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Full text of "Archiv für Protistenkunde"

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UNIVERSITY OF ILLINOIS I 


LIBRARY 


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Book 

Volume 

590.5 

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My OH-1 5M 

BIOLOGY 





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University of Illinois Library 


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Archiv 


für 

Protistenkunde 

begründet von 

Dr. Fritz Schaudinn, 

herausgegeben 

von 

Dr. M. Hartmann umi Dr. S. von Prowazek 

Berlin. Hamburg. 


K 


Supplement 1. 

Festband zum 25jährigen Professoren-Jubiläum des Herrn Geheimen 
Hofrat Professor Dr. Richard Hertwig. 


Mit 19 Tafeln und 56 Textfiguren. 



JENA. 

Verlag von Gustav Fischer. 
1907. 


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Festband 


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zum 

25jährigen Professoren-Jubiläum 

des 

Herrn Geheimen Hofrat 

Prof. Dr. Richard Hertwig 

in 

München. 


Mit 19 Tafeln und 56 Textfiguren. 



JENA. 

Verlag von Gustav Fischer. 
1907. -yj 


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Alle Rechte Vorbehalten. 


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Ihrem lieben Lehrer 

RICHARD HERTWIG 


widmen diese während des 

25 ten Jahres 

seiner Lehrtätigkeit als Professor der Zoologie in seinem Institut 
entstandenen Protozoenarbeiten. 


Seine dankbaren Schüler. 




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Inhaltsübersicht, 


Seite 

XBHESHgiMKa, Edges: Die Fortpflanzung der Opalineu. Mit Tafel I — III und 

2 Textfignren) 1 

Popopf, Mbtiiodi: Depression der Protozoenzelle imil der Geschlechtszellen 

der Metazoen. (Mit Tafel IV und 5 Textfignren) 

Goldschmidt, Richard : Debensgesehiehte der Mastigamüben Mastigella vitrea 
H. sp, und Mastigipa setosa b. sp. (Mit Tafel V— IX nnd 20 Text- 

fignren) iä 

Wen von, C. M. : Observations on the Protozoa in the Intestine of Mice. (Mit 

Tafel X — XH uiid 1 Textfignr) 1R9 

Kcschakewitscii, SEHOirs : Beobachtungen über vegetative, degenerative mid 
germinative Vorgänge bei den Gregarinen de» Mehlwurnnlarnis. 

(Mit Tafel XIII — XVI lind 12 Textfigaren) 2I>2 

Dopleih, F. : Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V, Amiihenstudicn. 

(Mit Tafel XVII— XIX nnd 16 Texttiguren) 250 


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Xachdniek verboten, 
f r bfr*et2Hiigitrcrht Vorbehalten. 


Dio Fortpflanzung dor 0]>alinon. 


Vo« 

Dr. Eugen Neresheimer, 

Privatdozent an der kgl. technischen Hoclischnle 
und Assistent an der kgl. biol. Versuchsstation für Fischerei in München. 


(Hieran Tafel I— 111 und 2 Testfiguren.] 


Nachdem ich in meiner vorläufigen Mitteilung 1 ) mich weit- 
läufiger über die Sonderstellung ausgesprochen habe, die die Opalinen 
bisher unter den Ciliaten eingenommen haben, auch ohne daß man 
ihre vollständige Entwicklungsgeschichte kannte, habe ich zunächst 
auf die Morphologie dieser Tiere einzugehen. Auch hier kann ich 
mich kurz fassen, da bereits mehrere Untersuchungen über diesen 
Punkt vorliegen. Im ganzen kann ich mich der ausgezeichneten 
Darstellung H. N. Maikk's (19021 ganz anschließen. Nur in einem 
Punkte möchte ich seine Angaben ergänzen. S. Ml leugnet Maier 
die Richtigkeit der von Tönnioes (1898) gegebenen Textfignr, auf 
der die Corticalschicht des Ektoplasmas als sehr grobvakuolär im 
Gegensatz zu dem feinwabigen Entoplasma dargestellt ist. Maier 
fand auch „das Cortical plasma stets ebenso feinwabig gebaut, wie 
das Endoplasma, und von diesem lediglich durch den Mangel an 
Inhaltskörpern unterschieden.“ Ich fand im Gegensatz hierzu in 
vielen Präparaten Opalinen, die genau dem von Tönnioes gegebenen 
Schema entsprachen; allerdings nur in gewissen mit der Fort- 
pflanzung zusammenhängenden Stadien, die Maier wohl nicht Vor- 
gelegen haben. Ich werde darauf noch zurückkommen. In neuerer 

') „Der Zeugungskreis von Opaline." Sitzungsber. d. Gesellsch, f. Morphol. u. 
Physiol, in München 1906. 

Archiv für Protiatenkunde, Sappl. I. 1 


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9 


Eugen Nehrsheimkr 


Zeit sind von zwei Seiten Angaben über die feinere Struktur des 
Opalin aplasmas gemacht worden, die icli aber beide als durchaus 
haltlos zurückweisen muß. Kcnstleb und Ginestk (1902) be- 
schreiben für 0. dimidiata [Stein] drei Schichten von Protoplasma, 
die aus in eine Grundsubstanz eingelagerten Alveolen („vésicules, 
formations vésiculaires“ 1 ) bestehen, die in der Außenschicht am 
größten, in der innersten („axialen“) Schicht am feinsten sein sollen. 
In jeder dieser Alveolen wollen die genannten Autoren ein centrales 
Korn festgestellt haben, das durch radiär verlaufende Fäden mit 
der Wand der Wabe verbunden ist. Auf den beigegebenen Photo- 
grammen. die diese Verhältnisse deutlich zeigen sollen, ist aber gar 
nichts zu sehen. Ebenfalls sehr merkwürdige Angaben macht 
K. C. Schneider i 1905). Er will bei 0. ranantm mit Eisenhüma- 
toxylin schwärzbare Fäden nachgewiesen haben, die als Fortsätze 
der Cilien in das Entoplasma eindringen, sich hier zu mehreren ver- 
einigen und als Stützfibrillen die ganze Zelle durchsetzen. An ihnen 
sollen die Kerne und die „scheibenförmigen Körperchen“ Zeller’s 
befestigt sein. (!) Wie gesagt, konnte ich mich von der Richtigkeit 
dieser Angaben in keinem Falle überzeugen und halte an der Dar- 
stellung Maiers fest. 

Auf die von Zeller (1877) entdeckten und von Toenniges (1898) 
näher beschriebenen Plasmaeinschlüsse werde ich noch später ein- 
zugehen haben. 


Historisches über die Fortpflanzung der Opalinen. 

Die ersten ') der spärlichen Angaben über die Fortpflanzung der 
in Rede stellenden Parasiten verdanken wir Engelmann (1876). 
Engelmann war zuerst auf die Idee gekommen, daß die Infektion er- 
wachsener Frösche mit Opalina unwahrscheinlich sei, und untersuchte 
deshalb den Darminhalt der Kaulquappen. Bei diesen fand er rund- 
liche, einkernige Cysten, sowie frisch ausgeschlüpfte, noch einkernige 
Tiere; ferner bemerkte er die Teilung dieses Keines und verfolgte 

’) Nachträglich fand ich noch als die wirklich ente Angabe die treffliche 
Beobachtung KöLUKBn’s (1804), die bisher nirgend.« erwähnt ist. Es heißt da 
(p. 24): „Zum Schlüße endlich erwähne ich noch die Opalinen, die manche zu den 
Infnsorien zählen. 0. ranarum, die ich genau untersucht, habe, enthält in ihrem 
Parenchyme viele durch Essigsäure leicht sichtbar zu machende echte Zellkerne, 
dagegen keine kontraktilen ltäume und sonst nichts, was auf ein Infusorium hin- 
wiese. Ferner entwickelt sich dieselbe aus kleinen, in einer Hülle eingeschlossenen, 
ebenfalls schon mit mehrfachen Kernen versehenen Körpern, die Eiern ähnlich sehen.“ 


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Die Fortpflanzung <ler Opalin» n . 3 

das Wachstum und Vielkernigwerden der jungen Tiere. Diese 
durchaus richtigen Beobachtungen machte er an 0 . dimidinia aus 
liana esculenta (von ihm irrtümlich für 0. ranarum gehalten), .le- 
iloch konnte er über die Herkunft der Cysten nichts ermitteln. An 
diese Entdeckung knüpfte Zeller (1877) an, in dessen hervor- 
ragender Abhandlung fast alle Tatsachen mitgeteilt sind, die nach 
dem damaligen Stande der Technik (ohne Färbung) überhaupt er- 
mittelt werden konnten. Er verfolgte die sukzessive Längs- und 
<^uer teil un g, durch die sich die großen Tiere zu Beginn des Früh- 
jahrs rasch vermehren, bis sie schließlich in sehr viele kleine, 2 bis 
12 kernige Individuen zerfallen sind, die sich nun, noch im Mast- 
darm des alten Frosches, encystieren. Diese Cysten werden von 
den zur Copulation ins Wasser gegangenen Fröschen mit den Fä- 
kalien entleert und von den Froschlarven wieder aufgenommen. 
Im Mastdarm dieser infizierten Kaulquappen fand Zellk.k, wie er 
meinte, die Cysten wieder, jedoch, übereinstimmend mit der früheren 
Angabe Engklmann’s, nunmehr einkernig. Im folgenden konnte er 
das Ausschlüpfen und Wachsen der Tierchen ganz in Überein- 
stimmung mit Engelm Ann’s Befunden verfolgen. (Für O. obtrigona 
[Stein], O. dimidiata [Stein], 0. intestinalis [Stfjn] ( similis Zeller) 
und 0 . eaudata [Zelleb] stellte dieser Forscher einen im wesent- 
lichen gleichen Entwicklungsgang fest wie den eben für 0. ranarum 
beschriebenen; nur daß bei den letztgenannten beiden Arten die 
Cysten schon von Anfang an, oder wie wir nun richtiger sagen 
müssen, schon die Infektionscysten, einkernig sind.) Es war Zeller 
aufgefallen, daß die in Mehrzahl vorhandenen Kerne der vor der 
Encystierung stehenden oder schon encystierten Tiere bedeutend 
kleiner waren als die Keime großer Opalinen sowie der später vor- 
handene einzige Kern der in der Kaulquappe gefundenen Cyste. 
Wie aber der Zustand der Einkernigkeit aus der ursprünglichen 
Vielkernigkeit hervorgehen sollte, konnte er nicht entscheiden ; doch 
hielt er Auflösung der ursprünglichen Keime und Neubildung aus dem 
vereinigten Material für wahrscheinlicher als direkte Verschmelzung. 

Diese Lücke schien später (1899) Tönnigks auszufüllen mit 
der lakonischen Bemerkung, daß die Kerne „unter sehr bemerkens- 
werten Erscheinungen“ verschmelzen. Zugleich gab er ebenso kur/ 
an. daß die einkernigen Individuen nach dem Verlassen der Cysten- 
hülle im Kaulquappendarm konjugieren und sich darauf lebhaft ver- 
mehren. Wir werden später sehen, daß diese Vorgänge alle wirk- 
lich stattfinden, jedoch von Tönniges zu einer unrichtigen Reihen- 
folge verknüpft wurden. 

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Eugen Nerf.su eimer 


Auf die Vorgänge am Opalinenkem zur Zeit der Cystenbildung 
bezieht sich ferner noch eine kurze Mitteilung von Löwknthai. 
(1904). Nach Löwknthai. nimmt der Chromatingehalt der gewöhn- 
lich schwach färbbaren Keime zur Zeit der Cystenbildung stark zu. 
Das Chromatin sammelt sich zunächst als eine mondsichelförmige 
Verdickung an der Peripherie des Kernes an, tritt aber dann in 
das Zentrum über, vermehrt sich weiter und bildet eine dichte zen- 
trale Masse. Diese Kernform findet sich vielfach in den Cysten. 
Nun soll der zentrale Chromatin hauten einen dichten kugeligen, 
besonders mit Eisenhämatoxylin stark färbbaren Körper ausstoßen, 
der sich dem Kernrand anlegt und abplattet, wobei er über die 
Kernperipherie hervorragt, so daß es sich nicht entscheiden ließ, 
ob er noch im Inneren des Kernes oder außen an der Peripherie 
liegt. Hier teilt er sich in zwei, seltener drei derartige Gebilde. 
Unterdessen verkrümelt der centrale Chromatinrest und ver- 
schwindet schließlich ganz. Löwenthal vergleicht nun diesen aus 
dem Kern stammenden Körper dem Micronucleus der Ciliaten, r der 
bei dem in der Folgezeit vorauszusetzenden Geschlechtsakt in Funktion 
zu treten hätte.“ 

In derselben Mitteilung erwähnt Löwenthal auch noch eine 
gelegentlich vorkommende Zweiteilung des Tieres innerhalb der 
Cyste. Auch Doflein (1901) verzeichnet kurz eine Mitteilung 
Pbzksmicki’s, nach der ebenfalls die encystierten Opalinen sich 
teilen sollen. Ich selbst konnte derartiges nie bemerken. Vermut- 
lich handelt es sich um eine ausnahmsweise verfrüht eingetretene 
Teilung, die der normalerweise gleich nach dem Verlassen der Cyste 
erfolgenden Teilung entsprechen dürfte. Dies ist alles, was meines 
Wissens bisher Uber die Fortpflanzungserscheinungen der echten 
Opalinen bekannt geworden ist. Ich gehe nun zur Darstellung 
meiner eigenen Untersuchungen über. 


Material und Methoden. 

Nach den Feststellungen Enoelmann’s und Zellers ist es leicht, 
sich das nötige Material für die einschlägigen Studien zu ver- 
schaffen. Man kann, wie allgemein bekannt, die vegetativen Formen 
der verschiedenen Opalina-Arten jederzeit in beliebiger Menge aus 
unseren einheimischen Batrachiern erhalten. Betreffs der Wirte der 
einzelnen Arten verweise ich auf die mehrfach citierte Arbeit 


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Die Fortpflanzung der Opalinen. 


Zeller's und auf die Tabelle, die Bkzzknhekgkr (1904 1 seiner Ab- 
handlung beigegeben hat. 

(In dieser Tabelle ist versehentlich als Wirt filr O. ranarum Rann eumtenta 
anstatt R. temporaria angegeben. Ich erwähne hier, dab in R. eamlrnta anller 
0. dimidiata noch eine weitere Art verbreitet ist, die ich O. zrlleri zu nennen 
vorschlage. Zkm.kr hHt diese Art bereits (1. c. p. 3t!K| beschrieben und in Fig. 38 
abgebildet, anch die Meinmig ausgesprochen, dall es sich hier wahrscheinlich nm 
eine neue Art handelt. Sie ist von (). dimidiata leicht zu unterscheiden, da sie 
viel plumper gebaut ist : ihre Breite beträgt ’/* M* ‘/i der Länge. Von O. ranarum 
unterscheidet sie sieh dadurch, daü sie nicht, wie diese, abgeplattet, sondern mehr 
tonnenfiirmig ist. Die von Zki.i.ku beschriebene und abgcbildete in Falten gelegte 
Einziehung des Hinterendes ist kein konstantes Merkmal.) 

In dieser Mitteilung möchte ich nur von O. ranarum und 0. 
dimidiata sprechen, wobei gleich hinzugefügt sei. daß alles Gesagte 
int Prinzip ebenso für 0. obtrigona und O. Zrlleri zu gelten scheint, 
die ich aber nur gelegentlich zum Vergleich heranzog. 

Herr Professor Dr. R. Hertwig, mein hochverehrter Lehrer, 
hatte die Güte, mir aus seinem Material von Gras- und Wasser- 
fröschen verschiedene Exemplare lebend, und von allen, die er im 
Verlaufe seiner Untersuchungen abtötete, die Enddärme zu über- 
lassen. Ebenso erhielt ich von ihm eine Anzahl von Larven resp. 
Eiern zur Aufzucht. Ich möchte nicht versäumen, ihm auch an 
dieser Stelle meinen herzlichsten Dank für sein freundliches Ent- 
gegenkommen auszusprechen, ebenso seinem damaligen Privat- 
assistenten, Herrn Dr. Hass Prangte, sowie Herrn Kollegen 
Chambers, der mir gleichfalls eine Anzahl Frösche überließ. Herrn 
Dr. Doflein habe ich herzlich zu danken für freundliche Über- 
lassung einer Anzahl von ihm gehörigen Opalina - Präparaten, die 
mir besonders zum Studium der Kernteilungen gute Dienste leisteten. 

Da ich mir außer dem oben Erwähnten selbst viel Material ver- 
schaffte, verfügte ich, — besonders für die im erwachsenen Frosch 
vorkommenden Stadien — über außerordentlich große Mengen. O. 
ranarum und O. dimidiata sind in ihren vegetativen sowie in ihren 
Fortpflanzungsstadien meist in ungeheurer Anzahl im Mastdarm 
ihrer respektiven Wirte zu finden: 1 ) man braucht nur das Rectum 
aufzuschneiden und den gesamten Inhalt auf einen Objektträger 
auszudrttcken. Häufig findet man dann die Hauptmasse der Opalinen 
als einen großen weißlichen oder grünlichen Klumpen an einer Stelle 


') Der Meinung Töskioks', die Teilungafähigkeit von 0. ranarum sei weit 
gTüUer als die von O dimidiata, kann ich nicht beipflichten : ich fand oft 0. dimidiata 
in mindestens ebenso greller Anzahl in einem Wirte. 


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Ek;kn Xkre*iikimkr 


angesammelt (Balantidium und Xyctotherus oftmals in einem geson- 
derten Klumpen vereinigt) und kann sie nach Zusatz von wenig 
Wasser leicht mit der Pipette ahnehmen. Sind sie mehr gleich- 
mäßig durch die ganze Kotmasse verteilt, so lassen sie sich leicht 
mit reinem Wasser herausspülen und in ein Uhrschälchen sammeln. 

Selten fand ich in einem Exemplar wenige Opalinen, in etwa 
7 Proz. der untersuchten Frösche gar keine. Dies war immer der 
Fall, wenn der Mastdarm von anderen Parasiten übermäßig be- 
völkert war. In vielen Fällen war dies eine ungeheure Menge 
kleiner Xematoden, wohl junge Xematoxys, die offenbar eine tiefer- 
gehende Schädigung auf den Wirt ausübten: denn dann war meist 
die Dann wand schon äußerlich stark rot durchscheinend und das 
Lumen mit roten Blutkörperchen gefüllt. Hier schienen sich Xycto- 
therus oralis und Balantidium entozoon gewöhnlich sehr wohl zu 
fühlen, die ja beide mit Vorliebe Erythrocyten fressen. Je stärker 
die Schädigung war, um so mehr trat Xyctotherus zurück und 
herrschte Balantidium vor: in besonders schlimmen Fällen waren 
nur Balantidien in erstaunlicher Menge zu tinden. Der erwähnte 
Wurm wird vom Frosch mit dem Kote entleert, und zwar als Ei 
und schon ausgeschlüpft, und ist in beiden Fällen, wie ich öfters 
erprobte, zur Übertragung der Infektion auf Kaulquappen geeignet. 
Ich erwähne noclq daß uns eine Anzahl von Fröschen, besonders 
B. esculenta, im Frühjahr 1905 an solchen Darmblutungen zugrunde 
ging, ln einigen Fällen fand ich auch Tiere frei von Opalinen, die 
keine Würmer (mehr?), sondern nur noch Balantidien in dem stark 
mit Blutkörperchen gefüllten Kectum beherbergten. Wenn ich auch 
die Angabe Stein's (1867), daß die Balantidien Opalinen fressen, 
aus mehrfacher eigener Anschauung bestätigen kann, so halte ich 
es doch für ausgeschlossen, daß die aus irgend einem Grunde be- 
sonders zahlreich vertretenen Balantidien die Opalinen auf diese 
Weise ausgerottet haben könnten. Vielmehr scheint der normale 
Aufenthaltsort der Opalina der Enddarm des gesunden Frosches zu 
sein, und mit jeder Schädigung des Wirtes, soweit sie auf den End- 
darm von Einffuß ist, auch die Existenzbedingungen des Parasiten 
schlechter zu werden. Dies geht soweit, daß ich die Behauptung 
aufstellen möchte, das Fehlen von Opalinen im Enddarm sei ein 
sicheres Zeichen dafür, daß der Frosch nicht gesund war. ') In Ein- 
klang damit steht die Tatsache, daß in toten Fröschen immer erst 
die Opalinen, erst viel später Xyctotherus und Balantidium absterben. 

') Audi dies kann nur filr H. csculcnta und H. ttmporaria gelten. 


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Die Fortpflanzung der Opaliuen. 


7 


Kehren wir nach dieser Abschweifung wieder zu den ange- 
wandten Untersnchungsmethoden zurück. Nach vielfachen Versuchen 
fand ich für die Stadien aus dem erwachsenen Frosch folgende ein- 
fache Technik am zweckentsprechendsten: Die im Uhrschälchen ge- 
sammelten Tiere wurden in Formol-Pikrin-Essigsäure nach Borix 
fixiert und ca. 6 Stunden in dieser Flüssigkeit belassen, dann gut 
(1—2 Tage) in TOproz. Alkohol ausgewaschen, hierauf in stark mit 
Alkohol verdünntem Boraxkarmin einen Tag lang gefärbt, in salz- 
saurem Alkohol differenziert und schließlich in Nelkenöl übergeführt. 
Tiere, die einzeln untersucht werden sollten, wurden mit möglichst 
wenig Flüssigkeit auf einen Objektträger gebracht, mit einem 
Tropfen Chloroform- Alkohol-Eisessig nach Carnoy zugleich fixiert und 
angeklebt und dann wie Schnittpräparate weiter behandelt. Auch 
hierfür zeigte sich Boraxkarmin als vorzügliches Färbemittel, für 
kleinere Exemplare auch IlBLAFiEi.u’sches Hämatoxylin. Paraffin- 
schnitte wurden in großer Zahl hergestellt und mit DiXAFiEr.u’schem 
Hämatoxylin. Safranin, Eisenalaun-Hämatoxylin u. a. gefärbt, jedoch 
ließ sich alles Wesentliche schon an Total Präparaten studieren. Für 
das Studium der Cysten eigneten sich am besten Ausstriche, die 
gleichfalls mit Borivscher oder Ca B soy'scher Lösung angeklebt und 
mit Boraxkarmin gefärbt wurden. Für die im Kaulquappendarm 
befindlichen Stadien weiß ich leider keine befriedigende Methode 
anzugeben. Wie die Abbildungen zeigen, färben sich hier die Kerne 
meist schwächer als das Plasma, und ihre Struktur ist stets schlecht 
zu erkennen, so daß mir einige Details nicht klar geworden sind. 
Mit Ausstrichpräparaten ist nicht viel anzufangen; am besten ist es 
noch, den ganzen Enddarm zu fixieren und mit Boraxkarmin zu 
färben, und schließlich in Nelkenöl zu zerzupfen. Das Meiste er- 
kennt man hier am lebenden Objekt, ') obwohl auch dies seine Nach- 
teile hat. Die kleinen Tierchen fühlen sich offenbar nur im dicken 
breiartigen Darminhalt wohl und zwar in Mengen durcheinander 
schwimmend, so daß einzelne Individuen längere Zeit im Auge zu 
behalten schwer, und oft ganz unmöglich ist. Zusetzen von Flüssig- 
keit wirkt immer ungünstig; die Prozesse laufen nicht mehr normal 
ab und die Tiere sterben bald ab, nachdem sie zum Teil vorher 
agglomeriert haben. ä ) Zusatz von verdünnter Essigsäure ist in vielen 
Fällen sehr günstig. 

') Das frische Präparat miili sofort, um die Verdunstung der spärlichen 
Flüssigkeit zu verhindern, mit einem Wachsrand umgeben werden. 

*) Sehr störend sind die Rotatorien, die oft massenhaft von den Kaulquappen 
aufgenommen werden, aber ganz ungeschädigt den Darmkanal passieren, jedenfalls 


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8 


Eugen Nerksheimer 


Älinliches gilt auch für die Stadien aus dem Darm erwachsener 
Frösche. Freischwimmende Exemplare in verschiedenen Stadien 
ließen sich öfters mehrere Tage außerhalb des Wirtstieres am Lehen 
erhalten, am besten (einmal sogar 9 Tage langi in gewöhnlichem 
Wasser, dem reichlich Froschkot zugesetzt war. Physiologische 
Kochsalzlösung wirkte rasch schädigend auf die Tiere ein. Aber 
auch das längere Züchten in Wasser hat wenig Wert. Eine Stunde 
ungefähr schienen die Tiere sich ganz wohl zu fühlen; angefangene 
Teilungen wurden zu Ende geführt und neue begonnen. Aber bald 
stockten diese Vorgänge, die Tiere wurden träge und sanken zu 
Boden, wo sie mit den Wimpern arbeiteten, ohne sich fortzubewegen. 
Ich habe oft isolierte Längsteilungsstadien drei oder vier Tage am 
Leben erhalten, ohne daß der Teilungsprozeß bis zu Ende gedieh. 
Schließlich sterben die Tiere unter Verquellungserscheinungen ab. Man 
gewinnt also für die Erkenntnis der Fortpflanzungsvorgänge eigent- 
lich gar nichts durch eine solche Züchtung außerhalb des Wirtes. 

Cysten halten sich in reinem Wasser gut zwei bis drei Wochen 
und bleiben infektionsfähig. 


Spezieller Teil. 

Die agamogene Generation. 

Während des ganzen vegetativen Lebens findet man die Opa- 
linen im Froschrectum immer annähernd gleich aussehend, wie sie 
Zeller und Töxnioes beschrieben haben. An gefärbten Tieren 
fällt der geringe Chromatingehalt der Kerne sofort auf (Taf. II 
Fig. 1). Ein wabiges achromatisches Gerüst der Kerne ist stets 
gut zu erkennen, dem wenige minimale Chromatinpartikelchen ein- 
gelagert sind. Nur bei der Kernteilung erkennt man etwas größere, 
gut differenzierbare chromatische Gebilde, die fadenförmigen Chro- 
mosome. Vor und nach der Kernteilung, die Tönnioes (1899) ') voll- 
ständig richtig beschreibt, findet sich eine Art von Spiremstadium, 
('Taf. II Fig. 3c), das auch Bkzzenbergkk für 0. marrmurleala Bczz. 
abbildet (Fig. 15c). Mit Hecht hebt auch Tönnioes hervor, daß die 

in eneystiertem Zustand. Im frischen Präparat leben sie dann wieder auf und treiben 
durch das lebhafte Spiel ihrer Käderorgane die kleinen Stadien von Opalinn fort- 
während durcheinander. Ein (iameten|>aar. das sieh eben, offenbar zur Kopulation, 
verbinden wollte, wurde mir auf diese Weise getrennt. 

*) Schon vor ihm I'pitzser (18S5), der aber insofern schematisierte, als er 
eine typische A<|iiatoriaIplatte abbildete, die hier so Bchön ausgebildet nie vorkommt. 


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Die Fortpflanzung der Opalinen. 


9 


Kernmembran während des ganzen Vorganges erhalten bleibt. Im 
übrigen verzichte ich auf eine genaue Beschreibung dieses Prozesses, 
von dem ich in Fig. 3 a— e einige Stadien wiedergegeben habe, da 
ich nur die Angaben Pfitzner’s und Töxniges’ wiederholen könnte. 
Ebensowenig wie der letztgenannte Forscher konnte ich die Längs- 
spaltung der Chromosome sehen ; ebenso wie er konstatierte ich das 
Fehlen jeglicher centrosomaähnlichen Differenzierung. Die Zahl der 
Chromosome an jedem Pol ließ sich in vielen Fällen annähernd 
sicher, in einem Falle ') ganz sicher auf zwölf bestimmen ; ein Um- 
stand. auf den ich noch zurtickkommen werde. Nach der Teilung 
nehmen die Tochterkerne bald wieder das blasse, chromatinarme 
Aussehen des bläschenförmigen .Mutterkernes an. Zur. le a spricht 
mehrfach von Kernkörperchen, deren jeder Kern eines besitzen soll. 
Sie sollen sich nicht mitteilen. sondern ganz in einen der Tochter- 
kerne libergehen, während der andere Tochterkern einen neuen 
bildet. Tönniges erwähnt mehrere Nticleolen in einem Kern, die 
während der Teilung erhalten bleiben, eventuell vorher zu einem 
einzigen verschmelzen. Gebilde, die ich als Nucleolen ansprechen 
möchte, habe ich eigentlich nie gesehen, sondern nur hier und da, 
aber keineswegs konstant, größere unregelmäßig konturierte Chro- 
matinbrocken. die allerdings auch in die .Spindel übergehen können. 
Häufiger fand ich diese Gebilde bei der zweikernigen O. camiata 
aus Kombinator pachypus . wo Bilder entstehen können, wie sie 
Bezzesbebgkh in Fig. 16 a — e für 0 . Janrcotata [Bezz.] zeichnet. 

Auch Opalinen, die aus dem im Winterschlaf liegenden Frosch 
entnommen wurden, zeigten kein anderes Aussehen, als die Sommer- 
und Herbxtformen. Kern- und Zellteilungen finden (bekanntlich un- 
abhängig voneinander) jederzeit statt: doch sind Zellteilungen nicht 
gerade sehr häufig zu finden. Ich fand sowohl Längs- wie Ver- 
teilungen. und glaube, daß sie auch während der vegetativen Pe- 
riode in derselben Reihenfolge ablaufen wie die von Zelle« ge- 
schilderten Teilungen vor der Cystenbildnng. Von diesen unter- 
scheiden sie sich (abgesehen von den später zu besprechenden Kern- 
veränderungeni nur durch ihr seltenes Vorkommen und dadurch, daß 
die Teilsprößlinge jeweils zu ihrer ursprünglichen Größe wieder 
heranwachsen. Diese Fortpflanzung ist direkt zu vergleichen der 
multiplikativen Fortpflanzung (Doflein) Schizogonie (Schaiihnn 
(1899) oder Agamogonie (Hartmann 1903) anderer Protozoen. Sie 

') Dies gilt für (). rananim. nie Überhaupt diese ganze Schilderung. Doch 
scheint auch 0. dimidiata 12 Chromosome zu besitzen. 


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10 


ECOKX Xkhksheimkr 


dient ausschließlich zur Vermehrung der Individnenzahl innerhalb 
des einmal infizierten Wirtstieres. Irgendwelche geschlechtliche 
Vorgänge kommen im Sommer, Herbst und Winter nicht vor. 

Die Chromidieubilduug bei O. rann rinn. 

Mit Beginn des Frühjahrs, und damit der Fortptlanzungszeit 
von liana temporaria , nehmen die, Zellteilungen einen anderen Cha- 
rakter dadurch an, daß sie ohne Unterbrechung aufeinander folgen, 
so daß der Tochterzelle keine Zeit verbleibt, wieder zur vollen 
Größe heranzuwachsen, ehe eine neue Teilung eintritt. Giesen Zer- 
fall in kleine Sprößlinge durch rasch wiederholte Teilungen hat 
Zbixf.k eingehend beschrieben. Zu gleicher Zeit nimmt auch die 
Teilungsenergie der Kerne ganz auffallend zu, so daß sich diese 
Kerne, die wir den Prinzipalkernen Schaudink's vergleichen müssen, 
bis zu ihrem Verschwinden unaufhörlich in rascher Folge ver- 
mehren. Und zwar schien es mir, als oh diese Teilungsenergie, je 
näher ihr Filde heranrückt, um so mehr zunähme, ln kleineren In- 
dividuen, die noch keine Geschlechtskerne gebildet haben, ja selbst 
in solchen, die neben den neuen Geschlechtskernen noch dem Unter- 
gang geweihte Prinzipalkerne zeigen (Taf. II Fig. 10), sieht man 
letztere noch fortwährend in Spirem- und Spindelstadien. Ich glaube, 
daß ein geringes Wachstum der Tochterzellen nach jeder Teilung 
mit dieser beständigen Vermehrung der Prinzipalkerne Hand in 
Hand geht, so daß dadurch noch eine oder zwei Zellteilungen mehr 
stattfinden können, als wenn dies nicht der Fall wäre. Dafür spricht 
auch die geradezu riesige Menge von Teilprodukten, die man in 
einem Frosch findet. Wie schon Zei.i.eh hervorhob, macht ein ge- 
wisser Prozentsatz von Opalinen in jedem Frosch den ganzen Pro- 
zeß nicht mit oder teilt sich nur einige wenige Male. Diese Indi- 
viduen bilden sozusagen den eisernen Bestand, der nach Ablauf der 
ganzen Fortpflanzungserscheinungen und Ausstoßung der Cysten im 
Froschdarm zurückbleibt und im Sommer und Herbst durch einfache 
Agamogonie wieder die Infektion auf die frühere Stärke zurück- 
bringt. 

Gleich zu Beginn dieser Teilungen, die also als der Anfang der 
Sporogonie (Gamogonie) aufgefaßt werden müssen, treten auch die 
von Zelleb natürlich nicht beobachteten Erscheinungen auf, die zur 
Chromidienbildung führen. Ich gebrauche den Ausdruck Chromidien 
im weiteren Sinne, da, wie wir sehen werden, hier wie bei mehreren 
Protozoen eine Mischung von Sporetien und Chromidien tim engeren 
•Sinne) vorliegt. 


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Mio Fortpflanzung '1er Opalinen. 11 

Der Prozeß beginnt an einem Ende des Tieres, gewöhnlich dem 
breiteren, und schreitet allmählich gegen den anderen Pol zu vor, 
so daß man oft in der Lage ist: an einem und demselben Tiere eine 
ganze Anzahl verschiedener Stadien zu sehen und über ihre Reihen- 
folge dadurch größere Sicherheit zu gewinnen (Taf. II Eig. 2). Man 
sieht zunächst (Tat. II Kig. 4a — c) im Inneren der Keime Elim- 
ina tin in größerer Menge, gleichmäßig fein verteilt, auftreten, so 
daß schließlich ganz intensiv gefärbte Kerne entstehen (Taf. Jl 
Fig. 2, stumpfer Pol). Meist bleibt ein schmaler Rand innerhalb 
der deutlich sichtbaren Kernmembran schwach färbbar (Taf. II 
Fig. 4 a, c, d). Woher die nun auftretenden größeren Chromatinmengen 
eigentlich stammen, ist mit Sicherheit nicht zu eruieren; die Um- 
gebung des Kernes zeigt sich in nichts verändert Ich glaube wohl 
annehmen zu dürfen, daß das Chromatin im Kern selbst, in einer 
irgendwie gebundenen, färberisch nicht darstellbaren Form vor- 
handen war. 

Während nun, nachdem die meisten Kerne am stumpfen Pol 
chromatinrçich geworden sind, der Prozeß gegen die Mitte zu fort- 
schreitet, beginnt an den Ersteren Chromatin zunächst in geringerer 
Menge durch die Kernmembran hindurch auszutreten (Taf. II 
Fig. 4,d,e), hierauf in großen kompakten Klumpen. Sehr vielfach 
liegen die Anstrittsstellen an zwei sich gegenüberliegenden Seiten des 
Kerns (Fig. 4,h) jedoch kann dies auch nur an einem Pol (g) oder 
fast um die ganze Peripherie herum gleichmäßig stattiinden (f). Es 
scheint etwa ebensoviel Chromatin auszutreten, als neu gebildet 
wurde resp. frei wurde; so daß die Kerne selbst hernach wieder 
gerade so schwach färbbar sind wie vorher, aber von einer Zone 
sehr intensiv gefärbter Substanz umgeben. Dieser Chromat inmantel, 
der dem Kern anfangs dicht anliegt, beginnt dann sich aufzulockern 
und in größeren und kleineren unregelmäßig konturierten Brocken 
das Plasma zu durchsetzen (Taf. II Fig. 4 i, k. 1). ') 

Ein gewisser kleiner Prozentsatz der Kerne scheint nun den 
ganzen Prozeß nicht mitzumachen, wie ich wenigstens aus dem Um- 
stand entnehme, daß man auch an den Stellen, wo die Chromatini- 
sierung der Kerne oder die Ausstoßung von Chromidien gerade am 
lebhaftesten vor sich geht, stets einige wenige Kerne finden kann, die 
das Aussehen, das sie z. B. während des Winterschlafes der Frösche 

Auf vorgeschrittenen Stadien der Chroinidienbildung findet man vielfach 
eine Zone kleiner Chromatinkörnchen an der ganzen Peripherie des Tieres, während 
im Innern noch neue Chromidien gebildet werden oder erst in groiien Klumpen 
aus dem Kern ausgetreten sind. 


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12 


ErOKN N KRF.SU F.IMF.R 


zeigten. unverändert beibehalten. Dieser Umstand dürfte vielleicht be- 
deuten. daß die Kerne während der Chromidienbildung nicht imstande 
sind, ihre frühere, dem vegetativen Leben der Zelle dienende Funktion 
auszuüben, und daß daher ein unbedingt notwendiges Minimum von 
Kernen diese Funktion und die damit verbundene Struktur bei- 
behalten muß. Andererseits läßt sich natürlich die Möglichkeit nicht 
ausschließen, daß alle Kerne den Prozeß der Chromidienbildung 
durchzumachen haben, nur eben, aus der oben angeführten Ursache, 
nicht alle zugleich fauch nicht alle in einem Bezirk der Zelle zu- 
gleich. Da nämlich die an der Chromidienbildung beteiligten Kerne 
nach Ablauf dieses Vorganges ganz ihr früheres Aussehen wieder 
annehmen, wenigstens für eine Zeitlang, und da diese Kerne auch 
nachher noch funktionsfähig zu sein scheinen, nie ich aus ihren 
fortgesetzten Teilungen schließe, so wäre es immerhin möglich, daß 
z. B. die am stumpfen Pole des in Fig. 2 abgebildeten Tieres 
liegenden wenigen farblosen Kerne nur eben warten, bis die anderen 
wieder funktionsfähig geworden sind, um dann ihrerseits in den 
Prozeß einzutreten. Dieselben Erwägungen lassen sich, wie schon 
angedeutet, an den Umstand anknüpfen, daß eben der ganze Prozeß 
so von einem Ende des Tieres zum anderen fortschreitet, so daß nie 
alle Regionen zugleich ganz von der Chromidienbildung in Anspruch 
genommen sind. Allerdings habe ich nie Tiere gesehen, bei denen 
schon in allen Regionen die Chromidien gebildet waren, während 
nun die vorher unbeteiligten Kerne das Versäumte nachholten, wie 
zu erwarten wäre, wenn die zuletzt geäußerte Meinung die richtige 
wäre. Ich glaube also, daß unter den Prinzipalkernen sich eine An- 
zahl von rein vegetativen „Reservekernen“ betindet. die von dem 
ganzen Prozeß dauernd ausgeschlossen bleiben, aber zugleich mit 
den übrigen zugrunde gehen; und daß die Teilungsstadien, die man 
während und nach der Chromidienbildung noch findet, eben diesen 
Reservekernen angehören. Welches ist nun das Schicksal der Chro- 
midien ? 

Ein verhältnismäßig geringer Teil davon geht sicher unter Pig- 
mentbildung zugrunde. Man sieht oft auf vorgeschrittenen Stadien 
der Chromidienbildung größere Chromatinklumpen, in denen sich 
verschieden geformte Stäbchen und Körnchen einer sehr stark 
lichtbrechenden, schwarzen glänzenden Substanz ansammeln (Fig. 4m). 
Eine große rundliche Anhäufung solchen Pigmentes fand ich auf 
etw'as späteren Stadien oft in den Tieren, einmal sogar in fast 
sämtlichen Individuen eines Froschdarmes; jedoch ließ sich dieses 
Pigment, im Gegensatz zu dem in Bildung begriffenen, noch in den 


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Die Fortpflanzung der Opal inm. 


13 


Ohromatinklumpen eingeschlossenen, in den konservierten und ge- 
färbten Tieren nicht mehr nachweisen. Eine ähnliche Bildung von 
Pigment aus Chromidien ist für Adinospliaerium Eich hum i bereits 
bekannt (Hkrtwio 1904). Dieser Teil des ausgestoßenen Chromatins 
stellt also Chromidien im engeren Sinne (Goldschmidt 1904) oder 
Somatochromidien (Schacdinx 1905) dar. 


Die Bildung der Uesehlechtskertie. 

Der übriggebliebene Teil der Chromidien, den wir nunmehr als 
Sporetien (Goldschmidt 1904) oder Gametochromidien (Schaidinn 
1905) anzusprechen haben, verteilt sich zunächst in Gestalt kleiner 
rundlicher Körnchen durch das ganze Plasma (Taf. II Fig. 6). 
Unterdessen ist die fortwährende Quer- und Schrägteilung der Opa- 
linen ohne Unterbrechung weiter gegangen und hat zur Bildung 
schon wesentlich kleinerer Individuen mit weniger Keimen geführt. 

Bevor ich nun mit der Schilderung der Kernveränderungen fort- 
fahre, muß ich noch eines anderen Vorganges gedenken, der jetzt 
einsetzt. Zeller entdeckte im „Körperpareuchym“ der 0. ranarum 
wie der übrigen Opalinen „neben einer außerordentlichen Menge 
ganz kleiner glänzender Kügelchen’ 1 etwas „größere eigentümliche 
scheibenförmige Körperchen“, die er Taf. XXIII Fig. 3 abbildet. 
Ich bin mir nicht völlig darüber klar geworden, ob er mit den 
„Kügelchen“ nur die in jedem Plasma vorhandenen Körnchen meint, 
oder ob er unter den auffallenden, für die Opalinen charakteristischen 
Plasmaeinscbliissen diese beiden Kategorien unterscheidet. Die spä- 
teren l'ntersucher, wie Tönniges und Maier, scheinen der ersteren 
Ansicht gewesen zu sein und reden nur von den „scheibenförmigen 
Körperchen“. Vorausgreifend will ich gleich bemerken, daß ich es 
nicht fertig brachte, an den vegetativen Stadien zweierlei Ein- 
schlüsse. „Kügelchen“ und „scheibenförmige Körperchen“, sicher 
voneinander zu unterscheiden, daß ich aber, wie aus dem folgenden 
hervorgehen wird, diesen Dingen zweierlei verschiedene Funktion 
zuerkennen möchte. Ich betone aber gleich hier, daß meine dies- 
bezüglichen Beobachtungen mich zu keiner vollständigen Klarheit 
geführt haben und mit einiger Reserve aufzunehmen sind. 

Tönniges untersuchte die scheibenförmigen Körperchen genauer, 
konnte aber durch mikrochemische Reaktionen nichts Sicheres über 
ihre Natur ermitteln. Dagegen sah er häufig Teilungen der scheiben- 
förmigen Körperchen. Auf Grund dieses Befundes hält er zwei 
Möglichkeiten für gegeben: entweder handelt es sich um parasitische 


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14 


Eugen Xrbkmieimkr 


Organismen oder um den in kleine Teilstücke aufgelösten Macro- 
nucleus. Auch schreibt er den Körjiercheu eine wabige Struktur 
zu, -die jedoch infolge der Kleinheit des Objektes nur wenige Waben 
umfallt“. Hierin widerspricht ihm Maier, der die Gebilde stets 
ganz homogen fand. Von wabiger Struktur dieser Gebilde sah auch 
ich nichts. Auch die von Töknioes angegebenen Teilungsstadien 
sah ich nicht, bis auf einige annähernd biskuitförmige Stadien, die 
mir nicht direkt beweisend schienen; jedoch will ich deshalb die 
Richtigkeit der Beobachtungen Tön mg es' durchaus nicht in Zweifel 
ziehen. (Conte und Vanev (1903) beschreiben für O. intestinalis 
(Eiirbg.) [?] aus Ti'ilim taeniatvs die Entstehung dieser Plasmaein- 
schlüsse aus Körnchen, die aus dem Kern ausgestoßen werden und 
sich anfangs stark mit Chrumatinfarbstoften tingieren. Vielleicht 
haben sie Stadien der Chromidienbildung gesehen?) 

Gleichzeitig nun mit der oben beschriebenen Chromidienbildung 
sah ich Veränderungen eines Teiles dieser scheibenförmigen Körperchen 
vor sich gehen. Diejenigen Einschlüsse, die diese Veränderungen 
nicht mitmachen, will ich Kügelchen nennen, in der Voraussetzung, 
daß diese Unterscheidung mit der Zeller’s zusammenfällt. Bei 
Tieren, die noch vor oder im Beginn der Chromidienbildung stehen, 
sind die Scheiben kaum von den Kügelchen zu unterscheiden, da 
die Dimensionen beider etwas schwanken. (Durchmesser 1.5—3 .«.) 
Im Verlaufe dieses Prozesses aber beginnen die Scheiben zu wachsen 
und eine unregelmäßige Gestalt anzunehmen, bis sie als große, bis 
zu 12 ii lange und breite Körper im Plasma liegen. Ob hier nicht 
auch Verschmelzungen mehrerer Scheiben mitspielen, vermag ich 
nicht zu sagen. In meinen Totalpräparaten waren sie vom Karmin 
ungefärbt geblieben und hatten einen leicht gelblichen Ton von der 
Pikrinsäure-Fixierung her beibehalten, so daß sie sehr deutlich ins 
Auge fielen (Taf. II Fig. 5). In mit Eisenhämatoxylin gefärbten 
Sclinittpiäparaten sind sie stark geschwärzt und durch den Mangel 
einer Struktur sofort von den Kernen zu unterscheiden. Ungefähr 
zu dieser Zeit hat auch das Ectoplasma das grobvakuoläre , von 
Tönniges richtig abgebildete Aussehen gewonnen. 

Im nächsten Stadium nun sind diese vergrößerten Scheiben nicht 
mehr nachweisbar; doch finden sich an ihrer Stelle im Plasma verteilt 
kugelige bis eiförmige Gebilde von anderer Konsistenz, die sich etwa 
wie große Alveolen ausnehmen (Taf. II Fig. 7.) Das Sporetium, 
das sich vorher in Form kleiner Teilchen frei im Plasma befunden 
hatte, findet sich nun zum größten Teil in diese Alveolen eingelageit ; 
meist sieht man einen größeren Chromatinbrocken. manchmal auch 


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Die Fortpflanzung: dor Opaline». 


15 


mehrere in einer Alveole (Taf. II Fig. 8). Anfangs findet man 
noch einzelne Chromatinteile frei im Plasma (Fig. 7), später sind 
alle in Alveolen untergebracht; jedoch bleibt ein Teil der letzteren 
leer (Taf. II Fig. lOi und verschwindet später. Diese Alveolen 
oder plasmatischen Kugeln erinnern mich an die von M. Zölzkk (1904) 
in den Cysten von IHfflugia urceolafa und von Schefx (1899) in 
Amoeba proiens - Cysten gefundenen Plasmakugeln, in die gleichfalls 
chromatische Substanz eingelagert ist. Jedoch scheint das Schicksal 
dieser Gebilde ein völlig anderes zu sein. 

Pei Opalina verteilt sich zunächst das Chromatin in Form feiner 
Körnchen regelmäßig durch die ganze, immer kompakter werdende 
Plasmakugel; man sieht eine Kernmembran auftauchen und ein Kern- 
gerüst sich bilden. Taf. II Fig. 9 zeigt neben alten verblassenden 
Prinzipalkernen junge Kerne in verschiedenen Bildungsstadien: in 
Fig. 10 sehen wir die kleinen chromatinreichen Geschlechtskerue 
regelmäßig im Plasma verstreut, dazwischen chromatinlos gebliebene 
Plasmakugeln sowie Prinzipal- und Keservekerne. Letztere zeigen 
noch immer Spirem- und Teilungsstadien. 

Ich habe nun die Vermutung, daß die vergrößerten Scheiben 
und die plasmatischen Kugeln oder Alveolen ein und dieselben Gebilde 
sind, und zwar daß sie das achromatische Substrat der Geschlechts- 
kerne darstellen. Die scheibenförmigen Körperchen Zem.ers würden 
also nicht, wie Tönsiges vermutet, den in kleine Teilstücke auf- 
gelösten Macronuclens darstellen, sondern die Nucleolarsubstanz ’) 
der Geschlechtskerne, die natürlich dem Micronucleus der echten 
Ciliaten entsprechen, während die Prinzipal- und Keservekerne das 
Äquivalent des Macronuclens sind. Die von Toenniges behauptete 
Teilbarkeit der scheibenförmigen Körperchen würde nicht schlecht 
zu dieser Ansicht stimmen. Wie schon gesagt, handelt es sich hier 
um eine Hypothese, für die ich den Beweis schuldig bleiben muß. 
Die chromatinlos gebliebenen Alveolen verschwenden bald; auch die 
Kügelchen verschwinden im Verlaufe der folgenden Vorgänge spur- 
los, so daß die Tiere vor der Encystierung völlig frei von ihnen sind. 
Ich bin geneigt, diese Kügelchen für Reservenahrung zu halten. 

') Legt man solche, mit Horaxkarmin gefärbte Präparate in Nelkenöl, in 
dem etwas Methylgrün gelöst ist, so erhalten die vergröüerten Scheiben eine 
grünliche Färbung, ohne sich jedoch so stark grünblau zu färben, wie dies 
R. Hertwig für die Nncleolarsnbstanz von Infnsorienkernen bei derselbe^ Be- 
handlung erzielt hat. 


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lfi 


Eior.v Mkhk<>iif.iuf.h 


Die Cystenbllduug. 

Die Tiere, in denen die neuen Kerne fertig gebildet sind, sind 
schon ganz erheblich kleiner als die Normalen; doch haben sie bis 
zur Encystierung gewöhnlich noch einige Zellteilungen durchzu- 
machen. Man findet sie mit ein bis zwei Dutzend neu gebildeter 
Geschlechtskerne ; dazwischen liegen noch spärliche Prinzipal- oder 
vielleicht, nur noch Reservekerne. Auch diese sind nun unbrauchbar 
geworden, sie werden blasser und undeutlicher und sind bald ganz 
verschwunden. Unterdessen sind die neugebildeten Geschlechtskerne 
etwa zur halben Größe der Prinzipalkerue herangewachsen und 
nehmen nun eine eigenartige Struktur an. Während sich im Zentrum 
ein geringer Teil des Chromatins, in Form feiner Körnchen dem 
achromatischen Wabenwerk eingelagert, erhält, tritt der größere 
Teil an die Peripherie, wo er sich in Form mehrerer halbmond- 
förmiger Calotten ansammelt. Anfangs kann man deren manchmal drei 
oder vier kleinere unterscheiden (Taf. II Fig. 11 b), doch fließen 
sie bald in zwei ungefähr gleichgroße Ansammlungen zusammen, die 
erst ziemlich weit ins Kerninnere hineinragen (Fig. 11a). dann aber 
sich zu einer dünnen, der Kemmembran immer dicht anliegenden 
Schicht ausbreiten, so daß die charakteristische, mondsichelförmige 
Figur entsteht, die Löwf.sthai. il. c.) beschrieben hat. Wenn 
Lokwenthai, meint, wo zwei solche Körper vorhanden sind, so seien 
sie durch Teilung aus einem entstanden, und eines der Teilstücke 
teile sich oft noch einmal, so glaube ich umgekehrt, daß die zwei 
kleinen in Fig. 11b zu einem größeren verschmelzen werden. Sicher 
ist, wie wir sehen werden, daß das Stadium mit zwei Calotten dem 
mit einer zeitlich vorangeht, also nicht durch Teilung aus diesem 
entstanden sein kann. Die Lage der beiden Gebilde gegeneinander 
ist sehr verschieden; sie können sich gerade gegenüber liegen 
(Fig. 11c). oder dicht nebeneinander (Fig. 11 d). Man sieht sie 
beinahe stets im Profil ; in den seltenen Fällen, wo man sie von der 
Fläche zu sehen bekommt, erkennt man, daß es sich um flache, 
schwach konvexe .Scheiben handelt, die der Kernmembran dicht an- 
liegen und eben meist senkrecht auf der breiten Fläche des Tieres 
stehen (Fig. 1 1 c). 

Während dieser Zustand sich ausbildet, teilen auch die Ge- 
schlechtskerne sich lebhaft. Jedoch sieht die Kemspindel ganz 
anders aus als die der früheren Kerne. Sie ist viel rundlicher, 
plumper und gedrungener als jene, so daß sie, am lebenden Tier 
beobachtet, fast aussieht wie eine einfache, ainitotische Durch- 


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Die Fortpflanzung der Opaliuen. 


17 


Schnürung des Kerns. Wenn Tö.nnioes (1899) von gelegentlichem 
Vorkommen amitotischer Teilungen spricht, haben ihm vielleicht 
solche Bilder Vorgelegen. Diese Spindeln zeigen sich auch auf den 
ersten Blick als viel chromatinreicher als die früheren. Die Zahl 
der Chromosome, die denselben Charakter und dieselbe Anordnung 
zeigen, ist wesentlich größer. Es ist mir hier nicht gelungen, diese 
Zahl unzweifelhaft festzustellen. Doch ergaben viele Zählungen 
(bei O.ranarum) die Zahlen 21, 22 und 23, so daß ich mit großer 
Wahrscheinlichkeit aunehme, daß diese Spindeln die doppelte Chromo- 
somenzahl der früheren, 24, aufweisen. 

Sonst ist der Charakter dieser Caryokinesen derselbe wie 
der früher beschriebenen; auch sie zeigen keine Centrosomen und 
keine typische Äquatorialplatte (Taf. II Fig. 12). Auch hier konnte 
die Spaltung der Chromosome nicht beobachtet werden. 

Durch diese beständigen Teilungen der Geschlechtskerne wird 
die Anzahl der Tiere, die schließlich zur Encystierung kommen, noch 
weiterhin vermehrt. Bis zur Fertigstellung der typischen zwei- 
kappigen Kerne sind nun sehr kleine Individuen mit etwa einem 
Dutzend Kernen entstanden (Taf. II Fig. 13). Es beginnt jetzt ein 
auffallender Vorgang, der nicht völlig gleichzeitig bei allen Kernen 
eines Tieres eintritt. Man sieht eine der beiden chromatischen 
Kappen sich über die Kemmembran vorwölben, von ihr ablösen, und 
schließlich als eine kleine, stark tingierbare Kugel außerhalb des 
Kernes liegen. Der Vorgang muß sehr rasch erledigt werden, da 
man Ubergangsstadien sehr selten findet; auch im Leben konnte ich 
ihn nie beobachten. Nur kurze Zeit sieht man die Chromatinkügelchen 
im Plasma liegen; dann verschwinden sie spurlos, offenbar werden 
sie resorbiert, Fig. 13 zeigt einige Kerne noch zweikappig, einen 
in Teilung, der also auch die Ausstoßung der ersten Kappe noch 
nicht hinter sich hat (denn nachher finden keine Caryokinesen mehr 
statt) und einige einkappige Kerne mit danebenliegender C’hromatin- 
kugel. Im folgenden Stadium, Fig. 14, sind bereits alle Kerne ein- 
kappig, die Chromatinkügelchen aber bereits nicht mehr zu sehen. 
Diese Figur zeigt auch, daß während dieses Vorganges sich das in 
den Kappen nicht enthaltene Chromatin diffus im ganzen Kerne ver- 
breitet hat, während es vorher mehr die zentrale Partie einnahm, 
wo es in Gestalt größerer Partikelchen lag. Ähnliche Verhältnisse 
zeigen auch Loewekthal’s Bilder; vgl. seine Fig. 9 und 10. Es 
kann direkt vor, während oder nach diesem Vorgang noch eine, 
eventuell zwei Zellteilungen stattfinden, so daß die von Zeller be- 
schriebenen, zur Encystierung fertigen kleinsten Individuen des 

Archiv für Protiatenknnde, Sappl. I. - 


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18 


Ere. KN N KR KS H KIM Kit 


Frosclidarms resultieren. Ihre Länge beträgt 40 — 50 ft im Durch- 
schnitt, die Zahl ihrer Kerne meist 3 — fi. Auch etwas größere 
Individuen mit bis 12 Kernen können sich schon encystieren, wie 
auch Zeller angibt. Seine Mitteilung, daß sich Tiere, die eine 
letzte Teilung begonnen, aber nicht vollendet haben, gleichfalls 
encystieren können, kann ich zwar ans eigener Anschauung nicht 
bestätigen, doch paßt es sehr gut zu den später mitzuteilenden 
Beobachtungen. In solchen Fällen fanden vermutlich die oben er- 
wähnten von Loewenthal und Phzf.smjcki beobachteten Teilungen 
innerhalb der Cyste statt. 

Die Encystierung erfolgt genau so wie sie Zeller, (p. 359 f.) 
beschreibt : . . . , r dann werden sie zusehends langsamer in ihren Be- 
wegungen, ziehen sich kugelförmig zusammen und scheiden, indem 
sie sich dabei schneller oder langsamer drehen, eine farblose, glas- 
helle Cyste um sich ab.“ . . . „ — Ist die Cyste fertig, so liegt das 
Tierchen still. Es füllt zunächst den Raum völlig aus und läßt keine 
Cilien mehr erkennen. Bald aber zieht es sich stark zusammen und 
nimmt eine in eigentümlicher Weise zusammengerollte Stellung an, 
zeigt dann auch wieder deutlich seinen Besatz langer, langsam 
schwingender Cilien.“ 

Fig. 15, a. b. c zeigt solche Cysten. Das gefärbte Präparat 
läßt erkennen, daß die im Leben sichtbare Cystenhülle nicht die 
einzige ist, vielmehr ist sie noch von einer ziemlich breiten Zone 
durchaus glasheller und durchsichtiger, vermutlich gallertiger Sub- 
stanz umgeben, die man weniger sieht, als daran erkennt, daß alle 
im Präparat enthaltenen, aus dem Froschdarm oder dem Wasser 
stammenden Gebilde, Schmutz, Algen, Flagellaten usw. in ihrem 
Umkreis verdrängt sind. Ihre äußere Kontur ist aber manchmal 
schwach getärbt. In der Reihenfolge a, b, c zeigen diese Figuren 
auch, wie das nicht in der Kalotte enthaltene Chromatin, das, wie 
gesagt, diffus durch den ganzen Kern verteilt war, sich wieder mehr 
in das Centrum zurückzieht und in distinkten Partikelchen sammelt. 
Wie Fig. 16 erkennen läßt, kann man in den Kernen der Cyste 
die Kalotte auch im Leben an ihrer anderen Lichtbrechung deutlich 
erkennen. Daß nicht alle hier und in Fig. 15 abgebildeten Kerne 
die Kalotte zeigen, liegt einfach daran, daß sie nicht in der ein- 
gestellten Ebene liegt; vorhanden ist sie immer. Daß diese vier 
Cysten alle je drei Kerne zeigen, ist Zufall oder vielmehr der 
Übersichtlichkeit wegen getroffene Auswahl; übrigens liegen even- 
tuell in anderen Ebenen noch mehr Kerne. Die meisten Cysten, 
die ich sah, hatten 4, 5 oder 6 Kerne. Zweikernige Exemplare 


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Die Fortpflanzung der Opalinen. 


10 

sind schon selten. Zeli.kk gibt an, nie eine einkernige Cyste 
im Froschdarm gesehen zu haben. Ich habe einige gesehen, aber 
äußerst selten, unter mehreren Tausenden nur 10 oder 12. Auch 
Loewexthal hat offenbar einkernige Individuen gesehen, wie ich 
aus seiner Bemerkung schließe: „Einkernige Cysten mit solchem 
Kern können ausnahmsweise mit Baitidiuboliw runarum verwechselt 
werden.“ Immerhin sind aber diese einkernigen Cysten so außer- 
ordentlich selten und ihre Kerne so klein, daß sie unmöglich die 
von Engei.makn und allen folgenden Beobachtern beschriebenen 
Cysten des Kanlquappendarmes sein können. 

In dem beschriebenen Zustand findet man die Cysten lange 
Zeit hindurch stets im Froschdarm wie im frisch abgelegten Frosch- 
kot. Nach einigen Wochen wird der Froschdarm wieder ganz frei 
davon, da sie alle mit dem Kot ins Wasser entleert worden sind. 
Liegen diese Infektionscysten einige Tage im Wasser, so wiederholt 
sich der Prozeß der Chromatinausstoßung von neuem, wie Taf. II 
Fig 17 u. 18 zeigen. Fig. 17 zeigt eine Kalotte bereits abgestoßen 
und kugelförmig geworden, die andere hebt sich eben vom Kern 
ab, ein Fall, den man, wie gesagt, äußeret selten sieht. Die Kerne 
sind dabei etwas länglich geworden, nehmen aber (Fig. 18) sehr 
rasch ihre ursprüngliche Kugelform wieder an. Wie beim erstenmal, 
hat sich auch hier wieder das Chromatin diffus durch das ganze 
Kerninnere verteilt. Fig. IS zeigt eine der wenigen einkernigen 
Cysten dieses Stadiums. Fig. 20 zeigt den Prozeß vollendet, auch 
die zweite abgestoßene Chromatinkugel resorbiert und verschwunden. 
Dieser Zustand ist, wie gesagt, nach einigen Tagen, die die Cyste 
im Wasser gelegen hat, erreicht ; ich will sie in diesem Stadium 
als reife Cyste bezeichnen. 

Die Infektion der Kaulquappen. 

Verfüttert man nun solche Cysten an Kaulquappen, die ja be- 
gierig den Kot der alten Frösche verzehren, so sieht man zunächst 
die Kerne bestimmte Veränderungen eingehen (die übrigens auch 
an Cysten beginnen, die einige Zeit im Wasser gelegen haben). Der 
ganze Kern verliert seine fest umgrenzte Gestalt, er wird größer 
und am lebenden Objekt immer undeutlicher zu sehen. Diese Stadien 
sind es jedenfalls, die Zei.lek gesehen liât, bei denen „in einzelnen 
Fällen die mehrfachen Kerne bei Zusatz von verdünnter Essigsäure 
ganz auffallend blaß und undeutlich sich zeigten, hin und wieder 
aber auch gar keine Kerne, weder mehrfache noch einfache, nach- 
gewiesen werden konnten“ (1. c. p. 361). Im letzteren Falle mögen 

2 * 


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20 


Eugen Neues h kim kr 


ihm auch abgestorbene Cysten untergekommen sein, wie sie öfters 
auch nach verhältnismäßig kurzem Liegen im Wasser in Menge 
auftreten — vielleicht infolge zu starker Fäulnis im umgebenden 
Medium. Zeller zog daraus den Schluß, die einkernigen Cysten 
entständen vermutlich durch Auflösung der Kerne und Neubildung 
des einen; eine Ansicht, die ich mir, beeinflußt durch die ganze bis- 
herige Literatur, vollständig zu eigen machte. Ich verbrachte daher 
das ganze vorige Frühjahr mit dem Aufsuchen der Stadien dieses 
Prozesses. Auch die gefärbten Präparate soldier frisch verfütterter 
Cysten schienen diese Meinung zu bestätigen. Sie zeigten (Taf. III 
Fig. 21) die Kerne etwas vergrößert, ohne deutlich nachweisbare 
Kernmembran, das Chromatin in größeren Brocken regellos verteilt. 
Meist war der Kern dabei auch ziemlich stark in die Länge ge- 
zogen, wie in den Fig. 27, 29, 31. Öftere sah ich Bilder, in denen 
die einzelnen Kerne so vergrößert, ihre Chromatininseln so aus- 
einandergezerrt waren, daß die einzelnen Kerne sich nur schwer 
gegeneinander abgrenzen ließen, so daß ich wieder eher an Kem- 
verschmelzung ohne vorherige Auflösung — im Sinne Töxniges’ — 
zu glauben geneigt war. Die Schwierigkeit, zu einem Verständnis 
der Vorgänge zu gelangen, wurde noch durch mehrere Umstände 
vermehrt Einmal fand ich fast stets größere und kleinere neu 
ausgeschlüpfte Individuen im selben Kaulquappendarm durcheinander, 
so daß ich meinte, die Versuchstiere müßten schon vorher infiziert 
gewesen sein; das mag ja wohl oft zutreffend gewesen sein, mußte 
aber, wie wir sehen werden, keineswegs mit Notwendigkeit aus dem 
erwähnten Befund gefolgert werden. Ich vergeudete also zunächst 
viel Zeit und Arbeit damit, mir sicher parasitenfreies Ausgangs- 
material zu verschaffen, zunächst durch Aufzucht von Froschlarven 
aus Laich, dann aus künstlich befruchteten, aus frisch abgetöteten 
Fröschen entnommenen Eiern, um schließlich vor derselben Er- 
scheinung zu stehen. Sodann schlüpften mir regelmäßig die Opalinen 
vielkernig aus vielkernigen Cysten ans, was ja nach meiner vor- 
gefaßten Meinung nicht geschehen durfte. Ich glaubte also zunächst, 
die Kerne hätten sich schon geteilt, und suchte durch beständiges 
Verkürzen der Zeit zwischen Infektion und Untersnchnng die ein- 
kernigen Individuen zu finden. Als auch dies nicht zu dem er- 
warteten Resultat führte, hielt ich mich an die Bemerkung Zeller's 
ip. 361 f.): 

„Nicht gerade selten geschieht es, daß die Tierchen noch mit 
den ursprünglichen mehrfachen Kernen ihre Cysten verlassen, und 
daß erst im Verlaufe der nächsten Tage der einfache Kern sich 


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Die Fortpflanzung der Opalineu. 


21 


bildet. Dies scheint mir hauptsächlich dann der Fall zu sein, wenn 
die Opalinencysten nicht schon längere Zeit im Wasser gelegen 
haben, sondern sowie sie aus dem Mastdarm eines erwachsenen 
Frosches kommen, auch rasch in eine Kaulquappe iibergeführt 
werden.“ Auch diesem Fehler suchte ich vorzubeugen durch Liegen- 
lassen der Cysten im Wasser bis zur Grenze des Zulässigen — wieder 
ohne das gewünschte Resultat» Wie Zeller zu dieser Ansicht ge- 
kommen sein mag, weiß ich nicht; es wird wohl nur ein zufälliges 
Zusammentreffen gewesen sein. Ein anderer verwirrender Übelstand 
ergibt sich tatsächlich durch den von Zeller gerügten Fehler. Läßt 
man die Cysten nach ihrer Entleerung aus dem Froschdarm nicht 
lange genug im Wasser liegen, daß sie hier den oben beschriebenen 
und in Fig. 17 — 20 abgebildeten Prozeß der Ausstoßung der zweiten 
Chromatinkappe vollenden können, so tritt er erst im Kaulquappen- 
darm auf, wobei er sich mit dem eben erwähnten Prozeß der Kern- 
auflockerung verbindet. Man findet dann in den ausschlüpfenden 
und frisch ausgeschlüpften Tieren Kerne, wie sie in den Fig. 22. 
26, 27 abgebildet sind. 

Obgleich nun dieser Vorgang sich auch in der Natur unter 
normalen Verhältnissen oft genug abspielen mag, sobald eben Kaul- 
quappen über frisch entleerten cystenhaltigen Froschkot geraten, 
werde ich doch der besseren Übersichtlichkeit halber diesen Prozeß 
als eine Anomalie behandeln und als Verfiitternng unreifer Cysten 
dem normalen Vorgang, der Infektion durch reife Cysten (siehe oben 
1 >. 19) gegenüberstellen. Im Schema (Taf. I) habe ich demgemäß 
nur den normalen Verlauf dargestellt, bei dem also Fig. 9 unbedingt 
im Wasser, außerhalb des Wirtstieres, auftritt. 

Über diesen Schwierigkeiten und Versuchen war mir der Früh- 
ling 1905 dahingegangen. Nach Ablauf der Fortpflanzungsperiode 
von Itena tempornria resp. Opalin a ranarum hatte ich mich zur Be- 
obachtung von 0. dimidiate gewendet, ohne ein anderes Resultat zu 
erzielen als die Erkenntnis, daß die bisher geschilderten Vorgänge 
auch bei dieser Art ebenso verlaufen wie bei 0. ranarum. 

Im Laufe des heurigen Frühjahrs war ich anfangs durch Krank- 
heit an weiterer Beobachtung verhindert, so daß ich erst gegen 
Ende der Fortpflanzungszeit von O. dimidiate die Arbeit wieder in 
Angriff nehmen konnte. 

Und nun gelang es mir gleich durch einen glücklichen, fast zu- 
fälligen Fund das Rätsel zu lösen und den Zeugungskreis zu schließen. 
Herr Dr. Praxdtl hatte mir Ende Juni in liebenswürdiger Weise 
eine Anzahl Kaulquappen von Baita esculenta überlassen, die ich 


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22 


Err.Es Nehesheimrk 


infizieren wollte. Um mich zu überzeugen, ob sie schon infiziert 
wären, untersuchte ich zunächst eine und fand ihren Mastdarm be- 
reits mit einer Unzahl junger Opalinen angefüllt. Unter diesen fand 
ich sofort die in Taf. Ill Fig. 39 dargestellten Copulationsstadien 
sowie einige Teilungsstadien, wie sie in Fig. 32 wiedergegeben 
sind. Olfen bar hatt en sich die Kaulquappen vor ganz kurzer Zeit 
infiziert. Selbstverständlich tötete ich nun eine Anzahl von Tieren 
ab und stellte mit den übrigen Infektionsversuche an. Als ich hier 
bei 0. dimidiata zu einem Verständnis der Vorgänge im Kaulquappen- 
darm gelangt war, wurde es mir auch möglich, in den Präparaten 
von 0. ranarum , die ich noch vom vorigen Frühjahr her hatte, eine 
Anzahl in den Cyklus passender Stadien zu finden. Es gehört hierzu 
ein sehr großes Material, da die entscheidenden Prozesse sich offen- 
bar außerordentlich rasch abspielen. 

Ich beginne nun die fraglichen Vorgänge der Reihe nach zu 
schildern. Die oben beschriebene Auflockerung der Cystenkerne 
ist nicht, wie ich zuerst dachte, ein Vorbote der Kernauflösung oder 
Kern Verschmelzung, sondern dieser Vorgang leitet offenbar die 
Bildung der Befruchtungsspindel ein. Man findet solche Kerne fast 
immer bei ausschlüpfenden und ausgeschlüpften Tieren. Nur selten 
findet man Kerne in diesen Stadien, wie sie Taf. III Fig. 24 *) 
zeigt: die Kernauflockerung hat noch nicht begonnen; offenbar ist 
die Cyste etwas verfrüht oder direkt nach der Ausstoßung der 
zweiten Chromatinkappe von der Froschlarve aufgenommen worden.*» 
Häufiger, wie gesagt, findet man „verfrüht“ ausgeschlüpfte Tiere, 
siehe Taf. III Fig. 22, 26, 27. 

Das Ausscblüpfen selbst habe ich einige Male beobachten können, 
allerdings nicht den ersten Anfang, die Durchbrechung der Cysten- 
hülle; diese war in allen Fällen schon erfolgt, so daß ich über die 
Art dieses Vorganges nichts mitteilen kann. Taf. III Fig. 23 

zeigt zwei Stadien des Ausschlüpfens von U. dimidiata, die etwa 
10 Minuten auseinander liegen. Hat das Tierchen ein Ende aus 
der durchbrochenen ( 'ystenhülle herausgestreckt, so beginnt es außer- 
ordentlich lebhaft mit den Wimpern zu arbeiten; zunächst jedoch 
längere Zeit, ohne erhebliche Fortschritte zu machen. Offenbar be- 

’) Alle Stadien von 0. dimiilinln sind, wie auch die erwachsenen Tiere, viel 
länger und schlanker als die von O. ranarum. 

*) Um den Zustand der Kerne in dieser Figur zu erklären, muß wohl außer- 
dem noch angenommen werden, daß das Ausschlüpfen ans der Cyste in diesem 
Fall ganz besonders rasch erfolgt ist. 


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Die Fortpflanzung der OpaHneu. 


23 


reitet es ihm große. Schwierigkeiten, sich aus seiner znsammen- 
gerollten Stellung zu befreien. Oft zieht es sich wieder zurück, 
dreht sich mehrfach in der Cyste um sich selbst, streckt wieder 
das gleiche Ende heraus und wiederholt dies Spiel mehrere Male, 
bis es mit einem plötzlichen Kuck einen weiteren Teil des Körpers 
durch die verhältnismäßig enge Öffnung hervorpreßt, wobei es sich 
als außerordentlich metabol erweist. 

Auch die schon außerhalb der Cyste befindlichen Teile rollen 
sich oft noch spiral ein und wieder auseinander, die Cilienbewegung 
wird ganz exzessiv lebhaft, kurz, man hat den Eindruck, daß das 
Tierchen sich ganz außerordentlich anstrengen muß, um seine Frei- 
heit zu gewinnen. Ist dies endlich geschehen, so streckt es sich 
gerade, wie in Fig. 24, und schwimmt sehr rasch davon, um ge- 
wöhnlich sofort im dichtesten Haufen der durcheinander sich drängen- 
den Genossen zu verschwinden. Gefärbte Präparate von aus- 
schliipfenden Tieren sieht man nicht selten (siehe Taf. III Fig. 22); 
doch liegt da ja meist der Verdacht nahe, daß es sich um Cysten 
handelt, die bei der Anfertigung des Präparates zerquetscht wurden. 
Löwenthai, sagt (1. c. p. 389 f.) : „Dagegen sah ich nicht so ganz 
selten drei- und zweikernige Cysten, bei denen durch ein Loch in 
der Wandung ein Protoplasmapfropf hinausragte und ein in die 
Länge gezerrter Kern nach diesem Loch hinstrebte.“ Er bringt 
diese Bilder vermutungsweise in Zusammenhang mit dem Einkernig- 
werden der Cysten. Nach meiner Ansicht handelt es sich ganz 
selbstverständlich nur um ausschlüpfende Tiere oder um die Re- 
sultate von Quetschungen (welch letztere Möglichkeit er selbst offen 
läßt). Löwenthai, wäre jedenfalls gar nicht auf die oben erwähnte 
Idee verfallen, wenn er nicht, ebenso wie ich, unbedingt einen Modus 
hätte linden wollen, wie die vielkernige Cyste einkernig wird. Nach- 
träglich ist es mir übrigens oft kaum begreiflich, wie sich alle Be- 
obachter 1 ) so fest in den von Engelmann unschuldigerweise in- 
augurierten IiTtum verbeißen konnten, daß sie überhaupt nur in 
dieser Richtung suchten. Man bedenke nur, daß in jedem Präparat, 
das ich untersuchte, ohne Ausnahme i und bei den anderen Beobachtern 
sicherlich auch 1) weitaus der größte Teil der freien kleinen Opalinen 
mehrkernig war. Natürlich schob ich dies auf nachträgliche Kern- 
teilung in den ursprünglich einkernigen Individuen, und in den 
Fällen, wo ich nicht das Gegenteil sicher wußte, auf frühere In- 
fektion. Heute weiß ich übrigens (wenn anderes die wenigen dies- 

•) Ich selbst natürlich nicht am wenigsten. 


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24 


Ecoek Nehesiieimkk 


bezüglichen Beobachtungen nicht auf einen Zufall zurückzuführen 
sind), daß man die Kaulquappen nur etwa 3 Tage hungern zu lassen 
braucht, um sie parasitenfrei wiederzufinden. Dieselbe Beobachtung 
scheint auch Zelle k gemacht zu haben (vgl. 1. c, p. 362). 

Doch kehren wir zu den frisch ausgeschlüpften mehrkernigen 
Opalinen zurück. Ein fünfkerniges Individuum, das ich nach dem 
Ausschliipfen im Auge behalten konnte, begann etwa nach ’/, Stunde 
sich quer zu teilen (Taf. Ill Fig. 28). Leider starben die Teilstücke 
bald danach ab. Jedoch sah ich ähnliche 'Peilungen dann häufiger, 
und konnte sie in den gefärbten Präparaten auch mehrfach wieder- 
finden (Taf. III Fig. 29, 30). An den Größenverhältnissen erkennt 
man nun auch leicht die Resultate dieser erstmaligen Teilung (Taf. III 
Fig 31). Auf diese und die folgenden Zellteilungen, d. h. auf die 
Gametenbildung, bezieht sich jedenfalls die Mitteilung von Tönxiges 
(1899), daß auf die Conjugation folgend „eine lebhafte Vermehrung 
der jungen Opalinen beginne“. Er liât nur die Reihenfolge der 
beiden Vorgänge gerade umgekehrt kombiniert. 

Die Gametenbildung. 

Die Zahl der Zellteilungen, die ein Individuum nach dem Ver- 
lassen der Cystenhülle durchzumachen hat, richtet sich natürlich 
ganz nach der Anzahl seiner Kerne. Wie auch sonst bei den 
Opalinen, findet man auch hier Quer- und Längsteilungen; nur 
scheinen die ersteren mehr bei den größeren, noch mehrkernigen, 
die letzteren bei den kleineren wenigkernigen Individuen vorzukommen. 
Mit ziemlicher Regelmäßigkeit offenbar entstehen die Endprodukte 
dieser Reihe von Teilungen, die einkernigen Gameten, durch Längs- 
teilung. Mehrfach konnte ich diesen Vorgang am lebenden Tier 
verfolgen (Taf. III Fig. 32a — dl; einzelne Stadien sah ich ziemlich 
häufig. Fig. 29 zeigt eine Ausnahme: hier liegt eine Querteilung 
vor, die ein einkerniges Teilstück liefern wird. Daß dies bei drei- 
kernigen Individuen nicht immer so zu verlaufen braucht, scheint, 
mir Fig. 33 zu beweisen. Ich konnte das merkwürdige Teilungs- 
stadium, bei dem sich die eine Hälfte noch vor Vollendung des 
Prozesses schon wieder längs zu spalten beginnt, eine Zeitlang be- 
obachten, leider ohne die Kerne erkennen zu können. Aber ich kann 
es nicht anders deuten, wie als dreikerniges Individuum, dessen 
rechte Hälfte einen, die linke zwei Kerne mitbekommt. Es wäre 
also ein Stadium, das vollständig dem in Fig. 34 dargestellten ent- 
spricht: nur daß die nächste Längsteilung, die auch das zweikernige 
Stück in zwei einkernige Gameten spalten soll, hier etwas verfrüht 


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Die Fortpflanzung der Opalinen. 


25 


einsetzt. Lebend sali ich nur Gameten, denen man es gleich ansah. 
daß sie ihr Dasein einer Längsteilung verdankten, und zwar nur 
solche von O. dimidiaia. Sie sind, wie alle anderen freischwimmenden 
Stadien dieser Art außerordentlich langgestreckt. 1 ) Nach dem Hinter- 
ende zu verjüngen sie sich stark und ziehen sich in eine feine, oft 
sehr lange Spitze aus. Ihre Länge beträgt 30—40 /<; die von 
0. ranarum, die ich nur gefärbt gesehen habe, sind nur etwa halb 
so lang, dafür aber viel breiter (Taf. Ill Fig. 38). Die lebenden 
Gameten von 0. dimidiata sind äußerst charakteristisch und nicht 
leicht mit einem anderen Stadium zu verwechseln, höchstens mit 
zweikernigen Gametocyten, die aber natürlich merklich größer sind. 
Auffallend ist an ihnen die geringe Zahl von Cilien, die in weiten 
Abständen gleichmäßig über das Tierchen verteilt sind. Der Kern 
ist langgestreckt, oft direkt spindelförmig geworden (Taf. III Fig. 36). 
Seine Struktur ist infolge der geringen Färbbarkeit leider meist 
kaum zu erkennen, wie dies schon vorher bei den letzten Teilungen 
der Gametocyten der Fall war (Taf. III Fig. 34, 35). Im ganzen 
ist er sehr chromatinarin ; nur selten ist ein nucleolusartiges Gebilde 
in ihm zu finden. Kernteilungen kommen von der Encystierung bis 
zur Copulation nie vor. Plasmaeinschlüsse finden sich, außer den 
gewöhnlichen Granulationen des Entoplasmas, selten; ab und zu sieht 
man im Innern einige stark lichtbrechende 
verschieden große Kügelchen, die sich 
dann in den jungen Agamonten immer 
häufiger finden. Auch der allgemeine 
Habitus der Gameten (und kleineren 
Gametocyten) ist sehr charakteristisch. 

Sie sind ganz platt; ein breiter Saum 
festeren hyalinen Kctoplasmas umgibt 
das granulierte, offenbar flüssigere Ento- 
plasma. so daß dieser Umstand, zusammen 
mit ihrer F orm und Bewegungsweise, ihnen 
eine auffallende Ähnlichkeit mit großen 
Trypanosomen verleiht. Wie ich schon 
in meiner vorläufigen Mitteilung erwähnte, wird diese Ähnlichkeit noch 
unterstrichen durch das gelegentliche Vorkommen von Agglomerationen 

■) Einen typischen Gameten bildet Enoki.mann (1875) in seiner Taf. V Fig. 3. 4 
nach dem Leben ah. Auch I.êgrii n. Duboscç (1904b) bilden in ihrer Fig. 8 Ton 
O. taturnali» einen typischen Gameten nach einem Eisen hämatoxylin-Präparat ab, 
der auch den mir anfgefalleneu schwachen Cilienbesatz zeigt. Er sieht genau ans 
wie ein Gamet von O. dimidiata, nur iat seiu Kern gut gefärbt. 



Fig. A. Agglomerationstern 
von Gameten von 0. dimid. 
Skizze nach dem Leben. 


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2(3 


Eügkn Nkrbshbimbr 


«siehe Textfig. A). Besonders in den Partien von Präparaten, in denen 
die Flüssigkeit ziemlich rein vom Danninhalt der Kaulquappe ge- 
blieben ist, findet man häufiger solche Rosetten. Die Agglomeration 
scheint mir stets ein sicherer Vorbote des Absterbens der betreffenden 
Form zu sein: ein Präparat, in dem diese Rosetten auftreten, kann 
man ruhig wegwerfen, da sich keine normalen ungestörten Prozesse 
mehr darin abspielen werden. Auch zweikernige Gametoeyten und 
junge Agamonten scheinen au diesem Vorgang teilnehmen zu können. 



Fig. B. Anormale Teilungen „ Knospungen" i bei der fiametenbildnng von <). ilimiil. 

Skizzen nach dem Leben. 

Bei der Gametenbildung sieht man nicht selten anormale Formen, 
wie sie in beistehender Abbildung skizziert sind. Sie erinnern fast 
an Knospungen: es wäre möglich, daß Tön sie es, der vom Vorkommen 
von Knospungen spricht, solche Stadien vor Augen gehabt hat. Viel- 
leicht sind sie so zu erklären, daß ein Geschlechtskern mit der zu- 
gehörigen Protoplasmaregion verfrüht, noch vor Ablauf der Zell- 
teilungen, die eigentlich voraufgehen sollten, seine Selbständigkeit 
erlangt und sich vom Gametoeyten loslöst. Da mir gefärbte Präparate 
von solchen Stadien nicht vorliegen, kann ich nichts Sicheres darüber 
mitteilen. Ob ans diesen vermeintlichen Knospungen lebensfähige 
Produkte hervorgehen, weiß ich nicht. 

Die Population. 

Wie bei dem Bildungsmodus der Gameten zu erwarten, zeigen 
sie immerhin merkbare Größendifferenzen. .Jedoch müssen sie auf 
jeden Fall als Isogameten bezeichnet werden. In einigen günstigen 
Fällen sah ich sie in sehr großer Zahl in einem Präparat lebhaft 
hentmschwimmen. Vielleicht infolge ihres spärlichen Cilienbesatzes 
sind sie sehr leicht in ihren Bewegungen zu beeinflussen; größere 
Agamonten und Gametoeyten, Rotatorien usw. wirken schon auf ziem- 
lich weite Entfernung so auf sie ein, daß sie anscheinend willenlos 
herumgetrieben werden. Besonders eben im Ausschlüpfen aus der 


— r Dlg trl ze fl-Qy ßoogle 



Hip Fortpflanzung lier OpalinPii. 


27 


Infektionscyste begriffene Gametocyten, die ja sehr heftig mit den 
t'ilien arbeiten, wirken in dieser Weise auf sie ein, so daß man sie 
oft in auffallender Weise von einem oder mehreren Gameten um- 
schwärmt iindet. Wo jedoch solche Störungen nicht wirken, bewegen 
sie sich sehr geschickt. Öfters sah ich sie paarweise, wie spielend, 
miteinander umherschwimmen, wie wenn sie voneinander (chemo- 
taktisch?) angelockt würden. Beim Schwimmen bewegen sie sich 
stets mit dem breiteren Ende nach vorn. 

Den Vorgang der Copulation im Zusammenhang zu beobachten, 
gelang mir nur einmal. Ich habe ihn in Taf. Ill Fig. 39a, b, c 
in nach dem Leben angefertigten Skizzen dargestellt. Häufiger sah 
ich das Stadium der Fig. 39a, in dem die beiden Tierchen sich mit 
den Vorderenden gegeneinander legen und langsam in gleichem Sinne 
um ihre Längsachsen rotieren, wobei es aussieht, als ob sie stark 
gegeneinander drückten. In diesem Stadium können sie ziemlich 
lange auf einem Fleck verharren. In dem erwähnten Fall klappten 
sie dann ziemlich plötzlich scherenartig zusammen, so daß das in 
Fig. 39 b dargestellte Bild entsteht, und schwammen dann langsam 
fort. Während des Sehimmens nähern sich dann die Seitenränder 
immer mehr und verschmelzen allmählich immer weiter von vorn 
nach hinten (Fig. 39 c, d) bis einheitliche Individuen mit zwei ge- 
trennten Schwänzchen entstehen. Bis hierher nahm der Vorgang in 
meinem Falle etwas über eine halbe Stunde in Anspruch. Mit 
Längsteilungsstadien können solche Individuen, die ich öfters fand, 
nicht verwechselt werden, da sich bei diesen immer die breiten 
Vorderenden zuerst voneinander trennen. Die Kerne sind bei diesen 
Gopulationsstadien nur undeutlich zu erkennen; man sieht, daß sie 
spindelförmig geworden sind und mit zunehmender Verschmelzung 
der beiden Gameten sich einander immer mehr nähern. Gefärbte 
Präparate derartiger Stadien fand ich nicht sogar selten, jedoch 
waren hier infolge der schon erwähnten mangelhaften Technik die 
Kerne meist, auch nicht besser zu erkennen als am lebenden Objekt. 
Taf. III Fig. 40 stellt ein Stadium mit etwas distinkter gefärbten 
Kernen dar. das man eventuell auch für ein Längsteilungsstadium 
(letzte Phase der Gametenbildung) halten könnte, das ich aber wegen 
«1er bereits typisch spindelförmig gewordenen Kerne mit Bestimmt- 
heit für ein frühes Copulationsstadium halte, deren beide Individuen 
beim Abtöten noch Zeit gefunden haben, sich zur Birnform zu kon- 
trahieren. 1st die Verschmelzung perfekt geworden, so nimmt die 
Zygote rasch die in Fig. 42 dargestellte Birnform an, wobei die 
Lilien verschwinden. Am längsten bleiben einige Wimpern noch 


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Eugen Nekesheimkr 


28 

am spitzen Ende erkennbar, doch ist die Zygote bereits unbeweglich 
geworden. Die beiden Befruchtungsspindeln sind sich in solchen 
Formen meist bis zur Berührung nahe gerückt. Fig. 41 zeigt eine 
solche Zygote, deren Kerne offenbar im Begriff sind, zu verschmelzen. 
In diesem Stadium verharrt die Copula meist längere Zeit; man 
findet sie verhältnismäßig recht häutig, vielfach im dichtesten Ge- 
wühl noch oder wieder frei beweglicher Formen, wo sie rastlos hin 
und her gestoßen und gedreht wird. ') Ganz allmählich geht nun, 
nach Verlust auch der letzten Cilien. die Birnform in die volle 
Kugelform über. In diesem Stadium tritt an der Zygote eine feine 
charakteristische Streifung auf, die annähernd konzentrisch der 
Peripherie verläuft, jedoch nicht überall gleichmäßig ist, sondern an 
der einen oder anderen Seite deutlicher hervortritt, so daß das Bild 
einer Längsstreifung entsteht (Taf. III Fig. 43). Vergleicht man 
hiermit die Bemerkung Zeller’s (S. 360): r Eine Längsstreifung des 
Körpers aber, welche Engelmann annimmt, habe ich nicht gesehen, 
dagegen eine meistens sehr deutliche Faltenbildung, welche leicht 
für Längsstreifung angesehen werden kann“, so ist dies ein Beweis 
mehr für meine Ansicht, daß Exgelmann im Kaulquappendarm gar 
nicht die Infektionscysten, sondera erst die Copulationscyste gesehen 
hat. Zeller spricht hier nämlich von der Cyste des Froschdarms, 
also der Infektionscyste, und hat also seinerseits auch Recht. 

Häufig fand ich auch in diesen Cystozygoten die Befruchtungs- 
spindeln noch nicht vereinigt (Taf. III Fig. 43). Wo sie aber 
bereits verschmolzen sind, haben sie, wider Erwarten, nicht eine 
Teilungsspindel, sondern einen großen runden bläschenförmigen Kein 
gebildet, der ganz auffallend ehromatinarm ist (Taf. III Fig. 44). 
Manchmal fand ich im Kern zwei etwas chromatinreichere Klümpchen, 
wie sie Fig. 44 zeigt, wohl die von Zelleh und Tönnigks erwähnten 


') Die von Léger u. Dcdoscm (1904b) beschriebenen, aber nicht abgebildetcn 
„formes immobiles et complètement chauves“ von 0. mlurnali » sind jedenfalls 
solche Zygoten. 1904 a sprechen diese beiden Autoren von zwei Modi der Cysten- 
bildnng, die ich mir nicht anders erklären kann als dadurch, daß sie vielleicht 
anormales Material vor sich hatten. 

•Sie beschreiben für O. ranarum 

1. „ Kystes schizogoniqnes endogenes“, bei denen im erwachsenen Tier sich 
einige Kerne mit zugehörigem Plasmabezirk mit einer Cystenhülle umgeben und 
aus dem Tier heransfallen sollen, 

2. „Kystes de conjugaison“, bei denen sich zwei Tiere (in welchem .Stadium 5) 
mit einer gemeinsamen Hülle umgeben sollen. 

Die von Cohn (1904) beschriebene nnd abgebildete Conjugation dürfte wohl 
sicher keiner echten Opalina angehiiren. 


Die Fortpflanzung der Opalinen. 


29 


Nucleolen. Im Leben läßt die Cystozygote keine besondere, vom 
Zelleib gesonderte Cystenhülle erkennen; doch tritt bei Zusatz von 
verdünnter Essigsäure die in Fig. 43 eingezeiehnete Membran sehr 
deutlich hervor. Der Zwischenraum zwischen ihr und dem Zelleib 
ist ganz wesentlich geringer wie der zwischen der eigentlichen In- 
fektionscyste und ihrer äußeren Kontur. Die Größe der eigentlichen 
Cysten ist jedoch, wie ein Vergleich der Fig. 20 u. 44 zeigt, ziem- 
lich genau gleich. 

Auch diese Cyste verhält sich ganz wie die Infe.ktionscyste, 
insofern das Tier anfangs keine Cilien zeigt und seine Hülle voll- 
ständig ausfiillt, später aber wieder in Windungen im Innern der 
Cystenhülle aufgerollt liegt und seinen Cilienbesatz deutlich erkennen 
läßt. So geben wenigstens Exuelmaxn und Zeller übereinstimmend 
an, und ich habe keinen Grund, die Richtigkeit dieser Angaben zu 
bezweifeln, wenn mir auch bei meinem geringen Material dieses 
Stadium nicht zu Gesicht gekommen ist. Auch den Akt des Aus- 
schliipfens selbst habe ich nicht beobachtet. Jedoch fand ich häufig 
genug die jungen, noch einkernigen, also ganz frisch ausgeschlüpften 
Agamonten (Taf. III Fig. 45, 46, 47). Sie sind von den gleichfalls 
einkernigen Gameten leicht zu unterscheiden. Schon ihr dichter 
< 'ilienbesatz läßt sie sofort erkennen, ebenso ihre bedeutendere Größe 
und die Größe des Kerns (Syncaryons). Auch beginnen schon in 
diesen Formen die Kügelchen resp. scheibenförmigen Körperchen 
wieder reichlicher aufzutreten. Im Innern des Syncaryons bemerkt 
man oft den von Zelle« erwähnten „Nucleolus“ (siehe Fig. 47). Er 
kann auch wandständig gelagert sein (Fig. 46) oder, wie auch Zelle« 
angibt, in zwei bis mehrere Teile aufgelöst. Hierher gehört jedenfalls 
der in Fig. 45 dargestellte Kern, bei dem ein beträchtlicher Teil des 
Chromatins sich in Form von zwei wandständigen Kappen, ähnlich 
denen der noch unreifen Geschlechtskerne, differenziert hat. Auch 
hier wieder sind aber der oder die Xucleolen keineswegs konstante 
Gebilde. Man findet auch genug Kerne, die ganz wie die der älteren 
Agamonten gebaut sind. 

Die jungen Agamonten der metagametischen Generation beginnen 
nnn rasch heranzuwachsen. Zellteilungen konnte ich an ihnen nie 
feststellen, ebensowenig wie die früheren Autoren (abgesehen von 
der bereits erklärten unrichtigen Angabe Tösmiges’). Exgelmann 
und Zelle« schildern übereinstimmend und richtig, wie sich bei fort- 
gesetztem Wachstum der jungen Opalina die Kerne allmählich ver- 
mehren, bis die normalen großen Agamonten des Froschdarmes 
resultieren. Der Zeitpunkt der ersten Kernteilung ist nicht ganz 


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30 


Ei'okk Nkkksiikimkk 


konstant ; d. h. das Tier kann zu einer verhältnismäßig’ beträcht- 
lichen Größe herangewachsen sein, ehe diese eintritt. oder das 
Syncaryon teilt sich schon sehr bald nach dem Ausschlüpfen der 
Cystozygote. Bald treten dann sehr lebhafte Kernteilungen auf 
(Fig. öl) in deren Verlauf die Kerne, wie auch schon Exgelmann 
und Zeller angeben, kleiner werden als das Syncaryon. Wie dann 
allmählich die normale Form und Größe des Againonten erreicht 
wird, hat Zeller für 0. ranarttm (1. c. p. 363 f.) ausführlich ge- 
schildert. Nur ganz am Anfang bieten die Kerne noch ein ab- 
weichendes Aussehen (Taf. Ill Fig. 40, 50); sie zeigen noch viel- 
fach Nncleolen in wechselnder Anordnung (Fig. 50). Auch in der 
ersten Teilungsspindel sieht man oft noch Chromatin in größeren 
Gebilden verteilt ( Fig. 49), während bei anderen Exemplaren (Fig. 48, öl ) 
schon die ersten Kernteilungen ganz wie die übrigen Mitosen der 
agamogenen Generationen aussehen. Jedenfalls aber sind bei Stadien 
mit etwa vier Kernen derartige Bilder schon nicht mehr zu sehen ; 
sie gleichen in jeder Beziehung bis auf die Größe, den alten Aga- 
monteu des Froschdarmes. Auch die normale Menge von Kügelchen 
und scheibenförmigen Körperchen ist dann schon wieder erreicht 
(Fig. 52). 

Ans dem geschilderten Verhalten der „Nucleolen“, das mir ganz 
unregelmäßig zu sein schien, in das sich aber bei Untersuchung sehr 
reichlichen Materials vielleicht doch auch Gesetzmäßigkeit bringen 
ließe, möchte ich den Schluß ziehen, daß wir es hier mit Chromatin 
zu tun haben, das in dieser Form in die Kerne der Agamonteu 
eigentlich nicht hineingehört. Ich habe oben die Meinung aus- 
gesprochen. daß das zur Chromidien- resp. Sporetienbildnng aus- 
tretende Chromatin in den Kernen vorher bereits vorhanden, aber 
färberisch nicht nachweisbar war. Mir scheint nun die Meinung 
wohl diskutabel, daß die in den Kernen und Kernspindeln der 
Gameten, Zygoten und ganz jungen Agamonten so auffällig und 
scheinbar regellos auftretende und verschwindende chromatische 
Substanz eben dieses Material darstellt, das erst gewisse, noch nicht 
näher zu präzisierende Umlagerungen und Umwandlungen innerhalb 
des Kernes durchzumachen hätte, bevor es im Kern in einer für 
uns zurzeit nicht nachweisbaren Form ruht, um eben erst bei der 
Chromidienbildnng wieder in Erscheinung zu treten. 

Ich habe nun noch auf den oben beschriebenen und Taf. II 
Fig. 11 — 20 dargestellten auffallenden Prozeß zurückzukommen, auf 
die zweimalige Ausstoßung der Chromatinkappen der neugebildeten 
Gesehlechtskerne. Wenn man das weitere Schicksal dieser Kerne 


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Die Fortpflanzung der Opalineii. 31 

kennt, so drängt sich vor allem die Vermutung auf. die ich durch 
die Anwendung der Ausdrücke „reife 1 ’ und „unreife“ Cysten schon 
angedeutet habe: daß es sich hierum Reifungsvorgänge handelt, die 
der Richtungskörperbildung der Eier zu vergleichen sind. 

Reifungs- und Reduktionserscheinungen sind ja bei Protozoen 
nichts Unerhörtes mehr; es handelt sich nur darum, ob es statthaft 
ist, den beschriebenen merkwürdigen Modus der Chromatinausstoßung 
mit den gewöhnlich caryokinetisch verlaufenden Reifeteilungen zu 
vergleichen. Schaudikn stellte ohne Bedenken die bei den Macro- 
gameten von Coccidium schubergi stattfindende Ausstoßung des 
Caryosoms aus dem Kern und die damit verbundene Verminderung 
des Chromatingehaltes den Reifeteilungen der Metazoeneier an die 
Seite. Er und seine Schule haben auch späterhin konsequent Ver- 
minderungen der Kernmasse bei den Gametocyten von Trypanosomen 
und anderen Protozoen als „Reduktion“ bezeichnet, ohne daß des- 
halb die betreffenden Vorgänge sich als typische Mitosen darzustellen 
brauchten. *) 

Gewiß würden also diese Forscher kein Bedenken getragen 
haben, die von mir beschriebenen Vorgänge an den Geschlechtskeraen 
der Opalinen als Reduktionsteilungen in Anspruch zu nehmen. Ich 
selbst kann auch keineswegs in dem Fehlen der typischen Caryo- 
kinese ein schwei-wiegendes Argument gegen diese Deutung erblicken. 
Denn wenn wir auch in dem komplizierten Apparat der Caryokinese 
ein Mittel zu erblicken pflegen, das eine peinlich genaue Verteilung 
des Chromatins auf zwei gleiche Hälften gewährleistet, so ist damit 
doch durchaus nicht gesagt, daß die bei niederen Organismen häufigen 
amitotischen Kernteilungen nicht dasselbe Resultat, wenigstens an- 
nähernd, erreichen. Es sind ja auch die von mir und anderen als 
Mitosen beschriebenen Kernteilungen der Opalinen noch weit ent- 
fernt. der typischen Caryokinese zu gleichen. Abgesehen von dem 
Fehlen der Centrosome, ist es auch nicht gelungen, eine Spaltung 
der Chromosome nachzuweisen; ich glaube auch, daß eine solche gar 
nicht stattfindet, sondern eher, daß sie sich gleich in ihrer vollen 
Zahl, d. h. 24 bei den Kernen der Agamonten, 4H bei den unreifen 
Gamontenkernen, aus dem Spirem sondern und gleichmäßig auf die 
beiden Spindelpole verteilen. Auch gehen ja in vielen Fällen noch 
größere oder kleinere Chromatinteile in die Spindel ein, ohne sich 
zu Chromosomen umzuwandeln. Auch der Umstand, daß die Chromatin- 
ausstoßung, wie die echte Reifeteilung der Geschlechtskerne z. B. 


1 Siebe auch Léger 1904 p. 932/33, Prowazek 1902 p. 298 f. u. a. 


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32 


Eugen Xebesiiedibu 


bei Metazoen, zweimal hintereinander erfolgt, spricht für meine An- 
nahme. Jedenfalls gewinnt der Vorgang hier schon eine höhere 
Ähnlichkeit mit echten Reifungsvorgängen, wie hei Coccidium schubergi. 

Ausschlaggebend aber für die Beurteilung seiner Bedeutung sind 
die Folgen des Vorganges, l'm kurz zu rekapitulieren: Die Aga- 
montenkerne zeigen bei der Teilung an jedem .Spindelpole 12 Chromo- 
some, die neugebildeten Geschlechtskerne je 24. Nach der zwei- 
maligen Ausstoßung der Chromatinkappen teilen sie sich nicht mehr, 
sondern je zwei vereinigen sich zum Svncaryon. Die Teilspindeln, 
die dieses und seine Abkömmlinge, bilden, sind aber genau so gebaut, 
wie die in Fig. 3 abgebildeten Spindeln der Agamonten. Wenn es 
mir auch nicht gelang, hier die Chroraosomenzahl sicher festzustellen, 
so kann ich doch soviel mit Bestimmtheit behaupten, daß sie nicht 24. 
überhaupt nicht erheblich mehr betragen kann als 12 an jedem 
Pole. Die Chromosomenzahl ist ja bei den Opalinen überhaupt 
außerordentlich schwer festzustellen. Nachdem dies aber einmal 
geglückt ist, genügt die Betrachtung der Spindelform vollständig, 
um festzustellen, daß dies dieselben Spindeln sind wie die der Aga- 
monten. Die jungen ausgeschlüpften Zygoten werden ja auch direkt 
wieder zu Agamonten. Daß die erste, eventuell auch die zweite 
Teilungsspindel durch eingelagerte Chromatinteile ein abweichendes 
Aussehen gewinnt, ändert hieran nichts. Wie sich dies Verhalten 
vielleicht erklären läßt, habe ich schon oben erörtert; außerdem ist 
es ja keineswegs konstant, sondern man findet in denselben .Stadien 
auch ganz normal aussehende Spindeln (vgl. Fig. 48). 

Bedauerlich ist es, daß die mir vorliegenden Befruchtungs- 
spindeln keine Chromosome erkennen ließen. Jedoch läßt sich ihr 
Wert aus den bekannten Tatsachen leicht berechnen: er kann nur 
sechs Chromosome auf den Pol betragen, wenn das Syncaryon wieder 
die normale Chromosomenzahl der Agamontenkerne enthalten soll. 

Wir haben demnach den höchst eigenartigen Fall vor uns, daß 
jeder Geschlechtskern zunächst die doppelte Normalzahl enthält, 
die darauf durch zwei aufeinander folgende echte Reduktionsteilungen 
auf ein Viertel, d. h. die halbe Normalzahl herabgesetzt wird. Diese 
Annahme, so einzigartig sie auch im Tierreich dasteht, scheint mir 
wenigstens immer noch wahrscheinlicher, als die andere Möglichkeit, 
nämlich daß nur eine der Reifungsteilungen eine Reduktion der 
Chromosomenzahl bewirkt, während die andere, überschüssige Hälfte 
(oder besser Viertel) diejenige chromatische Substanz darstellt, die 
im Kern unsichtbar wird und erst bei der Chromidienbildung wieder 
in Erscheinung tritt. 


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Die Fortpflanzung der Opalinen. 


33 


Schluß. 

Der Zeugungskreis der Opalinen ist mit dem Heranwackseu der 
ausgeschlüpften Zygote zum Agamonten geschlossen. Überblicken 
wir ihn noch einmal kurz, etwa nach dem auf Taf. I dargestellten 
Schema, so sehen wir sofort, wie weit er sich in jeder Hinsicht von 
den für die Ciliophoren bekannten Erscheinungen entfernt. Der 
Übersichtlichkeit halber habe ich die agamogene und die gamogene 
Generation in Form zweier Kreise ineinander gezeichnet und die 
Stadien der ersteren mit großen Buchstaben, die der letzteren mit 
Ziffern bezeichnet. Die mit 1 und A bezeichnete Figur erweist sich 
demnach als der Ausgangspunkt für beide Kreise; d. h. man kann 
es von vornherein den großen Individuen des Froschdarmes nicht 
ansehen, ob sie Agamonten oder Gamonten den Ursprung geben 
werden. Natürlich ist diese Figur, wie auch die übrigen Agamonten. 
im Verhältnis etwa zu den in Fig. 7 — 17 dargestellten Stadien 
weitaus zu klein gezeichnet und mit viel zu wenig Kernen versehen. 
Fig. A, B, C, D stellen die agamogenen Individuen dar, die sich 
durch abwechselnde Längs- und (juerteiluug fast das ganze Jahr 
hindurch im Darm der Frösche vermehren und nach jeder Zellteilung 
erst wieder zu normaler Größe heranwachsen. Wieviele derartige 
Generationen aufeinander folgen, kann ich nicht schätzen. 

Fig. 2, 3 und 4 stellt zunächst die sukzessive Teilung der 
Individuen zu Beginn der gamogenen Fortpflanzungsperiode dar, bei 
welchen die Teilsprößlinge immer kleiner werden. Hiermit Hand in 
Hand geht die Bildung, Ausstoßung und Zerstäubung der Sporetien. 
während die Keservekerne sich noch nach dem Modus der Kerne der 
agamogenen Generationen teilen (Spindeln mit spitzen Polen und 
12 Chromosomen an jedem Pol). Fig. 5 zeigt die neugebildeten Ge- 
schlechtskerne nebst Reservekernen, die dann bald verschwinden. 
Fig. 6 unreife Geschlechtskerne mit je zwei Chromatinkappen und 
die Teilung dieser Kerne (Spindeln mit runden Polen und 24 Chromo- 
somen an jedem Pol). Fig. 7 — 9 zeigt die zwei aufeinander folgenden 
Reifeteilungen. Nach der ersten folgt die Bildung der Infektions- 
cyste. Fig. 10 zeigt das Ausschlüpfen des Gametocyten, 11, 12 die 
Gametenbildung, 13 die fertigen Isogamenten, 14 und 15 stellt die 
Copulation, 16 die Copulationscyste, 17 den frisch ausgeschlüpften 
und 18 den schon heranwachsenden Agamonten der eisten meta- 
gametischen Generation dar, der direkt wieder in die in Fig. A (lt 
abgebildete Form übergeht. 

Wir haben also einen typischen Generationswechsel vor uns. 

Archiv für Prutiatenkunde. Suppl. 1 . H 


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:$4 Eu«*» Nf.KESHRIMBR 

eine Anzahl agamogenetischer Generationen gesetzmäßig mit einer 
gamogenetischen abwechselnd. Ich brauche nicht näher anszuführen, 
wie sehr der ganze Entwicklnngscyklus von Opalina dem von ver- 
schiedenen Plasmodromen ähnelt. Wenn wir die Infektionscyste aus- 
schalten. die ja an jeden anderen Punkt des Kreises versetzt werden 
könnte, so haben wir hier einen vollständig typischen Plasmodromen- 
Zeugungskreis vor uns (vgl. z. B. Schaudinn 1903). Es ist nun 
natürlich sozusagen nur noch Geschmackssache, ob man den Zeugungs- 
kreis als maßgebend für die systematische Stellung der Opaliniden 
ansehen will und sie demgemäß unter die Plasmodromen aufnimmf 
oder ob man dem einzigen, allerdings auffallendsten Merkmal, das 
sie mit den Oiliophoren teilen, dem Besitze von Gilien, entscheidenden 
Wert zubilligt und sie in dieser Gruppe belassen will. Im letzteren 
Falle sind aber gewiß die Unterschiede, die sie von allen ') übrigen 
Vertretern der Gruppe trennen, so groß, daß sie die Aufstellung einer 
den Klassen der ( iliaten und Suctorien gegenüberstehenden neuen 
Klasse rechtfertigen würden. 

Mir selbst erscheint der Wert dieses Merkmals in Übereinstimmung 
mit Dofi.kin (1902) nicht so wesentlich. Betreffs dieses Punktes ver- 
weise ich auf Doflein’s Ausführungen (1. c. p. 172 ff.). 

Nach meiner Überzeugung hätten wir also in den Opalinen sehr 
abgeänderte Vertreter der großen Gruppe der Plasmodromen zu 
sehen. Eine Erörterung darüber, welcher Ordnung der Plasmodromen, 
ja sogar welcher Klasse sie einzureihen, resp. anzuschließen wären, 
würde bei dem derzeitigen Stand unserer Kenntnisse von den Ver- 
wandtschaftsverhältnissen der Protozoen durchaus müßig sein. 

Vielleicht würde eine genaue Untersuchung des Zeugungskreises 
der zweikernigen Formen, 0. caudala [Zeller] und 0. (Anoplophrya) 
intestinalis [Stein], (similis [Zeller]) aus Bumbinator wesentlich zum 
Verständnis der hier beschriebenen Tatsachen beitragen; ferner wäre 
jedenfalls von größtem Interesse eine Bearbeitung der von Léger 
u. Dr nosey beschriebenen Opalina saturnalis aus Box boops, die in 
manchen Stadien wenigstens eine äußere Ähnlichkeit mit Lophomonas- 
Arten aufzuweisen scheint 

Ob die in Gephalopoden schmarotzenden Infusorien Opalitty>sis 
und ühromidina überhaupt in die nähere Verwandtschaft der echten 
Opalinen gehören, ist zurzeit noch eine offene Frage. Der Nachweis 

') Die Ansicht Zki.lkb's, daß die Fortpflanzung von Xyrtothrrn* ganz der 
von O. entspreche, ist natürlich nicht richtig. Es findet sich nur Übertragung 
dnreh Cysten. -V. verhält sich ganz wie ein echtes Ciliat 


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Die Fortpflanzung der Opalinen. 


35 


(ioNDERs (1904), daß wenigstens in vielen Fällen bei Chromidina 
elegans ein mehr oder weniger rudimentäres Cy tos torn auftritt, läßt 
mir die bisher angenommene Verwandtschaft mindestens zweifelhaft 
«■scheinen : die von diesem Forscher beschriebenen Kernveränderungen, 
Ohromidien- und wohl auch Sporetienbildung. stellen einen Teil des 
Entwicklungscyklns dieser Organismen dar, aus dem bestimmte 
Schlösse auf den weiteren Verlauf zurzeit noch durchaus nicht ge- 
zogen werden können. Die Anoplophryen und ihre Verwandten 
dürften wohl in keinem Verwandtschaftsverhältnis zn den echten 
Opalinen stehen. Siehe auch Lkcjeb u. Duboscq (1904 a). So scheint 
mir aus der Klarlegung des Zeugungskreises von Opalina für die 
Beurteilung ihrer systematischen Stellung unter den Protozoen nur 
so viel gewonnen, daß wir sie von den Ciliophoren entfernen und 
den Plasmodromen näher rücken müssen, ohne ihnen unter den 
letzteren eine weniger isolierte Stelle anweisen zu können, als die, 
die sie bisher unter den Oiliophoren eingenommen haben. 


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Tafelerklärunp. 

Tafel I. 

Schema des Zeugungskreises von Opalina ranarum. 

Fig. A — D = Agamogene (multiplikative) Fortpflanzung im Sommer, Herbst 
nud Winter. 

Fig. 1—18 = Gamogene (propagatorische) Fortpflanzung im Frühjahr. 

Fig. 1—8 im Frosch. 

Fig. 9 im Wasser. 

Fig. 10 — 18 in der Froschlarve. 


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40 


Eoges Xerksheimer 


Fig. 1. Indifferentes Individuum als Ausgangspunkt für beide Kreise. 

Fig. 2—4. Zerfall in Gametocvten ; Chromidien- und Sporetienbildnng. 

Figr. 5 — 9. Bildung und Keifung der Geschlechtskerne. 

Fig. 10 — 13. Isogameteubildung. 

Fig. 14 — 16. t'opnlation und Bildung der Cvstozygote. 

Fig. 17 n. 18. Aganionten der ersten nietagametischen Generation. 

Tafel n. 

(Alle Figuren sind mit dem Aimf.schen Zeichenapparat in Objekttischhühe entworfen. 
Alle Figuren dieser Tafel lieziehen sich auf O. ranarum.) 

Fig. 1. Teil eines indifferenten Individuums (Agamouten), entsprechend 
Tat". XVII Fig. A (1). Zeiss, Apochr. Imm. 2 mm, Comp. Oe. 4. 

Fig. 2. Ganzes Tier. Chromidienbildnng , vom stumpfen Pol gegen den 
spitzen fortschreitend. Lkitz. Obj. 7, Oc. 0. 

Fig. 3a— d. Phasen der Caryokinese der Againontenkeme. Zkiss, Apochr. 
Imm. 2 mm. Comp. Oc. 6. 

Fig. 3e. Spirem derselben Kerne. Zeiss. Apochr. Imm. 2 mm. Comp. Oc. 8. 
Fig. 4 a — 1. Bildung und Ausstoßnng der Chromidien. m u. n Pigmentbildung 
in den Chromidien lim engeren Sinne). Zeiss, Apochr. Imm. 2 mm. Comp. Oc. 6. 

Fig. 5. Teil eines Individiuums mit vergrößerten „scheibenförmigen Körperchen“. 
Dazwischen ein Kern in Chromidienbildnng und ein Reservekern (Spirem). Dieselbe 
Vergrößerung. 

Fig. 6. Teil eines Tieres mit fein verteilten Sporetien. Dieselbe Vergr. 

Fig. 7. Teil eines Tieres mit in Alveolen („Plasmakugeln“) eiugelagerten 
Sporetien. Dieselbe Vergr. 

Fig. 8. „Plnsmakngeln“ mit cingelagerten Sporetien. Zeiss. Apochr. Imm. 
2 mm. Comp. Oc. 8. 

Fig. 9. Teil eines Individnnms mit Agamonten-f Reserve- 'Kernen und sich 
bildenden Geschleehtskemen. Zutss, Apochr. Imm. 2 mm, Comp. Oc. 6. 

Fig. 10. Teil eines Tieres mit nengebildeten Geschleehtskemen nnd Reserve- 
kernen: dazwischen leer gebliebene Plasmakugeln. Zkiss, Apochr. Imm. 2 mm, 
Comp. Oc. 4. 

Fig. 11a— e. t.’nreife Geschlechtskerne mit Chromatinkappen. Zeiss. Apochr. 
Imm. 2 mm, Comp. Oc. 6. 

Fig. 12a — c. Teilung der unreifen Geschlechtskerne. Dieselbe Vergr. 

Fig. 13. Gametocyt. Erste Reifeteilung der Geschlechtskerne. Zeirs, Apochr. 
Imm. 2 mm. Comp. Oc. 4. 

Fig. 14. Gametocyt nach der ersten Reifeteilnng. Dieselbe Vergr. 

Fig. 15 a — c. Neugebildete Cysteu ans dem Froschdarm mit noch unreifen 
Kernen. Zeirs, Apochr. Imm. 2 mm. Comp. Oc. 6. 

Fig. 16. Ebensolche Cyste, nach dem Leben. Dieselbe Vergr. 

Fig. 17. Zwei Kerne aus einer bereits ins Wasser entleerten Cyste. Ab- 
stoßung des zweiten Rednktionskürpers. Dieselbe Vergr. 

F'ig. 18. Ebensolche Cyste nach der Abstoßung des zweiten Reduktions- 
kürpers. Dieselbe Vergr. 

Fig. 19. Dasselbe Stadium bei einer ausnahmsweise einkernigen Infektions- 
cyste. Dieselbe Vergr. 

Fig. 20. Reife Infektionscyste. Dieselbe Vergr. 


iqitiz ed by G ootlle 



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Die Fortpflanzung lier Opalinen. 


41 


Tafel III. 

(Die Figuren beziehen sicli teils auf 0. ranarum, teils auf 0. dimidiata. Sie sind 
mit dem ABBÈ'sohen Zeichenapparat in Objekttischhöhe entworfen, mit. Ausnahme 
der mit „Skizze nach dem Leben“ bezeichneten ; diese sind ohne Zeichenapparat. 
schätzungsweise entsprechend der Vergröliemng von Zkiss, Apochr. Imm. 2 mm. 
Comp. Oc. ß gezeichnet. Diese VergrSUerung 1st anch für alle anderen Figuren 

gebrancht. nur bei Fig. 41 und 45 kam Comp. Oc. 8 zur Verwendung.) 

Fig. 21. Op. ran. Reife Cyste aus dem Kanlqnappendarm ; die Kerne be- 
ginnen sich zu Befruehtnngsspindeln nmzuforme». 

Fig. 22. Op. ran. Unreife Cyste im Begriff anszuschlflpfen. 

Fig. 23 a u. b. Op. dim. Zwei Stadien des Ausschlilpfens einer Infektious- 
cyste, b etwa 10 Minuten nach a. Skizze nach dem Lehen. 

Fig. 24. Op. dim. Frisch ansgeschlüpfter Gametocyt. 

Fig. 26. Op. ran. Frisch ansgeschlüpfter Gametocyt. 

Fig. 26. Op. ran. Unreif ansgeschlüpfter Gametocyt vor der Ausstellung 

des zweiten Reduktionskörpers. 

Fig. 27. Op. ran. Unreif ansgeschlüpfter Gametocyt nach der AnsstoBung 
des zweiten Reduktionskörpers. 

Fig. 28. Op. dim. Gametocyt in Qnerteilung. Skizze nach dem Leben. 

Fig. 29. Op. ran. Gametocyt in (Juerteilnng. 

Fig. 30. Op. dim. Gametocyt in (Juerteilnng. 

Fig. 31. Op. ran. Gametocyt vor der letzten Längsteilnng. 

Fig. 32 a— d. Op. dim. Letzte Längsteilung eines Gametocyten zu Gameten. 
Skizzen nach dem Leben. 

Fig. 33. Op. dim. Vermutlich dreikerniger Gametocyt in Längsteilung ; das 
zweikernige Teilstück beginnt verfrüht schon seine nächste Längsteilnng. Skizze 
nach dem Leben. 

Fig. 34. Op. dim. Dreikemiger Gametocyt in Längsteilnng. 

Fig. 35. Op. dim. Zweikemiger Gametocyt in Längsteilnng. 

Fig. 36. Op. dim. Gamet. Essigsänrepräparat. 

Fig. 37. Op. dim. Gamet. 

Fig. 38. Op. ran. Gamet. 

Fig. 39. Op. dim. Copulation der Gameten, a, b. d innerhalb */ 4 Stunden 
nach demselben Exemplar gezeichnet, c nach einem anderen Exemplar. Skizzen 
nach dem Leben. 

Fig. 40. Op. dim. Gametencopulation. 

Fig. 41. Op. dim. Zygote; Kerne im Begriff zu verschmelzen. 

Fig. 42. Op. dim. Birnfflrmige Zygote mit Befruehtnngsspindeln. Nach 
dem Leben. 

Fig. 43. Op. dim. Cystozygote mit Befruehtnngsspindeln. Nach dem Leben. 
(Die äußere Cystenhülle erschien erst nach Essigsänreznsatz.) 

Fig. 44. Op. dim. Cystozygote mit Syncaryon. 

Fig. 45. Op. dim. Frisch ansgeschlüpfter, noch einkerniger Agamont der 
ersten metagametischen Generation. Essigsänrepräparat. 

Fig. 46. Op. dim. Ebensolcher Agamont. Eisenalann-Hämatoxylin. 

Fig. 47. Op. dim. Ebensolcher Agamont. 


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42 


Ecokk Nkheshkikkb. Die Fortpflanzung der Opalinen. 


Fig. 48. Up dim. Ebensolcher Agamont; erste Teilspindel. Eisenalann- 
H&matoxjlin. 

Fig. 49. Op. dim. Ebensolcher Agamont; erste Teilspindel mit noch er- 
kennbarem Material fUr die künftige Chromidienbildnng. (?) 

Fig. öO. Op. dim. Agamont. bereits zweikernig, gleichfalls mit noch er- 
kennbarem Chromidienmaterial in den Kernen. (?) 

Fig. 51. Op. dim. Agamont in lebhafter Kernvermehruug. Essigsäurepräparat 
Fig. 52- Op. ran. Jnuger Agamont. 48 Stunden nach der Infektion. 


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Nachdruck verboten, 
f 'berget 2 u n ff frech t rorbr halten . 


(Aus dem Zoologischen Institut in München.) 

Depression der Protozoenzelle und der Geschlechts- 
zellen der Metazoen. 

Von 

Methodi Popoff. 

(Hierin Tafel IV und 5 Textligureii.) 


Die ersten genauen Untersuchungen über den Lebenscyklus der 
einzelligen Organismen rühren von Maupas her. An sorgfältig ge- 
führten Ciliaten - Kulturen (darunter auch solche von Slylonychia 
mytilus ) hat dieser ausgezeichnete Forscher den Beweis erbracht, daß 
der normale Abschluß einer Zucht von Infusorien die „dégénérescence 
sénile“ ist. Mit diesem Worte hat er jenen Zustand der Tiere be- 
zeichnet, welcher nach einer, je nach den Arten verschieden großen 
Zahl von agamen Generationen eintritt und in der vollständigen 
Störung der Lebensfunktionen seinen Ausdruck findet. Als anato- 
mische Konsequenz der „dégénérescence sénile“ hat Maufas eine 
Veränderung im Kernapparat beobachtet: der Macronucleus vergrößert 
sich, die Micronuclei vermehren sich über das Maß oder schwinden 
vollständig. 

Die späteren Untersuchungen Hebtwig's, Calkins, Woodruff’s 
usw. haben gezeigt, daß der Verlauf einer Protozoenkultur nicht ganz 
so einfach ist. wie ihn der französische Forscher darstellte. Diese 
Untersuchungen haben ergeben, daß nach Perioden starker Ver- 
mehrung Zeiten eintreten, in welchen die Teilungsfahigkeit der Tiere 
herabgesetzt, ja sogar vollkommen unterdrückt wird. In diesem Zu- 
stand, den Calkins mit dem passenden Worte „Depressionszustand“ 


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44 


M. POFOFF 


bezeichnete. nehmen die Tiere keine Nahrung in sich auf, bleiben 
unbeweglich am Boden des Kulturgefaßes sitzen, um nach einem oder 
mehreren Tagen wieder in die lebhafteste Teilung einzutreten. Diese 
immer häufiger eintretenden und tiefer werdenden Depressionen führen 
schließlich zur vollständigen Erschöpfung der Kultur, — zu der 
„dégénérescence sénile“ (Mac par), oder, wenn wir den Ausdruck 
Hektwio’s anwenden wollen, zu der „physiologischen Degeneration“ 
der Tiere. 

Durch Beobachtungen an ausgedehnten Actinosphaerienkulturen 
und an vielen Infusorienkulturen (Dileplun, Didinium , Paramaecium) 
gestützt, sieht Hertwig die Ursache der Depressionen in der von 
Zeit zu Zeit erfolgenden übermäßigen Vergrößerung des Kernes. 
Calkins dagegen, dem wir Angaben über eine 23 Monate lang ge- 
führte Paramaecienknltnr verdanken, bestritt zuerst die Beobachtungen 
Hertwig's an Depressionstieren und behauptete, daß die Ursache der 
Depression nicht anatomischer Natur, sondern rein physiologisch ist 
In seiner letzten Arbeit über denselben Gegenstand gibt aber Calkins 
diese seine Behauptung zugunsten der HEKTwio’schen Auffassung auf. 

Um erstens für die theoretisch wichtige Frage nach den Ursachen 
der Depression neue Beobachtungen zu bringen, und zweitens die 
Resultate Mau pas’ über den Lebenscyklus von Stylonychia mytilns 
nachzuprüfen, wurde auf Veranlassung meines hochverehrten Lehrers 
Herrn Professor Dr. Richard Hertwig diese Untersuchung von mir 
vorgenommen. ') Ich erachte es daher als eine angenehme Pflicht, 
Herrn Professor Dr. R. Hertwig auch an dieser Stelle meinen auf- 
richtigsten Dank ansznsprechen. 


Am 1. April 190*1 habe ich ein Exemplar (nicht exconjugiertes 
Tier) von Stylonychia mytilus aus den Kulturgläsern des zoologischen 
Instituts herausgenommen und in dicht schließenden Uhrschälchen 
weiter kultiviert. Als Nahrung wurde Colpidium benutzt 5 ) Die 

') Diese Beobachtungen machte ich gelegentlich meiner experimentellen Unter- 
suchungen liber das Verhältnis zwischen Kern- und Plasmagrflße bei der Teilung 
von Stylonychia mytilus bei verschiedenen Temperaturen. Genaueres Uber die in 
dieser Richtung gewonnenen Resultate werde ich demnächst mitteilen. 

*) Dieses holotriche Infusnr ist leicht immer in grollen Mengen zu haben, 
indem man Blätter von Kopfsalat in ein größeres Glas mit Wasser bringt. Die- 
selben milssen gut gewaschen sein, nm die anhaftenden Cvsten möglichst zu ent- 
fernen. 2 oder 3 Tage später, nachdem eine schwache Fäulnis in dem Glase sich 
entwickelt hat, bringt man einige Colpidien in die Kultur hinein. Dies genügt. 


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Depression der Protozoenzelle et«. 


45 


Kultur habe ich bei Zimmertemperatur, welche während der ganzen 
Zeit (1. April bis 16. Juli 1906) zwischen ca. 17* — 19° C schwankte, 
fortgeführt. Unter diesen Temperatur- und Nahrungsverhältmssen 
vermehrte sich die Kultur sehr stark. Da meine Zeit bis zum 
12. April nicht ausreichte, um ganz exakte Zählkulturen zu führen, 
habe ich mich in diesen ersten 12 Tagen damit begnügt, die Kultur 
bloß von Zeit zu Zeit zu reduzieren. Um dabei die Teilungsrate 
bestimmen zu können, habe ich jede 5 Tage einzelne Tiere aus der 
Kultur herausgenoramen und weiter isoliert kultiviert. Es ergaben 
sich 1 */ s Teilungen in 24 Stunden. Bis zum 12. April teilte sich 
die Kultur ganz regelmäßig, ohne irgend welche Besonderheiten zu 
zeigen, an welchem Tage ein Tier von der Kultur isoliert und weiter 
kultiviert wurde. Diese neue Kultur bezeichne ich als „Zählkultur A". 
Außerdem habe ich noch zwei Zählkulturen: „Zählkultur B“ und 
„Zählkultur C“ und die Anfangskultur (1. April) als „Hauptzimmer- 
kultur“ weiter fortgeführt. In der nun folgenden Beschreibung 
werde ich ausführlicher über die Zählkultur A berichten. Am Schluß 
dieses Berichts werden einige Bemerkungen über den Verlauf der 
anderen Kulturen Platz tinden. ' 


Zählkultiir A. 

Nachdem die Zahl der Tiere auf 10 gestiegen ist, habe ich jeden 
weiteren Tag die Kultur immer auf 10 Tiere reduziert. Auf diese 
Weise konnten mir keine eingetretenen Veränderungen in dem Zu- 
stand der Tiere entgehen. Nach dem genau für jeden Tag geführten 
Protokoll, das ich hier im knappen Auszug wiedergebe, habe ich die 
Lebenskurve (Textfig. 1) von Stylonychia m yt ilus hergestellt. 


daß nach weiteren 3 — 4 Tagen die Kultur von Colpidien wimmelt. Mau muß 
immer darauf achten, daß die Fäulnis in der Kultur eich nicht zu sehr entwickelt, 
da die Stylonychien eine solche Nahrung nicht vertragen. Man gießt atu besten 
jede 2 Tage die Hälfte von dem Wasser der Futterkultur ab. fällt frisches Brunnen- 
wasser nach und bringt wieder dazu einige frische Salatblätter. Die den Stylo- 
nychien zugeführte Nahrung muß in kleinen Portionen sorgfältig mit einer starken 
Lupe durchmustert werden, damit mnn versichert ist. daß keine anderen Infusorien 
sich darin befinden. Wird zufällig die Futterkultur durch Oxytrichen oder andere 
Raubinfusorien verunreinigt, so ist sie nicht mehr brauchbar. Das Wasser und 
die Nahrung der Stylonvchienkultur muß unbedingt jeden Tag gründlich 
gewechselt werden. 


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46 


M. PoPOFS 


Datum 


Zahl Reduziert Zahl 

der Tiere auf der Teilungen 


Bemerkungen 


April 1. Die am 1. April 1906 mit einem Tier an- 
gelegte Knltur (.Hauptzimmerkultnr") 
teilte sich bei starker Ernährung und bei 
einer Temperatur von 17“ 0 bis zum 
12. April 1906, ohne irgend welche Be- 
sonderheiten zu zeigen . ra. 1 'j, mal in 


12. 

24 .Stnnden. 
1 


13. 

4/4 

2 

14. 

12/10 

1-6 

15. 

24/10 

1-2 

16. 

3010 

1-6 

17. 

28/10 

14 

18. 

35/1 

1-25 

19. 

4/4 

2 

20. 

14/10 

1-8 

21. 

2710 

1-36 

22. 

32/10 

1-6 

23. 

35/1 

1-75 

24. 

3,3 

1-6 

25. 

7/7 

1 17 

26. 

17/10 

1-2 

27. 

17/10 

0-7 

28. 

21/10 

105 

29. 

21/10 

1-05 

30. 

32/10 

1-6 

1 . 

18/10 

0-8 

2. 

11/10 

0-1 

8 . 

15/10 

0-5 

4. 

18' 10 

0-8 

5. 

21/10 

1 05 

6. 

27/10 

1-35 

7. 

2210 

1-1 

8. 

19/10 

0-9 

». 

21/10 

ros 

10. 

20/10 

1 

11. 

25/10 

125 

12. 

19/10 

04) 

13. 

34/10 

1-7 

14. 

34/10 

1-7 

15. 

36/10 

1-8 

16. 

38/10 

1-65 

17. 

22/10 

IT 

18. 

20/10 

1 

19. 

19/10 

09 

20. 

22/10 

IT 

21. 

32/10 

1-6 

22. 

29'10 

145 

23. 

16/10 

0-6 

24. 

18/10 

19/10 

08 

25. 

09 

26. 

22,10 

11 

27. 

28/10 

14 

28. 

21/10 

1-05 

29. 

13/10 

0-3 

30. 

1210 

0.2 

31. 

13/6 

03 


An diesem Tage wurde 
ein Tier yon dieser Kultur 
herausgenommen und 
weiter knlti viert. 


i Depression. — Alle Tiere 
1 haben sich wieder erholt. 


I Depression mit Neigung 
| zur Conjugation. 


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Ut IHI 

UN.VLHSII Y of ILLINOIS. 


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Depression der Protozoenzelle etc. 


47 


Datum 

Zahl Reduziert 

der Tiere | auf 

Zahl 

der Teilungen 

Juni 1. 

6/4 

0 

2. 

7/7 

17/10 

0-7 

3. 

1-2 

4. 

26/10 

1-3 

5. 

27/10 

1-35 

6. 

30/10 

1-5 

7. 

31/10 

1-55 

8. 

34/10 

1-7 

9. 

23/10 

1-15 

10. 

23/10 

115 

11. 

13/8 

03 

12. 

8/4 

0 

13. 

12/10 

16 

14. 

11/11 

01 

15. 

6/5 

01 

16. 

8/7 

0-6 

17. 

18/10 

1-2 

IS. 

21/10 

1-05 

19. 

38/10 

1.9 

20. 

33/10 

1-65 

21. 

26/10 

1-3 

22. 

33/10 

t-65 

23. 

3110 

1-55 

24. 

38/10 

1-9 

25. 

45/10 

2-12 

26. 

51/10 

23 

27. 

3310 

1-65 

28. 

32/10 

16 

29. 

35/10 

1-75 

30. 

10/7 

0 

Juli 1. 

1/1 

0 

2. 

1/1 

0 

3. 

1/1 

0 

4. 

5/4 

225 

6. 

16/5 

2 

6. 

25/10 

225 

7. 

21/10 

105 

8. 

35/10 

1-75 

9. 

36/10 

1-8 

10. 

9/9 

0 

11. 

9/9 

0 

12. 

10/5 

01 

13. 

10/10 

1 

14. 

5/5 

0 

15. 

16. 

5 5 

Die Kultur ausgestorben. 

0 


Bemerkungen 


Depression 

mit starker Neigung 
zur Encvstierung. 

6 Tiere haben sich en- 
cystiert. 


[ Sehr tiefe Depression. 

: Alle Tiere bis auf eins 
1 ausgestorben. 


Sehr tiefe Depression. Kein 
Tier konnte sich erholen. 
Dieser Teil des Protokolls 
ist aus Angaben der Hilfs- 
kulturen a und fl. welche 
ich am 9. Juli von der Zähl- 
kultur A abgezweigt habe, 
kombiniert. 

Näheres siehe im Text 


Anf der Abscisse A_B (Textfig. 1) ist die Zeit in Abständen von je 
einem Tage vermerkt, anf der Ordinate AC ist die Teilnngsintensität 
dargestellt. Bei genauer Durchsicht dieser Kurve ist zu bemerken, daß 
bis zum 2. Mai die Kultur nur kleine Schwankungen ') in der Teilung 


') Anf diesen eigenartigen rhythmischen Verlauf der Teilungen, welcher sich 
in jeder Infnsorienkultur bemerkbar macht, will ich gleich von Anfang an hier 
kurz eingehen. Diese Schwankungen rühren davon her, daß nicht alle Tiere unter 


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48 


M. Poronr 


gezeigt hat. die Teiluugsrate ist aber durclischnittlich genommen ca. 
1 i / t mal in 24 Stunden geblieben. Am 1. Mai hat sich die Kultur 
nur 1 mal geteilt. Dies wäre an sich nichts Außergewöhnliches ge- 
wesen, wenn mir nicht aufgefallen wäre, daß die Tiere nicht be- 
sonders stark ausgewachsen waren. Unter dem Mikroskop zeigte 
sich, daß dieselben nur spärliche Nahrung in sich aufgenommen haben. 
Bei manchen Tieren konnte ich kleine Unregelmäßigkeiten am hinteren 
Ende des Körpers beobachten. In den Lebensbedingungen der Kultur 
waren gar keine Veränderungen eingetreten. In der Hilfskultur 1 ) 
waren genau dieselben Erscheinungen zu beobachten. Am 2. Mai hatte 
sich in der Zählkultur bloß ein Tier geteilt. Vier Tiere von der 
Kultur waren von unregelmäßiger Körpergestalt. Bei denselben be- 
obachtete ich eine Reduktion der Schwanzborsten. Die Tiere nahmen 
noch keine Nahrung in sich auf und führten träge Bewegungen am 
Boden des Gefäßes aus. Am 3. Mai fingen die Tiere von neuem zu 
fressen an und gewannen ihr normales Aussehen. Fünf von denselben 
haben sich geteilt; am 4. Mai nahm die Kultur ihren normalen Ver- 
lauf. Es ist klar, daß die Tiere eine schtvaehe Depression durch- 
gemacht haben, von welcher sich alle Tiere wieder erholen konnten. 

In den darauf folgenden Tagen vermehrte sich die Kultur mit 
ihrer gewöhnlichen Teilungsgesehwindigkeit ganz normal weiter. 
Nur in der Zeit zwischen 13. und 16. Mai ist eine beträchtliche 
Erhöhung der Teilungsrate bemerkbar. Die Ursache dazu ist in der 
bis zu 22“ C. gesteigerten Zimmertemperatur zu suchen. Diesem 
Teilungsaufschwung ist daher im gegebenen Falle keine besondere 
Bedeutung beizumessen. Am 23. Mai hat sich eine kleine Abweichung 
in dem Gang der Kultur bemerkbar gemacht Es haben sich bloß 
6 Tiere geteilt. Auffallend w r ar dabei, daß alle Tiere in der Kultur 
noch sehr klein waren. Die normale Körpergestalt war, mit einer 

4en gleichen Lebensbediugungeu bezüglich der Nahrung stehen können und darum 
Verschiebungen iu der Teilungszeit der Tiere eintreten. Beim Zählen der Kultur, 
was gewöhnlich zwischen 8— 9h morgens geschah, sind daher nebeneinander Tiere 
zu beobachten, welche kurz vor der Teilung stehen, und solche, welche sich eben 
geteilt haben. Es ist leicht einzuseben, daß unter solchen Umständen in der 
kurzen Zeit von 24 Stunden die Zahl der Tiere kleine Schwankungen zeigen wird. 
Einen Einfluß auf die Teilungsrate hatte auch die schwankende Zimmertemperatur. 
Die prägnanten Abweichungen in dieser Beziehung werde ich an der betreffenden 
Stelle erwähnen. 

') Von der reduzierenden Kultur wurden jeden Tag, je nachdem 5—10 Tiere 
gesondert und bis zum folgenden Tag für sich kultiviert. Dies geschah, um irgend 
welchen eintretendeu Eventualitäten mit der Zählkultur Vorbeugen zu können. 
Diese Kulturen nenne ich „Hilfskulturen'*. 


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Depression der Protuzoenzelle etc. 


49 


Ausnahme, beibehalten. Das betreffende Tier war von unregelmäßiger 
Körperform und war undurchsichtig geworden. Am anderen Tag 
nahm die Kultur ihr normales Aussehen an; alle Tiere waren aus- 
gewachsen. 

Nach dieser sehr schwachen Depression steigt die Teilungskurve 
bis zum 27. Mai allmählich mehr und mehr, um am 28. und 29. Mai 
sehr tief herabzusinken. An diesem letzten Tag haben sich bloß 
3 Tiere von der ganzen Kultur geteilt. Alle Tiere in der Kultur 
bewahrten aber noch ihr ganz normales Aussehen. Auffällig war 
es, daß manche Tiere einige Zeit nebeneinander schwammen, ohne 
«laß dieser Vorgang zur Conjugation führte. Am 30. Mai zeigte die 
Kultur ein ganz anderes Bild. Von den 10 Tieren, mit welchen die 
Kultur weiter geführt wurde, haben sich bloß 2 Tiere geteilt. Es 
wurden also im ganzen 12 Tiere. Zwei von diesen waren stark 
deformiert, die anderen 10 waren undurchsichtig und mit kleinen 
Unregelmäßigkeiten in der Konturierung des hinteren Körperendes. 
Die Schwanzborsten waren noch vorhanden. Am 31. Mai haben sich 
nur 3 Tiere geteilt. Von den 13 Tieren, welche sich jetzt in der 
Kultur befanden, waren 2 stark deformiert, 4 sehr klein und fast 
rund, die anderen trüb im Aussehen und sehr schwach beweglich. 
Von den 6 Tieren, mit welchen die Kultur weiter geführt wurde, 
waren am 1. Juni 2 ausgewachsen, 2 noch klein und 2 abgerundet. 
— es war keine Teilung eingetreten. Erst am 2. Juni hat sich die 
Kultur wieder einmal geteilt. Alle Tiere wurden wieder ganz normal 
und stark ausgewachsen. Von dieser länger als am 2. Mai dauernden 
Depression haben sich alle Tiere wieder erholen können. Die Kultur 
nahm in den folgenden Tagen bis zum 10. Juni ihren normalen 
Verlauf und zeigte eine rasch aufsteigende Teilungsintensität. Nach 
einer so starken Depression ist dieser Teilungsaufschwung und das 
starke Auswachsen der Tiere besonders auffallend. Am 9. Juni trat 
in der Kultur eine Neigung zur Encystierung ein. An diesem Tag 
haben sich 3 Tiere abgekugelt und encystiert, die übrigen waren 
sehr stark herangewachsen und von ganz normalem Aussehen. In 
genau solchem Zustand war auch die Hilfskultur; dort auch wurden 
neben den normalen, encystierte Tiere vorgefunden. Trotzdem ich 
für die weitere Führung der Kultur immer nur ganz normal aus- 
sehende Tiere nahm, traten bis zum 15. Juni immer einige neu 
encystierte und abgekugelte Tiere auf. Gleichzeitig damit trat auch 
ein starkes Herabsinken der Teilungsrate der Kultur ein. So z. B. 
haben sich am 11. Juni nur 3 Tiere geteilt. In der Kultur waren 
also 13 Tiere, 8 davon normal ausgewachsen und 5 encystiert. Am 

Archiv für Protistenkunde, Sappl. I. 4 


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50 


M. POPOFF 


12. Juni haben sich diese 8 Tiere nicht geteilt, vielmehr wurden 2 
weitere encystiert gefunden, Von den 6 normal gebliebenen, nicht 
encystierten Tieren habe ich 4 getrennt und weiter kultiviert. Diese 
haben sich am 13. Juni lV s mal geteilt. Am 14. und 15. Juni trat 
zum letzten Male Eneystierung in der Kultur ein. 

Unter dem Mikroskop zeigten nicht alle abgerundeten Tiere eine 
ausgebildete Cystenmembran. In sehr vielen Fällen fehlte dieselbe 
gänzlich; diese Tiere starben nach ein paar Tagen ab. Über das 
Schicksal der Cysten mit normal ausgebildeter Cystenmembran kann 
ich nur sagen, daß die Zahl der Cysten von 14. bis zum 17. Juni die 
gleiche blieb. Das Auskriechen der 'Piere aus den Cysten konnte 
ich direkt nicht beobachten, da dieselben nicht isoliert, sondern in 
dem Uhrschälchen mit der Zählkultur belassen wurden. Am 18. Juni 
waren von den 5 Cysten nur noch 2 übrig geblieben. Es ist. anzu- 
nehmen. daß 3 vou den Cysten ausgekrochen waren. Die anderen 
2 Cysten habe ich abgetötet. Nach dieser mit sehr starker Neigung 
zur Eneystierung begleiteten Depression nahm die Kultur am IG. Juni 
unter sehr lebhafter Vermehrung und starker Größenzunahme der 
Tiere ihren normalen Verlauf, mit den gewöhnlichen Schwankungen 
in der Teilungsrate. Diese lebhafte Vermehrung dauerte bis zum 
29. Juni. Erwähnenswert ist, daß während dieser Zeit hier und da 
in der Kultur Tiere auftraten, welche nicht ganz normale Gestalt 
aufwiesen. Die hintere Körperhälfte war schmäler als gewöhnlich 
und das betreffende Körperende von nicht ganz regelmäßiger Kontur. 
Solche Tiere sahen durchsichtiger als die übrigen aus. Außer diesen 
Abweichungen war der Verlauf der Kultur ganz normal. Am 29. Juni 
zählte die Kultur 35 'Piere. Wie gewöhnlich wurden an diesem 'Pag 
10 Tiere gesondert und weiter kultiviert. Am 30. Juni fand ich die 
'Piere ungeteilt und klein. Das Plasma derselben war undurch- 
sichtiger geworden. Die Form des Körpers zeigte Unregelmäßig- 
keiten. Die Tiere lagen am Boden und führten nur noch träge 
Bewegungen aus. Nur ein Tier war noch ganz munter und von 
normalem Aussehen. Am 1. Juli war in der Zählkultur A nur noch 
ein stark deformiertes und kaum bewegliches Tier lebend. Alle 
übrigen Tiere sind ausgestorben. Am 2. Jnni hat das einzig übrig 
gebliebene Tier von neuem Nahrung aufzunehmen angefangen. Das 
Tier sah normal aus, war aber noch sehr klein. Am 3. Juni fand 
ich das Tier stark herangewachsen, normal und in lebhafter Be- 
wegung. Am 4. Juli zählte die Kultur 5 herangewachsene Tiere. 1 ) 

') Leider nnterlieli ich. genane Messungen über die Grüße der Tiere im Laote 
der Knltnr zu machen. 


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Depression «1er Protozoenzelle etc. 


51 


Hier möchte ich die Schilderung des weiteren Verlaufes der 
Kultur etwas unterbrechen und über das Schicksal der am 29. Juni 
von der Zählkultur A abgezweigten Hilfskultur berichten. Am 
:K). Juni war in der Hilfskultur keine Teilung eingetreten. Die 
Tiere befanden sich in genau demselben Zustand wie diejenigen von 
der Mutterkultur um dieselbe Zeit (siehe oben). Am 1. Juli zählte 
die Hilfskultur 8 deformierte und kleine Tiere. In allen war eine 
starke Reduktion der Schwanzborsten bemerkbar. Diese 8 Tiere 
sind am 2. Juli bis auf 1 ausgestorben. Dieses übrig gebliebene 
Tier nahm keine Nahrung auf und führte nur noch kaum merkliche 
Bewegungen aus. Am 3. Juli starb auch dieses Tier ab. Von den 
35 Tieren, welche die Kultur A vor der Depression zählte, konnte 
sich also nur 1 Tier erholen. Die Kultur war gerettet und wurde 
weiter fort geführt. 

Nach dem 3. Juli trat eine Zeit sehr lebhafter Vermehrung ein 
(siehe die Lebenskurve. Texttig. 1). Die Tiere waren auffallend groß 
und das Plasma derselben war sehr vacuolenreich geworden. Be- 
sondere auffallend war eine große Vacnole in der Mitte des Körpers, 
welcher infolgedessen an dieser Stelle breiter als bei ganz normalen 
Tieren geworden war. Beim durchfallenden Lichte sah diese Va- 
cuole grünlich aus. Die lebhafte Vermehrung der Kultur dauerte 
einschließlich bis zum 9. Juli. Die an diesem Tag getrennten 10 
Tiere fand ich am 10. Juli nicht geteilt, gar nicht herangewachsen 
und von anormaler Körpergestalt. Die Tiere bewegten sich sehr 
träge, und nahmen keine Nahrung auf. Am 11. Juli waren diese 
10 Tiere infolge der tiefen Depression ausgestorben. Es blieben mir 
nur die Tiere der am 9. Juli von der Zählkultur abgezweigten Hilfs- 
kultur. Dieselbe zählte am 9. Juli 20 Tiere, w'elche am 10. Juli 
mnnterer und lebhafter als die Tiere der Zählkultnr A geblieben 
waren. Die Tiere haben noch ihre normale Größe beibehalten, im 
Körper war aber nur spärliche Nahrung vorhanden. Das stark 
vacuolisierte Protoplasma mit der großen Vacuole in der Mitte des 
Körpers war besonders auffallend. Die Kultur hatte sich trotzdem 
schwach vermehrt. An demselben Tage (10. Juli) teilte ich diese 
Kultur in zwei weitere Kulturen: Kultur u und Kultur ß, jede mit 
10 Tieren. Am 11. Juli fand ich die Tiere der Kultur « nicht ver- 
mehrt. Alle waren in starker Depression und sehr schwach beweg- 
lich. Die Kultur ß machte einen etwas besseren Eindruck: Die 
Tiere, wenn auch sehr träge, bewegten sich noch. Am 12. Juli war 
von der Kultur a kein einziges Tier am Leben geblieben. In der 
Kultur ß dagegen war eine Vermehrung der Tiere zu bemerken. Es 

4 * 


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52 


M. Porow 


waren 23 kleine Tiere vorhanden. Ich teilte diese Kultur abermals 
in zwei Kulturen ,1' mit 5 Tieren und Kultur (i 3 mit 18 Tieren. 
Am 13. Juli waren in der Kultur ; S l 10 sehr kleine und träge be- 
wegliche Tiere vorhanden. Die große bräunliche Vacuole in der 
Mitte des Körpers war bei allen Tieren vorhanden, was den sonst 
klein gebliebenen Tieren ein anormales Aussehen gab. Die Kultur 
/** enthielt 27 kleine Tiere; es war also eine schwache Vermehrung 
zu beobachten. Ich führte diese Kultur mit 15 Tieren weiter. Am 
14. Juli war in den beiden Kulturen gar keine Vermehrung zu be- 
obachten. Die Tiere führten nur noch sehr schwache Bewegungen 
am Boden des Gefäßes aus, nahmen gar keine Nahrung in sich aut 
und waren noch kleiner geworden. Der Körper war unregelmäßig 
konturiert. Am 15. Juli zeigten die Tiere nur noch sehr schwache 
Bewegungen und am 16. Juli sind die beiden Kulturen ausgestorben. 
Von dieser tiefen Depression konnte sich kein einziges Tier erholen. 


Ähnliche Lebenskurven zeigten alle anderen Kulturen. Dort 
wechselten auch Perioden starker Vermehrung mit Depressions- 
perioden. Je nachdem die Kulturen von der vorher besprochenen 
Zählkultur A abgezweigt, oder mit ganz anderen Tieren angelegt 
wurden, wechselte die Zeit, in welcher die Depression bei denselben 
eintrat. Selbst in dem ersten Fall, d. i. wenn die Kultur von der 
Zählkultur A stammte, stellte sich eine ziemlich große Differenz in 
den Zeiten des Eintritts der Depression ein. So z. B. in einer Kultur 
{Zählkultur B), welche am 21. April von der Zählkultur A abgezweigt 
wurde, trat die Depression nicht am 2. Mai (vgl. die Lebenskurve, 
Textfig. 1), sondern erat am 5. dieses Monats, d. h. in einer Zeit, in 
welcher die Zählkultur A sich schon wieder in lebhafter Vermehrung 
befand. Ähnliche Abweichungen waren auch bei allen anderen 
Kulturen zu bemerken. Alles das spricht dafür, daß die Ursache der 
Depression nicht iu dem zufälligen Wechsel der äußeren Existenz- 
bedingungen, wie Qualität der Nahrung, des Wassers u. dgl. zu 
suchen ist, sondern daß diese Ursache in dem Organismus selbst liegt. 
Denn, würde ersteres der Fall sein, dann sollte die Depression, wenn 
man berücksichtigt, daß alle Tiere mit derselben Nahrung versehen 
wurden und unter denselben äußeren Bedingungen gestanden, in allen 
Kulturen immer gleichzeitig eintreten; dies war jedoch nicht der Fall. 

Aut eine tiefer eingehende Beschreibung des Lebenslaufes aller 
dieser verschiedenen Kulturen werde ich mich hier nicht einlassen, 
da Wiederholungen dabei nicht zu vermeiden sein würden. Bemerken 


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Depression der Protozoenzelle etc. 5# 

möchte ich nur, daß in einer Kultur, welche von der Zählkultur A 
am 20. April abgezweigt wurde und immer mit ein paar hundert 
Tieren weiter gefühlt wurde, in der Zeit zwischen 28. und 30. Mai 
eine starke Neigung zur Conjugation eintrat, welche dadurch zum 
Ausdruck kam, daß die Tiere paarweise nebeneinander schwammen, 
um sich nachher wieder zu trennen. Ich konnte während dieser Zeit 
keine einzige richtige Copula beobachten. Auch in dieser Kultur, 
welche ganz genau parallelen Verlauf mit der Zählkultur A zeigte, 
trat die Neigung zur Conjugation in der Zeit auf, wo die Kultur 
einen Depressionszustand durchmachte. Wie dort, so auch hier haben 
sich die Tiere erholen können und die Kultur wurde weiter geführt. 
Dieselbe befand sich am 15. Juni in der lebhaftesten Vermehrung, 
in welcher Zeit die Zählkultur A dagegen sich in einen tiefen De- 
pressionszustand, begleitet mit Neigung zur Encystierung befand. 
Erst zwischen 16. und 18. Juni trat in dieser Kultur Neigung zur 
Encystierung, welche bis zum 20. Juni dauerte. Von diesem Tag 
an nahm die Kultur von neuem ihren normalen Verlauf. Am 8. Juli, 
bis zu welcher Zeit die Tiere sich in sehr gutem Zustand befanden, 
wurde die Kultur eingestellt. Über den Verlauf der anderen Kulturen 
habe ich nichts Besonderes zu verzeichnen. 


Anatomisches Bild. 

Das ist der normale Verlauf einer Stylonychienkultur. Be- 
trachten wir nun den Zustand der Zelle in den verschiedenen Mo- 
menten dieses Verlaufes. Für den letzteren Zweck habe ich immer 
sowohl in Zeiten der lebhaften Vermehrung, wie auch vor, während 
und nach jeder Depressionsperiode Tiere in Pikrinessigsäure abge- 
tötet, mit Borax-Karmin gefärbt und in Nelkenöl aufbewahrt und 
untersucht. In den Perioden der normalen-lebhaften Vermehrung 
sind die Tiere von regelmäßiger Körpergestalt, messen ca. 320—360 u 
und besitzen zwei ovale, verhältnismäßig kleine Kerne, von welchen 
jedem zwei Micronuclei anliegen. Es kommt manchmal vor, wie das 
der Fall bei dem in Fig. 1 dargestellten Tier ist, daß an dem einen 
Kern drei Micronuclei anliegen und eins an den anderen. Das sind 
Abweichungen, denen keine Bedeutung zukommt. Das Plasma ist 
gewöhnlich mit Nahrungsvacuolen überfüllt, in welchen Nahrung 
(Cölpidien) in verschiedenem Grade des Zerfalls sich befindet, was 
für eine lebhafte Assimilationstätigkeit zeugt. 


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54 


M. Popo ff 


Ganz anders gestaltet sich das Bild bei Tieren, welche in De- 
pressionsperioden abgetötet worden sind. Wenn wir die Fig. 2 — 11. 
welche alle nach solchen Tieren entworfen sind, fiüclitig durchsehen, 
fallt gleich ins Auge, daß die Körpergröße der Tiere beträchtlich 
abgenonimen hat. Niemals findet man Depressionstiere, welche die 
normale Größe aufweisen. Gewöhnlich schwankt dieselbe in be- 
trächtlichem Maße (von 200- -90 u), wie das auch leicht aus den Ab- 
bildungen zu ersehen ist, ■welche alle bei derselben Vergrößerung ge- 
zeichnet sind. Das Plasma der Depressionstiere ist gewöhnlich ganz 
frei von Nahrungsvacuolen. oder dieselben finden sich sehr spärlich. 
Das auffälligste bei solchen Präparaten ist aber die starke Ver- 
größerung der Macronuclei. Dieselben verlieren ihre regelmäßige 
ovale Form, werden gelappt, d. h. sie zeigen Ausbuchtungen und 
tiefe Einschnürungen. Das Maß der Kernvergrößerung steht in 
direktem Zusammenhang mit der Stärke der Depression. Am An- 
fang der Depression ist zu bemerken, daß die Kerne noch nicht so 
stark -vergrößert sind und. daß sie noch ihr kompaktes Aussehen 
erhalten haben. Hier und da merkt man nur. daß im Innern derselben 
kleine Vacuolen vorhanden sind (Fig. 2). Die Zahl der Micronuclei 
bleibt noch normal. Je tiefer die Depression wird, desto mehr ver- 
größern sich die Kerne, und durch die Mittelphasen Fig. 3 — 6 kommen 
wir schließlich zu Formen, bei welchen die Macronuclei geradezu 
riesenhafte Dimensionen annehmen (Fig. 7 — 8). In solchen Fällen 
wird der Kern bandförmig, zeigt unregelmäßige Verdickungen und 
schlängelt sich nach verschiedenen Richtungen. Mit der allmählichen 
Zunahme des Kernes ist eine Vermehrung der Vacuolen in demselben 
zu bemerken, welche manchmal, wie das z. B. in der Fig. 7 abge- 
bildet ist. den ganzen Kern durchsetzen. Diese Vacuolen sind klein, 
ihre Zahl, wenn man von den extremen Fällen der Fig. 7 absieht, 
gewöhnlich im Verhältnis zu der Kerngröße nicht bedeutend, so daß 
die Kernvergrößerung nicht allein eine Folge der Vacuolisierung des 
Kernes ist, sondern vielmehr auf einer übermäßigen Anhäufung von 
Chromatinsubstanz beruht. Für den letzteren Fall spricht auch der 
Umstand, daß der Kern jetzt genau so tief färbbar ist wie zuvor. 

Nachdem die Kerne eine beträchtliche Größe erreicht haben, 
beginnt die Zerstückelung derselben in kleinere Partien. Das ge- 
schieht, indem der Kern sich an manchen .Stellen mehr und mein- 
verdünnt und schließlich abschnürt (Fig. 3. 4, 5, 8, 10). Dieser 
Prozeß ist in allen seinen Mittelstadien ganz genau zu verfolgen. 
Das enorme Wachstum der Kerne und ihre Zerstückelung findet man 
mitten in den tiefsten Depressionen. Am Ende der Depressions- 


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Depression der Protozoenzelle etc. 


DO 

période werden die Kerne wieder kleiner und bis zu der vollständigen 
Wiederherstellung der normalen Verhältnisse zwischen Kem- und 
Körpergröße wiederholen sich in umgekehrter Reihe die Prozesse, 
welche anfänglich zu der Vergrößerung der Kerne geführt haben. 
Es ist in der Tat gar kein Unterschied in bezug auf die Kernver- 
hältnisse zwischen einem Tier, welches sich am Anfang der Depression 
befindet und einem solchen, welches am Ende derselben steht. Es 
muß also notwendigerweise eine Resorption der Kemsubstanz statt- 
gefunden haben. Die Zerstückelung der Kerne kann man als einen 
Vorgang, welcher in manchen Fällen zu dem leichteren Zustande- 
kommen dieses Resorptionsprozesses beiträgt, auffassen. Zu dieser 
Annahme zwingen mich insbesondere Beobachtungen, die ich an 
Paramaecien gemacht und welche ich später besprechen werde. 

Hand in Hand mit der abnormen Vergrößerung der Maeronuclei 
geht die Vermehrung der Micronuelei vor sich. Die letzteren be- 
halten trotz des anormalen Zustandes der Zelle ihre Teilnngsfähig- 
keit, ja es scheint sogar, daß dieser abnorme Zustand unbedingt 
notwendig ist. damit die Micronuelei in Funktion treten können. 
Es ist gar nicht selten, daß man sehr kleine Tiere mit enorm großen 
Kenien findet, in welchen die Micronuelei in Teilung begriffen sind 
(Fig. 9). Auf diese Weise erklärt sich der Umstand, daß in Tieren 
mit sehr vergrößerten Maeronuclei immer auch eine vermehrte Zahl 
von Micronuelei zu finden ist. Depressionstiere mit 5 (Fig. 10), 6 
(Fig. 6). 7 (Fig. 7, 8) und 8 Micronuelei sind gewöhnliche Erschei- 
nungen. Eine höhere Zahl Micronuelei als 8 habe ich in meinen 
Präparaten nicht beobachten können. 

Die hier erwähnte Abhängigkeit zwischen Teilung der Micro- 
nuclei und Kern Vergrößerung ist besonders prägnant bei der Con- 
jugation der Infusorien zu beobachten. Das veranlaßte mich nach- 
zusehen, ob nicht in der Tat ein tiefer Parallelismns zwischen den 
Prozessen, welche zur Depression und denen, welche zur Conjugation 
führen, existiert. Das wollte ich deswegen schon prüfen, da ich 
Gelegenheit hatte zu beobachten, daß während einer tiefen Depression 
der Zählkultur A und der Hauptzimmerkultur eine Neigung zur 
Conjugation eintrat. Die auf die Kernverhältnisse untersuchten 
Tiere dieser zwei Kulturen zeigten die typische Vergrößerung der 
Kerne der Depressionstiere. Da bei meinen Kulturen keine Conju- 
gation eintrat, konnte ich am eigenen Material den Zustand der 
Kerne von conjugierenden Stylonvchien nicht untersuchen. Es wurde 
mir in dieser Beziehung in liebenswürdigster Weise von Fräulein 
K. Maveb, stnd. zool.. geholfen. Eine ihrer .Stylonychienknlturen, 


....... -Jügiiiied by Google 



56 


M. POPOFF 


welche mit mehreren Ausgangstieren augefangen wurde, schloß mit 
Conjugation ab. Das mir zur Verfügung gestellte Material zeigte: 
1. eine Abnahme der Körpergröße, wie das bei allen in Depression 
sich befindenden Tiere der Kall ist : 2. die Kerne aller Tiere, sowohl 
der noch nicht conjvgierten (Fig. 11), wie auch deren, welche am 
Anfang der Conjugation sich befinden (Fig. 12, 13), waren typische 
Depressionskerne; diese sind alle abnorm vergrößert und gelappt. 
Sehr oft sind auch vergrößerte Kerne (bei nicht conjugierten Tieren i 
zu sehen, bei welchen eine beginnende Zerstückelung zu beobachten 
ist. Alle diese Prozesse bilden ein vollkommenes Gegenstück zu 
denjenigen der Depressionstiere von meinen Kulturen. Die Überein- 
stimmung ist so groß, daß es gar nicht möglich war, die Depressions- 
tiere von meinen Kulturen von den sich in Conjugation befindenden 
'Pieren des Frl. Mayer zu unterscheiden. 


Beobachtungen an Paramaecium caudal um. 

Das Material von Fttramaecium candatum stammte aus einer 
Nalmingskultnr mit Stentor coendeus, die ich zum Füttern von 
Dife/rfus-Zählkulturen 1 ) brauchte. Die Futterkultur befand sich in 
einem großen cylindrischen Glas. Es wurde immer gesorgt, daß 
eine reichliche Bacteriennahrnng in demselben vorhanden war. 2 ) Bei 
solchen Existenzbedingungen hat sich außerdem in der Kultur eine 
unzählige Menge von Paramaecien entwickelt. Von dieser Kultur 
habe ich nach 1 Monat zwei weitere Futterkulturen mit Stentor 
coerulcus angelegt. Die Paramaecien sind in diesen Kulturen auch 
mit hineingekommen. Diese neuen Kulturen wurden in derselben 
Weise immer reichlich gefüttert. 

Am 7. Juni war zu bemerken, daß die Bewegungen der Para- 
maecien träge wurden, und daß die Tiere sich am Rande des Glases 
in großen Mengen sammelten. Das veranlaßte eine genaue Kontrolle 
des Zustandes der Tiere in den anderen zwei Gläsern. Dort waren 
dieselben Erscheinungen zu beobachten. Um die Ursache dieses 
Verhaltens der Tiere besser prüfen zu können, habe ich Material von 
allen drei Kulturen mit Pikrinessigsfture abgetötet, mit Borax-Karmin 

*) Über «lie in dieser Richtung gewonnenen Resultate werde ich gelegentlich 
meiner Arbeit über Frontonia berichten. 

*) Dies wurde erreicht, indem jede 2 3 Tage frische Salatblätter in die 
Kultur hineiugetan wurden. Durch das Faulen der Salatblätter entwickelten sich 
kolossale Mengen von Bactérien 


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Depression der Protozoenzelle etc. 


57 


gefärbt und in Nelkenöl aufbewahrt und untersucht. Dasselbe habe 
ich jeden folgenden Tag, bis zum 15. Juni regelmäßig vorgenommen. 

Das genaue Nachpr&fen der Präparate zeigte, daß die Körper- 
größe der Tiere abgenommen hatte, der Kern dagegen, wie deutlich 
aus den Fig. 15—19 zu ersehen ist, war enorm vergrößert. (Zum 
Vergleich habe ich ein normales Paramaecium in Fig. 14 abgebildet.) 
Durch ungleichmäßiges Wachstum nach den verschiedenen Richtungen 
war die ovale Kemform in unregelmäßige übergegangen und zeigte 
verschieden tiefe Einschnürungen und Lappungen. Das Wachstum 
des Kernes war am stärksten in der Richtung der Körperlängsachse, 
wodurch der Kern eine länglich-plumpe Form annahm. Nur selten 
waren in dem Kern kleine Vacnolen zu beobachten. Manchmal 
waren kleine achromatische Partien in demselben bemerkbar (Fig. 17). 
Mit der Borax-Karminfärbung bewahrte der Kern das kompakte 
Aussehen der Kerne ganz normaler Tiere. Die Kemvergrüßeruug 
war infolgedessen an eine übermäßige Bildung von Chromatin- 
substanz gebunden. 

An den stark vergrößerten Kernen waren folgende Prozesse zu 
beobachten. Hier und da war zu bemerken, daß die Kernmembran 
an manchen Stellen aufgelöst war (Fig. 15) und daß von dort aus 
eine Ausstoßung von Chromatin stattfand. Diese Chromatinaus- 
stoßung ist an manchen Präparaten besonders reichlich. Das ins 
Plasma gelangte Chromatin wird allmählich resorbiert. Diese Pro- 
zesse bilden ein vollkommenes Gegenstück zu den Vorgängen, welche 
R. Hkktwiu bei den in abnormen Zustand geratenen Actinosphaerien 
beobachtet hat. An diesen Tieren hat er gefunden, daß infolge an- 
dauernder Überernährung eine starke Kernvergrößeruug und Kem- 
vermehrung mit darauffolgender lebhafter Chromatinausstoßung statt- 
findet. In manchen Fällen erfolgt statt der direkten Chromatin- 
ausstoßung eine Trennung ganzer Kernteile (Fig. 17, 18;. welche 
später im Plasma aufgelöst werden. Verschiedene Mittelstufen dieser 
Auflösung des Chromatins sind in den Präparaten leicht zu finden. 
Durch diesen letzten Prozeß auch, den ich bei Siyltniychia schon früher 
erwähnt habe, findet eine Verminderung der Kemsubstanz statt. 

Genau solche enorme Kernvergrößerung, Chromatinausstoßung 
und Kernzerstückelung konnte Wu Kasaszf.ff bei seinen Versuchen 
an hungernden I’aramaecien beobachten. 

Alle die beschriebenen Vorgänge lassen keinen Zweifel, daß die 
Paramaecien meiner Kulturen sich in einem starken Depressions- 
zustand befanden, dessen Ursache nach den früher erwähnten Nah- 
rungsverhältnissen der Kultur in einer andauernden übermäßigen 


Diqillzerl by Google 



Ernährung zu suchen ist. Ich war daher in .Spannung über den 
weiteren Verlauf dieses Vorgangs, welcher ja eine Parallele zu meinen 
Experimenten mit Stylonychia bildete. 

Während den ersten Tagen der Depression traten in der Kultur 
nur vereinzelte Oonjugationen ein. Am 12. und 13. Juni aber wurde 
die Zahl derselben erheblich größer. Gegen 15. — 16. Juni war die 
Depression vorüber, es war aber zu bemerken, daß die Zahl der 
überlebenden Tiere im Verhältnis zu den früher vorhandenen geringer 
war. Au dieser starken Depression sind viele Tiere zugrunde ge- 
gangen und viele fanden ihre Zuflucht in der Conjugation. 

Die bei Stylonychia gemachte Beobachtung, daß die Neigung zur 
Conjugation während Depressionsperioden eintritt. konnte an Para- 
maecium bestätigt werden. Die Kerne der Depressions- und der 
Conjugatioustiere waren hier auch gar nicht voneinander zu unter- 
scheiden. In den beiden Fällen waren enorm vergrößerte Kerne von 
unregelmäßiger (lestait zu beobachten. Eine besonders starke Ver- 
mehrung der Micronuclei bei den Depressionsparamaecien konnte ich 
nicht beobachten. Wenn auch selten, habe ich doch Depressionstiere 
gesehen, deren Micronueleus in Teilung (Fig. 15) war und solche, 
welche schon zwei Micronuclei besaßen. Eine Vermehrung der 
Micronuclei konnte auch Wk Kasakzeff an die durch Hunger in 
Depression versetzten Paramaecien beobachten. Bei Paramaecium 
auch wie bei Stylonychia steht also die Teilung der Microuuclei im 
Zusammenhang mit der abnormen Vergrößerung des Macronncleus. 


Als Anhang zu dieser Beschreibung will ich die über dasselbe 
Thema vorhandenen Literaturangaben kurz erwähnen. 

Die in der Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts von 
Maupas angestellten Versuche über den Lebenscyklus verschiedener 
Infusorien, darunter auch Stylonychia mytilm, haben ergeben, daß die 
Lebenskurve der Infusorien eine gleichmäßig verlaufende Linie dar- 
stellen soll. Erst am Schluß der Kultur sollen Zeichen einer ..dé- 
générescence sénile" der Tiere eintreten. welche sich in einer ab- 
normen Vergrößerung des Kernes, öfters auch in einer Vermehrung 
der Micronuclei über die Norm kundgibt. In diesem Zustand be- 
obachtet Maitas die Conjngationsepidemien. Bei diesem letzten 
Vorgang hat er weiter die Beobachtung gemacht, daß der Conju- 
gationstrieb in Kulturen, welche von einem einzigen Tier stammen, 
zu keinen richtigen Copulae führt. Sollten ausnahmsweise ( opulae 
entstehen, sind die exeonjugierten Tiere nicht imstande, lebensfähige 



Depression der Protozoenzelle etc. 


59 

Generationen für längere Zeit zu erzeugen. Eine ausgiebige Con- 
jugation hatMAUPAS erzielen können, wenn er Tiere von verschiedenen 
Kulturen, welche sich in -dégénérescence sénile“ oder in Perioden 
näher an derselben befanden, miteinander mischte. Die conjugieren- 
den Tiere zeichnen sich immer durch geringere Körperdimensionen aus. 

Wie zu ersehen, ist Macpas in dieser Fülle richtiger Beobach- 
tungen nur eines entgangen, d. i. die Feststellung früherer De- 
pressionsperiodeu, welche für den V erlauf einer Protozoenkultur, wie 
vor allem die Untersuchungen Hertwig's und Calkins zeigten, so 
charakteristisch sind. Die Ursache dieser Depressionen liegt nach 
den Angaben der oben genannten zwei Forscher, wie auch nach den 
späteren Beobachtungen Woodbuff’s in einer übermäßigen Ver- 
größerung des Kernes. Diese Prozesse verlaufen somit in voll- 
kommener Parallele mit denjenigen, welche Maupas bei der „dégé- 
nérescence sénile“ beobachtet hat. Graphisch läßt sich daher der 
Lebenslauf einer Protozoenkultnr mit einer wellenförmigen Linie 
darstellen. 


Kurz zusammengefaßt sind die gewonnenen Resultate folgende 

1. Die von einem nicht exconjugierten Tier angelegte Kultur 
von Stylmychia myfilus zeigte vom 1. April bis zum 16. Juli 1906 
einen Wechsel von Perioden starker Vermehrung mit solchen, in 
welchen die Lebensfunktionen: Nahrungsaufnahme. Assimilation, 
Teilung zum Stillstand kamen. Das sind die Depressionsperioden. 

2. Bei den Depressionsperioden zeigten die Tiere: 1. eine be- 
trächtliche Abnahme der Körpergröße, was öfters mit einer unregel- 
mäßig werdenden Körperform und mit Reduktion der Schwanzborsten 
verbunden war; 2. ein trübes oder aber anormal helles Plasma; 3. die 
auffallendsten Veränderungen machte der Kernapparat durch: der 
Macronucleus nahm enorm an Größe zu, verlor seine regelmäßige 
Gestalt und wurde lappig. Bei der Vergrößerung des Macronucleus 
trat oft eine Vakuolisierung desselben auf. Er behielt aber seine 
starke Färbbarkeit mit Chromatinfarben, was daranf hinweist, daß 
die Vergrößerung Folge einer übermäßigen Chromatinanhäufung war. 
Bei Ptiramaeciu m war die Vacuolisierung des Macronucleus weniger 
auffallend. 

3. Die Teilung der Micronuclei steht in sehr enger Beziehung 
zu der Vergrößerung des Macronucleus. daher kommt es auch, daß 
bei Depressionstieren fast immer eine vermehrte Zahl von Micro- 
nuclei vorhanden ist. 


(Digitized by Google 



♦K) 


M. POPOFF 


4. Der Lebenszyklus der Stylonychienkultur läßt sich graphisch 
mit einer wellenförmigen Linie darstellen. 

5. Zeigt diese Kurve, daß die Depressionsperioden im Lauf der 
Kultur immer tiefer und tiefer wurden (man vergleiche das gesetz- 
mäßige Hinuntersinken der Depressionen von 2. Mai, 1. Juni, 15. Juni, 
1. — 3. Juli bis zum 15. Juli, Textfig. 1) und schließlich zur völligen 
Erschöpfung und Aussterben der Kultur führten. 

6. Je tiefer die Depressionen wurden, desto weniger Tiere konnten 
sich von neuem erholen. 

7. Bei der Erholung wiederholten sich in umgekehrter Reihe 
die Prozesse, welche zur Depression führten. Ein Teil vom Kern 
wird allmählich resorbiert. Dieser letzte Prozeß wird erleichtert 
durch Zerstückelung des Kernes (, Stglmyckia , Paramaecium). oder aber 
durch direkte Ohromatinausstoßung von demselben in das umgebende 
Plasma (Paramaecium). 

8. Nach Perioden tiefer Depression war sehr oft eine erhöhte 
Teilungsfähigkeit der Kultur zu beobachten, was besonders deutlich 
nach der Depression vom 1. — 3. Juli hervortrat. 

9. Der Trieb zur Conjugation trat nur während Perioden starker 
Depression ein. Die eben in Conjugation eingetretenen Tiere zeigten 
alle Merkmale der Depressionstiere: Aufhören der Ernährung, Ab- 
nahme der Körpergröße, abnormes Auswachsen der Macronuclei, 
Vermehrung der .Micronnclei. 

10. Bei meinen Stylonychienkulturen. welche von einem einzigen 
Tier seinen Ausgang nahmen, führte der Oonjugationstrieb nicht zur 
Bildung echter Copulae. Bei der Stylonychienkultur der stud. zool. 
Fri. K. Mayer dagegen, welche mit mehreren Ausgangstieren an- 
gefangen wurde, schloß die Kultur mit Conjugation. 

11. Durch Conjugation beendeten die durch starke Überernährung 
in tiefe Depression geratenen Paramaecienkulturen. ln diesen 
Kulturen auch war die Parallele zwischen den Depressions- und 
Conjugationstieren eine vollkommene. 


Allgemeiner Teil. 

Eine einheitliche Erklärung der beschriebenen Vorgänge ergibt 
sich aus der Kernplasmarelationslehre R. Hertwmj’s. Hier muß ich 
etwas weiter ausholen. Wie bekannt besagt diese Lehre, daß der 
(Quotient, den man erhält, wenn man die Plasmamasse durch die 


Depression der Protozoenzelle etc. 


61 


Kernmasse dividiert eine gesetzmäßige Größe ist. Soweit dieser 
Quotient beibehalten wird, befindet sieh auch die Zelle in normalem 
Zustand. Wird durch einseitige Begünstigung des Wachstums des 
Kernes oder des Plasmas allein, ein Mißverhältnis in der Größe 
dieser beiden Zellteile herbeigeführt, so gerät die Zelle in anormalen 
Zustand. Je nach der Tiefe dieser Störung findet eine partielle 
oder totale Sistierung der Lebensfunktionen statt. Je nach der Tiefe 
dieser Störung sind auch verschiedene Prozesse nötig, um die Zelle 
von neuem in ihren normalen Zustand zu bringen. Das nähere Ver- 
folgen dieses Grundgedankens ergibt die folgenden Abstufungen. 

1. Teilung der Zelle. Wie es R. Hebtwio von seiner Kern - 
plasmarelationslehre ausgehend zuerst postulierte, was durch die 
noch nicht veröffentlichten Messungen Wiebzbicki’s bestätigt wurde, 1 ] 
sind in dem Kernwachstum zwischen zwei aufeinanderfolgenden Zell- 
teilungen, zwei Momente scharf auseinander zu halten: 1. Funktio- 
nelles Wachstum des Kernes und 2. Teilungswachstum desselben. 
Während der ersten Periode, welche von einer Teilung bis unmittel- 
bar zu der nächst darauffolgenden Teilung sich erstreckt, wächst 
der Kern im Verhältnis zum Plasma sehr langsam. Es kommt 
schließlich zu einem großen Mißverhältnis zwischen Kern- und 
Plasmagröße, das Hebtwio Kernplasmaspannung nannte. Die Zelle 
kommt dadurch in abnormen Zustand. Die Regulierung des Kem- 
wachstums ist nicht mehr möglich und der Kern beginnt auf einmal 
sehr stark auf Kosten des Plasmas zu wachsen d. i. der Kern tritt 
in das Teilungswachstum ein. Er wächst bis auf das Doppelte von 
seiner ursprünglichen Größe heran. Dieser abnorme Zustand der 
Zelle wird durch die Teilung beseitigt. Die letztere ist sodann als 
ein Regulation sprozeß zu betrachten. Die nicht absolute Exakt- 
heit des Teilungsprozesses bei der Zweiteilung des Kernes, noch 
mehr aber die allmählich sich anhäufende Vergrößerung des Kernes 
infolge eines andauernden Funktionierens, führt schließlich zu solchen 
Störungen in dem Verhältnis zwischen der Kernplasmagröße, daß 
eine Teilung der Zelle unmöglich gemacht wird. Infolge des über- 
mäßigen Anwachsens des Kernes werden die Funktionen der Zelle 
in Stillstand gebracht, 

2. Die Zelle tritt in Depression ein. Je intensiver die 
Zelle funktioniert, desto früher wird eine übermäßige Vergrößerung 


*) Meine an Frontonia und anderen Infusorien ansgefiihrten und demnächst 
zu veröffentlichenden Messungen bestätigen vollkommen die Grundprinzipien der 
Kernplasmarelationslehre nnd die Folgerungen derselben bei der Teilung der Zelle. 


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des Kernes erzielt, desto früher werden daher die Depressionszustände 
eintreten. Die genaue Erforschung der Wirkung aller derjenigen 
Faktoren, wie Überernährung, Hunger, rasche Temperaturverände- 
rungen nach vorausgegangener starker Ernährung usw., welche alle 
eine schnellere Herbeiführung der Depression begünstigen, hat er- 
geben, daß dieselben das Wachstum des Kernes einseitig stark be- 
einflussen. Um wieder in den normalen Zustand kommen zu können, 
muß in der Zelle eine Verminderung der Kernsubstanz stattfinden. 
Dies erfolgt durch Chromatinausstoßung von seiten des Kernes oder 
durch direkte Resorption von Kernteilen von seiten des Protoplasmas. 
Alles das sind daher Regulationsprozesse ähnlich denen, welche von 
Goldschmidt, Mathews, von mir und von anderen Autoren aucli bei 
der Metazoenzelle (Chromidienbildung bei stark funktionierenden 
Gewebszellen, bei den Geschlechtszellen usw.) beobachtet worden sind. 

Im Laufe der Kultur stellen sich die Depressionen öfters und 
tiefer ein. Das zeugt dafür, daß die Selbstregulierung der Zelle 
immer schwerer und ungenügender wird. Die Resorptionsfähigkeit 
des Protoplasmas wird bei allzugroßem Anwachsen des Mißverhält- 
nisses zwischen Kern und Plasma schließlich parai isiert. Die enorme 
Vergrößerung des Kernes kann nur noch unvollkommen oder über- 
haupt nicht mehr durch das Einwirken des Zellpvotoplasmas rück- 
gängig gemacht werden. Die Zelle auf sich selbst überlassen wird 
dem physiologischen Tode erliegen. 

3. In diesen tiefen Depressionen tritt der Conjugations trieb 
ein, welcher zu richtigen Oonjugationsepidemien führt. Durch den 
Conjugationsprozeß wird eine totale Umwälzung in dem Kernapparat 
herbeigelührt und dadurch die Zelle wieder in ihren normalen Zu- 
stand in bezug auf die Kernplasmaverhältnisse versetzt. Der Cou- 
jugationsvorgang ist somit als ein regulatorischer Prozeß aufzufassen. 
Er hat als solcher einen Sinn nur bei Zellen, welche sich in äußerst 
abnormem Zustand befinden, d. i. bei Zellen in tiefer Depression. 
Dies erklärt, warum die Neigung zur Conjugation erst mit dem Alt- 
werden der Kultur sich einstellt. Dies erklärt ferner, warum die 
öfters angewandten Eingriffe zur Herbeiführung der Conjugation 
einen Erfolg nur bei solchen Kulturen haben. Halten wir uns einen 
Augenblick bei diesem letzten Punkt auf. um näher zu sehen ivas für 
Veränderungen in dem Zustand der Zelle die gebräuchlichen Con- 
jugationsmethoden bedingen und ob sie zugunsten der hier aufgestellten 
These, d. i. daß jede Conjugationszelle eine Depressionszelle ist, 
sprechen. 

Die allgemein bekannte Methode ist diejenige von Mai pas. Sie 


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Depression der Protozoenzelle etc. 


63 


besteht darin, daß inan Infusorien, welche lange Zeit vorher 
reichlich ernährt wurden, auf einmal hungern läßt, Maupak konnte 
auf die theoretische Begründung dieser seiner auf empirischem Wege 
aufgestellten Methode nicht ins klare kommen. Nunmehr können 
wir dies, Dank der l'ntersuchungen Hektwig's und seiner Schüler. 
Die Versuche Kasantzeff’s an Paramaecien zeigten nämlich, daß 
durch das Hungemlassen der Tiere eine rasche Zunahme des Kernes 
herbeigeführt wird. Die durch eine übermäßige Ernährung zu tiefen 
Depressionen neigenden Kulturen, werden durch den Hunger sofort 
an den Rand einer solchen gestellt. Die in tiefe Depression geratenen 
Tiere finden einen Ausweg in der Conjugation. — Noch ein Beispiel 
Hans Prandtl hat zahlreiche Conjugationen von Didinvim nasutuni 
|0. F. Müller] erzielt durch die folgende, nach den hier wieder- 
gegebenen theoret ischen Überlegungen, feinsinnig kombinierte Methode. 
„Schon früher hatten Maupas, R. Hektwig und Prowazek bei den 
verschiedensten Infusorienarten dadurch Conjugation erzielt, daß sie 
die Tiere nach Perioden starker Vermehrung in Hungerknlturen ver- 
setzten. R. Hertwig fand ferner bei Dileptus, daß die Conjugations- 
epidemien bei fortgesetzter Kultur an Intensität zunehnien und kurz 
vor dem Eintritt von tiefen Depressionszuständen ihren Höhepunkt 
erreichten. Als Ursache der Depression hatte R, Hertwig an 
Actinosptuurium das übermäßige Wachstum des Kernes im Verhältnis 
zum Protoplasma durch starke Fütterung nachweisen können. Er 
glaubt deshalb die Ursache der Conjugation in dem durch starke 
Fütterung bedingten übermäßigen Wachstum des Hauptkerns er- 
blicken zu müssen. Ein weiteres Resultat der HERTWio’schen 
Forschungen, daß die Zelle normalerweise bei höherer Temperatur 
im Verhältnis zum Protoplasma einen viel kleineren Kern besitze 
als bei niederer Temperatur, legte mir folgende Überlegung nahe: 
Bringt man Tiere, die einige Zeit in Zimmertemperatur stark ge- 
füttert wurden und hierdurch eine Grüßenzunahme ihrer Kerne er- 
fahren haben, plötzlich in einen Brutofen von etwa 25" C, so haben 
die Tiere für diese Temperatur viel zu große Kerne. Gesellt man 
der Temperaturerhöhung noch Hunger bei, so ist den Tieren die 
Möglichkeit erschwert, das große Mißverhältnis von Kern und Proto- 
plasma durch Stotfaufnahme zu regulieren. Sie sind künstlich an 
den Rand einer Depression gebracht. Sie werden wohl nur durch 
eine Umwälzung im Kernapparat imstande sein, zum normalen Zu- 
stand zurückzukehren und dies geschieht wohl am gründlichsten 
durch Conjugation.“ 

Nach dieser Methode Prandtl’s habe ich selbst viele und viele 


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()4 M. Popofp 

Tausende Conjugationen von Epistylis bekommen. Die Tiere wurden 
bei reichlicher Nahrung und bei einer Temperatur von 13° — 14" C 
kultiviert. Unter diesen Lebensbedingungen vermeinten sie sich sehr 
stark. Nach einiger Zeit habe ich von dieser Kultur drei Hunger- 
kulturen abgezweigt und bei Temperatur von 25°. 22° und 17“ 0 
weiter kultiviert. Schon nach 30 Stunden trat Conjugation ein. 
Durch die erwähnten Conjugationsmcthoden werden daher die Tiere 
durch äußere Einwirkungen sprungweise iu den Zustand einer tiefen 
Depression versetzt, eine Depression, die sie bei normalem Verlauf 
erst viel später, vielleicht z. B. nach ein paar Monaten ohnedies er- 
reicht hätten. 


Von diesem .Standpunkt über die Natur der Conjugationszellen 
ausgehend, werde ich im folgenden versuchen, die Schlußfolgerungen 
dieser Betrachtungsweise näher zu präzisieren. 

Im Jahre 1882 hat Weismanx die These aufgestellt, daß die 
Protozoenzelle unsterblich ist. Dank ihrer Fortpflanzungsweise durch 
Teilung soll sie sich bei günstigen äußeren Bedingungen ins unend- 
liche erhalten können. Da über die Ursachen des Conjugationsvor- 
ganges damals nichts Genaueres bekannt war. wurde dieser Vorgang 
einseitig aufgefaßt, mit den Vererbungsfragen theoretisch verknüpft 
und in dem Amphimixis seine alleinige Bedeutung und kausale 
Begründung gesehen. Seinen Gedankengang auf die Metazoen er- 
weiternd, erblickt Weismann in den generativen Zellen unsterbliche, 
der Protozoenzelle vollkommen gleichwertige Elemente, welche sich 
von Generation zn Generation weiter ins unendliche fortpflanzen 
können, ohne jemals von Degeneration befallen zu werden, welch 
letztere den Tod der somatischen Zellen allein herbeiführt. Der 
Tod als Faktum tritt zum erstenmal bei den somatischen Zellen 
der Metazoen ein und ist nicht als physiologische Notwendigkeit, 
sondern als Anpassuugserscheinung an die Lebensbedingungen auf- 
zufassen. 

Bei Aufstellung dieser seiner These hat Weismann einen Grund- 
fehler gemacht, indem er ein einziges Infusor mit einem Metazoen- 
individuum verglichen hat, d. h. ein Individuum höherer Ordnung 
(das Metazoenindividuum) mit einem solchen niederer Ordnung (die 
Protozoenzelle) für gleichwertig erklärt bat. Auf diesen Fehler 
haben besondere Minot, Maupas und Hebtwig hingewiesen. Nicht 
das einzige Infusor ist einem Metazoon gleichzustellen, sondern die 
ganze Generationsfolge desselben. Präzisieren wir diese beiden für 


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Depression der Protozoenzelle etc. 


65 


unsere weiteren Ausführungen wichtigen Begriffe. Die Untersuchungen 
Maupas’ an Infusorien, diejenigen Hkbtwiö's an Infusorien und be- 
sonders an Aciinosphaerium , femer die Untersuchungen Calkins', 
Lobasse Loos Woordüff’s und die Ergebnisse meiner Untersuchung 
zeigen, daß Protozoenkulturen, von einem Ausgangstier beginnend, 
welche geräumige Zeit kultiviert werden, nach einer gewissen, je 
nach den Arten verschieden großen Zahl von Generationen in so 


GesehletàlsteUen — GtmtoéchUdnisê dtr 


f Y y : y y Y y Y Y' Y Y Y YYYY'Y Y Y Y Y '* 




U.3.W 





Textfig. 2. Schema I. Generationsfolge einer Protozoenzelle. 
a Exconjugiertes Ansgangstier. Mit -f- sind die agamen Generationen bezeichnet. 
Die O stellen die Conjngationstiere dar. Die queren punktierten Linien a—a, 
6—6, c — e, <f — d, e—r bezeichnen die Depressionsperioden. 


tiefe Depressionszustände eintreten, daß die entstandenen Defekte 
nicht mehr durch Selbstregulation rückgängig gemacht werden 
können. Die ganze Generationsfolge eines Infusors, welche allein 
einem Metazoen verglichen werden darf, an sich selbst überlassen, 
stirbt an Erschöpfung aus, sie entgeht dem Tode nicht. Alle Zellen 
dieser Infusoriengeneration bewahren aber infolge ihres vollkommen 

Archiv für Protistenknnde. Sappl. I. ô 


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66 


M. Popo ff 


.selbständigen Lebens sämtliche Funktionen, welche fiir das Leben 
eines selbständigen Zellorganismus unentbehrlich sind, intakt: die 
Funktion der Nahrangsaufnahme, der Assimilation, der Bewegung usw., 
und schließlich die Funktion der geschlechtlichen Fortpflanzung. An 
dem tiefen Depressionspunkt seiner Existenz angelangt, besitzen daher 
alle Zellen einer Infusorienzucht die Fähigkeit, dem Tode zu ent- 
gehen. Dies wird erreicht durch die Conjugation. In den bis zu 
diesem letzten Moment durch Zweiteilung sich fortpflanzenden agamen 
Generationen, welche dem Soma eines Metazoons vergleichbar sind, 
erwacht der Geschlechtstrieb, das Soma schwindet auf einmal und 
die ganze Zucht verwandelt sich in ein Geschlechtsindividuum, 
welches ausschließlich aus Zellen im Depressionszustand, bzw. aus 
Geschlechtszellen besteht (Textfig. 2). 

Es fällt nun auf. daß Tiere einer und derselben Zucht, oder 
wie sie Maltas nannte, Tiere „proche parents“, selten miteinander 
conjugieren. Die Ursache dieses Verhaltens liegt in den gleich- 
sinnigen Veränderungen, welche die Nachkommen einer und der- 
selben Zelle infolge der gleichen konstitutionellen Beschaffenheit, und 
den gleichen äußeren Existenzbedingungen erfahren haben. Durch 
die Conjugation solcher Zellen wird den letzteren so gut als gar 
nicht oder höchstens sehr unvollkommen geholfen werden, da die 
Vereinigung gleichsinniger Veränderungen im Plasma und im Kerne 
zu keinen wirksamen Gegensätzen in der Wechselwirkung dieser 
beiden Zellbestandteile führen wird. 

Stellen wir uns jetzt vor, daß die sich teilenden Infusorien nicht 
auseinandergehen, sondern fest verbunden bleiben, so wird ein viel- 
zelliger Organismus entstehen. Verfolgen wir daher näher die Genese 
eines Metazoenindividuums. Die je nach den Umständen befruchtete 
oder unbefruchtete (parthenogenetische) Eizelle, welche unserem ex- 
conjugierten Ausgangsinfusorium entsprechen würde, erzeugt durch 
fortgesetzte vegetative Vennehrung (Zweiteilung) tausende und 
tausende Zellen, die, anstatt auseinanderzugehen, fest in Geweben 
verbunden bleiben. Von diesem letzten Moment ab haben wir mit 
Faktoreu zu rechnen, welche die Unterschiede bedingen, die zwischen 
einer Protozoenzellgenerationsfolge und einem Metazoenorganismus 
bestehen. Auf die Erläuterung dieser Unterschiede möchte ich gleich 
eingehen. 

Jedes Zusammenleben der Zellen ist mit einer Arbeitsteilung 
bei Verrichtung der Lebensfunktionen verbunden. Die Ursachen 
dieser Arbeitsteilung liegen sowohl in den Beziehungen der Zellen 


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Depression der Protozoenzelle etc. 


67 


zueinander, wie auch zur Außenwelt. Je nach der Lagebeziehung 
zu letzterer übernehmen einige Zellen oder ganze Zellverbände das 
Empfangen der Reize, welche auf den Organismus einwirken (Sinnes- 
zellen und Sinnesepithelien). andere übernehmen die Atmungsfunktion, 
wieder andere die Verdauung usw. Hand in Hand mit dieser Arbeits- 
teilung und Spezialisierung in Verrichtung von nur einigen Funktionen 
geht eine Einschränkung in der Leistungsfähigkeit der Zelle. Sie 
ist nicht mehr fähig, allen denjenigen Funktionen zu genügen, welche 
die freie Protozoenzelle allein verrichten kann. Das Leben der 
einzelnen Gewebszellen und der ganzen Gewebeart ist ohne den 
Zusammenhang zum ganzen Organismus unmöglich. Auf die ver- 
schiedenen Mittelstufen, welche sich besonders in den koloniebildenden 
Flagellaten — Eudorina , Volvox usw. — auffinden lassen, Mittel- 
stufen, welche die allmähliche Spezialisierung und Einschränkung 
der Funktionen der Gewebszellen zeigen, will ich nicht eingehen. 
Diese Sachen sind zu bekannt, um hier nochmals erwähnt zu werden. 

Wie jede Zelle, geraten auch die Gewebszellen infolge des an- 
dauernden Ausübens ihrer Funktionen in Depressionszustände, die 
sie von Anfang an durch Selbstregulation bewältigen können. Ich 
erinnere nur an die Ohromidienbildung stark funktionierender Zellen, 
welche solch einen Regulationsprozeß darstellt. Schließlich aber 
werden die Defekte der fortdauernden Funktion so stark, daß die 
Selbstregulation nicht mehr imstande ist, die Zelle von der tiefen 
Depression zu retten. Da die einseitige Spezialisierung der Gewebs- 
zellen ihnen des gründlichsten Mittels zu einer Renovation, den 
Conjugationsvorgang. beraubt hat. erliegen diese Zellen unfehlbar 
der Depression (Textfig. 3). 

ln jedem Metazoenindividuum bleiben aber, noch von der ersten 
Teilung der Eizelle an, Zellen bewahrt, welche in keinen Gewebe- 
verband eintreten und bei dem Ansüben der verschiedenen Funktionen 
des Organismus keinen Anteil nehmen. Die besondere Stellung dieser 
Zellen ermöglicht es ihnen, daß sie der Zellspezialisierung entgehen 
und dadurch die Funktionen einer Protozoenzelle vollkommen bei- 
behalten. Diese Zellen sind die Geschlechtszellen. Am Ende ihres 
Lebens treten diese Zellen von dem lockeren Verband, in dem sie 
sich früher befanden, heraus und leben als ganz freie Zellen weiter. 
Wie jede Zelle, so werden auch die Geschlechtszellen im Laufe 
ihrer fortgesetzten Vermehrung und ihres Wachstums in Zustande 
geraten, in welchen das normale Ausüben der Lebensvorgänge in- 
folge übermäßigen Wachstums des Kernes gestört sein wird. Nach 
dem Vorausgegangenen wird die Lebenskurve einer Generationsfolge 

5 * 


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Soma 


6K 


M. PoPOFK 


von germinativen Zeilen, d. i. allen germinatiren Zellen eines Meta- 
zoenindividuums analog der Lebenskurve einer Protozoenzucht ver- 
laufen (Textfig. 3). 

Trotzdem in den bisherigen ovo- und spermatogenetischen 
Untersuchungen dieser Verlauf der germinativen Zellen noch wenig 
berücksichtigt worden ist, lassen sich doch jetzt noch die in der 

äxftfertu**«-* -eytunr - 
rendra '*•* "ft /<v teusA 
4**r rnm,arai*U*e.*rr*tuM 



Textfig. 3. Schema IX. 

Metazoonindividuum; Einteilung in somatische (+) und germinative (O) Zellen. 
Zwischen den Depressionslinien a — a und c—c der Geschlechtszellen sind mehrere 
Zellgenerationen zu denken; desgleichen auch zwischen den Depressionslinien a‘ — a‘ 
und b‘ — b’ der somatischen Zellen. 

a — a, b — 6, c — c, d—d, e — t Depressionszustfinde der Geschlechtszellen. 
a‘ — a‘, b‘—b‘ Depressionen bei den somatischen Zellen. 

Entwicklung der Geschlechtszellen auf Depressionszustände hin- 
deutenden Hanptetappen feststellen. Am spärlichsten sind die dies- 
bezüglichen Angaben während der Vermehrungsperiode der Ge- 
schlechtszellen. welche bis jetzt so gut wie gar nicht einer ein- 
gehenden Untersuchung unterzogen worden ist. Die dort sehr oft 


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Depression der Protozoenzelle etc. 


69 


beobachteten gelappten Kerne z. B., welche in verschiedenen Zeit- 
abständen der Vermehrungsperiode öfters wiederkehren und welche 
bis jetzt die einander widersprechendsten Deutungen (wie A mitose, 
..Funktionszustand' 1 usw.) erfahren haben, werden sich nach den in 
dieser Richtung angestellten eingehenden Untersuchungen von Herrn 
Dr. Elpaljewsky als Depressionskerne auffassen lassen. ') Die Ähn- 
lichkeit dieser Depressionskerne mit dem gelappten Kern eines In- 
fusors im Depressionszustande ist geradezu überraschend. In beiden 
Fällen trennen sich ganze Stücke vom Kern ab, um nachher ins 
Plasma resorbiert zu werden. Dieser Vorgang ist bei den Geschlechts- 
zellen auch, wie das bei den Protozoen der Fall ist, als ein Prozeß 
aufzufassen, welcher zu einer Verminderung der Kernsubstanz und 
dadurch zum Normalwerden der Zelle beiträgt 

Besser stehen wir mit den Angaben in der Wachstumsperiode 
der Geschlechtszellen. In einer meiner früheren Arbeiten s ) habe 
ich, ausgehend von den Ausführungen R. Hektwio’s,*) auf manche 
solcher Depressionszustände während dieser Periode hingewiesen. 
Ich werde hier das früher Gesagte kurz skizzieren und bei dieser 
Gelegenheit etwas nachholen. Meine Beobachtungen bei der Ei- 
bildung von Puludina mvipara haben gezeigt, daß, von dem nach der 
Ovogonienteilung folgenden Leptotenenstadium beginnend, Prozesse 
auftreten, welche zuerst zu einer Längsspaltung der Chromatin- 
schleifen im Kern führen (Ende von Synapsis- und Anfang von 
Pachytenstadium). Diese Prozesse hören hier nicht auf, sondern 
spielen sich weiter ab und führen zu der Ausbildung von echten 
Tetradenehromosomen. Es ist anzunehmen, daß die Zelle sich durch 
diese Prozesse zur Teilung vorbereitete und zwar zweimal nach- 
einander. Das erstemal im Moment der Längsspaltung der Chro- 
matinschleifen, welcher Vorgang ja, wie bekannt, jeder Teilung der 
Zelle voransgeht, und das zweitemal mit der Tetradenausbildung. 
In den beiden Fällen aber findet die Teilung nicht statt. Vielmehr 
nach dem zweiten Anlauf zur Teilung, d. i. nach dem Stadium mit 
ausgebildeten Tetradenehromosomen, folgen Kernstadien (Diplotene, 
Dyctiene), welche zur Auflösung der Tetraden und zum Zurückkehren 
des Kernes in den Zustand vor dem Leptotenstadium führen. Be- 
trachten wir die sich in diesen zwei Momenten abspielenden Prozesse 

') Diese mündliche Mitteilung verdanke ick der Liebenswürdigkeit des Herrn 
Dr. Em’aijewsky. 

*) Eibildung bei Paludina civijxira, t'hromidien bei Pahtdiiia und Helix etc. 

’) Über organotypisches und cytotypisches Wachstum der Zelle. 


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70 


SI. Popoff 


nälier, um zu sehen, ob sie nicht ein Verständnis dieser merkwürdigen 
abortiven Teilungsversuche der Zelle ermöglichen. 

Die im Wachstum eingetretene Ovocyte, welche gerade von 
einem Depressionszustand im Ovogonienstadinm ausgegangen ist 
(man achte auf die große Zahl der Zellen mit gelappten Kernen in 
diesem Stadium), zeichnet sich durch ein enormes Kern Wachstum 
im Vergleich zum Protoplasma aus. Die erste vorbereitete Teilung 
kann infolge dieses übermäßigen Wachstums des Kernes nicht zu- 
stande kommen. Die Zelle gerät in Depression und es findet in 
diesem Moment eine rege ( 'hromidienausstoßung statt. Die Zelle 
befreit sich dadurch so gut als möglich aus dem akuten abnormen 
Zustand und es wird eine neue Teilung vorbereitet. Da aber die 
Defekte der vorhergehenden Depression durch die Chromidienbildung 
in diesen Endstadien der germinativen Zellgenerationsfolge nur un- 
vollkommen beseitigt worden sind, so kann diese zweite vorbereitete 
Teilung auch nicht zustande kommen. Die Zelle tritt in einen neuen 
abnormen Zustand ein und es folgt abermals eine reichliche Ohro- 
midienausbildung. welche die Verminderung der Kernmasse bezweckt. 
Daß die zwei hier verzeichneten Momente wirklich Vorbereitungen 
zur Teilung gewesen sind, zeigen die während derselben ausnahms- 
weise auftretenden echten Mitosen, nämlich im ersten Falle Mitosen 
mit längsgespaltenen Chromosomen, im zweiten Falle solche mit 
Tetradenchromosomen. Es ergibt sich somit, daß die ausnahmsweise 
auftretenden Teilungen bei dein Ovocy ten Wachstum nicht Erschei- 
nungen ohne irgend eine tiefere Bedeutung sind. Sie sind im Gegen- 
teil sozusagen Wegweiser, welche noch den ungestörten Verlauf 
dieser Vorgänge, wie sie sich abspielen sollten, zeigen. 1 ) 

Durch diese aufeinanderfolgenden und immer rückgängig ge- 
machten Depressionen kommt schließlich die germinative Zelle in 
einen Zustand mit enorm vergrößertem Kern. Das Wachstum der 
Zelle hört auf. Die Zelle gelangt in eine tiefe Depression. Die 
Zelle wild „reif", wie man sagt, der Organismus selbst „geschleehts- 
reif“ und es tritt ein starker ßeschlechtstrieb auf.' 2 ) 

*) Eine nicht schablonenraftlüg, sondern tiefer dnrehgedachte und nach ganz 
neuen Gesichtspunkten gemachte Ovo- und Spermiogenese wird viele wiehtige 
Tatsachen zutage fördern, welche bis jetzt, eine Erklärung nicht zulassend, keine 
.Beachtung gefunden haben. 

*) Dali in der Tat die Geschlechtszellen am Ende der Vermehrungsperiode 
■wie auch in den zwei erwähnten Vorbereitnugsstadien zur Teilung nnd vor der 
Richtungskürperbildung sich in einem Depressionszustande befinden, zeigen auch 
die vielen degenerierenden Zellen, welche sich in allen diesen Stadien beobachten 
lassen. Diese periodisch auftretenden Degenerationswellen konnte ich an den 


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Depression der Protozoenzelle etc. 


71 


Der Parallelismus mit der Infusorienzuclit ist augenspringend. 
Wie dort die Conjugationsepidemien immer in tiefen Depressions- 
zuständeu eintraten, desgleichen tritt bei den Metazoen der Geschlechts- 
trieb nur dann ein, wenn die Geschlechtsprodukte in tiefem Depressions- 
zustand gekommen sind. Dort wie hier gibt es einen sicheren Aus- 
weg von diesem Zustande, das ist die Conjugation. Auf sich selbst 
überlassen, stirbt die Geschlechtszelle an „dégénérescence sénile“ 
ab. sie erliegt dem physiologischen Tode. 

Die Parallele geht noch weiter. Ebenso wie bei den Protozoen 
die Conjugationen zwischen Zellen ein und derselben Zucht wegen 
der einseitigen Differenzierung vermieden werden, und wenn zu- 
stande gekommen , von nicht länger andauerndem verbessernden 
Einfluß auf die Zellen sind, genau so ist es bei den Metazoen, wo 
auch die Conjugation zwischen Zellen ein und derselben Zellgeue- 
rationsfolge, d. h. der Hermaphroditismus, vermieden wird. 

Alle diese Auseinandersetzungen führen zu dem Schluß, daß die 
Geschlechtszellen im Moment der Geschlechtsreife nicht die lebens- 
fähigsten und normalsten Zellen eines Organismus sind, sondern daß 
sie Zellen sind, welche sich in tiefer Depression befinden. Bei den 
Metazoen auch, wie das bei der Infusoriengenerationsfolge der Fall 
ist. hat die Conjugation, als ein Verbesserungsprozeß aufgefaßt, einen 
Sinn nur bei in abnormen Zustand geratenen Zellen, nicht bei 
normalen Zellen. 

Trotzdem die These Weismasn’s für die Unsterblichkeit der 
Protozoen- und der Geschlechtszellen nach den Untersuchungen 

Ovarien von Paludina beobachten. Diese Dégénéra tionserscheinungen, welche gegen 
Ende «1er Zellgenerationsfolge (bei Paludina nach dem zweiten Anlauf zur Teilung 
und vor der Richtungskörperbildung» ihren Höhepunkt erreichen, sind wohl auf 
die Weise zn erklären, daß nicht alle Zellen, wie das auch bei den Protozoen der 
Fall ist. sich von einer Depression erholen können, vielmehr viele an derselben 
zugrunde gehen. Die Ursache dieses verschiedenen Verhaltens liegt in den 
individuellen Verschiedenheiten der Zellen, welche durch Ungleichmäßigkeiten bei 
der Teilung, der Ernährung n. dergl. bedingt, werden. Nicht alle Zellen werden 
infolgedessen in genau der gleichen Lage sein, um den Regulationsprozeß durch- 
znmachen: in diesen kritischen Momenten treten die vielen degenerierenden Zellen 
auf. Diese Betrachtungsweise läßt erstens tiefer in die Ursachen der Degenerations- 
erscheinungen blicken: Bie zeigt zweitens, warum diese Degenerationen immer 
periodisch und nur in bestimmten Phasen der Zellgeuerationen einzutreten pflegen : 
drittens erklärt diese Betrachtungsweise, warum diese Degenerationswellen mit 
den oben verzeichneten Depressionsperioden zusammenfallen. — Dieselben Er- 
wägungen, d. i. daß die Degeneratiousperioden mit den Depressiousperiode» zu- 
sammenfallen, behalten auch für die somatischen Zellen ihre Gültigkeit. 


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72 


M. PoPOFF 


Maltas', Hektwigs u. a. der Boden entzogen wurde, so ist man 
von diesen Anschauungen noch nicht ganz losgekomnien. Ist das 
letztere bei den Protozoen schon längst der Fall, nicht so steht es 
bei der Betrachtung der Geschlechtszellen der Metazoen. Man hat 
sich die selbstverständlich erscheinende Auffassung, daß diejenigen 
Zellen eines Organismus, welche Generationen durch für sein weiteres 
Erhalten ausersehen sind, auch die lebensfähigsten Zellen dieses 
Organismus sein müssen, so angewöhnt, daß sehr wenige Forscher 
sich mit diesen Fragen eingehender befaßt haben. Präzis und mit 
schwerwiegenden Beweisen wurde der Depressionszustand der Ge- 
schlechtszellen zum erstenmal von Kichard Hertwio am 7. Dezember 
1901) in einem öffentlichen Vortrag „Über die Ursache des Todes“ 
hervorgehoben. 

Aus seinen Protozoenstudien über die physiologische Degeneration, 
über die Kemplasmarelation usw. ausgehend, erweitert er seine Be- 
trachtungen auch auf die Metazoen und kommt zu dem Schluß, daß 
die Geschlechtszellen Depressionszellen sind, und beleuchtet diese 
wichtige Frage von anderen Gesichtspunkten aus, als dies hier ge- 
schehen ist „Wie steht es mit der Unsterblichkeit der Geschlechts- 
zellen vielzelliger Tiere? — Weismajtn hatte angegeben und ich 
hatte mich zunächst seiner Darstellung angeschlossen, daß die Fort- 
pflanzungszellen der lebenden Tiere und die Fortpflanzungszellen 
der Tiere früherer Jahrhunderte sich zu einer fortlaufenden Reihe 
anordnen lassen, in welcher jedes Glied aus einem vorausgegangenen 
Glied durch Teilung entstanden sei, so daß wir uns die Genese der 
Geschlechtszellen als eine seit undenklichen Zeiten fortlaufende Reihe 
von Zellteilungen vorstellen können. Wir müssen nun aber die Ver- 
hältnisse etwas genauer darstellen. Wir beginnen mit dem Moment, 
wo in einem Embryo die Anlage der Geschlechtsorgane sichtbar ge- 
worden ist, als eine Zelle oder als ein Haufen von Zellen. Wir 
nennen sie Ureier. Sie vermehren sich durch fortgesetzte Teilung 
um so lebhafter, je größer die Fruchtbarkeit der Art ist. Auf diese 
Vermehrungsperiode der Ureier folgt stets die Wachstumsperiode. 
Die Teilungsfahigkeit der Ureier hört auf; aber nicht die Fähigkeit 
der Nahrungsaufnahme, was zur Folge hat, daß nun das Ei aufangt 
enorm zu wachsen, sowohl der Körper des Eies als auch der Kern. 
Beide gewinnen für eine Zelle ganz riesige Dimensionen. Schließlich 
kommt auch das Wachstum zum Stillstand. 

Dieser ganze Vorgang hat eine große Ähnlichkeit mit den De- 
pressionszuständen der Protozoen, und ähnlich ist auch der weitere 
Verlauf. Er fuhrt entweder zum Untergang oder zur Reorganisation 


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Depression der Protozoenzelle etc. 


73 


der Zelle. Bei letzterer geht der Riesenkern zugrunde bis auf kleine 
Reste, die einen neuen Kern bilden. Wie gewaltig der Unterschied 
beider Kerne ist. wieviel Kerne dem partiellen Tod verfallen sind, 
zeigt eine Nebeneinanderstellung eines unreifen und eines reifen 
Eies. Nur das Reifei vermag sich weiter zu entwickeln, sei es 
nach vorausgegangener Befruchtung, sei es ans eigenem Antrieb 
parthenogenetisch. Für das Ei. welches Material für einen Organismus 
liefern soll und daher groß sein muß, wäre die Wachstumsperiode 
als eine zweckmäßige Einrichtung leicht verständlich; aber sie tritt 
auch in prinzipiell gleicher Weise, nur mit dem Unterschied, daß 
das Wachstum gering ausfällt, während der Entwicklung der Samen- 
fäden auf. dieser kleinsten Elemente des tierischen Körpers; sie 
muß also eine in den Wachstumsgesetzen der Zelle tiefer begründete 
Ursache haben, und diese Ursache erblicke ich in der Notwendig- 
keit, nach langlaufenden Teilungen durch den partiellen Tod die 
Zelle zu reorganisieren.“' 

In diesen knapp und klar gehaltenen Sätzen sind die Gedanken 
R. Hkhtwig’s Uber die Depression der Geschlechtsprodukte enthalten. 
Ausführungen fast in demselben Sinne sind auch in seiner Arbeit 
-Über cytotypisches und organotypisches Wachstum“ zu Anden, 
über deren Grundgedanken ich an einer anderen Stelle näher ein- 
gegangen bin. 


Die Untersuchungen Siebold’s, Leuckaht’s n. a. in den 50er Jahren 
des vorigen Jahrhunderts haben gezeigt, daß es Tiere gibt, deren Eier 
ohne vorausgegangene Befruchtung zur weiteren Entwicklung befähigt 
sind. Man nannte diese Art von Fortpßanzung Jungfernzeugung 
oder Parthenogenese. Die weiteren Untersuchungen haben ferner 
gezeigt, daß in den meisten Fällen, heute können wir schon sagen 
fast, in allen Fällen, die parthenogenetische Fortpflanzung nach einer 
verschieden großen Zahl von Generationen durch geschlechtliche 
Fortpflanzung abgelöst wird. Diese Verhältnisse, welche besonders 
klar bei den Daphnoiden, Aphiden, Rotatorien usw. vertreten sind, 
benutzte Wkismann, um seine Lehre von der cyklischen Fortpflanznng 
aufzustellen. Unter cyklischer Fortpflanzung verstand er das regel- 
mäßige Ablösen der parthenogenetischen Fortpflanzung nach einer 
gewissen Zahl parthenogenetischer Generationen durch die geschlecht- 
liche Fortpflanzung. Die cvklische Fortpflanzungsart Stellt somit 
eine Art Heterogenie dar. Von der Beobachtung ausgehend, daß 
das Auftreten der geschlechtlichen Fortpflanzung (mit Dauereieri 


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74 


M. POPOPF 


mit den zur Erhaltung der Art in ungünstigem Sinne eintreteuden 
Veränderungen der äußeren Bedingungen (Temperaturerniedrigung. 
Nahrungsmangel usw.) zusammenfällt, betrachtet Weismann die 
cyklische Fortpflanzung als Anpassungserseheinung an die wechseln- 
den äußeren Bedingungen. Die bei günstigen Nahrungs- und Tem- 
peraturverhältnissen rasch aufeinanderfolgenden partlienogenetischen 
Generationen sollen eine zweckmäßige Einrichtung für die schnelle 
Verbreitung der Art darstellen. Mit Eintritt der Kälte und des 
Nahrungsmangels hört diese Vermehrungsart auf; sie wird durch 
die langsam verlaufende geschlechtliche Fortpflanzung ersetzt. An- 
fangs mit dem Wechsel der äußeren Existenzbedingungen in kausalem 
Zusammenhang stehend, soll sich diese Fortpflanzungsart durch die 
natürliche Zuchtwahl allmählich unabhängig von denselben gemacht 
haben und zur festen Einrichtung geworden sein. 

Gegen diese Erklärung Weismann’s sind wichtige Einwände 
gemacht worden, welche derselben den Boden unhaltbar machen. 
Ich werde sie in Kürze erwähnen, da sie für unsere weiteren Aus- 
einandersetzungen von Wichtigkeit sind. — Die Untersuchungen 
Mac pas' und Nüssbaum’s zeigten unzweideutig, daß die Temperatur 
und die Ernährung Faktoren sind, unter deren Wirkung die partheno- 
genetische Fortpflanzung bei den Rotatorien durch die geschlechtliche 
abgelöst wird. Maßgebend für das Auftreten der letzteren ist die 
niedrige Temperatur (Maupas) und der Hunger (Nussbaum). 

Ferner fand de Kkkhervk bei den Daphnoiden, daß die mangel- 
hafte Ernährung als Reiz wirkt, welcher das Ablösen der partheno- 
genetischen Fortpflanzung durch das geschlechtliche herbeiführt. 
Besonders unzweideutige und einheitliche Resultate über die Rolle, 
welche die Temperatur und die Ernährung für das Auftreten der 
geschlechtlichen Fortpflanzung bei den Daphnoiden spielen, haben 
die Experimente Ar.. Issakowitsch’s ergeben. An Kulturen von der 
Daphnoide Simmoccphaltts rrtuJiis hat er gefunden, daß bei günstigen 
Existenzbedingungen (Temperatur 25 0 und reichliche Ernährung) fort- 
dauernd parthenogenetische Generationen entstehen. Im Lauf der 
Kultur ist zu beobachten ,,daß je länger die Tiere sich partheno- 
genetisch fortpflanzen, desto größer wird in ihnen die Tendenz zur 
geschlechtlichen Fortpflanzung überzugehen, desto leichter kann man 
sie durch eine geeignete Maßregel dazu veranlassen". Die partheno- 
genetische Entwicklung wird durch die geschlechtliche abgelöst, 
wenn man Tiere von der oben erwähnten Kultur (25 " C) in Kälte 
(8 0 C) bringt, oder sie hungern läßt. Ferner haben die Experimente 
gezeigt, daß nach 4 Monaten lang geführter, immer parthenogenetisch 


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Depression der Prutozoenzelle etc. 


75 


sich fortpflanzender Kultur schließlich Tiere erzeugt werden, deren 
Eier nicht mehr imstande sind parthenogenetisch sielt weiter fort- 
zupflanzen, „Die Eier wurden ja gegen Ende der Kulturen ent- 
wicklungsunfähig, zerfielen im Brutraum“. Der Verfasser schließt 
daraus „im Eierstock waren also durch die zu stark ausgezogene 
Parthenogenesis Mißstände eingetreten“. 

Sehen wir wie diese auffallenden Erscheinungen von dem hier 
vertretenen Standpunkte über die Natur der Geschlechtsprodukte 
aufzufassen sind, und ob dadurch die cyklische Fortpflanzungsart 
dem Verständnis näher gerückt werden kann. 

Der Begriff einer cyklischen Fortpflanzung verlangt es, daß nach 
einer, je nach den Arten, wechselnden Zahl parthenogenetischer 
Generationen, Geschlechtsprodukte entstehen, welche für ihre weitere 
Entwicklung der Befruchtung unbedingt bedürfen. Tritt dieser letzte 
Vorgang nicht ein, so zerfallen die Eier. Das Bild einer cyklischen 
Fortpflanzung läßt sich dem Gesagten zufolge in folgender Weise 
graphisch darstellen (Textfig. 4), in welchem Schema zwischen je zwei 


Parth Gentr / fÿcltt* Parth.Genrr iCpct/Uf 



a 


Textfig. 4. Schema III. Cyklische Fortpflanzung. 

aufeinanderfolgenden Geschlechtsperioden a— a 1 mehrere partheno- 
genetische Generationen eingeschaltet sind. 

Exakter läßt sich der Lauf einer cyklischen Fortpflanzung nach 
dem folgenden Schema darstellen, in welchem die einzelnen Punkte (x) 
ganze Tiere bezeichnen (Textfig. 5). 

Was lehrt uns dieses Schema und wie sind die ihr zugrunde 
liegenden Tatsachen aufznfässen? Das von einem befruchteten Ei o 
entstandene parthenogenetische Weibchen o' besteht wie jedes 
Metazoon aus vielen durch Teilung des Eies entstandenen Zellen- 
generationen, welche sich nach den schon früher besprochenen Prinzipien 
der Gewebeditferenzierung in somatische und germinative Zellen 
sondern. Lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf die germinativen 
Zellen. Nach einer gewissen Zahl fortlaufender Teilungen entstehen 
hier Zellen, welche sich durch einen enorm großen Kern auszeichnen : 
die Teilung kommt zum Stillstand, d. h. die Zellen sind in Depression 
geraten. Diese Zellen sind die parthenogenetischen Eier. Sie werden 
frei. Durch eine Umwälzung in dem Kernapparat, vermöge starker 
Chromidienbildung und Abschnürung von Richtungskörpern, wird der 
Kern vermindert, die Zelle kehrt in den normalen Zustand zurück 


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76 


M. Popopp 


und die Teilung' beginnt von neuem. Es wird eine neue Reihe 
von Zellgenerationen gebildet, welche nach den früher erwähnten 
Prinzipien wieder eine Einteilung in somatische und germinative 
Zellen eingehen werden. Diese, rege Zellvermehrung mit reichlicher 
Nahrungszufuhr führt schließlich wieder zu einer Depression der 
germinativen Zellen. Es entstehen parthenogenetische Eier, welche 
durch Umwälzung in dem Kernapparat wieder in normalen Zustand 
zurückkehren und zum Ausgangspunkt für neue parthenogenetische 



Textlig. ä. .Schema IV. Cyclische Fortpflanzung. 
a und «»—a» gesellt Generationen. — a", a'u, a' r etc. partb. Generationen. 


Generationen werden nsw., der Prozeß wiederholt sich mehrmals. 
Diese fortdauernden Depressionen, welche je eine parthenogenetische 
Generation kennzeichnen, führen schließlich gegen das Ende der 
Kultur zu Zuständen, welche die weitere parthenogenetische Fort- 
pflanzung unmöglich machen. Die Selbstregulation des Eies durch 
Chromidienausstoßung und Richtungskörperbildung ist nicht mehr 
genügend, um es aus dem tiefen Depressionszustande von neuem zu 


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Depression der Protozoeuzelle etc. 


77 


beleben. Sich selbst überlassen stirbt das Ei unter Zerfallerschei- 
nungen des Kernes. Ein Ausweg bleibt der germinativen Zelle, d. i. 
die geschlechtliche Fortpflanzung. 

Die Parallele, welche sich durch die Aufeinanderfolge der Er- 
scheinungen bei der cyklischen Fortpflanzung mit dem Verlauf einer 
Protozoenkultur ergibt, ist auffallend. In beiden Fällen treten, nach 
einer gewissen Zahl durch Selbstregulation der Zelle rückgängig 
gemachter Depressionen, schließlich Zustände ein, die zu so tiefen 
Depressionen führen, daß deren Defekte durch Selbstregulation nicht 
mehr überwunden werden können. In dieser Periode tritt der Con- 
jugationstrieb ein. 

Diese Parallele geht aber noch weiter. Wie bei einer Infusorien- 
kultur durch energisches Eingreifen (Kältewirkung. Hunger usw.) 
das enorme Wachstum des Kernes sehr rasch herbeigeführt wird 
und dadurch die lange Reihe von Zellgenerationen, welche bei 
normalen Existenzbedingungen (gleichhochbleibende Temperatur und 
reicliüehe Nahrung) durchlaufen wei den muß, auf ein Minimum ver- 
kürzt werden kann, so ist es auch mit der cyklischen Fortpflanzung. 
Hier kann auch durch Einwirkung von Kälte, Hunger usw. die 
parthenogenetische Fortpflanzungs weise gleich durch die geschlecht- 
liche abgelöst werden. Es kann somit auch hier ein Sprung in der 
Entwicklung erzielt werden, durch welchen die Generation a“ z. B. 
sich auf einmal in dem Zustand der Zelle der Generation a" versetzt 
findet (Textfig. 5). Nachdem wir nunmehr die Wirkung der Tempe- 
ratur, des Hungers usw. auf das Kernwachstum kennen, sind uns 
diese Prozesse leichter verständlich. 

Die Schlüsse, welche sich von diesen Betrachtungen über die 
eyklische parthenogenetische Fortpflanzung ziehen lassen, sind 
folgende : 

1. Die parthenogenetischen Eier sind germinative Zellen, welche 
sich im Depressionszustand befinden. Dieser Zustand ist aber noch 
solcher Natur, daß er durch die Selbstregulation der Zelle rück- 
gängig gemacht werden kann. 

2. Durch die sich wiederholenden Depressionen, welche je eine 
parthenogenetische Generation bezeichnen, 1 ), werden schließlich die 
Defekte der Zelle so tief, daß diese sich durch Selbstregulation 
nicht mehr erholen kann : sie stirbt ab oder conjugiert. 


*) Es ist sehr wahrscheinlich, daß die germinativeu Zellen in den engen 
Kähmen einer parthenogenetischen Generation andere leichtere Depressionen durch- 
inacben. Beobachtungen in dieser Richtung fehlen vor der Hand gänzlich. 


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78 


M. Popo Kl» 


3. Es bestellt ein großer Parallelismus zwischen dem Verlauf 
eines Fortpflanzungscyklus ( parthenogenetische Fortpflanzung mit 
darauffolgender geschlechtlicher Fortpflanzung) und eiDer Protozoen- 
generationsfolge. 

4. Eine cyklische Fortpflanzung, wenn auch nicht ganz im Sinne 
Weismann’s, existiert. Die Ursachen dieser Fortpflanzungsart sind 
diejenigen, welche jede lebende Zelle beherrschen, mit der andauernden 
Funktion derselben eng verknüpft sind und zu dem wellenförmigen 
Verlauf der Lebensvorgänge führen. Die Idee von der cyklischen 
Fortpflanzung ist. daher nicht zurückzuweisen, wie dies manche 
Forscher versucht haben. 

5. t.'ber die Bedingungen, welche mitgewirkt und dazu beige- 
tragen haben, daß die depressionierten germinativen Zellen bei den 
Tieren mit eyklischer Fortpflanzung sich immer von dem Verband 
der anderen germinativen Zellen loslösen, nach außen vom Organismus 
befördert werden und dadurch nach den Prinzipien der histologischen 
Differenzierung notwendigerweise jedesmal neue Organismen liefern, 
muß man sich zur Zeit mit vagen Vermutungen begnügen. Aus- 
führungen hierüber sind vor der Hand wertlos. 

Am Ende angelangt, will ich noch die gewonnenen Resultate 
über die künstliche Parthenogenese kurz besprechen. 

Die Untersuchungen von Tichomirow, von R. Hf.rtwig, Loeb, 
D klage usw. haben gezeigt, daß es möglich ist, gereifte und be- 
fruchtungsbedürftige Eier ohne vorausgegangene Befruchtung, bloß 
durch Einwirkung von mechanischen und chemischen Reizen zur 
weiteren Entwicklung anzuregen. Bestimmtes über die Art und 
Weise der Wirkung dieser Reize wissen wir bis jetzt noch nicht. 

Ähnliches wurde auch von Calkins und Woodruff an den 
Protozoen erzielt. In Momenten starker Depression konnte Calkins 
den Conjngationstrieb der Infusorien — in vorliegendem Falle 
Paramaccium — durch chemische Einwirkungen rückgängig machen. 
Woodruff gelang es, eine zum physiologischen Tode neigende Kultur 
von neuem zu beleben, indem er die Nahrung wechselte oder durch 
Chemikalien auf die Kultur einwirkte. Ziehen wir das früher über 
die parthenogenetische Entwicklung bei der cyklischen Fortpflanzung 
Gesagte in Betracht und vergleichen wir die dort gewonnenen An- 
haltspunkte mit den Verhältnissen bei der künstlichen Partheno- 
genese, so ergibt sich, daß in den beiden Fällen verschieden alte 
germinative Zellen sind, welche die Fortpflanzung weiter besorgen. 
Im ersten Fall. d. i. bei der partheuogenetischen cyklischen Fort- 


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Depression der Protozoenzelle etc. 


79 


Pflanzung, sind es Depressionszellen, welche noch selbst regulations- 
fähig sind, im zweiten Fall. d. h. bei der künstlichen Parthenogenese, 
sind es Zellen, welche am Ende einer Zellgenerationsfolge stehen 
und ohne das Herantreten der Befruchtnng oder der Einwirkung 
äußerer Agentien unfehlbar zugrunde gehen werden. In beiden 
Fällen haben wir also Vorgänge, welche, wenn auch prinzipiell nicht 
verschieden sind, doch graduell auseinander zu halten sind. 

Im Anschluß an diese Ausführungen möchte ich die Partheno- 
genese der Bieneneier anführen. Wie bekannt, werden ein und 
dieselben Bieneneier, je nach den Umständen befruchtet ( Arbeiterinnen- 
eier), oder sie werden heim Ausbleiben dieses letzten Vorganges zur 
weiteren parthenogenetischen Entwicklung (Drohneneier) befähigt. 
Die eigenartigen Fortpflanzungserscheinungen, welche sich in dieser 
Hymenopteren-Familie abspielen, stehen von den Vorgängen bei der 
cvklischen Fortpflanzung ganz abseits. Denn bei den Bienen sind 
es befruchtungsbedürftige, also tief depressionierte und folglich nicht 
mehr selbstregulat ionsfähige Eier, welche trotzdem beim Ausbleiben 
der Befruchtung sich weiter normal entwickeln können. Wie sind 
diese merkwürdigen Verhältnisse und scheinbar so schwerwiegenden 
Ausnahmen zu erklären? Haben wir vielleicht bei der Partheno- 
genese der Bienen nicht mit ganz ähnlichen Vorgängen, wie sie siclr 
bei einer künstlichen Parthenogenese abspielen, zu tun? Diese 
Möglichkeit habe ich schon früher aus Anlaß von anderen theoreti- 
schen Betrachtungen in einer meiner Arbeiten *) ausgesprochen. In 
der Tat, wie bei der künstlichen Parthenogenese, so sind es auch 
bei den Bieneneiern genau vergleichbare germinative Zellen, welche 
in Betracht kommen. In beiden Fällen haben wir Zellen, welche 
an der Endreihe einer Zellengeuerationsfolge stehen. Das parthenu- 
genetische Bienenei ist somit nach dem früher bei der künstlichen 
Parthenogenese Gesagten nicht ohne weiteres mit denjenigen gernii- 
nativen Zellen, welche die parthenogenetischen Eier der cyklisch 
sich fortpflanzenden Tiere darstellen, vergleichbar. Auch hier ist, 
wenn nicht eiu prinzipieller, so doch ein wichtiger gradueller Unter- 
schied vorhanden. Wenn auch bei den Hymenopteren sich alle 
Übergänge zwischen den extremen Zuständen von Parthenogenese 
der Bienen und der cyklischen Fortpflanzung anffinden lassen, die 
Ausnahmestellung der Bienenpartheuogenese bleibt trotzdem be- 
stehen. Ich möchte mich hier nur beschränken, dieselbe hervor- 
zuheben unter Hinweisung der vorhandenen Ähnlichkeit zwischen 


') Eibilduug bei PuhuUna vivipara etc. 


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80 


M. POFOFF 


tien parthenogenetischen Geschlechtszellen der Bienen und dem Zu- 
stand der Fortpflanzungszellen bei der künstlichen Parthenogenese. 
Ich möchte mich hier nicht einlassen auf die Frage, ob diese 
Ähnlichkeit auch noch tiefergehender Natur ist, wie es mir wahr- 
scheinlich erscheint. Anhaltspunkte darüber fehlen noch gänzlich 
und die diesbezüglich ausgesprochenen Vermutungen werden vor der 
Hand belanglos sein. 

München, den 25. Januar 1907. 


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Depression der Protozoenzelle etc. 81 

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trichus Infusoria. Jonrn. of exper. Zool. Vol. II Nr. 4. 


Tafelerklärung. 

Tafel IV. 

Sämtliche Abbildungen sind mit dem ZKiss'schen Zeichenapparat, Oc. 1 Obj. 7 
(nur Fig. 19 u. 20 mit Obj. 3) bei normaler Tnbuslänge auf der Höhe des Mikroskop- 
tisches gezeichnet. 

Fixierung — Pikrinessigsäure; Färbung — Boraxkarmin. 

Fig. 1. Normale Stylcmychia mytilus. 

Fig. 2—10. Stylonycbien in Depressionszustand, aus Kulturen stammend, 
welche sich durch Selbstregulation erholen konnten, ln allen Figuren tritt die 
starke Vergrößerung der Macronuclei und die meist stattgefundene Vermehrung 
der Micronuclei sehr scharf hervor. — Fig. 8 u. 10. Zerstückelung der vergrößerten 
Macronnclei. 

Fig. 11 — 13. Stylonychien in Depression ans einer Kultur, welche mit Con- 
jugation endete. Die große Parallele zwischen den Kernverhältnissen dieser con- 
jngationsreifen Tiere (Vergrößerung der Macronnclei und Teilung der Micronuclei) 
und den Depressionstieren in Fig. 2— 10 ist augenspringend. — In Fig. 12 Zer- 
stückelung der Macronuclei und Teilung der Micronuclei (vgl. Fig. 8 u. 10). 

Archiv für Protistenkunde. Sappl. I. 0 


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H2 


M. Pofoff, Depression der Protozoenzelle etc. 


Fig. 14—20. Paramaecicn in Depression, aus einer Kultur, welche mit 
Conjugation endete. 

Fig. 14. Normales 1‘aratnaecium caudatum. 

Fig. 15 n. 16. Depressiongtiere mit vergrößertem Macronucleus. Anstritt 
von Chromatin ans dem Kern. In Fig. 15 Teilung des Micronnclens. 

Fig. 17 n. 18. Zerstückelung des Hacronncleus (vgl. Fig. 8, 10, 12). ln 
Fig. 17 achromatische Teile in dem Macronnclens. 

Fig. 19. Ein Depressionsparamaecinm mit enorm vergriiUertem Macronucleus. 

Fig. 20. Conjngierende Paramaecien. Die starke Vergrößerung der Macro- 
nuclei weist darauf liin, daß die Tiere sich in Depression befinden (vgl. mit den 
übrigen Figuren). 


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Nachdruck verboten, 
ü brr Setzung $ rech t vo r behalten. 


Lebensgeschichte der Mastigamöbeu 
Mastigella vitrea n. sp. n. Mastigina seto.su n. sp. 

Von 

Dr. Richard Goldschmidt. 

(Hieran Tafel V — IX nml 20 Textfignren.) 


Einleitung 84 

I. Historisches • 85 

II. Das vegetative Leben der Mastigella ritrea nnd Mastigina setosa . . 90 

1. Mastigella vitrea 91 

2. Mastigina setosa 108 

9. Bemerkungen Über Klebkörner nnd Geißel 114 

4. Die vegetative Vermehrung der Mastigella nnd Mastigina .... 122 

III. Die geschlechtliche Fortpflanzung der Mastigella vitrea nnd Mastigina 

setosa 127 

1. Mastigella vitrea 127 

A. Die Entwicklung der Macrogametoeyten 128 

B. Die Entwicklung der Microgametocvten . . 136 

C. Die Copulation nnd metagame Entwicklung 139 

2. Mastigina setosa 143 

A. Die Macrogametoeyten 144 

B. Die Microgametocvten 146 

C. Die metagame Entwicklung 148 

IV. Systematisches 152 

Schluli 163 

Literaturverzeichnis 163 

Tafelerklärung 166 


6 * 


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84 


Richard Goldschmidt 


Einleitung. 

Ein glücklicher Zufall gab mir Gelegenheit, mich mit der Lebens- 
geschichte zweier neuer Arten von Mastigamöben zu befassen, die 
ich bis zu einem gewissen Grade aufzuklären vermochte, worüber 
auch bereits in einer vorläufigen Mitteilung kurz berichtet wurde 
(Goldschmidt 1907). Die betreffenden Formen fanden sich in einer 
zu Kurszwecken benutzten Kultur von Spirostomum, die Herr Kollege 
Nkbksheimeb im letzten Sommer aus einem Torfstich in der Nähe 
von Seehausen am Staffelsee mitgebracht hatte. Sie treten dort — 
wenigstens gilt das für die erste Art — in so ungeheuren Mengen 
auf, daß eine Zeitlang beliebig viel Material zur Verfügung stand. 
Dazu fanden sich die Tiere in einer lebhaften Fortpflanzung be- 
griffen, so daß es möglich war, wenigstens für die eine Art den voll- 
ständigen Cyklus festzustellen, ohne die bei Schlammbewohnern so 
unsicheren Dauerkulturen. Die zweite Art kam neben der ersten 
immer nur vereinzelt vor, so daß ihre Lebensgeschichte auch noch 
einige Lücken aufweist. Die Untersuchung wurde selbstverständlich 
zunächst vor allem am lebenden Objekt ausgeführt, das wegen seiner 
vollständigen Durchsichtigkeit auch die feinsten Strukturen im Leben 
erkennen läßt. Die Ergebnisse wurden dann an Präparaten kon- 
trolliert und erweitert. Wegen eben dieser Durchsichtigkeit ge- 
nügte auch die Anfertigung von Totalpräparaten mit den erfahrungs- 
gemäß für Protozoen günstigen Methoden, also in erster Linie Pikrin- 
essigsäurekonservierung und Boraxkarminfärbung, welche von der 
raffinierten Histologie so verachtete primitive Methode für Protozoen- 
studien immer noch an erster Stelle steht. Gute Konservierung gab 
auch Sublimat, weniger befriedigend Osmiumgemische, OABNov’sche 
und PKTBUNKEwrrscH’sehe Flüssigkeit. Schöne Färbungen liefert 
sehr verdünntes DEi.AFim.n’sches Hämatoxylin und eine primitive 
Form der Van GiEsoN-Methode mit pikrinsäurehaltigem Hämatoxylin, 
die oft der HEiDENHAiN-Färbung ähnliche Bilder liefert. Es ist noch 
zu bemerken, daß von der ersteren Art die meisten der zu schildern- 
den Stadien mir in lebendem Zustand wie im Präparate hundertemal 
in der gleichen Weise Vorlagen. Eine Ausnahme machen nur ge- 
wisse seltene Stadien, wie die Teilungsfiguren, von denen es im Text 
besonders bemerkt werden wird. Auch von der zweiten Art habe 
ich die meisten der zu besprechenden Bilder oft, wenn auch nicht 
so oft wie dort, gesehen. 

Für mich selbst hatte die vorliegende Untersuchung ein be- 
sonderes Interesse, weil sie mir Gelegenheit gab, die Anschauungen. 


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Lebensgeschichte der MastigamSbeu M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. 85 


die ich mir in der für die Protozoenkunde so wichtigen Chromidien- 
frage hauptsächlich auf Grund von Untersuchungen an Metazoen- 
zellen und unter Verwendung der an der Protozoenzelle gewonnenen 
Eifahrungen gebildet hatte, selbst an der Protozoenzelle zu er- 
proben. Es wird sich zeigen, daß diese Probleme auch hier im 
Vordergründe liegen und deshalb ist es mir auch eine besondere 
Genugtuung, diese Arbeit dem Forscher widmen zu können, der 
durch die Schaffung des Ohromidienbegriffes und den Nachweis der 
Möglichkeit der Entstehung von Tochterkernen aus solchen, der 
Protozoenforschung wiederum ganz neue Wege gewiesen hat, Riciiari» 
Hertwio, dem ich, wie so viele, die er in den 25 Jahren des aka- 
demischen Amtes wissenschaftlich und menschlich gefordert hat, ein 
steter Schuldner bin. 


I. Historisches. 

Unter Mastigamöben oder Rhizo mastiginen versteht 
man eine Gruppe von Organismen von rhizopodenartigem Habitus, 
die aber durch den Besitz einer oder mehrerer Geißeln ein Binde- 
glied zwischen Amöben und Flagellaten zu sein scheinen. Wenn 
wir von dem Podosioma fdigerum Claparède und Lachmanx's (1857), 
das jetzt allgemein zu Amoeba radiosa gestellt wird, absehen, stammt 
die erste Beobachtung eines solchen Organismus von Carter (1864), 
der eine nur kurze Beschreibung einer geißeltragenden Amöbe als 
Amoeba mmoriliata gibt. Die genaueren Kenntnisse beginnen erst 
mit der bekannten Arbeit von F. E. Schulze (1875), der eine von 
ihm in Graz entdeckte. Form als MaMigamoeba aspcra in die Literatur 
einführte. Sie ist ausgezeichnet durch spindelförmige Gestalt, finger- 
förmige abgerundete Pseudopodien, ein spitzes Vorderende und ab- 
gerundetes Hinterende, ein hyalines Ectoplasms und körniges Ento- 
plasma; die lange Geißel entspringt von dem Vorderende und führt 
peitschende Bewegungen aus. wird auch manchmal tastend nach vorn 
gestreckt, oder in korkzieherartigen Wellen bewegt, kann auch er- 
schlafft ruhen. Mit ihrer Insertionsstelle steht ein ausgezogener 
Fortsatz des Kernes in Verbindung, der ein klumpiger Körper ist. 
bei der Bewegung aber seine Form verändert, bald queroval, kugelig, 
eiförmig oder eckig erscheint Beim Vorwartskriechen treten ab- 
wechselnd rechts und links vom Geißelursprung Pseudopodien auf, 
die dann beim Vordringen des Tieres allmählich mehr zur Seite 
rücken. Der Name t&pera wird daher abgeleitet, daß die ganze 


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86 


Richaud Goldschmidt 


Oberfläche des Tieres dicht mit stark lichtbrecheuden Stäbchen be- 
setzt ist. die in ihrer Form dem Bacterium termo ähneln. Sie liegen 
mit ihrer Längsachse der Rindenoberfläche parallel, nur selten stehen 
sie von ihr ab. Sie sind nicht zu verwechseln mit den Zöttchen. 
die sich auch hier wie bei vielen anderen Amöben am Hinterende 
des kriechenden Tieres bilden. Die nächste genauere Darstellung 
einer Mastigamöbe stammt von 0. Bütschli (1878), der der dort 
als „geißeltragender Rhizopode“ beschriebenen Form später (18841 
den Namen Mastigamneba lobata (Stf.ix) gab und die Klebs als 
M. bütschli i neu benannte. Sie ist charakterisiert durch ziemlich 
geringe Größe, sehr fein zugespitzte Pseudopodien, eine oder zwei 
contractile Vacuolen, vor allem eine Geißel von 8 — lOfacher Länge 
des Körpers, die entweder nur an ihrem äußersten Ende schrauben- 
artige Drehungen ausführt oder in ihrer ganzen Länge hin- und her- 
peitscht. Die Insertionsstelle der Geißel kann langsam um den 
ganzen Körper herumlaufen. Die Bewegung ist meist rhizopoden- 
haft, manchmal aber streckt sich das Tier in die Länge, ohne die 
Pseudopodien einzuziehen und schwimmt dann nach Flagellatenart. 
Der Kern liegt dann regelmäßig am Vorderende. Bütschli erinnert 
dabei an Beobachtungen von Cienkowsky (1862) und Tatem (1869). 
Eine Anzahl neuer Mastigamöben beschrieb bald darauf Savillk 
Kent (1880— 81) und faßte sie als Ordnung unter dem Namen Rhizo- 
flagellata zusammen. Er beschreibt Mastigamocbn simplex aus- 
gezeichnet durch ein langes Pseudopodium am Hinterende, M. ramu- 
losa charakterisiert durch reichverästelte Pseudopodien, welche dem 
Tier ein Aeote-artiges Aussehen geben, als Reptomonas caudata, eine 
monadenartige Form, die mit auf der Unterseite entstehenden Pseudo- 
podien kriecht, und als Rhizomonas verrucosa eine mit konischen 
Pseudopodien versehene meist festsitzende Form. Mit den unvoll- 
ständigen Beschreibungen Kent's wird man aber wohl nie viel an- 
fangen können. Die Kenntnisse über unsere Gruppe faßte dann 
Bütschli in seinem Protozoenwerk zusammen und stellte die Familie 
der Rhizom as tigina als 1. Familie der Unterordnung Mona- 
dina auf, zu der er die Gattungen Mastigamoeba. Ciliopbrys, Dimorpba. 
Actinomonas stellt. Die letzteren 3 Formen, die zeitweise in ihrem 
Leben heliozoenartig erscheinen, seien in dieser Übersicht aber bei- 
seite gelassen, da sie sich von den eigentlichen Mastigamöben weit 
entfernen, vielleicht auch zu einer ganz anderen Gruppe zu stellen 
sind. Näheres darüber bei Ciexkowsky (1876), Grcber (1882i, 
Klebs (1892), Blochmaxx (1894 1 , Kent (1880 — 81), Meyer (1897). 
Hier sei noch eine Notiz von Heider (1886) erwähnt, der mitteilt. 


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Letensgeschiclite der Mastigamüheu M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. 87 

daß er bei Masiiyamoeba aspera und lobala deutlich den Ursprung der 
Geißel aus dem Kern feststellen konnte. 

Das Jahr 1892 bringt gleichzeitig von zwei Seiten eine wesent- 
liche Vermehrung unserer Kenntnisse der Rhizom astigineu. 
Kleus gibt in seiner großen Flagellatenarbeit neue Daten an über 
Mastigamoeba bütschlii, ramulosa und die neu beschriebene inrertens. 
Letztere ist dadurch charakterisiert, daß beim Schwimmen die Geißel 
nach vorn gerichtet ist, beim Kriechen nach hinten. Er beobachtete 
auch zum erstenmal eine Querteilung während des Kriechens. Von 
besonderem Interesse sind seine theoretischen Erörterungen über die 
Stellung der Rhizomastiginen unter den Flagellaten, auf die noch 
im systematischen Abschnitt zurückzukommen sein wird. Ausführ- 
liche Daten gibt er über Dimorpha an, auf die wir aber hier nicht 
eingehen. Gleichzeitig erschien Fkexzkl's Arbeit, die unsere Kennt- 
nisse über diese Formen durch ausgezeichnete Beobachtungen an 
verschiedenen neuen Fonneu vermehrte. Wir müssen sie etwas ge- 
nauer referieren, weil sie die eingehendsten Mitteilungen über unsere 
Gruppe enthält, die bisher vorliegen. Als Triclwlimaz hßue beschreibt 
er eine Form aus dem Enddarm der Kaulquappen von Hy la pulchella. 
Die Gestalt ist walzenförmig, das Vorderende beim Kriechen stumpf 
das Hinterende in einige Läppchen ausgezogen. Das Entoplasma 
zeigt eine lebhafte Fontänenströmung, die in der Mitte nach vorn 
gerichtet ist. Der Kern liegt am vorderen Ende und scheint mit 
der Geißel in Verbindung zu stehen, welche nur kurz ist und keine 
Schwingungen vollführt. Sie hat nur Kernlänge, ist gerade oder 
gekrümmt und fehlte sogar bisweilen völlig. Als Micromaxiix jannarii 
wird eine Form eingeführt, deren Geißel nicht ganz Körperlänge er- 
reicht. Sie entspringt, ohne mit dem Kern zusammenzuhängen, am 
vorderen Pol von einem Zapfen und schlägt schnell in kurzen flachen 
Wellen. Die Pseudopodien sind kurz fingerfönnig und bleiben beim 
Schwimmen erhalten. — Mastigella polymastix, die Gattung, der ich 
auch die eine der von mir zu schildernden Formen einreihen will, 
ist eine typisch amöbenartige Form, streckt nach allen Seiten finger- 
förmige Pseudopodien aus, von denen sie bei schneller Vorwärts- 
bewegung aber auch frei sein kann. ( 'harakteristisch ist die zwischen 
1 und 4 schwankende Geißelzahl. Sie treten nicht direkt aus dem 
Körper heraus, sondern sitzen auf einem konischen, zapfentörmigen 
Pseudopodium. Bei der Vorwärtsbewegung schwingt nur die nach 
vorwärts gerichtete Geißel lebhaft. „Liegt das Tier am Fleck, so 
braucht die Tätigkeit der Geißel nicht aufzuhören: sie schwingen 
entweder, wenn auch langsam, weiter, oder sie wechseln in blitz- 


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88 


Kichabd Goldschmidt 


schnellem Sprunge ihren Ursprung, indem der sie tragende Zapfen 
bald hierhin bald dorthin wandert, eine Bewegung, die oft so leb- 
haft ist, daß man kaum imstande ist, die Anzahl der Geißeln fest- 
zustellen “ Der Kern liegt central und hat mit dem Geißel- 

ursprung gar nichts zu tun. Die scharfe Körperkontur deutet auf 
eine dichtere Hantschicht hin. Das Eetoplasma ist feinkörnig, das 
Entoplasma mit Fettkügelchen und Algen angefüllt. — Limuliva 
unica ist dadurch charakterisiert, daß sie die Geißel am Zöttchen 
tragenden Hinterende trägt. Die Gestalt ist amöbenartig, die Pseudo- 
podien stülpen in der Mitte einen Bruchsack aus, von dem ein 
schlankerer Abschnitt ausgeht. Die Geißel ist träge, kann nicht zur 
Fortbewegung dienen und endigt stumpf, fast mit einem kleinen 
Knöpfclien. Zwei abwechselnd sich contrahierende Vacuolen sind vor- 
handen. — Mastigina chlamys ist die Form, der die zweite der hier 
zu schildernden Amöben besonders nahe steht. Die Form ist im 
Buhezustand die einer flach gedrückten Kugel, bei der Bewegung 
walzenförmig mit dem dickeren Ende nach vorn, während am Hinter- 
ende einige Lappen entstehen. Gewöhnlich schwimmt der Organis- 
mus mit der Geißel voran nach Flagellatenart. Die Geißel entspringt 
aus dem am vorderen Pole liegenden Kern und mißt beim erwachsenen 
Tier die doppelte Körperlänge, bei jüngeren Individuen hat sie schon 
dieselbe Lauge und ist bis 10 mal so lang wie das Tier. Sie kann 
wie eine Flagellatengeißel schwingen und kann mit dem Kern unter 
der Oberfläche nach einer anderen Stelle wandern. Über dem Kern 
wölbt sich ein von der Geißelbasis durchsetzter Plasmazapfen vor, 
der, wenn der Kein wandert, noch eine Zeitlang neben dem Kern 
bestehen kann. Das Hauptcharakteristikum dieses Tieres ist aber 
die merkwürdige Hautschicht. Sie ist 2 fi dick, wenig lichtbrechend 
und deutlich quergestreift. Am Schwanzende verdünnt sie sich be- 
trächtlich oder fehlt ganz. Daß die Querstreifung der Hautschicht 
auf einem Stäbchensaum beruhe, lehnt Verfasser ausdrücklich ab. 
Bisweilen wurde auch die Bildung von langen, spitzen heliozoen- 
artigen Pseudopodien beobachtet, besonders bei jungen Tieren, bei 
denen sie dann hin und herpendelten. Von Vacuolen findet sich 
entweder eine einzige contractile oder mehrere nicht contractile. 
Das dichte Plasma ist mit Fettkügelchen und Nahrung gefüllt, — 
Mastigina paramylon erscheint mehr flagellatenförmig und ist nur 
durch den ...Maulbeeranhang“ am Hinterende als Mastigamöbe ge- 
kennzeichnet. Die Geißel entspringt aus dem am vorderen Pole 
liegenden Kern. — Mastiyamoeba schulzei ähnelt in der äußeren Form 
der -V. aspera. unterscheidet sich aber durch die langen, spitzen. 


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Lebeingeschichte der Mastigamöben M. vitrea n. sp. und M. setusa n. sp. 89 

pfriemenförmigen Pseudopodien, die sich gabeln können, sogar bis- 
weilen gefledert erscheinen. Bei schneller Bewegung werden aber 
all diese Pseudopodien eingezogen. Die lange Geißel entspringt aus 
dem Kern, der länglich ausgezogen ist und unter der Oberfläche am 
Yorderende des Körpers liegt. Die Körperoberfläc.he ist dicht mit 
Stäbchen bedeckt, die gewöhnlich unter einem spitzen Winkel zur 
Oberfläche stehen und zwar gruppenweise, nach verschiedenen Rich- 
tungen, so daß eine schachbrettartige Anordnung entsteht. Auf 
den Pseudopodien stehen sie weniger dicht. Eine Vacuole fehlt. 
Gelegentlich wurde ein Exemplar mit zwei Kernen beobachtet., von 
denen aber dem einen die Geißel fehlte. Einmal wurde ein kugeliges 
Tier gefunden ohne Geißel und Kern. Statt dessen fanden sich zwei 
große kugelige Körper, die aus dicht liegenden Körnchen bestanden. 
Frenzel vermutet dahinter einen ihm unbekannt gebliebenen Fort- 
pflanzungsmodus. 

Aus neuerer Zeit sind endlich noch einige Arbeiten zu erwähnen, 
die dem Bilde von dieser Tiergruppe aber nichts Wesentliches mehr 
zufügen. So schildert Meyer (1897) ein Mastigamoeba commutons, 
die der KiÆBs’schen M. invertens sehr ähnlich ist. Interessant ist 
an ihr, daß die contractile Vacuole während ihrer Entstehung die 
hintere Hälfte des Körpers durchwandert, wobei sie alle möglichen 
Gestalten annimmt. Die Contraction erfolgt aber immer an einer 
bestimmten Stelle des Hinterendes. In einer Zusammenstellung der 
bis dahin bekannten Arten werden Fbenzel’s Beschreibungen überhaupt 
nicht berücksichtigt. Man hat diesen, aus welchen Gründen weiß 
ich nicht, ein gewisses Mißtrauen entgegengebracht. Ich freue mich, 
feststellen zu können, daß seine Beobachtungen vielfach mit denen, 
die ich an sehr ähnlichen Formen machen konnte, übereinstimmen 
und, wenn man von der ausschließlichen Beobachtung des lebenden 
Objektes absieht und der meist nur kurzen Beobachtungsdauer, 
durchaus zuverlässig erscheinen. Moroff (1904) beschreibt neu 
Mastigamoeba radicula, Umax, pohjvacuolata, Dimastigamoeba simplex 
und agilis. M. radicula ist ausgezeichnet durch ein hyalines Ecto- 
plasms, das beim Schwimmen das Vorderende bildet und sich scharf 
vom körnchenhaltigen Entoplasma absetzt, nicht sehr lange Pseudo- 
podien und zwei contractile Vacuolen von denen die eine hinten 
liegt, die andere wandert. Der Kern liegt an der Grenze des hyalinen 
Plasmas. M. Umax zeigt ein gleichmäßiges Vorwärtsfließen unter- 
brochen durch ein schnelles Vorwärtsschnellen. Die ganze Form- 
veränderung erinnert an Amoeba Umax. Die Geißel von 2— 3 fâcher 
Körperlänge entspringt vom Kern und wandert mit ihm bei Wechsel 


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90 


IS u. ii a hi» Goldschmidt 


der Bewegungsrichtung unter der Körperoberttäche. Die contractile 
Vacuole wird mit dem Plasmastrome herumgeführt und systoliert an 
verschiedenen Stellen. M. polyvacnokda ist gekennzeichnet durch den 
Besitz zahlreicher Vacuolen. von denen immer einige Zusammenflüßen 
und sich dann entleeren. Der Körper erscheint knorrig, die Geißel 
kaum länger als der Körper. Bei der zweigeißel igen D. simplex, die 
ein Zwischenglied zwischen Rhisomastiginen und Bodoninen darstellen 
soll, wurde die Zweiteilung beobachtet, ebenso bei der D. agil is. die 
sehr lebhaft schwimmen kann und vor der Teilung keine Kuhepause 
macht wie D. simplex. 

Schließlich hat in jüngster Zeit Bürger (1906j einige Mitteilungen 
über Mastigamöben gebracht. Er beschreibt Mastigamoeba eilhardi 
als ausgezeichnet durch ein großes konisches, nach vorn gerichtetes 
Pseudopodium, auf dessen .Spitze die Geißel sitzt. Am Hinterende 
entspringen viele kleine kammförmige Pseudopodien, die auch ver- 
ästelt sein können. 1 >azu können noch seitliche fingerförmige Pseudo- 
podien kommen. Die Geißel scheint mehr zum Tasten als zur Be- 
wegung zu dienen und ist von dem großen im Entoplasma gelegenen 
Kern unabhängig. 

Im vorstehenden wurden nur die wichtigsten Mitteilungen über 
Mastigamöben besprochen. Dazu kommen allerdings noch eine ganze 
Anzahl mehr gelegentliche Nachrichten und kleinere Mitteilungen 
wie die von Stokes (1886, 1888, 1889). Gourret u. Roser (1888). 
Pénard (1890), Prowazek (1900. 1903). Hier sei nur zum Schluß 
noch eine Angabe von K. C. Schneider (1905) erwähnt, der mitteilt, 
daß er Gelegenheit hatte, eine Mastigamöbe zu beobachten, die er 
als M. aspera Schulze betrachtet. Seiner Beschreibung und Ab- 
bildung nach hatte er die hier als neue Art beschriebene Mastigiu a 
setosa vor sich, die er somit entdeckt hat. Eine nähere Schilderung 
gibt er nur von den Borsten, auf die wir späterhin zurückkommen 
werden. Es erhellt aus vorstehendem wohl, daß die bisherigen 
Kenntnisse von dieser Tiergruppe noch recht dürftige sind. 


II. Das vegetative Leben der Mastigella vitrea und 
Mastigina setosa. 

Wenn ich nunmehr dazu übergehe, meine Beobachtungen an 
Mastigella vitrea n. sp. und Mastigina setosa n. sp. zu schildern, so 
will ich dies tun, ohne vorher die Berechtigung der Aufstellung 


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Lebensgesdiichte der Mastigainüben M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. 91 

dieser neuen Arten und ihrer Einreihung in die FHExzEL'sclien 
Genera zu erörtern. l.'m Wiederholungen zu vermeiden und in An- 
betracht dessen, daß dies neben der Aufhellung der Lebensgeschichte 
dieser Form eine mehr untergeordnete Frage ist, sei dies bis zum 
Schluß des speziellen Teiles für einen besonderen systematischen 
Abschnitt aufgespart. 


1. Mantif/clla vitrea. 

Wie der Speziesname der ersteren Form besagt, ist sie auf den 
ersten Blick charakterisiert durch ihre ganz außerordentliche Durch- 
sichtigkeit. Sie wird nur selten vermißt, oder richtiger gesagt, getrübt, 
wenn das Tier sich so vollgefressen hat, daß die stark lichtbrechenden 
Nahrungsteile eine Untersuchung verhindern, hier und da auch, wenn 
die später zu besprechenden lichtbrechenden Körnchen sich in be- 
sonders reichem Maße vorfiudeu. Abgesehen von diesen Fällen 
wüßte ich kein Protozoon, das sich mit Mastigelia messen könnte. 
Die feinsten Details, z. B. der Feinstruktur, lassen sich am lebenden 
Objekt ohne jede Pressung enthüllen. Es hat dies auch eine all- 
gemeine Bedeutung im Hinblick auf die jetzt besonders in Histologen- 
kreisen beliebte Überkritik in der Beurteilung der fixierten Präpa- 
rate. Ich kann versichern, daß die zartesten Strukturen, die im 
Leben zu erkennen waren, wie z. B. das schöne konzentrische Waben- 
werk, das der Kern in gewissen Stadien aufweist, im fixierten Prä- 
parat nach Anwendung der gebräuchlichen Reagentien auf das aller- 
genauste das Bild des Lebens wiederholten. Mastigella gehört mit. 
zu den größten unter den bekannten Geißelamöben. Im Ruhezustand 
maß ich an erwachsenen Tieren bis zu 125 g Durchmesser, bei 
wandernden Tieren einen Längendurchmesser von über 150 u bei 
40 g Breite. Im Zustand völliger Ruhe, in dem man sie allerdings 
nur direkt nach der Übertragung auf den Objektträger findet, hat 
sie annähernd Kugelgestalt. Das Protoplasma erscheint dabei völlig 
einheitlich, bis zum Rand mit den verschiedensten Inhaltskörpern 
durchsetzt, nirgends etwa in ein Ecto- und Entoplasma gesondert. 
Lange kann man sie aber so nicht beobachten. Bald sieht man am 
Rande unter den Körnchen des Protoplasma einen Tumult entstehen 
und an dieser Stelle bricht plötzlich ein breiter hyaliner Saum her- 
vor und zwar nicht gleich in voller Breite, sondern von einem Punkt 
beginnend löst er sich sozusagen fortschreitend vom übrigen Plasma 
ab. Dies geschieht gleichzeitig an mehreren Stellen des Körpers, 
so daß das Tier schließlich von einer Anzahl breiter und völlig 
hyaliner Buckel umgeben ist. Erst nach einiger Zeit sieht man auf 


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Riciuitn Goldschmidt 


der Spitze eines solchen Buckels kleine zapfenartige Pseudopodien 
sich vorwölben, wie es in Textligur A nach dem Leben gezeichnet 
ist und bald verbraucht sich der ganze Buckel zur Bildung eines 
Büschels von Pseudopodien. Diese sind zunächst kurz fingerförmig, 
strecken sich dann mehr in die Länge 
und können bald plumper, bald feiner 
werden. Dies Spiel tritt nun auf der 
ganzen Oberfläche des Tieres ein, das 
nun bald in der Art wie viele Amöben 
seine Pseudopodien nach allen Seiten aus- 
streckt , wie es das Habitusbild Fig. 2 
Taf. V sehr schön zeigt. Die Form der 
Pseudopodien, die nie wesentlich länger 
werden, als hier abgebildet, wechselt dabei 
fortwährend, ohne daß im Protoplasma 
irgend eine Strömung wahrzunehmen wäre. 
Bald werden sie an einer Stelle einge- 
zogen zu einem hyalinen Buckel , der 
wieder verschwindet, oder von der Ober- 
fläche des Tieres zu einer anderen Stelle 
wandert, bald werden einzelne eingezogen 
und an derselben Stelle wieder andere vorgestreckt. Dann wölbt 
sich auch einmal ein langer konischer Zapfen hyalinen Plasmas 
nach einer Seite vor, an dessen Rändern Pseudopodien gebildet 
werden, so daß es den Anschein hat, als ob das Tier nach 
dieser Richtung fließen wolle. Er wird aber ebenfalls wieder ein- 
gezogen. Von einer bestimmten Richtung, die die Pseudopodien zum 
Körper einnehmen, kann man natürlich hier nicht reden, ebensowenig 
wie man in der üblichen Weise sie als einfach oder an der Basis 
verästelt bezeichnen kann. Isolierte Pseudopodien sind einfach, wölbt 
sich aber das Ectoplasms, auf dem sie stehen, im ganzen vor, dann 
erscheint ein großes peripher verästeltes Pseudopodium und gelegent- 
lich beobachtet man auch, daß ziemlich weit peripher an einem 
fingerförmigen Pseudopod sich ein 8eitenast bildet. So kann das 
Spiel lange Zeit, tagelang, weitergehen, ohne daß dabei die 
MastUjdla ihren Ort verändert. Ich fand sie bisweilen nach 24 
Stunden, die sie unter einer 2 mm Immersion sich befand, noch an 
derselben Stelle des Gesichtsfeldes, manches Mal nur eine ganz 
kleine Strecke entfernt. Während dieser Zeit findet sich die Geißel 
an irgend einer Stelle der Körperoberfläche, ihr genaueres Ver- 
halten soll aber erst später im Zusammenhang geschildert werden. 




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Lebensgeschichte der Mastigamöben M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. 93 

Nicht immer hält aber die Ruhe so lange an, sondern unser 
Tier begibt sich auf die Wanderschaft. Der Habitus, den es dabei 
annimmt, ist gut aus den Fig. 3 nach dem Leben und 38 und 39 
nach Präparaten zu erkennen. Zunächst wölbt sich ein breiter, 
hyaliner, konischer Lappen vor, auf dessen Spitze die Geißel wandert 
und mit dem aut diese Weise markierten Vorderende fängt das Tier 
zu kriechen an. Dabei hat der vorausgehende ganz hyaline, also 
rein ectoplasmatische Teil einen bedeutenden Umfang, etwa ein 
Viertel der Gesamtlänge. An seiner Seitenwand bilden sich während 
des Kriechens — die Geißel nimmt an der Bewegung gar keinen 
Anteil — abwechselnd kürzere oder längere fingerförmige Pseudo- 
podien, die aber erst eine Strecke weit hinter dem vordersten koni- 
schen Zapfen beginnen. Ihre Zahl ist aber nie sehr groß; meist 
sind sie in der Richtung der Bewegung ausgestreckt und werden 
nach kurzem Bestand wieder eingezogen und durch neue ersetzt. 
An den Seiten des Körpers, der oft viel länger 
noch als in den Abbildungen, fast wurmartig, 
ausgezogen ist. werden nur selten vereinzelte 
Pseudopodien ausgestreckt und wieder einge- 
zogen. Das Hinterende erscheint hingegen 
öfters in der schönen Weise morgensternartig 
mit Pseudopodien bedeckt, wie es Fig. 3 nach 
dem Leben und 38 nach einem Präparat zeigt. 

In diesen Fällen erscheint es wie eine ein- 
heitliche Kugel und durch eine Ringfurche 
vom übrigen Körper abgesetzt. Diese Form 
ist aber nur bei langsamer Bewegung zu er- 
kennen, bei schnellerer werden nur einige 
wenige Pseudopodien am Hinterende gebildet 
und bei sehr schneller sind nur einige stumpfe 
Lappen am Hinterende zu sehen, wie z. B. 

Fig. 39 zeigt. Gelegentlich findet man dann 
auch das Hinterende in einige feine Spitzen 
ausgezogen, die in vergröberter Form dasselbe 
darstellen, was man als Spitzchenbesatz usw. 
von vielen kriechenden Amöben, besonders 
schön bei Pelomyxa ausgebildet, kennt (Fig. B). 

Die Bewegung ist eine stetige kriechende oder 
gleitende, verursacht durch die Strömung des 
Protoplasmas. Dies fuhrt uns dazu, auf dieses selbst jetzt einen 
Blick zu werfen. 



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K ich AR» Goldschmidt 


94 

Das ohne Einlagerung von Fremdkörpern oder Körnchen völlig 
durchsichtige Protoplasma ist im Ruhezustand gleichmäßig struk- 
turiert und nur. wenn Pseudopodien ausgestreckt werden, ist ein 
Kcto- und Entoplasma getrennt. Die Trennung ist um so schärfer, 
je körnchenreicher das letztere ist. ln letzterem Fall erscheint das 
Entoplasma manchmal als eine scharf konturierte Kugel vom Ecto- 
plasms abgesetzt iFig. C). Auch bei Tieren auf der Wanderschaft. 

erscheint die Grenze am vorderen 
Ende oft als eine scharfe spitz- 
winklig nach vorn geknickte 
Linie. Das Entoplasma ist fast 
immer — nur bei ganz jungen 
Tieren wird es vermißt — reich- 
lich von großen und kleinen 
Vacuolen durchsetzt. ln be- 
sonders großen liegen mehr oder 
weniger verdaute Nahlungsbe- 
standteile, die übrigen sind ein- 
fach von einer durchsichtigen 
Flüssigkeit erfüllt (Fig. 2. 3). 
Stets im Entoplasma liegen ferner 
der Kern, die contractile Vacuole 
und andere, bald zu besprechende Einschlußkörper. Es ist außerdem 
der Sitz der Strömung, oder richtiger gesagt, sie ist in ihm am 
stärksten, da man nicht annehmen kann, daß das pseudopodien- 
bildende Ectoplasms unbeweglich ist, wenn auch der Mangel an 
Körnchen die Strömung selbst nicht erkennen läßt. Wir werden 
allerdings später sehen, daß die Ectoplasmabewegung im wesent- 
lichen wohl passiv ist. — Sehr stark ist sie übrigens im Entoplasma 
auch nie. Bei nichtwandernden Tieren besteht sie bloß in einem 
explosionsartigen Einbrechen eines Entoplasmastromes in die breite 
Basis einer frisch gebildeten Pseudopodieugruppe, dann herrscht so- 
gleich völlige Ruhe, auf der Wanderung ist es eine sehr langsame 
und kontinuierliche Fontänenbewegung. 

Von der feineren Struktur des Protoplasmas ist im Leben für 
gewöhnlich nicht viel zu sehen, da es eine ziemlich gleichmäßige 
Lichtbrechung zu besitzen scheint. Nur in einem Moment im Leben, 
im Beginn der Encystierung, tritt, wie wir später schildern werden, 
die feinere Struktur plötzlich hervor und zwar in der gleichen Weise, 
wie sie im gefärbten Präparat zu beobachten ist. In Fig. 31 ist 
das Vorderende eines Tieres abgebildet, das im Begriff steht, sich 



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Lebensgescliiclite «1er Mastigamübeii M. vifrea n. sp. mid M setosa u. sp. 9;"> 

auf die Wanderschaft zu begeben und zwar bei sehr starker Ver- 
größerung. Da sieht man, daß das Ectoplasma aus einem außer- 
ordentlich feinen und gleichmäßigen Wabenwerk besteht, während 
das Entoplasma eine viel gröbere und wegen der stärkeren Färbbar- 
keit seiner dicken Wabenwände undeutlichere Schanmstruktur auf- 
weist. Was aber besonders interessant erscheint, ist, daß von dem 
Entoplasma aus durch das Ectoplasma hindurch feine 
aber sehr deutliche fadenartige Stränge ziehen, die 
in die Psendopodien eintreten und deren Achse bis 
zur Spitze durchsetzen. An der gezeichneten Stelle sieht man 
dies«; Achsenfäden in allen Stadien ihrer Bildung. Links erstrecken 
sich drei geradenwegs zur Körperoberfläche, auf der sich aber noch 
keinerlei Pseudopodien gebildet haben, wo sich aber nach dem 
im Leben Beobachteten beim Kriechen weiterhin solche bilden 
werden. Nahe der Spitze sieht man zwei kleine höckerförmige, ge- 
rade beginnende und rechts zwei ausgebildete Pseudopodien, alle 
im gleichen Verhältnis zu den Achsenfäden. Es wäre natürlich sehr 
interessant, näher das Verhältnis dieser Achsenfäden zum Entoplasma 
festzustellen, d. h. zuzusehen, ob sie aus einer Reihe Waben, oder 
wenigen längsgezogenen Alveolen bestehen oder nur aus der Sub- 
stanz der Wabenwände. Ich vermochte bei der Feinheit der Struk- 
turen, um die es sich hier handelt, aber nichts Bestimmtes darüber fest- 
zustellen. neige aber mehr der letzteren Meinung zu. Natürlich darf 
man sich die Achsenfäden nicht so vorstellen wie etwa bei einem 
Heliozoon. Starre Gebilde können sie bei ihrer Fähigkeit auszu- 
wachsen und schnell wieder zu verschwinden nicht sein. 1 >aß ihnen 
aber trotzdem eine gewisse Festigkeit zukommen muß. ist bei der 
ihnen zukommenden physiologischen Bedeutung wahrscheinlich. Auf 
diesen Punkt will ich aber erst später bei Besprechung der Be- 
deutung der Geißelstrukturen im 3. Abschnitt eingehen. da diese 
beiden Kapitel auf das engste miteinander verknüpft sind. Ich 
möchte nur noch bemerken, daß die eben gegebene Schilderung 
keine zufälligen Befunde darstellt, sondern an guten Präparaten 
und zum genauen Studium genügend flach ausgestreckten Tieren 
stets in der gleichen Weise zu beobachten ist. 

Bei der lebenden Amöbe erscheint die Oberfläche des Körpers 
von einer sehr scharfen Grenzlinie umsäumt, die bisweilen auch einen 
leicht grünlichen Schimmer haben kann. Es trägt sich, ob wir hier 
von einer Art Pellicula reden wollen, ln der Tat müssen wir eine 
solche, wenn auch sehr labile Struktur annehmen ; ihr Vorhandensein 
tritt besondere deutlich beim Beginn der Pseudopodienbildung hervor. 


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96 


Richard Goldschmidt 


wo das charakteristische an einer Stelle beginnende Loslösen des 
Ectoplasmabuckels von ihr bedingt zu sein scheint. Sie überzieht 
auch alle Pseudopodien, muß also entweder sehr dehnbar sein oder 
ständig neugebildet und wieder eingeschmolzen werden. Daß die 
Beobachtung im Leben nicht auf Täuschung beruht, beweisen auf 
das deutlichste die Präparate. In diesen sieht mau auf das schönste 
die Pellicula als scharfe Linie, wohl zu unterscheiden von der 
äußersten Wabenschicht, dem Alveolarsaum, und am besten ist sie 
an den Pseudopodien zu erkennen, deren zarter Inhalt, wenn sie 
länger sind, bei der Konservierung leicht schrumpft und dann die 
gefaltete äußere Membran deutlich zeigt. Übrigens ist das Vor- 
handensein einer solchen Pellicula für die großen Mastigamöben 
nichts Ungewohntes. 

Wenn ich mich nunmehr den Einschlüssen des Protoplasma zu- 
wende, so bestehen diese natürlich in erster Linie aus Nahrungs- 
bestandteilen. Die interessanten Vorgänge bei der Nahrungsaufnahme 
werden erst weiter unten beschrieben werden, hier sei nur bemerkt, 
daß die Tiere meist mit unverdauten Nahrungsresten vollständig 
vollgepfropft angetroffen werden, in weit höherem Maß als dies bei 
den zur Abbildung gewählten Formen Fig. 2 und 3 der Fall ist. 
Meist liegen die betreffenden Dinge getrennt in besonderen Vacu- 
olen, manchmal findet man aber auch alle Reste in einer riesigen 
Vacuole angesammelt, die den eigentlichen 
Körper des Tieres nur als einen sie umgeben- 
den Saum erscheinen läßt (Fig. D). Wenn 
wir von der Nahrung also absehen, so müssen 
wir von eigentlichen Protoplasmaeinsclilüssen 
unterscheiden die lichtbrechenden 
Körnchen, die Bacteroiden und die 
Klebkörner. Die ersteren sind sehr kleine 
und sehr stark lichtbrechende Körperchen, die, 
soweit man ihre Gestalt beurteilen kann, nicht 
kugelig, sondern unregelmäßig geformt sind. 
Sie fehlen eigentlich nie, wechseln aber in 
ihrer Menge außerordentlich. Manchmal sind 
nur wenige vorhanden, manchmal erfüllen sie 
auch dicht das ganze Entoplasnm, w’ie schon erwähnt wurde. Über 
ihre chemische Natur vermag ich nichts auszusagen, halte aber eine 
Beziehung zu den nachher zu besprechenden Klebkörnern für wahr- 
scheinlich. 



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Lebensgescliichte der Mustiganiöbeu M. vitrea n. sp. nnd M. setoaa n. sp. 97 

Merkwürdiger sind die Bacteroiden. wenn ich diesen nichts 
v indizierenden Ausdruck beibehalten darf. Im Körper der Mastu/ella 
fehlen sie fast nie in ihrer charakteristischen Gestalt von säulen- 
förmigen Kristallnadeln. Ihre Größe variiert sehr; bald sehen wir 
kurze Stäbchen von etwa 3 u Grüße, die oft in Reihen hintereinander 
liegen, bald längere von 10 ft. Sie liegen stets innerhalb des Ento- 
plasmas, manchmal wie in Fig. C zahlreich auf der Grenze von 
Eeto- und Entoplasma. Besonders typisch ist ihre Anordnung in 
der Nähe des Kernes, den sie oft strahlig umgeben oder wie in ein 
dichtes Nest einhüllen. Sind nur wenige vorhanden, so können wir 
sicher sein, sie in der Nähe des Kernes zu linden; sind sie zahl- 
reich. so liegen sie überall im Plasma zerstreut, nnd zwar den durch 
die Vacuolen bedingten Zügen des Plasmas eingeordnet, oft auch 
zu Bündeln vereinigt. Dabei findet man häutig Tiere, die ganz frei 
von ihnen sind, andere aber, die sie in geradezu unglaublicher Weise 
beherrschen, so daß man besonders in der weiteren Umgebung des 
Kernes kaum das Plasma sieht, in das sie eingebettet sind. Ihre 
Verteilung in den verschiedensten Lebenszuständen ist auf den 
meisten Abbildungen zu erkennen und bedarf deshalb keiner weiteren 
Erläuterung. Im lebenden Tier fallen sie sogleich durch ihren matten 
seidigen Glanz auf, im Präparat erscheinen sie durch Kernfarbstoffe 
mittelstark gefärbt. Irgend eine feinere Struktur an ihnen wahr- 
zunehmen gelang weder im Leben noch im Präparat, sie erschienen 
stets gleichmäßig homogen. Natürlich bemühte ich mich, irgend 
eine Gesetzmäßigkeit ihres Auftretens und ihrer Menge heraus- 
zutinden; das einzige Resultat in dieser Beziehung ist, daß ich sie 
in besonders großer Menge in den Teilungsstadien auffand, und dies 
regelmäßig. 

Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß wir es hier mit den- 
selben Bildungen zu tun haben, die schon lange aus verschiedenen 
Rhizopoden bekannt sind; so vor allem aus Pelomyxa, wo sie unter 
den verschiedensten Bezeichnungen als die Glanzkörper umlagernd 
beschrieben werden. Ich kann aus eigener Anschauung bezeugen, 
daß diese Stäbchen und Bacteroiden der Pelomyxa. abgesehen von 
der geringeren Größe, den hier beschriebenen Dingen völlig gleichen. 
Vollständig identisch sind sie mit den von Grube« (1884) für Amoeba 
binucleata angegebenen und für kommensale Pilzfäden erklärten 
Stäbchen, eine Ansicht, der sich auch Schaüdinn (1895) anschloß. 
Da diese Amöbe (oder wohl besser Pelomyxe) auch in meiner Mastig- 
amöbenkultur in Mengen vorkam, konnte ich mich von der völligen 
Identität der Bildungen überzeugen. Über ihre Natur wage ich 

Archiv für Protistenkunde. Suppl. I. 1 


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98 


Richard Goldschmidt 


aber kein bestimmtes Urteil abzugeben, da Versuche, sie auf chemi- 
schem und optischem Wege zu ermitteln, mißlangen. Bei Pelomyxa 
soll es ja gelungen sein, diese Stäbchen in Reinkultur zu züchten 
und so als Bactérien zu erweisen. Die Bacteroiden der Mastigella 
wuchsen jedenfalls auf Agarnährboden nicht. Ihre auffallenden Be- 
ziehungen zum Kern und die Tatsache, daß sie am reichlichsten in 
sich teilenden großen, also sicher reichlich ernährten Tieren angetroffen 
werden, lassen es mir aber viel wahrscheinlicher erscheinen, daß es 
sich um kristallisierte Reservestoffe handelt. Dagegen wäre aller- 
dings zu halten, daß sie später, wie wir sehen werden, in den Cysten 
nicht aufgebrancht werden. Eine Entscheidung über ihre Natur 
wird aber wohl nur auf chemischem Wege möglich sein. 

Ein sehr interessanter Bestandteil des Leibes der Mastigella 
sind die Bildungen, die ich als Kleb körn er bezeichnen möchte. 
Auf ihre Beziehungen zu Bildungen, die von anderen Mastigamöben 
her bekannt sind, will ich erst im 3. Abschnitt im Zusammenhang 
eingehen und jetzt nur die Befunde mitteilen. Es handelt sich um 
kleine Körner von kurz stabförmiger Gestalt (im optischen Durch- 
schnitt sind sie kreisrund), die zwar kein konstantes Vorkommen 
sind, wenn sie aber vorhanden sind, eine sehr charakteristische Lage 
einnehmen und wahrscheinlich eine bestimmte Funktion erfüllen. 
Im ruhenden Tier sind sie. wenigstens nicht in ihrer typischen Lage, 
an der Körperoberlläche zu finden, dagegen werden sie beim wandernden 
Tier nie vermißt. Und zwar findet man sie hier ausschließlich am 
hinteren Ende. Ist dieses mit Pseudopodien bedeckt, so überziehen 
sie auch diese, wie sehr schön Fig. 3 u. 38 zeigt. Im allgemeinen 
stehen sie begreiflicherweise dabei auf deren Oberfläche weniger 
dicht wie an der Körperoberfläche, da sie beim Ausstrecken der 
Pseudopodien ja auseinandergezogen werden. Sind keine Pseudo- 
podien vorhanden, dann haben wir das Bild wie in Fig. 39. (In 
diesen Figuren sind die Körner nur auf einem Teil des Hinterendes 
vollständig dargestellt und sind auf der ganzen Oberfläche zu er- 
gänzen.) Die Klebkörner liegen nun nicht innerhalb des Proto- 
plasmas, sondern oberflächlich auf der Pellicula, der sie mit ihrer 
Längsseite angeschmiegt sind. Die gegenseitige Anordnung in Bezug 
auf ihre Achse ist ganz unregelmäßig. Auch in den Fig. 54 n. 61 
ist ihr massenhaftes Auftreten auf der Oberfläche kenntlich. Es 
fragt sich nun, wo diese Gebilde herkommen und welche Funktion 
sie haben. Was ersteren Punkt anbetrifft, so kann ich darüber nur 
Vermutungen äußern. Bei ruhenden Tieren findet man bisweilen 
im Entoplasma ganz ähnliche Gebilde, die vielleicht darauf schließen 


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Lebensgescliichte der Mastigamöben M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. 99 


lassen, daß sie von dort her au die Oberfläche wandern. Bemerkens- 
wert ist aber vor allem eine anscheinende Beziehung der Körner 
zum Kern. Man findet nämlich bisweilen — aber ohne daß sich 
ein regelmäßiger Unterschied zwischen ruhenden und nichtrnhenden 
Tieren feststellen ließe — den Kern umgeben von einem Kranz stets 
nur in einer Reihe gestellter, radiär angeordneter Stäbchen, die 
nach Lichtbrechung im Leben und Färbung im Präparat genau den 
Klebkörnern gleichen, nur bisweilen, aber nicht immer, kleiner sind. 
Sie sind gut in Fig. 3, 4, 65 zu erkennen. Bei Betrachtung von 
der Oberfläche erscheinen sie wie vollständig regelmäßig in gleicher 
Distanz aufgestellte Kreischen. Ich erachte es nicht für ausge- 
schlossen, daß wir hier an der Kernoberfläche den Bildungsherd 
der Körner vor uns haben. 

Was die Funktion der Körner anbetrifft, so muß ich vor allem 
die Bezeichnung Klebkörner rechtfertigen. Dies geschieht aus der 
Beobachtung ihres Verhaltens bei der Wanderung, bei der Cysten- 
bildung und bei der Nahrungsaufnahme. Es wurde schon erwähnt, 
daß sie bei der Wanderung sich stets am Hinterende des Tieres 
anhäufen. Beobachtet man ein solches Tier, so kann man sich des 
schwer in Worten ausdrückbaren Eindrucks nicht erwehren, daß 
das Tier sich beim Vorwärtskriechen des Hinterendes als Stützpunkt 
bedient, von dem aus der Körper weitergeschoben wird, und erst 
dann löst sich das an die Unterlage fixierte Hinterende los und 
wird nachgezogen. Die Funktion, die die Klebkörner bei dieser 
Bewegungsart ausüben, wäre dann die gleiche wie die der Nägel 
an den Schuhen des Bergsteigers. Ich glaube aber, daß es nicht 
nur dieser Reibungswiderstand ist, in dem die Bedeutung der Körner 
liegt, sondern daß diese ihre Funktion noch durch eine gewisse 
Klebrigkeit gesteigert wird. Am Hinterende lebhaft kriechender 
Tiere sieht man die Körner, die am meisten hinten liegen, sich zu 
kleinen Tröpfchen umbilden (Fig. E), die beim Weiterkriechen oft 
spitz ausgezogen werden. Für diese ihre Natur 
spricht auch ihr Verhalten bei der Encystierung, 
wobei sie an der Bildung der Cystenhülle in 
charakteristischer Weise teilnehmen. Das nähere E - 

soll aber erst bei Schilderung dieses Vorganges dargestellt werden, 
um die Beschreibung nicht aus dem Zusammenhang zu reißen. 
Besonders schön tritt ihre Klebrigkeit bei gewissen Phasen der 
Nahrungsaufnahme hervor, weshalb wir uns jetzt diesem Vor- 
gang zuwenden. 

MastigcUa ritrea ist geradezu ungeheuer gefräßig. Neben Diato- 


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100 


Richabd Goldschmidt 


meen und kleinen grünen Algen bildet ihre Hauptnahrung lange 
Algenfäden verschiedener Arten, von denen sie schier unglaubliche 
Mengen bewältigen kann, aber auch Fäden von im Verhältnis zu 
ihrem Körper riesiger Länge. Die Art, wie diese langen Fäden 
aufgenommen werden, ist für unsere Form direkt charakteristisch; 
zu Zeiten, in denen in der Kultur große Mengen jener Nahrung 
vorhanden, brauchte man bloß nach den Algenfaden zu schauen, 
um dann der durchsichtigen, sie überziehenden Mastigellen gewahr 
zu werden. Das erste Ergreifen des Fadens ist in Fig. F dar- 
gestellt: in diesem Falle wurde 
der Faden an einem Ende er- 
griffen, öfters aber sah ich, daß 
er in der Mitte gefaßt wurde. 
An dem der Beute zugekehrten 
Hintereude entstanden zunächst 
lange Pseudopodien, die sich dem 
Faden anlegten. Ein besonders 
langes bog sich in diesem Falle 
über den Faden hinweg und 
hielt ihn fest wie zwischen den 
Schenkeln einer Zange. Und nun 
fließt das Plasma langsam um 
den Faden herum, so daß seine 
Spitze im Innern des Tieres liegt. 
Ist, wie meistens, der Faden in 
der Mitte ergriffen worden, so 
steckt er jetzt peripher in dem 
Tiere drin , so daß etwa das 
gleiche Bild entsteht, wie es eine 
Epithelmuskelzelle einer Hj-dra 
zeigt, wobei der Algenfaden dem 
contractilen Faden, die Amöbe 
der Epithelzelle zu vergleichen wäre. Und nun schiebt sich das 
Protoplasma langsam über den Faden nach beiden Seiten hinweg 
(Fig. (1). Es beteiligt sieh daran zunächst nur das Eetoplasma. 
das nun keine Pseudopodien aussendet. Das Hinwegschieben über 
den Faden erfolgt vollständig gleichmäßig wie die Ausstülpung eines 
Handschuhfingers, so daß der peripherste Teil immer manschetten- 
artig abschließt (Fig. G,). Der Körper der Amöbe wird dabei immer 
mehr verbraucht und überzieht, wenn es sich um lange Fäden handelt, 
schließlich nur als eine ganz dünne Hülle den Faden, die nur in 



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Lebensgeschichte der Mastignmübeu M. ritrea n. sp. und M. setosa n. sp. 101 

der Mitte spindelförmig angeschwollen ist (Fig. H). Es kann dies 
so weit gehen, daß man den durchsichtigen Plasmaüberzug überhaupt 




Fig. G,. 


hur an den Enden des Fadens, wo er stets etwas 
vorquillt, sehen kann. Sehr merkwürdig ist, daß 
während dieses Vorganges oft die Klebkiiruer im 
Bereich der Hauptplasmamasse in der spindel- 
förmigen Anschwellung sich dicht um den Algen- 
faden gruppieren, ihn vollständig einhüllend (G). 
Wir können dies nur so erklären, daß sie die 
Amöbe in diesem Falle an dem Faden befestigen. 
Dafür spricht, daß er bis zur völligen Aufnahme 
des Fadens, wie die gefärbten Präparate deutlich 
zeigen, durch eine feine Hautschicht noch vom 
Plasma getrennt ist, so daß man sich den ganzen 
Vorgang so vorstellen muß. daß das Tier für den 
Faden einen Kanal bildet, der ihn umschließt und 


/ 


Fig. H. 


dessen Wand 


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102 


Richahd Goldschmidt 


erst aufgelöst wird, wenn die Beute ganz umflossen ist. Besonders 
deutlich tritt die Richtigkeit dieser Auffassung auch an der 
manschettenartigen Vorflußstelle zutage, wie die stärker vergrößerte 
Fig. G, zeigt. 

Hat die Mastigclla kleine oder mittlere Fäden aufgenommen, so 
verdaut sie sie in loco und hat dann für lange Zeit eine Form, wie 
sie die Fig. 54, 60— 62 zeigen. Erst wenn der Faden ausgedaut 
ist, bricht er, wohl schon durch die Bewegungen des Tieres, aus- 
einander und die leeren Zellmembranen liegen in einer oder mehreren 
Vacuolen beisammen, wie auch schon oben besprochen wurde, bis 
sie ausgestoßen werden. Dies geschieht einfach, indem die Haut- 
schicht über einer solchen Vacuole dünner wird und schließlich 
einreißt. Hat das Tier aber sehr große Fäden umflossen, so müssen 
diese, um verdaut zu werden, erst richtig dem Körper einverleibt 
werden, und dies geschieht in einer überaus merkwürdigen Weise. 
Schon bald nachdem der Faden ganz umflossen ist, werden wieder 
auf der Körperoberfläche Pseudopodien gebildet, und zwar zuerst 
an den Enden des Fadens und dann allmählich überall. Nunmehr 
sammeln sich alle Klebkörnchen in einer Zone in der Mitte der 
Länge an der Körperoberfläche an, hier eine Art Gürtel bildend 
(Fig. J). Und nun beginnt das Plasma auf einer Seite kleine konische 
Pseudopodienhöcker zu bilden, auf deren Spitze je ein Klebkorn 
liegt (Fig. Jj). Und indem das Plasma, sichtlich mit Hilfe der 
Klebkörnchen sich anheftend, auf dieser Seite vorwärts wandert, 
während die Körner der Gegenseite wohl das Punctum fixum her- 
stellen, wird der Faden allmählich geknickt In Fig. J ist er bereits 
in der ersten Knickung dargestellt; wenn der Prozeß weiter fort- 
schreitet, bildet der Faden ein winkliges Gerüst, zwischen dem der 
Körper jetzt membranartig ausgespannt ist (Fig. J s ). Schließlich 
ist der Faden vollständig bewältigt und einverleibt und kann ver- 
daut werden. Der ganze Vorgang nimmt etwa 1 Stunde in Anspruch. 
Die Berechtigung der Bezeichnung Klebkörner erhellt wohl aus dieser 
Schilderung. 

Nachdem wir so die Bestandteile des Protoplasmas unseres Tieres 
kennen gelernt haben, können wir uns der Betrachtung der Geißel 
zuwenden. Das was bei ihrem Studium zunächst in die Augen fällt, 
ist, daß sie uns in zwei ganz verschiedenen Formen vor Augen tritt, 
wie Fig. 2 u. 3 zeigt. Im einen Fall erscheint sie als ein dünner 
Faden von Körperlänge oder darüber, im anderen als eine ziemlich 
kurze, starre Borste, ln ersterem Zustand finden wir sie hauptsäch- 
lich bei Tieren im Ruhezustand (Fig. 2) und bei fressenden Tieren 


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Lebensgeschichte dcrlMastigamiiben M. vittea n. sp. und 51. setosa n. sp. 103 


(Fig. J), in letzterem teils bei ruhenden und stets bei wandernden 
Tieren. Im ausgestreckten Zustand sehen wir die Geißel an irgend 
einer Stelle aus dem Eetoplasma entspringen. An ihrem Ursprung 
liegt stets ein stark lichtbrechendes Körnchen. Diese Stelle nimmt 
keine bestimmte Lage ein, sondern wird durch die Bewegungen des 



Ectoplasmas bald hierhin bald dorthin verschoben, bald auf einen 
nicht markierten Punkt der Oberfläche, bald auf die Spitze eines 
Pseudopodiums. Der Geißelfaden selbst hängt in diesem Zustand 
schlaff in das Wasser und führt oft lange Zeit keine Bewegung aus. 


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104 


Richard Goldschmidt 


abgesehen vom passiven Flottieren. Nur hier und da führt er einen 
plötzlichen aber recht matten peitschenartigen Schlag aus, um daun 
wieder still zu liegen. Charakteristisch ist, daß in diesem Zustand 
das äußerste Ende der Geißel stets ösenförmig umgebogen oder zu 
einem plasmatischen Klümpchen verdickt ist, wie die Fig. 33 zeigt, die 
die Geißelspitze in 3 verschiedenen Typen darstellt. Bei fressenden 
Tieren, die laug ausgezogen einen Algenfaden umschließen, hängt 
die Geißel stets in diesem Zustand irgendwo seitlich an der Körper- 
obertläche und führt überhaupt keine Bewegung aus (Fig. J). Von 
einer Funktion der Geißel kanu in diesem Zustand wohl keine 
Rede sein. 

Anders wenn sie die borstenartige Form zeigt, ein Zustand, in 
dem sie außer der Kürze wesentlich dicker erscheint. In dieser 
Form liegt sie nie ruhig, sondern befindet sich stets in aktiver oder 
passiver Bewegung. Die erste besteht entweder in einem ruhigen 
Hin- und Herpendeln mit einer Amplitude von 180 ft , wobei das ganze 
Organ borstenartig starr bleibt Dazwischen wird einmal wieder 
die Stellung zum Körper durch einen schnellen Schlag um 180° ge- 
wechselt. Der Schlag ist dann so, wie wenn man eine gespannte 
Gerte schnieken läßt. Hier und da werden aber auch ein paar 
schnelle peitschenartige Schläge ausgeführt. Die passive Bewegung 
wird durch die ständige Verschiebung des Ectoplasmas bedingt, die 
die Geißel immer auf der Wanderung erscheinen läßt. Beobachtet 
man ein solches Tier längere Zeit, so liegt die Geißel bald am Rand 

in verschiedenen Lagen, bald 
rückt sie auf die Oberfläche 
hinauf und wandert wieder zu 
einer anderen Stelle des Randes 
hinüber. In Fig. K sind vier 
Stellungen wiedergegeben, die 
eine solche Geißel im Laufe 
von 5 Minuten einnahm. Zuerst 
lag sie auf der Spitze eines 
konischen Pseudopodiums und 
pendelte langsam hin und her 1 1 ); 
dann wurde dieses Pseudopodium 
weiter vorgewölbt und auf seinem Gipfel bildete sich ein finger- 
förmiger Lappen. Die Geißel blieb dabei seitlich liegen (2) und 
führte hier einige Peitschenschläge aus. Dann wurde das Pseudo- 
podium ganz eingezogen und die Geißel saß auf einem flachen Eeto- 
plasmasaum (3 t, auf dem sie dann mit plötzlichem Ruck zwischen 



Fig. K. 



Lebensgeschichte der Maatigamüben M. vitrea n. sp. und M. setosa n. s]i. 105 


der gezeichneten Stellung und einer um 180 0 gedrehten wechselte. 
Dann geriet sie wieder auf ein kurzes Pseudopodium (4) und wanderte 
mit diesem auf die Oberseite hinauf, wo sie sich der Untersuchung entzog. 

Bei einem auf der Wanderung befindlichen Tier sitzt die kurze 
Geißel dagegen stets auf der vordersten Spitze des vorankriechenden 
Eetoplasmazapfens. Sie wird dabei meist starr in die Bewegungs- 
richtung gestreckt und bei schnell wandernden Tieren überhaupt 
nicht bewegt. Ist die Wanderung aber verlangsamt, so pendelt sie 
auch hier hin und her und wird von vorfiießendem Ectoplasma bald 
mehr nach rechts, bald mehr nach links geschoben. Will das Tier 
seine Bewegungsrichtung ändern, so wölbt sich auf der entgegen- 
gesetzten Seite eine Plasmamasse vor, die die Geißel in die neue 
Bewegungsrichtung verlagert, der dann das ganze Tier nachströmt. 
Die gegebene Schilderung, wie der Gesamteindruck, den man bei der 
Beobachtung erhält, zeigen klar, daß die Geißel der Mastitjella für 
die Bewegung des Tieres überhaupt keine Rolle spielt. Ihr ständiges 
Hin- und Hertasten legt den Gedanken nahe, daß es sich um ein 
Tastorgan handelt, eine Ansicht, die ja auch schon früher für andere 
Ma-stigamöben aufgestellt worden ist. 

Es frägt sich nun. ob wir imstande sind, diese verschiedenartigen 
Funktionszustände miteinander in Zusammenhang zu bringen. Das 
Studium gefärbten Materials ermöglicht uns dies in der Tat Schon 
am lebenden Tier sieht man in günstigen Fällen, d. h. wenn die 
Geißel auf einem breiten und dünnen Pseudopodium sitzt, am besten 
bei Tieren auf der Wanderschaft, von dem lichtbrechenden Körnchen 
ans, das die Geißelbasis bezeichnet, eine feine Fortsetzung der Geißel 
in das Innere des Protoplasmas ziehen. In Fig. 3 ist dies zu er- 
kennen, ebenso in Fig. K s . Bei den geringen Lichtbrechungs- 
differenzen zwischen dieser Bildung und dem Protoplasma ist sie im 
Leben nicht sehr tief zu verfolgen und von einer feineren Struktur 
gar nichts zu erkennen. Untersuchen wir nun aber gefärbte Prä- 
parate am besten von wandernden Tieren, die ja wegen ihres ge- 
streckten hyalinen Vorderendes besondere günstig sind, so sehen wir 
von der Geißelbasis aus einen scharf gezeichneten Strang meist 
leicht wellig gebogen das konische ectoplasmatische Vorderende 
durchsetzen und im Entoplasma plötzlich enden. Die relative Größe 
dieser Bildung ist aus Textfigur L zu entnehmen. Sie zeigt auch, 
daß es sich nicht um einen einfachen Faden handelt, sondern daß 
der Bildung eine kompliziertere Struktur zukommt, die sich an guten 
Präparaten folgendermaßen aufklärt (Fig. 32). Das an der Geißel- 
basis liegende Körnchen erweist sich als ein Ring, der eine feine 


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106 


H:ckau> 






R'hre ab^hließt. die im Ectoplasnia nach hinten zieht, sich all- 
mählich verjüngt und. wenigstens in dem abeebildeten Falle, in einen 
kräftigen gebogenen Faden au-läuft. der schart ab^eschnitten an der 
vorderen Grenze des Entoplasma endet. Die Röhre 
selbst aber wird durchsetzt von einem 
I äußerst zarten, in Windnneen gelegten 

Fallen, der den abschließenden Ring 

1 durchsetzend in die Geißel übergeht. 

Hinten geht der Faden in den gemeinsamen Strang 
über. Daß er sich hier aber bis zum Finde des 
ganzen Gebildes fortsetzt, erkennt man an Prä- 
paraten. in denen die Röhre vorn kollabiert, also 
fadenförmig ist. hinten dagegen offen ist und so 
den .Achsenfaden - zeigt, wie es in Fig. L der 
Fall ist Man erkennt weiterhin deutlich, daß 
der Achsenfaden viel dünner ist als die 
Geißel, wenn es sich auch wohl kaum in Zahlen 
wird aasdrücken lassen. Was das Hinterende des 
ganzen Apparates betrifft, so glaubte ich bisweilen 
eine Endigung an irgend einem geformten Körper 
zu sehen. Fis erwies sich aber immer als eine 
Täuschung, hervorgerufen durch eine besonders 
deutlich begrenzte Vacuole, wie es in Fig. 31 der 
F" all ist. In Wirklichkeit endet der Apparat stets 
unvermittelt an einem Entoplasmazapfen. Die 
Elastizität, die der ganzen Einrichtung zukommt, erhellt sein- 
schön aus Präparaten, in denen das Tier gerade in dem Moment 
abgetötet wurde, in dem es im Begriff' stand, seine Richtung 
zu ändern : dann erscheint die Geißelwurzel 
in elegantem Bogen in die neue Richtung 
gekrümmt (Fig. M 1 . Nach dieser Schilde- 
rung brauche ich wohl gar nicht weiter zu 
betonen, daß die lange schlaffe F'orm der 
Geißel durch Ausstoßung dieses Wnrzel- 
apparates aus der borstenartigen Form her- 
vorgeht. Die Bedeutung dieser Strukturen 
fiir das Problem der Geißelbewegung und die mutmaßliche Funktion 
dieses Apparates soll dann später im Zusammenhang erörtert werden. 

Fis erübrigt nunmehr nur noch einen Blick auf den Ban des 
Kernes zu werfen. Dieser ist ein kugeliges Bläschen von 10—15 « 
Durchmesser, das im ruhenden Tier ungefähr in der Mitte liegt, bei 


J 


Fi?. L. 



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Lebensgescliiohte der Mastigamfiben M. vitrea n. >p. und M. setosa n. sp. 107 


der Wanderung sich oft weit hinten findet. Seine ziemlich variable 
feinere Struktur ist in genau der gleichen Weise im lebenden wie 
im gefärbten Tier zu sehen. Er wird von einer deutlichen Kern- 
membran begrenzt, die ziemlich elastisch sein muß. Denn beim 
fressenden Tier beobachtet man oft, daß der Kern durch die über- 
große Menge der Nahrung oder durch die sehr lange Ausziehung 
des Tieres gepreßt wird und dann ganz abgeflacht oder napffiirmig 
wie ein Säugetiererythrocyt erscheinen kann. Im Innern des Kerns 
bemerkt man gewöhnlich eine kugelige Masse, die aus dicht an- 
einandergereihten feinen Körnchen besteht (Fig. 37, 38), die sich bei 
Färbung als chromatisch erweisen. In welcherlei Grundlage sie ein- 
gebettet sind, läßt sich für gewöhnlich nicht erkennen, erst wenn 
der Kern sich zur Teilung anschickt, wird das die Grundlage bildende 
feine Wabenwerk deutlich. Zwischen dieser aus chromatischen 
Körnchen bestehenden Kugel und der Kernmembran ist ein heller 
Kaum vorhanden, in dem sich meist einige wenige chromatische 
Körnchen finden. Im Innern jener Kugel findet man gewöhnlich 
einen großen chromatischen und stark vaeuolisierten Körper, ein 
Caryosom, wie es z. B. Fig. 38 zeigt. Alle diese Bestandteile des 
Kerns sind nun sehr variabel. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, 
daß es sich dabei um vegetative Veränderungen handelt, wie sie 
auch von anderen Protozoenkernen bekannt sind. Die Körnerkugel 
kann kleiner sein oder größer und je nachdem auch die äußere helle 
Zone bis zu ihrem völligen Verschwinden, die chromatischen Körnchen 
können größer oder kleiner sein. Besonders variiert das Caryosom, 
das vollständig zerfallen kann, wie Fig. 45 a — e zeigt. Ich habe 
solchen Zerfall auch im Leben unter dem Mikroskop verfolgen können ; 
da es mir aber nicht gelang, in die verschiedenen Bilder eine Ordnung 
und Gesetzmäßigkeit zu bringen, so will ich mich auch nicht weiter 
mit ihrer Schilderung aufhalten. Die um den Kern häufig vor- 
handene Körnchenzone wurde bereits oben besprochen. 

Es wäre schließlich noch zu erwähnen, daß Mastigrlla vitrea 
auch eine contractile Vacuole besitzt. Sie schlägt aber ganz 
außerordentlich langsam, wohl kaum mehr als einmal in der Stunde, 
ist im übrigen von den zahlreichen Vacuolen im Plasma so wenig 
verschieden, daß sie nur äußerst selten zur Beobachtung kam. Sie 
entleerte sich in diesen Fällen in der Nähe des Geißelursprunges. 

Mastigelia vitrea ist ein Schlammbewohner, der niemals an den 
Wänden der Kulturgefäße in die Höhe kriecht oder in höhere Wasser- 
schichten steigt. Eine Lichtempfindlichkeit, wie sie anderen Schlamm- 
bewohnern zukommt, ist nicht vorhanden. 


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108 ' 


Richard Goldschmidt 


2. Mastiyino itetosa. 

Wie bereits in der historischen Einleitung bemerkt, wurde diese 
Art vor nicht langer Zeit von K. C. Schneider entdeckt und ab- 
gebildet, aber fälschlich zur Masiigamotha aspera gestellt. .Sie unter- 
scheidet sich von der bisher besprochenen Art sofort durch ihre viel 
geringere Durchsichtigkeit Meist ist sogar ihr Plasma so mit ge- 
fressenem Material vollgestopft, daß im Innern gar nichts zu er- 
kennen ist. ln ihrer Größe gleicht sie etwa der vorigen Art. mißt 
je nachdem sie ausgestreckt ist, 90 — 140 y im Durchmesser. Auch 
hier trifft man das Tier öfters in einem Ruhezustand, in dem es an- 
nähernd kugelig erscheint und eine Unterscheidung von Ecto- und 
Entoplasma nicht möglich ist. Bald geht es aber in Bewegung über 
und nimmt dann beim Wandern die in Fig. 1 wiedergegebene Ge- 
stalt an. Das Kriechen beginnt damit daß an einem Pole, der da- 
mit zum vorderen wird, plötzlich ein halbkugeliger Höcker hervor- 
bricht. Er besteht aus völlig hyalinem Ectoplasma. daß sich in 
ähnlicher Weise, wie es für Mastigelia beschrieben wurde, vom Ento- 
plasma loslöst. Wir müssen hier nun schon vorwegnehmen, daß der 
Kern, aus dem die lange Geißel entspringt, stets am Vorderende 
liegt und zwar an der Grenze von Ecto- und Entoplasma, dicht 
nnter der Körperoberfläche, an der er durch die Geißelwurzel be- 
festigt ist. Die Vorwärtsbewegung kommt nun folgendermaßen zu- 
stande. Im Plasma tritt eine oft außerordentlich kräftige Fontänen- 
strömung des Entoplasmas auf, die durch die vielen darin enthaltenen 
Fremdkörper besonders deutlich wird. Eine kurze Zeit fließt der 
Strom gleichmäßig nach vorn und an den beiden Seiten wieder 
zurück. Dann aber schießt er plötzlich ruckweise vor, um sofort 
wieder ins alte Tempo zurückzukehren. Durch diesen Ruck wil'd 
ein hyalines halbkugeliges Pseudopodium seitlich vom bisherigen 
Vorderende vorgestoßen und zwar geschieht dies bald auf dieser, 
bald auf jener Seite vom Vorderende (Fig. 1). Alsbald strömt aber 
das wieder gleichmäßig vorfließende Entoplasma nach und reißt mit 
sich den Kern samt der Geißel an das neue Vorderende, das nun 
wieder nur einen schmalen Ectoplasmasaum hat, und das Spiel be- 
ginnt von neuem. Auf diese Weise kann die Amöbe ruhig vorwärts- 
kriechen, bis sie aus irgend einem Grund veranlaßt wird, ihre 
Richtung zu ändern. Dies geschieht mit einer geradezu erstaunlichen 
Geschwindigkeit. Zunächst wird ein ebensolches hyalines Pseudo- 
podium vorgewölbt wie beim Kriechen, aber es flacht sich sofort 
wieder auf der Seite, nach der die Wendung vor sich gehen soll, ab 


Lebensgesdiichte der M&Btisfamiiben M. vitrea n. 9p. und M. setosa n. sp. 109 


und seine Masse tritt an dieser Stelle wieder neu hervor und indem 
dies so weiter geht, wandert dies Pseudopodinm wie eine Welle über 
die Körperoberfläche hin. Der Kern mit seiner Geißel wandert mit 
der gleichen Geschwindigkeit immer wieder nach und so ist im 
Augenblick ein neues Vorderende hergestellt, das jetzt eine neue 
Marschrichtung aufnimmt. In seinen Einzelheiten stimmt der Prozeß 
sehr gut mit der typischen Pseudopodienbildung überein, die Rhombleb 
(1898) so schön von seiner Amoeba limicola beschreibt. Ich habe 
übrigens diese interessante Amöbe in Menge beobachtet und kann 
die Rhumhi, eh 'sehe Darstellung in jeder Beziehung bestätigen. Nicht 
immer aber wandert das Tier in dieser amöboiden Weise. Plötzlich 
sieht man es die Pseudopodienbildung einstellen, während die Fontänen- 
strömung zunimmt und es resultiert daraus eine eigenartige rollende 
Bewegung, die sich durch große Geschwindigkeit und Stetigkeit aus- 
zeichnet. Es scheint dabei auch die Geißel eine Rolle zu spielen. 

Außer an dem Vorderende wird beim Kriechen auch am Hinter- 
ende etwas hyalines Ectoplasma 
sichtbar. Das Hinterende bildet 
nämlich beim Kriechen stets eine 
Anzahl mehr oder minder großer 
stumpfer Lappen. Sie sind in Fig. 1 
und 26 zu sehen. Manchmal setzt 
sich das Hinterende aber auch vom 
übrigen Körper wie ein Fuß ab und 
dann erscheinen die Lappen wie 
Zehen (Textfig. X). Morphologisch 
stellen sie wohl das gleiche dar, 
wie die bei Mastiyella schon er- 
wähnten Härchenbesätze des Hinter- 
endes oder das was Fhekzel als 
maulbeerartige Anhänge bezeich- 
nete. Physiologisch dienen sie mög- 
licherweise als Stützpunkt bei der 
Bewegung. Außer den erwähnten 
Pseudopodienbildungen kommen bis- 
weilen aber selten kleine warzenartige Pseudopodien vor. die aber 
bald wieder vergehen und für die Ortsbewegung keine Bedeutung 
haben (Fig. N). 

Was den Bau des Protoplasmas anbetrifft, so ist im Leben hier 
nicht so viel zu erkennen wegen der Menge von Inhaltskörpern. 
Das im Leben vollständig hyalin erscheinende Ectoplasma ist im 



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110 


Richard Gockschmidt 


Präparat sehr feinwabig gebaut und durch einen Alveolarsaum nach 
außen abgesetzt (Fig. 47 b). Das Entoplasma ist sehr reich von 
großen und kleinen Vacuolen durchsetzt. Die großen enthalten meist 
mehr oder weniger verdaute Xahrangskörper, sind aber auch oft 
leer. Die kleinen finden sich besonders oft dicht gedrängt im Hinter- 
ende (Fig. 1», dem sie bei massenhaftem Vorkommen ein charak- 
teristisches Gepräge geben können. Dazu finden sich noch sehr 
häufig im Entoplasma große Fettkugeln, oft in großer Menge. Es 
ist dies uicht uninteressant. Da die Nahrung bei dieser Amöbe 
die gleiche ist wie bei der Mastigclla, so zeigt uns dies, wie zwei 
einander so nahestehende Organismen einen grundverschiedenen Stoff- 
wechsel haben können. Denn bei Mastigella wurden nie fettartige 
Substanzen beobachtet. Da der Mastigina auch vollständig die Bac- 
teroiden fehlen, so erscheint diese Verschiedenheit noch deutlicher, 
vorausgesetzt, daß diese Stäbchen Stoffwechselprodukte sind. Im 
Präparat erscheint das Entoplasma stets sehr fein gekörnt. Es 
scheint, daß ein Wabenwerk vorliegt, dessen Wände besonders dicht 
mit feinen Granulis besetzt sind, doch kann ich dies nicht mit aller 
Bestimmtheit behaupten. 

Wir haben schon bei Mastigclla das Vorhandensein einer Pelli- 
cula festgestellt. Noch viel besser entwickelt finden wir sie bei 
Mastigina. Hier fällt sie schon bei schwacher Vergrößerung als eine 
dichte, stai'k lichtbrechende und gelblich schimmernde Haut auf. 
Ihre spezifische Natur ist sehr schön nachzuweisen, wenn man das 
Tier preßt, wobei sie Falten bildet. Auch bei der Eneystierung 
werden wir sie als gesonderte Membran wiederfinden. Besonders 
charakterisiert wird diese Schicht aber dadurch, daß sie dicht mit 
borstenartigen Härchen besetzt ist, denen das Tier seinen Namen 
verdankt. Sie besitzen eine Länge von 8—14 « und stehen in 
regelmäßigen Abständen über die. ganze Körperoberfiäche verteilt. 
Sie fehlen weder den Lappen des Hinterendes noch den Pseudo- 
podien. Sie sind nicht alle gleich lang, sondern stets ragen einige, 
besonders in der Nähe des Geißelursprungs durch besondere Länge 
hervor. Sie sind vollständig starre, fein zugespitzte Borsten, die 
meist senkrecht vom Körper abstehen, und nur hier und da ein 
wenig geneigt sind. Ihre Anordnung ist aus den Figg. 1. 2(5. 40—44, 
76—79 zu erkennen. K. C. Schneidkk (1905), der unsere Form zum 
ersten Mal sah. gibt an. daß er auch Exemplare ohne diesen Borsten- 
besatz fand. Ich habe an ausgewachsenen Tieren sie aber nie ver- 
mißt. Er fand ferner in der Pellicula an der Basis jeder „Cilie“ 
ein stark lichtbrechendes Korn, das er als Basalkorn bezeichnet. 


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Lebensgescliiclite der MastigiimSbcn M. vitrea n. sp. und M. setosa n. ap. HI 



Fig. 0. 


und glaubt, daß aus ihm die Cilie vorgewaehsen ist. Kleinere 
Stäbchen, die er fand, vergleicht er mit den Rauhigkeiten der 
Masti<jamoeh<t aspera und hält sie fiir Jugendstadien der Borsten. 
Ich sehe diese Dinge etwas anders. Die Borsten sind in die Pelli- 
cula eingepflanzt und zwar endigen sie unter der Pellicula mit einer 
feinen kniipfchenartigen Anschwellung (Fig. O). Die kurzen dicken 
Stäbchen, die Schneider zeichnet, konnte ich nie 
beobachten. Dagegen konnte ich über die Ent- 
wicklung der Borsten folgende Beobachtung machen. 

Junge Tiere entbehren, wie wir später sehen werden, 
des Borstenkleides. In dem Stadium aber, in dem 
sie auftraten, findet man Tiere, deren Oberfläche 
dicht besetzt ist mit Körnchen, die genau das Aussehen der Kleb- 
körner der Masiitjella haben (Fig. 30). Aus solchen dürften dann 
wohl die Borsten auswachsen. Daß die Körner aber nichts mit 
Basalkörpern zu tun haben, werden wir später auseinandersetzen. 
Was die Funktion dieser Borsten betrifft, so werden sie wohl durch 
die so erzeugte rauhe Oberfläche bei der Bewegung des Tieres nütz- 
lich sein. Eine Eigenbewegnng haben sie niclit und bei der 
Nahrungsaufnahme spielen sie auch keine Rolle. Dieser wollen wir 
jetzt eine kurze Betrachtung widmen. 

Hit Masiigella kann sich Mastiijina nicht an Gefräßigkeit messen, 
immerhin vermag sie auch relativ große Beute zu bewältigen. Sie 
nährt sich ebenfalls ausschließlich von pflanzlicher Nahrung, vorzugs- 
weise Diatomeen und kleinen grünen Algen, wagt sich aber auch 
hier und da an größere Algenfaden heran, wenn auch nicht an 
solche Riesen wie Masligella. In Fig. 76 ist ein Tier abgebildet mit 
der größten Beute, die ich beobachtet habe. Das Ergreifen der 
Nahrung geschieht auch hier mit dem Hinterende — Mastigdla er- 
griff sie ja auch mit dem der Geißel entgegengesetzten Pole — , das 
die Beute umfließt. Ich habe dann öfters beobachtet, daß das Tier 
weiterkroch oder auch schnell davonrollte, während im Ilinterende 
ein so langer Nahrungskörper stak, daß er wie der berühmte Balken 
der Schildbürger nachgeschleppt wurde. Erst allmählich wurde 
dann durch die Strömung des Plasmas der betreffende Körper in die 
Bewegungsrichtung gebracht mul wieder ein normales Hinterende 
gebildet. 

Von besonderem Interesse ist die Geißel der Mastigina, die ge- 
meinsam mit dem Kern besprochen werden muß. Sie ist im Gegen- 
satz zur anderen Art sehr groß und beweglich. Ihre Länge variiert 
sehr. Ich fand sie allerdings niemals kürzer als von etwa 1 1 ä fâcher 


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112 


HiCiiAHi» Goldschmidt 


Körperlänge, aber auch zwei- und dreifache Körperlänge kam vor, 
also Geißeln von fast '/» mm Länge. Ihre Bewegungen sind sehr 
verschiedenartige. Bewegt sich das Tier in einer Richtung, so wird 
sie gerade und starr vorgestreckt und nur das vorderste Ende macht 
schraubenartige Bewegungen. Eine solche Bewegungsart wurde auch 
schon von anderen Mastigamöben geschildert und das so dargestellt, 
als ob die Geißel sich dabei wie eine Schiffsschraube ins Wasser 
bohre. Ich glaube nicht, daß bei Mastigina von einer solchen Funk- 
tion die Rede sein kann, da die Vorwärtsbewegung durch die Plasma- 
strömung bewirkt wird. Es scheint mir nur, daß die erwähnte 
eigenartige Stetigkeit der Bewegung durch die wie ein langer Schitfs- 
schnabel vorgestreckte Geißel bewirkt wird. In der Hauptsache 
dürften die Bewegungen des Vorderendes tastende sein — auch für 
andere Mastigamöben wird eine Tastfunktion der Geißel angenommen 
— , wie man auch sehr hübsch beobachten kann, wie das Tier sofort 
seine Kriechrichtung ändert, wenn die Geißelspitze an eine Luftblase 
oder dergleichen anstößt. Bisweilen führt auch die ganze Geißel 
einige wenige Bewegungen aus, die entweder in ein paar kurzen 
Schlägen bestehen, die wellenförmig über die Geißel ablaufen oder 
in einem Zurückbiegen und nachfolgendem fahnenartigen Entrollen. 

Es wurde bereits erwähnt, daß, wie bei vielen Mastigamöben, 
die Geißel der Mustiyina aus dem Kem entspringt. Wie Fig. 1 
zeigt, oder noch besser Fig. 46 a, b und 47 a ist dies sehr schön im 
Leben zu sehen. Die Geißel durchbohrt die Pellicula und tritt mit 
einem kurzen Wurzelstück zum Vorderende des Keims. Ob dieses 
Wurzelstück eine Fortsetzung der ganzen Geißel oder vielleicht nur 
eines Teiles ist, läßt sich bei der Zartheit der ganzen Bildung nicht 
sagen. Der Kem ist ein kugeliges Bläschen, das an der «Stelle der 
Geißelinsertion einen feinen schornsteinartigen Aufsatz hat. den man 
im Leben bei genauer Profilstellung des ganzen sehr schön sehen 
kann (Fig. 47 a). Der Schornstein ist abgeschlossen durch eine End- 
platte, die sich im Präparat etwas stärker färbt (Fig. 47 bi und dann 
leicht als vom Kern unabhängige Scheibe fälschlicherweise erscheinen 
kann, ein Eindruck, der in dem B’ig. 41 zugrunde liegenden Präparat 
vorgetäuscht wurde. In der Jütte dieser Platte befestigt sich die 
Geißelwurzel und zeigt kurz vorher eine feine punktartige An- 
schwellung, die ebenfalls im Leben zu erkennen ist, eine Art Basal- 
korn (Fig. 47). 

Es wurde schon oben gelegentlich der Pseudopodienbildung be- 
schrieben. wie der Kern mit der Geißel stets vom nachströmenden 
Entoplasma wieder an das neue Vorderende getrieben wird. Beob- 


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Lebensgeschichte der Mastigamübeu Sf. vitren n. sp. und M setosa n.sp. U3 


achtet man dieses Spiel eine Zeitlang, so kommt man zur Über- 
zeugung, daß die Geißel in der Pellicula in irgend einer Weise be- 
festigt sein muß. Denn bei dieser Wanderung der Geißel bleibt sie 
stets der gleichen Stelle der Pellicula eingepflanzt, wie man an der 
Mitwanderung der benachbarten Borsten erkennen kann, während 
der Kern durch die Geißelwurzel am gleichen Punkt aufgehängt er- 
scheint. Er wird durch die Strömung oft an diesem Faden hin und 
hergerissen, kann dabei völlig deformiert werden, wie Fig. 46 a und b 
vom gleichen Kern zeigen, ohne seine Lage aufzugeben. Es folgt 
daraus auch, daß wenigstens die Geißelwurzel eine gewisse Festig- 
keit haben muß. 

Damit ist aber die Geißelstruktur noch nicht erschöpft. Im 
gefärbten Präparat sieht man stets von dem in der Geißelwurzel 
liegenden Knöpfchen einen feinen gefärbten Faden seitlich abgehen 
(Fig. 47 b tcu), einen Wurzelfaden. An günstigen Präparaten kann 
man ihn, wie in Fig. 43 ira, weit in das Plasma hinein verfolgen, 
wo er frei endigt, nachdem er sich manchmal dichotomisch geteilt 
hat. Bisweilen findet man aber statt des einen Fadens auch mehrere 
bis zu vier. Besonders schön sind sie in Fig. 42 tcu zu erkennen 
(es sind nur die drei nach oben liegenden gezeichnet), die auch zeigt, 
daß darin stets ein Faden besonders lang erscheint. Über die Funk- 
tion dieser Bildungen kann man zunächst nur Hypothesen aufstellen. 
Bei der Wahrscheinlichkeit, daß die Geißel ein Tastorgan darstellt, 
könnte man an reizleitende Strukturen denken? Vielleicht liegt 
die gleiche Bildung vor, die Prowazek (1903) als Rhizoplast be- 
zeichnete, womit allerdings auch nicht viel gewonnen ist. Es sei 
schließlich noch hervorgehoben, daß es mir gelang auch die Rege- 
nerationsfähigkeit der Geißel in einem Zeiträume von 14 
Stunden festzustellen. Es ist dies meines Wissens das erste Mal, 
daß dies beobachtet wurde. Ich will nicht mehr darüber mitteilen. 
weil besondere Untersuchungen in dieser Richtung in Gang sind. 

Es wären nuumehr nur noch ein paar Worte über den Bau des 
Kernes zu sagen. Er ist ebenfalls von einer deutlichen Kern- 
membran umgeben. Sein Chromatin ist wenigstens im ruhenden 
Kern stets peripher dicht unter der Kemmembran angeordnet und 
zwar entweder in Form kleiner Scheibchen (Fig. 46. 47) oder in 
Form chromatischer Stränge und Bänder (Fig. 76, 77). Bisweilen 
findet man auch zwei gegenüberliegende Schollen durch einen feinen, 
den Kernraum durchsetzenden Faden miteinander verbunden (Fig. 77). 
Damit ist aber die Schilderung der Kernsubstanzen nicht erledigt. 
Denn außer dem Kern gibt es noch im Plasma geformtes Chromatin, 

Archiv für Prolistenkunde. Suppl. I. 8 


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Richard Goldschmidt 


das wir nach seinem späteren Schicksal als Spore tien oder 
propagatorische Chromidien bezeichnen müssen. Sie sind in 
ihrer Verteilung im Plasma sehr schön in Fig. 76 zu sehen. Näher 
soll auf sie aber erst bei Besprechung der Fortpflanzung eingegangen 
werden. 

Auch Mastigina setosa ist ein Schlammbewohner. Im Gegensatz 
zu Mastigella scheint sie ziemlich lichtempfindlich zu sein. Bei Be- 
obachtung in hellem Licht ist sie stets bestrebt, aus dem Gesichts- 
feld zu kommen und ist Schlamm in der Nähe, so kriecht sie bald 
in ihn hinein und entzieht sich so der Beobachtung. 

3. Bemerkungen über Klebkörner und Geißel. 

F,s seien an dieser Stelle einige Bemerkungen über die Kleb- 
körner und Geißel eingeschaltet. Die ersteren scheinen eine für die 
größeren Mastigamöben geradezu charakteristische Organisations- 
eigentümlichkeit zu sein. Schon die erste näher bekannt gewordene 
Form, die M. aspera, erhielt von ähnlichen Gebilden ihren Namen. 
Schulze verglich sie äußerlich detn Bacterium termo, bildete sich 
Uber ihre Bedeutung aber keine definitive Ansicht. Auch Frenzel 
läßt die Frage offen, neigt aber dazu, sie nicht für Bactérien zu 
halten. Dafür könnte sprechen, daß bei Leiuy's Dinamoeba mirabilis 
auch Exemplare beobachtet wurden, die in der feuchten Kammer 
ihre Stäbchen verloren. Bütschli neigt hingegen dazu, die Stäbchen 
für Bactérien zu halten, da z. B. manche Choanoflagellaten an ihrer 
Oberfläche dicht mit Bactérien besetzt sein können, was auch von 
Plenge (1899) für Myxomycetenschwärmer angegeben wird. K. C. 
Schneider (1905) bezeichnet die Borsten seiner Mastigamöbe als 
starre Cilien und glaubt die Rauhigkeiten der Mastigamoeba asjtera 
als junge Borsten ansehen zu müssen. Jedenfalls hält er diese 
Bildungen nicht für Bactérien, wie daraus hervorgeht, daß er an- 
nimmt, daß sie aus Basalkörpern her vor wachsen. Durch meine oben 
geschilderten Beobachtungen an Mastigella ist wohl mit Sicherheit 
erwiesen, daß die von mir als Klebkörner bezeichneten Gebilde keine 
Bactérien sind, sondern der Amöbe angehören. Ihre verschieden- 
artige Verwendung bei der Bewegung und der Bewältigung der 
Beute lassen wohl auch an der in der Bezeichnung ausgedriiekten 
Funktion keinen Zweifel. 1 ) Ebenso wenig kann wohl bezweifelt 

') Ich habe übrigens gelegentlich bemerkt, daß sich ein Klebkorn zu einem 
feinen Faden anszichen kann und bei Schilderung der Encystierung werden wir 
die gleiche Fähigkeit wiederfinden. 


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Lebensgeschichte der Mastigamöben M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. H5 

werden, daß die ähnlichen Bildungen der Mastigamoeba uspera genau 
das gleiche darstellen. In diesen Fällen handelt es sich aber nicht 
um eine Struktur der Körperoberfläche, sondern um deutoplasmatische 
Bildungen, die nach Bedürfnis verwandt weiden. Ich glaube aber 
auch annehmen zu dürfen, daß die haar- oder borsteuartigen Bil- 
dungen der Mastigamoeha schul zei (Frkxzel), Dinumoeba mirabilis 
(Leidy) und Mastigina setosa nichts anderes darstellen, als solche 
ausgewachsenen Klebkörner. Der Hauptunterschied wäre darin ge- 
geben, daß in diesen Fällen die Körner konstant verkommen und 
in Form der Borsten zu einer ständigen Organisationseigentümlichkeit 
der betreffenden Tiere geworden sind. Für die Homologisierung 
spricht auch, daß ich ja die Entstehung der Borsten aus klebkörner- 
artigen Teilen bei jungen Tieren feststellen konnte. K. C. Schneider 
nimmt zwar an, daß auch bei Mastigina die Borsten gelegentlich 
fehlen können oder die Form der Stäbcheu der M. aspera haben 
können, weil er einmal ein Exemplar fand, dem die Borsten fehlten, 
von der Geißel nur ein Stumpf vorhanden war, das sich aber durch 
den Kern als das gleiche Tier erwies. Ich weiß nicht, was er da 
vor sich hatte, vermute nur, daß es ein Macrogametocyt im Beginn 
der Encystierung war. Ich habe bei den zahllosen Tieren, die ich 
lebend und tot untersuchte, niemals die Borsten vermißt und ebenso 
wenig die Geißel, außer wenn sie abgerissen war, was beim Heraus- 
fangen passiert. Auch die quergestreifte Hautschicht, die Frenzei, 
von seiner Mastigina chtamys beschreibt, möchte ich als eine Täuschung, 
bedingt durch dicht und regelmäßig gestellte solche Stäbchen, auf- 
fassen. 

Die Frage nach eiuer Klebrigkeit der Oberfläche der Rhizopoden 
ist schon oft diskutiert worden. Besonders eingehend hat es 
Rhumbler (1898) getan. Ihm gelang es durch sinnreiche Versuche 
das Vorhandensein einer klebrigen Substanz bei verschiedenen be- 
schälten und nackten Rhizopoden nachzuweisen. Ei' kommt zu dem 
Schluß, daß jeder Oberflächenbezirk der Amöben unter geeigneten 
Bedingungen den klebrigen Stoff abgeben kann und faßt seine Be- 
obachtungen und Überlegungen in den Schluß zusammen: „Auf alle 
Fälle läßt sich dem eben Gesagten zufolge verstehen, daß durch die 
passive Beihilfe der zähflüssigen Substanz das Fortrücken der 
Amöbe auf der Unterlage, das ohne diese Substanz wegen des ge- 
ringen Gewichts (Reibung) nicht erfolgen könnte, eine rein physi- 
kalische Ermöglichung findet“. Auch Hofer (dH89) konnte eine 
solche Klebrigkeit schon nachweisen und eine Beziehung znm Kern 
statuieren, indem sie in kernlosen Fragmenten aufhörte. Es ist dies 

8 * 


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116 


Richaud Goldschmidt 


vielleicht interessant, im Hinblick auf die oben beschriebenen Tat- 
sachen, die eine nähere Beziehung zwischen Kern und Klebkörnern 
vermuten lassen. Schneider (1905) hält ebenso wie Jensen (1902 > 
eine solche Klebrigkeit für überflüssig und erklärt die betreffenden 
Erscheinungen durch Verdichtung auf einen Reiz hin. Mir scheint 
aber insbesondere nach Hofeb’s (1889), Verwobn’s (1892), Rhumbi.kr's 
(1898) Beobachtungen eine wirkliche Klebrigkeit durch Ausscheidung 
einer besonderen Substanz weit verbreitet zu sein und ihre bis jetzt 
bekannte höchste Ausbildung bei den Mastigamöben zu erreichen, 
wo ihr morphologisch geformtes Substrat nachzuweisen ist. 

Ich möchte bei dieser Gelegenheit einige Beobachtungen ein- 
schalten, die wenn auch nicht direkt in diese Arbeit gehörig, doch 
für die vorliegende Frage von Interesse sein dürften. Diese Beob- 
achtungen beziehen sich auf einen kleinen flagellatenartigen Orga- 
nismus, den man ebenso- 
gut zu den Mastigamöben 
wie zu den Monadinen 
stellen könnte. Ich ver- 
mute, daß er irgendwie 
mit Cercomonas zu- 
sammenhängt , ohne es 
aber bestimmt behaupten 
zu können. Rhi mblek 
hatte in der erwähnten 
Arbeit angenommen, „daß 
die auf der Unterseite der 
Amöbe abgeschiedene 
zähflüssige Masse hinter 
der Amöbe zu Fäden 
zusammengezogen würde 
(vgl. eventuell die schlei- 
migen Fäden in der 
Difflugienkultur) und daß 
diese Fäden dann peri- 
odisch vom Hinterende 
von selber abrissen u . 
Der von mir beobachtete 
Cercomonas-artige Organismus zeigte nun folgende merkwürdige 
Bewegungsart (Fig. P). Das Protoplasma des Tieres ist fein- 
körnig und geht am Vorderende in einen hyalinen Zapfen über, auf 
dessen Spitze die lebhaft hin und herzüngelnde Geißel sitzt. An 



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Lebensgeschichte der Mastigamöben M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. 117 

diesem Konus können gelegentlich auch fingerförmige Pseudopodien 
ausgestreckt werden (a). Gelegentlich kommt es vor, daß die Geißel 
sich verkürzt und direkt in ein noch hin und herschwingendes 
Pseudopodium sich verwandelt. Dies kann sich dann auf den Rand 
des Körpers verbreitern und dieser schwingt dann wie eine undu- 
lierende Membran hin und her und bietet das Tier in diesem Zu- 
stand ein TwAomwirw-artiges Bild (f). Beginnt nun das Tier sich 
vorwärts zu bewegen, so streckt es zunächst die Geißel gerade nach 
vorn und bildet hinten ein hyalines fußartiges Pseudopodium. Mit 
diesem muß es sich an der Unterlage festheften, denn das ganze 
Tier schwingt dann auf diesem Fuß suchend hin und her, wie auf 
einem Stiel (c), plötzlich streckt es sich nach einer Richtung, der 
Fuß wird lang ausgedehnt und gleichzeitig bildet das Protoplasma 
neben der Basis des Fußes ein feines Spitzchen, auf dem ein deut- 
liches Tröpfchen einer glashellen Flüssigkeit ausgeschieden wird (d) ; 
und nun läßt der Fuß los, schnellt wie ein losgelassener Gummi zum 
Körper zurück und gleichzeitig zieht sich das Tröpfchen zu einem 
feinen Faden aus, an dem das Tier befestigt ist. und hin und her- 
pendelt (e). Und jetzt setzt sich der Fuß wieder fest, der dünne 
Klebfaden reißt vom Körper los und ist noch ein paar Sekunden 
lang zu sehen und nun beginnt das Spiel wieder von vorn. Hier 
liegt also ein Fall vor, w'o in exquisiter Weise ein Klebstoff für die 
Bewegung des Tieres in ganz absonderlicher Weise verwandt wird. 
Rhcmhlhk neigt der Ansicht zu, daß der Klebstoff nicht ein auf 
geeignete Berührung erfolgtes Exsudat des Weichkörpers ist, sondern 
daß er momentan verändertes, lebendes Protoplasma selbst darstellt. 
Nach den Beobachtungen an MastigeUa möchte ich glauben, daß auch 
bei den anderen Rhizopoden der Klebstoff ein wirklich ausgeschiedener 
Stoff ist. 

Was die Beziehungen der Borsten der Mastig ina usw. sowohl, 
wie der ihnen homologen Klebkörner zu Cilien und den Härchen- 
anhängen kriechender Pelomyxcn usw. anbetrifft, so möchte ich solche 
völlig ablehnen. Die Ähnlichkeit mit Cilien ist bei den Borsten 
eine ganz äußerliche und die Bezeichnung der verdickten Borsten- 
basis als Basalkorn ist meiner Ansicht nach falsch. Und auch eine 
Beziehung zu den Härchen der kriechenden Amöben, wie sie 
Schneider annimmt, wenn ich ihn recht verstehe, besteht keines- 
falls. Schon F. E. Schulze hat diese Ansicht znriickgewiesen und 
ich habe ja auch oben für MastigeUa das Auftreten solcher Härchen 
ohne jede Beziehung zu den Klebkörnern geschildert. Wie diese 
Härchen zustande kommen, ist ja noch unklar, soviel kann man aber 


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Richard Goldschmidt 


sagen, daß es sicher protoplasraatische Gebilde sind, wie die Cilien 
auch, was für die Borsten der Mastigamöben nicht zutrifft. Solche 
Borsten scheinen übrigens bei ß hi zopoden auch sonst in ähnlicher 
Weise vorzukommen : Beispiele finden sich bei Schneider (1905 S. 124) 
zusammengestellt. 

Wenn wir .jetzt noch kurz versuchen wollen, unsere Erfahrungen 
über Geißel und Pseudopodien mit der Lehre von der Cilienbewegung 
in Zusammenhang zu bringen, so kann es natürlich nicht unsere 
Aufgabe sein, diese Lehre hier ausführlich zu erörtern. Es ist dies 
auch um so weniger nötig, als in neuester Zeit von verschiedenen 
Seiten die diesbezüglichen Fragestellungen und Tatsachen mehrmals 
kritisch gesichtet wurden. So gab Pütter (1904) eine zusammen- 
fassende Übersicht der morphologischen und physiologischen Tat- 
sachen unter kritischer Erörterung ihrer Bedeutung. Scheuer« (1905) 
erörterte im Anschluß an neue Befunde bei Cilien eingehend das 
Problem, und Gebwitsch (1904) gab in seinem meiner Ansicht nach 
gar nicht genug zu rühmenden Buch über die Zelle eine klare und 
präzise Fragestellung unter Heranziehung aller wichtigen Tatsachen. 
Für uns hier handelt es sich um Verwertung der beschriebenen 
Tatsachen für folgende drei Fragen: Ist ein feinerer Bau der Cilien 
nachzuweisen, der zu ihrer Funktion eine typische Beziehung hat? 
Läßt sich eine morphologische Beziehung zwischen Cilien und Pseudo- 
podien statuieren? Was bedeuten die Beziehungen von Geißel und 
Kern ? 

Die Versuche, einen feineren Bau derCilie (wenn ich hierunter 
Cilie im erweiterten Sinne Cilien und Geißeln verstehen darf) auf- 
zufinden, aus dem sich ein Verständnis ihrer Funktion schöpfen läßt, 
haben zwar nicht zu vielen positiven Befunden, aber zu vielen 
Theorien geführt. Unter diesen hat sich eine Zeitlang die der con- 
tractilen Fibrillen, die im Anschluß an die Erforschung des Sperma- 
tozoenbaues entstand, merkwürdigerweise viele Anhänger erworben. 
Jetzt scheint aber endgültige Einigung erzielt zu sein für eine 
Auffassung, die sowohl mit den Tatsachen harmoniert, als auch 
physikalisch die einzige mögliche ist. Nach Schvbkrg wurde es 
zuerst von Lkydio (1885) deutlich ausgesprochen, daß man auch am 
Flimmerhaar unterscheiden müsse zwischen etwas aktiv sich Be- 
wegendem und passiv Bewegtem, zwischen dem halbflüssigen con- 
tractile!! und dem festen elastischen Element. Eine ähnliche, mehr 
physiologisch gefaßte Auffassung vertrat Verwohn (1890) gelegent- 
lich seiner Untersuchungen an den Wimperplättchen der Ctenophoren. 
und ich kann mitteilen, daß ich die Auffassung von einer axialen 


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Lebensgeschiehte der Mastigamöben M. vitrea n. «p. mid M. setosa n. sp. 119 


oder seitlichen elastischen Differenzierung' und einer Hülle con- 
tractile» Protoplasmas bereits 1896 von W. Kühne gehört habe, 
der in seiner Vorlesung energisch dies als die einzige Möglichkeit 
für ein Verständnis der Flimmerbewegung betonte. Auch von 
morphologischer Seite sprachen sich viele Forscher in dieser Rich- 
tung aus, so Rav Lankksteb (1897), Bütschli (1902), Pbowazek 
(1904 1 und in vollständiger Übereinstimmung in allen wesentlichen 
Punkten die schon erwähnten Püttkk, Gikwitsch, Schübebg, zu 
denen noch Koltzoff (1903, 1906) kommt, der die Notwendigkeit 
einer derartigen Vorstellung aus seiner Lehre von den formbe- 
stimmenden Bestandteilen des Protoplasmas ableitet. Es besteht 
also vollständige Übereinstimmung darin, daß für den Mechanismus 
der Cilienbewegung eine passiv bewegte, feste, elastische Achse und 
eine protoplasmatische bewegliche Hülle vorhanden sein muß. Die 
diesbezüglichen Tatsachen sind allerdings entsprechend der Schwierig- 
keit der Beobachtung sehr spärliche. Es sind einmal die Beobach- 
tungen von Plengf. (1899), der allerdings seine Darstellung eines 
Achsenfadens mit umgebendem Protoplasma durch den Satz ab- 
schwächt: „doch möchte ich mich eines abschließenden Urteils hier 
noch enthalten“. Sodann vermochte Bütschli (1902) den Nachweis 
eines Achsenfadens bei Flagellaten zu erbringen, das gleiche gibt 
Phowazek (1904) für Trichomaslix lacertac an und Koltzoff (1906) 
für Flimmerzellen von Pteropoden. Für die Cilien der Infusorien 
konnte endlich Schubhbg (1906) einen Aehsenfaden nachweisen durch 
Darstellung eines differenzierten Endstückes, wie es schon von 
Löffleh (1889), Fischer (1894). Bütschli (1902), Pbowazek (1904), 
Hambükoeh (1905) an anderen Objekten aufgezeigt wurde. 

Meine oben geschilderten Beobachtungen an Mastigelia vitrea 
liefern nun dieser Auffassung, wie ich glaube, eine weitere Stütze. 
Wenn wir die Geißel der MastigeUa im kurzen borstenartigen Zu- 
stande starrer und dicker fanden als im langen ausgestreckten Zu- 
stande. in dem sie schlaff herunterhing, und wenn wir dazu den 
eigenartigen oben geschilderten Wurzelapparat nehmen, so müssen 
wir dem Ganzen wohl folgende Deutung unterlegen. Die Geißel 
besteht aus einem elastischen Aehsenfaden, der von einer Proto- 
plasmahülle überzogen ist. Dieser Faden hat eine beträchtliche 
Länge und wurzelt im Entoplasma. Ist das Entoplasma weit von 
der Geißelursprungstelle zurückgezogen, so liegt der Achsenfaden 
zum größten Teil innerhalb des Protoplasmas, wie es tatsächlich die 
Beobachtung zeigt (Fig. 32). Da die Geißel aber im höchsten Falle 
so lang sein kann wie der Achsenfaden, wie ohne weiteres aus 


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Kichakd Goldschmidt 


der Dynamik der Flüssigkeiten hervorgeht, wie es besonders klar 
Koltzoff (1900) entwickelte, so haben wir eine kurze Geißel, die 
deshalb aber ziemlich dick erscheint, weil um den Achsenfaden das 
Geißelprotoplasma in seiner gegebenen Menge sich anhäuft. Nähert 
sich das Entoplasma aber dem Geißelursprung, so wird der Achsen- 
faden ausgestoßen und dementsprechend verlängert sich die ganze 
Geißel, da das ihn umgebende Protoplasma jenem Faden adhäriert. 
Ist der ganze Faden ausgestoßen, so hat die Geißel ihre maximale 
Länge erreicht; sie muß jetzt natürlich dünner erscheinen, weil die 
gleiche Plasmamenge sich auf viel größeren Kaum verteilt. Ihre 
geringere Contract ionsfähigkeit erklärt sich ans dem gleichen Grunde, 
gleichzeitig ein schönes Beispiel dafür, daß der Sitz der Bewegung 
in der äußeren Plasmahülle liegt. Die Unfähigkeit zu schnellen 
energischen Schwingungen im ausgedehnten Zustande erklärt sich 
aus der Elastizität des Achsenstabes, dessen Eigenschwingungen ja 
von seiner Länge abhängig sind. Nach dem vorgehenden muß die 
Scheide, die den Achsenfaden in zurückgezogenem Zustande umgibt, 
als eine Art von Führung angesehen werden, und das gleiche gilt 
für das basalkörperartige Korn an der Geißelbasis, das wohl sicher 
die Form eines Ringes hat. Es ist dann aber nicht nur Führung, 
sondern auch Widerlager für die elastischen Eigenschwingungen 
des Achsenstabes. Ich glaube, es möchte sich lohnen, diesen Ge- 
daukengang auch auf die Flimmerzellen auszudehnen, und es sollen 
auch diesbezügliche Versuche ausgeführt werden. 

Was den zweiten Punkt anbelangt, die Beziehung der Geißeln 
zu Pseudopodien, so ist er ebenfalls schon oft erörtert worden und 
verweise ich auch in bezug auf diesen Punkt auf Gubwitsch, Pütteh, 
Schuber«. Diese Forscher haben auch mit Recht hervorgehoben, 
daß zwischen echten Pseudopodien mit Achsenfäden und Cilien alle 
erdenklichen 1 Ibergänge existieren. Übergänge von Pseudopodien 
in Geißeln sind ja besondere fur die Amoeba radiosa oft erwähnt 
worden (Bütschli 1878, s. auch Claparède u. Lachmanh’s Podostoma ) 
und dem lassen sich jetzt auch die oben geschilderten Beobachtungen 
an jener merkwürdigen Cercomonas einreihen. Bei den echten Axo- 
podien, wie sie z. B. von Actinospkaerium jedermann bekannt sind, 
ist die elastische Achse des Pseudopods ja leicht nachzuweisen. 
Anders aber bei den gewöhnlichen fadenförmigen oder lang finger- 
förmigen Pseudopodien zahlreicher Rhizopoden. Schon die bloße Be- 
obachtung eines solchen Pseudopodiums, wie ich es z. B. von Dif/lugia 
amminata und einer großen, nicht näher bestimmbaren Amöbe kenne, 
bei welchen Organismen die Pseudopodien wie starre Stäbe hin und 


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Lebensgeschichte «1er Mastigamiiben JI. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. 121 


her bewegt werden, legt es nahe, daß auch hier eine elastische 
Achsendifferenzierung vorhanden ist. Schon Bvtschli (1892) lmt 
darauf hingewiesen, daß für die fadenförmigen Pseudopodien eine 
festere Achse wohl angenommen werden muß, und das physikalische 
Desiderat einer solchen geht besonders aus Koltzoff’s Entwicklungen 
klar hervor (s. auch Gurwitsch). Außer bei den echten Axopodien, 
also formbeständigen Pseudopodien mit fester Achse, der Heliozoen 
M. Schultze 1863). gewisser Rhizopoden ( Camptonemu , Schau- 
ms x 1894) und der Radiolarien (R. Hertwig 1879), deren Achse 
übrigens bekanntlich leicht eingeschmolzen werden kann, ist mir 
keine Angabe bekannt, daß bei dem Vorstoßen gewöhnlicher faden- 
förmiger Pseudopodien festere Achsenstrukturen nachgewiesen wurden. 
(Allenfalls ließen sich hier die Angaben von Ray Lankester (1897) 
über Chlamydomyxa Montana anführen.) Es scheint mir deshalb von 
besonderer Bedeutung zu sein, daß das Vorhandensein eigener axialer 
Differenzierungen beweglicher Pseudopodien hier bei Mastigelia nach- 
gewiesen werden konnte. Merkwürdig ist dabei, daß es das 
Entoplasma übernimmt, diese Filamente zu liefern. Wir können 
uns den gesamten Vorgang nur so vorstellen, daß ein fademürraiger 
Entoplasmastrom von einem Gerüstfaden im Sinne der Filarlehre, 
die Schneider (1906) kürzlich für die Protozoen zu beleben suchte 
(ein Weg, auf dem ihm wohl wenige Protozoenforscher folgen werden 
und meiner Überzeugung nach mit Recht), kann dabei natürlich 
nicht die Rede sein, weil es solche wenigstens hier nicht gibt — 
zur Pellicula vorgestreckt wird, erhärtet und, indem neues Material 
nachströmt, das ebenfalls alsbald erhärtet, die Pellicula vortreibt 
und so den Anlaß zur Bildung eines Pseudopodiums gibt; dessen 
Ectoplasma würde nach dieser Auffassung rein passiv nach den be- 
kannten physikalischen Regeln mit vorgeschoben. ') Die Zurück- 
ziehung des Pseudopodiums beruhte dann auf einem centralen 
Einschmelzen des axialen Entoplasmastabes. Jedenfalls ist durch 
die mitgeteilten Tatsachen einmal die Kluft zwischen Pseudopodien 
und Geißel noch weiterhin überbrückt worden, als es schon bisher der 
Fall war, und anderenteils auch der neuerdings durchdringenden natur- 
gemäßen Lehre vom Geißelbau und -funktion neues Stützmaterial 
zugeführt. Es sei schließlich zur weiteren Bekräftigung jener Homo- 

■) Es ist bei allen diesen Auseinandersetzungen stillschweigend vorausgesetzt, 
dal! der Aggregatznstand des Protoplasmas flllssig ist. Es gibt wohl keinen 
Protozoologen oder überhaupt Zoologen, der hieran noch zweifelt. Fanatische An- 
hänger der unglückseligen FLEMsu.vo'scben Doktrinen werden allerdings wohl nie 
davon Überzeugt werden. 


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122 


Kichakd Goldschmidt 


Ionisierung nochmals auf die Endigung des Achsenfadens der Geißel 
von Mastigella am Entoplasma hingewiesen. 

Ein dritter Punkt, der noch eine Besprechung erheischte, wäre 
endlich die Verbindung von Geißel und Kern, die bei Mastigiiia 
ebenso wie bei anderen Mastigamöben (s. Schulze, Bütschli, Fuexzel, 
Prowazek, Schneider usw.i, bei Myxoraycetenschwärmern (Plenge) 
und auch bei Geißelzellen der Metazoen (Spongien, Maas 1890, 
F. E. Schulze 1900 u. a. , Amphioxides, Goldschmidt 1905) 
sichergestellt wurde. Über ihre physiologische Bedeutung sich Vor- 
stellungen zu machen, ist vorderhand zwecklos, wenn man ja auch 
daran denken könnte, in diesem Falle im Kern die Energiequelle 
für die Geißel zu sehen. Eher läßt sich der Frage vom allgemein- 
cellularen morphologischen Standpunkt aus nahetreten, vom Stand- 
punkt der Lehre des Kerndualismus und im Vergleich mit den 
Spermien der Metazoen. Doch sei dies für eine spätere Gelegenheit 
aufgespart. 

4. Die vegetative Vermehrung der Mastigella und Mastigina. 

Die vegetative Vermehrung unserer beiden Mastigamöben er- 
folgt durch Zweiteilungen. Leider kann ich diesen Vorgang nur 
lückenhaft, schildern, da es mir bei keiner der beiden Arten gelang, 
ihn vom Anfang bis zum Ende im Leben zu beobachten. Und auch 
die Stadien, die ich im gefärbten Material fand, sind so selten, daß 
ich. außer den häufigen Endstadien, nur Uber die abgebildeten Fälle 
verfüge. Es scheint hier der gleiche Fall vorzuliegen, wie bei so 
vielen anderen Amöben, bei denen es selbst zu Zeiten kolossaler 
Vermehrung so selten gelingt, Teilungsstadien zu beobachten. Hier 
bei meinen Mastigamöben gehen die letzten Teilungsstadien sicher, 
wie ich beobachten konnte, sehr langsam vor sich, die ersten müssen 
dagegen außerordentlich geschwind ablaufen. 

Bei Mastigella vitrea beginnt die Teilung mit einer Einziehung 
aller Pseudopodien und vollständigen Abkugelung des Tieres. Am 
lebenden Objekt kann man diese Stadien kaum von einer jungen 
Cyste unterscheiden. Der Unterschied tritt aber sofort zutage, wenn 
man das Objekt etwas preßt. Liegt eine Cyste vor, so faltet sich 
die sonst nicht sichtbare Cystenmembran, liegt der Beginn der 
Teilung vor, so werden aus der vom Druck reißenden Pellicula aut 
der ganzen Oberfläche kleine Plasmatropfen ausgepreßt. Im übrigen 
kann das Bild ein völlig gleiches sein, wie ein Vergleich der Cyste 
Fig. 4 mit dem Teilungsbeginn Fig. 34 zeigt. Bei dem sich teilen- 
den Tier fällt aber auf. daß der Kern unverhältnismäßig stark sich 


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Lebensgeschichte der Mastigamüben M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. 123 

vergrößert hat (vgl. die bei gleicher Vergrößerung gezeichneten 
Fig. 34 und 45). Dementsprechend erscheint aucli die Kernstruktur 
wesentlich verändert. Die färbbaren Substanzen haben sich alle im 
Centrum des Kerns konzentriert; in dem in Fig. 34 wiedergegebenen 
Präparat ist ein großer vacuolisierter, stark chromatischer Körper 
vorhanden, und jederseits von diesem ein kleinerer. (Im gefärbten 
Präparat erkennt man sofort, ob eine Cyste oder ein Teilungsbeginn 
vorliegt, indem erstere bei der Konservierung an der Oberfläche 
leichte Kunzein bekommen, letztere dagegen die Kugelform sehr 
schön erhalten.) Der übrige Kernraum nimmt die schon früher er- 
wähnte ungemein regelmäßige Wabenstruktur an, bestehend aus 
genau konzentrisch gelagerten Wabenreihen oder richtiger Kugel- 
schalen, die im Leben wie im Präparat in gleich schöner Weise 
sichtbar sind. Wie diese Kernstruktur aus der normalen hervorgeht, 
konnte nicht beobachtet werden. Analog anderen bekannten Vor- 
gängen scheint es mir am plausibelsten anzunehmen, daß das Waben- 
gerüst in gleicher Weise, aber mit engeren Maschen schon vorher 
vorhanden war, aber durch die dicht eingelagerten chromatischen 
Körnchen verdeckt wurde. Erst wenn diese sich im Centrum sammeln 
und gleichzeitig durch Flüssigkeitsaufnahme die Wabenräume sich 
vergrößern, wodurch ja der Kern anschwillt, werden sie deutlich 
sichtbar. 

Wie nun dieser Kern in die Teilungsspindel übergeht, konnte 
ich wie gesagt, nicht beobachten, obwohl ich mehrmals eine Nacht 
hindurch ein solches Stadium verfolgte. Ich muß mich also mit 
der Schilderung der beiden einzigen Spiudelpräparate, die ich besitze, 
begnügen. Eine noch junge Spindel zeigt Fig. 35. Sie zeigt eine 
breite Tonnenform unter völliger Erhaltung des Kernmembran. Das 
Wabengerüst hat sich in die Länge gestreckt und täuscht so bei 
schwächerer Vergrößerung Spindel„fasern“ vor. in deren Verlauf 
feine Körnchen eingelagert sind. Bei sehr starker Vergrößerung er- 
kennt man aber die längsgedehnten Wabenreihen (35a), deren Wände 
die Fasern darstellen. Das Chromatin bildet eine typische Äquatorial- 
platte, in der man im Profil dicht nebeneinander gestellte, recht- 
eckige chromatische Stäbchen sieht. Dreht man das Präparat, so 
daß die Spindel nun vom Pole gesehen wird, so tritt das Bild 
Fig. 35 B auf. Die Äquatorialplatte nimmt nicht den ganzen Raum 
des Kernes ein, aber doch den größten Teil. Die Chromosome liegen 
dicht beieinander und sind ungefähr gleich groß. Ich zählte rund 40, 
doch kommt ja bei einmaliger Zählung dem keine weitere Be- 
deutung zu. 


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124 


Richard Goldschmidt 


Das zweite Teilungsstadium ist in Fig. 36 abgebildet. Es zeigt 
das Stadium der Toeliterplatten. Die Spindel ist außerordentlich 
lang ausgezogen durch das elliptische Tier. Sie wird gebildet von 
gezogenen, parallelen Faserzttgen. deren feinere Struktur nicht zu 
ermitteln war. Die Pole werden von Faserpyramiden eingenommen, 
die mit einem centrosomenartigen Punkt endigen. Ich glaube aber 
nicht, daß irgend ein di.stinktes Korn vorliegt, sondern neige mehr 
zur Ansicht, daß es ein durch den Zusammenfluß der Spindel fasern 
hervorgerufenes Trugbild ist. An der Grenze von Spindel und Pol- 
kegel liegt jederseits eine einheitliche bohnenförmige Chromatinmasse 
mit feinen Vacuolen im Innern, die im ganzen so aussieht wie der 
Kollier, den wir als Caryosom im Kern bezeichnet haben. Außerdem 
sind aber dem Verlauf der Spindel noch chromatische Stränge ein- 
geordnet, die chromosomenartig aussehen. Ich bedauere ganz besonders, 
nicht weitere Teilungsstadien haben anffinden zu können, weil dieses 
Bild in so außerordentlicher Weise an die Spindeln erinnert, die Vahi.- 
kampf (1904) von Amoeba Umax abbildet. Auch dort treten zwei 
differente Chromatinteile in den Spindeln auf und in einer kürzlich 
erschienenen Arbeit haben Popoff und ich diese merkwürdige 
Teilungsart u. a. theoretisch zu verwerten gesucht (Goldschmidt n. 
Popoff (1907). Da wir nun nach dem gleich zu schildernden Bau 
des frisch geteilten Kernes annehmen müssen, daß der bohnenlörmige 
Körper tatsächlich nur das Caryosom des Kernes bildet, das fadige 
Chromatin der Spindel aber das übrige Kernchromatin, da weiter- 
hin gezeigt werden wird, daß aus dem extracaryosomalen Kern- 
ehromatin bei der Fortpflanzung das Material der Geschlechtskerne 
entsteht, so ließe sich hier besonders schön die in jener Arbeit ent- 
wickelte Auffassung nackweisen, daß in der Teilungsspindel ge- 
mischter Protozoenkeme der Kerndualismus zutage tritt. Bei dem 
Mangel an Zwischenstadien muß leider diese Wahrscheinlichkeits- 
argumentation genügen. 

Das nächste Bild, das ich geben kann — nnd von hier an sind 
wieder alle Bilder auch im Leben beobachtet — zeigt den Kem 
bereits vollständig in zwei geteilt (Fig. 37). Die beiden Kerne liegen 
noch nahe beieinander und sind durch eine besonders aussekende 
Plasmamasse miteinander verbunden. Sie zeigt eine merkwürdige 
Zusammensetzung aus feinen Stäbchen und soll, da über ihre Her- 
kunft und Bedeutung mir nichts bekannt ist, mit dem Namen Arclio- 
plasma belegt werden, ohne daß damit irgend eine an diesen Namen 
knüpfende Anschauung untergelegt würde. Das Protoplasma dieses 
Tieres nimmt bereits unregelmäßige Gestalt an und in der Tat sehen 


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Lebensgcschiehte der MastigaiuSben M. vitrea n. sp. und 51. setosa n. sp. 125 

wir solche Tiere nunmehr mit zwei Keinen umherkriechen, ohne 
daß das Protoplasma irgend eine Veränderung erfährt. Sie sind 
auch im Leben außer an den zwei Kernen an der Archoplasma- 
masse zu erkennen und können alle die. oben beschriebenen Formen 
einnehmen. Ein im Beginn der Wanderung begriffenes solches Tier 
ist in Fig. 38 abgebildet; das Archoplasma ist in diesem Fall nur 
einem Kern angelagert. Auch das Fressen großer Algenfäden geht 
bei diesen Formen in der gleichen Weise vor sich und bei einem 
solchen Tier konnte ich auch einmal die Teilung des Körpers be- 
obachten, die also erst lange nach der Kernteilung erfolgt. Hier 
bildete das Tier um die Mitte des Algenfadens eine große spindel- 
förmige Anschwellung, an deren Polen je ein Kern lag und nun 
schnitt in der Mitte die Teilungsfurche genau senkrecht durch und 
jetzt lagen die beiden Tochtertiere hintereinander 
auf demselben Algenfaden aufgereiht (Fig. Q). 

Ein jedes kroch dann nach einer anderen Seite 
vom Faden weg. Merkwürdig oft scheint es 
vorzukommen, daß bei dieser Teilung ein Tier 
keinen Kern mitbekommt. Zur Zeit der leb- 
haftesten Vermehrung fand ich sehr oft solche 
ganz kernlosen Tiere, die vergnügt umher- 
wanderten und sich in nichts sonst von gewöhn- 
lichen Tieren unterschieden. Sie hatten oft ver- 
daute Nahrung in ihrem Innern, weshalb ich es 
für möglich hielt, daß der Kern verdeckt und 
der Beobachtung entgangen war. In den Prä- 
paraten fand ich sie aber dann oft wieder und 
konnte mich von der wirklichen Kernlosigkeit 
überzeugen. In Fig. 39 ist ein solches Tier ab- 
gebildet, das sich auf der Wanderung befand 
und eine reiche Archoplasmaansammlung besaß. 

Es wäre interessant zu wissen, ob solche Tiere 
noch Nahrung aufnehmen können. Die im Innern oft gefundenen 
ausgedauten Pflanzenzellen können aber schon bei der Teilung 
vorhanden gewesen sein, da solche Reste während der Teilung 
nicht entfernt werden. Übrigens erinnere ich mich einer Angabe 
von Pénard — abgesehen von den allbekannten Untersuchungen 
Hofeb’s — daß kernlose Diftlngien noch wochenlang umherkriechen. 
Es sei schließlich noch bemerkt, daß in sich teilenden Mast igelten 
stets eine besonders reiche Menge von Bacteroiden angetroffen 
werden. Sie umgeben dann dicht die Spindel und die sich zur 



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Richard Goldschmidt 


Teilung anschickenden oder geteilten Kerne; es läßt dies auch auf 
ihre Reservestoffnatur schließen, da der Teilung ja eine reichliche 
Ernährung vorangeht. Von besonderem Interesse wäre es auch, zu 
wissen, wie sich bei der Teilung die Geißel mit ihrem Wurzelapparat 
verhält, doch vermochte ich darüber nichts zu eruieren. 

Auch über die Teilung der Mastigina seiosa sind meine Er- 
fahrungen recht unvollständige. Immerhin folgt ans den Bildern, 
die ich besitze, daß sie auf ganz andere Weise vor sich geht, nämlich 
mittels einer Art von Amitose. Das erste Stadium, das mir vorliegt, 
ist in Fig. 40 abgebildet. Es zeigt den Kern sehr stark vergrößert 
und in seiner Struktur verändert. Er ist elliptisch ausgezogen und 
zeigt das gesamte Chromatin in Form von Kügelchen an der Peri- 
pherie. Das Centrum wird von einer feinkörnigen schwach färbbaren 
Masse eingenommen, von der aus feine Körnchenreihen zu jedem chro- 
matischen Kügelchen ziehen. Von der Geißel war nichts zu sehen, 
das übrige Protoplasma unverändert. Das nächste Stadium stellt 
Fig. 41 dar. Die Teilung des Kernes ist schon vollzogen und die 
beiden Tochterkerne unter der Oberfläche ein Stück weit auseinander- 
gerückt. An dem einen Kern hängt ein Zipfel dichteren Proto- 
plasmas. der auf die erst kurz vollendete Teilung schließen läßt. In 
jedem Kern ist das Chromatin wieder in Form von Kügelchen an 
der Peripherie abgelagert und das Centrum von einer körnigen Masse 
eingenommen. Aus jedem Kern entspringt in typischer Weise eine 
Geißel. Ein Vergleich von Fig. 40 u. 41 macht es sehr wahrschein- 
lich, daß die Tochterkerne durch eine einfache Durchschnürnng des 
Mutterkerns zustande kommen. Dafür spricht auch die auffallende 
Ähnlichkeit dieser Studien mit Teilnngsbildern mancher Infusorien- 
macronuclei. 

Nunmehr rücken die beiden Tochterkerne unter der Oberfläche 
des Tieres auseinander. Solche Bilder habe ich oft gesehen (Fig. 42, 
43), sie erwecken den Eindruck, als ob jedem Kern entsprechend 
sich ein Vorderende ausbilde, die nun selbständig nach verschiedenen 
Richtungen auseinanderkriechen und auf diese Weise sich immer 
mehr voneinander entfernen. In Fig. 42 zeigen die Kerne weitere 
Stadien der Rekonstruktion ihrer Struktur durch Ineinanderfließen 
der chromatischen Kugeln. Der hier wenigstens an dem einen Kern 
besonders schön sichtbare Wurzelapparat wurde schon oben be- 
sprochen. Fig. 43 wurde abgebildet, um zu zeigen, daß gelegentlich 
noch eine Teilung stattfinden kann, wenn bereits die Gametenkerne 
gebildet sind. Das Ende des ganzen Prozesses zeigt endlich Fig. 44, 
wegen der riesigen Größe des betreffenden Tieres bei schwächerer 


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Lebensgeschichte der Mastigainöben M. vitrea n. sp. nnd M. setosa n. sp. 127 

Vergrößerung'. Die beiden Kerne sind mit ihren Geißeln an ent- 
gegengesetzte Enden des Körpers gelangt. Dieser schnürt sich in 
der Mitte ein und dürfte sich hier wohl bald durchgeschnürt haben, 
wenn das Tier nicht getötet worden wäre. Ich hoffe, daß es mir 
später noch einmal möglich sein wird, die Lücken dieses Abschnitts 
auszntüllen. 


III. Die geschlechtliche Fortpflanzung der Mastigelia 
vitrea und Mastigina setosa. 

Wenn wir uns jetzt dem interessantesten Teil der Untersuchung, 
der geschlechtlichen Fortpflanzung, zuwenden, so sei nochmals voraus 
bemerkt, daß wenigstens bei der ganz durchsichtigen Masiiyella alle 
wesentlichen Stadien zuerst im lieben beobachtet wurden und dann 
außerordentlich oft, bis auf wenige sogar Dutzende von Malen nnd 
mehr, im Präparat gesehen wurden. Die Aufeinanderfolge der ein- 
zelnen Hilder ist also ebenfalls nicht kombiniert, sondern auf Grund 
des Verfolgs am lebenden Objekt gegeben. Natürlich soll damit 
nicht gesagt sein, daß viele Einzelheiten, die als Zwischenstadien 
wesentlich sind, nicht auch nur in gefärbtem Zustand beobachtet 
werden konnten. Das versteht sich ja wohl von selbst. 

1 . Mo nt it fell a vitrea. 

Der Eintritt der geschlechtlichen Fortpflanzung erfolgte in 
meinen Kulturen nach einer Periode überreichlicher Ernährung, als 
die hauptsächlich zur Nahrung dienende Alge auszugehen begann, 
also bei Hunger nach reichlicher Fütterung mit lebhafter unge- 
schlechtlicher Vermehrung. Es stimmt dies sehr gut mit den sonstigen 
Erfahrungen überein, besonders mit denen K. Hf.btwio’s (1898) an 
Actinosphaerium, wo der Vorgang so präzis abläuft, daß im hiesigen 
Institut jeder Anfänger sich mühelos alle Stadien verschafft. Gleich 
von Anfang an kann man bei Mastigella zwei Wege einschlagen sehen, 
die zur Bildung von Macro- und Microgameten führen. Wegen ihres 
in manchen Punkten differenten Verlaufs müssen sie getrennt be- 
handelt werden. 

Nach der bekannten Nomenklatur seien die Formen des Tieres, 
die den Gameten ihre Entstehung geben, als Macro- und Micro- 
gametocyten bezeichnet, soweit der Vorgang sich in einer Uyste ab- 
spielt, reden wir von Macro- und Microgametocysten, die Fort- 
pflanzungszellen heißen Macro- und Microgameten. 


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1-28 


Richard Goldschmidt 


A. Die Entwicklung der Macrogametocj ten. 

Ein sich zum Macrogametocyten differenzierendes Tier ist zu- 
nächst äußerlich in nichts von einem gewöhnlichen Tier unter- 
schieden. Es kriecht oder ruht und zeigt alle die typischen Lebens- 
erscheinungen, die wir eben beschrieben haben, in unveränderter 
Weise weiter. Merkliche Veränderungen sind zunächst nur am Kern 
zu beobachten. Sie beginnen damit, daß bei unveränderter Kem- 
struktur an seiner Oberfläche im Plasma kleine lichtbrechende und 
kaum färbbare Tröpfchen verschiedener Größe auftreteu, die wir 
nach ihrem späteren Verhalten als Nucleolarsub stanz bezeichnen 
müssen (Fig. 48, 55 nw). Sie bildet stets zunächst eine mehr weniger 
gleichmäßige Schicht um den Kern herum. Wir nehmen an. daß 
sie aus dem Kern stamme und an seiner Oberfläche durch die Kern- 
membrau ausgeschwitzt wurde, ohne das hier beweisen zu können. 
Erst jetzt beginnen auch im Innern des Kernes Veränderungen wahr- 
nehmbar zu werden. Sie bestehen in einer starken Anhäufung chro- 
matischer Substanz an der Kernperipherie in dem hellen Raum 
zwischen der centralen Körnerkngel und der Kernmembran. Es 
scheint, daß diese Chromatinkugeln, die. wie Fig. 55 zeigt, von sehr 
verschiedener Grüße sind, zum Teil wenigstens aus den chromatischen 
Körnchen entstehen, die schon früher an dieser Stelle lagen. Sie 
müssen aber auch aus der centralen Körnerkugel Zuwachs erhalten, 
da ihre Masse zu bedeutend ist, um nur von jenen kleinen Körnchen 
stammen zu können. Im Leben sehen die Kügelchen ebenso eigen- 
artig lichtbrechend aus, wie das Caryosom. (Ich möchte hier gleich 
bemerken, daß ich, um die Abbildungen nicht noch mehr zu ver- 
mehren. davon Abstand genommen habe, alle diese Bilder auch nach 
dem Leben wiederzugeben. Wie sie im Leben aussehen, kann man 
sich nach den wenigen später zu besprechenden Cystenstadien, die 
nach dem Leben gezeichnet wurden (Fig. 4—8], ergänzen.) Bald 
darauf finden wir dieselben chromatischen Massen außerhalb des 
Kernes da wieder, wo vorher die Nucleolarsubstanz war. Wie dies 
zustande kommt, zeigt in besonders instruktiver Weise Fig. 56. Der 
Oberfläche des Kernes ist etwa im Bereich einer Halbkugel eine 
dichte unregelmäßig gestaltete Masse kleiner chromatischer Kügelchen 
angeschmiegt. Und im ganzen Bereich dieser Masse, aber auch nur 
hier, finden sich die gleichen Kügelchen im Innern des Kernes, dicht 
an der Kernmembran. Es kann gar keinem Zweifel unterliegen, daß 
hier eine Chromatin masse ans dem Kern eliminiert wurde. Der Vor- 
gang der Elimination selbst läßt sich im Leben nicht verfolgen, was 


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Lebensgeächichte der Mastigamoben M. vitrea u. sji. und M. setosa n. sp. 129 


auch begreiflich ist, da der Durchtritt in gelöster Form erfolgt. 
Man sieht plötzlich im Plasma die Masse lichtbrechender, ein wenig 
opaleszierender Körnchen anftreten und dann anwachsen. Was be- 
deutet nun diese chromatische Masse? Es läßt sich Schritt für 
Schritt verfolgen, daß es die Substanz der künftigen Gametenkeme 
ist, die hier aus dem Kern eliminiert wurde. Wir bezeichnen die 
Masse (Sp) deshalb nach unserer Nomenklatur als Spore tium. 

An dieser Stelle müssen ein paar Worte über die Nomenklatur 
eingeschaltet werden. Bekanntlich stellte R. Hkrtwig (1902) für im 
Plasma liegendes Kernchromatin die Bezeichnung Chromidien 
auf, die sich seitdem allgemein einbürgerte. Die Vertiefung unserer 
Kenntnis solcher Bildungen, die für die Protozoenzelle von Sciiai tunn 
(1903), für die Metazoenzelle von mir (1904 a) gegeben wurde, führte 
mich zu der Anschauung, daß unter dem Begriff Chromidien zwei 
verschiedene Dinge vereinigt werden, die auseinander gehalten 
werden müssen. Seine grundlegenden Untersuchungen über die Fort- 
ptlanzung der Rbizopoden hatten Schaudixx (1903) dazu geführt, 
einen Kerndualismus der Protozoenzelle, d. h. eine Unterscheidung 
zwischen somatischem und propagatorischem Kern anzunehmen. Ich 
selbst war von dem Studium der Metazoenzelle aus zu der gleichen 
Auffassung für das Gesamtgebiet der Zellenlehre geführt worden 
und schloß mich dann, als Schaudixx mich persönlich auf seine dies- 
bezüglichen Sätze, die wegen ihrer Kürze leicht zu übersehen waren, 
aufmerksam gemacht hatte, rückhaltlos dieser von Schaudinn zuerst 
proklamierten Auffassung an. Ich mußte mir nun klar machen, daß 
somatische sowohl wie propagatorisehe Kernbestandteile in „Chro- 
midien“form auftreten können und schlug deshalb vor, nur für die 
ersteren die Bezeichnung Chromidien beizubehalten, die letzteren 
als Spore tien zu bezeichnen (1904 b). Mesnil (1905), der den 
gleichen Gegenstand in enger Anlehnung an meine Ausführungen 
referierte, schloß sich der Unterscheidung sachlich an, selling aber 
vor, die Bezeichnung Trophochroinidien und Idiochromidien zu wählen. 
Endlich hat Schaudinn (1905) in seinem Vorträge ebenfalls seine 
Zustimmung zu dieser Auffassung gegeben und als Termini seiner- 
seits vorgeschlagen Somatochromidien und Ganietochromidien. 

Zweifellos hat eine Zusammensetzung mit „Chromidien“ große 
Vorzüge. Denn 1. wendete Hkrtwig, der Autor des Begriffes, diese 
Bezeichnung auf das eine wie das andere an, 2. ist das Wort Chro- 
midien bereits sehr eingebürgert und vom ästhetischen Standpunkt 
ebenfalls zu bevorzugen, 3. legt es keinerlei theoretische Anschau- 
ungen zugrunde, sondern besagt einfach extranucleäres Chromatin. 

Archiv für Protictenkumle. Sappl. I. 9 


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Richabd Goldschmidt 


130 

Dagegen ist aber einzuwenden, daß diese Voraussetzungslosigkeit 
leicht zu einem großen Durcheinander führt, und da es keinem 
Zweifel unterliegt, daß die beiden Arten ihrem Schicksal nach ver- 
schieden sind, so sollte man sie auch von Anfang an mit verschie- 
denen Terminis belegen. Die Bezeichnungen somatische und propa- 
gatorische Chromidien statuieren aber einen prinzipiellen Unter- 
schied, den ich zwar mit Schaudink für richtig halte, den aber 
Forscher wie R. Hebtwig nicht anerkennen; mau muß also einer- 
seits Dinge, die zweifellos ihrem Schicksal nach verschieden sind, 
auseinanderhalten und vor Verwirrungen bewahren, andererseits 
aber auch in der Terminologie nicht noch nicht allgemein anerkannte 
theoretische Auffassungen, selbst wenn man von ihrer Richtigkeit 
überzeugt ist, zum Ausdruck bringen. Und deshalb halte ich es 
immer noch für am besten, daß wir in den Fällen, in denen extra- 
nucleäres Chromatin beobachtet wird, sprechen von 

Chromidien im weiteren Sinne, ganz allgemein, wenn uns ihr 
Schicksal unbekannt ist, 

Chromidien im engeren Sinne, wenn die betreffenden Substanzen 
für irgendwelche normalen oder pathologischen, formativen 
oder funktionellen Leistungen verbraucht werden, 

Spore tien, wenn die betreffenden Substanzen dazu dienen, zur 
Bildung von Gametenkernen verbraucht zu werden. 

Kehren wir nach dieser Abschweifung wieder dazu zurück, das 
weitere Schicksal der Sporetien zu verfolgen. Wir müssen da ver- 
schiedene Wege unterscheiden, die zwar alle zum gleichen Ziel, der 
Gametenbildung führen, aber im einzelnen etwas verschieden verlaufen. 
Die Verschiedenheiten beruhen im wesentlichen in der Anordnung 
des Sporetienmaterials und den entsprechenden Differenzen in den 
weiteren Umbildungen. Sie sind wohl von keiner großen Bedeutung 
und nur durch Strömungen im Plasma u. dgl. bedingt. Der erste 
Typus ist in den Fig. 49 — 54 dargestellt. Er beginnt damit, daß 
die Nucleolarsubstanz (»«) sich an einer Stelle der Kernoberiläche 
zu einer dichten Kappe anhäuft, deren einzelne Körnchen etwas 
stäbchenförmig sein können und so dem oben geschilderten Archo- 
plasma sehr ähnlich sehen. Ich halte es daher auch nicht für aus- 
geschlossen, daß wirklich identische Bildungen vorliegen. Nunmehr 
beginnt wieder die Ausscheidung der Chromatinmaasen aus dem 
Kern, sie werden aber sofort von der Nucleolarsubstanz zu einem 
kugelschalenartigen Körper zusammengefaßt, der wie eine Haube 
dem Kern aufsitzt. Damit rechtfertigt sich auch bereits die Be- 


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Lebensgeschichte der Mastigamiiben M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. 131 

Zeichnung Xucleolarsubstanz, als deren wesentliche Funktion R. Hert- 
wic, (1898. 1902 i erkannte, das Chromatin zu organisieren. Der so 
gebildete Sporetienhaufen besteht also ans einer nucleolaren Grund- 
substanz, der zahlreiche kleine Chromatinkügelchen, die Sporetien, 
dicht eingelagert sind (Fig. 50). Im Leben ist jedes einzelne 
Kügelchen besonders schön durch seine starke Lichtbrechung cha- 
rakterisiert. Nunmehr rückt die Sporetienkugel von dem Kern ab 
und liegt in seiner Nähe frei im Plasma (Fig. 51). In diesem Zu- 
stande habe ich sie 24 Stunden unverändert liegen sehen. Dann 
beginnt eine Auflockerung der ganzen Masse, die zu einer starken 
Vergrößerung der ganzen Bildung führt, die jetzt als ellipsoidischer 
Körper von mehr als doppelter Größe des Kernes erscheint, in dem die 
einzelnen Sporetien nunmehr viel deutlicher zu erkenuen sind (Fig. 52). 
Nunmehr beginnen im Innern der Masse, wie an ihrer Oberfläche 
große Vacuolen zu erscheinen, die eine weitere Auflockerung herbei- 
führen (Fig. 53), und damit ist der Moment gekommen, in dem die 
Bildung der Gametenkerne aus den Sporetien beginnt. Sehr schön 
ist der Vorgang in Fig. 54 zu erkennen, die ein ganzes Tier in- 
mitten dieses Vorganges zeigt. Man sieht, daß das Tier sich in 
seinen vegetativen Funktionen durch den ganzen Prozeß gar nicht 
stören ließ. Es hat einen kleinen Algenfaden umflossen und aus- 
gesaugt und schickt nach den verschiedensten Richtungen seine 
Pseudopodien aus. An der Oberfläche finden sich zahlreiche Kleb- 
körner, im Innern eine Menge Bacteroiden. Der Kern ist durch 
den Algenfaden etwas deformiert und in seiner Nähe liegt ein stern- 
förmiger Haufen Xucleolarsubstanz (»«). In der Nähe dieses liegt 
nun der Rest der elliptischen Sporetienmasse, der immer noch in 
lebhafter Bildung von Gametenkernen begriffen ist. An dieser 
Stelle finden wir nun alle Stadien der Garaetenbildung, die nicht 
gleichzeitig entstehen, sondern sukzessive. In Fig. 54 a ist dieser 
Haufen stärker vergrößert dargestellt und da können wir den ganzen 
Prozeß erkennen. Zunächst vereinigen sich kleine Chromatin- 
kürnchen zu größeren Kügelchen. Diese lockern central ihre Sub- 
stanz auf, so daß sie im optischen Schnitt als chromatische Ringe 
erscheinen. In deren Innerm erscheinen dann feine Körner und 
damit ist ein Gametenkern gebildet. Die jungen Keine gelangen 
nun an die Peripherie des Haufens und hier umgeben sie sich als- 
bald mit einem hellen Hof. In diesem Zustand geraten sie in das 
Plasma des Macrogametocyten, in dem sie, wohl durch die Strömung, 
verteilt werden. Dabei wächst der helle Hof zu einem kleinen 
Protoplasmaleib an und somit erhalten wir den in Fig. 54 wieder- 

3 * 


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ilicHABD Goldschmidt 


gegebenen Zustand eines Tieres, in dessen Plasma bereits zahlreiche 
junge Gameten zerstreut liegen (g), während noch weiterhin neue 
von einem einheitlichen Sporetienhaufen ausgebildet werden. Ist 
der Prozeß zu Ende geführt so haben wir eine Mastigamöbe vor 
uns, deren Plasmaleib dicht mit kleinen Zellen angefüllt ist, wie es 
z. B. die später noch zu besprechenden Fig. 61 und 64 zeigen. 

Dem Leser wird sieh wohl bei dieser Schilderung zunächst der 
gleiche Gedanke aufdrängen, den ich auch hatte, daß es sich hier 
vielleicht um Parasiten handeln könne. Mir war der Gedanke be- 
sonders naheliegend, da ich ja genau die Präparate unseres leider 
so früh verstorbenen Hans Prandtl kannte, dem es gelungen Lst. 
den Entwicklungskreis einer Allogromia zu eruieren, deren geschlecht- 
liche Prozesse im Innern der Amoeba protcus oder anderer Protozoen 
vor sich gehen (Pkandtl 1907). Es hatte sich dabei gezeigt, daß 
Amöben in geradezu unglaublicher Weise infiziert sein können, ohne 
daß ihre vegetativen Funktionen darunter litten. Mein Verdacht 
ward erst definitiv entkräftet, als ich das Ausschlüpfen der Gameten 
beobachtet hatte und aus ihnen wieder die Mastigelia züchten konnte. 

Der zweite Modus der Entstehung der Macrogameten schließt 
sich mehr an die eingangs generell gegebene Schilderung der Spo- 
retieubildung an. Weder die Xucleolarsubstanz noch auch dem- 
entsprechend die Sporetien werden zu einer Kugel vereinigt. Die 
erstere verteilt sich in Strängen im Plasma und die Sporetien folgen 
dem mehr oder weniger. Es kommen dann Bilder, wüe Fig. 57, zu- 
stande. Nun beginnt an irgend einer Seite dieser Masse die Um- 
bildung der Chromatinpartikel zu Gametenkemen in genau der 
gleichen Weise, wie es oben geschildert wurde. Fig. 58 zeigt den 
Prozeß im Gange, Fig. 59 nahe seiner Vollendung. Die Bildung 
der Gameten und ihre Verteilung im Plasma bietet weiter nichts 
Neues. 

Der dritte Modus unterscheidet sich von den anderen dadurch, 
daß die frisch gebildeten Sporetien sogleich im Plasma überall ver- 
teilt werden. Dementsprechend verläuft auch die Bildung der 
Gametenkerne etwms anders. In Fig. 62 ist ein solcher Fall ab- 
gebildet, Die Sporetien sind noch in einer Art Centrum (sp) ver- 
einigt, von dem aber Körnchenreihen und isolierte Körnchen sich 
überall hinaus ins Plasma verteilen. An einigen Stellen im Plasma 
hat bereits die Gametenbildung begonnen. Sie ist in Fig. 62 A bei 
stärkerer Vergrößerung dargestellt. Man sieht zunächst die Spo- 
retien gruppenweise (a) oder auch einzeln in den Maschen des 
protoplasmatischen Wabenwerkes gelagert. Dann findet man Gruppen 


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Lebensgeschichte der Mastigamfiben M. vitrea n. sp. nnd M. setosa n. sjj. J33 

von diclit gedrängten Körnchen (b), die sich dann noch enger mit- 
einander vereinigen und zwar oft zu zwei nebeneinanderliegenden 
Kernanlagen (e). Um diese Häufchen sondert sich dann, noch ehe 
sie sich zu einem einheitlichen Kern konsolidiert haben, wieder der 
helle Hof (d) und dann erst beginnen die Körnchen miteinander zu 
verschmelzen ( e ) und bilden in derselben Weise wie sonst den 
Gametenkern. Es wurden aber auch in den Präparaten Fälle be- 
obachtet, in denen die Verteilung der Sporetien im Plasma des 
Macrogametocyten von Anfang an eine ganz diffuse war. Ein 
solcher Fall ist in Fig. 60 abgebildet. Im Plasma diffus zerstreut 
findet man kleinere und gröbere Gruppen von Sporetien, sowie in 
Bildung begriffene oder fertige Gameten. Bei stärkerer Vergrößerung 
ist ihre der eben geschilderten ähnliche Bildung in verschiedenen 
Stadien in Fig. 60A zn sehen. Nur in diesem Fall war es zu be- 
obachten. daß in Gameten, deren Protoplasmaleib fertig gebildet war, 
der Kern noch ein Sporetienhäufchen darstellte. Zum Schluß dieser 
Schilderung sei mehr als Kuriosum darauf aufmerksam gemacht, daß 
die hier beschriebene Gametenbildung im Innern des Muttertieres 
einen Prozeß darstellt, der in seinen einzelnen Phasen in merk- 
würdigster Weise mit den Anschauungen übereinstimmt, die die 
Begründer der Zellenlehre von der Entwicklung der Zellen über- 
haupt hatten. 

Wie der Protoplasmaleib der Gameten zustande kommt, ist mir 
nicht recht klar geworden. Daß sich, wie es sonst geschehen mag, 
ein Stück Plasma des Gametocyten um den Gametenkern sondert, 
ist hier nicht der Fall. Denn stets fand ich zuerst den hellen Hof, 
der an die berühmte Niederschlagsmembran erinnert. Wenn dann 
die Gameten heranwachsen, zeigen sie ein deutlich wabig struk- 
turiertes Protoplasma. Vermittelnde Bilder, die dies erklären könnten, 
habe ich nicht gesehen. 

Die Gameten erfüllen nun dichtgedrängt das Protoplasma. Sie 
zeigen meist eine länglich elliptische Form, sind aber auch oft 
kugelig und im Leben schon bei schwachen Vergrößerungen er- 
kennbar. Auch der Kern ist im lebenden Tier gut sichtbar; bis- 
weilen allerdings fiel mir auf. daß in den Gameten keine Spur da- 
von zu sehen war. Die Erklärung dafür gaben mir Präparate, wie 
das in Fig. 61 abgebildete. Hier sind in zahlreichen Gameten 
Mitosen in verschiedenen Stadien zu sehen und es zeigte sich, daß 
es sich dabei um Reduktionsteilungen handelte. In Fig. 63 sind 
einzelne solche Gameten stärker vergrößert dargestellt. Ein erstes 
Stadium zeigt « mit einer kleinen Spindel, in deren Äquator zahl- 


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Ricuard Goldschmidt 


reiche winzig kleine und deslialb weder zählbare noch in ihrer Form 
bestimmbare Chromosomen liegen; b zeigt die Spindel sehr langge- 
streckt und eine Art von Polkegeltt von einer helleren inneren Zone 
abgesetzt. Näheres Detail ist wegen der Kleinheit des Ganzen nicht 
zu ermitteln. In e ist ein Stadium mit Tochterplatten dargestellt 
und d zeigt einen Gameten nach vollendeter Teilung. Am einen Pol 
liegt der Kern, am anderen eine unregelmäßige chromatische Masse, 
der Reduktionskörper. Es wäre natürlich sehr interessant gewesen, 
festznstellen. ob eine oder zwei Reduktionsteilungen voiiiegen. Dar- 
über konnte ich aber keinerlei Sicherheit erhalten, da die Reduktions- 
körper keinen Anhaltepunkt gaben und aus den Mitosen sich eben- 
falls nichts schließen ließ. 

Nunmehr ist das ganze Tier dicht erfüllt mit reifen Macro- 
gameten und bietet entweder den Anblick, wie er in Fig. (14 bei 
starker Vergrößerung dargestellt ist. Es sind nur die in einer 
Ebene liegenden Gameten eingezeichnet, in Wirklichkeit sind es viel 
mehr. Ich schätze ihre Zahl auf 200—300. In den meisten erkennt 
man noch den Reduktionskörper. In dem abgebildeten Tier fand 
sich außerdem noch eine große dem Kern anliegende Masse Nucleolar- 
substanz. Es ist dies der einzige Fall, in dem ich noch Nucleolar- 
substanz in größeren Mengen nach der Gametenbildung fand. Über 
die Bedeutung dieser Erscheinung vermag ich mir keine Vorstellung 
zu machen. Bacteroiden sind immer noch in großer Menge vor- 
handen und im übrigen kriecht der Maerogametocyt umher und zeigt 
immer noch keinerlei Veränderungen seiner vegetativen Funktionen. 
Auch der Kern ist noch vollständig intakt, die einzige Veränderung, 
die er zeigt, ist, daß die chromatischen Körnchen der äußeren hellen 
Zone nicht mehr vorhanden sind und die innere Körnerkugel sich 
nicht mehr so stark wie vorher färbt. Im Leben sind solche Tiere, 
besonders wenn sie viel Nahrung enthalten, die die Gameten ver- 
deckt, nicht von gewöhnlichen zu unterscheiden. Erst jetzt beginnt 
der Maerogametocyt sich zu encystieren. Den Detailvorgang der 
Encystierung will ich erst bei den Microgametocyten schildern, wo 
ich ihn besser verfolgen konnte. Es sei nur bemerkt, daß bei der 
Bildung der sehr zarten und durchsichtigen, aber resistenten Cysten- 
hiille die Klebkörner eine Rolle spielen. Dementsprechend zeigt das 
gerade im Moment der Encystierung abgetötete Tier (Fig. 65) die 
ganze Oberfläche mit Klebkörnern dicht bedeckt und charakterist ischer- 
weise war auch der Körnchenbesatz um den Kern vorhanden. 

Die weiteren Vorgänge bis zum Ausschlüpfen der Gameten 
lassen sich begreiflicherweise nur nach dem Leben schildern. Fig. 6 


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Lebensgeschichte der Mastigamübeu M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. 135 

zeigt eine solche Macrogametocyste nach dem Leben gezeichnet. 
Sie ist umgeben von einer bei sehr starker Vergrößerung doppelt 
konturierten Membran. Das Plasma ist von zahlreichen großen 
Vacuolen durchsetzt, in denen bisweilen noch Reste ganz oder halb- 
verdauter Nahrung liegen. Zahlreiche Bacteroiden fallen durch ihre 
starke Lichtbrechung auf, ebenso kleine Körnchen, die eine Mole- 
kularbewegung zeigen. Der Kern enthält einen größeren und einige 
kleinere Binnenkörper und zeigt dasselbe schöne achromatische 
Wabenwerk, wie es vor der Teilung auftrat. Er ist umgeben von 
dem Kranz der uns wohlbekannten Körnchen. Die zwischen den 
Vacuolen liegenden Protoplasraazüge sind dicht erfüllt mit den 
Gameten, die genau Kugelgestalt haben und in ihrer Größe etwas 
ditferieren. Um das Bild nicht zu verwirren, sind nicht so viele 
dargestellt als wirklich vorhanden waren. Bei' stärkster Vergröße- 
rung zeigen sie feine Körnchen im Protoplasma, und hier und da 
auch den Kern. In diesem Zustande konnte ich die Cysten bis zu 
24 Stunden beobachten. Dann sieht man mit einemmal einige der 
Vacuolen im Plasma zusammenfließen, so daß es noch gröber vacu- 
olisiert wird wie bisher, und jetzt fangen auch die Gameten an 
sich zu bewegen. Bald hier, bald da sieht man einen von ihnen 
ruckweise eine kurze zuckende Bewegung ausführen, dann liegt er 
wieder eine Zeitlang still. Dieser Zustand dauert etwa 1 Stunde 
an, dann hebt sieh plötzlich der Inhalt der Cyste von deren Membran 
ab. die so deutlich wird, und bringt so ein Bild zustande, das an 
ein befruchtetes Seeigelei mit weit abgehobener Dotterhaut erinnert. 
Der Prinzipalkern war bisher ganz unverändert; jetzt platzt plötz- 
lich das Caryosom, d. h. man sieht es unter dem Mikroskop mit 
einem Schlage verschwinden, auch die übrigen Kernstrukturen werden 
undeutlich, und schließlich ist der ehemalige Kern nur noch an der 
Membran mit ihrem Körnchenbesatz zu erkennen. Dies Stadium ist 
in Fig. 7 dargestellt; man sieht vor allem die jetzt dichtgedrängten 
Gameten, die lebhaft hin und her zucken. Nach einer halben Stunde 
gelingt es ihnen endlich, sich aus dem Rest des Mutterkörpers zu 
befreien und in den durch das Platzen der Plasmavacnolen mit 
Flüssigkeit gefüllten Raum unter der Cystenmembran zu gelangen. 
Erst jetzt erkennt man, daß jeder Gamet eine lange Geißel besitzt, 
mit der er lebhaft umherschwimmt, bis plötzlich von dem wilden 
Trubel in ihrem Innern die Cystenhaut platzt und die Gameten aus- 
treten (Fig. 8). 


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Richaud Goldschmidt 


B. Die Entwicklung der Microgametoc.vten. 

Bei der Entwicklung der Microgametocyten können wir uns 
wesentlich kürzer fasseu, da zahlreiche Details genau sich vollziehen 
wie bei den Macrogametocyten. Für die Beobachtung im Leben 
sind die Microgametocyten aber noch günstiger, weil sie sofort mit 
Beginn der Entwicklungsprozesse in ein Ruhestadium eintreten. 
Hier läßt sich der Prozeß der Encystierung, der etwa in einer Stunde 
abläuft, auch sehr schön verfolgen. Ein Tier, das im Begriff steht 
dies zu tun, ist sogleich daran zu erkennen, daß es keine finger- 
förmigen Pseudopodien zeigt. Man sieht vielmehr aus dem abge- 
rundeten Körper bald nach dieser, bald nach jener Seite hin breite 
Ectoplasmasäume vorfließen. Den Eindruck, den man dabei erhält, 
möchte man so ausdrücken, daß das Tier unschlüssig erscheint, nach 
welcher Seite es sich wenden soll. Die Ectoplasmamassen zeigen 
aber auch eine Besonderheit gegen sonst, sie sind nämlich auf das 
deutlichste feinwabig gebaut. Da man, wie bereits oben erwähnt, 
für gewöhnlich diese Struktur des Ectoplasmas nur im gefärbten 
Präparat sehen kann, so muß man wohl annehmen, daß in diesem 
Moment eine chemische Veränderung des Protoplasmas statthat, 
die die Lichtbrechung von Wabenwand und -inhalt so verändert, 
daß sie nunmehr durch ihre Differenz sichtbar werden, während sie 
vorher wohl vorhanden, aber durch gleichmäßiges Lichtbrechungs- 
vermügen nicht nachweisbar waren. Nachdem dieser Prozeß der 
Ectoplasmavorwölbungen eine Zeitlang vor sich gegangen ist, tritt 
schließlich Ruhe ein, indem jetzt eine Kugel vorliegt, in der ein 
centrales dichtgekörntes Entoplasma mit dem Kern von einem 
hyalinen Ectoplasmasaum mit feinwabiger Struktur umgeben ist. 
Die rechte Hälfte der Fig. 10 zeigt dieses Stadium nach dem Leben. 
Die Wabenstruktur des Ectoplasmas ist aber für die gewählte Ver- 
größerung zu groß eingetragen, um nicht der Abbildung einen un- 
nötigen Umfang zu geben. Während dieses ganzen Prozesses hatten 
sich an der Oberfläche der Kugel die Klebkörner dicht angesammelt, 
wie die linke Hälfte der Fig. 11 darstellt. Und diese sieht man 
nun mit einemmal verschwinden und statt dessen eine doppelt kon- 
turierte, ein wenig gelblich schimmernde Cystenmembran auftreten. 
Stellt man im Moment ihrer Bildung auf die Oberfläche ein, so er- 
hält man das in Fig. 11 wiedergegebene Bild: die Oberfläche ist 
bedeckt mit zarten langen Fäden (die nicht etwa durch Falten 
vorgetäuscht werden), von denen oft mehrere parallel laufen. Ich 
glaube nicht fehlzugehen, wenn ich sie von den schlierenartig aus- 


r- 



Lebensgeschichte der Mnstigamüben M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. 137 


gezogenen Klebkörnern ableite, die auf diese Weise die Cysten- 
membran bilden. 

Die fertigen Cysten sind in ihrer Grüße außerordentlich ver- 
schieden. Sie schwankt im Durchmesser zwischen 55 und 80 u. Dies 
hängt wohl im wesentlichen davon ab, wieviel Nabrungsreste und 
dementsprechend große flüssigkeitsgefiillte Vacnolen noch im Plasma 
vorhanden sind. Der Unterschied zwischen Ecto- und Entoplasma 
hat sich mit Abschluß des Vorganges wieder völlig ausgeglichen. 
Im Innern der vollständig durchsichtigen Cyste liegt der große 
Kern von bekannter Struktur, außerdem zahlreiche Bacteroiden und 
lichtbrechende tanzende Körnchen. Erst jetzt beginnt die Sporetien- 
bildung aus dem Kern, die in gleicher Weise stattfindet wie bei den 
Maerogametocyten. so daß wir uns kurz fassen können. Auch hier 
beginnt der Prozeß mit der Bildung von Nucleolarsubstanz, die sich 
im Plasma verteilen kann, wie Fig. 66 zeigt. Um jede Masse dieser 
Substanz liegen die Bacteroiden in großer Zahl. Im Kern dieser 
Figur erkennt man auch bereits die peripheren Chromatinkörnchen, 
die die Sporetienbildnng einleiten. Diese häufen sich wieder an der 
Kernoberfläche an, wie es oben geschildert wurde, und zw'ar lassen 
sich ebenfalls verschiedene Typen beobachten. Einmal kann sich 
genau wie bei den Maerogametocyten eine kompakte einheitliche 
Sporetienmasse dem Kern anschmiegen, wie es in Fig. 67 dargestellt 
ist. In diesem Fall geht die Entwicklung zunächst wie bei den 
Maerogametocyten so weiter, daß sich die Masse vom Kern loslöst 
und als einheitlicher Haufen neben diesem liegt. Die Bildung des 
Gameten erfolgt aber erst, wenn die Sporetien sich, was innerhalb 
weniger Stunden geschieht, diffus im ganzen Plasma verteilt haben, 
wie sehr schön im Leben zu beobachten ist. In einem anderen Fall 
sammeln sich die Sporetien rings um den Kern an (Fig. 68) und 
verteilen sich erst von hier aus. Diese Verteilung kann dabei so 
vor sich gehen, daß sie reihenweise unter der Oberfläche der Cyste 
vorrücken, wie es in Fig. 70 dargestellt ist Oder aber die Sporetien 
häufen sich an einer Seite des Kernes an, um von hier strahlig 
innerhalb der Plasmastränge an die Peripherie zu wandern (Fig. 69). 
Ein solches Stadium wurde auch für die Abbildung nach dem Leben 
Fig. 4 gewählt, eine nähere Erklärung ist wohl nicht nötig. Das 
Vorrücken ins Plasma auf verästelten Straßen zeigt Fig. 71. 

Die Ausbildung der Gameten, deren Detail wie gesagt genau 
wie bei den Macrogameten verläuft und deshalb nicht nochmals be- 
sonders geschildert werden soll, erfolgt also meist diffus im Plasma. 
Es kommt aber auch vor, daß im Plasma sich die Sporetien erst 


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Richabd Gou.sciimidt 


wieder zu Gruppen ansammeln. Es dürfte dies wohl mit der Xucleolar- 
substanz Zusammenhängen, die ja auch wohl hier das Chromatin 
organisiert. Fig. 72 zeigt ein sehr charakteristisches solches Stadium, 
in dem außer den peripheren Sporetienhaufen auch noch reiche, den 
Kern umgebende Xucleolarsubstanz vorhanden ist. Die fertigen 
Gameten füllen nun wieder dichtgedrängt die Cyste an, wie Fig. 73 
zeigt. Ob auch bei ihnen Keifeteilungen Vorkommen, konnte ich 
nicht direkt beobachten. Abgesehen aber davon, daß dies schon an 
und für sich wahrscheinlich ist, fand sich in fertigen Gameten, wie 
Fig. 75 erkennen läßt, meist eine chromatische Masse vor, die dem 
Reduktionskiirper der Maerogameten so sehr gleicht, daß zweifellos 
auch das gleiche vorliegt. 

Was die Entwicklung der Microgametocyten weiterhin charakteri- 
siert, ist, daß bei ihnen im Gegensatz zu den Maerogametocyten der 
Kern alsbald nach der Sporetienbildung degeneriert. In Fig. 72 
sehen wir ihn bereits in ganz anormalem Zustande, verkleinert und 
chromatinarm. In Fig. 73 zeigt er die typischen Degeneratious- 
erscheinitngen. Zerfall und starke Yacuolisierung des Caryosoms. 
In der Cyste Fig. 74 ist er völlig degeneriert, bildet eine flache 
kuchenartige Masse, die dicht mit stark färbbaren Stäbchen an- 
gefüllt ist. Eine ähnliche solche Cyste ist nach dem Leben in 
Fig. 5 dargestellt, in ihr war aber der Kern überhaupt vollständig 
verschwunden. Diese Verschiedenheit im Verhalten des Kernes 
scheint, wenn Awf.iunzkw’s (1900) kurze Angaben richtig sind, ein 
Analogon bei Arcella zu haben. Er schreibt: „Bei Arcella schlägt 
die Degeneration der primären Kerne (der Stoffwechselkemej bei 
dem Beginn des Reproduktionsprozesses zweierlei Wege ein: ent- 
weder verlieren diese Kerne allmählich ihr Chromatin und existieren 
noch zu der Zeit, wo in dem Protoplasma der betreffenden Rhizo- 
pode infolge der Konzentration der chrotnidialen .Substanz die neuen, 
sekundären Geschlechtskerne auftreten, oder aber die primären Kerne 
werden noch vor der Differenzierung der sekundären Kerne, nachdem 
sie etwas Chromatin eingebüßt haben, aus dem Protoplasma nach 
außen gestoßen, wobei nach einem derartigen Ausstößen in dem 
Protoplasma von Arcella ebenso wie wir dies auch in dem ersteren 
Fall gesehen haben, eine gewisse Anzahl von Geschlechtskernen 
auftritt.“ In ersterem Fall werden dann Microgameten, im letzteren 
Maerogameten gebildet. (Das umgekehrte Verhältnis bei Arcella 
ist nur scheinbar, weil die Maerogameten der Mastigella ja morpho- 
logisch Microgameten zu vergleichen sind.) Die Cyste ist jetzt reif, 
um die Gameten ausschlüpfen zu lassen. Dies geschieht aber in 


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Lebeusgeschichte der Mastigamüben M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. 139 

einfacherer Weise wie bei den Macrogameten, ohne daß sich der 
Cysteninhalt von der Membran abhebt, sondern durch einfaches 
Platzen, wobei die Microgameten, die der Geißel entbehren, aus der 
Cyste herausgesdileudert werden. Es bleiben dabei aber immer 
zahlreiche Gameten, die nicht frei werden, innerhalb der zusammen- 
fallenden Membran zurück, und ein solches Präparat ist in Fig. 75 
dargestellt. 


C. Die Copulation und metagame Entwicklung. 

Die ausgetretenen Macrogameten haben einen Durchmesser von 
im Durchschnitt 3,6 /i, wenn die Große auch einigermaßen schwankt. 
Sie sind absolut kugelig und lassen den kleinen Kern im Innern 
erkennen und ein feinschanmiges Protoplasma, dem kleine Körnchen 
eingelagert sind. An einem Ende entspringt aus einem deutlichen 
Körnchen eine 15 — 18 fi lange Geißel. Im Ruhezustand wird sie 
wie eine Borste starr ausgestreckt. Hat man eine Macrogameto- 
cyste isoliert und die Gameten sind ausgeschlüpft, so schwimmen sie 
zuerst durch heftiges Schlagen mit der Geißel lebhaft umher, ohne 
daß sie aber sich dabei weit von der verlassenen Cystenhaut ent- 
fernen. Nach etwa einer halben Stunde liegen aber die meisten 
still und schlagen langsam mit der nach aufwärts gewandten Geißel, 
die dabei die in Fig. 12 gezeichnete Biegung zeigt. Nach einer 
weiteren Stunde hört auch diese Bewegung auf und nach einigen 
Stunden sind die Gameten tot. 

Die Microgameten messen im Durchschnitt 2,8 fi im Durchmesser 
und zeigen viel geringere Schwankungen in der Größe. Es sind 
ebenfalls kugelige Körpercheu, deren Kern nicht immer zu sehen ist 
(Fig. 12 a). Sie bleiben da liegen, wo sie beim Ausschleudern aus 
der Cyste hingerieten, da ihnen ja die Geißel und somit die Be- 
wegungsfähigkeit fehlt. Ihre Lebensdauer ist eine größere als bei 
den Macrogameten, denn sie wurden noch nach 48 Stunden intakt 
gefunden. 

Die Copulation der Gameten läßt sich beobachten, wenn man 
eine Anzahl verschiedenartiger Cysten unter dem Deckglas isoliert 
hat. Liegt eine Macro- und Microgametocyste nahe genug bei- 
einander, so schwimmen die Macrogameten auf die Microgameten 
zu und verschmelzen mit ihnen. In Fig. 12 c ist der Beginn dieses 
Prozesses gezeichnet, in d ist er weiter gediehen und die Zygote 
hat eine nierenförmige Gestalt angenommen. Die Geißel des Macro- 
gameten bleibt dabei erhalten und wird zur Geißel der neuen 
Generation. Natürlich wird wohl eine Kernverschmelzung der beiden 


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140 


Richard Goldschmidt 


Gameten stattfhiden. Im Leben konnte ich sie aber nicht sehen 
und Präparate dieser Stadien waren nicht zu erhalten. Die junge 
Zygote erscheint nun als ein kleiner Flagellat und behält bis auf 
weiteres diesen Zustand auch bei. Im gefärbten Zustand zeigt sie 
nicht mehr als auch im Leben wie Fig. 80 beweist. 

Der kleine Flagellat wächst nun heran und zwar ziemlich 
schnell. Schon nach 18 Stunden hat er den 3 fachen Durchmesser 
erreicht, wie Fig. 13 zeigt. Sein Protoplasma erscheint lockerer 
wie bisher, enthält meist an einem Pol gelagert zahlreiche licht- 
brechende Körnchen und im Centrum den Kern, der stärker an- 
gewachsen ist, als seinem ursprünglichen Größenverhältnis zum 
Plasma entspricht. Von einem stark lichtbrecheuden Körnchen 
entspringt die Geißel und nicht weit von ihrer Basis liegt eine 
kleine contractile Vacuole, die in regelmäßigen Abständen von 14 
Sekunden pulsiert. Der Flagellat, den man seinem Bau nach zu 
den Monadinen stellen würde, liegt meist ganz ruhig und führt da- 
bei mit der Geißel regelmäßige, wellige Schlagbewegungen aus. In 
diesem Zustand wächst er weiter heran, indem er sich von herbei- 
gestrudelten Bactérien nährt und erreicht bereits 48 Stunden nach 
der Copulation die in Fig. 14 gezeichnete Größe von 14 u Durch- 
messer. Der Kern ist unverhältnismäßig stark angewachsen, Geißel, 
Unbeweglichkeit und contractile Vacuole unverändert Und jetzt 
beginnt der Flagellat sich lebhaft durch eine typische Flagellaten- 
teilung zu vermehren. Fig. 15 zeigt einen solchen Teilungszustand, 
der sich durch die geradlinig scharf einschneidende Teilungsfurche 
charakterisiert. Die frisch aus der Teilung hervorgegangenen In- 
dividuen sind lang eiförmig und schwimmen sehr lebhaft mit der 
Geißel nach vorne umher (Fig. 16). Bald kugeln sie sich aber wieder 
ab. schwimmen noch eine Zeitlang herum, bleiben dann liegen und 
wachsen wieder auf die alte Größe heran. Auf diese Weise erhielt 
ich sowohl unter dem Deckglas, wo ein reicher Bacterienraseu gute 
Nahrung bot als auch in Uhrschälchenknlturen, die viele reife 
Cysten enthalten hatten, in wenigen Tagen zahllose Flagellaten. Im 
Uhrglas sammelten sie sich meist am Rand an. Wir haben also in 
der metagametischen Entwicklung der Mastigella einen monasartigen 
Flagellatenzustand, der längere Zeit anhalten kann. Es ist dies 
kein isoliertes Vorkommnis bei den Rhizopoden ; erst kürzlich wurde 
von Phandtl (1907) für Albxjrotma ein der Ausbreitung der Art 
dienendes Flagellatenstadium beschrieben. 

Nach einigen Tagen derartiger Vermehrung hörten aber die 
Teilungen auf und es war auffallend, daß alle Tiere eine starke 


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Lebensgeschichte der Mastigamobeu M. vitrea u. sp. und M. setosa n. sp. 141 

Tendenz zur Fora Veränderung zeigten. Anfänglich waren es nur 
stumpfe Höcker, die gebildet wurden, wie es ja auch bei echten 
Flagellaten beobachtet wird (Fig. 17). Bald konnte man aber sehen, 
daß die Flagellaten große Bactérien in derselben Weise umflossen 
und verzehrten, w r ie es die erwachsene Mastigella tut, was Fig. 18 
schön zeigt. Und schließlich traten gelegentlich an der Oberfläche 
feine spitze Pseudopodien auf, wie Fig. 19 zeigt Oder aber es 
wurde ein breites hyalines Pseudopodium vorgestreckt, wie in Fig. 20 
zu sehen ist. Kurzum, der Flagellat ging in den Zustand der 
Mastigamöbe über. Die typische Wanderfora mit einem großen 
hyalinen Pseudopodium, auf dessen Spitze die Geißel sitzt und das 
auch seitliche Pseudopodien treibt, wurde beobachtet (Fig. 21) und 
endlich stellten sich auch die Klebkörner ein, wie Fig. 22 zeigt. In 
diesem Stadium ließ sich auch bereits die typische Kernstruktur der 
Mastigella erkennen. Gefärbt ist ein der Figur 21 entsprechendes 
Tier in Fig. 81 abgebildet. Bis zu diesem Moment ließ sich die 
Entwicklung Schritt für Schritt unter dem Deckglas verfolgen. 
Weiter ging sie aber hier nicht und zwar glaube ich, daß die Ur- 
sache der eintretende Nahrungsmangel war, da von jetzt ab keine 
Bactérien mehr aufgenommen werden, sondern Algenfäden lind 
Diatomeen in der für das erwachsene Tier geschilderten Weise. In 
den Uhrschälchenkulturen wuchsen sie dagegen weiter; Zeitangaben 
über das Alter sind hier natürlich nicht möglich. Im allgemeinen 
boten die jungen Tiere keine wesentlichen Besonderheiten dar. Im 
Anfang fand ich die Bewegung häufig strömend, etwa in der Art 
der Amoeba proteus (Fig. 23, 24). Das in Fig. 23 abgebildete Tier 
ließ schon die Kömehenzone um den Kern erkennen, während das 
in Fig. 24 sich durch den Besitz zahlreicher Stärkekörner im Ento- 
plasma auszeichnete. Von dem weiteren Wachstum ist nur noch zu 
bemerken, daß gelegentlich an jungen Tieren eine Pseudopodien- 
bildung auftrat, wie sie an Erwachsenen nie beobachtet werden 
konnte. Fig. 25 zeigt eine solche Form — immer noch bei der 
gleichen Vergrößerung wie die vorhergehenden Stadien — mit ihren 
außerordentlich langen und spitzen Pseudopodien. Bei diesem Exemplar 
war das Entoplasma dicht gefüllt mit teilweise grünen Körnchen. 
Die weitere Entwicklung bis zum ausgewachsenen Zustand bietet 
nichts Besonderes dar; das einzige Bemerkenswerte ist vielleicht, daß 
jüngere Tiere in noch viel höherem Maße durchsichtig sind als er- 
wachsene, so daß sie manchmal nur bei völliger Abblendung sicht- 
bar sind. 

Zum Schluß dieses Abschnitts sei noch einmal kurz der Zeugungs- 


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Richard Goldschmidt 


kreis der MastigéRa vitrai an Hand der schematisierten Skizze Fig\ R 
rekapituliert. 1, 2, 3 zeigen die drei typischen Erscheinungsformen 
der Mastigelia in Ruhe, Fressen und Wanderung. Die vegetative 
Vermehrung geschieht durch eine mitotische Zweiteilung (3 a) mit 
langanhaltender Doppelkernigkeit (3 b). Die geschlechtliche Fort- 



Fig. R. 


Pflanzung wird eingeleitet durch die Sonderung in Macro- und Micro- 
gametocyten, indem erstere weiterhin im amöboiden Zustand ver- 
harren und äußerlich in Bewegung, Nahrungsaufnahme usw. sich in 
nichts von gewöhnlichen Tieren unterscheiden. Im Innern geht aber 
inzwischen die Gametenbilduug vor sich. Im Kern gehen Ver- 
änderungen vor, die mit der Ausstoßung chromatischer Massen ins 
Protoplasma enden (4b). Dieser Sporetienhaufen kann als einheit- 
liche Masse beisammen bleiben und dann wie ein 2. Kern aussehen (5 b) 


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Lebensgeschichte der MastiçamGben M. vitrea n. sp. und SI. setosa n. sp. 143 

oder sich nach verschiedenen Typen im Plasma verteilen. Die ein- 
zelnen Sporetien wandeln sich dann, je nach ihrer vorherigen Ver- 
teilung etwas verschieden, in kleine Gametenkerne um, von denen 
sich ein jeder mit etwas Protoplasma umgibt (6 b). Schließlich ist 
der ganze Macrogametocyt vollständig mit Gameten erfüllt. Haben 
sie eine gewisse Größe erreicht, so bildet ihr Kern eine Richtungs- 
spindel und es wird ein (vielleicht auch zwei) Reduktionskürper ans- 
gestoßen. Jetzt kugelt sich das Tier ab und bildet eine Cyste (8 b). 
Nach einiger Zeit geht der alte Prinzipalkern zugrunde, die Gameten 
beginnen sich zu bewegen, der Inhalt der Cyste zieht sich von der 
Membran zurück, diese platzt und die Macrogameten werden frei (9 b). 

Der Microgametocyt encystiert sich vor der Gametenbildung und 
bildet dann in gleicher Weise aus dem Kern die Sporetien (4 a). 
Diese wandern meist zur Peripherie und können hier zahlreiche 
Gruppen bilden (5 a). Aus ihnen bilden sich die Gametenkerne und 
Gameten in gleicher Weise wie beim Macrogametocyt aus (6a). 
Der Prinzipalkern degeneriert hier schon im Beginn des Prozesses. 
■Schließlich ist die Cyste wieder ganz mit Microgameten gefüllt (7 a) 
und platzt dann, wodurch die kleineren, geißellosen Microgameten 
frei werden (9 a), dazwischen liegt wahrscheinlich auch eine Re- 
dnktionsteilung (8 a). Die Gameten verschiedener Cysten copulieren 
miteinander (10, 11), wobei die Geißel des Macrogameten erhalten 
bleibt und die Geißel der neuen Mastigamöbengeneration bildet. Die 
Zygote nimmt aber zunächst monadenartige Flagellatengestalt an 
und vermehrt sich eine Zeitlang durch Längsteilung (12, 12 a, b). 
Nur die gerade aus der Teilung hervorgegangenen Individuen 
schwimmen umher, die anderen liegen am Boden und schlagen kurz 
mit ihrer Geißel. Nach einiger Zeit beginnt dann wieder die amöboide 
Bewegung und das Tier wächst zur Mastigamöbe heran (13, 14). 

2. Mast if/ i na setosa. 

Die geschlechtliche Fortpflanzung der Mastigina ähnelt in vielen 
Punkten der der Mastigella, zeigt aber doch einige Verschiedenheiten, 
die besonders für unsere theoretischen Auffassungen von Bedeutung 
sind. Leider vermag ich sie nicht mit der Vollständigkeit zu 
schildern wie für Mastigella. da die Mastigina doch im Verhältnis 
zur monatelang nach tausenden vorhandenen Mastigella ziemlich 
selten war. Immerhin genügen die Daten, die ich besitze, um ein 
einigermaßen vollständiges Bild zu geben. Wie dort, so wurden 
auch hier alle vorliegenden Stadien oft oder doch mehrmals be- 
obachtet. 


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144 


Richard Goldschmidt 


A. Die Macrogametocyten. 

Auch bei Mastigina ist von Anfang an eine Differenz zwischen 
Macro- und Microgametocyten zu erkennen. Sie äußert sich in 
gleicher Weise wie bei Masligelta darin, daß erstere bis znr Aus- 
bildung der Gameten ungestört ihr vegetatives Leben weiterführen, 
während letztere sich sofort encystieren. Ich habe, oben bereits kurz 
mitgeteilt, daß sich in der erwachsenen Mastigina stets im Proto- 
plasma chromatische Partikel finden, die nach ihrem Schicksal als 
Spore tien zu bezeichnen sind (propaga torische Chromidien). Ihre 
Verteilung im Plasma kann eine verschiedenartige sein. Sie können 
einmal den Anblick bieten, wie ihn Fig. 42 zeigt, d. h. große chro- 
matische Körner, die ziemlich regelmäßig im gesamten Protoplasma 
verteilt sind. Oder aber es sind nicht so zahlreiche Gruppen kleiner 
Körnchen wie Fig. 40 zeigt. Sie können dann ziemlich regelmäßig 
in einer Zone des Protoplasmas in den Kanten zwischen den Yacuolen 
liegen, wie besonders schön das der Fig. 70 zugrunde liegende Tier 
zeigt. Ihre Sporetiennatnr erweisen diese Körnchen, sobald die Fort- 
pflanzung beginnt, indem sich aus ihnen die Gametenkerne entwickeln. 
Dies kann aber auch hier wieder in etwas differenter Weise, je nach 
der Verteilung der Sporetien vor sich gehen. Ein Beispiel ist in 
Fig. 77 abgebildet. Hier bildeten sich die Kernchen aus größeren 
Chromatinkiigelchen, die sich auf lockern und ringförmig im optischen 
Schnitt erscheinen. Dann wachsen sie heran und nehmen typische 
Kernstruktur an. Die Verteilung dieser jungen Gametenkerne im 
Plasma ist dabei eine ganz unregelmäßige. In Fig. 77 liegen viele 
auf einen Haufen gedrängt im Hinterende des Tieres, in anderen 
Fällen waren sie diffus durch das Plasma verteilt usw. Waren die 
Sporetien schon vorher in Form kleiner Körnchengruppen ausgebildet, 
so bilden sich die Kernchen, ganz ähnlich wie bei Mastigdla, durch 
Zusammenschluß der Körnchen, vie Fig. 89 zeigt. Jedenfalls ist 
schließlich der Macrogametocyt dicht angefüllt mit kleinen Gameten- 
kernen. Ein Unterschied gegen Mastigdta besteht darin, daß die 
Kerne lange nackt im Plasma liegen bleiben, ehe sich um sie eine 
Protoplasmaportion sondert. An dem ganzen Prozesse nimmt der 
Kern der Mastigina nicht den geringsten Anteil, er verändert seine 
Struktur in keiner Weise und liegt, stets ganz für sich an der Ober- 
fläche. Wie weitgehend seine Unabhängigkeit ist, zeigt das in 
Fig. 43 abgebildete Tier, das bereits vollständig mit fertigen Gameten- 
kernen angefüllt ist und sich trotzdem noch teilt. Ein Analogon 


ninitiTorl i- ( -..y-yaJp 



Lebens^eachichte der Mastigamöben M. vitrea n. sp. und M. setosa n. ap. 145 

dazu bieten die Beobachtungen Pkandtl's (1907) an Attogromia, bei 
der sich auch die Gametocyten noch teilen können. 

Erst jetzt sondert sich um die Gametenkerne ihr Protoplasma 
ab. In welcher Weise dies vor sich geht, vermag ich nicht zu sagen, 
da das lebende Tier nicht genügend durchsichtig ist und ich im 
gefärbten Präparat diese Stadien nicht erhielt. Jedenfalls ist das 
Ende des Prozesses das gleiche wie bei Mastigella, daß nämlich der 
Macrogametocyt vollständig mit Gameten gefüllt umherkriecht. Im 
Leben kann man dies besonders gut am Hinterende erkennen, das 
durchsichtiger ist und zu dem durch die Strömung immer wieder die 
Gameten geführt werden. Das Hinterende eines solches Tieres ist 
in Fig. 26 nach dem Leben wiedergegeben (g = Gameten). Im ge- 
färbten Präparat besitze ich dies Stadium ebenfalls nicht, da die 
im Leben beobachteten Tiere bei ihrer relativen Seltenheit stets 
weitergezüchtet wurden und später, als dies nicht mehr nötig war. 
die geschlechtliche Fortpflanzung erlosch. Erst jetzt erfolgt, wieder 
in Übereinstimmung mit Mastigelia, die Encystierung, deren genauen 
Verlauf ich wieder für die Microgametocyten darstellen werde. 

Die fertige Macrogaraetocyste ist in Fig. 9 nach dem Leben 
dargestellt. Die Cyste zeigt stets in typischer Weise die dort zu 
erkennende ellipsoidische Gestalt. Sie ist im Gegensatz zu der der 
Mastigelia sehr dickwandig und fest. Die Cystenhülle besteht aus 
zwei verschiedenen Membranen; die innere (ic) ist ziemlich diinn. 
homogen und durchsichtig und zeichnet sich durch einen gelblichen 
Schimmer aus. Die äußere ist viel dicker aber nicht vollständig 
gleichmäßig, sondern an den Polen etwas stärker. Sie ist glashell 
aber durch und durch mit feinen Körnchen durchsetzt. Die innere 
Hülle ist nichts anderes wie die erhärtete Pellicula des Tieres. Von 
der äußeren, deren Entstehung nicht direkt verfolgt werden konnte, 
nehme ich an, daß sie ans den verflüssigten Borsten entstand, was 
nicht so sehr merkwürdig ist, wenn wir die Homologie der Borsten 
mit den Klebkörnern zu Recht erkennen. Das Innere der Cyste ist 
ausgefüllt mit einer ungeheueren Menge dicht gedrängter Gameten (gl 
Sie müssen eine Geißel besitzen, da sie von Zeit zu Zeit ruckweise 
Bewegungen machen. Außerdem finden sich zahlreiche gelbe Öl- 
kugeln (oe) unter der Oberfläche und kleine lichtbrechende Körnchen. 
Vom Kern ist in der dichten Gametenmasse nichts mehr zu er- 
kennen. In diesem Zustand bewahrte ich die Cysten wochenlang 
auf, ohne daß die Gameten ansschlüpften. Unter welchen Be- 
dingungen dies geschieht, ist mir rätselhaft; in den Kulturen muß 
es bald nach Auftreten der Cysten geschehen sein, da dort ganz 

Archiv für Protistenkunde- Sappl. I. 10 


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14 « 


Kichahd Goldschmidt 


junge Tiere auftraten, die sich dann zu typischen Mastiginen weiter 
entwickelten. 

B. Die Microgametoeysten. 

Wie bei Mastigelia so beginnt auch bei Mastigim die Micro- 
garaetenbildung mit der Encystieruug. Ein im Begriff der Encystierung 
stehendes Tier ist an dem Fehlen der Geißel zu erkennen, die ent- 
weder abgeworfen oder resorbiert wurde. Ein solches bewegt sich 
träge und direktionslos hin und her. Am einen Ende des Körpers 
liegt der Kern, im Innern sind zahlreiche polygonale gelbliche 
Plättchen zu sehen. An dem dem Kern entgegengesetzten Ende 
tritt nun eine Art von Bruchsack hervor, dessen Oberfläche auch 
mit den typischen Borsten bedeckt ist, aber keine Spur der Pelli- 
cula zeigt, die am Beginn des Sackes plötzlich auf hört (Fig. S,). Die 



Oberfläche des Sackes ist von lauter kugeligen Höckern begrenzt 
die dem Ganzen das typische Aussehen einer Maulbeere geben, womit 
Frenzkl trefflich derartige Bildungen verglich. Während nun das 
Tier unter trägen plumpen Bewegungen seine Form fortgesetzt ver- 
ändert, werden alle die gelben Plättchen allmählich durch die Plasma- 
strömung in den hinteren Sack gebracht, bis das Plasma völlig frei 


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Lebensgescliicht« der Mastigamiiben M. vitrea n. sp. uud M. setosa n. sp. 147 

von ihnen ist (Fig. S t ). Dieser Prozeß war in dem gezeichneten 
Beispiel in 2 Stunden vollendet. Und nunmehr wird der Sack wieder 
in den Körper eingezogen, während sich über ihm die Pellicula 
wieder schließt (Fig. Sj). Wenn dieser Prozeß beendet ist (nach 
etwa 3 Stunden), hat der Körper eine breit ovale Gestalt (Fig. S 4 ). 
Nun beginnt er wieder hin- und herzurollen, streckt nach ver- 
schiedenen Seiten breite hyaline Lappen vor und kommt endlich nach 
einer weiteren Stunde zur Kühe, indem er die typische ellipsoidische 
Cystenform annimmt. Dann folgen in kurzen Abständen noch einige 
convulsivische Zuckungen mit Veränderungen der ganzen äußeren 
Form, bis nach ungefähr ö Stunden vom Beginn des Prozesses 
dauernd Ruhe eintritt. Jetzt sieht man die Pellicula dicker werden 
und sichtlich zu einer derben gelben Membran erhärten. Die Boraten 
sind noch vorhanden und bleiben bei der Microgametocyste auch 
dauernd erhalten (Fig. S 5 ). Die polygonalen gelben Plättehen hatten 
sich während des letzten Prozesses an einer Stelle der Oberfläche 
beisammen befunden, indem sie wie ein Mosaik beisammen lagen. 
Mit Beendigung der Encystierung verwandeln sie sich plötzlich in 
kugelige Öltröpfchen. Der Kern hat bis zum Schluß der Encystierung 
seine normale Struktur in nichts geändert. In dem Plasma beginnen 
sich aber schon vor vollständigem Abschluß des Encystierungs- 
prozesses Veränderungen abzuspielen (etwa nach 4 Stunden), die 
nun auch beobachtet werden können, weil durch die Ansammlung 
des deutoplasmatischen Materials an einem Punkte das Plasma jetzt 
durchsichtig ist. Man sieht plötzlich diffus im Plasma verteilt kleine 
lichtbrechende Kügelchen anftauchen, die nichts anderes sind als die 
Gametenkerne. Um sie tritt mit Vollendung der Encystierung ein 
heller Raum auf, das Plasma der Gameten, die nun immer größer 
werden. Zuerst sind sie in ihrer Größe sehr verschieden, etwa 
8 Stunden aber nach Beginn des ganzen Prozesses sind sie alle 
gleich groß und erfüllen die jetzt fertige Cyste. Der Kern, der auf 
das schönste zu sehen ist. beginnt mit der Gainetenbildung zu 
degenerieren. Man sieht sein durch starke Lichtbrechung charak- 
terisiertes Chromatin sich zu größeren Klumpen zusammenballen und 
diese werden vaeuolisiert. Mit Abschluß der Gametenbildung ist der 
Kern vollständig verschwunden. 

Dieser Schilderung nach dem Leben läßt sich auf Grund der 
Präparate nur wenig noch zufügen. Die Ausbildung der Game.ten- 
kerne aus den Sporetien erfolgt in genau der gleichen Weise wie bei 
den Macrogametocyten. Fig. 78 zeigt eine solche Microgametocyste 
etwa zur Zeit der convulsivischen Zuckungen vor Schluß der 

10 » 


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148 


Richard Goldschmidt 


Eucystierung, wodurch ihre unregelmäßige Gestalt bedingt wird. Im 
Innern findet die Bildung der Gametenkerne statt und zwar auch 
hier gruppenweise an verschiedenen Punkten der Cyste. In Wirk- 
lichkeit ist natürlich die Zahl der Gruppen eine viel größere, da 
nur ein optischer Schnitt gezeichnet ist. Viele Kerne sind schon 
fertig, andere in der bekannten Weise im Entstehen aus Sporetien 
begriffen. Der Kern der Cyste (Prinzipalkern) zeigt bereits die 
Zeichen beginnender Degeneration. Eine fertige Cyste zeigt endlich 
Fig. 79. Die an dem einen Ende der Pellicula aufsitzenden gestielten 
Bläschen sind Protoplasmatröpfchen, die beim Abtöten ausgepreßt 
wurden. Die Gametenkerne liegen mit einer gewissen Regelmäßig- 
keit im Protoplasma zerstreut, ohne aber schon ihr Plasma um sich 
abgegrenzt zu haben. Diesen letzteren Prozeß konnte ich auch bei 
den Microg&metocyten nur im Leben beobachten. Der Prinzipalkern 
ist in vollständiger Degeneration begriffen, hat unregelmäßige Con- 
turen, enthält vacuolisierte chromatische Massen und große mit einer 
schwach färbbaren Flüssigkeit angefüllte Blasen. 

C. Die metaganie Entwicklung. 

An dieser Stelle muß ich in der Darstellung des Kntwicklungs- 
cyklus der Mastigina einige Fragezeichen einschalten, da wie gesagt 
das Ausschlüpfen der Gameten und ihre Copulation nicht beobachtet 
werden konnte. Wenn man aber die prinzipielle Übereinstimmung 
der ganzen Vorgänge mit denen der Mastigelia bedenkt, ist es wohl 
erlaubt anzunehmen, daß auch hier die Gameten in ähnlicher Weise 
copulieren. Ob allerdings der Copulation ein Flagellatenstadium 
folgt, dafür fehlen mir alle Anhaltspunkte. Dagegen traten nach 
der Cystenbildung in meinen Kulturen die ganz jungen Mastiginen 
auf, die ich bis zur Umbildung in das erwachsene Tier verfolgen 
konnte, so daß ich diesen Teil des Cyklus abschließen kann. 

Ihrer Größe nach können diese jungen Tiere nicht weit von 
der Zygote entfernt sein. Fig. 27 zeigt sie nach dem Leben. Fig. 83 
im Präparat. Sie sind sofort an der eigenartig opaken Beschaffen- 
heit ihres Plasmas zu erkennen. Im Vorderende des Körpers liegt 
der kleine kugelige Kern, und aus ihm entspringt die lange, nach 
vorn gerichtete Geißel. Im gefärbten Präparat erkennt man. daß 
der Kern einen großen chromatischen Binnenkörper besitzt und daß 
die Geißelbasis durch die Kernmembran hindurch zu diesem tritt. 
Bei etwas größeren Tieren kann man dieses merkwürdige Verhalten 
sogar im Lehen beobachten. Die Bewegung dieser kleinsten Formen 
ist ein Schwimmen mit Hilfe der nur wenig sich bewegenden Geißel 


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Lebensgeschichte der Mastigamiiben M. Titrea u. sp. und M. setosa u. 8p. 149 


unter ständiger amöboider Bewegung des Körpers. Nun wachsen 
die Tiere auf etwa das Doppelte heran, wobei die einzige Verände- 
rung, die sie erleiden, ist, daß das Plasma eine deutliche feinkörnige 
Beschaffenheit annimint. Jetzt aber vollzieht sich ein Pro- 
zeß von allergrößter Wichtigkeit. An der Oberfläche 
des Kernes wird eine chromatische, aus feinen Körnchen 
bestehende Masse ausgeschwitzt (Fig. 82), die, wie die 
stärker vergrößerte Fig. 82A deutlich zeigt, halbmond- 
förmig der an dieser Stelle nicht mehr sichtbaren 
Kernmembran aufliegt. Gleichzeitig ist der chro- 
matische Binnenkörper des Kernes viel kleiner ge- 
worden. Wir haben hier nichts anderes vor uns als 
die Entfernung der Sporetien aus dem zuerst ge- 
mischten Kern, als die Trennung der somatischen und 
propagatorischen Kernsubstanz, die von jetzt ab für 
das ganze Leben erhalten bleibt. Die Sporetien rücken 
alsbald nach ihrer Elimination vom Kern ab und liegen als ein 
aus gleichmäßig großen, sehr stark färbbaren Körnchen zusammen- 
gesetzter Haufen irgendwo im Plasma (Fig. 86). Anfangs glaubt« 
ich eine Zahlenkonstanz dieser Sporetien nachweisen zu können, 
mußte mich aber bald von dessen Unmöglichkeit überzeugen. Um 
das weitere Schicksal dieser Sporetien zu erledigen, so liegen sie 
noch eine Zeitlang in einem gemeinsamen Haufen beieinander (Fig. 85) 
und verteilen sich dann in verschiedener Weise im Plasma (Fig. 84, 
87, 88). Dabei erfahren sie bis zum erwachsenen Zustande eine be- 
deutende Vermehrung, und da nichts darauf hindeutet, daß aus dem 
Prinzipalkern neuer Nachschub erfolgt, so müssen sie sich wohl 
selbständig ernähren und vermehren. Übrigens müssen wir das 
gleiche ja auch für die Sporetien (sog. 

Ohromidialnetz) der beschälten Rhizopoden 
annehmen. 

Die junge Mastigina selbst zeigt bei 
ihrem Heranwachsen von der Bildung der 
Sporetien an mancherlei interessante Be- 
sonderheiten. Das betrifft vor allem den 
Bewegungsmodus. Die Bewegung mit 
Hilfe der Geißel hört bald auf und an 
ihre Stelle tritt eine amöboide Bewegung 
von dem Typus der Amoeba proteus ; Fig. T 
zeigt ein solches Tier mit seinen lappigen Pseudopodien. Dann folgt — 
es variiert dies etwas in der Zeit und der Größe der betreffenden Tiere 





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150 


Kk'Haki) Goldschmidt 


— eine ausgesprochen amöboide Bewegung durch Rollen auf der 
Unterlage, und in diesem Zustande können dann, das einzige Mal 
im Leben, fingerförmige Pseudopodien gebildet werden. In Fig. 85 
ist das Hervorbrechen solcher Pseudopodien aus der Pellicula z« 
sehen, ein besonders schönes Exemplar mit zahlreichen langen Pseudo- 
podien ist nach dem Leben in Fig. 28 abgebildet Nun folgt eine 
Zeit, in der die Bewegung bereits typisch maxtigina-artig ist wo 
aber auf der Oberfläche merkwürdig zugespitzte stachelartige Pseudo- 
podien ausgestreckt werden. In Fig. 29 ist ein Tier mit wenigen 
Staclielpseudopodien nach dem Leben dargestellt, ein größeres mit sehr 
vielen zeigt nach einem Präparat Fig. 84. Endlich folgt das typische 
Maxtigina - Stadium (Fig. 87), in dem dann die Bildung der Borsten 
aus Klebkürnern, wie schon oben geschildert, erfolgt. Fig. 30 zeigt 
nach dem Leben eine solche Form, die dicht mit den Klebkörnern 
besät ist, und Fig. 88 im Präparat ein Tier mit den fertig gebildeten, 
allerdings noch kurzen und sehr dichten Borsten. Von hier aus bis 
zum ausgewachsenen Tier — ein Wachstum auf etwa die 6 fache 
Länge — ist nichts Besonderes mehr zu beobachten. In meinen 
Kulturen vollzog sich die gesamte hier geschilderte metagametische 
Entwicklung in etwa 3 Wochen. 

Nach der Sporetienbildung erfahrt auch der Kern Veränderungen, 
die ihn zum typischen MaMigina - Kern machen. Er wächst stark 
heran, der chromatische Binuenkürper in seinem Innern lockert sich 
auf, zerfällt in einzelne Partikel (Fig. 87), die dann an die Peripherie 
rücken und mit Entwicklung der Borsten (Fig. 88) ist auch der 
typische Maxtigina - Kern nahezu fertig. Die Geißel ist nicht mehr 
in das Innere des Kernes zu verfolgen. Im übrigen bietet sie gegen 
die erwachsene Maxtigina nichts Besonderes. 

Zum Schluß dieses Abschnittes sei wieder der Entwicklungscyclus 
der Masligina an Hand des Schemas Fig. U kurz resümiert. Die 
vegetative Vermehrung geschieht durch Zwei-Teilung, wobei sich der 
Kern aiuitotisch teilt und der Körperobertläche entlang wandernd 
die beiden Kerne an das entgegengesetzte Ende gelangen, worauf die 
Teilhälften auseinanderkriechen (1, 1 a, 1 b). Die geschlechtliche 
Vermehrung beginnt wieder mit einer Sonderung von Micro- und 
Macrogametocyten. Bei letzteren bilden sich zunächst aus den zeit- 
lebens im Plasma verteilten Sporetien Gametenkerne (2 b); um diese 
sondert sich etwas Protoplasma ab und so kriecht der Macro- 
gametocyt mit intaktem Prinzipalkern vollständig mit Gameten ge- 
füllt umher (3 b i. Nach einiger Zeit encystiert er sich, indem er 
eine eiförmige Cyste bildet, die von zwei Cystenhüllen umgeben ist. 


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Lebenspeechirhte der Ma»tigamöbeu M. vitrea n.sp. und M. aetosa n. sp. 151 

von denen die innere von der Pellicula stammt, die äußere wohl 
aus dem Borstenbesatz ; der Prinzipalkern verschwindet in der Cyste 
(4 b). Der Prozeß der Microgametenbildung unterscheidet sich von 
dem geschilderten nur dadurch, daß der Microgametocyt sich sogleich 
encystiert und währenddessen die. Gametenkeme gebildet werden (3 a). 
Die Cystenhülle besteht hier nur aus der festgewordenen Pellicula, 
die Borsten bleiben erhalten. Der Kern degeneriert schon, bevor 



die Gametenkeme gebildet sind. Um diese sondert sich dann Plasma 
ab und die Microgameten sind fertig (4 a). Das Ausschlüpfen der 
Gameten und die Copulation wurde nicht beobachtet. Die jungen, 
wohl direkt aus der Copulation hervorgegangenen Tiere haben noch 
kein Chromatin im Plasma (5). Dies, d. h. die Sporetien. wird aber 
schon sehr früh aus dem Kern eliminiert (6) und verteilt sich dann 
im Plasma (7). Den jungen Tieren fehlt das Haarkleid und sie sind 


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Richaud Goi.dschmidt 


imstande, fingerförmige Pseudopodien zu bilden (8). Nach einiger 
Zeit tritt die charakteristische Rollbewegung ein und auf der Ober- 
fläche entstehen stachelige Pseudopodien (9), endlich werden die 
Borsten aus Klebkörnern gebildet und der Kern nimmt auch seine 
definitive Struktur an. 


IV. Systematisches. 

Es erscheint notwendig, an die Schilderung der Lebensgeschichte 
iler beiden Mastigamöben einige Betrachtungen über die Systematik 
dieser Gruppen anzuschließen, und zwar ist zunächst die Aufstellung 
der beiden neuen Spezies zu rechtfertigen. Was die Mastigitia setom 
anbetrifft, so ist dies leicht, da ein so auffallender Organismus selbst 
in der unvollkommensten Beschreibung wiederzuerkennen wäre. So- 
viel mir bekannt wurde, ist aber K. C. Schneides der einzige, der 
unsere Form schon beobachtete. Seine Schilderung lautet : „Ich hatte 
Gelegenheit, eine Mastigamoeba zu untersuchen, die sich von 
der M. aspera Schulze nur durch den Besitz von feinen stairen 
Cilien (Borsten) unterschied. Da sich aber auch Exemplare ohne 
den Borstenbesatz fänden, so zweifle ich nicht an der Identität und 
wende den ScHULZE’schen Kanten auf meine Form an. Die genauere 
Untersuchung zeigte folgendes: Es ist eine deutliche Pellicula, d. li. 
ein feines Häutchen, das sich vom Ectosark scharf abhebt, aus- 
gebildet und auffällig charakterisiert durch eingelagerte glänzende 
Körnchen, die sich — je eines — an der Basis einer Cilie finden 
und daher als Basalkörner zu deuten sind (Fig. 7). Auch Blochmann 
beobachtete an der Basis jeder Cilie bei seiner Pelomyxa einen 
glänzenden Punkt, „wie man ihn ja leicht an den Cilienursprüngen 
der Infusorien sieht,“ der also jedenfalls auch ein Basalkorn repräsen- 
tierte. Die Beziehung der feinen, relativ langen Borsten zu den 
Körnchen war an gelegentlich auftretenden kurzen Pseudopodien 
besonders deutlich zu erkennen (Fig. 7 c und d). Aber außer den 
Borsten fanden sich auch kurze stäbchenförmige Gebilde auf der 
Pellicula (Fig. 7e), die mir identisch mit den von Schulze be- 
schriebenen Rauhigkeiten an der Oberfläche seiner Form zu sein 
scheinen. Ich möchte die Ansicht äußern, daß es sich hier um junge 
Borsten handelt, die vom Basalkom, aus dem sie hervorwachsen 
dürften, noch nicht scharf gesondert sind. Eine Fortsetzung der 
Rauhigkeiten oder der Borsten ins Innere des Ectosarks hinein, 
etwa in Form eines Wurzelapparates war nirgends zu beobachten. 


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Lebensgeschichte der Mastigamüben M. vitrea u. 8p. und M. setosa n. sp. 153 


während gerade die Beziehung der uns hier nicht weiter interessieren- 
den Geißel zum Kern, also ihre Fortsetzung ins Plasma, ohne weiteres 
festgestellt werden konnte (Fig. 7 a). 

Für Dactylosphaerium beschreiben Hertwig und Lessek ein ähn- 
liches rauhes Aussehen der Pseudopodien, bringen es aber zur Con- 
traction in Beziehung und vergleichen die Rauhigkeiten mit den 
Zöttchen, wie sie am Hinterende fast aller Amöben bei der Be- 
wegung beschrieben wurden. Indessen hat diese Zottenbildung nichts 
mit Contractionszn ständen zu tun, und ferner fand ich eine Amöbe, 
die in ihrem Aussehen ganz dem Dactylosphaerium glich, die aber 
auch an den gestreckten Pseudopodien (sowie am ganzen Körper) 
mit Rauhigkeiten bedeckt war. Diese kleinen Höcker schienen mir 
im wesentlichen identisch mit denen der Mastigamöba, so daß 
ich nicht Bedenken trage, mit Bütschij die HERTwro-LEssER’sche 
Form mit der ScHULZB’schen (und LEiuv’schen) zu vereinigen. Mangel 
oder Vorhandensein einer Geißel erscheinen mir nicht von besonderer 
Bedeutung, da eistens die Geißel leicht übersehen, zweitens aber 
auch ihr Mangel ein rein zufälliger sein kann. Ich fand ein Tier 
(ohne Borsten, aber doch am Kern leicht als hierher gehörig er- 
kennbar), das nur einen Geißelstummel besaß und derart die Mög- 
lichkeit völligen Verlustes nahe legte.“ 

Es unterliegt nach dieser Beschreibung und der Abbildung gar 
keinem Zweifel, daß uns die gleiche Form vorlag. Ich kann aber 
nicht zugeben, daß sie in irgend einem näheren Zusammenhang mit 
Mastigamoeba aspera steht. Schneider begründet dies vor allem mit 
der Annahme, daß das Vorhandensein und Fehlen der Borsten un- 
wesentlich sei und daß sie aus den Rauhigkeiten der M. as/>era ab- 
geleitet werden könnten. Ich kann beides nicht zugeben. Schneider 
macht leider keine Größenangaben über die borstenlosen Exemplare, 
die er beobachtete. Ich sehe die Tiere jetzt schon seit fast 4 Monaten 
nahezu täglich und habe niemals ein erwachsenes Tier ohne Boraten 
gefunden. Daß sie in der Jugend fehlen, kann aber hier unberück- 
sichtigt bleiben, da Schddze’s Mitteilungen seinen Maßangaben nach 
sich auf sehr große Tiere beziehen und nicht auf die sehr kleinen 
Jagendstadien. Ich muß also die Boraten für einen durchaus kon- 
stanten und deshalb auch systematisch verwertbaren Charakter an- 
sehen und das um so mehr, wenn man ihre oben geschilderte Rolle 
bei der Encystierung bedenkt. Was den zweiten Punkt anbetrifft, 
so bin ich ja auch von der Homologie der Boraten und Rauhigkeiten 
(richtiger Klebkörner) überzeugt. Die Homologie ist aber nur ver- 
gleichend morphologisch, ist keine Identität, um so mehr als die 


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Kïchabd Goldschmidt 


154 

Borsten konstant sind, die Klebkörner aber, nach allem was wir 
wissen, nach physiologischem Bedürfnis auftreten. Schneide« be- 
rücksichtigt aber auch gar nicht die Pseudopodienbildung, die doch 
im allgemeinen bei Rhizopoden unter normalen Bedingungen konstant 
ist. Die M. aspcrn verhält sich da aber nach Schulze folgender- 
maßen: „Trotz der mannigfach wechselnden äußeren Gestalt des 
Körpers, welche wie bei deu meisten Amöben in ständiger Wandelung 
zu sein pflegt, läßt sich doch eine gewisse Grundform, welche sehr 
häufig wieder erscheint und am längsten bewahrt wird, nicht ver- 
kennen. Dieselbe kann im allgemeinen mit derjenigen einer horizontal 
liegenden Spindel verglichen werden, welche am einen finde nur 
ganz leicht, am anderen stärker abgerundet, von oben und unten 
aber kuchenförmig abgeplattet ist. Von der Oberfläche des Körpers 
erheben sich, soweit sie nicht der Unterfläche aufliegt, zahlreiche 
fingerförmige Pseudopodien, von der Länge des Körperdurchmessers. 
welche gewöhnlich einfach, seltener an der Basis vereinigt sind, und 
mit einem abgerundeten, bisweilen etwas konisch verschmälerten, 
niemals aber fadenförmig oder ganz spitz auslaufenden Endteile auf- 
hören. Wenn auch die Stellung und Richtung dieser bald weit aus- 
gestreckten, bald in den Weichkörper sich spurlos zurückziehenden 
Pseudopodien eine sehr wechselnde und im einzelnen unbestimmte 
genannt werden muß, so läßt sich doch auch hierin eine gewisse 
Gesetzmäßigkeit der Anordnung bemerken, welche, wenn mau sie 
einmal beobachtet hat. meistens sehr deutlich hervortritt Es finden 
sich nämlich bei der vorhin angegebenen Normalgestalt des Tieres 
die fingerförmigen Pseudopodien auf der gerade nach oben gewandten, 
also der Rückenfläche nur wenig entwickelt, werden dagegen au den 
beiden Seitenrändern und dem spitzeren, beim Kriechen stets nach 
vorn gewandten, sagen wir daher einfach vorderen Ende weit 
ausgestreckt. — — Dadurch nun, daß die bedeutenderen Pseudo- 
podien sämtlich von den beiden Seitenrändern und zwar annähernd 
rechtwinklig zur Oberfläche abstehen, und die dicht neben der 
vorderen Spitze befindlichen sich schräg nach vorn und außen richten, 
erhält der ganze Körper eine gewisse äußere Ähnlichkeit mit einem 
seitlich symmetrischen, mittels lateraler Extremitäten kriechenden 
Tiere, welche natürlich ganz oberflächliche Ähnlichkeit noch dadurch 
erhöht wird, daß gerade in der Nähe der Vorderspitze die Pseudo- 
podien annähernd symmetrisch zu stehen pflegen.“ 

Nun haben wir aber gesehen, daß bei unserer Mastigina stets 
die amöboide Bewegung eine rollende ist, daß ferner im allgemeinen, 
außer dem Vorfließen am Vorderende überhaupt keine Pseudopodien 


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Lebensgeschichte «1er Mastigamiiben M. vitren n. s|>. und M. setosa n. sp. 155 

gebildet werden und daß, wenn solche überhaupt auftreten, es un- 
scheinbare und unbeständige warzenartige Höcker sind. Es wäre 
doch sehr merkwürdig, wenn während der langen Beobachtungszeit 
niemals die von Schulze als typisch geschilderte Bewegungsart auf- 
getreten wäre, wenn es sich wirklich um die gleiche Form handelt. 
Dazu kommen aber noch weitere Differenzpunkte. Schulze gibt als 
typisch ein zugespitzes Vorderende an. von dem die Geißel entspringt. 
Dies ist bei der ganzen Bewegungsart der Mastigina aber für sie 
völlig ausgeschlossen und Schneider’s Zeichnung stimmt da auch 
genau mit meinen Beobachtungen überein. Ferner hat M. aspera 
einen typisch bimförmigen Kern, wie er ja vielen Mastigamöben zu- 
kommt. Davon kann bei Mastigina ; keine Rede sein, er ist, abge- 
sehen von vorübergehenden Deformationen stets kugelig, wie es 
ebenfalls auch Schneider abbildet. Schließlich fand Schulze den 
Kern der M. aspera so gelagert, daß seine hintere Hälfte vom Ento- 
plasma bedeckt und unsichtbar war. Auch seine auf diesen Punkt 
bezügliche Schilderung macht eine Identität mit Mastigina unmöglich, 
da ihr Kern beim Vorwärtsfließen des Tiers stets wundervoll sicht- 
bar ist. Nach alledem kann es also keinem Zweifel unterliegen, 
daß die von Schneider zuerst beobachtete Form eine neue Art 
darstellt. 

Es wäre nunmehr zu rechtfertigen, weshalb sie dem Frenz p.L’schen 
Genus Mastigina eingereiht wird. Dieses wurde für die beiden Arten 
Mastigina ehlamys und paramylon aufgestellt mit der Begründung: 
„In das Genus Mastigina möchte ich einige derjenigen geißeltragenden 
Amöben einordnen, welche sich ihrer Gestaltung nach teils mehr an 
das Genus Saccamoeba, teils mehr an Amoeba lim engeren Sinne) an- 
schließen und deren Geißel auf dem Kern sitzt, sowie wir es auch 
noch bei dem Genus Mastigamoeba antreften, das jedoch besser für 
sich bestehen bleibt.’“ Unsere Form zeigt nun in Bewegung und 
dergleichen so viele Ähnlichkeiten mit der zweifellos sehr gut be- 
schriebenen FRKNZEL’schen Form M. ehlamys, daß ich diesen Gattungs- 
namen akzeptieren möchte. Die Charakteristika der Gattung wären 
einmal die konstante und wichtige Beziehung der Geißel zum Kern und 
dann als Unterschied gegen Mastigamoeba der Mangel fingerförmiger 
Pseudopodien, pelomyxa-artiger Habitus. Eine Zusammengehörigkeit 
der M. ehlamys und setosa dürfte ebenfalls auszuschließen sein. Wenn 
ich auch glauben möchte, daß Fkenzel’s Angabe einer gestrichelten 
Hautschicht sich auf sehr dicht gestellte stäbchenartige Borsten be- 
zieht, so ist der Unterschied der beiden Bildungen doch ein so großer, 
daß von einer Identität keine Rede sein kann. 


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156 


Richaxd Goldschmidt 


Schneider möchte im Anschluß an Bvtschli auch das Dartylo- 
sphaerium vitreum zu M. aspera ziehen. Meiner Ansicht nach ist 
dies völlig ausgeschlossen. Soweit ich es beurteilen kann, ist das 
Vorhandensein oder Fehlen der Geißel kein unwesentliches Merkmal. 
Wenn Schneider dafür anführt, daß er ein Exemplar mit einem 
Geißelstummel beobachtet habe, so lag ihm ein 'fier vor, wie ich es 
auch beobachtete, dessen Geißel beim Herausfangen abgerissen war. 
Ich konnte ja dann die Regeneration einer solchen Geißel feststelleu. 
Natürlich kann man die Möglichkeit, daß die Geißel übersehen wurde, 
nicht ausschließen, wenn sie auch recht wenig Wahrscheinlichkeit 
für sich hat, gänzlich ausgeschlossen ist aber, daß die periphere 
Lage des Kerns übersehen wurde. Pénard (1902) vereinigt das 
Dactylosphaerium wohl mit Hecht mit Schulze’s Amoeba polypodia 
zu Amoeba vitraea. Daß ihm auch hier der Mastigamöbencharakter 
entgangen sei, ist völlig ausgeschlossen. Überdies ist mir selbst 
diese Form wohl bekannt, und nach dem ganzen Habitus bezweifle 
ich nicht, daß Pénards Homologisierung berechtigt ist. Was end- 
lich die Homologisierung mit Lkidy’s Ditumoeba mirabilis betrifft, die 
Schneider ebenfalls durchführen möchte, so ist sie auch ausge- 
schlossen, da Blochmann (1894) wie Pénard (1902) die Form wieder- 
gesehen haben und übereinstimmend mit Leidy (1879) schildern. 
(Blochmann fand, daß zwei Kerne vorhanden waren.) Mastigamöben- 
charakter wäre diesen beiden Forschern sicher nicht entgangen. 

Was Mastigella ntrea anbetrifft, so ist sie von den bisher be- 
trachteten Mastigamöbenarten grundsätzlich verschieden durch den 
Mangel an Beziehungen zwischen Geißel und Kern. Die einzige der 
bisher bekannten Mastigamöben, mit denen sie sich einigermaßen 
vergleichen ließe, ist Frenzel’s Mastigella polymastir, weshalb ich 
auch diesen Gattungsnamen beibehielt. Sie besitzt auch einen großen 
von der Geißel unabhängigen Kern, ein durchsichtiges Protoplasma 
und fingerförmige Pseudopodien. Der Hauptunterschied ist die 
schwankende Zahl der Geißeln, die 1 — 4 betragen kann. Es ist 
natürlich nicht ausgeschlossen, daß Mastigella vitrea schon früher als 
Amöbe beschrieben wurde, da ihre Geißel viel leichter zu übersehen 
ist, doch ist mir keine Form bekannt, auf die ich sie beziehen könnte. 

Es ist vielleicht angebracht, in diesem Zusammenhang die bis- 
her bekannten Mastigamöbenarten ein wenig zu sichten. Sieht man 
die Literatur darüber durch, so ergibt sich gleich, daß es wohl recht 
verschiedenartige Formen sind, die wegen des Besitzes von Geißeln 
bei sonstigem Rhizopodencharakter als Rhizomastiginen zu- 
sammengefaßt werden. Da ist zunächst eine Gruppe, mit der wir 


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LebenBg-cschichte der Mastigamöben M. vit reu n. sp. und M. setosa n. sp. 157 

vor der Hand noch wenig anfangen können. Es sind Formen, bei 
denen der Flagellatentypus überwiegt, wenn auch rein amöboide 
oder heliozoenartige Zustände beschrieben werden. Dahin gehören 
die Cercomonas, Rhizomonas, Reptomonas und Cercobodo- Arten. Viel- 
leicht müssen sogar alle echten Monaden hierher gezählt werden. 
Eine Klassifizierung dieser Formen ist bis jetzt zwecklos; sie er- 
forderte die Kenntnis ihres ganzen Entwicklungsganges, der sie 
möglicherweise als .Tugendstadien anderer Formen erwiese, wie es 
die Monasform meiner Mastigella vitrea beweist. Wir lassen sie also 
am besten hier ganz aus dem Spiel und stellen sie zu der Gruppe 
der Monadinen. im Bewußtsein, daß diese noch unverstanden sind. 
Eine zweite Gruppe stellen die heliozoenartigen Rhizomastiginen 
dar, wie die verschiedenen Dimorpha- Arten. Wenn diese auch gut 
charakterisiert sind, so können wir aus gänzlicher Unkenntnis ihrer 
Lebensgeschichte, doch nichts darüber aussagen. ob sie mit den 
eigentlichen Mastigamöben verwandt sind. Wir lassen sie deshalb 
ebenfalls hier beiseite und beschränken uns auf die Betrachtung der 
Mastigamöben im engeren Sinne, von denen auch nur die Formen 
zu berücksichtigen sind, die nach ihrer Beschreibung wieder zu er- 
kennen sind. 

Ich möchte vorschlagen, da vor der Hand 3 Gattungen zu unter- 
scheiden, Mastigamoeba, Mastigina und MastigcUa. Die ersten beiden 
umfassen alle die Formen, deren Geißel im Kern wurzelt, die letztere 
solche, bei denen eine solche Beziehung nicht besteht. 


1. Genus. Mautif/amoeba [F. E. Schulz»:]. 

Rhizopodenartiger Organismus, ausgezeichnet durch den Besitz 
einer aus dem Kern entspringenden Geißel. Die Körperoberfläche 
hat die Fähigkeit Pseudopodien zu bilden. 

a) M. asjHra [F. E. Schulze], 

Vorderende beim Kriechen zugespitzt. Pseudopodien fingerförmig 
von etwa Körperdurchmesser, Körperoberfläche mit Klebkörnern aus- 
gerüstet von der Gestalt eines Bacterium termo. Größe etwa 100 /<. 

b) M. tobuta [Bütschli] (il/, bütschlri |Kl»:bs]). 

Körperform polymorph mit breit aufgesetzten und fein zuge- 
spitzten Pseudopodien. Geißel 10 mal solang als der Körper. Größe 
etwa 20 «i. 


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158 


RlCHAKD tioi-USCHMIDT 


c) M. ramulosa [8. Kent]. 

Körper rundlich, stets auch beim Schwimmen mit kurzen ver- 
ästelten Pseudopodien versehen. Geißel 2— 3 mal so lang als der 
Körper. Größe 60 p. 


d) M. schitlzri [Frenzel). 

Habitus wie bei -V. «spera; bildet aber sehr lange spitze und 
oft vielfach verästelte Pseudopodien. Die Körperoberfläche ist dicht 
mit borstenartigen Stäbchen bedeckt, die aber länger sind als die 
Klebkörner der M. aspera. Größe bis 120 p. 

2. Genus Mantiglna [Frenzel], 

Rhizopodenartige Organismen mit aus dem Kern entspringender 
Geißel; Bewegung rollend, Körper walzenförmig ohne fingerförmige 
oder ähnliche Pseudopodien. Eine dicke Pellicula vorhanden. 

a) M. chlamys [Frenzel]. 

Habitus wie bei allen Arten der Gattung: ausgezeichnet durch 
einen Besatz mit radiären Stäbchen, die so gleichmäßig angeordnet 
sind, daß sie eine radiärgestreifte Hautschicht Vortäuschen. Größe 
bis zu 75 p. 

bl M. paramylon [Frenzel]. 

Der gleiche Habitus, keinerlei Differenzierung der Körperober- 
fläche, Hinterende bildet beim Kriechen einen Maulbeeranhang. 
Grüße 50 u. 

c) M. hytae [Frenzel] (Tricholimax hylae [Frenzel]). 

Habitus wie vorige; Geißel kaum größer als der Kerndurch- 
messer; schwimmt vorwärts und rückwärts, ausgesprochene Fontänen- 
strömung des Plasma. Lebt im Enddarm der Kaulquappen von 
llyhi puJcheHa. Größe 80 ft. 

d) M. Umax [Morofe] ( Mastiyamocha Umax [Moroff]). 

Habitus der Amoeba Umax mit zugespitztem Vorder- und stumpfem 
Hinterende. Geißel 3 mal so lang als der Körper. Größe 20—25 p. 

e) M. siiosa [mihi] I Mastiyamoeha aspera [Schneider]). 

Habitus der Gattung, Körperoberfläche mit langen Borsten be- 
deckt, dichte Pellicula. Größe bis 140 p. 


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Lebensgeschichte lier Mastigamiibeii M. vitrea n. sp. nnd M. setosa n. r|>. 159 

3. Genus MatttigeUa [FrenzelJ. 

Hhizopodenartige Organismen mit einer oder mehreren Geißeln, 
die vom Kern völlig unabhängig sind. 

a) M. pohjmastic [Frenzel], 

Pseudopodien fingerförmig oder zottenförmig nach allen Seiten 
ausgestreckt, niemals zahlreich, erreichen den Durchmesser des 
Körpers höchstens halb. Zahl der Geißeln zwischen 1 und 4 
schwankend. Sehr großer Kern. Größe bis SO p. 

b) M. unira [Frenzei.] (Limulina unica [Frenzel]). 

Wenige fingerförmige Pseudopodien, die auf bruchsackartigen 
Ausstülpungen des Körpers sitzen. Geißel sitzt stets am zöttchen- 
tragenden Hinterende. Größe 75 g. 

c) M. Januarii [Fbeszei.] (Micromastir januarii [Frenzrl]). 

Wenige fingerförmige radiäre Pseudopodien. Geißel kürzer als 
der Körperdurchmesser. Größe 40 p. 

\ 

d) M. commuions [Meïer] ( Mastiyamoeba commutons [Meyer]). 

Zugespitztes Vorderende, das die Geißel von 5 fâcher Körper- 
länge trägt, konstant, Hinterende amöboid beweglich. Contractile 
Vacuole wandert zwischen jeder Systole unter Formveränderungen 
im Körper herum. Größe 20 p. 

e) M. radicula [Moboff] ( Mastiyamoeba radicula [Moroff]). 

Habitus ähnlich wie vorige. Bildet an der ganzen Körperober- 
fläche lappige Pseudopodien. Geißel ungefähr von Körperläuge. 
Größe bis 55 p. 

f) M. polyvacuolata [Moroff] (Mastiyamoeba polyvacuolata [Moroff]). 

Habitus wie vorige. Geißel l'/*mal so lang als der Körper, 
zahlreiche im Körper verteilte pulsierende Vacuolen. Größe bis 35 g. 

gt M. eilhardi [Büroer] ( Mastiyamoeba eilhardi [Bürger]). 

Ein großes kegelförmiges Pseudopod, in dessen Mitte die Geißel 
entspringt, und kleine kammförmige Pseudopodien am Hinterende. 
Geißel etwas über Körperlänge. Größe bis 80 y. 


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160 


Richard Goldschmidt 


h) M. vitrea [mihi]. 

Körper völlig: durchsichtig. Pseudopodien fingerförmig aber kurz. 
Geißel in ausgestrecktem Zustand von über Körperl&nge, in zurück- 
gezogenem borstenartig. Stäbchenförmige Klebkörner vorhanden. 
Größe bis 150 g. 

Die vorstehenden Formen dürften nach den bisherigen Be- 
schreibungen alle zu identifizieren sein. Natürlich ist es nicht aus- 
geschlossen. daß bei genauerer Kenntnis manche von den kleineren 
Formen in Wegfall kommen wird. Denn wir haben ja eben gesehen, 
daß die Jugendstadien großer Mastigamöben ganz beträchtlich von 
den erwachsenen Tieren verschieden sein können. Aus diesem Grund 
wurden auch Formen, die kleiner als 20 g sind, hier gar nicht auf- 
geführt, zumal sie von Myxomycetenschwärmern ohnehin nicht zu 
unterscheiden sind. Solche Formen sind M. simplex [Kent], M. in- 
nrtens [Ki.ebs] und auch die ixxZo-artigen Dimasiigamoe ba simpler 
und agilis [Moboff]. Auch Prowazek's (1900) Masligatnoeba riridis 
möchte ich hier beiseite lassen. Aber auch die oben den 3 Gattungen 
eingereihten Formen dürften nicht ganz gleichwertig sein: vielmehr 
scheinen die ganz großen Arten viel schärfer definiert und es ist 
nicht ausgeschlossen, daß sie später einmal allein bestehen bleiben. 
Jedenfalls verdienen auch vom systematischen Standpunkt die R liizo- 
mastiginen neue Beachtung. 

Welche Stellung soll nun unseren Formen, wenn wir die Gruppe 
der Rhizo mastigin en zunächst auf die 3 obigen Genera be- 
schränken. im System zngewiesen werden? Seit Bütschli's Vorgang 
stellt man die Rhizo mastigin en allgemein an die Basis der 
Flagellaten und betrachtet sie als eine Gruppe, die den Übergang 
von den Amöbinen zu den Monadinen vermittelt. Zweifellos mußte 
der Besitz einer Geißel als ein Merkmal von entscheidender Be- 
deutung angesehen werden. Ob dies heute noch der Fall ist, er- 
scheint mir jedoch zweifelhaft. Es scheint mir vielmehr, daß die 
Fortpflanzungserscheinungen, da, wo sie bekannt sind, in zweifel- 
haften Fällen entscheiden müssen. Die Forschungen der letzten 
Zeit haben gezeigt, daß hierin nun eine außerordentliche Gleich- 
mäßigkeit bei einzelnen Protozoengruppen vorzuliegen scheint. So 
scheint vor allem die Gruppe der Rhizopodeu mit Ausschluß der 
Heliozoen in typischer Weise einen geschlechtlichen Fortpflanzungs- 
prozeß zu besitzen, bei dem zahlreiche Gameten entstehen, deren 
Kerne einmal das Chromidien- oder richtiger Sporetienstadium durch- 
machen. Dies ist jetzt lur nackte wie beschälte Formen aus allen 


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Lebcnageschichte der Mastiganiöben M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. X61 

Gruppen nachgewiesen, so daß es wohl als Gesetzmäßigkeit gelten 
kann. Von Flagellaten ist uns dagegen bisher kein derartiger Pro- 
zeß bekannt. Nun verhalten sich unsere beiden Rhizomastiginen in 
ihrer Fortpflanzung genau wie eine Foraminifere oder Testacee und 
so glaube ich, müssen wir die Familie den Rhizopoden einordnen als 
eine Familie der Amöbinen. Dazu ist allerdings zu bemerken, daß 
Bütschli die Rhizomastiginen für die niedersten Protozoen ansieht, 
von denen Rhizopoden wie Flagellaten abznleiten seien. Wenn man 
sich auf diesen wohlbegründeten Standpunkt stellen will, so kann 
man annehmen, daß die Rhizomastiginen in ihren 3 difterenten Unter- 
gruppen (echte Mastigamöben. Dimorpha- Arten, ( 'ercomonas- A rten) die 
Ausgangspunkte für Amöbinen, Heliozoen und Flagellaten darstellen. 
Die echten Mastigamöben wären dann aber jedenfalls den Amöben 
bereits viel näher stehend als einer der beiden anderen Rhizo- 
mastiginengrupi>en. Ganz andere Ansichten hat Ki.ebs entwickelt 
doch möchte ich nicht tiefer in phylogenetische Spekulationen hinein- 
geraten. Nur eine Einschränkung muß ich zum Schluß dieses Ab- 
schnitts noch machen. Die große Ähnlichkeit der Myxomvceten- 
schwärmer mit Mastigamöben ist schon lange bekannt und die 
Möglichkeit eines Zusammenhangs beider Gruppen erwogen worden. 
So hält es Plf.noe für möglich, daß die Mastigamöben eine Art von 
Schwärmerzellen von Myxomyceten darstellen. Dies ist nun nach 
obiger Schilderung ihrer Entwicklungsgeschichte unmöglich. Und 
doch möchte ich, obwohl scheinbar der Mastigamöbenentwicklungs- 
cyklus geschlossen ist, nicht definitiv jede Beziehung zwischen beiden 
Gruppen ablehnen. Ja, ich habe sogar positive Anhaltepunkte in 
dieser Richtung, muß mich aber, ehe es Beweise geworden sind, mit 
dieser Andeutung begnügen. 

Zum Schlüsse gebe ich noch eine Bestimmungstabelle der obigen 
Arten der Rhizomastiginen: 


Archiv für Protisten kund«. Suppl. I. 


11 


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Ein großes vordere« und viele kleine 
hintere Psendopodien 3f. tilhardi. 


162 


Richard Goldscujiidt 



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. , Geißel 10 mal so lang wie der Körper M. lobata. 

Fingerförmige oder 

ähnliche ftendo- MaMgnmwhu Geißel hBchsteng ( Faeudopodien fingerförmig M a.pcra. 

3 mal so lang wie J Pseudopodien kurz und verÄstelt, . . M. ramuloM. 



LebenBgeschiehte der Mastigamöben M. vitrea n. sp. und M. setosa n. sp. 163 


Schluß. 

Es läge nahe aus meinen Beobachtungen, die ich ohne theoretische 
Auseinandersetzungen oben gegeben habe, nun einige allgemeine 
Schlußfolgerungen zu ziehen. Insbesondere bieten meine Beobach- 
tungen neue wichtige Belege für das Problem des Kerndualismus. 
Sind doch in den beiden geschilderten Formen die beiden Typen des 
gemischten Kerns, der sich erst im Begriff der geschlechtlichen Fort- 
pflanzung in seine somatischen und generativen Teile zerlegt und 
der dauernden infusorienartigen Trennung der beiden Bestandteile 
nebeneinander vorhanden. Und gibt doch auch das Verhalten des 
Blepharoplastkernes der Mastigina neues Material, meine An- 
schauungen in bezug auf die Metazoenzelle zu stützen. Ich will 
aber hier von theoretischen Erörterungen absehen. Denn einmal 
hat sich mein Standpunkt, wie er in meinen früheren auf den Gegen- 
stand bezüglichen Arbeiten (Goldschmidt 1904 a, b, 1905, Gold- 
schmidt u. Popoff 1907) präzisiert ist, in keinem wesentlichen Punkt 
geändert. Und sodann möchte ich noch einige Zeit warten, bis sich 
weiteres Tatsachenmaterial angesammelt hat, um dann im Zusammen- 
hang meine Vorstellungen für Protozoen- und Metazoenzellen zu ent- 
wickeln. Bis dahin möchte ich die Tatsachen für sich sprechen 
lassen. 


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166 


Kuhaku Goldschmidt 


or äußere Cystenhttlle. 
ach Achsenfaden. 
ar Archoplasma. 
bk Basal korn. 
cv contraktile Vacuole. 
ec Ketoplasma. 
cn Entoplasma. 
ft Flagellum. 
g Gameten. 


Tafelerklärtnig. 

Abkürzungen. 

gk Gametenkerne. 
i'c innere Cystenhülle. 
kl Klebkßrner. 

kr krystallartige Bacteroide. 
n Kem. 

n« Nucleolarsnbstanz. 
oc Öltropfen. 

Sek Kernschornstein. 
ich Geillelwurzel. 


NB. Hie Anordnung der Figuren auf den Tafeln entspricht nicht der natür- 
lichen Reihenfolge, sondern ist durch die Rücksicht auf die Ausnutzung des Raumes 
bestimmt. 

Tafel V. 

Fig. 1. Masliginn srlosa n. sp. Habitnsbild nach dem Leben. Vergr. 815. 
Fig. 2. Mastigrlla vitrea n. sp. Rnheform , Habitnsbild nach dem Leben. 


Desgl. Wanderform, Habitusbild nach dem Leben. Vergr. 815. 


Tafel VI. 

Sämtliche Figuren der Tafel sind nach dem Lehen gezeichnet. 

Fig. 4. Muntigella rilrea. Frischgebildete Microgametocyste in Sporetien- 
bildung. Vergr. 1270. nachträgliche Verkleinerung auf •/,. 

Fig. 5. Desgl. Microgametocyste mit fertigen Gameten angefüllt. Vergr. 
wie 4. 

Fig. 6. Desgl. Macrogametocyste bald nach ihrer Bildung mit Prinzipalkem 
und Gameten. Vergr. wie vorige. 

Fig. 7. Desgl. Macrogametocyste vor dem Freiwerden der Gameten. Priu- 
zipalkern degeueriert, Körper von der Cystenmembran zurückgezogen. Vergr. 
wie vorige. 

Fig. 8. Desgl. Ausschlttpfen der Macrogameten. Vergr. nie vorige. 

Fig. i). Mantigina »etom. Reife Macrogametocyste mit Gameten und Öl- 

kugeln. Vergr. 815. 

Fig. 10. Masttgella vitrea. Bildung der Microgaiuetocyste. Die Hälfte A 
zeigt die Oberfläche mit den Klebkörnern, die Hälfte B das Verhalten von Eeto- 
und Entoplasma. Vergr. ca. *500. 

Fig. 11. Desgl. Ein weiteres Stadium von der Oberfläche. Vergr. ca. 600. 

Fig. 12. Desgl. a Microgameten, b Macrogameten, c, d Copulationsstadien. 
Vergr. 1270. 

Fig. 13. Desgl. Die Zygote nach ungefähr einem Tage. Vergr. 1270. 

Fig. 14. Desgl. Die Zygote nach 2 Tagen. Vergr. 1270. 

Fig. 15. Desgl. Teilung im Flagellatenstadium. Vergr. 1270. 

Fig. 16. Desgl. Flagellat nach der Teilung. Vergr. 1270. 

Fig. 17. Desgl. Beginn der amöboiden Bewegung. Vergr. 1270. 

Fig. 18. Desgl. Verzehren eines groGen Baeterinms. Vergr. 1270, 

Fig. 19—21. Desgl. Übergang zur amöboiden Form. Vergr. 1270 


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Lebensgescbichte der Mastigamübeu M. vitrea n. sp. und M. setosa u. sp. 167 


Fig. 22 — 25. Desgl. Weitere Jugendstadien. Vergr. 1270. 

Fig. 26. Msstigina setosa. Hinterende eines Macrogaraetocyteu mit Gameten. 
Vergr. 815. 

Fig. 27 — 30. Desgl. Metagametisehe Entwicklung. Vergr. 1270. 

Tafel TO 

Fig. 31. Mastigella vitrea. Vorderende eines wandernden Tieres. Plasma- 
Struktur und Psendopodienbildung. Vergr. 1270. 

Fig. 32. Desgl. Vorderende mit Geißelwurzel. Vergr. 1270. 

Fig. 33. Desgl. Ende der Geißel im schlaffen Zustande. Nach dem Leben. 
Fig. 34. Desgl. Beginn der vegetativen Teilung. Vergr. 815. 

Fig. 35. Desgl. Äquatorialplatte der Teilungsspindel. Vergr. 815. In A 
ein Teil stärker vergrößert, in B dieselbe Spindel um 90° gedreht. 

Fig. 36. Desgl. Anaphase der Spindel. Vergr. 815. 

Fig. 37. Desgl. Kurz nach der Teilung des Kernes. Vergr. 815. 

Fig. 38. Desgl. Ein zweikerniges Individuum auf dem Marsch. Vergr. 815. 
Fig. 39. Desgl. Ein kernloses Tier auf dem Marsch. Vergr. 815. 

Fig. 40. Mastigina scfosa. Frühes .Stadium der Kernteilung. Vergr. 815. 
Fig. 41. Desgl. Auseinanderrücken der frischgeteilten Kerne. Vergr. 815. 
Fig. 42. Desgl. Weiteres Stadium derselben Kerne mit schönen Geißelwurzel- 
fäden. Vergr. 815. 

Fig. 43. Desgl. Tier in Teilung, das bereits Gametenkeme enthält. Vergr. 815. 
Fig. 44. Desgl. Kurz vor Auseinanderkriechen der beiden Tochtertiere. 
Vergr. 590. 

Fig. 45. Mastigella vilrea. a, b, c verschiedene vegetative Kernzustände. 
Vergr. 815. 

Fig. 46. Mastigiiui setosa. Kern mit Geißelursprung, in b Deformation des- 
selben durch den Plasmastrom. Nach dem Leben. Vergr. 815. 

Fig. 47. Desgl. Detail des Geißelursprungs, a im Leben, b im Präparat. 
Vergr. 815. 

Tafel VIII. 

Fig. 48 — 65. Mastigelia vitrea. Entwicklung des Macrogametoeyten. 

Fig. 48. Bildung der Nucleolarsubstanz. Vergr. 815. Nur die Partie um 
den Kern dargestellt. 

Fig. 49. Desgl. 

Fig. 50—53. Der erste Typus des Verhaltens der Sporetieu. Vergr. 815. 
Fig. 54. Ganzes Tier. Beginn der Gnmetenbildnng ans dem Sporetienbaufen. 
Vergr. 815. A. Der Sporetienhaufen stärker vergrößert. 

Fig. 65. Vorbereitung des Kernes znr Sporetienbildung. Vergr. 1130. 

Fig. 56. Der Moment der Sporetienbildung. Vergr. 1130. 

Fig. 57 — 59. Bildung der Gametenkeme nach dein 2. Typus. Vergr. 815. 
Fig. HO. Diffuse Gametenbildung. Vergr. 815. Bei A Detail stärker ver- 
größert. 

Fig. 61. Maerogametocyt mit Gameten gefüllt, in denen die Reduktion vor 
sich geht. Vergr. 815. 

Fig. 62. Gametenbildung nach dem 3. Typus. Vergr. 600. In A, a, b, c, d 
der Vorgang stark vergrößert. 


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168 


Richard Goldschmidt 


Fig. 63. a, b, c, <1 Stadien der Keduktionsteilnng. 

Fig. 64. Macrogametocyt mit reifen Gameten. Vergr. 1130. 

Fig. 65. Macrogametocyt im Begriff der Encystierung. 

Tafel IX. 

Fig. 66 —75. Maxtii/clla vitrai. Entwicklung der Microgametoeyten. Vergr. 815. 
Fig. 66. Bildung und Verteilung der Nucleolarsnbstanz. 

Fig. 67. Bildung der Sporetien. 

Fig. 68—71. Heren Verteilung in der Cyste. 

Fig. 72. Periphere Gruppenbildung der Sporetien. 

Fig. 73. Cyste mit fertigen Gameten und degenerierendem Primärkem. 

Fig. 74. Desgl. später nach der Reduktionsteilnng. 

Fig. 75. Leere Cystenhaut mit zurückgebliebenen Mierogameten. Vergr. 1130. 
Fig. 76. ifaatiginn sttosa. Fressendes Tier mit diffusen Sporetien. Vergr. 815. 
Fig. 77. Desgl. Macrogametocyt mit in Bildung begriffenen Gametenkeruen. 
Vergr. 815. 

Fig. 78. Desgl. Microgametocyste in Bildung mit Gametenkeruen und 
degenerierendem Primärkern. Vergr, 815. 

Fig. 79. Desgl. Microgametocyste, weiteres Stadium. Vergr. 815. 

Fig. 80. Maatigdla vitrai. Flagellatenstadium. Vergr. 1270. 

Fig. 81. Desgl. Junges AmOboidstadinm. Vergr. 1270. 

Fig. 82. Maatigina setoia. Ganz junges Tier. Bildung der Sporetien. In B 
ganzes Tier. Vergr. 1270. ln A der Kern stärker vergrößert. 

Fig. 83. Desgl. Junges Tier vor der Sporetienbildnng. Vergr. 1270. 

Fig. 84. Desgl. Älteres mit stachelförmigen Pseudopodien. Vergr. 1270. 
Fig. 85. Desgl. Mit fingerförmigen Pseudopodien und compaktem Sporetien- 
hnufen. Vergr. 1270. 

Fig. 86. Desgl. Jüngeres Tier mit Sporetienhanfen. Vergr. 1270. 

Fig. 87. Desgl. Junges Tier in Mastigina-Form. Vergr. 1270. 

Fig. 88. Desgl. Junges Tier mit Borsten versehen. Vergr. 1270. 

Fig. 89. Desgl. Bildnng der Oametenkerne ans diffusen Sporetien. Vergr. 1270. 


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Nachdruck verboten. 
Übcreetzunggrechl Vorbehalten. 


Observations on the Protozoa in the Intestine 
of Mice. 


By 

C. M. Wenyon, M.B., B.S., B.Sc., 
Protozoologist, London School of Tropical Medicine. 

(Witii plates X — XII and 1 text figures.) 


These observations were commenced on mice which I was using 
for experimental purposes at the Pasteur Institute, Paris, at the 
beginning of last year. The study of these Protozoa was continued 
in the laboratories of Prof. Richard Hertwig in the Zoological 
Institute of Munich. I should like to take this opportunity of 
acknowledging my great indebtedness to Prof. Hertwig for the 
help and advice he has so willingly given me. 

In studying the Protozoa living in the intestine, one is struck 
by the varying degree to which they have become adapted to their 
host. All steps in the process of adaptation are found from forms 
which only live occasionally in the intestine to forms, like the coc- 
cidia, which are very specially adapted to a particular form of 
existence. 

There are forms like the amoebae described below, which live 
and multiply outside the body. Their cysts pass through the in- 
testine of mice and occasionally the amoebae escape and multiply 
in the rectum. This may be taken as the first step towards para- 
sitism. In the case of the flagellate Hexamitus, it is found fre- 
quently in all parts of the intestine, but it can also live and 
multiply outside the body in decomposing material. Trichomonas 
exhibits a higher grade of adaptation. Its favourite habitat is the 


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170 


C. M. YVexvox 


caecum, where it lives and reproduces. Large numbers of Tricho- 
monas escape from the body and these may retain their vitality 
for many days in a contracted condition, though it is doubtful if 
they can live and multiply like the Hexamitus. In this contracted 
condition Trichomonas may be taken in by other animals and become 
active again in the mouth and find its way to the caecum. The 
Amoeba mûris and Iximhtia have lost the power of existing outside 
the body of their host except in the encysted condition, and this 
leads up to highly specialised parasites like the coccidia, which live 
in the epithelial cells of the intestine. 

In a series like this it is difficult to say where true parasitism 
begins. The flagellates and amoebae have, apparently, not the least 
ill effect upon their host and they live more as commensals than 
parasites. This applies more especially to the forms living in the 
large intestine, since their existence is piobably dependent on the 
bacterial flora of this part of the alimentary canal. Forms living 
in the small intestine, as Lamblia, nourish themselves exclusively by 
absorbing the fluid constituents of the food, while those that live 
in the caecum, Amoeba maris. Trichomonas , Hexamitus. take in solid 
food also. 

Under their respective headings below, will be found the obser- 
vations upon these Protozoa. The Amoeba which is described as 
occurring sometimes in the rectum is left unnamed, as it may be 
already described in other associations. The same remark would 
apply to the form of Hexamitus inhabiting the caecum. 


Amoeba murin Grassi. 

This Amoeba was first described by Grassi as occurring in small 
numbers in the intestine of mice and rats. According to my obser- 
vations it is present in about half the mice examined, and, though, 
as a rule, present in small numbers, this is not always the case. 
Rarely is there a very large infection. In two mice the amoebae 
were present to such an extent that 100 or more could be found 
in each cover-glass preparation of the contents of the caecum. 

These amoebae live in greatest numbers in the caecum. They 
occur to a less extent in the upper parts of the large intestine, and 
are never found above the caecum. In the ordinary course of events 
the free amoebae do not escape from the body of the mice, but, in 
diarrhoea, free forms may be found in the faeces. In normal faeces 
only encysted forms occur. 



Observations on the Protozoa iu the Intestine of Mice. 171 

In the eaeeum the amoebae live free amongst the caecal contents 
and also upon the epithelial surface. They may even enter the 
glands and make their way to the remotest extensions of these. 
There is never any indication of their being able to penetrate the 
epithelium. The amoebae live in the company of Trichomonas, Hexa- 
mitus, numerous bacteria, yeast cells and spirochaetes. 

Description of living amoebae. 

When examined in the living condition this amoeba bears a 
very striking resemblance to Entamoeba coli (Amoeba coli), which 
lives in the human intestine. This resemblance was noted by Gkassi. 
who found, however, the amoeba of the mouse to be much smaller. 
He gave 13,2 /< as the diameter of the largest forms. This is too 
low an estimate, as I have seen forms measuring from 30 — 40 p. 

There is a narrow ectoplasmic, layer, clear and quite transparent 
and only distinctly visible in the formation of the pseudopodia. The 
ectoplasmic layer surrounds a more liquid and granular endoplasm, 
in which are situated the nucleus and food vacuoles. IV i thin the 
vacuoles may be included anything that is present in the caecum — 
bacteria, bacilli and cocci, Trichomonas, iMmblia, Hexamitus and their 
cysts and yeast cells. Sometimes, in cases of coccidiosis where 
epithelial cells are cast off, these epithelial cells are taken in by 
the amoebae. A very striking picture is obtained where a large 
amoeba possesses a single vacuole containing actively swimming 
Trichomonas. The vacuole may be so large as to reduce the amoeba 
to a mere sac on one side of which is the nucleus. At first sight, 
these forms strike the observer as being cysts full of active flagellates 
(PI. XII fig. 1). What is the fate of such an amoeba has not been 
determined. Similar large vacuoles are occasionally seen containing 
a large coccus (PI. XII fig. 2). The presence of so many cocci of one 
kind in a single vacuole, and all apparently in a healthy condition 
without any sign of being digested, seems to suggest that the cocci 
have multiplied after having been taken in by the amoeba. The 
coccus in such a case would be a form of parasite and would lead 
ultimately to the death of the amoeba. 

In the living animal the nucleus is distinctly visible. It lies 
in the endoplasm as a clear vesicle, over the surface of which are 
distributed bright retractile granules. In the interior of this nucleus 
very frequently can be distinguished a definite nucleolus. 

The movements of Amoeba mûris were stated by Gbassi to be 
slow. This is. however, only correct when they are examined in the 


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172 


C. M. Wknyon 


cold. On the warm stage the amoebae are active and in their rate 
of movement and mode of forming pseudopodia resemble very strik- 
ingly Entamoeba coli. As a rule, only one pseudopodium is formed 
at one time. This consists at first only of ectoplasm (PI. X fig. 3) 
into which the endoplasm suddenly streams, carrying the nucleus 
with it 


Cultivation. 

All attempts at cultivating this amoeba outside the body have 
been met by failure. Both in aerobic and anaerobic culture the 
medium *) recommended by Müsghave and Clegg for the culture 
of Entamoeba coli, has given negative results. By smearing faeces 
on the surface of their agar in Petri dishes cultures of amoebae 
can occasionally be obtained, but these amoebae are never Amoeba 
mûris, but a distinct amoeba which is described under another head 
below. I have also been able to cultivate amoebae from the intestine 
of a guinea pig and also from a human intestine in which Entamoeba 
coli was present. In this latter case, the amoebae resembled those 
I have cultivated from the faeces of mice and were not Entamoeba 
coli. Schaudinn has described the life cycle of Chiamydophrys stercorea. 
which lives outside the body but there forms cysts which have to 
pass through an intestine, human or animal, before the enclosed 
amoebae escape. It is probable that there are other forms of amoebae 
which pass through the intestine in the encysted condition and 
faeces containing such cysts would give a culture of amoebae, if 
brought upon a suitable medium. If contents of the caecum of the 
mouse in which Amoeba mûris is present be sealed up from contact 
with air without admixture with any other liquid, it will be found 
that the amoebae live only a few r hours, even when kept at the 
temperature of the body. In the light of these facts it must be 
very doubtful if it would be possible to cultivate an organism like 
Amoeba maris. The same remark w'ould apply to Entamoeba coli, as 
in the experiments of Musgrave and Clegg no steps w'ere taken 
to exclude the presence of other amoebic cysts. Further, the figures 
and descriptions of amoebae and cysts given by these workers suggest 
the amoebae I have cultivated and in no way the Entamoeba coli. 

') The medium is made as follows: — 20 grams Agar, 0,3— 0,5 grams Sodium 
Chloride and 0,3— 0.5 grams Extract of Beef (Liebig) are dissolved by heating in 
1 litre of water. This solution is then titrated and made 1—5 per cent alkaline 
to phenolphthalein. The final reaction after autoclaving, distribution in tubes and 
sterilising will be abont 1 per cent alkaline to phenolphthalein. 


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Observations on the Protozoa in the Intestine of Mice. 


173 


Description of fixed and stained amoebae. 

For fixing-, sublimate alcohol (sat. aq. subi. 2 aleoh. 1) as re- 
commended by Schauuinn was mostly used. Chromosmium fixative 
also gave good results. The preparations were staiued in Iron 
Hematoxylin of Heidkxhain, Delafield's Hematoxylin and Borax 
carmine. 

In amoebae prepared in this way the same two layers of the 
body can be made out (PI. X fig. 1—4). The ectoplasm is difficult 
to distinguish except in pseudopodial formation. The endoplasm is 
granular and may contain vacuoles or not and. in forms with a 
pseudopodium, is in marked contrast to the clear aud transparent 
ectoplasm. The nucleus is spherical. It has a definite and fairly 
thick unclear membrane. Within the nuclear membrane may be 
distinguished an achromatic network or alveolar structure. Over 
the surface of the nuclear membrane the greater part of the some- 
what scanty chromatin is scattered in granules of varying size. Some 
finer granules are distributed over the network within the membrane 
and at one point of the network is the nucleolus in which, also 
chromatin is situated. There may be two nucleoli in the nucleus 
and this condition may be the first stage in nuclear division. Very 
frequently the chromatin is condensed into clumps at one or two 
points of the nuclear membrane (PI. X fig. 37 b). In specimens 
stained with Borax Carmine and differentiated in acid alcohol these 
clumps of chromatin resemble certain darkly staining masses which 
lie around the nucleus in certain instances. It is probable that 
these clumps of chromatin are thrown off from the nucleus and 
either disintegrate in the plasma or are thrown out of the amoeba. 
This may be a preparation for encysting or may occur at any stage 
when there is a superfluity of chromatin in the nucleus. The nucleus 
of this amoeba at all stages is marked by its poorness in chromatin. 
Very often the reaction to chromatin stains is little, if at all. more 
intense than the protoplasm of the amoeba. 

The type of nucleus here described for Amoeba »iuris corresponds 
exactly with the nucleus described by Schaudinn for Entamoeba colt. 


Reproduction. 

Multiplication of this amoeba is by division and encysting. 1 
have not been able to find any stages of schizogony as described 
by Schaudink for Entamoeba coli, in which there is a division of the 


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174 


C. SI. Wbktok 


nucleus into 8 smaller nuclei, followed by a division of the amoeba 
into 8 smaller amoebae. 

Multiplication by division. 

In simple division the nucleus divides by a form of mitosis. In 
the earliest stages there is seen within the nuclear membrane a 
small spindle (PI. X fig. 37c). At either pole of the spindle is a 
more darkly staining area. Achromatic fibres extend between the 
two poles, and arranged upon these fibres in a longitudinal manner 
are the chromatin granules which have left their position upon the 
nuclear membrane. Surrounding the spindle at this stage can still 
be seen some of the achromatic nuclear network, while enclosing 
the whole is the nuclear membrane which is deprived of all its 
chromatin. There does not seem to be a formation of definite cliromo- 
somes or of an equatorial plate as occurs in the amoeba described 
below. 

At a later stage (PI. X fig. 5 and 37 d) the spindle is longer 
and is narrower at the middle. The same two darkly staining 
areas at either pole can be distinguished. The chromatin is be- 
coming separated irregularly into two parts. The nuclear membrane 
is lying round the spindle. In later stages the constriction in the 
middle becomes more marked and the nucleus is divided into two 
smaller nuclei (PI. X fig. 2). The division of the protoplasm does 
not follow immediately upon division of the nucleus. Free amoebae 
with two nuclei are frequently found and these may be watched 
upon the warm stage for some time without any signs of division. 
If this division of the protoplasm was longer delayed the nuclei 
might divide again and so produce a form of schizogony as described 
by Schau din. \ for Entamoeba coli. 

Multiplication by encysting. 

Encysting of this amoeba for sexual reproduction and escape 
from the body of its host takes place in the caecum. As a general 
rule it is possible to find only a few cysts at any one time in the 
voided faeces of infected mice. These cysts as they escape from 
the mice are spherical or slightly oval and contain eight nuclei 
(PI. X tigs. 33— 35). By killing the mice and examining the con- 
tents of the caecum and large intestine cysts in other stages of 
development can be found. Usually these cysts are scarce, but on 
two occasions they have been present in large numbers. It is prob- 


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Observations ou the Protoitoa in the Intestine of Mice. 


175 


able that in the normal course of events only a few of the amoebae 
are encysting at one time, but that when the contents of the caecum 
become unsuitable for the existence of the amoebae then large 
numbers of the amoebae encyst. On such occasions there is abun- 
dance of material and conditions are very favourable for the study 
of these stages. 


Encysting as seen in living amoebae. 

Amoebae about to encyst are distinguished by having an endo- 
plasm cleared of all large inclusion products. Even at the beginning 
of encystment there may still be present granules of food material 
and bacteria. The cyst in its early stages is soft and gelatinous 
and the remains of the food material are thrown out of the body 
of the amoeba, apparently passing through the soft gelatinous wall. 
Only one amoeba is contained in each cyst. Three stages in the 
encysting of an amoeba kept under observation in the warm micro- 
scope chamber are shown in PI. XII ligs. 3, 4 and 5. In fig. 3 the 
animal is irregularly oval. It is surrounded by the soft gelatinous 
cyst and the protoplasm contains numerous food particles. Later 
on, the food particles were thrown out of the cyst (figs. 3 and 4) and 
at the same time the cyst becomes more spherical. 

Fig. 5 is a later stage where the amoeba is within a spherical 
cyst The protoplasm is cleared of all inclusions and lying on one 
side is the granular nucleus. The centre of the cyst is occupied 
by a large refractile body to be described below. 

There are two types of cysts, one type in which there is present 
the refractile body just mentioned and a second type where this 
body is wanting. The subsequent development, of the cyst is some- 
what altered if this body is present. The centre of the cyst 
being occupied by this body, the result is that the nucleus is 
pushed to one side and the nuclear divisions have to take place in 
the limited space of the narrow layer of protoplasm. This also 
causes the development to proceed more slowly. 

The presence of this refractile body seems to depend on the 
rate of encysting. If the amoebae encyst rapidly, probably owing 
to some sudden alteration in the intestinal contents, the large pro- 
portion of cysts contain this body. This seems to indicate that it 
is of the nature of food products which have not been thrown out 
of the animal. All intermediate forms exist between those which 
do not possess this refractile body and those which have it well 


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176 


C. M. Wknïcn 


developed. Later on in the development, this refractile body be- 
comes irregular in shape and breaks up into separate fragments. 

The cysts of the amoeba are spherical or slightly oval. When 
the refractile body is present there may be more irregularity and 
forms as in text fig. 6 are sometimes seen. 

The diameter of the cysts is about 12—14 fi but, exceptionally, 
smaller or longer cysts occur. 

After the extrusion of food material and the formation of the 
cyst, the single nucleus divides by a process of simple division. 
The result of this division is a cyst with two nuclei and the majo- 
rity of cysts found in the caecum are in this stage. 

These cysts may be examined on the warm stage or in the 
warm microscope chamber and, under favourable conditions, which 
unfortunately are rare, the subsequent steps in their development 
may be followed. 

PI. XII figs. 7—17 are drawings of a cyst kept under observation 
during 4 hours in the warm microscope chamber. When this cyst 
first came under observation it had already undergone a part of its 
development. The single nucleus had divided and the process of 
maturation had taken place. These steps I have not followed in 
the living C5'St but they will be described below in fixed and 
stained preparations. In the process of maturation each of the two 
nuclei gives up a great part of its chromatin to the protoplasm and 
also forms two reduction bodies. In PI. XII fig. 7 is seen a cyst in 
which this has already taken place. There are two nuclei lying at 
opposite sides of the cyst, while the central portion of the cyst is 
occupied by the large refractile body. In one nucleus, the chromatin 
is evenly distributed, while, in the other, part of it is concentrated 
at one end. The refractile body was constantly changing in shape 
owing to the contractions of the surrounding protoplasm. The next 
stage in the development of this cyst was the migration of the 
nucleus with the irregularly distributed chromatin towards the other 
(PI. XII figs. 8, 9, 10). At the same time chromatin began to con- 
centrate at one end of the stationary nucleus. Apart from the 
earlier concentration of the chromatin in one nucleus and its migra- 
tion, the two nuclei are quite similar. It might be suggested that 
the moving nucleus represented the male element, while the station- 
ary nucleus was the female. The two nuclei now remained side 
by side for about l'/ s hours. During this time the chromatin which 
had concentrated at the ends of the nuclei was thrown out aud 
collected in granules in the protoplasm (PI. XII figs. 11. 12). The 


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Observations on the Protozoa in the Intestine of Mice. 177 

nuclei at the same time became smaller in size and less distinct. 
There was no sign of the two nuclei fusing. After the expiration 
of about l 1 /* hours each nucleus began to elongate as a retractile 
clear band which finally reached from one. side of the cyst to the 
other (PI. XII figs. 13, 14). These two bands were parallel and slightly 
curved, owing to the presence of the retractile body round which 
they passed. These two bands were spindles for the division of the 
two nuclei. The result of this division was four nuclei which lay 
in pairs at opposite sides of the cyst. The two nuclei of each pair 
then apparently fused, producing again a cyst with two nuclei. 
These two nuclei then began to increase in size and almost im- 
mediately divided to form four nuclei. PI. XII fig. 15 shows the cyst 
with one of the conjugated nuclei already divided while the other 
is in process of division. The granules of chromatin which were 
thrown out of the nuclei are still seen in the protoplasm. The 
duration of the spindle formation and conjugation was at, most only 
10 minutes, and this explains the difficulty of findiug these stages 
in fixed preparations. The four nuclei resulting from the first di- 
vision after conjugation rapidly grow in size (PI. XII fig. 16). At 
this stage the retractile body becomes irregular in shape and shows 
signs of breaking up. The development of this cyst was not follow- 
ed an}' further, but the later stages were observed in other cysts. 

In PI. XII figs. 18—21 are represented four stages in the develop- 
ment of another cyst. In the first stage there are 4 nuclei with a 
refractile body. The nuclei finally divided to form 8, while the 
refraetile body is becoming very irregular. 

In PI. XII figs. 22 and 23 are seen two stages in the development 
of a cyst which was left in the warm microscope chamber over 
night. In fig. 22 there is a spherieal cyst with two nuclei and a 
refractile body, while in fig. 23 the development is completed. There 
are now 8 nuclei and the refractile body has broken up and is 
represented by several shrivelled fragments. 


Description of cysts in fixed and stained preparations. 

For the study of the cysts the same methods of fixing and 
staining were used as for the free amoebae. The first stage in the 
process is shown in PI. X figs. 6—9. In figs. 6 and 9 there is 
present the refractile body. The nucleus in these cases is large 
and contains a relatively large quantity of chromatin. This nucleus 
then divides by a process of simple division (PI. X figs. 10, 11). The 

Archiv für Protistenkunde, Sappl. I. 12 


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17H 


C. M W EN Y ON 


first nuclear division takes place very soon after the formation of 
the cyst. The stage with two nuclei is one of long duration and 
in this stage the nuclei are reduced in size by a throwing out of 
chromatin. The chromatin passes out of the nuclei into the proto- 
plasm causing the latter to stain very deeply, especially around the 
two nuclei, which themselves stain only faintly (PI. X figs. 12 and 14). 
The chromatin is then either dissolved in the protoplasm or is thrown 
out of the cyst. Sometimes even at this stage remains of food pro- 
ducts are still within the cyst. They are thrown out of the cyst also 
(PI. X figs. 13, 20). This loss of chromatin reduces the nuclei to a 
much smaller size, while in some cases there appear to be no definite 
nuclei remaining, but only granules of chromatin in the protoplasm 
(PI. X figs. 17 — 20). It may be that in these cases there is a com- 
plete destruction of the nuclei followed by their reformation from 

the chromatin in the protoplasm, as has been described by Schaudiks 
for Entumoebu colt. As these stages of Amoeba mûris have not been 

followed in the living cyst and as a sufficient number of cysts 

showing this chromatin reduction have not been examined, a definite 
statement as to the dissolution and reformation of the nuclei cannot 
be made. It is, however, quite clear that a great part of the chro- 
matin is thrown out of the nuclei. After this loss of chromatin 
the nuclei undergo a further reduction in the formation of reduction 
bodies. Each nucleus gives off two reduction bodies which are 
ultimately dissolved in the protoplasm or remain as darkly staining 
granules (PI. X fig. 21). 

The division of the. one nucleus of the encysted amoeba and the 
following loss of chromatin and formation of reduction bodies I have 
unfortunately not been able to follow in the living cyst All stages 
prior to the division of the one nucleus and stages after the formation 
of the reduction bodies I have followed in the living cyst as 
described above. There is considerable difficulty in keeping the 
cysts alive and as the stages I have failed to observe are of long 
duration this is easily explained. However, I have been able to 
examine a large number of fixed and stained cysts in this precise 
stage, so the steps in the development could be followed. 

After the chromatin reduction, both by throwing out of chro- 
matin from the nuclei and formation of reduction bodies, there remain 
two smaller nuclei in the cyst. The two nuclei then come together 
as described above for the living cyst and at the same time they 
give up more chromatin as a final preparation for spindle formation 
and conjugation. In PI. X fig. 22 is shown such a cyst with two 


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Observations on the Protozoa in the Intestine of Mice. 179 

nuclei lying close to one another and surrounded by a more darkly 
staining protoplasm due. probably, to the chromatin which has passed 
into the plasma. The next step is the formation of the spindles and 
division of the nuclei. This stage is seen in PI. X fig. 23 a pre- 
paration stained with Dklafield's Hematoxylin. There are two 
spindles passing from the point where the two nuclei lay side by 
side, round the refractile body. The darkly staining masses in the 
cyst are probably food material or broken off fragments of the 
refractile body. Some of these masses probably represent chromatin 
material. At either end of each spindle is a darkly staining cap. 
The grannies of chromatin are arranged longitudinally along the 
fibres. As in the nuclear division, in the free amoebae there is no 
formation of chromosomes. The result of this nuclear division is two 
pairs of nuclei lying at opposite poles of the cyst. These nuclei 
then conjugate, giving a stage represented in PI. X fig. 24. The 
nuclei resulting from conjugation have already increased in size and 
are preparing for the next division (PI. X fig. 25, 26, 27, 28). The 
division of the four nuclei to form eight is in progress in PI. X 
fig. 29 and 32, and is complete in PI. X figs. 33—35. All these 
nuclear divisions are simple constrictions of the nuclei into two 
equal parts. The only spindles formed are those which give rise 
to the conjugating nuclei. The divisions of the nuclei take place 
at one time within the cyst. In the last division, for instance, all 
four nuclei divide together. In PI. X fig. 30 is a cyst with only 
three nuclei where one nucleus has not divided, but such an irregu- 
larity is the exception. After the conjugation of the nuclei the 
refractile body breaks up. This may take place soon after con- 
jugation or it may be delayed till after the formation of the eight 
nuclei. The refractile body stains feebly and shows a course reticular 
structure. When it breaks up, the separate parts shrink to form 
masses which stain deeply with Iron Hematoxylin and Delafield’s 
Hematoxylin. These masses can be distinguished from chromatin by 
not staining with borax carmine after differentiation in acid alcohol. 

In the process of development the soft and gelatinous cyst wall 
becomes tough and resistent. At the same time there is formed 
within the cyst a second membrane which is well shown in PI. X 
fig. 36, where the inner membrane has separated from the outer. 

As stated above, it is the cysts wiiich eight nuclei which escape 
from the intestine in the faeces. Such cysts remain without further 
development. The outer cyst wall becomes tough and irregular 
(PI. XII fig. 24). 

12» 


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180 


C. M. Wkwyon 


I have not been able to follow the division of the protoplasm 
within the cyst nor the escape of the amoebae which must pre- 
sumably take place in the intestine of mice after their ingestion as 
is the case width Entamoeba coli. One experiment is worth recording, 
though not absolutely conclusive. A mouse, which showed no amoeba 
cysts in its faeces after repeated examination, was fed upon cysts 
from another mouse. This mouse after 8—4 weeks was passing large 
numbers of cysts in its faeces. 

It is probable that in the mouse there is a stage of active 
multiplication of the amoebae and that the formation of the sexual 
cysts does not occur till later in the infection, as is true in coccidiosis. 

The whole of this cycle of development bears a marked resem- 
blance to the development of Entamoeba coli ( Amoeba coli) described 
by Schaudixn. Schaudinn, unfortunately, has given no figures and 
one has to rely on a verbal description. He describes the cysts 
of Entamoeba coli as containing a single amoeba with protoplasm 
divided into an outer and denser layer containing the nucleus and 
an inner more liquid portion. The inner portion probably corre- 
sponds to what has been described as the refract ile body in the 
cysts of Amoeba mûris. After the division of the nucleus there 
ensues a throwing out of chromatin from the two nuclei. Schaudinn 
there says that the remains of the nuclei are finally thrown out of 
the cyst, while another two nuclei are reconstructed from the chro- 
matin in the protoplasm. As I have not followed these stages in 
the living cyst as Schaudinn did for Entamoeba coli , it is difficult 
to form an opinion on the resemblances or differences of these stages 
of the two amoebae. However, in Entamoeba coli this process it not 
invariable, as Schaudinn gives several alternative courses of de- 
velopment at this stage. The formation of reduction bodies and the 
development of eight nuclei correspond in the two cases. When 
we take into account the striking similarity of these two amoebae, 
both in the free condition and in their encysting process, it is diffi- 
cult to avoid the conclusion that they are identical. The Entamoeba 
coli of the human intestine is a harmless parasite as is the Amoeba 
mûris in the mouse and rat. Schaudinn found Entamoeba coli present 
in a large percentage of normal and healthy individuals and it is 
quite conceivable, if not probable, that many of these intestinal 
Protozoa Amoeba, Lamblia, Trichomonas and Hcxamitus, which are 
more commensals than parasites, may lead a harmless existence in 
the intestine of warm blooded animals of various kinds. 


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Observations on the Protozoa in the Intestine of Mice. 


181 



'O' 


N 


/ © 

; % • i 




A Multiplication by division in the cart urn / f : * 
ti Fust stage of cyst. ß 

C Cyst it est apes from intestine in the faeces 
Ü. Cyst os it appears niter remaining in dry 
faeces lor several days, 

F Probable development of Cyst D n’hen 
eaten by another mouse 
F Small amoeba escaped from Cyst £. 



Diagram representing cycle of development of -rlmoefca mûris. 


Amoeba sp. 

This amoeba, which is quite distinct from Amoeba mûris, is found 
occasionally in the faeces of mice suffering from diarrhoea. In normal 
faeces the free amoebae are never found, but ouly their cysts. If 
faeces containing these cysts be kept moist for a few days, the free 
amoebae will escape from the cysts and commence multiplying 


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182 


C. 31. Wbnyon 


rapidly in the faeces. It is quite easy to cultivate these amoebae on 
the alkaline agar recommended by Mcsobavb and Clegg. A little 
of the faeces smeared on the surface of the agar in a Petri disli 
will give a rich culture in two or three days, even at the ordinary, 
temperature of the laboratory. The reproduction is still more rapid 
at a temperature of 25 # — 30° C. The bearing of this amoeba on 
the supposed cultivation of Amoeba coli has been considered above. 

In the free state i PI. XII figs. 25- 80) this amoeba is characterised 
by having a distinct ectoplasm, which is quite dear and transparent 
and surrounds the liquid and granular endoplasm. The endoplasm 
contains the single nucleus and food vacuoles. There is no con- 
tractile vacuole. In some forms the endoplasm is full of small re- 
fractile granules of uniform size (PI. XII figs. 25, 27). The movements 
of the amoeba are slow. There may be several pseudopodia formed 
at one time or only a single one. The pseudopodia are lobose and 
may be branched and they appear to be formed only of ectoplasm. 
Single long pseudopodia are formed, giving the amoeba an appearance 
as in PI. XII figs. 26, 27. At other times a broad pseudopodium ex- 
tends out from the body of the animal as a clear sheet of ectoplasm 
(PI. XII fig. 28). 

This amoeba multiplies by simple division, the nucleus first 
dividing by a form of mitosis. In the living animal little of the 
nuclear division can be seen, the spindle there appearing as a bright 
streak across the dividing animal. In fixed and stained preparations, 
the various steps in the nuclear division can easily be followed. 
The best pictures are given in specimens fixed in sublimate alcohol 
and stained with iron hematoxylin. Very good results are also ob- 
tained by fixing in chromosmium fixative and staining with borax 
carmine. 

The resting nucleus is roughly spherical (PI. X fig. 38). There 
is a definite nuclear membrane which is thin and devoid of chromatin. 
In the centre of the nucleus is a large deeply staining spherical 
mass. This is the nucleolus, over the surface of which all the 
chromatin of the nucleus is distributed. The space between the 
nuclear membrane and nucleolus is filled up by an achromatic 
network. 

The first noticeable sign of division is a breaking up of the 
chromatin into smaller granules (PI. X figs. 39. 40). Four is a very- 
usual number for these granules, but more than this may occur. 
These granules arrange themselves at the equator of the nucleus 


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Observations on the Protozoa in the Intestine of Mice. 


183 


as an equatorial plate. In the side view, this plate appears as a 
dark line of grannies across one diagonal of the nucleus, while on 
each side of this line is a hand of substance which stains a little 
more deeply than the rest of the nuclear contents (PI. X figs. 41, 42). 
Fig. 41 represents the equatorial plate as seen from above. The 
equatorial plate then splits into two halves which move away from 
one another. There is probably here a splitting of the chromatin 
granules. A stage depicted in PI. X figs. 43, 44, 45 is reached. 
There are two chromatin plates connected by fibres, while similar 
fibres extend from the. two plates to the nuclear membrane. In 
fig. 45, the spindle is seen obliquely, while the four chromatin granules 
chromosomes in each plate are distinctly visible. At this stage the 
nuclear membrane is slightly elongated, while, stretched across its 
long axis, is the spindle, which is narrower than the transverse 
diameter of the nucleus. This leaves a considerable space around 
the spindle. As the spindle increases in length the two plates ot 
chromatin separate and, at the same time, the transverse diameter 
across the nnclear membrane becomes reduced till it is about equal 
to that of the chromatin plates at the poles of the spindle (PI. X 
tigs. 46 — 49). During this elongation of the spindle the fibres stretch- 
ing between the chromatin plates are replaced by a central spindle 
fibre, which is formed, as it were, by a fusion of these fibres. Towards 
its ends, the central spindle fibre opens out into a coneshaped struc- 
ture which extends to the chromatin plates (PI. X figs. 47. 49). At 
either extremity of the spindle is a hemispherical structure which 
fills up the cap-like ends of the elongated nuclear membrane. The 
whole spindle finally becomes much elongated and resembles the 
spindles of micronuclear division in infusoria. At this stage the 
transverse diameter at the middle of the spindle may be less than 
at either end. The amoeba then splits into two, the spindle dividing 
with it (PI. X fig. 50). The nuclei of the resulting amoebae are 
formed by a fusion of the chromatin granules to the mass charac- 
teristic of the resting nucleus, while the remains of the spindle dis- 
appear. 

The whole of this chromatin division and spindle formation 
takes place within the nuclear membrane, as is the case with the 
division of the nucleus in Amoeba mûris, though in the two cases 
the spindles are different. The process resembles very closely the 
division of the micronuclei of infusoria, especially of Paramaecium 
as described by Richard Hertwio. Dangeard has described a 
somewhat similar process in Amoeba hyaJina. In this latter case no 


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184 


C. M. Wes yon 


central spindle fibre is mentioned, but the formation of the chromo- 
somes and their arrangement in the equatorial plate is similar in 
the two cases. In Amoeba binucleata there is also an intranuclear 
spindle formation as described by Schaudinn. In this case, however, 
there is a concentration of protoplasm around the poles of the 
nucleus as it occurs in the nuclear divisions of Actinasphaerium 
eichhorni (R. Hehtwiu). 

The form of nuclear division found in this amoeba with its 
intranuclear spindle leads up to such forms as occur in Amoeba 
binucleata and Actinosphaerium eichhorni with their concentration of 
protoplasm round the poles of the nucleus. 

The cysts of this amoeba are found in the faeces of mice and 
are formed in large numbers in the cultures. They have a diameter 
of from 7 — 14 a, are spherical and of a light brownish colour. The 
cyst wall is quite smooth or very slightly irregular on its outer 
surface. Such a cyst is represented in PI. X fig. 51. The cyst is 
completely filled by a single mass of protoplasm containing the 
nucleus, which resembles the nucleus of the free amoeba. Mice fed 
upon these cysts do not develop amoebae in their faeces. The cysts 
pass unharmed through the intestine and, if brought into suitable 
conditions, the amoebae will escape. Exceptionally, when the mice 
are suffering from diarrhoea, the amoebae may leave the cysts while 
still in the large intestine and there multiply. This resembles the 
passage of the cysts of Chlamydophrys stercorea through the intestine. 
In this case also the Chlamydophrys may leave its cyst and multiply 
in the rectum. 


Tr i chomon as intest ina l is. 

This flagellate is often present in very large numbers in the 
caecum. It occurs above the caecum in the lower parts of the small 
intestine to a much smaller extent. It is also found in the large 
intestine and large numbers of Trichomonas escape from the body 
in the faeces not contained in any cyst but contracted to a 
spherical form. 

The characters of the living animal have been very well 
figured by Künstle«. Kunstler’s figures often show more than three 
flagellae at the anterior end. This is never the case but the actual 
number three is difficult to make out except in fixed and stained 
preparations. Trichomonas intestinalis was again described by Lavehan 
and Mesnil, who figured most of the points in the anatomy of this 
complicated flagellate. 


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Observations on the Protozoa in the Intestine of Mice. 


185 


A marked feature of this flagellate is the ease with which it 
becomes deformed when removed from the caecum and examined 
on a slide. This consists in a breaking loose of the margin of the 
undulating membrane, which then lashes about as a long flagellum 
attached to the anterior end of the animal. The animal also 
changes its shape and performs amoeboid movements. This tendency 
to change of body form applies more especially to the larger forms 
of Trichomonas. 

A point that has not hitherto been noticed is the great vari- 
ation in size. Large forms 20 u iu length are found and all inter- 
mediate sizes down to 3 ft, so that differences in size are not suffi- 
cient to distinguish different species of Trichomonas. In PI. XI 
figs. 15, 16, 17, 20 are represented some of the smaller forms of 
Trichomonas about 5 ft in length. 

The general shape of the animal is well known (PI. XII fig. 31). 
It is pear shaped with three flagellae springing from the blunt end 
and an undulating membrane with thickened border passing in a 
spiral manner round the body and terminating in a free flagellum. 
Projecting from the posterior end of the animal is a spine. (PI. XI 
fig. 1) which is the termination of a structure which passes through 
the body of the animal towards the nucleus. This is iu all prob- 
ability an organ of temporary fixation. Grassi compared tliis organ 
to the axial filament of spermatozoa. Laveban and Mesnil describe 
it as the "baguette interne”. These last workers figure its con- 
tinuation through the body up to the blepharoplast. It is connected 
iu some way with this organ but even in fixed and stained prepara- 
tions it is difficult to make out clearly this connection. In the 
region of the nucleus it becomes less distinct but a row' of granules 
are often seen in continuous series along one or other side of this 
organ and they may be traced round the nucleus to the blepharoplast 
(PI. XI figs. 1, 3). This organ is fairly firm, but bends slightly with 
the movements of the animal. It does not stain with nuclear stains 
like other parts of the flagellar apparatus presently to be described. 
In the liviug animal it appears as a refractile rod. 

Running round the body on one side of the undulating mem- 
brane and following it in a spiral manner, is a shallow groove. This 
groove extends to the anterior or blunt end of the animal and often 
appears as a small fissure in this region (PI. XI figs. 1, 9, 14, PI. XII 
fig. 31). 

The nuclear structure is best made out in specimens stained 
with Dei.afield’s hematoxylin. The nucleus is oval and has a thin 


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186 


C. M. WlXYOK 


nuclear membrane. In the resting: condition the chromatin is distri- 
buted in the form of granules through the nucleus (PI. XI tig. 8). 
Very frequently, lying against the nucleus is a small vacuole, while 
in forms in process of division and possessing two nuclei two such 
vacuoles may be present, one against each nucleus (PI. XI figs. 11. 13, 14). 

The blepharoplast consists of a darkly staining mass which can 
often be made out as two closely lying granules. From the anterior 
of the two granules arise the three flagellae and the thickened 
border of the undulating membrane. From the other granule arises 
the stiff rod like structure described by Laveran and Mesnil and 
which serves as a support for the undulating membrane. This rod 
like body is quite firm and rigid, and is the most resistant part of 
the animal. In deformed specimens it may be seen projecting from 
the body as a stiff rod with its shape still retained. When the 
animals die and break up, this rod remains for some time recognis- 
able in its original form. Sometimes, other fibres may be seen in 
the undulating membrane. These have been figured by Laveran 
and Mesnil and they serve as additional supports. A marked 
feature in the structure of the animal is a row of granules which 
lie parallel to the stiff supporting structure of the undulating mem- 
brane. These, granules, which are best demonstrated by staining 
with iron hematoxylin, commence in the neighbourhood of the ble- 
phamplast. They are uniform in size and are lost at the posterior 
end of the animal (PI. XI figs. 1, 3, 4. 21). The whole of the region 
around the nucleus is very granular. All these granules, together 
with the thickened border of the undulating membrane and its rod 
like support which are connected with the blepharoplast, stain very 
intensely with nuclear stains and are probably chromatin in nature. 
This chromatin has to do with the complicated flagellar apparatus, 
and is chromatin set apart to control the motor functions of the 
cell. In the division of the animal we shall see that the nucleus 
divides independently of the flagellar! apparatus and there, thus, 
appears to be a fairly sharp distinction between the chromatin of 
the nucleus and that of the flagellar apparatus, the chromidium. 
Whether the chromatin of the flagellar apparatus is being constantly 
supplied with chromatin from the nucleus, or whether the chromatin 
of the nucleus represents the sexual chromatin which is distinct 
from the chromatin of the flagellar apparatus, the trophoehromatin, 
as maintained by Schaudixn and Goldschmidt, cannot be definitely 
stated till more is known of the origin of the two forms of chromatin 
present in this complicated flagellate. 





Observations ou the Protozoa in the Intestine of Mice. 


187 


Occasionally within the body of the Trichomonas are large 
vacuoles containing a large coccus. Similar vacuoles have been 
described above in A moeha marts and they may be so large as to 
reduce the Trichomonas to a mere sac. As suggested for the amoeba, 
this may be a form of parasitism (PI. XII fig. 32). 


Multiplication of Trichomona* intestinal i*. 

Trichomonas intestinalis divides by longitudinal division. There 
is a division of nucleus, blepharoplast and of the peculiar pointed 
organ which projects from the posterior end of the animal. The 
undulating membrane and its support with the fiagellae appear to 
be new formations. 

The first step in the process is a division of nucleus and ble- 
pharoplast. The granules of chromatin in the nucleus run together 
to form larger masses. The number of these chromatin masses or 
chromosomes is usually six (PI. XI fig. 10). The chromosomes, at 
first irregular, then become dumbbell shaped and each divides into 
two (PI. XI figs. 2. 5, 6, 7, 12, 14). A constriction then appeal’s 
in the nuclear membrane and the nucleus divides, each daughter 
nucleus apparently having one half of the divided chromosomes. In 
this process there is no indication of an intranuclear division centre 
as is found in Euglena and no definite spindle is formed. The 
chromosome formation is well developed, though other parts of the 
spindle apparatus are absent. After division of the nucleus, the 
large chromatin granules break up into the smaller granules charac- 
teristic of the resting nucleus. 

As a rule the blepharoplast divides before the nucleus. It con- 
sists, as pointed out above, of two closely related granules. In 
division, each of these granules divides and the two pairs of granules 
so formed move away from one another. A fibre can often be seen 
extending between the two pairs of granules even after considerable 
separation has taken place (PI. XI figs. 2. 4. 10. 11). Soon after 
division of the blepharoplast and frequently before division is com- 
plete, the rod like body which is to serve for the support of the 
new undulating membiane can be seen attached to the divided-off 
half of the blepharoplast (PI. XI figs. 5, 6. 7, 10). The first portion 
of this structure may be formed by a splitting off from the one 
already existing, but, however it may have originated, it increases 
in size as the division of the animal proceeds, probably by growing 
out from the blepharoplast. At first no second undulating membrane 


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188 


C. M. Wbsvos 


can be distinguished, but this appears later and is probably a new 
formation like the flagellae. The undulating membrane and its 
supporting apparatus continue to increase in size till they equal the 
size of those already existing. The appearances suggest that, just 
as the rod like support increases in size by growing out from the 
posterior of the two grannies which constitute the blepharoplast, so 
the thickened margin of the nndulating membrane increases in a 
similar way by growing out from the anterior of the two granules. 
The staining reactions of the blepharoplast, the margin of the un- 
dulating membrane and its rod like support are identical, and it 
would appear that the two latter were prolongations, as it were, of 
the former. 

After division of the nucleus and blepharoplast, there com- 
mences a division of the pointed organ. This divides by longi- 
tudinal division and is the last part of the animal to divide (PI. XI 
tig. 3). In later stages, it is seen extending through the body of 
the long drawn out animal from the neighbourhood of one nucleus 
to that of the other (PI. XI tigs. 15, 21). In the final stage, two 

animals are attached simply by this organ, which finally gives way, 

leaving the characteristic pointed ends. 

The multiplication of Trichomonas may take place very rapidly, 
with the resnlt that increasingly small forms are produced. These 

small forms may be only 3 u in length. At other times division 

proceeds less rapidly and only large forms of Trichomonas are 
present. 

I have not been able to find any sexual stages of this parasite. 
Scha coins mentions in a short note that Trichomonas becomes an 
amoeba and that two of these amoebae, after giving off each two 
reduction bodies, become encysted together and conjugate. Within 
the cyst there is then a division into several parts with the formation 
of a large residual body. Such stages I have not encountered in 
the mice. 

In the normal way many Trichomonas escape from the intestine 
in the faeces. These forms are contracted and spherical. There 
usually appears to be no cyst enclosing them, but forms as in PI. XI 
fig. 35 are met with which apparently have a cyst. In the faeces 
the spherical forms of Trichomonas will retain their vitality for a 
week or more, if prevented from drying. If a little of such faeces 
which have been kept moist at the ordinaiy laboratory temperature 
for a week be mixed with salt solution and examined on the warm 
stage, it will be noticed that in a quarter to half an hour the 


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Observations on the Protozoa in the Intestine of Miee. 


189 


spherioal Trichomonas show signs of life. The undulating membrane 
moves very slowly and soon the whole animal begins to rotate. This 
movement increases till finally the Trichomonas commence to swim 
about as do the forms freshly taken from the caecum. This long 
survival of Trichomonas outside its host and the fact that no definite 
cysts are formed, as is the case with the amoebae and Lamblia , 
suggest the possibility of a direct infection taking place. To test, 
this point some of the faeces containing Trichomonas which had been 
kept moist for several days was mixed with the, juice from the 
stomach of a freshly killed mouse. On the warm stage the Tricho- 
monas revived and remained alive for four or five hours, a space of 
time quite long enough to allow of the Trichomonas passing through 
the stomach of a living mouse. It is thus quite possible that the in- 
fection may be spread by the ingestion of Trichomonas in the unencvsted 
condition. The peculiar resistance of Trichomonas intestinalis and its 
long survival outside the body, shows that it has not become very 
specially adapted to a life in the intestine. It is known that Tricho- 
monas in the human subject can live in many other parts of the 
body. Pkowazek has described them from the cavity of a tooth; 
they live in the vagina, and have been found in the lung in suppurative 
conditions and even in the stomach. It is exceedingly doubtful if 
these are distinct species. From the figures given, it is impossible 
to judge of any differences. Much more probable is it, that the 
normal habitat of this flagellate is the intestine and, that under 
certain conditions which give a good bacterial growth, it may find 
its may from the intestine to the vagina, mouth, lung and so forth. 
It is, also, not at all improbable that the Trichomonas which live in 
the intestine of mice and other animals are one and the same 
species. 

It is unusual to find a mouse which is not infected with Tricho- 
monas. In quite healthy mice, the caecum will harbour enormous 
numbers and the flagellates appear to have not the least ill effect on 
their host. In mice suffering from diarrhoea from coccidiosis or other 
cause, the Trichomonas escape in large numbers in the faeces. Such 
appearances in the human subject have given rise to the idea that 
diarrhoea may be caused by these flagellates. It is very probable 
that in the normal human intestine Trichomonas and other Protozoa 
are present much more frequently than has hitherto been imagined, 
and, in case of diarrhoea, escape in the free living form. Flagellates 
in the human faeces have been most frequently encountered in cholera 
and similar diseases, where no one would think of suggesting the 


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190 


C. M. Wekton 


flagellates as the cause of the diarrhoea. In other cases where no 
definite cause for the diarrhoea can be found, the presence of the 
flagellates has erroneously led to their being taken as the cause in 
question. 


La m bi in Intestinal is. 

This flagellate occurs sometimes in very large numbers in the 
upper part of the small intestine. As regards the general appearance 
of the animal and its movements there in nothing to add to the 
excellent description of Metzxek. In his investigations into the 
structure of Lamblia as occurring in the intestine of rabbits, Metzxek 
did not use the iron hematoxylin method of staining which gives 
very good pictures of the nucleus and flagellar apparatus. Very 
good results are obtained by fixing with sublimate alcohol and 
staining with iron hematoxylin and eosine. 

As found in the small intestine of the mice, the Lamblia vary 
in size. There is little difference in the size of the peristome or 
sucking disc in different animals, but the variation is due more to 
the thickness of the body. In the smaller forms the body is thin 
and leaf like (PI. XI fig. 37), while in the large forms it is thick 
and approaches to an oval (PL XI fig. 38). The general structure 
of the animal is shown in PI. XI figs. 36 — 38. There are two oval 
nuclei, each having a definite nuclear membrane. The greater part 
of the chromatin is concentrated to an irregular body at the centre 
of the nucleus, while smaller granules are distributed over the nuclear 
membrane. There appears to be no connection between the two 
nuclei, as has been described by Metzner and other workers. The 
point to which the three pairs of posterior flagellae converge stains 
deeply in darkly stained individuals, and this region between the 
nuclei which lodges a large part of the flagellar apparatus might 
be taken as a link between the two nuclei. The individuality of 
the two nuclei is clearly brought out in the encysting process. 

Between the two nuclei are seen two darkly staining rods with 
expanded ends. Posteriorly, these rods are continuous with the pro- 
longations into the body of the tail flagellae. Springing from the 
enlargements at the hinder end of the two rods, is the middle pair 
of flagellae; on each side of the anterior ends of the two rods is a 
small granule, from which arises the anterior pair of flagellae. These, 
before becoming free, cross one another and then pass up to the margin 
of the peristome, or sucking-disc, which is slightly raised from the 
surface of the body. The two flagellae then run along the surface 


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Observations on the Protozoa in the Intestine of Mice. 191 

of the rim of the peristome for a short distance. During this part 
of their course they are attached to the margin of the peristome 
and form, as it were, a narrow membrane. The fiagellae finally 
leave the peristome rim and become free. From the pair of granules 
which gave origin to the anterior liagellae just described, there may 
be traced backwards two fine fibres which run parallel to the two 
darkly staining rods as far as their posterior ends, when they 
diverge and are continuous with the margin of the peristome and 
with the second pair of lateral fiagellae. In some individuals there 
is present a group of granules which extends from the anterior end 
of the nucleus towards the anterior ends of the two rods, while, at 
the posterior end, there appears to be some sort of connection 
between the nuclear membrane and the peristome margin, at the 
point where it turns inwards round the posterior end of the nucleus. 

The area of the body behind the two nuclei, the triangular area of 
Metz. nek is depressed to form a kind of groove in which the middle 
pair of fiagellae lie. This groove runs towards the tail, on which it 
is lost. At the bottom of this groove may be seen two very darkly 
staining bodies one on each side of the middle line. They appear 
to lie on the continuations of the tail fiagellae into the body (PI. XI 
fig. 36), but in reality they are more dorsally situated (PL XI 
figs. 37, 38). These bodies were described by Mktznkk. Their function 
is unknown, unless they are connected with certain fibres which may be 
seen in some of the living animals. These are fibres (PI. XII fig. 33), 
which arise from retractile granules situated in the anterior region 
of the animal. The granules are present in about equal number on 
each side of the middle line, while, running from them are fine fibres 
which, converging in a fan like manner as they approach the tail, 
terminate iu a retractile body which probably corresponds with the 
darkly staining body described above. These fibres are not always 
distinguishable and have not been observed in fixed specimens. Their 
function is probably connected with the movements of the tail. 

Though very large numbers of Lambliae may be present in the 
small intestine and these of different sizes, dividing forms are not 
to be found. There are, however, large numbers of encysted forms 
especially in the lower parts of the small intestine and large in- 
testine. The cysts are oval and measure about 13 or 14 n by 
6 or 7 ft. The cyst wall is smooth and transparent. These cysts 
have been observed by several workers, but their contents have 
not been clearly described. Schaudin.v, in a short foot note, mentions 
cysts, in each of which two Lambliae fixed together by their 


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192 


0. M. Vrxton 


suckers, are encysted. These are apparently sexual cysts. In 
cysts that I have observed only one animal is present. These cysts 
are formed by one of the larger forms of Lambliae described above. 
In the early stages, the several parts of the animal may be seen 
within the cyst. The details of the cyst contents may be readily 
brought out by staining with iron hematoxylin (PI. XI figs. 30 — 32 ). 
Soon after the formation of the cyst, the two nuclei move away from 
their central position and come to lie at the anterior end of the 
animal. Before this migration, each nucleus becomes spherical and 
in so doing gives up part of its chromatin. In many cases, it appears 
as if the posterior end of each nucleus is divided off from the rest 
and remains as a dark mass attached to the margin of the peristome 
at this spot. 

In PI. XI fig. 30 is figured a cyst with tw r o spherical nuclei at 
one end. The two darkly staining rods can be seen and also the 
crossing of the two anterior flagellae. The two darkly staining 
bodies are still present and are a striking feature in all the cysts. 
Other parts of the flagellar apparatus may be seen and the dark 
masses which represent the divided-off posterior ends of the nuclei. 
These latter gradually break up and pass to the posterior end of 
the cyst, where they become no longer distingnishable. The next 
stage in the development of the cyst is the division of the two 
nuclei. Each nucleus has a nucleolus. This becomes drawn out and 
dumbbell shaped and finally divided into two. The division of the 
nuclei follow's, giving four spherical nuclei. These four nuclei some- 
times lie crowded together and suggest a possible conjugation, but 
this has not been observed. In this stage, the cysts escape in large 
numbers from the body. If kept outside the body in the faeces, the 
cysts become thick and opaque, so that little of their internal struc- 
ture can be made out. In some cases, the cysts, before they escape 
from the body, appear to contain two animals, so that, in all pro- 
bability, the encysting process is followed by a division of the 
Lamblia into two daughter individuals. These cysts, if swallowed 
by the mice, which must frequently happen, would give lise to two 
of the smaller fonns of Lamblia. It is possible that these cysts are 
not sexual cysts and that the division of Lamblia can only take 
[dace in the encysted condition. No division of Lamblia in the free 
state has been observed and the large number of cysts present would 
lend colour to this idea. I have not been able to observe escape 
of the Lambliae from the cyst which may take place in normal 
conditions, without it being necessary for the cysts to leave the host. 


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Observations on the Protozoa in the Intestine of Mice. 


193 


If such be the case, there may be another kind of cyst which would 
serve for the transmission of the infection to new hosts, or the one 
kind of cyst may serve both to maintain the infection in the host 
itself and, also, to spread the infection when they escape from the 
body. 

Hexamitus mûris (Gbassi). 

Syn. Dicercomonas mûris. 

This flagellate, first described by Gbassi and later by Foa, is 
very commonly found in the small intestine of mice, where it lives 
in company with Lamblia. It is characterised by having six fiagellae 
at the anterior end of its body and two tail fiagellae. The body is 
very variable in shape, but, in active forms, it is broad anteriorly 
and tapers to a point posteriorly. Some of these forms have been 
described by Foa as having a dorsal and ventral surface. The 
forms present in the small intestine have, as a rule, a narrow body 
(PI. XII fig. 34). In the caecum sometimes occur forms with a much 
thicker body and with large granules in the protoplasm (PI. XII fig. 35). 
These latter may occur w r ith or without the narrower forms, and they 
resemble very much Hexamitus inflatus, though they had no mouth 
clefts at the insertion of the tail fiagellae as figured by Koebs for 
this form. 

The narrower forms, which live mostly in the small intestine, 
but also, to a less extent, in the caecum, correspond with the Dicer- 
comonas mûris described by Foa. In these, the nucleus consists of 
two masses of chromatin lying one on each side of the anterior end 
of the body (PI. XT figs. 24, 25, 29). Running through the body 
from the point at which the tail fiagellae become free are two 
fibrous tracts, which stain darkly with nuclear stains. These tracts 
pass to the neighbourhood of the nuclei and there cross one another. 
They are then continued between the nuclei to end in certain 
granules, from which arise the six anterior fiagellae. The arrange- 
ment of these granules is difficult to make out, owing to the minuteness 
of object. Foa figures one granule on each side, from each of which 
spring three of the six anterior fiagellae. In the dorsal view of the 
animal figured by Foa each granule is connected by a darkly staining 
fibre to the nucleus of its side. After examining a large number of 
specimens it appears to me, that there are several granules, perhaps six, 
arranged on the anterior parts of the fibrous tracts which themselves 
unite at the extreme anterior end of the animal (PI. XI figs. 24, 
25, 29). The six fiagellae are arranged in two sets of three, the 

Archiv fur Protlstenkunde, Sappl. I. 13 


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194 


C. M. Wenyon 


three flagellae of each side arising from granules situated closely 
together. 

The two masses representing the nuclei are in intimate relation 
with the two fibrous tracts. Whether there is an actual union 
between the nucleus and the fibrous tract of each side cannot be 
definitely stated (PI. XI figs. 25, 29). 

The origin of the tail flagellae is variable. Sometimes they 
arise close together (PI. XI fig. 24). At other times they arise 
from the sides of the body, while there is a prolongation of the body 
between them as a tail process (PI. XI fig. 29). All intermediate 
forms between these two types may be found. 

As mentioned above, a larger form of Hexamitus is found in the 
caecum. As this is sometimes found when the form of Hexamitus 
just described is absent and as it is only found in the caecum and 
never in the small intestine, it probably belongs to a distinct species. 
This is supported by certain differences in the nuclear and flagellar 
apparatus. The tail flagellae arise close together and they are 
continued through the body towards the nucleus in what appears as 
a single darkly staining fibrous band (PI. XI figs. 18, 19, 23). In 
specimens very much decoloured the two continuations of the tail 
flagellae may be seen extending through this band like structure 
(PI. XI fig. 22). In this form the nuclear and flagellar apparatus 
at the anterior end of the animal are much more compact, so that 
it is impossible to distinguish the separate parts. The nucleus con- 
sists of a mass of chromatin on each side and from out this mass 
arise the six flagellae. 

In division of these larger forms the parts of the band-like 
structure corresponding to each tail flagellum become more distinct 
and separated from one another. There then follows a splitting of 
each part of the nucleus and along with this a division of the fibrous 
band-like structure associated with it This process results in forms 
having four nuclear masses with four fibrous bands each ending in 
a flagellum (PI. XI figs. 26, 27, 28). The body of the animal then 
divides so that each portion contains two chromatin masses and two 
fibrous bands which arrange themselves as characteristic of the free 
living forms. The division of the smaller form of Hexamitus takes 
place in a similar way. Some of the division forms of this Hexamitus 
have been figured by Foa. 

In the caecum certain oval cysts are to be found which contain 
Hexamitus. These cysts are about 6—7 n in length and 3 — 4 n in 
breadth. In stained preparations, the various parts of the animal 


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Observations on the Protozoa in the Intestine of Mice. 195 

may be seen within the cyst (PI. XI figs. 33, 34). Only one animal 
is contained in each cyst. In many of these cysts there appears 
to be a division of the nuclei, so that four chromatin masses result 
These cysts probably belong to the larger form of Hexamitus. 

The larger' form of Hexamitus may be simply the fully grown 
form of those that live in the small intestine, but the differences in 
body form, in nuclear structure and in habitat are sufficient to 
distinguish it from these. 

If faeces of mice infected with Hexamitus be kept moist outside 
the body, it will be found that forms of Hexamitus, indistinguishable 
both in the living and in the fixed and stained conditions from those 
that live in the small intestine, begin to appear and multiply in the 
faeces. It is quite conceivable that this form of Hexamitus, five 
distinct species of which have been described by Klebs as occurring 
in solutions of decomposing material, is capable of living as well in 
decomposing matter as in the intestine of mice. 


Schizogony in Coccidinm falciforme. 

If one examines the intestines of mice in the early stages of 
the infection with this coccidium, it will be found that schizogony 
is proceeding very rapidly and enormous numbers of schizonts are 
present. Each epithelial cell may be attacked by many merozoites, 
often causing the epithelial cells to break down, thus liberating the 
schizonts, which, however, continue their development enclosed in a 
kind of cyst often with double wall (PI. XI fig. 44). Large numbers 
of these schizonts may be found in the debris. To the wall of the 
cyst the protoplasmic body of the schizont is attached at one spot 
and at this spot the wall is thickened or slightly invaginated 
(PI. XI figs. 44, 48, 52, 55). These appearances suggest that the 
cyst is formed by the schizont, perhaps by a hardening of its sur- 
face. In those cases where two layers are present (PI. XI fig. 44), 
the outer one may represent part of the protoplasm of the broken 
down epithelial cell. 

The interesting point about this schizogony is that the mero- 
zoites, after attacking new cells, commence the process of schizogony 
before they have attained the size of the schizont from which they 
were derived. In this way, there is a continual diminution in the 
size of the schizonts in the stage of schizogony. The largest forms 
give rise to merozoites about 12 n in length, while the smallest 
schizonts have a diameter of not more than 3 /i and give rise to 

13* 


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196 


C. M. Wekvok 


merozoites about 3 /x in length (PI. XI figs. 41, 50, 53). The smallest 
merozoites have the same structure as the largest forms. They 
are sickle shaped and have a nucleus in which the chromatin is 
concentrated at the centre to form a karyosome. All intermediate 
sizes are met with. Later on in the infection, these small forms of 
schizont are absent. The rapid schizogony with the production of 
the increasingly small schizonts is comparable with the rapid divi- 
sion of Trichomonas which occurs sometimes and which results in 
the production of very small forms. In the case of the coccidium 
the early stages of the infection give an abundant food supply and 
conditions favourable for rapid multiplication. 

The smaller forms of schizonts have smaller nuclei in propor- 
tion to their size than do the larger forms ; this difference in size is 
quite out of proportion to the difference in size of the schizonts 
(PI. XI figs. 42, 47, 49, 50). When the larger schizonts undergo 
schizogony, the nucleus breaks up and the chromatin is scattered in 
the cell (PI. XI figs. 39 — 42, 47). The greater part of this chro- 
matin is either thrown out of the schizont or is dissolved, while 
only a small part arranges itself, as the nuclei of the merozoites, 
over the surface of the schizont. In these large schizonts there is 
thus a superfluity of chromatin present in the nucleus. In the 
smaller schizonts the nuclei are much smaller and the formation of 
the nuclei of the merozoites takes place by a process of binary 
fission, the whole of the chromatin of the nucleus being used up in 
the process. In the later stages of the infection only the large 
schizonts are present and at this time begin to appear the gaméto- 
cytes. 

The method of this schizogony is interesting in the light of 
facts brought forward by Richahd Hehtwiu to show that cell di- 
vision is dependent on the existence of a certain relation between 
the quantity of chromatin in the nucleus and the protoplasm of the 
cell. When the right relation exists between these two cell con- 
stituents, the cell will divide, but when this relation is disturbed in 
any way the cell division cannot take place till the relation is 
re-established. In the coccidium under consideration the relation 
existing between the nucleus and protoplasm of the small schizonts 
may be that one favourable to division. This relation is maintained 
and the rapid schizogony ensues. As the infection advances the 
condition of life of the coccidia is less favourable, many epithelial 
cells are destroyed and the mice may be acquiring some form of 
resistance. Under these conditions, the nutrition of the coccidium 


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Observations on the Protozoa in the Intestine of Mice. 


197 


cell is disturbed and the relation existing between nucleus and 
protoplasm is changed. The relation is no longer one which stimu- 
lates division and the large schizonts with their large nuclei result. 
These large schizonts, before they can divide, discard a large part 
of their chromatin and so, re-establishing the relation, undergo schizo- 
gony. Later on in the infection the gametocytes appear and the 
production of these may be the result of those changes in nutrition 
which give rise to the large schizonts. The continued disproportion 
existing between nucleus and protoplasm may lead to a condition 
which can no longer be remedied by a throwing out of chromatin, 
but only by the conjugation of differentiated gametes. 


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kaiserl. Gesnndheitsamte V. 19. 


Description of Plates. 

All the preparations from which the drawings were made were fixed in 
Sublimate-Alcohol (2 : 1) and stained with Ironhematoxylin except PI. X figs. 5, 
23, 37 and PI. XI figs. 5 to 4, and 35 which were stained with very dilute 
Delafield's hematoxylin. 

Plate X. 

Figs. 1 — 37. Amoeba mûris. 

Figs. 1 — 5. Free amoebae. 1. Large form with single nucleus and many 
food vacuoles including bacteria and Trichomonas. 2. Amoeba with two nuclei. 
3. .4moe/)0 with psendopodium. i. Amoeba with clear endoplasm. 5. Form showing 
dividing nucleus in spindle stage. 

Figs. 6 — 9. First stage of cyst formation in which the single nucleus is 
present. 6 and 9 show the large retractile body. 

Figs. 10—11. Division of single nucleus. 

Fig. 12. Cyst with two nuclei surrounded by darkly staining protoplasm 
due to chromatin which has passed out of nuclei. 


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Archiv fur Prolistcukuiule Stipplrnuiilhaml I. 




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Taf. 11). 



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Observations on the Protozoa in the Intestine of Mice. 199 

Fig. 13. Cyst with two nuclei and remains of food material being thrown 
ont through gelatinous cyst wall. 

Fig. 14. Cyst with two nuclei and very darkly staining protoplasm. 

Figs, lö, 16. Cysts with two nuclei and refractile body occupying centre 
of cyst. 

Fig. 17. Cyst with two nuclei and two refractile bodies. From one nucleus 
chromatin is passing out of cyst. 

Figs. 18, 18. Cysts showing chromatin which is being thrown out. In these 
cysts no definite nuclei are left. 

Fig. 20. Cyst with two nuclei much reduced in size. Chromatin and remains 
of food material passing out. 

Fig. 21. Cyst with two nuclei and reduction bodies. 

Fig. 22. Cyst with two nnclei after formation of reduction bodies. The two 
nuclei are lying together and chromatin is passing from the nuclei into the proto- 
plasm which is staining darkly round the nnclei. 

Fig. 23. Cyst with refractile body and two spindles. This is a stage a few 

minutes later than the stage represented in fig. 22. The darkly staining bodies 

present are partly food material and partly chromatin. The spindles will give 
rise to four nnclei which will conjugate in pairs. 

Fig. 24. After conjugation of the nuclei, the two resulting nuclei increasing 
in size. 

Fig. 23. A stage a little later than fig. 24 in which one nucleus has divided 
and one is almost divided. 

Figs. 26, 27. Stages showing division of the two nuclei. 

Fig. 28. Cyst with four nuclei and darkly staining food material. 

Fig. 29. Cyst with four nuclei preparing for the next division. 

Fig. 30. Cyst with refractile body and three nnclei. — Irregular division 
of nnclei. 

Fig. 31. Cyst with refractile body and four nuclei. 

Fig. 32. Cyst with four dividing nuclei. 

Figs. 33 —33. Cysts with eight nuclei. In 33 there is still a mass of the 
refractile body present. 

Fig. 36. Cyst with somewhat shrunken walls to show the double nature of 
the cyst. 

Fig. 37. a. Resting nnclens with greater part of the chromatin on the 
nuclear membrane, b. Nucleus with chromatin clumps which will be thrown off and 
ultimately disappear in the protoplasm, c. Stage in nuclear division. Within the 
nuclear membrane is the small spindle. At either pole is a more darkly staining 
region and between these the spindle fibres run. The granules of chromatin have 
left the nuclear membrane and now lie along the spindle fibres, d. Later stage 
of the spindle. The nuclear membrane now fits closely ronnd the spindle while 
the chromatin is separating irregularly into two parts. All these nuclei from un- 
encysted amoebae. 

Figs. 38—41. Amoebae cultivated from faeces of mice. These amoebae are 
found occasionally in the rectum. 

Fig. 38. Amoeba with resting nucleus. 

Figs. 39 — 40. Amoeba with nucleus preparing for division with chromatin 
breaking tip into smaller particles. 

Figs. 41 — 42. Two views of equatorial plate stage. 


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200 


C. M. Wen vox 


Figs. 43—44. Amoebae with nuclei in process of division. The equatorial 
plate has divided. In 44 the spindle fibres can be seen extending between the 
poles of the nucleus. 

Fig. 45. Oblique view of spindle at a stage a little later than in fig. 44. 
The two halves of the equatorial plate seen in surface view. In each plate four 
chromosomes. 

Figs. 46—49. Different views of later stages of the spindle. In 47 and 49 
the pole caps can be easily seen and also the central spindle fibre. 

Fig. 50. Spindle drawn out to its utmost extent and division of amoeba 
almost complete. 

Fig. 51. Encysted amoeba. These cysts are found in the faeces of mice and 
also in old cultures of the amoeba. 


Plate XI. 

Figs. 1 — 17, 90 — 21. Trichomonas intestinalis. 

Fig. 1. General view of animal. 

Fig. 2. Showing divided blepharoplast with connecting fibre and the di- 
viding chromosomes in the nucleus. The supporting rod for the new undulating 
membrane is present though smaller than the original one. 

Fig. 3. Division almost complete. The pointed organ only partially divided. 

Figs. 4—7, 9—14. Various stages of division. 

Figs. 15 — 17, 20. The smaller forms of Trichomonas , drawn under higher 
magnification. Figs. 15, 17 are forms in division. Fig. 16 form measuring about 
4 ft in longest diameter. 

Fig. 21. Form in last stage of division. 

Figs. 18, 19, 22 — 29, 33, 34. Hexamitus mûris. 

Figs. 18, 19, 22, 23. Larger form of Hexamitus only found in caecum. 

Figs. 24, 25, 29. Smaller form found in small intestine. 

Figs. 26—28. Hexamitus in division. 

Figs. 33 — 34. CyBts of Hexamitus. 

Figs. 30 — 32, 36 — 38. Lamblia intestinalis. 

Figs. 30- 32. Cysts of Lamblia. 30 with two nuclei, 31 with nuclei in 
division and 32 with four nuclei. 

Fig. 36. View of Lamblia from ventral surface. 

Fig. 37. Side view of small form of Lamblia. 

Fig. 38. Side view of larger form of Lamblia. 

Figs. 39—56. Coccidium falciforme in stages of schizogony. 

All the drawings in PI. X were made with Zbiss drawing apparatus under 
Zeiss '/is' achromatic and oc. 4. In PI. XI the same magnification was used for 
all except tho figures of Hexamitus and figs. 15 — 17, 20 which were drawn under 
Zeibs apochromatic 2 mm and 18 comp, oc., figs. 30 — 32 made with achromatic 
and oc. 5, and figs. 36—38 which were drawn in outline with achromatic and 
18 comp. oc. while the details were filled in under oc. 4. 

Plate XII. 

All figures are taken from the living objekt. 

Fig. 1. Amoeba with large vacuole containing Trichomonas. 

Fig. 2. Amoeba with vacuoles containing cocci. 


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Aivlm Fur Prolistoiikumlt* Siipplcmrnllxtml I 



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Taf. 12. 



Fincher in Jena. 


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Observations on the Protozoa in the Intestine of Mice. 201 

Figs. 3—5. Drawings of Amoeba during process of encysting. 

Fig. 6. Oval cyst of Amoeba. 

Figs. 7 — 17. Stages in the development of a cyst as observed in a preparation 
kept warm in warm microscope chamber for four hours. 

Figs. 18 — 21. Final stages of development of a cyst. 

Figs. 22, 23. Two stages of a cyst left in warm chamber through the night. 
Fig. 24. Cyst of Amoeba kept dry for two weeks. 

Figs. 26—30. Varions forms of the Amoeba cultivated from faeces of mice. 
Fig. 31. Semi diagramtaic representation of structure of Trichomona» in- 
testinalis. 

Fig. 32. Trichomonas with large vacuole full of cocci. 

Fig. 33. Showing fibres in living Lamblia. 

Figs. 34 — 35. Two forms of Hcxamitus. 


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Nachdruck verboten. 

Übereet z ungerecht Vorbehalten . 


Beobachtungen über 

vegetative, degenerative und germinative Vorgänge 
bei den Gregarinen des Mehlwnrmdarms. 

Von 

Sergius Kuschakewitsch (Odessa). 

(Hierzu Talei Xm — XVI und 12 Textflguren.) 


Als Objekt der vorliegenden Beobachtungen haben mir die Gre- 
garinen gedient, die im Darme der Larve von Toiebrio molitor (Mehl- 
wurm) ihren Sitz haben. In den letzten Jahren wurden dieselben 
Tiere zweimal untersucht. Bf.kndt (1902) hat den Lebenscyclus 
von Gregarina cuneata, Gregarina polymorpha und Gregarina sleini 
verfolgt. Ihm haben wir eine ausführliche Zusammenstellung der 
Beobachtungen der früheren Forscher, welche sich mit den Mehlwurm- 
gregarinen beschäftigt haben, zu verdanken, was mir jetzt die Mühe 
einer historischen Einleitung erspart. Léger und Dubosq (1904), 
indem sie dieselben Gregarinen nachuntersuchten, haben gezeigt, 
daß Bkrndt unter dem Namen von Gregarina polymorpha , außer dem 
richtigen Vertreter dieser Art, noch eine zweite selbständige Form 
beschrieben hatte, die von ihnen mit dem Namen Steinina oralis belegt 
wurde. Die französischen Forscher haben die ersten vegetativen 
Stadien von Gregarina rutteata und Steinitia ovalis hauptsächlich 
untersucht, und zwar das Eindringen des Sporozoiten in die Epithel- 
zelle und seine Umwandlung zu dem erwachsenen Sporonten. 

Ich habe ebenfalls in dem Darme der Mehlwünner, die mir 
Vogelhändler in München geliefert hatten, die vier oben erwähnten 
Arten gefunden: Gregarina cuneata (F. St.), Gregarina polymorpha 


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Gregarinen des Mehlwuradarms. 


203 


(Hamm.), Gregarina steini (Berndt) und Steinina oralis (F. St.). Die 
letztere Form war immer sehr schwach vertreten und verschwand 
zeitweise ganz und gar; deshalb konnte ich sie bei meinen Beob- 
achtungen nicht berücksichtigen. 


Untersuchungsmethoden. 

Als Fixierungsflüssigkeiten habe ich die ScHAumuN’sche (Alkohol- 
Sublimat - Essigsäure) und die CAKNOx’sche (Alkohol - Chloroform- 
Eisessig) am besten gefunden. Für die Beobachtungen an vegeta- 
tiven Stadien wurden Ausstrich-, Total- und eventuell auch Schnitt- 
präparate angefertigt. Die Cysten wurden in lebendigem Zustande 
sowie an Präparaten, die auf verschiedene Weise angefertigt waren, 
untersucht. Gute Totalpräparate haben mir für das Verständnis der 
Grundzüge des Entwicklungsgangs der Cyste den größten Dienst ge- 
leistet, und die Behauptung von Berndt, daß an solchen Präparaten 
nur das Vorhandensein von zwei Individuen in jeder Cyste sich kon- 
statieren läßt, hat sich als unbegründet erwiesen. Für die Unter- 
suchung der Einzelheiten wurden die vorher in toto durchmusterten 
Cysten in Schnitte zerlegt oder in Nelkenöl zertrümmert. Eine sehr 
ausgiebige Methode, um in kurzer Zeit eine Menge von lehrreichen 
Präparaten anzufertigen, ist das von Léger (1904) angewandte Zer- 
quetschen der lebendigen Cysten auf einem Deckgläschen, deren 
rasches Fixieren und weiteres Behandeln nach Art von Ausstrich- 
präparaten. 

Unter natürlichen Bedingungen ist die Entwicklung der Cysten 
im Mehlwurmdarme auf die ersten Stadien beschränkt, auf denen sie 
mit den Fäces entleert werden. Für die Annahme eines von Berndt 
vermuteten endogenen Cyclus habe ich keine Andeutung gefunden. 
Die späteren Stadien wurden gewonnen, indem die aus dem Darme 
heransgenommenen Cysten in einer feuchten Kammer weiter gezüchtet 
wurden. Als Kulturmedium diente ein Darmsafttropfen. Das sehr 
schädliche Auftreten von Pilzen in den Kulturen läßt sich leicht 
durch peinliche Reinlichkeit (jedesmaliges Waschen der Kammer mit 
Seife und Anwendung eines nur dünnen Darmsaftes als Kultur- 
flüssigkeit (eventuelle Verdünnung mit Cölomflüssigkeit des Wirtes) 
vermeiden. In dem Darme selbst waren die späteren Stadien zu 
bekommen, indem der After des Mehlwurms mit einer dicken Lösung 
von Mastyx in Äther verklebt wurde. 

Als Farbstoff für die Ausstrich- und Totalpräparate der Tropho- 
zoiten und die Cystentotalpräparate habe ich ausschließlich Borax- 


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204 


S. Kuschakewitsch 


Karmin benutzt, welches bei nachträglicher Aufhellung der Objekte 
in Nelken- oder Cedernöl die klarsten Bilder gegeben hat. Für die 
Schnitte und Ausstriche der zersprengten Cysten wurden haupt- 
sächlich Hämatoxylin nach Delafibld und das Kisen-Hämatoxylin- 
verfahren angewandt. 

Die vegetativen Vorgänge. 

Bezüglich der äußeren Gestalt der Tiere kann ich auf die 
Arbeiten von Berndt (1902) und Léger u. Düboscq (1904) verweisen, 
die in dieser Zeitschrift erschienen sind. Hier werde ich nur einige, 
den Epimerit der Gregarina polymorpha betreffende Tatsachen an- 
führen. Die kleinsten der von mix- beobachteten Tiere (26 //) besitzen 
keinen abgesetzten Epimerit, sondern nur eine doppelkonturierte Ver- 
dickung der Pellicula, die das etwas schmalere vordere Protomerit- 
ende als eine Kappe deckt (Textfig. A). Bei größeren Tieren 
(meistens schon von 30 g an) erscheint die Oberfläche dieser Kappe 
mit abgerundeten Warzen besetzt, so daß der Kappenrand im opti- 
schen Längsschnitte gefranzt aussieht (Textfig. B). Dann gewinnt 
der vordere Abschnitt des Protomerits mehr Selbständigkeit, indem 
eine Ringfurche ihn von dessen übrigem Teil abgrenzt. Auf diese 



Fig. A. Fig. B. Fig. C. 

Oc. 4 Ob. 2. Oc. 4 Ob. 2. Oc. 4 Ob. 2. 


Weise bekommen wir einen regelrechten Epimerit. Sein Ectoplasma 
zieht sich stellenweise von der verdickten Pellicula zurück, und es 
werden auf diese Weise kleine kugelige Hohlräume gebildet. Ihre 
äußere Wand besteht aus der alten doppelkonturierten Pellicula, die 
innere — aus einer nen ausgeschiedenen dünnen und festen Membran 
(Textfig. C). In dieser Form scheint der primäre Epimerit den 
Höhepunkt der Entwicklung zu erlangen und verloren zu gehen. 
Meistens haben die 60 — 70 g großen Tiere das Sporontenstadium 
erreicht. 

Auffällenderweise erscheinen in einigen Kulturen auch die viel 
größeren Individuen mit Epimeriten versehen. Es ist höchst wahr- 
scheinlich, daß es sich dabei um eine Regeneration des Epimerits 
handelt. In der Tat konnte ich vollständige Serien von dem Neu- 


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Gregarinen des Mehlwtirmdarms. 


20ö 


bildungsprozeß des Epimerits finden, wie es die Textfiguren D— G 
an Tieren veranschaulichen, deren Größe von 90 bis 150 ft schwankt. 



Fig. D. 
Oc. 4 Ob. 2. 



Fig. E. 
Oc. 4 Ob. 2. 



Fig. F. 
Oc. 4 Ob. 2. 



Fig. G. 
Oc. 4 Ob. 2. 


Die auf diese Weise gebildeten Epimerite sind spitz kegelförmig und 
haben eine glatte Oberfläche (Textfig. G), unterscheiden sich also 



Fig. H. 
Oc. 4 Ob. 2. 



Fig. J. 
Oc. 4 Ob. 2. 


beträchtlich von denen der kleinen Ceplialonten. Auf den Textfiguren 
H und I sind die Yorderenden zwei noch größerer Tiere (208 resp. 
225 ft) mit etwas abweichend gestalteten Epimeriten abgebildet. 

Die Regeneration des Epimerits wurde schon von Léger und 
Duboscq (1902) bei der Gregarine Pyxinia mobusei beobachtet. Die 
Autoren fassen die Fähigkeit der betreffenden Art, den Epimerit 
abzuwerfen und dann wieder zu bilden, als eine Anpassung an die 
Häutungen des Wirtes auf. Die Bildung eines transitorischen Epi- 
merits, der rückgebildet und durch den definitiven ersetzt wird, haben 
dieselben Forscher (1904) für Stylorhynchus longicollis beschrieben. 

Ich will jetzt gewisse Einzelheiten der inneren Struktur der von 
mir untersuchten Objekte erörtern. In Anbetracht der großen Ähn- 
lichkeit der drei Arten werde ich nur Gregarina cuneata näher be- 
schreiben und dabei auf einige Besonderheiten der beiden anderen 
Species im einzelnen eingehen. 


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206 


S. Kuschakewitsch 


Auf einem Querschnitte (Fig. 1 j kann man deutlich drei Schichten 
des Tierkörpers unterscheiden. Die äußerte Schicht bildet die dicke 
Pellicuk mit ihren gewöhnlichen Längsleisten, die sich im Quer- 
schnitt als eine Zahnradkontur darstellt. Nach dem Centrum zu 
folgt dann eine Zone von kompaktem, feinalveolarem Ectoplasma, 
das meistens frei von jeglichen Einschlüssen ist Im Centrum flndet 
sich die Entoplasmamasse. Diese hat im allgemeinen eine deutliche 
Wabenstruktur, wobei die Alveolen bald kaum erkennbar klein, bald 
zu großen Vacuolen angewaclisen sind. Im Entoplasma finden sich 
dreierlei Einschlüsse. 

In den Wabenlumina treten Paraglykogenkörner auf. Dies 
sind runde, stark lichtbrechende Körper, die im Durchmesser eine 
Größe von 6 ii erreichen können und eine deutliche konzentrische 
Struktur zeigen (Textfig. K). Die letztere ist schon in frischem 
Zustande als eine Eeihenfolge von dunkleren und helleren Schichten 
zu unterscheiden, tritt aber besonders deutlich nach Behandlung 
mit Jodlösungen oder an den mit Anilinfarbstoffen (Safranin. Gen- 
tiana. Magenta) gefärbten Präparaten hervor. 




Fig. K. Fig. L. 

Oc. 12 Ob. 2. Oe. 8 Ob. 2. 

Fast immer sind im Entoplasma kleine bräunliche, stark licht- 
brechende Körperchen zu sehen, die bei Betrachtung von der Ober- 
fläche sehr hell, bei tieferer Einstellung sehr dunkel erscheinen. 
Sie treten zuerst in den Wabenwänden auf, bei ansehnlicherer Größe 
scheinen sie in die Wabenlumina hineinznfallen. Dort scheinen sie 
dem Paraglykogen als Ansammlungscentra zu dienen, da man sie 
häufig in der Mitte der raraglykogenkörner finden kann (Textfig. K). 
Manchmal habe ich Anhäufungen dieser bräunlichen Körperchen in 
besonderen, größeren Vacuolen gesehen ( Textfig. L). In anderen Fällen 
waren Ansammlungen auf der Grenze zwischen Ecto- und Entoplasma 
zu konstatieren. Die Hauptmasse dieser Gebilde liegt bisweilen im 
Protomerit Ich glaube, daß diese Körnchen mit denen identisch sind, 
die UDlängst Léger (1906) für die Gregarine Tamiocystii mira be- 
schrieb, und die er, anscheinend mit Recht, für Exkretstofte hält. Ähn- 
liche Gebilde sind schon lange bei anderen Protozoen bekannt: Ci lia ta, 
Flageil ata (Bütschli 1880 — 89), Rhizopoda (Pénard 1902). 



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Gregarinen des Mehlwnrmdnrnis. 


207 


Als konstante Bestandteile des Entoplasmas sind, meiner Meinung 
nach, die kleinen Chromatinkörnchen zn betrachten, die in den 
Wabenwänden eingelagert sind. Bald treten sie vereinzelt auf, bald 
durchsetzen sie das Plasma so dicht, daß sie den Charakter eines 
Chromidialnetzes annehmen (Fig. 1). Dieses Netz kann im ganzen 
Entoplasma des Tieres gleichmäßig verbreitet oder nur stellenweise 
vorhanden sein. Dann nimmt das Protoplasma des Tierkörpers auf den 
Totalpräparaten ein fleckiges Aussehen an. In anderen Fällen durch- 
zieht das Chromidialnetz das Plasma in Form von langen Strängen. 

Das Chromidialnetz scheint also, wenn es auch verschieden stark 
entwickelt nnd verbreitet vorkommt, fast niemals vollständig zu fehlen. 
In dieser Hinsicht erinnert es an den Chromidialapparat von Actino- ' 
sphaerium (R. Hertwig, 1904). — Was für eine Bedeutung hat nuu 
dies Gebilde ? Bedeutet es eine Ausscheidung 
von Kernteilen, die funktionell, unbrauchbar 
sind, wie es R. Hertwig für die Chromidien 
von Actinosphaerium annimmt? Oder ist es 
Chromatin, das im Leben der Zelle noch eine 
funktionelle Rolle zu spielen hat, was mehr 
den Anschauungen von Goldschmidt (1905 b) 
entsprechend wäre? Die Frage ist zurzeit 
kaum zu entscheiden. 

Es können im Entoplasma auch viel größere, 
unregelmäßige, chromatische Körper auftreten 
(Fig. 58). Einzelne von ihnen erreichen manch- 
mal die Größe des Kernes (Textfig. M, Gr. 
steini). Sie werden wahrscheinlich durch das 
Zusammenballen der kleineren Chromatinkörner 
gebildet. 

Die extranucleären Chromatinelemente, die 
schon Schneider (1875) bei den Gregarinen ge- 
funden hatte, wurden in den letzten Jahren 
von verschiedenen Autoren bei den Vertretern 
dieser Gruppe beobachtet (Drzewecki, 1903; 

Léger 1904 a, 1906, 1907; Léger u. Dühoscq 
1902, 1904). Große kernartige Chromidialgebilde hat Drzewecki 
bei jungen Monocystis von Lumbricus und wahrscheinlich Brass 
(1883 — 84) bei Gregarina polymorpha gesehen. 

Der Kern unterscheidet sich nicht von dem für die Gregarinen 
gewöhnlichen Schema. Es ist ein Bläschen, das durch eine deut- 



Fig. M. 
Oc. 4 Ob. 2. 


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208 


S. Kuschakbwitsch 


liehe Membran von dem Plasma abgegrenzt ist. Was die Be- 
schaffenheit dieser Kernmembran betrifft, so scheint sie protoplasma- 
tischer Natur zu sein. Sie färbt sich wenigstens immer auf dieselbe 
Weise, wie das Plasma, bei Anwendung von allen von mir benutzten 
Farbemethoden. In dieser Beziehung stimmen meine Beobachtungen 
mit denen von Doflein (Nociiluca, 1900), Zuelzer (1904), Pénard 
(1902), Awerinzew (1907) (Süßwasserrhizopoden) und Strassburger 
(1884) überein. BCtschli (1876), Pfitznf.r (1883), R. Hertwig (1896. 
1898), Wassjlif.ff (1902) leiten dagegen die Kernmembran vom Kern- 
gerüste ab. 

Das Kernbläschen ist mit feinwabigem Caryoplasma ausgefüllt, 
in dem ein runder Nucleolus (Caryosom der Autoren) sich findet. 
Als Ausgangspunkt kann man einen Kern betrachten, dessen ganzes 
Chromatin im Nucleolus konzentriert ist In diesem ziemlich seltenen 
Falle sind keine Chromatinelemente sogar bei Anwendung der E.-H.- 
Färbungsmethode im Liningerüst zu finden (Fig. 3). Der Nucleolus 
scheint aus einer homogenen, stark färbbaren Grundsubstanz zu be- 
stehen. die mit verhältnismäßig kleinen und spärlichen Vacuolen 
durchsetzt ist. Nicht selten ist in dem Nucleolus eine Anhäufung 
der oben beschriebenen Exkretkörnchen zu sehen. Ein solcher 
Zustand des Kernes ist als Ausdruck seiner funktionellen Ruhe zu 
betrachten. 

Viel häufiger findet man Kerne im Zustande einer mehr oder 
weniger intensiven Tätigkeit, wo ein Teil des Chromatins so zu 
sagen mobilisiert wird, indem dasselbe in Form von Körperchen von 
verschiedener Größe den Nucleolus verläßt und das Liningerüst 
durchsetzt. Der in Hauptzügen von Bkhndt (1902) beschriebene 
Prozeß des Austretens des Chromatins aus dem Nucleolus findet 
folgendermaßen statt: In den peripheren Vacuolen des letzteren 
werden kleine rundliche Gebilde sichtbar, die eine blasse centrale 
Masse und eine stark färbbare äußere Schicht aufweisen. Die Vacuole 
nähert sich der Oberfläche des Nucleolus, und dann gerät das chroma- 
tische Körperchen in das Caryoplasma, indem die Scheidewand zu 
platzen scheint, die die Vacuole vom Caryoplasma trennte (Fig. 4). 
Auch kann das Körperchen eine Zeitlang an der Oberfläche des 
Nucleolus durch ein farbloses Stielchen befestigt bleiben. Man findet 
manchmal Nucleoli, die von einer großen Zahl von solchen Körper- 
chen bedeckt sind (Fig. ö). Früher oder später lösen sich die letz- 
teren ab und zerfallen in winzige Körnchen, die sich im Kerngerüst 
verteilen. Die Größe der besprochenen Körperchen kann sehr ver- 
schieden sein. Ich konnte aber nicht zwei Sorten von ihnen unter- 


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Gregarineu des Mehlwurmdarms. 


209 


scheiden (kleinere basophile und größere acidophile), wie es Léokr 
u. Duboscq (19041 bei Stylorhynchus getan haben. 

Einen ähnlichen Prozeß der Chromatinverteilung im Kernraume 
hat R. Hf.rtwig (1898) bei Actinosphaerien, die in voller Assimilation 
begriffen waren, beobachtet und seine Bedeutung hervorgehoben. 
„Die feine Verteilung des Chromatins bei stark assimilierenden Tieren 
ist eine Erscheinung, die vollkommen zu der herrschenden Auffassung 
von der Funktion des Kerns, speziell des Chromatins paßt. Wenn 
es richtig ist, daß der Kern auf den Verlauf der Lebensfunktionen 
des Protoplasmas einen Einfluß ausübt und zwar durch Vermittlung 
des Chromatins, so muß letzteres in stark funktionierenden Zellen 
eine Anordnung gewinnen, welche für Entfaltung seiner Eigenschaften 
die günstigste ist Eine derartige Anordnung ist wohl sicher in der 
feinen Verteilung gegeben.“ 

Wahrscheinlich bei erhöhter funktioneller Tätigkeit, wenn das 
Kemgerüst besonders reich an Chromatinkörnchen ist, zeigt der 
Nucleolus die folgende Struktur, die am deutlichsten an den mit 
FLEMMiNo’scher Flüssigkeit fixierten und mit Safranin-Lichtgrün ge- 
färbten Schnittprftparaten hervortritt. Der Nucleolus befindet sich 
in einem Erschöpfungszustände. Bald ist er grob vacuolisiert, wobei 
doch eine Insel von kompakterer Substanz erhalten bleibt (Fig. 6); 
bald zeigt er ein achromatisches Stroma, das seiner Struktur und 
Färbbarkeit nach dem Liuingerüst auffallend ähnlich erscheint. In 
diesem letzteren Falle erscheinen die Reste des Chromatins entweder 
in Form eines groben Gerüstes, das in dem achromatischen Stroma 
sich stellenweise ausbreitet (Fig. 7), oder sammeln sich an der Peri- 
pherie desselben, sei es als kompakter Ring (Fig. 8), sei es als ein- 
zelne Kugeln (Fig. 9). 

Ich glaube, daß dieser Zustand des Nucleolus es uns erlaubt, 
einen richtigen Begriff von seiner feineren Struktur zu gewinnen. 
Als Grundlage für den Aufbau des Nucleolus scheint ein Liningerüst 
zu dienen, das von einer Verbindung von Nucleolar- und Chromatin- 
substanz durchtränkt und meistens verdeckt ist. Aber sobald diese 
letzteren Bestandteile gewisse Bezirke des Nucleolus verlassen, tritt 
an den entsprechenden Stellen die wabige Natur desselben deutlich 
hervor. Dabei möchte ich darauf binweisen, daß auch andere Autoren 
zu ähnlichen Anschauungen über die Natur des Nucleolus an anderen 
Objekten gekommen sind. So faßt Doflein (1900) die Nucleoli bei 
Xoctiluca „nur wie Verdichtungen in dem achromatischen Netz- 
werk . . . ., innerhalb deren die Chromatinbrocken besonders dicht 
und dick gelagert sind“, auf. Vahlkampf (1904) vermutet, daß 

Archiv für Protistenkundo- Suppl. I. 14 


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210 


S. Ki'schakbwitsch 


„die achromatische Substanz im Kerne von Basidiobolus lacertae ein 
Netz innerhalb der Kernmembran bildet, dessen centrale Alveolen 
(Caryosom) von Chromatin und dessen periphere von Kernsaft aus- 
gefüllt sind“. 

Bekndt (1902) glaubt, daß das Austreten des Chromatins aus 
dem Nucleolus einem gewissen Alter der Gregarinen entspricht. 
Einen solchen Zusammenhang konnte ich nicht konstatieren. Einer- 
seits habe ich öfters verhältnismäßig kleine solitäre Individuen mit 
durch Abgabe von Chromatin erschöpften Nucleoli gefunden, anderer- 
seits finden sich chromatinreiche Nucleoli bei Syzygiten, die in der 
Encystierung begriffen sind. Es scheint mir deshalb wahrschein- 
licher zu sein, daß wir es mit einer periodischen Erscheinung zu tun 
haben: wiederholt findet eine Anhäufung des Chromatins in dem 
Nucleolus und dessen nachheriger Übergang in das Caryoplasma bei 
erhöhter funktioneller Tätigkeit des Tieres statt. 

Ein Teil des im Caryoplasma vorhandenen Chromatins kann 
zweifellos auch bei Vorhandensein der Kernmembran in das Proto- 
plasma übertreten. Meistens läßt sich ein solcher Prozeß aus der 
Lage der Chromidialbröckchen in der Nähe des Kernes erschließen. 
Ich möchte außerdem ein Präparat erwähnen, auf dem der Vorgang 
besonders gut zu beobachten war. Bei einigen Gregarina strini war 
eine ununterbrochene Reihe von Chromatinbröckchen von der Kern- 
oberfläche bis zum Septum und von da aus in den Protomerit zu 
verfolgen. Das Caryoplasma war mit ebensolchen Chromatinelementen 
gefüllt, deren einige sich der Kemmembran anschmiegten. 

Der Nucleolus von Gregarina steini scheint die Fähigkeit zu 
haben, mit dem Protoplasma in unmittelbare Beziehung zu treten. 
Nicht selten sieht man den Nucleolus ganz an der Peripherie des 
Kernes liegen und eine Lücke in der Kernmembran ausfüllen (Fig. 13). 
Die nicht weit im Plasma befindlichen Chromatinkömchen können 
direkt vom Nucleolus stammen. Eine ähnliche Lage des Nucleolus 
wurde von Dogiel (1906) für Cysiobia chirodotae beobachtet. Der 
Verfasser glaubt aber, daß es sich nur um einen Austausch von 
flüssigen Bestandteilen handele. 

In dem Kerne von Gregarina polymorpha ist der Nucleolus da- 
durch bemerkenswert, daß er aus zwei Teilen besteht, und zwar aus 
einem chromatinreichen und einem ganz unfärbbaren, der dem ersteren 
in Form einer Kappe anliegt (Fig. 10). Im optischen Schnitte er- 
scheint der farblose Teil als eine Sichel, die schon von Beruht ge- 
sehen wurde. Die achromatische Kappe stellt kein beständiges 
Gebilde dar; ihr Vorhandensein oder ihre Abwesenheit stehen in 


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Gregarinen de« Mehlwarmdarms. 


211 


keinem Zusammenhänge mit der Grüße der Individuen. Das Gebilde 
scheint eine Verdichtung vom Liningerüst zu sein und sich zeitweise 
in dasselbe umzuwandeln. Ich konnte wenigstens manchmal sehen, 
wie die viel kleiner gewordene „Sichel“ einen unregelmäßigen, in 
Ausläufer ausgezogenen äußeren Rand aufweist, der in das Linin- 
geriist übergeht. Zwei verschiedene Teile konnte auch Dogiel (1906) 
in dem Nucleolus von Cystobia unterscheiden. 

Bis jetzt habe ich die Kernveränderungen berücksichtigt, die 
sich im Inneren einer in der äußeren Form beständigen Kern- 
membran abspielen. Auf einer weiteren Stufe der Kerntätigkeit 
fangt der Kern an, seine gewöhnliche abgerundete Form zu ver- 
ändern. Die Kernmembran wird dünner. An der Kernoberfläche 
bilden sich Fortsätze, so daß der Kern im ganzen einer Amöbe 
nicht unähnlich sieht (Fig. 15). Der Prozeß spielt sich meistens bei 
Tieren mit chromatinreichem Kerngerüst ab. 

Die Erscheinung der Bildung von pseudopodienartigen Kern- 
auslänfern scheint in Tier- und Pflanzenreich eine sehr verbreitete 
zn sein. Abgesehen von den wenigen Fällen, in denen die merk- 
würdige Kernform durch mechanische Verhältnisse hervorgerufen zu 
sein scheint (z. B. bei Spirogyra durch den auf die Kernmembran 
ausgeübten Zug seitens der an derselben haftenden Protoplasma- 
stränge, Meunier 1888) und keine weitere Bedeutung hat, hat sie 
offenbar die Aufgabe einen regen Stoffaustausch zwischen Kern und 
Plasma zu ermöglichen, da einerseits die dünner gewordene Kern- 
membran durchlässiger erscheint, andererseits, wie es schon von 
Kohschelt (1889) hervorgehoben wurde, die Kernoberfläche sich 
dabei bedeutend vergrößert. Hierher gehören die zahlreichen Beob- 
achtungen an Ei- und Drüsenzellen (Kohschelt, 1889; van Bambeke, 
1898; bei beiden ausführliche Zusammenstellung der Befunde der 
früheren Autoren), an Euglypha in Vorbereitungsteilungsstadien 
(Schewiakoff, 1888), an Macrogameten von Adelea (Pérez. 1903; 
Léger, 1904 a; Moroff, 1906). Nur einen Schritt weiter in diesem 
Prozeß stellen die „geflammten“ Kerne von den Gregarinen dar, die 
in anderem Zusammenhänge behandelt werden sollen. 

Bisweilen scheinen die pseudopodienartigen Ausläufer des Kernes 
sich abrunden zu können. So sieht man auf der Fig. 16 den Rand 
des Kernes von rundlichen Höckern besetzt. Die Höcker lösen 
sich teilweise ab und zerstreuen sich im Plasma als Körperchen, die 
aus einem mit zerstäubtem Chromatin durchsetzten Stroma bestehen. 

Bei den bis jetzt beschriebenen Veränderungen des Kernes hatte 
derselbe seine morphologische Abgrenzung vom Protoplasma beibe- 

14 * 


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212 


S. Kesciukewithch 


halten. Man findet aber Tiere, bei denen der Kern und das um- 
gebende Plasma eine so tiefgreifende Umgestaltung erlitten haben, 
daß es nicht mehr möglich ist, eine Grenze zwischen beiden zu ziehen. 
Die Kernmembran ist nicht mehr zu sehen. Im Protoplasma ist 
teilweise oder ganz die primäre Wabenstruktur verschwunden. Es 
erscheint, als ein schwammartiges Gerüst von gröberen Strängen, die 
ihrerseits eine ganz feine alveolare Struktur zeigen. Diese Stränge 
gehen ununterbrochen in das Kerngeriist über (Fig. 17). Das Proto- 
plasma hat, mit anderen Worten, eine dem Caryoplasma ähnliche 
Struktur angenommen. Das Kerngerüst kann seinerseits sich in 
Stränge auflösen, die doch die primäre feinwabige Struktur behalten 
und dabei immer engere Maschen bilden, als die ebenso beschaffenen 
Plasmastränge, in die sie übergehen (Fig. 18). Je nachdem das 
Kerngerüst chromatinarm oder -reich gewesen war, sind die oben 
erwähnten Plasmastränge fast chromatinfrei (Fig. 17) oder mit 
Chromatinkörnchen reichlich durchsetzt (Fig. 18). Stellenweise kann 
ein kleiner Rest von der Kernmembran erhalten bleiben (Fig. 18). 
Auffallenderweise ist eine solche Veränderung von Kern und Proto- 
plasma mit einer fast vollständigen Abwesenheit von Paraglykogen 
im Entoplasma verbunden. Iah bin geneigt, diese Tatsache so auf- 
zufassen, daß wir entweder eine Periode von erhöhtem Reservestoft- 
verbrauch (Wachstum, Hunger usw.) vor uns haben, oder einen 
Zustand von beginnender intensiver Paraglykogen-Neubildung, die 
einer solchen Periode folgt. Jedenfalls scheint hier der Kern in 
hohem Grade in Anspruch genommen zu sein, was durch diese innige 
Verbindung zwischen Kern und Plasma zum Ausdruck kommt. 

Änliche Befunde wurden schon früher von verschiedenen Autoren 
gemacht. So, z. II.. haben Barfcrth (1885) und Lange (1902) in 
den Speicheldrüsen von Gasteropoden, Mabcus (1906) in den Ovocyten 
von Ascaris mystax die zackige Ausbildung des Kernes und den un- 
mittelbaren Übergang des Kerngerüstes ins Plasma beobachtet und 
mit der erhöhten Tätigkeit (Sekretion, Glykogenbildung) in Zusammen- 
hang gebracht. Sikucecki (1905 1 hat ebenfalls während der vege- 
tativen Periode von einer Coccidie ( Caryotropha mcsnili ) den Schwund 
der Grenze zwischen dem Kern und dem Protoplasma beobachtet. 

Ich halte also den Vorgang für ganz normal; mit dem Eintreten 
einer Periode von verhältnismäßiger Ruhe in der Funktion der Zelle 
scheinen der Kern und das Plasma wieder die entsprechende, am 
Anfänge beschriebene Struktur anzunehmen. Als Reste von diesen 
Zuständen, die also einer erhöhten Funktion der Zelle entsprechen, 
betrachte ich die feinalveolaren, bald ehromatinfreien, bald chromatin- 


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Gregarinen des Mehlwunndarms. 


213 


reichen Stränge, die manchmal das gewöhnliche Entoplasma von 
scheinbar funktionell ruhenden Zellen in verschiedenen Richtungen 
durchziehen. 

Die bisher besprochenen Erscheinungen habe ich als vegetative 
Vorgänge aufgefaßt Sie scheinen im Laufe des Parasitenlebens sich 
wiederholt abzuspielen und ein Ausdruck von vorübergehenden funk- 
tionellen Zuständen der Zelle zu sein. Jetzt wende ich mich zu 
einer Reihe von Kernveränderungen, denen ich eine andere Be- 
deutung beimesse. 


Die degenerativeu Vorgänge. 

Aus praktischen Gründen werde ich die von mir in diese Ab- 
teilung gebrachten Kernverändernngen in' einzelne Gruppen einteilen. 
Ich will dabei im voraus sagen, daß meine Einteilung ganz künst- 
lich ist; in Wirklichkeit ist es ganz unmöglich, eine scharfe Grenze 
zwischen den von mir aufgestellten Kategorien aufrecht zu erhalten. 

Die Vorgänge spielen sich fast identisch bei allen drei von mir 
untersuchten Arten ab. Um überflüssige Wiederholungen zu ver- 
meiden, werde ich die Zustände immer für die betreffende Art be- 
schreiben, wo ich sie in möglichst ausgeprägter Weise gefunden habe. 
Dabei wird eventuell auf die Abweichungen bei den anderen Arten 
aufmerksam gemacht werden. 

I. Die einfachste Reihe von Kerndegenerationen beginnt damit, 
daß eine Hemisphäre des vorher runden Kernes eine Invagination 
erleidet. Infolgedessen erscheint der Kern im optischen Schnitte 
halbmondförmig. Die Kernmembran bleibt dabei vollständig er- 
halten. Der Nucleolus bekommt ungefähr dieselbe äußere Konti, wie 
der ganze Kern und fängt an, sich zu entfärben, indem farblose 
Flecken in ihm auftreten. Das Volumen des Kernes und des Nu- 
cleolus hat sich dabei zweifellos vermindert, da die Verkürzung des 
Durchmessers in einer Richtung nicht durch eine entsprechende 
Verlängerung in einer anderen Richtung kompensiert wird (Fig. 19). 
ln weiterem Verlaufe des Prozesses nähern sich die konkave und 
die konvexe Hälfte der Kernmembran immer mehr und mehr einander. 
Der Nucleolus verschwindet spurlos, das Kerngerüst ist bis auf einige 
farblose Lininstränge reduziert. Die Kernmembran bleibt immer 
erhalten. Das ganze Gebilde ist ehromatinfrei (Fig .20). Doch auch 
diese letzten Spuren vom Kerne scheinen zu verschwinden, und wir 
haben eine vollständig kernlose Form, wie sie für Gregarina steini 
auf der Figur 55 dargestellt ist. 


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214 


S. Kusckakkwitsch 


Kerne mit eingestülptera Teile der Kernmembran haben schon 
Hk kn dt (1902| bei Gregarina cuneata und Drzewkcki (1903) bei Mo- 
nocystis porrecta gesehen. Vielleicht waren es Anfangsstadien des 
von mir geschilderten Prozesses. 

11. ln diesem Abschnitt werde ich eine zweite Reihe von dege- 
nerativen Kernveränderungen beschreiben, und zwar zuerst für 
Gregarina cuneata , wo diese Kemumgestaltungen ganz besonders 
charakteristisch zu sein scheinen. Als erstes Zeichen von Kernum- 
wandlungen erscheint eine Veränderung in der Beschaffenheit des 
Liningerüstes. Nämlich ein Teil desselben verliert die charakte- 
ristische feinwabige Struktur und erscheint ganz homogen (Fig. 21). 
Der Prozeß verbreitet sich, und bald bildet der ganze Kerninhalt 
eine einheitliche kompakte Masse, in der man noch den scharf ab- 
gegrenzten Nucleolus dank seiner Färbbarkeit unterscheidet (Fig. 22). 
Bald fängt jedoch der Nucleolus an, immer blasser und blasser zu 
werden. Dabei verliert, er seine ursprüngliche scharfe Abgrenzung, 
indessen wird seine Lage noch eine Zeitlang durch einen farbigen 
verschwommenen Fleck gekennzeichnet (Fig. 23). Doch auch dieser 
verschwindet nach einiger Zeit; dann sieht der ganze Inhalt des 
Kernes wie eine homogene, beinahe farblose Masse aus. Die Kera- 
membran bleibt während der ersten Stadien des Prozesses unver- 
ändert, verschwindet dann aber vollständig im weiteren Verlaufe 
desselben. Allmählich nimmt der Kern eine alveolare Struktur an, 
die bald von dem plasmatischen Wabenwerk nicht mehr zu unter- 
scheiden ist (Fig. 24). 

In der soeben angeführten Reihe von Kernveränderungen haben 
wir zum ersten Male mit einem Falle zu tun, wo, im Gegensatz zu 
dem früher beschriebenen Schwunde des Kernes, kein Verdrängen 
des Nucleus durch das Plasma, sondern eine allmähliche Umwand- 
lung des ersteren in das letztere stattfindet. Am besten kann man 
sich an solchen Präparaten davon überzeugen, wo der Kern proto- 
plasmatische Beschaffenheit angenommen hat, aber mit dem Plasma 
doch noch nicht verschmolzen ist, indem er eine Abgrenzung von 
diesem aufweist, die bei Schrumpfung durch Anwendung von Re- 
agentien als eine Spalte zu beobachten ist (Fig. 24). 

Den beiden besprochenen Kategorien von Kernveränderungen 
ist die von Anfang an eintretende Hypochromasie der Kerne ge- 
meinsam. 

Die in dem Abschnitte II beschriebenen Kerndegenerationen sind 
in einer Beziehung dem von R. Hebtwio (1904) beobachteten Vor- 
gänge der Bildung der nucleolaren Riesenkerne bei Actinosphaerium 



Gregarinen des Mehlwnrmdarms. 


215 


ähnlich. Wie dort bekommt man auch in meinem Falle am Ende 
des Prozesses im Innern des Kernes anstatt des früheren Kernge- 
rüstes eine homogene Masse, die vielleicht auch nucleolarer Natur 
ist. Es gibt aber wichtige Unterschiede im Verlaufe der Kernver- 
änderungen in den beiden Fällen. Bei Actinosphaerium wird das 
Kerngerüst durch den riesig anwachsenden Nucleolus verdrängt, bei 
meinen Gregarinen findet eine Umwandlung des Liningerüstes in 
eine homogene, von dem Nucleolus morphologisch nicht unterscheid- 
bare Substanz, die mit dem entfärbten Nucleolus zuletzt eine konti- 
nuierliche Masse bildet. Einen genau solchen Vorgang scheint 
Piasese bei einigen Kern Veränderungen in den Carcinomenzellen be- 
obachtet zu haben, wie es aus der HuHTwioschen Wiedergabe (1904) 
zu erschließen ist. Weitere Unterschiede von den für Actinosphae- 
rium festgestellten Tatsachen bestehen in meinem Falle darin, daß 
die Kerne der Gregarinen keine Volumenzunahme dabei aufweisen 
und nicht ausgestoßen werden, sondern sich in ein mit dem Plasma 
identisches Gerüst an Ort und Stelle umwandeln. 

Die oben beschriebene Umwandlung des wabigeu Liningerüstes 
in einen homogenen Körper zeigt analoge Vorgänge in schon früher 
bekannten Erscheinungen. So beschreibt R. Heutwio (1896) bei 
mit Strychnin behandelten Seeigeleiern in der Reihe von Kernmeta- 
morphosen ein Stadium, wo „die Chromosomen ... in einem homo- 
genen glasartig aussehenden Körper liegen“. Denselben deutet der 
Verfasser „als das umgewandelte Liningerüst des Kernes“. Dabei 
führt Hebtwiq als Beispiel von sonst beobachteten Umwandlungen 
einer differenzierten Lininstruktur in eine homogene Masse die für 
die Richtungsspindel bei Ascaris von Boveki beschriebene Tatsache 
an, daß „Spindelfasern wiederum untereinander zu homogenem Körper 
verkleben können“. 

Eine nicht seltene Variation des von mir zuletzt beschriebenen 
Prozesses besteht darin, daß die Umwandlung der kompakt ge- 
wordenen Lininmasse in ein Plasmagerüst schon beginnt, bevor der 
Nucleolus seine Färbbarkeit und Abgrenzung eingebüßt hat (Fig. 25). 
Dieser Fall führt zu der in dem nächsten Abschnitte behandelten 
Reihe von Kerndegenerationen über. 

Als eine Modifikation von prinzipiell denselben Kernmetamor- 
phosen sind die Fälle zu betrachten, wo der Prozeß durch einen Zer- 
fall des Nucleolus eingeleitet wird. Besondere ist die Erscheinung 
für Gregarina steini charakteristisch, aber auch bei den zwei anderen 
Arten nicht selten zu beobachten. Ich konnte den Vorgang Schritt 
für Schritt au Serien von Präparaten verfolgen. Der Nucleolus ver- 


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216 


S. K üschakk witsch 


liert seine runde Form, wird unregelmäßig und zieht sich in ver- 
schiedenen Richtungen aus. Bröckelten von wechselnder Größe lösen 
sich von ihm ab, meistens ganz regellos (Fig. 26), manchmal auch in 
radiär angeordneten Strömen (Fig. 27), bis schließlich von einem 
Mutternucleolus keine Rede mehr sein kann, und eine Menge von 
Ohromatinschollen in dem ganzen Kerne mehr oder weniger gleich- 
mäßig verbreitet ist (Fig. 28). Die Schollen zerstäuben sich und 
verschwinden dann ganz und gar. Es bildet sich ein chromatinloser 
Kern. Sein Lininwerk wird allmählich homogen und macht alle 
weiteren oben beschriebenen Umwandlungen durch. Die Figuren 

29, 30 und 31 veranschaulichen einige Phasen dieses Prozesses von 
Nucleoluszerfall bei Gr. cuneatn (Fig. 29) und Greg, polymorpha (Fig. 

30, 31). 

Der Zerfall eines einheitlichen Nucleolus im Laufe der vegeta- 
tiven Entwicklung wurde vielfach bei verschiedenen Gregarinen be- 
schrieben und meistens als Ausdruck von zunehmendem Alter der 
Gregarine betrachtet (s. bei Lühe, 1904, die Zusammenstellung und 
kritische Besprechung der betreffenden Angaben). Speziell bei Gre- 
garina steini wurden zerfallene Nucleoli von Berndt (1902) beobachtet. 
Der Verfasser macht dabei darauf aufmerksam, daß die Erscheinung 
sich schon bei kleineren Tieren beobachten läßt, daß größere Tiere 
dagegen einen gut erhaltenen Nucleolus aufweisen Ich halte den 
Vorgang für eine Kerndegeneration aus folgenden Gründen. Bei 
frisch encystierten Tieren habe ich immer nur einen einheitlichen 
Nucleolus gefunden. Der Nucleolus verschwindet zwar auch hier im 
Laufe der Entwicklung der Cyste, aber in ganz anderer Weise, wie 
ich unten zeigen werde. Andererseits habe ich die mit einem in 
Zerfall sich befindenden Nucleolus versehenen Tiere fast ausschließ- 
lich in Gesellschaft mit solchen gefunden, die eine ausgesprochene 
Kerndegeneration zeigten. 

III. Die im tolgenden geschilderten Kemveränderungen sind 
von den früher angeführten erstens dadurch verschieden, daß die 
Kerne sehr hartnäckig das Chromatin in sich bewahren, zweitens 
dadurch, daß der Nucleolus eine Tendenz, möglichst lange seine In- 
dividualität aufrecht zu erhalten, zeigt. 

In diesem Falle fangen die Kernveränderungen damit an. daß 
der Nucleolus nicht mehr vacuolisiert, sondern grobfaserig erscheint 
und sich unregelmäßig färbt (Fig. 32). Dann verliert auch das 
Lininwerk seine feinwabige Beschaffenheit und stellt eine faserige 
Masse dar, deren Fasern der Kernoberlläche parallel verlaufen. 
Meistens beginnt der Kern zu derselben Zeit von einem Pole aus 


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Greg&rinen des Mehhvunndarms. 


217 


sich zu vacuolisieren und allmählich sich in ein dem Plasma ähn- 
liches Wabenwerk umzuwandeln. Dabei wird auch der Nucleolus 
in Mitleidenschaft gezogen (Fig. 33). Die Figur 34 stellt einen 
weiteren Fortschritt des Vorganges dar. Ungefähr ein Quadrant des 
optischen Schnittes dnrch den Kern und den Nucleolus zeigt eine 
mit dem Protoplasma identische Struktur. Der Rest des Kernes ist 
durch die persistierende Kemmembran abgegrenzt und stellt ein 
Wabenwerk mit gröberen und intensiver gefärbten Wabenwänden 
dar. Dieselben Eigenschaften sind noch bedeutender in dem Über- 
bleibsel des Nucleolus ausgeprägt, infolgedessen sticht der letztere 
in Form eines gebogenen Streifens von der Umgebung scharf ab. 
Auf der Figur 35 sieht man noch im Plasma eine Stelle mit etwas 
verdickten und stärker färbbaren Wabenwänden: es ist der letzte 
Rest eines auf diese Weise verschwindenden Kernes. Man hätte 
nie die Bedeutung dieses Gebildes richtig beurteilen können, wenn 
man nicht die ganze bis zum normalen Kerne hinaufführende Stufen- 
folge besäße. Es ist klar, daß von den Formen mit den soeben be- 
schriebenen Kernrudimenten bis zu kernlosen Individuen (Fig. 54) 
nur ein ganz unbedeutender Übergang bleibt. 

Der zuletzt angeführte Typus von Kernmetamorphosen scheint 
besonders reich an Variationen zu sein. Der faserig gewordene 
Nucleolus kann ganz überraschende Formen annehmen. Als Bei- 
spiele sollen die Figuren 36 und 37 dienen. Die erste stellt einen 
Kern dar, dessen Nucleolus eine dreigeteilte, mit großen Löchern 
versehene Platte von faseriger Substanz bildet, die zweite — einen 
Kern mit einem sich der einen Hälfte der Membran anschmiegenden 
Nucleolus, welcher lange Ausläufer bis zum entgegengesetzten Pole 
des Kernes ausschickt. Alle solche Kernformen bilden zweifellos 
den Ausgangspunkt für eine Reihe von Kerndegenerationen, die zur 
Bildung der kernlosen Tiere führen. 

Eine ununterbrochene Reihe von Übergängen führt von degene- 
rierenden Kernen mit einem persistierenden Nucleolus zu solchen, 
wo dieser von Anfang an nicht mehr zu unterscheiden ist. Beson- 
ders oft sind Kerne zu finden, die als rundliche, ein grobes Schwamm- 
werk darstellende und intensiv gefärbte Gebilde erscheinen und von 
dem sie umgebenden Plasma scharf abgesetzt sind (Fig. 38). Ihre 
weiteren Veränderungen bestehen darin, daß ihre Struktur und Färb- 
barkeit immer mehr und mehr denen des Plasmas ähnlich werden, 
bis wir eine Sachlage, wie die von der Figur 35 bekommen. 

Ich will nicht versäumen zu betonen, daß ich bei den in diesem 
III. Abschnitte beschriebenen Kernumwandlungen, ebenso wie bei 


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218 


S. K l'-^CHAKE WITSCH 


denen des IL Abschnittes niemals die Auflösung des Kernes als 
solchen, sei es in toto oder nach Zerfall in mehrere Stücke, habe be- 
obachten können. Die Kernsubstanz wird nicht von der Plasma- 
substanz verdrängt, sondern die erstere nimmt allmählich die Be- 
schaffenheit der letzteren an. Deshalb sollte man nicht in den an- 
geführten Fällen von „Caryolysis“ oder „Caryorhexis“ nach der Nomen- 
klatur der pathologischen Anatomie sprechen. Als passend betrachte 
ich dagegen den Ausdruck „Metaplasie“ des Kernes in das Proto- 
plasma, wenn es erlaubt ist, einen für ganze Zellen und Zellkom- 
plexe gewonnenen Begriff für Zellteile anzuwenden. 

IV. Die von mir in diesem letzten Abschnitte behandelten Kern- 
veränderungen bieten die interessantesten Bilder, die gleichzeitig am 
häufigsten bei den beschriebenen drei Arten zu beobachten sind. Es 
kommt vor, daß man bei Parasiten, welche aus demselben Wirtindi- 
viduum stammen, fast keine gewöhnlichen Kerne findet Die meisten 
Kerne zeichnen sich durch eine sie umgebende schöne Plasmastrahlung 
und eine auffallend erhöhte Färbbarkeit des Kerninhaltes aus 
(Fig. 39 für Gregarina cuneata, 46 — Gr. steini. öl — Gr. poly- 
morpha). Die Strahlung ist manchmal so zierlich und ausgedehnt, 
daß sie in dieser Hinsicht den klassischen Archoplasmastrahlungen 
der Seeigelspindel nicht nachsteht. Man kann sich leicht überzeugen, 
daß die Strahlungsfigur zustande kommt, indem die senkrecht zur 
Kernoberfläche angeordneten Wabenwände des Protoplasmas sich ver- 
stärken. die parallel zur Kemoberfläche verlaufenden dagegen ver- 
schwinden. Die „Strahlen“ scheinen optische Schnitte der zur Kern- 
oberfläche senkrechten Wabenwände zu sein; an dem distalen Ende 
gehen sie in das gewöhnliche „Plasmareticulum“ über, wie es 
Wilson (1895) für die Archoplasmastrahlungen der befruchteten 
Echinodermeneiern dargestellt hat. Der Nucleolus bleibt dabei wohl 
erhalten und hat nicht nur von seiner Färbbarkeit nichts eingebüßt, 
sondern er scheint sogar chromatinreicher geworden zu sein. Man 
kann also im ganzen eine Zunahme des Chromatingehaltes im Kerne 
konstatieren. 

Auf der Oberfläche von solchen strahlenden, hyperchromatischeu 
Kernen scheinen anfangs winzige, dann stärkere Ausläufer sich zu 
bilden, die wie ein Wald von Protuberanzen in das umgebende 
Plasma ausstrahlen (Fig. 40). Es sind die „geflammten“ Kerne von 
Wolters (1891). Der Kern verkleinert sich beträchtlich und wird 
immer färbbarer; die Ausläufer nehmen eine konische Gestalt an, so 
daß der Kern im ganzen stechapfelförmig aussieht. An Totalpräpa- 
raten sind die Konturen des Nucleolus nicht mehr zu unterscheiden. 


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Gregarmeo des Mehlwurmdarms. 


219 


Nur einige Exkretkömchen deuten seine frühere Lage in der Mitte 
des Kernes an (Fig. 41, 49). Das Zusammenziehen des hyperchro- 
matischen Kernes geht weiter vor sich, die Kerngestalt wird unregel- 
mäßig. An der Stelle des Kernes finden wir einen formlosen Chro- 
matinklumpen, der allmählich in kleinere Bröekchen zerklüftet wird 
(Fig. 42, 50). Auf diese Weise bekommen wir wieder kernlose In- 
dividuen. welche zerstreute Chromatinkörnchen aufweisen oder ganz 
chromatinfrei erscheinen. 

Die Kerne, die auf den ersten Stadien der soeben geschilderten 
Umwandlungen sich befinden, zeigen eine ausgesprochene Neigung, 
einen Teil der Kernsubstanz in das Plasma abzugeben. Die sich 
loslösenden Kernpartikelchen haben entweder die Form von kom- 
pakten abgerundeten Chromatinkörnchen (Fig. 39), oder erscheinen 
mehr als unregelmäßige Körperchen, die als Teile von dem mit Chro- 
matin durchtränkten Lininwerk sich erweisen (Fig. 51). In beiden 
Fällen gleiten sie von dem Kerne den „Strahlen“ entlang fort. 
Meistens scheinen sie von wenigen kurzen und plumpen, bisweilen 
wellig verlaufenden, sekundären „Strahlen“ umgeben zu sein. 

Es können aber viel größere Teile des Kernes sich ablösen und 
sich weit von dem Kerne ins Plasma entfernen. Sie sind immer 
von einer deutlichen Plasmastrahlung umgeben, die dieselbe Natur 
wie die Strahlung des Stammkernes zu haben scheint (Fig. 47, 52). 
Als extreme Fälle sind die hervorzuheben, wo der Kern sich in zw'ei 
gleich große Hälften zerschnürt. So, z. B., veranschaulicht die Fig. 48 
einen solchen Kern bei Gregarina steint-, der Mutterkern ist nur noch 
an den Exkretkömchen des verschwundenen Nucleolus zu erkennen. 

Hier wird es vielleicht am Platz sein, von den chromatischen 
Gebilden im Protomerit zu sprechen, die von einigen Autoren in ver- 
schiedener Form beobachtet wurden (s. Léger et Düboscq, 1902; 
Léger 1904. 1900). Bei Gregarina polymorpha haben dieselben 
Bebndt (1902) und scheinbar auch Brass (1883 — 84) gesehen. Nach 
meinen Beobachtungen sind sie in der Regel bei den jungen Cepha- 
lonten von Gr. polymorpha vorhanden (Textfig. B u. C) und bei Individuen 
derselben Art, die im Begriff sind, einen Epimerit zu regenerieren 
(Textfig. D— G). Ihre Form kann außerordentlich wechseln. Bald 
treten sie als unregelmäßige Klumpen auf (Fig. 11 a), bald sind sie 
in die Länge ausgezogen und bisquitartig, als ob sie in Teilung be- 
griffen wären (Fig. 11b). Verhältnismäßig oft sieht man sie als 
rosenkranzförmige Gebilde, die bogen- oder ringartig gestaltet sind 
(Fig. 11 d— e). Nicht selten treten sie als Körperchen auf, die von 
einer kurzen Strahlung umgeben sind (Fig. 11c). 


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220 


S. K C8CHAKE WITSCH 


Bis jetzt haben wir keine Kenntnisse über die Herkunft und 
den morphologischen Wert dieser chromatischen Gebilde. Die oben 
beschriebenen Vorgänge scheinen indessen doch eine Erklärung der- 
selben zuznlassen. So sehen wir auf der Figur Ö3 eine Gr. poly- 
morpha mit einem in Regeneration begriffenen Epimerit. An dem 
Septum sind zwei chromatische Körperchen zu sehen. Das eine von 
denselben bleibt noch jenseits des Septums und steht durch einen 
langen Faden mit dem strahlenden Kerne in Verbindung, das andere 
erscheint schon im Protomerit. Die beiden sind von einer Art Strah- 
lung umgeben und von gleicher Beschaffenheit; ebenso stimmen sie 
mit den soeben von mir beschriebenen, sich von den strahlenden 
Kernen ablösenden Körperchen überein. Es ist zweifellos, daß das 
sich im Protomerit befindende Körperchen eine mit diesen gleiche 
Herkunft hat. 

Im Deutomerit scheinen die vom Kerne auf die geschilderte 
Weise abgelösten Teile, das Chromatin in Form von Körnchen ab- 
zugeben und schließlich zu verschwinden. Wenigstens habe ich 
manchmal solche Körperchen, aber ganz blaß und von einem Hof 
von Chromatinpartikelchen umgeben, im Plasma liegend gefunden. 
Im Protomerit von primären oder regenerierten Cephalonten scheinen 
sie längere Zeit zu bleiben. Da sie sonst im Protomerit meistens 
fehlen, scheinen sie dort ebenfalls aufgelöst zu werden. 

Bei den in den drei ersten Abschnitten beschriebenen Degene- 
rationsumwandlnngen des Kerns findet man im Durchschnitt alle 
Stufen der Kemveränderungen ungefähr in gleicher Anzahl — von 
den Anfangsstadien an bis zu den kernlosen Formen. Merkwürdiger- 
weise ist das nicht der Fall bei den zuletzt beschriebenen Kernum- 
wandlungen. Die strahlenden, stark chromatischen Kerne sind auf- 
fallend oft zu beobachten. Die Individuen mit stechapfelförmigen 
und verklumpten Keimen und die kernlosen Tiere bilden dabei immer 
die ausgesprochene Minderzahl. Ich glaube, diese Tatsache ist da- 
mit zu erklären, daß der betreffende Prozeß auf den ersten Stadien 
meistens wieder rückgängig wird. Die strahlenden Kerne scheinen 
die Fähigkeit zu haben, sich wieder in einen Ruhezustand zu ver- 
setzen. Es wird auch dadurch bewiesen, daß strahlende Körperchen 
manchmal im Plasma von Tieren mit. gewöhnlichem Kerne zu finden 
sind; der letztere ist wahrscheinlich vor kurzer Zeit strahlend ge- 
wesen und hat in diesem Zustande die erwähnten Körperchen ab- 
gelöst. Die Wiederherstellung des normalen Zustandes scheint durch 
die Vermittlung eines amöboiden Stadiums erreicht zu werden. 
Wenigstens habe ich nicht selten gefunden, daß die amöboiden Kerne, 


£ßode 


Gregarinen des Mehlwnrnidarnis. 


221 


die oben unter den vegetativen Kernveränderungei) schon beschrieben 
wurden, bei Individuen anzutreffen waren, die mit solchen Individuen 
zusammen aufgefunden wurden, welche strahlende oder geflammte 
Kerne besaßen. In solchen Fällen zeigten oft die amöboiden Kerne 
eine ausgesprochene Hyperchromasie. 

Die strahlenden Kerne scheinen eine ganz besonders ausge- 
sprochene Tendenz zu besitzen, sieh mit dem Ectoplasma in Verbin- 
dung zu setzen. So konnte ich häufig beobachten, daß der strahlende 
hyperchromatische Kern an dem bekanntlich ectoplasmatisehen Septum 
hing iFig. 45). Etwas seltener kommen die betreffenden Kerne mit 
dem Ectoplasma in Berührung, das der Pellicula anliegt. Die Fig. 44 
stellt einen solchen hyperchromatischen amöboiden Kern dar. Ähn- 
liche Bilder sind von Dhzkwecki (1903) gesehen worden, wie z. B. 
seine Fig. 21 darstellt Es sei hier noch auf die Befunde von Sied- 
1.ECKI (1905) hingewiesen, der den vorübergehenden Zusammenhang 
des Kernes mit der Körperperipherie bei einer Coccidie (Caryotropha 
mtsnili) im vegetativen Zustande beobachtet hat. 

Die strahlendeu Kerne können außerdem verschiedenen anderen 
degenerativen Prozessen unterliegen, die sich meistens in der für 
den II. Abschnitt charakteristischen Richtung abspielen. So zeigt 
die Fig. 43 einen im Anfang von Degeneration dieser Art begriftenen 
Kern mit noch deutlicher Strahlung. 

Wir haben gesehen, daß jede von den vier von mir unter- 
schiedenen Reihen von Kernumwandlungen zur Bildung von kern- 
losen Individuen führt (Fig. 54, 55, 57). Einige von denselben zeigen 
eine ganz normale äußere Form und Plasmabeschaffenheit. Daneben 
findet man aber immer eine Anzahl zweifellos im Absterben sich 
befindender Tiere. Der aufgeblasene Körper, die geschrumpfte 
Pellicula, das ungewöhnlich stark licht brechende, ganz farblose 
Plasma sind unzweideutige Zeichen davon (Fig. 56). Endlich sind 
von Zeit zu Zeit ganz leere Pelliculae von Gregarinen zu finden. 
Es scheint zweifellos zu sein, daß wir hier eine ansehnliche Sterb- 
lichkeit. von Gregarinen, und zwar in kernlosem Zustande vor uns 
haben. 

Ich habe mir die größte Mühe gegeben, experimentell die Be- 
dingungen zu finden, unter denen die besprochenen Kernumwand- 
lungen zustande kommen. Es ist mir leider nicht gelungen, irgend 
welche sichere Resultate zu bekommen. Ich habe sowie in der 
Wärme, als auch in der Kälte die Mehlwürmer kultiviert und Hunger- 
kulturen angesetzt. Aber diese veränderten Existenzbedingungen 
haben zu keinen wesentlichen Schwankungen des schon unter nor- 


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222 


S. Küschakewitbch 


malen Verhältnissen sehr hohen Prozentgehaltes an Kerndegene- 
rationen geführt und lassen somit keine positiven Schlüsse nach 
dieser Richtung zu. Bei hungernden Tieren schwinden, wie es 
schon von Bebndt (1902) konstatiert wurde, die Parasiten im Laufe 
von einigen Wochen. Der Durst (gut ausgetrocknetes Futter) scheint 
denselben Einfluß auszuüben. Ich glaube, daß die Parasiten teil- 
weise in encystiertem Zustande aus dem Darme entleert werden, 
teilweise unter Degenerationserscheinungen aussterben, da ich in 
solchen Fällen Cysten sowie degenerierende Tiere reichlich ge- 
funden habe. 

Einiges Interesse scheinen mir Gesetzmäßigkeiten zu bieten, die 
ich schon unter gewöhnlichen Bedingungen (Zimmertemperatur und 
reichliche Fütterung) beobachten konnte. 1. Je mehr Parasiten ein 
Mehlwurmdarm beherbergte, desto sicherer konnte man sein. Grega- 
rinen mit Kerndegenerationen darin zu finden. Die reichlichste 
Ausbeute für das Studium der Kerndegenerationen läßt sich aus den 
Gregarinenpfropfen gewinnen, d. h. aus dichten Ansammlungen von 
Parasiten, die sich an verschiedenen Stellen des Darmtractus bilden. 
Umgekehrt , bei ganz spärlicher Gregarinenbevölkerung sind fast 
immer nur Tiere mit normalen Kernen anwesend. 2. Die Kern- 
degenerationen treten beinahe nie vereinzelt auf. Man kann ge- 
wissermaßen von „Epidemien“ sprechen, da meistens die Mehrzahl 
von den Individuen aus demselben Darme auf verschiedenen Stadien 
von beschriebenen Kernumwandlungen sich befinden. Wenn zwei 
oder drei Arten dabei gleichzeitig sich finden, sind sie oft alle in 
Kerndegenerationeu begriffen. 3. Die reichliche Cystenbildung fallt 
sehr häufig mit dem Auftreten von Kerndegenerationen bei Tieren 
aus demselben Darme zusammen. 

Die drei soeben angeführten Gesetzmäßigkeiten stellen nichts 
Ausnahmloses dar, und manche Fälle scheinen mit ihnen in Wider- 
spruch zu stehen. Indessen je zahlreicher meine Beobachtungen 
waren, desto klarer trat ihre allgemeine Gültigkeit hervor. 

Meine Auffassung der von mir beobachteten und in diesem 
Kapitel beschriebenen Tatsachen ist schon aus dem Kapiteltitel zu 
ersehen. Ich habe sie für „degenerative Vorgänge“ gehalten. Es 
wird meine nächste Aufgabe sein, diesen Standpunkt zu prüfen. 
Haben wir es wirklich mit de generativ en Prozessen zu tun, d. h. 
mit solchen, die als Ausdruck einer Erschütterung der normalen 
Lebenstätigkeit der Zelle gelten können und die in letzter Instanz 
zum Tode derselben führen? 


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Gregarinen des Mehlwnrnidarms. 


223 


Vor vier Jahren wurde eine Arbeit von Drzewecki (1903) ver- 
öffentlicht, die denselben Gegenstand behandelte, d. h. die Kern- 
umwaudlungen bei den Gregarinen im vegetativen Zustande. Als 
Untersuchungsmaterial dienten dabei drei Monocystis aus dem Regen- 
wurmhoden — magna , agilis und porrecta. Da diese Arbeit mit 
meinen oben dargestellten Beobachtungen sehr viele Berührungs- 
punkte hat, werde ich ihre Hauptergebnisse hier kurz wiedergeben. 

Auf Grund von seinen Untersuchungen ist der Verfasser zur 
Annahme gekommen, daß im Laufe des Wachstums der Mmocy.it is 
von Lumbricus der Ivern wiederholt aufgelöst und ein neuer Nucleus, 
ganz unabhängig von seinem Vorgänger wieder gebildet wird. In- 
zwischen befindet sich das Tier in einem Zustande, wo nicht nur 
kein Kern, sondern auch keine Chromatinpartikelchen im Proto- 
plasma zu konstatieren sind. Obgleich Drzf.wkcki Schritt für Schritt 
den Prozeß an konserviertem Material beobachtet zu haben glaubt, 
scheint er doch über seine Bedeutung im Zweifel zu sein. Wenig- 
stens finden wir in seiner Zusammenfassung den folgenden Passus: 
„Ist das (d. h. völliger Schwund des Kernes) eine echt pathologische, 
zum Tode des Tieres führende Erscheinung oder der höchste, selten 
vorkommende Grad der Reorganisation des Kernes. Mich will das 
letztere wahrscheinlicher dünken, doch lasse ich es dahingestellt sein, 
bis weitere Untersuchungen einen sicheren Anlaß zur Entscheidung 
dieser Frage geben.“ 

Die Angaben von Drzewecki wurden bis jetzt eher mit Skepsis 
anfgenommen (Lühf. 1904; Goldschmidt 1905 a). Die von mir an 
Gregarinen des Mehlwurms gemachten Beobachtungen geben mir 
Veranlassung, mich bezüglich der von dem erwähnten Verfasser an- 
geführten Tatsachen und deren Deutung zu äußern. In einem wuch- 
tigen Punkte stimmen unsere Beobachtungen überein : es kommt auf 
den verschiedenen Stadien des Wachstums der Gregarine zum all- 
mählichen Schwunde des Kernes und zur Bildung von Individuen 
ohne Nucleus, bisweilen sogar ohne Chromatinpartikelchen im Plasma. 
Freilich, der jeweilige Vorgang hat einen ganz verschiedenen Ver- 
lauf in den beiden von uns untersuchten Fällen, wie aus dem Ver- 
gleich unserer Figuren am besten zu sehen ist ; aber die Unterschiede 
scheinen mir keine prinzipielle Bedeutung zu haben und auf die 
Verschiedenheit der Organisation und Existenzbedingungen der von 
uns untersuchten Gregarinen zurückzuführen zu sein. 

In einem viel schärferen Widerspruch stehen unsere Angaben 
über das weitere Schicksal der kernlosen Tiere. Nach Drzewecki 
sollen sich in denselben neue Kerne aus den im Plasma entstehenden 


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224 


S. Ku»CHAKSWITSCH 


Chromidien bilden; ich glaube den Untergang der kernlosen Indi- 
viduen feststellen zu können. Dementsprechend stellt das Ver- 
schwinden der Kerne für Drzewecki einen normalen vegetativen, 
sich wiederholenden Vorgang, für mich — einen degeuerativen 
Prozeß dar. 

Zugunsten meiner Auffassung scheinen mir folgende Tatsachen 
zu sprechen. Die von mir oben beschriebenen Erscheinungen 
verlaufen nie mit der Kegelmäßigkeit, die sonst für die normalen 
Entwicklungsvorgänge charakteristisch ist. Zwar können wir ein- 
zelne Stadien von Umwandlungen unterscheiden und sie in ununter- 
brochenen Reihen verfolgen. Diese sind aber immer nur eine Ab- 
straktion. Einerseits sind diese Reihen nie scharf voneinander ab- 
gegrenzt, andererseits können nicht alle Kernüiodifikationen, die 
überhaupt auftreten, in sie eingegliedert werden. Kurz und gut — 
die in Frage gestellten Erscheinungen zeigen eine Mannigfaltigkeit, 
die immer für pathologische Vorgänge bezeichnend ist. wo in- 
folge der herabgesetzten Lebenstätigkeit der Zelle auch die Ein- 
richtungen gestört sind, die regulierend auf die Lebensprozesse wirken. 

Die regelmäßige Anwesenheit von zweifellos absterbenden Tieren 
(aufgeblasener Körper, geschrumpfte Pellicula, glashelles Plasma) in 
Kulturen, wo derartige Kernumwandlungen zu konstatieren sind, 
scheint auch für meine Deutung der Tatsachen zu sprechen. Dabei 
befinden sich die absterbenden Tiere entweder in kernlosem Zustande 
oder auf verschiedenen Stadien des Kernverschwindens. 

Ich habe versucht durch eine große Zahl von Messungen eine 
Abhängigkeit zwischen der Körpergröße der Tiere und den bei ihnen 
vorhandenen Kernumwandlungen zu finden, aber vergeblich. Zwar 
sind einige Erscheinungen für kleine Tiere charakteristisch (II. Reihe 
von Kerngenerationen), gehören aber ebenso gut bei ganz erwach- 
senen syzygiereuden Sporonten nicht zu den Seltenheiten. Daraus 
schließe ich, daß wir es, wenigstens in dem von mir beobachteten 
Falle, mit keinen für gewisse Entwicklungsstadien bezeichnenden 
Kernumwandlungen zu tun haben. 

Trotz aller Mühe war ich nicht imstande, einen Prozeß zu finden, 
den ich als eine Neubildung eines Kernes aus Chromidien im vege- 
tativen Zustande deuten könnte. In Anbetracht der ungeheueren 
Menge des von mir untersuchten Materials, glaube ich mit gewisser 
Berechtigung das Vorkommen eines solchen Prozesses leugnen zu 
dürfen. Es ist zwar immer bedenklich, die für eine Tierart ge- 
wonnenen Resultate auch auf andere anzuwenden. Ich glaube in- 
dessen, daß die Ergebnisse von Dhzewecki über die Kernrekonstruk- 
tion bei Monocyatis zum mindesten zu bezweifeln sind. Ich halte es 


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Gregarinen des Mehlwnrmdarms. 


225 


für sehr wahrscheinlich, daß die von dem Verfasser zusammen- 
gestellten Serien von Dauerpräparaten, die eine Kernneubildung ver- 
anschaulichen sollen, in entgegengesetzter Richtung als der Autor 
angibt, zu kombinieren sind. Dementsprechend würden sie auch 
einen degenerativen Prozeß darstellen. 

Was nun die Ursache der in Frage stehenden degenerativen Er- 
scheinungen betrifft, so ist sie aus den Beobachtungen an den Gre- 
garinen selbst kaum zu erschließen. Die Schwierigkeiten liegen in 
der Natur des Untersnchungsobjekts. Jede Kultur besteht aus dem 
Darminhalte eines Mehlwurms. Man kann keine Stichproben unter- 
suchen, ohne das Wirtstier zu töten. Und das weitere Verfolgen der 
Kultur in einer feuchten Kammer würde keine sicheren Resultate 
geben, da die Existenzbedingungen für die aus dem Wirt heraus- 
genommenen Parasiten zu unnatürlich sind. Man ist also auf den 
Vergleich mit analogen Vorgängen bei anderen Protozoen angewiesen, 
die sich in dieser Beziehung als viel geeignetere Untersuchungs- 
objekte gezeigt haben und die daher auch Gegenstand von experi- 
mentellen Beobachtungen im Leben gewesen sind. In erster 
Linie sind die grundlegenden Arbeiten von R. Hektwig zu be- 
sprechen. 

Infolge von Beobachtungen an Infusorien (1899a, 1903) und Actino- 
sphaerium (1900, 1904) ist der Verfasser zu der Ansicht gekommen, 
daß jede Protozoenzelle bei gewissen Bedingungen in einen Zustand 
gerät, den er mit dem von Calkins (1902) entliehenen Ausdruck 
„Depression“ bezeichnet. Der Depressionszustand wird charakterisiert 
physiologisch durch das vorübergehende oder definitive Anthören der 
Hauptfunktionen des Tieres (Nahrungsaufnahme, Bewegung, Teilung), 
morphologisch — durch Veränderungen in der äußeren Körperform 
und durch eine Reihe von Kernumwandlungen. Als Ursache des 
Depressionszustandes wird von dem Verfasser eine Störung der für 
die betreffende Zelle sonst charakteristischen „Kernplasmarelation“ 
angesehen. Diese Störung ist durch einen übermäßigen Zufluß von 
Chromatinpartikelchen zum Kern hervorgerufen, die sich im Plasma 
bei einer gesteigerten und ununterbrochenen Funktion (z. B. über- 
reiche Fütterung) bilden. Darauf folgendes Hungern begünstigt das 
Auftreten der Depression, indem die Kernplasmarelation durch die 
Verminderung der Plasmamasse noch vergrößert wird. Durch recht- 
zeitige Elimination eines Teiles der Kernsubstanz kann die normale 
Kernplasmarelation wieder erreicht und der Depressionszustand be- 
seitigt werden. 

Archiv für Protifftenkunde, Sappl. I. 1 ;) 


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226 


S. Kisch AK E witsch 


Als Grundpfeiler der angeführten theoretischen Betrachtungen 
sind folgende Tatsachen anzuführen: die Bildung der Riesen- und 
der hypertrophischen Kerne sowie deren nachheriges Ausstößen bei 
Überfütterung von Aetinosphaerium (1904) und die Hyperchromasie 
des Macronucleus nnd dessen Zerfall bei unter ähnlichen Verhält- 
nissen gezüchteten Infusorien ( Paramaecium 1899 a: Ihleptus 1903). 

Einige von anderen Forschern beobachtete Vorgänge scheinen 
mit den Anschauungen von R. Hertwig über das Wesen der Depres- 
sion im besten Einklang zu stehen. So können als Beispiele von 
erfolgreicher Regulation der Kernplasmarelation der erneuerte Auf- 
schwung von Lebenstätigkeit bei Malariaparasiten nach der Elimi- 
nation eines Teiles der Kernsubstanz iSchaudinn 1902b; Deutung 
von R. Hertwig 1907) und ein ähnlicher Vorgang bei Tri/i>anoplasma 
(K eysselitz 1906i dienen. Als Versuch zu einer solchen Regulation 
sei die Abgabe von Kernteilen aus dem Macronucleus bei den 
hungernden Paramäcien (Kasanzkff 1901) angeführt. Hyperchro- 
masie des Kernes bei in Depression begriffenen Amöben wurde von 
Pkandtl (1907) beobachtet nnd desgleichen bei hypotrichen Infu- 
sorien von Woodruff (1906), wie seine Tafeltiguren auf unzwei- 
deutigste Weise schließen lassen. 

Fälle von Hyperchromasie des Kernes scheinen auch bei der 
physiologischen Degeneration der Gewebszellen vorzukommen. Die 
degenerierenden Epithelzellen der GRAAF'schen Follikel bei Kaninchen 
(Flemming 1885; s. Taf. X, Fig. 4; Taf. XI, Fig. 16), die degene- 
rierenden Samenzellen bei Salamandra (Flemming 1887 ; s. Taf. XXV, 
Fig. 51 a — c), die scheinbar eine ähnliche Bedeutung habenden 
„Zwischenkörper“ des Ascaris-Hodens (0. Hertwig 1890; s. Taf. II, 
Fig. 35 a — f) weisen eine ausgesprochene Hypertrophie der Kern- 
substanz auf. wie ans den zitierten Abbildungen zu schließen ist. 

Ich glaube, daß meine IV. Reihe von Kerndegenerationen sich 
sehr gut, nach der Analogie mit den angeführten Tatsachen, als 
Ausdruck eines Depressionszustandes oder „physiologischer Degene- 
ration“ auffassen läßt. Das Auftreten von einer Hyperchromasie 
der Keime, Pyknosis und Zerfall in einigen Fällen und wahrschein- 
liche Wiederherstellung der Tiere durch Elimination von dem Kerne 
eines Teiles seiner Substanz in anderen Fällen, scheinen sehr dafür 
zu sprechen. 

Meine drei ersten Reihen von Kerndegenerationen lassen sich 
viel schwerer vom Standpunkte der zitierten Theorie aus erklären. 
Entweder ist bei Beginn des Prozesses keine merkliche Zunahme der 
Chromatinmasse zu konstatieren (III. Reihe) oder es scheint gleich 


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Gregarinen des Mehlwnrmdarins. 


227 


zu einer Verminderung der Kerngröße (I. Reihe) oder wenigstens des 
Chromatingehaltes des Kernes (II. Reihe) zu kommen. Sollen wir in 
diesem Falle dem Prozesse eine ganz andere Bedeutung zusprechen? 
Ein solcher Schluß w r äre, nach meiner Meinung, ziemlich gezwungen. 
Ich habe schon gesagt, daß in Wirklichkeit alle Reihen von Kem- 
veränderungen ineinander übergehen können. Sie treten häufig iii 
denselben Kulturen auf und stellen, aller Wahrscheinlichkeit nach, 
nur verschiedene Modifikationen desselben Vorganges — der physio- 
logischen Degeneration — dar. 

Andere Forscher haben auch schon Kerndegenerationen be- 
obachtet. die von keiner Hypercbromasie begleitet waren, nnd zwar 
in Fällen, wo ein Depressionszustand der Zelle wahrscheinlich vor- 
handen war. Eine Hyperchromasie und sogar eine Acliromasie der 
Kerne wurde von R. Hertw'io (1904) bei Actinosphaerium beobachtet, 
und zwar in einer Kultur „welche sich lange Zeit über durch ganz 
besondere Assimilations- und Vermehrungsenergie ausgezeichnet hatte“ 
(8. 343i, also vor einem Depressionszustande stehen konnte. Phakdtl 
(1907) bat auch in den, allem Anscheine nach, sich in Depressions- 
zustande befindenden Kulturen von Amoeba proteus neben den Tieren 
mit hyperchromatischen Kernen solche gefunden, die in Degeneration 
begriffene hypochromatische und achromatische Nuclei hatten. In 
dieselbe Kategorie von Tatsachen sind die von Peitznf.b (1886) zu- 
sammengestellten Fälle einzureihen, wo bei der physiologischen 
Degeneration der Gewebszellen der höheren Tiere eine Chromatin- 
annut zu konstatieren ist. Die hypochromatischen Kerne in den 
Oarcinomen (Pianese, s. R. Hebtwig 1904) sind hier auch zu nennen. 
Indessen lassen sich derartige Befunde vorläufig noch nicht von R. Hekt- 
wig’s theoretischem Standpunkte über das Wesen des Depressions- 
zustandes aus erklären. Weitere ausgedehnte experimentelle Unter- 
suchungen an geeigneten Objekten aus verschiedenen Protozoen- 
gruppen werden zeigen, ob der Widerspruch nur scheinbar ist. 
Jedenfalls werden die Beobachtungen an Parasiten nie in dieser 
Frage entscheidend sein, da ihre Lebensbedingungen zu kompliziert 
sind und die auch bei ihnen zweifellos vorhandenen Depressions- 
vorgänge durch schwer kontrollierbare Einflüsse (Reaktion des Wirt- 
organismus, Autointoxikation durch eigene Stoffwechselprodukte bei 
reichlicher Infektion usw.) stark modifiziert sein können. 

Zum Schluß dieses Kapitels möchte ich mich noch über die mög- 
liche Bedeutung der strahlenden nnd „flammenden“ Kerne aus- 
sprechen. Die Strahlung um einen nicht in Teilung begriffenen 

15 * 


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228 


S. Kuschakrwitsch 


Kern wurde schon vielfach für andere Objekte beschrieben. An un- 
reifen Eiern haben dieselbe Leydig (Gasteropoda, 1876: Phalan- 
gium, 18K8), Korschelt ( Aniedon rosacea , 1889), van Bamiikkf. 
( Pholcus phalangioides, 1898), LkurcN (liana iemporaria, Bufo vtdgaris. 
1901), King (Bufo lentiginosus , 1901) gesehen. Yon R. Hertwig 
(1896) und Morgan (1900) wurde eine solche Strahlung an mit 
Strychnin behandelten Seeigeleiern beobachtet. Prandtl (1906) hat 
eine ähnliche Erscheinung an den Ç und 3 Pronuclei bei dem In- 
fusorium JHdinium nasuium festgestellt. 

Auffallenderweise sind Strahlungen um einen ruhenden Kern 
meistens in den Fällen zu beobachten, wo die Zelle für eine rege 
Teilung in der Zukunft bestimmt ist« vorläufig aber, aus noch un- 
bekannten Gründen, für eine längere Zeit die Teilungsfähigkeit ein- 
gebiißt zu haben scheint (Eier, Gregarinen). Bei den strychninisierten 
Seeigeleiern sind wie die ruhenden strahlenden Kerne, so auch 
typische Spindeln gefunden worden (R. Hertwig, 1896; Morgan 
1900; Wasbilieff, 1902). Ich selbst habe die Gelegenheit gehabt, 
an den mit einer schwachen Strychninlösung behandelten Seeigel- 
eiern alle Übergänge von einem „ruhenden“ strahlenden Kern zu 
einer Spindel mit Polarstrahlungen zu verfolgen. Es läßt sich nun 
fragen, ob überhaupt die Strahlung um einen „ruhenden“ Kern sich 
nicht auf prinzipiell gleiche, aber viel schwächer wirkende Ursachen 
zurückführen läßt, wie die Spindel mit Polarstrahlungen. Dann 
wäre vielleicht die erstere als Ausdruck eines mißlungenen Teilungs- 
versuches aufznfassen. Für eine solche Deutung des Vorganges 
scheint die Neigung der strahlenden Kerne der Gregarinen zu 
sprechen, sich zu parzellieren und manchmal sogar in zwei gleiche 
Hälften zu zerschnüren. Von diesem Standpunkte aus wäre die 
häufig vorkommende Verbindung der strahlenden Kerne mit dem 
Ectoplasma als Tendenz zu verstehen, sich von dem mit Reserve- 
stoffen überladenen Entoplasma loszumachen. 

Die „flammenden“ Kerne wurden bei nicht encystierten Sporonten 
von Wolters (Monocysiis des Lumbricus, Clepsidrina blallarum, 1891), 
Drzewkcki ( Monocysiis des Lumbricus, 1903), Paeiii.er ( Gregarina 
ovata, 1904) gesellen. Ich habe ihren genetischen Zusammenhang 
mit strahlenden Kernen bei den Mehlwurmgregarinen feststellen 
können, wie oben dargestellt wurde. Auch sonst sind Fälle bekannt, 
wo dasselbe Gebilde nicht nur bei verschiedenen, sondern auch bei 
demselben Tiere bald als strahlend, bald als „flammend“ sich wahr- 
nehmen läßt. So sind die im Laufe der Spermatogenese bei Ascaris 
megalocepbala anftretenden Archopl&smasphären von 0. Hertwig 


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Gregariueu des Mehlwarmdarms. 


229 


(1890) meistens als „flammende“, von Brauer (1893) als strahlende 
Gebilde auf den Figuren dargestellt. 

Es sei hier noch erwähnt, daß Wolters den Gedanken ausge- 
sprochen hat, die „geflammten“ Kerne seien Spindeln, die von dem 
gewohnten Typus abweichen. 


Die gerniinativen Vorgänge bei üregarina cuneata. 

Meine Hauptaufgabe bei diesem Teil meiner Untersuchungen 
war, möglichst vollständig die ersten Kernveränderungen zu ver- 
folgen, die zur Bildung der Gametenkerne aus den zwei Mutter- 
kernen der Syzygiten führen. Berndt (1902), der den Entwicklungs- 
cyclus von derselben Gregarine schon verfolgt hat, stellt die Sache 
folgendermaßen dar. Der Kern fängt an zu flammen, löst sich in 
kleine Stückchen auf und wandert nach der Peripherie der Cyste. 
Der Nucleolus bleibt dabei liegen und zerfällt. Unterwegs ent- 
wickeln sich aus den Kernstückchen primitive mitotische Figuren, 
und dann findet eine Teilung derselben statt. So werden die Kerne 
der Sporoblasten gebildet. Es träten also im Laufe der Bildung 
derselben nach einer „multiplen“ Teilung mitotische Teilungen auf. 

Bei den meisten anderen ausführlich untersuchten Gregarinen 
wurden von verschiedenen Forschem klare Primärspindeln beob- 
achtet (Mrazek bei Momcystis aus Rhynchelmis, 1899; Siedlecki bei 
Monorystis ascidiae, 1899 a; Ci'knot, 1900, Prowazek. 1902, Brasil. 
1905 — bei Monocystis aus Lumbricus; Coknot bei Diplocystis, 1900; 
Léger et Düboscq bei Pterocephalus. 1903; Léger bei Stylorhyiichus, 
1904 a; Schnitzler bei Clepsidrim ovata, 1905; Léger bei Ophryo- 
cystis, 1907). Es schien daher nicht ausgeschlossen zu sein, daß 
eine einheitliche Mutterspiudel bei Gregarina euneata von Berndt 
übersehen worden war, was schon Paehler (1904) hervorgehoben 
hat. Meine auf diesen Punkt besonders gerichteten Untersuchungen 
scheinen die Angaben von Berndt insofern zu bestätigen, als ich, 
ebensowenig wie er, eine primäre Spindel finden konnte. Dabei bin 
ich jedoch zu einer ganz anderen Auffassung des ganzen Vorganges, 
der Entstehung der Gametenkerne aus den Mutterkernen, gekommen. 

Auf die von Berndt ganz richtig und ausführlich beschriebenen 
Erscheinungen der Encystiernng brauche ich nicht weiter einzu- 
gehen. Was die Kerne der in der Cyste vereinigten Individuen an- 
betrift't, so sehen sie genau wie ruhende Kerne von freien Sporonten 
ans, wie die Fig. 65 es zeigt. Die Kernmembran ist ganz deutlich, 
der Nucleolus chromatinreich und mäßig vacuolisiert, das Kerngerüst 


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230 


S. Ki’SCHAKÜWITSCH 


mit verhältnismäßig; spärlichen, feinen Chromatinkörnchen durchsetzt. 
Die Kerngröße habe ich dabei in diesen Anfangsstadien beträcht- 
licher gefunden als bei den Sporonten, was mit den Angaben von 
Bern dt in Widerspruch steht. 

Die Metamorphosen des Kernes werden durch die Wanderung 
desselben zur Peripherie der Cyste eingeleitet. Schon unterwegs ist 
der Kern tiefgreifenden Umwandlungen unterworfen. Der Nucleolus 
entfärbt sich allmählich und wird desorganisiert, so daß er als eine 
farblose durch stark lichtbrechende Stränge durchzogene Vacuole er- 
scheint, in deren Innerem wir einen Haufen der schon oben er- 
wähnten Exkretkörnchen finden. Das Oaryoplasma ist entsprechend 
chromatinreicher geworden; das Chromatin scheint aber in gelöstem 
oder fein zerstäubtem Zustande zu sein, da keine färbbaren Körn- 
chen wahrnehmbar sind. Die Kernmembran verschwindet, und der 
Kern wird geflammt. Einen so veränderten, schon dicht unter dem 
Ectoplasma der Cyste liegenden Kern sehen wir auf der Fig. 6(5 
dargestellt. Sein Volumen hat beträchtlich abgenommen. 

Sobald der so veränderte Kern das Ectoplasma erreicht hat, 
entsteht an der entsprechenden Stelle der Cystenoberfläche eine tiefe 
trichterförmige Einsenkung. Der Boden derselben wird von dem 
immer noch flammenden Kerne gebildet, der unterdessen eine innige 
Beziehung zum Ectoplasma bekommen hat (Fig. 67). Schon auf 
diesem Stadium kann man sehen, daß die Wabenwände der peri- 
pheren Plasmaschichten in der Nähe des Kernes im Verhältnis zu 
den übrigen verdickt und färbbarer geworden sind. Von dem 
Nucleolus ist nichts mehr im Kerne zu sehen. 

Gerade in dem zuletzt beschriebenen Zustande befinden sich 
die meisten (wenigstens 70 Proz.) aus dem Darme des Mehlwurms ent- 
nommenen Cysten. Es fragt sich, wie konnte Bkknut trotzdem 
dieses so charakteristische Stadium vollständig übersehen? Daran 
mag der Umstand schuld sein, daß er keine guten, unter dem Deck- 
gläschen bewegbaren Cystentotalpräparate untersucht hat. An 
Schnitten läßt sich die Sachlage in diesem Falle nur dann gut ver- 
stehen, wenn die Schnittfläche der langen Achse der oben be- 
schriebenen Einsenkung parallel verläuft. Dabei ist man natürlich 
auf einen günstigen Zufall angewiesen, der nur bei einer sehr großen 
Zahl von auf diese Weise untersuchten Cysten zu erwarten ist. Da- 
gegen ist das entsprechende Bild sehr leicht beim Rollen einer in 
Nelkenöl beobachteten Cyste auf dem optischen Schnitte zu bekommen. 

Die bis jetzt beschriebenen Veränderungen in der Cyste sind 
nicht am lebenden Objekt zu sehen. Die mit Reservestoffen dicht 


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Gregnrinen des Mehhvurindarins. 


231 


gefüllte Cyste erscheint als eine dunkle Kugel, durch einen lichteren 
Streifen (die Scheidewand) in zwei Hälften geteilt. Ihre Oberfläche 
zeigt eine charakteristische Zeichnung, die durch die netzförmige An- 
ordnung der Paraglykogenkörner bedingt ist (Fig. 59). 

Im weiteren Verlaufe des Prozesses wird die Einsenkung an 
der Cystenperipherie immer flacher und breiter; die Trichterform 
geht in die Schiisselform über. Der Kern breitet sich auch be- 
trächtlich dabei aus. Die Wabenwände der äußeren Schicht des 
Plasmas gewinnen in der Umgebung des Kernes immer mehr und 
mehr an Dicke und Färbbarkeit (Fig. 68). In einem kurz darauf 
folgenden Stadium ist der Kern nicht mehr zu sehen. Man bekommt 
den Eindruck, als ob er in die periphere Plasmaschicht allmählich 
aufgenommen wurde, indem er derselben einen besonderen Charakter 
dabei verleiht. Das auf diese Weise entstandene Stadium ist' in 
hohem Maße interessant. Die Scheidewand ist meistens verschwunden. 
Keine Spur von einem Kern ist auch bei sorgfältigster Durchmuste- 
rung von tadellosen Schnittserien zu finden. Dafür hat die ganze 
periphere Plasmaschicht der Cyste eine eigentümliche Beschaffenheit 
angenommen. Sie stellt ein Wabenwerk mit sehr massiven Waben- 
wänden dar, so daß man manchmal den Eindruck gewinnt, als hätte 
inan eine homogene, mit kleinen Alveolen durchsetzte Substanz vor 
sich. Dieselbe zeigt eine starke Affinität zu den Chromatinfarb- 
stoffen (Borax-Karmin, Hämatoxylin nach Delafield). Doch sind 
dabei keine Strukturen , sowie keine Cliromatinkömchen zu ent- 
decken. Bei Anwendung der E. H.-Färbungsmethode bekommt man 
auf den Schnitten entweder einen einheitlichen schwarzen Saum, 
oder, bei fortgesetztem Ausziehen gibt dieser den ganzen Farbstoff 
wieder ab, ohne daß inan Spuren von geformtem Chromatin finden 
könnte. Dabei sei bemerkt, daß der betreffende Saunt im letzteren 
Falle viel schneller entfärbt wird als die Chromatinkörnchen anderer 
Cysten, welche sich eventuell auf demselben Objektträger befinden. 
Der chromatische Saum ist /.war wegen seiner Beschaffenheit und 
Färbbarkeit ziemlich scharf von dem übrigen Protoplasma abgesetzt, 
steht aber mit ihm in kontinuierlicher Verbindung, indem seine 
Waben direkt in die des Plasmas übergehen (Fig. 69). 

Dieses Stadium läßt sich auch am lebenden Objekt erkennen. 
Nach einem 20stündigen *) Aufenthalt in einer feuchten Kammer 

*) Die Zeitangaben können keinen Anspruch auf Genauigkeit machen, da das 
Ausgangsstadium verschieden sein kann und in frischem Zustande meistens nicht 
genau zu definieren ist. Ferner ist die Entwicklungsgeschwindigkeit sehr von 
der Temperatur abhängig. 


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232 


S. Kcschauwitsoh 


(bei Zimmertemperatur) zeigen die Cysten meistens im optischen 
Schnitte das Auftreten eines hellen, ringsum verlaufenden Saumes, 
der von dem dunkleren inneren Teil der Cyste sich abhebt. Er 
wird immer breiter und erreicht gewöhnlich gegen die 40. Stunde 
seine maximale Ausdehnung. Bei der Untersuchung dieses Saumes 
mit stärkeren Vergrößerungen gewinnt man zuerst den Eindruck, 
daß man die Gametenbildung vor sich habe, da runde Körperchen 
im Saume ganz deutlich hervorzutreten scheinen. Und man ist ganz 
erstaunt, die betreffenden Gebilde an gefärbten Präparaten nicht 
mehr zu Anden. Durch wiederholte Beobachtungen läßt sich das 
Rätsel aufklären. In Wirklichkeit haben wir auf diesem Stadium 
das oben nach gefärbten Präparaten beschriebene Waben werk. Da 
aber die Wabenwände aus einer sehr stark lichtbrechenden Substanz 
bestehen, treten mehr die schwächer lichtbrechenden Wabeninhalte 
hervor, die dunkle rundliche Körperchen Vortäuschen. Dieses Stadium 
ist nach dem Leben auf der Fig. 60 dargestellt. Dabei muß man 
aber die Helligkeitswerte umgekehrt sich denken, entsprechend einem 
photographischen Negativbilde, so daß in der Wirklichkeit die 
Wabenwände des Saumes nicht dunkler, sondera heller als die 
Wabenlumina erscheinen. 

Es fragt sich nun, wie ist das chromatische Gebilde aufzufassen, 
welches die äußere Schicht des jetzt einheitlichen Cystenkörpers 
bildet. Es ist kein Zweifel, daß wir es mit einem Chromidialapparat 
zu tun haben. Die Ähnlichkeit des von mir in der Fig. 69 darge- 
stellten Stadiums mit gewissen Zuständen, wie sie bei Rhizopoden 
beschrieben worden sind, ist nicht zu verkennen. Zuerst wollen 
wir uns dem Objekt zuwenden, bei dem der Begriff „Chroipidium“ 
eingeführt wurde. Die auf der Fig. 1 (Taf. XXXVII) der Arcella- 
arbeit von R. Hertwig (1899 b) dargestellte Chromidialmasse wird 
zwar von dem Verfasser ein „Netz“ genannt, kann jedoch wohl als 
ein Wabenwerk aufgefaßt werden, dessen Wände im Vergleich mit 
denen des Plasmagerüstes verdickt und chrom&tinhaltiger sind. Da 
in diesem angeführten Falle auch keine Chromatinpartikelchen zu 
unterscheiden sind, können wir dieses Chromidium bei ArceUa direkt 
mit dem der Gregarinencyste vergleichen. Noch mehr Ähnlichkeit 
scheint die Beschaffenheit des von mir beobachteten Chromidial- 
saumes mit der Struktur der Chromidialsubstanz von Difflugia zu 
sein, wie es Zuelzer (1904) bei Tieren im Frühling und während 
der „Conjugation“ in Fig. 1 c der Taf. X und 1 b, 1 c der Taf. XI 
abbildet. 

Ich habe bis jetzt die Kernmetamorphosen in der Cyste so be- 


Qjgitizett byCjoogle 



233 


Grcgarinen des Mehlwurmdamis. 

schrieben, wie sie sich in den meisten Fallen abspielen. Viel seltener 
habe ich die folgende Abänderung des Prozesses gefunden. Anstatt 
sich als Ganzes nach der Cystenperipherie zu begeben, zerfällt der 
flammende Kem, nachdem der Nucleolus sich auf die oben be- 
schriebene Weise rückgebildet hat. in viele unregelmäliige Stücke, 
die ihrerseits sich zerschnüren können, wie auf der Fig. 70 zn sehen 
ist Bisweilen konnte ich eine ausgesprochene Hyperchromasie des 
Stammkernes am Anfänge des Prozesses konstatieren. Überhaupt 
scheint der Vorgang der Kernparzellierung im vegetativen Zustande 
(s. den IV. Abschnitt des vorigen Kapitels) sehr ähnlich zu sein. 
Die Kernstücke begeben sich zur Peripherie der Cyste, wo sie als 
chromatische unregelmäßige Flecke erscheinen (Fig. 71). Dort werden 
sie aber bald «aufgelöst, und es entsteht dasselbe Bild, wie in dem 
ersten als typisch geschilderten Falle. 

Auf jeden Fall bekommen wir einen kernlosen Zustand der 
Cyste, wo das ganze Chrom«atin in einem C’hromidium verteilt ist. 
Es fragt sich nun, ob dies ein normaler Zustand ist. Wir haben 
vor uns einen Organismus, den ich im folgenden ^Chromidialcyste“ 
nennen werde, da er morphologisch den „Chromidialtieren“ 
(Actinosphiirien) von R. Hektwig (1904) vollkommen entspricht, ob- 
gleich die Beschaffenheit des Chromidialapparats in beiden Fällen 
verschieden ist. Wir wissen, daß solche kernlose Actinosphärien 
schließlich zugrunde gehen. Ferner habe ich selbst im vorigen 
Kapitel dieser Arbeit gezeigt, daß der kernlose Zustand während 
der vegetativen Periode bei derselben Art von Gregarina häufig 
vorkommt und die Vorstufe des Todes darstellt Endlich wurde ein 
solches Stadium weder bei einer anderen Gregarinenart, trotz zahl- 
reicher zurzeit vorhandener Untersuchungen , noch bei derselben 
Gregarina runeata von Bern irr als Stufe der normalen Entwicklung 
beobachtet. Alle diese Erwägungen mahnten zur Vorsicht und er- 
forderten den Nachweis, daß es sich bei den „Cbromidialcysten“ 
nicht um degenerative Veränderungen handeln könne. Eine solche 
Möglichkeit hat mir mehr als einmal vorgeschwebt, und ich habe 
mich bemüht, die Sache möglichst genau zu prüfen. 

Wiederholt habe ich das folgende Experiment gemacht. Es 
wurden etwa zwanzig Cysten, die aus demselben Abschnitte eines 
Mehlwurmdarmes stammten, in einer feuchten Kammer gezüchtet. 
Wenn alle Cysten sich gleichmäßig entwickelten und das in Frage 
kommende Stadium beinahe zur selben Zeit erreicht hatten (was 
sich leicht am lebeuden Objekt beurteilen läßt), wurde etwa die 
Hälfte von den Cysten herausgenommen und nach Konservierung 


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234 


S. Kcs< HAKBW1TSCH 


und Färbung: untersucht. Falls die Beobachtung am Lebenden sich 
dabei als richtig erwies, also ich „Chromidialcysten“ vor mir hatte, 
wurden die anderen Tiere weiter kultiviert. Von ganz vereinzelten 
Ausnahmen abgesehen, haben sie sonst immer ganz normale spätere 
Stadien gegeben, Sporodukten gebildet und scheinbar gesunde Sporen 
entleert. Deshalb scheint es mir ausgeschlossen, daß wir in den 
„Chromidialcysten“ einen pathologischen Zustand haben. 

Als erstes Zeichen der weiteren Entwicklung läßt sich ein be- 
sonderes Aussehen der Chromidialmasse beobachten. Auf den mit 
Hämatoxylin nach Delafibld behandelten Schnitten erscheint sie 
nicht mehr wie früher gleichmäßig gefärbt, sondern gewinnt ein 
fleckiges Aussehen. Bei genauer Untersuchung erweist es sich, daß 
die Wabenwände den Farbstoff hauptsächlich dicht an den Alveolar- 
flächen speichern. Bald darauf findet man in den dünner gewordenen 
Wabenwänden t'liromatinkörperchen, die meistens wie kleine Bogen 
aussehen. eine Form, die offenbar durch die Alveolen bedingt ist 
(Fig. 72). Diese Chromatinbogen scheinen sich in kleinere Körnchen 
aufzulösen, die dann mehr oder weniger gleichmäßig verbreitet er- 
scheinen (Fig. 73). Die Färbbarkeit des peripheren Wabenwerkes mit 
Hämatoxylin nach Df.lafield hat nach dem Ausfallen der Chromatin- 
elemente stark abgenommen, bleibt dabei immer noch etwas größer, 
als die des Entoplasmas, was auf den Fig. 72 u. 73, die von mit 
Eisenhämatoxylin gefärbten Präparaten gezeichnet wurden, nicht 
wiedergegeben ist. 

Die beschriebenen Umwandlungen in der Struktur des Chromi- 
dialapparates bei Gregarina cuneata sind in den Hauptzügen denen 
analog, die von Züeezrk (1904) für Difflugta geschildert sind. Auch 
hier nimmt die vacuolisierte, keine feinere Struktur aufweisende 
Chromidialmasse im Laufe des Sommers den Charakter eines blassen 
Wabenwerkes an, in dessen Wänden Chromatinkörnchen ver- 
teilt sind. 

Ich habe schon gesagt, daß die Cystenscheidewand meistens 
schon während der Bildung des peripheren Chromidialsaumes ver- 
schwindet. In einigen Fällen bleibt sie längere Zeit erhalten, und 
bekommt dann auch den Charakter einer Chromidialmasse, die nach- 
her die Chromatinkörperchen ausscheidet. Auf späteren Stadien habe 
ich die Scheidewand nie mehr gesehen. 

Die oben geschilderten Chromidialkörnchen fangen nun an, sich 
in Gruppen zu vereinigen, die in kleinen Verdichtungen des plasma- 
tischen Wabenwerks liegen und durch ein farbloses stark licht- 
brechendes Geiüst untereinander verbunden sind (Fig. 74). Die 


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Gregarinen des Mehlwnrmdarms. 235 

Chromidien haben sich zu Kernen kondensiert. Das dichtere Plasma 
häuft sich um diese Kerne herum immer mehr und mehr an (Fig. 75). 
Man sieht dann iin Plasmagerflst rundliche Inseln von kompaktem 
stärker färbbarem Plasma liegen, die mit Kernen versehen sind 
(Fig. 76). Diese Inseln haben eine ziemlich konstante Größe (gegen 
5 u im Durchmesser) und man könnte sie als zellige Einheiten be- 
trachten, wenn sie mit dem Wabenwerk des umgebenden Plasmas 
nicht in ununterbrochenem Zusammenhänge ständen und sich so als 
Teile einer noch einheitlichen Masse erwiesen. Ich habe sie zuerst 
für in Bildung begriffene Gameten gehalten. Da aber das Volumen 
von den letzteren im Moment der Copulation wenigstens viermal 
kleiner ist, ist man genötigt, entweder eine Kondensierung des 
Plasmas oder eine Teilung der zuerst gebildeten Elemente anzu- 
nehmen. Es scheint mir das letztere wahrscheinlicher, da ich eine 
Serie von Bildern beobachten konnte, die in diesem Sinne zu deuten 
sind (Fig. 77—83). So sieht man auf der Fig. 77 in dem betreffenden 
Element das Chromatin in zwei parallelen Streifen angeordnet, die 
zwei Tochterplatten einer primitiven Mitose zu sein scheinen. Die 
Fig. 78 stellt zwei Tochterelemente dar, die ihre Kerne schon im 
Buhestadium haben, aber ihrer Lage und Form nach sich als Ab- 
kömmlinge von einem Mutterelement dokumentieren. Die Fig. 79—82 
veranschaulichen die direkte Teilung eines Tochterelements in zwei 
Enkelelemente — die Gameten. Die letzteren liegen . eine Zeitlang 
in der peripheren Schicht des Plasmas, mit dessen Wabengerüst sie 
im Zusammenhänge bleiben (Fig. 95). Dann lösen sie sich ab und 
geraten in den Kaum zwischen dem Cystenkörper (der von diesem 
Stadium ab dem „Restkörper“ der Autoren entspricht) und der 
Cystenhülle. Jetzt sind es runde, scharf konturierte Körperchen von 
3 n im Durchmesser. In deren Mitte liegen die Kerne, die aus 
nebeneinander angehäuften Chromatiukömchen bestehen. Diese sind 
durch farblose Fäden miteinander verbunden (Fig. 83). 

Ich glaube also eine zweimalige zur Bildung von Gameten 
führende Teilung der zuerst gebildeten Elemente annehmen zu 
dürfen. Ich spreche mich jedoch darüber mit einer gewissen Reserve 
aus, da der von mir als Teilungsprozeß aufgefaßte Vorgang nur an 
sehr wenigen Präparaten beobachtet und nie lückenlos auf dem- 
selben Präparate verfolgt wurde, w r as wohl auf den schnellen 
Ablauf des Prozesses zurückzuführen ist. Ob die chromatischen 
Körnchen, die dabei zu sehen sind, als Chromosomen anfzufassen 
sind, lasse ich dahingestellt und kann daher nicht von typischen 
Reduktionteiluugen sprechen. Sicher scheint nur zu sein, daß die 


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236 


S. K USCH AK B WITSCH 


Zahl dieser Körnchen ira Kerne der Gameten geringer als in dem 
der zuerst gebildeten Elemente ist, wie der Vergleich der Fig. 83 
und 76 zeigt. 

Jetzt wollen wir den Gang der Entwicklung der Cyste von 
Greyarina cuneata, wie ich ihn geschildert habe, mit den Angaben 
von Berndt vergleichen. Es scheint mir. unsere tatsächlichen Beob- 
achtungen stehen in keinem schroffen Gegensatz und lassen sich 
ziemlich gut in Einklang bringen. Nur scheint Berndt einige wich- 
tige Stadien übersehen zu haben, die füf die allgemeine Auffassung 
des Prozesses entscheidend sind. 

Ich habe bisweilen, ebenso wie Berndt, den Zerfall der Syzy- 
gitenkerne noch im Inneren der Cyste beobachtet. Ich betrachte 
aber diesen Fall als eine seltene Abänderung des typischen von 
Berndt zweifellos übersehenen Vorganges, wo der Kern sich in to to 
zur Cysten périphérie begibt und am Boden einer Einsenkung des 
peripheren Plasmas hängen bleibt Die Auflösung des Kernes in 
eine periphere Chroniidialmasse wurde von Berndt nicht gesehen, 
ebenso wie die Entstehung der Kerne aus derselben. Die von ihm 
gesehenen kleinen Mitosen scheinen mir sich auf einen späteren 
Vorgang zu beziehen — die Teilung der aus dem Chromidium ent- 
standenen Kerne. Jedenfalls ist ihre frühere Entstehung mit dem 
ganzen Charakter des von mir beobachteten Prozesses unvereinbar. 

Die von mir bei Greyarina cuneata geschilderte Art der Gameten- 
kembildung ist sehr von den Verhältnissen verschieden, die wir bis 
jetzt bei anderen Gregarinen kennen. Aber bei anderen Protozoen- 
gruppen können wir sehr analoge Zustände finden. So bilden sich die 
Gametenkerne bei vielen Rhizopoden aus einem Chromidium, wie es 
schon R. Hertwiu (1899 b) für Arcella wahrscheinlich gemacht hat, 
und nachher Schaudinn (1903) für Polystomella, Chlamydophrys, Centro- 
pyxis und Entamoeba coli, Goldschmidt (1907) für Mastigamöben 
beobachtet haben. Andererseits erweist, sich die Entwicklung bei 
anderen Rhizopoden als kernkontinuierlich (Trichosphaerium, Schaudinn, 
1898; Pyxidkola, Doflein, 1907). Die Coccidien können auch als 
gutes Beispiel dienen, wie die Gametenkernbildung innerhalb einer 
Protozoen gruppe, die sonst einen ziemlich einförmigen Entwicklungs- 
cyclus zu haben scheint, stark variieren kann. Bei Coccidium 
sch aber y i (Schaudinn, 1900) tritt während der Bildung der Miero- 
gameten ein deutliches Chromidium auf, das sich später zu Kernen 
kondensiert (vgl. Mesnil, 1905); es spielt sich also prinzipiell der- 
selbe Vorgang, wie bei Gregarina cuneata ab. Bei Cyclospora caryo- 
lytica (Schaudinn, 1902 a) und Coccidium lucazei (Schaudinn, 1900) 



Gregarinen des Mehiwnrnularms. 237 

sind die Verhältnisse insofern abweichend, als die Teilungsprodokte 
des Caryosoms als Sammelcentren für die Partikelchen des Chromi- 
diums dienen. Bei anderen C’occidien vollzieht sich dagegen der 
Übergang der Microgametoblastenkeme zu Keinen der Gameten durch 
eine ununterbrochene Reihe von Teilungen (Adelea omta. Siedlf.cki. 
1899 b: Adelea mesnüi, Pérez, 1903; Adrien zonula , Moboff, 1906: 
Coccidium salamandrae, Simond, 1897; Caryotropha mrsviti. Sied- 
lecki, 1902). 

Das Stadium mit ausgebildeten Gameten nach dem lebenden 
Objekt ist auf der Fig. 61 im optischen Querschnitt dargestellt. 
Der stark lichtbrechende periphere Saum der Fig. 60 ist fast ganz 
verschwunden. Dabei ist ein Raum zwischen der Oberfläche des 
Cystenkörpers und der Cystenhülle entstanden, der mit runden Kör- 
perchen — den Gameten — ausgefüllt ist. Auffallenderweise konnte 
ich dabei nie Bewegungen des „Restkörpers“ beobachten, die eine 
Mischung der Gameten verursachen könnten (Beredt, 1902). Freilich, 
bei fortwährender Beobachtung sieht man, daß die Restkörper- 
obertläche in einem gewissen Moment unregelmäßig wird, als ob 
stnmpfe Ausläufer darauf gebildet würden, die bis zur Cystenhülle 
reichen. Erstens ist aber der Vorgang so langsam, daß er die ihm 
von Beredt zugeschriebene Bedeutung kaum haben könnte, zweitens 
langt er erst an, nachdem die Gameten schon copuiiert und Zygoten 
gebildet haben, was an rechtzeitig angefertigten Präparaten zu kon- 
statieren ist. Ich glaube, daß der Prozeß eher mit der Beförderung 
der Zygoten in die Mitte der Cyste zu tun hat. 

Die zwei copulierenden Gameten (Sporoblasten) zeigen keine 
merkbaren Unterschiede; wir haben also einen Fall von Isogamie vor 
uns. Die Gameten berühren sich (Fig. 84), verschmelzen mit ihren 
Plasmakörpern (Fig. 85) und bilden so einen einheitlichen Körper 
von doppeltem Volumen, der zuerst zwei getrennte Kerne aufweist 
(Fig. 86). Auch letztere nähern sich, und schließlich kommt es zur 
Vereinigung. Während ich früher die chromatischen Körnchen mich 
nicht als Chromosomen anzusprechen getraute, konnte ich jetzt, nach 
der Vereinigung der Kerne, deutliche hantelförmige Chromosomen in 
der konstanten Zahl von acht beobachten (Fig. 87). 

Die Zygote verlängert sich, und der Kern stellt wieder einen 
Haufen von dicht aneinander liegenden Chromatinkörnchen dar (Fig. 88). 
Die erste Teilung des Syncaryons habe ich nicht beobachtet. Jeden- 
lalls scheint die Angabe von Beredt, daß sie in der Querrichtung 
der Zygote staufindet, wenig wahi-scheinlich zu sein, da alle späteren 
Bilder damit in Widerspruch stehen. Die beiden Tochterkerne finde 


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238 


S. Kusch a k n w it s ch 


ich zuerst als zwei voluminöse chromatische Massen an den Enden 
der Zygote liegen (Fig. 89). Später werden sie kompakter (Fig. 90) 
und dann entfernen sie sich etwas von der Peripherie der Zygote, 
indem sie die Form von eckigen Körpern annehmen, die meistens im 
optischen Schnitte rhombisch erscheinen (Tig. 91). Durch zweimalige 
direkte Teilung bekommt man einen achtkernigen Zustand (Fig. 92 
und 93). Die Kerne werden sichelförmig und liegen zu vier in zwei 
der Querachse der Zygote parallelen Ebenen (Fig. 94). Zu dieser 
Zeit ist die Zygote mit den zwei Hüllen versehen und zu einer 
fertigen Spore geworden. 

Wenn man gefärbte Quetschpräparate von den ersten Stadien 
nach der Bildung der Gametenkerne untersucht, kann man sich leicht 
überzeugen, daß ein Teil des aus der einheitlichen Ohromidialmasse 
ausgefallenen Chromatins bei der Entstehung der Kerne unver- 
braucht geblieben ist und in der Form von unregelmäßigen Körnchen 
und Schollen an der Peripherie des Cystenkörpers liegt. Sein weiteres 
Schicksal wollen wir später besprechen. 

Die zweikernigen Zygoten liegen meistens der Peripherie des 
Cystenkörpers an (Fig. 96). In dem vierkernigen Zustande beginnt 
gewöhnlich die Wanderung der Zygoten in die Mitte des „Rest- 
körpers“. Schnitte durch die auf diesem Stadium sich befindenden 
Cysten bieten sehr lehrreiche Bilder dar, da dabei das in Form von 
Körnchen gebliebene Chromatin sich besonders gut beobachten läßt. 
So sehen wir auf der Fig. 97 die in Wanderung begriffenen, in 
radiäre Stränge angeordneten, vierkemigen Zygoten. Im Centrum 
der Cyste liegen die schon von der Peripherie hinübergewanderteu, 
zahlreichen Chromat inkörnchen in einer Ansammlung von dichterem 
Plasma. Auf Schnitten durch andere Stadien, wo sie von dicht 
zusammengedrängten Zygoten dem Auge des Beobachters leicht ver- 
hüllt werden, sind diese Chromatinkörnchen nur schwer zu erkennen. 
Auf der Fig. 98 befinden sich die Zygoten dicht aneinander in der 
Mitte des „Restkörpers“. Manchmal sind sie dabei so zusammenge- 
preßt, daß die Konturen der Zygoten gar nicht zu unterscheiden und 
nur die Vierkerngruppen zu sehen sind. Bei oberflächlicher Beob- 
achtung ist man geneigt, solche Bilder als eine centrale Ansammlung 
von Chromidialkörnchen aufzufassen und leimt nur durch Vergleich 
mit günstigeren Fällen die richtige Bedeutung des betreffenden 
Stadiums kennen. 

Die centrale Masse der anfangs, wie gesagt, dicht zusammen- 
gedrängten Zygoten fangt allmählich an, sich zu lockern. Dabei 
nimmt ihre vorher unregelmäßige Kontur eine bestimmte Konfiguration 


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Greg’arinen des Mehlwnrnidarms. 


239 


an. Es werden von der Peripherie der Zygotenmasse Ausläufer ge- 
bildet, die in Form von abgestutzten Kegeln oder Schornsteinen zur 
Oberfläche des „Restkörpers“ reichen. Zu gleicher Zeit wird die 
innere Plasmaschicht des „Restkörpers“ engmaschig und bildet eine 
feste Abgrenzung für den Raum, wo die Zygoten liegen, und den 
ich im weiteren „Brutraum“ nennen werde. Die Zygoten haben 
meistens schon das Achtkernstadium erreicht und die zwei Hüllen 
(Epi- und Endospore) gebildet (Fig. 99). Auffallenderweise sind im 
Brutraume selbst keine Spuren von Chromatinkörnchen mehr zu 
konstatieren. Dagegen kann man sich an mit Borax-Karmin ge- 
färbten und stark ausgezogenen Totalpräparaten leicht überzeugen, 
daß die Brutraumwand stellenweise stark chromatisch ist. Es ist 
wohl anzunehmen, daß das Chromatin. welches in Form von Körnchen 
sich im Brutraume befand, in feinverteiltem oder gelöstem Zustande 
in die Brutraumwand gelangt und hier als Chromidialmasse er- 
scheint. Anfangs sind die chromatischen Flecken regellos in der Brut- 
raumwand verteilt. Später scheint sich das Chromatin immer näher 
und näher der Restkörperperipherie in den Wänden der schornstein- 
förmigen Brutraumansläufer zu konzentrieren, was eine Vorbereitung 
zur Sporoductenbildung darstellt. Die Fig. 100 veranschaulicht den 
Endabschnitt eines solchen Ausläufers im optischen Längsschnitte. 
Auf der Cystenoberfläche erscheinen dabei breite chromatische Ringe, 
die in Wirklichkeit optische Querschnitte durch die Wände der 
peripheren Enden derselben Ausläufer darstellen (Fig. 101). Auf 
dem nächsten Stadium sehen wir die etwas verengten Brntraum- 
ausläufer von der Peripherie mit einer schüsselförmigen Chromidial- 
masse gedeckt (Fig. 102 in opt. Längsschnitte; Fig. 103 — Ober- 
flächenbild). Von dem Boden derselben fängt der Sporoduct an, in 
Form eines doppelwandigen, stark färbbaren Cylinders in das Innere 
des „Restkörpers“ hineinzuwachsen. Dabei schiebt er die ihm auf 
dem Weg liegenden Sporen auseinander, indem er selbst eine un- 
regelmäßig geschlängelte Gestalt annimmt (Fig. 104). Die Fig. 105 
zeigt einen Sporoduct, der seine definitive Größe erreicht hat und 
vor der Ausstülpung steht. Er hat die Form eines etwas gebogenen 
doppelwandigen Trichters, dessen unteres Ende leicht angeschwollen 
ist Die innere und äußere Wand sind stark chromatisch und mit 
zahlreichen Querbälkchen miteinander verbunden. An der Cysten- 
peripherie sind sie in ein einheitliches Gebilde verschmolzen. Das 
innere Lumen des Sporoductes ist häufig durch eine oder mehrere 
Scheidewände geteilt. An dem Ansatzrande des Sporoducts ist ein 
stark färbbares weitmaschiges Gerüst entwickelt. Auf diesem 


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240 


S. Kuschakkwitsch 


Stadium ist das Chromatin wieder in Forai von Körnchen zu sehen, 
die in charakteristischer Weise in der Umgebung der Ansatzstelle 
des Sporoductes angeordnet sind (Flächenbild Fig. 106) und von 
da aus längs der Brutraumwand eine Strecke weit zu verfolgen 
sind. Auf der Fig. 107 ist ein gerade in Umstülpung begriffener 
Sporoduct dargestellt, wo die oben erwähnten Scheidewände nicht 
mehr zu sehen sind. Einen ausgestülpten Sporoduct veranschaulicht 
die Fig. 108. Derselbe läßt die zwei Wände der Fig. 105 unter- 
scheiden. deren gegenseitige Lage selbstverständlich umgekehrt ist. 
Die jetzige innere Wand ist stark ehromatisch geblieben, die äußere 
hat ihre Färbbarkeit beinahe eingebüßt und scheint eine pellicula- 
artige Konsistenz angenommen zu haben. Die beiden Wände sind 
durch die austretenden Sporen dicht aneinander gepreßt, und das 
ganze Rohr beträchtlich erweitert. An seiner Basis ist der Sporo- 
duct angeschwollen und wird nochmals ein wenig breiter an seinem 
distalen Ende. 

Auf allen Stadien der Sporoductenbildung ist eine nicht geringe 
Menge von Paraglykogenkörneru im Plasma des „Restkörpers“ zu 
konstatieren. 

Wir wollen jetzt etwas zurückkehren und die Erscheinungen 
schildern, die sich nach der Copulation der Gameten an lebenden 
Cysten beobachten lassen. Wie schon oben erwähnt wurde, wird 
die Oberfläche des „Restkörpers“ unregelmäßig, und der Raum 
zwischen derselben und der Oysteuhülle verschwindet allmählich, 
w r as auf die Wanderung der Zygoten in das Innere des „Restkörpers“ 
zurückzuführen ist. Dann wird die Oberfläche des „Restkörpers“ 
wieder glatt, und die Cyste sieht so aus, wie vor der Bildung des 
hellen peripheren Saums (Fig. 59), nur ohne den der Scheidewand 
entsprechenden Streifen. Bald kann man schon die ersten Zeichen 
der Sporoductenbildung sehen. Auf der Oberfläche des „Restkörpers“ 
erscheinen sternförmige Flecke, die durch Ansammlungen von 
kleinen Paraglykogenkörnchen bedingt sind und durch ein Netz von 
größeren Paraglykogenköimehen miteinander in Verbindung stehen. 
In der Mitte von jedem „Steine“ ist eine Öffnung und in der letzteren, 
bei tieferer Einstellung, eine Gruppe von Sporen zu sehen (Fig. 62). 
Das Bild kann schon am Ende des fünften Tages auftreten, und ist 
während des sechsten noch zu beobachten; nur sind die Sporen 
meistens nicht mehr zu sehen, weil sie durch den hineinwachsenden 
Sporoduct verdrängt worden sind. Am siebenten 'l ag zieht sich der 
„Restkörper“ von der Cystenhülle teilweise zurück, wobei er an den 
durch die sternförmigen Flecken bezeichneten Stellen mit ihr in 


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Gregarinen des Mehlwiirmdaniis. 


241 


Verbindung bleibt. Infolgedessen bekommt er eine ziemlich kom- 
plizierte Gestalt, wie auf der Fig. 63 dargestellt ist. Meistens 
während des achten Tages schrumpft die Cystenhiille und ver- 
schwindet langsam, indem sie gelöst wird. Der „Restkörper“ zieht 
sich dabei zusammen und rundet sich ab. Bald nachher werden die 
Sporoducten durch die oben erwähnten Öffnungen in der Mitte der 
sternförmigen Figuren langsam herausgestülpt und das Ausstreuen 
der Sporen fängt an (Fig. 64). Bei dem Übergang von dem Stadium 
der Fig. 62 zu dem der Fig. 64 ist eine beträchtliche Volumen- 
abnahme des „Restkörpers“ zu beobachten, wie es die den natürlichen 
Verhältnissen genau entsprechenden Abbildungen dokumentieren. 

Es fragt sich nun, was die Umstülpung des Sporoducten und 
nachher das Austreten der Sporen durch diese verursacht. Die von 
Bötschli (1880 — 89) für Clepsidrina Uattarum gemachte Vermutung, 
daß es sich um elastische Kräfte der gespannten Cystenhiille handelt, 
kann in unserem Falle nicht gelten, da diese kurz vor der Um- 
stülpung verschwindet. Von einem durch die Quellung irgendwelcher 
sich im Innern des „Restkörpers“ befindenden Substanz hervor- 
gerufenen Überdruck kann kaum die Rede sein, da das Volumen 
des „Restkörpers“ sich immer mehr und mehr verkleinert, bis er 
als ein winziges Klümpchen mit runzeliger Oberfläche erscheint. 
Vielmehr macht der ganze Prozeß den Eindruck, als ob es sich um 
eine Kontraktion des „Restkörpers“ handelte. 

Wir wollen jetzt das Schicksal des Chromatins von dem 
Beginn der Entwicklung der Cyste bis zum Stadium mit fertigen 
Sporoducten in aller Kürze rekapitulieren. Der ganze Kern (da 
der Nucleus im Inneren des Kernes vorher verschwindet) geht in 
die periphere Chromidialmasse auf. Diese gibt Ursprung sowohl 
den Kernen der Gameten als auch dem Chromatin, das später eine 
große Rolle bei der Ausbildung der Sporoducten zu spielen scheint, 
nachher teilweise im „Restkörper“ in Form von Chromidien bleibt 
und mit diesem zusammen zugrunde geht. Wenn wir die seit der 
Arbeiten von Goldschmidt (1905 a und 1905 b) in der Literatur ein- 
gebürgerte Nomenklatur — mutatis mutandis — anwenden wollen, 
ist die einheitliche Chromidialmasse ein Amphichrom idium zu 
nennen, das Chromatin der Gametenkerne — Idiochromatin (Spore- 
tium) und das Chromatin des „Restkörpers“ — Trophochromatin 
(Chromidium s. str.). Ich will doch hier betonen, daß ich diese Be- 
nennungen benutze, nur um das verschiedene Schicksal der beiden 
Chromatinportionen kurz auszudrücken, ohne dabei einen prinzipiellen 
Unterschied derselben beimessen zu wollen, wie es sonst die 

Archiv für Protistenkuude, Suppl. 1. 16 


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242 


S. Kcschakkwitsch 


ScHAUMNN-GoLDscHMiDT'sche Lehre von der Doppelkernigkeit der 
Zelle tnt. 

Die Trennung der Kernsubstanz in zwei Portionen scheint eine 
bei den Protozoen wie bei den Metazoen weit verbreitete Erscheinung , 
zu sein, wie die zitierten Zusammenstellungen von Goldschmidt in 
klarer Weise veranschaulichen. Speziell bei den Gregarinen ist sie 
in allen näher untersuchten Fällen in einer oder anderer Form be- 
kannt. Der entsprechende Vorgang bei Gregarina cuncala stellt also 
nichts Neues dar. Während aber sonst das somatische Chromatin 
keine weitere funktionelle Bedeutung zu haben und bald zugrunde 
zu gehen scheint, spielt es in unserem Falle eine wichtige Rolle als 
chromatische Substanz des „Restkörpers“, der die wichtige und 
komplizierte Aufgabe hat, für die Sporen zu sorgen und, in erster 
Linie, die Sporoducten auszubilden. Ich habe gezeigt, daß gerade 
bei diesem Vorgänge das Chromatin in Tätigkeit zu treten scheint, 
indem es in Form von Chromidialmasse sicli an den Stellen an- 
sammelt, wo die Sporoducten wachsen. Ein Teil des Chromatins 
scheint dabei als Baumaterial für die Sporoducten zu dienen, da, 
wie gesagt, diese stark chromatisch erscheinen. Diese Tatsache 
bleibt nicht ohne Analogie bei anderen Organismen. Es sei hier 
die Umwandlung der Mitochondrien in die Spiralfäden (Benda 1897) 
oder in die formbestimmenden Elemente (Koltzoff 1905) bei der 
Spermienentwicklung erwähnt. 

Bis jetzt habe ich immer, der Tradition folgend, von einem 
„Restkörper“ gesprochen. Dieser Name scheint mir jedoch in einigen 
Fällen ungerechtfertigt zu sein, da das entsprechende Gebilde nicht 
funktionslos zugrunde geht. Schon Légek (1904) und Goldschmidt 
(1905 b) haben mit Recht dasselbe mit dem Metazoensoma verglichen. 
Ich möchte es noch weiter ausführen und den „Restkörper“ von 
Gregarina cunmta (und von den anderen sporoductenbildenden 
Gregarinen) mit einem Mutterorganismus vergleichen, der eine auf- 
fallende Sorge für seine Nachkommen aufweist. Er befördert die 
Zygoten von der Peripherie in sein Inneres, wo sie die Möglichkeit 
haben, geschützt sich weiter zu entwickeln. Er bildet eine Brut- 
höhle mit einer differenzierten Wand und Ausführungsgänge — die 
Sporoducten. Durch diese entleert er die fertigen Sporen. Die 
Möglichkeit von einer so andauernden und komplizierten Tätigkeit 
können wir uns nur so vorstellen, daß wir eine komplete Zelle 
vor uns haben, deren Chromatin in Form von einem Chromidinm 
erscheint. Um diese zahlreichen Funktionen vollführen zu können, 
besitzt sie eine ausgiebige Menge von Reservestoffen (Paraglykogen- 


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Gregarinen des Mehlwurmdarms. 


243 


kömer) als Energiequelle. Diese Zelle ist aber doppelter Herkunft, 
da sie immer durch Verschmelzung von zwei Organismen zustande 
kommt. Diese Verschmelzung kann vor der Gametenbildung statt- 
finden, wie es bei Gregarina cuncata der Fall ist, oder nachher, wie 
bei vielen anderen sporoductenbildenden Gregarinen (z. B. Clespidrina 
blattarum, Bütschli 1880 — 89; Clepsidrina ovata, Schnitzle» 1905), 
scheint aber jedenfalls eine Vorbedingung für die weitere Entwick- 
lung des „Restkörpers“ zu sein. 

Am Schlüsse dieser Arbeit ist es mir eine angenehme Pflicht, 
Herrn Geheimrat Prof. R. Hektwio, in dessen Institut diese Arbeit 
anzufertigen mir vergönnt war, für seine mir stets erwiesene höchst 
liebenswürdige Unterstützung meinen herzlichsten Dank auszu- 
sprechen. Auch möchte ich diese Gelegenheit wahrnehmen, Herrn 
Privatdozent Dr. R. Goldschmidt für das rege Interesse an meiner 
Arbeit und für seine guten Ratschläge verbindlichst zu danken. 


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Tafelerklärnng. 

Alle Figuren sind mit Hilfe des ARBÉ’schen Zeichenapparates auf die Tisch- 
fläehc entworfen. Mikroskop von Zkiss mit Koiupensationsocularen 2, 4, 8, 12. u. 18. 
Homog. Immers. 2 u. 1,5 mm. Tubuslänge 160 mm. 

Tafel XIII. 

Fig. 1 — 9. Gregaritm cuneata. Fig. 1 — 2; 6 — 9 Oc. 12, Obj. 2. Fig. 3 — 5 
Oc. 8, Obj. 2. 

Fig. 1. Teil eines Querschnittes E.-H. # 

Fig. 2. Teil eines Längsschnittes. Verschiedene Arten von EntoplaBma. E.-H. 
Fig. 3. Kern mit chromatinfreiem Liningerüst. Schn.-Pr. E.-H. 

Fig. 4 (Bor.-K.) u. 5 (E.-H.). Austreten der chromatischen Körperchen aus 
dem Nucleolus. Schn.-Pr. 

Fig. 6 — 9. Chromatinarrae Nucleoli (Safr. Lichtgr.). 

Fig. 10—11. Gr. polymorpha. Oc. 8, Obj. 2. 


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Gregarinen des Mehlwnrmdarms. 


247 


Fig. 10. Kern in ruhendem Zustande mit der achromatischen Kappe. Tot.-Pr., 
Bor.-K. 

Fig. 11. Verschiedene Formen Ton chromatischen Gebilden im Protomerit. 
Tot-Pr., Bor.-K. 

Fig. 12—14. G. iteini. Oc. 8. Obj. 2. Tot.-Pr., Bor.-K. 

Fig. 12. Kern in ruhendem Zustande. 

Fig. 13 — 14. Kerne mit dem Nucleolus an der Peripherie. 

Fig. 15 — 17. Gr. cuneata. Oc. 8, Obj. 2, Tot.-Pr., Bor.-K. 

Fig. 15. Amöboider Kern. 

Fig. 16. Abtrennung von chromatischen Körperchen von der Kernperipherie. 

Fig. 17. Das Kemgerüst geht in das Plasmageriist über. 

Fig. 18. Dasselbe bei Gr. polymorpha. Links ist ein Teil der Kernmembran 
erhalten. Oc. 8, Obj. 2. Schn.-Pr., E.-H. 

Fig. 19—45. Oe. 8, Obj. 2. Tot.-Pr., Bor.-K. 

Fig. 19—20. Gr. iteini. I. Reihe degenerativer Kernveränderungen. Zwei 
Stadien des Kernverschwindens. 

Fig. 21—24. Gr. cuneata. II. Reihe von degenerativen Kernveränderungen. 
Homogenisation des Kerninhaltes und dessen nachherige Umwandlung in Plasma- 
gerüst 

Fig. 25. Gr. cuneata. Umwandlung eines Teiles des Kerninhaltes in Plasma- 
gerüst bei erhaltenem Nucleolus. 

Fig. 26—28. Gr. iteini. Zerfall des Nucleolus. 

Fig. 29. Dasselbe bei Gr. cuneata. 

Fig. 30 — 31. Dasselbe bei Gr. polymorpha. 

Fig. 32—45. Gr. cuneata. 

Fig. 32 — 35. III. Reihe von degenerativen Kern Veränderungen. Allmähliche 
Umwandlung des Kerninhaltes in Plasmagerüst. 

Fig. 36 — 37. Eigentümliche Formen des Nucleolus am Anfänge desselben 
Prozesses. 

Fig. 38. Degenerierender Kern mit grober Schwammstruktur. 

Fig. 39—42. IV. Reihe von degenerativen Kernveränderungen. Strahlender, 
flammender, stechapfelförmiger und verklumpter Kern. 

Fig. 43. Degenerierender Kern mit erhaltener Strahlung. 

Fig. 44. Hyperchromatischer amöboider Kent in Verbindung mit dem Ecto- 
plasms. 

Fig. 45 Hyperchromatiscber strahlender Kern, an dem Septum hängend. 

Tafel XIV. 

Fig. 46 —50. Gr. iteini. Ob. 8, Obj. 2, Tot.-Pr., Bor.-K. 

Fig. 46. Strahlender Kern. 

Fig. 47. Abtrennung der strahlenden chromatischen Körperchen von einem 
strahlenden Kerne. 

Fig. 48. Zerschnürung eines strahlenden Kernes in zwei gleich grolle Hälften. 

Fig. 49. Stechapfelförmiger Kern. 

Fig. 50. Verklumpter Kern. 

Fig. 51—52. Gr. polymorpha. Abtrennung kleinerer und größerer Teile von 
dem strahlenden Kerne. Oc. 8, Obj. 2, Tot.-Pr., Bor.-K. 

Fig. 53. Gr. polymorpha. M igration der strahlenden chromatischen Körperchen 
in den Protomerit. Oc. 4, Obj. 2, Tot.-Pr., Bor.-K. 


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248 


S. Kuschakïwitscii 


Fig. 54. Or. cuneata. Kernlose« Individuum. Oc. 2, Obj. 2, Tot.-Pr., Bor.-K. 

Fig. 55. Gr. «terni. Dasselbe. Oc. 4, Obj. 2, Tot-Pr., Bor.-K. 

Fig. 56. Gr. eteini. Kernloses Individuum im Absterben, mit aufgeblasenem 
Körper und geschrumpfter Pellicula. Oc. 4, Obj, 2, Tot.-Pr., Bor.-K. 

Fig. 57. Gr. polymor/iha. Kernloses Individuum. Oc. 2, Obj. 2, Tot-Pr., 
Bor.-K. 

Fig. 58. Gr. cuneata. Größere Chromidialbrocken im Plasma. Oc. 4. Obj. 2, 
Tot.-Pr., Bor.-K. 

Tafel XV. 

Germinative Vorgänge bei Gr. cuneata. 

Fig. 59—64. Cysten in lebendigem Zustande. Oc. 8, Obj. 8, bis auf */« des 
Durchmessers bei Reproduktion der Tafel verkleinert 

Fig. 59. Cyste soeben ans dem Mehlwurmdarme herausgenommen. Ober- 
flächenansicht. 

Fig.- 60. Cyste mit einem hellen, stark lichtbrechenden Saume („Chromidial- 
eyste“). Optischer Querschnitt 

Fig. 61. Cyste mit gebildeten Sporoblasten. Optischer Querschnitt. 

Fig. 62—64. Verschiedene Stadien der Sporodnctenbildnng. Oberflächenbilder. 

Fig. 66 — 68. Oc. 8, Obj. 2, Schn. -Pr,, Bor.-K. 

Fig. 65. Kern einer soeben gebildeten Cyste. 

Fig. 66. Kern an der Cystenperipherie. 

Fig. 67 — 68. Kern am Boden einer tieferen oder flacheren peripheren Ein- 
senknng. 

Fig. 69. „Ohromidialcyste“. Oc. 4, Obj. 2, Schn.-Pr.. Hämat. n. Dei.af. 

Fig. 70. Parzellierung eines Kernteiles. Oc. 8, Obj. 2, Schn.-Pr., Bor.-K 

Fig. 71. Peripherer Schnitt dnrch eine Cyste. Flammende Kernstücke an 
der Peripherie. Oc. 4, Obj. 2, Bor.-K. 

Fig. 72 — 73. Chromidialsaum einer Cyste mit ansgefallenen Chromatin- 
körncben. Schn.-Pr., Oc. 12, Obj. 2, E.-H. 

Fig. 74. Gruppierung von Chromidialkörnchen in Kerne. Quetschpr., Oc. 12, 
Obj. 2. 

Fig. 75. Ansammlungen von Plasma um die gebildeten Kerne. Quetschpr., 
Oc. 18, Obj. 1,6. 


Tafel XVI. 

Germinative Vorgänge bei Gr. cuneata. 

Fig. 76— 94. Oc. 18, Obj. 1,5. Quetschpr., E.-H. 

Fig. 76—82. Bildung der Gameten aus den zuerst entstandenen Elementen 
durch zweifache Teilung. 

Fig. 83—87. Fertige Gameten und deren Copulation. 

Fig. 88 — 94. Umbildnng der Zygote zu einer fertigen Spore. 

Fig. 96. Sporoblasten vor der Abtrennung von dem „Restkürper“. Oc. 12, 
Obj. 2, Schn.-Pr., E.-H. 

Fig. 96— 99. Oc. 4, Obj. 2, Schn.-Pr., Hämatoi. n. Dei.af. 

Fig. 96. Zweikernige Zygoten an der Peripherie des ,, Restkörpers“. 

Fig. 97. Migration der Zygoten in das Centrum des „Restkörpers“. In seiner 
.Mitte dichteres Plasma mit Chromatinkßrnchen. 

Fig. 98. Vierkernige Zygoten im Centrum des „Restkörpers“. 


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Gregarinen des Mehlwurmdarras. 249 

Fig. 99. Ächtkernige Zygoten in einer „BrnthShle“ liegend. Anfang der 
Sporoductenbildnng. 

Fig. 100—108. Sporoductenbildnng. Oc. 8, Obj. 2, Bor.-K., Tot.-Pr. (Fig. 104 
Schn.-Pr.). 

Fig. 100, 102, 104. Optische Längsschnitte der in Bildung begriffenen Sporo- 
dncten. 

Fig. 101 u. 103. Oberflächenbilder, den Längsschnittbildern Fig. 100 n. 102 
entsprechend. 

Fig. 106. Fertiger Sporoduct vor der Umstülpung. Optischer Längsschnitt. 

Fig. 106. Entsprechendes Oberflächenbild. 

Fig. 107. Sporodnct in Umstülpung begriffen. 

Fig. 108. Umgestülpter Sporodnct im Beginn der Sporenentleerung. 


/ 


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Nachdruck verboten. 
Übersetzungarecht Vorbehalten. 


Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. 

Von 

F. Doflein. 

V. Amöbenstudien. 

Erster TeiL 

(Hierzu Tafel XVII — XIX und 17 Textfiguren.) 


In der nächsten Zeit beabsichtige ich einige Fortsetzungen 
meiner vor Jahren begonnenen Studien zur Naturgeschichte der 
Protozoen zu veröffentlichen; diese neuen Untensuchungen sind bei 
den Vorbereitungen zur n. Auflage meines Buches über die parasiti- 
schen und pathogenen Protozoen entstanden. Ich hatte das Be- 
dürfnis. mir über manche Probleme der neueren Protozoenforschung 
durch eigene Untersuchung ein selbständiges Urteil zu verschaffen. 
Dabei ergab es sich, daß mir auf manchen Gebieten neue Tatsachen 
entgegentraten , und daß manche meiner Beobachtungen mir eine 
von derjenigen anderer Forscher abweichende Beurteilung der Be- 
funde aufdrängten. Da alle diese verschiedenartigen Dinge in einem 
Lehrbuch nur einen geringen Raum einnehmen dürfen, sollen sie 
hier ausführlichere Darstellung finden. Entsprechend ihrer Ent- 
stehungsweise werden diese Studien einen verschiedenartigen Charak- 
ter tragen; einige werden ausführlicher sein und hauptsächlich auf 
eigenen neuen Beobachtungen basieren, andere werden kürzer, 
aphoristischer sein, und an der Hand einzelner Beobachtungen meine 
in dem Lehrbuch vertretenen Anschauungen des näheren darlegen 
und verteidigen. 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 


251 


Diese erste Studie ist wesentlich auf Beobachtungen begründet, 
welche ich an einer mittelgroßen freilebenden Amöbe des Süßwassers 
gemacht habe. 


A. Beschreibung der Ajnoeha vespertilio Pen. 

Im Herbst 1906 trat in meinen Kulturgefäßen eine schöne Amöbe 
in großen Mengen auf; dieselbe Art fand sich zur gleichen Zeit in 
einem Aquarium des zoologischen Instituts, dessen Wasser aus einem 
Moorgraben bei Murnau stammte, während das Wasser meiner 
Kulturen aus einem Sumpf im oberen Isartal entnommen war. Im 
Anfang schien mir das Tier zu den wenigen leicht charakterisier- 
baren Amöbenarten zu gehören, denn die herrschende Pseudopodien- 
form war sehr auffallend und immer wiederkehrend. Nachdem ich 
aber die Amöbe längere Zeit in Kultur gehalten hatte, erkannte ich, 
daß sie ebenso variabel in der Fora ist, wie irgend eine andere 
Amöbenart; einige der Bedingungen, welche bestimmte Gestaltände- 
rungen herbeiführen, werden wir unten näher kennen lernen. 

Die Amöbe zeigt ihre typische Fora dann, wenn sie bei der 
Bewegung sich einer Unterlage anschmiegt, dann erkennt man deut- 
lich den Gegensatz zwischen einem glashellen wenig gekörnelten 
Ectoplasma und einem an Inhaltsgebilden sehr reichen granulierten 
Eutoplasma. Das Ectoplasma ragt in Form von vielfach verzweigten 
Pseudopodien von sehr eigenartigen Umrissen hervor. Die Pseudo- 
podien sind nämlich meist von schlanken Kurven abgegrenzt und 
enden mit zipfelförmigen Spitzen, so daß der Umriß des ganzen 
Tieres oft an denjenigen eines Flederaausflügels erinnert. Der 
größte Teil dieser Pseudopodienbildungen ist von hyalinem Ecto- 
plasma eingenommen, nur im innersten Teil erkennt man das be- 
wegliche Entoplasma. Es hat dies seine Ursache darin, daß diese 
Pseudopodien eine sehr geringe Dicke haben, daß sie in Form von 
ganz feinen Lamellen ausgestreckt werden (vgl. Fig. A, auch Fig. 1 
und besonders Fig. 3 der Tafel XVII). 

Die spitze, zipfelföraige Gestalt der Pseudopodien, welche bei 
der Bewegung gebildet werden, ist jedenfalls für die Art charak- 
teristisch. Aber sogar bei den Bewegungspseudopodien zeigen sich 
schon Formvariationen. Fig. B zeigt ein Exemplar, bei welchem die 
Pseudopodien nur an einem Ende des Tieres gebildet sind und ziem- 
lich dick und entoplasmareich sind; immerhin sind sie immer noch 
spitz dreieckig. 


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252 


F. Doplein 


Bei dem Exemplar der Fig. C, welches ebenfalls in lebhafter 
Vorwärtsbewegung begriffen war, sind die Pseudopodien in einem 
Büschel langer schmaler Zipfel am vorderen Ende zusammengedrängt. 
In ihrer Form lassen sie kaum mehr Beziehungen zu den typi- 
schen dreieckigen Pseudopodien erkennen. 



Fig. A. Fig. C. 

Fig. A u. B. Typische Bewegongsformen tob Amoelni ceapcrtilio. 
Fig. C. Zipfelform derselben Amöbe. 



Schon die drei bisher beschriebenen Formen, welche unsere 
Amöbe annehmen kann, wären früher als drei differente Amöbenarten 
bezeichnet worden. So sehr weichen sie nicht nur im äußeren Um- 
riß, sondern auch im gegenseitigen Verhalten von Ecto- und Ento- 
plasma voneinander ab. Während das Stadium der Fig. A ein 
breites klares Ectoplasma entwickelt hat, wobei die Pseudopodien 
fast ausschließlich aus solchem gebildet sind, finden wir in dem 
Stadium der Fig. C nur einen ganz minimalen ectoplasmatischen 
Saum; die Pseudopodien führen bis in ihre Spitzen hinein eine 
zentrale Masse von leichtflüssigem Entoplasma. Fig. B nimmt auch 
in dieser Beziehung eine mittlere Stellung ein. 

Hätte ich die verschiedenen Formen nicht während der 8 Monate, 
während deren ich das Tier bisher in Kultur habe, immer wieder 


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Studien znr Naturgeschichte der Protozoen. V. 


253 


auftreten sehen, und hunderte Male beobachtet, so würde auch ich 
nicht geglaubt haben, immer dieselbe Art vor mir zu haben. Und 
noch mehr gilt das für die Formen, welche ich jetzt beschreiben 
werde. 

Schon Fig. C repräsentiert eine Form, welche die von mir unter- 
suchte Amöbe bei gutem Ernährungszustand in sauerstoffreiehem 
Wasser häufig annimmt Unter den gleichen Bedingungen sieht 
man aber auch oft die meisten Individuen einer Kultur in der Form 
der Amoeba radiosa eine sehr charakteristische Ruhestellung ein- 
nehmen. Und zwar geschieht dies besonders dann, wenn man das 
Wasser des Kulturgefäßes durch leises Schaukeln in Bewegung ver- 
setzt hat. Dann erscheint der ganze Boden der Kulturschale wie 
mit hunderten von kleinen Sternchen bedeckt. Diese sternförmigen 
Amöben können nach zwei verschiedenen Typen gebaut sein. Der 
erste wird durch die Figuren D und E, der zweite durch Fig. F, 
G und H repräsentiert. 



Fig-, D. Fig. E. 

Fig. D u. E. Amoeba vespatitio in der starren ßadiosaform. Formen mit 
hyalinen, ectoplasmatischen Pseudopodien. 

Im ersteren Fall ist fast das ganze Entoplasma des Tieres zu 
einer kugeligen Centralmasse zusammengezogen, von welcher nach 
allen Seiten spitze ectoplasmatische Pseudopodien in großer Zahl 
(oft 40 — 60) ausstrahlen. Manchmal sind sie kurz, spitz-dreieckig 
-und sehr hyalin (Fig. E), in anderen Fällen sind sie sehr lang, dann 
. oft gegabelt, auch kann man dann vielfach einen gewissen Anteil 


i 

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254 


F. Dofijhn 


des Entoplasmas an ihrem Aufbau nachweisen (Fig. D). Stets zeigen 
sie jedoch eine gewisse Starrheit, die Tiere können gerollt und ge- 
schüttelt werden, ohne daß sie die Pseudopodien einziehen: auch 
können sie ohne Schwierigkeit konserviert werden mit voller Er- 
haltung der schönen Sternformen. Hervorznheben ist, daß die Tiere 
in dieser Stellung sich nicht bewegen, an keiner Unterlage haften, 
sondern vielmehr heliozoenartig im Wasser schweben. Sie nehmen 
auch in diesem Zustand keine Nahrung auf. 



t 


Fig. F. Bewegliche Badiosaform von Amoeba veepertilio. 

Etwas beweglicher sind die Amöben in den Zuständen, welche 
in den Figuren F, G und H abgebildet sind. Bei ihnen ist auch 
manchmal das Entoplasma in einem centralen Klumpen zusammen- 
geballt; doch ist das nicht immer der Fall; stets beteiligt es sich 
auch am Aufbau der Pseudopodien. 

Hervorzuheben ist, daß auch diese Zustände unserer Amöbe 
jene eigentümliche Starrheit zeigen, von der ich soeben sprach. 
Diese Starrheit ist natürlich keine absolute, aber es bedarf ziemlich 
kräftiger Reize, um die Tiere zur Bildung breiter Pseudopodien zu 
veranlassen. 

Es liegt nahe, an einen Zusammenhang zwischen dem Sauerstoff- 
reichtum des Wassers und dieser jRadiasa-Form der Amöbe zu denken. 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 


255 


Denn es ist ja diejenige Form des Tiers, bei welcher eine maximale 
Oberflächenentwicklung erreicht wird, welche für die Aufnahme des 
Sauerstoffs aus dem umgebenden Medium von Vorteil sein muß. 
Wahrscheinlicher als ein solcher teleologischer Zusammenhang scheint 


i 




Fig. li. F ig. H. 

Fig. G u. H. Bewegliche Radiosaform von Amoeba veopertilio. Typus mit 
flüssigeren, entoplasmahaltigen Pseudopodien. 

mir ein Einfluß der chemischen Zusammensetzung des Mediums auf 
die Oberflächenspannung, wie wir ihn nachher im experimentellen 
Teil zu besprechen haben werden. 

Dort werden wir auch noch einige andere Zustände der Amöbe 
zu erwähnen haben, welche man bei längerer Beobachtung in den 
Kulturen ebenfalls gelegentlich unter normalen Verhältnissen antrifft. 
So die abgestumpften, pseudopodienarmen Gestalten der Fig. L, M 
und N. Sie sind besonders an sehr großen Individuen zu finden, 
welche träge Bewegungen ausführen und ein relativ dickflüssiges 
Plasma aufweisen. 

Aus diesen Zuständen kann die Amöbe in die Formen mit 
langen dünnen oder mit breiten eckigen Fortsätzen unter eruptiver 



256 


F. Dopleix 


Pseudopodienbildung übergehen (Fig. J). Dabei entstehen oft stumpfe, 
lappige Pseudopodien, ähnlich denjenigen der Amoeba proteus (ßös.). 
Gar nicht selten bilden die Amöben auch flache Scheiben, von 
welchen nach allen Seiten spitze dünne Pseudopodien entspringen. 
Indem liier zwischen den einzelnen Pseudopodien ein Zwischenraum 
bleibt (s. Fig. K), entsteht eine Amöbenform, welche viel mehr an 
A. polypodia als an A. radiosa erinnert. 

Und schließlich kann die Amöbe auch noch beim Einschließen 
von Nahrungskörpern z. B. Algen, Würmern, Rotatorien die aben- 
teuerlichsten Gestalten annehmen. 



Fig. J. Amoeba vespert ilio, 
gewöhnliche Form, plötzlich ein 
Büschel lappiger Paeudopodien 
herYorschießend. 



Fig. K. Amoeba vespertüio 
in der Polypodiaforni. 


Es hat also diese Amöbe viel weniger eine typische Form als 
z. B. Amoeba proteus, welche wohl unter den einkernigen Amöben 
die bestdefinierte Art ist. Ja, wir sehen bei längerer Kultur sie 
Formen annehmen, welche sie zahlreichen der früher von ver- 
schiedenen Autoren beschriebenen Amöben sehr ähnlich erscheinen 
läßt. So gemahnen Zustände, wie die der Fig. E sehr an Amodia 
verrucosa , Fig. F u. G an Amoeba radiosa, Fig. K an Amodia polypodia , 
und ich habe auch Exemplare gesehen, welche A. Umax und A. guttxda 
sehr ähnlich waren. 

Auch das Aussehen des Plasmas und das Verhältnis von Ecto- 
und Entoplasma zueinander läßt sich nicht zur Charakterisierung 
heranziehen; denn wie wir noch des weiteren im experimentellen 
Teil sehen werden, wechselt es sehr nach den Existenzbedingungen. 
Im allgemeinen sehen wir das Entoplasma stets viele stark licht- 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 


257 


brechende Granula von geringer Größe enthalten. Manchmal nimmt 
der Reichtum an größeren Granulationen in einer auffallenden Weise 
zu. Das Aussehen des Entoplasmas ist daher ein sehr wechselndes. 

Somit stehen wir Bier in einem ganz extremen Fall all den 
Schwierigkeiten gegenüber, welche sich dem Forscher bei der Iden- 
tifizierung von Amöbenarten in den Weg stellen. Wie schon viele 
frühere Amöbenuntersucher hervorgehoben haben, dürften viele der 
früher unter den Namen A. Umax , guttula, polypodia, radiosa, verru- 
cosa usw. in der Literatur immer wieder erwähnten Arten nur Zu- 
stände irgend einer nicht genauer festzustellenden amöboiden Protozoen- 
form gewesen sein. Gelegentlich beobachtete einzelne Individuen 
sind nicht bestimmbar. Nur durch länger dauernde Züchtung läßt 
sich bei dem gegenwärtigen Stand unseres Wissens für die meisten 
kleineren Amöbenarten ein Erscheinungenkomplex feststellen, der zu 
einer ganz sicheren Identifizierung der Art führen kann. Und wie 
ScHAUDura und ich schon hervorgehoben haben, werden wahrschein- 
lich manche bisher als Amöben beschriebene amöboide Organismen 
sich als Zustände anderer Protisten herausstellen und ganz aus der 
Ordnung der Amöbinen ausgeschaltet werden. 

Immerhin nehme ich auf Grund meiner eigenen Erfahrungen 
als wahrscheinlich an, daß eine größere Anzahl von Arten sich als 
echte Amöben werden definieren lassen. Dazu bedarf es aber noch 
intensiven Studiums und es wird notwendig sein, mit großer Vorsicht 
zu Werke zu gehen, um nicht die Ursachen von Verwechslungen zu 
vermehren. Daher erscheint es mir wünschenswert, die in der älteren 
Literatur immer wiederkehrenden Namen Amoeba Umax, A. polypodia 
und A. radiosa möglichst zu vermeiden, wenn es sich um die Be- 
zeichnung von Spezies handelt; dagegen kann man diese einge- 
bürgerten Bezeichnungen sehr gut für die Beschreibung gewisser 
Zustände, wie sie bei den meisten Amöbenarten Vorkommen, ver- 
wenden und von der Radiosaform oder Limaxform einer 
Amöbe sprechen, wie man von dem Pilidium oder der Zoëa 
spricht. Durch diesen Vergleich will ich natürlich nicht andeuten, 
daß ich diese Zustände für Entwicklungstadien halte, vielmehr 
dürfte es sich in den meisten Fällen um physiologisch bedingte Formen 
handeln. 

Es empfiehlt sich also, für die in ihrem ganzen Entwicklungs- 
cyklus erkannten und dadurch genau definierbaren Amöbenarten ganz 
neue Namen zu wählen, wenn nicht zufällig die Zurückführung anf 
einen früher gegebenen Namen mit großer Sicherheit vorgenommen 
werden kann, wie bei Amoeba proteus, Pelomyxa palustris und gewissen 

Archiv für Prolistenkunde. Suppl. I. 17 


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258 


F. Doflkix 


parasitischen Amöben. Nur so werden sich zahllose Verwechslungen 
und Unklarheiten vermeiden lassen. 

In dem Fall der von mir studierten Amöbe ist die Entscheidung 
eine relativ einfache, indem sich die Form mit einer gewissen Sicherheit, 
wenn auch nicht ganz ohne Willkür auf eine von Pf.xard (01) unter 
dem Namen Amoeba vespertilio beschriebene Art beziehen läßt. Ich 
vermeide es gern, die Art mit einem ganz neuen Namen zu belegen, 
da die A. vespertilio (Pexard) in der Literatur seit ihrer ersten Be- 
schreibung noch keine Rolle gespielt hat und daher auch ein Irrtum 
in der Identifizierung durch mich keine weittragenden Folgen haben 
könnte. 

Pexaru (01) beschreibt seine A. vespert il io folgendermaßen: „Sie 
ist außerordentlich wechselnd, aber wie sie auch aussehen mag, mit 
Ausnahme von vorübergehenden Zuständen, sind die Pseudopodien 
immer konisch und eckig; ihr Entle ist im allgemeinen scharf zn- 
laufend; manchmal kann sich die Spitze für einen Moment abrunden.“ 
Am häufigsten findet man sie nach diesem Autor in einer Gestalt, 
welche an einen Entenfuß oder Fledermausflügel erinnert (vgl. meine 
Abbildung Taf. XVII Fig. 3). Auch er beschreibt Individuen, welche 
sternförmig gestaltet waren und hebt hervor, daß sie in diesem 
Zustand nicht von der Amoeba radiosa zu unterscheiden sind. Er be- 
merkt ferner, daß der vieleckige Zustand der häufigere, der strahlige 
der seltenere ist Von Plasmaeinschlüssen erwähnt er sehr feine 
grünliche Körnchen nnd größere Exkretionskörner. 

Den Kern beschreibt er als sphärisch mit großem, kompaktem, und 
ganz feinpunktiertem „Nucleolus“. In einem Exemplar fand er eines 
Tages zwei Kerne. Schließlich erwähnt er eine contractile Vacuole, 
an ihrer Stelle oft zwei bis drei, von denen eine die größte ist, 
und im Plasma viele kleinere Vacuolen. 

Aus dieser Beschreibung geht hervor, daß alle auffallenden 
Merkmale den von Pknard und von mir beobachteten Amöben ge- 
meinsam sind. Ich entnehme daraus die Berechtigung, meine Amöbe 
mit dem Namen A. vespertilio zu bezeichnen. Ich halte ebenfalls 
eine weitergehende Erörterung, ob die vorliegende Amöbe etwa mit 
der von Meheschkowsky (1881) beschriebenen A. anguiata oder mit 
der von Paroxa (1884) beschriebenen A. digitata übereinstimmt, wegen 
der zu kurzen Beschreibungen dieser Autoren für zwecklos. Ebenso 
scheint es mir nicht möglich, das Tier mit der Amoeba spumosa von 
Gruber in sicheren Zusammenhang zu bringen. Wenn man also 
überhaupt einen der schon existierenden Namen für die Amöbe in 
Anwendung bringen wollte, so war sicher A. vespertilio der richtigste. 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 


259 


Ich hoffe, daß die von mir zu gebende Darstellung ihrer Eigentüm- 
lichkeiten es ermöglichen wird, von jetzt an die Form mit Sicherheit 
zu identifizieren.') 

Ich füge den oben gegebenen Daten über A. vespertilio noch 
folgendes bei: 

Die Größe der einzelnen Individuen war sehr wechselnd, 
während die gewöhnlichen in Bewegung befindlichen Zustande einen 
Längsdurchmesser von 220 — 250 fi und einen Breitendurchmesser 
von 40 — 60 /» erreichen konnten, war der Durchmesser eines stern- 
förmigen Individuums mit kurzen Pseudopodien (Fig. D und E) meist 
ungefähr 60 — 80 ft, derjenige eines solchen mit langen Pseudopodien 
(Fig. F und G) in der Regel ungefähr 80 — 150 ft. Der Durchmesser des 
Kerns betrug im Mittel 10 — 15 u, derjenige des Binnenkörpers 7— lO.u. 

Die PI asm a Struktur ist je nach den physiologischen Zu- 
ständen des Tieres sehr wechselnd. Insbesondere gilt dies für die 
gröbere Struktur. Die beweglichen Individuen, welche eifrig fressen, 
haben ein von zahlreichen Vacuolen durchsetztes Entoplasma, welches 
sehr beweglich und vom Ectoplasma deutlich abgesetzt ist. Die 
sternförmigen Individuen und diejenigen, welche nach der Infektion 
mit Zoochlorellen nicht mehr regelmäßig größere Objekte fraßen, 
hatten das Entoplasma von einer großen Anzahl kleiner Vacuolen 
durchsetzt, deren Größe nur ca. 4 — 8 fi erreichte, etwa der doppelte 
Durchmesser der Zoochlorellenzellen. Ihr Inhalt unterschied sich in 
seinem Lichtbrechungsvermögen sowohl vom Plasma, als auch von 
dem Inhalt der contractilen Vacuole, als auch vom umgebenden 
Wasser sehr erheblich. Es war eine milchig trübe Masse, in den 
meisten Fällen allerdings noch durchsichtig, in anderen nur mehr 
durchscheinend. 

Wohl davon zu unterscheiden sind die viel kleineren Alveolen 
der feineren Protoplasmastruktur, welche an den flach ausgestreckten 
Pseudopodien der beweglichen Individuen besonders deutlich im Leben 
nachweisbar sind. Die jungen Individuen der Amoeba vespertilio sind 
übrigens geradezu ein Musterobjekt für die Beobachtung der Schaum- 
struktnr des Protoplasmas am lebenden Objekt (s. Fig. L). 

Wie schon Nehkshf.imek (1905) für die von ihm beschriebene 
Amoeba dojleini hervorgehoben hat, so ist auch bei A. vespertilio das 
Aussehen des Plasmas bei den jungen Tieren von demjenigen der 

l ) Zusatz bei der Korrektur. Im V. Band dieser Zeitschrift (1905) hat H. 
Schoutbdkn die A . angnlata von Mkrerctikowsky besser zu charakterisieren ge- 
sucht. Seine Darlegungen scheinen mir auch dafür zu sprechen, daß die von mir 
studierte Amöbe nicht mit A . angulata Mkr. identisch ist. 

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260 


F. Dopi.bin 


alten Tiere abweichend. Es ist bei den kleinen aus einer multiplen 
Teilung frisch hervorgegangenen Tieren sehr stark lichtbrechend, 
zähflüssig und erfüllt von zahlreichen, sehr kleinen, stark licht- 
brechenden Körnchen. Die Tiere sind sehr langsam in ihren Be- 
wegungen und zeigen, wie in Fig. ü veranschaulicht, eine vollkommen 
klare, ganz gesetzmäßige Anordnung der Alveolen. 



Fig. L. Junges Individuum von Amoeba reaper tilio mit deutlicher, am lebenden 
Tier leicht wahrnembarer Schaumstruktnr. 

Die erwachsenen Individuen haben in ihrem Entoplasma eine 
Unmasse sehr feiner, sehr stark lichtbrechender Körnchen, welche 
mit dem flüssigsten Teil des Entoplasmas oft weit in den Achsen 
dünner Psendopodien peripheriewärts wandern. Diese Körnchen sind 
sehr charakteristisch für das Aussehen der Amöbe. 

Eine contractile Vacuole ist stets vorhanden; sie füllt sich 
ziemlich langsam (10—20 Minuten) und entleert sich plötzlich durch 
eine weite, kraterartige Mündung, welche mehrere Sekunden offen 
bleibt, um dann unter eigentümlicher Fältelung ihrer Wände zu- 
sammenzusinken. 

Die Umfließung von Nahrungsbestandteilen erfolgt genau in 
derselben Weise, wie dies von den übrigen Amöbenformen oft be- 
schrieben wurde. Amoeba vespertilio frißt sowohl kleine Algen, 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 


261 


Bactérien, Diatomeen, Pilze, als auch Larven und Eier von kleinen 
Tieren: Crustaceen, Würmern, Rotatorien. In ganz ähnlicher Weise, 
wie dies Rhumhlkh (98) beschrieben hat, sah ich sie sich an langen 
Algenfäden entlangfressen, oder Teile aus deren Mitte herausverdauen. 
Wenn sie größere Eier oder Larven überzieht oder Algenfaden ein- 
hüllt, wird sie ganz deformiert. Als ganz dünne Hülle die be- 
treffenden Opfer überziehend, bequemt sie sich vollkommen deren 
Form an, so daß oft kaum Substanz zur Bildung einiger kleiner 
Pseudopodien übrig bleibt. Im Falle, daß Objekte ins Innere der 
Amöbe aufgenommen und dort verdaut werden, sind sie wie üblich 
in einer Nahrungs vacuole eingeschlossen, welche monströs groß sein 
kann, wenn die Amöbe Tiere verschlungen hat, welche ihre eigene 
Größe, um das mehrfache übertreffen; so z. B. wenn sie kleine frei- 
lebende Nematoden oder Rotatorien aufgenommen hat, was 
sie sehr häufig tut, in ganz ähnlicher Weise, wie dies Neresheimer 
für Amodia dofleini geschildert hat. 

Sehr merkwürdige große Vacuolen konnte ich häufig bei den 
Amöben der Zoochlorellenkulturen feststellen ; diese Vacuolen müssen 
eine relativ feste Substanz enthalten, denn sie werden oft lange 
Zeit auf kaminartig vorragenden Pseudopodien, in deren distalem 
Teil sie stecken, wie ein Ei im Eierbecher, emporgehalten (Fig. M). 

Die Cystenbildung wird weiter unten, gelegentlich ihrer 
experimentellen Erzeugung ausführlicher behandelt 



Fig. M. Fig. N. 

Eigentümliche Vacuolenbildnng Ansgefressene Amoeba vetpertilio 

bei Amoeba venpcrtilio. mit doppelt konturierter Httllschicht. 


Hier sei zum Schluß der Beschreibung noch erwähnt, daß die 
äußerste Hüllschicht des'Ectoplasmas ziemlich klebrig ist; es ist 
leicht mit ihrer Hilfe die Amöbe bpim Abtöten am Objektträger 
anzukleben, auch lassen sich Fäden aus ihr ziehen. Man hat den 


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262 


F. Doplein 


Eindruck, als ob eine gallertige Hüllschicht von sehr geringer Dicke 
das Tier in seiner ganzen Ausdehnung jederzeit überziehe, indem 
sie wie ein lockerer Sack alle Bewegungen des Protoplasmas mit- 
macht. Darauf weist auch folgende Erfahrung hin : gelegentlich be- 
obachtete ich abgestorbene Amöben, welche von Bactérien und kleinen 
Flagellaten ausgefressen wurden. Dabei blieb die verschrumpelte 
äußerste Schicht nebst dem Kern übrig: auch einige körnelige Krümel, 
Plasma- und Nahrungsreste fanden sich noch innerhalb des Sacks 
(s. Fig. N). Der Sack war deutlich doppeltkonturiert. Ganz aus- 
zuschließen ist es in diesen Fällen allerdings nicht, daß es sich um 
eine Gallertschicht handelte, welche von der Amöbe bei dem Versuch 
sich zu encystieren, vor dem Absterben ausgeschieden wurde. 


B. Experimentelles. 

1. Einfluß der Temperatur. 

In der Hoffnung die Amöben dadurch zu geschlechtlichen Vor- 
gängen zu veranlassen, wie dies R. Hektwig und anderen bei ver- 
schiedenen Protozoen gelungen ist, setzte ich sie längere Zeit Tempe- 
raturen aus, welche von der herrschenden Mitteltemperatur erheb- 
lich abwichen. Da der beabsichtigte Erfolg nicht erreicht wurde, 
so gab ich die Versuche bald auf. Einige der bei dieser Gelegen- 
heit gemachten Beobachtungen sind aber immerhin der Mitteilung wert 

Amoeba iHxpcrtilio erwies sich als sehr anpassungsfähig und zwar 
vertrug sie bemerkenswerterweise hohe Temperaturen besser als 
tiefe. Noch bei Temperaturen von über 30 ® C war sie außerordent- 
lich beweglich; ihr Plasma war sehr dünnflüssig, dementsprechend 
die Pseudopodienbildung sehr reichlich, die Lokomotion sehr rasch. 
Der Stoffwechsel schien sehr gesteigert, doch war offenbar der Ab- 
bau besonders intensiv; denn trotz reichlicher Nahrung wurden die 
Tiere immer kleiner, bis sie etwa nur */ 6 ihrer ursprünglichen Größe 
besaßen. 

Eine Kultur lebte wochenlang bei einer Temperatur von fast 
37 0 C, ohne sich irgendwie geschädigt zu zeigen. Als ich nach ca. 
4 Wochen den Versuch abbrach, waren noch zahlreiche Individuen 
am Leben; Ernährung, Bewegung und Teilung war immer regulär 
vor sich gegangen. Der Versuch ist deswegen von Interesse, weil 
er zeigt, wie leicht ein solches Tier aus dem saprophytischen 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 


263 


Leben znm Parasitismus in einem Warmblüter übergehen könnte, 
soweit die Temperatur als Existenzbedingung in Frage kommt. 

Bei einer Erniedrigung der Temperatur auf ca. 5 0 C werden die 
Tiere sehr träge und langsam. Während bei den Wärmetieren die 
charakteristischen zackigen Pseudopodien, welche fast nur aus Ecto- 
plasms bestehen, gebildet werden, nehmen die Kältetiere eine un- 
regelmäßig polygonale Form mit schwacher Pseudopodienbildung an. 
Der Ectoplasmasaum wird ganz schmal, au vielen Stellen ist er kaum 
sichtbar. Die Tiere fressen sehr wenig; da aber die Vermehrung 
ebenfalls sehr verlangsamt ist, wachsen sie zum Teil zu sehr be- 
deutenden Grüßen heran. Die größten von mir gemessenen Exem- 
plare hatten einen Durchmesser von 300 — 400 ft. 



ganz geringer Pseudopodienbildung. 

Höhere Temperaturen als 37 °C führen zur Abkugelung der 
Amöben und zum Absterben. 

Bei tiefen Temperaturen (+ 2 bis 4 0 C) erstarren die Tiere, ent- 
sprechend den Erfahrungen der früheren Autoren, ohne sich vorher 
abgekugelt zu haben. 

Die Kerne der Tiere aus den Wärme- und Kältekulturen waren 
nicht sehr auffallend verschieden, weder im allgemeinen in der 


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264 


F. Dofleik 


Größe noch im gegenseitigen Verhalten der Snbstanzen. Daher, und 
weil die Versuche zu kurze Zeit hindurch fortgeführt waren, habe 
ich keine Messungen vorgenommen. 


2. Chemische Einflüsse. 

Ganz geringe Veränderungen in der chemischen Zusammensetzung 
des Wassers, in welchem die Amöben gezüchtet wurden, waren von 
deutlichem Einfluß auf die Tiere. Die verschiedenen Amöbenarten 
verhalten sich ja in ihren Ansprüchen an die chemische Zusammen- 
setzung des umgebenden Mediums sehr verschieden. Nicht nur daß 
wir Amöben des Meerwassers von solchen des Süßwassers unter- 
scheiden können nnd daß wir diesen die parasitischen Formen gegen- 
überstellen müssen; auch in jedem dieser Medien sind die verschie- 
denen speziellen Lebensbediugungen von verschiedenen Amöbenarten 
bevorzugt. Ich sage absichtlich „bevorzugt“, weil sie nicht ab- 
solut bedingend sind. Denn auch an die chemische Zusammensetzung 
der Umgebung sind die meisten Amöben außerordentlich anpassungs- 
fähig, allerdings nicht alle. Man kann Süßwasseramöben durch all- 
mähliche Überführung ans Meerwasser gewöhnen; man kann Amoeba 
proteus, welche besonders gut in etwas fauligen, stark bacterien- 
haltigen Gewässern gedeiht, auch auf einem Rasen von grünen Algen 
und Diatomeen züchten. Dagegen ist Pelomyxa sehr empfindlich 
gegen Veränderungen des Mediums ; sie lebt in der Regel in schlam- 
migen, stark nach Schwefelwasserstoff oder nach Sumpfgas riechen- 
den Wassern. Eine Verdünnung dieses Mediums ist fast immer töd- 
lich für sie. Amoeba vespertUio nun gedeiht besondere gut in klaren 
Sumpf- oder Moorwassern, welche reich sind an einzelligen Algen 
und an Diatomeen. Sie ist sehr empfindlich gegen Änderungen des 
Mediums; -wenn z. B. die Fäulnis verwesender tierischer Substanzen, 
so etwa von Insektenleichen einen gewissen Grad erreicht, kugeln 
sich alle Individuen in der Kultur ab. Bei Zufuhr frischen Wassers 
werden die Individuen wieder beweglich und normal; wird das 
Wasser aber nicht aufgefrischt, oder steigt der Grad der Fäulnis, 
so verharren die Amöben tagelang im abgekugelten Zustand, um 
dann, nach Bildung einer großen Vacuole, langsam abzusterben, wo- 
bei sie in feine Granula zerfallen. Immer wieder sah ich bei Über- 
fütterung einer Kultur diese nämliche Erscheinung auftreten, und 
wurde anfangs öfter durch sie getäuscht, indem ich in der Abkugelung 
der Amöben eine wichtige Cystenbildung zu erkennen glaubte. 
Möglicherweise war es nur die Ansäuerung des Wassere, welches 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 


265 


das Phänomen der Abkugelung herbeiführte. Säuren wirken ja sehr 
intensiv auf Amoeba vespertüio; schon ganz schwache Lösungen von 
Salzsäure lassen die, Amöbe in der Stellung, welche sie momentan 
einnimmt, plötzlich erstarren. Es ist daher sehr leicht, Amoeba ves- 
pertüio mit ausgestreckten Pseudopodien zu konservieren, wenn man 
Pikrinessigsäure oder angesäuerte Snblimatlösung verwendet. 

Ganz andere verhält sie sich in alkalischen Lösungen. Da 
werden die Pseudopodien zunächst breitlappig; das Tier, welches 
auf jeglichen Reiz sich ja zunächst zu kontrahieren sucht, streckt 
nach der Überführung in alkalische Lösung ganz langsam stumpfe, 
träge Pseudopodien ans: nach einigerZe.it beginnt aber eine Anzahl 
der Individuen eine merkwürdige Er- 
scheinung zu zeigen. Am Hinterende 
bilden sich dichte Büschel ganz feiner 
kurzer fingerförmiger Pseudopodien , 
welche der Amöbe ein sehr eigentüm- 
liches Aussehen geben (Fig. R). 

Alle diese Beobachtungen wurden 
gelegentlich gemacht, verdanken nicht 
planmäßigen Experimenten ihre Fest- 
stellung. Ebenso ist eine Beobachtung 
zufällig gemacht worden, welche zeigt, 
welchen Einfluß der Salzgehalt des um- 
gebenden Mediums auf die Amoeba vesper- 
tilio hat. Wenn ich die Tiere unter dem 
Deckglas oder im hängenden Tropfen 
züchtete, so wurden die sämtlichen In- 
dividuen nach einiger Zeit klein, stern- 
förmig mit langen, fadenförmigen Pseudo- Fi(f - Amoe(,fl vetpertiho 
podien und ihr Plasma war sehr Zäh- Einwirkung von verdünnter 

flüssig. Ich bringe dies in Zusammen- 
hang mit der durch den steten Ersatz des verdunsteten Wassers 
gesteigerten Konzentration des Salzgehaltes in dem Kultur- 
tropfen. 

Für die Deutung dieser Erscheinungen verweise ich auf die 
Versuche von Yerworn und besonders von Rhumbi.er, dessen wichtige 
theoretische Erörterungen die Gestaltveränderungen hei den Amöben 
auf Änderungen der Oberflächenspannung zurückführen. Meine Ver- 
suche stimmen in ihrem Resultat sehr gut mit seinen Anschauungen 
überein. 



- . O ig i fe ed by Google 



F. Dorum; 


266 


3. Die Encystierung. 

Langsam auftretende schädigende Einflüsse führen die Bildung 
einer Cyste herbei. Doch ist es mir nicht gelungen, die Bildung 
einer Dauercyste vollkommen experimentell zu beherrschen. 

Ist der schädigende Einfluß zu heftig, so stirbt die Amöbe ab, 
ohne vorher eine Cyste gebildet zu haben. Dann sehen wir die 
mehr oder minder abgekugelten Tiere oft tagelang in der Kultur 
liegen, ohne daß zunächst eine Veränderung an ihnen wahrnehmbar 
ist; dann treten im Innern große Vacuolen auf, das Plasma wird 
sehr stark lichtbrechend, schließlich platzt das Ectoplasma an irgend 
einer Stelle; das flüssige Entoplasma quillt hervor, und nach einigen 
Stunden findet sich an Stelle der Amöbe nur ein Körnerhaufen, 
welcher Beste der Nahrungspartikel umschließt und welcher dann 
von Bactérien und kleiuen in der Kultur vorhandenen Protozoen 
zerstört wird. 

Das geschieht bei Nahrungsmangel, Sauerstoft'mangel, Anhäufung 
von Zersetzungsprodukten in der Kultur, Zusatz von Alkali, zu 
starker Erwärmung der Kultur usw. In manchen Kulturen ist aber 
eine große Neigung zur Cystenbildung vorhanden. Da genügt schon 
die Übertragung der Amöben auf den Objektträger, um diese ein- 
zuleiten. Aber alle die oben genannten Schädigungen haben den- 
selben Eftekt, wenn ihr Einfluß sich nicht zu plötzlich geltend macht 
und nicht zu rapid ansteigt. Genau in derselben Weise verhalten 
sich Individuen, welche von Parasiten befallen sind, auch bei ihnen 
ist die Neigung sich abzukugeln, eine sehr große. 

Die Encystierung geht bei Amoeba x-espertüio folgendermaßen 
vor sich: das Tier zieht seine Pseudopodien ein und kugelt sich 
unter Ausstoßung einzelner Fäkalballen zu einer ziemlich voll- 
kommenen Kugel ab. Sehr bald schon erscheint sie von einer doppelt- 
konturierten Hülle umgeben, welche wasserhell durchsichtig ist und 
eine weiche Konsistenz besitzt ivgl. Taf. XVII Fig. 6). Ringsum 
erscheint eiue solche Cyste von Fortsätzen bedeckt, welche fast wie 
kurze, feine Pseudopodien anssehen. Sie sind manchmal breit, lappen- 
förmig, manchmal dünn fingerförmig, oft distal verbreitert und in 
Zipfel geteilt und sehr feingezackt (Taf. XVII Fig. 6G). Während 
ihrer Entstehung sind sie offenbar zähflüssig und klebrig. Dieselbe 
Konsistenz scheint die doppeltkonturierte Cystenhülle zu besitzen, 
von deren Außenseite sie entspringen. 

Der Amöbenkörper ist innerhalb dieser Cysten klar, durch- 
sichtig ; man erkennt beim lebenden Tier mit Leichtigkeit den Kem 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 


267 


und eine große exzentrisch gelegene Vacuole (Taf. XVII Fig. 6 er). 
Eine solche Vacuole kann allmählich sehr groß werden und den 
Kern ganz auf die Seite drängen. 

Oft ist auch eine größere Anzahl von stark lichtbrechenden 
Körnern im Plasma der Cysten wahrnehmbar, welche — auch bei 
solchen Cysten, welche später die freie Beweglichkeit wieder erlangen 
— intensive tanzende Molekularbewegung ausführen. Strömungen 
im Plasma sind auch nachweisbar, welche den Kern in den ver- 
schiedenen Regionen der Cyste herumführen. Doch tritt keine inten- 
sive Rotation und Durchmischung des Cysteninhalts ein. 

An den gefärbten Präparaten von solchen Cysten — ich habe 
ihrer hunderte untersucht — ließ sich am Kem und Plasma keine 
wichtige Veränderung erkennen. Der Kern war meist durch die 
große Vacuole gegen die Peripherie gedrängt und stets in der Ein- 
zahl im Ruhezustand. Das Plasma des Amöbenkörpers färbte sich 
ganz schwach und hielt trotz der Cyste den Farbstoff nicht inten- 
siver fest, als dasjenige der freien Amöben. 

Nur in jenen Kulturen, in denen die multiple vegetative Teilung 
nachgewiesen wurde (s. unten), waren außer den einfach abgekugelten 
oder lappigen Individuen mit mehreren Keinen auch solche mit einer 
dünnen Cystenhiille vorhanden, bei denen die Kernzahl bis auf 8 
vermehrt war. 

Bei den hier geschilderten gewöhnlichen Gallertcysten jedoch 
handelte es sich nur um vorübergehende Bildungen, welche nicht 
mit Fortpflanzungszuständen in Zusammenhang waren und welche 
auch in allen von mir beobachteten Fällen nicht zur Bildung von 
Dauercysten führten. 

Vielmehr gingen aus den isolierten Cysten immer nach einigen 
Tagen, wenn günstige Verhältnisse ihnen geboten wurden, freie 
Amöben hervor, nnd zwar aus jeder Cyste nur eine Amöbe. Ich 
hebe dies ausdrücklich hervor, um den Unterschied gegenüber den 
unten zu beschreibenden Abkugelungen vor der Teilung und gegen- 
über den eigentümlichen vorübergehenden Cysten bei Amoeba 
proteus hervorzuheben, aus welch letzteren immer zwei Individuen 
hervorgehen. 

Beim Übergang in den beweglichen Zustand schien mir die 
gallertige Masse der Cyste direkt auf die Hüllschicht, welche die 
Körperoberfläche der freien Amöbe bedeckt, überzugehen. Jedenfalls 
war keine verlassene Cystenhülle nachweisbar. Allerdings ist auch 
die Möglichkeit zuzugeben, daß die gallertige Substanz sich nicht 
an der Oberfläche des in Bewegung übergehenden Amöbenkürpers 


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268 


F. Dofi-kis 


ausbreitet, sondera vom Ectoplasma resorbiert wird. Da aber eine 
fadenziehende Substanz jederzeit auf der Oberfläche der Amoeba 
vesperiilio nachweisbar ist, so erscheint es mir wahrscheinlicher, daß 
überhaupt die Bildung dieser temporären Cysten ausschließlich auf 
Kosten dieser stets vorhandenen, aber im Fall der Not vielleicht in 
größerer Menge abgeschiedenen Substanz erfolgt. Auf solche Gallert- 
und Schleimbildungen bei verschiedenen Rhizopoden des Süßwassers 
will ich in einer der nächsten „Studien“ zurückkommen. 

Auf die Beziehungen dieser temporären Cysten zu den Dauer- 
zuständen der Amoeba vesperiilio und zu ihrer geschlechtlichen Fort- 
pflanzung kann ich an dieser Stelle noch nicht eingehen. 


4. Die Infektion der Amoeba eespertil io mit Zoochlorelleu. 

Im Oktober 1906 setzte ich in ein Kulturgefäß, in welchem ich 
einige durch Zoochlorellen grün gefärbte Exemplare von Fronionia 
leuras zerdrückt hatte, eine Anzahl meiner Amöben. Dieselben 
fraßen von den Resten der Frontonien und infizierten sich auf diese 
Weise mit den Zoochlorellen. Nachdem sie eine Zeitlang kümmer- 
lich davongekommen waren, begannen sie plötzlich sehr gut zu ge- 
deihen. Sie wuchsen sämtlich auf eine Größe heran, welche die 
frühere Durchschnittsgröße nicht unerheblich übertraf und vermehrten 
sich lebhaft durch Zweiteilung. Seit Oktober 1906 bis Mai 1907 
haben sich diese Kulturen — aus der einen sind mittlerweile mehrere 
geworden — ausgezeichnet gehalten. Die sämtlichen Nachkommen 
sind während dieser 8 Monate infiziert geblieben; die grünen Sterne, 
welche die Kulturen erfüllten, boten stets einen sehr reizvollen An- 
blick dar. Andere Amöben, welche ich zu den Kulturen setzte 
z. B. A. protens haben sich bisher noch nicht infizieren lassen. 

Die Zoochlorellen sind kreisrund und haben einen Durchmesser 
von 3—4 u. Im Entoplasma der Amöben sieht man sie nicht selten in 
Teilung. In ihrem Innern sieht man verschiedene färbbare Gebilde, 
welche als Kern und Chromatophoren zu deuten sind. Ihr Verhält- 
nis zur Größe der Amöbe und ihre Lagerung im Amöbenkörper ist 
am besten aus den Fig. 1 — 5 der Taf. XVII sowie aus den Text- 
figuren A — K zu entnehmen. 

Das Entoplasma der Amöben ist gepfropft voll von ihnen. Wenn 
ich die infizierten Amöben dem Lichte aussetzte, dabei sie vor allzu 
greller Bestrahlung durch die Sonne bewahrte, so wuchsen die 
Kulturen außerordentlich kräftig heran und enthielten schließlich 
viele Tausende von Amöben. Trotz der Zoochlorellen fraßen sie 


-«OiftitiZ' 



Studien zur Naturgeschichte der Protozoeu. V. 269 

eifrig alle möglichen organischen Substanzen und kleine Tiere; doch 
sah ich die grünen Amöben selten so große Tiere angreifen, wie ich 
das von den nichtinfizierten oben beschrieben habe. 

Ähnlich wie dies Grube« für seine Amoeba viridis beschrieben 
hat. konnte meine Amöbe infolge ihrer Zoochlorelleninfektion lange 
Zeit ohne Nahrung aushalten. Daher brachte ich sie viel leichter 
durch, als ihre farblosen Artgenossen. Nachdem diese in meinen 
Kulturen schon längst ausgestorben waren, gediehen meine grünen 
Amöben noch ausgezeichnet weiter. Infolgedessen habe ich die 
Mehrzahl meiner Beobachtungen, besonders jene über die Teilung 
des Zellleibs und die Mitose des Kerns an zoochlorellenhaltigen In- 
dividuen gemacht. 

Jnnge Amöben, welche aus Cysten zoochlorellenhaltiger großer 
Individuen durch multiple Teilung hervorgingen, hatten oft keine 
Zoochlorellen mehr. Wie dies zu erklären ist, habe ich nicht voll- 
kommen ergründen können, da die Cysten Zoochlorellen enthalten. 
Bei zoochlorellenhaltigen Tieren habe ich die multiple Teilung 
seltener beobachtet, als bei den farblosen. 

Beim Heranwachsen in den Kulturen infizieren sich die jungen 
Amöben bald wieder mit den grünen Algenzellen; doch ist das 
Wachstum bis dies geschehen ist, ein ziemlich langsames. Dann 
erst beginnt ein rapideres Tempo. 


C. Die agame Fortpflanzung. 

I. Die Zweiteilung. 

Für die meisten Amöben ist bisher die gewöhnliche Zweiteilung 
im lebhaft beweglichen Zustand angegeben worden. Dabei konnte 
in der Regel eine mitotische Teilung des Kerns nicht nachgewiesen 
werden, so daß meist in den Lehrbüchern die Vermehrung des Kerns 
durch «mitotische Teilung behauptet wird. Schubotz (05) gibt eine 
ausführliche Besprechung aller bis 1905 vorliegenden Arbeiten über 
Teilung und Kernteilung bei den Amöben. Aus dieser geht hervor, 
daß die neueren Untersucher bei immermehr Formen eine mitotische 
Kernteilung nachweisen konnten. Schaudinn gibt eine solche für 
Amoeba binucleata, Awerinzeff für Amoeba proteus an; nach den in 
diesem Heft mitgeteilten Untersuchungen von Wekton ist auch 
bei Entamoeba mnris die Kernteilung bei der gewöhnlichen agamen 


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270 


F. Doflein 


Zweiteilung eine primitive Mitose. Schließlich hat auch Vahlkampf 
für seine Amoeba Umax eine mitotische Kernteilung beschrieben. 
Somit bleiben von Amöben, bei deDen eine amitotische Kernteilung 
angegeben wird, nur übrig: Amoeba polypodia nach F. E. Schulze, 
A. crystaUigera nach Schaudihn und Entamoeba coli nach ScHAUunw. 
Ich glaube, daß auch diese Angaben sich nicht werden bestätigen 
lassen. Und zwar bieten meine sogleich mitzuteilenden Ergebnisse 
den Schlüssel dafür, warum die direkte Teilung des Amöbenkörpers 
und -kerns in allen ihren Phasen so selten beobachtet wurde, und 
warum es so leicht geschieht, daß die Kernteilung ganz übersehen 
oder für eine Amitose gehalten wird. 

In reich besetzten Kulturen der Amoeba i'cspertüio finden sich 
immer einzelne Individuen, welche in ihrem ganzen Aussehen sich 
sehr von all den oben beschriebenen und abgebildeten Zuständen 
unterscheiden. Sie erinnern noch am meisten an die stemförmigeu 
Exemplare vom Radiosatypus, wie sie in Fig. E abgebildet sind. 
Auch hier ist das Entoplasma zu einer kugeligen Masse vereinigt, 
welche nach allen Seiten kurze Pseudopodien aus sich hervorgehen 
läßt; diese sind vollkommen oder zum grüßten Teil aus Ectoplasma 
bestehend. Auch zeigen sie eine ganz geringe Beweglichkeit; die 
Individuen sind nicht an der Unterlage befestigt, sondern rollen bei 
der Bewegung des Uhrglases hin und her; auch lassen sie sich leicht 
mit der Pipette herausfangen. 

Was sie aber von allen früher beschriebenen Zuständen der 
Amöbe unterscheidet, das ist die Form dieser kurzen Pseudopodien. 
Wie Fig. 39 u. 40 auf Tafel XIX zeigen, sind sie stumpf lappen- 
förmig, immer etwas länger als dick, manchmal distal keulenförmig 
angeschwollen, nicht selten gegabelt. Xach allen Seiten, wie die 
Stachel einer Kastanienfrucht abstehend, umgeben sie in ihrer Ge- 
samtheit den dunkleren von Inhaltsgebilden erfüllten eigentlichen 
Körper der Amöbe wie ein hyaliner Mantel. Bei vielen Exemplaren 
überwiegt die Masse des centralen Körperanteils viel mehr gegenüber 
den Pseudopodien, als das bei den in Fig. 39 u. 40 abgebildeten 
Individuen der Fall ist. Es bilden dann die kurzen lappigen Pseudo- 
podien einen viel schmäleren Saum um das Tier. 

Hat man ein solches Individuum auf dem Objektträger isoliert, 
so kann man mit Sicherheit alle Stadien der Teilung am lebenden 
Tier verfolgen. Ja ich glaube mich sogar zu der Annahme be- 
rechtigt, daß alle Individuen bei der Teilung diese Phase durch- 
machen. Denn alle so aussehenden Exemplare, welche ich lebend 
beobachtete, wandelten sich durch Teilung in zwei Individuen um. 


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Stadien zur Natnrçeschichte der Protozoen. V. 


271 


alle diejenigen, welche ich konservierte zeigten an Kern und Weich- 
körper die charakteristischen Kennzeichen der Teilung. 

Beobachtet man ein Exemplar, wie es in Fig. 39 abgebildet ist, 
lebend, so kann man nach wenigen Minuten bemerken, daß es sich 
in die Länge streckt, so daß es im optischen Durchschnitt oval er- 
scheint. Sowohl das im optischen Durchschnitt kreisrunde Stadium 
der Fig. 39 als auch das ovale der Fig. 40 scheinen von oben nach 
unten etwas abgeplattet zu sein. 

Die Pseudopodien zeigen in diesem Stadium eine schwache Be- 
weglichkeit. welche von jetzt an allmählich zunimmt. An jedem 
Pol, meist beiderseits auf der gleichen Seite der Längsachse wird 
eine Vacuole sichtbar, welche ihre Kontraktionen offenbar nur sehr 
langsam ausführt. Im Plasma der centralen Masse ist eine träge 
Bewegung nachweisbar, welche allmählich besonders in der Gegend 
der zur Längsachse senkrechten Medianebene, also des Äquators der 
ganzen Bildung, zunimmt. Hier bildet sich eine Ringfurche aus, es 
tritt eine Aufhellung ein, indem das Entoplasma sich nun nach den 
beiden Enden zu konzentriert. Das ganze Gebilde wird, indem die 
beiden Enden kugelig anschwellen, bisquitförmig (Fig. 41). Die 
nunmehr deutlich markierten künftigen Teilhälften des Tiers schwellen 
an. so daß das ganze Gebilde jetzt eine erheblich größere Masse zu 
haben scheint als vorher. Es ist dies teils dadurch bedingt, daß 
die Vacuolen (cv) stark gewachsen sind, teils auch durch die jetzt 
wieder beginnende Expansion des Ectoplasmas. Die Pseudopodien 
nehmen wieder breitere lappige Formen an, die Enden beginnen 
wieder Zacken und Ecken zu zeigen (Fig. 42). 

Nun setzt eine allmählich immer stürmischer werdende Bewegung 
des gesamten Plasmas ein. Zunächst macht sich diese in der Gegend 
des Äquators bemerkbar, wo eine Menge von lappigen Pseudopodien 
hervorschießen und einem lebhaften Wechsel ausgesetzt sind (Fig. 42 
u. 54). Diese vielen kleinen Pseudopodien greifen alternierend zwischen 
einander, wie die Finger zweier gefalteter Hände oder die Zähne 
zweier Zahnstangen. Sie sind in der Hauptsache ectoplasmatisch. 
und an ihnen wie auch an den jetzt an der ganzen Peripherie auf- 
tretenden flachen Pseudopodien kann man vorzüglich am lebenden 
Objekt die alveoläre Struktur des Protoplasmas erkennen. 

In den distalen Abschnitten werden jetzt die Pseudopodien immer 
länger, an ihrem Aufbau nimmt das Entoplasma, welches jetzt selbst 
in stürmischer Bewegung sich befindet, immer mehr Anteil. Die 
jetzt entstehenden Pseudopodien nehmen immer mehr die zackigen 
Formen an, welche für die Amoeba vesperiUia charakteristisch sind. 


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272 


F. Dofi.hix 


Die Pseudopodien der beiden Tochtertiere beginnen nun auf der 
Fläche der Unterlage Festheftungspunkte zu suchen und ziehen 
sodann die Teilhälften immer mehr auseinander. In der äquatorialen 
Ebene bleiben diese jedoch oft noch längere Zeit durch verschiedene 
schmale Brücken verbunden (Fig. 42 u. 54), welche nach und nach 
durchreißen, bis schließlich nur noch eine übrig bleibt (Fig. 43). In 
diesen Brücken ist deutlich eine längsstreiflge Anordnung des Proto- 
plasmas erkennbar. 

Die beiden Tochtertiere haben unterdessen immer mehr an 
Größe zugenommen, indem eine ganze Anzahl von Yacuolen im Ento- 
plasma auftrat und dies letztere sich immer mehr verflüssigte. 
Offenbar war dies durch Flüssigkeitsaufnahme von außen bedingt. 
Im Zusammenhang damit wuchs auch stets die Beweglichkeit der 
Tochterhälften in ihrem Gesamtplasma. 

Diese ganzen Vorgänge gingen mehr oder minder ruckweise, 
nicht in kontinuierlicher Folge vor sich. Manchmal schienen alle 
Teilungsfortschritte für einige Zeit zu sistieren, oft auch ein er- 
reichter Fortschritt wieder rückgängig gemacht zu werden, indem 
die Teilhälften sich mit einem Buck wieder enger zusammenschlossen. 
Manchmal war es deutlich erkennbar, daß dies seine Ursache darin 
hatte, daß die Pseudopodien ihre Fixationsstelle verloren, worauf die 
Körperhälften wieder zurückschnellten und mit einem Teil ihres 
Plasmas wieder verschmolzen. 

Doch liefen alle Vorgänge sehr rasch ab. Vom Stadium der 
Fig. 39 bis zu dem der Fig. 43 pflegten 15 bis höchstens 
45 Minuten zu vergehen. 

Auch jetzt — im Stadium der Fig. 43 — kann noch ein plötz- 
licher Kückschritt den Abschluß des ganzen Teilungsvorganges ver- 
zögern. Während er nach der Analogie anderer Fälle in wenigen 
Minuten abgeschlossen sein sollte, sah ich oft den schmal ausge- 
zogenen Strang, welcher als dünne Brücke die beiden Tochterhälften 
verband, wieder anschwellen, die beiden Tiere wieder in engere Ver- 
bindung untereinander treten und manchmal noch stundenlang ver- 
einigt umherkriechen, ehe die definitive Teilung stattfand. Ein 
solches Paar ist in der Fig. 3 auf Tat XVII abgebildet. Tötet man 
solche Individuen ab und färbt sie, so sind stets zwei fertig ausge- 
bildete Kerne vorhanden, welche keine Anzeichen einer kürzlich 
überstandenen Teilung in ihrem Bau zur Schau tragen. 

In diesen Erscheinungen ist der Grund dafür zu suchen, daß 
ich anfangs unter tausenden von Individuen kaum einige Teilungs- 
stadien der Kerne fand. Stets wurde an zu späten Stadien die Be- 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 273 

obaehtung begonnen; infolgedessen waren die charakteristischen 
Teilungsstadien der Kerne schon längst vorbei. Wenn ein ähnlicher 
Modus der Teilung auch bei anderen Amöben vorkommt, und einige 
Beobachtungen, welche ich gemacht habe, weisen mich auf diese An- 
nahme hin, so ist leicht zu verstehen, warum bei Amöben bisher die 
einfache Zweiteilung so selten beobachtet wurde. 

Während die äußere Form der Amoeba vesperiMo die Stadien 
der Fig. 39 41 durchmacht, gehen in ihrem Innern die meisten 
Stadien der Kernteilung vor sich. Nachdem ich diesen Zusammen- 
hang einmal erkannt hatte, konnte es mir nicht schwer fallen, diese 
Stadien zu konservieren und zu studieren. Leider entdeckte ich diese 
Tatsachen erst, nachdem von meinen Kulturen nur mehr diejenigen, 
welche mit Zoochlorellen infiziert waren, lebten und gut gediehen. 
Die Zoochlorellen verdeckten in ihrer Masse vollkommen den Kern, 
so daß ich am lebenden Tier nichts von ihm bemerken und somit 
die Teilungsvorgänge am lebenden Tier nicht studieren konnte. 
Auch war es infolge dieser Massen von Zoochlorellen in den meisten 
Fällen nicht möglich, die Färbung mit Eiseuhämatoxylin oder einem 
anderen Hämatoxylin anzuwenden. Mit diesen Farbstoffen färbten 
sich die Algenzellen sehr intensiv, so daß alle Kernstrukturen am 
Amöbenkern dadurch verdeckt wurden. Infolgedessen war ich auf 
die Färbung mit Boraxkarmin angewiesen, welche ich au den mit 
Sublimat oder mit Pikrinessigsäure fixierten Objekten durchführte 
und welche sehr gute Resultate ergab. Doch stellte sich dabei 
heraus, daß in dem abgekugelten Individuum sich niemals die 
frühesten Anfangsstadien der Kernteilung fanden. Diese müssen 
vielmehr vorher schon begonnen haben. Da ich bisher kein Merk- 
mal gefunden habe, an welchem die zur Teilung sich erst anschicken- 
den Tiere zu erkennen sind, war ich zu ihrer Auffindung auf den 
Zufall angewiesen, welcher mir auch insofern günstig war, als ich 
in zwei Fällen ganz frühe Stadien der Mitose auffand, welche für 
das Verständnis der Amöbenkernteilung von der größten Wichtig- 
keit sind. 

Ich habe oben geschildert, wie der Kern von Amoeba vesperiilio 
im Leben aussieht. Auch im konservierten Objekt zeigt er das 
charakteristische, oft beschriebene Bild der Amöbenkerne. Es ist 
ein großer, bläschenförmiger Kern mit einem deutlichen, stark färb- 
baren Binnenkörper (vgl. die Fig. 2 Taf. XVII, 38 Taf. XVIII). Bei 
stärkeren Vergrößerungen läßt sich sowohl an Boraxkarmin als auch 
an Eisenhämatoxylinpräparaten sehr schön die feinere Struktur 
studieren. 

Archiv für Protistenkande, Suppl. I. 18 


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274 


F. Doflein 


Das gesamte Kerngebilde ist meist im optischen Durchmesser 
kreisrund (Fig. 47 u. 48), manchmal auch oval (Fig. 46); von oben 
nach unten ist es abgeplattet wenn auch nicht zu einer vollkommenen 
Linsenform, wie dies bei A. prolens der Fall ist. Die äußere Kontur 
ist immer sehr scharf, wenn man auch nicht von einer dicken Kern- 
membran reden kann. In manchen Präparaten sieht allerdings die 
periphere Masse fast wie eine starke Membran ans; das wird wohl 
auf eine Schrumpfung bei der Konservierung zuriickzuführen sein. 
Denn bei gut konservierten Objekten kann man sehen, daß die peri- 
phere Hüllschicht des Kerngebildes aus einem feinen Netzwerk be- 
steht, welches den Binnenkörper in Form eines Ringes (auf dem 
optischen Durchschnitt) umgibt. Das achromatische Netzwerk ent- 
hält stärker färbbare Partikel; in seiner Gesamtheit ist der peri- 
phere Ring aber stets viel blasser gefärbt als der Binnenkörper 
(s. Taf. XVIII Fig. 15 u. 16), wie er denn auch am lebenden Objekt 
durch viel geringere Lichtbrechung sich abhebt. 

Im lebenden Präparat erscheint auch der Zwischenraum zwischen 
der Randzone und dem Binneukörper vollkommen wasserhell ; in ihm 
sind keinerlei Differenzierungen erkennbar. Auch in den gefärbten 
Präparaten sieht man in diesem Zwischenraum nur einige feine 
Fäden und Xetzchen, welche erkennen lassen, daß der Zwischenraum 
hauptsächlich von Flüssigkeit erfüllt war. 

Der Binnenkörper zeigt eine wechselnde Struktur, welche offen- 
bar in Beziehung zu den Stoffwechselvorgängen steht Im allgemeinen 
ist eine sehr feine Netzstruktur erkennbar, welche auf einen alveo- 
lären Bau schließen läßt. Es ist ein achromatisches Maschenwerk 
sichtbar, in welches stärker färbbare Partikel von verschiedener 
Größe, verschiedener Färbbarkeit und wechselnder Lagerung einge- 
streut sind (Taf. XVIII Fig. 15 u. 16, Taf. XIX Fig. 46 u. 47). 
Meist ist das Netzwerk sehr fein, ebenso die in ihm eingelagerten 
Chromatinkörner (Fig. 46 n. 47). Auch finden sich fast immer ein 
bis zwei stark färbbare größere Klumpen. In anderen Fällen kann 
die Struktur eine gröbere sein (Fig. 45); es zeigen sich dann nur 
einige größere Netzmaschen, deren Wände selbst wieder alveolär 
gebaut sind und das Chromatin teils in feiner Verteilung, teils in 
klumpenartiger Anhäufung beherbergen. Seltener ist eine ganz feine 
strangförmige Anordnung der färbbaren Substanz. 

In welcher Weise die Spindelbildung sich vorbereitet, ob etwa 
eine Durchschnürung eines chromatischen Klumpens, wie sie Fig. 47 
erkennen läßt, einen einleitenden Schritt darstellt, das kann ich 
nicht entscheiden. Ebensowenig ob Stadien wie Fig. 44 bedingt 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 


275 


sind durch die Verteilung des Chromatins auf eine bestimmte Anzahl 
von Chromosomen. Die ersten deutlichen Teilungsschritte, welche 
mir zu Gesicht kamen, sind in den Fig. 48 und 49 dargestellt. 

Sie zeigen uns ein sehr überraschendes Bild. Das gauze Kern- 
gebilde ist stark vergrößert, auf etwa das Doppelte des gewöhn- 
lichen Umfangs. Senkrecht zur Längsachse verläuft eine schon bei 
schwacher Vergrößerung wahrnehmbare Streifung. Diese wird — 
wie sich bei stärkerer Vergrößerung herausstellt — durch zwei 
Phänomene veranlaßt. Erstens ist die Masse des peripheren Rings 
in Längszügen angeordnet, indem die Maschen des achromati- 
schen Netzwerks in die Länge gezogen sind (Fig. 48 u. 49 C); 
auch sind die auf ihnen befindlichen stärker färbbaren Partikel in 
die Länge gedehnt. Zweitens — und das ist bei weitem das auf- 
fallendste — ist der Binuenkörper verschwunden und an seine Stelle 
eine Spindelfigur getreten (Fig. 48 u. 49 Sp), welche vollkommen 
deutlich und wohl abgegrenzt ist. Sie ist an beiden Polen zuge- 
spitzt und stößt mit diesen Polen an die membranartige Grenze 
(Fig. 49 Nm) des ganzen Kerngebildes an. An den Berührungs- 
stellen ist weder eine Verdickung, Ansammlung von Achromatin, 
Polplatte, Centrosoma noch eine Andeutung von einer Strahlung zu 
sehen. Die Spindeifasera sind vollkommen klar und deutlich zu 
sehen. Sie ziehen von Pol zu Pol durch, man erkennt ihrer unge- 
fähr 8 in der Aufsicht auf die Spindel. 

Während die umgebende Substanz nur eine schwache Färbung 
auch in ihren gröberen Bestandteilen aufwies, waren einzelne Be- 
standteile der Spindel die stärkst gefärbten Stellen im Präparat Es 
waren offenbar die Chromatinelemente des Kerns, welche in der 
Äquatorialplatte (Fig. 49 A) in Form von stäbchenförmigen Körner- 
reihen angeordnet waren. Dieselben waren bei aller Kleinheit durch 
ihre distinkte Färbung sehr gut zu erkennen. Ich zählte ihrer 
zwölf, doch ist ein Irrtum nicht ausgeschlossen, da an einigen Stellen 
zwei Körnerreihen übereinander zu liegen schienen. 

Fig. 48 A zeigt die Aquatorialplatte in zwei Tochterplatten 
gespalten, deren Chromosomen viel kürzer und mehr kurz-stäbchen- 
förmig erscheinen. In diesem Fall konnte ich nur neun Paare zählen, 
wobei die gleiche Fehlerquelle in Betracht kommt, wie im ersten 
Falle. 

In beiden beobachteten Fällen zeigte die Kerateilungsfigur eine 
bemerkenswerte Unregelmäßigkeit, welche ich nicht unerwähnt lassen 
will. Fig. 49 zeigt unter resp. hinter der Spindel liegend einen 
kugeligen stark gefärbten Körper (Fig. 49 Nuk); ich konnte nicht 

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27 « 


F. PoFI.EIS 


mit Sicherheit herausbringen, ob er innerhalb der Kernmembran 
(Nm) lag. oder außerhalb im Zellplasma. Ersteres schien mir eher 
annehmbar. 

Eine ähnliche exzentrische Lage zeigt in Fig. 48 eine ring- 
förmig angeordnete Anzahl stark färbbarer Partikelchen (Fig. 48 Cd). 
Sie sehen beinahe aus wie Chromosomen, sind aber unregelmäßiger 
geformt und angeordnet als diese. Ob eine Beziehung zwischen 
den beiden exzentrischen Gebilden (Nuk und Cd) anzunehmen ist, 
ob sie überhaupt normale, wesentliche Bildungen sind, oder Kunst- 
produkte infolge der Konservierung, darüber kann ich vorläufig noch 
keine Meinung aussprecheu. 

Wir sehen also jedenfalls beim Beginn der Kernteilung von 
Amoeba vespertilio den Binnenkörper in eine mitotische Kernspindel 
verwandelt, welche ein amitotisch sich teilender Kernmantel umgibt. 
Dies gegenseitige Verhalten der Kernbestandteile ist in den weiteren 
Phasen der Teilung zwar noch nachweisbar, aber nicht so sehr in 
die Augen fallend und ist daher meist übersehen worden. 

In der Amöbe vom .Stadium der Fig. 39 zeigt der Kern eine 
Bildung, wie sie in Fig. 50 dargestellt ist Die Bestandteile der Kern- 
fignr sind nicht mehr scharf voneinander geschieden. Doch kann man 
deutlich erkennen, daß die äußere Substanz der Spindel deren centrale 
Bestandteile wie ein weiter .Mantel umfasst. Noch sind beide Pole 
scharf zugespitzt und noch lassen sich sowohl in der äußeren als 
auch in der inneren Schicht Spindelfasern nackweisen, welche von 
Pol zu Pol ziehen. Übrigens ließen sich bei diesem Präparat, 
welches mit Eisenliämatoxylin gefärbt waf, sehr deutliche Querver- 
bindungen der einander benachbarten Spindelfasern nachweisen, was 
den Aufbau der Spindel aus längsgestreckten Alveolenzügen verrät. 
Die ganze Spindelfigur zeigte eine leichte Torsion, welche durch den 
spiraligen Verlauf und die Überkreuzung der Spindelfasern ersicht- 
lich wurde. 

Die Spindel war schon in der Mitte etwas eingeschnürt und 
zeigte etwa die Form einer Sanduhr mit auf den Endflächen auf- 
gesetzten Kegeln (Fig. 50 Pm). Bis an die Basis dieser Endkegel 
(Pm) waren die Tochterplatten des Binnenkörpers verschoben worden 
(T l u. T.). Bei genaner Aufmerksamkeit konnte man sehen, daß 
der centrale Teil der Spindelfäsern ihnen zugehörte, während die 
peripheren einen Mantel um sie herurabildeten. Das war besonders 
deutlich an dem einen Pol, wo die Tochterplatte (T,,) bei weitem 
nicht den von den Mantelfasern umschlossenen Baum ausfüllte. 


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Stadien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 


277 


Die Tochterplatten selbst zeigten die Chromosomen nicht mehr 
deutlich individualisiert : sie bildeten je einen granulierten Ring. 

Die Pole der Spindel waren scharf zngespitzt und zeigten keine 
Spur von Strahlung oder Centrosomen. 

Ein ganz ähnliches Stadium, welches wohl unmittelbar anzu- 
schließen ist, zeigt nach einem weniger gut gefärbten Präparat die 
Fig. 4 auf Taf. XVII. Hier ist das Chromatin zu einer dichten 
Platte zusammengedrängt. An dem einen Pol ist am Spindelende 
eiue Verdickung erkennbar, welche ich aber nicht für eine cen- 
trosomartige Bildung halte, sondern welche mehr zufällig zu sein 
scheint (Taf. XVII Fig. 4 ck). Die ganz gerade Spindel ist sehr 
langgestreckt und zeigt keine Spur einer Einschnürung im Äquator. 
Eine solche, wie sie in Fig. 50 dargestellt ist, verstreicht wohl voll- 
kommen wieder, wenn die Spindel sich in die Länge streckt und 
die Mantelsubstanz sich nach den Polen zieht. 

Das sieht man deutlich an der Fig. 51, welche die Spindel dar- 
stellt, welche man in einer Amöbe etwa im Stadium der Fig. 40 
vorfindet. Die Spindel ist ganz lang gestreckt, meist in einer ele- 
ganten Schwingung ihres Umrisses das Spiel der in ihr tätig ge- 
wesenen Kräfte verratend. 

Der centrale Teil stellt einen cylindrischen, faserigen Strang 
von fast ganz gleichmäßigem Durchmesser dar. Nach den Polen zn 
geht er etwas fächerförmig auseinander. Da lassen sich auch noch 
einzelne Spindelfasern, in mauchen Präparaten sogar sehr deutlich, 
erkennen (Fig. 51 T t u. T„). 

Die Mantelsubstanz erscheint durch aufgetretene Vacuolen stark 
kolbenförmig aufgebläht, zum Teil ist sie in einer polaren Ver- 
dickung angesammelt (Fig. 51 T x , Fig. 52 T., ), zum Teil bildet sie 
Wände und inneres Netzwerk des neu entstehenden peripheren 
Kernrings der beiden Tochterkerne. 

Aus den Tochterplatten beginnen sich die Binnenkörper wieder 
aufzubauen. Sie werden bläschenförmig, wobei das Chromatin in 
Form von einzelnen Körnern (ob der Chromosomen V) an den Wänden 
des Bläschens angelagert ist. 

Im weiteren Verlauf der Teilung, in Stadien, welche zwischen 
denjenigen der Figuren 40, 41 und 42 liegen, reißt dann die Spindel 
durch (Fig. 53 Sp). Die B’asern der Spindel werden allmählich 
herangezogen, wobei man oft in späten Stadien die Längsstreifung 
noch deutlich erkennen kann (Fig. 52 Spr 1 u. 2). Die Binnen- 
körper nehmen immer ausgesprochener bläschenförmige Ausbildung 
an, wobei das Chromatin zunächst noch in kleinen Klümpchen an 


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278 


F. Doplbin 


der Bläschenmembran ansitzt (Fig. 52 Cr); bald aber, während sich 
wieder ein achromatisches Netzwerk bildet, wandern die chromati- 
schen Bestandteile in das Innere des Binnenkörpers ein (Fig. 54 N t 
und A r 2 ). Ob dabei die Masse der centralen Spindelfasern in den 
Binnenkörper wieder aufgenommen wird, kann ich nicht mit Be- 
stimmtheit sagen. Doch ist dies wahrscheinlich; es weisen darauf 
auch Bilder hin, wie sie in den Figuren 8 der Tafel XVII und 
Fig. 56 der Tafel XIX abgebildet sind. Da sieht man dem chro- 
matischen Kernteil einen achromatischen Klumpen angelagert, welcher 
sich deutlich von der Mauteisubstanz abhebt. 

Diese letztere geht scheinbar auf verschiedenen Wegen in ihre 
normale Lage des Ruhezustands über. Entweder umhüllt sie schon 
frühzeitig den Binnenkörper von allen Seiten (Fig. 52), oder sie liegt 
erst als einheitlicher Körper neben dem Binnenkörper, um ihn dann 
allmählich zu umfassen (Fig. 54 C n. i\' 3 ). 

Die Kernbestandteile sind nun wieder ein jedes an seinem Orte 
angelangt, und in der Zeit, während die beiden Tochtertiere sich 
gänzlich voneinander losmachen, erfolgt die definitive Ordnung der 
feineren Strukturen. Doch kommt es vor, daß in schon voneinander 
getrennten Individuen die Biunenkörper noch bläschenförmig sind 
und randständiges Chromatin aufweisen. 

Ganz ähnlich muß offenbar die Mitose bei der von Prowazek 
(1904) beschriebenen und von E. v. Leyden und W. Loewenthal 
näher untersuchten Entamoeba buecalis verlaufen. Doch konnte wegen 
der Kleinheit dieses Organismus (die ganze Amöbe mißt nur 6—82 p) 
der Vorgang in seinen Einzelheiten nicht verfolgt werden. Auch 
ist infolge des gleichen Umstandes die periphere Substanz des Kern- 
gebildes so dünn, daß sie den Eindruck einer dicken Kernmembran 
macht. Immerhin läßt sich mit ziemlicher Sicherheit angeben, daß 
die Stadien der Fig. 5 von Leyden und Löwenthai, meiner Fig. 49 
und ihrer Fig. 8 meiner Fig. 50 entsprechen. 

Nach meiner Ansicht haben wir noch bei mehr Amöben ähn- 
liche Teilungsvorgänge zu erwarten und die genauere Erforschung 
wird uns wohl lehren, daß die wenigen bisher noch fiir Amöben 
angegebenen Fälle von Amitose in ähnlicher Weise sich erklären 
lassen. 

Amodia polypodia ist von F. E. Schulze nur im Leben unter- 
sucht worden ; es 1st leicht einzusehen, daß die von mir beschriebene 
Amöbenmitose im Leben kaum anders wie eine Amitose ausseheu 
wird.' Amoeba crystalligera soll nach Schaudinx ebenfalls eine ami- 
totische Kernteilung aufweisen. 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 


279 


Auch für Entamoeba coli gibt Schaudinx bei der gewöhnlichen 
Zweiteilung Vermehrung des Kerns durch Amitose an. Nach den 
Präparaten Wf.nyons von der Entamoeba mûris, welche ich selbst 
gesehen habe, glaube ich, daß Schaudinx, dadurch daß er zu späte 
Stadien und vielleicht zu stark gefärbte Präparate untersuchte, sich 
getäuscht hat. Doch kann man natürlich nicht ohne weiteres mit 
apodiktischer Sicherheit von einer Art auf die andere schließen. 

Die von mir soeben beschriebene Kernteilung der Amoeba vespertilio 
ist sicherlich sehr auffallend und interessant. Zwar sind ähnliche 
Teilungsbilder schon öfters, besonders bei pflanzlichen Organismen 
beschrieben worden. Auch sind prinzipiell ähnliche Teilungsfiguren bei 
Gregarinen und bei den Eiern einiger Metazoen bekannt geworden. 

Nirgends hat sich aber noch in einer so auffallenden Weise der 
Vergleich des ganzen Kerngebildes mit einem eigentlichen Kern und 
einem ihn umgebenden Chromidialring aufgedrängt. Bei manchen 
der von mir untersuchten Thalamophoren ist der Kern von der 
Chromidialsubstanz in einer ganz ähnlichen Weise umschlossen, so 
daß im Ruhezustand eine große Ähnlichkeit mit einem ruhenden 
Amübenkera vorhanden ist, dessen Binnenkörper von der peripheren 
Substanz umschlossen wird. 

Ich will auf eine theoretische Deutung meiner Befunde nicht 
eher eingehen, als bis ich meine Erfahrungen an Thalamophoren, 
Flagellaten und Ciliaten veröffentlicht habe. Nur das möchte ich 
hervorheben, daß — wie ich vor kurzem schon auseinander gesetzt 
habe (Doflein 1907) — die Theorie von der Doppelkernigkeit der 
Protozoenzellen wegen ihrer allzu morphologischen Fassung mir un- 
annehmbar erscheint. Aus meinen Beobachtungen ziehe ich vor- 
läufig nur den Schluß, daß in den Amöbenkernen färbbare Substanz 
— also in der üblichen Ausdrucksweise Chromatin — in zwei ver- 
schiedenen Formen auftritt; einmal in Chromosomen der Kernspindel, 
und zweitens in den färbbaren Massen der Mantelsubstanz. Eine ähn- 
liche Verschiedenheit in den färbbaren Substanzen der Spindelfigur 
hatte ich ja schon in meiner Arbeit über Noctiluca (Doflein 1902) 
hervorgehoben. Sie ist bei vielen Kernen von Tieren und Pflanzen 
zu erkennen (vgl. z. B. auch die Micronucleusspindeln von Didinium 
nach Pkandtl (1906)) und ist in der neueren Zeit von vielen Au- 
toren beachtet worden. 

2. Die multiple Teilung. 

Immer wieder fiel es mir auf, daß in den Kulturen zwischen 
lauter großen und wohlgenährten Individuen der Amoeba vespertilio 


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280 


F. Doflkin 


plötzlich massenhaft kleine Amöben auftraten, welche offenbar zur 
selben Art gehörten. Wären sie durch gewöhnliche Zweiteilung ent- 
standen gewesen, so hätten mir bei der beständigen Kontrolle, welche 
ich den Kulturen angedeihen ließ, die Teilungsbilder bei ihrer Massen- 
haftigkeit nicht entgehen können. Ich dachte daher sogleich an 
eine multiple Teilung, konnte eine solche aber am lebenden Objekte 
nicht beobachten. 

Erst als ich eine ganze solche Kultur abtötete, entdeckte ich 
in den Präparaten Stadien der multiplen Teilung. In den be- 
betreffenden Kulturen hatten zahlreiche Individuen solche Gallert- 
cysten gebildet, wie ich sie oben (S. 267) beschrieben habe. Nicht 
alle waren vollkommen abgekugelt, wie dies in Fig. 6 auf Taf. XVII 
und Fig. 55 auf Taf. XIX abgebildet ist. Vielmehr waren viele 
Individuen von unregelmäßiger Form. Alle zeigten aber eine doppelt 
konturierte Hülle und hatten alle Pseudopodien eingezogen iFig. 56 
u. 57). Sie unterscheiden sich dadurch sehr wesentlich von den 
Zweiteilungsstadien. Unter den gefärbten Präparaten fand ich nun 
zahlreiche 2, 4, 6 und 8 kernige Stadien. Die Kerne hatten alle die 
typische Form (Fig. 55) oder zeigten noch deutlich die Kennzeichen 
der eben überstandenen Mitose (Fig. 56j; d. h. Chromatin und Achro- 
matin des Binnenkürpers waren noch getrennt und nebeneinander 
gelagert Fig. 56 zeigt bei einem solchen Stadium das Chromatin 
iu eigentümlichen Doppelklumpen angeordnet. Da ich solche bei der 
üblichen Zweiteilung nie gesehen habe, so ist es möglich, daß diese 
Teilungen nach einem anderen Typus verlaufen als bei der Zwei- 
teilung. Daß aber auch bei der multiplen Körperteilung die Kerne 
durch mitotische Zweiteilung auseinander hervorgehen, darauf weist 
auch die Anordnung des Plasmas hin, welche z. B. im vierkernigeu 
Stadium noch deutlich erkennen läßt (Fig, 55), welche Keine paar- 
weise zusammengehören , indem sie vom gleichen Mutterkeim ab- 
stammen. 

Mehr wie 8 Keime habe ich nie gefunden; nachdem dieser Zu- 
stand erreicht ist, zerfällt der Amöbenkörper in 8 Toehteramüben, 
welche direkt zu den gewöhnlichen vegetativen Stadien heran- 
wachsen. Es ist dies eine interessante Analogie zur Entamoeba coli. 

Für diesen Parasiten des menschlichen Darms gibt Schaudixn 
an, daß er entweder in freiem oder encystiertem Zustand 5 kernig 
wird, um sodann 8 junge Amöben aus einem Muttertier hervorgehen 
zu lassen. Schacdinn deutet gewisse Stadien des Kerns, in denen 
das Chromatin in 8 Portionen der Kernmembran anliegt, als An- 
zeichen einer multiplen Kernteilung. Der Kern soll simultan in 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 


281 


8 Tochterkerne zerfallen, welche sodann zu den Kernen der 8 Tochter- 
amöben werden. 

Ich habe selbst früher solchen simultanen Kernzerfall bei Myxo- 
sporidien beschrieben (Doflkin 1898). Ich beginne aber neuerdings 
die meisten Angaben dieser Art sehr skeptisch zu betrachten. 
Nachdem ich gesehen habe, wie rasch die Kernteilungen bei vielen 
Protozoen verlaufen, wie vielfach Cbromosomenbildung unter ähn- 
lichen Bildern auftreten und wie oft schließlich pathologische Bildungen 
Vorkommen, zweifle ich viele solche Fälle angeblicher multipler Kern- 
teilung an. 

Was speziell die Amöben anlangt, so hat neuerdings Wknyon 
bei Amoeba mûris beobachtet, daß die Achtkernigkeit der Cysten durch 
drei aufeinanderfolgende regelrechte Kernmitosen herbeigeführt wird. 

Agame Teilung in den Cysten tritt in ganz ähnlicher Weise 
wie ich sie hier für Amoeba trspertilio beschrieben habe, nach Gbassi, 
Casagrandi, Barbaoallo und Schaüdinn bei Entamoeba coli, nach 
Bütbcitia und Schubotz bei A. blattae auf. Es erscheint mir nicht 
ganz unwahrscheinlich, daß die von Scheel (99) beschriebenen Cysten 
von Amoeba proteus ein agames Teiluugsstadium, analog dem hier 
erörterten, darstellen. 


D. Die Riesenkernbildung der Amoeba vespertilio. 

In einer allgemeinen Erörterung über die Natur der Protozoen- 
kerne habe ich (Dofleix 19071 die sehr eigenartige Riesenkem- 
bildung, welche ich bei Amoeba vespertilio beobachtet hatte, schon 
kurz erwähnt. Wie ich schon damals schilderte, trat nach mehreren 
Wochen andauernder Züchtung in einer Kultur plötzlich eine merk- 
würdige Veränderung auf. Viele Tiere zeigten eine sehr geringe 
Beweglichkeit, sie waren mehr oder minder rundlich zusaminengeballt, 
bildeten nur kurze lappenförmige Pseudopodien; im Innern vieler 
Exemplare konnte man einen großen kugelförmigen Körper erkennen, 
welcher schwärzlich aus dem stark gekörnelten wenig durchsichtigen 
Protoplasma hervorschimmerte. Zn gleicher Zeit war das Wasser des 
Kulturgefäßes von einer Unmenge kleinster Flagellaten erfüllt, welche 
vielfach copulierten. Ich wurde sogleich an die Vermehrungsvorgänge 
von Paramocba eühardi und bei Foraminiferen erinnert und 
suchte die Vorgänge bei meiner Amöbe möglichst genau kennen zu 
lernen. Da die Undurchsichtigkeit der Individuen das Studium am 


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282 


F. Doflkin 


lebenden Tier sehr erschwerte, so tötete ich einen Teil der Kultur 
ab, um die feineren Strukturen am konservierten Objekt zu studieren. 

Außer einer Anzahl von Individuen, welche sich in keiner Weise 
von den normalen agamen Formen unterschieden, fanden sich da 
nun zahlreiche Exemplare mit sehr abgeändertem Kernbau, welche 
eine vollständige Serie der Entwicklung von Riesenkernen 
darboten. Diese Riesenkerne dürfen nicht mit den Riesenkern- 
bildungen verwechselt werden, wie sie R. Hebtwig bei Adinosphaerinm 
durch Herbeiführung von Depressionszuständen experimentell zu er- 
zeugen vermochte. Vielmehr ließ sich bei ihnen folgendes nach- 
weisen : 

Der Anfang der Veränderungen gab sich durch eine Anschwellung 
des ganzen Kernes kund. Leider waren die Objekte aus dieser 
Kultur nicht so gut konserviert, daß man alle Details der feineren 
Struktur hätte genau studieren können. Jedenfalls ließ sich eine 
Vergrößerung sowohl am Binnenkörper als auch in der peripheren 
Substanz nachweisen. Manchmal ließ sich in der letzteren auch noch 
eine Anhäufung stark färbbarer Substanz außer dem Binnenkörper 
nachweisen. 

In den folgenden Stadien treten sehr auffallende Veränderungen 
ein. Der Binnenkörper wächst nicht mehr heran, dagegen nehmen 
die peripheren Bestandteile eine immer größere Ausdehnung an. 
Mau erkennt dabei eine Einteilung der immer mächtiger anschwellen- 
den Massen in zwei, vier oder acht Portionen. Dabei ist nicht ganz 
deutlich zu erkennen, ob diese Massen aus der peripheren Substanz 
selbst entstehen oder in sie eingelagert sind. Ich nehme jetzt das 
letztere an. Die stark wachsenden Gebilde sind mehr oder weniger 
kugelig gestaltet; indem sie bei ihrem Wachstum von der Randzone 
des Amöbenkerns umschlossen gehalten und gegeneinander gepreßt 
werden, platten sie sich an den Berührungsflächen ab (Taf. XVII 
Fig. 8 u. 11 ; Taf. XVIII Fig. 17, 19—21). Sehr auffallend ist, daß 
sie eine deutliche Hülle erkennen lassen, welche wie eine Membran 
jeden dieser Körper mit einer deutlichen Kontur umschließt. Diese 
Membran ist manchmal etwas gefältelt (Taf. XVIII Fig. 17, 18, 19 — 21). 
In manchen Fällen ist die Membran allerdings undeutlich oder es 
ist gar nichts von ihr zu sehen (Taf. XVII Fig. 10). 

Ich nehme an, daß während des Waclistums der Kerneinschlüsse 
eine Teilung in vier oder acht Portionen stattfinden kann, doch 
scheint dieselbe auch unterbleiben zu können. Zu anderen Fällen 
scheint es auch zu einer viel weiter gehenden Teilung in kleinere 
Portionen zu kommen. Doch kann man in solchen Fällen keine die 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 283 

einzelnen Portionen umschließenden Membranen erkennen (Taf. XVII 
Fig. 9 Xd). 

Innerhalb der einzelnen Körper erkennt man eine feingranulierte 
Plasmantasse , welche hier und da recht deutlich einen alveolären 
Bau erhalten zeigt. Sie ist im gefärbten Präparat von zahllosen 
stark die Farbe annehmenden Brocken erfüllt, welche eine sehr 
regelmäßige Anordnung zeigen (Fig. 10 u. 11). Es sind dies offen- 
bar Kerne. Ob schon frühzeitig um jeden derselben eine Plasma- 
portion sich abgrenzt, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Jeden- 
falls war eine solche Abgrenzung in meinen Präparaten nicht wahr- 
nehmbar. Nach später au anderen Objekten gemachten Erfahrungen 
möchte ich jedoch ihr Vorhandensein in ziemlich frühen Stadien an- 
nehmen. 

Während des Wachstums der ganzen Gebilde innerhalb des 
Amöbenkernes hat sich dessen Membran immer mehr erweitert, so 
daß der Amöbenkern schon eine recht beträchtliche Größe erreicht 
hat, in diesem Stadium einen Durchmesser von ca. 30 ft. Der 
Binnenkörper wurde dabei zur Seite gedrängt, meist liegt er in einer 
Falte zwischen den Kugeln, peripher der Amöbenkernmembran an- 
liegend. Die gegenseitige Anordnung der von der Amöbenkern- 
membran umschlossenen Gebilde wird aus den Figuren 19, 20 u. 21 
ersichtlich, von denen Fig. 19 dem Amöbenkern bei oberflächlicher 
Einstellung, Fig. 20 denselben im optischen Durchschnitt, Fig. 21 
bei noch tieferer Einstellung zeigt. 

In den anschließenden Stadien wird der Binnenkörper immer 
mehr zur Seite gedrängt, er wird durch Druck in die Länge gezerrt 
und zerfällt öfter in mehrere Portionen (Taf. XVII Fig. 8). Später 
zerfällt er endlich ganz in unregelmäßige Brocken und ist schließ- 
lich gar nicht mehr nachweisbar. 

Schließlich ist der Amöbenkern zu einer wahrhaft monströsen Größe 
augewachsen; er nimmt mehr als die Hälfte des ganzen Amöben- 
leibes ein (Taf. XVII Fig. 12). Ein Tier mit einem solchen Riesen- 
kern bietet einen ganz fremdartigen Anblick dar. 

Meist zeigt sich der Riesenkern auf dieser Entwicklungsstufe 
im Umriß regelmäßig kreisförmig, er ist also offenbar von der Ge- 
stalt einer Kugel. Die äußere Kontur ist scharf und regelmäßig. 
Das Innere ist vollkommen gleichmäßig von den Chromat in brocken 
erfüllt, welche so angeordnet sind, daß man den Eindruck erhält, 
als seien sie immer in den Knotenpunkten eines alveolären Plasmas 
angebracht. Besonders fällt die reguläre Anordnung der in paralleler 
Schicht der Amöbenkernmembran zunächst liegenden Brocken auf. 


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F. Don. kin 


Vielfach sieht man die in parallelen Reihen angeordneten Chromatin- 
brocken Reihe für Reihe miteinander alterieren. 

Vom Binnenkörper ist keine Spur mehr zu sehen; auch die 
Membranen der einzelnen Körper sind verschwunden; nur einige 
Zwischenräume oder Spalten (Taf. XVII Fig. 12) deuten an, wo sich 
früher die Membranen berührten (Taf. XVII Fig. 12 Sp). 

Die lebenden Amöben in diesem Stadium zeigen noch eine ge- 
wisse Beweglichkeit; vor allem sind bei manchen Individuen starke 
Strömungen im Protoplasma erkennbar. Ungefähr wenn die Ent- 
wicklung diesen Grad erreicht hat, pflegt die .Kernmembran“ des 
Riesenkerns zu zerreißen und die kleinen Körper, welche je einen 
der kleinen neu entstandenen Kerne umgeben, geraten in das Plasma 
der Amöben. Da werden sie von den Strömungen umhergetragen. 
So entstehen Bilder, wie sie Taf. XVII Fig. 13 zeigt. Noch kann 
man an der Anordnung einzelner Kerne sehen, wie sie im Riesen- 
kern der Amöbe gelagert waren. Dies Bild zeigt eine sehr regel- 
mäßige Gruppierung der Kernchen zu je zweien. Es ist unklar und 
bei der Kleinheit des Objekts schwer zu entscheiden, ob dies nur 
durch die alveoläre Struktur der plasmatischen Grnndsubstanz be- 
dingt ist, oder ob vielleicht eine allgemeine Teilung der minutiösen 
Kerne stattgefunden hat, welche noch au der paarweisen Gruppierung 
je zweier Tochterkerne von gemeinsamer Abstammung erkennbar 
wäre. 

Fig. 14 zeigt eine Amöbe, deren Oberfläche eine lebhaft wogende 
Bewegung erkennen ließ. An zahlreichen Stellen stülpten sich zitzen- 
fürmige Aussackungen vor. schließlich platzte die Amöbe und eine 
Masse kleiner Körper wurde herausgepreßt, welche mit Hilfe je einer 
Geißel sich sofort in wirbelnde Bewegung setzten. Innerhalb der 
zurückbleibenden Amöbenleiche ließen sich noch Reste von Proto- 
plasma mit chromatischen Bestandteilen nachweisen. 

Die ausgeschwärmten kleinen Flagellaten waren von ovaler 
Körpergestalt, hinten etwas zugespitzt, vorn abgestumpft (Taf. XVIII 
Fig. 22). Sie ließen mit aller Deutlichkeit eine am Vorderende in 
einer kleinen Vertiefung entspringende Geißel erkennen; manchmal 
glaubte ich noch eine zweite nach hinten gerichtete Geißel zu sehen. 
Im Innern des Körpers war in dem granulierten Plasma in der vor- 
deren Hälfte ein undeutlich konturierter Kern und in der hinteren 
Körperhälfte eine sehr stark lichtbrechende Kugel zu erkennen. Iin 
gefärbten Zustand zeigte sich das Plasma sehr chromatinreich, der 
Kern chromatinarm. Er war bläschenförmig mit einem stärker färb- 
baren Binnenkörper. 


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Stmlieu zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 


285 


Die Flagellaten erfüllten schwärmend die ganze Kultur. Bald 
sah man einzelne Individuen sich gegenseitig umtanzen und nach 
wenigen Minuten konnte man die oft beschriebenen Vorgänge einer 
typischen Gametencopulation beobachten. Je zwei Individuen näherten 
sich einander, umtanzten sich (Taf. XYITI Fig. 23 u. 26), schmiegten 
sich aneinander, entfernten sich voneinander, um sogleich das Spiel 
wieder zu beginnen. Dann legten sie sich aneinander, wobei die 
Geißeln nach entgegengesetzten Richtungen ragten, um wie rasend 
umeinander zu wirbeln (Taf. XVIII Fig. 26). Als sie nach einigen 
Minuten ruhiger wurden, waren sie mit den Vorderenden verschmolzen. 
Die Umrisse waren etwas unregelmäßig geworden (Fig. 27). Die 
Copula rundete sich allmählich unter amöboiden Bewegungen ab 
(Taf. XVIII Fig. 28 u. 29), bildete dann eine Cystenhülle, worauf 
eine kurze Cystenruhe erfolgte (Taf. XVI II Fig. 30). 

Manchmal erfolgt auch die Verschmelzung weniger stürmisch, 
indem sich die Gameten aneinander legen, die Geißeln einziehen 
(Taf. XVIII Fig. 24 u. 25) und ohne amöboide Bewegungen ver- 
schmelzen. In den Cysten sind die Kerne schon verschmolzen 
(Taf. XVIII Fig. 36 u. 37). offenbar erfolgt die Verschmelzung der- 
selben ungefähr gleichzeitig mit der Vereinigung der Körper (Fig. 35). 

Aus den kleinen Befruchtungscysten welche einkernig sind und 
bleiben, können schon nach kurzer Zeit (1- — 2 Tagen) kleine Amöben 
hervorgehen, welche den jungen durch multiple vegetative Teilung 
entstandenen Exemplaren der Amoeba vespertilio sehr ähnlich sind 
(Fig. 31-33). 

Solche waren ebenfalls in der Kultur vorhanden und es war 
daher, da die jungen Tiere lebhaft umherkrochen, sehr schwer, die 
Individuen dauernd zu beobachten und Verwechslungen zu vermeiden. 

Es war fast selbstverständlich, daß ich zunächst glaubte, die 
geschlechtliche Fortpflanzung von Amoeba vespertilio beobachtet zu 
haben. In vielen Punkten schien sich eine enge Beziehung zu den 
bei anderen Rhizopoden durch Schauhin.n beschriebenen Fortpflan- 
zungserscheinungen zu ergeben. Es schien nicht absurd, daß eine 
Amöbe in manchen Details an die Fortpflanzung der Foraminiferen 
erinnerte; auch was an Radiolarien gemahnte, konnte bei einem 
primitiven Rhizopoden ganz wohl Vorkommen. Und wenn man den 
oben angedeuteten Vergleich der Randschicht des Kerns mit einem 
Chromidialnetz eines Thalamophoren , des Binnenkörpers mit dem 
Prinzipalkern eines solchen durchführte, dann konnten sogar die 
Postulate der ScHAUDiNs’schen Theorie von der Zweikernigkeit der 
Protozoenzelle erfüllt scheinen. 


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286 


F. Don.*« 


| 

War die Randzone als Chromidium der generative Kernbestand- 
teil, so konnte es nicht in Erstaunen setzen, wenn aus ihm die 
Gametenkeme hervorgingen. War der Binnenkörper der vegetative 
„Priuzipalkern“ so entsprach es durchaus dieser Rolle, wenn er wie 
der Prinzipalkern von CMamydophrys , von Echinopyxis oder der 
Foraminiferen bei der Bildung der Gametenkeme unbeteiligt 
blieb und zu Grunde ging. 

Kurz der Zeugungskreis von Amoeba vespertilio schien sich sehr 
gut unserem Wissen von der Rhizopodenfortpflanzung einzu- 
gliedern und auch von seiten der Theorie waren keine Einwände 
gegen eine solche Deutung zu erheben. Und so war ich denn eine 
Zeitlang der Ansicht, daß es sich bei den von mir festgestellten 
Tatsachen um normale Fortpflauzungsvorgänge handele, wie aus den 
Schlußwendlingen meines oben erwähnten Aufsatzes hervorgeht 
(Doflein 1907). 

Ein genaueres Studium hat mich aber jetzt zu einer anderen 
Deutung der Befunde geführt. Zwar habe ich die geschilderten 
Phänomene in meinen Kulturen von Amoeba vespertilio nicht wieder 
zu sehen bekommen. Aber ich habe ganz ähnliche Erscheinungen 
später bei Pyxidicula, einer kleinen Thalamophore des Süßwassers 
beobachtet. Bei dieser Form konnte ich die Phänomene viel genauer 
studieren. Ich werde daher die Details erst bei den Bearbeitungen 
meiner übrigen Untersuchungen an Pyxidicula mitteilen. 

Ich komme jetzt zu dem Schluß, daß meine merkwürdigen Be- 
funde an den Amoeba vespertilio mit Riesenkernen durch Parasi- 
tismus zu erklären sind. Und zwar sind wahrscheinlich in der 
von mir untersuchten Kultur von Amoeba vespertilio zwei verschiedene 
Kernparasiten vorhanden gewesen. In einigen dieser Präparate 
fanden sich nämlich in den Amöbenkernen unregelmäßige Körper 
mit einer größeren Anzahl von Chromatinbrocken im Innern (Taf. 
XVIII Fig. 34). Diese führe ich auf einen Parasiten zurück, welcher 
dem von Prandtl (1907) unter dem Namen Allogromia sp. beschrie- 
benen Parasiten der Amoeba protcus nahe stehen muß. Auf ihn 
führe ich auch einen Teil der von mir beobachteten copulierenden 
Flagellosporen zurück. Möglicherweise standen diese Formen mit 
einem kleinen Thalamophoren in Beziehung, welche in den betreffen- 
den Kulturen häufig vertreten war. 

Die oben ausführlich beschriebenen Riesenkernbildungen sind 
dagegen durch einen anderen Parasiten veranlaßt, denselben oder 
einen nahen Verwandten dessen, den ich dann bei Pyxidicula aller- 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 287 

dings nicht im Kern sondern frei im Zellplasma auffand und viel 
genauer stndiereu konnte. 

Er steht einer Form offenbar sehr nahe, welche im Jahr 1895 
Dahgeard unter dem Namen Nucleophaga beschrieben hat. Die Ori- 
ginalarbeit Dangeard's habe ich mir bis jetzt nicht verschallen 
können. Aber Penard hat in dieser Zeitschrift Bd. 6 1905 p. 195 
einen Auszug aus Dangeard's Arbeit gegeben, welcher vollkommen 
genügt, um festzustellen, daß bei meinen Beobachtungen offenbar 
ein sehr nahestehender Parasit in Betracht kam. Es haben nämlich 
seither Penard (1905) und Gruber (1904) Riesenkembildung bei 
Amöben durch Parasitismus festgestellt. Dangkard hat seine Be- 
obachtungen an Amoeba proteus [Rös.J(?) gemacht, Gruber an Amoeba 
viridis [Leidy], Penaud an Amoeba terricola [Greek] und Amoeba 
spkaeronuckolus [Greek], Als weitere Form füge ich nun die Amoeba 
vesperlHio an. 

Dang eard hielt den von ihm beschriebenen Parasiten, dem er 
den Speziesnamen Nucleophaga amoebaea [Dang.] gab, für eine 0 h y - 
tridiacee, reihte ihn also den niederen Pilzen an. Meine Beobach- 
tungen an dem Amöbenparasiten reichen nicht aus, um eine Diskus- 
sion der systematischen Stellung des Parasiten zu erlauben. Ich 
werde später bei der Besprechung des Parasiten von Pyxidieula darauf 
zurückkommen. Hervorheben möchte ich nur, daß die bei dem Para- 
siten von Pyridirtda von mir beobachteten Schwärmsporen sehr leb- 
hafte Eigenbewegung besaßen. 

Es handelt sich also bei der von mir geschilderten Riesenkem- 
bildung bei Amoeba vespertüio um einen eigenartigen Kemparasitismus. 
Bei demselben wird — wie meine Beobachtungen zeigen — zunächst 
der periphere Teil des Kernes befallen, der Binnenkörper wird zur 
Seite gedrängt und degeneriert. Das hypertrophische Wachstum des 
peripheren Kernteils ist um so mehr verständlich, wenn wir diesen in 
der oben dargelegten Weise als eine Art von Chromidialkörper be- 
trachten. 

Während der Entwicklung des Parasiten stellt sich eine biologisch 
sehr interessante Erscheinung ein. Wie schon Daxgeabd hervor- 
gehoben hat, sind solche Individuen mit Riesenkernen im Prinzip 
durch Parasitismus entkernte Individuen. Wir haben also die Mög- 
lichkeit eine kernlose Protozoenzelle zu studieren, ohne daß ihr wie 
bei den Versuchen von Balbiani, Gruber, Verwohn, Hofer u. a. 
eine Verletzung von außen beigebracht wurde. Nun ist es aber 
unverkennbar, daß die von dem Parasiten befallenen Tiere krank 
sind, wie dies auch Gruber bei seiner Amoeba viridis [Leidy] be- 


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288 


F. Dofi.kin 


obachtet hat. Und mit der steigenden Zerstörung des Kernes gehen 
immer mehr die wichtigen Funktionen der lebenden Zelle zurück. 
Immerhin persistieren sie noch in einem Stadium, in welchem das 
innere Gefüge des Kernes vollkommen zerstört ist. Bewegung, Nah- 
rungsaufnahme und Tätigkeit der contractilen Vacuole sind noch an 
Individuen im Stadium der Fig. 10 und 12 nachweisbar. Es geht 
also aus diesen Erfahrungen hervor, daß zu diesen 
Funktionen der Zelle, w eiche in kernlosen F ragmen ten 
sehr bald auf hören, nur bestimmte Substanzen des 
Kernes, nicht eine bestimmte Gesamtstruktur des- 
selben notwendig ist. 

Bemerkenswert ist, daß keiner der bisherigen Beobachter bei 
der Infektion durch diesen Kernparasiten eine Kernteilung beobachtet 
hat. Die Störung im Kerngeffige und das Aufhören der gesetz- 
mäßigen Beziehungen zwischen Kern und Protoplasma verhindern 
eine solche. 

Wie weit die Lebensfähigkeit einer solchen Protozoenzelle mit 
fast gänzlich zerstörtem Kern geht, kann man mit Hilfe der Be- 
obachtungen an A. vcspertilio nicht entscheiden. Denn nach einer 
gewissen Zeit platzt stets der Kern und die Membran der Nucleo- 
phnga. Dann wird das Plasma des Wirts angegriffen und bald das 
ganze Tier zerstört. 

Dangeard liât in seiner Arbeit auch eine Anzahl von Schluß- 
folgerungen gezogen, welche zur Zeit ihres Erscheinens (1895) wohl 
einige Berechtigung hatten, welche er aber heute wohl kaum in der 
gleichen Weise aussprechen würde. In diesem Sinn sind sie auch 
von Penabd (1905) schon kritisiert worden. 

Die Beziehungen, welche Danokard zu den histologischen Diffe- 
renzierungen bei Krankheiten höherer Tiere, besonders bei Tumoren 
und bei Carcinomen vermutet, sind nach dem gegenwärtigen Stand 
unseres Wissens wohl sehr entfernte. 

Mehr Beachtung verdient, was er Uber die Angaben anderer 
Autoren über die geschlechtliche Vermehrung bei Protozoen, sowie 
über eigenartige Kernstrukturen bei solchen bemerkt. 

Der Fortschritt der Protozoologie seit jener Zeit hat uns ja 
eine größere Anzahl unanfechtbarer Zeugungskreise von Protozoen 
kennen gelehrt. Es ist also nicht möglich mit Danokard: „de faire 
table rase des diverses théories émises au sujet de la reproduction 
sexuelle des Bhizopodes.“ Viele der seither beschriebenen Fälle von 
geschlechtlicher Vermehrung bei den Protozoen können in keiner 
Weise mit Parasitismus in Zusammenhang gebracht werden. Immer- 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 289 

hin müssen uns so komplizierte und eigenartige Fälle von Parasi- 
tismus zu großer Vorsicht in der Beurteilung der bei vielen Proto- 
zoen zu beobachtenden Schwärmsporen mahnen. Es ist in vielen 
Fällen nur durch langandauernde, vorsichtige Untersuchung und 
durch Anwendung von viel Kritik möglich, zu entscheiden, ob wirk- 
lich Parasitismus oder geschlechtliche Vermehrung vorliegt. Im Fall 
der Amoeba vespertilio hatte ich z. B. damit zu rechnen, daß die aus- 
geschwärmten Sporen des einen der Parasiten nach der Conjugation 
bald wieder beweglich wurden. Wie leicht kann da, bei der Be- 
obachtung des lebenden Objekts im hängenden Tropfen, einer Be- 
obachtung, welche sich oft über viele Stunden oder gar über mehrere 
Tage hinzieht, eine Verwechslung Vorkommen: Vor allem, wenn es 
infolge der Kleinheit der Objekte unmöglich 1st, eine vollkommene 
Isolierung des zu beobachtenden Tiers vorzunehmen. 

Wer längere Zeiten Kulturen von Protozoen gezüchtet hat, weiß, 
wie sehr dieselben durch verschiedenartige Parasiten gefährdet sind. 
Die Protozoen sind dem Parasitismus durch andere Protozoen, vor 
allem Rhizopoden. Flagellaten und Acineten sowie durch Bactérien 
und niedere Pilze ebensosehr ausgesetzt, wie etwa die Schmetter- 
lingsraupen dem Parasitismus durch Ichneumoniden und Tachiniden. 

Der Xudeophaga schließt sich in dieser Beziehung der neuer- 
dings von Phandti, (1907) bei Amoeba proteus und bei Euglena unter 
dem Gattungsnamen Allogromia beschriebenen Parasit an. Viele ähn- 
liche Beispiele sind in früherer Zeit durch zahlreiche Forscher schon 
kurz beschrieben worden. Ich habe in den letzten Monaten in meinen 
Kulturen Parasiten im Plasma von Arcella und Pyxidicula, in dem 
Chromidialnetz von Difflttgien, in den Kernen von Pdomyxa und Para- 
maecium. sowie eine sehr interessante Mastigamöbe im Plasma von 
Stentor coeruleus beobachtet. 

Alle diese Beispiele mahnen zur größten Vorsicht und Kritik in 
der Auslegung von Befunden an Protozoen. Es wird oft die Ent- 
wicklung solcher Parasiten sehr schwer von der normalen Entwick- 
lung ihres Wirts zu unterscheiden sein, wenn die beschriebenen Ent- 
wicklungscyklen verschiedener Rhizopoden sich als richtig beobachtet 
heransstellen. Schon deswegen, aber auch wegen der wichtigen bio- 
logischen Aufschlüsse, welche wir von solchen Studien erwarten dürfen, 
ist die Erforschung der Parasiten der Protozoen von großer Be- 
deutung. 


Archiv für Protistenknnde, Suppl. I. 


19 


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290 


F. Doflbin 


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Tafelerklärung. 

Tafel XVII. 

Fig. 1. Kleines Exemplar von Amoeba vespertilio Penard, nach dem Leben. 

A Zoochlorellen. Na gefressene Alge. 

Fig. 2. Gefärbtes Exemplar. 

Nu Nahrungskörper. N Kern (speziell periphere Substanz). Nu Binnen- 
körper des Kerns. 

Fig. 3. Zwei Individuen, aus einem durch Teilung hervorgegangenen, im 
Moment der Trennung. Zugleich Habitusbild mit charakteristischen Bewegungs- 
pseudopodien (nach dem Leben). 

N Kern. Cv contractile Vacuole. 

Fig. 4. Konserviertes, gefärbtes Individuum mit Kernteilungsspindel. 

T konzentriertes Chromatin des Tochterkernes. V Vacuole, ck central- 
kornartige Verdickung an dem einen Spindelpol. 

Fig. 5. Konserviertes Individuum mit zwei Kernen und großer Vacuole. Die 
Kerne zeigen Spuren einer kurz vorher erfolgten Teilung. 

N Kerne. T Chromatin der Tochterplatten. L neue Kemblase, aus der 
peripheren Substanz gebildet. Sk wahrscheinlich zusammengeballter 
Rest der Spindelsubstanz. 

Fig. 6. Vorübergehende Cystenbildung von Amoeba vespertilio Pes. 

Cv contractile Vacuole. G pseudopodenartige Ausläufer der gallertigen 
Cystenhülle. 

Fig. 7. Amöbe mit beginnender Riesenkernbildung. 

Na Nahrungskörper. Nu Binnenkörper des Amöbenkernes. L durch 
Parasitismus veränderte periphere Substanz. 

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292 


F. l'on . ein 


Fig. 8. Amöbe mit beginnender Riesenkernbildnng. 

A'u Binneukörper in Zerfall begriffen. L periphere Substanz in 8 Portionen 
geteilt. 

Fig. 9. Unter dem Einfluß von Xucleophaga amoebaca mächtig ange- 
schwollener Kern. 

XI einheitlich gebliebene Hälfte. Xd in Portionen zerfallene Hälfte. 

Fig. 10. Ähnlich wie Fig. 9. Bisknitfürmiger Riesenkern. 

Xa Nahrnugskörper. X vacuolisierte Hälfte des Riesenkernes. 

Fig. 11. Kiesenkern mit deutlichen Membranen (Ajf ) der einzelnen Parasiten- 
körper. 

Fig. 12. Riesenkern mit 4 Portionen. Biunenkörper nnd Membranen sind 
verschwunden. 

X Substanz des Riesenkernes. Sp Spalten zwischen seinen Portionen. 

Fig. 18. Zerplatzen des Riesenkemes, Verteilung seines Inhaltes im Plasma 
der Amöbe. 

TI hantelförmige Bildungen der chromatischen Substanz (Kernspindeln 
der Parasitenkerne'?). 

Fig. 14. Amöbe im Zerfall bei der Bildung der Sehwärmsporen des einen 
der Parasiten. 


Tafel XVIII. 


Fig. lft n. 16. Intakte Kerne der Amöbe. 

M Membran. Xu Binnenkörper. L periphere Substanz. 

Fig. 17 u. 18. Frühe Stadien der Riesenkernbildnng. Der Binnenkörper ist 
zur Seite gedrängt; mehrere Kernparasiten, wahrscheinlich jüngere Stadien der 
Xucleophaga mit starken Membranen, haben die periphere Substanz verdrängt. 


Fig. 19. 
Fig. 20. 
Fig. 21. 

Fig. 22. 
Fig. 23- 


Einstellnng desselben Kernes, um die Infektion 
durch vier getrennte. Exemplare von Xucleophaga (L) 
zu zeigen. Der Binnenkörper (A'u) ist zur Seite 
gedrängt. 

Schwärmspore (wahrscheinlich zu dem zweiten Parasiten gehörig). 
-27. Verschiedene Bilder der Copulation der Sehwärmsporen. 


Oberflächliche 

Mittlere 

Tiefe 


Fig. 28 n. 29. Zygote, 
Fig. 30. Copnlationscyste. 


Fig. 31 — 33. Aus solchen hervorgehende junge Amöben. 
Fig. 22—33 nach dem Leben. 


Fig. 34, Kern der Amoeba veopertilio mit zwei Parasitenkörpem (P) in der 
peripheren Substanz. 

jYu zur Seite gedrängter Binnenkörper. 

Fig. 3ö. Verschmelzende Sehwärmsporen; gefärbtes Präparat. 

XX vereinigte Kerne. 

Fig. 36 n. 37. Copulationscysten nach gefärbten Präparaten. 

Cg Cystenhiille. 

Fig. 38. Jnnge Amoeba veopertilio, durch agame multiple Teilung entstanden. 
Xa Nahrnngskörper. X Kern mit Biunenkörper. 


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Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. V. 298 

Tafel XIX. 

(Sämtliche Figuren dieser Tafel beziehen sich nur auf Amoeba respertilio Pzs.) 

Fig. 39. Typische Abkugelung von Amoeba vespertilio vor der Teilung. 

Fig. 40. Längsstreckung des sich teilenden Tieres. 

Fig. 41. Bisknitform des sich teilenden Tieres. 

Fig. 42 u. 43. Allmähliches Auseinanderweichen der Teilhälfteu. Neubildung 
von lappigen, spitzen Pseudopodien. 

ln Fig. 39—43: Cv contractile Vacuole. Pp die charakteristischen 
kleinen Psendopodien der Teilnngsstadien. Z Zoochlorellen. (Diese 
Figuren nach dem Leben.) 

Fig. 44—57 nach konservierten und gefärbten Präparaten. 

Fig. 44. Zerfall des Chromatins im Binnenkörper einer A. vesperlilio in 
chromosomenartige Stränge. 

C periphere Substanz. C'c Chromosomen (?). 

Fig. 45 — 47. Ruhende Kerne von A. vesperlilio. 

C periphere Substanz. Cc Chromatin des Binnenkörpers. L achromatisches 
Gerüst des Binnenkörpers, M größere, stark färbbare Gebilde im 
Biunenkörper. Z Zoochlorellen in der Umgebung des Kernes. 

Fig. 48. Frühstadinm der Kernteilung. Spindelbildung des Binneukörpers. 

A Aquatorialplatte in zwei Tochterplatten gespalten. C periphere Substanz. 
Ca peripheres Chromatin in einem Gürtel angeordnet. Sp Binnen- 
körperspindel. Pp Psendopodien. 

Fig. 49. Etwas früheres Stadium des Kernes. 

A Äquatorialplatte, reihenweise angeordnete Cbromatiukörner. A'm Membran 
des ganzen Kerngebildes. C periphere Substanz. Kitk hinter der 
Binnenkörperspindel liegende stark färbbare Klumpen. Z im um- 
gebenden Plasma liegende Zoochlorellen. 

Fig. 50. Gestreckte Spindel des Amöbenkernes. 

Sp etwas gedrehte Fasern der Hanptspindel. Pm Polfasern des Spindel- 
mantels T, 3T, Chromatinmassen der beiden Tochter-Binnenkörper. 
Z Zoochlorellen. 

Fig. öl n. 52. Sukzessive Stadien der Mitose. 

C allmählich sich wieder sondernde periphere Substanz. T , T t die Tochter- 
Binnenkörper. Sp Spindelsubstanz. Pm polare Teile der Spindel- 
substanz. Spr, u. * Reste der Spindel. Cr Chromatinbrocken. 
Z Zoochlorellen. 

Fig. 63. Teilnngsbild entsprechend dem Stadium der Fig. 40. 

Fig. 54. Ebenso entsprechend Fig. 41. 

.Y, X, die Tochterkerne mit C der noch getrennten peripheren Substanz 
und Sp dem Rest der Spindel. 

Fig. 55. Agame Teilungscyste. Stadium mit 4 Kernen. Paarweise Zusammen- 
gehörigkeit der Kerne deutlich. A', -f- X t und X a -|- AT«. 

M die Cystenhülle. 

Fig. 56. Agame Teilnngscyste mit 6 Kernen. Zusammengehörige Kernpaare 
( .Y, -j-A T t ) (,Vj A’ 4 ) (AT, + .V, ) . Bemerkenswerte Sonderung der Substanzen im Kern. 

Fig. 57. Agame Teilungscyste mit 8 Kernen. Zusammengehörige Kernpaare 
(Ai + -V,) (A T „ + A4) (A’ s -f- A«) (A' 7 -}- A T „). 

Figuren bei verschiedenen Vergrößerungen gezeichnet. Maße im Text an- 
gegeben. 


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Lippe rt & Co. (O. P&ti’sche Buchdr.), Naumbur« a/S. 


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Archil ‘ für Protistenkunde . Supplenten /band I. 



Fig. 3. 


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Fig. 2. 


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