuf  an  bie  fbmglicße  Siorjellanmanufaltur  ju  SJiün» 
djen,  wo  if|m  1827  bie  tecßmfhe  fieitung  ber  neu- 
gegrünbeten  Mnftalt  für  ©ladmalerei  übertragen 
würbe.  S.  ©ladmalerei. 

4)  3ofepb,  ©opn  non  g.  2),  geb.  23.  3>ej.  1771 
in  3f aftatt,  geft.  18.  Der.  1842  in  domo,  ftubterte  in 
©Bttinaen.Saoia  unbSRaitanbSBebijin,  mirlte  neben 
feinem  Sater  ju  Sauia,  Säien  unb  SBilna,  gab  1824 
Wegen  oitted  «ugenübelS  bie  ^3rofeffur  in  SBilna  auf 
unb  lebte  feit  1826  in  Konto.  (Ir  war  ein  eifriger 
Serfedjter  ber  Srregungdlpeorie  unb  »erfaßte  einen 
»©runbriß  ber  spattjologi«  nah  ben  ©efeßeit  ber  Sr» 
rcgungStpeoric«  (Säien  1803);  außerbent  jhrieb  er: 
»Praxeos  medicae  unirereae  praecepta«  (2.  VlufE., 
Seipj.  1826—43,  3 Sie.;  beutfh  1828-43,  7 Sie.). 

5)  granj  Jjermann  Sieinfjolb,  lutper.  Spco- 
log,  geb.  25.  SDliirg  1827  in  Slltenburg,  geft.  7.  gebr. 
1894  in  (irlangcn,  würbe  1851  Subreftor  ju  SRaße» 
burg,  1853  ©pmnafialprofeffor  ju  Sltenburg,  1857 
außerorbentlidjer  unb  1858  orbentliher  Srofeffor 
ber  Speologie  in  Srlangen.  Unter  feinen  Scpriften 
ftttb  peroor jupeben : > Sie  Speologie  ber  Jtonlorbien- 
formcl«  (Srlang.  1858  — 65,  4 Sbe.);  »Stjftein  ber 
hrifttihen  ©eWißpeit*  (baf.  1870;  2.  Slufl.  1881 — 
1884,  2 Sbe.) ; > Stiftern  ber  hr'ftlihen  SBaprßeit« 
(baf.  1878-80,  2 Sbe.,  3.  «ufL  1893);  »Söftem 
ber  hrijtlihea  Sittlihfeit«  (baf.  1884—87,  2 Sbe.); 
»Sabemetum  für  aitgcpenbe  Speologen«  (baf.  1892); 
»fflefhihte  unb  Strit'tf  ber  neuem  Speologie«  (prdg. 
»on  Shaarfhmibt,  baf.  1894,  8.  Slufl.  1898).  Sgl. 
Säeber,  g.  h-9i.  ».grantdffloltedlepre  (Seipj.  1900). 

6)  ©ufta»,  proleft.Speolog.geb.25.  Sept.  1832  m 
3d)tcij,  Würbe  1859Sri»atbojent,  1864  außerorbent« 
lihcr  Srofeffor  ber  Speologie  in  3«na,  1867  orbent- 


liher Särofejfor  ber  (Dogmatil  unb  Spmbolif  unb 
SJiitglieb  beb  enangelifhen  ftireßenrated  m Säien,  lebt 
feit  1902  hn  Dhipeftanb.  Sr  fhrieb  unter  anberm: 
»fflefhihte  ber  proteftantifhen  Speologie«  (Ceipj. 
1862 — 76,3Sbe.);  »Sab  Soleranjpalenl  beb  Äaiferb 
3ofepp  n.«  (Säien  1882);  »Symbolae  ad  receutio- 
rem  C.  R.  ordinia  Theologorum  evangelicorum 
Vindobonensia  biatoriam  congeatae«  (baf.  1896). 

7)  Slbolf,  Snbuftrieüer,  geb.  20.  3an.  1834  ju 
Rio  je  in  ber  Slltmarf , wibmete  fttp  ber  SPatmajtc, 
ftubterte  1854—57  in  Serlitt  Spentie  unb  Sehnolo- 
gie  unb  trat  1858  m eine  3ucferfabrif  ju  Staßfurt 
ein.  Siah  Sluffhließung  beb  Staßfurter  Slbcaumfalj- 
lagerb  wanbte  er  fiep  »er  Serwertnng  ber  Äalifalje 
ju,  (teilte  ßplorfalium  unb  »omepmlih  Stalibung- 
mittel  bar,  oeranlaßte  im  3n»  unb  Slublanb  eine 
große  SReip«  »on  gelboerfudpen  über  Jtalibüngung 
unb  wirfte  unermüblih  bapin,  baß  bem  ftali  neben 
Spobpporfäure  wtb  Stidjtoff  bie  gebiiprenbe  Seah- 
tung  beim  'Uflanjenbau  juteil  Werbe.  1865  begann 
g.  bie  gabrifaiiott  »on  Srom  aub  ben  SSutterlaugcn 
ber  Staßfurter  Salje,  unb  feitper  pat  bie  Sroinpro- 
buttion  in  Staßfurt  unb  Ifeopolbbßaü  bie  aub  allen 
anbern  Duellen  überflügett  Seit  1867  würben  »an 
g.  auhSWagneftafalje  unb  ©lauberfalj  aub  ben  Süd- 
ftänben  ber  Kalifabrilation  bargefteHt  Später  trennte 
fth  g »on  ber  Staßfurter  3nbuftrie  unb  War  1876 
bib  1883  Seiter  einer  ©tabpütte  in  Kparlottenburg. 
Sr  befhäftigte  fth  mit  ber  ^erftellung  »on  SRofatl- 
gläfera  unb  Saften,  erfanb  eine  Ricfelgunuaffe  für 
Silier  unb  Wibmete  fth  bann  ber  3cdulofcinbufthe. 
für  bie  et  Biete  wiffeitfhaftlihe  Arbeiten  lieferte  unb 
gabrifen  in  Suropa  unb  Slttterifa  erbaute.  Slud)  be- 
müpte  er  fth  um  bie  3iußbarmad)ung  ber  Spomab- 
fhtaden  unb  ber  Sorfmoore  für  öewmnung  eleftri- 
(her  Snergie.  3n  ber  jüngften  3eii  erfannte  er  bie 
Sigenfhaft  ber  Jtarbibe  ber  SUlali-  unb  ber  gib- 
allatimetalle,  atmofppärifhen  Stidftoff  ju  binben,  unb 
nußte  fte  auä  für  bie  Sarftcltung  »on  Spaniben  unb 
»on  Salcimnctjanamib  (JtaUftutftoff).  bad  alb  Sung- 
mittel  unb  jttr  ^erftellung  »on  Slmmoniatfaljen  be- 
mißt  werben  laitn. 

8)  Sernparb,  Sotanifer,  geb.  17.  San.  1839  in 
Sresben,  geft.  27.  Sept  1900  tn  Scrlin,  ftubierte  in 
Seipjtg,  warb  1865  StüjtoS  beb  herbariuiub  ber  bot 
tigen  llniberfität  unb  pabilitierte  fih  1866  bafcttjl 
aI8  ^ribatbojent.  1878  Würbe  er  außerorbentiihrr 
Srofeffor,  1881  Skofeffor  ber  Sßanjenpppftologie  an 
ber  lanbwirtfhaftlihen  h°<Pfhul(  in  Scrlin  unb  1899 
Sorftanb  ber  pflanjenppprtologifhen  Slbteilung  im 
ScihSgefunbpcitSamt  Sr  fhrieb:  »Seiträge  jur 
^flanjenpppttologie«  (Ceipj.  1868);  »SlßanjentabeUcn 

g:  leihten,  fhnetlen  unb  fiepem  Seftimmung  ba 
pern  ©ewähfe»  (baf.  1869,  6.  «uft.  1892);  »Sie 
cmfpeiten  ber  Sfflanjen«  (Sreäl.  1880  , 2.  Sluft 
1894—96,  3 Sbe.);  »über  bie  auf  Säurjelfpntbiofe  be» 
ntpenbe  Smäpruug  geroiffer  Säume  burd)  unter- 
irbifhe  Silje«  (SißungSberihte  ber  btulfcßen  Sota- 
niftpen  ©efellfhaft,  1885);  »Sie  jeßt  perrfepente 
Rrantpeit  ber  Süßfirftptn  im  SUtentanbe«  (Serl. 
1887);  »Unterfuhungctt  über  bie  Sntäprung  ber 
Sflanje  mit  Sticffioff  unb  über  ben  JtrciSlgut  beS- 
felben  in  btr  ßanbwirtfhaft«  (baf.  1888);  »Über  bie 
Siljfßmbiofe  bet  fiegutiiiitofen«  (baf.  1889);  »Sepr- 
budj  ber  $tlanjettpppjtologie*  (baf.  1890  , 2.  Muh 
1896);  »Seprbuh  ber  Soianif-  (Ceipj.  1892  — 93, 
2 Sbe.);  »$flanjcnfunbe  für  niebere  unb  miitlen 
SanbwirtihafiSfhuIett«  (§anno».  1894);  »Kampf- 
buh  gegen  bie  Shablinge  unfrer  geibfrflepte«  (Serl. 


granfatur  — granfen  (BolWftamm).  827 


1897,  mit  20  Safeln).  ©emeinfdjaftlicb  mit  So« 
rauer  Peröffentticbte  er : »Bilangenfd)ub«,  für  Sanb« 
toirte  (Bert.  1892),  mit  g.  Krüger:  »3cf)ilblauS« 
bttd) « (baf.  1900).  Hud)  bearbeitete  er  bie  8.  Auflage 
Bon  CeuntS'  «Snnopftb  ber  Botanif*  (§annoP.  1883 
biä  1886  , 3 Bbe.),  bie  11.  Auflage  Bon  fieuniS' 
Sdjulbotanif  (baf.  1891)  fotpie  bie  10.  Auflage  Bon 
beffert  »fieitfabeit  ber  Botanif«  (baf.  1890)  unb  gab 
mit  Ifcbireb  »SBanbtafeln  für  ben  Unterricht  in  ber 
Bflangenphbflologte * (Bert.  1889ff.)unb  mitfluerffen 
feit  1894bie  »Bibhothecabotanica«  (Sluttg.)  beraub. 

9)  Ern  ft,  Koinponift,  geb.  7.  gebt.  1847  in  Mün» 
dien,  geft.  17.  Bug.  1889  m ber  $>eilanftalt  }u  Ober» 
böbling  bei  Siien,  beiog  bie  Müttdjener  Umoerfüät, 
Wanbte  ftd)  aber  balb  betu  Stubium  beS  KlaoierfpielS 
unter  Mortier  begontaine  unb  berKompofttion  unter 
gram  Sacbner  gu,  tourbe  Voforganift  unb  Korrepe- 
titor Der  tpofoper  in  München,  1868  Kapeümeifter  in 
SBfinhurg , 1869  Sljorbircttor  ber  $>ofopcr  in  SJien 
unb  fpäter  'Dirigent  beb  SingoereinS  unb  be?  Hfa« 
bemifdjen  fflefangoereinS  bafelbft.  1872  — 77  toirlte 
er  alb  v°itop«nn'''iter  ju  Mannheim,  bamt  alb  erfter 
Kapeümeiflcr  am  Stabttljeater  gu  granffurt  a.  SJl., 
feit  @n be  1879  war  er  alb  9iad)folger  BüloWS  ßof« 
fapeDmeifter  in  £>annoper.  Bon  grantb  ÄompofTtio- 
nen  finb  befonberb  Sieber  unb  Eljorlieber  befannt  ge- 
worben (Suettinen  für  gwei  grauen  jtimmen  auSKate 
®reenamapb  »Hntgenfier«  unb  ■SRattenfangerliebev« 
aub  Sotffö  »Singuf*  mit  obligater  Bioltne).  Er 
fdtrieb  auch  einige  Opern:  »Hbam  belafcaüc«  (Karls- 
ruhe 1880),  »$>ero«  (Berlin  1884)  unb  «Ser  Sturm« 
(SmnnoBer  1887)  unb  beenbete  bie  Bon  £>.  ©op  un- 
uollenbet  binterlaffene  Oper  »grancebca  baSKimini« 
(1877  in  Mannheim  aufgeführt). 

10)  Meintjarb,  Krimmalift,  geb.  16.  Bug.  1860 
in  SRebbighäufer  Jammer  bei  Battenberg  , trat  1883 
in  ben  preugijcben  3uftigbienft,  bent  er  bib  1889  an- 
gehörte, habilitierte  ftd;  1887  in  Marburg,  tourbe  1890 
alb  orbenttidjer  Brofeffor  für  Strafredjt  unb  Straf« 
projcB  nntb  ®iejjen  berufen  unb  ging  1900  alb  9iadj« 
folgcr  ÜijstS  nad)  Volle,  1902  und)  lübingen.  Seine 
Ipauptfebrijten  finb : «Sie  SBoljffcbe  Strafred)tSpl)üo« 
fopbie  unb  ibr  BerbältniS  gut  friminalpolitifd)en  Huf« 
Härmtet  im  18.  3abrbunbert«  (©ötting.  1887),  Bon 
ber  ein  Seil  u.  b.  I.:  »ScSSHegneruSEngclharb  pein« 
lidjes  Stecht«  fd)on  Borber  alb  Softorbi|jertation  er« 
jibienen  loar;  ferner  »Sie  neuern  SiSgiptinargefehe 
ber  beutfdjen  euangeltfeben  SanbeStirebcn«  (Mari). 
1890,  guerfl  in  ben  »gcjlgaben«  ber  juriftifdjengaful« 
tat  gu  Marburg  für  BJegeH);  »9iaturred)t , gefdiidjt- 
tid)cb  SHedjt  unb  jogialeö  Siecht«  (fieipg.  1891) ; »Straf- 
rechtliche glitte  jur  münblidjen  Bcbanblung«  (Sief;. 
1894;  3.  Hufl.  1900);  »greibeitbftrafc , Deportation 
unb  Unfd)äbtid)ma(bung«  (baf.  1895);  »Stubien 
gum  Boligeiftrafredit«  (baf.  1897);  enblid)  (ein  für 
Stubierenbe  unb  Brattiter  beftimmter  Kommentar : 
»Sab  Slrafgefepbud)  für  bab  Seutfdje  iRcid)  nebft 
beniEinfübnmgägefep«  (fieipg.  1897, 4.  Hufl.  1903), 
fotoie  gabtreitbe  Hujfäpe  in  ber  »3eitfdjtift  für  Dje 
getarnte  Strafrecbusroiiienfebaft« . 

11)  Sebaftian,  f.  grauet  1). 

12)  V a " b , goruijdjttciber,  f.  iJü jjtlburger 

granfatür,  f.  granlieren. 

gtaufcl,,'j«d]ariab,  (üb.  Sbeolog,  geb.  30.  Sept. 

1801  in  Brag,  gef*.  13.  gebr.  1876  in  Breblau,  (tu- 
bierte  (übifebe  Sbeologie,  Malbematif  unb  Citeratur 
in  Beft,  würbe  1832Kreibrabbiner  in  fieilntertp.  1836 
Oberrabbtnet  für  SreSben  unb  fieipgig,  1864  Siref« 
tor  beb  (übiftben  tbeologifdjcn  Semiitarb  gu  Breblau. 


Er  fdjrieb:  »Borftubien  gur  Septuaginta«  (fieipg. 
1841);  »Sie  EibcSleiftung  ber  3uben<  (baf.  1840. 
2.  Hufl.  1847);  »Ser  gerichtliche  Beweib  nad)  mo 
jaifeb«talmubifci)em  Sicdü«  (Berl.  1846);  «Über  ben 
Sinfjuft  ber  paläftinenfifeben  Egegefe  auf  bie  alejnn- 
brinifd)e  ^eruieneutif«  (baf.  1851);  »Hodegetica  iu 
Misch  natu  librosque  cum  ea  copjunctos«  (baf. 
1865);  ferner:  »Dr.  Bentbarb  Baer,  ein  Beben?« 
unb  3fitbilb«  (Brec.1.  1863);  »Uber  paläjtinenftfthe 
unb  alejanbrintfd)e  3d)riftforfd)ung*  (baf.  1854); 
»®runblinien  beb  mofaifd)«talmubifdjen  Ebereebtb« 
(baf.  1859);  »Entwurf  einer  ®e[cbid)te  ber  Literatur 
ber  nad)talmubi[d)en  Siefponfen«  (baj.  1865).  Sr  gab 
1844—  46  bie  ».jjeitfdjrift  für  bie  religiöfenjntereffen 
be?  3ubentum?«  unb  feit  1851  in  Breblau  bie  »Mo« 
nat?fd)rift  für  ®eid)id)te  unb  Siffenfchaft  be?  guben« 
tum?«  beraub. 

gracitfel,  1)  Sernbarb,  Slebiginer,  geb.  17. 
9(oo.  1836  in  Elberfelb , ftubierte  in  räürgburg  unb 
Berlin,  ^aBtliticrtc  fid)  1872  in  Berlin  unb  tourbe 
1884  gunt  Brofeffor,  1887  gum  Sirettor  ber  neube« 
grünbeten  UniBerfttätbpoIintnif  unb  1893  gum  Si- 
reftor  ber  ebenfall?  neubegrünbeten  Klinit  für  ^al?» 
unb  Jlafenfrante  ernannt.  Sr  febrieb:  »HUgenteine 
Siagnoflit  unb  Sberapie  ber  Krantbeiten  ber  91afe« 
(in  Sietnffen?  »Vunbbueb  ber  fpegiellen  Batbologie 
unb  ibtrob'e<«  Bb.  4,  2.  Hufl.,  iietpg.  1879);  »Stro 
fulofe  tmb  Suberfulofe*  (in  Setbarbt?  »öanbbutb 
ber  Kinbertranfheilen«,  Bb.  3,  lübittg.  1878);  »Ser 
Keblfopffreb?«  (iteipg.  1889).  21  ud)  lieferte  er  »®e« 
frierburdjfcbnitte  gur  Hnatoinie  ber  8(afenböl)le« 
(Berl.  1890 — 91)  unb  gibt  feit  1893  ba?  »21rd)iB  für 
ÖarBngologie  unb  Slbinologie«  (baf.),  feit  1900  mit 
®erbarbt  unb  Serben  bie  »Jeilfdinft  für  Suberfulofe 
unb  Veiljtättenwefen«  (fieipg.)  beraub. 

2)  SSilbelut,  3ngenieur,  geb.  1.  3<m-  1841  in 
Obeffa,  geft.  13.  Hprit  1896  in  SreSben,  ftubierte  in 
Srebben,  würbe  3»8tnifur  ^tc  fädjfifcben  Staats« 
bahnen,  1868  Sogent  am  Boltjtedjnifum  m SreSben 
unb  1869  Brofeffor.  g.  hat  Heb  befonberb  um  Bau- 
ftatit  unb  Brüdenbau  nerbient  gemacht;  für  bie  Bru 
fung  ber  eifemen  Brüden  fonftruierte  ec  ben  Surdi* 
biegungbgeichner  unb  ben  Sebnungbgeicbner.  Er 
fd)rteb:  »Über  Sre!)id)eiben  unb  Scbtcbebübnen«  (in 
Öinflerb  »Borträgen  über  Eifenbahnbau«,  ^eft  3, 
2.  Hufl.,  Brag  1876);  »Bewegliche  Brüden«  (int 
»öanbbuch  ber  3ngenieurwiffenfchaften«,  9.  Bb.,  2 
Hbteil. ; 2.  HufL,  fieipg.  1888). 

3)  Karl,  Vbgienüer,  geh.  2.  Mai  1861  in  Eharlot« 
tenburg,  ftubierte  in  Berlin,  SjeiDelberg,  greiburg 
unb  yetpglg,  habilitierte  ftd)  1888  an  ber  Berliner 
Uniuerfttät,  würbe  1890  aufterorbentlitber  Brofeffor 
in  Königsberg,  1892  orbemlidjer  Brofeffor  itt  Mar- 
burg, 1896  in  Bade.  Er  fehrieb:  >®runbrijj  ber  Bai« 
terienfunbe*  (Berl.  1886  , 3.  Hufl.  1890)  unb  gab 
mit  Bfeiffer  einen  »Mifropbotograpbifeben  Htlab  ber 
Battericnfunbe«  (2.  Hufl.,  baf.  1893—96,  68  Sajeln 
mit  Sert)  beraub.  Seit  1891  ift  er  Mitherausgeber 
ber  »§hn>tn'Wtn  Slunbfdjau«. 

^raufen  (watjrfeheinlid)  bie  »grtien«  hebeutenb), 
germanifcher  Stamm,  ber  um  250  n.  Ehr-  eine  Vitt« 
gabt  germanifcher,  ber  laciteifd)cn  ®ruppe  ber  3f*ä« 
ponett  gugehöriger  Bölferfchaften  am  miltlern  unb 
niebem  Sitirm  untfapte,  oon  benen  bie  Shaomoen, 
Htiuarier,  HmpfiParier,  Sigambrer  unb  Salier  bie 
wichtigsten  waren.  SSenig  fpäter  fonberte  er  ftd)  in 
bie  beibenfiauptgruppen  ber  Salier  am  Siccberrljetn 
unb  ber  Bipuarier  am  Mttielrhein  mit  Köln  als 
Vauplftabt.  SUachbem  fte  ftd)  unter  fortwährenben 


828 


grauten  (fcerjogtum). 

Kriegen  mit  ben  Sömera  unb  tro(j  mehrfacher  Sie-  1 ber  ^orponm  ober  Babenberger  (T.  Babenberg), 
bcrlagen  um  290  ber  Betuwe  ((.  BataDcr)  bemächtigt  berenBeüf ungen  in  bemfpätem  Bamberg  ihren  Süll- 
hatten,  bcbnten  fte  fid)  Don  hier  au<S  über  bie  2anb  telpunft  batten,  unb  baSöau«  ber  Äonrnbiner,  bie 
fdjaft  2ojanbrien  (ic^t  iiorbbrabant)  au3,  würben  auo  bent  Stebetlaljnqau  )tammten  unb  tn  Dftfranten 
hiev  jwar  358  totn  Slaifcr  Julian  unterworfen,  aber  unb  2l)äringen  begütert  waren.  Unter  flubwiq  beni 
in  ihren  SBoIjnüßen  beiaffen  unb  mußten  nur  JulfS-  Kinb  brach  jwifdjcn  beiben  eitt  heftiger  Mampf . bte 
truppen  jum  römifchen  £*crc  (teilen.  $a8  SJerijält-  Babenberger  geljbe  (f.  b.),  auä,  in  ber  fich  ber  Stömg 
niä  ber  Vtbhängigleit  bauerte  bis  jum  Hnfang  bce  unb  bie  Ktrcbe  auf  bie  Seite  ber  Sonrabiner  (teilten ; 
6.  3ahrh-  über  ihre  fpntern  Staatengrünbungen  f.  fte  enbigte  bamit,  bafj  nach  bent  Untergang  ber  Ba- 
ben Hrtitel  >graitfenreiih>.  Spradjgefthidjtlich  benberger,  bereu  fcaupt  Vlbelbcrt  90ö  hingeriefate! 
jSemmereä  hierüber  im  Hrtifel  ■iMutfdje  Sprache«,  Warb,  Sonrab  I.  (f.b.)  als  §erjog Don  g.  onertamü 
S.  744)  bejeidjnrt  man  mit  »Sicberfranfen«  bie  Be-  würbe.  9118  biefer  911  jum  König  erwählt  würbe, 
wohner  jenes  ©ebicteS , bern  bie  eigentlichen  Sieber-  ging  bie  herjoglidjcfflewalt  auf  feinen  Bruber  ISber- 
ianbe,  Kiene  unb  (Selbem  jujureehnen  fenb.  2Üe  be-  Ijarb  (f-  b.)  über,  ber  nach  ÄonrabS  2obe  (918)  bie 
nadjbarte  Stufe  im  Übergänge  Don  biefen  Sieber- 1 Süalji  fceinridjS  non  Sachien  jum  König  begünftfgte. 
beutjdjen  ju  ben  SKitlel-  unb  irochbeutfchen  bilben  Such  au  ber  Sah1  Ctto# 1.  936  nahm  (sberbarb  teil, 
bie  -SRittelfranfen«  am  Sieberrljein  mit  ihren  fpradj-  empörte  fich  ober  bann  gegen  Ctto  int  Bunbe  mit 
lieh  »oneinanber  leicht  abmeicbenben&auptft&enftöln,  beffen  Brilbem  Shanfntar  unb  jpeinricb  unb  würbe 
2 vier,  fiupemburg  unb  fültid).  3in  «jufnmmenbanqe  939  bei  Vlnbemach  »on  Anhängern  be8  Königs  über- 
hiermit  beißen  eniutd)  »Dberfranlen*  alle  bie  g.,  bie  fallen  unb  niebergemadjt.  Stic  golge  biefer  Unruhen 
ainObermain(*Dflfranten«),  am3Ritlelmain(,Säefl-  mar  bie  Hufhebung  beS  §erjogtumS  in  3.:  fortan 
franlm«),  an  ber  obent  Sierra  ($)ennebcrg)  unb  an  ftanb  baS  Sattb  unmittelbar  unter  ber  Krone.  ®aä 
ber  Sbön,  ferner  jwifchen  Unterrhein  unb  Ünljn,  in  mächtigfte  ©cfdjledjt  in  Sbeinfranten  War  nun 
ben  ©egenben  DDn  granffurt,  ffiaiiu,  (Darmflabt  unb  bat  fcäuS  ber  Salier,  beffen  fyrapt,  Konrab  ber 
ber  Stall  Üben.  Über  bie  ©ffdjtcfe  biefeS  oberfrünti-  Sole,  Sehwiegcrfobn  Mai  (er  Ottos 1.  unb  fcerjog  Don 
fdjen  öebicteS  f.  beit  folgcnben  Hrt.  »granten*  ($>er-  Cothringcn  würbe;  eS  Derbanb  mit  einem  auäge- 
jogtuni).  Sgl.  Sein,  2)ie  Samen  Salier  unb  falifdjc  behüten  allobialett  Beü(j  örafenreebte  im  9SonnS>, 
grauten  als  Bejeichnungen  eineä  grantcnftammeS  Spetjer-,  Sähe*  unb  anbem  Sauen,  unb  feine  ©fiter 
(Mrefelb  1847);  Iturth,  La  France  et  lea  Franca  hallen  in'SormS  ihren Siiltelpunft.  einer  mirflidi 
daus  la  langue  politiqne  du  moyen-&ge  ( -Heyne  bcrjoglidjen  ©ewalt  in  Sheinfraitren  tft  e8  inbeS  niebl 
des  queations  historiques« , 1895);  Birt,  De  Fran-  gelangt.  $er  eine  3weig  biefeS  Kaufes  gelangte  1024 
comm  (jallornmque  origine  Troiaua  (im  -Sheiiti-  mit  Konrab  II.  1094  jum  2bron;  ber  aitbre,  jün- 
fchect  SRufeum  für  hSEjUologte« , neue  golge,  8b.  61,  gere  ijweig  ftarb  1039  mit  beffen  Setter  Konrab  bent 
1890);  Stein,  (Die  Urgcfdjidjte  berg.  unb  bie  Srüit-  Jüngern  auä.  Sheinfranfen  gehörte  fpäter  j.  2.  ben 
bung  be3  granfemcidjs  burd)  öhlobmig  (SJiirjb  vheiuifchen  Sfaligrafcn,  j.  2.  geiftlidjen  Herren,  ben 
1897);  Sergeant,  Tlie Franks,  front  their  origine  Bifd)öfen  Don  SjormS . Spetjer  unb  Wninj.  j.  2. 
as  a confederacy  to  the  establishmeut  of  the  king-  weltlichen,  ben  Säilb-  unb  Siheingrafeu , ben  Srafen 
dom  ofFrauee  and  the  German  empire(Sonb.  1898);  non  Soffau,  ff(i(srnelitbc>gen,  £>anau  unb  ben  Sanb- 
3^ ntau8,  Hnfänge  ber  ©efd)id)te  ber  g.  (Bamberg  1 grafen  Don  Reffen;  ber  Same  g.  tarn  für  biefe  Bejirfe 
1903)  unb  bie  Scleratur  beim  9lrt.  «grantenreidh«  äufter  Webraud). 

grauten,  ba3  bebeutenbfle  ber  Stammedherjog-  gn  Oftfranten  maihten  bie  Sifchöfe  Don  SSfirj- 
tftmer,  in  bie  ®eutfd)lanb  nach  bent  91u«gang  ber  bürg  im  9lnfang  be8  12.  3abrl).  herjogliche  Sechtc 
farolingifctien  2>pnaftie  jerfiel  (f.  bie  •Sefd)uht8farle  geltenb.  9118  bann  Saifer  SveinridjV.,  um  ben9tbfe.fi 
Don  (Beutfdjlanb  I«),  Son  alter«  her  würbe  e8  aI8  be8  Bifdjofä  Srlung  ju  (trafen,  biefem  bie  herjoglicbe 
Sera  be8  auS  ber  etuitigen  fräntifchen  SÄonarchie  er*  ©ewalt  enljog,  ernannte  er  feinen  Seffen  »onrab 
Wadiicnen  $eulfdieu  SeicheS  angefehen,  weshalb  auch  Don  Staufen  jum  fierjog  Don  g.  ; biefer  behielt  beet 
ber  beulidje  Sönig,  Welchem  Stamm  er  auch  ange-  2itel  auch  bann  bei,  al8  1120  jSfirjburg  in  feint 
hören  mod)le,  burd)  bie  SSabl,  bie  meift  auf  fränfifatcr  Sechte  wieber  eingefept  würbe.  SaSftaufijche  ^erjesj' 
(jrbe  gefchah,  für  feine  Serfoct  ba8  Siecht  ber  granfen  tum  Warb  fpäter  nach  einem  fyniptbuntt  ber 
(Dgl.  ben  9lrtitel  "grantenreich«)  erhielt.  2>ie  ©rettje  Übungen  bc8  £>aufe8  als  feerjogtum  Sotbenburg  he- 
be! 5>erjoglum8  g.,  ju  bettt  auf  bent  lintcn  Shfin-  teidmet  unb  erhielt  ü<b  «18  folcheS  bis  jum  (Srlöicber. 
ufcrgegeniloihnngenhinnochba8@ebietDonS!onnä,  be«  .paufe«;  bie  Bifchöfe  Don  Sfirjburg  aber  er- 
Shriuj  unb  Spetjer  gehörte,  jog  Ü4  auf  ber  rechten  ftblidjm  Don  griebricb  I.  1108  auf  ®runb  gefälfcbter 
Seite  be3  SheinS  jwifchen  Sachien,  Batjern  unb  9lle-  Urfunben  5»einri48  II  .SVcmrabS  II.  unb  Heinrichs  I1L 
maitnien  hin;  im  S.  warb  üc  ungefähr  burdj  ben  bie  9lnertennung  unb  Beflätiguna  ihrer  Sechte  unb 
Sauf  ber  Sieg,  (Sber  unb  Sierra  fomee  burch  ben  nahmen  (juerft  Bifchof  gohattn  II.  1411 — 40)  ben 
2hüringer  ffiatb,  im  D.  burdj  ba8  gichlelgcbirge  unb  2itel  Jierjoq  Don  Oftfranten  an,  ohne  bafj  aber  ba- 
bie  ffiaiferfcheibe  jwiidien  ScbniJ  unb  Sab,  tm  S.  burdj  bem  Bifchof  Sechte  über  bie  bambcrgifchen.  ful- 
burd)  bte  Hltmüljl,  Sternih,  ben  obern  Kocher,  bie  baii(hcn,tmrggräf!iehnümbergifthen,bcnnebergi'cben. 
Cnj  unb SJurg  bejeichnet.  ®8  jerfielinFranciaorien-  hDbenlobifdjen  unb  anbre  ©ebiele,  in  bie  ba8  ehe- 
tali«  (Oflfrantcn,  granconia;  Dgl.  ben  9lrlt(el  maligeperjoglum  jetfiel.  eiugeräumt  Worben  wären, 
•gräntifdjer  Kreis«),  ba8  fflebiet  auf  beiben  Seilen  91u8  biefen  Schielen  würbe  bann  bei  ber  (Einteilung 
be8  Stains,  beffen  Stittelpuntt  SSürjburg  War,  unb  beS  SeidjeS  in  Streife  ber  gräntifdje  Kreis  (f.  b.) 
Francia  Rheneneia  (Sh«infraitten),  ba8  S.mb  gebübet.  1633  lieft  Bernbarb  Don  Seimar  nt) 
um  ben  Sifjcin  unb  inäbef.  bie  ®aue  am  Unten  Ufer  uon  ben  ju  Jjeibelberg  Derfammeltcn  gfirflen  bei 
bicfeS  gluffeS ; al8  bie  Srenje  jwifchen  beiben  2eilen  peilbroctner  BunbeS  jum  perjoci  Dem  g.  ernennen. 
Don  g,  (nun  ber  Speifart  mtgefchett  werben.  bas  größtenteils  aus  geiftlichen  Territorien  gebtliel 

3u  9(nfang  beS  10.  Oafirlj.  wetteiferten  jwei  ®e-  werben  ioBte;  in  93ftt  jburg  ließ  fuh  Benthnrb  bul- 
fdjlechter  um  bie  Ijerjoglidje  ®ewalt  in  g.:  ba6  §au8  bigen,  Demiodjte  fidj  aber  nach  bem  Siege  ber  Kaifer- 


granlenau 

licpen  bei  ©Brblingcn,  6.  ®ept.  1634,  (n  g.  ni<pt  m 
behaupten.  Spüler  Würbe  ber  größere  Seil  ton  g. 
bapriftp;  unb  1837  erpielten  btt  brei  nörblttpen  Slrctie 
beä  Kömgrcitpä  ©apent  ben  Siamcrt  Ober«,  Mit« 
tel-  unb  Unterfranfen  (f.  bie  einjelnen  Tlrtifet). 
Sgt.  Edpart,  Commentam  de  rebus  Franciae 
oneutalia  et  episcopatua  Wirceburcensis  (S8ür}b. 
1729,  2 8be.);  Stein,  ©efepiepte  grantenä  (Oft* 
franfenä;  Scproeinfurt  1885  - 86,  2 ©be.);  Renner, 
Sie  per}oglicpe  ®<nmlt  ber  ©iftpöfe  Don  SBürjburg 
(S8ür}b.  1874). 

granlcnou,  Stobt  im  Drtufi.  ©egbej.  Kaffcl,  Rreiä 
granfenberg,  420  m ü.  SR. , bat  eine  ebang.  Kircpe, 
Cbevförilerei  unb  (1900)  942  Einw.  gn  ber  ©äpe  baä 
alte  ©ergfdjlofj  Ipeffenftein. 

granfettberg,  1)  Rreiäftabt  im  preuft.  ©egbe}. 
Kapel,  an  ber  Eber  unb  ber  Staatlbapntinie  Siar- 
burg-Samau,  324  m ü.  3R.,  pat  2 eoangeliftbe  unb 
eine  fatp.  Kirtpe  (unter  ben  erftern  bie  fdiiine  gotifepe 
fiicbfrauenfirdtel , Spnagoge,  Stpulleprerfeminar, 
©rüparanbenftpule , llmtlgeridjt,  Cberförfterei,  ga- 
britotion  gebogener ©löbel,  gätberei,  ©erberet,  Sud]- 
unb  fieinmeberei,  giegelbrenneret  unp  ueoo)  2946 
nteift  eDang.  Einwopner.  — 2)  Stabt  in  ber  fatpf. 
Kretäp.  Spemni  p,  Tlnitäp.  glöpft.  im  Sai  berKfdjopau 
unb  an  ber  Slaatäbapnlinie  ©ieberwiefa  - ©oßmein, 
263  m ü.  3».,  pat  eine  ebang.  Kircpe,  eine  ©ealfepute 
mit  ©rogpmnafialtlaffen,  cscpulleprcrfeminar,  fSan- 
betäicpule,  49ebid)ute,  Stmtägericpt,  bebeutenbe  gopri* 
fation  wollener,  baumwollener,  feibener  unb  palbfei- 
benerStoffe,  DonSeppitpen,  ©ortieren  tc.,  Spinnerei, 
Stattunbruderei,  gärberci,  Üppreluranftaitcn,  8er- 
banbmatte-,  ©ürften-,  ©löbel-  unb  3<garrenfabrifen, 
Sifengießerei  unb  ©laftpinenfabrifaltott  unb  a#oo> 
12,726  nteift  ebang.  Einwopner.  Sie  Stabt  ift  jeben* 
faöü  eine  Slnfiebeiung  ber  Tlblei  $>eräfelb  (in  Reffen- 
©affau)  unb  beftpt  fett  1467  einen  SKat.  Siapebei  bit 
ftäbtifepe  Salbpartanlage  im  2 fl  p e 1 1 a 1 mit  ber 
2iipelpBpe,  baä  Stplofs  Sadifenburg  auf  einem 
©ergoorfprung  im  gfepopautal,  fett  1867  Siorr  et- 
tionäanftalt  für  jugenblitpe  ©erbretper,  unb  4 km 
oberpalb  g.  an  ber  §fcpopau  baä  fepöne  Stplofs  2itp- 
tenwalbe,  mit  ©art,  babei  ber  burtp  fiöntcrä  ®e* 
biept  befannte  §arra8fprung  mit  jtuei  ®enfmö» 
lern.  ©gt.  gortmann,  g.  in  ©efepiipte  unb  Sage 
(2eipj.  1904).  — 3)  Scploß,  f.  Uffenpeim. 

granfcitbcrgcr  glicgeiiftttiepc  unb  Korn- 
ähren, in  Rupferglan}  berfleinerte  Slütttpen  unb 
3toeigenbcn  OonUUmannia  Bronni  im  Sjecpftein  bon 
granfenberg,  würben  früper  bergmiinnifep  gewonnen. 

granf enberg unb ©ubtuifläborf,  g r e b , © r a f 
bon,  greiperr  bon  Stbcllenborf.  geb.  5.  gebt. 
1835  in  ©reälau,  geft.  30.  $e.j.  1897  auf  Scplofj 
Stawenpip,  ftubierte  1853—54  bie  ©dptt,  bann  2aub  - 
wirtiepaft  unb  übemapm  1856  bie  SerWaltung  ber 
Sserrfcpaft  Süloroip  unb  beä  ©ittrrnutä  Ccpop  in 
Cberidilefien.  Er  bereifte  Europa  unb  Den  Orient  unb 
utad)!e  ben  Krieg  Don  1866  alä  Orbonnanjoffyier 
beim  ©enernlfontmanbo  beä  6.  Korpä  unb  ben  bon 
18707 1 atäWnneebelegiertcr  ber  freiwilligen  Krönten, 
pflege  beim  Cberfommanbo  ber  brüten  Tlnttee  mit. 
Seit  1867  gepSrte  er  bem  3ieitpätag  unb  preuffifdjen 
©bgeorbnetenbauä  alä  freifonferbatibeä  SRitglieb  an, 
er  war  mit  ©iämard  eng  befreunbel  unb  würbe  SRit- 
glieb  beä  Staatäratä  unb  ^errenbnufeä.  Seine 
»Kriegätagebildjer  bon  1866  unb  1870*  gab  ©o- 
fepinger  perauä  (Stuttg.  1896). 

grnnfcnbolomit,  eine  Stufe  beä  weißen  gura  in 
granten,  reitp  an  £>öplcn  mit  ©eften  bilubialer  Siere.  | 


— gratifenreid).  829 

granfenpaufen , 1)  2>auptftabt  ber  llnterperr* 
fepaft  beä  gürftentuntä  eschWarjburg-Subolftabt,  an 
einem  fünitliipenülnn  berS)ipper(jurSaale)  unb  ber 
Staatäbapntinie  ©reticbcn-Sonberäpaufen,  }Wif(pen 
fipffpüufer  unb  fjainleite,  pat  3 ebang.  Rirdien,  ein 
fürfttidjeä  Stplofe,  Mcalprogpmnafium , Seepnihtm, 
©mtägeritpt,  ein  Saljwert  mit  befueptem  Solbab  unb 
^tilanflalt  für  ffrofulöfe  Stmber,  Siettungöpauä,  gä- 
hnten für  gigarren,  3uder,  SfnBpfe  auä  'Perlmutter 
unb  SteinnuB,  Bierbrauereien,  ©raunloplritgruben, 
Sanbftein-  unb  Spenitbriiepe  unb  (noo)  6374  EinW. 
gn  ber9!üpe  baä  fürftlidpegagbfeploB  Slatäfelb  unb 
wetterpin  ber  Rpffpäufer  (f.  b.)  fowie  bit  2 km 
lange  galfenburger§&ple(©arbar  off  a pople, 
unter  ber  gatfenburg)  mit  ftepenben  ©cwüffern  unb 
WunberbarenSipäbilbungen. — ffleig.  würbe  15.  ffliai 
1525  baä  2wer  ber  aufrüprcrifd)en  Bauern  unter 
Xpomaä'Uiünjer  bon  ben  Derbünbeten  fätpnftpen  unb 
peffiftpen  gürften  an  bem  baoou  benannten  Stplatpt* 
berg  gefcplagcu  (f.  ©auernfrieg,  S.  466).  ©gl. 
gerf^te,  Solbab  g.  (grattfenpaufen  1903).  — 
2)  2anbgenteinbe  in  bet  fiitpf.  Sfrtiä»  unb  ©nttäp. 
3widau,  an  ber  ©Icifte,  pat  eine  ebang.  Stirdje,  eine 
Srunftmotlfabrif,  fflüplcn  unb  oooo)  2Ö01  Einw. 

grauftnpöpe,  ^iipenrü den  im  meftlupen  ©apem, 
tiept  bom  imrtfeib  naep  31.  unb  bilbet  bie  SBaffer- 
ftpeibe  .jwifepen  ben  3>'fiüffen  beä  Jtcdarä  unb  fflioiuä 
einerfeitä  unb  benen  ber  Sonau  unb  fRcgnifp  anber- 
feitä.  Sie  g.  ift  im  Cornberg  norbBjtlup  bon  E!I- 
Wangcn  578  m potp. 

Frankeula  L.,  ©nttung  ber  grantcniaiecn,  ein- 
jüprige  Kräuter  ober  Stauben,  feltener  ^albjtraiuper 
mit  in  ben  Knoten  gegliebertcn  Stengeln,  befufjierteit. 
oft  feibeartigen,  an  ben  ©änbern  mepr  ober  weniger 
umgerolltcn  ©liiltem,  in  enb-  ober  ndpfeiftänbinen, 
beblätterten,  oft  Widelig  ober  fdpraubclig  auälaufen- 
ben  Sitpafien  ftepenben  Süllen  unb  fnorpelfruftiger 
Kapfel.  Sie  ©den  finb  ^alopppten  ober  ©cwoltner 
trodner  Stanborie  in  ber  Tüten  unb  Süeuen  Seit. 
F.  grandiflora  Ch.  et  Seht.,  in  Kalifornien,  ©ri}onn, 
Jieoaba  unb  Sforbmefifo,  pat  ftumpf eiförmige  biä 
lineale,  ganjranbige,  fleifipige  ©lütter,  auf  benen  fttp 
eine  falireitpe  Sub|tan}  auflirpeibet.  Sie  ©flan}e  ent- 
hält  6 $ro}.  ©erbftoff,  28  ©ro}.  Epiomatrium,  2,5 
©roj,  Piatriumfulfat . 1,5  ©ro}.  ßalciumfulfat  unb 
l,s  ©roj.  ©fagnefiumcplorib.  Ein  gluibejtraft  Wirb 
gegen  enliünblitpeäuftSnbe  ber  Sdjleimpäute  benupt. 
©ei  F.  Berteroana  Oay  in  Epile  ift  bie  vluäfipcibung 
bon  Salj  fo  ftarf,  baft  eä  bon  ber  SebiMferung  ge 
fantmelt  unb  alä  Kodifal}  betrugt  wirb. 

grattfeniajeen,  bifotple,  nur  etwa  15  Straub- 
unbSüftenKäuter  tiutfaffenbe,  bieKiiflen  beä 'Kittel- 
meerä  unb  beä  ©ilantiftpen  Djean«  bewopnenbe 
©flan}enfamtlie  auä  ber  Orbnung  ber  Eiftiftoren. 

granftnfura,  f.  gura,  Seuptper. 

graufcnretip  (griinttfdteä  Sei  di),  gn  ben 
erften  gaprjepnten  beä  6.  natpepriftlidjen  gaprpun* 
bertä  nerbreiteten  lief)  bie  Salier  (f.  granten.  ijermnn. 
Stamm)  über  baä2anb  an  betben  lTfent  ber  fedtelbe. 
©on  bem  fagenpaften  garamunb  abgefepen,  wirb  alä 
erfter  fräntiftper  König  m ber  erften  Ipülfte  beä  6. 
gaprp.  Eblogio  (Eplobio  ober  Eplojo)  enoüpnt,  ber 
}War  431  im  Kampf  mit  bem  ©Ürner  Tlctiud  baä  fa- 
Iifipe  ©ebiet  biä  }ut  Somme  auäbepnle,  aber  445 
bie  römiftpe  Oberpopeit  wieber  anertennen  mußte. 
HU  2>ilfätruppen  beä  Vlctiuä  fümpften  bie  granten  in 
ber  Sdiiacpt  auf  ben  ©fauriacenniepen  gelbem  (451). 
©on  Splogio  flammte  ber  Überlieferung  naep  ©ie- 
robetp  ab,  ber  bem  fräntiftpen  Königägejeplctpt  ber 


830 


^ranfettreid)  (unter  ben  SRerowingcrn). 


Sföerofcinger  ben  Kamen  gegeben  Jabenfotl;  wahr- 
feheinlidj  teilten  CblogioS  Söhne  beffen  ©cid),  ba  eS 
fpäter  unter  ben  grauten  mehrere  Könige  gab,  bie 
aß  ©lutSBerttanbte  galten,  unb  Ban  benen  ber  ju 
Doumai  reftbierenbe  als  ber  Bomcbmfte  galt.  DicS 
war  468(463)— 481  Gbüberid)  I.  (f.  b.  1),  ber  als 
©unbeägenoffeber©ömcr  gegen  Seflgotcn  unbSad)- 
fen  fämpfte ; jur  tatholifchen  Kirche  ftanb  er  bereits 
in  freunblicbem  Verhältnis. 

Daß  noch  Bor  feinem  Xobe  ber  ältefte  Dejt  ber  Lex 
Salica  ([.  SalifcßeS  ®efef)  entftanben  fei,  iit  nach  ber 
Vlbhanblitng  Bon  Benno  6illiger(in  ber  • Hiftori(d)cn 
Vierteljahdcbnit*.  1903)  lnieber  unWatjrfcheinlicb  ge« 
toorben.  3ebenfans  aber  bilbeten  bamals  bie  freien 
grauten,  bie,  in  Dörfern  äufammenlebenb,  BorjugS« 
toeife  Vlcferbau  unb  Viehjucßt  trieben,  noch  ben  Kern 
ber  ©eBötterung,  wäbrenb  bie  hörigen  Selen  (Eiten), 
bie  nicht  fe!)r  jabireiche  römifeße  ©eoölterung  unb  bie 
unfreien  Knechte  aller  poUtifebcn  Siechte  entbehrten. 
Der  erbliche  König,  beffen  eigentümliches  Vlb, (eichen 
ber  Sehmucf  ber  lang  herabloaUenben,  non  feinem 
Schermeffer  berührten  Eocfen  ift,  fleht  an  ber  Spijje 
beS  Staates,  ift  aber  bei  Wichtigen  Dingen  an  bie  3u- 
ftinunung  beS  VolfcS,  baS  alljährlich  als  ferner« 
fammlung  in  Soffen  jum  ©lär  jfelb  jufammentritt, 
gebunben.  Die  Seitung  unb  ber  Vorfij)  ber  ®crichte, 
bie  nach  Ipunbertfchaftcn  jufammentreten,  wirb  burch 
einen  Bom  Volt  für  jebe  ipunbertfcßaft  gewählten  Ve- 
duten, benDhuuginuS  ober  3entcnariu8,  auSgeübt; 
bie  auSübenbe  ®ewalt  unb  aud)  bie  VoUftrecfung  ber 
geridjtlichen  Urteile  fteljen  bem  König  unb  feinen  ©c» 
amten,  ben  ®rafen,  ju. 

ShilberichS  ©acßfolgcr  C ß I o b w i a (481—611; 
f.  b.  1)  Bernid)tete  486  Durch  ben  Sieg  über  SßagriuS 
bei  SoiffoitS  ben  legten  ©oft  ber  ©ömerljerrfcbaft  in 
®aHicn  unb  erweiterte  baburd)  fein  QJebiet  bis  jur  Seine 
unb  allmählich  Weiter  fiiblid)  MS  jur  Soire,  Worauf 
er  feine  ©eßbenj  Bon  Dournai  nad)SoijfonS  Berlegte. 
496  befiegte  er  bie  Vtlcmannen,  unterwarf  fie  feiner 
Herrfcßaft  unb  entriß  ihnen  baS  ÜHaingcbiet,  baS  mit 
granten  beDölfert  Würbe,  Worauf  er  mit  einem  Deil 
jeineS  Volles  jum  athanafianifeben  (tatholifchen) 
Chriftentum  übertrat;  h.ierburd)  fieberte  er  fid)  bie 
Untcrftügung  ber  tatholifchen  ®eiftlichfeit  gegen  bie 
arianifchen  Seftgoten  unb  ©urgttnber  unb  bahnte 
bie  weltgefchichtlid)  wichtige  Verbitibung  jroifeßen  bem 
fränfi[d)en  Königtum  unb  ber  röntifd)en  Kirche  an. 
3m  VflnbniS  mit  benVurguttbem  unternahm  Gßlob- 
wig  507  einen  3ug  gegen  bie  Seftgoten,  (d)lug  beten 
König  Vltaricb  bei  VouBon  (ober  VouiBcf)  unweit 
VoitierS  unb  erweiterte  bie  ^errfchaft  ber  granten 
bis  jur  ©aronne.  Schon  Borher  hatte  er  begonnen, 
burch  Sift  unb©ewalt  bie  nod)  Bon  il)m  unabhängigen 
Sperrt chaticn  her  falifdjett  granten  ju  beteiligen;  jeßt 
unterwarf  er  auch  bie  ©ipuarier,  unb  als  er  511  in 
©ariSftarb, Waren  allegrattfen  feinem 3epter un- 
terworfen. So  war  Cßlobroig  aus  bem  König  einer 
fleitten  gemtanifeben  Völterfchaft  jum  ©ebieter  eines 
mächtigen,  größtenteils  auf  romanifchem  ©oben  be- 
grünbeten  ©cidic-J  geworben.  Da  feinen  römifchett 
Untertanen  gegenüber  ber  König  Bon  bomberein  weit 
bebeutenbere  Siechte  auSübte,  aI8  fie  bisher  gennani- 
tdjeit  Königen  jugeftanben  hatten,  fo  erlangte  er  aud) 
über  bie  granten  Bolle  SouBeränität ; namentlich  bie 
richterliche  ©cwalt  ging  feitbem  ganj  auf  ben  König 
unb  bie  Bott  ihm  ernannten  ®rafcn  über.  Sind)  frän- 
tifebem  ©rbredtt  teilten  ftch  CblobroigS  Söhne  in  baS 
Seich:  Dheuberid)  I.  nahm  feine  Sefibenj  juffleh, 
Gßlob  omer  ju  DrlcfanS,  t£f|ilbebert  I.  ju  ©ans 


unb  C h 1 0 1 a r X.  ju  ® oiffonS ; nach  CljlobomcrS  Dobe 
(524)  teilten  Cbilbebert  unb  Chlotar  baS  Seich  Bon 
DrlcfanS.  Die  Söhne  CljlobmigS  fegten  beifra  Srobe- 
rungspolitif  fort.  Dheuberid)  eroberte  631  mit  Spüle 
ber  oadtfen  baS  Dhüringerreich,  Bon  bem  er  nur  ben 
nörblichften  Deil  jWifchcn  fparj  unb  Unftrul  feinen 
Verbünbeten  überließ,  unb  ftarb  633.  ffiährenbbeßen 
befriegten  Chlotar  unb  Cbilbebert  bie  Surgunbrr  unb 
«erftörten  ihr  ©eid),  baS  534  (Wifdien  ben  Siegern  unb 
Dheubebert  I.  (534—548),  bem  Sohn  Dheubericbs  L, 
ber  ftch  mit  Hilf«  feiner  ©roßen  gegen  bie  ©achtlet« 
lungen  feiner  Dßeime  behauptete,  geteilt  Würbe,  ©om 
Oftrömifchen  ©eiche  bebrangt,  trat  ber  Dftgotenfönig 
VitigeS  636  ben  granten  bie  SßroBence  unb  einen  Deil 
©ätienS  ab ; bod)  ha,lcn  DheubebertS  Verfucße,  beim 
3ufammenbrud)  beS  CftgotenreidjeS  Cberitalien  (u 
gewinnen,  feinen  Crfolg,  ba  544  ein  fröntifd)-alcnian 
nifcheS  5>eer  Bon  ©arfeS  Bermchtet  Würbe.  Bis  555 
mit  Dheubebalb,  DheubebertS  Sohn,  baS  HauS  beS 
Dheuberich  erlofch.  trat  Chlotar  in  biefeöcrrfchaft  ein. 
Sr  beerbte  558  aud)  bett  tinberlofen  Chilbebert  L unb 
Bereinigte  fo  nod)  einmal  bie  ganje  fräntijebe 
SRonarchte,  bie,  ba  auch  bie  ©aßern  Deren  Dberhobctl 
anertannten,  alle  beutfdjen  Stämme  außer  ben  Such- 
ten unb  griefen  umfaßte. 

©ah  Chlotars Dobe(561)Wurbe  ba8©cid)  jWifehen 
feinm  Bier  Söhnen  ©untrant,  Cßaribert  L,  St- 
gibert  I.  unb  Cbitperid)  I.  aufs  neue  geteilt.  Cßa- 
ribert  hinterließ  fdjon  667  fein  ©eid)  ben  örübem. 
Seitbem  fonberte  fid)  baS  g.  in  brei  $>auptmaffen: 
VI  u ft  r a j i e n (Oftlanb),  baS  ©eich  Sigiberts  (erator- 
bet  675)  mit  Der  fcauptftabt  ©einiS  unb  einer  über* 
Wiegenb  germanifd)cn  ©eoölterung,  ©euftrien  (baS 
Sanb  ber©eufranfen),  baS©eid)Chilperid)S(ermorbet 
584)  mit  ber  Spauptftabt  SoiffonS,  unb  ©urgunb, 
baS  ©eid)  ©untramS  (geft.  693)  mit  ber  Siauptjtabt 
DrUanS,  beibe  lefitere  mit  Borwiegenb  romamfehen 
Bewohnern;  Vlquitanien  unb  bie  ©rooence  biteben 
befonbere  ©ebiete,  an  benen  gewöhnlich  mehrere  Kö- 
nige jugleid)  Vlnteil  hatten.  Die  ittnera  Väirren,  welche 
bie  näcijften  3ahrjeljnte  ber  fränfifd)en  fflefd)ichte  er« 
füBen,  bieten  ein  abfcßredenbeS  ©ilb:  baS  g.  unb  ins- 
befonbere  fein  Königshaus  erfeßeinen  in  bie  furcht- 
baqteSerrüttung  Berf unten,  an  ber  bie  jügetlofe  Kraft 
ber  germanifchen  Sroberer  unb  bie  entnernte  Seid)- 
licßteit  ber  unterworfenen  ©ömer  gleiche  Sdjulb  tra- 
gen. Blutige  ©ewalttat,  hinterli|tige  Dtide,  Wilbe 
©raufamteit  unb  fchamlofc  Sinnlitßteit  bilben  ben 
büftem  $pintergrunb , Bon  bem  fid)  bie  entfeßlicbcn 
öleftalten  ber  ©runl)ilbe(f.b.2)unb  grebegunbe 
(f.  o.)  abheben.  @rfi  als  grebegunbe  697  geftorben. 
Dheubebert  Bon  Vluftrafien  611  getötet,  iBrunhilbc 
613  bingerießtet  worben  war  unb  in  bemfelben  3obr 
618  Chlotar  IL(584— 628),Chilperid)SI.  unb  gre- 
begunbfS  Soßtt,  fid)  beS  g a n 5 c u ©eidßeS  bemäch- 
tigt hatte,  nahmen  hie  greuclBotlen  Kriege  im  3Rero- 
wingcrgcfdilccbt  ein  Cttoe. 

3n,iWifd)en  ßatte  ftch  immer  nteßr  eine  Vlriftofratie 
erhoben , bie  ouS  ben  Bon  ben  Königen  mit  EcßnS- 
gütem  befeßentten  Beamten  unb  Heerführern  erwacb- 
jen  war.  3U  ben  wicßtigflcn  ©e amten  gehörten  bie 
3nhahcr  ber  Bier  großen  Hofämter:  ber  Senrfcßaü, 
ber  SDtarfdjall.  ber  Sd)agmeifter  ober  Kämmerer  unb 
ber  Scheut.  Snriftifchcr  ©eirat  beS  Königs  im  Hof* 
gcriehi,  beffen  Befugnis  immer  auSgebeßnter  gewor- 
ben, war  ber  ©faljgraf;  Bon  großem  Cinfluß  "auf  bte 
©egierungSgefchäfte  waraud)berSefcienbariuS,  b.ß. 
bev  Vorfteßcr  ber  Kanjlei  unb  Siegelbewahrer,  ber 
im  ©at  unb  ffleridjt  Stimme  ßatte.  3n  ben  ©rooinjen 


831 


granfeitttidj  (unter  ben  Karolingern). 


gab  eä  Iprafen  unb  (für  mehrere  ®raffd)aftäbejirfe) 
hberjoge  ober,  wie  fie  in  ©urgunb  imb  ber  ©rouence 
hieftcn,  ©atririi:  Beamte,  jugteid)  mit  rid)tertid)en, 
abminiftratiBen,  finanjienrn  unb  uulitärifcbcn  ©e- 
fugniffen  auägeftattet ; aufterbem  bie  Xomeflict  ober 
Serwatter  ber  föniglicbeti  Xoiininen.  Wud)  bie  ©i« 
fcftöfe  waren  auf  ben  ©eichäberfammlungen  unb  im 
SRate  ber  Röntge  Bon  bebeutenbetu  Einfluß.  Sor  allem 
icbwang  fici)  ber  ©lajorbomuä  (§auämeier,  maire 
du  palaig)  jum  l)örf)ften  ©tarnten  auf.  Urfptüng« 
ticb  btoft  ©ufiefter  über  bie  fönigliehe  Xicnerfdjaft 
ober  ©«Walter  fleinerer  fönigtid)er  ©utäbejirfe,  übte 
er  fdfton  um  600  ben  befonbem  ftönigäfdiujj  auä,  in 
ben  ftd)  einjetne  ©erfonen  ober  firdjttdje  3nttitiite  ju 
begeben  pflegten ; itjm  war  wafjrfdbeinlid)  bie  Erjiehuitg 
ber  jungen  Ceute  anBertraut,  bie  fteft  für  ben  Xienft 
beb  Rönigä  unb  ber  hoben  Ämter  am  tpofe  Borberei- 
teten ; er  nahm  eine  ©ertrauenäftetlung  am  töof  ein, 
bie  ipm  immer  mehr  ftaa!lid)e  ©tfugniffe  oerfdjaffte, 
unter  anbemt  baä  Steht  ber  ©egentfebaft  Wäftrenb 
berSfinberjäbrigfeit  ber  Könige,  bieWufitcbt  unb  Ser« 
waltung  beä  Kronguteä,  bie  Erhebung  ber  föniglicften 
Einfünfte  u.  a.  m.  Wufangä  ein  ©ertreter  ber  fönig- 
liehen  Sjntereffcn,  trat  ber  SJiajorbomuä  (in  jebem  ber 
brei  leilreiebe  gab  eä  einen)  fpäter  an  bie  (Spijje  ber 
tlriftofratie  im  Kampfe  gegen  baä  Königtum,  unb  in 
ber  »Weiten  §älfte  beä  7.  3«b,rb-  unterwarf  er  bie 
©roften  unb  bie  Könige  gleidjntäftig  feiner  tperrfebaft. 

©ereitä  unter  bem  Softne  Eblotarä  II.,  Xago» 
t» e r 1 1.  (628-638),  trat  baä  feau®  berBor,  Weld)eä 
ba«  Wrnt  beä  TOajorbomuä  jur  böehften  ffladit  erhob. 
'Jtrnutf,  612—627  Bifehof  Bon  Sieb  (gcft.641),  unb 
©ippin  ber  ältere  (©ippin  Bon  fianben),  ffilajor« 
bomuä  Bon  Wuftrajien,  waren  bie  2tbnberren  biefeS 
farolinnifthen  föaujeä,  baä  rein  germaniuhet  Wbfunft 
unb  beffen  Biege  baä  ©ebiet  jwifd)en  ©laaä,  SRofel, 
©f|ein  unb  Soor  war.  Wrnulfä  Sohn  Wnfegifet,  ber 
feit  680  mit  Bcgga,  einer  lochtet  ©ippinä,  Benuäblt 
war.  Würbe  632,  alä  Xagobert  Bon  ben  ®roften 
Wuftrafienä  gejmungen  Warb,  feinen  unmünbigen 
Sohn  Sigibort  III.  (632  — 656)  »um  König  biefeä 
üanbcä  ju  erbeben,  ©onnunb  beä  Icptem  unb  febügte 
bie  Oftgreme  beä  ©eicheä  gegen  bie  unruhigen  Sla» 
wen.  3cad)  ©ippinä  Xobe (689)  warb  fein  Sobn©ri» 
moalb  642  SRajorbomuä  Bon  Vluftraficn.  iillä  656 
Sigibert  in.  ftarb,  Bcrfuchte  fflrimoatb  baä  $aut  ber 
©ierowinger  ju  ftflrjen  unb  bie  Krone  an  fein  eigneä 
$>auä  ju  bringen,  Würbe  aber  burd)  Sljlobwtg  II.  Bon 
©euftrien,  bem  er  auägetiefert  warb,  hmgerirfitct. 
Xeffen  einjähriger  Sohn  (Ibiotar  IH.  (656  — 670) 
beberrfdtte  nun  unter  feiner  OTuttcr  ©attbitbe  burd) 
feinen  SRajorbomuä  Ehroin  baä  gefamte  Seich,  bis  er 
660  Wuftraften  feinem  ©ruber  Ehilbcrtd)  II.  (660 
biä  673)  abtrtten  mufjte.  Xiefer,  feit  669  auch  König 
Bon  ©euftrien  unb  ©urgunb,  würbe  673  Wegen  ber 
brüdenben  tpcrrfd)aft  femcä  SRajorbomuä  Bulfoalb 
meuebtingä  ermorbet.  Sun  brach  eine  allgemeine 
Wnardue  in  ben  brei  ©eichen  auä,  biä  fleh  in  rtuftro' 
ften  ©ippin  ber  SRittlere  (©ippin  Bon  ^erftal), 
Änfegifelä  Sohn,  « hob,  687  in  ber  Schlacht  Bon  Xer« 
tri  (bei  SL*Duentin)  ©ertbar,  ben  SRajorbomuä  Bon 
©euftrien  unb  ©urgunb,  beftegte  unb  nach  Snuor« 
bung  ©ertbarä  (688)  atä  atteineger  SRajorbomuä  beä 
gefamten  fr  einfachen  ©eicheä  anerfannt  würbe.  Sr 
ftetlte  bie  Einheit  unb  geftigfeit  beä  Seidjeä  wieber 
her,  inbem  er  697  bie  griefen  jur  Wbtcctung  Eeft- 
frieätanbä  jwang,  709—712  bie  Stlemannen  Bon 
neuem  unterwarf  unb  bie  ©erbreitung  beä  Cbrütcn-  j 
ttcmä  (f.  Bitlibrorb)  föcberte.  Siad)  ©ippinä  lobe  j 


(7 14)  juchte  feine  ©emabtin  ©techtrubiä  feinen  Sohn 
RartSRartell  Bon  ber^errfdjaft  fem  »u  batten  unb 
btefc  für  ihren  Sntel  Xbeuboalb  in  ©efig  »u  nehmen. 
Xod)  würbe  Kart  in  Äuftrafini  jum  wJajorbomuä 
erhoben,  unterwarf  burd)  ben  Sieg  bci©inct)  12  'JJüirj 
717  aud)  ©euftrien,  nötigte  ©techtrubiä  jur  Sntfa- 
gung  unb  erfannte,  nachbem  ber  Bon  ihm  717  »um 
König  Bon  ©uftrafien  ernannte  ©blotar  IV.  719  ge« 
ftorben,  beit  König  ©b'ltnrid)  II.  Bon  ©euftrien  atä 
alleinigen  König  (geft.  720)  an;  atä  beffen  Sohn 
Ibeubcrid)  IV.  737  ftarb,  lieft  er  ben  Königätbron 
gan»  unbeieftt.  Karl  rettete  baä  fränfifebe  ©eich  unb 
bie  abenbtänbifeb>d)riftli<be  3iBilifation  Bor  Sernid)« 
tung  bureb  bie  Äraber  burd)  feinen  Sieg  bei  Sourä 
unb  ©oiticrä  (732),  be»Wang  bie  griefen  (722),  ©aljern 
(728)  unb  Wiemannen  (730),  eröffnete  724  bie  Kriege 
gegen  bie  Sadjfen  unb  lieb  ©onifatiuä  bei  ber  Dr« 
gemifntion  ber  dbriftlichen  Slird)e  in  Oftfranlen  feinen 
od)u();  fo  (ann  er  alä  Schöpfer  ber  larolingifchen 
3Ronard)ie  angejeben  werben,  ©ei  feinem  £obe  (22. 
Olt.  741)  teilte  er  biefe  unter  feine  beiben  Söhne  Karl« 
mann  unb  ©ippin  ben  Jüngern  (©ippin  ben 
Rurjen  ober  Kleinen,  741 — 768). 

©ad)bem  bie  ©rüber  eine  Empörung  ibreä  Stief* 
bruberäölrifo  unb  einen  Wufjtanb  in©abcrn  gemein« 
fchaftlich  unterbrüeft  unb  baä  £>cr»ogtuiu  in  Äleiuan« 


nien  aufgehoben  batten, 
Seilung  Vluftrafien  unb 


mg  Karlmann,  ber  bei  ber 
cn  Ojtcn  erhalten,  747  in 


ein  Ktoiter.  ©ippin  fügte  jur  tatfadjticbcn  Jierrfcbafl 
feineä  ^aufeä  auch  bie  äuftere  SBürbe  bin.ju-  Buf 
einer  ©cicbäocrfammtung  »u  Soijfonä  iut  ©ooember 
761  Würbe  Sh'lberich  III-,  ber  lebte  ©terowinger,  ber 
feit  743  atä  Schattentönig  ben  Xpron  innegeböbt,  fei. 
n«3  ungefcbonien  Sauptbaareä  beraubt,  in  emKtojter 
gefebidt  unb  hierauf  ©ippin  mit  guftimmung  beä 
©apfteä  »um  König  erhoben  u.  gefatbt;  Stephan III. 
frönte  ihn  754.  Wuä  Xanfbarleit  tarn  ber  neue  König 
765  unb  756  bem  päpjtlicften  Stuftl  gegen  ben  San« 
nobarben  Wiftulf  »u  ^llfe  unb  fd)en!te  iftin  baä  ben 
Önngobarbcn  entriffene  griechifebe  Syarchat.  Stoch  bei 
Cebjciten  teilte  er  fein  ©eid)  unter  feine  Söhne,  fo 
baft  Kart  Wuftrnjien  unb  Beftaguitanien,  Karlntann 
baä  übrige  erhielt.  ®inen  Streit  »mijeben  ben  8rü< 
bem  nach  ©ippinä  Sobe(768)oerbinbertcRartmannä 
früher  ©ob  (771),  beffen  unntünbige  Rinber  Bon  ber 
©hronfolge  auögefd)toffcn  würben.  4llä  Kartmannä 
Bitwe  mit  ihnen  ju  ihrem  ©ater,  bem  Sangobarben« 
fönig  tSeftberiuä,  floh  unb  biefer  bie  ©echte  feiner  S ittel 
Bertrat,  Würbe  er  fetbft  feineä  ©eicheä  beraubt  (774). 
Karl  ber  fflrofte  (768  -814;  f.  Karl  2)  erhob  baä 
g.  jum  Beltrcid),  baä  bie  germanifchen  Stamme  beä 
gefttanbeä  ju  einer  SJtonardiie  jufammenfdimolj  unb 
bie  abenbtänbifche  Ehriftenheit  unter  einem  Oberhaupt 
Bereinigte.  6r  unterwarf  feit  772  in  langem,  bluti« 
gern  ©tngen  bie  Saihfen  feinet  $>crrfd)aft  unb  bem 
Chriftentum,  orbnetc  burch  Wuftöfung  beä  4»erjog« 
turnt  ©aftent  (7881  biefen  Stamm  feinem  ©eiche 
gänjlich  unter,  fämpfte  mit  Erfolg  geg,en  bie  Xüncn, 
Äoaren  unb  Wrabcr  unb  behnte  bie  fflrenjen  feineä 
©eicheä  biä  jum  Ebro,  jur  Sibcr,  jur  ©aab  unb  jum 
Über  auä;  inbem  ec  fid)  barauf  25.  Xej.  800  in  ©om 
bom  ©apfi  üco  III.  bie  römiidje  Kaiiertrone  auffegen 
lieft,  gab  er  feiner  fcerrfdiaft  baä  uniBerfaie  chriflliche 
©eprage  unb  überlieferte  biegbee  beä  römifchm  Belt« 
reichä  ben  fpälem  3ahrhimbertcn.  ffllcieftjeitig  baute 
er  bie  Bon  feinen  ©orgängem  übernommene  ©er» 
faffung  genial  aus:  bem  König  fleüle  fie  eine  ©cieftä* 
Bcrfantmlung  jur  Seite  unb  fdjuf  in  ben  ©rafen  unb 
Bifcftöfen  ein  ©eamtentum,  baä  bie  monarehüebe 


832 


granfenflein  — grantaitljal. 


fflewalt  in  allen  Seilen  jur  ©cltung  bradtte.  Karl  j 
bob  £>nnbel  unb  ©erfebr  unb  legte  ben  ©runb  }u  einet 
nationalen  Silbung  unb  ffleftttung,  bie  ftcJ)  auf  ben 
Irümmtm  bet  antifen  Kultur  aufbaute. 

Sic(e  großartige  Sdjöpfung  butte  jeboeb  feinen  lan- 
gen ©eftanb.  Karl«  Sohn  fi  u b W i g bergromme 
War  feiner  ftbwicrigen  Aufgabe  in  feiner  Seife  ge- 
machten; bie  ßmbeit  beä  Sfcidjeä  War  balfer  nidtt  auf- 
redn  3U  erbalten,  unb  bie  nationalen  ®ertd)iebenbetten 
traten  in  ihre  SBedjte  ein.  Sie  fdjon  817  »an  fiubwig 
feftgefteHte  Sfjronfolgeorbnung,  gemäß  ber  fein  alte» 
fter  3obn,  Slot  bar,  bie  Raifcrwiirbe  unb  ben  größ- 
ten Seit  beä  Sfeitbeä,  ber  jtoeite,  ©ipptn,  Elquita- 
nien.  ber  britte,  fiubwig,  ©atjem  erhalten,  bie  bei- 
ben  leptem  aber  fiotbar  untergeorbnet  werben  fällten, 
mürbe  »ott  betn  Raifer  felbft  jugunften  feine«  Sobneö 
au«  jweiter  61)e,  Star lä  beä  St  ahlen,  umgeftoßen. 
Sabnrcf)  entitanb  jmiftben  fiubwig  unb  feinen  Söb 
nen  ein  3wi|t,  ber  baä  ©cid)  im  ynnem  jerrüttctc, 
ben  Sformannen  unb  Slrabcm  ©elegenbeit  ju  furtbt» 
baren  Eingriffen  auf  feine  ©retten  gab.  Biä  fiubwig 
mitten  im  Streit  mit  feinen  Söhnen  (Don  benett  ©ipptn 
838  geftorben  War)  840  ftarb,  oeriudite  fiotbar  mit 
ber  Staiferfrane  and)  bie Sincinfjcrrfrfjaft  ju  gewinnen, 
fließ  aber  allenthalben  auf  SBiberftanb.  Ser  Streit 
jwtfd)en  ben  örübem  Würbe  erft  843  burtb  ben  Sei» 
lungäoertrag  Bon  Serbun  beenbigt,  woburtf) 
baä  g.  in  brei  SRcidjc:  Oftfranfen,  Italien  (mit 
©urgunb  unb  Sotbringen)  unb  SBeftfranfen,  jer» 
fiel.  Sie  altefte  italienifcbe  fiinie  ber Karolinger 
erloftb  juerit,  nad)beitt  fte  jtd)  855  beim  Sobe  So- 
tbarä  I.  Wieber  in  brei  fiinien  geteilt  batte:  ©urgunb 
fam  863  nad)  Starlä  Sobe  an  einbeimifdje  Könige, 
Cotbringen  Warb  nach  Sotbarä  II.  Sobe  (889)  im 
©ertrage  Bon  SRcrfen  (870)  jroiftben  Cft-  unb  SSeft* 
franfeit  geteilt;  in  Italien  crlofcben  bie  Karolinger 
876  mit  Rat  jer  fiubwig  II.,  unb  nur  Borübergebeitb 
erlangten  bie  farolingiftben  §errfd)er  Bon  Oft-  ober 
SBeftfranfen  bie  Staiferfrane  unb  bie  iperrfdjaft  in  3ta* 
lien.  Sie  oftfränfifebe  fiinie  beftanb  biä  911.  3br 
©ebict  erweiterte  fid)  870  um  ben  gtößern,  beutfdjen 
Seil  fiotbringenä  unb  umfaffte  nun  alle  germanifcb 
gebliebenen,  beutfd)  rebenben  Stämme  beä  granfeit- 
reidiä;  ihr  jWeiterRönig,  Starl  berSide,  Bereinigte 
884  —887  noch  einmal  baä  ganje  fränftfebe  ©eich 
Wcnigflenä  beut  ©amen  nach  unter  feinem 
Sie  erloftb  mit  fiubwig  bem  Rinb,  nad)  beffen 
Sobe  auä  bent  oftfränfifdien  3ieicb  burtb  bie  fätbftftben 
Raifer  baä  Seutftbe  ©eitb  gebilbet  Würbe  (f.  Seutfth* 
lanb,  S.  801).  Saß  ©eb'iet  ber  Weftfränfifdjen 
fiinie,  baä  fianb  Weftlitb  Bon  Stftone , SRaaä  unb 
Scheibe  biä  an  bie  ©brennen  unb  baä  Uleer,  behaup- 
tete fdiließlid)  allein  ben  Santen  beä  granfeitreidiä 
ober  grantrcid)ä  (f.  b.)  unb  blieb  am  längften  unter 
ber  §errfdjaft  ber  Starolinger  (biä  987). 

fiiteratur:  SKoeller,  Histoire  du  moyen-Hge 
depuis  la  chute  de  l’empire  romain  jusqn’4  la  fin  de 
l’äpoque  frangue  476— 950  (fiömen  1898);  ©id)- 
ter,  Annalen  beä  fränfifdjen  Seitbeä  im  Zeitalter  ber 
SKeroWinger  Opalle  1873);  Sbierrp,  Rbcits  des 
temps  mbro  vingiens  (neue  Sluäg.,  ©ar.  1 882, 2 ©be.); 
©ombaf,  ©efebitbie  ber  granfen  unter  beit  SDforo- 
Wingern  (©reifäto.  1863);  Slrnolb,  gränfifdje  3'it 
(ffiotba  1882);  @<rarb,  Histoire  des  Francs  d’Aus- 
trasie  (Srüffel  1864,  2 ©be.);  fiöbell,  ©regor  Bon  | 
Sourä  unb  feine  3eit  (2.  Sufi.,  fieipj.  1869);  ©trp, 
®efd)id)te  ber  meromingifdjen  Stauäitieier  (§annoB. 
1819);  fiebuerou,  Histoire  des  institutions  m(-- 
rovingienues  (©ar.  1841);  ©rou,  La  gaule  märo- 


vingienne  (baf.  1897)  ; SB.  S d)  u 1 p e , Saä  merootn- 

gtfd)e  g.  (Seutftbe  ffiefcbidjte  Bon  ber  Urjeit  biä  ju 
en  Karolingern,  ©b.  2;  Stutlg.  1896);  Seigno- 
boä,  L’empire  franc  (in  ber  »Revue  des  Cours  et 
Conferences«,  2. Serie, 8b. 6) ; ©inrignnn,  ßtndes 
sur  la  civilisation  fram;aise;  ©b.  1:  La  societ* 
märovingienue ; ©b.  2:  Le  culte  des  saints  sous 
les  Märovingiens  (©ar.  1899);  fiebuerou,  His- 
toire des  institutions  carlovingiennes  (baf.  1843); 
©f röter,  öefd)id)te  ber  oft»  unb  weftfränfiftben 
Karolinger  (greiburg  1848  , 2Sbe.);  SBarnfönig 
unb  ©erarb,  Histoire  des  Carolingiens  (©ritifel 
1862,  2 ©be.);  Kaufmann,  Seutftbe  ©efdjidjte  bii 
auf  Karl  b.  ffir.  (fieipj.  1880  — 81, 2 ©be.);  gart 
L’empire  des  Francs  (©ar.  1888);  dJfonob,  La 
renaissance  carolingienne  (in  ben  »Sbances  et  tra- 
viiux  de  l’Academie  des  Sciences  morales  et  poli- 
tiques,  neue  golge,  fflb.  62);  Sahn,  Sie  Könige 
ber©ermanen.©b.7 — 9(£eipj.  1894 — 1902);  -gabr- 
bütber  beä  frönfiftben  Seitbeä-  (bräg.  Bon  ©renfig, 
fmljn,  ßläner,  Elbel  unb  Simfon);  S fl  mm  ler. 
©eftbi^te  beä  ojtfränfiftben  Seitbeä  (2.  Elufl. , fieipj. 
1887 — 88,  8 ©be.);  SBaib,  Saä  alte  Sed)t  ber  fali- 
ftben  granfen  (Kiel  1846);  Serfelbe,  Seutfcbe  Set» 
faffungägefcbitbte,  ©b.  2—4  (3.  Vlufl.,  ©erl.  1882— 
1886;  »Chronographia  regum  francorutn»  (bräg. 
oou  SforaneilW,  ©ar.  1891—93,  2©be.);  ©öbtner» 
2Jfüblbad)er,  Eegesta imperii I : Sie  Segcflen  bei 
Sfaiferreitbä  unter  ben  Karolingern  751 — 918(2  8ufl., 
gnnäbrud  1899  ff.).  Sgl.  autb  bie  ©eftbitbtäfarlra 
»Seulftblattbl«  u.  »granfreitb» ; jur  Kulturgeftbitbte 
bie  Snfetn  »Koftüme  I«,  gig.  10,  »Kultur  oer  Sb» 
laHseit  IV«  unb  »Lüftungen  I«,  gig.  1. 

ffronftnftcin,ffreiäftabt  im  preuß.  SRegbe  j.  Srel- 
lau,  am  ©aufebatb  unb  an  ber  Staatebabnlmte  3»» 
genbatä-Siaubten,  289  m fl.  SS.,  ift  notb  mit  SJfauern 
umgeben,  bat  2 eOangcliftbe  unb  3 falb.  Kirtben  (un- 
ter leptem  bie©farrfirtbe  milüberbangenbemSurm), 
Spnagoge,  ©rogbmnafiutu,  3d)uIIebrerfeminar,©ra- 
paranbcnanftalt , Klofter  ber  ©armberjigen  ©rä» 
ber,  Siafoniffenmuttcrbauä,  2 ©Jaifcnbäufer,  Elmtä» 
geritbt,  Stblefiftbe  fianbfdjaftäbircfiion , Slrobbut-, 
Kunftbilnger«,  fiiolijement»  unb  Satbpapptnfabnfa- 
tion,  Sampfiiegclei,  SRagnefitmäblen , Bierbrauerei 
unb  (1000)  7890  meift  fntb-  ©inwobner.  3“  ber  Sähe 
üRagnefiiqruben  unb  Bergbau  auf  'Jiideler;.  ©gl.  K o» 
piep,  Sinbengefd)id)te  beägflrfientumääliflnfttrberg 
unb  beä  Säeid)bilbeä  g.  (granfenftein  1885). 
pftanfenfteiner  (Sfcl,  f.  ©feiäftrafe. 
granfcntlial,  1)  Stabt  im  bapr.  Sfegbe.j,  ©fal.v 
an  ber  3fenatb  unb  einem  4,4  km  langen  Kanal  nab 
bem  ©bein,  Knotcnpunft  ber  pfäl* 
jif^en  ©fenbabnlinien  Sleunlir» 
dien-ÜBonnä,  g.  - ©roßfarlbacb 
uitb  greinäbeim  - g. , nabe  ber 
tiefften  Stelle  beä  Königreitbä 
©ciljcm  (76  m fl.2K.),  bal  2 eOan- 
gcliftbe unb  eine  falb-  ftirdje,  Spn- 
ägoge,  eine  romaniftbe  Kirtben» 
ruine  mit  ftbönem  ©ortal,  ein 
idiöneä  ©atbauä,  2 interefjantc  sgapotn  eo> 
Sore,  Senfmal  ber  ©apoleoni-  s r a n t e n 1 1 j L 

ftben  ©eteranen,  ftböneä  Krieger» 
benfmal,  fiuitpolbbrunnen,  Statue  ber  Königin  Karo» 
line,  ©rogbmnartum,  eine  ©eallebranflalt,  Saubftum» 
menanftalt,  ein  ©rfenbevlmufeum  (Bpi.  unten),  2 SSai- 
fenbiiufer,  Kreiäfranfen-  u.  ©flegeanftalt,  fianbgeritbL 
©ejirfäamt,  ©eitbobanfuebenfielle , ©ejirfägrentiuni 
für  4>anbel  unb  ©ewerbe,  3ndcrfabrtf,  gabrifatioa 


833 


grantcntfjater  Sana!  — granfettroeiite. 

»on  Ülrmaturen,  SRafepinen,  Tanipffcffeln,  Schnell- I nnep  bem  2 f|ü ringer  Salb  pin.  Einige  nehmen  bie 
^reffen,  Scpulbänfen,  gäffem,  Korten,  puppen,  ®ö*  Srenje  am  Se(iftcin  bei  2epeften,  anbre,  befonberS 
bein,  3ementroaren , Turngeräten , ffialj,  Seife  tc„  liotta.  an  ben  Guetlcn  ber  Sebmarja  unb  Serra  an. 
©lodcngiefeetei  (Kaiferglod'e  in  Köln  picr  entftan-  ES  bilbet  ein  40  — 50  km  breiteö , wellenförmiges 
ben),  Sifengiefecrei,  Bierbrauerei,  Sein-,  Sifen-unb  Sraurondenplateau  Bon  600  m SHittelpöbe  mit  fla« 
^oljpanbel  unb  ü«k»  16,899  Einw. , »oBon  6553  d)en  Sergpöpen  unb  plumpen  Süden,  überragt  Bon 
Siatpoliten  unb  373  3ubcn.  3U1U  2anbgerieptS'  einigen  fepärfern  quarjigen  oberaue  Ricfelfcpiefer  be- 
bejirf  geboren  bie  fecpS  9lmtSgericpte  ju  Türtpeim,  itebenben  Knoten  unb  o'ereinjcllen  ©rünfteinfuppen. 
g. . fflrünftabt,  2ubmig8pafen , Seuftabt  a.  §.  unb  Tie  Täler  fmb  mei|t  merfioürbig  gemunben , mit 
Spetjcr.  — g.  fommt  febon  als  Torf  granconobal  id)arfen  Talfämmen  unb  balbinfelartigen  Soriprün- 
im  8.  3aprp.  Bor.  Ter  Kämmerer  Srfenbert  Bon  gen.  Einzelne  Kuppen  erbeben  fiep  Wenig  über  baä 
SormS  jtiftete  1119  hier  ein  IMugufliner-Eborperren-  'frlateau,  fo:  ber  Töbra  fübtneftiieb  Bon  £of  794  m, 
ftift;  Shufürft  griebriep  HI.  Bon  ber  Sfefalj  bob  eS  ber  Kulm  bei  Sobenitem  728  m,  ber  Selcitcin  bei 
1562  auf  unb  fepenfte  beften  Sefip  teilweife  an  60  Sebeften  785  m,  bie  beiben  leptern  bisweilen  febon 
proteftantifdjc  emigrierte  gamilien  auS  ben  Sieber-  jum  Thüringer  Salb  gereebnet.  Simrnt  man  bie 
ianben , bie  fid)  hier  itiebcrliefien.  Sobann  ftafimir  öegenb  um  bie  CtucHen  ber  Sepwarja  unb  Serra 
erhob  1577  bie  Kolonie  jur  Stabt,  Kurfürft  grieb-  alb  norbweftliebe  ffirenge  an,  fo  erreiebt  ber  g.  im 
rieb  IV-  maebte  fie  ju  einer  geftung.  1621  Würbe  g.  fiieferle  beiSteinbeib  mit  868  m bie  bebcutenDfte2>öpe 
Bon  ben  Spaniern  belagert,  Bon  Enift  Bon  SRaitS-  im  gangen  guge.  Sgl.  bie  »©eologifepe  Karte  Bon 
fclb  feboep  entfett;  aber  1623  fiel  es  Durch  Sertrag  Thüringen«;  ©ümbel,  ©eognoftifepe  Sefcpreibung 
ben  Spaniern  in  bie  fjeinDe,  welebe  bie  Stabt  mit  beS  gieptelgebirgeS  mit  bem  g.  (®otpa  1879). 
ÜluSnapme  Bon  1632—35,  wo  fte  Bon  ben  Stbweben  i granfcntocinc,  bie  im  SJiaintal  mit  feinen  Sei* 
befcjjl  gepalten  würbe,  bis  1652  behielten.  1688  89  tenaften  Bon  fpanau  bis  Samberg  auf  etwa  9400§ef* 
eroberten  unb  Berbrannten  bie  granjofen  g„  bie  ge-  [ tat  mit  einem  Ertrag  Bon  Durepfcpnittliep  18  hl  oon 
ftung  würbe  gefd)lcift,  unb  erft  na<b  1697  erftanb  bie  1 .fjeftar  gebauten  Seine,  meift  bem  Königreich  Sägern 
Stabt  wieber.  Unter  Kurfürft  Karl  Theobor  War  g.  I Unterfranfen  8900  fjeftar)  unb  nur  geringenteilS 
furpfäljifcpe  fjauptflabt  mit  berühmter  Sßorjellan-  Saben,  Sürttemberg  unb  Reffen  anqepörig.  Ter 
fabrif.  von  1798—1814  gebörteg.  jum  franjöfifcpcn  Scinbau  ift  hier  fepr  alt  unb  wirb  j.  $.  in  Ihßingen 
Teuartcment  'JRont-Tonnerre.  Sgl.  Sille,  Stabt  urhtnblicp  feit  777  betrieben;  Bom  13.— 17.  gaprp. 
unb  geftung  g.  Wäprenb  beS  Treifeigjäbrigen  Krieges  war  er  Weit  auSgebebnter  alS  gegenwärtig,  aber  erft 
(fceibelb.  1877);  tpilbenbranb.  ©efcpiepic  ber  Stabt  in  ber  Keujeit  pat,  befonberS  geförbert  burep  ben 
g.  (1893). — Tie  Sorjellanfabril  in  g.  Würbe  unterfränfifepen  ScinbauBerein , rationelle  Kultur 
1755  Bon  bem  Strafeburger  gapencefabrifanten  Saul  Slafe  gegriffen.  Tie  g.  finb  meift  Seifeweine  (an  ber 
'flnton  ipaunong  gegrünbet  unb  1762  an  ben  Kur*  Sauber  bei  'IKiltenberp  unb  Klingenberg  a.  SR.  unb 
fürft  Bon  ber  Sfalj  Karl  Speobor  Berfauft,  ber  Den  in  ben  töniglidjen  Sembergen  2>örfteinS  SRotroeine), 
gonuer  Slbam  Sergboll  aus  fböcpft  alS  Tireftor  ein-  jeiepnen  fid» . befonberS  in  ber  Sbigenb,  burd)  geucr, 
fefete.  Tiefem  folgte  1770  SÄobetlmeifter  Simon  Süfee  unb  Biel  Körper  aus  unb  finb  bei  mäßigem 
gcplnerauS  gürftenberg  (Sraunfcpweig).  1795  würbe  Wenufe  fepr  gefunb  unb  ftärfenb  (»g.,  Rranfcnweine«). 
bie  gabrif  an  Seter  B.  »Jeccum  Berfauft,  ber  fie  1800  Tie  befielt  Seine  nach  Sorte  unb  gaptganp  finb 
nad)  ©rünflabt  Bertegte.  Tie  beften  SHobeBeure  ber  SiförWeine.  3pre  fcaltbarfeit  ift  fepr  groß,  fte  Ber- 
gabrif toaren  Konrab  2int  (1732—1802)  unb  3op.  lieren  beim  Vlufbewapren  an  Körper  unb  SRarf,  ge- 
Seter  'JRelcpior,  ber  Bon  1779—93  in  g.  tätig  War.  Winnen  aber  an  Sufett,  geinpeit,  glilcptigfeit  unb 
Tie  beften  Erjeugniffe  ber  SorgcIIanfabrif  Bon  g.  3utTöglicbfeit  unb  werben  im  ©eidnnad  ben  Sipein- 
fmb  Bortreffliip  mobellierte  unb  pöcpft  lebenbig  auf*  weinen  fepr  äpnlicp.  Tie  Borjüglicpften  unb  feinften 

§efafete  giguren  unb  ©nippen  aus  bem  Seben  bet  g..  Seine  erften  SlangeS  Bon  aiiBerorbentlicper  gein* 
!ein2>errenunbTamen,£iebeSpaare,3äger,Sauent,  beit  unb  Silrje,  Biel  'Hart,  Süfee,  ausgezeichnetem 
fjanbroerfer  unb Kinber) unb  mptpologifcpe  geuer  unb  großer  £>altbarfcit,  fmb  ber  2|eiiten wein 
CT)  u.  aüegorifebe  ffiruppen  im  Sfofofogefcpmad  Bon  ber  Siibfcite  ber  geftung  TOarienberg,  einem 
(Söller,  Seitteile,  3apreS;eitenu.bgl.),  bie  Terrain  Bon  25  Ipeftar,  unb  ber  Steinmein  Bon 
3C  nur  Bon  ben  SJfeifeener  Wrbeiten  ttbertrof-  bem  Serge  Stein  bei  Sürjburg,  ber  j.  T.  bem  fjo- 
Sranftn-  ftn  toerben.  Tie  gönnen  beS  Scbraucps-  fpital  juni  öeiligen  Seift  (baper  ^eiliger  Seift- 
t)at  gefcpinS  unb  ber  Sruntoafen  ft«b  }.T.  Bon  wein)  gepört  unb  in  plalttugclrunben  glafchen 
oeoreS  unb  'JJieifeen  beeinflufet.  Tie  gabrif-  (SodSbeutel)  Berfanbt  wirb.  Slnbre  Borjüglicpe 
marfen  waren  1765—69  ein  fteigenber  2öwe  in  Slau  Seine  erften  JRangeS  Tinb  bie  Bon^fülben.Jiopenbug, 
mit  unb  opne  PH  (Saul  fbannong),  1759—62  IH  fjarfe (Srefjenmein),  SdialfSberg,  Kalntutb  bei  fjom- 
(gofepptpannong)  unb  feitbem  bie  obcnftepcnbe(Earl  bürg  (mit  nufeartigem  Wroma),  RarlSburg  bei  SIRübl- 
Tpeobor).  Sgl.  feeufer,  granfentpaler  ©nippen  baep,  Saaled  bei '^amnielburg  unb  befonberS  bem 
unb  giguren  "(Spcper  1899).  — 2)  SaüfaprtSort,  ^)örftein  (SlbtSberg  bei  Seligenftabt).  g.  ^weiter 
f.  Sierjebnpeiligen.  Klaffe  finb  bie  Bon  Sürjburg  (Sieuenberg,  CtnbleS» 

grnnfcntbnlcr  Kanal,  Kanal  jur  Serbinbung  berg), SanberSader, Er jepenborf, Tettelbacp. Klingen- 
beo SibeinS  mit  ber  Stabt  granfentpal  in  bet  SHpcin-  berg,  Scplofe  fcontburg,  SRainbembeim,  Scpweiniurt 
pfalj.  ift  4,4  km  lang  unb  2 A m tief  unb  pat  eine  (Sainleite),  äHarbaeh,  TpüngerSpeira , Sommeracp, 
Sebleufe.  8Ricpelba(b,Soben,Siöbelfee.HTeujmertpeim,Scbmacb- 

grnnfcntoalb,  ©ebirge  rn®ittelbeutfcplanb,  jWi-  tenbera,  KoHenberg,  Dberfdpwatjbacp,  Sepbacp,  ^ai- 
feben  bem  Thüringer  Salb  unb  bem  gicptelgebirge,  bürg,  Eibelftabt,  Kirdjberg,  Sfcpaffenburg(Sompeja- 
baper  halb  ju  biefem,  halb  ju  jenem  gerechnet,  jeboep  ner).  Sucp  füfee  Stropweme  Werben  in  granfen  be- 
geognoftifcp  unb  topograppifi  ein  ©ebirge  für  fid)  reitet  unb  in  grofeer  SKenge  Schaumweine  (Sürjburg). 
oilbenb.  3n>  SO.  lebnt  fid)  DaSfelbc  an  baä  gicptel-  Tie  g.  eignen  fiep  fepr  gut  jur  MuSfupr  unb  paffierni 
gebirge  an  unb  jiept  fiep  m norbweftlicpcr  Sicptung  j opne  SpirituSjufaJ  bie  2inic. 

We^cr«  &om>.«&<tifon,  ft.  ÄufL,  Yf.  Bb. 


53 


834 


granffort  — gronffurt  am  2Kam. 


grnnffort,  1)  £>auptftabt  be«  norbamerifon. 
Staate«  Kentudp,  ©raffdtaft  granftin,  an  bim  burcb 
fttiii  Äattfelfen  eingeengten  Slcnludt)  Hüuer,  ber  mit« 
tri«  ©eblettjen  bi«  64  km  oberhalb  ber  Stabt  für 
Sümpfet  bifabrbar  ift,  bat  ein  an«  SRarmor  erbaute« 
Statut  Dl,  eilt  Vtrfenat,  ein  ^ueptbaus,  eine  Vlnftnlt  für 
ölbbrinnifle,  große  Brennereien,  Sägemüblcn.dRöbrf* 
fabrifen  unb  a«00)  9487  ®tnw.  ff.  warb  178«  an- 
gelegt unb  ift  feit  1792  fiiauptftabt.  Surtp  ciiicBrüde 
init  ipm  oerbunben,  liegt  auf  bettt  linten  Ufer  Soutp 
g.  — 2)  fiiaiiptftabt  ber  ©raffepaft  Stinten  im  narb« 
ameritan.  ctaat  Jlnbinna,  Babnfnotenpuuft  mit  91a* 
turga«qurilen,  Bietallinbuftric  unb  ovoo)  7 1 00  SinW. 

grnnffurt,  ©roftberjogtum,  «in  Staat  beb 
Sipeinbunbe«,  ber  am  lö.gebr.  1810oon9tapoteonfür 
ben  bisherigen  Rurenfanjler  tmbBriina«  beäSfckpc«, 
Start  ihcobor  o.  Salberg  (f.  b.  2),  ber  Sagen  Beau* 
parnai«  af«  Siadjfotger  annabm,  erriditet  würbe.  ®« 
beftanb  au«  bem  ©ebiete  ber  iKeidieftabt  granffurt. 
bem  giirftentum  VI  jepaffen  bürg , ntebreren  nnbem 
mainuitben  Bar  jetten,  ber  SHeidtdftaM  Sieglar  unb 
ben  gürjtcntümcru  tpanau  unb  gntba,  balle  einen 
gläepenraum  non  5100  qkm  (95  Ö9S.)  unb  802,000 
(linw.  unb  War  in  Bier  ScpartemcntS  geteilt.  Sie 
am  16.  Vtug.  1H10  erteilte  Bcrfaffunj  war  ber  Weit- 
ffitifdwn  naibgebilbct  unb  trug  fninjbiifcbed  ©epriige ; 
ba«  Xruppentontingenl  6etrug  2800  Wann,  erfter 
Utfmifter  war  Vllbtni.  Salberg  »erlief)  ba«  ©roft- 
perjogtum  »0.  Sept.  1818  unb  bantte  28.  Oft.  nt« 
gunften  Eugen  Beaupantai«’  ab.  Ser  Befehlshaber 
ber  Derbflnbeten  Xvuppen,  Brinj  Bhtltpp  Pon  fiteffen* 
■Sjomburg,  iöite  ben  Staat  bureb  Sefret  »am  23.  Sej. 
1813  auf.  Sgl.  ©.  Bemal)«,  Stptdtale  be«  ©roft- 
berjogtum«  g.  unb  feiner  Sruppen  (Bert.  1882); 
Sarmftaebter,  Sa«  ©roftperjogtum  g.,  Kultur- 
bilb  (granff.  1901). 

granffntt  um  SOfain  (bierju  ber  Stabtptan  mit 
9icgi?ier  unb  «Starte  ber  Umgebung  uttn  granffurt«), 
ebcniat«  (bi«  1806)  greie  Stabt,  gegenwärtig  Stabt 
( stabtfrei«)  im  preuft.  Stegbej. 
Söte« baten,  liegt  «1  in  it.  9)1 
(Beget  an  ber  vttten  Brüde), 
unter  50*  7'  itSrbl.  Br.  unb  8° 
41'  5ftl.fi.  (bemnaep  Sfebuftion 
rott  OrtSjeit  auf  9».  ®. 

+ 25>'>  1 5») , ju  beiben  Seiten 
be«  Main«,  unb  jwnr  auf  bem 
redÜcnUfcrbieeigcntlidie  Stabt, 
auf  beut  linfen  ber  Stabtteit 
K a pp«  noö  »g  i an  t,  Sa  epf  enb  au  fl ! n.  Sengluft 
lun  am  statn.  überfpanncn7Brüdcn,näm* 
tid)  4 gaprftriiden  (fcaruntcr 
bie  VtUe  Bructe.  tut  14. Jtoprb  erbaut,  mit  beut  Stanb- 
bilb  Kart«  b.  ®r.  Btm  SJenbetftäbt),  ein  guftgänqer* 
jtea  (eifemcc  Steg)  unb  2 ßifenbapnbrüdtn.  Sie 
VI  ft  ft  ab  t liegt  innerhalb  ber  ©renjen  einer  Stabt* 
befeftigung  be«  12.  Jiabrp.,  bie  fiep  butdi  Straften* 
namen,  bte  mit  bem  Sorte  ©reiben  enbigen  (Born 
fflottgraben  bi«  fcirfdjgraben),  fennjeidinm.  Sie 
Sieujtabt  Bon  1333  reitbl  bi«  an  bte  Anlagen. 
Siefe  finb  auf  ben  im  17.  Jlaprp.  Bor  bie  alte  Stabt* 
mancr  gelegten  geftungSwäUen  1806  -12  erriditet. 
Bon  ben  Beteiligungen  be«  äRittdaller«  haben  jtdj 
nur  ber  Efcpenpeimer  Xor*Xurm  (1400  — 28 
erbaut,  49  m potp),  ber  SRcntentunn  am  gaprtor 
(Bottenbet  1456)  unb  in  Sadifenbaufcn  ber  fegen. 
Kuppirtenturm  (um  1490)  erhalten.  1877  Wurbe'ba« 
ehemalige  franlfurtifepe  Sorf  Bornbeim  mit  etwa 
11,000  ®inw.,  1896  Bodenfteim  (ebcmal«  turbefftfd)) 


mit  21,000  unb  1900  bie  Bororte  Kieberrab,  Ober* 
rab  unb  Sedbod»  mit  20,000  Serien  ber  otabt  ein* 
uerletbi.  Sie  Entwäffening  erfolgt  burd)  Septoemm* 
itjitem  (1867  Bon  fiinblep  cingefüftrt)  mit  filarbeden* 
anlage.  Xrinf»  unb  Shtproaffcr  liefern  bie  1869  -73 
Btm  B-  Sdimid  erbaute  Etuellwafferleituitg  au« 
gelSberg  unb  Spejfart  (feit  1876  ft&btifd)),  bie  SSalb* 
wafferleitung  (feit  1885  Bon  üinbleg)  unb  bie  Beiden» 
beinter  fieitung,  wäbrenb  eine  ä?ainwaflcrteiiung  bie 
£it)brmtten  für  gmerliiftbjmede  unb  Straftenbeioren- 
gung  fpeiit.  Ster  S3a)frr»erbraud)  ift  auf  jabrlid) 
18,«  ftSilL  cbm  geftiegen. 

|«era»|eii,  BI««'.  *eitri«äler.l  Ste  ,J,abt  ber  be- 
bauten Straften  unb  Bläfte  beträgt  annäbemb  900. 
Sie  Vtttfiabt,  burd;  neue,  breite  Straften  ineftrfadf 
burebbrodien , befibt  nod)  joblietcbe  enge  ©affen  unt 
Borberrftbetib  gntbwerfbauten  unb  ift  Bornebmtidi 
«tg  be«  ^aubwert«  unbbcSSteiiiBcrtebr«.  Sie  91eu • 
ftaot  ift  ber  fimuptütl  be«  ©eltminrtle«,  ber  fiufui- 
gefd)äfte  unb  be«  grembenBerfebr«.  gbre  fiiauptner* 
tebräabem  t~mb  bie  fitnien  3c>i'9Ioftmartt'Saifer- 
itrafte  unb  SteinWeg  - ©oetbeftrafte ; bie  ftniferitrafte. 
mit  ihren  impofanten  Bauten  bie  iiauptftrafte  be« 
neuen,  feit  1872  entflanbenen  Stabtteit«,  führt  jum 
neuen  Smiiptbabnbof.  Sie  bebeutenbtten  B t .1  p e 
ber  Vtttfiabt  finb:  ber  SfBnterberg,  bejfen  Spnng- 
brnmten  (mit  einer  iguftitia)  1887  wieberbergeiteüt 
ift,  ber  BaulSptap  (hinter  bem  Börner)  mit  6in- 
beitäbcntmal  (1903)  unb  ber  fiiebftauenberg  mit 
Brunnen.  Sie  9feuftabt  weift  aufter  bem  Siofttitarft 
(mit  bem  ©utenbergbeitfmal  Bon  6.  P.  b.  Öaunip. 
1^58  Bottenbet)  unb  bem  antiegenben  ©oetbeptap 
(mit  Sdimantbater«  ©oetbeftatue  Pon  1844)  mxb  5en 
Sebitlerplap  (mit  Statue  Bon  Sab-  Sielmann, 
mobrilicrt  1863),  bcnÄaiferptap  (mit  Wramtfebale, 
©efeftent  be«  Baron«  Bon  örlangcr),  Ibcaterptap. 
Börfenptap  unb  Cpcmplap  (mit  dieitcrftanbbilb  Kal- 
ter Stilbet m«  I.  Bon  Butdier  1896)  auf.  Bon  bm 
mit  Borgärten  befepten  Straften  ber  Buftenftabt  jmi 
bie  Bodenbeinter  fianbftrafte  unb  iftre  Seitenitrajien 
bte  bemertendwertefien.  Jim  weflltdjen  Saebfenbaitjot 
ift  em  »omebme«  BiDenbiertel  entftanben,  cbenfoan 
ber  fitotjbaufenftrafte  im  Sforbenb.  Sie  Anlagen  finb 
mit  einer  Vtnjabt  ffieiber  unb  Springbrunnen  nnb 
einigen  Scnfmälcrn  berühmter  granffurtcr  (©uiol* 
lett  1837,  Sendenberg  1864,  Betbmann  1868,  Börne 
1877,  ffirdmer  1879,'Siinjl898,S(bopenbauer  1895, 
SBmmerring  1897)  gejiert.  Bin  griebberger  Sor 
befinbet  ndi  bas  fogen.  Jpeffenbenhnal,  Bom  König 
grtebrieb  tSilbelnt  II.  Bon  B/euften  ben  beim  Stunn 
auf  ba«  Bon  graujofen  befepte  g.  1792  gefaüenen 
hefftftftcn  Sruppen  errietet.  Jln  bem  bmadjbatten 
u.  ©elbmamijdien  Siufentu  befinben  ftd)  bie  berühmte 
Sanncderiebe  Ariabite  auf  9iajo«  in  Blarmor  unb 
febenäwerte  ©ipäabgüffe.  Sen  Btap  Bor  bem  joolo* 
ijtben  ©arten  febmüdt  ein  monumentaler  Sdiüpen* 
runnen,  1894  jur  Erinnerung  an  ba«  l.  unb  9. 
bcutfdje  BunbeSftbieften  Bon  ßdbnrbt  eirtdjtei.  1895 
würbe  ein  Stotpebenfmal  auf  bem  ^lübnennarft  ent- 
hüllt. Sentmäler  für  bte  1870)71  gefallenen  gtanf- 
fitrter  Krieger  ftefien  auf  bem  parfarttgen  ehemaligen 
Beter«tird)bof  (in  ber  otabt),  aufterbem  auf  best 
griebpof  in  Saehfenbaufen  unb  in  Bontbeini.  J>er- 
t'orragenbe  Sentmäler  birgt  ber  neue  granffurtcr 
djriftltcbe  griebpof  (im  9!orbcnb),  fo  in  ben  gantilien- 
grüften  in  ben  öftlidjert  Vlrtaben  (B.  Betbmann;  Äo 
lief«  ton  Brabter  unb  2borwaIbfen)  unb  in  ben 
furftirfllidj  befftfd)en  SRaufoleum.  Vln  ben  ipriftti^ot 
griebhof  grenjt  öfttidp  ber  jübifdje  an  mit  einem  bot 


[Zum  Artikel  Frankfurt  a,  Jf.J 

Namen -Register  zum  Plan  von  Frankfurt  a.  M. 

Di«*  Huchstabcn  und  Zahlen  swiaeben  den  Linien  A2 1 bezeichnen  die  Quadrat«  de«  Plana«  Hei  dem  durch  das  Format 
beilmjft.  u kleinen  Maßstab  ist  M nicht  möglich,  auf  den  Stadtplanon  des  Koi.v.-!,exikons  sämtliche  Seitenstraßen  etc.  zu  geben. 

ABT 
CD8 
K2 
Bll,  4 
D2 

DF.l,  2 
LH 
CI 
1)5 


AdalhertalnO«  . . . 

Ai 

Hörsenstraß«  .... 

Bä,  6 

Frankfurter  Straß« 

Al, 2 

Uutleutstraß« . . . . 

Adi*  rtivchts'.raßc  . 

CD1 

Braubachstraße  . . 

CÖ 

Franzöa.  Ref.  Kirche 

Bö 

Gutzkowstraßc  . . . 

AfTmilorV'latz  .... 

D3 

Breite  Uasae  .... 

Dö 

Friedtierger  Anlago 

DES,  6 

Habsburger  Alleo  . 

DLfl 

Allei  li«-l ll*f**naehiil*s 

Kö 

Breutauodenkmal  . 

B2 

- Tor 

I)S 

HaldeplaU 

AliorboLligonstraße 

DÖ 

Breuls  weg 

E3 

Friedunskircho  . . . 

A3 

Haldeatraßo . . . . 

Al 

E6 

BrönneratraAe  . . . 

C5 

FrieU«*nastraße  . . . 

B7 

Halner  \\  eg  .... 

Altebcrgsweg  . . 

K4 

Brurhstraße .... 

D3, 4 

Friedhof  Frankfurt. 

Dl 

Hamburger  Straße 

Alt«  Ga**« 

Dä 

BrUckwustraße  . . 

D3.4 

— Israelitischer  . 

ABI;  Dl 

Hainmolxgn**«  . . 

— MalnbrÜcko  . . 

D7 

BrOrkhofstraße . . . 

D7 

— Neuer 

IM 

Hanauer  liahnlcf 

— Mainzer  (ia«*e 

BC7 

Brüder  Grimm -Str. 

Ei 

Fried nchstraße.  . . 

lii 

(üstbahnhofi  . 

— Rothobtraßo.  . 

Bö 

Buchgas, e 

C7 

Frieeongaaae  .... 

Al 

— Laudstraße  . . 

— Schlesinger- 

Bfilowstraßo  .... 

114 

Fronhofstraßo  . . . 

Dö,  7 

Handelshafen  . . . 

BÖ 

itundespalala  .... 

Cä,ö 

Fürs  leuborgs  traße 

HCl 

Haudelstraßu  .... 

Altar  Markt  .... 

Cö,  7 

Bürg'-ruraße  .... 

117 

Fürstuneck 

1.7 

Handels-  und  U«*- 

AltkönigspUtS  . 

112 

Bürge rvoreln  .... 

Cä 

Clabelaberger»  traße 

Dl 

werboschulu  . . • 

Am  Fahrtor  . 

C7 

Burgstraß« 

DEI,  2 

Gaguruatraß«?  ... 

Ei 

Hatma -Allee  .... 

Am  Heizhaus  .... 

llö 

Chrtslkwkirche  . . . 

Bi 

Gallusaulago  .... 

117 

llanaeuweg 

Am  Schauspiel  ha  .<• 

B7 

Clementioouspital  . 

Ei 

Galluskireho  .... 

A3,  4 

Harduubergstraß«'  . 

Aut  Scblachttor 

CI  >7 

Corttoitusstraße  . . 

Bi 

Call  u*  warte  ... 

A3 

Haaengaaau 

Am  S.  hlUzeiibrunn 

L-ä 

Croaatettenatraße  . 

Cl 

Garkücheuplatz  . . 

D7 

Ilaaaelinalitut .... 

Am  Schwimmbad  . 

DÖ 

Dunnrckcntraße . . 

CD3 

Gartenatraßu  .... 

C3,  4 

Hauff,  traße  ...  . 

Am  S adelhof  . . . 

DK6 

Danustadter  Bauk  . 

Allö 

Oftrtnerweg 

Bä 

llauptftmerwachu  . 

Am  Tiergarten. 

DEi 

— Ijuiditruße  . . 

D3, 4 

Gasanstalt  ^Bocken- 

Hauptpersonen- Hht. 

An  den  Friedhöfen 

Dl 

Dtseh.  - Ordeuahnu» 

1)3 

— Frankfurter  . . 

114 

Haupttb-ueramt 

Di 

Ei 

Antoukirch«  .... 

113 

1 He  * tur weg straße  . 

C4 

Geleiutraße 

D4 

Hoddortchntraß«  . . 

D7 

Cö 

IleillgkreuzgaMu  . . 

Armenhaus,  Stadt. 

B4 

Dondnikanorgasse  . 

Dö 

Generalkommando 

C3 

Heinostraße  .... 

Al 

Arnsburger  Straß«- 

DKI.  2 

Domschulo 

Cä 

tierberruuhLstraße  . 

DE3 

Herderstraße  .... 

Artiileriukaaerue  . 

A2 

Dotnstrsße 

Cö 

Ger«chtigkeiu-Br.  . 

C7 

Herrn  an  na  traße . . . 

Augsburger  Straße 

DE2 

Dorteiweiler  Straße 

El 

GerichUstraße  . . . 

1)5 

Herme*  weg ...  . 

Bl:  E2 

Dreieichstraße  . . . 

D3 

Gennaiuadcnkmal 

DEI 

Ilenifelder  Straße  . 

Bßckerwog  ... 

D2 

Drelkönlgzklrehe  . 

CD7 

Gerrinuaatrmße . . . 

C2 

Hesscndcnkmai  . . 

Bahnhof  Bocken 

Dreikönigsstraße  . . 

CL>3 

Ginnhcimer  Stadt- 

lleaaenplatz 

A2 

C3 

Bl 

— Hanauer  (Ost- 

Kckonhuimer  Land- 

Stüllo 

Al 

Aussicht 

bahnhofi  .... 

DE2.8 

Straße 

CD1 

Glauburgplatz  . . . 

1.1 

Hinterm  Buchwald 

— Hauptgüter-  . . 

AR3 

Egvnoilfstraße  . . . 

Dl 

Glauburg. traße.  . . 

GDI 

Hippodrom 

Dl 

— Otfenbachvr  . . 

d:i 

Kichwsbistrsße  . . . 

Dl 

Gneiaena ua traße  . . 

B3,4 

Dr  Hochs  Ko user- 

BÖ 

— iSut  Kahrtor) . 

C7 

Elsorn»  lland  . . . 

Di 

Sommerhoif) . . . 

BS 

Höchster  Straße  . . 

Bahnhobplatz  . . . 

A7 

Einern«*  Steg  . . . 

C7 

Goldberg»weg  . . . 

BÖ 

Iloch.'traßo 

Al 

El*  fautengaase  . . . 

Dä 

v.  Goldscbuddt- 

Bö 

iloheuzolleniplatz 

Battonn Straße  . . . 

DÖ 

Kieklnzita.swwrk  . 

B4 

Rothschild  - Stif- 

Hohensoll«srn»  traße 

ilaugowerkachnla  . 

A2 

Klisabethkirche  . . 

Ai 

tung 

AB4 

Holbeiustraßu  . . . 

Hangraheu  . ... 

CÖ 

ElUabeibkranken- 

Goldatclzs  traße  . . . 

K4 

Holderlinstraß«  . . 

C7 

Baustraße 

Ci 

Klisatn  thschulo.  . . 

Bä 

Goclhegvmnasium . 

v.  Holzhäusern»  Fark 

Btx  tlioveiistraß«  . . 

Bi,  3 

F.lkcnlmchatraßa  . . 

Di 

Goethehaus 

llolzhauseiutraßu  . 

Berge  rsl  raß«j  .... 

DKI,  i 

Kmsvr  Straße  . . . 

A2, 3 

Ooetheplau 

Ei 

Homburgur  Straße . 

Berge  sg  rund  weg  . . 

IM 

Englische  Fraulein- 

Goethestraße  .... 

Dä,ö 

Hospital  z.  11.  Geist 

Cd 

Bernardusklrohe  . . 

Di 

— Gasanstalt  . . . 

K7 

Grvmpstraßu  .... 

Al 

Hülmormarkt . . . . 

D5 

V.  Hothmauii.  .Mn- 

Euthind  ungsan  >uli 

Dä 

Große  Hockonhci- 

Humboldt* traße  . . 

«oum  (Ariadne)  . 

Dä 

Kppstclner  Straß«  . 

BC2 

mer  Straß«  . . 

Bö 

Hytisborgstraße  . . 

v.  Beüunaanaehule 

Dä 

Eschen  baoli  »traße  . 

BC4 

--  Eschenheimer 

Idstuincr  Straß«  . . 

Betliuiaiiustraßo  . . 

BC7 

Eschenheimer  An- 

Straße 

Cä.Ö 

Itumanuelkircho  . . 

D7 

Im  Früfhng  .... 

Bettiusstraße  .... 

Bi  3 

— I .and strafte  . . 

Cä 

— FriedbergerStr. 

Dä 

Im  Trutz  Frankfurt 

Mil 

BCÖ 

— Tor  und  Turm 

Cä 

— (iallusatraße  . . 

BÖ 

Industriellsten  . . . 

BUiuarrkallee  . . . 

Ai 

Ettlungasso  ..... 

Kl 

— Hirschstraße.  . 

Dä 

lufanteriekaserno  . 

Bisinarckdonkmal  . 

117 

Evang.  Vervinshau» 

I>2 

— Bitte rgaaa« . . . 

D3 

Intendantur 

Cö 

Irrenanstalt , Stadt. 

— Filiale 

Bleute  Iß  straß«  . . . 

K4 

Falko nateiner  Sir.  . 

Cl 

Großer  Hasenpfad. 

IM 

Israelit  Realschule 

Blindenanstalt  . . . 

CD1 

Falka  traße 

Al.  2 

— Hirarhgraban  . 

BCÖ.  7 

— Rellgionsschule 

Bll 

A6,  7 

Feldbergstraß«  . . . 

112 

■ — Konimarkt  . . 

CÖ.7 

Israelit.  Friedhof  . 

BlQchcrplat/ , -Htr. 

B3 

Keldstraßo 

BOI 

Grünebarg.  Schieß 

Bl 

Dr-elitisch«?  Vor- 

BC2 

•orgungsanstalt  . 

— i l’.ihnhefi  . . . 

A3 

Felaeukellur  ... 

Kl 

Gnineliuutraßu  . . 

E4 

Jahn»  traße 

Bo  k euheiun  An- 

Festhallo 

AB» 

Grüne  Straß«.  . . . 

ES.  6 

dakubskirrhu  .... 

Cl 

— I-audntraßo  . . 

Aä 

Feuorwache.Haupt- 

BC7 

Guiolb-Udenkinal  . 

ABÖ 

Johanuitergasae  . . 

- Tor 

Bä 

Fichardstraße . . . 

Ci 

Guiollettpiatz  . . . 

AÖ 

.lordu ii» traße  .... 

BöilUierstraße  . . . 

Ci 

FlchU'straßo  .... 

DES 

Guiolb'tia  Grab  . . 

Kö 

Josephakirche  . . . 

Börnoplatz,  -Straße 

Dö 

Finkenhofatraße  . . 

C2 

GilioUetis traße  . . . 

Aö 

Juliu«»lraß«  .... 

Bo 

Cö 

Fiachcrf.  hlatraße.  . 

I>7 

Güuthersburg  Allee 

Dl 

.)  uughofs traße  . . . 

DKI 

DKI 

straß«' 

D2 

Fnuiketialloe  . . . 

ABS 

G ute u borgst raße  . . 

A3 

Kaiaordenkmal  . . . 

— Landwehr  . . . 

K2 

Franken  stein.  Flau 

DK7 

Güterbahnhof,  lipt.- 

ABS 

Kaiser  Friedrich- 

Bomei nm 

Ci 

Frankfurter  Bank  . 

ABÖ 

Gütarplau  ... 

B3 

Gymnasium  . . . 

Börsenplatz 

BCÖ 

tlof 

Ö7 

üutlruthof 

A4 

Katserhobtraß«  . . 

DE2, 3 
DEi, 3:4» 
114;  E3 
CD1 

B6 

CI 

K4 

B3.4 
CÖ 
Bö 
B2, 3 
BC7 
A7 ; B8 
06 
C7 
CÖ 
DS 
CLH 
D5 
Ci 
1)3 
£5 
CD2 
£5 
Ai 
D5 
Al 

D7 

Kl 

C4 

K4 

Cä 

A4 

BC5 

B7 

Bi.» 

1*3 

ca,  4 

KM 
Cd 
Cl 
CI 
Ai 
E7 
A3 
CG,  7 
LH 
Cl,  2 
Cl 
A3 
Cl 
Kl 
Bä 
Kl 
B3 
C3 
Cl 
K2 
K» 

ES 

ABI ; Dl 

E2 

CD2 

Al 

Kl 

Dö 

AB2 

DKI 

Al 

BÖ 

Dä 

C7 

C5,Ö 

K6 
Bä,  ö 


Meyers  Kon  r.  - f.'xik  on  , S.  Aufl. , Beiloge. 


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Kaiserplaiz 

K*isor»traU*-  . . 
Kaiser  Wilhelms- 

Brücke  

— WilhelmL-Dkm. 
Kalharherganae  . . 
Karl  d-Gr.-I)enkmal 

Karlstraße 

Karpfcngasso  .... 
Katharlncnkircho  . 
Katharinenpforte  . 
Kathol.  Apoat.  Gern. 
Kaulbachstraße  . . 
Kuploratraßo  .... 
Kerbengisso  .... 
Kettenhofwcg  . . . 

K least  raße 

K Inder  ln  «spital, ( ’hr. 
Kinzlgslraße  .... 
Kirchncrdeukmal  . 
Klrcbueratraße  . . . 
Klappcrfeldgas»o  . . 
Kleine  Rockenhei- 
tuor  Straße  . . 
— Eschenheimer 

Straße 

— Fried berfer  G. 

— Hochstraße  . . 
— Oberinaliistraße 
— Sandgasse  . . . 
— S.-estraße  . . . 
Klein.  Illmchgraben 
— Konimarkt  . . 
Kloi»i»traCe  . . . . 
Klettonbvrgslraßo  . 
Kllugeuberger  Str. 
Klitigerschule . . . . 
Klingoratraße .... 
Kloatergaaso  .... 
Klüberstraßo  .... 
Kimblatichatraßo . . 
Koblenzer  Straße  . 

Hochstraße 

Kölner  Straße  . . . 

Königsplatz 

Könlgatelncr  Straße 

Königstraße 

KdiiigawarterStraßo 
Körnerstraße  . . . 
Koselstraßo  . . 
Kostheimnr  Straß«- 
Kranki-nliaua.Stadt. 
Kreuznaeher  Straße 
Kriegerdenkmal  . . 
Kriegkstraße  . . . 
Kritteler  Straße  . . 
Krögerstraße  .... 
Kronberger  Straße 
Kronprinzenatraß« 

Kruggasse 

Kuhwaldstraße  . . . 
Kuuatgcw. -Au»  stell. 
Kuuntvereiu  .... 
KurfUrstenplatx  . 
Kursaal  Milan!  . . . 

Lahnstraße 

Ijtudgrafstraße  . . . 
I»andwirt*rh.  Verein 
Lange  Straße .... 
Launitzotraße  .... 
Leurlmchslraße . . . 
Lenaustraße  .... 
Leonhanl kirrhe  . . 
I.ursm-rstraße  . . . 
Luaflingdenkninl  . . 
Lea  s i n ggv  m n a*  1 u tn 
Llebfraueuberg . . . 

Liebfrauenkin-hc  . 
Liebfrauenschule  . 
Liobfrauenatraße . . 
Llohigntraße  .... 
Lindonstraße  .... 

Löberaguse 

LOhorgasae 

I^öwengaaae  .... 
Lud vw igHtraße  .... 
Lulflonh««f  . . 

Luisenplatz 

Luiaeuhtraßo  .... 
Lutherkirche  .... 
LQtzowstraße  .... 
Luxemburger  Allee 

Xainkai 

Mainntraße 

Mainzer  Landstraße 


Namen-Register  zum  Plan  von  Frankfurt  a.  M. 


B7 

Mauokopf  - Uhr -Br. 

AB7 

Katsweg 

El 

Sophienstraßc  . . . 

ABI,  2 

AB«,  7 

Marienstraße  .... 

AO 

Kauchstraße  .... 

C4 

Kpeckgaase 

E4 

Markt.  Alter.  . 

CO.  7 

Kealschule 

Al;  C4 

Speicher  straße  . . . 

B4 

RC4 

Markthalle 

1)00 

Kechnolgrabenstr.  . 

DO 

Speyers  traß«  .... 

AB3 

BO 

Matthauskirche  . . 

ita 

Kechueistraße  . . . 

D7 

Spital 

Dl 

BO 

Manerweg 

DES 

Reformierte  Kirche 

B6 : C6 

Stade  lache*  Kunst- 

C3 

A7 

Mendelxsohnstraßc 

B2 

Keiner kstraße  . . . 

ca 

Sudelstraße  .... 

C3 

E7 

ce 

Merianstraße  ... 

D2 

KeiuU-ler»traße  . . . 

El 

Stadthalle 

I)« 

c« 

Militarlazarett  . . . 

Al 

Reservoir  der  Fluß- 

Stallburgstraße  . . . 

CDl 

m 

Miquelstraße  .... 

BCI.2 

Wasserleitung  . . 

D4 

Starke  Straße  . . . 

DA.  6 

C'4 

Mittelweg 

C2 

Kethelstraße  .... 

C4 

Station  Fahrtor  . . 

C7 

cm 

Mittlerer  llflsenpfad 

C4 

Routerweg 

BA 

Slaufcitslraße  .... 

BC3 

E2 

CS.  4 

A-C2:  A5 

Mörfelder  I-andstr. 

CD4 

lUrhani  Wagner- 

Stelngasse 

Ct 

A7 

C4 

02 

K4 

MOhlbruchstraße  . . 

1)3,4 

Kinzdenkmal  .... 

E5 

Stiftstraße 

CA 

CI  >2 

MQhlgaase 

Al,  2 

Ködelhelmcr  Straß«- 

Al. 2 

Stollxedenkmal  . . 

C« 

Bft 

Mümltngxtraße  . . . 

K4 

Uoedorbergweg  . . 

DE2 

Stolueatraße  .... 

DO 

D5 

C7 

Kohrbach»tnvße  . . 

Dl 

Straßenbahn -Goa.  . 

B2 

CIH 

Itfl 

Musikantenwcg  . 

D2 

Kömerborg 

C7 

Al;  B2 

Mylluflatraße  .... 

112 

Kömergaase  .... 

C7 

1 *ö;  W 

CA 

Nauhei mer  Straße  . 

A2 

Kosengasne 

ca,  7 

Taabfltumtnenan*’.. 

Dl 

D5 

Nockaratrafte  .... 

An7 

Koßdorfer  Straße  . 

El,  2 

TaunuMtnlage  . . 

AA.« 

A'«.  7 

1 7 

Neue  Börse 

BOA 

Kotes  Kreuz  .... 

EA 

Taunuafltraße  .... 

A7 

in.  7 

Al. 2 

— Mainzer  Straße 

Bft.  7 

v.  Rothschilds  Bibi 

B7 

Textorstraße  .... 

CD3.4 

Ol 

Hothofstraßo  . 

Bft 

— Stiftung  .... 

K2 

Thoaterplatr.  .... 

BO 

CO 

Schlesinger  -(i. 

BO 

— VIIU 

AA 

'l'heohaldfltraße  . . 

YA 

1)1 

Taubenstraße  . 

BC5 

Kotlintfltraße  .... 

Dl 

Tborwaldsenplata  . 

C4 

CI 

- Zoll 

DES,  0 

Küokoristraßo  . 

KO 

Thorw- al  dsen  »traß* 

04 

Dl 

Neugaaso 

CO 

Kuderverein  ... 

D7 

rI*hO  ringer  Straße  . 

D122 

B5 

Neuliofatraße  .... 

Dl 

Kftatoratraße  .... 

AO 

Töngeegasse  .... 

l>0 

Nilieluugenallee  . . 

Dl 

Saalbau  

KO 

TfisriMM  Gmm  . 

C« 

Iȧ 

Niddastraße 

Art.  7 

Saalburgatraße  . . . 

El 

l’hlandschule  .... 

E8 

Afl 

Niedenau  

aa.  6 

Saalgaaae 

C7 

Uhlamlstraße  . . 

VA,1 

CI 

Nikolaikirche.  . . . 

C7 

Saalhof 

C7 

I'lmenatraße  ... 

AA,  6 

A3 

Nordendntraßc  . . . 

Dl 

Sachsenhanaen  . . . 

C-E3,  4 

Cut«*riin<lau  . ... 

AA ; BC2 

K4 

Nordring 

CI 

SachsenUgnr  .... 

C2 

Untermainanlage  . 

B7 

AB3 

Nürnberger  Hof  . 

CO 

1 . Sandherggaßchen 

D4 

Untermainbrücke  . 

CS 

AB2 

— Straße  

ES 

2.  

D4 

Untcnnaink.il  . . . 

B7 

B2 

Oberlimlau  .... 

AS  . CI 

Sandhofstraße  . . 

BC4 

U nt-Koederbergweg 

E2 

AB2 

Obennainanlage  . . 

KO,  7 

Sand  weg 

KA 

\arreutrapp«traCe  . 

A2.S 

K5 

Obertnain  brQcke  . . 

DK7 

Savigtivstraßo  . . . 

B2,  3 

Versorgungshau» 

DA 

C2 

Oberiuainkal  .... 

K7 

.Schäfergasse  .... 

CD5,  6 

Vieh-  u.  Schlachthof 

DES 

D2 

Obermainstraße  . . 

E7 

Schau  malnkai  . . . 

03.  4 

Viktoria- Allee  . 

Bi 

A3 

Oborpnstdirektion  . 

n2 

Schauspielhaus . . . 

117 

Vilbolerstraße  . . . 

DA 

ltl 

Oberrad  ... 

F4 

Seheerengasse  . . . 

E-4 

\ lila  GraneHtui 

m 

C5 

Oedor  Weg  .... 

Clt  2 

Scheidswaldstraße  . 

¥22 

— T.  Rothschild  . 

AA 

A3.  4 

Offenbacher  Üahnh. 

1)3 

Schifferstraße  . . . 

CD3 

VogeUhergatraße 

Dl 

A3.  4 

— Landstraße  . . 

DK4 

Schillerdenkmal  . . 

CO 

Vogelwcid  Straße  . . 

BC4 

CS 

t tperntiau* 

B5 

Schillerplatz  .... 

CO 

V ölkenn  ns«  um  . . . 

CA,« 

BC2 

Opernplatz 

Bf» 

Schillerstraße . . . . 

CA,  6 

W al  dach  in  1 »ita  traßo 

AB7 

Oppenheimer  IjumI- 

Schlachthausgaaae  . 

C7 

Wallstraᯮ 

El,  2 

AS 

— Straße.  Platz  . 

CS 

Schloßatraße  .... 

A2 

Waaeertnrm  .... 

ABI:  Bl 

ABC 

Ostbahnlmf  .... 

DES.  3 

Schnurgaaac  .... 

CO 

Weberstraße  .... 

Dl 

ltft 

Ofltendachulo  .... 

K6 

Schöne  Aussicht.  . 

D7 

Weckmarkl 

A2 

OstendNtraße  .... 

KO,  7 

Si-hopenhauor-I  »km. 

KO 

Welchstraße  ... 

KO 

DA 

Ostpark 

K2 

Schub*  rtatraße  . . . 

B2 

Weideuboraxlraße  . 

A4 

Palmengarton  . . . 

Bl.  2 

Schulstraße 

CD3 

Wellburger  Straße 

A3.  4 

A2 

ralnintraße  ... 

VA 

Schumanuatraße  . . 

B2 

Weißadlergaane  . . 

E7 

Pnpageigasse  . . 

B7 

Schlltzendenkmal  . 

KS 

Wcißfrauenkirehe 

KO.  7 

Paradieagame  . . 

D3 

Schützern» traßo  . . . 

DO  .7 

Weißfraiienatraße  . 

B7 

03,  4 

Parkatraße 

CI,  2 

Hchwalbacher  Str.  . 

A3. 4 

Wendulflweg  .... 

B5 

Parlamontatraße 

E2 

Schwan,  Hotel  zum 

BCO 

Wcrdemtraße .... 

AI 

Dl 

PasNavantatraßo  . . 

C4 

SchwauenstraßP  . . 

YA 

Weaerstraße  ... 

ABO,  7 

07 

Paulsklrche 

C« 

Sch  wan  thalerstraße 

CA 

W«*«teiidplatx  . . 

CI, 2 

Paulsplatz  .... 

CO,  7 

Schwarzburgstraü« 

CDl 

Westeudatifl  ... 

Bi 

K7 

Pestalozzi  Straß«-  . . 

KA 

Schweizer  Platz  . . 

C4 

Weatendstraße  . 

CI 

PaUmkirahe  . 

CA 

— Straße 

C3.  4 

Wielandstraße  . 

CO 

Peteraklrchhof  . . 

CA 

Schwesternkran- 

Wiesenan 

B2 

CO 

Pntersschulo  . 

DA 

kenhaoa  

Dl 

WieaenhÜttcnplatr 

DA 

Potenwtraße  .... 

CDA 

Schwimmanstalt  . . 

07;  DK7 

u.  Denkmal  . 

BC3 

CO 

Pflngatweidstraße  . 

K5 

Schwiiii  m had^jUulL 

DO 

Wiesenstraße  . . 

DE1 

B2 

Philanthropiu  . . 

Dfl 

Schwindstraßo  . . 

B2 

Wilhelmatraße  . 

C4 

B2 

Polizeipräsidium  . . 

DA 

SeckbacherLandstr. 

Kl 

WUlemerrtraße 

DS 

El 

Polyti-eh.  Ge*ell#ch. 

ABO 

Scehof  

K4 

Wingerts  trat«  . . . 

DK2 

D7 

Porzellanbofstraß«' . 

DA.  «1 

Seehofstraßu  .... 

D3 

WUteUbachur  Allee 

DEl,  2 

El 

Praunheimer  Straße 

C2 

Seil«*i>traßo  .... 

DEA 

Wolfsgangs traßo  . . 

BC1, 2 

DO.  7 

El 

Predigerfltraß«  . 

1)0,7 

Senckenborg-Dkm. 

CA 

Keil.  Die 

Cl>« 

1)2 

Proviantiuag.-iziii  . . 

A2 

Seuckenbergstift  . . 

AB2 

/.eißelstraße  .... 

Dl 

1)1 

Pumpstation  ... 

B4 

Senckenbergstraße 

CA 

Zeppellnallee  .... 

ABI 

Dl 

Querstraße 

C2 

Kleberbeitehafen  . . 

B4 

Klefalgana 

CO 

B3 

Kaffs  Konservato. 

Klemensstraße  . . . 

1)3 

/.immerwcg  .... 

A6 

D2 

A7 

1)0,7 

Rathaus 

C7 

Sömmerringstraße  . 

CL2 

Zollhof 

C7 

ABS 

— ritockenhcim  . 

A2 

Sonncmannstraße  . 

I»3 

Zoologiflch»>rGaneii 

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jMnrr  K*mr  Ltixikim.  6 Au/1  HthltodrnphlKrtii'S  Institut  In  Lrtpxlg.  Ztun  ArtiJtfi 


835 


»yrnnffurt  am  SDiain  (Stirnen  unb  weltliche  fflebäube). 


D.  b.  Snunip  in  Dlnnnor  auSgcführten  Sarfopßag 
beS  BaronS  Karl  Kaper  D.  fRotbfh'lb-  Bor  betu 
Untermainfai  liegt,  Bor  fRorbroinbcn  gefhüpt,  bie 
veijenbe,  wegen  ihrer  [üblichen  Rlora  fRijja  benannte 
Bromenabc.  Xie  alten  inlereffanten  Käufer  ber  3u- 
bengaffe  ([e|ct  Bömeftraße)  finb  biS  auf  baS  reftau* 
rierte  unb  in  bie  neue  Straßenfluht  eingerüdte 
StammljauS  bev  Ramüie  SRotbfdjilb  Dcrfhwunben. 

[tttebSube.]  R.  jäblt  9 fatbolifhe,  16  lutherifche, 
2 reformierte  S i r h e n unb  6 Spnagogcn.  Vlufier- 
bem  ftnbBeihäufcr  ber  beutfhfatholifhcn  (freireiigiö* 
fen)  ©emcinbe,  ber  Vllttutheraner,  ber  SRctljobiften, 
ber  Baptiflen  unb  ber  Bcfcnner  ber  englifcpen  Strebe 
»orhanben.  Unter  btn  fatholifhen  Suchen  finb 
bemertenöwert:  ber  X o m , bie  ehemalige  SSahl-  unb 
[eit  1562  SrintungSfircfie  ber  beutfhen  Saijer,  ur- 
fprfinglid)  (852)  eine  Stiftung  Saifer  EubroigS  beS 
Xeutjcfjcn,  hieß  fpSter  Saloatorfirihe,  würbe  1235 — 
1239  neu  aufgebaut  unb  bem  heil.  Bartholomäus 
geweiht.  SS  ift  ein  gotifeber  Sau  mit  weit  Doriprnt* 

aenbem  Querfhiff  (1346  — 64),  einem  Sanghaufe, 
hör  (1315— 38),  Krcujgang  (1348—1477),  ©ahl- 
fapefle  (1355)  unb  SheibSfapclIe  (1487).  Xer  'hfarr- 
türm  würbe  1415  begonnen,  aber  erft  nach  bem  Xom- 
brnnb  Dom  15.  Vlug.'  1867  bureb  Xenjinger  nach  bem 
Blatte  beS  XurmmcifterS  IpanS  0.  3ngel()ctm  (Enbe 
beS  15. 3atuh-)  »oüenbet.  Xie  innere  fluSfdjmttdung 
ift  nach  Entwürfen  Don  E.  o.  Sieinlc  unb  VI.  Sinne, 
mann  auSgefiihrt.  Sieben  ber  SSahlfapetle  liegt  baS 
©rabmal  König  ©üntherS  Don  Shwarjburg  (1349). 
BcmerfcnSroert  ift  ein  jabcrnafel  aus  bem  14. 3ahrb- 
unb  eine  Einbiegung  Eprifti  nah  Don  Xtjrt;  auf  bem 
XomfriebpofSreujigtingSgruppe,  1509  Don3af.$>el* 
ler  geftiftet.  3"  beit  legten  3ahren  Würbe  ber  Xom 
frcigelegt.  Xie  SeonparbStirhe.  ucfprünglid) 
eine  breifdjiffigeSaftlifa,  jept  eine  fünffepiffige  »allen- 
lirebe  mit  jwei  romanifdien  Xilrmen,  jwei  innem 
Bortalen  unb  fd)önem  ©nrtroerf  an  ber  Xecfe,  ift  Don 
1219  ab  erbaut,  feit  1317  mit  einem Sottegialftift  Der* 
bunben;  ber  fpätgorifhe  Epor  ift  1317  erbaut.  Sange 
alb  BorratSmagajin  beniipt,  Würbe  fte  1808  btS 
1811  unb  1882 ’wieberbcrgeflcllt.  Xie  Siebfrauen* 
firebe,  eine  breifebiffige  Stallcnfirhe,  Wirb  juerft 
1314  erwähnt  (Sottegialftift).  XaS  SangpauS  Würbe 
1340  geweiht,  ber  fpätgotifhe  Epor  1506  —09,  ber 
Xuvm  1770  erriditet;  fte  pat  ein  bemerfenöwertoS 
SQbportal  unb  feböne  Eporftflplc.  Xie  pohgotifhe 
XeutfdiorbenSfircbc,  in  ihrer  urfpritnglicben  ©c* 
ftalt  auS  bem  14.  3aprh.,  fleht  neben  bem  1709  neu 
erbauten  XeutfhorbenSpauS  in  Sohfenpaufen,  mit 
fdjmudlofer  Raffabe  (Don  1750),  aber  fepönen,  neu 
reftaurierten SSanbgemälben.  Xie  VI  n t o n i u 3 f i r h «. 
1897—1900  DonSfeenfen  erbaut,  ift  eine  breifdjiffige 
Bafilifa  in  ebler  Rrüpaotif.  XaS  ehemalige  Xomi* 
nifanerftofter  unb  -Kirche  fowie  baS  Sarmeliterflofter 
unb  -Äircbe  Werben  ju  profanen  3wcden  benupt,  er* 
ftere  als  Stabtbafle  für  öffentliche  Berfatmnfungen. 
Bon  ben  proteftantifeben  Kirchen  ift  bie  SRifolai» 
firebe  bie  ältefte.  1264  juerft  erwähnt  biente  fie  im 
15.  3ahrf).  alS  SRatSfirdte,  Würbe  bann  IV»  3ahrh- 
als  Süntcnfpeicber,  1721  als  ©amtfonfirhe  benupt 
Xer  bei  bem  Umbau  Don  1842—47  aufgefepte  guß* 
eifente  Ipcim  mußte  1901  wieber  abgenommen  wer- 
ben. Xie  SSeißfrauenftrcpe,  auS  Dem  15.  3aprp., 
ift  fpätgotifcb  (niit  jahlreicben  Sappen).  Xie  Kntlja- 
rinenfirepe.  1678— 81  Don  SDielcbiorfceßler  erbaut, 
ift  eine  Saalfirhe  mit  feböner  Empore , Silbern  unb 
©laSntalereicn  (nah  Steinlc  unb  Sinnemann)  unb 
Btarmorfanjel.  XieBaulSftrhe,  1789— 1833  als 


Shitibfirhe  erbaut,  War  1848  —49  Sip  beS  beutfhett 
BarlatuenlS,  worauf  bie  beiben  Sronjegebenftafeln 
(1898  Don  Krüger)  am  fjempte ingang  binweifen.  Xie 
XreifönigSfirhe  in  Sad)fenl)aufen  würbe  1875 
bis  1880  Don  Xenjinger  alS  breifhiffige  gotifhe 
£>a[Ieufiripe  erbaut,  bie  EljriftuSfirhc,  1883  Don 
D.  ftauffmann,  bie  Sutperfirdie,  1889  — 93  Don 
Sicher  unb  D.  Äauffmann,  unb  bie  SRettc  BcterS* 
firhe,  1892  — 95  Don  ©rifebad)  unb  Xinflage  in 
norbbeutfher  SRenaiffanee  beS  SiefonnationSjeitalterS 
erbaut  (farbenprähtige  Rcnftcr  Don  Sinnemann). 

Unter  ben  mittelalterlichen  Btofanbauten  Der* 
bient  ber  SRömer  beu  erften  Blap.  1322  juerft  er- 
wähnt, würbe  er  1405  mit  bentfflolbcnenShwan  am 
BaulSplap  angefauft  unb  als  DiatbauS  eingcrihtet, 
feitbem  mehrfach  umgebaut  unb  allmählich  ju  einem 
großen  unregelmäßigen  ffiebäubefompler  erweitert. 
1896—98  würbe  bie  Siomerfajfabe  nah  BlcdelS  Ent- 
tourf  in  prächtiger  Spätgotit  erneuert.  Xen  Saifer* 
faal  fhmüdten  bie  lebensgroßen  Clbilhcr  famtliher 
beutfhen  Saifer,  1838—61  bon  Seit,  Sefiing,  Sethcl, 
D.  Steinle  u.  a.  gemalt;  KarmorftonbbilbKniferSäil* 
helutS  I.  Donßa'upcrt  (1892).  Xaneben  liegt  baslIRa- 
giftratSjimmer,  ebentalS  VBabl  jimnter  her  Kurf  ürften. 
3m  Vlnfhluß  an  ben  Sömcr  finb  1900—03  bie  netten 
iterWaltungSgebänbe  Don  D.  fpooeit  ttnb  SReßer  ernd)' 
tet ; Sübbatt  mit  hohem  Jurnt , Reftfaal  unb  JRatS* 
feiler  in  beutfher  Sfenaiffance,  ber  mit  ihm  bureb  eine 
Überbrüefung  DerbunbenefleinereSlorbbau  miliare’ cf. 
VJont  Saalpof,  ber  an  ber  Stelle  beS  Don  Saiier 
Eubwia  bem  Rronnnen  822  erbauten  ^alafteS  errih* 
tet  ift,  ftanimt  auS  ber  Karolingerjeit  noch  ber  Unter- 
bau ber  Dom  Dia  in  auS  fihtbaren  Kapelle  (ältefteS 
©eböube  berStabt),  ihr  §auptbau  auS  bem  Enbe  beS 
12.  3abrh  Xer  Dorbere  Seil  an  ber  Saalgaffe  ift 
1604,  ber  füblihe  fcauptflügel  mit  ben  beiben  ©iebeln 
1715—17  erbaut,  baran  angelehnt  ber  oben  erwähnte 
Slententurm.  Vln  weitem  Slauten  beS  15.  3abrl). 
finb  erhalten:  baS  SeinWanbhauS,  früher  .()au3  ber 
Scinwanbhänbler,  jept  als  ftäbtifheS  hiftorifheS  Diu- 
feum  auSgcbaut,  baS  5>auS  Rürftenecf  in  feiner  9!äbe 
(baS  praehtDolle  ‘fimmergetäfc!  im  erften  Stocfwerfc 
[1616]  befinbet  fth  jept  im  Sunftgewerbemufeum) 
unb  baS  Steinerne  fcauS  Don  1464  am  SRarlt,  in  go- 
tifhetn  Stile  (f.  Xafcl  »SSohnhauS  I* , Ria.  2),  jept 
im  Sörfipe  ber  Stabt  unb  int  Umbau.  Xie  bürgerliche 
VIrhiteftur  beS  16.  unb  17.  3abrh-  Wirb  repräfentiert 
burhbaSSaljhauS  (imSRömerDiertel)  unb  baS  gegen- 
iiberliegenbe  imuS  jum  Engel  (Don  1562),  beibe  mit 
fhönen  Jiol  jihnipereien,  baS  fenuS  Rrauenftein  mit 
SSanbmalereien,  Die  ©olbene  SSage,  Don  ber  Stabl 
gefauft,  1899  umgebaut  (beachtenswerte  Raffobe) ; 
alS  öeifpiel  einer  £>o[cinrid)tung  bient  ber  SRebftod 
in  ber  ftruggaife.  VllS  intereffante  Bauten  auS  bem 
18.  3abcb.fteaen  fth  bar:  baS  Xf)unl  unb  XayiSfhe 
Calais  in  ber  Efdtenbeimer  ©affe , nah  Entwürfen 
bc  EoltcS  1732 — 41  Don  ipaiibcrat  erbaut,  bon  1816 
biS  1866  Sip  beS  beutfhen  BunbeStagS,  unb  bie  bei- 
ben reformierten  Sirdten.  Sor  allem  tft  hier  baS  ©e- 
bitrtSbauS  ©oc!bc8(©roßcr!pirfhgrnben)  ju  nennen, 
Eigentum  beS  Rreien  beutfehen  ©ohftiftS,  im  3nttem 
möglihft  getreu  wieberbergefiellt,  feit  1897  mit  einem 
©oetbemufeum  Derbunben. 

ffion  ben  ntobemen  öffentlichen  Bauten  ftttb  bie 
bauptfählihften : bie  StabtbiMiotbef  (1820—  25 
erbaut,  1891—93  erweitert  unb  umgebaut,  mit  Säu* 
(enportal  unb  Borballe ; ffioetbeflatue  inDlarmor  Don 
äRarebcii  Xeefengemätbc  Don  Kirhbaefi,  Stanbbilber 
unb  ©üften  berühmter  Rranffurter;  300,000  ©änbe, 

53* 


836  Sranffurt  am  5D!ain  (©enöllerung,  Grmer6«jtoeige,  S3ohltätigfeit«anfialtcn). 


unb  ftiibtifdjr  Münjfamntlung  Bon  20,000  Stüd); 
brr  S a a I b a u mit  geft*  unb ftongertfälen  BDit£>,®ur* 
niß,  1861  eröffnet;  bie  3ieftauration«gebäube  be« 
^oologifdjen  unb©almengarten«,  erftere«nad) 
planen  Bon  Sagtet  unb  Shirtn,  legiere«  nad)  betn 
©ranbe  Bon  1878  oon  Sdjmibt  wieberbergrftetlt ; ba« 
Vlltienbotrl  jum  granffurler  £)of  (Bon  Mt)liu«  unb 
©luntfcbli,  1876  eröffnet);  bao  Slabtarcbio  (hinter 
beut  £om),  in  aotifdiem  Stil  Bon  Stenjinger  erbaut, 
1878  bcjogcn;  ba«  3täbelid)e  Äunftinftitut  in  Sad)* 
fenbaufen , 1878  Bon  C.  £ommer  erbaut;  bie  neue 
©örfe  oon  ©urnig,  mit  grobem  ©örfcnfaal  unb 
reiebem  gaffabenfebmud,  1878  eröffnet;  ba«  Opern« 
bau«,  ©racbtbau  in  italienifdjer  Sicnaijfance,  1873 
bi«  1880  nad)  ©länen  Bon  2ucae  (geft.  1877)  erbaut ; 
ba«  Scbaufpielgau«  1899—1902  natb  Seeliitg« 
Plänen  in  mobcmer  Senaiffance.  ©on  ben  japl* 
reichen  £d)ulgebäuben  ber  neueften  ffeit  ftnb  beröor» 
jupeben  ba«  Woethegbmnajium  (1897  Bon  grobe* 
niu«),  ba«  Ceffingnbmnaftum  (1902  Bon  Sebmibt), 
bie  Sachfcnbäufcr  fiealfcbule  (1900)  unb  bie  Mufter* 
fcbule  (1901).  7lnbre Neubauten  ftnb:  bie  MarftbaHe, 
1877 unb  1878in®la«unbGifen  erbaut;  berSdtladjt» 
unb  Siebhof,  1882  — 85  erricbtet,  1896—1902  be. 
beutenb  erweitert  (glädjenrauut  11V«  fjeftar),  ba« 
ftäbtifcpe  Srantenbau«  am  Sanbpof,  ba«  ©olijeiprä* 
fibium  unbllolijeigefängni«,  berguftijpalaft  unb  ber 
1887  eröffitete  Spauptbahnpof,  einer  ber  größten 
unb  fdjöttften  ber  Seit  (Bgt.  Safel  »©ahnpöfe  I«, 
gig.  2;  Safel  II,  gig.  1,  unb  Safel  »Gifenbau  II«, 
gig.  1);  bie  faiferltdie  Dberpoftbireftion,  1891—95 
erbaut,  im  ©oflpof  Senfmal  jtaifer  Silbelm«  I.  Bon 
Krüger  (1895),  ba«  ftiibtifcbe  Gleftrijitätsroerf  (1893 
bi«  1894),  ba«  ftäbtifcbe  £d)Wimmbab,  1894 — 96  Bon 
Solff;  ber  £>  i p p o b r o m (1897 — 98),  größte  SKrit- 
babn  in  SJcutfcblaitb,  auch  ju  Jtonjertgweden  Berwen* 
bet ; außerbem  mehrere  Monumentalbauten  für  San* 
len,  Serficberung«gefellitbaften,  ben  ©roßbanbel  unb 
£>otel«.  nteift  im  Menaifjance  • unb  ©aroefftil. 

IVeoölterung , CrtBtrk«}toctge  te.]  Sie  SßttJ&lfe» 
rung  oon  g. , ba«  1800  etwa  40,000  Seelen  jaulte, 
war  1867  auf  78.0CX),  1885  auf  154,441,  1890  auf 
180,020,  1895  auf  229,279  angewacbfen.  Sie  Soll«* 
jäbtung  1900  ergab  eine  ort«anwe[cnbe  ©ebölfcrung 
Bon  288,989  ©erfonen ; Bon  berfelben  (paren  60,9  © roj. 
©roteftantcn,  30,»fiatljolifen,  7,e  gbraelcten,  0,«  ©rot. 
anbent  ©elcnntniffe«.  VI m 1.  San.  1904  Würbe  bte 
©eoölferung  auf  312,000  Seeten  berechnet. 

Sie  ©eroerbtätigleit  in  g.  ift  fepr  lebhaft  unb 
Bielieitig.  MttWIÜd  unb  Energie  bat  eög.Oerftanben, 
ben  Sfüdaang  be«  ©örfengc|d)äfte«  burcb  Entwer- 
tung ber  ©roßinbuftrie  au«jug!ei<ben.  Sebeutcnben 
Einfluß  auf  biefe  Enttoidelung  halte  bie  eleltrifcbe 
V!u«itellung  Bon  1891.  3n  erfter  üinie  flehen  bie 
Serie  ber  elcftriidjen  gnbuftrie,  Mafcbinm*  unb  We- 
taUmarenfabrilen  unb  cbemifcbcgabrifen.  SieStbup* 
inbuftrie  ift  burcb  jahlreidje  gabrilbelriebe  Bertreten. 
Sieben  ihnen  nehmen  gabrifen  für  ©djmirgel,  Vlfbeft 
unb  Soilettefeifen,  ©augefcbäfte , Metallgießereien, 
Strobbutfabrifen  unb  ^aarfcßneibereien.  Sie  ppoto* 
grapblich  en  ©ewerbe,  Stein*  unb  Äupferbrudereien, 
Schriftgießereien  unb  eine  fartograpbOcbeVlnftalteine 
beroorragenbe  Stellung  m ber  beutfeben  gnbuftrie 
ein.  Sie  gahre«probultion  ber  13  Bierbrauereien 
belief  fid)  1902  auf  973,302  hl. 

fcanbel  unb  ©erlebt,  g.  ift  ftnotenpunft  ber 
Sinien  g.-^tanau-Vlfcbaffenburg,  g.-8ebrn,  g.- 
©ießen.  g.-iromburg,  g.-Simburg,  g.-SSieberlahn« 
ftein,  g.-©olbftein  (nad)  Maitij , refp.  Mannheim), 


g.«£acbfenbaufen-Offenbacb  ber  ©reußifdjen  Staat«- 
bahn,  g.-Jtetbelbera  ber  Main-Stecfarbahn  unb  nreb 
rererSofalbahnen-  Eine  ©erbinbung«bal)n  nermitteU 
ben  Serfehr  jWifdjen  ben  einzelnen  ©abnböfen  unter* 
einonber  unb  mit  bem  Mainbafen.  Sampfftraßen» 
bahnen  führen  nach  einigen  benachbarten  Crtcit  unb 
in  ben  befonber«  im  Sommer  flart  befuditett  Stabt* 
walb;  eine  eleftrifcbe  Straßenbahn  (in  ftäbtifebent 
©efiß,  Bon  39  km  Sänge;  1902  ©eförberung  Bon 
61  MilL  ©erfonen)  bunblreujt  bie  Stabt  nach  allen 
Sichtungen.  Gin  Selepbomteg  mit  über  9000  «stabt* 
anfehhiften  burcbjiebt  bie  Stabt.  Ser  Serfebr  auf 
bem  Main  hat  fiep  feit  ber  Kanalifterung  beöfelben, 
ber  Vlnlage  be«  neuen  £>aftn«  unb  ber  Errichtung 
neuer  Siagerpäufer  (1900  01  ©etreibe  * 3tloipeid)er. 
19,700  Ion.  faffenb)  unb  Eagerpläße  bebcutenb  ge- 
hoben, ba  alle  Sibrinfcbiffe  btrelt  bi«  g.  gelangen 
fönnett.  Sie  Serfebr«leijtung  be«  Main«  ftieg  Bon 
1887 — 1902  Bon  15.3  auf  59,3  Miß.  Sonnenüilo* 
meter  (1900:  6*4,07).  Slameittlidj  hat  [ich  ber  $>anbel 
in  Metallen,  Gifen  unb  Stahlwaren,  in  2ebet,  £>äu* 
ten  unb  gellen,  Kolonialwaren,  Steinlohlen  unb  Sein 
in  g.  au«gebilbet.  Manufaftur*  unb  Mobe*,  jumal 
Seibentoaren  unb  fogen.  Ronfettionäartifel  (fertige 
©arberobegegenftänbe , ®u«ftattungen)  fegen  eben* 
fall«  große  Summen  um.  Sa«  ©ücberantiquariat 
Wieaud)ber?lntte)uitatenbanbel  flehen  in  f)ober©Iüte. 

®ie  betben  Meffen  (grühjahr  unb  fjerbit),  auf 
benen  im  16.  unb  17.  gahrp.  granlfurt«  ©röße  unb 
'Jleidjtum  beruhten,  finb  bebeutrmgglo«  geworben.  9hrr 
bie  Sebennejfcit  unb  bie  ©ferbentärfte  haben  ftd)  auf 
ber  alten  2>5he  erhalten.  ®cr  wiebtigfte  aller  j>an* 
bel«}Weige  granlfurt«  ift  ba«  ©elb*,  Secbfel*  unb 
©anlgeföböft.  Vluf  ipm  beruht  bie  internationale  ©e< 
beutung  granlfurt«,  ba«  immer  noch  einer  ber  erftm 
Secbfcl*  unb  ©örfenpläge  Europa«  ift.  Eine  Jieub«* 
banfbauptftelle,  mehrere  VUttenbanfen  (grantfurter 
©anf,  Mittelbeulfdte  Srebttbanl,  SJeutfcpe  Effetten* 
unb  Sedjfelbnnf,  $eittfd)e  ©creinäbanf,  S:cutfibe®e* 
noffeuicbaft«banr)  unb  gilialen  ber  Steutfcben  ©anl. 
ber  libfontogcfclljchaft  u.  a.  unb  eine  Seihe  non  ©ri* 
Batbanfen  erften  Mange«  Bermitteln  ben  ©elbBerfepr. 
Vlufter  ber  gonbäbörfe  (Borntittagä)  mit  bem  tpaupt* 
börfenberfehr  befiehl  in  ber  Effeftenfojietät  eine  regtl* 
mäßige  Vlhenbbörfe.  Spc gellen  3tBeden  bienen  bie 
fchPotpefcnbanf,  iibpotljefenfrebitBerein , 2anbwtrt* 
fdtaf  tlicpe  Ärebitbanl,  granffurter  ©aubant,  ©ewerbe* 
taffe,  ©erTtd)erung«*  unb  iHütfBerftd)crung«gefeUfd)af  ■ 
len(©roBibentia,  ©pöniy,  ©ermanta  u-a.), oparbanf. 
Sparraffe,  Grfparung«anftalt,  ©fennigiparfaffe  :e. 
Einrichtungen  jur  Siegelung  ber  Vlrbciteroerhälmtife 
ftnb  bie  ftäbtifcbe  V!rbeiten>crmiltelung«fte[le , ©oll«* 
füd)en,  ?lit«funft«ftelle  für  Vlrbeiterangelegenbeücn 
unb  bon  Vlrbeitern  gegrünbet:  ©ewertfcbaftSpan«, 
‘örheiterfefretariat , Vlrbeiterbibliotpef  unb  ^terberge. 
3n  bem  Qnftitut  für  ©emeinwopl  unb  bem  Soätalen 
Mufeutn,  ba«  einc3entra(ftellefürftäbtifcbeunb  länb» 
liebe  Soplfahribpflege  für  bie  ©roninj  6effen*9?affau 
barftellt,  finben  bte  pralttfebcn  fojialen  ©eftrebungen 
einen  MittelpunK. 

gaplreicb  finb  bie  SSobltätigIeit«anftatten 
unb  bie  Sereine  für  milbe  3»ede.  ilieben  bem  fiäbti* 
fepen  firanfenpau«  beftepen  ba«  fceiligg  ei  ft -Spi- 
tal (feit  1278  Boriommenb,  feit  1839  in  einem  5Beu* 
bau),  ba«Sendenbergfd)e  Stift,  ein  §ofpitaI  für 
©ärger  unb  ©frünbneranftalt,  non  bem  Vlrfl  (loh. 
Epr.  Sendenberg  (geft.  1772)gcftiftet;  japlreicbe  »lt* 
nilen,  Vinnen*  unbÄrianfenanflalten  unb  -Kaifcn  jeg- 
licher Vlrt  bienen  ber  Unterftüßung  in  Kran^eit«* 


ui  t'UMMil  s.iqjHti|iiiuÄo!|qiy 


837 


grailffurt  am  3Kaitl  (©ilbungdanftalten,  Beerben,  SKililäc  ic.;  ffiefcpidjte). 


fällen;  Saifenanftaltcn , Stinbergärten  unb  fipnlicpe 
3nftitute  iinb  ber  ®rjiepung  elternlofer  ober  unbe- 
mittelter Jtinber  gewibmet.  Ser  allgemeine  ©Imofen- 
faflen  (1428  gegrünbet,  1532  reformiert),  bie  Ion« 
fejiionetlcnVllmujenlaftcn,  einSnnenoerein,  eine  ©n- 
,;at)l  Stiftungen  (j.  ffl.  bie  grcipertl.  Start  n.  SHotp- 
fcpilbfdpe  Stiftung)  unb  ber  grauenBerein  ergänzen 
bie  feit  1883  und)  bem  Stberfetber  Shftem  umgeftal- 
tele  ftäbtifipe  ©rmenpflege.  ©ufeer  bent  ftäbtifdjen 
©erforgungapaud  für  ©Itcrdfepmadfe  gibt  ed  mehrere 
lonfejfioneUe  Serforgungdftiftungen  unb  Siedjen- 
fjäufer,  ein  ©fpl  für  Dbbadjlofe , eine  3rrenanfialt, 
eine  Jaubjmmmcn-Srjiepungdanftalt,  eine  Blinben- 
anftatt  ic. 

[tBitOungdanttaften.  iHcliörpen  ic.)  Ser3»genb- 
bilbung  bienen  2 ftäbtifdie  ©pmnaften  (barunter  cinS 
mit  graulfurter  Hcprplan)  unb  ein  toniglidjeS  ©fern- 
nnfium,  ein  ©läbcpengpmnaftunt  (1901),  2 SRealgpm- 
nafien  (eind  mit  i>an’belöfcf)ule) , eine  Eberrcalfdjule 
unb  3 SHcalfcpuIen,  ein  latp.  ©rogpmnaftunt,  3 fiötiere 
SBepterf (pulen , baoon  eine  mit  Sebrerinnen jeminar, 
japlreiepe  ©littel-  unb  ©olldftpulen,  fymbdd»  unb 
grwcrblicpe  gortbilbungdidjulen.  Eine  ©[abemtc  für 
Sojial»  unb  fianbetdwifjenfdpaften  nturbc  1901  er- 
riebtet.  Sad  gnftitnt  für  experimentelle  Sperapie 
(1899  naep  g.  oerlcgt)  bejmedt  Äontrolle  über  bie 
Jpcilfcra , uorübergebenb  auef)  RrePdforfcpung.  Sad 
otäbeljebe  Shm|tinftitut  (1816  »on  bem  Sanfter 
3-  gr.  Stäbel  gegrünbet)  betipt  eine  reidje  ©cntälbc- 
nnb  Stupferflüpfammlung  iotoie  ©ipdabgflffc  nad) 
©ntilcn , baneben  aud)  eine  Shmftbibliotpel  unb  eine 
Jhmftjd)ule.  Sie  Stunftgewcrbefdjule  bed  ©tittclbeut- 
fepen  Shmjtgerocrbcncremd  befipt  eine  Sorfcpule  unb 
Berjdjicberic  gacptlaffen.  Ser  SSerein  unterhält  ba- 
neben eine  gadjbibliotpcl  uitb  eine  permanente  Stunft- 
getoerbeauäftellung,  ber  StunftPercm  eine  permanente 
©etnälbeauäjtcllung  (»um  ©erlauf).  Sa 3 ftäbtifdje 
piftorifepe  SRufeum  entfalt  eine  perporragenbe  Samm- 
lung oon  ©emälben  unb  Altertümern.  Sad  greie 
beutfepe  ö o dp  ft  i f t (f.  b.,  in  ©oetped  ©aterpaud) 
famntelt  eine  literarpiftorifcpe  ©ibliotpcl  unb  Peran- 
(lallet  ©ortragdjpllen  unb  Ginjcloorträge  aud  allen 
SSiffendgebieten,  bad  Scndenbcrgfdpe  Stift,  bie  bamit 
Perpunbene  Sendenbcrgjdjc  naturforfdjenbe  ©efefl- 
fd)aft  (1817  gegrünbet  unb  im  ©efip  eined  natur- 
piftorifdjen  SRujeumd  unb  boianifepen  ©artend  nebft 
anfcpnlitper  ©ibliotpel),  ber  ©ppulalifcpe  (perbunben 
mit  Saboratorien  unb  SHBntgemnftitut)  unb  ©cogra- 
ppifepe  ©ercin  Spejiallurfe  unb  Sinjcloorträge  iprer 
Siffenfepaften.  Sie  ©olpteepnifepe  ©cfcüfepaft  (ge- 
grünbet 1816),  ber  aud)  ber  genannte  SRittcIbeutfcpe 
Sfunflgcwerbcpercin  fid)  ange)(ploffen  pat,  ift  fflrün- 
berin  oerfepiebeuer  nüplidpcr  3n[htute  (fu  Sparlaffe, 
Blinbenanflalt)  unb  einer  ©ibliotpel  meift  getoerb- 
litpen  3npaltd.  Sancben  beftepen  bie  Stabtbibliotpel 
(f.  oben),  bie  SRotpicpilbfepe  bffentlitpe  ©ibliotpel, 
©olld-  unb  greibibliotpefen  unb  japlreicpe  Heinere 
Spejialbibliotpelen  Poit  Sereinen  unb  3nftituten. 
^fioci  äßuftllonfctBatoricn,  eine  ©efangfepulc,  eine 
©lufilfcpulc  unb  Diele  ©tufifBereine  (ber  ©pilpanno- 
nifepe  ©erein,  ber  (Säcilienoereiu , Küplfdje  Befang- 
nerem u.  a.),  Por  allen  aber  bie  SRufeunidgefeUftpatt 
(im  »Saalbau«)  pflegen  bie  ©iufit  Ser  grauen- 
bilbunadoercin  Pefipt  eine  Rodtfepule  unb  eine  ge- 
rn cvblidje  gortbilbungdjdpule.  3”  g-  erftpeinen  fieben 
gröfeere  tägtid)c  Leitungen,  beren  bebeutenbfte  bie 
bemolratifepe  »granffurter  Leitung«  (f.  biefen  ©rt., 
S.  841)  ift,  baneben  eine  bebeutenbe  ©njapl  perio- 
bifdjer  gatpjeitfepriften.  g.  ift  ber  Sip  japlrciipcr 


©epprben:  ©olijeipräftbium,  jitgleicp  Sanbratdamt 
für  ben Stabt*  unb  Sanbtreid,  Dbcrlanbedgeriept 
(für  bie  Canbgericpte  g.,  Jiedpingen,  Himburg  a.  2., 
Sleutpicb,  Siedbaben;  ogl.  3ün  ger,  Serritorien  unb 
tReiptdquellen  im  ©ejirl  bed  Cberlanbedgeritptd  jug., 
Siedbab.  1896),  2anbgeridit  (für  bie  ©mtdgeriepte 
Sodenpeint,  g.,  feomburn),  Oberpoftbireltion,  lönig- 
licpe  ©ifenbapnbireltion,  ffotl-  unb  Steuerämter,  J)an- 
beldlantmer  unb  cnangelifeped  Stonfiftorium.  Sie 
itäbtifepen  ©epörben  gipfeln  in  bem  äSagiftrat  (26 
iüitglieber)  unb  64  Stabtoerorbncten.  Sic  ft  ä b t i • 
fepen  Sinnapmen  betragen  bei  ber  allgemeinen 
©crtoaltung  naep  bem  ©oranfcplag  für  1904: 
28,292,790  SDit,,  bie  ©udgaben  im  Crbinariunt 
28,388,400  äHt„  im  eptraorbinarium  8,410,320  ©it. 
Ipierju  treten  no<p  bie  ©etriebdncrtpaltungen  mit 
32,864,570  ©tl.  im  Orbinarium  unb  3,421,800  Sil. 
im  Sftraorbinarium.  Sie  bcbeutenbften  europäifipen 
unb  aupereuropäifipen  Staaten  paben  Jtonfulate  in 
g.  Son  ©JilitärbepBrben  finb  picr  bie  Rommanbod 
bed  18.  ©nncetorpd,  ber  21.  Sinifion,  ber  21.  iTa- 
Paüeriebrigabe,  ber  21.  gelbartitleriebrigabe,  ber  42. 
3nfanteriebrigabe  tmb  bad  ©e jirldlomnianbo  (vranf- 
furt  a.  ©i. ; bie  fflarnifon  bilbet  bad  1.  furpcfjiftpe 
Snfanterieregiment  SRr.  81 ; bad  2.  naffauiftpe  gelb- 
artiüerieregimenl  Sir.  63  »grantfurt« , jur  grant- 
furter  ©aniifon  gepbrig,  liegt  in  ©odenpemt.  — Sad 
Sappe n ber  «tabt  ift  ein  lucifser,  golbgelrbntcv  unb 
•beweprter  ©bler  in  SRot  (f.  Vtbbilbung , 3.  834). 

©n©ergnüaungdorten  ftepen  noran ber©al* 
mengarten  unb  ber  jootogiftpe  ©arten,  beibe  mit  tag- 
tidjen  Sonjerten.  Spajiergänge  in  ber  Umgebung: 
in  ben  bebcutenben  Stabinjatb.  in  bem  aud)  in  b'cr 
Diäpe  bed  Sorfed  ©ieberrab  bie  ©ferberennen  ftattfin- 
ben  (am  ©fingitbiendtag  Solldfeft,  fogen.  Sälbeped- 
tag),  naep  Sergen,  ©odenpeim,  Sjaufen,  SRBbetpeim. 
Ser  Inunud  tuirb  uiet  befudpt,  ebenfo  Dbenroalb  unb 
Sipeingau.  Sgl.  bie  »Starte  ber  Umgebung  non  g.« 

ldicfrf]irf)tc.|  Sie  Stelle,  mo  peute  bie  ©Itftabt  liegt, 
war  eine  funipfige,  non  jablmcpen  glupamten  burd)- 
»ogene  Sfieberung  unb  ift  bcdpalb  fpäter  bebaut  wor- 
ben atd  bie  tiodjcbene  obcrpalb  berfelben.  g.  tuirb 
erft  793  urhinblid)  genannt,  tommt  aber  ftpon  794 
ald  nampafter  Drt  nor.  Start  b.  ©r.  baute  fiep  an 
ber  »grantenfurt«  einen  Slönigdpof,  ber  an  ber  Steüe 
ber  jepigen  St.  2eonparbdtir^e  ftanb,  unb  pielt  794 
picr  eine  StirtpenPerfammlung,  auf  tueleperber Silber- 
bienft  Pcnnorfen  tnurbe.  Üubtpig  ber  gromme  tnäplte 
g.  jum  Sopnfip,  liefe  an  ber  Stelle  bed  fpätern  Saal- 
pofd  einen  noep  gröfeem  ©alajt  erbauen  unb  umgab 
bie  Stabt  838  mit  ©iauern  unb  fflräbcn.  ©ad)  bem 
©ertrag  non  ©erbun  (843)  tourbe  g.  bie  Stäupt» 
ftabt  bed  offfränliftpen  Siticpcd  ober  Seutfep- 
lanbd.  Sad  päufigeSertncilen  ber  Staifer  unb  Stönige 
ing.,  bie  toieberpoit  pier  abgepattenen  Sieicpdtage  tmb 
Stircpennerf  ammlungen,  bie  fe  rruptung  eined  geijllitpen 
Stiftd  unb  bie  japlrciepen  Stpenlungcn  an  bte  bortige 
Stirtpe  förbertcu  bad  ftäbtifdje  ©emeimoefen  ungemein. 
'Jiacpfcem  Staifer  griebrid)  I.  1152  picr  getoäplt  tnor* 
ben,  tnurbe  bieStabt  perlömmliepSaplitabt  ber  beut- 
fepen  StBnige.  1245  würbe  g.  unmittelbare  SH  c i dt  d « 
ftabt,  unb  1250  würbe  bie  ©urggtaffepaft  bafelbft  in 
bad  SRcicpdfepultpeifeenamt  nerwanbdt.  Ser  grant- 
furtcr  SepBppenftupl  war  ber  Dberpof  (Dbergeriept) 
für  bie  ganje  Sclterau  unb  bie  angrenjenbe  t^egenb. 
Sie  ©ewalt  in  ber_3tabt  lag  juerft  in  ben  fcänben 
bedSogtd  unb  bcd  Scpultpcifeen.  Sdpon  früp  wäplten 
fiep  febod)  bie  Sürgcr  eigne  ©ürgermeifter  mit  Sei» 
fipem,  benen  bie  ©olijeinerwattung  unb  nicbere  ©e» 


838 


Syranffurt  am  fDiniit  (©cfcßicbte). 


ricbtäbarfeit  oblag,  imb  ba  biefe  bie  ®unft  bei  Raifer« 
genoffen,  warb  bie  SSürbe  bei  Bügte  cnblicb  jur  yjeit 
bei  Interregnum«  (1257)  ganj  beteitigl.  Raifer  Hub- 
roig  ber  Baßer,  bcrn  bie  $ Arger,  obgleich  griebndb 
Bon  Öflerreid)  fd)on  Sachfenhnufeii  befept  batte,  bie 
Sore  ber  Stabt  öffneten,  gab  berfclbcn  132»  bie  Sr- 
laubnii,  ade  ihre  oerpfänbetcn  Sinfünfte,  finiter  unb 
3ied)te  ein  julöfen,  fowie  bie  (Erlaubnis,  Bünbnijfe  ju 
fdjließen.  2lud)  in  g.  würben  bie  fläbtifeöen  fimter 
allmählich  ein  Srbteil  einjelnet  alter  Seid)! echter,  toai 
ju  Bielen  Streitigfeiten  mit  ben  3ünften  beit  Anlaß 
bot.  Raifer  RarflV.  teilte  enblidb  ben  Stat  in  bie  brci 
(je  aui  14  SJiitgliebem  beftebcnben)  Banfe  ber  Stböf- 
fen,  ber  ©emetnbe  unb  ber  fünfte.  Surd)  bie  ©oi- 
bene  Butte  Würbe  ff.  1356  beftänbige  SB a b I ft a b t 
ber  beutfehen  Raifer,  mit  berSerpfftdjtung,  ben  SSafil* 
aft  ju  {(binnen;  löSnpre  fpäter  brachte  bie  Stabt  bai 
Sdjultbeißenamt  an  ficb-  Sorjüglicbe  Serbienftc  um 
feine  Saterftabt  erwarb  ft<b  Clnfob  Rtioblaudj,  ber  bei 
jVaifer  Hubroig  unb  ftarl  XV.  bie  wicbtigften  Brißile- 
gien,  j.  8.  bai,  jährlich  neben  ber  feit  1240  beftebcn- 
ben §erbftmeffe  eine  Cftenneffe  ju  balten , unb  bai 
SRünjrccbt  für  g.  erwirfte.  ßr  löfle  auch  bie  faifer- 
licbe  Bfatj  ein  unb  flellte  fte  wiebcr  ber. 

Sie  Sieformation  fanb  1530  in  g.  Sjngang. 
Sfad)  einigem  3ögem  trat  g.  1536  auch  bem  Schmal- 
falbifcben  Bttnb  bei,  öffnete  jeboeb  ini  Sejember  1546 
nach  beut  ungtücflidjen  gelbjug  ber  Serbünbeten  an 
ber  Sonau  ben  Raiferlicben  feine  Sore.  1531 — 46 
mürben  in  g.  mehrere  Ronoente  ber  proteftantißben 
gürften  abgebalten,  Wie  aueb  1558  hier  auf  einem 
Siecd)8tag  ber  granffurter  9tejeß  (f.b.)  gefcbloffcn 
Warb.  ®eit  1562  war  g.  auch  Krönung« jtabt  bei 
Seutfdjen  Sleidje«.  211«  Raifer  SRattbiai  1612  bie 
ftäbtifeben  BriBilegien  beftätigte,  fam  ei  ju  erheblichen 
Diubeftörungen,  Intern  ftdj  ein  Seil  ber  Biirgerfebaft 
unter  Heilung  Don  Gingen jgettmildj  gegen  ben  9iat 
erhob  unb  ber  Böbel  eine  äubenuerfolgung  begann. 
Ser  Raifer  beauftragte  SKainj  unb  Heijen-Sanicftabt 
mit  ber  HcrfteUung  ber  Crbnung,  wa«  jeboeb  erft 
1616  gelang,  wo  ber  Bürgcrnertrag  erricbtel  unb  bai 
3unftmefen  aufgehoben  Würbe.  Sieguben  erlangten 
»om  Raifer  ein  Mandatum  poenale  reatitutorium, 
jogen  unter  fDiilitnrbcbecfung  toicber  in  bie  Stabt  ein 
unb  machten  bett  lag  berDirtcffcfjr  (20. 2lbar)  ju  einem 
jährlichen  gefttag,  ber  ben  Samen  $urim  Binj  führt. 
3m  Sreißigjäbrtgen  Kriege  wußte  g.  fteti  bie  Neu- 
tralität ju  behaupten,  hatte  aber  bennod)  Biel,  jumal 
burd)  bie  Beil , ju  leiben.  3m  SBeftfälijeben  gricbcn 
würbe  e«  ali  Seiebaitabt  beftätigt.  1681  fanb  hier 
ein  Ro.ngrcß  ber  beutfehen  gürften  ftatt,  um  ber 
franjöfifdjen  SÜiHfür  entgegen jutreten;  boeb  fam  ei 
infolge  Bon  Nangflreitigfeilen  unter  ben  öefanbten 
ju  feinem  Siefuttat.  211«  fid)  bie  Bürger  wegen  ber 
brilcfenben  2Ibgaben  unb  bei  roiHtürlicpm  Stegiment« 
an  ben  Raifer  mctibeten,  gab  biefer  ber  ftäbtifeben  Ser- 
faifung,  namentlich  burd)  Sinfepung  bei  Bürger- 
auifebuffe«,  eine jeitgemäjje finberung.  2Bäl)reiib 
bei  Siebenjährigen  Äriegei  Würbe  g.  Bon  ben  gran- 
.jofcri,  bie  feit  1757  öfter«  Xruppen  batten  burchmar- 
lcbicren  laffen , 2.  3an.  1759  befept  unb  behielt  trop 
bieler  Broteite  bie  franjöfifebe  Befapung  bii  jum 
Schluß  bei  Rrieaei. 

3m  franjönfeben  Beuolutionifrieg  bemächtigte  ficb 
Suftine  im  Ortober  1792  granffurt«  unb  legte  ber 
Stabt  eineRontribution  Bon  2WiQ.®ulben  auf.  Ihm 
2.  Sej.  b.  3-  eroberten  bagegen  bie  aui  ber  Cham- 
pagne juriieffebrenben  Breußen  unb  Reffen  unter  Nil- 
djel  bie  Stabt  wieber.  1796  befepte  ber  öfterreübifdjc 


®eneral  B.  ©artenileben  biefelbe,  fonnte  ficb  aber 
gegen  bie  granjofen  unter  Rüber,  ber  bie  Stabt  15. 
3uli  beschießen  ließ,  nicht  halten,  unb  abermals  würbe 
ber  Stabt  eine  Branbfcbapung  Bon  6 SJtiH.  granf  in 
®elb  unb  2 SJtill.  in  fiieferungen  auferlegt.  Sarauf 
Würbe  bie  Stabt  2.Sej.  1796  für  neutral  erflärt.  wa« 
ber3{eid)ibeputatioii8hauptfibliißjuSegeniburgl803 
beftätigte.  g.  blieb  SfeicbSftabt  u.  erhielt  iiberbie«  alle 
in  feinemÖebietliegenbciigeiftlicbenBcftpungeii.  3m 
3anuar  1H06  befepte  ffleneral  fiugereau  mit  9n00 
ÜSannbieStabt  unb  erpreßte  Bon  ihr  abermals  4 Still, 
granf.  iliit  ber  Stiftung  beiSfbeinbunbei  Berlar 
fie  ihre  Selbflänbigfeil  unb  Würbe  ben  Staaten  bei 
gürften-Brima«  Rarl  B.  Salberg  (f.  b.  2)  einBerleibL 
Schon  6.  Sept.  1806  trat  biefer  bie  Negierung  an  unb 
gewährte  ben  3ubcn  bürgerliche  Siechte.  oermoebte  je- 
boeb nicht,  ber  auswärtigen  (Bemalt  SBiberftanb  cu 
leiften.  1810  Würbe  g.  bie  fjauptftabt  bei  neugefebaf- 
fenen  ©roßberjogtum«  g.  (f.  b.,  S.  834).  Bin 
2.  SioB.  1813  jogen  bieWUiierten  in  g.  ein  unb  ftettten 
ei  einftweiien  unter  ben  Bon  Stein  geleiteten  3entral- 
Bcrwaltungirat.  Sie  SSiener  Rongreßafte  erflärte  g. 
ju  einer  gr eien  Stabt  bei  Seutfcben  Bimbci,  unb 
1816  warb  e«  Sip  bei  Bunbeitagi.  Son  wichtigen 
golgen  War  ba«  berüchtigte  granffurterBttentat 
(f.  b.)  Bom  3.  Wpril  1833.  3m  3- 1836  fcßloß  lieh  g. 
bem  Seutidjcit  3otlBerein  an.  Surd)  einen  18.  ‘Diät; 
1842  abgefchloifenci!  StaatiBertrag  trat  Citerreid) 
unter  SWitwirfung  bei  Jiorf).  unb  Seutfcbmcifteri  alle 
®üter  (bie  XeutßborbenSfircbe  unb  bai  Scutfcbe 
t>au«  in  Sacbfenhaufen  auigenommen)  unb  Secbtc 
ber  frühem  Seutfeborbenifommenbe  g.  an  bie  greie 
Stabt  g.  fäuflid)  ab. 

3n  g.  tagten  1848  — 49  bai  Sorparlament  unb 
biebcutfcbeNationalBerfammlung(granlfur> 
terBarlament),  bie  am  18. SRai  1848 ihre  erfieunb 
31.  SKai  1849  ipre  lebte  Sipuna  in  ber  Baulifirdie 
hielt,  ^ier,  al«  am  Mittelpunft  bei  bamaligen  poli- 
tijeben  Heben«  in  Seutfcblanb,  war  bai  Sarteigetriebe 
unb  bie  “Aufregung  am  heftigften ; hoher  bie  wieber- 
holten  Sumulte,  unter  benen  befonberi  ber  ju  Sacfi- 
fenbaufen  7.  unb  8.  3uli  1848  fowie  ber  junäibfi 
bureb  ben  Sialmöer  SJaffenftiüftanb  hemorgerufene 
Bom  18.  Sept.  mit  SSaffengewalt  unterbriidt  werben 
mußten.  SSiibrrnb  ber  folgenben  3ahrjehnte  jeigte 
g.  eine  große  Negfamfeit  auf  bem  ©ebicte  ber  ©eiep- 
gebung.  3n  biefe  Beriobe  fallen  namentlich  bie  Ser- 
faffungireBifion  oon  1864,  ba«  neue  ©ewerbegefep 
auf  ber  fflrunblage  Boüftanbiger  ©ewerbefreiheit  unb 
bie  bereit«  jepn  3ahre  früher  nngcbaljnte  politifcbe 
Smanjipatiou  ber  3draeliten  (1864).  3>n  Vluguit 
1863  tagte  in  g.  ber  mit  ber  beutfehen  Bunbcireform 
befebäftigte  granffurter  gürften  tag  fowie  öfter« 
ber  JJationaloerein  unb  ber  biefem  entgegengefepte 
SfeformBerein.  Auch  ber  beutfef|e  Sbgeorbnetentag 
hielt  hier  feine  Sipungcn.  211«  e«  1866  jum  Bruch 
jwifdien  ben  beiben  ©roßmaebten  fam . ftimmte  g , 
m beffeit  BeBölferung  bie  Spnipathie  für  Öflerreub 
unb  bie  preußenfelnbücbc  Stimmung  überwogen,  14. 
3uni,  abweidhenb  Bon  ben  anbem  greien  Stabten,  in 
einem  SeperatBotum  gegen  Breußcn  unb  für  ben 
öitcrreid)ifihen  ®fobilmacf)ung8antrag  unb  ließ  fein 
Kontingent  jum  Sunbeiarmerforp«' flößen,  befielt 
Hauptquartier  nach  Bomhcim  bei  g.  Berlegt  Würbe. 
21m  4.  3uli  befebloß  bie  Bunbeiuerfammlung,  bureb 
Vlnlegung  Bon  Scbanjen  um  bie  Stabt  bet  fid)  eini- 
gen Scbup  ju  Berfdjaßen.  Sagegen  erhob  ber  Senat 
Stberfprud),  umg.  ben  Cliaralter  eine«  offenen  Blape« 
ju  wahren;  hoch  feßon  14.  3üli  ftebelte  ber  Stumpf- 


839 


granffurt  an  bcr  Ober  (Statipif,  ©efcpidjte). 


6unbeStaq  und)  VlugSburg  über,  unb  16.  3uli  rüdte 
Sogcl  B.  galdenflein  an  ber  Spipe  ber  DiBiRon  öoe- 
beit  in  bie  SunbeSRabt  ein.  Der  atabt  würben  6 Will, 
©ulben  StriegSfteuer  aufcrlegt,  ber  ganje  Regierung«- 
apparat,  Senat,  ©efepgcbeiioer  Körper  unb  Bürger« 
foUegium,  fofort  außerXeitigfcitgetepl  unb  bieStpum 
unb  Dajidfdie  ©encralpoftBerwaitung  Bon  ©reußen 
übernommen.  Dann  trat  19. 3uli  an  Steüe  Salden- 
flcin«  ffleneral  SKanteuffel,  ber  eine  neue  Sorberung 
Bon  25  'JJtitt.  ©ulben  {teilte  unb  bie  Stabt  mit  noep 
pcirtern  Maßregeln  bebropte,  Eine  Deputation,  bie 
fiep  in  baä  Hauptquartier  be«  König«  nnep  Böpmcn 
begab,  erlangte  jiuar  ben  Erlag  ber  jtoeiten  itoutri- 
butiou;  aber  burcf)  töniglicpe«  ©atent  Bont  18.  Oft. 
1866  warb  bie  EinBerleibunggranffurt«  in  ben  preu« 
ßijepen  Staat  auSgefprocpen.  Seitbem  bilbet  bieStabt 
mit  iprem  ehemaligen  Weinet,  unter  3ulegung  be-3 
Bortjer  großperjogleep  pefRfepenDcil«,  be«  Crt«bc,)irf« 
91ieber-llrfel,  einen  ßreiä  (Slabtfreiö)  be«  SegierungS» 
Pcgirf«  Siebbaben.  3n  neuefter  3cit  würbe  3.  pijlo- 
riiit)  wichtig  burd)  ben  Srieben  Bon  3-  (f-  graitf- 
furter  griebe). 

Sgl.  ©leieper,  Statiftifd)e©cfcpreibung  ber  Stabt 
s.  (granff.  1892 — 95)  in  ben  »Beiträgen  jur  Stati» 
ftif  ber  Stabt  S.«  (präg.  Born  StatiRifdjcn  Vlnit); 
Scräner,  Epronif  bcr  Stabt  5-  (Sranlf.  1706  —34, 
2 ©be.);  Saber,  Dopograppifdj-politifcpe  unbpifto» 
rifcpe©ei.d)reibunq  Bon 3-  (1788 — 89, 2 ©be.);  ©at« 
tonn.  Örtliche  ©efepreibung  ber  Stabt  3-  (präg. 
Bon  Euler,  1866—75);  B.  3tcparb,  Entftepung  ber 
SReid)«ftabt  3-  (1819);  ©öpnter,  Urtunbenbucp  ber 
ilieicpSilabt  3-  (SHeubearbeitg.  190 1 ff.) ; Krieg!,  ®c« 
jepiepte  non  3-  in  audgewäplten  Darftctl  ungen  (187 1 ) 
fowie  anbre  auf  bie  ©efepiepte  grantfurt«  bejüglicpe 
Serie  non  Krieg!  (f.  b.);  Hörne,  ®c|d)icpte  Bon  g. 
(4.  «ufl.  1902);  Eolliicponn,  3.  im  Sepntalfalbi, 
iepen  Stiege  (Strafet).  1890);  Steider,  ©euere  öe« 
iepiepte  Bon  3-  feit  1806  (1874  — 81,  4 ©üeper); 
»Öuettcn  jur  granf furtcr  Sefcpicpte«  (präg.  Bonöro« 
tefenb,  1884—88,  ©b.  1—2);  ©rotefenb,  3n0en- 
tar  be«  granffurter  Stabtartpioä  (1888);  ©üeper, 
DicBcoölferung  non  3-  >m  14.  unb  15.  3aprpunbert 
(Diibing.  1886);  ©p.  ©winncr,  Sunft  unb  fiünftler 
in  3-  (1862,  3ufäpc  1867) ; »‘illtenftüde  gur  neueften 
©ejepiepte  Bon  3-*  (2.  Vlufl.,  Stuttg.  1868);  Di  cp, 
granffurter  ©Uracrbucp . gefepieptliepe  Mitteilungen 
(1896);  3ung,  D a«  piftorifepe  Vlrcpio  ber  Stabt  g. 
(1897);  atittmeger,  g.  im  3npr  1848  (1898);  >g. 
unb  (eine  ©nuten«,  perauägegeben  m Vlrcpiteften- 
unb  3ngenicuroerein  (1886);  Solff  unb  3nng, 
Die  Buubenfmnlcr  in  3-  (1895 ff.);  Spieß,  Diepp« 
gieuiiepen  Einrichtungen  non  3.  (1888);  3'<gler 
unb  König,  Da 4 Klima  non  g.  (1896,  Slacptrag 
1901);  Sntefe,  güprer  burd)  bie  Stabt,  mit  befon- 
berer  Scrüdftcptigimg  ber  naturwiifenfepaftli<pen,ärgt* 
liepen  unb  pnqienifcpenVlnftaUen  (1897);  »Vlrcpiu  für 
granffurt«  0efd)id)te  unb  Äunft«  (1839  ff.) ; »Mit« 
teilunqen  an  bie  Mitglicber  beäBercin«  für  ©efepiepte 
unb  Vtltertumdfunbe*  (1856 — 86)  unb  beffen  »9ieu» 
iaprSblätter«  (1859—86);  »®eograppifep-jtati{tifcper 
Villa«  Bon  g.«  (1903 ff  ). 

Qfranffurt  an  bcr  Ober,  Hmiptftabt  be«  gleich- 
namigen a2egierung«Pe^irf«  ber  preufe.  ©rooiit,;  ©ran- 
benburg  uni  Stabtfrci«,  am  linfen  Ufer  berCber, 
22  — 56  in  ii.  M.,  beftept  and  ber  eigentlichen  Stabt 
unb  brei  ©orftäbten:  ber  ©ubnter  ©orftabt  im  3., 
SePufer  ©orftabt  im  92.  unb  ber  DamniBorftabt  auf 
bem  rechten  Oberufer,  bie  mit  ber  Stabt  burd)  eine 
260  m lange  mafftoe  ©rüde  oerbunben  ift.  Die  Stabt 


SQappen  oon  granf» 
fuvt  an  ber  Ober. 


pat  gerablinige,  breite  Straßen,  baruntcr  bie  «Sin« 
ben«.  Oberhalb  ber  ehemaligen  geftungäroerfe  ift  ein 
neuer  Stabtteil  mit  pübfcpen  ©auten  entftanben,  bie 
fogen.  palbe  Stabt,  bie  bebeutenb  pöper  al«  bie  übrige 
Stabt  liegt  unb  mit  biefer  burd)  einen  fepönen  ©art 
Berbunben  ift.  3"  biefent  bepnbet  fiep  ba«  Denfmal 
be«  Dichter«  Eroalbn.Klcift,  ber  1759  an  feinen  Sun» 
ben  in  3-  ftarb.  Unter  ben  gotte«bienft(icpen  ©cbäu« 
ben  (5  eBangrlifcpe,  eine  (atp.  ßirepe  unb  eine  Spn« 
agoge)Bcrbienen  bie  ©iarienfircpe(fünffepiffige  Hallen« 
firepe  au«  bem  13.  3“PrP- , mit  oortrejflicpcH  ®la«« 
gem&lben)  unb  bie  aotifepe  92itolailircpe  Erwäpnung. 
Die  ftattlicpften  ©coaube  oon 
3-  Rnb  ba«  aiaipau«,  ba«  Her« 
rennteiiterpau«,  ber  frttpere 
©ifcpof«pof,  ba«  Regierung«« 
aebäube,  ba«  Scpaufpielpau«. 
g.  befipt  Denfmiilrr  Staifer 
Silpelntöl.  auf  bem  Sitpelm«» 
plap  unb  be«©rin5en3riebricp 
Karl,  ein  Sfriegerbentmal  unb 
ben  Äleiftturm  auf  Rleift«pöpc, 

)um  Vlnbenlen  an  Ewalb  B. 

Steift.  Vlußerbem  ift  noep  ba« 

Denfmal  be«  bei  einem  92et* 
tungboerfuep  27.  VIpril  1785 
in  ber  Ober  ertrunfenenHergog«Seopolb  Bon  ©raun« 
fcpweig  am  rechten  Oberufer  gu  erWapnen.  Die  Ein« 
loopnerjapl  betrug  1900  mit  ber  ®amifon  (2  ©rena« 
bierregimenter  92r.  8 u.  12,  ein  gelbartiüericregiment 
92r.  18  unb  eine  Vlbteilung  gelbartiüerie  9tr.  54) 
61,852,  barunter  4132  ßatpolifen  unb  747  guben. 
3-  pat  ÜRafcpincn«,  Eifen«,  Stapl-  unb  3Rctatlmaren- 
fabrifation,  eine  Eifenbapnwerfitatt,  Orgelbau,  ga« 
brifen  für  epemifepe  ©räparate,  Steingut,  Ofen,  3i* 
garren,  Scpofolabe.  ^uderroaren,  Startojfelflärfe, 
Sirup,  Spiritu«,  giljpüte,  Seber,  Holjwaten,  ©apier 
unb  ©appe,  Bierbrauerei  unb  Branntweinbrennerei. 
Der  Hanbel,  unterftüpt  burd)  eine  9!etcp«banffte(Ie 
(Uinfap  1902:  319,«  SRitt.  ©!(.),  ift  anfepnlicp  unb 
Wirb  burdp  bie  brei  Sfeffen  (,(u92eminidjere,  Hiargaccle 
unb  üRcirtini)  aeförbert.  Haiiptpanbddgegcuitänbe 
berfelben  Rnb:  Seber,  befonber«  Scpafleber,  SauRper 
Ducpe  unb  ©udffm«  unb  ©auepwaren.  g.  ift  Knoten« 
punft  ber  Staatäbapnlinicn  ©erlin-Somnterfelb,  g.- 
Süftrin,  ®roßenpain-g.  u.  a.  Die  Scpiffaprt  auf  ber 
Ober  ift  für  g.  ebenfaü«  bebeutenb.  Vlu«  ben  in  bcr 
92äpc  ber  Stabt  beRnblicpenBraunfopIengruben  wür- 
ben 1901:  1,3  ©2iü.  hl  Kopien  geförbert.  g.  pat  ein 
©pmnafium,  ein  9iealgpmnaRum,  ©auaewertfcpule, 
Saifenpau«  !C.  unb  i)t  Sip  einer  föniglicpen  Siegie« 
rung,  ber  ©eneralfommifRon  für  bie  ©rouinjen  ©rau« 
benburg  unb  ©onintetn,  eine«  Sanbgericpt«,  eine« 
2anbral«amt«  (für  ben  Canbfrei«  g.j,  einer  Ober« 
poftbireftion,  eine«  Hanptfleueramt«,  be«  Stabe«  ber 
5.  DioiRon,  ber  9.  unb  10.  3"fanterie>,  bcr  5.  ffa* 
oaderie-  unb  5.  gelbartiüeriebrigabe.  Die  ftäbtifepen 
©ehörben  jfiplen  17  9Ragiftrat«mitglieber  meb  54 
StabtBerorbnde.  g.  ift  ber  öeburtäort  ber  Dicpter 
32ingwalbl(1530),  Heinrich  B.ftleift  (1776)  unb  granj 
B.  ®aubp  (1800).  4 km  jüblicp  Bon  g.  liegt  ber  ©er- 
gnügung«ort©ufcpmüple. — 3umSanbgericpt«> 
be jerf  3.  gepören  bie  elf  Vlmt«gericpte  ju:  ©eec-fow, 
Seitbifcp-Budppolj,  Droffen,  g.,  gürftenwalbe,  ©iün- 
epeberg,  Seppen,  Seclom,  Somienburg,  Storfow 
unb  3>eleniig. 

® e f cp  i d)  t e.  3.,  im  13.  3aprp.  au«  einer  VlnRebe- 
lung  frantndH'r  Kaufleute  entftanben,  Würbe  14.3uli 
1253  Born  VNarfgrafen  3opann  I.  Bon  ©ranbenburg 


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840 


Qranffurter  Attentat  — grauffurter  griebe. 


jur  Stabt  erhüben,  bie  Bon  Berlin  baS  magbeburgi- 
fdie  SRed)l  übernahm  unb  halb  beteiligt  Würbe.  BIS 
wäbrenb  ber  BJirren  unter  ber  öerrfdjaft  beS  erjtfn 
SBittelübaeber«  in  ber  Warf  bie  Boten  auf  Beranlaf* 
fung  b<5  BifdjofS  Stephan  uon  jebnS  uerwfiftenb  in 
baS  fianb  einbradjen,  überfielen  bie  Bürger  uon  0}. 
bie  bifd)öfliebe  IRefibenj  IjSöriJ  unb  brannten  jie  nie* 
ber.  (Deshalb  tuurbc  ff.  oom  Bapft  3 obamt  XXII. 
mit  bem  gnterbift  belegt,  1334  jiuar  bauen  befreit, 
aber  1338  unb  1350  uon  Bcncbift  XII.  uon  neuem 
bamit  betmgetud)t,  unb  erft  1354  warb  fcaäfelbe  auf* 
gehoben.  1348  würbe  bie  Stabt,  weil  fte  treu  ju 
Warfgraf  Subwig  hielt . non  bem  falfdjen  SBalbemar 
PergenenS  belagert.  Siegmunb  fieberte  ber  Stabt 
1379  bie  freie  Sebiffabrt  auf  ber  Ober  ju.  Bon  1368 
bis  etwa  1450  gebürte  fie  jur  §anfn.  (Die  fcuiftten 
belagerten  g.  jweimat  (1429  unb  1432)  Oergebtidj, 
beSgleiebeu  1450  bie  Bolen  unb  1477  tjferjog  §ait8 
non  Sagan.  ttm  26.  Bpril  1506  erüffitetc  Kutfürft 
3oaebint  L bie  Uotii  BaPft  guliuS  II.  15.  Wärj  er* 
riebtete  Uniuerfität  (Viadrina),  bie  halb  450  Stubie- 
renbe  jäblte,  1516  aber  naeb  KottbuS  oerlcgt  unb  erft 
1539  m g.  WieberbergeflelU  würbe.  (Damals  würbe 
aueb  bie  {Reformation  m g.  eingefübrt.  ©äbrenb  beS 
SreiBigjäbrigen  Krieges  nabnt  Suftao  Bbolf  uon 
Schweben  bie  fehlest  befeftigte  unb  uon  6000  Wann 
faiferlieber  Irupprn  Uerteibigte  Stabt  3.  VIpril  1631 
im  Sturm  unb  hielt  fte  btS  11.  Bug.  1632  befefü. 
9!aeb  bem  I reffen  non  Steinau  (1633)  nahm  fie  SBal* 
lenftcin  in  Beiin,  boeb  jwang  ber  Kurfürft,  Ucrftärlt 
burtb  febwebiftbe  (truppen , ben  (aiferlicben  Oberft 
n.  Waritcuffel  23.  Wai  1634  jur  Übergabe  ber  Stabt. 
Bon  1640  — 44  War  fte  Wiener  in  ben  tpänben  ber 
Schweben.  Unter  bem  ©rofecn  Kurfürften  warb  bie 
Uniuerfität  wicbcrbergefteHt  unb  wäbrenb  ber  Beit 
1656  nach  gürftenwaibe  uerlegt.  König  griebrid)  I. 
ernannte  ben  Kronprinjen  jum  SReftor  WagntfifuS. 
Ser  .(penibel  granlfurtS  litt  in  biefev  3«t  juerft  bureb 
ben  STrieg  unb  fpäier  bureb  bie  Anlegung  beS  WüII- 
rofer  Kanals;  boeb  blieben  bie  3Ke[fen  itarf  befuebt. 
(Der  Sieben  jährige  Krieg  brachte  ber  Stabt  neue  (Drang, 
(ale.  Bad)  ber  Sd)lad)t  bei  Stag  (23.  Juli  1759)  befehlen 
bie  Buffen  unter  Soltitow  g.,  in  beffen  näcbiler  9iäb< 
12.  Bug.  bie  S^ lacht  bei  KunerSborf  gejdjtagcn  würbe, 
unb  blieben  auch  in  bem  nädjften  yaljre  Herren  ber 
Stabt.  1812  Würbe  g.  bon  bem  ©renierfcbcn  Korps 
befeftt,  bem  ber  Bijefönig  (Sagen  nadjfolgte.  Brn 
21.  gehr.  1813  brach  biefer  auf  unb  lieb  ben  ©eneral 
©irarb  mit  2500  Wann  als  Bejahung  juritef;  biefer 
räumte  g.  2.  Wärj,  Worauf  eS  9.  War,)  Uon  ben 
Buffen  belegt  Würbe,  gür  ben  Seeluft  berUnioerfität, 
bie  1811  nach  Breslau  überfiebelte,  Warb  g.  einiger- 
maßen baburd)  entfebäbigt,  bng  bie  beiben  SianbeS* 
follegien,  nämlich  bie  neumnrfifdje  Siegierung  (früher 
ju  Königsberg  in  berSfeumarf)  unb  baS  neumärfifebe 
CberlanbeSgericbt  (früher  in  Solbin),  hierher  Uerlegt 
würben ; baS  legtere,  baS  BppetlationSgericbt,  uerlor 
g.  wieber  1879.  Bai.  tpaufen,  ©efebtebte  ber  Uni- 
ueifität  unb  Stabt  g.  (granff.  1806);  Sacbfe,  ®e* 
iehiebte  ber  Stabt  g,(1830);  Ißbilibpt,  ©efebiebte  ber 
Stabt  g.  (1865);  Bieber  unb  Sßobtanbt.  grant* 
furt  a.Obcr  (1886);  Bieber  u.  ©urnit  Bilber  auS 
ber  ©efebiebte  ber  Stabt  g.  (1898);  Bauch,  (Die  Bn- 
fange  ber  Uniuerfität  g.  (Berl.  1900). 

(Der  Hrgirnntgsbejirk  £ranhfurt  (f.  Karte 
»Branbenburg»)  umfaßt  19,198  qkm  (348,67  DW.) 
mit  aooo)  1,179,250  (Sinn).  (61  auf  1 qkm),  bauon 
1,123,712  Suangelifdje,  46,512  Katboliten  unb  4986 
3uben,  unb  befiehl  aus  ben  22  Streifen: 


Äretf« 

CSxlom. 

| 

3 

ein. 

tuobner 

(firno.  auf 
1 qkm 

ämJroalbe  .... 

12M 

22.9» 

42306 

33 

gorfl  (Stabt)  . . . 

12 

0,19 

32075 

— 

granffurt  (Stabt) 

60 

1,09 

61852 

— 

griebeberg  t.  ‘JiJJl. 

1102 

20,01 

55093 

50 

Öuben  (Stabt).  . . 

29 

0^3 

33122 

— 

Quben  (SJanb)  . . . 

1077 

19,60 

43189 

40 

ftalau 

998 

18,19 

78804 

79 

Äbmg^berg  i 9128.  . 

1S35 

27, »s 

95236 

62 

«ottbu«  (Stabt)  . . 

17 

0,31 

39322 

— 

ÄottbuÄ  (£anb)  . . 

835 

15,17 

54392 

65 

Äroflen 

1307 

23,7  4 

59407 

*> 

fianbfberg  (Stabt)  . 

47 

0,66 

33598 

£anb4bcrg  (2anb) . . 

1163 

21,19 

58548 

50 

2ebui  ... 

1573 

28,67 

91421 

SS 

£übb« 

1039 

18,67 

38712 

32 

£'utfau 

1294 

28,50 

67  535 

52 

Oftfiemberg  . . 

1103 

20,03 

47  910 

43 

Solbin 

1148 

20,8» 

47  075 

41 

Sorau  .... 

1227 

22.9  8 

82  423 

67 

Spremberg  .... 

810 

5,63 

29474 

95 

©eftftemberg  . . . 

1142 

20,74 

44  028 

39 

3&Ut<$au » 3$tpicbu* 

916 

16,84 

48728 

53 

Ü6er  biejcbnlReiebStaqSmablfrcife  belfRegienmgS* 
bcjirfS  ogl.  bie  Karte  »SeicbStagsinablen* 

granffurter  Sittentat  helfet  ber  mißlungene 
Bcrfud)  einer  großen  allgemeinen  Berfcbwörung,  ber 
am  3.  Bpril  1833  in  fyrantfurt  a.  W.  unternommen 
würbe.  Urheber  beS®ebanfcnS  Waren  ©eorg  Bunfen 
unb  ber  SSeinbänbler  (jinfel  in  granlfurt ; für  jenen 
lag  Wat  ein  Bngriff  auf  bie  BegierungSgeWalten  an 
allen  Orten  geplant;  er  mißlang,  weil  auswärts  bie 
Borbereitungen  nicht  geniiaenb  getroffen  waren  unb 
ein  Suffdjub  uerlangt  Würbe,  gubem  war  in  granf* 
furt  bie  Sache  bereits  oerraten,  fo  baß  bie  Beteiligten, 
auch  Wenn  fie  bon  ihrem  Borhaben  abftanben , boeb 
Berfolgung  erwarten  mufeten;  fte  gingen  alfoan  bie 
ihnen  jufeütenbe  Sufgabe,  ben  BunbeStag  auSetn* 
anber  ju  fprengen  uno  eine  prouiforifebe  {Regierung 
einjuridjtcn.  Unter  gübntng  SRaufcbcnblatts  griffen 
fie  unter  ftrömenbem  Segen  abenbS  9*/i  Uhr,  etwa 
60  Wann  ftart,  bie  fcauptwacbe  an,  befehlen  fte, 
nahmen  bie  Wannfcbaft  gefangen  unb  befreiten  bie 
©efangenen ; basfelbc  gelang  nachher.  Wenn  auch  mit 
gröfeercr  Wül)e,  bei  ber  Konftablerwacbe.  Sber  Weber 
Wiiitür  noch  Bürgerfcbaft  fdiloffen  ftd)  bem  Sufftanb 
an,  unb  bor  bem  Wilitär  mufeten  ficb  bie  Berfcbwor* 
nen  jurfidjidjen.  Jnt  gangen  würben  9 Berfonen 
getötet  unb  24  fdjWcr  uerwunbet,  barunter  bie  Wehr* 
fahl  Solbaten.  ®ie  BunbeSuerfammlung  fegte  20. 
3uni  1833  eine  befonbere  3entraluulerfucbungSfom- 
miffion  nieber,  bie  eine  große  3äbt  Berbäcbtigcr,  na- 
mentlich unter  ben  Witgliebem  ber  Burfcbenfcbaften. 
Perhaften  unb  bie  Berbafteten  (im  gangen  1800)  ju 
langjährigen  greiheitSftrafen  uerurteilcn  ließ.  Bgl. 
»(Darlegung  ber  fjauptrefultate  aus  ben  wegen  ber 
reoolutionärcn Komplotte  ber  neuem 3<it  in  (Deutfeh- 
lanb  geführtm  Unterfucbungen«  (granff.,  in  ber 
BunbeSpräfibialbruierei,  1839) ; 3 1 f e , ©efebiebte  ber 
politifeben  Unterfucbungen  ic.  (gtanff.  1860). 
granffurterblau,  fopiel  wie  Bcrlinerblau. 
gfrantfurtcr  griebe,  ber  am  10.  Wai  1871  jwi- 
(eben  (Deutfcblanb  unb  granfreicb  abgetdjlofiene,  uon 
BiSmant  unb  3uleS  gaore  im  ©aftbof  junt  Schwan 
in  granffurt  a.  W.  imtcrgcicbnete  griebenfloertrag. 
beffen  Sfalififationen  20.  Wai  ebenbort  auSgetaufdit 
würben.  (Sr  bcenbigte  ben  (Deutfcb-frangöfifcbcn  Krieg 
(f-  b. , S.  758)  unb  bejtätigtc  im  allgemeinen  bte 
i tjtiebenöptälimmarien  uon  BerfaiOcS ; nur  Würben 


841 


granffurter  gürfkntag  — granfierungSjroang. 


einige  Anbetungen  an  ber  ©renje  Borgenommen,  bi« 
Icrmtnc  btr  3oblungen  feftgefept,  bie  Option«) frage 
geregelt  unb  bie  Smnbclisbcjtebuttgcn  georbnet. 

granffurter  güritentag,  bie  1863  in  graut* 
furt  a.  SK.  abgefialtcne  Berfatnmlung  ber  beulfdjeit 
gürften  jur  Beratung  einer  Sunbeäreform.  S. 
Seutfdjlanb,  S.  826. 

granffurter  gelehrte  Hfttjcigcn,  eine  fritifdjc 
3eitfd)rift,  bie  in  ben  erften  beiben  3<>t)rcn  ihre«  Be- 
heben« (1772  u.  1773)  baburd)  »on  Bebeutung  tnar, 
baß  fte  bie  Slnfchauungcn  btr  Slnt)änger  btr  Sturm» 
unb  Srangperiobe  juttt  Slusbruct  brachte.  Ser  crflc 
3ahrgana.  Bon  bem  Scuffert  in  ben  »Seutfdjen  Site* 
raturbenfmalen«  (§cilbr.  1883)  einen  Sfeubrud  Ber* 
anftaltete,  enthält  zahlreiche  Beiträge  ©oetheä,  bie  in- 
be«  nidjt  ohne  Sditoierigteit  herauojuerlcnnen  ftnb, 
ba  bie  «injelnen  SIrtifel  Weber  mit  9!amen«imtcr* 
jehriften  nod)  mit  Shiffern  Berfehen  toaren.  Bgl.  baju 
Witfowfti  in  Sb.  38  ber  Weimari[d)en  ®oetl)e* 
SluJgabe  (1897). 

granffurter  Journal,  eine  berälteften  beutfehen 
3«itungcn,  bie  fd)on  um  1670  u.  b.  X.  »Sie  hollän- 
bifchen  ©rogrefien«  in  granffurt  a.  SW.  erfcfjien,  weil 
fte  ihre  Siacbridjten  juincift  niebtrlänbifchen  Rorre* 
fponbenjen  entnahm.  Sie  Würbe  baniat«  jweimal 
möd)cntlt<b  au«gcgeben.  Seit  1814  erfchien  fte  täglich 
unb  War  biä  in  bie  SJfitte  ber  1840er  Jahre  ba«  wich* 
tigfte  Blatt  Sübbeut|d)tanb«.  Seit  1881  biente  fte 
ben  gntereffen  ber  nationalliberalcn  ©artet  unb  er» 
fd)ien  fpäter  breimal  täglich-  Mt  bem  g.  3.  Berbun* 
ben  war  feit  1823  bie  tägliche  belletriftifcfje  Beilage 
»Sibabfalia*.  3m  SÄärj  1903  ging  eS  in  ben  Beriag 
be«  granffurter  »gntetligenjblatteä*  (mit  ber  Beilage 
• grantfurter  9iad)rid)tcn<)  über,  mit  bem  eä  Ber* 
fdimoljen  würbe,  über  bie  Wefdjicfjte  beb  granffurter 
3oumal«  ngl.  71.  Sief)  in  ben  »granffurter  SÄad)* 
richten«  Bottt  10.  'Mir}  1903. 

granffurter  'Parlament,  lanbläufige  B«}cich* 
nung  für  bi«  beutfehe  Kationaioeriammlung , bie 
1848 — 49  in  ber  ©aut«fird)e  3U  granffurt  a.  SÄ, 
tagte.  S.  Scutfdjlanb,  3.  821 — 823. 

granffurter  SHejch,  bie  auf  bem  granffurter 
Kcid)Stag  Bott  1658  jwtfd)en  Rurpfatj,  Rttrfachfcn, 
Rttrbranbenburg,  Reffen,  ©fali-Jtoeibrücfen  unb 
Württemberg  getroffene  Übereinrunft,  welche  bie  Se» 
leiligten  juttt  gefthaiten  an  ber  Slugäburpifthen  Ron* 
feffton  ocrpflidjtete.  Sie  glacianer  erließen  bagegen 
ba«  »Samaritanifche  3uterim«. 

granffnrtcrfihtoarg  (Srufenfd) toarj,  Ke* 
benfehwar  j,  2>efen[d)Warj),  im  Wesentlichen  au« 
Äohle  beftehenbe  garbe,  bie  burd)  Serfohlen  Bon 
Wcinbefc  unb  Slu«mafd)cit  be«  Kücfftanbed,  ober  auch 
auf  ähnlich«  Seife  aus)  Weintrebern,  3fcbenab[d)iiitten, 
Sebenbolj  tc.  bargefteHt  wirb,  ©emiidje  biefer  ge- 
ringen gabrifate  mit  $>efcitfd)Wnrj  geben  bie  Sorten 
beS  im  jianbcl  Borfomntenben  g.  SÄan  benußt  g., 
ba«  fid)  burd)  große  Sccffraft  au« jetdjnet,  jur  £>cr- 
itetlung  bon  Rupfer-  unb  ©uchbrudcrfchwärje.  Rem* 
fthroarj,  Raffeefchwarj,  Rorffd)ioarj,  angeb* 
lieh  au«  Renten  unb  Schalen  ber  Steinfrüchte,  au« 
RorfabfäHen  unb  Raff eerücfftänben  bargefteHt,  befteht 
mat)rfd)cinlidj  and)  au«  g. 

granffurter  Stjftcm,  f.  bie  SIrtifel  »Rohere 
Sehranftalten«  unb  »Sleformfdjulen*. 

granffurter  Union,  ba«  am  22.  SWai  1744  in 
granffurt  a.  SÄ.  jwifchen  Ratfct  Rarl  VII.,  gricb» 
rieh  b.  ®r.  Bon  ©rettßen,  ©falj  unb  Reffen  abge* 
fehloffene  Bünbtti«,  bent}ufolge  grtebrid)  IL  ben 
jweiten  Sdjleftfdjen  Rrieg  begann. 


granffurter  »erftänbigung,  f.  Sdjäbel. 
granffurter  Leitung,  brei*  bi«  fünfmal  täglich 
in  granffurt  a.  Sä.  erfeheittenbe , in  Sübbeutfeblanb 
ftart  Berbreitetc  polittfche  3eitung,  bie  ben  Stanb» 
punft  ber  beulfdfen  Solf«partei  cinnimmt  unb  ba- 
neben befonber«  Börfen-  unb  Vanbeleintereffen  Ber* 
tritt,  ftch  aber  auch  burd)  forgfäIligc©flcgebeägeuitIc» 
ton«  au«jeid)net.  Sie  würbe  1856  al«  »granffurter 
Ipanbelijeitunp«  bon  Seopotb  Sonnemann  (f.  b.)  ge* 
grünbet,  ber  fte  nod)  gegenwärtig  leitet. 

grantieren  (ital.),  freitttadjett,  befonber«  für 
©oftfenbungen  ©orto,  fflebübren  tc.  borau«be}ahlett 
unb  bie«  burd)  ben  granfierung« » ober  grantatur* 
Bermerf  erfid)tlith  machen. 

granficrungdapparate,  Borrichtungen  jttm 
Bebrucfen  ber©oftfettbuttgen  mit  bem  granfoftcmpel, 
um  ba«  Sluffleben  oem  Bnefntarfen,  Bon  benett  jähr- 
lich auf  ber  Erbe  gegen  25  SÄtfliarben  oerbraucht 
Werben,  entbehrlich  ju  machen.  SÄeift  Werben  einfache 
Sranbftempcl  benußt,  j.  B.  in  granfrcich,  wo  bie  m 
SÄaffen  aufgcliefcrten  Srucffachen,  wenn  ba«  ©orto 
bar  oejahlt  ift,  mit  bem  Stempel  »P«  (ptty«)  oeriehen 
werben.  Ser  Stempel  »grei  laut  Stblöjung«  (f.  ©orto* 
baufchfumme)  erfeßt  auch  einen  granfoftcmpel.  SÄit 
bem  1900  in  Cßriftiama  aufaefteUten  granfierung«* 
apparat,  einem  aulontalifd)  fajfierenben  Bricffaftett, 
fönnen  Briefe  mit  5 ober  10  ihre  burd)  Einwerfen 
bc«  entfpred)cnbcn  ©elbflücfe«  franfiert  werben.  Sie 
3-  Baumannfchen  granroflempelapparate  jur  Be* 
nußung  burd)  ba«  ©ublifutn  haben  fidj  nicht  ein- 
gebürgert, bie  Berfttche  jur  geftftrOung  be«  ©orto« 
burd)  Sählwerfe  ber  Bricfftempelmnfcbinen  ftnb  nod) 
nicht  abgcjdjloifen.  3n  gewiß  eilt  Sinne  gehören  hier- 
her aud)  bie  befonber«  in  Berlin  mit  Erfolg  einge- 
führten ©oftwcrt}cid)enautomaten,  bie  nad)  Einwurf 
eine«  3eh"Pffnnl9f,ü(*cä  eine  entfpred)cube  Slnjabl 
©oftwertjeichen  Betau«gaben.  Ser  Slbclidie  Bricf- 
marfenauiomat  enthält  in  Kotienform  Sfarlen  ju  2, 

5 ober  10  ©f.,  ber  ©oftfartenautomat  ber  SÄafdjmett* 
fabrif  Siclaff  eigenartig  gefthithtete  Rarten  jtt  2 ober 

6 ©fennin. 

gra nf icrung«jtoang  (granfojwang),  ba« 
Bedangen  ber  ©oft,  baß  für  gewiffc  Sitten  Bon  Sen* 
bttngen  ba«©orto  Borauäbcjahlt  Werbe.  Unfranficrte 
Senbutigctt  erfdiwcren  ben  Betrieb  baburd),  baß  bie 
Einjtehuttg  be«©orto«  oom  Empfänger  umitänbticbe 
Sin*  unb  Slbrcchnungett  fowie  läftige  .Rontroücn  nö< 
tig  macht.  3nncrljatb  Seutfdhlanb«  befteht  g.  für 
©oftanweifungen,  ©oflaufträge,  bringenbe  ©atete 
unb  Bahnhof«briefe.  giir  unfranficrte  ©oftfarten 
wirb  hoppelte  ©chütjr,  für  ungeniiaenb  franfierte  ©oit* 
larten,  Srucffachen,  Warenproben  unb  ©efdjäft«* 
papiere  ba«  Soppelic  be«  gehlbetrag«,  cntfprecbenb 
abgcrunbel,  erhoben.  3n*  innem  Betfehr  Ofterreich* 
Ungarn«  ift  ber  g.  für  Einfchreibfenbungen , ojfen 
eingeliefertcödbbriefe,  ©oftanweifungen.  ©afete  tmb 
fflelbbricfe  an  Bcb&rben,  bringenbe  ©afcle  unb  folcbe 
mitSRücffchein  eingeführt.  Einicbreibiettbungen  unter- 
liegen innerhalb  granfrcich«,  Belgien«,  ber  Sdjweij 
unb  ber  Siieberlanbe  bem  g.  Sluf  gewöhnliche  3»- 
lanb«briefe  finbet  ber  g.  nur  in  wenigen  Staaten, 
j.  B.  in  ©ricdjcnlanb,  Spanien,  ©erften  tc.,  Stnwen- 
bung ; Kußlanb,  Ranaba,  SÄejifo,  Slrgcntinien  u.  a. 
Bedangen,  baß  bie  Briefe  Wenigften«  leilweife  fran* 
tiert  feien.  3m  SeltpoftBCrem  erfiredt  ftth  ber  g.  auf 
Einfdjreibicnbungen,  Briefe  unb  Räftchcii  mit  Wert- 
angabe, ©oftanweifungen.  ©oftaufträge,  Eil*  unb 
Sfad)nahntefenbungeii.  Unfranficrte  Srudfadjen, 
Warenproben  unb  ©ef<häft«papiere  werben,  wie  inner* 


842 


gränfifdje  2llb 

Salb  ©cutfdjlanbä  unb  öfterreidpUngamS,  nidjt  bc< 
förbcrt.  'J(ad)  Öfterreidj- Ungarn  biirfen  Bert-  unb 
Einfd)reibfenbungen  foroie  ©afete  unfrantiert  abge- 
fotbct  »erben.  gür  Brief  fenbungen  nad)  bcmBercnt-J- 
auälanbe  bcflebt  teils  granfierungäfrcibeit , teils  5-, 
j.  B.  nad)  ©fgbaniftan,  ©rabien,  'Belulfdiifian  unb 
SRarofto.  ©gl.  baS  nom  Seid)3poftamt  berausgegebene 
•Beltpoflbanbbud)«  (1898),  ben  »©afetpojttarif« 
(1901)  unb  »Briefpofttarif«  (1901). 

$ränfifd)c  Silo,  foBiel  »ie  granfenjura ; f.  3ura, 
©eutjeper. 

fyrätifiicbc  Slltcrtämtr,  f.  ffletalTjeit. 
tvränlifdic  Riirftciitiimcr  hießen  bie  ^o^cnjol- 
lerifdjcn  9efi(jungen  in  grauten,  bie  SRarfgrafjcpaf- 
ten  ©nSbacfi  (f.  b.)  unb  Bapreutb  (f.  b.). 

gränfifcpcStaifcr  (Salifcpe  SVaiicr),  bie  beut* 
fepenftönige  unb  riimifdjcn  Saifer  fräntifd)er©btunft, 
regierten  boit  1024  — 1125,  nämlich:  Stonrab  IT. 
(1024  — 39),  ipeinrid)  III.  (1039—56),  $einrid)  IV. 
(1056 — 1106)  unb  Ipcinrid)  V.  (1106—25).  Sgl. 
Werbe«,  @efd)icSte  ber  [alifdjen  Saifcr  unb  ihrer 
$eit  (Sei))].  1898),  bie  einzelnen  ©rtifel  über  bie  ge* 
nannten  Staifer  unb  ©rtifel  -®eutfch!anb«,©efchid)le, 
S.  802  —803. 

gränfifebe  ÜJlunbart,  f.  ©eutfdje  Spraye  (he- 
fonberS  5.  744). 

gränfifti)Ct  Qafcn,  eine  im  15.  unb  16.  3af)rb. 
gebräuchliche  'Baffe  »um  Sreeben  ber  feinblidjen 
Sd)»crtflingen,  eine  furje,  ftarte  Klinge  mit  tiefen 

Sinfdfnitten. 

gränfifdfet  guta,  f.  3ura,  ©cutfcpcr. 
gtänfifcfjcr  StrciS,  einer  ber  feepä  1500  einge* 
ririitetcn  Streife  beS  ehemaligen  ©eulfcpcn  Seiche«,  bie 
anfänglich  in  ihrer  ©bgrenjung  mehrmals  Deränbert 
unb  1512  auf  jef)n  »ermehrt,  1521 — 1803  Wefcntlid) 
gleitb  geblieben  fmb,  hotte  int  18.  3abrt).  ein  ©real 
uon  26,950qkm  (490  DIR.)  mit  ettua  1,5'lSiIl.  EinW. 
unb  umfaßte  bie  Webiele  ber  Bifdföfe  bon  Samberg, 
Biirjburg  unb  Eicpftätt,  bie  hopcnjoncrifchen  2anbc 
in  Sranten,  bie  öiraffdjaft  $jcuneberg,  bie  Stabt 
Siirabcrg  unb  bie  umliegenben  tlcinem  SeicpSflänbe. 
©ic  Stäube  beS  StreifeS  teilten  fid)  in  Bier  Saute ; bie 
Kreistage  mürben  gewöhnlich  in  Sürtiherg  gehalten, 
grähfiflpc  Snjtueij,  f.  Jura,  2>eutfd)er. 
gränfiicbcö  Meid),  f.  granfenreid). 
g-räufifd)*  nicbcrbcutfcficS  Sprachgebiet,  f. 
$eutfd|e  Sprache,  3.  74*1  f. 
grantiftan,  oriental.  Bezeichnung  für  Europa, 
graitfiftcit,  f.  graut  1). 
grnnfl,  2ubwig  ©uguft,  Sitter  Bon  Jpocb» 
Wart,  Sinter,  geb.  3.  Sebr.  1810  ju  Ebraft  in  'Böh- 
men aus  einer  iSraelitifdjen  gantilie,  geft.  12.  Siärj 
1894  in  Bien,  ftubiertc  in  Bien  SRebuin,  Bertaufdite 
aber  1838  bie  ärjtlübe  ©rajiS  mit  ber  ScfrctärS- 
ftcUe  ber  Biener  iSraeHtifcpenKultuSgemeinbe.  ©urd) 
fein  »$)ab«burglieb«  (Bien  1832),  eine  Seihe  hifto- 
rifrfjer  BaOaben,  unb  baS  romaniifebe  EpoS  »Ebriito- 
foro  Eolombo«  (Stuttg.  1836)  führte  er  fid)  in  bie 
Literatur  ein.  Er  übernahm  1841  bie  ScbaftionbeS 

* Öficrreicpifcheit  SDIorgenblaltcS«,  gab  eine  neue 
Sammlung  -Sichtungen*  (Stipp  1840)  unb  baS 
biblifdpromantifcpe  ®cbid)t  »Sache!«  (1842;  7.  ©ufl., 
•Bien  1880)  heraus  unb  begriinbctc  bie  Bod)enfd)rift 

• Sonntagsblätter«,  bie  nad)  fccbSjäSrigeut  ©efteben 
18*18  unlerbrüdt  Würbe.  ScinWebidjt  »$ie  Uniner* 
ftlät«  erlangte  als  erfte  jenfurfreie  ©ublilation  im 
'•War;  1848  eine  beifpicllofe  Verbreitung  unb  Würbe 
non  19  Sfontponifien  in  'JRufit  gefegt.  1856  unter* 
naljm  g.  eine  Seife  nach  ©aläjtina,  baS  er  1865  jum 


— gratifliu. 

jWcitenmat  befudjte.  ©ei  (Gelegenheit  ber  Enthüllung 
beS  Bon  ipm  angeregten  SchtllerbentmalS  in  Bier 
(10.  SoB.  1876)  würbe  g.  mit  bem  ©räbifat  non 
& och  Wart  in  ben  öftcrreichifchenSilterfianb  erhoben. 
1880  erteilte  ipm  bie  Stabt  Kien  baS  Ehrenbürger- 
recht  Seine  fpätem  Sichtungen  finb:  baS  £>elbenlieb 
»$on  3uan  be  'lluftria«  (fleipj.  1846;  3.  ©ufl.,  ©rag 
1884);  »©er  ©rintator«,  eine  Scpilbcrung  non  Ju- 
benucrfolgungen  (©rag  1861,  wieberholt  aufgelegt); 
baS  »gelben«  unb  2ieberbudb«  (baf.  1881,  2.  ttlufl. 
1863);  bie  »©bnenbilber«  (fieipj.  1864);  »öibanon. 
cm  poctifcheS  gamilienbuch«  (4.  ©ufl.,  Bien  1867); 
»©ragifcbeStönige«,  epifebe  ©efänge  (baf.  1876,2.©ufl. 
1880);  »2i)rifcbc  fflebiebte*  (6.  ©ufl.,  baf.  1880)  unb 
»EpifcpeS  unb  2prifd)c«<  (Stuttg.  1890).  Bei  Biel 
©hantafte  finb  grctnlls  ©ichtungen  wcfentlid)  ellefti* 
jchenEharatierS.  Sehen  ben  genannten  Beröffentlidne 
er  noch : »WuSlc«,  eine  Ubcrfcpung  ierbifcher  Sational- 
lieber  (Sicn  1852);  einige  fatirtidje  ©cbichte:  »2nB 
pofrateS  unb  bie  mobeme  sD!ebi;in«  (5.  ©ufl. . baf. 
1860),  »®ie  ESarlatane«  (3.  ©ufl.,  baf.  1862)  unb 
»§ippofrateS  unb  bie  Epolera«  (3.  ftufl. , baf.  1884V 
fowic  »Sad»  500  Japren,  Satire  pur  Säfularfeier  ber 
Bienet  UniBerfität«  (2eipj.  1865).  ©ugerbem  ich  rieb 
er:  »3ur@efd)id)te berjuben  inÖicn*  (Bien  1853); 
»Sach  3eru|aleut«  (2eipj.  1858,  2 Bbc.)  unb  »©ui 
iSghpten«,  Seifcbitbcr  (Bien  1860);  Beiträge  ;u  ben 
Biographien  Silol.  2enauS,  gerb.Saimunbl,  griebr. 
§eboe!S,  granj  WrillparjerS  (baf.  1882  — 85)  unb 
»©nbrcaS  Vofer  im  Siebe«  (3nnSbr.  1884);  bie  Bio- 
graphie beS  SiaierS  griebridj  o.  ©nterling  (Bienl889V; 
•2enan  unb  Sophie  2i)WentSal.  ©agebueb  unb  Briefe 
beS  ®iditerS  ic.«  (Stuttg.  1891).  Seine  »Wciammel 
ten  poetifdjen  Berte«  (mit  ©uSnabme  ber  Satiren) 
crfd)iencn  in3Bänben(Bien  1880),  ber  »Briefwecbicl 
jloifdien  ©naftartuSSrün  unb  2. 71  g.«  (Bert  1897). 

gfrattflanb,  Sbwarb,  Ebemifcr,  geb.  18.  Jan. 
1825  in  ESurcptown  bei  2ancaficr,  geft.  9.  ©ug.  1899 
in  Sorwegen,  ftubiertc  in  2onboit.  fflarburg  unb 
Wieftcn,  Würbe  1851  ©rofeffor  ber  Ebeittie  in  Scan, 
chefier  unb  1865  an  ber  Boyal  school  of  min  cs  unb 
bet  Royal  Institution  in  i'onbon.  Später  lebte  er 
auf  feinem  ®ute  Jl|c  'jfjctoi  bei  Scigatc  in  Surrep. 
Er  arbeitete  mit  S’olbe  über  bie  feilen  Säuren , bce 
Silrife  ic.,  bann  über  bie  'JJletaUocrbmbungen  ber 
©llobolrabifale,  über  bie  Jfolicnmg  ber  leplent.  übet 
pboSpborbaltige  organifebe  'Serbin  Düngen  k.  ©uro 
btefe  ©rbeiten  unb  bureb  feine  Beteiligung  aitberEni- 
Widelung  ber  2epre  Bon  ber  Bcrtigreit  ber  Element 
Würbe  er  Sfitbegrünber  ber  neuent  Ebemie.  1853 
ueroffentlicble  er  feine  ©rbeiten  über  baS  2eud)tgaS  uni 
fnüpfte  barait  bie  epod)emad)cnbcn  Unterfu^ungen 
über  ben  Einfluß  beS  ©rudcS  auf  bie  2euchttraft  ber 
giammen.  Er  fungierte  1868  als  Segierungsfom* 
miffar  bei  ber  Unterfucbung  über  bie  Berunreiuigung 
ber  giüffe  unb  gab  loiebtige  Beiträge  )ur  Ebemie  unb 
©cd)nologie  beSBafferS  (»Composition  and  qnality 
of  water  used  for  drinkinu  and  other  purposes«). 
Später  unternahm  er  mit  Sorman  2odt)et  ipcltr> 
flopifebe  ©rbeiten.  Er  feprieb:  »Lecture  notes  for 
chemicarl  students«  (2onb.  1866  u.  B.,  2 Bbc  ); 
»Researches  in  pure,  applied  aud  physical  Chemi- 
stry« (1877);  »Water  analysis  for  samtary  por- 
poses«  (1880,  2.  7lufl.  1891);  mit  granciS  Sobert 
3app:  »Inorganic  Chemistry«  (1884). 

tfrandin,  Same  mehrerer  Stäbtein  ben  Bereinig- 
ten Staaten  non  Sorbamerifa:  1)  ipauplfiabt  ber 
Wraffcpaft  3obnion  in  3nb:ana,  mit  ©clrccbe  ■ unb 
Sägemiiblcn  unb  cisoo)  4005  Einw.  — 2)  Stabt  in 


843 


j^ranflin  (Benjamin). 

ber  ©rnjfcbaft  Borfott  in  3Raffa<ft ufettS , fübWeftlidj  unb  einer  3cntralregierung  aller  norbamerilanifehen 
ton  Boiton,  mit  Süoll-  unb  Strohwarenfabrilen  unb  Kolonien.  Die  ßrpcbitioii  beS  englifchen  fflencralS 
aww)  60 1 7 ßinw. — 3)  Stabt  in  ber  ©raffrfjnft  SRerri-  Brabbod  gegen  bie  oon  Kanaba  auS  mit  einem  An- 
mart in  Bern  yampfhire,  am  3ufammenf[ußbeS  SRerri-  griff  brohenben  granjofen  untcrjtüßte  er  auf  jebe 
matt  unb  Sjcnnepcfaulee,  mit  U9<x»  6846  Sin».  — Seife,  unb  als  biefelbe  unglücHidj  ablief,  feßte  er  eine 
4)  Hauptftabt  ber  ©raffdfaft  Benango  in  ©eitnfpl»  Bill  burd),  betreffenb  ©Übung  einer  Billig  oon  gret- 
eattien,  an  ber  ÜRünbung  beS  grend)  ßreel,  Baßn-  willigen,  ßr  felbft  würbe  beauftragt,  an  berbon  ben 
tnotcnpunltmit©etroleumgueücn,©etroleamOerjanb  Snbianem  unftc^er  gemachten  BorbWeftgrenge  eine 
unb  0900)  7317  ßinw.  Sinie  bon  gortS  ju  errieten,  3"beS  war  feine  mili* 

graullin,  l)Benjamin,  norbamerilan.  Staats-  tärifehe  Sauf  baßn  nur  turg,  ba  ifjn  biepennfpioanifehe 
mann  uubSdjriftiteller,  geb.  I7.3an.  1706  in  Bofton  SanbeSoerfammUmg  in  Angelegenheiten  ipreS  Kon« 
nIS  15.  Kinb  eines  Scifen|ieberS,  geft.  17.  April  1790,  flilts  mit  ben  Kolonieeigentiimcrn,  bie  Steuerfreiheit 
trat  erft  in  baS  bitterliche  ©efdjäft,  Würbe  aber  im  für  ftd)  beanfprudjten , 1757  nach  ßnglaitb  fenbete. 

12.  3af)r  einem  altem  Stiefbntber,  einem  Buch-  Bad)  gliidlicher  Beenbigung  feineS  ©efepäftS  blieb  g. 
bruder,  in  bie  Sehre  gegeben,  yier  wibmete  er  jebe  aiS  pcttnfpioanifcher  ©ctcpüitsträger  in  Sonbon,  aud) 
freie  Stuitbe  feiner  AuSbilbung  burch  bas  Seien  miß-  anbre  ©rooingen  wählten  ihn  ju  ihrem  Bertreter  bei 
lieber  Bücher,  ©alb  oerfuefite  er  ftd)  auch  als  Schrift-  ber  Regierung.  1762  nach  ©bilabelpbia  juriidgefebrt. 
fleder.  Seine  erften  Berfuepe  Waren  Auffäße  für  eine  ging  g.,  als  bie  öerhängmSooden  Unruhen  wegen 
oon  feinem  Bruber  herausgegebene  Leitung.  AIS  ber  Stcmpelatte  auSbrad)cn,  1766  abermals  als 
biefer  f pater  wegen  eines  mißliebigen  ArtifelS  inS  Agent  non  ©ennfploanien  unb  anbern  Staaten  nach 
©efängniS  gefegt  würbe,  übernahm  g.  bie  Sfcbaftion  ßtigianb  unb  oerteibigte  hier  fogar  tm  Parlament 
beS  Blattes  unb  lieft  eS  fobann  unter  feinem  Bauten  (13.  gebt.  1766)  ebenfo  freimütig  wie  einficbtSood  bie 
erjeheinen.  Sfißbedigtciten  mit  feinem  Bruber  ber»  Freiheiten  ber  Kolonien,  worauf  bann  auch  bie  Stern* 
anlafjten  ihn  1723,  Bofton  ju  berlaffen ; er  begab  fich  pelatte  gurüdgenomnten  Würbe.  2a  er  aber  bie  Sache 
1724  nach  Sonbon,  um  baS  jur  ßrrichtung  einer  ber  Kolonien  furchtlos  Oertrat,  würbe  er  ber  Siegle- 
eignen  Druderei  Botwenbige  cinjulaufcn.  ßr  gab  rung  mißliebig,  berlor  feine  ©eneralpoftmeifterjtede 
jebod)  biefen  ©tan  auf  uni)  nahm  in  Sonbon  eine  unb  fant  bei  Dem  AuSbnid)  ber  geinbieligteiten  in 
Siede  in  her  ©almerfdjen  Druderei  an,  Wo  er  bie  Be-  ©cfahr,  feftgenommen  ju  werben.  Daher'  lehrte  er 
lanntfchaft  mit  mehreren  ausgezeichneten  dSännem  im  9Rärg  1775  nach  ©hilabelplfia  gurüd,  wo  er  tum 
machte,  beren  Umgang  ben  Kreis  jeiner  Anfehauungen  itongrefimitglieb  ernannt  unb  an  bie  Spiße  beS  Sicher» 
bebeutenb  erweiterte.  1726  ging  er  wieber  nach  Arne-  heitSauofdntffeS  geftedt  würbe.  3"  biefer  Stedung 
rita  unb  errichtete  1728  eine  eigne  Buchbruderei,  bie  hatte  er  Ijeroorragenben  Anteil  an  ber  Unabhängig- 
balb  ju  foldjer  Blüte  gelangte,  baff  er  bie  Seitung  leitSertlärung  Oout  4.  3uli  1776.  3ur  Befdjaffung 
einer  Leitung  übernehmen  lonnte.  Auch  oerheiratete  ber  Hilfsmittel  für  Aufr«htl)a[tung  bicfeS  BefchluffcS 
er  fich  jeftt  mit  Biifi  Beab,  mit  ber  er  ftd)  fchon  1724  fdjtug  er  bie  Ausgabe  Oott  ©apiergelb  oor,  wogu  er 
oerlobt,  bie  aber  währenb  feiner  Abwesenheit  in  ßng*  auS  feinem  eignen  Bermögen  4000  ©fb.  Stert.  gab 
lanb  einen  attbem  geheiratet  hatte.  Balb  erbffnete  ßnbe  1776  begab  er  ftd)  nad)  granlreieh,  wo  er  mit 
er  eine  Buch-  unb  ©apierbanblung  unb  grünbete  ljüd)fter  Achtung  begrüßt  würbe  unb  nach  Abfchlug 
einen  Berein  gur  Ausbilbuttg  oon  Kaufleutcn  unb  beS  AdiangpertragS  Oom  6.  gebr.  1778  als  beood- 
yanbroerlem  fowie  1731  eine  Bibliothef,  Vlnftalten,  mächtigter ©iinifter  ber  13  bereinigten  StaatrnBorb* 
bie  balb  auch  in  ben  übrigen  Kolonien  Bacpahtnung  ntnerilaS  auftrat.  Auch  an  ben  griebenSoerhanb- 
fanben.  Bebenbei  betrieb  er  ju  feiner  eignen  Aus-  lungen  oon  1783  war  er  beteiligt.  Bad)  Anterila  ju* 
bilbung  baS  Stubium  neuer  unb  alter  Sprachen,  rrtdgetefjrt,  würbe  er  breimal  burch  bie  einflimmige 
Seit  1736  SelretärbeSJtolonialpnrlamentSoon©enn«  ©kpl  feiner SRitbürgcrSouocmeurbeS  StaateS©enn- 
iploanien  unb  1737  auch  jum  Cberpoftmeifler  oon  fploanicn,  als  beffen  erfter  Abgeorbnetcr  beim  Kon» 
©ennfploanien  ernannt,  nahm  er  nunmehr  alSfrüher  greß  er  jur  Befeftigung  ber  jungen  greiheit  mitwirlte. 
an  ben  öffentlichen  ©efehoften  teil  unb  bewitlte  bie  Alter  unb  Steinfchmerjen  nötigten  ihn,  1788  jtch  oom 
ßrridjtung  einer  SRtlig , eines  geuerrettungSOereinS,  öffentlichen  Seben  jurüdjitjicljen.  Kurg  oor  feinem 
einer  Afabemie  ;ur  ßrjiehung  ber  pennfploanijchen  lob  Unterzeichnete  er  als  Borfißenber  be3  BereinS 
3ugenb,  bie  ©flaftencng  ber  Straßen  unb  anbreS  jur  Aufhebung  ber  Sflaoerei  eine  3)enlfdjrift  an  baS 
©emeinnüßige.  $er  öouoemeur  unb  baS  Kolonial-  BcpräfentantenbauS.  Der  Kongreß  oerorbnete  ju 
oberpauS  begehrten  feinen  Bat  bei  aüen  öffentlichen  ßhrcn  feines größtenBürgcrSeineBationaltrauerauf 
Bfafiregelit  unb  beauftragten  ihn  unter  anberm  1743,  einen  Scannt,  gür  feinen  ©rabjtein  hatte  g.  felbfl 
ben  ©lan  einer  ©hilofophifcben  ©efedfehaft  für  Arne-  folgenbe  3nfd)rijt  beftimmt : »Hier  liegt  ber  Seib  Ben- 
rifa  ju  entwerfen,  beren  Borflanb  er  bis  an  fein  Se-  jamtngranninS,  eineSBud)bruder3(gleich  bemDedel 
benSenbe  blieb.  3»  biefe  Leitfaden  auch  feine  elri-  eines  alten  BucheS,  auS  bem  ber  3nl)a!t  herauSge» 
trifchen  Berfuche,  bie  ju  ber  ßrjinbung  beS  BÜß«  nommen,  unb  ber  feiner  3nfd)>'tft  unb  Sergolbung 
ablciterS  (f.  b.)  unb  beS  eleftrifdieu  Drachen  beraubt  ift),  eine  Speife  für  bie  BJürmer;  bod)  wirb 
führten.  Badjbem  Bciffon  feine  Sdjrift  »New  experi-  baS  S8erl  felbft  nicht  uerloren  fein,  fonbem  (wie  er 
me-nts  and  ohserrations  on  electricity«  überfeßt  glaubt)  bcnnaleinft  erjeheinen  in  einer  neuen  fchönem 
unb  baburch  über  ganj  ßuropa  oerbreitet  hatte,  er-  Ausgabe,  burdigefehen  unb  oerbeffert  Oon  bem  ©er- 
nannte bie  Königliche  ©efedfehaft  in  Sonbon  g.  ju  faffer«.  Durch  eifrige  görberung  oon  SrjiehungS- 
ibrentSRitglieb  uiib  überfchidte  ihm  1753  ihre  golbenc  anftalten  wertte  er  für  bie  Bilbung  ber  gugenb  unb 
©reiSmebaide.  1747  jum  ©iitglieb  ber  Kolonialoer-  für  bie  Belehrung  ber  Hanbmerler,  währenb  er  bie 
fammlung  oon  ©ennfploanien  gewählt,  machte  er  fidi  ! moralifche,  geiftige  unb  politifche  Bilbung  beS  BoIteJ  t 
balb  als  eifriger  Kämpfer  ber  Bollspartei  bemerflich,  burd)  bie  ©reffe,  burch  BollSfchriften  unb  oorjilglid) 
unb  1753  jum  ©eueralpoftmeifter  aller  englifch-ame-  burch  feine  »©ennfptoanijche  Leitung-  unb  feinen 
rifanifchen  Kolonien  ernannt,  fajjte  er  ben  großen  I oortrefflichcn  »BolfSfaienber«  ju  heben  fuchte.  Be* 
öebanlen  einer  BunbeSoerfaffung,  eines  KongreffeS  [ rühmt  ift  ber  in  granlreieh  auf  ihn  gebiehtete  BerS: 


844 


granllinifation  — granfltnfi^e  9W()re. 

Eripait  co«io  foimeo,  B«<>ptnimqo«  tyranni*.  ' berichteten,  baß  Dar  einigen  galjren  eilte  Snjabl  roeiger 

<8t  entrifc  brm  puiunit  ben  »Ii|,  ben  Iqtonncn  bat  3tpter.)  Dianner  jenfeit  bfd  fflroBen  5*1  cftfluffci*  burd)  i\'jnqct 
1856  würbe  if)m  in  ©ofton  ein  Stanbbilb  errichtet.  an  fiebenihnitteln  untgefommen  )ei;  auch  tauidjtc  Sae 
Sammlungen  Bon  grantlind  Serien  erjtftienen  ju  mehrere  unzweifelhaft  brr  granflincrpebition  jugehö- 
fionbon  1793  in  2 ©änben  unb  1806  in  3 ©änben,  rige  ©egenftänbe  ein.  Die  englifdje  tilbmiralität  gab 
Dongänbiger  Don  granHindSntelSiniamlcmple  g.  mm  weitere  Sachforfchungen  auf.  fiabg  g.  (geft. 
(baf.  1818 — 19)  unb  Don  Sparld  (neue  Sudg.,  Sh'1  S 18-  Sali  1875  in  fionbon)  aber  rüftete  1857  bad 
cago  1882.  lOSbe.,  mit  SiograDhie);  bie  Dollltänbigftc  Heine  Sdjraubenfchiff  gop  unter  ©efebl  bed  SaDitänd 
«udaabe  beforgte  ©igelow  (1887—89, 10  ©be.);  eine  SR'Elmiod  auä,  bad  im  fflai  1859  auf  Sing  SSiUiatu- 
beutnhe  ©carbeitung  lieferte  VI.  D.  ©injer  (Stiel  1829,  fianb  ein  Bon  ben  Offizieren  grojier  unb  gigjamed 
4 ©bei).  gianflino  Heinere  Schriften  unb  bie  Sorte-  h'frührenbed  Schriftftüd  Dom  25.  Vlpril  1848  auf* 
fponben,}  würben  mehrfach  herauägegeben,  feine  Vluto*  fanb,  wonach  bie  beiben  Schiffe  Srebud  unb  Derror 
biographie,  bid  jum  3-  1757  raepenb,  Don  ©igelow  12.  Sept.  1846  nahe  ber  Sorbroeftfüfte  Don  Srng 
(©btlab.  1868  u.  5.,  zulegt  Sew  fjorf  1900;  beutfeh  Sifliam.fianb  Dom  ®id  eingefchloffen  unb  nadh  ben 
Don  g.  Stopp,  4.  Vluft.,  ©eil.  1882,  unb  Don  S.  ©lüller  Sobe  granflind  22.  Vtpril  1848  Derlaffcn  worben 
in  Seclamä  UniDerfaI*8ibliotl)cf).  ©on  neuem  ©io*  waren.  Die  Überlebenden.  105  an  ber  3ahl.  wollten 
grapbien  find  hciDorjubcbcn  bie  Don  Norton  (Sew  unter  ffirojierS ftommanbo  ben  ©rogen  gifd)flug  er- 
kort 1864  , 2 ©be.),  3Rc.  fflafter  (»Beqjamin  F.  reichen,  Waren  aber  unterwegs  bem  Klima  unb  ben 
ns  a man  of  letters« , ©ofion  1887),  §ale(»F.in  Strapazen  erlegen.  1879  hat  bie  Sppebition  unter 
France«,  baf.  1887—88,  2©bc.),  SRorf  e (baf.  1889)  Scbwatta  (f.  b.)  weitere  Spuren  unb  Überrefte  qefun- 
unb  Sobind  (Sem  ©orf  1898);  gorb,  Frankliu  ben,  aber  (eine  Schriften,  g.  Deröffentlicbte:  »Narri- 
Bibüography  (baf.  1897).  tive  of  a journey  to  the  shores  of  the  Polar  Sea  in 

2)  Sir  3 ob",  berühmter  engl.  Seefahrer,  geb.  16.  theycars  1819 — 1822«  (fionb.  1823,  2©bc.;  beutfd). 
Vlpril  1786  in  Spifdbt)  (Öincolnfhire),  geft.  11.  3“ni  Seim.  1824,  2 ©be.)  unb  »Narrative  of  a second 
1847,  nahm  1801  ald  Seefabeit  teil  an  bem  Som*  expeditiou  to  the  shores  of  the  Polar  Sea  1825— 
barbement  Don  Kopenhagen,  begleitete  1801 — 03  1827«  (fionb.  1828;  beutfeh,  Seim.  1829).  ©gl.  VI. 
glinberd  (f.  b.)  auf  feiner  Gnibeetungdrcife  nach  £>■  Diarfham,  Life  of  Sir  John  F.  und  the  North 
Vluftralien,  focht  1805  auf  bem  ©clleropiion  beiDra«  West  Passage  (fionb.  1891);  Draill,  Life  of  Sir 
falgar,  würbe  1815  Dor  Sew  Orleand  bei  ber  Seg*  John  F.  (baf.  1896). 

nähme  eined  amerilaiiifchenftanonmbooläDerWunbet  3)  Otto  Don,  Swbtdbifiorifer,  geb.  27. 3an.  1831 
unb  fommanbierte  1818  bei  ber  Sorbpoleppebition  in  ©erlin,  ftubierie  in  ©redlau  unb  ©erlin,  habilt- 
bed  ftapitänd  ©uchan  bie  ©rigg  Drent.  1819  unter*  tierte  fid)  nach  neunjähriger  juriflifcher  ©rarid  1860 
nahm  er  im  Vluftrag  ber  Segierung  mit  Sidjarbfon  für  beutfebed  unb  öffentliches  Sed)t  in  ©redlau  unb 
unb  ©ad  eine  örpebition  ju  Sanbc  nach  ben  Diün-  würbe  1863  orbentlicher  ©rofeffor  in  ©reifdwalb, 
bungen  bed  Jhipfenninenflujfed,  erreichte  fte  Don  1873  in  Dübingen.  Schon  alb  Stubmt  fchrieb  er: 
gort  florf  and  im  3«Ii  1821,  unlerfuchte  bie  Külte  «Die  beutfehe  ©otitif  griebritbd  I.,  Äurfürften  oon 
oftwärtd  bid  ;unt  Kap  Dumagain,  entging  aber  ©ranbenburg« (©erl.  1851)unberhielffürbiefed6rft* 
auf  ber  Südfeljr  nad)  gart  f)or(  durch  bie  ©arren  lingdwerf  bie  Diebaüle  für  Stffenfchaft  unb  Äunft 
©rounbd  mit  Diüfje  bem  fiiungerlobe.  3U,U  ftapi-  , ©on  feinen  jonitigcn  Serien  ftnbju  nennen : «SKagbe* 
tön  beförbert,  unternahm  er  1825—27  mit  ©ad  burger  Seidtümer  für  ©redlau«  (©rcdl.  1856V,  »De 
unb  Siicharbfon  eine  neue,  erfolgreiche  Seife,  auf  ber  justitiariis  curiae  imperialis«  (baf.  1860);  * ©ei  trägt 
er  ben  SLRndenjie  bid  jur  DÜlnbung  hinabfuhr  unb  pur  ©efchichte  der  Sejeption  bed  römifcfien  Sechtd  in 
bie  (Eidmeeriüile  Weftwärtd  bid  ©omt  ©eecheg  unb  DeutfchIanb«(5>annou.l863);  «DadSeichdhofgendii 
burci  Sidjarbfon  oflwiirtd  bid  jum  Shipferminenflufi  im  TOitlelalter«  (Seim.  1867—69,  2 ©be.);  »Seu- 
erforfchte.  Sach  feiner Südfchr  jumSitter  unbDodor  tentiae  curiae  regiae.  Sethtotbrüct)e  bed  Sleichdboid 
ber  Scd)te  an  ber  UniDerfttdt  Ci  forb  ernannt,  hefeh*  im  SWittclalter«  (fijannou.  1870);  »Dad  fönigtictie 
ligte  er  1830  - 33  bad  fiinicnfd)iff  Sainbow  im  SKit-  Äammcrgericht  Dor  bem  Jahr  1495«  (StrI.  1871); 
telmeer,  war  1836  — 43®ouDcntcurauf©iiitbiemen8*  «Dad  beutfdtc  Seich  nach  Seoerinud  Don  SRonjam* 
lanb  unb  übernahm  1844  bie  ficitung  einer  ©olar»  bano«  (fflrcifdw.  1872);  »®cfchi4te  unb  Spftem  bei 
erpebition,  bie  burd)  bie  ©affinbai  unb  ben fiancafler*  beutfchen©riDatrechtd*  (Dübing.  1878, 2. ©uf(.  1892'; 
iunb  auf  bem  Don  ©arrt)  eingefchlagcnen  Sege  inr  «Die  freien  Herren  unbWrafen  Don3tminem«  (gretb. 
©eringftrajje  Dorbringen  foUtc.  Dii!  ben  Schiffen  i.  ®r.  1884).  Seit  1897  ift  er  Siitheraudgebcr  bed 
Srcbttd  unb  Dcrror  unler  ben  Stapitänen  Srojicr  unb  »VlrchiDd  für  bie  lipiliftifdje  ©rapid.« 
gigjamed  unb  einer  ©cmannung  Don  138  ©erfonen  granf tinifatton,  f.  (SleHrotberapic,  S.  696. 
Derlicß  bie  Cppcbition  19.  ®ai  1845  bie  DhtDtfe  unb  granflinit,  ÜJiineral  ber  Spinellgruppe,  bem 
Wurde  «liegt  26.  3uli  in  der  Dieloillebai  Don  bem  Siagneteifen  analog  äufammengefegt,  aber  oonbiefem 
Salfifchfängerrapitän  Damter  angeiproegen , ber  burd)  ben  ©ehalt  an  ,-jin (ortjb  ( 1 r>  — 22  ©toj.)  unb 
grauHind  legte  poffnungdfrohe  ©riefe  an  bie  Vlbmi*  ®anganopl)b  (bid  10  ©roj.)  unterfchteben , eifen* 
ralität  milnahm.  Vlld  brei  gahre  lang  feine  weitern  fchwarj,  mciatlglänjeiib,  unburchfichtig.  jdiroach  mag* 
Kachrichten  Don  ber  Sppebition  einlicfen,  beunruhigte  netifd),  fiiärtc  6—6,5,  jpej.  ©ew.  5,o— 5,i;  finbet  ftet 
man  (ich  cntfllich  um  bad  Sdtidfal  granffind  unb  in  regulären  Sbriftallon,  gewöhnlich  in  Cltaeberjorm. 
feiner  Wefährten,  unb  tahlreiche  finlioeppebitionen  ein*  ober  aufgewachfen  unb  bann  juDrufen  Bereinigt 
(grannineppebilionen,f.Sorbpolarcppcbittonen)wur*  auch  berb  in  (ömigen  Vlggregaten  unb  eingefprengt. 
ben  abgefanbt.  'über  erft  1850  fanb  man  auf  ber  mit  SotjinlerjunbSiaHfpät  jiigranHin  unbStirling 
©ee(het)-3nfel  bie  erfien  Spuren  ber  Sermigten,  brei  in  Sem  geriet)  unb  wirb  auf  3inf  imbßifen  Derhütlet 
©räber  mit  3uicl)rtf teit , bie  bewiefen,  bag  bie  ©ppe-  granflinotbcrapie  (grandinifalion),  f.  6lel* 
bition  hier  ben  erfien  Sinter  oan  1845  — 46«igebrad)t  trotherapie,  3.  696 
hatje.  Scitere  Sachrichten  erhielt  3ohn  Sae  (f.  b.)  granflinfthc  ©rille,  f.  ©riae,  S.  422. 

1853  auf  ber  ©oothia-fcalbinjel  Pon  ®dlintod.  bie  granfliufihc  Söhre,  foDiel  wie  ©uldhamnter. 


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Mef-rry  Aom-Lcxtkan-,  6 Au/ 1 Bibliographische«  Institut  in  l.eipiig 


845 


granflin|<$e  £afel  — grartfrcid;. 


granftiniefie  Safel,  f.  Seibener  gtafcfti'. 
grattflm«  Weift):  BciErjeugung  PonEle!tri,ji- 
tat  entflelien  fiel«  beibe  Eleltmitäten  (pofitiDe  u.  nega- 
gfranfo,  f.  Franca.  [tioe)  in  gleicher  Menge, 
graiifotfiora,  f.  Sino«. 
granfolinftuftn  (Pterni3tes  Wagt.),  ©altung 
aua  ber  gamilie  ber  SBatbftüftner  (Tetraonidae),  SB- 
gel  mit  niäfcig  ober  jiemlicft  langem,  fräftigem  unb 
etwa«  hörigem  Schnabel,  ftoeft  läufigen,  furjjeftigen 
geißen  mit  tväftigen  Sporen,  gerabe  ahgefeftmttenem 
ober  ieid)t  jugerunbetem  Scftroanj  unb  oft  feftr  bun- 
tem ©efieber.  Etwa  50  Arten  in  Afrila,  SSeft«,  Süb- 
unb  Djlafien,  btä  oor  furjem  aud)  in  Sübeuropa. 
Ser  granlolin  (P.  vulgaris  Steph.),  34  cm  lang, 
50  cm  breit,  feftloar^,  braun  unb  weift  gejeieftnet,  fin- 
bet  fid)  auf  Eftpern,  m Kleinafien.  Sautaften,  Werften, 
Ulorbinbien,  früher  aueft  auf  Sizilien,  auf  einigen 
3nfcln  beb  ®ried)ifd)en  Meere«  unb  bei  Valencia, 
benorjugt  fumpfige  Stellen  mit  ©ehüfeft  unb  bobem 
®ra«,  lebt  paarweife,  nad)  ber  Brutjeit  in  Söllern, 
läuft  feftr  feiten,  fliegt  aber  feljr  langfant,  niftet  in 
©ras  unb  ©ebüfd)  unb  legt  10—15  fahlbraune,  weift 
getüpfelte  liier.  Sa  baü  5-  feftr  leitftt  ju  jagen  tft,  fo 
geftt  ei  überall  feiner  Ausrottung  entgegen.  3unge 
leere  pflanjen  lieft  unter  güttfiigen  Sebiitgungcn  int 
Säfig  fort.  [ntanie. 

tranfomanic  (franj.-griccft.),  foticl  wie  ffiallD- 
raufoitcmpcl,  f.  granfienmgaapparate. 
graufojcttel  werben  Softfraefttitüden  (f.  b.)  bei- 
gefügt, Wenn  ber  Abfenber  aufter  bem  inlänbifeften 
unb  frentben  ißorto,  foweit  cS  berechnet  Werben  tann, 
aueft  ba«  Sorto  für  biejenige  auSIünbifeftc  BefBrbe- 
rungSftrede  ju  entriditen  ttünfcftt,  für  Welefte  bie  Ta- 
rife am  'Aufgabeort  feftlen.  Sieie«  Sorte  wirb  bureft 
ben  g.  Pom  Auolanb  naeft  bem  Aufgabeort  jur  Ein» 
jieftung  Pom  Abfenber  jurüdgereeftnet.  Ebcnfo  wer- 
oen  g.  aufter  bei  Softfradjtftüdcn  aud)  bei  Softpafeten 
unb  SSertfäftcften  jur  Sinjieftung  oon  nieftt  poftali- 
feften  ©ebüftrett  (3oübeträgen  tc.)  benufct  Auf  ben 
Senbungen  ift  ju  oermerfen : A remettre  firanc  de 
frais  de  transport  ( jujuftelten  frei  oon  BefBrberungä- 
gebüftren);  ferner  A remettre  franc  de  droits  de 
douane,  bej.  nach  Süunjcft  mit  bem  3ufaft  »et  autres 
droits  non  postaux«  (jujufteHen  frei  non  3°Hge- 
bübren,  bej.  unb  anbem  nieftt  pojtalifeften  ©ebüftren). 
91aeb  weteften  fiänbem  g.  juiäffig  finb,  ergibt  ber 
Soitpafet-  unb  SBertfäftcbcntarif. 
graufojtoang,  f.  grantierungSjwang. 
granfreid)  (lat.Frauco-Galüa,  fron j.  la  France ; 
ftierju  bie  ÜberfiefttSlarte  »granltcicft«  unb  Sorte 
»grantreieft,  norböftlicfter  Seil-) , fRepublif,  eine  ber 
ipauptlänbcr  Europa«,  erftredt  fid)  jwifdjen  42°  20' 
bi«  51°5'nBrbt.Sr.  unb  4° 48'  Wejtl.bc«  7“39‘  BflLS. 
Ütce|i4t  bei  3nbatt«. 


Sage  unb  ©renj<n  . 6.  845 
©obmgeflaltung  . . . 846 
€ko[ogi{4e©ef<baffcn$<it  848 
fclflfie  unb  €cen  ...  849 

Älima 850 

©flanjemwlt  ....  850 

XiermcU 851 

Ürcal  unb  ©«ölferung  . 851 
©olitifch«  (Einteilung . . 852 

StationaUt&t 852 

Religion 853 

©ilbung  unb  Unterricht.  853 
Sanbnirtf<haft  ....  854 

SBeinbau 855 

Bicbiuiht 855 

fclfaard 856 

$orftn>irtf<baft  ....  856 


©ergbau  u.  $üttemü.  €.  857 

3nbuftrie 857 

fymbel 859 

Ser(ebr4n>e{rn  ....  860 
©anfen  tc .,  Sparfaflen  . 861 
SSohltAtigfcitJanftalten  . 861 
3Rafjeu.(Setmcbt<,3RCinitn  861 
€taot*oerfoffung  ...  862 
€taatlpemmltung  . . 862 

$echttpßege 863 

ginanjm  (mit  Citaatur)  863 
§eeroefen  (mit  fiiteratur)  864 
Rriegdßotte  (mit  Siter.) . 869 
Jlagge,  SBoppen  ...  870 

Aolonim 870 

fiiteratur,  geogiapbifcb«  • 872 
«efc^te 873 


Söfle  nnb  (iürettjeit. 

g.  bilbet  ben  fcftmälften  Seit  be«  europäifeften  Son- 
tinent«  unb  liegt  überau«  günflig  ätoifd)en  jwei  Diec- 
ren,  bem  ällittellänbifcften  unb  bem  Atlantifcften. 
Sie  SüitenauSbeftnung  beträgt  im  ganjen  3120  km, 
WoPon  616  auf  bai  TOittellänbiicfte  SDlecr,  1385  auj 
ben  offenen  Atlantifcften  Cjean  (nom  Äijcaftifcften 
Sufen  bi«  jum  Sap  Eorfen  im  Separt.  giniätere)  unb 
1 120  km  auf  ben  Äanat,  $a«  be  Calais  unb  bie  9forb» 
fee  entfallen.  Abgefeften  non  ben  SJIeeren,  grenät  g. 
im  S.  an  Spanien,  wooon  e«  bie  tfSpreuam,  im  O. 
an  Italien  unb  bie  Scftmeij,  WoPon  e«  bie  Alpen  mit 
bent  3ura  trennen,  weiterfttn  im  O.  an  Seutfcftlanb 
(Sifaft-Sotftringcn),  im  91C.  unb  91.  an  ba«  ©roft« 
ftergogtum  Sujemburg  unb  Belgien.  Sie  Sanbgrcnje 
bat  eine  Sänge  pon  2170  km.  Mit  Audnaftme  ber 
im  Mitteltänbifcften  Meer  tiegenben  3nfel  Sorfila  bil- 
bet ba«  2anb  eine  jicmlicft  fompatte  Maffe  Pon  fftm» 
metrifefter  ©eftalt  Sine  norbtüblicfte,  973  km  lauge 
Sinie  Pon  Sünfircften  nach  ißrat«-be- Molto  in  ben 
Dftpftrenäcn  teilt  ba«  Sanb , nafte  öftlicft  an  'flariä 
Dorbeigebcnb,  in  jwei  faft  gleich  große  unb  einanber 
ähnliche  Seite.  Sie  grbfttc  Weftoflticfte  Erftredung, 
888  km,  erreicht  ba«  Sanb  unter  48V»°  nörbt.  Sr. 
auf  einer  Sinie,  bie,  wieberura  nafte  an  $ari«  uorbei- 
aeftenb , beir  Sogefenfantm  Bfttid)  oon  St.  * Si<  mit 
wap  Eor|en  oerbmbet.  gtmer  entipridjl  ber  Einbuch- 
tung ber  atlantifcften  Jfüfte  gegen  Sa  fRocfteOe  hin  eine 
folcfte  ber  Oflgrenje  gegen  Öen),  fo  baft  ftier  bie 
Sreiie  be«  Sanbe«  nur  550  km  beträgt 

Sie  franjBfijcfte  Mittelmeerlüfte  jerfeittt  in  eine 
Bftlicbe  Steitlüfte,  bie  ßüite  ber  ^JroPence,  unb  eine 
tpeftiicfteglacftlüfte,  bie  Pon  Sangucboc.  Sie  Steitlüfte 
ber  Srouence  ift  aufterorbentltcft  reich  an  ffluditen, 
^äfen,  Sorgebirgen  unb  oorgelagerten  gelfeninieln, 
mit  ftcrrlicftcm  Klima  unb  echt  mebiterraner  Segc- 
tation.  Ser  ©otf  Pon  Sropcj  unb  bie  Sieebe  bon 
fetjere«  mit  ben  baportiegenben  gleichnamigen  3nfeln 
bieten  ganjen  gtotten  Scftuft,  unb  bie  faft  ganj  lanb- 
umfefttoffene  Sudit  DonSouton  iftgrantreicftä  großer 
ffriegdftafen  am  Mittelmecr.  Am  günftigften  ift  bie 
Sage'  oon  Marfeitle,  unb  bic«  ift  barunt  am  glätqcnb- 
fteit  emporgebtüftt.  SBefttiift  Pon  Slarfeitte  ift  bie 
Küite  bureft  bie  Seltaftilbungen  ber  91ftone  fowie  ber 
Ernennen»  unb  $ftrenäenflü|fe  beträchtlich  Porgerüdt, 
3nfeln  iinb  ftier  lanbfeft  geworben,  Meeresbuchten 
oerlanbet,  Seite  be«  Meere«  fetbft , bureft  Sünen  ab- 
gefeftnitten,  ju  Stranblaguneu  leUcngs)  geworben. 
Siefer  Seil  ift  glocftfüfte  unb  ftafenlo«,  nur  mit  gro- 
fter  Müfte  unb  Soften  ftnb  Äunftftäfen,  Wie  ber  oon 
Eette,  gefeftoffen. 

Am  Atlantifcften  Ojean  finben  wir  non  bem  gluft- 
ftafen  ton  Saftonne  an  wieberum  bt«  jur  Münbung 
ber  ©ironbe  eine  bueftten-  unb  ftafentofe,  Pon  Sünen 
befeftte  glaefttüfte.  Sa«  ©aromtebeden  Oermittelt 
feinen  Serfeftr  bureft  Borbeaur,  ba«  ftd)  unter  bon 
Einftuft  ber  ojeaniieften  gtut  noeft  weit  oberhalb  ber 
Münbung  jur  aroften  Seeftanbet«ftabt  ju  entwidetn 
oermoeftt  bat.  Son  ber  ©ironbe  an  ift  bie  Küfte  jmar 
aud»  noeft  flaeft,  aber  reich  auägebuditet  unb  mit  Ipäfen, 
wie  Sa  91od)eUe,  91od)efort  u.  a.,  audgeflattet,  bie  aber 
jeftt  anfefteinenb  bureft  Auffteigen  bitfer  Küfte  immer 
unbrauchbarer  werben,  fo  baji  fleh  ber  Serteftr  meftr 
unb  meftr  wie  fübwärt«  auf  bie  ©ironbe-,  fo  norb. 
Wärt«  auf  bie  Soireuiünbung  mit  ben  Süfen  oon 
91ante«  unb  St.-91ajaire  tonrentriert.  Mit  ber  Mün- 
bung ber  Silaine  beginnt  bie  Küfte  ber  §albmfel 
Bretagne.  S«  ift  eine  merlwiirbig  oerwitterte  unb 
au«gcbud)tete  granitifefte  Steitlüfte,  bie  mit  iftren 


846 


granfrädj  (©obengeffaltung). 


Bielen  Borgclagerten  ©rnnitiiticln , mit  ißren  fjorb- 
nrtigcn  Ginfeßmttcn  an  bie  Sliifle  Bon  Storwegen  er- 
innert. ©on  bcn  jaßlrcicßen  Häfen  ift  8reft,  ber  große 
ffriegSßafen  gran(reicßs  am  Ojean,  Bon  ber  Statur 
am  bcften auSgeftatiet.  Steile,  tlippenrnnftarrtefianb- 
trihnmer  fmb  and)  bie  Stonuannifcßen  3nfcln,  bie 
ben  großen  jroifeßen  ber  ©rctagne  unb  ber  Halbinfel 
Cotentin  einbringcnben  ©alt  icßliefien.  ©on  liier  an 
aber  fehlt  c3  an  ber  friinjBfijcßen  fiüfte,  bie  bis  gegen 
bie  Somme  t)in  noeß  mcift,  wenn  auch  mäßig  iteil 
bleibt,  an  guten  Statuvßäfen ; eS  ift  beSßalbmit  großen 
Stoßen  ber  SVriegSßafett  Bon  Gßerbourg  Gnglanb 
gegenüber  angelegt  worben,  wäßrettb  fidj  ber  $>anbel 
in  bim  burtt)  ffunft  gcfdiaffcncn  gluftbafen  Bon  Se 
fiaBre  (onjentriert , (eitbcm  Stoucn  für  bie  großen 
Scefeßiffe  ber  Sleujeit  nicht  nteßr  jugänglicb  wurbe. 
Sott  ber  Somme  an  beginnt  bie  nonxünen  begleitete 
glad)(üfte,  bie  ber  füblidieit  Storbfec  eigen  ift.  8ou- 
logne  unb  Calais  Berbanfen  nur  ber  ®unft  ber  Sage 
am  engften  ©ttnftc  beS  Banats  ißre  ©ebeutung. 

OoBrnaeftaftung. 

t>ie  St elief formen  grantrcid)S  jeiqen  eine  reiche, 
günftiqe©lieberting,einenSJeißfcl  non  Ebenen,  Hügel- 
unb  tÖcrglanbfeßaften,  ber  nirgenbs  Cinförmigteit 
auffommen  läßt,  oljne  baß  aber,  außer  anberSiiboft* 
unb  Sfibgrcnje,  unbeWol)nbare  Hochgebirge  Borßan- 
ben  Wären.  $ie  größten  Erhebungen  fjranfreitßS 
liegen  imS.unb  C.,  fo  baß  bie  allgemeine ©ßbaeßung 
bei  SanbcS  eine  norbweftließe  ift  unb  bemnaeß  bie 
Hauptflüffe,  mit  einer  ©uSnaßme,  jum  Cjean  geßen. 
SllS  ben  Stern  Bon  g.ßaben  wir  baS  fogen.^entral* 
plateau  anjufeßen,  baS  bie  ßiftorifdjen  Sanbfeßaften 
ÄuBergne,  SßonnaiS,  ©ourbonnaiS,  ©iareße,  Simou» 
(in,  ©uiennc  unb  2angueboc  ganj  ober  teilweife  füllt. 
GS  bilbet  mit  ungefaßt  80,000  qkm  meßr  als  ein 
Siebentel  Bon  ff.  unb  ift  fein  wicßtigfleS  SSafferrefer- 
Boir,  rings  Bon  Ebenen  umftßloffen,  bureß  baS  tat 
ber  Stßone  unb  ber  Saäne  Bon  Üllpcn  unb  3ura, 
buriß  bie  Ginfeitfung  Bon  Caftelnaubarß , bureß  bie 
ber  Canal  bu  ©tibi  in  einer  Hübe  Bon  189  m geführt 
ift,  Bon  ben  ©ßrenäen  getrennt  unb  nur  naeß  3!C. 
mit  ben  Bfttießen  ©renjgeßirgen , ben  Sogefen  unb 
Strbennen,  inertennbarcmorogrnpßifeßen3ufnninten* 
ßang.  2)aS  zentrale  .'podilaub  läßt  fid)  in  jwei  Unter- 
abteilungen jertegen : eine  Bftlidie,  bie  ben  geßobenen, 
(teil  jur  Ebene  Bon  Sangueboc  unb  bem  Sihone-Saänc- 
fal  abfallenben  Sianb  beS  JiocßlanbeS  bilbet  imb  balb 
meßr,  balb  weniger  bcntliiß  bcn  Cßarafter  einer  ©e- 
birgSfelle  trägt,  unb  eine  meftlid)e,  baS  Hoeßianb  Bon 
©utergne. 

ter  öfllidje  ©tateauranb,  ber  Bon  ber  erwäßnten 
Ginfentung  Bon  Caitelnaubarß  bis  ju  ber  baS  Stßone« 
unb  Soiretat  Berbinbcnben  Senfe  oonfiongpenbu  ben 
Statuen  CeBeitnen  (f.  b.)  führt,  umfaßt  als  Haupt- 
abteilungen bie  SRontagnc  Stoire,  bieSSpinoufeberge, 
bie  ©arrigueSberge,  bie  CeBenncn  im  engem  Sinne 
(1567  in),  bie  Hojereberge  (1702  m)  unb  baS  Sitar- 
geribegebirge  (1554  m),  bie  ©erge  beS  SinaraiS 
0754m),  SßonnaiS,  ©eaujolaiS  unbCßarolaiS.  ®er 
wbfeßlun  ber  CeBennen  im  St.,  bie  Senfe  Bon  Song- 
penbu,  ift  wie  jene  Bon  Caftelnaubarß  im  S.  bie  na- 
türliche ©crbinbiing  ber  mebiterranen  Vlbbacßung 
grantrcießS  mit  ber  ojeanifeßen  im  St.  beS  jentralen 
Hocßlanbes.  tureß  ißre  tieffte  gälte  ift  ber  Canal  bu 
Centre  Bon  ber  Saäue  jur  Soire  gefüßrt.  ©on  biefer 
Ciitfenfung  an,  bie  baS  jentrate  ©lateau  Bon  bem 
nbrblid)  baBott  liegenben,  fdton  jum  Seinegebiet  ge- 
hörigen SS orpanplateau  feßeibet,  wirb  bie  SSanerfcßetbe 
jwifeßen  Stßone  unb  Seine  nur  noeß  bureß  niebere 


Süden  gebilbet,  bie  baS  jentrale  ©lateau  mit  bcn 
©ogefen  Berbinben.  CS  finb  lunäcbft  bie  Haß**'  Ber 
Cätc  b’Cr  (636  m,  f.  b.).  Stadial  beS  SaönejufluffeS 
Cutße,  baS  bie  Cöte  b’Or  intSt. begrenjt,  ift  roieberum 
bemipt  worben,  um  burdi  ben  Banal  non  Surgunb 
Saäne  unb  Seine  ju  Berbinben.  Störblicß  Bon  btefem 
Banal  nimmt  bie  SBafferfcßeibe  immer  meßr  ben  Gßa- 
rafter  eines  fteil  gegen  ©tirgunb  abfallenben  ©lateanS 
an,  baS  bei  einer  mittlem  Häße  Bon  500  m in  feinem 
mittlem  Seil  an  bett  Quellen  ber  ©tarne,  Bon  ber 
aus  wicberunt  ein  wichtiger  Übergang  aus  Dem  Seine- 
inS  Saänegebict  füßrt,  ©lateau  Bon  SangreS 
genannt  Wirb,  die  bieS©lnteauoftwärtSfortfepe'nben 
ÜRontS  gaucilltS  (Sicßelberge),  bie  bis  613  io  an- 
fteigen,  bilben  weiter  bie  Saffertcßeibe  jwifcßenSaöne 
unb  SJtofel  unb  ftetlen  bie  ©erbinbung  mit  ben  So- 
qefen  unb  bem  Hocßlanb  Bon  Sotßringen  ßer.  ®a» 
Xol  beS  Sltlier  fann  am  heften  alS  Scheibe  jwifcßeit 
bem  Weftlidien  ©eil  beS  jentralen  HocßtanbeS  unb 
feinem  öftlicßen  Sianb  angejeßen  werben.  CS  ift  jueri: 
eng  unb  tief  eingeßßnitten,  enoeitert  ftdj  aber  halb 
ju  ber  breiten  talebene  ber  fiimagne.  Sie  feßeibe: 
bie  ©erge  bon  gorej  (f.  b.)  Dom  weltlichen  Hocßtanb. 
beffen  Bern  bie  ©erge  ber  Stuoergne  bttben.  Sie  ©e- 
birge  ber  SluBergne  taffen  beuttieß  Sübnorbricß. 
hing  erfennen  unb  umfaffen  brei  ©ruppen : bie  ©erge 
Bon  © u b r a c (147 1 m),  bie  Born  2ot  unb  feinem  Steher, 
fiuß,  bertrußere,  umflogen  Werben  unb  burch  einen 
engen  3ftßmuS  mit  bm  ißargeribebergen  jufammen- 
ßängen;  als  mittlere  unb  grögte ©nippe  ben  Ca  n tat 
(1858  m)  unb  atS  nSrbtiaiften  teil,  bureß  ein  über- 
aus BbcS  Hodilnttb  Born  Cantat  getrennt , bie  beiben 
©nippen  bcSSRonttore  mit  bem  ©uß  be  SancB 
(1886  m),  bem  ßöcßften  ©ipfel  3nnerfranfrctcßS,  unb 
beS  ©uß  be  tröme  (1465  m).  taS  ©tateau.  auf 
bem  fieß  biefe  alten  Sulfane  ber  Slubergne  erheben, 
fegt  fid)  noch  weit  nach  SB.  fort  ter'ßBcßfte  unb 
raußefteteil  beSfetben  ift  ba-3  ©tateau  Bon  SK  iltcradK:' 
(SJiont  ©effon  984  m)  mit  ben  (Quellen  ber  ©ienne. 
ber  Creufe,  ber  ©(jere  unb  anbrer  3uftüffe  ber  tor- 
bogne.  $er  weftiicßfte  teil  wirb  als  ©lateau  sott 
Cimoufin  bezeichnet. 

3m  O.  wirb  Hmßfranfreicß  Bon  Sttpen  unb  3urc 
bureß  bie  breite  talebene  ber  Saßne  unb  brr 
Stßone  getrennt,  bie  fuß  nneß  StD.imtal  beS  tout- 
bis  jur  yll  unb  bem  Ctfaß  fortfest  atS  ein  breit« 
tor  Bon  fauttt  350  m Höbe,  bureß  baS  eine  Heer-  wie 
tpanbelSfiraße  feit  ber  alteften  3eit  auS  Sübweit- 
beutfeßtanb  nad)  Süboftfranfreicß  unb  bent  ©littet- 
nteer,  jeßt  aud)  Cifenbaßn  unb  (Stßein-Stßone-)  ®ana! 
führen,  taßer  bie  ßoße  ftrategifeße  ©ebeutung  Don 
©elfort  unb  ©efanjon.  iSiefe  ©forte  erweitert  fuß 
jur  Ebene  Bon  ©urqunb,  bie  bei  einer  $töße  Don  200 
bis  260  m,  einer  ©reite  Don  41  — 60  km  unb  auf 
weiteStreden  faft  Wagereeßtem  ©oben  BonberSaöne. 
bie  fieß  oberhalb  Cßälon,  bem  SRittelpunft  ber  Gbene. 
mit  bem  toubs  Bereinigt,  entwäffert  wirb.  Sie  ßebt 
fid)  in  bem  Hitgellanb  ber  graneße  Comtä  fanft  auf 
bieHößen  beS3ura,  Wäßrenb  fie  nadjS.  ßin.  jwtfcßen 
Saäne  unb  ©in,  bem  Stßonejuflufi  auS  bem  Jjura, 
fieß  ju  bem  Don  uttjäßligen  (leinen  Seen  bebedten 
(leinen  ©taleau  (300  m)  beS  ©aßS  be  tombeS  bebt. 
Slueß  jenfeit  Don  Slßon,  bem  ©ereittigung-spuntt  non 
Saäne  unb  Stßone,  erftredt  fuß  bie  Ebene  überwiegenb 
auf  bem  Itntcn  Stßoneufer;  aber  imS.ber3fere  treten 
bie  ©orßeißen  ber  ©tpen  näßer  an  bie  Stßone  heran, 
unb  bie  Gbene  Berengert  fidß;  noeß  meßr  füblid)  Bon 
ber  trämemünbung,  jenfeit  ©tontdimar , tritt  aber 
ber  glufj  bureß  bie  Enge  Bon  tonjere  in  bie  fieß  nun 


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granfrcidj  (Gbcneu , ffieb irge).  847 


immer  metjr  erweitern!»  (Ebene  ber  ©robence  unb  beä 
Eangueboc,  bic  ftd),  ringg  Don  Sergen  umfäumt, 
ihremfilima  unb  ihrer  Seg'ctation  nad)  Durchaus  Dom 
übrigen  g.  abfonbert.  Sie  Gbene  DonSangue- 
boc,  Dtm  ber  Slpone  big  }u  bcn©prenäen,  fiept  burd) 
bie  bereits  erwähnte  Ginfcnfung  Don  Gaftclnaubarp 
(189  m)  mit  beut  ©aronneberfen  in  Serbinbung, 
baS  ftd)  atä  ein  großes  Sreied  jroifepon  bem  HJlcc'r, 
bem  jen traten  §od)tanb  unb  ben  ©prenäen  auäbepnt ; 
Souloufe  ijt  ©littelpunft  beä  obem,  ©orbeauj  bcö 
untern  ©edenä,  baä  fetbft  im  erftern  Seil  mir  133  m 
Seepöpe  erteilt  91acp  SB.  pin,  am  ©leer  entlang 
jwifepen  SIbour  unb  ©ironbe,  befleiß  bie  Gbene  aus 
bem  Sumpf  • unb  §eibegcbict  ber  Sanbeä,  an  ber 
untern  ©aronne  bis  an  bie  Gtjarente  auä  bem  hüge- 
ligen ©ebiet,  baä  bie  berühmten  öorbcaujweine  per- 
Dorbringt.  Sind)  910.  hin  fteht  baä  ©aronnebecten 
burch  ben  faft  genau  Don  91.  nach  ©.  gerichteten  Seil 
be«  Gparentetalä,  barauf  burd)  eine  nur  160  m er- 
reiepenbe  SihtDetle  unb  jenfeit  berfelben  burd)  ben 
gleich  gcridpctcit  Glain,  ben  91ebenfluß  her  ©ienne, 
über  ©oiticrä  mit  ber  großen  norbfranjBfifdjen 
Gbene  im  Soire»  unb  Scinebetfcn  in  Serbinbung. 
Siefe  Ginfenrung  jloifdien  Slngouteme  unb  ©oiticrä 
ift  eine  ber  Widjttgflen  Straften  Don  g.,  bie  ben  Sor- 
ben mit  bem  Silbroeftcn  unb  Spanien  berbanb,  baher 
bejeiepnet  burd)  japlreicpe  Scpladßen,  namentlich  bei 
©oiticrä.  Sie  Gbene  an  ber  Soire  breitet  ftd;  faft 
gleichmäßig  ju  beiben  Seiten  beä  gluffcä  auä  (Dr- 
tdanö  93  m),  jwifepen  Soire  unb  Gper  al8  baä  noch 
immer  mit  Seen  unb  Sümpfen  bebedte  unb  nicht 
uBnig  fieberfreie  ©ebiet  berSoIogne.  Gine  weite  Sluä- 
buihtung  berGbcne  begleitet  fübroiirtä  bieSienne  unb 
ben  Gper  biä  ©oitierä  (190  m)  unb  Sourgeä  (130  ml, 
eine  noch  größere  im  91.  reicht  an  ber  Sartfje  biä  Se 
9J?anä,  an  ber  untern  Soire  Derengert  ftd)  aber  bie 
Gbene  wieber  biä  auf  etwa  100  km.  91orbwcftfranf- 
reich  hat  fein  jufammenf)ängenbeä©ebirgä(p[tem  uub 
iinbcbcutcnbc  flöhen ; baä  Heine  ©latenu  Don  fflatine 
in  ©oitou,  bem  weftlich  bie  Gbene  ber  Senbde  borge- 
lagert  ift,  erreicht  faum  300  m unb  bie  9Jlontagne 
b’>flr r de  (f.  9lrrde)  in  ber  norbweftlidjften  Sretagne 
nur  391  in.  Sem  Serlepr  bieten  ftd)  hier  bei  ber  ge- 
ringen £>öhe  nur  geringe  Schwierigfeiten,  Banäte, 
bie  fept  freilitp  für  ben  Scrfcpr  faft  unnüK  geworben 
fmb,  Dcrbinben  mitten  burd)  baä  Sanb  91ante8  mit 
Sreft  unb  St.-fDlalo.  Dftwärtä  umfaßt  biefeä  ©ebiet 
berSretagne  aud)  nod)  benSübWeftenberSlonnanbic 
unb  bie  vaibinfel  Gotentin,  ja  bort  finben  ftd)  bei 
Sllen{on  .flöhen  Don  417  m,  bie  pödnten  fünfte  91orb- 
weftfranfreichä.  Saä  Seden  ber  Seine  ift  Don  ber 
Soireebene  nicht  ju  feheiben,  unb  bie  Banale  Don  Or- 
Idanä  unb  Sriare,  bie  beibe  glußfpfteme  Derbinben, 
überjteinen  mit  ihren  Sdjeitclpunltcn  100  m niept  be- 
trächtlich- Saä  ©eden  ber  Seine  ift  faft  freiärunb 
unb  trägt  ben  Gparafter  eineä  tpügellanbeä,  baä  fid) 
nur  an  ben  Slänbcm  biä  ju  300  m unb  mepr  hebt. 
Sari«,  baä  nur  noch  26— 30  m ü.  3J1.  liegt,  ift  ber 
SSittelpunft.  Ser  Slorboft  - unb  Cftranb  beä  Seine, 
öedenä  bilbet  jugleid)  einen  Seil  ber  Dam  fölittelmeer 
biä  jum  Banal  burd)  ftd)  aneinanber  fügenbe  ©ebirge 
unb  fiöhenjüge  bcutlicp  bcjeidjneten  Oftgremegranl- 
reid)ä.  Siefelben  beginnen  an  ber  engften  Stelle  beä 
Banal«,  am  Bap  ©ns-'Jleg,  unb  bilbeit  bic  Serge  Don 
9lrtoiä,  bieSBafferfepeibe  jwifepen  bent  belgifcpen  Sief- 
lanb  unb  ber  Somme  unb  Difc.  Sein  ©nult  in  biefent 
ööpcnjug  erreicht  200  m.  fiier  ift  alfo  bie  ©remc 
grattfreiepä  Döflifl  offen,  hier  liegen  baper  japlreicpe 
Seplacptfelber  unb  ftarfe  geftungen.  Künftiger  ift  baä 


©erpälbtiä  naep  biefer  Seite  hin  Weiter  nach  SO.,  Wo 
ftd)  Don  ben  Quellen  ber  Scheibe  unb  Santbre  an  bie 
äußerftenlluäläufer  ber  91  rbennen,  beä SBeftflügelä 
beä  Sheittifcpen  SepicfergebirgcS,  anfcpließett,  bie  nod) 
Don  bidjten  SSälbem  bebedt  unb  Don  ber  ©iaaä  unb 
ihren  91ebenflüffen  Gpierä  unb  Semop  in  tief  einge- 
fepnittenen,  oiclgewunbcnen  Sälern  burepbroepen  Wer- 
ben, baper  fdjmcr  jugänglicp  finb.  3pre  früher  reich- 
bewalbete  pöcpfte  Gvpcb'ung  wirb  mit  bem  91amcn 
Hrgonncn  bezeichnet  unb  bilbet  bie  SSeftgrenje  beä 
©lateauäoonSotpringen.  OTttenoonbcrilRofcl 
burepfloffen,  baept  fid)  bicä  ©ebiet  nach  91.  ab,  hat 
aber  eine  mittlere  $>Bhe  Don  300 — 400  m.  3m  S. 
Derwäcpft  eä  mit  ben  ällontä  gauciOeä  (Sicpelbergen), 
im  SD.  mit  ben  SB  o g ef  e n,  beren  fiamnt  Dom  m ont 
Sonon  fübwärtä  bic  ©renje  bilbet.  Ser  iUbjall  ber 
Sogefen  ift  naep  0.  juv  SSpeinebenc  ftcil,  jutn  weft- 
licpett  fiod)lauti  fanft;  bei  einer  mittlem  Sammhöpe 
Don  1000  m bilbet  ber  fionerf  (1366  m)  ben  pöcpften 
©unlt  auf  franjönfepem  ©ebiet.  91ad)  S.  fäüt  baä 
©ebirge  jiemlid)  (teil  gu  ber  fepon  erwähnten  ©forte 
Don  ©elfort  unb  aJiontbdliarb  ab,  jenfeit  mcldicr  ftep 
ber  3>ira  (f.  b.)  erpebt.  Siefeä  ©ebirge,  bcffeit  Betten 
unb  Sängätäler  einen  merhDürbigen  ©aratteliämuä 
unb  Steitabfturj  auf  berfdjwcijerijchen,  platcauartige 
flbbacpung  auf  ber  franiößfcpen  Seite  jeigen,  bilbet 
biä  jutn  ©ettfer  Sec  bie  ©renje.  eiftredt  fid)  aber  biä 
jum  Stponetnie.  Sie  pöcpften  Grpebungen  liegen  im 
lüblicpen  Seil  ber  innerften,  im  i'littel  1300  in  Popen 
Bette  (Grft  be  la  91eige  1723  m,  IRcculct  1720  m). 

Son  ben  Sllpen  (f.  b.),  bie  fiep  alä  Weit  pöperer 
©renjWaü  an  ben  3“ra  aufcpließen,  gehören  bie 
SBeftalpen  jum  großem  Seilg.  an.  3näbefoubere  lie- 
gen auf  franjößfepem  ©ebiet  bie  folgenben  Seile  ber 
llrgebirgäjone  ber  SScftalpen : bie  Seealpen  (Dl ont 
©elat  8053  m,  3Ront  Senibrcä  3032  m);  bie  Botti» 
fepen  Tllpen  (SJlonte  ©ifo  3848  m,  l'lont  Gpnm- 
bepron  3400  m);  bie  Sauppind-Wlpen  mit  ber 
großartigen,  glctfepen-eicpen  ©nippe  bcä©clDoup  (Seä 
Gering  4103  in);  bie  ©rajifdjen  lllpeit  mit  ber 
Saffieregruppe  (©ranbe  Saffiere  3756  m)  unb  ber 
©anoifcqruppc  (©ranbä  Gouloirä  3862  m);  cubliip 
baäfoloffale©ebirgämafftDbeäS)loiitblanc(4810m). 
Sen  genannten  ^»auplgruppen  ber  SBeftalpen  ift  eine 
SRcipc  Donfialtalpenjügen  mcfllidj  Dorgelagert,  bie  fid) 
gegen  baä  Slponetat  ju  abfenfen.  Saju  gehören:  bie 
iDiontagne  beä  SJlaureä  (779  m)  unb  baä  Gftdrel- 
gebirge  (616  m);  ferner  bie  SrämcA'llpcn  (iKoiitogue 
be  Eure  1827  ui,  9Kont  ©entouj  1912  m,  bie  Sdoo- 
lupgruppe  2793  m u.  a.);  bie  3ura-9llpcn  ('Jiointe 
©erede  2752  in);  enblicp  bie  9llpen  Don  Gpablaiä  unb 
gauctgnp  (iBlont  ffluct  3109  m). 

Giuc  Diel  unjugänglichere  SdpeibeWanb  alä  bie 
'lllpen  hüben  bie  nichtigem  ©prenäen  (f.  b.).  Sie 
erpeben  fup,  nameullich  Don  g.  auä  gefepen,  alä  eine 
gewaltige,  wenig  eingefepartete  ©lauer,  Don  fflecr  ju 
©leer  renpenb,  in  iprem  jentralen  Seil  mit  einer 
Bamnipöpe  Don  2500  m.  Ser  pödp'te  ©unft  auf  fran- 
jöfifepem  ©ebiet  ift  ber  ©ignctuale  (3290  m).  Sie 
Oftppcenäen  faden  alä  9Rontä  llllbereä  (Don  1675 
biä  200  m)  jum  SJlittelmeer  ab ; mit  bem  Ganigou 
(2785  m)  fepiebt  ßd)  eine  bebcutcnbere  Bette  ber  Oft- 
pprenäen  gegen  91.  Dor,  Don  ber  fup  ber  niebere  3ug 
her  Gorbiereä  biä  gegen  91arbonne  pin  Dorftredt.  Sie 
franjöfifipe  Seite  ber  ©prenäen  bilbet,  namentlid)  je 
näptr  am  Djean,  mit  ihren  grünen  SBeiben  unb  93;ii- 
bem  unb  ipren  Säafferfäuen  einen  merlwürbigen 
Bonlraft  gegenüber  beit  oben,  laplen  gclfenpängcn 
ber  [panifepen  Seite;  aber  auf  beiben  Seiten  fmb  bie 


848  granfreic^  (©eologiftpei). 

©prenäen  fpärlid)  bewohnt  unb  angebaut,  ielbft  bie  | fpftem.  63  ift  befonber«  im  Cftcn  be«  Sanbd  tot! 
Siepjiitpt  ift  büvftig,  unb  aud)  'Bergbau  feplt.  i entttidelt,  fo  in  ben  franjöfiftpen  Alpen  unb  ptu 
Soul  gaiutn  Areal  granfrritp«  fommen  ca.  245,000  namentlidj  in  bem  am  Wittclmerr  gelegenen  Xeil  ba 
qkm  aul  Bcrqtanb  unb  280,000  qkm  auf  ebene«  ©roBence  unb  im  Xauppinä,  itn  franj5fifcpen  3ura- 
fianb.  Xiefe  ebenen  finb,  wenn  mir  »an  wenigen,  gebirge,  ferner  in  Sotbringen  unb  im Arbennenlonbe. 
wie  ber  nerfumpften  Santa  raue,  her  Sologne,  ber  Bon  wo  fid)  biefe  ©epieptenreipe  bann  im  ölen  ba 
Gpampagne  pouitteufe,  ben  £anbc«,  ber  Srau,  bie  ßpampaane,  ba«©ariferBcden  fflblidj  untfaffenb.he 
aber  mehr  ober  weniger  jejjt  ber  Sultur  gewonnen  an  ben  Atlantifcpen  Cjean  phtjicbt,  um  jidj  bann 
treiben,  abfepen,  perrlnb  angebaut  unb  bid)t  beBötfert.  wieber  nad)  SD.  um  ba«  3fT>tr<,l*1,n,tau  penmpn. 

Xte3»felftorfifn,  bie  tbteSiijja  geograppifd)  unb  tnenben.  Ein  anbrer  atreifen  jurafftfiper  Silbimjct 
etpnograppifd)  ju  Italien  gebärt,  ijt  burdi'auS  fflebirg«*  } Weigl  am  Atlnnlifcpen  Cjean  ab  unb  (cfclmgt  ruf) 
lanb,  nur  an  bei  Cftfeite  finben  fid)  fladje  fiiiftenebe«  bann  um  bie  HSaffe  be«  annorifanifdjen  ©ebtrg«  ber 
nen  jüngerer  Enthebung.  ©enauere«  f.  unter  Korfita.  Senbäe  perum,  um  bei  ftanre  ben  Sana!  ju  etteiier 
fflcoloflildie  »cldpaflcnbet«.  Audi  bei  SouIogne-fur-SRer  finbet  fiep  ein  bernnjeb 

ipieriu  Mt  ■#eoiofli(4«  «arte  con  grantretipt.)  tc«  Sorfommm  Don  3ura.  Xer  ipauptteil  ber  jurt# 
Au«  ardjSiftpenSdjiefern (Kneifen,  ©limmer«  fepen  Scptcptcn  fjranfreitpä  gepiirt  ber  mitteleurot  ii« 
fepiefent  rc.)  unb  au«  granitifeben  ©efteinen  be«  iepen  gajie«  an,  nur  ein  geringer  Srudjtril  Hin  in 
fiepen  ba«  3tnlralplaleau  unb  bie  armorifanifipe  ber  mebiterranen  ffage«  auf.  Xer  £iaü,  befonbere 
Staff e.  meid)  leptere  befonber«  ba«  ©ebiet  ber  Senbäe,  aber  Xogger  unb  Stalm  finb  ju  gewaltiger  (Sntfal- 
ber  Bretagne  unb  ber  91ormanbie  umfaßt.  An  fte  tung  getommen.  ©eriipmt  »egen  ipre«  Sofftlienre- ö 
lagern  iid)  (ambrifepe  Scbimcnle  an;  foldje  treten  tum«  ift  bie  Umgeaenb  Bon  Cacn  in  ber  ©ormattht, 
and)  nod)  in  ben  in  ihrem  Stern  ebenfalle!  au«  friftatli-  Bon§aorcunbBon'Souloqne.fur«2Rer.  XalSreibi« 
nifdjen  Sdpefem  unb  ©ranit  aufgebauten  ©prenäen  meer  ocrbreiletc  fiep  Bon  (Suglanb  per  über  ba«  narb 
(in  ber  Umgebung  Bon  Sagnrre«-be*2u(pon)  unb  ftanjöftfcpe  ©ebiet,  ba«  fogen.  anglo>frantöfif& 
in  ben  Arbennen  auf.  Siluriftpe ©Übungen  finben  Beden  mulbenförntig  erfüüenb.  So  |tnb  bie  Streite- 
iiep  an  japlreicpen  Stellen  ber  Sormanbie  unb  ber  ablagerungen  be«  ©nrifer  Beden«  (Borwiegenb  Bat 
Bretagne , aud)  in  Anjou  unb  Siaine  unb  ftnb  pier  lei  ■ unb  oberere»  jeifepen  Alter«)  eine  birelte  gort- 
uiclfad)  ftarf  gciliSrt;  c6tnfo  fennt  man  im  2angue«  fepung  ber  englijepen.  Sie  jiepett  fid),  bei  (Talai«  an 
boc  unb  in  ben  ©prenäen  fowie  noep  an  einigen  an«  fangenb,  am  Saum  ber  3uraberge  lang«  be«  gufd 
bem  ©unlten  be«  i’anbe«  ftlurifdje  Ablagerungen,  ber  Arbennen  burep  iRante,  Aübe,  Sonne,  (Ser. 
Bei  weitem  untergeorbneter  finb  bie  beBonif  tpen  3nbrt-et«2oire,  Eure  bi«  jttrüd  an  ba«  ffieer  bei  ber 
Stpicptcn,  bie  in  ben  Arbennen,  in  ber  Sormanbie,  in  Seinemünbung.  Sefonber«  auffaüenb  finb  unter  ben 
SDiaine,  Anjou,  in  ben  Sogefen,  bem  2aitgueboc  :c.,  ftreibebilbungen  bie  tueiße  Sdtrcibfrtibe  berSbari' 
autp  in  ben  ©prenäen  cntroidelt  ftnb.  Xte  tarbo«  pagne  mit  f}euerfteinfnoflen  (fireibe  Bon  SJeirtsn) 
niftpe  unb  bie  pennifrpe  Sonnation  bebeden  nur  unb  bie  tuffige  unb  fanbige,  autp  glimmerige  Streibf 
einen  flcinen  Xeil  be«  franjöftfcpcn  Boben«.  3n  ben  ber  Xouraine.  beibe  bem  Senon  angepörig,  bie  Sa- 
Bprenäen  finbet  jttp  ba«  untere  fiarbon  al«  Jlall  geltreibe  be«  Xuron  unb  bie  glautomttfcpe  ifrnttr.n 
(marbre  griotte)  entwidelt;  bie  obere  probuftiBe  Siouen,  cenomanen  Alter«.  ®ie  Jtreibe  be«  9iion:- 
Stcinfoplenfonuation  tritt  bcfonbcrS  in  Siorbfrant-  unb  ©nronnebeden«,  ber  Alpen  unb  ber  fpreirio 
reitp  (9!orb  unb  Baä-be.ßalai«)  auf,  wo  bie  au«  ©el«  ift  au«gejei(pnet  burtp  ba«  Auftreten  parier,  mafiun 
gicnperübortretenbenSteinloplenflöje  Anlaß  ju  einem  Saite  mit  japlreiipen  (in  ber  nöcMitpen  gajtebra 
lebhaften  Bergbau  gegeben  paben,  fowie  im  £oire«  fpfirliep  Bertretcnen)  ^iippuriten;  fte  gepört  ber  fü>« 
baffin.  £)ier  paben  bie  abbauwilrbigen  Srläje  bei  lieben  ober  mebiterranen  fjajieS  an.  Xie  tertiären 
3iioe«be«®icr  eine  ©cfmntinäeptigteit  non  10 — 25  m,  Sebimente  fmb  befonber«  in  jwei  großem  miilben' 
bei  St.«Eticnne  eine  folepe  non  40—50  m.  Aud)  bei  förmigen  Arealen  in  jiemlicp  BolIftänbigerSolge  s® 
Gommentrp  wirb  ein  15— 20  m miiiptige«ffoplenfI5j  SieberfePIag  getommen,  namliep  int  ©arifer  Aettai 
abgebaut.  SSeniger  bebeutenb  ift  bagegen  ber  Stein«  unb  im  Beden  ber  ©aronne,  ba«  fiep  burep  bie  gern'« 
toplenbcrgbau  im  Storoan  unb  in  ber  Umgebung  ©aScogne  pinburdj  bi«  jumffu&e  ber©prenäen  jiebt 
Bon  Autun,  int  Aoepron,  in  ber  Gorreje  unb  im  $a«  Alttertiär  be«  ©arifer  ©eden«  pat  feiner  goffi« 
Beden  Bon  Alai«.  Xer  gliiepeninpalt  ber  franjöft-  lien  Wegen  grope  Berüpmtpeit  erlangt ; eS  beftept  au« 
fdjen  fioblengebiete  beträgt  64  GTOpriamcter,  gegen  Sanben,  Sanbftcinen,  Xoncn,  Salten  :c.  ^ernoriu- 
einen  foldtrn  Bon  nur  45,8  CSKpriaineter  in  S^utfcp*  pcben  ift  ber  BerftcinerungSrtiepe  ©arifer  fflroMalP 
lanb;  ipre  ®rgiebigteit  ift  aber  nur  fepr  gering:  fo  ein  gofipäptcdBaumaterial  für  biefranjörifepefraubt- 
probujierte  8.  1901  nur  30  SJtiü.  Xon.  (in  1900:  ftabt,  unb  ber  ©ip«  Born  SKontmartre,  brr  (v'.::' 
31  SDiiH.),  gegenüber  einer  8örbening  Bon  108,5  funbort  Bon  Palaeotberinm  magnum,  Anoplothe- 
SJiiü.  X.  in  Xeutfiplanb.  6na  ntil  ben  ©Übungen  rium  commune,  Xiphodon  gracile  ic.  3m 
bc«Sarbon  ftnb  in g.  bicjenigtnbe«©erm  Berbunben,  ber  ©aronne  fommen  im  Cuercp  bet  Biente:::"." 
fo  bafe  bie  franjöfiftpen  ©eiehrten  beibe  al«  ein  ©an je«,  ©poäpporilablagerungen  oliaocänen  Alter«  oor,  bie 
ba«  Systeme  penno-carbonifdre , jufammenfaffen.  ebenfaü«  ©äugetierrefte  (Xiphodon.  Hyaenoäos. 
Xa«  ©enn  ift  al«  Kotlicgcnbe«  befonber«  am  ffleft«  Anoplotherium,  Palacotherium)  umftpließen.  Set’ 
ranb  ber  Bogefen  unb  im  9i.  unb  im  ©.  be«  3*ntral.  lere  berüpmte  Xertiärfunborte  ftnb  ©anjan  im  !<• 
plateau«  entwidelt.  ffrantreid)«  triaffiftpe  Sipirp.  partement  ©er«  (©prenäen)  unb  ba«  benadtbarte 
tenreipe  weiept  im  roefentlirpen  tauniBonbcn  Sebimen«  ntorre,  ba«  prätptige  Überrefle  Bon  äitaftobonten  ge* 
ten  ber  germanifipen  Xria«  ap.  Sie  tritt  am  SSefiranb  liefert  ^gat,  irm««  ber  SDiont  CAtron  ht  ber  SBauciu'e 
ber  Sogefen,  ht  ben  3urabepartrment«,  im  Sioroan,  mit  reidjen  ©äugetiereinfeplüffen.  Xa«  Xertiär  füprt 
imfiponnai«,  am3entralplateau,  in  ber©roBence,  im  in  ber  ©roBence,  im  Xepart.  ©onne  tt.  autp  8taw’ 
Cangucboc,  in  ben  ©prenäen,  ht  Stanbem,  in  Ar«  foplen;  bod)  ftnb  nur  bie  au«  ber  ©roBence  tedpniftp 
toi«,  im  Boulonnai«,  autp  in  ben  Alpen,  pier  aber  in  widjtig.  Duartäre  Ablagerungen  weift  8-  aUent- 
anbrer 3ajie«, auf.  ©eproerbreitetiftaudpba«3ura«  palben  auf.  3unS<Pft  feien  bie  glajialen  ©ilbungm 


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849 


graitfveicf)  (glüffe). 


beb  ehemaligen  Kponegletfd)er8  erwäpnt,  ber  in  bilu» 
Bialer  3eit  leine  Moränen  beb  auf  bab  ißlateau  Bon 
Sontbeb  unb  bie  Siöfjert  Bon  gouruiereb  bei  2l} cm, 
etwa  460  km  Bon  feinem  Urfprung  hinweg,  Borge* 
iepoben  hat.  Ebenfo  halten  bie  fßprenäen,  bie  Soge* 
fen  unb  bie  Serge  ber  SuBergne  ihre  j.  S.  Weit  inb 
Sorlanb  hinein  fiel)  erftredenben  ©lelfdier.  3ahlreid) 
finb  in  g.  bie  Sblagerungen  quartärer  Stalltuffe,  6e- 
jonberb  längb  beb  Saufed  ber  ©eine  (fo  bei  Edle  uit* 
wett  Moret);  fte  führen  Ficua  carica,  Zonites,  He- 
lix, SRefte  Bon  Sua,  Castor  unb  Cervus  unb  beweifen 
baburd),  baft  bab  Klima  ju  ihrer  Silbungbjeit  feuep- 
ter,  aber  auch  wärmer  war  alb  bab  jeßt  tm  ©einetal 
perrfepenbe.  Safür  fpredten  auch  bie  in  anbern  ähn- 
lichen Suffgebilben  (Bon  SRoqueoaire  bei  Marfeille,  Bon 
URontpeüier  tc.)  gemachten  paläontologiidjeit  gunbe. 

Vlud)  jüngere  Eruptiugefteine  (Sraeppte,  Vitt* 
befite,  Safalte  unb  jugepörige  Suffe)  treten  in  großer 
ÜRannigfaliigteit,  jumal  in  ber  VluBergne,  im  Belaß 
unb  int  SiBaraib  jutage.  Sie  längft  erlofepenen  Sul- 
fane  biefeb  Sanbftriepeb  finb  faft  alle  an  ben  Ufern 
tertiärer  ©een  unb  2agunen  gruppiert,  bie  gegen  bab 
(Snbc  ber  aquitanifepen  3eit  ju  aubgeirodfnet  finb. 
Sie  Eruptionen  ntilffen  fepon  im  Miocäit  begonnen 
haben,  um  burtp  bie  gange  Bliocäitjcit  unb  bib  itt  bie 
quartäre 'fieriobe hinein anjubauent.  Befonberb  fepön 
finb  unter  ben  Sultanen  ber  Vluoergtte  ber  Mont 
Sore  unb  bie Epatne  bebSupb  mit  bentSupbeSdme. 
Sgl.  Europa,  S.  176f.,  unb  Safel  »©ebirgbbilbun- 
gen« , gig.  3. 

Ser  Erjreicptum  granfreidjb  ift  im  Bcrpältnib 
»um  Umfang  beb  2anbeb  niept  fepr  groß  ^innerge 
finben  fiep  tm  Morbipan,  ittt  3entralplateau  (bei 
Wontebrab)  ic.,  Kupfercrje  oerfcpiebencrBrt  bet  Epeffp 
int  Separt.  Bpoite.  autp  im  Separt.  Bar,  Bntimon- 
erje  im  3entralplateau  (grepeenet,  2icou(nc  tc.).  Sei 
Sontpban,  Ipuelgoat  tc.  in  ber  Srctagne,  bei 
gt6aub  in  ber  BuBergne,  bei  Sialab  in  ber  2o,jfre, 
bei  Bierrefitte  tc.  in  ben  Bßrenäen  treten  reidje  ©lei* 
erje, j.  I.  Bon  3inf-  unb  Kupfererjen  begleitet,  auf, 
bei  Epeffp  unb  ©t.*Sel  im  SRponebepartement,  int 
Separt.  ©arb  unb  bei  ©oponb  (i'Vlrbecpc)  wirb  Sprit 
abgebaut;  Sifenerje  gewinnt  man  auf  Sängen  in  ben 
Cftpßrenäen  (Samgou)  unb  im  Briege  (SftanciQ,  im 
Separt.  3fere  (Vlfleoarb  unb  Bijitle),  befonberb  aber 
auf  2agem,  fo  im  Silur  bet  Segrb  im  Separt.  Maine- 
et*2oire,  Siilette  in  ber  Manepe,  ©t.-ftbrnb  (Ealoa- 
bob),  in  berSriab  beiMajenap  unbEpangeb(Saöne* 
et»2oire),  befonberb  aber  int  3ura  in  Lothringen 
(Minette  bei  Bancß,  Sriep  unb  2ongWp),  tertiäre 
Sopnerje  im  Serrp  unb  in  Cotpringert  (Sriep,  Spion* 
Dille  tc.)  3»t  2intouftn  (bei  ©t.  ©rteeijc)  unb  inVlllier 
(Eoletteb),  autp  bei  Dueplort  in  ber  Sorbogne  finben 
fiep  fdjöne  SS  a o l i n 1 a g e r,  bie  ju  inbuftrieüen  3weden 
oerWertet  Werben,  unb  im  Ouercp  bie  WertBotlen  ter- 
tiären Spobpporite.  — ffleologifcpe  2iteratur  unb 
Sorten  f.  unten , S.  872. 

glflfle  unb  «een. 

Sie  flieffenben  ©ewäffer  granfreidjb  gehören 
einerfeitb  bem  ©ebiet  ber  Borbfee,  bem  Banal  unb 
bettt  Vltlantifcpen  Ojean,  anberfeitb  bem  Mittellän* 
biftpen  Meer  an.  Siefe  beiben  TSaffcrbeden  jerfatlen 
Weiter  in  42  Stoffgebiete  unb  jwar  in  5 grope  Strom- 
gebiete (©aronne, Loire,  Seine,  Sipe  in  mit  Maab  unb 
Scheibe  unb  Bpone),  8 glufigebiete  gweiten  Batigeb 
(©onttne,  Orne,  Sitaine,  E Patente,  Bbour,  Vlttbc, 
Sibrault  unb  Sar)  unb  29  (lerne  Seden,  bie  burep 
ftüftenflüjfe  gebilbet  Werben.  Vluffallenb  ift  babei, 
aber  für  ben  Serlepr  wichtig,  baß  alle  junt  Ojean 
SReijfr«  ÄonD.eSepfon,  8.  9hifL,  VL  ©b. 


gepenben  glüffe  Bott  ber  Mofcl  bib  jum  Vlbaur  ftep 
mit  ipren  Quellen,  bagegen  ade  jum  Mttlelmeer 
gepenben  mit  ipren  Münbungen  einanber  näljern,  bie 
einen  alfo  bioergicren,  bie  anbern  (onBergieren.  häu- 
fig Wirb  bab  galt  je  2anb  in  bie  fünf  oben  genannten 
$auptftromgebiete  geteilt,  inbent  benfelben  bie  (lei* 
nent  Seden  angereipt  Werben.  Bon  btefen  fünf  Strom- 
gebieten gepbren  bann  bie  ber  ©a tonne,  Soire  unb 
Seine  ganj  unb  aubjcpliejjlid)  g.  an,  Wäprenb  bab 
beb  mpeinb  mit  einem  fepr  (leinen  Seil,  bab  ber 
Sipotte  mit  bem  größten  Seil  auf  franjofifepea  ©ebiet 
fallen.  Sie  jWei  erftem  folgen  ber  weftliepen  716- 
baepung  in  ben  Ojean,  bab  britte  ber  beb  Kanals,  bab 
Bierte  ber  jur  Siorbfec,  bab  fünfte  ber  füblitpen  'bib- 
badjung  jutn  SRittellänbifcpcn  Lleer.  Sitfe  großen 
Strontfpjteme  finb  fomit  für  ben  Stmten»  wie  für 
ben  äujjcrn  Beriepr  fepr  günftig  angeorbnet.  Sie 
fepen  bab  Sittnenlanb  mit  beiben  Biceren  unb  ben 
Speinlanbftpaften  im  910.  in  Berbinbung  unb  pän- 
ett  untereinanber  über  ipre  nicbem  Slafferfcpeiben 
urep  Kanäle  jufatttmen.  Ein  groftartigeb,  freilief) 
burep  bab  Monopol  ber  großen  Eifenbapngefetlfcpaf- 
ten  j.  S.  nuploö  gemadjtcb  Äanalnep,  beffen  Enl- 
Widelung  noep  inb  17.  3aprp.  jurüdreiept,  bebedt 
ganj  g.  Sie  glüije  Werben  aüerbingb  fämtliep  in 
tprem  SSerte  baburtp  beeinträchtigt,  baß  infolge  maß- 
lofer  Entwalbung  ipr  SBafferftanb  fepr  mecpfclnb  ift; 
auf  fepr  niebrigeb  äSaffet  folgen  furtptbare  Über* 
fchwettttnungen,  namentlich  im  ©aronne-  unb  Soire* 
gebiet,  bie  glujfbctten  Bcrfanbcn,  unb  Seitentanälc 
müffen  fie  erfeßen.  Sie  ©aronne  (im  Unterlauf 
©ironbe,  576  km  lang,  wooon  468  km  ftpiffbar 
finb,  int  Mittel  200  nt  breit)  nimmt  alb  9ie6enflüffe 
auf:  reeptd  Vlriege,  Sarn,  2ot,  Sorbogne  (mit  Sb» 
jere  unb  3§le,  Icßtere  mit  ber  Sronne);  linlb  ©erb 
unb  Saifc.  Sie  2oire  (1002  km  lang,  822  km 
ftpiffbar),  gran(reitpb  größter  Siront,  empfängt  alb 
iiiebenflüffe:  redjtb  Vlrroup,  Maine  (gebilbet  burep 
Mapcnne,  ©artpe  unb  2oir)  unb  Erbre;  lin(b  Vinicr, 
Eher  (mit  Snbre),  Bienne  (mit  Elain  unb  Sreufe), 
Spouet  unb  Score »Slantaiie.  Sic  Seine  (776  km 
lang,  baoon  654  km  fdpiffbar)  ift  für  ben  2>anbel 
gran(reicpb  Bon  großer  SBictjtigfeit,  inbent  fie  bie  SSa- 
ren  in  ben  Mittelpuntt  beb  Steiepeb  bringt  unb  bie 
ßauptftabt  mit  ben  Meeren  in  Berbinbung"  jeßt.  3h« 
Bcbenflüffe  finb:  reeptb  Vlube,  Marne  (mit  Saulr, 
leßterc  nttt  bem  Drnain),  Dife  (mit  Vlibtte),  Epte; 
linlb  ?)onne  (mit  Serein  unb  Vlrmartjon),  2oing, 
Eure  (mit  3ion).  Bon  bem  eigentlichen  Stromgebiet 
beb  SRI) ein b gepört  feit  1871  g.  nur  ber  Bebenftoß 
Mofel  an,  ber  auf  franjöfifepctit  ©ebiet  184  km  lang 
(babon  40  km  ftpiffbar)  ift  unb  bie  Meurtpe  unb 
SeiHe  (©renjiluß  gegen  Seutfcplanb)  aufnimmt.  Ser 
Scheibe,  bie  nur  jum  (leinften  Seil  g.  atigepört, 
fließen  Bon  pier  aub  ju : linlb  bie  Scarpe  unb  bie  2pb 
(mit  ber  Seule).  Vlucp  bie  Maab  fällt  nur  j.  S.,  mit 
360  km  (WoBott  233  km  fepiffbar),  auf  fraitjöfifcpcb 
©ebiet,  Bon  bem  ipr  an  Bebenflüffett  reptb  bie  Epierb 
unb  Sentop , linfb  bie  Sautbre  (mit  ber  Jtelpe)  ju- 
fließen.  Sie  Vlbbacpung  junt  Mittelänbifcpen  Meer  um- 
faßt,  außer  unbebeulenben  Küftenfiupgebieten,  allein 
bab  große  gluffgebiet  ber  Bpotte,  bie,  aub  ber 
StpWeij  (otitmettb,  g.  nur  j.  S. , mit  497  km  fepiff- 
barem  2auf,  angepört.  Bebenflüffe  finb  linlb:  3iere 
(mit  Vlrc  unb  Srac),  Sröme,  Surance  (mit  Berbon); 
reeptb:  Bin,  Saöne  (mit  Canon  unb  Soubb),  Sr- 
bcepe  unb  ©arb.  Bon  ben  fi  tt  ft  e n f 1 ü f f e tt  finb  bie 
bebeutenbftcn,  in  ben  Kanal  münbenb:  bie  Eandjc, 
Butpie,  Somme,  Srcble,  Sltpune,  Souqueb,  SiBeb, 

64 


850  granfretd)  (Seen,  Klima,  ©flaiijenrocltj. 


Cme,®ire,  SouDe.3flune,EoueSnon,Wance,®uer  ;c. ; 
in  ben  ©tlantifcpen  Cjcan:  ©ime,  ©laoet , ©ilaine, 
Sag,  Seurei>iiortaije,  Eparente,  Sepre,  bic  ftcb  in  ba® 
Staffln  Bon  ©read)  cm  ergibt,  Wbour;  in  ba®  Wtttel< 
tänbifepe  Weer:  2 cd),  Set,  ©glp.  ©ube,  Orb,  §8- 
rault,  ©ibourle,  ©iftre,  ©apeau,  ©rgen®,  Soup  unb 
©ar.  Sie  fdjiffbaren  glüffc  imb  ©ädbe  ffranfreicpS 
Belaufen  fid)  inpgcfamt  auf  141  mit  einer  Öefamt- 
länge  Bon  8387  km. 

Unter  ben  Seen  ftnb  bic  Äüfienfeen  b«  Wittel- 
liieerä  unb  bie  bce  fflaoeognifepen  Wecrbuicn«  benter« 
fenaroert,  barunter  ber  see  Bon  Xpau  im  Separt. 
öecault,  in  ben  ber  Siibfanal  münbet,  unb  ber  Set 
non  ©erre  im  Separt.  Wponentünbungen.  Kleine 
©cbirgSjecn  fmben  fid)  in  ben  ©Ipcn,  ©prenäen  unb 
©ogefen , barunter  bie  Seen  Bon  ©ourget  unb  ©n* 
nett)  in  SaBopen , unb  ber  podp  in  ben  Sogeien  ge« 
legene  See  Bon  fficrarbmer.  ©bgefepen  Bom  ©enfer 
See,  ber  in  einer  Sänge  Bon  50  km  bie  ®renje  Sranf- 
reich®  bilbet,  ift  ber  größte  See  ber  Bon  ©ranblieu  im 
Separt.  9ticbertoire,  filblicp  Bon  Waitte®,  ca.  70  qkm 
groji,  aber  Bon  geringer  Xiefe.  Sie  ®efnmtjapl  ber 
ncinern  Seen  ffranfreid)®  mit  Einfdjluß  Per  jeiepe 
beläuft  ftcb  auf  1700.  ©gl.  Selebecque,  Lea  lace 
tranqais  (©ar.  1807). 

Klima,  4)  flanken  < unb  Tirrtiirlt. 

Säprenb  bie  ©cbietcicile  föbbftlid)  Bon  ben  Erben- 
nen  bem  niebiterranen  Klimagebiet  angeboren,  ftept 
ber  übrige  Seil  be®  Sanbe®  unter  bem  öinfluffe  beb 
allantiidjcn  Slima®.  Sie  Witlclmcergeflabe  unb  ba® 
Sal  ber  untern  Mipone  ftnb  mid)  91.  pin  meiit  nidpt 
gefcpflßt  Bon  öebirgen,  unb  baper  fmfen  bie  Scmpe- 
raturen  bei  Borpcrrfdjcnbcn  9iovbn>inben  erpeblitp 
perab.  9!amentlid)  am  untern  Wponetal  tritt  fepr 
päufig  ein  faltcr,  nörblicpcr  unb  norbweftltcpcr  SSiitb, 
ber  Wiftral  (f.  b.),  auf.  Sic  Wcgenfäde  ftnb  am 
päufigften  im  September  unb  Oßober  unb  fallen 
bann  in  fform  Bon  ©lajjrcaen;  am  trodenften  ift  ber 
eigentlidie  Sommer.  Sic  9iegenmenge  beträgt  burtp- 
fdjnittlicp  ettoa  67  cm.  Sagegen  fiub  an  berWioiera, 
bie  burdi  bie  Seealpen  unb  ben  9iorbapcnnitt  gefepüpt 
ift,  bie  Sinter  warm,  fo  bnfj  fdton  manche  ©flanken 
forttommen,  bie  fonft  erft  in  9ieapet  gebeipen.  Sie 
mittleni  Jtaprcäejtreme  ber  Semperatur  betragen  in 
Wontpclticr  37  unb  — 9”,  ©etpignan  87  unb — 4°, 
9iiya  31  unb  — 1°.  Ser  übrige,  bei  Weitem  größere 
Seil  Sranlrcid)®  fiept  unter  bem  Einfluß  be®  norb- 
atlantifdjen  Oyean®  unb  pat  Seeflima,  ba®  lanbcin- 
Wärio  langfam  fontinentater  wirb,  alfo  milbe  Sin- 
ter, fiiptere  Sommer,  rcüplicpe  9iicberfd)Iäge,  große 
©cwölfung  unb  im  Sintcrpatbjapr  ftürmifdje  f'uft- 
bewegung.  Sa®  auägefprocpenftc  Seettima  auf  bem 
europäifegen  fvefllanb,  aufser  ber  ScftBiffe  91or« 
Wegen®,  pat  bie  Bretagne,  fie  befinbet  fnp  in  ber 
Sannwafferpci,(ung , bie  ber  ©tlantifche  C(ean  ber 
Umgebung  ber  ©ritifcpen  3nfcln  Berleipt.  Sie  mitt- 
lern  Sintertemperaturen  gleichen  benen  Bon  ©enua 
unb  ffiume.  3n  ©reft  pat  man  burcpfcpnittlidp  im 
3apr  at®  Srtreme  32°  unb  — 4°  »u  erwarten,  alfo 
eine  Sipwanfung  Bon  36°  (abfolute  Ertrente  38°,  —7”), 
in  Srecour  (Wampe)  28",  —7°  (abfolute  Ertrente 
81°,  —11°).  Sie  größte  Sintcrlälte  tritt  meift  bereit® 
im  Sejember  ein.  ©ei  burtpfepnittlidj  etwa  78  cm 
fjöpe  faden  bic  weiften  Wegen  oon  September  bi® 
3auuar  unb  enben  in  Sorm  Bon  Sanbregen.  Seiler 
nad)  0.  pin  nimmt  bic  Semptigteit  langfam  ab,  ber 
Hnterfcpieb  ber  mittlern  Sommer  ■ unb  Sintertem- 
peratur aber  ju;  bie  3npre®eptreme  ju  ©ari®  be 
tragen  33°  unb  — 10”,  alfo  Sänneftpwanlung  43", 


EIrrmont  abfolute  gytremc  18”,— 23”,©up-be-Ifc: 
(1467  m)  abfoluteö jtreme  13",  — 1 8°,  ©au 33*,--. 
Sie  Sommerregen  nepnten  naep  O.  pin  ju,  bie  Sic 
gen  überhaupt  oerteilen  fid)  gleichmäßiger  auf  hu 
3apr;  bie  burcbicpnitttiipe  Wcgemncnge  beträgt  cwt 
60  cm.  Sa®  Wayimum  fällt  in  ben  Wai  uni  Cto 
ber.  ®n  ber  obem  Seine  unb  obern  Soire  fallen 
Wenn  auep  Weniger  häufig,  rcicplicbere  Wegen,  bau« 
©lapregen;  ftbericpweminungen  ftnb  niept  felirr. 

Sa®  iiod)plateau3«ntralfranfreicb®  bat  ern  reute; 
fftima.  Wegenmengen:  ©eftfranfreicp  (44'/e— 48*. 
nßrbl.  ©r.)  66,  ©an®  58,  Eiermont  64  (9äeberi(plogr 
tagel28),©up-be-S3me(1467  m)  150(9hebtri41a;; 
tage  197,  Scpneetage  62),  Saufanne  107  (Sftebe: 
idilagätage  148,  ®ewittrrtage  26),  ©au  119  (Sieb«, 
feptagetage  140).  ©tu  ©ijcanabufen  norbnwrtl  tü 
jur  Wilnbung  ber  Soire  ftnb  bie  Sommer  jieutltm 
wann  unb  fottnig  (St. -Wart ht  [Sanbe®],  mdüct 
3apre®eytreme  37°  unb  — 7”).  3n  S überhaupt  trab 
bie  regenreiepften  fflebiete  an  ben  wefllicpen  ÖePänja 
ber©prenäen  (120— 200cm),  bcrSübabpangbeilü 
Bennen  unb  ba®  frangbfiicpe  Vllpengebiet.  Selnttn 
(onitnen  in  9!orbfran(reicp  bunpfdmiltlidi  an  etiw  11 
Sagen  Bor,  nad)  S.  bin  nimmt  bie  ©ewiüerbäufijta 
ju ; bie  ®ewittcr  jiepen  am  päufigften  unb  rcjdxita 
au®  S.  unb  SS.  (60  km  bie  Stunbe),  am  (eltratte 
unb  langiamften  au®  nörblicber  unb  bfilicperWiptusc 
(27 — 34  km  Die  Stunbe).  Schneefreie  Sinter  fdemer 
nur  in  ben  fübtiepen  Sfüflengebieten  Borjulouunra 

Sie  fiüftcnlänber  am  ©tlantijcpen  Djean  unb  am 
Kanal  liegen  hn  ©ebiet  ber  atlantifdj.weflbalti' 
fepen  glora,  bie  burdj  atlantifdpe  ©ffanjen,  N> 
Ulex  europaeu«  unb  nanua,  Erica  cinerta,  Des 
Aquifolium  u.  a.,  eparaßeriftert  Wirb.  Sa®  oeßlu®' 
unb  fübweftliipe  Sieflanb  gewinnt  fübtoärtS  net: 
unb  mepr  floriftifepe  ©nflänge  an  bie  baätifdeii  fw 
Binjett  Spanien®  unb  jeiepnet  fiep  burep  ba®  Buftri 
len  ber  immergrünen  Qucrcns  Ilex  au« ; siabelb,’!;;: 
BerfdjWinben  julept  bi®  auf  Juniperus  commune 
Eine  9icipe  fiiblicper  ©jlanjen , wie  Daboecii  pet 
fulia,  ©rten  Bon  Narcissus,  Eryngium,  Linaria  n > 
ift  an  fporabifipen  Slanbotlen  ber  aUanüftpen Äöb 
unb  iprer  3«feln  Bei  breit  et.  Sie  Sünen  Per  Sa* 
cogne  tragen  eine  ftarf  entwidelte  SitornlRora  r.c 
einigen  enbemifipen  ©den.  Ser  ®üben  graitheti» 
gepiirt,  foweit  er  Sief«  ober  feügellanb  bartdb.  b« 
Wcbiterranflora  an,  beren  immergrüne Simui 
gürtel  mit  Pistacia,  Arbutus,  Phillj  rea,  Acer  uw» 
spessulanum , immergrünen  Eiepen  fowie  Clbaw 
unb  Seinlultur  etwa  bi®  ju  350  m aufiteigen.  “c 
9Jiya  gebeipen  Bnmbusa  gracilis,  Dracaena-  ui;-’ 
Ficna-Wrten,  bie  Sattelpalme,  CPamaerops  eretl- 
sior,  Cycas  revoluta  u.  a.  Sie  ntebiterrane  ffPf 
jenWelt  bringt  auep  in  bie  wärmften  untern  Saliiuta 
ein  unb  gept  j.  8.  läng®  ber  Wpone  bi®  jum  8<“tE 
See.  Sa®  auf  ben  ©ebirgen  be®  SauppinL  bc 
©uoergne,  ben  EeBennen  unb  ben  ©prenäen  oerbm 
letefslorenelemcnt  gepBri  ber  jentralcuropäifipeiJ»i 
penflora  an,  beren  ©uäftraplungen  inj.  Wf® 
bie  Sogefen  reidjen.  ®uf  lepiem  ift  ber  alpine®“' 
lei  aUerbing®,  äpnlid)  wie  im  gegenüberliegwbd 
ScpWarjWalb,  auf  einen  fcpmalen,  etwa  180  b w« 
bcrftamiitpöpe  perabfteigenben  Streifen  etngefdräuu 
©m  reiepften  emKidelt  ift  bit  ©Ipenflora  m ben  weit’ 
liepen  3entralalpen  unb  ©oralpen  J)od|iaBopenl  ®- 
be®  Sauppimf  fowie  in  ben  Seealpen.  S«er  beginn: 
ber  alpine  ©ürtel  burepfepnittiiep  etwa  bei  1900® 
boip  fteigt  bcrfelbe,  j.  8.  im  3frirgcbiet,  aud  t»1- 
tiefer  pirtab.  3"  ber  ©uoergne  begmnen  Dir  wrs- 


851 


granfreicf)  (tierweit,  i 

tniefen  ber  ©tpenregion  etwa  bei  1500  m.  Dad  ganje 
übrige,  jroneben  bem  alpinen  ©ürtel  emerfeitd,  ber 
atlantifd)'baltifd)cnunbbermebiterranen3!iebenmgg" 
flora  anberfeitd  eingefdjloffene  franj&fifdje  Berg-  und 
tpiigellanb  gebürt  (Don  etwa  830  m aufwärts)  ber 
europäncb-nftatifdien  Laubholjjone  an,  bie  hier 
bauptiäd)li(b  burd)  Beftänbc  »an  ßbelfaftanie  u.  Buche 
gelennjeidjnet  ift.  Die  übrige  ©erg-  unb  £iügeIftora 
oranfreitbä  jeigt  eine  cigentümticbe  31iifd)ung  atlan- 
tif<ber,  mitteil  finbifdjer  u.  mitteteuropäifdher  ©flamen- 
arten.bie  ben@runbftod  berflaubwalbjone  audmathen. 
Sgl.  ©doque,  Flore  de  France  (©ar.  1894). 

Sie  anbre  ffiittclmeerlänber  weift  bie  fjauna  non 
8.  fowobl  ©ngebörige  ber  europäifdjen  wie  ber  mebi* 
terranen  Subregion  auf,  bereit ©erbreitung  j.  t.  noib 
ber  ©udbehnung  biefer  Subregionen  entfpVic^t,  j.  D. 
jebotb  in  ihrer  ©bgrenjung  Berwifd)t  erfcheint.  giir 
ben  Süben  d)araftcrifti(d)  gnb  unter  aitiem  jWei  Wir- 
ten ber  ©attung  $>u}eifennafe  unb  bie  ÖSinfterfa^e; 
bas  (jerntelin  finbet  in  ben  ©qrenäen  feinen  (üblichen 
BerbreitungSbejirf.  giir  g.  eigentümlich  unb  tum 
bier  nach  ©elgieit  unb  Seftbeutjcblanb  gebenb  ift  bie 
furjobrige  ßrbmauS,  g.  unb  gtalien  gemeinfam  bie 
lurv'd)Wänjige  ßrbmaud;  bet  ©iber  gebt  ber  7Iud- 
rottung  entgegen,  in  ben  ©tjrenäen  finbet  fid)  bad 
©iuniicltier,  unb  j.  t.  nod)  febr  häufig  ift  in  mehre- 
ren Departements  granfreidfS  ber  Sotf.  Vtuf  Ror< 
fifa  lebt  ber  gemeine  SRuffton.  Die  ©ögcl  ftnb  bie 
ber  paläarftifdben  SHegion ; bie  ßbenen  Sübfranfreid)« 
bewohnt  bad  Siotbubn.  Sem  ©eptilien  enthält  g.  in 
19  0attungen  ca.  27  Strten;  bie  beiden  ©iftfeblangen 
Sireujotter  unb  7tfpidutper  finb  j.  t.  febr  häufig.  3m 
S.  grantreicbä  finben  ftd)  ©edonen  unb  anbre  (üb- 
liche ßibedfienformen,  fo  ber  mit  ber  ©tinbfchleichc 
Bcvwanbte  Sepd.  7t n ©mphebien  ift  g.  Diel  reicher 
als  bie  übrigen  Sauber  ßuropad.  ©on  Safferfala« 
manbem  (tritonen)  beherbergt  g.  alle  in  ßuropa 
twrfommenben  Vlrten.  Triton  Blasii  ift  g.  eigen- 
tümlich; auch  ber  Schtammtaucher  (Pelodytes  fus- 
cus)  ift  nur  aud  g.  befannt.  ßinheimifche  gifche  ftnb 
Barfd),  Stidilina,  Sarpfen,  Barbe,  Seißjijcb,  £>ed)t, 
Salm,  goreüe,  Ttjche,  Stint,  Waifcfd),  ©al,  Stör  (fet- 
ten-), Sieunauge.  ßingefübrt  fmb:  3°nber,  Salier, 
Saibling,  $md)en,  Seeforelle,  getdjen,  Sterlett.  ©n 
ben  Rüflen  bed  üJiittelmeers  unb  bed  ©tlantifehen 
Cfeait?  fpielt  ber  gang  ber  Sarbine  eine  bebeutenbe 
©die,  bod)  Werben  auch  Stodpid),  gering  unb  Sia- 
freten  in  großer  Dienge  gefangen.  Die  iKoüuäten- 
faitna  granfreiehd  nähert  ftd)  nach  ®.  ju  ber  mittet* 
iänbifchen.  3n  ben  RüftengeWäffern  fpielt  bie  ©ufter 
eine  große  Stolle,  beren  lünftliche  3u<ft*  große  ßr- 
folge  aufjuweifen  hat.  ©ud)  anbre  SKufehem  werben 
Biet  gefangen.  (Sie  ©erbreitung  ber  niebeni  Dierttclt 
granfreiehd  ift  noch  Wenig  unteriucht.  Dad  ©teer  lie- 
fert Hummern  unb  anbre  Strebfe.  ©gl.  ©cloquc, 
Faune  de  France  (©ar.  1896  — 99  , 4 ©be.). 

Strcat  unb  ®cuötfentng. 

g.  verfiel  Bor  ber  ÄeBolution  in  33  ©ouBcrnementd 
ober  ©robinjen.  ßd  Waren  bied , nach  ibrtt  ®röße 
eorbnet,  f olgenbe : ©uienne  unb  ©adeogne,  Cangue- 
oc,  Bretagne,  Chontpagne,  9iormanbie,  Burgund, 
Lothringen, ©ronence,  Crldanaid,  ©oitou.  Dauphine!, 
3dle-be-gtance,  granche-Comtd,  Berrl),  ©unerqne, 
©icarbie,  ritigountoid,  Simoufm,  ©Jaine,  ©njou.Ror- 
fita.Bourbonnnid.  Lqonnaid.ßlfaß,  louraine.Bdarn, 
Stioemaid,  glanbcm,  URarche,  71rtoid,  goir,  Souffil- 
lon  unb  ©enaifftn.  1791  würbe  eine  neue  ßinteilung 
in  83  Departementd  eingeführt,  bie  in  nicht  fehr 
glüdlidjer  Seife  hauptfäd)Iid)  nach  ben  fte  burd)* 


Vlreal  unb  BeBöiferung). 

siebenden  glüffen  ober  ©ehirgen  henamti  würben. 
Die  3ahl  ber  Departementd  Uermehrte  fieft  unter  bem 
Raijerreid)  btd  1811  auf  132.  ©egenwärtig  beträgt 
fte  87.  3)ie(elben  jerfaüen  in  862  7lrronbif(ementd, 
2908  Rantone  unb  36,192  ©emeinben.  g.  hat  nach 
ber  neuen  planimetrifchcn  Berechnung  bed  franjiifi* 
fchen  Sriegdminifteriumd  eine  gläche  non  536,408qkiu 
(9742,2  C©i.)  mit  (ISO»  88,961,945  ßinlo.  ©real 
unb  ©eo&lferung  ber  Departements  ftnb  aud  ber  Ta- 
belle auf  ®.  852  eiftchtlieh. 

Die  3obl  ber  ßinwohner  gratttreichs  Warb  fu 
ßnbe  bes  17.  gabrfj-.  wo  ber  Staat  Lothringen,  Slot- 
fifa  unb  ©Bigiton  noch  nicht  befaß,  auf  19,5  unb  Bor 
ber  SteBolution  auf  24.»  ©eilt,  gcfehäfjt.  Die  feither 
Borgenommenen  ©oltdjählungen  ergaben : 


1801: 

27  349003  Ciiun. 

1861: 

87  386313  ffinw. 

1806: 

29  107  425 

1866: 

38067  064  » 

1821: 

SO  461  875 

1872: 

86102921  » 

1831: 

32569223 

1876: 

36905788  * 

1838: 

88540910 

1881: 

87  672048  . 

1841: 

84230178 

1886: 

38218  9Ö3  * 

1846: 

85400486 

1891: 

38343192  * 

1861: 

85788179 

1896: 

88517  975  « 

1856: 

36089  364 

1901: 

38961945  • 

Sur  ©emtehrung  ber  Beoölfcruitg  Bon  1856  auf 
1861  trug  bauptjächlid)  bie  ßnuerbung  Bon  SnBohen 
unb  Sti j ja  (mit  etwa  669,000  ßinW.) , jur  Sermin- 
berung  Bon  1866  auf  1872  ber  Scrluft  Bon  ßlfaß- 
Lotbrinaen  (mit  ca.  1,600,000  ßinw.)  bei.  Die  Zu- 
nahme ber  Benbllerung  im  3eilraunt  1896—1901 
mit  444,613  Seelen  (l,is  ©roj.)  ift  noch  gering,  in- 
beffen  bebeutenber  als  in  ben  beiben  Borbergebm* 
ben  ©erioben  (124,289  in  1886-91  unb  175,027  in 
1891—96).  9iHtr25  Departements,  bauptfädjlicb  bie- 
jenigen , welche  bie  grBßem  Släbte  umfaffen , jeigeu 
eine3unahme  ber  BeBöiferung  unb  jloav  um  766,823 
Seelen.  Währenb  bie  BeBöiferung  ber  übrigen  62  De- 
partementd  jufammen  um  322,210  Seelen  abgeuoni- 
men  hat.  Die  ©otfdbiehtigtcit  fieüt  ftd)  gegenwärtig 
auf  72  ßinw.  für  bad  Duabratfilonieter.  7lußer  bem 
Deport.  Seine  (mit  ©arid),  Wo  7662  3Ken(cben  auf 
bent  Cuabratfilometer  Wohnen,  beft&en  bie  ftärfiie 
relatiBe  BeBöiferung  bie  Departementd  9!orb  (3231, 
©hone  (294),  Belforl  (161),  ©ad-bc-ßalaid  (142), 
©honemiiubungen  (139),  Loire  (136),  ©überfeine 
(134);  bie  bünnfte  BeBöiferung  haben  bie  Dcparic- 
mentd  ©ieberalpen , Cberalpen,  Lojere,  Lanbed  unb 
Rorftfa.  Die  Weibliche  BeBöiferung  hatte  ju  71  n fang 
bed  1».  ,3abrt)unbcrtd  infolge  ber  firiege  ein  bedeu- 
tendes Übergewicht  üher  bie  männliche  erlangt(1800: 
725,000,  1821:  868,000),  baS  aber  bann  faft  ge- 
febmunben  ift  (1866:  39,000)  unb  ftcb  erft  neuerbingS 
Wieber  gefteigert  hat  (1896:  423,709).  9lad)  bem 
3iBilftanb  famen  1896  auf  je  1000  ßinw.: 
tebige  . . . . 2M  SnStmet,  247  SBetber 
rev^firatfie  .201  * 202  * 

omottwet«  . 26  * M » 

$>tnftd)tltcf)  bet  Staatdangehörigfeit  Waren 
unter  ber  BeBöiferung  gcanfreidis  1901:  1,037,778 
grembt.  b.  h-  2,e«  ©roj.  ber  öefamtbeDölferung.  Die 
meifien  ©udlänbcr  befinben  ftdi  in  ben  Departementd 
9lorb  (1901:  230,821)  unb  Seine  (196,241).  Der 
©ationalität  nach  waren  1896  unter  ben  gremben: 
395,498  Belgier  (in  ben  nördlichen  Departementd), 
291,886  ätatiener  (im  SD.),  90,746  Dcutfche  (in  ©a- 
rid  unb  ben  öftlichen  Departementd),  76,819  Spanier 
(in  ben  (üblichen  Wien  (departementd),  74, 735  3<h»ci- 
jer  (in  ben  an  bie  Sehweij  aitgrenjenben  Departe- 
mentd, in  ©arid,  Bfarfeilleic.),  36,249  Briten  (in  ©a- 
rid,  den  nördlichen  Departementd,  ben  Seealpen)  ic. 

54* 


852 


granfreidj  (©cDiJifrrung). 


‘VslillMr  ffliKcilunn  ifranlrrtrfiä. 


Departente  nt  & 

Kreal  tn 
CJtüom. 

HeoäUrrung 

1901 

Stuf 
1 qkm 

Ätn  . . 

5825 

350410 

60 

Ki4nc 

7427 

535583 

72 

KUier 

7380 

422024 

57 

Klren:  Kicberatucn  . . 

0987 

115  021 

16 

Cbctalpen 

5 042 

109510 

19 

Seeatpcn  .... 

3738 

293213 

78 

Hib.ijc  ....... 

5555 

353564 

63 

Srbetmen  

5252 

315  589 

60 

Kriege 

4 903 

210527 

43 

Silbe 

0025 

246  163 

40 

6341 

313531 

49 

Kneoron 

8770 

382  074 

43 

Qdfnti  Irrritorium  . . 

009 

92304 

151 

Calrabo* 

5692 

♦ 10178 

72 

Gantal  ....... 

5775 

230511 

39 

S&arente 

5972 

350305 

58 

Kteber*S$arcitie  . . 

7 230 

452  149 

62 

Cber 

7 30*2 

345543 

47 

Corrlie 

5887 

318422 

54 

fföte  • b’Cr 

8780 

361  626 

41 

v£6u«»bu*Korb . . . . 

7 217 

609349 

84 

«Ireufe 

5605 

277  831 

49 

torbogne 

9223 

452  951 

49 

Doub* 

5815 

298864 

56 

Tröme 

6560 

297  321 

45 

6ure  . .... 

6087 

334  781 

55 

Surc*et*fcctr 

5938 

275  433 

46 

Jiniatere  

7 070 

773  014 

109 

fiarb 

5880 

420836 

71 

Oert 

6 290 

238448 

38 

Sironbe 

10726 

821 131 

76 

grault 

6 223 

489421 

78 

.lUe  * et * SJilame  .... 

6990 

613  567 

88 

3nb« 

6905 

288788 

42 

3nbre  • et » Untre  .... 

6157 

335541 

54 

3fkt 

8235 

568693 

69 

■Iura 

5054 

20 1 288 

51 

Aorflfa 

8722 

295589 

34 

Sianbe*  ....... 

9363 

291  586 

31 

i.'otr*et«Cf)<T 

6420 

275538 

43 

l'oire 

4 798 

647  633 

135 

Dber.fcotre 

5 000 

314  058 

62 

Kieber  • Üoire  .... 

0 979 

664971 

95 

finket 

6811 

366660 

54 

fiot 

5226 

226720 

43 

£ot«et*®aronne  . . . 

5 384 

278  740 

51 

totere 

5170 

128  806 

25 

itaa*  OBJcufe)  .... 

6239 

283480 

45 

Üäaiue*et*fiolre  .... 

7 283 

514  658 

70 

Vtan4e 

6411 

491  372 

76 

SRante 

8204 

432  S82 

52 

Cber«lKarne  .... 

6253 

226  545 

36 

SHatienne  ...... 

5146 

313103 

61 

SHeurt^e.et* WofeC*  . . 

5275 

484  722 

91 

3)iorbiban 

7 093 

563  468 

79 

Kirne 

6887 

«23783 

47 

Korb 

5773 

1 866  994 

323 

Ober  « 0»j tonne  .... 

6365 

448  481 

70 

Ober»Sabne 

5 374 

266605 

49 

Cife 

5885 

407808 

69 

Dntc 

6 143 

3'JS  »5J 

53 

Slal-be -tfalai«  . . . . 

6 750 

955391 

142 

S5tin.be*  Timt  .... 

8 004 

544  1 94 

68 

S)nrenficn,  Weber* . . . 

7712 

426  347 

55 

Oberpnrenflen  .... 

4533 

215546 

47 

OftpQrcnden 

4141 

212121 

51 

K^otte 

(Bou* 

2 859 

843179 

294 

t$e4.bu> Kbüite)  . . . 

5247 

784  347 

139 

6nftnc  * et  * l'oire  .... 

8626 

620860 

72 

Sartlje . 

6244 

422699 

65 

Saooocn 

6187 

254  781 

41 

Ober*  Saoonen 

4597 

268808 

57 

eetne 

479 

8669930 

7662 

9Heberjeinc  ... 

6341 

853883 

134 

Departement* 

Kreal  tn 
DJIilotn. 

Skr  ö Heran  g 
1901 

Hm' 

1 qb 

Seine  * et*  Kiarne  . . . 

5888 

358325 

61 

Seine«  et»  Dife  .... 

5658 

707  325 

IS 

©errei  (Deuj.)  ... 

6055 

342474 

94 

Soinme 

6276 

537  848 

ß 

larn 

5780 

332  093 

W 

Dam » et » (Saronne  . . . 

3 730 

195669 

W 

Slar 

6 044 

326384 

M 

Oauclute 

3578 

236949 

14 

Slenbfe 

6 971 

441311 

a 

SOenne  . 

7023 

336343 

4S 

Cbennenne 

5490 

881753 

69 

Cogefen  t®o6fle4)  . . . 

5969 

421  104 

10 

$cnnc 

7 494 

321  002 

43 

3ufamnten; 

539408 

88991945 

» 

ffiaS  bic  ©trufäarten  betrifft,  fo  lebten  155:: 
47,3  ©roj.  ber  ©«Dotierung  Don  brr  fianbwirtj&iit. 
25.«  ®roj.  Don  Sergbau  unb  Snbuftrie,  liUfiroy  oo:i 
fcanbel;  8,a  ©roj.  warm  beim  Serfc^rSipefen  lang. 
3,8  ©roj.  gebürten  ber  bffenttidjen  ©erroaltung  ur.5 
ber  bewaffneten  Siotbt,  3 ®roj.  ben  freien  wntfl- 
orten  an,  unb  6,8  ®roj.  lebten  Don  Siemen  ober?«!- 
ftonen.  Sie  aeferbautreibenbe  unb  inbu jtnette  BesSl® 
rung  jeigt  in  ben  lebten  Sal)r)<$nttn  eine  bebeutafe 
Sermtnbenmg.  ®gl.  ffi  o i b ft  c t n , fflcbDll«runglbr> 
bleme  unb  ©erufäglieberung  in  ff.  (Stert.  1900). 

Sie  ©eoolferungä beweg ung  ergibt  in  ff-  bit  1® 
(annte  Sotfadbe,  bafj  ftrfj  bte  ©eoölterung  troj  nrr< 
maler  3at)l  Don  6t)eiditicjjunnen  Wegen  ber  uerbält- 
nisntäßig  geringen  3“hl  ber  Weburten  äußern  tag- 
farn  Derntebrt  eluf  1000  lebenbe  Cinwotmtr  ta»a 
im  Surd)|d)nitt  ber  lefcten  Satire  7,5  (1901:  74) 
Sraiuingen , 22  Sebenbgeburten , woDon  bte  mutK' 
lieben  (Seburten  8 — 9 ®roj.  betragen,  unb  21  Stufe' 
fälle.  Ser  Überfcbuß  ber  (Geburten  über  bie  Steife' 
fälle  ift  betnnacb  [ebr  gering  (im  Sabrfünft  1896 
1900: 13auf  lO.OOOSinW-,  gegenüber  147tn$ettt'J- 
lanb),  ia  in  ben  Sabren  1890 — 92  unb  1899— 19t») 

1 haben  Die  Sterbefälle  fogar  bie3al)l  ber  Cebenbgeh: 
ten  überfliegen.  Sie  beoöllertflen  otäbte  waren  n4 
ber  lebten  3äblitng:  fiauo  (mit  2,7  Still.),  SKarfeiCi 
ügon,  ©orbeauj,  ffiUe  (mit  200 — 500,000) ; äußerte, 
jäblte  man  10  Stäbtc  mit  100  -200,000.  22  ta 
60—100,000  unb  87  Stabte  mit  20— 60,000  ©ns. 

Sie  franjbfifibe  Station  ift  überwiegenb Mi' 
fcbm  UrjDrungä  mit  im  ©.  ftärferer  riimifeber.  im  3t 
germanifeber  Stiitbung,  baber  bie  Stibframoien i Br  ■ 
ner,  etwa«  bunfler  gefärbt,  lebbafter,  bie  SRorbfreur 
jofen  grüfer,  emfier,  häufiger  blonb  unb  Don  friffei 
©eftchtafarbe  finb.  Saju  [amen  aber  fdjon  m ölte» 
fter  3«'l  'ft  SSS.  iberifdje  Slauitanen,  iraSO  niehü 
feltiftbe  Cigurer,  im  StD.  bie  ben  Kelten  wiwmtio 
©eigen.  Sämiger  fällt  inä  ©ewidjt  bie  nonnanntiife 
©cimifdjung  im  St.,  farajenifdje  im  S.  öehört  am 
bie  große  «Kaffe  ber  ©eDölferung  ber  franjöftldwi 
Siationalität  an,  fo  gibt  ei  boch  an  ben  Srenjen  ans 
bcbeutcnbeniibtfranj6fifd)e®eDßllerungSbeitanbM'. 
bie  aüerbingb  nicht  unb  mehr  franjafifajen  liharotter 
annehmen.  So  wohnen  in  ber  ©retagne  nod)  SMj®- 
nteifi  im  6.  Sahib-  auäßnglaitb  eingewanberte  Äw;' 
ren,  ungefähr  1 3RtH-,  wcftlidj  einer  Sinic  Don  ber®' 
laincmünbung  nach  St-Bricuc.  3™  äufierfien  Sta’ 
ben  leben  166,000  (flamm,  im  äußerften  SübtoaM 
etwa  100,000  ©aälen,  im  SD.  unb  in  Rorftla  dm 
600,000  Stal iener;  aud)  macht  (ich  m tRoufßlfot  am 
baä  (alalonifthe,  im  Slrbennengebict  baS  maIloni!t< 
Clement  bemerflid).  Über  bie  Sfrad)*  ber  3*®’ 
jofen  [.  3rranjbfifd)e  Sprache, 


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853 


granfretdj  (Konfefponen,  ©ilbung  unb  Unterricht). 


Rad)  bemReligionSbefenntniS  Würbe  bieffle* 
toölfenmg  graitlretcfrS  julejt  1872  jiRemmäpig  er* 
hoben  unb  tierteilte  pd)  hiernach folgmbermapen : Sa- 
tholitcn  35,387,703  (98  ©roj.),  ©roteftanten  580,757 
(1,«  ©roj.,  baoon  167,631  Reformierte,  80,117  Lu- 
theraner unb  33,109  protejtantifcfre  Settierer) , 38* 
raeliten  49,439  (0,m  ©roj.),  anbre  Kulte  nebft  Sion, 
fefpondlofen  85,022  (0,2c.  ©roj.).  Sag  frart.jßftfctje 
öffentliche  Sicdjt  erfcnnt,  bcm  1789  proflamierten 
©runbfaj  jufotge,  bie  Unabt)ängigtcit  ber  Suite  an;  ed 
befcfriijt  bieielbcn  in  ihren  Äußerungen,  unterwirft  fit 
aber  ber2lufpcbt  ber'Jfegierung  infoweit,  al8  bie  geift- 
liihe  ©ewatt  mdit  in  bie  weltliche  eingreifen  barf.  Sie 
Steuer  berRetigion  werben  oom  Staat  befolbet.  2IilcS 
bie8  gilt  iibrigeiiä  nur  non  beit  brei  anerfannlcn  Reli- 
gionen (fatbolifefre,  prote[tanti[d)e,  ibraelitifche),  wäh* 
renb  pcb  bie  ©cfejgebung  um  bie  anbem  nicht  film* 
mert.  3n  ber  römlfdj-tatbolifdjen  Kivhe  wirb 
bie  oberfte  Leitung  ber  geiplidjen  ©ngelegen  beiten  in 
ff,  oon  17  Erjbifcf)öfen  unb  unter  biefen  non  66  ©i* 
fdjbfen  wahrgenommtn.  ©eibe  werben  bom  ©räp- 
beuten  ber  Siepubtil  ernannt  unb  erhalten  bom  ©apft 
bie  fanonifche  ©eftätigung;  ihre  Bullen  müffen  bor 
ihrer  ©eröjfentlicfrung  bem  Staatgrat  borgelegt  wer- 
ben. 6rjbifefröflid)e  St Je  pnb : 2üj,  Vllbi,  2tud>,  Vloig- 
nott,  ©efan^on,  ©orbeauj,  ©ourge8,  Cambrai,  Efram- 
fetfrtj , Mt)on , ©arig , Reinig , Renneg , Rouen , Seng, 
Xoutoufe.Sourg.  ©Jan  jäfrttowo)  339©eneralnifare, 
695  Somfrerren,  3448  Pfarrer,  34,67 1 ©farrBcrrocfer 
unbStfare.  Orbendgciftlicfre  gab  c8  1880  : 30,287  in 
416  Orben  unb  127,753  Rönnen  m 3798  Kongrega- 
tionen, hoch  würben  feitbem  bid  in  bie  neuefte  ^eit 
jafrlreicbe  Crben  aufgehoben.  3”  ber  proteftan* 
tiftben  Kirche  ift  bte  Kirchenuerfaifung  auf  bem 
Sjnobal*  unb  ©regbt)terialji)item  begrunbet  2118 
öefamtbertretung  fungiert  für  bie  reformierte  wie 
für  bie  augbburgifdje  Ronfeffton  eine  ©eneralfhnobe. 
Sie  oberften  geiftlidjen  Scharben  pnb  ber  refor- 
mierte 3entral[ird)enrat  unb  bie  ®jefutiofommiffion 
ber  augäburgifefren  ©cneralihnobe,  beibe  mit  bem 
SiJ  in  ©arid.  Sie  reformierte  Kirche  jäl)tt  (two) 
629,  bie  augdburgifche  60  ©aftoren  unb  ©ifare.  ©on 
ben  38raelitcn  (gegenwärtig  auf  86,000  gefchäjt) 
wohnen  bie  meiften  in  ben  großen  Stabten,  Bor  allem 
in  ©arid  unb  ©tarfeitte.  Ser  israelitifche  Kultus  fleht 
unter  ber  obem  Üettung  eines  3entrat(onFiftoriumS 
ju  ©ans,  bem  bie  Konft|toricn,  bie  10  Oberrabbiner, 
24  Rabbiner  unb  21  Kantoren  untergeorbnet  ftnb. 

gtitbung  unb  ltnierrirtjt. 

Erft  burch  ba6  ©efej  bom  28.  ©färj  1882  Würbe 
ber ©rimäruuterricht  für  bieKinberheibcrleiÖcfchleeb- 
teS  Bom  Boüenbetcn  6. — 13.  Lebensjahre  für  obli* 
gatorifd)  erftärt  unbfomitbcrSdmljroangemgefüfrrt. 
3cbe  ©emeinbe  bon  500  Qinm.  ift  hiernach  Berg  flieh* 
tet,  eine  Knaben-  unb  eine  ©JäbdjenBotfgfcfruIe  ju  er* 
halten;  jebeg  Separtement  mup  jwei  Rormalidjulen 
jur  ©uSbilbung  ber  ©olfdfcfrullebcer,  bej.  -Lehrerin- 
ii en  haben.  Surrfj  bas  ©efej  Bom  16. 3uni  1881  würbe 
ber  Elementarunterricht  für  unentgeltlich  ertlärt. 
Ser  Einflug  beS  Klem8  auf  bie  ©lementarfchulen 
Würbe  burd)  _bad  ©efej  Bom  30.  0(1.  1886  befeitigt 
unb  1 902  bie  Sdpiepung  aüer  uon  ©eiftlidjen  geleiteten 
Schulen  angeorbnel,  bie  nicht  bie  ©enebmigung  ber 
Regierung  nadigefudit  hallen,  ©araüel  mit  biefen  le* 
giSlatioen  SRafjregeln  lief  aHerbingS  auch  eine  bebeu* 
tenbe  Erhöhung  bcS  Bont  Staat  für  ba§  ©oltsichul* 
Wefcn  ju  letpenben  2tufwanbeS.  SBährenb  1870  ber 
Staat  311  ben  Soften  beS  ©oKsfchulwefenS  10,5  ©ittl.gr. 
beitrug,  ift  biefer  ©nteil  1899  auf  162  ©litt.  geftiegen. 


SaS  öffentliche  Untern  djtdwefen  fleht  unter  ber 
Leitung  eine8  eignen  ©finifterb.  Siefem  jur  Seile 
fteht  ein  oberer  linterrichtSrat  (Conseil  snpbrieur  de 
l'instruction  publique),  bem  ©eneralinfpeftoren  jur 
Überwachung  be8  öffentlichen  Unterrichts  untergeorb- 
net pnb.  3n  ben  SepartementS  hüben  bie  16  211a* 
bemten,  an  beren  Spije  ein  Rettor  fleht,  unb  betten 
Unterrid)tSräte  beigegeben  pnb,  bie  Unterricbtäbebör- 
ben.  Elementarfchulen  gab  eS  (mit  Einftblujt  ber  bö- 
hernSoKSfchuten)  im Schuljahre  1899/1900:  83,361, 
baBon  66,634  öffentliche  unb  16,727  ©riBatjd)uIat. 
JiierDon  ftanben  noch  18,467  unter  geiftlicher,  bagegen 
64,894  unter  weltlicher  Leitung.  Sie  3<ttp  ber  Lehr- 
hafte betrug  153,949,  bie  ber  Schüler  6,419,032. 
Jlierju  (ommen  noch  5747  Kleinfinberfchulen  (äcoles 
materneUes),  bie  Bon721,492Kinbembefu<ht  waren. 
21  n ©itbungdanpalten  für  baS  Lehrperfonal  befteljen 
84  Lehrer-  unb  82  Lehrerinnenfeminare  (äcoles  nor- 
males). Sie  3aht  berer,  bie  Weber  lefen  noch  fc^rei- 
ben  (önnen , nimmt  allmählich  äb ; pe  Würbe  frei  ber 
SotfSjäljUmg  Oon  1872  bei  ben  ©evfonen  non  6— 
20  3<thBet>  mit  24  ©roj. , bei  benen  über  20  3at)re 
mit  33V>  ©roj.  erhoben;  bei  ber  Refrutenauähebung 
1899  bilbeten  biejenigen,  bie  Weber  lefen  noch  fcfrreibeti 
fonnten,  4,5  ©roj.  ber  ©efamtjahl  ber  2lu8gehobenen 
(1889:  9,5,  1882:  13,  1865:  24  ©roj.). 

Ser  mittlere  ober  Sclunbärunterncht,  unb  jwar 
ber  Regel  nach  realiflücher  unb  (lafpfcher  Unterricht 
oereint,  wirb  an  ben  LBjeen  (StaatSinftituten  mit 
neun  Sohreäfurfen)  uno  an  ben  Kommun al tol- 
le gien  ((.Collis ge),  bie  bon  ben  ©emeinben  mit  Sub* 
Benlion  beS  Staates  erhalten  Werben,  erteilt.  Saneben 
gib!  eS  noch  freie  Lehranftalten.  1901  gab  eS 
111  Lpjeen  mit  51,997  unb  220  Kommunalfoüegien 
mit  32,569  Scfrülem,  ferner  741  freie  ©nftaiten  mit 
89.566  Schülern.  2tuch  ber  Sehmbänmterricht  für 
©iäbefren,  ber  feit  bem  öefej  Bom  21.  Sej.  1880  ba* 
tiert  unb  ein  Stubium  bon  5 3ahten.  baoon  3 mit 
burchauS  obligatorifcfren  unb  2 mit  teiiweife  fa!ulta» 
tioenKurfcn.  umfapt,  macht  gortfdjritte.  1900  be- 
täuben 41  ©iäbcbenU)jeen  unb  30  Kollegien  mit  ju* 
ammen  13,190  Schülerinnen.  äurL'eranbilbung  ber 
©fittelfchullehrer  befiehl  eine  höhere  Rormalidnile  ju 
©arid,  jur^ieranbilbung  ber  Lehrerinnen  eme2lnpalt 
ju  Seored.  ©gl.  ® et),  granfreichd  Schulen  in  ihrem 
organifefren  Sau  unb  ihrer  hiporifcf)en  Entwicfelung 
(2.21up.,Leipj.l901);  ©rüggemanu  unb  ©ropp* 
ler,  Solls*  unb  Sortbilbungäfdjutwefen  granfrcidiS 
im  3«hf  1900  (Sert.  1901). 

§o<hf<fruten  Pnb  in  g.  bie  gafultäten,  oon 
benen  eS  fünf  Kategorien  gibt,  nämlid)  bie  ffafultäton 
ber  Sfreologie,  ber  Rechte,  ber  ©lebijin,  ber  malhe- 
matifchen  unb  9faturWiffenfchapen  (Sciences),  bann 
ber  phitofophifdj-hiporifch-philologtfchen  SLiifenfdiaf- 
len  (lettre»),  bie,  fofem  pe  Stnatäanpalten,  nicht 
in  UniBerfüäton  Bereinigt , fonbem  nur  burd)  einen 
©eneralrat  für  jeben  alabemifcheii  ©ejirl  oerbunbeit 
pnb.  Senfelben  werben  aud)  bie  böbem  pharmajeu» 
tifchen  Schulen  unb  bie  ©orbereitnngdfchulen  für 
©iebijin  unb  ©framtajie  beigejählt.  Solcher  Bom 
Staat  erhaltener  Lehranftalten  gibt  ei  folgenbc:  2 
(Jafuitäten  für  proleftantifcheShtologie  (©and,  Sfon* 
tauban);  13  ffatultäten  ber  Siecfrle  (©arid,  21ij,  ©or- 
beauy,  Eaen,  Stiion,  ©renoble,  Lille,  Ltjon,  ©iont* 
pellier,  Ranct),  ©oitierS,  RemteS,  Xouloufe);  7 ga* 
iultäten  ber  'lKebijin  (©ariS,  Sovbraur,  Lille,  Lpon, 
Sfontpcllier,  Rancp,  Souloufe)  nebft  7 l)öfrem  Schu- 
len für  ©hanitajie  unb  15  SorbereitungSfcfruIcn  für 
©iebijin  unb  ©harmajie;  15  galultäten  für  ©iatfre- 


854 


granfmdg  (gelehrte  ©efedfhaftm  ic. , Vtöerbnu). 


mntif  uitb  ?!aturn>iff enthaften  (BariS,  Befanden, 
Borbeaup,  (iacn,  Eiermont,  Jijon,  ©renoble,  Eide, 
Epon,  Blarfeide,  SJontpedier,  Sanct),  BoiticrS,  Sion« 
itefii,  jouloufe) ; 15  gafultäten  für  philofophifh-htflO’ 
rifh-philologifhe  Siiffenfhaften  (Baris,  Atr,  Befan* 
con,  Sovbeaur,  Sam,  Elermont,  Jijon,  ©renoble, 
Sine,  Epon,  SJontpedier,  'Jiattrt),  ^JoiticrS,  9ienneS, 
Jouloufe).  Jieje  E>od)fd)iiIcn  Ratten  1901  eine  gre- 
quenj  oon  29,901  Stubieronben  (142  Jbeologm, 
10,162  SRehtSIjörer,  11,974  Slebijiner  unb  Bbanna» 
jeutm,  3910  Stubieronbe  bet  »Sciences«  unb  3723 
Stubierenbe  bet  »lettres«),  Vluijcrbem  gibt  eS  feit 
1875  freie  gatuttäten,  bie  ftdj  ju  freien  Umucrfttäten 
Bereinigen  bürfm.  ©egentoartig  beftebm  bie  freien 
fatgolifeben  Unincrfitäten  ju  Baris,  Singers, 
EiUc,  Egon,  Joulouie.  AIS  hopere  Eehranflalten  fmb 
auch  baS  Colläge  de  France  unb  bie  praftifdje  Schule 
für  popere  Stubien,  bann  bie  Bier  Vlnftalten  für  ben 
popern  teepmfeben  Unterricht,  nämlich  bie  ficole  po- 
lytechnique,  Ecole  nationale  des  ponts  et  chaus- 
sbes , foule  centrale  des  arts  et  des  manufactures 
unb  ficole  spbciale  d’architecture,  (amtlich  Staats« 
infiitute  mit  bem  ®ip  in  Baris,  jit  ermahnen. 

gach»  unbSpejia lieh ranft alten  beftehen:  für 
tatpolifh*  Jhcologtc  bie  Bricftcrjcminave;  bie  Spc« 
jialfdmle  für  lebmbe  orientalifhe  Spradieii ; bie  foole 
iles  Chartas  (für  baS  Stubium  non  Urfunben),  baS 
Conservatoire  national  des  arts  et  metiers  in  Ba« 
tis,  6 Runft«  unb  öewerbefchulm,  18  öcmbclg«  unb 
©ewerbefhulen,  13  ®eweibefd)ulen , 14  höhere  utib 
japlrethe  mittlere  igaubflsfdjulen,  2 Uhrmacherfchu* 
len,  eine  Jabahiianufafturfhulc,  24  phbrograppifhe 
Sxpulen ; baS  agronomifdjeSiationalinftitut  in  Baris, 
bie  forftlidje  Bationalfchule  ju  Bauet),  5 Agrifultur« 
ichulen,  eine  ©artenbaufdjule,  42  praliiiebe  Schulen 
für  Aderbau  unb  Slilhwirtfepaft , 13  niebere  Vlder- 
baufehulen,  eine  ©eftütfdjule  unb  3 Eehranflalten  für 
Jierbeiltunbe;  bie  liiiljere  Bcrgfcpule  in  Baris,  3 nie- 
bere Bergfdutlen ; 6 Sationalfhulen  ber  fipöncn  fiünfte 
unb  eine  Sationalfd)uIe  ber  beloratiBeit  Sünfte,  ein 
Sationalfonferoatorium  für  Sftufif  unb  Jeflamation 
(bie  beiben  leptern  in  BariS),  18  Shifirfdiulcn.  2>ie 
Wichtigfte  unter  allen  gelehrten  ©efellfchaften 
granfreicpS  ift  baS  Institut  de  France  (f.  Atabemie, 
S.  217  f.).  gemer  gibt  eS  in  Baris  eine  ‘ilfabeniie  ber 
Arjneiwiffmfhaft,  eine  orientalifche,  6 geograppifhe 
unb  Biele  anbre  Wiffenf<haftlidie  ©efellfchaften.  Ata- 
bemien  unb  fonftige  Wiffenfhaftlihc  Olefetlfcfiafteu 
finben  ftcb  auih  in  anbem  großem  Stabten  granf- 
reichS.  Sgl.  Jclaunap,  Los  sociStfes  savantes  de 
France  (Bar.  1902).  Unter  ben  übrigen  Wiffenfdjaft« 
liehen  unb  artiftifdjen  Vlnftnlten  nerbienm  Erwäh- 
nung: bie  Stentwarten  ju  Baris  (2),  Egon,  Blarfeide, 
Jouloufe  tc. ; baS  Blineralienfabinett  in  Baris,  bie 
Baturalienfabinette  in  Egon,  SRouen  tc.,  baS  große 
naturpiftorifhe  Blufeum  unb  ber  Jardin  des  Plantes 
,ju  Baris,  bie  botanifehen  ©arten  in  AngoulSme, 
'Borbeaur,  Elermont,  Etwn,  Blarfeide,  Blontpcdier, 
SanteS,  Bauen  tc.;  baS  Bureau  des  Longitudes  tc. 
Cntiprechmb  ber  in  g.  tierrfchenben  3entraIifation 
finbet  man  grofteSibliothefen  unb  anfehnlidie  Runft« 
faimntungen  pauptfäd)fih  in  Baris,  wo  auch  bie  jähr- 
lichen Äunfiauöftedungcn  (Salon)  abgepalten  werben. 
Ebettfo  haben  bie  Jheater  unb  bie  Breffe  (f.  3eitun« 
gen)  ihren  )]entrnlpuntt  in  Baris.  JaS  Bäpere  ift 
bebpalb  im  Artifel  »BariS«  ju  erfehen. 

Saab-  anP  purfttiu  rtf  tljc,  f t.  pfififjerel. 

Unter  ben  im  allgemeinen  rationell  Perleiltm  Be- 
rufSarten  ber  franjöfifhm  BePoIferung  nimmt  bie 


Eanbmirtfehaft  als  bie  SefhäftigungSart  beS  Pcrhüli* 
niSmäfjtg  größten  JeileS  ber  Bewohner  (45,7  Broj. ' 
bie  erfte  Stelle  ein.  Jer  Soben  ffranfreidtS  ift  rm 
allgemeinen  fruhtbat  unb  Wohlangebaut.  Jen  reich- 
ften  Bobm  habm  baS  Borbbepartemmt,  bie  ©rbiete 
ber  Somme  unb  Seine,  bie  Jäier  ber  Eoire.  ber  ®a» 
rönne  unb  berSWjone,  bteSRarfhlanber  berBenWe  tc. 
3u  bm  unfruhtfcarftm  Strihen  gehörm : bie  hohem 
©ebirgSgcgenben  ber  Bprenäen,  Vllpen  unb  (JeBennen. 
ber  ftceibe toben  ber  Etjampagne  pouiDieufe,  bie  San- 
beS  an  bm  Stilftcn  beS  Sigcatjifchen  SKetreS,  bie  So- 
logne  im  Jepart.  Eoir-et-Ebcr,  baS  Sbonebelta  mit 
bem  Äicfellanb  Ea  6 rau  unb  ber  Jnfel  Eamargue  :: 
Jer  probufttPe  Bobm  ffranfreicbS  beträgt  442,417 
qkm  ober  83,7  Broj.  ber  ffiefanttjlädje.  Eunuchttuh 
ihrer  lanbwirtfhaftluhm  Benujjimg  jerfällt  bie  pro- 
buftise  Bobenflädje  nah  ber  Erhebung  non  1892  in 
257,714  qkm  Vlderlanb  (48,7  Brot.  beS  Srealst, 
18,(X)5  qkm  SBeinlanb,  44,028  qkm  SBtefen,  18,106 
qkm  äticiben,  95,215  qkm  SSalbungen,  5007  qkm 
Baumpflanptnqcn,  3435  qkm  Cbfigärten,  906  qkm 
©arten«  unb  Barianlagen.  Jer  »aufwert  beS  be- 
bauten BobmS  tüurbe  1882  auf  91,584  ifoll.  &r.. 
ber  Betriebsmittel  (SuBentarium  unb  VluSfaat)  auf 
6312  SKitl. , ber  Bruttoertrag  auf  13,460  TOIL  Sr. 
feftgeflellt.  Jer  Raufwert  geigt  feit  1852  eine  3U’ 
nähme  Bon  46  Broj.  91ah  nmem  Shäpungen  ift 
jebod)  ber  ffiert  feit  1882  etwas  jurürfgegangen. 

Son  ber  gefamten  Bobenflädie  fmb  im  Beiip  beS 
Staates  1,011,155  $jeftar,  in  bem  ber  JepariemcmS 
6513  Sicftar;  bm  ffiemeinben  gehören  4,621,450  E«f- 
tar,  öffentlihen  Vlnftalten  381,598  Ipettar,  Bripat* 
perfonen  45,026,598 jpeftar.  Jie  lanb-  unb  foritwin- 
fhaftlih  benuhte  flache  (auSfhlieRlih  ber  StaatS- 
Walbungen)  fejjte  fih  1892  auS  5,702,752  Betrieb  e 
jufammen,  wooon  2,235,405  eine  fjlähe  bis  ju  1 ftef- 
tar,  1,829,259  eine  folhc  Bon  1—5  E)cftar,  788,299 
Bon  6—10,  429,407  Bon  10—20,  189,664  Don  20— 
80,  92,047  Don  30 — 40  unb  138,671  Betriebe  eine 
glühe  über  40  §eftar  hatten.  Vluf  bie  über  40  Eefior 
großen  Betriebe  lommen  45  Broj.  ber  ganzen  iflaibe. 
©aS  bie  Bewirtfhaftung  beS  BobenS  betrifft,  fo  wer- 
ben 52,8  Broj.  berfulliuicrtenBobmflähe  Born  Cigm- 
tüntcr,  36,3  Broj.  Bon  Bähtem  (fcnniers.namentlidi 
in  ben  n&rblihen  unb  öftlihen  Jepartements)  unb 
10,»  Broj.  Bon  Bleiern,  bie  ben  halben  Bruttoertrag 
6ejiehm  (mätayers,  befonberS  in  ^enlralfranfreth  '. 
bebaut.  Son  ben  in  ber  Eanbwirtfhaft  Erwerbstäti- 
gen (6,663,135  Berfcmm)  Waren  54  Broj.  Selbftän- 
bige  (33  Broj.  Eigentümer,  15,9  Broj.  Bähter.  5.1 
Broj.  Bleier)  unb  46  Broj.  fjilfSfräftc  (0,25  Broj.  Vln. 
geftetlte,  18,25  Bmj.  Jagelöhner,  27^  Bros-  Jienit- 
boten).  Ja  ber  lanbwirtihaftlihe  Betrieb  bei  ben  er- 
wähnten ©runbbefiftperhältniffen  fowie  infolge  ber 
hohen  Beteuerung,  ber  Steigerung  ber  Arbeitslöhne, 
ber  rclatin  bebeutenbm  JranSportfpefm,beS  mangel- 
haften RrebitwefenS,  mblih  bei  bm  burh  bie  inter- 
nationale Ronfurrmj  gebrildtm  Breifen  ber  lanb» 
Wirtfhaftlihen  Brobutle  fth  immer  Weniger  gewinn- 
bringmb  geftaltele,  mußte  man  ph  auh  in  g.  ju 
BgrarjöÜen  entfhüefeen,  unb  fo  würbe  feit  1885  ber 
Emfuhrjoü  auf  (Betreibe  unb  38ehl,  ShlahtBieh  unb 
gleifh  betrahtlih  erhöht  Jic  Organe  ber  lanbwirt- 
fhaflfihen  Verwaltung,  bie  im  Vlcferbauminiitenum 
jentralifiert  ift,  jinb  bie  ©meralinfpeüoren,  bie  baS 
Eanb  ju  bereifen  unb  über  ben  Eanbbau  Bericht  ju 
erftattm  haben.  Jie  EanbeSmelioration  beforgt  bas 
RorpS  ber  3>Bilingenieure,  baS  bem  öeneralbireftor 
ber  Brüden  unb  Ehauffem  untergeorbnet  ift.  3ebes 


855 


gratlfreidj  (©der*  unb  ©artenbau,  SBeinbau,  Siirbiucht). 


©rronbiffement  bat  eine  CanbWirtfehaftSfammer,  c$ 
begehen  Sfommiinonen  für  Srainicrungen  unb  für 
Biehjucht,  ein  Bureau  für  SebcnSmitlel , jal)lrriche 
lanbwirtfcfaaftliche  Vereine  fowie  eine  ©mal)l  lanb- 
»irtf<f)aftlid)crÜel)ranftalten ((.oben).  SicK-gierung 
lucht  bie  Berbreitung'  guter  Siebraffen  butd)  jwet 
Schäfereien,  ju  fcaut-Singrp  (BaS-be-EalaiS)  unb  51t 
Kambouitlct,  unb  eine  große  Wolferei  (vacherie) 
ju  ßorbon  (SalnaboS),  in  bcneit  jährlich  Sluftioneu 
non  3ud)ttieren  oeranftaltet  Werben,  ju  beben.  SBirf* 
fance  ©ufmunterungsmittel  ftnb  bie  ianbwirtfebafl* 
liehen  unb  Siebauefteflungcn.  ßladjS*  unb  Jpanfbau 
foluie  Seibenraupenjudjt  werben  bur <b  Prämien  un- 
terfiüpt.  ßür  ben  lanbwirtfdjaftlidien  Sirebit  forgt 
namentlich  ber  1852  gegründete  Crbtlit  foncicr. 

Sie  wiebiigften  ©etreibearten,  beren  Slnbau- 
fläche  unb  Erträgniffe  im  3abr*  19(10  finb: 


SlnbauflSc^« 

Crntrcruag 

Seiten  . . 

6864070  fcettar 

114710880  ^(ftoL 

$albfni$t  . 

200560  • 

5212150  » 

SRoggcn  . . 

1419780  * 

20889000  * 

. . 

757 193  • 

14  394320  * 

fcaftr  . 

8941420  » 

88309920 

9Rai»  * . * 

541191  > 

7834660  • 

9u$iDcifcn  . 

602581  • 

8163627  > 

$trfe  . . . 

36502  * 

875600  • 

Seiten  ift  bie  berrfdjeube  Brotfrudjt  ßranfreidjS ; 
auf  ibn  (amen  1900:  42, :i  Broj.  ber  getarnten  bem 
3erealienbau  gewibmeten  ßlädje,  er  liejert  55  Broj. 
beS  SBeriS  ber  ganzen  (Setreibeernte,  ©in  fchwächiten 
ift  ber  Hei)enbmt  in  ben  Wittelmcer • unb  Sllpen- 
Departements.  Koggen  Wirb  in  großem  Wengen 
bauptfödbtieb  im  franjöfifehen  3cntralplateau  ange- 
baut, botb  nimmt  foroobl  ber  Einbau  Bon  Koggen 
als  au<b  ber  Bon  jpatbfrudjt  ftetig  ab.  (Serfte  unb 
^aferwerben  amflärfften  in  ben  nörblichen  unb  mttt* 
lern  Süanbesteiltn,  WaiS  nur  in  ben  [üblichen  Separte* 
mentS,  Sucbweijen  in  ber  Bretagne  gebaut.  Sic  Ein- 
fuhr Bon  (Setreibe  unb  Walj  fiatte  in  ben  3abren 
1900  unb  1901  einen  SBert  Bon  127,3,  bej.  185.3  Witt, 
ßr. , bie  ©uSfupr  belief  ficb  nur  auf  19, 1,  bej.  13,8 
Witl.ßr.  Sehr  gefteigert  bat  ficb  Der©nbau  Bon  Star- 
löffeln;  Wiibrenb  bemfelben  1857  erft  957,000  Jieltar 
aewibmet  Waren,  betrug  biefeßläepe  1(XX) : 1,509,898 
öeftar  mit  einem  Ertrag  Bon  122,3  Win.  metr.  3tr. 
Sie  Brobuftion  an  ßutterpflan  jen  umfaßte  1891 
(in  Will  tonen  metr.  (jtr.) : ßutterrüben  10,3,  SHee  35, 
Üujeme  36,s,  Efparfette  22,3,  SBiefcnljcu  138. 

Sie  wiebtigften  3nbuftriepf lanjen  unb  beren 
Ertrag  ftnb:  3ucferrüben  (1900  : 85,801.510  metr. 
3tr. , namentlich  in  ben  nörblichen  Departements) ; 
Öopf  en  36,235  metr.  3tr.  (in  ben  SepartcmentS  Korb, 
Efite.b’Dr,  Weurtbe-et-Wofettc) ; Sabal 227,598  metr. 
3tr.  (in  22  ScpartementS , namentlich  int  Scpart. 
Sorbogne);  ßlacpS  194,155  metr.  3tr-  (in  Jt*t8  ab* 
nebmenbem  Wage,  pauptfächiich  in  ben  nörblichen 
unb  norbweftlichen  ScpartcmenlS  angebaut);  §anf 
185,125  metr.  3tr.  (gleichfalls  feljr  rebujiert,  am 
ftäriften  in  ben  Departements  Waine«et*2oire  unb 
Sartbe  angebaut);  Kaps  (425,310  metr.  34r-  • ,,a' 
mentlich  in  Kieberfeine  unb  GaloaboS).  So  dt  müffen 
noch  bebeutenbe  Quantitäten  Bon  3nbuftriepf(anjen. 
inSbef.  Bon  £>opfcit  (1901:  22,291  metr.  3tr*-  and 
Seuticplanb  unb  Belgien),  ßtad|S  (643,016  metr.  3tr.) 
unb  .fyanf  (254,846  metr.  3tr.),  eingefübrt  werben. 
BonVanbelSgewächfen  baut  man:  3t<horien,Storian- 
ber,  Senf  (Sijon),  fpanifchen  Bfeffer,  Weerfencbel, 
Äarbenbifteln,  Sobapflanjen,  ßarbamome,  X rüffeln 
(in  ben  ScpartementS  Sorbogne  [©Srigueuptrüffeln], 


Eorreje.  Slot,  Sloepron),  EbampignonS  (in  ben  mitt* 
lern  unb  (üblichen  ScpartementS).  ©arten bau  unb 
Ob  ft  jucht  wirb  in  ß.  febr  rationell  betrieben.  Sie 
franjöfifehen  Safetobjtforten  gehören  ju  ben  feinften ; 
namentlich  finb  Bprfidje  unb  Bflaumen  febr  gefucht. 
Sie  Ernte  ber  leptern,  bie  Borjüglich  an  ber  öaronne 
gebeiben,  betrug  1900:  1,289,113  metr.  3tr.  3m  S. 
unb  SO.,  an  ben  ©btjnngcn  ber  EeBennen  unb  Spre- 
iteten fowie  auf  Rorfila,  wirb  bie  Ebeltaftanie  gepflegt, 
bie  einen  Ertrag  Bon  3,948,042  metr.  3tr-  ergab. 
SBalnüffe  gebeipen  namentlich  in  ben  füblictjen  S c* 
partementS  unb  lieferten  725,297  metr.  3tr.  ©nc 
weiften  werben  jeboch  Gipfel  jurErjcugung  uon3>ber, 
befonberS  in  ber  Konnanbie,  (ultioiert ; ber  Ertrag 
febmanrt  jwifchen  31,8  Will,  kl  3'ber  (1893)  unb  6,8 
Win  kl  (1897);  1901  betrug  er  12,7  Will.  kl.  3u 
ber  Srooence  würbe  jur  Erzeugung  Bon  ©irer  unb 
Broticiiccr  01  eine  Ernte  Bon  <isoo>  1,085,792  metr. 
3tr.  Clioen  eniett.  ß'n  mittlem  unb  untern  .©hone« 
tal,  im  SJanbe  Der  Seibenraupenjucbt,  trifft  man  ben 
Waulbeerbaum  an,  ber  1900:  2,132,704  metr.  3tr. 
Waulbeerblätter  lieferte,  ©n  ter WeereStüfte  beiKijja 
unb  Warfeille  gebeiben  enblicb  Sübfrücbte,  nament- 
lich Drangen  unb  3‘tronen,  woran  bie  ßedifung  jic* 
fantmen  ca.  120,000  metr.  3tr.  bclriigt.  Safclfrüchle 
bilben  in  ß.  einen  wichtigen  ©uSfuhrartitcl  unb  wür- 
ben 1901  im  Stierte  Bott  28, s WiU.  ßr.  auSgeführt. 

SBeinbau.  ß.  nimmt  unter  ben  meinbautreiben- 
ben  Sänbem  bie  erftc  Stelle  ein.  Kur  jefjn  Separle* 
mcnlS  (in  ber  Konnanbie,  Bretagne  unb  im  K.)  unb 
ganj  ohne  SBeinbau.  SaS  3entnint  unb  ber  Süben 
Bon  ß.  ftnb  bie  §auptfipe  bcS  SBeinbaueS,  ber  1900: 
l,609,3ö3!peftar  ©itbauiliidir  (n  ©nfpruch  nahm  unb 
einen  Ertrag  Bon  68,514,906  hl  im  SBerte  Bon  1231 
Witt.  ßr.  lieferte.  Sie  Wcinreichfien  SeparteutentS  [mb : 
.‘gdrault,  Slube,  ©tronbe,  ©arb  unb  CftpBrenäen.  3» 
ben  feinften  Sorten  gehören  bie  Bott  Dbcrburgimb  unb 
Eöte  b’Dr,  Bon  Wdboc  unb  ©rase  im  BorbclaiS,  Bon 
berEöteKölie  an  ber  Khone,  Bon  ber  £h<mipag>tc  k.  ; 
ju  ben  gewöhnlichen  bie  Bon  WäconnaiS  unb  Beau- 
jolais, UntemiSboe,  Untcrburgunb , ber  ßrattebe- 
EomlS,  fiangueboc,  Kouffitton  tc.  (näheres  f.  bie  Virt. 
»Borbeaupmeiite.Burguubcrweine«  tc.).  SieStatiftil 
beS  SBeinbaueS  reicht  bis  1788  jurüd.  Wo  bie  mit  Sie- 
ben bepflanzte  ßlücbe  15,677  qkm  betrug.  3nfolge 
ber  ©uSbreitung  beS  CibiumS  unterlag  ber  SBeinbau 
in  ben  3ohren  1850  — 60  bebeulenbcn  Schwantun- 
gen  (1854  nur  10, s Witt,  hl  Ertrag),  bis  Bon  1861 
an  wieber  eine  fiep  fortwäbrenb  ftcigembe  3unabme 
eintrat,  bie  1869  ihren  §Sbet»m(t  mit  26.432  qkm 
©nbau fläche  unb  70  Witt,  kl  Ertrag  erreichte.  Koch 
höher  war  ber  Ertrag  1875  (78,2  Witt,  hl),  aber  feit« 
bem  hot  bie  ©uSbreitung  ber  Bbpttojera  bem  SBein 
bau  gro&en  Schaben  jugefügt , unb  ber  Ertrag  fattf 
fortwäbrenb  (1889  : 24  Witt.  hl).  Erft  nacbbem  bie 
SBurjelftöde  berSBeinreben  burch  nmetifanifche  erfept 
fittb.tfi  ber  Ertrag  wieber  geftiegcit.  Sie  in  ben  1880er 
3abreit  bebeutenbe  Shinftmciniabrifation  bat  ficb  in- 
folge boberBefteuenmg  biefer  ©rt  oonSBeinbereitung 
itarf  Benitinbert  (1899  : 906,368  hl  gegen  6,3  Will, 
m 1890).  Sie  SBeinauSfubr  hotte  1901  einen  SJert 
Bon  228 Win.  ßr.  (gegenüber  einer  Einfuhr  im  SBerte 
Bon  84,8  Will.  ßr  ).  Bgl.  Watjet,  Lc  vin  de  France 
(Bar.  1 894) ; B e r g e t , Les  Tins  de  France.  Histoire, 
gbographie  et  statistiqnc  (baf.  1900). 

|(0tci)jn4t.|  SaS®raSlanb  beftebt  in  ß.  ju  V«  ouS 
natürlichen  SBiefeit  unb  SBeiben  unb  ju  Vi  aus  fünft* 
tidjen  SBicfen  (mit  Slice  - u.  Shtjemebepflanjung).  ©ttt 
rcidjften  an  natürlichen  SBicfen  ftnb  bie  Konnanbie. 


856  grantteicfj  (Siebju*t,  gif*erei,  gorftwirtf*aft). 

bie  uiticnt  Bergpartien  ber  StuDergne  unb  Cot^rin-  8,6  Still.  kg  £>onig  unb  9,s  TOD.  kg  23a<bd  lieferten, 
gcnd;  fünftli*e  finben  fl*  befonberd  inglanbemunb  Xi«  S c i b e n r n u p e n } u dj  t Wirb  befonberd  in  ben 
bcr  ©icarbie.  Xie  Singer  (pätures  unb  pfitis) , bi«  Xcpartementd  ©arb,  Strbe*e,  Xrönte  unb  Saudufi 
Reiben  unb  Steppen,  Die  ald  Stief)lt)eibe  bienen  (*/»  betrieben;  ber  ©cfamtertrag  an  Kotond  betrug  1900: 
bed  Stoben«),  gehören  ganj  ben  bergigen  ©egenben  9,180,404  kg.  Südjt  ju  Bcrgeffen  ift  enbti*  bie  3U*: 
bed  Sübcnd  an.  3 m gangen  fleht  bad  Säiedtanb  in  oon  Ranin*en  (lapiiw),  Bon  benen  bie  Stabt  ©ar.-J 
cinemStißBerhältmd  gtmiRuItnrlanb.ba  aufdipeftar  attein  jährlich  für  mehrere  StiEionen  granf  Jonfu 
Bon  leßterm  nur  1 .fjcitarjSäiefe  fommt.  Xaniit  hängt  miert.  Sgl.  Settegaft,  Sie  Slichgu*t  granfrei*! 
ed  jufammen,  bafj  bie  Sichjudjt  im  allgemeinen  nicht  (Serl.  1879). 

bcm  ©cbiirfnid  cntipridjt  unb  Biel  S*la*tBich  and  |3ffd>ertL]  Son  großer  Sebeutung  ift  bie  See- 
bem  Studlanb  begogen  »erben  muß.  Enbe  1900  be*  fiidjerei,  bie  fowobt  an  ben  frangöftüben  ftüfteu 

trug  ber  Siebftanb  grantrci*d:  alb  au*  an  ben  Hüften  Bon  3«tanb,  Steufunblanb 

ffcrke  . . 2903003  etoi  Sitnbn  . HS20832  6ta4  unb  auf  ber  Xoggcrbant  in  ber  Korbfee  betricber 

äüauWtn  205002  . E4afe  . 20179561  . wirb.  1900  tBaren  babei  82,444 ©erfonen  mit25,339 

Sjtl . 356239  . S4mtine  «740405  ■ gnf)rgeugen  Bon  158,471  Xon. bcjdjäftigL  Xtr  große 

8i,«*B  . 1557  925  6104.  gifdjfang  umfajit  ben  Stodfif*fang,  ber,  baun 

Xie  ©jerbegu*t  loitb  torjügli*  im 9t. unb KSB.  fä*li*  an  ber  Hüfte  oon  Steufunbtanb,  1900  Bon  491 
granfrei*d  betrieben.  Xie  gcf*ä|jteffen  Kaffen  find  Skiffen  mit  einem  ©eljalt  Bon  46,637  X.  unb  einer 
bie  normannif*en  (Seit-  unb  SBagcnpferbe),  bie  ber  S'cmantuing  non  10,308  Köpfen  betrieben  tourb«. 
Serdie,  ©retagne  unb  ber  SIrbenncn  (ffugpferbe),  bie  Xer  Ertrag  belief  lief)  auf  82,7  SiiH-  kg,  toooon  (ein- 
beb  Cimoiifin,  Bon  glanbem  unb  ©urguitb.  gür  bie  f*lteßli*  Hlippfif*)  26,3  StiEL  kg  audgefüprt  mur- 
auäbauernbjten  ©ferbe  gelten  bie  Bon  Storbiban  unb  ben.  Xic£muptljäjen  hierfür  finb  Sorbeauj  unb  Xün- 
Ealoabod.  3ur  Hebung  ber  ©ferbcgu*t  befte^en  21  finben.  gemer  ift  ju  ermähnen  ber  ßeringdfang, 
Stutereien,  öauptplägc  für  ben  ©ferbebanbel  finb  ber  1900  : 49,7  Still.  kg  ergab.  Xie  vauptpäfen  ftnb 
gScamp unb ftauBi[Ie*en-ßauj.  1901  mürben  17,420  ©oulogne  unb  gdcamp-  Xer  Ertrag  ber  Hüften 
©ferbe  nach  g.  ein*  unb  23,290  audgefübrt.  Xie  f tf d) e rei  tnar  11,8  HKitL  kgStodfif<$,  24,1  SHiO.  kg 
Stnuttier*  unb  E f e I g u d)  t wirb  befonberd  in  ben  jiering,  5,6  StiH.  kg  Stafrelen,  40,2  Still.  kg  Sar- 
fübli*en®ebirgdbcpartementd  betrieben,  bod)  nimmt  binen,  57,6  SM.  kg  anbre  gif*e,  ferner  61,8  SKU 
bie 3at)l  biejerXiere  ab.  XieJRinbBieijjucbt  Wirb  Stüd  Stuftcrn,  73,597  Irl  Siuf*e!n,  1,7  StiU.  Stüd 
am  beften  in  ben  gvabreidien  ©egenben  im  91S3.,  im  .tmnimem,  0,7  SM.  kg  anbre  Krufiagetn  »c.  Xie 
3ura,  in  ben  Sogelen  unb  in  3entralfrantrei* , am  if*ereiprobufte  batten  einen  ©cfamtwert  Don  99.« 
fd)ioä*ftcn  in  ben  füblidien  Xcpartementd  betrieben.  dJiitl.  gr.  Xie  ^auptbäfen  für  bie  fiüftenfifcberei  find 
1901  würben  36,461  SKinber  ein»,  bagegen  34,279  ©oulogne,  ffbeamp,  fi«  Eroiflc,  Xiinfircbcn , ©ran 
ouiSgefiilirt.  1900  würbe  ber  Siiltberirag  auf  84,«  Biüe,  t»t.*3Jklo.  SBeitereä  über  bie  Orpanifation  ber 
SUiiu.  hl  beredinet.  Sin  Sutlcr  Werben  grobe  SSeitgen  Seefiftberei  in  g.  f.  im  Slrtifel  »gifdgrei«,  S.  617.  — 
nuägefübrt  (1901  für  58,5  Still,  gr.,'  bauplfädilid)  Stehen  bemgif^fang  ift  au*  bie  [ünitliie  gifcbiuiji 
nacbEnglanb),  beSgleidjen  anftäfe(fürl3.23SiU.gr.,  an  einzelnen  ©mitten  ber  Seelüfte,  inisbef.  ju  Sir- 
meijt  nach  ©clgien  unb  Xeutjcblanb).  Xie  3 d) a f ■ cacbon,  auf  ber  3nfel  DKron,  ju  Starcmuo  unb 
judjt  ift  befonoerd  in  ben  äftlicben  ©prenätn , bcm  Eoncameau,  Bon  Sebeutung.  ©rojje  Sudbebnung 
3entralplateau,  ben  Ebenen  Bon  Serrp,  Crlbanaid,  bat  au*  bie  fünjilid)e  Stu[ternjud|t  gewonnen;  ber 
ber  Ebampagne  unb  ber  öfllidjen  ©icarbie  ftart  Per»  3abreSerlrag  berfetben  beläuft  fi cb  auf  mehr  alo  1097 
treten,  atlcrbing«  au*  in  Slbnabmc  begriffen.  Ser-  Süß. Stüd  im  SBerte  Bon  18, t Still,  gr.  unb  Derteilt 
feinerten  SRaffen  geboren  nur  etwa  12  ©roj.  ber  ©e-  fi*  indbef.  auf  bad  Seden  Bon  2Irca*on.  bie  gnfel 
fnmtjabl  an.  Xie  S*afwollprobiittioit  betrug  1900:  Cltron,  Stare  mied,  Eancalt  unb  Sturap.  Xieglus- 
57,7  Still,  kg.  Sowohl  au  S*afcn  (namentli*  an  fif*erei  ergibt  namcntli*  gorctlen  in  ben  ©ebngd- 
£iämmeln)  aid  an  Süotle  finbet  jäbrlt*  eine  bebeu-  Waffern  ber  Sllpen,  ©prennen  unb  EeBcnnen , 4»c*te 
lenbe  Einfuhr  ftatt;  biefclbe  belief  fi*  1901  auf  unb  ©arben  indbef.  in  ber  SKtjone,  bann  Siale,  ®arf *e, 
1.316,522  cotüd  (banptiäditid)  aud  Sltgerien)  unb  Karpfen  unb  23eifjfif*c. 

218,3  Stia.  kg.  Xie  £*weineiu*t  ift  jiemli*  |Sorfih>irt(4att.l  g.  bat  im  allaenieincn  wenig 
glci*mäfeig  über  bad  fran$öfif*e  öebiet  Perbreitel;  ^oljbeftänbe,  woju  bie  3erftüdelung  ber  großen  ablr- 
ben  größten  Stanb  Weifen  bie  Xcpartementd  bed  fiib-  gen  ©üter  wäbrenb  ber  SteBolution  unb  bie  Serwü- 
Iidjcn  3entralfranlrei*  auf.  SSurft*  unb  Spedberei»  ilimg  jablrci*er  Salbungen  beigetragen  bal.  ©egen 
tung  fmb  in  ben  Xcpartcmenld  bcr  Kteberpprcnäcn,  loärtig  befifjt  g.  95,216  qkm  (17,7  ©roj.  bed  Öcfamt- 
Steurthe»cl-Stofene,Sfaad,Slube  unb  Starnc  ioi*tig.  areald)  Säalb,  bierBon  befinden  fi*  im  Staatdbefip 
Xie  Sludfuhr  Bon  3*weinen  (1901:  32,874  Stüd)  asoi)  1 1,524,  im  ©efip  Don®cmeinben  unb  öijmUuben 
überwiegt  (Einfuhr  8178  Slüd).  Xie3tegenju*t  Slnftalten  19,377  unb  im  ©rioatbenh  64,300  qkui 
ift  bauptja*li*  auf  bie  gebirgigen  Xcpartcmenld  bed  Xie  walbrei*ften  Xcpartementd  ftnb  2anb«d,@ironb«. 
Sihonebedcnd  unb  Rorfitad  be{*räntt.  Son  Skbeu-  Sar,  ßöle-b'Or,  Korfifa,  Sogefen,  Siieore,  Cber* 
lung  ift  bie  ffief  liigel  ju*t  WutefjiihneiTaffen  fmb  umrne.  ©egenwärtig  fu*t  man  ber  Entblößung  ber 
bie  Bon  Gatip,  Ereoecoeur,  bie  Rotf*in*ina*  unb  Slbbänge  unb  £iöfgn  ber  Serge,  bcr  namentli*  in 
©rabmaputrahühner,  bie,  mit  ben  gcmi'hnli*en  8taf»  ben  ©ebieten  ber  floire  unb  öaronne  bie  fur*tbaren 
fen  (jehreujt,  biefe  bebcutenb  Berebelt  haben.  Ed  wer-  Üb«rf*Wemmungen  jujuf*r«iben  finb,  bur* SSieber- 
ben  jäbrli*  bcbetitenbe  Stengen  an  Eiern  (meift  na*  bcwalbung  entgegenjutreten.  g.  muß  einen  großen 
England)  audgeführt  (1901 : 11,9  Still,  kg  im  Serie  Seil  feined  fjol^bebarfd , indbei.  ©aubolj,  für  mepi 
Bon  14,4  Still,  gr.).  old  150  (1900:  177)  Stilb  gr.  jäbrli*  Born  Sludlanb 

Xie  St  i e n e n j u * t bilbet  in  man*en  ©egenben,  bcjie*en.  SIbgefehcn  Bon  ben  gewöhnli*en  SSalb* 
namentli*  in  ber  ©retagne,  eine  ni*t  uncrheblidhe  bäumen  fmb  juerwähntnbieimSS.jurSefeitigung 
ErwerbdgueUe  ber  S!anbioirtf*aft.  Ed  gibt  etwa  1,8  bcr  Xünen  angeppangten  Seeftranbdttefern , bie  bc- 
Siill.  Sienenförbe,  bie  1900  eine  ©robuttion  Bon  beutenden  Xeetertrag  liefern,  bie  Korfei*e,  glei*foüd 


857 


grcinfretd)  (Bergbau  unb  tpüttenwe fen , ßnbuftrie). 


im  SS.,  unb  bic  Ebclfaftanie  in  3enttalfranfreidj. 
Sie  3a gb  pat,  (eitbenx  in  ber  SieDolutionbgeit  bie 
3agbgercd)tigfeiten  aufgehoben  unb  an  bie  öcmein- 
ben  übertragen  Würben,  an  Bebcutung  fepr  berlorcn. 
kluger  ben  bereits  oben  (S.  856)  erwähnten  Kanin* 
dien  gibt ebsiele^afcn unb  SRebpühner,  bagegen  Wenig 
$)irfd)e,  Siehe  unb  Samwilb.  3ur  3al  ber  Sanbc* 
rung  werben  Sadjteln,  Schnellen,  Befaffmen,  ferner 
Siloenien  unb  anbrebßeberwilb  erlegt.  Silbfcprocme 
balten  fid)  in  ben  Bcrgwälbent,  namentlich  ber  Br* 
bennen,  auf.  Bon  toilben  Siercn  finbett  fid)  nur  noch 
Bercingelte  Baren  in  ben  Blpen  unb  Sß^renäcrt,  Cudjfe 
unb  Surmeltiere  in  ben  Blpen,  Sölfe  unb  ßiiepfe  in 
ben  Salbgegenben.  Seiibetn  burd)  bab  8cfcj)  Bon 
1882  auf  bie  Erlegung  Bon  Sölfett  Prämien  aub* 
gefept  Worben  jinb,  Berfthwinben  biefe  intnter  mehr. 
BgL  B.  Scdenborff,  Sie  forftlidjen  BcrhäUnijfe 
ßranfretcpb  (Seipg.  1879). 

Bergbau  unb  $>iitlenu>efen. 

ß.  gäplte  1900  im  gangen  1462  Bergwerfe  mit  einer 
Sdjurffläcbe  Bon  1,173,250  §ettar,  woBon  aber  nur 
511  im  Betriebe  ftanben.  Sicfelben  befepäftigten 
180,976  Arbeiter  unb  BcrWeitbetcn  3178  Satttpf* 
mafthinen  Bon  2,497,929  Bfcrbclräftcn.  Sie®efamt* 
probuftion  belief  ftd)  auf  40,658,079  Son.  im  Serie 
Bon  550  3RiH.  ßr.  Sag  wichtigite  metalüidje Brobuft 
ift  Eifen.  1900  würben  5,447,694  Son.  Gifenerg 
(Braun-  unb  Sioteifenftein , Bopnerg  ic.)  im  Scrte 
Bon  20.6  SRill.  ßr.  geförbert ; bett  Sjauptanteil  (gegen 
83  Brog.)  lieferte  bab  Separt.  StReurtpe-et  -BiofeDe, 
geringere  (Quantitäten  trugen  bie  Scpartementb  Br* 
Seche,  GalbaboS,  Gper,  Oftphrenäen,  8arb,  Eber* 
marne  :c.  bei.  Siefe  Brobuftion  reicht  jebod)  für  ben 
Bebarf  beb  fianbeb  nid)t  aub,  Webhalb  bebeutenbe 
Quantitäten  aub  bem  Budlanb  begogen  Werben  müf* 
fen.  EifenhiittenWcrfe  gab  eb  1900: 239  mit  124$jod)* 
Öfen.  Srop  ber  geringen  Bemielirung  bet  fiocpöten  hat 
bie  Brobuftion  an  Sopcifen  bebeutenb  gugenommen ; 
fie  betrug  1888:  1,683,350  S-,  1893:  2,033,000  unb 
1900:  2,714,298  S.  Sie  Weitere  Berarbeitung  beb 
Sloheifettb  erfolgt  in  463  SubbeliSfcn  unb  724  anbem 
ßouem,  bie  Staplprobuftion  in  141  Martin  • unb 
Beffemeröfen  tc.  1900  betrug  bie  Brobuttion  an  raf- 
finiertem Eifen  708,274  S.,  an  Stapl  1,226,537  S.  Sie 
Sauplflpe  beb  Gifcnpüttcnbctricbcb  finben  fid)  in  ben 
Scpartementb  B!eurthc*et*SRofeDe,  Siorb,  Saöne-et* 
£oirc,  Cbermamc,  Brbttmen,  £oire  tc.  Sie  Einfuhr 
Bon  Eiten  unb  Stapl  hatte  1901  einen  Sert  Bon  14,7 
(1900:  29),  bie  Bubfuhr  einen  fotdjen  Bon  26,2  SRiO* 
ßr.  Sic  ® ewinnung  anbrer  Metalle  ijt in ß.  Bon 
geringer  Bebeutung.  $jüttenwcrfe  beftehen  in  ben 
Scpartementb  Worb,  Siieberloire , Bab  be  Galaib  tc. 
Siefelben  probugierten  1901:  14,067  kg  Silber, 
19,000  S.  Blei,  6500  S.  Kupfer,  22,000  S.  3inf, 
1650  S.  SRtefcI,  1500  S.  Bluntinium.  SoWDpl  Erje 
alb  Metalle  niüffen  in  bebcutenbcn  Mengen  cingeführt 
Werben;  1901  belief  ftch  bie  Einfuhr  bon  Kupter  auf 
77,2,  Blei  23,8,  3inn  23,4,  flint  14,2  MiH.  ßr. 

Bn  Mineraltohlen  ift  ß.  reich;  aud)  finb  bie 
SReoiere  entfprechenb  über  bab  Canb  perteilt.  Sie 
SauptreBiere  ftnb : 1)  bab  Bon  Balenctenneb  in  ben 
Scpartementb  Siorb  unb  Baö-bc-Galaib;  2)  bab  beb 
jcntralcn  Blatcaub,  Wo  Steinfohle  in  mehreren  flei- 
iiern  Beden  auftritl,  natuentlid)  uon  St.'Eticnne, 
Greufot,  Bubiit,  Gominentrt);  3)  bab  Bon  Blaib  am 
Süboftranbe  beb  £tod)lattbcb.  Sie  Brobuftion  betrug 
1900  : 32,721,562  S.  Stcinfohle  unb  Bntpragit  (ba- 
uon  14,594,575  S.  im  Beden  Bon  Balencienneb)  unb 
682,736  S.  Braunfohle  (ljauptfäd)lid)  im  Beden  Bon 


ßuBeatt  iin  Separt.  SRbonemünbungen),  beibe  gufam* 
men  im  Sert  Bon  499  Btitl.  ßr. ' Srohbem  bebarf 
bie  franjöftfdjc  3nbuftrie  noch  bebcutenber  Kopien* 
jufupren  aub  bem  Bublanb;  1901  Würben  12,496,059 
S.  Kopie  (baBon  7,063,437  S.  aub  Englaub,  4,59 1,664 
aub  Belgien  unb  781,965  S.  aub  Scutfcpianb),  batm 
1,429,564  S.  Kolb  (bauon  782,976  S.  aub  Seulfd). 
lanb  unb  600,678  S.  aub  Belgien)  cingeführt.  Sie 
Bubbeutung  berSorftnoore  ift  fepr  jurfictgegan* 
gen;  Wäprtnb  ftc  1860  ca.  640,000  S.  Sorf  ergab, 
betrug  bic  Brobuftion  1900  nur  95,630  S.  im  Sorte 
Bon  1,4  Mitt.  ßr.  Ser  fcauptantetl  fatit  auf  bic  Se> 
partemeutb  ßferc  unb  Somme.  Bn  Steinen  unb 
Erb en  ift  ß.  febr  reich.  ©b  befiht  wertBoIIe,  gu  Bau- 
materialien trefflicp  geeignete  ©ranite,  Spende  (auf 
Korftfa,  in  ber  Brooence,  ben  Blpen  unb  Bprenäcn), 
Borpppr  unb  Bafalt,  Marmor  (in  ben  Blpen  unb 
Bprenäen),  Ralf*  unb  Sanbfteine,  Schiefer  im  Br* 
bennengebiet.  Sie  flaben  ber  Buoergne  liefern  gute 
Bflofterfteinc.  Cithograppifche  Steine  tontmen  aub  ben 
©egenben  Bon  Beile»,  Sijon  unb  Gpäteaurouj.  Sen 
befien  3>egelton  paben  bic  Gpampagm,  Bmtrgogne 
unb  3ble»be*ßrancc;  Borgcüanerbe  fmbet  ftd)  bei  £t* 
mogeb  unb  St.*?)rieif;  ßapencecrbe  bei  BeauBaib 
unb  Montcrcau;  ©ipb  befanberb  in  ber  Umgegenb 
Bon  Barib ; trcfflicpc  Müplfteine  nametttlid)  bei  ßertb* 
foub*3ouarre.  Bpobppatiager  Werben  gu3wedcn  ber 
Bobenmclioration , namentlich  am  Sübabpattg  beb 
gentralplateaub  unb  in  beit  nörblicpen  Scpartementb, 
nubgebcutct.  Saig  Wirb  in  ß.  aub  Saigfeen  ober 
•Seichen  an  ber  Mccrebfüfte,  aub  Salgbergrocrfcn  (in 
ben  Separtemenlb  9R(urthe*et*SofeQe,  Oberfaönc, 
3ura,  Soubb)  unb  aub  Salgguctlen  (in  ben  Bprenäen) 
gewonnen.  SerErt  rag  belief  fid)  1900aufl,088,634S., 

baBon  604,097  S.  Stein*  unb  484,537  S.  See-  unb 
Siebefalg,  jufammen  im  Scrte  uon  12,t  HJiiü.  ßr.; 
er  überfieigt  ben  Bebarf,  fo  bajj  jährlich  eine  SDJepr* 
nubfupr  Bon  130,000  metr.  Son.  fiattfinben  fann. 
IRincralquellen  ftnb  in  ß.  Überaub  japlreid)  Bor* 
panben.  1891  betrug  bie  SapI  ber  benuptm  Siite* 
ralqueHen  1257,  bie  ber  EtabliffcmentS  251;  bie 
leptent  Würben  Bon  290.000  Rranfcn  befuept.  Sie 
Berfenbung  Bon  Sineralwaffer  umfaßte  55  'Kill, 
ßlafcpen.  Bgl.  3flcquet  unb  Sil  Im,  Les  eaux 
minerales  de  la  Frauce  (1894)  uitb  bab  oben  (S. 
848)  unter  »Weologie«  über  bie  Roplcngebiete  unb 
ben  SRineralreidftum  ßranfreicpb  ©cfagte. 

ßnBuftrie. 

Sie  frangöftfepe  ßnbuftrie  ift  fdjon  im  17.  unb  18. 
Jtaprp.  blüpenb  gewefen  unb  bantt  iprett  erftett  Buf* 
fcpwung,  cbcitlo  wie  ber  ipanbel,  ben  Bemühungen 
Golbertb.  Stcfcr  Buffdjwung  würbe  jebod)  burd)  bie 
Kriege  mit  Gnglanb  unb  bie  .«jurüctrialime  beb  Gbittb 
#on  Banteb,  infolge  WelcherlDiajiregel  ftd)  eincSRenge 
gefepidter  Brbeiter  nach  ben  Bieberlanbcn,  Seuticb- 
lanb  unb  Englanb  Wanbte,  wieber  geftört.  Erft  im 
19.  3aprp.  machte  bie  frangöfifche  3itbuftrie  wieber 
aufjerorbentlidje  ßortfehritte.  Sab  ipredjenbfte  3eug* 
ni»  für  ihren  Buffdjwung  ift  bie  Bcnueprung  ber  in 
berfelbcn  berWenbcten  Santpffraft.  Säbtenb  bie 
3apl  ber  SamBfmafcpinen  (opne  bie  Eifenbapnlofo- 
motiBen  unb  Sdjiffbmafchmen)  1840  erft  2591  (mit 
34,350  Bferbefräftcn)  betrug , pat  fid)  biefelbe  1870 
auf  26,146  (mit  320,447  Bferbefräftcn)  unb  1900 
auf  74,636  dRafcpinen  (mit  1,791,354  Bferbefräftcn) 
gepöben,  bie  ftd)  auf  57,306  Unternehmungen  Ber* 
teilten.  4Rit  Einfdtlufi  beb  EifeitbahuWefenb  unb  ber 
Sampfidiiffahrt  erpöpl  ftd)bic3ahlbcrSampfmafchi* 
nen  auf  97,200  mit  8,510,016  Bferbefräftcn.  Ser 


858 


graiifrci^ 

©efamtwert  bcr  mbuftrieDen  ©robttftion  würbe 
1889  auf  12  ©iilliarben  Sr.  gcfd)ii(jtr  wobon  5030 
©Hfl.  auf  bie  lejtil-  ttitb  ©elleibungsmbuftrte,  3015 
auf  bie  ÄabrungSmittelinbuftrie,  1890  auf  ©au- 
gewerbe uub  öffentliche  Arbeiten,  890  auf  bie  d je» 
mifdio  uub  880  ©HU.  auf  bic  metanurgifdje  3>tbu- 
firie  entfallen.  1891  wann  in  gnbuftrie  uub  ©(■ 
Werbe  4,198,932  ©erfüllen  (2,793,545  männliche  unb 
1,405,387  weibliche)  tätig.  Sie  3aljl  ber  ArbeitS- 
einftellungen  betrug  1900  : 902,  Woran  222,714 
Arbeiter  teilnabmen.  SaS  bic  ©ewerbeoerfaf» 
jung  betrifft,  (o  würbe  1791  bie  ©ewcrbefrciljeit  in 
g.  eingefübrt  unb  baS  3unftWefcn  aufgehoben.  ©c< 
bingung  ber  Ausübung  eines  ©ewerbe-^  ift  bie  iätjr- 
lidte  Sbfung  eines  ©cwccbepatentS.  Sie  Staatsgewalt 
übt  einen  Einfluß  auf  bie  3nbuftrie  infofent  aus,  nlS 
bab  Verhältnis  her  ©ewerbtreibenben  ju  ben  £ilfS» 
arbeiten!,  bie  ©efd)äftigung  bcr  Arbeiter,  insbef.  ber 
grauen  unb  ber  jugenblidjenArbeitcriubengübrifen, 
bie  Anlage  ber  iebtem  unb  ber  Betrieb  ber  gefrier» 
tieften  unb  gefunbbeitSidiöblichcn  gnbuftrien  geregelt 
finb.  görbenmgSmittet  finb:  bie  ©ewerbefammern 
(ckambres  consultativcs  des  arts  et  manufactures), 
im  ganjen  48;  bie  ©efeUfdjaft  jur  Aufmunterung  bcr 
nationalen 3nbuftrie  ju'fJarib;  baS ffionferbatorium 
ber  flünfte  unb  ©enterbe  bafelbft.  Sie  3entralber- 
Waltung  liegt  im  ftanbclSminiflerium.  beut  ber  Con- 
seil superienr  da  commerce  et  de  l'industrie  zur 
Seite  ftet)t.  Aud)  ift  im  fcanbelSminifterium  ein  Ar« 
beitSrat  (Conseil  supSrieur  du  travail)  unb  ein  fta- 
tijiifcheS  Arbeitsamt  (Office  du  travail)  eingerichtet. 
SHt  ber  ArbcitSbenniitelung  befaffen  fid)  bie  Arbeite- 
börfen  in  Claris  unb  mehreren  Jjnbuftriejentren.  3ur 
Austragung  non  Streitigfeiten  auS  bent  Arbeitstier- 
bältnis  beheben  bie  Conseils  de  prndhommes  (124). 
Aud)  gab  es  in  ber  3nbuftrie  1900  : 5831  Sgttbifate 
(gadtnereine  non  Arbeitgebent  unb  Arbeitern  einzel- 
ner gnbuflriejweige)  mit  787,900  ©ittgliebem;  1900 
würben  12,400  ErfinbungSprioilegten  erteilt  unb 
9125  gabrif-  unb  lyanbclämarfen  eingetragen. 

©aS  bie  einzelnen  3»eige  ber  3nbuflrie  unb  ihre 
Vertretung  in  g.  anbeiangt,  fo  finb  auf  bent  ©ebiete 
bet  ©fetallbcrarbeitung  bie  großen  Stahl-  unb 
Sdiienenwerfe,  bie  lötetb-  unb  Srabtwerfe  unb  Elfen- 
gicjjereien  beruorzubeben,  bie  inSbej.  in  ben  Separte- 
nientS  SReurtbe-et-Siofelle,  Aorb,  Sa8nc-et-2oire, 
Soire  ihren  Sifj  haben.  Sie  Eifenwareninbuftrie  lie- 
fert ©?effcnd)micbcWareit  (91ogcnt,  DangreS,  IbierS, 
EbätcUerault,  bann  Baris  für  feinfte  ©Liren),  geilen 
(©aris,  Amag«ie»Suc,  ©ortiUcn),  Äabcln  (Vaife  bei 
2t)on,  ©ont«ä*©(ouffon,  Aigle),  Slahtfdjreibfebent 
(©oulogne),  ©lcd)waren  (Aiibincourt,  ©eaucourt), 
Campen  (rühnilichft  befannle  AuSfubrinbuftrie  zu©a- 
ris),  Sdhlofferwaren  (©eaucourt),  feuerfefte  Sdiränfe 
Claris)  u.  a.  3"  öolb«,  Silber-  unb  Juwelenarbei- 
len,  ed)ün  unb  unechten ©i  joutcrieartifeln  unb©ronze > 
waren  bebenjebt  ©aris  ben  ©eltmarft.  1901  belief 
ftd)  bie  Ausfuhr  uon  ©olh-,  Silber-  unb  Juwelen 
arbeiten  auf  38, s SHIL  gr.  Sie  Sauptftbe  ber  ©ia- 
fchineninbuftrie  ftnb  Claris,  Citle,  St-Etienne,  Egon, 
Siouen  tc. ; bicfclbe  ergab  1901  eine  Ausfuhr  im 
Sorte  bon  58  ©(iß.  gr.  Sie  Jnbuftrie  in  SranSport- 
mittein  liefert  inäbef.  Automobile  (1901  Ausfuhr  für 
15,s  SRill.  gr.).  Sagen  bon  leichter,  gefälliger  ©au- 
art  (auch  jur  Ausfuhr),  gabrräber  unb  ©totorfabr- 
räber.  Siffenfchaftliche  unb  d)irurgifd)e  gnftrumente 
werben  in  borzüglicher  Dualität  zu  ©aris,  ©larfeiße, 
Äonen  tc.  bcrgeftctlt  uitb  bitben  gleichfalls  Ausfuhr- 
artifel  (1901 : 0,2  ©Hß.  gr.).  gu  ter  Erzeugung  mu> 


(3nbuftrie). 

fifalifcber  Jnitrumente  fleht  g.  in  erfier  Cinie;  flta- 
biere  liefern  ©arid  unb  AiarfetUe,  ©taSinjirumeme 
©anS  unb  Stjon,  ©eigen  'Baris,  Ciße  unb  ©Hrecourt 
(Ausfuhr  1901:  12,5  37JiIL  gr.).  Seitberühmt  iit 
auch  bie  Ubrenfabrifation  bon  ©ans  (namentlich 
©enbclubrcn),  ©efanprn  (nomcbmlich  Xafchenubren ) 
u.  a.  O,;  ©robuftion  unb  Ausfuhr  haben  neuerb’.ngS 
Zugenommen  (lejjtere  betrug  1901:  21,8  ©MI.  gr.  i. 

Jn  her  Ion-  unb  ©laswareninbuftrie  letftet 
g.  AicSaejcicbneteS;  eS  ftebt  obenan  in  ber  Erzeu- 
gung beforierten  ©orzeflanS(31ationalmanufaftur  ju 
«eures,  ©ribaietabltficmentii  namentlich  in  ©aris. 
Cbemienne,  fioiret,  Eher,  ©ironbe),  probuziert  Diel 
Steingut,  gatjence  unb  ©lajotifawaren  i.ju  Barts. 
©eaubaiS,  Ebotitj-le-Äoi,  ©ien  tc.)  unb  liefert  in  »einen 
©laSfabrifeit  (namentlich  in  bcnSepartementS  «eine, 
'Jiorb,  ajfcurtQe  * et-  ÜHofelXe)  glaidben,  genfterglaS, 
2>oblglaS,  farbige  ®laSlafeln,®ufifpiegel(St.-©cbain 
unb  bie  babott  abhängigen  EtabliffementS)  unb  ©taS- 
bijouterien  (insbef.  fünülicbe  Ebelitfiue  unb  ©erlen). 
Es  befteben  ca.  SOOEtabliffementS  für  Ion  unb  Bot- 
Zellan  mit  28,000  Arbeitern  unb  einem  ©robuftionS- 
wert  bon  80  3RiH.  gr. , bamt  165  ©lasfabrifen  mit 
25,000  Vlrbeitem  unb  90  ©HO.  gr.  ©robuftionSwert. 
AuSgefübrt  würben  1901  lonwaren,  Bor;eüan-  unb 
©laswaren  für 73,5  ©HO.gr-  Auf  hohem  Stanbputtft 
befinbet  ftd)  weiter  bic  ©löbelinbuftrie,  befonbers 
in  ©aris  unb  ©orbeaup , ferner  bie  gleichfalls  in  ©ans 
fonzentrierte  Erzeugung  Don  Srechfler-  unb  Schntf 
waren,  barunter  bon  gächetn,  Säumten  unb  anbm: 
bergleidjen  Artifeln  bon  gefchmadDoOer,  zierlicher 
gönn,  bie  Erzeugung  Don  Sbinberfpielwaren  (m 
Srechfler  - unb  Spiclwarcn  belief  ftd)  1901  bie  Aus- 
fuhr auf  183,4  ©cill.gr.),  bie  Verfertigung  oonglcd)!- 
waren,  namentlich  Korbgefled)ten  (zu  ©aris.  ©tc- 
noble,  figon  unb  SerbittS),  bott  Stautfchuf-  unb  ©ut- 
tapercbaioarett,  insbef.  ©untmifd)uben  (zu  ©ans. 
Äouen  unb  fianglSe).  Jn  ben  Artifeln  ber  Seher- 
in b u ft  r i e , namentlich  3i(6m’  u,,b  ^tattbfchuhleber 
(Annonap,  GhatnMrg  unb  ©ariS),  farbigem  unb 
lädiertem  lieber  (©aris,  St.-Senis,  £gon,  ©ont  Aube- 
mer),  in  feinem  Cbertebcr,  bann  in  beit  öerfchiebetttit 
Seberwaren  ifl  g.  für  ben  Seltbanbel  tonangebotb 
unb  hat  unter  allen  europäifchen  Staaten  bie  größte 
Ausfuhr  (1901  inBeber,  jimibfchuhen,  für  bereit  tpet 
ftcQuug  ©artS  unb  ©renoble  bie  ^auptgge  ünb, 
Schuh«  unb  anbem  Cebcrwaren  für  188  SJHll.  gt.). 

Bon  ber  höd)flen©ebeutung  unter  ben  fratt  jötiidjen 
gabrifationSz®eigcn  ift  bie  Sejtilinbuftrie.  ©an 
ihren  einzelnen  3»eigcn  ift  bor  aflembie  Seihen- 
inbufirie  herborzufjeben , in  ber  g.  unübertroffen 
bafieht-  Sie  Erzeugung  bon  roher  Seihe  (jährlich  im 
$urd)fchnitt  470,000 kg)  genügt  bei  Weitem  nicht  beut 
©ebarf  unb  erforbert  baher  eine  Ergänzung  buri) 
Einfuhr (1901:  6,9t  ©HO.  kg  Äohfeibe  unb  8,2  ©HU.  kg 
AbfäOe).  gür  bic  Seibenjpinnerei  unb  -Seberet  b<- 
flanbcn  1896:  1679  EtabliffementS  mit  1,774,551 
Spinbein,  65,000  med)amfd)en  unb  70,000  i'ant ■ 
ftühlen.  Ser  ^auptflh  her  Erzeugung  bon  «eiben- 
waren  ift  2t)on  (jährlicher  ©robuftionSwert  cg.  500 
©HU.  gr.),  für  ©änber  Sl.-Etienne.  Ser  Sert  ber  Aue  ■ 
fuhr  bon  Setbengcwebcn  belief  ftd)  1901  auf  266,s 
©(iU.gr.(Smfubr71,agr.).  SieSchafwol Imanu- 
faflur  ift  feit  langer  3.eit  einer  ber  wichtigflen  3n- 
buftriejWeige.  Sic  einheimifche  Sollprobuf tion  (57  1 
©HU.  kg)  reicht  bei  weitem  nicht  zur  Secfung  bes  ©e- 
barfS  auS.ber  noch  bebeutenbe3ufuhmt(  1901:  948.2 
©HK.kg.incift  auS  Argentinien  unb  AuftraIicn)erfor- 
bert.  Sie3abi  ber  Spinbein  betrug  1896:  3,173,372. 


granfret<$  (3nbuftrie,  2>anbel).  859 

^»nuptjjeiitrcit  bcr  Spinnerei  finb  bie  ttftrblid)en  Ic-  ftanben  334 Silben  jttderfabrifen (tjcmptfäditicb  in  ben 
pnrtementd(9forb,  ffiarnc,  Srbenned,  ?lidne, Somme,  Üepartcmentd  tlidne.  9)orb,  Somme,  Bad  be-Ealaid 
Diieberfeine  unb  Eure).  Sei  ber  SchatwoU  Weberei  finb  unb  Dife)  mit  48, OOO Arbeitern  unb  einer  Srobuftion 
ctioa  50,000  Straft  • unb  30,000  Smnbftüljle  im  Sc*  oon  1,040,294  Ion.  raffinierten  jjuderd  im  Betrieb, 
trieb.  3n  lucb  unb  fonftigen  Strcichgarngewcbcii  Vlnbre  Qierljer  gehörige,  in  g.  in  benjorragenbem 
haben  Seban,  Etbeuf  unb  Soubierd  einen  Siieltruf ; äJfafje  bertretene  Srobuttiondjweige  finb  bie  Scbofo- 
bie  ftantmgantwebertt  unb  Sieberei  in  gemiftbten  labebereitung , bie  Srjeugung  Don  Jionbitonoaren 
Stoffen  (Samen rteiber  u.  bgl.)  wirb  am  febwungbaf»  (Barid),  tonferbierten  unb  fanbierten  grüd)ten,  ge* 
teften  in  Koubair,  lourcoing,  Eateau,  Sille,  Sieim-3  troefneten  unb  (omprimiertm  ©cmüfen.  (Sine  fpe- 
unb  SRoueit , bie  Verfertigung  bon  Schuld  in  Barid,  jifjfd)  fran jöfifdje  Jnbuflrie  ift  bie  ScbauntWeinerjeu- 
Spott  unb  Stimed,  bie  gabrifation  bon  leppidjen  in  qung,  bie  in  ben  (Departement#  ber  ehemaligen  Sanb- 
Variä,  Beaunaid  unb  Vlubuffon,  bie  Srjeugung  bon  fibajt  Ebampagne  ihre  Heimat  bat.  Sieben  ber  Slein- 
Borten,  Ireffen  u.  bgl.  im  iepart.  Soire  betrieben,  fultur  beginnt  bie  Bierbrauerei  in  3-,  namentlich 
Sie  Wuäfubr  in  Sebaftnollgetoebcn  batte  1901  einen  in  ben  nörblieben  Icpartementd,  Verbreitung  ju  fin- 
Viert  Don  213,8  Stilb  gr.  35ie  Baumwollinbu-  ben.  1901  betrug  bie  Vrobultion  9,6  Still.  hl.  Sa- 
ftrie  bat,  feit  fie  1773  juerft  in  9lmiend  eingefiibrt  bei  finbet  ntterbingd  aud)  eine  bebcutenbe  Biereinfubr 
mürbe,  großartige  Vludbebmmq  angenommen.  Sie  ftatt;  biefelbe  belief  fldj  1901  auf  187,641  metr.  3tr., 
jaljlte  1896  : 4,024,811  Spinbein,  bte  ittdbef.  in  ben  tnonon  155,316  audDeutfdjlanb  famcii.  Branntwein 
Sepnrtementa  Slorb,  Jiieberfeine,  Bogcfeu  unb  (Sure  toirb  namentlid)  au8  Silben  unb  älielaffe,  aud  Star* 
fonjentriert finb.  SJerBaummoQbejug  belief  fid)  1901  löffeln  unb  anbem  mehligen  Subftanjen,  bann  aus 
auf212,'4)iin.kg,groficnteildbonSHorbamerira,bann  Süein  in  bebeutenber  Stenge  bereitet.  1900  beftan* 
Don  Dftinbien  unb  Tlgbpten.  Bei  ber  Baumwott*  ben  8623  Brennereien,  bie  2.451,905  lil  (1850  erft 
roeberei,  bie  gteichfattd  in  Sieberfeine  (Souen),  bann  940,000)  lieferten.  latfädjlid)  fonjentriert  fieb  bie 
in  benBogcfen(ScnoneS),  SOt  eurtbe-et-Stofctte,  Ültdne  geiuerblid)e  Brennerei  auf  250  Etabhffementd.  laju 
(St-ßucittm)!C.  ihre Sjauptfiße  bat,  finb (1896)86,491  gelangten  aud  beni  Wudlanb  in  bett  freien  Sericin 
medjanifebe  unb  21,811  fjanbftülfie  im  Sang.  $ie  1901:  98,502  hl  Branntwein , wogegen  325,888  hl 
Üludfubr  Don  BaumwoHgemeben  belief  fid)  1901  auf  audgefübrt  Würben.  3>ie  labalf  abritation  wirb 
176,s,  bie  Einfuhr  auf  46,e  Still.  gr.  Einer  ber  alb  Staatdmoiiopo!  in  21  großen  SKanufalturen  be- 
cilteften  Zweige  ber  gewerblid)en  (tätigtet!  ift  bie  trieben.  3!cr  labaftonfum  umfajjte  1900:  38, i SffiiH. 
Seincninbuftrie,  an  bie  ftd)  bie  Derwanbte  iianf-  kg  unb  lieferte  bem  Staat  einen  Seinertrag  Don  412 
unb3utemanufaftur  angefdbtoffen  bat.  Bei  bcr  Spin-  VciII.  gr.  lie  ebemifebe  3nbuftrie  unterhält  groß 
ncrei  finb  (1896)  473,592  Spinbein,  Dorwicgcnb  im  eingerichtete  EtabliffementS,  namentlich  für  Sauren 
(Deport.  Siorb,  bei  ber  Sieberei  ca.  20,000  Straft-  unb  unb  Soba,  in  Sana  unb  Umgebung,  Span,  im  91orb- 
25,000  £>anbftühle,  für  üeinwanb  bomebmlid)  im  bepartement  :c.  $ie  Barfümericmbuftrie  ift  in  Varia 
(Deport.  fiorb  (Sitte,  Eambrai,  Salencienncd  :c.),  für  fonjentriert  unb  genießt  weitDerbrciteten  Stuf  (Sud- 
SmnfgeWebe  in  Sngetd  unb  lünfirchcn,  für  3ute-  fubrWert  1901:  14, l Still.  gr.).  Sehr  bebeutenb  ift 
gemebe  gleichfalls  im  nBrbticben  g.  tätig.  Die  mit  aud)  bie  fearjprobuftion  in  bcröegcnb  Don  Borbeauj 
ber  Erjcugung  Don  fflamen  unb  ©cWcben  in  Ser-  unb  im  Deport.  Sanbed,  bie  Seifenfabrifation  (na 
binbung  fiebenbe  gärberei  unb  Drudcrci  ift  cbenfattd  mentlid)  in  SHarfeiHe,  in  Barid  unb  ben  nörblieben 
(ehr  cnimidelt.  Die  2>auptfij)e  für  bie  Stoffbruderei  Departement#) , bie  Kerjenerjeugung  unb  bie  3ünb- 
ftnb  bie  Sttormanbie,  bte  Soaefentäler  unb  Sari«,  für  boljerfabritation,  bie  bem  Staatamonopol  unterwor- 
bie  Seibenfärberei  Chon,  für  bie  BaumWoIl-  unb  fen  unb  an  eine  ©efeüfcbaft  Dcrpadjtet  ift.  Enblicb  ift 
Schafwollfärberei  Saria,  Siouett,  Sioubatr,  Steimä  :c.  noch  bie  UJarftellung  Don  garben  fowie  bie  Erjcugung 
9tod)  finb  atd  3®ei8e  ber  lejttlinbuitrie  ju  erwäb-  Don  gimiffen  unb  Süden  (Sarid)  unb  Bleiftiften 
nen:  bie  Spijetter jeuguinj,  bie  in  ben  Icparte-  (SiDet)  beroorjubeben. 
mentd  Cme()!tlen(on),SdlDaboa(BaV)eux  unbEaen),  ©anbei. 

'Jiorb  (Said etil,  Sille,  Salenciennes),  Dife  (Eban-  Itr  Suffchwung  bed  franjörifeben  ftanbeld  batiert 
titlp),  Sogefen  (SKirecourt)  :c.  jablreid)e  Srbeitä-  aud  ber  3«t  Eolbertd.  Später  brauten  bie  Dielen 
fräfte  befebäftigt  unb  einen  Seltruf  befijt;  bie  Kill-  Äriege  bebcutenbe  Störungen,  unb  erft  im  19.  3abrb- 
fabrifation  (Ealaid  unb  Eaubrl)),  bieSeiß*  unb  Bunt-  entwidelte  ftd)  ber  äufjere  ^anbel,  bureb  ^anbeld-  unb 
itiderei  (Sarid  unbäßon)  ; bie  SSirfwarenerjeugung,  ScbiffabrtdDcrträge  mit  anbem  Staaten  begünftigt, 
indbef.  in  Seibc.  lonangebenb  ift  g.  aud)  in  ber  Sr-  in  ftetiger  ffleife.  1881  würbe  ein  autonomer  Sott- 
jeugung  Don  Sleibungditüden,  Bläfdje,  Sußartileln,  tarif , ber  einen  Weüem  gortfebritt  in  bem  feit  1860 
tiin)tlid)en  Blumen  unb  Schmudfebem,  mit  welchen  begrünbeten  Shjtem  bed  mäßigen  3d)»ßjoIIed  bebeu- 
Brtifeln  Sarid,  man  fann  fagen,  bie  ganje  4üctt  Der-  tete,  eingefübrt  unb  auf  ©nmb  bedfelben  eine  9ieibe 
forgt  (Itludfubr  1901  in  ffleibem  102,8,  in  SSäfcbe-  neuer. cianbeldDertiäge  für  ein  Dejennium  abgejebtoi- 
waren  20, s,  in  'IKobcwaren  unb  fünftlicben  Blumen  ien.  9ta<b  Sblauf  biefer  Seriobe  trat  mit  1.  gebr. 
130,  in  Schmudfebem  25, s Still,  gr.).  Such  bie  Er-  1892  ein  neuer,  ftarf  protcftioniftifd)er  Zolltarif,  be- 
jeugung  Don  fjülen  aud  Seibe,  gilj  unb  anbem  ftcbenb  aud  einem  Siajimal-  unb  einem  Stinimal- 
Stoffen  ift  Don  grober  Bebeutung.  tarif,  ind  Sehen,  welch  leßterer  mit  feinen  atterbingd 

Sin  wicbtigeranbuftriejWeigiftfemerbieSapier-  aud)  febr  hoben  3°ttfäpen  gegenüber  jenen  Staaten 
fabrifation;  cd  beheben  in  g.  ca.  500  Sapier,  angewenbet  wirb,  bie  bent  franjöfifibcn  .'panbe!  Be- 
fabrifen  mit  30,000  Itlrbcitem  unb  einem  Srobuf-  günftigungen  einräumen.  3Han  fuebte  ben  fsattbel 
tiondwert  Don  120  Still,  gr.  hierher  gehört  auch  bie  burd)  Errichtung  Don  ^anbeldfammem  im  3n-  unb 
Srjeugung  Don  Buntpapier  (Sand),  lapeten  (Sarid,  Vludlanbe,  ©rtinbung  Don  ^anbeldmufeen , Unter- 
Sbon,3Karieitte),Sptclfarten,Buchhinber-,Startonna*  [tüßung  ber  §anbeldmarine  unb  Entwidetung  bed 
gen-  unbSapiermachd-Srtifeln.  Bon  ben3»eigm  ber  Serfehrdwefend  ju  förbem. 
ittabrungd-  unb  ©enußmittelinbuftrie  ift  Dor  2)er  foonbrl  granfreiebd  mit  bem  Sudianb  unb  ben 
allem  bie  juderfabrifation  ju  erwähnen.  1900/1901  franjöfticben  Kolonien  fcheibet  fid)  in  ben  atlgemei» 


860 


granfrei<§  ($anbel,  Serfeftr«»efen). 


nen  unb  ben  Spe.jialftanbel,  »tieft  lefttercr  bie 
Ginfuftr  für  ben  inlanbiidjcn  ©erbramft  unb  bieülug« 
fuftr  Soii  nationalen  ©robufleit  untfaftt.  Käftrenb 
btt  auoirnrtige  Spejialftanbel  im  Sur&fd)mtt  ber 
Jaftre  1827—36  einen  SSert  in  btr  Ginfuftr  »on480, 
in  ber?Iuäfuftr  oon  521  Mitt.  Sr.  reptäjenticrte,  flieg 
bitfer  ©crl  im  Jaftrjeftnl  18-17—56  ouf  1001,  btj. 
1204,  ferntr  1857—66  ouf  2200  unb  2430,  bann 
1867—76  auf  3408  unb  3307  unb  1877—86  auf 
4460  unb  3347,  fanl  aber  1887—96  auf  4106,  bej. 
3407  Mitt.  Sr-  Sur  bie  leftten  Jaftre  feit  1897  er. 
gaben  fuft  folgenbe  SJerte  beb  allgemeinen  unb  beb 
Spejial«@in«  unb  2iuäfuftrftanbclb  in  Millionen 


Sranf: 

«jij 

AQßemrtner  £anb«l  | 

Sp«|ial^anbel 

Gtnfu^r 

| «u6fu*r  | 

Gmfu^r 

Au#fu^r 

1897 

5137 

4803 

3956 

8598 

1898 

5583 

4673 

4472 

3511 

1899 

5848 

5533 

4518 

4153 

1900 

5989 

6522 

4698 

4109 

1901 

5006 

| 5220 

4369 

4013 

Jn  ftcjug  auf  ben  ©erfeftrüroeg  übermiegt  ber  See«  | 
ftanbel  bei  »eitern  ben  Sanbftanbcl : 1901  entfielen 
auf  ben  elftem  in  ber  Ginfuftr  69,  in  ber  ©uüfuftr  65 
©rog.  beb  Öefamtwerteb  beb  öSeneralftanbck«.  Senn 
utan  bie  Saren,  bie  ben  ©egenftanb  beb  äufteni 
i'anbelS  bilbm , in  bie  brei  Kategorien  ber  Sehens« 
mittel,  ber  inbuftriellen  ^lilfbftoffe  unb  ber  Sabrifate 
teilt,  fo  entfallen  auf  bie  Scbenömittel  Pom  Ginfuftr- 
»ert  21,5,  Pom  iMuäfuftrwcrt  20,7  ©roj.,  auf  bie  in- 
buftriellen f ilfsftoffe  54,6  ©roj.  ber  Ginfuftr  unb 
24,2  ber  üiusfuftr,  auf  bie  jabrilate  28,9  ©roj.  ber 
Ginfuftr  unb  55, l ber  Slubfuftr. 

Sie  bebeutenbftcn  Vlrtüel  ber  Gin«  unb  ülubfuftr 
(im  Spejialftanbel)  »aren  1901  in  Millionen  Sranf: 
Cinfu$r:  Au«fu$r: 

SebafrooDe 362,9  Seibengeaebe . . . 266,® 

Stetntoblen  unb  Kof#.  342,9  ©etn 228, o 

Geibe  unb  glorettfeibe  272,t  Soßenßetytbe  . . . 213,« 
Baumwolle  ....  238,7  Kunftrif($leru>arcn  unb 

C(ßen>ä<bfe  ....  213, s Tarife?  KrtiCcI  . . 183,4 

©«treibe  unb  ÜJ2a(| . . 135,»  BaumwoOengewcbe . . 176, j 
$olj  .......  178,1  Stbafroolle .....  164,4  ! 

Aob«  X'iute  unb  $c(}<  Aob«  fcAute  u.  Bel{iocrt  139,4 

wert  ...  150,9  SRobcmaren  unb  filnft* 

SKajcbium  . . . 120,9  li$c  Blumen  . . . 130, o 

Kaffee 91,o  Kleiber  unb  ®6fc$<  . 127,4 

Söein 84,9  Seibe 117,» 

(srje  84,4  £Aute,  jubereitet  . . 109,» 

Kupfer 77,9  JRobjucfer 100,9 

Geibengetpebe . . . . 71,3  SSerljeuge  u.  Sletaüroaren  94,9 

glaeb#  ....  64,«  ®b«mif<b«  ^Jrobufte.  . 86,« 

Käfe  unb  Butter  . . 53,4  fcöyferiuaren,®la4,Kriftaß  73,6 

Patron,  falpeterfauce«  52,6  K&fe  unb  Cutter  . . 71,« 

Baumroollengcioebe . . 46, t fceberwaren  ....  67,7 

Petroleum,  Ccbieferölic.  44,9  unb  ^apierwaren  57,4 


..... 

43,7 

Kupfer 

. 56> 

SBodengetPCbc .... 

87,» 

V!af<bin«n  .... 

56,0 

Ser  Gbelmetanperfcftr  ergab  1901  in  MiHioneti  Sranf : 

Ctnfubr  Auifu^r 

an  Öolb  . 

428  150 

* Silber 

98  140 

Sic  SiauptPerleftislanber  »aren  für  ben  fnnr,öu« 
feften  Gin*  unb  ?luäfuftrbanbel  (Spejialftanbel)  1901 

in  Millionen  Sranf  beü  SSarenwerteä : 

dinfubr  au#; 

Au#fu|jr  nach: 

Sro^britannien . . . 

602 

(Brofcbritannien  . . 

1198 

©«reinigten  Staaten 

457 

Belgien 

562 

Simtfcblanb  . . . . 

402 

Icutfcblanc  . 

443 

Belgien 

358 

Algerien  .... 

259 

Urgemmicu  . . . . 

254 

Bereinigte  Staaten 

253 

dinfubr  au#:  I Kulfubr  nach : 


SHuf.Ianb 215  6$n>eij 217 

Algerien 198  Italien 155 

©ntif<b*3nbien . . . 191  Spanien 121 

Cb'na 171  $ratM6ftf4*dnbo<^ina  75 

Spanien 157  9ttcberlanbe  ....  56 

Italien 140  Argentinien  ....  51 

Xürfei 106  lürtei  .....  47 

S<$roetj 103  j Turnt 41 

Cfterrei®  * Ungarn  . . 88  | ftuftlanb 40 

^apan 77  Brafilien 38 

Brafilien 70  j 3Habaga?far  ....  38 


Ser  Gntrepotoerteftr  umfaftte  1901:  34,7  Mitt 
metr.  3tr.  eingegangene  Saren  im  S3erte  Pon  683 
MiO.  Sr.«  ber  Xronftt  7,1  Min.  metr.  3tr.  im  Serie 
Pon  670  Min.  Sr 

Sie  $>anbclbmarine  }äftlte  Gnbe  1901:  14,393 
Segetfeftiffe  mit564,447  Son.  unb  1 299 Sainpfer  mit 
546,541  St.,  jufammen  15,692  «Schiffe  mit  1,110,988 
S.  ©eftali,  einer  ©emannung  pon  85,798  Köpfen  unb 
8089  Maftftiniften  unb  tpeijem.  Sie  Ranfte  16  marine 
genieftt  flaatli(fterfcit4  eine  Unterftüftung  bureft  Prä- 
mien; bureft  baS  fflefeft  Pom  31.  San.  1893  tourben 
Vergütungen  fiir  ben  ©au  unb  bie  Umgeftalbmg 
pon  Seefcftiffen  fowie  für  bie  Aufteilung  non  neuen 
Seftifjämafcftinen  unb  Keffeln , bann  Sdjiffafirtöpra 
mien  jugeiianben.  Ser  internationale  Seefdiiff- 
fabrtbnerfeftr  in  ben  franjöfiftben  f>nfen  umfaßte 
1 901  an  eingelaufenen  2 dürfen  28,818  mit  1 8,84 1 ,56 1 
I„  an  ausgelaufenen  Sdjiffen  29.659  mit  19,329.745 
S.  fjierju  lommt  bie  Küfienftftiffaftrt  (Kabotage)  mit 
78,397  ein-  unb  ebenfoniel  ausgelaufenen  3 duffen 
Pon  7,175,321  S.  Von  bem  ©efamttonnengeftalt  ber 
im  internationalen  ©erfeftr  ein-  unb  ausgelaufenen 
Sdjiffe  (38,171,306  X.)  tarnen  auf  bie  franjöfifdie 
Slagge  10,362,008,  auf  frembc  Slaggen27,809,398S 
Sie  bebeutenbften  SeeftanbclSpliifte  (mii  Eingabe  be» 
Xonnenqeftalt4  fümllitfter  1901  ein-  unb  ausgelaufe- 
nen Sdjtffe)  ftnb : 

Starlcille  . 13087098  Zeit.  Celle.  . . »3211»  Ik 

Ca  paore  . 6160563  • Menen  . . 3309967  . 

«otbeaui  . 3 893550  . 3t-Sa|sirt . 3 176474  . 

ZimEir^cn  3 430  309  . Calat»  ..  1530  706  . 

Cherbourg.  3290  387  • Sa  So<4tlle  . 1 492060  . 

Voutogne  . 2948235  - 3!ame4  . . 1299207  • 

3ur  llnlentüftung  bes  Slanbnerteftrd  bienen  Sie 
jaftlrciiften  Meffen  unb  Märlte,  bie  freilieft  in- 
folge berGitiiuideluiig  bes  niobemen  SerteftrowefenO 
ihre  früfterc  ©Jicfttigteit  groftenteild  eingebüßt  ftaben. 
©erüftinte  Meffen  finben  nauientlid)  ftatt  ju  ©eau« 
caire  22.  Juli,  ©utbraft  (einer  Sorflabt  oon  Salaijej 
10.  Wuguji,  Gaen  natft  Oftera,  ßftäteau-Sftiemi. 
St.-SeniO  (>le  lendit«)  im  Juni,  ic.  Sie  miefttigften 
ilatibftanbelbpläge  Sranfteii«  finb:  ©ans . lipon. 
Slitte,  Montpellier,  Sianied,  Siimeä,  Souen,  3ienncb. 
iouloufe,  St-Gtienne,  ©eaucaire,  21  ij,  Garcaffonne. 
©tfjier«,  9iaitcft,  ©erpignaniDrlfana.Sourd.Irofte«  ic. 

gierfebrblwcfcn. 

Sie  Sänge  famtlidier  Sanbftraften  betrug  1889: 
690,439  km ; baPon  finb  37,803  km  Siationalitraßen 
bie  ftauptfaiftltift  Pon  ©ariä  naeft  ben  ©renjen  unb 
nach  ben  bebeutenbftcn  Seepläften  füftren  (gröBteu 
teils  nialabamifiert), 48,89 1 km  Separtementalrtrafeer. 
unb  603,745 ©ijinalwege.  S-  ifi  PecliäUniOnuittig  rtidi 
anSJafferftraftcn;  biefelben  ftatlenl900  eine  täu# 
beftnung  ooit  12,153  km,  »ooon  auf  bie  fdjijfbarer, 
Slüffe  7302  unb  auf  bie  Kanäle  4851  km  lamen 
MitSampffdjiffen  »aren  ftierPon  befaftren:  2619  ku. 
Slüffe  unb  1954  km  Kanäle,  jufainmcn  4573  km 
SBafferftrafien.  Sie  bebeutenbften  Kanäle  finb:  ber 


861 


granfreid)  (Snrtfen,  Sparfaffm,  Spitäler,  Seibbäujer  ic.;  3Raße  u.  fficwitpte). 


Cftfanaloon  ber3Raa«jurSa3nencbft?lb}Weigungcn 
(432  km),  ber  St  anal  Demi)  laute«  nad)Sreft(360km), 
ber  Eanai  bu  SRibi  Bon  berSaromtc  jum  3Rittelmeer 
(279  km),  ber  Kanal  Don  Serrp  jWi|d)en  Soire  unb 
Eber  (261  km),  ber  Kanal  Don  Burgunb  jwtfdicn 
ilipone  unb  Seine  (242  km),  ber  Seitentanal  ber  ©a» 
rönne  (213  km),  ber  3Rante*SRbcinfanal  (210  km), 
bcrSeilenfanal  berSoire(206kin),  ber  Dilione-iKpeitt- 
(anal  (186  km),  ber  StioemaiSfanal  (178  km),  ber 
Kanal  ber  Somme  (166  km),  ber  Eanai  bu  Centre 
jwifdjcn  Saöne  unb  Soire  (130  km),  ber  Kanal  be« 
Durcq  (108km),  bor  Srbennenfanal  (100km).  Set)r 
entwidelt  ift  ba«  ßanalwcfcn  im  Xeoart.  dlorb,  ba« 
eine  ganje  SReipe  meift  lleinerer  fünfllicbct  Baffer- 
itraßen  beiipt.  XerStßiffaprtieerfcbr  auf  allen  Baf* 
ferftraßen  belief  ftd)  löüüauf  4675  3)00.  Xonnenfilo* 
metcr  (bieroon  1986  auf  ben  glilffen  unb  2689  auf 
ben  Kanälen).  Xie  wiebtigften  Vlrtifel  tiefe«  Ser* 
fclu«  finb:  ntineralifebe  3)rennjloffe,  Baumaterialien, 
Sobenprobufte  unb  SebenOmiltcI,  3JietaUe  unb  3Re- 
talliDaren,  §ol)  . unb  oerftfjiebene  gabrifate.  Sgl. 
öd)lid)ting,  Über  bie  Baffetflraßen  granfrctdi« 
(SerL  1 880) ; SS  e 1 1 e r , Xie  Bafferftraßen  granfreitp« 
(in  »Setermann«  3)!itteilungen«,  Sb.  27, 1881),  unb 
bie  bomSIRiniflerium  ber  ajfcnllitpen  Arbeiten  berau«- 
gegebene  »Statistiquc  da  la  uavigation  interieure*. 

Xa«  franjöfifepe  Eifenbaünnek  patte  31.  Xe). 
1899  eine  Sänge  Don  37,752  km.  Xie  erfle  Sifcn* 
bapu  in  g.  mar  bie  1828  eröffnete  Siitie  St.-Etiemte- 
Vlnbrejieuj;  1842jäplte  inan 599,1850:  3083, 1860: 
9525,  1870:  17,929  km.  Son  ber  obigen  Sänge  ber 
©ifenbapntn  1899  (amen  auf  baä  Staatäbapnnejj 
2727  km,  auf  bie  fonjefftonierten  fßriDatbapnen 
33,738  km  (unb  tlrar  auf  bie  Sforbbapn  3693,  Eft 
4740,Oueft  5685,  Sari6-OtI&m6  6960,  Sari«-Spon- 
ÜJiebiterranee  9043,  SRibi  3481,  Variier  ©ürlcloapn 
127  km),  ferner  auf  Sefunbärbabnen  1484  km. 
Ülußctbetti  bcflanben  4366  km  Sofalbapnen.  Xcr 
Serfcpr  auf  ben  franjbfifcpen  ßifenbapnen  (einfcpließ* 
lid)  Solalbapnen)  belief  fiep  1899  auf  426,9  3)00.  be- 
färberte  3Serfonen  unb  bei  ber  ©ttterbeförberung  auf 
12,558  3)00.  Xonnenfilometer.  Sie  Bettiebfeinnap- 
men  bezifferten  fiep  auf  1445,  bie  ftuägnben  auf  747 
3Rilt.  gr.  Vlucp  bie  Straßenbahnen , Don  beiten  bie 
erfte  1854  Dom  Sounre  nad)  Score«  angelegt  würbe, 
pabett  fiep  in  ben  Icptcn  3apr)epntcn  ra|ep  entwidelt, 
io  bafi  Enbc  1899:  2441  km  folcper  Sapnen  (baoon 
52 1 km  aOein  in  Sari«  unb  im  Xepart.  Seine)  be* 
ftanben.  Sgl.  !R.  D.  Kaufmann,  Xie  Eifcnbapit» 
politif  granfreitp«  (Stutlg.  1896,  2 Sbe.).  Xa« 
Soft-  unb  Xelcgrappenroefen,  beffeit  SerWal* 
tung  bereinigt  ift,  jäplte  1900: 10,332  Softanftalten, 
9165  Staats«  unb  8781  SriDatlelegrappenanflalten, 
140,713  km  Staatötelegrappenlimen  unb  529,317 
km  Xräpte.  Xa«  gcntfprccpnep  umfaßte  72,480 
Sprecpftellen  unb  für  ben  SolalDcrfcpr  Sinien  Dem 
17,263  km  Sänge,  für  ben  gemoeefepr  Sinien  Don 
27,922  km  Sänge,  öefbrbcrt  Würben  1052  3J00. 
Briefe,  65  3)00.  Karten,  1409  3)00.  Xvudfaepcn,  fer« 
net  ©clbfenbungen  im  Bert  oon  6592  3)00.  gr., 
enblid)  49  3)00.  Xcpcftpcn.  Xie  geuteinfamen  Se* 
trieb«einnabmen  Würben  1 900  mit  270,  bieSuOgabcn 
mit  201,8  3)00.  gr.  bejijfert. 

ftrcDttlaftttiitc,  Winne , fOlünjen  tc. 

Unter  ben  Saufen  unbÄrebitinftituten  bilbet 
bie  1800  erriditete  Banque  de  France  (f.  Sanfen, 
S.  347)  bie  einjiae  3cttelban(  granfreidj«.  Snbre 
bebcutenbe  franjofifdic  Sanfanftatten  flnb  mit  iprem 
eingejaplten  ©runblapital: 


Credit  foncier 170,8  KtU.  gvanf 

Credit  I.yonnaJ« 100,o  * • 

Comptoir  d'escomptv . ...  100, 0 > • 

Bmnqno  do  Paris  et  des  Pays-Bas  02,5 

Soclctö  gendraie  « 60,o  » * 

Societo  flnancicro  de  Paris  . . 52,0  * * 

ßoeietö  flnancicro  Lyonnal*« . . 50, o • » 

Credit  mobilicr 40, o 


Eine  große  Entwidelung  weift  and)  ba«  Ser* 
fidjerungdwefen  in  g.  auf.  1900  bcflanben  17 
SebendDerfidierunglnnftalten,  bie  tu  lammen  Stapita* 
lien  Don  3663  unb  Satten  Don  81  3)00.  gr.  Derficbert 
batten.  Xie  18  geiterDerficßenmgOanjtaltcn  nabtnett 
1900:  116,6  3)00.  gr.  ein  unb  ieijtden  für  Stpäbcn 
59,i  SRiU.  gr.  Scrgütungen.  16UnfaODcrfidKtung«* 
fflcfcOjd)aftcn  patten  1900  Einnapttten  Don  50, o unb 
?lu«gabett  Don  46,3  3)00.  gr  , baoon  für  Unfall* 
entfdjäbigungen  unb  Kranfenfoften  32,4  3)00. 

Sparfafien  beflanbeit  Enbc  1899  in  g.  546; 
Eittlagebüdjer  waren  6,998,213  im  Serfepr,  ber  Ein* 
lagenftanb  betrug  3407,3  3)00.  gr.  Xie  ©elbopcra* 
tianen  werben  für  bie  Sparfaffcn  bttrep  bie  Caisse 
des  depäts  et  comtignations  bejorgt.  Vlttt  entwidelt* 
flett  ift  ba«  Spatlaffenweien  in  bett  Xepartentcni« 
Seine,  Sponc  unb  Jiorb.  §ierju  fmnmt  nutp  bie 
Siational*  ober  Softfparfaffe,  bie  ßnbe  19CM)  einen 
Staub  Don  3,564,464  Einlagcbüipcrn  unb  Einlagen 
im  ©etragc  Don  1010,3  ÜRiO.  gr.  aufwie«. 

SJopltätigfeitdanftalten.  1899  oerfilgten  bie 
Srmenunterftüpungdanftalten  (burcaui  de  bienfai- 
sance)  über  44  ÜRtU.  gr.  Einnabmen  unb  unlerflüp* 
ten  1,411,809  Scrfonett.  Spitälec  gab  c«  1747  mit 
197,251  Setten,  an  grrenpäufern  eine  'Jlationalanftalt 
(Ebarettton),  60  Xepartementäanftalten , 14  Spital* 
abteilunaen  unb  46  Srioatanftattcn , »ufatttttten  mit 
85,438  Srleglingett.  ginbel*  unb  SSaifenfinber  wür- 
ben 1899 : 1 10,573  Unterbalten,  genier  gibt  c«  42 
Seipanftatten  (monts-de-pibte),  bie  1899  Sfanbbar* 
leben  im  Setragc  oon  66,8  3RiO.  gr.  erteilten,  unb 
1898:  11,842  wecpfelfeitige  Unlerfttipungdanftalten 
(sociätäs  de  secoure  mututl)  mit  1,968,812  leilnep* 
menbett  3Ritglicbent  unb  296  3)00.  gr.  ©mpaben. 
Son  Sebeutung  ift  bie  ftaatliepe  3Uter«renten(affe  (botp 
optte  Serfid)erung«jWang),  bie  1900  an  Kapital  16,9, 
an  diente  65,7  3)00.  gr.  audjapltc.  Eilte  aOgcmeinc 
obligaloriitpe  Unfanoerfupening  fcbll  (außer  für  ben 
'Bergbau);  feit  1898  befiel)!  für  änbuflrie  unb  Ser* 
fepr  eine  erwciterle  Smjtpilubt  mit  flaallitper  ©arantie 
bei  3ab0<ng«unfäpigfeit  be«  Unlerneptner« ; nur  für 
bie  «ceftpiftaprt  bejtept  eine  jtoangdweife  UnfaOocr- 
fteperung. 

3Rajse  unb  ©ewitple  ftttb  feit  bent  Enbe  be3 
18.  Saprb-  bie  be«  3Rctrif(ben  Spftem«  (f.  b.).  bie  ;tt 
ben  Wi|feitfd)aftlidb  Diel  gebrauchten  altem  ©röftett 
in  ein  fcflc«  Serbältni«  gebratpt  Würben.  3Ran  be- 
rctpnete  bie  Xoife  oatt  6 Sieb«  bu  9ioi  ju  12  Sauce« 
= 1949,03*31  mm,  bie  Sieue  oon  25  auf  1 ©rab  = 
4452,263  m,  benSoiffeau  ju  162itron«=  13,0083  Sit., 
bie  Seite  tu  4 Sot«  oon  2 Smte«  = 7,45054  S.,  bie 
Siore  poib«  be  3Rarc  ju  18  Dnce«  oon  8 fflro«  = 
489,6053  g.  Son  1812—39  waren,  weil  bie  ffleoöl- 
ferung  fiep  an  bie  reine  ^epnicilungnotp  nitpt  ge* 
Wöbnt  patte,  int  Kleinpanbel  gewiffe  dRaßgräficn  mit 
Halbierung  erlaubt  (poids  et  nicsun-s  usut  llea),  bie 
fiep  jwar  an  bie  liietrifcpen  anfdploffen,  aber  ältere 
Samen  trugen,  giir  manebe  Barett  beftepen  noep  jept 
abweidjenbe  Se;eicpnungett  unb  ©roßen , fo  für 
Srcnnbol.)  *Strre<  ju  10  X(ciftere«  ftatt  Jhtbifnteier, 
entfpredienb  Xfaftere,  für  Sialjfoplett  »Soie*  = 2 kl, 
für  Steinfoplen  eine  große  »Soie*  ju  2V»  SRuib«  oon 


862 


gtailfreicf)  (MünjWefen,  StaatSncrfaffung  unb  Serwaltung). 


4 Manneh  = 15  geftridjenc  ober  12  gehäufte  fcefto» 
liier,  für  ©ipS  -Muib*  = 9 hl  ju  4 «ach,  für  Sein 
»Seilt«  = 7,«  Sit.  SaS  Sonncau  tnftriquc  (Miüier) 
bat  10  Duintaur  mdtr.  ju  100  kg;  für  Seefrachten 
ijt  ba«  Xonncau  be  mer  (ober  be  frei)  25.  9(ug.  1861 
je  nad)  ber  Sare  ungleich  feftgefept  gür  Juwelen 
enthält  baä  Ga  rat  ju  4 ©tarne  205, » rag,  Sie  Cttce 
144  G arat«.  — §infid)tlid)  bcS M ü n j w e f e n 8 machte 
ein  ©efep  aue  bem  Jahre  XI  (28.  Märj  1803)  6 g Sil» 
ber  Bon  IHK)  Miüiemeä  Reinheit  unter  bem  Kamen 
»tyrnnc»  (f.Rranf)jur  Münzeinheit  = 100  Centimes, 

1 Rranf  = 81  Pfennig,  nett  Soppeiwäljningim  ©er- 
hällnid  beb  Öolbeh  jum  Silber  = 15V« : 1.  Sie  ©auf 
oon  g.  lauft  ©arrengolb  ;u  3437  gr.  für  1 kg  fein, 
aber  nach  tlbjug  Ban  1 pro  Mille  HommifftonSgebübr. 
füllt  anbeni  Staaten  ift  ein  Mflngocrtrag  (f.  Satei» 
nifcher  Münjoertrag)  abgefchloffen.  ©eprägt  ftnb  in 
©olb  Bort  ®mo  Reinheit  Stüde  jtt  20  (f.  Xafcl  »Mfin* 
jen  V- , Rig.  12)  unb  bi«  1854  ju  40  Rr.,  feU  1848 
ju  10  Rr.  Bon  3,2243  g ©eroidit,  feit  1854  }u  100, 
50  unb  (bid  1885)  6 Rr.;  baS  ©emebium  am  Rein- 
pehalt  beträgt  2,  am  ©emiebt  2 unb  für  bie  5>Rranf» 
jtiide  3 Xaufenbftel.  ©on  ben  Silbcrntünjen  hat 
BoüeS  Umlaufsrecht  nur  ba«  feit  1795  ju  */i«  fein 
geprägte  5-Rrantftüd  Bon  25  g ©eroidjt.  Sie  gerin- 
gem föiünjcn  (monnaie  d’appoint)  brauchen  im  ©ri» 
BatBerfeljr  nur  bis  jum  ©elauf  Bon  50  Rr.  angenottt» 
men  ju  werben;  nad)  bem  ©efep  Born  25.  Mai  1864 
finb  mit  835  Saufenbftel  Reinheit  geprägt : Stüde  ju 

2 Rr.  Bon  10  g ©eroid)t,  ju  1,  V«  unb  V»  Rr.  Sa8 
iRcmebium  am  Reingehalt  berSilbermün  jen  ift  3,  am 
©emiebt  beä  Kurants  3,  ber  2»  unb  l»Rranfftüde  5, 
ber  deinem  7 unb  10  Xaufenbftel.  ©uh  ©ronje  Bon 
95  Seilen  Kupfer,  4 3tnn  unb  1 tjinl  Würben  geinäfe 
bem  ©efep  Botit  6.  Mai  1852  Stüde  ju  10  (S&ttnc), 

5 (Sol  ober  Sou),  2 unb  1 Centime  mit  cntfprechenb 
fo  Bielen  ©ramm  ©cwicht  geprägt.  1903  traten  bie 
erften  SRidelmünjen  ju  25  Cent  Bon  7 g©etnicht  hinju. 
£>auptfäd)lid)fied  3ah'ungSmittel  ftrtfi  bie  Koten  ber 
©ant  Bong.  511 50, 100, 200,  600, 1000  unb 5000 Rr. 

etaatburrtafTung  unb  gkroallung. 

Sie  StaatSoerfaffung  RrantreichS  ift  feit  ber  Se» 
feitigung  beb  Kaifertumh  (4.  Sept.  1870)  eine  reprft- 
fentatiB  - republifanijehe  unb  Würbe  befonberb  bttreh 
bab  ©erfaffungSgefcp  Born  24.  Rebr.  1875  foloie 
bttrd)  einige  fpätere  ergämenbe  ©efepe  bon  1875, 
1884  unb  1885  georbnet.  Sie  gefepgebenbe  Se- 
rn a 1 1 Wirb  Bon  jwei  ©erfammlungen  geübt,  ber  Xe» 
putirrtenfammer  unb  bem  Senat.  Sie  erftere  gäplt 
584  Mitglieber  (worunter  6 aus!  tfllgerien  unb  10  aub 
ben  Kolonien),  bie  auf  ©runb  beo  allgemeinen,  nur 
burd)  bab  Vüter  Bon  21  Jahren  für  bie  Sablberech» 
tigung  unb  Bon  26  Jahren  für  bie  Säl)Ibarfett  fowie 
burd)  ben  ©cnu&  ber  bürgerlichen  unb  politifchen 
SRedite  befchränften  Stimmrechtb  bireft  auf  4 Jahre 
gewählt  Werben.  Sie  Sohlen  finben  nach  bem  ©efep 
Born  15.  Rebr.  1889  arronbiffententbweife  ftatt,  fo 
fcafj  jebeb  yirronbiffement,  bab  nicht  mehr  alb  100,000 
Cinro.  jäplt,  einen  Seputierten  unb  für  je  weitere 
100,000  (fimo.  ober  einen  Seil  baoon  einen  weitem 
Seputierten  wählt.  Ser  Senat  befiehl  aub  300  Mit- 
gliebem;  biefelben  Werben  Bon  SBabirollegicn  ber  Se- 
partementb  unb  Kolonien,  bie  aub  ben  Seputierten, 
ben  ©eiteral-  unb  flrronbiffementäräten  unb  aub 
hierju  befonberb  gewählten  delegierten  ber  Muniji- 
palröte  gebilbel  finb,  auf  bie  Sauer  Bon  9 Jahren 
gewählt.  Me  3 Jahre  fepeibet  ein  Srittcl  ber  Sena 
toren  aub.  Sie  uriprünglich  Bon  ber  SRationalBer- 
iammlung  auf  Sebenbjeit  gewählten  (75)  Senatoren 


ftnb  unabfepbar,  werbm  aber  feit  1884  nach  ihre* 
yibfterben  ebenfo  Wie  bie  übrigen  ergänjt  (1902  ir- 
ren nod)  13  tmabfepbare  Senatoren  in  Sätig!n;i 
Kiemanb  fann  Senator  fein,  ber  nicht  Rranjoie,  mm 
beftenb  40  Jahre  alt  unb  im  Soübefip  ber  bürg« 
liehen  unb  politifchen  SRedjte  ift.  Seputiertenlemik: 
unb  Senat  treten  all jafjrlid)  am  (weilen  S.en->;agbt 
Monat«  Januar  jufanemen  unb  müffen  minbefta; 
5 Monate  Berfammclt  bleiben.  Ser  Senat  teilt  nt 
ber  Seputiertentammer  bie  Jnitiatine  bei  ber  dbin 
fung  ber  ©efepe.  Jtbocp  müffen  bie  Rinanjgfjcpi 
Borerft  ber  Seputiertentammer  Borgelegt  unb  Bon  iti 
genehmigt  Werben.  Ser  ©räfibent  berSfepubld 
wirb  mit  abfoluter  Majorität  Bon  bem  Senat  uz'. 
ber  Seputiertentammer,  bie  jur  PJatitmalBeriatms 
lung  jufammentreten,  gewählt,  ©r  wirb  auf  7 Jahre 
ernannt  unb  fann  mieber  gewählt  werben.  Ser  fto 
fibent  ber  Sepubh!  teilt  bie  Jnitiatioe  jur  0efep 
gebung  mit  ben  Mitgliebem  ber  beiben  Katmmrs 
er  oeröffentlieht  bie  ©efepe,  fobalb  fte  Bon  ben  betl« 
Kammern  Botiert  ftnb ; er  übermad)t  ibreytuSfübnm; ; 
er  hat  bah  SReeht  ber  Bcgnabigung , Plmnejtten  Br 
nen  aber  nur  burd)  ein  ©efep  erlaffen  werben  ; er  De 
fügt  über  bie  bewaffnete  Macht ; er  befept  alle  3'-r-' 
unb  Militärämter;  bie  Botfehaftcr  unb  ©efonMit 
ber  fremben  Mächte  ftnb  bei  ihm  beglaubigt  Jetei 
Vlft  beä  ©raftbenten  ber  Stcpublit  muft  oon  einem 
Minifter  gegengejeichnet  werben.  Ser  ©räfiben!  Sei 
Siepublit  fann  int  ßinBerftanbnih  mit  betn  Senat  t» 
Seputiertentammer  Bor  bem  gefepltthen  Whlauf  ib« 
Manbath  auflbfen,  in  wcltbent  RaU  bie  StablfoOt;1" 
binnen  3 Monaten  ju  neuen  Sohlen  jufammentrelui 
foüen.  Ser  ©räfibent  ber  fRepuhlit  ift  nur  toi  RaE 
eiiteh  Jiochoerrath  Bor  bem  Senat  Oernr.mn'r.liu 

3»r  ©ertretung  unb  Sahmehmung  ber  Jnterefier. 
ber  Separtementh  unb  ©rronbifiementh  beiteten  " 
jenen  ©encral-,  m biefen  IMrronbiffementäräte,  berm 
Mitglieber  auf  bie  Satter  Bon  6 Jahren  gewählt  Bu- 
ben. Sie  ©eneralräte  Würben  burd)  bai  Sek; 
oom  10.  Bug.  1871  organifiert.  Jeber  Kanten  I f 
Separtementh  entfenbet  cinMitgtieb  m ben  Sern: 
rat;  nur  im  Seinebcpartement  gehören  tmnfcüu 
auch  fämtliche  Mitglieber  be8  'lifunijipalratf  ree 
©arid  an.  Wu&crbcm  beflehen  Mrronbiffemenlh 
räle,  beren  Drganifalion  auf  ben  ©efepen  otmtü 
Juli  1833  unb  10.  Mai  1838  beruht-  jn  jeher  (je- 
metnbe  beflehen  ein  Mccnijipalrat  unb  ein  ihairemr 
yibjuntlen.  ScrMunijipalrat  wirb,  je  nachberScep 
ber  ©cuteinbe,  au-3  10—36,  in  ©arih  auh  80  on 
8 Jahre  gewählten  Mitgliebera  gebilbel.  Stuf  biefelbe 
3eit  werben  Bon  ben  Munijipalräten  bieSRairdw* 
©bjuntten  gewählt;  nur  in  ben  Stabten  mit  metr «U 
20,000  Stuw.  unb  in  ben  §auptorten  ber  Sepettc 
menth  unb  2lrronbiffement8  Werben  tiefe  burd)  -t ' 
fret  ber  Regierung  ernannt  Jn  ben  beiben  grüBt«1 
Stählen,  $ariä  unb  fipon,  bie  20,  bc,(.  6 Swotn;)) 
jäljten , Bereinigt  ber  Separlemcnthchef  bie  Runlue 
nen  eineh  3entralinaire.  Ser  Maire  präfibiert  bem 
Munijipalral;  er  ift  mit  ber  ©enteinbeBertoalttWr 
mit  ber  MunijipaIpoli(ei  unb  mit  ben  gunttüfflW 
eineh  Selegierten  ber  SRegierung  betraut. 

|<Sertoaitung.]  Sic  StaalSoerWaltung  in  obaiw 
Jnflanj  leiten  elf  Minifterten.  Siefe  ftnb:  1)  ^ 
Miniflerium  ber  Juftij ; 2)  ber  auswärtigen  nnjt- 
legenbeiten;  3)  beo  Jnnern  (aud)  für  Algerien)  un. 
berKulte;  4tberRinanjen;  BlbahKriegämtniftetncni. 
6)  ba«  Miniiterium  ber  Marine;  7)  bae  SRinifteni® 
beä  öffentlichen  Unlerridttä  unb  ber  fihönen  Hüfte 
8)  ba«  Miniflerium  be«  tymbelS  uitb  ber  Jnbiotm. 


863 


granfreiq  (Sedjtäpflcge,  gtiianjen). 


9)  bat  Slderbauininifterium;  10)  ba§  Sliniftcrium 
bcr  öffentlichen  Arbeiten ; 11)  baS  berRotonien.  Der 
SJJiniiterrat  tritt  unter  Boriig  beb  Bräiibetiten  ber 
Sepublif  jufamtnen.  Die  SWinifter  ftnb  tolibarifch 
»or  ben  Rammem  fiir  bie  allgemeine  'liolitit  ber  Sie- 
gicrung  imb  inbiuibueü  für  ihre  perföniiehen  Slfte  »er- 
antwortlich-  Eine  felbftänbige  Stellung  neben  ben 
SSiniftcrien  geniefjt  brr'Jiecbnungbbof.  Unter  bein 
Borfth  beS  yfuftijminifterä  ttcf)t  ber  Staatbrat,  ber 
fein  wutaepten  über  bic  Entwürfe  »an  ©efefjen  unb 
Berorbnungcn  unb  über  bie  Bcrwaltungäreglementä 
fottie  über  alle  gingen,  bie  ihm  burü)  ben  Brnftben- 
ten  ber  Sepublif  ober  bic  ÜRiniftcr  »orgelegt  werben, 
abgibt  unb  über  Berufungen  in  ftreitigen  Serwal- 
tungeiadien  erfennt.  SrlebigteStaatbratäftellenWer» 
ben  t>om Bräfibenten  ber SRcpublil  nacbSltibörungbeS 
2Jfinifterrats  befegt.  gfir  bie  Verwaltung  {erfüllt  g.  in 
bie  oben  angeführten  87  Departement»  (emfdjltefjlidj 
bei  ©cbict«  »on  Beifort),  biefe  Wieber  in  Slrronbiffe- 
ment?  unb  ©euteinben  (f.  oben,  S.  852).  3»  jebent 
Departement  Wirb  bie  Bensaftuim  oom  Briifeften 
auägeübt,  beni ein Bräfcfturrat  jur Seite ffcljt.  Stufter- 
bem  befleljen  in  ben  Departements  Unterrieh  tträte 
(untergeorbnet  ben  16  afabemifehen  Säten,  f.  oben), 
Direltoren  für  bie  Einregiftrierung  unb  bie  Domci- 
nen,  für  bie  birelten  unb  für  bie  inbireften  Steuern, 
fiir  bie  Boften,  ©eneratiebag  > unb  3at)lmeifter,  (Xfjef - 
Ingenieure  für  Brüden  unb  Elfauffcen  unb  TOilitär- 
tommanbanten.  3m  Seinebepartement  (mit  Barit) 
befinbet  fid)  neben  ber  Departementtprafeftur  eine 
Bolijcipräfeftur.  3m  Slrronbiffemcnt  wirb  bie  Ber- 
loaltung  »on  bem  Unterpräfetten  (in  bem  Slrronbiffe- 
ment,  in  bem  bie  Departemcnttbauptftabt  gelegen  ift, 
unmittelbar  »om  Bräfeften)  wahrgenommen , neben 
benen  ein  Steuereinnehmer  fungiert.  3n  ben  @e> 
meinben  finb  bie  SKaireS  mit  ber  öffentlichen  Berwal- 
tung  beauftragt 

(9ied|te»(tcge.]  Dic©eri<bt3»erfaffunggranf« 
reicht  beruht  auf  bem  Crganifationägefcp  oom  24. 
Slug.  1790,  worin  bie  Srennung  ber  riehterlithen  »on 
ber  gefebgebenben  ©ewalt,  ber  BerWaltung  »on  ber 
Mcdpöpflege  auSgefprodjen,  ba«  EhjlemiWeierSnftan- 
jeit  unb  bei  Cffentliehfeit  unbSKiinblithteit  berSedjte. 
pflege  eingeführt  worben  ift.  SWan  unterfdjeibet  jwi- 
iehen  jurisdiction  orilinaire,  b.  h-  ©erichten,  benen  im 
Brinjip  bie  Entfcpeibung  aller  Steten  »on  Seditt- 
ftreiten  juftept,  unb  jurisdiction  extraordinaire,  bie 
nur  über  bic  burd)  ©cicpe  ihnen  aubbriidlid)  über- 
Wiefenen  Sachen  ju  entfebeiben  haben.  Su  ben  erftern 
gehören  bie  jribunale  in  ben  SlrronbiffementS;  fie 
entfebeiben  in  Serfammtung  »on  brei  Siebtem  (ben 
Bräfibenten  eingerechnet)  in  3i»ilfacben  in  legier  3n* 
flanj  bis  jum  Betrag  »on  1500  gr.  bei  Slobiliar» 
(lagen , bis  jum  Betrag  »on  50  gr.  jährlicher  Sente 
beiämmobiliartlagen,  harnt  als  Chambre  correction- 
uelle  über  bie  dfelits  (Bergeben).  Die  Slppeüation 
gept  an  bie  Cours  d’appel,  bie  in  Straftaten  (als 
strafappcüfammer)  in  Serfammlung  »an  fünf  unb 
in  ^ibiifadien  in  folcber  »on  fteben  Siebtem  urteilen. 
Slugerbem  ift  bei  ben  Slppctlböfon  bie  Chambre  d'ae- 
cusation,  bie  über  bie  Scrweijung  an  bie  Schwur- 
gerichte mssises)  erfennt.  Septerc  urteilen  übcrcrimes 
(Berbrecben),  ein  SRitglieb  beä  SIppeHhofä  präftbiert. 
Die  juges  d'attribution  ftnb:  bie  gricb  entricht  er 
(juges  de  paix),  bie  namentlich  in  aHenSedjtäftreitig- 
teilen,  be»or  fie  an  bicDribunale  gelangen,  Bergleiche 
(conciliations)  ju  »crfuchcn  haben ; ferner  bie  5p an- 
bei 8 ger  ich  te  (tribunaux  de  commerce),  auä  brei 
Sichlern, bie  aut  bcnSotabclnbet ftaufmannbftanbct 


unb  »on  biefen  gewählt  werben,  gebilbete  ©eriebte, 
bie  bi®  junt  Betrag  »on  1 500  gr.  in  $>anbeltfacbcn 
entfebeiben.  Die  Slppeüation  »on  ben  gricbcnSricbtem 
geht  an  bie  Dribunate  erfter  3"ftam,  »on  ben  jmn- 
belägeriditen  an  bic  Slppellhöfe.  Siebt  alt  höhere 
3«ftanj,  fonbem  a!8  ©cricbttfiof  jur  SQa  prang  ber 
Einheit  ber  Sedüfpreepung  ift  ber  Raffatioubhof 
aufjufaffen.  Eine  eigne  Organifation  hat  in  g.  bie 
StaatSanWaltfebaft  (mmistdre  public).  Eie  ift 
nid)t  nur  a!8  Slnfläaerin  im  Strafuerfahren  tätig, 
fonbem  hat  auch  bie  Dbcrauffiebt  über  eine  Seihe  »on 
Beamten,  bie  ju  ben  officiers  ministöriels  gejäplt 
werben  (Solare,  ^uifftert,  ©refficrS);  fie  wirft  »tel* 
fach  bei  ber  freiwilligen  ®erid)t«barfeit , j.  B.  Bor* 
munbfehaft,  Slboption  tc.,  mit  unb  ebenfo  bei  ber 
3i»ilrecht$pflege.  Beim  Raffationtpöf  ift  ein  ©ene- 
ralproturator  mit  einer  Sln^apl  (fteben)  ©encrol- 
ab»otaten,  bei  jebemSlppcüpof  einöeneralprofurator 
mit  jwei  ©encralab»ofaten  unb  einigen  Subftiluten, 
bei  jebem  Dribunal  erfter  3nftan j ein  Oberproturator 
mit  einigen  Subftituten  angeftellt.  E8  beftehen  im 
ganjen  26  Slppellhöfe,  87Slfiifenböfe,  862  Dribunale 
elfter  3»ftanj,  225  Jianbelsgeridite  unb  gegen  2900 
gricben8gerid)te.  gentralgefüngniffe  gibt  c»  16  für 
Scanner  (mit  burdifcbnittlich  12,000SträfIingen)unb 
5 für  SBeiber  (mit  1700  Sträflingen),  ferner  an  Stor- 
rcftionSanflalten  14  öfjentlidic  unb  30  prioate  mit 
jufammen  ca.  6000  Sorrigenben,  enblid)  an  Departe* 
mcntSgefängniffen  (für  Uuterfud)ung8haft,  Berartei* 
litngen  bis  ju  einem  3apr  tc.)  380  mit  ca.  25,000 
©efangenen.  Bgl.  bie  »ftrimmalftatiftifdien  Karten«. 

Die  ©efebgebung  »ong.  beruht  für3i»il'  unb 
Strafrecht,  3i»il*  unb  Strafprojeft  auf  ben  unter 
Sapoicon  I.  juftanbe  getontnteuen  Robififationcn 
(weiteres  f.  Code). 

gtßanjen. 

Die  fransöfifdien  Staatdfinanjen,  bic  biä  jur 
grofjenSeoolution  einen  feubalen  Ebaraftcr  getragen 
hatten,  würben  am  Enbe  be8  18.  3al)ih-  grünblich 
refomtiert,  inbent  aüe  alten  Saften  befeitigt  tuurben. 
2118  Erfafc  Wählte  man  junächit  bic  bireften  Steuern; 
biefe  warfen  1832  : 257  ®tH.  gr.  ab  unb  würben 
1902  nur  auf  531  Sein.  gr.  »eranfdjlagt,  ftnb  alio 
nicht  in  einem  ber  Steuerfraft  entfprechenben  Ber- 
fjältnia  geftiegen.  Die  bireften  Steuern  begreifen 
bie  folgenden  Jfalegorien:  bie  ©raub-  unb  ©cbäube- 
fleuer,  feit  1791,  ju  beren  Beranlagung  ein  Ratafter 
bis  1850  burd)gefüb>'t  würbe ; bic  Berfonat-  unb  Bio- 
biliarfieuer,  eine  gleichfalls  1791  eingeführte  Separ- 
titiondfleuer;  bie  Diir-  unb  genfterfteucr,  »om  3flhr 
1798;  bie  ©ewerbeiieuer,  1791  eingeführt,  beftepenb 
auä  einer  fijen  Stbgabe  unb  einer  proportionalen 
Steuer;  bie  taxes  assimiläes',  umfaffenb  bie  Steuer 
auf  bie  unbeweglichen  ©üter  ber  Doten  £anb,  bte 
Bergbauabgabe,  bie  Äiitfcbcn-  unb  Bfcrbefteuer,  bie 
Eichgebühr,  bie  Slpoibeferfteuer,  bie  1871  eingeführte 
Biüarbfteuer  unb  bie  Stbgabe  »on  gefcüigen  Bereitten, 
gleidjfaüä  feit  1871.  ^icrju  tarnen  in  ben  legten 
■Japren  noch  bic  Belojipebfteucr  unb  bie  SBcprfleucr 
Die  wieptigfie  Solle  im  franjoftfepen  Staatäliauäbalt 
fpielen  bie  inbireften  Steuern.  3»  fcenfelbett  finb 
ju  rechnen:  bie  Slften-  unb  Befipweihfelabgaben,  unb 
(War  bie  EinregiftricrungSabgabe , bereu  ©mnblage 
1790  gefebaffen  Würbe,  bie  Steuer  auf  SSertpapieve, 
bie  Erbfcbaftäftcucr,  bie  ©cri<bl8fporteln  unb  Sippo- 
tbcfengebüpren  unb  bie  Stempetabgaben  (lehterc  feit 
1798);  ferner  bie  Ronfumiionäfteuer,  umfaffenb  bie 
innem  Berbraudfäfteucm,  unter  benen  bie  ffleiränfe- 
[teuer  (auf  Branntwein,  Sein  unb  Bier)  mit  ihrem 


864 


granfveid)  (Staatshaushalt»  ^ecrtoefen). 


hohen  Steuerfufc  nebft  ber  3uderfteuer  unb  Salj* 
[teuer,  bie^ranSportfteuern  (£uerft  1797),  bic Abgabe 
für  (#olb*  unbSilbcrfontrolle,  bie  Steuer  für  S3ad)S- 
unb  Stearinf er$en,  öl,  ©ffig  unb  $t)namit,  bie  ©a* 
picr-  unb  bie  Spielfartenfleuer  eine  wichtige  SRoüe 
l'piclen.  $u  ben  inbireften  Steuern  gehören  ferner  bie 
3öDe,  j.J.auSgefprocheneSinaniföüe;  bielRonopole 
auf  Xabaf  (fchon  frühzeitig  inS  Sieben  gerufen,  1790 
aufgehoben,  1810  wicber  etngeführt),  auf  Sdjic&pnl* 
Der  (feit  1796)  unb  Streichhölzer  (feit  1872);  bie  (&e* 
bübren  ber  $oft,  beS  $ elcgraphen  unb  be$$elcphonS. 

SBie  ^omanialeinnabnten  weifen  öerbciltniSmäfjig 
geringe  ©rträge  auf;  ber  Kapitalwert  ber  fran^öfi» 
ld)cn  Staatsgüter  wirb  auf  3800  3JiiH.  Sr.  gcfdjcifct. 
©inen  erheblichen  ^roientfab  ber  StaatSauSgabcn 
machen  bie^infen  ber  Staats fdjulb  auS,  btemeift 
in  ber  Sonn  ewiger  Renten  aufgenommen  ift.  $ie 
9teüolution  hotte  mit  ben  üotgefunbenen  Schulben 
peinlich  aufgeräumt ; nur  ein  drittel  ber  ehemaligen 
Schulben  würbe  mit  38,6  2RÜL  Sn  in  baS  »arofte 
©ud)  ber  öffentlichen  Schulb«  eingetragen  unb  oilbet 
bie  ©nmblage  ber  heutigen  Schulb,  Deren  Kapital 
1.  3«n.  1901:  30,096,632,622  Sn  betrug  unb  beren 
3infenerforbemiS  1902  auS  676,6  SWiU.  Sr.  als  ©er- 
jinfung  ber  fonfolibierten  SRente,  324,7  Sn  2fn* 
tereffen  nid, zahlbarer  Kapitalien  unb  244,9  9Ri(L  Sn 
für  bie  nicht  zur  öffentlichen  Schulb  gerechneten 
Leibrenten  unb  ©enftonen  befiehl,  ^ufauinten  alfo 
einen  $ahreSbetrag  öon  1245,2  3WilL  Sr-  umfafet. 

$ie  ©eträge  ber  ©innahmen  unb  Ausgaben  im 
©ubget  für  1902  finb  auS  ber  folgenben  3»fam* 
menfteüung  erfiditlid). 

etaatÄetnna^men  1902: 


®nmb*  unb  Qtbttubefteucr  ....  192183115  grant 

Bcrfonat«  unb  3RobUiarftcucr  . . . 96169237  * 

Zttr*  unb  genfterfteuev  ....  63216245  » 

®«perbefleuer 135664  356  • 

Stnbre  birtttt  Steuern  u-affimilterteZajen  43852339  • 

Oinregiftuerung  ......  578299000  » 

Stempel 171  246  900  . 

SNobiliaretnfommenfteuer 79493000  • 

35De 452540780  * 

3utferjoU  unb  3u<fofteucr  ...  178622000  • 

»örfcrtfleuer 6809000  * 

23  ergebene  inbirelte  Abgaben  . . . 606203500  • 

^ünbböljer»,  Zaba!«  u.  Buloertnonopol  459414100  » 

W.  Zelegrapfc  unb  Zclep^on  . . . 270  300690  » 

Staot6eifenbobnen  unb  (Sewinnantrile  10431600  * 

gorfteu  unb  Xomöncn 55283230  • 

SJerfcbiebene  Erträge,  auBerorbentli<$e 
unb  burtblaufenbe  Ci  nttu  buten  . . 200889986  • 

ßinna buten  au#  Sdgerien 1846390  • 


Qefamteinna  fernen:  3602465468  gran! 


6taat#au#gaben  1902: 


öffentliche  Scfeulb 

Bejüge  bei  qjrdftbcntcn  . . . . 

Öejefege&fnbtr  Äörper 

Wlniflerium  ber  ginanjen  ... 

IKtnifterium  ber  Quftij 

SRinifferium  bei  äußern  .... 
JRiniftcrium  bc<  Innern  unb  ber  Jtulte 
Äricg#roefen 

URarine  


1245251202  graut 
1200000  • 
12392600  « 

19601360  • 

35376483  * 

16653710  . 

121  196440  * 

715482368  • 

306798738  * 


Unterricht  unb  ftfedne  ÄünOe  . . . . 223222189 

^onbet  unb  ^nbuftrie 40690  472 

Bofl,  Zelegrapfe  unb  Zetepfeon  . . . 205426  729 

Kolonien 115  760  545 

St  (f  er  bau  81098439 

ßffentlii&t  Sie  teilen  . 245218810 

Wegte«,  Betrieb#«  unb  Orfeebungifoflen  226836997 
Slu#fiUIe  unb  Ätttfjafelungci  ....  40126162 


(Sefamtauigaben: 


3602333244  granf 


Übrigen«  jtigt  Webet  bn3  StaatSbubget  nod  bit 
StaatSfdjulb  beit  ooUctt  Umfang  ber  öffentliifien 
fiaflen;  eS  fommen  noch  bie  öubgetä  ber  Depant 
ment«  (mit  ca.  293  3RiU.  gr.  (Einnahmen,  bej.  Hil- 
gaben),  bann  bie  SBubgetS  ber  einjelnen  (Semeir.ta 
(mit  ca.  794  TOn.  gr.  yafire«einnabmen  unb  .9t 
gaben)  in  Setrndit.  Iie  otbulb  ber  iEepartenier  . 
beläuft  ficb  auf  mefir  atS  770  Still,  gr.,  bie  ber®( 
meinben  auf  über  3881  Still,  gr.  (toonon  2424  SblL 
auf  $aria  fomnten).  Sgl.  u.  Stauf  mann,  3)ie 
naitjen  granfreidiä  ^fleipj.  1882;  franj.  2Iuig.,  icr 
1884);  SSübrer,  Histoire  de  la  dette  publique n 
France  (1886,  2 Sbe.) ; 2.  ®at),  Les  finances  de  i 
France  Sou»  la  troitifme  Rcpubliquc  (1896 
1902,  4 ®be.);  »Les  impöts  en  France«  (19W. 
2 ®öc. , mit  Sinleilung  Hon  (iaidauj). 

©terweftit. 

©efdiiebtlfcbeä.  Üie  anbauemben  ffriege  rnitn 
2ubwig  XIV.  führten  jur  Srriditung  etne4  flehet. 
ben  üeere^  burd)  SouBoiei.  $icfe8  enthielt  Satt;- 
unb  grembentruppen  (leptere  ju  allen  3eiteitn 
g.)  fotoie  anfangs  mehr,  fpäter  weniger  Raraüi.-' 
Sd  würbe  burep  fflerbung  ergänzt  1789  würbe  bie 
Slatioiialgarbe  gefepaffen,  unb  1791  brachten»! 
greiwitlige  »ufammen  (?lnfang  bergreiwilligen- 
armee).  Mit  ben  2imenlruppen  gemiftht  unb burh 
unfreiwillige  VLiatjebung  (Sbonifnption.bie lev-e 
en  messe)  nerftörft,  würben  bie  greiwidigeti  1793 
in  £>albbrigaben  ju  1 2inien«  unb  2 sBoltige»:- 
bataittonen  mit  je  2 Sataitttmbgcfthühen  aufgeitrlt 
SappeurS  unb  SJiineurS  erfdjeinen  jum  erfien* 
mal  als  Sruppe.  1793  würbe  bie  allgemeine  Seit' 
pflirpt  ohne  ©tennertretung  eingeführt-  ® onaperte 
bcgünftigle  bie  ftapitulanten  unb  grciwilligen,  fteto 
bic  mäprenb  ber  Sbeoolution  abgef^affte  Serbe  je»! 
bie  SSejcidmung  »Stegiment«  ftatt  ^albbrigabe  Cr  ■ 
ber  her,  führte  ben  Oroen  ber  6 h r e n l e g i o n ein  ircb 
förberte  bieSluSbitbung  aller  Soffen  burep  Übungi- 
lag  er.  SaS  $eer  glicbcrte  ffd)  in  ®rigaben,  iitjeia 
neu,  Vlrmee-  unb  JfaOaHerietovpS.  1805  befttnnr-e 
er  bie  Siationalgarbc  (bans  unb  cohortea)  für  t > 
fefien  ifJliige.  Jerritorialbinifionen  gaben  h 
fflrunblage  für  bie  21uSf)cbungm.  ®ie  Steflauraf.’r 
erfepte  bie  allgemtine  Söehrppicht  unb  Slonffnci  -'r 
burd)  bie  ©erbung,  barauf  burep  Jfonffription,  rat 
bie  Äaifergarbe  burd)  bie  maison  du  roi,  Sipweijet  s 
Siapoleon  HI.  erpBpte  burep  Prämien  für  Slatgcge- 
ment,  ©eiterüerpflicptung  jum  ®ienft  3nbl  unb 
berllnterofffjiere  unb  pob  W SapreStontingent,  W’ 
fen  eine  Hälfte  (deuxiüme  portion)  nur  flürbtig  aut’ 
gebilbei  unb  bann  beurlaubt  Würbe.  ®er  Staat  ütm 
nnpui  bie  Sorge  für  Steltoertrcter  (eionüration)bcr5 
SRengagentent  ober  ©erbung  gegen  3®hlun9;  ' 1 
Jruppen  ftanben  unter  SRarfiauoten,  iRilitärbir: 
Tionen  unb  SubbiDifionen  aislerritorialbehbr. 
ben,  in  ber  lat  unter  bem  ßricgSminifler.  g. ho!'1 
bie  erften  aejogenen  gclbgefrpiipe  (SJorberlabct 
©pftenr  2apitte),  bie  1869  im  italicnifcpen  gelb'.aj 
auftraten,  führte  1866  ein  bempreufeifcpenäünbnabcl' 
gewepr  äpnltepeS  Snfanteriegewepr  (Shaffepot)  n» 
unb  napm  eine  SReorganifation  unter  ©arltpan  t'  il 
Cor.  granftireurtruppen  würben  unter  genh"«" 
Sebingungeit  Oorgefepen,  ©itraitleufen  tingf 
führt.  3uv  ©efehitpte  ber  Ünifonnen  Cgi.  Safel  »Uni- 
formen I u.  II«. 

Organ ifation.  Ser  $rfiftbent  ift  ffbef  ber  *r> 
mcc  unb  befept  bie  DffijierfteUen.  flebt  ipm  frei, 
ben  Oberbefehl  im  ftriege  ju  übernehmen ; ba3  SRrdt 
ber  SrriegScrflanmg  unb  bie  unmittelbare  Sinwirfta1? 


grattfreidj 

auf  bie  Armee  im  grieben  pat  er  niept.  liefe  Wirb 
burcf)  beit  Kriegdminifter  Bemittelt,  ber  fogar  be- 
rechtigt ift,  in  bad  Rommanbo  ber  Armeen  einjugrei- 
fen.  Jm  grieben  geben  Bon  ifjm  neue  Crganitätio- 
nen,  Verfügungen  :c.  aud;  in  lejter  3eit  betrafen  Re 
bauptfächlid)  bie  Hebung  bed  Dfpjierforpä  in  bidjipli- 
itarer  Scjiepung,  bie  Beförberung,  £>eirnt,  Alterd- 
grenje  ic.  ber  Dffijiere.  üegtere,  1838  emgefüprt, 
mürbe  berabgefept : für  XiBijiondgeneralc  auf  60, 
Srigabegeneralc  58,  C6erften  66,  Rommanbanten 
64,  fymptleute  ober  Stittmeifter  62,  Seutnantd  51 
Japre.  Xie  feit  1843  beftepenbe  Seftimmung,  bafe 
Bie  $>eitatderlaubnid  ben  Cffijieren  nur  erteilt  »er- 
ben foCte,  tuenn  fie  ober  bie  jufflnitige  ©ottin  ein 
Jabredeinfommen  Bon  1200  gr.  naepweifen  fönnen, 
mürbe  aufgehoben,  cd  wirb  nur  ein  obrigfeitlid)ed 
3eugnid  für  bie  Unbefdjoltenbett  ber  Braut  oerlangt. 
Xie  Beftimmungen  über  Auffteüung  ber  Seförbe- 
rungdliftenf.  unten  bei  »$eeredergänjung«  (3-  867 f.). 

Xie  Jnfpi  jierungen  ber  2 rappen,  Anftalten  :c. 
»erben  burdi  bie  fommonbierenben  ©encrale,  niept 
mehr  burdjSRitglicber  bed  Cberfriegdratd  abgepalten, 
bod)  fann  ber  Kriegdminifter  fiänbtge  ober  jeitweilige 
Jnfpefteure  für  befonbere  Xienftjweige  tc.  ernennen. 
Xcr Oberfriegdrat  (conaeil  supdrieur  de guerre), 
beffen  SRitgliebcr  im  Striegofatl  ben  Cbcrbefehl  über 
bie  Armeen  erhalten,  befielt  aud  einer  Anjapl  Bon 
XiniRondgeneralen  unter  VräRbium  bed  Rricgämi- 
nifterd  unb  fjat  alle  ©eionttmafjrepctn  ju  prilfen,  bie 
auf  bie  Armee,  ihr  Verfonal  unb  SRaterial,  BeWaff- 
nung,  Verwaltung  unb  Sieferung  Bcjug  paben.  Sine 
Anjabl  boljcv  Ofhjiere,  SRilitärbeamten  :c.  Bon  £ner 
unb  glotte  ift  beftimmt,  ju  ben  Veratungen  bin»- 
ge, »gen  ju  werben.  Aufjerbem  bat  ber  Cb'erfriegerat 
über  bie  ju  Korpdfommanbanten  ju  Ernennenbcn 
'ein  ©utaepten  ab  »geben.  Xie  Angelegenheiten  bed 
SRilitärintenbanj»,  bed  Sanitätd-  unb  Ron- 
trollforpd  (Kontrolle  unb  Unterhaltung  bed  Sia« 
teriald)  finb  burebbadS>eeredoer»aItungägefej) 
Bon  1882  geregelt.  Xad  Verfonal  ift  Xireftioncn  im 
Rriegdminiftenum  unterfteüt  unb  erhält  feine  Aud- 
bilbung  jum  Sanitatd»  unb  Verwaltungdoffijier  nuf 
ber  Abminiftrationdfcbule  ju  Vincenned.  Xad  SRili- 
tärfanitätdforpd  beitelit  and  Arjten  unb  Apotbefera 
im  Stange  Bon  Unterleutnant*  bid  ©eneralleut» 
nontd.  Sllljährlid)  finben  Übungen  im  Sanitätdbienft, 
Rranfentriigerübungen  ic.,  für  bie  einzelne  SRilitär- 
goupernementd  unb  Armeeforpd  Bom  Kriegdminifter 
beftimmt  Werben,  ftatt.  Xie  CfRjiere  geboren,  wie 
Xolmetjdier  unb  Xierärjte,  jum  Verfonal  hora  cadre, 
bad  fid)  1901  auf  2366  Offiziere  unb  470  SRann  be- 
jifferte. 

Xad  SRilitärbubgct  unb  bie  militärifcben 
©efepe,  foweit  fie  ginanjgefepe  Rnb,  werben  Born 
Sriegäminifter  bem  Sßarlament  uorgelegt,  bod)  haben 
Xeputiertenfammcr  unb  Senat  fowie  ber  VräRbent 
ber  Stepublit  bad  Siecht  bei  JnitiatiBc.  3ur  feftgefleO- 
ten  gricbendftnrfe  ber  Xruppen  wirb  bad  Verfonal 
ber  Stäbe,  SRilitärfdjnlen  unb  hora  cadrea  pinju. 
gerechnet  unb  ergibt  bie  bubgetmäfsige  ©efamtftärfe. 
Über  bie  Ergebiuffe  bed  Erfapgciebiiftd  unb  bie  Er- 
iapBerteilung  erftnttet  ber  Kriegdminifter  alljährlich 
bem  Parlament  Bericht.  Xie  ©efepe  bebürfen  bei 
Unterfcbrift  bed  ©räfibenten , ber  fie  Beröffentlicbt. 

Xienft  jeit.  Sei  ber  bauptfäd)lid)  bunt)  Wambetta 
nach  bem  Kriege  Bon  1870/71  betriebenen  Sieuorga- 
nifalion  bed  tpeered  unb  ber  glotte  würbe  1872  bürd) 
bad  SJefrutierungdgefep  bie  allgemeine  Sehr- 
Pflicht  cingefübrt,  bie  nach  bent  SK  i l i t ä r g e j e p Bon 

SRc9<rl  Jtom>.«V><gifon,  6.  Stuft.  # VL  ©b. 


(§eer»efen),  865 

1889,  bad  alle  gefef>lid)en  Befreiungen,  and)  bie  Ein- 
richtung ber  Einjährig -greimiüigen,  aufbob,  Bom 
20. — 45.  Sebendjabr  bauert.  Xie  Xienft  jeit  würbe 
burdj  bad  S8cbr-  unb  Xienftpflidjtgefeg  Bon 
1862  im  attiuen  teer  auf  brei  (wie  bid  baf)in),  unter 
Vertürjung  ber  Xienftjcit  m Shfietne  um  brei,  in  ber 
Xerritorialarmee  um  Bier  gapre  feftgeiept.  Xaju  be- 
jtimmte  bad  Eabregefeg  Bon  1893,  baft  auch  alle 
SBebrfäbigen  wirtlid)  einjuftcQen  feien.  Xie  ©efejed- 
oorlagc  Bon  1900  über  bie  Sebrpflicht  feht  einen 
perfönlid)  abjuleiftenben  Xienft  Bon  guei  Jahren  für 
leben  gran.jofen  ohne  itludnabme  bei  ber  gapne  feft, 
ferner  elfjährige  Verpflichtung  in  ber  SleferBe  unb 
jwölfjäbrige  in  ber  Xerritorialarmee.  Von  bem  bid- 
berigen  ®iinbeitma&  1,M  m tann  bei  fonftiger  Xienft- 
laugli^teit  abgefeben  »erben.  Um  ben  Crfap  ju 
ftchem,  finb  Seftimmungen  über  Äapitulantcn, 
Sicngggementd  ic.  gegeben. 

§ceredeinteilung  unb  Jpeercdftärfe.  Stach- 
betubieOrganifation  berSRobilgarbe  unbberSJiarfd)- 
regimenter  (4.  Bataillon  ber  Sinienregimenter)  nad) 
bem  Kriege  BoÜenbet  unb  burep  neue  ffriebendforma 
tionen  bie  ©efamttriegdftärfe  auf  runb  1,700,000 
SRann  anjunepmen  war,  teilte  bad  D r g a n i f a t i o n d • 
gefefc  non  1873  bad  üanb  in  18  Stegionen,  beuen  je 
ein  Smueelorpd  entfpriept  (19.  Vrmeeforpd  in  Alge- 
rien). Später  tarn  bad  20.  Slrmeeforpd  (Stand))  unb 
bie  Cttupationdbiniüon  in  Xunefien,  beren  Jlomman- 
beur  bie  ©efugniffe  eined  Slorpdfommanbeurd  bat, 
pinju.  Jebe  Siegion  jerfäüt  in  8 SubbiBirioiten,  jebe 
mit  einem  obermebrerenStetrutierungdbureaud 
(ähnlich  ben  beutjepen  ©ejirtdfommanbod).  Xie  Vil- 
bung  einer  feit  1889  aud  Eingebomen  beftebenben 
ftolonialarmee(Bgl.  S.  867)  würbe  1891  non  ber 
Xeputiertenfammcr  angenommen,  aber  erft  1900 
würben  bie  ftolonialtruppen  bem  Striegdminifler  un- 
terfteUt.  Stachbem  1890  aud  ben  Bierten  Vataillonen 
unb  2 Vataillonen  bed  betreffenben  Xerritorialregi« 
mentd  145  gemifepte  Stegimenter  (regimenta  mixtea) 
jufammengefteHl  waren,  forberte  bao  Eabregefep  Bon 
1893  in  Stücfficpt  auf  bie  §ecredBerftärfung  in  an- 
Bern  Staaten  auch  für  g.  eine  nicht  mefenilicpe,  je* 
bod)  eine  anberweite  Siegelung  ber  Etatd  unb  jwar: 
bie  Errichtung  Bon  16  geftungdartiUeriebataillonen, 
18  Regional- Jnfanterieregimentern,  13  Slaunllcrie- 
regimentern,  24  jägerfompagnien,  12  Webirgdbatte- 
rien,  35  faprenben  Vatterien,  einem  Eifenbcilmregi- 
ment  unb  einem  gnfanterieregiment  (Str.  163). 

Xie  Verteilung  ber  Xruppen  ([.  Sabcllc,  S. 
866)  erleichtert  in  Variä  unb  £pon  baburd),  bafi  bort 
mehrere  Rorpdbejirfe  jufamnienftofjen,  gr6f)ereXrup- 
penjufammenjiepungen.  An  Xruppen,  bie  feinem 
Armeeforpd  angeboren,  finb  im  Bereich  bed  SRilitär- 
goupernementd  uon  Vario:  5 Bataillone  gnfanlerie, 
ie  1 Bataillon  Jäger  unb  3uaPen,  6 Stegimenter  Ma- 
Ballcrie,  2 Stegimenter  gelbartiUerie,  1 Bataillon  guß- 
arliüerie,  2 Stegimenter  ©enie,  1 Xraiitedfabron  ic. 
Jnfantcrie:  40  JufanteriebiniRonen,  aufierbem 

3 XerritorialbioiRoncn  in  Algerien,  1 Cffupationd- 
biBiRon  in  Xunefien,  jufammen  80  Brigabett,  1 Sie- 
gionalbrigabe  in  2l)on,  4 in  Algerien,  2 in  Xunefien. 
145  fiinienregimenter,  18  Stegionalregimenter  ober 
652  Bataillone  mit  2608  Kompagnien.  §ier  Rnb  bie 
Bierten  Bataillone  eingerechnet,  obwohl  Re  nicht  uoll- 
jäplig  Rnb.  Ein  Xeil  gehört  ald  ©ebirgdinfanterie 
ober  - Jäger  ju  ben  Alpentruppen.  SRii  30  Jäger- 
bataillonen ju  je  6 Kompagnien,  2 grentbenregimen- 
tem  ju  je6,43»auenregimenternmitje5Bataiüonen, 

4 algerifcpen  XiraiDcurrcgimentem  ;u  je  6 BataiUo- 

65 


866 


granfreidf)  (fcwrwefen). 


fllftibe  firmer  am  .11.  Tcicmber  1002. 


Ärmer* 

forp# 

Ocncrat» 

3n* 

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flao.» 

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Bille  . . . 

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1 

10 

23 

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6 

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1 flufeexbem  im  fiorp#bcrrt4:  4 «üraffaar*. 

IL 

Zimten# . . 

82 

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10 

23 

— 

— 

1» 

* tu«  2.  OenlebatatUon  ftebt  tn  JUtc#  (1.  fit» 

gton).  — 1 »ufccr&em  itn  fiorp*bereub:  9 fii* 
rafft«*  unb  2 £ufatenicgiment«. 

III. 

Wouen  . . 

32» 

_ 

10 

23 

— 

2 

_» 

1 

» ©on  ben  3nfantcri«eg.  ber  6 ttoifien  fce*a 

Je  2 ©at.  im  ©eretib  be#  2RtL»0ouo.  »an 
— 8 ta#  3 Oeniebat.  ftebt  in  Krro«  (1.  «egt»- 

IV. 

Ue  3Jlan#  . 

82 

_ 

10 

23 

— 

— 

_e 

1» 

6 ta*  4.  Oeniebat.  ftebt  in  BcrfaiOe#.  ©•*  ba 

3nfantericrcfl.  ber  7.  tio.  flehen  Je  f Pat  tn 
©erctib  be#  üRtl^Oioun.  oon  ©arii.  — x lata» 

bem  im  Äorplbereitb:  13.  fiitraffierrtfltmem. 

V. 

CrUanf 

32 



10 

27* 



— 

9 

1 

6 2 reitenbe  ©att  bei  ber  7.  fiaoatteneb«.  - 

• ta«  5.  Oeniebat.  fiebt  in  ©crfatQe«.  P «« bei 
3nfanteri«efl.  b«  10  tio.  fielest  je  2 Pot  ta 
©erct<b  be«  SSiL*Oouo.  oon  ©ori#.  lutextea 
im  fiorp#b«ei(b:  29.  tragona»,  4.  vuf«cc-, 

VL 

Cüdlon#» 

fur*M.4® 

48 

5 

10 

st" 

13 

1 

1 

7.,  8.  traflonerregimenL 
»«  »ut  imfiorp#b.:  14.,  16,22..  23..  Sl.twf. 

18..20  gAgcr.,8 ,6.  fliii.*  u.S..8iufgir«rtg- 
>•  3e 2 reit  »au.  tei  b.  8..  4 u.  i AasaleneOi 

VII. 

^efan{on,J 

40 

5 

10 

23’* 

— 

4 

1 

1 

18  Suter  bem  im  fiorp#berct$:  4.,  14. 

1U  12  $uf.**cg.  - *»  Ku«|cbl  6 buuern»  Na 
8 Keg  |ur  41.  JJnf^tio.  ablommanb.  fkti 

vm. 

'I'ourflc« 

32 

_ 

10 

23 

— 

— 

_ll 

1»® 

14  ta#  8.  OeniebataiUon  fiebt  tn  OrenebU.  — 

14  flufcerbem  tm  Aorp«bcxct4:  8 34«»rtt4- 

IX. 

tour#  . . 

32 

— 

10 

26 

— 

— 

8 

li« 

1(1  lufcrrbem  im  fion>«b.:  b.  n.  8.  fitlratfiimf. 

X. 

‘.Kenne#  . . 

32 

— 

10 

23 

— 

b 

1T 

1 

17  ta«  io.  OcniebatatUon  fiebt  tn  Singer«. 

XL 

Wante«  . . 

32 

— 

10 

23 

_ 

1 

1 8 

1 

18  ta#  11.  ßemebataiflon  ftebt  tn  ftngn«. 

XIL 

Umoflf# 

82 

— 

10 

23 

— 

— 

1 

19  ta#  12.  OeniebataiUon  fiebt  in  Stnjaaa 

XIII. 

Clermont* 

fteiranb . 

32 

_ 

10 

23 

— 

— 

_»0 

1 

to  £ag  i3.  OentebataiOon  fiebt  in  Soipw«. 

XIV. 

£yon81.  . 

7 

10 

26” 

8 

12 

2 

1 

11  Ku2«bem  tm  fiorp#berei(b : 7,  10.  Äurs*fcr> 

u.  2.,  19.  tragonerreg.  — **  3 fahr  Pa*  » 
tuneften,  2 rett  ©att.  bei  b«  6.  fiaoolertrt« 

XV. 

iJtarf  etile  . 

86 

3 

10 

22« 

6 

14« 

4 

1 

” 1 fabrenbe  »oll.,  1 »eblrgMott.  2 

XVI. 

INontv'fUier 

32 



10 

23 

— 

— 

S 

1 

unb  1 3nfantcn«egiment  in  fiorftfa. 

XVII. 

Xouloufe  . 

32 

_ 

10 

23 

— 

— 

— 

1*» 

**  ta#  17.  OeniebataiUon  ftebt  w Wontx&i- 

XV III. 

©orbeauj  . 

32 

— 

10 

23 

— 

7 

— 

1« 

,a  ta#  18.  OemebataiUon  ftebt  tn  Bonoetn- 

XIX. 

Üllgeuen 

4M« 

— 

41 

0 

— 

3 

1 

9 fi  V 

*•  öut|cbliefrU<b  12  tepot-fiompagnien.— 

bem  Innern  abloimiumbiert. 

XX. 

Nancy 88  . 

32 

5 

10 

26** 

_ 

8 

1 

1 

M Sluberbem  im  fiorp#b«dibr  1L,  lififtraH«'. 

8,  9.  tragon«*  u.  5.  Odflerreg.  — w<hnf*M‘ 

fiaoaUerir» 

lieb  b«  jiu  41.  ÄaoaUcriebu».  lemmanbu«« 

bioifion 

6 ©att..  2 fabrenbe  ©att.  jur  2.  Äuoaflen«i«~ 

I. 

©art«  . . 

_ 

— 

30 

so 

— 

— 

— 

— 

80  tauemb  «ugetetlt:  2 reitenbe  ©alten» 

n. 

Vuneoifl«  . 

— 

— 

30 

J» 

— 

— 

— 

— 

*»  te#glri<ben. 

IIL 

G bi)  Ion#* 

fur-aR.  . 

— 

_ 

30 

_«• 

— 

— 

— 

— 

99  tc#fllei<ben. 

IV. 

Srban  . . 



— 

30 

_ SS 

— 

— 

— 

— 

81  te#glet(ben. 

V. 

‘Keim#  . . 

— 

_ 

30 

S4 

— 

— 

— 

— 

84  te«gtei(bm. 

VL 

L'oon  . . 

— 

— 

30 

85  te#g(etiben. 

VIL 

| 

SRclun  . . 

— 

— 

25 

— 

— 

— 

1 

84  Xe« g trieben. 

n jjaoon  1 ^uaoenbat  — 88  1 fiaoaUeTieM*.- 

©art«.  | 

1 

89  2 reit.  ©att.  bei  ber  1.  fiaoaUrrtw*  - 

UHL*  1«oup.| 

‘Pari#  . . 

6 

23» 

l» 

23” 

— 

6 

g«0 

1 1 

40  <finf«bt.  be#  telegrapbrn*  u.  üuftfibiünKi. 
erftere«  in  Stdrfe  oon  6 fiomp.  aufge««*»* 

fcunil,  | 
©efa|.*tto.| 

| 

41  ebne  ba4  Im  grQbfabt  1901  1“'  »<W« 

tunt#  . . 

15» » 

- 

10 

3 

- 

4 

2 Kmp. 

SA«| 

pon  ©“ri*  flb«flettetcnc  5.  ©atutDon  K«  »• 
3uaoenrefiment#.  — 49  8u#  bem 

Kolonial»  ] 

36 

12 

18 

-( 

48  ttc  ängaben  beheben  fl4  auf  fcea  S«»8 
ben  bie  fialonialannccforp#  na<b  bem 

armec*  | 

0 

oom  7.  3ult  1900  haben  feilen. 

• €ellbein  formiert:  1 (blneflfcbeXlrataeuetompagnte,  1 ftolonialbatalQon  auf  Aonta.  ®ie  5.  AolontaflnfanteelebelgaW»«!* 
ber  »cfabung  oon  Cant  gugctrilt  urb  bofür  6 ber  oon  bea  Srmceforpg  bortbla  abtommanbfcrtcn  SiolrttUone  bem  3.  u.  t.  9‘*fP 
lorpg  Uberiulrlen.  2He  gtfamtc  Jtolonlalarmee  betrug  1902  : 711/*  »atalUane  Jtolonlalinfanterle  , 391/«  »atatllonc  etsgeMaa 
Irurpen  unb  681/»  »alterten  (16  fabrenbe,  22  (SeblrgO.  unb  so'/a  guhbatterlen). 


nett  foroic  bert  6 Bataillonen  leidjter  afrifanijdier 
jjjnfanteri»  ,fu  je  fi  Sfompagnien  unb  ben  36  Bataillo- 
uen  Solonialinfantene  ergeben  ficf)  jufanimcn  779 
Bataillone  mit  3202  tt'ompagnicn.  Jf a u a 11  e r i e : 
7 üiDijionen  mit  20  Brtgaben  (31  Stragoner*,  21 


3ngcf,  14  fcuiaren 13  JHirafiier-,  6 Cbafieui 
bWlfrique-,  4 Spabiörcgimenler  unb  2 6«fatrün< 
Spalfiä  ber  Sahara),  juiammen  447  ßblobronS  ui' 
9 Rompagnien  Slemontercitcr.  Sücitere  f^onnatirnen 
Bon  StaoaQericbiDijtonen  aub  benStorpsbrigabf' 


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867 


granfreuf) 

geplant,  eine  achte  rourbe  1903  in  Böle  formiert. 
Selbartillerie  bisher:  10  Regimenter  in  20  Bri- 
gaben,  432  f atjrenbe,  52  reitenbe,  14  ©cbirgSbatterien, 
12  fabrenbe  Batterien  in  Algerien  u.  iunefien.  3ebcr 
3nf  anteriebioifton  ftnb  6 fabrenbe , jeher  KaPaflerie* 
bioifion  2 reitenbe  Batterien  bauemb  jugeteilt.  'Man 
batte  bei  6 ©ejebüpen  in  her  Batterie  bem  Armee« 
forpS  23  Batterien  geben  Wollen,  atfo  138  ©efcbüjje, 
bei  her  jept  angenommenen  ©ejdtüpjabl  4 Würbe  mit- 
bin bie  ^Jabl  her  Regimenter  (ich  erhöben  müjfen. 
Bie  mobilen  120  mm  - jj-elbbaubiftbatteneii  (ollen 
nidbt  ben  Annce(oipS,  fonbern  beit  Armeeober(oin< 
manboä unterftellt  werben,  Sufjartillerie:  18Ba* 
taiUone,  2 in  Algerien  u.  BuniS,  jufammen  112  Bat- 
terien , bon  benen  14  in  Pier  befonbere  ©ruppen  ab* 
gejweigt  finb.  X r a i n : 20  ©StabronS  mit  60  Kom- 
pagnien, 12  baPon  in  Algerien  unb  BuniS.  ®enie 
unb  Serlebr:  7 ©enieregimenter,  3a bl  ber  Batail- 
lone  Wed)felt  Pon  3 — 4,  ber  Kompagnien  non  3 — 7. 
BaS  26.  Bataitton  (lebt  in  Algerien  unb  Bunefien, 
im  25.  finb  4 £uftfd)iffer-,  im  24.:  6 Belegrapben- 
fontpagnien  bereinigt.  3m  ganjrn  98  Kompagnien, 
barunter  12  ©ifenbalfn-,  4 üuf  tfduffcr-,  SBelegrapben- 
foinpagnien,  baju  noch  7 ©eniefabrerfontpagnien. 
R a b f a b r e r,  jebem  ArmeeforpS  jur  Bienftlciftung  bei 
ben  Staben,  in  SBaffenpläpen  ic.  jugeteilt,  feit  1899 
audi  2 Ä ompagnien  bem  2.  unb  6.  ArmeeforpS  (2.  unb 
5.  3ögerbataiUon);  ©tat:  5 Cffijiere,  19  Unteroffi- 
jierc  ic.,  4 Mecbanifer.  100  Mann.  AuSrüftung : ©S- 
rarbfdje  Stlappröber,  ArtiUericmuefeten  92  mit  Ba- 
jonett. Mafchinengemcbrabteilungen,  bie  ben 
KaPaOeriebiuifionen  jugeteilt  Werben  jollen,  in  ber 
Bilbung  begriffen.  SerwaltungStruppen:  Bei 
ben  ArmeeforpS  foloie  ben  MilitärgouoememenlS: 
21  Seltioncn  Schreiber  bei  RefrutierungS  • unb  an- 
bem  BurcauS,  Arbeiter  ber  Militäroerwaltung , 25 
Seftionen  Sagarcttgeljilfen  ic.  Riebt  eingerechnet 
ftnb  bie  8 Artillericarbeiter-  unb  3 Seuerwevferfom- 
pagnien. 

SriebcnSilärle.  ©cmäfj  bemBubqet  1902  ent- 
fielen Pon  715,5  Mill.  St.  auf:  Seftion  I Sanbannee 
638,5  Mill.  Sr. , II  Kolonialtruppen  in  S.  28  Min. 
Sr.,  III  einmalige  Aufgaben  49  Riill.  Sr.:  30,565 
Cfjijiere,  565.261  Mann,  barunter  113  BioifionS-, 
220  Brigabegenerale,  ferner  711  Cffijiere,  23,996 
Mann  ber  ©ettbarmerie  unb  republitanifdgen  ©arbe, 
bie  jur  aftiPcn  Armee  redjnen,  fowie  142,596  'fljerbe. 
Bie  Stärfe  ber  taflifiben  ©inbeitcn  beträgt: 


Cffi» 

^iere 

Mann« 

ffbaften 

Pfcrbe 

®e. 

I6ü|t 

ÜRunitioni» 

wagen 

Bataillon  . . . 

14 

506 

6 

_ 

— 

* ^dgerbataiQon  . 

23 

796 

8 

— 

— 

Tic  G«(at»ron  . . . 

5 

140 

139 

— 

— 

• fafcrcnbe  Batterie 

5 

102 

81 

4 

2 

* reitenbe  • 

5 

UH 

87 

4 

2 

• ^ujbattfrien  . . 

4 

129 

4 

— 

— 

• Oknietampagnie  . 

4 

190 

1 

— 

— 

Auf  erhöhtem  Stanb,  165  Mann  in  ber  Kompagnie, 
finb  bie  Batainone  beim  6.,  7.  unb  20.  ArmeeforpS 
iomie  bie  GsfabronS  unb  rcitenben  Batterien  in  ben 
©renjbejirfcn. 

Referoearmee:  145  Regimenter  ju  8 Salomo- 
nen (entipreebenb  ben  Sinicnregimmtem)  unb  30 3ä- 
gerbataillone,  jufammen  465  ffjatainone,  40  Kanal- 
lerieregimenter  ic.  Bie  Referpetruppen  finb  ben 
altiprn  eng  angefdtloffen,  auch  für  Mobilmachung  ic. 
fubbioifionS-,  bej.  regionalipeife.  Bier  3abreSflaifen 
(outnten  jur  Armee,  fort) J bleiben  für  neu  ju  fontiie* 
renbe  Xruppenleile. 


(.^werWefcn). 

Kolonialarmee.  Bie  X nippen  (früher  Ma- 
rinetruppen) gliebem  fid)  in  einen  Stab,  in  aus 
Europäern  unb  ©ingeboracn  beftebenbe  Snfanterie- 
regintenter  BiraiüeurS  Pou  Xongtitig,  Anam  ic. 
Bie  Kolonialinf  antrr  ie  befiehl  im3nnem  auS  12 
in  6 Brigaben  unb  3 Bioifionen  jufaniinengefaBten 
Regimentern.  Bie  1 . Bioifion  (Baris)  mit  ben  Briga- 
ben in  Baris  unb  ©brtbourg  - bie  2.  (Breft)  mit  ben 
Brigaben  Breft  unb  Rodtefort,  bie  3.  (Xoitlon)  mit 
ben  Brigaben  in  Boulon  unb  Berpignan.  3"  beit 
Kolonien  [leben  bauemb  5 Regimenter  unb  bie  ein* 
gebome  3nfanterie,  aus  10  Regimentern  unb  4 Ba- 
taillonen BiraiüeurS  beftebenb.  Bie  Kolonial  a r t i l - 
lerie,  ju  ber  bie  bisherige  Marineartillerie  unter 
Rcuaujftellung  Pon  6 fabrenbeit  unb  2 ©ebirgSbatte- 
rien  übertrat,  umfaiit  jept  12  fahrenbe,  6 ©ebirgS*, 
58  SuBbatterien.  Sie  gliebert  fid)  in  bie  3 im  §«■ 
nern  imSrigabeoerbanbe  iiebeitben  Regimenter,  jebes 
berfelben  in  4 fabrenbe,  2 ©ebirgS-  unb  6 Supbatle» 
rien,  baju  5 Arbeiterfompagnien , 1 Scoerioerfer' 
(ompagnie.  3»  ben  Kolonien  (teilen  je  1 Regiment 
in  Bongfing  unb  Kotfcbindiina,  15  Batterien  in  SBeft* 
afrifa,  1 Batterie  in  Reufalebonien.  35ie  3ab*  ber 
BioifionS»  unb  Brigabegenerale  wirb  burch  befonbe- 
reS  fflefep,  bie  3ablen  ber  Regimenter  itad)  BebiirfniS, 
Bubget  :c.  ebenfo  feftgefept.  Bie  ftolonialtruppen 
bürfen  aujjer  in  ben  Kolonien  and)  im  Muttcrianb 
ober  ju  Unternehmungen  augcriialb  beS  ©ebietS  ber 
Republif  Perwenbet  werben  ©efamtftärfe  ber  Kolo- 
nialtruppen einftbl.  ©ingebornen,  f.  Xabetle,  3.  866. 

Bei  ber  Mo  bi  Im  a dt  ung  gliebert  (ich  baS  Armee- 
(orps  in  2,  auSnabmSroeife  in  3 3nfanteriebiPi* 
fionen.  3fbe  berfelben  foll  enthalten:  2 Brigaben 
ju  2 Regimentern  ju  3 Bataillonen,  1 ©Slabron.  6 
fabrenbe  Batterien,  1 ©eniefoinpagnie  mit  BioifionS- 
brüdentrain,  3 MunitionSfeftioncn  (2  für  Artillerie, 

1 für  3nfanlcrie),  lAmbulanj-,  2Broniant!olonnen. 
Bie  KorpStapalleriebrigabe  (1  Bragoner-,  1 leichtes 
Regiment , Ambulan j) , K orpSartillerie  (6  fabrenbe, 

2 reitenbe  Batterien,  4 MunilionSfeftionen) , ©enit- 
referoe  (1  Kompagnie  mit  Korpsbrüdentrain,  Brains 
unb  Kolonnen,  1 Artillerie-,  1 ©enieparf),  8 Selb- 
lajarctte,  2—6  Broniantlolonnen  folgen  bem  Korps. 
3ebe  Kaoalleriebioifion  enthält:  3 Brigaben 
(1  Küraffier-,  1 leichte,  1 Bragonerbrigabc)  ju  je  2 
Regimentern  ju  4 ©StabroitS,  2 reitenbe  Batterien, 
1 Ambulanj,  1 Broniantfolonne.  1 leichte  Selbtelegra- 
phenfeRion.  Cb  bei  ben3>tfanterieregiitientcrn3  ober 
4 Bataillone  ju  rechnen  finb,  ober  ob  Refcrpebioifio« 
nen  formiert  unb  jugeteilt  werben,  ifl  unbeftimmt. 

Bie  KriegSftiirfe,  auf  4,053,000  Mann  berecb 
net,  unb  jwar  25  3abrgänge  mit  25  Broj.  Ausfall, 
ifl  genauer  nicht  befannt.  Bie  im  Artifel  »Breibunb* 
angegebene  3“bl  bürfte  auf  bie  mit  niinbeftenS  jebn- 
monatiger  AuSbilbung  oerfebenen  Mannfchaften  ju» 
treffen.  Bie  K riegSgiieberung  foll  6 Armeen  (ba- 
Pon 4 im  Cftcn,  1 im  Alpcngebiet)  norfeben,  baS 
AmteeforpS  36 — 38,000  Mann,  in  2 3nfantericbiPi- 
iionen,  enthalten.  Baju  treten  1200  Mann  Kanal* 
lerie  unb  oorauSfid)tli<b  138  Sdbgcfcbüpe.  3e  nad) 
bem  Kriegsfdtaiiplap  werben  febwere  ©efchiipe,  Selb- 
geiebüpc,  ©ebirgSgcfd)(ipe  unb  Mafdunengemebre 
jugeteilt;  ebenfo  fd)ein!  bie  Uberweifung  non  3äger- 
bataillonen  nadi  llmftänben  ju  erfolgen.  Bie  Stärle 
ber  tadifchen  ©inbcilcn  wirb  auf  250  Mann  bei  ber 
Kompagnie,  160  Mann  bei  ber©Sfabron,  180—190 
Mann  bei  ber  Batterie  angegeben. 

SlcercSergänjiing.  Bas Refrutenfontingcnt 
betrug  1902  : 217,000 Mann.  BieUnlerofjijtere 

65« 


868 


glrtnfrcid)  (ßeerweien : 9Rilitärfd)ulen  :c. , ^cftungm). 


(Korporale  bei  ben  guft-  unb  Srigabier?  bei 
ben  berittenen  Gruppen)  ergänzen  fiep  auoberTruppe 
unb  au*  Sfilitärfdjulen.  ®ießffijierforp8  erhal- 
ten if)re  Ergänzung  im  grieben  )tt  */s  au*  icpulen, 
ZU  V»  au*  Unteroffizieren;  lepterc  ntüiion  mmbeften* 
2 Japre  in  ber  Trupp«  gebient,  eine  Siilitärfcbule  be* 
flieht  unb  bie  BorgefebriebeneStüfung  beftanben  haben. 
Ser  Seförberung  ju  Offizieren  geht  eine  Ss!al)l  Bor- 
au*.  2a*  Aufr  uefen  in  {rei  werbenbe  Stellen,  Ser 
leihen  ber  Ehrenlegion  unb  berSRilitämiebaifle  finbet 
nach  ben  Sef örbeninghliften  iiatt,  welche  bie  unmittel- 
baren Sorgelebten,  ber  Segimentäfommanbeur  5.  S. 
fiir  Offnere  bi*  jum  Cbcrftleutnant,  aufjuitcHen 
haben.  Schließlich  gelangen  bie  fiiften  au  ben  Krieg*- 
minifter.  Sa*  Aufrüefen  erfolgt  jum  ßauptmamt  1 1 
nad)  ber  Anciemtität, 1 - nach  23abl. 

äRilitärfebulen.  gür  Ausübung  junger  fleute 
(nidjt  Unteroffiziere)  jum  Cffiperftanbe  forgen:  bie 
3Ri(itärfd)uIe  Bott  St.-Etjr,  für  Infanterie  unb  Sa* 
Ballerie,  1100  Sd)üler  jlnifdieu  17  unb  20  Jahren, 
tuittsgr.  monatlidier  £i>l)ttung;  bie  Solt)tediitifebe 
Schule  in  Sari*  für  Artillerie,  ©enie  unb  bürger- 
liche Seruf*arten,  520  Sdjüler  Bon  16 — 20  Jahren, 
gür  Au*bilbung  Bon  Unteroffizieren  tu  Offizieren 
beitchen:  Jnfanteriefebule  tu  St.-Siaipent,  400 
Unteroffiziere,  bie  jituor  2 Jahre  int  ßeer  gebient 
haben;  KaBalleriefchuIe  ju  Saumur,  gleichzeitig 
ßexb-  (Seit-)  Schule  für  ältere  Seutnant*  ber  KaOal- 
lerie  unbTierarjneifd)ule.  Artillerie-  unb  ©enie- 
fdjule  juSerfaiüe*.  für  100  Unteroffiziere.  Sämtlich 
auch  für  Slarine.  gemer  bie  Abminiftration*- 
idjule  ju  Sincenne«  jur  Audbilbuna  oon  etwa  50 
Unteroffizieren  311  Abminiftraticmäoffi zieren,  gür 
Offiziere  finb  beftimmt:  gadjfebule  für  Artillerie- 
unb  (Senieoffiziere  ju  gontainebleau;  böbel'c 
KciegSfebule  (wie  bie  bcurfehe  Kricgäafabemiei  für 
ben  ©encralftab  in  Sari*,  Jhtrfu*  Bon  2 Jahren,  jähr- 
lich 80  Seutnant*  ober  ßanptleute,  bie  miitbeftcn«  5 
Japrc  al*  Offizier,  baoon  3 in  bergront,  gebient  haben. 
Sa*3Rilitärpri)taneumzu£a  giech'e  gibt  Söhnen 
unbemittelter  Cjfijiere  bie  Silbuttg  eine*  Kealgt)m- 
ttafium*.  Jn  jebeut  Armeetorp*  hat  man  bei  einem 
ober  mehreren  Jnfanteriercgimcntem  Audbilbung*- 
abteilungcn  für  SeferBeofjijter-Afpiranten  eingerich- 
tet. Ser  praftifehen  Au*bilbung  bienen:  bie 
Sormalichule  für  öpmnaftif  ju  Joinntlle-le-Sont; 
Sonnalfdjiefifchule  int  Vager  Bon  Uhälon*  unb  4 9}c- 
gionalfehiefsfchulen  in  Ebälon*.  SHutbarb,  Salbonne 
unb  Sliba ; ähnliche  Anflalten  finb  bie  ffoiumifjioncn 
für  bie  Erprobung  be*  Sd)tcBBcrfaf)vcn*  unb  bie 
«ehie&auobilbung  ber  gelbartillerie  ju  Soiliev* , ber 
guBavtillerie  31t  Soul;  enblich  bie  Rjentralicbule  für 
.itnegofeuerroerferei  311  Sourge*  unb  bie  Schulen  für 
Sebienung  her  eleltrifchen  Seiend) Ucng*Bomd)tuitgeti 
ju  St  ßaore,  für  (iiienbaljiibtenit  )u  Serfaille* , für 
£uftfd)ijfaf|rt  3U  Sieubon  tt.  ÖSroftc  tlbung*pläpe 
für  bie  Truppen,  wie  bei  Siffotme,  ÜKarfeille  tc.,  wer- 
ben forltoährenb,  julept  bei  Serjac  unb  Safontaine- 
bu-Serper,  cingeriditct.  Sefonbem  SBert  legt  man 
gegenwärtig  auf  ÄaBaücricfibungen  im  Uberfdhreiten 
oon  giufzläufen,  unb  zwar  betört . bafi  bie  Truppe 
am  jenfeitigen  Ufer  möglich))  gefcchtbereit  anlangt. 

Sewaffnung.  Sie  Jnfanterie  ift  mit  bem 
Scbelgewepr  M;86  93  Bon  8 mm  Kaliber  bewaffnet ; 
ba*  Söbtenmagazin  lieft  mau  fallen  unb  erfepte  e* 
fchott  beim  Karabiner  M 90  burd)  ein  3Rittelid)aft*< 
magagin.  Sie  gelbaubrüjtung  be*  Jnfantcriften  be- 
trägt 120  Satronen  bei  beraltiuett,  112Satronen 
bei  »er  Territorialarmee.  Ein  Saubeteaugewehr  mar 


im  Serfudj  im  Wc  wicht  Bon  3,7  kg  unb  Kaliber  6,5  mm 
(f.ßanbfeuertuaffen).  Offiziere,  Unteroffiziere,  Trom- 
peter tc.  führen  einen  Sieooloer.  Kaoallerie  hat 
ben  Karabiner  M/90,  bie  Artillerie  ben  M 92,  bie  Xta- 
nonerregimenter  joüeit  burd)Weg  Sangen  erhalten. 
bi*her  führte  nur  ba*  erfic  ©lieb  folcttc  bei  ben  /Hegt- 
mentem  ber  SaoallcriebiBirtonen;  alle  Seiler  führen 
aufjerbem  ben  Säbel.  AuSrüftung  mit  Satronen  100 
Stüd.  Sie  gelbartillerie  hat Schnellfeucrfanonen 
M/97  (in  Serfuch  M98  1900),  ein  Siobrrücflaufge- 
idnip  Bon  35  Kaliber  Siohrlänge  mit  epzentroebem 
«djraubenBerfchluh,  530  m Anfangbgcübuiinbigfetl. 
Schußweite  7000  m , geuergefebwinbigteit  22  Schuf; 
in  ber  Minute.  Ein  68  mm-©ebirg*geicbüp,  Erftnbcr 
ßauptmamt  Tournicr,  tollen  bie  algertichcn  Truppen 
erhalten,  ©efeboffe  ftnb  Schrapnell*  unb  3110111111. 
granaten.  Safette  mit  Stahlfchtlb,  ba*  gegen  Jnfan- 
terie-,  bez-Schtapnellgefchoffe  fuhert-  Ein  fleiner  Teil 
ber  Batterien  führt  furze  120  mm -Kanonen  (Stau- 
bigen). Eine  Mitrailleu  je,  bei  ber  ba*  tSejcbüp 
mit  2000  Satronen  burd)  einSferb  fortgefchafft  tnirb. 
jollte  in  bett  Alpen,  bei  KaBallenebiDiiionen  :c.  Ser- 
wettbung  finben,  neuerbing*  ift  Oon  einer  Saffe  bie 
Sehe,  bie,  Bon  zwei  Sterben  gezogen,  Bier  Mann  ®e- 
biettung  braucht  unb  Bon  leptcrn  in  ber  fiafette  zur 
Sehüpenlinie  gebracht  wirb.  Sieidituere  Arti  1 1 e rie 
be*gelbheer«)Berfügt  über  120mm-Kanoiten,  155mm- 
ßaubipen,  220  mm-9Jlörfer.  Ser  Selagerungötrain 
enthält  in  fünf  Train*  3U  je  176  ©ejdnipen  220  mm- 
Kanonett.  lange  unb  furze  155  mm-,  lange  120  mm- 
uitb  bie  95  mm-ffanonen,  270  unb  220  mm-SKötfer. 
Eine  10,5  em-ßaubipe  unb  eine  Bon  grüBemt  fialibe: 
ftnb  im  Serjud). 

SRilitärfabrifett.  ©efthüpgiefjcreicn  be 
flehen  in  Sourge*  fiir  biefianbartiUerie  unb  inSueBe 
(Eharentc)  für  bie  Sfarine;  3 SJaffenfabrifen  3« 
EbäteflerauIt,St.-Etienne(öajfcnM86murbenl893 
nur  nod)  ju  St.-Elienne  angefertigt)  unb  TuQe.  aupfr- 
bent  7 ffonflruftionSWerfftätlen ; 2 Jener  tu  erf*- 
laboratoricn,  10  Suloerfabrifen.  4 Salpe- 
terraffinerien, eine  gabrif  für  SdiieBtoolle. 
eine  Spnantitfabrif.  SriBatwerfftätten  für 
©efchüpe  unb  Sentier  finb : bie  Mittelmeertncrfc  be* 
Jngenieur*  Eanet,  bie  Seife  Bon  Ereuzot,  bie  WeicB- 
idjatt  ßotd)fifi  in  Sari*  unb  bie  ©ejehüpfabrif  Eail. 
Jn  ber  Staatäfabrif  3U  SiBancourt  werben  gietfeh- 
ton  fersen  bereitet;  ber  weitmt*  größte  Teil  ber  lep- 
tern  wirb  aber  burcf)  St'iBatunternehmer  herqettellt 

IDefhmaeti.1  (Sgl.  hierzu  bie  Karte  Bon  • erranf- 
reich,  norböftlicher  Teil«.)  9!ad)  bem  Kriege  oon 
187071  juchte  g.  burd)  bett  Sau  Bßtt  Sperrfort*  bie 
über  bie  ®rcn;eu  bon  Seuticblanb,  ber  Schwerz  unb 
Jtalien  führenben  ßeerftraBm  unb  Säfte  gegen  ben 
Eimtiarfd)  frentber  ßeerc  zu  Berjchliejieit  uitb  ^ett 
für  ben  Aufmarfd)  ber  eignen  Armeen  ju  gcroinnen. 
Säbrenb  im  gebirgigen  Süben  Wenige  «perrfort* 
(neuerbing*  gort  Qtteire*)  genügten , erfovberte  bie 
255  km  lange  beutfeße  ©tenje  eine  Kelle  berfelben, 
bie,  bei  Serbtm  beginnettb,  bi*  zur  Schweizer  Gitrenje 
Berläuft.  AI*  Sttippunfte  bienen  nahegelegene  ge- 
ftungen,  Wie  Toni,  Epinal,  Seifort  u.  a.  ßier  tritt 
übtran  ein  befcttfiBer  Eharaflev  berBor,  bagegen  zeigt 
bie  Borbere  fiinie  an  ber  helgifchen  Olrenje  z270  km) 
einen  ojfenfiBen.  SefenftBe  wie  CffcnpBc  »erben 
burd)  ein  au*gebeI)iite8Eijcnbaf)nttcp  erleichtert.  Eine 
zweite  Serteibigung*linie  hinter  bet  Borberit  ßinie, 
ben  grojzen  gejtungen  Vifle,  3Kauheuge,  Eambrai. 
Sperrfort  ßirfon,  wirb  burdt  bie  auisgebauten  ge- 
jluttgen  Seim*,  Vaott,  Sa  Jere  unb  Siefeftigungen 


granfrcid) 

von  galaife  nach  (fppnml)  ju  gebilbet,  in  ber  Witte 
liegen  bann  S!angreü  unb  Xijon,  bie  mit  Befanden 
ein  ftarfeS  gcftungeibreiecf  bilben,  ferner  Spen-fortä 
bei  Bronne  :c.,  enblid)  bie  große  tfeftung  £l)on, 
Stügpuntt  für  bie  Saäne-Sibonelinie.  An  ber  burdj 
bie  Bprcnäen  gefebügten  Sübgrenye  bat  man  bie 
,;ur  Scrjtärfung  ihrer  © nbpuntte  beflimmten  ©«fefti- 
gungen  ran  Bcrpignati  unb  Batjonne.  Sei  biefen 
bat  man,  wie  bei  anbern  graften  Leitungen,  bie  Um- 
toallung  juin  Seil  ober  ganj  niebergelegt,  aber  Ber- 
ftärfungen  burd)  gertä  ic.  angebracht.  Xie  Stuften« 
front  im  31.  ift  bureb  Xüntireben,  (ialaie,  Se  Ipanre, 
Überbourg  unb  Beteiligungen  auf  ben  3nfeln  an  ben 
Wünbungeu  ber  fioire  unb  ©ironbe  gefiebert;  am 
Wittelmeer  finb  bie  große  gef tung  toulon,  bie  Stranb  • 
batterien  Bon  Warieiüe,  Sette  unb  Befeftigungen  auf 
ben  bj^crifdjeit  3nieln  ju  nennen.  Xie  Straße  nach 
Italien  über  ben  Sol  bi  Xcnba  ift  bnrd)  bab  ftart  be- 
feftigte  3Ji«a  gefperrt,  toie  auch  bie  übrigen  Baßüber» 
gange  burd)  fieinere  Beteiligungen.  Jab  Zentrum 
beb  ilnnbcbuerteibigungbfbftemfi  bilbet  Bariä , befien 
gfortolinie  Bon  124  km  (j.  Karte  Bon  Baris)  julegt 
noch  bei  St.-fflcnnain  unb  St.-Xeniü  bureb  ftarfe 
■Sterte  ergänzt  mürbe.  Xiefe  fomie  bie  gortä  »on 
Balaifeau,  BitleneuBe,  ß belieb,  Baujourä , Qtcouen, 
SonneiUeb  unb  St.-ßpr  erforbeni  bie  Bcfagung  Bon 
tninbeilenb  je  einem  Bataillon  Infanterie  unb  je  jrnei 
iBntailloncn  gußartitlerie  für  bie  im  gort  unb  im  An« 
febtuß  an  biefeö  oenoenbeten  ©efebilpe;  bie  ganje  ge- 
ftung bebarf  etwa  150,000  Wann,  giir  biefe  fotoie  bie 
otroa  3 Witlionen  bclragenbe  3ioilbeuötterung  toirb 
ftelsf,  wie  bei  anbern  bebrobten  Blagen,  ber  Brooiant  ic. 
für  bie  erften  beiben  Wonate  einer  Belagerung  bereit 
gebalten.  Bei  anbern  geftungen  haben  bec  gortgürtel 
eine  geringere  Auöbebnung ; bei  Betautem  Bon  37  km, 
bei  Beifort  35.  toul  40,  Berbun  48,  Jijon  45,  San- 
greg 48  unb  SReimet  64  km.  Segen  bie  große  Spreng- 
luirfung  mobemer  ©eßboffe  finb  bie  Ställe  ber  gorta 
bureb  Betonierung  mögliebft  getebügt  unb  bie  Port 
bejinblieben  Sbampfgefebüge  in  Banjertümten  (meijt 
je  jtnei  155  mm-ftaiionenl  naeb  Stiftern  ©alopin  ober 
Wougin  (ftatatomben-Banjerfort)  aufgeftellt  unb 
babureb  ber  feinblieben  geuerinirfung  entgegen;  bie 
$>auptgefebügauffteüuiig  plant  berSerteibiger  außer- 
halb ber  gortb.  Xamit  giibrer  unb  truppen  fid)  im 
öelänbe  unb  mit  ben  Serbältniffen  ber  geftung 
betannt  maeben,  finb  für  bie  Befagung  befonbere 
geflungbtruppen  an  Infanterie,  }.  B.  Regional- 
regineenter,  unb  Artillerie  beftimmt.  gür  bie  Auä- 
bilbung  ber  betreffenben  Offiziere  im  Angriff  unb  in 
ber  Serteibigung  fefter  tfiläge  wirb  burd)  bejonbere 
UntertBeifungen  geforgt.  — Xie  feftenBläge  bc- 
jinben  fieb  eittroeber  im  gricbene-  ober  im  SriegS- 
ober  BelagenengSjuftanb.  Xer  ©ouBerneur  einer  be- 
lagerten geftung  barf  ben  Berteibigungärat  erft 
bann  berufen,  wenn  alle  Berleibigungimittcl  erid)öpft 
finb;  fiel«  bleibt  ibm  aber  bie  ©ntfebeibung.  Bor  einer 
etwaigen  Übergabe  finb  alle  gähnen  ju  Bemidjten. 

Bgl.  XallB,  La  France  militaire  illustree  (3. 
Vlufl.  1900);  Xelaperriere,  L'armte  frangaise: 
Organisation  (1898,  2 Bbe.)  unb  Administration 
(1902,  2 Bbe.);  »llistoriques  des  corps  de  troupe 
de  l’armfee  i’ranqaise»  (bräg.  Born  ftriegsminißeriuiu, 
1900);  Xuf jieuy,  L’armöe  en  France,  histoire  ct 
Organisation  (1884  , 3 Bbe.);  »Aidc-mbmoire  de 
l'offieier  d etat-  lucijor  en  Campagne*  (Bar.  1902); 
»Räpartition  ct  emplacement  des  troupes  de  l ar- 
mbe  franqaise*  (bai.  1902);  ft e ß [ e r,  Tactique  des 
trois  armes  (baf.  1902);  Siobne,  Xie  franjofijebe 


(Sfriegöflotte).  869 

gelbarti!lerie(BerI.  1902);  3«bnä,  Xa3  franjäßßbe 
2>eer  Bon  ber  großen  Seoolution  biä  jur  ©egenmart 
(Scipj.  1873);  Cbermair,  Xie  Befefligungen 
granfreid)*  (Bert.  1886);  »^eere  unb  glolten  ber 
©egenmart«,  Bb.  5:  feeermefen,  Bon  ftepfe  u.  Syner 
(baf.  1900);  Bald,  ^ufammenfiettung  ber  roittjtig- 
ften  Eingaben  über  bie  taftifebe  Berwenbung,  VluP- 
riifiung,  Bewaffnung  :c.  ber  beutfeben,  öflerreecbifeben, 
ilalienifeben,  franjöfileben  unb  ntifijebcn  Ulrmce  (baf. 
1901);  Xerfelbe,  Xie  franjöfifdbe  gnfanlerietattif 
(baf.  1902). 

ftrieflbflottr. 

ifum  Sebuge  feiner  Kolonien,  befonberä  in  Jiorb- 
afrita,  Cftafien  unbWabagabfar,  fomie  auä  SRroalitat 
mit  (Snglanb  ift  g.  eifrig  bemüht,  feine  glotte,  bie  feit 
3abrbunberten  nur  ber  englifeben  an  Starfe  naeb- 
(lebt,  immer  roeiter  aubjubauen.  Sfaebteilig  für  ftetige 
ßntwidelung  ber  glotte  ift  ber  bäufige  Wmejtermedbfel. 
Xer  Warineminifter  ift  häufig  fern  gaehmann,  f onbem 
nur  Parlamentarier,  unb  baö  3d)Wanten  ber  leitenben 
Klniicbien  fpiegelt  fieb  im  Sebiffobeflanbe  roiber.  3(ad> 
bem  franjbfifdjen  glottengefcg  oom  14.  Xej.  1900 
fallen  bis  jum  1.  3crn.  1907  neugebaut  werben:  6 
fimtenfdiijfc  Bon  je  14,865  ton.,  öpanjerfreujer  Bon 
je  12,600  28  Xorpebobootdserftbrer  Bon  je  395 1. 

für  inägefamt  421,5  Wiß.  Wl.,  außerbent  noch  für 
94,e  Wett.  W(.  Unterfee-  unb  Xorpeboboote ; gleieb- 
jeitig  fallen  250  Will.  Wf.  jumPuäbau  ber  bcimijd)cn 
ftrieg«bäfen  unb  ber  überfeeifd)en  glottcnftügpunfte 
aubgegeben  werben.  Ktber  ba  ber  legte  Warineminifter, 
idbmiral  Bclletcin,  »ieber  jur  »jungen  Schule«  ge- 
bärt, wirb  ber  Bau  ber  neueflen  Cintenfebiffe  wicbcr 
Berjögert  unb  ben  Unterfeebooten  ber  Borptg  ge- 
geben Xem  Warineminifter  untergeorbnet  finb:  ber 
©eneralfiabekbef  ber  Warme,  ferner  bie  Xireltorctt 
für  Berwaltung,  Sdfiff bau,  Artillerie,  fubmanne  Ber- 
teibigung  unb  für  bie  2>anbelbmarine ; ferner  bas 
bbbrograuhifebeAmtfservicehydrograpbique).  Aueb 
führt  ber  Warineminifter  ben  Borfig  im  böbern  Wa- 
rincrat  unb  im  böbern  Siat  für  bie  ipanbelejmarine. 
Anfang  1903  piblte  bie  glotte  21  mobeme  Sinien- 
febtffe  Bon  211,904  X.  SBafferserbrängung  (Stapel» 
lauf  1886— 1902),  11  alte  Simienfetjiffe  Bon  105,022t. 
(Stapellauf  1873  — 85),  6 ftüfleupanjerfebiffe  Bon 
32,511  t.  (1876  — 88),  8 Bon jerfanonen boote  Don 
11,515  t-  (1884  — 91);  ferner  26  große  mobeme 
Streu, ;er  (barunter  20  Bnnjerfreujer,  8 Bon  über 
10,000  t.  ©röße),  8 ältere  Banjerlrcujer,  ltorpcbo- 
bootätranäportfebiff,  26  Heine  mobeme  Streu  (er,  21 
ftanonenboote,  13  Jorpebotreu(er,  28  ©egentorpebo- 
boote,41  ©efebwakertorpeboboote,  126ftü|tentorpebo> 
boote,  66  §ajentorpcboboote,  14  ilnterfeeboote  fertig, 
22  int  Bau  unb  9 weitere  bewilligt,  genier  finb  alc 
Beifebiife  (U  reebnen  (ohne  ober  mit  geringem  ©efeebtä- 
mert):  6 tranäportaoifo«,  6 Scbulftbeffe,  1 Kabel- 
bantpfer,  6 tranaportbampfer  fomie  eine  grofje  3abl 
Bon  Serft»  unb  Siafenjebiffen.  Xaä  Berfönal  (äblte 
1902;  1559  Seeoffijiere,  327  Wafdiineningemeure, 
470  Sanitätsoffiziere,  343  3nblmclfter,  27  ©eijttiebe, 
263  Seetabellen  unb  etwa  50,500  Xeefoffijiere,  Unter- 
Offiziere  unb  Wannfdbaflen.  XieWarincmannfebaften 
finb  naeb  ben  5 ftricgäbäfen  in  5 glottcncquipagen 
geteilt.  Xaä  ftüftengebict  grantreieb«  ift  in  5 Bctirfe 
(Warine-Arronbiff  einen  tä)  mitbcnftriegäbäfenlSber- 
bourg(Unicebejir(ctmitergue,8ei>aOic,  (sberbourg), 
Breit  (St. -Serouii,  Breft),  S!orient(8orieiit,  'Jlanteä), 
3{o<befort  (3fod)efort,  Borbeauy),  toulon  (Warfeille, 
touton,  Baftia)  geteilt,  benen  auebbieSSetrutierung*- 
bejirte  entfpreeben.  Xie  Stufte  Bon  Algerien  bat  12  Be- 


870 


granfrricf)  (Flagge.  Sappen,  Orben;  Kolonien). 


jirte  mit  bem  JtriegSfyofrn  ju  Sllgier.  Jn  ©iferta, 
gegenüber  3i)ilitn,  wirb  ein  flarter  Kriegsbafen  ge- 
baut.  Da«  SlKarineannreforpS,  bi«  9Rarincinfanterie 
unb  Küftenarliüerie  umfafienb,  fowie  bi«  Kolonial- 
truppen  finbbemKriegSminifterunteritedt.  Jn  jebem 
ber  fünf  KricgSbäfen  befinbet  fid)  «in  ©tarinearfenal ; 
bie  ©farmegefehitfifabrif  in  Sitten«,  baS  WrtiUerie- 
laboralortum  tn  ©äDreS,  bi«  WlrtiUerieroerfftättcn  in 
Siepcrii,  hinter*  unb  Kettenfehmiebe  in  ©urifgnp, 
©fafebinenbauwerfftälte  in  Jnbret.  ©ufierbem  befin- 
ben  fid)  noch  Serftcn  in  ©iferta,  Saigon  unb  ©ort- 
be-France  fowie  Serfftälten  in  Senegal  unb  Jfeu- 
talebonicn.  $ie  ©JarineauSgaben  betrugen  1902 
inSgefamt  252,8  TOitt.  !Kf,  bacunter  122,8  SRill.  SMf. 
für  Schiffbau  unb  Bewaffnung. 

$ie  franjöfifdje  SKarine  jäl)lte  bereits  1672  unter 
Slubwig  XIV.  60  Smienfdjiffe  unb  tnebr  als  40  Fre- 
gatten unb  batte  bei  feinem  Xobe  noch  150  Sdjtffe. 
Jtjre  größte  Stärfe  erreichte  fie  toiibrcitb  bcS  norb- 
amerilanifeben  Krieges  1779  mit  892mienfd)iffen  unb 
60  Fregatten,  ©eint  Beginn  bcS  erften  KoalitionS- 
friegeS  1793  DerfügteF-über  81  flinienfebiffe,  68  Fre- 
gatten unb  141  Heinere  Schiffe  mit  14,000  Kanonen 
itttb  78,000  ©tann.  Später  litt  bie  Flotte  (ehr  bunt) 
bießnglänber  (Slbufir  1798,  Xrafalgar  1 805),  fo  baß 
ihr  nad)  bem  erften  ©anierFneben  nur73alte2inicn. 
iebiffe  unb  41  Fregatten  blieben.  ©ei  ber  teypebitimt 
nad)  Vllgier  1829  jäblte  fie  45  2inirnfd)iffe  mit  3920 
Kanonen,  37  Fregatten  mit  1852  Kanonen,  34  Kor- 
setten mit  etwa  800  Kanonen  unb  128  Heinere  Fahr- 
jetige.  $a8  jweitc  Kaiierrcitb  fanb  eine  Flotte  Bon 
206  Segel-  unb  105  $anipfid)iffen  Bor,  außerbem 
waren  53  oebiffe  im  ©au.  Stad)  wenigen  Jahren  be- 
gann auf  Befehl  SRapoleon®  III.  ber  ©au  ber  ©an  jer- 
|d)iffe,  nadjbem  fid)  beffen  febwimmenbe  ©anjerbatte- 
rien  beiKimburn  im  Krimiriege  bewährt  batten ; 1859 
lief  bie  erfte  ©anterfrcgalte  ©loire  Bom  Stapel,  loeld)e 
bie  gnglänber  ebenfalls  jttm  ©anterfebiffbau  beran- 
laßt«.  1881  war  bie  franjbfifd)«  Flotte  ber  englifdjen 
ungefähr  gewaebfen,  an  ©anjerfd)iffen  fogar  über- 
legen ; aber  fpäter  Würbe  ihr  Mlusbau  Bentachläfftgt, 
io  baß  fie  jefst  faum  bie  £>ä(fte  beS  ©efeditSwcrteS  ber 
cnglifchen  Flotte  hat.  Jrn  ©au  waren  iSnfang  1903: 
5 neue  2inienfd)iffc  Bon  jufammen  74,325  Ion. , 4 
©amerfreitjer  Bon  50,400  X.,  ferner  eine  große  "fahl 
non  Xorpebobooten  unb  Unterfeebooten,  ©gl.  *£ieece 
unb  Flotten  ber  ©egenwart-,  ©b.  6:  X>ie  Flotte,  Don 
©atfd)  unb  ©leufi (Bert.  1900) ; 2 o cf  rot),  Ln  marine 
de  guerre.  Six  rnois  nie  Royale  (©ar.  1896);  Sh«’ 
D a 1 i e r,  Histoire  de  la  marine  frangaise  (Bom  ameri- 
fanifdjen  Unabbängigleitslrieg  bist  1870,  baf.  1877  — 
1900, 4 ©be.) ; Xerfetbe,  Hwtoire  de  la  marine  fran- 
i.aise  depuia  les  dSbuts  de  la  monarchie  jusqu'au 
traitöde  paix  1763(1902);$«! peuch,  Un lirre  d’or 
de  la  marine  tranruiM1.  Cummaudants  morts  i\  l’en- 
nemi  de  1 217  & 1900  ( 1900) ; 2 a 91  on  c i e r e , Histoire 
de  la  marine  frangaise  (1899 — 1900, 2©be.);  Dur- 
raffieru.  ©alentino,  Aide-mSmoire  de  l'officier 
de  marine  (©ar.  1903.  jährlich) ; $ e (£  u b e r n i 1 1 e , Ar- 
mfee et  Marine  (iHuftrierte  (feitfebrift,  feit  1899)  unb 
bie  Karte  -Seeftreitfräfte  ic.«  bei  ©rlifel  »©(arme«. 

$ie  ittationalfarbcn  unb  bie  Flagge  Franf- 
reid)S  finb  ©lau,  Seift  unb  fRot  (Xri(olore)  in  fenf« 
rechter  Streifung  (f.  Xafet  »Flaggen  I«).  $ie  Dri- 
flamme  (f.  Fahne, S. 267)  bient  feit  KarlVIL  nicht  mehr 
al«  Steidjspanicr.  $a8  alte  bourbonifdje  Sappen 
bilbeten  jwei  jufammengefeftobene  Scftilbe,  auf  bem 
rechten  blauen  brei  goibenc  fiilien  (Franfreid)),  auf 
bem  linfen  roten  ein  goibenc«  Keltcnnep  (Sliaoarra). 


Säftrcnb  ber  SieBotution  wichen  bie  brei  Silien  bem 
galli)d)en  ixibn  unb  unter  Sfapoleonl.  bem  gelbenen, 
auf  einem  ouerliegen- 
ben  Xonncrfeil  tißenben 
©hier;  mit  ber  SReftau- 
ralion  (ehrten  bie  fiilien 
jurüd,  würben  aber  nad) 
ber  JulireDolulion  ab- 
gefebafft.  ©apoleon  III. 
brachte  ben  ©bler  wie- 
ber  in  baS  Sappen.  ®in 
neues  ©Sappen  (©bbil- 
bung  1)  ift  1896  ange- 
nommen: innerhalb  ei- 
nes RranjeS  erfdjeinen 
bie  ineinanber  geicbobe- 
nen  golbenen  Initia- 
len R unb  F im  blauen 
Felb.  hinter  bem  Kranj, 
ber  Dom  Orben  ber  (Sh- 
renlegion  unterjogen  ift, 

(reitjen  fuh  franjofifd)«  Banner,  jWifcben  benen  oben 
ein  FaSciS  fiebtbar  wirb.  (Sin  Stehen  - unb  ein  &r- 
beerjweig  umjchließen  bie 
©ruppe.  Xer  ©räfibent 
berSepublit  führt  ein  ähn- 
liches (Emblem : bie  beiben 
©uchftaben  auf  einen  Fa»- 
ciä  gelegt,  hinter  bem  ftd) 
ein  untlarer  Tin  Ter  unb 
ein  franjöfifcheS  ©anncr 
treugen.  Sorbecr-  unb  6i- 
cbenjweige  burehfieben  bas 
©anje.  $aS  Staatsfiegel 
jeigt  nebenitehenbe  ©btiil» 
bung  (Fig.  2).  — $er  ein- 
zige Örben  in  F-  ift  ber 
(f.  biefen  ©rtclel  unb  Jafd 


1.  Sapptncntltibit 
franidfif^en  Mepublit 


ftig.  2.  ® taallfifj«! 
frait|6fif<^cn  Äcpotlil 


Crben  ber  ©brenlegion 
»Orben  II«,  Fig.  3). 


ftalonien. 


$aS  juerft  im  16.  3ahrh.  julage  tretenb«  ©citm 
ben  Derfchiebener  Fran jofen , auswärtig«  ©«biete  j» 
befiebeln,  febien  anfangs  DielDerfpredjenb,  wenn  eSaui 
blof)  auf  Raubbau  hinauSlief.  SartierSunbSobertcö 

Beriuche,  in  K a n a b a feiten  Fuß  ju  faffen  (1534 — Hi 
würben  abgeläft  bureb  SillegaignonS  Untentehmu« 
gen  in  ©räfilien  (1555 — 66)  unb  bie  ebenfalls  (cm 
(jsolignp  Deranlaßten  Feitiepungen  JRibautS  unb  i-'au- 
bonniereS  in  Floriba  (1562 — 68).  $ocb  all  biefen  mi: 
einem  gewiffen  Sifer  begonnenen  ©rünbungen  ging 
halb  ber  ©lern  aus.  ba  eine  nachhaltige  UnteplühunS 
beS  SiullerlanbeS  fehlte.  Seffer  würbe  eS  batntl  uro 
bie  tfifenb«  Dom  16.  jum  17.  Jabrb-,  bie  ja  auh  t» 
übrigen  ©uropa  gläitjcnbe  Betätigungen  prirmten 
UnlemebnnmgägeifteS  gefeben  hat.  Unter  ben  3Säu- 
nem,  bie  feit  1600  oor  adern  in  Sanaba  (»Fraitcc- 
©ouDeUe«),  allen  ©nfeinbnngen  ietbft  einflufereieber 
Franjofcn  entgegen,  mit  ^äbigleit  operierten,  Hti» 
elfter  ©eipe  S.  bc  ßbamplain  (f.  b.)  }U  nemten;  be® 
wäre  F-  auch  hier  (aum  ;u  ©rfolgen  gelommen,  nun 
nicht  Bichelicu  lebhaft  für  (olonialen  rianbel  etn- 
getreten  unb  bätte  biefer  fpäter  nicht  in  ttolbert  etno 
genialen  iVachfotger  gefnnben.  $urd)  fluge  ©ernal' 
tung  (Jnfchachhalten  ber  Jrolefen,  Jetuiten  un> 
Briten)  jeichnete  fid)  ©enetal  Fronlenac  alS  öou 
Drmeur  Don  Sanaba  (1672 — 98)  auS.  Kur)  banne 
fd)ien  burd)  b'Jheroide  atS  erften  @enera!gouocma;r 
ber  1700  begrünbeten  Kolonie  Souifiana  franje 
fifdjer  Ginfluft  aud)  am  ©iiififfippi  ma&gebenb  )“ 


granfrricf)  (Kolonien).  87 1 

werben;  »cm  ba  an  wtebcrbolcn  fictj  abtr  bie  Slnftren-  I nana  recbtd  vom  3J?iffifRpb>t  würbe  1803  wiebev  Ber- 
gungen bcrEnglänber  an  ber  Cftfüfle,  ber  brobenben  | tauft,  1805  würbe  bie  fowiefo  nie  red)l  idjlagfertige 
iäefabr.  Dom  Jpmterlanb  abgefeßnürt  unb  babureft  an  .Hotte  bunt)  Sielfon  faft  Bernicfitet  ic.  SBenn  g.  aub 
febcrSüeiterenifaltung  oerbiitbert  ju  werben,  wirtfam  ; bient  jweiten  allgemeinen  ßiiebergange,  ber  auef) 
ju  begegnen.  Sie  Darftellung  ber  Seftßergreifung  ic.  Oftinbien  ergriff , fdjließließ  bod)  nod)  einen  Seit  fei» 
auf  ben  »«arten  jur  ©efd|id)te  Wmcrifab«  (tut  1. Sb.)  ner  ebematigen  Kolonien  gerettet  bat  (Varifer  Triebe 
erläutert,  jomeit  bie  Serbältuiffe  im  öftticbcn  Siorb«  Bon  1814),  fo  Berbantte  eb  bieb  lebiglid)  bem  brfatin« 
amerifa  beb  18. 3abrij.  in  grage  fommen,  biefe  weit«  ten  Sfoblwollen  ber  Scrbünbeten,  bie  bem  iiaufe 
gefd)id)tlid)  außerorbcntlid)  wichtige  Dcufad)e.  Stäre  Sourbon  bie  Süieberfunft  erleichtern  wollten.  Sinch* 
bie  urf grünglich  fchmale  unb  feßwadje  Serbinbung  bem  bann  bie  Unabbängigfeit  Bon  St.  Doniingue 
Siew  Drleanb-8aint«2ouid-®roße  Seen-SJiontreal-  (Eaiti)  1825  auSbrüdlicß  anerfannt  war,  befaß  8. 
Quebec  blanBoll  Berbreitert  unb  Berftärft  worben,  fo  nur  nod)  SRarthtique  unb  (Suabeloupe,  Saint-URar« 
fäße  baS  Somanentum  an  ber  Stelle,  Wo  beide  baS  tin  jur  Hälfte  unb  Ghiaßema  teilweife,  Saint. iuerre 
Stngelfacfjfcntum  bie  SBurjeln  feiner  imberialiftifdien  unb  SRigttelon,  Senegambien  unb  SMunion  (Sour« 
SBeltpolitif  bat.  Slber  bereits  unter  Sfubwig  XJV.  bon),  gewiffe  Siechte  auf  SJJabagaStar,  ®ahe  i'ifia- 
beginnt  ber  Viebergang;  unb  Bier  günftel  beb  18.  labar),  Karital  (Koronianbelfüfte),  Sßonbctfdjerri, 
3aßrb.  brüden  bem  franjöiifd)en  «olDnialbtfiße  ben  fjanaon  unb  Dfcßanbemagor ; bierson  Waren  bie  bei« 
Stempel  beb  ^erfließenben  auf.  Einqeleitet  werben  ben  an  erfter  Stelle  genannten  Kolonien  noch  am 
bie  Siücfichritte  bureb  ben  8 rieben  Bon  \ltrecbt  (1713):  wertuollften.  Einen  bemerfenbwerten  '11  u f f d)  TO  u n g 
er  foilete  ben5ranjofenSl(abien(Sieuf^ottlanb),S?eU‘  iu  neuer  Ebbe  nahm  bie  fraaiöfifcbe  Ejpanfion  erft 
funblanb  unb  bie  (atterbingb  itrittigen)  Siechte  auf  1830,  alb  eb  noch  unter  bem  legten  Sourbonen  ge« 
bte  oeltreidien  3agbgefilbc  an  ber  Eubfonbai.  Ser-  lang,  VI l gier  au  erobern.  Scitbem  bewegt  fich  grand 
lüfte  über  Seelüfte  (neben  auch  bie  anbern  lolonialen  reicßS  Kolonialpolitif  in  auffteigenber  Üinie.  1842 — 
Siieberlaffungen  ber  granjofen  beim.  Kurjficbtigfcit  1843  würben  neue  Webicte  in  48  e ft  a t r i ( a )®a« 
unb  Kleinmut  Berfd)ulben  ben  Serjidjt  auf  ben  (oft«  bon  tc.),  1842—47 foldie  in  Djeanien  (Dabiti,Dua- 
baren  8cfiß  in  Sorberinbien,  wo  ein  Dupleijr  motu  unb  Dubuai,  Sliariefab  unb  Siangareoa«3n« 
(f.  b.)  um  1750  nabe  baran  war,  ein  jweiteb  großer)  fein;  1863  Sieufalebonien  [f.  auch  Deportation])  er« 
franiönjcbcbKolonialrcid)  ju  febaffen;  bafi  ber  Kampf  worben.  Danach  folgt,  bureb  bte  bab  SJiutterlanb 
um  bie  inbifebe  Sovberrfdinit,  bie  ebeitfattb  an  Eng«  befd)äftigcnben  innerti  Stjftemmechfcl  oon  1848  -62 
lanb  übergebt,  mit  ber  Einrichtung  beb  unfdjulbig  nerurfaeßt,  für  bie  überfeeifcßeii  Dinge  eine  Heine 
nenirteilten  fflrafen  Sallß ■ Tollenbal  (f.  b.)  fcßließt,  Siubepaufe.  Ser  Senats  befdiluß  Bom  3.  'IV a i 
ift  für  gran&reicbb  überfeeiidje  Volitif  non  bamalS  be«  1854  febuf  für  Serfaffung  unb  Verwaltung  ber  Kolo» 
geießnenb.  Der  griebenbfdjluß  Bon  ißarib  (1763)  nien  eine  ©runblage,  bie  troß  beb  Sturieb  beb  3wei« 
machte  nid)t  nur  bem  fdjbnen  Draum  eineb  franjöft«  ten  «aiferreid)S  im  großen  ganjen  (abgeieben  Bon  in« 
ießen  Siorbamerila  für  immer  ein  Enbc  (Äanaba  unb  jwifeßen  notwenbig  geworbenen  deinem  'ilnberungen 
Kap  Sreton,  fiouifiana  bib  (um  SRiffcffippi  fallen  an  unb  ijufäßen)  beute  nod)  beftebt;  über  bie  Schaub- 
bie  Seiten,  bab  große  mcftlicbe  Stüd  uou  Souifiana  lung,  bie  g.  ber  Sdanerei  angebeiben  ließ,  f.  biefen 
an  bie  Spanier),  fonbent  lieferte  aud)  inSeftinbien,  Slrttfel.  Erwerbungen  Bon  ähnlicher  Sebeutung,  wie 
wo  jtdj  g.  mit  gutem  Erfolge  feftgefeßt  batte,  Domi-  bie  Sllgicrb  gewefen  mar,  würben  feit  1862  in  Ein» 
nica,  St.  Sinccnt,  Dobago  (1713  gewonnen)  unb  terinbien  (Üicfbongmünbung)  mit  immer  fteigen« 
lürenabn  enbgültig  ben  Englänbem  aub;  um  biefelbe  bem  Erfolge  gemacht  (f.  ben  Slrt.  »iftanjbfnch-'Jinbo- 
.•feit  (1758)  ging  auch  bie  noch  aub  ben  lagen  Sli»  ebina*  mit  Karte):  wegen  berSludftcbten  nufSübeßina 
cbelieub  unb  Eolbertb  flammenbe  Senegaitolonie  tatfäcßlidj  ein  nabeju  uoUwicbtiger  Erfaß  für  bie  Bor« 
an  biefelben  glüdlicßen  Slebenbubler  Berloren.  Dem  berinbifd)en  Serfäumniffe  ein  3abrbuitbert  uorber. 
gegenüber  bebeuten  bie  Bergebücben  Slnftrengungen  1881  würbe  bab  franj&fifcße  Srotetlorat  überlunib 
Eboifeulb, granjöfifcb«®uaBana  (Eapenne)  -,u  für«  egflart.  Unb  feßon  rtdjlete  ftd)  bab  3nlereffc  über  bie 
bem  (1763  unb  1768),  unb  bie  Scheinerfolge  beb  Sahara  hinweg  nad)  bem  Subän.  21  uf  ber  foliben 
Slbenteurerb Sentjowffi  auf  SSabagablar  (1773—  Safiä  ber  gatbberbefeben  Organifatiou  Senegam« 
1786)  fdjledjterbingb  (einen  ®ewinn.  Erft  oer  Un«  bienb  fußenb,  finb  feit  1878  (Soletüet)  faft  ununler« 
abbängigleitsfrieg  ber  13  Bereinigten  Staaten,  bie  brodjm  Eypebitionen,  Schritt  für  Schritt  nach  bem 
1778  burd)  granflin  ein  Sünbnis  mit  g.  gefdjtoffen  Sliger,  Dfabfee  unb  barüber  Ijinaub  Borbnngenb, 
batten,  wirft  bureb  bie  Sebränanib,  in  bie  Englaitb  tätig  gewefen,  benSiieienplan  burcb}ufübren,  bie  afri- 
gerät,  glinftig  auf  ben  franjöfifcben  Kolonialbeftß  (anifdge  Slorbfüfte  unb  bie  Oafen  beb  Sabarabinter« 
iurüd:  ber  gricbe  ju  Serfailleb  (1783)  gab  g.  Do-  lanbeb  mit  Senegambien,  granjüfifd) « (Sttinea,  ber 
bago  unb  Senegambien  mieber.  3mSS8rj  1790  er«  Elfenbeinfüfteunbbem  1892  eroberten  Dabom(  einer« 
hielten  bie  Kolonien  (außer  benen  in  Qftinbien.  am  feitb,  bab  franjöfifdjc Kongolanb (f . ®ra((a  1)  mit  bem 
Senegal,  auf  St«  Vierte  unb  SJiiquelon)  bab  Sledtt  mittlem  Subän  anberfeito  (u  einem  einzigen  großen 
ber  celbftuerwaltung:  ein  Vriniip,  bab,  nach»  Kolonialreich,  einem  ©roßfrnnheeid)  in  Tlfrita,  gu« 
bem  eb  in  ben  Stürmen  ber  großen  SRenoIution  jum  fammenjufebweißen  (f.  bie  Karte  »Ülfrifa,  politifdte 
Serlufle  ber  Tlntillen  geführt  batte  unb  fcbließlicb  in  uberüebt«  im  1.  Sanb).  Sonach  ftebt  nur  bie  oft» 
Sergeffenbeit  geraten  war,  erft  in  ber  jWeiten  b>alfte  afri(anifcbe8eiitmngDbo((1862— SSlfürnd) allein: 
beb  19.  3abrb-  Bon  Englatib  mit  Biel  ®lild  in  bie  ber  1898  anßbeinenb  geglüdte  Serfud)  Ikardjanbb, 
Dat  überfeßt  worben  ift.  Dab  Zeitalter  ßlapoleon  im  weftöftlicben  3ug  and)  bab  Jlilgebiet  »u  erreichen, 
Sonaparteb  (Bgl.  Voloff,  Die  Kolonialpolitil  ßfa«  fdjeiterte  1899  am  brobenben  Einfprucß  Englanbd 
poleonb  I.,  1899)  brachte  g.  nid)tb  weniger  alb  über-  (f.  gafeboba),  bab  ftd)  ben  Dftfubän  oorbebielt.  3n« 
feeifcbe  Erfolge  ein:  ßlgßpten  (onnte  nicht  behauptet  guifeben  battenficb  aber  auf'l'iabagabfar  bie  Dinge 
werben,  Qkneral  Ceclerc  erlag  1802  bem  gieber  auf  bermaßen  jugunften  granfreießb  jugefpißt,  baß  bie 
bem  aufitänbifcbcn  St.  Domingue,  bab  fieß  1803  ben  briltgrößte  3ttfel  ber  Erbe  1895  faft  ohne  Scßwert* 
Englänbem  ergeben  mußte;  bab  1800  erlangte  2oui«  ftreid)  gewonnen  warb. 


872  granfreid)  CQeO0raf ' ftatiftifd)C  Citeratur). 


'flnitatt  bcr  Dom  SRutterlanb  auagepenben  ftaat« 
lid)en  ©eDormunbung  niepr  ober  weniger  prioater 
fymbeläuntentebmungtn  (Dgl.  auch  ‘Srtilel  .Kolo- 
nien«, öefd)i<htlicheä)  in  9!orb»  unb  'Uiittclamcrifa 
unb  in  Sorberinbien  bat  fidj  im  Sauf«  ber  Üatjr- 
punberte  eint  planDoflc  SelbftDerwaUung  folonialer 
franj&ftfcber  Xochtcrflaaten  in  'Jlorbwoitafrifa  unb 
fcinterinbicn  (Ertreme  Orient)  burchgefept. 

Xie  auftereuropäijcpen  ©efipungen  granf 
reidjä  verfallen  in  brei  (ü  nippen : 1)  Algerien,  baä 
wie  bie  franjöftichcn  Xepartementä  Derroaltel  wirb; 
2)  bie  Molomen,  bie  bctu  SRtniflerium  ber  Kolonien 
imterftebat ; 3)  bie  Sdjupftaaten  unter  bem  ÜJiinifte* 
riutn  ber  auswärtigen  Vlngckgenhciten.  Dille  bie[e 
©ciipungfii,  beren  gejaulter  glrid)eninhalt  niebt  genau 
angegeben  werben  tonn,  haben  jujammen  eincSeoöl, 
ferung  Don  61,560,000  ©nw.  Vlreal  unb  ©eDOÜf* 
rung  ber  Wciipungen  (Dgl.  Starte  »Kolonien«)  jeigt 
nadptepenbe  Jabetle.  Über  ben  Dlufwanb  granfreiipä 
für  (eine  Kolonien  (baä  ©ubget  für  1902  f.  oben,  S. 
864)  Dgl.  baä  Xeytblatt  jur  genannten  Karte. 


ftoloutalMUf  rt  rnitfrrirtie. 


Ocfi|ungen 

«real  in 
DAilout. 

fteuMferung 

L fltgerien  (o^nc  6o^ara)  . 
IL  Übriges  Ufrtta: 

477  913 

(1901)  4739331 

Zunil  (£4u|ftaat)  .... 

99600 

1906000 

»Itfcrifty  Saturn  .... 

819857 

50000 

Senegal 

f 

| 

2Raurif$c  Sc&uygrtiete  . . 

? 

} 8800000 

Sk'ihtärterritorium  bei  Subdn 

t 

1 

ßlfenbetnfflfte 

823000 

2250000 

Za^omt 

152000 

1000000 

granjöftfcy » Guinea  .... 

224  000 

1500000 

gvamöfl(4>xRonflo  .... 
Sttlitärterritorium  b.  Zfabfeei 

Jsoooooo 

10000000 

^ranjöfiftbe  Somalfüfte  . . 

120000 

200000 

SRabagalfar  unb  Zepenbenjcn 

591 967 

(1901)  2.505237 

9t^union 

1980 

173192 

Komoren  (oc^uyfiaat)  . . . 

1606 

67  000 

SRaqoita  

366 

18000 

€Ls^aul  unb  9teuamf'trrbam  . . 

73 

— 

Aerguclentnfcl 

3414 

— 

ßufammen  II : 

? 

28208760 

UI.  «fien: 

3nbtf#e  »eftlungen  . . . 

ßnbo<$ina : 

609 

(1901)  273185 

1)  Äotfcbini^ina  .... 

56  900 

(1901)  2 908529 

2)  Aambobfc^a  (S4)u|flaat) 

96  900 

1103000 

8)  «nam  (S(^u|ftaat)  . . 

135000 

(1901)  6124000 

4)  Vao«  

255000 

605000 

5)  Zongfing 

119200 

7000000 

Sufamtnen  IU: 

663509 

18073714 

IV.  Smerila: 

€t.*$iem  unb  SWiquelott.  . 

235 

«352 

Öuabeloupe  unb  Zepenbenjen 

1870 

205717 

SJ^artinique 

988 

(1901)  207  011 

granj5ft}4  > Guayana  . . . 

78  900 

80810 

ßufammen  IV: 

81993 

449390 

V«  6übfee: 

»eufalebonien  unb  fioyalig» 

infein 

19823 

(1901)  51 865 

(lycfierflflbinfeln 

0,8 

— 

SBaQiltnfeln  (£<$uylanb)  . . 

96 

•ooo 

gutuna  u.  Hlofi  (S^uylanb) 
Djeanif<8e  SSefiy  ungen  (Zafriti* 

159 

gruppe,  3"feln  unter  bem 
fflinbe,  SKarlefal«,  Zua» 
metu»,  Gambier-  unb  Zu* 

buai*3nfeln) 

4140 

(1897)  81 256 

Glippertoninfel 

6 

— 

ßufammen  V: 

24  225 

89121 

(ärogr<it>l)tfd),fialtf<lf4r  Siteratur. 

I.  granlreidj.  Dlujjer  ben  in  ben  em;elnen  9lb< 
fdjnitten,  befonberä  über  giiunuen  (3.  864),  t>eer 
weien  (3.  869),  ÜJiarine  (S.  870)  angegebenen  Ser- 
ien Dgl.  »Dictionnaire  topographique  ae  la  France« 
(1861  ff.,  auf  ©eranlatjung  beä  UnterndilSmintite- 
r turne  berausgegebeii  1 jebea  Departement  bilbet  einen 

©anb);  Joanne,  Dictionnuire  gbographique  et 
administratif  de  la  France  et  de  ses  colonies 
(1890 ff.,  biäber  6 ©be.);  SHeDrat,  Dictionnaire 
national  des  commune«  (7.  Slup.  1904);  »Dietion- 
uaire  des  conmmnes,  France  et  Algerie«  (öerqer- 
Seorault,  julebt  1903);  ®.  Siecluä,  La  France  <©b. 
2 ber  »Nouvelle  Geographie  universelle«,  1877); 
$>abn,  g.,  in  Stirdjboffä  »liänberfunbe  Don  (Europa  - . 
2.  Jeil  (©rag  1890);  SRaltcbrun,  La  France  il- 
lusträe(ncucYluäg.l895— 97);SWarga,G6ographie 
militaire,  ©b.  1 u.  2:  France  et  coloniea  (4.  ©uft. 
1885);C.!)f  ecluä,  La  France  et  «es  coloniea ( 1886, 
2 ©be.);  Ceoaffeur,  La  France  et  eea  coloniea 
(neue  Vlusg.  1890—93,  3 ©be.);  Scpraber,  Geo- 
graphie de  la  France  et  de  ses  coloniea  (neue  ©uäg. 
1903),  cbenfo  Don  ©aäquet  (2.  ©ufl.  1901);  wei- 
tere Serie  über  bie  Kolonien  f.  unten,  3.  873;  $>a  • 
Darb,  La  France  artistique  et  monumentale  (1892 
biä  1895,  6©be.);  ©roffarb,  Gäographie  pittores- 
que  et  monumentale  de  la  France  (1899  — 1903. 
5 ©be.);  71  r b o it i n • X u m aj e t , Voyage  en  France 
(Santmelwerl,  1893  ff.);  ©aubrillart,  Les  popu- 
lations  agrieoles  de  la  France  (1880 — 93,  5 ©be.); 
iHiäler,  Geologie  agricole  (1881—97,  4 ©be. ; ©b 
1 in  2.  ©ufl.  1898);  Sieunier,  Geologie  regionale 
de  la  France  (1889);  21.  Sacroir,  Mineralogie  de 
la  l''ranco  et  de  ses  coloniea  (1893  — 98  , 2 öbc.); 
Sjellroalb,  g.  in  SBort  unb  ©ilb  (Ueipj.  1884 — 87), 
©oiäjoälin,  Les  peuples  de  la  France  (1879); 
geller,  3ieaIcn.jt)flopäbie  beä  franp)iiicben  Staats 
unb  ©e[cllfd)aflälebenä  (Cppebt  1888)  ;gernanbep 
La  France  actuelle.  fitudes  d'äconoinie  politique 
et  de  statistique  (1888);  ©eben,  Daä  Staatäredi! 
ber  franjoftfdjen  Siepubltf  (greiburg  1886);  ©rie. 
Die  gegenwärtige  ©eijaffung  gratifrcicpä  (©real. 
1892);  ©eDerbnpä,  Nouvelle  Organisation  de  la 
Kepuhlique  (1892);  ©ellangf,  Le  gouvernement 
local  en  France  (1900);  Durquan,  Manuel  de 
statistique  pratique,  statistique  gbnärale  de  la 
France  (1891);  ©lod,  Dictionnaire  de  l adnüni- 
stration  franqaise  (4.  ©ufl.  1898);  ©oifin- ©ep- 
Die  Seehäfen  grantreiifiS  (beulid),  fieipt.  1886); 

• Forts  maritimes  de  la  France«  (biä per 7 ©be.,  1874 
biä  1900);  bie  offizielle  »Statistique  de  la  France« ; 

» Annuaire  statistique  de  la  France«  (feit  1878)  unb 
baä  jährlich  erfepeinenbe  Staatäpanbbud) ; » Almanach 
national«.  jfteifcbanbbücper  in  ber  Collection  des 
Guides  Joanne  (©ariä) , Don  ©äbefer  (in  D<r>  (hiebe- 
nen  ©änben:  La  Nord-Est,  Le  Nord-Onest,  Le  Sud- 
Est,  Le  Sud-Ouest  de  la  France)  unbiHrt}er(-©anä 
unb  9iorbfran(teid)*). 

Kartcnrocrle  (Spejialtorten) : Saffini,  Carte 
topograpliiqne  de  la  France  (1 : 86,400.  ©ar.  1744 
biä  1793,  in  182  ©1.,  nur  noch  Doit  pijtorif(pfm©ert); 
•Carto  de  la  France«  (1 : 80,000,  baf.  1818—82,  in 
267  ©I.;  offiziell  Dom  Service  geographique  de 
larrnäe);  feit  1889  erfdteint  eine  neue,  grün  blich  lorn 
gierte  ©uägabe  biefer  »arte,  in  ©ieiteiblättem,  in  ca. 
950  ©I. , ferner  eine  ppotograppifepe  ©etgrüBcrung, 

1 : 60,000,  liegt  fertig  Der.  ®ine  Dotlftänbige  Um- 
geflaltung  bet  ©eneralftabätorte  unb  Jieiqcuhnung 
in  1:60,000  ift  geplant;  »Carte  de  France  dressäe 


[Zum  Artikel  Frankreich.] 


Register  zur  Karte:  Frankreich  vom  XV.  Jahrhundert  bis 
zum  Frieden  von  Luneville  1801‘. 

Hauptkarte. 


I.  Weltliche  Ge- 

biete. 

1.  Königreich: 

Navarra 

2-KurfUr*  ton  tum: 

Pfalz 

3.  llerzogtQm er: 

Albret 

Alvn^on 

Anjou  ........ 

Aumalo 

Auvergne 

Kar 

Berry 

Bouillon 

Bourbon 

Bourgogno 

Brabant  

Bretagne 

Cahora  (Qucrcy)  . . 
Q uise 

J. lllch 

Kleve 

Limburg 

Lothringen 

Luxemburg 

X-  mours 

Novera  (Nlvernois). 

Normandie 

Orleans  ....... 

Itcthcl  ........ 

Suvolen 

Vondome 

4-  Fürstentümer: 
Chateau  - Porcien  . 

Join  ville 

Monaco 

Orango 

Sedan  

ZweibrQcken  .... 

5.  Markgraf* 

■ ehaft: 

Salnzxo 

Ö.Frolgrafschaft: 
Burgund 


".Grafschaften:  j 

Grand  Pri 

F2 

Agon  (Ageooia)  . . 1 

D4 

Harcourt 

D2 

Alby  (AlbigeoLs)  . . 

DE4.5 

Ileunegait 

El 

Amiens 

DE1. 2 

Jotguy 

E3 

Angouldme 

CD4 

lat  B resse 

F3 

Armagnac . 

CD5 

La  Marcho 

DEV,  4 

Artois 

El 

Leiningen 

0 112 

GUI,  2 

Astarac 

1)5 

Limogis  (Limousin)  i 

DE4 

Auvergne 

E4 

Macon 

F3 

Auxcrrn 

E3 

Maino 

CD2, 3 

C4.5 

Bazas  (Bazadola) . . 

CD4 

Mario 

E2 

D2 

Bcarn  

C5 

Moinpelgard  .... 

G3 

CD3 

Beaujolais 

1*3 

Mors 

01 

D2 

Bigorre 

CD5 

Namur 

Fl 

F2 

Bordeaux  (Bourde- 

ürval 

El 

DE3 

lois) 

C4 

Parthenay 

C3 

F2 

Boulogne  ...... 

Dl 

Penthlevro 

B2 

E3 

Braisno 

E2 

Perche 

D2 

EF3 

Camhray 

El 

Ponthieu 

Dl 

Fl 

CarUt 

E4 

Kasez 

E5 

ABC2,  3 

Carcassonno  .... 

E5 

Rodcz  (Rouerguei  . 

DE4,  5 

D4 

Cerdagno  

E5 

Itoucy 

E2 

Et« 

Champagne  ..... 

EF2 

BoU'sülon 

E5 

Ol 

Charolles 

F3 

Saarbrücken  .... 

02 

FG2, 3 

Comminges 

D5 

Sanct-rre 

E3 

E2 

Dagsburg 

02 

Soissotu 

E2 

CD2 

Dauphine 

FG4 

Toulouse 

D5 

DE.»,  3 

ßrian^onois.  . . . 

G4 

Tours  (Touraine)  . 

D3 

F2 

DMb 

F4 

ValoLs 

K2 

FG3,  4 

Embrunois  .... 

G4 

Volay 

EF4 

D3 

Gapenfoia  .... 

F4 

Vlvarais 

F4 

FG4 

F4 

8.  Vlzegraf- 

F2 

Viennols 

F4 

schäften: 

Dunois 

D2,  3 

A unis 

C3 

G5 

Etampts 

ES 

Auve  . . ...... 

D5 

Eu 

D2 

Bezitree 

E5 

1 m 

Fononill^des  .... 

K5 

Coruteran* 

D5 

Flandern 

El 

Dax  

C5 

ca 

Forcalquicr 

FG4,  5 

Labourd 

C5 

M ti rs  in 

Gov&udan  

E4 

Murat 

E4 

FG3 

Gien 

E3 

Narbonne  ...... 

E5 

Thouart 

'l'uronne 

Tursan . 

Us4s  (Cstgeli)  . . 
Venaissin  ipiipstl.). 
Wrtnandois . 

VernouU 

Vertu« 

0 llorrschafton: 
Chätcilcrault  .... 
Combraiilo  .... 

Courtenay 

Couzy 

Ooumay 

lionrictn  mont  . . . 
La  Tour ....... 

London  

Meaulllon  

Miraboau 

Montalbou. 

Montfort 

Sully 

Viorzon  

10.  Marqulsat: 
Mircpolx ....... 

11.  Captalat: 
Buch . 

11.  Geistliche 
Gebiete. 

1.  Kurfürsten- 
tümer: 

Köln  (Erzbistum)  . 
Mainz  (Erzbistum). 
Trier  (Erzbistum)  . 
2.  BistUmer: 

Basel 

Lüttich 

Metz 

Speyer 

Tool 

Verdun . 

Worms 

3.  Abtei: 
CorneUsmQns:or  . . 

PrUm 

Stablo  ........ 


C3 
D4 
C5 
F4, 5 
F4,5 
El,  2 
D2 
EPS 


D3 

E3 

E2.3 

E2 

1)2 

Kl 

E4 

CD3 

F4 

1)3 

F4 

D2 

E3 

E3 


DE5 

C4 


gi 

GUI,  2 
Gl,  2 


03 

Fl 

G2 

112 

FS 

F2 

112 


Ol 

(11 

FG1 


Nebenkarten.  (Karton  I — III.) 


(Die  zwischen  Klammern  stehenden  Buchstaben  [B]  bezeichnen  die  Abkürzungen  auf  der  Karte.) 


Karton  I. 

Alamanuien 

Aquitanien 

Bayern.  ....... 

Böhmische  Mark  . 

Britannien 

Burgund 

Conti  ca 

Flandern  (Mkgfscb.) 

FraucJon 

Friaol 

Friesland 

Kärnten 

Lombardei 

Mosollanioo  (Ober- 
Lothringen).  . . . 

Navarra 

Ostfrankon 

Ostmark  ....... 

Pannonien 

Kipuarien  (Nleder- 
Lot bringen).  . . . 

Romagna 

Sachsen  

Soptinianien  .... 
Spanische  Mark  . . 
Spolcto 


Toulouse  (Grafsch ) 

Tiucien 

Vasconien 

Karton  II. 
Angouldme  .... 

Anjou 

Artois 

Auvergne 

ßorry 

Bigorre  

Boulogne 

Bourbon.  ...... 

Bretagne 

Burgund 

Champagne 

Chartres  (Ch.)  . . . 

Comminges 

Dnnois 

Flandern 

Foix 

Forez 

Gascogne 

Guionno  . ...... 

La  Marcho  ..... 

Maine 

Normandie 

Poitou 


Ronergue  

Roussillon ..... 

Sancerre 

Toulouse 

Verraaudols .... 
Karton  III. 
Königreich 
Frankreich: 
Atulons  (Am.)  . . 

Anjou 

Artois  

Auvergne 

An  zerre  (A ) . . . 

Bar 

Beaujolais  (B.)  . . 

Börry 

nioia 

Boulogne 

Bourbon  

Bretagne 

Hricnne  (Br.)  . . . 

Burgund  

Champagne  .... 
Chartre*  (Ch.)  . . 
Chiteau-  Porcion 

(Ch.  P.) 

Dauphine 


' Dunnls  (D.) 

Flandern.  ...... 

Foix  (F.) 

Forez 

La  Marche 

Languedoc  ..... 

Macon  (M.) 

Maine 

Nivornois  (Nevers) 
Normandie  ..... 
Provence  (Mark- 
grafscbafl)  .... 

St  - Pol  (P.) 

Tonnerre  (T.).  . . . 
Vendömo  (V.)  . . . 

Vermandois 

Engl,  souverä- 
ner Besitz: 

Angoul£mo 

Bigorre  ....... 

Calais 

Gascogne 

Ouienne *.  . 

Limoges 

Poitou 

Ponthion 

Rouerguo  


Mtytn  Konv.-  Lexikon,  6.  Au/t.,  Beilage. 


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Wichtige  und  geschichtlich  denkwürdige  Orte. 


Aachen I 

Ai* 

AJaccio  (Karton  IV) 

Ainboise 

Amiens j 

Angen J 

Antwerpen  .....  i 

Arles 

Amts 

Audenarde 

Avignon 

Axineourt 

Bayoune . ...... 

Sasel 

Besan^on 

Blola  

Bordeaux  

Bourges  

Bouvinos 

Brotig  ny 

Brest  

Brügge 

Brüssel  ....  . . 

Cseo 

Gabors 

Calais 

Cainbray 

Casteluaudary  . . 

Castilion 

Osten  u • Cambresls  . 

ChAions 

Chambery 


Gl 

F5 

DS 

E2 

CS 

n 

F5 

Kl 

El 

K5 

El 

OB 

03 
FS 
D3 
Oi 
M 
El 
D2 
A2 
El 
PI 
C2 
D4 
DI 
El 
ES 

04 
El 
F2 
F4 


Chateaubriand  . . - 

Chitillon 

Cherbourg 

Clurmout 

Coatras 

Crepy 

Dieppe 

Dijon 

Doinromy 

Doornik 

Dreux 

Dünkirchen.  . . . . 

Knsisheiin 

Epinal ........ 

Fleurua  

Fontainebleau  . . . 

Konto»  oy  

Gembloux ...... 

Genf 

Gent 

Grsvellngen 

Gronoble 

Guinegate 

I*ry 

Knrtrijk 

Köln 

Krefeld 

Latnballe 

Langres 

Laon 

La  Rochelie 

Laval 


CS 

Le  Mans 

j D3 

CS;  FS 

Lille  (Kyssel) .... 

El 

C2 

Limoges 

D4 

E4 

Longjuniean  .... 

E2 

C4 

Luneville 

G2 

K2 

Lüttich  

Fl 

D2 

Luxemburg 

02 

FS 

Lyon 

F4 

Fi 

Mainz 

Hl 

El 

MaiplaqueC 

El 

D2 

Marseille 

: PS 

El 

Mau  beuge 1 

El 

03 

Manpertuls 

DS 

02 

Met* 

02 

Fl 

Moncontour 

B2 ; DS 

E2 

Montauban 

1)4 

El 

Montlhery 

E2 

Fl 

Montpellier 

ES 

G3 

Montpensior  .... 

E3 

El 

Nancy 

02 

El 

Nantes  . 

C3 

F4 

Narbonno  ...... 

E5 

El 

Neerwinden 

Fl 

1)2 

Ne  vors 

ES 

El 

Xieuport 

El 

Ql 

Nimos 

F5 

Gl 

Nizza 

05 

B2 

Orleans 

DS 

FS 

Paria 

E2 

E2 

Perigueux 

D4 

C3 

Piequigny 

E2 

02 

Piassis  - los  • Tours  . 

D3 

Poltier»  ..... 

Konto Uo  ..... 

Kami llles  .... 

Komis  ...... 

Kenne«  ..... 

Kochefort  .... 

Kouen  

St. -Denis  .... 
St.  - Germain  . . 
St.  - Malo  .... 
Sc  • Quentin  . . 

Seneffo 

Senlia  ...... 

Sen# 

Solaaons  ..... 
Steenkcrke  . . . 
Sir obburg  .... 

Toul 

Toulon 

Toulouse  .... 

Tours 

Trier . 

Troyee  

Türkhelm  .... 
Utrecht  (Karton 

Valence 

Valmy 

Vaasy 

Verdun  ..... 
Versailles  .... 
Vervina  ..... 
Vtonne 


DS 

K2 

Fl 


D3 

G2 


1) 


CI 

F4 

F2 


F2 

ES 

E2 

K4 


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S332SiJBI52!38!2i5g£SS 


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Digitized  by  Google 


.Kpnr#  Nom  -U-rtl'on  . 6..4urt  Bibliograph!  Hehr«  Iniditul  in  Lriptig. 


873 


granfrcid)  (®cf<f|idHe:  £ic  Satolinger). 


par  le  Service  vicinal*  (1  : 100,000,  offiziell  Bom 
SDiiniftcrium  bei  Jnncm,  687  *1.,  1893);  »Carte  de 
la  France«  (iin  ©iaiiilab  1 ; 320,000,  in  33  ©l.,  1852 
big  1881,  wirb  nicht  furrent  gehalten);  »Carte  de 
France*  (1 : 200,000,  fe<häfarbig,  81  »I.,  feit  1883); 
»Carte  de  France*  (1:500,000,  16  Sh,  beupiiddl • 
lief)  SBcgctartc);  über  bie  gortifanlte  ber  offijiellcn 
ttnrtograplnc  in  g.  Bgl.  ©ertbaut,  La  Carte  de 
France  1730 — 1898,  etude  historiqne  (1898  — 99, 
2,®b*.).  Saunota  bc  G I,  eB  e r t,  Carte  economique 
de  la  France  (1889);  15  uni),  Atlas  forestier  de  la 
France  (1 : 320,000,  1889);  ©rubent,  France  en 
ö fenilles  (1:1,000,000),  in  $>ad|ctted  »Atlas  uui- 
versel*.  ©cncralfartc  Bon  Siegel  (1 : 1,500,000,  in  1 
Bildete  »fcnnbntlnd*,  4 ©1.);  ficBnffeur,  France 
au  800,000  (6  ©(.,  1895).  — $>.  ©igeonnot  unb 
g.  SriBct,  Carte  bypsombtriqne  de  la  France 
(1:  800,000,  1878,  6 ©L);  bie  amtliche  »Carte  geo- 
logique  de  la  France*  (1 : 80,000,  (eil  1887),  banebtn 
eine  IHcbuflion  1:320,000,  unb  Übetftdjtablatt  in 
1 : 1,000,000  (1889);  ©affeur  u.  ttarel),  Carte 
gbologique  de  la  France,  1 : 500,000(1889)  ;Xbou» 
let,  Cartes  lithugraphiques , 22  öl.  (1903),  für 
gifaeret  Bon  grofsem  ffiert.  fflertelirätarten : Born 
Service  geographique  de  Farmte  berau8aegeben, 

1 :800,0<©,  8 ©l.  (1900);  Bont  Ministere  aes  tra- 
vaux  publics,  1:1,000,000,  2 ©1.  (1903).  gür  bic 
Xopogropbit  ift  goannc,  Atlas  de  France  (95  81.), 
Bon  Säcrt.  Ein  auf  ca.  1900  ©lätlcr  beredender  »At- 
las linguistiqne* , t;rag.  Bon  ©ididron  u.  Gbmont, 
«rfdiciut  feit  1900. 

IX.  gür  bic  Kolonien  Bgl.  ©.  Simmetmann, 
Die  Rolonialpolitif  granfreicbd  Bon  ben  Anfängen 
biä  jur  ffleaenwart  (©er!.  1901);  Sottcffon,  L’ex- 
pansion  coloniale  de  la  France  (1888);  feenrigue, 
Les  colonies  frangaiscs  (1889  — 90,  6 ©bc);  ®af. 
farel,  Les  colonies  frnn^aiscs  (6.  Slufl.  1900); 
G.  ©etit,  Organisation  des  colonies  franqaiscs 
(1894 — 95,  2 ©bc.);  ®u(nin,  Histoire  de  la  colo- 
nisation  franqaise.  La  Nouvclle  France  (1896 — 
1898, 2 ©bc.) ;Gbaillct)»©ert,  Les  eompagnics  de 
colonisation  sons  l'ancien  regime  (1898);  Xarct), 
France  et  Angleterre , ccnt  annftes  de  rivalitÄ  co- 
loniale (öb.  1:  L'Afrique,  1903);  »Les  colonies 
franqaises« , SKonograpljidt  serfdnebener  ©erfaffer 
(1900  — 01,  5 ©bc.  unb  ein  Ginleitungäbanb  Bon 
©ou|);  9R.  ©ctit,  Les  colonies  fran^aises.  Petite 
encyclopbdie  coloniale  (1902,  2 ©bc.).  ©lorel,  The 
French  in  Western  and  Central  Africa  (»Journal 
of  the  African  Society*,  ©b.  2,  1902);  »Annnaire 
coloniale*  (amtlicb);  ©eiet,  Atlas  des  colonies 
franqaises  (1903 , 27  Starten  mit  Xejt). 

Gefallt,  tr. 

<$ier)u  bi«  >®ef<$i$t«farte  non  giüntrcic&a,  mit  SVegiflerblatt.) 

5» ift  cbenfo  wie  $eutfchlanb  au§  bem  öranfen* 
reich  (f.b.)  hettoorgegangen,  baS  ber  beulfdje  Stamm 
ber  ffranfen  unter  (Ihlobwig  486  begrünbet  unb  baS 
fich  über  baS  alte  GtoUien  unb  ©ermanien  oerbreitet 
batte.  (Erft  843  burcf)  ben  Vertrag  non  5$erbun,  in 
bem  fich  bieSiMjne  Üubwigä  beä  frommen  baö  ftran* 
fenrcich  teilten,  erlangte  bad  alte  (Mien  (f.  b.)  wie* 
ber  eine  Sonbcreyiften},  inbem  ber  jüitgftc  Sobn,  Karl 
ber  Kahle,  baä  2anb  weftlich  üon  Saöne  unb 
9Jfaa$  (auch  ba8  ©ebiet  jmticben  ^tjrenäen  unb 
aebörte  baju)  al$  Weftfranfifcheö  SH  eich  erhielt. 
Seifen  ©coölferung  war  allerbingä  feine  gleichartige; 
(War  waren  bic  eingewanberten  ftranfen  infolge  bc* 
Übergewichte  ber  alten  Kultur  romanifiert  worben. 


aber  fte  hatten  hoch  bebeutenbe  (Einwirfung  auf 
Sprache,  38efen  unb  3lrt  ber  SJeoölferung  nbrbüch 
ber  Üotre  auägeübt.  3lber  füblich  ber  fioirc,  wo  bie 
ftranfen  erft  fpäter  erfdücnen  waren  unb  fich  nur  in 
fetjr  geringer  3ln,\ahl  nicbcrgelaffen  hatten,  bejtanb 
bie  gaHoromamfie  ©coölferung  in  unoenuifchter 
Feinheit  fort,  währenb  im  Sübweften  löaofen,  im 
ÜNorbweften,  in  ber  Bretagne,  nicht  romanifierte  Kel» 
ten  wohnten.  $al)cr  gab  e3  in  Sprache,  Sitte  unb 
3?ed)t3leben  einen  wesentlichen  Unterfchieb  jwifchen 
9iorb*  unb  Sübfranjofen,  ber  noch  lange  auch  in  ber 
politifchen  (Entwicfelung  nachgewirft  hat. 

itbcrfirfjt  ber  ^Regenten  unb  9)räfibenten. 


gränltfcfce« 

481—  751  t'ie  Meroroln' 
ger. 

®ie  Aaroltnger: 
751—  788  ^ippin  ber  Äurj« 
768—  814  Hart  ber  Örofr« 
814—  840  Vubwig  b.  fromme 


1461—1483  tubroig  XL 
1483—1498  Äarl  VUL 
£a*  ältere ^QU«OrI<onÄ 
unb  StngouUme: 
1408—1515  Vubwifl  XII. 
1515-1547  grant  I. 
1547—1559  ^«inri^  II. 

1559— 1560  ^ranj  II. 

1560— 1574  Part  IX. 


843—  877  Pari  II.,  ber  Pa^Ie 
877—  879  Cubroig  II. 

879—  882  Submifl  IIL 
882—  884  Parimann 
884  — 887  Pari  ber  Liefe 
887—  898  @raf  Cbo  p.  IJari« 
898—  923  Pari  IIL,  b«r  «in* 
fältifl« 

936—  954  Cubwig  IV. 

954—  98«  Sot^ar- 
986—  987  fiubroifl  V»,  ber 
ftaule. 

t)te  Papctinger: 

987  — 996  ^ugo  «apet 
996—1031  Stöbert 
1031—1060  £einru$  I. 
1060—1108  ^itipp  I. 
1108-1137  üubroig  VI. 
1137-1180  fiubmig  VII. 
1180—1223  ^^ilipp  ll.flugufl 
1223—1226  Cubroig  VUL 
1226—1270  fiubnrig  IX»,  ber 
^eilige 

1270—1285  $^i(ipp  UL 
1285—1314  i^ilipp  IV.,  ber 
£<^5ne 

1314—1316  £ubmig  X. 
1316-1322  V^t«PP  V» 
1322—1328  Pari  IV. 

£at  $au<  QaloiC 
1328—1350  V^ilipp  VL 
1350—1364  3o&amt  ber  @ute 
1364—1380  Pari  V.,  ber  ffieife 
1380—1422  Pari  VL 
1422-1461  Part  VII. 


1574-1589  $einric$  IIL 
£ie  Bourbonen: 
1589—1610  Heinrich  IV. 
1610-1643  Vubmig  XIII. 
1643—1715  fiubwig  XIV. 
1715-1774  Subtoig  XV. 
1774-1792  L'ubipig  XVI. 
1789—1792  9t«poIution 
1792,  21.  Sept.:  Mepubli«; 

ber  9Jationa Konvent 
1795—1799  Lireltortum 
1799—1804  Ponfulat. 

«rftel  Paiferreidj: 
1804—1814  (1815)  Napoleon  I. 
£onaparte. 
fteflauration: 
1814(15)- 1824  £ubn>ig  XVIIL 
1824—1830  Pari  X. 

La«  tangere  $aut  Dr» 
Kant: 

1830 — 1848  fcubioig  ^bilipp 
1848-1852  3roeite  JNcpu» 
bltl.  ^Jrflribent:  ^rinj 
£ubmig  Napoleon. 
3n>eitet  Paiferrcic^: 
1852—1870  Napoleon  IIL 
5cit4.Sept.1870  Lritte  Ne* 
publil.  $räftb«nten: 
1871—1873  liiert 
1873—1879  Ntac  Nlaljon 
1879—1887  «rrtp 
1887-1894  Oarnot 

1894— 1895  eafimir  * tßCrier 

1895— 1899  ftaure. 

Seit  1899  fcoubet 


(frntitreidi  unter  ben  Karolingern  (843  — 0H7). 

"SeftfranfenS  Sage  unter  ber  £errfchaft  ber  9iachp 
fommen  ÜarlS  b.  Ör»,  ber  Karolinger,  war  fepr 
trübe.  Iföcihrenb  beö  Krieget  ber  brei  «ohne  fiubwigo 
be6  frommen  gegeneinanber  hatten  bie  grofjen  33a* 
iallen  bie  3Kad)l  an  fich  geriffen,  namenllid)  oon  bem 
Öeftptuui  ber  flcinen  freien  unb  ber  Kirche  aenom* 
men,  waö  ihnen  acficl.  Karl  (II.)  ber  Kahle  (843 
bi^  877)  oermochte  bie  ((Jcwalttätigfcit  ber  öroften 
unb  bie  baburch  üerurfachtc  innere  Zerrüttung  nicht 
^u  bemeiftent,  ^untal  ba  er  burch  bie  alliabrlid)  wie« 
berholten  (Einfälle  ber  Normannen  unb  Sarajenen 
^u  leiben  hatte.  Söorbcau^,  ^ari3,  ^tanted , 3lnger$, 
Orleans  unb  oiele  anbre  grofje  Stabte  bc^  fianbe^ 
würben  oon  ben 'iJfonuannen  audgeraubt  unb  nieber* 
gebrannt  Ser  Silben  $rantreichä  jwifchen  Sotre  unb 


874  granfveirf)  (®cfebi<pte:  Die 

©tjrenaen  (Nquitanien)  maifite  fiep  böüig  unabhängig 
non  bem  Rönig  in  ©arid,  cbcnfo  btc  Srotagne.  Xro(c 
feiner  Cpnniaipt  in  g.  felbft  War  Rarl  auf  Sermep 
ning  feined  ©eitert  unb  feiner  Kacpt  eifrig  bebadii. 
Nach  bcm  lobe  feined  Neffen  2otf)ar  II.  teilte  er  bef- 
ielt 2attb,  2otparingen  Lothringen),  mit  feinem  ©nt« 
ber  2ubroig  bem  3>eutfd)en  in  bem  ©ertrag  ju  Kcr- 
fen  (870) : Kaad,  Ourtlie  unb  3ura  würben  bic  Ören« 
jen  ©eftfranlend  gegen  Cftfranfen  ober  Deutfcblanb. 
711a  Raifer  2ubwig  II.  875  ftarb,  eilte  Rarl  nad)  Nom 
unb  liefe  jicb  nom  ©apft  3of>ann  VIII.  bic  Äaiferfroitc 
auffepen.  Seine  Nachfolger  2 u b w i g II.  (ber  Stamm« 
ler,  877—878), 2 ub  W i g HL  (879- 882)  unb  St a r 1 - 
mann  (882  — 884)  fonnten  wäprenb  ihrer  turnen 
Negierungdjeit  bat  trofjigcn  Wrofeen  gegenüber  ihr 
Tlnfepen  raum  behaupten , gefdiweige  befcjtigcn.  Do 
mbea  bie  Normannen  furchtbarer  benn  je  häuften, 
riefen  bic  meftfränfifd)cit  ©troften  und)  Rarlmamtd 
frühem  lob  (884)  ben  oflfranlijchen  Saifer  Rarl  ben 
Di  den  (u  ihrem  §errfcpcr  aus.  Da  aber  Barl  bie 
©arid  bclagcmben  Nonuannen,  anftatt  fee  ju  he« 
(antpfen,  idimadiootlenocife  mit  ®clb  junt  ?lb(ug  be- 
wog, würbe  er  887  auf  bem  Ncicfedlng  ju  Xribur  ab« 
gefept ; bie  jwei  fräntifepen  llieicpe  trennten  fiep  bau 
neuem,  unb  jebrt  ging  fortan  feinen  eignen  ©eg.  ©ei 
ber  Ncubefejjung  bes  Jhrone«  übergingen  bie  meft« 
fränfifcheu  Wrofeen  ben  einzigen  nodj  lebettben  Sohn 
2ubroigd  II.,  Rarl,  unb  erhoben  ben  tapfern  ©rafett 
Obo  Don  ©arid  jum  Rönig,  ben  Sohn  Nobertd 
bed  Xapfent,  bcm  Rad  ber  Rnple  bad  2anb  jwifepen 
Seine  unb  2oire  ju  Sehen  gegeben  hatte.  Ttld  jeboep 
Barl  IU.,ber©iufältige,herangewnd)fen  war,  fcharte 
er  eine  ftarfe  ©artei  um  geh  unb  erlangte  nach  Cbod 
Xobe  (898)  bie  unbeftritlene  §errfcpaft.  Um  Nupe 
oor  benNonnattnen  ju  erhalten,  trat  er  berengüprer, 
»rolf  Wangr,  bad  ©ebiet  ber  untern  Seine  ald  tteit- 
fränfifd)rt Sehen  ab(91 1),  worauf  berfelbe  jum  Gpri« 
flentum  überging  unb  ald  Nobert  ber  erfte  fcerjog 
ber  Normanbie  würbe.  Die  Naubjfige  ber  Norman« 
nen  in  g.  hatten  nun  ein  Gilbe,  unb  überrafefeenb 
ichiteü  nahmen  bie  in  ber  Normanbie  feft  angcjtebel« 
len  SfaitbinaOier  mit  bem  Gpriftentum  auch  roma« 
itifche  Sprache  unb  Sultur  an. 

2Iudj  Hart  HI.  ocrmochle  auf  bie  Dauer  nid)t,  bie 
Derräterifcpen  ©afaüen  im  (fautne  ju  hallen.  Gr  würbe 
923  »on  Nobert,  Cbod  ©ruber,  gefcplagen  unb  burd) 
.fjmterlift  bid  an  feinen  Xob  (929)  eingelcrtert.  Nod) 
ber  Sperrfcpaft  Nubolfd  Don  Öurgunb  (923  — 936) 
folgte  ber  nach  Gnglattb  geflüchtete  unb  bedpalb  ber 
■ Überfeeifcbc«  (d’Outremer,  Ultramarinus)  genannte 
2opn  Jfarld  III.,  fiubwig  IV.  Gr  mar  aber  nur  ein 
©crfjcug  in  ber  $janb  Jmgod  b.  ©r.,  Dbod  Neffen, 
ber  bad  gange  2aitb  jwifdjeit  Tlidne  unb  2oire  ald 
Swrjogtum  grancien  unb  baju  noch  bad  franjbfifcpe 
iterjogtum  ©urguitb  bepcrrfdite.  Unter  Saifer  Ottod 
Schüfe  folgte  auf  2ubwig  IV.  (954)  beffen  13iäpriger 
3opn2othar  II,  beffen  Negierung  rupig.  aber  aiicp 
machtlos  war,  unb  biefem  (988)  fein  Sopn2ubmig  V., 
ber,  wegen  feiner  htrjen,  tatenlofen  Ncgierunq  »ber 
gaule«  (le  Faindant)  genannt,  fcpoit  987,  noch  nicht 
20  3apre  alt,  ftarb.  Der  cinjige  nod)  übrige  Raro- 
linger,  2othard  II.  ©ruber  Rarl,  war  ald  tperjog  Doit 
Nieberlotpringen  beutfeper  ©afall.  Died  benupte  ber 
Sohn  $>ugod  b.  ®r.,  fcerjog  tpugo  non  grancien, 
mit  bem©einamen  Gap  et  (IVapuje),  um  fiep  Don  beit 
Wrofeen  bie  Rönigdfrone  ju  erwirfen.  Gin  ©criuch 
Starld,  fie  ipm  ju  entreifeen,  fepeiterte;  Rarl  unb  fein 
Sopn  befcploffen  ipre  Xage  im  Rerler.  Damit  enbete 
bie  fjerrfepaft  ber  weftfräntifcpen  Rarolinger. 


Rarolinger  unb  bie  Rapclinger). 

Tic  Jbcrrfiimtl  feer  feireftrn  Sinte  feer  Sapetiasci 
(»87-13««). 

987  gelangte  bie  Dpnaftie  ber  Rapelingercmt 
ben  franjöjifdjen  Xproit,  ben  fie  in  oerfepicbenen  Si 
itien  bid  jur  Kitte  bed  19.  3aprh.  behauptete.  lat 
Neicp,  bad  fie  antrat,  befanb  iiep  in  Döüigfler  3ftnil« 
tung.  Den  politiicpen  3erfall  granfreiepd  oerhinbai. 
cd  neu  organijicrt  unb  aHmäplicp  faft  alle  frtmj&jt'* 
rebenben  Wettete  bed  alten  grantenreiepd  ju  Citiem 
Staat  bereinigt , fo  bie  fraitjüfiicbe  Nation  eigenüii 
erft  gefcpaffeit  ju  haben , bad  ift  bad  Serbienh  be-:- 
(apetingifcpeniöerrfcperhaufrt.  Nucp berNamegrancc 
(g.)  rüprt  Don  ipni,  feinem  unmittelbaren  Seftpta 
grancien  per  ; feitbem  Würben  bie  Sewopner  gttnih 
reiepd  gramofen  genannt  V u g o Gäbet  (987- 
996)iuufete  freilich  erlernten,  bafe  anfangd  feine ®a4t 
burd)  bie  töniglicpe  ©ürbe  nicht  Derftärft,  ionbent 
Derminbert  mar.  Nur  burcpNacbgicbigrcihscbettliir. 
gen,  Nncrfennung  ber  Doüenbeten  XatfadieitDermodüc 
fpugo  fiep  ju  behaupten  unb  burep  oorfteptiged,  aber 
Ion)eguented  geitpalten  ait  ber  Oberlebnsberrlidtlf:: 
ber  Rronc  biefer  aüntäplicp  eine  moralüehc  USacht  ja 
Derfcpaffen.  Die  ©efeftigung  ber  Dpnaftie  auf  bem 
Xpron  unb  bicTlnerfennuttg  ber  Grblicpfeit  ber  Kon 
arepie  in  g.  beförberten  bie  ftapetiitger  ferner  babuti. 
bafe  bie  erften  Jttmige  nod)  bei  2eb  ;eiten  bat  jurthira 
folge  beftimmtai  Sopn  ftronen  licfeeit  unb  juttt  SKit« 
regenten  annapmen,  wohei  bad  ®Iüd  fte  auffaUaO 
begünjtigte.  gaft  nie  pintertiefe  ein  Rönig  einen  in: 
inünbigcn  Sopn,  nie  war  bie  XPronfoIge  jmcitribcn 
fo  bafe  nie  ein  uerberblicper  Grbjtreit  entflcmb  ur b 
bie  ®rofeen  bed  Neicprt  nie  in  Serfucpung  lamen,  ihr 
©aplrecpt  audjuüben. 

2luf  2>ugo  Gapet  folgte  996  fein  fdjon  meiretc 
3apre  juDor  Don  beit  Wrofeen  anertannter  unb  je- 
frönterSopn  3i  o b e r 1 (996 — 1031),  ber,  mitSnil 
lunft  unb  SNiifil  befepäftigt,  m mönepifeper  3mD.1 
gejogeitpeit  lebte,  aber  mit  ben  grofecn  ©aiaBm :r 
gutem  Ginoemepmen  ftanb.  § e i ii  r i <p  S I.  (1031- 
1060)  Negierung  mar  burep  maitepe  Rümpfe  mit  8er« 
wanbten  unb©afallcn  beunruhigt  unb,  abgeiehenba« 
Don,  bafe  er  1059  bie  Rrönung  feiitcd  öohned  r. 
reichte,  erfolglod.  Dieter,  © p i 1 i p p I.  (1060—1 108 
War  Don  jügellofen  Sitten  unb  jog  ftd)  bunh  fern 
anftiJfeiged  epelicprt  2eben  ben  ©ann  ber  Rirchc  jr- 
Unter  ipm  erwuepd  ber  franj&fifcpcn  Konarcpie  eme 
fcpwerc  Wefapr  baburep,  bafe  Oerpg  Silpelm  tan 
ber  Normanbie  1066  Gnglanb  eroberte  unb  nun  ber 
ntäcptigfte  franjiififepe  ©afall  eine  unabhängige  Sb 
nigdlronc  trug.  Die  3eit  grBfeerer  Rraft  unb  ftörtern 
Ginfluifrt  begann  für  bad  fraitjöjtfcpe  RBnigtum  cn. 
ald  ©pilipp  1101  feinen  Sopn  2ubmig  jum  ©hl' 
regenten  berief  unb  biefer  1108  auf  bem  Ihame  folgte. 
2ubmtg  VI.  (»ber  Didc«,  1108 — 37)  ftrebte  jbmc 
noep  nicht  bie  Unterwerfung  ber  großen  ©afaüen  un- 
ter ben  tömglidjen  ©itleu  an,  aber  in  ben  unmütel 
baren  ©cfi (jungen  ber  Rrone,  in  3dle«be«grance  unb 
im  Drieanaid,  tn  Send  imb  ©ourged,  wollte  er  (tett 
fein,  wollte  er  bie  Rirche  unb  bad  niebete  Soll,  b» 
bisher  fdjujlod  bem  ©üten  raubgieriger  ©urgberren 
preis  gegeben  waren,  in  ihren  Necptcn  unb  ihrem  Gig® 
tum  |diü(teit.  Kit  fpilfe  ber  Don  ipm  begünftigün 
Stabte,  benen  er  mancherlei  greipeiten  unb  Scbü 
Perliep,  jwang  2ubwtg  VI.  halb  auip  feine  trofnj™ 
2epndträger  jum  Weporfam,  unb  ald  ber  beui'J« 
Saifer  Heinrich  V.  1124  ben  franjöflfcpeii  Rönig  um 
Rrieg  bebropte,  feparten  ftd)  ®rofee,  Nittcr  unb  Sril 
Wetteifcrnb  in  Meimd  um  bad  töniglicpe  ©anner.  « 
bafe  ber  Raifer  fein  Sorpaben  aufgab.  2 u b ro  i g ' II 


875 


ftranfreid)  (®cfd)icbte:  Sie  Hapetinger). 


(1137 — 80)  folgte  bcm  allgemeinen  3uge  bet  Seit» 
inbem  et  gemeinfam  mit  bcm  beutfdien  Honig  Kon- 
vab  HI.  einen  Hteuyug  und)  ©aläftmn  unternahm 
( 1147 — 49),  bet  erfolglod  blieb.  ©on  ©nfang  an  mar 
bie  religio«  - ritterliche  ©ewegung , bie  in  ben  Hrcuj- 
fabrten  ihren  ©udbrud  fanb,  in  g.  befonberd  mäch- 
tig gewefen  unb  Ijatte  in  ©erbinbung  mit  bein  Ein- 
flug ber  ljöbern  orientalifeben  Hultur  auf  bad  fittlicbe 
unb  ©eifledleben  granlrciebd  bebeutenb  emgemirft. 
Sad  ibealen  Entbufiadmud  mit  ©bcnteuerluft  Der» 
binbenbe  Sittcrtum  erhielt  in  5.  feine  erfte  iludbil- 
bung  unb  entfaltete  hier  (eine  Ijöcbite  ©tüte;  aud)  bie 
ritterliche  ©exfie  enlftanb  auf  franjöfifdjem  ©oben. 
Sie  bilbenben  Hiinfte  erbielten  gleichfalls  eine  wirf» 
'atue  ©nregung,  unb  bie  in  ff.  ermaebfene  gotifebe 
©rdjiteftur  brachte  hier  herrliche  ©au  werfe  beroor  unb 
oerbreitete  ficb  über  bad  <jan,;e  Slbenblanb.  3o  berrfebte 
in  8.  im  12.  Sabrb  au ßcrorben 1 1 idje  Sübrigfcit,  gri- 
febe  unb  grueiübarfeit  bed  geiftigen  Siebend. 

Vlllein  bie  Üt acht  bed  Königtum«  Warb  Oon  neuem 
babureb  gefäbrbet,  bafi  Slubiuig  VII.  fid)  1152  oon 
ieiner  fittenlofen  ©cmablin  Eleonore  oon  flguitanien 
trennte  unb  cd  julitg,  bag  biefe  ihr  Erbgut  (Poitou, 
©uienne,  ©adcogne  u.  a.)  ihrem  geeiten  ©emabl 
ijeinrid)  ©lantagcnct,  ber  1154  Honig  oon  Englanb 
würbe,  jubraebte.  Sa  Heinrich  als  franjöfifd)«r  ©raf 
'Hnjou,  Souraine  unb  SKnine  befag,  ald  cngtifcber 
Honig  her, log  ber  Konnanbie  würbe  unb  Subwig  VII. 
1169  im  grieben  Oon  IRontmirail  noch  jwang,  ihm 
bie  'Bretagne  unb  Ctuerct)  abjutreten.  War  bie  ganje 
weftlicbe  hälfte  oon  S-  (27  ber  jegigeit  Separtemcntd) 
im  ©efig  bed  englifcben  König«.  Sedltalb  ftrcbte  Sub- 
roigd  VII.  Sohn,  'li h i 1 i p p II.  (»©uguftud«,  b.  b- 
'JJielirer  bed  Seicbcd,  1180—1223),  oor  allem  banacb, 
bie  SDfacbt  bed  häufe«  ©lantagenet  in  S-  }U  bred)en 
unb  beffen  franjöfifdje  ©efttuingen  an  ficb  ju  brin- 
gen. Sie  Empörungen  ber  Söljne  hemricb«  H.  gegen 
ben  ©ater,  bann  ihr  3wift  untereinanber  boqünftig* 
ten  ©bilippd  ©olitif.  1189  muhte  Ipemrid)  It.  Serrt) 
unb  Vtuuergne  an  bie  franjöftfcbe  firone  abtreten. 
SerSeteiligung  am  britten  Kreuyug  fonntc  ficb  ©l)i- 
lipp  nicht  entjieben.  Vtber  fofort  nach  ber  Eroberung 
oon  «Ha  (1191)  lehrte  er  nach  S-  luriicf  unb  benugte 
bie  lange  Vlbwefenbcit  bed  Honig«  Sicbarb  fiöwenberj 
oon  feinem  Seich , um  beffen  irculofcn  ©ruber  So- 
bann  bureb  badSeviprccben,  ihm  jum  englifcben  Sbron 
ju  oerbelfen,  jur  'Abtretung  bed  öftlicben  Seile«  ber 
'Jtormaiibie  unb  ber  grügent  hälfte  ber  Souraine  ju 
bewegen  (1193).  Sie  llnwürbigleit  Sotjannd  ohne 
Slanb  brachte  nach  Sicbarb  Soweit  her  ;’  Sobe  bie  lange 
gärenbe  Empörung  in  ben  franjöfifdjen  ©efijjungen 
ber  ©lantagenet«  ütm  91udbrud>.  ©bitipp  benu'gtc 
bied,  um  1204  bie  Sormanbie,  ©njou,  SRaine,  Sou- 
raine unb  ©oitou  m erobem,  unb  behauptete  im 
SBaffenjtillftanb  ju  Sbouard  1206  alle  Siinbct  niirb» 
lidj  ber  Coire,  befonberd  bie  Sormanbic  unb  ©re» 
tagne.  Sein  Sieg  bei  ©ouDitted  (27.  Suli  1214)  über 
bie  cnglifcb-welfitcfie  Streiimacbt  fieberte  bie  Überlegen- 
beit  ber  franjofifeben  Hrone  über  ben  englifcben  St- 
Dalen,  erhöbt«  bad  Sationalgefübt  bet  gran  jofen  unb 
Dcrfuüpftc  fie  bureb  bie  Sanbe  bed  Submed  unb  ber 
triegerifeben  Ehre  mit  ber  fapetingifeben  Spnaftie. 
Eine  neue  beträchtlich«  URaebtbergrögcnmg  bed  fron» 
jöftfehen  Hönigtumd  mürbe  unter  ©tiilipp  II.  ange» 
bahnt,  inbem  Simon  oon  SRontfort,  bem  bie  Hird)e 
bcnHrieg  gegen  bie  albigenfifd)cnH«f)er  unb  bie  4>err- 
iebaft  in  Souloufe  übertragen  batte,  ben  Schüfe  unb 
©ciftanb  bed  König«  anmfen  unb  ficb  feiner  Seljnd- 
bobeit  unterwerfen  muhte,  ©bilippd  II.  Sobn,  Sub- 


wig VIII.  (1223—26),  erlangte  oon  ben  SRontfortd 
bie  förmliche  Abtretung  aller  ihrer  Secbte  auf  bie  albi- 
genfifcben  Sänber.  ©d)licgiid)  enbete  ber  Srieg  gegen 
bie  Heger  mit  ber  Eroberung  ber  ©raffdjaft  Souloufe 
unb  bet  Sudbreitung  ber  fapetingifeben  §errfd)aft 
auch  über  Sübfranfrcid)  (1243). 

fiubwigd  VIII.  Sohn,  Subwig  IX.  (1226—70), 
war  bei  bed  ©aterd  Sob  erft  11  Sabre  alt,  unb  fo 
übernahm  feine  Diutier  Slanla  oon  Haftiiien  bie  Se- 
genifebaft  unb  führte  fie  mit  Entfcbloffenbeit  unb  Sat« 
traft.  Sie  ffiafatlen  oerfudjten  gegen  bad  brüdenbe 
Sod)  berHönigdberrfebaft  eineEmpörung,  bie©!anfa 
1231  nieberfdilug.  Selbft  jur  Segienmg  gelangt,  be* 
feftigte  fiubwig  «ber  ^eilige«  bureb  Süoblmollfn  unb 
Säcidbcit  bad  Königtum  in  ben  herjeu  bed  ©olfed. 
3Kit  bem  englifcben' König  fchloh  er  1259  einen  ©er- 
trag, in  bem  er  jenem  bie  bereits  enlriffcncn  GJebiete 
©quitaniend  jurüdgab.  Wogegen  Snglanb  feinen 
Scditen  auf  bie  Sonnaubie  linb  bie  ©raff (haften  an 
ber  ifoire  entfagle  unb  für  ©quitanien  bie  Dberlebnd- 
beiTlidjfeit  ber  franjöfifcben  Seron«  anerfannte.  Siefe 
Oberlebndbobeit  würbe  nun  Oon  Subwig  IX  ju  einer 
wirtlichen  $>errfd)aft  audgebilbet  unb  bem  König  eine 
höhere  Stellung  über  ben  Safatlen  Oerfcbafft.  Sad 
Parlament  oon  ©arid  würbe  jum  oberflen  (Sericbtd- 
bof  erhoben,  ber  mcift  aud  rcditdgelebrten  [öniglicbcn 
Säten  beflanb,  unb  beffen  Sedqtc-iprüdte  and)  bie 
grofien  ©afatlen  anerfcitncn  muhten,  unb  bureb  bie 
»Sagungen  bed  heiligen  Subwig«  (fitablisscments 
de  aaint  Louio),  «ine3ufammenftetlung  alter  Sccbtd- 
gcWoljnbeiten  unb  neuer  gefeglicbcr  ©erorbnungen. 
bie  aber  nid)  t Oon  bem  König  felbit  berantagt  ift,  ein 
eorbneted  Sedjtdleben  gefebaffen.  Sie  Entmicfelung 
_er  Stabte  förberie  ber  König  bureb  Serleiöung  ber 
Setbftoerwaltung,  Segelung  ber  ©bgaben,  ber  ,'iötte. 
bed  Siiin  jwefend  ic.  unb  bureb  ©egünftigung  Oon  hnn- 
bet  unb  ©ewerbe.  Srog  feiner  eifrigen  grömmigfeit 
wahrte  er  bie  alten  Secbte  ber  fraiijölifdien  Sational- 
firebe,  bie  freie  SSatjI  ber  ©ifeböfe  unb  bad  ©erbot 
Don  fBbgaben  an  bie  Kurie  ohne  3.uft>mmung  bed 
Hönigd  gegen  bie  ©ttfpriid)e  bed  ©apiltumd.  3»  ben» 
ihm  unmittelbar  unterworfenen  ©ebiet,  bad  etwa  39 
ber  jebigen  Separtementd  umfagte,  übte  ber  König 
feine  ©emalt  bureb  ©camte  unb  erhob  rcgelmägige 
Steuern.  Siefe  Erfolge  wurben  auch  nicht  bureb  bie 
Kren jjüge  beeinträchtigt,  bie  Subwig  IX  aud  ebrift- 
liebem  Eifer  gegen  bie  Sarajenen  unternahm,  unb 
bereu  erfter  ihn  ied)d  3“bre  (1248  — 54)  in  Ägbpten 
unb  ©atäftina  oon  g.  fembielt,  auf  beren  jweitem  er 
oor  Sunid  1270  ftarb.  Sie  grüebte  feiner  Sätigfeit 
erntete  fein  Sohn  ©büippni.,  »ber  Kühne«  (1270 
bid  1285),  ber  amb  nad)  bcm  Sobe  ieined  Dbeimd  ©I- 
fond  bie  ©rooence,  Souloufe  unb  ©oitou  wieber  an 
bie  Krone  bracblc. 

©bilippd  III.  Sad)foIger,©bil'l>br';’-**ltl'  Schöne« 
(1285  -1314),  bradb  liibn  mit  allen  Überlieferungen 
ber  mittelalterlichen  Staatdfunft,  (teilte  lieh  nur  auf 
ben  Stanbpunll  ber  )>lüglictiteitett)eorie  unb  führte 
auf  politifcbem  unb  fojialcm  ©ebiet  eine  oöltige  Um» 
gefialtung  bed  Seiched  bureb-  Er  befreite  fid)  Don  bcm 
Einflug  ber  geubalitäl , inbem  er  bie  ©erwaltung 
unbSecbtiorcdiung  audfd)liegiiebSed)tögelebrten  bür- 
gerlichen Stanbcd  übertrug,  aud  benen  er  feinen  Sat 
(conseil)  hübet«,  ©eine  ilbcrqreifcnbc  ©cwalt  Dertei. 
bigte  eine  ftetig  waebfenbe  ©olijeiinacht  (sergeants 
d’annes)  im  3nnem , eine  fein  organiKerle  Siplo- 
matie  nach  äugen.  Sie  gciftlicbe®eriditdbarfeit  würbe 
befd)tän(i,  burd)  Entfernung  ber  Weiftficbeti  aud  ber 
Sedjtdpflege  unb  ©erwaltung  bie  Stacht  bed  Kterud 


876  graitfreufy  (©efcpicpte:  £auS  ©alo»';  ©pilipp  VL,  gopann  ber  ©ule,  Karl  V.  u.  VI.). 


geminbcrt.  ©urd)  £>timt  bracfite  er  bic  Champagne 
an  bic  Krone.  <lud)  crobcrnb  trat  ec  auf : bem  König 
»tut  ©nglanb  entriß  er  einige  fflebietSteile  an  ber  ©u 
tonne  unb  bracpie  bie  Bretagne  unter  franjöjtfdie 
Oberhoheit;  ben  mit  ©nglanb  »crbiinbetcn  ©rafcu 
»on  glanbent  nahm  er  burd)  Senat  gefangen  unb 
eroberte  bcjfen  2anb  (130üi.  SIIS  er  mit  bem  tierrfcb  - 
füd)tigen©apit  ©onifatiuö  VIII.  in Streit  geriet.  Weil 
er  einen  ben  franjöftfdjcn  KleruS  jur  ©mpönmgauf- 
reijenben  Segaten  eingeterlert  batte,  unb  ber  ©apjt 
ben  Sann  über  ißn  auöfprad),  ftetlte  er  Heb  ibm  füpit 
entgegen.  Sr  berief  1302  eine  große  SRcicbööcrfamm- 
lung  (bie  eriten  wirtlichen  ® eneratftänbe)  na<b 
SariS,  auf  ber  nicht  bloß  ©bei  unb  brittec  (Bürger») 
Stnnb,  fonbern  aueb  bie  ©eijtlicpleit  erfliirte,  baß  ftc 
jur  ©fahrung  ber  ©pro  uttb  Seite  bcS  NetdpcS  unb 
ber  »tone  jnm  König  fteben  unb  ibn  mit  ®ut  unb 
Sieben  untcrjtüßen  würben.  3ufl1(><b  ließ  ©pilipp 
burd)  einige  ©etreue,  bie  ben  röinijdien  Ülbel  jur  tim* 
pörung  anftadjelten,  ben  ©apft  ju  'Jtnagni  überfallen 
unb  gefangen  nehmen;  Kummer  unb  3orn  töteten 
©onifatiuS  naep  wenigen  Soeben  (1303).  Sein  Diacp. 
folgerSenebift  XI.  hielt  eS  für  geraten,  ftd)  mit  bem 
König  auSjuföpnen,  unb  Sternen«  V.,  ein  granjoje, 
»erlegte  jum  ©ant  für  bie  ipm  bei  feiner  Saßt  »on 
©pilipp  gewährte  Unterftüßung  feine  Nefibenj  auf 
franjöiifipen  ©oben  (1305),  ßpließlicp  nach  ©Bignon 
(1309),  woburep  bas  ©apfttuin  in  fepmäplidie  Vlb 
pängiafeit  Pon  ber  franjöiifepen  Krone  geriet;  bieö 
.leigte  fiep,  als  ber  ©apfl  1312  ben  ©cmplcrorben  auf- 
bob  unb  beut  König  bie  graufame  Sjmrieplung  an- 
gefepener  ©eiupler  foloie  bie  ©tnjiepung  ber  reichen 
tSsüter  beS  CrbenS  ertaubte.  ©piltpp  napnt  2pon  bem 
ittacptlofen  ©eutjdjen  Neid)  ab.  dagegen  ging  glan- 
bern  ber  fran;öfif<pen  §errfdjaft  »erloren,  inbem  bie 
Stabte  bafelbft  unter  gilßrung  bcS  Schere  ©eter 
Koning  »on  Srügge  fid)  empörten  unb  baS  franjö- 
ftftpe  «belSpeer  1302  bei  ffourtrai  befiegten.  Unter 
©pilipps  Sopn,  flubroig  X.,  »bem  3<*n(er«  (1314 
bis  1316),  begann  gegen  bie  jentraliiierenbe  anti- 
feubale  Sichtung  beS  Königtums  »on  feiten  bes  Abels 
eine  Seaftion,  sie  jur  ßntlaffung  ber  meiften  Säte 
©pilippS  IV.  unb  jur  Einrichtung  feine«  ginaiumi- 
niftersSnguerranb  beSRarignt)  führte  unb,  oonSub* 
Wigs  ©ruber  unb  Sadiiolger,  ©pilipp  V.,  »bem lan- 
gen- (1316—22),  jurüdgebrängt,  unter  bem  jüngflen 
ber  ©rüber,  Karl  IV.  (1322— 28),  »ollftänbigtrium- 
ppierte.  Karl  crpielt  »on  ben  glameit  ben  {üblichen, 
franjöffftp  rebenben  STetl  glanbemS,  »on  ben  ©ng- 
länbem  ben  ©iftrift  Pon  ©gen  abgetreten,  inbem  er  fiep 
geiepiit  in  bic  innern  Strcitigteiten  beiber  ©ölfer  ein- 
miidtte.  Vthtr  ba  er  gleichfalls  (eine  Söbne  pinterließ, 
crloftp  naep  feinem  lobe  (1.  gebr.  1328)  bie  ältere 
llinie  ber  fiapetingcr  im  SWanneSflamm  nah  8Vi  pun» 
bertjäpriger  tperrfcpafl.  Seil  fdjon  1317  eine  NeicpS- 
»erfatnmlung  in  ©ariS  erftärt  patte,  baß  in  g.  auf 
©runb  beS  Saliicpen  ©efeßcS  ber  granlen  grauen 
»on  ber  Ipronfolgc  auSgefcpl offen  feien,  würbe  troß 
beS  ßinfprucpS  beS  Königs  Sbuarb  III.  »on  ©ng< 
lattb,  ber  als  Sopn  3fabeHaS,  einer  ©oepter  ©bi* 
UppS  IV.,  ben  franjofifcpcn  ©pron  Pennfpruditc,  ©pi- 
tipp  aus  ber  fapetingifepen  Seitenlinie  ber  SaloiS 
als  König  allgemein  anertannt. 

T fr  loojntjriße  Krieg  mit  iSnalnnP. 
©pilippVI.  (1328—50)  erwarb  baS  ©auppini 
(1349),  naip  beffen  gürftentitel  bic  franjöftjcpen 
©pronerben  forlan  ©aupßctt  genannt  würben.  35a- 
gegen  fant  es  (feit  1337)  jum  Krieg  mit  ©nglanb, 
als  ßbunrb  III.  fup  in  ben  Streit  Per  flanbrifepeu 


Stabte  mit  bem  »on  ©pilipp  eingefeßten  ©rafrn  ei«' 
milchte,  ©leid)  bei  ©eginn  beS  Kampfe«  würbe  bu 
franjöftßße  glotte  oon  ber  engliidten  1340  bei  SIuk 
»emieptet,  25.  <lug.  1346  bas  glänjenbe  franjoßü 
©belspeer  »on  ben  ©nqläitbem  bei  tlrecp  »ollig  be 
ftegt.  ©bilippS  Sopn,  5 o p a n n b e r CD  u t e (.1350— 
1364),  ließ  ftd)  oon  bem  Scproarjen  ©nn;en  ml 
beffen  fünffad)  fcpwädperm  heer  19.  Sept  1357  be 
©laupertuiä  jdilagen  unb  gefangen  nehmen;  ee  im: 
bieS  bie  (dimadwollite  SUiebcrlage  bes  ftoljen  ßon;: 
iifipen  ÜlbelS.  ©rgrimmt  erhoben  fiep  gegen  benjeta 
bic  Öauem  in  ber  fogen.  gacquerie,  wäprenb  bu 
großen  Siäbte,  jumal  ©ariS  unter  ©tienne  SJartd 
bie  ©efangenfipaft  beS  Königs  ju  bemtßen  fuptai 
um  bie  Segierung  beS  SieiipeS  an  fnp  ju  reißen,  ,'it- 
beS  gelang  eS  bem  ©auppin  Karl,  mit  ^ilfe  beS  j« 
geeinten  VlbelS  beibe  ©ewegungen  unter  furptbaits 
©lutpcrgicßen  ju  unterbrüden  (1358).  ©ht  linglsnt 
mußte  er  1360  ben  grieben  non  ©retignp  ipltffim 
in  bem  er  ben  ganjen  Sübweiten  granlrttdje  ter 
ben  ©prenäen  bis  jur  Soire  fowie  im  ©orbmeimt 
baS  ©ebiet  Pon  EalaiS  unb  ©uineS  (19  bet  jetos 
SepartementS)  ©buarb  IH.  als  founeränen  crlf 
überließ  unb  bie  greilaff una  König  gobannS  mc 
3 ffliH.  ©olbtaler  erfaufte.  ©'atpbem  Johann  mxt 
baburd)  fdjwere  Sefapren  für  g.  peraufbejipitmrft 
patie,  baß  er  1363  bas  ber  Krone^  beimgefallene  pet 
;oglum  ©urgunb  feinem  jweiten  Sopn,  ©pilirp,  üb« 
trug  unb  fo  eine  Nebenlinie  ber  ©atoiS  begrüntet; 
itarb  er  1364.  Sein  'Jiucbfolger  Karl  V.,  • bei  Seife« 
(1364—80),  napni  bie  Unjufriebenpeit  ber  unter  ecg- 
lifehe  £>erricpait  gelangten  ©roPinjen,  in  benen  » 
bas  franjöftftpe  'Jiationnlgefüpl  regte,  jum  Knlaß 
ben  Krieg  gegen  ©nglanb  wieber  ju  beginnen,  ta 
infolge  bes  SieiptumS  beS  Scptuarjen  ©rinjen  fePr 
aünjtig  nerlief.  ©ie  ©retonen  ©ugueSdm  unb®; 
(on  entriffen  ben  ©nglänbem  faft  alle  ihre  (fr® 
rungen  wieber(1369  - 75);  fi’aflilien  unbNeape!  erb 
ttelen  fid)  bem  franjöft jtpen  ©influß  unter.  ©ie3fdö 
loftgleit  bcrSölbnerbanben(NoutierS)  unterteil; 
ber  König,  war  auf  gute  unb  fipneUe  SierpierS  :; 
bebad)t  unb  brachte  troß  beS  Krieges  ipanbcl  un#  tk 
werbe  in  'üuffdjwung.  fÄber  fipon  1380  fiarb  KorlV. 
baS  3ioid)  feinem  nod)  nicht  jwötfjäbrigtn  S* 
Karl  VI.  (1380 — 1422)  pinterlaffcnb.  ©er  Sur: 
ber  Oheime  beS  jungen  Königs,  Jtopann  »on  ©ent 
unb  ©pilipp  Pon  ©urgunb,  um  bie  ^erriebaft  «nt 
ber  Übermut  unb  bie  habgier  beS  #lbels  neim  t» 
»erfepiebenen  ©eilen  beS  NeiepeS  ©ufftänbe  bes  Set- 
feS  peroor , bie  inbeS  gewattfam  unterbrüd:  H)urf«r 
fo  namentlich  ber  in  glonbem  burep  bie  Schlucht  bc 
NoofePefe  (1382).  WIS  Karl  VL  felhft  bte  3üael  Nr 
Siegicrung  ergriff  unb  bie  alten  )Käte  feines  Seme 
Wieber  einfeßte,  bejfcrten  ftd)  bic  ©crpältnijje. 
»erfiet  er  fdjon  1393  in  ©Sahnftim,  »on  bem  er  fett- 
bem  nur  für  furje  3'ü  frei  war. 

Nun  bemäeptigten  fiep  ©btlippoon  ©urgunb,  berbic 
ßrbfepaft  bcS  flanbriicpcn  ©rafenpauies  an  fii  9< 
rijfcn  patie,  unb  ber  ©ruber  bes  Königs,  htrioplM 
tuig  »on  CrKanS,  ber  Negentfcpaft,  inbem  iie  ftep^be- 
flänbig  um  ben  maßgebenben  ©inßuß  ftniien. 

©ob  ©pilippS  Pon  ©urgunb  (1404)  brachte  bie  Be- 
malt ganj  in  bie  §änbe  beS  £erjogS  pon  Crife® 
ber  biefelbe  ober,  im  ©iitPerfiänbnis  mit  beritöntg« 
gfabeau,  auf  baS  fcpänblicpfte  mißbrauple.  umn> 
Üppigfeit  unb  ©raept  ju  leben,  ben  König  in  SRange- 
uttb  Scpittuß  berfommen  ju  taffen  unb  baS  ©ob  W 
jebe  SBeife  ju  brüdeit.  ©ce  allgemeine  Unjufri eben' 
heit  bcitußle  ber  Sopn  ©pilipps  Pon  ©urgunb,  3^ 


877 


grüllfreicf)  (®  e f cp  i cp  t e : Sari  VII.,  Subwig  XI.,  Start  VIII.,  Subwig  XII.). 


bann  ber  Unevichrodene,  um  an  ber  8pij>e  eine«  §ee- 
rtS  in  Bari®  einjujiepen  imb  bie  SWacht  be®  Sierjog® 
»on  Crlfan®  ju  brechen  (1405).  211®  biefcr  »an  neuem 
Streit  erhob,  lieg  Johann  ibn  1407  ermorben  unb 
erlangte  bannt  bie  tperrfepaft  in  g.,  bie  er  tut  Hebung 
be®  Bürgertum®  benagte.  3hm  (tanb  bie  rlbelbpartei 
gegenüber,  beren  Stäupt  ber  ©raf  nonBmtagnac  unb 
bie  namentlich  im  (üblichen  g.  jaf)!reitf)  unb  mächtig 
loar.  Der  Kampf  jwifdien  ben  Bourguigiton®, 
bie  ben  Korben  be®  Keicpe®  mit  Bari®  beperrfdjten, 
unb  ben  Brmagnacä  zerrüttete  jahrelang  ba® 
Seid).  KI®  ber  Dauphin  Subwig  fidi  ben  flnttag- 
nach  juneigle,  erhob  (ich  toiber  ihn  ber  Variier  Böbel, 
non  bem  gleifepcr  Eabocpe  geführt,  unb  übte  in  ber 
Söauptftabt  einen  blutigen  Berroriämu®  au®,  bi®  brr 
Dauphin  bie  »Sabodüeitä«  1413  unlerbrüdte  unb 
beit  Burgunber  au®  Bari®  bertrieb.  Johann  rief  bie 
Englättber  um  Beiftanb  an,  bie  1415  unter  König 
Heinrich  V.  in  g.  lanbeten  unb  25.  Oft.  ba®  breifaep 
überlegene  franjöfifcpe  ©rer  bei  Sljincourt  befiegten. 
Unterftügt  non  Burgunb  unb  ber  Königin  3fabeau, 
bie  ihren  eignen  Sopn  Sari  (feit  bem  lobe  Subwig® 
Dauphin)  bitter  paffte,  eroberten  bie  Englcinber  einen 
grofsett  teil  granfreieh® ; 1418  fiel  audiBari®  in  ihre 
©ewalt.  211® ber  Dauphin  1419 benSterjogPonBur* 
gunb  Pcrrätcrifcp  auf  berflonnebrüde  bei  SRontcreau 
erworben  lieg,  erflärte  ftch  ber  gange  Korben  für  Bur- 
gunb  unb  Englanb.  ipeinridj  V.  heiratete  eine  Doch- 
terRarl®  Vl.ttnb  würbe  1420  im  Bertrag  oon  Drope®, 
ben  ba®  Parlament  jum  Keichfgcfcg  erhob,  al®  Koch« 
folget  in  ff.  anerfannt.  3nbe®  ftarb  er  fchon  im  Som- 
mer 1422  mit  itMntcrlnffung  eine®  einjährigen  Sop< 
ne®,  Heinrich®  VI.,  unb  wenige  Kionate  fpäter  ( imCfto- 
ber  1422)  folgte  tpin  ber  blbbiinnige  Karl  VI.  in  ba® 
©rab.  Der  Korben  grantreiep®  fmlbigte  nun  bem 
unmünbigen  Heinrich  VI.  oon  Englanb;  ber  bisherige 
Dauphin  würbe  nur  (üblich  ber  Coire  al®  Röntg 
Sari  VH.  (1422—61)  anerfannt.  Die  Englönbcr 
griffen  1428  auch  ba®  wichtige  Crlfan®  an.  Starl  VII. 
üerjweifelte  an  ber  Kettung  be®  Sanbe®.  filtern  im 
hartbebrüiften  Balte  regte  lieh  ba®  Kationalgefüpl. 
3nt  äugcrflen  Cften  be®  Seiche® , in  DontremO , er- 
hob gd)  3conne  b'Krc,  ein  17jährige®  fcpwürmc- 
rifepe®  Sanbiiiäbdfen,  ba®  im  ©lauben,  burep  pimm» 
lifebe  Sifionen  jur  Kettung  be®  Baterlanb®  berufen 
ju  fein,  an  ben  §of  Sari®  eilte,  greilicp  fanb  fie,  nach 
mehrfachen  Siegen  über  bicEnglänber,  tragifdfen  Un- 
tergang (1431);  allein  ber  Knftofj  jum  nationalen 
Stampf  mar  gegeben.  Kpilipp  Pon  Burgunb,  ber  eng- 
lifcpen  Sierrfdinft  überbrüffig , fcploff  gegen  Bewilli- 
gung grofter  Vorteile  1435  ju  Krra®  mtt  Starl  VII. 
grieben.  Bari®  fiel  1436  gleichfalls  non  Englanb  ab, 
ba®  fiep  immer  mehr  unfähig  «igle,  ba®  grojje  fran- 
göfifepe  Keich  }u  behaupten.  KacpbetH  bie  (Snglänber 
au®  einem  Betig  nach  bem  onbem  Perbrängt  worben 
waren,  unterlag  ipr  legte®  $>eer  in  g.  unter  talbot 
17.  3nli  1453  einer  großen  frangöfifepen  Übermacht 
bei  Enflidon.  Kun  fiel  auch  bie  ipauptftabt  Kquita* 
nien®,  Borbeauj,  in  bie  §änbc  ber  granjofen;  opne 
eigentlichen  griebenefchlufi  war  ber  mepr  al®  lOOjäp« 
tige  Krieg  mit  Englanb  beenbet.  Kon  allen  ihren 
Beugungen  in  g.  blieben  nur  ttalai®  unb  ©uine® 
ben  Englänbern. 

Vcarilnbnna  einer  Karten  fli>nifl®ncmfit. 

llnterjtiigt  Pon  trefflichen  Katgebern  patte  Karl  VII. 
noch  Oor  ber  Befreiung  be®  Keicpe®  Pon  ben  fremben 
Eroberern  bie  Umgeltaltung  ber  innern  Orgnnifation 
begonnen.  3nbem  bie  öeneralftünbe  be®Keiche®1430 
ju  Crlfan®  eine  bleibenbe  Kopffteuer  (taille)  jum 


Unterhalt  einer  ftepenben  Knuec  bewilligten,  würbe 
nicht  allein  bie  Sicherheit  be®  Keidje®  nach  innen  unb 
aufjen,  fonbent  and)  bie  ffiaept  besSönigtunt®  heben- 
tenb  gefteigert.  3nrBerwaltung  ber  Permchrten  Ein- 
nahmen Würben  1443  bie  KecpinmgSfautmer  unb  ber 
SlcuergeriebtSpof  errichtet.  Koch  jielbewuftter  unb 
beharrlicher  ftrebte  Sari®  VII.  Sopn,  Subwig  XI. 
(1461—83),  nach  Sefeftigung  ber  töniglidjen  ©ewalt 
unb  ber  Ginpeit  be®  Keime®.  6®  galt  oor  altem,  bie 
pope  Kriftotratie  ju  oemiepten , bie  mit  Kugnahme 
ber  Staufer  Bretagne,  Knuagnac  unb  VI Ibret  meift 
(Wie  Burgunb,  Bourbon,  Crlfan®,  Keper®  u.  a.)  au® 
bem  föniglicpen  tiaufe  felbft  perborgegangen  war.  Um 
feine  Bläne  ungeftbrt  burcbjufüpreit . wiihlte  er  feine 
Kätc  unb  tlicner  au®  ÜEenfchen  nieberer  öeburt.  3»- 
erft  erhoben  fld)  bie  groffen  Batnllen  in  bem  »Bunb 
be®  öffentlichen  SSoplä-  (Ligue  du  Bien  public,  1465) 
jiegreid)  gegen  ben  Äönig,  ber  jumal  1468  in  Bf* 
rönne  burep  ben  ftoljen  Jierjog  Sari  ben  Sühnen  pon 
Burgunb  eine  tiefe  Demütigung  erfuhr.  Balb  aber 
gelang  e®  ipnt,  bie  bisherigen  Berbünbeten  ju  ent- 
jweien  unb  ihnen  mithilfe  be®  gefügigen Barlament® 
ben  (Sewinn  jum  grojjeit  teil  wieber  ju  entreifien. 
Sine  Empörung  be®  Strafen  pon  Wrmagnac  gab  bem 
König  1473  ©eiegenpeit,  beffen  weite  Stäuber  int  (üb- 
lichen granfreid)  für  bie  (frone  einjujiepen.  Bon  be- 
fonbenn  Borteil  mar  für  g.  bie  Sfataflroppe  Sari® 
be®  Sühnen  1477,  in  ber  bie  ftolje  Kiacpt  ber  bur- 
aunbifdien  BaloiS  jufammenbrneb.  3m  grieben  Poit 
Vlrra®,  ben  Stubwig  XI.  1482  mit  Srjperjog  IVari- 
milian  fcploß,  bepiett  er  oon  ben  burgunbifepen  Stnn- 
ben  bie  Btcarbie,  ba®  fjjerjogtum  unb  bie  greigraf- 
fepaft  Burgunb,  Krtoi®  unb  einige  Heinere  öerr- 
fepaften.  Kacp  bem  tobe  be®  finberlofen  ffönig®  Kenf 
non  Keopel  unb  Bronence  jog  er  bie  Broocnce.  Bnjou 
unb  SRaine  für  bie  Krone  ein,  fo  bag  bereit  ©ewalt 
bi®  an  bie  natürlichen  ©renjen  grantreiep®,  3uro, 
Klpen  unb  Bprennen,  reichte  unb  fid)  be®  König® 
©erieptäbarfeit  unb  Berwaltung  über  ba®  ganjeKeicp 
erftredten,  bem  fie  Crbnung  unb  Sicherheit,  bie 
Borbebingungen  materieller  unb  geiftiger  Blüte,  Per* 
liepen.  Beicpränft  würbe  bie  töniglicpe  ©ewalt  nur 
burep  jwei  3nftitutionen:  ben  burep  bie  ginanjnot 
Peranlapten  unb  immer  mehr  fiep  au®bepnenben  erb- 
lichen Serfauf  ber  Kicpterftellen,  ber  ben  in  ben  Bar- 
lame n t e n (Cbergerupten  ber  ein  jelnen  ©ebiete)  gip. 
felnben  Kicptcrftanb  unabhängiger  machte,  unb  burd) 
bie  ©eneralftänbe  (ötats  genfrnux),  Bbgeorbnete 
ber  ©eiftlicpleit,  be®  ftbel®  unb  ber  Stäbie,  beren 
3ufammentritt  aber  gänjlich  nom  Belieben  be«  Kö- 
nig« a6ping,  unb  bie  ju  wirflicp  enlfcpeibenber  5J!ad|t 
trog  wieberpolter  Berfucpe  niept  ju  gelangen  Per* 
mochten. 

SubWig®  XI.  Sopn,  Karl  VIII.  (1483—98),  ber- 
einigte 1491  burep  feine  Bennöplung  mit  beröerjogin 
'ilniia,  Erbin  ber  Bretagne,  bie®  grofie  Kronlehen  mit 
bem  Königreich,  t™1  aber,  um  einen  3ug  nach  Stätten 
jur  Eroberung  Kcnpel«,  auf  ba«  er  al®  Erbe  ber  Vitt  • 
jou  Bnfprud)  erpob,  unternehmen  ju  fönnett,  Kauf- 
fillott  unb  ßerbngne  an  Spanien,  Brtoi®  unb  bie  grei- 
graffepnft  Burgunb  1493  int  Bertrag  oon  Senli®  an 
ffionmilictn  ab.  Er  iiberfepritt  1494  bie  KIpett  unb 
eroberte  1495  Kenpel,  mu|te  aber,  al®  fid)  Saifer 
Blajimilian , Benebig  unb  Spanien  gegen  ihn  per- 
biinbeten,  ba®  Königreich  wieber  räumen  unb  fiep  ben 
Küdweg  naep  g.  6.  3uli  1495  bei  gomuooo  er- 
lämpfen.  Da  er  7.  Kpril  1498  finberlo®  ftarb,  folgte 
ipm  ber  Urentel  Karl®  V.  au®  ber  Seitenlinie  B a 1 o i 8 ■ 
Crlfan®,  fiubwig  XII.  (1498—1516),  ber  bie  Sr- 


878  granfrricf)  (©efchichte:  granj  I.,  fcfinrui)  1 

obmcnqäptane  feined  ©orgängerd  in  3talien  Wieber 
aufnaljm.  3"bcd  feine  (Eroberung  Sleapeld  War  nur 
Poriibergehenb  (1501 — 03),  unb  and)  illailanb  Oer- 
mochte  er,  trogbem  ber  frangöfijeht  gelb^err  ©afion 
oon  Soit  1612  bei  SRaOemta  einen  glängenben  Sieg 
über  bie  Spanier  erfocht,  gegen  bie  Heilige  Siiga  nicht 
gu  behaupten ; bie  Sd)rocigcr  fd)lugen  bie  Srangofen 
1513  bei  Siooara.  bie  Gnglänber  unb  Teutleben 
unter  ffai|'er  'iRajimilian  brangen  in  bie  Picarbie 
ein  unb  fiegten  bei  ©uinegale,  unb  1514  rnujite  üub* 
wig  XII.  Trieben  itbliejjen.  Slld  er  1.  3an.  1515,  tief 
betrauert  uoin  SSolf,  fiir  beffen  Säotil  er  burd)  ©efege 
unb  ©crorbnungen  unabläffig  geforgt  tjntte , fiarb, 
folgte  iljiu  fein  'Jieffe  Srang  I.  (1515  47)  aus  ber 
jüngern  Cinie  ber  CrWattd,  bem  Haud  Slngoulime. 
Ter  junge  ^etrfbfjer  jcploB  1516  mit  bem  Papfl  einen 
©ertrag,  ber  bie  Srcihect  ber  gaHtfanifdjen  Studie  Oer- 
nidjtete,  inbetn  er  bettKIerud  teil«  oon  berpäpfllidieti, 
teild  unb  bejonberd  oon  ber  föniglicpen  ©ewalt  ab- 
hängig tnadjte;  baffer  toar  Srang  aud)  eifrig  bemüht, 
ben  aud)  in  8-  fi<b  fräftig  entmicfelnben  igtoteiianti«- 
ntud  burd)  graufame  ©emalt  gu  unterbrüefen.  ®Iai- 
lanb  gewann  er  burd)  ben  glängenben  Sieg  bei  ©la< 
rignaito  (1515)  ntieber.  Vlber  bie  ü)iad)t  unb  Unab* 
hängigteit  grantreicbS  mürben  burd)  bie  '-Bereinigung 
ber  hababurgifehen  mit  ber  burgunbifeben  SHadjt  in 
ber  .fjanb  ffarld  V.  nad)  bem  Tobe  SJlafimiliand  I. 
1519  emftlid)  bebroht.  Um  loenigftenäslarlä  V.  'Salti 
gum  Katjer  gu  uereiteln,  bewarb  fith  Srang  I.  felbft 
um  bie  beutfehe  ffaiferfrone.  ßr  unterlag  aber,  unb  fo 
begann  1521  ein  250jabriflfr  Kampf  um  bie  ©orbert- 
fthaft  in  ßuropa  gwifdjen  ,j.  unb  Citcrretd) -Spanien, 
tnbem  ffarl  V.  oon  Srang  I.  bie  Siürfgabe  bon  ©ur- 
gunb  unb  SKailanb  forberte,  biefer  feine  Wnfprüdje 
auf  Sieapel  erneuerte. 

Sie  oter  Kriege,  bieSrangl.  (f.  b.,  S.  901)  gegen  ben 
ffaifer  führte,  jielen  unglüetlidf  aud;  ja  1544  rüdte 
fogar  eine  laiferliih  engli|d)e  Slrtnee  gegen  parid,  unb 
nur  ber  Sunjd),  bie  tinhtidjen  Slngelegenheiten  un- 
gejtört  gu  regeln,  neraulajtte  benKaifer,  8-  ben  8 rie- 
ben Pon  (Sr^pggu  bewilligen,  berStalicnbcnHabd- 
burgentüberamioortete.  ©lütfltdjcr  mar  Srang’  Sohn, 
■Hein rid)  II  (1547 — 59);  er  erlangte  1552  burd)  ben 
©ertrag  uon  ffriebctoalb  mit  ben  aufftänbifeben  Pro- 
testanten itt  Xeutjdjlanb  ben  Seitg  ber  lo!l)ringi)d)cn 
©idtüiner  5Dlcg,  Soul  unb  Serbun  unb  behauptete 
ihn  aud)  in  einem  neuen  Kriege  mit  ffarl  V.  ßr  be- 
hielt im  Trieben  oon  ßateau . ßmnbnffio  (2.  Slpril 
1569)  bie  lotbringijcben  ©«(inner  foioie  badbenlSng- 
lönbcm  entrijjene  Galaid.  ©he  Ipeinrid)  II.  bagu  tarn, 
bie  gerootinene  .'Hube,  toie  cs  feine  'dlbficht  mar,  gut 
Pudrotiung  ber  Kegerei  in  8-  gu  beim  gen,  ftarb  er 
infolge  einer  ©enounbung  beim  Turnier  10.  3uli 
1 559.  Sie  3«t)l  ber  $rote)lanten  in  8-  mar  trog  ber 
©erfolgungen  unter  Srang  I.  groß,  bejonberd  unter 
ben  ©ebilbeten  unb  ©belteuten,  welche  bie  mächtige 
griffige  ©ctuegung  ergrifjen  holte;  felbft  SRitgliebcr 
bed  fbnigltd)cn  Haufed  roaren  offene  ober  heimliche 
Proteilantcn,  mäljrenb  bar  niebere  ©olf  in  feiner 
übermiegenben  ©taffe  am  Ratboligidmud  feflhielt. 
Stamenllid)  feit  Galoin  in  bau  frangöfifd)  rebenben 
©enf  aufgetreten  mar,  hatte  fid)  burd)  feine  Schüler 
frangöiifd)er  Station  bie  reformierte  ffonfeffton  mit 
ihrer  (riegerifchen  Dichtung  in  8-  oerbreitet.  Sin  ber 
Spige  ber  Sieformierten  ober  Hugenotten  itanb 
ba«  Hau-)  ©ourbon,  eine  tapetingifepe  Siebenlinie, 
miihrcnb  bie  jtreng  fatholifcpe  Partei  oon  ber  8amilic 
©uife  geleitet  mürbe;  Oergeblid)  fuepte  bie  'Partei 
ber  Politifer  unter  bem  Rangier  Si'Höptlal  in  bem 


II.,  Srang  II.,  ffarl  IX,  Heinrich  HI.  u.  IV.). 

teligiöfen  ffSarteiftreit  bie  Einheit  beb  Satrrlanbd  gu 
mähren.  Sd)tm  unter  Heinrich«  II.  älteftem  Sohn. 
Srang  n.  (1559—60),  brad)  ber  religii)fe3»ift  au«. 
<lld  nad)  feinem  frühen  Sobe  für  ben  unmünbigen 
ffarl  IX.  (1560 — 74)  Katharina  oon  SHebici  bie  Sc 
gierung  übernahm  unb,  um  bie  Übermacht  bcr@utien 
gu  befdjränten,  ben  Protestanten  1562  burd)  bad  3a- 
nuarebitt  faft  Pölligc  ®lctd)berechtigung  tuit  ben  Sa- 
tpolifen  Dcrltch,  führte  ßrang  oon  ©Ulfe,  inbem  er 

1.  SKärg  1562  bie  proteftantifchen  ©eroohner  bee 
Släbtehend  Sajfh  überfallen  unb  ermorben  lieg,  ben 
Vluäbrud)  ber  rcligiöfett  ©ürgerfriege  (Hugenotten 
friege,  f.  b.)  herbei,  üer  junge  König  geigte  fieb 
enblich  geneigt,  bem  Slate  be«  8ührcr<!  ber  HU9C‘ 
notteu,  ßoligtip,  gu  folgen  unb  burd)  H<nri*etlung  be« 
innern  8riebeiiS  8-  in  ben  Stanb  gu  fegen,  ferne  au« 
märtigcit  Sntereffen  mit  Krfolg  toahrgunehmen.  3n 
ihrem  herrfchenben  ßmflug  ge)abrbct,  jtiftete  Satfca 
rina  bie  greuliche  'Bluttat  ber«artholomäudnad)t 
(23-/24.  Slug.  1572)  an.  ber  in  ©arid  unb  ben  $ro 
bingen  minbeftend  30,000  'protefianten  gumCpfer  fie- 
len, ohne  bajj  jebod)ihreobltige  Unterbrudun.)  gelang. 

Unter  bem  fchmathen  König  Heinrich  III.  (1574 
bid  1589)  brathen  bie  religiöfcn  Kämpfe  oon  neuem 
aud.  Cbroohl  er  fid)  ben  Hugenotten  feiitbltd)  geigte,  ge- 
nügte bied  hoch  ben  firengen  ffatholilen  nid)t,  bie  un 
ter'Sührung  Heinrid)«  oon  ©uife  1576  bie  Heilig* 
fitgue  fd)tojfen,  bie  ftth  bie  völlige  Slusrotunig  bei 
fßroteftantidnwd  gum  .-fiel  fegte  unb  fuh  befonber« 
feil  bem  2obe  8tang’  oou  Slitjou,  bed  jüngften  ©ru- 
ber« bed  linbcrlofen  ffönigd,  (1584)  gegen  bie  nun 
in  S!udfid)t  ftegenbe  Thronfolge  bed  ffiinigd  Hetnnd) 
oon  Slaoarta , bed  8ügrerd  ber  Hugenotten,  auf  bae- 
cntjd)iebcnfte  erllärte.  Sie  oerbünbeie  fid)  1585  mit 
'Philipp  H.  oon  Spanien  unb  )nd)te  burd)  Slufrecjung 
be«  fanattfdjcn  SoKed  ber  qröBcm  Stäbte  ben  Koni; 
cingufehücbtem  unb  oon  fid)  abhängig  gu  machen, 
burd)  ben  jogeu  Barnfabentag  (12.  diiai  1588)  .mang 
Heinrid)  oou  ©uife  ben  ßönig  gur  3!ud)t  aud  pan- 
Heinrich  III.  räd)te  fid),  inbem  er  im  Tegember  1588 
in  ©loid  Heinrid)  oon  ©uife  unb  feinen  ©ruber  Sub- 
mig  ermorben  lieg,  muffte  aber  bor  ber  tügue  in  ba* 
Saget  Heinrid)d  oon  'Jlaoarra  flüchten,  mo  ein  fana- 
lijcher  Tominitaner,  3acque«  ßlemcnt,  ihn  erftach ; mit 
feinem  lobe  (2.  Slug.  1589)  crlofd)  bad  Hau«  ©a- 
loid,  unb  nun  folgte  bem  falifchen  ©efep  gemäg  bte 
fapetingifche  Siebenlinie  ©ourbon  auf  bem  Thron, 
beten  fel)r  bebeutenbe  II iutber  inülitlelfranfretch  nebi: 
bem  nötblid)  ber  pgremien  gelegenen  Sieft  bed  König- 
veithd  Siaoarra  nun  mit  ber  Kröne  bereinigt  mürben. 
Ter  erfte  ©ourbon,  Hf'nrid)  IV.  (1589 — 1610), 
halte  aber  trog  feiner  Siege  bei  3ert)  unb  Slrqucd 
feine  Sludficht,  gum  ruhigen  ©cfig  feiner  H'n  jd)aft  gu 
gelaitqen,  ba  ipn  nicht  nurbicSItgue  unter  SRapcnnc 
unb  ilbtlipp  bon  Spanien  auf  bad  erbittertite  bc 
fämpften,  fonbent  aud)  gahlreithe  gemäBiglc  Katho- 
lifen  oon  einem  fegertjdien  König  nidjtd  mtfjen  mell- 
ten ; Heinrich  IV.  fah  baher  fein  anbred  SRittel , um 
ftch  ben  ungestörten  ©efig  bed  Xhroned  unb  bem 
hartgeprüften  Slanbe  Siubc  gu  Perfchaffen,  ald  tm3ult 
1593  gur  römifd)  fatholijthen  Ktrd)e  übergutreten. 
Slun  mürbe  ber  Slbfoü  bon  ber  Siguc  aügemetn,  unb 
bid  1598  unlerroarjen  ftcö  bem  König  ade  Stäbte 
unb  Prooingeit.  Philipp  II.  oon  Spanten,  bem  Hein- 
rich IV.  1595  offen  ben  Krieg  erflärt  halte,  mußte 

2.  SWai  1598  ben  Stieben  Pon  ©eruier«  jchltefien  uitb 
fid)  toeilcrer  @inmtfd)ung  enlhalien.  Seinen  prote- 
Itantiidjen  Untertanen  gemährte  ber  König  bureb  bac- 
Gbtft  bon  Slantcd  (1598)  Sleligiondjrethcit  und 


879 


granfrcid)  (©efdjidjte.  Cubwig  XIII.,  fiubwig  XIV.). 


©Icidiberedjtigung,  ja  fogar  bie  Befugnis,  ihre  Setfit« 
mit  ViJaffengcwalt  ju  Bertcibigen.  SJitt  ipilfc  feine« 
trefflichen  BiinifterS  S u l IB  war  nun  Heinrich  IV. 
eifrig  barauf  bebaut,  bie  raune  cn  ju  feilen,  welche 
bie  langen  Seligionelriege  bem  Canbe  grfchlagen  hat- 
ten. Surd)  eine  umfitfjtige  äufiere  Bolilit  juchte  er  ff. 
BunbeSgenoffen  ju  gewinnen,  um  berhabSburgifchen 
Übermacht  mit  Erf  olg  entgegentreten  }u  tonnen.  Schon 
hatte  er  mit  ben  beuttchen  BcoteftantciiBerbiiibungen 
angefnüpft  unb  ritftete  fid;,  in  ben  jülifih-fleBifcben 
Erbl'treit  einjugreifen,  um  bannt  ben  Kampf  gegen 
Cfterreidj  unb  Spanien  ju  beginnen,  alb  ber  Solch 
eineäpapiflifdjenganatiferä,  SaöaiUac,  14.  Üiai  1610 
feinem  Sehen  ein  3iel  fehle. 

Sa«  Ser!  Heinrichs  IV.  brohte  unter  feinem  un- 
iniinbigen  'JJadijolger  £ u b W i g XIII.  ( 1610—43),  für 
ben  feineBfutlcr  Biaria  Bon  3UI ebici  bicSegiening 
,}unäd)ft  führte,  jugrunbe  ju  gehen.  Sie  Schwäche 
ber  Segentin  führte  mehrfache  Vlufflüttbe  beb  Vlbel« 
herbei,  bi«  ber  junge  König  24.  Vlpril  1617  feiner 
UJIutter  bie  SegierungSgewält  abnahm.  VI ber  auch 
Subwig  XIII.,  idjwäilidi  unb  befchräntten  ©elfte«, 
l>ermoct)te  nicbtSlube  unbDrbnung  herjufteüen.  Ulet  et) 
bem  lobe  beb  ©ünftling«  Shctjneb  (1621)  unb  bem 
Gturj  beb  unfähigen  SccuoiUe  (Vluguft  1624)  über- 
nahm jeboeb  Rarbinal  Richelieu  bie  SRcnierung,  ein 
ausgezeichneter  Staatsmann,  ber  mit  Umjtdjt  unb 
(Energie  alle  potitifche  fflewalt  im  Königtum  ju  Ber- 
einigen ftrebte.  Ein  neuer  Vlufftanb  bes  hohen  Vlbel« 
»ourbe  niebergefchlagen,  bie  Sfiebcrreiftung  aller  nicht 
bem  Staat  gehörigen  Befeftigungen  angeorbnet,  eine 
»on  Englanb  begünftigte  (Empörung  ber  Hugenot- 
ten burd)  bie  (Eroberung  be«  tjelbenmütig  Berteibig- 
ton  £a  SRod)cIle  (1628)  unterbrüdt  unb  mit  3'r- 
ftörung  alter  proteftantifchen  Burgen  unb  gelungen 
beftraft;  hoch  betätigte  ilitcheltcu  ben  Broteftanten 
ihre  SHctigionüfreiheit  unb  ©leid)bcrcd)iigung  (1629), 
nur  bafi  bie  Hugenotten  feine  potitifche  Bcbcutung 
mehr  befaßen.  Vlber  auch  ber  talpolifche  Vtbct  bafite 
äiichelieu,  unb  Blaria  Bon  SOiebici  unb  beS  König« 
Bruber,  ©afton  Bon  Orleans,  oerbanben  fleh  mit 
ihm  jum  Stur}«  Sichelteue.  Subwig  XIII.  liebt« 
biefen  feineSmeg« , erfnnntc  aber  hoch , bafi  ber  Kar- 
binal  feine  unb  granfreicb«  wahre  3ntereffen  Bertei- 
bigte,  unb  hielt  an  ifim  feft.  So  gelang  es  Sicbelieu, 
1631  bie  Königin-Biutter  rur  if lucht  nach  bcmVIu«. 
lanb  }u  }Wingeic  unb  baS  BünbniS  jwijchen  bem  auf- 
ftänbifchen  Vlbel  unb  Spanien  bureb  ben  Sieg  bei 
Eaftelnaubarp  (1632)  }u  fprengen;  er  fcheute  fich 
nicht , baS  Bomehmfle  Haupt  bes  (Übels . ben  legten 
Bfontmorench,  bem  Henterbeil  }u  überliefern,  unb 
unterbriiefte  alle  noch  felbftänbigen  ©ewnlten  in  ben 
Brobimen.  (Ein  gefährlicher  Vlufftanb  eines  anbem 
löniglieben  Brinjen.  bes  ©rufen  Bon  Soiffon«,  enbete 
mit  beffen  Sobe  in  bem  ©efeeht  Bon  tüiarice  (1641), 
unb  als  enblich  ber  BlarquW  Bon  Ginq-Bfar«  burd) 
Stänfe,  bie  er  mit  bem  König  felbfl  anfnüpft«,  ben 
furchtbaren  Biinijtcr  ju  flür}en  Berfuchte,  wufite  bte- 
fer  ben  fraftlofen  Bionarchen  }ur  Unterwerfung  unb 
}ur  'Auslieferung  feine«  fflünfttingS  Ginq-BinrS  }u 
}Wingen,  ber  nun  baS  Schafott  bezeigen  mufite  ( 1 642). 
Bcitten  unter  biefen  Schwierigfeiten  orgnnifierte  3ii- 
djelieu  bie  franjöfifche  Verwaltung  im  Sinne  bergen- 
tralifation  unb  ber  miniiteriellen  Vlllmadit  unb  ichuf 
ftd)  für  bieje  geeignete  VSerfJeuae  in  ben  fü’tenban- 
ten,  bie,  feit  1635  mit  polijeilccper,  gerichtlicher  unb 
finan}ieller  fflewalt  auägerüitet,  Bon  jeber  Verant- 
wortung aufier  gegen  ben  leitenben  Bfinifter  befreit 
unb  an  feine  anbre  Siegel  als  beffen  unb  ihr  eigne« 


Belieben  gebunben  waren.  Bolitifdj  berechtigte  Oie 
walten  bulbete  baS  Rönigtum  nicht  mehr  neben  fid); 
bie  ©eneralflänbe  beä  Sicid)eö  würben  nicht  mehr  be- 
rufen. Vlber  ben  nicbern  Stänben  fieberte  Siicfielieu 
IHccbtSfdnifi  unb  entfehäbigte  fie  für  bie  hohen  Steuern 
burd)  Begilnftigung  Bon  Hanbel  unb  ©«werbe;  er 
gab  bie  Vlnregung  ju  ben  erften  Kolonien  in  Vtfien 
unb  Vlmerifa.  Vlud)  bie  Bliffenfcfiaften  unb  Künfte 
förberte  er,  grünbete  1635  bie  Vltabemie  unb  hauchte 
bem  fatfiolijchen  ßleru«  einen  felbftänbigen  wiffen- 
fchafttichen  ©eift  ein.  Blit  nicht  minberer  (Energie 
Berfolgte  Slichelicu  in  ber  auswärtigen  Bolitif  fein 
Siel,  Schwächung  beä  HaujeS.VMbsburg.  Schon  1626 
nötigte  er  bie  «panier  }ur  Sfäumung  beS  Beltlin, 
jd)ü(cte  1629  ben  Herjog  Bon  Blantua  gegen  Spanien 
unb  ben  ßaiier  unb  jehuf  fich  burd)  beffen  Vlnerfeit- 
nung  im  grieben  Bon  EhieraSco  (1631)  eine  fran}ö- 
fifche  Bartel  in  Italien.  3n  Seutfihlanb  unteritüpte 
er  währenb  bcS  ireifiigjätjrigen  StriegeS  mit®elb  alle 
©egner  bcS  RaiferS,  befonberä  öuftaB  Vtbolf  Bon 
Schweben.  1635  fchlofi  er  mit  Schweben  unb  ben 
Siieberlanbcn  ein  offenes  BünbniS  unb  begann  ben 
Slrieg  gegen  Spanien,  Wafirenb  er  in  Scutfdjlanb 
Bernharb  oon  Seimar  in  fran}öfiichen  Solb  nahm; 
als  biefer  1639  ftarb,  gewann  er  ferne  llnterbefehls- 
haber  für  fid),  fo  bafi  biefe  ihm  ihre  ct nippen  unb  baS 
Elfafi  überlieferten,  unb  befämpftc  offen  ben  Sfaifer 
in  fSeutfihlanb.  1640  würbe  VlrtoiS  Bon  ben  grau 
}ofen  erobert  unb  in  Katalonien  iornie  in  Bortuga! 
ein  Vlufftanb  ange}ettelt  HJlitten  in  biefen  Erfolgen 
ftarb  3iid)elieu  4.  Sie}.  1642;  wenige  Btonate  fpäter 
folgte  ihm  £ubwig  XIII.,  14.  SDlai  1643. 

®te  Stegierung  SuBWigS  X1Y. 

Sa  fiubwigS  XIII.  ältefter  Sohn,  fiubwig  XI\’. 
(1643  —1715).  noch  nicht  5 3afjre  alt  War,  übernahm 
feine Bfutter, Vlnna  Bon ßfter reich,  bieBegierung. 
bie  fie  aber  g am  einem  neuen  allmächtigen  wiinifter, 
bem  JEarbmal  SKajarin,  überliefi.  Siefer  führte  nur 
bie  grofien  ©ebanten  SfidjelieuS  weiter,  erhielte  aber 
burd)  Schlauheit  unb  3ät)igfeit  noch  bebeutenbere 
Erfolge.  3m  SBeftfäliicben  fvneben  gewann  'ffiajarin 
für  g.  baS  öfterreid)ifche  Elfafi  unb  einen  mafigeben- 
ben  Einilufi  in  Seutfchlaub,  fo  bafi  er  1658  mit  Bier 
Sturf ütften  unb  Bielen  Seid)Sf(lrflen  ben  erften  SRfiein- 
buitb  fchlofi  unb  fid;  für  ben  jungen  König  um  bie 
ftaiferf  rone  bewarb.  3>n  Kriege  gegen  Spanien  fiegte 
Eottb<  bei  Dlocrob  (1643)  unb  ÖenS  (1648)  unb 
machte  mannigfache  Eroberungen.  3fbcS  ber  Vluf- 
itanb  ber  g r on  b e (f.  b.),  1648—63,  unterbrach  ben 
fran)öfifd)en  Siegeslauf.  1653  würbe  bie  gronbe 
enbgültig  oemichtet : Vlbel  unbBarlament  imtcrwarfeii 
fich  bem  Biinifier  unb  wagten  fortan  leinen  VBibt-r- 
ftanb  mehr  gegen  baS  abfolute  Königtum,  lliil  H'1!« 
SromwellS  würbe  nun  auch  ber  Krieg  mit  Spanien 
beenbet.  Viachbem  Surentte  mit  bem  fran}öftfcb-eng- 
lifcben  Heer  im  grühjahr  1658  bie  Spanier  bei  Sun- 
tirdien  befiegt  halte,  (am  7.  9!oo.  1659  ber  B h r e • 
näifcpe  griebe  juflanbe,  in  bem  Spanien  8)ouf- 
fiüon,  VlrtoiS  unb  einige  belgifcho  Bläue  abtrat  unb 
bie  Vermählung  ber  älteften  Sachter  BtnlippS  IV., 
SRaria  Iherefia,  mit  £ubwig  XIV.  }ugab.  bie  bem 
Haufe  Bourbon  eine  VluSfichl  auf  bie  fpanifche  Erb- 
fchaft  eröfjnetc.  VIIS  Blajarin  im  Buir;  1661  ftarb, 
hinterliefi  er  £ubwig  XIV.  baS  SRe-ich  ntit  erweiterten 
unb  wofilbefeftigtcn  ©ren}en,  im  Befip  auSge}cichuc> 
ter  unb  lahlreicher  Heere,  geführt  Bon  ben  bellen  gelb- 
berren  Europa«,  mit  gutgeicfiulten  Beamten  unb 
einem  georbneten  ginon;wefen,  fo  bafi  g.  at«  bie  erjte 
tülacht  Europa«  gelten  lonnte. 


880 


granfrrid)  (®efAi<ßte:  Subroig  XIV.). 


Bubmig  XIV.  trflärte  ttad)  bem  Jobe  SJfajarin«, 
bi«  ©efAäftc  felbft  führen  ju  wollen.  l£es  erfüllte  ihn 
ein  hohe«  Gefußt  non  feiner  Säürbe,  bie  ihm  felbft 
Pracht.  ödanj,  großartige«  unb  würbeDode«  ©cneb« 
men  auferlegte,  ihn  ober  Don  anbern  unbebingte  ün« 
tcrorbnung  unb  obliege  Eingabe  Derlangeit  ließ.  Jot 
Pewußtfcin  Don  granfreiA«  SSadjt  tonnte  er  uad) 
innen  unb  außen  alä  ber  erfte  unb  größte  König  ber 
llbrißenbeit  auftreten.  Sitäbrenb  ferner  ganjen  3ie- 
gienmgübauer  tuibmete  er  felber  feine  3«t  unb  Straft 
ben  Stajtegeicbnftcn.  gab  ftctv*  bie  3iclc  unb  SiAtute 
gen  bet  Politif  an  unb  bewahrte  feine  $jerrfd)ergabe 
itor  adern  in  ber  PuSwabl  feiner  Sfimiter,  bie  mit 
btngebcnbem  ISifer,  unermüblid)er  Jfitigfeit  unb  teil« 
Weife  mit  genialer  SAöpferfraft  ben  Staat  leiteten, 
oßne  baß  ber  König  bie  3ügel  ber  Scgierung  au« 
ben  $>änbcn  oetlor.  (lolbert  Dcrmoltctc  bie  ginan« 
jen,  ben  franbel  unb  bie  öffentfiAen  arbeiten.  $urd) 
gefebidte  äRoßregeln  gab  er  ber  Snbuftrie  einen  mäd;» 
tigen  PuffAwung,  ennutigte  jur  Sehiffohrt  unb  So« 
lonifation  unb  jteigerte  bie  Hinnahmen  be«  Staate« 
ju  nie  geahnter  B>ohe.  S>icrburd)  würbe  bie  Pufftet* 
lung  einer  großen  itehenben  §eereSmad)t  ermöglicht, 
bie  SoudoiS  trefflich  orgamrterte.  2ie  franjoRfdje 
Vlrmee  war  nicht  nur  an  ,'Jat)l  bie  ftärffte,  fonbern 
aud)  bie  am  heften  oubgeriiitete  unb  gefchuite  Prmee 
in  Guropa.  Sie  war  ein  außerorbentlid)  wirffameS 
SSerfjeug  in  ber  Ipanb  ber  franjöRfAen  StaatSfunft, 
um  bie  äußere  SHachtftedung  bcs  tfieicheä  ju  erhöhen. 
Süßt  wenig  trug  ßierju  aud)  bte  Don  flienne  gelei- 
tete franjöfcfche  -Diplomatie  bei,  bie,  mit  reichen  (Selb* 
mittein  auSgeftattet  unb  burch  bie  Überlegenheit  ber 
franjöRfAen  Kultur  unterftüßt,  an  allen  Sjöfen  bie 
erfte  Sode  fpielte.  Ja«  waren  bie  SKittel  unb  Serf« 
jeuge,  mit  benen  BubwigXIV.  ba«  3'*l  feiner  äußern 
politif,  bie  Grwerbung  ber  fpantfAen  ffion* 
nrchie,  mit  jäher  PuSbauer  ju  erreichen  ftrebte. 
Seine  GrbreAte  waren  fehr  anfechtbar,  gaben  ihm 
aber  einen  Vlnbalt,  um  Srifprücbe  jujrbcben.  Jie« 
tot  er  juerft  nad)  bem  Jobc  feine«  SArotcgcroaterS 
Philipp  IV.  (1665)  hl  bem  fogen.  JeDolutionS* 
lrieg(1667).  *118  Gnglonb,  Schweben  unb  bie  Sie« 
berlanbe,  jur  Jripeladianj  Dereinigt,  beSßalb  g.  mit 
Krieg  bebrohten,  mußte  ftd)  Bubwig  aderbtng«  im 
aadfener  gricben  (Piat  1668)  mit  einer  Seihe  befgi* 
fdjer  geftungen  begnügen.  Um  ftd)  an  ben  Sieber« 
lanben,  bereu  unerwarteter  Siberftanb  feinen  ßöA« 
ften  3om  erregt  hatte,  ju  rächen,  machte  er  ihnen 
burch  fdjlaueScrhanblutigen  alle ©unbesgenoffen  ab- 
fpenftig  unb  fiel  im  Sprit  1672  über  fte  her.  VlnfangS 
errang  er  große  Grfolge,  aber  ©ranbenburg,  espn* 
niett,  enblicp  ber  Katfer,  ha«  JcutfAeSciA  unb  Jütte* 
ntarf  tarnen  ben  Sieberlanben  ju  tpilfe.  Jod)  felbft 
biefer  Koalition  gegenüber  erwies  fid)  grantreid)« 
militärifcheShraft  ebenbürtig,  unb  infolge  ber  Uneinig* 
feit  ber  Serbünbelen  erfodit  e8  bie  Siege  Don  Sennef 
(1674)  unb Sfontcaffel (1877)  unb  erlangte  imgrie* 
ben  Don  Sitttwegen  (Puguft  1678)  bie  graneße- 
Gomt<  unb  bie  ttießtigflen  fflrenjfeftungen  ©clgien« 
(gpern,  Gambrai,  Valencienne«  u.  a.).  Jtefer  VluS* 
gang  bc3  Kriege«  fteigerte  BubwigS  IperriAfuAt  unb 
Übermut  fo,  baß  er  frembe  Sedjte  rüdRAtSlo«  mit 
glißcn  trat.  Jureß bieDonihmcrriAtetcnSeunionS* 
fammern  ließ  er  RA  alle  Gebietsteile  jufpreeßen,  bie 
jemals  ju  ben  ihm  im  Kejtfälifcßen , ^Sßrenäifeßen, 
*facßener  unb  SintBegcr  grieben  abgetretenen  San« 
bem  unb  Stählen  gehört  hatten,  nnb  befeßte  Re. 
StraßburgS  unb  BujcmburgS  bemäeßtigte  er  Rcß  mit* 
ten  im  grieben  unb  erlangte  1684  audj,  baß  ein  PJaf* 


fenftidftanb  ißtn  bie  Seunionen  auf  20  3aßre  RAerte. 
Sicht  ntinber  beipotiich  unb  eigemnaAhg  Derfuhr  er 
im  3nnem.  Siebt  bloß  m ftaatlicßer,  fonbern  auch 
in  religiöferSejiehuna  iodteg.  ein  einheitliche« ®an;; 
bilben,  in  bem  ber  Stile  beS  König«  unumfcßränlt 
herrfeßte.  Sfäbrenb  er  baßer  bie  Unabhängigfett  ber 
gadifanifeßen  Kircße  gegenüber  bem  ^apfttüm  Der« 
teibigte  unb  in  einem  franjöfifAcn  Sationalfongil  bce 
berühmten  Dier  ®rtifel  Don  1682  befAließen  ließ.  Der 
folgte  er  mit  immer  größerer  Streng«  bie  franjöR« 
ießen  $roteftanten , befonber«  bureß  ©cguartierun ; 
mit  Solbaten  (bie  «Jragonaben«).  Gnblicß  erfolgte 
imOftober  1685  bieaufßebungbeSlSbiftSDon 
Santes  unb  bainit  ba«  ©erbot  beS  reformierten 
©otteSbienfteS.  Iroß  ber  ftrengen  barauf  gefegten 
strafen  wußten  an  200,000  Seformicrtc  au«  g.  ju 
entfomnten,  ba«  baburd)  eine  feßwere  Ginbuße  an 
©olfSfraft,  gntedigenj  unb  Kapital  erlitt  @an  j wtd- 
fürlid)  würbe  bie  innere  Verwaltung  be«  Banbe«  ein- 
gerichtet. Jer  Vlbel  würbe  Dödig  in  einen  ^)of*  unb 
dJiilitärabel  Dcrwanbelt.  ©de«  fodte  Don  oben  gclenf: 
unb  geleitet  werben,  in  ade«  burften  Rcß  bie  Säeamten 
ntifAeit.  JlnbioibuedeS  Beben,  prooinjiale  unb  fom« 
tttunale  Selbitänbigfeit  Würben  unterbrüeft,  bie  Un« 
abhännigfeit  bet  höcßiien  Gerichtshöfe,  ber  Parlamente, 
gebrochen.  JicjeS  Sßftem  lieferte  ber  Segierung  un- 
geheure unb  prompte  SRacßtmittel,  wie  Re  fein  attbrer 
-Staat  befaß;  aber  cS  machte  bie  granjofen  politiicß 
umnünbtg  unb  reijle  ettblicß  bureß  feinen  JefbotiS« 
mit«  unb  feine  Sfißbräucße  baS  ganje  Volf  gegen  ba« 
Königtum  auf. 

Wied)  im  SuSlanb  erregten  BubwigS  Sjerriehfucht 
unb  ^ntoleran  j unbgranfreicbö  maßloicGinmiiAun« 
gen  adgenteinen  $jaß  unb  bewirften  bie  ©Übung  einer 
neuen  Koalition  faft  oder  europäifAen  Wachte  1688. 
Jie  franjöRfcßen  Steerfüßrer  unb  2 nippen , bie  Rd) 
1689  bureß  bie  Verwflftung  ber  Pfalj  fAänbetm, 
jeigten  Rd)  jwar  ju  Banbe  ber  fAwerfädigen  Krieg« 
füßrung  ber  Verbünbetcn  in  aden  Scßlacßten,  bei 
gleuruS  (1690).  Stcmfcrfen  (1692)  unb  Seertrinben 
1 1698)  in  ben  Sicberlanben,  bei  Staffarba  (1690)  in 
gtalien,  überlegen,  boeb  würbe  bie  franjöRfcße  glotte 
Don  ber  cnglifd)  nieberlänbifeßen  bei  Balpougue  (1692) 
Dernicßtet,  unb  eS  erlahmten  Dar  adern  bie  materiellen 
Kräfte  granfreicßS  in  ben  unaufhörlichen  Kriegen. 
Jcr  fntnjötifcbe  Seeßanbel  würbe  faft  Demid)tet,  bie 
foloniiatorifcßeSätigfcit  unterbrochen,  baSVotf  burch 
unerfcßwinqlicßc  Baftcn  erbriidt.  So  fcßloß  Bubmig 
im  Sooember  1697  ben  grieben  Don  S t) s w 0 f. 
in  bem  er  baS  feerjogtum  Solßringen  fowie  aUe  feit 
1679  gemachten  Seunionen  mit  VluSnaljmc  otraß- 
bürg«  ßcrausgah.  Sod)  einmal  feßte  er  bie  ganje 
Kraft  feine«  Banbe«  ein,  als  eS  RA  bamrit  ßanbelto 
bie  fpanifAe  SrbfAaft,  bie  ein  burA  biplomatifAc 
ffünfte  errungene«  leftament  be«  teßten  ßabSburgi- 
fAen  König«  Don  Spanien,  Karl«  II.,  ber  am  1.  Sod. 
1.700  ftarb,  beittJiaufeVourbcm  DermaAt  hatte, gegen 
ÖfterreiA  unb  feine  Verbünbeten  ju  behaupten.  Jcr 
Spanif  Ae  Grbf  olgefrieg  (1701 — 14,  f.b.)  nahm 
feit  ber  ScßlaAt  bei  ^ödiftäbt  für  g.  eine  immer  un- 
gliicfliAere  fflenbung.  Jie  wieberßolten  Siebertagen 
ber  granjofen  DemiAtcten  ben  Kern  ihrer  StrcitinaAt 
unb  führten  ben  Vcrluft  Italiens,  ©aßernS,  Köln«, 
ber  fpanifd)en  Siebcrinnbc  unb  faft  ader  norbfran- 
jöRidten  geitungen  ßerbec.  ©dein  ber  Job  be«  Kai« 
fer«  gofeph  I.  unb  ein  SKinifterwedifel  in  Gnglanb 
hatten  einen  3toiefpalt  jwijAeu  CftcrreiA  unb  ben 
aeemäAten  jur  golge,  unb  feßtere  fAIoffen  11.  2lpni 
1713  mit  g.  ben  grieben  Don  UtreAt,  benKaiier 


881 


(Vranfretd)  (©efdjiihte:  Submig  XV. , Submig  XVI.). 


unb  JReuft  1714  auch  anerfenncn  mußten.  Unter  ©er 
jid)t  auf  bte  cutopätfcticn  Siebenlänber  befielt  £ub- 
migd  XIV.  Enfel,  ©ljilipp  Bon  ©njou,  Spanien  ald 
bourbomfefee  Sefunbogenitur,  unb  g.  erlitt  feine  be- 
brüten ben  territorialen  Seelüfte;  aber  beilegt,  ge* 
bemütigt,  gänjlidj  erieböpft  gin(j  cd  aud  betu  Kriege 
hewor.  SieStaatäfd)ulb  lnar  aut  2 SKiUiarben  Siorod 
geftiegen,  bad  Sefijit  djronifcb  gemorben.  jo  hinter* 
iieft  Submig  XIV.,  natfibem  feine  jahlreiche  gamilie 
faft  audgcjtorben  mar,  bei  feinem  lobe  (10.  Sept. 
1715)  g.  feinem  llrcnfel  Submig  XV. 

Ter  Verfall. 

giir  ben  erft  fünfjährigen  Submig  XV.  (1715 — 
1774)  übernahm  bergeijtreiche,  aberfitteulofener  jog 
non  Crlfand  bieSRegentjchaft;  fein  SRinifter  war  ber 
gteiehgeartetc  Kardinal  Suboio.  3nbetn  er  in  firdj- 
lither  unb  politifd)cr©qict)ung  eine  freiere  ©emegung 
geftnttete,  ermacf)tc  bad  fran jößfehe  Soff  aud  ber  bump 
fen  ©ctäubung,  in  bie  ed  ber  foniequentc  lefpotie 
mud  Subroiqd  XIV.  Berfenft  hatte;  aber  biefer  freiere 
Scfetnung  richtete  fid)  gegen  Königtum  unb  Sl ircfje. 
9Iach  betlt  lobe  des  SHegenteit  (Sejenibcr  1723)  über- 
nahm Submig  XV.  bem  Dfamen  nach  felbft  bie  Sie- 
gierung,  überließ  fie  febod)  ben  ©remierminiftem, 
bem  tperjog  Bon  ©ourbon  unb  feil  1726  bem  Karbi* 
nat  gieurfe.  Siefem  gelang  cd,  im  ©olnifepen 
E r b f o I g e f r i e g (1 738  - 38)  friegerifdte  Erfolge  für 
g.  ju  erringen  unb  im  Siener  gneben  bie  Herrfifeaft 
Öfterreiifed  über  3talien  ju  breefeen  fomie  für  5-  bie 
Slnmartfcfeaft  auf  Lothringen  tu  erlangen,  bad  1766 
inirflid)  an  g.  fiel.  Such  im  3nnem  tnirfte  er  burd) 
SJlilbe  unb  tnoblroollenbc  Emficfet  fegenöreid);  ©der* 
bau,  ©cmcrbfleift  unb  Handel  blühten  micbcr  auf. 
©ber  fdjon  1741  mürbe  $.  in  einen  neuen  Krieg  mit 
Öfterreid)  Bermidelt,  inbem  cd  beim  ©udfterben  bed 
Itabdburgijifeen  ©fanneoftammed  (1740)  bie  ©eiegen- 
heit  nid)t  ungenubt  laffen  tonnte,  bureb  Unterftüßung 
ber  bat)rifehrn  Erbanfprüdje  bie  3)iad)t  Cftcrreid)d 
auch  in  Seutfcfelanb  ju  ftttrjen.  loch  mären  bie  fran* 
äöfifefeen  ©Jaffen  im  ßfterreiefeifeben  Erbfolge* 
Irieg,  roährenb  beffen  gieurt)  1743  ftorb,  meber  in 
3tolien  nod)  in  Seutfcfelanb  glüdlidr,  nur  in  ©elgien 
errang  ber  ©larfdjaU  Bon  Sachien  einige  Siege.  Er* 
fdjöpft  (d)lofi  g.  1748  ben  grieben  Bon  ©ad)en,  ber 
ihm  für  feine  großen  Opfer  gar  feinen  Erfaß  bot. 
Sied)  nerbängnidnoller  mürbe  ihm  feilt  Sluteil  am 
Siebenjährigen  Kriege,  in  ben  ed  burd)  feinen 
Streit  mit  Englanb  über  bie  Kolonien  in  ©orbame* 
rifa  unbCftmbien  hineingejogen  mürbe.  Sa©reufecn 
fid)  1756  mit,  Englanb  oerbünbete,  fo  ging  g.  auf 
ben  Säuitfd)  ßflen  oiehb , ein  ©ünbnid  mit  ßfierreid) 
gegen  ©reufeen  ju  fdjlieften,  ein,  rnoburd)  bie  260jäh> 
rige  SiiBalität  üranfrcichb  unb  ßitcrreidjä  ihr  Enbe 
erreichte.  Sie  Wiinftlingb*  unb  äKaitrejfenmirtfdjaft 
unter  Submig  XV.  Berfchaffte  unfähigen  ©eneralen  ben 
Oberbefehl;  unter  ben  fd)led)t  genährten  unb  bejaht* 
ten  Solbaten  herrfdjten  fjügellofigfeit  unb  aeigheit. 
Zahlreiche  Slieberlagen  entriffen  g.  bad  militärifdje 
ubergemicht  inSeut)d)laitb.  Sic  franjöftfcfeen  giotten 
mürben  Bon  ben  Englänbent  beiiegt,  unb  burd)  beren 
Sieg  bei  Quebec  (1759)  mürbe  ber  ©erluft  Kanabad 
entfdfeeben.  Ser  ©ourbonifefee  gamilienuertrag  mit 
Spanien  (1761)  Bermochtc  bao  Slricgäglüd  nicht  ju 
menben.  3m  ©arifer  grieben  (10.  gehr.  1763)mufetc 
g.  Kanada  unb  bad  Ohiotal  an  Englanb,  Souiftana 
an  Spanien  abtreten;  mie  cd  hiermit  Slorbamerifa 
oerlor,  fo  büßte  cd  aud)  feine  Kolonien  in  Dftinbieti 
ein.  1100  SJliH.  Siored  maren  in  unrühmlichen  gelb- 
iügen  ohne  jeben  ©etointi  uergeubet. 

JtonD.*£cftfon,  6.  Sufi.,  VI.  99b. 


©idjtdbeftoloeniger  trat  bie  fRegierung  Subtnigd  XV. 
im  3nnem  Ujraniiijdh  unb  miUfilrlid)  auf.  Ser  auf* 
aeflärte  ©remierminifter  Ehoifeul,  ber  bie  Sertrei* 
bung  ber  3efuiten  aud  g.  Beranlafet  unb  1768  Bon 
ben  ©euuefen  Korftfa  ermorben  batte,  mürbe  1770 
burd)  ben  unfähigen  $>öfling  Üiiguitlonerfeßt.  3nbem 
bad  ©arifet  ©arlameut  fid)  bei  yanfeniften  annahm, 
geriet  ed  in  Streit  mit  bem  König,  ber  cd  1771  auf* 
iöfte  unb  feine  Sttitglieber  einferferte.  3ebc  Slegung 
eignen  SfeiUend  uitb  freien  ©eifled  im  ©ölte  mürbe 
burd)  tpiUfürlidje  Haftbefehle  (lettres  de  cachet),  bie 
oft  auch  bie  ©ünftlinge  jur  ©efriebigung  ihrer  Sfad)* 
Hiebt  mißbrauchten,  beftraft.  Sie  uitglaublid)e  Sitten* 
lofigfeit  bed  Hojed  unb  ber  ©ornehmen , bie  mit  ber 
religiBfen  3'>ioleran,j  bed  berrfefeenben  Spftemd  im 
greüften  SSiberfprud)  ftanb,  bie  greebheil,  mit  ber  bad 
©olf  audgefogen  unb  bie  Bcrfiegenben  Jpilf dqnelleir 
bed  Staated  für  unmflrbige  ©ergnügungen  unb  für 
bie  Berfchmcnberifd)en  ©elüfte  ber  föniglidjen  SJiaitrei- 
fen,  einer  ©ompabour,  Subarrh  u.  a.,  Bergeubct  mür- 
ben, bie  Zerrüttung  ber  ginanjen,  bie  ©enninberung 
ber  äufeern  ©iachi : alle  biefe  Umftänbe  machten  bad 
Königtum  unb  bie  herrfdjenben  Klaffen  beim  ©olf 
ebenfo  Beräd)tlid)  mie  Berhafet.  iüährenb  iUc’ontee 
quieu  eine  Siefonu  burd)  Einführung  einer  fonfti * 
tutionelleii  ©erfaffuna  noch  englifehent  ©iufter  für 
möglich  hielt  unb  empfahl,  glaubten  bie  ©hhfiofra* 
ten  burd)  ©bfchaffung  bed  ©ferfantilftjftemd  unb  öe> 
Borjugung  ber  £anbmirtfd)aft  bie  Siage  bed  ©aueni 
itanbed  oerbeffem  unb  bamit  bie  fojialen  Sd)äben 
heilen  ju  fömien.  Sagegen  tnirfte  ©oltair e (ab* 
gefehen  non  feinem  mutigen  Eintreten  für  unfchul* 
big  nerfolgte  ©roteftanten)  burih  feine  geiftoollen, 
meitPerbrciteten  Schriften  mehr  itegatiB,  inbem  er  bie 
Kirche,  bad  Königtum  unb  bie  geubalität  mit  alleit 
©jajfeit  bed  ffiipcd  unb  Spotted  fdjonungdlod  be- 
fämpfte  unb  ihre  ©utorität  unheilbar  erfchütterle. 
Zahlreidie  jüngere  SchriftftcHer  fehloffen  fid)  ihm  an, 
gingen  aber  nod)  rncit  über  feinen  «laitbpunf!  binaud 
unb  uerfünbigten  in  Sfeligion  unb  ©olitif  entfdjieben 
atheijtifche  unb  materialiftifche  ©nfehnuungen,  eine 
Zufantmenfaffung  berfelben  bilbete  Siberotd  »Enji)- 
flopäbie*,  beren  erfte  ©änbe  1751  erfebienen,  unb 
mi'lche  bie  öffentliche  ©icinuitg  mehr  unb  mehr  be* 
herrfefete.  Ser  ©enfer  3ean  yacqued  Siouffeau 
enblid)  manbte  fid»  Bornehinlid)  gegen  bie  unnatttr* 
lidje  ©ilbung  (im  «fimile«),  bie  fdjreienbe  fojiale  Un* 
gleicbbeit  feiner  Zeit  (im  »Gontrat  social«)  unb  bie 
iiberfommcne  SHcligion  utib  SSoral  (»Nouvelle  He- 
loise«)  unb  forbertc  unter  ©efeitigung  aller  gefd)id)t* 
liehen  ©ebiugungeit  eine  rüdfiihtdlofe  llmge|taltung 
aller  ©erhältniffe  bloß  nach  ©cniunftgnmbfäpen. 
Unb  nicht  nur  bie  unterbriidten  ©fafjeu  unb  bie  nad) 
greifeeit  unb  gortfdhritt  ftrebenben  gebilbeteu  Äreife 
nahmen  biefe  £ebren  begierig  auf;  aud)  Biele  aud  ben 
beoorrecfeteleii  Ständen,  bem  Klerud,  bem  ©bei  unb 
ber  ©eamtcnbierard)ie,  feuli,i8,c,,  ihnen,  teild  aud 
ehrlicher  Überzeugung,  teild  in  friuolcm  2eid)tfinn, 
ber  fte  bie  ©efahren  ber  teild  fpottjüchtigen,  teild  ra- 
bifaieii  Kritif  überfehen  liefe  unb  fte  Bon  einer  ©effe 
rung  ifered  eignen  fitllichctt  ©erhaltend  abhielt.  3n* 
bem  bie  hohem  Klaffen  bie  beftehenben  ^uftänbe  fd)o* 
nungdlod  Berurteilten , bie  ihnen  Borteilhaftcn  SKife- 
bräuche  aber  hoch  nicht  befeitigten.  arbeiteten  fte  felbft 
an  bem  llmfturj  ber  @efeUfd)aftdorbnung,  auf  ber 
ihre  Stellung  beruhte. 

Submig  XV.  ftarb  10.  SRai  1774.  Ser  neue  König, 
Submig  XVI.  (1774  — 92),  Submigd  XV.  Eitfel, 
ein  junger,  mohlmollmbcr,  aber  [chmadjcr  unb  geiflig 

56 


882 


granfreid)  (®  e f cf)  i d)  t e : bi«  große  PeBolution). 


unfelbftänbiger  SRaitn,  flettte  baS  Parlament  wieber 
bcr  unb  ernannte  Jurgot  gunt  gmangminifttr,  ber 
bmehVIujhcbung  berStaatSfronen  unb  fünfte,  burd) 
©efcbräntung  bcr  unnerbicnten  Penfionen  unb  ©na- 
bengehalte  uub  burcb  Einführung  einer  atlgfnieinen, 
nudj  bie  Prioilegirrten  irejfenben  ©teuer  eine  burch- 
greifenbe  Slcfonn  her  Summen  begann,  VIIS  ftd)  bie 
Höflinge  unb  bie®eiftHd)feit  feinen Plaßregcln  Wtber- 
f egten,  lieft  ber  König  Durgotf  allen  unb  berief  ISlugnt). 
ber  fie  fofort  riittgnngig  machte.  Die  £<t)ulbenlail 
unb  baS  Defigit  würben  beträd)tlid)  »erniebrt  bureb 
bie  Deilnnbmc  granfreicbS  am  Kriege  ber  norbameri- 
fauifdicn  Kolonien  gegen  Englanb,  bie  Weientlicb  ju 
beren  Befreiung  beiintg;  audi  erhielt  g.  im  gricbett 
Bern  ©erfaiUeS  (8.  ©etil.  1783)  ©enegnmbien,  Io- 
bago  unb  einige  anbre  CUtfeln.  VI ber  ber  Krieg  batte 
1760  SM.  ÜttrcS  Derfdjlungen , überbieS  bie  Sehn* 
fudjt  nach  greiheit,  bie  man  ja  für  bie  Vlmcrifaner 
uerteibigt  b«ttc,  in  ber  ©eBöIferuna  gefteigert.  Sin 
neuer  SHcformocrfud)bcSginangminifterS9i'cder(  1777 
bis  1781)  febeiterte  wicberum  an  bem  bartnädigen 
SSiberftnnb  ber  Kamarilla  unb  auch  ber  Königin 
fflarie  Vlntoinclle  gegen  jebe  Serminbcrung  ber  Hof- 
auSgabcn  unb  ©nabcngebalte.  Dureb  bieie' Schwäche 
büßte  Subwig  XVI.  ben  legten  Seit  ber  Popularität 
ein.  Die  unfähigen  Sflaeßfolger  ©ederS,  befonberS  ber 
aewiffenlofc  Eatonnc,  bratbten  bie  ©laatsfinanjen  tn 
folebe  Unorbnung,  baß  ber  ©anfrott  unBcrmeiblid) 
War,  wenn  nicht  bie  priBilcgierten  ©tänbe  (Vlbel  unb 
©eiftlicbfeit)  auf  ihre  Steuerfreiheit  Bcrgid)tetcn.  Vlllein 
bie  ©crfantmlung  bcr  'Jiotabeln  (1787)  unb  bas  Par- 
lament machten  alle  Sleform»erfucbe  (unidjte,  fo  baß 
nur  bie  Serjammlung  ber  ©cneralfiänbe  bie  Hoff- 
nung auf  Sfcttung  uerl)ieß.  Der  König  Wagte  nidit 
mehr,  lieb  biefer  gu  roiberiepen,  unb  ernannte  (Vtugufi 
1788)  Sieder  wieber  jum  leitenben  SHinijter,  um  fie 
Borgunebmcn.  Sie  rief  eine  ungeheure  Vlufregung 
beruor;  2000  — 8000  g!ugfd)riftrn  erfebienen,  unter 
benen  bie  bebeutenbfte,  bie  beS  VIbW  SieneS:  ■Qn’est 
ce  que  le  tiers-btat?«,  bem  ©ürgerftanb  bie  bernor- 
ragcnbfte  ©olle  in  bem  politifchen  2 eben  ber  näcbften 
Hufunft  gufprad).  König  unb  SHcgierung  ftanben  ber 
Bewegung  ratlod  gegenüber. 

tble  f ran  jufifrfie  IRcBoItitton. 

Die  ©encralftänbe  traten  5.  SDiai  1789  in  ©er- 
faßtes jufammen.  Der  britte  ©tanb  forberte  [ogleidj, 
baß  nach  Köpfen  unb  nicht  nach  ©tiinben  abgefttmmt 
Werbe,  unb  ba  Vlbel  unb  ffleifllidjteit  hierauf  nidjt  ein- 
gingen, tonftituierte  er  ficb  allein  all  ©ational- 
B e r i a m m l u n g , bie  jur  ©eratung  einer  ©erfaffung 
bentfett  fei(Aasemblba  nationale  Constituante).  VU8 
bie  Regierung  benSerfud)  mochte,  biefeSerfammlung 
aufjulöfen,  begaben  fid)  bie  ©iitglieber  nach  bem  fogen. 
©allbauS  unb  febwuren  hier,  ftd)  nicht  gu  trennen, 
btS  fte  bie  neue  ©erfaffung  beS  Königreichs  befcblofjcn 
hätten  (20.  3»d'  1789),  worauf  itumer  mehr  öeift- 
liebe  unb  Sbelleute  ber  SiationalBerfammlung  bei- 
traten. VU8  ber  unentfd)Ioffene  König  ficb  BDn  ber 
realtionären  fcofpartei  beftimmen  liefe,  Sieder  gu  Ber- 
bannen  unb  Sruppen  gu  einem  ©ewallaft  gegen  bie 
SRntionalBerfnmmlung  gufammengugteben , tarn  eS 
14.  3uli  in  ©ariS  gu  einem  Vlufftanb  unb  gur  Er* 
itürmung  ber  ©aftille,  bei  bcr  ftd)  bie  BöKige 
Ohnmacht  ber  ©ebörben  unb  bie  UnjuBerläffigteit 
ber  Druppen  geigten.  Der  König  rief  Sieder  gurüd; 
ber  Präfibent  ber  SlationalBerfammlung,  ©aittt). 
würbe  in  Paris  gunt  SDiai  re  unb  ber  fonftitutionell 
gefinnte  Sinfatjette  gum  ©efeblShaber  ber  au«  ©ilr- 
gern  gebilbeten  Siationalgarbe  ernannt.  Vlud)  in  ben 


ProBingen  fanben  Vlufftänbe  ber  ©auem  gegen  ben 
Vlbel  ftatt,  unb  überall  ging  bie  SiegierungSgettalt 
an  bie  Erwählten  beö  ©olfcS  über.  Hingertfjen  tum 
ber  allgemeinen  Strömung  braute  ber  ©bei  4.  Ving 
1789  in  bcr  Siationalnerfammlung  feine  Somit; 
freiwillig  gunt  Opfer,  Worauf  allgemeine  ©leiibheit, 
Berjimlidje  greiheit  unb  SolISfouBeränität  Bon  bu 
Serfammlung  für  unentbehrliche  SDien jebenredue 
erflärt  Würben,  öeunrubigt  burcb  immer  neue  Seal- 
tionSgerücbte  unb  aufgebeßt  Bon  gewiffenlofen  Je 
magogen,  unler  benen  ficb  ber  Hcrgog  Bon  Crltes, 
ein 'f dinglicher  pring,  befanb,  gog  ber  Parifer  föbel 
6.  Oft.  nach  ©erfaßtes,  ftürmte  6.  Oft.  baS  bortige 
Schloß  unb  gWang  ben  König , feinen  Siß  unb  bet 
ber  SlationatBcrfammlung  nad)  Paris  gu  Berlegat 
Unter  bem  Einfluß  ber  reoolutionärcn  Elemente  bei 
Hauptflabt  begann  bie  ©erfommlung  im  ©nBemba 
1789  bie  ©eratung  ber  ©erfaffung,  Wobei  man  Bon 
ben  gefd)id)tlid)cn'©crhättnijien  ganglid)  abfat)  unt 
auSfd)ließltd)  nach  ben  ©runbfäßeit  berSermmftBei 
fuhr.  g.  würbe  gang  neu  nach  gcograpbifd)en  Sind' 
flehten  in  83  Departements  eingetcilt  uttbSerwattung 
unb  ©ericbtSbarfeit  auSfcbließlicb  gewählten  Xepj 
tierten  unb  ©camten  übertragen.  Dem  Sömg  tmirt; 
ber  SiationalBertretung  gegenüber  nur  ein  beiebränf 
teS  ©eio  eingeräumt  unb  febc  engere  Serbmbung  bei 
SDiimfleriumS  mit  bevSDicbrhcit  ber  ©crfammlung  ab- 
gefebnitten.  Der  ©bei  würbe  abgefdjafft,  aügenume 
SeligionSfrtibett  Bertünbet,  bie  Hirchengüter  eingt- 
gogen  unb  bis  ,ju  ihrem  ©erlauf  auf  ihnen  ein  pa 
piergelb,  bie  Vlgignatcn,  funbiert;  bie  ©eifllubfttt 
würbe  ber  Staatsgewalt  unterworfen  unb  gurn  id 
auf  bie  neue  ©erfaffung  Berpfücbtet,  ben  ein  qmicr 
Seil  beS  Klerus  Berweiqcrte  (1790).  Diefe  ©eftnif 
inungen  über  bie  Kirdje  hielten  fiubwig  XVI.  iwupt 
facblid)  ab,  ber  ©erfaffung  feine  3>>fttmmung  in  ge 
ben  unb  baS  VBerf  gum  Vlbfäilufi  gu  bringen.  Eben' 
fowenig  Wollte  er  ftd)  mit  Pärabeau  unb  ber  toniti 
tutioneuen  Partei  Bcrbinben  unb  ihr  bie  SegienutJ 
übertragen.  Daher  erlangten  bie  Klubs  bcr  Soft 
talen,  bte  3ofobiner  unb  EorbelierS,  bie  ben  Pari'« 
Pöbel  beberrfdjten,  immer  mehr  Einfluß  auf  bie 
©eBölferung,  namentlich  nad)  bem  Dobe  SRirabcei» 
(4.  ©pril  1791),  währenb  bie  ©nhäiiger  beS  alten 
SicgimeS  gahlreid)  auStnnnberten.  Vlud)  ber  König 
ließ  ftd)  gu  einem  gludjtBerfuch  bereben;  er  cntlom 
20  3uni  1791  glfldiid)  aus  Paris,  würbe  aber  in  bcr 
Siäfie  ber@renje  in  VfarentteS  angehalten,  nnchPnm' 
gurüdgebracht  unb  fuSpenbiert.  SnbeS  naebbem  eriid) 
gum  ßib  auf  bie  ©erfaffung  Berftanben  batte,  fepte 
ihn  bie  ©nlionnlBerfammlung  in  feine  ©echte  wifS« 
etn  unb  löfte  ftd),  ba  nun  bie  ©erfaffung  guftanbe 
gebracht  War,  im  September  1791  auf. 

Unmittelbar  nach  ber  ©erf  ünbigung  ber  neuen  Per 
faffung  trat  bie  neugewähtle  ©efeßgebenbe  91a 
tiounlnerfammlung  (Assemhlfee  nationale  18 
gialatiTe)  gufammen , bie  einen  (ehr  rabifolen  (fta 
rotier  trug.  Die  leitenbe  SVotle  fiel  ben  ©cpublifanerr 
gu,  bie,  weil  fie  Bon  ben  Vlbgeorbneitn  beS  ©ircmle 
bepartementS(©riffot,Sergniaub,3Snarb,©uaW*.) 
geführt  würben,  ben  ©amen  ©ironbiften  empfw 
gen.  Sie  tarnen  halb  mit  bem  König  in  StBii1-  n 
ben  ©efepen  über  bie  ©eftrafung  ber  ben  Eib  auf  b« 
3ibilBerfaffung  ber  Kirche  oerweigemben  Priefta 
unb  ber  auSgeWanberten  Vlbliaen  (Einigranten)  feine 
©enehntigung  Berfagle.  Um  oie  reBolutionären  V«- 
benfehaften  Bon  neuem  gu  entflammen  imb  jeher  topa 
Itfrifdien  ©eaftion  Borgubeugen,  wttnfdite  bie  w- 
ronbe  einen  auswärtigen  Krieg,  gu  bem  StreiligteiW 


883 


(jratlfretd)  (©cfcptehtc:  flbfcpaffung  bed  Königtum?,  bie  Sdjredeiidherrfchaft). 


mit  beutfcpen  ffürjtett  unb  bcm  Kaifcr  bcn  Vorroanb 
gaben,  fl  in  20.  April  1792  befchlofj  bie  Kationalucr- 
fammlung  ben  Krieg  gegen  Ofterreidi,  bad  jtd) 
mit  Srcuhen  Berbünbet  batte-  Sei  ber  Bulligen  flu[. 
löfung  ber  irfinj&jijdjen  Armee  »erlief  ber  Krieg  an- 
fangs ungünftig ; aber  gcrabe  biefer  Urnftanb  erregte 
bie  Eeibruidjaft  ber  fjauptfteibt iirfien  SeoöKerung.  ba 
ber  Eof  in  ber  tat  mit  bcn  Sanbeefeinben  in  Ver* 
binbung  ftanb.  Ein  Söbclpaufe  brang  20.3unil792 
in  bie  tuilerien  unb  befepintpfte  ben  König  unb  feine 
Wemat)lin.  Subwig  fdjüjjte  nad)  bieien  Svenen  Böllige 
Unterwerfung  unter  bie  KationalBerfammlung  Bor, 
roäbrenb  er  unb  bie  Königin  im  geheimen  Dfterreid) 
unb  Sreujjen  um  Kettung  anfle()ten.  3d)on  10-Vtug. 
1799  (türmten  unter  Scgünftigung  bed  neuen  giron- 
biftifdjen  Kiaircö  Titian  fablloje  S&bcll)aufen  gegen 
bie  Xuiterien,  bie  Kationalgarben  BcrWeigcrten  bie 
Verteidigung,  bie  bvnoe  Sdimeijergarbe  warb  »an 
bem  Säbel  gröhtenteild  niebergemebelt,  ber  König  unb 
feine  gamilie  fuebten  bei  ber  KationalBerfammlung 
Buflucpt , bie  ben  König  fudpenbierte  unb  ihn  in  ben 
temple  bringen  lieg.  ter  wahre  Sieger  beb  10.  flug. 
war  ber  reüolutionäre  Sarijer  ©emeinberat.  Seine 
Anhänger  in  ber  Kationalocrfammlung  trennten  fich 
als  ber  -Serg«  (la  Montagne,  weil  fie  bie  hötbftcn 
Sipreiben  Annahmen)  Bon  ben  Wironbiftcn,  unb  ihr 
Eaupt,  tanton,  begann  bad  Schredcndregiment,  bie 
blutige  Verfolgung  aller  bed  Kopalidtuud  Verdäch- 
tigen mit  ben  Septeiubennorbcn  (2. — 6.  Sept.  1792), 
bei  benen  2000  politifcpe  ©efangene  hingefdügehlet 
würben.  ©Iciepjeitin  brangen  bie  Sreufjen  unb  Öfter- 
reicher  unter  bem  Eerjog'  Bon  Sramifchmeig  in  bie 
Ehampapne  ein;  bie  Unentfebloffenljeit  bed  rführerd 
aber,  wie  jte  fich  befonberd  bei  ber  unentfdtiebenen 
Sanonabe  Bon  Salmp  (20.  Sept.)  jeigte,  führte  bad 
Scheitern  bed  jfelbjugd  uitb  bcn  Kiidjug  bccSreuftcit 
herbei.  tarauf  brach  tumouric}  in  bie  öfterreichi- 
fcheu  Kieberlanbe  ein  unb  eroberte  fie  burch  ben  Sieg 
bei  3eniapped  (6. Kob.);  Euftine  nahm  trier,  Speper 
unb  Wainj  (21.  Oft.).  tie  Kabifalen  jubelten;  fte 
beherrichten  ben  am  21.  Sept.  1792  jufammentretcu- 
ben  KationalfonBent  (Convention  nationale), 
ba  fte  ben  bewaffneten  Säbel  Bon  Sarid  jur  Ver- 
fügung hatten.  Ster  Konpent  protlamierte  22.  Sept. 
fofort  bie  Kepublil.  t>ic®ironbe  lieg  fid)  Bon  ben 
3afobinem  baju  brängen,  bie  Einleitung  eined  Eocf) 
Berratdproieffed  gegen  üubrnig  XVI.  ju  genehmigen, 
ber  bent  Verlangen  ber  Jiatobincr  gemäß  17.  yan. 
1793  mit  einer  Stimme  'Mehrheit  jum  tobe  ohne 
fluffchuh  Berurteilt  unb  21.  3an.  enthauptet  würbe. 

tue  Einrichtung  bed  König?  erregte  oieCntrüflung 
ganf  Europa?;  England,  Eollanb,  Spanien  fdhloffen 
ftch  ben  ©egnem  ffranfreich?  an.  Selgien  würbe  Bon 
ben  Öfterreichem  burch  bie  Schlacht  bei  Keerwinben 
(18.  ©ärj  1793),  STCainj  20.  3>'Ii  burch  bie  Sreußen 
Wiebcrerobert ; ein  andre?  öfterreichifched  Eeer  brang 
unter  ffiurmfer  in  bad  Glfafj  ein.  tie  auswärtige 
©efapr  fteigerte  bie  Seibenjchaftlichfeit  unb  Energie 
ber  herricheuben  Sartei  in  Sarid.  flud  ber  Mitte 
bed  KonBentd  würbe  unter  bem  Kamen  bed  SB  oh  1* 
fahrtdaudfchuffed,  beffen  Eäupter  Sobedpierre 
unb  tanton  waren,  eine  reBolutionäre  SRegierung 
eingerichtet  unb  einSieoolutionStribunal  gcbilöet.baS 
ade  politifchen  Vergehungen  beftrafen  foUte.  Koni- 
miffare  würben  in  bie  tepartementd  gefchidt,  um 
bort  überall  bcm  Schreden  jum  Siege  ju  oerhelfen. 
ter  ©emeinberat  Bon  Sarid  erjWang  2.  3uni  1793 
bie  Verhaftung  Bon  32  fführem  ber  fflironbe,  bie 
fpäter  jum  größten  teil  hingerichtet  würben.  tad- 


fclbe  Schidfal  traf  bie  Königin  (16.  Oft.)  unb  Biele 
auSgejcicpnctc  'Männer  ber  erften  SRenolutiondjeit. 
3nt  Silben,  befonberd  in  Epon  unb  Sorbeaup,  er- 
hob fich  bad  Voll  für  bie  ©ironbiftm;  toulon  über- 
lieferte fid)  benfinglänbern ; im  ©eilen,  in  ber  Venbbc 
unb  Bretagne,  empörten  ftch  bie  ropaliftifcpen  Ebel 
leute  unb  Saliern.  tie  rabifale  Sartei  Berfuhr  je- 
bod)  mit  furchtbarer  Energie,  inbem  fie  aud  ben  ihr 
ergebenen  niebem  Klaffen  14  fpeere  gegen  bie  innem 
unb  duftem  tjeinbe  auffteüte.  Epon  unii  toulon  wür- 
ben überwältigt  unb  mit  Siaffenmorb  unbfehonungd* 
lojer  Slnnberung  beftraft.  tarauf  unterwarfen  fid; 
»tternb  bie  SroBinjen,  wo  nun  meift  eine  fojialiftifche 
Söbelherrfchaft  mit  ipftcmatifdjer  Vcraubuitg  ber  Se* 
Üpenben  pergeftellt  Wurbe.  tad  Ehriftentum  würbe 
abgefepafft  unb  ber  d)riftlid)e  Kalenber  burch  einen 
revolutionären  erfejtt.  Eine  Sartei  ber  terroriflen 
unter  Efbert  Wollte  ben  Sojialiömuö  praftifcb  Ber 
wirtlichen  unb  bie  SHeligion  burch  ben  albernen  Kul 
tud  ber  Vernunft  erfefsen ; aber  SRobedpierre  fap 
ein,  bap  f*<h  mit  foldjen  Wrunbfähen  überhaupt  nicht 
regieren  iaffe,  unb  bewirfte  im  dJcärj  1794  bie  Ver- 
haftung unb  Einrichtung  biefer  fogen.  ©iitenben 
(enrages) ; anberfeitd  wußte  er  ben  gemäfiigtem  tan- 
ton ald  unbeguemen  Kebcnbupler  auf  bad  Schafott 
ju  bringen.  Kobedpierre  unb  fein  Vertrauter  Satnt- 
3uft  wollten  nun  burch  blutige  Audrottung  bed  un- 
heilbar Berberbten  alten  ®efd)lechtc>  bad  3bea!  eined 
allniächtigen  Volfdftaated  ücrwirflichen.  tad  Verfah- 
ren bed  KcBolutionötribunatd  wurbe  derart  befehlen* 
nigt,  baft  täglich  in  Sarid  allein  60 — 70  iUccnichcii 
hingerichtet  werben  roniitcn.  tie  tittatur  Siobed- 
pierred  wurbe  aber  icbliefilich  ben  3atobinem  felbft 
laftig,  wäprenb  bad  Volt  bed  beflänbigen  SlutBergic- 
fjend  üherbrüffig  ju  werben  begann,  unb  ald  ber  til* 
tatoc  feine  {reinbe  in  berSergpartei  ju  Bemiiptcn  ner- 
fuchte,  wurbe  er  felber  9.  tbenuibor  (27. 3uli  1794) 
auf  Sefchl  bed  Konoentd  Berbaftet  unb  mit  etwa  100 
An  hungern  aud  bemKonBent  unbberKoiniuuneguil 
lotiniert.  ter  Süttelftanb  fing  überall  an,  fich  gegen 
ben  tcrroridmud  bed  Söbeld  ju  regen;  im  Konoent 
fofeten  bie  ©emäftigtcn  wieder  SÄiit.  ter  Klub  ber 
3afobiner  wurbe  gefd)loffen(ll.  Kob.  1794);73früper 
aud  bem  SonBctit  geflohene  ©ironbiften  würben  in 
biefe  Verfantnüung  juriicfgerufen,  wo  ne  nun  einer 
entfehiebenen  Keaftion  bulbigten ; bad  KeBolutiond« 
tribunal  wurbe  aufgehoben,  tic.-juftäube  im 3nnem 
waren  freilich  wenig  erfreulich,  ©äprenb  fid)  biewohl- 
habenben  Klaffen  nach  langem  Schreden  in  audfehwei- 
fenber  2uft  entfdjäbigtrn,  litten  bie  niebem  nach  Auf- 
hebung ber  auf  dingliche  E'rabfepung  ber  Erbend« 
mittelpreife  gerichteten  SRahregeln  unter  berSeurung, 
ben  folgen  ber  atlgcmeinen  flrbcitöfcheu,  ben  foloc. 
falcn  Ketrutiemnaen , ben  Störungen  Bon  ©ernerbe 
unb  E“nbel ; bie  flffignaten,  deren  inan  für  27  3Ril- 
liarben  audgegeben,  waren  bid  auf  V«  Sroj.  ihred 
Kennwertes  gefallen. 

Sad)  auf»-»  würben  mit  ben  durch  Gamot  organi 
fterten  Eeeren  unter  trefflichen  ©eneralen,  wie  Eocpe, 
©arccau,  3orban  unb  Sicpegm,  glänjenbe  Erfolge 
errangen,  turch  ben  Sieg  bei  ftlcunid  (26.  3uni 
1794)  wurbe  Selgien  unb  faft  bad  ganje  lintc  Kpein- 
ufer  erobert;  im  ©inter  Don  1794  auf  1795  brang 
Sidjegra  in  bie  Kicbcrlanbc  ein  unb  grünbete  bort  bie 
balabifcpe  Scprorjlcrrepublit.  Sreuhen,  mit  Cfterrcicp 
wegen  Solen  jcrfalleit,  unb  Spanien  tagten  fid)  burch 
ben  Frieden  Bon  Safel  Bon  ber  Koalition  loo.  Über- 
brüffig  ber  innem  B“rieilämpfc , ftrebte  bie  franji)- 
ftfepe  Kation  fortan  nach  äußerm  ©lanj  unb  Kupiu. 

56* 


884 


gratlfreid)  (Befcpiebte:  Direftorium,  Koniulali. 


Die  neue  Begicntng,  bie  nadj  ber  Unterbrficfung 
eines  Aufilanbe«  ber  Jafobiner  1.  Brairial  (20.  9Rat 
1 795)  unb  eiltet  Grbebungdoerfutp«  ber  Sotjaliften 
13.  Benbfmiair«  (5.  Oft.  1795)  am  27.  Oft.  eingefept 
nmrbe.  ba«  Direflorium  oon  fünf  3Kännern(Bar- 
ra«,  Garn ol.  Sfareoeidierc,  Setoumeur  unb  Serobed), 
bem  jutei  Kammern,  ein  Mint  ber  Alten  unb  ein  9?at 
ber  günfbunbert,  jur  Seite  jlanben,  begünftigte  eine 
rriegerijctie  Bolitif,  um  burdi  bie  großen  Kontributio- 
neu  im  VluSImibe  ben  ginanjen  aufjubelfen.  1796 
bcfcbloß  bas  Direftorium  jugleid)  einen  Angriff  auf 
Deutjdplanb  unb  auf  Italien.  Jn  Xeutfdjlanb  batten 
bie  jmei  franjoftfepen  Stccre,  bie  über  ben  Bpein  Bor* 
brangen,  feinen  Erfolg:  Jourban  mürbe  oom  Er}- 
perjog  Sari  bei  Amberg  '24.  Aug.)  unb  bei  SBiirj- 
bürg  (4.  Sept.)  Bönig  gcßplagen  unb  SRorcau  jutn 
BerluftBoUen  Süd)ug  über  ben  Sdjmarjroalb  natf) 
bem  Elfaß ge  jmiingen.  Blüdlicbcr  mar  Bonaparte 
in  Italien,  pu«  bem  er  1796  unb  1797  in  glänjenben 
Siegen  bieDfterrcicber  Bert  rieb.  DicÜombarbci  mürbe 
rur  Xran«pabanifd)en,  einige  röntiftbe  unb  mobene- 
fifepe  Tronin (en  jur  3i«pabanifd)cn  Bcpublif  umgc- 
roaitbelt,  bie  fpiiter  jur  3i«nlpinifcben  Bereinigt  rour- 
ben.  AIP  Bonaparte  barnuf  burd)  bie  Cftalpen  auf 
iBien  marfdtierte,  entfdjloß  ftd)  Citerreid)  7.  Apnl 
1797  jum  SBaffenftülftanb  Bon  l’coben,  bem  am  17. 
Oft.  ber  griebc  Bon  Eampogormio  folgte.  Bel- 
gien, bas  linfe  Sf beinufer  unb  bie  Sombarbet  mürben 
an  g.  abgetreten ; Dflerrcicb  erhielt  Benctieu  unb  einige 
beutfdje  Stifter  alö  Entfcpabigung.  ®iit  Bupm  ge- 
frönt fofjrte  ber  fiegreidte  gclbpcrr  nad)  Bari«  juriief, 
mo  p d|  bie  Stellung  bco  Direftorium«  immer  feproie- 
riger  gejtnltet  patte.  Die  (ommunijtifdje  Berjcbwö- 
vung  Babeuf«  mürbe  jroar  jeitig  entbedt  unb  burd) 
bie  Spinricptung  ihrer  giiprcr  im  3Rärj  1796  unter- 
brüdt;  ben  überltanbneitmenben  Botjalidmu«  fonnte 
bie  Scgierung  jebod)  nur  burdt  ben  Staatsstreich 
Born  18.  gructibor  (4.Sept.  1797),  burd)  ben  jmei 
Direttoren  (Garnot  unb  Barlpdlemt))  unb  52  Tcpu- 
tierte  beportiert  mürben,  unjdtäblid)  machen,  ebnete 
baburd)  aber  bem  3Äilitärbcfpoti«mu«  bie  SScge. 
Öleid) motjl  glaubte  Bonaparte  bie  3«it  noch  nidjl  ge* 
fontmen,  um  felbft  bie  jiigel  ber  §errfcpaft  ju  er- 
greifen. Durd)  ein  tilpnc«  Abenteuer,  bie  ägppti* 
fepe  ßjpebition,  mollte  er  erft  nod)  feinen  Bupm 
oenueheen.  Diefe  Unternehmung  patte  jebod)  tiotj 
glänjenber  Siege  nid)t  ben  erträumten  Erfolg,  unb 
mjmifcpen  palte  fiep  im  Sommer  1798  auf  Betrei- 
ben SHußlanb«  eine  neue  Koalition  Bußtnnb«, 
GnglnnbP,  Öflcrreicp«,  ber  italienifcpen  gürflcn  unb 
ber  Xürfci  gegen  g gebilbet.  Die  gtanjojcn  mürben 
1799  auPSübbeuIfcpianb  unb  Italien  Bertrieben ; ein 
Angriff  ber  Bcrbünbctcn  auf  g.  felbft  mürbe  nur  ba* 
burd)  Bcrpinbcrl,  baß  eP'JJiajfeua  gelang,  bettgeinben 
in  ber  Schwei)  einige  Bicbcrlagcn  beij'ubringcn  unb 
ipre  Bereinigung  ju  pittbern.  Dropbem  fap  ba«  Boif 
in  Bonaparte  ben  einigen  Beiter  Bor  meitem  Befah- 
ren, unb  alp  Bonaparte,  ber  bieArtnee  inStgppleu  im 
Sticpe  gelajfcn  hatte,  9.  Oft.  in  grfju«  lanbetc,  fonnte 
er  eo  wagen,  bas  Direftorium  burep  ben  Staat«- 
ftreiep  ooml8.  Brumaire(9. Bob.  1799)juftür» 
,jen  unb  eine  neue  Begicrung,  ba«  ffonfulat,  einju- 
lepen,  roelepe  bie  Bube  im  Jnnem  unb  bie  äujjeve 
Superpcit  unb  SRaeptfiedung  ju  Berbürgen  fepien. 

Xie  jßerrfepaft  Plapolcon«  I. 

Der  3uftanb  granfreiep«  ntaepte  eine  ftarfe  (Regie- 
rung notmenbig.  Die  ginanjen  befanbeu  ftd)  in  Bal- 
liger 3errüttung,  ba  bie  Steuern  ichlccpt  eingingen 
unb  bie  Ausgaben  enorm  waren ; bie  Armee  mar  un- 


regelmäßig bejahlt  unb  jur  Jnfiib orbination  geneigt; 
fomopl  Bepubtifancr  wie  Bopalijten  planten  neue 
3tnat«ftreid)e.  Die  brei  Konfutn  (neben  Bonopatte 
SiepeS  unb  Boger  Ducob)  fttepten  Bor  adern  bie  ffi- 
nanjen  ju  regeln,  bann  arbeiteten  fte  im  Dejember 
1799  eine  neue  Serfajfung  (Berfaffung  be«3op- 
re«  VIII)  au«,  bie  ben  brei  Konfuln  einen  Staats 
rat,  einen  Senat  Bon  60,  ein  Iribunat  Bon  100  unb 
einen  Befepgebenben  Körper  Bon  300  SRitgliebern  jur 
Seite  flente , beren  SSahi  unb  Bef ugniffe  iepr  fünft» 
lieb  feftgefept  Waren.  Die  tatfacplicpe  Bemalt  fiel  bettt 
Grften  Konful,  Bonaparte,  ju,  ber  bie  ättjert 
Bolitif,  bie  firieg«mod)t  unb  bie  ginanjen  leitete;  bie 
beibeit  nttbem  konfuln,  Sebrun  unb  GambarfreS, 
Patten  Wenig  ju  bebrüten.  Bonnparte  organifierte  bie 
Bericple  neu  unb  fipuf  eine  gan,j  jentralifterte  Ser- 
ronllung:  bie  Bräfeften  an  ber  Spipe  ber  Departe 
ment«  unb  bie  llnterprafeften  an  ber  ber  Arronbii- 
fement*  uenualteten  biefe  Bejirfe  faft  unumfepränft. 
Waren  aber  ganj  Bon  ber  Regierung  abpängig.  ?e 
litifepe  unb  jumal  Breßpolijei  mürbe  mit  großer 
Strenge  gepanbpabt.  Die  Grridttung  ber  Banf  oen 
g.  (Januar  1800)  biente  bnju,  bie  finnnjiellen  ®f«B’ 
nahmen  ber  neuen  Siegierung  ju  unlerjtiipen.  Der 
Aufftnnb  in  ber  Benböc  würbe  burch  ben  griebeti 
oon  SRontf  aucon  (lB.Jan.  1800)  enbgiiltig  beidnoii- 
tigL  Darauf  naptit  Bonaparte  ben  Krieg  gegen  bie 
, (Weite  Koalition,  oon  ber  ftdt  Sfufjlanb  getrennt  palte, 
mit  oder  Energie  auf.  Seine  unb  MXoreau«  Siege  be- 
bropten  bie  öflerreidtifepen  Saube  felbft,  fo  büB  ber 
Saifer  9.  gebr.  1801  ben  grieben  oon  Süneoille 
itploß,  in  bem  er  ba«  linfe  Bpeinufer  Bon  neuem  et 
trat  unb  in  Italien  nur  ba«  Sanb  öftlicp  ber  Stieb 
bepielt.  Die  übrigen  Deilnepmer  ber  Koalition  mit- 
ten 1801  ebenfad«  glichen,  julept  1802  in  Amienl 
Gnglanb,  ba«  feine  itberfeeifepen  Grobeningen,  außer 
Geplon  unb  Drinibab,  an  g.  unb  jein«  Berbfmbelen 
pcrau«gnb. 

Den  eprenuoden  grieben  benupte  Bonaparte  jur 
Befefttgung  feiner  Serrfcpaft.  Die  Straßen  mürben 
ju  Soffer  unb  ju  fianbe  auägebeffert  unb  oon  ben 
japlreichen  Bäubern,  bie  fie  unfteper  gemacht  patten, 
gereinigt.  Gin  neue«  3'BiIgeffbbubp  (Code  Napoleonl 
trurbe  auogcarbeitet , bie  fatpolijcpe  Kirche  burd)  beS 
Sfontorbat  mit  B>u«  VII.  (15.  Juli  1801)  Per- 
geftent,  aber  Bon  berStaatOgeroalt  abpiingiggewadit 
Den  Emigranten  mürbe  bie  Siicffehr  nad)  g.  geflat- 
tet,  ber  öifentliehe  Unterricht  ht  ftrenger  Unterorb- 
nung  unter  bie  (Regierung  neu  organisiert.  Duri 
ben  frifcp  aufblüpenoen  iranbel  unb  BemerbjleiB  unb 
bie  treffliche  imubliabung  ber  Bermaltung  gewonnen, 
war  bie  Bieprpeit  ber  Beuülferung  auf  feiten  be«  Gr- 
jten  Sonful«,  ber  mepr  unb  ntepr  al«  tierrfeper  auf- 
hat,  fiep  eine  Barbe  unb  einen  förmlichen  jjoffioat 
fdjuf  unb  ben  Crbcn  ber  Ehrenlegion  fliftete.  Seine 
monarcpifche  Bcwalt  mürbe  gefteigert  burch  bie  rlnbe- 
rung  ber  Berfaffung,  bie  ll.fflat  1802  mit 3,568, 88ä 
oon  3,577,399  Stimmen  Bom  Bolf  genehmigt  unb 
auf  Bntnb  beren  Bonaparte  2.  Aug.  burep  Senate 
befcpluß  ,jum  Konful  auf  2ehen«jeit  ernannt 
mürbe.  Aud)  machte  er  fiep  jum  Briiftbcnten  ber  Ji«- 
alpinifcpen  Bepublif  unb  Berleibte  Bieniont  unb  Elba 
g.  ein.  1803  braip  ber  Krieg  mit  Gnglanb  Bon  neuem 
au«.  DieEnlbedung  be« Komplott«  beaBenWere Ga 
boubal,  ber  pingerieptet  mürbe,  gab  Bonaparte  An- 
laß.  ftd)  jWeicr  unbequemer  Bebeubupler,  ber  Bene 
rate  Bicpegru  unb  MSoreau,  ju  entlebigen  unb  Pur4 
bie  bnilnte  Grfcpicßimg  be«  §erjog«  uon  Gngbim 
(21.  äRärj  1804)  bie  Bourbonen  einjufipüchlera.  Di' 


885 


gratifreicf)  (fflefcp 

Stupc,  bic  bab  Canb  hierbei  bewahrte,  ermutigte  ifjn 
jur  SBieberberflelluiig  ber  URonarcpie.  $er  Senat 
nahm  18. URai  1804  btt  nette  Sierfaffung  an,  bic  Üo* 
napartc  als  Napoleon  I.  jum  erblichen  Raifer 
b er  Stans ofen  erhob ; baS  ^lebistjit  bieriiber  ergab 
3,572,329  3a  gegen  2189  9iein.  ftiir  bie  Rnifcrfrö* 
nung,  bie  am  2.3>ej.  1804  unter  Vlffitlen}  beb  SiapfteS 
BiuS  VIL  in  Baris  ftattfanb , fcpuf  Stapoteon  einen 
gtiinjenben  tpofftaat  non  Grpjürbcnträgem , ©roft* 
beamten  unb  SJiarf  cp  rillen.  So  war  bie  franjoftfäte 
IRcDolution  toicber  ju  bem  abjoluten  ätegierungoipftem 
Surüdgefeprt,  non  bem  Re  ausgegangen  war.  3 o,  ber 
geniale  Solbat,  ben  bic  Sogen  einer  rnilben  Xenia 
gogie  auf  ben  Xpron  gehoben  hatten , oon  bent  aub 
er  tie  bänbigte.  war  Biel  unumiepränfter  alb  je  ber 
legitime  Herrftper,  ba  er  burth  leine  gefetjidjtUdje  Über- 
lieferung. burd)  leine  alten  IKedite  unb  Briuilcgien  ge* 
bunben  war  unb  feine  Herrfcpaft  na<h  ©utbünfen  or* 
ganiftcren  tonnte.  Slbcr  für  ben  Berluft  ber  Freiheit, 
bie  eb  nicht  hatte  panbhaben  tonnen,  würbe  bab  fran* 
jöRfcpe  Solf  entfepabigt  burtfi  bie  Sterniipnmg  ber 
Vorrechte  Don  Slbel  unb  (Beijtlicpfeit , bie  freie  Kauf- 
bahn,  bie  [egt  allen  latenten  eröffnet  würbe,  burip 
ben  (Slanj  unb  bie  tDindjt,  bie  5-  nad)  auften  gewann. 

Bach  ber  Grricptung  beb  RaijerreicpS  in  ft.  würbe 
bie  3i»alpinifcpc  Siepublit  in  bab  Königreich  Stalien 
uerwanbelt.  mit  beffen  Krone  Stapoleon  ftd)  glcichfallb 
fcpmüdte,  ©enua  mit  ft.  Bereinigt,  üucca  für  ein  tai* 
ferlicpeb  Sehen  erflärt;  HannoBer  war  fepon  1803 
pon  fran.jöjifchen  “Truppen  befegt  worben.  So  Biele 
Übergriffe  mitten  im ftrieben  riefen  eine  britte Stoa* 
lition  gegen  ft.  bcrDor,  bie  anb  Gnalanb,  Stuftlanb, 
ßfterreid)  unb  Sdjwcbett  beftanb.  Siapoieon  fdjlug 
bic  iRujfen  unb  Cftfrreicper  2.  Xcj.  bei  Stuflcrlig  fo 
enlfdjeibenb , bafc  Cftcrrcid»  im  ftrieben  ju  SJrefi* 
bürg  (26.  Xe).  1805)  Bcnetien  unb  Xalmatien  an 
3talicn,  Tirol  an  Bagern,  Borberöjterreid)  an  Siirt 
temberg  abtrat  unb  bie  Unabhängigfeit  Sübbeutfcp* 
lanbb  anertannte.  Beapel  unb  Jtollanb  würben  in  ( 
'Jiapoleonijepc  Bafallenftaaten  untgewanbelt  unb  eine 
IReipe  uon  Sperjogtümern  unb  ftürttentümem  aefdjaf* 
fen , bie  Stapoleon  an  feine  Heerführer  unb  totaatb* 
tnönncr  nerlief).  Gin  neuer,  auf  Berbicnjt  uttb  Ber* 
mögen  bentbenber  'Übel  würbe  geftiftet,  bem  ber  Rai* 
fer  tonfiojicrte  frcittbe  Staats  * unb  Sfrongüter  im 
Stiert  uon  200  SRiU.  ftrant  Berlteh-  Xie  einzige  noch 
einigenuaften  felbftänbige  politifche  Körperfdjaft,  bab 
Tribunat,  würbe  unterbrudt.  3e  befpotijefter  Slapo 
leon  im  3»nern  auftrat , befto  mehr  firebte  er  nach 
Grböbung  feines  äufjem  @lan  jcS ; bie  Krone  Karls 
b.  (Br.  war  fein  3iel-  Xaper  fuchte  er  Dor  allem 
Xeutfcbianb  fid)  untertänig  ju  machen  unb  ftiftete  12. 
3uli  1806  ben  Sibeinbunb,  ber  bab  Xeutfcpe  (Reich 
BöUig  jprengte.  Xiefe  unerhörte  Ginittifchung  in  bie 
beutfdjen  Slngclegeiiheiten  fowie  mehrere  Beleibigun* 
gen  Bon  feiten  Siapolconb  ueranlaftten  Breufteit , im 
Berein  mit  Siuftlanb  unb  Gnglnnb  bie  Dierte  Roa» 
lition  ,ju  ftiften.  SUlein  bie  'Jiieberlage  bei  3ena 
unb  Slucrftäbt  (14.  Ott.  1806)  führte  ben  3ufam* 
menfturj  ber  preuftifd)en  SRonarcpie  herbei.  Xie  ruf* 
fifepe  Hilfe  (am  [U  jpät , unb  nach  ben  Schlachten  bei 
Gtjlau  unb  ftricblattb  Bon  Sllcjanber  I.  Bon  Buftlaitb 
im  Stiche  gelaffen,  ber  fid)  Don  Sfapoleon  für  eine 
Teilung  ber  Herrfcpaft  über  Guropa  gewinnen  lieft, 
unterwarf  fiep  Breuften  int  ftrieben  Bon  Xilfit 
(9. 3uli  1807)  ben  Bcbinaungen  beb  Siegers,  ber  nun 
aud)  Siorbbeutfcplanb  beperrfepte  unb  hier  ein  neues 
BafaUenreicp.Säeftfalen  unter  feinem  Bi  über  3^r3me, 
errichtete.  Gnglanb  glaubte  er  burd)  bie  Kantinen* 


idjte:  SJapoIeon  I.). 

talfperre  beftoingen  ju  tonnen,  bfe  er  21.  SloD. 
1806  Don  Berlin  aub  befretierte.  SllS  Portugal  fid) 
weigerte,  fiep  ipr  ju  unterwerfen.  Würbe  eb  tm  9to< 
oenibcr  1807  opne  weitereb  belegt  Hinterlijtia  Wuftte 
9iapoIeon  einen  3w'i*  in  bor  töniglichen  ftamilie 
Don  Spanien  ju  benuhen,  um  ben  fd)Wacpen  Jtönig 
itarl  IV.  unb  feinen  esohn  fterbinanb  VII.  nach 
Saponne  su  loden  unb  hier  jur  Slerjicptleiftung  auf 
bie  fpanifche  Slrone  tu  bewegen,  bic  er  feinem  S'ruber 
3oieph  Berlieh  (SRai  1808),  an  beffen  stelle  SRurat 
König  uon  SReapel  würbe,  ftnbeb  felbit  Siapoleon  Der* 
mochte  bie  Grpebung  beb  fpanifepen  Bolteb  gegen  bie 
ftrembperrfepaft  nicht  ju  beftegen,  jumal  eb  Bon  Gng* 
ianb  unterftüpt  Würbe.  Turcp  babSeifpiel  ber  Spa- 
nier ermutigt,  erhob  Reh  Ofterreicp  1809  jum  uierlen 
mal  gegen  ft.  Slbcr  trog  pelbcnmütiger  lauferfeit 
unterlag  bie  öiterreicpifd)c  Strmee , unb  im  Sä  i e n e r 
ftrieben  14.Cft.1809  muftte  Ofterreicp Säeftgalijien 
unb  bic  SSrooinjen  in  ben  füböftiicpen  SUpen  unb  am 
Slbriatifcpen  SReer  opfern,  welcp  legiere  unter  bemSia- 
men  eines  Königreichs  3dftrien  an  SRapoleon  Relen. 

SiapoleonSSJiacpt  warjept  auf  ipren (Bipfel  gelangt. 
Um  feine  Xpnajtie  3U  befeftigen,  trennte  er  feine  f 1 n • 
bcrlofc  Gpe  mit  ftofeppine  SJeauparnaib  unb  Dcrmäplte 
ftd)  l.  Slpril  1810  mit  ber  öflerrticpifchen  Gräpcrjoght 
SRarie  Cuife,  bie  ihm  1811  einen  Grbtn  gebar,  bem 
er  ben  Xitel  >Sönig  Don  3iom«  Berlieh.  Unerfätllid) 
firebte  er  nad)  neuem  Sänbergcwinn.  Scpon  17.  SJiai 
1 809  patte  er  ben  Kircpe nflaat  ft.  cinBcrleibt ; jegt  Ber* 
einigte  er  burd)  Xefrtt  Dom  9.  3uli  1810  bas  König* 
reich  Hollanb,  12.  9ioB.  SäatliS,  10.  Xej.  bie  IViin 
billigen  ber  GmS,  ffiefer,  Glbe  unb  Traue  nebft  ben 
Hanfeftäbten  mit  bem  fran3öRfepcn  Seid),  beffen  130 
XepnrtementS  Rep  bib  3ur  beutfdien  Oftfeetüfte  im 
Siorboften  unb  bib  Korfu  im  Süboften  erftredten. 
3n  Spanien  aber  erlitten  bie  ftrantofen  wieberpolte 
Sfieberlaaeit,  in  ben  unterworfenen  Sänbem  perrfepte 
bumpfe  ©arung,  unb  felbft  im  eigentlichen  ft.  würbe 
man  trog  bcS  jgläi^cnben  SRupmeS  unb  ber  reichen 
Sleute,  bic  ber  Staat  unb  bie  ©enetalc  unb  Sleamten 
aub  ben  unterjochten  2iinbem  .sogen , beb  fcpraitfcn 
lofen  Xefpolibmub  unb  ber  unaufhörlichen  Sluopebun 
gen  ber  waffenfähigen  3ugcnb  mübe;  bab  3erwürf 
nib  Siapolconb  mit  bent  'papft  entfrembete  ipm  ben 
Slerub.  Slnflatt  Rep  aber  Don  biefen  bropenben  Sin 
3eicpcn  wanieit  31t  lajfen,  wollte  Sfiapoleon  Dielmepr 
auch  mit  Siuftlanb  ben  Gntjcpcibungbfampf  perbei 
füpren,  um  unbeflritten  auf  bem  europäifepen  Kon 
tinent  su  perrjepen.  3,D0r  bereitete  er  biefen  ftelbjug 
auf  bab  umfaffenbfte  nor;  inbem  er  nicht  nur  feine 
SJafallen,  fonbem  aud)  SJreuften  unb  Ofterreicp  sur 
Hetrebfolge  3Wang,  brachte  er  ein  Heer  Bon  600,000 
'IRann  (3um  Kcinften  Teil  'Jiationalfranjofen)  311111 
Kampf  gegen  SRuftlanb  tufammen  unb  brang  bib 
ISostau  Bor.  Slbcr  fepon  bie  Ungeheuern  'JRärfcpe,  bie 
Gntbepruttgen  unb  bab  ungewohnte  Klima  fcpwädi 
ten  bab  Heer  um  swei  Xrittcile;  ber  Bon  ben  Stuffen 
angelegte  S3ranb  SRobtaub  maepte  ben  S)eRg  bie* 
fer  Stabt  unnüg,  unb  ber  Sinter  nötigte  SRitte  Df 
toberl812  bieftransofen  sumiRüdjug.  Bon  benStuf* 
fen  unaufhörlich  Berfolgt.uon  ber  Kälte  unb  bemHun 
ger  aufgerieben,  ging  bie  »grofte  Slrntee«  faft  gäns 
licp  Sitgrunbe.  Tiefer  Slubgang  beb  rufRfcpen  Krie 
geh  gab  ben  Slnftoft  311  einer  allgemeinen  Grpebung 
GuropaS  gegen  bab  übermächtige  ft.  unb  3U  bem  Be- 
ginn bes  groften  BefreiungSlriegeS  (1813—14, 
f.  Xeutfcpcr  Befreiungblrieg).  3war  erfepmerte  ber 
Kaifer,  unterftügt  Don  ber  Station,  welche  bie  legten 
Kräfte  aufbot,  um  ben  Baterläubifcpen  Boben  gegen 


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(Vratureidj  (®e[d)id)te:  9fa^oIeott3  Sturg,  fiubwig  XVIU.,  Start  X.). 


bie  3noafion  gu  berteibigen,  burd)  mrijlerbnftc  Ärieg- 
fübrung  ben  Verbünbeten  bad  Vorbringen  in  bäd 
innere  bcs  fianbe«  unb  errang  nod)  mehrere  glän* 
jenbe  Erfolge.  ülber  enblid)  erlag  er  ber  Übermacht. 
Xie  allgemeine  Ungufriebcnfecit  mit  (einem  Jcfpotid« 
uuiis  unb  (einer  Sroberungbfucfet  tarn  jum  Vtussbrucb, 
unb  'Jlapoleon  mürbe  Pom  3cnat  abgefeftt  unb  bon 
ben  Verb  (Inbeten  nach  Elba  oerbannl.  Kapoteon 
untermarf  fiel)  felber  biefen  SKafereaetn  bureb  linier« 
geidmung  bei  Jrartatd  Pou  Fontainebleau 
(12.  Dlpnl  1814). 

Wuf  Vlntneb  ber  Verbilnbeleu  mürbe  ber  iiltejte  pon 
fiubwigd  XVI.  Brübern , 2 u b m i g XVIII.,  auf  ben 
frangififtben  Jferon  erhoben  unb  aud  Sürffidu  auf 
ibn  F-  im  erften  Varifer  grieben  (30.  ®fai  1814) 
febr  milb  bebanbelt:  ei  bebielt  bie  Srcngen  Pom 
1.  Clan.  1792  nebft  ber  öälfte  oon  Sapotjen  unb  bie 
meiften  geraubten  ihrnftfefeeifte.  Sud)  oerlieb  ber  neue 
König  eine  fonfKtutionelle  Verfaffung,  bie  fogen. 
IS  barte,  melebe  bie  freiheitlichen  (Srrungenfdjaften 
ber  Äeoolution  gewäferleiftete,  freilich  bad  paffine  unb 
aftioe  Safelrceht  für  bie  3 Weite  Hammer  an  einen 
hoben  3cnf“®  (nüpfte.  Überbted  mürben  trog  ber 
ISbarlebie3enfur  unb  bicBoligeiattmacbt  beibcbalten, 
unb  bie  Ungufriebenheit  wudid  im  Volte  bur<b  bie 
Entlaffung  ber  Cfjtgiere  unb  iiener  bed  Äaiferreiefed. 
Jäher  roagte  Kapoteon  Pon  Elba  auS  1.  SKiirg  1815 
in  Silbfranfreid)  gu  lanben  unb  fanb  befonberd  bei 
ben  eootbaten  Unterftüftung.  Unaufbaltfam  rüdie  er 
auf  ©arid  Por,  mo  er,  nnd)bem  fiubwig  XVIII.  unb 
ber  §of  nad)  fflent  entflohen,  20.  SRiirg  unter  bem 
Clubet  ber  BcPölfcrung  eingog.  Er  gewährte  g.  bureb 
bie  ttlbbitionalatte  Pom  22.  Vlprit  eine  freiftnnige  Ver* 
fa((ung,  bie  er  auf  bem  SRaifelb  1.  3uni  feierlich  be- 
feferoor,  unb  riidte(obanu  mit  130, 000 Stimm  nad)  Sel< 
gien  gegen  bie  Pcrbünbete  preuftifcfe-ettgltfthe  Slnnee. 
Slttein  uon  Scttmgloit  unb  Vlüdjer  Warb  er  18. 3uni 
bei  Saterloo  Pbtlig  befiegt  unb  fein  &eer  Der- 
niibtet.  Vergebend  fudbte  3fapo!eon  feine  Jpnaftie  gu 
retten,  inbem  er  21.  3«ni  gugunften  feine«  Sofened 
abbantte.  Jie  Staatdlörper  gaben  bie  Kapoleoniben 
preid  unb  bitbeten  eine  prooiforifcfee  Segierung,  bie 
mit  ben  Verbünbeten  unb  mit  ben  Bourbonen  in 
Untcrbanblung  trat.  Vluf  ber  glucfet  nach  Slmerita 
fiel  'Jlapoleon  in  bie  öänbe  ber  ©lglänber,  bie  ihn 
nad)  St.  Helena  brachten;  hiermit  batte  bie  fj  e t r * 
(<baft  ber  4>unbert  Jage  ein  Enbe.  Kacfebcm  bie 
Vrcufjen  Varid  7.  3uli  mieber  befebt  batten . lehrte 
fiubwig  XVin.  8. 3uli  bafein  guriief  unb  untergeidj- 
netc  20.3uti  1816  ben  gtoeiten  'Barifergriebcn, 
ber  g.  bie  ÖSrengen  Pon  1790  liefe,  alfo  bie  'Jiürtgabe 
best  Saargebiet«,  fianbaud,  einiger  Blüte  im  $>cune- 
gau  unb  Sauotjemj  auferlegte;  ferner  mufete  ei  bie 
geraubten  ffunftjdjäfte  hernüdgeben  unb700SKitt.gr. 
Srriegdtoften  gafelen,  bid  gu  beren  7tb;a!)(itiig  160,000 
'.Kann  oerbünbeter  Jruppen  bie  norbbfttid)en  Jepar- 
tementd  befeftt  batten  fottten. 

Xte  tRcftauration  unb  Pad  3uUfo>ifgtunc 
(1815-48). 

Obwohl  woblroollenb  unb  einfidjltg,  tennodite 
fiubwig  XVIII.  bod)  md)t  ben  renttionären  Einflüf- 
fen  feiner  Umgebung  (bed  »Vaoitton  SWarfan«)  gu 
roiberf leben ; namentlich  (ein  ©ruber,  ber  fflraf  Pon 
Vlrtoid,  unb  feine  Kichte  unb  Schwiegertochter,  bie 
Öcrgogin  non  Ülngouldnte,  brängten  ibn  gu  (trengen 
Kacfeemaftregeln,  "wie  ber  Einrichtung  Ket)d  unb  ber 
Verbannung  ber  SRdgtcihed  (ffönigdmßrber,  b.  b-  aller 
SRitglieber  bedft'onocntd.bie  für  bte. Einrichtung  Sub- 
rnigd  XVL  geftimmt  batten);  felbft  gouefed  unb  Jal- 


leferanb  Würben  im^erbft  1816aud  bem  SKiniflerium 
entfernt,  obroobl  fte  t)niiptjnd)lid)  gur  Küiherufimg 
ber  öourbonen  mitgemirtt  batten.  Jie  91apoleoni(4e 
Vlrmee  mürbe  gangticb  aufgelbft.  3m  «üben  berrftbir 
ber  »weifte  Sd)reden«,  ine  blutige  Verfolgung  bei 
©onapartiften  unb  ber  Vroteftanten  burd)  ben  Vöbd 
unter  geheimer  Segün(ligung  ber  ©ebörben.  Bie 
Sohlen  für  bie  Hammer  ergaben  eine  eifrig  roba- 
liftifebe  SRebrbeit,  welche  bie  nerbeifeene  Vmnefrie  er- 
heblich befchränlte,  ba«  ©ntommen  bed  ftlerud  »er- 
mehrte,  ben  ©efife  ber  Joten  4>anb  berftettie,  bie  Che- 
fcheibung  mieber  abfehaffte  ic.  Jer  Cjcrgog  poit 
Vidjelieu,  ein  gemafeigter  Kopalift,  ber  feit  1815 
an  ber  Spifee  ber  Regierung  (taub,  1 elfte  baher  im 
$>erbft  1818  bie  Hammer  auf;  aber  auch  bie  neue 
geigte  ftd)  für  alle  Seaftiondgelüjte  fo  gefügig,  bafe 
man  jie  ald  bie  »unjinbbare  Hammer«  (elmuibrc  iu- 
trouvable)  begeidmete.  91td)etieu  warb  6nbe  1818 
nom  Honig  entlaffen,  ber  einen  Veriud)  mit  einem  ge- 
mäftigt.tib'cralenSKinijteriumJeffolle,  jeenge«  machte. 
3ebod)  bie  Srmorbung  bed  4>ergogd  Pon  Dem),  be« 
Sobned  bed  (Srafcn  Pon  Vrtoid,burcb  ben  fanahidien 
'Jiepubtifaner  ÜDHPel  (13.  gebt.  1820)  brachte  ba« 
liberale  SRiniflerium  mieber  gu  galt.  SetbftStichelieu, 
beranjecagcd' Stelle  bieSeilung  berSRegierung  über 
nahm,  genügte  ben  rot)aIi(tifchen  Ultra«' nicht,  bie  auf 
Otainb  'eined  neuen  Viahlgefefeed  (29.  3>mi  1820)  bie 
SKeferbeit  in  ber  fiammer  erhielten,  unb  würbe  im 
Jegember  1821  burd)  Villele  erfefit.  SRun  mürbe 
ba«  Beamtentum  non  allen  freifinnigeu  ©ememen 
gereinigt,  ber  gefamtc  Unterricht  bem  ftterud  unter- 
worfen, burd)  cm  VränentiPprefegefeh  jebed  freie  Sort 
erftidt.  JemBcfchtufe  berSSnd)te  beteiligen  ftllianj 
entfpred)enb,  fchidte  bie  frangöfifefee  SHegierung  im 
Rlprit  1 823  eine  frangöfifefee  ÜIrmee  über  bie  Vferenäen. 
um  bie  repolutionäre  Bewegung  in  Spanien  gu  un- 
terbriiefen  unb  ben  fcfeänbticbcn  Jefpotidmud  fiat; 
nanbdVII.  wieberherguftellcn,  Wad  mit  leichter  ffiübe 
im  September  gelang.  Kacfebem  burefe  Vluflöfung  unJ 
Sieuwafel  ber  fiammer  (Snbe  1823  faft  alle  liberalen 
©eutente  aud  ihr  Perbrängt  Worben  waren,  erlangte 
ber  filerud  neue  Sugeftänb'niffc.  Jrofe  bed  Übeln  ©n- 
brudd  biefer  reaflionären  SKaferegeln  blühten  9!der- 
bau,  3nbujtrie  unb  panbel,  H’ünfie  unb  Siffenicfeaf- 
ten  unter  bem  Schuft  bed  äuftem  griebend,  ben  bie 

terrjefeafi  fiubwigd  XVIII.  nad)  ben  Stürmen  bet 
eilen  ber Slenolution  unb  bed  Haiierreidtdg.brachte. 
Sßad)  bem  lobe  fiubwigd  XVILL  (16.  Sept.  1824) 
folgte  feinBruber,  ber  ®raf  oon  Wrtoid,  ald  ff  atl  X 
(1824  —30).  Jerfclbe  erliefe  gwar  eine  'JInmeftie  unb 
hob  bie  3'afmt  auf,  gab  aber  feine  wirtlichen  paliti- 
fcfeeu  Vlnfcfeauungcn  boburd)  (euch,  bafe  er  ftd)  29.  ÜSai 
1825gu3leimd  unter  Smeuerung  bed  mittelalterlichen 
3eremonicttd  fronen  unb  mit  bem  heiligen  Öl  falben 
tiefe.  Jie  Kammern  nahmen  ein  Snfrileggefeft,  baä 
bie  Entweihung  ber  fttrebengeräte  mit  bem  lobe  be- 
brobte,  unb  ein  ®cleft  über  bie  Entfd)äbigung  ber 
Emigranten  burd)  eine  Kitliarbc  Kenten  an.  2ref 
bem  würbe  bie  Hammer  ber  Vlbgeorbnctcn . weil  )te 
nicht  hinreiefeenb  fügfant  erfdjien,  aufgelßft.  2tUein  bie 
Safelen  fielen  nicht  mmijterieU  aud;  infolge  ber  energi- 
fefeeniätigteit  bed  Vereind  »Aide-toi,  le  ciel  t'aiders- 
erhielten  bie  Joltrinäre  unter  SHofeer-Eottarb  unb  bie 
fiiberalen(3nb«pcnbantd)bie9Mebrheit.  Viüele  nahm 
baher  4.  3an.  1828  feine  ©ltlaffung,  unb  ber  ge- 
ntäftigte  Kofealift  SRartiguac  trat  an  feine  Stelle. 
Jerfelbe  wünfefete  namentlich  burefe  Jegentrolifaticm 
ber  Verwaltung  unb  gröfeere  Sclbftanbigteit  bei  bie- 
meinben  unb  Kantone  eine  gebeifetiefee  innere  Ent- 


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granfreidj  (©  e f d)  i cf)  t e : Julircoolution  1830,  fiubroig  ©pitipp). 

Widelung  gu  ermöglichen,  [tiefe  aber  bei  ber  inifetraui*  Ifeicrü  Waten,  uub  bad  fid)  mit  einigen  Seränberun* 
fd)en  Kammer  auf  Siberunnb,  worauj  ber  König,  aen  liier  Satire  lang  behauptete.  die  Slegierung  be» 
nacpbem  bad  fflubget  bewilligt  worben  unb  bie  Sc)»  ijerrfcfetc  bic  Sohlen  burd)  itjreu  Ginjlufe  fomie  burd) 
fiott  ber  Kammern  gefdfeojfen  mar,  Martignac  ent-  birettc  unb  inbirelte  ©eftecpung  unb  fdjaffte  ferfj  in 
liefe  unb  8.  Slug.  1829  ©olignac  ald  Ijjaupt  ctncd  ber  dcputiertenrammcrjitctö  eine  Mehrheit,  bie  fie 
ftrcng  reattionärcn  Minifteriumd  berief,  ©olignac  burd)  ©efricbigung  ber  SSünfdje  ber  cingelncn  depu* 
judite  junädjft  burd)  Srfolpe  ber  auswärtigen  ©olitif  tierten  fid)  willfährig  unb  gefügig  erhielt;  bie  Bont 
bei  Eitelleit  best  ©olted  gu  fd)tneid)eln.  TI  Id  ber  fran*  König  ernannten  ©attd  waren  nod)  weniger  felbftän* 
güfeicbe  Konful  deßal  tunti  dei  Bon  Algier  beleibigt  big.  Sie  [djmnblitfee  ©cwinnfudfe  unb  Korruption 
mürbe,  bcfcploft  bie  Slegierung  im  Tlpril  1830  bie  Gr*  | ber  leitenben  Kreife  würbe  burtb  moprerc  ffanbaliSfe 
oberung  TUgierd.  Jnbefi  bic  deputiertenlammer  Sorfälle  offenhmbig.  ®ud)  ber  König  Berfcpergte  bie 
trat  in  einer  mit  221  gegen  181  Stimmen  angenom  öffentliche  Dichtung  Durch  feine  Habgier  unb  bie  ©e* 
niencm  Tlbrcjic  für  bie  fonjtitutionetten  Siechte  gegen  fliffenheit,  mit  bei  er  bie  Jntereffen  feiner  gamilie 
©olignac  entfchicben  ein,  unb  ald  fie  16.  Mai  1830  wahntaljm;  feine  bürgerliche  Einfachheit  galt  füröcig, 
bed  wegen  aufgelöft  mürbe,  Wählte  bad  Sol!,  obgleich  unb  man  befchulbigtc  il)n  ojfen  geminnfiiehtiger  ©elb* 
ber  König  fiep  ielbft  mit  Ermahnungen  unb  dropun*  fpetulationen.  Tiber  auf  ihre  legale  ('lewalt  trohenb, 
gen  in  bie  SSablbcwegung  emmifdfec,  Gnbe  Juni  202  nahm  bie  Slegierung  auf  tein  esfemptom  ber  tlngu* 

uon  ben  221  deputierten,  roeldje  bie  Tlbreffe  befd)lof-  friebenheit  SRüdfecpt.  die  immer  gablreicpern  TUten* 

fen  hatten,  wieber.  Ermutigt  burd)  bie  Einnahme  täte  auf  ben  König,  fo  bad  giedepid  (28.  Juli  1835), 
Bon  Tllgier  (5.  Juli),  befehlen  Karl  X.  einen  Staatei-  unb  wieberholte  Vlibeitecaufftänbe  in  Henris,  2i)on 
ftceich:  esonntag,  25.  Juli  1830,  untergeiepnete  er  unb  St*  Stiemte,  bie  fepon  einen  fogialiftifchen  Glin* 
fünf  Orbounangen,  bie  am  2(1.  Juli  im  »Moni-  raftei  annahmen,  würben  mit  immer  gröfeerer  ©e- 
tear«  erfd)ienen  unb  bie  Veröffentlichung  jeberdruef*  fcbröntiing  ber  ©creinduitb©refefrcil)eit  beantwortet; 
fdjrijt  öou  ber  Erlaubnid  ber  ©ebürbeit  abhängig  bie  politifcfeen  ©rogeffe  mürben  ben  ©cfdjwornen* 
machten,  bic  Tlbgcorbnctcnlammcr  auflüften  unb  bad  geriepten  entgogen  unb  ber  ©airdtantmer  überwiefen. 
SBat)lgeiefe  unb  bie  Siechte  ber  Kammer  widfürlid)  Jn  ber  äuftern  ©olitil  hatte  fid)  Subwig  ©Ifelipp, 
bcfchrcinften.  um  iid)  bic  ©unft  ber  legitimen  Monarchen  gu  Ber* 

Schon 27.  Juli  neröffentlichtcn  bie^eitungen  einen  fchaffen,  gurüdpaitenb ge jeigt, ben  polnifdien Clufftanb 
oon  Ipicrd  entworfenen  ©rotejt.  'Je ad;  brcitägigem  nicht  unterftüpt  unb  lieh  begnügt,  burch  ©efepung 

Kampfe  (27. — 29.  Juli)  fragten  bie  aufrübrenid)eu  Ttnconad  (1831)  ben  franjöfefd)en  Einfiufj  in  Jtnlieu 

©oltdmaifen,  unb  id)liefetid)  räumten  alle  druppeu  gegenüber Öflerreich  gu  wahren  unb  bie  Unabhängig* 
©arid.  die  Julircbolution  hatte  gefiegt;  bod)  feit  Belgiens  burd)  luilitärijche  Jnteruentcon  gu  feijirt* 
erreichten  bereu  ©orfämpfer , bie  Tlrbeitcr,  nicht  ihr  gen.  die  Eroberung  Tllgericnd  würbe  unter  rühm* 
3tel:  bie  Errichtung  ber  SHepubli!.  die  liberalen  de-  liehen  Erfolgen  ber  frangöfefepen  ©affen  fortgefept, 
putierten  nahmen  bie  Eeitung  ber  dinge  in  bie  fjanb,  burch  bie  glätte  bie  fpangöfefepen  Jntereffen  in  Tinte* 
ernannten  eine  prooiforifd)e  Slegierung  unb  beriefen  rila  unb  Ojeanien  gefiebert,  der  unruhige  Eljrgeig 
fofort  bie  Kammern.  .Karl  X.  floh  mit  leiner  gamilie  berTlrmec,  auch  etnedleileS  ber  öffentlichen  Meinung, 
nad)  Englanb.  die  Mehrheit  ber  Kammern  glaubte  mar  baburefe  freilich  nicht  gufricbcngcftcllt,  unb  Ih'trs, 
bie  greiheit  unb  Orbnung  am  heften  ju  fiebern,  wenn  ber  nad)  bem  lüüdtritt  beä  fonferoatiBen  Stabinettä 
fie  ben  !{)er,}og  Bon  OrKanä,  ber  ftetS  ju  ben  Mol<  im  Januar  1840  bie  Seitung  beä  Minifteriumd 
liberalen  gepalten  hatte,  auf  ben  'Xfjron  erhob,  übernahm , fdjmeichelte  ben  chauBiniftifchen 'Jleiguit* 
Slachbem  fee  7.  Tlug.  eine  oon  öuijot  ausgearbeitete  gen  ber  Station  burd)  bie  Überführung  ber  Seiche  31a* 
neue  ©erfafjung  befd)Iojfen  hatte,  welche  bie  perfön*  poleond  L oon  St.  ^elena  nach  (Baris  unb  burch  eine 
lidjen  'Jledile  ber  ©iirgec  mit  fejtcn  ©arantien  um-  filhne  ©olitif  im  Orient,  wo  er  für  Mchenteb  Tili  Bon 
gab,  bic  Siechte  ber  Kammern  fo  erweiterte,  bafe  in  g.  'jtgppten  gegen  bie  ©forte  unb  bie  mit  ipr  burch  bie 
Da«  parlamentarifchc  Spftern  herrfd)te,  unb  burd)  Ein*  OuabrupeiaUiant  oom  15.  Juli  1840  uerbünbeten 
fühning  eines  hoben  3enfud,  ber  bie  3ahl  ber  SJählcr  Mächte  eintrat.  Er  fehien  ed  jogar  auf  einen  arofeen 
auf  200,000,  ber3i)äl)lbaren  auf  24,000  grangofen  be-  Krieg  anfommen  laffen  ju  wollen,  in  bem  er  bie  Sih<u<* 
fdjränftc,  alle  Macht  bem  roohlhabenben  ©ürgerftaub  grenje  ju  gewinnen  hoffte,  diefen  wagte  Subwig 
(bourgeouie)  übertrug,  würbe  ber  fjerjog  Bon  Dr*  ©bilipp  febod)  nicht,  unb  ibierd  würbe  21.  Olt,  1840 
Idano  9.  Wag.  1830  ald  Sitbwig  ©h'üpp  ,)unt  Kö>  entlaffen.  Senn  auch  bie©erfud)e  beä  ©rinjen  Sub* 
nig  ber  grangofen  prollamiert.  wig  Siapoleon,  bie  Tlrmce  gu  einer  Erhebung  für  ben 

der  neue  König  nahm  anftatt  ber  weifectr  wieber  bic  Sonapartidmud  fortgureifeen,  1836  unb  1840  fepei* 
breifarbige  gähne  ald  nationaled  Tlbgeicfeen  an  unb  terten , Berlor  bie  Julimonarchie  burch  ihre  fleiitlicfee 
berief  bie  giihrer  ber  Siberalen,  erft  Caftitte  (tii§  1831),  unb  engbergige  auswärtige  ©olitil,  namentlich  burd) 
bann  Gnftmir*©erier  (bid  1832),  an  bie  Spipe  bed  bie  ©arteittabme  für  ben  Schweiger  Sonberbunb  unb 
Miniiteriuntd.  dennoch  beruhte  fein  dpton  auf  |d)tua*  burch  bie  Siänfe  in  ber  grage  ber  fpanifchen  heiraten, 
epeu  ©nmblagen  unb  warb  fowohl  Bon  ben  fiegiti*  immer  mehr  an  Ulnfepen.  Gin  empfinblicher  ©erluft 
miften,  bie  ben  König  ald  einen  ©errötet  anfaljen,  war  and)  ber  tragifd)e  lob  bed  populärften  Soptieo 
ald  Bon  ben  um  if|ren  Sieg  betrogenen  Slepublila*  Üubwig  ©pilippd,  bed  Xpronfolgerd  löergog  oon  Or* 
nem  nufd  peftigfte  angefeinbet.  Schon  1832  laut  cd  leattd  (13.  3uii  1842).  Tlttt  meijten  aber  fepabete 
in  ber  ©enbec  gu  einerErpcbung  ber  ©egitimiften  un*  ©ui  got,  ber  feit  1840  ber  tatfächlidje,  feit  1847  auch 
ter  ber  Jieriogm  oon  ©erri)  unb  in  ©arid  gu  einem  ber  nominelle  fleiter  ber  Slegietung  War,  burch  bic 
repubtitani|d)en  Slufitanb,  unb  bie  ©erfcpwörungen  ^artnäefigfeit,  mit  ber  er  alle  Klagen  unb  ©efepmer* 
unb  Attentate  hörten  feitbem  nicht  auf.  1832  lourbe  ben  über  bie  Selbftfucpt  ber  perrfchenben  ©ourgeoifee 
ein  Koalittondminifterium,  bad  Kabinett  Bom  11.  Olt.,  unb  bie  Korruption  ber  ©airö  unb  deputierten  un* 
gebilbet,  beffeit  Sd)einpräfibentfd)aft  Slapoleonifcpe  beachtet  liefe  unb  jebe  Erweiterung  bed  ffiaplrechtd 
MarfdjäHe,  wie  Soult,  ©drarb,  Mortier,  führten,  ocrweigertc.  ©rbeitdcinftcUungenunbMiferoadid ucr* 
beffen  einjlufereicpfte  Mitglieber  aber  ©uigot  uttb  breiteten  Slot  unb  Glenb.  Slnberfcitd  napm  bie  Tlcji* 


888  Sjranfreid)  (®eid)id)te:  jfebruarreBolution  1848,  jfceite  SRepublif,  Staatbftrcich  1851). 


tation  für  bic  Erweiterung  bcS  ©ablredjtS  Bon  3af)t 
ju  3apr  immer  gröftcreSimenfionen  an  unb  Berbrei* 
tetc  fid)  über  aue  3d)td)teti  beS  Slolfes.  «elbft  ein 
Seil  ber  'Jlnbönger  ber  3ulimonard)ie,  bie  fogen.  bp- 
mißliche  Cppomion  unter  CbiloitcUarrot  unblhterS, 
idiu'f)  fid)  ber  Agitation  an  unb  Berbanb  ftch  mit  ben 
iHcpublifancm  jur  Seranjtaltung  öffentlicher  '-Ban- 
fette  für  Erweiterung  beb  ©nt)treditö.  Som  3uii  bis 
jum  Sejeitibcr  1847  würben  70  folcf)cr  SReform* 
banfette  abgebalten.  Sie  Regierung  Berbot  int 
{februar  1848  ein  Born  12.  Tlrronbiffement  in  T>ariS 
beabfidüigteS  Siefomibanfett.  Xennod)  erlieft  baS 
Slomitee  bie  Einlabungen  ju  bentfelben  auf  ben  22. 
ffebr.  1848  Sie  Regierung  jog  anfehnlidtclruppen. 
lttaffen  in  unb  um  T5nriS  jufammen,  Berftinberte  baS 
'-öanfett  unb  unterbrüdte  bie  hierbei  entftanbenen  Un- 
ruhen. fl  ber  23.  {febr.  machte  bie  Uiationalgarbe  mit 
bent  Solle  gemcinfamc  Sache,  unb  am  flbenb  fam 
eb  infolge  einiger  unbebauter  Schliffe  jum  offenen 
Kampfe  jmifepen  ilKilitiir  unb  Soll  ({februarreoo- 
lution);  überall  erhoben  fiep  Sarrifaben.  Sie  3ol- 
baten  tuaren  mübe  unb  entmutigt,  juncal  ber  König 
ftd)  fdjmantenb  geigte.  Sab  Soll,  ju  bem  mehrere 
Slinienregimentcr  übergingen,  niefte  24.  {febr.  ju  ben 
Suilcrien  Bor,  unb  Hubtuig  "fibilipp  entfloh,  nadfbem 
er  jugunften  feineb  Enfcls,  beb  ©rafen  bon  TSariS, 
ahgebanft  hotte.  3eboih  bie  flufftanbifdjen  brangen 
in  ben  3i$unge(aal  ber  Sommer  ein  unb  erjwangen 
bie  Ernennung  einer  procif  orif  eben  Regierung 
unter  bem  Sorfift  HamartiiteS,  bie  teils  aus  tRepubU- 
fanern,  wie  Sirago,  Erättieur,  ©arnier - ?ageb,  teils 
aus  Sojialiften,  wie  iiebru-SHollin,  floate  Slanc  unb 
Vllbert,  einem  Arbeiter,  beftanb.  So  brach  bic3ulinton- 
archie  jufammen,  unb  biebmal  erreichten  bte  Heiter  ben 
flufjtanbcS  ihren  3toeef,  bic  Errichtung  einer  SRepublif. 
Xte  jtoeitc  tNeputilif  unb  Bo#  jueitt  Kaeferretcft 
(1818-70). 

Sie  neue  SHegicruiig  fdjlug  ihren  Sih  int  Stahl- 
(taub  auf,  proflamierle  fofort  bie  Siepublit  unb  be- 
rief eineflationaloerfammlung,  welche  bicSerfaffung 
befchlieften  foüte.  SaS  fojialifiifcheflbjeichen,  bie  rote 
Sahne,  würbe  abgelehnt  unbcinefojialiftifcheSemon- 
ftration  16.  Vlpril  Bon  ber  Slationalgarbe  in  3aum 
gehalten.  Sod)  mußte  man  bie  Errichtung  Bon  -Ufa- 
tionalwerffiiitten«  jur  8efd)äftigung  unb  Ernährung 
ber  fojialiftifchen  flrbeitcr  jugejtehen.  flach  Eröff- 
nung  ber  bttreh  allgemeines  Stimmrecht  gewählten 
tonitituierenben  flationalberfammlung  (4. 
SKoi)  würbe  bie  proniforifche  SHegierung  burch  eine 
Ejefulipfommiffion  erfcftl.bic  auSHamartinc.'ilrago, 
SJIarie,  ©amirr  ■ TSages  unb  Hcbru-SRoflin  beftanb. 
Sie  Jlationalnerfammlung  war  aber  Biel  fonferoati- 
Ber  gerinnt  als  bic  'JJarifer  töcoölfcrung  unb  oerfügte 
21.  3uni  bie  fluflöfung  ber  flationalwcrfitätten  unb 
bie  Entfernung  ihrer  nun  bcfd)äjtigung8lofcn  flrbei- 
ter  in  bie  $robtnj.  SieS  hatte  24. 3uni  ben  ÜluSbrud) 
eines  furchtbaren  TlrhciteraufftanbcS  jur  {folge,  ber 
aber  Bom  KriegSminifter  Eaoaignac  nach  breitägi- 
gem, blutigem  Kampfe  (3unifdilächt,  24.  -26.3uni) 
mitHinientruppen  unb fiationalgarbenbefiegt würbe; 
über  10,000  Vlrbeiler  würben  getötet,  jaljlreiche  Be- 
fangene würben  beportiert.  Sie  republifanijeh  ge- 
finnte  Ejetutipfommiffion  würbe  Bon  ber  National- 
Berfammluttg  befeitigt  unb  Eaoaignac  als  HJitnifler- 
prärtbenten  bie  alleinige  Heilung  ber  SjefutiBe  über- 
tragen; gegen  bie  Klubs  unb  bie  treffe  würben  bie 
ftrengftcn  SRaftregeln  getroffen.  Unter  bem  Einbncd 
biefer  Ereianific  würbe  bie  Serfaffung  ber  SRepublif 
beraten,  wuf  flntrag  HamartineS  befdjloft  bie  Ser- 


fantmlung,  baft  ber  TSräfibcnt  ber  SRepublif  nicht  Bon 
ihr,  fonbem  bireft  Born  ißolf  in  allgemeiner  flbinnt* 
mung  (TSlebiSjit)  auf  4 {fahre  gewählt  Werben  falle. 
3o  fam  eS,  baft,  naepbrm  bie  neue  Serfaffung  12. 
9füt>.  Berfünbet  worben,  bei  ber  ^räfibenten  wähl 
10.  Sej.  nicht  ber  Kanbibat  ber  SlationalBerfammlung, 
Eaoaignac,  fonbem  burch  eine  Koalition  ber  fRonar 
chiften,  töonapartijten,  ftlerifalen  unb  Sojialiften  ber 
tPrinj  Hubwig  flapoleon  mit  5,484,226  bon 
7,827,346  Stimmen  gewählt  Würbe.  Hubwig  Slapo- 
leon,  ber  >'Brinj-'f*räiibent«,  trat  fein  Timt  20.  Sey 
an  unb  leiflete  ben  Eib  auf  bic  Serfaffung,  betrach- 
tete jtd)  aber  oon  fiitf  ang  an  als  Erwählten  ber  Kation . 

Kachbem  bie  fonflitutercnbeSlationalnerfanimlung 
im  SKärj  1849  noch  bie  Erpebition  gegen  Kotn  jur 
SSiebcreinfeftung  beS  TJapftcs  unb  jur  yicriiellimg  bcö 
franjöftfchen  EitifluffeS  in  3talien  befchloffen  patte, 
töfte  )\e  fid)  26.  SRai  auf,  unb  28.  SSai  würbe  bie 
neugewiihlte  ©efeftgebenbe  Serfammlttng  er- 
öffnet. 3n  biefer  batten  bie  ÜRonarchiften  unb  Kleri» 
falcn  bie  SRebrfjeit ; bie  gemaftigten  Sfepublifaner  hatten 
allen  Emfluft  Oerloren.  Sie  greife  unb  bie  SSereine 
würben  burch  ftrenge  Strafgefeftejefnebelt.  3»  iSom 
würbe  nad)  ber  Einnahme  ber  otabt  (2.  3uli)  ber 
papftliche  SefpotiSmuS  bergeftcllt,  flnfang  1850  bie 
fran.jöfifchc  Schule  bent  Klerus  überliefert  unb  burch 
ein  neues  Säahlgefeft,  welches  baS  Sahlreept  an  eine 
birefte  Steuer  unb  jweijährigen  Tlufenthalt  banb,  bie 
3aftl  ber  ©übler  non  9 auf  6 i'lill.  oenninbert  Sie 
SHationalBerfammlung  machte  fid)  burch  bieS  Serba! 
ten  bei  ben  niebem  Klaffen  immer  unpopulärer,  wäb- 
rtnb  ber  iftrinjpräfi  bent  auf  wiebcrftotlen  Seifen  burch 
bas  fianb  um  bereit  ©unii  ftcti  bewarb,  bie  ©ebreeben 
feiner  Segicrung  bem  ©iberftanb  ber  Serfammlung 
gegen  äße  Kcforntcn  fdjulb  gab  unb  burch  {freigebig- 
feit,  ©nabenafte  unb  mihtarifche  Scpaufpitle  bie 
fdflummemben  Shmpathien  beS  SfoIfeS  für  bie  9fa- 
polconifche  Raiferjeit  wedle.  3”  ber  Tlnnee  gewann 
er  jaftlreiche  ülnhiinger,  unb  bonapartiftifchc  Sferemc 
waren  uttermüblich  für  bie  Errichtung  besSan'erreichv 
tätig.  Unter  biefen  Umftänbcn  befchfoft  ber  'linnj  ju 
hanbeln  unb  beantragte  bal)cr71nfang_1851  eine  Iler 
fnffungSrenifion,  bie  baS  aUgetneine  Stimmrecht  lier- 
{teilte  unb  bic  ©icberwahl  bes  Ißräjtbenten  nad)  2tb 
lauf  feiner  Bierfährigen  VlmtSjeit  geftattete.  Sie  9fa- 
tionaloerfammlung  oerwarf  ituTluguftbiefeSeoirton. 
oerfäumte  eS  aber,  fid)  gegen  einen  etwaigen  ©ewalt- 
ftreich  ju  fepüften.  Ser  tprinj  fepritt  nun  ju  einem 
StaatSftreieb.  ber  aufs  forgfältigfte  Borbereitet 
würbe.  3n  ber  Siaept  oom  1.  jum  2.  Sej.  1851  wür- 
ben 60  Seputicrte  unb  ^croorragenbc  politifcpe  T-'er 
fönlicpfeiten  (Ehangamier,  Eaoaignac.  SpierS,  S. 
Smgo  u.  a.)  oerpaftet,  am  TRorgen  beS  2.  Sej.  bet 
$alaft  ber  SRationaloerfammlung  mit  Iruppen  be- 
fcftt  unb  biefclbc  burd)  eine  TSroflamation  bcS  Tfräfi- 
beuten  für  nufgelöl’t  etflärt.  218  Tlbgeorbnete,  bic  fich 
in  einer  SRairie  uerfammelten,  würben  oerhaftet,  auch 
ber  höcpftc  ©ericptShof  unb  ber  StaatSrat  gewaltfam 
aufgelöft.  Scnnocp  ocrpielten  fiep  bie  Vlrbeiler  meifl 
untätig,  unb  nur  an  wenigen  Steßen  Würben  R'airi. 
faben  errichtet  unb  bewaffneter  ©iberftanb  Berjucpt. 
Um  Bon  fernem  Tliifftänbcn  ahjufehreden , richteten 
bie  bonapartiftifepen  ©cnernlc  gleicpwobl  3.  unb  4. 
Sej.  in  ben  Straften  sott  TSariS  ein  groftcS  Ölutbab 
an ; 100,000  Dlcnidicn  würben  im  ganjen  Hanbe  oer- 
haftet  unb  japlreicpe  Sfäerfonen  nach  Eapenne  unb 
flambeffa  beportiert  ober  oerbannt. 

Ser  TJrinj  rief  baS  Solf  jur  Enticpeibung  beS 
Streites  jwijcpen  tpm  unb  ber  KationalBerfammlung 


889 


granfreid)  (®  c f c£)  i d)  t e : pweitod  ftaiferreid),  Papolcon  III  ). 


011,  inbcm  er  jenem  eine  neue  Perfafl'ung  jur  Vlb- 
frimmung  Bortcgtc.  S>ad  Plebidjit  fanb  20.  unb  21. 
Sej.  flalt,  unb  ba  bad  Soll  fiel)  nad)  Pube  feinte,  ber 
SUcrud  für  Popoicon  gewonnen  wnr  unb  bic  Vlrmee 
für  ifjn  ftimmte,  warb  mit  7'/i  9Siü.  gegen  650,000 
Stimmen  bie  neue Perfaffung angenommen,  bieeinen 
Präfibenten  ber  Pepubiif  auf  io  3al)re  mit  alten 
S^errfdjerattributen , aber  bein  Soll  ncrantwortlicb, 
einen  ©eieRgebenbeit  Rörper,  burd)  bad  allgemeine 
Stimmrecbt  erwählt,  aber  ohne  jebe  legidlatioe  3"i- 
tiatibe,  unb  einen  »am  präfibenten  ernannten  Senat 
einfegte.  SBiefe  14.  3<m.  1852  loertüii bete  Perfaffung 
uerlict)  bem  Staatdobcrbaupt  eine  beinabe  abfotule 
©cwalt.  3>a  nun  auch  bie  'Ballten  für  ben  öeieg- 
gebenben  Rörper  gaiij  für  bie  neue  Sitegierung  aud* 
tieten,  itrebte  Papolcon  offen  bie  Sieber  ber  ftet* 
lung  bed  Slaifcrreitbd  an.  ©in  Senatetonfult 
Bont  7.  Pob.  1852  legte  bie  gragc  bem  Sott  jur  Vlb- 
ftimntung  Bor,  bie  am  21.  u.  22.  PoB.  mit  7,801,321 
gegen  251,781  Stimmen  für  bad  Raifcrreid)  entfdjieb. 
vlto  Papolcon  III.  warb  ber  Sfjriiij  2.  $ej.  1 652 
in  St.-iStoub  jum  ftaifer  proNamiert  ®ie  curopäi- 
fdioit  ®iiid)te  ertannten  teilweife  nur  jögemb  bad 
älocitc  Raifcrreid)  an.  Sion  mehreren  fiirftlidien  ga- 
milien  würbe  ber  neue  Raifer  mit  feinen  §eiratd* 
Anträgen  abgewiefen  unb  oemtabltc  ftd)  baber  29. 
3an.  1853  mit  ber  fpanifdjen  ©räfin  ©ugenic  Bon 
SRontijo.  ©in  glönjenber  ipofftaat  würbe  eingerid)* 
tet,  jablreitbe  ©rofjtoürbcnträger  ernannt,  unb  ber 
£ufud  unb  biePradjt  berSuitcrien  bitbeten  bad  eifrig 
naebgeabmte  Ptufter  ber  Bomcbtnen  Seit. 

S)te  neue  Pegierung  wibmete  ben  Wirt|d)aftlid)en 
SJingen  eine  eifrige  giirforge,  §anbel  unb  tSewerbe 
blühten,  ber  Sohlftanb  hob  fid),  unb  bad  ffiotf  fdjien 
mit  bem  neuen  Spftem  wohl  jufrieben.  tSicPcrbanb- 
lungen  bed  Scnatd  unb  bed  ©efepgebenben  Rörperd 
Beritefcn  frieblid).  Pamenllid)  Berftanb  ed  Papolcon, 
feine  Popularität  burtb  feine  nudwärtige  Politif  ju 
jteigem.  3nbem  er  im  Strimfrieg  (1854 — 56)  im 
iBunbc  mit  bem  liberalen  ©ngtanb  für  bic  lürtfi 
gegen  SJiujjlanb  auftrat,  erfd)icn  er  aldperteibiger  ber 
grribeil  ©uropad  gegen  bic  brutale  ffiroberungdfutbt 
bed  befpotifeben  Raren.  §ic  franjöfifdjen  Struppen 
errangen  wieber  in  emftem  Stampfen,  ald  bie  in  VII- 
gerien  waren,  blutige  iforbeereit;  g.  führte  auf  bem 
Parifer  griebenäfongrcR  bad  entftbeibenbe  Sari ; bie 
Regierungen,  fetbft  bie  rufftfebe,  wetteiferten  in  ben 
©ewerbungeit  um  bie  ©unjt  Papolcon»;  bie  ipeilige 
VUtianj  war  burtb  ben  Strimfrieg  uiMIig  jerfprengt 
Worben,  unb  8 war  wieber  bic  er|te  SDta’dü  bed  Sion- 
tinenid,  fein  Raifer  ber  angefebenfte  $errfd)er,  beffen 
Sorten  man  gefpannt  Iaufd)te.  3>ie  Öcburt  bed  lai« 
ferlitben  Prinjen  (16.  SJärj  1856)  febien  bie  ISgnaftic 
bauemb  auf  bem  thron  ju  befeftigen.  2>adOrfinifibe 
Attentat  (14.3«n.  1858),  obwohl  erfolglod,  erftbretfte 
ben  Raifer  unb  crfdjütterte  feine  Runcrtid)t.  Vlnfangd 
fdiricb  man  ed  republifaniftben  Süblereien  ju,  unb 
bie  SRegierung  lieb  18.  gebt.  1858  burtb  ben  ©efeR* 
cbenbeii  Stürper  ein  >©efe(s  ber  allgemeinen  Sicher- 
eit«  beftbliefteit,  auf  ©runb  beffen  ber  Pfinifter  bed 
3nnem,  ©encral  ©dpinaffe,  2000  politiid)  Pcrbädjtige 
beportieren  lieg.  Salb  aber  erflärte  bie  faijerlicbe 
Scgienntg  für  bie  alleinige  Urfadje  bedVUtcntatd  bie 
unhaltbaren  Ruflanbe  in  3talicn.  Papolcon  glaubte 
ben  Reitpuntt  gefontmen,  burtb  Segünftigung  Sar* 
biniend  fbftcrreitb  aud  Italien  ju  Bertreiben  unb  bic 
£ialbinfel  8-  bienftbar  ju  matbett.  ®t  ftblofj  im  3uli 
1858  mit  ©abour  ben  geheimen  Pertrag  Bon  piom* 
bicred,  ber  burtb  bie  Scrmäptung  feined  Pctterd,  bed 


Prinzen  gt'römc  Papobfott.  mit  einer  toditer  bed 
Siönigd  Pißor  ©utaimcl  (30.  3ait.  1859)  noch  enger 
getnüpft  würbe.  Papoleon  felbit  führte  ein  franjo- 
liiebed  tieer  über  bic  Pipen,  inbent  er:  »Stalicn  frei 
bid  jur  iflbria ! * für  (ein  Riet  erflärte,  unb  erfod)t, 
mehr  infolge  ber  Unfäi)igfeü  ber  öjltrreitbifdicn  Zent- 
rale ald  burd}  eigne  friegerifebe  Überlegenheit,  im 
Perein  mit  ben  piemontefen  bie  Siege  Bon  P(  a g e it  t a 
(4.  3uni)  unb  Sotferino  (24.  3uni),  fcbloit  aber 
ftboit  11.  3uli  aud  Pcforgnid  Bor  Preußcnd  broben- 
ber  Spaltung  mit  Cjlerteid)  ben  ooriäufigen  grieben 
Bon  Ptllafranca,  ber  in  Rilritb  10.  SRoO.  näher 
beftimmt  Würbe  unb  bie  Sombarbei  an  Sarbimen 
abtrat.  $ie  unmittelbare  golge  biefed  Rricged  war 
ber  überraftbenbe  Pudbrud)  bed  italieniftben  Patio- 
nalgcfübtd,  bad  ben  Rufammenftblub  faft  ber  ganjen 
tpalbinfel  unter  bem  ipaufe  Saoopcrt  bewirfte.  g. 
wagte  nicht,  bmbemb  einjugreifen ; ed  begnügte  fid), 
ben  SReft  bed  Rircbcnftaated  ju  idnipen  unb  fue  iftn- 
erfennung  ber  botlcnbeten  Xatfacbeu  in  3talien  fitb 
24.  SDiärj  1860  burtb  biePbtrctung  BonSaBohen 
unb  92i)ja  abfaufen  ju  taffen. 

SSicfer  Pudgaitg  bed  italieniftben  Slrieged  Berichte 
ni<bt  nur  bie  Rlertfalen,  fonbent  erfibien  aud)  anbern 
granjofen  ald  ein  poliliftbcv  gehler.  Selbft  weife 
URafjrcgeln,  wie  ber  frethäitblcnidic  .'panbeldoer- 
trag  mit  ©ngtanb  (23.  3aw  1860),  bem  Perträge 
ähnlidicr  Picbtung  mit  anbem  Staaten  folgten,  wür- 
ben bem  Raifcr  juni  Porwurf  gemacht.  Seine  poli- 
tif  Würbe  bnher  unfidier , hafd)te  nad)  äuficm  ©rfoi- 
gen  unb  lieb  fid)  Bon  ben  abenteuerlichen  Plänen  ber 
Pcrtrauteti  bed  &ofcd , eine«  '-Diorntj,  PerRgnh,  Sa- 
lewffi  u.  a.,  beeinftuffen.  1860  nahm  g.  an  einem 
Strieg  ©nglanbd  gegen  ßbina  teil  unb  intcrBcnicrte 
in  Sgrien  jugunften  ber  ©hriften.  VI uf  ©runb  halt- 
lofer  Prioatanfprüdje  begann  Papolcon  1861  bie 
mepifanifthe  Unternehmung,  in  ber  ^ojfimng, 
Währcnb  bie  norbamerifaniithe  Union  fid)  impürger- 
frieg  jerileiid)te , 'JJierifo  unb  Rentraiamerifa  unter 
franiöiifthen  ©infiub  ju  bringen.  3wnr  Würbe  i)ie< 
pifo  burtb  bic  fraitjiififtben  Xruppeti  erobert  unb  ber 
©rjherjog  Piapimilian  auf  ben  mepifanifeben  2bron 
gefept,  aber  bcrSVricg  Berftblang  ungeheure  Summen, 
unb  um  ihre  fr&bc  ni<bt  bcfannt  werben  ju  taffen, 
Würben  ^eiutltd)  alte  Bcrfügbarcn  ©elbmittel  unb 
alted  in  ben  Sepold  oorrätige  Rriegdmaterial  oer- 
brautbt.  Stblieblid)  oermod)te  bie  fraiijöRftbe  Vtnnee 
botb  nicht  SKapimiliand  Raiferreitb  ju  fitbcrti  unb 
muRte  auf  bie  Srohungen  ber  Union  1867  ffleptfo 
räumen  unb  SBJapimiliaii  bem  ftbmäblidjen  Unter- 
gang preiägeben.  Sabrenb  ed  in  'JRcpifa  uerwicfelt 
war,  muRte  g.  bie  Polen  ihrem  Sibicfial  iiberlaffen, 
räumte  nach  ber  ScptrutberfonBenlion  (18.  Sept. 
1864)  Pom  unb  rannte  1866  Währcnb  bed  preuRifd) 
beutftben  Sbriegcd  nicht  entfebeibenb  auftreten.  Der 
unerwartet  fcbnelle  unb  Bottftänbige  Sieg  PreuRend 
bei  StöniggröR,  ben  bie  granpofen  faft  wie  eine  Bon 
ihnen  felbit  erlittene  Picbcrlagc  unb  Schmatb  empfan* 
ben,  warf  alle  Percdinungeti  bed  Saiferd  über  ben 
Raufen.  6r  ließ  nun  jwar  in  einer  Pole  feined  aud* 
wärligen  2Rinifterd  Saoalette  erflären,  baR  bie-Vlitf- 
ibfung  bed  alten  33eutftben  Punbcd  ein  Porteil  für 
g.  fei.  3nbed  bic  öjfentlitbe  SKeinung  war  ber  ent* 
gegengefeßten  Vtnjid)t,  baR  burd)  bie  Pitbung  jweier 
gr'oRer  nationaler  Staaten  an  feiner Dftgrenpe  granf* 
reidjd  legitimed  Übergewitbt  in  ©uropa  cmftlidj  ge- 
fäbrbet  fei. 

2)ie  SeltaudftcHimg  1867  unb  bie  Pciutbe  ber 
SouBeräne  wäRrenb  berfelben  ocrlieben  bem  Raifer- 


890 


grnnfrciq  (ffl  e f d)  i d)  t e : bcusfd) « franjoftfcJjcc  Wrieg,  Scapoleond  Sturj). 


reidy  wieberum  einigen  Sümbuä.  dagegen  gelang  cd 
md)t,  lüuremburg  burd)  Rauf  ju  erwerben.  R.  mieftte 
fid)  mit  feiner  Räumung  burd)  bie  ©reuften  unb  ber 
Sfcutralifation  begnügen,  unb  bie  Rntcroention  in 
Italien  für  ben  Impft,  beffen  weltlidic  jpcrrfdutf  t burd) 
bas  öefccbl  t>an  ilientana  gegen  bie  ©aribalbianer  (4. 
SJoo.  1867)  nod)  einmal  gerettet  würbe,  warb  bem 
Waifer  oon  ben  liberalen  uttb  non  Italien  jepr  Ser- 
badjt  unb  üon  ber  Wirdic  nidjt  gebanft.  Sfapoleon 
richtete  baljer  fein  §auptaugrnmer(  auf  bie  Rcor* 
ganifation  ber  SIrmce,  bie  ber  Wriegdminifter 
iWiel  bei  ber  Abneigung  ber  .Wammern  gegen  neue 
Saften  allerdings  nur  unuotlftänbig  burd)füpren 
tonnte , Wogegen  ein  Sortrefflidjeo  $interlabegeroepr 
angefdjajft  würbe,  unb  auf  eine  p o 1 i t i f <b  e 9t  e f o r m, 
bie  bem  Waiferreid)  bie  ©unft  ber  Station  fiebern  foüte. 
Jaä  Sdjnutelfgftem  bed  gewanbten  • ©ijefaiferd* 
diouper  jwifdjen  ^ugeftänbniffen  unb  Repreifiomaft- 
regeln  batte  ftef)  nicht  bewährt,  unb  bie  Sieuroablen 
für  ben  ©eiopgebenben  Wörper  24.  SRai  1869  ergaben 
trug  beä  ofiijieüett  Einftuffcä  ber  Stegierung  für  bie- 
felbe  nur  4,467,720  Stimmen,  für  bie  Oppofition 
3,258,777.  3m  ©ciepgebenben  Wörper  forberten  im 
3u(i  1869  bereits  116  deputierte  in  einer  3nterpeHa- 
tion  ©erantroortlieblcit  ber  'Uiiuifter  fowie  Unabbän- 
gigfeit  unb  freie  parlamentarifdjc  Bewegung  mit  3ni- 
iiatioe  für  ben  ©efepgebettbett  Wörper.  der  Waifer 
entlieft  17.  3uli  Rouper  unb  ernannte  2.  3an.  1870 
Emile  Ollioier,  biötjec  SRitglieb  ber  Oppofition,  junt 
©räfibenten  eines  aud  gcmäftigt-Iiberalen3lnt)ängem 
beo  Waifcrrcid)d  gebiibeteit  SRinifteriumä,  bad  bie 
»Wrönung  bed  ©ebaubeä«  burd)  eine  liberale  ©erf  af • 
fung  Doll  gehen  follte.  VI  ber  bie  ©arifer  demolratie 
beutete  biefe  Siadjgiebigfeit  ald  SdftPäcbe  unb  tourbe 
burd)  iie  ju  groftcit  demonftrationen,  ja  fogar  fd)on 
ju  Vlufftanbsuerfuchcn  ermutigt,  da  eä  bem  altern- 
ben,  fränflidjenßaifer  an  entfduebener  Jatfraft  fehlte, 
oerjögerte  fid)  bie  Sluäfübrung  ber  Reform,  unb  feine 
Umgebung  hielt  eä  baher  für  nüplieb,  baäSlnfebenbeä 
Wai|erreid)ä  burd)  eine  neuelßoUäabftimmung  jufrnf- 
tigen.  dad  ©lebiä  jit  8.  SJiai  ergab  jwar  7,350,142 
3a  gegen  1,588,825  Rein ; aber  bie  groften  Stabte 
hatten  überwiegend  mit  Stein  geftimmt,  unb  auä  ber 
Strmee  unb  SÄarinc  waren  gegen  50,000  Stein  abge- 
geben worben.  Stun  hielt  bie  Umgebung  beä  Waiferä 
einen  populären  auswärtigen  Stieg  für  unerläftlidj, 
um  bad  erfchütterte  Äai  jerreidh  »ott  neuem  ;u  befeftigen. 

diefer  Krieg  fonnte  nur  gegen  ©rcuften  gerietet 
fein  unb  bie  Erwerbung  ber  Rljcmgrenje  junt  ßiele 
haben,  der  neue  ©einiger  bed  Stuäroärtigeii.tSramonl, 
ber  fidjer  auf  ben  ©ciftanb  Cftcrrcicbd  uttb  3laliend 
rechnete,  nahm  bie  fpanifebedhronfaubibatur  beä  Erb- 
prinzen sott  flohen joüem  juit  Sriegdsonoanb : am 
19.  yuli  1870  warb  bie  Äriegäerflärung  in  ©erlin 
übergeben,  dad  franjöftfcbc  ©oll  lief)  )«h  son  ber 
ttriegsbegeifterung  anfteefen;  bei  ber  Slbflimmung  im 
©ef ergebenden  Wörper  über  den  Wrieqdfrcbit  16.  §uli 
fanben  fid)  nur  jepn  Opponenten . bie  aud)  nur  aud 
Opportunilatdgrünbcn  sor  Uberftürjung  wantten. 
3nbeffen  bie  Erwartungen,  mit  denen  man  fid)  in 
ben  beutfeb-fran jöfifdjen  Wrieg  (f.  b.)  ftürjte, 
würben  bald  getäufdjt.  die  fübbeutfdjen  Staaten 
blieben  nicht  neutral,  fonbem  fteltten  iljre  Iruppeu 
unter  prettfjifcben  Oberbefehl;  Öflerreicp  Wollte  erft 
einen  oieg  Rranfreiepd  abwarten,  ehe  cd  auf  beffen 
Seite  trat;  in  3talien  uerhinberte  bie  ©olfäftimme 
ben  Wöttig , [ich  ben  Unterbriidem  Stotnd  anjufcplie- 
Bett;  felb)t  dänemarf  blieb  fcbliefilid)  neutral.  Sei 
ber  SRobilmadjung  jeigte  fid),  bafi  bie  Sinnet  Icincd- 


wegd  friegdbercit  war.  So  fam  ed,  baß  bie  Rranjo- 
jen,  italt  deulfcblattb  fofort  mit  ihren  od)arrn  ;u 
überfebwemmen , in  ihrem  eignen  üattb  angegriffen 
würben.  Stach  den  Stieberlagen  bei  Säörth  und  Spt- 
d)em  würben  bieftantmem  idileunigil  einberufen  unb 
bad  SRinifterium  Ollioier  9.  Slug,  burd)  ein  ftreng 
bonaparttjtifcbed  unter  ©alitao  erjept.  Slber  ber  Un- 
tergang ber  Slrmec  ©iac  ©Japons  bei  Stban  (1.  unb 
2.  Sept.)  unb  bie  ©efangennaljme  bed  Waiferd  itürj» 
ten  bad  Waiferreid)  mit  Einem  Schlag.  3n  ©arid 
jwang  bie  erbitterte  ©oltämenge  4.  Sept.  bie  Waiferin 
jur  Rludft  nach  England,  fprerigte  ben  ©efepgcber.ben 
Wörper  nuäeinanber  unb  rief  auf  bem  Stahlband  bte 
Stepublif  aud.  die  ©arifer  deputierten  bildeten  un- 
ter bem  ©orfip  bed  ©eneralgotioertteurd  droepu  eine 
prooiforifepe  Regierung,  bie  fid)  Stcgierung  ber 
nationalen  ©erteibigung  (Gouvernement  de 
1»  defense  nationale)  nannte.  Stirgenbö  im  Sattb 
erhob  fid)  SSiberfprud)  gegen  ben  Sturj  bed  Waifer- 
reid)d,  jumal  man  nun  auf  S8icberher)tcIIung  bed 
RriebcitS  hoffte.  Slber  bie  neue  Siegierttng  machte 
iolepe  unmöglich,  inbem  fic  burd)  beit  Hctmfter  bed 
SUtdwärtigen,  3aled  Saure , erllären  lieft,  baft  jie 
(einen  3ou  franjörtfd)en  ©ebietd,  (einen  Stein  feiner 
Reitungen  abtreten,  liebet  ben  Wantpf  bid  jutti  äußer- 
ften  fortiepen  wollt.  Sil*  SKittc  September  Ssarid  t>on 
beit  beutfehen  Sruppcn  eingefd)loffen  würbe,  blieb  bie 
Regierung  in  ber  ^auptftabt;  nur  ein  Seil  Bon  ipt 
fcplug  ald  »deleqation«  feinett  Sip  in  dourd  auf, 
uitb  Die  Seele  bie|er  Siegientng  für  bie  ®rouinj  warb 
©arabetta,  ber  am6.C(t.  Uiariä  in  einem  SuflbaHon 
serlieft  unb  fid)  balb  jum  diftator  Rrati(reid)d  auf- 
warf. die  franjöfifd)e  Station  bewährte  aud)  bieäntal 
ihre  Sfaterlanbdliebe,  Opferfähigteit  unb  ©efügigteit, 
io  baft  ©ambetta  aud  bem  fd)cinbar  erfchöpften  ifanb 
immer  neue  Slrmeett  auffteQen  unb  noch  fünf  SKonate 
ben  Söiberftanb  fortfepen  (onnte.  die  Wäittpfe  ber 
Siorbartnee  bei  Slutiend,  ©apaume  unb  St-Catenlin, 
ber  fioireamtee  bei  OrlSand  unb  öe  Sftand,  ber  Oft- 
armcc  bei  ©elfort,  enblich  ber  ©arifer  Slrmee  bei  Sil- 
lierö  uttb  am  SKottt  ©aldrien  enbeten  atterbtngä  alle 
mit  Stieberlagen,  ©arid  muffte  Ende  3anuar  1871 
(.rpitutieren,  ünb  bie  S3f riufte  Rranlrcidid  antWelbunb 
SRtnfchcn  waren fepr hoch-  SlberedunterlagehrenBoIL 

derSSajfenftillftaub  pom 28.  San- 1871  beitimmte. 
baft  fofort  S'Jahlcn  für  eine  SfationalPcrjammlung 
ftattfinben  follten,  bie  über  Wrieg  unb  Rricben  ju  ent- 
feheibett  hätte,  die  StJaplen  ergaben  8.  Rebr.  eine 
grofte  SRebtheit  Don  WonferoatiDen,  ba  biefe  frieblidj 
gerinnt  waren,  die  Slationalberfammlung,  bie,  750 
SKitglieber  ftarf,  13.  Rebr.  in  Borbeaur  jufantuten- 
trat,  entfprad)  ben  Erwartungen  bed  Slattbed,  ittbem 
fie  fiep  Bon  allem  ©arteijanf  femhielt,  ben  gemäftig- 
ten  SRepublifancr  ©rfot)  »u  ihrem  ©räftbenteti  unb 
dpierd  jum  Epcf  ber  Ejelutiogewalt  wählte 
unb  tpnt  für  bie  Rriebendperhanblungeii  Sollmaept 
erteilte,  diefe  führten  26.  Rebr.  ju  ben  Rriebend» 
Präliminarien  Pott  ©erfailled,  bie  freilich  mit 
berStbtretung  oon  brei  dcpartementd(Elfaft-Sotörin- 
gett)  unb  ber  3aplung  uon  5 SRiUiarbctt  Wriegd(often 
R.  harte  Opfer  auferlegten,  aber  1.  SRärs  non  ber 
Slattonaloerfammlung  unter  ungeheurer  Stufregung 
mit  546  gegen  107  Stimmen  angenommen  würben; 
gleich jeitig  würbe  bie  31  a p o l c o n i f cp  e dp  n aft  i e faft 
cinftimntig  abgefept.  der  befinitiPc  Rriebe  warb 
10.  SSai  1871  m Rran(furt  a.  W.  unterzeichnet. 

Iie  brittt  Dirputür. 

die  3af)I  bet  SRonarchifteit  in  ber  SSationaloer- 
iammlung  war  fo  groft.  baft  biejjeqteltung  bcrSRon- 


891 


granfmd)  (®  c f d)  i d)  t c : ^arifcc  Kommune,  bic  britte  Sicpublit  bi®  1882). 


angic  in  g.bamal®  wogl  möglich  geWefcn  wäre.  Sber 
Weber  bcr  (Straf  Don  Sgamborb  noch  bie  DrKanä  be- 
faßen ben  Wut,  ba®  Staatäruber  mit  fefter  Jianb  ju 
ergreifen  unb  bie  (Ausführung  bei  Don  ber  Sation 
erfebnten,  aber  für  ihren  Stolj  fo  bemütigenben  grie- 
bettä  ju  übernehmen.  Die  Wonard)i)len  fdjloffen  ba« 
her  mit  ben  Sicpublifanem  ben  '8  a f t D o n 8 o r b e a u j, 
Wonach  bie  grage  ber  befinitiüen  fRegierungSfomi 
Dorläufig  offen  bleiben  foUe.  Dagegen  festen  fic  eä 
burd),  baß  ber  Sig  ber  Stationalücrfammlung  nidjt 
nach  Sari®,  fonbern  nad)  SerfaideS  Derlegt  würbe. 
Öicrburd)  enoectlen  Re  in  ber  aufgeregten  Seuölfenmg 
Don  San®  ben  Vlrgroogn,  baß  bie  Jjerftettung  einer 
reaftionären  WonatdRe  benbiidjtigt  fei,  unb  |o  Der« 
fudjtcn  bie  Äommuniften,  bie  fegon  wäffrenb  ber  Se- 
lagerung jmeimal,  31.  Ott.  1870  unb  22.  3att.  1871, 
fid)  empört  batten,  18.  War»  einen  neuen  Vlufftanb, 
ber  nliidtc.  Die  Truppen  ntufjten  Saris  räumen,  wo 
bie  Kommune  protlantiert  würbe.  Unter  ben  fegmie» 
rigften  Serbnltnijfen  untemabm  bie  Stegicrung  Don 
SerfaideS  aus  bie  SSiebereroberung  Don" Saris,  baä 
erft  in  ber  legten  VBodje  beä  Wai  1871  unter  fegred- 
licken  ©reueln  unb  ben  Stammen  ber  Don  ben  Kom« 
muniften  angejünbeten  Staatägebäube  Don  ber  Srntee 
genommen  Werben  tonnte.  Vierburd)  raud)S  baäSer* 
irauen  ju  D hier«’  ©efd)idlid)tcit  unb  Datfraft.  Snbe 
3uni  tonnte  er  bereits  eine  Vtnteibe  Don  2 V«  Widiar- 
ben  machen,  burd)  bereu  Sejabtung  an  Deutfcglanb 
er  einen  großen  Teil  best  Territoriums  Don  ber  freut« 
ben  Ottupation  befreite.  ®r  Würbe  bager  31.  Ütug. 
jumSräfibenten  ber  Stepublif  auf brei3abre er- 
nannt, wobei  inbeS  baS  3?ed)t  ber  SintionalDerfamnt- 
lung,  betn  Sanb  eine  neue  (monarchifche)  Serfaffung 
ju  geben,  auSbrüdlidj  Dorbcbalten  würbe.  Sd)on  im 
3uti  1872  befdjaffte  Th'er®  burd)  eine  Vtnteibe  Pott 
3 Widiarben,  bie  jur  Genugtuung  ber  granjofen 
14mat  überjeitbnet  würbe,  bic  Wittel,  um  baä  ©nbe 
ber  Ottupation  im  September  1873  gerbeijufübren. 
Die  Seorganiiation  ber  Vlnnee  würbe  im  großartigften 
Waßftab  bewirft,  bie  Oft«  unb  Sorbgrenjc  burd)  jabl« 
reiche  größere  unb  Heinere  gedungen  gefidjert  unb 
Sans  mit  einem  neuen  weitem  Siingc  Don  gort»  um- 
geben. Vlderbing®  jtieg  bie  Staat®fd)ulb  auf  22  Wil« 
liarbeu,  bie  jährlichen  WcgrauSgaben  um  300  Will., 
unb  bie  3öde  auf  faft  alle  ScrbraucgS.  unb  Genuß- 
mittel  mußten  erhöbt,  eine  Stenge  neuer  Steuern  ein- 
geführt  werben.  Dennoch  nahmen  Sjanbel  unb  San- 
bet  einen  glänjenben  Vtuffcgwung,  unb  bie  Staats- 
einnahmen fliegen  Don  3ahr  ju  3agr.  Die  Stepublif 
Würbe  immer  beliebter  im  Sötte,  wie  bie  Siathmablen 
jeigten,  unb  aud)  Dgierä  hielt  Re  für  bie  einjig  mög- 
liche Staatäfonn,  ba  bie  WonardRe  bei  brei  gräten« 
beuten  unhaltbar  fei,  unb  beantragte  wicberbolt,  fo 
namentlich  13.  Sou.  1872,  ihre  befinitioe  Sroflamic« 
rung.  ja  er  legte  im  Wai  1873  ein  ©efeß  hierüber  ber 
SattonalDcrfamntlungDor.  Die  monarchifttidjc  Wehr« 
heit  glaubte  aber  jegt  5 hier®  entbehren  ju  tonnen,  er- 
teilte ihm  23.  Wai  ein  Wißtrauensbotum  unb  nahm, 
als  Thiers  feine  Gntlaffung  cinreichtc,  biefe  fofort  mit 
368  gegen  339  Stimmen  an ; noch  in  berfelben  Sacht 
würbe  Wac  Wahon  jum  Sriiübenten  erwählt,  ber 
ben  tperjog  Don  Sroglie  junt  ®jef  eine®  burd)auä 
reaftionären  Winiftenum®  machte,  baä  fid)  bie  Ver- 
füllung ber  legitimen  Wonard)ie  .yeiundj®  V. , beä 
Grafen  DonSgatnborb,  jum3iele  fegte.  Schon  hatten 
22.  Oft  bie  Wonarebijtcn  einen  entfpreegenben  ©efeg- 
cittwurf  oereinbart,  alä  plöglidj  tü^amborb  burdi 
feine  Weigerung,  bic  Iritolore  anjunehmen  unb  Reh 
ju  _3ugeftänbniffcn  unb  SilrgfchaRen  ju  perpRichtcn, 


alle  monard)i|’tifd)en  Srojette  jum  Scheitern  brachte 
(27.  Oft.).  Sei  biefer  Sage  ber  Dinge  bejd)loß  bic 
Seihte,  um  Wenigflenä  bic  fonferbatiD-tlcrifalen  3n- 
tereffen  ju  Wahren,  fid)  mit  ben  gemüßigten  Stepubli« 
tanem  ju  Derftänbigen.  DicSräRbcntjehaftberSHepu« 
blit  Würbe  Wac  Wagon  19. 9toD.  1 873  auf  Reben  gagre 
übertragen  (Septennat)  unb  bie  Suäarbeitung  einer 
Serfaffung  pon  ber  Drcißigcrtommiffion  begonnen. 
Vlnt  25.  gehr.  1875  würbe  bie  Serfaffung  ber 
Sepublif  in  ber  Don  SaHon  beantragten  gönn  mit 
425  gegen  252  Stimmen  angenommen.  Diefelbe  bc« 
ftätigte  baä  Septennat  unb  fegte  jtuei  Kammern  ein, 
eine  birett  Dom  Solle  gewühlte  Deputiertenfammer 
Don  533  unb  einen  Senat  Doit  300  Witgliebem,  Don 
benett  75  lebenslänglich,  bie  übrigen  auf  neun  3abre 
burd)  gewiffe  Klaffen  Don  9!otabe!n  gewählt  fein  füll- 
ten. Die  neue  Serfaffung  trat  1.  3<>n.  1876  in  Straft. 

S3äf)renb  bieWchrtjeit  beä  Senat®  noch  fonferbatiD 
War,  lourben  in  bie Deputiertcntammer  nur  170Ston< 
ferDatiDe,  bagegen  360  iRepublifaner  gewählt.  Um 
bie®  Srgebniä  um juft offen,  machten  bie  Klerifalen, 
bie  jegt  an  Siede  ber  Wonardiiften  in  ben  Sorber« 
grunb  traten,  1877  unter  Seitung  Sroglie®  einen 
ifteattionsuerfudi ; 25.  3uni  würbe  Die  Kammer  auf« 
gelöR,  unb  ber  Winifter  beä  3nnern  gourtou  Wanbte 
alle  Wittel  bc®  Kai  jeneidiä  an,  umfonicrDatiDeSBahleit 
ju  erjielen;  and)  Wac  Wagon  fegte  inWanifeftcn  unb 
Stieben  feine  perfönliche  Vlutoritat  bafür  ein.  3«beä 
fflambettn  leitete  ben  SBaglfelbjug  ber  Sicpublitaner 
mit  großer  Wäftiguttg  unb  mit  foldjem  ©cfdjicf,  baß 
14.  Oft.  1877  : 320  Scpublifaner  gewählt  würben. 
Wac  Wahon  unterwarf  üdg,  entließ  Sroglie  unb  be- 
rief Dufaure,  einen  gemäßigten  Sicpublitaner,  im  De« 
jentber  1877  an  bie  Spige  ber  Stiegierung.  Vllä  bie 
(jrgänjungäwahlen  für  ben  eaenat  im  3anuar  1879 
auch  b>tr  eine  rcpublifaitifche  Siebrheit  gefegaffen 
hatten,  Derlangte  bie  Regreiche  repubiitanifdie  Sartei 
bie  gntfernung  ader  Wonangiften  unb  »lerifalen 
auä  ber  Serwaltung  unb  ben  hohem  3uftij  • unb 
Vlnueefteden.  Die®  Deranlaßte  Wac  Wahon,  30.  3nn. 

1879  feine entlaffung  ju  geben,  worauf  bic  jumSlon« 
greß  Dcremigten  Kammern  ÖrdDg,  ben  gührer  ber 
gemäßigten  itiepublitancr,  jum  Sräfibenten  wählten, 
gührer  bcr  Sicpublitaner  in  ber  Kammer  würbe  nun 
©ambetta.  Seine  iMnhäugcr,  bie  republifanifcge 
Siinte  unb  bieUnion  räpublicaine,  hießen  wegen  ihrer 
Vlnbeguemung  an  bie  Serl)ältniffe  OpportuniRcn  unb 
Waren  gemäßigt  geRnnt,  ließen  fieg  aber  Don  ben  Sia- 
bitalen  immer  Weiter  nach  lintä  brängen,  um  nicht 
bie  Solfägunft  ju  Derlierm.  Sie  gaben  1879  ihre 
3uftimmung  jur  Serlegung  beä  Sigeä  ber  Kammern 
Don  SerfaiUeä  nach  Sanä  unb  ju  einer  teilweifen, 

1880  ju  einer  Dodftänbigcn  Vlmneftie  ber  Kommu« 
narben.  Such  Würbe  energifd)  gegen  ben  übermäch- 
tigen Stleruä  Dorgegangen,  bie  Soitäfcgule  refomtiert 
unb  UnentgcltlichfeU  bc®  Unterrichts  unb  Sdjuljwang 
eingeführt.  Die  Siepublif  jdiicn  für  immer  gefeftigt 
ju  fein,  namentlich  feit  bie  gefährlid)ftemonard)ijtifcge 
Sartei.  bie  bonapartiftifche,  bureg  ben  Sob  beä  faifer« 
li^en  Srinjen  (1.  3nni  1879)  jur  Ohnmacht  oerur« 
teilt  war.  ©ambetta  felbft  übernahm  14.  9!od.  1881 
bie  Seitung  beä  WiniReriumä.  Wan  erwartete  Große® 
Donignt,  namentlid)  m bcr  auswärtigen  Solitit.  ©am- 
betta rechnete  auf  einen  Suitb  mit  ©nalanb  in  ber 
äghplifd)en  grage  unb  auf  weitere  ©rfolge  in  Vlfrita, 
wo  g.  im  grühjagr  1881  fid)  Juni®  angeeignet  gatte, 
gnbeffen  ©ambetta®  Verridjaft  enbete  fdjon  26. 3an. 
1882,  ba  bie  Kammer  au®  Wißlrauen  gegen  feine 
Dittaturgclüfte  bic  Don  igm  beantragte  2i|tenabftim- 


892 


(Jraitfreid)  (Sefdjicbte:  bi«  britte  Rcpuhlif  1882  - 88). 


mung  ablcbnte.  Turch  bie  barauf  f olgenben  Rd)  übe  r> 
ftürjenben  Minifterwecbfel  würbe  RtanfreicbS  Altion 
nad)  außen  io  gelähmt , baft  Gnglanb  cS  ganj  aus 
Ägtjpten  oerbrängte. 

Gnblicb  gelang  eS  Rerrp  21.  Rebr.  1883,  ein  Mi> 
nifterium  ju  bilben,  baS  Reh  längere  Seit  bebauplete, 
obwohl  Rd)  unter  tljm  fdion  bebenllidje  3t,cilfn  für 
bie  Republif  einReHten.  die  Btätenbenten  erhoben 
loicber  ihr  ipaupt,  bie  Staatseinnahmen  minberten 
Rd),  unb  bie  ©efchäfte  ftotflen.  Rcrtl)  entfette  alle 
Brin  )en  bei  Kaufes  DrKanS  ihrer  militärifdien  «teilen, 
befeittgte  burd)  bas  ©eridjtSreforntgefej)  814  monar< 
dnRtidje  Richter,  brachte  bie  StonoerRon  ber  Sproj. 
Rente  in  eine  4'/iproj.  jujtanbe  unb  befriebigte  bie 
Aniprücbe  ber  Rabifalen  burd)  baS  (5be(d)eibunge- 
gefeß  unb  eine  teilroeife  BerfaffungSreform.  RnbeS 
uerroidelte  er  burd)  (eine  Kolonialpnlitif  R.  in  man- 
dierlei  Sebwierigteitcn.  ®ie  franjöRfd)e  Regierung 
wollte  ihren  Beiiß  in  $)interinbien  um  Anara  unb 
longtina  erweitern  unb  geriet  bei  ber  Grobcrung  beb 
leßlem  fianbeS  1884  in  einen  Krieg  mit  Gbina,  wo- 
burd)  Re  genötigt  mürbe,  in  Europa  zu  ben  mittel, 
europäischen  Mächten,  aud)  ju  2)eutid)lanb , eine 
freunbluhere  Haltung  einjunetjmen  unb  in  ber  ägpp 
ttjehen  Rrage  fogar  eine  Berbinbung  mit  ihnen  gegen 
Gnglanb  einjugeben.  Sied  brachte  bie  SePanchepartei 
gegen  ReiTt)  auf  ; unb  obwohl  er  einen  ebrcnoollen 
Rrieben  mit  Gbina,  baa  Anain  unb  IcmglmgR.  über- 
lieg,  angebahnt  hatte,  ber  am  9. 3uni  1883  ju  Tient- 
Rn  juftanbe  (am,  genügte  hoch  baa  Miftgefdiid  einer 
franjöRfdicn  Iruppe  Por  Sangfon  in  Xoitgfing  (im 
Mär,z  1885),  um  Rcrrt)  ju  ftürjen  (30. Märj).  Ser 
neue  MinijlerpräRbent  Briffon  brachte  nod)  baa  Siften. 
ftrutinium  in  beiben  Kammern  jur  Annahme.  3)nnn 
fanben4.  Oft.  1885  bie  Reuwablen  für  bie  deputierten' 
iammer  ftatt.  Siefclben  Relen  ungüttfrig  für  bie  Sie- 
publifaner  aud ; bie  Opportunsten  hatten  nicht  mehr 
allein  bie 'Mehrheit,  fonbent  waren  non  ben  Rabifalen 
unter  Glömenceau  abhängig,  bie  jebcö  Minifterium, 
aud)  wenn  eä  leilweife  aus  ihrer  Partei  entnommen 
war,  ftlirjten,  fobalb  ea  ihren  SBimfeben  nicht  ganz 
entfprach-  3>aher  wedifelten  bie  Mmiftericn  fd)ncll 
hintcrctnanbcr,  unb  eine  fruchtbare  Bolitit  war  nicht 
möglich. 

der  Minijterpräfibent  Rrepcinet  fuebte  bie  iliabi* 
(alen  ju  gewinnen,  inbem  er  22.  Runi  1886  ein  Glefeß 
annehmen  lieft,  baa  bie  Brinzen  bea  StaufeS  Orlöana 
auä  R.  uenoiea,  allein  jene  ocrbünbetcit  Reh  gegen  ihn 
mit  ben  Monarchisten  unb  brachten  burd)  Vinnahme 
einea  uon  bem  Kabinett  befäntpften  Antrags  auf  Wb' 
feftaffung  ber  Unterpräfeften  auch  ba8  Sfinifterium 
Rrctjdnet  ju  Rail  (3.  ®ej.  1886).  3)ie  neue  Regie- 
rung erhielt  ihre  Signatur  burd)  jwei  $erfönlteh> 
feiten:  ben  MinifterpräRbenten  ®oblet,  einen  re- 
oand)cluftigen  Rabifalen,  unb  ben  ffriegäminifter 
Boulanger,  ber  burd)  Ausbeutung  ber  nationalen 
Rad)egclü|te  eine  ftcrrfchenbc  Stellung  ju  erlangen 
hoffte.  Gr  rüftete  mit  aufterorbentlichem  Gifer,  Warf 
an  bieOftgrenje  zahlreiche  Gruppen,  prahlte  mit  einem 
neuen  Sprengftoff  (Melinit)  unb  bereitete  bie  Mobil' 
tnachung  ber  im  Offen  ftehenben  AnneeforpS  oor. 
Sfnjroifdjcn  brohte  ein  jufäüigcs  Greignia  ben  Krieg 
sunt  iofortigen  Ausbruch  ju  bringen.  Gin  franjöR. 
fd)ev  'Roli  jcifontmiffar,  Scbnäbele,  beffen  Grgreifung 
tn  $eutfd)lanb  wegen  feiner  wieberholten  Spionage 
in  ben  beutfehen  (hrenjbejirfen  Pom  beutfeben  Reichs- 
gericht anaeorbnet  worben,  fant  auf  Ginlabung  bcs 
beutfehen  politetfommiffara  Wautfd)  ju  einer  bienft- 
liehen  Befpred)ung  nad)  Mooöant  unb  würbe  hier  Per- 


haftet unb  nach  Rieh  gebradü  (20.  April  1887).  Die- 
ieS  zufällige  3ufammentreffen  uon  Umftänben  ex- 
fehien  ben  Rranjofen  als  ein  hinterliftiges  Attentat 
unb  erregte  einen  Sturm  ber  Gntrüftung.  ®oblet, 
öoulanger  unb  brei  ihrer  rabifalen  Kollegen  im  Mi- 
nifterrat  nerlangten  bie  Wbjenbung  eines  Ultimatums 
an  l>eutfd)lanb,  ja  ben  Krieg;  allem  ber  weife  Scber- 
ftanb  bea  IRtäfibentcn  ÖniPt)  entfd)ieb  für  eine  fritb 
Itche  Serhanblung,  bie  bann  auch  binnen  furzem  bie 
Befreiung  SchnäbeleS  herbeiführte. 

diefe  Borgänge  hatten  bie  Stellung  ber  rabifalen 
Minifter  erfthüttert,  unb  ba  ihre  Rinanjperwaltung 
feftr  ungiinftige  Grgebniffe  hatte,  führte  bie  Öubget 
beratuna  17.  Mai  1887  ben  Sturz  bcS  Kabinetts  (tio 
blet  herbei.  GS  würbe  burd)  baS  gemäftigte  Minifte- 
riumRouoier  erfelct,  baS  Soulanger  in  bicifroninj 
fanbte , als  fommanbierenben  Seneral  in  Giermont. 
Obwohl  eS  gleichfalls  eine  bebeutenbe  Beraccbning 
bes  SieereSbeitanbeS  bewerfftelligle,  führte  eä  hoch  rin 
Bubgel  Sparfmnfeit  unb  ftrenge  WufRd)t  ein  unb 
brachte  fo  beträchtliche  Grjparniffe  zuwege.  Rn  bes 
war  bie  l!age  ber  Repubtif  gefährbet  burd)  bie  Selbfl- 
fud)t  unb  Torheit  ber  Rabilaten  unb  bie  3<ttelungeti 
ber  Soulangiflen , bie  Semidjtung  beS  Itarlamen 
tariSmuS  fowie  ben  Rachefricg  gegen  Teutfdilanb  als 
Programm  aufftellten.  Wriop  felber  unb  feine  Rat. 
geber  genoffen  in  R.  Wenig  Achtung,  unb  bie  Kor- 
ruption in  ben  böchiten  Stellungen  bei  Staates  toar 
ein  offenes  CöebeimniS.  öleneral  Gaffarel,  ©cneral 
ftabschef  im  firiegSminifterium,  würbe  unter  ber  An 
ftage,  mit  bem  Crben  ber  Gbrenlegion  rianbel  getrie 
ben  ju  haben,  Perbaftet;  halb  [teilte  Rd)  heraus,  baft 
nicht  nur  eine  grofte  Anjabl  Pon  aubem  Generalen 
baran  beteiligt  war,  fonbern  aud)  befonberS  ber 
Schwiegeriobn  ®r(ohS,  ber  Abgeorbnete  Silfon,  ber 
mit  ber  gröftten  Sdjümloficjfi'it  feine  Steüung  im  Ba- 
laft  bes  BräRbenten  jum  «ebacber  mit  Ämtern , Or- 
ben  unb  Segünftigungen  aller  Art  miftbraudjt  hatte, 
©rfoh  freilid)  Pcriuoigerte  feine  oon  allen  Seiten  ge- 
f orberte  Gntlaffung : atS  aber  baS  Kabinett  Roupter 
feine  Gntlaffung  gab,  niemanb  anberS  ein  Mrnifte 
rium  unter  ©rfon  annebmen  wollte,  bie  Abgeorbneten. 
famnier  Rd)  in  Bermanen)  erfiärte,  ncuftte  ber  greife 
BräRbent  abtreten  (2.3)ej.  1887)  unb  R<b  tnS  Brioat- 
leben  jurüdjieben. 

Bei  ber  Sahl  eines  neuen  BräRbenten  einigten  Rd) 
bie  Republilaner  auf  ben  farblofen  Sabi  Garnot 
ber  burch  ben  Kongreß,  b.  b.  bie  Bereinigung  ber  bei- 
ben Kammern,  fdjon  3.  $e,z-  jum  BräRbenten  ber 
Repubtif  gewählt  würbe.  Gamot,  ein  ehrenhafter 
uni)  wohlwoüenber  Mann,  fuebte  feine  repräfenlatioe 
Sletlung  mit  Gifer  unb  crforberlicber  Braditemfal 
tung  auSjufilOat  unb  oerfd)afftc  baburch  wie  burd) 
feinen  unanfechtbaren  Gbaraftcr  allmählid)  ber  Re 
publif  Wiebcr  BolfStümticbteit  unb  Achtung 

3unächft  bilbctc  er  baS  gemäftigte  Mcnifteriuin 
Tirarb  (11.  3>ej.).  GS  hielt  Reh  jebodj  nicht  lange. 
Boulanger  fud)te  alle  Unjufriebcuen  um  Reh  zu  fam- 
mein,  inbem  er  ben  Ruf  nadiSerfoftungSrcpiRonunb 
Ginberufung  einer  fonftituierenben  Berfammlung  er 
hob.  Sttar  nahm  ihm  baS  Minifterium  fein  Korn- 
manbo,  unb  er  Würbe  26.  Märj  1888  burd)  baS  Ur 
teil  eines  KriegSrateS  wegen  grober  Bcrleftung  ber  Tts 
Ziplin  aus  bem  tpeere  gefloften:  aber  bieie  Strafen  er* 
Rhienen  bem  gröftten  Zeile  beS  BolfeS  im  Sicht  eines 
politifchen  MarthriumS,  unb  fo  würbe  Boulanger 
ber  gefeierte  Rührer  ber  »Ballet  beS  nationalen  Bro- 
tefleS«.  Rabitale  unb Monardftftcn  nahmen  30. März 
1888  ben  oon  bem  Boulangiften  fiaguerre  geftefllen 


893 


granfreidj  (®efd)icf)te:  bie  britte  SRepublif  1888  — 92). 


icnb  pon  ber  fRegierung  betämpften  Antrag  auf 
Sringlicßfeit  bcr  SÖerfaifunqsreüiftoit  an  liub  brach- 
ten bäburd)  baS  Stabmett  Strarb  ju  (fall.  ES  Würbe 
burd)  ba8  rabifaleäRiniftcriumgloquet  erfeßt.  Aber 
biefeS  parlamentarifche  Schaufelfßftem  langweilte  baS 
Snnb  unb  cfelte  eS  an.  Sic  'Dienae,  jumal  in  bem 
rabifalcn  Horben  unb  in  HariS  felbft,  feierte  ben  ®c- 
ncral  alb  ihren  unb  granfrcicßS  tpelbcn,  E rretter  unb 
SRachcr.  Am  19.  Aug.  würbe  er  bei  brei  Heuwaßlen 
jugleid)  jum  Abgeorbneten  gewählt,  Er  arbeitete 
offen  auf  ein  HlebiSjit  ju  feinen  ©unflen  f)in.  Enbe 

1888  brach  fieifepb'  großes  Unternehmen  beb  Ha« 
ttamafanalS  jufammen,  bei  beut  Hunberttaufenbc  Hei- 
ner Heute  fdjwere  Einbuße  erlitten.  Anfang  1889 
fiel  eins  bei  größten  ©etbinftitute  granfrcicbs,  bab 
Comptoir  d'Eseompte,  infolge  Wahnftnniger  Speftt- 
lationen  jurHioitopolififrungbcSKupferS.  3owud)S 
bie  Unjufriebenßeit  mit  ber  'Jiepublif,  unb  nach  er- 
bittertem Süahttampf  würbe  27. jan.  1889Houlangcr 
jum  Abgeorbneten  oon  HariS  erforen.  Sab  war  ein 
glärtjenbcr  Sieg  beb  ©cncralb,  ben  man  allgemein 
idton  alb  fünftigen  Herrn  granfrcid)S  betrachtete.  Sie 
9J(onard)iften , auf  Hat  beb  ©rafen  oon  HariS  felbft, 
oerbünbeten  fich  mit  Soulanger,  bem  feine  Anhänger 
unb  junial  reiche  Samen,  wie  bie  Herjogin  oon  Ujeb, 
ungeheure  ©elbmittel  jur  Serfiigung  (teilten. 

So  mar  bie  innere  Sage  granfreießb  t)öd)ft  bc« 
brohlid),  alb  wenige  Soeben  oot  bem  Beginn  bec 
großen  ©eltauSftelliing,  bie  ben  bunbertften  Jahres- 
tag beb  AubbrucbS  ber  großen  SReooIution  uerherr* 
liehen  [ollte,  bab  Hlinifterium  gloquet  über  bie  grage 
ber  BerfaifungbrePifton  fiel  (14.  gebr.  1889).  An 
feine  Stelle  trat  ein  abenualigeb  Kabinett  Sirarb. 
Seffen  bebeutenbfteb  Hiitglicb  war  ber  SKinifter  beb 
Jnnem  EonftanS,  ber  eb  alb  feine  Hauptaufgabe 
betrachtete,  bie  republilanifehe  Berfaffung  por  ben 
Umtrieben  Soulangerb  ju  retten,  Er  traf  Soulanger 
perfönlid),  inbent  er  bie  biefem  burchaub  ergebene 
-Hattiotenliga«  auflöjte  unb  bann  ben®eneral  unb 
feine  nächflen  greunbe  mit  Silligung  beb  Abgeorb- 
netenhaufeb  oor  bem  Senat  Wegen  Serfd)Wörung 
gegen  bie  Sicherheit  beb  Staates  unb  wegen  Unter* 
fd)tagung  öffentlicher  Obeiber  antlagte.  HcrgcbenS  rie- 
ten bie  meiften  greunbe  Soulangerb  biefem,  ben  of- 
fenen Aufjtanb  ju  Ocrfucbcit . [ebenfalls  fid)  bem  0e- 
rießt  ju  fteden;  um  fein  Sehlemmerleben  fortführen 
ju  fönnen,  jog  er  eS  Por  (3.  April),  nach  Sriijfel  unb, 
alb  er  uon  hier  aubgewiefen  würbe,  nach  Honbon  ju 
fliehen.  Somit  hatte  her  ©eneral  feine  politifcße  SRolle 
aufgegeben.  Sie  öffentliche  SKeiming  branbmarfte 
feine  HanblungSwcife  als  jeig  unb  lächerlich,  unb  feit* 
bem  fdgoanb  feine  Hartei  fehlten  bat)in.  Seine  Herrn  • 
teilung  in  contumaciam  burd)  ben  Senat  (13.  Attg.) 
unb  bie  unerfreulichen  Enthüllungen,  bie  bcr  Htojci 
über  ihn  unb  feine  nädtften  Anhänger  gebracht,  jer* 
ftörten  nöüig  fein  Anfefjen. 

So  ging  bie  Sei  taub  fiel  lung,  bieEamotS.Hiai 

1889  «öffnete,  ungeflört  Pott  flattcn  unb  Würbe  in 
ber  lat  ju  einer  glänjenben  Scrherrlichung  beb  ©e- 
WerbfleißeS,  beb  ©eidtmadS  unb  SRcicbtumb  bcr  fran- 
jöjifcßen  Kation.  Sie  Kammern  führten  inbeS  ben 
Kampf  gegen  ben  Soulangibmub  weiter  unb  nahmen 
bann  bab  neue  ©ehrgefeß  Pom  15.  3uli  1889  an, 
bab  bie  fünfjährige  Sienjljeit  burd)  bie  breijährige  er« 
fehle,  bas  Jnflitut  beb  Einjährig-greiwidigeiibicnfleb 
faft  Potlftänbig  befeitigte,  bie  ,-jabI  bcr  jährlich  Ein- 
juftedenben  um  60,000  erhöhte  unb  für  bie  nicht 
Sienfttauglichen  bie  ©ehriteucr  einführte.  Sarauf 
Würben  bte  Kammern  gefcßloffen.  Sie  Neuwahlen 


für  bicAbgcorbnetenfammcr  ergaben  für  bicHcpubli- 
feiner  bie  bisherige  Htehrijeit,  hoch  War  eine  erfreu- 
liche Serfehiebung  jugunften  ber©emäßigten eingetre- 
ten. Um  bie  Einheit  ber  republifanifchen  Harte!  auf- 
recht ju  «halten , erwählten  bei  bem  Sieberjufant* 
mentreten  ber  gefeßgebenben  Körperfchaften  auch  bie 
Ermäßigten  ben  Habiralen  gloquct  junt  Hräfibenten 
ber  Seputiertenfammer.  Sie  SMonarchiften  bagegen 
jeigten  fich  uneinig,  ba  oiele  Pon  ihnen  bab  Sünbnis 
mit  ben  Soulangiften  burchaub  mißbilligten  unb  fo* 
gar  ju  ben  fonferoatioen  SRepubltfancrn  übergingen, 
auch  eitteAnjahl  franjöfifcherSifchöfe,  mit  Billigung 
ber  römifchen  Kurie,  biefem  Seifpiel  folgte.  Sas  Er* 
qebnib  aller  folcher  Ereigniffe  war  eine  bebeutenbe 
gefligung  ber  parlameiitanfcben  SRepublif.  greilid) 
führte  bie  hanbeläpolitifche  grage,  ba  bie  frcißänble« 
rifdjen  lltnfchauungen  beS  SJtimfteriumS  Sirarb  oon 
ber  Kammermehrheit  nicht  gebilligt  Würben,  fchon 
13.®iärj  1890  ben  SRüdtritt  beb  Kabinetts  herbei,  baS 
am  17.  burd)  ein  neues  erfeßt  würbe,  in  bem  ber  bis- 
herige Kricgbminifter  gr et) einet  aud)  ben  Sorfiß 
übentahm.  EonftanS  weeber  bas  Jnttere  unb  ber  ehe- 
malige Unterrid)tSminifler  galliereS  bie  Juftij  er- 
hielt: ber  HabifaliSmuS  war  allerbingb  in  jenem  oer- 
treten, bod)  überwogen  bie  gemäßigten  Elemente.  Sie 
Hiebcrlage  beS  Soulangibmub  trat  beutlid)  bei  bett 
SBablen  jum  Harifer  ©enteinberat  hcroor  (28. 
Vlpril,  4.  3Rai),  bei  betten  nur  jwei  Soulangiften  ge- 
wählt wurbett.  Siefe  nachträgliche  9ted)lfertigung 
Pon  Sonftans’  Energie  befeftigte  bie  Stellung  beS 
aHinifteriumb,  baS  ojfen  fchußiöKnerifch  auftrat  unb 
oerfünbete,  eS  werbe  bie  alten  HanbelSDcrträge,  biebiS 
1.  gebr.  1892  liefen , fämtlid)  fünbigen,  einen  hohen 
©eneraltarif  für  bie  Einfuhr  feftfeßen  unb  etwaige 
Ermäßigutm  beS  leßtem  fremben  Staaten  nur  gegen 
befonbere  Segiinftigung  ber  franjöftfchen  HuSfuhr 
3ugeftehen.  Sie  auswärtige  Holitif  granfreidtS  cha- 
raiterifierte  ftch  burd)  eine  immer  lauter  unb  amt- 
lich oerfünbete  'ilmtühmcttg  an  Sittßlanb,  bei  bettt 
man  Schuß  gegen  ben  uon  Seutfchlanb  geführten 
Srcibunb  fucheii  gu  titüffen  behauptete.  SRit  bentfd)- 
feinblichen  Kuttbgebungcn  ftanb  itt  um  fo  grellentt 
©egenfaß  ber  gtcuben-  unb  Serbrüberungstauntel, 
ber  bei  bem  Sefud)  einer  franjöftfchen  glotte  unter 
itlbmiral  ©erPaiS  in  Kronftabt  (23.  Juli  bis  8.  Hug.) 
in  Sjene  geießt  würbe.  3nbeS  tourte  pon  allen  Sei- 
ten ber  frieblidje  Eßarartcr  beb  ntiftfeh- franjöftfchen 
HünbniffeS  betont,  alb  beffett  Sräger  bab  Kabinett 
greßeinet  erfd)ien.  Sa  aber  traten  broßenbe  Hör* 
jeidjen  für  befielt  Hcftanb  ein  burd)  SBiebererwadtett 
ber  flerifalen  grage.  Kaum  waren  18.  gebr.  1892 
bie  Kammern  mieber  jufammeitgetreten , alb  fte  eine 
Hlinifterfrifis  heraufbefdimor.  greßeinet  brachte  einen 
©efeßentwurf  über  baS  HereinSmefen  ein,  ber  in  feßr 
matter  ©eife  ben  flerifalen  Agitationen  entgegentrat. 
21tti  19.  gebr.  ocrlangtc  ber  rabifale  Abgeorbnete 
Hubbarb  für  bie  Heratung  biefeS  Entwurfes  bie  Sring  - 
lidjfeit,  unb  jwar  in  bem  Sinne,  baß  bantit  bie  Kam- 
mer bie  Srettnung  beS  Staates  Pon  ber  Kirche  for 
bere.  greßeinet  fprad)  fich  gegen  bie  Srennung  auS 
unb  fteüte  barüber  bie  Kabinettefrage;  inbeb  bie  Sa- 
geSorbnuna,  bie  er  gebilligt  hatte,  würbe  abgcleßnt. 
-sofort  reifte  bab  SBcinifteriunt  feine  Entlaffung  ein. 
Hach  Pielen  pergeblicßen  Herfuchett  würbe  es  27. 
gebr.  in  bem  Sinne  refmtftruiert , baß  Coubct  baS 
nominelle  Heäfibiunt  unb  bas  Jnnere  übernahm, 
Eonftanb,  beffen  tatfrnftigeb  Einfcßretten  für  bie  Deh- 
nung ben  Soulangiften  unb  Siabifalcn  iietb  perhaßt 
gewefen  war,  unter  bem  Horwanbc  fittlid)cr  Hlängel 


894 


granfreicfj  (®  < i d)  i dt  t e : bic  britte  SRepublif  1892  — 97). 


entfernt  Würbe.  (Eie  erhöhte  tjuoorficbt  ber  egtremen 
Elemente  fprad)  fieb  in  einer  SHcrtje  non  anarduftifeben 
t£>t)namitattentatrn  auä,  bic  Ense  April  1892  Baris 
unb  bie  'Brooingen  in  pamfepen  Schreiten  oerfeßten. 
AnberfeitS  erhoben  (ich  bie  Öifcpöfe,  welche  bie  Sbt refj - 
licpfcit  im  Solle  mehr  unb  mein  jebmmben  (oben, 
immer  heftiger  gegen  bie  SRepublit,  felbft  baä  ©ebot 
beä  BnpfteS  nicht  nebtenb,  ber!,  au«  fjaß  wiber  ben 
(Ercibunb,  grantreiep  begünftiate.  Kalter  tourbe  bie 
monard)iitijd)e  Erhebung  ber  ©ciftliebfeit  burtb  eine 
förmliche  Gngqtltta  beb  'Papites  befämpft,  ber  bem 
frangöfifepen  Klerus  bic  Ancrfennung  ber  republifa- 
nifeben  IRegierung  alb  einer  boniBott  getooUten  bureb* 
nuö  anbefabl.  i!ro  XIII.  wünfebte  enterfeitS  ben  im 
Sdjtoinben  begriffenen  Einfluß  ber  Strebe  auf  g. 
WieberpergufteUen,  anberfrits  in  btefem  üanb  ein  (Sc* 
gengemiept  gegen  bie  italienifcbe  iRegierung  unb  ben 
(Ercibunb,  gu  bem  legiere  gebürt,  gu  gewinnen.  Sr 
jtimng  beSpalb  auch  bie  Partei  ber  fatpoliftben  SKou* 
arcbiflen,  ftcbberiRepublitgu  unterwerfen  ; nur  wenige 
iibergeugungötreue  Dinglicher  biefer,  wie  ber  ftergog 
bon  £a  iRod)cfoucaulb  unb  berSRarquiS  oonSreteuil, 
leijteten  ben  päpfllieben  Befehlen  Bibcrftanb.  So  mar 
momentan  ein  glängenber  Sriumpp  ber  Bepublit 
Ka  bas  Diinifterium  Soubet  ben  iRabtfalen  gegen- 
über große  Sdnrmdje  begeigte,  fiel  tt  (28.  Bob.),  ob* 
wotil  bas  frangüpfebe  Selbftgefübl  bureb  bie  Unter- 
werfung beb  Sanbes  (Eapomf  bureb  ben  Oberften 
Xobba  befriebigt  würbe,  illn  Stelle  Soubetä  über- 
nahm ber  Diinifter  best  Äußern,  S i b Dt,  ben  Sorfig. 
GS  ftellte  fieb  halb  beraub,  baß  ber  ©unb  jur  Aus- 
beutung  bcs  (PublifumS  bureb  ben  ©anamafebwinbel 
eine  große  Angapl  ber  leitenben  ©olitifer  umfaßt 
batte.  Am  13.  $cg.  mußte  ber  ginangminifter  9iou- 
oier  »or  ben  gegen  ibn  gefibleuberten  Auflagen  feine 
Gntlaffung  nehmen;  er  würbe  bureb  Sirarb  erfeßt. 
gtoquet  würbe  nicht  loieber  gum  (jSräfibfnten  ber 
Kammer  gewählt  unb  bureb  Safimir-Serier  crfegi. 
(Eie  Aufregung  im  ganzen  Sanb  über  bie  beifpiellofe 
Korruption  ber  regierenben  Kreife  war  ungeheuer; 
fünf  ehemalige  Diinifter,  gaplrciebc  beroorragenbe 
©olititer  unb  ginanglcute  Würben  in  Attflageguitanb 
Perfegt.  (gttbeS  ertannte  man  halb,  baß  bie  ©oulan* 
giften  unb  Dionarcpiften  ben  ©anamaftanbal  paupt* 
tädtlid)  alb  Baffe  gegen  bie  SRepublif  gebrauchten. 
(Eie  iRegierung  ließ  alfo  (amtliche  (Parlamentarier, 
mit  Ausnahme  beb  frühem  ginangmmiftnSfBaibaut, 
au  jger  Verfolgung  fegen.  RnitaKeanbern Angctlagten 
würben  fcbließlta)  Pom  Kajfationspof  freigetproeben, 
unb  bie  gange  Angelegenheit,  bie  fooiel  Anffepen  er* 
regt  batte,  perlief  tm  Sanbe.  (Bod)  war  barüber  in* 
gWifdtcn,  30.  Diürg  1893,  baS  Diinifterium  Dibot 
gefallen  unb  batte  bem  Diinifterium  (Bupup  ©lag 
gemacht,  baä  gleichfalls  bie  'Bereinigung  aller  »Wal), 
ren*  SRepublifaner,  b.  b.  ber  Opportunsten  unb  SRa* 
bitalen,  repräfentierte.  Diit  allgemeinem  Dhßtrauen 
aufgenommen,  erlangte  est  balb  unerwartete  Erfolge. 
Es  geigte  fieb  fetjr  entfeploffen  gegen  bie  Sogialiften, 
bereu  Drittel*  unb  VcrcinigungSpunft  cS  bureb  bie 
Schließung  ber  groben  ArbeitSbörfe  in  (ßariS  (6. 3uli 
1893)  befeitigte.  Es  gwang  Siam,  trog  ber  englifeben 
©egenmirfungen,  gut  Abtretung  beb  linfen  Dietbong* 
uferä  (1.  Aug.  1893).  So  trug  eS  bei  ben  Bahlen 
gut  Abgcorbnetentammer  20.  Aug.  unb3.Sept  einen 
glängenben  Sieg  baoon.  (Eie  geftlicbfriten,  mit  benen 
bie  Antunft  eine®  rufitjepen  ©efdtmaberS  in  (Eoulon 
unb  ber  Aufenthalt  non  beffen  Offtgieren  in  ©ariä 
gefeiert  mürben  (Cttober  1893),  unb  bie  eine  neue 
©ürgfepaft  für  baä  ruffifep  ■ fraugöfifepe  Sünbniü  gu 


geben  febienen , erhöhten  baä  Anfeben  ber  republifa* 
nifeben  iRegierung  in  g.  gnbes  waren  bie  iRabitalen 
wegen  ipreS  fmtenben  GinfluffeS  ungufrieben;  fte 
brachten  baS  gange  Kabinett  “Eupup  gum  galt.  Ara 
1 . (Beg.  würbe  es  bureb  baä  foitjeroatio  republifanifdje 
Diinifterium  Ga  i imir.'ßerier  erfeßt,  baäjebe  bureb- 
greifenbe  Serfaffungöanbentng  abiebnte  unb  Ser- 
iöbnung  mit  ber  Kirdpe  auf  feine  gapne  fdbrieb ; biefe» 
tourbe  geboeb  febon  im  Dlai  1894  geftürgt.  Dur  mit 
Diflpe  gelang  eb  iEupup,  ein  neues  Kabinett,  teilraeife 
aus  gang  neuen Dieinnem,  gu  bilben,  baä  wiebermepr 
gu  ben  Siabitalen  binübemeigte,  aber  beitimmt  mar, 
bis  gur  beoorftebenben  $räfibcntenwabl  (im  (E«gember 
1894)  bie  ©efepäfte  weitergufüprcn  unb  ben  Streit 
mit  Gnglanb  über  beffen  ©ertrag  mit  bem  Kongo* 
ftaat  auägufeebten;  ein  Senner  ber  KolonialPerbÜlt» 
niffe , fcanotauj,  übernahm  baber  bas  Auswärtige. 
(Sa  trat  ein  unerwartetes  Ereignis  ein.  AIS  ber  (ßfä* 
fibent  Eamot  bie  Stabt  £pon,  wo  eine  Auäiteüung 
ftattfanb,  befuebte,  warb  er  bei  ber  gaprt  gum  (tbea 
ter  24.  3uni  abenbS  Pon  einem  3talicner,  Eajeno, 
burd)  einen  (Bolebftieb  töblicb  Perwunbet;  er  ftarb 
naep  wenigen  Stunben.  (Eer  Diörber  gebürte  einer 
anarebiftifdben  Serfd)Wfirung  an,  bie  an  Gamot  bie 
Ipinrieptung  ber  anarebiftifeben  Sombcnwerfer  Dana* 
d)ol,  Smllant  unb  iienrt)  rdeben  moüte  unb  Gajeno 
bureb  baä  2o4  gur  Auäfüprung  ber  tat  beftimmt 
hatte,  ter  tob  beä  ftreng  rcd)t!td)cn,  ehrenwerten 
'Präfibenten  warb  allgemein  beflagt  unb  bewirfte, 
baß  in  g.  bie  übergeugung  gur  iperrfebaft  gelangte, 
bap  eine  fiarfe  iRegierung  gegen  bie  Umfturjbeftrf- 
bungen  notwenbig  fei.  Saper  würbe  bei  berDeuroabl 
beb  Dräfibenten  bureb  bie  Dationaloerfammlung,  bie 
am  27.  3uni  in  ©erfaiüeä  ftattfanb,  gleich  im  erften 
Bablgaitg  ber  tonferoatipe  Eafimir*D<rier  mit 
451  Stimmen  gum  'Präfibenten  gewählt-  Er  behielt 
baä  Diinifterium  (Eupup  bei.  tlie  Pcidte  Eamotä 
mürbe  unter  großen  geierliebfeitcn  1.  Juli  im  ©an* 
tpeon  beigefeßt.  Eafintir-Dbrier  behielt  nicht  lange 
bie  (Bemalt  in  £>anben.  (Ete  ^eftigfeit,  mit  ber  bie 
Ertremcn  (bie  Sogialiften  unb  Siabifalen  auf  ber 
einen,  bie  Slerilalcn  unb  Dionarcbiflen  auf  ber  ero- 
bern Seite)  einnnber  unb  bie  Degierung  befebbeten, 
ließen  ipn  febon  15.  2an.  1895  gualcid)  mit  bem  Dit 
nifterium  Supup  gurüdtreten.  Seme  hirge  ©rüfi- 
benlfcbaft  war  burep  ben  Beginn  beä  gelbguges  in 
Diabagaätar  (f.  b.)  bezeichnet. 

An  (Safimir*©ärierä  Siede  würbe  17.  3an.  1895 
ber  gemäßigt  republifanifcpe  gelig  gaure,  aus  (Be* 
genfaß  gegen  Sinbifale  unb  Sogialiften,  gutn  träft* 
beuten  bcraiepublit  gewählt.  Er  war  burdjauS  macht- 
los unb  trai&te  mit  anfeben,  wie  bie  Kammern  3eit 
unb  Kräfte  in  unnüßem  fcaber  unb  ©erteumbungS* 
frieg  oerbrachtm,  baä  gemäßigte  Diinifterium  (Hibot 
im  »looember  bureb  baä  rabitale  ©o urjeoiä  erfeßt, 
biefeä  Wieber  im  April  1896  bureb  ben  Senat  geftürgt 
würbe.  (Eaä  am  29.  April  gebitbete  Kabinett  SS  ( l i n c 
legte  alle  SReformgcbnnten,  befonberä  aud)  bie  febr 
uötwenbige  Uingcftaltung  beä  gang  antibemofrati* 
fepen ©efteuerungäfpftemä, beifeite  unb  bilbete  in  Pan- 
belSpolitifcber  Segicbung  baä  Scbußgotlipftem  auä 
Eä  tonnte  fo  perf apren , Weil  eS  in  ber  auswärtigen 
(Politif  glängenbe  Erfolge  baoontrug.  (Bie  Eroberung 
Diabagasfarä  würbe  pöllcnbct,  biefeä  1896  für  eine 
frangöfifepe  Kolonie  crilärt.  (Ber  ©efuib  beS  3<»ren 
in  g. , Cttober  1896,  unb  beä  ©räfibenten  gaure  in 
'Peterpof,  Auguft  1897,  brachten  baä  frangötifeb-rui* 
Hiebe  ©iinbniä  gum  öffentlichen  AuSbrucf,  baä  audj 
non  'Jiitolauä  n.  offigieHe  Anerleitnung  fanb. 


895 


(Vranrretd)  (©efeftichte:  btt  brittc  SRepubltt  1897— 1900). 


Die  flcrifalc ^Partei,  ber  ftd)9JMline  unb  aud)  gattre  I 
immer  mehr  juneigten , hielt  bie  3eit  ju  einem  ent* 
ftijeibenben  Borftoft  gefommen.  Unter  bent  Sormanbc 
bcSgallcS  DreftfuS  (f.  b.3)  griff  fie  bie ©leid)berecb- 
tigung  ber  gSraeliten  unb  tfSrotcftanten  fowie  bie 
Vlufftärung  unb  baS  greimaurertum  leibcnfcftaftlid) 
an  Sie  (teilte  il)re  eigne  Sacfte  als  bie  ber  nationalen 
Gftre  unb  ©rüge  f)m  unb  entjünbete  einen  iitnem 
Kampf,  ber  mit  grenjenlofer  tpeftigfeit  unb  Grbitte- 
rung  geführt  mürbe.  Das  ftabinett  SKifline  fteOte  fiel) 
offen,  ber  ^räfibent  gaure  beut  lief)  auf  bie  Seite  ber 
Stationaliften,  tote  fidj  bie  Slerifal-tötonarchiften 
jeftt  gern  nannten.  DicffteuWahlen  jurtlbgeorbneten- 
lantmer  (SDiai  1898)  ergaben  Wieberum  feine  fefte 
tlSefjrbeit.  ülfleut  ber  Übertritt  SHdlirtcä  unb  feiner 
StinifterfoUegen  jur  Siechten  fanb  bod)  bie  SRiftbiHi- 
gung  einer  Wenn  aud)  fthroachen  ftammerntajorität, 
jo  baft  28.  guni  1898  fein  ftabinett  bitrdi  baS  rabi- 
falc  BriffonS  erfebt  würbe.  Diefcs  aber  fab  ftd) 
fofort  in  neue  Sümpfe  in  ber  DreftfuS- Vlngelegenlieit 
(»l’affaire«)  Berwitfelt.  Oberft  Vicquart,  Gftef  bes 
9(nd)rid)tenbureauS  im  ©eneralftab,  erflärte,  baft  nicht 
DreftjuS,  fonbern  beffen  Vlnfläger  Gflerftn  (t)  baSBor- 
bereent,  auf  baS  bin  D reftfuS  t)auptfiid)licft  oerurteilt 
tuorbenwar,  Bcrfaßtfiabe.  ffSicquart  Würbe  in  ftrengfte 
Ginjelftaft  genommen , obwohl  ber  im  Siadjricfttcn- 
bureau  angeftellte  Dbcrflleutnant  £>enrt)  eingeftanb, 
bafj  er  bas  Elnriagematcrial  gegen  DreftfuS  getiilfcftt 
habe,  unb  ftd)  int  ©efüngniS  ben  2>alö  burdjfcfjnitt 
(30731.  Vlug.),  unb  obwohl  barauf  ber  Gftef  bei)  ®e< 
neralflabS,  Öeneral  Boisbeffre,  ftd)  alb  ge!äufd)t  bc- 
fannle  unb  feinen  Vlbfcftieb  nahm. 

DaS  §eer  glaubte,  baft  feine  (ihre  an  bie  Vlufrecht. 
erftaltungBoit  DreftfuS’ BenirteilungburchbaSftiricgS. 
gerieftt  gehüipft  fei,  unb  bie  ebauoiniftiftbe  ©eftnnung 
ber  tBlebifteit  best  franjöftfcftrn  BolteS  lieft  fte  biefe 
Wnfcftauung  teilen.  EllS  baljer  bie  SRegierung  bas  ©e- 
fud)  ber  gamilie  DreftfuS  um  SReoifton  feines  tfiro- 
jefjeS  bem  HaffationSbof  unterbreitete,  nabnt  bie  Vlb- 
georbnetenfammer  eine  bem  ftabinett  Briffon  feinb- 
liehe DageSorbnung  an:  eS  gab  feine  (Entlaffung,  unb 
D u p u ft  bilbete ein  neues BRmifterium  (29.  Ott.  1 898). 
9lud)  biefeä  fonnte  ben  leibenfthaftlidjen  Streit  jwi- 
fchen  Siationaliften  unb  DrcftfufarbS  nicht  fchlicbten. 
Ser  ftaffationSftof  fhrad)  bie  3uliifftgfeit  beriRcBifton 
beSDreftfuöprojeffeS  au«,  bie  tliatioiialiflen  wenbeten 
ftd)  an  alle  heftigen  gnfiinftc  ber  BoUsiitaffen  unb 
entfeffellen  Junta!  ben  «ntifemitiSmuS.  Daft  g.  ftd) 
bajtt  oerftehen  muftte,  Oor  brnffriegSbrohungeiiGng- 
lattbS  baS  Bon  ber  franjöfifcften  Gjrpebition  beS  SWa- 
jorS  SRarcftanb  beichte  gafdjoba  am  obem  Stil  im 
De  jentber  1898  ju  raumen , Berfchlimmerte  bie  Sage 
ber  SRegierung. 

gnjwifcften  itarb  ber  fjrciftbcttt  ber  SRepublif,  gelif 
gaure,  plöplid)  16.  gebr.  1899.  Die  lliehrljeit  ber 
ßnmntent  tonnte  fich  nicht  baju  entfchlieften,  burd)  bie 
©aftl  eines  SRationaliften  bie  bentofratifcfteit  ©runb» 
fäfte  ber  franjöfifdjett  Stcpublif  offen  jit  Berleugnen, 
unb  wühlte  18.  gebr.  ben  gemäßigten,  aber  itberseug- 
tjn  SRepublifaner  Gmil  2 o n b e t jugaureS  SRaeftf  olgcr. 
Öffentliche  SBeleibigungen  SoubetS  burch  bie  Jiatio- 
naliften  glitten  au  ber  fd)lichten  unb  ehrlichen  ffier- 
fönlichfeit  beS  neuen  fSräftbenten  ab,  unb  ber  Verfud) 
eines. SRilitaraufftanbeS  burd)  DSroulebe  feheiterte  an 
ber  Sngftlichfeit  feines  ©eftmtungSgenoffen,  beS  ©c- 
tteralS  Söget.  Gin  Vertrag  mit  Gnglanb  (TOiirj  18991, 
ber  alles  Öanb  im  mittlem  Vifrita,  roeftlid)  Bom  23.“ 
oftl.  2.,  an  g.  überwieS,  weftte  bie  Scharte  Bon  ga< 
fchoba  einigenttaften  aus  unb  gab  bem  franjbftfchen 


Selbjtgefühl  ©enugtuung.  Die  Sferftanblungen  Bor 
bent  KaffationShof  erwiefen  unwiberleglich  bie  Schulb- 
lofigfeit  XretjfuS',  bie  gälichungcn  ju  feinen  Ungun- 
ften , an  benen  eutd)  ber  ntilitärifdje  UnterfuchungS- 
rid)ter  non  1894,  bu  ff  alt)  be  fflam,  teilgenommen 
hatte,  fowie  bie  SSitfehulb  ber  hScht’ien  SbeeroSführor, 
befonberS  beS  ehemaligen  ftriegSmimfterS  SRercier. 
ffieguart  würbe  ber  fcatt  entlaffen,  ber  ftaffationShof 
BetwicS  bie  Vlngelegenfteit  XrepfuS  nor  ein  neues 
ftriegSgcricht,  baS  ju  SRenneS  (guni  1899).  3>a  baS 
ftabinett  SDupup  nicht  mit  binreidjenber  Gutfd)loffen« 
heit  gegen  bie  rohen  Xemonilrationen  ber  'Jlattona- 
liften  emfehritt.  Würbe  eS  geftürjt  unb  22.  guni  burch 
baSftabinettSSalbed-JRoufieau  erfeftt,  baSgewillt 
war,  bic  Beruhigung  grantmebö  mit  fejtci  Vanb,  aber 
bod)  mit  äJc'äftigung  burchjuführen  unb  biefe  Vlufaabe 
tatfädjlich  in  glänjenber  Seife  gclBft  hat.  Stfalbed- 
Stouffeau  oerettelte  bie  im  Vluguft  1899  entbedte  Ser 
fchwörung  ber  OrlSauiften ; fein  ftriegSniinifterVlnbrS 
reinigte  imbarmherjig  baS  OffijiertorpS  Bon  ben  fle- 
rifal  tnonard)ifttfchfn  Glementcn  unb  fudjtc  militüri- 
feften  ©eift  unb  SiSjiplin  wiebcrherjuftellen. 

XaS  Urteil  beS  ftriegSgeridjlS  3U  iRenneS  über 
SreftfuS  Würbe  nach  langen  attfregenbett  Sferhanb- 
lungen  9.Sept.  gefSüt;  es  lautete  auf  Scftulbig  unter 
Zubilligung  mitbernber  Untjtanbe  unb  «ftn  gaftre 
ffeftungShaft.  Xie  Verurteilung  beS  nitgcbltchen  Ver- 
räters erfüllte  bie  Slationaliften  unb  ft'leritalen,  bie 
ftd)  ju  Sferteibigem  ber  beleioigten  Vlrmee  aufgewor- 
fen hatten,  mit  ©enugtuung.  2)ie  SRegierung  beeilte 
fich,  20.Sept.  Xrebfus  ju  begnabigen,  iooburdj  aller- 
bingS  Weber  baS  ;iied)tsgefül)l  beS  Verurteilten  unb 
feiner  Verlcibigcr  befriebtgt,  noch  ber  2>aft  ber  ©egner 
befchwichtigt  Würbe,  gnbes  würbe  bod)  bie  Vlffairc 
®rehfus  junädjft  ber  öffentlichen  Xieluffion  entjogen, 
bereit  ©egenftanb  fie  feit  gaftren  gewefen  war,  bie 
Vlufmertfamfeit  auf  onbre  Xinge  gelentt  ; bie  iRegie- 
rung  brachte  fpötcr  einen  ©efeftentwurf  über  eine 
Slmiteftie  bei  ben  Kammern  ein,  bie  ber  '.’lffaire  ein 
BölligeS  Gnbe  machen  follte.  $aS  Urteil  bes  Staats 
geriehtShofS  gegen  Kroulebe  unb  bejfen  ©enoffen 
lautete  fehr  milb:  erfterer  würbe  auf  jeljn  gahre  ber- 
bannt,  feine  aRitfdjulbigcn  meift  nur  mit  einer  Ver- 
warnung bebadit.  fRohte  bod)  fefton  bie  SfcltauSflel* 
lung  Bon  1 900,  bie  g.  einig  unb  beruhigt  (eben  muftte. 

®ie  Regierung,  bie  Reh  burdjauS  auf  bie  2in(e,  fo- 
gar  auf  einen  Seil  ber  Sojialiften  ftüftte,  benen  ber 
äpanbelsminifter  SSilleranb  entflammte,  fd)Iug,  wenn 
aud)  mit  geringen  SRebrljeiten,  alle  wütenben  Ein- 
griffe ber  9'ationaliften  uttb  ber  mit  biefen  Berbünbetcn 
IReiiniften  in  ber  Kammer  jurüd  unb  Bemiochte  bie 
ffieltauSftetlung  auf  baS  gläitjenbfte  ju  Gnbe  ju  füh- 
ren. ffaris  freilid)  War  unb  blieb  nationaliftifd),  hatte 
aber  bafür  bie  Gnttaufehung,  baft  ber  3ar  bet  feinem 
abermaligen  ©efuthe  in  g.  ©ariS  Bertnieb.  Stach 
auften  Beffolgte  bie  SRegierung  eine  oerföftnliche  ©oli- 
tif.  Wie  fte  benn  in  bie  ©irren  in  Ghiua  (f.  b.,S.  54  f.) 
möglichft  Wenig  eingriff  unb  baS  bortige  franjöftfd)e 
CftupalionSforpS  bent  beutfdjen  gelbmarfcball  ©al- 
berfee unterorbnete.  Dagegen  würbe  baS  ffolonial- 
gebiet  grantreicftS  in  9torb*  unb  SWittelafrifa  beftänbig 
auSgebehnt.  Das  fefte  unb  würbige  Auftreten  bes 
ftabineltSSalbed-Souffeaugewannihm  immer  mehr 
Anhänger;  bie  Seibenfehaften  bembigleit  fid);  bie 
Stimme  ber  »gnteneftuellen«  (Scbriftftcller  uttb  ©e- 
lehrten),  bie  Bott  Beginn  an  bieStationaliflen  befiintpft 
hatten,  feftaffte  ftd)  ©elför:  man  fah  mit  ©leid)mut 
einen  ber  (leritalen  ^eeresführer  nach  bem  anbern 
feine  Gntlaffung  nehmen  ober  erhalten  unb  burd) 


896 


ftranfrcid}  (®ef<hicpte  feit  1900). 


tcpublifanifcpc  Cfpjietc  erfept  werben.  3umal  bi* 
Offijicrfchulc  oon  St.-Epr  würbe  bunt)  ben  SKmifier 
Anbei  gan;lid)  umgejtaltet,  ba  fie  biebct  bie  SSicgc 
beb  flcrtlalcn  unb  mcmardiijtifehen  Ekijteb  im  £cerc 
geWcfcti  war. 

lab  Jahr  1901  würbe  befonberb  bunt)  bie  $ib» 
(ufiioit  beb  (Scfcpeb  über  bab  Brreinbrecpl  bejeidjiicl, 
burd)  bab  bie  Regierung  bie  Aufhebung  aller  md)t 
'um  ber  StaatbOerwattung  genehmigten  geiftlicben 
Bereinigungen  herbei juführen  beabfutjligte.  $a  biefe 
Kongregationen  bie  Seiterinnen  unb  Ratgeberinnen 
tm  Kampfe  waren,  benbielllerifal  SKationaliiten führ- 
ten, galt  bab  neue  Wcfcjj  alb  bie  fchtimmftc  Wctabr 
für  btefe  Bartei.  lic  Berbanblungen  in  ben  Äam< 
ntern  geftatteten  ftth  üußerft  heftig-  Allein  bie  Ab- 
georbnetenlammer  nahm  29.  'JJliirj  1901  mit  803 
gegen  224,  ber  Senat  23.  Juni  mit  173  gegen  99 
stimmen  bab  Bcreinbgcfcp  an.  Xie  Aubföbnung 
granfreiebb  mit  Italien  nach  faft  20jübriqcrEntfrem- 
buna  fowie  bie  glängenbe  Aufnahme,  bie  ber  SRinifter 
beb  Auswärtigen,  lelcaffl,  in  Beleroburg  fanb,  enb- 
lid)  ein  Beiud)  beb  .•farenpaareo  in  grantreidj  (Sep- 
tember) Perftartlen  bie  Stellung  beb  Sabinettb ; bie 
hohen  niffifdjen  (Säfte  hatten  eb  abennalb  Bennieben, 
bab  oppofitionctle  Barib  mit  ihrer  Anwefenheit  ju  be- 
ehren. Aber  aud)  mit  einer  äRadjt  beb  Ircibunbcb 
fniipftc  g.  an:  eb  traf  mit  Italien  einÜbereinfontmen 
wegen  ber  türliftpen  Oiebiete  am  SRittelmcer  unb  (teilte 
überhaupt  mit  jenem  Staat  ein  freunblicberebBerbält« 
nib  her,  alb  foldtcb  feit  jtuci  Jahrzehnten  Uorhanbcn 
gemeicit.  Xic  Hämmern  erteilten  benn  auch  bent  8Ri- 
nifterium  ein  glänjenbeb  Bcrtrauenbnotum,  inbem 
iie  (gebruar  1902)  bab  Pon  bem  Sbanbelbminifter 
SPiilleranb  Borgelegte  (Seicp  über  bie  AltersBerforgung 
ber  Arbeiter  fowie  bab  Programm  ber  Aueführung 
öffentlicher  Arbeiten  annal)men,  obwohl  teptereb  eine 
Aubgahe  oon  663  SJiiU.  Borpcrfab-  Eb  war  bieb  mtt 
io  bejeidinenber , alb  bie  ginan;Iage  granfreiebb  fid) 
bebeutenb  Berfd)led)tert , bab  Japr  1901  mit  einem 
Fehlbeträge  Bon  175®iiH.abgefd)loffen  batte.  Dafür 
fanb  ftd)  gang  g.  poch  geehrt , alb  Bräfibent  Soubet 
eine  offijietle  ßinlabung  jum  3aren  erhielt,  ber  er 
aud)  im  URai  1902  nad)tam.  Jnjwifcpen  hatten  am 
28.  April  unb  11.  SKai  bie  Reuwahten  für  bie  Ab* 
georbnetenlammer  ftattgefunben.  Eb  patte  ftch  um 
ben  Entjdteibungdlampj  jwifdjen  ber  fortfcprittlid)- 
bemofratifchen  SHepublit  unb  bem  derilal  - ntonarcbi* 
ftifdj-nationnliftifdjen  Bütthnib  gepanbelt.  Sie  erftere 
trug  einen  glängcnben  Sieg  bauoit,  unb  in  Bari« 
triumphierten  bie  Wegner.  Die  '-Wahlen  ergaben  228 
Dtabifale,  48  minifterieDe  Slepublifaner,  45  Sojialiiten, 
140  gortichrittler,  50  ®emäfiigte,  45  9!ationaliften, 
33  SÜonfcroatioe.  Sialbed  ■ Souffeau  hielt  fein  SSerf 
für  getan;  er  wüniepte  Erholung  oon  feiner  gewalti- 
gen politifcpen  Arbeit  unb  gab,  mit  bem  ganicn  SHi- 
nifterium,  13.  äRai  feine  Entlaffung.  9(ad)bem  bie 
Hammer  burd)  bie  Sa  bl  beb  SRiniflertcUcnBourgeoib 
jum  Bräfibentcn  (1.  Juni)  ihren  iSiDen,  bie  bibljcrige 
tlsolitifweiterjuführeu,  tunbgegeben  patte,  beauftragte 
Soubct  ben  iliabifalen  E o in  b e b mit  ber  Bilbung  eineb 
neuen  SRinifteriumb,  bab  am  7.  Juni  1902  inb  Amt 
trat.  Eombeb  felbit  übernahm  Jnnercb  unb  Shiltub, 
Balll  bie  Juftii,  IRouuier  bie  ginamen,  Bell  et  an 
bie  URarine,  Ep  au  mit!  ben  öffentlichen  Unterricht, 
Irouillot  ben  .fjanbel,  ÜJRaruöjoulö  bie  öffent- 
lichen Arbeiten,  SRougeot  ben  Aderhau,  I o um  er- 
gue  bie  Kolonien,  $elcaff<  bewahrte  bab  9Rinifte- 
rium  beb  Aubwartigen  unb  Anbrc!  bab  beb  Brie- 
geb.  Sie  Erllärung  beb  neuen  Babinettb,  bie  Bolitit 


SSalbcd-Souffeaub,  ben  Kampf  gegen  ben  Kienfalt-: 
mub  unb  bie  Seaftion , fräftig  jortfepen  ju  wollen, 
würbe  12.  Juni  Bon  ber  Kammer  mit  309  gegen  117 
Stimmen  unb  149Stimmenthaltungen  gebilligt.  Sie 
iRegierung  befahl  barauf  bie  Schließung  aller  Bon 
(Beiftlidjen  geleiteten  Schulen,  bie  nicht  bie  oom  (Sefep 
oerlangte  Autorifaiion  Bon  ber  SRegierung  erbeten 
batten.  Eb  fant  hierüber  in  einigen  Brooingen,  he- 
fonberb  in  ber  Bretagne,  ju  förmlichen  Sümpfen  jwi- 
idjen  ber  BeBölferung  unb  ben  mit  ber  Schließung 
beauftragten  Beamten.  Jebocp  bie  iRegierung  fegte. 
Wenn  aud)  mit  Schonung,  überall  iprenÜBcUen  burdi. 

Jnmitten  biefer  polittfcheit  Sümpfe  War  gart,«  g. 
erregt  burd)  bie  furchtbare  Sataftrophe,  bie  tm  3Rat 
bie  Jnfel  SH  a r t i n i q u c betroffen  patte,  ffiieberpolte 
Aubbrücpe  beb  bibper  alb  erlofepen  betrachteten  Bul- 
lanb  9Ront  Bell  jerftörten  Weite  Sanbftriche  unb  bie 
gange  blüpettbe  estabt  St.-Bierre ; 40,000  SRenfchen 
fanben  babei  ben  lob. 

Bei  bem  Siebcrjufammentritt  ber  Kammern  fanb 
bie  leibenfd)aftlid)e  Äampfpolitil  beb  Sabinettb  Eom- 
beb, bie  weit  über  bie  ÜRüßigung  Saibed  Sioujfeaub 
binaubaing,  bie  Billigung  einer  SReprpeit  Bon  327 
Abgeordneten,  gegen  22fi.  Iie  minifterieUeSRajoritat 
wuepb  beftänbig,  ein  neueb  Strafgefcp  gegen  nicht - 
autorifiertefiongregationen  würbe  mit 330 gegen  223 
Stimmen  angenommen  (Oftober  1902).  Audi  ber 
Senat  billigte  bab  Serfapren  ber  Siegierung.  liefe 
patte  auch  bab  ©Ittd,  burd)  ihre  Bermittelung  ben 
allgemeinen  Aubfianb  ber  ftoplenbergleute  in  «orb- 
unb  SRittelfranfreich  bei julegen (SJoBember  1902).  Be- 
unruhigenb  mar  nur  bie  finanjictle  Sage  beb  Staateb. 
bie  ein  lefigt  Bon  mehr  alb  221  3RiH.  aufwieb.  3Ri 
nifterSiouBierfcplug  mehrere  Steuererhöpungen  Bor, 
bie,  j.  I.  heftig  betampft,  enblich  im  ÜRärj  1903  An- 
nahme m ber'libgeorbnetenlammer  fanben.  So  würbe 
bie  Stellung  ber  SRegierung  Bon  neuem  befeftigt. 
liefe  fepte  mit  einer  bib  jur  Seibenfchaft  gefteigerten 
^eftigleit  ben  Satnpf  gegen  bie  geiftlichen  Hongrega- 
ltonen fort  unb  fanb  babei,  trog  ber  ftparfen  (Segen* 
Wirlung  ber  Älerifalen  unb  felbft  BielerSepublilaner, 
bie  bte  Unterricptb»  unb  perfönlicpe  gretpeit  bebroht 
glaubten,  eine  wenn  aud)  Heine  IRcbrpeit  in  ben 
Hämmern.  Alb  im  Januar  1904  Bourgeois  ben 
Borfip  in  ber  Abgeorbnetenlammer  ablehnte,  erhielt 
biefen  ber  minifterieHe  Äabifale  Briffon.  Selbft  bie 
Aubweifung  beb  llerifalen  Slfäfierb  lelfor  aub  g., 
bie  Bon  ben  Slerilal  - SRationaliften  alb  ein  Batet- 
lanbbBcrrat  gebranbmarlt  Würbe,  Warb  Bon  ber  Ab- 
georbnetenlammer 22.  Jan.  1904  mit  295  gegen  243 
Stimmen  gutgepeißen. 

(Befthidnbllteratur. 

|<flffd)iditbaitcllfit.|  Iie  witptigflen  Sammlungen 
ber®efd)id)tbquellen  für  biefranjärtfcpeEefehidite  )tnb 
lucpebneb  »Iliatoriae  Normanuorum  scriptores  au- 
tiqni-  (Bar.  1619)  unb  »Historiae Francorum  scrip- 
tores coaetanei«  (1686 — 49,  6 Bbe.);  namentttd) 
Bouguetb  unb  feiner  Bacpfotger  »Rerum  gallicarum 
et  francicarum  scriptores«  (1738ff.,  f.  Bouquet), 
beren  Jnpalt  jum  größten  Teil  in  öuijotb  »Collec- 
tion des  mbmoircs  relativ  ü l'histoire  de  France« 
(1823 ff.,  31  Bbe.)  franjöftfcp  überfept  würbe;  Bett 
totb  »Collection  complöte  des  mbmoirs  relatifs  ü 
l'histoire  de  France  depnis  Philippe-Anguste  jus- 
qu'au  commencement  du  Xvil"  siöcle«  (1819—26, 
52  Bbe.),  beren  gortfepung  bie  »Collection  des  mc  - 
moires  relatifs  ü l'histoire  de  France  depnis  l'svc- 
nement  de  Henri  IV  jusqu  it  la  paix  de  Paris«  non 
Betitot  u.  SRommerquc  (1820-  29,  79  Bbe.)  hübet; 


granfreidf)  (©efdjidjtsütecatur). 


SWidjaubS  unb  3?oujoulat8  »Collection  des  mimoirej 
pour  servir  4 l’histoire  de  France  depuis  le  XIII* 
siede«  (1833— 38,32  Sbe.);  bie  »Gallia  cbristiana. 
ber  Senebiftmcr  (3.  «ufi.  1715—1885,  18  8b«.); 
b«r  non  Sourban  begonnen«,  Bon  3 jambert,  Sccru jl) 
unb  3aiflarbier  fortgefepte  »Eecueil  general  des 
lois  depuis418  jusquon  1789«  (1820— 31);®  ouel, 
Sunrces  de  1'liistoire  des  institations  et  du  droit 
franqaig  (1899);  enblidj  bie  großartige  »Collection 
de  documents  inbdits  sur  l'bistoire  de  France»,  bie 
boS  franjöfifdje  Unterricbtsminiftcrium  beraubgibt, 
foinie  bcr  »Eecueil  des  instructions  donnbes  nur 
ambassadeurs  de  France«  ber  non  bem  «ueroiirtigen 
«mt  Oeriiffentlidjt  »irb.  Sg(.  Wonob,  Bibliogra- 
phie de  l'bistoire  de  France(1888);  fiangloib  unb 
Stein,  Les  urebives  de  l’histoire  de  France  (1891 
bid  1893);  Wolinier,  Les  sonrccs  de  l’histoire de 
France,  depuis  les  origines  jusqu'en  1815(1901  ff). 

[ftttgcmcine  ®cfdiiit)tbn>crte.j  Unter  benSearbei» 
tungen  ber  aUgeitieinen  ©cfd)id)tc  ftrantreid)»  ftnb  feit 
Semarb  öirarb,  Seigneur  bu  .Viaillan  (»Histoire  ge- 
nerale des  rois  de  France«,  1576,  2 8be.)  neben  ben 
umfangreichen,  aber  veralteten  Serien  non  VI  n q u e t i 1 
(f.  b.  1)  unb  Simonbe  be  SiSmonbi  (f.  b.)  beroor» 
tu beben:  Wonteil,  Histoire  des  Franqais  des  divers 
Etats  (4.  «ufi.  1853,  5 Sbe.);  W t die  I e t , Histoire 
de  France  (1833  — 74,  17  Sbe.),  nebft  bem  »Pr6cis 
de  l'bistoire  de  France«  (4.  «ufi.  1841);  SaualUe, 
Histoire  des  Franc&is  (1838 — 41 ; feitbem  beflönbig 
neue  'Auflagen,  bie  jüngfte  1901,  7 Sbe.);  Wartin. 
Histoire  de  France  (4.  Vlujl.  1856  — 60,  17  Sbe.); 
® u i } o t,  L’bistoire  de  France,  racontbc  4 mes  petits- 
enfants  (1872— 74,  3 Sbe.);  geller,  L’bistoire  de 
France  racontbe  par  les  conteinporains,  bis  junt 
lob  fceinrid)«  IV.  (1881—90,  17  Sbe.);  Satjiffe, 
Histoire  de  France  jusqu'ü  la  Revolution  (in  Ser- 
binbuttg  mit  Saget,  Slod),  ©and  u.  a.,  1899  ff., 

8 öbe.);  Songnon,  Atlas  bistorique  de  la  France, 
15  Porten,  mit  lejt  (1889,  bid  1380  reidjenb).  Sou 
beutfdjcn Arbeiten  ift  non  SSert : 6.«.Sd)mibt,  ©c- 
fd'idjte  non  g.  ($>amb.  u.  ©otlja  1835—48  , 4 Sbe., 
bid  1774;  fortgefept  non  Sadidmutl)). 

IdOcrfe  über  einzelne  «crioben.)  ©artailbae, 
La  France  preliistorique  (1889);  Ibierrq,  Re- 
cits  des  tcuips  mbrovingiens  (neue  Ülttäg.  1887); 
aon  ben  Karolingern  bid  jur  Deformation: 
SSarnfönig  unb  ©<rarb,  Histoire  des  Carolin- 
giens (Sritffel  1864,  2 fflbe.);  Slot,  Les  derniers 
Haroliugiens  (1891);  Süffel  be  ©oulange,  His- 
toire des  institutions  politiques  de  l'ancieune 
France  (1875 — 92,  6Sbc.);  2 u d)  a i r c , Manuel  des 
institutions  franqaises;  Periode  des  Capetiens  di- 
rects  (1892);  Corteliieri,  Sbil'PV  Ü-  «uguft 
cHeipj.  1899  ff.);  Soutarte,  Saint  Louis  et  Al- 
fonse de  Foitieta  (1870);  3>erfelbe,  La  France  suus 
Philippe  le  Bel  (1861);  iluce,  La  France  pendant 
la  gnerre  de  Cent-ans  (1890);  3>u  gredne  be 
Seaucourt,  Histoire  de  Charles  VH  (1881 — 91, 

6 Sbe.);  ©berrier,  Histoire  de  Charles  VT1I  (2. 
Sufi.  1870,  2 Sbe.);  Waulbe  be  la  ©lautere, 
Histoire  de  Louis  XII  ( 1 889 — 93, 6 Sbe.) ; 2 e r o u je, 
Les  conflits  entre  la  France  et  l'Ewpire  pendant 
le  mojen-&ge(1902);  Sara  nie,  Histoire  des  ducs 
de  Buurgogne  de  la  maison  de  Valois,  1364 — 1477 
(8.  «ufi.  1858,  8 Sbe.). 

Son  bcr  Deformation  bid  jur  Denolution: 
Sac  re  teile,  Histoire  de  France  pendant  les 
guerres  dereligion(1814 — 16,4Sbc.;  beutfd),  2eipj.  i 
1815—16,  2 Sbe.);  Dattle,  Sranjöfifd)e  ©cjdjidjtc,  | 
StC9»s  Jtono.  . tfi’.tc:i,  u ttufl-,  VL  Sb. 


897 

norjttglitb  ira  16.  unb  17.  3af)rbunbert  (3.  «ufi., 
Stutig.  1877— 79,  6Sbe.);  Wignet,  Rivalite  cutre 
Franqois  I et  Cbarles-Quint  (2. «ufi.  1876,  2 Sbe  ); 
«Ibert,  Heben  ber  Katharina  Oon  Webicid  (beutid), 
Slugdb.  1847);  Saumgarten,  Sor  ber  Sartfjolo« 
miiudnad)t  (Straitb.  1882);  Eapefigue,  La  Ligue 
et  Henri  IV  (3.  «ufi.  1843);  Soirfon,  Histoire 
du  rbgne  de  Henri  IV  (3.  «ufi.  1866  , 4 Sbe.); 
Sbilippfon,  §einrid)  IV.  unb  Sbilipp  HI.  (Serl. 
1870—76,  3 Sbe.);  S.  geller:  Etudes  critiques 
sur  le  rdgne  de  Louis  XIII  (1879—80,  2 Sbe.),  La 
miuorite  de  Louis  XIII  (1892 — 97,  2 Sbe.)  unb 
Marie  de  Mddieis  (1898  — 99,  2 Sbe.);  «Ocnel, 
Richelieu  et  la  monarchie  absolue  (1884 — 90,  4 
Sbe.);  fcanotauj,  Histoire  du  Cardinal  de  Riche- 
lieu (1893 ff.);  Ebdruel,  Histoire  de  France  pen- 
dant la  minorite  de  Louis  XIV  (1878—80,  4 Sbe.) 
unb  Histoire  de  France  sous  le  iuiuiatere  de  Ma- 
zarin  (1883  , 3 Sbe.);  ©aillarbtn,  Histoire  du 
rbgne  de  Louis  XIV  (1871—78,  6 Sbe.);  Hi.  ©le- 
ment,  Histoire  de  Colbert  (3.  Vlufl.  1892,  2 Sbe.); 
Douffet,  Histoire  de  Lourois  (6.  VI u fl.  1879,  4 
Sbe.);  Hacretelle,  Histoire  de  France  pendant  le 
XVUI.  sidcle  (5.  «ufi.  1830,  6 Sbe.);  SSicfener, 
Le  Regent,  l’abbe  Dubois  et  les  Anglais  (1891 — 
1900,  3 Sbe.);  Sliarb,  Dubois,  Cardinal  et  Pre- 
mier ministre  (1901 — 02,  2 Sbe.);  «libcrtin, 
L’esprit  public  au  XVIU"  sidcle  (3.  «uft.  1889); 
Jocquenille,  Histoire  philosopbique  du  rdgne 
de  Louis  XV  (2.  «ufi.  1847,  2 Sbe.);  3obej,  La 
Franco  sous  Louis  XV  (1864 — 73,  6 Sbe.)  unb  La 
France  sous  Louis  XVI  (1877—81,  2 Sbe.);  3) rot, 
Histoire  du  rdgne  de  Louis  XVI  (2.  «ufi.  1858, 
3 Sbe.);  8Jf acKinnon,  The  growtb  and  decline 
of  the  French  monarchy  (2onb.  1902). 

3>ie  Denolution  unb  ba£  Katferreid)  haben 
unjäblige,  j.T.  fcljc  uuifaifcnbeSBcrle  bertiorgerufen ; 
als  bie  bifloriitb  bcbcutenbften  bürflen  anfterSudiej 
unb  Siouj,  Histoire  parlementaire  de  la  Revolu- 
tion franeaUe  (1833 — 38,  40  Sbe  ),  unb  Sernille 
unb  Sar riete,  Mdmoires  reiatifs  6 la  Revolution 
franqaise  (1820 ff.,  56  Sbe.)  — alp  Diatcrialfammlun» 
gen  — nod)  ju  nennen  fein:  SRignet,  Histoire  de  la 
Revolution  franqaisc  jusqu’en  1814  (13.  «ufi.  1880; 
beutfd),  Hcipj.  1873);  Ib'crb.  Histoire  de  la  Re- 
volution franqaise  (15.  «ufi.  1881, 10  Sbe. ; beutfd), 
baf.  1854  u.  ö.);  Slanc,  Histoire  de  la  Revolu- 
tion franqaise  (julcpt  1878,  10  Sbe.;  beutfd),  baf. 
1817 — 52,  Sb.  1—3);  Wiebelet,  Histoire  de  la 
Revolution frunqaise  (tulept  1899,  lOSbc.);  IDabl“ 
mann,  ©efd)id)te  ber  franjBfif^eit  Denolution  (3. 
Vlufl.,  Serl.  1864);  ©ranier  be  ©affagnac,  His- 
toire des  causes  de  laRevolution  franqaxse  (2.  «ufi. 
1856, 3 Sbe.);  ß.  «mb,  ®efd)id)te  ber  fran,töfifd)en 
Denolution  non  1789—1799  (Sraunfdnu.  1851—52, 
6 Sbe.);  u.  Sq bei,  ©efdiiebte  ber  DenolutionPjeit 
non  1789—1800  (julcpt  Stutig.  1897—1900,  10 
Sbe.);  Sorel,  L’Europe  et  laRevolution  franqaise 
(1885  — 1903,  Sb.  1—6);  ©buquet,  Les  guerres 
de  la  Revolution  (1885  — 96,  11  Sbe);  4 n : n c, 
Origines  de  la  France  contemporaine  (1877—94, 
5 Sbe.,  in  nielen  «uftagen);  2 am  artine,  Histoiru 
des  Girondins  (neue  «uäg.  1884,  4 Sbe.;  beutid), 
Stuttg.  1847—  48, 8 Sbe.);  Sar  ante,  Histoire  de  la 
Convention  na tionale  ( 1 85 1 — 63, 6 Sbe.) ; I e r n a uj', 
Histoire  de  laTerrcur(1862  — 69, 7 Sbe.);  Sciout, 
Le  Dircctoirc  (1895—  97, 4 Sbe.);  «bolf  Scbmibt, 
Tableaui  de  la  Revolution  frau^aise  (2ctpj.  1867 
biP  1870,  3 Sbe.);  bie  »Histoire  dcFrauce,  etc.«  non 

57 


898 


Signon  (f.  b.);  Histoire  du  Consulat  et 

de  FEmpire  (1845— 69,  21  Sbe.;  mehrfach  beuljdj); 
2anfret),  Histoire  de  Napoleon  I (1867 — 75,  5 
Sb«. ; bcutid) , 2.  Vlusg.,  SKtnben  1885  , 6 Sb«.). 

Sion  ber  SReftauration  bib  jur  Sulireoolu» 
tion:  2acretclle,  Histoire  de  France  dcpuis  la 
Eestauration(1829—  35,  4Sbe.);  Bapefigue,  His- 
toire de  la  Restauration  (3.  Vlufl.  1842  , 4 Sbc.) ; 
2amartine,  Histoire  de  la  Restauration  (neu« 
Vlusg.  1869, 8Sbe.;  beutfd),  Stuttg.  1853);  beSau> 
1 a b e 11  e , Histoire  des  deux  Restaurations  (8.  Ütufl- 
1874,  10  Sbo.);  Siel-Saiiel,  Histoire  de  la  Re- 
stauration (1860—77,  20  Sbe.);  6.  Xoubct,  His- 
toire de  la  Restauration  (1882).  — San  berühren- 
befteigung  Mubwig  Sb'lipps  bis  auf  bi« 
neueftc  Sanis  Blanc,  Histoire  des  dix  ans 
1830—1840  (12.  Vlufl.  1877,  6 Sb«.;  bfutfd),  2eipy 
1 847) ; 91  c g n a u 1 1,  Histoire  de  liuit  ans  1840  1848 
(4.  Sufi.  1878,  3 Sb«.);  fcillebranb,  fflcfdtichtc 
gtanfreid)bl830 — 1 848(2.  Sufi.,  ©olhal881,2Sbe.); 
ibureau-Iangin,  Histoire  de  la  mouarchie  de 
juület  (1884—92,  7 Sb«.);  fiamartin«,  Histoire 
de  la  revolution  de  1848  (2.  Vlufl.  1849;  bfutid), 
2eipj.  1849  , 2 Sb«.);  ©arnier»Sagib,  Histoire 
de  la  r&volution  de  1848  (1861—72,  10  Sbe.);  2a 
® 0 r c e,  Histoire  de  la  seconde  Republique  fram.aise 
(1887,  2 Sbc.);  Xuoergier  bc  2>aurann«,  His- 
toire du  gouvernemeut  parleinentaire  en  France 
1814— 1848(1857— 72, 10  Sbe.);  Xelorb,  Histoire 
du  second  Empire  (1868 — 75,  6 Sbe.);  2a  (äSorcc, 
Histoire  du  Becond  Empire  (1894  —1903,  6 Sbe.); 
3.  Sabre,  Le  Gouvernement  de  laDbfense  natio- 
nale (1871 — 75,  3 Sbe.);  Seif  rct),  Histoire  de  la 
diplomatie  du  Gouvernement  de  la  Defense  natio- 
nale (1871 — 73,  3 Sbe);  Xcrfclbe,  Histoire  du 
traitfe  de  Francfort  et  de  la  libbratiou  du  territoire 
frangais(1874— 75,2Sbe.);  Sorcl,  Histoire  diplo- 
matique de  la  guerre  franco -allemaude  (1875,  2 
Sbe  ),  unb  bi«  bei  bcm  Vlrtilel  »Zeulfcb'frcinjöfijdjer 
ftrieg«  uerjeiehneten  Skrfe;  3» bort,  Histoire  de  la 
troisidme  Republique  (1896 — 1901,  Sb.  1 — 4); 
Öanotauc,  Histoire  de  la  France  contempornine 
1871—1900(4  Sbe.,  1903 ff.;  bcutid),  Cerl.  1903 ff.). 

I Sterte  über  bcfonticrc  tUerljdltuif!«.]  gouillic, 

Psychologie  du  penple  frangais  (1898);  'fit g e 0 it 
neau,  Histoire  du  commerce  de  la  Frauce  (1885 
bis  1888,  Sb.  1—2,  bis  16.  3<>f)rl).);  Blamage- 
ran,  Histoire  de  Fimpöt  en  France  (1867 — 77, 
3 Sbe.);  öuijot,  Histoire  de  la  civilisation  en 
France  (14.  Bu fl.  1886,  4 Sbe.);  Siambaub,  His- 
toire de  la  civilisation  contempornine  en  Frauce 
(umfaffenb  bießittwictelungumi  1789  —1900, 6.  Vlufl. 
1901);  $icot,  Histoire  des  Etats  gbnbraux  en 
France  (2.  Vlufl.  1 888,  5 Sbe.) ; g 1 a f f a n , Histoire 
gbnbrale  de  la  diplomatie  frangaise  (2.  Vlufl.  1811, 
7 Sbe.);  VSarnfönig  unb  Stein,  granjöfijdjc 
Staat«-  u. 31cd)tägcfd)id)te  (Safcl  1846—48,  3 Sbe.);  j 
gblice,  Histoire  des  protestnnts de Frnnce(8. Vlufl.  I 
1 895 ; beutfd).  2eip}.  1 855) ; © u i 1 b e r 1 , Histoire  des 
villes  de  France  (1844 — 49,  6 Sbe.);  ©iguet,  His- 
toire inilitaire  de  la  France  (1849, 2 Sbe.) ; S a q uier, 
Histoire  de  l'unitb  politique  et  territoriale  de  la 
France  (1879—83,  3 Sbe.);  Sabeau:  Lavillesous 
Fanden  rteirae  (1880),  Le  village  sous  l'aucieu 
regime  (2.  Vlufl  1884),  Les  artisans  et  lea  domes- 
tiques  d'autrefois  (1885)  uub  La  provincc  sous 
Fanden  regime  (1894,  2 Sbc.);  Gfftfruel,  Histoire 
de  Fadministration  monarchiqne  en  France  depuis 
Philippe- Auguste  j naqu  i Louis  X 1 V ( 1 855, 2 Sbe.); 


Xerfeihe,  Dictionnaire  historique  des  Institution?, 
mceura  et  coutnmes  de  la  France  (6.  Viufl.  1884); 
Stellet,  Histoire  des  institutions  politiques  et 
administratives  de  la  France  (1890 — 98,  Sb  1 u. 
2);  Xebibour,  Histoire  des  rapports  de  l'Eglise 
et  de  l'Etat  en  France,  1789—1870(1898);  ©laf« 
(en,  Histoire  du  druit  et  des  institutions  de  U 
I France  (1887—1902,  Sb.  1—8);  2e  Srun,  Lan- 
! dcnne  Frauce,  btnde  sttr  les  ancieunes  proviuces 
lrangaises(1901);  2eüaffcur,  La popniation fran- 
gaise  (1889  —92,  3 Sbe.);  Schöne,  Histoire  de  la 
Population  frangaise  (1893);  fcillebranb,  g.  unb 
bic  granjofen  in  ber  »weilen  Hälfte  beb  19.  Jahrbur. 
bert«  (4.  Vlufl  , Serl.  1898);  Sarratin,  g.,  feine 
@efd)id)te,  Serfaffung  unb  ftaatlidien  Gtttrtdjtungen 
(2cipj.  1897);  auch  bie  bei  ben  Vlb'djmtten  über  gt- 
nattgen,  feeertucfcn.  Marine  :e.  angegebenen  Säerfe. 

granfftabt,  1)  Stabt  in  Mähren,  Se(irfSi).Miftef, 
im  Sale  ber  2ubtna,  an  ber  2inie  Äo|ctetn-Sielib  ber 
Vlorbbahn  gelegen,  mil  Sejirfdgerid)!,  ScbeJdjule, 
Saum  Wollwebereien,  Vlppreturen  unb  Stridwartn 
fabrifen,  Ijat  asoo)  5767  ii,l)cd).  Einwohner.  Süblid) 
liegt  ber  aubftehtSretehe  31  a b 1)  0 i dl  t (1130  m).  — 
. 2)  Stabt  in  Mai) reit,  Sejirtst).  Schön  berg,  an  ber 
«tantbbnbnlinie  Stemberg-3icgeni)al«,  mit  u*») 
| 2330  beutidjen  Einwohnern. 

rauflircnrs,  f.  Francs- tircurs. 
rattflttcuülc  (fpr.  iraiu-anf),  Sierre,  Stlbl)auer, 

f.  grandjebille. 

graufettn  «für.  (nmvtw,  Stepban,  fd)»«)«. 
Statiflilcr,  acb.  1796  tu  Sobio  im  Kanton  iefnn, 
gefl.  19.  3ult  1857  in  Sern,  mar  1819—23  2cljrer 
tn  Matlanb  uub  Würbe  1826  Xireftor  einer  Sdiule 
ju  2ugano.  1829  mirlle  g.  für  bie  in  Zefftn  cor- 
bereitete  SerfaffuitgCrefonn  bttrd)  eine  anontjmc  Sro< 
fd)iire,  bie  btel  Viutfeljcn  erregte,  namenllid)  aber  al« 
3icba(tcur  beb  Ȇsservatore  da  Carefio  < , ber  jebtxb 
1830  utiterbrüdt  würbe.  3fad)  Mitnahme  ber  neuen 
ftonftilution  im  3uli  1830  würbe  er  jum  Mitglieb 
bcs  ©rofjen  JHales  unb  balb  barattf  junt  Stnatsfefre- 
tär  erwählt-  Scitbem  gehörte  er  faft  fortroahratb 
ber  oberften  Staaläbehörbe  feines  Kantonä  an  unb 
milchte  tief)  befonberä  biird)  jichung  beb  Untemd)li' 

1 luefcnä  fowic  burd)  Seförberttttg  ber  3nbuftrie  unb 
beä  iimtbclb  uerbient.  9iad)  Vlnnabnte  ber  neuen 
Sunbeäuerfaffung  Würbe  er  1848  jum  SRitglieb  be« 
Sunbedraleä  gewählt  unb  ihm  bie  Serwaltung  beb 
3nnem  übertragen.  Xie  Sctiroeij  berbatttl  ihm  bie 
©rilnbttng  beb  Züricher  tpolgtcthnilumb.  g.  ifi  alb 
cigcnilicher  Sdjbpfer  ber  jdimefjerifdicn  Staliitil  ju 
betrachten.  Erfdnicb:  »Statistica  tlella  Svixzcnt« 
(2ugano  1828  ; 2.  Viufl.  1848  — 49,  2 Sbe.  unb 
Supplement  1851;  beutfd),  2.  Viufl.,  Sern  1848— 
1851);  »Statistica  della Svizxcra  italiana« (2ugano 
1837—39, 3 Sbe.)  unb  »Überfichten  ber  Seböllctung 
ber  Sdjroei)*  (Sern  1851).  Sgl.  ©feiler,  Stefano 

g. ,  ein  gBrbercr  ber  Sdtwetjer  Statiftif  (Sem  1899). 

granfe  (granje,  granje,  franj.  Frauge),  ein 

Saunt  ober  Saub  mit  bid)t  bcrabbängeiibeii  gäben, 
cnlfleht  junädtft  auä  ber  au  ber  Citct  feite  flehen  felei- 
benben  lofen  Rette  eitteä  gewebten  Stoffe«  uub  ift  ftili- 
ftifeh  als  Sorläufcr  aller  Sofamenten  anjufeften.  Xie 
g.  würbe  fchon  bei  ben  alten  flgtjplcnt  fünitlerifdi 
Ocrwerlet  alb  Enbiguttg  ber  Sinbett  unb  Juchet  aus 
2cinwanb.  3m  Mittelalter  würbe  bie  g.  aub  uerfdtte- 
benfarbtgen  lofen  Seibenfäben  an  fdtmaier  Sorte  als 
Sefap  ber  SKrehcnaubftaltung  felbflänbig  unb  Sott 
ber  häuslichen  Stunft  ilbentommen  unb  iin  Stile  ber 
3eilen  »erfihiebcnartig  aubgebilbet. 


granfftabt  — graitfe. 


899 


^ranferfi; 

{franfctflj  (fpt.  franiti),  Sbuarb  Sricbrid)  Don, 
preuh.  ©eneral , geb.  16.  9tou.  1807  ju  ©ebcnt  im 
0iohb«fjogtu«i  Reffen,  geft.  21.  SDiai  1890  in  98ic8> 
babeit,  trat  1825  ind  Jwer,  fam  ata  §auptmann  in 
ben  ffleneralflab  unb  jmar  jur  friegdgefchicbtlidien 
Abteilung  unb  würbe  fpäter  2ebrer  an  bet  SVriegd- 
afabcmie.  711b  Blajor  im  ©rohen  fflenernlftab  tiar 
er  Xireftor  ber  (rieg8gcfd)id)tlid)en  'Abteilung  unb 
tttjefrebafteur  be8  »Sliiitärwocbonbtatteb«.  1856— 
1857  U hrf  Dom  tteneraljtab  be3  3.  Armeeforpd,  Enbe 
1857  Rmnntanbeur  bed  31.  3nfanterieregimcnt3  in 
(f rfurt  unb  1860  in8  ÄriegSminifterium  berufen, 
führte  «r  1860  bie  olbenburgifeb-banfeatifibe  Brigabe. 
1864  übernahm  er  bad  fiommanbo  ber  7.  Tioifion  }u 
Biagbeburg,  führte  biefe  1866  tnS  Selb,  trug  bei 
WändjengrSp  (28.  3»ni)  lucfe nttief)  jum  Siege  bei 
unb  bedte  bet  fiöniggräjt  im  ©albe  Don  Senate!  ben 
linten  Slügel  ber  preußifeben  od)lad|tlinie  bid  jur 
Anhinft  beb  Sbronpriitjcn  unb  fexbt  22.  3uli  bei  Blu- 
menau.  1867—69  mit  ber  3n|peftion  ber  f&djfifcben 
Infanterie  betraut,  warb  S-  11-  3«ü  1870  foinman- 
bievenber  ©eneral  beb  2.  Ärmeelorp«,  foebt  bei  fflra 
Delotte  (18.  Aug),  nahm  über  jmei  Blonate  an  ber 
Zernierung  bon  ®ep  teil  unb  riidte  bann  mit  feinem 
Horpd  in  bie  3emierung81inie  Dor  ©arid  eilt,  tfluf 
bie  91ad)rid)t  Don  bem  Zug  Bourbafid  gegen  Dften 
ber  Sübamtee  unter  Blantcuffel  jugeteilt,  bitbete  er 
beron  rediten  Slügel  unb  brängte  ben  Seinb  über  bie 
Sd)Weijer  ©renje.  Pffacb  bettt  Kriege  Würbe  3 Rom- 
manbeur  beb  15.  Arnceetcrpd  in  Straft  bürg,  audj 
tum  tXhef  beb  6.  pommerfebett  ^Infanterieregiments 
'Jtr.  42  ernannt  unb  bom  beutfd)en  iReidibtag  mit 
450,000  Bft.  botiert.  1879  Würbe  S-  ©ouDemeur 
Don  Berlin  unb  nalim  1882  ben  Abfrftieb.  Seine 
binterlaffenen  »Tenfroürbigleiten«  würben,  nadt  an« 
bem  SWittcilungen  unb  Duellen  ergänjt,  fjeraudge- 
geben  Don  ©.  b.  Siemen  (Bielef.  1900). 

ffranfen  lntn  bc  $utte,  3faac  Tignud,  nie- 
berlänbijdier  Staatbmann,  [.  ®utte. 

Sranbfillon(Fran-tqttilion),  ein  Don  benSlamen 
erfuttbened  ©ort  jur  Bejeidjnung  berjenigen  nieber- 
beutfdjen  Belgier,  toeldje  bie  franjofiidtc  Bilbung, 
Sitte  unb  Spradte  ber  flämifdjen  Dorjieben.  Auch 
in  Iflfaft-Sotbringen  wirb  3-  al8  Bejeidjnung  ber 
franjofenfreunblichen  Bartei  angewenbet. 

Srant),  Jfonftantin,  ©olttifer  unb  fSublijift. 
geb.  12.  oept.  1817  alb  Sohn  eined  2anbprcbiger8 
nn  efjemaligen  Bidtunt  imlbcrftabt,  geft.  2.  ®fai  1 891 
in  Blafewig  bei  Tredben,  wibmete  ftd)  anfänglid)  ber 
Slatbematil  unb  Bbilofopljic  unb  fd)ri<6  eine  »Bhi- 
lofopbie  ber  Blalbematit«  (2eipj.  1842),  fpäter  nod) 
»Scbellinad  pofitiDe  Bb'lofopbie«  (ftötben  1880. 
3 Bbe.).  ©alb  aber  Wanbte  er  fid)  ben  StaatSWiffen- 
i<baften  unb  ber  prattifdjen  ißolitil  ju.  9tad)bem  er 
Sranfreitb,  Ungarn  unb  ©ölen  bereift,  würbe  er  1852 
im  Bfinifterium  be8 Auswärtigen  in  Berlin  angeftedt 
unb  ging  1853  al8  fionfulatdbenmter  nad)  Spanien. 
1856  nad)  Teutfdjlanb  jurüdgefebrt,  trat  er  halb  bar- 
auf  aitRer  Tienft  unb  lebte  in  Btaferoig  bei  Tredben 
auSfdtlieglid)  literarifdien  Arbeiten.  Emerfeitd  rich- 
teten ftd)_biefe  auf  eine  neue  Begriinbung  ber  allge- 
meinen Staatslehre,  wie  in  ber  »'Sorfdiule  jur  Bbl)- 
fiologie  ber  Staaten«  (Sctl.  1857)  unb  in  ber  »9ta- 
turlebre  be8  Staats«  (2eipj.  1870),  anberfeitd  auf 
bie  unmittelbar  praftiidfen  fragen,  wie  »Tie  fojiale 
Steuerreform«  (Biainj  1881).  3»  ben  Schriften: 
• Unterludmngcn  über  ba8  europäifebe  ©leidtgewidit« 
(Berl.  1859),  »Ter  SöberaliSmuä«  (BJainj  1879) 
unb  »Tie  ©ellpolitif«  (Ehemntj)  1883)  forberte  er, 


— Sratt3. 

I eS  falle  jum  Schufte  gegen  bie  brobenbe  Übenuacbt 
3forbamerita8  unb  ülufjlanbü  Teutfd)Ianb  bie  Bafi8 
[ einer  groften  mitteleuropäifdten  Söberation  bilben, 
bie  jur  Bereinigung  b es  ganjen  abcnblänbifdien 
i Europa  führen  mühte.  Vluherbem  febrieb  er  noch: 
»SJritit  aüer  Parteien«  (Berl.  1862);  »TaS  neue 
Teutfcblanb«  (ßeipj.  1871);  »Tie  iReügion  be8  91a- 
tionalliberaliSmus«  (bnf.  1872);  »Ter  Untergang  ber 
alten  Parteien  unb  bie  Bartei  ber  3u(unft«  (baf. 
1878);  »Tie  beutfdte  Bolitif  ber  3ufunft*  (Bb.  1 mit 
D.  Scbucbarbt,  Eelle  1899  ; 8b.  2 Don  Sd)ud)arbt, 
1900)  u.  a. 

SfranulDon9Seifjettlburu,3obanna,Scbau< 

fpielbidjterin  unb  Sdjaufpielerin,  geb.  1773  in  Ko- 
hlen), geft.  17.  Blai  1845  in  93ien,  Tochter  eine« 
Scbaufpieletä,  namens  Benjamin  ©riinberg, 
muhte  burd)  Spielen  in  Sinberlomßbien  ber  Derwit 
Weten  SKutter  baS  Brot  Derbienen  helfen  unb  (aut 
1787  nach  Blüncben.  Seit  1789  am  Burgtbeater  in 
©ien  angeftellt,  »erheiratete  fle  heb  1791  mit  einem 
Beamten  obigen  9tamen8.  blieb  jeboeb  bei  ber  Bühne. 
AIS  Scbaufptelerin  berrflfeber  Bollen  wie  auch  im 
Sonperfationdfadt  war  fie  uortrefflid) ; 9?apoleon,  Dor 
bem  fte  in  Sdt&nbrunn  1809  bie  Bbäbra  fpielte,  lieg 
ihr 3000 Sranfntit  beionbent  Komplimenten  juftellen. 
1842  entfagte  fie  ber  Bühne.  3bre  bramatifeben 
Serie,  bie  faft  alle  Betfall  fanbett,  erfebienen  gefam- 
rnelt  ald  »Sdiaufpiele«  (fflien  1804—17,  6 Bbe.), 
»91eue  Scbaufpiele«  (baf.  1817,  2 Bbe.;  2.  Aufl., 
Berl.  1823)  unb  »9Jeuefte  Stbaufpiele«  (Sien  1821 
bi«  1836.  6 Bbe.). 

SranttoPa  (tpr.  |r4n|ema,  jejjt  aueb  A r a c 8 , tpr. 
itroüib),  ©rohgemeinbe  im  Ungar,  ffomitat  Torontdl, 
an  ber  Staatdbabnlinie  ®roh»Becäleref-©roh-Sfi!in- 
ba,  mit  0901)  8487  ferbifchcn  unb  magtjar.  (grieebifeb- 
orientalifeben  unb  römi(cb-fatbolifd)fn)  Einwohnern. 

Srattj  (lat.  Franci»cus,  franj.  Francois,  ital. 
Francesco,  fpan.  Francisco,  fobietwicSranfe,  Sranj- 
mann),  männlieber  Somarne,  ben  juerft  Scan  jidlud 
oonAfnrt  getragen  haben  foD.  tfierDorragenbeSürflen 
biefeS  9Jamen8: 

Überftibt  iu4  ben  Sdnbetn. 

Deutf^e  Jtaifrr  1,  2.  Steapet,  f.  Siptlen  15,  IC. 

Stntjalt  3.  Öftere ci cp  1 0-1 X 

firrtasne  4.  €a<bfcn  14. 

gtbnftciip  5,  «.  Stritten  15,  IC. 

Obpeniettem  7.  Spanien  17. 

3Cobena  S,  9. 

(Tentfitjc  Raifer.l  1)  S- 1-  Stepban,  geb.S.Tej. 
1708,  geft.  18.  Äug.  1765  in  3nn8brud.  Sobn  bed 
Jierjogä  Ceopolb  joiepb  Karl  oon  Sotbringen  unb 
Bar  unb  ber  Brinjeffin  Elife  ßbarlotte  Don  CrlfanS, 
wttrbe  feit  1723  in  Sien  am  fatferlicben  jjof  erjogen 
unb  mit  bem  fd)lefifd)en  ^erjoatum  Tefd)en  belebnt, 
folgte  1729  feinem  Saler  in  Öotbringen  unb  _Bar, 
trat  aber  infolge  be8  jwifeben  Sranfrcidi  unb  öfter 
reich  jur  Beenbigung  bed  Bolutfcbcu  Erbfolgetrieged 
ju  B3ten  gefcbloffenen  SriebenS  1735  feine  Erblanbe 
nn  £ubwtg8  XV.  ScbwiegerDatcr  Stanidlaud  2efj« 
cjtjnfti  ab  unb  erhielt  al8  Entfcbäbigung  bie  An  wart 
ftbafl  auf  ba«  ©rohber  jogtuin  Xodlana,  ba8  er  1737 
nach  Erlbfcben  bed  £iüuicd  BJebici  in  Bcfifl  nahm. 
Seit  12.  Sebr.  1736  mit  Bfaria  Tberefta.  ber  Tochter 
Saiier  Sfai  te  VI.,  De rmäbtt,  unlerjeidmete  er  11.  April 
1736  bie  Abtretungdurfunbe  unb  erhielt  für  fid)  bie 
©eneralftattbatterfdicft  ber  9?ieberlanbe  unb  bie  3«- 
fage  ber  $>anb  ber  jweiten  Kaijerdtoditer,  BJarianne, 
für  feinen  Bruber  Starl.  91acb  bem  Tobe  Sarld  VI. 
(1740)  Don  feiner  ©emablin  jum  SRitregenten  ber 

57* 


900 


gram  (beutjcpc  Raifer,  Bnpatt,  Bretagne). 


öfterreicpifcpen  Grblanbe  erflärt,  batte  er  bennod; 
leinen  birefien  Bntrit  an  ber  Staat«regierung,  Warb 
aber  nach  Start«  VII.  lobe  (20.  San.  1745)  römifep- 
bculfcper  Raifer  (Rrönung  ju  granffurtd.Oft.  1745). 
Zic  Geltung  ber  potilifdtm  Bngclegenpeiten  Zcutfd)- 
lanb«  überließ  g.  (einer  ffletnaplin',  wogegen  er  ftdj 
unt  Hebung  Bon  ©iffenfepaft  unb  Stunfl,  iianbel  imb 
©ewerbe  in  ßjleneicp  bemübt«.  Bon  (einen  fünf 
Söpnen  würben  3ofepp(0.)  nnb  fpfiter  Geopolb  (n.) 
Raifer,  ber  1765  loefana  erbalten  batte,  gerbinanb 
£>crjog oon  Kobena,  Kajintilian  §odj-  unbZcutfcp- 
meiner,  Bon  feinen  Bier  Zöcptern  Raroline  Königin 
Bott  (Neapel,  Smalit$erjogm  oonBarma  unb  Karia 
Bntoinette  Königin  Bon  giatüreicp.  Sgl.  Sepfart, 
Sieben  n.  -raten Raifer  g.’I.(3fümP.  1766);  grom m, 
Sie  Raiferroapl  'S-'  I.  (Ziffertation,  Sena  1883). 

2)  g.  II.  3o(epb  Sari,  al«  Raifer  Bon  Oflerrciep 
g.  I.,  geb.  12.  gebr.  1768  in  glorenj,  geft.  2.  Kiirj 
1836  in  ©ien,  Sopn  Raiier  Geopolb«  II.  ((.  b.)  unb 
ber  Karie  Guife,  einer  Zocpter  König  Rarl«  LH.  Bon 
Spanien,  anfangs  in  glorenj,  (eit  1784  aber  unter  ber 
Oeitung  feine«  Dpeim«  Sofcpb  IL  in  ©ien  erjogen, 
begleitete  1788  ben  Raiier  auf  einem  3uge  gegen  bie 
Zürfen  unb  ilbemabm  1789  unter  Gaubon«  Gritung 
felbft  ben  Oberbefehl.  Born  18.  gebr.  bi«  12.  Kiirj 
1790  führte  er  nadj  Sofeph«  0-  Zobe  bi«  jum  Gin- 
treffen ferne«  SiaterS  au«  Zoöfana  fnterimiftifep  bie 
Siegicrung,  Bon  Rauniß  beraten,  trat  naep  feine«  Ba- 
tet« Zobe  (1.  Kiirj  1792)  bie  Regierung  in  ben  öfter- 
reiebifepen  Grblanben  an  unb  Warb  14.  3uli  junt  rö> 
miftpeu  Raifer  gefrönt,  infolge  bc«  Büttbniffe«,  ba« 
Ceopolb  0.  7.  gebr.  1792  mit  Brcußeit  gegen  granf- 
reiep  gefcploffen,  begann  ber  Rrieg,  ben  g.  auepfort- 
feßte,  al«  Breufjen  ben  ©eparätfrieben  ju  Bafel 
(5,  Sprit  1795)  abfeploß.  Siacp  bem  Sorrüden  ber 
granjofen  in  Italien  unter  Sinpoleon  Bonnparte  trat 
g.  im  grieben  Bon  Gnmpo  gormio  (17.  Dtt.  1797) 
Kailanb  unb  bie  (üiebcrlanbe  gegen  Bcncbig,  Sftrien 
unb  Zalmatien  ab.  1799  fänipfte  g.  im  Bunbc  mit 
fRußlanbunbGnglanb anfang«  gtüdlidj  gegen granf- 
reiep,  Berlor  aber  burep  bie  rlieberlage  bei  Karetigo 
feine  italienifcpen  Bejijjungen  unb  warb  burep  ben 
grieben  oon Güneoillc  (9.  gebr.  1801)  »uneuen  großen 
Opfern  ge jmungen.  Siacp  Bergcblicpcn  Sermitlelungä* 
nerfuepen  begann  g.  1805  in  Berbinbung  mit  SRitfi 
lanb,  2<pweben  unb  Gnglanb  ben  brüten  Rrieg,  boep 
bie  Septaepten  bei  Ulm  unb  Sufterliß  jioanqen  ihn 
jum  gricben  Bon  Breßburg  (26.  Zcj.  1805),  ber  ipn 
abermal«  große  ®ebiet«tcile  (befonber«  Zirol  unb 
Senetien)  mit  8 SDiiü.  Ginw.  foftete.  fPaepbem  g. 
fepon.14.  Bug.  1804  ben  Xitel  eine«  erblichen  Raifer« 
Bon  Gfterrciep  angenommen  patte,  legte  er  nach  (Er- 
richtung be«  Sprinbunbc«  (12. — 17.  3uli)  6.  Bug. 
1806  bte  beutfepe  Raifertrone  nieber.  Sleulral  bei  bem 
Rriege  Brcujjen«  unb  Shiplanb«  gegen  granfreiep 
(1806  -07),  Berlor  er  burep  ben  Bierlen  Rrieg  gegen 
Sfapoleon  nach  ber  Scptacpt  bei  ©agrani  im  ©jener 
grieben  (14.  Oft.  1809)  100,000  qkm  GanbcS  (na- 
mentlich Süprien)  mit  gegen  4 Kitt.  Ginw.  Bcrfön« 
tiep  pegte  g.  gegen  ßlapoleon  eine  unüberwinblicpe 
Bbneiguna,  unb  baran  iinbertc  aitep  bcjfen  Sermiip- 
lung  mit  fr.'  ältefter  Zocpter  Karie  Guife  (1.  Bpril 
1810)  niept«.  3iacp  einer  Untcrrebung  in  Zrc«bcn 
Bereinigte  fiep  g.  (im  Skai  1812)  mit  (Napoleon  »um 
gelbjug  gegen  Su|lanb,  hielt  fiep  nach  bejfcn  ungtiid- 
liepemBuSgang  einige 3cit  neutral,  trat  aber  12.  Bug. 
1813  ber  Koalition  gegen  granfreiep  bei  unb  warb 
burep  ben  erften  Banfer  grieben  Bom  30.  Kai  1814 
in  ben  Bef  iß  einer  Gänbenuaffe  gefejjt,  wie  fit  feiner 


feiner  Sorfapren  befeffeit  patte.  -Seit  1815  perrfepte 
g.  in  ungeftörtem  grieben,  nur  in  ber  Gombarbei 
braep  1821  ein  Bufftanb  au«.  Zte  Ganbe«regierung 
im  3nnern  ließ  im  gamen  ba«  hergebrachte  befteben, 
Wenn  auep  1804  ba«  ©trafgefeß,  1810  ba«  bürger- 
lidje  öefeß  erneuert,  bie  ©onberung  unb  Scrteüimg 
ber  politiicpen,  ber  3uftij-  unb  Rriminalgegenftcinbe 
an  brei  Berfcpiebene  hofftellen  angeorbnet  unb  auf 
fflrunb  einer  1792  Borgenommenen  Ganbe«Bcrmef- 
fung  1817  eine  neue  ©runbftcuer  feflgcfeßt  würbe. 
3m  übrigen  würben  ade  freient  griffigen  Bewegungen 
niebergebalten,  beionber«  bie  fonfiüutionellen  Beifrc- 
bungen  unterbrüdt.  g.  war  ein  engherjiger  unb  fletn- 
lidjer  ®eift,  legte  aber  im  perfönltcpen  Buftreten  ein 
patriarcpalifcpeä  ©oplmollen  an  ben  Zag  unb  befaß 
bc«palb  beim  Bolf  eine  gewiffe  Bopularität.  g.  war 
Biermal  Benuäplt:  feit  1788  mit Gtifabetp©ilpelmine, 
Brinjefjin  Bon  Bürttemberg.  bie  am  18.  gebr.  17jec) 
finberlo«  ftarb;  feit  1790  mit  Karin  Zpercfe  Bon  3i- 
jjlien,  bie  am  1 3.  Bpril  1807  ftarb,  naep  bctu  fie  ipm  1 3 
sfinber  geboren,  unter  ihnen  ben  fpiitem  Raifer  ger« 
binanb  Bon  Öftcrreicp;  feit  1808  mit  Karle  Gubooifa 
ffleatrij,  Brinjeffin  Bon  Kobena,  bie  am  17.  Bpril  1 8 16 
ftarb,  unb  feit  1816  mit  Raroline  Bugufte,  Zocpter 
bebSönigSKapimitian  3ofepp  BonSapem.  ber  1814 
efdjieöenen  (Semaplin  be«  stronprinjennon  ©ürttem- 
erg,  fpiitern  ftönia«  ©ilpelm  I.;  beibe  lebtere  Gpen 
blieben  finberlo«.  Zen  franjöfifcpen  Briefwecpfel  g.’ 
mit  feinen  ©efepwiftent  Gcopolb  unb  Ratparina  pat 
Beer(Geipj.  1874)  berauägegeben.  Zenfmäler  ftnb 
ihm  in  ©ien,  Brofl.  Wraj  unb  granjenSbnb  errichtet 
Bgl.  (o.  h o r m a p r)  Raifer  g.  unb  Ketternid)  (Geipj. 
1848);  Bicpnert,  Raifer  g.  I.  (Bien  1871—73, 
2 Bbe.);  BoIfSgruber,  g.  I.,  Raifer  non  Öfter 
reiep  (baf.  1899,  2 Bbe);  B.  helfert,  Raifer  g.  I. 
Bon  ßitertrieb  unb  bie  Stiftung  bc«  lombarbo  nene 
»ianifepen  Königreich«  (baf.  1901);  ©ertpeimer, 
3>ie  brei  erften  grauen  be«  Raifer«  g.  (Geipj.  1893); 
®uglia,  Raiferin  Karia  Gubooifa  (Bien  1894). 

[ttnbaH.]  3)  Geopolb  griebriep  g.,  h(riog 
Bon  Bnpalt-Zeffau,  f.  Geopolb  (Bnpalt). 

(Bretagne.]  4)  g.  II.,  httjog  Bon  Bretagne. 
Sopn  be«  ®rafen  SHicparb  oon  Glampc«,  geb.  1435, 
folgte  1468  feinem  Setter  Brtpur  10.  in  ber  herr- 
jepaft  über  bie  Bretagne.  Za  Rönig  Gubmig  XI. 
feine  ©elbftSnbigleit  fdimälem  wollte,  fcploß  g.  mit 
mehreren  mißBergnfigten  franjöfifcpen  ©roßen  bie 
Lifrao  du  bien  pnbhc.  Cubrntg  mußte  fiep  ju  bem 
gneben  Bon  ©t.-Kaur,  29.  Oft.  1465,  Berftepen. 
worin  er  bem  öerjog  g.  alle  Bon  biefem  beanfpnuhten 
Siechte  »ugeftanb.  3nbeS  erft  1475  würbe  rin  bauern- 
ber  griebe  gefcploffen,  in  bem  g.  bem  König  ®epor- 
fam  unb  GepnSpflicpt  gelobte.  JJacp  Gubmig«  Zobe 
würbe  ber  $)of  be«  £>erjoq«  auf«  neue  ber  ©antmel- 
plap  ber  unjufriebenen  franjöfifcpen  ©ropen,  bie  ben 
gcubali«mu«  por  ber  Unterbrüdung  burdi  bie  fönig- 
tidic  ©ewati  ju  retten  fugten,  g.  ieptoß  im  Kfirj 
1486  ein  Bünbni«  mit  bem  römifepen  Rönig  Kar 
(f.  Kapmitian  1)  fowie  mit  Bielen  ©roßen  unb  be- 
gann ben  Stampf  gegen  bie  Sroite ; boep  BcrgcPIicp. 
Zie  Bieberlage  bei  «t.-Bubm  26. 3uli  1488  Bentieb- 
tete  für  immer  bie  Unabpiingiglcit  ber  Bretagne;  g. 
mußte  im  Bertrag  Pon  Sable  20.  Bug.  1488  fiep  oon 
aller  Berbinbung  mit  ben  geinben  bc«  Rönig«  lo«- 
fagen  unb  Berfpredjcn,  feine  Zöcpter  niept  opne  Ein- 
willigung be«  SVöniq«  ju  Pcnnäptcn.  Rurj  barauf. 
9.  ©epL  1488,  ftarb  g.  ©eine  SItefte  Zocpter,  Bnna, 
bie  eigentlich  bemRönigKaj  jugebaept  war,  heiratete 
[piiter  Rarl  V0I.  unb  nah  beffen  Zobe  Gubmig  X1L 


901 


gratis  (Sranfreid)). 


Bon  Sranfreid).  bcren  Xocpter  Glaubia  König  Srangl., 
Woburd)  bie  Bretagne  an  Sranfreid)  fam. 

IJtanfrtitb  l 6)  5- 1.,  König  tan  Sranfreid), 
geb.  12. Sept.  1494,  geft.  31.  Karg  1547,  SobnSarld 
oon  Drlfand.  ffirafen  non  Anaouleme,  unb  ber  2uife 
Don  Saoopen,  folgte  feinem  Spetter  unb  Schwieger* 
unter,  bem  König  2ubwig  XU.,  1.3an.l516  auf  bem 
framftfifdjcnlEbron.  3-befafe  biebeftccbcnbftenSabcn 
bed  ©eifted:  er  toctr  ber  elegantefte  Kaoalier  bedSici- 
eped,  ton  feinftcr  Bildung  unb  oofi  Steigung  fürXidj* 
tung  unb  Kunft ; feurig  unb  lebenbig  war  fein  SScfcn, 
unb  brennenbcrGbrgeig  befeclte  ihn.  Aber  biefe  gtän- 
genben  Borgilqe  Bcrtjüllten  nur  notbiirftig  [eine  tiefen 
moralifcbcn  Siängel:  gflgellofe  ©enufjfucpt,  gämlidje 
3tnmoralität,  bejpotiicbe  2>err[d)begicr.  Sclbft  Aud- 
bauet  unb  fräftige  Bebarrlicpfcit  foroie  Wapreo  3ntcr< 
effe  für  fein  Spott  unb  [einen  Staat  gingen  ipin  ab. 
3n  ber  lat  fiberliejj  er  bie  Seitung  ber  Staatsange- 
legenheiten feiner  Kutter  unb  ihren  Oünitlingen,  bem 
Gonnetable  Sari  Bon  Bourbon  unb  bem  Mangler 
Xuprat,  unb  unternahm  fofort  einen  gelbjug  naeb 
3talicn.  9tarf|bem  er  bie  Kailanb  fcpüßenbrn  Schwei- 
ger bei  Karignano  beftegt  batte  (13.  unb  14.  Sept. 
1515),  trat  öergog  Kajrimilian  Sforga  4.  Oft.  1515 
für  eine  fienfion  Bon  30,000  Xutatcn  bad  ^crgoqtum 
an  g.  ab.  Xiefcr  fdjlofi  19.  Xeg.  1516  mit  bettt  $apft 
2eo  X.  ein  Ronforbat  ab,  bad  bie  frangöfifepe  Kird)e 
bem  König  überlieferte.  Audi  mit  König  Marl  L ton 
Spanien,  bem  fjerm  ber  'Jfieberlanbe,  [teilte  er  fidi 
frcunblidt,  inbeut  er  gu  'Jiopon  (13.  Aug.  1516)  mit 
ibm  ein  Siinbnid  einging.  Xocp  |üepte  er  bie  Be- 
grilnbung  einer  babdburgiFdjenSäcltberrfepaftbabureb 
gu  Berbinbern,  baß  er  fid)  nach  bem  lobe  bed  Kaiferd 
SRafiinitian  1519  eifrig  um  bie  beutfebe  Kaifcrfrone 
bewarb  unb,  als  iptnbied  nicht  glildte,  mit  Sari  V. 
einen  Kampf  um  bad  Übergewicht  in  Guropa  begann. 
Xa  er  aber  teinc  Berbünbeten  batte  unb  er  unb  [ein 
fjof  bie  für  ben  Krieg  beftimmten  (Selber  in  Aud* 
febroeifungen  Bergcitbetcn,  fiel  ber  erftc  Krieg  3-’ gegen 
Sari  V.  (1521  — 26)  febr  ungllldlid)  für  ben  erflem 
aus.  3!acpbem  [ein  Eingriff  auf  bie  'Jiiebertanbe  miß- 
glüctt,  im  Kailänbifcpen  fein  Se'bperc  fiautrec  bei 
Bicocca  (29.  April  1522)  beftegt,  ber  Gonnetable  Bon 
SBourbon  gum  Kaifer  iibergegangen  toar,  führte  3. 
felbft  ein  Sjccr  natb  3talien.  warb  aber  24.3ebr.  1525 
bci'fnDia  beftegt  unb  gefangen  genommen.  Gr  würbe 
inKabrib  gefangen  gehalten,  btd  er  in  bem  Kabriber 
3rieben  (14.  3an.  1526)  ciblid)  Beriproeben  batte,  bad 
Sicrgogtum  Burgunb  an  Marl  abgulrcten,  auf  Süeapel 
unb  Kailanb  gu  Bergicpten,  Sari  Bon  Sourbon  gu 
reftituieren  unb  bes  Kaiferd  Sdjroefter  Gleonore,  bie 
SBitwe  beb  Königd  Bon  Portugal,  gu  heiraten.  Aber 
nad)  feiner  Sreilaffuna  (19.  Kiirg  1526)  brach  cr  “Üe 
biefe  Bedingungen,  'fapit  Glcmend  VII.,  auf  bie 
Kocht  bed  Kaiferd  eiferfiidfiig.  [cblofi  mit  ibm  gu  Cog- 
nac (22.  Kai  1526)  ein  Bünbnid  (bie  fceilige  2iga) 
gur  Befreiung  3talien8,  bem  auch  Heinrich  VIII.  non 
Gnglanb  beitrat.  3"be»  biefer  gweite  Krieg  gegen 
ben  Saifer  (1527 — 29)  bade  fein  beffered  Ergebnis 
ald  ber  erftc.  Gin  frangöjifepcd  £>ecr  unter  2autrec, 
bad  1528  bis  Jieapel  oorbrang  uub  biefed  belagerte, 
ging  infolge  Kangeld  gugrunbe.  Gin  andres  fran* 
göfifeped  Meer  in  ber  Sombarbei  Warb  21.  3»ni  1529 
bei  fianbriano  Bcmicptct.  So  mußte  3-  froh  fein,  in 
bem  burd)  2uife  Bon  San  open  unb  be3  Kaiferd  Xante 
Kargarete  Bon  Dftcrreid)  abgefebloffenen  fogen.  Xa- 
mentrieben  gu  Gambrai  (ö.illug.  1529)  ben  SKabribcr 
Stieben  mit  ber  Grmäßtgung  beftätigt  gu  erhalten, 
baß  er,  anflatt  ©urgunb  abgutreten,  2 SffiilL  Kronen 


begabten  unb  Xoumai  an  Sari  überlaifeit  foHte.  Gr 
mußte  untätig  gufeben,  wie  nun  Karl  bte  frnng&fiidte 
Partei  in  3talicn  unterwarf  unb  beftrafte.  Salb 
nachher  Bemtäbltc  3-  ftcb  Btrfprodjenermaßen  .patte 
aber  gugleicb  eine  SÜaitrejfe  in  ber  Spnion  ber  flnna 
Bon  fSiffeleu,  bie  er  gur  fiergogin  Bon  Gtantped  (f.  b.) 
erhob.  SeineBergmigungen  f ofteten jährlich  l’/f SWitt. 
Glolbtaler  (=  BO-  SJii'ü.  SRI.).  Gr  gog  berühmte  Be- 
lehrte (©uitlaume  ®ubf)  unb  Künftler  ^fieonarbo  ba 
Sinei)  in  (ein  Canb,  ließ  burd)  ^dliftter  bebräiiehe 
unb  griechii^e  JRanuffripte  laufen,  grünbete  Söiblio- 
tbefen  unb  errichtete  neue  flrofeifuren.  Unter  ben 
S ünften  pflegte  er  befonberd  bie  Baulunft : bad  CouBre, 
bie  Sehlbffer  gu  St.-®crmain-en-2abe,  Sontaincbteau, 
Soulogite  unb  Gbamborb  Würben  unter  ibm  er6auL 
Xie  Kater  Slnbrea  bei  Sarto,  Sfoffo  9?of|t,  Srima- 
ticcio  nahm  er  in  feine  Xienfte;  Siuggieri,  Santana 
unb  Betlini  fchntüdten  gontaineblenu.  Slach  bem 
lobe  feiner  Kutter  ftanb  er  unter  ber  öerrfepaft  bed 
barten,  habgierigen  unb  fanatifdjen  Kontmorenct) 
unb,  nadtbem  biefer  1541  in  Ungnabe  gefallen  war, 
unter  ber  bed  Sarbmald  Bon  Xournon  unb  bed  Kar* 
(dtalld  Bon  Jlnnebaut,  Wenig  befähigter,  aber  reblicper 
Känner,  bie  namentlich  bie  gemitteten  Sinattgen 
wieber  in  guten  Stanb  brachten.  3-  in  (einer  befpo- 
tifchen  Seife  Wanbte  [ich  nach  furgem  3ögem  ent« 
[Sieben  Bon  bemlfSrotcitantidmuä  ab  mib  erlief)  gegen 
bie  'proteftanten  bad  Gbitt  oon  Sontaincbteau  (1 . 3uni 
1540),  bad  allen  Siidjtern  bie  ftrengfte  ffleftrafung 
ber  fieberet  ald  eined  niSt  allein  religiöfen,  fonbern 
aud)  ftaatdgefäbrltdienSBerbrechend  gur  Pflicht  machte. 
1545  ließ  3.  Biele  Xaufenbe  banulofer  SSalbenfer  in 
ber  nörbliSenfroBence  binfSlad)ten.  Iropbem  machte 
ftcb  3-  burchaud  fein  ©ewiffeit  baraud,  fid)  nidjt  allein 
mit  ben  beutfSen  'Broteftantcn,  fonbern  felbft  mit  ben 
fureptbarften  Seinben  ber  Gbriftenbeit,  ben  Xürfen, 
gegen  ben Staifer  gu  Berbünbeit.  Jlld  biefer burep  einen 
fiegreiepen  3ug  gegen  bie  tuncfifepen  Seeräuber  feine 
Kräfte  gefcbwäd)t  patte,  erbffnete  3-  feinen  brüten 
Krieg  (1536 — 38)  gegen  ihn;  allein  bie  Bemühungen 
bed  riapited  SSaul  III.  führten  ben  Vlbfdjlufj  eined 
gehnjährigen  SSaffenftitlftanbed  auf  ®runb  bed  Status 
quo  gu  Sfigga  (18.  3utti  1538)  perbeL  3nbed  nad) 
Rarld  V.  uuglücflupcr  Gjpebition  gegen  'Algier  1542 
unternahm  3-  gegen  ipn  einen  nierten  Krieg.  3nbent 
er  babei  bie  Süllen  gur  Sierwüftung  3talien8  herbei- 
rief, erregte  er  ben  Abfcpcu  gang  Guropad.  ®äprenb 
im  Siiben  ber  @raf  Srang  Bon  Gngpien  bie  Katfer- 
liehen  bei  G(ri[oled  fcplug  (14.  April  1544),  brangett 
RarlV.unb  fjeinriep  VIII.  Bon  Gnglanb  erobenib  bid 
in  bie  9!äpe  Bon  ®arid  Bor.  So  mußte  3-  18-  Sept. 
1544  gu  Grdpp  cn>2aonuaid  mit  bem  Saifer  Sueben 
[eptießen,  ber  auf  ben  Sriebendbebingungen  Bon  Gam- 
brai berupte  unb  (ibrrbied  3-'  Kitwirhing  in  fiarld 
Kämpfen  gegen  ttürfen  unb  Broteftanten  Berpieß;  mit 
Gnglanb  [am  ein  für  3-  ungüititiger  Sriebendfcpluß 
erft  7-3uni  1546  guftanbe.  3.  patte  alfo  30  3apre  an 
ber  SBieberperflellung  ber  frangbpfepen  Kacpt  in  3ta- 
lien  mit  Aufopferung  ungapliger  Kenfcpenleben  unb 
Bieler  KiBionen  an  «Selb  uergebend  gearbeitet ; benn 
bei  (einem  Job  war  bie  hahdburgijepe  Kacpt  bort 
fefter  unb  audgebepnter  ald  je  gusor.  Gr  patte  außer 
(einem  Sopn  unb  Sfacpfolger  Jieinricp  II.  noch  grnei 
Xöcpter,  Glaubia  (Bermäblt  mit  3“fob  V.  Bon  Schott- 
lanb)  unb  Kargarete  (bie  ©emaplin  Gmanuel  Bhiü- 
bertd  Bon  Sanopen).  1855  Würbe  im  2ouore  [ein 
SReiterftanbbUb  erricpteL  SBgl.  perrmonn,  3.  I. 
(2eipg.  1824);  SHöberer,  Lnnis  XEt  et  Fran^Sis  I 
(fßar.  1825,  2 Sbe.);  Gapefigue,  Franpois  I et  la 


902 


gratis  (IpobenjoIIem,  ©tobena,  öfterreich). 

Renaissance  (©rüffel  1845,  4 ©De);  ©tignet,  Ri-  nncfj  ber  SRicberlage  ber  ©iemontefen  10.  Ttug.  184S 
ralitä  de  Frongoisl  et  Charles-Qnint  (2.  Säuft.,  ©ar.  in  feine  £>eimat  jitrüd  Anfang*  trat  er  ntilber  auf. 
1876,  2 ©be.);  ttoignet,  Fin  de  la  Tieille  France,  wanbte  fid)  aber  halb,  jumal  und)  einem  auf  ibn  ge« 
Francois  I (bnf.  1886);  ©aulin©ari®,  fitudea  snr  malten  TUtentat,  bem  alten  Xefpotilmu®  wicber  ;u. 
Frangois  I (baf.  1886,  2 ©be.);  »Catalogne  desactes  7U®SerbünbcterÖfterrcich®muftteernacbber';scbIacbt 
de  Francois  I«  (1888—90, 4 ©be);  3ulin  ©arboe,  bei  ©tagenta  (im  Stai  1859)  abermals  fern  Sanb  Ber« 
Court  and  reign  of  Francis  L,  king  of  France  laffen,  ba®,  entgeqen  ben  ©ertragen  oon  Siüafranca 
(Sonb.  1902  , 3 ©be.).  unbRürid).  bemSönigrcid)3talien  einBerfeibt  nmrbe. 

6)  t)r.  II.,  König  »an  0ra  nf  reich,  geb.  19.  3an.  5.  lebte  feitbem  al'Wedjfclnb  in  S3ien  unb  auf  feinen 
1544  in  Sontaineblcau , geft.  6.  3)ej.  1560,  Sohn  Klütern  in  ©öljmcn.  Gr  war  feit  30.  ©tarj  1842  in 
£iemrid)S  II.  unb  ber  Katharina  Bon  Siebtet,  Gnfel  finberlofer  Gf)<  mit  ber  ©rinjeffin  Tlbclgunbe,  loch- 
De®  Borigen,  oermäblte  fid)  1558  mit  Sinna  Stuart  ler  be®  Königs  Snbwig  I.  Bon  Sägern,  Bermäblt. 
oon  Sdjottlanb  xtnb  beftieg  nad)  bem  Xobe  feine®  Sgl.  ©aparti  be  Solo,  Vita  di  Francesco  V,  duca 
©ater®  10.  3uli  1559  ben  Xfjron.  Streitigfeiten  twi«  di  Modena  (©tobena  1878  — 86,  4 ©be.). 

(dien  bem  protcftantifchen  $>aufe  ©ourbon  unb  Bern  | Öfterreid).)  10)5- 1.,  Kaifer  Bon  Cfterreieb, 
(atbolifdien  .ftouic  (Steife,  ba«  ben  König  ganj  unter  f.  oben:  0ran]  2). 

feinen  Ginfluft  gebracht  batte,  jerriffen  unter  ihm  ba®  11)  0.  Karl,  Er  jberjog  Bon  Öfter reich.  Sa- 
iianb,  tooburd)  ber  Keim  ju  blutigen  ©ürgerfriegen  ter  be®  jefit  regicrenben  Sailer®,  geb.  7.  leg  1802, 
gelegt  warb.  3.  binterlieft  feine  Ktnber ; ifj'm  folgten  geft.  8.  ©tai  1878,  jweiter  Sohn  Kotier  0ranj'  II.  (I.) 
nadjemanber  feine  ©rüber  Karl  IX.  unb  iieinridilll.  unb  ©taria  Xfifrtf>a3'  Xoditcr  ber  Königin  Karoltne 
auf  ben  Xbrim-  Sgl-  floui®  ©ari®,  Nögociations,  Bon  Üiecipel,  Bermäljfte  fid)  4.  ©ob.  1824  mit  ©rin« 
lettres  etc.,  relatives  au  rögne  de  Frangois  II  (©ar.  jeffm  0ricbcrife  X orotbca  Sophie  (geft.  28.  ffiai  1 872). 
1841);  2 )e  la  ©arre«Xuparcq,  Histoire  de  F.  II  2od)tcr  be®  König®  3otep!i  ©tajimilian  Bon  Sägern, 
(baf.  1867);  ©otiauet,  La  maladie  et  la  mort  einer  0rau,  bie  ihn  an  Geift,  SSiücn®fraft  unb  Gbr« 
de  Frangois  II  (baf  1893);  ©ellebal,  Les  fils  de  gei}  weit  überragte,  ^ebenfalls  übte  fie  wie  auf  bie 
Henri  II.  Frangois  II  (baf.  1898).  Sbronentfagung  Kaifer  Rerbinattb®  I.  (im  Xejcmber 

l^obrnjoUcrn.i  7)  0riebrid)  3-  Sanier,  ©rinj  1848),  fo  and)  auf  bie  ihre®  ©alten,  al«  näd)|lberu« 
Bon  ^ohenjotleni  • fjedjingen , f.  0riebrid)  28).  fenen  Xbronfolgcr® , jugunften  ihre®  Srftgebonten, 
(tPtoBena.l  8)  0-.  IV.  3°f*t>h  Karl  71  m b r o • 0ranj  3ofeph , ben  tnaugebenben  Ginjtuft.  0.  war 
fiu®  Stan_i®lau®,  $erjog  Bon  ©tobena,  Grj*  ein  Süobltätcr  ber  Tfrinen  unb  0örberer  nieler  wiffen« 
tterjog  Bon  Öfterreid),  geb.  6.  Oft.  1779,  geft.  21.J3nn.  fcbaftlidter  unb  humanitärer  Sercine;  ba®  Stufeum 
1846,  Sohn  be®  ßrjherjog®  0erbinanb  non  Otter«  Francisco-Carolinam  in  2in}  führt  feinen  ©anten. 
reich,  ber,  ein  jüngerer  ©ruber  3ofeph®  II.,  burd)  feine  12)  0.  3ofeph  I.  Karl,  Katfer  non  Offerte  ich, 
£ieirat  mit  ber  Grblod)ter  be®  legten  £>ertog®  Bon  geb.  18.  71uj.  1830,  ältefter  Sohn  be®  nötigen  unb 
©tobena,  ©taria  ©eatrij  Bon  Gjie,  1803  fevbe  non  ber  ©rinjeftm  Sophie  non  ©apern,  erhielt  eine  Gr- 
lliobena  geworben,  aber  fchon  1806  geftorben  War,  jiebung,  bie  Bon  Vlttbeginn  feine  einftmalige  ©eru- 
gelangte  1816  jur  Regierung  im  ^erjogtum  Siobena  fnng  auf  ben  öfterreidtifdien  Kaiierthron  in®  Tluge 
unb  folgte  feiner  SRutter  1829  in  ben  öerjogtüntem  faßte,  ijie  Seitung  führten  ber  fiammernorfteber 
©Jaffa  unb  ffiairara.  ®on  mafjlofetu  V'afi  gegen  bie  Wraf  iieinrich  ©ombellc®  unb  f'lraf  3-  ©■  Goronini, 
Senolution  erfüllt  unb  ganj  unter  bem  Ginfluh  ber  fein  erfter  Sichrer  War  3-  Koffer,  fpäter  jualetd) 
3efuiten  ftehenb,  nertrat  0.  auf®  entfehiebenfte  ben  ©orftanb  be®  f.  f.  pht)üfaliich«aitronomifcben  Kabi« 
abfolutiftifchen  Stanbpunft.  Stach  her  franjöftfchcn  nett®;  bann  übernahmen  0nef)lehrer  (barunter  ber 
3ulirenolution  Bon  1830  erfannte  er  ben  König  £ub«  fpätere  Gr.jbifchof  Bon  Sicn,  Saufcber,  ber  Ktaler  3- 
wig  ©hilü’P  nicht  an,  unterftügte  bagegen  2>on  Gar«  8t.  Seiger,  bie  ©rofefforen  Sidjtenfel®,  0ränjl,  Go* 
lo®  al®  König  Bon  Spanien  unb  gewahrte  $ont  SDti«  lumbu«)  feine  ©u®bilbung,  bie  bei  ben  Ttnlagen,  bem 
guel  eine  0reiftatte  an  feinem  £>oj.  1831  lieft  er,  al®  qttien  ©ebüchtni®  unb  ber  leichten  0affung®fraft  in®bef. 
tn  ©tobend  eine  Serfchwörung  auebracb,  eine  ©mahl  für  Sprachen  erfolgreich  war.  33ie  nuiitärifche  Gr* 
Xeilnehmer  Berljaftcn,  floh  bann  5.  0ebr.  auf  öfter«  jieljung  leitete  feit  1843  Oberft  B.  £iauälab.  Schon 
reichifche®  ®ebiet,  lehrte  aber  fchon  9.  SJtärj  mit  öfter«  1844  führte  0.  3-  ba®  ihm  Bom  Kaifer  0erbinanb  I. 
reichifd)en  Xruppen  juriid  unb  fchritt  nun  mit  furcht«  Berlieljene  Xragonerregintent  9ir.  5 bei  einem  Wattö- 
barfter  Strenge  gegen  alle  Serbüdftigen  ein.  0.  War  Ber  bem  Kommanbnnten  Bon  Währen  unb  Scble* 
0elb,jeugmeifter  in  ber  ö[terrei<hifd)en  tlmiee  unb  feit  ften,  Grjherjog  7llbrecht,  Bor.  3"  bie  ©runbfiige 
1812  mit  ©eatrif,  ber  Xodjter  be®  König®  ©iftor  ber  Stegimmgähinft  würbe  er  Bon  bem  0ürften  tötet* 
Gmanuel  Bon  Sarbinien,  Bennahlt.  Son  feinen Xödj«  temieft  unb  beut  Staat8rat  ©ilgram  eingeführt.  9lm 
lern  warb  bie  ältere,  Xhti*f*.  bie  Gemahlin  be®  ®ra«  16.  Oft.  1847  erfdjien  er  jum  erftenmal  al®  Stell« 
feu  oon  ßhautborb,  bie  jüngere,  SDtarie,  bie  be®  fpa«  Bertreter  Kaifer  0erbinanb®  in  ©reftburq  bei  ber  3"« 
nifchen  ©täten benten  Xon  3unn  Garlo®.  Sgl.  ®al*  ftallation  be®  Grjherjog®  Stephan  al®  ©alatin.  flm 
Bani,  Memorie  storiche,  intorno  alla  vita  doll’  6.  Vlpril  1848  Würbe  0.'3- junt  Statthalter  Bon  ©öh* 
nrridnea  Francesco  IV  (Wobena  1846— 54, 4©be.).  men  ernannt.  $ie  ©tiffcon  bah  in  Berjögerte  fich  ie- 
9)  0.  V.  0erbinanb  ®eminian,  ^erjog  Bon  hoch,  ba  ber  für  ©öhraen  neu  ernannte  ®ubernial* 
©tobena,  geb.  1.  3un<  1819,  geft.  20.  9ioo.  1875,  präfibent  ®rnf  2eo  jhun  in  ©alijim  utrücfgebnl« 
Sohn  be®  Borigen,  folgte  biefem  1846  unb  erwarb  ten  würbe.  Statt  beffen  begab  fid)  0.  3-  nadh  ©e* 
1847  nach  bem  71nfaU  Stucca®  an  Xoäfaua  ba®  ®e«  rona  in  ba®  0elblager  Sabcgfn®  unb  ftanb  bei  St. 
biet  Bon  Xioißano  fowie  balb  barauf  nad)  bem  Xobe  fiucia  (6.  SJtai)  junt  erftenmal  im  0cuer.  Schon 
Sltarta  Suiten®  Bon©arma  baS^enoghcm  ©uaftatta.  im  Begriff,  fid)  «ach  ©rag  ju  begeben,  ereilten  ibn  in 
Sott  3<fuiten  erjogett,  führte  er  Die  Segientng  in  3fn®brucf  bie 9tacbrid)tcn  über  ben  blutigen Tiufftanb 
bem  befpotifehen  (Seift  feine®  ©ater®  unb  ftüftte  fteh  in  ©rag  Pom  12.  3uni,  bie  feiner  SHiffton  ein  Gube 
auf  bie  eng«  ©erbinbteng  mit  Öfter« id).  Xurch  bie  bereiteten.  71m  12.  Tlug,  lehrte  er  mit  ber  faiferlidjen 
SeBoluliott  im  0rühjahr  1848  oertrieben,  (ehrte  er  0amtlie  nach  78ien  (Schönhrunn)  jurftef  imh  begab 


903 


grait}  (Ciierreidj), 


jtd)  mit  ihr  7.  Cft.  nach  DltnüJ).  Ser  ©lan,  baß  Kai- 
fer  gerbinanb  abbanfe  unb  bi«  Krone  feinem  ©eifen 
übergebe,  beftanb  in  ber  (aifectidtjen  gamilie  fd)on 
feit  beginn  ber  Unruhen  unb  fottte  nad)  bemWunfdje 
ber  Saiferin  unb  ber  Erjherjogin  Sophie  fchon  am 
©eburtStag  g.  3ofepI)S  jur  SfuSfüljrung  fommen; 
bod)  »amte  bamal«  Sdiwarjenberg  »or  einer  Über- 
eilung. Sie  politifd)en  Serbältitiffe  nahmen  jebod) 
eine  \otä)e  Wcitbung,  baß  biefer  Stritt  unausweich- 
lich tuurbe.  Um  namentlich  ben  SDiagljaren  gegenüber 
burd)  frühere  3ufagen  be«  Staiferü  md)t  gcbuuben  zu 
fein,  warb  ff.  3-  1.  ®ej.  1848  am  Söoflager  in  Cl- 
utüh  für  Doßjährig  erflärt,  Worauf  2.  Xe,;.  Saifer 
gerbinanb  abbantte.  Sa  fein  ©ruber,  Erzherzog 
ffranj  Sari,  auf  bie  ©aebfotge  Der jidttete , trat  in 
biefe  nun  beffen  ältefter  Sohn  ein  alb  Kaijcr  Don 
Efletreid)  unb  König  Don  Ungarn  unb  ©öbmett. 
Ser  junge  gürft  ho|fte  gemäß  feinem  Wahüprudj 
»Viribus  unitis*  ber  allfeitigen  itbwierigen  ©erhält- 
niffe  .fierr  ju  werben.  Sab  crfle  SUiniflerium  (fdjon 
feit  22.  ©ob.  im  ©tut)  beftanb  aub  bem  giirften 
Schwarzenberg  (©räftbent) , ©raf  Stabion  Qnne- 
re«),  ©aron  Staub  (ginaitjen),  ©encrat  Eorboit 
(Stieg),  ©ach (3>tftij).  ©aronSntd  (fjanbcl),  ©arou 
Xf)mnfelb(£anbeSfuitur),  babSieffort  be«  Unterricht« 
leitete  ©aron  geifert.  Sie  ©ertjaitblungen  ber  ©e- 
gientng  mit  bem  bantals  inKtemfier  tagciiben©eid)«- 
tag  jerfdjlugen  fid),  leptercr  würbe  4.  SKärj  1849 
aufgelöft  unb  eine  Serfaffung  mit  jentrnliftifchem 
©rnnbgebanten  »oftrobievt« ; berungarifdjeülufftanb 
war  uicbcrgeWorfen,  ber  fiaifer  hatte  felbft  bei  ber 
Örflilnuung  Don  ©aab  (28.  3uni)  mitgewirft,  ber 
farbinifche  Shrieg  burd)  ©abeßft)  glönjeitb  gewonnen, 
fo  bafi  im  ganjen  bie  erften  Sicgierungbjahre  eine 
Dteihe  Don  Erfolgen  aufjuweifen  hatten.  Vlucb  nach 
außen  hin  entfaltete  Öiierrcid),  befonberb  nachbem 
ff.  3-  in  ©regettj  (im  Ettober  1850)  mit  bat  Koni- 
gen  Pott  Bagern  unb  Württemberg  eine  3ufammen» 
fünft  gehabt  hatte,  rege  Xitigleit  im  Sinn  einer  anti- 
prcußifdjen  ©olitif.  ‘ 3!ad)  beut  Sobe  beb  ffürften 
gelij  Schwarzenberg  (Vlpril  1852)  unb  ber  Ernen- 
nung beb  unbebeutenbentSrnfen  ©uol  an  feine  Stelle 
erlangte  ©ad)  ben  größten  Einfluß  in  ber  äiegicrung, 
bie  fdhon  feit  ber  Aufhebung  ber  ©erfaffung  juni 
©bfolutiSniu«  jurüdgefehrt  war  (©uguft  1851).  Ser 
Saifer  unternahm  itt  ben  folgenben  iahten  SReifen 
in  bie  Deifd)icbcnen  ©roDinjen,  um  bie  ©erljältniffe 
beb  ©eid)es  gettau  leimen  ju  lernen,  ©m  18.  gebt. 

1853  Würbe  Don  bem  Ungant  Sibtfnbi  auf  ben  Saifer 
Währenb  einer  Spaziergange«  auf  ber  ©aftei  näd)ft 
bem  ehemaligen  ftärntnertor  üt  Wien  ein  Attentat 
unternommen,  bei  bem  er  mit  einem  ÜHcfjer  am  ipin 
terhaupt  perwunbet  würbe;  hoch  erholte  er  fid)  nach 
wenigen  Wochen  Doüjtänbig  unb  fegte  bie  Steifen  in 
bie  ©robinjen  auch  in  biefem  3ahre  fort.  Vtm  24.  '.'tpnl 

1854  erfolgte  bie  ©ermihtung  mit  ber  babrifdjen 
©rinjeifin  Elijabetl)  (f.  b.  5).  Sie  potitifchen  ©erhält- 
niffe,  äußere  unb  innere,  traten  nunmehr  wicber  em- 
ftet  in  ben  ©orbergruttb.  Sehr  DerljängniSüoU  für 
Ofterreid)  War  ba«  1855  mit  beut  ©apjt  abgefdjloffeue 
Sonlorbat  unb  bie  Haltung  Eilerreidj«  währenb  bc« 
Srimfrieg«,  looburd)  ber  ®nmb  ju  einer  langjährigen 
ffeinbfcbnft  mit  bem  alten  Hinderten,  ©ußlnnb,  ge- 
legt  tuttrbc  unb  Ofterreich  ifoliert  baftanb,  al«  e«  tut 
©pril  1859  ben  Krieg  gegen  Sarbinien  unternehmen 
mußte,  um  feinen  italienifchen  ©cfib  ju  Perteibigen. 
©ad)  ber  erften  mtglüdlichen  Schlacht  Don  ©fagenta 
(4.  3uni)  übernahm  ff.  3-  ben  Eberbefehl  • Öfter- 
reich  würbe  aber  fdjon  24.  3»nt  bei  Solfcrino  fo 


fchwer  gefihlagen,  baß  ber  Saifer  in  einer  ^ufammen* 
hälft  mit  ©apoleott  in  Siüafranca  (8. 3uti)  ffrieben 
ichloß.  in  bem  bie  Jüombarbei  preisgegeben  würbe. 
3m  3nnem  bebeutete  ba«  Cftoberbtploni  Pom  20. 
Cft.  1860  unb  ba«  ffebruarpatent  Pom  26.  ffebr. 
1861  ben  ©mef)  mit  ber  abfoiuten  ©egierungSwcifc 
ber  lebten  3at)“;  aber  nur  für  furje  3eit,  ba  bie 
neue  Serfaffung  febon  20.  Sept.  1865  fiftiert  Würbe. 
Sie  entjdjeibenbfie  ffrage  jebod)  War  bie  be«  ©erhätt- 
itiffe«  Ofterreid)«  jum  Seutfchen  ©unb.  ff.  3ofepl)« 
Etntabung  jum  jftanffurter  ffürftentag,  ber  am 
16.Vtug.  1863  begann,  fanb  mit2tu«iiahiuc©reußeuä 
atlfeitä  Entgegenrommen,  aber  bie  ©erhanblimaen 
betreffs  ber  Slcform  be«  Sunbe«  Derliefett  ohne  Er» 
gebni«,  bie  fchtedwig  > hotfteintfehen  ©erwiefetungen 
perfthärften  ba«  ©erhältni«  jwijd)eu  beit  beiben  beut- 
fd)«n©ormäd)teit  unb  führten  unmittelbar  jum  Krieg 
Pon  1866,  burd)  ben  Ofterreid)  feine  3Wnd)tftettung 
tn  Seutfchlanb  uitb  Senetien  Dertor.  Sie  ffotge  biefer 
iiuhent  ©ertufte  war  eine  Klärung  ber  ittnern  ©er» 
hältnifie  im  Sinn  eines  bualiftifd)ett  Staaläprin- 
jip«.  Vtm  8.  3uni  1867  würbe  ff.  3-  in  Ofen  feierlid) 
junt  König  Don  Ungarn  gefrönt.  Sie  Serfaffung 
Don  1861  würbe  wicberhergeftetlt  unb  burd)  bie  ©er 
laulbarung  ber  3iaat«grunbge[eße  Dom  21.  Sej. 
1867  im  freiheitlichen  Sinn  auSgebaut,  unb  Währenb 
ber3ahre  1867 — 70  gefdtah  im  Jßinent  mand)e«  tut 
©eine  liberalen  govlfdjrittä  auf  bem  materiellen  unb 
geiftigen  ©ebiet.  3ufantntenfünfte  g.  3ofeph«  mit 
Sfapoleon  III.  1867  ju  Saljburg  unb  ©ari«  blieben 
ohne  tatfäeblidje  golgen.  1869  reifte  g.  3-  jur  Er- 
öffnung  be«  ouejfanalS  nach  '-’igbpten.  3u,lt  beut» 
fthett  ftatfer  Wilhelm  I.  Würben  fieuttbfchaftlicheSe. 
iebungen  bereit«  im  September  1871  bei  einer  3“- 
ammenfunft  in  öaftein  uitb  Saljburg  angefnüpjt, 
ber  bann  im  September  1872  ber  für  bte  weitere  ©o- 
litif  bebeutfame  ©cfuih  g.  3ofepb«  unb  Kaifer  Sllejan- 
ber«  Pon  Siitßlanb  in  ©erlitt  folgte.  3m  folgenben 
3al)re  (1873)  empfing  g.  3ofeph  anläßlich  ber  Welt- 
ausfleHung  .zahlreiche  SouDcröue  in  Wien,  unb  nod) 
im  felhen  Jahr  beging  er  fein  25jährige« ffiegierung«. 
jubiläum  unter  anteiligen  freubigett  Kunbgcbungen 
Don  feiten  ber  SeDölfetung.  3m  3>*nen>  herrfchte 
Damals  eine  liberale  Sichtung : ttaebbem  fdjon  1870 
ba«  Kontorbat  aufgehoben  worben  War,  erfolgten 
burih  ba«  Dcrfajfungstreue  ©imifterium  Vlueriperg 
(feit  Diooember  1871)  bie  neuen  Kirdjengefehc  uni) 
ber  ©uSgleid)  mit  Ungant,  ©i«  1879  währte  biefe 
2ira,  feitljer  hegann,  Doit  Saaffc  juerft  Derfudjt,  bie 
©erföhnungSpolitif,  bie  mit  einjelnen  ftürmifchen 
Unterbrechungen  nod)  fortbauert.  ©eftü|)t  auf  ba« 
Seutfthe  ©eich,  Denuieb  g.  3-  1877  eine  Einmi» 
fchuug  in  ben  ruffifd)  • türfifcheu  Krieg  unb  befehle 
1878  ©oSniett,  worauf  ba«  ©erhältni«  ju  ©ußianb 
ein  immer  gefpanntere«  mürbe  unb  erft  in  ben  1890er 
Sahren  einen  leiblichem  Eharafter  gewann.  ©1«  Wc< 
gcngewid)t  warb  1879  ein  förmliche«  ©ünbntt  mit 
Scutjd)lanb  abgefd)loifcn,  bem  ftch  bann  audj  3talien 
jugefdlte.  g.  3-  hat  währenb  feiner  wedifetDoHen, 
Dott  ben  fchwierigften  Srifen  erfüllten  ©egientng  ba« 
Pon  größter  ©flid)tteue  getragene  Seftrehm  bewtefen, 
nach  eignem  Urteil  unb  mit  möglichfter  ©eriidfidm- 
gung  ber  Perfehiebeitartigen  gnterefjen  feiner  SJnnber 
bie  Segierung  ju  führen.  Sie  ©rntee,  bie  fidj  feiner 
befonbem  gürforge  erfreut,  hat,  bauf  einer  neuen 
Crganifation  unb  ber  Opfcrwiüigfeit  ber  ©ötfer,  an 
Stärfe  unb  iüd)iigfeit  wefenilidi  gewonnen.  Seine 
Siefibenj  ifl,  feit  Ungarn  eine  io  bebeutenbe  Soße  im 
©eiche  fpielt,  einen  Seit  be«  3at)reS  in  Ofen  unb  im 


904 


grartj  (®a*fen,  Sizilien). 

S*lo&  ©öböttö,  fonft  regelmä&ig  in  ber  fatferlidicn  mib  warb  in  SSien  farnt  feinem  ©ruber,  bem  faifer* 
Burg  ju  Sien  unb  im  Sdiloiie  (s*öitbrunn , wäp-  Hebe»  Cberften  §einridj  3üliuÄ,  bis  ©uguft  1635  in 
renb  beä  ftodifommerS  in  3f*l-  Soip  bie  geier  ber  Saft  gepalten.  1641  trat  er  an  StcHe'©rnimS  an 
jtfbemen  £>o*jeit  (1879)  unb  baS  40jäbrige  Kcgie-  bie  Spipe  beS  faiferti*en  Korps  in  ber  Dberlaufip, 
rungSjubiläum  (1888)  feierte  5-  3-  inmitten  eine«  fommanbierte  1642  ein  Rorpo  unter  bem  Gnperjog 
gtüdli*en  gamilienlebens.  Seitbcr  trafen  ipn  furd;t-  Sfcopolb  m ©*leften  unb  ftarb  bei  einem  ©erfu*. 
bare  S*idial4f*läge:  ber  Job  bcS  ftronprinren  Su-  3*roctbnip  ju  entfepen,  bur*  torjtenSfon  get'djla- 
bolf  (30.  3an.  1889),  bie  Gnnorbung  ber  »aiferin  gen,  feproer  Derwuubet  unb  gefangen  in  <2*weibntp. 
(lO.Sept.  1898),  ber  Job  feines  ©ruberS  Grjperjog  [®ljtllen.J  15)5  I-3nnuariub3ofepb,Sönig 
Sfarl  Subwig  unb  anbrer  Ramilienmitglieber.  ©m  beiber  Sijilien,  geb.  20.  ©ug.  1777,  geft.  8.  Sod. 
12. 3uni  1903  Oerfudtte  ein  3rrftnniger,  3afob  Sei*,  1830,  Sopn  gerbinanbS  X.  (IV.)  unb  ber  Grjperjogm 
ben  Staifer  auf  ber  gaprt  bur*  bie  ©ianabilferitrafio  ßarolinc  Don  Cjtcrrei*,  Dennäblte  ft*  1797  mit  Äle- 
mit  einem  Stodc  ju  treffen.  tie  geier  bes  50jSpri-  mentme,  to*ier  Staifer  2eopoIbSlI.(auS  weldierGb« 
gen  SHcgierungSjubiläumS  (2.  ®ep  1898),  bie  g.  3.  bie  £>crjogin  Don  ©errt)  entfproffen  iff).  unb  na*  bereu 
fern  Don  Sficn  auf  bem  3*loffc  feiner  to*tcr,  Gr;«  tobe  1802  mit  3fabeUa,  toditer  beSßönigS  Hart  IV. 
ber jogin Diane ©alerie,  in  ixtaUfee  beging,  bcf*ränfte  Don  Spanien,  bte  ipm  jwölf  Rinber  icbcnde.  Dia*' 
ft*  angcfi*tS  ber  trauer  um  bie  Kaiferin  in  ganj  bem  bur*  englif*en  Ginjiuii  bewirft  tnorben  n>ar. 
Oitcrrei*  auf  emfte  gefllidjfeiten : in  Clmüp  unb  baft  gerbiitanb  I.  16.  3an.  1812  g.  jum  Sei*SDer< 
38cijjtir*cn  tDurbou  Stanbbilber  beb  ßaiferS  erri<p*  tttefet  Don  ©ijilien  emaimte,  gab  er  mit  £)tlfe  beb 
teL  3>cr  Gpe  mit  Glifabctp  entfprattgen  folaenbe  Rin-  englif*en  ©buuralS  ©entind  ben  Sijilianern  eine 
ber:  Soppie,  geb.  6.  SKai  1855,  geft.  29.  wlai  1857;  neue  ©erfaffung  unb  fegte  ein  Parlament  eht,  b ab 
©ifela,  geb.  12,  3ult  1856  (Tot  20.  ©prit  1873  ber»  freili*  Don  gerbinanb  1.  na*  SSiebcrantritt  ber  Sie- 
ntäblt  mit  bem  ©riujen  fieopotb  Don  ©apern,  bem  gierung  toieber  aufgelbft  nmrbe.  ©IS  llnrupen  in  Si* 
Sopn  beb  ©rinjen  fiuitpolb);  ftronprinj  Subolf  j jilien  ben  König  ju  Deriöpnlüpcn  Sdjritten  jtoanaen, 
(f.  b.),  geb.  21.  Slug.  1858,  geft.  30.  3att.  1889;  ernannte  er  g.,  ber  fut  j Dorper  ben  titel  eines  £er< 
SK  arie  ©alerie,  geb.  22.  ©pril  1868  (feit  31.  3ul<  jogo  Donßalabrien  erpalten  patte,  1816  jutn©ouDer> 
1890  Dermäplt  mit  granj  SalDator,  Grjperjog  Don  ncur  Don  Sijilien,  in  »eltper  Stellung  biefer  bur* 
Dfterrei*- Jobtana).  Sgl.  Emmer,  Satter  g.  3o-  f*cinbaren  ÜiberaliSmub  bie  Sptnpatpien  beö  ©olfe« 
fepp.  50  3npre  öftcrrci*d*er  ®ef*i*te  (Sien  1898,  gewann.  91a*  ©usbru*  ber  Sfeoolution  1820  über- 
2 ©be.);  Smolle,  giinf  3abrjepnte  auf  £>abbburg.'  gab  ipm  ber  König  abermals  bie  Kegierung.  g.  be- 
Jpron,1848-  1898  (baf.  1898);  Sioftot,  Sie  Siegte-  idttuor  bie  fpanijtpc  ffonftitution  Don  1812,  berief  ein 
rungö;cit  beb  Saiferb  u.  Sönigd  g-3ofepp I.  (3.9lufl.,  Parlament  unb  ein  neues  SKinifterium  unb  ftellte  bie 
baf.  1903);®*niheru.a.,g.3ofeppl.unbfeine3eit  ©refifreipeit  per.  3ebo*  infolge  ber  öjlerrei*if*en 
(baf.  1898,2Sbe.;  ©rn*t»crf);  »Viribis  tinitis.  Jab  jlnteroention  legte  er  bie  Siegicrung  tuieber  nieber  unb 
©u*  Dom  Saifer«,  mit  Umleitung  Don  3-  ®-  D.  £>el-  lebte  in  äuriidge  jogenpeit,  bib  ipn  ber  tob  feines 
fert  (©ra*ltt>erf,  prbg.  Dott  SK.  Verjig,  baf.  1898).  Saterb  4.  3<m.  1825  auf  ben  tpron  rief.  Sie  übe- 

13)  g.gerbinanb.Grjperjog  DonDfIerreid)-Gfte,  ralen  3been,  bie  berffronprinj  Derirelen,  tourben  Don 
geb.  18.  $ej.  1863  in  ©rat,  iiltefter  Sopn  bes  Grj*  bemSbnig  gänjli*  pergeffen,  ber  fi*  bur*aub  ber 
perjogb  Karl  Slubroig  (geb.  1833,  geft.  19.  Sllai  1896),  reaftionarcit  ©olitif  Cfterreiepb  auf*lo6.  SSäprrnb 
©rubtrb  beb  Saifers  grattj  3o(ci>P-  unb  feiner  jtoei*  am  £tof  üppige  3n*tlorigfeit  perrf*te,  nntrben  bie 
teit  ©emapltn  Sflarie  ©nnunciata  Don  Sijilien,  erbte  3uftänbe  beb  SanbcS  immer  trauriger,  ba  g.  bie  ©er- 
1875  na*  bem  Grlii[*en  bestöaufeb  SJiobena  bejfen  uialtung  ben  ungebilbetften  9J?enf*en  überlteB  unb 
grogeS  ©ertnBgen  unb  ben  tilel  Gfle.  1892—93  un  bur*  cm  argliftt(*eS  Spionier-  unb  3)enun;iationä. 
teruapm  er  eine  Seitreife,  bie  er  im  «tagebu*  meiner  fpftem  jebe  geiitige  ©eioegung  unierbrüdte.  Sgl. 
Seife  um  bie  Grbe«  (SBien  1895  — 96,  2 ©be.)  f*il-  91iSeo,  11  rctuue  di  Napoli  sotto  Francesco  I (Stö- 
berte. 1894  Würbe  er  ©cneralmajor  unb  ßomman-  pel  1887). 

bant  ber  38.  3nfanteriebrigabe  in  ©ubtnciS,  1898  16)g.  II.  ÜRaria  Ceopolb,  König  beiber  Si- 

StellDertreter  beb  fiaiferb  tm  oberften  ß’ommanbo,  jilien,  aeb.  16.  3an.  1836,  geft.  27.  ttj.  1894,  ber 
1899®eneral  berßaunllerie.  2>ur*bentobbeSStron- ' cinjige  Sopn  aus  ber  erflcn  Gbe  beS  ßönigS  gerbi* 
prinicn  Subolf  (30.  3an-  1889)  unb  feines  ©atcrS,  nattb  II.  mit  ber  ©riujeffiu  Gprifriane  Don  Saoopen, 
be8  GrjperjogS  Karl  ytibtuig.  fiel  ipm  bie  ©ntoart- 1 warb  feinen  ber  jWetlenGpe  feineS  ©aterä  entfprun- 
f*aft  auf  ben  öfteiTei*if*en  tpron  ju.  ©in  1.  3uli  genen  £>albbrübern  wegen  feiner  geringen  ©eifteS- 

1900  Dcrmäpltc  er  ftd)  morganatif*  mit  ber  jur  gür-  aulagen  Diclfa*  na*gefcpt,  genog  eine  mangelpafte 
flin  ipopenbetg  (f.  b.)  erpobenen  £)ofbame  Soppie  Grjiepung  unb  blieb  au*"  perangema*fen  allen 
©röfitt  Don  Gbotef  (f.  b.  2),  na*bem  er  für  feine  Sa*»  StaatSget*äflen  fern.  Bin  3.  gebt.  1859  Dennäplte 
folgef*aft  auf  bieGrbfoIgt  Derji*tet  patte.  3m®pril  er  fi*  mit  ber  ©rinjeffin  Diane,  to*ter  beS  ÖerjogS 

1901  übemapm  er  baS  ©rotcflorat  über  ben  Salpo  SJiojtmilian  itt  Sapmt  unb  S*toeftcr  ber  Saifenn 

lif*en  S*ulDerein.  Glifabctp  Don  Cfterrei*.  3«  fritif*er  ^cit,  22.  äüai 

IGadtfcn.]  14)g.© Ibert,© rin j D onSa * iett • 1859,  ftarb  gerbinanb  n.  unb  pinterlicij  bie  Ärone 
Siauenburg,  geb. 81. Oft.  1598,  geft.  10.3unil642,  bem  btir*au«  unfäpigtn  unb  unDorbereiteten  Sopn. 
tämpfte  im  £teer  ber  Üiga  unter  ttdp.  1625—29  im  So  blieb  benu  bie  alte  GantariUa  am  Sfuber,  an  iprtr 
faifcrli*cn  £ieere  SaQcnfleinS,  feit  1630  im  f*webi-  Spipe  bie  Derwitwcte Königin,  unb  füprte,  jumal  na* 
i*en  unb  fam  1632  in  ber  S*!a*t  bei  £üpen  fäli*»  bem  ©uäbru*  beS  Krieges  jWif*en  Cfterrei*  unb 
li*  in  Serba*t,  ben  König  ©uftaD  ©bolf,  an  beifen  Sarbinien,  ein  graufameS  S*redfen8regiment,  bas 
Seite  er  fi*  befanb,  Derrätcrif*  erf*offm  ju  haben.  bcn©uöbru*  ber  nationalen Grpebung  in  Sübitalien 
3n  fä*ftf*c  tienfte  getreten,  Warb  er  im  gebntar  nur  bef*leunigtc.  ©m  4. 9lpril  1860  begann  in  ©a 
1634  Don  SSadenftem  in  gepcimen  Unterpanblungen  lernte  ber  ©ufftanb,  würbe  jWar  pier  unterbrüdt, 
an  Semparb  Don  ©kimar  na*  SeaenSburg  gefanbt,  Derbrcitctc  ft*  aber  f*ned  über  baS  gattje  2anb,  ju« 
geriet  auf  bem  Südweg  in  bie  £>äni>c  ber  ftai)erli*cn  [ mal  feit  ©acibalbi  11.  Diai  in  SJiarfafa  gclanbei  war, 


905 


gram  (3uname). 


ber,  nadtbem  er  bi«  Jnfel  faft  gnuj  «robfrt  E)att«,  auf 
bad  3«filanb  überjeßte  unb  [id>  gegen  Sfeapcl  felbit 
Wanbte.  3U  l’pät  (26.  Juni  1860)  berief  3-  ein  libe- 
ralem SRiniftcrium,  uerf imbete  ein«  »oll«  ©mneftie  für 
alle  potitifhcn  Vergehen  unb  Jagte  bie  ©ubarbeitung 
einer  ©erfaffung  )u.  Seine  Scifprediungen  fanben 
feinen  ©tauben;  iin  §cer  wie  in  ber  glotte  unb  felbft 
in  ber  Umgebung  beb  König«  griff  bcrflbfatl  um  ficb, 
unb  3.  blieb  nidjlä  Weiter  übrig,  alb  fid)  mit  bent  ©efl 
feiner  Xruppen  hinter  ben  ©oltumo  )urfld)uiieben 
unb  fid),  alb  bie  farbimftben  Iruppen  in  ben  Kampf 
eingriffen,  in  bie  3«jtung  fflaeta  ju  werfen.  Wo  er  fid) 
(ermutigt  burdb  feine  ritterliche  ©emablin)  nod)  brei 
'Konnte  hielt.  Erft  13. 3«br.  1861  fapitulierte  er  unb 
begab  ftdq  mit  ber  Kbnigin  nah  ©om,  wo  er  einige 
3abre  lebte,  [pater  nah  '-Bagern,  ©ergeblid)  prote- 
ftierte  er  gegen  bie  ©nnejfion  [einer  Sänber  burdi  bab 
Königreich  Italien  unb  fuhte  burh  Unruhen,  bie  Sri- 
ganten  in  (einem  Selb  anftifteten,  bie  farbinifdje^err- 
fhnft  wieber  juiiürjen.  Sgl.  3!  1 8 c 0 , Francesco  II 
re(©eapel  18881;  X e 8 e [ a r e , La  tine  diunregn», 
©b.  2 : Regao  di  Francesco  II  tttittd  bi  EafteHo  lts KJ). 

JSpantcn.)  17)3-  be  ©ffifi  SRari a 3er bi nan b, 
König  nonSpanien,  $jer)og  Don  Eabi),  Sohn  beb 
fpanifhen  3nfanten  3ran)  be  ©auia,  geb.  13.  fflai 
1822.  gejt.  1 6.  Vlpril  1 902  m Cpütal),  Brpcrlih  [hwad) 
unb  geiitig  b&hft  unbebeutenb,  würbe  bedroegen  auf 
Betrieb  Subwig  ©biltpp«  Pon  Sranfreidj,  ber  feinem 
Sobn  SRontpenfier,  bem  ffienial)l  ber  jütigem  Shwe- 
jter,  Suife,  ober  wenigftenb  beffen  ©ahfomnien  bie 
fpaniihe  Krone  juwenben  wollte,  1846  mit  ber  Köni- 
gin JfabcHa  II.  nenniiblt.  Er  erhielt  ben  König«- 
titel,  würbe  aber  uon  ber  Königin  giinjlid)  beifeite 
«(hoben.  Er  folgte  ihr  nah  ihrem  aturj  (Septem- 
er  1868)  jwar  inb  Sfil,  trennte  fih  jebod)  burh 
©ertrag  öoltflänbig  Don  ihr. 

$franj,  1)  3obann  'JRidiael,  ©eograpfj,  geb. 
14.  3ept.  1700  in  tljrmgen,  geft.  1761  in  ©öttingen, 
trat  1730  in  bab  SVartengefdjiift  Don  Job.  Shriftoph 
$omami  in  Nürnberg,  Der  ihn  neben  Eberbperger 
jum  SRiterben  ber  Jianblung  ($>omannfd)e  Erben) 
mähte.  3ajl  30  Jahre  lang  blieb  er  bereu  Seiler, 
Derfuhte  alb  folh«r  jum  erftenmal  in  Xeutfhlanb 
eine  grünblih«  ©«form  ber  Kartographie,  begriinbete 
um  1740  bie  Robmographifh*  ©efetlidmft  jur  3örbe- 
rung  ber  ©eograppie  unb  Kartographie  Don  Teutfh- 
lanb,  fiebelte  aber  1759  alb  ©rofeffor  nah  Böttingen 
über.  ©gl.Etjr.Sanbler,  Xie  ^lomämtifhen  Erben 
(in  ber  -Jeitfcbrift  für  wiffenfhaftlih«  ©cograpbie«, 
©b.  7,  1890). 

2)  Johanne«,  fceüenift,  geb.  3.  Juli  1804  in 
©üntberg,  geft.  1.  Xe,).  1851,  ftubierte  in  ÜRünhen, 
habilitierte  fleh  bafelbft  1830,  begleitete  1832  aMXol- 
metfh  ben  König  Ctto  nah  Briehenlanb,  lebte  feit 
Enbe  1833  in  3tatirn,  bauptfiidjlih  in  ©om,  fiebelte 
1839  alb  SRitarbeiter  am  »Corpus  inscriptionum 
graecarum-  nah  Berlin  über  unb  Würbe  bort  1840 
aufjerorbenilidier,  1848  orbentliher  ©rofeffor  an  ber 
Unioerfität.  Seinen  wiffenfhafttiiben  Arbeiten  fehlte 
eb  an  Sdiarffimt  unb  SKethobe.  Siir  Derbanfen  ihm : 
»©raftifhe  Anleitung  jur  Erlernung  beb  ©eugrichi 
fdien«  iSiünd)- 1832);  -Ilellenismos-  (Seip).  1836), 
«ine  ©rammatif  beb  9Utgried)ifh<n  in  grtehifdier 
Sprahe,  heraubgegebeti  unter  bem  ©amen  ©brafillcb; 
»Graminatica  lmguae  graecae  recentioris«  (©om 
1837);  >Xeutfh-griehifhbö93ört«rbuh*(fieip).1838, 
2 Bbe.i;  »De  musicis  graecis«  <©erl.  1840);  »Elo- 
mentacpigraphices  graecae«  (baf.  1840);  ben3.  ©anb 
beb  »Corpus  inscriptionum  graecarum- ; enblih 

Äonp.  »&efiton,  6.  Äufl.,  VL  ©b. 


Vtusgaben  beb  St)fiad  (9Rüuh-  1831)  uub  ber  Creflie 
beb  «fhhtob  mit  beutfher  Überfepung  (Meipj.  1846). 

8)  ©obert,  Sieberfomponift,  geb.  28.  Juni  1815 
in  .fmtle  a.  b.  3.,  geft.  bafelbft  24.  Oft.  1892,  hielt  ur< 
fprfingtih©obert  3ran)  Juliud  Knaulh,  nahm  aber 
1847  mit  fönigtiherÖenehmigung  ben  ©amen  3.  an. 
©ah  ©bfolDierung  beb  ©t)mnafiumb  1835  begab  er 
fih  nah  Xeffau,  um  unter  Seitung  3riebr.  Shneiberb 
®ufif  )u  ftubieren,  unb  mähte  fih  hier  mit  ber  Kunft 
beb  Xonfaßeb  Pöttig  Dertraut.  obwohl  ihm  bie  fünft- 
lerifdir  ©idjtung  unb  bi«  trodne  Sehrntetbobe  feincb 
®cifterd  wenig  jufagten.  1837  nah  §ade  jurüdge» 
fehrt,  patte  er  jahrelang  ju  Warten,  bib  er  eine  9m» 
itellung  fanb.  Erft  1841  würbe  er  Drganift  ber  Ul- 
rihbfirthe  unb  enblih  1859  ©adjfolger  ©aueb  alb 
UmDerfitätdorgantfl  unb  -®u[itbireftor  unbXirigent 
ber  Singafabeniie.  1843  trat  er  mit  feinen  erfien 
Siebent  (Op.  1)  in  bie  Cjfentlihfeit,  für  bie  ©.  Shu- 
mann  in  ber  »©euen  3cit(hrift  für  ®ufif«  wann 
eintrat  unb  bie  ®enbel«fol)nb  unb  Sif]M  Beifatl  fan- 
ben. 3ii  b«r3olge  brangen  feine  Sieber,  bereu  er  über 
350  Deröffcntliht  hat-  m immer  weitere  Kretfe.  Seit 
1853  wtirbe  ihm  feine  XStigfeit  burh  ein  fhon  frithev 
herDorgetreteneb  ©ehörleiben,  bab  )iirXaubh«it  führte, 
aufterorbentlieh  erfhwert;  1868fab  er  Rh  gejWungen, 
feine  ©niter  nieherjulegen.  Ein  Don  ©erehrem  feiner 
Kunft  bargebrad)ted  Ehrengelhenf  überhob  ihn  ber 
fhlimmften  ©ahrungbforgeit.  SJährenb  ber^eit  fei- 
neb  Siehtumb  befhäftigten  itm  Dor.jugbweife  ©«- 
arheitungen  her  ®eifterwerfe  Sah«  (»KatlhSub- 
©a(rton-,  »©(agnififat-  u.  a.)  unb  Juinbelb  (»L'al- 
legro,  il  pensieroso  ed  il  moderato«,  »SRefftad«  ic.), 
ndmlih  Ergiinjunoen  ber  Jnftrumentierung  alb  Er- 
fap  beb  bejifferten  Baffeb  ber  Originalpartituren,  bie 
er  mit  noUeubeter  ®et[teridiaft  aubfüf)rte.  2luh  be- 
arbeitete er  ©ftorgab  »Stabatmatcr«  unb  Xuranteb 
»®agnififat«.  irr  Sdjwerpunft  (eineb  Sebaffenb 
liegt  aber  in  feinen  Siebern,  in  benen  er  ben  ©eift  ber 
Somantif,  ben  Ernft  unb  bie  3ormreinb«it  beb  flaf- 
fifdien  Stilb  unb  ben  ßharafter  beb  Solfbtümlihen 
in  fettener  Sleife  )u  Bereinigen  unb  ju  Derfhmeljen 
gewuftt  hat.  ©ufier  ben  einjtintmigen  Siebern  fom- 
portierte  3-  mehrere  Ehcrtifber  für  gemifhten  unb 
©lännerhor,  ein  Kprie  (Op.  15)  unb  ben  1 17.  ©falm 
für  Xoppeldior  (Op.  19).  — Seine  öattin  ®aria, 
Xohter  beb  ©hitofophen  ßinridib  (geb.  1828,  ge[t. 
5.  ©iiti  1891),  machte  fih  ebenfaQb  atb  Sieberfom» 
poniftin  befannt.  1903  würbe  fein  Xenfmal  (©üfle 
Don  Shaper)  in  S'olle  entbüdt.  ©gl.  D.  ©roh«)fa, 
©oben  3-  (in  ©eclamb  UniDerfal-Bibliothef,  1894); 
3-  Sif)t,  ©oben  3-  (Seip).  1872);  Ofterwalb, 
©.  3-,  ein  Sebenbbilb  (baf.  1886) ; 21.  Saran,  ©.  3- 
unb  bab  beutfhc  ©otfb-  unb  Rmhenlieb  (baf.  1875); 
Satbniann,  ©obert  3-.  ©elprahe  aub  jepn  Jah- 
ren (baf.  1895). 

4)  Juliud,  ©itbhauer,  geb.  1824  in  ©erlin,  geft. 
bafelbft  16.  Xe).  1887,  befuhte  feit  1838  Slihmanna 
©telier,  wo  er  fein  Erftlingbwerf,  einen  Schmetterling«- 
fänger,  fdmf.  ©aheinanber  befühle  er  barauf  bie  vite 
Iterb  Don3ifher,ffirebow  unb  enblih  bab  Don  ©auch- 
Seine  felbftänbige  XÄtigfeit  eröffnet«  er  1861  mit  ber 
©ruppe  eineb  Sdjdfcrd  mit  feinem  S>unb  im  Kampf 
gegen  einen  Jiger.  Jni  folgenbcn  Jahr  fertigte  er  atb 
©enbantetne21ma)onengruppe.3weil858mi)b«üterte 
fotoffale  ©nippen  einer  fhwermütig  unb  einer  heiter 
finnettben  ©ajabe,  jebe  auf  einem  Seetier,  erhielten 
auj  ber  Berliner  Vluoflcllmtg  bie  golbene  dRebaiHe. 
1859  untentahm  3-  auf  StaJuloftcn  eine©«ife  nah 
Jtalien.  Son  ba  ah  würbe  feine  Xätigleit  Porwie- 

57* 


006  A'rnnj  von  afftfi  — Jyron^n. 


genb  burdi  umfangreidie  Aufträge  mept  beforatiocr 
Silbmetle  in  gro&em  SWafsflab  in  flnfprud)  genom- 
men.  Die  perBotragenbfien  finb:  bet  jcigcr,  bergi- 
jdjer.  bic  Schnitterin,  ber  Canbmann,  bic  Spinnerin, 
ol«  perf  onifi  fatwnen  Berid)iebencr  fflonate ; bie  Sünile 
in  aept  3rot,teirelirf«;  bie  gapreSjeiten  in  Köpfen ; 
Sinter  unb  grüpling,  audj  in  ganten  gigurett;  Gere« 
uttbglorn.  Die  Originale  faft  aller  bicjer  oft  perBtel- 
fälligien  Scrfe  finbet  man  in  ben  fönigliepen  Scplof- 
fern  jii  pot«bam.  3"  biefelbe  Selbe  gebären  aud) 
bie  loloffalen  Sanbileingruppen  Bon  Gnglanb  unb 
flmerifa  fiit  bie  'berliner  ©örfe.  Soll  1807  an  führte 
er  nad)  dJiobellcn  unb  Stiyen  beS  t>er(lorbenen  g.  fl. 
gifcper  $roei  Don  bcn  Bier  fflarntorgruppen  für  ben 
©eüe-ffUtanreplap  in  ©erlitt  au«.  3“  feinen  lepteu 
Schöpfungen  geboten  eine  Wruppe  be«  Alpine«  unb 
ber  ©entbefilea  unb  eineSlnlue  be«  prinjen  griebrid) 
»atl  Bon  Sreufien. 

6)  Ab oif,  tatpol.  Ipeolog  unb  ipifiorücr,  geb.  21. 
De«.  1842  in  Sangcnbielau,  Würbe  1807  Stieflet,  1809 
Dozent  unb  Siepctenl  am  fürftbi[cpöfli4)en  fionoifio« 
rium  in  Sredlau,  rebigierte  1872—73  bie  ultramon- 
taue  »3d)lefifd)eSolf«teitung«,  1875  —78  ba«  • Sepie« 
fifcpt  ftircpenblatt«  unb  war  1878  —81  (Ilieftebütleur 
ber  »©enuania«  in  Serlin.  1882  tnurbe  et  Dom- 
fapitular  in  ©reo lau,  legte  aber  unter  ©licbof  Kopp 
1893  feine  geifllicpen  finiter  nieber,  um  fid)  neben 
feinen  Stubien  ber  ©crwaltung  eine«  ipm  Bon  bent 
aeiftlid)enfRatöt)rbt  ju  f i rd)l ict)en 3t v eef e n ucrmacptcn 
Vermögen«  «u  toibmen.  g.  war  1875 — 82  fllitglieb 
be«  preuBijdien  Abgeorbnetenpaufe«  unb  1876  — 92 
Siitglieb  be«  Dloicbätag«.  Seit  1893  lebt  er  in  Olm  um 
ben  in  Dberöfterreid)  Gr  (cprieb:  >3)1.  Aureliu«  Gaf- 
fioboru«  Senator,  (8re«l.l872);  »3opanne«©aptijta 
©albet«  (baf.  1873);  »Die  gemifcpten  Gpeit  in  Sepie- 
fien«  (baf.  1878);  »Der  IBagifter  Silif.  Hingni  bega- 
nior«  (greiburg  1898);  »Die  SRcffe  im  beulfdjen 
Diittelaller«  (baf.  1902).  fl  mb  bearbeitete  er  ben 
15.  ©atib  Bon  Sioprbacber«  »UniBerfalgci<pid)te  ber 
fatpoiifcpenKircpe«  (SHiinft.  1877)  unb  gab  »Da«  Sri- 
tuale  Bon  St.  glorian  au«  bem  12.  gabt!;.,  betau« 
(gnnäbr.  19041. 

6)  3-  i>- , Bjeubtmbin,  f.  tpoebberg.  ©raf. 

graut  Bon  'llffifi,  graut  Bon  '©aula  ic., 

f.  ©anb  7,  3.  31  f. 

grantbanb,  foBiel  wie  öanjlebcrbaitb  (franj. 
pletn-maroquin),  f.  ©udibinben,  S.  526. 

grantbäumc,  in  einigen  ©egenbeu  Bon  Deutfd)- 
lanb  jioergartig  gehaltene  Cbflbäume,  bie  granj» 
obft,  granjäpfel,  granjbirnen  liefern.  3>iefe 
flrt  Cb|tjud)t  bat  fid)  au«  granfreid)  überall  Berbrei- 
tet  unb  baber  ben  Samen;  f.  Obflbau. 

gran}br<uinttvciu  (32  e i n br  an  n 1 tu  c i n,  ffi  ei  n • 
fprit,  Esprit  da  vin),  in  granlreid),  Spanien,  Por- 
tugal ic.  burdi  Dcftillation  au«  Sein  gewonnener 
SpiriluÄ.  lue  Defnllalion  wirb  in  einfachen,  mit 
Dampf  gepeijten  ©lafen  auSgefüprt,  wobei  juerft 
Butter  übergebt,  ober  matt  bebient  fiep  fomplijicrtcrer 
Apparate  Bon  Dero«ne,  Slaugier  u.  a.  Deftiüiert  man 
ben  Sein  au«  ber  ©lafe,  folangt  ba«  Deftillat  nod) 
ent^ilnblid)  ift,  fo  bilbel  ba«  ganje  Dcftiüat  bcn  ge- 
wöhnlichen Seinbranntwein.  gür  feinere  Sarc  löst 
man  ba«  legte  günftel  ober  Secpflel  be«  Deftiüal« 
imbenupt.  S dauere  Seilte  geben  (einen  guten  g., 
unb  weifte  Seine  geben  burfigängig  feinem,  mepr 
aromatiiiben  g.  al«  rote.  Die  Ausbeute  beträgt  10 
bi«  15  Siit.  Spiritu«  «u  93  Prog.  Ir.  pon  je  100  2. 


Sein.  Der  g.  be«  Ipanbel«  jeigl  52  — 86*.  G:  ift 
farblo«,  wirb  aber  beim  Sägern  auf  eichenen  gäffern 
elblid),  er  beft|t  auSgejcicpitetciHeinpeil  unb  gewiirj« 
afte  SKilbe.  feein  eigentümlicher  Wefcbmad  rübrt 
uon  bcn  flüdjtigen  ©cftaiibteilen  be« Seine«  ber,  refp. 
beten  Umfegimg«probu(ten,  bie  ficb  bei  ber  Teflilla- 
Uon  bilben.  lurcbleltiHalion  Pon  Seintreftem  ober 
Irebern  unb^wfenrüdflänben  gewinnt  man  ©rannt- 
wein  mit  flarlem  gufelgepalt.  2>er  befte  g.  ift  ber 
Äognaf  (f.  b.).  len  flrmagnal  liefern  bic  Seine 
be«  Departement«  ©er«.  Die  Sanguebocfprite 
werben  in  ben  ©egenben  Bon  ?fime«,  8J?onipelIitr, 
Bette,  Perpignan,  Äarcaffonne  unb  louloufe  in  einer 
Siärfe  pon  86°  gebrannt,  fteben  aber  ben  »ognat« 
uitb  flrmagnat«  weit  nad).  Sie  werben  mit  frlaffer 
bi«  ju  40“  Bcrbünnt,  bebauen  babei  aber  ben  Sein- 
gefepmad  unb  werben  be«palb  gewb^nlidjen  ©rannt« 
weinen  Borgcjogen.  6ine  Sorte  Bon  29*  Sortier 
nennt  man  m a r d)  a n b c.  Spanien  unb  Sieapel  pro- 
bujieren  geringere  Sorten  g. , in  Dcuticblanb  wirb 
au«  Sieölingwetu  eing.  befti liiert  ber  btfonber«  nad) 
einigen  gapren  ein  flroma  enliuidelt.  wie  e«  franjb* 
fifdjer  g.  nie  erreicht.  — ©ei  weitem  ber  mcifte  g.  be« 
Öanbcl«  wirb  au«  entfufellem  Spiritu«  bereitet,  ben 
man  mit  ©fftgätper,  Salpetcrätperweingeift.Dnifenöl. 
pclargonfäureätbglätber,  fiotoäälber,  mit  einerltnF- 
titr  au«  gtbadenen  unb  mit  ben  Kernen  jerftampften 
pflaumen  tc.  aromatijtert  unb  mit  Gilben rmbentmt- 
tur  ober  .Sudercouleur  färbt.  0i.  bient  al«  ©etränf, 
geringere  «orten  auch  ju  Ginreibungen.  Sgl.  Seil, 
Kognaf,  Sunt  unb  flraf  (Perl.  1891). 

gran)6urg,  Sfreidftabt  im  preufi-  SRegbev  Stral- 
funb,  an  ber  Stiemen  Ircbel  unb  am  9'eubauböfer 
See,  ber  fie  bon  ber  Stabt  Sidjtenberg  trennt,  Rno 
tenpuntt  ber  Gifeitbabn  Stralfunb-Iribfee«  unb  ber 
fllembapn  Peulcebagen  - g. , pat  eine  ebang.  Rtrcpe. 
Scpullepterfemtnar,  Saifenpau«  unb  (tsöoi  1529 
euang.  Ginwobncr.  g.  ift  erft  1587  begrünbet  worben. 

granjborf  (Ungar,  gerencfaloa),  Dorf  im 
ungar.  Sf omitat  Rraffä-Sjörfnt),  im  romantifcbenlal 
ber  ©erjaoa,  mit  (l«ot)  2481  meifi  beutfepen  Gmmob* 
nem,  bereu  Sorfapien  1757  au«  bem  Saljlammer- 
gut  (Puffer)  einwanberten. 
granj-Drcbcr,  SSaler,  f.  Dreber, 
graujt,  f.  granfe. 

gran(«n,  gran«  TOidjael,  ftnnifcper  Diditer 
in  fcpwebifcper  Spracpe,  geb.  0.  gebr.  1772  ju  Uleä- 
borg  in  gmnlanb,  aeft.  14.  fing.  1847,  ftubierte  tu 
Pbo  Dpeologie  unb  ppilofoppie,  warb  bort  1792  Do 
»ent.  1795  UniBerfitätübibliotpefar,  1798  Profeffor 
ber  Silcraturgefcpicpte  unb  1801  ber  ©efepiepte  unb 
Gipit.  31ad|  Ber  ©ereinimtng  ginnlanb«  mit  fRufj 
lanb  1809  ftebelle  er  nad)  esebweben  über,  wo  er  1831 
jumBifdiof  Bon^iemöfanB  ernannt  würbe.  Seit  1808 
war  g.  SKitglieb  ber  fcpwcbifcpen  filabemic.  bereit  es e 
(retär  er  1824  würbe,  fll«  Dicpter  witfle  er  burdi 
feine  flblepr  Bon  bem  ju  Jener  3rit  im  Sorben  berr- 
fdjenben  PieuboHafrijiStnu«  bapnbreepenb.  Seme 
Dicptung  ift  natürlid),  naiB  unb  (mbiid)-peiter  unb 
pat  ihren  31  ei;  and)  peute  nod)  nid)t  Berlorcn,  fo  Baß 
er  bet  üieblirg  oder  Spulen  mib  SRicblungen  geblieben 
ift.  Seine  gefammelten  ©ebiepte  erfd)icncn  u.  b.  D. : 
•Skiililuhtycken*  (1824-36,  5©be. ; Stodb.  1867— 
1869,  7 ©be.  ;..flu«wapl  1871,  2 ©be.  ; 1889,  1 ©b.). 
3n  bcutidper  ftberfe(umg  erfdiienen:  »Der  Sabulift 
unb  ber  Sanbprebiger*  (Sübed  1812)  unb  ber  3t)(lu« 
»Seltna  unb  gauiip,  (öotenb.  1843). 


$cr5ci(Jjni8  ber  SUrtilbungen  tut  VI.  SBattb 


gtrilagcn. 


€fit< 

®rbfriic6tlrr.  Xafel  mit  Xejl 3 

€«ttf 

Rett  nnb  Ci  Iiefembe  SfloiiAeu,  Xofel  mit  Xert  . . 490 

ßtblunbe:  »orträttafrl  »©ooarapben 4 

Reuerlöfcbo erbte.  Xafel  1 . . 

— Sorten  *ur  ©efibidite  bei  Erblunbe.  2 »lütter: 

Reuctfpriben,  Xafel  . ( “u|  1 ®Iaii 

I.  Bott  fcerobot  bU  fcomann,  6 Äartdjcn  . . 7 

ftenerunflbanlagcn,  Xafel  IU  nnb  Xnfel  ITI,  2 Blatter  515 

n.  Gnttoideiuna  beä  (MbllbetS,  6 Sürtfan  . . 10 

Riifjte,  Xofel  Is.D 536 

8ifd>e:  Bradjtfifdj«  ber  jftblitpen  SRetre,  Xafel  in 

iJarbenbnttf 603 

Rifdje,  Xafel  DH  unb  Xofel  UllV,  2 »lütter  . . 006 

Rifberet,  Xafel  I n.  JT 012 

Rififljuüjt,  (ünftlidje,  Xofel  I:  Rübe  | 

- Xofel  H:  »rutapporote  . . . j 1 8la"  * 027 

Rijflerne:  Borte  beü  nürblidjen  unb  beS  lllblitbtn  (jt- 

ftintlen  Fimmel«,  Swppellarte 039 

— Sorte  bet  SauatoriaUone  bc5  oeflimten  fcimmelS  040 

grbmoanetiämu«,  Xafel  I (3  S8  rieben) 15 

Xafel  II  (3  SüriAtni io 

(Erfurt.  Stobtplao 34 

grie.  Xofel  I u.  H 52 

Grotion.  Xafel  mit  Xert 72 

Crjloütrftätten , Xafel  I:  flnfatnmenneieBie  GOnac  . 9-1 

— lofel  II  u.  IU:  »rofüc,  Cuerfbnltte  tc.  . . . 95 

«die,  Xafel  I u.  H 99 

Gfien.  Stabtptan  (mit  Sfenifterblatti 115 

«ulen.  Xafel 158 

— tejtblott:  Sternbllb«  nnb  »ejei^nung  bet  Rir* 

ftemc  tc 040 

flaggen,  2 Xafcln  in  rjatbenbruef : 

Xafel  I:  internationale  ^Taggen 633 

Xafel  II:  glaggcn  &*•  internationalen  StgnnU 
bu$6.  — SÜldfeitc,  Xafel  III:  Xobelle  ber 
Sernfignale 653 

— Xcjtblatt : Überfidjt  ber  flaggen  aller  wlaateit  :c.  653 

o letzten,  Xafel  I in  garben  briuf 669 

— Xafel  II  u.  m 669 

^lebermöitfe,  Xafel  I u.  II 623 

Rliegen.  unb  Sdinedenblumen,  Xofel  ln  Rorbenbmd  092 

RIorenj,  Slobtplan IQ1 

Rütbermafbinnt , Xofel  I n.  II 758 

^orftinfeften  I u.  n,  Aiori  Xafcln  in  ^arbenönid  (mit 

Atoei  (Erfl&rungöblättem) 780 

^ranlfurt  am  SRain,  ©tabtplan  (mit  9tegiftcrblatt>  . 834 

— Äarte  ber  Umaebuna S37 

Gupbortiajeen , Xojel  in  Rarbenbtud 107 

Guropa,  politlfbc  ttberffdilbfarte 171 

— »arte  ber  RIu6>  unb  SebitflSfbfttnte  ....  172 

— kälter --  unb  Sprarbentarte  . . 1 . . 

- Sorte  bet  «ePOlterunaiMbttalrit  1 uu[  1 ®'oH  • 181 

Rabttüber,  Xnfel  I n.  n 272 

Robrrabbaumafbinen,  Xofel  mit  Xert 277 

Rührten  unb  Spuren,  Xofel 279 

Rolfbne6fM(|ler,  Xofel 302 

Rarbpftaiijen,  Xafel  mit  Xert .320 

Karne.  Xofel  I in  Rorbenbrud 334 

— Xafe!  II  u.  HI 334 

Rafanen,  Xofel  ln  Rorbenbrud 342 

Roferpflanjf n , Xafel  I u.  II,  2 »littter  mit  Xert  . 344 

Rafifabrtlatlonimaftbinen,  Xafel  mit  Xert  ....  345 
ftelbeifenbaljnen,  Xafel  I u.  II 393 

RelBfprcnnuno  unter  fflaffer,  Xofel  I n.  11  ...  410 

Rrontreid),  ÜbcrfublBlorte 845 

— norböftlit^er  Xeil,  Äarte 846 

— acologiidje  Äarte 848 

— ^ef(f)i<$tafarte  (mit  IRegifterblatt) 873 

©efonbere  Xegtbeilage: 

Xie  mic&tigften  Qrrfinbungcn 32 

oernfpretfjcr,  Xafel  I u.  II 441 

fcftunatfan.  Xafel  I III 474 

ÖeftungSfrieg , brei  Äarten: 

I.  »elnflcrunß  Son  Strofcburfl  1 

II.  Bcfefttgting  ton  Äopentjagen  J l 

m.  ÄngrifiSs  unb  BcrtcibigungSOerfafyren  ...  482 

Crbfarte  (JRabfarte)  bcfi  SRittelaltert 
CfrbmagnetiSmnb,  5*0-  1— 4 . . . 
Grb5I,  Äbelfcfjcr  Betroleumprober  . 
(frfurt,  €tabt»appen 


Abbildungen  im  ffitrt. 

gfite 


. 9 
15-16 
. 25 
. 35 


Seit* 

Cfrgograpb  38 

tfrinpen,  f$ig.  1 : ifnnpe  mit  $eiritt)oo8  (Bafenbilb)  45 
— 5*0-  2:  CrinpS  mit  Gifoppoö  (Bafenbilb)  . . 45 

(Irlongcn,  6tabm>appen 50 

57** 


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908  ijerjeidjnis  Der  Slbbübungeit  im  VL  iöattö. 


Seite 

Sette 

ernte  UMntbenboufen) , Stil-  1—5  . . . . 

Seftiflfeit,  Sifl.  1-3 

CEro«.  Fia.  1:  <5ro4  be$  CatitauS  . . . . 

...  72 

Seftunfl  (aooeplämben),  Si#.  1— 4.  . . . 

. 478 — 179 

— Sia.  2 : Boaenprifmbrr  (SroS  'Kapitol) 

...  72 

Feuerleitern,  Fifl-  1—3 

. 502-503 

(Ir.ibifcbofobut 

...  87 

Seuerliifttnaitbinen  bon  Britier,  St«.  1 u.  3 

. . . 504 

(Erilaaerftätten . Sin.  1—4 

. . 94-87 

Senerfprlfie,  Sifl.  1-3 

. 512-514 

Gx'timo  tWrluebtl 

SenerunflSaniaaen.  Sifl.  25  tt.  29  . . . . 

. 519-520 

ISfplnnole  (Sd)u6»(ijfn 

Seuerjeufle,  Sifl-  1 tt.  2 

. . . 530 

eilen.  StabtlBaPBen 

...  115 

Fiale  (Dom  Kölner  Dom)  ....... 

. . . 534 

Sffliliäure  iSoIomiemiDtwrot' 

Sitbienfornten,  4 Sifluten 

Snlinneit,  Stabtlnoppen 

...  125 

Slbt'tbiinfein , Sorte 

(Jupborbiaieen , Sia.  1—3 

Sieberturise 

. . . 554 

eooloente.  Sifl.  1 u.  2 

...  201 

Siliflranitbmutfitücfe.  Sifl.  1— U 

. . . 564 

<Ej«inormfibIe,  Sifl.  1 u.  2 

...  233 

Silterpreffe  fffammerfiltetpteile) 

Srienter  . 

...  233 

Silhieten,  Sifl.  1—5 

KHenterpTcfie  (Senfartnenprefk) 

...  231 

SiUmofdiine 

. . . 568 

Kälber,  «ia.  1—6 

. . . 25S 

Siritbtume  (OMebeHbre) 

. . . 600 

Sitberflilfller.  Smmenbteme 

Siftbaerippe  (Sari*) 

. . 603 

Sabcn . btraibiiibcr 

. . . 282 

Stfcblonfertten,  5 Siflurett 

. . . 623 

Sobrrobbau,  Sia.  1—9 

. 277-279 

Stftbottcripnr 

. . 625 

Saide  (öetoebe) 

. . . 282 

Stume.  StobtttoBBen 

. . 636 

fallen  iKattblietfaUen  sc.) . Sifl.  1—4  . . 

. 297-298 

— üoaepian 

. . . 636 

Saiimoftbine  non  Slttnoob 

Slotbbiubereihtnfl  (®eräte  sc.),  Sifl.  1— G . 

648— 6jO 

SoltenloPitell 

...  305 

FlamboöantsiRafitoerf 

...  (öS 

mall.  3 Minuten 

Slaitbenjiia.  Sifl.  1—5 

. 664  G65 

Sanfllateme 

Sieberbunb  (Süeflenbet  8unb) 

Sarinometer 

...  334 

Sleii4iertieincrtina«inof(binen,  Sifl.  1— G . 

. 686-687 

Farne:  Alsophila  arinata 

Slenflbura.  6tabtnsaPPen 

Fasces : ßiftor  mit  bem  Fä£ciä 

Slieaen  (SofleWtt#) 

. . 691 

Safe:  Berfcbiebcne  Slbfaitinaen 

Sliefen.  Sifl.  1—5 

Sol  ifleometnftbe  Siaur) 

Slimmerjeae,  Sifl.  1 a.5 

Setfitort  (militäri(tfie).  Sin-  1—3  .... 

Sloconnb  (Oietocbe) 

. . 608 

Setbitunft.  Sin.  1-5 

...  371 

Florentiner  Ffafö« 

Seberfornten , SBtielmafdiine.  Cärtmafdwte 

. 372-373 

Floren j,  ©iabttoappeii 

. . 701 

Sebrbeilin,  Sätitben  jur  £tf]!oiit  bei  . . . 

. . . 381 

Slüflelfllöfer,  benwoniftbe,  2 Stauten  . . 

. . 722 

Feilfloben 

Slnoreb.tetu : Somtaifpcltrum 

. . 727 

Seimen,  St#.  1—  5 . „ 

...  384 

Söbn 

Selbbefeftioumi.  Sifl.  1—3 

Fontangc 

Fdbeintciluna,  Fifl.  1—3 

Sdrbertnoitbinen , Sifl.  1—3 

758-780 

FeUteifenfalinen , Fifl- 1 u.  2 

Sormfleine.  12  Sifluten 

FdbNrdj,  Stabttooppen 

Sätftcrlutb  (©etBtbe) 

Selbftbianfle  i«e[(bii6) 

Sronlenibol,  6tabm>appeit 

Scnfterroie  unb  Sabfendeu 

...  417 

— fBorwUanmatfe 

. . 833 

Sernmeibeapparat.  Sio.  1—4 

Srantfurt  o.  ffl.,  Stabttpappen 

Semrobt.  Sia.  1—13 

. 437—440 

Srontfurt  o.  P..  slabitBopptn 

. . 839 

Semfpretber,  31#.  11,  12,  14  n.  IG  . . . 

. 443-445 

Sronheicb,  SSappencmblcm  unb  Staat4fie(iel 

. . 870 

Oi uif  som  ®ibtio|}rapbifc$<n  JnfHtut  in  Sciptia- 


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Ausführliche  Prospekte  2u  den  einzelnen  Werken  stehen  kostenfrei  zur  Verfügung. 


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M.  Pf. 

Bilder- Atlas  zur  Zoologie  der  Vögel,  von  ProfaaorDr.  w.  Mar- 

8 hall.  Beschreibender  Text  mit  238  Abbildungen.  Gebunden,  ln  Leinen  ...  I 2 50 

BUder-Atlas  zur  Zoologie  der  Fische,  Lurche  und 
Kriechtiere,  von  Prof.  Dr.  W.  Marthall.  Beschreibender  Text  mit 
208  Abbildungen.  Gebunden,  in  Leinen 2 50 

BUder -Atlas  zur  Zoologie  der  Niederen  Tiere,  von  Prot 

Dr.  W.  Marshall.  Beschreib.  Text  mit  292  Abbildungen.  Gebunden,  ln  Leinen  2 50 
Bilder- AtUis  zur  Pfianxengeograph ie,  von  Dr.  Moritz  Krön- 

feld.  Beschreibender  Text  mit  216  Abbildungen.  Gebunden,  ln  L«inen  . ...  u 2 50 

I Kunst  formen  der  Natur . 100  Tafeln  in  Farbendruck  und  Ätzung  mit 

beschreibendem  Text  von  Prof.  Dr.  Emst  Haeckel. 

lu  *wei  eleganten  Saimnelkastcn  37,60  Hk.  — Gebunden,  in  Leinen ][  35  | — 

Geographische  Werke. 

| M.  Pt 

Ä llgemeine  Länderkunde • Kleine  Ausgabe,  von  Prof.  Dr.  Wllh. 
Sievers.  Mit  G2  Textkarten  und  Profilen,  33  Karten beilagen,  30  Tafeln  in  Farben- 
druck, Ätzung  und  Holzschnitt  und  1 Tabelle.  Gebunden,  in  2 L«inenbfcnden . .jo  i 10  — 

Die  Erde  und  das  JjCbetl*  Eine  vergleichende  Erdkunde.  Von  Prof. 

Dr.  Friedrich  Katzel.  Mit_487  Abbildungen  im  Text,  21  Kartenbeilagen 
und  46  Tafeln  in  Farbendruck,  Ätzung  und  Holzschnitt. 

Gebunden,  in  2 llalblederbfcndon je  1 17  — 

Afrika*  Zweite,  von  Prof.  Dr.  Friedr.  Hahn  umgearbeitete  Auflage.  Mit 
173  Abbildungen  im  Text,  11  Karten  und  21  Tafeln  in  Farbendruck,  Ätzung 
und  Holzschnitt.  Gebunden,  in  Halbleder 17  — 

Australien,  Ozeanien  und  Polarländer,  von  Prof.  Dr.  Wilh. 

Sievers  und  Prof.  Dr.  W.  Kükenthal.  Ztceite  Auflage.  Mit  198  Abbil-  j 
düngen  im  Text,  14  Karten  und  24  Tafeln  in  Farbendruck,  Ätzung  u.  Holzschnitt.  1 
Gebunden,  in  Halbledor 17  — 

Süd-  und  Mtttelamerika,  von  Prof.  Dr.  Wilh.  Sievers.  Zweite  Auf- 
läge.  Mit  144  Abbildungen  im  Text,  11  Karten  und  20  Tafeln  in  Farbendruck, 

Ätzung  und  Holzschnitt.  Gebunden,  in  Halbleder ; 16  — 

. Nordamerika , von  Prof.  Dr.  Jföw^il  J^ecfcert.  Zwexte  Auflage.  Mit  130 
Abbildungen  im  Text,  12  Karten  und  21  Tafeln  in  Farbendruck,  Ätzung  und 
Holzschnitt.  Gebunden,  in  Halbloder 16  — 

Asien , von  Prof.  Dr.  Wilh.  Sievers.  Zweite  Auflage.  Mit  167  Abbildungen 
im  Text,  16  Karten  und  20  Tafeln  in  Farbendruck,  Ätzung  und  Holzschnitt. 

Gebunden,  in  Halbleder 17  — 

Europa,  von  Prof.  Dr.  A.  PhiUppton.  Zweite  Auflage.  Mit  144  Abbil- 
düngen  im  Text,  14  Karten  und  22  Tafeln  in  Farbendruck,  Ätzung  u.  Holzschnitt. 

Gebunden,  in  Halbleder ! 17  — 

Das  Deutsche  Kolonialreich.  Eine  Länderkunde  der  deutschen  Schutz- 
gebiete.  Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  Hans  Meyer.  Mit  12  Tafeln  in 
Farbendruck,  06  Doppeltafeln  in  Holzschnitt  und  Ätzung,  54  farbigen  Knrten- 
1 »eilagen  und  102  Textkarten,  Profilen  und  Diagrammen. 

Gebunden,  in  2 Leinenb&nden ..je  15  — 

Meyers  Geographischer  Handatlas.  Vierte  Auflage.  121  Haupt- 

und  128  Nebenkarten,  5 Textbcilagen  und  Register  aller  auf  den  Karten  und 
Plänen  vorkommenden  Namen.  Gebunden,  iu  Leinen 15  — 


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i M. 

Meyers  Orts-  und  Verkehrslexikon  des  Deutschen 

Reichs.  Fünfte,  neubearbeitete  Auf  läge.  Mit  52  Stadtplänen,  19  Umgebung»-  ! 
und  Übersichtskarten,  einer  Verkehrskarte  and  vielen  statistischen  Beilagen.  (Im  j 
Erscheinen.)  Gebunden,  lo  2 Lelneobäuden Je  | 18 

Ritters  Geographisch- Statistisches  Lexikon.  Neunte  Auflage. 

Revidierter  Abdruck.  Gebundeo,  ln  2 Halblederbändeo Je  | 25 

Bilder- Atlas  zur  Geographie  von  Ruropa,  von  Dr.  a.  Geist- 

beck.  Beschreibender  Text  mit  233  Abbildungen.  Gebunden,  in  Leinen.  ...  2 

Rüder-  Atlas  zur  Geograph  ie  der  aussereuropüischen 

Erdteile 9 von  Dr.  A. . Geistbeck.  Beschreibender  Text  mit  314  Abbildungen. 
Gebunden,  ln  Leinen 2 

Verkehrs-  und  Reisekarte  von  Deutschland  net»»  sp«i»id»r- 

Stellungen  des  rheinisch- westfälischen  Industriegebiets  u.  des  südwestlichen  Sachsens 
sowie  zahlreichen  Nebenkarten.  Von  jP*  Krauss.  Maßstab:  1:1500000. 

Iu  Oktav  gefalzt  und  in  Umschlag  1 Mk.  — Auf  Leinen  gespannt  mit  Staben  zum  Aufbängon 

Welt-  und  kulturgeschichtliche  Werke. 


Weltgeschichte,  herausgegeben  von  Dr.  Jlans  F.  Helmolt . Mit  55  Kar- 
ten und  178  Tafeln  in  Farbendruck,  Ätzung  und  Holzschnitt. 

Gebunden , in  9 Halblederbänden Je 

Meyers  Historischer  Handatlas . Mit  62  Hanptknrten,  vielen  Neben- 
k&rtchen,  einem  Geschichtsabriß  in  tabellarischer  Form  und  10  Registerblättern. 

Gebunden , iu  Leinen  0 

Das  Deutsche  Volkstum , herausgegeben  von  Prof.  Dr.  Jlans  Meyer . 

Zweite  Auflage.  Mit  1 Karte  u.  43  Tafeln  in  Farbendruck,  Ätzung  u.  Holzschnitt. 

Gebunden,  ln  2 Lelnenbindon  zu  Je  9,50  Mk.  — iu  1 Halbloderkand 18  j — 

Urgeschichte  der  Kultur , von  Dr.  Heinrich  Schurtz.  Mit  434  Ab- 
bildungen im  Text,  1 Karte  und  23  Tafeln  in  Farbendruck,  Tonätzung  und 
Holzschnitt.  Gebunden,  ln  Halbleder 17  ^ 

Geschichte  der  Deutschen  Kultur,  von  Prof.  Dr.  Georg  Stein- 
hausen. Zweite , neubearbeitete  Auflage.  Mit  etwa  205  Abbildnngen  im  Text 
und  22  Tafeln  in  Farbendruck  und  Kupferätzung,  (ln  Vorbereitung.) 

Gobundcn,  in  2 Luinenbänden Je  10 

Natur  und  A rbeit.  Eine  allgemeine  Wirtschaftskunde.  Von  Prof.  Dr.  AluHn 
Oppel.  Mit  218  Textabbildungen,  23  Karten  bei  lagen  und  24  Tafeln  in  Farben- 
drnck,  Atzung  n.  Holzschnitt.  GebumL,  ln  2 Leinonbäudeo  je  10  Mk.  — iu  1 Ilalblodorband  20  i — 

Literatur-  und  kunstgeschichtliche  Werke. 

lM.lt'  I 

Geschichte  der  Deutschen  Literatur,  von  Prof.  Dr.  Fried r. 

Vogt  und  Prof.  Dr.  Maoc  Hoch.  Dritte  Auflage.  Mit  173  Abbildungen  im 
Text,  31  Tafeln  in  Farbendruck,  Tonätzung,  Kupferstich  und  Holzschnitt,  2 Buch-  j 
druck-  und  43  Faksimilebeilagen.  Gebundeu,  ln  2 Halblederbanden Je  10  — 

Geschichte  der  Englischen  Literatur,  von  Prof.  Dr.  JUch.  Wal- 
ker. Zweite  Auflage.  Mit  229  Abbildungen  im  Text,  30  Tafeln  in  Farbendruck,  ] 

Ton&tzung,  Kupferstich  und  Holzschnitt  und  15  Faksimilebeilagen. 

Gebunden,  in  2 llalhlodorbttnden je  lO  — 

Geschichte  der  Italienischen  Literatur,  von  Prof.  Dr.  li.  Wiese 

und  Prof.  Dr.  K.  Fercopo.  Mit  158  Textabbildungen  und  31  Tafeln  in  Farben- 
druck, Kupferätzung  und  Holzschnitt  und  8 Faksimilebeilagen.  Geb.,  ln  Halblodor  16  — 


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Geschichte  der  Französischen  Literatur,  von  Professor  Dr. 

Hermann  Sachter  und  Prof.  Dr.  Adolf  Rirch-Hir schfeld.  Zweite 
Auflage.  Mit  etwa  160  Abbildungen  im  Text,  24  Tafeln  in  Farbendruck,  Kupfer- 
ätzung und  Holzschnitt  nnd  13  Foksimilebeilagcn.  (In  Vorbereitung.) 

Gebunden,  in  2 Leinonbinden je 

M. 

10 

pt. 

Weltgeschichte  der  Literatur,  von  Otto  Ilauser.  Mit  62  Tafeln 

in  Farbendruck,  Tonätzung  und  Holzschnitt.  Gebunden,  in  2 Lelnenbioden  . .Je 

10 



Geschichte,  der  Kunst  aller  Zeiten  und  Völker,  von  Prof. 

Dr.  Karl  Woermann . Mit  1361  Abbildungen  im  Text  nnd  162  Tafeln  in 
Farbendruck,  Tonätzung  und  Holzschnitt.  Oebunden,  in  3 Halblederbinden  . .Jo 

17 

_ 

W Örterbücher. 

Orthographisches  Wörterbuch  der  deutschen  Sprache, 

von  Dr.  Konrad  Huden • Achte  Auflagt.  Gebunden,  in  Leinen 

M. 

1 

PL 

60 

Orthographisches  Wörterverzeichnis  der  deutschen 
Sprache,  von  Dr.  Konrad  Duden.  Zweite  Auflage. 

Gebäuden,  in  Leinen 

50 

Wörterbuch  der  deutschen  Sprache,  von  Dr.  Daniel  Sanders. 

Gebunden , in  3 Halblederbinden je 

20 



Handwörterbuch  der  deutschen  Sprache,  von  Dr.  Daniel 
Sanders.  Achte,  von  Dr.  J.  Ernst  Wülfing  neubearbeitete  Auflage. 

Gebunden,  in  Leinen  

10 

Technik. 

| M.  jPf,  | 

UtlOilcme  Technik*  Die  wichtigsten  Gebiete  der  Maschinentechnik  und  Ver- 
kehrstechnik allgemeinventändlich  dargestellt  und  erläutert  durch  zerlegbare  i 
Modelle.  Herausgegeben  von  Ingenieur  UatlS  Jililcher.  Mit  1391  Abbil- 
dungen im  Text  und  15  zerlegbaren  Modellen.  Gebendes,  tn  2 Leinenbanden  . . 40  j — 

Meyers  Klassiker -Bibliothek. 

“ijjL.pf.  [Jitlpt 

Arnim,  herauageg.  ron  J . JJoÄwle,  1 Band  2 — Kleist,  herausgegebeu  von  E.  Schmidt,  5 Bde.  '10  — 

Brentano,  herauag.  ron  J.  Dohtnkt,  1 Band  2 — Körner,  herauag.  von  II.  Zimmer,  2 Bande  4 — 

Borger,  herauag.  von  A.  E.  Berger,  1 Band  2 — Lenin , herauag.  von  C.  Scharffrr,  2 Binde  4 — 

Chamisso,  herauag.  von  II.  Tantel,  3 BAnde  6 — Leasing,  herauag.  von  0.  WitkowLi,  7 Bde.  14  — , 

Elchrudorff,  herauag.  von  R.  Ldetze,  2 Bünde  4 — 0.  Ludwig,  heranag.  von  P.&Aweuer,  3 Binde  ß — 

Frelllgrath,  herauag.  von  P.  Zaunert,  2 Binde  4 — Murike,  herausgeg.  von  11.  Jfaync,  3 BAnde  6 — 

Gallert,  heranag.  von  A.  ScAullerus,  1 Band  :i  2 — Nibelungenlied,  herauag.  von  O.  Holz,  1 Bd.  II  2|  — 
Goethe,  berausgegeben  von  K.  i/riwmwi,  ; Novalis u. Fonqae, herauag. v.  «L />ofcs*Ae,  1 Bd.  2;  — 

kleine  Ausgabe  in  15  BAnden . . . 30  — Platen,  herausgrgeben  Ton  G.  A.  Wotff  und 

— große  Ausgabe  in  90  BAnden  ...  60 1 — V.  Schweizer,  2 BAnde I 4 — 

Grabbe,  herauagogebon  von  Al  Franz  und  , Reuter,  horauagegeben  von  W.  Ser  (wann, 

P.  Zaunerl , 3 Binde 6 — kleine  Ausgabe,  5 Bände  ....  10  — 

Grillparzer,  herauag.  von  R.  Franz,  5 Bände  10  - — große  Ausgabe,  7 Bände  . . . . 14  — 

Gutzkow,  herausgeg.  von  P.  Hüller , 4 Bände  : 8 — Rfickert,  herausg.  von  G.  EUingtr , 2 Bände  4 — 

Hauff,  herauag.  von  Af.  Mendheim,  * Hände  8 — Schiller,  herausgegeben  von  L.  Ikllermann, 

Hebbel,  herausgeg.  von  K.  Zeiß,  4 Bände  . 8 — kleine  Ausgabe  in  8 Bänden  ...  16  — 

Heine,  hcraosgeg.  von  K.  Eitler,  7 Bände  . |16  — — groß«  Ausgabe  In  14  Bänden.  . . 28  — 

Herder,  herauag.  von  Th.  Matthias,  5 Binde  10  — Shakespeare, SeMepei- riccAseho Übersetzung. 

E.  T.  A.  Holfmann,  herausg.  von  V.  Schweizer  Bearbeitet  von  A.  Brandt.  10  Bindo  20  — 

und  P.  Zaunert,  4 Bindo  ....  8 — Heck,  herausgeg.  von  G.  L.  Kle*,  3 Binde  6 — 

Immermann,  heranag.  von  H.  May  ne,  5 Bindo  10  — llhland,  herausgeg.  von  L.  Fränkel,  2 BAnde  4 — 

Jean  Paul,  herauag.  von  R.  Waufmonn,  4 Bde.  ||  8 — Wieland,  herauageg.  von  G.  L.  Klee,  4 Binde  ]j  8 I — 

■ In  Jjeinemednbandf  für  JlalNedereinbatul  nnd  die  Prtit*  um  die  Hälft*  höher.  — — 


Druck  vom  Bibliographischen  Iuatitut  ln  Leipzig. 


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